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Full text of "Des Publius Virgilius Maro Werke: .; in drei Bänden"

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DES 



PU^LIUS VIRGILIUS MARO 

W E RR E 



VON 



JOHANN HEINHIGH VOSS. 



DRITTER BAND. 



DES 



PUBLIUS VIRGILIUS MARO 

WERKE 



VON 



JOHANN HEINHIGH VOSS. 



DRITTER BAND. 



Ä NE IS VII - XII. 



DRITTE AUSGABE. 

• 


BftAUNSCHWEIG, 




OBDRÜOKT VND TBKIiSOT 

• 




VON rniEDBIGHVIEWEG. 


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Ä N E. "I S. 



S I £ B E N TER GESANG. 



« 



INHALT. 



Nach Beftattung der ßCmme Cajcta, fährt Äneas das Land 
der Circe vorbei, und läuft in den Tibens, an deHen öftlichem 
Ufer, im Lande des laurentiTchen Königes Latinus, er musfteigt. 
Des Latinus Tochter Lavinia war vom Schickfal einem Frem.d- 
linge benimmt, aber von der Mutter Amata dem Rutulerkönige 
Turnus verheilsen worden. ' Die Weiüagung der Harpyen wird 
erfüllt Äneas, wahrend er lieh verrchaazt, bittet durch Ge- 
fandt^ den Latinus um Aufnahme in fein Reich; der König 
bewilligt das Gefuch, und beut ihm die Tochter zur Qemahlin. ' 
Alekto , von Juno gereizt, eu|nammt die Amata und den Tur- 
nus zur 'Wut , und erregt einen Kampf der Troer und der lau- 
rentLCcben Hirten. UmfonH widerfezt fich Latinus der Kriegs- 
erklärung; Juno felbft entriegelt die Januspforten, und mit Tur- 
nus vereinigen lieh die benachbarten Völker. Verzeichnis der- 
selben. 



Ä N E l S. 



SIEBENTER GESANG. 



JL/u auch hafty Cäjeta, d^ Pflegerin einft äts 

Äneas» 
Unfire Gefiad' im Tode mit ewigem Rulime verhcr- 

licht 
Jezt noch bewahret den Siz die VerherCchung; und 

die Gebeine 
Zeicimety wenn Ehre das ift, in der grofsen Hespe- 

ria, Name« 
Doch wie der firoipme Äneas nach Fujg die Begat- 
tung voUendet, 5 
Und den geordneten Hügel erhöht» jezt^ als die 

Gewäffer 
Ruheten, i^annt er die Segel zur Fahrt, und den 

Hafen verläfst er. 
Kühlungen wehn ihm. gegen die Nacht; auch der 

blinkende Mond nicht 
Weigert d^n Lauf; es erglänzt im zitternden Lichte 

die Meerflut* 
Nah izt werden geftreift des circäifchen Landes 

Gefiade: 10 



8 A N £ ! s. 

Wo Sols prangende Tochter die unzugänglichen 

Haine 
Immerdar mit Gefange durchhallt, und in fiolzer 

, » Behaufung 

Brennt zu nächtlichem 'Lichte die balfamduftende 

Ceder, 
Ämiig das feine Grefpinnft mit raffelndem Kamme 

durchwebend. / 

15 Dorther fchoU dumpfdröhnend der Zorn unwilliger 

Löwen, 
Welche, der Band' unfroh, aufbrüUeten fpät in der 

Dämmrung; 
A^ch hochborfiige Sau' und eingefiaUete Bä- 

ren 
Wüteten; laut auch heulten die Bildungen mächtiger 

Wölfe :^ 
Die aus Menfchengefialt die mit Giftkraut fchaltende 

Göttin 
20 Circo gräfsUch verlchuf in zottigen Wuchs des Ge- 
wildes« 
Dafs nicht ähnliche Gräuel erduldeten biedere 

Troer, „ 
Eingefteurt in die Bucht, und genaht den entfez- 

liehen Ufern, 
FtiUete jezt Neptunus mit gtinftigem Hauche die 

Segel, 
Schnellte die Flucht, und trug fie die brandenden 

Watten vorüber. 
25 Schon erglänzt* in Röthe das Meer, am erha- 

benen Äther 
Leuphtäte gelb Aurora vom roügblinkenden Zwei- 

fpann; 



Siebenter Gesang. 9 

Als fich legten die Wind', und auf einmal alles 

Gefäufel ^ 
Still war; fchwer dann ringeii in Biegramer Welle 

die Schaufeln, 
Jezo erblickt Äneas den herlichen Hain aus dem 

Meere 
Femher; welchem entrollt der liebliche Strom Tibe- 

rinus, 30 

UngeAüm mit Gewirbelt und gelb von wallendem 

Sande 
Stürzt in das bläuliche Salas. Vielartig umher und 

darüber 
Schweben 9 gewöhnt an die Bord' und das flutende 

Bette, die Vögel, 
Die mit Gefang' einwiegen die Luft, und die Lau- 
ben des Haines. 
Seitwärts lenken den Lauf, und zum Laiid' andre- 
hen die Schnäbel, .35 
^ Keifst er, und kehret erfreut in die fchattige Mün- 
^ düng des Stroms ein. 

Auf nun, welche Grebieter, o Erato,* welcherlei 

Zeiten, 
Welcher Verhalt einft war in Lajdum, als mit der 

Schifmacht 
Grit der Fremdlinge Zug anlegt' an aufonifche 

Kliften, 
Meld' ich, und rufe zurück den Beginn des erfien 

Gefechtes. .40 

Du gieb, Göttin, dem 'Seher Begeifierung. Grauliche 

Kriege 
, Red' ich, der Schlacht Heerfpizen, und Könige, jftür- 

mend in Blutdurft, 



10 A N £ i' s. 

Und tyrrhemfch^ . Macht, und das ganz in Waffen 

empörte 
Italerland. Mir enthüllt fich gröbere Folge der 

Thaten, 
45 Grölseres Werk wird gewagt Der bejahrtere König 

Latinum 
Lenkt' in daurender Ruh die friedfamen Felder und 

Städte: ^ - 

Faunus Sohn; ihn gebar die laurentifche Nymfe 

Marica, 
Wie man erzählt. Den Faunua erzeugete Picus; und 

jener 
Preift dich Vater, Satumus; du felbfi Urahn des 
^ Gefchlechtes. 

50 Keinen Sohn mehr gönnte, noch männlichen Erben, 

dem König 
Göttergefchick; er verwelkt' in zuerft aufblühender 

Jugend. 
Einfam hielt ihm das Haus und die räumige Woh- 

nung die Tochter, 
Schon dem Manne gereift, und fchon Volljährig dem 

Brautfchmuck. 
Vier auch warben um jen' aus Xiatium und der 

Aufonen 
55 Ganzem Bezirk; doch wai^b vor den anderen allen 

der Schönfte, 
Turnus, von edelen Ahnen entfprofst^ den des Koni* 

ges Gattin 
Sich als Eidam wünfchte gefeilt voll heftiger Sehn* 

fucht. 
Doch das hemmen die Götter mit vielfach fchredken- 

den Wundem. 



S I E *B E N T £ R G £ S A N G • 11 

Mitten ftand im Palaft, umringt «von Sälen , ein 

Lorber, 

Heiliges Laubs, und gefchont feit grauenden Jahren 

mit Ehrfurcht. 60 

Diefen fand^ da zuerA er die Burg aufbautet Lati« 

nu5. 

Saget der Rii^ fälbft weiht er ihn dann dem Apollo, 

der Vater, 

Und gab Namen ron ihm den laurentinifchen Bür- 
gern. 

Diefen umfchwärmt' einmal (o wunderbar!) Bienen- 

gelinmmel. 

Das mit lautem Gefumm herzog durch heiteren 

Äther, 6 5 

Dnd auf den Wipfel £ch fenkt'; und die Füfs' an 

einander geklammert. 

Hing urplözlich der Schwärm an dem laubigen 

Zweige herunter. 

Alfohald der Profet: Vom Ausland, ruft er, rom 

Ausland 

Kommt, wir fehn es, ein Mann, und der Zug von 

der felbigen Seite 

Dringt fu der felbigen ein, und herfcht in der obe- 
ren Feßung. 70 
Hiemächft, als den Altar er gehellt mit heili- 
gem Kiene, 

So wie Lavinia ftand an Aes Königes Seite, die 

Jungfrau, 

Schien £e, q Graun! zu fallen mit wallenden Locken 

das Feuer, 

^ud am fiüntlichen Schmuck in der knatternden 

Flamme zu lodern, 



/ 



75 Brennend das ](äniglich prangende Haar, tmd bren- 

nend das Stirnband, 

Samt dem hellen Geftein; und von Dampf und gelb- 
lichem Lichte 

Eingehüllt, durch das Haus vulkanifche Glut zu ver- 
breiten. 

Dies nun/ ward ein graufes und fchreckliches Wun- 
der geachtet: 

Denn zwar herlich durch Ruhm und Schickfale , Tag- 
ten die Deuter, 
80 Werde fie felbß; doch dem Volke verkünde £e Krie- 
gesverheerung. 
Aber der König erfchrak ob der Schau, und zu 

Faunus Orakel 

G«ht er, und forfcht in den Hainen des fchickfal- 

redenden Vaters, 

An derAlbunea Schlund; die, grols vor den Nym- 

fen der Wälder, 

Raufcht mit .heiligenr Quell , und xlumpf mefitifchen 

Dunft haucht: 
85 Wo der.Itäler Stamm', und rings die önotrifchen 

Lande, 

Wankend in Noth, Antworten erfpähn. Wann Ga- 
ben der Priefter 

Dartrug, und in der Stille der Nacht auf geopferter 

Schafe 

Ausgebreitete VÜeüs' hinfank, und pflegte des 

Schlummers; 

Siehet er fchwebeh umher viel feltfame Wunder- 

erfcheinung, 
90 Und er vemimt vielfaches Grelön, und hält mit den 

Göttern 



SlEBENT'ER GeSANG« 13 

Hehi«5 GeTj^räch, und redet zum Acberon tief im 

Ayemus. 
Hier nun forrchf Antworten er felhft, der Vater 

Latinus; 
Hundert weiht' er der Schafe nach Fug, rechtaltrig 

und fehllos. 
Und auf der dunfenden Schicht der gebreiteten Hau- 

fche gelagert. 
Ruhet' er» Plözlich erfcholl aus dem innerften Haine 

der Ausruf: 95 

Sache nicht für die Tochter lati^dfcher Ehen 

Vereinung, 
Spröfsling meines GefcUechts, noch traue bereiteten 

Kammern! 
Auswärts nahn Eidame daher, die ztim Himmel durch 

Abfiamm 
Unferen Namen erhöhn, und^ wovon aufblühende 

Enkel 
Alles ßch. unter dem Fufs, fo weit Sol fieigend und 

fmkend 100 

Sehaut des Oceanus Enden, beherfcht einft fehia und 

geordnet! 
Dielfen Befcheid, ddn Faunus, der göttUche 

Vater, ihm warnend 
Gab in fchweigender Nacht, verhehlt nicht felber 

Latinus ; 
Sondern ihn trug ringsl^er die aufonifchen Städte hin- 

durch fchon 
Fliegend der Ruf: als jezt die laomedontifche Ju* 

gdnd 105 

Band die gelandete Flott' am grafigen Walle des 

Ufers. 



14 A N E 'i s. "» 

Dort Aneas, «die Füriten des Volks, und der 

fchöne lulus 
Senken^ im Xianbgewölbe des luftigen Baumes die 

irlieder. 
Mahlzeit ordnen fie an, und fpeltene» Fladen im 

Gräfe 
110 Ußgen fie tmter die Koft (fo mahnete Jupiter Clel- 

her), 
Dann auf den Grund der Ceres erhöhen iie' ländliche 

Baumfrucht. 
Als fie verzehrt nun hatten das andere, und in der 

. Ceres 
Winzige 'Gabe den Bi£s hinweiidete Mangel der 

Speife, 
Zwingend mit Hand zu verlesen und eifrigem. Zahne 

die Rundung 
115 Schickfaltragender Krufi' , und des Teigs vielrautigen 

Umfang: 
Weh doch! felUt ja die Tifche verzehren im! Taget 

iulus, 
Und nicht mehres,' im Scherz* Dies Wort, dies 
' brachte den Hörern 

Ende zuerfi: des Bedran^s , - und zuerfi: aus des Re- 
^ denden Munde 

Raff und hemmt^ es der Vater, erftaunt ob den We« 

gen der Gottheit 
120 Heil dir, rief er lofort,. o du Land, mir. verhei- 

fsen vom Schichfal! 
Heil, Heil eiieh, o Penaten, die treu ihr folgtet von 

Troja! 
Hier ift Heimat und Haus ! So meldete, 

gedenk' ichs^ 



'Siebenter Gesang« 15 

Mir mein Vater Anchifes die dunkelen Winke des 

SchicUak: 
TFann dich Hunger, o Sohn, wo tum Fremdlings« 

' firand du hinanfuhrfi, 
EinA nach gefehmfQerter Koft gar zwingt am verzeh- 

ren die TiTche; 1^25 

Dann erwarte den Siz, du ErmUdeteri und an dem 

Orte 
Gründe zuerft mit der Hand, und befefiige Häufer 

mit ErdwalL 
Dies war aUb der Hunger, der uns am Binde bevor- 

fiand^ 
um dem Verderb zu ftellen ein MaCs t • • • 

Auf denn, und fröhlich fogleich mit der Sonn' auf« 

tagendem Schimmer, 130 

Was für Ort' und Bewohner doch fein, wo dfe 

Mauern des Volkes, 
rhSst unfs fpifhn, luld vom Hafen umher in die Ge- 
genden wandern. 

lezo fptengt aus Schalen dem Zeus, und ruft den 

Anchifes, 

Unferen . Vat^r , mit Flehn , und Wein ftelk wieder 

dem Mahl auf. 
Diefes gelkgt, umflieht er mit laubigem Zweige 

die Schläfen; 135 

Dann den Genius ruft er des Orts, und die erfte 

der Götter 

Bellas, die {iTymfen zugleich, und die noch imerkun- 

deten Ströme, 

Eckend; die Nacht alsdann, und der Nacht au& 

gehende Zeichen; . 



16 A N E 1 s, 

I 

I 

Auch den idäifchen Zeus, und die pbrygifche Milüt 

ter mit jenem, ^ j 

140 Ruft, er« und beid' im Himmel >und Embus wo]|i!]i 

nende JEltem. , j 

Doch der allmächtige Zeus, dreimal aus heitere4iii 

Himmel | 

Doimert' er laut, und ein Stralengewölk, das iq 1 

Lichte des Goldes \ 

Funkelte, zeiget' er felbft mit erfchüttemder 'Han4:i 

•• 1 

von dem Äther. 

Plözlich läuft das Gerücht durch die Dardanerlchaa«i 

ren verbreitet, 
145 Angenaht fei der Tag, zu erbaun di^ verheifsenei 

Mauern. \ 

Eifrig eriieun iie das Mahl, und mit herlicher Vo^i 
>. bedeuti^ng " 

Stellen fie froh Milchkrüge dem ScbmauT, und hräi» 

zen die Weine. 
Als die folgende Frühe zuerjß: mit der Fackeli:! 

den Ländern 
Leuchtete; jezo die Stadt, die Bezirk' und die Üfe' 

des Volkes 
150 Spähen fie ringsumher: dort Himpfe der Qi^ell des 

Numicus, 
Dort fei der Thybrisftrom, dort Wohnungen tapfrer j 

Latiner. 
Aber der Sohn des Anehifes erwählt aus .der iamt-, 

. liehen Ordnung 
Hundert Frohnbötfchafter, zur ftattÜchen Vefie des 

Königs 
Hinzugehn, fie all' in der Hand Ölzweige der Pa'' 

las. 



Siebenter Gesang. 17 

i^aDs £e. Gefchenk' ihm bringen ^ und Fried' auswir- 
ken' den Texikrem. 155 

Jen' ungelaumt vollziehn den Befehl, und gefchwun- 

' genes Schrittes , 

Eilen £e, Selbft ummarkt er mit niedrigem Graben 

den AnbaUy 

Und arbeitet den Ort: und den erften Sis am Ge« 

fiacle, 

-Gleich wie ein Lager des Kriegs, umfchanzt er mit 

Zinnen und Erdwall. 
Schon durchmafsen den Weg die Jünglinge, und 

der Latiner 160 

Vhürm' und ragende Dächer erblickten lie, nahend 

den Mauern. 

■Dort vor der Stadt und Knaben gefchaart, und erblü- 
hende Jugend; 

Einige tummeln die GauF, und bändigen Wagen ipa . 

I Staube; 

Andere fpannen £ch Araffes Gefchofs; da zucken ile 

fchwanke 

Spiefs" in der Hand; da reizen mit Schlag fie ein- 
ander und Wettlaut 165 

Jezt auf befchleunigtem- Rots zu des altenden Koni- 

I ges Ohren 

: Trägt ein Bote die Kund', es fein grofsmächtige 

Männer, 

Fremd an Kleidung, genaht. Er heifst fie herein ia 

die Wohnung 

Laden 9 und fizt, von den Seinen umringt, auf dem 

Throne der Väter. 
Grofs und feierlich ftand, von hundert Seuleit 

erhöhet, 170 

ViRoii. Ton Voss. III. , 2 



18 A N E 'i s. • . 

Obeir ein Haus hti der Stadt, der Palaft des lauren- 

. ' tifchen Picus, 

Schauervoll durch Waldung und Religion der Erzeu- 
ger. 

Königszepter alfaier und Machtgebunde zu neh- 
men^ 

War heäahnender Brauch; hier war Rathstempel 

den Herfchem, 
175 Hie^r dem heiligen Mahle der Siz; nach geopfertem 

Widder 

Sa£sen alhier die Väter an langgereiheten Ta- 
feln. 

Aueh vormaliger , Ahnen geftellete Bilder in Ord- 
nung, 

Alt aus der Ceder gehaun, mit Italus, Vater Sabi- 

nus, 

PiSanzer des Weins, dem die Hippe gekrünmit hängt 

unter dem Bildnis, 
180 Audbi Satumus der Greis, und der doppelßinrige 

Janus, 

Standen am Eingang vorn; und andere Fürfien des 

Urrprungs, 

Und wer im Heimatskampf mavortifche Wunden 

erduldiet. 

Auch viel Kriegesgeräth., an den heiligen Pfoften 

geheftet, 

Hängt wUt eroberten Wagen herab, und gebogene 

Äxte, 
185 Wallende Büfche des Helms, und der Thor' unmä- 

fsige Schlöffer, 

Schild' und blinkende Speer', und dem lUel entftiim- 

melte SchnäbeL 



» 

Siebenter Gesang« 19 

Selber fafs er gefchmückt mit quirinalifchem Krtimm* 

fiab 
In kurzfchölsigem Mantel , und führt* an der Linken 

die Tartfche, 
Picus, der ^eißge Held: deiif voll von Begierde, die 

Buhlin 
Circe mit goldenem StaL' anrührt', und mit Säften 

des Zaubers 190 

Wandelnd zum Vogel erfchuf, und bunt ihm rx3rengte 

die FlügeL 
In fo fiattlichem Temx)el der Htmmlifchen , dort, auf 

dem Erbthron 
Thronte Latiiius, und lud die Teukrer herein in das 

Obdach; 
Als fie genahfy da fprach er zuerfi mit ruhigem Ant- 

ÜE : 
Sagt mir, Dardanionen, (denn fremd ift weder 

die Stadt uns, 195 

Noch dac Gefchlecht, von dem Rufe verkündiget 

kommt ihr zur Anfuhrt) 
Was ihr begehrt? was fuehend die Blott', iind. wef. 

fen bedürfend, 
Sie zmn aufonifchen Strande fo viel Meerwogen 

durchfchift ift? 
Ob durch Irre des^egs, ob ihr durch Stürme ver« 

fchlagen, 
(Welcherlei oft dem Segler im offenen M^re begeg^ 

net) 200* 

Bier in die Ufer des Stroms eingingt,, uiid im Häfeii 

euch feztet; 
unverzagt herberget bei uns, und verkennt die 

«Latiner 

2* • 






20 A N E K s. 

Nicht, des Satumus Gefchlecht, das zwanglos Billig- 
keit ausübt, 
Und freiwillig fich hält in der Sitte des altenden 

Gottes* 
205 Noch gedenk' ich im Geift, (das Gerücht i& dunkel 

von Jahren) _ 

Dafs aurunkifche Greif' erzähleten: Hier aus der 

Gegend 
Drang einft Dardanus fem zu Phrygia's Städten am 

Ida, 
Und ziir thracifohen Samos, die nun Samothracia 

lautet. 
Hier vom tyrrhenifchen Siz in Cörythus wanderte 

jener, 
210 Den auf dem Thron goldheU der Palaft des jKemich- 

ten Himmels 
Jezo empfaht, und Zahl den Altären der Ewigen 

zufiigt. 

w 

Jener fprachs; und fogleich antwortet lUoneus 

alfo: 
König, deß^ Faunus Gefchfecht, hochherlicher! weder 

ein Sturm zwang 
Uns du^h vdrfchlagääl^ Wogen zur Einfahrt eueres 

- Landes, *. 

215 Noch auch teuf cht* ein^^^^^>^^^ der Bahn, noch 

krümmendes Ufer. 
Nein mit Vorfaz nahen wir all', und willigem Her- 
zen, 
/ Diefer Stadt, aus dem Reiche verdrängt, das einfi 

fo gewaltig 
Schaute der kommende Sol vom öfilichen Rand des 

Olympus» 



Siebenter Gesang« 21 

Jupiter ifi Urheber des Stamms; ja dem Dardaner- 

volk ward ^' 
Jupiter Ahn; und. der König aus Jupiters oberftem 

ürftamm, 220 

Troja's Held Änests, entfandt' in deinen Palaft 

^ uns. - 
Welch ein Kriegsunwetter, geftürzt aus der graufen 

Mycene, 
Durch idäifche Felder getobt; wie erregt von dem 

SchidsTal 
Afia wild mit Europa , und Welt mit Welt lieh 

begegnet: 
Solches vernahm, auch wen an Oceanus weiter Um- 

firömung 225 

Femet das äuCserfie Land, auch wen abfondert im 

Mittel 
Vier umgürtender Räume der Raum unerträglicher 

Sonne* 
Jener Verfchwemmung entflohn durch unendliche 

Wüften des Meeres, 
Bitten wir mäfsigen Siz für die heimifchen Götter, 

und harmlos 
Bergenden Strand, und, was allen gemein ift, Luft 

und GewäJffer. ^ 230 

Nidht wird unfer fich fchämen das Reich, noch 

geringe lieh heben 
Euer Ruhm, und verfchwinden der Dank So grofses 

V 

Verdienites ; 
Ke wird, Troja zu hegen im Schoofs, die Aufonier 

reuen. 
^'^un, bei dem grofsen Gefchick und der mächtigen 

Hand des Aneac^ 



22 A N E i s* 

235 Ob durch Bund, ob einer in Krieg £e erprobet und 

Waffen:) 
Viel der Völker bereits, ja viel (nicht fein wir ver- 
, achtet, » 

Weil wir von lelbfi vortragen das Laub und bit- 
tende Worte!) 
Haben gewünfcht und begehrt, uns eng zu verbin- ' 

den fich felber. 
Aber der Götter Gefchick hat, euer Land zu erfor- 

fchen, 
240 Uns getrieben mit Zwang. Von hier kam Dardanus, 

hieher 
RuJPt er zurück; her drängt der erhabne Befehl des 

Apollo 
Zum tyrrhenifchen Thybris und fumpfenden Quell 

des Numicus« 
Femer entbeut er dir vom vorigen Glück ein gerin- 
ges 
Ehrengefchenk ^ Nachbleibfel aus Troja's Brande 

gerottet. 
245 Hier aus dem GoUV hat einft Anchifes gefprengt am 

Altare. 
Dies war Priamus Tracht, fo oft er verfammelten 

Völkern^ 
Recht ausfprach: dies' Zepter der Macht, die geweihte 

Tiara, 
Und kunflreichß Gewände von ilifchen Fraun .... 
Alfo redete dort Ilioneus; aber Latinus 
250 Hält fein Antliz gefenkt, und fchaut unverrückt auf 

den Boden, 
Oft fein ftarrendes Auge gewandt. Nicht Purpur 

und Stickwerk 



/ 

I 



Siebenter Gesang. ' 23 

Rühret fo fehr, nicht alTo des Priamus Zepter den 

König, 
Als fein Herz ob der Ehe der Tochter Lavinia 

weilet, 
Und das Orakel erwägt des alterthümlichen Fau« 

nus: 
Diefer durch Schickfalsmacht von dem Ausland wan- 
dernde Fremdling 255 
Sei als Eidam befiimmt, und dem Reich zu gemein- 

famer Obhut 
Auserwählt; dem werd' ein Gefchlec^t aulblühen, 

durch Tugend 
Herlich und hehr, das völlig mit Kraft einnehme den 

Erdkreis. 
Froli nun ruft er: Gefegnet, ihr Ewigen, unfer 

Beginnen, 
Euerer Winke Gebot! Dein Wunfeh foD, Troer, 

gewährt fein, 260, 

Und unverfchmäht das Gefchenk« Niemals, weil her- 

fchet Latinus, 
Soll reichfchwellender Grund, noch Trojans Segen 

euch mangeln. 
Selbftnur Äneas, wohlan, weDn uns to begierig er 

zuArebt, 
Wenn Gaftrecht zu vereinen er dringt^ und Genoms 

mir zu heifsen. 
Komm' er daher, und tret' ungefcheut vor das Ant- 

liz des Freundes. 265 

HeiKger wird mir der Bund, wemn die Hand ich 

gerühret dem König. 
^ut nun , eurem Gebieter aueh mein Anliegen 

gemeldet. 






24 A N £ 1 S. 



Eine Tochter i£t mir, die in unferem Volk zu ver« 

mahlen, 
Nicht dag' Vaterorakel erlaubt, noch himmUTcher 

Warnung 
270 Häufige Schau: Eidame vom Ausland kommen mir, 

dies fei 
Latiums Loos, weiiTagt man, die einft in dem Äther 

durch Abftamm 
UnTeren Namen erhöhn. Dafs Ihn andeute das 

Schickfal, 
Glaub' ich, und, bat vom Wahren mein Herz Vor- 
ahnungen, wUnfch' ichs. 
So der Vater, und wählte fich Rofff aus der 

lamtlichen Anzahl. 
275 Schau, drei Hunderte glänzten, gepflegt an erhabe- 

nen Krix^pen. 
Jeglichem Teukrer fofort daherzuftthren gebeut 

er 
Flüchtige Gaule, mit Purpur gedeckt und prangen- 
dem Stickwerk; 
Glanzvoll hangen von Golde herab an den Briifien 

die Kettlein; 
Goldgefchirrt , kSun alle das röthliche Gold mit den 

Zähnen. 
280 Einen Wagen xkiit Doppelgefpann dem entfernten 

Äneas, 
Feuerfchnaubende Renner, gezeugt von ätherifcfaem 

Samen, 
Jenes Gefchlechts, das dem Vater die Kunfivollen* 

derin Girce 
Heimlich entwandt, BaAarde von untergefchobener 

Mutter. 



« 



Siebenter Gesang. 25 

So mit GeXchenk und Worten de& Königes gehen 

die Troer 
Hocb auf Roffen zurück, und verkündigen Friedeil 

und Freundrehaft. ,285 

Siehe, von Argos zurück, der inachilchen, eüete 

jezo 
Jupiters grauTames Weib, und wehende Lüfte durch« 

fuhr lie. 

> 

Dort den frohen Äneas zufamt der Dardaner« 

flotte 

Schaute fie fem aus dem Äther vom Sikulerfelfen 

Pachynum; 

Schoi^i arbeitet er Häufer empor, fchon traut er 

dem Lande, 290 

Schon find die Schiffe verfaumt. StÜI hält die Betrof- 
fene fchmerzvoll; 

Dann, mit gefchütteltem Haupt, entftrömt £e dem 

Bufen die Worte: 
Ha, das verhafste Gefchlecht, und unferem 

Schickfal entgegnes 

Schickfal des Phrygiervolks! O verfanks in ligeifchen 

Feldern? ' 

War das gefangene felber zu fahn? in der flammen- 
den Troja, • 295 

Bramit' es mit auf? Durch die Mitte der Schlacht, 

und die Mitte der Feuer, 

Fanden die Männer den Weg! Doch nun lag meine 

Gewalt wol 

Endlich erfchöpft? nun, ganz von dem Haffe gefat- 

tiget, ruht' ich? < 

Nein, die dem Vatergefild' ich entjagt, die verfolgt' 

ich durch Wogen ' 



26 A N E 1 s. 

300 Feincllich umher , uud ftellte den Flüchtlingen rings 

in der Flut mich! 
Ganz find verwandt auf die Teukrer die Kraft' aus 

Himmel und Abgrund l 
Wa« hat die Syrte gefrommt? was Scylla mir? w<as 

der Ciharyl;)dis 
Graufiger Schlund? Ein gehn fie nach Wunfeh in 

das Bette des 'Thybris, 
Sorglos all des Gewoges und mein! Mars hat zu 

vertilgen 
305 Ungehelire Lapithen vermocht? In den 'Zorn der 

Diana 
Uefs auch der Ewigen Vater die altende Kalydon 

fch winden: 
Welches Vergehn der Lapithen fo fehr, und Kaly- 

dons rächend? 
Doch ich hohe Gemahlin des Zeus, die nichts unge- 

waget ' 

Ich Unfelige liefs, die felbft ich zu allem mich 

wandte, 
310 Bin von Aneas beilegt! Wohlan, ift meine Gewalt 

nicht 
Mächtig genug; was zweifl' ich, £e mir zu erflehen, 

woher auch! 
Bleiben die Oberen mir unbewegt, in den Achcron 

ftürm' ich! 
Wicht ift vergönnt, ihm zu wehren (es fei!) die lati- 

nifche Herfchaft; 
Und unwandelbar bleibt durch Gefchick Lavinia 

Braut ihm: 
515 Aber Verzug iß erlaubt, und fo herlicher Dinge 

^ Verfpätung! 



Siebenter Gesang. 27 

ALer erlaubt, zu vertilgen den Königen beiden die 

Völker! 
So zu der Ihrigen Heil verbünde fich Schwäher und • 

Eidam! 
Brautfehaz fei der Trojaner und Rutuler Blut dir^ 

o Jungfrau; 
Und Bellona der Eh' Einweiherin! Nicht mit der 

Fackel 
War nur Hekuba fchwanger, und rang die FeUer- 

geburt aus; 320 

Gleich fo wird auch der Venus ihr Sprofs, und ein 

anderer Paris; 
Und zum zweitenmal ßürzt in Pergamus Brand der 

Verwefung! 
AlTo redete. ]en% und zur Erd' hin lenkte fie 

graunvoll. 
lezt Alekto, des Grams Unhold', aus der Diren 

Behaufung 
Ruft fie und tief aus den Nächten herauf: ddr trau- 
rige Fehde, 325 
Zorn, nachfiellender GroU, und arge Befchuldigung 

Freud' iß. 
SeM dem Pluto verhafst, und felbfi den tartarübhen 

Schweitem 
I^t d^8 Scheufal verbalst: fo wechfelt £e grälsliche 

Bildung, 
So graunvolle Geftalt; fo fchwarz keimt jene von 

Nattern! 
Ihr nun fchärft fie die Wut, und beginnt, die her- 

fchende Juno: 330 

Eigne lüir diefes Beftreben, o nachtentfi^roffenc 

Jungfrau, 



'28 A N E l,s. 

Dlefen Dlenfi, daib die Ehr' ungekränfct uns, und 

unerfchüttert 

Stehe der Ruhm, und nicht mit Bewerbung umgehn 

den Latinus 

Mög' Äneas Gefdilecht, noch Italergrenzen er- 
obern« 
335 Du Kannft wafiaen zur Schlacht einträchtige Brüder, 

und machtvoll 

HäuTer 2erriitten durch Hafs; du trägft in die Woh- 
nungen Geifseln, 

Du die Fackel des Todes; du, Taufendnamige, len- 

neft 

Taufend Kiinfte des Leids. Nun fchUtde die frucht- 
bare Bruft auf! 

Trenne das Band des gefchlofsnen Vereins; fireu 

Hader des Krieges! 
340 Waffen begehrVund fodre zugleich und ergreife die 

Jugend! 
Aber. Alekto fofort, von gorgonifchen Giften 

umfchlängelt, 

Eilt gen Latium hin, zu des laurentinifchen Kö- 
nigs 

Hoheni Palafi, und belagert das fiille Gemach der 
t Ama^a, 

Die, ob des teuhrifchen Volks Ankunft und der Ehe 

des Turnus, 
345 Weibliche Sorgen in Glut und des Zorns Aufwallun- 
gen kochten. ^ . 

Rafch ifirirft eine der Schlangen vom bläulichen Haare 

die Göttin 

Ihr .in das Bufengewand, an das Herz inwendig 

gezielet; 



Siebenter Gesang. 



29 



Dafs, von dem Scheufal rafencl, fie rings aufRöre die 

Wohnung, 
Jen', ihr zwifchen die Kleider gefchmiegt imd die 

Glätte des Bulens, 
Drehet iich ohne Berührung einher, und der Rafen* 

den fiihllos 350 

Athmet £e Nattemhauch: izt ringelndes Gold um 

• den Hals ihr 

Wird die unendliche Schlang', izt Band an dem 

hangenden Schleier, 
Bald durchflicht fie das Haar, und irrt um die Glie« 

' der gefchmeidig. 
Weil im Beginne die Peft mit feucht einTchleichen« ^ 

dem Gifte 
Noch die Sinn' ihr umkreucht, und Glut anfchürt 

den Gebeinen, 355 

Und nicht ganz, ihr Bufen mit lodernder Flamme 

fich anfüllt; 
Redet fie fanfter annoch, in gewöhnlicher Weife der 

Mütter, 
Viel der Tochter Gefchick und die Phrygierehe be- 

weinend: 
Weg zum Weibe gefchenkt wird Lavuiia fluch« 

tigen Teukrem, 
du Vater? und jammert dich nicht der Tochter 

und deiner? 360 

lammert der Mutter dich nicht, ^ die treulos, hebt 

fich der Nord nur. 
Jener verläfst, der Räuber, ins Meer wegführend die 

Jungfrau? 
Wol nicht alfo befuchte der phrygifche Hirt Lace« 

dämon, 



•I 

30 A N E S s* 



V 



Der zum Troergebiet die llsdäifcbe Helena 

raubte!' 
365 Wo dein heiliges Wort? wo die vorige Sorg' um 

die Deinen, 
Und die dem Turnus fo oft gegebene Rechte , dem 

BlutsjEreund? 
. Soll ja von äufserem Volk ein Eidam fein den Lati- 

nem, 
Steht dies fefi, und drängt dich des Vaters Faunus 

Ermahnung; 
Jedes fürwahr, das frei nicht uhfetem Zepter gehör* 

chet, 
370 A^ht' ich iur äuüseres Land, und dafs £6 es vergehen 

die Götter. 
Turnus auch, fteigfi du empor zum ei^ften Beginn 

des Gefchlechtes, 
Stammt von Inachus her und Akrifius, grad' ms 

Mycene. 
Als mit folcherlei Worten umfonft den Latinus 

verfuchend, 
Si^. nicht wanken' ihn fah, und ganz in' das iilnerfie 

Leben 
375 Sqhlijpfte das Furienübel der Schlang', und völlig fie 

einnahm; 
Jezt, ach Elende ! wild von entfezlicher Wunder 

Erfcheinung, 
To}>t grenzlos durch die Räume der Stadt fie im 

Taumel des Wahnfinns, 
• So.. wie oft, von dem Schlage gefchnellt, umflieget 

ein KreifeL 
IJeiv in gewaltigem Kreif ' um olfene Flächen des 

Saales 



Siebenter Gesang» 31 ^ 

Knaben, zum Spiele gefchaarty ümdrehn; da die 

Schnur ihn entfendet, 380 

Rollt er gewirbelte Läufe dahin; unkundig von 

oben 
Starrt der kindliche Schwärm, und ftaunt dem beweg« 

liehen Buxus; 
Streich befeelt ihn auf Streich; nicht trägeres Lau« 

fes, denn jener, 
Stürmt fie die wimmehiden Städte hindurch und die 

trozigen Völker. 
Ja in die Waldungen felbft, wie beraufcht vom 

Geifie des Bacchus, 385 

GröDseres Gräul angehend, zu gröDserer Wut £ch 

erhebend, > 
Fliegt fie hinaus, und verbirgt in laubigen Bergen 

die Tochter; 
Daus £e entraffe die Braut, und die Hochzeit weile 

den Troern, 
Euö! tönt £e, o Bacchus, allein' dich würdig der 

Jung&au 
Nennet fie,^ Aber dafs dir weichlaubige Stäbe fie 

trage, 390 

Did umCchwärme mit Reihn, dir heilige Locken 

ernähre. 
Breitet der Ruf: und von Wut in der BruA aufflam- 
mende Mütter 
Treibt gleich rafendcs Toben, fie all' in Gewölbe 

des Forftes; 
Alle verliefsen ihr Haus; in den Wind fiürmt Nacken 

und Haupthaar. ; 
Andere rdllen die Luft mit laUenden Tönen de& 

Jubels» 395 



32 A N £ i* s. 

Reimen gegürtet in Fell', und erhölm weinlaubige 

Schafte. 
Jen' in der Mitte des Sehwarms, glutvroll, die ent- 

flammete Fichte 
Hebt Be» und fingt der Tochter, und fingt dem Tur- 
nus ein Brautlied, 
Blutrotfa funkelnde Blicke gerollt; fchnell dufteres 

Auges 
400 Ruft.fie: lö, ihr alle, vernehmt, o latinifche Müt- 
ter! 
Wenn noch in zärtlichen Herzen der unglückhaften 

Amata 
laeb' euch wohnt, wenn Sorge für Mutterrecht euch 

erbittert; 
Auf, fo entTchleiert die Locken zugleichi feirt Orgien 

mit mir! 
So durch grünes Gehölz, durch Bergeinöden 

des Wildes, 
405 Stachelt. Alekto die Fürfiin umher in dem bacchi- 

fchen TaumeL 
Aber nachdem £e genug den Beginn ihr gefchärfet 

des Wahnfinns, 
Und £e zerrüttet den Rath und das famtliche Haus 

des Latinus; 
Stracks mit bräunlichen Schwingen enthebt fich die 

finfiere Göttin 
Zur« hochzinnigen Stadt des weidlichen Rutuler- 

königs, 
410 Die mit akrififchem Volk einft Danae, fagt man, 
\ gegründet, 

Hergefiünat von des Südes Orkan» EiuA Ardua 

nannten 



# 



Siebenter Gesang. 33 

Ahnen den Ort, und noch bleibt Ardea herlicher 

Name; 
Aber der Glanz ift gewefeii. Alhier, im erhabenen 

Obdach, . 
Pflegete Turnus der Ruh, umringt vom nächtlichen 

DunkeL 
Siehe, der graffen .Gefialt und der Furienglieder ent- 

äufsert, 415 

Nimt Alekto nunmehr der edelen Greilin Ge* 

berd' an, 
Furchet die Stirn' unlieblich mit Runzelung, hüllet 

den Schleier 
Cm wöiCsfchimmemdes Haar, und durchflichts mit 

dem SproITe des Ölbaums; 
Kalybe wird fie, die Greiiin und Tempelhüterin 

Juno's; 
Und £e erCcheint vor den Augen mit fdlcher Rede 

dem Jüngling: 420 

Tomus, umTonft denn wären fo viel Arbeiten * 

verfchüttet, 
Und dein eigenes Zepter gewandt zu dardanifchen 

Pflanzern? 
Dir wQl Ehe der König und bluterrungenen Braut« 

fchaz 
Weigern; und auswärts her wird gefucht ein Erbe ' 

des Reiches! 
Geh, du Verfpotteter, nun, danklofer Gefahr dich 

I zu bieten! 425 

Wirf die tyrrhenifche Macht, und decke mit Ruh 

die Latiner i 
Dies dir frei 2u verkünden, wann fdnft im Schlum« 

mer du lägefti 

ViiiMt YOÄ Von. HI* 3 



In« 



34 Ä N E i s. 

Hat die allmächtige Göttin Satumia felbft mir gebo- 

ten. 

Auf denn, und wapne die Jugend fofort, aus den 

Thoren hervor zeuch 
430 Fröhlich zum Kampf; und, die £ch am herlichen 

Strome gelagert, 

Flugs die Phrygierfürften verbrenn' und die farbi- 
gen Schiffe! 

So wüls Göttergewalt. Er felbft, der König Lati- 

nus, 

Weiin iiieht Wort er zu halten erklärt, und zu geben 

die Gattin, , 

Führ es, und lerne zulezt den Turnus erkennen in 

Kriegswehr! 
455 Ab^r der Jüngling verhöhnt die Seherin, und 

ihr erwiederiid 

Redet er fo: Dafs Barken an Thybris Woge gelan- 
det, 

Njcht, wie du wähneft, entfloh vor unferem Ohre 

die BotTchaft. 

nicht mit erfaimemer Furcht mich gefchreckt! Die 

Königin Juno 

Denkt nicht fiiumig an uns ! 

440 Doch dein Alter, verjährt und unergiebig an Wahr- 
heit, 
Quäk dich, Mutter, umfonft mit Ängftlichkeit; und 

in Erfcheinung 
Kämi)fender Könige teufcht dich, Seherin, eitele 

* Schrecknis, 

Deine Sorg' ift, Göttergebild' und Tempel zu 

hüten: 



Siebenter Ge s a n g. 35 

Kriege betreibt und Frieden der ManSi dem Kriege 

vertraut lind. 
Kaum gefagty und Alekto entbrannt' in Flammen 

de^; Zornes. 445 

Docb dem redenden Jiinglitig erfchauerten ^plözlich 

die Glieder, 
und wild Aarrt^ der Blick: fö zifcht die Erinnys mit 

Hydem, ♦ 
So grob breitet fich aus die Gefialt Jezt flammende 

Augen 
Rollte £e, jezt ihn, der Xaumf , und inehreres fuchte 

zu reden^ 
Stiels fie hinweg, und erhob' zwo gräfsliche Schlan- 
gen im Haupthaar, 450 
Schwang den. ertönenden Schlag, und i^fitiges Mun* 

des begann fie: 
Schau mich verjährt vom Alter, das, unergiebig 

an Wahrheit, 
Mich mit eiteler Angft vor kämpfend^i Königen teu- 

fchet! 
Blicke dich um! Ich komm' aus der fchrechlichen 

Diren Behaufung! 
Krieg in der Hand, Krieg trag' ich und Tod! ... 455 

HieiTüit warf fie die Fackel dem Jünglinge, und 

an ^ der Bruft ihm 
Haftet mit dunkelem Licht die dampfende Ftamme 

des Kienes. 
Plözlich entfährt er dem Schlaf, der erfohrockene; 

Mark und Gebeine 
Schauderten, rings umftrömte den Leib voübrechender 

Angftfchweifs. 

3* 



l 



36 ' Ä N E 'i s. 

460 Waffen inir! tobet er; WafFen im Bett, in den Woh- 

nungen fucht er. 
Auf raft Liebe des Stahls, und frevelfüchtige Kriegs- 
wut, 
Grimmiger Zorn! wie wenn heftig entflammete Lohe 

mit Knattern 
Schlägt um den wallenden Keffel aus untergelegetem 

Reifig ; 
Hochauf hüpft im Sude die Flut; und es gährt in 

der Höhlung 
465 Dampfig die Wog' aus der Tiefe mit Schaum auf- 

ftrudelnder Walter? 
Nicht mehr fafst fich der Schwall; und zur Luft 

fliegt dunkeler Brodem. 
Rafch Aach entweihetem Bunde zur Kriegsfahrt 

gegen Latinus 
Ruft er der Jünglinge Häupter, und fertigen heifst 

er die Rüftung, 
Schüzen Italia's Heil, abftofsen den Feind von der 

Grenze; 
470 Beiden genüg' er zum Kampfe, dem Dardaner und 

dem Latiner. 
Als er gebot, und die Götter mit Flehn vx 

Gelübden daherrief; 
Eiferig mahnt fich einander das Rutulervolk zur 

Bewaftiung. 
Den weckt edele Zier der Geftalt und Jugend^ den 

andern 
Grauender Könige Stamm, den rühmliche Thaten des 

Armes. 
475 Weil nun Turnus zum Krieg mutathmende Rutu- 

1er antreibt. 



SiEBENtER GesaNC* 37 

Sucht Alekto die Teulurer im Schwung der fiygifphcn 

Flügel, 
Spähend mit neuem Betrüge den Ort, wo das. Wild 

am Gerade 
Durch Nachfiellung imd Lauf du. umhertriebfi, fchö- 

* • • 

ner lulus. 
PlözÜch erregt lie die Hunde zur Wut, die. kocy- 

tifche Jungfrau, 
Und mit bekanntem Gerüche den ftöbemden rührt 

lie die .Schnauzen, 480 

Daljs iie in Eifer den Hirlch auQageten«'. Dies war 

des Jammers 
Erfier Beginn, und entflammte zu Kriege die länd- 

liehen Herzen. 
Herlich erhub lieh der Hirfcb an Geitalt und 

ragenden Hörnern, 
Den die tyrrhidijchen Knaben, geraubt von dem 

Euter der Hindin, 
Nährten,, lind Tyrrhus der Vater, . dem dort deü 

Königes Rinder 485 

Uuterthan, und umher zur. Hut die Gefilde i^ertraut 

find. 
Silyia hatt' ihn^ die Schwefier, BefeU ^u'htören 

gewöhnet; 
Sorgfam flocht £e den Schmifck weichblumigfsr Kränz* 

um die Hörner. 
Kämmete fanfi das Qewild, , und fpült* e$ im lauteren 

Bome§ 
Jener, gefallig der Hand, an den Tifch des Herren 

gewöhnet, 490 

Irrt' in'den.Fqrfi:en.umh^r; und heim zur traulichen 

Schwelle 



38 A N E i s. 

Fand er lieh felber zurück » obgleich in der Späte 

des Abends. 
Diefen, dar fem ümfchweift', erregeten ]ezt des 

lulus 
Wütige Hund' auf der Jagd, da im tragenden Laufe 

des Stromes 
495 Nieider er flofs/ und die Glut am grünenden Ufer 

fich kühlte. 
Auch <er felbfty in Begier vQrltralendes Ruhmes ent- 
zündet, 
Schnellt* Askanius rafch vom gekrümmeten Home 

den Pfeil ab; 
4D^nd nicht irrte die Hand, ohn' himmlifchen Lenker; 

hinein ihm 
Drang 19 den Baudi lauttönend und tief in die 

Weichen der Rohrpfeil. 
500 Doch das verwundete Thiej, zur traulichen 

Hütte geflüchtet, 
Wankf auffttfhnend zurück in den Stall, wo das 

jammernde blutig. 
Mitleidfliehenden gleich, mit Geächz' anfällte die 

Wohnung. 
Silvia felbeir zuerfi, fchmerzvoll fich die Arme zer- 

fchlagend. 
Ruft zur Hüir, und fehreiet heran das gehärtete 

Landvolk. 
505 Plözlteh (fo fehaltet geheim die erbitterte PeJft in 

der Waldung!) 
Nahen fie: diefet gewafiie't mit halbverkohletem 

Scheitholz, 
Der iiiit der knotigen Kettle Gewicht; was jeder nur 

vorfand, 



Sl£B£NT£R GeSANG« 39 

Macht ihm zur Waffe der Zorn. Laut ruft auch 

Tyrrhus den Heerzug^ 
&o wie die ftäminige Eich' er mit eiugezw^fageten 

Keilen 
Spaltete, raffend die Axt, und wild anlchnaiibend 

vor Unmut. 510 

Doch wie die grauCame .Göttin di^ Zeit erfpShte de« 

Schadens; 
Fliegt fie zur Wohnung emi:K>r de^ Gehegs, und 

vom oberen Giebel 
Tönet fie Htrtengetön ; langhin aus gebogenem 

Home 
Brüllt des tartarifchen Halls Ausruf; dals erbebte 

vom Nachhall 

■ 

Alles Gehölz, und die Tiefen der diimpf aufdonnern- 
den Waldung. 515 

Fem auch hörte der Trivia See ; fern hörten 

gewei£ste 

Schwefelflttten des Nar, und der Sumpf velinifcher 

Sprudel; 

Angftvoll drückten ihr Kind an die Bruft fich 

bebende Mütter. 

SeUeunig 4dher auf den Ruf, fo weit des entfez« 

liehen Homes 

Zeiche« erlchoU, itürzt rings mit befchleunigten Waf- 
fen zum Angrif 520 

Nervichtes Volk des Gefilds; Auch dort die troübhe 

Jugend 

Stiömt dem Ashanius Hülfe hei^or aus geöfnetem 

'Lager. 

Langgedehnt ift die Schlacht. Nicht mehr in lünd^ 

lieber fTehde 



N 



40 Ä N E H St 

Wird mit knorriger Kolb' und geglühetem Pfahle 

gefchaltet; 
525 Mit sWeifcbneidigem Stahl ^ntfeheiden £e; finfier 

empor weit 

Wallt von gezogenen Klingen die Saat, und es 

leuchtet des Erzes 

Glut durch Sonne gereizt^ und fchnellt zu den Wol- 
ken den Schimmer: 

So wie die Flut im Beginne des Sturm» weifsfchäu- 

mend erzittert, 

iDann allmählich das Meer fich. erhebt, und höhere 

Wogen 
530 Aufwälzt, nun aus der Tiefe bis hoch zum Äther 

emx)orraufcht. 
Jezt wird ein Jüngling im Vordergewühl vom 

fchwirrendeh Pfeile, 

Er aus Tyrrhus Gefchlecht vordem der ältefte, 

Almo, 

Hingeftr^eckt, denn es traf an der Kehl' ihn die 

Wunde, der feuchten 

Stimme den Gang verlchliefsend mit Blut und dem 

Hauche des Lebens. 
535 Viel noch fanken der Männer umher, auch der 

graue Galäfus, 

Als er ziun Mittler des Streits fich erbot: an Gerech- 

tigkeit einzig 

War er, und reich ehmals an aufonifchen Bluren 

gefegnet; 

Fünf der blockenden Heerden, und fünf von brül- 
lenden Rindern 

Zogen ihm heim, und er kehrte mit hundert Pflü- 
gen den Acker, 



Siebenter Gesang. 41 

Wäbend fo im Gefilde mit wankendem Glücke 

geibebt wird; 540 

Jezt, da geleiftet die Göttin ihr Wort, luid mit Blute 

das Schlachtfeld 
Scion befprengty und dem Kampfe die Erfüingslei« 

chen gefireckt hat, 
LäTst £e Hesperia'« Hur, und zum luftigen Himmel 

gefchwungen, 
Redet die Siegerin ftolz mit folcherlei Worte zur 

Juno: 
Siehe, vollbracht ift dir durch traurigen Krieg 

die Entzweiung« 545 

Schaffe durch Freundfohaft nun Ee vereint, und 

gefchlölTenes Bündnis; 
Nun mit aufonifchem Blut ich einmal fprengte die 

4 

Teukrer! 
Dies noch füg' ich hinzu, wenn ieSt dein Wille mir 

ftehet. 
Auch an den Grenzen empör' ich zum Streit durch . , 

Gerüchte die Völker, 
Allen den Mut anflammend in Gier des rafenden 

Mavors; 550 

Kingsher dränge £ch Hülf', und befat fei mit Waf- 
fen die Gegend. 
Juno darauf: Des Betrugs und der Schreckniffe 

mehr denn genug fchon! 
Antrieb waltet des Kriegs; man l^mpft in der Nähe 

. mit Waffen; 
Frifch ift mit Blute befleckt, was zuerft als Waffe 

fich darbot. 
Alfo feire die Eh'^ aUö hymenäifche Jubel, 555 






42 ^ . A N E i s. ' 

Venus treflicher Sohn un^ felbfi; der König Lati- 

nus! 
DaXs du ganz unbefchränkt ätheriTche^ Lüfte durch* 

fchweifeit, ' 

STieht wol möcht' es der Vater/ der herfcht im hohen 

Olympus. 
Weiche dem Ort. Ift etwa noch Zufall übrig der 

Drangfal, 
'560 Lenk' ich ihn felbit. — So gab Satumia jener zur 

Antwort 
Aber Alehto erhebt die von Nettem zifchenden 

Flügel, 
Und zum Kocytus enteilt fie, die oberen Höhen ver- 

laiTend. 
Mitten im Italerland', am EUb auffieigender 

Berge, 
BuhmvoU, und vom Gerücht in entlegenen Grenzen 

verkündigt, 
565 Senkt fich das Thal Amfanctus: wo fchwarz mit ver- 

wachfenem Laube 
Andrängt beiderlei Lehne des Hains, und zur Mitte 

vom Abfturz 
Dumpf SteinTchrolFen durchtoft in gedrehetem Strudel 

ein Giefsbach. 
Dort ein Geklüft, des entfezlichen Dis graunathmencle 

Lüftung, 
Zeigen fie; uh4 weit dehnt des geborllenen Acheron 
/ Abgrund 

570 Peftausbauohende Schlund': in- w^ehe gelenkt, der 

Erinny» 
Unwillkommene Macht Brdreich u^d Himmel erleich- 
tert. 



Siebenter Gesang. 43 

Doch nicht weniger legt an den Krieg die fatur- 

niTche Juno ~ 
Jezt die vollendende Hand« Her drängt in die Stadt 

aus der Feldfchlacht 
Sämtlich der Hirten Gewühl; und zurück die Erfchla- 

genen trägt man, 
Alfflo den Jüngling zugleich , und den haupteiltfiell- 

ten Galäfus, 575 

Laut anflehend die Götter, und laut den Latintu 

bezeugend. 
Turnus erfcheint, und in voller Befehuldigung, hau* 

fend die Schrecknis, 
Drobt er mit Feuer und Mord: zur Herfchaft rufe 

man Teukrer, 
Milche man phrygifchen Stamm, und wehr- ihm fei- 

ber den Zugang« 
Dann auch, denen, vdn Bacchus empört, durch. ForAe 

die Mütter 580 

Schwärmen in jubelndem Tanz, vom Namen gerührt 

der Amata, 
Alle fie kommen verfammelt daher, und ertrozen den 

Mavors. 
Ha, unCeligen Krieg heifcht jeglicher gegen die 

Vorfchau, 
Gegen der Götter Gefchick, mit zerrüttetem Winke 

der Zukunft; 
Eiferig att* umftehn fie die Königsburg des Lati- 

nus. 585 

&) wie ein'Felfen des Meers unbewegt, £b fteht er 

entgegen, 
f^ mt ein Felfen des Meers, wann grofs anflutet 

die Brandung; 



44 A N E 1 S. 

Welcher fich felbfi, wie häufig ihn rings umbellen 

die Wogen, 
Hält durch Laft; die Geftein' umher und die fehau- 

migen Zacken 
590 Braufen umfonlt, und gefchnellt an die Seiten ihm 

hüpfet, das Seegras. 
Aber d^ keine Gewalt den blinden EntTchlufs zu 

befiegen 
Ihm lieh erbeut, und der Wink der graufamen Juno 

die That lenkt; 
Viel bezeugt er die Götter und himmlifche Lüfie, 

der Vater: 
Ach! uns bewältiget, ruft er, Gefchick; uns ralt 

ein Orkan hin! 
595 Bufse bezahlt ihr hinfort mit bundentweihendem 

Blute, 
Elende! Dein harrt, Turnus, das Unheil, dein, des 

Verbrechens 
Marternde Pein! Spät wirft du den Ewigen flehn 

mit Gelübden! 
Mir ifi Ruhe bereit, und ganz an der'Schwelle des 

Hafens! 
Nur wird glückliches Ende geraubt! : — Nicht meh- 

reres redend, 
600 Schleufst er im Haufe fich ein, und verlälst die Zügel 

des Reiches. 
Heilig war ein Gebrauch im:he$perifchen Latium 
f vormals, 

Den albanifche Stadt' ausübetjen , jezt die er- 
habne 
Roma übt, wann zuerft fie zum -Kampf aufbrechen 

mit Kriegsmacht: 



Sieben t,e r Gesang. 45 

Ob fie die Geten bedrohn mit Verheerungen, ob die 

Hyrkaner 
Oder der Araber Stäinm% ob dem Indier und der 

Aurora 605 

Naht ihr Zug, um die Adler zurück vom Parther 

zu fodem. 
Zwo find Pforten des Kriegs ((o nennt man folche 

mit Namen), 
Hehr durch Religion und Graun des fchrecklichen 

Mavörs : 
Hundert eherne Hebel, und ewige Barren des 

Eifens 
Schliefsen fie; niemals weicht von der Schwelle der 

hütende Janus. 610 

Wann nun Kampf ausfprach die entfcheidende Stimme 

der Väter, 
Geht er felbfi; im Quirinusgewand' und gabinifchen 

Auffchlag 
Feierlich hin, und entriegelt die knarrenden Schwel* 

len, der Konful; 
Selber ruft er den Kampf, dann folgt die übrige 

Jugend, ' 
ünd^es ertönt einfchmettemd d^r Hall aus ehernen 

Hörnern. 615 

lezt auch ward nach der Weife den Äneaden Lati- 

tinus 
Streit zu verkünden ermahnt, und die traurigen Pfor- 
ten zu öfnen. 
Doch nicht ßreckte der Vater die Hand, und gewen* 

det entfloh er 
Vor dem' verhaG^en Gefchäft, und barg £ch in ein- 

fames DunkeL 



«• 



46 A N E 1 S . 

I 

620 Aber die Königin felbfi der Unfterblichen Schwang 

lieh vom Äther, 
Drängte die Pforten zurück mit der Hand, und dre- 
hend die Angel, 
Sprengte die eiferhen Pfoßen des Kriegs die fatur- 

nifehe Göttin* 
Sieh, Aufo^a brennt, ungeftört fonjt und unbe- 
weglich; 
Andere gehn im Gefilde den Kriegsgang; andere 

tummeln 
625 Hoch die erhabenen RoiTe beftäubt; rings alles ver- 
langt Wehr. 
Andere glätten die Schilde Ach blank, und die leuch- 
tenden Spizen, 
Salbeind mit fettigem Schmalz, und bändigen Äxt' 

an dem Schleifitcin; 
Fahnen zu tragen erJEreut, und Hall der Trompete 

zu hören. 
Auch iilnf blühende Stadt' emeun auf geftelletem 

Ambofs 
630 Waffen, Atina voll Macht, famt Ardea, Tibur die 

fiolze, 
Crufiumerium auch, und die thürmende Veft' An- 
^ temna. 

/' Sichernde Wehr höhlt mancher dem Haupt; dort 

flechten fie wölbend 
Weidener Schilde Verband; dort wird aus Erze der 

Hamifch, 
Dort hellbimkende Schienen gereckt aus zähem Sil- 

ber. 
635 Siohel tuiil Schar weicht jezo entehrt, und die Liehe 

des Pfluges 



Siebenter Gesang. 47 

Weicht; um fchmicdet die EH" altjährige Klingen 

der Väter. 
Aufimf fchmettert bereits, und es geht die kriegrifche 

Lofung« 
Haltig entraft man die Helm' aus den Wohnungen; 

jener befchleunigt 
Braufende RolTe zum Joch; der deckt mit dem Schild' 

und des Panzers 
Drillichsgolde den- Leib» und gürtet das biedere 

Schwert um. 640 

Öihet den Helikon jezt, o Göttinnen, regt den 

Gefang auf: 
Welche Gebieter zum Kampf £ch empört, und wel* 

cherlei jedem 
Folgende Sch^ar die Fluren gefiillt; wie das Italer« 

land Ichon 
Damals hehr von Mäfinem geblüht, wie geleuchtet 

in Waffen. 
Uff ja gedenkt, ihr könnt, Zeus Töchter, emeun. 

das Gedächtnis. 645 

Zu uns fchlüpfet nur kaum ein verwehendss Luft* 

chen des Nachruhms. 
Jezo zuerfi in den Kampf, trozvoll aus tyrrhe- 

nifchen Landen, 
Zeucht der Göttenrerachter Mezentins, Schaaren 

' bewa&iend. 
IHefem gefeilt geht Laufus der Sohn, dem keiner an 

Schönheit 
Voiragt', aufser dem Wuchs des laurentinifchen Tur- 
nus. 650 
^aufos, der teifige Held, und Eroberer graufes Ge* 

wfldes, 



48 A N £ 1[ s. 

Führt aus der Stadt Agylla umfonfi: mithelfender 

Männer 
Taufend zum Stteit: o würdig, dafs väterliches Gebo- 
tes 
Froher er war', und Vater ihm nicht Mezentius 

wäre ! 
655 Drauf den fiolz mit der Palme die Flur durch" 

. prangenden Wagen 
Zeigt und die f^egenden Rolfe, von Herkules fiam- 

mc^^d dem febönen, 
Aventinus der fchön'; auf dem Schild', als Zeichen 

des Vaters, 
Trägt er mit hundert Schlangen die rings umfchlän- 

gelte Hydra: 
Den die Priefterin Rhea im äventinifchen Berg- 

wald 
660 Heindich vordem durch Geburt an firalende Lüfte 

hervortrug. 
Fruchtbar dem Gotte das Weib; nachdem den lau- 

rentifchen Feldern, 
Stolz von Geryones Mord, der tirynthifche Sieger 

genaht war, 
''Und im tyrrhenifchen Strom' abfpiilt' iberifche Rin- 
der. 
Piele trägt in den Streit und mordende Stachel die 

Jugend, 
665 Auch mit länglichem Pfriem kämpft man und fabel- 

lifcher Darde« 
Selber zu Fufs, ümfchlagend die mäditige Hülle des 

Löwen, 
Die von fchrecklicher Mahn' aufRrozt', und den zah- 

nigen Schlund £ch 



Siebenter Gesang. '49 

über die Scheitel gedeckt,: to trat er zubfi K^Snigs- 

palafi ein^ 

Raufier Gefiftlt^ und die Schulter Irmknüpft mit her- 

Ixulil}c]iem Anzug. 
Zween Gebrüder darauf ' verlalTen tlburtifche 

Mauern» 670 

Und das Gerchlecht, däm Namen verliehn der Bru- 

der Tibumus« 

Beide Catilltts und Coras yoll Mut, ^rgivifche Ju- 
gend; 

SeM Heerfpizen voran durchrennen fit dichte -6«- 

fchoITe : 

Wie wenn zween Centauren Vom luftigen Hau^it des 

Gebirges, 

Söhne der Wölk' > abfieigen, des Hömole Schnee und 

des Othrys 675 

LalTend in ßürmifchem Lauf; es gewährt- 'den Ent- 
tummelnden ringsum 

Räume der Wald, rings krachen zerfchmetterte^üfch' 

aus einander. 
Nicht auch fehlte der Gründer der präneftini- 

fchen Bergftadt, 

Den von Vulkanus erzeugt, den Waldvieh weiden- 
den König, 

Und auf dem Heerde gefunden geglaubt hat jeg- 
liches Alter, 680 

Cäculus. Zahlreich ftrömt ihm des ländlichen Volks 

Legion nach: 

Was um Pränefie die FR>hn, und wa^ der gabini- 

fehcn Juno 

flur, und des Anio Kühlung, und was von Bächen 

genezte ^ 

"ViReiL Ton Voss. III. 4 



r • 



50' A N s 1* s« 

Hernikerfelfen bebaut; die du, reiche A^agnia, näh- 

reft, 
685 Und amafenifcher Strom. Nicht kommen fie alle mit 

Waffeii, 
, Noch von Schild und Wagen umtönt: nein bläuliche 

Kugeln 
Schwingen die mehrAen von Blei; doch andere tra- 
get^ der Spiefse 
Zvreen in der Hand; und vom Balge des Wol£s falb- 
zottige Kappen 
Sind Schuzwehren d^m Haupt: links fiellen fie 

nackend den Fufstritt 
690 Gegen den Feind, und den rechten bedeckt ünge- 

gerbete Stierhaut« 
Doch Melbpus der Held, der neptunifche RoITe- 

bezähmer, 
Den nicht, weder mit Eifen noch Glut, zu Arecken 

vergönnt ift, 
. Regt aus Xäumender Ruhe das Volk, und des Kric* 

ges entwöhnte 
Ordnungen raft er zum Streit, und erweckt die 

Gefchäfte des Eifens. 
695 Theils Fefcennia's Sx>izen, und theils die gerechte 

FaliskuSy 
'];heils foraktiXche Hoben bcwohnts, und flavinifche 

Felder, 
^ Auch des ciminifchen ^^% Bergwald, undL die Haine 

Capena's. 
Gleich Hl geordnetem Tritt gehn alT, und fingen 

den König: 
Wi^ oft voQim dem klaren Gewölk fchneefarbige 

Schwäne, 



i. 



