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Full text of "Deutsche Grammatik"

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DEUTSCHE  GRAMMATIK 

VON    JACOB    GRIMM. 
VIERTER    THEIL. 


GOTTINGEN 
DIETERICHSCHE    BUCHHAINDLUIXG 

1857. 


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DEN  MITFORSCHENDEN  FREUNDEN 

HAUPT    HOFFMANN    3IASS31ANN 

SCHMELLER  UND  WACKERNAGEL 

GEWIDMET. 


VORREDE. 


Wenn  ein  wandersmann,  über  öcle  heulen,  sonne  und  last 
des  tages  getragen  hat,  und  in  der  dänimerung  durch  eng- 
gewundne  gartenpfade  heimzieht;  legt  er  an  ihi'es  grases 
thau  den  staub  seiner  fiiße  abstreifend  mit  sclion  erfrisch- 
ten gliedern  und  sorgenfreier  die  letzten  schritte  zurück. 
In  solch  einem  kühlenden  behagen  werden  epiloge,  welche 
wir  unsern  büchern  voran  zu  setzen  pllegeii ,  niederge- 
schrieben, um  rechenscliaft  von  dem  geleisteten  zu  geben, 
verfehltes  zu  entschuldigen,  allgemeineres  nachzuholen.  Oft 
erst  zwischen  jenen  hecken  fallen  uns  die  leser  ein,  an  die 
ich,  still  vor  mich  hingekehrt,  unterwegs  wenig  gedacht 
hatte  :  urtheilen  sie  nun,  ob  ich  ihrer  nachsieht  wiederum 
theilhaft  werden  könne. 

Wer  sich  in  Untersuchungen  über  die  deutsche  spräche 
begibt,  und  darin  aushält,  wird  mit  freuden  gewahren, 
wie  das  wesen  und  die  geschichte  unseres  volks  in  den 
eigenschaflen  und  Schicksalen  unserer  spräche  sich  abspie- 
geln. Es  sind  zwei  entgegengesetzte  grundzüge,  welche 
deutsche  Sinnesart  von  jeher  auszeichnen  ,  treues  anhängen 
an  dem  hergebrachten  und  empfängliches  gefülil  für  das 
neue,  wenig  geneigt  der  angestammten  kraft  ihrer  natur 
zu  entsagen  waren  die  Deutschen  immer  bereit  alles  gei- 
stige in  sich  aufzunehmen,  hieraus  folgt  der  unterbrocjine 
und  schwierige  gang  unserer  biklung,  zugleich  der  weile 
lebensvolle  grund  den  sie  mit  der  zeit  gewonnen  hat.  liei 
allen  Völkern  des  mittelallers  stehen  zeichen  sanfter  Ver- 
feinerung und  starrer  wildlieit  grell  neben  einander;  welches 
andere  hätte  soviel  sinnliches  im  recht,  heidnisches  in  der 
poesie,  altvaterisches  in  der  spräche  zu  hegen  gewust? 
Die  deutsche  spräche  ist  nicht  ohne  schnuick,  und  birgt 
ihn  oft,  nicht  ohne  flecken  und  narben,  und  versteckt  sie  lüe. 

Das  unsre  spräche  durchdringende  System  der  ablaute 
bewahrt  ihren  Wortbildungen  bis  auf  heule  die  frischeste 
iärbung,  davon  ui  den  übrigen  spiaihen  bloUe  spuren 
sind,     all  unser  vocalischcr    wollaut    beruht  darauf,    sieht- 


VI  vorrede. 

Iiar  oder  fiililhar,  mehr  im  großen  als  im  einzelnen,  oline 
(laU  ^vi^  nütliig  liiillen,  ihm  in  geschmeidiglen  foinien  nach- 
ztigehn. 

Von  der  tiefslen  inncrslcn  regsanikeit  der  spräche 
zcngl  aber  unsere  laulverschiehiing.  während  andere  Vol- 
ker bei  den  stufen  ihrer  consonanzen  beharrlen,  liöchslens 
einzelne  ausweichiingen  davon  geslalteten,  haben  wir  Deut- 
sche in  folgerechter  entfaltnng,  ohne  Verwirrung  des  gan- 
zen, den  kreis  aller  combinationen  erschöpft,  wie  natur- 
iiothwendig  die  laute  steigen  und  sich  senken  hat  Iiudolf 
von  llaumers  bündige  forschung  jetzt  vollends  bestätigt, 
warum  zeigt  die  geschichte  der  griccliischen  spräche  keine 
solche  Verschiebung?  weil  ihr  ebner  ungehemmter  fort- 
schrilt  Verwilderungen  nicht  ausgesetzt  wurde,  barbarei 
war  es  ,  daß  die  deutsche  spräche  zweimal  aus  ihrer 
fuge  gerieth,  wiuiderbarer  tact ,  jedesmal  wieder  in  der 
bahn  geleise  sich  zurückzufinden,  auf  den  neuen  stellen 
ordneten  sich  die  laute  alsbald  zur  gewohnten  harnionie, 
lind  nur  einzelnes  irrte  ab  luid  gieng  verloren,  wie  die 
niederdeutsche  mundart  der  zweiten  lautverschiebung  sich 
enthielt,  erfuhren  die  romanischen  sprachen  ihre  wirkung 
überhaupt  nicht,     ein  beweis   minderer  rührigkeit. 

Eine  der  vorslechendsten  eigcnheilen  iinsrer  formlehre, 
den  unlersrliied  starker  und  schwacher  declinationen  thut 
nun  erst  die  syntax  in  seiner  Wichtigkeit  dar.  gleichwol 
scheint  sie  ihn  beinahe  einzuschränken  auf  das  adjectiv, 
luid  ich  konnte  nur  spuren  geltend  machen,  die  seine  pra» 
ctische  bedeutung  auch  für  das  Substantiv  ahnen  lassen, 
dahin  weist  die  form  selbst,  und  alles  was  verwandte 
sprachen  analoges  darbieten  (1,  823.  832.  833.)  vielleicht 
wird  es  unsern  blicken  noch  einmal  vergönnt  sein,  in  dies 
räthselhafte,  sicher  uralte  Verhältnis  näher  einzudringen; 
vor  äugen  liegt,  wie  sehr  dadurch  der  adjectivische  aus- 
druck  an  feinheit  gewinne  und  au  niannigfalligkeit. 

Es  lag  mir  an ,  solche  elgenthümliche  slructuren  lier- 
vorzuheben ,  welche ,  wie  mich  dünkt,  aus  dem  kriegeri- 
schen leben  und  trachten  unserer  vorfahren  erklärt  wer- 
den müssen,  und  alle  Sinnlichkeit  des  alterthums  athnien. 
ich  meine  die  infinilive  mit  ez  (s.  333  il.) ,  die  dative  bei 
kleiden  und  füttern  (s.  693),  die  ausgefallnen  accusative 
bei  lassen  (s.  64o) ,  die  ellipsen  bei  können  (s.  137)  und 
andres  mehr,  was  in  die  entlegenste  zeit  zurückführt,  zwar 
ließ  es  sich    einigemal    erst    aus    den    mhd.    dichtem  nach- 


vorrede. 


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weisen,  nicht  aus  alul.  deiiknialeni ;  diese  aber  geben  ims 
nur  ein  sclnvacbes  bild  von  dem  stände  der  6|>raclie  vind 
müssen,  nacli  ihrer  ganzen  arl  und  weise,  eine  menge  le- 
bendiger ausdrücke  grade  von  sich  ausschließen,  man  wird 
bei  beurtheihiiig  jener  redensarlen  selbst  pailikeln  wie  zi 
henti,  zi  speri  (3,  147),  simbles  (3,  128)  erwägen,  derglei- 
chen sich  freilich  in  allen  sprachen,  aus  derselben  Ursache, 
treffen.  Es  ist  dies  nur  der  an  fang  von  Wahrnehmun- 
gen, die  fortgesetzt  zu  werden  verdienen. 

Hohes  alters,  und  nicht  ohne  wildenzenden  beischmack 
scheint  mir  auch  die  ausdrucksweise  für  schmeichelnde  und 
scheltende  anreden,  welche  8.  295  und  955  besprochen 
worden  ist. 

Den  anbriich  neuer  epochen  in  der  spräche,  d.  h.  ihre 
geminderte  Schwungkraft,  dafür  aber  wachsende  Sicherheit 
und  deutlichkeit  bezeichnet  eine  ganze  reihe  von  ereignis- 
sen ,  vorzüglich  aber  der  aussterbende  gebrauch  passiver 
und  medialer  formen  ,  der  absoluten  participien  und  der 
accusalive  mit  dem  infiniliv.  Je  mehr  der  spräche  die  Hü- 
gel geslutzl  weiden,  durch  deren  gewalt  sie  sich  ehmals  in 
die  luft  erhob,  desto  nülhiger  hat  sie  ihren  gang  und  schritt 
auf  dem  boden  abzumessen,  zu  regeln  und  zu  festigen,  w^as 
sie  an  schnelle  einbüßt  gewinnt  sie  an  gleichmäßiger,  gefahr- 
loser ruhe  ihrer  bewegungen.  Die  alle  spräche  koiuite 
stellenweise  glänzen  ,  die  neue  strebt  nach  einer  milderen 
ausgebreilelen  klarheit. 

Ich  habe  getrachtet  keine  dieser  richlungen ,  zwischen 
welchen  die  wechselndste  abstufung  liegt,  zu  verkennen, 
sondern  jedweder  ilir  recht  angedeihen  zu  lassen. 

Einsichtigen  nicht  entgehn  wird  die  mindere  ausfülirung 
des  seiner  wichligl<cit  wegen  vorausgesandlen  eisten  ab- 
schnitts  von  den  verbalverhällnissen.  anfangs  wiihnte  ich 
die  gcsanile  synlax  in  einen  band  fassen  zu  können;  zu- 
mal dürllig  ausgefallen  ist  nun  das  zweite  ca|)ilel.  doch  da 
die  lehre  vom  modus  gewissermaßen  den  indineien/punct 
bildet,  in  welchem  sich  eigenlieilen  des  einfachen  unil  mehr- 
faclien  Satzes  durchkreuzen,  so  wird  in  der  folge  (\cn\ 
mangei  leichler  abzuhelfen  sein.  Alier  auch  ilie  beiden 
ersten  capitel  des  nomens  erschöpfen  ihren  stof  lange  nichl. 
Unbesorgter  um  die  ausdehnung  des  ganzen  übeiließ  ii  li 
mich  vom  drillen  capilel  des  zweilen  absrhnills  an  ilcr 
ausarbcilung,    und    die    erörlerung    der    schwierigen    leine 


ö 


A'iii  vor  rode. 

von  arllkol  und  floxton  hn\  wol  atn  ersten  ansprncli  auf 
aiic'ikennuiig.  Jlei  den  capilcln,  wcIcIk;  folgen,  zwang  die 
fülle  des  malcrials  wieder  zu  gewisser  schianke :  ich  slreble 
für  den  casus  durch  gewählle  und  Iriflige  beispiele  vorerst 
der  wallenden  regel  niiichttg  zu  werden  ;  den  Wortregistern 
inid  glossareu  darf  vieles  andere  JiciMilallen ,  so  wenig  zu 
zvveileln  ist,  daü  in  der  fast  unabsehlichen  menge  des  ein- 
zelnen ,  auch  nocli  manche  niodificationcn  der  aufgestellten 
^rundsiUze  werden  enthalten  sein.  meinen  eignen  weg 
konnte  icli  bei  den  praposilionen  einschlagen,  nachdem 
Grall'  einen  ganz  andern    so    lehrhaft  schon  verfolgt  halle. 

Zur  lesung  nlid.  grammatiker,  welche,  wie  man  weiß, 
ihr  talent  vorzugsweise  auf  die  Syntax  wenden,  bin  ich 
wieder  nicht  gelaugt,  luid  selbst  Adelung  ist  nur  sparsam 
nachgeselui  worden,  was  mir  aus  diesen  werken  abgeht 
wird  eher  ergänzt  werden  können ,  als  zu  ersetzen  gewe- 
sen wäre,  was  ich  meinem  quellenstudium  ab  hätte  bre- 
chen müssen,  weder  von  den  mir  zur  seile  liegenden  be- 
Strebungen  anderer  denke  ich  gering,  noch  weniger  ver- 
kenne ich  den  jetzigen  slandjninct  unsrer  spraclie  mit  al- 
len seinen  vortheilen,  den  nachlheilen  gegenüber  aufweiche 
die  geschichte  hinweist,  wenn  die  alte  spraclie  oft  nur 
spärlichen  slof  besitzt,  der  sich  halb  in  die  erde  vergraben 
hat,  stehn  uns  heule  alle  enlfaltungen  deutscher  poesie  und 
prosa  offen ,  deren  ergründung  und  darstellung  erst  den 
gipfel  und  krönenden  schluft  einer  deutschen  grammatik 
geben  wird,  wer  aber  will,  bevor  sie  sich  zum  giebel 
erhoben  hat ,    ihr  die  kröne  aufstecken  ? 

So  habe  ich  denn  die  weiten  ungebahnten  strecken  un- 
serer alten  synlax  zu  durchmessen  begonnen  ,  des  ziels  nur 
die  hälfle  erreicht ,  und  einige  meiner  ansichten  verlieren 
an  Zusammenhang,  der  rückständige  theil  ist  verwickelter, 
nicht  schwerer,  ich  hoffe  davon  nicht  so  lange  abgehalten 
zu  werden,  meine  lust  an  der  sache  hat  nicht  abgenom- 
men ,  aber  meine  Zuversicht;  da  ich  die  ersten  reiser  im 
wald  unserer  spräche  zu  lesen  und  flechten  begann  ,  war 
ich  des  erfolgs  froher  und  gewisser  als  jetzt  w'u  ich  ein 
schif  halb  aufgezimmert  habe,  dessen  last  noch  nicht  flott 
werden  kann ,  sondern  eine  zeillang  mit  seilen  zu  land 
sich  fortschleppen  muß. 

Geschrieben  den  siebenten  lag  vor  dem  Jubiläum. 


VIERTES  BUCH.    SYNTAX. 


In  den  vorausgelienden  bücliern  sind  die  Wörter  an 
sich ,  nacli  ihren  elemeuten ,  betrachtet  worden.  Laut, 
Wurzel,  wort,  bildung  und  ilexion  des  worts  enllialten 
sinn  und  bedeutung  ,  die  aber  erst  durch  das  geschäft  des 
denkens  lebendig  werden.  Reden  lieiUt  gedachtes  aus- 
sprechen, jeder  gedanke  verbindet  einen  gegenständ  mit 
einer  Vorstellung,  jeder  satz  der  rede  fordert  daher  ein 
subject  und  ein  prädicat.  Wesentlich  gibt  es  nur  zwei 
Wortarten  ,  nonüna  und  verba.  nomen  ist  das  subject 
welches  aussagt  oder  vpn  dem  ausgesagt  wird,  verbuni 
die  aussage,  parlikeln  sind  nichts  als  noniina ,  zuweilen 
verba,  mehr  oder  weniger  verdunkelt.  Das  verbum  schließt 
die  aussage  entweder  vollständig  in  sich  ein,  z.  b.  der 
mensch  lebt,  oder  es  liefert  eine  bloße  copula  durchweiche 
dem  subject  ein  anderes  nomen  pradlciert  wird:  golt  ist 
ein  geist,  der  mensch  ist  sterblich,  dies  beigelegte  nomen 
nennen  wir  prädicat.  das  verbum  substanllvuni  trägt  die 
aussage  auf  das  prädicat  über. 

Das  subject  wird  \interschleden  in  casus  rectus  (noni. 
voc.)  luid  obliquus  (gen.  dat.  acc.)  *)  beim  aclivum  ist, 
dem  begriffe  nach ,  der  obliquus  abhängig  vom  rectus, 
beim  passivum  der  rectus  vom  obliquus.  des  casus  rectus 
entbehrt  auch  nicht  der  einfachste  salz,  häufig  kann  der 
oblicjuus  mangeln,  der  casus  rectus  ist  im  verbo  entiiallen, 
oder  gehört  dazu,  bloß  participla  oder  infiuitive  beziehen 
sich  auf  oblique  casus. 

Einfach  heißt  der  satz,  wenn  er  nur  einen  casus 
rectus  als  subject,  und  eine  aussage  in  sich  faßt,  z.  b.  ich 


*)  französisclic    {;rnmninlikor  nennen    den    rasiis  rectus   sujet,    den 
obliquus  regime;  scliicklidi  fürs  actiMini,  iinseliieklieli  fürs  passivuni. 


ij  syiiUix. 

I(l)e;  ich  liebe  ilicli;  dual  uiul  plural  gellen  für  logische 
einlieit,  ^vir  lassen  a])er  auch  den  nielirere  snhiecle  und 
piÜLlitato  iinniillellKir  diircli  conjimclion  verknüpfenden  salz 
giainiualisdi  eiMlacli  sein,  z.  h.  niensclien  nnd  tliiere  atli- 
inen;  der  hauin  hlülil  und  triigl.  8iiid  auf  andere  als  die 
eben  bc/cichnelc  weise  casus  recli  und  verba  gehäuft,  so 
ist  der  satz  mehrfach,  z,  b.  der  mensch  geJit,  der  vogcl 
fliegt;  ich  lebe,  wenn  golt  will;    bitle  ihn,  dali  er  komme. 

Die  wärme  der  rede  beruht  auf  der  aussage,  ViiQ 
verba  aller  wörler  wiirzel  sind,  wir  würden  schwelgen, 
wenn  wir  nichts  von  den  gegenständen  auszusagen,  wir 
■würden  sie  nicht  benennen,  wenn  wir  ihre  eigenschaflen 
nicht  zu  melden  hätten.  Der  casus  rectus  (nie  der  obli- 
quus)  kann  oft  zugleich  in  der  verbalform  enthalfen  sein, 
bloße  imperative  wie  lauf!  geh!,  ja  der  einzige  buchslab 
des  lat.  Ü,  bilden  vollständige  sätze.  Nie  vermag  umge- 
kehrt im  nomen  die  aussage  zu  stecken;  etwas  anders 
sind  ellipsen.  Die  syntax  hat  also  die  verbalverhällnisse 
vor  den  nominalen  abzuhandeln. 

Ich  schreite  nach  folgendem  plan  zu  werke,  die  bei- 
den ersten  abschnitte  sollen  den  einfachen  satz  im  ver- 
bum  und  im  nomen  untersuchen ;  der  dritte  wird  den 
mehrfachen  satz,  der  vierte  die  verbindende  conjunctiou 
und  die  negation  erörtern,  der  fünfte  sich  endlich  über 
die  Wortfolge  verbreiten. 


einfacher  scitz.  3 

ERSTER    ABSCHNITT. 
VERBUM  IN  EINFACHEM  SATZ. 

Hier  sind  wiederum  in  fünf  capiteln  genus ,  modus, 
tempus ,  numerus  und  person  zu  betracliteu.  lauter 
Verhältnisse ,  die  in  spraclien  mit  vollkommuer  llexion, 
für  den  eiufaclien  satz ,  wenig  oder  keine  erwäguug  for- 
dern würden,  denn  die  bedeutenderen  verbalwirkungen 
entfalten  sicli  erst  im  mehrfachen  satz,  während  die  nomi- 
nalen fast  schon  im  einfachen  zu  erschöpfen  sind.  Die- 
ser ganze  abschnitt  steht  in  der  geschichte  unserer  sprä- 
che keinem  andern  an  Wichtigkeit  nach ,  in  den  urver- 
wandten älteren  sprachen  könnte  er  weit  kürzer  sein  und 
beinahe  wegfallen :  mit  der  reichen  fülle  ihrer  formen 
richten  sie  einfach  aus,  was  wir  durch  manigfalte  äußere 
mittel  zu  ersetzen  haben.  Es  kommt  also  fast  nur  auf 
darstellung  von  Umschreibungen  an ,  aus  denen  sich  frei- 
lich sogar  einige  neue  formen  zu  erzeugen  scheinen. 


CAP.   I.      GENUS. 

Jedes  verbum  activum  drückt  eine  innere  thäligkeit 
ans-,  bleibt  diese  bei  dem  lliätigen  wesen  selbst  ruhig 
stchn,  so  heißt  das  verbum  intransitiv,  wendet  sie  sich 
aber  auf  einen  gegenständ,  transitiv,  das  transitiv  kann 
durch  erhebung  des  von  ihm  abhängigen  casus  oblicpjus 
zum  rcctus ,  wobei  dann  der  vorige  rectus  ein  obliquus 
wdrd,  in  ein  passivum  imigegossen  werden,  der  salz  amo 
te  ist,  obenhin  genommen,  gleiclibeik'ulend  mit  Acm  salz 
amaris  a  me.  ihr  l'eiiiercr  unterschied  lault  dahin  aus, 
daß  jener  den  begrif  des  wirkeus,  dieser  ilen  der  w'iv- 
kung  hervorhebt. 

Zu  tier  umwandkmg  ist  gewöludlch  kein  dringendes 
bcdürfiüs  vorhanden,  es  läßt  sich  denken ,  ilaß  eine  sprä- 
che überall  mit  der  activen  form  ausreiche ;  wir  sehen, 
daß  viele  sprachen  die  passive  form  allmälich  wieder  fah- 
ren lassen,  eine  glücklich  gebiUhUe  wii'd  ihrer  niciit  ent- 
rathen ,  und  es  bh'ibt  ein  grolk'r  unterschied  zwischen 
der  annalune,  die  einzelne  spräche  habe  das  passivum  nie 
besessen    oder  sie    habe  es  verloren,      im  letzten  f.-iU  >vör- 

A  2 


\  ein J'iichar  f>a/L. 

den  b'nM  ilircJ"  gati/cii  ;iusdruck8wei.sc   iiriiscljreilniJiyf/i  oin- 
piayou,    die    öoiisl  iiidit   zum  Vorschein  gekonmieii   ^vureu. 

Der  (IciiIs'.Ihmi  sprndie  ist  früher  ein  passiviuii  cigori 
"ONvcseii;  wir  f^cwahicii  seine  scJion  geschwächio,  (hm 
nusslerhcii  ciilgegeJi  eilende  i'onn  noch  bei  L'ililas,  einige 
jalirhundcrlc  später  war    sie  erloschen. 

Das  iiilransiliv  hczeichiu'l  eine  slille,  innere  ihiiligkoil, 
das  Iransiliv  ein  «ich  iitiLicrndcs  Avirkcn,  handeln,  insolcrn 
nun  jene  ihiitigkeil  siclr  in  sich  seibor  riihii,  oder  gcgcnsland 
dieser  einwirkung  Aviedor  der  wiikende  selbst  isl,  (Ut  tluicnde 
••leichsam  zwei  eindrücke,  des  thuns  und  dcsleidens,  an  sich 
zu  empfinden  hat,  cntspi'ingt  ein  gemischter  millelznstand.  der 
be"rii"vcrlü  me  liegt  den  begj-iilen  vcrlo  luid  verlor  beiden 
sehr  nahe  und  kann  ,  ilen  iniiÄtamlen  nach,  in  den  einen  oder 
den  andern  aufgelöst  vverilcn;  scharf  gcnonnuen  sagen  alle 
drei  etwas  verschiednes  ans.  Einige  sprachen  haben  liir  den 
zwischen  activ  und  passiv  fchwebcudcu  begrif  eine  eigne 
form,  das  medium,  entwickelt,  und  sie  aus  den  llexionen 
beider  gemengt.  auf  welche  weise  die  deutsche  spräche 
sidi  dem  wesen  des  mediums  zu  nähern  suclüe  wird  die 
folgende  Untersuchung  lehren. 

