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DES
PU^LIUS VIRGILIUS MARO
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JOHANN HEINHIGH VOSS.
DRITTER BAND.
DES
PUBLIUS VIRGILIUS MARO
WERKE
VON
JOHANN HEINHIGH VOSS.
DRITTER BAND.
Ä NE IS VII - XII.
DRITTE AUSGABE.
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BftAUNSCHWEIG,
OBDRÜOKT VND TBKIiSOT
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VON rniEDBIGHVIEWEG.
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Ä N E. "I S.
S I £ B E N TER GESANG.
«
INHALT.
Nach Beftattung der ßCmme Cajcta, fährt Äneas das Land
der Circe vorbei, und läuft in den Tibens, an deHen öftlichem
Ufer, im Lande des laurentiTchen Königes Latinus, er musfteigt.
Des Latinus Tochter Lavinia war vom Schickfal einem Frem.d-
linge benimmt, aber von der Mutter Amata dem Rutulerkönige
Turnus verheilsen worden. ' Die Weiüagung der Harpyen wird
erfüllt Äneas, wahrend er lieh verrchaazt, bittet durch Ge-
fandt^ den Latinus um Aufnahme in fein Reich; der König
bewilligt das Gefuch, und beut ihm die Tochter zur Qemahlin. '
Alekto , von Juno gereizt, eu|nammt die Amata und den Tur-
nus zur 'Wut , und erregt einen Kampf der Troer und der lau-
rentLCcben Hirten. UmfonH widerfezt fich Latinus der Kriegs-
erklärung; Juno felbft entriegelt die Januspforten, und mit Tur-
nus vereinigen lieh die benachbarten Völker. Verzeichnis der-
selben.
Ä N E l S.
SIEBENTER GESANG.
JL/u auch hafty Cäjeta, d^ Pflegerin einft äts
Äneas»
Unfire Gefiad' im Tode mit ewigem Rulime verhcr-
licht
Jezt noch bewahret den Siz die VerherCchung; und
die Gebeine
Zeicimety wenn Ehre das ift, in der grofsen Hespe-
ria, Name«
Doch wie der firoipme Äneas nach Fujg die Begat-
tung voUendet, 5
Und den geordneten Hügel erhöht» jezt^ als die
Gewäffer
Ruheten, i^annt er die Segel zur Fahrt, und den
Hafen verläfst er.
Kühlungen wehn ihm. gegen die Nacht; auch der
blinkende Mond nicht
Weigert d^n Lauf; es erglänzt im zitternden Lichte
die Meerflut*
Nah izt werden geftreift des circäifchen Landes
Gefiade: 10
8 A N £ ! s.
Wo Sols prangende Tochter die unzugänglichen
Haine
Immerdar mit Gefange durchhallt, und in fiolzer
, » Behaufung
Brennt zu nächtlichem 'Lichte die balfamduftende
Ceder,
Ämiig das feine Grefpinnft mit raffelndem Kamme
durchwebend. /
15 Dorther fchoU dumpfdröhnend der Zorn unwilliger
Löwen,
Welche, der Band' unfroh, aufbrüUeten fpät in der
Dämmrung;
A^ch hochborfiige Sau' und eingefiaUete Bä-
ren
Wüteten; laut auch heulten die Bildungen mächtiger
Wölfe :^
Die aus Menfchengefialt die mit Giftkraut fchaltende
Göttin
20 Circo gräfsUch verlchuf in zottigen Wuchs des Ge-
wildes«
Dafs nicht ähnliche Gräuel erduldeten biedere
Troer, „
Eingefteurt in die Bucht, und genaht den entfez-
liehen Ufern,
FtiUete jezt Neptunus mit gtinftigem Hauche die
Segel,
Schnellte die Flucht, und trug fie die brandenden
Watten vorüber.
25 Schon erglänzt* in Röthe das Meer, am erha-
benen Äther
Leuphtäte gelb Aurora vom roügblinkenden Zwei-
fpann;
Siebenter Gesang. 9
Als fich legten die Wind', und auf einmal alles
Gefäufel ^
Still war; fchwer dann ringeii in Biegramer Welle
die Schaufeln,
Jezo erblickt Äneas den herlichen Hain aus dem
Meere
Femher; welchem entrollt der liebliche Strom Tibe-
rinus, 30
UngeAüm mit Gewirbelt und gelb von wallendem
Sande
Stürzt in das bläuliche Salas. Vielartig umher und
darüber
Schweben 9 gewöhnt an die Bord' und das flutende
Bette, die Vögel,
Die mit Gefang' einwiegen die Luft, und die Lau-
ben des Haines.
Seitwärts lenken den Lauf, und zum Laiid' andre-
hen die Schnäbel, .35
^ Keifst er, und kehret erfreut in die fchattige Mün-
^ düng des Stroms ein.
Auf nun, welche Grebieter, o Erato,* welcherlei
Zeiten,
Welcher Verhalt einft war in Lajdum, als mit der
Schifmacht
Grit der Fremdlinge Zug anlegt' an aufonifche
Kliften,
Meld' ich, und rufe zurück den Beginn des erfien
Gefechtes. .40
Du gieb, Göttin, dem 'Seher Begeifierung. Grauliche
Kriege
, Red' ich, der Schlacht Heerfpizen, und Könige, jftür-
mend in Blutdurft,
10 A N £ i' s.
Und tyrrhemfch^ . Macht, und das ganz in Waffen
empörte
Italerland. Mir enthüllt fich gröbere Folge der
Thaten,
45 Grölseres Werk wird gewagt Der bejahrtere König
Latinum
Lenkt' in daurender Ruh die friedfamen Felder und
Städte: ^ -
Faunus Sohn; ihn gebar die laurentifche Nymfe
Marica,
Wie man erzählt. Den Faunua erzeugete Picus; und
jener
Preift dich Vater, Satumus; du felbfi Urahn des
^ Gefchlechtes.
50 Keinen Sohn mehr gönnte, noch männlichen Erben,
dem König
Göttergefchick; er verwelkt' in zuerft aufblühender
Jugend.
Einfam hielt ihm das Haus und die räumige Woh-
nung die Tochter,
Schon dem Manne gereift, und fchon Volljährig dem
Brautfchmuck.
Vier auch warben um jen' aus Xiatium und der
Aufonen
55 Ganzem Bezirk; doch wai^b vor den anderen allen
der Schönfte,
Turnus, von edelen Ahnen entfprofst^ den des Koni*
ges Gattin
Sich als Eidam wünfchte gefeilt voll heftiger Sehn*
fucht.
Doch das hemmen die Götter mit vielfach fchredken-
den Wundem.
S I E *B E N T £ R G £ S A N G • 11
Mitten ftand im Palaft, umringt «von Sälen , ein
Lorber,
Heiliges Laubs, und gefchont feit grauenden Jahren
mit Ehrfurcht. 60
Diefen fand^ da zuerA er die Burg aufbautet Lati«
nu5.
Saget der Rii^ fälbft weiht er ihn dann dem Apollo,
der Vater,
Und gab Namen ron ihm den laurentinifchen Bür-
gern.
Diefen umfchwärmt' einmal (o wunderbar!) Bienen-
gelinmmel.
Das mit lautem Gefumm herzog durch heiteren
Äther, 6 5
Dnd auf den Wipfel £ch fenkt'; und die Füfs' an
einander geklammert.
Hing urplözlich der Schwärm an dem laubigen
Zweige herunter.
Alfohald der Profet: Vom Ausland, ruft er, rom
Ausland
Kommt, wir fehn es, ein Mann, und der Zug von
der felbigen Seite
Dringt fu der felbigen ein, und herfcht in der obe-
ren Feßung. 70
Hiemächft, als den Altar er gehellt mit heili-
gem Kiene,
So wie Lavinia ftand an Aes Königes Seite, die
Jungfrau,
Schien £e, q Graun! zu fallen mit wallenden Locken
das Feuer,
^ud am fiüntlichen Schmuck in der knatternden
Flamme zu lodern,
/
75 Brennend das ](äniglich prangende Haar, tmd bren-
nend das Stirnband,
Samt dem hellen Geftein; und von Dampf und gelb-
lichem Lichte
Eingehüllt, durch das Haus vulkanifche Glut zu ver-
breiten.
Dies nun/ ward ein graufes und fchreckliches Wun-
der geachtet:
Denn zwar herlich durch Ruhm und Schickfale , Tag-
ten die Deuter,
80 Werde fie felbß; doch dem Volke verkünde £e Krie-
gesverheerung.
Aber der König erfchrak ob der Schau, und zu
Faunus Orakel
G«ht er, und forfcht in den Hainen des fchickfal-
redenden Vaters,
An derAlbunea Schlund; die, grols vor den Nym-
fen der Wälder,
Raufcht mit .heiligenr Quell , und xlumpf mefitifchen
Dunft haucht:
85 Wo der.Itäler Stamm', und rings die önotrifchen
Lande,
Wankend in Noth, Antworten erfpähn. Wann Ga-
ben der Priefter
Dartrug, und in der Stille der Nacht auf geopferter
Schafe
Ausgebreitete VÜeüs' hinfank, und pflegte des
Schlummers;
Siehet er fchwebeh umher viel feltfame Wunder-
erfcheinung,
90 Und er vemimt vielfaches Grelön, und hält mit den
Göttern
SlEBENT'ER GeSANG« 13
Hehi«5 GeTj^räch, und redet zum Acberon tief im
Ayemus.
Hier nun forrchf Antworten er felhft, der Vater
Latinus;
Hundert weiht' er der Schafe nach Fug, rechtaltrig
und fehllos.
Und auf der dunfenden Schicht der gebreiteten Hau-
fche gelagert.
Ruhet' er» Plözlich erfcholl aus dem innerften Haine
der Ausruf: 95
Sache nicht für die Tochter lati^dfcher Ehen
Vereinung,
Spröfsling meines GefcUechts, noch traue bereiteten
Kammern!
Auswärts nahn Eidame daher, die ztim Himmel durch
Abfiamm
Unferen Namen erhöhn, und^ wovon aufblühende
Enkel
Alles ßch. unter dem Fufs, fo weit Sol fieigend und
fmkend 100
Sehaut des Oceanus Enden, beherfcht einft fehia und
geordnet!
Dielfen Befcheid, ddn Faunus, der göttUche
Vater, ihm warnend
Gab in fchweigender Nacht, verhehlt nicht felber
Latinus ;
Sondern ihn trug ringsl^er die aufonifchen Städte hin-
durch fchon
Fliegend der Ruf: als jezt die laomedontifche Ju*
gdnd 105
Band die gelandete Flott' am grafigen Walle des
Ufers.
14 A N E 'i s. "»
Dort Aneas, «die Füriten des Volks, und der
fchöne lulus
Senken^ im Xianbgewölbe des luftigen Baumes die
irlieder.
Mahlzeit ordnen fie an, und fpeltene» Fladen im
Gräfe
110 Ußgen fie tmter die Koft (fo mahnete Jupiter Clel-
her),
Dann auf den Grund der Ceres erhöhen iie' ländliche
Baumfrucht.
Als fie verzehrt nun hatten das andere, und in der
. Ceres
Winzige 'Gabe den Bi£s hinweiidete Mangel der
Speife,
Zwingend mit Hand zu verlesen und eifrigem. Zahne
die Rundung
115 Schickfaltragender Krufi' , und des Teigs vielrautigen
Umfang:
Weh doch! felUt ja die Tifche verzehren im! Taget
iulus,
Und nicht mehres,' im Scherz* Dies Wort, dies
' brachte den Hörern
Ende zuerfi: des Bedran^s , - und zuerfi: aus des Re-
^ denden Munde
Raff und hemmt^ es der Vater, erftaunt ob den We«
gen der Gottheit
120 Heil dir, rief er lofort,. o du Land, mir. verhei-
fsen vom Schichfal!
Heil, Heil eiieh, o Penaten, die treu ihr folgtet von
Troja!
Hier ift Heimat und Haus ! So meldete,
gedenk' ichs^
'Siebenter Gesang« 15
Mir mein Vater Anchifes die dunkelen Winke des
SchicUak:
TFann dich Hunger, o Sohn, wo tum Fremdlings«
' firand du hinanfuhrfi,
EinA nach gefehmfQerter Koft gar zwingt am verzeh-
ren die TiTche; 1^25
Dann erwarte den Siz, du ErmUdeteri und an dem
Orte
Gründe zuerft mit der Hand, und befefiige Häufer
mit ErdwalL
Dies war aUb der Hunger, der uns am Binde bevor-
fiand^
um dem Verderb zu ftellen ein MaCs t • • •
Auf denn, und fröhlich fogleich mit der Sonn' auf«
tagendem Schimmer, 130
Was für Ort' und Bewohner doch fein, wo dfe
Mauern des Volkes,
rhSst unfs fpifhn, luld vom Hafen umher in die Ge-
genden wandern.
lezo fptengt aus Schalen dem Zeus, und ruft den
Anchifes,
Unferen . Vat^r , mit Flehn , und Wein ftelk wieder
dem Mahl auf.
Diefes gelkgt, umflieht er mit laubigem Zweige
die Schläfen; 135
Dann den Genius ruft er des Orts, und die erfte
der Götter
Bellas, die {iTymfen zugleich, und die noch imerkun-
deten Ströme,
Eckend; die Nacht alsdann, und der Nacht au&
gehende Zeichen; .
16 A N E 1 s,
I
I
Auch den idäifchen Zeus, und die pbrygifche Milüt
ter mit jenem, ^ j
140 Ruft, er« und beid' im Himmel >und Embus wo]|i!]i
nende JEltem. , j
Doch der allmächtige Zeus, dreimal aus heitere4iii
Himmel |
Doimert' er laut, und ein Stralengewölk, das iq 1
Lichte des Goldes \
Funkelte, zeiget' er felbft mit erfchüttemder 'Han4:i
•• 1
von dem Äther.
Plözlich läuft das Gerücht durch die Dardanerlchaa«i
ren verbreitet,
145 Angenaht fei der Tag, zu erbaun di^ verheifsenei
Mauern. \
Eifrig eriieun iie das Mahl, und mit herlicher Vo^i
>. bedeuti^ng "
Stellen fie froh Milchkrüge dem ScbmauT, und hräi»
zen die Weine.
Als die folgende Frühe zuerjß: mit der Fackeli:!
den Ländern
Leuchtete; jezo die Stadt, die Bezirk' und die Üfe'
des Volkes
150 Spähen fie ringsumher: dort Himpfe der Qi^ell des
Numicus,
Dort fei der Thybrisftrom, dort Wohnungen tapfrer j
Latiner.
Aber der Sohn des Anehifes erwählt aus .der iamt-,
. liehen Ordnung
Hundert Frohnbötfchafter, zur ftattÜchen Vefie des
Königs
Hinzugehn, fie all' in der Hand Ölzweige der Pa''
las.
Siebenter Gesang. 17
i^aDs £e. Gefchenk' ihm bringen ^ und Fried' auswir-
ken' den Texikrem. 155
Jen' ungelaumt vollziehn den Befehl, und gefchwun-
' genes Schrittes ,
Eilen £e, Selbft ummarkt er mit niedrigem Graben
den AnbaUy
Und arbeitet den Ort: und den erften Sis am Ge«
fiacle,
-Gleich wie ein Lager des Kriegs, umfchanzt er mit
Zinnen und Erdwall.
Schon durchmafsen den Weg die Jünglinge, und
der Latiner 160
Vhürm' und ragende Dächer erblickten lie, nahend
den Mauern.
■Dort vor der Stadt und Knaben gefchaart, und erblü-
hende Jugend;
Einige tummeln die GauF, und bändigen Wagen ipa .
I Staube;
Andere fpannen £ch Araffes Gefchofs; da zucken ile
fchwanke
Spiefs" in der Hand; da reizen mit Schlag fie ein-
ander und Wettlaut 165
Jezt auf befchleunigtem- Rots zu des altenden Koni-
I ges Ohren
: Trägt ein Bote die Kund', es fein grofsmächtige
Männer,
Fremd an Kleidung, genaht. Er heifst fie herein ia
die Wohnung
Laden 9 und fizt, von den Seinen umringt, auf dem
Throne der Väter.
Grofs und feierlich ftand, von hundert Seuleit
erhöhet, 170
ViRoii. Ton Voss. III. , 2
18 A N E 'i s. • .
Obeir ein Haus hti der Stadt, der Palaft des lauren-
. ' tifchen Picus,
Schauervoll durch Waldung und Religion der Erzeu-
ger.
Königszepter alfaier und Machtgebunde zu neh-
men^
War heäahnender Brauch; hier war Rathstempel
den Herfchem,
175 Hie^r dem heiligen Mahle der Siz; nach geopfertem
Widder
Sa£sen alhier die Väter an langgereiheten Ta-
feln.
Aueh vormaliger , Ahnen geftellete Bilder in Ord-
nung,
Alt aus der Ceder gehaun, mit Italus, Vater Sabi-
nus,
PiSanzer des Weins, dem die Hippe gekrünmit hängt
unter dem Bildnis,
180 Audbi Satumus der Greis, und der doppelßinrige
Janus,
Standen am Eingang vorn; und andere Fürfien des
Urrprungs,
Und wer im Heimatskampf mavortifche Wunden
erduldiet.
Auch viel Kriegesgeräth., an den heiligen Pfoften
geheftet,
Hängt wUt eroberten Wagen herab, und gebogene
Äxte,
185 Wallende Büfche des Helms, und der Thor' unmä-
fsige Schlöffer,
Schild' und blinkende Speer', und dem lUel entftiim-
melte SchnäbeL
»
Siebenter Gesang« 19
Selber fafs er gefchmückt mit quirinalifchem Krtimm*
fiab
In kurzfchölsigem Mantel , und führt* an der Linken
die Tartfche,
Picus, der ^eißge Held: deiif voll von Begierde, die
Buhlin
Circe mit goldenem StaL' anrührt', und mit Säften
des Zaubers 190
Wandelnd zum Vogel erfchuf, und bunt ihm rx3rengte
die FlügeL
In fo fiattlichem Temx)el der Htmmlifchen , dort, auf
dem Erbthron
Thronte Latiiius, und lud die Teukrer herein in das
Obdach;
Als fie genahfy da fprach er zuerfi mit ruhigem Ant-
ÜE :
Sagt mir, Dardanionen, (denn fremd ift weder
die Stadt uns, 195
Noch dac Gefchlecht, von dem Rufe verkündiget
kommt ihr zur Anfuhrt)
Was ihr begehrt? was fuehend die Blott', iind. wef.
fen bedürfend,
Sie zmn aufonifchen Strande fo viel Meerwogen
durchfchift ift?
Ob durch Irre des^egs, ob ihr durch Stürme ver«
fchlagen,
(Welcherlei oft dem Segler im offenen M^re begeg^
net) 200*
Bier in die Ufer des Stroms eingingt,, uiid im Häfeii
euch feztet;
unverzagt herberget bei uns, und verkennt die
«Latiner
2* •
20 A N E K s.
Nicht, des Satumus Gefchlecht, das zwanglos Billig-
keit ausübt,
Und freiwillig fich hält in der Sitte des altenden
Gottes*
205 Noch gedenk' ich im Geift, (das Gerücht i& dunkel
von Jahren) _
Dafs aurunkifche Greif' erzähleten: Hier aus der
Gegend
Drang einft Dardanus fem zu Phrygia's Städten am
Ida,
Und ziir thracifohen Samos, die nun Samothracia
lautet.
Hier vom tyrrhenifchen Siz in Cörythus wanderte
jener,
210 Den auf dem Thron goldheU der Palaft des jKemich-
ten Himmels
Jezo empfaht, und Zahl den Altären der Ewigen
zufiigt.
w
Jener fprachs; und fogleich antwortet lUoneus
alfo:
König, deß^ Faunus Gefchfecht, hochherlicher! weder
ein Sturm zwang
Uns du^h vdrfchlagääl^ Wogen zur Einfahrt eueres
- Landes, *.
215 Noch auch teuf cht* ein^^^^^>^^^ der Bahn, noch
krümmendes Ufer.
Nein mit Vorfaz nahen wir all', und willigem Her-
zen,
/ Diefer Stadt, aus dem Reiche verdrängt, das einfi
fo gewaltig
Schaute der kommende Sol vom öfilichen Rand des
Olympus»
Siebenter Gesang« 21
Jupiter ifi Urheber des Stamms; ja dem Dardaner-
volk ward ^'
Jupiter Ahn; und. der König aus Jupiters oberftem
ürftamm, 220
Troja's Held Änests, entfandt' in deinen Palaft
^ uns. -
Welch ein Kriegsunwetter, geftürzt aus der graufen
Mycene,
Durch idäifche Felder getobt; wie erregt von dem
SchidsTal
Afia wild mit Europa , und Welt mit Welt lieh
begegnet:
Solches vernahm, auch wen an Oceanus weiter Um-
firömung 225
Femet das äuCserfie Land, auch wen abfondert im
Mittel
Vier umgürtender Räume der Raum unerträglicher
Sonne*
Jener Verfchwemmung entflohn durch unendliche
Wüften des Meeres,
Bitten wir mäfsigen Siz für die heimifchen Götter,
und harmlos
Bergenden Strand, und, was allen gemein ift, Luft
und GewäJffer. ^ 230
Nidht wird unfer fich fchämen das Reich, noch
geringe lieh heben
Euer Ruhm, und verfchwinden der Dank So grofses
V
Verdienites ;
Ke wird, Troja zu hegen im Schoofs, die Aufonier
reuen.
^'^un, bei dem grofsen Gefchick und der mächtigen
Hand des Aneac^
22 A N E i s*
235 Ob durch Bund, ob einer in Krieg £e erprobet und
Waffen:)
Viel der Völker bereits, ja viel (nicht fein wir ver-
, achtet, »
Weil wir von lelbfi vortragen das Laub und bit-
tende Worte!)
Haben gewünfcht und begehrt, uns eng zu verbin- '
den fich felber.
Aber der Götter Gefchick hat, euer Land zu erfor-
fchen,
240 Uns getrieben mit Zwang. Von hier kam Dardanus,
hieher
RuJPt er zurück; her drängt der erhabne Befehl des
Apollo
Zum tyrrhenifchen Thybris und fumpfenden Quell
des Numicus«
Femer entbeut er dir vom vorigen Glück ein gerin-
ges
Ehrengefchenk ^ Nachbleibfel aus Troja's Brande
gerottet.
245 Hier aus dem GoUV hat einft Anchifes gefprengt am
Altare.
Dies war Priamus Tracht, fo oft er verfammelten
Völkern^
Recht ausfprach: dies' Zepter der Macht, die geweihte
Tiara,
Und kunflreichß Gewände von ilifchen Fraun ....
Alfo redete dort Ilioneus; aber Latinus
250 Hält fein Antliz gefenkt, und fchaut unverrückt auf
den Boden,
Oft fein ftarrendes Auge gewandt. Nicht Purpur
und Stickwerk
/
I
Siebenter Gesang. ' 23
Rühret fo fehr, nicht alTo des Priamus Zepter den
König,
Als fein Herz ob der Ehe der Tochter Lavinia
weilet,
Und das Orakel erwägt des alterthümlichen Fau«
nus:
Diefer durch Schickfalsmacht von dem Ausland wan-
dernde Fremdling 255
Sei als Eidam befiimmt, und dem Reich zu gemein-
famer Obhut
Auserwählt; dem werd' ein Gefchlec^t aulblühen,
durch Tugend
Herlich und hehr, das völlig mit Kraft einnehme den
Erdkreis.
Froli nun ruft er: Gefegnet, ihr Ewigen, unfer
Beginnen,
Euerer Winke Gebot! Dein Wunfeh foD, Troer,
gewährt fein, 260,
Und unverfchmäht das Gefchenk« Niemals, weil her-
fchet Latinus,
Soll reichfchwellender Grund, noch Trojans Segen
euch mangeln.
Selbftnur Äneas, wohlan, weDn uns to begierig er
zuArebt,
Wenn Gaftrecht zu vereinen er dringt^ und Genoms
mir zu heifsen.
Komm' er daher, und tret' ungefcheut vor das Ant-
liz des Freundes. 265
HeiKger wird mir der Bund, wemn die Hand ich
gerühret dem König.
^ut nun , eurem Gebieter aueh mein Anliegen
gemeldet.
24 A N £ 1 S.
Eine Tochter i£t mir, die in unferem Volk zu ver«
mahlen,
Nicht dag' Vaterorakel erlaubt, noch himmUTcher
Warnung
270 Häufige Schau: Eidame vom Ausland kommen mir,
dies fei
Latiums Loos, weiiTagt man, die einft in dem Äther
durch Abftamm
UnTeren Namen erhöhn. Dafs Ihn andeute das
Schickfal,
Glaub' ich, und, bat vom Wahren mein Herz Vor-
ahnungen, wUnfch' ichs.
So der Vater, und wählte fich Rofff aus der
lamtlichen Anzahl.
275 Schau, drei Hunderte glänzten, gepflegt an erhabe-
nen Krix^pen.
Jeglichem Teukrer fofort daherzuftthren gebeut
er
Flüchtige Gaule, mit Purpur gedeckt und prangen-
dem Stickwerk;
Glanzvoll hangen von Golde herab an den Briifien
die Kettlein;
Goldgefchirrt , kSun alle das röthliche Gold mit den
Zähnen.
280 Einen Wagen xkiit Doppelgefpann dem entfernten
Äneas,
Feuerfchnaubende Renner, gezeugt von ätherifcfaem
Samen,
Jenes Gefchlechts, das dem Vater die Kunfivollen*
derin Girce
Heimlich entwandt, BaAarde von untergefchobener
Mutter.
«
Siebenter Gesang. 25
So mit GeXchenk und Worten de& Königes gehen
die Troer
Hocb auf Roffen zurück, und verkündigen Friedeil
und Freundrehaft. ,285
Siehe, von Argos zurück, der inachilchen, eüete
jezo
Jupiters grauTames Weib, und wehende Lüfte durch«
fuhr lie.
>
Dort den frohen Äneas zufamt der Dardaner«
flotte
Schaute fie fem aus dem Äther vom Sikulerfelfen
Pachynum;
Schoi^i arbeitet er Häufer empor, fchon traut er
dem Lande, 290
Schon find die Schiffe verfaumt. StÜI hält die Betrof-
fene fchmerzvoll;
Dann, mit gefchütteltem Haupt, entftrömt £e dem
Bufen die Worte:
Ha, das verhafste Gefchlecht, und unferem
Schickfal entgegnes
Schickfal des Phrygiervolks! O verfanks in ligeifchen
Feldern? '
War das gefangene felber zu fahn? in der flammen-
den Troja, • 295
Bramit' es mit auf? Durch die Mitte der Schlacht,
und die Mitte der Feuer,
Fanden die Männer den Weg! Doch nun lag meine
Gewalt wol
Endlich erfchöpft? nun, ganz von dem Haffe gefat-
tiget, ruht' ich? <
Nein, die dem Vatergefild' ich entjagt, die verfolgt'
ich durch Wogen '
26 A N E 1 s.
300 Feincllich umher , uud ftellte den Flüchtlingen rings
in der Flut mich!
Ganz find verwandt auf die Teukrer die Kraft' aus
Himmel und Abgrund l
Wa« hat die Syrte gefrommt? was Scylla mir? w<as
der Ciharyl;)dis
Graufiger Schlund? Ein gehn fie nach Wunfeh in
das Bette des 'Thybris,
Sorglos all des Gewoges und mein! Mars hat zu
vertilgen
305 Ungehelire Lapithen vermocht? In den 'Zorn der
Diana
Uefs auch der Ewigen Vater die altende Kalydon
fch winden:
Welches Vergehn der Lapithen fo fehr, und Kaly-
dons rächend?
Doch ich hohe Gemahlin des Zeus, die nichts unge-
waget '
Ich Unfelige liefs, die felbft ich zu allem mich
wandte,
310 Bin von Aneas beilegt! Wohlan, ift meine Gewalt
nicht
Mächtig genug; was zweifl' ich, £e mir zu erflehen,
woher auch!
Bleiben die Oberen mir unbewegt, in den Achcron
ftürm' ich!
Wicht ift vergönnt, ihm zu wehren (es fei!) die lati-
nifche Herfchaft;
Und unwandelbar bleibt durch Gefchick Lavinia
Braut ihm:
515 Aber Verzug iß erlaubt, und fo herlicher Dinge
^ Verfpätung!
Siebenter Gesang. 27
ALer erlaubt, zu vertilgen den Königen beiden die
Völker!
So zu der Ihrigen Heil verbünde fich Schwäher und •
Eidam!
Brautfehaz fei der Trojaner und Rutuler Blut dir^
o Jungfrau;
Und Bellona der Eh' Einweiherin! Nicht mit der
Fackel
War nur Hekuba fchwanger, und rang die FeUer-
geburt aus; 320
Gleich fo wird auch der Venus ihr Sprofs, und ein
anderer Paris;
Und zum zweitenmal ßürzt in Pergamus Brand der
Verwefung!
AlTo redete. ]en% und zur Erd' hin lenkte fie
graunvoll.
lezt Alekto, des Grams Unhold', aus der Diren
Behaufung
Ruft fie und tief aus den Nächten herauf: ddr trau-
rige Fehde, 325
Zorn, nachfiellender GroU, und arge Befchuldigung
Freud' iß.
SeM dem Pluto verhafst, und felbfi den tartarübhen
Schweitem
I^t d^8 Scheufal verbalst: fo wechfelt £e grälsliche
Bildung,
So graunvolle Geftalt; fo fchwarz keimt jene von
Nattern!
Ihr nun fchärft fie die Wut, und beginnt, die her-
fchende Juno: 330
Eigne lüir diefes Beftreben, o nachtentfi^roffenc
Jungfrau,
'28 A N E l,s.
Dlefen Dlenfi, daib die Ehr' ungekränfct uns, und
unerfchüttert
Stehe der Ruhm, und nicht mit Bewerbung umgehn
den Latinus
Mög' Äneas Gefdilecht, noch Italergrenzen er-
obern«
335 Du Kannft wafiaen zur Schlacht einträchtige Brüder,
und machtvoll
HäuTer 2erriitten durch Hafs; du trägft in die Woh-
nungen Geifseln,
Du die Fackel des Todes; du, Taufendnamige, len-
neft
Taufend Kiinfte des Leids. Nun fchUtde die frucht-
bare Bruft auf!
Trenne das Band des gefchlofsnen Vereins; fireu
Hader des Krieges!
340 Waffen begehrVund fodre zugleich und ergreife die
Jugend!
Aber. Alekto fofort, von gorgonifchen Giften
umfchlängelt,
Eilt gen Latium hin, zu des laurentinifchen Kö-
nigs
Hoheni Palafi, und belagert das fiille Gemach der
t Ama^a,
Die, ob des teuhrifchen Volks Ankunft und der Ehe
des Turnus,
345 Weibliche Sorgen in Glut und des Zorns Aufwallun-
gen kochten. ^ .
Rafch ifirirft eine der Schlangen vom bläulichen Haare
die Göttin
Ihr .in das Bufengewand, an das Herz inwendig
gezielet;
Siebenter Gesang.
29
Dafs, von dem Scheufal rafencl, fie rings aufRöre die
Wohnung,
Jen', ihr zwifchen die Kleider gefchmiegt imd die
Glätte des Bulens,
Drehet iich ohne Berührung einher, und der Rafen*
den fiihllos 350
Athmet £e Nattemhauch: izt ringelndes Gold um
• den Hals ihr
Wird die unendliche Schlang', izt Band an dem
hangenden Schleier,
Bald durchflicht fie das Haar, und irrt um die Glie«
' der gefchmeidig.
Weil im Beginne die Peft mit feucht einTchleichen« ^
dem Gifte
Noch die Sinn' ihr umkreucht, und Glut anfchürt
den Gebeinen, 355
Und nicht ganz, ihr Bufen mit lodernder Flamme
fich anfüllt;
Redet fie fanfter annoch, in gewöhnlicher Weife der
Mütter,
Viel der Tochter Gefchick und die Phrygierehe be-
weinend:
Weg zum Weibe gefchenkt wird Lavuiia fluch«
tigen Teukrem,
du Vater? und jammert dich nicht der Tochter
und deiner? 360
lammert der Mutter dich nicht, ^ die treulos, hebt
fich der Nord nur.
Jener verläfst, der Räuber, ins Meer wegführend die
Jungfrau?
Wol nicht alfo befuchte der phrygifche Hirt Lace«
dämon,
•I
30 A N E S s*
V
Der zum Troergebiet die llsdäifcbe Helena
raubte!'
365 Wo dein heiliges Wort? wo die vorige Sorg' um
die Deinen,
Und die dem Turnus fo oft gegebene Rechte , dem
BlutsjEreund?
. Soll ja von äufserem Volk ein Eidam fein den Lati-
nem,
Steht dies fefi, und drängt dich des Vaters Faunus
Ermahnung;
Jedes fürwahr, das frei nicht uhfetem Zepter gehör*
chet,
370 A^ht' ich iur äuüseres Land, und dafs £6 es vergehen
die Götter.
Turnus auch, fteigfi du empor zum ei^ften Beginn
des Gefchlechtes,
Stammt von Inachus her und Akrifius, grad' ms
Mycene.
Als mit folcherlei Worten umfonft den Latinus
verfuchend,
Si^. nicht wanken' ihn fah, und ganz in' das iilnerfie
Leben
375 Sqhlijpfte das Furienübel der Schlang', und völlig fie
einnahm;
Jezt, ach Elende ! wild von entfezlicher Wunder
Erfcheinung,
To}>t grenzlos durch die Räume der Stadt fie im
Taumel des Wahnfinns,
• So.. wie oft, von dem Schlage gefchnellt, umflieget
ein KreifeL
IJeiv in gewaltigem Kreif ' um olfene Flächen des
Saales
Siebenter Gesang» 31 ^
Knaben, zum Spiele gefchaarty ümdrehn; da die
Schnur ihn entfendet, 380
Rollt er gewirbelte Läufe dahin; unkundig von
oben
Starrt der kindliche Schwärm, und ftaunt dem beweg«
liehen Buxus;
Streich befeelt ihn auf Streich; nicht trägeres Lau«
fes, denn jener,
Stürmt fie die wimmehiden Städte hindurch und die
trozigen Völker.
Ja in die Waldungen felbft, wie beraufcht vom
Geifie des Bacchus, 385
GröDseres Gräul angehend, zu gröDserer Wut £ch
erhebend, >
Fliegt fie hinaus, und verbirgt in laubigen Bergen
die Tochter;
Daus £e entraffe die Braut, und die Hochzeit weile
den Troern,
Euö! tönt £e, o Bacchus, allein' dich würdig der
Jung&au
Nennet fie,^ Aber dafs dir weichlaubige Stäbe fie
trage, 390
Did umCchwärme mit Reihn, dir heilige Locken
ernähre.
Breitet der Ruf: und von Wut in der BruA aufflam-
mende Mütter
Treibt gleich rafendcs Toben, fie all' in Gewölbe
des Forftes;
Alle verliefsen ihr Haus; in den Wind fiürmt Nacken
und Haupthaar. ;
Andere rdllen die Luft mit laUenden Tönen de&
Jubels» 395
32 A N £ i* s.
Reimen gegürtet in Fell', und erhölm weinlaubige
Schafte.
Jen' in der Mitte des Sehwarms, glutvroll, die ent-
flammete Fichte
Hebt Be» und fingt der Tochter, und fingt dem Tur-
nus ein Brautlied,
Blutrotfa funkelnde Blicke gerollt; fchnell dufteres
Auges
400 Ruft.fie: lö, ihr alle, vernehmt, o latinifche Müt-
ter!
Wenn noch in zärtlichen Herzen der unglückhaften
Amata
laeb' euch wohnt, wenn Sorge für Mutterrecht euch
erbittert;
Auf, fo entTchleiert die Locken zugleichi feirt Orgien
mit mir!
So durch grünes Gehölz, durch Bergeinöden
des Wildes,
405 Stachelt. Alekto die Fürfiin umher in dem bacchi-
fchen TaumeL
Aber nachdem £e genug den Beginn ihr gefchärfet
des Wahnfinns,
Und £e zerrüttet den Rath und das famtliche Haus
des Latinus;
Stracks mit bräunlichen Schwingen enthebt fich die
finfiere Göttin
Zur« hochzinnigen Stadt des weidlichen Rutuler-
königs,
410 Die mit akrififchem Volk einft Danae, fagt man,
\ gegründet,
Hergefiünat von des Südes Orkan» EiuA Ardua
nannten
#
Siebenter Gesang. 33
Ahnen den Ort, und noch bleibt Ardea herlicher
Name;
Aber der Glanz ift gewefeii. Alhier, im erhabenen
Obdach, .
Pflegete Turnus der Ruh, umringt vom nächtlichen
DunkeL
Siehe, der graffen .Gefialt und der Furienglieder ent-
äufsert, 415
Nimt Alekto nunmehr der edelen Greilin Ge*
berd' an,
Furchet die Stirn' unlieblich mit Runzelung, hüllet
den Schleier
Cm wöiCsfchimmemdes Haar, und durchflichts mit
dem SproITe des Ölbaums;
Kalybe wird fie, die Greiiin und Tempelhüterin
Juno's;
Und £e erCcheint vor den Augen mit fdlcher Rede
dem Jüngling: 420
Tomus, umTonft denn wären fo viel Arbeiten *
verfchüttet,
Und dein eigenes Zepter gewandt zu dardanifchen
Pflanzern?
Dir wQl Ehe der König und bluterrungenen Braut«
fchaz
Weigern; und auswärts her wird gefucht ein Erbe '
des Reiches!
Geh, du Verfpotteter, nun, danklofer Gefahr dich
I zu bieten! 425
Wirf die tyrrhenifche Macht, und decke mit Ruh
die Latiner i
Dies dir frei 2u verkünden, wann fdnft im Schlum«
mer du lägefti
ViiiMt YOÄ Von. HI* 3
In«
34 Ä N E i s.
Hat die allmächtige Göttin Satumia felbft mir gebo-
ten.
Auf denn, und wapne die Jugend fofort, aus den
Thoren hervor zeuch
430 Fröhlich zum Kampf; und, die £ch am herlichen
Strome gelagert,
Flugs die Phrygierfürften verbrenn' und die farbi-
gen Schiffe!
So wüls Göttergewalt. Er felbft, der König Lati-
nus,
Weiin iiieht Wort er zu halten erklärt, und zu geben
die Gattin, ,
Führ es, und lerne zulezt den Turnus erkennen in
Kriegswehr!
455 Ab^r der Jüngling verhöhnt die Seherin, und
ihr erwiederiid
Redet er fo: Dafs Barken an Thybris Woge gelan-
det,
Njcht, wie du wähneft, entfloh vor unferem Ohre
die BotTchaft.
nicht mit erfaimemer Furcht mich gefchreckt! Die
Königin Juno
Denkt nicht fiiumig an uns !
440 Doch dein Alter, verjährt und unergiebig an Wahr-
heit,
Quäk dich, Mutter, umfonft mit Ängftlichkeit; und
in Erfcheinung
Kämi)fender Könige teufcht dich, Seherin, eitele
* Schrecknis,
Deine Sorg' ift, Göttergebild' und Tempel zu
hüten:
Siebenter Ge s a n g. 35
Kriege betreibt und Frieden der ManSi dem Kriege
vertraut lind.
Kaum gefagty und Alekto entbrannt' in Flammen
de^; Zornes. 445
Docb dem redenden Jiinglitig erfchauerten ^plözlich
die Glieder,
und wild Aarrt^ der Blick: fö zifcht die Erinnys mit
Hydem, ♦
So grob breitet fich aus die Gefialt Jezt flammende
Augen
Rollte £e, jezt ihn, der Xaumf , und inehreres fuchte
zu reden^
Stiels fie hinweg, und erhob' zwo gräfsliche Schlan-
gen im Haupthaar, 450
Schwang den. ertönenden Schlag, und i^fitiges Mun*
des begann fie:
Schau mich verjährt vom Alter, das, unergiebig
an Wahrheit,
Mich mit eiteler Angft vor kämpfend^i Königen teu-
fchet!
Blicke dich um! Ich komm' aus der fchrechlichen
Diren Behaufung!
Krieg in der Hand, Krieg trag' ich und Tod! ... 455
HieiTüit warf fie die Fackel dem Jünglinge, und
an ^ der Bruft ihm
Haftet mit dunkelem Licht die dampfende Ftamme
des Kienes.
Plözlich entfährt er dem Schlaf, der erfohrockene;
Mark und Gebeine
Schauderten, rings umftrömte den Leib voübrechender
Angftfchweifs.
3*
l
36 ' Ä N E 'i s.
460 Waffen inir! tobet er; WafFen im Bett, in den Woh-
nungen fucht er.
Auf raft Liebe des Stahls, und frevelfüchtige Kriegs-
wut,
Grimmiger Zorn! wie wenn heftig entflammete Lohe
mit Knattern
Schlägt um den wallenden Keffel aus untergelegetem
Reifig ;
Hochauf hüpft im Sude die Flut; und es gährt in
der Höhlung
465 Dampfig die Wog' aus der Tiefe mit Schaum auf-
ftrudelnder Walter?
Nicht mehr fafst fich der Schwall; und zur Luft
fliegt dunkeler Brodem.
Rafch Aach entweihetem Bunde zur Kriegsfahrt
gegen Latinus
Ruft er der Jünglinge Häupter, und fertigen heifst
er die Rüftung,
Schüzen Italia's Heil, abftofsen den Feind von der
Grenze;
470 Beiden genüg' er zum Kampfe, dem Dardaner und
dem Latiner.
Als er gebot, und die Götter mit Flehn vx
Gelübden daherrief;
Eiferig mahnt fich einander das Rutulervolk zur
Bewaftiung.
Den weckt edele Zier der Geftalt und Jugend^ den
andern
Grauender Könige Stamm, den rühmliche Thaten des
Armes.
475 Weil nun Turnus zum Krieg mutathmende Rutu-
1er antreibt.
SiEBENtER GesaNC* 37
Sucht Alekto die Teulurer im Schwung der fiygifphcn
Flügel,
Spähend mit neuem Betrüge den Ort, wo das. Wild
am Gerade
Durch Nachfiellung imd Lauf du. umhertriebfi, fchö-
* • •
ner lulus.
PlözÜch erregt lie die Hunde zur Wut, die. kocy-
tifche Jungfrau,
Und mit bekanntem Gerüche den ftöbemden rührt
lie die .Schnauzen, 480
Daljs iie in Eifer den Hirlch auQageten«'. Dies war
des Jammers
Erfier Beginn, und entflammte zu Kriege die länd-
liehen Herzen.
Herlich erhub lieh der Hirfcb an Geitalt und
ragenden Hörnern,
Den die tyrrhidijchen Knaben, geraubt von dem
Euter der Hindin,
Nährten,, lind Tyrrhus der Vater, . dem dort deü
Königes Rinder 485
Uuterthan, und umher zur. Hut die Gefilde i^ertraut
find.
Silyia hatt' ihn^ die Schwefier, BefeU ^u'htören
gewöhnet;
Sorgfam flocht £e den Schmifck weichblumigfsr Kränz*
um die Hörner.
Kämmete fanfi das Qewild, , und fpült* e$ im lauteren
Bome§
Jener, gefallig der Hand, an den Tifch des Herren
gewöhnet, 490
Irrt' in'den.Fqrfi:en.umh^r; und heim zur traulichen
Schwelle
38 A N E i s.
Fand er lieh felber zurück » obgleich in der Späte
des Abends.
Diefen, dar fem ümfchweift', erregeten ]ezt des
lulus
Wütige Hund' auf der Jagd, da im tragenden Laufe
des Stromes
495 Nieider er flofs/ und die Glut am grünenden Ufer
fich kühlte.
Auch <er felbfty in Begier vQrltralendes Ruhmes ent-
zündet,
Schnellt* Askanius rafch vom gekrümmeten Home
den Pfeil ab;
4D^nd nicht irrte die Hand, ohn' himmlifchen Lenker;
hinein ihm
Drang 19 den Baudi lauttönend und tief in die
Weichen der Rohrpfeil.
500 Doch das verwundete Thiej, zur traulichen
Hütte geflüchtet,
Wankf auffttfhnend zurück in den Stall, wo das
jammernde blutig.
Mitleidfliehenden gleich, mit Geächz' anfällte die
Wohnung.
Silvia felbeir zuerfi, fchmerzvoll fich die Arme zer-
fchlagend.
Ruft zur Hüir, und fehreiet heran das gehärtete
Landvolk.
505 Plözlteh (fo fehaltet geheim die erbitterte PeJft in
der Waldung!)
Nahen fie: diefet gewafiie't mit halbverkohletem
Scheitholz,
Der iiiit der knotigen Kettle Gewicht; was jeder nur
vorfand,
Sl£B£NT£R GeSANG« 39
Macht ihm zur Waffe der Zorn. Laut ruft auch
Tyrrhus den Heerzug^
&o wie die ftäminige Eich' er mit eiugezw^fageten
Keilen
Spaltete, raffend die Axt, und wild anlchnaiibend
vor Unmut. 510
Doch wie die grauCame .Göttin di^ Zeit erfpShte de«
Schadens;
Fliegt fie zur Wohnung emi:K>r de^ Gehegs, und
vom oberen Giebel
Tönet fie Htrtengetön ; langhin aus gebogenem
Home
Brüllt des tartarifchen Halls Ausruf; dals erbebte
vom Nachhall
■
Alles Gehölz, und die Tiefen der diimpf aufdonnern-
den Waldung. 515
Fem auch hörte der Trivia See ; fern hörten
gewei£ste
Schwefelflttten des Nar, und der Sumpf velinifcher
Sprudel;
Angftvoll drückten ihr Kind an die Bruft fich
bebende Mütter.
SeUeunig 4dher auf den Ruf, fo weit des entfez«
liehen Homes
Zeiche« erlchoU, itürzt rings mit befchleunigten Waf-
fen zum Angrif 520
Nervichtes Volk des Gefilds; Auch dort die troübhe
Jugend
Stiömt dem Ashanius Hülfe hei^or aus geöfnetem
'Lager.
Langgedehnt ift die Schlacht. Nicht mehr in lünd^
lieber fTehde
N
40 Ä N E H St
Wird mit knorriger Kolb' und geglühetem Pfahle
gefchaltet;
525 Mit sWeifcbneidigem Stahl ^ntfeheiden £e; finfier
empor weit
Wallt von gezogenen Klingen die Saat, und es
leuchtet des Erzes
Glut durch Sonne gereizt^ und fchnellt zu den Wol-
ken den Schimmer:
So wie die Flut im Beginne des Sturm» weifsfchäu-
mend erzittert,
iDann allmählich das Meer fich. erhebt, und höhere
Wogen
530 Aufwälzt, nun aus der Tiefe bis hoch zum Äther
emx)orraufcht.
Jezt wird ein Jüngling im Vordergewühl vom
fchwirrendeh Pfeile,
Er aus Tyrrhus Gefchlecht vordem der ältefte,
Almo,
Hingeftr^eckt, denn es traf an der Kehl' ihn die
Wunde, der feuchten
Stimme den Gang verlchliefsend mit Blut und dem
Hauche des Lebens.
535 Viel noch fanken der Männer umher, auch der
graue Galäfus,
Als er ziun Mittler des Streits fich erbot: an Gerech-
tigkeit einzig
War er, und reich ehmals an aufonifchen Bluren
gefegnet;
Fünf der blockenden Heerden, und fünf von brül-
lenden Rindern
Zogen ihm heim, und er kehrte mit hundert Pflü-
gen den Acker,
Siebenter Gesang. 41
Wäbend fo im Gefilde mit wankendem Glücke
geibebt wird; 540
Jezt, da geleiftet die Göttin ihr Wort, luid mit Blute
das Schlachtfeld
Scion befprengty und dem Kampfe die Erfüingslei«
chen gefireckt hat,
LäTst £e Hesperia'« Hur, und zum luftigen Himmel
gefchwungen,
Redet die Siegerin ftolz mit folcherlei Worte zur
Juno:
Siehe, vollbracht ift dir durch traurigen Krieg
die Entzweiung« 545
Schaffe durch Freundfohaft nun Ee vereint, und
gefchlölTenes Bündnis;
Nun mit aufonifchem Blut ich einmal fprengte die
4
Teukrer!
Dies noch füg' ich hinzu, wenn ieSt dein Wille mir
ftehet.
Auch an den Grenzen empör' ich zum Streit durch . ,
Gerüchte die Völker,
Allen den Mut anflammend in Gier des rafenden
Mavors; 550
Kingsher dränge £ch Hülf', und befat fei mit Waf-
fen die Gegend.
Juno darauf: Des Betrugs und der Schreckniffe
mehr denn genug fchon!
Antrieb waltet des Kriegs; man l^mpft in der Nähe
. mit Waffen;
Frifch ift mit Blute befleckt, was zuerft als Waffe
fich darbot.
Alfo feire die Eh'^ aUö hymenäifche Jubel, 555
42 ^ . A N E i s. '
Venus treflicher Sohn un^ felbfi; der König Lati-
nus!
DaXs du ganz unbefchränkt ätheriTche^ Lüfte durch*
fchweifeit, '
STieht wol möcht' es der Vater/ der herfcht im hohen
Olympus.
Weiche dem Ort. Ift etwa noch Zufall übrig der
Drangfal,
'560 Lenk' ich ihn felbit. — So gab Satumia jener zur
Antwort
Aber Alehto erhebt die von Nettem zifchenden
Flügel,
Und zum Kocytus enteilt fie, die oberen Höhen ver-
laiTend.
Mitten im Italerland', am EUb auffieigender
Berge,
BuhmvoU, und vom Gerücht in entlegenen Grenzen
verkündigt,
565 Senkt fich das Thal Amfanctus: wo fchwarz mit ver-
wachfenem Laube
Andrängt beiderlei Lehne des Hains, und zur Mitte
vom Abfturz
Dumpf SteinTchrolFen durchtoft in gedrehetem Strudel
ein Giefsbach.
Dort ein Geklüft, des entfezlichen Dis graunathmencle
Lüftung,
Zeigen fie; uh4 weit dehnt des geborllenen Acheron
/ Abgrund
570 Peftausbauohende Schlund': in- w^ehe gelenkt, der
Erinny»
Unwillkommene Macht Brdreich u^d Himmel erleich-
tert.
Siebenter Gesang. 43
Doch nicht weniger legt an den Krieg die fatur-
niTche Juno ~
Jezt die vollendende Hand« Her drängt in die Stadt
aus der Feldfchlacht
Sämtlich der Hirten Gewühl; und zurück die Erfchla-
genen trägt man,
Alfflo den Jüngling zugleich , und den haupteiltfiell-
ten Galäfus, 575
Laut anflehend die Götter, und laut den Latintu
bezeugend.
Turnus erfcheint, und in voller Befehuldigung, hau*
fend die Schrecknis,
Drobt er mit Feuer und Mord: zur Herfchaft rufe
man Teukrer,
Milche man phrygifchen Stamm, und wehr- ihm fei-
ber den Zugang«
Dann auch, denen, vdn Bacchus empört, durch. ForAe
die Mütter 580
Schwärmen in jubelndem Tanz, vom Namen gerührt
der Amata,
Alle fie kommen verfammelt daher, und ertrozen den
Mavors.
Ha, unCeligen Krieg heifcht jeglicher gegen die
Vorfchau,
Gegen der Götter Gefchick, mit zerrüttetem Winke
der Zukunft;
Eiferig att* umftehn fie die Königsburg des Lati-
nus. 585
&) wie ein'Felfen des Meers unbewegt, £b fteht er
entgegen,
f^ mt ein Felfen des Meers, wann grofs anflutet
die Brandung;
44 A N E 1 S.
Welcher fich felbfi, wie häufig ihn rings umbellen
die Wogen,
Hält durch Laft; die Geftein' umher und die fehau-
migen Zacken
590 Braufen umfonlt, und gefchnellt an die Seiten ihm
hüpfet, das Seegras.
Aber d^ keine Gewalt den blinden EntTchlufs zu
befiegen
Ihm lieh erbeut, und der Wink der graufamen Juno
die That lenkt;
Viel bezeugt er die Götter und himmlifche Lüfie,
der Vater:
Ach! uns bewältiget, ruft er, Gefchick; uns ralt
ein Orkan hin!
595 Bufse bezahlt ihr hinfort mit bundentweihendem
Blute,
Elende! Dein harrt, Turnus, das Unheil, dein, des
Verbrechens
Marternde Pein! Spät wirft du den Ewigen flehn
mit Gelübden!
Mir ifi Ruhe bereit, und ganz an der'Schwelle des
Hafens!
Nur wird glückliches Ende geraubt! : — Nicht meh-
reres redend,
600 Schleufst er im Haufe fich ein, und verlälst die Zügel
des Reiches.
Heilig war ein Gebrauch im:he$perifchen Latium
f vormals,
Den albanifche Stadt' ausübetjen , jezt die er-
habne
Roma übt, wann zuerft fie zum -Kampf aufbrechen
mit Kriegsmacht:
Sieben t,e r Gesang. 45
Ob fie die Geten bedrohn mit Verheerungen, ob die
Hyrkaner
Oder der Araber Stäinm% ob dem Indier und der
Aurora 605
Naht ihr Zug, um die Adler zurück vom Parther
zu fodem.
Zwo find Pforten des Kriegs ((o nennt man folche
mit Namen),
Hehr durch Religion und Graun des fchrecklichen
Mavörs :
Hundert eherne Hebel, und ewige Barren des
Eifens
Schliefsen fie; niemals weicht von der Schwelle der
hütende Janus. 610
Wann nun Kampf ausfprach die entfcheidende Stimme
der Väter,
Geht er felbfi; im Quirinusgewand' und gabinifchen
Auffchlag
Feierlich hin, und entriegelt die knarrenden Schwel*
len, der Konful;
Selber ruft er den Kampf, dann folgt die übrige
Jugend, '
ünd^es ertönt einfchmettemd d^r Hall aus ehernen
Hörnern. 615
lezt auch ward nach der Weife den Äneaden Lati-
tinus
Streit zu verkünden ermahnt, und die traurigen Pfor-
ten zu öfnen.
Doch nicht ßreckte der Vater die Hand, und gewen*
det entfloh er
Vor dem' verhaG^en Gefchäft, und barg £ch in ein-
fames DunkeL
«•
46 A N E 1 S .
I
620 Aber die Königin felbfi der Unfterblichen Schwang
lieh vom Äther,
Drängte die Pforten zurück mit der Hand, und dre-
hend die Angel,
Sprengte die eiferhen Pfoßen des Kriegs die fatur-
nifehe Göttin*
Sieh, Aufo^a brennt, ungeftört fonjt und unbe-
weglich;
Andere gehn im Gefilde den Kriegsgang; andere
tummeln
625 Hoch die erhabenen RoiTe beftäubt; rings alles ver-
langt Wehr.
Andere glätten die Schilde Ach blank, und die leuch-
tenden Spizen,
Salbeind mit fettigem Schmalz, und bändigen Äxt'
an dem Schleifitcin;
Fahnen zu tragen erJEreut, und Hall der Trompete
zu hören.
Auch iilnf blühende Stadt' emeun auf geftelletem
Ambofs
630 Waffen, Atina voll Macht, famt Ardea, Tibur die
fiolze,
Crufiumerium auch, und die thürmende Veft' An-
^ temna.
/' Sichernde Wehr höhlt mancher dem Haupt; dort
flechten fie wölbend
Weidener Schilde Verband; dort wird aus Erze der
Hamifch,
Dort hellbimkende Schienen gereckt aus zähem Sil-
ber.
635 Siohel tuiil Schar weicht jezo entehrt, und die Liehe
des Pfluges
Siebenter Gesang. 47
Weicht; um fchmicdet die EH" altjährige Klingen
der Väter.
Aufimf fchmettert bereits, und es geht die kriegrifche
Lofung«
Haltig entraft man die Helm' aus den Wohnungen;
jener befchleunigt
Braufende RolTe zum Joch; der deckt mit dem Schild'
und des Panzers
Drillichsgolde den- Leib» und gürtet das biedere
Schwert um. 640
Öihet den Helikon jezt, o Göttinnen, regt den
Gefang auf:
Welche Gebieter zum Kampf £ch empört, und wel*
cherlei jedem
Folgende Sch^ar die Fluren gefiillt; wie das Italer«
land Ichon
Damals hehr von Mäfinem geblüht, wie geleuchtet
in Waffen.
Uff ja gedenkt, ihr könnt, Zeus Töchter, emeun.
das Gedächtnis. 645
Zu uns fchlüpfet nur kaum ein verwehendss Luft*
chen des Nachruhms.
Jezo zuerfi in den Kampf, trozvoll aus tyrrhe-
nifchen Landen,
Zeucht der Göttenrerachter Mezentins, Schaaren
' bewa&iend.
IHefem gefeilt geht Laufus der Sohn, dem keiner an
Schönheit
Voiragt', aufser dem Wuchs des laurentinifchen Tur-
nus. 650
^aufos, der teifige Held, und Eroberer graufes Ge*
wfldes,
48 A N £ 1[ s.
Führt aus der Stadt Agylla umfonfi: mithelfender
Männer
Taufend zum Stteit: o würdig, dafs väterliches Gebo-
tes
Froher er war', und Vater ihm nicht Mezentius
wäre !
655 Drauf den fiolz mit der Palme die Flur durch"
. prangenden Wagen
Zeigt und die f^egenden Rolfe, von Herkules fiam-
mc^^d dem febönen,
Aventinus der fchön'; auf dem Schild', als Zeichen
des Vaters,
Trägt er mit hundert Schlangen die rings umfchlän-
gelte Hydra:
Den die Priefterin Rhea im äventinifchen Berg-
wald
660 Heindich vordem durch Geburt an firalende Lüfte
hervortrug.
Fruchtbar dem Gotte das Weib; nachdem den lau-
rentifchen Feldern,
Stolz von Geryones Mord, der tirynthifche Sieger
genaht war,
''Und im tyrrhenifchen Strom' abfpiilt' iberifche Rin-
der.
Piele trägt in den Streit und mordende Stachel die
Jugend,
665 Auch mit länglichem Pfriem kämpft man und fabel-
lifcher Darde«
Selber zu Fufs, ümfchlagend die mäditige Hülle des
Löwen,
Die von fchrecklicher Mahn' aufRrozt', und den zah-
nigen Schlund £ch
Siebenter Gesang. '49
über die Scheitel gedeckt,: to trat er zubfi K^Snigs-
palafi ein^
Raufier Gefiftlt^ und die Schulter Irmknüpft mit her-
Ixulil}c]iem Anzug.