Siebenter G.e sang. * 51 

WäxuHf von der WeiiV heimziehend» fie hell auf 

ragenden Hälfen 700 

Tönen Geping; nach hallet der Strom , und der afi- 

V fchen Waffer 

Weites Geftimp£ 

Keiner auch hätte gewähnt» bald wirr' au« fo gro* 

£sem Gewühl £ch 
Eherne Schlacht; nein fchwebend daher von ftru« 

delnden Meerhöhn 
Dränge üch wimmelnder Vögel Gewölk rauhtönend 

zum Ufer. 705 

Siehe» vom alten filut der fabinifchen Mäxmer, 

ein mächtig 
Heer fuhrt Claufus zum Kampf» und geht wie ein 

mächtiges Heer felbft, 
Jezo breitet von ihm fich der Claudier Stamm und 

Gefchlecht aus» 
Latiimi durch» feit TheiLan Roma empfahn die Sabi- 

ner. 
Voll &tkd hier Amitemer gefchaart» hier alte Quiri« 

tcn, 710 

6anz des Eretus Macht» und der öUruchtbaren Mu« 

tusca; 
VVelcke Nomefntums fiurg, und die Rofeeraun de« 

Veiinus» 
Welche der Tetricä fchrofFes Geftein» und den Berg 

^ des Severus» 

Foruli auch» und iCasperia baun, und die Strömung 

Himella's; 
Wa« ikwk Thybris jund Fabaria trinkt» was l^ndte die 

kalte . - 715 

4* 



^ • 



Nurfiii,*wa« die Hortin«rgcmein', und latinifche Völ- 

ker.; 
Auch w^s Allia fcheidet, der Stpom iin|;lücldiches 

■ i- ■ Namens* 
Wie viel Wogen fieh wälzen in Libya'» weitem 

GewälTer, 
Wann voU-GriiÄms Öribn fi<;h tauchl in die wintemde 

Brandung; 
720 Wi« in verjÜÄgeter Sonne gedrängt -;anreifen die 

Ähren, 
/ über des Hermus Gefild'/ und in Lyeia's ^Iblicheü 
* Äckern; 

Ralleln die Schild% nn4 vom Gang Fufswaiidelnder 

fcbüttert die Erd* au£ . 
' ^ . Dort, Agamemnon s Genofs, abhold deAi tröifchen 

Namen> 
Schirrt an den Wagen Halefus die G<aul%: und füh- 

•; ret dem Turnus 
725 Taufende ti^oziges Volks: die in Segnungen bauen 

des Bacchus 
MaHIkerflur mit dem Karfi; und die von erhabenen 
>: : ' Hügeln 

Her aurunkifohe Väter gefandt, und zunächft Sidi- 

cinums • 
Ebenen; auch wer Cales verliefs, und wer des Vol- 

tumus 
furtigeiik Strom, anwiohnt, und der rauhe' Sadkuler 

nä'chft ihm, 
730 Samt der oskifehen Macht Mit länglich gedreheten 

Bolzen 
Schiefsearfie, ^ie nach der Weif an fcfaw^nkende 
•' • Gerten :geftlgt find; 



Siebe NT^ii Gelang. 53' 

\ 

Lederne Tajp^iyien am Ann, lincl .gefi^telte- Säbel 

aum Einhaun. 
, Du auch jent^andele ni^ht unvetherlicbel^unCereii 

liedenH 
0balu4, iden einft Telon gezeugt mit der Nymfe > 

AIä itei^f Xcle})per Reich-f er ^ie|iaiii>t^ie,r Gapreä^s 

: . i • Eiland, , 735 

Ältlieh: bereits». Nicht siket vergnügt ttiit den Yater« 

gefilden 
War auG]i d^ Soto; weitum fchon damalss'hArübhond 

mit Qbmacht, 
Lenkt' er £^rraftifdhe Stamm', und gefeuchtete Plane 

de« Sarnus, 
Auch ;die in; Ru&ä und ^atulus ,baiin,.vU)id jden > 

^ Fluren : Celenna's, 
und dje* von oben umfchaut die.. api^lreicbA 

Abella. 740 

Nach teutonifcjier Weif entXohwingeu fie fcbmet« 

temde'Spe erlaß; 
Schuz depi. : Ha^pie verleiht die? gefchälete Rifid^ det 

Korkbaums; 

Ehern ^u^n;<lie Schwörter,'^ es üuckt/der th^rm 

Mondfii^ild. 

Dich auchf^ndf in das Tireflbn die^ bergwräftigO . 

Werfa, 
üfens, o glanz]*eicher an Ruhm und „glücklichen 

Waffen, -^ 745 

Ihm ift raub -vor aUe» da« Volk, ,UÄd ?iu' Jagden de* 

ForAes 
Immer g^^hnt,, Ä^ikj^lervolk» hÄnf€li^lIi©?«:.B^' 

den,S4Tt.) 



54 A N E t s* 

i 

All* in Wehr arbeiten das Feld, und auf Beute 

beßändig 
Beute daherzufiihren behagt, und z;u leben von 

Raubgut, 
750 Ja 9 aus dem Volke ihgar' der Marrubier kam - 

auch ein Prieftery 

* 

, Über dem Helm mk dem Laube gefcfiibttekl des 

glücklichen Ölbaums, 
Er, von Archippus dem König gefandt, der tapfere 

ümbro: \ 

•Der ^em NatlergezUcht und A^n ftreng' anhauchen- \ 

den Hydem 
Pflegete Sbhlummer 2:u firenn durch Gefanig und der 

Hände Berührung, 
755 Auch eblwiegte den Zorn, und dem Bifs auch Lifl- 

'dening ausfand. 
Doch nicht war er, zu heilen den Stich der darda- 

nifchen Spize, 
MKcktig genug; nicht hälfen ihm dort för rinnende 

Wunden 
Sclilummergefa'ng', und Kräuter, in marfifehen Bergen 

gefammelt. 
Di^h hat Anguilia'ff Wald,' dich Fücinua mit der 

KryftafMut, 
760 Dich bdlSi^rseiAde Seeen beweint! ... 

Kühn auch fdigt' in den Streit des Hippolytus 

kerlicher Spröfsling 

Virbfera: <Ieh 'hl^chi^rangend die MUtHer Aricift 

Xdndle, 

Aufg^ttKhk in dein H^tn dkr Egeria> iiin di^ heßuaih 

ten ' 



' 1 

Siebenter Gesang. 55 

Ufer, wo fett und verföhnlich anjezt iet Diana Al- 
tar ift. 
Denn Hippolytus, fagt man, nachdem Stiefmutter- 
betrug ihn 765 
Ausgetilgt, und mit Blut «r dem fluchenden Vater 

gehüfoety 
Von den verwilderten RolT^n zerftUekt, fei unter 

des Äthers 
Stemheer wiedergekehrt zii' den oberen Lüften de* 

Himmels, 
Durch päonifche Kräuter geweckt und die - Liebe 

Diana's. 
Doch der allmächtige Vater ereiferte, dafs von dem ^ 

dunkeln ^ 770 

Orkus ein Sterblicher wieder zum Licht aufftiege dc^ 

Lebens, 
und de« Apollo Gefehlecht, den ErfindcJr fo mäch« 

tiger Heilkunfi, 
Donnert' er felbft mit dem Strale hinab zu den fty« 

gifehcn Waffern. 
Ihn, den Hippolytus, barg die erhabene Trivia heim-^ 

/ lieh, 

Fem zu dem eigenen Hain und der Nymf' Egeria 

Y fendend: 775 

Dafs der Einfame dort in italifchen Waldungen 

ruhmlos 
Lebt', und, des vorigen Namens entlediget, Virbiu* 

hiefse. 
Darum hemmt man vom Tempel und heiligen Hai« 

der Diana 
^och homfUfnge Roffe zurfkjfe^ weil -WageÄ und 

Jün^iliÄg 



56 Ä N i: i s, 

780 Sie am/Crcfiacl' hinftika^tteu , von Me^rfcbeufolen 

gelin gftet. 
Aber AerSoIm ^ucb verftancl nicht faumiger ebenes 

'. Feld clareh 
Feurige, HpITje ^i lenken, und flqg in dem Wagen 

cum Kriegskami^f. 
^ . . JPntßr tkn erften- er Ifelbfl, der an^ Wuds vor* 

'. fcbeinende Turnus, 
Pfebt f^b'i Fon Wa^H umblinkt, und n|.gt mit der 

.Scheitel empor ganz. 
785 Preiftcb.i^ajlt ihm der ßufch vq^i erhobenen Helm, 

y^o Chunära 

Gr4unv9U droht, aus dem* Schlund:' Stnüifclie: Ham- 
,,' nren verathmend: 

Fm X9 Draufendjer jeh', und in (ehrecjklicher l«ohe 

verwildert, 
UVunlo . roherr die Schlacht mit vergoD^enem Blute 

■ :. daliertobt 
Docbj den, geglätteten Sfchild verberlichte, ftralend in 

. Golde, 
790 io . nßt boh^m Gehörn, fchon rauh von 7ti>t\mt u»d 
* Kuh fchon, 

Inhalt glwz^ndea Ruhmu!. auch hütete Argus der 

: Jungfrau; 
In;)chu£t Äiirzte, der Vater, den Strom aus gemeifeel- 

ter Urne. 
Hinter i^m^ j^oUt Fuf$gängergewölk, und 'gefcbiWete 

Heerfchaar, 
DidUged^ängt durch ganz^ GefUd', , und argivifche 

Jugend, 

795 Rutular, und Aurutther gefcha^rt, und al^ Sika- 

nen» 



Siebenter Ge s.a n g# 57 

Auch £icraiiifche Rieihn,' und bmltgetartfchte Labi- 

% her: 

Welche.die Hokaf Tiberinus, dir baun, und welche 

J^umicus 
Heiligen Bord mit. dem Pflug', und die Rutulerhügel 

befiellen, 
Und das ,Girc|ii(cherKQ{>>; und die flur^ ^wo Jupiter 

I . j Anxur 

Waltet, und gern ind^r Grüne' de« Hains. Feronia 

häufet; 800 

Auch W0 SHtura fchwarv rings fumx)ft, Und kalt in 

des Thaies 
Niedrungen Bahn lieh erforfcht, und zum Meer xib« 

gleitet der Ufens. 
Diefen gefeilte Ach noch aus volskifchem Stamme 

Camilla, ^ 

Führend der Reifigen Zug, und mit Erz umblühete 

Haufen, 
Streiterin Rel Nicht waren an Spindel und Korb 

der Minerva 805 

Ibr die weiblichen Hände gewöhnt; hart wufete die 

Jungfrau ' 

Kampf zu beftehn, und im Laufe voranzurennen den 

Winden. 
Selbfi auf dem oberen Grüne der haum nur beruh*» 

retcn Saatflur 
^üge fie, ohn' in dem Laufe die Kindliche Ähre zu 

kränken ; 
Selbft durch offlenes Meer leichthin auf fchwellender 

Woge 810 

Schwebt© ße, und ungenezt durcheilt' ihr die Sohle 

I 

! die Meerbahn« 



58 



Äneis. Siebenter Gesanid. 



Ihr nun firömet daher aus Gefild' und Wohnung die 

Jugendy 
Ihr der bewundernden Mütter Gewühl, und die 

wandelnde fchaut man 
Mit hingaffendem Antliz erfiaunt: wie königlicli 

Purpur 
815 Ihr die Glätte der Schulter umftralt; wie die Schnalle 

das Haupthaar 
, Hell durchwindet mit Gold; wie lie felbfi den lyci- 

fehen Köcher 
Trägt, und diö ländliche Myrte' mit fcharf vorblin- 

kendem StacheL 



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ACHTER GESANG; 



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INHALT. 



Turnus ordnet den Krieg in Laurentum. Gefandfcliaft an 
Diomedes um Beiftand, il^neas , auf des Stromgottes Tiberinus 
Geheilüs, fchilt zum ausgewa/^derten>^rkadferkömg ^andrus ia 
Pallanteum, wo künftig Rom follte gebaut werden, und trift 
ihn am Jahrfefte des Herkules, der den Gacus erlegt hatte. 
Euandrus giebt ihm vierhund<irt Reiter mit dem Sohne Pallas 
zu Hülfe; und Äneas, ein Theil der Seinigen auf dem Strome 
xurückfendend, geht mit dem anderen, auf Euandrus Rath, zu 
den Etruskern, die, nach Verjagung des Tyrannen Mezentius, 
einen auswärtigen Führer fuchten, Unterdefs, auf Bitte der 
Venus, hatte ihm Vulkanus Waffen gefchmiedet, welche nahe 
vor dem etruskifckcu Lager ihm Venus bringt Belchreibung 
des Schildes. 



Ä N E i S. 



ACHTER GESANG 



Als das Zeiciieu ded Kriegs von der Bü)rg des lau« 

rentifchen Königs 
Turnus .erhob , und rauhes Getöns herraufchten ' di« 

Hörner; 
Als er die mutigen Gaui' aufregt' ^ und die Rüfiun* 

gen antrieb: 
Plözlich empört \ war allen das Herz; in gefamtet 

Verfchwörung 
WaUt ganz Latium auf zu Tumult, und es wütet die 

Jugend -5 

Unzähmbar, Die Gebieter zuerft, Meffapus und 

UfensA 
Auch der Götterverächter Mezentius^ treiben von 

ringsher 
Helfende Maeht, und verwüfieh die Pflanzungen 

weit den Befiellem. 
Venubis geht auch gefandt zu dem edelen Held 

Diomcdes: 
D^ er Hülfe begehr*, und, in Latium fezen lieh 

Teuhrer, 10 



62 A N £ i s. 

Angefchiit fei Äneas mit Volk, und befiegte Pena- 
ten 

Führ' er ein, und behaupte, zum Könige weitf ihn 

das Sehickfal, 

Jenem verkUnd'i auch wie dem dardanifcken Manne 

der Völker 

Viel fich gebellt, und umher durch Latium fchalle 

der Name. 
15 Was fein Thun abzwecke, wie weit er, folge das 

Glück ihm, 

Strecke der Schlacht Ausgang, das ftelle fich deut- 
licher jenem, 

Als dem Könige Turnus^ zu fchaun, und dem Her- 

Icher Latinus. 
So durch , Laüum tobts; der laomedcmtifche He- 
ros 

Schauet den Sturm, und er wogt in der Sorg' nnbän- 

digem StrudeL v 
20 Bald nun fliegt der Gredank' hierhin, bald flieget er 

dorthin, 

Schweift nach verfchiedenen Seiten geraft, und wen* 

det /ich ringsum: 

So wie der zitternde Schimmer der Flut aus eher- 
nen Wannen, 

Welcher da^ Bild . der Sonne zurückfirah, oder des 

« 

Vollmonds, 
AUes durchfliegt, umlaufend in Schnelligkeit, und 

zu den Lüften 
25 Hoch £ch erhebt, des erhabnen Gemachs Pranhdecke 

beflimmemd« 
Naeht wars; und in den Länden, was. atbmete, 

müde d^r Arbeit, 



Achter Gelang. 63 

Ruhete, Thier und Vogelgefcklccht, ia erc£uickeni1em 

Schlummer; 
Als der Vater Äneaf ' am Strom dort, unter def 

Äthers 
Kühlem Gewölb% im Herzen vom fchrecklichen 

Kriege geä'ngßigt, 
Nieder fich legt% und endlich in Schlaf auflöfie die 

Glieder. 30 

^'iehe, der örtliche Gott Tiberinus mit lieblicher Strä« 

mung 
Schien ihm felber, der Greis, aus laubiger Grüne 

der Pappeln 
Äuiznftehn; ihn hüllte der sartgewebeten Lein«* 

wand 
Blauer Schmuck , und di^ Haar^ verbarg ein fchat* 

tiger Rohrkranz« 
£r nun redete fo, die trößenden Worte begin* 

nend: 35 

SproCs vom Gättergefchlecht, der die troifche 

Stadt aus den Feinden 
Beim uns fiihrt und erhält, der Ewigen Pergamos 

Heiland, 
Den der Laurenter Gefdd' und die Flur der Latiner 

erwartet! 
Fefi hier &ehet dein Haus, fefi (zaudere nicht) die 

Penaten! 
Ws kein Drohn dich (chrecken des Kriegs. Den 

ereiferten Göttern 40 

^ank der gefchwoUene Zorn. . • . 

Bald (nicht dünke der Traum dir ein teufchender) 

nahet der Tag, wann, 



64 A N E i s. 

Unter des Bords Steineichen die ungeheuere Ba- 
che 

Nach der Geburt dir, umwühlt von dreifsig ifrifch- 

lingen , dalieg-t, 
45 WfiTs, am Boden gefireckty und wciis um die Euter 

die Ferklein. . 

Dort fei die Lage der Stadt, dort Stetige Ruhe der 

' Mühfal; 

Denn Askanius l)aut nach dreifsig kehrenden Jah- 
ren 

Eine Stadt, und nennt mit g^priefenem Namen fie 

Alba. 

Fehllos redet mein Mund. Doch welcherlei Weg, 

was bevorfieht, 
50 Ausjfriifch äffen fich bahne, verifiim' mit wenigem jezo. 

Arkader wohnen alhier, ein Gefbhlecht abfiammend 

vom Pallas, • ' • 

Welche, dem König Euandius* gefolgt, und den Fah- 
nen iJiQS Königs, 

Auserwählet den Ort, und die Stadt auf Bergen 

gegründet, ' ■ • 

Jene vom Urahn Pallas benaiiiete, Pallanteum« 
55 Diefe leben im Krieg' allitets mit dem Volk -der Lati- 
ner. 

Diefe nim zu Genolfen des Kampfs, und f^hlieüse 

. das Bündnis. 

Ich will felbjß: in den Ufern und grad' im Strome 

dich leiten, 

Dafs du gegen die Flut anftrebfi mit Hegenden 

Rudern. . 

Helje dich, Sohn der Göttin; uiid gleich, wann An- 
ken die Sterne, 



AcHTE^R Gesang. 65 

Bringe Gebet der Juno nach Fug, und den Zorn 

und die Drohung 60 

Zähme mit demutvoUem Geliibd'. Obfiegend ver- 
leih mir 

Ehre zum Dank. Ich bins, den voll in gedrängetor 

Wallung 

Streifen die Borde du fieliA, und fette Beftellungen 

fchneiden, 

Ich, der bläuliche Thybris, erwählt vor den Strömen 

. dem HimmeL 

Grofs hier fteiget mein Haus, den erhabenen Städ- 
ten ein Haux)t, au£ 65 
Alfo der Strom/ und barg fich fofort in dem tie- 
fen Gewäffer, 

Sinkend zum Grund'. Äneas, von Nacht verlafleii 

und Schlummer, 

Raft fich empor, und fchauend^ AsSs hell der äthe* 

rifcbe Titan 

Auffiieg, hob er die Welle. des Stroms in gehöhleten 

Händen 

Nach dem^ Gebrauch, und ergofs die flehenden Worte 

zum Äther: 70 

Nymfen» laurentifche Nymfen, woher der* Ströme 

Gefchlecht ift. 

Du auch, Thybris^ o Vater, mit deinem heiligen 

AusfluJGs, 

Gern empfahl den Äneas, und fchirmt vor Gefahren 

ihn endlich! 

Wo dich immer die Flut, den Bedauerer unferes 

Unfalls,^ 

Häufet im Spring, wo immer der Grund dich, Her^ 

lieber, aufcpiillt; 75 

TiE»iL ron "Vom. III. .5 



66 Ä N £ i' s. 

Stets Toll Ehre von mir, ficts reichliche Gabe dich 

feiern, 
O du gehömeter Strom; he^perifcher Fluten Beher- 

feher! 
Komm nur^ ach! und näher befefiige^ wa^' du gewin- 
ket! 
Jener rie£f, und erhohr zwei Schiffe fich, dop- 

pelberudert, 
80 Fügt das Rudergeräth, und verforgt die GenoITen 

mit Rijitung. 
Siehe, da beut fich den Augien die plözliche 

Wundererfcheinung : 
WeiJb durchfchimmemd den Wald, mit Säuglingen 

^ ähnlicher Weifse, 
Lag am grünen Oeitad', anfehnliches Wuchfes, die 

Bache: 
Die der fromme Äheas dir, dir, hochherliche 

Juno, 
95 Opfernd weiht, und zugleich mit dem Schwann an 

deinen Altar ftellt. 
Thybris, fo lange die Macht obwaltete, Z£(hmte des 

Stromes 
Sqhwall, und drängte zurück, und hielt fo leife die 

Wog' an, 
DaDs er wie ftiUes GefUmpf und gleich Aem ruhigen 

Weiher 
Hinfireckt' ebene Flut, und gar nicht ränge das 

Ruder« 
90 Schnell wird begonnen die Fahrt auf froh zuraufchen- 

djen WafTem; 
Schlüpferig gleitet die Tann' in der Flut; rings fiau- 

nen die Wellen, 



I 

A C H T £ R G £ S A N G.' 67 

Ringsum ftaunt in Befreindung der Hain, wie di« 

Schilde der Männer 

4 

Femher glänzen im Strom, und wie bunt herfehwim» 

men die Borde. 
Jene drehn' ihr Ruder die Nacht rafilos und den 

Tag durch, 
Gehn langfchweifende Krümmen hinauf, von man« 

cherlei Bäumen 95 

überwölbt, und durchfchneiden die grünenden Wäl« 

der im SpiegeL 
Sol ftieg flammender fchon zur mittleren Wölbung 

des Himmels; 
Als £e Mauren und Burg fernher und feltener Häu- 
fer 
Giebel erfahn: die jezo romanifche Mat^ht zu dem 

Himmel 
Aufgethürmt; noch herfcht' in dem ärmlichen Reich 

Euandrus. 100 

Schleunig drehn £e die Schnäbel zum Strand', und 

wenden lieh ftadtwärts. 
Grade der Tag war nun, da der Arkaderkönig 

ein Jahrfeft 
Für Amfitryons Sohn und die Himmlifchen feirte mit 

Opfern 
Dort im Hain vor der Stadt Auch Pallas der Sohn, 

ihm gefellet, 
Auch der Jünglinge Häupter zugleich, und der 

arme Senat trug 105 

Weihrauch dar, und es- dampfte das lauliche Blut 

an Altären. 
Als fie die ragenden Barken gefehn, und. wiezwi- • 

Tchen der dunkeln 

5* 



68 A N E i s. 

Waldung heran fie gleiten, mit fiill gefchwungenem 

Ruder; 
Schreckt iie die x>lözliche Schau, und gefamt von ver- 

lalTenen Tafeln 
110 Stehen fie auf. Es gebeut, nicht abzubrechen das 

Opfer, r 
Pallas ^ der Held, und fleugt mit ergriffener Waffe 

zum Ufer. 
, Fem vom Hügel herab« O Jünglinge, welches Ge- 

fehäft doch 
Führt euch an fremde Bezirke? wohin verlanget ihr? 

ruft er; 
Welches Gefchlechts, und woher? Kommt friedlich 

ihr, oder bewafnet? 
115 Aber Äneas begann vom erhabenen Hinterver- 

deck fo, 
Einen friedlichen Zweig in der Hand vorÄreckend 

des Ölbaums: 
Troergefchlecht hier fchauft du, und Rüftungen, 

feind den Latinem; 
Weil uns Flüchtlinge jene mit trozigem Kriege ver- 

jaget 
Unfer Begehr ift Euandrus. Verkündiget, dafs ihm 

erkohrne 
120 Dardanerfiirften genaht, mitkämpfende Freunde ver- 

V langend. 
Tief von folchem Namen gerührt, erfiaunete Pal- 
las; 
Komm doch, o wer auch immer (fo rufet er), fprich 

vor des Vaters 
• Angefleht, und kehr' in unfere Wohnung, o Gaft- 

freund! 



.Achter Gesang. 69 

I 

Und ihm die Hand darbietend. umfcUob er die 
I Rechte mit Inbrunfi. 

Vorwärts treten fie unter den Hain, und verlalTen 

das Ufer. 125 

Jezo begann vor dem König mit freundlichen 
I Worten Aneas: 

. Edelfter grajifchen Volks, dem flehend zu nahn das 
i Gefchick mir 

I Ordnet, und darzubieten in heiliger Binde den 01- 
I zweig; 

Nicht hat Furcht mich gehemmt, weil DanaeifUhrer, 

und weil du 
Arkader biA» und dem Stamme verwandt der beiden 

Atriden; 130 

\ Nein mein eigener Werth, und die heiligen Götter- 
! Orakel, 

1 Und die gemeinfamen Väter, und dein weltkündiger 
I Name, 

) Haben zu dir mich gewandt, den willigen treibend 
j durch SchickfaL 

Dardanus, Ahn und Stifter der ilifchen Vefte vor 

Alters, 
Sohn, wie der Grajer erzählt, der Atlantidin 

Elektra, 135 

Fährt zum Teukrergebiet; die Elektra zeugte der 

grofse 
Atlas, d^r auf der Schulter die Kreifungen hebet 

des Äthers« 
Euch ift Merkurius Vater, des Stamms, den die glän- 
zende Maja 
Einfi empfing und gebar auf dem froftigen Gipfel 

Cyllene's ; 



70 Ä N E l S. 

140 Aber die Maja, wofern wir Gehöretem trauen, hat 

Atlas, 
Eben der Atlas gezeugt, der das himmlifche Sternen- 

gewölV hebt 
So wird beider Gefchlecht von einerlei Blute gethei- 

let 
DelTen getroft, hab' ich weder mit Auftrag Boten, 

noch irgend 
Schlau vorfühlende Künße «geftellt; mich felber dir 

bot ich, 
145 Und mein eigenes Haupt, und kam zu den Schwel- 
len in Demut. 
Eben dats daunifche Volk, das dich mit graulamem 

. Kriege 
Stetig verfolgt; wenn es uns fortduängt, nichts fcheint 

ihm noch mangelnd, 
DalüB nicht ganz mit dem Joch das hesperifche Land 

es belalte. 
Und dort oben das Meer einnehm', und das unten 

heraxiTpült. 
150 Nim und gewähre die Treu. Uns ift ausdaurend 

zum Kriege 
Herz Und tapferer Mut, und in Thaten erprobete 

Jugend. 
Alfo der Held; d<ich jeuer, des Redenden Augen 

und Antliz 
jLängft und die gans&e Gefialt mit fpähenden Blicken 

umfchweifend. 
Sprach dies wenige drauf: Wie gern, o du taj)ferfier 

Teukrer, 
155 Wirft du empfahn und erkannt! wie lebt mir die 

Rßde des Vaters^ 



AcHTEB Gesang. 71 

Wie vom groCsen Anchites' der Laut und die gantze 

Geberd' auf! 
Denn ich gedenk', als, der Schweißer Hefione Reich 

zu befuchen, 
Priamus eiufi, Laomedons Sohn, nach Salamis hin- 
zog, 
Dafs er darauf auch befucht' Arkadia's froftige Gren« * 

zen« 
Noch umwuchs mir die Wangen die Erftlingsblume 

der Jugend; 160 

Staunend fah ich der Teukrer Gewaltige, fiaunend 

ihn felbil auch 
Sah ich, Laomedons Sohn; doch ging vor allen 

Anchifes 
Hoch einher. Mir brannte das Herz von Jiing- 

lingesfeuer, 
Anzureden den Mann, und Hand in Hand ihm zu 

fugen. 
Näher trat ich, und führt' ihn mit Luft zu Ph^neos 

Mauern. 165 

Er hat Lycierpfeil' im ftattlichen Köcher a^um Denkr- 

mal 
Mir abfcheidend verliehn , und ein golddurchwebetes 

Kriegskleid, 
Auch zween Zäume Ton Gold, die nun mein Pallas 

fich eignet 
Drum ifi fchon, was ihr fuchet, gefugt mir die Rechte 

durch Bündnis; 
und wann, morgen der Tag die Gefild' uns wieder 

beleuchtet, 170 

Sollt mit Hülfe vergnügt ihr gehu, und kräftigem 

Beiftand. 



V 



72 Ä N £ £ s. 



Doch die« jülirige Opfer, diewefl als Freund' ihr 

genaht leid. 
Welches mir au&uTdiieben verwehrt ift, feiret gefal- 

Ihr mit uns, fchon jezt an befreundete Tifch' euch 

gewöhnend. 
175 Alfo fpraeh er, und heifst Fefimahl und ent- 

hobene Becher 

Wieder eiHeun, und fezt auf grafige Bänke die Män- 
ner* 

Doch auf polftemder Haut des gezottelten Löwen 

empfangt er 

Ehrenvoll den Äneas, zum AhomfblTel ihn la- 
dend. 

Auserlefene Jüngling' in Eil' und der Priefter des 

Altars 
180 Tragen geröftete Fleifche der Stier', und häufen in 

Körben 

Ceres gefertigte Gab', und reichen des bacchifchen 

Trankes, 

Feftlich fdmiauft Äneas, und fchmauft die trojamfche 

Jugend, 

Vom weitreichenden Rüeken des Stiers, und Ge weide 

der Süfanung» 
Als nnn der Hunger entwandt, und gezähmt 

der Speife Begier war;' 
185 Sprach Euandms der Fürft: Nicht hat dies heilige 

Jahrfeft, 

Dies Weihlnahl, und diefen Altar fp mächtiger Gott- 

heit, 

Uns ein eiteler Wahn, der Vorzeit Götter verken- 
nend, 



^Achter GsaANG. 73 

Auferlegt. Nach graufer Gefährlichkeit , troifcher 

Gaftfreund, 
Bringen wir, £cher geftellt, und emeun die verdie- 

neten Ehren. 
Erfi nun fehaue den fchrof mit Geftein herhangenden 

Fels dort, 190 

Wie aus einander die Blöcke gefprengt, -wie verödet 

des^ Berges 
Woluiung Aeht, unä: Geklipp in unendlichem Schutte 

gehäuft liegt. 
Dort war einft die Höhle mit tief eingehender Win- 
dung, 
Welche der HalbmenTch Cacus bewohnt', ein entfez« 

liches Scheufal: 
»iemals firalte die Sonn' in die Kluft; und beftändig 

von frifchem 195 

Mord- war laulich der Grund; an der graufamen 

Pforte geheftet, 
Schwebeten Männergefichte, gebleicht in graffer Ver- 

wefting. 
Ürfprung gab Vulkanus dem Unhold; deffen ge- 

fchwärzte 
flanunen dem Mund' entfpeiend , mit plumper Laft. 

er fich fortfchwang. 
Aber auch uns trug endlich die Zeit nach fehnlichem 

Harren 200 

Hülfe des kommenden Gottes daher« Der erhabene 

RScher, 
Stolz von des dreigeftalten Geryones Mord und 

Beraubung, 

Herkules kam, und trieb fiegreich die gewaltigen 

. • 

Stiere 

/ 



74 



A N E 1 S. 



Jenes Wegs^ daljs Rinder clur<^ Thal und Strom M 

gebreitet. 
205 Blind nun rafete Gacus vor Wut^ und, dafo nichts 

, , unverfucht ilun, 

Nichts unaxigetaftet von Trug und Frevel ihm 

bliebe, 
Vier an hoher Gefialt vorragende Stier' aus dem 

Lager 
Rückt' er hinweg) vnd eben £o viel fchönprangender 

Kühe. 
Diefe, damit nicht zeugte die Spur rechtwandelnder 

Füfse, 
210 AU' am Schweif in die Höhle gefehlej^pt, und zurück 

mit verkehrtem 
Zeichen ctes Weges geraft, verbarg er im dunkelen 

Feilen. 
Ihn, den. Foilehenden, wies zu der Kluft kein ein-f 

ziger Fufsfiap£ 
UnterdeÜB, d^ bereits die gefiittigte Heerd' aus dem* 

Lager 
Trieb Amfitryon^ Sohn, und rings anregte den 

Abzug, 
;&15 Lautauf brüllten dje Rinder im Gehn, und Jammer- 

getän fchoU 
Durch das Gehölz, und fie fchieden mit Klagausruf 

von den Hügeln« . 
Antwort- gab nun eine der Küh', und im räumigen 

Felfen 
Brüllte fie dumj^f, und teufchte dem kerkemden Gacus 

die Hofhung. 
Jezo fiirwahr entbrannte vor Wut dem Aleiden mit 

fchwarzer 



A C H T £ R ' G E S A N G. 75 

Galle der Schmerz; er ergreift das Gefchob und der 

knotigen Keule 220 

Laftf und im Lauf ereilt er die Höhn des ätherifchen 

Berges. 
fezo Iahen zuerft die Unfrigen bebend den Ca^ 

cus, 
Und in den Augen verwirrt« Er entflieht mit der 

Sehnelle des Eurus 
kch in das Felfengekltift, und die Angfi leiht Hü- 

gel dem Fufse. 
ik er darin £ch verfchloüis, und herab von zerbro- ' . 
I chenen Ketten 225 

Farf den entfezlichen Fels, der an Kunit und Eifen 

des Vaters 
phwebete, und ihm der Riegel die Aämmigen Pfo- 

fien befeftigt; 
iehe , mit rafendem GeiA war genaht der Tirynthier^ 

und rings 
faudt' er das Antliz umher, und fpähele jeglichen 

Zugang, , 
Wehend vor Wut Dreimal den gewaltigen Aven- 

tinus 230 

pähet der zornige ganz; dreimal an der fel£gen 
I Schwelle 

vebt er umfonft; dreimal ein Ermüdeter fafs , er im 

Thale. 
'fiz dort fiand ein Granit, ringsum wie behauene/s 

Steines, * 
lervon dem Rücken der Kluft aufüiegi hochragend 

dem Anblick, 
(eher zu Nefi und Hecke dem Schwann unholder 

Gevögel. 235 



•• ■ 



76 A N E 'i 8. 

Dielen, wie jäh von dem Hang* er fich links hin 

lehnete ßromwärtSy 
Dränget er rechts anftrebend hinweg, und mit Macb 

ihn erfchüttemdy 
Löfet er ganz aus dein Grund den entvnirzelted 

plözlich hinab dann 
Stürzt er ihn, dals von dem Sturz hochher nachhiU 

let der Äther, i 

240 DaCs zerfchellt das Geftad', und zurück der erfchrc 

ckene Strom fiiefst. 
Aber die Höhl' und des Gacus unendlicher Herlchei 

palaft lag 
Aufgedeckt, tiief lagen die Ichattigen Klüfte gel 

net: 
Gleich fo, als wenn, einmal tief bärfie die Erd', ui 

. zerlechzend 
Drunten die Todtenbezirk' aufichlöH', und enthüll 

die blaffen 
245 Reiche, den Göttern verhafst; und hoch in den gcä| 

liehen Abgrund 
Nieder man fchauf , und erbebten dem plödiclK 

Lichte die Manen» 
Ihn, den Ertappten nunmehr in der überrafchendf 

HeUe, 
Welcher, gefperrt im hohlen Verfchlofs, feltfam 

GebrüU hob, 
Di'ängt der Aleid' hochher mit Gefcholüs;, und nii 

zum Beiftand 

250 Jegliche Wehr, Mühlftein' und gewaltige Klolx 

* ihm fchleudemd. 
Jener, o fchau! denn es blieb nicht einige Fluc 

der Gefahr ihm, 



Achter Gesang. 77 

Dick aufqualmenden Rauch aus dem Schlund', ein 

entfezliches Wunder! 
speiet er, ganz einhüllend in dufteres Graun die 

Behaufung, 
[Jnd er enfreibt den Augen den Blick/ und häuft in 

der Felskluft 
^irbehide Nächte des Dampfs, von rötUicher Flamme 

durchfunkelt 255 

'f 

llicht ertrugs der Aleide toU Zorn, und £ch felbft 

durch das Feuer 

Schwang er in jählichem Sprunge hinab, wo der 

dichtefie Rauchdampf , 

Ifogt, und im fchwärzeften Nebel empor das weite 

Geklüft gärt 

Eer, da Cacus im Dunkel umfonft die Entflammun- 
gen ausfpeit, 

chh'iigt in umknotende Arm' er ihn feft, und zwän- 
get ihm würgend 260 

cheel vorquellende Augen, und blutlös ächzende 

GurgeL 

Aufgefprengt wird plözlich das Thor der finfteren 

Wohnung, 

Und die entzogenen Stier' und der abgefchworene 

! Diebftahl 

Werden dem Himmel gezeigt, und am Fufs der 

gräfsliche Leichnam 

Vorgefchleppt Nicht können genug die Erfiaunen-^ 

den anfehaun, 265 

^Vas in den Augen für Grimm, und im Schrecken« 

geficht, wie dem Halbthier 

BoriBg Ton Zotten die Bruft, und gelöfcht in der 

Kehle der Brand fei* 



78 A N E J s, ' 



Sint der Zeit ift die Ehre gefeirt, und die fröhlichen 

Jüngern 

Haben bewahret den Tag; und Potitius, erftei 

Beginner, 
270 Und das pinarifche Haus, als Hut des Herkules 

, Opfers, 

Hat den Altar im Haine geftellt, der der gröfsefte 

immer - 
uns, wie genannt wird hinfort, fo bleibt der grö 

fsefte immer. 
Auf denn, o Jünglinge, nun, zu foleherlei Lxibei 

Verehrung 
Gürtet mit Laube das Haar, und ftreckt in den Hän- 

den die Becher, 
275 Ruft den gemeinfamen Gott, und gebt ihm willig des 

Weines, 
Sprachs; und Herkules Baum, die wechfelfarbige 
-' Pappel, 

Hüllt' ihm in Schatten das Haar, und durchflochö 

mit fchwebendem Laube; 
Heilig erföHte die Hand der Becher ihm. Alle 

fogleieh nun 
Sprengen erfreut des Getränks auf den Tifch, ««^ 

flehen den Göttern. 
280 Hesperus nahet indefs am hinabgerollten Olym* 

i- pw«; 

Alle die Priefier bereits, und voran Potitius, güi- 

gen, 
Wach dem Gebrauch in Felle gehüllt, und trugen 

. die Flamme. 

lezo emeun fie das Mahl, und tragen des anderen 

Tifches 



Achter Gesang. 79 

Liebliche Gab', und erhöhn den Altären belaJene 

SchüfTeln« 
Salier drauf zum Gelang' , um etitflafmmete Opfer-i 

alta're, 285 

Stehen bereit) die SchlKfen mit PappeUaube gekrttw- 

zei; 
Dort der Älteren Chdr; hier Jünglinge; die in dem 

Reihntanäü j.t ; 

Herkules Preis und/ Thaten erhöhn : Wie als Kind 



er die erften 



fi 



Scheufale dir, Stiefinutter, zerquetfcht, die gedoj^pel- 

I :. tevif Schlangen;' 

^ie er die herlichen Städt% Öchalia, fireitend, und 

Troja, » . (/ ' . : 290 

iedergeftreckt in den Sehutt; wie viel er der furcht- 
, ' baren Kämpfe, ' • 

flnter Euryftheus Zwang, durch Gefchick der grau* 

leinen Juno,* ^ . . ^ .15 

)urehgekämpft« Du haft zweileibige Wolken- 

* geborhe, / • . «} 

Wiolus, o Held, und Hyläus, mit Mawfct, du kre^ 

tifches . Unheil, 
|hi im nemeiTcheä: Fels »den gewaltigen Löwen ge^ 

opfert! 295 

^i dir bebten die Sümpfe dep St^» und der Wach- 

ter des Orkus, 
^f benagtem Gebein in blutiger \^Hbhle geÜEt^ 

gert!: 
I^cli hat kerne Geftalt, nicht felber gefchi^ckt de« ; 

Tyföus 
Roher gewapneter Wuchs! Nicht bat,* der'Be£ni^ 

nung entäufsemd, 



•l 



80 A N E S s. 

300 Dich ^ lemäifche Hyder umdroht intt der Häupter 

..Getümmel! 
Heil, Zeus wahres Gelchlecht, du Zierde gefeilt zu 

den Göttern! 
Nahe mit günfiigem Fufs, uns felbü: und dein Hei- 
liges fegnend! 
So lobüngt ihr Feiergerang; doch über das alles 
Fügen fie Cacus Höhl', und den Feuerathmenden 

felber. . 
305 Ringsum tönet der Wald von Geräurch, und die hal- 

^ lenden HügeL 
Alle gefamt, nachdem fie die göttlichen Bräuche 
..u vollendet, ' 

Kehren fie heim zu der Stadt Hochalterig wandelt 

der König, 
Und, vom GrenoITen Äneas zugleich und dem Sohne 
' i begleitet, >: 

Geht er einher, und erleichtet den Weg mit man- 
chem Gefpiiiehe. 
310 Aber Äneas bewegt die fertigen Augen um alles, 
Angereizt. von. den Orten, und fiaunt; und des Ein* 

zelnen fröhlich, 
Forfcht er umhjer; und vernimt die Denkmal' alterl 

Gefchlechte. 
Jezt Euandrus der Fürfi, des romanifchen Ho^ 

tes Erbauer: 
Hier bewohnten die t^orft' einheiraifche Faunen un<| 

Nymfen, 

315 ¥nd Waldmiinner, aus Stämmen erzeugt und gedie* 

genem Kernholz, | 

Zuchtlos und ungezäfamt: nicht' wufisten fie, Stiere 

zu Jochen, 



Achter Gesanq«* 81 

Nicht zu famineltt der Noth, noch erworbener Habe 

zu fiyaren; 
Nein £e eniKiute der Zweig und die raidi äbfpei* 

fende Wikljagd. 
Erfi nun kam Satumus herab rom ätherifehen Hiia« 

nely , 

Fliehend die Waffen des 2ett«, und ireii^ännt aui 

genoRintener Herfchaft:* 3320 

Welcher die ungefchlachteh, durch Berghl^hn firei* 

femlen Horden 
Bildete, Sitf und Gefeze Terlieh, und Ltftium Ue« 

ber f' 
Nannte das bergende Land, das ihn im -Stiiooüse 

gefiebert.. 
Unter d^n Könige blühte die 2&eit des gbldtoen 

Se^gens, '' " ' ' 
Welche man pneifi: £o* lenkt*: eir in firiedfameir Ruhe 

die Vö&er; 325 

Bis das entartende nun und'geniach fic}i tatfltrbende 

Alter ' 
folgt'y und rafender Krieg und gierige- Sueht des 

Erweibes, 
lezo kam der Aufonen Grerchlecht, und JKl^ker iSikä« 

. nen; 
. Und oft wurden die Namen yertaufcht votal tttufmi« 

fehen «Erdreich. 
Könige dann^ und der rauhe» ¥on Wtichfif tilimkbigd 

Thybris^ 330 

^^ gletdüunaig • den Strom wir Italer jezo den 

Thybrid 
Nannten; dem Albiila fchwand fein eigehet Name 

▼eralfendi 

ViMoit Tön Vom. TTI. g 



82 A N E 'i s. 

Micb, der verbannt »u^f^hr zn den äufterAen Enden 

dies Meerjes, 
Zfwang iiWierfchendes Gliiek und uxiabwcaidbares 

Schldkjal, 
335 Hier «u; bewohnen den. Ort, und die Muttemymfe 

CarQiQi^Jtis 
Trieb ibmßh firenge^ .fi^eheiTs, und das. göttliclie 

,: W^port des Apollo. 
Kaum, yrax r<dches.<gjefagt; und er zeigt fort- 

:. gehend den Altar, 
Sjqpt.t.d^apauialtendenJBAU des carmentaliTchen Tho- 
, ' res, • 

W4e\ef i^b^nanit der. Bompineii^ zum Rubm der Mymfe 

^.CaJfmentis, 
340 Jener .Verbändigerin^ die «uerft weiffag^te grofses 
, Äneadengefchlecht und, ein herliches Pallanteum. 
Drauf 4^ m^cjitigeiit Hajn,. den dec feurige Romu- 
• . tos Freiort 

Keni^etie^ steigt et im, Gebn» und Jam frofiigen Fels 

das Lupercal, 
Von des^: lycjulblieii Paiiv parrhafifeher Sitte fo hei« 

£send, 
345 Dann aUQli:.zeigt er. den Wald des heilig« Argile- 

tum^ , 

Und gjiebt Zeugnis dem Ort von des Gafifiremids 

Argus Ermordung. 
Drauf zum tarpejifohen Sia und zum Capitolium 

fuhrt er, 
golden ^njezt» :voxmals von wädernden Hecken 4im< 

ftarret. 
Schon di, fchreehte das Graun der Beügion das ver- 
zagte 



Achter G £ s a n g. 83 

Lan^olki Xehon da beM' es dem Wald' ündFelfen 

mit Ehrfurcht. 350 

Sebau ]ii«lr, fprach er» den Hain und den bnfchl^ 

gen Hügel bewohnet 
(Welcher Gm, ift veriwrgen) ein Grott; die Arkader 

glaubten 
Jupiter jblber asu fehn, wann oft die lummchlefe 

Agi» 
Scliüttemd. er Jbbwang ia der Buchten, vnd.fiUniii« 

feke Wetter erregte. 
Hier £nd nocJi. zwo Stfidte. zu .Ichaim . mit zerfproi« 

' * geten Mauern, 355 

Trümmer lind Sduitt, Denkmale> geprief(^er M&nnet 

Tor Alters. 
Diele Burg bat Satuvnus gebaut^ diä Janus der 

^ Vater, 
Weldbe . . Jamculum hi^p Satumia nannte man 

jene. 
So int WedUelgefprädli^ den Weg zu desimen 

Enandrus 
Obdach gingen fie fort, nnd falin rings brttlendes 

HomVieh 360 

> 

Auf dem romanifchen t Markt, ^und) im Raum pracht* 

vollier Carinen. 
Als man die. Wohnung erreicht: DleiSi^hweir Mer^ 

fprach er, betrat einft 
Herkules^ kehrend vom Sieg;, dies war der Palaft, 

der ihn aufnahm. 
Wag', o Gdkf zk Verachten das Gut, du bilde des 

GrtDtteS ^ 

Wenh auch' dich, und eifcfaein' nidit abhold armer 

Bewirtung. 365 

6'* 



• .. »i 



l^mclis, and unfer den Giebel des -eiig. umCdhÜe' 

fteudea Haufes 
Führt' er den großen Äneas, und liif^s * aiif dem 

Lager ihn ausruhn. 
Weich gehoben von Laub" mid däin l^ell d^ liby^ 

fehen Bann« 
Aufivlürts -dränget die Nachts und unthltllt braun- 
' fchwingig das Erdreich« 

370 :Vehu9 indefs, nicht eitel gefchiieäkt in der Seele, 

die Mutter, 
Und' vom vDroim der* Laürenter beiiregt, 'und dem 

furebtbaren AufRand, 
^ Naht dem Vulkanus mit 'Red' , und beginm in der 

goldenen Kammer 
Ihres GejolaUs; und haucht uaftetblieÜe WM in die 

W<n*e: 
^ Wefl fdie argolifcäien Füi%en dnreh Krieg ver- 
ödeten Troja's 
375 Siclialdig& Reich i und d^i Gluten 'derMS^eind' hin* 

fiälige Burghöhn; 
Niem&y r einige Half' erbat idü dto^^A^nii^n, noch 

. Riiftttjei^ 
Deiner Kunfi und'Gevralt; niraials^ ^ o du tkefaerfier 

Gatte, 
Wollt* ich'timjEonft didh müden in leer aiisgidtender 

. Ailbeit: 
Ob ieh fehoga fehr vieka des Pziarnui • Söhnite ver- 

danhie^* 
380 Ubd fein drücfcoides Leid, de« lin^ä0,^ oft ich 

beyveinfet. 
Jeao durch Zeus Obwaltung betrat er der Rutuler 

Grrazei 



A C H T 2 R 'G E e A N 6. 85^ 

Demufvoll utui luHnm' ick £u deiner mir Heiligen 

Gottheit 
Waffini xxt fleloiy die Muttisp dem SohxL DiaK hat 

ja des If ereus 
Tochtor mit ThNinen erweiebt, und dick die üüko* 

. mfebe Gattin* 
Schau,, wie fich rotten die Völker, wie ring« in vei^ 

fehlofftmen Thoren 585 

FeftuBgen fdriCrfen den Stahl» auf mich imd der. Mei« 

. in^n Vertilgung! 
Spradn; *iiyid mil landenden Annen gefehmiegt 

. rings, wärmet die Göttin 
Ihiy ^i; JSmtfy in weichen Dmlchlingungen. Jenet 

fogleicli ward 
Von der gew^hpljichisn Flamme gefafst, und tief in 

, . das Mark ihm 
Stttnole di^:.r|g^^ge GUit^ daTs fchaudetten alle 

Gebeine.: 390 

Weniger nickt. Als oft, wann geCchnellt wm. zuid^en- 

,dcm Wetter 
Zittert ;der.|i^cii;ig^ Spialt, und in Glane die Gewölbe 

,/ dttr<^hfchlängelt. 
FröhMcltl iJtesvTjQtgs bemerkte es die fckSn £ek ifidli^; 

i . i lende Gattin. 
lezo beg^mif :]4!Bir ^-Vitt^^r, von ewiger Ii)9be gefef-' > 

.fch; 
Was Ton..fQ|rn^Ul;^achen gereckt? woUn das Ver- - 
t . tiraun dqeh, 3Ö5 

Beines, ojSdtdn, zu mir?, W<mn ähnliche Soarge 

.r. dich einnahm, 
W« ja. auch dan^^s^ Teukrer mit Wehr xu verbor- 
gen^ erlaubt uns« 



Nicht der aHmScbtige 2eut,:noch Schickfal helomite, 

dafü Troja 
Stand!, und f^iamiis noch' sehn andere Iahte durch- 

/ '• lebte. 
400 Vad.nan, wenn' du zu kriegen gedenkA, und fol- 

: fche» dein Wunfeh ift; 
Wa» nur irgend^ die Kunft mip ÄUÄiiwirk^^ verßat- 
' .'■ ■^. ' ." - . . tef^ 

Wak-ani^ SkaU nur'Ilildett fieh läCst, nnd^efchmolz«^ 

nem £lektron, 
Wac nur Glut und'Athem vermag; nitht-seige hocü 

" bittend, 
Bafo>du deiner Gewalt bistraüft! -^ Wie ei^ «olches 

geredet/ 
405 Schlang er mit heifser Segler in die 'Arkiie Ke, und 

'an der Gattin 
BÄfen gctfcfimiegf^ hin fchMrahd er in üebliehes Sdbia« 

tes BetSübung, 
Ala die» er^ickende Nacht auf halb vollendetet 

Laufbahn 
iexi^n zuerft auir dem JS^hlummer geftdrt: Vaim fi^ühe 

die Haüifrau. 
Bie mit G^tpiimft ihr Leben und 'lh?teliühem Fteiä 

.. /'d^r Mfnbrva 
410 Friften mufty ^jr der A>lbhe dfb^fchlafenden Glnteo 

er\veeket, 
Wacht «trfügend d^m Werk, und* die« Mägd* am 

•' Lichte* zu langem 
Frohtte ^es T«gi antreibt; mnkeufeli m bewahren 

des Gatten 
Khegemaeh, und redlich die Scharr zu erziehen ä^T 

Kiiidlein: 



Achter Gesang. 87 

Niclit Ikiuiifeliger hebt fich der rüAige Feuergebie« 

ter 
Jezt vom fchwellendem Lager, und eilt zu der BOTe 

. GeFchiften. , 415 

Neben Sikania's Seit' und Lipare, Äbltta Her* 

fchaft, 
Raget ein FekeiUnd, mit rauchenden Kuppen 

gethürmet; 
Unter ihm donnert die Höhl' und, von Effen durch« 

brtant, der Cyklopen 
Flammendes Ätnageldüft, und kräftige Schilf' auf 

dem Ambofs 
DröLnen dmii^ nachhaU^nd dem Ohr; die Gtewtfibe 

durchzifchet 420 

Sprühendes Ghalybererz, und es athmet diib Glut ini 

den Öfen: 
Haui des Vulkanus umher und Viilkania il^nnt mai^ 

das Eiland. 
Dort mm fiieg Vom Himmel hinab' dier #en^gebie- 

ter. 
Eibn bändigten nun in der xäumigen lÜiift dLe 

Cyklopen, 
Brostesyund St^mpes auch, und der nattettde Riefe 

Pyrakmon. 425 

Angelegt in den HKnden, und fchon zuiii 7beil6 

geglättet, 
War ein BUz, me ixe häufig aus Ummlitchen WAi^ik 

der Vater* 
Schwingt «uf die Länder hinab; theÜtffaiangefte'iioe& 

die' Vollendung. 
I^ei der Striileii aus Hagel gezackt ^ drei gitftfeitdes ^': 

Regens 



Q8 Ä N-E I S. , 

'430 Galten He iim^ dxei r^^ltcher ^}ut, und geflügeltes 

3turmes$ 
S^bre^UicIie I^eucbtungen nun, graunvoUes Crdkrach, 

und Entfezen 
MiJEc^ten fie upt^r das Werk, und veirfit^lg^ade Flam- 
men de« Zornes, 
andere fetten den Wagen de» , Mars . und die üe« 

' genden Räder 

Eifrige jWoiiiuf er die Männer, warauf er empöret 

' die S^te; 

4S5 Aupb die Ägis voll Graun, \das GerSth. der beleidig- 
ten Pallas, 
Strebten :fie { ht^U aus Gold' und (bbupjlgen .^SeUan- 
r ■ . gen w glätten, 

Und idr v^^rf^^ungn^s Gfuringel, und felliflr am Bufen 

der Göttin 
^orgo?,^. d}^ ,£obi?0l ?äi$dj^bjt . na«^ entbäuenem Hälfe 

» w .die. Augen, 
^ 'AJIe«.l¥invfregr.ru& j^ner, entbo)^ di^ b^gpnnexie 

ArbeitI 
440 Äl«ag^rphle<jbt, o Cyiao^ien,, und hiiyber -weaudet die 

,;H^ai&nI 
W^^ deni^mutigfteil Manne geimeht { Kim gut e$f 
:^.- . wer Krfift hat, 

|fu% me^ ^t^iebfemfe Äai^d, , nun Kuuft und MeifteP- 

• .Vollendung! 
Au|ti:-U||gfifä^t an das Wg^kl ~ Niebt mebrerei 

; i|)j^4tcb 9r; und jene 
9t^M^ pt fbaHig^m^ Bl^e geUmu und ; theüten 

dijd.Ai^beit 
445 AßmJpho^^iob; l&i^ flieCst und Melall dtea Gddei 

in Bäehen, 



Und der rerwundeiide StaU im genliltigea Ofen zer* 

rinnet 
Machtroll. gleicli "vcird entworfen ein Schild ^ ansdaii^ 

.rend der Eine 
Allem LfttinergeJEdiofil, und Scheib' um Scheibe ge- 

. diSinget 
Siebenfach; da indeb ein Theil mit athnenden Blft- 

Lull einhaucht und verfiläfty ein Theä.in den zifchen* 

den Kühltrog ' 450 

Tauchet -im» Erz; laut dröhnt vxnni Ambd|kMlä^geh' 

die Felskluft. 
Ali' iasi, froh WettTdiwungis , kraftvoll ring«, heben 

die: Arm' aui^ 
Nach dem Verhalt, und drehn mit ;kneipender Zang4 

den Glutklump. 
Weil der Bemnier ^lifo'im äoüfchek Lande be- ^' 

\\ ! fehieunigt; 
Weckt aiis niedei^m Häuft das heilige licht den 

Euahdrus, 455 

Samt dem IMbrgengefuige der Vögelcben unter > den« 

Giebel»' 
Langfam h^ fieh der^Greii, ünd>hiflte umdle GÜe^ 

dein ddn Leibrock; 
Auch Tyn^enei^eriem umflicht ümi die Sden der^ "* 

Föise; 
Branfdifr Seit' und. der Schidter entÜÜngt er Sit "^ - 

'Tögeerklinge; 
Und link« 'Ichwebt Mat zurüibk ihm •- gewundene KtiUe^ 

des Panthers. 460 

Auch nicht ininder aüir Hut der efhaBenfen Schwelle' 

,r! geordnet, 



~> 



Wandeln Tovatn ztreen Hunde, den Schritt des Her- 

ren begleitend, 
^ Und er gelit zu^ Äneas gefenderter Wöknimg, des 
* '»«■ ' -Craß&eitnds, 

Eingedenk der Gefi)räch% und *viras er' vieiiieirseii« 

der IIäro5, 
465 Eäien fo kam Äneas daher in der Frttbe gewan- 
delt . 
Jenöm gßt^üt.gmg Pallas dier' Sohn, imd diefem 

lAidiateii 
Unä iiei re&hi^ igenafat £dh die Wtnä', ;iind fezen 

.il vereint lieh 
Mitten im Häuf', und genieüseh des laiig^. erfehnten 

r 'Ge%>räidheff, 
AICp der.K^nig züerA: / ' j 

» • \ r 

470 .■ , Qrö&eße^ DairdanerheM, bin deXa Fortbliihen 

iiirwahr ich 
l^iemals achte rbeliegj; Troj&'s > groCsmlteMge Her- 

fohaft; l 
VjßS ift, ,He]£N^!des Krieges zu fein, fiir Adcherlei 

rUmen ^; 
. Niar. gar 'mnzige>Kta& .Dort^fchränkt oiis der iusid- 

fch& Strom ein. 
Dort Axm^ fRutul^FirQlk, Jmd umtönt mit Waffen die 

M^wbr.« 
475« Aber, gei^altige Stamm' und an Herfch^ blühende 

: • . • : Lager.i i.' 
äri^T idh dir. 391 ' vereinen: ein nieht : vermuteter 

. ZufaU 
Zeigt dies. Heil; Sehickfaten, die her £chToderteii| 

.koinmfi du« 



Achte bGesang» 91 

Unfern diefem fieziik wird jen' auf gealteten Qua-- 

dem 
Thiirmende Stadt AgyUa bewohnt: wo Lydiervo^ 

einft. 
Weit durch Kriege bekannt, auf etrudeifehen Höhn 

fich gefiedelt 480 

Diefe, die lang* im Wohle gedient , hat Mezemlitti^ 

endlieh 
Stolz als König mit Zwang und graufatnen Waffen* 

behauptet« 
was denk' ich der' gräfslichen Mord', • und wie 

rafend der Wutrich / 

Frevelte! Götter , ihm felbft auf das Haupt und den 
! Seinen bezahlt es! 