Activ  und  passiv  sind  entweder  bestimmt  oder  unhe- 
stimmt.  bestinunt  ist  das  activ,  wenn  das  object  auf  Avel- 
ches  seine  thäligkeit  gebt,  im  satz  ausgedrückt  wird,  z.  b. 
ich  liebe  dicli;  unbestimmt,  so  oft  dies  nicht  geschieht:  ich 
liebe,  ich  weine,  bestimmt  ist  das  passiv  in  dem  satz,  wel- 
chem der  aufs  verbum  bezügliche  casus  obliquus  niclit  fehlt: 
ich  wei'de  von  dir  geliebt;  unbestimmt,  wo  er  fehlt.  In 
dem  medium  liegt  von  naiur  Unbestimmtheit,  und  es  kann 
nur  mit  einem  unbestimmten  passiv  tauschen,  nie  mit  einem 
bestimmten,  zuweilen  aber  ninunt  es  bestimmtheit  an.  das 
intransitiv,  aus  dem  es  aufsteigt,  wir3  dadurch  transitiver, 
das  transitiv  intransitiver. 


ACTIVUIM. 

Das  activum  hat  die  vollste,  reichste  form,  deren  dar- 
stellung  im  ersten  theil  geliefert  worden  ist.  hier  kann 
nur  noch  von  ihrer  umsclireibung  die  rede  sein  ,  insofern 
sie  durch  das  gesamte  activum  reicht,  denn  Umschreibun- 
gen einzelner  lempora  wird   das  dritte  cap.  behandeln. 

Wenn  der  begrif  des  verbxnns  in  das  part.  präs.  und 
das  verhum    sahst,  aufgelöst  wird,    so    entspringt   ein    re- 


verhum.     genus.     acl'unim.  5 

gerer  ausdruck  der  conliimilät,  des  niclit  aufhöreDs  der 
liandlung.  mau  konnte  die  Wirkung  dieser  Umschreibung 
der  in  allen  slavisclien  sprachen  eigen thiimlich  entfallelen 
form  für  das  verbum  actionis  imperfeclae  vergleichen,  wer 
essend  ist,  der  ißt  in  einem  fort,  wer  essend  war,  der 
ali  nicht  bloß  einen  bissen,  sondern  Avar  noch  im  essen 
begrilfen.  gewöhnlich  fallt  dieser  ausdruck  zwar  mit  den 
teniporalunterschieden  zusannnen:  ich  kann  das  präS'.  er 
i(U  eigentlich  nur  so  lange  auf  den  essenden  anwenden, 
als  er  zu  essGn  fortfährt;  liört  er  auf,  so  ist  seine  thatig- 
keit  vorbei,  und  die  form  der  vergangenlieit  für  sie  gerecht, 
eben  so  muß  von  einem,  der  nicht  mehr  essend  Avar,  statt 
der  form  aß  die  einer  weiteren  Vergangenheit  gebraucht 
werden:  er  hat  gegessen.  Dem  lebendigen  sprachgeist  ist 
es  aber  angemessen,  die  bezcichuung  des  im  tempus 
gelegnen,  zumal  wenn  sich  die  tenipusform  8[)arsam  ent- 
wickelte, noch  auf  andere  Aveise  zu   versuchen. 

Schon  Ulf.  laßt  diese  unischi'eibimg  spüren :  vas  lai- 
Rjands  IMnllh.  7,  29  scheint  gloiciiviel  mit  luisida;  ist  usful- 
Ijandu  II  Cor.  9,  12  gleichviel  mit  usfulleith  ;  doch  in  beiden 
stellen  gev/iilirt  auch  der  gr.  lext  riv  ^iSuorAov,  loxi  nQOg- 
avan'krjQOvaa.  allein  II  Cor.  13,  11  wird  etQtp'cv£T€  ge- 
geben, gavaüthi  taujandans  siiulh!  =^taiijilh!  liUC.  2,  33 
jah  vas  Josef  jah  aitliei  is  sildaleikjaiidona  geht  Aviederuin 
der  urlext  schon  voraus  zae  Tji'  ^ lo)G'i](p  yicu  i]  fi)]To;Q  av- 
%ov  'd-aviiciL,ovT?s-  liUC.  2,  8  vcsiui  vakandans  jah  vitan- 
dans,  i^aav  dyQuvXovvres  v^ai  (fvlüaoovTSS- 

Ungleich  öfter  begegnet  die  ausdrucksweisc  im  ahd.  und 
zumal  beliebt  ist  sie  bei  0.:  pinnn  zilenli  (molinau)  Diut. 
1,  493;  warin  /ilciili  (molirenlur)  1,  520;  niozanli  N-^urun 
(usi  sunt)  1,  491;  was  niozanli  (utcbatur)  1,  499;  der 
glossator  Avill  last  danüt  das  lat.  deponens  erreichen,  der 
Übersetzer  des  Is.  di'ückt  locutus  est  aus  duich  ist  spreh- 
hendi  und  Avas  sprehhendi ;  mensus  est  durch  Avas  mczssendi. 
K.  22»  steht  erkebanler  ist  für  -edditunis  est.  20^  st 
i'urimakanli  (sit  praevalens).  Avie  haiidg  die  formel  bei  0. 
wiederkehrt  mögen  beispiele  aus  einem  einzigen  cap.  I.  4 
darthun :  Avärun  miunönti  8;  AVarun  hellenli  16;  Avaruii 
thiggenli  17;  was  beilonti  22;  ist  sih  mendenti  32;  ist  be- 
ranlii  29;  ist  fastenli  34;  ist  kerenli  38;  sint  slanlenti  CO; 
ist  kundentu  62;  bist  hrmonanli  6.5;  abahunli  bist  67; 
wari  Avihenli  74;  was  bouhnenii  nales  sprecheiili  77  u.s. av. 
von  der  seltsamen  beziehung  dieses  pari,  priis.  auf  den 
casus  obliquus,    die   sich  0.  zuweileu  geslallot,  im  z^Yeiton 


()  cuiJiicJtcr  aale. 

nhsrliniir.  AII/\ili;iiifigcr  gobrnudi  der  uinscliroibiing  liebt 
aber  ibic  btHlculsamkeit  auf,  iiiul  bei  0.  drücUl  sie  in  der 
llial  incistenllieils  mir  das  reine  toinpus  aus.  Im  T.  finde 
ic!i  sie  mir  da,  wo  die  vulgala  darauf  fiihile:  warun  wali- 
lianl<5  inti  biliallenle  (crant  vigilanles  et  cuslodientes)  0,  1 ; 
■was  s*n  faler  inli  inuoler  wiinloronte  (erat  |)ater  et  niater 
ejus  niiranles)  7,  7. 

Den  nibd.  di(  lilern  dient  sie  zur  abwecbsbing  der  rede, 
zur  günstigen  erweilerung  des  vcrses  und  zur  feineren  fär- 
bung  des  ausdrucUs;  dock  nirlit  alle  Ijediencn  sieb  ilircr 
gern,  einige  seilen  oder  gar  "niciil:  minnende  Avaren  INlar. 
17;  kiindent  bin  jMar.  30;  sti-nde  si  jNlar.  33;  bilcnde  bia 
Iw.  4172;  varendistlw.  7927  ;  kerende  bin  Iw.  7930;  diende 
sin  (servire)  Nib.  505,  4 ;  habende  si  (liabeat)  Gudr.  34»  ; 
luleude  bin  Als.  1,  8^;  darbende  sin  ]Ms.  1,  38>^;  lobende 
sin  (laudent)Ms.  1,  158»';  luielende  sin  Ms.  1, 143»  ;  quelnde 
Sin  ]Ms.  2,  206^;  Avas  lebende  Bari.  1,  5;  sich  bezzernde  wese 
Bari.  5,  18;  gelruwende  -was  Troj.  13373.  Einigemal  steht 
der  art.  noch  vor  dem  part.  und  dann  nähert  sich  der 
sinn  dem  substantivischen,  z.  b.  ich  bin  der  klagende, 
der  bittende  Ms.  1,  70». 

Unserer  nhd.  spräche  ist  die  Umschreibung  fremd  ge- 
worden *),  der  engl,  so  geläufig  geblieben,  Avie  sie  es  der 
ags.  war.  Ags.  spreceutle  eom  (ich  rede  noch)  sprecende 
eart  (du  hast  noch  nicht  aufgehört  zu  sprechen) ;  gongende 
eart  (du  bist  im  gehn  l)egrillen);  lleonde  väs  (ich  war  im 
fliehen) ;  smeagende  bydh  (medilabitur)  ps.  1 ,  2.  Engl. 
I  am  speaking,  tbou  art  going,  ridiiig,  saying,  writiug  u.s.  \v. 

Seltner  sein  mag  sie  in  den  nord.  dialecteu.  Alln.  er 
vitandi  Sa^n.  13».  ein  altdän.  Volkslied  hat:  var  blinkend, 
var  springend  D.  V.   1,  85. 

Nahe  in  form  vind  bedeulung  an  die  vorhergehende 
reicht  die  Umschreibung  durch  xverden  und  das  part.  präs. 
es  kann  damit  das  entspringen,  das  ebeneintreten  der  haud- 
lung  bezeichnet  sein,  artet  aber  gewühulich  in  den  blolien 
verbalbegrif  aus. 

Ulf.  übersetzt  Luc.  6 ,  36 ,  yi'veO'&s  oIütIqihov^q  vai'r- 
thailh  lileithjandans !  orKTiQ/iiwv  ist  wenigstens  Vein  part. 
Job.  16,  20  Avnri&i'.üsodf  saürgandans  vai'rthith. 

Ahd.  beispiele  werden  sich  nachweisen  lassen ;  ags.  finden 
sich ,  z.  b.  ic  veordhe  geomriende  (ich  breche  in  klagen  aus). 

')  sagen  wir  nlid. :  das  ist  eln'enclitend ,  das  war  überzeugend,  so 
stell»  uns  diese  part.  adjectiviscli. 


verhum.     f^enus.     acllvum. 


ö 


IMhtl.  Avelneude  wirt  Mar.  42 ;  wIrt  vilhlnde  Diut.  1, 
15;  wirt  tliende  (servil)  Nib.  1150,  4;  vrAgende  wart  Iw. 
5891;  jeheiide  wart  Iw.  2986;  wurde  varnde  Iw.  3430; 
wirt  tragende  Troj.  4570;  wart  tragende  Tioj.  5304;  wart 
gedenkende  Troj.  11392;  wurde  krenkende  Troj.  11393; 
wart  buwende  Troj.  13371;  wirt  körnende  Troj.  13522; 
■wurde  suoclieude  Troj.  13692;  redejide  wart  Troj.  18493; 
hejagende  werden  (acquirere)  Troj.  4571;  fragende  werde 
Berili.  195.  Wenn  ist  weinende  bedeutet:  er  zerfließt  in 
iJn-Üuen ,  sol  iegt  in  wirt  weinende :  er  bricht  in  tliränen 
aus ;  beide  formelu  können  aber  aucli  nidits  enthalten 
sollen  als  den  begrif:  er  Aveinl.  der  albreclitiscbe  Tit. 
misbraucht  beide  für  seineu  reim  oluie  gefiilJ.  Wolfr.  Tit. 
hat  uur  ein  eiuzigmal  132,    4  bin  die  klagende. 

Unmittelbar  an  die  Ictzterürterte  umschreibong  grenzt 
lind  ihr  gleichbedcutig  ist  die  durch  werden  mit  dem  inf. 
er  wart  -vrAgen  =  wart  vragende.  Sie  ist  aber  nicht  im 
ahd.  zu  suchen,  und  jnhd.  treffe  ich  sie  uur  selten  iind 
bloß  fürs  prät. ,  wie  aucli  die  verwandte  franz.  redensart 
il  fut  dire,  il  fut  demander  aufs  prät.  eingeschränkt  bleibt, 
wart  raten  gr.  Rud.  I'',  21;  wart  fragen  Livl.  7^;  grifen 
wart  Ls.  2,  293;  suochen  wart  Ls.  2,  294;  wart  welneu 
Staufenl).  1092;  wart  tragen  Ihigd.  92,  1.  ein  wirt  vragen 
halle  ich  jedoch  nicht  für  iMinu)glich.  Altu.  \ardh  huiga 
Sasm.  160^;    urdhom  \adha  141^'. 

Eigenlliümlich  verkn{i[)fl  aber  die  Sachs,  spräche  werden 
mit  dem  part.  präl.  euman ,  den  activen  begrif  des  enl- 
stehens  auszudrücken.  Ags.  veordhedh  cumeu  (veulurus 
est)  C.  132,  19,  das  man  sich  hüte  für  das  nhd.  wird 
kommen  zu  nehmen,  denn  cumcji  ist  part.  prät.,  der  Inf. 
lautet  cviman;  worllicli  sagt  also  die  fonnel:  er  Avird  ge- 
kommen, wiri!  ein  gckommner,  d.  li.  kommt  eben.  Alt?, 
belege  aus  Ilel.  fürs  präsens:  wirlhit  cumau  144,  16.  14(>, 
20;  fürs  prät.:  thu  ward  morgan  cuman  21,  1;  ward  thie 
engcl  cuman  21,  10;  tho  ward  word  cumau  23,  10;  ward 
thiu  tid  cuman  3,  14.  23,  24;  ward  cuman  word  fon  lii- 
inila  2&,  6;  neo  ne  ward  mau  odar  cuman  28,  5;  ward 
folc  mlkil  engilo  cuman  33,  IG  ;  that  l)aru  ward  im  an  is 
briost  cumau  67,  4;  ward  the  gcst  cumau  125,  10,  171, 
6;  Avard  that  hur  kumau  133,9;  Avard  lioht  cuman  154,9; 
Avard  ul)and  ciuuan  170,  25;  Avard  thie  dag  fargangan  171, 
2;  wurdi  thiu  tul  kuniau  137,  13.  daß  id)crall  hier  nicht 
der  (alls.  gloichtalls  Uuman  laulendc)  inf.  könne  gemeint 
sein  lehren  die  pluralfäUc  :  ciunana  AAurdun  botlon  121,10; 


8  einfacher  salz. 

^vunllln  kuniana  lielpa  134,  12;  wiinlim  eosagon  alle  cu- 
niane  136,  LS.  147,  10;  NViirdiin  ciimaiia  wardus  173,  8. 
l^icsos  sächs.  tverdan  ist  also  coiislriiicrt  ^vie  wosaii :  \va3 
tliiu  lul  cuman  (\\  ar  gekoninien)  2.5,  22  ;  sind  tidi  kiiinana 
(sind  die  zeilen  gekoinmcii)  136,  13.  mit  dem  unterschied, 
daB  is  cuman  das  präl.,  wirihil  cuman  das  präs.  um- 
schreibt; Avas  kunian  und  ward  kuman  können  ganz  (kas- 
selbc  aussagen.  x\us  dem  ahil.  weiß  ich  nur  bei  0.  seltne 
beispielc  dieser  conslniclion  zu  holen  ;  "svenil  er  I.  5,  1 
sagt :  ward  irscrilan  ein  halb  jar  (praetoriorat  (h'midius  an- 
nus) ,  so  wird  man  liier  sciiwerlicli  einen  inl'.  irscnlau  an- 
nelimcu  wollen. 

Der  auxiliarbedeutung  von  werden  nahe  liegt  die  von 
koinmeii  y  beide  bezciclmen  das  nahende,  sich  bewegende, 
kommen  verknüpft  sich  nun  wiederum  deminf. ,  demjpart. 
priis.  luid  part.  prät. ,  in  allen  fallen  fast  nur  die  Vergan- 
genheit,  selten  die  gegenwart  zu  umschreiben. 

Dem  iiif.  zugesellt  ist  es  in  der  ags.  phrase  com  gon- 
gan  \j.  1413;  gangan  cvomon  B.  646;  alls.  suugau  quam 
Hei.  171,  22;  suokian  quumin  Hei.  147,  22.  172,  35.  Zum 
■part.  präs.  gestellt,  mhd.  kom  jagende  Wolfr.  Tit.  132,  3. 
135,  4  und  gewis  noch  öfter  *).  Allermeist  zum  part. 
prät.,  analog  jenem  alts.  cuman  zu  w^erdan.  ahd.  beispiele 
fehlen,  desto  reichlicher  zu  gebot  stehn  mhd.:  kom  gegan- 
gen Iw.  785.  1738.  2077.  2248.  4380.  4760.  Ms.  1,  51»; 
kom  geriten  Iw.  4530.  4916.  6349.  6900.  geriten  kom  Troj. 
1251;  kam  geflogen  Troj.  4120;  kam  geslapfet  Troj.  3784; 
körnen  dar  gelribeu  Iw.  7100;  kom  gewalopieret  Iw.  2553 ; 
kam  gezilt  Ecke  81  ;  kam  geswungen  Rolocz.  137.  Auch 
im  präseus  :  kumt  geriten  Iw.  5807 ;  kumt  gerant  Ls.  3, 
328.  alle  solche  part.  haben  hier  activen  sinn,  sie  rühren 
von  Zeitwörtern ,  Avelche  anhaltende  bewegung  ausdrücken, 
befremdlich:  du  kam  er  üf  gestanden  (surrexit)  Ecke  193 
da  aufstehn  plötzliches  bewegen  ausdrückt.  Diese  formel 
ist  noch  nhd.  in  vollem  gebrauch,  für  präs.  und  prät.  er 
kommt  (kam)  gegangen ,  gefahren  ,  gelaufen  ,  geritten  ,  ge- 
llogen, geschlichen,  gerauscht,  gesaust,  getanzt,  geschwom- 
men ,  angezogen.  er  kam  angestochen  (Simpl.  2,  453) ; 
angehauen  (das.  2,  378),  wie  schon  die  Sassenchronik  70. 
91  kam  her  gehouwen.  altfranz.  il  vint  poignant  mit  dem 
part.  präs.      Mnl.    wie    mhd.:    quam    ghelopen    Rein.  503. 


*)  scliwed.  kommer  »äendcs ,  rldandes,  löpanHes,  akandes.  dän. 
kom  gangeiidfs  DV.  1,8^.  23.'>.  kom  lidciide,  -aiigonde  1,  91.  24G. 
altii.  kemr  tliugandi  Sa^'m.  lOb;  kom  gän-gandi  105a  12P. 


verhiim.     gejuis.    passivum.  9 

644.  732;  quam  glieronnen  Reiu.  734;  quam  gliespronglien 
Rein.  766;  quam  gheweiitelt  (mühsam  ge^yäIzl)  Rein.  981; 
quam  glievloglien   Rein.  1047  u.  s.  w. 

Im  mul.  dialect,  Avelcher  gern  bliven  (mauere)  für  wer- 
den verwendet,  fmdet  sicli  eine  ähnliche  Verbindung  von 
hliven  mit  dem  part.  präs. :  blcf  slapende  Floris  3226  ; 
blef  staeude  Floris  1209;  blef  sittende  Stoke  2,  253.  3, 
243.  384;  hieven  lioudende  Stoke  3,  156.  JNhd.  construie- 
ren  wir  mit  dem  hif. :  blieb  sitzen ,  stehen ,  halten  ;  franz. 
mit  dem  part.  prüf. ;  rcsta  assis. 

Alle  hier  vorgetragneu  Umschreibungen  des  activums 
sind  nicht  nolhwendig  ,  sondern  hervorgegangen  aus  ab- 
weichender auxiliarischer  bedeutung,  die  sich  im  häufigen 
gebrauch  verallgemeinerte.  Ganz  anders  verhalt  es  sich 
mit  den  Umschreibungen  des  passivunis. 


PASSIVUJNI. 

Die  gotli.  deukmäler  zeigen  uns  noch  eine  passivfdrm, 
die  aber  nichts  als  ein  präs.  ind.  und  conj.  auszudrücken 
vermag,  und  auch  für  diese  beiden  tempora  die  pei^sonen 
viel  unvollständiger  als  das  aclivum  darstellt,  im  sg.  fallt 
die  erste  und  dritte  zusammen ,  im  pl.  begegnen  sich  alle 
drei  personen.  Zum  dualis  bieten  sich  keine  belege  dar; 
er  war  wol  vorhanden ,  ich  wage  aber  die  formen  kaum 
zu  ralhen.  ist  iviiTtTui  slabada,  Tvmovrui-  slahanda,  so 
konnte  für  Tvntiadov  gegolten  liaben  slahata  oder  sla- 
hatsa'i'  Aber  noch  auiralleuder  ist  der  abgang  einer  golh. 
flexion  für  das  präs.  des  passiven  imp.  und  in  f.  dem  imp. 
möchte  es  wieder  bloü  an  beispielen  gebrechen,  slahanda 
dürfte  Tvmeods,  slahaza  tv^nnv  übertragen';'  IMallh.  5, 
24  wird  öiaV.üyrßi  vom  Übersetzer  zum  vorausgehenden 
vnaya  gezogen,  gagg  gasibjuii ,  wie  in  der  vulg.  vade  rc- 
couciÜari.  dem  gr.  text  getreuer  folgend  hätte  Ulf. ,  je- 
nachdem  sein  gasibjun  intransitiv  oder  transitiv  war ,  sagen 
müssen  gasibjö,  oder  gasibjuza  (?)  Der  inf.  pass.  erscheint 
oft,  und  nie  in  eigner  form;  ich  werde  auf  ihn  zurück- 
konnncn. 

Die    passive    Vergangenheit    muß    in»   goth.  überall  um- 
schrieben   werden  *)    und  zwar  geschieht  es,    wie  im  gan- 


*)  ob  eine  dem  priis.  analoge  form  für  das  prät.  pnss.  fri'ilior  vor- 
liancien  war?  und  waruiu  sie  vor  der  des  priis.  erlosch"?  lasse  icli  liier 
bei  seile. 


;J0  einfacher  salz. 

'AQW  lat.  priit.  und  in  der  111.  ])1.  tles  pr.  prät.  (liiirli  das 
p(irt.  priit.,  dem  sich  Icnipora  von  visan  und  vuirlhan, 
(ind  zwar  von  jenem  präs.  und  prät.,  von  iliesom  nur  das 
priil.  anlügen,  hieraus  ergeben  sicli  /u  dem  golh.  piäs. 
pass.  niuKuhi  (capior)  die  prälerila  nuniiDia  im,  nuniuns 
vas ,    iminans  varth. 

gabundans  im  Öüh/iai  Col.  4,  3;  iKuddllis  im  öaöö^a- 
üpai  .Toll.  17,  9;  usfullilhs  im  7i£n)J;Q0)fi(a  llCoJ".  7,  4; 
uslhrullu'llis  im  fUfivijfdu  Phil.  4,  12:  gasleilluths  im  t^^- 
fimO-TjV  riiil.  3,  8;  gabundans  is  öid'taai  I  Cor.  7,  27; 
qvillian  ist  t^j^td-oj  JMatth.  5,  38  ;  gabaurans  ist  yevvjoT^ 
Job.  16,  21;  ist  algiban  Job.  6,  65,-  algibana  ist  idöS^ 
II  Cor.  12,  7.  Eph.  4,  7;  fragibau  ist  lyaQJGdri  Phil.  1,29; 
luiuhilhs  ist  iMäo&y  Job.  13,  31;  ganlelith  ist  yiyoccnTat 
Job.  8,  17.  Marc.  1,  2.  II  Cor.  8,  15.  Gal.  4,  27;  andhulith 
ist  unf.yAiUxp&Vj  Eph.  3,  5;  ist  gabulida  II  Cor.  4,  3;  nie- 
rida  ist  Col.  1,  23  ;  gamanvida  ist  nuQf.axevaoTai  H  Cor. 
9,2;  satidai  sijum  üci/it^&a  I  Tlicss.  3,  3;  gathrafstidai 
siium  naQEzlrj&ijpev  IThess.  3,  7;  daupidai ,  dragUidai 
sijum  eßanrio&tjjtiEV .,  fTTOziadijpsv  I  Cor.  12,  13;  sijum 
ganasidai  ^(iftsv  (so  las  Ulf.  f.  hore)  osGooofieroi  Eph.  2,  5 ; 


rjyoQUO&)]TS  I  Cor.  7,  23  ;  niithgalimridai  sijuth  Gvvor/.oöo- 
/isiG&E  Eph.  2,  22 ;    sijuth   ganasidai   ioTs  oeaioa/ncroi.  Eph. 