Zween Gebrüder darauf ' verlalTen tlburtifche
Mauern» 670
Und das Gerchlecht, däm Namen verliehn der Bru-
der Tibumus«
Beide Catilltts und Coras yoll Mut, ^rgivifche Ju-
gend;
SeM Heerfpizen voran durchrennen fit dichte -6«-
fchoITe :
Wie wenn zween Centauren Vom luftigen Hau^it des
Gebirges,
Söhne der Wölk' > abfieigen, des Hömole Schnee und
des Othrys 675
LalTend in ßürmifchem Lauf; es gewährt- 'den Ent-
tummelnden ringsum
Räume der Wald, rings krachen zerfchmetterte^üfch'
aus einander.
Nicht auch fehlte der Gründer der präneftini-
fchen Bergftadt,
Den von Vulkanus erzeugt, den Waldvieh weiden-
den König,
Und auf dem Heerde gefunden geglaubt hat jeg-
liches Alter, 680
Cäculus. Zahlreich ftrömt ihm des ländlichen Volks
Legion nach:
Was um Pränefie die FR>hn, und wa^ der gabini-
fehcn Juno
flur, und des Anio Kühlung, und was von Bächen
genezte ^
"ViReiL Ton Voss. III. 4
r •
50' A N s 1* s«
Hernikerfelfen bebaut; die du, reiche A^agnia, näh-
reft,
685 Und amafenifcher Strom. Nicht kommen fie alle mit
Waffeii,
, Noch von Schild und Wagen umtönt: nein bläuliche
Kugeln
Schwingen die mehrAen von Blei; doch andere tra-
get^ der Spiefse
Zvreen in der Hand; und vom Balge des Wol£s falb-
zottige Kappen
Sind Schuzwehren d^m Haupt: links fiellen fie
nackend den Fufstritt
690 Gegen den Feind, und den rechten bedeckt ünge-
gerbete Stierhaut«
Doch Melbpus der Held, der neptunifche RoITe-
bezähmer,
Den nicht, weder mit Eifen noch Glut, zu Arecken
vergönnt ift,
. Regt aus Xäumender Ruhe das Volk, und des Kric*
ges entwöhnte
Ordnungen raft er zum Streit, und erweckt die
Gefchäfte des Eifens.
695 Theils Fefcennia's Sx>izen, und theils die gerechte
FaliskuSy
'];heils foraktiXche Hoben bcwohnts, und flavinifche
Felder,
^ Auch des ciminifchen ^^% Bergwald, undL die Haine
Capena's.
Gleich Hl geordnetem Tritt gehn alT, und fingen
den König:
Wi^ oft voQim dem klaren Gewölk fchneefarbige
Schwäne,
i.
Siebenter G.e sang. * 51
WäxuHf von der WeiiV heimziehend» fie hell auf
ragenden Hälfen 700
Tönen Geping; nach hallet der Strom , und der afi-
V fchen Waffer
Weites Geftimp£
Keiner auch hätte gewähnt» bald wirr' au« fo gro*
£sem Gewühl £ch
Eherne Schlacht; nein fchwebend daher von ftru«
delnden Meerhöhn
Dränge üch wimmelnder Vögel Gewölk rauhtönend
zum Ufer. 705
Siehe» vom alten filut der fabinifchen Mäxmer,
ein mächtig
Heer fuhrt Claufus zum Kampf» und geht wie ein
mächtiges Heer felbft,
Jezo breitet von ihm fich der Claudier Stamm und
Gefchlecht aus»
Latiimi durch» feit TheiLan Roma empfahn die Sabi-
ner.
Voll &tkd hier Amitemer gefchaart» hier alte Quiri«
tcn, 710
6anz des Eretus Macht» und der öUruchtbaren Mu«
tusca;
VVelcke Nomefntums fiurg, und die Rofeeraun de«
Veiinus»
Welche der Tetricä fchrofFes Geftein» und den Berg
^ des Severus»
Foruli auch» und iCasperia baun, und die Strömung
Himella's;
Wa« ikwk Thybris jund Fabaria trinkt» was l^ndte die
kalte . - 715
4*
^ •
Nurfiii,*wa« die Hortin«rgcmein', und latinifche Völ-
ker.;
Auch w^s Allia fcheidet, der Stpom iin|;lücldiches
■ i- ■ Namens*
Wie viel Wogen fieh wälzen in Libya'» weitem
GewälTer,
Wann voU-GriiÄms Öribn fi<;h tauchl in die wintemde
Brandung;
720 Wi« in verjÜÄgeter Sonne gedrängt -;anreifen die
Ähren,
/ über des Hermus Gefild'/ und in Lyeia's ^Iblicheü
* Äckern;
Ralleln die Schild% nn4 vom Gang Fufswaiidelnder
fcbüttert die Erd* au£ .
' ^ . Dort, Agamemnon s Genofs, abhold deAi tröifchen
Namen>
Schirrt an den Wagen Halefus die G<aul%: und füh-
•; ret dem Turnus
725 Taufende ti^oziges Volks: die in Segnungen bauen
des Bacchus
MaHIkerflur mit dem Karfi; und die von erhabenen
>: : ' Hügeln
Her aurunkifohe Väter gefandt, und zunächft Sidi-
cinums •
Ebenen; auch wer Cales verliefs, und wer des Vol-
tumus
furtigeiik Strom, anwiohnt, und der rauhe' Sadkuler
nä'chft ihm,
730 Samt der oskifehen Macht Mit länglich gedreheten
Bolzen
Schiefsearfie, ^ie nach der Weif an fcfaw^nkende
•' • Gerten :geftlgt find;
Siebe NT^ii Gelang. 53'
\
Lederne Tajp^iyien am Ann, lincl .gefi^telte- Säbel
aum Einhaun.
, Du auch jent^andele ni^ht unvetherlicbel^unCereii
liedenH
0balu4, iden einft Telon gezeugt mit der Nymfe >
AIä itei^f Xcle})per Reich-f er ^ie|iaiii>t^ie,r Gapreä^s
: . i • Eiland, , 735
Ältlieh: bereits». Nicht siket vergnügt ttiit den Yater«
gefilden
War auG]i d^ Soto; weitum fchon damalss'hArübhond
mit Qbmacht,
Lenkt' er £^rraftifdhe Stamm', und gefeuchtete Plane
de« Sarnus,
Auch ;die in; Ru&ä und ^atulus ,baiin,.vU)id jden >
^ Fluren : Celenna's,
und dje* von oben umfchaut die.. api^lreicbA
Abella. 740
Nach teutonifcjier Weif entXohwingeu fie fcbmet«
temde'Spe erlaß;
Schuz depi. : Ha^pie verleiht die? gefchälete Rifid^ det
Korkbaums;
Ehern ^u^n;<lie Schwörter,'^ es üuckt/der th^rm
Mondfii^ild.
Dich auchf^ndf in das Tireflbn die^ bergwräftigO .
Werfa,
üfens, o glanz]*eicher an Ruhm und „glücklichen
Waffen, -^ 745
Ihm ift raub -vor aUe» da« Volk, ,UÄd ?iu' Jagden de*
ForAes
Immer g^^hnt,, Ä^ikj^lervolk» hÄnf€li^lIi©?«:.B^'
den,S4Tt.)
54 A N E t s*
i
All* in Wehr arbeiten das Feld, und auf Beute
beßändig
Beute daherzufiihren behagt, und z;u leben von
Raubgut,
750 Ja 9 aus dem Volke ihgar' der Marrubier kam -
auch ein Prieftery
*
, Über dem Helm mk dem Laube gefcfiibttekl des
glücklichen Ölbaums,
Er, von Archippus dem König gefandt, der tapfere
ümbro: \
•Der ^em NatlergezUcht und A^n ftreng' anhauchen- \
den Hydem
Pflegete Sbhlummer 2:u firenn durch Gefanig und der
Hände Berührung,
755 Auch eblwiegte den Zorn, und dem Bifs auch Lifl-
'dening ausfand.
Doch nicht war er, zu heilen den Stich der darda-
nifchen Spize,
MKcktig genug; nicht hälfen ihm dort för rinnende
Wunden
Sclilummergefa'ng', und Kräuter, in marfifehen Bergen
gefammelt.
Di^h hat Anguilia'ff Wald,' dich Fücinua mit der
KryftafMut,
760 Dich bdlSi^rseiAde Seeen beweint! ...
Kühn auch fdigt' in den Streit des Hippolytus
kerlicher Spröfsling
Virbfera: <Ieh 'hl^chi^rangend die MUtHer Aricift
Xdndle,
Aufg^ttKhk in dein H^tn dkr Egeria> iiin di^ heßuaih
ten '
' 1
Siebenter Gesang. 55
Ufer, wo fett und verföhnlich anjezt iet Diana Al-
tar ift.
Denn Hippolytus, fagt man, nachdem Stiefmutter-
betrug ihn 765
Ausgetilgt, und mit Blut «r dem fluchenden Vater
gehüfoety
Von den verwilderten RolT^n zerftUekt, fei unter
des Äthers
Stemheer wiedergekehrt zii' den oberen Lüften de*
Himmels,
Durch päonifche Kräuter geweckt und die - Liebe
Diana's.
Doch der allmächtige Vater ereiferte, dafs von dem ^
dunkeln ^ 770
Orkus ein Sterblicher wieder zum Licht aufftiege dc^
Lebens,
und de« Apollo Gefehlecht, den ErfindcJr fo mäch«
tiger Heilkunfi,
Donnert' er felbft mit dem Strale hinab zu den fty«
gifehcn Waffern.
Ihn, den Hippolytus, barg die erhabene Trivia heim-^
/ lieh,
Fem zu dem eigenen Hain und der Nymf' Egeria
Y fendend: 775
Dafs der Einfame dort in italifchen Waldungen
ruhmlos
Lebt', und, des vorigen Namens entlediget, Virbiu*
hiefse.
Darum hemmt man vom Tempel und heiligen Hai«
der Diana
^och homfUfnge Roffe zurfkjfe^ weil -WageÄ und
Jün^iliÄg
56 Ä N i: i s,
780 Sie am/Crcfiacl' hinftika^tteu , von Me^rfcbeufolen
gelin gftet.
Aber AerSoIm ^ucb verftancl nicht faumiger ebenes
'. Feld clareh
Feurige, HpITje ^i lenken, und flqg in dem Wagen
cum Kriegskami^f.
^ . . JPntßr tkn erften- er Ifelbfl, der an^ Wuds vor*
'. fcbeinende Turnus,
Pfebt f^b'i Fon Wa^H umblinkt, und n|.gt mit der
.Scheitel empor ganz.
785 Preiftcb.i^ajlt ihm der ßufch vq^i erhobenen Helm,
y^o Chunära
Gr4unv9U droht, aus dem* Schlund:' Stnüifclie: Ham-
,,' nren verathmend:
Fm X9 Draufendjer jeh', und in (ehrecjklicher l«ohe
verwildert,
UVunlo . roherr die Schlacht mit vergoD^enem Blute
■ :. daliertobt
Docbj den, geglätteten Sfchild verberlichte, ftralend in
. Golde,
790 io . nßt boh^m Gehörn, fchon rauh von 7ti>t\mt u»d
* Kuh fchon,
Inhalt glwz^ndea Ruhmu!. auch hütete Argus der
: Jungfrau;
In;)chu£t Äiirzte, der Vater, den Strom aus gemeifeel-
ter Urne.
Hinter i^m^ j^oUt Fuf$gängergewölk, und 'gefcbiWete
Heerfchaar,
DidUged^ängt durch ganz^ GefUd', , und argivifche
Jugend,
795 Rutular, und Aurutther gefcha^rt, und al^ Sika-
nen»
Siebenter Ge s.a n g# 57
Auch £icraiiifche Rieihn,' und bmltgetartfchte Labi-
% her:
Welche.die Hokaf Tiberinus, dir baun, und welche
J^umicus
Heiligen Bord mit. dem Pflug', und die Rutulerhügel
befiellen,
Und das ,Girc|ii(cherKQ{>>; und die flur^ ^wo Jupiter
I . j Anxur
Waltet, und gern ind^r Grüne' de« Hains. Feronia
häufet; 800
Auch W0 SHtura fchwarv rings fumx)ft, Und kalt in
des Thaies
Niedrungen Bahn lieh erforfcht, und zum Meer xib«
gleitet der Ufens.
Diefen gefeilte Ach noch aus volskifchem Stamme
Camilla, ^
Führend der Reifigen Zug, und mit Erz umblühete
Haufen,
Streiterin Rel Nicht waren an Spindel und Korb
der Minerva 805
Ibr die weiblichen Hände gewöhnt; hart wufete die
Jungfrau '
Kampf zu beftehn, und im Laufe voranzurennen den
Winden.
Selbfi auf dem oberen Grüne der haum nur beruh*»
retcn Saatflur
^üge fie, ohn' in dem Laufe die Kindliche Ähre zu
kränken ;
Selbft durch offlenes Meer leichthin auf fchwellender
Woge 810
Schwebt© ße, und ungenezt durcheilt' ihr die Sohle
I
! die Meerbahn«
58
Äneis. Siebenter Gesanid.
Ihr nun firömet daher aus Gefild' und Wohnung die
Jugendy
Ihr der bewundernden Mütter Gewühl, und die
wandelnde fchaut man
Mit hingaffendem Antliz erfiaunt: wie königlicli
Purpur
815 Ihr die Glätte der Schulter umftralt; wie die Schnalle
das Haupthaar
, Hell durchwindet mit Gold; wie lie felbfi den lyci-
fehen Köcher
Trägt, und diö ländliche Myrte' mit fcharf vorblin-
kendem StacheL
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1 :
Ä N E 1 S.
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ACHTER GESANG;
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INHALT.
Turnus ordnet den Krieg in Laurentum. Gefandfcliaft an
Diomedes um Beiftand, il^neas , auf des Stromgottes Tiberinus
Geheilüs, fchilt zum ausgewa/^derten>^rkadferkömg ^andrus ia
Pallanteum, wo künftig Rom follte gebaut werden, und trift
ihn am Jahrfefte des Herkules, der den Gacus erlegt hatte.
Euandrus giebt ihm vierhund<irt Reiter mit dem Sohne Pallas
zu Hülfe; und Äneas, ein Theil der Seinigen auf dem Strome
xurückfendend, geht mit dem anderen, auf Euandrus Rath, zu
den Etruskern, die, nach Verjagung des Tyrannen Mezentius,
einen auswärtigen Führer fuchten, Unterdefs, auf Bitte der
Venus, hatte ihm Vulkanus Waffen gefchmiedet, welche nahe
vor dem etruskifckcu Lager ihm Venus bringt Belchreibung
des Schildes.
Ä N E i S.
ACHTER GESANG
Als das Zeiciieu ded Kriegs von der Bü)rg des lau«
rentifchen Königs
Turnus .erhob , und rauhes Getöns herraufchten ' di«
Hörner;
Als er die mutigen Gaui' aufregt' ^ und die Rüfiun*
gen antrieb:
Plözlich empört \ war allen das Herz; in gefamtet
Verfchwörung
WaUt ganz Latium auf zu Tumult, und es wütet die
Jugend -5
Unzähmbar, Die Gebieter zuerft, Meffapus und
UfensA
Auch der Götterverächter Mezentius^ treiben von
ringsher
Helfende Maeht, und verwüfieh die Pflanzungen
weit den Befiellem.
Venubis geht auch gefandt zu dem edelen Held
Diomcdes:
D^ er Hülfe begehr*, und, in Latium fezen lieh
Teuhrer, 10
62 A N £ i s.
Angefchiit fei Äneas mit Volk, und befiegte Pena-
ten
Führ' er ein, und behaupte, zum Könige weitf ihn
das Sehickfal,
Jenem verkUnd'i auch wie dem dardanifcken Manne
der Völker
Viel fich gebellt, und umher durch Latium fchalle
der Name.
15 Was fein Thun abzwecke, wie weit er, folge das
Glück ihm,
Strecke der Schlacht Ausgang, das ftelle fich deut-
licher jenem,
Als dem Könige Turnus^ zu fchaun, und dem Her-
Icher Latinus.
So durch , Laüum tobts; der laomedcmtifche He-
ros
Schauet den Sturm, und er wogt in der Sorg' nnbän-
digem StrudeL v
20 Bald nun fliegt der Gredank' hierhin, bald flieget er
dorthin,
Schweift nach verfchiedenen Seiten geraft, und wen*
det /ich ringsum:
So wie der zitternde Schimmer der Flut aus eher-
nen Wannen,
Welcher da^ Bild . der Sonne zurückfirah, oder des
«
Vollmonds,
AUes durchfliegt, umlaufend in Schnelligkeit, und
zu den Lüften
25 Hoch £ch erhebt, des erhabnen Gemachs Pranhdecke
beflimmemd«
Naeht wars; und in den Länden, was. atbmete,
müde d^r Arbeit,
Achter Gelang. 63
Ruhete, Thier und Vogelgefcklccht, ia erc£uickeni1em
Schlummer;
Als der Vater Äneaf ' am Strom dort, unter def
Äthers
Kühlem Gewölb% im Herzen vom fchrecklichen
Kriege geä'ngßigt,
Nieder fich legt% und endlich in Schlaf auflöfie die
Glieder. 30
^'iehe, der örtliche Gott Tiberinus mit lieblicher Strä«
mung
Schien ihm felber, der Greis, aus laubiger Grüne
der Pappeln
Äuiznftehn; ihn hüllte der sartgewebeten Lein«*
wand
Blauer Schmuck , und di^ Haar^ verbarg ein fchat*
tiger Rohrkranz«
£r nun redete fo, die trößenden Worte begin*
nend: 35
SproCs vom Gättergefchlecht, der die troifche
Stadt aus den Feinden
Beim uns fiihrt und erhält, der Ewigen Pergamos
Heiland,
Den der Laurenter Gefdd' und die Flur der Latiner
erwartet!
Fefi hier &ehet dein Haus, fefi (zaudere nicht) die
Penaten!
Ws kein Drohn dich (chrecken des Kriegs. Den
ereiferten Göttern 40
^ank der gefchwoUene Zorn. . • .
Bald (nicht dünke der Traum dir ein teufchender)
nahet der Tag, wann,
64 A N E i s.
Unter des Bords Steineichen die ungeheuere Ba-
che
Nach der Geburt dir, umwühlt von dreifsig ifrifch-
lingen , dalieg-t,
45 WfiTs, am Boden gefireckty und wciis um die Euter
die Ferklein. .
Dort fei die Lage der Stadt, dort Stetige Ruhe der
' Mühfal;
Denn Askanius l)aut nach dreifsig kehrenden Jah-
ren
Eine Stadt, und nennt mit g^priefenem Namen fie
Alba.
Fehllos redet mein Mund. Doch welcherlei Weg,
was bevorfieht,
50 Ausjfriifch äffen fich bahne, verifiim' mit wenigem jezo.
Arkader wohnen alhier, ein Gefbhlecht abfiammend
vom Pallas, • ' •
Welche, dem König Euandius* gefolgt, und den Fah-
nen iJiQS Königs,
Auserwählet den Ort, und die Stadt auf Bergen
gegründet, ' ■ •
Jene vom Urahn Pallas benaiiiete, Pallanteum«
55 Diefe leben im Krieg' allitets mit dem Volk -der Lati-
ner.
Diefe nim zu Genolfen des Kampfs, und f^hlieüse
. das Bündnis.
Ich will felbjß: in den Ufern und grad' im Strome
dich leiten,
Dafs du gegen die Flut anftrebfi mit Hegenden
Rudern. .
Helje dich, Sohn der Göttin; uiid gleich, wann An-
ken die Sterne,
AcHTE^R Gesang. 65
Bringe Gebet der Juno nach Fug, und den Zorn
und die Drohung 60
Zähme mit demutvoUem Geliibd'. Obfiegend ver-
leih mir
Ehre zum Dank. Ich bins, den voll in gedrängetor
Wallung
Streifen die Borde du fieliA, und fette Beftellungen
fchneiden,
Ich, der bläuliche Thybris, erwählt vor den Strömen
. dem HimmeL
Grofs hier fteiget mein Haus, den erhabenen Städ-
ten ein Haux)t, au£ 65
Alfo der Strom/ und barg fich fofort in dem tie-
fen Gewäffer,
Sinkend zum Grund'. Äneas, von Nacht verlafleii
und Schlummer,
Raft fich empor, und fchauend^ AsSs hell der äthe*
rifcbe Titan
Auffiieg, hob er die Welle. des Stroms in gehöhleten
Händen
Nach dem^ Gebrauch, und ergofs die flehenden Worte
zum Äther: 70
Nymfen» laurentifche Nymfen, woher der* Ströme
Gefchlecht ift.
Du auch, Thybris^ o Vater, mit deinem heiligen
AusfluJGs,
Gern empfahl den Äneas, und fchirmt vor Gefahren
ihn endlich!
Wo dich immer die Flut, den Bedauerer unferes
Unfalls,^
Häufet im Spring, wo immer der Grund dich, Her^
lieber, aufcpiillt; 75
TiE»iL ron "Vom. III. .5
66 Ä N £ i' s.
Stets Toll Ehre von mir, ficts reichliche Gabe dich
feiern,
O du gehömeter Strom; he^perifcher Fluten Beher-
feher!
Komm nur^ ach! und näher befefiige^ wa^' du gewin-
ket!
Jener rie£f, und erhohr zwei Schiffe fich, dop-
pelberudert,
80 Fügt das Rudergeräth, und verforgt die GenoITen
mit Rijitung.
Siehe, da beut fich den Augien die plözliche
Wundererfcheinung :
WeiJb durchfchimmemd den Wald, mit Säuglingen
^ ähnlicher Weifse,
Lag am grünen Oeitad', anfehnliches Wuchfes, die
Bache:
Die der fromme Äheas dir, dir, hochherliche
Juno,
95 Opfernd weiht, und zugleich mit dem Schwann an
deinen Altar ftellt.
Thybris, fo lange die Macht obwaltete, Z£(hmte des
Stromes
Sqhwall, und drängte zurück, und hielt fo leife die
Wog' an,
DaDs er wie ftiUes GefUmpf und gleich Aem ruhigen
Weiher
Hinfireckt' ebene Flut, und gar nicht ränge das
Ruder«
90 Schnell wird begonnen die Fahrt auf froh zuraufchen-
djen WafTem;
Schlüpferig gleitet die Tann' in der Flut; rings fiau-
nen die Wellen,
I
A C H T £ R G £ S A N G.' 67
Ringsum ftaunt in Befreindung der Hain, wie di«
Schilde der Männer
4
Femher glänzen im Strom, und wie bunt herfehwim»
men die Borde.
Jene drehn' ihr Ruder die Nacht rafilos und den
Tag durch,
Gehn langfchweifende Krümmen hinauf, von man«
cherlei Bäumen 95
überwölbt, und durchfchneiden die grünenden Wäl«
der im SpiegeL
Sol ftieg flammender fchon zur mittleren Wölbung
des Himmels;
Als £e Mauren und Burg fernher und feltener Häu-
fer
Giebel erfahn: die jezo romanifche Mat^ht zu dem
Himmel
Aufgethürmt; noch herfcht' in dem ärmlichen Reich
Euandrus. 100
Schleunig drehn £e die Schnäbel zum Strand', und
wenden lieh ftadtwärts.
Grade der Tag war nun, da der Arkaderkönig
ein Jahrfeft
Für Amfitryons Sohn und die Himmlifchen feirte mit
Opfern
Dort im Hain vor der Stadt Auch Pallas der Sohn,
ihm gefellet,
Auch der Jünglinge Häupter zugleich, und der
arme Senat trug 105
Weihrauch dar, und es- dampfte das lauliche Blut
an Altären.
Als fie die ragenden Barken gefehn, und. wiezwi- •
Tchen der dunkeln
5*
68 A N E i s.
Waldung heran fie gleiten, mit fiill gefchwungenem
Ruder;
Schreckt iie die x>lözliche Schau, und gefamt von ver-
lalTenen Tafeln
110 Stehen fie auf. Es gebeut, nicht abzubrechen das
Opfer, r
Pallas ^ der Held, und fleugt mit ergriffener Waffe
zum Ufer.
, Fem vom Hügel herab« O Jünglinge, welches Ge-
fehäft doch
Führt euch an fremde Bezirke? wohin verlanget ihr?
ruft er;
Welches Gefchlechts, und woher? Kommt friedlich
ihr, oder bewafnet?
115 Aber Äneas begann vom erhabenen Hinterver-
deck fo,
Einen friedlichen Zweig in der Hand vorÄreckend
des Ölbaums:
Troergefchlecht hier fchauft du, und Rüftungen,
feind den Latinem;
Weil uns Flüchtlinge jene mit trozigem Kriege ver-
jaget
Unfer Begehr ift Euandrus. Verkündiget, dafs ihm
erkohrne
120 Dardanerfiirften genaht, mitkämpfende Freunde ver-
V langend.
Tief von folchem Namen gerührt, erfiaunete Pal-
las;
Komm doch, o wer auch immer (fo rufet er), fprich
vor des Vaters
• Angefleht, und kehr' in unfere Wohnung, o Gaft-
freund!
.Achter Gesang. 69
I
Und ihm die Hand darbietend. umfcUob er die
I Rechte mit Inbrunfi.
Vorwärts treten fie unter den Hain, und verlalTen
das Ufer. 125
Jezo begann vor dem König mit freundlichen
I Worten Aneas:
. Edelfter grajifchen Volks, dem flehend zu nahn das
i Gefchick mir
I Ordnet, und darzubieten in heiliger Binde den 01-
I zweig;
Nicht hat Furcht mich gehemmt, weil DanaeifUhrer,
und weil du
Arkader biA» und dem Stamme verwandt der beiden
Atriden; 130
\ Nein mein eigener Werth, und die heiligen Götter-
! Orakel,
1 Und die gemeinfamen Väter, und dein weltkündiger
I Name,
) Haben zu dir mich gewandt, den willigen treibend
j durch SchickfaL
Dardanus, Ahn und Stifter der ilifchen Vefte vor
Alters,
Sohn, wie der Grajer erzählt, der Atlantidin
Elektra, 135
Fährt zum Teukrergebiet; die Elektra zeugte der
grofse
Atlas, d^r auf der Schulter die Kreifungen hebet
des Äthers«
Euch ift Merkurius Vater, des Stamms, den die glän-
zende Maja
Einfi empfing und gebar auf dem froftigen Gipfel
Cyllene's ;
70 Ä N E l S.
140 Aber die Maja, wofern wir Gehöretem trauen, hat
Atlas,
Eben der Atlas gezeugt, der das himmlifche Sternen-
gewölV hebt
So wird beider Gefchlecht von einerlei Blute gethei-
let
DelTen getroft, hab' ich weder mit Auftrag Boten,
noch irgend
Schlau vorfühlende Künße «geftellt; mich felber dir
bot ich,
145 Und mein eigenes Haupt, und kam zu den Schwel-
len in Demut.
Eben dats daunifche Volk, das dich mit graulamem
. Kriege
Stetig verfolgt; wenn es uns fortduängt, nichts fcheint
ihm noch mangelnd,
DalüB nicht ganz mit dem Joch das hesperifche Land
es belalte.
Und dort oben das Meer einnehm', und das unten
heraxiTpült.
150 Nim und gewähre die Treu. Uns ift ausdaurend
zum Kriege
Herz Und tapferer Mut, und in Thaten erprobete
Jugend.
Alfo der Held; d<ich jeuer, des Redenden Augen
und Antliz
jLängft und die gans&e Gefialt mit fpähenden Blicken
umfchweifend.
Sprach dies wenige drauf: Wie gern, o du taj)ferfier
Teukrer,
155 Wirft du empfahn und erkannt! wie lebt mir die
Rßde des Vaters^
AcHTEB Gesang. 71
Wie vom groCsen Anchites' der Laut und die gantze
Geberd' auf!
Denn ich gedenk', als, der Schweißer Hefione Reich
zu befuchen,
Priamus eiufi, Laomedons Sohn, nach Salamis hin-
zog,
Dafs er darauf auch befucht' Arkadia's froftige Gren« *
zen«
Noch umwuchs mir die Wangen die Erftlingsblume
der Jugend; 160
Staunend fah ich der Teukrer Gewaltige, fiaunend
ihn felbil auch
Sah ich, Laomedons Sohn; doch ging vor allen
Anchifes
Hoch einher. Mir brannte das Herz von Jiing-
lingesfeuer,
Anzureden den Mann, und Hand in Hand ihm zu
fugen.
Näher trat ich, und führt' ihn mit Luft zu Ph^neos
Mauern. 165
Er hat Lycierpfeil' im ftattlichen Köcher a^um Denkr-
mal
Mir abfcheidend verliehn , und ein golddurchwebetes
Kriegskleid,
Auch zween Zäume Ton Gold, die nun mein Pallas
fich eignet
Drum ifi fchon, was ihr fuchet, gefugt mir die Rechte
durch Bündnis;
und wann, morgen der Tag die Gefild' uns wieder
beleuchtet, 170
Sollt mit Hülfe vergnügt ihr gehu, und kräftigem
Beiftand.
V
72 Ä N £ £ s.
Doch die« jülirige Opfer, diewefl als Freund' ihr
genaht leid.
Welches mir au&uTdiieben verwehrt ift, feiret gefal-
Ihr mit uns, fchon jezt an befreundete Tifch' euch
gewöhnend.
175 Alfo fpraeh er, und heifst Fefimahl und ent-
hobene Becher
Wieder eiHeun, und fezt auf grafige Bänke die Män-
ner*
Doch auf polftemder Haut des gezottelten Löwen
empfangt er
Ehrenvoll den Äneas, zum AhomfblTel ihn la-
dend.
Auserlefene Jüngling' in Eil' und der Priefter des
Altars
180 Tragen geröftete Fleifche der Stier', und häufen in
Körben
Ceres gefertigte Gab', und reichen des bacchifchen
Trankes,
Feftlich fdmiauft Äneas, und fchmauft die trojamfche
Jugend,
Vom weitreichenden Rüeken des Stiers, und Ge weide
der Süfanung»
Als nnn der Hunger entwandt, und gezähmt
der Speife Begier war;'
185 Sprach Euandms der Fürft: Nicht hat dies heilige
Jahrfeft,
Dies Weihlnahl, und diefen Altar fp mächtiger Gott-
heit,
Uns ein eiteler Wahn, der Vorzeit Götter verken-
nend,
^Achter GsaANG. 73
Auferlegt. Nach graufer Gefährlichkeit , troifcher
Gaftfreund,
Bringen wir, £cher geftellt, und emeun die verdie-
neten Ehren.
Erfi nun fehaue den fchrof mit Geftein herhangenden
Fels dort, 190
Wie aus einander die Blöcke gefprengt, -wie verödet
des^ Berges
Woluiung Aeht, unä: Geklipp in unendlichem Schutte
gehäuft liegt.
Dort war einft die Höhle mit tief eingehender Win-
dung,
Welche der HalbmenTch Cacus bewohnt', ein entfez«
liches Scheufal:
»iemals firalte die Sonn' in die Kluft; und beftändig
von frifchem 195
Mord- war laulich der Grund; an der graufamen
Pforte geheftet,
Schwebeten Männergefichte, gebleicht in graffer Ver-
wefting.
Ürfprung gab Vulkanus dem Unhold; deffen ge-
fchwärzte
flanunen dem Mund' entfpeiend , mit plumper Laft.
er fich fortfchwang.
Aber auch uns trug endlich die Zeit nach fehnlichem
Harren 200
Hülfe des kommenden Gottes daher« Der erhabene
RScher,
Stolz von des dreigeftalten Geryones Mord und
Beraubung,
Herkules kam, und trieb fiegreich die gewaltigen
. •
Stiere
/
74
A N E 1 S.
Jenes Wegs^ daljs Rinder clur<^ Thal und Strom M
gebreitet.
205 Blind nun rafete Gacus vor Wut^ und, dafo nichts
, , unverfucht ilun,
Nichts unaxigetaftet von Trug und Frevel ihm
bliebe,
Vier an hoher Gefialt vorragende Stier' aus dem
Lager
Rückt' er hinweg) vnd eben £o viel fchönprangender
Kühe.
Diefe, damit nicht zeugte die Spur rechtwandelnder
Füfse,
210 AU' am Schweif in die Höhle gefehlej^pt, und zurück
mit verkehrtem
Zeichen ctes Weges geraft, verbarg er im dunkelen
Feilen.
Ihn, den. Foilehenden, wies zu der Kluft kein ein-f
ziger Fufsfiap£
UnterdeÜB, d^ bereits die gefiittigte Heerd' aus dem*
Lager
Trieb Amfitryon^ Sohn, und rings anregte den
Abzug,
;&15 Lautauf brüllten dje Rinder im Gehn, und Jammer-
getän fchoU
Durch das Gehölz, und fie fchieden mit Klagausruf
von den Hügeln« .
Antwort- gab nun eine der Küh', und im räumigen
Felfen
Brüllte fie dumj^f, und teufchte dem kerkemden Gacus
die Hofhung.
Jezo fiirwahr entbrannte vor Wut dem Aleiden mit
fchwarzer
A C H T £ R ' G E S A N G. 75
Galle der Schmerz; er ergreift das Gefchob und der
knotigen Keule 220
Laftf und im Lauf ereilt er die Höhn des ätherifchen
Berges.
fezo Iahen zuerft die Unfrigen bebend den Ca^
cus,
Und in den Augen verwirrt« Er entflieht mit der
Sehnelle des Eurus
kch in das Felfengekltift, und die Angfi leiht Hü-
gel dem Fufse.
ik er darin £ch verfchloüis, und herab von zerbro- ' .
I chenen Ketten 225
Farf den entfezlichen Fels, der an Kunit und Eifen
des Vaters
phwebete, und ihm der Riegel die Aämmigen Pfo-
fien befeftigt;
iehe , mit rafendem GeiA war genaht der Tirynthier^
und rings
faudt' er das Antliz umher, und fpähele jeglichen
Zugang, ,
Wehend vor Wut Dreimal den gewaltigen Aven-
tinus 230
pähet der zornige ganz; dreimal an der fel£gen
I Schwelle
vebt er umfonft; dreimal ein Ermüdeter fafs , er im
Thale.
'fiz dort fiand ein Granit, ringsum wie behauene/s
Steines, *
lervon dem Rücken der Kluft aufüiegi hochragend
dem Anblick,
(eher zu Nefi und Hecke dem Schwann unholder
Gevögel. 235
•• ■
76 A N E 'i 8.
Dielen, wie jäh von dem Hang* er fich links hin
lehnete ßromwärtSy
Dränget er rechts anftrebend hinweg, und mit Macb
ihn erfchüttemdy
Löfet er ganz aus dein Grund den entvnirzelted
plözlich hinab dann
Stürzt er ihn, dals von dem Sturz hochher nachhiU
let der Äther, i
240 DaCs zerfchellt das Geftad', und zurück der erfchrc
ckene Strom fiiefst.
Aber die Höhl' und des Gacus unendlicher Herlchei
palaft lag
Aufgedeckt, tiief lagen die Ichattigen Klüfte gel
net:
Gleich fo, als wenn, einmal tief bärfie die Erd', ui
. zerlechzend
Drunten die Todtenbezirk' aufichlöH', und enthüll
die blaffen
245 Reiche, den Göttern verhafst; und hoch in den gcä|
liehen Abgrund
Nieder man fchauf , und erbebten dem plödiclK
Lichte die Manen»
Ihn, den Ertappten nunmehr in der überrafchendf
HeUe,
Welcher, gefperrt im hohlen Verfchlofs, feltfam
GebrüU hob,
Di'ängt der Aleid' hochher mit Gefcholüs;, und nii
zum Beiftand
250 Jegliche Wehr, Mühlftein' und gewaltige Klolx
* ihm fchleudemd.
Jener, o fchau! denn es blieb nicht einige Fluc
der Gefahr ihm,
Achter Gesang. 77
Dick aufqualmenden Rauch aus dem Schlund', ein
entfezliches Wunder!
speiet er, ganz einhüllend in dufteres Graun die
Behaufung,
[Jnd er enfreibt den Augen den Blick/ und häuft in
der Felskluft
^irbehide Nächte des Dampfs, von rötUicher Flamme
durchfunkelt 255
'f
llicht ertrugs der Aleide toU Zorn, und £ch felbft
durch das Feuer
Schwang er in jählichem Sprunge hinab, wo der
dichtefie Rauchdampf ,
Ifogt, und im fchwärzeften Nebel empor das weite
Geklüft gärt
Eer, da Cacus im Dunkel umfonft die Entflammun-
gen ausfpeit,
chh'iigt in umknotende Arm' er ihn feft, und zwän-
get ihm würgend 260
cheel vorquellende Augen, und blutlös ächzende
GurgeL
Aufgefprengt wird plözlich das Thor der finfteren
Wohnung,
Und die entzogenen Stier' und der abgefchworene
! Diebftahl
Werden dem Himmel gezeigt, und am Fufs der
gräfsliche Leichnam
Vorgefchleppt Nicht können genug die Erfiaunen-^
den anfehaun, 265
^Vas in den Augen für Grimm, und im Schrecken«
geficht, wie dem Halbthier
BoriBg Ton Zotten die Bruft, und gelöfcht in der
Kehle der Brand fei*
78 A N E J s, '
Sint der Zeit ift die Ehre gefeirt, und die fröhlichen
Jüngern
Haben bewahret den Tag; und Potitius, erftei
Beginner,
270 Und das pinarifche Haus, als Hut des Herkules
, Opfers,
Hat den Altar im Haine geftellt, der der gröfsefte
immer -
uns, wie genannt wird hinfort, fo bleibt der grö
fsefte immer.
Auf denn, o Jünglinge, nun, zu foleherlei Lxibei
Verehrung
Gürtet mit Laube das Haar, und ftreckt in den Hän-
den die Becher,
275 Ruft den gemeinfamen Gott, und gebt ihm willig des
Weines,
Sprachs; und Herkules Baum, die wechfelfarbige
-' Pappel,
Hüllt' ihm in Schatten das Haar, und durchflochö
mit fchwebendem Laube;
Heilig erföHte die Hand der Becher ihm. Alle
fogleieh nun
Sprengen erfreut des Getränks auf den Tifch, ««^
flehen den Göttern.
280 Hesperus nahet indefs am hinabgerollten Olym*
i- pw«;
Alle die Priefier bereits, und voran Potitius, güi-
gen,
Wach dem Gebrauch in Felle gehüllt, und trugen
. die Flamme.
lezo emeun fie das Mahl, und tragen des anderen
Tifches
Achter Gesang. 79
Liebliche Gab', und erhöhn den Altären belaJene
SchüfTeln«
Salier drauf zum Gelang' , um etitflafmmete Opfer-i
alta're, 285
Stehen bereit) die SchlKfen mit PappeUaube gekrttw-
zei;
Dort der Älteren Chdr; hier Jünglinge; die in dem
Reihntanäü j.t ;
Herkules Preis und/ Thaten erhöhn : Wie als Kind
er die erften
fi
Scheufale dir, Stiefinutter, zerquetfcht, die gedoj^pel-
I :. tevif Schlangen;'
^ie er die herlichen Städt% Öchalia, fireitend, und
Troja, » . (/ ' . : 290
iedergeftreckt in den Sehutt; wie viel er der furcht-
, ' baren Kämpfe, ' •
flnter Euryftheus Zwang, durch Gefchick der grau*
leinen Juno,* ^ . . ^ .15
)urehgekämpft« Du haft zweileibige Wolken-
* geborhe, / • . «}
Wiolus, o Held, und Hyläus, mit Mawfct, du kre^
tifches . Unheil,
|hi im nemeiTcheä: Fels »den gewaltigen Löwen ge^
opfert! 295
^i dir bebten die Sümpfe dep St^» und der Wach-
ter des Orkus,
^f benagtem Gebein in blutiger \^Hbhle geÜEt^
gert!:
I^cli hat kerne Geftalt, nicht felber gefchi^ckt de« ;
Tyföus
Roher gewapneter Wuchs! Nicht bat,* der'Be£ni^
nung entäufsemd,
•l
80 A N E S s.
300 Dich ^ lemäifche Hyder umdroht intt der Häupter
..Getümmel!
Heil, Zeus wahres Gelchlecht, du Zierde gefeilt zu
den Göttern!
Nahe mit günfiigem Fufs, uns felbü: und dein Hei-
liges fegnend!
So lobüngt ihr Feiergerang; doch über das alles
Fügen fie Cacus Höhl', und den Feuerathmenden
felber. .
305 Ringsum tönet der Wald von Geräurch, und die hal-
^ lenden HügeL
Alle gefamt, nachdem fie die göttlichen Bräuche
..u vollendet, '
Kehren fie heim zu der Stadt Hochalterig wandelt
der König,
Und, vom GrenoITen Äneas zugleich und dem Sohne
' i begleitet, >:
Geht er einher, und erleichtet den Weg mit man-
chem Gefpiiiehe.
310 Aber Äneas bewegt die fertigen Augen um alles,
Angereizt. von. den Orten, und fiaunt; und des Ein*
zelnen fröhlich,
Forfcht er umhjer; und vernimt die Denkmal' alterl
Gefchlechte.
Jezt Euandrus der Fürfi, des romanifchen Ho^
tes Erbauer:
Hier bewohnten die t^orft' einheiraifche Faunen un<|
Nymfen,
315 ¥nd Waldmiinner, aus Stämmen erzeugt und gedie*
genem Kernholz, |
Zuchtlos und ungezäfamt: nicht' wufisten fie, Stiere
zu Jochen,
Achter Gesanq«* 81
Nicht zu famineltt der Noth, noch erworbener Habe
zu fiyaren;
Nein £e eniKiute der Zweig und die raidi äbfpei*
fende Wikljagd.
Erfi nun kam Satumus herab rom ätherifehen Hiia«
nely ,
Fliehend die Waffen des 2ett«, und ireii^ännt aui
genoRintener Herfchaft:* 3320
Welcher die ungefchlachteh, durch Berghl^hn firei*
femlen Horden
Bildete, Sitf und Gefeze Terlieh, und Ltftium Ue«
ber f'
Nannte das bergende Land, das ihn im -Stiiooüse
gefiebert..
Unter d^n Könige blühte die 2&eit des gbldtoen
Se^gens, '' " ' '
Welche man pneifi: £o* lenkt*: eir in firiedfameir Ruhe
die Vö&er; 325
Bis das entartende nun und'geniach fic}i tatfltrbende
Alter '
folgt'y und rafender Krieg und gierige- Sueht des
Erweibes,
lezo kam der Aufonen Grerchlecht, und JKl^ker iSikä«
. nen;
. Und oft wurden die Namen yertaufcht votal tttufmi«
fehen «Erdreich.
Könige dann^ und der rauhe» ¥on Wtichfif tilimkbigd
Thybris^ 330
^^ gletdüunaig • den Strom wir Italer jezo den
Thybrid
Nannten; dem Albiila fchwand fein eigehet Name
▼eralfendi
ViMoit Tön Vom. TTI. g
82 A N E 'i s.
Micb, der verbannt »u^f^hr zn den äufterAen Enden
dies Meerjes,
Zfwang iiWierfchendes Gliiek und uxiabwcaidbares
Schldkjal,
335 Hier «u; bewohnen den. Ort, und die Muttemymfe
CarQiQi^Jtis
Trieb ibmßh firenge^ .fi^eheiTs, und das. göttliclie
,: W^port des Apollo.
Kaum, yrax r<dches.<gjefagt; und er zeigt fort-
:. gehend den Altar,
Sjqpt.t.d^apauialtendenJBAU des carmentaliTchen Tho-
, ' res, •
W4e\ef i^b^nanit der. Bompineii^ zum Rubm der Mymfe
^.CaJfmentis,
340 Jener .Verbändigerin^ die «uerft weiffag^te grofses
, Äneadengefchlecht und, ein herliches Pallanteum.
Drauf 4^ m^cjitigeiit Hajn,. den dec feurige Romu-
• . tos Freiort
Keni^etie^ steigt et im, Gebn» und Jam frofiigen Fels
das Lupercal,
Von des^: lycjulblieii Paiiv parrhafifeher Sitte fo hei«
£send,
345 Dann aUQli:.zeigt er. den Wald des heilig« Argile-
tum^ ,
Und gjiebt Zeugnis dem Ort von des Gafifiremids
Argus Ermordung.
Drauf zum tarpejifohen Sia und zum Capitolium
fuhrt er,
golden ^njezt» :voxmals von wädernden Hecken 4im<
ftarret.
Schon di, fchreehte das Graun der Beügion das ver-
zagte
Achter G £ s a n g. 83
Lan^olki Xehon da beM' es dem Wald' ündFelfen
mit Ehrfurcht. 350
Sebau ]ii«lr, fprach er» den Hain und den bnfchl^
gen Hügel bewohnet
(Welcher Gm, ift veriwrgen) ein Grott; die Arkader
glaubten
Jupiter jblber asu fehn, wann oft die lummchlefe
Agi»
Scliüttemd. er Jbbwang ia der Buchten, vnd.fiUniii«
feke Wetter erregte.
Hier £nd nocJi. zwo Stfidte. zu .Ichaim . mit zerfproi«
' * geten Mauern, 355
Trümmer lind Sduitt, Denkmale> geprief(^er M&nnet
Tor Alters.
Diele Burg bat Satuvnus gebaut^ diä Janus der
^ Vater,
Weldbe . . Jamculum hi^p Satumia nannte man
jene.
So int WedUelgefprädli^ den Weg zu desimen
Enandrus
Obdach gingen fie fort, nnd falin rings brttlendes
HomVieh 360
>
Auf dem romanifchen t Markt, ^und) im Raum pracht*
vollier Carinen.
Als man die. Wohnung erreicht: DleiSi^hweir Mer^
fprach er, betrat einft
Herkules^ kehrend vom Sieg;, dies war der Palaft,
der ihn aufnahm.
Wag', o Gdkf zk Verachten das Gut, du bilde des
GrtDtteS ^
Wenh auch' dich, und eifcfaein' nidit abhold armer
Bewirtung. 365
6'*
• .. »i
l^mclis, and unfer den Giebel des -eiig. umCdhÜe'
fteudea Haufes
Führt' er den großen Äneas, und liif^s * aiif dem
Lager ihn ausruhn.
Weich gehoben von Laub" mid däin l^ell d^ liby^
fehen Bann«
Aufivlürts -dränget die Nachts und unthltllt braun-
' fchwingig das Erdreich«
370 :Vehu9 indefs, nicht eitel gefchiieäkt in der Seele,
die Mutter,
Und' vom vDroim der* Laürenter beiiregt, 'und dem
furebtbaren AufRand,
^ Naht dem Vulkanus mit 'Red' , und beginm in der
goldenen Kammer
Ihres GejolaUs; und haucht uaftetblieÜe WM in die
W<n*e:
^ Wefl fdie argolifcäien Füi%en dnreh Krieg ver-
ödeten Troja's
375 Siclialdig& Reich i und d^i Gluten 'derMS^eind' hin*
fiälige Burghöhn;
Niem&y r einige Half' erbat idü dto^^A^nii^n, noch
. Riiftttjei^
Deiner Kunfi und'Gevralt; niraials^ ^ o du tkefaerfier
Gatte,
Wollt* ich'timjEonft didh müden in leer aiisgidtender
. Ailbeit:
Ob ieh fehoga fehr vieka des Pziarnui • Söhnite ver-
danhie^*
380 Ubd fein drücfcoides Leid, de« lin^ä0,^ oft ich
beyveinfet.
Jeao durch Zeus Obwaltung betrat er der Rutuler
Grrazei
A C H T 2 R 'G E e A N 6. 85^
Demufvoll utui luHnm' ick £u deiner mir Heiligen
Gottheit
Waffini xxt fleloiy die Muttisp dem SohxL DiaK hat
ja des If ereus
Tochtor mit ThNinen erweiebt, und dick die üüko*
. mfebe Gattin*
Schau,, wie fich rotten die Völker, wie ring« in vei^
fehlofftmen Thoren 585
FeftuBgen fdriCrfen den Stahl» auf mich imd der. Mei«
. in^n Vertilgung!
Spradn; *iiyid mil landenden Annen gefehmiegt
. rings, wärmet die Göttin
Ihiy ^i; JSmtfy in weichen Dmlchlingungen. Jenet
fogleicli ward
Von der gew^hpljichisn Flamme gefafst, und tief in
, . das Mark ihm
Stttnole di^:.r|g^^ge GUit^ daTs fchaudetten alle
Gebeine.: 390
Weniger nickt. Als oft, wann geCchnellt wm. zuid^en-
,dcm Wetter
Zittert ;der.|i^cii;ig^ Spialt, und in Glane die Gewölbe
,/ dttr<^hfchlängelt.
FröhMcltl iJtesvTjQtgs bemerkte es die fckSn £ek ifidli^;
i . i lende Gattin.
lezo beg^mif :]4!Bir ^-Vitt^^r, von ewiger Ii)9be gefef-' >
.fch;
Was Ton..fQ|rn^Ul;^achen gereckt? woUn das Ver- -
t . tiraun dqeh, 3Ö5
Beines, ojSdtdn, zu mir?, W<mn ähnliche Soarge
.r. dich einnahm,
W« ja. auch dan^^s^ Teukrer mit Wehr xu verbor-
gen^ erlaubt uns«
Nicht der aHmScbtige 2eut,:noch Schickfal helomite,
dafü Troja
Stand!, und f^iamiis noch' sehn andere Iahte durch-
/ '• lebte.
400 Vad.nan, wenn' du zu kriegen gedenkA, und fol-
: fche» dein Wunfeh ift;
Wa» nur irgend^ die Kunft mip ÄUÄiiwirk^^ verßat-
' .'■ ■^. ' ." - . . tef^
Wak-ani^ SkaU nur'Ilildett fieh läCst, nnd^efchmolz«^
nem £lektron,
Wac nur Glut und'Athem vermag; nitht-seige hocü
" bittend,
Bafo>du deiner Gewalt bistraüft! -^ Wie ei^ «olches
geredet/
405 Schlang er mit heifser Segler in die 'Arkiie Ke, und
'an der Gattin
BÄfen gctfcfimiegf^ hin fchMrahd er in üebliehes Sdbia«
tes BetSübung,
Ala die» er^ickende Nacht auf halb vollendetet
Laufbahn
iexi^n zuerft auir dem JS^hlummer geftdrt: Vaim fi^ühe
die Haüifrau.
Bie mit G^tpiimft ihr Leben und 'lh?teliühem Fteiä
.. /'d^r Mfnbrva
410 Friften mufty ^jr der A>lbhe dfb^fchlafenden Glnteo
er\veeket,
Wacht «trfügend d^m Werk, und* die« Mägd* am
•' Lichte* zu langem
Frohtte ^es T«gi antreibt; mnkeufeli m bewahren
des Gatten
Khegemaeh, und redlich die Scharr zu erziehen ä^T
Kiiidlein:
Achter Gesang. 87
Niclit Ikiuiifeliger hebt fich der rüAige Feuergebie«
ter
Jezt vom fchwellendem Lager, und eilt zu der BOTe
. GeFchiften. , 415
Neben Sikania's Seit' und Lipare, Äbltta Her*
fchaft,
Raget ein FekeiUnd, mit rauchenden Kuppen
gethürmet;
Unter ihm donnert die Höhl' und, von Effen durch«
brtant, der Cyklopen
Flammendes Ätnageldüft, und kräftige Schilf' auf
dem Ambofs
DröLnen dmii^ nachhaU^nd dem Ohr; die Gtewtfibe
durchzifchet 420
Sprühendes Ghalybererz, und es athmet diib Glut ini
den Öfen:
Haui des Vulkanus umher und Viilkania il^nnt mai^
das Eiland.
Dort mm fiieg Vom Himmel hinab' dier #en^gebie-
ter.
Eibn bändigten nun in der xäumigen lÜiift dLe
Cyklopen,
Brostesyund St^mpes auch, und der nattettde Riefe
Pyrakmon. 425
Angelegt in den HKnden, und fchon zuiii 7beil6
geglättet,
War ein BUz, me ixe häufig aus Ummlitchen WAi^ik
der Vater*
Schwingt «uf die Länder hinab; theÜtffaiangefte'iioe&
die' Vollendung.
I^ei der Striileii aus Hagel gezackt ^ drei gitftfeitdes ^':
Regens
Q8 Ä N-E I S. ,
'430 Galten He iim^ dxei r^^ltcher ^}ut, und geflügeltes
3turmes$
S^bre^UicIie I^eucbtungen nun, graunvoUes Crdkrach,
und Entfezen
MiJEc^ten fie upt^r das Werk, und veirfit^lg^ade Flam-
men de« Zornes,
andere fetten den Wagen de» , Mars . und die üe«
' genden Räder
Eifrige jWoiiiuf er die Männer, warauf er empöret
' die S^te;
4S5 Aupb die Ägis voll Graun, \das GerSth. der beleidig-
ten Pallas,
Strebten :fie { ht^U aus Gold' und (bbupjlgen .^SeUan-
r ■ . gen w glätten,
Und idr v^^rf^^ungn^s Gfuringel, und felliflr am Bufen
der Göttin
^orgo?,^. d}^ ,£obi?0l ?äi$dj^bjt . na«^ entbäuenem Hälfe
» w .die. Augen,
^ 'AJIe«.l¥invfregr.ru& j^ner, entbo)^ di^ b^gpnnexie
ArbeitI
440 Äl«ag^rphle<jbt, o Cyiao^ien,, und hiiyber -weaudet die
,;H^ai&nI
W^^ deni^mutigfteil Manne geimeht { Kim gut e$f
:^.- . wer Krfift hat,
|fu% me^ ^t^iebfemfe Äai^d, , nun Kuuft und MeifteP-
• .Vollendung!
Au|ti:-U||gfifä^t an das Wg^kl ~ Niebt mebrerei
; i|)j^4tcb 9r; und jene
9t^M^ pt fbaHig^m^ Bl^e geUmu und ; theüten
dijd.Ai^beit
445 AßmJpho^^iob; l&i^ flieCst und Melall dtea Gddei
in Bäehen,
Und der rerwundeiide StaU im genliltigea Ofen zer*
rinnet
Machtroll. gleicli "vcird entworfen ein Schild ^ ansdaii^
.rend der Eine
Allem LfttinergeJEdiofil, und Scheib' um Scheibe ge-
. diSinget
Siebenfach; da indeb ein Theil mit athnenden Blft-
Lull einhaucht und verfiläfty ein Theä.in den zifchen*
den Kühltrog ' 450
Tauchet -im» Erz; laut dröhnt vxnni Ambd|kMlä^geh'
die Felskluft.
Ali' iasi, froh WettTdiwungis , kraftvoll ring«, heben
die: Arm' aui^
Nach dem Verhalt, und drehn mit ;kneipender Zang4
den Glutklump.
Weil der Bemnier ^lifo'im äoüfchek Lande be- ^'
\\ ! fehieunigt;
Weckt aiis niedei^m Häuft das heilige licht den
Euahdrus, 455
Samt dem IMbrgengefuige der Vögelcben unter > den«
Giebel»'
Langfam h^ fieh der^Greii, ünd>hiflte umdle GÜe^
dein ddn Leibrock;
Auch Tyn^enei^eriem umflicht ümi die Sden der^ "*
Föise;
Branfdifr Seit' und. der Schidter entÜÜngt er Sit "^ -
'Tögeerklinge;
Und link« 'Ichwebt Mat zurüibk ihm •- gewundene KtiUe^
des Panthers. 460
Auch nicht ininder aüir Hut der efhaBenfen Schwelle'
,r! geordnet,
~>
Wandeln Tovatn ztreen Hunde, den Schritt des Her-
ren begleitend,
^ Und er gelit zu^ Äneas gefenderter Wöknimg, des
* '»«■ ' -Craß&eitnds,
Eingedenk der Gefi)räch% und *viras er' vieiiieirseii«
der IIäro5,
465 Eäien fo kam Äneas daher in der Frttbe gewan-
delt .
Jenöm gßt^üt.gmg Pallas dier' Sohn, imd diefem
lAidiateii
Unä iiei re&hi^ igenafat £dh die Wtnä', ;iind fezen
.il vereint lieh
Mitten im Häuf', und genieüseh des laiig^. erfehnten
r 'Ge%>räidheff,
AICp der.K^nig züerA: / ' j
» • \ r
470 .■ , Qrö&eße^ DairdanerheM, bin deXa Fortbliihen
iiirwahr ich
l^iemals achte rbeliegj; Troj&'s > groCsmlteMge Her-
fohaft; l
VjßS ift, ,He]£N^!des Krieges zu fein, fiir Adcherlei
rUmen ^;
. Niar. gar 'mnzige>Kta& .Dort^fchränkt oiis der iusid-
fch& Strom ein.
Dort Axm^ fRutul^FirQlk, Jmd umtönt mit Waffen die
M^wbr.«
475« Aber, gei^altige Stamm' und an Herfch^ blühende
: • . • : Lager.i i.'
äri^T idh dir. 391 ' vereinen: ein nieht : vermuteter
. ZufaU
Zeigt dies. Heil; Sehickfaten, die her £chToderteii|
.koinmfi du«
Achte bGesang» 91
Unfern diefem fieziik wird jen' auf gealteten Qua--
dem
Thiirmende Stadt AgyUa bewohnt: wo Lydiervo^
einft.
Weit durch Kriege bekannt, auf etrudeifehen Höhn
fich gefiedelt 480
Diefe, die lang* im Wohle gedient , hat Mezemlitti^
endlieh
Stolz als König mit Zwang und graufatnen Waffen*
behauptet«
was denk' ich der' gräfslichen Mord', • und wie
rafend der Wutrich /
Frevelte! Götter , ihm felbft auf das Haupt und den
! Seinen bezahlt es!
SeM ja gefiorbene Leiber mit lebenden fiigf ar
i zufammen, 485
Band' auf Hände gelegt , und Antlis ruhend auf
Antlizy
^Ha, iet Peiniger!) dafs fie^^in Jaudh' and Verwe«-it
fang zerfiiefsend,
I'angfamen Tod hinfiarben in jammervoller Umar^
mung.
Doch die ermüdeten Bürger znlezt^ ob ddr Wut de» *
Tyrannen,
Stürmen bewafhet daher , ihn felbft und » die Woh-
' nung umringend; 490
Nieder häun fie die Freund', und fchwHige» ihm
Gltrt zu den Giebeln.
Jener indefs, aus* dem Mdrd' in der Rutiiler Äcker
entfchlüpfend,
Sucht Bdi Schuz; undf mit Waffen vörtheidiget^ Tw-
nus den Gafi&eund*
Ikrum hat ganz £ch in Wut JBfnma TaSlig empö-
ret,
495 Das zur Strafe den König verlangt mit drobendei
Kriegmacht.
Biefen gefeil' ich zum Führer/ den Taulü&nideiii diöh,
' . . o Änea«»
Dem weit fariiufet der Strand vom €rerKtt{0h dicht-
wühlender Barken;
Zeichen begehrt man des Kampfs; doch der grei-
fende Opferprofet hemmt,
Und weiltagt :dlU( Gefchick: O erkohme MSonier-
/ 3«gend,
500 Blum' altahnlicher Helden und Kraft, die gerechter
, Verdruft nun
Spornt in: den Feind, und zur Rache des Zorns
Mezentius aufregt!