SeM ja gefiorbene Leiber mit lebenden fiigf ar 
i zufammen, 485 

Band' auf Hände gelegt , und Antlis ruhend auf 

Antlizy 
^Ha, iet Peiniger!) dafs fie^^in Jaudh' and Verwe«-it 

fang zerfiiefsend, 
I'angfamen Tod hinfiarben in jammervoller Umar^ 

mung. 
Doch die ermüdeten Bürger znlezt^ ob ddr Wut de» * 

Tyrannen, 
Stürmen bewafhet daher , ihn felbft und » die Woh- 

' nung umringend; 490 

Nieder häun fie die Freund', und fchwHige» ihm 

Gltrt zu den Giebeln. 
Jener indefs, aus* dem Mdrd' in der Rutiiler Äcker 

entfchlüpfend, 
Sucht Bdi Schuz; undf mit Waffen vörtheidiget^ Tw- 

nus den Gafi&eund* 



Ikrum hat ganz £ch in Wut JBfnma TaSlig empö- 
ret, 
495 Das zur Strafe den König verlangt mit drobendei 

Kriegmacht. 
Biefen gefeil' ich zum Führer/ den Taulü&nideiii diöh, 
' . . o Änea«» 

Dem weit fariiufet der Strand vom €rerKtt{0h dicht- 

wühlender Barken; 
Zeichen begehrt man des Kampfs; doch der grei- 
fende Opferprofet hemmt, 
Und weiltagt :dlU( Gefchick: O erkohme MSonier- 
/ 3«gend, 

500 Blum' altahnlicher Helden und Kraft, die gerechter 

, Verdruft nun 
Spornt in: den Feind, und zur Rache des Zorns 

Mezentius aufregt! 
Kicht darf ' fa* yn/bl Volkes ein Italer unter M 

fügen; 
Ruft aus^mtige . Führer herein! — Je«* ruht* im 

Jm. ; G«rdde 
Dort die. etru^hifche Mächt, durch waniei^e Gdttei 

gefchrecket 
505 DoNch Botfchafteir entfendet zu mir, und die Krone 

des Reiches, '^ 
Siimt/deAi.K^fnigesftab* und der Ward' Auszeichnun- 
gen, Tarkö; 
"Daft ich, dem Lager vereint, die Gewalt der Tyrrhe- 

nejc empfange« 
Doch ' mein kühkrei Blut und fchon ablel^encles 

Alter 
Wtebt- wia den OberbefiBM, und zu Tapfmrem fäu- 

mige Tbatkraft, 



AchterGxsan^« 93 

Gern enDahnt" ich den Sohn; doch entfyrolkt der 

fabettifchen Mutter. 510 

Ift er hdb einheittifdi alhier. Du, welchem diß 

Schickfal 
Jahre vergönnt und Oefehlecht, 'den Götterrerkündi- 

jgung fbdert, 
Wandle, .der Teiihrer zugleich nnd Ilalia'i» tai>&rAer 

Führer. 
Diefer auch gehe zugleich, mein 'Troft und einzige 

Hofimmg, 
Palki dir ein GenoCi: Von dir deiti .Meifter gelab- 

•^ ret,' ' ' 515 

Oidd' et des vMara .Arbeitend BeSd^Mir^ dein Thun 

zu «betrachten 
Werd^er ge^wohnt;- dich lerne dibijftigling Jfohoft- 

! zu (bewundern. 
Arkader geb' ichl zu ilofii zwei Hunderte,' rUftigi 

Jugend, 
Ihm zumlGeleit; gldnh viel' alr Cigehe fpendet fiek c l 

: •• Pallaa. 
Kaum dies hatf er gefagt; und fiarr hin nei^f- 

ten das Antliz 520 

Beid' ibiezs der. Anchffiad', und der treue Acha« 

tes; 
la, viel Hartes erwogen- fie noch iipi beliiimmerten 

Hlerzen^ 
Wenn nicht Venös dn Zeicheii Tom- offiaiini Him^ 

'mel gefendet. 
Denn unvermutet, o fiehl ein gefcUt|ingelter, Bliz aus / ' 

dem Äther 
Kam anfc roBendem . Hall, und bewegt fdiien alles 

zu taumeln, ^^^ 



Und ea diircU>rtSBte die Luft yvh tyrrheniCefaer Klang 

der Drommete. 
Aufwurfs fohami fie; nodi eixunal und H^kA fchallt 

lautes Gekrach her. 
Riiftungen unter der WoUl'^ im i Weiteren Räume des 

Himisels * 
-Sehen £e roth' durelilebimBiem das BI«ä, .und die 

zuefcenfden ralteln. 
530 :Tief er^aunteii die Andren iiaGeifi; do^.der troi- 

fcbe^.%ros, 
•Freudig . JärkaSont! j 'er äeii MM ; y und der \ göttüAen 
C. Mutter Verheifsung. 

r«. / Vni' et ih^^j&atz Nein. jitaJirlUcb, a.Crftfi&ettnci, 

i. nicht fo geforfchet, 
XftkibiM Geßtuds ' andeute die Sehau t Mii^» riüit der 

M' Olytnpus! . 
SieS' WalnnB^ichto zw fend^h TerUers die gIfItiLiche 

Mutter, 
535 WanSa.etn^l£aI^,4er Krieg; und vulkaidAhe^ Waffen 

die Luft durch 
3{))roIite iie'2anigeift.z«m Troft k •-« 

Ha^ ' wie: blutigl^r Mord euch; atme Laureistier ^-. bh- 

fchwdüt! 

Ha, wie dui fdiwer mir^ ' Tuiinifs, besaUEBi.! iwie ge- 
drängten dem Strudel 

Hdia tt«d/tSkhiide der Mtoner und tapftjser Leiber 

dup Thybris^ 
540/Holleft und yf;og%l Nun fodsö man SeUacfat^ :.Hun 

breahe^man Bündnis! 
AIf6 rufte der Heldy uhd: erfiaiid veon ragenden 

Seifd; 



Achter Gesang. (^S 

Dann snerft den Altar ibit feUiuBmenideni Herkules 

feuer. 
Reget ff «fif;.iind dem Lar in der Fremd'* und den 

kieihen Penaten 
Nahet er froh; und £cf weiba redtfahrige Sdudb der . 

Saaung» 
Vater Euandma zn^leicli« und^ Tsdghich £e trojani* 

fehe Jugend. 54^5 

Er dann kebrt su den Sdiiffeik Iiuu^,:iind befneldt 

die Genoflen. 
Dort am der Zahl^ üun^Xelber ia^Ki&gcgitichäfte A 

folgen^: 
Wählt er die TapiaarAen aus; die I&tigai%gc3m ioA 

der 'abwärts 
(leitenden Hut, ukid}rchwinnDenvdel» Strom nntbätig '^^ 

}nnunter» 
Kunde itoa Thät und Vstter dem SoUi Adeanittt hxitt' 
I gend« 550 

Rolle: geiiMihrt manjzu.^lm in ^ynAeniGche- F^^l: 

' den Teukrcrn; 
Aber Äaeaa beJSeigt ein gefondertes, ' -irirriclies eili 

gelber 
I^unBalg» gbüSBlIcli umhüllt^ ^rorlencbtia^ ^t galb^ 

denen Klauen. 
ScUeuniger Ruf durchflieget das winzige Pallan«* ^ v 

teum, 
Dafs fchneU Reifige gehen zur Bur^ des. tjfrrheni^ 

fchen Königs. 555 

Mütter in Angft v^doppeln Geliibd% und^TmfinUieii 

Gefahr fchon 
Zaget die Knrchl^ und grttber erscheint Mass ftsb^eek; 

liches Graunbild. 



<• 



96 A N £ I «• 

Jezt nmfcWmgt Ewmdräs die Hand dei gehenden 

Sohne«, 
iDrückt mit un^ittBichen Thriinihi fie feft, «nd aUo 

begmht er: 
560 1 -^ Jlab die vergangenen Jahre 'surÜGk mir Jupiter 

brächte! 
So. wie ich war ^ Axt< xuerft idi den Femd 4icht unter 

^ ' Priinefte 
Ü^reich wa^, und diö: Haufen erobexier Sdulda 

Terbrannte, 
9a zum Difonnb'dw Hand felMb iUrSur iSindtei den 

König: 
Dem drei ^ Sedeü zugleich die Mittter Feronia wei« 

r. land , 
565^ j(Bchauarlicbl6nto?) mitgab, • ufaA dratfachtzbekende 

Waffen^ 
Dreimal' mSst ihn £recken der Tod; -dochiaiie .zulezt 

nahm 
BieCe Hiä»i( ihm die ßeefen^ und räiditV. ihm das 

WaflEnagewimmeL 
niemals Nnürd' ich nunmehr aus der v impen' ümar* 

, mnng mich reiTsen, 
Deiner, 'O Sofarip nib hätte Mezentius }ezo, dies Nach* 

bars: 
570 äaupte zum Troz^^ Ib viel mit dum Stahl der entfez^ 

liehen Morde 
Ausgeübt, ün4 die Stadt > £» häu%er Bürger berau- 
bet! 
Dochf ihr Obeven idort, und dii^ ObWab^ ftes> Him- 
mels,/. 
JApit^» Ibhtfut 'miäeidig herab, auf den Arfcader- 

k(jnig^: > 



Achter Gesang. 97 

Ach und erhört fein Vatergebet! Wenn euere Gott- 
heit 
Unverlezt mir Pallas den Sohn, wenn Schickfal ihn 

heimfuhrt; 575 

Wenn ihn wiederzufehn ich leb', und vereint ihm 

zu wandeln; 
Gern noch leb' ich hinfort, und füge mich jeglicher 

DrangEal! 
Doch fo du, Glüch, treulos was Unausfprechlichei 

droheft; 
Gleich, o gleich fei vergönnt, mich der^ Qual zu ent« 

ziehen des Lebens, 
Weil noch zweifelt die Sorg', und fchwankt die 

Erwartung der Zukunft^ 580 

Weil dich, trantefies Kind, mir einzige Freude des 

Alters, 
Noch in den Armen ich halte; dafs nie ein trauriges 

Wort mich 
Foltere! — So als Vater, gerührt vom äui^rfien 

Abfchied, 
Redet' er; und in das Haus den gefunkenen trugen 

die Diener. 
Schon war die reißge Macht aus offenen Tho- 

ren gewandelt; 585 

Vom im Zug* Äneas der Held, mit dem treuen 

Achates; 
Andre der ed^len Troer fodann; er felbft in der 

Mitte, 
PalUs, im Kriegsprachtmantel' umfiaunt und buntem 

Gefchmeide : 
So wie Lucifer oft, von Oceanus Welle gefiJÜ- 

let, 

ViRsiL ▼•n Vom. III. .- * 7 



590 Den vor anderen Sternen zum lieblinge Venus ficb 

auskohr, 
Hel»t fein heiliges Haupt oitwärts, und die Dämme- 

rung aufiöft. 
Mütter Aehn auf den Mauern in Angft, ihr gieriger 

Anblick 
Folgt der ftäubenden Wölk' und den erzumfiralten 

Gefchwadem* 
Aber die Hecken hindurch, wo sunäcbß anlanget 

ein Richtweg, 
595 Strebt der gewapnete Zug; ein Gefchrei geht, und 

in der Heerfchaar 
Malmend zerftampfet das Feld mit gevierteltem Trabe 

der Huffchlag. 
Grob und kühl erifareckt fich ein Hain am Strome 

vor Gäre, 
Hehr ^ durch Religion Vorlebender; Hügel umher 

ziehn 
Höhlend den Kreis, vom Gehölz der düfieven Xamie 

gegürtet, 
600 Sag' erzählt, hier weihten vordem uralie Pelas- 

ger 
Hain und Tag dem Silvanus, dem Gotte dar Hur 

und dei Viehes: 
Welche zuerA einnahmen den Raum der latinifchen 

Felder. 
Unfern hier hielt Xarko die Macht der Tyrrhener 

in £cherm 
Iiager verfchanzt; und deutlich bereits vom erha- 
benen Hügel 
605 Sah man daa iamtliche Heer im geräumigen Thals 

gedehnet 



Achter Gesang. 99 

Alf hieher Äneas der Held und die ftreit)>ar« 

Jugend 
Naheten, nihn fie ermüdet, - die Roff' unc^ die Lei« 

ber erquickend. , 

Venus die Göttin indefs, glanzhell in ätherifclier 

Wolke, 
Kam und trug das Gefchenk; und den Sohn im ent» 

zogenen Thale, 
Wie fie am kiihUgen Strom abwärts den gefonderten 

antraf, 610 

Redete fo mit Worten fie an, ihm willig erfchei* 

nend: 
Siehe, gefertiget dir durch Kunft des Gemahl« 

das verheifsne 
Ehrengefchenk; dafs bald du, o Sohn, nicht ftolzf 

Laurenter, , 

Noch ihn zageft im Kampf zu beilehn, den feurigen 

Turnus. 
Alfo fprach, und umarmte den trauteften Sohn 

Cytherea; 615 

Vor ihm Aralten gelegt die Rüftungen unter der 

Eiche. 
£r, von der Göttin Gefchenk und fo herlicher Ehrf 

befeligt, 
Kami den ftaunenden Blick nicht lattigen; jedes 

bewundernd 
Späht er genau, und wendet umher in Händen und 

Armen 
Jezt den Helm, wie mit Büfchen er droht, wie er 

Flammen unihergiefsty 620 

Jlezt das ^ntfcheidende Schwert, und aus Erz den 

ftarrenden Hasnifch, 

7^ 



" ,' - * . T 



100 A N £ i s. 

r 

Röthelnd wie Blut, unmäfsig, wie wenn die bläu- 

aichfe Wolke 
Hell von» der Sonn' Anfiralung entbrennt, und den 

Himmel durehfünkelt; 
Dann die geglätteten Schienen aus lauterem Gold' 

und Elektron, 
625 Auch den Sj^eer, und den Schild voll unausfprech- 

licher Wunder. 
Dort der Italer Macht, und dort Romaner- 
, triumfe, 

Nicht das Gefchick miskennend, noch künftiger Tag' 

unverftändigt. 
Schuf der erfindfame Gott; dort alles Gefdhleeht, das 

entblühn einft 
Wird von Askanius Stamm, und geksimpfete Krieg' 

in der Ordnung. 
630 Auch die entbundene Wölfin in grünender HöUe 

des Mavors 
Schuf er zum Sliugen gefireckt: wie beid' um die 

Euter ihr hangend 
Spielten die Zwillingsknaben, und beid' an der Pfle- 
gerin fchlürften, 
Unverzagt; und wie jene mit länglichem Hälfe ge- 
wendet 
Schmeichelte, und um einander mit bildender Zunge 

fie leckte. 
635 Roma zunächfi, und geraubt die fabinifchen Töchter 

mit Unfug, 
Im zufchauenden Raum, nach ftatflichem Spiele des 

Circus,. 
Fügt' er hinzu, und wie fchleunig zum Kampf auf 

Römulus Bürger * 



Achter Gesang. i 101 

Tatfus ßünnte der. Greis, und finftere Männer von 

I 

} Cures. 

Said nochmals^ nach der Fehde Betanfiigung, ftan« 

den die Herfcher 
Vor dem Altare des Zeus, die Opferfchar in den 

Händen, 640 

Seid' in Wehr, und fchloITen den Bund mit erfchk- 
I genem FerkeL 

Nahe dabei war Metus, wie wild aus /einander des 

Vierfpanns 
I Wut ihn gefprengt: (ja du foUteft im Wort, Alba^ 

ner, beharren!) 

i 

j Ringsum Tchleifte die Glieder des Manns, der ihm 

I heuchelte, Tullus 

l Durch das Gehölz, und es thaute von fpris&endem 

Blute ^er Dombufch. 645 

i Auch Porfena gebot,, dejx verbannten T^rquinius wie- 
p der . , 

Au&onehmen, und drängte die Sta4t mit grofiier 

Belagrung; 
Doch Äncas Gefddecht hob ftUrra/end, den ' Stahl fii« 

die Freiheit 
I ümnutsv^ll war jener im BlicJk, und dem Drohenden 

ähnlich, 
Anzufchaun; wie zu trennen die Brück' ihm wägete 

Codes, 650 

Und wie den Banden entfchlüpft auf dem Strom ihm 

Clölia hinlchwamm. 
Ohen ftand, zur Hut djes tarpejiTchen IJortes befiel- 

let, 
Manlius, welcher den Tempel und dich, Capitolium, 

Cchüzte; 



102 Ä N E £ s. 

t 

Frifch war das Königeshaus mit 'romulifchem Halme 

gedecket. 
655 Siehe f die lilbeme Gans durchflatterte goldeiie Hai- 

len, 
Ängftliches Flugs, anhiindend, die Gallier fein an 

der Schwelle. 
GaBier Mötnmen empor durch GebiiTch', und'erftie- 

gen die Burg fchon, ' 

Ci^ter dem Dunkel gefchirmt und der Nacht wohl- 

thätiger Schattung. 
Goldenes Haar war jenen verliehn, und goldene 

Kleidung; 
660 HellgeHreift ihr Kriegesgewand, tind die Hälfe, wie 

Milch weif«, 
Eingefiochten in ^old; zween alx>ifche Speer' in den 

Händen 
Schwenkten fie all', und den Leib umhülleten läng-. 

liehe Schilde. 
Auch aufhiii)fende Salierch6r' und nackte Luper- 

ker, 
Spizig^ Hüte mit WoH' , und dem Himmel entfallene 

Scheiben, 
665 Hatt* et geprägt; und es führten unfträfliche Mütter 

die Stadt durch 
Auf fanfifchwebenden Wagen das Heilige. Ferne 

gefeilt' er 
Auch des Tartarus Reich, die plutonifche Pforte des 

Abgrunds, 
Und Mishandelnder Straf, und dich, Gatilina, der 

angfivoll 
Hängt am drohenden Fels, und erbebt vor der Furien 

Antliz ; 



«. ^ » 



Achter Gesang» lOft 

Aach die gelbtiSerten Frommen, und dort den rich- 
tenden Cato. 670 
Weit bierzwifchea geftrebt war das Bild des gefchwol« , 

lenen Meeres, 
Hell aius Gold; doch fch^umte mit grauender Woge 

die Bläue; 
Und aus blinkendem Silber umher Terftreute Del« 

fine 
Fegten mit ftürmenden Schweden die Flut, und 

fchnitten die Brandung. 
Drin auch Orlog^otten von Ers, und aktifche 

Kämpfe, 675 

Konnte man fcHaun; ganz fahft du von angeordneter 

Kriegsmacht 
Braufen Leukate's GeRad', und in Gold aufleuchten 

die Meerflut. 
Hier war Clifar Aujguftus, die Italer führend zur See« 

Cdhlacht, 
Er, und VSIer, und Volk, 6hfv0ltefiäb Mächt-, vkü 

Penaten, 
Stehend auf hohiem Kaftell: dem ^^pelte GlUt von 

den Schläfen 680 

Fröhlich entfiralty und vom Si^eltel das jUlifcfae 

Vatefgtftim blinkt. 
Seitwärts fchwebt Agrippa mit helfehden Winden 

und Gittern 
Hochher, flihrtod den Zug: dem^ als vorfcheinendei^ 

Kriegsfchmuck, 
BeU die Schläfen umglänzt die gefchnäbelte Krone 

des nt^erüegs, 
^ort, mit barbarifcher Macht Und manttigfaltigei^ 

Rtiftung, 6 85 



104 A N E 'i s. 

Führt Antonius liegend vom röthlichen Strand der 

Aurora 

Samt Agyi)tus die Kräfte des Aufgangs und das ent- 
legne 

Baktra daher; ihm folget^ o Gräull die ägyptifche 

Gattin. 

Alle zugleich nun ftünnen; es fehäumt^ von gezoge- 
nen Rudern 
6^90 (praiiLz zerwühlt 9 und dem Sturz dreixahniger Schnä- 
bel, die Meerbahn« 

Offenes F^ld trird ^gefucht; man glaubt, entwuhlte 

CyUaden 

Schwiin^ien im M^er» Felshöhen begegnen erha- 
^ benen Felshöhn: 

^o droht Männer gewalt von thürmender Xa£ der 

Kafielle. 

Flamme d^ Wergs in der Hand, und fliegenden 

Stahl an GefcholTen, 
695 Sohleud^rt man hei'.r neu röthöt deir- Mord die neptu- 

nifchen Felder. 

Matten die König^ ruft mit heimifcbem Sifter den 

Heerzug; 

Noch .nicht fchaut £e zurück auf der Zmltingsfchlan- 

. . . gen Verfolgung. 

Allerle? Qö^ergelcfalechts Scheufar, und der fidler 

: Anubis, 

Gegen Neptunus^ und Venus ^eftellt und gegen 

Minerva, 
700 Halten Gefchofs. Rings tobt im Gewühl der Ent- 

fcheidungen Mavors, 

Grafs aus Eifen erhöht, und finJßere Diren vom 

Äther; 



ACHTE^R GesaNG. 105 

Und frok hebet den Schritt im zerriiTenen Mantel 

die Zwietracht, 
Welcher in Haft nacbfchreitet aiit blutiger Geifsel 

Bellona« 
Hochher fchant und richtet der ahtifche Herfcher 

Apollo 
Seine Grekhott'; und alle vor Angft, die Ägypter 

und Inder, 705 

Alle t^TÜohn die Sabäer, die Araber aHe verfchiich«^ 

tert. 
Seiher die Königin Cehien den gerufenen Winden 

die Segel 
Schnell zu vertraun, und gelöft gleich gleich zu ver- 
langen das Tauwerk. 
Unter Ermordungen >war lle, .utict blaib. vor nahen« 
I dem Tode, 

Abgebildiet vom Crotte, wie Wog' und.lapyx fie fort- 
trug; ' 710 
Geg^niiber in Gram der an Wuchs.. Umnäfsige N£- 

lus, 
Wie er den Bufen entf ehlofe ;. und mit ganz aufwat* 

..4eif der Kleidung 
Rief hl. den bläaÜdBen Schöofs nnd buchHgen Strom 

die Befiegten. 
Doch dreifach in Tritmif: durchfuhr die romanifchen ' 

Mauern 
Gä&r, ' und weäf unfierblich Gelübd' Italia's GöU 

tem, 715 

Rings in der Stadt dreihundert mit Pracht aufiltei- 

X gende Tempel. 
Laut von Spiel und Geklatfch und Fröhlichkeit fchol- 

len die Gaffen; 



106 ÄneIs* Achter G&samg. 

Jeglichem Tempel ein Chor von Msbrninnett, jeden 

Altäre, 
Vor den Altären die Erd' umhliuft mit geopferten 

Farren. 
720 Selber gefezt ajri der Schwelle des rchneeweiDsfchim- 

memden Phöbus, 
Überfchaut er der Völker Gofchenk', und an pran- 
gende Pfoften 
Hängt er ile; larnghin ^iehn die bezwungenen Stamm' 

in d^r Ordnung, 
Wie vielartig an I^aut, fo ^n Tracht der Gewand' 

und der Waffen. 
Wohl hier hatt' er Nomaden geformt, und entgürletc 

Afrer, 
725 Ijeleger hier,^^ und Karer, und pfeilbewehrte 6eIo- 

4 

' nen, 
Mulciber. IKer ging jeto gefönffigter Wallung ISa* 

frates; 
-Moriner, wohnend am Rande der Welt, rweihßmig 

der Rhenus, 
Ddher, iinzähinbarer Wut, und der Britckenveräcli- 

ter Araixies. 
. • Solch Kunft werk auf der Mutier Gefdienk, dem 

Schild^ Vulkanus, 
730 Staunet er an, unkundig der Dinig*^ und &dhlich i^^ 

Bildung; 
Und er etheBt auf die Schulter d^ Seinigen Ruhm 

und Verhängnis. 



••»^mm^^^m 



/ : 



Ä N E 1 S. 



NEUNTER 6ESAN G. 



4 

I N ED A L T. 



Turnus, in Äneas Abwesenheit, ziekt gegen das trojanirchc 
Lager; indem er die Schiffe verbrennen will, werden fie ü 
Meernymfen verwandelt. In der Nacht übernehmen es NiTo! 
und Euryalus, dem Äneas die Gefahr zu melden , und kommei 
um. Am Morgen Hürmt Turnus das Lager. Erße Kriegsthal 
des Askanius. Pandarus'und Bitias öfhen das Thor, )Uid mor 
^en die eindringenden Kutuler. Der heraneilende Tumaj 
erlegt den Bitiäs, und, von Pandarus im Lager eingefchloflen, 
auch ihn; doch endlich, da die Menge ihn überwältigt, weidt 
er nach der Seite des Stroms, und fchwimmt tu den Seinigen. 



Ä N Eis. 



^NEUNTER GESANG. 



Aber ii 



indem dies fem an enflegeaer Seite gethan 

I 

ward: 
Sandte dich, Iris, vom Himmel herab die fatumifche 

Juno, ^ 

Zum kühnherzigen Turnus. Den Hain Pilumnus des 

Ahnen 
Hatf izt Turnus befucht, und weilt im geheiligten 

Thale. 
So tait rofigem Munde begann die thaumantiTche 

Jungfrau: 5 

Was kein Gott, o Turnus, dem wjinfchenden je 

zu verheifsen 
^^gete, fchau, das brachte von felbfi der rollend« 

Tag dir. 
I^enn Ä|ieas, die Stadt und die Freund' und die 

Flotte verlafTend, 
^ing zu dem Häuf' Euandrus, des paUantinifchen 

Königs. 
Und nicht genug; er drang zu Cörythus äufserften 

Burgen, 10 



I 

I 

110 A M E X S. ) 

i 

Lydiermacht zu bewafnen, und aüfgefammeltes ^'^ ' 

Volk. 
'VVas denn geCäumt? Nun Roffe zum Kampf, '^ 

Wagen ermuntert! 
Brich den Verzug, und fogleich das verwirrete ^*^^ 

geftürmet! 
Sprachs, und zum Himmel empor gleichlclll^' 

bende Flügel erhebend^ . 
15 Rafch auf gewaltigem Bogen enteilte He unter r 

Wolken. I 

Jener erkennt, und beide die Hand' in die LS 

der Jüngling, 
Hebt er enippr^ und verfolget die foheicl^nde r 



iit 



er 



mit Ausruf: j 

,zi4 



Iris, vrer hat im Gewölk dich fehwebende; 



des Äthers, ' I 

her die »Co plö2l| 



Nieder %ut Erde geführt? Woher die -£0 plö 
^ > geklärte 1 

20 Heitre der Xuft? Ganz feh' ich getrennt aus eif-^ 

ander den Himmel, ' 

Und die Geftirn' umfchweifen den Pol! O ich fol| < 

der Vorfchau, 
Wer du zu Waffen auch rufR! — So redet' er; dasi^ 

zum GewälTer 
Trat er vor, und fchöpfte vofn oberen Wirbel die 

WeUe, 
Viel zu den lEwigen flehend, und bäuEte, GßlObd' v^ 

den Äther. 
25 Schon das Xämtliche Heer durchwandelte offenes 

Blachfeld, 
Stok an BpITen» und ftolz an Gewaa4 vqH Büdu^ 

und Gpldes, 



Neunter Gesang« 111 

e bezlämt MeiTapus die Ordnungen, hinten des 

Tyrrhus 
dliche Söhn'; und Tumu«, dem mitderen Treffen 

gebietend^ 
t £chy von Waffen umblinkt, und ragt mit der 

Scheitel empor ganz: 
mit des Urfprungs lieben geruhigen Bä[chen der 

tiefe 30 

ges die Stille durchfleuCrt, und mit fruchtbarem 

Strome der Nilus, 
um er die Ebnen verlajbty und Ichon iß das Bette 

lieh einzwängt, 
izlich nunmehr das Gewölk, von dunkelem Staube 

gewirbelt, 
taun die Teukrer von fem, und die Zeigende 
I Schwärze des Feldes. 

pd von der vorderen Zinne zuerlt ruft alfo Kai- 
I kus: 35 

. Welch ein Gedräng', o Bürger, das Ichwarz'in 
! der Finßemis anrollt! 

^en herbei ! rafch, bietet Gefchofs ! und ^rfteiget die 

Mauern! 
ph ift der Feind! Heda! — Mit unUndUcbem 
^ Lerme durch alle 

Üiore gedrängt, ziehn Teukrer herein, und erfüllen 

die Fefiung. 
Ileuifo hatt' im Seheiden, des Kampfs wohlkundig, 

Äneas 4ö 

Angemahnt: wenn irgend indels einträfe der Zu- 

faU, 
Nicht in die Schlacht zu ordnen das Heer, noch 

dem Felde zu trauen; 



112 A N E 1 S. 

Nein, nut das Lager zu fchüzen, und ilchcrer Wiille 

Verfchanzung. 
Drum, obgleich mit dem Arme zu nahn Unwill' und 

Verdrufs lehrt, 
45 Werfen £e Thor' entgegen jedoch, und gehorchen 

dem Ausfpruch, 
Und fie erwarten gewapnet den Feind in gehöhlten 

Bafieien: 
Als fchnell Turnus voran dem langfamen Zuge geeilt 

war, 
Zwanzig erlefene Reiter in feinem Gefolgt und der 

Feftung 
Unvermutet lieh naht; ihn trägt ein weifslich gefcheck- 

ter 
50 Thraciergaul, roth wehet von goldener Kuppel der 

Helmbufch. 
Jünglinge, wagt lieh einer mit mir, der zuerii 

in den Feind dort . • • 

» 

Ha! fo ruft er, und fchnellt den gewirbelten Speer 

in die Lüfte, 
Ihn den Beginn^r des Kampfs, und fiolz in die 

Ebene fprengt er. 
Lautes Gefchrei nun heben die Freunde und mit 

fchrecklichem Ausruf 
55 Folgen lie. Alles erJEtaunt ob den zagenden Herzen 

der Teukrer, 
Dafs nicht gleichem Gefilde lie traun^ nicht mSnn- 

liehe Waffen 
Tragen zum Streit, nein lauren verfchanzt Hier 

itüimend und dorthin 
Späht er die Mauern zu Rofs, und erforfcht abwegi- 
gen Zugang. 



Neunter Gesang. 113 

So me der Wolf, nachftellend der wiminelnden • 

Hürde des Schäfers, 
BrauTend die Latten umtobt , da er Wind' und 

Regen geduldet, * 60 

Über die Mitte der Nacht; dort harmlos unter den 

Muttern 
•Heben die Lämmer Geblöck; er, fchnaubend tot 

Zorn und verwildert, 
Raft die gefonderten an; hart peiniget ihn des Ver« 

fchlingens 
Lange gelammelte Wut, und fein blutlechzendcr 

Rachen: 
»So dem Rutuler jezt, da er WäU' .und Lager um« 
i fchauet, 65 

Steigt in Flamme der Zorn; und Mark und Grebein« 

durchglüht Schmerz: v 

Welcher Verfuch ihm öfne den Grang, weleh Mittel 

die Teukrer 
Aus dem Verfchlob auffiör' , und hervor in ^ dBe 

Ebene fchütte. 
lezt, wo die Flotte geheim an deii Rand fich drKngte : ., 

des Lagers, 
Feft mit Dämmen verwahrt ringsum und flie&enden 

Waflfem^ 70 

. Sprengt er hinan, und ermahnt die jauchzende 

i Schaar zur Entflammung, 

Selber die Hand eilfertig mit brennender Fichte 

bewafnend. 
^un ftrebt aUes, gedrängt von dem mitarbeitenden 

Turnus : 
Schon ifi die fimtliche Jugend mit qualmigen Brän- . 

den gerüAet ; 



tt . 



114 A N E X S. 

75 Schon \ßncl die'HeercIe teraubt; peclifeliwarz auf- 
dampfende Leuchtung 
Hebet der Kien, da. mit Glut Flöckafch' in den 
{• -Äther emxiorfunkt. 

Welcher Gott 1 hat , o Mufen , fo graufame Flam- 
men den Teukrem 
Absewandt? wer. folch ein Verderb den lodernden 

/ Barken? 
Meldet es. Alt ifi dejk» Glaube der That, doch dau- 

' rend der Nachruhm. 
•80 WShrend der Zeit, ' da Äneasf zuerft auf dem 

phrygifchen Ida 
Baute die Flott*, anordnend die Fahrt in die Höhen 

des Meeres, 
Trat B^recynti^ lelbfi, die Gebärerin ewiger Göt- 

^ f ter, 
Sagt man, zu Jupiter hin, und redete: Leifie mm 

• Sohn, doch, 
Was die liebend^ Mutter dir fieht, nach bez^nrung- 

feiern Olympus. 
85 Sieh ein Fichtengehölz,: mir werth feit Jahren der 

. Vorzeit, 
War mein Hain auf der Höhe des Bergs, wo man 

Opfer etnportrug, 
Von fchwarznadligii' Kiefer und Ahombalken gedun« 

helu i 

Bie, da der Flott' er bedurft', haV ich dem darda- 

nifchen Jüngling 
Qfeine gefchenkt Doch jezo beklemmt mich bange 

Beforgnis. 
90 Löfe die Furcht, und lals durch Flehn dies können 

die Mutter, 



Neunter Gesang. 115 

Dafjs kein fchüttemder Lauf in der Flut, kein wir- 1 

belnder Sturm fie 
Trümmere« Fromm' es ihnen, da£B Heimat uhfer 

Gebirg' iß! 
Ihr antwortet der Sohn, der die Stern' ümdre» 

het des Weltalls: 
Mutter, wohin ruiK du das 'Gefchick? was heifcheft 

du jenen? 
Sollen von fterblicher Hand erbauete Barken unfterb- 

lich 95 

Haben' das Loos? Soll £cher die Bahn unfichrer * 

Gefahren 
Gehen der Held? Wann freuet ein Gott So grofser. 

Gewalt lieh? 
Nein, wann jen' ausduldend ih^ Ziel, die aufonj- 

fchen Hafen, 
Rimfiig erreicht; wie manche fodann lieh gerettet 

aus Brandung, 
Und den dardanifchen Held hinfuhr zum Laurenter- 

gefUde, 100 

Sterbliches Baues enthüir ich £e all', und heifse fie 

grofser 
I Meerflut Göttinnen fein: gleichwie die nerei£che 

Doto 
[Cnd Galatea die Brufi durch fchäumende Wogen 

einherfiürmt 
Sprachs, und Bekräfti«^ung defs bei der Flut des. 

itygifchen Bruders, 
^eim fchwarzwogigen Schlünde von Pech aufreden- 
der Ufer, 105^ 
^inlet er; ganz von dem Wink erfchaudert umher 

der Olymx^us, 

8» 









116 A N K I s. 

Jezt war der Tag der Verheifsung genaht , und 

den fehuldigen Zeitlauf 

Hatten die Pareeti efrfullt; da empört von dem Fre- 
vel des Turnus, 

Cybele kam, zul Vertreiben den heiligen- Barken die 

Feuer. 
110 ^rß nun ftralt* in die Augen befremdender Schim- 
mer , und machtvoll 

Schien ; von Aurora daher ein Gewölk zu durchlau- 
fen den Himmel, 

Und der idäifche Chor; dann fank graunhaft aus den 

Lüften 

Solch ein Laut, der die Heere der Troer und Rutu- 

1er einnahm: 
Nicht mir. fo ängfilich, o Troer, die Schiffe ver- 

theidiget; niemand 
115 Waihe die Handl Zu ^verbrennen das Meer wird 

eher dem Turnus, 

Als die heiligen Fichten, vergönnt! Ihr^ geht mir 

gelöfet, 

Geht, Göttinnen des Meers; die Erzeugerin wills! — 

Und' auf einmal 

Reifen die Barken gefamt vom > Steüer^nde das 

Strandfeil, 

Und nach Art der Delßne mit niedcrtauchenden 

Schnäbeln 
120 Fahren JQe unter die Flut. Dann, feltfamesr Wunder! 

wie Jungfraun 

Heben fie, gleich an Zahl, fich empor, und-tlurcb- 

fliegen die Meerflut. 
Tief e^fiaunen im Geift die Rutuler; felber ge- 

fchrecktauch 



Neunter Gesang. 117 

Stuzt Meflapus. mit fcheuem Gefpann; ja der fä'u* 

inende Strom hält, 
Rauheres Tons, und es wendet vom Meere den Lauf 

Tiberinus. 
Doch nicht weicht das Vertraun dem unaufhaltfamen 

Turnus; I ^ 125 

Trozig . ermahnet er alle zu Mut, und Arafet iie tro« 

zig: 
Troja's VoUi gilt, M&rmer, die Schau! SelbA 

Jupiter hat ihm 
Jezt die gewöhnliche Rettung entrückt! • Nicht Waf- 
fen, noch Feuer 
Braucht es von Rutulerhand! . Pfadlos find die Meere 

^ den Teukrem; 
Nirgend iA Ho&ung 'der Flucht: der Wefen ein 

Theil ift geraubet; 150 

Aber das Land in im£rer Gewalt! Zii Taufenden 

ftürmen 
Italervölker mit Wehr! Nichts fchrecken mich wahr- 
lich, worauf wol 
Stok die Phrygier poehen, die Schickfälswofte der 

Götter! 
Schon hat Schickfal und Venus gen^g, dafs Troör 

' die Fruchtaun 
Rührten der fegensvoUen Aufonia! Eigisneis Schick- 

' fal 135 

Hab* ich für mich: mit dem Stahle das flbevele Volk 

zuvertügen. 
t)as mir die Gattin entrifs! Nicht rühret allein die 

Atriden 
Solch ein S<;hmerz; nicht darf auch allein fich bewaf- 

nen Mycene! 



W9 

* 118 A N E 1 s. 

«Doch eüiimal zu vergehen genügt.» Ja genügte zu 

freveln 
140 Einmal auch, und erfchienen fie nicht AUhaller des 

ganzen 
Weibergefchlechts ! Ha denen des troztoden Walles 

' Umpiahlung 

Dort, und der Graben Verzug, die winzige Scheide 

des Todes, 
Höhet den' Mut! Doch fahen iie nicht, wie die 

Mauren um Troja, 
Die Neptunus gethüomt mit der Hand, hinfanken in 

Feuer? 
145 Wer, o Erkohrene nun, wer wagt, mit dem Eifen 

die Pfählung 
Einzuhäuil, und ftürmet mir nacji in das zitternde 

Lager? 
Nicht vulkanifche Wehr ift mir, nicht taufend der 

Segel 
Gegen die Teukrer Bedarfl Lafs immer gefamt ihm 

vereinigt , 

Sein, die Etrusker im Bund! Nicht Dunkel und 

fchleichenden Diebftahl 
150 Dürfen fie fcheun; nie bergen wir uns in dem Bau* 

che des RoITes: 
Offen bei Tag', ift befchlolfen, mit Glut zu timrin* 

gen die Mauer! 
Niqht mit dem Danaer follen fie fich, und pelasgifcher 

Jugend, 
Dünken am Streit, die Hektor zum zehenten Jahre 

verfpätet! 
Jezo wohlan, da entflohn mit dem belferen Theile 

der Tag ift. 



Neunter Gesang« 119 

FröMiclies Muts Dir den Refi , nach wohl gefiihreten 
I Thaten, 155 

i Pflegt, MSmie£, den Leib, und hajM ie$ berei« 

tefen Kampfes. 
Aber, die Thor' indeß^en mit urachEimer Qut zu 
! belagern, 

I Wird dem Meffapüs vertraut, und: die Sltdt zvL um- 

gürten mit Feuern. 
Vierzehn werden y^ die Wälle nüt RutuleryoUc 211 
I bewachen, 

Auserwählt; und es folgen der Jünglinge . jeglichem 

hundert; 160 

Wallend mit purpurnem Bufah,iund.ihell iA SchtiUT 

. mer des Goldes. 
Rundum gebts, man wechOslt ;iden. Stand;!; undLl im 
I Kraute gelagert, 

Spendet man milder den Wein^ un|l kehrt, Mifcht 

krüge von Erz um. 
Ringsher firalen die Feuer; det* Kacht SchlafloGglieit 

• kürzet # 

Froh die Wache mit SpieL . . .. L 165 

Hierauf fchaun von dem Waüle Jußrab. di« Troer, 

mit Waffen 
Haltend die Höhn; auch nicht ohn' ängfiUehe Sor? 

gen inraforfcht man 
Rings die Thor', und vereint Bollwerke ipit Brücken; 

Gefchois auch 
Tragen £e. Mneffiieus drängt das Gefchäfi, und der 

rafche Sereftus: 
Welche der Held Äneas, wenn einft Unfälle bedrohe 

ten, 170 



120 A N E i s. 

* • 

Ordner der Thaten zu fein und der Jünglinge Len- 
ker, befteUet. 

Mann fUr Mann auf den Mauern, Grefahr und Be« 

fchweirliclikeit theilend, 

Waoht, und betreibt um einander fein Amt, ^e 

jedem es oblag. 
Ififus ftand dem Thore zur Hut, der verwegenfie 

Kämpfer,^ 
175 Hyrtalnis Sohn, in Äneas Geleit von der Jägeriu 

Ida 

Mitgefandt, ein. Befliigler des Speers und der hur- 
tigen Pfeile. 

Neben ikm Aand der.GenoXs Euryalus, welchem an 

Schönheit 

Keiner der Aneaden in troifcher Rüftung roran- 

Knab' annoch, um die Wangen mit fproffendei 

Jugend gezeichnet. 
140 Gleich war beiden der Trieb, und \fie fiiirztenirer- 

eint in die Kämpfe. . 
Jezt auch warteten beide des Thors in gemeinlamer 

Obhut 
NiAis zuerA:'Ob Götter die Gkit in die Seele 

mir hauchen? 
Ob, Euryalus, jedem ein Gott fein fiürmifches Herz 

wird? 
Kampf nun, oder was irgend für IJerliches, gleich 

zu beginnen, 
185 Treibt mich der Geift, und kann die behagliche Ruhe 

nicht ausftehn! 
Schau doch^ welches Vertrauen, der Macht/ die Rutu- 

1er einnimt 



Neunter Gesang. 121 

Sparfam leuchtet die Glut; in Sefalaf und Weine 

beftattet 
Liegen fie; ringsum fehweigen die Gregenden. Wei« 

ter vemim izt. 
Was ich erwägt y und welcher Gedank' in der Seele 

mir auffieigt. 
DaCs man Äneas beruP, ift allen, dem Volk und den 

Vfitem, ,190 

Eifriger Wunfch; und dafs Männer man fend', um 

Sichres zu melden. 
Wenn man dir, was ich fodre, ve^heifst; denn mir 

ift die Handlung 
Ehre genug: fo hoff' ich, an jenem Hügel ent« 

decken 
Läfst fich der Weg zu den Mauern und Feftungen 

Pallanteums. 
Aber Suryalus ftaunt, von begeiftemder liebe 

des Ruhmes 195 

Innig . durchbebt; und fofort zu • dem brennenden 

Freunde beginni^ er: 
Ich denn werd*^, als Genofs erhabener That dir 

zu wandeln, 
nifuS) verfchmäht? Dichf allein in fo groCie Gefähr- 
lichkeit lair' ich? 
Nicht fo hat mein Vater, der kundige Krieger Ophel- 

tes, 
Unter argdlifchem Graun und Troja'ff harter Bedräng- 
nis, ' 200 
Mich erzeugt und- gelehrt; nicht fuhrt*- ich auch fol- 

che^ mit dir aus, 
Folgend dem Held Äneas zum aufiserften Rande des 

. Schicklals. 



122 ' A N E ! 8. 

Hier ift, hier auch ein Herz, das den Tod verach^ 

tet, und wohlfeil 

Glaubt mit dem Leben zu häufen , wohin du.trach- 

teft, die Ehre! 
205 Nifiis darauf: Wohl haib' ich. von dir nichts fol- 

ches bezweifelt! 

Nicht doch! Nein! So wahr dir zurück mich Jauch- 
zenden bringe 

Jupiter, oder wer fonft mit gewogenen Blicken her- 

abfchaut! 

Doch wenn nun (wie du häufig erkennft in fo gro- 

fser Entfcheidung) 

Wenn zum Widrigen etwa der Zufall^ oder ein Gott» 

führt; 
210 Bleib mir überig du ! Dein Alter tft westher des 

Leben«!' 

Einer doch X^^ ob de:^ Schlacht ich entraft» oh roxi 

Golde gelöft ward. 

Der mich vertraue der Gruft ^ wie Gebrauch; und 

verfagt das Gefchick dies. 

Der dem Entfemeten Sühnung beforg' und Ehren- 

begräbnis ! 

Gern auch fpar' ich der Mutter fo trauriges Webe, 

der Armen, 
215 Die dir einzig , o Knab', aus dem Schwärm -der 

Mütter gewagt hat, 

Mftzugehn, nicht achtend die Stadt des erhabnen 

Aceftes. 
Jener darauf: Du fträubft dich umfonft mit nich- 
tigem Vorwahd; 

Und unverrückt noch Acht mein fefter Entfchluft in 
' der Seele» 



pur dii 



Neunter Gesang. 123 

Hurtig geeüt! — So ruft er, und weckt Mithütende; 

jene 
Nehmen den Ort, und warten des An^ts; nach Ter«- 

lalTener Stellung 220 

Gehet er felbft mit Nifus vereint; und fie laichte den' 

Ki>nig. 
Alks umher in den Landen ^ was athpnete, lölet' 

im Schlummer 

I 

Still Von Sorge das Herz, und vergafs mühfeliger 

Arbeit: 
die Gebieter des Heers, die erlefene Dardaner« 
I Jugend, . 

Wen in Rathsverfammlung das Heil des gefahrde- 
I ten Reiches: 225 

Was zu thun, wer jezt dem Äneas trüge die Bot* 

fchaft. 
Auf langfchaftige Lanzen gelehnt, uiid Schild' an 

den Armen, 
Standen fie mitten im Lager des Felds. Da naheten 

Nifus 
Und Euryalus fchnell, und fofort verlangten fie 

Zugang; 
Srofs fei und werth des Verzuges der Aiitrag. Erft 

nun tulus 230 

Nahm die hafiigen auf, und befahl zu reden dem 

«ifus. 
Dann fo Hyrtakus Sohn: O vernehmt mit gün«- 

ftigem Herzen, 
Darianer, und nicht fchäzet nach unferen Jähren 

den Vorfchlag. 
Rings das Rutulervolh, in Schlaf und W^ine befiat- 

tet, 



124 A M £ i' s. 

235 Schweigt; auch fahen wir felbft den Ort zu heim- 
lichem Ausgang 
Frei, wo 4er Weg iich Icheidet dem Thor, in der 

Nähe Ai^s Meeres. 
Dort ift liücke der Feuer, und dufterer Rauch zu 

. den Sternen 
^ Qualmet empor. Wofern des Glückes Gebrauch ihr 

ver&attet ; 
Sollt ihr Änea^, gefueht um die Fefiungen Fallan- 

teums, 
240 Bald mit erobertem Raub, nach . fchrechliches Mor^ 

des Vollendung, 
Annahn lehn. Nicht wird auch der Weg uns Wan- 
delnde teuTchen« 
Dort am dunkelen , Thal erblidAen wir vorne die 

Bergftadt 
Auf weitftreifender Jagd, und fpäheten völlig den 

Strom aus. 
Jeso, von Jahren befchwert und gereifteres Sin- 
nes, Aletes: 
245 Heimifche Mächt', ihr, deren Gewalt ftets Troja 

behütet! 
Doch nicht ganz zu vertilgen den Stamm der Teuk 

rer gedenkt ihr. 
Da ihr lo feurigen Mut, fo entfchloilene Jünglinge«* 

herzen, 
Sendetet! — Dann wie er fprach, iie beid' an Hau 

^ den und Schultern 

Hielt er gefafst, und nezte mit ftrömender Thränf 

das Antliz. — 

250 Was doch, Mioiner, o was kann Würdiges rdchei 

Verdienfte 



/ 



Neunter Gesang. 125 

\ Euch zum Lohn ausdenken mein Herz! Den her- 
' lichfien Lohn erß 

; \ 

Giebt ein Gott und der Seele Gefühl ; das andre 

bezahlt dann 
Euch der fromii;ie Aneas fogleich; und, der jugend- 
lich aufblüht. 
Auch Aslianius wird euch nie vergelTen die Wohl- 

that! 
j Traun ich, welchem das Heil ganz ruht auf dem 
I kehrenden Vater, 255 

Ruft Askanius rafch , bei^ den grofsen Penaten, ^ 

o Nifus, 
Bei des AITarakus Lar, und der greifenden Vefta 

Gemächern, 
Fleh' ich euchl Was immer mein Glück, und wa« 

mein Vertraun ift. 
Leg' ich in eueren Schoofs! Ruft, ruft mir zurück 

den Erzeuger! 
Lafst mich wieder ihn fchaun! Nichts fchreckt, wenn 

jener nur da ift! 250 

Zween ans Silber geformte, von Bildungen ftarrende 

Becher 
Creb' ich, welche der Vater gewann als Sieger 

Arisba's; 
Zween Dreifüfse dazu, zwei grofse Talente des Gbl« 

des, ' 
Auch den altenden Krug, den gefchenkt die Sido-V 
^ nerin Dido. 

Doch wenn das Italerland zu empfahn, und das 

Zei^ter der Herfchaft, 265 

Ginft dem Sieger gelingt, und dasLoos um Beute 

.zuwerfen; 



126 A N E t s. 

Siehe. 4u fahft, wie Turnus zu Roiü;, wie in goldener 

Rüftung, 
Prangetet felber da« Hofs, famt Schild' und rötheln- 

dem Helmbufchy 
Nehm' idfi dem Loofe zuvor, fchon jezt dir, Mifus^ 

Belohnung. 
270 AuDserdem wird zwölf der erlefenfien Frauen der 

Vater 
Und der gefangenen Mä'nner verleihn, und zu jedem 

die Rüftung; 
Auch was er felbft an Gefilden belizt, der König 

Latinus. 
Aber o dich, dem näher an Raum mein eigenes 

Alter 
Folgt, ehrwürdiger Knabe, (ogleich mit innigem 

Herzen 
275 Mehm' ich dich zum GenoITen und Freund für jeg- 
lichen ZufalL 
Ohne dich foll nimmer ein Ruhm mir in Thaten 

gefucht fein; 
Steht nun Krieg, Acht Friede bevor, dir eignet der 

höchfien 
Thaten und Worte Vertraun. — Und der KnaV 

Euryalus redet . 
Sblches darauf: Mich foll kein Tag fo kühnem Beftre- 

ben 
280 Ungleich zeihen hinfort; nur falle zu glücklichem 

Ausgang, 
Nicht abwendig, das Loos! Doch dich,, yot fllen 

Gefchenken, 
Bitt* ich um eins. Die Mutter aus Priamus altendem 

Urftamm 



Neunter Gesang. 127 

Ift mir gefeilt, die Arme, die nicht das Ilieriand 

hielt 
Auszuwandern mit mir, noch die Stadt des erhab- 

nen Aoeftef* 
Diefer, die gar nichts ahnet, was hier vielleicht iiir 

Gefahr ift, • 285 

Scheid' ohn' Abfchiedsgnifs ich' hinweg. O die Nacht 

und dein Handfchlag 
Zenge mir, nicht ja vermag ich die Mutterthräne zu 

dulden! 

Tröft* ihr du, ich flehe, den Gram, und hilf der 

< 

Verlafsnen! 

Gieb mir mit die Hofhung von dir! Dann kühneres 

Mutes 

Geh' ich in aUes, w«s fallt! — Den erfchtttterten 

Dardanionen 290 

Stand in Thränen der Blick; und zümeilt dem fchö* 

nen lulus. 

Und ihm brannt' in der Seele der Väterltebe Gedächt- 
nis. 
Hierauf redet er fo: 

Alles verheiDse dir felbfi, was eddler Mut dir ver- 
dienet! 

Denn mir Mutter iA jene hinfort, und der Name 

Kreufa 295 

; Fehlt allein; nicht ftehet für folche Greburt ein gerin« 

Bank ihr bevor. Was immer der That auch folge 

für Ausgang; 
Hier bei dem Haupte befchwör' ich, wobei fonft 

pflegte der Vater: 



128 



A K 1^ l s. 



Was ich dir felber gelobt , wenn* du kehrft, und 

glücklich hinausführfty 
300 Eben dasfelb' ift der Mutter befiimmt und deinem 

Gefchlechte* 
AlTo i^pricht er bcthränt, und hebt von der 

Schulter das Schwert fich, 

Goldumfiralt, dais künfilich der gnofifc^e Meifier 

Lykaon 

Schuf, und bequem einfügt' in diö elfenbeinene 

V Scheide, ^ 

Mneftheus reicht dem Nifus ein zottigea Vlieb^ des 

erlegten 
305 Bergleun Raub; und den Helm vertauf cht der bie- 
dre Aletes. 

Stracks nun gehn iie gewafiiet einher; da die Wan- 
delnden aller 

Fürften Gredräng' an das Thor, der Jünglinge fo wie 

der Greife, 

Weit mit Wünfchen verfolgt. Auch du, o fcbSner 

iulus, , 

Hoch an Mut vor den Jahren erhöht, und an Sorge 

des Mannes,. 
310 Gabft dem Vater zu bringen noch viel Aufträge. 

Doch Lüfte 

Raffen fie all' aus einander, und Ibreun. in Gewölk 

fie vereitelt. 
Vor nun gehn £e die Graben hindurch, und im 

nächtlichen Dunkel 

Nahn fie dem Lager des Feinds; erft foUten £^ 

wenigAens manchem ' 

Bringen Verderb! Ringsum voll Schlafs,^ und Wein« 

in die Grasau 



Neunter Gesang. 129 

Seim &e die Leiber geftreckt, und am Strand die 

gerichteten Wagen, 315 

Rädet uinher.und Geriem, und Männer und Ruftun* 

gen liegend, 
Weine zugleich. Da beginnt der Sohn des Hyrtiikua 

, alfoj 
Frifch, ' Euryalusy vräge der Arm! Nun rufet 

die Thät felbll I 
Hier ift der Weg! Da forge, dafs uns nickt etwa 

Toin Rücken 
Eine Haild.ficJi erheb', und ichau in diä Fdme mit 

Vorficht 320 

Hiet will iiiht aufräumen, und weit dir Öfhen den 

Durchgang. 
Sptsidks, und dampfte den Laut; sugldch- mit 

dein Sohwerte den fiolzen 
Khamiie« Wiasideh er an, der hoch auf der Teppidhe 

Blähung 
Hingerti*ecfct aus den Tiefen der Bifuft aüfhafuchte 

' den Schlummer: 
König zugleleh» und als Seher geliebt dem Könige 

Turnus, 325 

Doch niciyt könnt' äbweaodeti der fehenAe Oeift das 

Verderbnis. 
Drei ihm aunächft durch Waffen geUgiirte .Dieltet 

entraft er^ 
Kemus den Waffenträger darauf^ und deii- Lenket 

des Wagens 
Unterm G^fpaim, mit dem Stahl ii»m d^Jhwgetiden 

Nacken, enthauend« 
Datoi däntKöitige mmt er das Haujit; der veitlaltcne 

Rumpf dort 330 

^'iRBit yoti Vop?. in. 9 



130 



A N £ 1' 5. 



Schjuchzet mit üSralendem Blut, da£s üeudit von im- 

kelon Morde 
Tejxpiche triefen und Land» Aiush UaaymM feUlägt 

er und Lamus, 
Auch deoa -Jüngling Sarrmaiu, ier viel in den nacht- 

liehen Taumel 

» 

Hatte igdküptt^ preishaft an Geftafk, und vom Safte 

ides* Gottes 
335 Lag, JdSe fiHisder' gelähmt: der Glückliche^ Jkätt' er 

die Nacht durch 

■ 

Jenen ihüpfehden TmsL iin die Morgienhelle gedeii* 

»etl 
So Mde der htogri^e iLeu die ^gdiüvdeteki Schafe 



durehtummelt, 
Denn ihn erregt wutvdlle BBgier^.:«un^£di^gt ^r 

' aind.ldiieppt er 
Söhwadber verlhimitieiides Vieh^ unfl biwaft Ait blu« 

tigern Rachen* 
340 ^vMi nicht weniger mordet £ttrya(lW; felber 

f entbraimt auch 

WÜte^* ers viele derwefl «us- tnamdüloile^esii Vol« 

m 

Abaris Are^ihter^ und iRhdtii« dahin^ *tt€»rlyeruf und 

Aale hetä\lbtj tuur Rhdtus war waeh, «und fcbaiiete 

«iBe^l 
Abel" er ^felmate vor Angft lieh hinter fiem mäcAtigen 

Mifchknig. 
345 Grad' in die Bruft ihm bcMTg der NttbeoKte» ab er 

fich^atvfiiub, 
Gans «'biir sum Hefte diis' Schwert, «nd^vidll'^des Mo^ 

' des 'einsog ers, 



' Neunter .Gesang« m 

Pmijuixoth: der fpeiet die Se.er, und mit jBlute yeiv 

mifdbten 
Wein yerJfi;r6]|it er im Tod. Fort tobet 4er nacht« 

licl^e Würger. ^ 

Schon M^IEfip^s ,Crepoj(ren erreictit' ß^ jeWi wo 

hapja poch 
Glomm .4ie erlofohe^e Glut, und woU nach de^ 

Weife gefeffelt 350 

Rupften die Gr^i^e da^ Gra^; ah fq ej^fertiger 

Niftis 
(Denn er |ieperkt' ih^ ^ weit divrch f/lqrd un4 

Begierde geflihret): 
Ahftehn lab misl ;beg^^n; denn es naht iVnfteund- 

liche Helle! 
VölUg der Streifen genug ! ein Weg .ift ,gej>^lmt .durch 

die Feinde! 
Vieles Crerä^ der Männer, aus lautrem Silhctr 

gel^^ildety 355 

LajTen :ßej yfsXen und Kr^iige des Weins, und der 

Teppiche Kunftwerk. 
.Rhamnes Oehei^ nur wählet lEuryal^s, jenen von 

Buckcdn ' 
&old€4^ ßw^t den einft dem Tiburtier Reviulns 

fandte, 
Reich an h£i^cher Hab' , um entfernt zu vieiibinden 

das Gaftrechty 
Cädicus; d^r .dppin fierbend vermacht' ihn %u eigen 

dem :£nkel ; 360 

Qoch nach dem Tode gewannen iie .Rutuler ihn in 

der FeldTchlacht 
Diefim raubt er^ und fugt ihn umfonft um die tapfe- 
ren* Schultern« 

9'' 



132 Ä N E 1 fl. 

Auch den meilapifchen Helm, ihm gerecht und von 

Biifchen umwallet, 
Sezet er au£ Und dem Lager enteilt, in das Sichere 

gehn fie. 
365 Doch aus der Stadt der Latiner vorangefendete 

Reiter, 
Während die übrige Macht noch weilt iii der Ebne 

geordnet, 
Zogen dahcr^ dem Turnus vom Könige bringend die 

Antwort: 
VolTcens führete iie, drei Hunderte, alle gefchü- 

det. 
Und fie nahten dem Lager bereits und den troifchen 

Mauern; 
370 Als fie jene von fern, die links Abbeiigenden, fa« 

hen. 
Und Euryalus gleich^ mit dem Helm in däinmemdem 

Mondlicht ' 
Unachtfam fich verrieth, durch hell anitralende 

Schimmer. 
Nicht unbedeutend erfchiens. Laut ruft äMt den 

Wandelnden Volfcens: 
Halt! was fachet ihr dort? wer feid ihr^ bewafnete 

Männer? 
375 Wohin traehtet der Gang? -^ Nichts fireb^ten jene 

dagegen, 
Sondern befchleunigten Flucht in den Wald, und 

vertrauten dem DunkeL 
Si^rengende Reiter umziehn, als KundSge^ jeglichen 

Abweg, 
Dort und dort| und befezen die Ausgänge alle mit 

Wache. 



Neunter^ Gesang. 133 

Rauh w^r der Wald, dichtitarrend von Strauch 

und dunkeler Steineich' 

... » 

Überall, und mit Vom und itachlichten Ranken ver« 

wildert, ^ ' 3'80 

Sparfaur fchimmerte Pfad durch überwachsene Stei^ 

Jezt dßn Euryalus hemmt das düfire Gezweig' nni 

des Raubes 
Hindernde Laft, auch teufchet die Furcht aus dev 

Richtung der Wege. 
Nirus enteilt. Schon war, wie betäubt, «r den Fein* 

den entronnen. 
An clem G^ßflld, das fpäter von Alba's Namen Alba^ 

ner- 385 

Ebene hieb, jezt hohes Gehöfd des Königs Lati* 

So lyie er fiaiid, und umfonfi nach dem f«]ilendei| 

Freunde iich umfah: 
Wo, Ew>yali:is ) vro mir Ungtückfeligen * bliebft 

du? 
Wo doch folg' ich, zurück in verworrenem Gange 

mich wendend, 
Gapz durch teufchenden Wald? — SJugleich nun 

famm^I^t er rückwärts 390 

leJe l)eaphtete Spur, und durchirrt die fqhweigcndei| 

Büfche, 
Trabende Roff', und Geyäufch und Z;eichen Verfol- 

gendeir hört er. 
Pnd nicht lang^ noch daurtSj^ da Gefchrei jpu deifi 

Ohren herantönt, 

■ 

VH er luryalufif fchaut: den die ßmtlichß Mwgf 

durch Teufchung 



134 A N E 1 8. ] 

i 

395 Trügrifcter Gegend und Nacht, und jSULicheit ScKrtf « 

des Tumultes, I 

EihfcUiefst, und, Vfie er vieles umfonA liocK trai h 

tcte, wegreifsL 
Was tu thuh? lilit Gewalt und verweg^nefn Wafl| w 

den Jüngling 
iehbri eiiffztehn? wife, oder zum Sterben gefafst (d 

die Schwerter , 

Stürzen j tiiid rühmlichen Tod fich befchlennigl eii 

mitten in Wunden? i 

400 Schnell mit gezogenem Armö den Schaft ümdille 

hend des Speeres, 
Schattet' er hoch zur Luna empor, und het^i^ei 

■ 

alfo: : 

Dd, o Göttin, ja du, nah' htilfreicli unferfni 

Dranglal! 
Eierde der Stern', und der Forft' AufiTeherin* 

ter Latona's! J 

I/Tenn je deinen Altären für mich Dankopfer dl: I 

Vater l 

405 Hyrtakus trug, weiin ich felber mit Jagdgefchänkelü 

' dich ehrte, ^ | 

Und in die Kupplel fie hängt', und vorn an den he?> 

ligen Giebel; ■ 

Lafs mich verwirren den Schsvarm, und lenke Ml 

. Wehr durch die Lüfte ! 
Sprachs^, und ganz mit dem Leibe die Kraft ^ 

anfirengend dem Eifen, ] 

Warf er; es flog das Gefchofs, und zerfchlug die 

nächtlichen Schatten; 
410 tJnd in deii Rücken gefiUrmt dem entgegenftehencleJ^ 

Sülmo, 



in, Tocf!« 



pA 



Neunter Gesang.. 135 

es aafoibft, und drang mit gefplittertem Holz« 

die Bruft durch. 
jher krümmt fich, »nd fpeit heifeftrömcndes Uut ^ 

aus dem Herzen 
, weil kyampfige« ScMnchien endang an den 

Seiten ihm Idopfet. 
Ingnimlier fehwm alle beftörat, Wock Wiiger 

jezo, 
it, ein andre« Gefchof» Koekher wog jener vom 

Ohre. *** 

ea ße noch »itterlen, drang durch beiderlei SchlSfe 

dem Tagus 
irlchend der S^eer, und hing im durchbohreten 

Hirne gewärmet 
blfcens tobet in Wut; und nirgend erfcheint, der 

den WurCTpiefs 
iendete, oder auf welchen entbrannt anrennen er 

könne. 
Du doch foHft mir indeft mit warmem Blute Veiw 

geltung ^20 

Men fiir beide zugleich' Er fprach«, «nd mh 

suchendem Schwerte 
Ging er Euryalus an. Nun traun voU Schrecken und 

finnlo« 
Hehl dort Nifa« Gefchrei; und nicht fich bergen im 

Dunkel» 
Kam er hinfort, noch länger den Schmerz der Vcr. 

zweifelung ausi^ehn: 
Mir, mirl (Thäter bin *ch!) lu mir her wendet 

das EUen, *^^ 

Rutaler! Mein ift g«» der Betrug', Nicht« hat ja 

gewagt dir, 



136 ' A w E i s. 