2,  8;  gaskapana  sind  izTioiai  Col.  1,  16;  ussatida  sind 
avvioTrjKS  Col.  1,  17;  garalliana  sind  rjQrü-fct^fici'Cii  elnl 
Matth.   10,  30;    garaibts  gaduniiths  sijau  r^TSAeloj/iui   Phil. 

3,  12;  sijaiua  ustaübaufii  ojci  TereXeioJfiti'Oi  Job.  17,  23. 

athahans  vas  lyalaG&r^v  II  Cor.  11,  33;  vas  fraqvumans 
absumebatur  Neb.  5,  18;  haiibiths  vas  IdoluGO^r,  Job.  7,  39. 
13,  31;  gasverailbs  vas  edo^üad^i]  Job.  12,  16;  gasulitb  vas 
TE'8-s/iu/uMTO  Matth.  7,  25 ;  daui>illis  vas  ißumiGd')]  INIarc. 
1,  9;  galatliulhs  vas  hUjd')]  1  Cor.  7,  24;  rahnilhs  vas 
^loyiod-i]  Marc.  15,  28;  ushramitbs  vas  fGTav^o'j&i]  II  Cor. 
13,  4;  slainiths  vas  iAidaGdijv  IlCor.  11,  25;  gakanuida 
vas  Eph.  3,  3  ;  baiditbs  vas  r^vayy.c'.Gdi]  Gal.  2,  3 ;  faiira 
inelitbs  vas  nQoeygcUff;  Gal.  3,  2;  gamanvida  vas  Neb.  5, 
18;  kauridiU  vcsuni  tßuo'ijd'ijnv  II Cor.  1,  8;  rahniddi 
vesum  tloyiGdr^ficv  Fiom.\s,  36;  hlauts  gasatidai  vesuni 
(r/M^Qo')dy/.ifV  Eph.  1,  11;  gauridai  vcsuth  iXvn7;di;T£  II 
Cor.  7,  9;   daupidui  vcsuth   lßa'JiTUid-rj%£  Gal.  3.  27;    däu- 


verhiim.     geniis.     passwum.  H 

pldui  vesu  IßamH^ovTO  Älarc.  1,  5.  fßamiGCivro  ICor. 
10,  2 ;  disliabaidui  vesxin  ovveiyovro  Luc.  8,  37 ;  liugaidus 
vesun  i^sycifii^ovTO  Luc.  17,  27;  merida  vesuu  ÖieIcO.hto 
Luc.  1,  65;  galevilhs  vesjau  naQciöo&o)  Joli.  18,  36;  kaunilh 
vesi  yvo)o/adjj  Eph.  3,  10;  galagitlis  vesi  riOeTcu  IMarc.  15, 
47;  bililhauai  veseinia  {yiaru).f.t(pd-)~^vut)  I  Tliess.  3,  1. 

usdribana  vailh  l^eßliid-t]  IMatlli,  9,  25;  gasallivans 
varth  Ideüd-t]  Marc.  16,  11;  fravulvaris  vartli  i-oTcüyri  II 
Cor.  12,  4;  gafahans  vartli  nuTeXi^rpdr^v  Phil.  3,  12;  mitli- 
gatauhans  varth  ovvuiirj^Q^]  Gal.  2,  13 ;  gabaurans  yarth 
tysvvrjd-ri  Joh.  16,  21;  gabaurans  varst  tyevvi'j&t^c:  Joh. 
9,  34;  gasverailhs  varth  id'oi(ia&'}]  Joh.  13,  31;  afduinilhs 
varlh  ndzQiiai  Joh.  16,  11;  uf  sagqvilhs  varth  '/.aTr^nod-f) 
ICor.  15,  54;  gasvikunthida  varth  icpaveQO)&fj  Col.  1,  26; 
galathöths  varth  ^xh'^&ij  ICor.  7,  18;  gaaiviskoths  varth 
KCitr^Gyyv&r^v  II  Cor.  7,  14;  anahveilalths  varlh  avane- 
navtcii  II  Cor.  7,  13;  gaarmaidai  vaiirthum  r^ler^-d^rifiev 
II  Cor.  4,  1;  gaskapaua  vaurthuu  h^iiad')]  Col.  1,  16;  ga- 
veisodai  vaiirthun  Neh.  7,  1;  gamarzidai  vailrlhun  icy.av- 
öaXl^oVTO  IMarc.  6,  3 ;  gabaurans  vaurthi  iyevvlyd^i]  Joh. 
9,  19;  usfullith  vaurthi  nlr^QiO'df]  Joh.  13,  18.  17,  12;  us 
vaurpanai  vaurtheiua  unoavvüywyot  yivoivxat  Joh.  12,  42. 

Die  mitgotheilten  goth.  belege  zeigen ,  dafs  auf  den  un- 
terschied starker  und  scluvacher  conj.  nichts  ankommt,  wie 
auch  verba  beider  art  das  pras.  pass.  gleich  bilden  und 
beide  des  umschriebnen  px'ät.  gleich  bedürfen.  ferner  er- 
gibt sich,  daß  mit  jedem  der  drei  auxiliarvcrba  sg.  und 
p]. ,  ind.  und  conj.  gebildet  werden. 

Allein  keine  einzige  luiischreibung  mit  dem  priis.  valrtha 
ist  aufzuweisen. 

Welche  Verschiedenheit  des  sinns  der  Golhe  mit  im, 
vas  und  varth  in  diesen  zusannncnslcllungen  vcrl)and,  ist 
schwer  zu  sagen.  für  natiirlicli  sollte  man  hallen ,  dafs 
dadurch  gestrebt  worden  sei  die  abweichung  der  gr.  tem- 
pora  luid  namentlich  des  imperf.  peif.  luid  der  aoriste  zu 
erfassen.  vorzugsweise  sclieint  allerdings  das  präl.  pcrf. 
mit  itn  y  das  imp.  und  die  aor.  mit  vas  vuid  varth  um- 
schrieben, beachtenswerth  stehn  Joh,  16,  21  gabaurans 
ist  (womit  das  aclivun»  ytvvr^ai]  ausgediilckt  wird)  luid 
gabaurans  vaitli  neben  elnaiuler.  abei*  aurli  vas  unil  varth 
dienen  für  perf.  des  ui'lexles  und  hn  liir  aorisle.  hauhilhs 
im  ist  zwar  (hdo'^acfKa  ^  liauliilhs  vas  tdohioOrr ,  allein 
lelzlcres  wiid  auch  hauhiths  im  ausgeilrückt.  gasverailhs 
vas  mid  varlli  geben  ganz  das  uendidie  gr.  Icmpus  wieder. 


i2  eiaf (icher  satz. 

Tis  kann  mllliln  kein  ficlir  nicrkl)arer  nnlersdiled  zwlsrlicri 
der  (IreiCaclicii  golli.  rorm  bcslaiHlcii  liahen,  man  jiuisle 
denn  anneliincn,  Iflf.  habe  fiii"  die  Ibinlicit  der  vcrscliied- 
ncn  gr.  lctn|)ora  kein  gcliild  gcliabt  und  \villkiirlicli  oder 
scliwankcnd  golli.  formen  ergrilleii.  Avarum  licl^  er  ijc]\  aber 
niclil  an  einer  einzigen  golli.  form  goniigen';'  da  er  die  gr. 
aclivlenipora  der  Vergangenheit  dnrch  sein  einziges  golh. 
präl.  ausdrückte,  so  wäre  auoh  liir  die  Umschreibung  des 
pass.  keine  grölk^-e  golli.  manigfalligkeit  zu  entwickehi 
gewesen.  Feslzuhallen  ist,  daß  alle  diese  golh.  formen  die 
Vergangenheit  uuischreibeii,  und  numans  im  niemals  capior 
bedeutet. 

Hauptgrund  der  abwcichung  aller  übrigen  doutschca 
sprachen  hierin  ist  das  giinzliche  absterben  jener  golh.  ]5ra- 
sensllexion  luid  die  daraus  entspringende  nolhwendigkeit 
auch  einer  Umschreibung  des  priisens.  die  millel  dazu 
werden  nunmehr  gleichsam  um  eine  stufe  liinaufgeschoben. 
Dem  Golhen  lag  der  begrif  passiver  Vergangenheit  eigent- 
lich in  dem  passiven  parlicip,  das  seiner  natur  nach  ein 
prät.  war:  slahans  bedeutete  an  sich  liivfi ^nirog,  nicht 
Tvmoftsvos-,  galatliollis  'Asy.X7;/ifi'og,  nicht  '/.alovfieros,  wie- 
vvol  alleinstehende  gr.  part.  pras.  pass.  schon  durch  jene 
goth.  form  ausgedrückt  werden  müssen ,  nicht  anders  als 
das  lat.  tusus ,  invita'us  zugleich  für  Tvntoßsvos ,  y.c(/.ov~ 
fUVOQ  dienen,  im  lat.  prät.  tusus  sum,  invitatus  sum  be- 
zeichnen sie  aber,  wie  im  goth.  slahans  im,  galathölhs  im, 
die  Vergangenheit. 

Die  ahd.  spräche  sah  sich  genüthigt,  die  goth.  Umschrei- 
bung der  Vergangenheit  bereits  für  die  gegen  wart  zu  ver- 
wenden luid  muste  nun  den  unterschied  Iieider  tempora 
auf  andere  weise  zu  fassen  suchen,  d.h.  sie  legte  ihn  bloß 
in  das  tempus  der  zum  particip  gefügten  auxiliare.  diese 
sind  wae  im  golh.  wesan  und  iverdan,  invitor  heißt  entw. 
liladot  pim  oder  kiladot  %virdii^  invitatus  sum  entw.  A£- 
ladöt  was  oder  kiladot  ward.  beide  auxiliaria  sind  von 
gleichem  alter,  und  werden  schon  durch  ihr  goth.  neben- 
einanderslehn  gerechtfertigt;  ungothisch  und  bloß  ahd.  ist 
kiladot  xvirda.  In  den  ältesten  ahd.  dcnkmälern  scheint 
das  wesan  vorzuherschen.  in  K.  fast  kein  anderes  auxi- 
liare für  präs.  und  prät.:  pirumes  kiskeidan  (discernimur) 
21^;  ist  kenemnit  (vocatur)  20-^;  ist  erhabau  (exaltabi- 
tur)  26^;  si  fundan  (inveniatur)  20'';  si  kesprengit  (con- 
spergatur)  20** ;  siutkeauhhut  (adjicientur)  22*;  si  kiskeidan 
(discernatur)    21*;    ist  wudarmezzan  (recompensabitur)  24'': 


verbum.     getius.     pass'n^ujji.  13 

ist  kelän  (agiliir)  22^;  sint  kcwizzan  (noscvmUir)  19'' ;  ist 
kepolau  (jubetur)  25*  *J;  aber  auch:  kescriban  ist  (scriptum 
est)  23*;  kcdeouiualit  pim  (liunülialus  suni)  25^.  selten 
stellt  werclan:  wirdit  kedcouut  (luimiliabilur)  26=*;  keaugit 
\vurtuu  (monstrabantur)  26*^.  Auch  der  liymneiüibersetzeL' 
zielit  Avesau  vor,  und  braucht  daneben  werdan :  farlazau 
ist  (linquilur)  2,  4;  kalaupit  ist  (creditui')  1,  7;  kasalt  ist 
(iradilur)  2;  8;  arkepan  ist  (reddilui-)  12,  2;  itporan  ^virdit 
(reuascilur) ;  5,  2  sieht  bei  farlripan  ist  (depellitur)  ein  wir- 
dit,  zur  wähl,  beigeiügl;  intpuntan  wirdit  (solvitur)  25,  7. 
die  alle  verdculschung  des  Älallli.  in  den  fragin.  theot.  be- 
günstigt werdan:  farlazenu  v.erdant  (diniiUunlnr)  aMailb. 
9,  5;  werdaut  farlazan  (reniillentur)  12,  31;  wirdit  gagcban 
(dabitur)  12,  39;  arfulÜL  werde  (ünplealur)  13,  13;  hernach 
haben  die  fragni.  theot.  .51,  22  ist  gaquetan  (accipilur). 
sanctificetur  im  gebet  des  herrn  lautet  in  der  ältesten  foi'- 
mel  bei  Eccard  p.  60  giNvthit  si,  und  auch  bei  T.  34  (IMatlh. 
6,  9)  si  geheilagut.  Der  Übersetzer  des  Is.  schwankt  auikn'- 
ordenllich,  er  hat:  ist  chijuelnit  (monslratur)  ist  chiqhuedan 
(dicitur)  ist  chiqhuedan  (sidjjungiUir)  ;  aber  auch:  ist  chi- 
scribau  (scriptum  est)  si  cliiboran  (genitus  sit)  ist  chifora- 
bodot  (est  proplietalus)  sindun  chihneigidiu  (subjugatae 
sunt).  daneben :  chiboran  werde  (nascatur)  chiborau  wer- 
dhan  (generari)  werdhant  chisamneda  (congregabuntur)  wir- 
dhit  clunemnit  (vocabitur)  ;  und:  wirclhit  chigheban  (dalus 
est)  wirdhit  chiboran  (natus  est) ;  chiboran  ward  (genitus 
est);  ja  sogar:  chlcjhuedan  \Yard  (insinuatur)  ward  araughit 
(demonstralur)  wuixli  chincnuiit  (nuucupetur) ;  hier  schei- 
nen sich  gar  noch  keine  teniporalunlerschicde  gesetzt  zu 
haben.  In  den  glosscn  schwankt*  der  ausdruck  für  das 
priit.  zwischen  tvas  und  tvard:  farstracle  warnn  (jiroslrati 
sunt)  Diut.  1,  500;  wuri  kasiinlarul  (j^rivaretni)  Diut.  1, 
505;  kacliuihlcr  ward  (rorocdhaluR  est)  Duit.  1,  511'';  prun- 
gan  ward  (pcrlatus  est)  Diut.  1,  508.  Der  Übersetzer  des 
T.  hat  zwar  noch  oft,  zumal  für  den  conj,,  wesan :  ghiem- 
jüt  si  (vocetur)  4,  11;  sfn  gierele  (honorificcnlur)  33,  2; 
gisehan  sh  (videamini)  33,  1 ;  sin  gisehai>  (vidcantur)  34,  1 ; 
Sit  fortuoDite  (judicemini)  39,  1  ;  seltner  für  den  ind.  z.  b. 
ist  gincnuiit  (vocatur)  3,  5-8;  ist  gcmczzan  (remolielur) 
39,  5.      allein  er  neigt  sich  zu   wcrdan ;    besouilers    für  das 


')  selbst  der  i«is;»rif  des  ül)ersc(/or»,  wenn  rr  Int.  lU'poiicns  für 
liassiviim  niinnit,  helefft:  si  k((U)l(?l  (patiaUir)  22'--;  si  kelol^tU  (.sc- 
i|uatur)  2^'i;  siiit  keleisiiiit  (iiiiitHiitiii)  2.")';  sint  keknstliiamil  (liospi- 
tantur)  ÜO« ;  kilialsit  wesan  (an)[jlecti)  2:5>;  kedoIOt  wesau  (pati)  21iJ. 


14  e'itij'dvfier  salz. 

luliiruin:  t^ifrcnillii  ^vp^(lenl  (pcificieiilur)  4,  4 ;  gKuUa  wer- 
tleiit  (ini|)lt'l)unlur)  2,  0;  ^vir{lit  ginemnit  (vocahiltir )  3,  7; 
■werdet  giluoinle  (jiKlicabiniiiii)  39,  1 ;  wirdit  glsciitit  (niit- 
tilur)  38,  5.  Ine  ich  iiiclil ,  so  erlangt  im  9.  10  jli.  das 
werdan  größeren  um(ai]g.  0.  Iiedienl  sicli  nocli  oft  des 
Avo.saii,  z.  b.  bin  gifiaiit  V.  25,  2;  ist  gisiiiigan  1.  1,  38; 
giballaii  siii  1.  \,  40;  ist  giweizit  I.  1,  67;  si  gidiurto  I. 
10,  3;  ist  iroiigit  1.  15,  32;  ist  gibiirilinut  1.  5,  61;  öllcr 
des  wertlan :  giboraii  ward  I.  3,  48 ;  Avard  gireisut  I.  4, 
11;  Avard  giwahiiiit  I.  9,  1;  ward  irluller  1.  10,  1;  giicitit 
Avard  II.  4,  1  ;  ward  giboran  \Y.  21,  30;  giboraa  wurtiin 
V.  23,  281.  24,  9  ;  gisceidiner  wiirti  I.  1,  92;  seilner  des 
was:  was  giliVut  ill.  16,  1;  wamin  gisamanöt  V,  11,  1. 
der  bedoLiliingen  ist  man  bei  ihm  nicht  überall  recht  sicher, 
das  priis.  von  werilan  scheint  er  kaum  mit  dem  part.  zu 
verknüplen  und  eben  darum  muß  ijun  ist  nochliauiig  das 
präs.  umschreiben.  Klarer  sieht  man  bei  N. ,  mit  tverden 
di'ückt  er  das  präs.  imd  fut.  aus,  mit  tvesen  das  j^rat., 
w^ie  folgende  belege  aus  den  ps.  lehren :  werdent  ferwahet 
Cprojiciuntur)  1,  4;  wirt  ferloren  (peribit)  1,  6;  werdent 
ir  gestungct  (compungiminij  4,  5;  wird  in  ende  braht 
(consumentur)  7,  10;  werden  irteilet  (judicentur)  9,  20; 
■\verdent  kevangen  (comprelienduntur)  10,  2;  wirt  kelobut 
(laudatur)  10,  3  ;  werdent  kelobut  Claudamiui)  104,  3 ; 
wirdet  keläzen  (^conceditur)  148,  14;  hingegen  gesezzet  ist 
(plautatum  est)  1,  3;  ih  pin  gesezzet  (constitutus  sumj  1, 
6 ;  erhaven  ist  ('elevala  est)  8,  2 ;  ist  kesparet  (derelictus 
est)  10,  14;  ist  erhaven  (exaltatus  est)  130,  1;  sint  fertili- 
gut  (absorpli  sunt)  140,  7.  Ebenso  im  Blh.  kemuot  wer- 
dest (agiteris)  14;  gewerfut  werden  (agitemur)  16;  geleitet 
wirt  (regitur)  17;  bedecchet  sint  (tecti  sunt?  glomerantur) 
14.  tvard  scheint  also  das  imp.,  tvas  das  plusq.  zu  um- 
schreiben: erslagen  ward  (iuterficiebatur)  Blh.  16;  ue 
wurte  dii  gesouget  (nenne  nutriebaris)  Bth.  13 ;  wurden 
gescaiFen  (creata  sunt,  d.i.  creabantur)  ps.  148,  5;  wären 
gerarte  (instituti  ei'ant)  Bth.  16;  gehalten  wärist  (servatus 
esses)  Bth.  13.  im  Bth.  und  Cap.  ist  der  lat.  text  freier 
behandelt,  als  in  den  psalmen.  funden  wirt  bezeichnet 
dem  N.  invenitur,  funden  ist  inveutus  est;  funden  ist  xuid 
funden  was  mögen  bei  ihm  zuweilen  gleichviel  sein,  nicht 
aber  funden  wirt  und  funden  ward. 

IMhd.  hat  das  liilfswort  werden  entschieden  den  sieg 
davon  getragen.  in  allen  mir  bekannten  Übertragungen 
lautet  jenes  sauctiiicelur  nur  geiieiliget  werde.     Als.  2,  136; 


vevhiim.     ^eniis.     pas,sum/n.  15 

bibteb.  1.  IMooyer  79.  als  allgemeine  regel  dringt  folgende 
durch:  ^virt  (jeseit  ist  diciliir,  wart  geseit  dicebaliir,  ist 
geseit  dictum  est,  tvas  (jeseit  dictum  erat;  ^Yonacl^  freilich 
einzelne  falle  nicht  streng  zu  ermessen  sind,  belege  aus 
den  j\ib.:  wird  Yerhouweii  (percutitur)  144,  4;  Averdent 
besant  (invitantur,  invilabuntur)  5S,  4  ;  wart  gewafent  (ar- 
mabatur)  178,  4;  wart  gesagel  (nuntiabatur)  106,  1;  ist 
geseit  (dictum  est)  1,  1.  109,  i;  was  geheizen  (dicta  erat) 
2,  3;  was  gefüeret  (ductus  erat).  Nicht  anders  z.  b.  in 
Bertholds  predigten:  Averelent  verdampt  (damnantur)  200; 
sint  verdampt  (damuati  sunt)  199;  wirt  verdampt  (dam- 
natur)  60;  ist  üz  genomeu  (exceptus  est)  201;  wirst  ge- 
vangen  (caperis)  66;  benomen  werden  (eripi)  198;  wart 
geworfen  (jaciebatur)  197;  wurden  beirüebet  (aflligeban- 
tur)  63;  würdest  funtlen  (iuvenireris)  194*  ii.  s.  w.  ]Nie- 
nials  wird  die  passive  Vergangenheit  ausgedrückt  durch  ein 
dem  part.  prät.  beigefügtes  %vorden  j  wo  es  steht  ist  es 
jederzeit  von  dem  lebendigen  werden  (lieri)  abzuleiten,  z.b. 
wie  er  worden  waere  herre  (factus  esset  dominus)  Iw.  2614; 
dem  bin  ich  worden  gast  (alienus  sum  factus)  Iw.  3991; 
sint  sie  worden  riche  (divites  facti  sunt)  Iw.  6405  ;  d.  h. 
hier  begleitet  das  worden  kein  anderes  part.  prät. ,  son- 
dern folgt  aus  der  selbständigen  redensart  herre ,  gast ,  riebe 
werden*).  Der  imp.  scheint  sicli  tvesen  vor  zu  behalten: 
wis  gelobt!  (laudare);  sit  gelobt!  (laudamini)  Als.  2,  122*^; 
Sit  gemant!  (monemini)  Iw.  1857;  kaum  wirt  gelobt,  wer- 
det gelobt !  Auch  bleibt  der  inf.  dem  wesen  oder  sin  zu- 
gethan:  guncret  sin  (maledici)  Iw.  837.  7527;  sin  erlaa 
(exsoivi)  Iw.  4322;  sin  behuot  (defendi)  Iw.  5408  ;  imver- 
daget  sin  (non  taceri)  Nib.  105,  4;  gewarnet  sin  (praemo- 
neri)  IN  ib.   143,  4. 

Die  uhd.  Umschreibung  verleiht  dem  präs.  xvivd ,  dem 
inip.  ward  oder  wurde ,  dem  prät.  perf.  ist  ivorden ,  dem 
plusq.  ^var  worden.  **)  da  wo  wir  bloßes  ist  oder  war 
dem  pari.  prät.  zufügen,  stebt  das  part.  mehr  adjectivisch, 
als  passiv ,  z.  b.  alles  ist  verloren ,  alle  brunncn  waren 
erschöpft,    und    dann  entspricht  ilim  das  franz.  präs.  oder 


*)  so  auch  !il)d.  woidjni  wardli  cliiliöric  (effectus  est  obedieiis)  Is.; 
mhd.   kalt   was  wonlcii.     ßeitliold   l'JH. 