Kicht darf ' fa* yn/bl Volkes ein Italer unter M
fügen;
Ruft aus^mtige . Führer herein! — Je«* ruht* im
Jm. ; G«rdde
Dort die. etru^hifche Mächt, durch waniei^e Gdttei
gefchrecket
505 DoNch Botfchafteir entfendet zu mir, und die Krone
des Reiches, '^
Siimt/deAi.K^fnigesftab* und der Ward' Auszeichnun-
gen, Tarkö;
"Daft ich, dem Lager vereint, die Gewalt der Tyrrhe-
nejc empfange«
Doch ' mein kühkrei Blut und fchon ablel^encles
Alter
Wtebt- wia den OberbefiBM, und zu Tapfmrem fäu-
mige Tbatkraft,
AchterGxsan^« 93
Gern enDahnt" ich den Sohn; doch entfyrolkt der
fabettifchen Mutter. 510
Ift er hdb einheittifdi alhier. Du, welchem diß
Schickfal
Jahre vergönnt und Oefehlecht, 'den Götterrerkündi-
jgung fbdert,
Wandle, .der Teiihrer zugleich nnd Ilalia'i» tai>&rAer
Führer.
Diefer auch gehe zugleich, mein 'Troft und einzige
Hofimmg,
Palki dir ein GenoCi: Von dir deiti .Meifter gelab-
•^ ret,' ' ' 515
Oidd' et des vMara .Arbeitend BeSd^Mir^ dein Thun
zu «betrachten
Werd^er ge^wohnt;- dich lerne dibijftigling Jfohoft-
! zu (bewundern.
Arkader geb' ichl zu ilofii zwei Hunderte,' rUftigi
Jugend,
Ihm zumlGeleit; gldnh viel' alr Cigehe fpendet fiek c l
: •• Pallaa.
Kaum dies hatf er gefagt; und fiarr hin nei^f-
ten das Antliz 520
Beid' ibiezs der. Anchffiad', und der treue Acha«
tes;
la, viel Hartes erwogen- fie noch iipi beliiimmerten
Hlerzen^
Wenn nicht Venös dn Zeicheii Tom- offiaiini Him^
'mel gefendet.
Denn unvermutet, o fiehl ein gefcUt|ingelter, Bliz aus / '
dem Äther
Kam anfc roBendem . Hall, und bewegt fdiien alles
zu taumeln, ^^^
Und ea diircU>rtSBte die Luft yvh tyrrheniCefaer Klang
der Drommete.
Aufwurfs fohami fie; nodi eixunal und H^kA fchallt
lautes Gekrach her.
Riiftungen unter der WoUl'^ im i Weiteren Räume des
Himisels *
-Sehen £e roth' durelilebimBiem das BI«ä, .und die
zuefcenfden ralteln.
530 :Tief er^aunteii die Andren iiaGeifi; do^.der troi-
fcbe^.%ros,
•Freudig . JärkaSont! j 'er äeii MM ; y und der \ göttüAen
C. Mutter Verheifsung.
r«. / Vni' et ih^^j&atz Nein. jitaJirlUcb, a.Crftfi&ettnci,
i. nicht fo geforfchet,
XftkibiM Geßtuds ' andeute die Sehau t Mii^» riüit der
M' Olytnpus! .
SieS' WalnnB^ichto zw fend^h TerUers die gIfItiLiche
Mutter,
535 WanSa.etn^l£aI^,4er Krieg; und vulkaidAhe^ Waffen
die Luft durch
3{))roIite iie'2anigeift.z«m Troft k •-«
Ha^ ' wie: blutigl^r Mord euch; atme Laureistier ^-. bh-
fchwdüt!
Ha, wie dui fdiwer mir^ ' Tuiinifs, besaUEBi.! iwie ge-
drängten dem Strudel
Hdia tt«d/tSkhiide der Mtoner und tapftjser Leiber
dup Thybris^
540/Holleft und yf;og%l Nun fodsö man SeUacfat^ :.Hun
breahe^man Bündnis!
AIf6 rufte der Heldy uhd: erfiaiid veon ragenden
Seifd;
Achter Gesang. (^S
Dann snerft den Altar ibit feUiuBmenideni Herkules
feuer.
Reget ff «fif;.iind dem Lar in der Fremd'* und den
kieihen Penaten
Nahet er froh; und £cf weiba redtfahrige Sdudb der .
Saaung»
Vater Euandma zn^leicli« und^ Tsdghich £e trojani*
fehe Jugend. 54^5
Er dann kebrt su den Sdiiffeik Iiuu^,:iind befneldt
die Genoflen.
Dort am der Zahl^ üun^Xelber ia^Ki&gcgitichäfte A
folgen^:
Wählt er die TapiaarAen aus; die I&tigai%gc3m ioA
der 'abwärts
(leitenden Hut, ukid}rchwinnDenvdel» Strom nntbätig '^^
}nnunter»
Kunde itoa Thät und Vstter dem SoUi Adeanittt hxitt'
I gend« 550
Rolle: geiiMihrt manjzu.^lm in ^ynAeniGche- F^^l:
' den Teukrcrn;
Aber Äaeaa beJSeigt ein gefondertes, ' -irirriclies eili
gelber
I^unBalg» gbüSBlIcli umhüllt^ ^rorlencbtia^ ^t galb^
denen Klauen.
ScUeuniger Ruf durchflieget das winzige Pallan«* ^ v
teum,
Dafs fchneU Reifige gehen zur Bur^ des. tjfrrheni^
fchen Königs. 555
Mütter in Angft v^doppeln Geliibd% und^TmfinUieii
Gefahr fchon
Zaget die Knrchl^ und grttber erscheint Mass ftsb^eek;
liches Graunbild.
<•
96 A N £ I «•
Jezt nmfcWmgt Ewmdräs die Hand dei gehenden
Sohne«,
iDrückt mit un^ittBichen Thriinihi fie feft, «nd aUo
begmht er:
560 1 -^ Jlab die vergangenen Jahre 'surÜGk mir Jupiter
brächte!
So. wie ich war ^ Axt< xuerft idi den Femd 4icht unter
^ ' Priinefte
Ü^reich wa^, und diö: Haufen erobexier Sdulda
Terbrannte,
9a zum Difonnb'dw Hand felMb iUrSur iSindtei den
König:
Dem drei ^ Sedeü zugleich die Mittter Feronia wei«
r. land ,
565^ j(Bchauarlicbl6nto?) mitgab, • ufaA dratfachtzbekende
Waffen^
Dreimal' mSst ihn £recken der Tod; -dochiaiie .zulezt
nahm
BieCe Hiä»i( ihm die ßeefen^ und räiditV. ihm das
WaflEnagewimmeL
niemals Nnürd' ich nunmehr aus der v impen' ümar*
, mnng mich reiTsen,
Deiner, 'O Sofarip nib hätte Mezentius }ezo, dies Nach*
bars:
570 äaupte zum Troz^^ Ib viel mit dum Stahl der entfez^
liehen Morde
Ausgeübt, ün4 die Stadt > £» häu%er Bürger berau-
bet!
Dochf ihr Obeven idort, und dii^ ObWab^ ftes> Him-
mels,/.
JApit^» Ibhtfut 'miäeidig herab, auf den Arfcader-
k(jnig^: >
Achter Gesang. 97
Ach und erhört fein Vatergebet! Wenn euere Gott-
heit
Unverlezt mir Pallas den Sohn, wenn Schickfal ihn
heimfuhrt; 575
Wenn ihn wiederzufehn ich leb', und vereint ihm
zu wandeln;
Gern noch leb' ich hinfort, und füge mich jeglicher
DrangEal!
Doch fo du, Glüch, treulos was Unausfprechlichei
droheft;
Gleich, o gleich fei vergönnt, mich der^ Qual zu ent«
ziehen des Lebens,
Weil noch zweifelt die Sorg', und fchwankt die
Erwartung der Zukunft^ 580
Weil dich, trantefies Kind, mir einzige Freude des
Alters,
Noch in den Armen ich halte; dafs nie ein trauriges
Wort mich
Foltere! — So als Vater, gerührt vom äui^rfien
Abfchied,
Redet' er; und in das Haus den gefunkenen trugen
die Diener.
Schon war die reißge Macht aus offenen Tho-
ren gewandelt; 585
Vom im Zug* Äneas der Held, mit dem treuen
Achates;
Andre der ed^len Troer fodann; er felbft in der
Mitte,
PalUs, im Kriegsprachtmantel' umfiaunt und buntem
Gefchmeide :
So wie Lucifer oft, von Oceanus Welle gefiJÜ-
let,
ViRsiL ▼•n Vom. III. .- * 7
590 Den vor anderen Sternen zum lieblinge Venus ficb
auskohr,
Hel»t fein heiliges Haupt oitwärts, und die Dämme-
rung aufiöft.
Mütter Aehn auf den Mauern in Angft, ihr gieriger
Anblick
Folgt der ftäubenden Wölk' und den erzumfiralten
Gefchwadem*
Aber die Hecken hindurch, wo sunäcbß anlanget
ein Richtweg,
595 Strebt der gewapnete Zug; ein Gefchrei geht, und
in der Heerfchaar
Malmend zerftampfet das Feld mit gevierteltem Trabe
der Huffchlag.
Grob und kühl erifareckt fich ein Hain am Strome
vor Gäre,
Hehr ^ durch Religion Vorlebender; Hügel umher
ziehn
Höhlend den Kreis, vom Gehölz der düfieven Xamie
gegürtet,
600 Sag' erzählt, hier weihten vordem uralie Pelas-
ger
Hain und Tag dem Silvanus, dem Gotte dar Hur
und dei Viehes:
Welche zuerA einnahmen den Raum der latinifchen
Felder.
Unfern hier hielt Xarko die Macht der Tyrrhener
in £cherm
Iiager verfchanzt; und deutlich bereits vom erha-
benen Hügel
605 Sah man daa iamtliche Heer im geräumigen Thals
gedehnet
Achter Gesang. 99
Alf hieher Äneas der Held und die ftreit)>ar«
Jugend
Naheten, nihn fie ermüdet, - die Roff' unc^ die Lei«
ber erquickend. ,
Venus die Göttin indefs, glanzhell in ätherifclier
Wolke,
Kam und trug das Gefchenk; und den Sohn im ent»
zogenen Thale,
Wie fie am kiihUgen Strom abwärts den gefonderten
antraf, 610
Redete fo mit Worten fie an, ihm willig erfchei*
nend:
Siehe, gefertiget dir durch Kunft des Gemahl«
das verheifsne
Ehrengefchenk; dafs bald du, o Sohn, nicht ftolzf
Laurenter, ,
Noch ihn zageft im Kampf zu beilehn, den feurigen
Turnus.
Alfo fprach, und umarmte den trauteften Sohn
Cytherea; 615
Vor ihm Aralten gelegt die Rüftungen unter der
Eiche.
£r, von der Göttin Gefchenk und fo herlicher Ehrf
befeligt,
Kami den ftaunenden Blick nicht lattigen; jedes
bewundernd
Späht er genau, und wendet umher in Händen und
Armen
Jezt den Helm, wie mit Büfchen er droht, wie er
Flammen unihergiefsty 620
Jlezt das ^ntfcheidende Schwert, und aus Erz den
ftarrenden Hasnifch,
7^
" ,' - * . T
100 A N £ i s.
r
Röthelnd wie Blut, unmäfsig, wie wenn die bläu-
aichfe Wolke
Hell von» der Sonn' Anfiralung entbrennt, und den
Himmel durehfünkelt;
Dann die geglätteten Schienen aus lauterem Gold'
und Elektron,
625 Auch den Sj^eer, und den Schild voll unausfprech-
licher Wunder.
Dort der Italer Macht, und dort Romaner-
, triumfe,
Nicht das Gefchick miskennend, noch künftiger Tag'
unverftändigt.
Schuf der erfindfame Gott; dort alles Gefdhleeht, das
entblühn einft
Wird von Askanius Stamm, und geksimpfete Krieg'
in der Ordnung.
630 Auch die entbundene Wölfin in grünender HöUe
des Mavors
Schuf er zum Sliugen gefireckt: wie beid' um die
Euter ihr hangend
Spielten die Zwillingsknaben, und beid' an der Pfle-
gerin fchlürften,
Unverzagt; und wie jene mit länglichem Hälfe ge-
wendet
Schmeichelte, und um einander mit bildender Zunge
fie leckte.
635 Roma zunächfi, und geraubt die fabinifchen Töchter
mit Unfug,
Im zufchauenden Raum, nach ftatflichem Spiele des
Circus,.
Fügt' er hinzu, und wie fchleunig zum Kampf auf
Römulus Bürger *
Achter Gesang. i 101
Tatfus ßünnte der. Greis, und finftere Männer von
I
} Cures.
Said nochmals^ nach der Fehde Betanfiigung, ftan«
den die Herfcher
Vor dem Altare des Zeus, die Opferfchar in den
Händen, 640
Seid' in Wehr, und fchloITen den Bund mit erfchk-
I genem FerkeL
Nahe dabei war Metus, wie wild aus /einander des
Vierfpanns
I Wut ihn gefprengt: (ja du foUteft im Wort, Alba^
ner, beharren!)
i
j Ringsum Tchleifte die Glieder des Manns, der ihm
I heuchelte, Tullus
l Durch das Gehölz, und es thaute von fpris&endem
Blute ^er Dombufch. 645
i Auch Porfena gebot,, dejx verbannten T^rquinius wie-
p der . ,
Au&onehmen, und drängte die Sta4t mit grofiier
Belagrung;
Doch Äncas Gefddecht hob ftUrra/end, den ' Stahl fii«
die Freiheit
I ümnutsv^ll war jener im BlicJk, und dem Drohenden
ähnlich,
Anzufchaun; wie zu trennen die Brück' ihm wägete
Codes, 650
Und wie den Banden entfchlüpft auf dem Strom ihm
Clölia hinlchwamm.
Ohen ftand, zur Hut djes tarpejiTchen IJortes befiel-
let,
Manlius, welcher den Tempel und dich, Capitolium,
Cchüzte;
102 Ä N E £ s.
t
Frifch war das Königeshaus mit 'romulifchem Halme
gedecket.
655 Siehe f die lilbeme Gans durchflatterte goldeiie Hai-
len,
Ängftliches Flugs, anhiindend, die Gallier fein an
der Schwelle.
GaBier Mötnmen empor durch GebiiTch', und'erftie-
gen die Burg fchon, '
Ci^ter dem Dunkel gefchirmt und der Nacht wohl-
thätiger Schattung.
Goldenes Haar war jenen verliehn, und goldene
Kleidung;
660 HellgeHreift ihr Kriegesgewand, tind die Hälfe, wie
Milch weif«,
Eingefiochten in ^old; zween alx>ifche Speer' in den
Händen
Schwenkten fie all', und den Leib umhülleten läng-.
liehe Schilde.
Auch aufhiii)fende Salierch6r' und nackte Luper-
ker,
Spizig^ Hüte mit WoH' , und dem Himmel entfallene
Scheiben,
665 Hatt* et geprägt; und es führten unfträfliche Mütter
die Stadt durch
Auf fanfifchwebenden Wagen das Heilige. Ferne
gefeilt' er
Auch des Tartarus Reich, die plutonifche Pforte des
Abgrunds,
Und Mishandelnder Straf, und dich, Gatilina, der
angfivoll
Hängt am drohenden Fels, und erbebt vor der Furien
Antliz ;
«. ^ »
Achter Gesang» lOft
Aach die gelbtiSerten Frommen, und dort den rich-
tenden Cato. 670
Weit bierzwifchea geftrebt war das Bild des gefchwol« ,
lenen Meeres,
Hell aius Gold; doch fch^umte mit grauender Woge
die Bläue;
Und aus blinkendem Silber umher Terftreute Del«
fine
Fegten mit ftürmenden Schweden die Flut, und
fchnitten die Brandung.
Drin auch Orlog^otten von Ers, und aktifche
Kämpfe, 675
Konnte man fcHaun; ganz fahft du von angeordneter
Kriegsmacht
Braufen Leukate's GeRad', und in Gold aufleuchten
die Meerflut.
Hier war Clifar Aujguftus, die Italer führend zur See«
Cdhlacht,
Er, und VSIer, und Volk, 6hfv0ltefiäb Mächt-, vkü
Penaten,
Stehend auf hohiem Kaftell: dem ^^pelte GlUt von
den Schläfen 680
Fröhlich entfiralty und vom Si^eltel das jUlifcfae
Vatefgtftim blinkt.
Seitwärts fchwebt Agrippa mit helfehden Winden
und Gittern
Hochher, flihrtod den Zug: dem^ als vorfcheinendei^
Kriegsfchmuck,
BeU die Schläfen umglänzt die gefchnäbelte Krone
des nt^erüegs,
^ort, mit barbarifcher Macht Und manttigfaltigei^
Rtiftung, 6 85
104 A N E 'i s.
Führt Antonius liegend vom röthlichen Strand der
Aurora
Samt Agyi)tus die Kräfte des Aufgangs und das ent-
legne
Baktra daher; ihm folget^ o Gräull die ägyptifche
Gattin.
Alle zugleich nun ftünnen; es fehäumt^ von gezoge-
nen Rudern
6^90 (praiiLz zerwühlt 9 und dem Sturz dreixahniger Schnä-
bel, die Meerbahn«
Offenes F^ld trird ^gefucht; man glaubt, entwuhlte
CyUaden
Schwiin^ien im M^er» Felshöhen begegnen erha-
^ benen Felshöhn:
^o droht Männer gewalt von thürmender Xa£ der
Kafielle.
Flamme d^ Wergs in der Hand, und fliegenden
Stahl an GefcholTen,
695 Sohleud^rt man hei'.r neu röthöt deir- Mord die neptu-
nifchen Felder.
Matten die König^ ruft mit heimifcbem Sifter den
Heerzug;
Noch .nicht fchaut £e zurück auf der Zmltingsfchlan-
. . . gen Verfolgung.
Allerle? Qö^ergelcfalechts Scheufar, und der fidler
: Anubis,
Gegen Neptunus^ und Venus ^eftellt und gegen
Minerva,
700 Halten Gefchofs. Rings tobt im Gewühl der Ent-
fcheidungen Mavors,
Grafs aus Eifen erhöht, und finJßere Diren vom
Äther;
ACHTE^R GesaNG. 105
Und frok hebet den Schritt im zerriiTenen Mantel
die Zwietracht,
Welcher in Haft nacbfchreitet aiit blutiger Geifsel
Bellona«
Hochher fchant und richtet der ahtifche Herfcher
Apollo
Seine Grekhott'; und alle vor Angft, die Ägypter
und Inder, 705
Alle t^TÜohn die Sabäer, die Araber aHe verfchiich«^
tert.
Seiher die Königin Cehien den gerufenen Winden
die Segel
Schnell zu vertraun, und gelöft gleich gleich zu ver-
langen das Tauwerk.
Unter Ermordungen >war lle, .utict blaib. vor nahen«
I dem Tode,
Abgebildiet vom Crotte, wie Wog' und.lapyx fie fort-
trug; ' 710
Geg^niiber in Gram der an Wuchs.. Umnäfsige N£-
lus,
Wie er den Bufen entf ehlofe ;. und mit ganz aufwat*
..4eif der Kleidung
Rief hl. den bläaÜdBen Schöofs nnd buchHgen Strom
die Befiegten.
Doch dreifach in Tritmif: durchfuhr die romanifchen '
Mauern
Gä&r, ' und weäf unfierblich Gelübd' Italia's GöU
tem, 715
Rings in der Stadt dreihundert mit Pracht aufiltei-
X gende Tempel.
Laut von Spiel und Geklatfch und Fröhlichkeit fchol-
len die Gaffen;
106 ÄneIs* Achter G&samg.
Jeglichem Tempel ein Chor von Msbrninnett, jeden
Altäre,
Vor den Altären die Erd' umhliuft mit geopferten
Farren.
720 Selber gefezt ajri der Schwelle des rchneeweiDsfchim-
memden Phöbus,
Überfchaut er der Völker Gofchenk', und an pran-
gende Pfoften
Hängt er ile; larnghin ^iehn die bezwungenen Stamm'
in d^r Ordnung,
Wie vielartig an I^aut, fo ^n Tracht der Gewand'
und der Waffen.
Wohl hier hatt' er Nomaden geformt, und entgürletc
Afrer,
725 Ijeleger hier,^^ und Karer, und pfeilbewehrte 6eIo-
4
' nen,
Mulciber. IKer ging jeto gefönffigter Wallung ISa*
frates;
-Moriner, wohnend am Rande der Welt, rweihßmig
der Rhenus,
Ddher, iinzähinbarer Wut, und der Britckenveräcli-
ter Araixies.
. • Solch Kunft werk auf der Mutier Gefdienk, dem
Schild^ Vulkanus,
730 Staunet er an, unkundig der Dinig*^ und &dhlich i^^
Bildung;
Und er etheBt auf die Schulter d^ Seinigen Ruhm
und Verhängnis.
••»^mm^^^m
/ :
Ä N E 1 S.
NEUNTER 6ESAN G.
4
I N ED A L T.
Turnus, in Äneas Abwesenheit, ziekt gegen das trojanirchc
Lager; indem er die Schiffe verbrennen will, werden fie ü
Meernymfen verwandelt. In der Nacht übernehmen es NiTo!
und Euryalus, dem Äneas die Gefahr zu melden , und kommei
um. Am Morgen Hürmt Turnus das Lager. Erße Kriegsthal
des Askanius. Pandarus'und Bitias öfhen das Thor, )Uid mor
^en die eindringenden Kutuler. Der heraneilende Tumaj
erlegt den Bitiäs, und, von Pandarus im Lager eingefchloflen,
auch ihn; doch endlich, da die Menge ihn überwältigt, weidt
er nach der Seite des Stroms, und fchwimmt tu den Seinigen.
Ä N Eis.
^NEUNTER GESANG.
Aber ii
indem dies fem an enflegeaer Seite gethan
I
ward:
Sandte dich, Iris, vom Himmel herab die fatumifche
Juno, ^
Zum kühnherzigen Turnus. Den Hain Pilumnus des
Ahnen
Hatf izt Turnus befucht, und weilt im geheiligten
Thale.
So tait rofigem Munde begann die thaumantiTche
Jungfrau: 5
Was kein Gott, o Turnus, dem wjinfchenden je
zu verheifsen
^^gete, fchau, das brachte von felbfi der rollend«
Tag dir.
I^enn Ä|ieas, die Stadt und die Freund' und die
Flotte verlafTend,
^ing zu dem Häuf' Euandrus, des paUantinifchen
Königs.
Und nicht genug; er drang zu Cörythus äufserften
Burgen, 10
I
I
110 A M E X S. )
i
Lydiermacht zu bewafnen, und aüfgefammeltes ^'^ '
Volk.
'VVas denn geCäumt? Nun Roffe zum Kampf, '^
Wagen ermuntert!
Brich den Verzug, und fogleich das verwirrete ^*^^
geftürmet!
Sprachs, und zum Himmel empor gleichlclll^'
bende Flügel erhebend^ .
15 Rafch auf gewaltigem Bogen enteilte He unter r
Wolken. I
Jener erkennt, und beide die Hand' in die LS
der Jüngling,
Hebt er enippr^ und verfolget die foheicl^nde r
iit
er
mit Ausruf: j
,zi4
Iris, vrer hat im Gewölk dich fehwebende;
des Äthers, ' I
her die »Co plö2l|
Nieder %ut Erde geführt? Woher die -£0 plö
^ > geklärte 1
20 Heitre der Xuft? Ganz feh' ich getrennt aus eif-^
ander den Himmel, '
Und die Geftirn' umfchweifen den Pol! O ich fol| <
der Vorfchau,
Wer du zu Waffen auch rufR! — So redet' er; dasi^
zum GewälTer
Trat er vor, und fchöpfte vofn oberen Wirbel die
WeUe,
Viel zu den lEwigen flehend, und bäuEte, GßlObd' v^
den Äther.
25 Schon das Xämtliche Heer durchwandelte offenes
Blachfeld,
Stok an BpITen» und ftolz an Gewaa4 vqH Büdu^
und Gpldes,
Neunter Gesang« 111
e bezlämt MeiTapus die Ordnungen, hinten des
Tyrrhus
dliche Söhn'; und Tumu«, dem mitderen Treffen
gebietend^
t £chy von Waffen umblinkt, und ragt mit der
Scheitel empor ganz:
mit des Urfprungs lieben geruhigen Bä[chen der
tiefe 30
ges die Stille durchfleuCrt, und mit fruchtbarem
Strome der Nilus,
um er die Ebnen verlajbty und Ichon iß das Bette
lieh einzwängt,
izlich nunmehr das Gewölk, von dunkelem Staube
gewirbelt,
taun die Teukrer von fem, und die Zeigende
I Schwärze des Feldes.
pd von der vorderen Zinne zuerlt ruft alfo Kai-
I kus: 35
. Welch ein Gedräng', o Bürger, das Ichwarz'in
! der Finßemis anrollt!
^en herbei ! rafch, bietet Gefchofs ! und ^rfteiget die
Mauern!
ph ift der Feind! Heda! — Mit unUndUcbem
^ Lerme durch alle
Üiore gedrängt, ziehn Teukrer herein, und erfüllen
die Fefiung.
Ileuifo hatt' im Seheiden, des Kampfs wohlkundig,
Äneas 4ö
Angemahnt: wenn irgend indels einträfe der Zu-
faU,
Nicht in die Schlacht zu ordnen das Heer, noch
dem Felde zu trauen;
112 A N E 1 S.
Nein, nut das Lager zu fchüzen, und ilchcrer Wiille
Verfchanzung.
Drum, obgleich mit dem Arme zu nahn Unwill' und
Verdrufs lehrt,
45 Werfen £e Thor' entgegen jedoch, und gehorchen
dem Ausfpruch,
Und fie erwarten gewapnet den Feind in gehöhlten
Bafieien:
Als fchnell Turnus voran dem langfamen Zuge geeilt
war,
Zwanzig erlefene Reiter in feinem Gefolgt und der
Feftung
Unvermutet lieh naht; ihn trägt ein weifslich gefcheck-
ter
50 Thraciergaul, roth wehet von goldener Kuppel der
Helmbufch.
Jünglinge, wagt lieh einer mit mir, der zuerii
in den Feind dort . • •
»
Ha! fo ruft er, und fchnellt den gewirbelten Speer
in die Lüfte,
Ihn den Beginn^r des Kampfs, und fiolz in die
Ebene fprengt er.
Lautes Gefchrei nun heben die Freunde und mit
fchrecklichem Ausruf
55 Folgen lie. Alles erJEtaunt ob den zagenden Herzen
der Teukrer,
Dafs nicht gleichem Gefilde lie traun^ nicht mSnn-
liehe Waffen
Tragen zum Streit, nein lauren verfchanzt Hier
itüimend und dorthin
Späht er die Mauern zu Rofs, und erforfcht abwegi-
gen Zugang.
Neunter Gesang. 113
So me der Wolf, nachftellend der wiminelnden •
Hürde des Schäfers,
BrauTend die Latten umtobt , da er Wind' und
Regen geduldet, * 60
Über die Mitte der Nacht; dort harmlos unter den
Muttern
•Heben die Lämmer Geblöck; er, fchnaubend tot
Zorn und verwildert,
Raft die gefonderten an; hart peiniget ihn des Ver«
fchlingens
Lange gelammelte Wut, und fein blutlechzendcr
Rachen:
»So dem Rutuler jezt, da er WäU' .und Lager um«
i fchauet, 65
Steigt in Flamme der Zorn; und Mark und Grebein«
durchglüht Schmerz: v
Welcher Verfuch ihm öfne den Grang, weleh Mittel
die Teukrer
Aus dem Verfchlob auffiör' , und hervor in ^ dBe
Ebene fchütte.
lezt, wo die Flotte geheim an deii Rand fich drKngte : .,
des Lagers,
Feft mit Dämmen verwahrt ringsum und flie&enden
Waflfem^ 70
. Sprengt er hinan, und ermahnt die jauchzende
i Schaar zur Entflammung,
Selber die Hand eilfertig mit brennender Fichte
bewafnend.
^un ftrebt aUes, gedrängt von dem mitarbeitenden
Turnus :
Schon ifi die fimtliche Jugend mit qualmigen Brän- .
den gerüAet ;
tt .
114 A N E X S.
75 Schon \ßncl die'HeercIe teraubt; peclifeliwarz auf-
dampfende Leuchtung
Hebet der Kien, da. mit Glut Flöckafch' in den
{• -Äther emxiorfunkt.
Welcher Gott 1 hat , o Mufen , fo graufame Flam-
men den Teukrem
Absewandt? wer. folch ein Verderb den lodernden
/ Barken?
Meldet es. Alt ifi dejk» Glaube der That, doch dau-
' rend der Nachruhm.
•80 WShrend der Zeit, ' da Äneasf zuerft auf dem
phrygifchen Ida
Baute die Flott*, anordnend die Fahrt in die Höhen
des Meeres,
Trat B^recynti^ lelbfi, die Gebärerin ewiger Göt-
^ f ter,
Sagt man, zu Jupiter hin, und redete: Leifie mm
• Sohn, doch,
Was die liebend^ Mutter dir fieht, nach bez^nrung-
feiern Olympus.
85 Sieh ein Fichtengehölz,: mir werth feit Jahren der
. Vorzeit,
War mein Hain auf der Höhe des Bergs, wo man
Opfer etnportrug,
Von fchwarznadligii' Kiefer und Ahombalken gedun«
helu i
Bie, da der Flott' er bedurft', haV ich dem darda-
nifchen Jüngling
Qfeine gefchenkt Doch jezo beklemmt mich bange
Beforgnis.
90 Löfe die Furcht, und lals durch Flehn dies können
die Mutter,
Neunter Gesang. 115
Dafjs kein fchüttemder Lauf in der Flut, kein wir- 1
belnder Sturm fie
Trümmere« Fromm' es ihnen, da£B Heimat uhfer
Gebirg' iß!
Ihr antwortet der Sohn, der die Stern' ümdre»
het des Weltalls:
Mutter, wohin ruiK du das 'Gefchick? was heifcheft
du jenen?
Sollen von fterblicher Hand erbauete Barken unfterb-
lich 95
Haben' das Loos? Soll £cher die Bahn unfichrer *
Gefahren
Gehen der Held? Wann freuet ein Gott So grofser.
Gewalt lieh?
Nein, wann jen' ausduldend ih^ Ziel, die aufonj-
fchen Hafen,
Rimfiig erreicht; wie manche fodann lieh gerettet
aus Brandung,
Und den dardanifchen Held hinfuhr zum Laurenter-
gefUde, 100
Sterbliches Baues enthüir ich £e all', und heifse fie
grofser
I Meerflut Göttinnen fein: gleichwie die nerei£che
Doto
[Cnd Galatea die Brufi durch fchäumende Wogen
einherfiürmt
Sprachs, und Bekräfti«^ung defs bei der Flut des.
itygifchen Bruders,
^eim fchwarzwogigen Schlünde von Pech aufreden-
der Ufer, 105^
^inlet er; ganz von dem Wink erfchaudert umher
der Olymx^us,
8»
116 A N K I s.
Jezt war der Tag der Verheifsung genaht , und
den fehuldigen Zeitlauf
Hatten die Pareeti efrfullt; da empört von dem Fre-
vel des Turnus,
Cybele kam, zul Vertreiben den heiligen- Barken die
Feuer.
110 ^rß nun ftralt* in die Augen befremdender Schim-
mer , und machtvoll
Schien ; von Aurora daher ein Gewölk zu durchlau-
fen den Himmel,
Und der idäifche Chor; dann fank graunhaft aus den
Lüften
Solch ein Laut, der die Heere der Troer und Rutu-
1er einnahm:
Nicht mir. fo ängfilich, o Troer, die Schiffe ver-
theidiget; niemand
115 Waihe die Handl Zu ^verbrennen das Meer wird
eher dem Turnus,
Als die heiligen Fichten, vergönnt! Ihr^ geht mir
gelöfet,
Geht, Göttinnen des Meers; die Erzeugerin wills! —
Und' auf einmal
Reifen die Barken gefamt vom > Steüer^nde das
Strandfeil,
Und nach Art der Delßne mit niedcrtauchenden
Schnäbeln
120 Fahren JQe unter die Flut. Dann, feltfamesr Wunder!
wie Jungfraun
Heben fie, gleich an Zahl, fich empor, und-tlurcb-
fliegen die Meerflut.
Tief e^fiaunen im Geift die Rutuler; felber ge-
fchrecktauch
Neunter Gesang. 117
Stuzt Meflapus. mit fcheuem Gefpann; ja der fä'u*
inende Strom hält,
Rauheres Tons, und es wendet vom Meere den Lauf
Tiberinus.
Doch nicht weicht das Vertraun dem unaufhaltfamen
Turnus; I ^ 125
Trozig . ermahnet er alle zu Mut, und Arafet iie tro«
zig:
Troja's VoUi gilt, M&rmer, die Schau! SelbA
Jupiter hat ihm
Jezt die gewöhnliche Rettung entrückt! • Nicht Waf-
fen, noch Feuer
Braucht es von Rutulerhand! . Pfadlos find die Meere
^ den Teukrem;
Nirgend iA Ho&ung 'der Flucht: der Wefen ein
Theil ift geraubet; 150
Aber das Land in im£rer Gewalt! Zii Taufenden
ftürmen
Italervölker mit Wehr! Nichts fchrecken mich wahr-
lich, worauf wol
Stok die Phrygier poehen, die Schickfälswofte der
Götter!
Schon hat Schickfal und Venus gen^g, dafs Troör
' die Fruchtaun
Rührten der fegensvoUen Aufonia! Eigisneis Schick-
' fal 135
Hab* ich für mich: mit dem Stahle das flbevele Volk
zuvertügen.
t)as mir die Gattin entrifs! Nicht rühret allein die
Atriden
Solch ein S<;hmerz; nicht darf auch allein fich bewaf-
nen Mycene!
W9
* 118 A N E 1 s.
«Doch eüiimal zu vergehen genügt.» Ja genügte zu
freveln
140 Einmal auch, und erfchienen fie nicht AUhaller des
ganzen
Weibergefchlechts ! Ha denen des troztoden Walles
' Umpiahlung
Dort, und der Graben Verzug, die winzige Scheide
des Todes,
Höhet den' Mut! Doch fahen iie nicht, wie die
Mauren um Troja,
Die Neptunus gethüomt mit der Hand, hinfanken in
Feuer?
145 Wer, o Erkohrene nun, wer wagt, mit dem Eifen
die Pfählung
Einzuhäuil, und ftürmet mir nacji in das zitternde
Lager?
Nicht vulkanifche Wehr ift mir, nicht taufend der
Segel
Gegen die Teukrer Bedarfl Lafs immer gefamt ihm
vereinigt ,
Sein, die Etrusker im Bund! Nicht Dunkel und
fchleichenden Diebftahl
150 Dürfen fie fcheun; nie bergen wir uns in dem Bau*
che des RoITes:
Offen bei Tag', ift befchlolfen, mit Glut zu timrin*
gen die Mauer!
Niqht mit dem Danaer follen fie fich, und pelasgifcher
Jugend,
Dünken am Streit, die Hektor zum zehenten Jahre
verfpätet!
Jezo wohlan, da entflohn mit dem belferen Theile
der Tag ift.
Neunter Gesang« 119
FröMiclies Muts Dir den Refi , nach wohl gefiihreten
I Thaten, 155
i Pflegt, MSmie£, den Leib, und hajM ie$ berei«
tefen Kampfes.
Aber, die Thor' indeß^en mit urachEimer Qut zu
! belagern,
I Wird dem Meffapüs vertraut, und: die Sltdt zvL um-
gürten mit Feuern.
Vierzehn werden y^ die Wälle nüt RutuleryoUc 211
I bewachen,
Auserwählt; und es folgen der Jünglinge . jeglichem
hundert; 160
Wallend mit purpurnem Bufah,iund.ihell iA SchtiUT
. mer des Goldes.
Rundum gebts, man wechOslt ;iden. Stand;!; undLl im
I Kraute gelagert,
Spendet man milder den Wein^ un|l kehrt, Mifcht
krüge von Erz um.
Ringsher firalen die Feuer; det* Kacht SchlafloGglieit
• kürzet #
Froh die Wache mit SpieL . . .. L 165
Hierauf fchaun von dem Waüle Jußrab. di« Troer,
mit Waffen
Haltend die Höhn; auch nicht ohn' ängfiUehe Sor?
gen inraforfcht man
Rings die Thor', und vereint Bollwerke ipit Brücken;
Gefchois auch
Tragen £e. Mneffiieus drängt das Gefchäfi, und der
rafche Sereftus:
Welche der Held Äneas, wenn einft Unfälle bedrohe
ten, 170
120 A N E i s.
* •
Ordner der Thaten zu fein und der Jünglinge Len-
ker, befteUet.
Mann fUr Mann auf den Mauern, Grefahr und Be«
fchweirliclikeit theilend,
Waoht, und betreibt um einander fein Amt, ^e
jedem es oblag.
Ififus ftand dem Thore zur Hut, der verwegenfie
Kämpfer,^
175 Hyrtalnis Sohn, in Äneas Geleit von der Jägeriu
Ida
Mitgefandt, ein. Befliigler des Speers und der hur-
tigen Pfeile.
Neben ikm Aand der.GenoXs Euryalus, welchem an
Schönheit
Keiner der Aneaden in troifcher Rüftung roran-
Knab' annoch, um die Wangen mit fproffendei
Jugend gezeichnet.
140 Gleich war beiden der Trieb, und \fie fiiirztenirer-
eint in die Kämpfe. .
Jezt auch warteten beide des Thors in gemeinlamer
Obhut
NiAis zuerA:'Ob Götter die Gkit in die Seele
mir hauchen?
Ob, Euryalus, jedem ein Gott fein fiürmifches Herz
wird?
Kampf nun, oder was irgend für IJerliches, gleich
zu beginnen,
185 Treibt mich der Geift, und kann die behagliche Ruhe
nicht ausftehn!
Schau doch^ welches Vertrauen, der Macht/ die Rutu-
1er einnimt
Neunter Gesang. 121
Sparfam leuchtet die Glut; in Sefalaf und Weine
beftattet
Liegen fie; ringsum fehweigen die Gregenden. Wei«
ter vemim izt.
Was ich erwägt y und welcher Gedank' in der Seele
mir auffieigt.
DaCs man Äneas beruP, ift allen, dem Volk und den
Vfitem, ,190
Eifriger Wunfch; und dafs Männer man fend', um
Sichres zu melden.
Wenn man dir, was ich fodre, ve^heifst; denn mir
ift die Handlung
Ehre genug: fo hoff' ich, an jenem Hügel ent«
decken
Läfst fich der Weg zu den Mauern und Feftungen
Pallanteums.
Aber Suryalus ftaunt, von begeiftemder liebe
des Ruhmes 195
Innig . durchbebt; und fofort zu • dem brennenden
Freunde beginni^ er:
Ich denn werd*^, als Genofs erhabener That dir
zu wandeln,
nifuS) verfchmäht? Dichf allein in fo groCie Gefähr-
lichkeit lair' ich?
Nicht fo hat mein Vater, der kundige Krieger Ophel-
tes,
Unter argdlifchem Graun und Troja'ff harter Bedräng-
nis, ' 200
Mich erzeugt und- gelehrt; nicht fuhrt*- ich auch fol-
che^ mit dir aus,
Folgend dem Held Äneas zum aufiserften Rande des
. Schicklals.
122 ' A N E ! 8.
Hier ift, hier auch ein Herz, das den Tod verach^
tet, und wohlfeil
Glaubt mit dem Leben zu häufen , wohin du.trach-
teft, die Ehre!
205 Nifiis darauf: Wohl haib' ich. von dir nichts fol-
ches bezweifelt!
Nicht doch! Nein! So wahr dir zurück mich Jauch-
zenden bringe
Jupiter, oder wer fonft mit gewogenen Blicken her-
abfchaut!
Doch wenn nun (wie du häufig erkennft in fo gro-
fser Entfcheidung)
Wenn zum Widrigen etwa der Zufall^ oder ein Gott»
führt;
210 Bleib mir überig du ! Dein Alter tft westher des
Leben«!'
Einer doch X^^ ob de:^ Schlacht ich entraft» oh roxi
Golde gelöft ward.
Der mich vertraue der Gruft ^ wie Gebrauch; und
verfagt das Gefchick dies.
Der dem Entfemeten Sühnung beforg' und Ehren-
begräbnis !
Gern auch fpar' ich der Mutter fo trauriges Webe,
der Armen,
215 Die dir einzig , o Knab', aus dem Schwärm -der
Mütter gewagt hat,
Mftzugehn, nicht achtend die Stadt des erhabnen
Aceftes.
Jener darauf: Du fträubft dich umfonft mit nich-
tigem Vorwahd;
Und unverrückt noch Acht mein fefter Entfchluft in
' der Seele»
pur dii
Neunter Gesang. 123
Hurtig geeüt! — So ruft er, und weckt Mithütende;
jene
Nehmen den Ort, und warten des An^ts; nach Ter«-
lalTener Stellung 220
Gehet er felbft mit Nifus vereint; und fie laichte den'
Ki>nig.
Alks umher in den Landen ^ was athpnete, lölet'
im Schlummer
I
Still Von Sorge das Herz, und vergafs mühfeliger
Arbeit:
die Gebieter des Heers, die erlefene Dardaner«
I Jugend, .
Wen in Rathsverfammlung das Heil des gefahrde-
I ten Reiches: 225
Was zu thun, wer jezt dem Äneas trüge die Bot*
fchaft.
Auf langfchaftige Lanzen gelehnt, uiid Schild' an
den Armen,
Standen fie mitten im Lager des Felds. Da naheten
Nifus
Und Euryalus fchnell, und fofort verlangten fie
Zugang;
Srofs fei und werth des Verzuges der Aiitrag. Erft
nun tulus 230
Nahm die hafiigen auf, und befahl zu reden dem
«ifus.
Dann fo Hyrtakus Sohn: O vernehmt mit gün«-
ftigem Herzen,
Darianer, und nicht fchäzet nach unferen Jähren
den Vorfchlag.
Rings das Rutulervolh, in Schlaf und W^ine befiat-
tet,
124 A M £ i' s.
235 Schweigt; auch fahen wir felbft den Ort zu heim-
lichem Ausgang
Frei, wo 4er Weg iich Icheidet dem Thor, in der
Nähe Ai^s Meeres.
Dort ift liücke der Feuer, und dufterer Rauch zu
. den Sternen
^ Qualmet empor. Wofern des Glückes Gebrauch ihr
ver&attet ;
Sollt ihr Änea^, gefueht um die Fefiungen Fallan-
teums,
240 Bald mit erobertem Raub, nach . fchrechliches Mor^
des Vollendung,
Annahn lehn. Nicht wird auch der Weg uns Wan-
delnde teuTchen«
Dort am dunkelen , Thal erblidAen wir vorne die
Bergftadt
Auf weitftreifender Jagd, und fpäheten völlig den
Strom aus.
Jeso, von Jahren befchwert und gereifteres Sin-
nes, Aletes:
245 Heimifche Mächt', ihr, deren Gewalt ftets Troja
behütet!
Doch nicht ganz zu vertilgen den Stamm der Teuk
rer gedenkt ihr.
Da ihr lo feurigen Mut, fo entfchloilene Jünglinge«*
herzen,
Sendetet! — Dann wie er fprach, iie beid' an Hau
^ den und Schultern
Hielt er gefafst, und nezte mit ftrömender Thränf
das Antliz. —
250 Was doch, Mioiner, o was kann Würdiges rdchei
Verdienfte
/
Neunter Gesang. 125
\ Euch zum Lohn ausdenken mein Herz! Den her-
' lichfien Lohn erß
; \
Giebt ein Gott und der Seele Gefühl ; das andre
bezahlt dann
Euch der fromii;ie Aneas fogleich; und, der jugend-
lich aufblüht.
Auch Aslianius wird euch nie vergelTen die Wohl-
that!
j Traun ich, welchem das Heil ganz ruht auf dem
I kehrenden Vater, 255
Ruft Askanius rafch , bei^ den grofsen Penaten, ^
o Nifus,
Bei des AITarakus Lar, und der greifenden Vefta
Gemächern,
Fleh' ich euchl Was immer mein Glück, und wa«
mein Vertraun ift.
Leg' ich in eueren Schoofs! Ruft, ruft mir zurück
den Erzeuger!
Lafst mich wieder ihn fchaun! Nichts fchreckt, wenn
jener nur da ift! 250
Zween ans Silber geformte, von Bildungen ftarrende
Becher
Creb' ich, welche der Vater gewann als Sieger
Arisba's;
Zween Dreifüfse dazu, zwei grofse Talente des Gbl«
des, '
Auch den altenden Krug, den gefchenkt die Sido-V
^ nerin Dido.
Doch wenn das Italerland zu empfahn, und das
Zei^ter der Herfchaft, 265
Ginft dem Sieger gelingt, und dasLoos um Beute
.zuwerfen;
126 A N E t s.
Siehe. 4u fahft, wie Turnus zu Roiü;, wie in goldener
Rüftung,
Prangetet felber da« Hofs, famt Schild' und rötheln-
dem Helmbufchy
Nehm' idfi dem Loofe zuvor, fchon jezt dir, Mifus^
Belohnung.
270 AuDserdem wird zwölf der erlefenfien Frauen der
Vater
Und der gefangenen Mä'nner verleihn, und zu jedem
die Rüftung;
Auch was er felbft an Gefilden belizt, der König
Latinus.
Aber o dich, dem näher an Raum mein eigenes
Alter
Folgt, ehrwürdiger Knabe, (ogleich mit innigem
Herzen
275 Mehm' ich dich zum GenoITen und Freund für jeg-
lichen ZufalL
Ohne dich foll nimmer ein Ruhm mir in Thaten
gefucht fein;
Steht nun Krieg, Acht Friede bevor, dir eignet der
höchfien
Thaten und Worte Vertraun. — Und der KnaV
Euryalus redet .
Sblches darauf: Mich foll kein Tag fo kühnem Beftre-
ben
280 Ungleich zeihen hinfort; nur falle zu glücklichem
Ausgang,
Nicht abwendig, das Loos! Doch dich,, yot fllen
Gefchenken,
Bitt* ich um eins. Die Mutter aus Priamus altendem
Urftamm
Neunter Gesang. 127
Ift mir gefeilt, die Arme, die nicht das Ilieriand
hielt
Auszuwandern mit mir, noch die Stadt des erhab-
nen Aoeftef*
Diefer, die gar nichts ahnet, was hier vielleicht iiir
Gefahr ift, • 285
Scheid' ohn' Abfchiedsgnifs ich' hinweg. O die Nacht
und dein Handfchlag
Zenge mir, nicht ja vermag ich die Mutterthräne zu
dulden!
Tröft* ihr du, ich flehe, den Gram, und hilf der
<
Verlafsnen!
Gieb mir mit die Hofhung von dir! Dann kühneres
Mutes
Geh' ich in aUes, w«s fallt! — Den erfchtttterten
Dardanionen 290
Stand in Thränen der Blick; und zümeilt dem fchö*
nen lulus.
Und ihm brannt' in der Seele der Väterltebe Gedächt-
nis.
Hierauf redet er fo:
Alles verheiDse dir felbfi, was eddler Mut dir ver-
dienet!
Denn mir Mutter iA jene hinfort, und der Name
Kreufa 295
; Fehlt allein; nicht ftehet für folche Greburt ein gerin«
Bank ihr bevor. Was immer der That auch folge
für Ausgang;
Hier bei dem Haupte befchwör' ich, wobei fonft
pflegte der Vater:
128
A K 1^ l s.
Was ich dir felber gelobt , wenn* du kehrft, und
glücklich hinausführfty
300 Eben dasfelb' ift der Mutter befiimmt und deinem
Gefchlechte*
AlTo i^pricht er bcthränt, und hebt von der
Schulter das Schwert fich,
Goldumfiralt, dais künfilich der gnofifc^e Meifier
Lykaon
Schuf, und bequem einfügt' in diö elfenbeinene
V Scheide, ^
Mneftheus reicht dem Nifus ein zottigea Vlieb^ des
erlegten
305 Bergleun Raub; und den Helm vertauf cht der bie-
dre Aletes.
Stracks nun gehn iie gewafiiet einher; da die Wan-
delnden aller
Fürften Gredräng' an das Thor, der Jünglinge fo wie
der Greife,
Weit mit Wünfchen verfolgt. Auch du, o fcbSner
iulus, ,
Hoch an Mut vor den Jahren erhöht, und an Sorge
des Mannes,.
310 Gabft dem Vater zu bringen noch viel Aufträge.
Doch Lüfte
Raffen fie all' aus einander, und Ibreun. in Gewölk
fie vereitelt.
Vor nun gehn £e die Graben hindurch, und im
nächtlichen Dunkel
Nahn fie dem Lager des Feinds; erft foUten £^
wenigAens manchem '
Bringen Verderb! Ringsum voll Schlafs,^ und Wein«
in die Grasau
Neunter Gesang. 129
Seim &e die Leiber geftreckt, und am Strand die
gerichteten Wagen, 315
Rädet uinher.und Geriem, und Männer und Ruftun*
gen liegend,
Weine zugleich. Da beginnt der Sohn des Hyrtiikua
, alfoj
Frifch, ' Euryalusy vräge der Arm! Nun rufet
die Thät felbll I
Hier ift der Weg! Da forge, dafs uns nickt etwa
Toin Rücken
Eine Haild.ficJi erheb', und ichau in diä Fdme mit
Vorficht 320
Hiet will iiiht aufräumen, und weit dir Öfhen den
Durchgang.
Sptsidks, und dampfte den Laut; sugldch- mit
dein Sohwerte den fiolzen
Khamiie« Wiasideh er an, der hoch auf der Teppidhe
Blähung
Hingerti*ecfct aus den Tiefen der Bifuft aüfhafuchte
' den Schlummer:
König zugleleh» und als Seher geliebt dem Könige
Turnus, 325
Doch niciyt könnt' äbweaodeti der fehenAe Oeift das
Verderbnis.
Drei ihm aunächft durch Waffen geUgiirte .Dieltet
entraft er^
Kemus den Waffenträger darauf^ und deii- Lenket
des Wagens
Unterm G^fpaim, mit dem Stahl ii»m d^Jhwgetiden
Nacken, enthauend«
Datoi däntKöitige mmt er das Haujit; der veitlaltcne
Rumpf dort 330
^'iRBit yoti Vop?. in. 9
130
A N £ 1' 5.
Schjuchzet mit üSralendem Blut, da£s üeudit von im-
kelon Morde
Tejxpiche triefen und Land» Aiush UaaymM feUlägt
er und Lamus,
Auch deoa -Jüngling Sarrmaiu, ier viel in den nacht-
liehen Taumel
»
Hatte igdküptt^ preishaft an Geftafk, und vom Safte
ides* Gottes
335 Lag, JdSe fiHisder' gelähmt: der Glückliche^ Jkätt' er
die Nacht durch
■
Jenen ihüpfehden TmsL iin die Morgienhelle gedeii*
»etl
So Mde der htogri^e iLeu die ^gdiüvdeteki Schafe
durehtummelt,
Denn ihn erregt wutvdlle BBgier^.:«un^£di^gt ^r
' aind.ldiieppt er
Söhwadber verlhimitieiides Vieh^ unfl biwaft Ait blu«
tigern Rachen*
340 ^vMi nicht weniger mordet £ttrya(lW; felber
f entbraimt auch
WÜte^* ers viele derwefl «us- tnamdüloile^esii Vol«
m
Abaris Are^ihter^ und iRhdtii« dahin^ *tt€»rlyeruf und
Aale hetä\lbtj tuur Rhdtus war waeh, «und fcbaiiete
«iBe^l
Abel" er ^felmate vor Angft lieh hinter fiem mäcAtigen
Mifchknig.
345 Grad' in die Bruft ihm bcMTg der NttbeoKte» ab er
fich^atvfiiub,
Gans «'biir sum Hefte diis' Schwert, «nd^vidll'^des Mo^
' des 'einsog ers,
' Neunter .Gesang« m
Pmijuixoth: der fpeiet die Se.er, und mit jBlute yeiv
mifdbten
Wein yerJfi;r6]|it er im Tod. Fort tobet 4er nacht«
licl^e Würger. ^
Schon M^IEfip^s ,Crepoj(ren erreictit' ß^ jeWi wo
hapja poch
Glomm .4ie erlofohe^e Glut, und woU nach de^
Weife gefeffelt 350
Rupften die Gr^i^e da^ Gra^; ah fq ej^fertiger
Niftis
(Denn er |ieperkt' ih^ ^ weit divrch f/lqrd un4
Begierde geflihret):
Ahftehn lab misl ;beg^^n; denn es naht iVnfteund-
liche Helle!
VölUg der Streifen genug ! ein Weg .ift ,gej>^lmt .durch
die Feinde!
Vieles Crerä^ der Männer, aus lautrem Silhctr
gel^^ildety 355
LajTen :ßej yfsXen und Kr^iige des Weins, und der
Teppiche Kunftwerk.
.Rhamnes Oehei^ nur wählet lEuryal^s, jenen von
Buckcdn '
&old€4^ ßw^t den einft dem Tiburtier Reviulns
fandte,
Reich an h£i^cher Hab' , um entfernt zu vieiibinden
das Gaftrechty
Cädicus; d^r .dppin fierbend vermacht' ihn %u eigen
dem :£nkel ; 360
Qoch nach dem Tode gewannen iie .Rutuler ihn in
der FeldTchlacht
Diefim raubt er^ und fugt ihn umfonft um die tapfe-
ren* Schultern«
9''
132 Ä N E 1 fl.
Auch den meilapifchen Helm, ihm gerecht und von
Biifchen umwallet,
Sezet er au£ Und dem Lager enteilt, in das Sichere
gehn fie.
365 Doch aus der Stadt der Latiner vorangefendete
Reiter,
Während die übrige Macht noch weilt iii der Ebne
geordnet,
Zogen dahcr^ dem Turnus vom Könige bringend die
Antwort:
VolTcens führete iie, drei Hunderte, alle gefchü-
det.
Und fie nahten dem Lager bereits und den troifchen
Mauern;
370 Als fie jene von fern, die links Abbeiigenden, fa«
hen.
Und Euryalus gleich^ mit dem Helm in däinmemdem
Mondlicht '
Unachtfam fich verrieth, durch hell anitralende
Schimmer.
Nicht unbedeutend erfchiens. Laut ruft äMt den
Wandelnden Volfcens:
Halt! was fachet ihr dort? wer feid ihr^ bewafnete
Männer?
375 Wohin traehtet der Gang? -^ Nichts fireb^ten jene
dagegen,
Sondern befchleunigten Flucht in den Wald, und
vertrauten dem DunkeL
Si^rengende Reiter umziehn, als KundSge^ jeglichen
Abweg,
Dort und dort| und befezen die Ausgänge alle mit
Wache.
Neunter^ Gesang. 133
Rauh w^r der Wald, dichtitarrend von Strauch
und dunkeler Steineich'
... »
Überall, und mit Vom und itachlichten Ranken ver«
wildert, ^ ' 3'80
Sparfaur fchimmerte Pfad durch überwachsene Stei^
Jezt dßn Euryalus hemmt das düfire Gezweig' nni
des Raubes
Hindernde Laft, auch teufchet die Furcht aus dev
Richtung der Wege.
Nirus enteilt. Schon war, wie betäubt, «r den Fein*
den entronnen.
An clem G^ßflld, das fpäter von Alba's Namen Alba^
ner- 385
Ebene hieb, jezt hohes Gehöfd des Königs Lati*
So lyie er fiaiid, und umfonfi nach dem f«]ilendei|
Freunde iich umfah:
Wo, Ew>yali:is ) vro mir Ungtückfeligen * bliebft
du?
Wo doch folg' ich, zurück in verworrenem Gange
mich wendend,
Gapz durch teufchenden Wald? — SJugleich nun
famm^I^t er rückwärts 390
leJe l)eaphtete Spur, und durchirrt die fqhweigcndei|
Büfche,
Trabende Roff', und Geyäufch und Z;eichen Verfol-
gendeir hört er.
Pnd nicht lang^ noch daurtSj^ da Gefchrei jpu deifi
Ohren herantönt,
■
VH er luryalufif fchaut: den die ßmtlichß Mwgf
durch Teufchung
134 A N E 1 8. ]
i
395 Trügrifcter Gegend und Nacht, und jSULicheit ScKrtf «
des Tumultes, I
EihfcUiefst, und, Vfie er vieles umfonA liocK trai h
tcte, wegreifsL
Was tu thuh? lilit Gewalt und verweg^nefn Wafl| w
den Jüngling
iehbri eiiffztehn? wife, oder zum Sterben gefafst (d
die Schwerter ,
Stürzen j tiiid rühmlichen Tod fich befchlennigl eii
mitten in Wunden? i
400 Schnell mit gezogenem Armö den Schaft ümdille
hend des Speeres,
Schattet' er hoch zur Luna empor, und het^i^ei
■
alfo: :
Dd, o Göttin, ja du, nah' htilfreicli unferfni
Dranglal!
Eierde der Stern', und der Forft' AufiTeherin*
ter Latona's! J
I/Tenn je deinen Altären für mich Dankopfer dl: I
Vater l
405 Hyrtakus trug, weiin ich felber mit Jagdgefchänkelü
' dich ehrte, ^ |
Und in die Kupplel fie hängt', und vorn an den he?>
ligen Giebel; ■
Lafs mich verwirren den Schsvarm, und lenke Ml
. Wehr durch die Lüfte !
Sprachs^, und ganz mit dem Leibe die Kraft ^
anfirengend dem Eifen, ]
Warf er; es flog das Gefchofs, und zerfchlug die
nächtlichen Schatten;
410 tJnd in deii Rücken gefiUrmt dem entgegenftehencleJ^
Sülmo,
in, Tocf!«
pA
Neunter Gesang.. 135
es aafoibft, und drang mit gefplittertem Holz«
die Bruft durch.
jher krümmt fich, »nd fpeit heifeftrömcndes Uut ^
aus dem Herzen
, weil kyampfige« ScMnchien endang an den
Seiten ihm Idopfet.
Ingnimlier fehwm alle beftörat, Wock Wiiger
jezo,
it, ein andre« Gefchof» Koekher wog jener vom
Ohre. ***
ea ße noch »itterlen, drang durch beiderlei SchlSfe
dem Tagus
irlchend der S^eer, und hing im durchbohreten
Hirne gewärmet
blfcens tobet in Wut; und nirgend erfcheint, der
den WurCTpiefs
iendete, oder auf welchen entbrannt anrennen er
könne.