Oder, gekoimt! Dort Himmel und kundige Sterne 

bezeug'» ich! 
Nur zu cfiferig hmg er dem unglückfeligen Freund' 

an! 
. Alfo^ redet' er nock;. da der Stolüs des gewalt* 

famen Schwertes 
430 Jenem die Rippen durchfahrt, und den I^Uenbufen 

zerfchniettert. 
Ach Euryalus krümmt £ch im Tod% um die reizen-. 

den Glieder 
Strömet das Blut, fchwach finket der welkende Hak 

auf die Schultern: 
So. wie die Pui^urblume , gefafst von der fchneiden- 

den Pflugfchar, 
Lafs hinfchmachtet und Airbt; wie der Mohn mit 

ermattetem Schafte 
435 Niederbeuget das ^ Haupt, wann fchwer ihn Regen 

belaftet 
Nif US ftürzt in den Haufen mit Wut, und allein vor 

den andern 
Rennt er den Volfcens an, und allein verharrt er 

' bei Volfcens. 

Dicht ümf'cbwärmender Feinde Gewühl^ bier drän^ 

gend und dorther, 
Stür^it ihn fort. Sindringend noch heftiger, rollt er 

4Aes Schwertes 
440 Jflamm^nden Blie; bis er endlich dem Rutuler, fo 

wie er auffchrie, 
Grad' in den Mund e^ verbarg, und den F^ind i^^ 

Sterbende mitnahm. 
Jezo über dfU'Frwnd, den entfeeleteni warf er ßd» 

fclber 



Neunter Gesang. 137 

Ganz cfaircId>ohrt ; hier fand er die friedfam^ Ruhe 

des Todes. 
gliickCelige« Paar! wenn meine Ge£Kng' es ver« 

mögen. 
Euch raubt nimmer ein Tag andenkendeni Preife der 

Nachwelt; 445 

Weil des Äneas Stamm Capitollums ewigen Fei»- 

berg 
Anwohnt, und mit Gewalt abherfcht der romanifche 

Vater. 
Aber die Rutuler, mächtig des Siegs und erbeu- 
teter RiUtung, 
Trugen nunmehr ins Lager bethränt den entfeeleten 

Volfcens. 
Gleich fo war im Lager der Gram, da den Rhamnes 

fie blutlos 450 

Sahn, und der Erfien fo viel' in einem Morde getil- 
get. 
Auch Sarranus .und Numa. 'Es drangt ein Gewühji 

um die Leiber 
Noch halblebender Männer daher, um die Stätte, 

von lauem 
Morde noch frifch, ^nd die Bache gefüllt von Tchiju- 

mendem Blute. 
Man erkennt mit einander die Rüftiingen, auch des 

MeiTaims 455 

Schimmernden Helm, und die Pracht des npt S^hweüjfi 

geretteten Gurtes. 
Schon beftreute die Lande zuerft Aurora mit 

jungem 
Morg^iijiqlit, auiSeigend vom Safraiilager Titho- 

nus. 



138 A N £ I s. 

AI« tchtm firalte die Sonn% vnä Tag fekoil klärte 

die Dinge, 
460 Reget zu Waffen diie Männer » er felM in Waifen 

gehullel; 
Turnus; nnd rafch in flen KampT erdenclitende Ord* 

nungen treibt er, 
Jedem feiii Volk; und fie fehärfen den Zorn mit 

s. 

mancherlei Zuruf« 
7a auf ethobenen Lanzen fogar, ein klägUclief An- 
blick! 
l*ragen fie mtfgepitanzt, mit Gefchrei nacUblgend, 

des Nifus 
465 und des Euryalus Haupt, 

Troja'ff hartes Gefehlecht an der linken Seite der 

Mauern 

Stellt fich entgegen zum Kampf (denn rechts umgür- 
tet der Strom fie), 

klält die gewaltigen G-raben befezt^ und auf kohen 

Bafieien 

Steht es betrübt; auch rührt fie der M&iner gebef- 

tetes Antliz, 
470 Ach nur allzu bekannt, und gefchwärzt von feuch- 
ter Verwefung. 
Jeto die Sngftliche Stadt in geflügeltem Schwünge 

durcheilend, 

Meldete Fama den Ruf, und fchon zu Euryalus 

Mutter ^ 

Sttinttte fie. Plözlich durchfuhrs der Elenden Marli 

und Gebein kalt; 

fnd ihl* entfank aus den Hl£nden das Schif, iveg 

rollte die Arbeit, 



N.- 



Neunter Gesang. 139 

Auf imi^ fliegt fic, die Arm', «iid in Tireiblichem 

Trauergeheul ach 475 

RanfeUcI das Haar, zu det Maucur in Wut tind def 

vorderften Heerfchaar 

Reiinef ^e, nicht der Mslfiner, und nicht der Gefahr 

ufnd dei* Waffen 

Eingedenk; dann füllt fie mit jammernder Klagö den 

Hinitnel! ' 

So, EuryaiuSy fchaut dich mein Blick? Du, wel- 
cher des Alters 

Späteii l^oÄ mir Terhieft, mich konntelt du lafTen 

allein hier, 480 

Graüfamer? Wicht auch ward, da in folche Gefahr 

du dich fchwangeft, 

Abfckiedsworte zu reden vergönnt der elenden Mttt« 

\ ter? 

Ach im t*refmdlingslande latihifchen Hunden und 

Vögeln 

I-iegft du Äum Raube geftreckt! Nicht hab' ich Mut- 
ter den Trauer- 
Zug dir gefShrt, noch die Augen gedrückt, noch die 

Wunden gewafchen, 485 

In das Gewand dich hüllend, das dir ich nächtlich 

und täglich 

Fleifsigte, und am Gewebe vergaCs jies forgenden 

Alters. 

Wo doch fpShn? utro hält die vom Rumpfe ' geriffenen 

Glieder 

Vnd die verftümmelte Leiche das Land nun? Jenes 

von dir nur 

Bringft du, o Söhn, mit zurück? Drum folgt' ich zu 

Land' und zu Waffer? 490 



14Ü An £.1 s* 

Mich hier treft, wenn ötwas euch rtihrt! mir eure 

Öefchoffe, 
Rutiiler, alle gefchnellt! mich raffet zuerft mit dem 

Stahl hin! 
Oder erbarme dich du, der Ewigen Vater i und 

donnre 
Diefe« Haupt , das verhafste , mit deinem (refchois in 

den Abgrund; 
495 Da nicht anders ich kann mir die Qual abktirzeii ies 

Lebens! 
Allen bewegt ihr Jammer das Herz, und Seuf- 
zer der Wehmut 
Gehen umher; es Aarren gelähmt zum Kampfe die 

Kräfte* 
Als fie den Gram fo' entflammt, di| nabn Idäus und 

Aktor, 
Auf des Djoneus Wort und des vielbetbränten 

lulus, 
500 Nehmen üe beid' in die Arm', und fuhren £e unter 

das Obdach« 
Aber es fchmetterte fem aus gellendem Erz die 

Trompete 
Graufes Getfin, Es erfolgt Ausruf, un4 voHi Himmel 

der^ NaphhalL 
Rafcli ai| dringen, gedeckt von wölbenden Schildeni 

die Volsker, 
Auszufüllen die Graben bereit, i|nd die P(JihIe aüu 

rütteln; 
505 Zi4gang fuclieii fie theils, und den WaU zn ßtHirOf 

ipen mit Leitern, 
Wo dünn ftreitef die Macht, und l^^U d4iph(chemt 

die Un^&inglung, 



Neunter Gesang.. i4t 

Weniger dränge von Volk. Dort fchütteten Waffen 

die Teukrer, 
AUervArt, und ftiefsen herab mit gewaltigen Schale 

tenfii • 
Lang' IIB Kriege gewohnt zu vertheidigen Mauer 

und Bollwerk« 
Stein' auch, fchmettemder Laft; entrollten fie, ob fie 

vermöqhten 510 

Durchziublrechen den Sturm der tTmwdlbeten. Doch 

da fie alles 
Mutig befiehn in dem Schirme des enggeiehloITenen 

Daches, 
Nicht mehr halten fie aus. Denn -wo grofis • anraget 

die Heerfchaar, 
Rollt man oben und fiürzet den ungeheueren Fels« 

bloek, 
Welcher die Rutuler Areckt ringsum, und dem Waf- 
fengewölbe . 515 
Trennt den Verband. Nicht mögen die trozigen 

Rutuler ferner 
Blindem Kampfe vertraun; nur iftu ^ jagen den Feind 

von dem Walle, 
Scliwm^^n Iie eifrig Gelchofs . » » 

Anderswo nun, ha gröblich zu fchauh> mit etruski« 

Tcher Fichte 
Tobte- -Measentius her, tmd fchwenlil' aufdami^fende 

Feuen 520 

Dodi Meffapus der tield, der neptunifche RoiTe- 

' ' J>ezähmer, 
Reibt «US exHumder die dPföhF, und verlangt für die 

• Feftungen Leitern. 



E^ucli, o CUUiope, fleh' ick, jl^geiAexwg liOiUchet 
^ dem länger; 

V^as mit dem Stahl iUr Mo^rde muunehr, <wie gejiäufte 

Vertilgung 

525 Turnus volU>racht; wen jeder hinal>gc^e^et zuu^ 

^ Orkus j 

Und o entrollet, mt mir de^s G^Ccblechts imendlic^ejii 1 

Umbng, { 

fjßx ja gedßut^t, .i)ir liöiuo^t, Zqiis Tpchterj [eja^em 

das Gedächtnis. 
Aufwärts {pl^ut ui^mäfslg c^ ^htirm,, ii|it c^rha-' 

b€U(ic(n ^rücken, 
^obl ei|ULahmcin4 4en.0rt: dennüt.äH&eiiiKi^ I^cht 

zu erobern 
530 Sämtlic^h der It4ler Stäipm', uiid.}dw:cli^i|^ ^ ler- 

rtitten. gewaltfam 
JgUüe»rtcua; ükV die Tro^ y^ryieidigten »ot^i^a m 

Steinwarf, 
Vnd dqn jp^hQ^et^ Schürten cgatfcloiieUtm fi^ 4kht 

, . die .G^fcholTe. 
Jgrß:. niya.^ l/;til#iidpi9e T^uri^us .§lie jiell apfladjemde 

Fackel; 
Und feft haftet der jS^ife die jQ^t, die, ^mm iWittde 

gemehret, 
535 JElAf^h das .GptM'Ql ergreift, und dm fongenftoi JMp- 

ften fiq)i anlchmiegt. 
AngftvpU^mihlt.uiinr^Aig G^wir^, urui ittöftftft mch 

Errqttang 
XrdQhten .ßf^<. iW^il nun ge4räiigt die j^ntbebtode 

SchAaniich zurückziehe 
JDorUun^ WP 4ic %er|l;(>rung Dioch iolnonti 4^^^^^^ 

der ^{«aift fank 



NeUNTXH GfiSANQ» 14$ 

Piöaücb dei: Xliuna mit Gdksaph, A»S$ Uhi imi^ 

<ten Himmel es donnert. 
Jen' auf die Erde gequetfcht von .dew fchww lia<^ 

folgenden Abfturz, 540 

TiieiU an die eigenen Lanzen g^ipief^^ jm.d th^ilß 

von dem harten 
Holze die JBrüfte .durchbohrt, enttaumeltt £ie« Kaum 

. . -nur Heleuor 
Rafi £gIi tiud Lykus hervor. Frifch bküht' .an Jilg^ni 

Helexiorf 
Den ätim im&omCohen König die JVIagd JJfiyxaßi% 

. heimlich 
Attfgenährt» und gen Troja gefandt mift varlioteneii 

Waffen: 545 

Leidit mit ^geauigenem Sohwert, uttdw veiGito Xart^ 

: . fohe .noch ruhmlos. ' 
Ala .fieh. diefer nmsüigt von den Taufenden Jbhattfd 

>: xles Turnus, 
Dort rdm Credräng' und .dort vomi.Credmiog'.uiadrQht 

i.der Xiatiner; 
So wie flia Wild^ tkui im üretTe der dic}tt.einfehlie.«> 

Isenden Jäger 
Gegeiot GrtfcltoJb anwiitet, und lelbfi; waUwiffend ^van 

Tode 550 

Rennte und im Sprung hoch über .die . drohtoden 

'. Spielse ; hinwegf ezt : 
So aucfc rennet der Jüngling ztun'Tod' .in die Mitte 

der Feinde 
WtUeady und wo dieiGefcboir' henuieken .am diehe- 

teften,.ßrebt er. 
X]dai&9 .im lonif weit fchneUer, Jiefchleuiiigctt 

unter den Feinden, 



s 



144 A N £ 1 s« 

555 Unter den Waffen, die Flucht su dem Wafl, und 

hoch die Verfchanzung 
Strebt er hinan, aufringend die Hand der fienöilen 

KU rühren. 
' Turnus, nicht weniger rafdi mit Gefch6fs nachren- 
nend dem Flüchtling, 
Schmähet ihn, aU er geltegt: Wa^? unferer Hand zu 

entwifchen, 
l'hörichter, hofteft du das? und ^ugleiiph : den han- 
genden felber 
560 I^aCBt er, Und reifst ihn herab mit dem miuJitigen 

Theile der Mauer: 
Wie wenn den flüchtigen Hafen xub Luft -e&ift Jupi- 
ters Vogel, 
Oder ^den filberH^n Schwan/ mit kralligen Klauen 

^ emporräft; 
Wie wenn ein .Iiia]nm> dem> die Mutter mit lehn- 

lichem Blöcken gefolgef^ 
Raubt der iüvcHTtifche Wolf von den Stdlungen. 

Lautes Gefchrci nun 
565 Hebet fich^ an drüagt alles^ und .füllt mit dem Schutte 

die Graben; 
Oder entflamiaete Brände des Kiens an die Giebel 
'- • # entfchwingt man. 

Abeir. IKoneus dort mit dem üeliigen Xruiaiii ^^^ 

• Gebirges 
Streckt. den iLuc^iiis, welcher ^imi Thor auftragend 

heranfcJiritt; 
Liger, Emslthion^ dich, und den Korynäus Ai'y* 

last . :'. 

5 ZO Dar mit dem Speer > d^r rüftig mt fmihe^r tetifehen- 

dem Pfeile; 



Neunter Gesang. 145 

r 

Doch den Ortygius Cäneus, den Hegenden mordete 

Turnus. 
Klonius dann 9 und den Itys, den Prömolus, und 

Dioxippus, 
Sagaris auch, und der oben am Thurm vorkämpfte^ 

den Idas. 
Kapys entraft den Privemus, den leiTe der Speer 

. • des Temillas 
Eben geftreift; doch jener, den Schild abwerfend im 

Unfinn, 575 

Streckte zur YFunde die Hand; fchnell flog der gefie« 

derte Pfeil her, 
Heftete links an die Seite die Hand, und, im Leibe 

N £ch bergend, 

Brach er mit tödlicher Wunde die athmenden GSQge 

des Lebens. 
Arcens Sohn auch ftand in köfUichem Waffen« 

gefchmeide, 
Bunt das Gewand von der Nadel, und hell in ibe* 

rifchem Purpur, 580 

Ausgezeichnet an Wuchs : den Arcens fandte der' 

Vater, 
Aufgenährt in dem Hain der Erzeugerin ^ um des 

Symäthus 
fluten, wo fett und verföhnlieh anjezt dös Palikus 

Altar ift. 
Siehe Mezentius legte die Speer% und die fatifehde 

Schleuder 
Schwang er ums Haupt dreimal im gezogenen Wiif* 

bei des Seiles; 585 

Dnd ihm grade die Schläfe mit fchmelzendem Blei 

aus einander 

ViHoit Tou Vom. IIT. 10 



Spaltet er, dafs langhin in den Saud der gefireckfe 

(ich ausdehnt, 
Jezt im Streite zuerft hat Asl^nius, vrit man 

erzählet, 
Stahl von des Senne gefohnellt^ da zuvor er flücb- 

tiges Wild nur 
590 Tummelte j und mit der Hand ihn erlegt^ den tapfren 

If umantis : ' 

Per SomEL Remulus vnirde genannt, und des Königes 

, Turnus - 

jüngere Schwerer Jdch neulich als Braut in die Kam* 

mer geführet 
Vom an der Spize des Kami)fes, zntn Sohicklichen 

mengend den Unfehick, 
Tönet^ er laut, und gebläht von des Königes neuer 

Verwandfchaft, 
595 Schritt er '«iiiher, grofsmächtig mit groilser Stimme 

ßch tragend: 
Ifkk nicht Schmach ^ dafs ihr ivieder in Wall und 

Belagerung haftet, 
Zweimal gefangene Pliryger, und Tod abwehret mit 

Mauren? 
Sehauet fie, die kriegdrohend von nn* fidi Vermal- 

luhgen fodemt 
Welcherlei Gfott teieb euch in Italic, welcherlei 

Wahnfinn? 
600 nicht hier Schalten Atriden, noch fieUt hier Reden 

Ulyffes! 
Hart vom Stamme die Art! Die Geborene^ gleich 

zu den Strömen 
Tragen wir hifi^ abhärtend in Froft und ftrengcm 

Gewäffer, 



Neunter G i; s a n g. 147 

Wachfam find die Knaben zur Jagd , und durcliftre^ 

fen die Waldung; 
Gaulle eu lenken ihr Spiel, und Gefcliofs mit dem 

Hörne zu fchnellen. 
Aber di6 atbeitfame , bei wenigem fröhliche Ju* 

gend 605 

Zähmt bald karftend die Flur, bald fchiittert fie Städte 

mit Krieg auf. 
GroDt und Klein handhabet den Stahl; und den 

Rücken des Pflugfiiers 
Treibt diBi' gewendete Speer; auch felbJl liicht lau« 

mendes Alter 
Mag abfdbwiichen die Stärke des Muts, noch die 

Frifche verwandeln. 
Silbernes Haar umTchliefset der Helm; und auf Beute 

beftändig 610 

Beute daherzufUhren behagt, und zii lebto von 

. Raubgut 
E^ch ifi mit Safran gejftickt und' leuchtendem Purpur 

die Kleidung; 
Trägheit wieget das Herz; es erfreut eiii. ewiger 

Reihntanz; 
Auch bat Ärmel der Rock, auch pi'angt mit Binden ; 

die Haube! 
Phrygerinnen fürwahr, nicht Phryger jal tanzf durch 

die Berghahn 615 

Dindymosj wo den Verwöhnten erfchallt.ziVeilÖch* 

richte's Schallrohr! 
Trommel und, horcht! berecyhtifcher Bi|X der idäi- 

fchen Mutter 
Rufen euch ab! Lafst Männern die. i Wehr » üild .wei- 
chet, dem Stahl aus! 

10-^ 



* 148 A N E t 5. 

Ihn, der fo prahlende Wort* ausrief und graule ' 

Verkündungy 
620 Trag Askanius nicht; und er itrengt' auf der Senne 

von Ro£shaar, 
Gegengeftellt, das Gefchofs; und die Arm' aus ein- 
ander gezogen 
> , Stand er, dem Jupiter flehend zuvor mit Gelübden 

in Demut: 

"V 

O allmächtiger Zeus, wink' Heil dem kühnen 

Beginnen! 
Selhft dir bring' ich fodann aUjährige Gaben zum 

Tempel; 
625 Vor die Altar' auch ftell' ich mit goldener Stime den 

Farren, 
Weib wie Schnee, der ähnlich das Haupt mit der 

' Mutter erhebet,' 

Qjer fchon ftöHst mit dem Hom, und Sand mit den 

Fülsen umherltreut! 
Jupiter hörte das Flehn, und vom heiteren 

Räume des Himmels 
'Donnert* er laut linksherj da erklingt der entTchei- 

dende Bogen; 
^30 Und es entfliegt, graunvoUes Gefchwirrs, der gc- 

fchnellete Rohrpfeil, 
Dringt $lurch des Remulus Haupt, uiid Stahl in die 

Hahle der Schläfen 
Bohret er« Geh', und der Tugend mit höhnifchem 

Worte gefi)ottet! 
Zweimal ge£uigene^ Phry§^r verleihn' fo Rutulem 
' Antwort! 

Askanius nur. Die Dardaner folgen mit Au^ 

- * 

- ruf, 



f Neunteü G e a a n 0» 149 

Und frohlocken vor Luft, und erheben den Mut zu 

den Sternen« 635 

Grad' aus Stberifchen Höhn Iah jest der gelockte 

Apollo 
Auf des Aufoniervolks Schlachtreihn und ^lie Vefie 

heninteri 
Sizend auf leiditem Gewölk, und fprach zu dem 

Sieger lulus : 

Wachf', o Knal>% in der Tugend empör! So. 

I 

geht man zur Stembahn! 
G^ttergefiahlediit, und Göttererzeugenderl Ruhen 

mit Redit wird 640 

Unter Affarakus Stamm, was Aufruhrs kommt von. 

dem Schickfal! 
Auch tätBt Troja dich nicht! -* So redete jener^ 

und fohwingt Hch 
Hoch aus dem Äther herab, undi ' die athmendehi. 

Lüfte zertrennend. 
Geht er AAaniiis an. Je^t hfUlt er detf. greiTenden 

Butes 
Büdiiiig fidi um» Wehrträger dem D«rdanerheld 

AnchiTes 645 

War er vordem, und der Schwel}' aufiaerkender 

Hüter; doch jezo 
Gab ihn der Vater a^ur Hut dem Askanius. . Gawf 

war Apollo 
Ähnlich an Gang dem Betagten, 'W SÄniW zugleich^ - 

und ^n Farbe, 
Auch an erblichenem Haar, und fürchterlich raffeln* 

der Rüftung. 
Und nun redet er. fo zum feurigen Knaben lulus: 650 



150 A N £ K 6. 

Sei es genüge Än^ide^ dafs ungeftraft- den Kiima- 

Du mit. dem Sogen eviegt; Dir gönnt d^r «rhabne 

Apollo 
Diefes Xob xum Beguin;> nioht neidet er j^iches 

.Gefchd^ dir. 
VbAgeizB Skhox^, o Kn^be^ des Streib. ^ So^ redet 

. Apollo, 
655 Mitteh im Wort dann fcheidend-Terlielli er den&erb- 
I . liehen Anblick, 

Und £bmhin aus den Augen in wehende liUfte ver- 
( : > fch^and er. 

Alt'* ^haniUe A den ikoit und das GStlei^efdioGs , die 

erhabnen 
Dard^er, und £e Teniahsien den l^nendto Kdcher 

im 'Aufibhwung. , 
Snitti;: tvfe er giert naeh'G^tedlit, ^auf das g^ttSche 

< 'Wort des Apollo 

660 Hält niau:Askamtts 'ab; ' felbft wieder seum Kaiiq)f 

dei^ Entscheidung 
treten 'S^i^, 4ind wagen' die'Seel'- in «^e.Gefalir 

liin* * 
^ Rings nLUn rollt iSehlächtruf durch die KrtegsboU- 

* wfeJffc' um die Mauern; 

Schaif fin^l die Bogen 'g^fi^anilti Sdiwungrientfen «it- 

• fend6n den Wurffpiefs; 
Ganz, ift ddi<<Ctrüiifd .mit Oefcboffifn: befiretitr Heer- 

•fehilll' und gehöhlte 
665 Heim' timtMt anpraU^nclGeldii^; rauh -Mittiet die 

gcMaißlvt auf: 
'So ^ie m inlichtfgtJ^m Scäalier vom Weft,' v» den 

triefenden Böddein^ 



Neunter Gxsanc. 151 

GeibAt der Regen das Land; wie dicht vcdl SchlpC- 

fen ein Wetter 
Slünfit in die -Furten lunab, wann J«]pitcr .griiblich 

im. Südwind 
RoUt AitTcbwangeren Sturme ^und bricht die belaAe« 

len Wolken« 
Paadama, 'fcooutiend vom Ida, und Bitlas, Zwil« 

ling' Alkanors, 670 

Die dii in Jupiters Hain aufzogft, WaMmännia 

' la'ra, 
Jünglinge» 'gleich wie Tannen an Wuchs und Berg« 

* der Heimat^ 
Stehii<.tn fden Waffim bieherst, und das Thor, das 

vertrauet der HeerfUrfi, 
Sdhfieften £e auf» imd laden den Feind freiwillig 

zur Fefiung. 
Selbft danal vsdhtk inwendig und links, als mädvtige 

Thnme; 675 

Dcobsk 6»" vAiStühlf und es bebt um die ragenden 

Hävfj^ei der Helmbufch: 
So wib , cdbnMaiften vertraut,, an tlealhl Waliungen lau« 

.' terer Stt-öme, 
Nah* an Athefis^ Borde, des lieblichen, ' oder des 

Padns, < 
2iwo «nfiSnibende Eichen ^ilie nngefohorehen Häup* 

ter : 
Stolz in den Jämmel erhdltn^ init hoehher nidkender 

Seb^eL 680 

Em Aringtf Sturm, da gedfaDet £e Ruiuler 'fdiauen 

j ' : .. < den^Zügang. 
Quei(ceiia aber fofort, und Aquicöhis, herUch in 

Waffen^ 



152 N, . Ä N E i s« 

Tmaru« mit haftigem Geift, und zugleich der mavor- 

tifche Hämon^ 
Wandten entweder die Flucht mit den ßimdichen 

Kriegesgefchwademy 
685 Oder verhauchten das . Leben, gefireckt an der 

Schwelle des Thores« ' 
lest npch heftiger fteigt den erbitterten üersen der 

Unmut, 
Und fphon ftrömen gefchaart ringsher nach dem Orte 

dife Troer; 
Kühn fchon mifdht man die Hand, und wi^t £cli 

weiter im Angrif. 
Turnus dem^ Führer nunmehr, der am anderen 

Ende der Fcftung 
690 Tobt, und die n![£inner verwirrt, bringt nianFdie Ver- 

. kündigung, mordend 
Tummele wieder der Feind, und biete, die ofTenen 

Thore« 
Jener ^verläfst den Beginn., und gere§^^ von unend* 

lichem Zorne, 
Stürzt er zum Dardaneishore daher und' 4en fioken 

Gebrüdem« 
Erfi den Antiphates.nun, denn «lerft brat dieftr ent- 
gegen, 
695 Einer Thebanerin Sohn, Baftard des eIllAbnen,1Sa^ 

p^don, 
Strecket er, werfend den Speer; rafch fliegt die 

Auronerkomelle 
Wehende Lüfte hindurch, und dem Schlund' ein* 

bohlend entfchlüx^ft &e 
Tief in die BruA; auf wallet die fchäumende Wog 

au« der fchw«rzen 



J 



Neunteb Gesang. 153 

Wunde GrcUiift, imd der Stahl in diirdAo&reten 

Lungen erwärmet 
Merops und ISrymas dranf mit der ^ Hand, drauf 

ftreckt er Aphidnus; 700 

Bitias drauf, vm ihm brannte der Blick , wie er 

braufie vor Unmut; 
Nicht mit dem Speer! nie mochte den Geift ihm neh« 

men ein Speerwurf: 
Aber die HeUebart'i in faufendem Schwünge ge* 

fchmettert, 
Kam wie der Donner gefchnellt: die .nicht zweiföl« ^ 

tige Stierhaut, 
Nicht mit gedoppelter Schuppe von Gold der Behemde 

Panzer 705 

Attshidt; tanmelnd verfank das Ge^cM munSfinget 

Glieder. ^ 
Dumpf tönt unten das Land, ihn umkracHt der 

gewaltige Heerfchild. 
So, wenn einft um BajS des alten «ubttifchen Stran«» 

des 
Felfiger P£eiler entftürzt, den groüi aus gewaltigen 

Blöcken 
Man in das Meer vorbauend gefenkf; fo -neiget ficB . 

vorwärts 710 

lener %uA Fall, und entfchiebt mit? Gekrach in dii 

Tiefen hinunter; 
Weitum mifchtfich das Meer, und wogt fehwarzröl« 

len4c Sand' auf; 
Boch bebt Pröchyta 'dann vom GetVf, und Inärimd 

fohttttert 
Ihr rauhzackiges Lager, das Zeus au^rarf dem 

Typhöus» 



154 A N £ IS« 

715 s DoiM cicür «hrAffelle Mar« -gewiihrete jeaä den 

Latmem 
Mm^e Kraft, imd erTe§:te mit; heftigem: Sporne £e 

Herseh^ 
!0ncl)in die Dardamer £»ndlf er .die. Fliiebt und die 

dttülielä Zagheit. 
Bings nun fireben £e her, da. v&engönnt des Kampfes 

Gewalt war; 
Kriegrifcher Geift des Gottesi h^tteUe Jie 



» • 



720 -! Pandärits, ^ er gefixeckt den Leiehiiami fchavet 

des Bniders, 
ITnil woiim'iiilni.wanKe das Glück, wie 4en Thaten 
: T der. Ga&g fei, 

fiücftwSiiü diTeb* 4t liäs Thor Jtraftrtil.airf gtfw^de- 

tei^ Angel, 
AA mit i!üJ%er Schulter gi^ftennat;; und deie Säimgen 

.: viele. 

fieUxü&rrei* . aetta iH>n der .Sbadt,^äind> lie&'^ile^dcr hat- 

ten Bntfcheidung ; ^ 
725 Wtfurend er. andre qiit; fibh ,einJ£3d^ tind: dse^jStür- 

Aehäenl aufhahm, 
Srhb]r!^;dflr.>ti<(cAtt. 4a; der iMAtev diss "Schnhiims den 
C 1 : ' : Riittiierkönig 

Sähe nngletdi «einbrechend und ftliift e]nIfcUa& in di§ 

l'i.l'i . Feftuiig, 
.Wie in. des; fiahüaliriehs Hürde :ään ungeheuren 

;L;?» '.' Tigier. > 
£yieiäh:niin'xfii^allf:in die An^» be&emdensdbKfSeliim- 

•nier, die WafFen 
730 RaJOTellen iprauTerjGretän, eir erbebt' auf der Scheitel 

. der Ifelmbufch, 



N £ IJ N T £«R. G fi S A N G. 15S 

Roth vm Bliit^ and deii Schfld' eulwalleteii zuckende 

Blize« 
Bings .eifceiiiil die- veriiafste Geftalt und die üdireeb 

liehen Glieder, 
Plözlich Verwirrt, des Äneas Gefehledit. Dodt Pfto? 

darus machtvoll 
Sprin^^hervor, «id vom Zorne des Brndermiurde« ' 
j entflammcty 

j Redet er r Nicht hier fchauft du den nrantpalaft detf 

Amata, 735 

Auch niftfat -Arde« fthliefst in hehnifche Mauern deii 

* .• '' -Tamufll 
Feindliehes Lagi^r'ift« hi^rj und umfonft' Ausgänge 

verfuchA du! 
Läcbeäbftd darob antwortet mit ruhigem Hefxeü 

.. ihm Turnus: 
Her! wenifi. Tapferkeit m^hnt in detiBntft^ vaiä ^^^ 

beginne den Zweikamx)f ! 
Hier aueh) miAdei^ab unt^n dem IPfiamni', fand iioh 

.. .^ i' Achilles! 740 

Alfo der Held; ' dl>eh jeiier^ iaait'ISiats^t&mKim 

% ten fictf itrengendi 
Schwiitgi.ihm 'den>Sfthaft, ^von Rihde noch voh'mii 

fiai?renden Knoten. 
Saufende Lüfif em^fan^n den Streich; die latiinii» 

fche Juno 
Wendet 'den lloiAtnenden ab; und es bohrt uk die ^)' • 

. Pforte tler Wurflpiefs. 
Doch %idit diätem Getv^hr, das 'mir itt'dei^ R^chl 

< ten' fidh umdreht, 745 

Sonft du entflMinl Nicht fo ift di^i^ Wehir Üi4ieber 

•' und Schwinger I 



156 A N £ JC s. 

AITo fprach er^ und hebt fich dem. hocbaufflie- 

genden. Schwert nach ; 
^ Und in der Mifte der SchlKfen die: Stirn' ihm grad' 

aus einander 
Trennt, und die flaumigen Wangen, der StaU mit 

gräCilicher Wunde. 
750 Krachen erfdiallt, auf dröhnt von, der Laft der 

erfchütterte Erdgrund; 
Sxianniingslofe Gelenk' und RüJtiingen, blutig von 

Hirne, 
Streckt er /zur Erd' abfterbehd; und hierhin hängt 

ihm und dorthin 
Gleich getheilet das Haupt, uiid fchwebt von jeg« 

lieber AchfeL 
Schleunig > zierfliehn, umkehrend in haftigem Sdireckeo, 

die Troen 
755 Und vremi. ohne Verzug an die Vorficht dachte der 

- Sieger,: 

Aufzüfprengett das Schlofs, und die Fr^m^' in die 

Pforte zu laffen; 
Gleich jezt hätte der Tag npit dem KriegV und dem 

Volk es geendigt. 
Doch uniHaJjstge Wut und rafende Gier dei? Ennor- 

düng , 
Trieb ihn entbrannt in den Feind« 

760 > PhalaHs tv&t und Gyges mit 4lbgefohnitteneiB 

Kniebug, 
Raft er, und fendet darauf^ die enlriffeaieii Spesr ifl 

die Rücken . 
Eltebendert Juno erhebt mit Mut und Stäike dal 

Herz ihm. 



Neunter Gesang. 157 

Halys dturohbohret er dann, und famt der Tarif che 

den Phegeus; 
Damii die der Sach' unkundig den. Streit auf der 

^ Mauer entflammten, 
Halios auch| und Alkandros, und Prytanis, auch den 

. Noemon« ; 765 

Lynkeussdann, der entgegen ihm ßrebt\ und die 

Seinigen herrief, 
Diefen mit zuckendem Schwert rechtsher, an dem 

Walle üch Hemmend, 

aus der Nähe 
Samt dem Helme das Haupt fem roUete. Amykus 

jezo. 
Ihn, des Gewilds Ausrotter, dem nie ein anderer 

vorging, 770 

Salbe zu fireichen der Wehr, und den Stiehl zu 

bewafhen mit Gifte; 
Klytius, . Äolus Sohn » und den Freund der MuTen, 

. den Kretheus, . 
Kretheus^ heiligen Mufen vertraut: der holdes. Gefan* 

ges 
Stets und der Laute fich freut, und melodifche Sai^ 

ten zu fpannen,"^ 
feurige Rol[% und Waffen und Mann fiets £nge&d^ 

und Feldfchlacht 7 75 

Endlich vernehmend den Mord der Ihrigen^ 

kamen der Teukrer 
dürften, daher, Mneftheus und der ungeftüme . Sere« 

fius; 
ßingstun fchaun fie zerrüttet ihr Volk, , und den 

Feind in den^ Mauern« 



158 A N £ JL fr. 

Mnefikeus jezt: Wo eilet ihr hin?, was trachtet ihr? 

rief er. 
7r80 Was iiir* anjkre Mauern, was noch für Fefixmgen 

habt ihr? 
Was? ein einzeler Mann, in. eueren.' Schanzen, 

o Bürger, 
< Rings umhegt, der hätt' uhgeftraft' durch die Veite 

fo häufig 
Morde geübt, und gefendet die edelfte Jugend zum 

Orkus? • 

Nicht des bekümmerten Volks und der heimiTchen 

Götter gedenkt ihr, 
78^ Noch des grölten Äneas, mit Scham, ihr Feig^ imd 

Mitleid? 
Durch die entflammenden . Worte gekräitiget, 

ftehn iie in Heerfchaar 
Dichtgedrängt Doch Turnus entweicht allmählich 

dem Kampfe^ 
Näher zum Strom und dem Ende gewandt, wo die 

Woge iich umbeugt. 
Heftiger noch , &ürmt Teukrergewühl ndt grofsem 

Gefchrei nach, 
790 Drängender rollet die Macht: wie ein Schwann den 

graufamen Löwen 
Mit feindftjUgen Waffen umdrängt; .der erfcfarockene 

jezo. 
Zornige mit herberem Blick, entfernet fich; weder 

zurückfliehn ^ 

LäM ihn das mutige Herz und der Grimm, w>ch 

enjtgegen fich ftürzen 
Kaim ef, wie eiferig Xolches er wünfcht, vor Gefchof- 

' fen'und^ Männern: 



-4 



Neunter Gesang*. i59 

So auch zweifelnd von danaen mit ünbeXoblemu^eni 

Fufstritt 795 

Hebt £cb Turnus lunweg; doch der Geift wogt £«*• 

dend in Zorn auf« 
Zweimal erneut* er mich jezt in umringende Feinde 

den Angrif ; 
Zweimal wanclf er in Fluclit die zerrütteten Schaft4 

ren die Stadt durch« 
Doch Ichnell &römen zurück die verfammeltex alir 

auf den Einen. 
Auch nicht wagt dagegeh ihm KraS^e^fatumifche 

Juno 800 

Hoch zu verleihn* Denn es fandte die luftige Iris 

vom Himmel 
lupiter, die unfanfte Verkündigung brächte der 

Schwefter, 

Wenn nicht Turnus entwiche der Dardaner thürmen- 

» 

den Mauern. 
Dnim nicht kann mit dem Schilde fo fehr anßreben 

der Jüngling, 
Noch mit der Hand:, fo unter umfliegendem Sturm , 

der Gefcholle .805 

Wird er bedeckt, Rings tönt den gehöhleten Schlä- 
fen beftändig 
Klingend der Helm; es zerlechzt das gc^diegene Erz 

Ton dem Steinwurf; 
Fortgefchnellt find die Mähnen dem Haupt; auch dec. 

wölbende Schild nicht 
^Daurt der Gewalt: Speer werfen auf Speer die Troer; 

und Mneftheus 
Tobt me der Donner heran. Jezt träult uh die 
I Glieder ihm ringsher 810 



160 



AneIs. Neunter Gesang. 



Schweifs^ der dunkel wie Pech (auch nicht aufath- 

men ja kann er) 
Miederftrömt; fchwerkeichend erbebt der entkräftete 

Leib ihm. 
Schau^ nun endlich im Sprung vorwärts mit der ßmt- 

liehen Rüftung 
Schwang er zum Strom fioh hinab. Doch jener mit 

gelblichem Strudel 
8i5 Nahm*den kommenden auf» und, in lanfitem Gewog' 

ihn erhebend, 
Trug er, vom Morde gefpült, den fröhlichjsn zu den 

Genpffen. 



Ä N E I S. 



ZEHNTER GESANG 



^'««tr. Ton Tom. ITT. 



11 



INHALT. 



Jupiter ) nachdem er Venus und Juno umfonft zur Fried- 
fertigkeit ermalmt kat, fckwört, dals er ohne Theilnakme den 
Kri^ dem Schicklal überlalTe. Fortdaurende Beftürmung des 
trojanilcken Lagers. Unterdefs kehrt Äneas aus Etrurien mit 
Hül&TÖlkern in dreüJsig Schiffen zurück. Die aus Schiffes 
gewordenen Nymfen melden ihm den Zuftand der Seinigen. 
Kaum gelandet, wird er von den Rutulem bekämpft Pallas 
fällt durch Tiimiis« Indem der rächende Äneas die Feinde 
Schlägt y bricht Askanius aus dem Lager hervor. t)en Turnus 
der Gefahr zu entziehn, itellt ihm Juno ein Luftbild des Äneai 
dar; und da er das fliehende in ein Scliif verfolgt, reifst fie 
das Seil «b, und ffihrt ihn ans Ufer von Ardea. Metentias 
und fein Sohn LauXus von Anefts erlegt 



Ä N £1 S. 



ZEHNTER GESANG. 



J 



ezt wird geöfiiet das Haus des allnuchtrollen Olyan 

pus, • 
ITiid Verjanmüimg beruft der Götter und SterbKcben 

Vater 
Zum fiemhelleii Palaft: wo hoch auf die dande Aec 

Welt her, 
^ni auf das i)ardailerlager er fchaut^ tmd das Volk 

der La;^er. 
Lang find Säle befezt, weitoffene, leza beginnt 

Zeus: . - 5 

Himinlifche, grols an Gewalt, weshalb ward 

jener Entfchlufs euch 
Umgewandt? was kämpfet ihr fo unfreundliches Her« 

Ich ja verbot, dals Krieg Italia regte den Teuk« 

rem. 
Warum ^gegan mein fV^ort MisheUigkeit? welche 

Beforgnis 
Hifiis die ;£cx^;en und f^ie dem Streit, utul empören 

den Mordftahl? 10 

.11* 



164 A N £ £ s. 

Annahh wird, nicht ruft fie, die eigene Stunde des 

Kampfes: 
Wann die wilde Karthago dereinft die romanifcheu 

Burghöhn 
Überzeucht nvit grofsem Verderb und geölheten 

Alleen. 
Dann wird Eifer und Hafs, dann raffende Fehde 

vergönnt fein* 
15 Jezo ruhty und fröhlich vereint friedfertiges Bund- 

nis. 
Alfo Jupiter, kurz. Nicht gab ihm die goldene 

Venus 
Wenig >zutück: , 



• • 



Vater, :o du der Götter und Sterblichen ewige 

Obmacht! 
Denn was anderes bleibt, das noch anflehen wir 

könnten? 
20 Selber rfchauft du der Rutuler Troz, und wie Tur- 
nus in Hochmut 
Mitten auf fiattlichen Rolfen fick>hebt^ und gefchwol- 

len von! Kriegsglück 
Herftürzt! Nicht mehr decken gefchlolfene Mauern 

die Teukrer; 
Nein in den Thören bereits, und der Bollwerk' hoher 

Umfchanzung, 
Mifchen, fie Schlachtengewühl ; da£s in Blut aufvrogeu 

die . Graben. 
25 Nichts noch weifs Äneas entfernt So. läffeft du nie* 

mals 
Sie der Belagerung los? Der Feind .droht, wieder 

dto Mauern 






Zehnteh Gesang. 165 

Der- aufblühenden Troja; zugleich noch* ein anderes 

Kriegsheer: 
Wieder ftiirmt auf die Teukrer daher vom ätolifchen 

Arpi 
Tydeus Sohn. Ja ich glaube; noch übrig ift meine 

Verwundung; 
Und, dein eignes Gefchlecht, erwart' ich Aerbliche 

Waffenl ^ 30 

Wenn uhgeheüsen von dir die Dardaner, gegen Ver« 
I hängnis, 

Drangen in Italcrland; fo la£s fie büben den Fre« 

vel. 
Nicht fie erfreuend mit Schuz. Dock folgten fie hä'u* 

figem Ausfpruch 
Oberer Mächt' und der Manen; warum kann jezo 

denn jemand 
Deinen Befehl umlenken? warum neu ordnen das 

Schickfal? 35 

Was doch erwähn' ich die Flotten, verbrannt am 

Geftade des Eryx? 
Was den Kdnig der Stürm', und die rafende Wut 

der Orkane 
f Aus der äoÜfchen Kluft? und die Wolkenwandlerin 
' Iris? 

lezo die Manen fogar (nur diefer Bezirk der Natur 

blieb 
Noch.unverfucht) erregt fie, und plözlich gereizt auf 

die Obern 40 

Tobt Alekto daher durch der Italer Städte mit Wahn« 

finn. 

II • 

Über das Reich nicht werd' ich bewegt; wir hotten 

auf folches, 



Weil noch daurle das Glück. Mag vorgelbn, «wen 

du auch vorziehft! 
Doch ift. nirgend ein Raum, den die graurame Gat- 
V tin den Teukrem 

45 I,äfst;. litBi dcib dampfenden. Scbutt der verödeten 

Troja, mein Vater, 
Ffeh' icBt dir: o v€a-g($nnt fei, Askaniua doch der 
^ Befehdung 

l^verDshrt zu entziehn ! o vergönnt, xu behalten den 

Snheli 
Grerne diirofafchweif Äneas hinfort mldfremde GrewäT- 

fer; 
VM wo audb immer den Weg das Giefchick ver- 
hänge, da folg' er! 
5Q Ihn nur mächt' ich mir retten, entriiekt aus dem 

gräflichen Kainpfe ! 
Mein ift die luftige Papho« und Amalhw, mein 

auch Cythera, 
und em idaüfche« Hau«? ruhmlos nach gelegeter 

' ; RiiAung 

LeV er in Ruhe datelbit Du gebeut, dajh die hohe 

Karthago 
Über Aufonia walte init Macht! Nicht» jftellt JGch 

von dorther 
Ä5 Tyrierftiidten aur W^hr! Was hat, zu entrinnen des 

Krieges 
SchreokniJEeii, was ihm glömmet die Flucht durch 

arg^lifche Feuer, 
Und fo viele Gefahren dcis Meers imd nnendlichen 

Landesy 
WKhvemi mm J^ium dort and die l^roffende Per- 

gamas» auffucht? 



Zehnter GesIng. t67 

■ 

Wars nicht belTer, die Afcbe der Vaterftadt zu 

bebauen. 
Und da» Gefild% einft Troja genannt! Gieb wieder 

den Armen 60 

Xanthus und Simois Flut! noch eins la£i| Vater, die 

Teukrer 
Ilions Leiden' durchgehn! -^ Hierauf die Königiii 

' ' Juno, 

Heftig onpört Ton der Wut: Warum auf der Tiefe 

des Scbweigens 
Treibt du mich y aufzufatfllen den llbeifehleiertett 

Unmut? 
Hat den Äneaa ein Menfch, hat irgend ein 6dtt ihn 

genöthigt, 65 

Kriege m tpOm, und feindlich zu nahn dem König 

Latinus? 
Folgend den Sehickfidwinhen erreicht' er Itafia l Gut 

' das! 
Au%eregt Ton Käffandra, der roCenden! Daft er das 

Lager 
Uefsy wariunfer der Rath, und das Heil den Win« 

den vertraute? 
Dalg er dem Knaben die Veft* und des Kri^s Ob- 

waltungen auftrug? 70 

Dafs er tfrrhenifehen Bund aufreizt' Und ruhige Völ- 
ker? 
Führf an ein Gott in Betnig, Ährt^ unfere harte 

Gewalt ihn? 
Wo denn Juno^ wo hier die Wolhenwandlerin 

Iris? 
Bart, dals Italerrolh die werdende Troja mit Flam- 
men 



168 ^ A N £19. 

75 Feindlicb. umringt» dab Turnus die Vatererde 

, ]»eluiuplet, 
Dim Pilumnua der Ahn, dem die Göttin Venilia 

Mutterl 
Was^ 5 wetinmif* dufterem Brande der Dardaner droht 

den Latinem, 
ffrehide' G^fild' in'Sas Joch einzwäikgt, und Gerau« 

betes wegtreibt? 
W09 w^nm er .S^wäbet lieh kieß, und vom Scboofs 

abföhrt die Verlobte, 
80 ffrie^H a:fleht mit der Hand ^ und die Bord' umhef* 

tet mit Rültung? 
Du ja ikaüonft. den Äneas den Händen enteiehn der 

Achäer, 
|Tnd lur den Mann darfiellen Gkdtinft'iind nichtiges 

' Xuftbüd; 
Du ja Itannft ihm ; die. SehÜf in gbidh ;viel NymTen 

verwandeln: . 
HeUen auch wir ein wenig dem Rultderi ifi: es ein 

Gräuel? 
85 ISichtSinoch weiCs Äneas entfemtl Nicht« vnS' er 

entfernt denn! 
Papbos.ift dein, und: Idalion dein ^ und- die hohe 

Cytiiera. 
WaÄ denn reizt dich die Stadt voll Kriegs und ver- 
wilderter Herzen? 
Sind wir, fchwankende Phrygiermacht zu zerrütten 

von Grund aus, 
. Eiferig? wir? nicht etwa', wer blende T»oer den 

Grajenl 
90 Ausgefiellt? die es felber gefügt^ dafo in Rtiftuitgen 

auiftand 



Zehnter Gesang. 169 

A£a wider Biirapa, und BUnAmSb hx}^th dtfrch Eitt« 

flihning? 
Trieb icb,.. Spi^rta zu.ltürzen, dahev den dardani« 

fcfaen BuUer? 
Gab ich etwa die Waffen, und nährte ddrch ImA 

die Befehdung? 
Damals zicänte dir Angft um die Ddlugeü! SpM luiii ' 

erhebft du 
DnrechtiBlUinge Klag*, imd zanhft in veIrgeblidheHi 

Hadert dS 

AITo redete Juso. Da munnelfe dmnfif M€ 

gefilmte 
Gött^iMaar^ an Eiiq)finduag getheilt: wie beginnen« 

. der: Lufthauch, « 

Waim j^ . geiesgt ' durehnmmielt den Wald, lind 

dunkle Gelaufel 
HoU binroUt» die den Segler die koihmendati Winde 

▼errathen. 
Doch der aüiiiHchtige Zeua,. dar des .Weltalls 

h.(kthfte Gewalt trägt, 100 

Hebt nun. an. Wie er redet, iverfiuimiit der ünfteri>i 

lidi^a Wohnung; 
Cnteii erbekt aus der: Tiefe die Erd> hoch fchn^eiget 

der Äther; 
Zefyre fenkten den Flug; Tanft .ruht die geebi^ie 

Meerbahn: 
Anfinerkfam denn vernehmt^ und prägt' mein ; 

Wort in die Seele; 
Wefl, das Aufonienrolk durch Bund zu geleH^i den 

Teukrern, 105 

Hiebt mir gelang, noch euch MisheUigkeit endet und 

Eifer; 



170 A N £ 1 ft« 

» 

Welcheiiei Qlüdk heut jedem ^ und ^fi^Idiexlei Hof- 

nungfieh Öf|iet, 
Troer und Rutuler gelte mir gleieii ehnf einigen 

Vorztig : 
Ob durch Itälerfehickfal die Stadt Bdagerteg ein* 

fchliefst, 
110 Ob durch Troja'« teufchenden Wahn und gefiüfchte 

Verhiindung; 
lücht audhfdie Rutuler töf .ich» Was jeglicbem 

fehaft fein Beginnen, 
Mtihfil trag' cis>r und HeiL Gleich allen ift Jupiter 

König. 
Einde den Gang das Gefehidfc. — Bei der Hut dei 

ftygiDeh)sn Bruders, 
Beim fchwarzwt)gigen Sehiumde vcm Pecb anfiScden- 

der Ufer, 
115 Winket er; gail& von dem Wtak. etibluaiclerr umher 

• der Olympus« 
Hier dir Reden- Bercblufs. Auf Aeht ^von dem 

goldenen Thron izt 
jitpiter, ^i^elchen die Götter umrmgt zu. der Schwelle 

geleiieni. 
i Aber die Rutulermacht ringdiev um d» Thore 

befirebt ßch, 
Mlinner zu ftreehen durch Morck, und ant Glut z« 

umgiMen die Feftung. 
120 Eingehegt in ' den Wall ift di« Legitm des 

Aneas^ 
ITiid kein ]|ath z« entflieh». TimSioB auf den hoken 

Bafimen 
Stehn 6e umibnfty und gtf rtien Mt dümtttwm Ktnat 

die Binuer« 



Zehnter Gesang« 17i 

Mus, Imbrafas Sohn, und Thymötes, der Solm Wke^ 

taonsi 
Auch die AiTarakus beid' , und der filtere TJiyinbri« 

mit Kaftor, 
I Kämpfen yoran: mit welchen Sarp^dons beidie Gebrtt^ 

der^ 125 

Klaras zugleich mid Themon, von Lym'a Höhen 
I gefeilt gehn. 

Mührati trsigt, fich Arengendmit Macht, dm' gewal« 

tigen Felsblock, 
Nicht ein mäfiäges Theil des Gebirgs, der Lymeflief* • 

Akmon, 
Kl}lius gleich dem Vater an Wuchs, und dem Bru« 

der Meneftheus« 
|Dort mit Gefehob, dorther mit G^ftein m verthei« 

digen ringt man, 130 

Dort zu fchabrar mit Glut, und Pfeil' auf die Seniie 

zu fügen. 
Mitten er felbA im Gewühl, der Idalia iii^irdigfiev 

Liebling, 
Schau, der dairdanifche Knabe, geblöfist fein herli^ 
I ches Antliz, 

> Blinkt er» wie EdelgeAein in röthlichem Golde, %uni 

Hakfchmuck, 
Ocler dem Haupte zur Pracht; wie wenn in dei 

gelblichen Buxua 135 

Kunftwerk, oder im Braune de$ (^kerl>aüm8 Tere^ 

binthos, « 

Leuchtet das Elfenbein; ihm waUt um deii milcbigeii 

Nacken 
Eckiges H^ar, dda kn,üpfet ein Retf Jea ger])toniH 

nen Goldes« 



I 

Sich^ gro(sIietziger auch, o Ismarufi fahen die Völ- 
ker 
140 Wunden umher abfdinelleh» und Rohr mit Gifte 

bewaftien, 
Edeler Sprofs vom MiCoaengefchlecht: wo riifiige 

Männer 
Sette BeftcUungen baun , und mit Gold Paktölos lle 

wäRert. 
Auch vraf gefeilt Mneßheus, dto hoch der gefoige 

Ruhm hebt, 
Tuma;8 hinweg^udrängen vom feA ümfchahzenclen 

Bollwerk; 
l45 Kapys zugleich ,. woher die campaniTche Burg fich 

benamet 
So mit eiiiander gefirengt in Entfcheidungen har- 

tes Gefechtes 
KHmj^en fie; al« Äneas bei Nacht durchfteurte die 

' Meerflut. 

Denn fol>al^; von Euandru$ gelangt zum etruskifchen 

Lager, 
Er dem Känigß naht ^ und GeCchlecht und Namen 

verkündigt^ 
150 IfVa« er begehr' nnd Telher ihm bring'; audi, weide 

Befi»h4ung 
Ihm Mezentius droh', unil die trozige $eele des 

' Turnus 
Anzeigt; und, wie betriiglich der menfchlichen Dinge 

, Vertraun fei, 

Wohl ihn Wamt^ und BiHe gefeilt: ungelSumt nun 

vereinigt 
Tariio die Slacbt^ und weihet den Bund« Jezt frei 

des GeJCchickes, 



Zehnter Gesang. 173 

Steigt auf GötterbefeU das lydifche Volk in die 

Schiffe, 155 

Dem auswärtigen Führer Vertraut- Die äneifche 

Barke 
Wallet zuerlt, am Schnabel mit phrygifchen Löwen 

gezeichnet; » 

Ida raget empor, fiets werth den • gefiüchteten 

Troern. 
Dort nun £zt Äneai» der Held, und im Herzen eirwä« 

gend 
Denkt er des Kriegs vielfaltigen Gäi^g; auch, der 

blühende Pallas, 160 

Links. an die Seite gefchmiegt, fbrfcht bald die lei« 

tenden Sterne 
Dunkeler Nacht, bald was er durch Land'! und Meere 

geduldet. 
Ofhet den Helikon jezt, o Göttinnen ^ regt den 

Gefang auf: 
Welcherlei Macht indelTen vom Tuskergebiet dem 

Äneas 
Folg* in den Streit, und wafne die 'Kiel', . und Wo« 

gen durchfahre, 165 

Mafficus fpaltet zueffi mit ehernem Tiger die 

Meerfiut: 
Taulend Jünglinge gehn ihm gefchaart, die GluTiums 

Fefiung, 
Dnd die Cola verliefsen; zur Wehr auf der Jung« 

linge' Schultern 
Sind leichtTchwebende Kodier und Pfeil* und exltfee- 

lende Bogen« 
Ahai ^der finfiere dann, dem gaxk» in ftattlicher 

Rüfiung 170 



174 A N £ '1 s« 

JPranget der Zug, dem leucbtet das Schif vc 

goldhen Apollo. 
Sechs der Hunderte gab Populonia jenem , die Mc 

ter, 
Jünglinge kundig des Kriegs; drei Hunderte g^ 

ihm das Eiland 
Ilva, gelobt all Metall im^rfchöpflicher Ghalybej 

fchachten. 
175 Diefem ;cunächft der Menfchen und Ewigen Mittle 

Afylas. 
D&a die: geopferte Fiber gehorcht, und die Stenu 

des Himmels, 
Auch der Vögel Getön, und des Strals ankünden^ 

Leuchtnng: 
Xaufend mit ftarrenden Spie£sen gedrän^ete raft ei 

in Heerfchaar. . 

Pifft heilst fie gehorchen, die Stadt alphe'tfehes I/r* 

fprungs, 
180 Aber etrnskirch an Grund. Dann folgt der fiattliche 

Afiur, j 

Afiur, vertrauend dem Kots und der Tielfach firalen-' 

den Rüftung. 
piefem Terlcihn dreihundert, fie all' einosütig zu fol- 

ge»! 
Xheüs wer Cäre bewohnt, und,theils wer des Minio 

Felder, 
Pyrgos ^tende Stadt, .und die .unheflfiime Otä' 

visha, 
185 JSirauch, das Ligurervofiks hoohharziger Fidu?er 

im Streite, i 

SohweJgVich nifibt, Sohn Cyknus., mit wenigen ko^' 

tttend, Cupavo: 



Zehnter Gesang. 17i 

m ein Schwanengefieder empor von der Scheitel 

fieh hebet, 
)rwttrf brexmender Lieb% und des VaterwucfaTes 

Bezeichnung. 
enn man erzählt, dais Cyknus, um Phaethon trau* 

rend den Liebling, 
liter umgriinendem Pappelgeff^roCs, und dem Schat« 

. ten der Schwefiem, 190 

Führend er fang, durch Lieder den Gram zu trö* 

Aen der Sehnfucht, 
Bbergrau lein Alter mit weichem Elaume befichleit» 

I »ig^ 

od, von der Erd' au£Siegend, mit Klang die GeAirne 

verfolget. 
jeSen Sehnt in dem Zug gleichtdtrige Schaai^en 

begleitend, 
ludert daher den Centaur, den ungeheuren, der, 

ragend 195 

W die Flut, mit grobem Geftein auf die Wogen 

herabdroht, 
louhgefireckt, und mit lang nachgleitendem Kiele 
^ das Meer furcht 

Bort auch beschleuniget Ohnus von heimifchen 

fluren den Heerzug, 
^^ des tuskifchen Stroms und der fchidkfalreden- 

den Manto, 
*^ dir MaiireB, o Mantua, gab, und den Namen 

der Mntter: 200 

'^'^'^Sf jfoaOtgmA att Ahnen; doch nicht war Aller 

Gtfcblecht Eins; 
ÖfQibeh naitn die Stiunn', und vkr der Gemeinen 

in jedem; 



176 A BT E t fi. 

Bie den Gemeinen cUs HdttX)t; aus tuskifeheai Blute 

die Kräfte« 
Dort auch* «bewehrt fünfhundert Me^entiuSi eifrige 

Gegner: 
205^Diei vom Vater Benakus umhüUt mit Uäulichem 

Schilfrohr, 
Mincius Büd hintrug auf. feindlicher Fichte aur Meei- 

' bahn. 

Schwer nun geht Aukftes, der fcundertftltig mit 

Rudern 
Schlägt anftrebend die Flut, da£B gedreht ^auftcbänlne1 

der Abgrund* 
Ihn fJihrt grä&liches Wuchfes ein Triton, der mit 

der Mufehel 
210 Schreckt den bläulichen Sund: vom Aarrt den 

fchwimmenden borfiig 
Bis zu den Seiten der Menfch; in den Wallfifch rin- 
gelt der Bauch aus; 
SchaumvoU unter dem Bufen des Halbtiiiers raufclit 

das Gewäßer. 
So yiel edele Fürfien in dreifsig gmüfieten Bar- 
^ ken 

Wandelten, Troja's SchuE, mit dem Erz aufwühlend 
^ die Salzflur. 

215 . Jezt war der Tag vom Himmel entflahn; und im 

nächtlichen Wagen 
Trabte die fegnende Phöbe die mitllere Bahn des 

CHympus. 
Selbft Aneas nunmehr (denii e^ gönnt nicht* Rune 

die Sorg' ihm) 
Sizt und lenkt das Steuer des Sohib, und bedienet 

, die . SegeL 



Zehnter Gesang. 177 

Doch u dea Mitte de« Baums begegnet ihm^ fiehe^ 

verfamiBelty 
Seiner 6eiio£&Q{(»ii Chor. Sie, welchen die Hold del: 

Cybele, • 220 

Nymfen aus Schiffen zxl fein, und Crewalt zu haben. t 

des Meeres, 
Eben verliehn, fie fchwanunen zugleich, und Ichnil«* 

ten die Meerflut, 
So viel eherne Barken zuvor am Geftade gelang 

. det* 
Und fie erkennen den König von &m, und umCehwe- 

ben mit Tanz ihn» 
Eine davon, zum Beden die . fertigfte, Cymodo^ 

cea, 225 

Legt naefafolgead die Bechf an das Schif, und felbft 

mit dem Bücken 
Ragt £e empor, «links rudert fie f anft ifik dem leiCm 

GewäiCer. 
Dann den-jbetroffenen redet fie an: Wacbft, Grötter» 

gefchlecht, du? 
Auf! Äneas, ki wach, und gieb die Taue den 

Segeln! 
Wir find, fehaue, die Fichten von Ida's heiligem 

Gipfel, 230 

lezo Nymfen. des» Meers, einA Flotte dir^ Als nach 

dem Bundbruch 
Uns hinftürzende Turnus mit Stahl und Flamme v^f« 

folgte, 
Sprengteii .wir;allci dein Seil ittigem, imd diqh iH 

der Meprflut 
Suchen mg* Diefe Geßalt erJGchuf mitjtei^ig .die, Mul^ 

tcr^ 



^ 



178 A M K i' s. 

235 Hieb iiiu Göttinnen fein, und gebot in der Woge 

I 

ZU leben. 
Aber Askanius bält lieb von Wall und Graben um- 

* beget, 
Mitten in Wäffengetöf und der ftarrenden ScUacbt 

der Latiner. 
Scbon ift des Arkaderreiter zum Zidi mit dem tapfren 

l^trusker 
Angelangt. Doeb entgegen ein Robgefcbwader zu 

fiellen, 
240 Dab £e nicbt £cb dem Lager vereinigen ^ ordnete 

Turnus. 
Auf denn^ und firacks^ wenn Aurora daberfiralt, 

beirs die GenolTen 
Rufen zum Kampf, und ^vidrf den unbezwingbaren 

Schild um. 
Den dir Vulkanus gefchcnkt, und umher mit Golde 

gerändet. 
Morgen 9 wofern nicht eitel du meiiie Verkündigung 

achtefti ^ 

2A$ Schauet der Tag nnmäfsig die Rutulemforde gehäu- 
fet 
Spracbs, und fort mit der Rechten, die fchei- 

dende, fchwang am Kafiell He, 
Nicht in verkennetem Ma£se, das ScMt Es entflog 

durch die Waffer 
ficbnell mit der Eile des Speers und des windein* 

holenden Pfeiles. 
Auch die anderen flügeln den Lau£ Unkundigef 

Herzens 
250 Staunt der ancbifiTche Held^ doch hebjt ihm den Mut 

die Erfcheinung. 