**)  irli  überlasse  andern  aiiszumiltelii  wann  dies  dem  part.  prät, 
hinzutretende  steife  worden  in  ganj;;  gekommen  ist.  die  liitiierisclie 
bibel  kennt  es  nocli  nicht,  d.  ii.  sie  hat  worden  ist  nur  neben  adj. 
und  sul)st.  (er  ist  dein  kuecht  worden,  ist  rcicli  worden),  nicht  ne- 
ben part. 


±()  einJ'dcJicr  ficttz. 

ini)).  pas9. ,  nicht  das  ijorf. ,  loiit  csl  pcrdu,  tous  les  piilla 
t'lalcMl  ('piiIsL'ö,  walircnd  unser  alles  isl  verloren  worden 
i'raiiz.  lullt  a  ele  pcrdu  laulel.  das  lal.  jienlitur,  exliau- 
ricl)aiiltir  venuügcu  Avir  nicht  anders  als  wird  verloren, 
Avuiilcii  cj-schöpll  auszudiiickeii.  Doch  uiilcrbleibl  das 
n'ordcn,  aucli  im  Avirklichen  passiven  fall,  überall  wenn 
durch  das  priit.  niclit  das  vorübcryehn ,  sondern  das  ^0/'/- 
duuern  eines  bewirkten  zustandes  dargcslcllt  wird,  z.  b. 
man  sagt:  der  leind  ist  geschlagen,  der  künig  [zieht  als  Sie- 
ger heim;  die  rulie  ^^*ar  hergestellt,  alle  geschaflc  nahmen 
ihren  gewoluiten  gang;  lat.  Avürdc  es  heiiien  :  hoste  caeso, 
traiKjuillilalc  reslilula.  Sobald  aber  der  zustand  aufgehürt 
liat,  isl  das  worden  luienlbelulich ,  z.  b.  icli  bin  oft  ver- 
leunidet  worden,  und  habe  gesclnvicgen.  Dem  inf.  prät. 
pass.  ist  das  worden  auf  gleiche  weise  bald  erlaßlich  bald 
iiölhig,  z.  b.  die  ruhe  soll  hergestellt  sein;  die  ruhe  soll 
liergeslelll  worden  sein.  Der  einzige  inip.  meidet  %ver- 
(len  :  sei  gelobt!  sei  gegrüßt!  niclit  werde  (für  wird)  oder 
werdet;  allein  der  inf.  nimmt  nur  werden  au:  gegrüßt 
werden  (salulari). 

Auch  die  alls.  spraclie  besitzt  beide  auxiliarla  und  ge- 
braucht sie  nach  der  fiühcren  ahd.  weise  nebeneinander, 
nicht  wie  bei  N.  und  im  mhd.  bium  hctan  (vocor)  Hei. 
4,  6;  is  antlokcn  (recludilur)  94,  24;  wit  sind  gislekit 
(debilitamur)  5,  6;  was  lietan  (vocabatin-)  3,  2.  170,  5; 
Avas  giseudid  (millcbalur)  169,27;  Avas  gifullid  (iniplcbalur) 

169,  34;  Avas  giopanod  (aperiebalur)  171,  8;  Avas  gihelid 
(sanabatur)  172,  23:  gimerrid  Avärun  (impediebantur)  174,  8. 
Häufiger  noch  dient  Averdan  in  gleichem  sinn:  Avirdid  aluo- 
dit,  giborau  (nascitur)  5,  16;  Avirtbit  gimerrid  (scandalizatur) 

170,  32;  Avarth  giwaraht  (factum  est)  168,  4.  31;  Avarth 
gisuorkan  (obscuratus  est)  168,  6;  warthi  tesuuugau  (dissi- 
palus  est)  168,  10;  Avarth  gitugid  (manifestatus  est)  169, 
11;  Avarlb  aullocan  (reclusus  est)  169,  31.  172,  32;  gisegid 
Avarlb  (inclinatus  esl)  170,  1;  warth  gisamuud  (cougregatus 
csl)  170,  25;  Avurthun  giögida  169,  6:  Avurthun  giscerida 
170,  34.  Es  fallt  schwer  den  unterschied  zwischen  is  gi- 
boran  und  wirdit  giboran  zu  fassen ,  zAA'ischen  avos  antlo- 
kan  und  ward  antlokan.  sanctiiicelur  finde  ich  48,  9  gi- 
Avihid  si  ausgedrückt.  Die  and.  psalmen  pflegen  das  präs.- 
iml  iverthan,  das  prat.  mit  ivesan  zu  umschreiben:  bifan- 
gana  Averlhin  (confundanlur)  58,  13;  ginereda  Averlhin  (li- 
bereulur)  59,  7;  gidruovit  bin  (couti'istatus  sum)  54,  3; 
gimikilot  ist  (maguificala  est)  56,  2. 


{-e  rhu  in.     geniis.     pcssirimi.  ij 

In  den  ninl.  cfuellen  finde  icli  werden  niclit  für  das 
])räs.  ind.  verwandt,  nur  für  das  präs.  conj. :  werde  glie- 
rcclit  (judtcelur)  Rein.  1005.  desto  häufiger  für  das  prai. 
waert:  waert  ghepronden  Rein.  398;  waert  gelwifelt  980; 
gliclieten  waert  296;  waert  belopeii  348;  waerstu  giieghe- 
\en  Floris  1079;  auch  der  iuf.  hat  werden:  glieonert  wer- 
den Rein.  2009.  Die  bedeutung  von  es  scheint  in  der 
niilte  zu  schweben  zwischen  pras.  und  prät.,  und  baid  die 
eine  bald  die  andere:  es  onlwiset  Maerl.  2,  449;  es  glie- 
screvcn,  ghebleveu  Rein.  5,  6 ;  es  ghesciet  115:  es  ghesenl 
Floiis  1373;  es  ghedaen  Rein.  1695;  sui  ghehort  Rein.  16; 
sidi  verbannen  Rein.  2735 ;  begraven  si  Floris  885 ;  om- 
berecht  sI  Rein.  124.  Darum  ist  aucli  sclnver  anzugeben, 
wie  von  waert  sich  tvas  unlerscheidet :  ghe]>«nt  was  Rein. 
450;  was  ghegrepeu  694;  was  gheboreu  798;  gheniaect 
was  452;  was  gheten  Floris  1079;  was  gheuonieu  Rein. 
80 ;  versamet  was  Rein.  57.  Das  part.  wurden  laUt  sich 
ebensowenig  als  im  ndid.  beifügen ,  aviiler  in  selbständigem 
sinn,  z.  b.  vrient  worden  beni  Rein.  2778.  Diese  mund- 
art  setzt  auch  hliven  auxiliarisch  =  werden  ,  und  damit 
scheint  sie  zumal  gern  das  priis.  ind.  zu  umschreiben :  blift 
entert  Rein.  4046;  blift  gliehunt  Floris  3196;  hievet  on- 
begrepcn  Rein.  199;  aber  auch  blef  =  Avaert:  blef  ghe- 
vanghen  Rein.  683  und  im  inf.  oubegripen  hliven  Rein. 
4452;   bliven   onbescoren  Rein.  4228. 

Nnl.  worden  und  zln  ganz  auf  nhd.  weise,  jenes  um 
das  priis.,  dieses  lun  das  prat.  zu  bilden:  Avordt  gevonden 
(invenitur),  wierd  gevonden  (inveniebalur),  es  gevonden 
worden  (inventus  est),  was  gevonden  worden  (inv.  erat), 
sancliilcetur  im  gebet  des  herrn:  wordc  geheiligt. 

Allfries,  wie  irihd.  brezen  wcrlh  (frangilur)  l'r.  19; 
lat  werth  (ducitur)  As.  19.  87;  werlh  urwunnen  (coii- 
vincitur)  As.  21;  werlhe  wrwnnen  (convincatur)  Rr.  21; 
wrwnnen  werthe  (convincanlur) ;  Avarth  cboden  (mandalia- 
lur)  As.  3;  warlh  cniahad  (aL'di(icabalnr)  As.  3.  5;  is  escri- 
\in  (sci'iplum  est)  As.  1.  6;  ekeren  si  (ek'clus  sil)  As.  13. 
biwernad  is  Br.  23;  send  urbeden  (prohibiti  sunt)  As.  2; 
was  escrivin  (^scr.  erat)  As.  6. 

Die  ags.  auxiUaria  lauten  veortllian  und  vesan  ^  mit 
Avelchen  eben  wie  im  allfries.  und  nihd.  veriahren  wird, 
veordhe  fundcn  (invenior) ;  veardh  funden  (inveiüebar) ; 
eom  funden  (inventus  sum);  veardh  funden  (inveulus  eram). 
gleichwol  scheint  aber  auch,  wie  im  alts.  und  ahd.,  eom 
lündcn  zuweilen  invenior,  is  funden  invenitur  auszudrücken 

R 


j  ,S  riiij tir/wr    sidz. 

iiikI  außerdem  kann  iliirch  ein  drillos  LilfsNvorl  heon  (das 
nur  der  priis.  loiin  liiliii^  ist)  das  ful.  oder  das  piäs.  iim- 
sclirleben  worden:  beo  Inndcn  (inveniar  oder  in\enIoi) 
beo  {;ef)llcd  (saliabor  oder  salioi)  bydb  oiiiilcd  (inccndiliir). 
das  priis.  pass.  bal  dcninacli  ilreilachc  geslall,  auch  im  Inf., 
CS  vs'ird  sich  aber  iiir  einzelne  deid^niider  nianelies  l;esün- 
dcre  ergeben.  Die  engl,  spräche  iolgt,  abweichend  von 
der  ags.,  ganz  der  Iraiiz.  eini-ichlting :  l  nm  nanied  (uo- 
minor)  l  was  nanied  (noniinabar)  I  have  been  nanied  (no- 
niinalns  suni)  1  had  beca  named  (noniinaliis  erani;.  das 
ags.  veordlian  i'^t  erloschen  und  wird  selbst  Iiir  den  sinn 
des  franz.  dcveiiir  durch  becunie  verlrcten  ;  im  allengl.  be- 
stand es,  auch  noch  in  seiner  auxiliarbedeuliing,  z.b.  worlli 
ysene   (videbilur)   Hörn   686. 

Alln.  bilden  vern  und  verdha  die  passivimischreibuiig, 
nacli  ags.  und  nilid.  weise:  verdlir  l'undinn  (iuvenilui)  vardh 
fuiidinn  (inveniebainr)  er  fiindiini  (invenlus  est)  var  fiuidinii 
(inventiis  fuil).  luigleich  häufiger  erscheinen  jedoch  in  SaMii. 
edda  die  mit  Vera  als  die  jnil  vcx'dha.  gelidh  verdhr  (com- 
meinoralvir)  67^;  verdhr  unifarit  (agilur)  67^;  verdhr  skö- 
piidh  (creatur)  18 1^';  verdhr  audhit  (praedestinalur)  184''; 
verdha  borinn  (nasci)  173^;  rädhit  verdha  (consilium  dari) 
178^;  gelit  verdha  (dari)  137^;  vardh  alinn  (alebatur)  36^. 
belege  I'iir  vcra  stehn  auf  allen  blättern:  er  uiidinn  (cir- 
cumvolutus  est)  7^;  brunninn  er  (igne  absumptus  est)  17'^; 
reyiulr  er  (probalus  est)  20^;  gefin  er  (nupla  est)  20«; 
drucldt  er  (bibiluni  est)  20*;  er  a^tladhr  (fato  decrctus  est) 
176*;  er  thakidhr  (tectus  est)  41^;  ero  taldar  (nunieralae 
sunt)  4^;  ero  kvedhin  (canta  sunt)  30^;  var  borinn  (na- 
Ins  erat)  6'^.  34'';  var  ordhinn  (factus  erat)  2^;  var  druckit 
(bibituni  ciat)  18^;  var  lagidlir  (positus  erat)  ib^  \  vferi 
scnpudh  (( reala  esset)  34'';  varc  seiuh-  (missns  fui)  64''  u. 
s.  w\  r3as  übergewiclit  der  umsclireibungen  mit  vera  läßt 
nicht  bezweifeln,  dai)  ihnen  auch  nicht  selten  die  bedeu- 
tung  der  mit  verdha  zusteht,  z.  b.  er  thakidhr  gewährt  den 
sinn  tegitur,  heitinn  er  vocatur;  da  avo  durch  das  prät. 
ein  anhaltender,  dauernder  zustand  bezeichnet  wird  göht 
es  über  in  die  bcdeutung  des  präs.  man  kann  sagen,  wo 
thakidhr  er  dem  nhd.  bedeckt  ist  entspricht,  drückt  es  te- 
gitur, wo  es  dem  nhd.  bedeckt  worden  ist  gleichsteht, 
tectus  est  aus. 

In  den  neunord.  spraclien  sind  diese  mnschreibungen 
dadurch  beeinträchtigt  worden  ,  dai^  sich  aus  einer  alin. 
niedialform  eine  unorganische  passivform  erzeugt  hat,   von 


verhii/n.     geiius.     passiiMun.  j(^ 

der  Icli  Im  verfolg  liandeln  werde.  Neben  ihr  besieht  nun 
aber  aucli  in  der  isl.  schwed.  und  dän.  spraclie  die  Um- 
schreibung. Im  isl.  geschieht  diese  durch  vera  unil  verdha, 
doch  mit  der  ab-\veicluing  vom  altn.  Sprachgebrauch,  daU 
vera  präs.  und  prät. ,  verdha  das  Tut.  bildet:  em  elskadhr 
(amor);  var  elskadhr  (aniabar);  heii  verit  elskadJir  (ama- 
tus  sum);  hafdhi  verit  elskadhr  (amatus  eram)  •  vcrdh 
elskadhr  (amabor.)  pras.  und  prat.  stimmen  liier  volsig  zu 
der  engl,  einriclilung  luid  entfernen  sich  von  der  idid.; 
die  präsensbedeulung  von  em  elskadhr  ergab  sich  aber 
auch  leicht  aus  der  schon  im  altn.  häufigen.  Die  Schwe- 
den geben  ilir  präs.  pass.  fast  nur  durch  jene  meiiiairorm 
und  lieben  es  nicht  zu  umschreiben,  das  iniperf.  können 
sie  durch  vara  oder  blifva  umschreiben :  jag  var  älskad 
(amabar)  oder  jag  blef  älskad ;  das  prat.  pcrf.  jag  har  varit 
älskad ,  oder  jag  har  blifvit  älskad,  das  plusq.  jag  hade 
varit  (blifvit)  älskad.  Die  Dänen  umschreiben,  neben  der 
Mnedialform ,  gegenwart  und  Vergangenheit  mit  den  iüHs- 
wörtern  vrtre ,  vorde  imd  hlive:  jeg  vorder  (l)liver)  elsket 
(amor);  jeg  blev  elsket  (amabar);  jeg  er  vorden  (^hieven) 
elsket  (amatus  sum);  jeg  har  väret  elsket  (amatus  sum); 
jeg  var  vorden  (bleven)  elsket  (amatus  fui);  jeg  havde 
väret  elsket  (amatus  fui.)  für  das  perf.  und  plusq.  slehn 
ihnen  also  zwei  Umschreibungen  zu,  eine  der  nlul. ,  die 
andere  der  schwed.  analog.  die  mit  vorde  scheinen  ger- 
manismus  ,    und  sind  wenig  im  gebrauch. 

ühersicJit  der  ahgehondelten  ausdiüche ßir  das  passivmm 

datiir :  datiis  est : 

golh.  gibada  ist,  vas,  varth   gibans 

ahd.  ist ,  Avirdit  kepan  was  ,   Avard  kepan 

N.  wirt  keben  ist  keben 

mild.  wirt  geben  ist  geben 

nlul.  "wird  gegeben  ist  gegeben  \vordcn 

alts.  is,  wirlhilh  gobhan  was,  warlh  gebhan 

mnl.  es,  blift  ghegheven  waert,  blef  gheghovcn 

nnl.  Avordt  gegeven  es  gogeven  worden 

altfr.  werlli  ejeven  is  ejcven 

ags.  veordhedli   gifen  is  gifen 

engl.  is  given  has   becn    given 

altn.  verdhr  gefinn  er  gcfmn 

isl.  er  gefinn  hefr  verit   gefinn 

schwed.  (gifves)  bar  varit  gifven 

dän.  bliver,  vorder  given  liar  väret  given 

hieraus  ergibt    sich    das    scliwanken     und    übergreifen     dos 

Ji   2 


'20  einfacher    sitlz. 

außJrucks  \\\o.  der  hoiloiilung  für  priis.  und  priit.  "Wir 
Avordcn  im  cap.  vom  tcmpiis  'selicn ,  daß  da8  aiixiliare  we- 
san  auch  z»ir  unisclireiljuug  der  verj^arigeiilieil  inlraiisiliver 
vciba  acliva  gchi-auclil  %vird,  in  Verbindung  niil;  dem  nem- 
liclien  pari,  priil.  die  formel  ich  Inn  gckoninien  (veni) 
hal  aulü'ilich  ganz  dieselbe  zusanujienset/ung  Avie  die  lor- 
niel  itli  bin  gilnnden  (invenlus  sum) ;  jene  bedeutet:  ich 
bin  (ein  gckonuucner,  diese:  icli  bin  ein  gefundner;  der 
aclivc  sirui  jener,  der  passive  dieser  beruht  also  bloß  in 
der  intransiliven  und  transilivcn  kraft  der  beiden  partici- 
picn.  das  franz.  je  suis  venu  entspräche  einem  »inzulassi- 
gen  lal.  vcnius  sum,  das  ganz  nalie  an  invenlus  sum  reicht, 
man  denke  an  das  gleicldautende  prät.  perf,  des  hil.  de- 
ponens  und  pass. ;  faclus  sum  ist  so>vol  prät  des  act.  lio, 
als  prät.  pass.  von  facio. 

Es  war  darum  ein  bedürfnis  vorlianden,  den  passiven 
sinn  durch  ein  anderes  auxiliare  stärker  liei'vorzulieben, 
als  es  durch  %vesen  (sein)  gescliah.  die  meisten  dialccle 
wühlten  dazu  das  verbum  werden,  einige  bleiben  und  wo 
sie  verwendet  sind,  waltet  der  passive  sinn  entschieden, 
er  ist  geliebt  könnte  aussagen  beliebt  (gratus,  acceptus); 
er  wird  geliebt,  er  ist.  geliebt  worden,  lassen  keinen  mis- 
verstand  zu.  gleichwol  erscheinen  auch  active  prät.  mit 
werden  und  demselben  part.  gebildet  (s.  7.) 

Den  gang  der  romanischen  spräche  nutze  ich  zur 
erläuterung.  die  lateinische  besaß  ein  organisches  pras. 
pass.,  das  die  roman.  töchler  falu'eu  ließen,  gerade  wie 
das  goth.  präs.  pass.  die  deutschen  späteren.  das  ver- 
scherzte datur  zu  ersetzen  wurde  das  prät.  datus  est  zum 
präs.  erhoben,  und  das  ilal.  e  dato,  span.  es  dado,  franz. 
est  doune  drücken  nunmehr  datur,  donatur;  das  ahd.  ist 
kepan ,  isl.  er  gefinn  drücken  nun  das  goth.  gibada  aus, 
nicht  mehr  das  goth.  ist  gibans  *).  dieselben  deutschen  for- 
men können  aber  aucli  fortfahren  der  bedeutung  des  goth. 
ist  gibans  zu  entsprechen,  oder  in  sie  zurückkehren,  so- 
bald ein  anderes,  noch  bestimmteres  auxiliare  für  das  präs. 
eingeführt  wird. 

Die  litth.  und  slav.  zimge,  gleich  der  romanischen  eines 
eigenthümliclien  passivs  enlialhend,  umschreiben  es  ebenso 
mit  ihrem  verb.  subst.  litth.  sukü  (verto)  sukamas  esmi 
(verlor);  böhm.  wolum   (voco)    gsem  wolun  (vocor) ;    serb. 


*)  icli  erinnere  an  die  vorscliiebung  des    prät.    in  das  präs.  bei  der 
ganzen  zweiten  anomalie. 


verhiim.     gcniis.    passiviim.  21 

pletem  (plecto)  sam  pleten  (plector);  sloven.  jem  (edo)  sim 
jeden  (edoi').  mau  sielit  also,  >vie  das  ahd.  pim  kepan  ein 
präs.  sein  kann  und  kein  prat.  auszudrücken  braucht,  ^veil 
es  aber  ursprünglicli  ein  pjat.  war,  gleich  dem  lat.  datus 
suni,  so  ervvachst  die  frage,  ob  jene  verschobueu  slav.  fonneJn 
niclit  auch  auf  ein  älteres,  imtergegangnes  präs.  pass.  hhnvei- 
sen?  mit  der  lilth.  Umschreibung  scheint  es  anders  zu  stehn, 
sukamas  ist  ein  part.  pras.  pass.  und  verscliieden  von  dem 
part.  prät.  ^pass.  suktas,  snktas  esnii  entspricht  dem  lat. 
versus  sum;  sukamas  busu  drückt  das  fut.  verlar  aus,  und 
hüsii  (ero)  darf  dem  ags.  fceo  verglichen  werilen,  das  vor- 
zugsweise Umschreibungen  des  fut.  geAvährt  (s.  18.)  beide 
aber  beo  und  büsu  geliüren  zu  dem  slav.  fut.  hiidii  (ero\ 
sloven.  bum,  Avomit  wiederum  das  fut.  pass.  umschrieben 
wird,  z.  b.  bühm.  budu  wolan  (vocaboc)  slov.  b(jm  jeden 
(edar).  um  so  näher  liegt  das  ]at.  ßo ,  und  die  einmengung 
unseres  werden  in  passivumschreibung.  germanischer  ein- 
fluU  sein  mag  es,  wenn  in  laleinisclien  Urkunden  der  Lom- 
bardei aus  dem  9  jh.  iccü  Jiiint,  rectas  ßunt  für  regunlur 
geschrieben  steht  (Lupi  1,  891.  911.  a.  879.  881);  das  class. 
liquello  ,  Iremelio  läßt  sich  dabei  weniger  anschlagen.  die 
Langobarden  hätten  also  ihr  präs.  pass.,  auf  ahd.  und  alts. 
weise,  nüt  xverdan  gebildet. 

Bei  Slaveu  und  Lilthauern  sind  diese  passivumsclirei- 
bungen  wenig  beliebt ;  auch  unter  uns  meidet  sie  der  ge- 
meine mann  oder  braucht  sie  gar  nicht.  Vor  alters  waren 
sie  selbst  in  der  poesie  wolhergebracht,  wie  die  edda,  Hei. 
und  0.  lehren ,  inid  unserer  gebildeten  prosa  sind  sie  von 
jeher  uncntbehrlicli  gewesen.  mit  den  nhd.  worden ,  und 
werde  werden,  hatte  sich  aber  die  altere  spräche  nie  be- 
lastet. Eine  menge  gr.  und  lat.  passiva  lassen  sich ,  nach 
dem  genius  unserer  spräche ,  in  den  activen  *)  oder  media- 
len **)  ausdruck  aullosen. 


IMKDIUM. 

Das  bestimmte  passivum  war  eine  Umsetzung  des  tran- 
sitiven aclivums;  es  forderte  jederzeit  zwei  gegenstände,  den 
ihuenden    und   den  leidenden,      wejui  aber  nur  em  sul|ject 


•)  der  brief  wird  von   dir    ßcscluieiieii  — -  du   .sclircibst  den  brief. 
unpersönlich :  es  wird  {^cscliriebeii  - —  nu'^ii  stlireibt. 

")  das  wird  gellian  -^^  das  tliiit  sicli. 


22  ij'mj'dcht'r  salz. 

ist,  das  seine  ridituiig  gegen  sicli  selbst  nimmt,  so  enlsprlngt 
(Ins  tnedintn.  das  medium  kann  bloU  in  das  unl)cslimmlo 
passiviim    iil)iMli7igcn   ^Yt'l•deIl ,  nie  m   das  bestimmte. 