Du doch foHft mir indeft mit warmem Blute Veiw
geltung ^20
Men fiir beide zugleich' Er fprach«, «nd mh
suchendem Schwerte
Ging er Euryalus an. Nun traun voU Schrecken und
finnlo«
Hehl dort Nifa« Gefchrei; und nicht fich bergen im
Dunkel»
Kam er hinfort, noch länger den Schmerz der Vcr.
zweifelung ausi^ehn:
Mir, mirl (Thäter bin *ch!) lu mir her wendet
das EUen, *^^
Rutaler! Mein ift g«» der Betrug', Nicht« hat ja
gewagt dir,
136 ' A w E i s.
Oder, gekoimt! Dort Himmel und kundige Sterne
bezeug'» ich!
Nur zu cfiferig hmg er dem unglückfeligen Freund'
an!
. Alfo^ redet' er nock;. da der Stolüs des gewalt*
famen Schwertes
430 Jenem die Rippen durchfahrt, und den I^Uenbufen
zerfchniettert.
Ach Euryalus krümmt £ch im Tod% um die reizen-.
den Glieder
Strömet das Blut, fchwach finket der welkende Hak
auf die Schultern:
So. wie die Pui^urblume , gefafst von der fchneiden-
den Pflugfchar,
Lafs hinfchmachtet und Airbt; wie der Mohn mit
ermattetem Schafte
435 Niederbeuget das ^ Haupt, wann fchwer ihn Regen
belaftet
Nif US ftürzt in den Haufen mit Wut, und allein vor
den andern
Rennt er den Volfcens an, und allein verharrt er
' bei Volfcens.
Dicht ümf'cbwärmender Feinde Gewühl^ bier drän^
gend und dorther,
Stür^it ihn fort. Sindringend noch heftiger, rollt er
4Aes Schwertes
440 Jflamm^nden Blie; bis er endlich dem Rutuler, fo
wie er auffchrie,
Grad' in den Mund e^ verbarg, und den F^ind i^^
Sterbende mitnahm.
Jezo über dfU'Frwnd, den entfeeleteni warf er ßd»
fclber
Neunter Gesang. 137
Ganz cfaircId>ohrt ; hier fand er die friedfam^ Ruhe
des Todes.
gliickCelige« Paar! wenn meine Ge£Kng' es ver«
mögen.
Euch raubt nimmer ein Tag andenkendeni Preife der
Nachwelt; 445
Weil des Äneas Stamm Capitollums ewigen Fei»-
berg
Anwohnt, und mit Gewalt abherfcht der romanifche
Vater.
Aber die Rutuler, mächtig des Siegs und erbeu-
teter RiUtung,
Trugen nunmehr ins Lager bethränt den entfeeleten
Volfcens.
Gleich fo war im Lager der Gram, da den Rhamnes
fie blutlos 450
Sahn, und der Erfien fo viel' in einem Morde getil-
get.
Auch Sarranus .und Numa. 'Es drangt ein Gewühji
um die Leiber
Noch halblebender Männer daher, um die Stätte,
von lauem
Morde noch frifch, ^nd die Bache gefüllt von Tchiju-
mendem Blute.
Man erkennt mit einander die Rüftiingen, auch des
MeiTaims 455
Schimmernden Helm, und die Pracht des npt S^hweüjfi
geretteten Gurtes.
Schon beftreute die Lande zuerft Aurora mit
jungem
Morg^iijiqlit, auiSeigend vom Safraiilager Titho-
nus.
138 A N £ I s.
AI« tchtm firalte die Sonn% vnä Tag fekoil klärte
die Dinge,
460 Reget zu Waffen diie Männer » er felM in Waifen
gehullel;
Turnus; nnd rafch in flen KampT erdenclitende Ord*
nungen treibt er,
Jedem feiii Volk; und fie fehärfen den Zorn mit
s.
mancherlei Zuruf«
7a auf ethobenen Lanzen fogar, ein klägUclief An-
blick!
l*ragen fie mtfgepitanzt, mit Gefchrei nacUblgend,
des Nifus
465 und des Euryalus Haupt,
Troja'ff hartes Gefehlecht an der linken Seite der
Mauern
Stellt fich entgegen zum Kampf (denn rechts umgür-
tet der Strom fie),
klält die gewaltigen G-raben befezt^ und auf kohen
Bafieien
Steht es betrübt; auch rührt fie der M&iner gebef-
tetes Antliz,
470 Ach nur allzu bekannt, und gefchwärzt von feuch-
ter Verwefung.
Jeto die Sngftliche Stadt in geflügeltem Schwünge
durcheilend,
Meldete Fama den Ruf, und fchon zu Euryalus
Mutter ^
Sttinttte fie. Plözlich durchfuhrs der Elenden Marli
und Gebein kalt;
fnd ihl* entfank aus den Hl£nden das Schif, iveg
rollte die Arbeit,
N.-
Neunter Gesang. 139
Auf imi^ fliegt fic, die Arm', «iid in Tireiblichem
Trauergeheul ach 475
RanfeUcI das Haar, zu det Maucur in Wut tind def
vorderften Heerfchaar
Reiinef ^e, nicht der Mslfiner, und nicht der Gefahr
ufnd dei* Waffen
Eingedenk; dann füllt fie mit jammernder Klagö den
Hinitnel! '
So, EuryaiuSy fchaut dich mein Blick? Du, wel-
cher des Alters
Späteii l^oÄ mir Terhieft, mich konntelt du lafTen
allein hier, 480
Graüfamer? Wicht auch ward, da in folche Gefahr
du dich fchwangeft,
Abfckiedsworte zu reden vergönnt der elenden Mttt«
\ ter?
Ach im t*refmdlingslande latihifchen Hunden und
Vögeln
I-iegft du Äum Raube geftreckt! Nicht hab' ich Mut-
ter den Trauer-
Zug dir gefShrt, noch die Augen gedrückt, noch die
Wunden gewafchen, 485
In das Gewand dich hüllend, das dir ich nächtlich
und täglich
Fleifsigte, und am Gewebe vergaCs jies forgenden
Alters.
Wo doch fpShn? utro hält die vom Rumpfe ' geriffenen
Glieder
Vnd die verftümmelte Leiche das Land nun? Jenes
von dir nur
Bringft du, o Söhn, mit zurück? Drum folgt' ich zu
Land' und zu Waffer? 490
14Ü An £.1 s*
Mich hier treft, wenn ötwas euch rtihrt! mir eure
Öefchoffe,
Rutiiler, alle gefchnellt! mich raffet zuerft mit dem
Stahl hin!
Oder erbarme dich du, der Ewigen Vater i und
donnre
Diefe« Haupt , das verhafste , mit deinem (refchois in
den Abgrund;
495 Da nicht anders ich kann mir die Qual abktirzeii ies
Lebens!
Allen bewegt ihr Jammer das Herz, und Seuf-
zer der Wehmut
Gehen umher; es Aarren gelähmt zum Kampfe die
Kräfte*
Als fie den Gram fo' entflammt, di| nabn Idäus und
Aktor,
Auf des Djoneus Wort und des vielbetbränten
lulus,
500 Nehmen üe beid' in die Arm', und fuhren £e unter
das Obdach«
Aber es fchmetterte fem aus gellendem Erz die
Trompete
Graufes Getfin, Es erfolgt Ausruf, un4 voHi Himmel
der^ NaphhalL
Rafcli ai| dringen, gedeckt von wölbenden Schildeni
die Volsker,
Auszufüllen die Graben bereit, i|nd die P(JihIe aüu
rütteln;
505 Zi4gang fuclieii fie theils, und den WaU zn ßtHirOf
ipen mit Leitern,
Wo dünn ftreitef die Macht, und l^^U d4iph(chemt
die Un^&inglung,
Neunter Gesang.. i4t
Weniger dränge von Volk. Dort fchütteten Waffen
die Teukrer,
AUervArt, und ftiefsen herab mit gewaltigen Schale
tenfii •
Lang' IIB Kriege gewohnt zu vertheidigen Mauer
und Bollwerk«
Stein' auch, fchmettemder Laft; entrollten fie, ob fie
vermöqhten 510
Durchziublrechen den Sturm der tTmwdlbeten. Doch
da fie alles
Mutig befiehn in dem Schirme des enggeiehloITenen
Daches,
Nicht mehr halten fie aus. Denn -wo grofis • anraget
die Heerfchaar,
Rollt man oben und fiürzet den ungeheueren Fels«
bloek,
Welcher die Rutuler Areckt ringsum, und dem Waf-
fengewölbe . 515
Trennt den Verband. Nicht mögen die trozigen
Rutuler ferner
Blindem Kampfe vertraun; nur iftu ^ jagen den Feind
von dem Walle,
Scliwm^^n Iie eifrig Gelchofs . » »
Anderswo nun, ha gröblich zu fchauh> mit etruski«
Tcher Fichte
Tobte- -Measentius her, tmd fchwenlil' aufdami^fende
Feuen 520
Dodi Meffapus der tield, der neptunifche RoiTe-
' ' J>ezähmer,
Reibt «US exHumder die dPföhF, und verlangt für die
• Feftungen Leitern.
E^ucli, o CUUiope, fleh' ick, jl^geiAexwg liOiUchet
^ dem länger;
V^as mit dem Stahl iUr Mo^rde muunehr, <wie gejiäufte
Vertilgung
525 Turnus volU>racht; wen jeder hinal>gc^e^et zuu^
^ Orkus j
Und o entrollet, mt mir de^s G^Ccblechts imendlic^ejii 1
Umbng, {
fjßx ja gedßut^t, .i)ir liöiuo^t, Zqiis Tpchterj [eja^em
das Gedächtnis.
Aufwärts {pl^ut ui^mäfslg c^ ^htirm,, ii|it c^rha-'
b€U(ic(n ^rücken,
^obl ei|ULahmcin4 4en.0rt: dennüt.äH&eiiiKi^ I^cht
zu erobern
530 Sämtlic^h der It4ler Stäipm', uiid.}dw:cli^i|^ ^ ler-
rtitten. gewaltfam
JgUüe»rtcua; ükV die Tro^ y^ryieidigten »ot^i^a m
Steinwarf,
Vnd dqn jp^hQ^et^ Schürten cgatfcloiieUtm fi^ 4kht
, . die .G^fcholTe.
Jgrß:. niya.^ l/;til#iidpi9e T^uri^us .§lie jiell apfladjemde
Fackel;
Und feft haftet der jS^ife die jQ^t, die, ^mm iWittde
gemehret,
535 JElAf^h das .GptM'Ql ergreift, und dm fongenftoi JMp-
ften fiq)i anlchmiegt.
AngftvpU^mihlt.uiinr^Aig G^wir^, urui ittöftftft mch
Errqttang
XrdQhten .ßf^<. iW^il nun ge4räiigt die j^ntbebtode
SchAaniich zurückziehe
JDorUun^ WP 4ic %er|l;(>rung Dioch iolnonti 4^^^^^^
der ^{«aift fank
NeUNTXH GfiSANQ» 14$
Piöaücb dei: Xliuna mit Gdksaph, A»S$ Uhi imi^
<ten Himmel es donnert.
Jen' auf die Erde gequetfcht von .dew fchww lia<^
folgenden Abfturz, 540
TiieiU an die eigenen Lanzen g^ipief^^ jm.d th^ilß
von dem harten
Holze die JBrüfte .durchbohrt, enttaumeltt £ie« Kaum
. . -nur Heleuor
Rafi £gIi tiud Lykus hervor. Frifch bküht' .an Jilg^ni
Helexiorf
Den ätim im&omCohen König die JVIagd JJfiyxaßi%
. heimlich
Attfgenährt» und gen Troja gefandt mift varlioteneii
Waffen: 545
Leidit mit ^geauigenem Sohwert, uttdw veiGito Xart^
: . fohe .noch ruhmlos. '
Ala .fieh. diefer nmsüigt von den Taufenden Jbhattfd
>: xles Turnus,
Dort rdm Credräng' und .dort vomi.Credmiog'.uiadrQht
i.der Xiatiner;
So wie flia Wild^ tkui im üretTe der dic}tt.einfehlie.«>
Isenden Jäger
Gegeiot GrtfcltoJb anwiitet, und lelbfi; waUwiffend ^van
Tode 550
Rennte und im Sprung hoch über .die . drohtoden
'. Spielse ; hinwegf ezt :
So aucfc rennet der Jüngling ztun'Tod' .in die Mitte
der Feinde
WtUeady und wo dieiGefcboir' henuieken .am diehe-
teften,.ßrebt er.
X]dai&9 .im lonif weit fchneUer, Jiefchleuiiigctt
unter den Feinden,
s
144 A N £ 1 s«
555 Unter den Waffen, die Flucht su dem Wafl, und
hoch die Verfchanzung
Strebt er hinan, aufringend die Hand der fienöilen
KU rühren.
' Turnus, nicht weniger rafdi mit Gefch6fs nachren-
nend dem Flüchtling,
Schmähet ihn, aU er geltegt: Wa^? unferer Hand zu
entwifchen,
l'hörichter, hofteft du das? und ^ugleiiph : den han-
genden felber
560 I^aCBt er, Und reifst ihn herab mit dem miuJitigen
Theile der Mauer:
Wie wenn den flüchtigen Hafen xub Luft -e&ift Jupi-
ters Vogel,
Oder ^den filberH^n Schwan/ mit kralligen Klauen
^ emporräft;
Wie wenn ein .Iiia]nm> dem> die Mutter mit lehn-
lichem Blöcken gefolgef^
Raubt der iüvcHTtifche Wolf von den Stdlungen.
Lautes Gefchrci nun
565 Hebet fich^ an drüagt alles^ und .füllt mit dem Schutte
die Graben;
Oder entflamiaete Brände des Kiens an die Giebel
'- • # entfchwingt man.
Abeir. IKoneus dort mit dem üeliigen Xruiaiii ^^^
• Gebirges
Streckt. den iLuc^iiis, welcher ^imi Thor auftragend
heranfcJiritt;
Liger, Emslthion^ dich, und den Korynäus Ai'y*
last . :'.
5 ZO Dar mit dem Speer > d^r rüftig mt fmihe^r tetifehen-
dem Pfeile;
Neunter Gesang. 145
r
Doch den Ortygius Cäneus, den Hegenden mordete
Turnus.
Klonius dann 9 und den Itys, den Prömolus, und
Dioxippus,
Sagaris auch, und der oben am Thurm vorkämpfte^
den Idas.
Kapys entraft den Privemus, den leiTe der Speer
. • des Temillas
Eben geftreift; doch jener, den Schild abwerfend im
Unfinn, 575
Streckte zur YFunde die Hand; fchnell flog der gefie«
derte Pfeil her,
Heftete links an die Seite die Hand, und, im Leibe
N £ch bergend,
Brach er mit tödlicher Wunde die athmenden GSQge
des Lebens.
Arcens Sohn auch ftand in köfUichem Waffen«
gefchmeide,
Bunt das Gewand von der Nadel, und hell in ibe*
rifchem Purpur, 580
Ausgezeichnet an Wuchs : den Arcens fandte der'
Vater,
Aufgenährt in dem Hain der Erzeugerin ^ um des
Symäthus
fluten, wo fett und verföhnlieh anjezt dös Palikus
Altar ift.
Siehe Mezentius legte die Speer% und die fatifehde
Schleuder
Schwang er ums Haupt dreimal im gezogenen Wiif*
bei des Seiles; 585
Dnd ihm grade die Schläfe mit fchmelzendem Blei
aus einander
ViHoit Tou Vom. IIT. 10
Spaltet er, dafs langhin in den Saud der gefireckfe
(ich ausdehnt,
Jezt im Streite zuerft hat Asl^nius, vrit man
erzählet,
Stahl von des Senne gefohnellt^ da zuvor er flücb-
tiges Wild nur
590 Tummelte j und mit der Hand ihn erlegt^ den tapfren
If umantis : '
Per SomEL Remulus vnirde genannt, und des Königes
, Turnus -
jüngere Schwerer Jdch neulich als Braut in die Kam*
mer geführet
Vom an der Spize des Kami)fes, zntn Sohicklichen
mengend den Unfehick,
Tönet^ er laut, und gebläht von des Königes neuer
Verwandfchaft,
595 Schritt er '«iiiher, grofsmächtig mit groilser Stimme
ßch tragend:
Ifkk nicht Schmach ^ dafs ihr ivieder in Wall und
Belagerung haftet,
Zweimal gefangene Pliryger, und Tod abwehret mit
Mauren?
Sehauet fie, die kriegdrohend von nn* fidi Vermal-
luhgen fodemt
Welcherlei Gfott teieb euch in Italic, welcherlei
Wahnfinn?
600 nicht hier Schalten Atriden, noch fieUt hier Reden
Ulyffes!
Hart vom Stamme die Art! Die Geborene^ gleich
zu den Strömen
Tragen wir hifi^ abhärtend in Froft und ftrengcm
Gewäffer,
Neunter G i; s a n g. 147
Wachfam find die Knaben zur Jagd , und durcliftre^
fen die Waldung;
Gaulle eu lenken ihr Spiel, und Gefcliofs mit dem
Hörne zu fchnellen.
Aber di6 atbeitfame , bei wenigem fröhliche Ju*
gend 605
Zähmt bald karftend die Flur, bald fchiittert fie Städte
mit Krieg auf.
GroDt und Klein handhabet den Stahl; und den
Rücken des Pflugfiiers
Treibt diBi' gewendete Speer; auch felbJl liicht lau«
mendes Alter
Mag abfdbwiichen die Stärke des Muts, noch die
Frifche verwandeln.
Silbernes Haar umTchliefset der Helm; und auf Beute
beftändig 610
Beute daherzufUhren behagt, und zii lebto von
. Raubgut
E^ch ifi mit Safran gejftickt und' leuchtendem Purpur
die Kleidung;
Trägheit wieget das Herz; es erfreut eiii. ewiger
Reihntanz;
Auch bat Ärmel der Rock, auch pi'angt mit Binden ;
die Haube!
Phrygerinnen fürwahr, nicht Phryger jal tanzf durch
die Berghahn 615
Dindymosj wo den Verwöhnten erfchallt.ziVeilÖch*
richte's Schallrohr!
Trommel und, horcht! berecyhtifcher Bi|X der idäi-
fchen Mutter
Rufen euch ab! Lafst Männern die. i Wehr » üild .wei-
chet, dem Stahl aus!
10-^
* 148 A N E t 5.
Ihn, der fo prahlende Wort* ausrief und graule '
Verkündungy
620 Trag Askanius nicht; und er itrengt' auf der Senne
von Ro£shaar,
Gegengeftellt, das Gefchofs; und die Arm' aus ein-
ander gezogen
> , Stand er, dem Jupiter flehend zuvor mit Gelübden
in Demut:
"V
O allmächtiger Zeus, wink' Heil dem kühnen
Beginnen!
Selhft dir bring' ich fodann aUjährige Gaben zum
Tempel;
625 Vor die Altar' auch ftell' ich mit goldener Stime den
Farren,
Weib wie Schnee, der ähnlich das Haupt mit der
' Mutter erhebet,'
Qjer fchon ftöHst mit dem Hom, und Sand mit den
Fülsen umherltreut!
Jupiter hörte das Flehn, und vom heiteren
Räume des Himmels
'Donnert* er laut linksherj da erklingt der entTchei-
dende Bogen;
^30 Und es entfliegt, graunvoUes Gefchwirrs, der gc-
fchnellete Rohrpfeil,
Dringt $lurch des Remulus Haupt, uiid Stahl in die
Hahle der Schläfen
Bohret er« Geh', und der Tugend mit höhnifchem
Worte gefi)ottet!
Zweimal ge£uigene^ Phry§^r verleihn' fo Rutulem
' Antwort!
Askanius nur. Die Dardaner folgen mit Au^
- *
- ruf,
f Neunteü G e a a n 0» 149
Und frohlocken vor Luft, und erheben den Mut zu
den Sternen« 635
Grad' aus Stberifchen Höhn Iah jest der gelockte
Apollo
Auf des Aufoniervolks Schlachtreihn und ^lie Vefie
heninteri
Sizend auf leiditem Gewölk, und fprach zu dem
Sieger lulus :
Wachf', o Knal>% in der Tugend empör! So.
I
geht man zur Stembahn!
G^ttergefiahlediit, und Göttererzeugenderl Ruhen
mit Redit wird 640
Unter Affarakus Stamm, was Aufruhrs kommt von.
dem Schickfal!
Auch tätBt Troja dich nicht! -* So redete jener^
und fohwingt Hch
Hoch aus dem Äther herab, undi ' die athmendehi.
Lüfte zertrennend.
Geht er AAaniiis an. Je^t hfUlt er detf. greiTenden
Butes
Büdiiiig fidi um» Wehrträger dem D«rdanerheld
AnchiTes 645
War er vordem, und der Schwel}' aufiaerkender
Hüter; doch jezo
Gab ihn der Vater a^ur Hut dem Askanius. . Gawf
war Apollo
Ähnlich an Gang dem Betagten, 'W SÄniW zugleich^ -
und ^n Farbe,
Auch an erblichenem Haar, und fürchterlich raffeln*
der Rüftung.
Und nun redet er. fo zum feurigen Knaben lulus: 650
150 A N £ K 6.
Sei es genüge Än^ide^ dafs ungeftraft- den Kiima-
Du mit. dem Sogen eviegt; Dir gönnt d^r «rhabne
Apollo
Diefes Xob xum Beguin;> nioht neidet er j^iches
.Gefchd^ dir.
VbAgeizB Skhox^, o Kn^be^ des Streib. ^ So^ redet
. Apollo,
655 Mitteh im Wort dann fcheidend-Terlielli er den&erb-
I . liehen Anblick,
Und £bmhin aus den Augen in wehende liUfte ver-
( : > fch^and er.
Alt'* ^haniUe A den ikoit und das GStlei^efdioGs , die
erhabnen
Dard^er, und £e Teniahsien den l^nendto Kdcher
im 'Aufibhwung. ,
Snitti;: tvfe er giert naeh'G^tedlit, ^auf das g^ttSche
< 'Wort des Apollo
660 Hält niau:Askamtts 'ab; ' felbft wieder seum Kaiiq)f
dei^ Entscheidung
treten 'S^i^, 4ind wagen' die'Seel'- in «^e.Gefalir
liin* *
^ Rings nLUn rollt iSehlächtruf durch die KrtegsboU-
* wfeJffc' um die Mauern;
Schaif fin^l die Bogen 'g^fi^anilti Sdiwungrientfen «it-
• fend6n den Wurffpiefs;
Ganz, ift ddi<<Ctrüiifd .mit Oefcboffifn: befiretitr Heer-
•fehilll' und gehöhlte
665 Heim' timtMt anpraU^nclGeldii^; rauh -Mittiet die
gcMaißlvt auf:
'So ^ie m inlichtfgtJ^m Scäalier vom Weft,' v» den
triefenden Böddein^
Neunter Gxsanc. 151
GeibAt der Regen das Land; wie dicht vcdl SchlpC-
fen ein Wetter
Slünfit in die -Furten lunab, wann J«]pitcr .griiblich
im. Südwind
RoUt AitTcbwangeren Sturme ^und bricht die belaAe«
len Wolken«
Paadama, 'fcooutiend vom Ida, und Bitlas, Zwil«
ling' Alkanors, 670
Die dii in Jupiters Hain aufzogft, WaMmännia
' la'ra,
Jünglinge» 'gleich wie Tannen an Wuchs und Berg«
* der Heimat^
Stehii<.tn fden Waffim bieherst, und das Thor, das
vertrauet der HeerfUrfi,
Sdhfieften £e auf» imd laden den Feind freiwillig
zur Fefiung.
Selbft danal vsdhtk inwendig und links, als mädvtige
Thnme; 675
Dcobsk 6»" vAiStühlf und es bebt um die ragenden
Hävfj^ei der Helmbufch:
So wib , cdbnMaiften vertraut,, an tlealhl Waliungen lau«
.' terer Stt-öme,
Nah* an Athefis^ Borde, des lieblichen, ' oder des
Padns, <
2iwo «nfiSnibende Eichen ^ilie nngefohorehen Häup*
ter :
Stolz in den Jämmel erhdltn^ init hoehher nidkender
Seb^eL 680
Em Aringtf Sturm, da gedfaDet £e Ruiuler 'fdiauen
j ' : .. < den^Zügang.
Quei(ceiia aber fofort, und Aquicöhis, herUch in
Waffen^
152 N, . Ä N E i s«
Tmaru« mit haftigem Geift, und zugleich der mavor-
tifche Hämon^
Wandten entweder die Flucht mit den ßimdichen
Kriegesgefchwademy
685 Oder verhauchten das . Leben, gefireckt an der
Schwelle des Thores« '
lest npch heftiger fteigt den erbitterten üersen der
Unmut,
Und fphon ftrömen gefchaart ringsher nach dem Orte
dife Troer;
Kühn fchon mifdht man die Hand, und wi^t £cli
weiter im Angrif.
Turnus dem^ Führer nunmehr, der am anderen
Ende der Fcftung
690 Tobt, und die n![£inner verwirrt, bringt nianFdie Ver-
. kündigung, mordend
Tummele wieder der Feind, und biete, die ofTenen
Thore«
Jener ^verläfst den Beginn., und gere§^^ von unend*
lichem Zorne,
Stürzt er zum Dardaneishore daher und' 4en fioken
Gebrüdem«
Erfi den Antiphates.nun, denn «lerft brat dieftr ent-
gegen,
695 Einer Thebanerin Sohn, Baftard des eIllAbnen,1Sa^
p^don,
Strecket er, werfend den Speer; rafch fliegt die
Auronerkomelle
Wehende Lüfte hindurch, und dem Schlund' ein*
bohlend entfchlüx^ft &e
Tief in die BruA; auf wallet die fchäumende Wog
au« der fchw«rzen
J
Neunteb Gesang. 153
Wunde GrcUiift, imd der Stahl in diirdAo&reten
Lungen erwärmet
Merops und ISrymas dranf mit der ^ Hand, drauf
ftreckt er Aphidnus; 700
Bitias drauf, vm ihm brannte der Blick , wie er
braufie vor Unmut;
Nicht mit dem Speer! nie mochte den Geift ihm neh«
men ein Speerwurf:
Aber die HeUebart'i in faufendem Schwünge ge*
fchmettert,
Kam wie der Donner gefchnellt: die .nicht zweiföl« ^
tige Stierhaut,
Nicht mit gedoppelter Schuppe von Gold der Behemde
Panzer 705
Attshidt; tanmelnd verfank das Ge^cM munSfinget
Glieder. ^
Dumpf tönt unten das Land, ihn umkracHt der
gewaltige Heerfchild.
So, wenn einft um BajS des alten «ubttifchen Stran«»
des
Felfiger P£eiler entftürzt, den groüi aus gewaltigen
Blöcken
Man in das Meer vorbauend gefenkf; fo -neiget ficB .
vorwärts 710
lener %uA Fall, und entfchiebt mit? Gekrach in dii
Tiefen hinunter;
Weitum mifchtfich das Meer, und wogt fehwarzröl«
len4c Sand' auf;
Boch bebt Pröchyta 'dann vom GetVf, und Inärimd
fohttttert
Ihr rauhzackiges Lager, das Zeus au^rarf dem
Typhöus»
154 A N £ IS«
715 s DoiM cicür «hrAffelle Mar« -gewiihrete jeaä den
Latmem
Mm^e Kraft, imd erTe§:te mit; heftigem: Sporne £e
Herseh^
!0ncl)in die Dardamer £»ndlf er .die. Fliiebt und die
dttülielä Zagheit.
Bings nun fireben £e her, da. v&engönnt des Kampfes
Gewalt war;
Kriegrifcher Geift des Gottesi h^tteUe Jie
» •
720 -! Pandärits, ^ er gefixeckt den Leiehiiami fchavet
des Bniders,
ITnil woiim'iiilni.wanKe das Glück, wie 4en Thaten
: T der. Ga&g fei,
fiücftwSiiü diTeb* 4t liäs Thor Jtraftrtil.airf gtfw^de-
tei^ Angel,
AA mit i!üJ%er Schulter gi^ftennat;; und deie Säimgen
.: viele.
fieUxü&rrei* . aetta iH>n der .Sbadt,^äind> lie&'^ile^dcr hat-
ten Bntfcheidung ; ^
725 Wtfurend er. andre qiit; fibh ,einJ£3d^ tind: dse^jStür-
Aehäenl aufhahm,
Srhb]r!^;dflr.>ti<(cAtt. 4a; der iMAtev diss "Schnhiims den
C 1 : ' : Riittiierkönig
Sähe nngletdi «einbrechend und ftliift e]nIfcUa& in di§
l'i.l'i . Feftuiig,
.Wie in. des; fiahüaliriehs Hürde :ään ungeheuren
;L;?» '.' Tigier. >
£yieiäh:niin'xfii^allf:in die An^» be&emdensdbKfSeliim-
•nier, die WafFen
730 RaJOTellen iprauTerjGretän, eir erbebt' auf der Scheitel
. der Ifelmbufch,
N £ IJ N T £«R. G fi S A N G. 15S
Roth vm Bliit^ and deii Schfld' eulwalleteii zuckende
Blize«
Bings .eifceiiiil die- veriiafste Geftalt und die üdireeb
liehen Glieder,
Plözlich Verwirrt, des Äneas Gefehledit. Dodt Pfto?
darus machtvoll
Sprin^^hervor, «id vom Zorne des Brndermiurde« '
j entflammcty
j Redet er r Nicht hier fchauft du den nrantpalaft detf
Amata, 735
Auch niftfat -Arde« fthliefst in hehnifche Mauern deii
* .• '' -Tamufll
Feindliehes Lagi^r'ift« hi^rj und umfonft' Ausgänge
verfuchA du!
Läcbeäbftd darob antwortet mit ruhigem Hefxeü
.. ihm Turnus:
Her! wenifi. Tapferkeit m^hnt in detiBntft^ vaiä ^^^
beginne den Zweikamx)f !
Hier aueh) miAdei^ab unt^n dem IPfiamni', fand iioh
.. .^ i' Achilles! 740
Alfo der Held; ' dl>eh jeiier^ iaait'ISiats^t&mKim
% ten fictf itrengendi
Schwiitgi.ihm 'den>Sfthaft, ^von Rihde noch voh'mii
fiai?renden Knoten.
Saufende Lüfif em^fan^n den Streich; die latiinii»
fche Juno
Wendet 'den lloiAtnenden ab; und es bohrt uk die ^)' •
. Pforte tler Wurflpiefs.
Doch %idit diätem Getv^hr, das 'mir itt'dei^ R^chl
< ten' fidh umdreht, 745
Sonft du entflMinl Nicht fo ift di^i^ Wehir Üi4ieber
•' und Schwinger I
156 A N £ JC s.
AITo fprach er^ und hebt fich dem. hocbaufflie-
genden. Schwert nach ;
^ Und in der Mifte der SchlKfen die: Stirn' ihm grad'
aus einander
Trennt, und die flaumigen Wangen, der StaU mit
gräCilicher Wunde.
750 Krachen erfdiallt, auf dröhnt von, der Laft der
erfchütterte Erdgrund;
Sxianniingslofe Gelenk' und RüJtiingen, blutig von
Hirne,
Streckt er /zur Erd' abfterbehd; und hierhin hängt
ihm und dorthin
Gleich getheilet das Haupt, uiid fchwebt von jeg«
lieber AchfeL
Schleunig > zierfliehn, umkehrend in haftigem Sdireckeo,
die Troen
755 Und vremi. ohne Verzug an die Vorficht dachte der
- Sieger,:
Aufzüfprengett das Schlofs, und die Fr^m^' in die
Pforte zu laffen;
Gleich jezt hätte der Tag npit dem KriegV und dem
Volk es geendigt.
Doch uniHaJjstge Wut und rafende Gier dei? Ennor-
düng ,
Trieb ihn entbrannt in den Feind«
760 > PhalaHs tv&t und Gyges mit 4lbgefohnitteneiB
Kniebug,
Raft er, und fendet darauf^ die enlriffeaieii Spesr ifl
die Rücken .
Eltebendert Juno erhebt mit Mut und Stäike dal
Herz ihm.
Neunter Gesang. 157
Halys dturohbohret er dann, und famt der Tarif che
den Phegeus;
Damii die der Sach' unkundig den. Streit auf der
^ Mauer entflammten,
Halios auch| und Alkandros, und Prytanis, auch den
. Noemon« ; 765
Lynkeussdann, der entgegen ihm ßrebt\ und die
Seinigen herrief,
Diefen mit zuckendem Schwert rechtsher, an dem
Walle üch Hemmend,
aus der Nähe
Samt dem Helme das Haupt fem roUete. Amykus
jezo.
Ihn, des Gewilds Ausrotter, dem nie ein anderer
vorging, 770
Salbe zu fireichen der Wehr, und den Stiehl zu
bewafhen mit Gifte;
Klytius, . Äolus Sohn » und den Freund der MuTen,
. den Kretheus, .
Kretheus^ heiligen Mufen vertraut: der holdes. Gefan*
ges
Stets und der Laute fich freut, und melodifche Sai^
ten zu fpannen,"^
feurige Rol[% und Waffen und Mann fiets £nge&d^
und Feldfchlacht 7 75
Endlich vernehmend den Mord der Ihrigen^
kamen der Teukrer
dürften, daher, Mneftheus und der ungeftüme . Sere«
fius;
ßingstun fchaun fie zerrüttet ihr Volk, , und den
Feind in den^ Mauern«
158 A N £ JL fr.
Mnefikeus jezt: Wo eilet ihr hin?, was trachtet ihr?
rief er.
7r80 Was iiir* anjkre Mauern, was noch für Fefixmgen
habt ihr?
Was? ein einzeler Mann, in. eueren.' Schanzen,
o Bürger,
< Rings umhegt, der hätt' uhgeftraft' durch die Veite
fo häufig
Morde geübt, und gefendet die edelfte Jugend zum
Orkus? •
Nicht des bekümmerten Volks und der heimiTchen
Götter gedenkt ihr,
78^ Noch des grölten Äneas, mit Scham, ihr Feig^ imd
Mitleid?
Durch die entflammenden . Worte gekräitiget,
ftehn iie in Heerfchaar
Dichtgedrängt Doch Turnus entweicht allmählich
dem Kampfe^
Näher zum Strom und dem Ende gewandt, wo die
Woge iich umbeugt.
Heftiger noch , &ürmt Teukrergewühl ndt grofsem
Gefchrei nach,
790 Drängender rollet die Macht: wie ein Schwann den
graufamen Löwen
Mit feindftjUgen Waffen umdrängt; .der erfcfarockene
jezo.
Zornige mit herberem Blick, entfernet fich; weder
zurückfliehn ^
LäM ihn das mutige Herz und der Grimm, w>ch
enjtgegen fich ftürzen
Kaim ef, wie eiferig Xolches er wünfcht, vor Gefchof-
' fen'und^ Männern:
-4
Neunter Gesang*. i59
So auch zweifelnd von danaen mit ünbeXoblemu^eni
Fufstritt 795
Hebt £cb Turnus lunweg; doch der Geift wogt £«*•
dend in Zorn auf«
Zweimal erneut* er mich jezt in umringende Feinde
den Angrif ;
Zweimal wanclf er in Fluclit die zerrütteten Schaft4
ren die Stadt durch«
Doch Ichnell &römen zurück die verfammeltex alir
auf den Einen.
Auch nicht wagt dagegeh ihm KraS^e^fatumifche
Juno 800
Hoch zu verleihn* Denn es fandte die luftige Iris
vom Himmel
lupiter, die unfanfte Verkündigung brächte der
Schwefter,
Wenn nicht Turnus entwiche der Dardaner thürmen-
»
den Mauern.
Dnim nicht kann mit dem Schilde fo fehr anßreben
der Jüngling,
Noch mit der Hand:, fo unter umfliegendem Sturm ,
der Gefcholle .805
Wird er bedeckt, Rings tönt den gehöhleten Schlä-
fen beftändig
Klingend der Helm; es zerlechzt das gc^diegene Erz
Ton dem Steinwurf;
Fortgefchnellt find die Mähnen dem Haupt; auch dec.
wölbende Schild nicht
^Daurt der Gewalt: Speer werfen auf Speer die Troer;
und Mneftheus
Tobt me der Donner heran. Jezt träult uh die
I Glieder ihm ringsher 810
160
AneIs. Neunter Gesang.
Schweifs^ der dunkel wie Pech (auch nicht aufath-
men ja kann er)
Miederftrömt; fchwerkeichend erbebt der entkräftete
Leib ihm.
Schau^ nun endlich im Sprung vorwärts mit der ßmt-
liehen Rüftung
Schwang er zum Strom fioh hinab. Doch jener mit
gelblichem Strudel
8i5 Nahm*den kommenden auf» und, in lanfitem Gewog'
ihn erhebend,
Trug er, vom Morde gefpült, den fröhlichjsn zu den
Genpffen.
Ä N E I S.
ZEHNTER GESANG
^'««tr. Ton Tom. ITT.
11
INHALT.
Jupiter ) nachdem er Venus und Juno umfonft zur Fried-
fertigkeit ermalmt kat, fckwört, dals er ohne Theilnakme den
Kri^ dem Schicklal überlalTe. Fortdaurende Beftürmung des
trojanilcken Lagers. Unterdefs kehrt Äneas aus Etrurien mit
Hül&TÖlkern in dreüJsig Schiffen zurück. Die aus Schiffes
gewordenen Nymfen melden ihm den Zuftand der Seinigen.
Kaum gelandet, wird er von den Rutulem bekämpft Pallas
fällt durch Tiimiis« Indem der rächende Äneas die Feinde
Schlägt y bricht Askanius aus dem Lager hervor. t)en Turnus
der Gefahr zu entziehn, itellt ihm Juno ein Luftbild des Äneai
dar; und da er das fliehende in ein Scliif verfolgt, reifst fie
das Seil «b, und ffihrt ihn ans Ufer von Ardea. Metentias
und fein Sohn LauXus von Anefts erlegt
Ä N £1 S.
ZEHNTER GESANG.
J
ezt wird geöfiiet das Haus des allnuchtrollen Olyan
pus, •
ITiid Verjanmüimg beruft der Götter und SterbKcben
Vater
Zum fiemhelleii Palaft: wo hoch auf die dande Aec
Welt her,
^ni auf das i)ardailerlager er fchaut^ tmd das Volk
der La;^er.
Lang find Säle befezt, weitoffene, leza beginnt
Zeus: . - 5
Himinlifche, grols an Gewalt, weshalb ward
jener Entfchlufs euch
Umgewandt? was kämpfet ihr fo unfreundliches Her«
Ich ja verbot, dals Krieg Italia regte den Teuk«
rem.
Warum ^gegan mein fV^ort MisheUigkeit? welche
Beforgnis
Hifiis die ;£cx^;en und f^ie dem Streit, utul empören
den Mordftahl? 10
.11*
164 A N £ £ s.
Annahh wird, nicht ruft fie, die eigene Stunde des
Kampfes:
Wann die wilde Karthago dereinft die romanifcheu
Burghöhn
Überzeucht nvit grofsem Verderb und geölheten
Alleen.
Dann wird Eifer und Hafs, dann raffende Fehde
vergönnt fein*
15 Jezo ruhty und fröhlich vereint friedfertiges Bund-
nis.
Alfo Jupiter, kurz. Nicht gab ihm die goldene
Venus
Wenig >zutück: ,
• •
Vater, :o du der Götter und Sterblichen ewige
Obmacht!
Denn was anderes bleibt, das noch anflehen wir
könnten?
20 Selber rfchauft du der Rutuler Troz, und wie Tur-
nus in Hochmut
Mitten auf fiattlichen Rolfen fick>hebt^ und gefchwol-
len von! Kriegsglück
Herftürzt! Nicht mehr decken gefchlolfene Mauern
die Teukrer;
Nein in den Thören bereits, und der Bollwerk' hoher
Umfchanzung,
Mifchen, fie Schlachtengewühl ; da£s in Blut aufvrogeu
die . Graben.
25 Nichts noch weifs Äneas entfernt So. läffeft du nie*
mals
Sie der Belagerung los? Der Feind .droht, wieder
dto Mauern
Zehnteh Gesang. 165
Der- aufblühenden Troja; zugleich noch* ein anderes
Kriegsheer:
Wieder ftiirmt auf die Teukrer daher vom ätolifchen
Arpi
Tydeus Sohn. Ja ich glaube; noch übrig ift meine
Verwundung;
Und, dein eignes Gefchlecht, erwart' ich Aerbliche
Waffenl ^ 30
Wenn uhgeheüsen von dir die Dardaner, gegen Ver«
I hängnis,
Drangen in Italcrland; fo la£s fie büben den Fre«
vel.
Nicht fie erfreuend mit Schuz. Dock folgten fie hä'u*
figem Ausfpruch
Oberer Mächt' und der Manen; warum kann jezo
denn jemand
Deinen Befehl umlenken? warum neu ordnen das
Schickfal? 35
Was doch erwähn' ich die Flotten, verbrannt am
Geftade des Eryx?
Was den Kdnig der Stürm', und die rafende Wut
der Orkane
f Aus der äoÜfchen Kluft? und die Wolkenwandlerin
' Iris?
lezo die Manen fogar (nur diefer Bezirk der Natur
blieb
Noch.unverfucht) erregt fie, und plözlich gereizt auf
die Obern 40
Tobt Alekto daher durch der Italer Städte mit Wahn«
finn.
II •
Über das Reich nicht werd' ich bewegt; wir hotten
auf folches,
Weil noch daurle das Glück. Mag vorgelbn, «wen
du auch vorziehft!
Doch ift. nirgend ein Raum, den die graurame Gat-
V tin den Teukrem
45 I,äfst;. litBi dcib dampfenden. Scbutt der verödeten
Troja, mein Vater,
Ffeh' icBt dir: o v€a-g($nnt fei, Askaniua doch der
^ Befehdung
l^verDshrt zu entziehn ! o vergönnt, xu behalten den
Snheli
Grerne diirofafchweif Äneas hinfort mldfremde GrewäT-
fer;
VM wo audb immer den Weg das Giefchick ver-
hänge, da folg' er!
5Q Ihn nur mächt' ich mir retten, entriiekt aus dem
gräflichen Kainpfe !
Mein ift die luftige Papho« und Amalhw, mein
auch Cythera,
und em idaüfche« Hau«? ruhmlos nach gelegeter
' ; RiiAung
LeV er in Ruhe datelbit Du gebeut, dajh die hohe
Karthago
Über Aufonia walte init Macht! Nicht» jftellt JGch
von dorther
Ä5 Tyrierftiidten aur W^hr! Was hat, zu entrinnen des
Krieges
SchreokniJEeii, was ihm glömmet die Flucht durch
arg^lifche Feuer,
Und fo viele Gefahren dcis Meers imd nnendlichen
Landesy
WKhvemi mm J^ium dort and die l^roffende Per-
gamas» auffucht?
Zehnter GesIng. t67
■
Wars nicht belTer, die Afcbe der Vaterftadt zu
bebauen.
Und da» Gefild% einft Troja genannt! Gieb wieder
den Armen 60
Xanthus und Simois Flut! noch eins la£i| Vater, die
Teukrer
Ilions Leiden' durchgehn! -^ Hierauf die Königiii
' ' Juno,
Heftig onpört Ton der Wut: Warum auf der Tiefe
des Scbweigens
Treibt du mich y aufzufatfllen den llbeifehleiertett
Unmut?
Hat den Äneaa ein Menfch, hat irgend ein 6dtt ihn
genöthigt, 65
Kriege m tpOm, und feindlich zu nahn dem König
Latinus?
Folgend den Sehickfidwinhen erreicht' er Itafia l Gut
' das!
Au%eregt Ton Käffandra, der roCenden! Daft er das
Lager
Uefsy wariunfer der Rath, und das Heil den Win«
den vertraute?
Dalg er dem Knaben die Veft* und des Kri^s Ob-
waltungen auftrug? 70
Dafs er tfrrhenifehen Bund aufreizt' Und ruhige Völ-
ker?
Führf an ein Gott in Betnig, Ährt^ unfere harte
Gewalt ihn?
Wo denn Juno^ wo hier die Wolhenwandlerin
Iris?
Bart, dals Italerrolh die werdende Troja mit Flam-
men
168 ^ A N £19.
75 Feindlicb. umringt» dab Turnus die Vatererde
, ]»eluiuplet,
Dim Pilumnua der Ahn, dem die Göttin Venilia
Mutterl
Was^ 5 wetinmif* dufterem Brande der Dardaner droht
den Latinem,
ffrehide' G^fild' in'Sas Joch einzwäikgt, und Gerau«
betes wegtreibt?
W09 w^nm er .S^wäbet lieh kieß, und vom Scboofs
abföhrt die Verlobte,
80 ffrie^H a:fleht mit der Hand ^ und die Bord' umhef*
tet mit Rültung?
Du ja ikaüonft. den Äneas den Händen enteiehn der
Achäer,
|Tnd lur den Mann darfiellen Gkdtinft'iind nichtiges
' Xuftbüd;
Du ja Itannft ihm ; die. SehÜf in gbidh ;viel NymTen
verwandeln: .
HeUen auch wir ein wenig dem Rultderi ifi: es ein
Gräuel?
85 ISichtSinoch weiCs Äneas entfemtl Nicht« vnS' er
entfernt denn!
Papbos.ift dein, und: Idalion dein ^ und- die hohe
Cytiiera.
WaÄ denn reizt dich die Stadt voll Kriegs und ver-
wilderter Herzen?
Sind wir, fchwankende Phrygiermacht zu zerrütten
von Grund aus,
. Eiferig? wir? nicht etwa', wer blende T»oer den
Grajenl
90 Ausgefiellt? die es felber gefügt^ dafo in Rtiftuitgen
auiftand
Zehnter Gesang. 169
A£a wider Biirapa, und BUnAmSb hx}^th dtfrch Eitt«
flihning?
Trieb icb,.. Spi^rta zu.ltürzen, dahev den dardani«
fcfaen BuUer?
Gab ich etwa die Waffen, und nährte ddrch ImA
die Befehdung?
Damals zicänte dir Angft um die Ddlugeü! SpM luiii '
erhebft du
DnrechtiBlUinge Klag*, imd zanhft in veIrgeblidheHi
Hadert dS
AITo redete Juso. Da munnelfe dmnfif M€
gefilmte
Gött^iMaar^ an Eiiq)finduag getheilt: wie beginnen«
. der: Lufthauch, «
Waim j^ . geiesgt ' durehnmmielt den Wald, lind
dunkle Gelaufel
HoU binroUt» die den Segler die koihmendati Winde
▼errathen.
Doch der aüiiiHchtige Zeua,. dar des .Weltalls
h.(kthfte Gewalt trägt, 100
Hebt nun. an. Wie er redet, iverfiuimiit der ünfteri>i
lidi^a Wohnung;
Cnteii erbekt aus der: Tiefe die Erd> hoch fchn^eiget
der Äther;
Zefyre fenkten den Flug; Tanft .ruht die geebi^ie
Meerbahn:
Anfinerkfam denn vernehmt^ und prägt' mein ;
Wort in die Seele;
Wefl, das Aufonienrolk durch Bund zu geleH^i den
Teukrern, 105
Hiebt mir gelang, noch euch MisheUigkeit endet und
Eifer;
170 A N £ 1 ft«
»
Welcheiiei Qlüdk heut jedem ^ und ^fi^Idiexlei Hof-
nungfieh Öf|iet,
Troer und Rutuler gelte mir gleieii ehnf einigen
Vorztig :
Ob durch Itälerfehickfal die Stadt Bdagerteg ein*
fchliefst,
110 Ob durch Troja'« teufchenden Wahn und gefiüfchte
Verhiindung;
lücht audhfdie Rutuler töf .ich» Was jeglicbem
fehaft fein Beginnen,
Mtihfil trag' cis>r und HeiL Gleich allen ift Jupiter
König.
Einde den Gang das Gefehidfc. — Bei der Hut dei
ftygiDeh)sn Bruders,
Beim fchwarzwt)gigen Sehiumde vcm Pecb anfiScden-
der Ufer,
115 Winket er; gail& von dem Wtak. etibluaiclerr umher
• der Olympus«
Hier dir Reden- Bercblufs. Auf Aeht ^von dem
goldenen Thron izt
jitpiter, ^i^elchen die Götter umrmgt zu. der Schwelle
geleiieni.
i Aber die Rutulermacht ringdiev um d» Thore
befirebt ßch,
Mlinner zu ftreehen durch Morck, und ant Glut z«
umgiMen die Feftung.
120 Eingehegt in ' den Wall ift di« Legitm des
Aneas^
ITiid kein ]|ath z« entflieh». TimSioB auf den hoken
Bafimen
Stehn 6e umibnfty und gtf rtien Mt dümtttwm Ktnat
die Binuer«
Zehnter Gesang« 17i
Mus, Imbrafas Sohn, und Thymötes, der Solm Wke^
taonsi
Auch die AiTarakus beid' , und der filtere TJiyinbri«
mit Kaftor,
I Kämpfen yoran: mit welchen Sarp^dons beidie Gebrtt^
der^ 125
Klaras zugleich mid Themon, von Lym'a Höhen
I gefeilt gehn.
Mührati trsigt, fich Arengendmit Macht, dm' gewal«
tigen Felsblock,
Nicht ein mäfiäges Theil des Gebirgs, der Lymeflief* •
Akmon,
Kl}lius gleich dem Vater an Wuchs, und dem Bru«
der Meneftheus«
|Dort mit Gefehob, dorther mit G^ftein m verthei«
digen ringt man, 130
Dort zu fchabrar mit Glut, und Pfeil' auf die Seniie
zu fügen.
Mitten er felbA im Gewühl, der Idalia iii^irdigfiev
Liebling,
Schau, der dairdanifche Knabe, geblöfist fein herli^
I ches Antliz,
> Blinkt er» wie EdelgeAein in röthlichem Golde, %uni
Hakfchmuck,
Ocler dem Haupte zur Pracht; wie wenn in dei
gelblichen Buxua 135
Kunftwerk, oder im Braune de$ (^kerl>aüm8 Tere^
binthos, «
Leuchtet das Elfenbein; ihm waUt um deii milcbigeii
Nacken
Eckiges H^ar, dda kn,üpfet ein Retf Jea ger])toniH
nen Goldes«
I
Sich^ gro(sIietziger auch, o Ismarufi fahen die Völ-
ker
140 Wunden umher abfdinelleh» und Rohr mit Gifte
bewaftien,
Edeler Sprofs vom MiCoaengefchlecht: wo riifiige
Männer
Sette BeftcUungen baun , und mit Gold Paktölos lle
wäRert.
Auch vraf gefeilt Mneßheus, dto hoch der gefoige
Ruhm hebt,
Tuma;8 hinweg^udrängen vom feA ümfchahzenclen
Bollwerk;
l45 Kapys zugleich ,. woher die campaniTche Burg fich
benamet
So mit eiiiander gefirengt in Entfcheidungen har-
tes Gefechtes
KHmj^en fie; al« Äneas bei Nacht durchfteurte die
' Meerflut.
Denn fol>al^; von Euandru$ gelangt zum etruskifchen
Lager,
Er dem Känigß naht ^ und GeCchlecht und Namen
verkündigt^
150 IfVa« er begehr' nnd Telher ihm bring'; audi, weide
Befi»h4ung
Ihm Mezentius droh', unil die trozige $eele des
' Turnus
Anzeigt; und, wie betriiglich der menfchlichen Dinge
, Vertraun fei,
Wohl ihn Wamt^ und BiHe gefeilt: ungelSumt nun
vereinigt
Tariio die Slacbt^ und weihet den Bund« Jezt frei
des GeJCchickes,
Zehnter Gesang. 173
Steigt auf GötterbefeU das lydifche Volk in die
Schiffe, 155
Dem auswärtigen Führer Vertraut- Die äneifche
Barke
Wallet zuerlt, am Schnabel mit phrygifchen Löwen
gezeichnet; »
Ida raget empor, fiets werth den • gefiüchteten
Troern.
Dort nun £zt Äneai» der Held, und im Herzen eirwä«
gend
Denkt er des Kriegs vielfaltigen Gäi^g; auch, der
blühende Pallas, 160
Links. an die Seite gefchmiegt, fbrfcht bald die lei«
tenden Sterne
Dunkeler Nacht, bald was er durch Land'! und Meere
geduldet.
Ofhet den Helikon jezt, o Göttinnen ^ regt den
Gefang auf:
Welcherlei Macht indelTen vom Tuskergebiet dem
Äneas
Folg* in den Streit, und wafne die 'Kiel', . und Wo«
gen durchfahre, 165
Mafficus fpaltet zueffi mit ehernem Tiger die
Meerfiut:
Taulend Jünglinge gehn ihm gefchaart, die GluTiums
Fefiung,
Dnd die Cola verliefsen; zur Wehr auf der Jung«
linge' Schultern
Sind leichtTchwebende Kodier und Pfeil* und exltfee-
lende Bogen«
Ahai ^der finfiere dann, dem gaxk» in ftattlicher
Rüfiung 170
174 A N £ '1 s«
JPranget der Zug, dem leucbtet das Schif vc
goldhen Apollo.
Sechs der Hunderte gab Populonia jenem , die Mc
ter,
Jünglinge kundig des Kriegs; drei Hunderte g^
ihm das Eiland
Ilva, gelobt all Metall im^rfchöpflicher Ghalybej
fchachten.
175 Diefem ;cunächft der Menfchen und Ewigen Mittle
Afylas.
D&a die: geopferte Fiber gehorcht, und die Stenu
des Himmels,
Auch der Vögel Getön, und des Strals ankünden^
Leuchtnng:
Xaufend mit ftarrenden Spie£sen gedrän^ete raft ei
in Heerfchaar. .
Pifft heilst fie gehorchen, die Stadt alphe'tfehes I/r*
fprungs,
180 Aber etrnskirch an Grund. Dann folgt der fiattliche
Afiur, j
Afiur, vertrauend dem Kots und der Tielfach firalen-'
den Rüftung.
piefem Terlcihn dreihundert, fie all' einosütig zu fol-
ge»!
Xheüs wer Cäre bewohnt, und,theils wer des Minio
Felder,
Pyrgos ^tende Stadt, .und die .unheflfiime Otä'
visha,
185 JSirauch, das Ligurervofiks hoohharziger Fidu?er
im Streite, i
SohweJgVich nifibt, Sohn Cyknus., mit wenigen ko^'
tttend, Cupavo:
Zehnter Gesang. 17i
m ein Schwanengefieder empor von der Scheitel
fieh hebet,
)rwttrf brexmender Lieb% und des VaterwucfaTes
Bezeichnung.
enn man erzählt, dais Cyknus, um Phaethon trau*
rend den Liebling,
liter umgriinendem Pappelgeff^roCs, und dem Schat«
. ten der Schwefiem, 190
Führend er fang, durch Lieder den Gram zu trö*
Aen der Sehnfucht,
Bbergrau lein Alter mit weichem Elaume befichleit»
I »ig^
od, von der Erd' au£Siegend, mit Klang die GeAirne
verfolget.
jeSen Sehnt in dem Zug gleichtdtrige Schaai^en
begleitend,
ludert daher den Centaur, den ungeheuren, der,
ragend 195
W die Flut, mit grobem Geftein auf die Wogen
herabdroht,
louhgefireckt, und mit lang nachgleitendem Kiele
^ das Meer furcht
Bort auch beschleuniget Ohnus von heimifchen
fluren den Heerzug,
^^ des tuskifchen Stroms und der fchidkfalreden-
den Manto,
*^ dir MaiireB, o Mantua, gab, und den Namen
der Mntter: 200
'^'^'^Sf jfoaOtgmA att Ahnen; doch nicht war Aller
Gtfcblecht Eins;
ÖfQibeh naitn die Stiunn', und vkr der Gemeinen
in jedem;
176 A BT E t fi.
Bie den Gemeinen cUs HdttX)t; aus tuskifeheai Blute
die Kräfte«
Dort auch* «bewehrt fünfhundert Me^entiuSi eifrige
Gegner:
205^Diei vom Vater Benakus umhüUt mit Uäulichem
Schilfrohr,
Mincius Büd hintrug auf. feindlicher Fichte aur Meei-
' bahn.
Schwer nun geht Aukftes, der fcundertftltig mit
Rudern
Schlägt anftrebend die Flut, da£B gedreht ^auftcbänlne1
der Abgrund*
Ihn fJihrt grä&liches Wuchfes ein Triton, der mit
der Mufehel
210 Schreckt den bläulichen Sund: vom Aarrt den
fchwimmenden borfiig
Bis zu den Seiten der Menfch; in den Wallfifch rin-
gelt der Bauch aus;
SchaumvoU unter dem Bufen des Halbtiiiers raufclit
das Gewäßer.
So yiel edele Fürfien in dreifsig gmüfieten Bar-
^ ken
Wandelten, Troja's SchuE, mit dem Erz aufwühlend
^ die Salzflur.
215 . Jezt war der Tag vom Himmel entflahn; und im
nächtlichen Wagen
Trabte die fegnende Phöbe die mitllere Bahn des
CHympus.
Selbft Aneas nunmehr (denii e^ gönnt nicht* Rune
die Sorg' ihm)
Sizt und lenkt das Steuer des Sohib, und bedienet
, die . SegeL
Zehnter Gesang. 177
Doch u dea Mitte de« Baums begegnet ihm^ fiehe^
verfamiBelty
Seiner 6eiio£&Q{(»ii Chor. Sie, welchen die Hold del:
Cybele, • 220
Nymfen aus Schiffen zxl fein, und Crewalt zu haben. t
des Meeres,
Eben verliehn, fie fchwanunen zugleich, und Ichnil«*
ten die Meerflut,
So viel eherne Barken zuvor am Geftade gelang
. det*
Und fie erkennen den König von &m, und umCehwe-
ben mit Tanz ihn»
Eine davon, zum Beden die . fertigfte, Cymodo^
cea, 225
Legt naefafolgead die Bechf an das Schif, und felbft
mit dem Bücken
Ragt £e empor, «links rudert fie f anft ifik dem leiCm
GewäiCer.
Dann den-jbetroffenen redet fie an: Wacbft, Grötter»
gefchlecht, du?
Auf! Äneas, ki wach, und gieb die Taue den
Segeln!
Wir find, fehaue, die Fichten von Ida's heiligem
Gipfel, 230
lezo Nymfen. des» Meers, einA Flotte dir^ Als nach
dem Bundbruch
Uns hinftürzende Turnus mit Stahl und Flamme v^f«
folgte,
Sprengteii .wir;allci dein Seil ittigem, imd diqh iH
der Meprflut
Suchen mg* Diefe Geßalt erJGchuf mitjtei^ig .die, Mul^
tcr^
^
178 A M K i' s.
235 Hieb iiiu Göttinnen fein, und gebot in der Woge
I
ZU leben.
Aber Askanius bält lieb von Wall und Graben um-
* beget,
Mitten in Wäffengetöf und der ftarrenden ScUacbt
der Latiner.