Zehnter' Gesang. 179 

Kurz dann fleht er^ empor zu den Wölbungen 

fchauend des Äthers: 
Hohe, der Ewigen Mutter vom Dindymos, wel- 

che des Ida 
Pflegt I und thiirmender Städt% und gezügeltes 

Löwengefpann lenkt! 
Du, mich nun aniiihrend zum Kami^f, du richte die 

^ Vorfehau 

Wohl in Gedeihn, Und die Phryger gefegn% o Göt-^ 

tin, mit Beifiandi ' ■ ' . 255 

Alfo flehet* er laut*; da naht' ini rollenden Um* 

lauf .'[/.'] 

Schon mit Reiferem Lichte der Tag, und verfcheuchte 

die Dämmrung« 
Jener heiCst die GenoITen fofort zu den Fahnen 

lieh fammeln^ 
tfnd dem Gewehr zuwenden den Sinn, und zum 

Kampfe bereit fein; 
Jezo hat er die Teukrer im Blick, und der Seinigen 

Lager, 260 

Stehend auf hohem Verdeck; und den Schild nun- 
mehr in der Linken ' 
fiöht er wie brennende Glut. Ein Gefchrei zu den 

Sternen erheben 
I^arclanus Söhn* auf dem Wall; und die Hofiiung 

reget den Zorn auf | 
Häufiger Ichnellt man Gefchofs; wie ArymoniTche 

Kraniche Zeichen 
Ilnter dem fchwarzen GewÖlke verleihn, imd in reU 

neren Äther • ' 2p5 

Ziehn mit Kitag, und frohes Gefchreis ausweichen 

dem Südwind« 

12* 



180 • Ä N El S. 

Al>er dem Rutulerkönig erfchiens uncK Aufonia's Für- 

ficn 

» t 

Wunderbar; bis heran zum Ufer gewendete Barken 
Dort üe erfehn, und wie ganz anwalle mit Maften 

die Meerflut 
270 Hell entbrannt ifi die KupiJel dem Haupt, hell fon- 

. kelt der Helmbufch 
Oben von Glut, voll firömt aus dem gol^lenen Sdifld 

die Entflammung: 
Anders nichts wie in heiterer Nacht graunvoUe Kome- 

-.. ./ .. ■ . ■ ten " . 
Glühn mit blutigem Roth;, wie des Sirius lodernder 

Unfiem, 
Er, der Seuchen und Dürft herträgt mühfeligen Men- 
. ) , fchen, 

275 Grafs aufgeht, und den Himmel mit traurigem Glänze 
; ...i beltümmert.> 

• Doch nicht weicht das Vertraun dem unaufbalt' 

famen Turnus, 
Einzunehmen den Strand» und abzuwehren die Lan* 
:. * - düng: 

Was ihr gefleht mit Gelübden, das beut fich der 

malmenden Faufi dar! 
Euch in der Hand ift^ Manner, der Streit! Nun 

denk' an die Gattin 
280 Jeder zuriiek^und an Wohnung und Heetd! FrÜcbt 

, eigene Thaten^ 

Thaten der Väter euch auf! Nur gleich £e' empfan- 
gen am üferj 
Weil noch in ängfilicher Haft den Gelandeten wafl- 

ket der FuCitrittl 
Wagende fördert das. Gliick! ... 



; 



Zehnter Gesang, 181 



Tamufl 'f])raclis; und im Herzen erwlfget^ er, vreU 

che zum Angrif 
Führen er ^önn'i und welchen vertraun die belager-^ 

ten Mauern. 285 

Aber* Aneas fezt aus ragenden Barken die 

Freunde 
ThcOs auf Bracken ans Land; thefls nehmen fie 

wahr, wenn ermattet 
Rückwärts läuft das Gewog', und l^ringen beherzt 

. in die Watten; 
Theäs auf Ruder ;geftiizt. Die GeftadV erkundete 

Tarko, . , 
Wo nicht gfihret die Furt, noch gebrochene' Bran-- 

düng zurückraurcht, 2d0 

Sondern das. Meer imgehenunt mit Ich wellender Woge 

heranwallt. 
Vorwärts dreht er die Schiffe foforty und ermahnt 9iei • 

G^noiTen: 

4 

Nun^:a etdefene Schaar, mit Gewalt fchwingt alle 

die Ruder! 
Hebet ficf!- fitirmet den Lauf! in das feindliche Land 

mit den Schnäbeln 
Eingebohrt!' mag felber der Kiel die J'ntöhe üchv 

malmend 2d5 

Nicht .zu ^zelrfchellen das Schif ian folcherlei Standet 

veiweigr' ich, 
Wemi iphnprerft fefihalte dea Grund! — Mit fol- 
cherlei Worten 
Mahnete Tarko Re ah; und die Freund',, auffchwih« 

gend die Ruder, 
Stürmte» die fehäumenden Kiel' in. den Strand des 

liatinergefildes; 



■tau. 



300 Bis die ScfanS^l das Trockne gefabt, und die SchifFe 

fich lagern^ 
Vnbefcllädiget alle; nur nicht das deinig^, Tar- 

Denn ^ in. die Watten gefchnellt, da es hängt au der 

trosigen Sandhank, 
Sfchwanfcend, und lang' in der Schwebe lieh hält, 

und die Wogen ermüdet; 
hlbtef es lieb, in die Mitte der Flut au^Tezend die 

Männer! 
305 Welchen gebrochene Ruder umher imd ti*^ibende 

Bank« 
Sperren deiä Weg» und den Fufs abfchlüpfeiide Wal- 
«... lung zurückzieht. 

Nicht Xäumt Turnus in .trägem Vei^ug; rafch 

. gegen die Teukrer 
Bäft er' deik' fämtlichen Trupp, und ftellt am Geftade 

: den Angriff 
Schmetternd ermahnt die Trompete. Zuerlt in die 

ländliche Heerfchaar 
510 Stürmt Äneas, Und ftreckt (Vorahnung des Kampfs!) 
' die Latineri 

Als er'den Therön gefiürzt, der machtvoll unter den 

Männern 
Selbft dein Äneas Ach naht; mit dem Schwert durcb 

das ehme Geflecht ihm. 
Und durch den Rock, der fiarrte von Gold, höhlt' 

jener die Seit' aus. 
Lichas erfohlagt er darauf; der geftorbenen Mutter 

entfchnitten, 
315 War er dir, PböbuS| geweiht; doch Gefahr wi ^c^' 

meiden des Stahles 



' , ll 



Zehnter Gesang. 183 

s 

Ward nxir dem Kinde vergönnt. Unfern den ner« 

# richten Ciffeus, 

und den gewaltigen Cryas, die Volk hinftreckten mit 

Kolben, 
Warf er in Blut: nichts frommte des Herkules fchmet« 

temde Riifhing, 
Nicbts nnermeftliche Stärke des Arm% und der Vater 

Melampusy 
Er, de^ Aleiden Genofi, fo lang^ er der. Erde Be« 

drängnis 320 ' 

Duldete. Schaue, dem Pharus, da nichtige Worf 

er umherwarf, 
chwang er entgegen den Speer, und dem fchreien« 

den ftand er im Munde. 
Cjdon, auch du, heillofer, gelockt von dem neuefteil' 

Liebling, 
Klylius, welcjiem die Wang* in beginnendem FlaUme 

, fich bräunte, 
Da, von dardanifcher Rechte gefireckt, forglos des 

Getändels, 325 

Das mit Jünglingen flet^ du geübt, armfeligeri 

I 

lägft du; ' 

1 Wenn nicht gedrängt abwehrte die Schaar der Brü- 
f der, des Phorkus , 

Granzes Gefchleoht; Schau, lieben an Zahl, mit fie- 

ben Getchoflen 
Zielen £e her: doch theils von dem Helm und dem 

Schilde vereitelt 
Prallen lie^ andere beugt, da den Leib fie fixeifen, 

die hohe 330 

Venus hinweg. Äneas begann zum treuen Acha- 
tes: 



184 A N c I s. 

Trage Gefchoffe mir zu ! kein einsiges foU mir 

umfonlt nun ♦ 

Fliegen in Rutulervelk, ilie einift in dem Leibe der 

Grajer 
Standen auf ilifoher Flur! -* Und- die mächtige 

Lahase fieh nehmend, ,' 

335 Scfinellef er. Stürmendes Flugs durchfchlftgt fie die 

• ^rze des Schildes 
MäonSy Hund dumt)f Brüftharnifeh eugleich und Bufen 

durcfakracht fie. 
Helfe'iid ^)rin^t Alkanor heran, und den ftürsenden 

Bruder 
Hidt mit deir Rechtan er auf: da durcU[>ohrt die 

« 

gefendete Lanz' ihm 
PlözUcIi den Arm^ fliegt weiter, und fest bluttrie- 
fend den Lauf fort; 
340 Aber die Hand mit den Nerven enthängt abfierbend 

der Schulter. 
Numitor. drau^ da die Lanz' er geraft aus dem Leibe 

des Bruders, 
Schwang auf Aneas daher; doch nicht ihn wieder zu 

treffen 
. Wurde vergönnt, und Achates, dem herlichen, fireift' 

er die Hüfte, 
Claufus nunmehr von Cures, dem blühenden 

Leibe vertrauend, 
345 Kommt > und mte^ Aarrender Lanze verwundet er 

ferne den Dryops 
Unter dem Kinn, nachdrängend den Stofe; und dem 

redenden raubt er 
Stimm' und Odem zugleich in durchgrabener 'Gurg^^* 

doch jener 



Zehnter Gesang» 183 

Schlägt init der Stime das Land, und fpeit diciddum* 

jnges Blut aus. 
Drei der «fbracier attck von des Boreas' Snfiserfteni 

Volke, 
Und drei Sdhnß' des Idas, die Ismait>s Tandt* aus der 

Heimat, 350 

Streckt er im wechfefaiden Laufe: der ScUaelit, Ali 

rennet Haleltis, 
Und aumnkifc&e Maclit. Auch eilt der neptunifclie 

SpröCiling, 
Stols MetEapus mit Roffen heran. Wegdrängen wiS 

jeder, 
Dort&ernun, nun dort An der SchwelT Aufoma's 

. Mber 
Streiten He. Wie mishdDig die Wind', im geräumi* 

gen Äther 355 

Tobende Kämpf' anheben, an Mut und Kräften ve)< 

glekhbar; 
Nicht einander fie Delbft, das Oew51k nicht 'weidie^ ' 

das Meer nicht; 
Lang' ü im Zweifel die Schlacht, fo geftemmt fteht 

alles entgegen; 
So atuA.ftehn die Trojaner in Reihn, und in Reihn 

, die Latiner, 
Ange&emmt; Fdfs haftet am Fufs, und am Manne 

gedrängt Mann, 360 

Doch am anderen Theil, wo roäleude FeUen ein 

Gie&baph 
Hatte venftneut, und umher Weinbäum' aus zerriit« 

teten ufern, 
A^'die Aiiukd^ hier; ungewohnt zu ftreiten im Fwft* 

kämpf, 



186 Am e i s. ■ 

Pallas üik in der Sluclit vor Lafioms folgender Heer- 
fehaar; 
365 Jest^ da der Hoffe Grebraueh die Natur des rauben 

Gefildes 
Ihnen verlM>t, that jener, was iärig äUeia m der 

Noth trar; 
Bald mit Flehn, bald reizt' er iriit bitterea Worten 

die Tugend: 
Wohin flieht ihr, o Freunde? Bei eueren Tha- 

. ten be^fehwör* ich, 

* 

und bei -dem Held Euandros, dem KriegvoUender, 

bei meinen 
370 Hofhungen^ der ich dem Ruhme hin&rt nachei&e 

des Yaters! 
Sticht auf die BtlTse vertit'aut! JMiit EiAsn gebahnt 

durch die Feinde 
Werde 'der Weg, Wo das MKnnergeMrühl am dich- 
teilen andrängt! 
Dort he(ifot ieüch von Pallas geführt rücfckeloren die 

Heimat! 
Nicht ift entgegen ein Gottf vom^ Aerblie&en Feinde 
^ gedrangt find 

375 Sterbliche! Eben f o viel find uAs auch Seelen unJ 

Hände! 
Seht, mit gevmltigete Riegel des Meers verfchliefst 

uns der Abgrund; 
Schon fehlt Land zum Ehtfliehn! ih das Meer nmiy 

oder auf Trojal 
Spraehs,' und miRen hinein in den Schwall 

Ankämpfender ftürzt er. 
Ihm begegnet auerft, vom Gefchidc unfreundlicli 

gefiihre^ 



Zehnter Gesang« 187 

Lagus: Ain, d« er ruftet au ungeluiuereii Feld» 

ftein, 380 

Spiefst er jnit miichtigeiii Scfawunge. des Speesia» wS 

mitten der Rückgrat 
Beiderlei ; Rippen begrenzt ; dann ausaek» - Ynil . et 

den WurffpiefSy 
Der im Gebein feft hiCngt Nicht über am balehäi 

ihn Hisbo, 
Eiferig ^e er verlangt; denn Pallas^ weil: er heran« . 
1 ftörzt 

Worfichdg^in Wnty ob dem grau&men Tode des 
i .Freundes, 385 

mmmx ihia zuvor, und verbirgt in gefohwollenei 

Lunge das Schwert ihm. 
SOienelus wählt er fodann, und Anchrfmal«s, ihii, 

von des RhÖtus 
iUtem Gelchlecht, der gewagt zu entweilin fiiefmtit^ 

terlich Lager« ^ 

kch ihr Zwillinge beide verfankt in^ Hutulerfel«« 

dem, 
3 Larides und Thymberi des Daueus iih^che Zeu* 

^ gunfe, 390 

Bnausmerkbar daheim, und liebliche TSnfcfanng der 

Ehem. 
Doch nun gab euch Pallas ein grauAitf zeichnendes 

Merkmal: 
Denn dir nahni, o Thymber, das Haupt der euan« 

drifche Säbel; 
[)ich den ISigener fueht die enthauene Redite,' Lari* 

7nd noch «suchen die Finger gekrampfti und greifen 

den Stahl noch. 395 



188 ' . A N £ £ s. 

So 'T€ai Emahnimg entflammt, und dem Aiiblick 

herlichfir Mannthät, 

Sturzes mit Schmerz und Befdiämuüg . die Atkader 

unter. die Feinde» 

Pallas traf ^ den ^ vorüber im Zweifpanii fliebenden 

Jlhöteixs 

Gtrad' In den Leib. Auftchub war dies imd Verfpa* 

tung ddm Ilus. \ 

400 Denn^ femi hatt' -er auf Ilus die mäolitige Lanze 

gerichtet; i 

Rhöteus' fuig fie im Lauf» da er dir^ ^liochherziger 

. Teuthra^y i 

Bang' und' Tyres' dem Bruder entfloh; und tom Wa- 
gen ge^älzet / 

Schlug er mit zappelnder FexC' lialbtodt die Rutuler« 

felder. 

Und' gleichwie; wenn nach Wüsche die "Wind' iml 

, Sommer fich heben^ \ 

405 Hier und i dort in die Triften Entfiammiliigen fendef 

* der Waldhirt; | 

PlÖzlich duj^diweht die Mitten' ^et Brand, und el 

breitet iich eine 
Graulidbe( Sehkojit des Vulkanus umher iii' di^ wei« 

ten Geflld' aus ; 
Hoch flzf jener I und fchaut fiegsfroh auf der Harn 

men Triumfzug: 
So gehn: jezo iKe Freund' in Tax^ferfe&it ^Sß^ vcr 

einigt, 
410 Pallas, djkh zu er&eun* Dodb der hizige Streite! 

HaleliiS 

Strebt auf 4i^ l(omsi^nden an» uüd brnmeb Ach untei 

die Ruftung« 



Zehnter Gesang. 189 

Ladon und Pheret fogleich und Demodoku« Tcldägt 

er dajaiieder; 
Und dem Strymonius »aubt. er mit Aralender Klinge 

dife Rechte, 
Welche, die Kehr ihm bedroht; mit dem Steinwurf 

trift er des Thoas 
Haupt^ und zerfplittert die Knochen zu blutigem 

Hkne gemenget ^ 415 

Meidend das Schichüil verbarg fein Vater im Wald 

den Halefus. 
Doch. wie der Greis im Tode die weiCslichen Augen 

gelöfet; 
Streckten, die Pareen die Hand^ und weiheten ihn 

. des Euandrus 
Scharfem Gefchofs. ^h' Pallas es fendete, betet* er . ^ 

alfo: 
6ieb nun^ Thybris, o Vater, dem WurfiSiaUL 

welchen ich fchwinge, - 420 

Glüeklichen Lauf und den Weg durch die Bruii: des 

argen Halefus i 
Diefes Gewehr und die Beute des . Manns foll die 

Eiche dir tragen! 
Huldreich hörte der Gott Da jener befchirmt 

den.Imaon, 
Beut d^ Arme die Bruft wehrlos , der arkadifchen 

Waife. 

< 

Nicht ob folchem Verluft liefs ganz voll Schre« 

cken, die Heerfchaar 425 

Lauftts^ ein grofses Gewicht in der Schlacht: ihn^ 

welcher dahertral^ 

Abas erfehlug er fogleich, den Verzug und Knoten 

des Kampfes.' 



190 A N £ i' s. 

Hiiiy achi bcnk Arkadia's Sproü, hin bolEeii Etrus- 

hegf 

Und ibr, grajifcbeiii StaU imverderbUche Männer 

▼on Troja! 
430 Schaar nun rennet auf Sdiaar, fich gleich an Kräf- 
ten und Führern; 

Vom wird geengt von hinten die Schlacht; nicht' 
' labt noch beweglich 

Waffen und Hände der Drang. D<»ther firebt Pal- 
las mit Nachfirudk, 

Dort firebt XanAia heran: nicht viel abweichendes 

Alters, 

Anserwählt an Gefialt; doch vetlagt hatt* ihnen das 

Schickfiil, 
435 HeimwIMs wieder zu gehn. Sie Telbfi nun lieCs mit 

einander 

ficht zum Kampf anrennen der Gott den hohen 
Olympus ; 
ald wird beiden ihr Looa vom gr5fiier«u Feinde 

befchieden. 
Aber dem Laufus zu helfen ermahnt die gött* 

liehe Schwefter, 
Turnus, dich» der das Heer im geflügelten Wagen 

durchrollet» 
440 Als die Genöffen er fah: Nun räumt mir 4iBe das 

Schlachtfeld! 
LaCrt mich allein mit Pallas zum Kämpft mir allein 

ift des Pallas 
Seele beftimmtl O ich wtinfchte, da£f felbft anfchaute 

fein Vater! 
Ruft er} dk wiehen löfort aus befoUentm Raum die 

Oenoiten* 






Zehnter Gesang. 191 

Über der Rutuler Gehn und den fiolzen Befdd 

lieh vervnindemdy 
Staunt der Jüngling auf. Turnus, und roUt um den 

Wuchs des erhabnen 445 

Feme den Blick, «und umfpähet ihn ganz mit trosi* 

zigem Anfchaun« 
Solcherlei Wort" entgegen des Königes- Worten 

erhebt er: 
Mich wird ehren entweder gewonnene Rüftung 

des Feldherm, 
Oder ein rühmlicher Tod! Auf beides gefaxt 'ift der 

Vater! 
Bemme das Drohnl -^ So fprach er, und trat in 

die Mitte des Feldes. 450 

Kiskalt fchofii zu dem Herzen das Blut den arkadi« 

fchen Kriegern. 
fornus fprang von dem Wagen herab, und näher zu 

Fufs ihm 
Ifandelt er. So wie der Leu, der von ragender 

Warte des Felfens 
**em im Gefilde den Stier £ch dem Kampf vorüben 

gefehen, 
tchneU ihn ereilt: fo war auch des honltaiexiden Tctr« * 

nus Erfcheinung. 455 

^ ihn erreichbar er glaubte dem Schwung des 

gelendeten Speeres, 
i^or drang Pallas zuerft, ob vielleicht Glück fördre 

die Kühnheit 
gleich wAgender Kraft; und er ruft zum erhabe- 

nen Äther: 
Beim galttreundUcfaen Tifch« den der Vater dir 

Fremdlinge darbot, 



192 Ä N E äi 6. 

460 Fleh' ich^ AIcid'; hilf felber genaht dem grofsen 
t Beginnen! 

LaCs den fterbenden fchaun, wie ich blutige Waifcn 

ihm raube, 
Und mich Sieger erdulde das brechende Auge des 

Turnus! 
Hoch vernahm den Jüngling der. Gott; und den 

fchwellenden Seufzer 
Zwän|;t\ er in innerfi^r Brjft; es entroUeten eitele 

Thräneii. 
465 Jezo begann zu dem Sohne mit freundlichen Wor- 
ten der Vater: 
Fefi: fteht jedem fein Tag; nur kurz ifi und uner« 

fezlich 
Allen das Leben bejßimmt: doch Ruhm ausdehnen 

durch Thaten, 
Das ifi: dör Tugenden Werk. Vor Troja's thürmen- 

den Mauern 
Sanken der Götterföhne fo viel; ja felber Sari)e* 

don 
470 Sank zugleich, mein theures Gefchlecht« Auch rufet 

den Turnus 
Sein Schickfal; er erreichte das Ziel des gegebenen 

Altersi» I 

Sprachs, und wandte die Augen hinweg von 

den Rutulerfeldem« 
JPallas aber entfchwingt mit gewaltiger Stärke dei 

WurCfpiefs, 
und der geböhleten Scheid' entreiCst er die firalend( 

Klinge» ' ^ 

475 Jener im Flug, wo der Schulter die obere Riifiun^ 

emporfteigti 



< 



' 



Zehntck G£]I^ng. 193 

Stürmet hinein, und, Bahn durch den Raild des 

Schildes lieh brechend, 
Streift er zulest auch ein t^enig^ vom mächtigeii Leibe 

des Turhus. 
Jezt hob Turnus den Schaft mit f^jiz vörflarrehdeni 

Elfen, 
Wog ihn lang' auf Pallas, und fthnellete^ alfo begin« 

nend: 
Schau nunmehr, ob Viell^icKt dlirehdrihgeridef 

urifer Gefchofs fei! 480 

Jener fprachs; und den Schild, ♦den ib viiel'Eifeii 

und Erze 
Wölb«ten, . den fo häufig uthtiet die '' bed^!kcnd^ 

Stierhairt, • 
Schmetterte mitten die Sjnze hitidtirch mit eWcliüt-i 

temdem Schlage, 
Drang duröh des ipanzers Verzug, und Bohrt' 'in ctiö 

ragende^ Bruft ein. 
Jener raft fiich umfonft das heiße Gefchol^ iiia 'äit 

■ Wuudej 485 

Gleich und 'des felbigen Weges drfolgt mit d^m Blute 

der Odem. 
Ach er aurzt* «üf die W«nd%* ihn umtöAt *äi^ rat- 

feinde Rüfhing; 
Feindliches B^dreich knirfcht der 'fterbende^ tlutiges 

Mundes. 
Über ihm fteht nun Tnmus geliaht: 



• • 



■• ^ . , • * 

Arkadet, bSrl, beginht ^t^, und lirtngt tttein 

Wort dem Euandrus, 490 

Eingetlenk! Wie jener verfiehete, fend' ich ihm 

' PaDa^sl 

ViRoii von Voii. in. "13 



194 ..Ä ü s IE s 



* 



So viel Ehr^, das Grab , fo viel die Beerdigung Tro& 

hat, 
Sei il^n^, gefchei^tl Nicht hab' er un^ i^edrigen Preis 

des Äneas 
(^afifreijpidfcluift ! -r- So fprach er, und links mit dem 

FuCs dem entfeelten 
495 Trat ^r d«n. Leib^ und raubt' ihni die Lsfi. des ge- 
waltigen Gurtes, 
Und das ,gj9prifgetef Gxäul; wie in eüa^^ ^acht der 

Vermählung 
Jünglinge . f(^lu|dlifa^ erwürgt hinJCaiikexi in blutigen 

|!(ainmem: 
^pnus» Eürylus $(din,. hatt' ihn, aus Gol49 gemei- 

fselt 
Froh n}in, Iplches Gewinns /legpr^gt. der/ Eroberer 

. Turnus« 

* • fc 

500 l^enfphliQhesr Herz, unXundig de^ Scti<?^fnbj welches 

bevorfteht, 
XJpd a^n bewahren das. A(als, wans^ glückliche Tag' 

es ei^hebenl 
j^chann wird Turnus. diis Zeit» da th^ner erkauft er 

zuriickwünfcht 
P4l)a9,dei]L unverlezten, da jener G.^^^om und der 

Tag ihijL 
4Agraut! Aber die Freunde mit her^liclien Thräilen 

i|nd Seufzern 
505 Tsagen, gelegt auf dem Schilde, a^u^ik|i im Gefolge 

den Pallas, 
Q d^f Scbmeni heimbringend und heriüche ,Ehre dem 

Vater! 
. piefer Tag hat zuerft dich dem j^^iege g^fishedkt, 

und geraubet; 



Zehnter Gesang. 195 

Doch du KeCseft geJlreckt unerniersliehe Rutnleiiiau« 

f eifi. / 

Nicht mehr Ruf you fo kei*l>eiii Vefhdt» fchon 

fichere Währfchaft 
Fliegt deai Äneas daheir: auf der fchmaleA^n Scheide 

des Todes 510 

Wanke fein Volk; nun gelt' eis, gewendete Teukrer 

zu retten« 
pes Begegnende mäht er mit Stahle und breit in 
! . die Heerfchaar 

Bfauet eF kfennend fieh Bahn querdurch , didi, Tur- 

nua, von frifchem 
Morcle gebläht, dich fuchend. Ihm fchwebl Euan* 
I drus iinkl Pallasr, 

Seil ihm aBes ror, Augen : der ' Tifch , dem^ züerfir er 

' ein Fremdling 515 

Dort genaht, uM die Treue der Hand. Von dem 

Stammt des Suimo 
fier der Jünglinge nun, und gleich viel Söhne' dbr 

üfens, 
iiaft er lebend hmweg, dafs d^m Geift ler opfere 
! Sühnung, 

hi ihm der, lodernde Brand mit gefangeneäi ^iäte 

gefprengt fei. 
^em nun haft* er auf Magus dfe feiildfich^ tjanze 

geriichtctj 520 

Ser taucht unter nrit Lift; ' und '-Über £htt' bebt das ^ 

Gefchofs hin. 
^nn ihm äi^ Knie' umföfffend beginnt ef "ilfö iA 

Demut: 
Achb bei dem ViEiter, der fiatb, bei dem bftihen- • * 

den Erben lulus, 

13* 



Fleh! ich 9 erhaU ^s Lebeni dem Söhne zugleicL 

und dem Vater! 
525 Hoch ift 4a« Haus; drin liegt mir geheim von gemei" 

fseltem Silber 
. Mancttes vergrabne Talent; ich habe gebildetes Gol- 
des 
und ungebildetes yieL Nicht hiei'auf'mht ja der 

, Teuhrer 
Sieg;' npdbt kann ein Leben fo vieLaair EntTeheidung 

hinzuthun. 
Magus rpraahs; und Äneas erwjedejrte fdchei 

' dagegen: 
530 Was du von vielen Talenten an Gol^' und Silber 

[ ^mif riihmefty 
Spare den. Kindern daheim. I)en J^f kauf des Krie« 

ges hat Turnus 
Aufgehoben zuerfi, gleich als ibp j'ff^lbs dabk' 

.fanfc, 

« 

Sq: , aiidti iqeint Anchifes, der fiar}>> Xo / meint ei 

lulus. . 
»pjeüef ge£agty eipreift er den H!^lm mit der Lin- 

ken^ zurück dann 
'535 Beu^ i^.v^* Flehenden, Hals, ui|dtftig<t bis zum 

, Hefte das Schwert ein. 
Nah ihni, H^mönideff.^uch, der latQi^ifc^en Zwillinge 

PriieJSter, 
Dem mit^hf^^er Binde die SchW ej^hjjjlte der Fefi^ 

; fchmuc^» 
Ganz, un^ajt von Geyrand' und ,: ausgezeichneter 

Ri^ftung« 

. n^n ho^Iiher • 



I • I < 



t. 



Zehnt er Gesang. 197 

Opfert er, wätumTchattericl Vien ftraknäen; -aber 

Sereftui 540 

Trägt die ge&mmdte Wehr, dir, Herfcher'^Crradmi«, 

em Siegsmal. 
Wieder emeun; üas Gefecbt,der Sprob dar vulkam- 

fchen Stammes 
Cäcidtis^ und» der gekommen aus mariiTchen Waldun» 

geiiy Umbro. 
Ilions Held tobt gegen fie. Rafeh mit deitt Stahle 

dem Anxur ' 
Schlug er die link' in den Staub ' und ganz devt 

gewölbeten Schild hin. 545 

Etwas gröflMres Katt^ er gefagt, und dem Worte 

gewähnet 
Kraft zu vevleibn, tind mochte clen Geiff attiTchwin* 

gen zum Himmel, 
Da er RAßtiäu^des Haares verhiefs und cfeureiides 

AltQr* 
Tarquitus jfezt .frohlockend) daher in leuchtender 

Riiitung^ 
Dryope's Sohn;, der Nymfe, vom waldeinfiedelnden 

Faunu«^ . 550 

Bot auf dem Wege lieh dar dem entflaliimetbnf er, 

mit der Lanze 
Weit audiolend, verhaftet den.laftenden Sdiild und 

den Harnifch. 
Dann Tein Haupt, da ümfonft er flefat^ und vieles zu 

rieden 
Trachtete, S^ürM er tuvs E^rde hinab; uüd den lau- 

r liehen Rumpf fort 
Wälzend: im Staubt, erhebt er die feindlidien Worte 

dacüber: 555 



199 A A zi»k 

liieg'.düety Schfecfelibber» mm! If idht inrgt dich 

die.theuere Mutter 
unter. ^.Br4% ^nd bedeckt mit dejA Vätergrabe 

den Leichnam! 
Wildem Ckrvögel surüök bter bleibeA dui oder im 

Strudel 
Trägt , dich die Flut, |i«c( di^ Wunden liiideeken dir 

hungrige Fifche! 
560 Sfr^H^ AUf Antäus und Lukas, jm. vdrderften 

Xreifen des Turnus, 
Rennt, «r 9 auf Numa den fiarken, und dich^ blond« 

lockiger Camers, 
Vom \grofshertigen Volfcens gezeugt ( der an Adker 

begütert 
Wuf vor .aUen Aufonen, und herfohf in d«r ftum- 

men Amykk 
Wie an Crefialt Ägäo^, dem hundert AnbeJGeb, fagt 

man, 
56^ Hundeit Hände geregt, und aus finifzig Rachen Ent* 

flammung 
liodemder Britfte |;ebrannt, da er, Zeus Gltitfaalen 

en^^gen, 
So viel löffelnde Schilde zugleich und Schweiter 

emporfchwang: 
Alfo di^ehtol^te das Ftsld ringsum obfie^nd 

Atieas, 
Als einmal ihm erwärmte d^r StahL Schau, wider 

Niphäu« 
570 Trabendes Vierl^aim jezt, und die Bruft des begeg- 

liendto firebt er; 
Aber fobald dexi lang anfchreitettden» drbhenden 

Stürmet 



Zehnter Gesang» 199 

Sahen die Roff'; i'nrikeJitencl vor Angft| ünä zurüdk 

lieh eilYreifsertdy ^ 

Schütten den Leniter fie aus, iftid ehtflielin mit dem 

Wagen zum Ufer. 

Lukagus fprenget indefs mit fchnee^elft j^rängehdem 
I Zwcitpätmf , * 

I Liger der Bruder zugleich, iii das f*eld; döcfi der 
I Bruder mit Zügeln 575 

1 Lenket die RolT', und umher fch^ftigt Lukägus feü« . 
I ' rig äie Klinge« 

; Nicht ertrug Äneas die wild hertrozönden Brti^ 
! * der; 

Vorwärts rennt er, und fteht machtvoll mit empfan« 

gender Lanze. 

Liger ^arAnf: ... ' , 

Nicht ]Dioinedes Gel^ann, tiicfat fchauft iix den 

Wagön Achilles, 580 

Oder die Phrygierfiur! Gleieh &idb des Kriege und 

des Lebens 
Giebt man in Landen älhter! — So frfcc^ V6ih ^afen- 

den Liger 
Flogen die Wort* tiihheh Doöh nicht ^^r trbirche 

Heros 
Stellt ihm Wort^ darauf i mit dem Wurffpi^fs lehdet 

er Aiittvort 
Lukagus, wie er, zum Schlag vorwärts mit der Waffe 

iich dehnend, 585 

Treibt fein Doppelgefpann; iWe derfi Kampf ein fich 

mutig bereitet, 
laiAs vprfieHend den Fufti ein Arinfeet 'Äfer ^Speet 

durch den untern 



200 A ü x; i s. 

lland dffi Jleuohtendea Schildes, und finks durclibolirt 

er den Schoofs ihm. 
Taumelii4 \ rätQil^zt er dem Wagen , und wälzt im 

. Qefilde fich fierbend. 
590 Aber 4^r,frQ9ii^e Äneac^. erhebt den bitteren Aus- 
r rwf: 

. ]|rfu]%agiiSf nipht b^t den Wagen di^r . fönmigen 

Roffe Verrath dir 
Etüqira. gekränlit^ noch gewendet vom Feind' ein nich- 

tiiges Blendwerk; 
Selbft jarim Sprung von den RäderiQi entfliebeft du! — 

Diefes gefaget, 
Fa£8t er das Doppelgefpann. Doch wehrlos fireckte 

. die. Häfide 
'595 Sein ungliidklicher Bruder, entrollt de^m felbigen 

Wagen: 
r ]^ei dir JTelbfii bei jenen, die dipht' folcb einen, 

gexeuget! 
|Laf^> trojanUcher Held, mir die Seel', Und erbarm 

.. . dich de^ Flehens! 
Jj^l^ er noch mehreres hat; ^icht folf:her)el| I^get 

§p]^«Hjft .dii\ ?iuyor3 nun ftirh, und bi^^erlich Mg^ 

dejn JBruder$ 

e P^ip^ m% d^ K*%* ' ^^P^# ^^ ^. ' ^^ . w* die 

t^^ijim^^ des Lebens, 
^lüp , diiT(rb ,4ie Gefilde ve^rÄreuejt^ {iMehen der 

, edl^ t.. 
Pardaiö^fUrßj Wt ein Sirom des Gebfrg«, wie *? 

achtende Windsbraut 

Wtttff .^* , B^ nup brechen jße; ^ua^ und, du« 



Zehnt caGesaing. 201 

Stürmt mit. Asksams vor clie umfonft belagerte Ju- 

gend. 
laiiiter wendet indeJFen das Wort freiwillig zur 

Juno: 605 

Du mir Ic^liche Schweßer zugleich und theuerfte 

Gattin ! 
Wie du geglaubt, nur Venus (und traun nicht teuTcht 

dich die Meinung) 
Hält die troifche M^cht aufrecht; nicht* fireitbarer 

Männer 
Regfame Hand, und eiA Mut voll Troz ausharrend 
. in Mühfal! 

Juno 'befcheiden darauf: Was, o holdfeliger 

' Gälte! 610 

Quälft du. die leidende doch, die dir ernfir^denden 

zittert? 
Würe mir fo, wie vordem lie war, wie zu fein auch 

geziemte, 
Macht in der liebe noch jezt; nicht wiirdeft du diU 

ja mir weigern. 
Da, der alles vermag, dals dem Kampf ich entzöge 

den Turnus, 
üni unbefdiäidiget ihn zu Daunus fährte, dem 

Vater. 615 

Sterh' er demnach, und büfse mit redlichem Blute 

den Teuhrem! 
Doch wird jenem der Nam' au^ unferem Stamme 

geleitet. 
Und il^ift.Pitumnus der Ahnh^rrfi vierten Wie 

oft auch 
Hat et vAX rdchli^her Hand. dir Gabcfn gehäuft in 

die Tempel! 



202 A N i: S «• 

$20 Und ant^oi^et der König äe$ itheAellM Olym* 

pus : 
Wird nur FVift und Verzug de» ' nahenden f'odes 

dem Jüngling) 
Het bald iinicet, erfleht; und du taemft, io ittS^ ich 

es ordnen: 
Rfetle dei) Turnus durch Flucht, >kMI ^it&;^8 ihii dem 

drängenden SchickM. 
So weift' ift willfahren erlalibt. Doch Wo ttefker 

Anfprüch 
625 CTnter dem Flehh fich verltiedkt, iitiä du wiE^n^ ganz 

werde verrückt nun 
Oder ge^*ttdert der Krieg; dann nlihreft du ettele 
' Hofnun^. 

Juno mit l^ränen darauf: Acb Weilln, ^as die 

Stimme mir abfchlägt, 
OKbe das Herz> und dem Turnus befiätigM bliebe 

das Leben! 
Dioch des ünfiräitdien harrt nichts h^üfame^i; öder 

von Wftfirheit 
630 Fernt mich Schein! O möchte vielm^r »ii<ch Iklfcbe 

Teufchen^ und du) der es kann, zum beffereh len- 

ken den Vorfaz! 
Als fie die Worte gefagt^ UngefXutUf vötti erha- 
benen Himmel 

Eilte Sßf führend den Sturm, linit iGewClIc ümgüHet, 

die Luft durch: 

VnA zu dtem IMerheer und Läui^entieilag^r gelaugt 

fie« 
635 Dänti aü$^ gehahUter Wölk' eki lorafilos Sminkendes 

Luftbild 



Zehni^sr Gesang« 203 

Äbilicfaet £e dkm ÄneM, ein feltfiMnes Wfxnäei dem 

Anblick ! 
Leiiil dardanifdie WafFen, andi Schfld nnd mfihnig^n 

HelRihnfch, 
Ganz yne des göttlichen Mannes gefSIfchl; giebt 

nichtige Worte, 
Gridit unbedeutenden Hall, und 'ahmt des wandeln« 

den Tritt nach: 
So wie man fagt, dafs im Tod' Abbildimg^n fchwe** 

ben des Leibes, 640 

Oder bettobeten Sinnen ein Traum vorgaukelt mft 

Teufchung. 
Fröhlich voran nun hüpft das Fantom den vorderfifen 

Schlachtreihn, 
Fodert heraus mit Gkfchoifen den Mann, und Veieet 

mit Ausruf« 
Ein dringt Turnus mit Machte und die fchwirrende 

Lanze von fernher 
Schnellet er: jenes entseucht mit gewendetem Rücken 

den Fufstritt. 645 

Jezo iobaM den Äneas in Flucht gewendet tLXt 

fchauen 
Turnus wühnf^ und das Herz von ftUnnifcher tld^ 

nung ihm auffchwoll: 
WoUn fliehft du» Äneas? Verlaft doch dm Kam« 

mer der Braut nicht! 
lUefei* Arm wird geben das Land, das durch Wogen 

du füchteft! 
AlCb hebt er die Stimm', und verMg^ und erregt 

die gezogne 650 

Klinj^ in de^ Hand, nicht fefaend» es trag* ihm die 

Freude der Wind hin. 



204 Ä N E i' »♦/ 

Dort ftand ,ehen ein Scbif an dem Saum des 

erhabenen Felfens, 
Fefigeknüpft, und die Leiter geftreck^ und die Brücke 

gefertigt: 
Bas von Cinfiuins Orten den König Öfiains her- 

trug. 
655 Dorthin rennt das Fantont des gejagten ÄneaSi und 

angftvall 
SeUüplts in die Winkel hinein: nicht laumiger folget 

ihm Turnus; 
Alles, was hemnit, durchfirebt ef » und fpringt hoch 

über die Brücke. 
' Als er das yorfchif eben berührt; reust Juno das 

/ Seilab, 

Dafs der gelöfe^ Kiel in durchwanderte Fluten 

^uruckAürmt 
660 J«nen indefs, den entfernten, verlangt Äneas zum 
' Kampfe; 

Und der begegnenden Männer entfendet er • viele 

dem Orkus. 
Nicht mehr bergende Winkel erfpäht das leichte 

Fantom nun; 
Sondern es fliegt in die Luft, und mifoht .fioh der 

dunkelen Wolke: 
Weil, den Turnus im Räume des Meefs lUntreibet 

der StrudeL 
665 liüekwärts fchaut er befremdet, und undwkliar der 

Errettung; 
Beid' erhebt er die Hand' empor zu den Stengen 

mit Ausruf: 
Q allmächtiger Zeus, fo grober Erniedrigung 

würdig 



Zehnter Gesang. 205 

Achtefi dtt micfa, und gebeutft, die fchmahliche Strafe 

KU dulden? , ^ 

Wo dödilhin? und woher? wie zurück , und in wel» 

eher Geftalt fliehn? 
Darf ich noch einmal lehn die Laurentierftadt und 

das Lager? 670 

Wie dann ßmdich die Mhniter, die mir sum Steile 

gefolgt find? \ 
Und die ich all% o Schand', in dem gräYdichen Tode 

zuriicldiefs ! 
Die ich zerftreut nun leh', und der fallenden Jam« 

mergefchrei nun * 

Höre! Wim thun? O welcher gei^ug unergriindliehe 

Abgrund 
Spaltet £eh mir? Mitleidig erbarmt euch meiner, 

o Winde! 675 

Vtlleß hinan und Gekltpp (ich wünfchender Turnus, 

ich fleh' euch!) 
Traget 'etat Schiff und drängt es in fchreokliche Wat« 

ten der Syrte, 
Wo kein Rutuler, mein mitkundiger Ruf mich errei« 

ehet! 
leaer fprachs; und im Geift bald hier, bald woget ' 

er. dorthin: 
Ob er fich felbft in den Stahl finnlos ob Xolcher Ent^ 

ehning 680 

Stürz', und die Rippen hindurch die Harrende Kliiige 

fich treibe; 
Ob in die ilut er tauche den Sprunge und fchwim« 

mend des Ufers 
KrülliBien erftreb'^ und wieder den teukrifohen Wäf« 

fen fich fielle. 



20^ A N s X &. 

Qreimal befeUofii er beides; doeSk dxeimal hielt die 

erhabne 
685 Jhmo surttck^ und hemnit' in dem IMkit mittddig den 

Jiingliaabg» 

Günfti^e Ebit durehfchlüpft er im. Meer mtd.am wal- 
lenden Ufer, 

täs lax der altenden Stadt des Vaters Beamius er 

anlangt 
Aber auf Zeus Anregung erhebt fidi Mexentius 

jezo 

iStmiaeades Mnis in die Schlacht, utid beftürmtfroh- 

lodfiende Teukren 
690 IMaa^abei*, xennt .Tyrrhenergewühl, und aU' auf den 

Einen 

]Dr4iigen fiey sW auf den £inen mit Hafi» imd< umto- 
benden Waffen. 

Jh^, ifde.eüft traa»ger jFels, der weit vopftaiirt in die 

Meerflut, 

Ausgefielll den Orkanen in Wut, und dem bräunen- 
den Abgrund, 

Alle Gewalt und Drohung des Meeri auskam und 

1 des Himmels, 

695 Ihkd uiibe^egt daftehl: fo Hebrus, den SdfA 0oli- 

chaon^ 

Sbrecki er* in Staub., und den Lätagiis auch, ändt den 

flüchtigen Palmus: 

liHtägus, du* > mit dem St^ < und dma n^chligeß 

Trumme des Berges 

Überdeekl er daa voUe Geflöht^ abfehneidekd den 

Kniebug, 
er 4b& BalsHis floh wind«ti gelähmt; und die 

Waffen.' dem Laufus 



Zehnter Gesang» 207 

Schratt er zu hiiU^ den Leib, und den wallenden 

BuXch auf die ScheiteL 700 

Aueh Suantbes den Phryger fodanUi auch Minuu^ 

dea Pavis 
Kri^i^und» fßiwh an Geburt: denn in einer Nacbt, 

da Theano 
IIui dam Anyku« gab, da gebar ^ von de« Fackel 

gefiälel^ 
CilT^us To/chter den Paris: es fa^ a^ der Vefte des 

Vater« 
P^i üßcbk dielen empfiingt die kux^ntUbhe I^emde^ 

' den Mimas. 705 

So i|ie^.4o^ voi^ den Hvnden geljbeKt ' anfiärmet der 

Eber, 
Hockt Vjf^ Oebirg^ iim, hieben des Veftilus Ficbtei) 

g*Wrfcargt ' ^ ^ 

il&nchf Jiitit' r ihn mainohe der Sumpf det Laure»- 

tier; fcift nun 
KomMt ei: v/om IKcliig des Rohrs; löbaldin die Garn? 

er gelanget, > 
StBa,\ er» ^mäi brmft unnmtigy und' ftränbt koichbor* 

Äig die.Bug' auf; 710 

Dann hat keiner das Herz, ihm.zxi tiahta^^noeh en& 

gegen zu wüten; 
Fetipher weifi^ iß^ Spief s% und beda^äun mit ficherem 

Alisruf; 
Doch 4]r gebt; unverzagt, und IMumt nadh jegÜchee « 

Seite, 
Knirfclit nb den Zähnen erboürt , Ujod fchü»elt diä ' 

Speer' aus dem Rücken: 
Alb jezii, vne gerecht fie der Zorn ^uf MezenftiM 

anreizt, • 715 



208 A N E i' s. 

Hat nicht einer den Mut, mit gezogenem Stahl zu 

begegnen ; 

Nur ihit Gerchob ringsher und des Grimms Aus- 
rufungen zwackt man. 
Unter dem Heer war Akron^ aus Korythus altem 

Bezirke, 

Grajer voii Stammi hereilend von unvoUbrachter Ve^ 

mählung. 
720 Als er dieAin ^fehn, wie er fern die Gefchwader 

durchwühlte, 

Roth Yon der Fed«r umfiralt, und der J^raut meer- 

^ l^urpumem Feßkleid: 

So* wie der hungrige Leu, der' ofi: um ^in- hohes 

Geheg' irr^ 

('Denn. ihn erregt wutvolle' Begier), wenn eüi fluch- 
tiges Reh ihm 

Vorkommt, o4er ein ßolz in Gehörn aikriigeiider 

Kronhirfch, 
725 Kroh &eh erhebt, w^it dehnet ^ den Sohbmd, und die 

Mähnen emporftra'ubt. 

Dann £dR: ttber dem Fleifch daliegt; grafs triefet des 

Würger» 

Rachen von Blut: •• . ^ 

Alfo jftürzt in der Feind' Andrang fich Mea^entius 

freudig; 
Akroh £nk^, der Arme, gefi;reckt,> und fchlagt'mit 

der Ferfe 
730 Bunkeks Land, ausathmend, und fiirbt den zerbro« 

ebenen' Wurffpiefs, 
Doch nicht jenen zu fireckcnd^ der feheu hinfloh, 

den Orode^f 



Zehnter GesangI 209 

Achtet er werth, noch blind mit geworfenem Stahl 

Äu verwunden. 



Grad' ins Geficht ihm gewandt , und Mann dem 

Manne begegnend, 
Kämpft er und Hegt, der Erfchleichung zu fiolz, 

durch tapfere Waffen. 
Dami auf den Hingeworfnen mit FuIj fich fiemmend 

und Lanze: 735 

Männer, da liegt, unverächtlich im Streit, der Tro« 

zer Orodes! 
Jauchzend erhähn - die G^nolTen zugleich den fröh-i 

. liehen Päan. 
Er fchwachathmend darauf: Nicht rachlos wirft 
I du, o Sieger, 

Wer du auch biß, dich meiner noch lanjg' erfreuen; 

auch dir fchon 
Ruft ein gleiches Gefchick, balct nimft du den fei- 

bigen Grund ein. 740 

Ihm Mezentius fo, mit des Unmuts bitterem 

Lächeln : 
Stirb nur! für mich dann möge der Götter und Sterb- 

liehen Vater 
Auserfehn! — So fprach er, und zog aus dem Leibe 

den Wurfltahl. 
Harte Ruh drückt jenenl das Aug' und eifemer ^ 

Schlummer 
M, und auf ewig verfchliefst die leuchtenden Blicke 

das DuhkcL ^^^ 

Gädieus fchlägt den Alkathoos nun, den Jlydas- 

pes Sacrator: 
Rapo, Paithenios, dich und den weidlichen Orfes; 

/ MefTapus 

ViBön Ton Vo«s. III. 14 



210 Ä N E i' s. 

I 

Streckt den Klonios hin, und Lykäons Sohn Ericef 

tes: ' 

Jenen, der lag im Gefilde vom Sturz des entzügel 

ten RolTes, 
750 Ihn den wandelnden, wandelnd er felbfL Auch deii 

Lycier Agis 
Trat hervor; doch ihn ßreckt, nicht leer altahnlichet 

Tugend, 
A Välerus; Salius warf den Thronios, dielen Neabi 

ces, 
M^üter des Speeres fowohl, wie des fernher teu* 

fchenden Pfeiles. 
Gleich nun hatte den Gram und die wechfebi«| 

. den Tode der Wütrich 
755 Mavors gefiellt: nun hauten zur. Wett', und fankeil 

in Staub hin 
Sieger fowohl wie Befiegte; nicht hier galt lüehen, 

und dort nicht 
Götter in Jupiters Burg fchaun mitleidsvoll den veri 

gebens ; 
Ringelnden Zorn, und bedauren der Sterblicbem 

lafiendes Elend; 
Dort blicht Cypria her, dorther die fatamiTcltd 

Juno ; , 
760 Unter den Taufenden tobt die blaffe Tiliphone graim- 

haft. 
^ Aber Mezentius geht, und bewegt die gewaltige 

Lanze ' 

Stürmifch einher iin Gefilde. Wie ungebeuer 

Orion, 
Wann er zu Fufs £ch einher durch des weit umwal' 

lenden Nereus 



Zehnter Gssang. 31t 

Abgrund bahnet den Weg, mit der Scbttlter entragt 

1 ^ den Gewäffeni; 

pie er, wa)m hoch vom Gebirg' er der' Vorzeit Ome 

zurückträgt, 765 

nten den Boden betrit, und das Ha;upt in den 

• Wölket! verfchleiert: 
mit gewaltigen Waffen erhebt fi6h . Mezentins 

machtvolL 
iber Äneas fofort, wie er fem im Getümmel ilm 

wahrnahm, 
lichtet entgegen den Gang. Der bleibt unerlchro- 

cken und furchtlos, 
larrt des erhabenen Feindes , und fteht durch eig* 

TütB Gewicht feft. 770 

lUs er den Raum mit dem Blick abmafs^ der dem 

Speere genug war: 
Sei mir der Arm, als Gott^ und der Wurfitahl, 

welchen ich fchwinge, 
f^un zum Schuz! Ich gelob', im eroberten Schmucke 

des Räubers 
&Uft du, o Laufus, gefchmüekt mir hinfort des 

gewandten Aneas 
enfanal feint -^ Er tfprachs; und die fdhwirrende 

Lanze von fernher 775 

Schnellet er: aber im Flug von dem Schild' enl^^rallt 

fie, und weitab, 
^ttter der Bruit in die Weiche, durchbohrt fie den 

edlen Antores. ' 
Herkules Freund und Genofs , hatt' Argos Bürger 

Antores 
Sich dem Euandrus gefeilt, und die Italervefte 

bewohnet 

14* 



V 



212 Ä N E I s. 

780 Jezo an {rtoder Wund' entfinkt der Arme, zum 

Himmel 
Schaut er empor, und denkt noch im Tod* an die 
" liebliche Argos. 

Nun auch fchwingt Äneas den Speer: der die Run- 
dung, von dreifach 
Wölbendem Erze gehöhlt, und die leinenen Decken, 

und dreier 
Farren gediegene Haut durchfchmetterte; unten am 

Schoofs dann 
785 Haftet er; doch nicht trug er die Kraft mit Eilig 

das Schwert nun. 
So wie erfreut Äneas das Blut wahrnahm des Ty> 

rheners. 
Reifst von der Hüfte der Held, und erhizt auf den 

bebenden dringt er« 
Innig erfeufzt*, um den Vater bewegt, der kind- 
liche Laufus, ' 
Als er es £ah; und Tfaränen entrolleten über dar 

Antliz. I 

790 Deinen traurigen Tod, und was du, Redlicher, thaj 

teft, I 

Wenn ja Glauben gewährt fo erhabenem Werke Üi 

Nachwelt, 

Werd' ich nie, noch dich, denkwürdiger Jünglin{ 
^ V vertchweigen. 

Jener, den Fufs abwendend, und unwirkfa 

und verhaftet. 
Zog fich zurück, und fchleppte den feindlichen Seh 

in dem Schilde. 
795 Vor nun fiürmte der Jüngling, und mtfcht' in d 
) Waffen fich felber. 



Z E'H N T E R G.E^S A ^ G. 213 

Und al^ fchon mit der Rechten zvCm Streich Äneatf 

fleh auiTchwang, 
Raimt' er . ihm , u^ter die Klinge daher, und jenen 

durch Säumnis 
Hielt er auf* Nach folgten mit Kri$g.;^usruf die 

GenoITein, 
6i«9 gedeckt von der Tartfche des Sohns, weggingo 
j ■ der Vater j 

Ringsher fchnellt man Gefchofs, und verwindet den 

Feind aus der Feme, 800 

{ Häufiges Wurfs. Äneas ergrimmt, und: . hält £c]| 
! bedeckt dort 

, Und gleichwie, wenn ein Schauer einmal mit ergof« 
; fenem Hagel 

Stürzt vonpi Gewölk, auf dem Feld' ein jeglicher Pflii^ 

ger uniherflieht, 
Jeglicher Bauer der Flur, und der ^ Wanderet duckt 

in dem Obdach, 
Ibeils am U&r des Stroms, theils unter upwölben- 
' dem Felshang, 805 

Während es regnet aufs Land; um bald, iwann ü^^ 

Sonne zurückkehrt, 
Fortzufchalten . den Tag: fo, rings von * Qefchaffen 
I umraHelt, 

Hält Äneas die Wolke des Kriegs , bis verraf^ der 
j Donner, - 

Standhaft aus, und .den Laufus ermahnt^ und den 

Laufus bedroht er: 
Was doch zum Tode gerannt, und über die 

Macht dich erkühnet? 810 

Frommes Gefühl^ Achtlofer, verleitet dich! — , Aber 

. nicht minder 



214 ' Ä N £ i s. 

Trozt der Bethörte daher* Schon fteigt dem darda- 

ipifchen Führer 
Häher der wütende Zorn, und die äu&erfien Faden 

dem LauTus 

Spinnen die Parcen herab; denn es ftöfst Aneas dem 

-Jüngling 

815 Grade das mächtige Schwert durch den Leib, und 

gänzlich verbirgt ers. 
Sdbieiidend' durchdrang es die TartTche, des Trozi- 

gen leichte Bewafhung, 
und das Gel^and, das die Mutter geAickt mit gefpon- 

nenem Grolde; 
Und ga^z lullte den Bufen das Blut; das verathmete 

/ Leben 

Wich SU den Manen betrübt, und verliefs den erkal- 
tenden Leichnam« 
820 Doch als jener die Miene des Sterbenden, als er das 

Antlis 
Sah, der anchififche Held, das tbdtenfarbige Ant- 

liz; 
Tief auf feufisef er voll Mitleids, und bot ihm die 

Rechte; 
Und ihm brannt' in der Seele der Vaterliebe Ge- 

dächtnis. 
Was fdiU dir iiir iblches Verdienft, ungltichlicher 

Jüngling, 
825 Was der fromme Äneäs verleibn, fo edler Natur 

werth? 

» 

Dein (\ei, welche dich freute, die Wehr;' und dich 

zu der Väter 
Schlummernden Seelen im Staube, wenn defs ihr for- 

get, entfend' ich. 






Zeh N.TER Gesang. 215 

Doch ymrd dies, du Armer, den Gram des Todes 

dir lindem: 
Dafs durch Äneas du fanlcfi:, den gepricfenen. — , 

Selbft dann ermahnend 
Ruft er die zaudernden Freund', und hebt von der 

Erde den Jünglinge 830 

Welcher mit Blut entftellte das Haar, nach der Weife 

geordnet. 
Doch der Erzeuger indefs am wallenden Strom 

Tiberinus 
Wufch die verlegende Wund' in der Flut, und labtie 
j die Glieder, 

I Gegen den Stamm iich lehnend des Baums. Seitab 
! an den Äfien 

Hängt der eherne Helm, fcjiwer ruht auf dem Anger 

die RMung. 835 

Heldenjünglinge ftehen umher; mattathmend und 

kraftlos 
Stiizt er den Hals, umflolten die Brufi von der Länge 

des Bartes. ' . , 

Oftmals fragt er nach Laufus, und oftmals, dafs man 
I ihn rufe, 

Sendet er, dafs man ihm melde den Wunfeh des 
' * traurigen Vaters. 

Todt fchon tragen den Laufus die Seinigen über der 
I Rüftung, 84fO 

Weinend, den mächtigen Jüngling, von mächtiger 

.Wunde beileget. 
Feme yerltand ihr Klagen das unglückahnende Hers 

gleich. 
Ganz mit Staub' entftellt er das grauende Haar, und 

beide 



% 



216 A N E J s. 

Streckt er die Hände zum Himmel empor^ und hängt 

an dem Leichnam* x 

845 Hielt fo grofse Begier mich, o Sohn, an das 

Leben gefeffelt, 
Däfs ich der feindlichen H^nd vortreten für mich den 

^ Erzeugten 

Liefss? Durch deine Wunden bin ich, der Erzeuger, 

. gerettet? 
Leben, ift mir dein Tod? Ach nun erft fiihl' ich 

mich elend, 
So in die Fremde verbannt! nun drang tiefein mir 

die Wunde ! 
850 SelbA auch hab' ich den Namen, o Sohn, dir befle- 
cket mit Vorwurf, 
Ich durch Groll verftofsen vom Thron und Zepter 

•der Ahnherrn! 
Büfsen dem Vaterland' und dem Haffe der Meinigen 

foUf ich! ^ 
Hätte doch jeglichem Tod' ich die ftrafiiche Seele 

geboten ! 
Nun leb' Ich, und noch nimmer das Licht und die 

Menfchen verlalT* ich! 
855 Aber ich will! — So rufend, erhob er zjugleich auf 

die kranke 
Hüfte fich; und, wie der Schmerz in. der tiefen 

.Wund' ihn gelähmet, 
" Doch nicht linket der Mut; und da& Rob ihm zn 

. fuhren, gebeut er. . 
Dies war Zier ihm und Trofi, dies trug aus jeglicher 

Schlacht ihn 
Siegreich. Jezo gewandt. zu dem traurenden^ redet 

er alfo: . 



y 



; Zehnter Gesang. 217 

Rbäbüs, lange -genug , wenn ' etwas Sterblichen 

lang' ift, 860 

Lebten wirl Heut entweder mit Sieg mir die blu- 
tige Riifiung 

Bring' und das Haupt des Äneas zurück, und die 

Schmerzen um Laufus 

Räche mir; oder, wofern uns Durdigang keine 

Gewalt bricht, 

Dann erliege zugleich! Denn, nie, o du tapferfter, 

glaub' ich, 

Würdigfi du fremde Befehl' und gebietende Teuhrer 

zu dulden! 865 

< 

Spraehs, und empfahn von dem Riiciicn des wil- 
ligen, nahm er gewohnte 

Stellung, und jegliche .Hand befchwert er mit fpi« 

sigem WurfEahl, 

Leuchtend von Erz fein Haupt, und bebüfcht vpfi 

firaubigen Rofsfchweif. 

Alfo den Lauf in die Menge beflügelt' er. Wild 

mit einander 

Wogt im Herzen die Scham, und die tobende Wut 

und die Trauer. 870 

Dreimal rief er Äneas nunmehr mit gewaltigem Aus- 

rut 

Aber Äneas erkannt^ ihn fogleieh, und betete frök- 

^ lieh: 
Giribß der Ewigen Vater doch das, und der Her- 

fcher Apollo, . 

OaCs du den Kampf zU kämpfen bfiginnft ! . . . 

■ r 

Alfo fprach er, und trat mit : drohender Lanz' 

ihm entgegen. 875 



218 A N E I s. 

j 

Jener darauf: Was jeae^t, da den Sobn du, Graufafmer, 

raubtefi, 
Schreckft du mich? Das war einzig der Weg, wo 

vertilgen du konnteft! 
Nicht ja fcheun wir den Tod, noch achten wir einen 

der Götter! 
Endige! Selbft fchon komm' ich zum Tod', und 

bringe dir diefe 
880 'Gabe zuvor! *— So rief er, und fcfawang auf den 

Feind das Gefchofs her. 
Wieder ein anderes drauf und ein anderes fchnellt 

er, und flieget 
Im unmäüsigen Kreis; doch es wehrt die goldene 

Wölbung. 
'Dreimal fchweukt er den Trab um den Stehenden 

• ^ links in die Runde, 

Werfend GefchoilB aus der Hand; dreimal in die 

Runde fich wendend, 
. /885 Dreht auf dem ehernen Schilde die fchreekliche Pflan* 

zung Äneas* ' 

Doch da fo vielem Verzuge zu ftehn, und fo viel des 

GefcholTes 
Auszuziehn ihn verdreufst, und des Kampfs unglei- 
che beläfiigt; 
Manches erwägt er im Geift, und hervor nun bricht 

er, und zwifcheri 
"Beide gehöhlete Schläfen dem Streitrofs fchwingt er 

die Lanze. 
890 Hochauf bäumt fich der Gaul, und fcUägt mit den 

Hufen die Lüfte. 
Und den entfchütteten Reiter, ihm felbft nachfolgend, 

• verwirrt er, 



Zehnter Gesang. 219 

• « 

Über ihn her vorwärts mit erhobenem Buge fich fiür- 

zend, 
Ausruf flammet empor, der Dardaner und der Lati- 

ner. 
Rafch jfi Äneas genaht» und das Schwert aus der 

Scheide lieh raffend. 
Redet er: Wo i& nun der verwegne Mezentius, wo 

nun 895 

Jener verwilderte Mut? — Ihm jezt der Tyrrhcner, 
i da aufwärts 

Schauend zur Luft er Athem gefchöpft, und Befm- 
I ' nung zurückkam; 

Bitterer Eeind, warum fo gehöhnt, und mit Tode 
I gedrohet? 