JMaii  liiite  sich  die  bcgiille  inlranslliviim  mid  nicdiiim 
y.u  mcnycn.  das  inlraiifeitiv  ist  die  aul  keinen  andern  ee- 
j^enslaiul,  aucb  niclit  auf  sieb  selbst,  bezogne  llialigkeil. 
ein  nu'dium  mag  sowol  ans  dem  transitiv  als  ans  dem  in- 
transitiv erwacbsen,  z.  b.  das  intransitive  rulien  (7ittveiv) 
liilk  den  medialen  ausdruck  sich  ruhen  (nuveod-ui)  zu. 
Werden  transiliva  zu  medien,  so  stößt  ibr  begrif  selir 
nahe  an  den  j)asslven :  icli  nenne  mich  bedeutet  last  Avas 
ich  Averde  genannt.  Wenn  sich  in  spiacben  eigne  niedial- 
formen  erzeugen,  so  wird  es  leicht  gesclielien,  dali  sie  entw. 
in  eine  active  oder  passive  bedeulung  ausschlagen:  das  lat. 
deponens  liat  meist  Avieder  activen,  das  nord.pseudo  medium 
])assiven  sinn  gewonnen,  dem  griech.  medium  ist  sein  ech- 
ter gehalt  melir  verblieben;  zuweilen  wird  es  aber  auch 
transitiv. 

Aicht  alle  sprachen  besitzen  für  den  mcdialbegrif  eine 
eigne  form;  eine  solclie  wird  sich  zwisclien  der,  activen 
inid  passiven  in  der  mitte  haltend  von  beiden  einzelne  llexio- 
ncn  entnehmen.  Unsere  spräche  liat  kein  medium  mehr, 
es  konnte  daher  im  ersten  band,  bei  den  llexionen,  seiner 
Jiiciit  gedacht  werden,  auf  welche  weise  sie  den  medialen 
begrif  durch  Umschreibung  oder  sonst  auszudrücken  sucht, 
fällt  der  gegenwartigen  hetrachtung   anlicim. 

Dem  golh.  pras.  pass.  steht  keine  ^medialbedeutung  zu, 
luiitada  drückt  aus  er  wird  geheilk'n,  niclit  er  heilU  sich; 
wo  es  auf  scharfe  Unterscheidung  des  genus  ankommt,  ist 
gibada  nicht  gleichviel  mit  gibith  sik.  noch  weniger  ent- 
halten unsere  Umschreibungen  des  passivs :  er  wird  gegeben, 
V»  ard  gegeben,  ist  gegeben  w^orden  den  begrif  des  mediums. 
nur  dem  j)rät.  (ohne  worden)  könnte  zuvrcilen  ein  solcher 
beiwohnen ,  z.  b.  ich  bin  gewaschen  aussagen  Avas  das 
gr.  XovfUit. 

Dennoch  haben  einige  stellen ,  in  Avelchen  Ulf.  griech. 
incdiuns  durch  golh.  passivform  zu  übersetzen  scheint,  schon 
lauge  verdiente  aufmerksamkeit  erregt.  Joh.  13,  35  steht 
ufkunuanda  für  ypo'joovTai,  das  fut.  med.  aou  yii'üoy.io, 
was  auch  die  vulg.  durch  cognoscent  Aviedergiebt;  ein  etwas 
veränderter  passiver  sinn  von  ufkxinnanda  rr:  cognoscimini 
ließe  sich  etwa  hören.  Drei  andere  stellen  INIatth.  27,  42. 
43.  Marc.  15,  32  gewähren  indessen  atsteigadau  und  laus- 
jadau  füi'  v.aTaßäxvi  und  ot'OtiüJ'w,  wo  die  unpassivische 
bedeutung  klar,    ja    nicht  einmal   die  gotli.  passivform  vor- 


verhuin.     genus.     niedlum.  23 

handen  ist,  sie  würde  atsteigaiduu,  laiisiaiduu  begehren, 
elwas  anders  als  der  conj.  kann  liier  uiclit  gemeint  sein ; 
Ulf.  bezeichnet  von  keinem  inip.  die  dritte  ])crson.  slei- 
gaduu,  lüiisjadaii  >yären  also  ein  vom  pass.  abweichender 
tonj.  mcdii?  ohnehin  konnte  bei  '/.arc.ßä.io)  cias  gr.  acliv 
gar  niclit  zum  pass.  verleiten,  bei  Qvoäod-O)  versichert  das 
beigefügte  uvröi' ,  bei  laiisjaduii  das  ina  der  acliven  oder 
medialen  bedeutung.  allerdings  hatte  Ulf.  sich  onch  der 
activcn  formen  atsleigai  und  laus)ai  bedienen  können,  wie 
er  Luc.  19,  4  ai'fßrj  iisslaig  verdeutscht;  schade  daß  uns 
die  Übertragung  von  zatüßi-d^i  Malih.  27,  40  und  xaia- 
(iäro)  IMarc.  13,  15  entgeht.  Diese  sjMiien  des  goth.  vie- 
diiims  hatte  ich  bereits  1,  855  hervorgehoben. 

Ich  werde  1.  quiq  golh.  verbalbildung,  die  den  bcgrif 
aber  n'cht  die  form  des  mcdiuins  erreicht,  2.  die  rellexiven 
verba  luid  3.  einzelne  active  vcrba,  die  durch  bloße  Acr- 
änderung  ihres  sinns  der  bedeutung  des  mediums  nahe 
kommen,   untersuchen. 

Gotlnsche  verha  auf  NA. 
1,  854.  2,  166  ist  diese  günstige  luid  wollaufende  Wort- 
bildung abgehandelt  worden,  ihr  character  war  die  ab- 
leilung  N,  der  jedoch  kein  vocal  hinzutritt.  aus  diesem 
grund  fallen  sie  nicht  der  schwachen  conjugation  anheim, 
die  wesentlich  auf  den  vocallauten  1,  0  und  AI  ])eruhl, 
sondern  sie  gehören ,  gleich  ajulern  von  einer  würzet  rein 
consonanlisch  abgeleiteten  verbis,  eigentlich  zur  starken  form, 
ilu'e  präs.  llexion  ist  darimi  durchweg  stark,  für  ieden 
modus.  ihr  prät.  kaiui  nicht  ablauten,  sei  es,  weil  ihr 
]>räs.  vocal  sich  dagegen  sträubt,  sei  es,  weil  ihrem  N  andere 
Aiin  ablaut  hindernde  consonanten,  oder  gar  mehrere  silben 
vorausgchn;  eine  Ursache,  die  auch  anwentlung  der  redu- 
]>lication  ausschließen  würde,  es  nuislc  also  derselbe  aus- 
weg  getrolVen  werden,  der  für  die  verba  zweiter  anomalic 
gilt;  diese  haben  den  ablaut  ins  präs.  geschoben,  und  bil- 
den nun  ilir  prät.  schwachformig.  inisere  NA  ve/ba  bilden 
es  auf  INODA.  eigentlich  sollten  sie  es  auf  bloßes  JSDA, 
w'as  aber  des  weiter  vorstehenden  consonanten  Avegen  liarl 
Oller  unaussprechlich  gewesen  wäre,  warum  das  der  zwei- 
ten schw.  conj.  characteiislische  o  zwischen  geschoben  wurde, 
läßt  sich  nicht  vollends  erklären,  i  war,  daliir  luigeeignel, 
weil  es  an  die  transi-livbegriiie  der  ersten  schw.  conj.  ge- 
mahnt; «,  weil  es  sich  nül  dem  präs.  der  passiva  berührt,  es 
blieb  folglich    nur  die  wähl  zN\ischcn  o  und  ai,  «welche  in 


24  einfacher  sa/c. 

»Ich  j)r;it.  der  2.  .i  scliw.  coiij.  meist  iiilroiislllva  Ije/eidmen; 
(.las  u  iibiTNVOy. 

]Mil  ilifscu  worlhildmigCM  gibt  iiiiii  1  H.  liUuGg  gr.  pas- 
siv.! wit'dcr,  da  wo  sie  »ich  in  einen  medialen  begrif  uni- 
^vandein  lassen,  die  golli.  \eiba  haben  überall  intransiliveu 
binn.  im  gebet  des  hen-n  ist  veilin.ii  uyiacjürjo)  -Matlli.  <j, 
10  und  die  bcdeulnng  des  golh.  aiisdvucks:  emijfaiige  weihe, 
■wciiie  sicli:  iisgiilnilh  tiiyHTUi  Mallli.9,  17  d.i.  versehiilU-l 
sich;  fraqvislnand  uiiolovvTui  d.  i.  gehn  zu  gründe  ibid.; 
gabalnis  0)rpe}.)^t)-i]'i;  Marc.  7,  11  d.  i.  prolicis;  gaskaidnai 
yiDQiGih'/  ICor.  7,  11  d.i.  discesserit ;  fraqvistnani  d-noV.v- 
/ti&ii  Luc.  8,  24  d.i.  perinuis;  gahailnllh  tudi^nfrut  IMallh. 
«,  .S,  Luc.  7,  7  d.  i.  geniset;  gahailnuda  icc&fjlS\a[lh.  8,  13 
d.i.  genas;  galliaursnoda  t^r^ouvO)]  INTarc.  4,  6.  Luc.  8,  6 
d.i.  verwelkte;  galhlahsnuda  ö'ieTv.oüyßi]  Luc.  1,  29  er- 
schrak; uskeinoda  tcfV)]  (es  steht  das  part.  (pviv)  Luc.  8,  8 
d.i.  keimte,  uskeinand  izcfmj  INlarc.  13,  28;  svinthnuda 
v/.oi:ruiovio  Luc.  1,  80  d.  i.  erstarkte;  infeinuda  tniUMy- 
yvloUi]  Luc.  7,  13,  erbarmte  sich;  iisluknuda  uv^oiyd)] 
Luc.  1,  64.  3,  21,  üfuete  sich;  iisfuUnOda  i'n):>;nd->j  Luc." 
1,  57,  füllte  sich;  iiUundnan  "RVQOvaQai  I  Cor.  7,  9,  sich 
entzünden,  angehen;  gasvinlhnan  y.QaTuwidip'ui  Y.\)\\.  3,  16 
erstarken;  nnkilnan  fnyulvvdf^Viit  II  Cor.  10,  15,  bei  Lu- 
ther "weiter  kommen. 

Einigemal,  Avie  sicli  denken  laßt,  trift  er  damit  auch 
gr.  media  oder  acliva:  usmeruuda  J>,^^()^f;TO  Luc.  5,  15  kam 
aus;  ailifiiith  füret  Job.  12,  24  d.i.  relinquitur;  alUrnuda 
tTTtoiaoevGs  (es  steht  das  part.  d.i.  redundavit);  usmanag- 
iiuda  iiTSQi'aoiVoe  II  Cor.  8,  2 ;  gauugnan  gataujai  TifQia- 
oevoc.i  I  Thess.  3,   12;  keinith   ßluüTÜrti  Älarc.  4,  27. 

Stellt  man  diese  neutra  den  transitiven  derselben  M'urzel 
und  dem  passiv  zur  seite,  so  ergibt  sich  ein  beueidens- 
werther  formreichthum,  der  -wenigstens  für  einzelne  verba 
dem  dreifach  entfalteten  griech.  genus  zu  vergleichen  ^vare. 
auka  ist  uvlävia,  aukna  cii'^c'.voftai  med.,  aukada  ca'^ci- 
vofiai  pass. 

auka  aukna  aukada 

aukis  {iuknis  aukaza 

iiukilh  iiuknith  aukada 

prät.     aiauk  auknuda  aukaus  im 

aiauhl  auknudes  liukans  is 

aiauk  auknuda  ilukans  ist 

ebenso  verlialten  sich: 

skaida  skaidna  skaidada 

prät.     skiiiskaid  skaiduuda  skaidans   im 


verhiün.     genus.     medium. 


25 


andleta 

prät. 

andhiilöt 

gataira 

prät. 

gatar 

aüeiba? 

pi'ät. 

aihlif? 

Iralinsa 

prät. 

fralaiis 

giuta 

prät. 

gaut 

luka 

prät. 

lauk 

au  d  bin  da 

prät. 

andband 

intinda? 

prät. 

iiitaud  ? 

andletada 
andletans  im 
gatafrada 
galaiirans  im 
allcibada 
alUibaus  im 
fraliusada 
fralusaus  im 
giutada 
gut  ans  im 
lukada 
lukaus  im 
audbiudada 
audbimdaus  im 
intindada 
intuudans  im 


andletua 

audlelnuda 

galaurua 

galauruuda 

ailifua 

allifuuda 

iralusua 

fralusuuda 

giilua 

gulnöda 

lukna 

lukuuda 

audbuudna 

audbundnula 

iutundna 

iutuudnuda 

wobei  wahrzunehmen  ist,  daß  die  von  ablautenden  verbis 
gezogenen  intrausitiva  jederzeit  den  pluralablaut,  und  in 
den  angeführten  heispielen  überall  kurzvocalischen  anneh- 
men;  daher  auch  von  gataira  nicht  gaterna,  sondern  mit 
dem  participiallaut  gataurna  entspringt,  so  möchte  auch  ga- 
vakna  (excitor,  evigüor) ,  wenn  es  aus  vaka,  vuk  erwächst, 
sich  auf  das  part.  vakans  beziehen.  Warum  nur  hat  das 
starke  dishniupa  (rumpo)  ein  inti-ansitiv  dishnaupna  (rum- 
por)  hergegeben  statt  dishnupna?  Oft  entspringen  aber 
solche  intrausitiva  gar  nicht  aus  andern  verbis  act.,  sondern 
aus  adjcctiven,  z.  b.  \eihnan  (sanctificari)  managnan  (nuil- 
tipücari)  mikilnan  (magnilicari)  miuznan  (minui)  ganohnan 
(abiuulare)  fullnan  (implcri)  aus  den  ad),  vcilis,  manags, 
mikils,  miuniza,  ganohs,  fuUs ;  obgleich  wieder  in  auschlag 
gebracht  werden  muß,  daß  neben  ihnen  schwacli  form  ige 
transitivabestehn:  veihan  (consecrai-e)  mikiljan  (magnificarc) 
ganohian  (facere  abundantcm)  fulljan  (iniplere);  warum  nicht 
managjan  (multiplicare)  miiizjan  (niiiiuere)  1*  wenigstens  l)e- 
zweille  ich,  daß  ein  vcrbuni  auf  NAN  aus  adj.  hervorgehe, 
dem  nicht  zugleich  ein  Iransitivum  oulsprache;  nicht  aber 
wird  aus  jedem  transitiv  der  schluß  auf  das  iiUransitiv 
kihuien  gezogen  werden.  Also  ergeben  sich  auch  hier  für 
die  drei  genera: 

fullja  fuUna  fulljada 

fullcis  fulhiis  fuUjaza 

fiiilcith  fuUnith  fuHjaila 

fiillida  fulluuda  fullilhs  im 

veiha  veihna  veihada 


priit. 


2(>  c'uij'iic/icr  Satz. 

velliuis  veilinis  velliaza 

veilüWlIi  veiliiiilli  veiliad.i 

])r;il,     voili.iiil.i  veiliiioda  veiliuillis  im 

so  (lali  l)ci  allen  iniraiisilivcii  dieser  arl  ein  gewissoi"  ver- 
halbf'zutj  iiiclil  in  alnede  i;('.slelll  ^vel•de^  mag.  aus  sl.';rUeii 
vcrbis  llielieii  sie  unmillelhar  ah,  aus  sclnvadicn .  schciiil 
es,  nur  wenn  ein  adj.  ins  spiel  tritt.  Der  adjecllvischeu 
ist  aber  die  größere  zahl,  folglich  der,  welchen  schMadilor- 
mige  traiisiliva  zur  seile  slehn  ,  vgl.  noch  thaursus  (sicciis) 
galhaursjan  (siccare)  galliaursnan  (arescere);  svinths  (forlis) 
gasvinllijan  (corruborare)  gasvinthnaji  (corroborari) ;  liails 
(sainis)  hailjaii  (sanare)h;iilnan  (sanari) ;  gabigs  (dives)  gabigjan 
(ditare)  gabignau  (dilari)  und  sicher  viele  ähnliche.  Aus  den 
seltnei-en ,  die  sich  von  stai'ken  vcrbis  herleiten,  ^vage  ich 
keine  andern  starken  verbis  zur  seite  stellende  zu  folgern; 
ihrer  müsle  sonst  eine  anselmlichere  menge  erscheinen. 
Da  neben  usgeisnan  (stupere)  ein  usgaisjan  (slupefacere) 
auftritt,  so  ließe  sich  ein  verlornes  geisan ,  gais  vermulcn; 
richtiger  aber  scheint  es  ii^giiisian  in  usgeisjan  zu  emeu- 
dieren:  denn  neben  geisan  sollte  es  gisnau  heißen,  da  selbst 
jenes  hnaupnan  nur  ein  gaisnan  rechtfertigen  könnte.  Aus 
gauipnan  (moerere)  folgere  ich  ein  verlornes  gancipan,  ga- 
naip ;  kaum  gab  es  ein  adj.  nips.  am  sclnvierigsteu  fallt 
die  ableilung  von  keinan  (pullularc)  und  infeinan  (misereri), 
in  Avelchen  man  ieiclit  intransitives  N  erkennt;  nach  dem 
starken  part.  priil.  uskijauata  (fvcv  Luc.  8,  8  ist  zwar  ein 
keian,  kai,  kijum,  folglich  ein  feian,  fai,  fijum  zu  mut- 
maßen; dann  aber  fragt  es  sich  von  neuen),  -warum  nicht 
kiuau,  infinan,  vielmehr  keinan,  infeinan  gebildet  wurde? 
wahrscheinlich  entsprang  et  aus  ij  (wie  sonst  aus  ji,  sokeith 
für  sukjilli),  das  j  in  kijuiii,  lijum  wurde  eingesclioben,  um 
den  i-laut  zu  bewahren  und  nicht  ein  diphthongisches  kium, 
fium  zu  veranlassen. 

Diese  untei'suchung  hat  uns  in  die  formlelire  zurück- 
geleukl,  icJi  möchte  an  meiner  darstellung  der  llexionen 
1,  854  das  berichtigen,  daß  sich  das  dort  augesetzte  part. 
prät.  veihnölhs  durch  keinen  beleg  beweisen  liißl.  aus 
Marc.  1 ,  10  usluknans  G'/i^o((!:'vov^  sollte  man  gar  ein 
uslukns  5  verschieden  von  dem  jiart.  der  starken  fonn  ns- 
lukaus  folgern?  lieber  bessere  ich  in  jener  stelle  usluka- 
nans,  denn  der  bedoulung  nach  müsten  beide  pari,  priit. 
zusammeutreireu ,  und  die  inlransitivbildung  scheint  gar 
kein  part.  prät.  (das  part.  pras.  veihnands,  uslukuauds. 
mauaguauus  ist  unbcdcnklic]))  zu  zeugen. 


verbuin.     genus.     inediu/n.  27 

Sie  zeugt  nocli  ^veuige^  aus  sicli  ein  passivum ,  das 
allen  iiilrausitiveu  widerstrebt,  neben  aukna  bestellt  ja  schon 
ein  aukada ,  und  bedeutet  liaulig  dasselbe  ;  wie  wäre  ein 
auknada  niüglicli?  das  seltsame  allifuanda  Job.  6,  13  niuü 
schreibfebler  sein  f.  anifnuda. 

In  den  erörterten  gotb.  verbis  auf  NA  steckt ,  wenn 
auch  keine  niedialforni ,  ein  gewisses  gefiibl  oder  naclige- 
fiibl  des  niediunis.  warum  sonst  liiitlc  sieb  ilirer  Ulf.  so 
häufig  für  das  mediale  passiv  bedient?  er  setzt  oft  hart  da- 
neben seine  passivform,  z.  b.  IVlattb.  9,  17  gabalrgada, 
entAV.  "weil  kein  gabaürgnan  üblich  war  oder  die  dativ- 
setzung  sich  nur  mit  dem  passiv  vertrug.  Unstreitig  aber 
hat  die  häufige  an^Yendlu^g  dieser  inlrausitiva  beigetragen 
zum  seltnerwerden  der  passivform. 

Die  altn.  spräche  bewahrt  ähnlich  gebildete  intransitiva, 
z.  b.  slitna  (rumpi)  klofua  (findi)  hnipna  (moerere)  hnigna 
(decrescere)  vakna  (expergisci)  batna  (melius  se  habere) 
und  wiederum  aus  adj.  geleitete :  hardua  (durescece)  sorlna 
(nigrescere)  vgl.  2,  170.  Allein  ibnen  entgeht  die  goth. 
eigenthümlichkeit  der  starken  jjräsensdexion  ,  man  con- 
jugicrt  hnipna,  hnipnar  und  nicht  huipu ,  hnipnr,  was 
nicht  wol  auszusprechen  wäre,  dann  scheint  aucli  nicht 
jedem  ein  transitiv  zur  seite  stehend  ,  also  die  medialwir- 
kung  schwächer,  obgleich  sich  kliufa  (lindere)  und  klofna 
(fmdi)  völlig  zu  einem  goth.  kliuban  und  klufnan  lial-^ 
len  ließe. 

Reflexive  verha. 

In  allen  sprachen  kann  ein  verbum  durch  beifügung 
des  persönlichen  prononiens  auf  sich  selbst  zui-iickgewie- 
sen  werden ,  nemlich  des  pronomens  Avelches  der  person 
des  verbums  im  satz  entspriclit.  das  subject  des  veibums 
Avird  dadurch  zugleicli  sein  nächsles  objecl.  aus  dieser 
zurückrülirung  erwächst  kein  formelles  medium,  nur  ein 
inalcrieller  ersatz  dafür.  Die  zuriickfidirung  setzt  ein  noch 
iinhestimnites  aclivum  voraus,  das  eben  erst  durch  sie  be- 
slinmil  werden  soll,  ein  schon  für  ein  anderes  (i])U'ct  be- 
stimmtes verbum  lälU  sich  in  kein  medium  wandeln,  so 
wie  kein  medium  in  ein  bestimmtes  passivum  übertragbar 
ist.  der  medialbegrif:  ich  nenne  mich  steht  gleich  dem 
unbestimmt  passiven  :  ich  wei'de  Igenannt.  der  bcgriC  des 
bestinunlon  activums:  ich  neinie  dich  muß  sich  in  ilcn  be- 
slimiul  [)assiven  vuuselzen :  du  wirst  von  jnir  genannt,  das 
von    mir   ist  tlabei  unerläßlich. 


0,3  einfacher  salz. 

J"Ho  dorn  medium  iialiirliclic  imbcstimmlliclj  oilcr  oh- 
iocllosinkcil  briiii^l  aber  inil  hieb,  d.ili  auf  der  die  sleile 
lies  iiiediuins  vorlicicndeii  l)e/ielning  des  persünlitben  jiio- 
iioineiis  y.ii  sciiiciu  subjcct /.f'//t  ««c/u/i-urA:  liege:  denn  sonst 
bleil)l  die  Ijoilciitiing  acliv.  /..  b.  der  salz:  er  tödlet  sieb 
(inlerlicil  sc  ipsnm)  ist  kein  medialer  und  darf  nicht  mit 
dem  passiven:  er  -wird  gelödlet  tauscbeu ,  Aveil  bier  daran 
gelegen  ist,  diu  liandbing  liiblbar  auf  das  subject  zu  be- 
zieben, cinzelno  siilzo  küuncn  medial  oder  acliv  zu  neh- 
men sein,  den  umslünden  nadi,  und  auch  hieraus  ergibt 
sieb  das  vielfach«  iiberslreifen  des  mcdiunis  in  acliven  otler 
])assiven  einn.  IMaa  pllegt  nhd.  im  medialen  ausdruck  das 
be/.üglicbo  pronomcn  unbelont  zu  lassen,  im  acliven  zu 
belonen  ,  z.  b.  icb  nc^nne  micb  bedeutet  Jiominor ,  ich  nenne 
mich  nomino  mc;  er  furchtet  sich  bedeutet  er  empfindet 
furcht,  er  fürchtet  sich,  er  fühlt  sie  vor  sich  selbst,  diese 
wahrnehnuuig  ^verde  ich  hernach  für  das  angelehnte  und 
verwachsno  pron.  nützen;  zu  ^vünsclle!^  wäre,  daß  man 
auch  die  unjjetonlbeit  oder  nündcrc  belonung  des  media- 
len pronomens  aus  den  älteren  dialecten   erweisen    könnte. 