Scbon ift des Arkaderreiter zum Zidi mit dem tapfren
l^trusker
Angelangt. Doeb entgegen ein Robgefcbwader zu
fiellen,
240 Dab £e nicbt £cb dem Lager vereinigen ^ ordnete
Turnus.
Auf denn^ und firacks^ wenn Aurora daberfiralt,
beirs die GenolTen
Rufen zum Kampf, und ^vidrf den unbezwingbaren
Schild um.
Den dir Vulkanus gefchcnkt, und umher mit Golde
gerändet.
Morgen 9 wofern nicht eitel du meiiie Verkündigung
achtefti ^
2A$ Schauet der Tag nnmäfsig die Rutulemforde gehäu-
fet
Spracbs, und fort mit der Rechten, die fchei-
dende, fchwang am Kafiell He,
Nicht in verkennetem Ma£se, das ScMt Es entflog
durch die Waffer
ficbnell mit der Eile des Speers und des windein*
holenden Pfeiles.
Auch die anderen flügeln den Lau£ Unkundigef
Herzens
250 Staunt der ancbifiTche Held^ doch hebjt ihm den Mut
die Erfcheinung.
Zehnter' Gesang. 179
Kurz dann fleht er^ empor zu den Wölbungen
fchauend des Äthers:
Hohe, der Ewigen Mutter vom Dindymos, wel-
che des Ida
Pflegt I und thiirmender Städt% und gezügeltes
Löwengefpann lenkt!
Du, mich nun aniiihrend zum Kami^f, du richte die
^ Vorfehau
Wohl in Gedeihn, Und die Phryger gefegn% o Göt-^
tin, mit Beifiandi ' ■ ' . 255
Alfo flehet* er laut*; da naht' ini rollenden Um*
lauf .'[/.']
Schon mit Reiferem Lichte der Tag, und verfcheuchte
die Dämmrung«
Jener heiCst die GenoITen fofort zu den Fahnen
lieh fammeln^
tfnd dem Gewehr zuwenden den Sinn, und zum
Kampfe bereit fein;
Jezo hat er die Teukrer im Blick, und der Seinigen
Lager, 260
Stehend auf hohem Verdeck; und den Schild nun-
mehr in der Linken '
fiöht er wie brennende Glut. Ein Gefchrei zu den
Sternen erheben
I^arclanus Söhn* auf dem Wall; und die Hofiiung
reget den Zorn auf |
Häufiger Ichnellt man Gefchofs; wie ArymoniTche
Kraniche Zeichen
Ilnter dem fchwarzen GewÖlke verleihn, imd in reU
neren Äther • ' 2p5
Ziehn mit Kitag, und frohes Gefchreis ausweichen
dem Südwind«
12*
180 • Ä N El S.
Al>er dem Rutulerkönig erfchiens uncK Aufonia's Für-
ficn
» t
Wunderbar; bis heran zum Ufer gewendete Barken
Dort üe erfehn, und wie ganz anwalle mit Maften
die Meerflut
270 Hell entbrannt ifi die KupiJel dem Haupt, hell fon-
. kelt der Helmbufch
Oben von Glut, voll firömt aus dem gol^lenen Sdifld
die Entflammung:
Anders nichts wie in heiterer Nacht graunvoUe Kome-
-.. ./ .. ■ . ■ ten " .
Glühn mit blutigem Roth;, wie des Sirius lodernder
Unfiem,
Er, der Seuchen und Dürft herträgt mühfeligen Men-
. ) , fchen,
275 Grafs aufgeht, und den Himmel mit traurigem Glänze
; ...i beltümmert.>
• Doch nicht weicht das Vertraun dem unaufbalt'
famen Turnus,
Einzunehmen den Strand» und abzuwehren die Lan*
:. * - düng:
Was ihr gefleht mit Gelübden, das beut fich der
malmenden Faufi dar!
Euch in der Hand ift^ Manner, der Streit! Nun
denk' an die Gattin
280 Jeder zuriiek^und an Wohnung und Heetd! FrÜcbt
, eigene Thaten^
Thaten der Väter euch auf! Nur gleich £e' empfan-
gen am üferj
Weil noch in ängfilicher Haft den Gelandeten wafl-
ket der FuCitrittl
Wagende fördert das. Gliick! ...
;
Zehnter Gesang, 181
Tamufl 'f])raclis; und im Herzen erwlfget^ er, vreU
che zum Angrif
Führen er ^önn'i und welchen vertraun die belager-^
ten Mauern. 285
Aber* Aneas fezt aus ragenden Barken die
Freunde
ThcOs auf Bracken ans Land; thefls nehmen fie
wahr, wenn ermattet
Rückwärts läuft das Gewog', und l^ringen beherzt
. in die Watten;
Theäs auf Ruder ;geftiizt. Die GeftadV erkundete
Tarko, . ,
Wo nicht gfihret die Furt, noch gebrochene' Bran--
düng zurückraurcht, 2d0
Sondern das. Meer imgehenunt mit Ich wellender Woge
heranwallt.
Vorwärts dreht er die Schiffe foforty und ermahnt 9iei •
G^noiTen:
4
Nun^:a etdefene Schaar, mit Gewalt fchwingt alle
die Ruder!
Hebet ficf!- fitirmet den Lauf! in das feindliche Land
mit den Schnäbeln
Eingebohrt!' mag felber der Kiel die J'ntöhe üchv
malmend 2d5
Nicht .zu ^zelrfchellen das Schif ian folcherlei Standet
veiweigr' ich,
Wemi iphnprerft fefihalte dea Grund! — Mit fol-
cherlei Worten
Mahnete Tarko Re ah; und die Freund',, auffchwih«
gend die Ruder,
Stürmte» die fehäumenden Kiel' in. den Strand des
liatinergefildes;
■tau.
300 Bis die ScfanS^l das Trockne gefabt, und die SchifFe
fich lagern^
Vnbefcllädiget alle; nur nicht das deinig^, Tar-
Denn ^ in. die Watten gefchnellt, da es hängt au der
trosigen Sandhank,
Sfchwanfcend, und lang' in der Schwebe lieh hält,
und die Wogen ermüdet;
hlbtef es lieb, in die Mitte der Flut au^Tezend die
Männer!
305 Welchen gebrochene Ruder umher imd ti*^ibende
Bank«
Sperren deiä Weg» und den Fufs abfchlüpfeiide Wal-
«... lung zurückzieht.
Nicht Xäumt Turnus in .trägem Vei^ug; rafch
. gegen die Teukrer
Bäft er' deik' fämtlichen Trupp, und ftellt am Geftade
: den Angriff
Schmetternd ermahnt die Trompete. Zuerlt in die
ländliche Heerfchaar
510 Stürmt Äneas, Und ftreckt (Vorahnung des Kampfs!)
' die Latineri
Als er'den Therön gefiürzt, der machtvoll unter den
Männern
Selbft dein Äneas Ach naht; mit dem Schwert durcb
das ehme Geflecht ihm.
Und durch den Rock, der fiarrte von Gold, höhlt'
jener die Seit' aus.
Lichas erfohlagt er darauf; der geftorbenen Mutter
entfchnitten,
315 War er dir, PböbuS| geweiht; doch Gefahr wi ^c^'
meiden des Stahles
' , ll
Zehnter Gesang. 183
s
Ward nxir dem Kinde vergönnt. Unfern den ner«
# richten Ciffeus,
und den gewaltigen Cryas, die Volk hinftreckten mit
Kolben,
Warf er in Blut: nichts frommte des Herkules fchmet«
temde Riifhing,
Nicbts nnermeftliche Stärke des Arm% und der Vater
Melampusy
Er, de^ Aleiden Genofi, fo lang^ er der. Erde Be«
drängnis 320 '
Duldete. Schaue, dem Pharus, da nichtige Worf
er umherwarf,
chwang er entgegen den Speer, und dem fchreien«
den ftand er im Munde.
Cjdon, auch du, heillofer, gelockt von dem neuefteil'
Liebling,
Klylius, welcjiem die Wang* in beginnendem FlaUme
, fich bräunte,
Da, von dardanifcher Rechte gefireckt, forglos des
Getändels, 325
Das mit Jünglingen flet^ du geübt, armfeligeri
I
lägft du; '
1 Wenn nicht gedrängt abwehrte die Schaar der Brü-
f der, des Phorkus ,
Granzes Gefchleoht; Schau, lieben an Zahl, mit fie-
ben Getchoflen
Zielen £e her: doch theils von dem Helm und dem
Schilde vereitelt
Prallen lie^ andere beugt, da den Leib fie fixeifen,
die hohe 330
Venus hinweg. Äneas begann zum treuen Acha-
tes:
184 A N c I s.
Trage Gefchoffe mir zu ! kein einsiges foU mir
umfonlt nun ♦
Fliegen in Rutulervelk, ilie einift in dem Leibe der
Grajer
Standen auf ilifoher Flur! -* Und- die mächtige
Lahase fieh nehmend, ,'
335 Scfinellef er. Stürmendes Flugs durchfchlftgt fie die
• ^rze des Schildes
MäonSy Hund dumt)f Brüftharnifeh eugleich und Bufen
durcfakracht fie.
Helfe'iid ^)rin^t Alkanor heran, und den ftürsenden
Bruder
Hidt mit deir Rechtan er auf: da durcU[>ohrt die
«
gefendete Lanz' ihm
PlözUcIi den Arm^ fliegt weiter, und fest bluttrie-
fend den Lauf fort;
340 Aber die Hand mit den Nerven enthängt abfierbend
der Schulter.
Numitor. drau^ da die Lanz' er geraft aus dem Leibe
des Bruders,
Schwang auf Aneas daher; doch nicht ihn wieder zu
treffen
. Wurde vergönnt, und Achates, dem herlichen, fireift'
er die Hüfte,
Claufus nunmehr von Cures, dem blühenden
Leibe vertrauend,
345 Kommt > und mte^ Aarrender Lanze verwundet er
ferne den Dryops
Unter dem Kinn, nachdrängend den Stofe; und dem
redenden raubt er
Stimm' und Odem zugleich in durchgrabener 'Gurg^^*
doch jener
Zehnter Gesang» 183
Schlägt init der Stime das Land, und fpeit diciddum*
jnges Blut aus.
Drei der «fbracier attck von des Boreas' Snfiserfteni
Volke,
Und drei Sdhnß' des Idas, die Ismait>s Tandt* aus der
Heimat, 350
Streckt er im wechfefaiden Laufe: der ScUaelit, Ali
rennet Haleltis,
Und aumnkifc&e Maclit. Auch eilt der neptunifclie
SpröCiling,
Stols MetEapus mit Roffen heran. Wegdrängen wiS
jeder,
Dort&ernun, nun dort An der SchwelT Aufoma's
. Mber
Streiten He. Wie mishdDig die Wind', im geräumi*
gen Äther 355
Tobende Kämpf' anheben, an Mut und Kräften ve)<
glekhbar;
Nicht einander fie Delbft, das Oew51k nicht 'weidie^ '
das Meer nicht;
Lang' ü im Zweifel die Schlacht, fo geftemmt fteht
alles entgegen;
So atuA.ftehn die Trojaner in Reihn, und in Reihn
, die Latiner,
Ange&emmt; Fdfs haftet am Fufs, und am Manne
gedrängt Mann, 360
Doch am anderen Theil, wo roäleude FeUen ein
Gie&baph
Hatte venftneut, und umher Weinbäum' aus zerriit«
teten ufern,
A^'die Aiiukd^ hier; ungewohnt zu ftreiten im Fwft*
kämpf,
186 Am e i s. ■
Pallas üik in der Sluclit vor Lafioms folgender Heer-
fehaar;
365 Jest^ da der Hoffe Grebraueh die Natur des rauben
Gefildes
Ihnen verlM>t, that jener, was iärig äUeia m der
Noth trar;
Bald mit Flehn, bald reizt' er iriit bitterea Worten
die Tugend:
Wohin flieht ihr, o Freunde? Bei eueren Tha-
. ten be^fehwör* ich,
*
und bei -dem Held Euandros, dem KriegvoUender,
bei meinen
370 Hofhungen^ der ich dem Ruhme hin&rt nachei&e
des Yaters!
Sticht auf die BtlTse vertit'aut! JMiit EiAsn gebahnt
durch die Feinde
Werde 'der Weg, Wo das MKnnergeMrühl am dich-
teilen andrängt!
Dort he(ifot ieüch von Pallas geführt rücfckeloren die
Heimat!
Nicht ift entgegen ein Gottf vom^ Aerblie&en Feinde
^ gedrangt find
375 Sterbliche! Eben f o viel find uAs auch Seelen unJ
Hände!
Seht, mit gevmltigete Riegel des Meers verfchliefst
uns der Abgrund;
Schon fehlt Land zum Ehtfliehn! ih das Meer nmiy
oder auf Trojal
Spraehs,' und miRen hinein in den Schwall
Ankämpfender ftürzt er.
Ihm begegnet auerft, vom Gefchidc unfreundlicli
gefiihre^
Zehnter Gesang« 187
Lagus: Ain, d« er ruftet au ungeluiuereii Feld»
ftein, 380
Spiefst er jnit miichtigeiii Scfawunge. des Speesia» wS
mitten der Rückgrat
Beiderlei ; Rippen begrenzt ; dann ausaek» - Ynil . et
den WurffpiefSy
Der im Gebein feft hiCngt Nicht über am balehäi
ihn Hisbo,
Eiferig ^e er verlangt; denn Pallas^ weil: er heran« .
1 ftörzt
Worfichdg^in Wnty ob dem grau&men Tode des
i .Freundes, 385
mmmx ihia zuvor, und verbirgt in gefohwollenei
Lunge das Schwert ihm.
SOienelus wählt er fodann, und Anchrfmal«s, ihii,
von des RhÖtus
iUtem Gelchlecht, der gewagt zu entweilin fiiefmtit^
terlich Lager« ^
kch ihr Zwillinge beide verfankt in^ Hutulerfel««
dem,
3 Larides und Thymberi des Daueus iih^che Zeu*
^ gunfe, 390
Bnausmerkbar daheim, und liebliche TSnfcfanng der
Ehem.
Doch nun gab euch Pallas ein grauAitf zeichnendes
Merkmal:
Denn dir nahni, o Thymber, das Haupt der euan«
drifche Säbel;
[)ich den ISigener fueht die enthauene Redite,' Lari*
7nd noch «suchen die Finger gekrampfti und greifen
den Stahl noch. 395
188 ' . A N £ £ s.
So 'T€ai Emahnimg entflammt, und dem Aiiblick
herlichfir Mannthät,
Sturzes mit Schmerz und Befdiämuüg . die Atkader
unter. die Feinde»
Pallas traf ^ den ^ vorüber im Zweifpanii fliebenden
Jlhöteixs
Gtrad' In den Leib. Auftchub war dies imd Verfpa*
tung ddm Ilus. \
400 Denn^ femi hatt' -er auf Ilus die mäolitige Lanze
gerichtet; i
Rhöteus' fuig fie im Lauf» da er dir^ ^liochherziger
. Teuthra^y i
Bang' und' Tyres' dem Bruder entfloh; und tom Wa-
gen ge^älzet /
Schlug er mit zappelnder FexC' lialbtodt die Rutuler«
felder.
Und' gleichwie; wenn nach Wüsche die "Wind' iml
, Sommer fich heben^ \
405 Hier und i dort in die Triften Entfiammiliigen fendef
* der Waldhirt; |
PlÖzlich duj^diweht die Mitten' ^et Brand, und el
breitet iich eine
Graulidbe( Sehkojit des Vulkanus umher iii' di^ wei«
ten Geflld' aus ;
Hoch flzf jener I und fchaut fiegsfroh auf der Harn
men Triumfzug:
So gehn: jezo iKe Freund' in Tax^ferfe&it ^Sß^ vcr
einigt,
410 Pallas, djkh zu er&eun* Dodb der hizige Streite!
HaleliiS
Strebt auf 4i^ l(omsi^nden an» uüd brnmeb Ach untei
die Ruftung«
Zehnter Gesang. 189
Ladon und Pheret fogleich und Demodoku« Tcldägt
er dajaiieder;
Und dem Strymonius »aubt. er mit Aralender Klinge
dife Rechte,
Welche, die Kehr ihm bedroht; mit dem Steinwurf
trift er des Thoas
Haupt^ und zerfplittert die Knochen zu blutigem
Hkne gemenget ^ 415
Meidend das Schichüil verbarg fein Vater im Wald
den Halefus.
Doch. wie der Greis im Tode die weiCslichen Augen
gelöfet;
Streckten, die Pareen die Hand^ und weiheten ihn
. des Euandrus
Scharfem Gefchofs. ^h' Pallas es fendete, betet* er . ^
alfo:
6ieb nun^ Thybris, o Vater, dem WurfiSiaUL
welchen ich fchwinge, - 420
Glüeklichen Lauf und den Weg durch die Bruii: des
argen Halefus i
Diefes Gewehr und die Beute des . Manns foll die
Eiche dir tragen!
Huldreich hörte der Gott Da jener befchirmt
den.Imaon,
Beut d^ Arme die Bruft wehrlos , der arkadifchen
Waife.
<
Nicht ob folchem Verluft liefs ganz voll Schre«
cken, die Heerfchaar 425
Lauftts^ ein grofses Gewicht in der Schlacht: ihn^
welcher dahertral^
Abas erfehlug er fogleich, den Verzug und Knoten
des Kampfes.'
190 A N £ i' s.
Hiiiy achi bcnk Arkadia's Sproü, hin bolEeii Etrus-
hegf
Und ibr, grajifcbeiii StaU imverderbUche Männer
▼on Troja!
430 Schaar nun rennet auf Sdiaar, fich gleich an Kräf-
ten und Führern;
Vom wird geengt von hinten die Schlacht; nicht'
' labt noch beweglich
Waffen und Hände der Drang. D<»ther firebt Pal-
las mit Nachfirudk,
Dort firebt XanAia heran: nicht viel abweichendes
Alters,
Anserwählt an Gefialt; doch vetlagt hatt* ihnen das
Schickfiil,
435 HeimwIMs wieder zu gehn. Sie Telbfi nun lieCs mit
einander
ficht zum Kampf anrennen der Gott den hohen
Olympus ;
ald wird beiden ihr Looa vom gr5fiier«u Feinde
befchieden.
Aber dem Laufus zu helfen ermahnt die gött*
liehe Schwefter,
Turnus, dich» der das Heer im geflügelten Wagen
durchrollet»
440 Als die Genöffen er fah: Nun räumt mir 4iBe das
Schlachtfeld!
LaCrt mich allein mit Pallas zum Kämpft mir allein
ift des Pallas
Seele beftimmtl O ich wtinfchte, da£f felbft anfchaute
fein Vater!
Ruft er} dk wiehen löfort aus befoUentm Raum die
Oenoiten*
Zehnter Gesang. 191
Über der Rutuler Gehn und den fiolzen Befdd
lieh vervnindemdy
Staunt der Jüngling auf. Turnus, und roUt um den
Wuchs des erhabnen 445
Feme den Blick, «und umfpähet ihn ganz mit trosi*
zigem Anfchaun«
Solcherlei Wort" entgegen des Königes- Worten
erhebt er:
Mich wird ehren entweder gewonnene Rüftung
des Feldherm,
Oder ein rühmlicher Tod! Auf beides gefaxt 'ift der
Vater!
Bemme das Drohnl -^ So fprach er, und trat in
die Mitte des Feldes. 450
Kiskalt fchofii zu dem Herzen das Blut den arkadi«
fchen Kriegern.
fornus fprang von dem Wagen herab, und näher zu
Fufs ihm
Ifandelt er. So wie der Leu, der von ragender
Warte des Felfens
**em im Gefilde den Stier £ch dem Kampf vorüben
gefehen,
tchneU ihn ereilt: fo war auch des honltaiexiden Tctr« *
nus Erfcheinung. 455
^ ihn erreichbar er glaubte dem Schwung des
gelendeten Speeres,
i^or drang Pallas zuerft, ob vielleicht Glück fördre
die Kühnheit
gleich wAgender Kraft; und er ruft zum erhabe-
nen Äther:
Beim galttreundUcfaen Tifch« den der Vater dir
Fremdlinge darbot,
192 Ä N E äi 6.
460 Fleh' ich^ AIcid'; hilf felber genaht dem grofsen
t Beginnen!
LaCs den fterbenden fchaun, wie ich blutige Waifcn
ihm raube,
Und mich Sieger erdulde das brechende Auge des
Turnus!
Hoch vernahm den Jüngling der. Gott; und den
fchwellenden Seufzer
Zwän|;t\ er in innerfi^r Brjft; es entroUeten eitele
Thräneii.
465 Jezo begann zu dem Sohne mit freundlichen Wor-
ten der Vater:
Fefi: fteht jedem fein Tag; nur kurz ifi und uner«
fezlich
Allen das Leben bejßimmt: doch Ruhm ausdehnen
durch Thaten,
Das ifi: dör Tugenden Werk. Vor Troja's thürmen-
den Mauern
Sanken der Götterföhne fo viel; ja felber Sari)e*
don
470 Sank zugleich, mein theures Gefchlecht« Auch rufet
den Turnus
Sein Schickfal; er erreichte das Ziel des gegebenen
Altersi» I
Sprachs, und wandte die Augen hinweg von
den Rutulerfeldem«
JPallas aber entfchwingt mit gewaltiger Stärke dei
WurCfpiefs,
und der geböhleten Scheid' entreiCst er die firalend(
Klinge» ' ^
475 Jener im Flug, wo der Schulter die obere Riifiun^
emporfteigti
<
'
Zehntck G£]I^ng. 193
Stürmet hinein, und, Bahn durch den Raild des
Schildes lieh brechend,
Streift er zulest auch ein t^enig^ vom mächtigeii Leibe
des Turhus.
Jezt hob Turnus den Schaft mit f^jiz vörflarrehdeni
Elfen,
Wog ihn lang' auf Pallas, und fthnellete^ alfo begin«
nend:
Schau nunmehr, ob Viell^icKt dlirehdrihgeridef
urifer Gefchofs fei! 480
Jener fprachs; und den Schild, ♦den ib viiel'Eifeii
und Erze
Wölb«ten, . den fo häufig uthtiet die '' bed^!kcnd^
Stierhairt, •
Schmetterte mitten die Sjnze hitidtirch mit eWcliüt-i
temdem Schlage,
Drang duröh des ipanzers Verzug, und Bohrt' 'in ctiö
ragende^ Bruft ein.
Jener raft fiich umfonft das heiße Gefchol^ iiia 'äit
■ Wuudej 485
Gleich und 'des felbigen Weges drfolgt mit d^m Blute
der Odem.
Ach er aurzt* «üf die W«nd%* ihn umtöAt *äi^ rat-
feinde Rüfhing;
Feindliches B^dreich knirfcht der 'fterbende^ tlutiges
Mundes.
Über ihm fteht nun Tnmus geliaht:
• •
■• ^ . , • *
Arkadet, bSrl, beginht ^t^, und lirtngt tttein
Wort dem Euandrus, 490
Eingetlenk! Wie jener verfiehete, fend' ich ihm
' PaDa^sl
ViRoii von Voii. in. "13
194 ..Ä ü s IE s
*
So viel Ehr^, das Grab , fo viel die Beerdigung Tro&
hat,
Sei il^n^, gefchei^tl Nicht hab' er un^ i^edrigen Preis
des Äneas
(^afifreijpidfcluift ! -r- So fprach er, und links mit dem
FuCs dem entfeelten
495 Trat ^r d«n. Leib^ und raubt' ihni die Lsfi. des ge-
waltigen Gurtes,
Und das ,gj9prifgetef Gxäul; wie in eüa^^ ^acht der
Vermählung
Jünglinge . f(^lu|dlifa^ erwürgt hinJCaiikexi in blutigen
|!(ainmem:
^pnus» Eürylus $(din,. hatt' ihn, aus Gol49 gemei-
fselt
Froh n}in, Iplches Gewinns /legpr^gt. der/ Eroberer
. Turnus«
* • fc
500 l^enfphliQhesr Herz, unXundig de^ Scti<?^fnbj welches
bevorfteht,
XJpd a^n bewahren das. A(als, wans^ glückliche Tag'
es ei^hebenl
j^chann wird Turnus. diis Zeit» da th^ner erkauft er
zuriickwünfcht
P4l)a9,dei]L unverlezten, da jener G.^^^om und der
Tag ihijL
4Agraut! Aber die Freunde mit her^liclien Thräilen
i|nd Seufzern
505 Tsagen, gelegt auf dem Schilde, a^u^ik|i im Gefolge
den Pallas,
Q d^f Scbmeni heimbringend und heriüche ,Ehre dem
Vater!
. piefer Tag hat zuerft dich dem j^^iege g^fishedkt,
und geraubet;
Zehnter Gesang. 195
Doch du KeCseft geJlreckt unerniersliehe Rutnleiiiau«
f eifi. /
Nicht mehr Ruf you fo kei*l>eiii Vefhdt» fchon
fichere Währfchaft
Fliegt deai Äneas daheir: auf der fchmaleA^n Scheide
des Todes 510
Wanke fein Volk; nun gelt' eis, gewendete Teukrer
zu retten«
pes Begegnende mäht er mit Stahle und breit in
! . die Heerfchaar
Bfauet eF kfennend fieh Bahn querdurch , didi, Tur-
nua, von frifchem
Morcle gebläht, dich fuchend. Ihm fchwebl Euan*
I drus iinkl Pallasr,
Seil ihm aBes ror, Augen : der ' Tifch , dem^ züerfir er
' ein Fremdling 515
Dort genaht, uM die Treue der Hand. Von dem
Stammt des Suimo
fier der Jünglinge nun, und gleich viel Söhne' dbr
üfens,
iiaft er lebend hmweg, dafs d^m Geift ler opfere
! Sühnung,
hi ihm der, lodernde Brand mit gefangeneäi ^iäte
gefprengt fei.
^em nun haft* er auf Magus dfe feiildfich^ tjanze
geriichtctj 520
Ser taucht unter nrit Lift; ' und '-Über £htt' bebt das ^
Gefchofs hin.
^nn ihm äi^ Knie' umföfffend beginnt ef "ilfö iA
Demut:
Achb bei dem ViEiter, der fiatb, bei dem bftihen- • *
den Erben lulus,
13*
Fleh! ich 9 erhaU ^s Lebeni dem Söhne zugleicL
und dem Vater!
525 Hoch ift 4a« Haus; drin liegt mir geheim von gemei"
fseltem Silber
. Mancttes vergrabne Talent; ich habe gebildetes Gol-
des
und ungebildetes yieL Nicht hiei'auf'mht ja der
, Teuhrer
Sieg;' npdbt kann ein Leben fo vieLaair EntTeheidung
hinzuthun.
Magus rpraahs; und Äneas erwjedejrte fdchei
' dagegen:
530 Was du von vielen Talenten an Gol^' und Silber
[ ^mif riihmefty
Spare den. Kindern daheim. I)en J^f kauf des Krie«
ges hat Turnus
Aufgehoben zuerfi, gleich als ibp j'ff^lbs dabk'
.fanfc,
«
Sq: , aiidti iqeint Anchifes, der fiar}>> Xo / meint ei
lulus. .
»pjeüef ge£agty eipreift er den H!^lm mit der Lin-
ken^ zurück dann
'535 Beu^ i^.v^* Flehenden, Hals, ui|dtftig<t bis zum
, Hefte das Schwert ein.
Nah ihni, H^mönideff.^uch, der latQi^ifc^en Zwillinge
PriieJSter,
Dem mit^hf^^er Binde die SchW ej^hjjjlte der Fefi^
; fchmuc^»
Ganz, un^ajt von Geyrand' und ,: ausgezeichneter
Ri^ftung«
. n^n ho^Iiher •
I • I <
t.
Zehnt er Gesang. 197
Opfert er, wätumTchattericl Vien ftraknäen; -aber
Sereftui 540
Trägt die ge&mmdte Wehr, dir, Herfcher'^Crradmi«,
em Siegsmal.
Wieder emeun; üas Gefecbt,der Sprob dar vulkam-
fchen Stammes
Cäcidtis^ und» der gekommen aus mariiTchen Waldun»
geiiy Umbro.
Ilions Held tobt gegen fie. Rafeh mit deitt Stahle
dem Anxur '
Schlug er die link' in den Staub ' und ganz devt
gewölbeten Schild hin. 545
Etwas gröflMres Katt^ er gefagt, und dem Worte
gewähnet
Kraft zu vevleibn, tind mochte clen Geiff attiTchwin*
gen zum Himmel,
Da er RAßtiäu^des Haares verhiefs und cfeureiides
AltQr*
Tarquitus jfezt .frohlockend) daher in leuchtender
Riiitung^
Dryope's Sohn;, der Nymfe, vom waldeinfiedelnden
Faunu«^ . 550
Bot auf dem Wege lieh dar dem entflaliimetbnf er,
mit der Lanze
Weit audiolend, verhaftet den.laftenden Sdiild und
den Harnifch.
Dann Tein Haupt, da ümfonft er flefat^ und vieles zu
rieden
Trachtete, S^ürM er tuvs E^rde hinab; uüd den lau-
r liehen Rumpf fort
Wälzend: im Staubt, erhebt er die feindlidien Worte
dacüber: 555
199 A A zi»k
liieg'.düety Schfecfelibber» mm! If idht inrgt dich
die.theuere Mutter
unter. ^.Br4% ^nd bedeckt mit dejA Vätergrabe
den Leichnam!
Wildem Ckrvögel surüök bter bleibeA dui oder im
Strudel
Trägt , dich die Flut, |i«c( di^ Wunden liiideeken dir
hungrige Fifche!
560 Sfr^H^ AUf Antäus und Lukas, jm. vdrderften
Xreifen des Turnus,
Rennt, «r 9 auf Numa den fiarken, und dich^ blond«
lockiger Camers,
Vom \grofshertigen Volfcens gezeugt ( der an Adker
begütert
Wuf vor .aUen Aufonen, und herfohf in d«r ftum-
men Amykk
Wie an Crefialt Ägäo^, dem hundert AnbeJGeb, fagt
man,
56^ Hundeit Hände geregt, und aus finifzig Rachen Ent*
flammung
liodemder Britfte |;ebrannt, da er, Zeus Gltitfaalen
en^^gen,
So viel löffelnde Schilde zugleich und Schweiter
emporfchwang:
Alfo di^ehtol^te das Ftsld ringsum obfie^nd
Atieas,
Als einmal ihm erwärmte d^r StahL Schau, wider
Niphäu«
570 Trabendes Vierl^aim jezt, und die Bruft des begeg-
liendto firebt er;
Aber fobald dexi lang anfchreitettden» drbhenden
Stürmet
Zehnter Gesang» 199
Sahen die Roff'; i'nrikeJitencl vor Angft| ünä zurüdk
lieh eilYreifsertdy ^
Schütten den Leniter fie aus, iftid ehtflielin mit dem
Wagen zum Ufer.
Lukagus fprenget indefs mit fchnee^elft j^rängehdem
I Zwcitpätmf , *
I Liger der Bruder zugleich, iii das f*eld; döcfi der
I Bruder mit Zügeln 575
1 Lenket die RolT', und umher fch^ftigt Lukägus feü« .
I ' rig äie Klinge«
; Nicht ertrug Äneas die wild hertrozönden Brti^
! * der;
Vorwärts rennt er, und fteht machtvoll mit empfan«
gender Lanze.
Liger ^arAnf: ... ' ,
Nicht ]Dioinedes Gel^ann, tiicfat fchauft iix den
Wagön Achilles, 580
Oder die Phrygierfiur! Gleieh &idb des Kriege und
des Lebens
Giebt man in Landen älhter! — So frfcc^ V6ih ^afen-
den Liger
Flogen die Wort* tiihheh Doöh nicht ^^r trbirche
Heros
Stellt ihm Wort^ darauf i mit dem Wurffpi^fs lehdet
er Aiittvort
Lukagus, wie er, zum Schlag vorwärts mit der Waffe
iich dehnend, 585
Treibt fein Doppelgefpann; iWe derfi Kampf ein fich
mutig bereitet,
laiAs vprfieHend den Fufti ein Arinfeet 'Äfer ^Speet
durch den untern
200 A ü x; i s.
lland dffi Jleuohtendea Schildes, und finks durclibolirt
er den Schoofs ihm.
Taumelii4 \ rätQil^zt er dem Wagen , und wälzt im
. Qefilde fich fierbend.
590 Aber 4^r,frQ9ii^e Äneac^. erhebt den bitteren Aus-
r rwf:
. ]|rfu]%agiiSf nipht b^t den Wagen di^r . fönmigen
Roffe Verrath dir
Etüqira. gekränlit^ noch gewendet vom Feind' ein nich-
tiiges Blendwerk;
Selbft jarim Sprung von den RäderiQi entfliebeft du! —
Diefes gefaget,
Fa£8t er das Doppelgefpann. Doch wehrlos fireckte
. die. Häfide
'595 Sein ungliidklicher Bruder, entrollt de^m felbigen
Wagen:
r ]^ei dir JTelbfii bei jenen, die dipht' folcb einen,
gexeuget!
|Laf^> trojanUcher Held, mir die Seel', Und erbarm
.. . dich de^ Flehens!
Jj^l^ er noch mehreres hat; ^icht folf:her)el| I^get
§p]^«Hjft .dii\ ?iuyor3 nun ftirh, und bi^^erlich Mg^
dejn JBruder$
e P^ip^ m% d^ K*%* ' ^^P^# ^^ ^. ' ^^ . w* die
t^^ijim^^ des Lebens,
^lüp , diiT(rb ,4ie Gefilde ve^rÄreuejt^ {iMehen der
, edl^ t..
Pardaiö^fUrßj Wt ein Sirom des Gebfrg«, wie *?
achtende Windsbraut
Wtttff .^* , B^ nup brechen jße; ^ua^ und, du«
Zehnt caGesaing. 201
Stürmt mit. Asksams vor clie umfonft belagerte Ju-
gend.
laiiiter wendet indeJFen das Wort freiwillig zur
Juno: 605
Du mir Ic^liche Schweßer zugleich und theuerfte
Gattin !
Wie du geglaubt, nur Venus (und traun nicht teuTcht
dich die Meinung)
Hält die troifche M^cht aufrecht; nicht* fireitbarer
Männer
Regfame Hand, und eiA Mut voll Troz ausharrend
. in Mühfal!
Juno 'befcheiden darauf: Was, o holdfeliger
' Gälte! 610
Quälft du. die leidende doch, die dir ernfir^denden
zittert?
Würe mir fo, wie vordem lie war, wie zu fein auch
geziemte,
Macht in der liebe noch jezt; nicht wiirdeft du diU
ja mir weigern.
Da, der alles vermag, dals dem Kampf ich entzöge
den Turnus,
üni unbefdiäidiget ihn zu Daunus fährte, dem
Vater. 615
Sterh' er demnach, und büfse mit redlichem Blute
den Teuhrem!
Doch wird jenem der Nam' au^ unferem Stamme
geleitet.
Und il^ift.Pitumnus der Ahnh^rrfi vierten Wie
oft auch
Hat et vAX rdchli^her Hand. dir Gabcfn gehäuft in
die Tempel!
202 A N i: S «•
$20 Und ant^oi^et der König äe$ itheAellM Olym*
pus :
Wird nur FVift und Verzug de» ' nahenden f'odes
dem Jüngling)
Het bald iinicet, erfleht; und du taemft, io ittS^ ich
es ordnen:
Rfetle dei) Turnus durch Flucht, >kMI ^it&;^8 ihii dem
drängenden SchickM.
So weift' ift willfahren erlalibt. Doch Wo ttefker
Anfprüch
625 CTnter dem Flehh fich verltiedkt, iitiä du wiE^n^ ganz
werde verrückt nun
Oder ge^*ttdert der Krieg; dann nlihreft du ettele
' Hofnun^.
Juno mit l^ränen darauf: Acb Weilln, ^as die
Stimme mir abfchlägt,
OKbe das Herz> und dem Turnus befiätigM bliebe
das Leben!
Dioch des ünfiräitdien harrt nichts h^üfame^i; öder
von Wftfirheit
630 Fernt mich Schein! O möchte vielm^r »ii<ch Iklfcbe
Teufchen^ und du) der es kann, zum beffereh len-
ken den Vorfaz!
Als fie die Worte gefagt^ UngefXutUf vötti erha-
benen Himmel
Eilte Sßf führend den Sturm, linit iGewClIc ümgüHet,
die Luft durch:
VnA zu dtem IMerheer und Läui^entieilag^r gelaugt
fie«
635 Dänti aü$^ gehahUter Wölk' eki lorafilos Sminkendes
Luftbild
Zehni^sr Gesang« 203
Äbilicfaet £e dkm ÄneM, ein feltfiMnes Wfxnäei dem
Anblick !
Leiiil dardanifdie WafFen, andi Schfld nnd mfihnig^n
HelRihnfch,
Ganz yne des göttlichen Mannes gefSIfchl; giebt
nichtige Worte,
Gridit unbedeutenden Hall, und 'ahmt des wandeln«
den Tritt nach:
So wie man fagt, dafs im Tod' Abbildimg^n fchwe**
ben des Leibes, 640
Oder bettobeten Sinnen ein Traum vorgaukelt mft
Teufchung.
Fröhlich voran nun hüpft das Fantom den vorderfifen
Schlachtreihn,
Fodert heraus mit Gkfchoifen den Mann, und Veieet
mit Ausruf«
Ein dringt Turnus mit Machte und die fchwirrende
Lanze von fernher
Schnellet er: jenes entseucht mit gewendetem Rücken
den Fufstritt. 645
Jezo iobaM den Äneas in Flucht gewendet tLXt
fchauen
Turnus wühnf^ und das Herz von ftUnnifcher tld^
nung ihm auffchwoll:
WoUn fliehft du» Äneas? Verlaft doch dm Kam«
mer der Braut nicht!
lUefei* Arm wird geben das Land, das durch Wogen
du füchteft!
AlCb hebt er die Stimm', und verMg^ und erregt
die gezogne 650
Klinj^ in de^ Hand, nicht fefaend» es trag* ihm die
Freude der Wind hin.
204 Ä N E i' »♦/
Dort ftand ,ehen ein Scbif an dem Saum des
erhabenen Felfens,
Fefigeknüpft, und die Leiter geftreck^ und die Brücke
gefertigt:
Bas von Cinfiuins Orten den König Öfiains her-
trug.
655 Dorthin rennt das Fantont des gejagten ÄneaSi und
angftvall
SeUüplts in die Winkel hinein: nicht laumiger folget
ihm Turnus;
Alles, was hemnit, durchfirebt ef » und fpringt hoch
über die Brücke.
' Als er das yorfchif eben berührt; reust Juno das
/ Seilab,
Dafs der gelöfe^ Kiel in durchwanderte Fluten
^uruckAürmt
660 J«nen indefs, den entfernten, verlangt Äneas zum
' Kampfe;
Und der begegnenden Männer entfendet er • viele
dem Orkus.
Nicht mehr bergende Winkel erfpäht das leichte
Fantom nun;
Sondern es fliegt in die Luft, und mifoht .fioh der
dunkelen Wolke:
Weil, den Turnus im Räume des Meefs lUntreibet
der StrudeL
665 liüekwärts fchaut er befremdet, und undwkliar der
Errettung;
Beid' erhebt er die Hand' empor zu den Stengen
mit Ausruf:
Q allmächtiger Zeus, fo grober Erniedrigung
würdig
Zehnter Gesang. 205
Achtefi dtt micfa, und gebeutft, die fchmahliche Strafe
KU dulden? , ^
Wo dödilhin? und woher? wie zurück , und in wel»
eher Geftalt fliehn?
Darf ich noch einmal lehn die Laurentierftadt und
das Lager? 670
Wie dann ßmdich die Mhniter, die mir sum Steile
gefolgt find? \
Und die ich all% o Schand', in dem gräYdichen Tode
zuriicldiefs !
Die ich zerftreut nun leh', und der fallenden Jam«
mergefchrei nun *
Höre! Wim thun? O welcher gei^ug unergriindliehe
Abgrund
Spaltet £eh mir? Mitleidig erbarmt euch meiner,
o Winde! 675
Vtlleß hinan und Gekltpp (ich wünfchender Turnus,
ich fleh' euch!)
Traget 'etat Schiff und drängt es in fchreokliche Wat«
ten der Syrte,
Wo kein Rutuler, mein mitkundiger Ruf mich errei«
ehet!
leaer fprachs; und im Geift bald hier, bald woget '
er. dorthin:
Ob er fich felbft in den Stahl finnlos ob Xolcher Ent^
ehning 680
Stürz', und die Rippen hindurch die Harrende Kliiige
fich treibe;
Ob in die ilut er tauche den Sprunge und fchwim«
mend des Ufers
KrülliBien erftreb'^ und wieder den teukrifohen Wäf«
fen fich fielle.
20^ A N s X &.
Qreimal befeUofii er beides; doeSk dxeimal hielt die
erhabne
685 Jhmo surttck^ und hemnit' in dem IMkit mittddig den
Jiingliaabg»
Günfti^e Ebit durehfchlüpft er im. Meer mtd.am wal-
lenden Ufer,
täs lax der altenden Stadt des Vaters Beamius er
anlangt
Aber auf Zeus Anregung erhebt fidi Mexentius
jezo
iStmiaeades Mnis in die Schlacht, utid beftürmtfroh-
lodfiende Teukren
690 IMaa^abei*, xennt .Tyrrhenergewühl, und aU' auf den
Einen
]Dr4iigen fiey sW auf den £inen mit Hafi» imd< umto-
benden Waffen.
Jh^, ifde.eüft traa»ger jFels, der weit vopftaiirt in die
Meerflut,
Ausgefielll den Orkanen in Wut, und dem bräunen-
den Abgrund,
Alle Gewalt und Drohung des Meeri auskam und
1 des Himmels,
695 Ihkd uiibe^egt daftehl: fo Hebrus, den SdfA 0oli-
chaon^
Sbrecki er* in Staub., und den Lätagiis auch, ändt den
flüchtigen Palmus:
liHtägus, du* > mit dem St^ < und dma n^chligeß
Trumme des Berges
Überdeekl er daa voUe Geflöht^ abfehneidekd den
Kniebug,
er 4b& BalsHis floh wind«ti gelähmt; und die
Waffen.' dem Laufus
Zehnter Gesang» 207
Schratt er zu hiiU^ den Leib, und den wallenden
BuXch auf die ScheiteL 700
Aueh Suantbes den Phryger fodanUi auch Minuu^
dea Pavis
Kri^i^und» fßiwh an Geburt: denn in einer Nacbt,
da Theano
IIui dam Anyku« gab, da gebar ^ von de« Fackel
gefiälel^
CilT^us To/chter den Paris: es fa^ a^ der Vefte des
Vater«
P^i üßcbk dielen empfiingt die kux^ntUbhe I^emde^
' den Mimas. 705
So i|ie^.4o^ voi^ den Hvnden geljbeKt ' anfiärmet der
Eber,
Hockt Vjf^ Oebirg^ iim, hieben des Veftilus Ficbtei)
g*Wrfcargt ' ^ ^
il&nchf Jiitit' r ihn mainohe der Sumpf det Laure»-
tier; fcift nun
KomMt ei: v/om IKcliig des Rohrs; löbaldin die Garn?
er gelanget, >
StBa,\ er» ^mäi brmft unnmtigy und' ftränbt koichbor*
Äig die.Bug' auf; 710
Dann hat keiner das Herz, ihm.zxi tiahta^^noeh en&
gegen zu wüten;
Fetipher weifi^ iß^ Spief s% und beda^äun mit ficherem
Alisruf;
Doch 4]r gebt; unverzagt, und IMumt nadh jegÜchee «
Seite,
Knirfclit nb den Zähnen erboürt , Ujod fchü»elt diä '
Speer' aus dem Rücken:
Alb jezii, vne gerecht fie der Zorn ^uf MezenftiM
anreizt, • 715
208 A N E i' s.
Hat nicht einer den Mut, mit gezogenem Stahl zu
begegnen ;
Nur ihit Gerchob ringsher und des Grimms Aus-
rufungen zwackt man.
Unter dem Heer war Akron^ aus Korythus altem
Bezirke,
Grajer voii Stammi hereilend von unvoUbrachter Ve^
mählung.
720 Als er dieAin ^fehn, wie er fern die Gefchwader
durchwühlte,
Roth Yon der Fed«r umfiralt, und der J^raut meer-
^ l^urpumem Feßkleid:
So* wie der hungrige Leu, der' ofi: um ^in- hohes
Geheg' irr^
('Denn. ihn erregt wutvolle' Begier), wenn eüi fluch-
tiges Reh ihm
Vorkommt, o4er ein ßolz in Gehörn aikriigeiider
Kronhirfch,
725 Kroh &eh erhebt, w^it dehnet ^ den Sohbmd, und die
Mähnen emporftra'ubt.
Dann £dR: ttber dem Fleifch daliegt; grafs triefet des
Würger»
Rachen von Blut: •• . ^
Alfo jftürzt in der Feind' Andrang fich Mea^entius
freudig;
Akroh £nk^, der Arme, gefi;reckt,> und fchlagt'mit
der Ferfe
730 Bunkeks Land, ausathmend, und fiirbt den zerbro«
ebenen' Wurffpiefs,
Doch nicht jenen zu fireckcnd^ der feheu hinfloh,
den Orode^f
Zehnter GesangI 209
Achtet er werth, noch blind mit geworfenem Stahl
Äu verwunden.
Grad' ins Geficht ihm gewandt , und Mann dem
Manne begegnend,
Kämpft er und Hegt, der Erfchleichung zu fiolz,
durch tapfere Waffen.
Dami auf den Hingeworfnen mit FuIj fich fiemmend
und Lanze: 735
Männer, da liegt, unverächtlich im Streit, der Tro«
zer Orodes!
Jauchzend erhähn - die G^nolTen zugleich den fröh-i
. liehen Päan.
Er fchwachathmend darauf: Nicht rachlos wirft
I du, o Sieger,
Wer du auch biß, dich meiner noch lanjg' erfreuen;
auch dir fchon
Ruft ein gleiches Gefchick, balct nimft du den fei-
bigen Grund ein. 740
Ihm Mezentius fo, mit des Unmuts bitterem
Lächeln :
Stirb nur! für mich dann möge der Götter und Sterb-
liehen Vater
Auserfehn! — So fprach er, und zog aus dem Leibe
den Wurfltahl.
Harte Ruh drückt jenenl das Aug' und eifemer ^
Schlummer
M, und auf ewig verfchliefst die leuchtenden Blicke
das DuhkcL ^^^
Gädieus fchlägt den Alkathoos nun, den Jlydas-
pes Sacrator:
Rapo, Paithenios, dich und den weidlichen Orfes;
/ MefTapus
ViBön Ton Vo«s. III. 14
210 Ä N E i' s.
I
Streckt den Klonios hin, und Lykäons Sohn Ericef
tes: '
Jenen, der lag im Gefilde vom Sturz des entzügel
ten RolTes,
750 Ihn den wandelnden, wandelnd er felbfL Auch deii
Lycier Agis
Trat hervor; doch ihn ßreckt, nicht leer altahnlichet
Tugend,
A Välerus; Salius warf den Thronios, dielen Neabi
ces,
M^üter des Speeres fowohl, wie des fernher teu*
fchenden Pfeiles.
Gleich nun hatte den Gram und die wechfebi«|
. den Tode der Wütrich
755 Mavors gefiellt: nun hauten zur. Wett', und fankeil
in Staub hin
Sieger fowohl wie Befiegte; nicht hier galt lüehen,
und dort nicht
Götter in Jupiters Burg fchaun mitleidsvoll den veri
gebens ;
Ringelnden Zorn, und bedauren der Sterblicbem
lafiendes Elend;
Dort blicht Cypria her, dorther die fatamiTcltd
Juno ; ,
760 Unter den Taufenden tobt die blaffe Tiliphone graim-
haft.
^ Aber Mezentius geht, und bewegt die gewaltige
Lanze '
Stürmifch einher iin Gefilde. Wie ungebeuer
Orion,
Wann er zu Fufs £ch einher durch des weit umwal'
lenden Nereus
Zehnter Gssang. 31t
Abgrund bahnet den Weg, mit der Scbttlter entragt
1 ^ den Gewäffeni;
pie er, wa)m hoch vom Gebirg' er der' Vorzeit Ome
zurückträgt, 765
nten den Boden betrit, und das Ha;upt in den
• Wölket! verfchleiert:
mit gewaltigen Waffen erhebt fi6h . Mezentins
machtvolL
iber Äneas fofort, wie er fem im Getümmel ilm
wahrnahm,
lichtet entgegen den Gang. Der bleibt unerlchro-
cken und furchtlos,
larrt des erhabenen Feindes , und fteht durch eig*
TütB Gewicht feft. 770
lUs er den Raum mit dem Blick abmafs^ der dem
Speere genug war:
Sei mir der Arm, als Gott^ und der Wurfitahl,
welchen ich fchwinge,
f^un zum Schuz! Ich gelob', im eroberten Schmucke
des Räubers
&Uft du, o Laufus, gefchmüekt mir hinfort des
gewandten Aneas
enfanal feint -^ Er tfprachs; und die fdhwirrende
Lanze von fernher 775
Schnellet er: aber im Flug von dem Schild' enl^^rallt
fie, und weitab,
^ttter der Bruit in die Weiche, durchbohrt fie den
edlen Antores. '
Herkules Freund und Genofs , hatt' Argos Bürger
Antores
Sich dem Euandrus gefeilt, und die Italervefte
bewohnet
14*
V
212 Ä N E I s.
780 Jezo an {rtoder Wund' entfinkt der Arme, zum
Himmel
Schaut er empor, und denkt noch im Tod* an die
" liebliche Argos.
Nun auch fchwingt Äneas den Speer: der die Run-
dung, von dreifach
Wölbendem Erze gehöhlt, und die leinenen Decken,
und dreier
Farren gediegene Haut durchfchmetterte; unten am
Schoofs dann
785 Haftet er; doch nicht trug er die Kraft mit Eilig
das Schwert nun.
So wie erfreut Äneas das Blut wahrnahm des Ty>
rheners.
Reifst von der Hüfte der Held, und erhizt auf den
bebenden dringt er«
Innig erfeufzt*, um den Vater bewegt, der kind-
liche Laufus, '
Als er es £ah; und Tfaränen entrolleten über dar
Antliz. I
790 Deinen traurigen Tod, und was du, Redlicher, thaj
teft, I
Wenn ja Glauben gewährt fo erhabenem Werke Üi
Nachwelt,
Werd' ich nie, noch dich, denkwürdiger Jünglin{
^ V vertchweigen.
Jener, den Fufs abwendend, und unwirkfa
und verhaftet.
Zog fich zurück, und fchleppte den feindlichen Seh
in dem Schilde.
795 Vor nun fiürmte der Jüngling, und mtfcht' in d
) Waffen fich felber.
Z E'H N T E R G.E^S A ^ G. 213
Und al^ fchon mit der Rechten zvCm Streich Äneatf
fleh auiTchwang,
Raimt' er . ihm , u^ter die Klinge daher, und jenen
durch Säumnis
Hielt er auf* Nach folgten mit Kri$g.;^usruf die
GenoITein,
6i«9 gedeckt von der Tartfche des Sohns, weggingo
j ■ der Vater j
Ringsher fchnellt man Gefchofs, und verwindet den
Feind aus der Feme, 800
{ Häufiges Wurfs. Äneas ergrimmt, und: . hält £c]|
! bedeckt dort
, Und gleichwie, wenn ein Schauer einmal mit ergof«
; fenem Hagel
Stürzt vonpi Gewölk, auf dem Feld' ein jeglicher Pflii^
ger uniherflieht,
Jeglicher Bauer der Flur, und der ^ Wanderet duckt
in dem Obdach,
Ibeils am U&r des Stroms, theils unter upwölben-
' dem Felshang, 805
Während es regnet aufs Land; um bald, iwann ü^^
Sonne zurückkehrt,
Fortzufchalten . den Tag: fo, rings von * Qefchaffen
I umraHelt,
Hält Äneas die Wolke des Kriegs , bis verraf^ der
j Donner, -
Standhaft aus, und .den Laufus ermahnt^ und den
Laufus bedroht er:
Was doch zum Tode gerannt, und über die
Macht dich erkühnet? 810
Frommes Gefühl^ Achtlofer, verleitet dich! — , Aber
. nicht minder
214 ' Ä N £ i s.
Trozt der Bethörte daher* Schon fteigt dem darda-
ipifchen Führer
Häher der wütende Zorn, und die äu&erfien Faden
dem LauTus
Spinnen die Parcen herab; denn es ftöfst Aneas dem
-Jüngling
815 Grade das mächtige Schwert durch den Leib, und
gänzlich verbirgt ers.
Sdbieiidend' durchdrang es die TartTche, des Trozi-
gen leichte Bewafhung,
und das Gel^and, das die Mutter geAickt mit gefpon-
nenem Grolde;
Und ga^z lullte den Bufen das Blut; das verathmete
/ Leben
Wich SU den Manen betrübt, und verliefs den erkal-
tenden Leichnam«
820 Doch als jener die Miene des Sterbenden, als er das
Antlis
Sah, der anchififche Held, das tbdtenfarbige Ant-
liz;
Tief auf feufisef er voll Mitleids, und bot ihm die
Rechte;
Und ihm brannt' in der Seele der Vaterliebe Ge-
dächtnis.
Was fdiU dir iiir iblches Verdienft, ungltichlicher
Jüngling,
825 Was der fromme Äneäs verleibn, fo edler Natur
werth?
»
Dein (\ei, welche dich freute, die Wehr;' und dich
zu der Väter
Schlummernden Seelen im Staube, wenn defs ihr for-
get, entfend' ich.
Zeh N.TER Gesang. 215
Doch ymrd dies, du Armer, den Gram des Todes
dir lindem:
Dafs durch Äneas du fanlcfi:, den gepricfenen. — ,
Selbft dann ermahnend
Ruft er die zaudernden Freund', und hebt von der
Erde den Jünglinge 830
Welcher mit Blut entftellte das Haar, nach der Weife
geordnet.
Doch der Erzeuger indefs am wallenden Strom
Tiberinus
Wufch die verlegende Wund' in der Flut, und labtie
j die Glieder,
I Gegen den Stamm iich lehnend des Baums. Seitab
! an den Äfien
Hängt der eherne Helm, fcjiwer ruht auf dem Anger
die RMung. 835
Heldenjünglinge ftehen umher; mattathmend und
kraftlos
Stiizt er den Hals, umflolten die Brufi von der Länge
des Bartes. ' . ,
Oftmals fragt er nach Laufus, und oftmals, dafs man
I ihn rufe,
Sendet er, dafs man ihm melde den Wunfeh des
' * traurigen Vaters.
Todt fchon tragen den Laufus die Seinigen über der
I Rüftung, 84fO
Weinend, den mächtigen Jüngling, von mächtiger
.Wunde beileget.
Feme yerltand ihr Klagen das unglückahnende Hers
gleich.
Ganz mit Staub' entftellt er das grauende Haar, und
beide
%
216 A N E J s.
Streckt er die Hände zum Himmel empor^ und hängt
an dem Leichnam* x
845 Hielt fo grofse Begier mich, o Sohn, an das
Leben gefeffelt,
Däfs ich der feindlichen H^nd vortreten für mich den
^ Erzeugten
Liefss? Durch deine Wunden bin ich, der Erzeuger,
. gerettet?
Leben, ift mir dein Tod? Ach nun erft fiihl' ich
mich elend,
So in die Fremde verbannt! nun drang tiefein mir
die Wunde !
850 SelbA auch hab' ich den Namen, o Sohn, dir befle-
cket mit Vorwurf,
Ich durch Groll verftofsen vom Thron und Zepter
•der Ahnherrn!
Büfsen dem Vaterland' und dem Haffe der Meinigen
foUf ich! ^
Hätte doch jeglichem Tod' ich die ftrafiiche Seele
geboten !
Nun leb' Ich, und noch nimmer das Licht und die
Menfchen verlalT* ich!
855 Aber ich will! — So rufend, erhob er zjugleich auf
die kranke
Hüfte fich; und, wie der Schmerz in. der tiefen
.Wund' ihn gelähmet,
" Doch nicht linket der Mut; und da& Rob ihm zn
. fuhren, gebeut er. .
Dies war Zier ihm und Trofi, dies trug aus jeglicher
Schlacht ihn
Siegreich. Jezo gewandt. zu dem traurenden^ redet
er alfo: .
y
; Zehnter Gesang. 217
Rbäbüs, lange -genug , wenn ' etwas Sterblichen
lang' ift, 860
Lebten wirl Heut entweder mit Sieg mir die blu-
tige Riifiung
Bring' und das Haupt des Äneas zurück, und die
Schmerzen um Laufus
Räche mir; oder, wofern uns Durdigang keine
Gewalt bricht,
Dann erliege zugleich! Denn, nie, o du tapferfter,
glaub' ich,
Würdigfi du fremde Befehl' und gebietende Teuhrer
zu dulden! 865
<
Spraehs, und empfahn von dem Riiciicn des wil-
ligen, nahm er gewohnte
Stellung, und jegliche .Hand befchwert er mit fpi«
sigem WurfEahl,
Leuchtend von Erz fein Haupt, und bebüfcht vpfi
firaubigen Rofsfchweif.
Alfo den Lauf in die Menge beflügelt' er. Wild
mit einander
Wogt im Herzen die Scham, und die tobende Wut
und die Trauer. 870
Dreimal rief er Äneas nunmehr mit gewaltigem Aus-
rut
Aber Äneas erkannt^ ihn fogleieh, und betete frök-
^ lieh:
Giribß der Ewigen Vater doch das, und der Her-
fcher Apollo, .
OaCs du den Kampf zU kämpfen bfiginnft ! . . .
■ r
Alfo fprach er, und trat mit : drohender Lanz'
ihm entgegen. 875
218 A N E I s.
j
Jener darauf: Was jeae^t, da den Sobn du, Graufafmer,
raubtefi,
Schreckft du mich? Das war einzig der Weg, wo
vertilgen du konnteft!
Nicht ja fcheun wir den Tod, noch achten wir einen
der Götter!
Endige! Selbft fchon komm' ich zum Tod', und
bringe dir diefe
880 'Gabe zuvor! *— So rief er, und fcfawang auf den
Feind das Gefchofs her.
Wieder ein anderes drauf und ein anderes fchnellt
er, und flieget
Im unmäüsigen Kreis; doch es wehrt die goldene
Wölbung.
'Dreimal fchweukt er den Trab um den Stehenden
• ^ links in die Runde,
Werfend GefchoilB aus der Hand; dreimal in die
Runde fich wendend,
. /885 Dreht auf dem ehernen Schilde die fchreekliche Pflan*
zung Äneas* '
Doch da fo vielem Verzuge zu ftehn, und fo viel des
GefcholTes
Auszuziehn ihn verdreufst, und des Kampfs unglei-
che beläfiigt;
Manches erwägt er im Geift, und hervor nun bricht
er, und zwifcheri
"Beide gehöhlete Schläfen dem Streitrofs fchwingt er
die Lanze.