Ifi in dem Morde denn Schimpf? Nicht alfo kam 

ich zum Kampfe; 
Noch hat mir folchen Vertrag mit dir mein Laufus 

gefiiftet! 900 

Dies nur, wofern ift Gnade befiegeten Feinden, 
' erfleh' ich: 

IäIs mir Erde bedecken den Leib ! Mich umdränge^ 

ich weifs es, 
nerhe der Meinigen Hafs: wehr' ab, ich flehe, den . 
' Unfug; 

pnd mir gönne , gefeilt mit dem Sohn, zu ruhen im 
I Grabmal! 

Sprachs, und empfangt in der Kehle den nicht 

unerwarteten Mordfiahl; 905 

^nd mit dem wallenden Blut auf die Rüftungen 

Arömt er die Seel' aus. 



• \ 



/ 



. l 



Ä N E 1 S. 



ELFTER GESANG. 



INHALT. 



Denkmal des erlchla^ea Mezentius. Der Leichnam des 
Pallas wird dem Vater gesandt. WaflfenD:illftand und Begattung 
der Todten« Venulus meldet der Kathsverfammlung die Wei- 
igerung des Dlomedes, und Latinus. ilt zji FriedeasvorfcUägeu 
geneigt. Turnus, von Drances gereiet, erbietet lieh zum Zwei- 
kampf mit Aneas Auf die Nachricht , dafs Äneas aiirücke, eilt 
alles zur Vertheidigung. Turnus , da er hört, dafs die feind- 
Uche Kelterei durch die Ebene, und das FuTsTQlk' mit Äneas 
über die Bergfeite vordringe^ fchic^t jenen die Camilla und 
den Melfapus entgegen, und erwartet Telblt den Äneas im Hin- 
terhalt Diana, welche den Tod ihrer Camilla vorherlieht, fen- 
det als Rächerin die Nymfe Opis. Reiterfchlacht Amins, der 
Camilla Mörder, wird von Opis erlegt. Die durch den Verlult 
der Camilla erfchrockenen Rutuler fliehn zur Stadt. Turnus, 
um zu retten, verlälst den Hinterhalt; Äneas folgt. Weil die 
Nacht einbricht, verfchanzen lieh beide vor der Stadt 



Ä N E i S. 



ELFTER GESANG. 



Uöch des Oceanus Fluten verlief« auf&ralencl 

Aurora, 
lezoy wie fehr den Äneas die Unruh drängt, zur 

Befiattung 
Zeit den Genoflen zu leihn, und verwirrt von Trauer 

das Herz ifi, 
Iö& er, da Lucifer blinkt, iiegreich die Gelübde der 

Götter. 
Eine gewaltige Eiche, nach rings enthauenen 

Äßen, 5 

i 

Stellt er dem Hügel empor, und umhüllt fie mit fira* 

lender Rüftung, 
Die Mezentius trug, Heerfürß: dir, Grofser, ein 

Siegsmal, 
Berfcher des Streits! Dort fugt er des Helms blut- 

thauige Büfche, 
Dort die geftümmelten Speere des Manns, und den 

Hamifch, den zwölfmal 
^faf und durchbohrte der Stahl; an die Link' ihm 

hängt er den Erzfchild 10 



224 A N E i s. ' 

Und an den Hals lein Schwert in elfenbemener 

Scheide. 
Dann die GenoiFen umher, denn gedrängt umfchlofs 

ihn der Führer 
Sämtliche Schnar, ermahnt er, die freudigen, alTo 

beginnend : 
Herliche That ift, ALinner, vollbracht! Fem fei 

für die Zukunft 
15 Alle Furcht l Hiei" find die Gefchmeid% und des Ttol- 

zelten Königs. 
.Erfiliilge! Was mein Arm aus Mezentius fchuf, das 

erfcheint hier! 
Nun zu dem Könige gehts und der Kömgsfiadt der 

Latiner. 
Ruftet die Waffen im Geiß, und voraus fuhrt Krie^ 

in der.Hofnung; 
DaCs Unkundige nicht, wann zuerft, die Paniere zu 

heben 
20 Winkt der Götter Befehl, und inis Feld zu fahren 

-die Jugend, 
Säumnis hemm', und träger EntfchluDs aufhalte mit 

Zagheit 1 . 

ITnfre Genoffen indefs und die unbefiatteten Lei- 
ber 
Lafst uns der Erde vertraun; was allein im Acheron 

Ehr ift. 
Auf! und den biederen Seelen, die uns mit eigenem 

Blute 
25 Hier heimatlichen .Boden • erkämpft, weiht ihnen d^^ 

lezte 
Ehrengefchenk ! . Vor allem zur traurigen Stadt des 

Eunndrus 



Elfter Gesang. 225 

« 

Werd' izt Pallas entfandt, den nicbt an Tai^fierkeit 

dürftig 
Raubfe der dunkele Tag, und unreif fenkf in die 

Grube« ' 

AlTo fagt er mit Thronen, und kehrt zu der 

Schwelle den Furstritt: 
Wo dem gelagerten Leib des entfeelcten Pallas die 

Obhut 30 

Hielt Achtes der Greis, der dem Arkaderheld Euan*- 

drus 
Waifengefahrt' einfi war; doch nicht mit fo glück- 
licher Vorfchau 
Wandelt' er nun, zum Begleiter verliehn dem theue« 

ren Zögling. . 
Rings war dienender Freunde Gewühl, und im 

Schwärme der Troer 
Ilifche Fraun, die das Haar gramvoll nach der Weife 

gelüfet 35 

Aber fobald Äneas zur ragenden Pforte herein- 

trat; 
UnermeMiche Klag^ erhoben fie zu den Geftir- 

nen, 
ScUagend die Brufi, dats ganz der Palaft vom 

Trauergetön fcholL 
Als er des Pallas Haupt und fchneeiges Antliz gela- 
gert 
Schattete, und weitoifen im .Jünglingsbufen die 

Wunde 40 

Von dem Aufpnierfiahl; mit quellender Thräne be- 

' gann er: 

Dich, gramwürdiger Knab'> hat dich, da fie 

fröhlich herankam, 

ViRGiL Ton Voss. in. 15 



226 Ä N £ i 9. 

Mir ]iii$g(>nnt Fortuna, cUmit nicht unfer Gebiet 

du 
Schaueteft, noch fiegprangend zum Siz heimfuhreft 

des Vaters ? 
45 Nein, nicht folches Verfprechen von dir dem Etzeu- 

ger Euandrus 
Gab ich Scheidender jüngft: da er mich ror dem 

Gehen umarmend 
Sandte, den Oberbefehl zu empfahn, imd wamete 

forghaft, 
Port fein hizige Männer, ein harteis Gkfchlecht zn 

bekämpfen. 
Jener . vielleicht auch jezo geteufcht . von nichtiger 

Hofiiung 
50 Fleht mit Gelübden fogar, und häuft Altäre mit 

Gaben. 
Wir, du entfeeleter Jüngling, der nichts mehr himin- 

lifehen Göttern 
Schuldig ilt, wir folgen mit eiteler rEhl?e dir trau- 
rig! 
Armer Mann, bald fehajuft du. des Sohns fcbmerzrol- 

les Begräbnis ! 
Alfo. kehren wir heim! diesift der geholte Triumf- 

zug! . 

55 Dies mein heiliges Wort! Doch nidit; ^Euandrus, 

erblickft du 
Ihn mit fchmählichen Wunden gefcheucht; um das 

Leben des Sohns nicht 
Wünfcheft du gräfoUchen Tod, o Vater, dir! Wehe, 

wie grofser . 
Schuz dem Aurohie;,rl^nd% und dir hinfchwindct, 

lulusi 



c 



Elfter 'Gesang. 227 

Als dies laut er geTmeint, aufheben d^n Mäg- 

lichen Leichnam 
Heilst, er lofort, und taufend im Heer erlefene Man- 
ier 60 
Sendet er, ihm das Geleit der lezten Ehre zu ge- 
ben, 
(Jnd um die Vaterthränen zu fein: das unendlichen 

Grames 
Schwacher Troß, doch gebührend demiunglüekfeligen 

Vaten 
Ohne rVerzu^ wird }ezd» die weichgdioehtene c 

Bahre 
Ihm aus. eichenem Sx^roffie gewebt tmdlArbutusrei^ 

fig, .. 65 

Dann das erfaöhete Lager ■* umpflanzt mit* ^laübigef 

Sdiattuhg. 
Hier auf : ländlicher Sfreu>.wird hoch exvigsfaettet/ d^ 

Jüngling: 
GleicIl^ der' lieblichen Blume , ige];^üd£t vntoi/Daüine 

der Jnfigirau, 
Gleich, der dahften VioF ^ und der > fdhiiaii^enden 

Blum' Hyacinthus, 
Der noch -nicht ihr Glanz ^urid die eigene^ ßildu»^ 

entflohn ifi; 70 

Nicht mehr mi^teriddi nährte ^' die BrcTi^n uhd bietet 

ihr- Labfal. 
Danni s&TV^i Feiiergewand^, von Gold', ulnfiarret^^uiid • 

Purpur, 
Trug . Äneks^ ; ^bervor : die jenem , frdhücfa de^r Ar-^ 

biöit, -.. 
Selbßuiiiit ^eigenen Händen vordem d£e Sidomeriil (- 

Dido ' 

15^* 



!• 



228 A N E If s. 

75 Hatte gewebt, und köfilich mit golflenem Lahne 

durchwirket. 
Traurig hüllt er das eine mir lezten Ehr' um den 

Jüngling, 
Und Umfohleiert mit jenem die bald auflodernden 

Locken« 
Viel der Preife fodann aus der laurehtinifchen Feld- 

fcUacht 
Häuft er, und labt aufluhreB in langem Ziige den 

Siegsraub; 
80 Rolf" auch fügt er und Waifen hinzu, die vom Femd' 

er erobert 
Rückwärts band er die Hände den Jünglingen, die 

er den Schatten 
Weihte zur Sühn", um die Flamme mit Oi>ferblut zu 

befprengen. 
Auch uttuui^ne Stangen mit feindlichen Rußungen 

heilst er 
Selbfi: vortragieh :die Führer, und heften befiegete 

Namen« 
85 Ihn attchifühtt man, den armen, den abgelebten 

, : f Acätes ; 

jeat ni£t Eänf);qn entltellt er die Brufi, und die Wange 

. mil Nägeln, 
Witftf fohfodaim vorwärts ini^ ganzem Leib' auf die 

Erdfe. 
Wogen > audi führt man . daher, mt Rutulerblutc 

befprenget 
Hinten das . ibtei&arc. Rofs^ . des Gefchmucks entledi- 
get, Äthon; 
90 Thränend folgts,' und -nezet mit groben: Tropfen das 

Antliz« 

^ f. i 



Elfter Gesang.' 229 

Andere tragen die Lanz' und den Helm; denn das 

übrige raubt' ihm 
Tunuis im Kämp£ D;inn folgen in traurigem Zuge 

die Teukrer 
Und die Tyrrhener gefamt, und Arkader, wendend 

die Waffen. 
Als fchon ferne gezogen die ISmtliche Schaar der 

Begleiter; 
Still nun ftand Äneas, und tief auffeu&end be- 
gann er: *' 95 
Weg zu anderen Thritnen entruft uns jezo des 

Krieges 
Jammei^efchick Sei ewig^ gegriifet mir, herUcher 

PaUasI 
Lebe mir wobl auf ewig! — Nicht mehreres fprach 

er, und heimwärts 
Kehrt' er zum ragenden Wall, und wandte den 

Schritt in das Lager. 
Jezo nähn Botlchafter heran von der Stadt der 

Latiner, 100 

Bergend die Hand' in OUvengezweig', und flehend 

um Ghade: 
Dafs er die Leichen umher, die der Stahl in die ~ 

. Felder gefireuet^ 
Wiedergeb', und vergönne gehii^elter Erde Be- 
deckung ; 
Nicht fei gegen Beilegte noch Kampf, und des Lich- 
tes Beraubte; 
Schonung verdiene, wer einfi: Crafi&eund und Schwä« 

her genannt ward. 105 

Doch der erhabne Äneas gewährete Gnade der 

Männer 



j 



r 



230 ' A NE S s. 

Unverächtlichem Flehn» und fugte das Wort zu der 

Wohlthat: , 
Welch unwürdiges Loos hat euch, o' latiner, in 

folchen 
.Krieg verfirickt, dafs ihr meidet ^ mit uns zu leben 

in Freuridfchaft? 
110 Frieden nunmehr den Entfeelten^ die Mars hinwarf 

in das Schlachtfeld, ^ 
H^ifcht ihr von mir? Ich möchte* den Lebenden 

— auch ihn gewähren. 

Ifiemals kam ich, verlieh nicht Ort und Wohnung 

das Schickfal, 
Nicht mit dem Volk' auch führ' ich den Streit: der 

König allein brach 
Unferen Bund, und vertraute fein Heil den Waffen 

des Turnus. 
115 Billiger wars, daüs Turnus lieh diefem Tode geftel- 

let. 
Wenn ja den Krieg zu enden mit Madit, wenn zu 

fcheuchen die Troer, 
Jener gedenkt; dann ziemte, mit mir zu verfuchen 

die tlüftung. 
Lebend wäre, wem Leben ein Himmlifeher oder fein 

Arm gab. 
Geht utuii unterzulegen die Glut unglücklichen Bür- 
gern. 
120 AlCo fprach Äneas; erftaunt dort fchwiegen £e 

alle, 

« 

Und' auf einander ' gewandt rings hielten fie Augen 
^" und Antliz. 

Jeto Drances der Greis, der fiets mit Eifer und Vor- 

vmrf 






Elfter Gesang. 234. 

Turnus entgegenftrebte, dem Jünglinge ; diefer erhub 

izt 
Alfo das Wort: O grofser durch Ruf, weit grölser 

durch Waffen, 
Wie folly troifcher Mann, dich heben mein Lob zu 

dem Himmel? 125 

SoU der Gerechtigkeit mehr ich' erfiaunt fein, oder 

der Kriegsthat? 
Danlibar gehen wir dies in der Vaterftadt za ver- 
künden; 
Und Co das Glück uns leitet, vereinigen wir dem 

Latinus, 
Unferem Könige, dich. Dann fuche. fich BündnilTe^ 

Turnus. 
Ja auch die ScHicklalsmauren emporzuthürmen erfreut , 

uns, 130 

Und mit der Achfel zu wälzen die Marmorblöcke 

, für Troja; 
Drances fprachs; und von allen erfolgt' einhel- 
liges Murmeln. 
Zwölf lind der Tage befiimmt; in dem Schuz des 

vermittelnden Friedens 
Schweifen die Troer zugleich, und ungefiraft die 

Latiner 
Durch des Gebirgs Waldhöhn. Es erfchallt von der 

Äxte Verwundung 135 

Bort die Efch'; hier wühlt man erhabene Fichten 

vom Grund' aus; 
Eichengehölz mit dem Keil und die di^ige Ceder 

zu fpalten, 
Kafiet man nicht; laut knarret von fiämmigen Ornen 

die Lafifuhr. 



^ •! 



232 An £ ! s. 

Fama im Fluge minmebr, Vorbotm des fclireck- 

lichen Jammers, 
140 FiHlt dem Euandrus das Herz, füllt Wohnang mid 

Stadt dem Euandrus: 
Welche nur jüngft als Sieger durch Latium namite 

den Pallas, , 
Arkader rennen zum Thor, und raffen fich Todten- 

fackeln 
ITach uraltem Gebrauch, Schon leuchtet der Weg 

von dem langen 
FUmmenzug'y und fireifet mit fernem Glänze die 

Äcker« 
145 jUnd der begegnende Schwann der Phrygier mifclit 

das empörte 
Trauergefolg^. Als diefes den Wohnungen nahe die 

Mütter 
Schaueten, jezt in Klag' und Gefchrei entbrannte 

die Stadt rings. 
Doch den Euandrus vermag nun keine Gewalt zu 

bezähmen; 
Sondern er dringt in die Meng', und wirft, da die 

Bahre gefezt ward; 
15Q Sich auf Pallas , und haftet an ihm mit Thränen und 

Seufzern; 
Und kaum endlich gewährt Ausgang dem Worte die 

Wehmut: 
HatteA du nicht, mein Pallas, fo feft verhelDsen 

dem Vater, 
Dals du behutfamer wollteft dem graufamen Mars 

dich vertrauen? 
Ach, ich wubte zu wohl, was neuer Ruhm in den 

Waffen, 



- ' 



Elfter Gesang« 233 

Wais [o fchmeichefaide Zier im elften Kamidie ver- 
möchte! 155 
KlägUche Erfilingsfrucht des JUhglinges I traurige 

Waffen- 
Schule des Na<^amkriegs! und, was kein Himm- 

lifcher hörte, 
All mein Fldhn und Geloben! O du, ehrwürdige 

Gattin, 
Selige, weil du entfchlieffi, und nicht dies Leiden 

erlebteft! 
Überlebt hab' ich mein eigenes Ziel, ein verlaCs- 

ner, 160 

Ausgefiorbener Vater l O folgt* ich dem troifcfaen 

Bnndskrieg; 
Rutuler deckten mich lelbft mit GefchoDs! felbfi: _, 

haucht' ich die Seel' aus. 
Und mich fUhrete heim, nicht Pallas, diefes Geprän^ 

hier! 
Nicht euch geb' ich, o Teukrer, die Schuld, nicht 

euerem Bündnis, 
Nicht den gewechfelten Händen des Gaftrechts! Jenes 

Gefchick war 165 

ünferem Alter beftimmt! Wofern frühzeitiger Tod 

denn . 
Harrte des Sohns; Troft wars, wenn, über erfchla- 

gener Volsker 
Taufende führend die Teukrer in Latium, jener 

dalünfankl 
Ja nicht anderer Ehre kann ich dich würdigen, Pal- 
las, 
Als der fromme Äneas, und als die erhabenen Phry- 

ger, 170 



234 A N E i s. 

Uiul die tyrrhemfche^ Fiirßen, und ganz die tusid- 

fche Kriegsmacht t 
Siegsdenkmal find alle, fo viel du firecktefi dem 

Tode. 
Du auch Aändeft anjezt ein gewaltiger Stumpf in der 

Rüftung, 
Wenn gleich wären die Jahr% und die Telbige Kraft 

von dem Alt^ 
175 Turnus! Doch ach! was entzieh' ich die Dardaner 

länger den Waffen? 
Geht, und bedenkt dies Wort zu verkündigen eue- 
rem König: 
Dafs ich, da PaUas verfank, das gehäOige Leben 

noch frifie, 
Macht dein rächender Arm, der dem Sohn und dem 

Vater den Turnus 
Schuldig ifi, wie du fchauit. Frei bleibt nur zu fol- 

cherlei Wohlthat 
180 Dir und dem Glücke der Raum. Nicht Freude ja 

fuch' ich des Lebens; 
Nicht doch! fondem dem Sohn fie hinabzubringen 

zum/ Orkus! 
Aber Aurora erhob den elenden Sterblichen öfi- 

lich 
Ihr allfegnendes Licht, um Gefchäft zu eiTieuen und 

Arbeit. 
Vater Aneas nunmehr und Tarko häuften am Meer- 

Itrand 
185 Scheiter empor; worauf ße die Leichname, jeder der 

Seinen, 
Trugen nach heimifchem Brauch ; und Cobald fcfawarz- 

dampfendes Feuer 



Elf t'e r .1 G e s a n g. 235 



Aol&iegy hUBt ßth in Dunkel derr diclit., uikiii^htete 

HinimeL 
Dreimal ifngs) uja^den firai^d,.: mit leud)i£ead«i Wal» 

fen gegürtet, 
Liefen die Männer, zu- Eufs; dreimal uHi M^-. traun«- 

gen jäeli'eiter 
KreiTeten jene zu Roft; und. gezogenes Jammergcilieal 

liieg. 190 

teucbt wiord un^er den Thronen das Land/ £mcbl 

iwurden die Waffen, 
Bimmelempor dringt Mäimergefchrei und Klang der 

Tromj)eten. 
bclere werfeaa fodann in die Glut der erfchlagnen 

Latiner 
^gerijOfenen Baüb» Erzhelm' und j^rasigetulei Scliwer- • 

ter, 
iäum' imd raffelnde Räder zugleich ;' theils trauliche 

Schenkung, 195 

leMgetfagenLe Schild' ^ und nicht glüd^elige Waf- 
i feiu 

^iel auch werden der Sder' umher geCehlkehtet dem 

Toflie; 
bifiige Eber .zugleich und geraübete Schaf' aus den 

Ackern 
lingsum werden gemirgt in die Glut. Am ganzen . 

Geßade 
'chaan fie die brennenden: Freund' , und die lialfah 

verladerten Afchen 200 

iüten £e; und nichts trennt fie davon; h\s die 

thauige Nacht nun 
Imgedreht ^den mit hellem Geßim umhdEketen Him^ 

meL 



23» , A M £ I s. 

Audi auf der anderen Seite die wehnuitsvollei 

Latiner 
iBaun unzählbare Tödtengerüft*! und der Leidmami 

viele 
205 GrSbt man theils, wo £e fanken, ins Land; theili 

föhrt man hinweg iie 
Auf angrenzende Äcker, und fendet ile theils in dii 

Heimat 
Dann den übrigen Schwärm des verwirretoi Moitlei 

geftapelt 
Sonder Zahl und Ehre, verbrennen fie. Weit in dei 

Gegend 
Leuchtoi empor um die Wette von häufigen Elan 

men die Äcker. 
210 Dreimal femte das Licht den kühlenden Schal 

ten vom Himmel. 
Traurig nunmehr die Afchen des Brands, undve^ 

vnrrte Gebeine, 
Wühlen üe auf, und erheben von laulicher Erde def 

HügeL 
Jezt durch die Wohnungen herfcht, in der St 

des Reichen Latinus, 
Überlaut ^as Getöf ', und zumeifi des daurenden Ji 

mersl 
215 Mütter umher, und Schnüre voll Grams, und 

licher Schwerem 
Tirauriges Herz, und Kinder verwaift der liebenc 

Eltern, 
Fluchen dem gräfsliehen Krieg', und der Brautbenvl 

bung des Turnus; 
Seibit ja muff' er mit Waffen, er felbft mit dem Stj 

es entfcheiden. 



Elfter GtsANG« 237 

Der die erhaLenite Ehre verlang' und Italia's Her- 

fchaft. 
Lafiender wkd durch Dranees der Hafs: er aHein 

fei gefodert, 220 

Zeuget er, Turnus allein fei gerufen zum Kampf der 

Entfcheidung. 
Piellach firebt dagegen mit mancherlei Rede flir 

Turnus 
ibderer Sinn, und ihm fchattet der Kdnigin mäch- 
tiger Name; 
Vielfach fiiizt ihii der Ruhm mit der Siegsdtnkmale 

Verdienfien. 
Weil foifchwoll die Bewegung, und heu ent- 

brannte der Aufruhr; ~ ' 225 

Siebe betrübt nunmehr von der Köidgafiadt' Dio- 

medes 
Bringen die Boten Befcheid: gar nichts fei gewon« 

nen mit allem 
Aufwand' eifriger Müh; nicht Gab' und goldene^ 

Kleinod 
fruchte, noch dringendes Flehn; nach anderen Waf- , 

fen umherrphaun 
'fölTe man,, oder den Frieden vom troifchen . Könige 

handeln. 230 

5elbft, viam Kummer betäubt, verzagJ: .d«r; K4>n]g; 

Latinus. 
ms mit deutlicher Macht den Äneas. leite dai 

Schichfal, 
Uahat ihn der Ewigen Zorn, und die frifch herfehei^ 

nenden Gräber. 
Qfum die grofse Verfammlung des Raths^ und die 

erfien der Seinen, 



238 A N E X 8. 

235 Ruft er'dutch Oberbefehl z\im fiattlichen Saal des 

PaläAes. 
Jene gedrängt nun Itrömen zur Königeswohnung in 

vollen 
GälTen daher. Schon £zet im Kreis ^^ vorragend an 

Alter, 
Und an dem Zepter der Macht, unheiterer ' Stinie, 

Latinuä. 
Jezt die Crefäiid^n,^ die heim; vom äto^cfc^n^ Reiche 

gekehret, 
240 ^Heifat er verkündigen, was ile gebracht, • und ver- 
langet llie Antwort . 
Ganz in? der Folg' und'^geniau« Nun ward Still- 
*' - ;«';ij.. fchweigen geordnet; 

Venülus Aber gehorchte • dem Wort,' und redete 

alfo: : 
' • "BCi^'ger, wir fahn Diomedes, wir fahndie argi- 

- viföhe Heerßadt; ^ 

Und dutcHmefTehd den Weg beilegten wir jeglichen 

ZufeUV- j 

245 Ja wir bertihrteh die Hand, der Ilions Vefie hinab* 

'•> fank. 

Siegreich i%iätit'> er die Stadt Ärgyripa, feinem Geburts- 

laM- » 
GleielibcfnamtV^to'uler Flur» -des itlpy^erfeergs Gar- 

gäntis. 
Als- wir hineingetreten, und jezt /Anrede vergönnt 

ward; - 
Boten • i?^itf imtre Gefchenfc' , und meldeten: > Namen 

• und H«imat, , 

250 Wer mit Kriege genaht, ''was! uns gen Arpi genö- 

.'^• •• tfcigt.'). ' ' 



Elftj^r Gesang. 339 

Jener vernahm , und Tagte darauf mit ruhigem Ant- 

liz: - ^ 

glücMelige Völker , o goldenes Reich des Satur- 

nus. 

Alter Aufonierftamm, welch Schickfal Hört doch des 

Friedens 

Segnungen euch, und ermahnt unficheren Streit zu 

verfu^hen? 

Alle wir, welche mit Stahl einft Ilions Äcilcer ver^ 

ödet, 255 

(Schweig' ich davon, was gekoAet der Streit an den 

. thürmenden Mauern, 

Was für Mlumer der Simois deckt I) mit unnenn- 
barem Elend 

Büiiten wir alle die Schuld der Yerfiindigung > ^eit 

* durch den Erdkreis, 
Mitleidswürdig dem Priamus felbft!^ Das weiib' der 

Minerva 
Oinitem, und das Euböergeklipp, und der. Rächfe^ 

kafereus! 260 

?em aus. dem Feldzug warf an ^entlegene Strande 

die Irrfahrt, 
JLtreus Sohn Menelaus bis ganz 2u den^^Enden^des 

* Proteus, 

hi an den Ätna, zu fchaun das CyklopengeTchleehfy 

. ^ den ülylTes. 
b'cht Neox)tolemiis Reich, noch Idömeneus ,waik«.« 

^ .'' 'demde Götter, 

'enn' icli euch, , und* die Lokrer, am libyfchen?' 

Strande gefiedelt. 265 

eM der mycenifche Held, HeerfUrft der erhabnen 

Achiver, 



•I 



240 A N E S s« 

Fand durch der Gattin Verrath, der entfedichen, 

feU)er im Eingang 

Meuchelmord; auf den Sieger von Alla laurte der 

Buhler. 

Dafs mir die Götter misgönnt^ zur heimifchen Argos 

gekehreti < 

270 Froh die Gemahlin zu fchaun, und Kälydons lieb- 
lichen Anblick! 

Jezo fogar noch folgen Erfcheinungen fchrechlicher 

Wunder; 

Und die verlorenen Freunde mit Fittigen fchwebten 

zum Äther, 

und als Vögel umfchweifen fie Ström', (adi meiner 

Geliebten 

GräCsliche Qual!) und erfüllen mit weinender Klage 

. die FeUen. 
275 Kcmnt' ich ja doich dies alles von jenem Tage vor- 

ausfehn, ^ 

Als ich rafender Mann mit dem Stahl auf huDunlifclie; 

* 

0< Leiber | 

Wütete, und der Cythere die Hand mit der Wunde' 

verlezte ! i 

Nein fürwahr^ nicht treibt mich hinfort zu folchcrlet 

Kämpfen! 
Weder ilt irgend ein Streit, da Pergamos fank, mit' 

den Teuhrern 
280 Überig mir; noch gedenk' ich. mit. Luft der vergan- 

genen UbeL 
Was ihr mir zum Gefchenk hertragt aus dem Lande j 

der Väter, 1 

Reicht dem Äneas vielmehr. Wir wechfclten Schärfe* 

mit Schärfe. 



Elftbb Gssang. 241 

und wir gefelHen die Hand. Dem Eifahreaen glaubt, 

wie gewaltig ' x 

Er mit. dem Sehild' auffieigti wie im Sturm er die 

Lanze daherfchwingt! 
Wenn zween lilmliohe Männer mit ihm das idäifche 

Land noch ' 285 

Hätte gezeugt; felbft bimen zu Inachus Städten mit 

Kriegsmacht 
Dardaiker, und^ ümtaufchend die SchidkTak, ^trauer- 
ten Grajer. 
Was auch dort vor der Vefte der luurten Troja 

geläumt ward; 
Inuner an Hefctors Arm und Äneas ftockte des Gra« 

jers 
Sieg, und wandte den Schritt, bis zum zehenten 

Jahre vcrfpätet 290 

Beide durch Mut» und beide durch tapfere Waffen 

verherlicht; 
Dierer von frömmerem Sinn. Fügt friedfame Hände 

zum Bündnis, 
Weil ihr es könnt; doch den Waffen begegnende 

Waifen vermeidet! — 

« 

Was antworte der König zugleich, o erhabener 

König, 
Haft du gehört, und was von dem groljsen Krieg' er 

geurtheilt« 295 

So der Gefandten Bericht ; da durchlief vielfaches 

Gemurmel 
Schnell der Aufonier Lippen verwirrt: wie, wenn 

Felfen den Abfiurz 
Hemmen dem reifenden Strom, aufbrauft der ver- 

fchloiTene Strudel, 

Via«i& Toa Vom. UI. 16 



Und d^ bem^barten; Borde von zan&jiendea YtA^ 

. lungen murmeln, 
aoo Ab, nach geftilletem Mut^ fich die äogfilidiai Lip 

pen beruhigt. 
Biet der König die Götter» und i^prach vom erha 

latenen Thrpne: 
/ Paik wir 2uvor abwogen des. Beicht WoUb 

o liatiner, 
ll^iinCpht' ich, tind heilfamer trars; al^ folch^edei Zeil 

zu erwarten 
füx die Verfammlung des Raths, da der Feind a 

den Mauern fich lagert« 
305 UiiauagangUcbefi Krieg mit linbefiegbaren Man 

nem 
Führen wir, Bürger, mit Grötterge£dilecht^- das w^< 

ermüdet 
Wird ^dm'Xih Kampf, noch felbejr Ijefiegt aUfibt vo 

dem EiDen. 
Habt ihr Uofnmg gefezt auf ätoliTehe Waffen, ent 

lagt ihr! 
Qofiiung ift jeder fieh felbfi; allein, ihr £eht fie, wie 
^ dürftig! 

310 Welch ein vertilgender Sturz das übrige alles zer* 

fchmettert, 
Xiegt vor den Augen euch felblt, und fühlbar unter 

den Händen. 
Angehlagt fei keiner. Wie viel nur an Tapferkit 

dafein 
Konnte, das war: tarnt kämpfte mit jeglicher Nerve 

des Reiehes. 
Auf nun, welch ein Gedank* in der zweifelnden 

Seele mir aufitieg,' 



•_ s 



Elft£ii Gesang. 943^ 



Will fch Vertamii und mit kufsem (ge^*Hirt Auf^ 

merkfamkeit) kundthun« 315 

Mir ift ein after 'Gefilde, dem tuskifbhen Strome 

benadiixorty 
Lang gen Abettd geftreckt, bis ilber dkf l^r der 

Sikanen. 
Rutuler ffin nnd Auninker da» Veld, und sfilmieil^ 

der H«gel 
Harten Grand nit dem Pflug; die Geftrfippielit^ ' 

werden beweidet. 
Jener ganze Bezirk, imd der Bergböhn fiehtlsne tTal- 
i • dong, 320 

Komm' ak Frenndesgefchenk an die Dardaner; Biik 

lig geordnet 
Werde der Cundeavertrag, und Theil verliehen des* 

Reiches. 
Wölben fie Iiier^ wenns alfo geliebt, und gründen 

fich Mauern. 
Doch weim mdlste Grenzen imd anderes VoIIt zu 

erwä'Men 
Smen gefitUt, und zu weichen aus unferem Lande 

vergönnt ift; 325 

Wollen wir zwanzig Schiff' aus italifclrem Holze 

bereiten, 
Oder wo mdtf man zu filllen vermag. Was nöthig 

zum Bau ifi^ 
^'^gt an dem Strande genug: felbft laA fie beftimmen 

der Schiffe 
ZaM und Mab; wir geben das Erz und die Hand' 

und den StapeL 
Dann zu bringen das Wort, und den Bund zu befe- 

ftigen, rath' ich: 330 

16* 



244 Ä N X I s. 

Hundert FrohnlM^irciiftfter vom erften G«f ehielt der 

Latiner 

» 

Heide man gehn, und reichen da« Friedendaub in 

den HSnden, 
Tragend Gefchenk, de« Croldea und £3ieiibeines 

Talente, 
Auch den Stuhl und den Mantel » die Kldnod* mife- 

' res Reiche«. 
3S5 Rathet gemfinfames Wohl, und helft dem zeiMen- 

den Staate. 
Drances darauf» ftet« noch der erbitterte, wel- 
* chen de« Turnus 

Ehre mit fcheelem Neid' aufregt* und fiachehidem 

Ingrimm: 
Beich an Hab% und der Zunge Geil7dlt;^odh weni- 

ger feurig 
Kämpfte der Arm; in dem Rathe von uiiveflchtlichen 

Anfehn, 
^ 340. Durch Aufwiegelung fiark; der Zeugerin edele Her- 
kunft 
Gab ihm ein fiolze« Gefchlecht , ein dunkeles trug 

er vom Vaten 
Auf ftand diefer, und häufte belaftenden GroU mit 

den Worten: * 
Nicht«, d^« räzdUhaft ift, und unfeter Deutung 

ermangelt, , 

Forfcheft du, redUcher Fürfi. Sie alle geftehn es zQ 

wiffen, 
345 Was da« Gefchick verlange des Volks; nur reden £e 

kleinlaut« 
Freiheit geb' er su fprechen einmal, und entfieige 

dem Hochmut, 



Elfter Gx^sang* 24$ 

Er, deb Inlkeai Betmgen und imgeG&giietem A»- 

(Sagen will icbsy und mög' er anch Tod und Waffen 

Mir androhn!) 
Manche« lieht der Gebieter erlordl, und^ fo weit 

' wir umherfchaüni 
Sank in Xrauer £e Stadt^ indem er* dte' troiTche 

Lag^ 350 

AüKwajdkXj; Artig sur IlaiAtyimd den Hinmiel er* 

^ Ichreckt mit Befehdung. 
Eil» neeb ^ai»* jenen Gtefohenk^n, den reiehlilshent 

die du den Troern 
Darzubringen gebeutft, noch eins, o der Könige 

befteri % 

tilge Um&ii; und es beimne dein Herz kein ftürmi- 

fcher 'J'roÄer, 
Daft dia- die Tddtter zur Brauit dem woUverdienen« 

den Eidam, 355 

Vater, .gew£hrft> und dän frieden durch ewiges 

Bihidnis befefiiglL 
Doch wenn fo »Kchtiger Sehrtsdk-ttns Silin' und Her^ 

' «^ 9ien' bemeiftert; 
Labt -utts^ ihn fijlbfr anrufen^ imd Gnad' erflehn von 

' ihni ü^er: 
Weich' er 9 und räume fein Recht dem Vatelland* 

und dem König! 
Wanun^'Mttft ' du^'tb oft unglüelOiche Bürget' der 

' ofiien 360 

Tbiesge&hr)^ üxlieber und' Qtidtt von Latiums Jiini* 

»'met»?'-'' 
Nicht üt fifSl in dem Krieg"; uib Frieden nftt'llehn 

' wir geTamt dir, 



I 

, 9^9 ■ A lf,E| f. : i 

t 

Xvrnwi« wgleidk »m du« PiMif Am nililia iw Frä- 

d^n verfichert! 
iMlW« kb «wrfij dei^ ak Feiod du dir vonbildfi^ 

(und war' ich«, 
365 IfV^ ideell m^lir?) demütig l)QrclLif<{r' icli dich; 

. Sßboiit der Deinen 1 
Wxm dm TrpZf jM^d veqügt zi^jb al>! Wir .GeftUa- 

genfin fahn fohon 

der. 
(Qdur, wenn Ruim dioh b^Wßgt, wen« fo viel Kr«fi , 

in dem Bufen 
W,^n du k%an4» wenn Jb b^ftig dem Brau^abli« , 

du n^obgierft; \ 

370 Wpg' ei^ wi^ }}iet« dem Feind« gtlaroft . Mi4dngei»d p 

die Brnft dar! 

%P9m$ damit fi^ Twmita die lUMüfastaditer Te^ 

jSoll^n wir niedrigim S^eleni em Seb>mmif iifilKiwwti 

nnbeerdigt, 

l^Pge^rm Felde rgeftreijktl Wobbul dii| wenn du 

noitfb: Kraft hoÄ, 
W^nn nocb Uer«i wk die VKte^ vof dfflu ik^hiitt. jetem ] 

975 Wft^lwv Äiob niftj ; .. • .. . . 

1 

. ; Spkbedei Redea imtbrennt di^ gewnltOune Seel# | 

de4 Tnisius; 
TlAllaiif fBii&t er, «ndvftitom w«.dim ii^dbxiett Bu^ 

(en^die Worte; 

\l^mh .Mrer fliift^ ; ^ Pr^noe^t für; Aeto der fie* 

::.iro^MiiIieit Ader : 

! 



ELFTtk GSSANG. 247 

hiaai wkxm 'Hlnde Tfarlängöt der Kriege und tut 

Vtfterv6r£iminlung 
Kcnsjol du zAitfk. D^k mtht fei geföllt mit VTot* 

ten der Rathsraal, 380 

Welcbe du ficllerer grofii herftreuft ; da der Mauren 

^ Umfcbfanzung 
Noch dyirelwet den Petnd^ und in Blut nicht wog^ 

die Graben. 
Domue bbI Rede nur fort, wie du p^flegfi; und fehul* 

« 

dige mich du, 
Drances, der Furcht: die weit ja fo Viel MbrAaufen 

erfchlagner 
Dardaner fchuf dein Arm , und mit Siegsdenkmalen 

du ringsum 385 

Alle Gefildcl verfduSnfl I Wa^ Atimifithe Tapferkeit 

könne, 
Gtkidt ift die Probe gemacht! Niefit förn find wahr« 

lidh die Feinde 
Au£dißxcIien'Von uns; rfngsher umiftehn fie die Mau* 

ren! 
Lab lins gerad' angehn! Was zauderß du? Soll 

^ denn der Kriegsmut 

Nut aid der windigen Zung' und in jenen gefltfgel<» 

teini Schenkeln 390 

Immer dir fein? . • . / 

.... I 

Was? idi TCijagt? Mag einer mit Fug, o du SchnS- 

der, verjagt mich 
Scbclten, der lieht, wie geföhWollen von ilifchem 

Blüte der Thybris 
Aufwallt, lind d^oi £uanVlrus das ganze Greltehleeht 

mit dem Stamme % 



'-• 



248 Ä N s t s. 

595 Ni^dexGuiki und eiAUMjrt die Aikadei lagen der 

Rttftung? 
Nicht fand Bitias mich, noch der mXchtige Pattdams, 

alfo, 
Und die ich Sieger des Taga zahUoa in den Tarta- 

' ^ rttfi fandte, 

Eingehegt von den Mauern, umzitoit von der feind- 
lichen Schanze. 
Nicht ift Heil in dem Krieg! Dem dardanifcheii 

Haupte verkünde 
400 Solche« j o Thor» und deinem GefchäftI Nur v^eiter, 

und rafUos 
Alles mit Grauen verwirrt! nut erhöht die Kräfte 

des zweimal 
Uiiterjoehten ' GefcUechts^ und emi^igt 'die Macht 

' des LatinusI 
^un fchredit Phrjrgierwehr auch mymidonifche 

Klünpfer, 
Nun auch des Tydeus Sohn, und dem LarüBter Achil- 
les; 
405 Und, von den' Adriafluten zurück, firSmt Aufidus 

angftvoll! 
Ja wenn er bange fogar vor meinen Verweisen £ch 

aufteile 
D^r nachkünftebide Schalk, und mit. .Furcht die 

Befchuldigung bittert! 
Nie wird Iblcherlei Seele von diefem Arm (o eifchrick 

f nicht!) 

Dir entwandt; fie wohne bei dir, und geniefie de5 

Herzens! 
410 Jezt, o Vater ^ zu dir und deinem erhabenen Vor- 
trag. 



Elfter« Gesang« !^49 

Wenn, nidit Mwhamg kntfort in unbxe Waffm d« 

tezett; 
Wenn fo yexitfeii wir facli, jmd dei Heers dmudi- 

ger Rüokziig 
Völlig m Boden um warf, und das filttck nie wie« 

.der fieh wendet: 
LaDrt uns lUeden erflrim, .und wehrloa Areeken« die ' 

Hände. 
Zwar ol wenn nur etwas der vorigen Tapferkeit 

wKre! 4i5 

Der ift adr tot allen ein hochbeglüekter. in Ar» 

beit. 
Und vonagend an Mut, der, um aichta folehes zu 

feiuuen, 
Lieber dän Tod^ Mnfknk^ und den Staub mxt den 

Zähnen zerknirfchte ! 
Doch wenn IVKacht auch uns, und bisher ungetrof« 

fene Jugend, 
Wenn was helfende Völker und ItalerMdte zurück^ 

find;. 420 

Doch wenn aueh dem Trojaner mit vielem Blute der' 

Siegsruhm 
Kam; wenn Leichen audi ihm aufloderten, und uns 

gemeinlkm 
Warf der Orkan: warum denn entfiidit unrühmlich 

am Eingang * 
Plözlich dör Mut? was erbebt, eh hallt die Trom- 
pete, das Herz uns? 
Oftmals lenkte der Tag und die wechfi^lnde Mühe 

des Lebens 425 

Manches ann Befferen um; oft hat, um einander' 

befuchend, 



KeAm i^MKinn gfteaibbf^ 4eA feft vrti meaMi gegriiih 

det 
IKda wird inu Mitlielfer de» SHieiti A^ Ätokr mid 

Arpi: 
Al)er BfitdblNis wifd»| der beglüdüe lUimmius 

wird eiy 
430 Und der VöftHrgelMelev fo viel; nioftt ßfc«ig auch 

folget 
LathmM Bdiea der Itehniy tmd der laurenttsufehen 

Jugend. 
Avcli ift uns von del* Volsker «rkiiieneM Stamme 

Camille» 
Ftihfead der IUi%eii Zug, und wak Em naddüliete 

Haufati^ 
Man woMn nach dlei» lu den Hanlpf amiodeni £0 

Teufarer^ 
435 Und es gefittt^ und fo lidfar ieh efai iibiftelii ]iin dem 



Nielit liat die Hund' Uer sifo ^ctbria balTettd genie- 

ddn^ 
Sab {iir fok&erlei Hcffiiung icb emem Vexfiioh «Hcb 

entaiehn dar£ 
MuftviA tret* iidi hina»; und Ae&- er de» groben 

Achilles; 
Trag" «ueh^ MUift irnur Vulkanus gefduniedbte' Mudielie 

Waffen 
440 littmt amLeib^! Eueb KaV ich £19 Seeif uiid dem 

SeWXiier Latinus, 
leh. incbt einem- der AlUen an Taptokeil tvdidmder 

Ang€i<d>t ' Midi- allein, ndt jesi: Annen. mf' 

erl 



Elftsb 6b5aiig. 261 

Hkiit IbB Draadift tsfielaete» ob Zorn hier waltet der 

BiUsM mit T^d^. ob Bnibm der Ta^fisriMit waltH 
/ ilm nehmen! 

So «athldUaBelen jen' um da« wankende WoU 

wait einander, 445 

VngeßügaL Anota bewegete I^ager und Krisgar 

fiotfekidk» fiehel durcikftttnat mit Lenn und 

nfel dea Käniga 
Weiten Palafi. und ecfiUlt mk utt^ndlicbeni 

eben db Stadt ringsx 
OaDi in>{^ofdneteili Heer von des TibC^ia Strome die 

Teufcrer 
Samt der tfixbenifeben Maclu anuebn.im gflsoamt 

Gefilde. 450 

PlSzliche verwirrt lA allen der Abil» uad dem Voft 

in den Bufen 
Zittert; ea; heiki^^ empört fie dea Zoxna .unmübiger 

StacheL , 

WaQhi vedmigt man in Haft» laut ruft «u den W^ 

taoL die Jugend | 
Stüfiietliriint webklagen die Greif' i und ein wiUea 

Getibhrei dort, 
Aiu mididKgen Ri^ gemifebt, tönt ballend mu 

HiBimel: 455 

Aadera ' nidity 4a welm £ch im\.iimären fitain.mit 

eulandec 
Sd;iriu»eiide Vögel gefest, und im ififchbaren Stvom 

der Padulk 
HeibetvGetön auftöoen. durch Icrmende Sümfife die 

SehwiKite* 



r' 



I 



252 Ä N E I «• 



anjezt, rief Tnntuf » ^e Eetf attAkafchead, 

o BUrger, 
460' Fodert 'am Radi die geehrten, iind Ipbl ftiBfifeeiid den 

Frieden! 
Dorther ftiirxt man mit Waffen iil« Rekiil Nicht 

mehreres redend, 
Raft* er fich auf, und ftümtifoV den jcagendm Stfen 

enteiitf!er. 
Volußu, iraft eti göbeitt den. volddCcfaenr Haufen 

Bewiifnung! 
Führ' auch die Rututerfchaar ! die gewapnet^i Rei- 
ter, MelTaiiu«, 
465 Qw8i$, auch du mit dem Bruder, verbreitete mnher 

in das'Blachfeldl 
Theili verwahrt mir der Stadt ZügKüg',. imd. urfteigct 

die Zinnen! 
Doch ihr anderen folgt, vro ich fodere, mir asu dem 

Angriff 
Alles vorbeil man rennt aus- der Stadit iriilgsiier 

auf die Mauern. 
Selbfi entläCflt er den Rath, und verfchieb^ des^ Vater 

Lätinus^ 
470 Durch fo traurige Zeiten verwirrt^ * den .ediiabesLea 

Vorüazf 
Viel auch Uagt er fich an, daii /Aidit üeMMg & 

aufitahm 
Dardanus Enhdl Äneas, der Stadt ihn Ibhenkend 

eum Eädam* . 
Graben höhlt vor den Thoren. ein Thefl; dostPfliU' 

und Crefteine 
Führen fie* Rauhe« Getöns, . ein blutigei' 2ieichen 

dem Kriege, 



At 



E% r T s a '6 E. s A M G. 353 

HftUet da« Hom* Aucli die Mauern «mriagt viel« 

fiiebec Gewimmel, 47S 

Mütter und Knabea gemifcht; Noth rufet fie aUe zur^ 

Arbeit 
Dann zu dem Tempiel empor und den oberen Iföhen 

der Pallas 
Fährt die Königin felbft, im drängenden Schwärme 

der Mütter, 
Bringend Gefdienfc; und die Toebter Layinia fizt ihr 

gefellet, 
Soldherlei W^hs Urfacbe, gelenkt die liebHcben 

Augen. 480 

Schon durcbduften den Teinpel die nahenden Müt- 
ter mit Weihrauch; 
Und von erhabener Schwell', ergießen fie traurige 

Worte: 
Waffenbeherfclffinde, Göttin des Kriegt , tritoni- 

fche Jungfrau! 
Brich mit der Hand das Gefchoft :dem phrygifchen 

Räuber; ihn f eiber 
Streck' in den Staub vorwärts, und enlfchütf ihn 

am ragenden Thore! v 485 

Eiferig . gärtet fich felbft dev wütende Turnus zur 

Feldfchlacht. ' 

Schon m den Hamifch gehüU^ den nitiili£eheii^ ftarat 

eryonehmen' 
Sdiuppen «inhery nnd die Waden umfdhlofs er mit 

funkelndem Golde, 
Wehrlos noch um die Schläfen, das Schwert an ^ 

Seite gegürtet; 
Alfo firalt' er im jLauf goldhell von der . H6he der 

Borg hin, 490. 



I / 



ISi A N E I S. 

Frök iidi «rkel^tnd an Mut, uAcl dem TemBt «Afie« 

gend in Höfnung: 
So yrie den Knappen entflieht nach algerilfener Half- 
ter, 
BWi mm endficfc, däa Robi und, der offeAen Ebene 

mfidhtig, 
Strebt entweder -xxtt Wei^ und der grafenden 

^ Heerde der Stuten, 
495 Odßtf SEU badfen gewShnt in der tratiKcBen' Welle 

des Stromes, 
Anirem^t) feorigef branfi etf, und ragt mit erhobe- 
nem Kacken, 
Vfpf^iCB Mittts; viaäL er (fielet die MIEfan' nm den 

* Hals, um den Bug ihm. 
Gegen fhift kam, im Greleit der Tolskifchen Krie- 
ger » CatoiUa 
äilig daher, imd Mb, Thore der' Stadt von detä Hoffe, 

dieFifriftin, 
500 %ffäng fift henAi und, folgend sugSeich, die Amt- 
liche Beerfchaar 
GIftt vtm tetUTeiMa Rolfen aufii Land. Dann redet 1 

fie alfo: ' 

Timms, ^IroSem Ach felber die Tk^ferkeit billig ' ' 

Tortraue^ 
Wag^ idi vnA wül anrennen das Äneadengefchwa- 

der» 
Und «nfiidbiien allein der tjnilieniCdhen Reifigen 

Angrif, ^^ 

505 Mi£h lad eift mit dem Arm die titefafir teifiickn 

des Krieges: 
Du Adi Utr an den- Mauern zu FüDi , und fiehaupt« 

lie Feftttng. 



Elfte E. Ges^no. 255 

übnms darwf , aiilaiaiiaicl dk elfffurehtwürdCgd 

Jungfrau: 

da lulla's Sebmnck, Jungfrau! irie fdB ich mit 

Wort dir, 
Wie mit der rhat dir dankenf Doch nun, weil aUer 

Begegnis '" 

ObwSrtf raget dein Mut, mir Mitatbeitorin feift 

1 du* 510 
Wie 4lai Ckfücbt glaubhaft und geüendete SpShei? 

I gemeldet. 

Hat iat Frerl^r Äneas der Reifigen iMrhtr JSewaf* 

nung 
Vorgefandty vi durehtrahen das Feld; felhil UinuM 

er. dier fteilen 
BergmSdoi hinan, auf die Stadt zu fcmhen deü 

Heerzug* 
Krieg«uachfteHung bereit' ich im inrahbimwSlbeten 

Hohlweg, 515 

Beide des ScUunds Eingänge mit Maina luad Waffen 

befezend* 
Du mit beg^;nenden Zieichen enpfiih de« tyrrhem«' 

fchen Reiter. 
jDir fei der rafche Meffapus gefeilt, und latinifthe 

Rofsmaeht, 
Vnd die Tibumus gefandt; du felbft auch walle der 

Führung^ ^ 

Sprads, und auch den Meffapus mit ttnUchen 

Worten ermahnt er ' 520 

Samt den verbundenen Fürften zum Kampf, und' 

ftrebt auf den Feind an« 
Krumm durch Windungen ziehet ein 1?hal, wie 

gefchaffen für Kriegslii^ 



256 A N E I s« 

Und iur Waffenbetrug, dem dicht mit dilnUer Belau 

bung 
Jegliche Seit* andringt, und wohin fchmal leitet eii^ 

Fufofteig, 
525 Ö&end den engenden ScUund de« unwfllfiihrige. 

Eingangs. 
Drüber auf ragenden Warten und hoch auf der 

Scheitel des Berges 
liegt ein ebener Plan unerkannt^ und ficherer. Rück- 

jtug: 
WoHe Plan rechts und links lieh entgegenwerfen den 

Angrif, 
Oder behaupten die Höhn, und mächtige Felfen ent- 
rollen« 
530 Hieher eilt der Jüngling, bekannt mit der Riditong 

der Wege; 
Schleunig ergreift er den Ort, und befeet die fchwie- 

rige Waldung. 
Doch XU der hurtigen Nymf ' im erhabenen Äther, 

zur Opis, 
ffiner der heiligen Schaar und der Kugefelleten Jung- 

fraun, 
Wandte Latonia fich, und fo mit traurigem Ant- 

liz 
535 Redete fie: DoxV wandelt zum graufamen Kriege 

Camilla, 
Und in unfere Waffen, o Jungfrau, hüllt £e umronfi 

fich, 
Werth vor anderen mir. Nicht neulich ja kam der 

Diana 
Solche Lieb', und rührte mit plöslicheriWonne das 

Hers ihr« 



•9 



Elftsr Gesang. 257 

Denn da, vertrieben um Hafs und fiolze Gewalt, der ' ' ^ 

Beherfcher 
Metabus wich aus der Stadt des altruditbaren Pri* 

vemum, 540 

Nahm er das Töchterchen, fliehend aus rings umdro« 

hendem Auffiand, 
SicH zur Genofim der Flucht, und benamte das 

Kind nach der Mutter, 
Die fich Gasmilla genannt, mit verändertem Theile 

Camilla. 
Selbft an' der BruJß fie tragend, durchwandert' er ein* ' 

famer Wälder 
LangaufReigende Höhn; rings drängeten " grimme 

GefchoITe, 545 

TT • ' ' * • ' *. 

Und rings flogen umher in bewafheten Haufen die 

Volsker. 
Schau, in der Mitte der Flucht, da rollte gedrängt 

AmafenuSy 
Schäumend zum oberften Rand: fo toH auis; gebor« 

ftenen Wolken 
Stürzte der Gufs. Er fchwämme fo gern; doch Liebe / 

des Kindleins 
Hemmt, und Furcht iur die Bürde, die tfautefle. 

Alles erwog er 550 

Schleunig im Herzen mit lieh, und kaum fiand die«* 

fer Entfchlufs feft. 
Sein unmäfsig Gefchofs, das in nervichter Rechte der 

Krieger 
Tnigy von knotigem Wuchs laftvoU und geglühetem 

Kernholz: 
Bieran fügt er die Tocliter, in wölbende Rinde des 

Korkbaums 

Viaait Ton Vom. III. 17 " 



I 
I 



258 A N E { «. 

455 Edngqhegt^ und becpiem um des Wur^eers Mille 

befefiigt; 
Und wie in mächtiger Hand er fie aufwogt, ruft er 

zum Äther: 
Dir^ aUwaltende Macht der Gehölz', o latonifche 

Jungfrau, 
Weih' ich Vater das Kind zur Dienc^inl Deine 

Gefchoffe 
.Halt^d zuerfi ermutig entflieht fie dem Feind'! 

O empfang' fie, 
560 .Göttin, die Deine, die jezt unficheren Loiften Te^ 

traut wird! 
iSprachs, und den Schaft umdrehend niit angefiren- 

getem Arme 
Schnellt er; da raufcht das Gewog', und über des 

reifsenden Strom hin 
fliehet erbarmungswürdig am fchwirrenden Speere 

Camilla. 
Metabusy als Tchon näher die Schaar der Verfolger 

herandrängt^ 
565 Giebt fich dem Strom^ und, Sieger nunmehr, da« 

Gefchofs mit der Jung&au 
Beüst er, der Trivia Weihegefchenic, aiis dem grü- 
nenden Rafen. 
Nie hat eine der Stadt' in Wohnungen oder in 

Mauern 
Jenen gehegt; nie hätt' er die Hand' auch geboten 

vor Wildheit; 
Kur, wo der Berghirt weidet, in einfamen Öden ver- 

: kehrt' er. 
570 Dort dem Kind' in Gefiräuchen, umfchreckt von 

gelagertem Raubwild, 



Elfter Gesang. 259 

Gab er die Stuf aus der Heer de zur Amm', und 

die ftäifcende Nahrung 
Wildernder Mflch, einmelkend die Bruft in die zart* 

liehen Lippen« 
Als die laUende Tochter zuerft nun wankender 

Fübe 
Spiuren geprägt» befdiwert' er mit Tcharfeni Spiefse 

die Hand' ihr; 
Pfeü' auch hän^ er und Bogen zur Wehr an die 

Schulter dem Mägdlein. 575 

Statt des Goldes im Haar, und ftatt des langen Ge- 

wandesy 
Wallte der Tigerin Hülle vom Haupt um den Rücken 

hinunter. 
Schon aus kleinlicher Hand entlandte fie Küidei^ 

gefcholFei 
Und an gerundetem Band' um das Haupt her fchwin» 

gend die Schleuder, 
Warf fie den filbemen Schwan und firymonifche 

Kraniche nieder. 580 

^iel der Mütter umfonJft ringsum in tyrrhenÜchen 

Burgen 
WimTdieten jene zur Schnur« Sie, einzig vergnügt 

mit Diana, 
Übt jimgfräuliche Zucht und ewige LuA an Gefchof» 

Ten 
^t unwankender Treu. O hätte doch nie fie ent* 

flammet 
lener Befehdende Zug, da fie kühn auf Dardanet 

eindringt; 585 

Lieb mir wäre fie jezt, und meiner GeTpielinnen 

eine! 

17* . 



260 A N E I s. 

Aber woblan, da einmal imzeitigeB Schickfal fie 

•dränget, 
Gleite miri Nymfe, vom Pol, und befuelie das Land 

der Latiner, 
Wo nun trauriger: Kampf mit ünglücksabmuigen 

anhebt' 
590 Diefes empfah, und lange den rächenden Pfeil aus 

dem Köcher: 
Hierdurch, wer auch mit Wunde den heiligen Leib 

ihr verleze, 
Troer und Italer, biifse zugleich mir mit Blute den 

FreveL 
Dann der Dulderin Leib vind ungeraublete Bü- 

fiung 
Trag' ich in hohlem Gewölke zur Gruft^ und er&att' 

ich der Heimat. 
595 Trivia'fprachs; doch jene, die iT^ehenden Lüfie 

durchgleitend, 
Raufchte hinab,- und es hüllte den Leib fchwarz- 

wolkiger Sturmwind, 
' Aber die Macht indeLffen der Dardauer' naMe 

den Mauern, . 
Tuskifche Führer zugleich, und der Reifigen fämt- 

liehe Heerfchaar, 
Alle' nach :2iähl in Gefchwader gereiht» Laut über 

das Blachfeld 
600 Donnert das trabende' Rofs, und bekämpft kurzhal- 
tende Zügel, 
. Dort anfirebend und dort Schon weitum fiarret ?on 

Lanzen 
Eifern das Fe^, und die Ebne, durchfchweht tob 

Rüfiungen, funkelt. 



Elfter G £ s a n g. 261 

Andererfeit« MelEapoSi und hinter ihm fchnelle Latji<^ 

ner, 
Cpras äem Bradier gefeilt, und. die Schaar der ^iir« 

ftin Camillai 
Kommen im : Feld' en^egeiigciK)ehrt; vor fireoknn' fie 

Lanzen' 605 

In ausbdiehder Hand weithin,' und krSufeln den 

Wurffpie A ; 
Und die Begegnung der Männer entbreimt, uttd «der 

RolTe Gewieher. 
Schon kn hahenden Lauf zu dem Wurf der.!6elbhoffe 

gelangt, Rand 
Beiderlei He»; -flugs brechen £e vor .mit Gefchrei, 

und ermahnen 
Braufende Röff', und ergieJG^n. Zugleich ting^^r-die 

Grefchoffe, 610 

Häufig, .wie Stocken de« Sk^neei,: dafÄ gawK .^cK 

umfehattet der Himmel, , 
PlöflbSch' Ip^engt Tyrrhenus^ • inigleieh . -und ndes 
. - rafche Akonteus 

Mit anJBrebenddn; ^Lanzen hen^or. Und fie 'fdhkfl^n 

zuevfi ^fich 
Stnrz mit'läf)iitciBi"Getdn; dafs im fchmettemd^n JEV^II ^ 

"^ ',!: des 'Galoppe« 

Bnifi r an, Bruft /den Gäulen . zeriufax^ht • De» ^ ent- 

• fchwümgne Akonteus, 615 

Straleiidemt ^i^ ^^läichbar, 'undn fliegender Laft äu# 

:":}}.). '....•' dem • Feldftüch, 
Stürzt auf da^^Haupt fernhm,' und veratfamet ^daxk 

G^ifiiJn die Lüfte. 
Stracfcs Add die Rieihen verwiriit,:and dieV^utt^w^nd* 

ten' Latiner 



26% Ä N S I 8« 

Werfen die Tartfchen eurUck, und ftadtw&rta drehn 

£e die RolTe, 
620 Troja'c Reifige folgen , es führt die Gefbbwader Afy- 

las« 
ündjCoIum nabn fie den Thesen; uHd mede£ erhöhn 

die Latiner 
Feldgtibhrei, und lenken herum die gefchmeidigen 

nme: 

Schnell, fii^d jene gewandt^ und entfliehn mit TerMii- 

^ geten Zügeln; 

So wie das Meer, vorlaufend in fiets abwechfeln- 

dem Strudel, 
825 Ifun £um GeAad' anftürzt» und befchäumt hoch vbei 

die Felfen 
SehlSgty und den äufisierften Sand mit gebogener 

Welle befpület; 
Httü mit Gewalt riickw&ts, uip wieder durchrolkte 

Felfen 
Brandend, entSieht, und dw Strand in en^leiten- 

der Watte zurücklälst; 
Zweimal trieb der Etrusker den Rutuler gegen die 

Mauern; 
6 SO Zweimal weicht er der Wehr, und bedeckt um* 

fchauend den Rücken. 
Aber nachdem xum dritten der KSünpr anfprengend 

gefamt nun 
Schaar mit Schaar an einander fich tOgü^p und dem 

Manne der Mann ftand; 
Je«o ijng« Wehklage der Sterbenden, }ett in dem 

Bhitfirom 
fiiad rini^ Waffen. und Leiber, und rings mit gemor- 
deten Männern 



' 1 



• 

Elfter Gesang« 263 - 

Noch halLlebende Rolfe gewälzt; und erBitterter . 