Wir  lernen  hieraus,  das  medium  ist  eine  gelinde ,  milde, 
poetische  bervorhebung  der  Innerlichkeit  des  verbalbegrifs, 
iHid  desto  leichter  begreifen  wir,  Avie  durch  sprachversvil- 
derung  die  organische  form  für  diese  ausdrucksweise  zur 
seile  gestellt  und  aufgegeben  werden  konnte,  die  go wohn- 
liche herbere  spräche  bedarf  ihrer  nicht. 

Das  sie  erselzeu  helfende  pronomen  laßt  sich  sowol 
trausillven  als  inivansitiven  verbis  lünzufügen.  bei  translli- 
ven  geschieht  es  am  gewöhnlichsten  und  nur  auf  sie  be- 
zieht sich  der  vorhin  entwickelte  unterschied  zwischen 
belonung  oder  uichtbetonung.  tritt  das  pronomen  zu  in- 
transitiven ,  so  steht  es  fast  pleonaslisch  und  könnte  ent- 
behrt werden  ,  ohne  daß  sich  die  meinung  bedeutend  än- 
derte:  es  ist  dann  eine  zugäbe  von  leiser  wirkung,  wie  sie 
dem  wesen  des  mediums  grade  entspricht,  an  den  transi- 
tiven aber  dämpft  es  den  activeu  sinn  und  erzeugt  erst 
den  medialen. 

Solleu  einige  hauplvorstellungen  angegeben  werden ,  de- 
nen das  medium  zusagt,  so  sind  es  die  verba:  gehen,  kom- 
men, wenden,  ruhen,  stelm,  sitzen,  sprechen,  freuen,  trauern, 
reuen,  zürnen,  scliämen,  fürchten,  kleiden,  waschen,  baden 
und  ähnliche,  in  ihnen  allen  liegt  der  begrif  wiederho- 
lenllicher,  täglicher,  einfacher  handlung,  die  sich  auf  das 
subject  zuriickbezieht. 


verhiim,     gf^iius.     medium.  99 

Bei  einer  lüstorisclicn  daj'slellung  der  wichtigsten  re- 
Jlexivverba  muU  das  augenmerk  vorzüglich  auf  die  intran- 
siliva  gerichtet  sein ;  die  reilexiv  Averdeuden  transitiv  a  las- 
sen sich  nicht  zahlen  und  verstehen  sich  mehr  von  selbst. 

Die  goth.  spräche  zeigt  uns  zuvorderst  am  deutlichsten 
den  unterschied   zwischen  reilexiv  gesetztem  dat.  oder  acc. 

Den  dat.  des  persünl.  pron.*)  verwendet  Ulf.  gewühn- 
lich  bei  dem  anomalen  6(j  (foßtofiiai.  ni  ugs  tluis!  fiy 
(poßov  Luc.  1,  13.  30.  Jüh.  12,  15;  ni  ugeitti  izvis!  //?^ 
(foßr^d-J-re  INIatth.  10,  26;  ni  ugeith  izvis!  pt)  (foßeioOs  Joli. 
6,  20;  uhta  sis  Iffoßtlro  Marc.  6,  20.  t(foßi;x)')]  Joh.  19,  8; 
ohtedun  sis  t(fnß}^&')-ociv  Marc.  4,41.  Joh.  6,  19.  ffpoßovvio 
Marc.  16,  8.  Joh.  9,  22.  einigemal  conslruiert  er  den  acc, 
der  Sache  oder  der  andern  person  hinzu,  wie  im  gr.  gesagt 
wird  (foßilo-Qal  iiva.'.  öhledun  sis  agis,  {'(foß/jO^jaav  qoßöv 
Marc.  4,  41;  ögeith  izvis  ins  fny]  (poßi^^i^TE  aviovg  IRlatth. 
10,  26.  Die  entbehrlichkeit  des  pron.  und  die  Zulassung 
des  bloß  activen  ausdrucks  ergeben  folgende  stellen:  ög 
ffoßovficu  II  Cor.  11,  3.  12,  20  stalt  og  mis;  ogs !  (foßov 
Koni.  11,  20;  ni  ögeith!  jurj  (poßeiode  Luc.  2,  10;  ohteduu 
agisa  mikilanuna  i(foßt]&'};GCiV  (fößov  p^yav  Luc.  2,  9,  wo 
auch  der  dat.  der  Sache  statt  jenes  acc.  nicht  zu  überse- 
hen ist. 

Bei  fai'irhijan  erwartet  man  gleiche  construction  ,  auch 
heißt  es  ni  faurhteilh  izvis  !  fiij  iy.d-ufißi-iG&e  Marc.  16,  6  (16, 
5  ^^edafißr^di'üo.v  durch  usgeisnödedun  ,  so  frei  ist  die 
goth.  spräche);  aber  ohne  pronomen:  ni  failrhlei!  fir]  fpo- 
ßov  Marc.  5,  36;  hva  faürhteith  ri  diiioi  tais  JMatlh.  8, 
26;  ni  faürhliaina  firj  deiXtaTO)  ioh.  14,  27;  faiu'htidedun 
£(poßr^drjGuv  Luc.  9,  34. 

Denselben  dat.  zeigt  Jravaürlijan  ufittQtelv:  fravaürhta 
mis  ^j/ncfnov  IMaltli.  27,  4.  Luc.  15,  18.  häufiger  ohne 
das  pron.  fravaurkeilh !  uficiQTuviTS  1  Cor.  8,  12;  ni  fra- 
vauikjuid!  /tu}  djiiaQrarf.Te  I  Cor.  15,  34.  Eph.  4,  26;  fra- 
vaürkjai  u/iÜqt)]  Luc.  17,  3.  4;  fravaürhta  i';/iiaQT£V  Luc. 
15,  21.  Joh.  9,  2.  3.  I  Cor.  7,  28;  fravaurhtes  ö'jfiaQTes 
I  Cor.  7,  28 ;  ihaim  faura  fravaurkjandam  toi^;  7rQ0)^jtiC(Q- 
i7;z6ai  II  Cor.  13,  2. 

Marc.  2,  6  wird  das  gr.  medium  diaXor^iL,ofievoi  aus- 
gedrückt durch  tlunjjijandans  sis  ^  Luc.  5,  21   aber  d'taXo- 

•)  ninti  knnii  sich  diesen  dat.  hi-i  allen  liier  anfnerüliitcn  intransi- 
tiven verdeulliclien  diiroli  die  umäclirciliiiiig:  für  sicli,  bei  sitli,  in  sich, 
mit  sich. 


30  eiiifdchrr  Sdtz.  '■* 

j'i'^.'nDra  l)Ioß  durch  lliagkjan,  Jaic.  3,  t.5  <hu).oyfl^oiii'j  (ov 
tliircli  lliagkjaiulani,  Luc.  .5,  22  ()tu?.oyiun&c  durcli  hillini;- 
keilli,  11  Cor,  3,  5  loyiaunOct  durcli  lliaykjaii ,  11  Cur.  10, 
7.  11  }.oyi^{'oDo)  durcli  lliagkjai. 

(ivllliau,  sü1)ald  der  sprcclicnde  seine  worle  an  andere 
richtet,  siehl  nicht  medial,  \venn' er  iiu't  sich  selbst  redet, 
kann  es  sis  zu  sicli  neluiien  :*  gaqvelhun  sis,  avi'tTtO-tiuio 
Joh.  9,  22,    gleichsajii  conslituerant  apud  se. 

In  einer  zweifelhaflen  stelle  Luc.  17,  9  iba  tliank  thus 
fairhaitis  skalka,  /ly  yuotv  i'yei  T(ö  d'ov/.oj  scheint  thus 
wegen  des  rolgenden  dat.  der  andern  persoii  Avcnig  passenil. 
doch  sagt  mau  auch  gr.  yaoiyioO'Ui  nvi  ii  und  das  me- 
diiuu  yuoli^ojiiai  wäre  tiiaidv.  niis  fai'rhäita.  Bei  aviliudu, 
dem  gcwüalichen  ausdruck  für  evyuoiatto) ,  finde  ich  nie 
eiu  solches  pron. 

leihvau  sis  davaicaüdai  INIalth.  .5,  42,  aber  leihvand 
davsii^ovGi  Luc.  6,  34,  richtig  unterschieden,  das  act.  d'u- 
veiC.v)  ist  Icihva,  das  med.  dureH^Ofiui  leiliva  mis.  das  lat. 
depoii.  muluor  enlspricJit  dem  leihva  mis,  nuituo  do  dem 
leihva. 

samjan  sis  eyngoGConr^aat  Gal.  6,  12 ,  in  der  vulg. 
hloU  placere.     dagegen   samjaudaus  agtazoi  Col.  3,  22. 

(jatdxjan  sis  oirpfj.fiod-ai.  Luc.  9,  25,  die  parallelstelle 
Malth.  16,  26  Diangelt,  das  activ^  wrpeXeiv  ist  iMarc.  8,  36 
gegeben  buljan. 

gatxtiididt'dnn  sis  VTreOTQeipav  Liic.  2,  20  ein  fehler, 
man  bessere  sis  in  sik. 

Da  wo  bloß  nns  oder  izvis  vorkommt,  bleibt  es  nn- 
siclier  ob  der  dat.  oder  acc.  gemeint  sei ,  z.  b.  bei  miin^ 
döth  izvis  ay.oTieire  Phil.  3,  17,  sagte  man  mundo  mis  oder 
mundo  mik  für  caveo  mihi,   ich  wahre  mich? 

Überhaupt  aber  ist  der  reflexive  acc.  häufiger,  (jo'fddju 
sik  GVViQyeTcu  IMarc.  3,  20,  gewöhnlicher  steht  iddja  ohne 
sik,  die  bloßen  intransitiva  gagga ,  inngagga  reichen  zur 
Übersetzung  der  gr.  media  i'^yo/iac,  elgfQyofiui  aus. 

auch  qviman ,  vielmehr  ganviniau  sik  läßt  sich  nur 
einigemal  aufweisen:  gaf|vemun  sik  GVP7;y&y  IMarc.  5.  21 
Gvvv.yovTCii  ]MarcT  7,  1.  sonst  thut  das  einfache  uubeglci- 
tete  qviman  denselben  dienst. 

atnehvjan  sik,  h/y'i^eiv .  atnehvida  sik  i'-yyr/.s  Luc.  10, 
11;  nelivjandans  sik  iyyluovtes  Luc.  15,  1;  doch  blolks 
atuehvida  -ijyyiKE  Luc,  10,  9.  dies  verbum  scheint  allerdings 
viel    transitiver,    auch    das    transitive    gavandjan    entbehrt 


verhuni.     gejins.     medium.  31 

kaum  (las  sik:  gavaiicljai  sik  Luc.  17,  31;  gavandjaina  slk 
]Marc.  4,  12;  gavandjauds  sik  Marc.  5,  30.  8,  33.  JMatth.  9, 
22 ;  vaiuljands  sik  Luc.  7,  9 ;  gavandida  sik  Luc.  1,  664 
4,  1  ;  gavandideduii  sik  Luc.  2,  39.  43.  45  und  so  lies 
Luc.  2,  20.  gleichwol  stößt  man  II  Cor.  3,  16  auf  bloßes 
gavandeith  tmaroiunj  und  erinnert  sich  des  medialen  oiQe- 
(peodcii ,    des  lat.  \  ersari  u.  s.  w. 

skäidan  kann  intransitiv  und  transitiv  gedacht  werden, 
das  medium  wird  durch  sik  hervorgehoben :  afskaidith  iz- 
vis,  acfooio&'/^Ts  II Cor.  6,  17. 

idrei(j6n  sik,  bereuen,  idreig^j  mik  /tiSTavoM  Luc.  17. 
4.  fisTapeloftui,  II  Cor.  7,  8;  idreigu  sik  /iieTCii'Oj'^ny  Luc. 
7,  3.  unmedial  ausgedrückt:  idreigulli!  ft^Tavotlxs  Älarc.  1, 
15;  idreigunds  fterufiehi&ei'c:  Matlh.  27,  3;  idreiguda  peze- 
ft€X6^ii7-v  II  Cor.  7,  8;  idreigudedeina  /'eTcröj^onv  Mntih, 
11,  21.  /neravoi^owai  IMarc.  6,  12;  gaidreigudedeina  fura- 
voi]Gav  Luc.  10,  13.  Das  eine  der  übersetzten  gr.  verba 
ist  act. ,  das  andere  med.,  also  darf"  auch  der  deutsche 
ausdurck  schwanken,  ohne  sich  dabei  nach  dem  gr.  zu 
richten. 

shaman  sik  ciioyvviadai:  skama  mik  uiayivojKat  huc. 
16,  3;  skamaith  sik  iii(iiGyvrd-r,oeTui  INIarc.  8,  38.  Luc.  9, 
26;  skamuidcdeima  ims  (puderet  nos)  II  Cor.  1,  8.  bei  die- 
sem verbum,  so  intransitiv  es  ist,  wird  das  prou.  scliAver- 
lich  fehlen. 

thrafstjan  sik  SuQGeip.  thrafslel  thuk !  'd^üoGei  JMatth, 
19,  2.  22.  Marc.  10,  49.  Luc.  8,  48;  ihrafsleilh  izvis!  -d-dQ- 
Gdrs  Job.  16,  33.  sonst  transitiv  und  -n c.Qcr/.a}.üi' ,  nccQu/tv- 
delGd-c'.i  ausdrückend  (Luc.  3,  18.  Job.  11,  19.  31),  daher 
für   den  medialen  sinn  das  pron.  imcnlbebrlich. 

allis  sik  gatharhith  (?  gatbarbailh,  wie  abd.  darpet) 
nüvTii  fyy.QaTf.verc'.i  I  Cor.  9,  25,  vulg.  ab  omnibus  se 
abstillet,  das  gr.  med.  i^yy.Qurevoftai  spricht  für  tharba  mik. 

alla  (jctkunmin  sik  faura  imma,  vTtOTc.yy  avTtp  ta 
nävra  I  Cor.  15,  28;  fjakanu  sik  v^ioTayilGirui  ibid.;  in 
diesem  merkwürdigen  ausdruck  scbeint  das  sik  enlbclirlich, 
denn  Gab  2,  5  liest  man  (jaknnlhcdum  ufluuüvein ,  ei- 
^afiev  17]  vnoTuyyj,  vulg.  cessimus  subjectioni.  das  active 
vnoTccGGSfV  wirti  sonst  haulig  ufbausjan,  ufbnaivian  über- 
setzt, gnkann  nük  oder  auch  bloßes  gakann  bedeutet  also 
cedo,  fi'y.M,  gakunllia  6i"^u ,  ich  stehe  nach,  weiche,  bin 
untergeben,  gehorche;  wie  verhall  sich  dieser  sinn  zu  dem 
einfachen  kann,    oid'a^    gakann  würde  seiner  bildung  nach 


32  eiiißtcJicr  aalz. 

sich  dorn  gr.  m'ij'0/()u  vcrj^lclclion,  ^vas  aber  aiifidnickt :  icli 
vvciliiiül  (laniin.  sa^l  gaUanii  niik  ans:  ich  weiU  oder  l)fUciiiie 
inicii  iiiilerllian';'  tlciii  jnücliligcn  gegenüber,  fai'ira  iinina. 

Das  inodiiiiu  fvö'vottaO-ui  glebt  Ulf.  diircli  das  lilof^e 
vtisjan,  >vol)ei  dann  das  gr,  im  acc,  sk-licnde  uh'iccl  in  den 
tiat.  kommt:  gavasjam  sarvam  linliadis  ird'voo'j/tida  tu 
'ÖjiIu  tov  (fO)Tfjg  liom.  13,  12;  Jivc  vasjaima?  r/  ']ifQtßu- 
)M/i.£t)a  j  IMatlh.  6,  31;  live  vasjailh  zi  ird'vGi;o&s  IMallli. 
(),  25.  vasjan  stellt  aber  auch  acliv  für  ivövtiv  INIallh.  6, 
30.  IMarc.  15,  20  und  darum  kann  das  med.  wiederum 
lauten  gavasjdii  .s//i  JMatth.  6,  29.  Auf  dieselbe  weise  Avinl 
mit  ijaUumün  verfahren.  gahaniuth  friuijin!  i-i'dvnuaOe 
tov  -/.vQiov  liom.  13,  13;  gahamulh  Jiiujamma  ivd'vnc'ciieroi 
IUP  viov  Cül.  3,  10;  gahaniulh  thamma  niujiu  mann  iv- 
di'(Jiio&(u  TOV  aairov  ävdQomov  Eph.  4,  24.  (jahamon 
sik:  gahamölh  Izvis  sarvam  iv^voao&s  T)]v  TiavoTiliuv 
Eph.  6,  11;  gahamöth  izvis  usbeisnein ,  kvdvoaad'e  pir/.oo- 
'dv/iuiV  Col.  3,  12.  das  active  gahamuu  kann  natürlich 
auch  passiv  gesetzt  werden:  Christau  gahamudai  siiuth  Xot- 
tjTüV  ivsdvüuüOs  Gal.  3,  27;  sijuima  gahamudai  brunjun 
ivdvoafnvoi  ■Oc'xjay.a  I  Thess.  5,  8;  in  diesen  beiden  letzten 
stellen  dürfte  ebenwol  gesagt  sein  gahamolli,  gahanium  oder 
gahamulh  izvis,  gahamum  uns.  Bei  oßhiupjaii  sik  u':i !■'/.- 
d'vaaö&ai  finde  ich  objectiveu  acc.  stall  des  dativs ;  afsluup- 
jaudans  izvis  thaua  fairnjan  manuau   Col.  3,  9. 

sUduleilijan  stellt  immer  ohne  pron. ,  wie  •d-ciVfiu^fiv 
activum  ist,  im  fut.  'd-uv/Ku.Go/iui  aber  medial  wird;  das 
lal.  nurari  und  ahd.  sih  wuntarun  siud  medial. 

anadriifkau  sik  /tied^'/oHeod-ai,  ulul.  sich  betrinken,  ni 
auadrigkailii  izvis  veina ,  jtit}  /te&vGzeüd^e  oi'ro)  Eph,  5,   18. 

Die  zahlreichsten  belspiele  bieten  sich  dar  für  den  fall, 
wo  entschiedne  trausitiva  durch  zufüguug  des  pron,  in 
den  inedialausdruck  umgesetzt  -werden,  und  dann  gr.  me- 
dia oder  passiva  wiedergeben:  gasandjau  mik  nQOTcefi- 
fpd')]Vca  II  Cor.  1,  17;  galaugnida  sik  Luc,  1,  24;  ataugida 
sik  Luc.  9,  8.  I  Cor.  15,  8;  bairhtei  thuk  silban  Job.  7,  4; 
ik  hauhja  mik  silban  Job.  8,  54 ;  invagida  sik  silban  Job. 
11,  33;  skaflida  sik  Job.  12,  5;  gafalh  sik  Job.  12,  36; 
varmidedun  sik  Job.  18,  18;  gasatideduu  sik  ICor.  16  ,  15; 
galulgiand  sik  Rom.  11,23;  haunjan  mik  Twneivovadv.t 
Phil.  4,  12;  uslutoda  mik  Rom,  7,  II;  huiliau  sik  Ltic.  6^ 
18;  gabaftida  sik  Luc.  15,  15;  galisand  sik  Luc,  17,  37; 
galesun  sik  JMarc.  4,  1;  galaisida  mik  Phil.  A,  11  ;  gaslei- 
thilh  sik  IMarc.  8,  36  u.  s.  w. 


varhu/n.     ge/ms.     medium.  33 

Wenn  sicli  zum  verbiim  aucli  ein  niclil  reflexives  pron. 
selzeii  läßt,  so  ist  es  transitiv;  wenn  es  nur  ein  rellexlves 
verträgt,  iniransiliv.  man  kann  sagen  ik  liailja  thiik ;  aber 
qvinia   tliiik,  skama  thuk  waren  oline  sinn. 

lc]i  mache  benierklich  ,  daß  Ulf.  das  re flexi vpronomen 
fast  überall  dem  verb.  unmittelbar  nachsetzt^  nur  ein  ein- 
zigesmal  stand  sik  gatliarban  f.  gatliarban  sik. 

Ahd.  intransitiva  mit  dem  prouomen. 

Eigen  ist  das  vorkommen  eines  reflexiven  gen.  bei  ver- 
bis ,  die  sonst  diesen  casus  objectiv  setzen,  zilon  sin  (at- 
tendere):  iro  zilulun  (attendebant ,  curabant)  0.  II.  14,  11; 
zilu  dtn  !  (festina)  0.  III.  2,  19;  zilut  iuer  liera!  (tendile 
huc)  0.  II.  14,  4cS;  Sin  zilola  (festinavit)  0.  III.  17,  44; 
gewölmlicli  steht  bloßes  zilun  ,  gizilun  ,  ohne  pron.  0.  lY. 
4,  6.  14,  9.  36,  17.  ilan  sin  (festinare) :  sie  iltun  iro  (fe- 
stinabant)  0.  V.  16,  9;  ile  din  !  (festina)  W.  17,  14,  sonst 
bloß  ile!  W.  33,  13;  genug  belege  für  ilan  gibt  Graff  1, 
226  fl^  so  scheint  auch  einmal  IN.  den  gen.  statt  des  dat. 
beifurhten:  furhtent  iro  selbero  (timebunt)  ps.  51,  8,  zu 
verwenden  *). 

Der  dat.  steht  sonst  noch  überall  bei  forlitan  (liniere.) 
ni  forhti  thü  thir!  (ne  timeas)  T.  2,  5;  ni  forhti  thir! 
T.  3,  4;  ni  forahtet  ir  iu !  0.  111.  8,  29;  ne  furhte  ih  mir 
des  leides  (noii  limebo  mala)  N.  ps.  22,  4;  ne  fnihtcn  wir 
uns  (non  timebimus)  N.  45,  3;  ziu  sol  ih  mir  furlitcn? 
48,  6 ;  sie  forhtou  in  (trepidaverunt  timore)  52,  6  ;  sie  ue 
forliton  in  (non  timuerunl)  77,  53.  in  beiden  lelzlon  ci- 
taten  ist  in  der  dal.  pl.  eis  ,  welcher  ahd.  bekanntlich  den 
verlornen  goth.  dat.  sis  ersetzen  muß.  das  pron.  unlcr- 
bleibt,  sobald  das  verbum  transitiv  steht,  z.  b.  N.  ^is.  3,  7. 
13,  5,  21,  26.  irl'urhlen  (revercri)  construierl  N.  mit  dem 
acc.  irfurhldn  sih  (revereantiu")  ps.  34,  4.  39,  15.  intralan 
(timere)  steht  meines  wissens  bei  0.  immer  nur  transitiv 
I.  13,   15.  27,  11.  II.  6,  17.  IV.  1,   16.  20,   7. 