890 Hochauf bäumt fich der Gaul, und fcUägt mit den
Hufen die Lüfte.
Und den entfchütteten Reiter, ihm felbft nachfolgend,
• verwirrt er,
Zehnter Gesang. 219
• «
Über ihn her vorwärts mit erhobenem Buge fich fiür-
zend,
Ausruf flammet empor, der Dardaner und der Lati-
ner.
Rafch jfi Äneas genaht» und das Schwert aus der
Scheide lieh raffend.
Redet er: Wo i& nun der verwegne Mezentius, wo
nun 895
Jener verwilderte Mut? — Ihm jezt der Tyrrhcner,
i da aufwärts
Schauend zur Luft er Athem gefchöpft, und Befm-
I ' nung zurückkam;
Bitterer Eeind, warum fo gehöhnt, und mit Tode
I gedrohet?
Ifi in dem Morde denn Schimpf? Nicht alfo kam
ich zum Kampfe;
Noch hat mir folchen Vertrag mit dir mein Laufus
gefiiftet! 900
Dies nur, wofern ift Gnade befiegeten Feinden,
' erfleh' ich:
IäIs mir Erde bedecken den Leib ! Mich umdränge^
ich weifs es,
nerhe der Meinigen Hafs: wehr' ab, ich flehe, den .
' Unfug;
pnd mir gönne , gefeilt mit dem Sohn, zu ruhen im
I Grabmal!
Sprachs, und empfangt in der Kehle den nicht
unerwarteten Mordfiahl; 905
^nd mit dem wallenden Blut auf die Rüftungen
Arömt er die Seel' aus.
• \
/
. l
Ä N E 1 S.
ELFTER GESANG.
INHALT.
Denkmal des erlchla^ea Mezentius. Der Leichnam des
Pallas wird dem Vater gesandt. WaflfenD:illftand und Begattung
der Todten« Venulus meldet der Kathsverfammlung die Wei-
igerung des Dlomedes, und Latinus. ilt zji FriedeasvorfcUägeu
geneigt. Turnus, von Drances gereiet, erbietet lieh zum Zwei-
kampf mit Aneas Auf die Nachricht , dafs Äneas aiirücke, eilt
alles zur Vertheidigung. Turnus , da er hört, dafs die feind-
Uche Kelterei durch die Ebene, und das FuTsTQlk' mit Äneas
über die Bergfeite vordringe^ fchic^t jenen die Camilla und
den Melfapus entgegen, und erwartet Telblt den Äneas im Hin-
terhalt Diana, welche den Tod ihrer Camilla vorherlieht, fen-
det als Rächerin die Nymfe Opis. Reiterfchlacht Amins, der
Camilla Mörder, wird von Opis erlegt. Die durch den Verlult
der Camilla erfchrockenen Rutuler fliehn zur Stadt. Turnus,
um zu retten, verlälst den Hinterhalt; Äneas folgt. Weil die
Nacht einbricht, verfchanzen lieh beide vor der Stadt
Ä N E i S.
ELFTER GESANG.
Uöch des Oceanus Fluten verlief« auf&ralencl
Aurora,
lezoy wie fehr den Äneas die Unruh drängt, zur
Befiattung
Zeit den Genoflen zu leihn, und verwirrt von Trauer
das Herz ifi,
Iö& er, da Lucifer blinkt, iiegreich die Gelübde der
Götter.
Eine gewaltige Eiche, nach rings enthauenen
Äßen, 5
i
Stellt er dem Hügel empor, und umhüllt fie mit fira*
lender Rüftung,
Die Mezentius trug, Heerfürß: dir, Grofser, ein
Siegsmal,
Berfcher des Streits! Dort fugt er des Helms blut-
thauige Büfche,
Dort die geftümmelten Speere des Manns, und den
Hamifch, den zwölfmal
^faf und durchbohrte der Stahl; an die Link' ihm
hängt er den Erzfchild 10
224 A N E i s. '
Und an den Hals lein Schwert in elfenbemener
Scheide.
Dann die GenoiFen umher, denn gedrängt umfchlofs
ihn der Führer
Sämtliche Schnar, ermahnt er, die freudigen, alTo
beginnend :
Herliche That ift, ALinner, vollbracht! Fem fei
für die Zukunft
15 Alle Furcht l Hiei" find die Gefchmeid% und des Ttol-
zelten Königs.
.Erfiliilge! Was mein Arm aus Mezentius fchuf, das
erfcheint hier!
Nun zu dem Könige gehts und der Kömgsfiadt der
Latiner.
Ruftet die Waffen im Geiß, und voraus fuhrt Krie^
in der.Hofnung;
DaCs Unkundige nicht, wann zuerft, die Paniere zu
heben
20 Winkt der Götter Befehl, und inis Feld zu fahren
-die Jugend,
Säumnis hemm', und träger EntfchluDs aufhalte mit
Zagheit 1 .
ITnfre Genoffen indefs und die unbefiatteten Lei-
ber
Lafst uns der Erde vertraun; was allein im Acheron
Ehr ift.
Auf! und den biederen Seelen, die uns mit eigenem
Blute
25 Hier heimatlichen .Boden • erkämpft, weiht ihnen d^^
lezte
Ehrengefchenk ! . Vor allem zur traurigen Stadt des
Eunndrus
Elfter Gesang. 225
«
Werd' izt Pallas entfandt, den nicbt an Tai^fierkeit
dürftig
Raubfe der dunkele Tag, und unreif fenkf in die
Grube« '
AlTo fagt er mit Thronen, und kehrt zu der
Schwelle den Furstritt:
Wo dem gelagerten Leib des entfeelcten Pallas die
Obhut 30
Hielt Achtes der Greis, der dem Arkaderheld Euan*-
drus
Waifengefahrt' einfi war; doch nicht mit fo glück-
licher Vorfchau
Wandelt' er nun, zum Begleiter verliehn dem theue«
ren Zögling. .
Rings war dienender Freunde Gewühl, und im
Schwärme der Troer
Ilifche Fraun, die das Haar gramvoll nach der Weife
gelüfet 35
Aber fobald Äneas zur ragenden Pforte herein-
trat;
UnermeMiche Klag^ erhoben fie zu den Geftir-
nen,
ScUagend die Brufi, dats ganz der Palaft vom
Trauergetön fcholL
Als er des Pallas Haupt und fchneeiges Antliz gela-
gert
Schattete, und weitoifen im .Jünglingsbufen die
Wunde 40
Von dem Aufpnierfiahl; mit quellender Thräne be-
' gann er:
Dich, gramwürdiger Knab'> hat dich, da fie
fröhlich herankam,
ViRGiL Ton Voss. in. 15
226 Ä N £ i 9.
Mir ]iii$g(>nnt Fortuna, cUmit nicht unfer Gebiet
du
Schaueteft, noch fiegprangend zum Siz heimfuhreft
des Vaters ?
45 Nein, nicht folches Verfprechen von dir dem Etzeu-
ger Euandrus
Gab ich Scheidender jüngft: da er mich ror dem
Gehen umarmend
Sandte, den Oberbefehl zu empfahn, imd wamete
forghaft,
Port fein hizige Männer, ein harteis Gkfchlecht zn
bekämpfen.
Jener . vielleicht auch jezo geteufcht . von nichtiger
Hofiiung
50 Fleht mit Gelübden fogar, und häuft Altäre mit
Gaben.
Wir, du entfeeleter Jüngling, der nichts mehr himin-
lifehen Göttern
Schuldig ilt, wir folgen mit eiteler rEhl?e dir trau-
rig!
Armer Mann, bald fehajuft du. des Sohns fcbmerzrol-
les Begräbnis !
Alfo. kehren wir heim! diesift der geholte Triumf-
zug! .
55 Dies mein heiliges Wort! Doch nidit; ^Euandrus,
erblickft du
Ihn mit fchmählichen Wunden gefcheucht; um das
Leben des Sohns nicht
Wünfcheft du gräfoUchen Tod, o Vater, dir! Wehe,
wie grofser .
Schuz dem Aurohie;,rl^nd% und dir hinfchwindct,
lulusi
c
Elfter 'Gesang. 227
Als dies laut er geTmeint, aufheben d^n Mäg-
lichen Leichnam
Heilst, er lofort, und taufend im Heer erlefene Man-
ier 60
Sendet er, ihm das Geleit der lezten Ehre zu ge-
ben,
(Jnd um die Vaterthränen zu fein: das unendlichen
Grames
Schwacher Troß, doch gebührend demiunglüekfeligen
Vaten
Ohne rVerzu^ wird }ezd» die weichgdioehtene c
Bahre
Ihm aus. eichenem Sx^roffie gewebt tmdlArbutusrei^
fig, .. 65
Dann das erfaöhete Lager ■* umpflanzt mit* ^laübigef
Sdiattuhg.
Hier auf : ländlicher Sfreu>.wird hoch exvigsfaettet/ d^
Jüngling:
GleicIl^ der' lieblichen Blume , ige];^üd£t vntoi/Daüine
der Jnfigirau,
Gleich, der dahften VioF ^ und der > fdhiiaii^enden
Blum' Hyacinthus,
Der noch -nicht ihr Glanz ^urid die eigene^ ßildu»^
entflohn ifi; 70
Nicht mehr mi^teriddi nährte ^' die BrcTi^n uhd bietet
ihr- Labfal.
Danni s&TV^i Feiiergewand^, von Gold', ulnfiarret^^uiid •
Purpur,
Trug . Äneks^ ; ^bervor : die jenem , frdhücfa de^r Ar-^
biöit, -..
Selbßuiiiit ^eigenen Händen vordem d£e Sidomeriil (-
Dido '
15^*
!•
228 A N E If s.
75 Hatte gewebt, und köfilich mit golflenem Lahne
durchwirket.
Traurig hüllt er das eine mir lezten Ehr' um den
Jüngling,
Und Umfohleiert mit jenem die bald auflodernden
Locken«
Viel der Preife fodann aus der laurehtinifchen Feld-
fcUacht
Häuft er, und labt aufluhreB in langem Ziige den
Siegsraub;
80 Rolf" auch fügt er und Waifen hinzu, die vom Femd'
er erobert
Rückwärts band er die Hände den Jünglingen, die
er den Schatten
Weihte zur Sühn", um die Flamme mit Oi>ferblut zu
befprengen.
Auch uttuui^ne Stangen mit feindlichen Rußungen
heilst er
Selbfi: vortragieh :die Führer, und heften befiegete
Namen«
85 Ihn attchifühtt man, den armen, den abgelebten
, : f Acätes ;
jeat ni£t Eänf);qn entltellt er die Brufi, und die Wange
. mil Nägeln,
Witftf fohfodaim vorwärts ini^ ganzem Leib' auf die
Erdfe.
Wogen > audi führt man . daher, mt Rutulerblutc
befprenget
Hinten das . ibtei&arc. Rofs^ . des Gefchmucks entledi-
get, Äthon;
90 Thränend folgts,' und -nezet mit groben: Tropfen das
Antliz«
^ f. i
Elfter Gesang.' 229
Andere tragen die Lanz' und den Helm; denn das
übrige raubt' ihm
Tunuis im Kämp£ D;inn folgen in traurigem Zuge
die Teukrer
Und die Tyrrhener gefamt, und Arkader, wendend
die Waffen.
Als fchon ferne gezogen die ISmtliche Schaar der
Begleiter;
Still nun ftand Äneas, und tief auffeu&end be-
gann er: *' 95
Weg zu anderen Thritnen entruft uns jezo des
Krieges
Jammei^efchick Sei ewig^ gegriifet mir, herUcher
PaUasI
Lebe mir wobl auf ewig! — Nicht mehreres fprach
er, und heimwärts
Kehrt' er zum ragenden Wall, und wandte den
Schritt in das Lager.
Jezo nähn Botlchafter heran von der Stadt der
Latiner, 100
Bergend die Hand' in OUvengezweig', und flehend
um Ghade:
Dafs er die Leichen umher, die der Stahl in die ~
. Felder gefireuet^
Wiedergeb', und vergönne gehii^elter Erde Be-
deckung ;
Nicht fei gegen Beilegte noch Kampf, und des Lich-
tes Beraubte;
Schonung verdiene, wer einfi: Crafi&eund und Schwä«
her genannt ward. 105
Doch der erhabne Äneas gewährete Gnade der
Männer
j
r
230 ' A NE S s.
Unverächtlichem Flehn» und fugte das Wort zu der
Wohlthat: ,
Welch unwürdiges Loos hat euch, o' latiner, in
folchen
.Krieg verfirickt, dafs ihr meidet ^ mit uns zu leben
in Freuridfchaft?
110 Frieden nunmehr den Entfeelten^ die Mars hinwarf
in das Schlachtfeld, ^
H^ifcht ihr von mir? Ich möchte* den Lebenden
— auch ihn gewähren.
Ifiemals kam ich, verlieh nicht Ort und Wohnung
das Schickfal,
Nicht mit dem Volk' auch führ' ich den Streit: der
König allein brach
Unferen Bund, und vertraute fein Heil den Waffen
des Turnus.
115 Billiger wars, daüs Turnus lieh diefem Tode geftel-
let.
Wenn ja den Krieg zu enden mit Madit, wenn zu
fcheuchen die Troer,
Jener gedenkt; dann ziemte, mit mir zu verfuchen
die tlüftung.
Lebend wäre, wem Leben ein Himmlifeher oder fein
Arm gab.
Geht utuii unterzulegen die Glut unglücklichen Bür-
gern.
120 AlCo fprach Äneas; erftaunt dort fchwiegen £e
alle,
«
Und' auf einander ' gewandt rings hielten fie Augen
^" und Antliz.
Jeto Drances der Greis, der fiets mit Eifer und Vor-
vmrf
Elfter Gesang. 234.
Turnus entgegenftrebte, dem Jünglinge ; diefer erhub
izt
Alfo das Wort: O grofser durch Ruf, weit grölser
durch Waffen,
Wie folly troifcher Mann, dich heben mein Lob zu
dem Himmel? 125
SoU der Gerechtigkeit mehr ich' erfiaunt fein, oder
der Kriegsthat?
Danlibar gehen wir dies in der Vaterftadt za ver-
künden;
Und Co das Glück uns leitet, vereinigen wir dem
Latinus,
Unferem Könige, dich. Dann fuche. fich BündnilTe^
Turnus.
Ja auch die ScHicklalsmauren emporzuthürmen erfreut ,
uns, 130
Und mit der Achfel zu wälzen die Marmorblöcke
, für Troja;
Drances fprachs; und von allen erfolgt' einhel-
liges Murmeln.
Zwölf lind der Tage befiimmt; in dem Schuz des
vermittelnden Friedens
Schweifen die Troer zugleich, und ungefiraft die
Latiner
Durch des Gebirgs Waldhöhn. Es erfchallt von der
Äxte Verwundung 135
Bort die Efch'; hier wühlt man erhabene Fichten
vom Grund' aus;
Eichengehölz mit dem Keil und die di^ige Ceder
zu fpalten,
Kafiet man nicht; laut knarret von fiämmigen Ornen
die Lafifuhr.
^ •!
232 An £ ! s.
Fama im Fluge minmebr, Vorbotm des fclireck-
lichen Jammers,
140 FiHlt dem Euandrus das Herz, füllt Wohnang mid
Stadt dem Euandrus:
Welche nur jüngft als Sieger durch Latium namite
den Pallas, ,
Arkader rennen zum Thor, und raffen fich Todten-
fackeln
ITach uraltem Gebrauch, Schon leuchtet der Weg
von dem langen
FUmmenzug'y und fireifet mit fernem Glänze die
Äcker«
145 jUnd der begegnende Schwann der Phrygier mifclit
das empörte
Trauergefolg^. Als diefes den Wohnungen nahe die
Mütter
Schaueten, jezt in Klag' und Gefchrei entbrannte
die Stadt rings.
Doch den Euandrus vermag nun keine Gewalt zu
bezähmen;
Sondern er dringt in die Meng', und wirft, da die
Bahre gefezt ward;
15Q Sich auf Pallas , und haftet an ihm mit Thränen und
Seufzern;
Und kaum endlich gewährt Ausgang dem Worte die
Wehmut:
HatteA du nicht, mein Pallas, fo feft verhelDsen
dem Vater,
Dals du behutfamer wollteft dem graufamen Mars
dich vertrauen?
Ach, ich wubte zu wohl, was neuer Ruhm in den
Waffen,
- '
Elfter Gesang« 233
Wais [o fchmeichefaide Zier im elften Kamidie ver-
möchte! 155
KlägUche Erfilingsfrucht des JUhglinges I traurige
Waffen-
Schule des Na<^amkriegs! und, was kein Himm-
lifcher hörte,
All mein Fldhn und Geloben! O du, ehrwürdige
Gattin,
Selige, weil du entfchlieffi, und nicht dies Leiden
erlebteft!
Überlebt hab' ich mein eigenes Ziel, ein verlaCs-
ner, 160
Ausgefiorbener Vater l O folgt* ich dem troifcfaen
Bnndskrieg;
Rutuler deckten mich lelbft mit GefchoDs! felbfi: _,
haucht' ich die Seel' aus.
Und mich fUhrete heim, nicht Pallas, diefes Geprän^
hier!
Nicht euch geb' ich, o Teukrer, die Schuld, nicht
euerem Bündnis,
Nicht den gewechfelten Händen des Gaftrechts! Jenes
Gefchick war 165
ünferem Alter beftimmt! Wofern frühzeitiger Tod
denn .
Harrte des Sohns; Troft wars, wenn, über erfchla-
gener Volsker
Taufende führend die Teukrer in Latium, jener
dalünfankl
Ja nicht anderer Ehre kann ich dich würdigen, Pal-
las,
Als der fromme Äneas, und als die erhabenen Phry-
ger, 170
234 A N E i s.
Uiul die tyrrhemfche^ Fiirßen, und ganz die tusid-
fche Kriegsmacht t
Siegsdenkmal find alle, fo viel du firecktefi dem
Tode.
Du auch Aändeft anjezt ein gewaltiger Stumpf in der
Rüftung,
Wenn gleich wären die Jahr% und die Telbige Kraft
von dem Alt^
175 Turnus! Doch ach! was entzieh' ich die Dardaner
länger den Waffen?
Geht, und bedenkt dies Wort zu verkündigen eue-
rem König:
Dafs ich, da PaUas verfank, das gehäOige Leben
noch frifie,
Macht dein rächender Arm, der dem Sohn und dem
Vater den Turnus
Schuldig ifi, wie du fchauit. Frei bleibt nur zu fol-
cherlei Wohlthat
180 Dir und dem Glücke der Raum. Nicht Freude ja
fuch' ich des Lebens;
Nicht doch! fondem dem Sohn fie hinabzubringen
zum/ Orkus!
Aber Aurora erhob den elenden Sterblichen öfi-
lich
Ihr allfegnendes Licht, um Gefchäft zu eiTieuen und
Arbeit.
Vater Aneas nunmehr und Tarko häuften am Meer-
Itrand
185 Scheiter empor; worauf ße die Leichname, jeder der
Seinen,
Trugen nach heimifchem Brauch ; und Cobald fcfawarz-
dampfendes Feuer
Elf t'e r .1 G e s a n g. 235
Aol&iegy hUBt ßth in Dunkel derr diclit., uikiii^htete
HinimeL
Dreimal ifngs) uja^den firai^d,.: mit leud)i£ead«i Wal»
fen gegürtet,
Liefen die Männer, zu- Eufs; dreimal uHi M^-. traun«-
gen jäeli'eiter
KreiTeten jene zu Roft; und. gezogenes Jammergcilieal
liieg. 190
teucbt wiord un^er den Thronen das Land/ £mcbl
iwurden die Waffen,
Bimmelempor dringt Mäimergefchrei und Klang der
Tromj)eten.
bclere werfeaa fodann in die Glut der erfchlagnen
Latiner
^gerijOfenen Baüb» Erzhelm' und j^rasigetulei Scliwer- •
ter,
iäum' imd raffelnde Räder zugleich ;' theils trauliche
Schenkung, 195
leMgetfagenLe Schild' ^ und nicht glüd^elige Waf-
i feiu
^iel auch werden der Sder' umher geCehlkehtet dem
Toflie;
bifiige Eber .zugleich und geraübete Schaf' aus den
Ackern
lingsum werden gemirgt in die Glut. Am ganzen .
Geßade
'chaan fie die brennenden: Freund' , und die lialfah
verladerten Afchen 200
iüten £e; und nichts trennt fie davon; h\s die
thauige Nacht nun
Imgedreht ^den mit hellem Geßim umhdEketen Him^
meL
23» , A M £ I s.
Audi auf der anderen Seite die wehnuitsvollei
Latiner
iBaun unzählbare Tödtengerüft*! und der Leidmami
viele
205 GrSbt man theils, wo £e fanken, ins Land; theili
föhrt man hinweg iie
Auf angrenzende Äcker, und fendet ile theils in dii
Heimat
Dann den übrigen Schwärm des verwirretoi Moitlei
geftapelt
Sonder Zahl und Ehre, verbrennen fie. Weit in dei
Gegend
Leuchtoi empor um die Wette von häufigen Elan
men die Äcker.
210 Dreimal femte das Licht den kühlenden Schal
ten vom Himmel.
Traurig nunmehr die Afchen des Brands, undve^
vnrrte Gebeine,
Wühlen üe auf, und erheben von laulicher Erde def
HügeL
Jezt durch die Wohnungen herfcht, in der St
des Reichen Latinus,
Überlaut ^as Getöf ', und zumeifi des daurenden Ji
mersl
215 Mütter umher, und Schnüre voll Grams, und
licher Schwerem
Tirauriges Herz, und Kinder verwaift der liebenc
Eltern,
Fluchen dem gräfsliehen Krieg', und der Brautbenvl
bung des Turnus;
Seibit ja muff' er mit Waffen, er felbft mit dem Stj
es entfcheiden.
Elfter GtsANG« 237
Der die erhaLenite Ehre verlang' und Italia's Her-
fchaft.
Lafiender wkd durch Dranees der Hafs: er aHein
fei gefodert, 220
Zeuget er, Turnus allein fei gerufen zum Kampf der
Entfcheidung.
Piellach firebt dagegen mit mancherlei Rede flir
Turnus
ibderer Sinn, und ihm fchattet der Kdnigin mäch-
tiger Name;
Vielfach fiiizt ihii der Ruhm mit der Siegsdtnkmale
Verdienfien.
Weil foifchwoll die Bewegung, und heu ent-
brannte der Aufruhr; ~ ' 225
Siebe betrübt nunmehr von der Köidgafiadt' Dio-
medes
Bringen die Boten Befcheid: gar nichts fei gewon«
nen mit allem
Aufwand' eifriger Müh; nicht Gab' und goldene^
Kleinod
fruchte, noch dringendes Flehn; nach anderen Waf- ,
fen umherrphaun
'fölTe man,, oder den Frieden vom troifchen . Könige
handeln. 230
5elbft, viam Kummer betäubt, verzagJ: .d«r; K4>n]g;
Latinus.
ms mit deutlicher Macht den Äneas. leite dai
Schichfal,
Uahat ihn der Ewigen Zorn, und die frifch herfehei^
nenden Gräber.
Qfum die grofse Verfammlung des Raths^ und die
erfien der Seinen,
238 A N E X 8.
235 Ruft er'dutch Oberbefehl z\im fiattlichen Saal des
PaläAes.
Jene gedrängt nun Itrömen zur Königeswohnung in
vollen
GälTen daher. Schon £zet im Kreis ^^ vorragend an
Alter,
Und an dem Zepter der Macht, unheiterer ' Stinie,
Latinuä.
Jezt die Crefäiid^n,^ die heim; vom äto^cfc^n^ Reiche
gekehret,
240 ^Heifat er verkündigen, was ile gebracht, • und ver-
langet llie Antwort .
Ganz in? der Folg' und'^geniau« Nun ward Still-
*' - ;«';ij.. fchweigen geordnet;
Venülus Aber gehorchte • dem Wort,' und redete
alfo: :
' • "BCi^'ger, wir fahn Diomedes, wir fahndie argi-
- viföhe Heerßadt; ^
Und dutcHmefTehd den Weg beilegten wir jeglichen
ZufeUV- j
245 Ja wir bertihrteh die Hand, der Ilions Vefie hinab*
'•> fank.
Siegreich i%iätit'> er die Stadt Ärgyripa, feinem Geburts-
laM- »
GleielibcfnamtV^to'uler Flur» -des itlpy^erfeergs Gar-
gäntis.
Als- wir hineingetreten, und jezt /Anrede vergönnt
ward; -
Boten • i?^itf imtre Gefchenfc' , und meldeten: > Namen
• und H«imat, ,
250 Wer mit Kriege genaht, ''was! uns gen Arpi genö-
.'^• •• tfcigt.'). ' '
Elftj^r Gesang. 339
Jener vernahm , und Tagte darauf mit ruhigem Ant-
liz: - ^
glücMelige Völker , o goldenes Reich des Satur-
nus.
Alter Aufonierftamm, welch Schickfal Hört doch des
Friedens
Segnungen euch, und ermahnt unficheren Streit zu
verfu^hen?
Alle wir, welche mit Stahl einft Ilions Äcilcer ver^
ödet, 255
(Schweig' ich davon, was gekoAet der Streit an den
. thürmenden Mauern,
Was für Mlumer der Simois deckt I) mit unnenn-
barem Elend
Büiiten wir alle die Schuld der Yerfiindigung > ^eit
* durch den Erdkreis,
Mitleidswürdig dem Priamus felbft!^ Das weiib' der
Minerva
Oinitem, und das Euböergeklipp, und der. Rächfe^
kafereus! 260
?em aus. dem Feldzug warf an ^entlegene Strande
die Irrfahrt,
JLtreus Sohn Menelaus bis ganz 2u den^^Enden^des
* Proteus,
hi an den Ätna, zu fchaun das CyklopengeTchleehfy
. ^ den ülylTes.
b'cht Neox)tolemiis Reich, noch Idömeneus ,waik«.«
^ .'' 'demde Götter,
'enn' icli euch, , und* die Lokrer, am libyfchen?'
Strande gefiedelt. 265
eM der mycenifche Held, HeerfUrft der erhabnen
Achiver,
•I
240 A N E S s«
Fand durch der Gattin Verrath, der entfedichen,
feU)er im Eingang
Meuchelmord; auf den Sieger von Alla laurte der
Buhler.
Dafs mir die Götter misgönnt^ zur heimifchen Argos
gekehreti <
270 Froh die Gemahlin zu fchaun, und Kälydons lieb-
lichen Anblick!
Jezo fogar noch folgen Erfcheinungen fchrechlicher
Wunder;
Und die verlorenen Freunde mit Fittigen fchwebten
zum Äther,
und als Vögel umfchweifen fie Ström', (adi meiner
Geliebten
GräCsliche Qual!) und erfüllen mit weinender Klage
. die FeUen.
275 Kcmnt' ich ja doich dies alles von jenem Tage vor-
ausfehn, ^
Als ich rafender Mann mit dem Stahl auf huDunlifclie;
*
0< Leiber |
Wütete, und der Cythere die Hand mit der Wunde'
verlezte ! i
Nein fürwahr^ nicht treibt mich hinfort zu folchcrlet
Kämpfen!
Weder ilt irgend ein Streit, da Pergamos fank, mit'
den Teuhrern
280 Überig mir; noch gedenk' ich. mit. Luft der vergan-
genen UbeL
Was ihr mir zum Gefchenk hertragt aus dem Lande j
der Väter, 1
Reicht dem Äneas vielmehr. Wir wechfclten Schärfe*
mit Schärfe.
Elftbb Gssang. 241
und wir gefelHen die Hand. Dem Eifahreaen glaubt,
wie gewaltig ' x
Er mit. dem Sehild' auffieigti wie im Sturm er die
Lanze daherfchwingt!
Wenn zween lilmliohe Männer mit ihm das idäifche
Land noch ' 285
Hätte gezeugt; felbft bimen zu Inachus Städten mit
Kriegsmacht
Dardaiker, und^ ümtaufchend die SchidkTak, ^trauer-
ten Grajer.
Was auch dort vor der Vefte der luurten Troja
geläumt ward;
Inuner an Hefctors Arm und Äneas ftockte des Gra«
jers
Sieg, und wandte den Schritt, bis zum zehenten
Jahre vcrfpätet 290
Beide durch Mut» und beide durch tapfere Waffen
verherlicht;
Dierer von frömmerem Sinn. Fügt friedfame Hände
zum Bündnis,
Weil ihr es könnt; doch den Waffen begegnende
Waifen vermeidet! —
«
Was antworte der König zugleich, o erhabener
König,
Haft du gehört, und was von dem groljsen Krieg' er
geurtheilt« 295
So der Gefandten Bericht ; da durchlief vielfaches
Gemurmel
Schnell der Aufonier Lippen verwirrt: wie, wenn
Felfen den Abfiurz
Hemmen dem reifenden Strom, aufbrauft der ver-
fchloiTene Strudel,
Via«i& Toa Vom. UI. 16
Und d^ bem^barten; Borde von zan&jiendea YtA^
. lungen murmeln,
aoo Ab, nach geftilletem Mut^ fich die äogfilidiai Lip
pen beruhigt.
Biet der König die Götter» und i^prach vom erha
latenen Thrpne:
/ Paik wir 2uvor abwogen des. Beicht WoUb
o liatiner,
ll^iinCpht' ich, tind heilfamer trars; al^ folch^edei Zeil
zu erwarten
füx die Verfammlung des Raths, da der Feind a
den Mauern fich lagert«
305 UiiauagangUcbefi Krieg mit linbefiegbaren Man
nem
Führen wir, Bürger, mit Grötterge£dilecht^- das w^<
ermüdet
Wird ^dm'Xih Kampf, noch felbejr Ijefiegt aUfibt vo
dem EiDen.
Habt ihr Uofnmg gefezt auf ätoliTehe Waffen, ent
lagt ihr!
Qofiiung ift jeder fieh felbfi; allein, ihr £eht fie, wie
^ dürftig!
310 Welch ein vertilgender Sturz das übrige alles zer*
fchmettert,
Xiegt vor den Augen euch felblt, und fühlbar unter
den Händen.
Angehlagt fei keiner. Wie viel nur an Tapferkit
dafein
Konnte, das war: tarnt kämpfte mit jeglicher Nerve
des Reiehes.
Auf nun, welch ein Gedank* in der zweifelnden
Seele mir aufitieg,'
•_ s
Elft£ii Gesang. 943^
Will fch Vertamii und mit kufsem (ge^*Hirt Auf^
merkfamkeit) kundthun« 315
Mir ift ein after 'Gefilde, dem tuskifbhen Strome
benadiixorty
Lang gen Abettd geftreckt, bis ilber dkf l^r der
Sikanen.
Rutuler ffin nnd Auninker da» Veld, und sfilmieil^
der H«gel
Harten Grand nit dem Pflug; die Geftrfippielit^ '
werden beweidet.
Jener ganze Bezirk, imd der Bergböhn fiehtlsne tTal-
i • dong, 320
Komm' ak Frenndesgefchenk an die Dardaner; Biik
lig geordnet
Werde der Cundeavertrag, und Theil verliehen des*
Reiches.
Wölben fie Iiier^ wenns alfo geliebt, und gründen
fich Mauern.
Doch weim mdlste Grenzen imd anderes VoIIt zu
erwä'Men
Smen gefitUt, und zu weichen aus unferem Lande
vergönnt ift; 325
Wollen wir zwanzig Schiff' aus italifclrem Holze
bereiten,
Oder wo mdtf man zu filllen vermag. Was nöthig
zum Bau ifi^
^'^gt an dem Strande genug: felbft laA fie beftimmen
der Schiffe
ZaM und Mab; wir geben das Erz und die Hand'
und den StapeL
Dann zu bringen das Wort, und den Bund zu befe-
ftigen, rath' ich: 330
16*
244 Ä N X I s.
Hundert FrohnlM^irciiftfter vom erften G«f ehielt der
Latiner
»
Heide man gehn, und reichen da« Friedendaub in
den HSnden,
Tragend Gefchenk, de« Croldea und £3ieiibeines
Talente,
Auch den Stuhl und den Mantel » die Kldnod* mife-
' res Reiche«.
3S5 Rathet gemfinfames Wohl, und helft dem zeiMen-
den Staate.
Drances darauf» ftet« noch der erbitterte, wel-
* chen de« Turnus
Ehre mit fcheelem Neid' aufregt* und fiachehidem
Ingrimm:
Beich an Hab% und der Zunge Geil7dlt;^odh weni-
ger feurig
Kämpfte der Arm; in dem Rathe von uiiveflchtlichen
Anfehn,
^ 340. Durch Aufwiegelung fiark; der Zeugerin edele Her-
kunft
Gab ihm ein fiolze« Gefchlecht , ein dunkeles trug
er vom Vaten
Auf ftand diefer, und häufte belaftenden GroU mit
den Worten: *
Nicht«, d^« räzdUhaft ift, und unfeter Deutung
ermangelt, ,
Forfcheft du, redUcher Fürfi. Sie alle geftehn es zQ
wiffen,
345 Was da« Gefchick verlange des Volks; nur reden £e
kleinlaut«
Freiheit geb' er su fprechen einmal, und entfieige
dem Hochmut,
Elfter Gx^sang* 24$
Er, deb Inlkeai Betmgen und imgeG&giietem A»-
(Sagen will icbsy und mög' er anch Tod und Waffen
Mir androhn!)
Manche« lieht der Gebieter erlordl, und^ fo weit
' wir umherfchaüni
Sank in Xrauer £e Stadt^ indem er* dte' troiTche
Lag^ 350
AüKwajdkXj; Artig sur IlaiAtyimd den Hinmiel er*
^ Ichreckt mit Befehdung.
Eil» neeb ^ai»* jenen Gtefohenk^n, den reiehlilshent
die du den Troern
Darzubringen gebeutft, noch eins, o der Könige
befteri %
tilge Umⅈ und es beimne dein Herz kein ftürmi-
fcher 'J'roÄer,
Daft dia- die Tddtter zur Brauit dem woUverdienen«
den Eidam, 355
Vater, .gew£hrft> und dän frieden durch ewiges
Bihidnis befefiiglL
Doch wenn fo »Kchtiger Sehrtsdk-ttns Silin' und Her^
' «^ 9ien' bemeiftert;
Labt -utts^ ihn fijlbfr anrufen^ imd Gnad' erflehn von
' ihni ü^er:
Weich' er 9 und räume fein Recht dem Vatelland*
und dem König!
Wanun^'Mttft ' du^'tb oft unglüelOiche Bürget' der
' ofiien 360
Tbiesge&hr)^ üxlieber und' Qtidtt von Latiums Jiini*
»'met»?'-''
Nicht üt fifSl in dem Krieg"; uib Frieden nftt'llehn
' wir geTamt dir,
I
, 9^9 ■ A lf,E| f. : i
t
Xvrnwi« wgleidk »m du« PiMif Am nililia iw Frä-
d^n verfichert!
iMlW« kb «wrfij dei^ ak Feiod du dir vonbildfi^
(und war' ich«,
365 IfV^ ideell m^lir?) demütig l)QrclLif<{r' icli dich;
. Sßboiit der Deinen 1
Wxm dm TrpZf jM^d veqügt zi^jb al>! Wir .GeftUa-
genfin fahn fohon
der.
(Qdur, wenn Ruim dioh b^Wßgt, wen« fo viel Kr«fi ,
in dem Bufen
W,^n du k%an4» wenn Jb b^ftig dem Brau^abli« ,
du n^obgierft; \
370 Wpg' ei^ wi^ }}iet« dem Feind« gtlaroft . Mi4dngei»d p
die Brnft dar!
%P9m$ damit fi^ Twmita die lUMüfastaditer Te^
jSoll^n wir niedrigim S^eleni em Seb>mmif iifilKiwwti
nnbeerdigt,
l^Pge^rm Felde rgeftreijktl Wobbul dii| wenn du
noitfb: Kraft hoÄ,
W^nn nocb Uer«i wk die VKte^ vof dfflu ik^hiitt. jetem ]
975 Wft^lwv Äiob niftj ; .. • .. . .
1
. ; Spkbedei Redea imtbrennt di^ gewnltOune Seel# |
de4 Tnisius;
TlAllaiif fBii&t er, «ndvftitom w«.dim ii^dbxiett Bu^
(en^die Worte;
\l^mh .Mrer fliift^ ; ^ Pr^noe^t für; Aeto der fie*
::.iro^MiiIieit Ader :
!
ELFTtk GSSANG. 247
hiaai wkxm 'Hlnde Tfarlängöt der Kriege und tut
Vtfterv6r£iminlung
Kcnsjol du zAitfk. D^k mtht fei geföllt mit VTot*
ten der Rathsraal, 380
Welcbe du ficllerer grofii herftreuft ; da der Mauren
^ Umfcbfanzung
Noch dyirelwet den Petnd^ und in Blut nicht wog^
die Graben.
Domue bbI Rede nur fort, wie du p^flegfi; und fehul*
«
dige mich du,
Drances, der Furcht: die weit ja fo Viel MbrAaufen
erfchlagner
Dardaner fchuf dein Arm , und mit Siegsdenkmalen
du ringsum 385
Alle Gefildcl verfduSnfl I Wa^ Atimifithe Tapferkeit
könne,
Gtkidt ift die Probe gemacht! Niefit förn find wahr«
lidh die Feinde
Au£dißxcIien'Von uns; rfngsher umiftehn fie die Mau*
ren!
Lab lins gerad' angehn! Was zauderß du? Soll
^ denn der Kriegsmut
Nut aid der windigen Zung' und in jenen gefltfgel<»
teini Schenkeln 390
Immer dir fein? . • . /
.... I
Was? idi TCijagt? Mag einer mit Fug, o du SchnS-
der, verjagt mich
Scbclten, der lieht, wie geföhWollen von ilifchem
Blüte der Thybris
Aufwallt, lind d^oi £uanVlrus das ganze Greltehleeht
mit dem Stamme %
'-•
248 Ä N s t s.
595 Ni^dexGuiki und eiAUMjrt die Aikadei lagen der
Rttftung?
Nicht fand Bitias mich, noch der mXchtige Pattdams,
alfo,
Und die ich Sieger des Taga zahUoa in den Tarta-
' ^ rttfi fandte,
Eingehegt von den Mauern, umzitoit von der feind-
lichen Schanze.
Nicht ift Heil in dem Krieg! Dem dardanifcheii
Haupte verkünde
400 Solche« j o Thor» und deinem GefchäftI Nur v^eiter,
und rafUos
Alles mit Grauen verwirrt! nut erhöht die Kräfte
des zweimal
Uiiterjoehten ' GefcUechts^ und emi^igt 'die Macht
' des LatinusI
^un fchredit Phrjrgierwehr auch mymidonifche
Klünpfer,
Nun auch des Tydeus Sohn, und dem LarüBter Achil-
les;
405 Und, von den' Adriafluten zurück, firSmt Aufidus
angftvoll!
Ja wenn er bange fogar vor meinen Verweisen £ch
aufteile
D^r nachkünftebide Schalk, und mit. .Furcht die
Befchuldigung bittert!
Nie wird Iblcherlei Seele von diefem Arm (o eifchrick
f nicht!)
Dir entwandt; fie wohne bei dir, und geniefie de5
Herzens!
410 Jezt, o Vater ^ zu dir und deinem erhabenen Vor-
trag.
Elfter« Gesang« !^49
Wenn, nidit Mwhamg kntfort in unbxe Waffm d«
tezett;
Wenn fo yexitfeii wir facli, jmd dei Heers dmudi-
ger Rüokziig
Völlig m Boden um warf, und das filttck nie wie«
.der fieh wendet:
LaDrt uns lUeden erflrim, .und wehrloa Areeken« die '
Hände.
Zwar ol wenn nur etwas der vorigen Tapferkeit
wKre! 4i5
Der ift adr tot allen ein hochbeglüekter. in Ar»
beit.
Und vonagend an Mut, der, um aichta folehes zu
feiuuen,
Lieber dän Tod^ Mnfknk^ und den Staub mxt den
Zähnen zerknirfchte !
Doch wenn IVKacht auch uns, und bisher ungetrof«
fene Jugend,
Wenn was helfende Völker und ItalerMdte zurück^
find;. 420
Doch wenn aueh dem Trojaner mit vielem Blute der'
Siegsruhm
Kam; wenn Leichen audi ihm aufloderten, und uns
gemeinlkm
Warf der Orkan: warum denn entfiidit unrühmlich
am Eingang *
Plözlich dör Mut? was erbebt, eh hallt die Trom-
pete, das Herz uns?
Oftmals lenkte der Tag und die wechfi^lnde Mühe
des Lebens 425
Manches ann Befferen um; oft hat, um einander'
befuchend,
KeAm i^MKinn gfteaibbf^ 4eA feft vrti meaMi gegriiih
det
IKda wird inu Mitlielfer de» SHieiti A^ Ätokr mid
Arpi:
Al)er BfitdblNis wifd»| der beglüdüe lUimmius
wird eiy
430 Und der VöftHrgelMelev fo viel; nioftt ßfc«ig auch
folget
LathmM Bdiea der Itehniy tmd der laurenttsufehen
Jugend.
Avcli ift uns von del* Volsker «rkiiieneM Stamme
Camille»
Ftihfead der IUi%eii Zug, und wak Em naddüliete
Haufati^
Man woMn nach dlei» lu den Hanlpf amiodeni £0
Teufarer^
435 Und es gefittt^ und fo lidfar ieh efai iibiftelii ]iin dem
Nielit liat die Hund' Uer sifo ^ctbria balTettd genie-
ddn^
Sab {iir fok&erlei Hcffiiung icb emem Vexfiioh «Hcb
entaiehn dar£
MuftviA tret* iidi hina»; und Ae&- er de» groben
Achilles;
Trag" «ueh^ MUift irnur Vulkanus gefduniedbte' Mudielie
Waffen
440 littmt amLeib^! Eueb KaV ich £19 Seeif uiid dem
SeWXiier Latinus,
leh. incbt einem- der AlUen an Taptokeil tvdidmder
Ang€i<d>t ' Midi- allein, ndt jesi: Annen. mf'
erl
Elftsb 6b5aiig. 261
Hkiit IbB Draadift tsfielaete» ob Zorn hier waltet der
BiUsM mit T^d^. ob Bnibm der Ta^fisriMit waltH
/ ilm nehmen!
So «athldUaBelen jen' um da« wankende WoU
wait einander, 445
VngeßügaL Anota bewegete I^ager und Krisgar
fiotfekidk» fiehel durcikftttnat mit Lenn und
nfel dea Käniga
Weiten Palafi. und ecfiUlt mk utt^ndlicbeni
eben db Stadt ringsx
OaDi in>{^ofdneteili Heer von des TibC^ia Strome die
Teufcrer
Samt der tfixbenifeben Maclu anuebn.im gflsoamt
Gefilde. 450
PlSzliche verwirrt lA allen der Abil» uad dem Voft
in den Bufen
Zittert; ea; heiki^^ empört fie dea Zoxna .unmübiger
StacheL ,
WaQhi vedmigt man in Haft» laut ruft «u den W^
taoL die Jugend |
Stüfiietliriint webklagen die Greif' i und ein wiUea
Getibhrei dort,
Aiu mididKgen Ri^ gemifebt, tönt ballend mu
HiBimel: 455
Aadera ' nidity 4a welm £ch im\.iimären fitain.mit
eulandec
Sd;iriu»eiide Vögel gefest, und im ififchbaren Stvom
der Padulk
HeibetvGetön auftöoen. durch Icrmende Sümfife die
SehwiKite*
r'
I
252 Ä N E I «•
anjezt, rief Tnntuf » ^e Eetf attAkafchead,
o BUrger,
460' Fodert 'am Radi die geehrten, iind Ipbl ftiBfifeeiid den
Frieden!
Dorther ftiirxt man mit Waffen iil« Rekiil Nicht
mehreres redend,
Raft* er fich auf, und ftümtifoV den jcagendm Stfen
enteiitf!er.
Volußu, iraft eti göbeitt den. volddCcfaenr Haufen
Bewiifnung!
Führ' auch die Rututerfchaar ! die gewapnet^i Rei-
ter, MelTaiiu«,
465 Qw8i$, auch du mit dem Bruder, verbreitete mnher
in das'Blachfeldl
Theili verwahrt mir der Stadt ZügKüg',. imd. urfteigct
die Zinnen!
Doch ihr anderen folgt, vro ich fodere, mir asu dem
Angriff
Alles vorbeil man rennt aus- der Stadit iriilgsiier
auf die Mauern.
Selbfi entläCflt er den Rath, und verfchieb^ des^ Vater
Lätinus^
470 Durch fo traurige Zeiten verwirrt^ * den .ediiabesLea
Vorüazf
Viel auch Uagt er fich an, daii /Aidit üeMMg &
aufitahm
Dardanus Enhdl Äneas, der Stadt ihn Ibhenkend
eum Eädam* .
Graben höhlt vor den Thoren. ein Thefl; dostPfliU'
und Crefteine
Führen fie* Rauhe« Getöns, . ein blutigei' 2ieichen
dem Kriege,
At
E% r T s a '6 E. s A M G. 353
HftUet da« Hom* Aucli die Mauern «mriagt viel«
fiiebec Gewimmel, 47S
Mütter und Knabea gemifcht; Noth rufet fie aUe zur^
Arbeit
Dann zu dem Tempiel empor und den oberen Iföhen
der Pallas
Fährt die Königin felbft, im drängenden Schwärme
der Mütter,
Bringend Gefdienfc; und die Toebter Layinia fizt ihr
gefellet,
Soldherlei W^hs Urfacbe, gelenkt die liebHcben
Augen. 480
Schon durcbduften den Teinpel die nahenden Müt-
ter mit Weihrauch;
Und von erhabener Schwell', ergießen fie traurige
Worte:
Waffenbeherfclffinde, Göttin des Kriegt , tritoni-
fche Jungfrau!
Brich mit der Hand das Gefchoft :dem phrygifchen
Räuber; ihn f eiber
Streck' in den Staub vorwärts, und enlfchütf ihn
am ragenden Thore! v 485
Eiferig . gärtet fich felbft dev wütende Turnus zur
Feldfchlacht. '
Schon m den Hamifch gehüU^ den nitiili£eheii^ ftarat
eryonehmen'
Sdiuppen «inhery nnd die Waden umfdhlofs er mit
funkelndem Golde,
Wehrlos noch um die Schläfen, das Schwert an ^
Seite gegürtet;
Alfo firalt' er im jLauf goldhell von der . H6he der
Borg hin, 490.
I /
ISi A N E I S.
Frök iidi «rkel^tnd an Mut, uAcl dem TemBt «Afie«
gend in Höfnung:
So yrie den Knappen entflieht nach algerilfener Half-
ter,
BWi mm endficfc, däa Robi und, der offeAen Ebene
mfidhtig,
Strebt entweder -xxtt Wei^ und der grafenden
^ Heerde der Stuten,
495 Odßtf SEU badfen gewShnt in der tratiKcBen' Welle
des Stromes,
Anirem^t) feorigef branfi etf, und ragt mit erhobe-
nem Kacken,
Vfpf^iCB Mittts; viaäL er (fielet die MIEfan' nm den
* Hals, um den Bug ihm.
Gegen fhift kam, im Greleit der Tolskifchen Krie-
ger » CatoiUa
äilig daher, imd Mb, Thore der' Stadt von detä Hoffe,
dieFifriftin,
500 %ffäng fift henAi und, folgend sugSeich, die Amt-
liche Beerfchaar
GIftt vtm tetUTeiMa Rolfen aufii Land. Dann redet 1
fie alfo: '
Timms, ^IroSem Ach felber die Tk^ferkeit billig ' '
Tortraue^
Wag^ idi vnA wül anrennen das Äneadengefchwa-
der»
Und «nfiidbiien allein der tjnilieniCdhen Reifigen
Angrif, ^^
505 Mi£h lad eift mit dem Arm die titefafir teifiickn
des Krieges:
Du Adi Utr an den- Mauern zu FüDi , und fiehaupt«
lie Feftttng.
Elfte E. Ges^no. 255
übnms darwf , aiilaiaiiaicl dk elfffurehtwürdCgd
Jungfrau:
da lulla's Sebmnck, Jungfrau! irie fdB ich mit
Wort dir,
Wie mit der rhat dir dankenf Doch nun, weil aUer
Begegnis '"
ObwSrtf raget dein Mut, mir Mitatbeitorin feift
1 du* 510
Wie 4lai Ckfücbt glaubhaft und geüendete SpShei?
I gemeldet.
Hat iat Frerl^r Äneas der Reifigen iMrhtr JSewaf*
nung
Vorgefandty vi durehtrahen das Feld; felhil UinuM
er. dier fteilen
BergmSdoi hinan, auf die Stadt zu fcmhen deü
Heerzug*
Krieg«uachfteHung bereit' ich im inrahbimwSlbeten
Hohlweg, 515
Beide des ScUunds Eingänge mit Maina luad Waffen
befezend*
Du mit beg^;nenden Zieichen enpfiih de« tyrrhem«'
fchen Reiter.
jDir fei der rafche Meffapus gefeilt, und latinifthe
Rofsmaeht,
Vnd die Tibumus gefandt; du felbft auch walle der
Führung^ ^
Sprads, und auch den Meffapus mit ttnUchen
Worten ermahnt er ' 520
Samt den verbundenen Fürften zum Kampf, und'
ftrebt auf den Feind an«
Krumm durch Windungen ziehet ein 1?hal, wie
gefchaffen für Kriegslii^
256 A N E I s«
Und iur Waffenbetrug, dem dicht mit dilnUer Belau
bung
Jegliche Seit* andringt, und wohin fchmal leitet eii^
Fufofteig,
525 Ö&end den engenden ScUund de« unwfllfiihrige.
Eingangs.
Drüber auf ragenden Warten und hoch auf der
Scheitel des Berges
liegt ein ebener Plan unerkannt^ und ficherer. Rück-
jtug:
WoHe Plan rechts und links lieh entgegenwerfen den
Angrif,
Oder behaupten die Höhn, und mächtige Felfen ent-
rollen«
530 Hieher eilt der Jüngling, bekannt mit der Riditong
der Wege;
Schleunig ergreift er den Ort, und befeet die fchwie-
rige Waldung.
Doch XU der hurtigen Nymf ' im erhabenen Äther,
zur Opis,
ffiner der heiligen Schaar und der Kugefelleten Jung-
fraun,
Wandte Latonia fich, und fo mit traurigem Ant-
liz
535 Redete fie: DoxV wandelt zum graufamen Kriege
Camilla,
Und in unfere Waffen, o Jungfrau, hüllt £e umronfi
fich,
Werth vor anderen mir. Nicht neulich ja kam der
Diana
Solche Lieb', und rührte mit plöslicheriWonne das
Hers ihr«
•9
Elftsr Gesang. 257
Denn da, vertrieben um Hafs und fiolze Gewalt, der ' ' ^
Beherfcher
Metabus wich aus der Stadt des altruditbaren Pri*
vemum, 540
Nahm er das Töchterchen, fliehend aus rings umdro«
hendem Auffiand,
SicH zur Genofim der Flucht, und benamte das
Kind nach der Mutter,
Die fich Gasmilla genannt, mit verändertem Theile
Camilla.
Selbft an' der BruJß fie tragend, durchwandert' er ein* '
famer Wälder
LangaufReigende Höhn; rings drängeten " grimme
GefchoITe, 545
TT • ' ' * • ' *.
Und rings flogen umher in bewafheten Haufen die
Volsker.
Schau, in der Mitte der Flucht, da rollte gedrängt
AmafenuSy
Schäumend zum oberften Rand: fo toH auis; gebor«
ftenen Wolken
Stürzte der Gufs. Er fchwämme fo gern; doch Liebe /
des Kindleins
Hemmt, und Furcht iur die Bürde, die tfautefle.
Alles erwog er 550
Schleunig im Herzen mit lieh, und kaum fiand die«*
fer Entfchlufs feft.
Sein unmäfsig Gefchofs, das in nervichter Rechte der
Krieger
Tnigy von knotigem Wuchs laftvoU und geglühetem
Kernholz:
Bieran fügt er die Tocliter, in wölbende Rinde des
Korkbaums
Viaait Ton Vom. III. 17 "
I
I
258 A N E { «.
455 Edngqhegt^ und becpiem um des Wur^eers Mille
befefiigt;
Und wie in mächtiger Hand er fie aufwogt, ruft er
zum Äther:
Dir^ aUwaltende Macht der Gehölz', o latonifche
Jungfrau,
Weih' ich Vater das Kind zur Dienc^inl Deine
Gefchoffe
.Halt^d zuerfi ermutig entflieht fie dem Feind'!
O empfang' fie,
560 .Göttin, die Deine, die jezt unficheren Loiften Te^
traut wird!
iSprachs, und den Schaft umdrehend niit angefiren-
getem Arme
Schnellt er; da raufcht das Gewog', und über des
reifsenden Strom hin
fliehet erbarmungswürdig am fchwirrenden Speere
Camilla.
Metabusy als Tchon näher die Schaar der Verfolger
herandrängt^
565 Giebt fich dem Strom^ und, Sieger nunmehr, da«
Gefchofs mit der Jung&au
Beüst er, der Trivia Weihegefchenic, aiis dem grü-
nenden Rafen.
Nie hat eine der Stadt' in Wohnungen oder in
Mauern
Jenen gehegt; nie hätt' er die Hand' auch geboten
vor Wildheit;
Kur, wo der Berghirt weidet, in einfamen Öden ver-
: kehrt' er.
570 Dort dem Kind' in Gefiräuchen, umfchreckt von
gelagertem Raubwild,
Elfter Gesang. 259
Gab er die Stuf aus der Heer de zur Amm', und
die ftäifcende Nahrung
Wildernder Mflch, einmelkend die Bruft in die zart*
liehen Lippen«
Als die laUende Tochter zuerft nun wankender
Fübe
Spiuren geprägt» befdiwert' er mit Tcharfeni Spiefse
die Hand' ihr;
Pfeü' auch hän^ er und Bogen zur Wehr an die
Schulter dem Mägdlein. 575
Statt des Goldes im Haar, und ftatt des langen Ge-
wandesy
Wallte der Tigerin Hülle vom Haupt um den Rücken
hinunter.
Schon aus kleinlicher Hand entlandte fie Küidei^
gefcholFei
Und an gerundetem Band' um das Haupt her fchwin»
gend die Schleuder,
Warf fie den filbemen Schwan und firymonifche
Kraniche nieder. 580
^iel der Mütter umfonJft ringsum in tyrrhenÜchen
Burgen
WimTdieten jene zur Schnur« Sie, einzig vergnügt
mit Diana,
Übt jimgfräuliche Zucht und ewige LuA an Gefchof»
Ten
^t unwankender Treu. O hätte doch nie fie ent*
flammet
lener Befehdende Zug, da fie kühn auf Dardanet
eindringt; 585
Lieb mir wäre fie jezt, und meiner GeTpielinnen
eine!
17* .
260 A N E I s.
Aber woblan, da einmal imzeitigeB Schickfal fie
•dränget,
Gleite miri Nymfe, vom Pol, und befuelie das Land
der Latiner,
Wo nun trauriger: Kampf mit ünglücksabmuigen
anhebt'
590 Diefes empfah, und lange den rächenden Pfeil aus
dem Köcher:
Hierdurch, wer auch mit Wunde den heiligen Leib
ihr verleze,
Troer und Italer, biifse zugleich mir mit Blute den
FreveL
Dann der Dulderin Leib vind ungeraublete Bü-
fiung
Trag' ich in hohlem Gewölke zur Gruft^ und er&att'
ich der Heimat.
595 Trivia'fprachs; doch jene, die iT^ehenden Lüfie
durchgleitend,
Raufchte hinab,- und es hüllte den Leib fchwarz-
wolkiger Sturmwind,
' Aber die Macht indeLffen der Dardauer' naMe
den Mauern, .
Tuskifche Führer zugleich, und der Reifigen fämt-
liehe Heerfchaar,
Alle' nach :2iähl in Gefchwader gereiht» Laut über
das Blachfeld
600 Donnert das trabende' Rofs, und bekämpft kurzhal-
tende Zügel,
. Dort anfirebend und dort Schon weitum fiarret ?on
Lanzen
Eifern das Fe^, und die Ebne, durchfchweht tob
Rüfiungen, funkelt.
Elfter G £ s a n g. 261
Andererfeit« MelEapoSi und hinter ihm fchnelle Latji<^
ner,
Cpras äem Bradier gefeilt, und. die Schaar der ^iir«
ftin Camillai
Kommen im : Feld' en^egeiigciK)ehrt; vor fireoknn' fie
Lanzen' 605
In ausbdiehder Hand weithin,' und krSufeln den
Wurffpie A ;
Und die Begegnung der Männer entbreimt, uttd «der
RolTe Gewieher.
Schon kn hahenden Lauf zu dem Wurf der.!6elbhoffe
gelangt, Rand
Beiderlei He»; -flugs brechen £e vor .mit Gefchrei,
und ermahnen
Braufende Röff', und ergieJG^n. Zugleich ting^^r-die
Grefchoffe, 610
Häufig, .wie Stocken de« Sk^neei,: dafÄ gawK .^cK
umfehattet der Himmel, ,
PlöflbSch' Ip^engt Tyrrhenus^ • inigleieh . -und ndes
. - rafche Akonteus
Mit anJBrebenddn; ^Lanzen hen^or. Und fie 'fdhkfl^n
zuevfi ^fich
Stnrz mit'läf)iitciBi"Getdn; dafs im fchmettemd^n JEV^II ^
"^ ',!: des 'Galoppe«
Bnifi r an, Bruft /den Gäulen . zeriufax^ht • De» ^ ent-
• fchwümgne Akonteus, 615
Straleiidemt ^i^ ^^läichbar, 'undn fliegender Laft äu#
:":}}.). '....•' dem • Feldftüch,
Stürzt auf da^^Haupt fernhm,' und veratfamet ^daxk
G^ifiiJn die Lüfte.
Stracfcs Add die Rieihen verwiriit,:and dieV^utt^w^nd*
ten' Latiner
26% Ä N S I 8«
Werfen die Tartfchen eurUck, und ftadtw&rta drehn
£e die RolTe,
620 Troja'c Reifige folgen , es führt die Gefbbwader Afy-
las«
ündjCoIum nabn fie den Thesen; uHd mede£ erhöhn
die Latiner
Feldgtibhrei, und lenken herum die gefchmeidigen
nme:
Schnell, fii^d jene gewandt^ und entfliehn mit TerMii-
^ geten Zügeln;
So wie das Meer, vorlaufend in fiets abwechfeln-
dem Strudel,
825 Ifun £um GeAad' anftürzt» und befchäumt hoch vbei
die Felfen
SehlSgty und den äufisierften Sand mit gebogener
Welle befpület;
Httü mit Gewalt riickw&ts, uip wieder durchrolkte
Felfen
Brandend, entSieht, und dw Strand in en^leiten-
der Watte zurücklälst;
Zweimal trieb der Etrusker den Rutuler gegen die
Mauern;
6 SO Zweimal weicht er der Wehr, und bedeckt um*
fchauend den Rücken.