Kanii)f Aeigt. 635 

Sieh, Orrih>chus9 fdieu cUm Reattlu fcibexKii.: 

nahefl^/ 
Schwinget den Speer auf das RoCs^ nnd^ li^sl ihml 

den StaU an dem Ohre. 
Doch der getroffene Gaul blfumt wiiteifed ^mpör, und ' 

erhebet. 
Gegen die Wund' unTvillig, dte BsuA und die fchla- 

genden Schenkel; 
Jener eHtroIil in den Staub. Catillus i^rft den'' 

I^afi, , 640 

Und, der grofä war an Mut, und grob an Jueth": xdkäl 

Bewaihung, 
Wirft den Hermlnius ab; dem geblSßt auf dei'^Sehei«. 

tel dsL8 gelbe' 
Haupthaar fteht^ und die Schütter geMöfirt; «cht: 

fchrjedken ihn Wunden: 
So i& er öBeH dem Stahl! Ihm gefohndb^ in dx€: "^ 

mächtige Achfel, 
Zittert der. Speer, und<luiiinmefi denrlA|c^ 4nreh«^: 

bohrend mit Schmerzen* 645 

Ringsiutiher firÖnH dunkel das Blut; ring^ Iidcfatt^^ 

firecktman 
Bofenid mit Stahl, und fudiM' den.riiiaMidijin Tod.^ 

durch dte Wunden. 
Mitten die Morde hindurch froUbckftidui gekö- 

cherte Heldin, 
Sine der Brüfi' entUe^et dem Kämpf ^ Amaione ' < *' 

CamiUa» 
leto dicht mit deif Hand die gerchi9eidig^ SeBafie 

verBreui fie; 650 



Jeao räft uneniriidet ihr Ann die gewaltige Streit- 
ct.,\ - axt. 

GeUen tetSat an der Schultei; Gefchofi und Haftung 

Jene fögär,' wenn einmal ttidkwSlrti die velsbiebene 

weichet, 
TOegt .mit gewendetem Bogen cKe fliehenden Pfeile 

zu fenden. 
655 Aber umher dai erlefne Geleit, Larina- die Jmtg- 

irau, 
Tfdla zhgleioh, und, fchwingefltd^ die dberAe Barte, 
«i-» Tarpejf : 

Itatarfräin^i die felber £um Schmuck fich die hebte 

Camilla 
Aüatokohif, IUI' Frieden: und Streit gleich gute Bedie- 

nimg^ 
Stil wie alBi Strom ^Thermödon der thrahifchen Män- 
:';r)hir''if {" ninnen Heerfchaar 
660 Täbt^ii i^tiihim^KTieg' ^sziehn in fkrhiger: Webr 

,'i ' ' Am^onen; 
Sdviuk iiippSlTtey feis, wahnl cüe martifche'Penthe- 
?,-|i i> .{f'K\ r: . 'f? \') :. ' " . » JÜea '/i »' « 

Henowästs if^n^Imit firefpaion, T und innher in jubebi- 

i deIltl^Aufruhr 
Weiblwh^siSeliiaarengeittiilf.frdhlocht ndt monffiehen 

.üo!;in-'; Tartfchen, 
-j» IWei» iiiiit^4er Waffe züerft, und zulez« wen, 

,( i* «oftirchthare Jungfrau, 
665 StDeekftefi;^^dH?i;^er wie viele dbr Sterbenden ^wadB 

duizuriErde? 
:> 1 Syft Bifiifiätii^iiUln.Sohn OsalKlytius: dem,' da er 



Eleter Gesang. 365 

Jene die offene BruA mit langer Tanne durcKfiebmet« 

tert; 
Purpurne Sttdm' ausbrechend enttaurndt et, und 

mit den Zähnen 
Käuet er Uutigen Staub , und wälzt auf. der Wunde 

£eh fterbend. 
Uns dann, und PägaTus dann: der, weil vonl gerpom« 

. ten 670 

Gaul rückwärts er gewälzet den Ziaum anfirengete; 

jener. 
Weil er ihm naht', und die Hand wehdof dem enU 

gleitenden darbot, 
Stürzen zugleich fie häuptUng« jn , Stäub. . Dann 

fireckt fie Amaftrus, 
Hippotaff Sohn,. und verfolgt' mit drängtoder .Lanze 

.von fernher 
Tereus, Harpälyhua dann, den Demöphoon dann, . 

und den. Chromis. 675 

So yiel Speer^ in der Hand umdreht* iHnS. ^tfandte: 

die Jungfrau, 
So viel, fanhen der Phryger hinabpi! Fexn^itet der.' 

.: Jäger 

OmytuK, fremd an iRüftung, auf.! edteoo Ji^yger^. 

hengfie: 
Dem die gediegene: Schulter das! .i;ett>desiian(iftigeilL' -^^ 

Stieres 
tiberdeckt ; in der SeUacht , und dad . .Hallet } Iweitgfih-; 

j7'i ' ;i. nehdiuälhüUet 680 

Schlnndi und, Backen des Wolf» mit weife/ vorftarren* 

.; ...den Zahnen, 
Und .dein iländCch bewafhet ,4k Händf ; ein .knotiger 



266 A N E K 8. 

Grob in der Menge verkehrt er, und ragt mit d^ 

Scheitel empor ganas« 

Diefen «iTitfidir aiifTangend, (denn leicht in gewea 

deter Ilach,t wars) 
685 Bohret fie durch , und redet die feindlichen Worte 

darüber t 
Haft dttj l^hener, im Forft 1/fildpretl zu erja- 
gen gewähnet? 

Heut ift gekommen der Tag, der euch nnl Vreibli- 

chen Waffen j 

Worte vergalt Doch melde den unteren Mahnen 

der Väter 

Dies nicht eitele Lob: du fankfi dem GeiSchob dei 

Camillar 
690 Stracks den Bntes darauf und Orfilochtts, beide 

der Troer 

QtöbeBtBä Butes durchdrang» den gewendeten» bie- 
ten die Spize, 

Zwifchen Helm und Panzer hindurch, wo des Rei- 
tenden Nacken 

'Schimmert^ und links von der Schukeir die Tsaüd! 

am Arme herabhängt 

Doch den Orfilochus flieht fie in weit auskreffendem 

Umlauf 
695 Teufcht ihn danoi einengend den Kreis, und dm fol- 
gende folgt fie; 

Dann mit Gewak durch Waffen dem Mann tmi 

OebiBine die Streitaxt 

Schwingt fie, empör Bch hebend» da laut er fielet 

und jammert, 

Schlag auf Schlag; warm feudhiet die Wund' ihm mi^ 

SKme dis 



Ei.FTxa Gesang. 367 

Ihr begegnet, und ftuxt graunyoll vor dem plöz- . 

liehen Anhlick 
knnuff kriegrifcher Sohn, des Appenn&ienbewQh« 

nercr, 700 

Hellt der Ligiirer lezter, da Tidufchungen gönnte 

dai Schickfal. 
Ib der Iah» dab femer durch Lauf wxl entrinnen 

dem Kampfe, 
Mer die dringende. FürAin noch absuleilfcen, umf 

lonft xrix\ 
lezt ia verrcUagener Seele Betrag avifinnenfl un^ 

Arglifi, 
E»fet er: Wm Ä Grobes gethaa, ynm. dtt Mädch^ 

dem tapfem 705 

Roffe vertraB&? Entlage dem Flug% und n^er auf 

ebnes 
Erdreich wage dicb her, mit miTi^ kämpfen im 

FuCBkampff 
Bald erkennft du fiKrwahr, wem wutdfges PralcKp' 

Verderb bringt! 
Spraehs; doch ]ene yoII Wut, vnd empört von ; 

der Flamme des Schmerzes, 
Keicht der Gefährtin das Rofs, und fieUt £ch. im 

gleicher Bewafiiung, 710 

Zuckend die Klinge asu Fu£s, und getroft zait lauterer 

Tartfche. 
Aber im Wahn, dab gelungen die Lift, : fcyrt fli^^t 

der Jüngling 
Ohne VexsBug, und in Flucht mit gewendetem Zilg^ 

enteib er, 
Da die ^iOdeie Ferfe den Gaul anfponit ftur Gnoafp . . . 

tung. 



268 A N £ t s« 

715 ligurerfchallc^ der umfoiLft mit erhabenem Mute 

daherprangt, 
Sonder Eifolg rerfuchfi du, o fchläpfrigeri Künlie 

der Heimat; 
und nicht bringt dich die Lift ujiverlezt dem l>etrüg- 

liehen Aunus! 
Alfo fprach fici und feurig mit hurtigen Solen, 

c diö Jungfrau, 
LM^ Jie deiix Roffe voraus, und grad' in die Ziigel 

ihm greifend; 
720 Rennet li6 an, und beftraft mit blutiger Rache den 
9 Frevlen 

Leidit, wie der heilige Vogel vom luftigen Felfen^ 
' * ' <^ der Habicht, 

Rafchere« ttet^s * einholet die fchwebende Taub' in 

der Wolke, 
Okd die ergriffen:«» hält, und^ mit' klauigen Krallen 

: zerfleifchet: 
Blut dann' fitikt aus dem Äther herab, und gempfetc 

' Fedem^"^ 

72S ' Diefes bemerkt hoch fizend der G(jtter und Sferb- 

^ liehen Vater, 

Mtcht unächtfames Auges, vom oberfien Haupt des 
' '• ^ Olympus. 

TarKö jezt, den Tyrrhener, ^ Erweckt zu virütendcr 

Kamx)fgier 
J^tieir, ihn skft^^dersZidms^uniti^i^em Stachel iempö- 

rencL 
Siehe die Morde ; durchrennt 4ind die Wütchendeii 

Ortungen Tarko 
730 SqhAell auf diem Rofsr, imd^ ermahnt itaiit vielfeeb rei- 

zendem Zuruf 



El fter Gesang« 269 

Namenflicli jeden der Meng\ und frifcht die Verjag« 

ten zum Angri£ 
Ol die ilir nimmer euch grämt , o ftets mutlofe 

Tyrrhener, 
Welcherlei Angft? wie ham in das Herz fo fchlaffe 

Verzagtheit? ' 
Tummelt ein Weib die Zerfireuten, und jagt fo gro- 

fse Gefchwader? 
Was denn tragen ^wir Stahl, was eifle Gefchoff' in 

den Händen? 735 

Doch nicht faul, wann Venus euch winkl^ und nächt- 
liche Fehde; 
Oder, wo bacchirche Chor' anlagt das gebogene 

Schallrohr, 
Abzuwarten den Schmaus, und die Becher gefUlleter 

Tafeln! 
Das freut, diefes behagt! wann der heitere Priefter 

zum Feftmahl 
Nöthigety uild in die Haine da» lechere Opfer empöre 

ruft! 740 

Tarko riefs, und hinein in den Schwärm, wie 

' dem Tode £ch weihend. 
Sprengt er das Rofs, und gerad' auf Venulus JSiirzet 

er wutvoll; 
Schnell ihn entraffend dem Gaul, umfchlingt er deli 

Feind in der Rechten, 
Und vor dem eigenen SchooCs mit Gewalt entfuhrt 

er ihn eilig. 
Himmelempor hallt lautes Gefchrei; und alle Lati« 

ner 745 

Wandten d,ie Augen daher. Rafch flammt durch die 

Ebene Tarko, 



270 Ä N E X «• 

Waffexi entführend und Mann; jezt oben den Speer 

ihm ergreifend. 
Bricht er da» Eifen herab, und wühlt nach jegliclier 

Öihungy 
Wd er die tödtliche Wund' einbohr^: ^r aber ficK 

firäubend, 
750 Hemmt von der Keh}e die Hand, und weicht durcli 
f Kräfte der Kraft aus. 

So wie der gelbliche Adler im Flug' aufisudiend den 

Drachen 
TrKgt durch die Luft, und feft mit verDchlungenen 

Klauen umklammert; 
Doch die «erwttndele Schlangt» aüsloreirende Win- 
dungen drehend, 
Starrt mit gäjchtetisn Schuppen empor,^ und zilScben- 

dem Munde, 
755 AüfwSrts bSumend den Hals; nicht l^emger drängt 

er mit krummem 
Schnabel die ringende fiets, und fchlägt mit den 

Schwingen den Äther: 
Alfo trägt fiegprahgend den Raub aus den Reifigen 

Tiburs 
Tarho daher. Nachfolgend des Feldherm gliiddicliem 

Vorgang 
Stärmt die MSonierfchaar. — Jezt Arruiis, Mig 

dem Schickfa]^ 
760 Siehe, der fchnellGn Camilla mit Speer voreilend und 

Arglift, 
ScUeicht er herum, und verfucht die geftüligften 

Wege des Glückes» 
Wo auch immer in Wut das Gewühl durchfprenget 

die Jungft'au, 



ECFTEB G $ 6 A N 6. 271 

Amins naBt ihr bebend^ und den Gang in der Stille 

belauTcht er; 
Wo ^e Siegerin kelirt, und den FoCi vom Feinde 

zurückhebt» 
Weicht der Jüngling geheim, ablenkend die hurti- 
gen ZtigeL 765 
Dort nun fpäht er und dort Zugang, und durchwan- 
dert den Umkreis 
Ringsumher, und fchwenket die zielende Lanz' uner» 

müdet 
Choreus, Cybele's Sprob, und weiland Priefter 

der Göttin, 
Leuchtete fem einher, von phrygjitehen Wafifen um« 

Tchimmer^ 
Unkend den fehSumenden Gaul, den ein ftioiendef 

Fell, mit des E^zes 770 

Schuppengefleeht aufbaufchend und maJkhigem Goldc^ 

bedeckte. 
Aber er felbft, vorrcheinend im dunkelen Pulpur dei 

Auslands, 
Pflag vom Lyderhom gortynifehe Pfeile su fchnet 

len. 
Golden ertönt an der Schulter der Bogen ihm, gol« 

den dem Seher 
Blinket der Helm; auch das Safrangewand und die 

rauTchenden Schöbe 775 

Zartes Leins find im Knoten von röthllchem Golde 

gefammelt; 
Bunt ift geftickt ihm der Rock, und die Birbarhülle 

der SchenkeL 
Dem, dab entweder an Tempel die Jungfrau troifche 

RüTtung 



272 Ä N E I s« 

Beftetei oier auch felbft mit erobertem Golde geade- 
^ ret 

780 Ginge aiir Jagd, dem jezo allein aü« allem Getüm- 
mel 
Kämpfender folgte fie blind, und unvorficbt% das 

Heer durch 
Stürmte £e, Weiblidh entbrannt von der prangenden 

Beute Verlangen; 
Bis da endlich die Zeit fich erbot, aus der heim- 
lichen Lauer 
Warf das Gefchofs, und laut zu den Oberen betete 

Amins e 
785 Schuz des geweihten Soracte, der Ewigen hoch- 

fter, Ai>ollo! 
Den Wzuerft anftdin, dem fichteher Brakd in dem 

Stapel 
Slanuht, und dem im Vertrauen der Füöikiimgkeit 

mitten durch Feuer 
Aiif liel glühende Kohlen wir Dien:enden fezen den 

Fuf stritt! 
Laijf , allmächtiger Vater, durch untere Waffen getilgt 

fein 
790 Diefe Schmadil Nicht Hüllen, noch Siegsdeiolanal 

der verdrängten 
Jungfrau fodr' ich, noch einigen Raub. Mir fchaffe 

nur künftig 
Ehre mein Arm» Fällt dies unitelige Schbulal von 

meiner 
Wunde gezähmt; gern hehr' ich zu heimifchen Stad* 

ten auch ruhmlos! 
iPhSbtts vornahm das Gebet, und ein Theil des 

Erfleheteu gab er, 



Elfter Gxtsang. 273 

Willigem Sinns, ein Theil verftceuf e» üt athhende 

Lüfte: 795 

Dafs imverfehnf er fireckte zum Tod die Ferwirrte 

Camilla, 
Winist' er dem flehenden zu; Rüdklselur in di^ her« 

liehe Heimat 
Gärmf er ihm nicht; und den Wunfeh verwehete 

ftürmender Südwind. 
Jezt, da gefchnellt au$ der Hand dui^ch die Luft < 

anziTchte der WurfTpieDs^ 
Riöhteten aufimerhTam Jße den Oeifi und lyandten die 

Augen 800 

Alle zur Fürfiin, die Volsker; Sie felbft war weder 

des LujBtzugs 
Gingedenk 9 noch des Schalls, und deshochhe^ kom« 

menden Speeres; 
Bis das Gefchofs anlangend hinein in di6. offene Bruft 

ihr 
Drang 9 und tief Cch berauf cht' im ErguDs jungfräu- 
liches Blutes, 
Bange Gefährtinnen beben heran, und die linkende 

Herrin . 805 

Fallen £e auf. Es entflieht der vor atten erfchro« 

ckene Arruns, 
Ganz von Fröhlichkeit wallend und Fiirüht^ nicht 

fiirder dem Wurflpiels 
Wagt er zu traun, noch entgegen* m g^hn den 

Gefchoffen der Jungfrau. 
Und fo wie jener, beyor ihn feindliche Speere ver* 

folgen, 
Ohne Verzug abwegs in die Höhn der Gebirge fich 

rettet» 810 

ViHBiL Ton Vom. III. 18 



274 A N E t s. 

Gleich nach äts Hirten Ennortlung, der Wolf, und 

des weidlichen Stieres^ 
Seiner verwegenen That lieh bewnfst, und unter den 

Bauch hin 
Schmiegt den erzitternden Schweif, tind bergende 

Waldungen aufHicht: 
Weniger nicht aus den Augen verwirrt entrafte fich 

Arruns, 
815 Und iti geftrengeter Flucht vermifcht' er fich unter 

die WaflFen. 
Sie mit der Hand zieht fterbend den Wurflpieü; 

doch im Gebeine 
Steht die eifeme Spiz' an den Rippen ihr, tief in 

der Wunde. 
Blutlos gleitet fie hin; und im Tod' langleitend 

erltarret 
Ihr das Aug', es verblüht die purpurne Röthe dem 

Antliz« 
820 Schwach aufathmend zur Acca nuntnehr, der Gelpie- 

linnen einer, 
Redet fie, welche getreu vor anderen war der Ca- 

milia, 
Der fie beftändig il» Herz mittheilete; alfo beginnt 

fie: 
So weit, trautefie Acca, mein Thun! Jezt raubt 

mir die bittre 
Wunde die Kraft, und gefchwiCrzt wird ringsum alles 

von DunkeL 
825 Eile hinweg, und verkünde die Abfchiedsworte dem 

Turnus: 
Kr nun trage den Kampf, und fchüze die Stadt vor 

den Troern. 



Elfter Gbsa ng. 275 

Lebe denn woMl - Mit d*„ Mrorten zugleich lo- 

j laffimd die Züge^ 
Sank ße anfreiwillig «ur Erd' ab. Jezo erkal- 

tend 
Ward jedwede. Gelenke» gemach fie entbuhd,*«, und . 

neigte 
Nacken ond Haupt ohnm&chtfg zu», Tod', hinfenkend 

die Walfen; g3Q 

Und mit Seu&e» entflieht unwillig der Öeift in den 

Abgrtind. 
Doch nun fieigt unemeMich der Kriegsauiruf zu 

den goldnen 
Sternen empor; roh Aürmt nach dem FaU-de^ Camilla 

die Feldfchlacht. 
Ring«her rennen gedrängt die fömth'cheh Dardaner- 

Völker, 
Und die tyrrhenifchen MSchf, und Euandru« Arka- 

derfchaaren. g«« 

Aber es fizt vorllingft der Trivia Wächterin, 

Opis, 
fioch auf dem Gipfel de. Berge», und fpÄht uner- 

fchroekfen die Kämpfe. 
^ nna fem in der laut umtobenden JängUnge Auf- 
ruhr 
S« vom traurigen Tode gebändiget fah die Ca- 

milla: 
^te fie auf, und erhob aus innerftem Bufen die 

Worte: g^^ 

Wehe, zu fehr, Jungfrau, ja «u fehr graulame 

Befiraiung * 

■^deft du drob, weil Troer mit Krieg zu bekäm- 
pfen du wagteAl 

18» 



276 , A NB S «. 

Nicht, daJ2si in mldem Gehök einf am du gedient der 

Diana» 
Frommte dir» nQcIi dafs die ScKulter mit uiUlerem 

Köcher gefchmückt warl 
845 Dooh nicht ganz ungeehrt lieb deine Gebieterin 

jezo 
Dich in der Subexfien Stand'; und nicht ungenannt 

in den Völkern 
Bleibt rdein Tod, nicht trägft du den Ruf ungeroche* 

nes Falles I 
Denn wer dit auch immer den Leib mit der Wunde 

verlest hat» 
Büfst durch fchuldigen Tod! — Dort ragt' am luf- 

. tigen Berge' 
850 Hoch des Dercennua Grab aus gefchütteter Erde, des 

Königs 
Altlaurentifcber . Zeit» von Stacheleicben umdun« 

. . kelt. 
Dorthin fchwingt üchzuerA die an Reiz holdfelige 

Göttin 
üngeAtim» und beachtet vom ragenden Hügel den 

Arruns. 
Als ihn glänzend in Waffen fie Iah» und gefchwol« 

len von Dünkel: 
855 , Warum gehA du mir» fprach fie» betfeit? 

wende den Schritt her! 
Komm» du Geweihter dem Tod'» und würdigen Lo 

der Camilla 
Hole dir! Du auch fpUft vom Gefchofs.der Dian 

vertilgt fein ! 
Sprachs, und dem goldeneli Köcher enthob di 

thrakifche Jungfrau 



I 



Elfter Gesang. 277 

Einen geflügelten Pfeil, und fpannte das Hom in 

Erbittrting; ' 

Lang dftnn sog fie den Bogen, bis amgekrümmt an 

einander 860 

Gmgen die Kn£uf', und fie jezt die geriditeten 

Hände genähert 
lÄnka der Seh^e des SfaMs', und rechts mit der 

Senne dem BuTen, 
Stracks, wie deS' Pfeiles Gefchwirr, £o den hell an- 

Taufenden Luftzug 
Hörte Ellgleich Arruns, und es haftet der Stahl in 

dem Leibe. 
Ihn, der die Seele verhaueht' und zulezt aufröchelte, 

liefsen ' 865 

Dort die vergelTenden Freund' in dem Frelbidlings- 

fiaub des Gefildes. 
Opis mit Fittigen eilt zu dem ätherheHen Olym- 
pus. 
Eilig entflieht, nach' der Fiirftin Verlufi:,' das 

Gefchwader CamiUa's; 
Rutuler fliehn durch einander ; es flieht der beherzte 

Aitinas; 
Rings Eerftreüete Führer, und rings vereinfamte 

Fähnlein, 870 

Suchen ihr Hieil, und fprengen, die Rolfe gewandt, 

zu den Mauern. 
Niemand, der die Verfolgung der Tod hertragenden 

Teukrer 
Aufzuhalten vermag mit Gewehr, noch zu ftehen 

dawider; 
Sondern entfpannt trägt alles an läffiger Schulter den 

Bogen; 



W9 

278 A N E X s. 

875 Malmeiid zerftampfet da« Feld mit geTierteltem Laufe 

der Hufichlag. 
Finfter wallt zu der Stadt in fchwarz aufBühnenden 

Wirbebi 
Staub I und umher auf den Warten zertcUagen die 

BroA fich die Mütter, 
Weibtichea Angftgefchrei zu den himmlifclien Ster- 
nen erhebend. 
Welche zuerft aus der Flucht in die offenen Thore 

lieh ftürzten, 

880 IKe noch drängt in. vermifchtem Gewühl der feind- 
liche Heerzug; 
glicht dem kläglichen Tod' entrinnen fie; felbfi an 

d^r Schwelle, 
Selbft in der Vaterftadt, und im iipheren Schuze der 

Häufer 
Niedergebohrt, verhaucht man den GeiA. Theils 

fchliefst man die Thore; 
Nicht den Genoffen z^ öfiien den Weg, noch ins 

Innere wagt man 
885 Sie zu empfahn, die da fiehn: ein erbärmliches Mor- 
den erhebt fich, 
Dort abwehrender, hier anftürzender Freund', um 

den Zugang. 
Ausgehemmt vor dem BUck und dem thränenden 

Antliz der Eltern, 
. Rollt ein Theil in die Graben, da fürchterlich drängt 

die Vertilgung, 
Häuptlings hinab; theils blind mit verhängetem Zügel 

fich fiürzend 
890 Donnert man gegen die Thor' und die fiarh verrie- 
gelten Pfoften. 



Elfter. Gesang. 279 

Jene fogar von den Mauern im Sufs^rAen Kampfe, 

die Mi|tter» 
(Ganz fo zeigt fie die Lielus dies Volk», wie C^nüUa 

gefeh^ -lyardl) 
Werfen GefchoK' angftvoU au« der Hai^fl; put gßdi^« 

genes Holzes 
Keulen den Stahl nachahmend: und vpvgel^irQnneten 

Pf^hleid, 
Stürzen £e her, und zuerft für die; Stadt j&u Aer]>eii 

erglühn fie, 895 

Aber den Turnus indefs in dei^ W^ldpngen 

füllt d^s Entfezens 
Kund'y es empört ihn Acca mit unermeJblicb^ni Auff 

rühr: 
Weg fei das Heer der, Volsker getilgt, :u|kI gefallen 

GamiUai 
Voll an tob' in Erbittrung der F^ind, üiid mit fi^» * 

gender Obmacht 
Hab' er fich alles geraft; fchon dringe die Furcht 

zu den Mauern; 900 

^ Jener in Wut (auch fodert es fo Zeus graufamer 

Rathfchlufs) 
£üt von den Höhn, wo er fiand, und liefs den wil* 

demden Bergforfi. 
Kaum aus dem Anblick war er entfernt, und deckte 

das Blachfeld; 
Als Äneas der Held in die Schluft eintrat ungehin- 
dert, 
^ber den Berg lieh erhob/ und aus dunkeler Wal- 
dung hervorging. 905 
AlTo fireben fie beide zur Stadt mit dem famtlichen 

Heerzug, 



280 AneVs. Elfter Qesang. 

Stürmifidier EU', und fie trennt nur mäbiger Raum 

¥on einander. 

Aber fbbald Änea^ voJti Staub' aufdampfen die Fel- 
der 

Feme gefeh^, und den 2ttg der Laurentiner ge- 

fchauet; 
910 und audi Tumui in Waffen erkannt den graulen 

Aneas, - 

und asumbende Tritt' und fcfanaubende RoHe gehö- 
ret: 

Gleicb' in d^ Kampf wol gingen fie ein, und ver- 
ruchten die Feldfeblacbt; 

Wenn niebt der rojfige Phdbu« die RoIT' im ibe- 

rif eben Strudel 

Kühlte voäi Lauf» und die Nadit bei findendem Tage 

beraufiitieg. 
9]L5 Beide 'Verftfhanzen fich nahe der Stadf, und umpiah- 

len das Lager. 



i ;.•■ 



Ä N E 1 S. 



ZWÖLFTER GESANG; 



I 



INHALT. 



Turnus, dureh die MuÜoiigkeit der Latiner bewogen, dringt 
auf den Zweikampf, wie fehr auch Latinus und Amata ihn 
zurückhalte^. :Aneas willigt ein 9 der Kampfraum wird geord- 
net, und der Vertrag von Äneas und Latinus belchworen. 

• 

Jutuma, des Turnus Schwerer, erregt die Rutuler zu Fdind- 
feligkeit; Äneas, da er befänftigen will, wird verwundet und 
weggeführt; Turnus nimt Theilam Gefecht Äneas, durch 
Venus geheilt, kehrt in die Schlacht, und fucht den Turnus, 
welchen Jutuma, in Gewalt des Wagenlenkers, ihm entzieht 
Müde des AufTuchens, beHürmt Äneas die Stadt Amata er- 
henkt lieh. Dies erfahrend, ffcellt lieh Turnus zum Zweikampt 
Der Sieger Äneas, Ichon zum Mitleid bewegt, erblickt das dem 
Pallas entrilTene Oehenk, und tödtet ihn. 



\ 



•• 



A N E I S. 



ZWÖLFTteR GESANG. 



lurnus, wie unter des Mars zerfchmettemdem 

Streich die Latiner 
Hiugeruiiken er fcbaut» dafs nun fein Erbieten ge- 

heifcht wird, 
Um auszeichnet ihr Blick; felbil unausföhnlich ent- 
brennt er, 
Und hebt höher den Mut. Gleichwie in den puni- 

Ichen Feldern 
lenery verlezt an der Brufi von gewaltiger Wunde 

der Jäger, * 5 

Nun erft Waffen «rreget, der Low', und froh um 

den Nacken 
Schüttelt den mähnigen Wulä, uiid den haftenden 

Speer des Befchleichers 
llnerfchrocken verbricht, aufbratifend mit blutigem 

Rachen: 
So wird heftiger noch dem entflammeten Turnus der 

Unmut. 
Jezo redet den König er an, und ftiirmifch beginnt 

er: 10 



284 A N £ i s. 

4 ^ ' ' ' 

Keinen Verzug beut Tutnus; und nicht fein 

Wort mir zurückziehn 
Darf der äneifche Trols, noch, was er verhandelte, 

weigern. 
Vater, icli gehe zum Kampf; bring' Heiliges, ordne 

das Bündnis. 
Sende den Dardaner nun mein Arm in ißs Tartarus 

* Abgrund, 
15 Aüa's Landflüchtling, weil üzen und fchaun die Lati- 
ner; 
Und ich allein mit dem Stahl fei Tilger gemeinfames 

' Vorwurfs: 
Oder er herfch' als Sieger; die Braut Laviuia folg 

ihm. I 
Jenem darob antwortet mit ruhigem Geifie Lati- 

nus: 
Biederherziger Jüngling, fo weit du felbfi an erhab* 

ner 
20 Tax>ferkeit ragft, fo weit forgfaltiger deiner zu war- 
ten 
Ziemt mir,, und zu erwägen mit ÄngAUdUkeit jegli^ 

. chen Ausgang. 
Dein i& von Daunus dem Vater ein Erbreich, dein 

durch Erobrung 
Manche Stadt; nicht minder ift Mut und Gold dem 

Latinus. 
Noch hat f^atium Bräute genug, und das Land der 

Laurenter, 
25 Nicht unedles Gefchlechts. Lafs dies unfchm^ichelnJc 

Wort mich 
Feme von Lift dir eröfnen. Zugleich beherzige die- 

fes. 



ZwoiiFTER Gesang. 285 

Keinem der vorigen Freier als Braut zu gefellen die 

Tochter, 
War mir vergönnt: fo warnten die Götter und St^rb« 

liehen alle. 
Aber be£egt durch Liebe zu dir, und de« Blutes 

Verwandfchaft^ 
Und durch Thränen der Gattin, zesriCs ieb die hei- 
ligen Bande, 30 
Nahm die Verlobte dem Eidam, und hob unrecht« 

liehe Waffen. 
Welah ein Gefchick feitdem, wa«, Turnus, jRir Streit 

mich verfolge, 
Sieheft; du felbA, und vide viel du.zue;rft ausflehefi 

der DrangfaL 
Zweimal beilegt in der Schlacht, kaum fchüzen der 

Italer Hofnung 
Wir in der Stadt; warm Und von unferem Blute des 

. Tibris 55 

Strömungen noch, und weifs von Gebein unermeüs« 

liehe Felder* 
Wohiii fchwank' ich fo oft? was lenkt mir den üten 

Verfiand um? 
Wenn nach Turnus Vertilgung den Bund zu emeun 

ich bereit bin. 
Warum nicht, da er lebet vielmehr, fie geendet, die 

Feindfcbaft? 
Was wird ein Bluts&eund fagen, ein Rutuler? was 

die gefamten 40 

Italer? wenn ich zum Tode (vereitle das Wort doch 

der [Ausgang !) 
Dich verrieth, der die Tochter und nnfre . Vemjäh-;' 

lungen fachte? 



389 A N E K «• 

Sehaue die. mancherlei Weehfel des Kriegs; und 

erbarm dich des Vaters^ 
Welcher betagt nunmehr in der heimifchen Ardea 

trauert, 
45 Feme von dir! -^ Nicht mochte das Wort den 

^gewaltfamen Turnus 
Sänftigen; mehr noch flammt' er empor, und erkrankte 

' durch Heilung« 
Jezt, da ssueric ihm die Sprache gekehrt war, redet' 

er alfo: 
' Welche Sorge für mich du trägft, die, Theuer- 

fter, lege 
Nieder fitr mich, und lafs mit Tode, den Ruhm mich 

erhandeln, 
50 Wir auch ftreuen Gefchofs aus der Hand, o Vater, 

und fehllos 
Treffenden Stahl; Blut pflegt auch unterer Wunde 

zu folgen. 
Fem wird die göttliche Mutter ihm fein, die mit 

weiblichem Nebel 
Deckt deli Flüchtling, und felbß in nichtige Schat- 

ten fich einhüllt. 
Aber die Königin, innig erfchreckt vom befirem- 

denden Kampfe, 
55 Weint, und, zu fierben gefafst, umarmt fie den hef- 
tigen l^idam: 
Tumus, o hier bei den Thränen, und rührt dir 

noch für Amata 
Einige Ehre das HerzI (du einzige Hofiiung, du 

einzig 
Troft dem bekümmerten Alter! ja Glanz und Grewalt 

des Latinus 



Zwölfter Gesang. 287 

Trä'gft du; auf dir ruht alles, der mächtigen Stüze ' 

des Haufes!) 
Dies nur fleh' ich, entfagefniit Käikfi zu htfgegnen 

den Teukreml 60 

Welche Gefahr dein hätret in jener grauten Ent- 

fcheidung, 
Harreti o Turnus, auch mein! Ich lafle zugleich 

das rerhalste 
lacht I um nie als ehefkngn^ zu fchaun Äheas den 

Eidam ! 
Doch Lavinia hörte der Mutter Stimme, mit 

Thränen 
Ganz die brennenden Wangen imiflrQmt: ihr loderte 

glutreich .65 

Fliegende Röthe der Scham, und durchlief ihr ent- 

flammetes Antliz* 
Wie wenn indifchen Zahn mit l)lutiger Beize de» 

Purpiu's 
Einer gefalTcht; wie röthlich der Lilien WeiTse von 

vielen 
Rofen erglüht: fo zeigte die Jung&au Farben im 

Antliz. 
Jenen durchfchauert die LieV, und er heftet den 

Blick auf die Jungfrau* 70 

Mehr noch entbrennt er für Kampf; kurz nun zur 

Amata beginnt er: 
Nein doch, nicht mir mit Thränen, und nicht fo 

trauriger Ahnung 
SoIIfi du begleiten den Gang zu dem fixeng' entfchei* 

denden Mavors^ 

mm 

Mutter; denn nicht i& frei der Verzug des Todes 

dem Turnus, 



75 Idmon, melde von mir dem plirygitchen KSnige die- 

tes 

flieht wflJkommene Wort» Sobald am morgeadeii 

Himmel 

Schwebend im puipurhellen Gefcbirr Aurora err6- 

thet; 

Dann lucht Teuhrer geführt auf Rutulerl Rafte mit 

Teukrem 

Rutulerwebri Wir fchlichten mit unferem Blute die 

Fehde! 
80 Dort lab uns im Gefilde die Gattin Lavinia fa- 
chen! 
Als er die Worte gefagt, und hinweg in die 

Wohnung geftürmt war; 

Fodert er Roff', und betrachtet die br^ufenden £roh 

vor dem Antliz, 

Die dem Pilumnus zur Pracht felbft fendete Ori- 

thyia, 

Sie, die an HeSe dem Schnee vorlirebeten, Winden 

im Wettlauf: 
85 Rültige Wagenlenher umftehen fie, klopfen mit hoh- 
ler 

Hand die Idatfchende Bruft, und kSmmen die wal- 
lenden Hälfe. 

Selber htiQt er fodann von Gold' und weiftlichem 

Bergerz 

Starrendes Panzergeflecht um die Schulter fich; daiin 

zum Gebrauche 

Füget er Schwert fiich und Schild/ und des Helms 

rotbbiifchige Kegel: 
90 Jenes Schwert, das dem Daunüs der göttliche Mul- 

ciber felber 



Zw6x.FTfta QxsANG. 289 

Schaff und ^ glülieiide Klingt eiaUttcht' in Aygi- 

fche KiiUiing. 
Drauf den Sfieer, der mitten, im Saal an dia ragende 

Seule 
Angelekiil Ich ediob, mit G'evalt den gewaltigelk 

fa£st er, 
Aktom einily dem Aunrnker, gec^ubt, und den zit- 
ternden fcbwenlsend, 
Rufet er anas Nun, 6 der du nie mir teufchteft den 

Anruf; 95 

Wackerer. Speer 9 nun giltst Dich trug der erhabene 

Aktor, 
Dich trSgt Tumui anjezt! O gieb, dab ich ftrecke 

den Leichnam, 
Dafs ich mit mächtiger Hand abreifs' und zerraufe 

den Hamifch 
Jenem entmanHeten Phryger, und fchSnd' im Staube 

das Haupthaar, 
Kraus von gewärmetem Elfen gelockt, und von 

Myrrhen gefeuchtet. 100 

AUo empört ihn der Grimm; und ganz von des 

Brennenden Antliz 
Sprühen die Funken umher, und den hizigen Augen 

entzuckt Glut 
Wie nf enn laut aufbrüllend der Stier zum Beginne 

des Kampfes 
Drohungen fchrecklich erhebt, und verfucht in die 

Homer. zu wüten, 
Gegen den Staimn anftrebend des Baums, und tro- 

zet den Winden, i05 

StoJGs auf Stofs, vorfpielend der Schlacht mit gefchleu- 

dertem Sande* 

ViBoiA TOB Vom. III. 19 



V. 



290 ^Ä N B X s. 

Auch nicht minder r indeCv In d6n Riiftimgen 

toBend der Mutter, 

Sdilirft Äiieai des Streites Begier^ und regt fick in 

Zorn auf. 

Froh £U enden den Krieg durch dargebotenes Bünd- 
nis. 
110 Mut dann fpricht er den Freunden und' Troft dem 

bangen lulus,' 

Lehrend des Schichlals Rath; un4 gebeut, dafs dem 

König Latinus 

Mlinner beftimmten EntTchluTs und Bedingungen- mel- 
den des Friedens. 
Kaum mit dem morgenden Lichter befljralt* hocli- 

gipfiichte Berge 

Steigend Ae)r Tag: da zuerft aus der Flut aiiffirebt 

Hyperions 
115 HeUes Gefpann , und Glanz aus erhobenen Schnau- 
zen emporhaucht; 

Ebenes Feld zu dem Kampf vor der mächtigen Veite 

des Königs 

Mafsen umher und befchickten die Rutuler und die 

Trojaner, 

Dann in die Mitt* auch Heerd* und Altäre gemem- 

famer Götter, 

Grafige. Andere trugen die Quelle ^daher und die 

Flamme, 
120 Fefilich verbrämet den Schurz, und heiliges Grün 

um die Schläfen. 

Vorwärts gehn die Aufonen gefchaart, und mit Pilen 

umfchimmert 

Drängt aus den Thoren Gewühl Dorther ftürzt trol- 

fche Kriegsmacht, 



ZwoLFTEB Gesang 291 

und tyrrhenirclie Völker in maniügfaltiger Rü* 

fhing; 

Ander« nicht mit Stahle bewehrt, als riefe des Ma- 

vor« 

Grauliche Sehlacht In der Mitte der Taufende flie- 
gen fie felber i25 

Hell von Gold die Führer einher und köJEUIchem Pur- 
pur, 

Auch Ailkrakua Sproft, Mneftheus, und der tapfi^ 

Afylas, 

Auch Mellapus der Held, der neptunifche Rolfe- 

bezähmer. 

Als auf gegebenes Zeichen den Raum ein jeglicher . ' 

einnahm, 

Stehn £e, die Speer^ in die Erde gebohrt, und die 

Schilde gelehnet 130 

lezo entfirömt neugierig der. Stadt wehjiofei Getüm- 
mel, 

Mütter und fchwächliche Greif'; auch Thtirm' und 

Dächer der Häufer 

Deckt eiii Schwärm; und der Thor' erhabene Zinnen 

umfiehn fie. 
Juno indefs von der Höhe, die nun die albani-- 

fche lautet, 

(Damals war nicht Name, noch Ruhm und Ehre des 

Berges) 1^5 

Dorther fchauete jene das Blachfeld rings, und in 

Schlachtreihn 

Dardaner und Laurenter gefchaart; und die Stadt 

des Latinus* 

Schleunig nunmehr zu der Schwefier des Königes 

Turnus begann fie, 

19* 



292 A N E I «. 

Oöttin fic, aur Gfittin, die Seen und rattfchenden 

Bächen 
140 Vorfieht; denn da« hatt' ihr der obere Herfcher des 

Äthers 
Jupiter ebreiid geweiht zum Lolm der entriffenen 

Keufchheit: 
Nymfe, du Zierde der Ström*, o geliebtefte unfe- 

rem Herzen! , 
Siehe, du weüM, wie dich Eine vor allen latinifchen 

, Jungiraun, 

pite de« gewaltigen Zeus mi«rällige« Lager befiie- 

gen, 
145 Ich mir erkohr, und willig ein Theil dir gönnte des 

Himmels! 
Lern', und verldage mich nicht, welch Leid dir, 

Jutuma, bevorÄeht! 
AI« noch fchien zu verftatten da« Glück, und die 

Parcen gewährten- 
Latium« Heil; da hielt ich dein Reich und den Tnx- 

nu« in Obhut 
Jezt ungleichem Gefchicke begegnet er, feh' ick, der 

Jüngling, 
150 Und fchon naht von den Parcen der Tag vdl feind* 

liehe« Schrecken«. 
Nicht den Kampf mit den Augen zu fchaun, nocb 

^ da« Bündnis vermag ich! 

Du, wenn noch für den Bruder du wa« Hülfreiche- 
res wagefi, 
Auf, es geziemt ! Vielleicht^ daf« dem Elend Beile- 

rung nachfolgt n 
Kaum gefagt; da zerflol« in Wehmuistbränen 

Jutuma, 



Zwölfter Gesang. 293 

Und mit verdopi>elteiii Schlage zerfchlug fie den lieln 

liehen Bufen. 155 

Nicht ift Zeit für Thränen! beginnt die fatürnifcbe 

Juno: 
Eil'y uncl entraffe den Bruder , wofern noch möglich^ 

dem Tode I 
Oder errege du Krieg, und zerrütte den Bund des 

Vertrage.1 
Mutig siim Werkl Ich rath' es! ^ Die fo Ermahnte 

verlief» fie 
Ungewifs und verwirrt von trauriger Wunde des Her- 
zens. 160 
Al>er die Könige nun : yoll Herlichkeit fchwebet 

Latinus 
Auf vier(i>lHinigem Wagen hervor, da die SchUfen 

ihm ringsum 
Zweimali fechs aus Gold' hellhlizende Stralen ji^mrin-» 

gen, 
Zeugnis dc;< . Abnherm Sol; hier lenkt fein fchim« 

memdes Zweifpann 
Turnus,. und ;£ohwenJkt in der Hand zween breit vor* 

blinkende Sj)eere; 165 

Dort Än^s der Held, Urfprung des. somanifchen 

Volkes, 
Brennend im' fiernigen Glänze des Schilds und der 

himmlifohen Waffen, 
Nächfi ihm.Askanius auch, dir, Roma, die andere^ 

Hofnung, 
Beide £e gehn aus dem Lager. Der hdUigekleidete 

Prieiter, 
Der ein borltiges Ferkel und ungelchor^nes SchäC^ 

lein 170 



294 A N B X 6. 

Hertrag 9 fidlt zum Opfer das Vieh den entflammten 
' ^ Altären. 

Jene, den Blick hinwendend, wo fiüh auifteiget die 

Sonne, 

Streuen gefallenes Sehrot aus der Hand^ dann zeich- 
nen mit Stahl fie 

Über den Schläfen das Vieh| und weihn die Altäre 

mit Schalen. ^ 

175 Aber der- fromme Aneas, das Schwert eniblöJCst er, 

und betet: 
Zeuge du, Spl^ mir jezo, dem rufenden, zeuge, 

du Erd' hier, 

t)erenthalb ieh vermocht fo viel zu erdulden ^ der 

Drangfal! 

Und allmächtiger Zeus, und du ibtumifche Gat- 
tin, 

Gütiger nun, nun, Hohe, doch einft! auch heilicher 

Mavors, 
180 Der du die Kriege gefamt durch Obmächt leuKefi^ 

o Vaterl 

Seid auch, Quellen und Ströme, gegiüC^! und des 

oberen Äthers 

Religion, und Gewalten des dunkelwogenden Ab- 

grunds ! 

Wenn nun etwa der Sieg zufällt dem Aufonier Tur- 
nus; 

Ordnen wir, dafs die Befiegten zur Stadt ^^s Euan- 

drus hinweggehn; 
185 Räum' lulus das Land, und nimmer ernenn die 

empörtai 

Äneaden den Krieg, dies Reich mit dem Stahle 

befeindend. 



Zwölftee -Gesang« 295 



Doch wenn iinf die Entrdieidnng des Kanfpb Victo« 

ria seuwinkt, 
(Was ich vielmehr vorahn', und vielmehr vdOende 

die Gcmheit!) 
Nicht, dab teukrifcher Macht die Italer dienen, ver» 

* ■ lang' idh, 
Noch mir fodr' *ich das Reich. Nein , beid^ unbe- 

. zwungene Völker 190 

Sein durch gleiches Gefez m ewigem fiimde ver^ . 

emigt 
Heiliges geb' ich und Götter; die Wehr foi dem 

^:Schwäher Latinus, 
Obergewalt tä dem Sdiwäher geweiht Mir weiten 

die Teukrer 
Wohnung^i baun, und der Stadt wird Lavuita gebeA 

däti Namen. 
Alfa snkft ;Äneasf darauf folgt' utllb ''tiatl^ 

nus, 195 

Schauend zum Himmel empor, und'ftfe^kt 2U den 

Sternen die Rechte : 
Dies auch, Äneas, bei Erd* und Meer und 

Geftirnen befchwör' ich. 
Bei dem latonifchen ZwiUings^efchlecht,' und dem 

doppelten Janus, 
Bei den Gewaften der Tie^% und de£r* graufameii 

. ' . Pluto Behaufung! 

U8re der Vater zugleich, der mit Bliz die Bündniffe 

heiligt r 200 

Hier die Altäv' anrührend, bezeug' idh die Gluft und 

,1 die Götter! 

Nie föU Frieden und Bund der Italer brechen die ' 

Zukunil, 



296 A N B I 8. 

Wie auckblle das Looi; nie fall midi . wolleiidea 

abzichn 
Einige Macht; nein» ob fie die E^d' in der fob^* 

den SUndflu) 
205 Wogen i^erfchwenun' y und hinab in den Tartarus 
X fohmeflre den Himmel! 

So wie daa Z^epler alhier (denn er trug in der.RecL- 

tea ein Zepter) 
Nie mit Jkeimendem JLaub' in Sprö£iUnge grikiet und 

SchatteUi 
Seit, ea im Wald' einmal , von dem unteren Stamme 

. getrennfit, 
MatteiJo«» hinfenktc das Haar und die Arme dem 

EiTen; 
210 Vormals Baiun; nun hat es mit auledichem Erme der 

KünUer 
Seilen undeg^ utad txu' tragen gewährt den lattnifchen 

Vätent 
. SfK mit betheurenden Worten bekriiftigten jene 

das Bündnis, 
Mittel im Anfchaun rin^ dier, Gewaltigen» Dann 

' nach der Weihung 
Würgt man die Thier' in die Flamm\ und der leben* 

^ . den Innerftes reifst man 

215 Sphlieimig hervor, und erhöht den Altäreti beladsne 

Sehiiffebi. 
, Aber es fchien fingleich dem Rutulervolke der 
'f Zweikampf 

Sphion vprlSngft,, und die Heixen. durchdrang viel- 

fa<2he Bewegung; 
Heftiger je^t, da. näher fi^ fchaun^ wie verCchieden 

die Kraft war. 



4 



Zwölf« TER G £.s a n g. 297 

Dies ' Moth mehrt der mit' leiferem Tritt vorwandelnde 

Tnmuffy 

Der den Altar demütig , gefenkt fein Auge^ ver- 
ehret, 220 

Und die verfallende' Wang', und am Jtinglingeswnehfe 

die Bläffe. 

Aber fobald anfchwelien lie Jkh, die Schwefier 

Jutuma, 

Solche^ 6el|[)rach/ und wanken des Volks unruhige 

Herzen; 

Glitten hinein in daa Heer, . die GeAalt nachahmend 

m 

. des Camers, 
Welchdm der Ahnen Oefchlecht ruhmvoll, und 

- gepriefen des Vaters 225 

Nam' dn Tapferkeit war, und er fellift der verwe^ 

genfte Kämpfer; 
Mitten Idnein trat jeh' in «das Heer, wqhBiundig der 

Thaten, 
Streuete rings vielfaiches Gerücht, und alfo begann 

fie: 
Schämt ihr eueh , - 'Rutuler^ nicht, $ lur all' < uod ' 

folcheriei Männer 
Einen ^ zu bieten dem Tod'? Ift ungleich etwa dif 

. .ZaUL uns, 230 

Oder die Kraft? Seht, alle, fo Troer , wie Arkadeüi^ 

£nd hier, 
Und des Gefchicks Heerfchaar, . Etruria wUtend aiif 

Turnus ! 
Kaum. ift. jedem ein. Feind, we«n vir um einander 

£e angehn! 
Er «war wird- zu den Göttern, an deren Altar er 

fioh opfert. 



• • 



398 A N X It s. 

235 Steigen durch Ruilm, und lebend die Mttnd' mnflie- 

gen der Männer: 
V Wir, ak Haunatlofey geharbm ftoLten Gebie- 
tern, 
Leiften wir Frohn, weil ISIßig wiir jezt datataen im 

Felde! t 

Soleherlei Worif entflammten der JüngUtfge Her- 
zen mit Unmut, 
Meiur ISßhon immel? und mehr; und die Sehaaren 

durchläuft ein Gemurmel. 
240 Selbfi, mit verändertem Sinn, die. Lauientie'r, kM 

die Latiner, 
Die fich Ruhe vom Strek jüngfihin und des -Reicbes 

Erhaltung 
Sehnlich erharrt, nun wollen üe Krieg, und wün- 

Cohen das Bündnis 
UiflvofibrachtV und bedauren des Tumii&.! trauriges 

SchickmL 
>■ • .Noch ein größeres fiigef dazu Jutuma, und 

hochhei^ 
245 Giebt^fie ein -Zleibhen i^plu -Himinel, wie me 'in ent- 

fcbeidender Klarheit 
Eines der Italer Seelen verwirrt*, und teufchte durch 

Vorfchau« 
Denn ein gelbliche^ Adler des! Jtipher, fchwebend 

im Frührolb, 
Jagete Vögel des«* Strandes umher ^ und die rau- 

lohende Menge 
Jentts gejQllgeltea Zfugs; da hefab'zum Gewiffer ficb 

Aürzend 
2i50 Rafeh er dlfiu herlichften Schwan mit gebogenen 

' Klauen em]>orrafi« 



Z w ö L F^T t K Gesang« 299 

1 

Eiferig ibhaim die Latiner geljpaiml; uttd die flunU 

liehen Vt^gel 
Wenden die ilocht mit lautem Gefclupei/ ein befrem« . 

dender Anblick! 
Ganz von den liitigen dunkelt die Luft^ und den 

Feind durch den Äther 
Drängt ihr dichtes Gewäfc; 3>ia von Maeht er befie- 

gety und lelber 
Durch das -Qemcht, nachgai^^ und den Raiib aus 

den Krallen der Adler 255 

{Niederwarf in den Strom, «nd fem in die Wedken 
> lieh fortTchwang. 

Aber ^ ^diß • Autuler grüfsen mit Riif * ün4 BVeud^ 

die VorTchau, 
Fertigend ä]le die HaM; ^i^^^der SeAiei^ T^lumnius . 

etUg: 
Das wivs; da«r! To ruft ei^, was oft'mi^ Gelübden 

ich ausbat! 
^id mvf, Göttery empfahn und erkahni! Mif; mir 

•^ eueh veartrauend, ■ 260 

E*a£st, Blende y den Stehl, die mit Krieg d^ entfez« 

liehe Fremdling, 
Wie ohnmächtige Vögel, erftihrecht, und' eure Ge* 

fiade ' 
Peindlidi verheert. Bald wählt er die"Flu6ht, und 

fem in ^die Meerflut 
^elt er. Ihr einmütig in dicht andiiliig^nd^ Heer* ' 

fchaar 
^ilet £um Kampfe und den König vetdteidiget^ der 

euch geraubt ward! 265 

RieIS| Und fchwang das Gefchofs in die zuge- 
wendeten Feinde, 



\ 



300 Ä N £ 1 s. 

« 

Rennend henror; laut fchwint der komellene Schaft, 

und durchfchneidet 
Sicher die Luft Schnell diefes, und fchnell auf 

fchrem lie, und alle 
Ordnungen werden gewirrt, und entflammt die Her« 

zen in Aufruhr. 
270 Aber der fliegende S^ieer, da neun dort Aanden der 

Brüder, 
Grofs und fchön an Gefialt, die die treue tyrrheni- 

fche Gattin, 
So viel eine, gebar dem arkadifchen* Manne Gylip 

pufi: 
Einem davon in die Mitte, wo. g<ddgeni{ht .£ch der 

Gürtel 
Reibt 9 und. die beifsende Schnall' einftigende Seiten 

verbindet, 
275 Ihm dem ^herlichften Jüngling* . ßti Wuchs und .leuch- 
tender RüAung, 
Stürmt er die Rippen hindurch , und ftrecht in den 

gelblidien Sand ihn. 
Doc^ cfie verbrüderte l^l^luiar voll Matfi, und ent* 

flammt. von der Trauer, 
Zu^t> zum Theil mit den Händen das .Sehwert, theüs 

blinkenden Wurfiftahl 
Raifen fie. . auf, und rennen vrie blind. Dort ilmeii 

entgegen 
280 liäuft der Laiurenter Gewühl; und gedrängt dort 
, wogen von neuem 

Troer ui^d Agylliner, und Arkader, bunt von Bewat 

nurig. , 
Alfo erfüllt all' eine Begier,. mit dem StaU zu en« 

fcheideiu 



Z w ö^ L FTCR Gesang. 301 

Sclmell find serraft die AltäVy und ganz durchfiiiiv 

met den Himmel 
Ungefiüm der Gefchoff', und dicht raufclit eifemer 

Regen« 
MiTchkrüg' hebt man und He^rde hinweg» Selbft 

flüchtet L^tinusi 285 

Tragend Tertriebene Götter vom unvollendeten Bilnd* 

nis. 
Andere säumen die Wagengefpann', und an^e^ee ^ 

fchwingen 
Hurdg den Leib auf die Roil', und nahn mit gezo- 
genen Schwertern« 
Ihni der königlich prangt, den tyrrhenifchen 

König Aule&es, 
Schreckt MelTapu^r hinweg, in Begier zu verftören 

dai Bündnis, 290 

Gegen ihn fpomend d^s Rofs. Ihm entweidit der 

gedrängete rückwärts. 
Und die Altär' unglücklich, die hinter ihm ftanden^ 

berührend» 
Rollt er auf Schlüter und Haupt Doch es fliegt mit * 

der Lanze MeiTapus 
Stürmifcfa heran, und wie jener auch fleht, mit der 

balkigen Waffe 
Hoch l^on dem Roffe herab durchfiöfst er ihn, alfo 

beginnend: 295 

Richtig l er hat«! hier blutet ein befferes Opfer den 

, . Göttern! 

Italer rennen herbei, und entwa&en die laulichen 

Glieder« 
Einen Brand vom Altar ergreift KorynSus begeg* 

neud. 



802 A N £ t s« 

Und wie daher mit 'dem Streich ihm HEbiifus drohete, 

füllt er 
^00 CrMiz fein: GeAcht mit der Glut« Ihm flammte der 

mächtige Bart auf. 
Und dem verlengten entdampfte Geruch. Dann fel- 

ber ihm folgend, 
Fafft er behend' in der Linken den Schox>f des ver- 

wirreten Feindes, 
Und mit zwängendem Kniee geftemmt an den Boden 

ihn drückend, 
StöOst er die ftarrende Kling' in die Brufi. Podali- 

rius folgt dir, 
305 Alfins, o Hirt, der .du vom im 6«wühl durdi Waf- 

fen einherflogfi^ 
Und mit gezogenem Schwert erhebt er £ch; aber es 
V \ fchwingt ihm 

Alf US entgegen die Axt, dafs Stirn er und Kinn toh 

einander 
Spaltet, uad.weitum fxmzend das Bhit ihm die 

Riifiungen feuchtet; 
Harte Ruh dritckt jenem das Aug' und eifempr 

Schlummer 
310 Fcfi^ und auf ewig verfchlieCst die leuchtenden BlicI^e 

das DunkeL 
Aber der fromme Aneas' erhob unbewafnet die 

Rechte, 
.Und mit entfaüUetem Haupt 'machtvoll zu den Seini* 

gen rief er: 
Freunde, wohin? was diefes für rafch auffah- 
rende Zwietracht? 
Zfihmt die Erbitterung doch! Der Vertrag ift gewei- 
het, es flehn fchon 



Zwölfter Ge^an c; SOS 

Alle Bedingungea feft! Mir allein ift luteipfoa ver» 

fiattet! « 315 

Mich denn. labt, und verbani^et die Furcht! Ich 

. fcfaaffe dem Bündnis 
Kraft mit der Hand! mir bürget bereit« dies Opfer 

den Turnus! 
unter dem Ausruf felbft» und mitten in folcher* 

lei Worten, 
Siehe da flog hellfch wirrend dem Mann ein g^ii- 

gelter Pfeil her: 
üngewifs, w^fs Hand ihn gefchn^llt» wemralbh er 

entftürmet; 5;20 

Wer dem Rutulenrolke fo viel, ob ein Gott, v ob em 

ZufaU, 
Ehre gefchäft. Nacht hüllet den Ruhm der groften 

Vollendung; 
Und nie prangte hinfort mit Äneas Wunde 4«r Thä- 

ter. 
Turnus, ifobald den Äneas er weggehn fah aus 

der Heerfchaar, 
Und die Gebieter beftürzt, da entbrennt er Ton pldz« 

lieber Hofifiung: 325 

Rolfe verlangt er und Waffen zugleich, und im 

Sprunge, der Trozer! 
Zuckt er empor in den Wagen, und firengt mit den 

Händen die ZügeL 
Viel' und tapfere Männer, der fliegende, fireckt er 

dem Tode; 
Viel halblebende wälzt er umher; bald Schaaren im 

Sturmlauf 

Malmet er, bald dann raft er und Fliehenden fendet 

# < 

er Speere. 330 



304 ^ , A N E ! 5. ; 

So We der Uaüge Mar» an dem Strom de$ irofiigen 

Bebtaa 
Heftig mit donnerndem Schild' aufruft , und, die 

. . Treffen empörend, 
Wüt%e Roff^ anrpornt; jen' itt im offenen Blach- 

fdd 
Fliegen' dem Sttd' und dem Wefte voran; weil fem 

von dem HuiTchlag 
335 Thralda hallt, und ,umher die dunkle Gefialt des Ent- 

fea^ns, 
Zorn, Nachftellung und Grimm, des Gottes Geleit, 

ihn umfiürmen; 
So der feurige Turnus, durch Mriirgende Schlachten 

erregt er 
Roffe, von Schweiüe aufdampfend, und trabt auf Mäg- 

lich erüchlagnen 
Leiehnajnen trozig -einher; es entfpriKt den reiiseu- 

den Hufen 
340 Kutiger Thau, und fie ftampfen mit Mord dorchhiä'- 

r teten Sand au£ 

Schon den Sthenelus tilgt' er, den Thamyris 

fchon, und den Pholus: 
Ihn antretend, und ihn; doch fernher jenen; uai 

fernher 
Glauhus und Lades zugleich, die in Lycia felber der 

Vater 
-^Imbraftts aulgenährt, und mit IthnUchen Waffen gerii* 

ftet, 
345 So zu erheben die Hand, wie ein RoCs vor dem 

Sturme zu fliigeln. 
Anderswo rennt Eumedes hinein in das Schlachten- 

getümmel, 





J 



Z W O I. F T S R GrESÄNO«. 305 

Jener ftreitbare SprOfiiliiig dei «Itgepriefinieii Do* 

Ion« 
Gleick an Namen dem Ahn, doch an Mnt und 

. Armen dem Vater: 
Welcher Tocdem, ala Späher ann Danaerlager sn 

wandenit 
Kühn dea Peliden Gefpaan alt Ehrwgefcheak fidi 

gefedert; 350 

Aber ihm gab der Tydide zum Lohn flir Tdcbeilei 

Kühnheit 
Andres GeXchenk; nicht ftrebt' er hinfort nach den 

Rolfen Achilles. 
Als den fem nun Turnus im offenen Felde ge- 

fchauet; 
Jezt mit dem fliegenden Speer durch lange Rifum' 

ihn ereilend, 
Hemmf er das Doppelgef]iann, und ^rang von dem 

Wagen y. und fchleunig 355 

Naht' er dem Hingefunkaen und Sterl^oa^en; dann 

. mit der Ferfe 
Tretend den Hals , entdreht' er das Schwert der 

Rechten» und tief ihm 
Taucht* er den blinkenden Stahl in die Kehl\ ,und 

redete folches: 
Da, vom Gefild', und, vras du mit Krieg, Tro- 

janer, verlangtet, 
Nim von Hesperia liegend das Malst Pies tragen. 

zum Lohn fie, 360 

pie mir keck mit Stahle genaht! . fo gründen fie 

Maueml 
Diefem gefeilt er Asbutes mit nac^eCchwungener 

Sx>ize, 

Vinaxt Ton Tqu. III. 20 






S06 A N E S 8, 

GhlorMi uad Sybaris Aana, den . Thcrlüocbus da: 

und den Daref ; 
Attcbi da: dem fehtitteliiden Gaule v<mbi Half' abglil 

den ThymStes. 
565 Und wie adt' iMrcUidiein Hauch der «doini&die Boreai 

braufettd 
Hebt daf tgSäTche M^er, und die Hut aum Geftad« 

fieh wälzet, F 

Doft wo die Wind' andrängen; in Flucht adehn Wol-;. 

ken am Himmel: 






AUb, wohin audi Turnus fich Bahn bricht 



, flielui|. 



die ßefchwader, I 

I 

Und der gewendete Haufen verrollt; fort trSgt ifani 

der Schwung felbA, 
370 Und in dem Luftzug weht auf begegnendem Wagen 
^ der Helmbufch. 