Auch  bei  borgen  (cavere)  hat  N.  den  dativ:  porge  dir! 
(cavc  tibi)  ps.  74,  7 ;  feruer  bei  (feliirmcn  ((juiescere^  :  ge- 
hirmeda  imo  (((uievil)  N.  75,  9;  doch  57,  8  bloßes  gehir- 
nvent    (ccssanl) ;    hei   (jihoren  (audire)  :    ih  kehure  mir  (au- 


•)  oder  nimmt  er  iim  ohjectivei?  wie  er  22,  4  snjrt:  fiirlite  ili  mir 
«les  leides,  liiitte  er  auch  jenes  aiisdriicken  köniHMi:  liirliteiit  in  (sihi) 
iro.  wo  zwei  reflexive  pronoiniiiii  in  einem  satz  stelin  ist  dns  erste 
rellexiver,  das  zweite  objecliver,  z.  b.  ili  .senmt-n  niih  mfn  (ich  scliiinie 
mich  meiner);  ohifjes  zilö  din,  ili  diu!  lälU  »ich  aber  Uiim  erweitern 
in  zilu  dih  din,  ili  dih  din! 

c 


,34  euijdchcr  scilz. 

(Hain)  .S4,  0.  ViCi  ivarlcn  (ca\cYv,:  ^varl('l  in!  (.jltcnJIlc) 
T.  33,  1.  44,  l.  0.  II.  23,  7;  ihaz  wir  uns  warlrii  (ut 
caveainusj  0.  III.  .5,  5.  belog«;  liir  ilas  bloße  warlcu,  ohne 
pron.,  bei  Grall'  I,  950. 

Das  nicht  rein  aliil.  Ilikl.  lietl  gewälirt  den  dal.  in 
zwei  nicrkwiiidigen  nillcii  ,  bei  ivesuu  und  ivilan :  du  bist 
dir  spaher  37;  iU   ini   \m}1.  12. 

Den  acc.  finde  ich  a!id.  bei  pruttaii  (tcrrerc,  liirbaiej: 
ni  brutti  thili  imiates  (noli  timere)   0.  1.  5,  17. 

pelyan  sih  (irasci):  ue  bilg  dih  !  (noli  aemnlari)  N.  ps. 
37,  8;  pelgeiU  iuli !  (irasciinini)  N.  ps.  4,  5;  i)ilget  er  sih 
(irascetur)  N.  7,  12;  sih  gibilgit  (irascitur)  T.  26,  2;  balg 
sih  (iratus  est)  T.  10,  1:  irbilgest  du  dih  (irasceris)  l\'. 
78,  5.  79,  5;  sih  beige  (irascalur)  1^.2,  12.  Ebenso  sih 
zurnan  gl.  mons.  364;  bei  0.  transitiv,  ohne  sih,  IV.  30, 
6.  3.5,  2. 

fveivan  sih  (laelari)  l'rewi  dliih  !  (laelare)  Is. ;  bei  N. 
liäufig:  IVewo  ih  inih  (laelor)  ps.  12,  5;  frewent  sih  (lae- 
lantur)  5,  12.  14,  7;  ebenso  bliilan  sih:  sih  bilden  (lae- 
tenlur)  0.  1\'.  37,  36;  blidtim  siii  (laelabantur)  0.  1.  17, 
55.  mendan  sih:  sih  nienden  (laelentur)  0.  IV.  37,  35; 
ist  sih  nicndenti  I.  4,  32;  uieudet  sich  (laelalnr)  W.  55,  9; 
mendent  sih  (laetantur)  W.  78,  3.  Dagegen  steht  gifehan 
(gaudere)  intransitiv,  ohne  pron.  T.  4,  2.  21,  6.  96;  gleich 
dem  gülh.  laginou,  das  weder  sis  noch  sik  zu  sich  nimmt. 
intdan  sih  (vereri,  sich  seltenen,  schämen.)  farmul  dih! 
(latita)  Diut.  1,  499»^;  ni  nuduh  mih  thero  worto  0.  IV. 
5,  8;  er  sih  fon  in  firmeid  0.  V.  10,  21;  ni  meid  sih  (non 
erubuil)  0.  I.  11,  38;  miden  sih  (erubescant)  IV.  ps.  69,  4. 
Nicht  anders  das  gleiclibedeutige  scameu  sih ;  schameen 
sih  (erubescant)  Is.  5.  2;  scameien  sih  N.  ps.  34.  4.  39,  4. 
70,   13. 

arciueman  sih  (pavere) :  ircham  sih  (formidavit)  N.  ps. 
118,   161. 

pichndheii  sih  (agnoscere)  bichnaan  sih  (agnoscaiit) 
Is.  5,  2;  sih  bikuati  (agnosceret)  0.  II.  6,  43.  pideiichan 
sih  (cousiderare)  sih  bithähti  0.  I.  23,  12. 

piheizan  sih  :  sih  biheizssit  (confitebitur)  Is.  2,  2 ;  I)i- 
hiaz  sili   0.  III.  25,  22. 

chlafjoii  sih:  Idagöut  sih  O.  II.  23,  23;  chlagöt  sih 
N.  ps.  128,   1. 

xveinon  sih:    sih  weinot  0.  IV.  7.  37. 
puozau  sih  (emendari)  sih  buazla  (ihat  büße)  0.  I.  23, 
iG;    biiazet  iuih  0.   I.  23,  55. 


verbitin.     gerius.     ineduim.  35 

rechan  oder  recchan  sih.  ue  rechent  iuuih!  (uolite 
peccare)  N.  ps.  4,  5.  was  lieiiU  das  eigentlich;'  ps.  140^  2 
stellt   recclie  sih  üf,   dirigatiii-. 

farsehaa    sih   (confidere).    sih  ferselient  (coiifidunt)  ps. 

~>     — 

tviintaröti  sih  (iiilrari.)  belege  bei  Graff  1 ,  903. 

kdhon  sih   (festinare.)  gAliut  siti.  N.  7,  12. 

huoliichön  sih  (gloriari.)  guollichunt  sih.  N.  5,  12. 

sih  Jhiohiren  (consolari)  'J'.  10,  2. 

forligan  sih  (moechai-i)  :   ni  forligi  ihih !  T.  28,  1. 

wanan  (sperare)  hat  kein  pron.  rell.,  wol  aber  piwänan 
sih  (seciim  reputare):  biwanen  niih  0.  I.   25,  8. 

Das  sind  die  Avichligsten  beispiele ,  die  mir  einfallen; 
des  sih  neben  entschiednen  transitiven  gibt  es  eine  größere, 
keiner  aufzählung  bedürfende  menge. 

Man  sieht,  daß  das  ahd.  pron.  häufig  schon  dem  verb. 
vorausgeht ,  d.  h.  sich  nach  dem  allgemeineren  gesetz  der 
ahd.  Wortfolge  richtet,  vermöge  dessen  es  beim  imp.  noch 
immer  nachsteht. 

Mhd.  weiß  ich  den  reflexiven  gen.  bei  zihi  und  üen 
nicht  nachzuweisen,  beide  stelin  ohne  pron.,  doch  halte 
ich  ein  mhd.  ile  din !  für  sehr  möglich,  in  Lampr.  Alex. 
3271  findet  sich:  daz  du  din  zomvis  (ut  festines);  Ms.  2, 
56''  zoitge  din!  2,  81^'  zoncjt  oucli  iure! 

Der  daliv  dauert  noch  bei /«»'/t/eu  fort :  nie  ue  forhle  du 
dir!, cod.  vind.  653,  108*;  nie  ne  vürhte  dir  I  Iw.  516;  ir 
ne  dürfet  iu  forlitea  Diut,  3,  106;  si  vorht  ir  Ms.  2,  185^ 
Wigal.  6448.  noch  kein  fürhleu  sich,  wol  aber  ein  iutrans. 
bloßes  ich  lürhte  Nib.  55,  3. 

dat.  liei  stän  :  ich  stuont  mir  fsleli)  Ms.  1,  38|^;  wozu 
man  halle:    ich  slief  mir  (dormivi)  Doc.  misc.  2,   7. 

Der  acc.  noch  öfter,  sich  zürnen  (irasci)  zornile  sich 
Roth.  1639;  meist  bloßes  zürnen  INib.  119,  1.  394,  19. 
809,  4.  1495,   3. 

sich  vrömven  (gaudere.)  ich  fröu  nn'ch  Nib.  156,  3; 
freuten  sich  Nib.  440,  4;  ich  vreii  micli  Ivv.  1754;  vreute 
si  sich  l\v.  2670. 

sich  khujen  (queri)  klagen  sich  Bari.  34,  40  ;  klagete 
sich   ((|uesla  est)  Flore   1872;    viel    häufiger  bloßes  klagen. 

sich  schämen,  mac  ih  mih  scamen  Alex.  3251;  si 
schämte  sich  Nib.  1622,  4;  schämt  er  sich  Tw.  3499.  6313; 
hat  man  sich  verschämt  Ms.  2,  198'\  sich  miden  (absti- 
nere)  well  ir  luclis  nihl  mulen  Nil).  1758,  4;  der  mellene 
du  dicli  vcrniil.  cod.  i)al.  361,  74^\  bloßes  mideu  Iw.  1100. 

bloßes  (jähen  und  wwnen. 

C  2 


36  ein /'(tclier  so/l. 

Beaclilenswcrlli  siml  f<)li;on(1o,  iiitlit  in  icliinilid.  doiik- 
Dialern ,  soimIcim  mir  in  luke,  JSigenol,  AIoioll  um!  Ila- 
beiisclil.  iioiiiiisc  lu!  fornieln  ,  die;  sich  dann  aiidi  in  das  liel- 
denbvicli  und  eine  lis.  der  jNib.,  den  alhiechiischen 'J'il.  und 
sonslwo  eingostldiclicn  haben,  sie  bezeiclinen  den  volks- 
niaUigcn  slil  des  14.  1')  jli.,  klingt-n  niederdeutsch,  begeg- 
nen aiu  b  blüU  für  das  jcllexiv  der  drilteji  person,  d.  Ii. 
nie  inil  mich  und  dich ,  nur  mit  sich  ,  ^veiches  sich  viol- 
leichl  mehr  der  nlid.  dal.,  als  der  inhd.  acc.  isll'  auch  be- 
schranken sicli  alle  mir  zugiingliclicn  beispielo  auf  die  IJJ. 
priit. 

sprach  sich  ^^lo([uulus  eslj  TSib.  1386,  1,  1423,  1  nach 
der  hs.  D;  Kab.  268;  Ecke  H.  6.  47.  48.  267;  Sig.  L.  23. 
27.  34;  Otnil  im  hehlcnl).  9  (niclit  bei  Mono);  WoKdiel. 
143.   187;  lied  vom  all.  Iliid.;  Albr.  Tit.  19,   122. 

ivas  sich  (ruiij  Kcko  I;.  2.  If.  35;  Sig.  L.  14;  was  sicli 
»nimiiezec  jMorult  1707;  ilcr  was  sich  von  ciclude  Albr.  Tit. 
22,   29;    sich  vvas  JMs.  2,  233^ 

h/cz  sich  (vocabalur)   Kcke  L.  1.  H.  2. 

xvard  sich :  ein  buch  das  ward  sich  funden.  Oln.  ein- 
gangs;  es  ward  sicli  ein  bucli  funden.  Wolfd.  eingangs; 
du  wurden  sich  diu  nia^re  kunt  gelau  Morolt  2979. 

Nhd.  hat  der  gebrancli  des  reflexivs  noch  melir  abge- 
nommen: gen.  und  dat.  kommen  gar  nicht  meJir  vor,  ziem- 
lich bei  fiircliten  steht  jetzt  auch  der  acc.  sich  furchten  : 
icli  fürchte  mich,  du  fürclitest  dich,  und  waluscheiidich 
wurde  dieses  aufgeben  des  orgaii.  mir,  dir  herbeigeführt 
durch  das  auch  zum  dat.  erhobne  sich.  Nothwendig  ist 
das  pron.  noch  in  sich  schörnen ,  sich  freuen  ,  sich  er- 
innern  ,  sich  besinnen  ,  sich  ivundern ,  sich  wenden, 
sich  spulen ,  sich  rühmen ,  sich  kleiden  ,  sich  waschen^ 
sich  nennen  (vocari ,  gemein  auch  sich  sclireiben)  u.  a. 
IN'icht  mehr  zulassig  in  meiden,  zürnen  (doch  sich  erzür- 
nen), büssen ,  tvähnen.  Beide  weisen  treten  ein  bei  etVeJi. 
und  sich  eilen  j  ruhen  und  sich  ruhen  (bes.  sich  ausru- 
hen); nahen  und  sich  nahen.  lu  den  volksmundarten 
stölit  man  noch  oft  auf  intransitive  rellexiva,  z.  b.  er  er- 
schleicht sich,  er  heisst  sich,  er  iveint  sich  u.  s.  w. ; 
Volkslieder  tles  16  jh.  bieten  manches  dergleichen  dar,  z.  b. 
Försters  frische  liedlein :  er  redt  sich  (loquitur)  klagt  sich 
(c|uerilur)  trabe  dich  rüslein !  (currilo.)  ^Merkwürdig  ist 
noch  ein  andrer  zug  der  gemeinen  Volkssprache:  sie  pHegt 
gern  das  rellexive  sich  auf  die  erste  und  zweite  person 
des   pl.  zu  erstrecken ,    d.  ]i.   für  uns  und  euch   zu  brau- 


verhiun.     genas,     medium.  37 

cliei),  z.  b.  wir  bedauken  sich,  wir  liabeu  sicli  gefreut, 
ihr  habt  sich  gewundert;  vielleiclit  auch  für  mich  und 
dich  y  doch  ^vol  seltner. 

Die  alls.  spräche  der  Hei.  zeiclinet  sicli  aus  durch  häu- 
iige  auwendung  des  reilexivunis  bei  intransitiven ;  die  ab- 
wt'icliiuig  vom  alid.  tritt  hier  um  so  starker  hervor,  da 
ilas  eigenlliclie  pron.  der  dritten  pers.  niangell ,  also  das 
golli.  sis  durch  inui  und  iru,  das  golh.  sik  durch  ina,  sia, 
it  ersetzt  werden  nuiU ,  und  desgleichen  im  pl.;  einem  goth. 
ohr  würden   die  folgenden  formeln  seltsam  gekhuigen  haben. 

Ich  sclücke  die  accusativisclicn  ,  als  die  seltneren,  vor- 
aus, hcilg  ina  (iratus  est)  156,  10;  xvendid  ina  (vertit  se) 
135,  4.  137,  12;  sie  ni  mugun  sie  anthehhien  (non  pos- 
sunt  se  sustinere)  86,  16;  that  sie  sie  tjerewidin  (ul  se 
praepararent)  129,  23. 

Dativisclie:  was  im  (fuil)  31,  18.  35,  22.  tvas  imu  *) 
125,  12.  129,  17.  141,  18,  namentlich  auch  bei  dem  pas- 
sivauxiliare :  was  imu  bewunden  (circumvolutus  erat)  125, 
12;  siu  ivas  iru  widowa  (vidua  fuit)  66,  16;  ic  hiian  uii 
andiahtman  (minister  sum)  64,  12;  bist  thi  (es)  175,  15; 
wärun  im  (erant)   35,  9.   121,   13. 

(juemau  :    cjvunum  im  (venerunt)  36,  4, 

faran:  fuor  im  (profectus  est)  34,6.  171,  10;  im  förun 
(proi'ccli  sunt)    176,   9. 

(janffun:  g^ng  imu  (ivit)  33,  24.  34,  16.  61,  I.  73,  1. 
130,  14.  137,  2;  im  nahor  geng  (propius  accessil)  64,  4; 
gang  thi  hol  hinan!  (sanus  exi)  119,  7;  ganga  imu  (eat) 
119,  20. 

(jiwilan:  giwel  imu  (ivit)  60,  21.  63,  18.  65,  21.  66, 
4.  70,13.  113,  16.  119,  16.  128,  3.  13.  143,  19;  im  gcwet 
70,  2  ;  im  ford  giwet  (abiil)  34,  5.  69,  20;  inui  up  giw^t 
129,  16;  glwilun  im  (iverunt)  110,  1.  112,  9.  im  Hild. 
lied  stellt  blol^  unreilexives  gitveit  (ivit.) 

sithon:  mäht  thu  thi  sitliun  (ire  potes)  65,  15. 

scridau :   scrid   thi!  (progrcdere)  32,   17. 

stüfan:   inuj  gistcg  (ascenilil)   130,   15. 

siitan:  sat  im  (sedil)  38,  16.  19;  sat  imu  130,  16;  sd- 
inn   in»   (seilerunl)   35,  9.    HO,    19. 

slandan:  slud  inui  (stclit)  72,  23. 

andfddan  (timere) :  im  anih-iedi  (tinierel^  4,  4;  im 
andrcdin  (limercnl)  68,  22.  120,  18;  andiadad  iu  !  itimote) 
57,  24.   58,  4. 

')  im  tiiiil  iiiitt  für  den  dat.  sg.  sdiwankeii, 


39  einfacher    salz. 

hebhlan:  sie  habl)iatl  im  liiillicn  liiii;!  (aiiliiio  siuil  «liihio; 
113,  1.5;  Jiabdim  im  mordliugi  (nctcm  meditaljantiirj  129, 
5;  liabde  imii  grimmen  Imgi  (dira  medilahaliii)  141,  17; 
liabdiiri  jm  gewiii  inilvil  (rct^islere  conaJjaiitiir)   130,   11. 

Uhhiaii  (vivfie):  imu  iiiahli  lil)bicu  123,  13;  inusti  iimi 
libbicn   125,  21. 

■vvuniau  (habitave);   imu  -svnnude   128,  3. 
Ist   in    den    drei    folgenden    stellen    das    im   von    bigan    ab- 
hängig  oder   von    dem    nacbslebenden    iiifiniliv?    im    thero 
dadeo    bigan    wundrun    4,  22;    bigan    im    llienkcan    9,    24; 
bigan   im  samnun  34,  15. 

Vcrmiscble  fälle:  linudun  im  (discebanl)  115,  14;  mende 
imu  (pulavit)  138,  13;  wisse  imu  (scivit)  139,  12;  feng 
imu  (copit)  36,  3;  fiscudun  im  (piscabantur)  34,  20;  -will 
iniu  sine  iiiman  (pocuniam  acceplurus  est)  140,  3;  scoldi 
sokicn  imu  (qnaesituriis  erat)  137,  16;  sukiad  iu  Cquaerite) 
59,  8;  ic  mi  gicus  (elegi)  5,  3;  girurun  im  (elegcrunl)  35, 
17.  in  melirern  der  letztaiigefiilirlen  beispiele  lielie  sich 
ein  lebhafterer  daliv,  ein  casus  commodi,  annehmen;  allein 
auch  der  reflexive  sinn  genügt. 

Ags.  verhält  sich  alles  beinalie  ebenso  ;  doch  -wird  der 
mediale  ausdruck  in  B.  und  C.  seltner  angewendet  als 
im   Hei. 

für  den  acc.  habe  ich  mir  nur  zwei  fälle  angemerkt, 
vendan  und  restan.  vend  the!  (verte  te)  C.  56,  28;  vende 
hine  (vertebat  se)  C.  34,  33.  restadh  incit!  (mancle  vos 
duo)  C.  174,  19;  hine  reste  (recjuievit)  C.  95,  25.  gerade 
so  sieht  auch  altfries.  hini  reste  (quievil)  As.  2. 

Dativ,  vesan:  sceal  vesan  liim  on  vynne  (laetabilur) 
C.  23,  29. 

qcvitam  gevut  him  (profectus  est)  C.  106,  30.  125,  23. 
126,  21.  130,  27.  174,  26.  B.  466.  3202.  3803.  3924; 
liim  gevat  B.  51.  1317.  2471.  3202;  gevilon  him  (profecti 
suntj  B.  599.  2243.     aber  auch  bloß  gevilan. 

tredan  (calcare) :  him  gräsmoldau  träd.  B.  3758. 
hveorfan  (vertere) :  hvearf  him  C.  29,  8. 
ondrwdan  (limerej:  ic  me  ondr.xde  (timco)  ps.  3.  5. 
118,  120;  ne  ondrcxde  ic  me  nan  yfel  ('nulluni  malum 
limeo)  ps.  22,  4;  ve  us  ne  ondrcxdadh  (non  timebinius) 
ps.  45,  2;  no  he  him  ondred  (non  timuit)  B.  4689:  ondre- 
don  him  (linMierunt)  C.  53,  15;  ne  thearft  thu  the  vilit 
ondraiclan   (nc  linieas)  C,   '>?,.   15. 

vitan:  visie  him   (novit)  C.  29,.  2. 


verhimi.     geiius.     medium.  39 

x^ndere  intransitiva  stehen  ohne  pron.,  z.  h.  vuntlrian  (nn- 
rari).  Auch  die  engl,  spräche  meidet  bei  intransitiven  das 
reflexiv,  man  sagt:  go,  wonder,  dread,  fear,  turn,  reniem- 
ber,  rejoice,  oder  be  rejoiced,  be  ashamed,  l)e  glad.  bei 
transiliven  ist   das  pron.  aber  nölhig,  z.  b.  1  dress  myself. 

3iiil.  beispiele  des  rellexivs  habe  ich  nur  einige  aufge- 
zeichnet; es  -wird  nocli  andere  geben,  doch  ist  kein  hem 
bei  Avas  oder  spräl\^,  in  solchem  sinn,  zu  spüren. 

verhehjhen  (irasci) :  verbalch  hem  Reiu.  2641. 

scamen  (vereri):  scaems  hem  (schäme  sich  dessen)  Reiu. 
2232;  scaemde  hem  (schämte  sich)  Rein.   1200. 

ontsien  (timere):  ic  ontsie  mi  (timeo)  Floris  863;  oii(- 
sach  hi  hem  (timuit)  Floris  1399 ;  hi  onlsiet  hem  (timet) 
Stoke  2,  503;  doch  ist  das  pron.  zu  eulbehren,  Reiu.  53 
bloßes  onlsiet,   Floris  3306   bloßes  oulsach. 

vei'stoten  (tremere):  versliet  hem  (conlremuit)  Floris 
3304,  wonebeu  das  synonyme  versat  (entsetzte  sich),  statt 
dessen  auch  ^vol  versat  liem  stehn  dürfte. 

Nnl.  ist  statt  hem  und  haer  ^vieder  ein  reflexives  zieh 
eiugefülu:t  (1,  539.)  man  sagt:  zieh  schämen  (vereri)  zieh 
ontzetteti  (sich  entsetzen)  zieh  verzettelt ,  auch  v,o\  zieh 
ontzieii,    daneben  aber  bloßes  ontzien  uud  bloßes  vrezeu. 