Aber nachdem xum dritten der KSünpr anfprengend
gefamt nun
Schaar mit Schaar an einander fich tOgü^p und dem
Manne der Mann ftand;
Je«o ijng« Wehklage der Sterbenden, }ett in dem
Bhitfirom
fiiad rini^ Waffen. und Leiber, und rings mit gemor-
deten Männern
' 1
•
Elfter Gesang« 263 -
Noch halLlebende Rolfe gewälzt; und erBitterter .
Kanii)f Aeigt. 635
Sieh, Orrih>chus9 fdieu cUm Reattlu fcibexKii.:
nahefl^/
Schwinget den Speer auf das RoCs^ nnd^ li^sl ihml
den StaU an dem Ohre.
Doch der getroffene Gaul blfumt wiiteifed ^mpör, und '
erhebet.
Gegen die Wund' unTvillig, dte BsuA und die fchla-
genden Schenkel;
Jener eHtroIil in den Staub. Catillus i^rft den''
I^afi, , 640
Und, der grofä war an Mut, und grob an Jueth": xdkäl
Bewaihung,
Wirft den Hermlnius ab; dem geblSßt auf dei'^Sehei«.
tel dsL8 gelbe'
Haupthaar fteht^ und die Schütter geMöfirt; «cht:
fchrjedken ihn Wunden:
So i& er öBeH dem Stahl! Ihm gefohndb^ in dx€: "^
mächtige Achfel,
Zittert der. Speer, und<luiiinmefi denrlA|c^ 4nreh«^:
bohrend mit Schmerzen* 645
Ringsiutiher firÖnH dunkel das Blut; ring^ Iidcfatt^^
firecktman
Bofenid mit Stahl, und fudiM' den.riiiaMidijin Tod.^
durch dte Wunden.
Mitten die Morde hindurch froUbckftidui gekö-
cherte Heldin,
Sine der Brüfi' entUe^et dem Kämpf ^ Amaione ' < *'
CamiUa»
leto dicht mit deif Hand die gerchi9eidig^ SeBafie
verBreui fie; 650
Jeao räft uneniriidet ihr Ann die gewaltige Streit-
ct.,\ - axt.
GeUen tetSat an der Schultei; Gefchofi und Haftung
Jene fögär,' wenn einmal ttidkwSlrti die velsbiebene
weichet,
TOegt .mit gewendetem Bogen cKe fliehenden Pfeile
zu fenden.
655 Aber umher dai erlefne Geleit, Larina- die Jmtg-
irau,
Tfdla zhgleioh, und, fchwingefltd^ die dberAe Barte,
«i-» Tarpejf :
Itatarfräin^i die felber £um Schmuck fich die hebte
Camilla
Aüatokohif, IUI' Frieden: und Streit gleich gute Bedie-
nimg^
Stil wie alBi Strom ^Thermödon der thrahifchen Män-
:';r)hir''if {" ninnen Heerfchaar
660 Täbt^ii i^tiihim^KTieg' ^sziehn in fkrhiger: Webr
,'i ' ' Am^onen;
Sdviuk iiippSlTtey feis, wahnl cüe martifche'Penthe-
?,-|i i> .{f'K\ r: . 'f? \') :. ' " . » JÜea '/i »' «
Henowästs if^n^Imit firefpaion, T und innher in jubebi-
i deIltl^Aufruhr
Weiblwh^siSeliiaarengeittiilf.frdhlocht ndt monffiehen
.üo!;in-'; Tartfchen,
-j» IWei» iiiiit^4er Waffe züerft, und zulez« wen,
,( i* «oftirchthare Jungfrau,
665 StDeekftefi;^^dH?i;^er wie viele dbr Sterbenden ^wadB
duizuriErde?
:> 1 Syft Bifiifiätii^iiUln.Sohn OsalKlytius: dem,' da er
Eleter Gesang. 365
Jene die offene BruA mit langer Tanne durcKfiebmet«
tert;
Purpurne Sttdm' ausbrechend enttaurndt et, und
mit den Zähnen
Käuet er Uutigen Staub , und wälzt auf. der Wunde
£eh fterbend.
Uns dann, und PägaTus dann: der, weil vonl gerpom«
. ten 670
Gaul rückwärts er gewälzet den Ziaum anfirengete;
jener.
Weil er ihm naht', und die Hand wehdof dem enU
gleitenden darbot,
Stürzen zugleich fie häuptUng« jn , Stäub. . Dann
fireckt fie Amaftrus,
Hippotaff Sohn,. und verfolgt' mit drängtoder .Lanze
.von fernher
Tereus, Harpälyhua dann, den Demöphoon dann, .
und den. Chromis. 675
So yiel Speer^ in der Hand umdreht* iHnS. ^tfandte:
die Jungfrau,
So viel, fanhen der Phryger hinabpi! Fexn^itet der.'
.: Jäger
OmytuK, fremd an iRüftung, auf.! edteoo Ji^yger^.
hengfie:
Dem die gediegene: Schulter das! .i;ett>desiian(iftigeilL' -^^
Stieres
tiberdeckt ; in der SeUacht , und dad . .Hallet } Iweitgfih-;
j7'i ' ;i. nehdiuälhüUet 680
Schlnndi und, Backen des Wolf» mit weife/ vorftarren*
.; ...den Zahnen,
Und .dein iländCch bewafhet ,4k Händf ; ein .knotiger
266 A N E K 8.
Grob in der Menge verkehrt er, und ragt mit d^
Scheitel empor ganas«
Diefen «iTitfidir aiifTangend, (denn leicht in gewea
deter Ilach,t wars)
685 Bohret fie durch , und redet die feindlichen Worte
darüber t
Haft dttj l^hener, im Forft 1/fildpretl zu erja-
gen gewähnet?
Heut ift gekommen der Tag, der euch nnl Vreibli-
chen Waffen j
Worte vergalt Doch melde den unteren Mahnen
der Väter
Dies nicht eitele Lob: du fankfi dem GeiSchob dei
Camillar
690 Stracks den Bntes darauf und Orfilochtts, beide
der Troer
QtöbeBtBä Butes durchdrang» den gewendeten» bie-
ten die Spize,
Zwifchen Helm und Panzer hindurch, wo des Rei-
tenden Nacken
'Schimmert^ und links von der Schukeir die Tsaüd!
am Arme herabhängt
Doch den Orfilochus flieht fie in weit auskreffendem
Umlauf
695 Teufcht ihn danoi einengend den Kreis, und dm fol-
gende folgt fie;
Dann mit Gewak durch Waffen dem Mann tmi
OebiBine die Streitaxt
Schwingt fie, empör Bch hebend» da laut er fielet
und jammert,
Schlag auf Schlag; warm feudhiet die Wund' ihm mi^
SKme dis
Ei.FTxa Gesang. 367
Ihr begegnet, und ftuxt graunyoll vor dem plöz- .
liehen Anhlick
knnuff kriegrifcher Sohn, des Appenn&ienbewQh«
nercr, 700
Hellt der Ligiirer lezter, da Tidufchungen gönnte
dai Schickfal.
Ib der Iah» dab femer durch Lauf wxl entrinnen
dem Kampfe,
Mer die dringende. FürAin noch absuleilfcen, umf
lonft xrix\
lezt ia verrcUagener Seele Betrag avifinnenfl un^
Arglifi,
E»fet er: Wm Ä Grobes gethaa, ynm. dtt Mädch^
dem tapfem 705
Roffe vertraB&? Entlage dem Flug% und n^er auf
ebnes
Erdreich wage dicb her, mit miTi^ kämpfen im
FuCBkampff
Bald erkennft du fiKrwahr, wem wutdfges PralcKp'
Verderb bringt!
Spraehs; doch ]ene yoII Wut, vnd empört von ;
der Flamme des Schmerzes,
Keicht der Gefährtin das Rofs, und fieUt £ch. im
gleicher Bewafiiung, 710
Zuckend die Klinge asu Fu£s, und getroft zait lauterer
Tartfche.
Aber im Wahn, dab gelungen die Lift, : fcyrt fli^^t
der Jüngling
Ohne VexsBug, und in Flucht mit gewendetem Zilg^
enteib er,
Da die ^iOdeie Ferfe den Gaul anfponit ftur Gnoafp . . .
tung.
268 A N £ t s«
715 ligurerfchallc^ der umfoiLft mit erhabenem Mute
daherprangt,
Sonder Eifolg rerfuchfi du, o fchläpfrigeri Künlie
der Heimat;
und nicht bringt dich die Lift ujiverlezt dem l>etrüg-
liehen Aunus!
Alfo fprach fici und feurig mit hurtigen Solen,
c diö Jungfrau,
LM^ Jie deiix Roffe voraus, und grad' in die Ziigel
ihm greifend;
720 Rennet li6 an, und beftraft mit blutiger Rache den
9 Frevlen
Leidit, wie der heilige Vogel vom luftigen Felfen^
' * ' <^ der Habicht,
Rafchere« ttet^s * einholet die fchwebende Taub' in
der Wolke,
Okd die ergriffen:«» hält, und^ mit' klauigen Krallen
: zerfleifchet:
Blut dann' fitikt aus dem Äther herab, und gempfetc
' Fedem^"^
72S ' Diefes bemerkt hoch fizend der G(jtter und Sferb-
^ liehen Vater,
Mtcht unächtfames Auges, vom oberfien Haupt des
' '• ^ Olympus.
TarKö jezt, den Tyrrhener, ^ Erweckt zu virütendcr
Kamx)fgier
J^tieir, ihn skft^^dersZidms^uniti^i^em Stachel iempö-
rencL
Siehe die Morde ; durchrennt 4ind die Wütchendeii
Ortungen Tarko
730 SqhAell auf diem Rofsr, imd^ ermahnt itaiit vielfeeb rei-
zendem Zuruf
El fter Gesang« 269
Namenflicli jeden der Meng\ und frifcht die Verjag«
ten zum Angri£
Ol die ilir nimmer euch grämt , o ftets mutlofe
Tyrrhener,
Welcherlei Angft? wie ham in das Herz fo fchlaffe
Verzagtheit? '
Tummelt ein Weib die Zerfireuten, und jagt fo gro-
fse Gefchwader?
Was denn tragen ^wir Stahl, was eifle Gefchoff' in
den Händen? 735
Doch nicht faul, wann Venus euch winkl^ und nächt-
liche Fehde;
Oder, wo bacchirche Chor' anlagt das gebogene
Schallrohr,
Abzuwarten den Schmaus, und die Becher gefUlleter
Tafeln!
Das freut, diefes behagt! wann der heitere Priefter
zum Feftmahl
Nöthigety uild in die Haine da» lechere Opfer empöre
ruft! 740
Tarko riefs, und hinein in den Schwärm, wie
' dem Tode £ch weihend.
Sprengt er das Rofs, und gerad' auf Venulus JSiirzet
er wutvoll;
Schnell ihn entraffend dem Gaul, umfchlingt er deli
Feind in der Rechten,
Und vor dem eigenen SchooCs mit Gewalt entfuhrt
er ihn eilig.
Himmelempor hallt lautes Gefchrei; und alle Lati«
ner 745
Wandten d,ie Augen daher. Rafch flammt durch die
Ebene Tarko,
270 Ä N E X «•
Waffexi entführend und Mann; jezt oben den Speer
ihm ergreifend.
Bricht er da» Eifen herab, und wühlt nach jegliclier
Öihungy
Wd er die tödtliche Wund' einbohr^: ^r aber ficK
firäubend,
750 Hemmt von der Keh}e die Hand, und weicht durcli
f Kräfte der Kraft aus.
So wie der gelbliche Adler im Flug' aufisudiend den
Drachen
TrKgt durch die Luft, und feft mit verDchlungenen
Klauen umklammert;
Doch die «erwttndele Schlangt» aüsloreirende Win-
dungen drehend,
Starrt mit gäjchtetisn Schuppen empor,^ und zilScben-
dem Munde,
755 AüfwSrts bSumend den Hals; nicht l^emger drängt
er mit krummem
Schnabel die ringende fiets, und fchlägt mit den
Schwingen den Äther:
Alfo trägt fiegprahgend den Raub aus den Reifigen
Tiburs
Tarho daher. Nachfolgend des Feldherm gliiddicliem
Vorgang
Stärmt die MSonierfchaar. — Jezt Arruiis, Mig
dem Schickfa]^
760 Siehe, der fchnellGn Camilla mit Speer voreilend und
Arglift,
ScUeicht er herum, und verfucht die geftüligften
Wege des Glückes»
Wo auch immer in Wut das Gewühl durchfprenget
die Jungft'au,
ECFTEB G $ 6 A N 6. 271
Amins naBt ihr bebend^ und den Gang in der Stille
belauTcht er;
Wo ^e Siegerin kelirt, und den FoCi vom Feinde
zurückhebt»
Weicht der Jüngling geheim, ablenkend die hurti-
gen ZtigeL 765
Dort nun fpäht er und dort Zugang, und durchwan-
dert den Umkreis
Ringsumher, und fchwenket die zielende Lanz' uner»
müdet
Choreus, Cybele's Sprob, und weiland Priefter
der Göttin,
Leuchtete fem einher, von phrygjitehen Wafifen um«
Tchimmer^
Unkend den fehSumenden Gaul, den ein ftioiendef
Fell, mit des E^zes 770
Schuppengefleeht aufbaufchend und maJkhigem Goldc^
bedeckte.
Aber er felbft, vorrcheinend im dunkelen Pulpur dei
Auslands,
Pflag vom Lyderhom gortynifehe Pfeile su fchnet
len.
Golden ertönt an der Schulter der Bogen ihm, gol«
den dem Seher
Blinket der Helm; auch das Safrangewand und die
rauTchenden Schöbe 775
Zartes Leins find im Knoten von röthllchem Golde
gefammelt;
Bunt ift geftickt ihm der Rock, und die Birbarhülle
der SchenkeL
Dem, dab entweder an Tempel die Jungfrau troifche
RüTtung
272 Ä N E I s«
Beftetei oier auch felbft mit erobertem Golde geade-
^ ret
780 Ginge aiir Jagd, dem jezo allein aü« allem Getüm-
mel
Kämpfender folgte fie blind, und unvorficbt% das
Heer durch
Stürmte £e, Weiblidh entbrannt von der prangenden
Beute Verlangen;
Bis da endlich die Zeit fich erbot, aus der heim-
lichen Lauer
Warf das Gefchofs, und laut zu den Oberen betete
Amins e
785 Schuz des geweihten Soracte, der Ewigen hoch-
fter, Ai>ollo!
Den Wzuerft anftdin, dem fichteher Brakd in dem
Stapel
Slanuht, und dem im Vertrauen der Füöikiimgkeit
mitten durch Feuer
Aiif liel glühende Kohlen wir Dien:enden fezen den
Fuf stritt!
Laijf , allmächtiger Vater, durch untere Waffen getilgt
fein
790 Diefe Schmadil Nicht Hüllen, noch Siegsdeiolanal
der verdrängten
Jungfrau fodr' ich, noch einigen Raub. Mir fchaffe
nur künftig
Ehre mein Arm» Fällt dies unitelige Schbulal von
meiner
Wunde gezähmt; gern hehr' ich zu heimifchen Stad*
ten auch ruhmlos!
iPhSbtts vornahm das Gebet, und ein Theil des
Erfleheteu gab er,
Elfter Gxtsang. 273
Willigem Sinns, ein Theil verftceuf e» üt athhende
Lüfte: 795
Dafs imverfehnf er fireckte zum Tod die Ferwirrte
Camilla,
Winist' er dem flehenden zu; Rüdklselur in di^ her«
liehe Heimat
Gärmf er ihm nicht; und den Wunfeh verwehete
ftürmender Südwind.
Jezt, da gefchnellt au$ der Hand dui^ch die Luft <
anziTchte der WurfTpieDs^
Riöhteten aufimerhTam Jße den Oeifi und lyandten die
Augen 800
Alle zur Fürfiin, die Volsker; Sie felbft war weder
des LujBtzugs
Gingedenk 9 noch des Schalls, und deshochhe^ kom«
menden Speeres;
Bis das Gefchofs anlangend hinein in di6. offene Bruft
ihr
Drang 9 und tief Cch berauf cht' im ErguDs jungfräu-
liches Blutes,
Bange Gefährtinnen beben heran, und die linkende
Herrin . 805
Fallen £e auf. Es entflieht der vor atten erfchro«
ckene Arruns,
Ganz von Fröhlichkeit wallend und Fiirüht^ nicht
fiirder dem Wurflpiels
Wagt er zu traun, noch entgegen* m g^hn den
Gefchoffen der Jungfrau.
Und fo wie jener, beyor ihn feindliche Speere ver*
folgen,
Ohne Verzug abwegs in die Höhn der Gebirge fich
rettet» 810
ViHBiL Ton Vom. III. 18
274 A N E t s.
Gleich nach äts Hirten Ennortlung, der Wolf, und
des weidlichen Stieres^
Seiner verwegenen That lieh bewnfst, und unter den
Bauch hin
Schmiegt den erzitternden Schweif, tind bergende
Waldungen aufHicht:
Weniger nicht aus den Augen verwirrt entrafte fich
Arruns,
815 Und iti geftrengeter Flucht vermifcht' er fich unter
die WaflFen.
Sie mit der Hand zieht fterbend den Wurflpieü;
doch im Gebeine
Steht die eifeme Spiz' an den Rippen ihr, tief in
der Wunde.
Blutlos gleitet fie hin; und im Tod' langleitend
erltarret
Ihr das Aug', es verblüht die purpurne Röthe dem
Antliz«
820 Schwach aufathmend zur Acca nuntnehr, der Gelpie-
linnen einer,
Redet fie, welche getreu vor anderen war der Ca-
milia,
Der fie beftändig il» Herz mittheilete; alfo beginnt
fie:
So weit, trautefie Acca, mein Thun! Jezt raubt
mir die bittre
Wunde die Kraft, und gefchwiCrzt wird ringsum alles
von DunkeL
825 Eile hinweg, und verkünde die Abfchiedsworte dem
Turnus:
Kr nun trage den Kampf, und fchüze die Stadt vor
den Troern.
Elfter Gbsa ng. 275
Lebe denn woMl - Mit d*„ Mrorten zugleich lo-
j laffimd die Züge^
Sank ße anfreiwillig «ur Erd' ab. Jezo erkal-
tend
Ward jedwede. Gelenke» gemach fie entbuhd,*«, und .
neigte
Nacken ond Haupt ohnm&chtfg zu», Tod', hinfenkend
die Walfen; g3Q
Und mit Seu&e» entflieht unwillig der Öeift in den
Abgrtind.
Doch nun fieigt unemeMich der Kriegsauiruf zu
den goldnen
Sternen empor; roh Aürmt nach dem FaU-de^ Camilla
die Feldfchlacht.
Ring«her rennen gedrängt die fömth'cheh Dardaner-
Völker,
Und die tyrrhenifchen MSchf, und Euandru« Arka-
derfchaaren. g««
Aber es fizt vorllingft der Trivia Wächterin,
Opis,
fioch auf dem Gipfel de. Berge», und fpÄht uner-
fchroekfen die Kämpfe.
^ nna fem in der laut umtobenden JängUnge Auf-
ruhr
S« vom traurigen Tode gebändiget fah die Ca-
milla:
^te fie auf, und erhob aus innerftem Bufen die
Worte: g^^
Wehe, zu fehr, Jungfrau, ja «u fehr graulame
Befiraiung *
■^deft du drob, weil Troer mit Krieg zu bekäm-
pfen du wagteAl
18»
276 , A NB S «.
Nicht, daJ2si in mldem Gehök einf am du gedient der
Diana»
Frommte dir» nQcIi dafs die ScKulter mit uiUlerem
Köcher gefchmückt warl
845 Dooh nicht ganz ungeehrt lieb deine Gebieterin
jezo
Dich in der Subexfien Stand'; und nicht ungenannt
in den Völkern
Bleibt rdein Tod, nicht trägft du den Ruf ungeroche*
nes Falles I
Denn wer dit auch immer den Leib mit der Wunde
verlest hat»
Büfst durch fchuldigen Tod! — Dort ragt' am luf-
. tigen Berge'
850 Hoch des Dercennua Grab aus gefchütteter Erde, des
Königs
Altlaurentifcber . Zeit» von Stacheleicben umdun«
. . kelt.
Dorthin fchwingt üchzuerA die an Reiz holdfelige
Göttin
üngeAtim» und beachtet vom ragenden Hügel den
Arruns.
Als ihn glänzend in Waffen fie Iah» und gefchwol«
len von Dünkel:
855 , Warum gehA du mir» fprach fie» betfeit?
wende den Schritt her!
Komm» du Geweihter dem Tod'» und würdigen Lo
der Camilla
Hole dir! Du auch fpUft vom Gefchofs.der Dian
vertilgt fein !
Sprachs, und dem goldeneli Köcher enthob di
thrakifche Jungfrau
I
Elfter Gesang. 277
Einen geflügelten Pfeil, und fpannte das Hom in
Erbittrting; '
Lang dftnn sog fie den Bogen, bis amgekrümmt an
einander 860
Gmgen die Kn£uf', und fie jezt die geriditeten
Hände genähert
lÄnka der Seh^e des SfaMs', und rechts mit der
Senne dem BuTen,
Stracks, wie deS' Pfeiles Gefchwirr, £o den hell an-
Taufenden Luftzug
Hörte Ellgleich Arruns, und es haftet der Stahl in
dem Leibe.
Ihn, der die Seele verhaueht' und zulezt aufröchelte,
liefsen ' 865
Dort die vergelTenden Freund' in dem Frelbidlings-
fiaub des Gefildes.
Opis mit Fittigen eilt zu dem ätherheHen Olym-
pus.
Eilig entflieht, nach' der Fiirftin Verlufi:,' das
Gefchwader CamiUa's;
Rutuler fliehn durch einander ; es flieht der beherzte
Aitinas;
Rings Eerftreüete Führer, und rings vereinfamte
Fähnlein, 870
Suchen ihr Hieil, und fprengen, die Rolfe gewandt,
zu den Mauern.
Niemand, der die Verfolgung der Tod hertragenden
Teukrer
Aufzuhalten vermag mit Gewehr, noch zu ftehen
dawider;
Sondern entfpannt trägt alles an läffiger Schulter den
Bogen;
W9
278 A N E X s.
875 Malmeiid zerftampfet da« Feld mit geTierteltem Laufe
der Hufichlag.
Finfter wallt zu der Stadt in fchwarz aufBühnenden
Wirbebi
Staub I und umher auf den Warten zertcUagen die
BroA fich die Mütter,
Weibtichea Angftgefchrei zu den himmlifclien Ster-
nen erhebend.
Welche zuerft aus der Flucht in die offenen Thore
lieh ftürzten,
880 IKe noch drängt in. vermifchtem Gewühl der feind-
liche Heerzug;
glicht dem kläglichen Tod' entrinnen fie; felbfi an
d^r Schwelle,
Selbft in der Vaterftadt, und im iipheren Schuze der
Häufer
Niedergebohrt, verhaucht man den GeiA. Theils
fchliefst man die Thore;
Nicht den Genoffen z^ öfiien den Weg, noch ins
Innere wagt man
885 Sie zu empfahn, die da fiehn: ein erbärmliches Mor-
den erhebt fich,
Dort abwehrender, hier anftürzender Freund', um
den Zugang.
Ausgehemmt vor dem BUck und dem thränenden
Antliz der Eltern,
. Rollt ein Theil in die Graben, da fürchterlich drängt
die Vertilgung,
Häuptlings hinab; theils blind mit verhängetem Zügel
fich fiürzend
890 Donnert man gegen die Thor' und die fiarh verrie-
gelten Pfoften.
Elfter. Gesang. 279
Jene fogar von den Mauern im Sufs^rAen Kampfe,
die Mi|tter»
(Ganz fo zeigt fie die Lielus dies Volk», wie C^nüUa
gefeh^ -lyardl)
Werfen GefchoK' angftvoU au« der Hai^fl; put gßdi^«
genes Holzes
Keulen den Stahl nachahmend: und vpvgel^irQnneten
Pf^hleid,
Stürzen £e her, und zuerft für die; Stadt j&u Aer]>eii
erglühn fie, 895
Aber den Turnus indefs in dei^ W^ldpngen
füllt d^s Entfezens
Kund'y es empört ihn Acca mit unermeJblicb^ni Auff
rühr:
Weg fei das Heer der, Volsker getilgt, :u|kI gefallen
GamiUai
Voll an tob' in Erbittrung der F^ind, üiid mit fi^» *
gender Obmacht
Hab' er fich alles geraft; fchon dringe die Furcht
zu den Mauern; 900
^ Jener in Wut (auch fodert es fo Zeus graufamer
Rathfchlufs)
£üt von den Höhn, wo er fiand, und liefs den wil*
demden Bergforfi.
Kaum aus dem Anblick war er entfernt, und deckte
das Blachfeld;
Als Äneas der Held in die Schluft eintrat ungehin-
dert,
^ber den Berg lieh erhob/ und aus dunkeler Wal-
dung hervorging. 905
AlTo fireben fie beide zur Stadt mit dem famtlichen
Heerzug,
280 AneVs. Elfter Qesang.
Stürmifidier EU', und fie trennt nur mäbiger Raum
¥on einander.
Aber fbbald Änea^ voJti Staub' aufdampfen die Fel-
der
Feme gefeh^, und den 2ttg der Laurentiner ge-
fchauet;
910 und audi Tumui in Waffen erkannt den graulen
Aneas, -
und asumbende Tritt' und fcfanaubende RoHe gehö-
ret:
Gleicb' in d^ Kampf wol gingen fie ein, und ver-
ruchten die Feldfeblacbt;
Wenn niebt der rojfige Phdbu« die RoIT' im ibe-
rif eben Strudel
Kühlte voäi Lauf» und die Nadit bei findendem Tage
beraufiitieg.
9]L5 Beide 'Verftfhanzen fich nahe der Stadf, und umpiah-
len das Lager.
i ;.•■
Ä N E 1 S.
ZWÖLFTER GESANG;
I
INHALT.
Turnus, dureh die MuÜoiigkeit der Latiner bewogen, dringt
auf den Zweikampf, wie fehr auch Latinus und Amata ihn
zurückhalte^. :Aneas willigt ein 9 der Kampfraum wird geord-
net, und der Vertrag von Äneas und Latinus belchworen.
•
Jutuma, des Turnus Schwerer, erregt die Rutuler zu Fdind-
feligkeit; Äneas, da er befänftigen will, wird verwundet und
weggeführt; Turnus nimt Theilam Gefecht Äneas, durch
Venus geheilt, kehrt in die Schlacht, und fucht den Turnus,
welchen Jutuma, in Gewalt des Wagenlenkers, ihm entzieht
Müde des AufTuchens, beHürmt Äneas die Stadt Amata er-
henkt lieh. Dies erfahrend, ffcellt lieh Turnus zum Zweikampt
Der Sieger Äneas, Ichon zum Mitleid bewegt, erblickt das dem
Pallas entrilTene Oehenk, und tödtet ihn.
\
••
A N E I S.
ZWÖLFTteR GESANG.
lurnus, wie unter des Mars zerfchmettemdem
Streich die Latiner
Hiugeruiiken er fcbaut» dafs nun fein Erbieten ge-
heifcht wird,
Um auszeichnet ihr Blick; felbil unausföhnlich ent-
brennt er,
Und hebt höher den Mut. Gleichwie in den puni-
Ichen Feldern
lenery verlezt an der Brufi von gewaltiger Wunde
der Jäger, * 5
Nun erft Waffen «rreget, der Low', und froh um
den Nacken
Schüttelt den mähnigen Wulä, uiid den haftenden
Speer des Befchleichers
llnerfchrocken verbricht, aufbratifend mit blutigem
Rachen:
So wird heftiger noch dem entflammeten Turnus der
Unmut.
Jezo redet den König er an, und ftiirmifch beginnt
er: 10
284 A N £ i s.
4 ^ ' ' '
Keinen Verzug beut Tutnus; und nicht fein
Wort mir zurückziehn
Darf der äneifche Trols, noch, was er verhandelte,
weigern.
Vater, icli gehe zum Kampf; bring' Heiliges, ordne
das Bündnis.
Sende den Dardaner nun mein Arm in ißs Tartarus
* Abgrund,
15 Aüa's Landflüchtling, weil üzen und fchaun die Lati-
ner;
Und ich allein mit dem Stahl fei Tilger gemeinfames
' Vorwurfs:
Oder er herfch' als Sieger; die Braut Laviuia folg
ihm. I
Jenem darob antwortet mit ruhigem Geifie Lati-
nus:
Biederherziger Jüngling, fo weit du felbfi an erhab*
ner
20 Tax>ferkeit ragft, fo weit forgfaltiger deiner zu war-
ten
Ziemt mir,, und zu erwägen mit ÄngAUdUkeit jegli^
. chen Ausgang.
Dein i& von Daunus dem Vater ein Erbreich, dein
durch Erobrung
Manche Stadt; nicht minder ift Mut und Gold dem
Latinus.
Noch hat f^atium Bräute genug, und das Land der
Laurenter,
25 Nicht unedles Gefchlechts. Lafs dies unfchm^ichelnJc
Wort mich
Feme von Lift dir eröfnen. Zugleich beherzige die-
fes.
ZwoiiFTER Gesang. 285
Keinem der vorigen Freier als Braut zu gefellen die
Tochter,
War mir vergönnt: fo warnten die Götter und St^rb«
liehen alle.
Aber be£egt durch Liebe zu dir, und de« Blutes
Verwandfchaft^
Und durch Thränen der Gattin, zesriCs ieb die hei-
ligen Bande, 30
Nahm die Verlobte dem Eidam, und hob unrecht«
liehe Waffen.
Welah ein Gefchick feitdem, wa«, Turnus, jRir Streit
mich verfolge,
Sieheft; du felbA, und vide viel du.zue;rft ausflehefi
der DrangfaL
Zweimal beilegt in der Schlacht, kaum fchüzen der
Italer Hofnung
Wir in der Stadt; warm Und von unferem Blute des
. Tibris 55
Strömungen noch, und weifs von Gebein unermeüs«
liehe Felder*
Wohiii fchwank' ich fo oft? was lenkt mir den üten
Verfiand um?
Wenn nach Turnus Vertilgung den Bund zu emeun
ich bereit bin.
Warum nicht, da er lebet vielmehr, fie geendet, die
Feindfcbaft?
Was wird ein Bluts&eund fagen, ein Rutuler? was
die gefamten 40
Italer? wenn ich zum Tode (vereitle das Wort doch
der [Ausgang !)
Dich verrieth, der die Tochter und nnfre . Vemjäh-;'
lungen fachte?
389 A N E K «•
Sehaue die. mancherlei Weehfel des Kriegs; und
erbarm dich des Vaters^
Welcher betagt nunmehr in der heimifchen Ardea
trauert,
45 Feme von dir! -^ Nicht mochte das Wort den
^gewaltfamen Turnus
Sänftigen; mehr noch flammt' er empor, und erkrankte
' durch Heilung«
Jezt, da ssueric ihm die Sprache gekehrt war, redet'
er alfo:
' Welche Sorge für mich du trägft, die, Theuer-
fter, lege
Nieder fitr mich, und lafs mit Tode, den Ruhm mich
erhandeln,
50 Wir auch ftreuen Gefchofs aus der Hand, o Vater,
und fehllos
Treffenden Stahl; Blut pflegt auch unterer Wunde
zu folgen.
Fem wird die göttliche Mutter ihm fein, die mit
weiblichem Nebel
Deckt deli Flüchtling, und felbß in nichtige Schat-
ten fich einhüllt.
Aber die Königin, innig erfchreckt vom befirem-
denden Kampfe,
55 Weint, und, zu fierben gefafst, umarmt fie den hef-
tigen l^idam:
Tumus, o hier bei den Thränen, und rührt dir
noch für Amata
Einige Ehre das HerzI (du einzige Hofiiung, du
einzig
Troft dem bekümmerten Alter! ja Glanz und Grewalt
des Latinus
Zwölfter Gesang. 287
Trä'gft du; auf dir ruht alles, der mächtigen Stüze '
des Haufes!)
Dies nur fleh' ich, entfagefniit Käikfi zu htfgegnen
den Teukreml 60
Welche Gefahr dein hätret in jener grauten Ent-
fcheidung,
Harreti o Turnus, auch mein! Ich lafle zugleich
das rerhalste
lacht I um nie als ehefkngn^ zu fchaun Äheas den
Eidam !
Doch Lavinia hörte der Mutter Stimme, mit
Thränen
Ganz die brennenden Wangen imiflrQmt: ihr loderte
glutreich .65
Fliegende Röthe der Scham, und durchlief ihr ent-
flammetes Antliz*
Wie wenn indifchen Zahn mit l)lutiger Beize de»
Purpiu's
Einer gefalTcht; wie röthlich der Lilien WeiTse von
vielen
Rofen erglüht: fo zeigte die Jung&au Farben im
Antliz.
Jenen durchfchauert die LieV, und er heftet den
Blick auf die Jungfrau* 70
Mehr noch entbrennt er für Kampf; kurz nun zur
Amata beginnt er:
Nein doch, nicht mir mit Thränen, und nicht fo
trauriger Ahnung
SoIIfi du begleiten den Gang zu dem fixeng' entfchei*
denden Mavors^
mm
Mutter; denn nicht i& frei der Verzug des Todes
dem Turnus,
75 Idmon, melde von mir dem plirygitchen KSnige die-
tes
flieht wflJkommene Wort» Sobald am morgeadeii
Himmel
Schwebend im puipurhellen Gefcbirr Aurora err6-
thet;
Dann lucht Teuhrer geführt auf Rutulerl Rafte mit
Teukrem
Rutulerwebri Wir fchlichten mit unferem Blute die
Fehde!
80 Dort lab uns im Gefilde die Gattin Lavinia fa-
chen!
Als er die Worte gefagt, und hinweg in die
Wohnung geftürmt war;
Fodert er Roff', und betrachtet die br^ufenden £roh
vor dem Antliz,
Die dem Pilumnus zur Pracht felbft fendete Ori-
thyia,
Sie, die an HeSe dem Schnee vorlirebeten, Winden
im Wettlauf:
85 Rültige Wagenlenher umftehen fie, klopfen mit hoh-
ler
Hand die Idatfchende Bruft, und kSmmen die wal-
lenden Hälfe.
Selber htiQt er fodann von Gold' und weiftlichem
Bergerz
Starrendes Panzergeflecht um die Schulter fich; daiin
zum Gebrauche
Füget er Schwert fiich und Schild/ und des Helms
rotbbiifchige Kegel:
90 Jenes Schwert, das dem Daunüs der göttliche Mul-
ciber felber
Zw6x.FTfta QxsANG. 289
Schaff und ^ glülieiide Klingt eiaUttcht' in Aygi-
fche KiiUiing.
Drauf den Sfieer, der mitten, im Saal an dia ragende
Seule
Angelekiil Ich ediob, mit G'evalt den gewaltigelk
fa£st er,
Aktom einily dem Aunrnker, gec^ubt, und den zit-
ternden fcbwenlsend,
Rufet er anas Nun, 6 der du nie mir teufchteft den
Anruf; 95
Wackerer. Speer 9 nun giltst Dich trug der erhabene
Aktor,
Dich trSgt Tumui anjezt! O gieb, dab ich ftrecke
den Leichnam,
Dafs ich mit mächtiger Hand abreifs' und zerraufe
den Hamifch
Jenem entmanHeten Phryger, und fchSnd' im Staube
das Haupthaar,
Kraus von gewärmetem Elfen gelockt, und von
Myrrhen gefeuchtet. 100
AUo empört ihn der Grimm; und ganz von des
Brennenden Antliz
Sprühen die Funken umher, und den hizigen Augen
entzuckt Glut
Wie nf enn laut aufbrüllend der Stier zum Beginne
des Kampfes
Drohungen fchrecklich erhebt, und verfucht in die
Homer. zu wüten,
Gegen den Staimn anftrebend des Baums, und tro-
zet den Winden, i05
StoJGs auf Stofs, vorfpielend der Schlacht mit gefchleu-
dertem Sande*
ViBoiA TOB Vom. III. 19
V.
290 ^Ä N B X s.
Auch nicht minder r indeCv In d6n Riiftimgen
toBend der Mutter,
Sdilirft Äiieai des Streites Begier^ und regt fick in
Zorn auf.
Froh £U enden den Krieg durch dargebotenes Bünd-
nis.
110 Mut dann fpricht er den Freunden und' Troft dem
bangen lulus,'
Lehrend des Schichlals Rath; un4 gebeut, dafs dem
König Latinus
Mlinner beftimmten EntTchluTs und Bedingungen- mel-
den des Friedens.
Kaum mit dem morgenden Lichter befljralt* hocli-
gipfiichte Berge
Steigend Ae)r Tag: da zuerft aus der Flut aiiffirebt
Hyperions
115 HeUes Gefpann , und Glanz aus erhobenen Schnau-
zen emporhaucht;
Ebenes Feld zu dem Kampf vor der mächtigen Veite
des Königs
Mafsen umher und befchickten die Rutuler und die
Trojaner,
Dann in die Mitt* auch Heerd* und Altäre gemem-
famer Götter,
Grafige. Andere trugen die Quelle ^daher und die
Flamme,
120 Fefilich verbrämet den Schurz, und heiliges Grün
um die Schläfen.
Vorwärts gehn die Aufonen gefchaart, und mit Pilen
umfchimmert
Drängt aus den Thoren Gewühl Dorther ftürzt trol-
fche Kriegsmacht,
ZwoLFTEB Gesang 291
und tyrrhenirclie Völker in maniügfaltiger Rü*
fhing;
Ander« nicht mit Stahle bewehrt, als riefe des Ma-
vor«
Grauliche Sehlacht In der Mitte der Taufende flie-
gen fie felber i25
Hell von Gold die Führer einher und köJEUIchem Pur-
pur,
Auch Ailkrakua Sproft, Mneftheus, und der tapfi^
Afylas,
Auch Mellapus der Held, der neptunifche Rolfe-
bezähmer.
Als auf gegebenes Zeichen den Raum ein jeglicher . '
einnahm,
Stehn £e, die Speer^ in die Erde gebohrt, und die
Schilde gelehnet 130
lezo entfirömt neugierig der. Stadt wehjiofei Getüm-
mel,
Mütter und fchwächliche Greif'; auch Thtirm' und
Dächer der Häufer
Deckt eiii Schwärm; und der Thor' erhabene Zinnen
umfiehn fie.
Juno indefs von der Höhe, die nun die albani--
fche lautet,
(Damals war nicht Name, noch Ruhm und Ehre des
Berges) 1^5
Dorther fchauete jene das Blachfeld rings, und in
Schlachtreihn
Dardaner und Laurenter gefchaart; und die Stadt
des Latinus*
Schleunig nunmehr zu der Schwefier des Königes
Turnus begann fie,
19*
292 A N E I «.
Oöttin fic, aur Gfittin, die Seen und rattfchenden
Bächen
140 Vorfieht; denn da« hatt' ihr der obere Herfcher des
Äthers
Jupiter ebreiid geweiht zum Lolm der entriffenen
Keufchheit:
Nymfe, du Zierde der Ström*, o geliebtefte unfe-
rem Herzen! ,
Siehe, du weüM, wie dich Eine vor allen latinifchen
, Jungiraun,
pite de« gewaltigen Zeus mi«rällige« Lager befiie-
gen,
145 Ich mir erkohr, und willig ein Theil dir gönnte des
Himmels!
Lern', und verldage mich nicht, welch Leid dir,
Jutuma, bevorÄeht!
AI« noch fchien zu verftatten da« Glück, und die
Parcen gewährten-
Latium« Heil; da hielt ich dein Reich und den Tnx-
nu« in Obhut
Jezt ungleichem Gefchicke begegnet er, feh' ick, der
Jüngling,
150 Und fchon naht von den Parcen der Tag vdl feind*
liehe« Schrecken«.
Nicht den Kampf mit den Augen zu fchaun, nocb
^ da« Bündnis vermag ich!
Du, wenn noch für den Bruder du wa« Hülfreiche-
res wagefi,
Auf, es geziemt ! Vielleicht^ daf« dem Elend Beile-
rung nachfolgt n
Kaum gefagt; da zerflol« in Wehmuistbränen
Jutuma,
Zwölfter Gesang. 293
Und mit verdopi>elteiii Schlage zerfchlug fie den lieln
liehen Bufen. 155
Nicht ift Zeit für Thränen! beginnt die fatürnifcbe
Juno:
Eil'y uncl entraffe den Bruder , wofern noch möglich^
dem Tode I
Oder errege du Krieg, und zerrütte den Bund des
Vertrage.1
Mutig siim Werkl Ich rath' es! ^ Die fo Ermahnte
verlief» fie
Ungewifs und verwirrt von trauriger Wunde des Her-
zens. 160
Al>er die Könige nun : yoll Herlichkeit fchwebet
Latinus
Auf vier(i>lHinigem Wagen hervor, da die SchUfen
ihm ringsum
Zweimali fechs aus Gold' hellhlizende Stralen ji^mrin-»
gen,
Zeugnis dc;< . Abnherm Sol; hier lenkt fein fchim«
memdes Zweifpann
Turnus,. und ;£ohwenJkt in der Hand zween breit vor*
blinkende Sj)eere; 165
Dort Än^s der Held, Urfprung des. somanifchen
Volkes,
Brennend im' fiernigen Glänze des Schilds und der
himmlifohen Waffen,
Nächfi ihm.Askanius auch, dir, Roma, die andere^
Hofnung,
Beide £e gehn aus dem Lager. Der hdUigekleidete
Prieiter,
Der ein borltiges Ferkel und ungelchor^nes SchäC^
lein 170
294 A N B X 6.
Hertrag 9 fidlt zum Opfer das Vieh den entflammten
' ^ Altären.
Jene, den Blick hinwendend, wo fiüh auifteiget die
Sonne,
Streuen gefallenes Sehrot aus der Hand^ dann zeich-
nen mit Stahl fie
Über den Schläfen das Vieh| und weihn die Altäre
mit Schalen. ^
175 Aber der- fromme Aneas, das Schwert eniblöJCst er,
und betet:
Zeuge du, Spl^ mir jezo, dem rufenden, zeuge,
du Erd' hier,
t)erenthalb ieh vermocht fo viel zu erdulden ^ der
Drangfal!
Und allmächtiger Zeus, und du ibtumifche Gat-
tin,
Gütiger nun, nun, Hohe, doch einft! auch heilicher
Mavors,
180 Der du die Kriege gefamt durch Obmächt leuKefi^
o Vaterl
Seid auch, Quellen und Ströme, gegiüC^! und des
oberen Äthers
Religion, und Gewalten des dunkelwogenden Ab-
grunds !
Wenn nun etwa der Sieg zufällt dem Aufonier Tur-
nus;
Ordnen wir, dafs die Befiegten zur Stadt ^^s Euan-
drus hinweggehn;
185 Räum' lulus das Land, und nimmer ernenn die
empörtai
Äneaden den Krieg, dies Reich mit dem Stahle
befeindend.
Zwölftee -Gesang« 295
Doch wenn iinf die Entrdieidnng des Kanfpb Victo«
ria seuwinkt,
(Was ich vielmehr vorahn', und vielmehr vdOende
die Gcmheit!)
Nicht, dab teukrifcher Macht die Italer dienen, ver»
* ■ lang' idh,
Noch mir fodr' *ich das Reich. Nein , beid^ unbe-
. zwungene Völker 190
Sein durch gleiches Gefez m ewigem fiimde ver^ .
emigt
Heiliges geb' ich und Götter; die Wehr foi dem
^:Schwäher Latinus,
Obergewalt tä dem Sdiwäher geweiht Mir weiten
die Teukrer
Wohnung^i baun, und der Stadt wird Lavuita gebeA
däti Namen.
Alfa snkft ;Äneasf darauf folgt' utllb ''tiatl^
nus, 195
Schauend zum Himmel empor, und'ftfe^kt 2U den
Sternen die Rechte :
Dies auch, Äneas, bei Erd* und Meer und
Geftirnen befchwör' ich.
Bei dem latonifchen ZwiUings^efchlecht,' und dem
doppelten Janus,
Bei den Gewaften der Tie^% und de£r* graufameii
. ' . Pluto Behaufung!
U8re der Vater zugleich, der mit Bliz die Bündniffe
heiligt r 200
Hier die Altäv' anrührend, bezeug' idh die Gluft und
,1 die Götter!
Nie föU Frieden und Bund der Italer brechen die '
Zukunil,
296 A N B I 8.
Wie auckblle das Looi; nie fall midi . wolleiidea
abzichn
Einige Macht; nein» ob fie die E^d' in der fob^*
den SUndflu)
205 Wogen i^erfchwenun' y und hinab in den Tartarus
X fohmeflre den Himmel!
So wie daa Z^epler alhier (denn er trug in der.RecL-
tea ein Zepter)
Nie mit Jkeimendem JLaub' in Sprö£iUnge grikiet und
SchatteUi
Seit, ea im Wald' einmal , von dem unteren Stamme
. getrennfit,
MatteiJo«» hinfenktc das Haar und die Arme dem
EiTen;
210 Vormals Baiun; nun hat es mit auledichem Erme der
KünUer
Seilen undeg^ utad txu' tragen gewährt den lattnifchen
Vätent
. SfK mit betheurenden Worten bekriiftigten jene
das Bündnis,
Mittel im Anfchaun rin^ dier, Gewaltigen» Dann
' nach der Weihung
Würgt man die Thier' in die Flamm\ und der leben*
^ . den Innerftes reifst man
215 Sphlieimig hervor, und erhöht den Altäreti beladsne
Sehiiffebi.
, Aber es fchien fingleich dem Rutulervolke der
'f Zweikampf
Sphion vprlSngft,, und die Heixen. durchdrang viel-
fa<2he Bewegung;
Heftiger je^t, da. näher fi^ fchaun^ wie verCchieden
die Kraft war.
4
Zwölf« TER G £.s a n g. 297
Dies ' Moth mehrt der mit' leiferem Tritt vorwandelnde
Tnmuffy
Der den Altar demütig , gefenkt fein Auge^ ver-
ehret, 220
Und die verfallende' Wang', und am Jtinglingeswnehfe
die Bläffe.
Aber fobald anfchwelien lie Jkh, die Schwefier
Jutuma,
Solche^ 6el|[)rach/ und wanken des Volks unruhige
Herzen;
Glitten hinein in daa Heer, . die GeAalt nachahmend
m
. des Camers,
Welchdm der Ahnen Oefchlecht ruhmvoll, und
- gepriefen des Vaters 225
Nam' dn Tapferkeit war, und er fellift der verwe^
genfte Kämpfer;
Mitten Idnein trat jeh' in «das Heer, wqhBiundig der
Thaten,
Streuete rings vielfaiches Gerücht, und alfo begann
fie:
Schämt ihr eueh , - 'Rutuler^ nicht, $ lur all' < uod '
folcheriei Männer
Einen ^ zu bieten dem Tod'? Ift ungleich etwa dif
. .ZaUL uns, 230
Oder die Kraft? Seht, alle, fo Troer , wie Arkadeüi^
£nd hier,
Und des Gefchicks Heerfchaar, . Etruria wUtend aiif
Turnus !
Kaum. ift. jedem ein. Feind, we«n vir um einander
£e angehn!
Er «war wird- zu den Göttern, an deren Altar er
fioh opfert.
• •
398 A N X It s.
235 Steigen durch Ruilm, und lebend die Mttnd' mnflie-
gen der Männer:
V Wir, ak Haunatlofey geharbm ftoLten Gebie-
tern,
Leiften wir Frohn, weil ISIßig wiir jezt datataen im
Felde! t
Soleherlei Worif entflammten der JüngUtfge Her-
zen mit Unmut,
Meiur ISßhon immel? und mehr; und die Sehaaren
durchläuft ein Gemurmel.
240 Selbfi, mit verändertem Sinn, die. Lauientie'r, kM
die Latiner,
Die fich Ruhe vom Strek jüngfihin und des -Reicbes
Erhaltung
Sehnlich erharrt, nun wollen üe Krieg, und wün-
Cohen das Bündnis
UiflvofibrachtV und bedauren des Tumii&.! trauriges
SchickmL
>■ • .Noch ein größeres fiigef dazu Jutuma, und
hochhei^
245 Giebt^fie ein -Zleibhen i^plu -Himinel, wie me 'in ent-
fcbeidender Klarheit
Eines der Italer Seelen verwirrt*, und teufchte durch
Vorfchau«
Denn ein gelbliche^ Adler des! Jtipher, fchwebend
im Frührolb,
Jagete Vögel des«* Strandes umher ^ und die rau-
lohende Menge
Jentts gejQllgeltea Zfugs; da hefab'zum Gewiffer ficb
Aürzend
2i50 Rafeh er dlfiu herlichften Schwan mit gebogenen
' Klauen em]>orrafi«
Z w ö L F^T t K Gesang« 299
1
Eiferig ibhaim die Latiner geljpaiml; uttd die flunU
liehen Vt^gel
Wenden die ilocht mit lautem Gefclupei/ ein befrem« .
dender Anblick!
Ganz von den liitigen dunkelt die Luft^ und den
Feind durch den Äther
Drängt ihr dichtes Gewäfc; 3>ia von Maeht er befie-
gety und lelber
Durch das -Qemcht, nachgai^^ und den Raiib aus
den Krallen der Adler 255
{Niederwarf in den Strom, «nd fem in die Wedken
> lieh fortTchwang.
Aber ^ ^diß • Autuler grüfsen mit Riif * ün4 BVeud^
die VorTchau,
Fertigend ä]le die HaM; ^i^^^der SeAiei^ T^lumnius .
etUg:
Das wivs; da«r! To ruft ei^, was oft'mi^ Gelübden
ich ausbat!
^id mvf, Göttery empfahn und erkahni! Mif; mir
•^ eueh veartrauend, ■ 260
E*a£st, Blende y den Stehl, die mit Krieg d^ entfez«
liehe Fremdling,
Wie ohnmächtige Vögel, erftihrecht, und' eure Ge*
fiade '
Peindlidi verheert. Bald wählt er die"Flu6ht, und
fem in ^die Meerflut
^elt er. Ihr einmütig in dicht andiiliig^nd^ Heer* '
fchaar
^ilet £um Kampfe und den König vetdteidiget^ der
euch geraubt ward! 265
RieIS| Und fchwang das Gefchofs in die zuge-
wendeten Feinde,
\
300 Ä N £ 1 s.
«
Rennend henror; laut fchwint der komellene Schaft,
und durchfchneidet
Sicher die Luft Schnell diefes, und fchnell auf
fchrem lie, und alle
Ordnungen werden gewirrt, und entflammt die Her«
zen in Aufruhr.
270 Aber der fliegende S^ieer, da neun dort Aanden der
Brüder,
Grofs und fchön an Gefialt, die die treue tyrrheni-
fche Gattin,
So viel eine, gebar dem arkadifchen* Manne Gylip
pufi:
Einem davon in die Mitte, wo. g<ddgeni{ht .£ch der
Gürtel
Reibt 9 und. die beifsende Schnall' einftigende Seiten
verbindet,
275 Ihm dem ^herlichften Jüngling* . ßti Wuchs und .leuch-
tender RüAung,
Stürmt er die Rippen hindurch , und ftrecht in den
gelblidien Sand ihn.
Doc^ cfie verbrüderte l^l^luiar voll Matfi, und ent*
flammt. von der Trauer,
Zu^t> zum Theil mit den Händen das .Sehwert, theüs
blinkenden Wurfiftahl
Raifen fie. . auf, und rennen vrie blind. Dort ilmeii
entgegen
280 liäuft der Laiurenter Gewühl; und gedrängt dort
, wogen von neuem
Troer ui^d Agylliner, und Arkader, bunt von Bewat
nurig. ,
Alfo erfüllt all' eine Begier,. mit dem StaU zu en«
fcheideiu
Z w ö^ L FTCR Gesang. 301
Sclmell find serraft die AltäVy und ganz durchfiiiiv
met den Himmel
Ungefiüm der Gefchoff', und dicht raufclit eifemer
Regen«
MiTchkrüg' hebt man und He^rde hinweg» Selbft
flüchtet L^tinusi 285
Tragend Tertriebene Götter vom unvollendeten Bilnd*
nis.
Andere säumen die Wagengefpann', und an^e^ee ^
fchwingen
Hurdg den Leib auf die Roil', und nahn mit gezo-
genen Schwertern«
Ihni der königlich prangt, den tyrrhenifchen
König Aule&es,
Schreckt MelTapu^r hinweg, in Begier zu verftören
dai Bündnis, 290
Gegen ihn fpomend d^s Rofs. Ihm entweidit der
gedrängete rückwärts.
Und die Altär' unglücklich, die hinter ihm ftanden^
berührend»
Rollt er auf Schlüter und Haupt Doch es fliegt mit *
der Lanze MeiTapus
Stürmifcfa heran, und wie jener auch fleht, mit der
balkigen Waffe
Hoch l^on dem Roffe herab durchfiöfst er ihn, alfo
beginnend: 295
Richtig l er hat«! hier blutet ein befferes Opfer den
, . Göttern!
Italer rennen herbei, und entwa&en die laulichen
Glieder«
Einen Brand vom Altar ergreift KorynSus begeg*
neud.
802 A N £ t s«
Und wie daher mit 'dem Streich ihm HEbiifus drohete,
füllt er
^00 CrMiz fein: GeAcht mit der Glut« Ihm flammte der
mächtige Bart auf.
Und dem verlengten entdampfte Geruch. Dann fel-
ber ihm folgend,
Fafft er behend' in der Linken den Schox>f des ver-
wirreten Feindes,
Und mit zwängendem Kniee geftemmt an den Boden
ihn drückend,
StöOst er die ftarrende Kling' in die Brufi. Podali-
rius folgt dir,
305 Alfins, o Hirt, der .du vom im 6«wühl durdi Waf-
fen einherflogfi^
Und mit gezogenem Schwert erhebt er £ch; aber es
V \ fchwingt ihm
Alf US entgegen die Axt, dafs Stirn er und Kinn toh
einander
Spaltet, uad.weitum fxmzend das Bhit ihm die
Riifiungen feuchtet;
Harte Ruh dritckt jenem das Aug' und eifempr
Schlummer
310 Fcfi^ und auf ewig verfchlieCst die leuchtenden BlicI^e
das DunkeL
Aber der fromme Aneas' erhob unbewafnet die
Rechte,
.Und mit entfaüUetem Haupt 'machtvoll zu den Seini*
gen rief er:
Freunde, wohin? was diefes für rafch auffah-
rende Zwietracht?
Zfihmt die Erbitterung doch! Der Vertrag ift gewei-
het, es flehn fchon
Zwölfter Ge^an c; SOS
Alle Bedingungea feft! Mir allein ift luteipfoa ver»
fiattet! « 315
Mich denn. labt, und verbani^et die Furcht! Ich
. fcfaaffe dem Bündnis
Kraft mit der Hand! mir bürget bereit« dies Opfer
den Turnus!
unter dem Ausruf felbft» und mitten in folcher*
lei Worten,
Siehe da flog hellfch wirrend dem Mann ein g^ii-
gelter Pfeil her:
üngewifs, w^fs Hand ihn gefchn^llt» wemralbh er
entftürmet; 5;20
Wer dem Rutulenrolke fo viel, ob ein Gott, v ob em
ZufaU,
Ehre gefchäft. Nacht hüllet den Ruhm der groften
Vollendung;
Und nie prangte hinfort mit Äneas Wunde 4«r Thä-
ter.
Turnus, ifobald den Äneas er weggehn fah aus
der Heerfchaar,
Und die Gebieter beftürzt, da entbrennt er Ton pldz«
lieber Hofifiung: 325
Rolfe verlangt er und Waffen zugleich, und im
Sprunge, der Trozer!
Zuckt er empor in den Wagen, und firengt mit den
Händen die ZügeL
Viel' und tapfere Männer, der fliegende, fireckt er
dem Tode;
Viel halblebende wälzt er umher; bald Schaaren im
Sturmlauf
Malmet er, bald dann raft er und Fliehenden fendet
# <
er Speere. 330
304 ^ , A N E ! 5. ;
So We der Uaüge Mar» an dem Strom de$ irofiigen
Bebtaa
Heftig mit donnerndem Schild' aufruft , und, die
. . Treffen empörend,
Wüt%e Roff^ anrpornt; jen' itt im offenen Blach-
fdd
Fliegen' dem Sttd' und dem Wefte voran; weil fem
von dem HuiTchlag
335 Thralda hallt, und ,umher die dunkle Gefialt des Ent-
fea^ns,
Zorn, Nachftellung und Grimm, des Gottes Geleit,
ihn umfiürmen;
So der feurige Turnus, durch Mriirgende Schlachten
erregt er
Roffe, von Schweiüe aufdampfend, und trabt auf Mäg-
lich erüchlagnen
Leiehnajnen trozig -einher; es entfpriKt den reiiseu-
den Hufen
340 Kutiger Thau, und fie ftampfen mit Mord dorchhiä'-
r teten Sand au£
Schon den Sthenelus tilgt' er, den Thamyris
fchon, und den Pholus:
Ihn antretend, und ihn; doch fernher jenen; uai
fernher
Glauhus und Lades zugleich, die in Lycia felber der
Vater
-^Imbraftts aulgenährt, und mit IthnUchen Waffen gerii*
ftet,
345 So zu erheben die Hand, wie ein RoCs vor dem
Sturme zu fliigeln.
Anderswo rennt Eumedes hinein in das Schlachten-
getümmel,
J
Z W O I. F T S R GrESÄNO«. 305
Jener ftreitbare SprOfiiliiig dei «Itgepriefinieii Do*
Ion«
Gleick an Namen dem Ahn, doch an Mnt und
. Armen dem Vater:
Welcher Tocdem, ala Späher ann Danaerlager sn
wandenit
Kühn dea Peliden Gefpaan alt Ehrwgefcheak fidi
gefedert; 350
Aber ihm gab der Tydide zum Lohn flir Tdcbeilei
Kühnheit
Andres GeXchenk; nicht ftrebt' er hinfort nach den
Rolfen Achilles.