Nicht dW Drohenden trug, der fo Aolz herbrau- 

. fete, Phegeua;. 
Nein er verrannte dem Wagen die Bahn, und den 

jagenden Roflen 
Dreht' er iam 2iaum mit der Hand feitwärts die fchau- . 

migen Mäuler. 
Weil er gezogen am Joch fortfchwebt, da ereflt den 

Bntblöfsten 
375 Schnell ein breiteis Oefcholj, und den zwillichsmafchi- 

gen Panzer 
Schmettert es durch, und koßet mit fireifeuder 

Wunde den Leib/ ihm. 
Er gleiehwti^, v<Hrwerfend den Schild, ging troxig 

dem Feinde 
2kieewaildt, und erhob die gezogene KUnge zum 

Aiigrif: 



Zwölfter Ct'e sang. 307 

Ms Iiaupltiker 9af RaS und iü roUendelii Se&viflige « 

die Ax* ihn 
ItieJb» und' lang ^hinibeckt' aiif den Grnihd« Dann 

folgete Tumu«, 380 

Der, Wo unten der Helib angrehet dem oberen' Har« 

nifcby 
Ifähte äBLS'Kanpt mit dem «Scliwert, und den Rumpf 

im Sande zurttcldiers» 
WUirend fo die Gefilde mit Moni durdufchaltete 

Tumua; 
Wird Anea^ von Mneftheuf indefs und d^m treuen '^ " 

Achate^ 
Blutig sBum Lager geführt, in Adiaiiius ßSkr Segle!« 

tung, 385 

Stüzettd mit langem Sjieer den miiUam ürechfelnden 

Fufstritt 
SchmerstvoU tobt er, und ringt am gebrodienen Rohr 

das Gkibhofs fieh 
Auszureifen,-^ und Hülfe deä hälieren Wege« ver- 
langt er: 
Dals mit d^m. Schwerte diie Wunde man aulTohneid', 

Und bis zum Innern 
Ganz nacbgi^be dem Pfeil, und iurfick ihn fend' 

in die Feldfchlacht. 390 

An atm langte des Pfaöbus erköhrener Liebling 

Ia}^is> 
iafus'Sohn: dem einfi^ von heftiger ' Liebe bewäl* 

tigt, 
'Fröhlich diie Öigeneh Ktinft' und die eigenen Ämter 

Apollo, 
Vogelfehau und Gitarr' anbot uhd huriige Pfei- ' 

le. 

20^ 



\ 



308 A N E X s. 

S9S Jen«, dMmt er die Tag' aufhielte def fcheidenden 

Vaters, 
Wollte vielmehr der Kräuter Gewalt wdd 4ie Wege 

der Heilung 
Einfehn, und ungertthmt fiiUhandelnde Künfte betrei- 
ben« 
BrauTend Tor bitterem Schmerz, auf die mächtige 

Lanze gelehnet^ 
Stand der Held, in der Jüngling* umher und des 

bangen lulus 
,400 Grofsem Gedräng', unerweicht von den Thrärienden. 

Aber der Greis dort, 
Der das Gewand rückwärts nach päonifcher Weife 

gegürtet, 
Viel mit heilender Hand und des Phöbüs gewaltigen 

Kräutern 
Schaft er umfonfi eilfertig, umTonft an dem fxiizigen 

Pfeile 
Rüttelt er oft, und faffet mit kneipender Zange das 

Elfen. 

9 

405 Keinem Verfuch antwortet das Glück, kein Helfer 

Apollo 
Nahet ihm. Und graunvöUer, ja noch graunvoller 

im Schlachtfeld 
Wächft das Getöf; an dringt das Verderb. Schon 

fehn fie den Himmel 
Stehen in Staub; her fprengen die ReiTjgen, und m 
^_ dasi Lager 

'Fallen GefchoITe gedrängt. In die Luft fieigt grau- 
^ fes Gefchrei auf, 

410 Kämpfender Jünglinge dort, dort fallender unter des 

Mars Wut 



Zwölfter Gesang. 309 

Venus anjez^ von des Sohns unwUrdigen Schmer- 
zen erfchüttert, 

Pflückt, £6 felbft mit der Hand» vom diktäifchen Ida, 
_ die Mutter, 

Einen mit faftigem Blatt ' und purpurfarbener 

Blume 

Sprollenden Schaft; nicht ift das Gewächs der wil- 
dernden Berggeis 

Ujobehannt, wann im Rüdken ein fliegender Pfeil ihr 

gehaltet 415 

Diefes trug, da in dunkles Gewölk fie gehüllet das 

Antliz, 

Venus daher; dann heimlich dem Strom in der fchim- 

memden Wanne 

Mifcht fie das würzige Kraut, und darein, zu ver» 

ftärken das Labfal, 

Tropft fie ^Ambrofiaraft*, und den HeilbaUam Pana- 

cea. 

Sorgfam bähtet die Wund' in der Flut du, greiTer 

lapis, 420 

Unbewufrt; und fogleich war aU aus dem Leibe 

geflohen, 

Siebe, der Schmerz; all fiodtte das Blut in der Tiefe 

der Wunde. 

JezQ folgte der Hand das Grefchofs freiwillig, und 

zwanglos 

Glitt es heraus; um kehrten die troiigen Kräfte ver- 
jünget« ' 
Waffen! befchleuniget Waffen dem MannI Was 

fteht ihr? jfapis 425 

Riefs, und entflammte zuerft des Genefenen Mut auf 

die Feinde. 



310 A N E 1 8» 

Nicht «UA lae^cUicher Macht > nicht ftammt au$ dem 

Rathe der Heilkunft 
lAeSeg Srfolgi noch gewährt mein Arm dir Rettung» 

Äneas. 
Grob ift der Qott, der dich treibt» und zu groben 

Vollendungen fendet! 
340 Jener begierig des Kam^ifs umfchlofs fich die 

Waden mit Golde 
Ringsumher; und er haDst den Vers^ug, und erlehüt- 

. tert die Lanze. 

Ab &h der Seif anfügte der Schild, und dem 

Rüchen der Hamifch; 
Jeiit den Aidkanius herzt er in rings umfchwebenden 

Waffen, 
Und ihm lanft durch den Helm den Ku£s darrei- 
chend, beginnt er: 
945 Tapfarhett lern', o Knabe, von mir, und red- 

liche Arbeit; 
Doch voA Anderem Gfiick Nun foU mein Am in 

der S<5hlacht dich * 
Wohl yerCheidicenr Sohn, und m groben Belohnun- 

gen fuhren. 
Bleibe mir du, wann bald dich reiferes Alter geftar- 

ket, ^ 
Singedenk, und, richtend das Herz auf dfgr Dei- 

' ttigen Vorbild, 
440 Lab dich dtn Vater Äneas, und JEIektor reizen den 

Oheim! 
Als er die Worte gefagt, enttrug er den Pforten 

fich machtvoll, 
Schwenkend die furchtbare Lans' in dec Hand. 

.. «'Bi^ht ftürzen in Heerfchaar 



Zwölfter Gesang* 311 

AnAeus auch und Mneftheus heirvor; 'uiic( ganz deiii 

yerlabnen 
I^ger entfirfimt das GewfihL Jezt voll UindnaelH 

tendes Staubes 
1/VirbeIt das Feld, und Tom Gang Fufiswandel^der 

fchüttert die^Erd' aü£ 445 

ALer ea fah die gerade vom Wall AnkDUiraendett 

Turnus, 
Audi die Auftmier lahns; und kalt dureh Mark und 

Gebein hin 
Bebte das Graun. Jutuma zueift vor allen Lati* 

nem 
H6rt' und erkannte das graufe Getön, und erfehro- 

cken entfloh fie. 
Jener durchfliegt das Gefild', und raft den dunkelen 

Heerzug. 450 

Wie wenn ein regnichter Sturm lapdwSrts vor dem 

jählichen Unftem 
Geht durch die Mitte des Meers; ach fehön vor« 

ahnend von ferne 
Starrt den armen Beftellem das Hera \ bald ftreckt 

der Verwüfter 
Fallende Bäutn' und Saaten dahin; weit fidet er 

alles; 
Vor ihm fliegen die Wind', uüd fragen Gerfiutch 

an das Ufer: 455/ 

So der rhöteirche Führer, der dort auf begegnende 

Feinde 
Treibet den Zug; und dicht in gefchloITeneh Keilen 

ein jeder 
Gebn lie gefehaart. Thymbräus zerhaut den Aarkeii 

Ofiris, I 



S12 Ä N c t s. 

Mneftheiis, Archetius, dich, den ^{»iilo mordet 

Achates, 
460 -ü£nu finkt Tor Gyas; der Seher Tolumnius finb 

auch, 
Weleher zuerft ein Grefchofs hinübergeTchneUt in die 

Feinde. 
Laut auf tönt zu dem Himmel Gefchrei; und gewen* 

det von neuem. 
Beut die ftaubigen Rücken der Rutaler durch die 

Gefilde. 
Doch nicht würdiget jener Gewendete niederziifire- 

cken, 
46 S Sock die gerad' hertrugen den Fufs, noch die 

Schwinger des Wuriftahls 
Jagt er. umher; ihn allein im nächtlichen Donkeli 

den Turnus 
Forfcht er mit fpfihendebi Blick, ihn allein zur Ent- 

fcheidung verlangt er. 
^ Solches bemerkt angftvoll die erfchrockene Män- 
nin Jutuma; 
Mitten aus feinem Geriem des Turnus Lenker Meti- 

Xcus 
470 Schittlelt fie ab, und ISTst den entglittenen fem von 

der Deichfei; 
Selbft dann befteigt fie den Siz, und lenkt die wal- 

' lenden Zügel, 

'VtiUig an Laut und Geftalt und Rilllungen gleich 

dem Metifcus. 
So wie Ibhwarz durch das grofse Gebäu des begüter- 
ten Eigners 
Fliegt^ und im hohen Gemach die Fittige reget die 
» Schwalbe, . 



Zwölfter Gesang« 313 

Winzige Kofi: auflelbnd, dem . fchwSzigen Nefte «ur 

Azttng, 475 

Und in den Hallen nunmehr^ defa gerSttmigen, nun 

um de« Teiches 
Wallangen fchwiirt: fo treibt durch wimmelnde 

Feinde Jutuma 
Rafch das Gefpann, und umfliegt im reifiienden 

Wagen das Feld rings« 
Bald hier trägt £e sur Schau^ bald dort den pnuk- 

genden Bruder; 
Doch nicht Übt fie den Kampf ihn beAehn; weit 

flieget fie abwegs. 480 

Auch Aneas verfolgt die gewundenen Kreife begeg- 
nend; 
Ringräm fpfiht er den Mann, und laut durch swis 

trümmerte' Schaaren 
Rufet er. Aber fo oft er deii Feind in die Augen 

gefalTet, 
Und in dem Lauf einholte den Sturm der geflügel- ' 

ten Rolfe; 
Eben fo oft entdreht ihm den fliehenden Wagen 

Jutuma, 485 

« 

Ach. was zu thun? Unfiät in mancherlei Wallungen 

wögt er, 

Ofk hin rufen und her fein Herz vielfeitige Sor- 
gen. 
Doch MeflapuSi wie zween der gefchmeidigen 

Speer' in der Unken, 

Leicht anrennend, er trug, mit fcharf vorblinkendem 

Stahle, 

Wirbelt' er. einen davon, und fchnellt in ficherem 

Anfchwung. . 490 



314 A M £ I S. 

Plözlieh Aeht Äneas, und fammelt llch unter die 

:Rtiftung) 
Niederfenkend da9 Knie; doch die Spixe des Hel- 
mes enttnig ihm. 
SHinnend der Speer, und fchwang den oberen fiofch 

von der ScheiteL 
Jezo fUrwahr jfteigt jenem, d^ Zorn, und empört von 

der Arglifi^ 
495 Als er gefehn^ mie entfernt dort RoiS' und Wagen 

zurtichflohn^ 
Rillt er den Zeus^ und ruft Hes entweiheten Bundes 

Altar' an; 
Und nun rennet er, nun ins Gedrängt und mit hel- 
fendem Mavors' 
Fürchterlich jp tobt- er umher , und erregt' ohn' einige 

Schonung 
Graulamen Mord, und löfet die lamtlicheh Zügel des 

Eifers, 
ff 00 Welch ein Gott nun mag mir die SchredauiTe, 

wer im Gefang rings 
Alle die Mord', und der Fiirften Verderb, die im 

ganzen Gefilde 
Dort nun Turnus umher, dort nun der Dardanerheld 

treibt. 
Kündigen? So denn gefiels, dals wild fich berenn- 
ten in Aufruhr, 
Jupiter, ewig hinfort durch Frieden rareinigte Völ- 
' . her? 

505 Sieh, Äneas ereüt den Riituler Sucto (suerft 

hob 
Diefer Kampf vom Falle die Dardaner), ohne Ver- 

zug dann 



Zwölfter Qesamq» 3tS 

foitft er die Seif, und wo fdmeU^ daa ScbicUni 

endiget, grimmvoll 
Stölkt er, die Rippen hindureh und da« Bnii^ewölb^, 

den MordftaUL 
Tum«», den Amykiui werfend vom RoA, u»d dm 

Bruder Dioi^s, 
Wanddt entgegen asu^Fuft, und ilut mit der ragen^ 

den I^anze 510 

Tödiet er, ihn aut dem Scliwert; di9 abgebauenw 

HKupter 
Hängt an den Wagen er beid', und die blutalttröp« 

feinden führt er« 
Der ftrecfct Talos und Tanais hin und den ftarfcen 

Cethegus^ 
Drei in dem felbigen Sturm, und den fchwennutif 

vollen Onytes, 
Den Peridla die edle gebar dem Helden Schion. 515 
Dieter aus phöbifchem Land', aus Lycia konunende 

Brüder, 
Und, der umfonft die Kriege gehaürt, den Jüngling 

Men(kes, 
Arkaderftamms: der einß uini fiTchbare/ Fluten der 

Leffoa 
Kunft und ärmliche Hütte gehabt; nie Schwellen 

der GrofEien 
Hatf er gekannt; es ßte gemieteten Boden der Vater. 520 
Wie TQan enlgegenen Buden gefendete Gbit in des 

Waldes 
DorreijLde Trift, und in Sträuche, die laut aufkrachen 

von Lorber; 
Oder wie reiCKudes Stursies herab vpn luftigen Berg- 
huhn. 



316 Ä Bi E i* s. 

Raufchen ergoffene Strtfme^ mk Schaum, - und zur 

Ebene rollen, 
&25 Vor fich jeder verwüftend die Balin: nicht iaumiger 

jezo 
Rennen Äneas und Tumuf durch Mord' und Ent- 

fcheidnngen; nun, nun 

« 

Woget der Zorn in der Bruft; nun fcfaweÜt unbe- 

i;wungene Kühnheit 

Beiden das Herz; nun geht man mit lam^icher Kraft 

in die Wunden. 
' Jext den Mürranus, der Urahnherm altrülun- 

licher Ahnherrn 

« 

530 Tönt, und hinauf das Gefchlecht durch die Könige 

« fuhrt der Latiner, 

Schmettert der Held mit dem Schwünge de» unge- 
heueren Felfens 

Häux>tling8 hinab auf den Boden entlang; ihn wälzen 

die Räder 

unter dem Joch und Geriem; und oben mit dampfen- 
dem Huffchlag 

Malmt das wilde Gefpann, uneingedenk des Ernäh- 
rers. 
535 Jener, wie Hyllus im Sturm unermefisÜches Mutes 

einherbraufl^ 

Rennet hinan, und fchnellt auf die goldenen Schlä- 
fen den Wurfftahl; 

DaJb durch Helm und Gehirn die geheftete Jjau^ 

hervorftand. 

Weder entrafte dem Turnus, q Kretheus, tapferfier 

Grajer, 
dein Arm; noch fchüzten die eigenen Grötter 

Cupencus, 



Zwölfter GIssamg. 3t7 

Als ibmAneas erfchkn: kttlm boter don Bifien djm 

Bruft dar; 540 

Doch^niebts frommte dem Annen des ebefnen ScUl* 

des VerfpStung« 
Dieb audb^ Äobis, ßihen die linBreiitiiii£cbe& Fel- 
der . 
Sterben 9 und weit die Erde mit pXcbtigem Leibe 

bedecken* 
Webe, du 'finUt, den niebt argo|i{bber Jünglinge •. 

ScUachtreihn 
Strecken gekonnt, rnoeh das Graun des priandfcben 

Reiches y Achilles! 545 

Hier dein endendes Ziel; hoch ragte das Haus dir 

am Ida! 
Hoch in Lymeflus das Haus, im laurentifcken Boden 

das Grabmal! 
Ganz «nun kämpfen die Heer' anwlurtSy und idle Lati- 

ner, 
Alle die Dardan^r nun: Mnefiheus, und der kühne 

Sereftus, 
Auch MelTapus der reifige Held, und der tapfre 

*Afylas 550 

Auch die tuskifche Macht, und Euandrus Arkader- 

fchaaren« 
Was ein Mann nur vermag, ftrengt jeder mit äufser« 

fter Macht an. 
Nirgendwo Rait noch Verzug; voUgroiser Beeiferung 

ftrebt man. 
Jezo gab dem Äneas die herliche Mutter den 

Rathfehlufs, 
Dafs as;u den Mauern er ging', und der Stadt zulenkte 

den Heerzug, 555 



318 Ä N E I 8. 

ftäittifelie]^ iSiV ^^ vermnfe diteöb fcUeuliige KoHi 

die Lfttiner. 
Jener, wie $nd lind d> dndi tfie Ordnungen ^1^ 

hend den Tumiu 
Überafi w dten B&A ümwendfeto, fbhftuet die Siadt 

dort • 
Frei vtfia J^amsiket des Kriegs, m togefSkideter 

Ruhe« ' 
560 PlSfelich tatiteenttt in der Seele das fifld d^s gttfjbe« 

^n Katipfes. 
MneftheuB inMi und SergeHuf beftellt imd der tapfre 

S<»reätts; 
Und lait <ten Feldherm eilt er zur Höh') a«dh attde« 

rer ^Teukrer 
Heerichaar ürOmel heran; nicht Schfld' und Speer^ 

im Gedränge 
Legen fie abb Er mitten vom ragenden* Hügel 

beginnt fo: 
665 Oline Verzug mir gefchait, was ich fodere! Jupi- 

ter fieht hierl 
Hiebt, weil fohneO der EntTchluA, foll fifiunger 

einer mir angehn! 
Himte detf Kriegs Urfache, die KSnigesfiadt des 

IiatiniiS) 
Wrän le ntehc Ziigel empfahn und befiegt iich 

' erkennen in Demuf^ 
Riittd' ich mm, und ftreche die dampfienden Giebel 

zur Erd' hin! 
570 Traun, abwarten zuvor, bis unferen Kampf zu erdul- 
den 
l^imus belieb^, und iwa neuem zu ftelm der befiegte 
■*''• gelieigt feit 



Zwölfter Gesang« 319 

Hier dai Hanipt^ liier, Bürger, des freveko Kriege^ 

BnUbHeidung I 
Bräade'mir tMüAl ttuQ< zurtick den Vertriig mit Slam«^ 

inen gelodert I 
AUb der Held; imd alle mit gleich aaftrebendem 

Hirsen 
Ordnen den KeÜ, und ftttrmen iii dkütein Draikg* 

an die Mauern« 575 

Scimeli find Leitern gefiettt, und pltfalieliee Feuer 

enllodeft. 
^dre berennen die Thor' , und heutl die Begegnen- 
den nieder; 
^dre, den Stald umdrehend, befdtatten die Luft 

mit Gerchoffen. 
Selbft nun unter den Erfien eribreekt Äneaii die 

Rechte 
Gfegen die Stadl^ anjklagend mit lautem Ruf den L«tr- 

nus; 580 

Und er Bezeugt die Götter, zum Kara|^ fei er tde** 

der genöthigt, 
Zweimal I^eind der Aufon', und verlezt datf andere 

Bündnis. 
Aber die &igftlichen Bürger verwirft diisj^ellige 

. Zwietraciht 
Rffancfaer gebeut, zu entriisgeln die Stadt, und die 

Tfaore zu öfhen 
Dardanus Volk% und fie drängen ihn Mbit auf die 

' Mauern den König; 585 

Andere tragen Gewehr, und Vertheidiger gehn fie 

der Fefiung. 
Wie wenn verfchloITene Bienen im Viel durchiöch^-* 

ten Bkofteiu 



320 



A N £ I S. 



Auagefimden ein Hirt, und^ mit . bitteKem . lUmcke 

ü^ctfiUlet; 
Jenei geregt iirvveiidig Von AngA dnrdi dat^racfa- 

ferne Lager, 
590 Laufen umher, und fchSrfen mit heftigem Sumfett den 

Unmut; 
Schwarzer Geruch durchrollet das Haus^ und Ton 

blindem Gemurmel y . 
Tönt inwendig der Fek; hoch zieht in die Lüfte der 

üauchdampl 
Noch dies Schichfal begegnet den abgebärmten 

Latinem, 
Das mit erlbhUtterndem Grame die Stadt äuffiörte 

von Grund aus. 
595 Als die Königin fchäute den kommenden Feind von 

den Dächern, 

Rings. die Mauern berannt, und Glut zu den Woh- 
nungen fliegend. 
Nirgends Rutuler gegengeftellt, noch Schaaren des 

Turnus; 
Ach da wähnet die Arm' im entfcheidenden Kamx^fe 

den Jüngling 

Ausgetilgt; und das Herz von plözlichem Grame ver- 
wildert, 
600 Nennt Urfache fie £ch, und Schuld und Quelle des 

Unheils ; 
Und da fie ^viel in Verzweiflung und Wut wahnfin- 

n% geredet, 
ReiTst fie , zu fierben gefalst , ihr Puxpurgewand aus 

einander, 
Hoch, an Gebälk dann hnüpft fie die Schnur des ent- 

ftellenden Todes. 



Zwölfter Gesang» 32L 

So wie das Wehe gehört cKe bekümmerten tFretni' der ' 

Latiaer, 
Ranft die Tochter suerft mit der Hand ihr blähen- 
des Haupthaar, 605 
Rauft die rofigen Wangen Lavinia; klagend ibnhfer 

dann 
Watet der Schwärm; weit hallet von^Leidaalruhre 

die Wohnung. 
Ganz durch die Stadt nun breitet der tl'aufrige Ruf 

lieh; und alle 
Senken den Mut; es geht in aserrilFenem Schmucke 

LatinuSy 
Tief von der Gattin Gefchick, ^un4 dem Falle der 

Stadt, wie zerrüttet, 610 

Und fem grauendes Haar mit fchmuzigem -Staube 

befleckend. 
Jener im äufserften Raum des Gefilds, deriftreit« 

bare Turnus, 
Jagt den Zerftreueten nach, den wen%en, fauiniger 

jezo, 
Und fchon minder uiid minder vermögender Roflfe 

fich freuend. 
Wehende Luft nun brachte mit blindem Schrecken ' 

ihm fernher 615 

Dies vielfache Gefchrei; und es traf die gefpanneten 

Ohren 
Hall der verwirreten Stadt und unerfi?euliches Mur- 
, mein. 

Wehe mir! was doch lerntet fo bang' in den 

Mauern der Leidruf? 
Und welch lautes Gefchrei, das rings von der Stadt 

\ fieh daher&ürzt? 

Vir 611 roÄ Vota« III. 21 



■N. 



I 



322 Ä N E i' s. 

620 AlTo fpnlGh er» und hielt ratUos ihit geftrengeten 

Zügeln. 
Ihm diarauf , wie die Schwefler, deiii Wagenlen- 
« kcr Metifcus ' 

Gleich im Geftalt, mit dem Riemen die Rolf' und 

den Wagen umhertrieb^ 
Gab Se die l/Vwte i^urtick: Hier lafs uns» Tnmus^ 

verfolgen 
Trcrja's ' Volk» wo * flmerft Victoria Babn vms ge- 

idfhet. 
625 Andere find.» die die Häuf er mit Kraft rai veräiei« 

digen wiiTen. 
Italer driingt des Äneas Gewalt» der ScUachten- 

gewiihl mifcht: 
Sehaffen auch wir mit dem Arm entfediche Morde 

den Teukrem! 
Weder geringer an Zahl, noch an Hriegsruhm» wirft 

du hinweggehn! 
. Turnus darauf: • • « 

630 Sk2hwefier» voilSngft fchon haV ich erkannt» wie zu« 

erft du das Bündnis 
Störte durch Kunft» und falber in unfere Kämpfe 

- ^ '• dich hergabft; 

Und nun hehlft du umfonft dich» 66tdiche! Wer 

vom Olympus 
Sandte dich denn» und gebot fo lafiende Mühe zu 

tragen? 
Etwa dafs fterben du ßihfi den unglückfeligen Em- 

^der? 
635 Denn was beginn' ich? und welches Gefdiick noch 

bürget Errettung? 



Zwölfter Gesang« 323 

Sell>ft mit eigenen Augen erblidit' ich ihn, welcher 

mich anrief, 
Meinen Freund Murranua, den theuerfien aller, die 

lebten ; 
Ach der machtige Iknic, von mächtiger Wunde bewäl- 
tigt! 
TJfens auch^ der Arme, verfank', um unfere Schmach 

nicht 
Anzufchaun; und die Teuhrer eroberten Leichnan^ 

und Riiftung! 640 

Soll ich Vertilgung der Stadt (dies einzige fehlte 

dem Unglück!) 
Djalden, und nicht mit dem Arme das Wort abwei- 

fen des Drances? 
Soll ich entfliehn? loll fchauen den flüchtigen Tur- 
nus das Land hier? 
Ifi deiün fo gar Elendes der Tod? Ihr feid mir, ' 

o Manen, 
Gütig und hold, dieweil ja der Oberen Wille 

* gewandt ift! 645 

Ein unfträflicher Geift, unbefleckt von Xolcher Ver- 

fchuldung. 
Steig' ich zu euch, niemals unwerth der erhabenen 

Väter! 
Kaum dies hattf er gefagt} da fliegt durch die 

Mitte der Feinde 
Saces auf fchäumendem Rofle daher, von dem Pfeile . > 

verwundet 
Grad' ins Geficht; an fiürzt er, und namentlich flehjt 

er dem Turnus: 650 

Turnus, auf dir ruht endlich das Heil; o erbarm 

dich der Deinen 1 

2i* 



324 Ä N E 1 s* 

Donnernd tchwkigt Äneas die Wehr, und de;r Italer 

höchfie 
Feftungen droht er hinat zum Untergange zu Xchmet- 

tem! 
Briind' umfliegen die ^Dächer Bereits ! Dich fchaun 

die tiatiner, 
655 Dich mit erwartendem Blick! Selb» fragt ficli cTer 

König Latinus, 
Wen er zum Eidam wähl', und wem zuwende das 

Bündnis» 
Ja die Königin auch, die treu dein waltete, fel- 

ier 
Starb fie durch eigene Hand, und das Licht, die 

geängfiete, floh fie. 
Nur allein MelTapus erträgt und der tapfre Ati- 

nas 
660 Dort an den Thoren die Schlacht. Ringsher um 

diele gefchaart Aehn 
Dichte ReiHn, und es ßarret von ausgezogenen 

Schwertern 
£ireme Saat. Du drehft im verlalTenen Gräfe den 

Wagen! 
Tief nun erfiaunt, unfiät durch wechTelnder Bil- 
der Erfcheinung, 
Turnus, und fiumm da ficht er im Anfchaun. Wild 

mit einander 
665 Wogt im Herzen die Scham, und die tobende Wut 

und die Trauer, 
Und wahnfinnige Liebe zugleich, und fich fühlende 

Tugend. 
Als- lieh der Schatten verzog, und Licht dem Geilte 

gekehrt war 5 



Zwölfter Gesang* 325 

Wendet er gegen die Stadt die entflammeten Kreife 

der Augen, 
Unruhvoll^ aus dem Wagen die Königesvefte betracb- 

teud. 
Schaue nunmebr^ mit Mammen von Stockweric rollend 

zu Stockwerk, 670 

Strudelte hell zum Himmel der Schwall, und beherfchte 

den Thurm rings: 
Jenen Thurm, den er felber enq^ior aus Balken gezim* 

mert^ 
Räder darunter gefägt, und hoch ihm Brücken gele- 
get 
Niui Hegt, Schwefier, o nun das Gefchick; nicht 

weile mich länger! 
Dort .wo der Gott hinruft, wo das graufame Loos, 

. ihm gefolget! 675 

Feft nun fieht mit Aneas der Kampf; feft> allem, was 

herb' ifi^ 
Mich im Tode zu weihn! Nicht ruhmlos foUfi du 

mich, Schwefter, ; 

Schauen hiuforr! Nur laiy mich zuvor auswttten die 

Wut hier! 
Rief er, und fchwang vom Wagen den hurtigen 

Sj^rung auf die Erde; 
Feinde durchftürzt er und Femdesgefchoüs; und die 

traurende Schwefter 680 

Lä&t er allein, und zertrennt in ftüfmiTchem Lauf die 

Gefchwader. 
So wie im Taumel em Fel^ hochher von dem Gipfel 

des Berges 
Niederftiirzt, ob geraft vom Qi^kan, ob ftünnifcher 

Gub ihn 



.. f 



326 A N E i s. 

Sptttetei oder durch Jahr' ablöft' famgleitendes Al- 
ter; 
685 UngeftiÜa Voa den Jähen entrollt das gewaltige Berg«- 

r 

haupty 

Hüpfend vom Boden empor; und Waldungen , Heer- 

den und Männer 

W£lzt es hinunter im Fall: fo ftürzft dutcb TCrirUm^ 

merte Schaaren 

Turnus eüiher au den Mauerä der Stadt, wo am 

meiAen das Erdreich 

Trieft ron TergoIFenem Blut, und fchwijgret die I^uft 

von GelchejOTen. 
69b Zeichen der Hand nun giebt er, und ruft mit mäch- 
tigem Ausruf: 
Schimt nun, Rutuler, fchont$ und hemmt die 

GelchoITe, Latiner! 

Welches auch fei ^s Gefchick, mein ifisl Mir Ein« 

zigen ziemt es 

Ausanibüfsen fiir euch den Vertrag, und mit Stahl zu 

entfcheiden ! 
Seitwärts ti(ichen fie dl' , und gewähreten Raum 

in dem MitteL 
695 Abi^ Ätieas der Hfeld^ wie des Turnus Name gehört 

war, 

Schleunig ^erlSftt er die WäU', und verlfilfet das erha- 
bene Bollwerk; 

Aneh Verzug entfernt er in Haft, bricht aUes Ge- 

fchäft ab, 
' topfend Vor Luft, und erregt die graunvoU don- 
nernde Riiftung: 

Groft wie Athos, wie Eryk fich hebt, wfe felber, 

umzittert 



Zwölfter Gesang« 327 

Von Stcineichengeräufdi, mit befcbneietem Haupte 

der Vater 700 

Froh in die Luft aufragt, der gewaltige Äpenni- 

nus. 
Aber die Rutuler jezt um die Wett% und die Troer^ 

und alle 
Italer "wandten die Ausen daher: wer oben ' die 

Fefiung 
Sdurmete^ wer mit dem Widder den Grund unpoeW * 

der Mauern; 
Und fie enthüllten des Erzes den Leib. Hin'ftaunt 

auch LatinuSy 705 

Wie grolismäehtig an Wuchs, von verfchiedenen 

Enden der Welt her, 
Sich zum Kampfe die Männer genaht, und des Stah« 

les Entfcheidung. 
Jene 5 fobald fich gedfiiet in räumiger Ebnd die 

Felder, 
Rafch anfitira^ndes Laufs, und fem ausfchneUend die 

Lanzen, 
Rennen fie beide zum Kampf, dab der Schild* hell- 
tönendes Erz hallt; 710 
Machtvoll dröhnet das Land; dam hitofige Hiebe 

der Schwerter 
Doppeln £e« Zufall mengt fidh und Tapferkeit unter 

einander. 
Wie im unendlichen Silagehölz, und dem fc^en 

Tabumus, 
Wann ztmen mutige Stiere, zu feindlichem Kampf 

fich begegnend, 
Stirn anrennen auf Stirn, die erfehrockenen Wfirter 

^uriickflohn; 715 



S28 A N s V s. 

• AUes Vieh fteht fchweigend in Furcht , jftumm harren 

die Rinder, 
Wer obberXche dem. ForiB:, wem ganz nachfolge die 

Heerde; 

* Sifi' tdort' miCßhen die Wunden mit Kraft und Gevi^alt 

um einander, 
B^ide geftemmt embohrend das Born, und in Uro- 

mendem Blute 
t20 Baden £e Hals £eh und .Bug; von. Gebrumm rmgs 

• hallet die Waldung: 
So der daunifche Held, fo rennt der Troer 

Äneas, 
Schild aiifiorsend auf. Schild ; und : Gekrach durch- 
". . fdimettert den Ätlier. 

Jupiter felbü: nun hebt zwei gleich 4b wagen^de 

Schalen 
Uoclii und leget hinein die verfchiedenen Loofe der 

beiden: 
725 W^Dt verd^mnie die. Müh, wo die Laft hinfinhe des 

Todes. 
. iTumiüiS fchwingt fich anjezt, ungeftrafi es Wäh- 
nend,, mit ganzem 
Iieib'' empor«, und .fieiget dem hoch auffliegenden 

. ^ . Schwert nach; 
Häuf dann. Auf fchrein Troer zugleich und ver- 
zagte Latiner, 
Be^diylcä Heer' unmSfi% geii)annt. Doch das Schwert, 

,. der Verräther, 
730 Kradly und zerschellend^ verläfst es den Brenncäaden 

mitten im Einhaun« 
Wwn nioht Hucht Aushülf ' ihm gebracht! Er ent- 

. . flieht, wie der Ofiwind, 



Zwölfter Gesang. 329 

Als er das Heft^ nicht feines, und wehrlos fchaute 

die Rechte. 
Denn man lagt, da er rafch zum beginnenden Kampf 

, die gefchirrten 
Rolfe befiiegy da hab' er» die VaterUtnge verlaf- 

fend, 
Hafiig den Stahl fich geraft von dem Wagenlenker 

Metifcus. 735 

Lang' auch , während den Rücken zerfprengt ihm - 

boten die Teukuer, 
War er genug; jezt kams zu des Gottes vulkanifcher 

Rüftung; 
Sieh, und die fteirbliche Klinge, wie nichtiges Eis^ 

in dem Anfchwung 
Sprang fie entzwei; hell blinken im gelblii^en Sande 

die Trümmer, 
ßathlos wendet den Fürs, und entiflieht durch die. 

Ebenen Turnus; 740 

Und bald hier, bald dort uniiehere Kreife ver« 

wirrt er. 
Denn rings fchlofs ihn umher der Dardaner dichtes 

Gedräng' ein; 
Und dort weites Gefümpf, dort tbürmende Feftung 

umhegt ihn. 
Audi nicht minder Äneas, wiewohl, von dem 

Pfeile gehemmet, 
Zwifchendurch ihm wanken die Knie', und des Lau« 

fes fich weigern, 745 

Folgt, und entbrannt mit dem FuIsq. den Fuls des 

Gefchüchterten drängt er: 
Wie den umzingelten Hirfch, den wo die Krümme 

des Stromes 



330 A N E I s. 

EinfchloJbi oder die Scheu der purpumeii Fedei 

umzäunte, 
Nahe dtt* JMger ndt Lauf, und der Hund mit GebeDe, 

verfolget; 
750 Er, vom gefteUeten Truge gefchredkt und d« Höhe 

de^ Ufers, 
Xaufendmal rennt er dahin und daher; doch der 

wackere Umber 
Haftet und.fchnappt, gleich hält er ihn, g^eidi^ und 

dem haltenden .ähnlich 
Klirrt er mit a&ahnigem Maul, und teufcfat fich in 

eitelem AnhiDs» 
Jeae(o erfchallt endlofes Gefchrei, dab Ufer und 

Teiche 
7^^ Rings antworten umher, und von Aufruhr donnert 

4 

der HimmeL 

Jener zugleich, wie er flieht, fo ermahnt er die 

Rutuler alle. 

Namentlich jeden genannt, und 'verlangt fein trau- 
liches Schwert her. 

Abier es dräut Äneas den Tod und das graulle Ver- 
derben 

Jedem fogleich, der heran fich gewagt; und die Zit- 
ternden fchreckt er, 
760 Drohend Vertilgung der Stadt, und dringt, der Ver- 
wundete, näher* 

Fiinfinal kreift in die Rund' ihr Lauf, fiönfinal der 

Zuriicklauf 

Hier und dort Nicht wahrlich lun leichter Beloh« 

nungen Spielpreis 

Werben fie; fondem es giU^ hier Ubat und Le})en des 

Turnus. 



^Zwölfter Gesang», 331 

fiiaftf dem Faunus geweiht, ftaiid dort ein ml* 

demder Ölbaum, 
Bitteres iMibs, ebrwürdig vordem feefahrenden Mänr 

nemi 765 

Wo £e, entronnen der Flut, ihr Gefchenfc zu heften 

gepfleget 
Fiic den laivrentifchen Gott, und gelobete Kleider sut 

hängen* ^ 

Aber die Dardaner hatten den heiligen Stamm un« 

verfchonend 
Weggeräumt, um freier im ofiTenen Felde zu kämr 

pfen. 
Hier nun ftand dem Äneaa der Speere hier hatte -der 

Schwung ihn 770 

Hergefilhtti fefi hielt den gehefteten zähes Gewur« 

zeL 
Aufgelehnt will jezt mit der Hand auaringen das 

Eilen 
Trojans. Held, und verfolgen mit Wurf ihn, den er 

im Lauf nicht 
Hafchen gekonnt Doch Turnus, betäubt von Schre« 

cken, und angAvoU: 
Faunus, ruft er, erbarme dich deicht und, o Seg- 

nerin Erde, 775 

Halte den Stahl! wenn ftets in euerer Ehren geach- 
tet. 
Welche dagegen mit Krieg die Aneaden enthei« 

ligt! 
Sprachs; und die Hülfe des Gottes erfeliien nicht 

i leerem Gelübde. 
Denn wie lang* arbeitend am zähen Gefprols er ver« 

weilet^ 



332 A N £ i' 8. 

f 80 Nicht durch einige Kraft kann los von dem beiHsen- 

den Kernholz^ 
Winden Äneas den Sj^een Da der hizige ftr^t uncl 

£ch abmüht; 
Wieder gleich an Gefialt dem Wagenlenker Meti- 

fcus 
Läuft fie, und reicht dem Bruder das Sqhwert, die 

daunifche Göttin« 
Venus, gekränkt, daCs folches der mutigen Nymfe 

vergönnt fei, 
785 Eilet daher, und reiüst das GefchoXs aus. der Tiefe 

der WurzeL 
Beide nunmelur hochfinnig, an Mut und Waffen 

erneuert, 

r 

Diefer vertrauend dem ^Schwert, d^r trozig und kühn 

mit der Lanze, 
Stehn auf einander gewandt, in des keichenden Kam- 
pfes Entfcheidung. 
Aber zur Juno beginnt des .allmachtvollen Olym- 
pus 
790 Herfcher indefs, die vom goldnen Gew^ölk ^uf die 

Kämpfe herabfah: 
Welch ein Ende zulezt? wa/s bleibt noch librig, 
, o Gattin? 

Selbfi; ja zu wiffen bekei^fl du, als heimifcher Gott 

fei Aneas 
Bald dem Himmel geweiht, zum Geftim erheb' ihn 

^ * das SchickfaL 

Was denn beginnfi, was hofiä du,, in Iroftiger Wolke 

verweilend? 
795 Ziemt' es wol, dals ^in Gott von des Ster]>lichen 

Wunde verlezt ward? 



V 

ZimtÖlfter Gesang« 333 

DaJGs fein entriffenes Schwert (was ohne dicli möchte 

Jutuma?) 

Wieder dem Tumusr fie gab, tuul die Kraft deiift 

befiegeten anwuchs? 

Endige jezt einmal, und' beuge dich unferen Bit« 

ten. 

Nicht Co nage der Gram dich Schweigende; lals mich 

aus deinem 

Sülsexi Münde fie ofir, die traurigen Sorgen, verneh- 
men; 80( 

Mafs und iZiel ifi erreicht Durch Land^ ümtreiben 

und Waffer 

Haft du die Troer gekonnt» graunhaft anzünden die 

Kriegsglut, 

Schänden ein glänzendes Haus, und mifchen mit 

Gram die Vermähluiig. 
Weiteres vorzunehmen' verl^iet* ich dir. — Alfo be« 

gann Zeus. 
Alfa Satumia cbauf, gelenkt ihr Antliz, die^St« 

tin: 805 

Weil mir jener dein Wille bekannt war, o du erhab- 
ner 
lupiter; liefs ich die Erd', und liefs ungeme den! 

Turnus. 

r 

Traun, nicht (äheft du jezo mit Fug mich duldeii 

und Unfug 
Einfam auf luftigem Siz; dort fiänd' ich, mit Flam«> 

, men umgürtet, 
Selbft in der Schlacht, und zöge zu feindlichen Kam« 

pfen die Teukrer. 810 

Zwar, dafs dem leidenden Bruder mit Hülf' annahte 

Jutuma, • 



334 A N E i* s« 

Rieth i^; mid dsb fiir daa Leben' fie 'grörseres 

wagte, gefiel mir; 

Doch nidit, 'dab ein Gefchofs noch StaU rofn der 

Senne fie fclinellte« 

Beim unflilmbaFen Haupte der ftygifchen Quelle be- 

fchwör' ichs: 

815 Welcher eoujge Schwur die oberen Grötter verbin- 
det 

Crem entweich* idi nunmehr, uiid fcheid' aus dem 

' Kampfe mit Abfcheu. 

Hierum nur, was nicht von des Schickfak Sazung 

befcfbränkt ifi. 

Sieh' ich für Latium dir, und di^ Herfchaftswürde 

der Deinen« 

Wann nun Frieden (es fei!) durch fegensisolle Ver- 
mählung 

8^20 Jene gefügt, wann nun £e Gefez und Bündnis ge- 
einigt; 

Heifs nicht fioi^em den Namen diö eingebomen Lati- 

ner. 

Noch zu troifchem Volk lieh emeun, und Teukrer 

genannt fein, 

Oder die Sprach' ümtaufchen, und vorige Kleidungen 

wandeln. 

Latium fei; fei ftirder albanircher Könige Folge; 
825 Sei der romanifche Stamm durch Italertugend gewal- 
tig. 

Hin fank, hin fei gefunken zugleich mit dem Namen 

auch, Trojal 
Lächelnd darob antwortet der Ding^ und der 

Menfchen Erfchaffer: 



y \ 



w 



oLFTER Gesang« 335 



und da Schwefter,des Zeus, dii anderer Sprob ät^ 

, Satuntus, 

RoM in der Tiefe der Bruft fo gewaltige Wogen 

def Zornes? 
Aber imMaM, und, gezähmt die Hmfonft auftfirmende 

Unruh. 830 

Was du». ifnM, fei {gewährt; ieh fiige nnch gern und 

g^lHg, ^ 

Bleibe hinfort den' AiiTonen die Sprach' und die 

. Sitte der Heimat; 
Bleib* äucji der Name, wie vor: nur göinifcht siilii 

. . Leibe des Volhes 
Soll ebiwofanen der Teukrer; die Saznngen heiliges '• 

Dienfies 
Füg' ieh' hinzu, und fdiafFe fie all' einlaute Lati* 

nen 835 

Deren>£rerchlecht,..das'^emifcht mit aufonifefaem Blute 

.hervorgeht, 
Ragt einft Über die Menfchen an FrSmmigkeit, übei; 

die Götter; 
Und kein: Volk wetteifert fo fehr in deiner VereB- 

rung. 
Juno nickte dazu, und wendete froh die Gefin* 

nung; 
Dann verliefs fie die Wölk', und wich aus dem 

Baume des Himmels. 840 

IMefeS gefchah; und ein andres erwiigt mit fich 

felber der Vater, 
Und er verfügt, dais Jutuma vom Streit ablalTe des 

Bruders* 
Zwo unholde Gefchwifier, verdjerbliche, nennen 

fie Diren, 



336 Ä N E S s. 

Welche die Sde Nacht mit des Tartarus Grrauen 

Megära^ 
845 AU' in einer Geburt, ausrang, und mit Shtüichen 

' Ringeln 
StrSubender Sclifiaigen umwand, und wehende Fh-^ 

tige zugab, • 

Hoeh an Jüinter» Thron und^ der Schwelle des 'eifern- 
den Königs 
Halten £e Dknft, und Ichärfoa die Angfi mÜIireGgen 

Menfchen, 
Wann im Zorn iL in&heiten und Tod der Gebieter 

der Welt Zeus 
850 Austheilt, oder mit Krieg' aufTcfareckt die väfchul« 

deten Städte« 
Eind davon niin fandt' aus ätherifcher H6hie der 

Vater, 
Da£s fie rafch der Jutuma erfchien^ als dii^oliende 

, * Vorfchau, 

Jene fliegt, und zur Erd' in befeUeumgtein Wirbel 

: ' eiiteiß lie. 
Anders nicht j wie 4urch Wolk^ gefchnelltvon der 

Senne der Rohipfefl, 
855 Den mit das grKufamen Gifijs fcharfbeizeader Galle 

der Parther, 
Parther, oder Cydön, die unheilbare Waflfe, ge- 

fchwungen. 
Schwirrendes Flugs, unbeiriexkt das befcUeunigte 

Dunkel durchftürmet; 
Alfo fchwäng fich die Tochter der Nacht^ und ereilte 

die Lande« 
Als fie das flifche Heer nuii erblickt und die 

. Schaaren des Turnus} 



ZwO,I.FTtR GC84NG. 337 i 

Schii«a in die Ueine €reftalt fich felbft einengend, \ 

des Vogeb, 860 

Der auf dem Orabnal g«m, und hoch auf einfamen 

Giebeln, 
Sizend bei Nacht, mit • Intern Grefmg' herdrdiet 

durch Dunkel; ' 

Diefem gelOmlichet fchwingt ficli vor 3\imtts Antlix 

daf Unheil 
Hin und her mit Getön, und rchlMgt ihm den Schild 

mit den Flügeln. 
Jenem entfpannt die Geletihe befiremdendes Schreckes 

Er&lrrung; 865 

AuFwSfts hob lieh vor Grauen das Haar, und es 

ftockte der Laut ihm« 
Aber da fem fie der Dira Geräufch und «Sie Filtige 

wahntohm, 
Schmerzlieh rauit fich Jutuma die fliegenden Haare, 

die Schwerer, 
Wild diie Brufi mit Fäuftön entftellt, und die Wange 

mit Nägeln: 
Waf ikann nun, o Turnus, annoch dir helfen die 

Sehwefter? 870 

Oder tras bleibt mir Harten noch übriges? Welcher- 
lei Kunfi noch 
Wein: dir das Licht? Wie kann ich ihm Obftand 

halten, dem Scheufal? 
Schon, iTcbon lall' ich das Feld! Nicht fchreckt mich 

Zagende länger, 
Ihr graunvollen Gevögel! Den Schlag der Fittige . 

kenn' ich, 
Und dies Todesgetön I Nicht teufcht mich der herri« 

fdhe Auslpruch 875 

Vmoit ton Vöii* 111« 25 



Hit imMrädgän Zteiril So fofcat er enlriffiene 

KeiCfahheit! 

liabffTiniii ettlwiiöt? i^l könnte, iäfoch eüigdwifol- 

• ! ' ? <»heiiei 'Jammer 
Je», /unirdtÄ ofcnclfc • Bruder geMlt duifch dfe? Kn- 

ftmmü irandeln! 
880 Ich^dle« UnfteibMclie? Achl kann lüft mir de« Mei- 

.u ttatgeti etwas 

OWie diäi, Bnider,' noch' fein? Wo (jpaU^t fich tief 

in den- Wibgrund 
Mir das I.and, und verfenktztji den nnterftcn Manen 
, ; ' . die Götüin? 

Jene'fli3*irchs, und d^ Haupt ins blaue Gewand 

fi<dr v^fiüllend, 
Sen&ti fie-riel^ nnd tauefaf in die ftrdimende Tiefe, 

die G^Mn. 
885 Alj^ Äneas der HeM' abringt machttüll efai, und 

erfehüttert 
Sein banmholieä Gc^fehofs, nnd mit wift«ncl<^' Seele 
r ; . beginnt 'er: 

Was nodi fonge •VeÄug?^urid warum nun ftraubfi 

du dich^ Turnus? 
Hiebt ^t Min (Lauf, nein nahe mit wütencten Waf- 
fen gekämpfet! 
Wandle dich MM in alle 6eftalt| und fammele, was 

nur ' '"* ^ V 
890 Irgend an Mut und an Kunft du vermagft! Zu erha- 
benen Sternen 
Schwinge den Fhig, und fchlüpf' in der Erd' ein- 
' ' ' hegenden Abgrund! 



CO 



Zwölfte b^.G'e sang. 329^ 

«Er daMUßk, fchütteliid . d w Haiipt&iliioiit feliredct 

dein flalnmendes Wort mich« 
Trozigeffl mtdi Ichreckt Cröttörgewalr^i i^ 

{wkd mir! 
Diet mal: geliigt^ .fidhaut jräer eub nJigeheu^rcil 

Stein um, 
AU iiftd uagejbeuer^ der gradV ia- der Ebene diN 

' lag, 895 

iUs FdUlgienze geftellt, da£s den Z^Hft er. entTohied^ 

den Äckern. 
Kaum fedif mächtige Paar' erhüben cfea Fela nuf 

^ dem Näk^ken, 

So me jeeo den Wuchs der Sterbliche Kettgät die 

Erde. 
Jener ipit hafiiger Hand ergrif ihn und fiebwang auf ^ 

"* ÄneaSy 

Höher empor £ch ftrediend, und £chtiellf anlaufend^ 

der Heros. 900 

Aber So w^nig im Lauf, nie im Gang*^ er^nnt er 

£oh felber. 
Noch in der Hebung des Anns ^ undVim SdXwuA§ 

daä geftaltigen Felfens; 
Unter ^ihm tranken die Knie% und das Blut ftarri . 

kaU; in .den Adern« 
Säehe des Mannes Gefleii^ durch lu&tge Ije^eg^rak 

lel^ ^ 
Weder den Raum vollendet es ganz» iu>ch tru^ ei 

den* Sehlag hin. 905 

Und trie im Traum oftmids, tinanh tüiibende Ruhe^ 

die Augen 
Deckte bei Nach*, Wir tnit eiäer Begier, ausdehneil 

zu irr^difen 

22* 



340 A N E t 8. 

Sobeinen den Lnafy und mitten im ftrebenden Wim« 

fcfae dito Kraft uns 
Hinfiakt; weder die Zunge vezmag, noch ke£et die 

Glieder 
910 RegCune StSrke mie fonft, auch Stimm' und Worte 

irerlkgen: 
Sk», wie immer auch Turnus £ch Babn durch Tapfer* 

^ keit £uchte, 

Weigert die grSibliche Göttin , Erfolg. In der fiür- 

menden Brufi nun 
Wogt vielfaches GefiihL Die Rutuler fchaut er, die 
/ ^ ' Stadt auch; 

Saumhaft ftuzt er vor Angfi, und erbebt anzielendem 

Speervnuf; 
915 Weder den Wisg zu entfliehn, noch Kraft zu begeg* 

nein dem Feinde, 
Sieht er^ noch einige Wagen lunher, noch die len* 

. kende Schwerer. 
Cremen den Säumenden regt die Verhängniffwaflb 

der Troer, 
GlttcUidien Wuxf abmeffend im Blick ; mit des Lei- 

bes Grewalt dann 
Femher dreht er den Schwung« Niemals vom bela* 

gemden Feldftück 
920 Sauft fo gegen, die Mauer ein Fels, noch voon. Strale 
^ des Donners 

Knattt. fo Cchmettemder Schlag, Ah fliegt wie die 

nachtende Windsbraut, 
GrauTes Verderb hintragend, der Speer^ und enU 

fcUiefset des Panzers 
lUnd, und die fiuberfien Kreife des fiebenfidtigen 

Schildes; 



N 



I 



Zwölfter Gesano» 341 

Grach in die Hüft' ihm bohret der Murrende; und 

von dem Stoüse 
Fällt mit gekrttmmetem Knie erdwärts der gewidtige ^ 

Tumn«. 925 

Auf fiehn alle mit Seufzen die Rutuler; ganz das 

Gebirg* auch 
Tönt ringsum, wie den Ruf die er&abene Waldung 

zurückhallt. 
Jener gebeugt, demUtig den Blick und die bit* 
j tende Rechte 

VorgeiEhreckt: Ich vesdient' es, und will nicht Gnade, 

beginnt er; : 
Brauche dein Glüokl Doch wenn dich des mitleids« 

würdigen Vaters 930 

Sorge zu rühren vermag; fo fleh' ich dir^ (gleich 

war an Alter 
Auch dein Vater Anchifesl) erbarme dich Daunus 

des Greifes! 
Gieb mieh, oder den Leib, wenn du willft, nach 

genommenem Tagslicht, 
Sieger, den Meinen zurück Dafs befiegt ich fareckte 

- die Hände, 
Sah der Aufonier Heer. Dir ift Lavinia Gat- 
tin. 935 
Weiter hinaus nicht firecke den Haust •— Wutvoll 

in den Waffen 
Stand Äneas, und rollte den Blick, und zwängte die 

Hand ab. 
Mehr und mehr fchon hatte des Zögernden Seele 

die Rede 
Umgelenkt; da erfcbien zum Unheil hoch an der 

Schulter 



342. A JH E X «. 

940 Jenes dehimkf und dUe Gurte» bekannt ^n^^linkeud 

mit Quc^keln, 
PallM des Jünglinge« einft» den der Arm des £egen- 

- den Turnus 
Hingefireckti und des Feinds, Denkmal um die Schul« 

ter einhertrug. 
Als in das Aug' er gefaftt des empörenden Schmer- 
zes Erinnrung, 
Ach des GeliebteAen Tracht; da entbrannt* er von 

Grimm, und in Unmut 
945 Fürchterlich: Du, du follteft, gefchmUokt mit der 

Meinigen Siegsraub, 
Jezt mir entgehn? Mein, Pallas mit diefer Wunde, 

ja Pallas 
Ox>fert dich hier, Bhitrach' an dem frevelea Blute 

lieh nehmend! 
.AUo der Held, und den Stahl im gebotenen 

Bufen verbirgt er 
Eiferig. Ihm nun fiarren gelöft vom Frofte die Glie- 
der; 
950 Und mit Seuizen entflieht nnwiUig der (jreift in den 

Abgrund. 



Bei iem Vferieger tBes^s VTerks sind erschienen. 
un4 in aüen guten Bucllllandlung^^ ^u habep: 

AKiffTOFAlTES Volm Hofrath T. H. Voss, mit erläutfemdeli Anmer- 
ImngieA'HÄÄ it'Voss. ttt 3''«ibicren. gr. 8*. isill* 

El6gteten-?leV pBCrPERT*TjSi,''iiberset2t lind erkifkrt'vbii Fbibd. 
Karl ^fjnk SWoMÄj^clf. '"Zweite'' iehr verölelirÜe tiid verbes- 
serte AusgaW 1822.' , . " . 

HoBAZ Werke, vom Hcjfiith J. H. Voss. Dritte Ausgabe in 

• 2 Bände». ^. 8. 1822. 

JuVENAL, übersetzt und mit Anmerkmigen für Ungelelirte von 
D. C. P.'feA'HRfiT.^ N€tie verbesserte Aufl." )8. 

Ltvitts RÖmiiöche Geschichte, mit kritischen und erklären- 
den AnmeirkUhgen, vom Professor Konhad Heusikger in 5 
Bänden, gr. 8. 1821. 

OviDS Verwandlungen, von J. H. Voss. 2 Äeile, gr. g. 
1798. 

Tacitüs, des Caj. Cobn«, sämtliche übrig gebliebene 
Werke i übersetzt von Fried. K. von Strombbck, in 3 Bän- 
den." §r. '8. 1816. 



CieeroniÄ, Mi T, , de offioüs libri tres. Ad solsm priscomm 
exen^larium fidem recensuit, adjeetisque Job. Mich. Heusin- 
gexi et suis adnotationibus explicatiores editunis erat 7ae. 
Frider. Heusinger. 8^ maj. Editio nova. 

Buhle, J» Th», Gbsenrationes critioae de C. Taciti rtilo, ad- 
versus Teh. Hill. 8® ma}. 8 Ggr. 

enc9clo»)dWe Ut laUvmm ßtoffllfci:. ifte Jttt^etltmg: mbmif^e 

©idjtcrfammlung, in 5 S»f>€«ett, 9lantn$, ©eneca, Acren j, 9^^^ 
trug, OtJib, ^otai mb SKrgil; 6tet Z^eil U unb 2t Sßcmt), hk 
eifeöiletJr Sipnletr «nb ®p«er. 2te 3CbtlS)«auttg: het aebefttnft 
gcwibmet, in 4 ^lS)eiren, ©tcero. 3te ÄBtlfieUung: ter 9^ilc\iy: 
y^ie 4e»ftmet; i« 2 gellen / 6icw). 4te 3C6lJS)e{tu«9: bcc @es- 
fd^d^te gcwibmct, ©aOujt. Ucber^aupt 13 Zueile, (icber oud^ 
einjeln ju iiat>en.) 6 Sjjlr. 19 ©gr. 



Srft^t^ ^(nmeilttngen lu Mifec (Snq)clo|>tt{e, ton I>q#, Ibitin^ 
«&cu|tnder, ^ppen, ean^, SOleined^e, 9(6|^beni ^ul^ Sßet^fe, Sl^ejel, 
fn 13 Sr^eilen, Gebet avi^ einzeln ^tt Ij^afren.) 15 S^(r. 19 %:. 

Simfe/ (L 9^, neue« 8{ea{^ttlMcon^ entl^ttenb bte vxc (Mtkm^ 
ber alten C^taflüev not^toenbid^ti *&ik(f^iffenf(ia^eii| DonitaO^ ^K^s 
t^ologie, 2atert$tiiier, Cl^fdfttdftte tmb l>(fIof<ttp^e d«- 6. 5 SSbe. 

©rofe/ @./ wetivlogifd^ ^feto über hit alten SKafe, ®e»i<^teimb 
ajtünjen Storno unb ®ried^enlanb6, nebjt ben IBeri^&ltntfreti becfelben 
geeen befannte ftanjdftrd^e unb beutfd^e, ivx Qtat&vm^ alter @d^rtft* 
fledet, nad^ Rome de llsle, mit fBert^ttgunden Don Sipiev. er. 8. 

Heyne'Sy Christ. GottL, academische Vorlesungen über die 
Archäologie der Kunst des Alterthums^ insbesondre der Grie- 
chen und Römer. Ein Leitfaden für Leser der alten Klassiker, 
Freunde der Antike, Künstler und diejenigen, welche Anti- 
kensammlungen mit Nutzen betrachten wollen. 8. 1821. 

kbppm, ^. S. S./ dned^ifc^e »rumenlefc 2Z^eiU, i ^Ic. 2 ©gr* 

tptux^ Siehe toihet Seofrotel. 9lecen|trt unb mit ^Cnmer&tngen ^um 
©ebraud^ ber ©dualen l^erauSgegeben Don 3. «&. TL ©d^ul}. 12 ©gr. 

Phaedri Fabularum Aesoi^iarum Lib. V* Ad Codices Mss. 
etoptimas editiones recognovit, varietatemlectionis et commenta- 
rium perpetuum adjecit Joh. Gottl. Sam. Schwabe« Aceedunt 
Romuli fabularum Aesopiarum Lib. IV. aa codicem diyionensem 
et perantiquam editionem ulmensem , nunc primmn emendati 
et notis illustrati* Cum tabulis aeri indas. 8^ maj. 3 Hilr. 8 Ggr. 
Auf Velinpapier - 5 Thlr. 

Schul*AtIas für die alte Erdbeschreibung. Aus fünfiEelin Blät- 
tern begehend. Gallia et Germania, Mauritania, Numidia, 
Cyrenaica, ^indelicia, Italia^ Forum romanum, Orbisveteribus 
notus, Hispania et InsuL britannicae, Fannonia, Dacia, £ffigies 
antiquae Roma«, Graecia^ Graecia major, Fersia et India, 
Mare aegeum, Arabia et Aegyptus, Fontus, Golchis, Iberia, 

t 

Aegyptus inferior, Palaestina. FoL 2 Thlr. 

Sßagnet/^. %. (L, TCuffa^eaumiUebertradeninöeateintfd^e. 8. IG^gr. 

Wiedeburg, F. A., praecepta rhetorica c libris Aristotelis, 

* Ciceronis, Quintiliani, Demetxü, Longini et aliorum excerpta 

ac disposita. 8. 16 Ggr. 



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