Als den fem nun Turnus im offenen Felde ge-
fchauet;
Jezt mit dem fliegenden Speer durch lange Rifum'
ihn ereilend,
Hemmf er das Doppelgef]iann, und ^rang von dem
Wagen y. und fchleunig 355
Naht' er dem Hingefunkaen und Sterl^oa^en; dann
. mit der Ferfe
Tretend den Hals , entdreht' er das Schwert der
Rechten» und tief ihm
Taucht* er den blinkenden Stahl in die Kehl\ ,und
redete folches:
Da, vom Gefild', und, vras du mit Krieg, Tro-
janer, verlangtet,
Nim von Hesperia liegend das Malst Pies tragen.
zum Lohn fie, 360
pie mir keck mit Stahle genaht! . fo gründen fie
Maueml
Diefem gefeilt er Asbutes mit nac^eCchwungener
Sx>ize,
Vinaxt Ton Tqu. III. 20
S06 A N E S 8,
GhlorMi uad Sybaris Aana, den . Thcrlüocbus da:
und den Daref ;
Attcbi da: dem fehtitteliiden Gaule v<mbi Half' abglil
den ThymStes.
565 Und wie adt' iMrcUidiein Hauch der «doini&die Boreai
braufettd
Hebt daf tgSäTche M^er, und die Hut aum Geftad«
fieh wälzet, F
Doft wo die Wind' andrängen; in Flucht adehn Wol-;.
ken am Himmel:
AUb, wohin audi Turnus fich Bahn bricht
, flielui|.
die ßefchwader, I
I
Und der gewendete Haufen verrollt; fort trSgt ifani
der Schwung felbA,
370 Und in dem Luftzug weht auf begegnendem Wagen
^ der Helmbufch.
Nicht dW Drohenden trug, der fo Aolz herbrau-
. fete, Phegeua;.
Nein er verrannte dem Wagen die Bahn, und den
jagenden Roflen
Dreht' er iam 2iaum mit der Hand feitwärts die fchau- .
migen Mäuler.
Weil er gezogen am Joch fortfchwebt, da ereflt den
Bntblöfsten
375 Schnell ein breiteis Oefcholj, und den zwillichsmafchi-
gen Panzer
Schmettert es durch, und koßet mit fireifeuder
Wunde den Leib/ ihm.
Er gleiehwti^, v<Hrwerfend den Schild, ging troxig
dem Feinde
2kieewaildt, und erhob die gezogene KUnge zum
Aiigrif:
Zwölfter Ct'e sang. 307
Ms Iiaupltiker 9af RaS und iü roUendelii Se&viflige «
die Ax* ihn
ItieJb» und' lang ^hinibeckt' aiif den Grnihd« Dann
folgete Tumu«, 380
Der, Wo unten der Helib angrehet dem oberen' Har«
nifcby
Ifähte äBLS'Kanpt mit dem «Scliwert, und den Rumpf
im Sande zurttcldiers»
WUirend fo die Gefilde mit Moni durdufchaltete
Tumua;
Wird Anea^ von Mneftheuf indefs und d^m treuen '^ "
Achate^
Blutig sBum Lager geführt, in Adiaiiius ßSkr Segle!«
tung, 385
Stüzettd mit langem Sjieer den miiUam ürechfelnden
Fufstritt
SchmerstvoU tobt er, und ringt am gebrodienen Rohr
das Gkibhofs fieh
Auszureifen,-^ und Hülfe deä hälieren Wege« ver-
langt er:
Dals mit d^m. Schwerte diie Wunde man aulTohneid',
Und bis zum Innern
Ganz nacbgi^be dem Pfeil, und iurfick ihn fend'
in die Feldfchlacht. 390
An atm langte des Pfaöbus erköhrener Liebling
Ia}^is>
iafus'Sohn: dem einfi^ von heftiger ' Liebe bewäl*
tigt,
'Fröhlich diie Öigeneh Ktinft' und die eigenen Ämter
Apollo,
Vogelfehau und Gitarr' anbot uhd huriige Pfei- '
le.
20^
\
308 A N E X s.
S9S Jen«, dMmt er die Tag' aufhielte def fcheidenden
Vaters,
Wollte vielmehr der Kräuter Gewalt wdd 4ie Wege
der Heilung
Einfehn, und ungertthmt fiiUhandelnde Künfte betrei-
ben«
BrauTend Tor bitterem Schmerz, auf die mächtige
Lanze gelehnet^
Stand der Held, in der Jüngling* umher und des
bangen lulus
,400 Grofsem Gedräng', unerweicht von den Thrärienden.
Aber der Greis dort,
Der das Gewand rückwärts nach päonifcher Weife
gegürtet,
Viel mit heilender Hand und des Phöbüs gewaltigen
Kräutern
Schaft er umfonfi eilfertig, umTonft an dem fxiizigen
Pfeile
Rüttelt er oft, und faffet mit kneipender Zange das
Elfen.
9
405 Keinem Verfuch antwortet das Glück, kein Helfer
Apollo
Nahet ihm. Und graunvöUer, ja noch graunvoller
im Schlachtfeld
Wächft das Getöf; an dringt das Verderb. Schon
fehn fie den Himmel
Stehen in Staub; her fprengen die ReiTjgen, und m
^_ dasi Lager
'Fallen GefchoITe gedrängt. In die Luft fieigt grau-
^ fes Gefchrei auf,
410 Kämpfender Jünglinge dort, dort fallender unter des
Mars Wut
Zwölfter Gesang. 309
Venus anjez^ von des Sohns unwUrdigen Schmer-
zen erfchüttert,
Pflückt, £6 felbft mit der Hand» vom diktäifchen Ida,
_ die Mutter,
Einen mit faftigem Blatt ' und purpurfarbener
Blume
Sprollenden Schaft; nicht ift das Gewächs der wil-
dernden Berggeis
Ujobehannt, wann im Rüdken ein fliegender Pfeil ihr
gehaltet 415
Diefes trug, da in dunkles Gewölk fie gehüllet das
Antliz,
Venus daher; dann heimlich dem Strom in der fchim-
memden Wanne
Mifcht fie das würzige Kraut, und darein, zu ver»
ftärken das Labfal,
Tropft fie ^Ambrofiaraft*, und den HeilbaUam Pana-
cea.
Sorgfam bähtet die Wund' in der Flut du, greiTer
lapis, 420
Unbewufrt; und fogleich war aU aus dem Leibe
geflohen,
Siebe, der Schmerz; all fiodtte das Blut in der Tiefe
der Wunde.
JezQ folgte der Hand das Grefchofs freiwillig, und
zwanglos
Glitt es heraus; um kehrten die troiigen Kräfte ver-
jünget« '
Waffen! befchleuniget Waffen dem MannI Was
fteht ihr? jfapis 425
Riefs, und entflammte zuerft des Genefenen Mut auf
die Feinde.
310 A N E 1 8»
Nicht «UA lae^cUicher Macht > nicht ftammt au$ dem
Rathe der Heilkunft
lAeSeg Srfolgi noch gewährt mein Arm dir Rettung»
Äneas.
Grob ift der Qott, der dich treibt» und zu groben
Vollendungen fendet!
340 Jener begierig des Kam^ifs umfchlofs fich die
Waden mit Golde
Ringsumher; und er haDst den Vers^ug, und erlehüt-
. tert die Lanze.
Ab &h der Seif anfügte der Schild, und dem
Rüchen der Hamifch;
Jeiit den Aidkanius herzt er in rings umfchwebenden
Waffen,
Und ihm lanft durch den Helm den Ku£s darrei-
chend, beginnt er:
945 Tapfarhett lern', o Knabe, von mir, und red-
liche Arbeit;
Doch voA Anderem Gfiick Nun foU mein Am in
der S<5hlacht dich *
Wohl yerCheidicenr Sohn, und m groben Belohnun-
gen fuhren.
Bleibe mir du, wann bald dich reiferes Alter geftar-
ket, ^
Singedenk, und, richtend das Herz auf dfgr Dei-
' ttigen Vorbild,
440 Lab dich dtn Vater Äneas, und JEIektor reizen den
Oheim!
Als er die Worte gefagt, enttrug er den Pforten
fich machtvoll,
Schwenkend die furchtbare Lans' in dec Hand.
.. «'Bi^ht ftürzen in Heerfchaar
Zwölfter Gesang* 311
AnAeus auch und Mneftheus heirvor; 'uiic( ganz deiii
yerlabnen
I^ger entfirfimt das GewfihL Jezt voll UindnaelH
tendes Staubes
1/VirbeIt das Feld, und Tom Gang Fufiswandel^der
fchüttert die^Erd' aü£ 445
ALer ea fah die gerade vom Wall AnkDUiraendett
Turnus,
Audi die Auftmier lahns; und kalt dureh Mark und
Gebein hin
Bebte das Graun. Jutuma zueift vor allen Lati*
nem
H6rt' und erkannte das graufe Getön, und erfehro-
cken entfloh fie.
Jener durchfliegt das Gefild', und raft den dunkelen
Heerzug. 450
Wie wenn ein regnichter Sturm lapdwSrts vor dem
jählichen Unftem
Geht durch die Mitte des Meers; ach fehön vor«
ahnend von ferne
Starrt den armen Beftellem das Hera \ bald ftreckt
der Verwüfter
Fallende Bäutn' und Saaten dahin; weit fidet er
alles;
Vor ihm fliegen die Wind', uüd fragen Gerfiutch
an das Ufer: 455/
So der rhöteirche Führer, der dort auf begegnende
Feinde
Treibet den Zug; und dicht in gefchloITeneh Keilen
ein jeder
Gebn lie gefehaart. Thymbräus zerhaut den Aarkeii
Ofiris, I
S12 Ä N c t s.
Mneftheiis, Archetius, dich, den ^{»iilo mordet
Achates,
460 -ü£nu finkt Tor Gyas; der Seher Tolumnius finb
auch,
Weleher zuerft ein Grefchofs hinübergeTchneUt in die
Feinde.
Laut auf tönt zu dem Himmel Gefchrei; und gewen*
det von neuem.
Beut die ftaubigen Rücken der Rutaler durch die
Gefilde.
Doch nicht würdiget jener Gewendete niederziifire-
cken,
46 S Sock die gerad' hertrugen den Fufs, noch die
Schwinger des Wuriftahls
Jagt er. umher; ihn allein im nächtlichen Donkeli
den Turnus
Forfcht er mit fpfihendebi Blick, ihn allein zur Ent-
fcheidung verlangt er.
^ Solches bemerkt angftvoll die erfchrockene Män-
nin Jutuma;
Mitten aus feinem Geriem des Turnus Lenker Meti-
Xcus
470 Schittlelt fie ab, und ISTst den entglittenen fem von
der Deichfei;
Selbft dann befteigt fie den Siz, und lenkt die wal-
' lenden Zügel,
'VtiUig an Laut und Geftalt und Rilllungen gleich
dem Metifcus.
So wie Ibhwarz durch das grofse Gebäu des begüter-
ten Eigners
Fliegt^ und im hohen Gemach die Fittige reget die
» Schwalbe, .
Zwölfter Gesang« 313
Winzige Kofi: auflelbnd, dem . fchwSzigen Nefte «ur
Azttng, 475
Und in den Hallen nunmehr^ defa gerSttmigen, nun
um de« Teiches
Wallangen fchwiirt: fo treibt durch wimmelnde
Feinde Jutuma
Rafch das Gefpann, und umfliegt im reifiienden
Wagen das Feld rings«
Bald hier trägt £e sur Schau^ bald dort den pnuk-
genden Bruder;
Doch nicht Übt fie den Kampf ihn beAehn; weit
flieget fie abwegs. 480
Auch Aneas verfolgt die gewundenen Kreife begeg-
nend;
Ringräm fpfiht er den Mann, und laut durch swis
trümmerte' Schaaren
Rufet er. Aber fo oft er deii Feind in die Augen
gefalTet,
Und in dem Lauf einholte den Sturm der geflügel- '
ten Rolfe;
Eben fo oft entdreht ihm den fliehenden Wagen
Jutuma, 485
«
Ach. was zu thun? Unfiät in mancherlei Wallungen
wögt er,
Ofk hin rufen und her fein Herz vielfeitige Sor-
gen.
Doch MeflapuSi wie zween der gefchmeidigen
Speer' in der Unken,
Leicht anrennend, er trug, mit fcharf vorblinkendem
Stahle,
Wirbelt' er. einen davon, und fchnellt in ficherem
Anfchwung. . 490
314 A M £ I S.
Plözlieh Aeht Äneas, und fammelt llch unter die
:Rtiftung)
Niederfenkend da9 Knie; doch die Spixe des Hel-
mes enttnig ihm.
SHinnend der Speer, und fchwang den oberen fiofch
von der ScheiteL
Jezo fUrwahr jfteigt jenem, d^ Zorn, und empört von
der Arglifi^
495 Als er gefehn^ mie entfernt dort RoiS' und Wagen
zurtichflohn^
Rillt er den Zeus^ und ruft Hes entweiheten Bundes
Altar' an;
Und nun rennet er, nun ins Gedrängt und mit hel-
fendem Mavors'
Fürchterlich jp tobt- er umher , und erregt' ohn' einige
Schonung
Graulamen Mord, und löfet die lamtlicheh Zügel des
Eifers,
ff 00 Welch ein Gott nun mag mir die SchredauiTe,
wer im Gefang rings
Alle die Mord', und der Fiirften Verderb, die im
ganzen Gefilde
Dort nun Turnus umher, dort nun der Dardanerheld
treibt.
Kündigen? So denn gefiels, dals wild fich berenn-
ten in Aufruhr,
Jupiter, ewig hinfort durch Frieden rareinigte Völ-
' . her?
505 Sieh, Äneas ereüt den Riituler Sucto (suerft
hob
Diefer Kampf vom Falle die Dardaner), ohne Ver-
zug dann
Zwölfter Qesamq» 3tS
foitft er die Seif, und wo fdmeU^ daa ScbicUni
endiget, grimmvoll
Stölkt er, die Rippen hindureh und da« Bnii^ewölb^,
den MordftaUL
Tum«», den Amykiui werfend vom RoA, u»d dm
Bruder Dioi^s,
Wanddt entgegen asu^Fuft, und ilut mit der ragen^
den I^anze 510
Tödiet er, ihn aut dem Scliwert; di9 abgebauenw
HKupter
Hängt an den Wagen er beid', und die blutalttröp«
feinden führt er«
Der ftrecfct Talos und Tanais hin und den ftarfcen
Cethegus^
Drei in dem felbigen Sturm, und den fchwennutif
vollen Onytes,
Den Peridla die edle gebar dem Helden Schion. 515
Dieter aus phöbifchem Land', aus Lycia konunende
Brüder,
Und, der umfonft die Kriege gehaürt, den Jüngling
Men(kes,
Arkaderftamms: der einß uini fiTchbare/ Fluten der
Leffoa
Kunft und ärmliche Hütte gehabt; nie Schwellen
der GrofEien
Hatf er gekannt; es ßte gemieteten Boden der Vater. 520
Wie TQan enlgegenen Buden gefendete Gbit in des
Waldes
DorreijLde Trift, und in Sträuche, die laut aufkrachen
von Lorber;
Oder wie reiCKudes Stursies herab vpn luftigen Berg-
huhn.
316 Ä Bi E i* s.
Raufchen ergoffene Strtfme^ mk Schaum, - und zur
Ebene rollen,
&25 Vor fich jeder verwüftend die Balin: nicht iaumiger
jezo
Rennen Äneas und Tumuf durch Mord' und Ent-
fcheidnngen; nun, nun
«
Woget der Zorn in der Bruft; nun fcfaweÜt unbe-
i;wungene Kühnheit
Beiden das Herz; nun geht man mit lam^icher Kraft
in die Wunden.
' Jext den Mürranus, der Urahnherm altrülun-
licher Ahnherrn
«
530 Tönt, und hinauf das Gefchlecht durch die Könige
« fuhrt der Latiner,
Schmettert der Held mit dem Schwünge de» unge-
heueren Felfens
Häux>tling8 hinab auf den Boden entlang; ihn wälzen
die Räder
unter dem Joch und Geriem; und oben mit dampfen-
dem Huffchlag
Malmt das wilde Gefpann, uneingedenk des Ernäh-
rers.
535 Jener, wie Hyllus im Sturm unermefisÜches Mutes
einherbraufl^
Rennet hinan, und fchnellt auf die goldenen Schlä-
fen den Wurfftahl;
DaJb durch Helm und Gehirn die geheftete Jjau^
hervorftand.
Weder entrafte dem Turnus, q Kretheus, tapferfier
Grajer,
dein Arm; noch fchüzten die eigenen Grötter
Cupencus,
Zwölfter GIssamg. 3t7
Als ibmAneas erfchkn: kttlm boter don Bifien djm
Bruft dar; 540
Doch^niebts frommte dem Annen des ebefnen ScUl*
des VerfpStung«
Dieb audb^ Äobis, ßihen die linBreiitiiii£cbe& Fel-
der .
Sterben 9 und weit die Erde mit pXcbtigem Leibe
bedecken*
Webe, du 'finUt, den niebt argo|i{bber Jünglinge •.
ScUachtreihn
Strecken gekonnt, rnoeh das Graun des priandfcben
Reiches y Achilles! 545
Hier dein endendes Ziel; hoch ragte das Haus dir
am Ida!
Hoch in Lymeflus das Haus, im laurentifcken Boden
das Grabmal!
Ganz «nun kämpfen die Heer' anwlurtSy und idle Lati-
ner,
Alle die Dardan^r nun: Mnefiheus, und der kühne
Sereftus,
Auch MelTapus der reifige Held, und der tapfre
*Afylas 550
Auch die tuskifche Macht, und Euandrus Arkader-
fchaaren«
Was ein Mann nur vermag, ftrengt jeder mit äufser«
fter Macht an.
Nirgendwo Rait noch Verzug; voUgroiser Beeiferung
ftrebt man.
Jezo gab dem Äneas die herliche Mutter den
Rathfehlufs,
Dafs as;u den Mauern er ging', und der Stadt zulenkte
den Heerzug, 555
318 Ä N E I 8.
ftäittifelie]^ iSiV ^^ vermnfe diteöb fcUeuliige KoHi
die Lfttiner.
Jener, wie $nd lind d> dndi tfie Ordnungen ^1^
hend den Tumiu
Überafi w dten B&A ümwendfeto, fbhftuet die Siadt
dort •
Frei vtfia J^amsiket des Kriegs, m togefSkideter
Ruhe« '
560 PlSfelich tatiteenttt in der Seele das fifld d^s gttfjbe«
^n Katipfes.
MneftheuB inMi und SergeHuf beftellt imd der tapfre
S<»reätts;
Und lait <ten Feldherm eilt er zur Höh') a«dh attde«
rer ^Teukrer
Heerichaar ürOmel heran; nicht Schfld' und Speer^
im Gedränge
Legen fie abb Er mitten vom ragenden* Hügel
beginnt fo:
665 Oline Verzug mir gefchait, was ich fodere! Jupi-
ter fieht hierl
Hiebt, weil fohneO der EntTchluA, foll fifiunger
einer mir angehn!
Himte detf Kriegs Urfache, die KSnigesfiadt des
IiatiniiS)
Wrän le ntehc Ziigel empfahn und befiegt iich
' erkennen in Demuf^
Riittd' ich mm, und ftreche die dampfienden Giebel
zur Erd' hin!
570 Traun, abwarten zuvor, bis unferen Kampf zu erdul-
den
l^imus belieb^, und iwa neuem zu ftelm der befiegte
■*''• gelieigt feit
Zwölfter Gesang« 319
Hier dai Hanipt^ liier, Bürger, des freveko Kriege^
BnUbHeidung I
Bräade'mir tMüAl ttuQ< zurtick den Vertriig mit Slam«^
inen gelodert I
AUb der Held; imd alle mit gleich aaftrebendem
Hirsen
Ordnen den KeÜ, und ftttrmen iii dkütein Draikg*
an die Mauern« 575
Scimeli find Leitern gefiettt, und pltfalieliee Feuer
enllodeft.
^dre berennen die Thor' , und heutl die Begegnen-
den nieder;
^dre, den Stald umdrehend, befdtatten die Luft
mit Gerchoffen.
Selbft nun unter den Erfien eribreekt Äneaii die
Rechte
Gfegen die Stadl^ anjklagend mit lautem Ruf den L«tr-
nus; 580
Und er Bezeugt die Götter, zum Kara|^ fei er tde**
der genöthigt,
Zweimal I^eind der Aufon', und verlezt datf andere
Bündnis.
Aber die &igftlichen Bürger verwirft diisj^ellige
. Zwietraciht
Rffancfaer gebeut, zu entriisgeln die Stadt, und die
Tfaore zu öfhen
Dardanus Volk% und fie drängen ihn Mbit auf die
' Mauern den König; 585
Andere tragen Gewehr, und Vertheidiger gehn fie
der Fefiung.
Wie wenn verfchloITene Bienen im Viel durchiöch^-*
ten Bkofteiu
320
A N £ I S.
Auagefimden ein Hirt, und^ mit . bitteKem . lUmcke
ü^ctfiUlet;
Jenei geregt iirvveiidig Von AngA dnrdi dat^racfa-
ferne Lager,
590 Laufen umher, und fchSrfen mit heftigem Sumfett den
Unmut;
Schwarzer Geruch durchrollet das Haus^ und Ton
blindem Gemurmel y .
Tönt inwendig der Fek; hoch zieht in die Lüfte der
üauchdampl
Noch dies Schichfal begegnet den abgebärmten
Latinem,
Das mit erlbhUtterndem Grame die Stadt äuffiörte
von Grund aus.
595 Als die Königin fchäute den kommenden Feind von
den Dächern,
Rings. die Mauern berannt, und Glut zu den Woh-
nungen fliegend.
Nirgends Rutuler gegengeftellt, noch Schaaren des
Turnus;
Ach da wähnet die Arm' im entfcheidenden Kamx^fe
den Jüngling
Ausgetilgt; und das Herz von plözlichem Grame ver-
wildert,
600 Nennt Urfache fie £ch, und Schuld und Quelle des
Unheils ;
Und da fie ^viel in Verzweiflung und Wut wahnfin-
n% geredet,
ReiTst fie , zu fierben gefalst , ihr Puxpurgewand aus
einander,
Hoch, an Gebälk dann hnüpft fie die Schnur des ent-
ftellenden Todes.
Zwölfter Gesang» 32L
So wie das Wehe gehört cKe bekümmerten tFretni' der '
Latiaer,
Ranft die Tochter suerft mit der Hand ihr blähen-
des Haupthaar, 605
Rauft die rofigen Wangen Lavinia; klagend ibnhfer
dann
Watet der Schwärm; weit hallet von^Leidaalruhre
die Wohnung.
Ganz durch die Stadt nun breitet der tl'aufrige Ruf
lieh; und alle
Senken den Mut; es geht in aserrilFenem Schmucke
LatinuSy
Tief von der Gattin Gefchick, ^un4 dem Falle der
Stadt, wie zerrüttet, 610
Und fem grauendes Haar mit fchmuzigem -Staube
befleckend.
Jener im äufserften Raum des Gefilds, deriftreit«
bare Turnus,
Jagt den Zerftreueten nach, den wen%en, fauiniger
jezo,
Und fchon minder uiid minder vermögender Roflfe
fich freuend.
Wehende Luft nun brachte mit blindem Schrecken '
ihm fernher 615
Dies vielfache Gefchrei; und es traf die gefpanneten
Ohren
Hall der verwirreten Stadt und unerfi?euliches Mur-
, mein.
Wehe mir! was doch lerntet fo bang' in den
Mauern der Leidruf?
Und welch lautes Gefchrei, das rings von der Stadt
\ fieh daher&ürzt?
Vir 611 roÄ Vota« III. 21
■N.
I
322 Ä N E i' s.
620 AlTo fpnlGh er» und hielt ratUos ihit geftrengeten
Zügeln.
Ihm diarauf , wie die Schwefler, deiii Wagenlen-
« kcr Metifcus '
Gleich im Geftalt, mit dem Riemen die Rolf' und
den Wagen umhertrieb^
Gab Se die l/Vwte i^urtick: Hier lafs uns» Tnmus^
verfolgen
Trcrja's ' Volk» wo * flmerft Victoria Babn vms ge-
idfhet.
625 Andere find.» die die Häuf er mit Kraft rai veräiei«
digen wiiTen.
Italer driingt des Äneas Gewalt» der ScUachten-
gewiihl mifcht:
Sehaffen auch wir mit dem Arm entfediche Morde
den Teukrem!
Weder geringer an Zahl, noch an Hriegsruhm» wirft
du hinweggehn!
. Turnus darauf: • • «
630 Sk2hwefier» voilSngft fchon haV ich erkannt» wie zu«
erft du das Bündnis
Störte durch Kunft» und falber in unfere Kämpfe
- ^ '• dich hergabft;
Und nun hehlft du umfonft dich» 66tdiche! Wer
vom Olympus
Sandte dich denn» und gebot fo lafiende Mühe zu
tragen?
Etwa dafs fterben du ßihfi den unglückfeligen Em-
^der?
635 Denn was beginn' ich? und welches Gefdiick noch
bürget Errettung?
Zwölfter Gesang« 323
Sell>ft mit eigenen Augen erblidit' ich ihn, welcher
mich anrief,
Meinen Freund Murranua, den theuerfien aller, die
lebten ;
Ach der machtige Iknic, von mächtiger Wunde bewäl-
tigt!
TJfens auch^ der Arme, verfank', um unfere Schmach
nicht
Anzufchaun; und die Teuhrer eroberten Leichnan^
und Riiftung! 640
Soll ich Vertilgung der Stadt (dies einzige fehlte
dem Unglück!)
Djalden, und nicht mit dem Arme das Wort abwei-
fen des Drances?
Soll ich entfliehn? loll fchauen den flüchtigen Tur-
nus das Land hier?
Ifi deiün fo gar Elendes der Tod? Ihr feid mir, '
o Manen,
Gütig und hold, dieweil ja der Oberen Wille
* gewandt ift! 645
Ein unfträflicher Geift, unbefleckt von Xolcher Ver-
fchuldung.
Steig' ich zu euch, niemals unwerth der erhabenen
Väter!
Kaum dies hattf er gefagt} da fliegt durch die
Mitte der Feinde
Saces auf fchäumendem Rofle daher, von dem Pfeile . >
verwundet
Grad' ins Geficht; an fiürzt er, und namentlich flehjt
er dem Turnus: 650
Turnus, auf dir ruht endlich das Heil; o erbarm
dich der Deinen 1
2i*
324 Ä N E 1 s*
Donnernd tchwkigt Äneas die Wehr, und de;r Italer
höchfie
Feftungen droht er hinat zum Untergange zu Xchmet-
tem!
Briind' umfliegen die ^Dächer Bereits ! Dich fchaun
die tiatiner,
655 Dich mit erwartendem Blick! Selb» fragt ficli cTer
König Latinus,
Wen er zum Eidam wähl', und wem zuwende das
Bündnis»
Ja die Königin auch, die treu dein waltete, fel-
ier
Starb fie durch eigene Hand, und das Licht, die
geängfiete, floh fie.
Nur allein MelTapus erträgt und der tapfre Ati-
nas
660 Dort an den Thoren die Schlacht. Ringsher um
diele gefchaart Aehn
Dichte ReiHn, und es ßarret von ausgezogenen
Schwertern
£ireme Saat. Du drehft im verlalTenen Gräfe den
Wagen!
Tief nun erfiaunt, unfiät durch wechTelnder Bil-
der Erfcheinung,
Turnus, und fiumm da ficht er im Anfchaun. Wild
mit einander
665 Wogt im Herzen die Scham, und die tobende Wut
und die Trauer,
Und wahnfinnige Liebe zugleich, und fich fühlende
Tugend.
Als- lieh der Schatten verzog, und Licht dem Geilte
gekehrt war 5
Zwölfter Gesang* 325
Wendet er gegen die Stadt die entflammeten Kreife
der Augen,
Unruhvoll^ aus dem Wagen die Königesvefte betracb-
teud.
Schaue nunmebr^ mit Mammen von Stockweric rollend
zu Stockwerk, 670
Strudelte hell zum Himmel der Schwall, und beherfchte
den Thurm rings:
Jenen Thurm, den er felber enq^ior aus Balken gezim*
mert^
Räder darunter gefägt, und hoch ihm Brücken gele-
get
Niui Hegt, Schwefier, o nun das Gefchick; nicht
weile mich länger!
Dort .wo der Gott hinruft, wo das graufame Loos,
. ihm gefolget! 675
Feft nun fieht mit Aneas der Kampf; feft> allem, was
herb' ifi^
Mich im Tode zu weihn! Nicht ruhmlos foUfi du
mich, Schwefter, ;
Schauen hiuforr! Nur laiy mich zuvor auswttten die
Wut hier!
Rief er, und fchwang vom Wagen den hurtigen
Sj^rung auf die Erde;
Feinde durchftürzt er und Femdesgefchoüs; und die
traurende Schwefter 680
Lä&t er allein, und zertrennt in ftüfmiTchem Lauf die
Gefchwader.
So wie im Taumel em Fel^ hochher von dem Gipfel
des Berges
Niederftiirzt, ob geraft vom Qi^kan, ob ftünnifcher
Gub ihn
.. f
326 A N E i s.
Sptttetei oder durch Jahr' ablöft' famgleitendes Al-
ter;
685 UngeftiÜa Voa den Jähen entrollt das gewaltige Berg«-
r
haupty
Hüpfend vom Boden empor; und Waldungen , Heer-
den und Männer
W£lzt es hinunter im Fall: fo ftürzft dutcb TCrirUm^
merte Schaaren
Turnus eüiher au den Mauerä der Stadt, wo am
meiAen das Erdreich
Trieft ron TergoIFenem Blut, und fchwijgret die I^uft
von GelchejOTen.
69b Zeichen der Hand nun giebt er, und ruft mit mäch-
tigem Ausruf:
Schimt nun, Rutuler, fchont$ und hemmt die
GelchoITe, Latiner!
Welches auch fei ^s Gefchick, mein ifisl Mir Ein«
zigen ziemt es
Ausanibüfsen fiir euch den Vertrag, und mit Stahl zu
entfcheiden !
Seitwärts ti(ichen fie dl' , und gewähreten Raum
in dem MitteL
695 Abi^ Ätieas der Hfeld^ wie des Turnus Name gehört
war,
Schleunig ^erlSftt er die WäU', und verlfilfet das erha-
bene Bollwerk;
Aneh Verzug entfernt er in Haft, bricht aUes Ge-
fchäft ab,
' topfend Vor Luft, und erregt die graunvoU don-
nernde Riiftung:
Groft wie Athos, wie Eryk fich hebt, wfe felber,
umzittert
Zwölfter Gesang« 327
Von Stcineichengeräufdi, mit befcbneietem Haupte
der Vater 700
Froh in die Luft aufragt, der gewaltige Äpenni-
nus.
Aber die Rutuler jezt um die Wett% und die Troer^
und alle
Italer "wandten die Ausen daher: wer oben ' die
Fefiung
Sdurmete^ wer mit dem Widder den Grund unpoeW *
der Mauern;
Und fie enthüllten des Erzes den Leib. Hin'ftaunt
auch LatinuSy 705
Wie grolismäehtig an Wuchs, von verfchiedenen
Enden der Welt her,
Sich zum Kampfe die Männer genaht, und des Stah«
les Entfcheidung.
Jene 5 fobald fich gedfiiet in räumiger Ebnd die
Felder,
Rafch anfitira^ndes Laufs, und fem ausfchneUend die
Lanzen,
Rennen fie beide zum Kampf, dab der Schild* hell-
tönendes Erz hallt; 710
Machtvoll dröhnet das Land; dam hitofige Hiebe
der Schwerter
Doppeln £e« Zufall mengt fidh und Tapferkeit unter
einander.
Wie im unendlichen Silagehölz, und dem fc^en
Tabumus,
Wann ztmen mutige Stiere, zu feindlichem Kampf
fich begegnend,
Stirn anrennen auf Stirn, die erfehrockenen Wfirter
^uriickflohn; 715
S28 A N s V s.
• AUes Vieh fteht fchweigend in Furcht , jftumm harren
die Rinder,
Wer obberXche dem. ForiB:, wem ganz nachfolge die
Heerde;
* Sifi' tdort' miCßhen die Wunden mit Kraft und Gevi^alt
um einander,
B^ide geftemmt embohrend das Born, und in Uro-
mendem Blute
t20 Baden £e Hals £eh und .Bug; von. Gebrumm rmgs
• hallet die Waldung:
So der daunifche Held, fo rennt der Troer
Äneas,
Schild aiifiorsend auf. Schild ; und : Gekrach durch-
". . fdimettert den Ätlier.
Jupiter felbü: nun hebt zwei gleich 4b wagen^de
Schalen
Uoclii und leget hinein die verfchiedenen Loofe der
beiden:
725 W^Dt verd^mnie die. Müh, wo die Laft hinfinhe des
Todes.
. iTumiüiS fchwingt fich anjezt, ungeftrafi es Wäh-
nend,, mit ganzem
Iieib'' empor«, und .fieiget dem hoch auffliegenden
. ^ . Schwert nach;
Häuf dann. Auf fchrein Troer zugleich und ver-
zagte Latiner,
Be^diylcä Heer' unmSfi% geii)annt. Doch das Schwert,
,. der Verräther,
730 Kradly und zerschellend^ verläfst es den Brenncäaden
mitten im Einhaun«
Wwn nioht Hucht Aushülf ' ihm gebracht! Er ent-
. . flieht, wie der Ofiwind,
Zwölfter Gesang. 329
Als er das Heft^ nicht feines, und wehrlos fchaute
die Rechte.
Denn man lagt, da er rafch zum beginnenden Kampf
, die gefchirrten
Rolfe befiiegy da hab' er» die VaterUtnge verlaf-
fend,
Hafiig den Stahl fich geraft von dem Wagenlenker
Metifcus. 735
Lang' auch , während den Rücken zerfprengt ihm -
boten die Teukuer,
War er genug; jezt kams zu des Gottes vulkanifcher
Rüftung;
Sieh, und die fteirbliche Klinge, wie nichtiges Eis^
in dem Anfchwung
Sprang fie entzwei; hell blinken im gelblii^en Sande
die Trümmer,
ßathlos wendet den Fürs, und entiflieht durch die.
Ebenen Turnus; 740
Und bald hier, bald dort uniiehere Kreife ver«
wirrt er.
Denn rings fchlofs ihn umher der Dardaner dichtes
Gedräng' ein;
Und dort weites Gefümpf, dort tbürmende Feftung
umhegt ihn.
Audi nicht minder Äneas, wiewohl, von dem
Pfeile gehemmet,
Zwifchendurch ihm wanken die Knie', und des Lau«
fes fich weigern, 745
Folgt, und entbrannt mit dem FuIsq. den Fuls des
Gefchüchterten drängt er:
Wie den umzingelten Hirfch, den wo die Krümme
des Stromes
330 A N E I s.
EinfchloJbi oder die Scheu der purpumeii Fedei
umzäunte,
Nahe dtt* JMger ndt Lauf, und der Hund mit GebeDe,
verfolget;
750 Er, vom gefteUeten Truge gefchredkt und d« Höhe
de^ Ufers,
Xaufendmal rennt er dahin und daher; doch der
wackere Umber
Haftet und.fchnappt, gleich hält er ihn, g^eidi^ und
dem haltenden .ähnlich
Klirrt er mit a&ahnigem Maul, und teufcfat fich in
eitelem AnhiDs»
Jeae(o erfchallt endlofes Gefchrei, dab Ufer und
Teiche
7^^ Rings antworten umher, und von Aufruhr donnert
4
der HimmeL
Jener zugleich, wie er flieht, fo ermahnt er die
Rutuler alle.
Namentlich jeden genannt, und 'verlangt fein trau-
liches Schwert her.
Abier es dräut Äneas den Tod und das graulle Ver-
derben
Jedem fogleich, der heran fich gewagt; und die Zit-
ternden fchreckt er,
760 Drohend Vertilgung der Stadt, und dringt, der Ver-
wundete, näher*
Fiinfinal kreift in die Rund' ihr Lauf, fiönfinal der
Zuriicklauf
Hier und dort Nicht wahrlich lun leichter Beloh«
nungen Spielpreis
Werben fie; fondem es giU^ hier Ubat und Le})en des
Turnus.
^Zwölfter Gesang», 331
fiiaftf dem Faunus geweiht, ftaiid dort ein ml*
demder Ölbaum,
Bitteres iMibs, ebrwürdig vordem feefahrenden Mänr
nemi 765
Wo £e, entronnen der Flut, ihr Gefchenfc zu heften
gepfleget
Fiic den laivrentifchen Gott, und gelobete Kleider sut
hängen* ^
Aber die Dardaner hatten den heiligen Stamm un«
verfchonend
Weggeräumt, um freier im ofiTenen Felde zu kämr
pfen.
Hier nun ftand dem Äneaa der Speere hier hatte -der
Schwung ihn 770
Hergefilhtti fefi hielt den gehefteten zähes Gewur«
zeL
Aufgelehnt will jezt mit der Hand auaringen das
Eilen
Trojans. Held, und verfolgen mit Wurf ihn, den er
im Lauf nicht
Hafchen gekonnt Doch Turnus, betäubt von Schre«
cken, und angAvoU:
Faunus, ruft er, erbarme dich deicht und, o Seg-
nerin Erde, 775
Halte den Stahl! wenn ftets in euerer Ehren geach-
tet.
Welche dagegen mit Krieg die Aneaden enthei«
ligt!
Sprachs; und die Hülfe des Gottes erfeliien nicht
i leerem Gelübde.
Denn wie lang* arbeitend am zähen Gefprols er ver«
weilet^
332 A N £ i' 8.
f 80 Nicht durch einige Kraft kann los von dem beiHsen-
den Kernholz^
Winden Äneas den Sj^een Da der hizige ftr^t uncl
£ch abmüht;
Wieder gleich an Gefialt dem Wagenlenker Meti-
fcus
Läuft fie, und reicht dem Bruder das Sqhwert, die
daunifche Göttin«
Venus, gekränkt, daCs folches der mutigen Nymfe
vergönnt fei,
785 Eilet daher, und reiüst das GefchoXs aus. der Tiefe
der WurzeL
Beide nunmelur hochfinnig, an Mut und Waffen
erneuert,
r
Diefer vertrauend dem ^Schwert, d^r trozig und kühn
mit der Lanze,
Stehn auf einander gewandt, in des keichenden Kam-
pfes Entfcheidung.
Aber zur Juno beginnt des .allmachtvollen Olym-
pus
790 Herfcher indefs, die vom goldnen Gew^ölk ^uf die
Kämpfe herabfah:
Welch ein Ende zulezt? wa/s bleibt noch librig,
, o Gattin?
Selbfi; ja zu wiffen bekei^fl du, als heimifcher Gott
fei Aneas
Bald dem Himmel geweiht, zum Geftim erheb' ihn
^ * das SchickfaL
Was denn beginnfi, was hofiä du,, in Iroftiger Wolke
verweilend?
795 Ziemt' es wol, dals ^in Gott von des Ster]>lichen
Wunde verlezt ward?
V
ZimtÖlfter Gesang« 333
DaJGs fein entriffenes Schwert (was ohne dicli möchte
Jutuma?)
Wieder dem Tumusr fie gab, tuul die Kraft deiift
befiegeten anwuchs?
Endige jezt einmal, und' beuge dich unferen Bit«
ten.
Nicht Co nage der Gram dich Schweigende; lals mich
aus deinem
Sülsexi Münde fie ofir, die traurigen Sorgen, verneh-
men; 80(
Mafs und iZiel ifi erreicht Durch Land^ ümtreiben
und Waffer
Haft du die Troer gekonnt» graunhaft anzünden die
Kriegsglut,
Schänden ein glänzendes Haus, und mifchen mit
Gram die Vermähluiig.
Weiteres vorzunehmen' verl^iet* ich dir. — Alfo be«
gann Zeus.
Alfa Satumia cbauf, gelenkt ihr Antliz, die^St«
tin: 805
Weil mir jener dein Wille bekannt war, o du erhab-
ner
lupiter; liefs ich die Erd', und liefs ungeme den!
Turnus.
r
Traun, nicht (äheft du jezo mit Fug mich duldeii
und Unfug
Einfam auf luftigem Siz; dort fiänd' ich, mit Flam«>
, men umgürtet,
Selbft in der Schlacht, und zöge zu feindlichen Kam«
pfen die Teukrer. 810
Zwar, dafs dem leidenden Bruder mit Hülf' annahte
Jutuma, •
334 A N E i* s«
Rieth i^; mid dsb fiir daa Leben' fie 'grörseres
wagte, gefiel mir;
Doch nidit, 'dab ein Gefchofs noch StaU rofn der
Senne fie fclinellte«
Beim unflilmbaFen Haupte der ftygifchen Quelle be-
fchwör' ichs:
815 Welcher eoujge Schwur die oberen Grötter verbin-
det
Crem entweich* idi nunmehr, uiid fcheid' aus dem
' Kampfe mit Abfcheu.
Hierum nur, was nicht von des Schickfak Sazung
befcfbränkt ifi.
Sieh' ich für Latium dir, und di^ Herfchaftswürde
der Deinen«
Wann nun Frieden (es fei!) durch fegensisolle Ver-
mählung
8^20 Jene gefügt, wann nun £e Gefez und Bündnis ge-
einigt;
Heifs nicht fioi^em den Namen diö eingebomen Lati-
ner.
Noch zu troifchem Volk lieh emeun, und Teukrer
genannt fein,
Oder die Sprach' ümtaufchen, und vorige Kleidungen
wandeln.
Latium fei; fei ftirder albanircher Könige Folge;
825 Sei der romanifche Stamm durch Italertugend gewal-
tig.
Hin fank, hin fei gefunken zugleich mit dem Namen
auch, Trojal
Lächelnd darob antwortet der Ding^ und der
Menfchen Erfchaffer:
y \
w
oLFTER Gesang« 335
und da Schwefter,des Zeus, dii anderer Sprob ät^
, Satuntus,
RoM in der Tiefe der Bruft fo gewaltige Wogen
def Zornes?
Aber imMaM, und, gezähmt die Hmfonft auftfirmende
Unruh. 830
Was du». ifnM, fei {gewährt; ieh fiige nnch gern und
g^lHg, ^
Bleibe hinfort den' AiiTonen die Sprach' und die
. Sitte der Heimat;
Bleib* äucji der Name, wie vor: nur göinifcht siilii
. . Leibe des Volhes
Soll ebiwofanen der Teukrer; die Saznngen heiliges '•
Dienfies
Füg' ieh' hinzu, und fdiafFe fie all' einlaute Lati*
nen 835
Deren>£rerchlecht,..das'^emifcht mit aufonifefaem Blute
.hervorgeht,
Ragt einft Über die Menfchen an FrSmmigkeit, übei;
die Götter;
Und kein: Volk wetteifert fo fehr in deiner VereB-
rung.
Juno nickte dazu, und wendete froh die Gefin*
nung;
Dann verliefs fie die Wölk', und wich aus dem
Baume des Himmels. 840
IMefeS gefchah; und ein andres erwiigt mit fich
felber der Vater,
Und er verfügt, dais Jutuma vom Streit ablalTe des
Bruders*
Zwo unholde Gefchwifier, verdjerbliche, nennen
fie Diren,
336 Ä N E S s.
Welche die Sde Nacht mit des Tartarus Grrauen
Megära^
845 AU' in einer Geburt, ausrang, und mit Shtüichen
' Ringeln
StrSubender Sclifiaigen umwand, und wehende Fh-^
tige zugab, •
Hoeh an Jüinter» Thron und^ der Schwelle des 'eifern-
den Königs
Halten £e Dknft, und Ichärfoa die Angfi mÜIireGgen
Menfchen,
Wann im Zorn iL in&heiten und Tod der Gebieter
der Welt Zeus
850 Austheilt, oder mit Krieg' aufTcfareckt die väfchul«
deten Städte«
Eind davon niin fandt' aus ätherifcher H6hie der
Vater,
Da£s fie rafch der Jutuma erfchien^ als dii^oliende
, * Vorfchau,
Jene fliegt, und zur Erd' in befeUeumgtein Wirbel
: ' eiiteiß lie.
Anders nicht j wie 4urch Wolk^ gefchnelltvon der
Senne der Rohipfefl,
855 Den mit das grKufamen Gifijs fcharfbeizeader Galle
der Parther,
Parther, oder Cydön, die unheilbare Waflfe, ge-
fchwungen.
Schwirrendes Flugs, unbeiriexkt das befcUeunigte
Dunkel durchftürmet;
Alfo fchwäng fich die Tochter der Nacht^ und ereilte
die Lande«
Als fie das flifche Heer nuii erblickt und die
. Schaaren des Turnus}
ZwO,I.FTtR GC84NG. 337 i
Schii«a in die Ueine €reftalt fich felbft einengend, \
des Vogeb, 860
Der auf dem Orabnal g«m, und hoch auf einfamen
Giebeln,
Sizend bei Nacht, mit • Intern Grefmg' herdrdiet
durch Dunkel; '
Diefem gelOmlichet fchwingt ficli vor 3\imtts Antlix
daf Unheil
Hin und her mit Getön, und rchlMgt ihm den Schild
mit den Flügeln.
Jenem entfpannt die Geletihe befiremdendes Schreckes
Er&lrrung; 865
AuFwSfts hob lieh vor Grauen das Haar, und es
ftockte der Laut ihm«
Aber da fem fie der Dira Geräufch und «Sie Filtige
wahntohm,
Schmerzlieh rauit fich Jutuma die fliegenden Haare,
die Schwerer,
Wild diie Brufi mit Fäuftön entftellt, und die Wange
mit Nägeln:
Waf ikann nun, o Turnus, annoch dir helfen die
Sehwefter? 870
Oder tras bleibt mir Harten noch übriges? Welcher-
lei Kunfi noch
Wein: dir das Licht? Wie kann ich ihm Obftand
halten, dem Scheufal?
Schon, iTcbon lall' ich das Feld! Nicht fchreckt mich
Zagende länger,
Ihr graunvollen Gevögel! Den Schlag der Fittige .
kenn' ich,
Und dies Todesgetön I Nicht teufcht mich der herri«
fdhe Auslpruch 875
Vmoit ton Vöii* 111« 25
Hit imMrädgän Zteiril So fofcat er enlriffiene
KeiCfahheit!
liabffTiniii ettlwiiöt? i^l könnte, iäfoch eüigdwifol-
• ! ' ? <»heiiei 'Jammer
Je», /unirdtÄ ofcnclfc • Bruder geMlt duifch dfe? Kn-
ftmmü irandeln!
880 Ich^dle« UnfteibMclie? Achl kann lüft mir de« Mei-
.u ttatgeti etwas
OWie diäi, Bnider,' noch' fein? Wo (jpaU^t fich tief
in den- Wibgrund
Mir das I.and, und verfenktztji den nnterftcn Manen
, ; ' . die Götüin?
Jene'fli3*irchs, und d^ Haupt ins blaue Gewand
fi<dr v^fiüllend,
Sen&ti fie-riel^ nnd tauefaf in die ftrdimende Tiefe,
die G^Mn.
885 Alj^ Äneas der HeM' abringt machttüll efai, und
erfehüttert
Sein banmholieä Gc^fehofs, nnd mit wift«ncl<^' Seele
r ; . beginnt 'er:
Was nodi fonge •VeÄug?^urid warum nun ftraubfi
du dich^ Turnus?
Hiebt ^t Min (Lauf, nein nahe mit wütencten Waf-
fen gekämpfet!
Wandle dich MM in alle 6eftalt| und fammele, was
nur ' '"* ^ V
890 Irgend an Mut und an Kunft du vermagft! Zu erha-
benen Sternen
Schwinge den Fhig, und fchlüpf' in der Erd' ein-
' ' ' hegenden Abgrund!
CO
Zwölfte b^.G'e sang. 329^
«Er daMUßk, fchütteliid . d w Haiipt&iliioiit feliredct
dein flalnmendes Wort mich«
Trozigeffl mtdi Ichreckt Cröttörgewalr^i i^
{wkd mir!
Diet mal: geliigt^ .fidhaut jräer eub nJigeheu^rcil
Stein um,
AU iiftd uagejbeuer^ der gradV ia- der Ebene diN
' lag, 895
iUs FdUlgienze geftellt, da£s den Z^Hft er. entTohied^
den Äckern.
Kaum fedif mächtige Paar' erhüben cfea Fela nuf
^ dem Näk^ken,
So me jeeo den Wuchs der Sterbliche Kettgät die
Erde.
Jener ipit hafiiger Hand ergrif ihn und fiebwang auf ^
"* ÄneaSy
Höher empor £ch ftrediend, und £chtiellf anlaufend^
der Heros. 900
Aber So w^nig im Lauf, nie im Gang*^ er^nnt er
£oh felber.
Noch in der Hebung des Anns ^ undVim SdXwuA§
daä geftaltigen Felfens;
Unter ^ihm tranken die Knie% und das Blut ftarri .
kaU; in .den Adern«
Säehe des Mannes Gefleii^ durch lu&tge Ije^eg^rak
lel^ ^
Weder den Raum vollendet es ganz» iu>ch tru^ ei
den* Sehlag hin. 905
Und trie im Traum oftmids, tinanh tüiibende Ruhe^
die Augen
Deckte bei Nach*, Wir tnit eiäer Begier, ausdehneil
zu irr^difen
22*
340 A N E t 8.
Sobeinen den Lnafy und mitten im ftrebenden Wim«
fcfae dito Kraft uns
Hinfiakt; weder die Zunge vezmag, noch ke£et die
Glieder
910 RegCune StSrke mie fonft, auch Stimm' und Worte
irerlkgen:
Sk», wie immer auch Turnus £ch Babn durch Tapfer*
^ keit £uchte,
Weigert die grSibliche Göttin , Erfolg. In der fiür-
menden Brufi nun
Wogt vielfaches GefiihL Die Rutuler fchaut er, die
/ ^ ' Stadt auch;
Saumhaft ftuzt er vor Angfi, und erbebt anzielendem
Speervnuf;
915 Weder den Wisg zu entfliehn, noch Kraft zu begeg*
nein dem Feinde,
Sieht er^ noch einige Wagen lunher, noch die len*
. kende Schwerer.
Cremen den Säumenden regt die Verhängniffwaflb
der Troer,
GlttcUidien Wuxf abmeffend im Blick ; mit des Lei-
bes Grewalt dann
Femher dreht er den Schwung« Niemals vom bela*
gemden Feldftück
920 Sauft fo gegen, die Mauer ein Fels, noch voon. Strale
^ des Donners
Knattt. fo Cchmettemder Schlag, Ah fliegt wie die
nachtende Windsbraut,
GrauTes Verderb hintragend, der Speer^ und enU
fcUiefset des Panzers
lUnd, und die fiuberfien Kreife des fiebenfidtigen
Schildes;
N
I
Zwölfter Gesano» 341
Grach in die Hüft' ihm bohret der Murrende; und
von dem Stoüse
Fällt mit gekrttmmetem Knie erdwärts der gewidtige ^
Tumn«. 925
Auf fiehn alle mit Seufzen die Rutuler; ganz das
Gebirg* auch
Tönt ringsum, wie den Ruf die er&abene Waldung
zurückhallt.
Jener gebeugt, demUtig den Blick und die bit*
j tende Rechte
VorgeiEhreckt: Ich vesdient' es, und will nicht Gnade,
beginnt er; :
Brauche dein Glüokl Doch wenn dich des mitleids«
würdigen Vaters 930
Sorge zu rühren vermag; fo fleh' ich dir^ (gleich
war an Alter
Auch dein Vater Anchifesl) erbarme dich Daunus
des Greifes!
Gieb mieh, oder den Leib, wenn du willft, nach
genommenem Tagslicht,
Sieger, den Meinen zurück Dafs befiegt ich fareckte
- die Hände,
Sah der Aufonier Heer. Dir ift Lavinia Gat-
tin. 935
Weiter hinaus nicht firecke den Haust •— Wutvoll
in den Waffen
Stand Äneas, und rollte den Blick, und zwängte die
Hand ab.
Mehr und mehr fchon hatte des Zögernden Seele
die Rede
Umgelenkt; da erfcbien zum Unheil hoch an der
Schulter
342. A JH E X «.
940 Jenes dehimkf und dUe Gurte» bekannt ^n^^linkeud
mit Quc^keln,
PallM des Jünglinge« einft» den der Arm des £egen-
- den Turnus
Hingefireckti und des Feinds, Denkmal um die Schul«
ter einhertrug.
Als in das Aug' er gefaftt des empörenden Schmer-
zes Erinnrung,
Ach des GeliebteAen Tracht; da entbrannt* er von
Grimm, und in Unmut
945 Fürchterlich: Du, du follteft, gefchmUokt mit der
Meinigen Siegsraub,
Jezt mir entgehn? Mein, Pallas mit diefer Wunde,
ja Pallas
Ox>fert dich hier, Bhitrach' an dem frevelea Blute
lieh nehmend!
.AUo der Held, und den Stahl im gebotenen
Bufen verbirgt er
Eiferig. Ihm nun fiarren gelöft vom Frofte die Glie-
der;
950 Und mit Seuizen entflieht nnwiUig der (jreift in den
Abgrund.
Bei iem Vferieger tBes^s VTerks sind erschienen.
un4 in aüen guten Bucllllandlung^^ ^u habep:
AKiffTOFAlTES Volm Hofrath T. H. Voss, mit erläutfemdeli Anmer-
ImngieA'HÄÄ it'Voss. ttt 3''«ibicren. gr. 8*. isill*
El6gteten-?leV pBCrPERT*TjSi,''iiberset2t lind erkifkrt'vbii Fbibd.
Karl ^fjnk SWoMÄj^clf. '"Zweite'' iehr verölelirÜe tiid verbes-
serte AusgaW 1822.' , . " .
HoBAZ Werke, vom Hcjfiith J. H. Voss. Dritte Ausgabe in
• 2 Bände». ^. 8. 1822.
JuVENAL, übersetzt und mit Anmerkmigen für Ungelelirte von
D. C. P.'feA'HRfiT.^ N€tie verbesserte Aufl." )8.
Ltvitts RÖmiiöche Geschichte, mit kritischen und erklären-
den AnmeirkUhgen, vom Professor Konhad Heusikger in 5
Bänden, gr. 8. 1821.
OviDS Verwandlungen, von J. H. Voss. 2 Äeile, gr. g.
1798.
Tacitüs, des Caj. Cobn«, sämtliche übrig gebliebene
Werke i übersetzt von Fried. K. von Strombbck, in 3 Bän-
den." §r. '8. 1816.
CieeroniÄ, Mi T, , de offioüs libri tres. Ad solsm priscomm
exen^larium fidem recensuit, adjeetisque Job. Mich. Heusin-
gexi et suis adnotationibus explicatiores editunis erat 7ae.
Frider. Heusinger. 8^ maj. Editio nova.
Buhle, J» Th», Gbsenrationes critioae de C. Taciti rtilo, ad-
versus Teh. Hill. 8® ma}. 8 Ggr.
enc9clo»)dWe Ut laUvmm ßtoffllfci:. ifte Jttt^etltmg: mbmif^e
©idjtcrfammlung, in 5 S»f>€«ett, 9lantn$, ©eneca, Acren j, 9^^^
trug, OtJib, ^otai mb SKrgil; 6tet Z^eil U unb 2t Sßcmt), hk
eifeöiletJr Sipnletr «nb ®p«er. 2te 3CbtlS)«auttg: het aebefttnft
gcwibmet, in 4 ^lS)eiren, ©tcero. 3te ÄBtlfieUung: ter 9^ilc\iy:
y^ie 4e»ftmet; i« 2 gellen / 6icw). 4te 3C6lJS)e{tu«9: bcc @es-
fd^d^te gcwibmct, ©aOujt. Ucber^aupt 13 Zueile, (icber oud^
einjeln ju iiat>en.) 6 Sjjlr. 19 ©gr.
Srft^t^ ^(nmeilttngen lu Mifec (Snq)clo|>tt{e, ton I>q#, Ibitin^
«&cu|tnder, ^ppen, ean^, SOleined^e, 9(6|^beni ^ul^ Sßet^fe, Sl^ejel,
fn 13 Sr^eilen, Gebet avi^ einzeln ^tt Ij^afren.) 15 S^(r. 19 %:.
Simfe/ (L 9^, neue« 8{ea{^ttlMcon^ entl^ttenb bte vxc (Mtkm^
ber alten C^taflüev not^toenbid^ti *&ik(f^iffenf(ia^eii| DonitaO^ ^K^s
t^ologie, 2atert$tiiier, Cl^fdfttdftte tmb l>(fIof<ttp^e d«- 6. 5 SSbe.
©rofe/ @./ wetivlogifd^ ^feto über hit alten SKafe, ®e»i<^teimb
ajtünjen Storno unb ®ried^enlanb6, nebjt ben IBeri^<ntfreti becfelben
geeen befannte ftanjdftrd^e unb beutfd^e, ivx Qtat&vm^ alter @d^rtft*
fledet, nad^ Rome de llsle, mit fBert^ttgunden Don Sipiev. er. 8.
Heyne'Sy Christ. GottL, academische Vorlesungen über die
Archäologie der Kunst des Alterthums^ insbesondre der Grie-
chen und Römer. Ein Leitfaden für Leser der alten Klassiker,
Freunde der Antike, Künstler und diejenigen, welche Anti-
kensammlungen mit Nutzen betrachten wollen. 8. 1821.
kbppm, ^. S. S./ dned^ifc^e »rumenlefc 2Z^eiU, i ^Ic. 2 ©gr*
tptux^ Siehe toihet Seofrotel. 9lecen|trt unb mit ^Cnmer&tngen ^um
©ebraud^ ber ©dualen l^erauSgegeben Don 3. «&. TL ©d^ul}. 12 ©gr.
Phaedri Fabularum Aesoi^iarum Lib. V* Ad Codices Mss.
etoptimas editiones recognovit, varietatemlectionis et commenta-
rium perpetuum adjecit Joh. Gottl. Sam. Schwabe« Aceedunt
Romuli fabularum Aesopiarum Lib. IV. aa codicem diyionensem
et perantiquam editionem ulmensem , nunc primmn emendati
et notis illustrati* Cum tabulis aeri indas. 8^ maj. 3 Hilr. 8 Ggr.
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Schul*AtIas für die alte Erdbeschreibung. Aus fünfiEelin Blät-
tern begehend. Gallia et Germania, Mauritania, Numidia,
Cyrenaica, ^indelicia, Italia^ Forum romanum, Orbisveteribus
notus, Hispania et InsuL britannicae, Fannonia, Dacia, £ffigies
antiquae Roma«, Graecia^ Graecia major, Fersia et India,
Mare aegeum, Arabia et Aegyptus, Fontus, Golchis, Iberia,
t
Aegyptus inferior, Palaestina. FoL 2 Thlr.
Sßagnet/^. %. (L, TCuffa^eaumiUebertradeninöeateintfd^e. 8. IG^gr.
Wiedeburg, F. A., praecepta rhetorica c libris Aristotelis,
* Ciceronis, Quintiliani, Demetxü, Longini et aliorum excerpta
ac disposita. 8. 16 Ggr.
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