Ungleich  wichtiger  für  unsere  ganze  Untersuchung  stellt 
sich  das  alln.  rellexivum,  welches  dem  verbo  beständig 
nachgesetzt  und  angelehnt  zu  einem  eiuverleibten ,  veikiirz- 
len  luid  unabtrennbaren  sufllx  gcAVOrden  ist.  in  den  andciu 
dialccten,  wo  die  Stellung  des  pronomens  schwankender 
und  wechselnder  ist,  hätte  das  sullix  nicht  so  leicht  enl- 
spriiigen  können,  im  altn.  aber  hat  sich  aus  der  mischung 
des  pronomens  mit  der  activen  verbalflexion  eine  schein- 
bare conjugationsform  ergeben,  durch  abkiirzung  imd  ent- 
slcllung  der  suflixe  ist  die  unbestimmte,  feingefärbte  me- 
dialbedculnng  allerdings  noch  besser,  als  durch  die  nhd. 
unbetonllieil  des  pron.  erreicht,  längst  unbetont  muste  es 
auch  schon  im  alln,  gewesen  sein,  che  es  zur  anlehnung 
geschickt  worden  komile ;  das  i)ron.  wirkt  fnst  nicht  mehr 
an   sich  selbst,   sondciii  nur   als  grammalischer  beiielf. 

y.s  ist  aber  dabei  auf  niehr.'ache  weise  verialuon  wor- 
den, die  eine  und  älteste  art  hat  beschi-änkUn  lunfnng; 
sie  ist  nur  in  den  edtlaliedern,  nicht  einmal  bei  ilen  spätem 
skalden,  geschweige  iu  der  |jrosa  zu  treH'eii.  8ie  bezieht 
sich  (im  jeilexiven  fall)  lediglich  auf  die  eiate  person.  das 
rejlexive  inilx    wird  in  m/<  (oder  mc)  verUiirzl   und  mittelst 


40  ei/tfaclier   sutz. 

des  eiiii;cscliübnoii  vocals  o  an  ilen  coiisoDaiil  der  erslori 
pcrs.  {^elicl'lf't.  das  gilt  cigcullicli  mir  vom  präs.  und  prril. 
slarkcr  coiij.;  in  der  scliNvaclieii  aber  nmU  der  vocalisclic 
aiisgaiig  iler  ersleii  pcrs.  in  beiden  leni|).  sich  von  ieneni  o 
absorbieren  lassen,  ohne  das  eingescliallele  o  ^värc  das  suKIx 
in  der  slarkcn  form  nicbl  avisziispreclien  gewesen;  in  der 
sciiNvaclien  billle  sich  mc  an  tlie  vocalisclien  ansgango  der 
llexion  schlieUen  mögen;  n>an  siebl,  daß  die  starke  form 
den  ton  angab,  zugleich  niul)  das  zwisclientretende  o  ^-  u 
den  wurzelvocal  «  in  ö  lunlauten  *).  hiernach  \Yird  man 
die  folgenden  belege  leicht   fassen. 

ouuik  (metuo,  timeo)  Sa-m.  42^  2.53»,  dem  sinne  nach 
ganz  das  golh.  og  mis;  hrcedhomk  (mcluo)  182*  253*:= 
linndha  mik ;  ulhromk  217*=idhra  mik,  golh.  idreigu 
mik;  hoilomc  (glorior)  261'^;  r«(//iomc  (consilior)  24.  25. 
26.  261»=^r<e(lh  mik,  den  grund  des  medialen  ansdrucks 
lehn  das  lat.  deponens;  vihiomc  (desidoro)  138^  =  vilnamik; 
thikhjovih  (arbilror)  182';  dijljomc  (celo)  253^;  siamc  (cir- 
cumspicio,  mcluo)  42*  162^,  gleichsam  ich  sehe  mich  um, 
caveo  mihi;  letotnc  (ich  liol^  mich)  23^;  helomc  (ich  hIeU 
mich)  47'*  221'';  v d nun k  (im,  alls.  was  mi)26l»;  hiKjdhomk 
(arbilratus  sum)  188»  =^  hiigdha  mik;  löydhomc  (posui) 
23^  =^  lagdha  mik  '•^'' ). 

Eine  andere,  gleich  alte,  äußerlich  mit  der  vorigen  zu- 
sammenfallende, aber  völlig  verschieden  entspningne  weise 
ist  bisher,  wie  mich  dünkt,  noch  nicht  richtig  aufgefaßt 
worden,  sie  gilt  bloß  für  den  fall,  wo  die  I  pl.  den  dual 
ausdrückt;  dem  ausgang  om  wird  dann  ein  k  hinzugefügt, 
welches  aus  dem  acc.  dual,  okkv  {ro)'i')  erwächst,  alle  mir 
bekannten    belege    gehen    die    1  dual.    ind.    oder    imp.    an: 


')  einige  betracliten  diese  prima  sg.  auf  omc  als  eine  pliiraiform, 
der  man  nur  die  bedeutung  des  sg.  überwiesen  habe,  erklären  sie  also 
fius  Olli ,  mit  einem  suflix.  dann  würde  die  annähme  eines  eingeschal- 
teten vocals  enti)elirlicli.  Diese  deutung  weist  al)er  den  nahliegenden 
und  wnlirsciieinliciien  einfluß  des  pron.  mik  völlig  ab  und  versteht 
selbst  das  übrigbleibende  c  niclit,  davon  abgesehen  daß  es  seltsam  ist, 
der  1  sg.  ihre  eigne  form  abzusprechen  und  für  sie  den  pl.  herbei- 
zuliolen. 

*')  dieselbe  form  kommt  aber  au<h  zum  vorsciiein  für  den  niciit- 
reflexiven,  unmedialen  fall,  wenn  d;is  omc  einer  driften  person  (niclit 
der  ersten  suffigiert  wird,  z.  b.  breniwmc  feldr  (uritur  mihi  vestis) 
40a;  eronic  Hell  (est  mihi  solHtiuni)  841»;  slondontc  til  hiarta  hiörr 
(stat  mihi  in  curde  gladius)  l.S(;i;  ,\lir  oc  undir  slddliomc  iötna  vegar 
(supra  et  inlra  me  steternnt  giüMiituin  viae)  23b;  liier  müste  aulgelöst 
Verden:    brennr  mik  feldr,  er  mik  liiu  ».  s.  w. 


verhiini.     genas,     medium.  41 

eromc  (siimiis  ambae,  Fenja  oc  Menja)  Gruttas.  1.  15*); 
vitelomc!  (colloqiianuir,  Vafthi'iulhnir  ok  Gängrädlir)  33^'; 
tfönijotncl  (cliscetlanuis ,  Grimnir  ok  Hripiidlir)  40^;  sMl- 
jomc !  (discedamiis ,  Gripir  ok  Sigurdlir)  179^;  hittomkl 
(conveniamus,  Helgi  ok  Atli)  144''.  Ließen  sicli ,  was  ich 
bezweille,  falle  dieser  lorm  liii'  den  pl.  anfüliren,  so  würde 
sie  aus  dem  siiiTix  des  pl.  pron.  oss  nicht  können  gedevilet 
warden ;  ebensowenig  mag  ich  annehmen ,  tlaü  sie  aus  dem 
ornc  des  sg.  erweiternd  und  unorganisch  auf  den  pl.  über- 
tragen sei.  vielmehr  unterscheide  ich  jenes  o-mc  von  dem 
eben  erklärten  om-r.  Der  reilexive  plural  sollte  niclil 
anders  endigen  als  auf  oms  (omz) ,  nemlich  das  s  aus  oss 
Oj/tiäg)  entnehmend,  wirklich  scheint  mir  diese  form  in 
dem  vöromz  (caveamus)  Hyndlul.  29.  32  ed.  hafu.  gewahrt, 
Rask  liest  117'^  118^  vörunzt,  verderbt,  ich  kenne  jedoch 
nur  den  einzigen  beleg,  und  nelime  ihn  nicht  für  vöi'omz  = 
vöromsc  **). 

Wie  verhielt  es  sich  aber  nun  mit  dem  rellexiven  aus- 
druck  für  die  zweite  und  drille  person  ?  was  jene  betriff, 
so  kenne  ich  in  den  quellen  durchaus  kein  suffix,  das  sich 
mit  dem  pron.  thik,  yckr  oder  ydhr  berührte.  Desto  häu^ 
liger  erscheint  es  für  die  dritte  pers.  und  lautet  sc,  wel- 
ches sichtbar  aus  dem  acc.  sik  entsprungen  ist  und  ganz 
dieselbe  Verkürzung,  die  jenes  wie  für  mik,  erfahren  hat; 
schon  die  ältesten  hss.  kürzen  das  sc,  sc  noch  weiter  in 
bloßes  z  ab.  die  anlehnung  dieses  sc ,  z  absorbiert  in  der 
111.  sg.  präs.  ind.  den  conson.  r,  überall  sonst  ergeht  sie 
auf  das  leichteste,  weil  alle  übrigen  dritten  personen  vo- 
calisch  auslauten. 

Das  wichtigste  für  unsere  Untersuchung  bleibt  aber 
einzusehn,  daß  dieses  sc  odera,  organischer  weise  nur  für 
die  dritte  person  eingeführt,  in  der  edda  kaum  auf  die 
erste  angewandt  wird,   die  sich  ja  ihres  eignen  sufiixes  be- 


*)  eromc  lese  ich  mit  einer  von  Tliorlaciiis  angeführten  hs.,  Her 
selbst  den  (acliven)  pl.  eroin  vorzieht,  und  Rask  (Sn.  147)  ändert 
ohne  notli  in  eru. 

**)  häufiger  ist  lunz  für  die  1  sg.  tliikjnniz  ec  (\ideür)  97l>;  ihot- 
tnmz  (videbar)  16»  22''  2:u;i;  li-<Iludiiinz  (luitabam)  12;'>i,  lauter 
luisverstandnisse  und  schroibft.'liler  für  thikjunic,  tliottunic,  ludludunic. 
das  foli^t  recht  klar  aus  dem  utircllexiven  lükiiniz  (pepulerunt  me) 
112''.  \s  'S  iiiclits  anders  sein  kann  als  räkunik  d.  i.  rako  niik.  AVolito 
man  lin  ituinz  nelinieii  iVir  tlintUuuse,  so  .«.clieint  die  anwendung  des 
xc  iTi.  die  erste  pers.  iil)erl;aiipt  erst  später  und  so  selten,  daß  ihr 
nicht  auf  einnud  fünf  boispiele  überwiesen  werden  k(>nnen,  die  sicii  noeli 
anders  aiiblegou  lassen. 


42  eiiij'aclier    salz. 

dient,  daß  also  omc  und  .sc  glelcli/oillg  nebeneinander  be- 
sleiin  und  sicii  in  verscliiedene  porsonen  iheiien.  alle  blaller 
der  cdda  zeigen  das  aiigeieiinle  z  liir  die  drille  person  in  jedem 
modus,  leinpus  und  nunieius;  kaum  fiir  die  erste.  liUflhz 
(dicit)  105«;  seiC  (circumsincit,  cavet)220'^;  iez.  (in  gleicher 
bedeutung)  143»;  hijyz  (arbilralur)  143'';  snyz  (verlitur) 
8^  196';  J'tjUiz  (injplet  se,  iinpletur)  6*;  ln'Jiz  (elevalurj 
8^;  snüüz  (verUinlur)  156'';  Inttuz  (conveniunt,  treuen 
sich)  9'^;  minnaz  (recordanlur)  9^^;  hrwdhaz  (meluunt)  8»; 
tjvathz  oder  yyrti  (loquuUis  est,  sprach  sicii)  14?''  I62^,fanz 
(inveniehalur)  1»;  tetz  (ließ  sich)  161'^  lezk  260'';  settiz 
(selzlc  sich)  138»;  säz  (circunispiciebant  se)  134»;  yettuz 
(consiliati  sunt)  i^  2»  5'';  hilloz  (convenerunt)  2»;  (jen- 
goz  (giengen  sich)  5^;  thötluz  (videbanlur)  232''  auch  oft 
fiir  den  inf. :  beijaz  (pugnare  secuin)  7^;  hreeähaz  fme- 
tuere).  alle  diese  formen  sind  leicht  in  ihre  beslandlheile 
aufzulösen. 

Hiernach    lassen    sich    nun    golli.    unangelehnle    formen 
den  alln.  sufligierleu  zur  seile  stellen: 


c[Yilha  mis 
qvilhilh  sis 
qvithus  ugk 
qvilham  uns 
qvilhand  sis 
qvath  mis 
qvalh  sis 
qvethii  ugk 
qvethum  uns 
qvethun  sis 
idreigu  mik 
idreiguth  sik 
idreigus  iigk 
idreigoni  uns 
idreiguud  sik 
idreiguda  mik 
idreigoda  sik 
idreigudedu  ugk 
idreigudedum  uns 
idreifiudedun  sik 


qvedhonic 

qvedhsc  (qvedhz) 

qvedhonic 

qvedhomz 

qvedhasc  (qvedhaz) 

qvödhomc 

qvadhsc  (qvadhz,  qvaz) 

qvädhomc 

qvadhomz 

qvadhosc  (qvadhoz) 

idhromc 

idhrasc  (idhi-az) 

idhromc 

idhromz 

idhrasc  (idhraz) 

idhrödhomc 

idhradhisc  (idliradhiz) 

idhrödhomc 

idbrödhomz 

idhrödhüsc  (idhrüdhuz) 


nicht  alles  wird    sich  hier  nach  der  strenge  belegen  lassen, 
z.  b.  der  günstige  zwischen  dem    sg.  prät.  qvödhomc  *)  und 


*)  das  \oihi.i  6.  4ö  angei'ülnte  väioiuc  sollte  freilich  vöronic  lauten. 


verbuni.     getnis.     medium.  43 

dual,    qvadliomc    vermutete    unterschied;    im    ganzen    stellt 
aber  die  theorie  fest. 

Zugleicli  leuchtet  aus  den  niitgetheilten  beispielen ,  und 
aus  andern  hervor,  daß  die  bedeiilung  der  ahn.  formen 
ganz  dem  medialen  ansdruck  entspricht,  den  Avir  im  golh. 
ahd.  alts.  und  ags.  rellexivum  walirgenonnuen  liaben.  nir- 
gends wahet  ein  streng  passiver  sinn,  d.h.  der  niclit  in  den 
medialen  aufzulösen  wäi'e. 

Mit  der  zeit  aber  treten  Veränderungen  ein  ,  für  form 
und  bedeutung. 

Das  suffix  sc  oder  z  beginnt  um  sicli  zu  greifen,  ein- 
mal muß  man  zugeben,  daß  es  auch  für  die  zweite  person, 
bereits  in  der  edda,  erscheint,  vermutlich  am  ])latz  einer 
alleren,  verdrängten,  deren  characler  th  war.  thu  tldckiz 
(videris)  167^  ITSt^  176^;  thöltisca  thü  (nou  videbaris)  68»; 
tJiihkiz  er  (videmini)  221^;  m'mzlu  (recordaris)  268'^*); 
nälgazhi!  (appropinc{ua)  47^;  überall  ist  hier  durch  das 
beigefügte  pron.  alle  Zweideutigkeit  gelioben.  Sodann  suffi- 
giert der  inf.  allenthalben  sc  oder  z,  auch  da  wo  die  zweite 
und  erste  person  gemeint  ist;  ich  habe  bei  den  inf.  nie  das 
suffix  oinc  oder  mc  wahrgenommen,  obgleich  es  früher 
zulässig  gewesen  sein  mag.  nam  ec  fvievaz  oc  vel  hafaz 
(coepi  prosperare  et  bene  me  habere)  28";  nuuitu  lemiaz 
(coutunderis)  144^;  hveljaz  lezt  (incitarl  te  passus  es) 
187'^;  ydhr  siazc  (vos  meluere)  143''.  Diese  gewohnlieit 
wird  denn  auch  endlich  den  Übergang  auf  die  erste  pers. 
herbeigeführt  haben:  das  einzige  mir  bekannte  belspiel  ist 
ck  minuiz  (recordor)  138'%  vörumz  und  ihultumz  sind 
vorhin  (s.  41.  42)  beseitigt  worden. 

In  der  Island,  spräche  liat  sich  nun  onic  völlig  verloren 
und  sc  (oder  z)  in  ein  suffix  st  verwandelt,  welches  un- 
gcfühlt  allen  und  jeden  personcn  hinzugefügt  wird  und  statt 
der  wärmeren  mcdialbedeulnng  eine  abgezogenere  auch  hier 
für  das  beslinunle  passiv  güllig  wertlende  erzeugt.  Die 
entspringende  form  aber  ist  günstig  und  abwechselnd;  in 
jedem  tenipus  lallen  alle  drei  personen  des  sg.  zusanunen. 

Die  starke  conj.  zeigt,  z.  b.  in  takast  (capi)  folgende 
formen : 

präs.  tekst         pl.  lökumst         prät.  tuUst         pl.  lukumst 
tekst  takizt  lukst  loUuzt 

lekst  lakast  tukst  lukust 


•)  iji-azlu  (dixisti)  15-1'»  kann  nieiliale  oder  auch  aclive    form  sein, 
<la  die  11.  piiit.  nct.  q\nzl  tür  qvatlil  bekeiunit. 


44  el/ijacher   satz. 

])r;is.  laklst         pl.   lokiunsl  piül.  locklsl        pl.  ktkurnst 

cunj.   lakisi  lakizt  kckist  t</;kuzl 

takisl  lakisi  tcckisl  la-kusl 

Die  erste  scliwailie  l)ci  kiii/silbiyeii : 
präs.  lel.sl  pk   h'ljiimtil  pia(.  laldist        pl.  lültliinist 

telsl  leli/.t  talJist  tüldu/.t 

telst  tcljast  taldist  töldust 

conj.   iclist  pl.   leljiitnsl         prät.  leidist       pl,   lelduiiist 

Iclist  lelizl  leklist  lekliizl 

telist  lelist  leidist  teldusl 

bei  laiigsilbigen : 
präs.  brennist     pl.  brennurnst     prät.  brendlst     pl.  brendun)sl 
brennist  brennizt  brendist  brenduzt 

breniüst  brennast  brendist  brendiist 

tonj.  brennist     pl,  brenniinist     priil.  brendist     pl.  Ijre/uhinist 
brennist  brennizt  brendist  brenduzt 

brennist  brennist  brendist  breiidust 

Die  zweite  sclnvaolie  aber: 
präs.kallast      pl.  külhinist      prät.  kalladb ist.     pl.  külludhunist 
kaUast  kallizt  kalladhist  kölhidhuzt 

kallast  kaUast  kalladhist  külhidhnst 

conj.  kaliist      pl.  köllnnist      prät.  kalladliist     ])1.  köiludiiunist 
kalbst  kallizt  kalladhist  külhidhuzt 

kaliist  kalbst  kalladhist  külludhust 

Die  unlersclieidung  zwisclien  zt  und  st  in  der  II.  und  III. 
pl.  macht  man  abhängig  von  dem  ih  der  II.  pl.  act. ,  wel- 
ches th  mit  dem  sudlx  st  in  zt  verschmelze.  Aniier  den 
inf.  alast ,  teljast ,  brennast,  hallast ,  die  überall  mit  der 
III.  pl.  präs.  ind.  zusammentreden  .  gibt  es  noch  ein  sulli- 
giertes  part.  präs.  und  ]>rät.  alandlst,  teljandist,  hrennan- 
disty  kallandist  j  takizt ,  talizt ,  hrenzt  und  hallazt.  das 
scheinen  aber  später  aufgedrungne  formen,  keine  echte, 
die  A'ier  letzten  passiv  betrachtet  sind  sinnlos  oder  übcr- 
Ilüssig,  da  schon  takinn,  talidhr,  hi'endr ,  kaUadhr  den 
passiven  sinn  enthalten,  der  also  jiiclit  erst  oder  nochmals 
durch  das  st  ausgedrückt  zu  werden  braucht,  um  des  ein- 
zigen hefir  vauizt  Saem.  276^  müste  man  den  Gunnarsslagr 
für  ein  neues  machwerk  erklären.  Alle  mit  st  suffigierten 
part.  präs.  xintl  prät.  enthalten  also  keine  passive  ,  sondern 
nur  mediale  bedeuliuig,  und  gewähren  insofern  eine  schick- 
liche,  brauchbare  form. 

Es  versieht  sich  von  selbst,  tlali  die  alln.  spräche  über- 
all wo  das  reflexive  pron. ,  /u  transitiven  gesetzt  einen 
nachdrücklichen,   unmcdialen   siiui  liabcn  soll,    d.  h.  überall 


perhif/n.     geniis.     medium.  45 

\vo  das  nliil.  rellexiv  betoni  bleibt,  Jlir  pronomen  getrennt 
setzt,  und  die  suffigierle  loriii  vernieidel.  dies  iietreniite 
pron.  ist,  wie  im  golh. ,  der  dat.  odei-  der  acc. ,  das  suffi- 
gierte schien  nur  der  acc.  So  heiik  es  z.  b.  bi'egdlia  ser 
(mutare  se)  (jlöra  ser  (facerc  sibi)  Iiafn  ser  (liabere  sibi) 
was  sich  niclit  in  bregdliaz,  giuraz,  halaz  umsetzen  ließe, 
Nialssaga  cap.  1  liest  man  (itti  ser  (habuit)  lek  ser  (lusit), 
verscliieden  von  utlist  (habebatur)  lekst  (hidebatur).  ec 
Jordha  iner  bedeulet  caveo  niilii  und  fredich  wird  das 
(neuere?)  ec  fordhast  nicht  viel  anders  aussagen.  Sami. 
223^  von  Brynhild:  adhr  sik  tnidhl((dlii  nia>kis  eggiom 
(antequam  se  mediam  dissecaret  gladii  acie);  liier  liegt  auf 
dem  sik  ein  Ion,  und  es  steht  auch  voiaus,  niidladhiz  \\iirde 
den  sinn  scliwachen.  (jörd/nr  thik  fra-gjan  (darum  te  fe- 
cisti)  155*  starker  als  gürdliisc.  aber  die  grenzen  der  be- 
deutungen  verlaufen  oft  iu  einander. 

Verfolgen  wir  die  geschiclite  dieser  form  auch  In  der 
schwed.  und  dän.  spraclie ,  so  ergibt  sich  ein  noch  ent- 
schiedneres  verhärten  des  urspi'ünglich  medialen  ausdrucks 
in  den  passiven  ,  dergestalt  daß  er  mm  auch  für  viele  fälle 
gebraucht  werden  kann,  in  welchen  altn.  die  s.  IS  geschil- 
derte passivumschrcibung  halle  nuissen  zur  anwendung 
kommen,  ich  will  zuerst  die  form  erwrigen,  aus  der  aller- 
dings etwas  geworden  ist,  warum  die  übrigen  ilcutscheu 
dialecte  die  nord.  zu  beneiden  haben. 

Das  Isl.  harte  st  ist  ganz  beseitigt  luid  bloßes  5  ange- 
nommen worden,  das  jenem  alln.  z  naher  sieht,  während 
st  seinen  msprung  aus  sc  nicht  verleugnet,  schon  die  all- 
schwed.  und  alldän.  gesetze  zeigen  dieses  s  überall.  Da 
die  aclivlh'xioncn ,  gegen  die  isl.  gchallen,  im  schwed.  und 
dän.  belrächllich  mehr  abgescldiUen  sirul,  so  ej'geht  die 
anfügung  des  suffixes  desto  leichter,  ja  die  formen  sind 
dadurch  gefälliger  gewoiden.  doch  fallen  sie  im  dän.  all- 
zusehr zusanuncn ,  das  schwed.  hält  eine  glückliche  mitte 
zwischen  bedeutsamkeit  der  flexion  und  wollauliger  er- 
■weichung;  einige  stufen  und  Übergänge  lassen  sich  hierbei 
nachweisen;  allschwed.  dcnkmäler  des  14.15  jh.,  wie  sie 
der  I  pl.  ad.  noch  ilcn  ausgang  om  l)c\valuen  (l,  998) 
bilden  auch  die  sufligierlc  form  aid"  oms ,  lagoms  (capimur) 
togoms  (capli  sumuis)  kallojns  (vocaiiun-)  Ualladoms  (vocali 
sunuis),  wälii'ontl  spiiiorhin  die  erste  pei'son  ganz  den  aus- 
gang der  drillen  empliingl.  einen  beleg  gewährt  z.  b.  die 
um  1.^90  ins  schwed.  übersetzte  \ila  Anscharii  (Holm.  1677) 
p.  19    slyggioms  (deleslanuir).      auch  behauplcu    die  IIJ  pl. 


46  c'lilfdcJirr    Hdlz. 

j)räl.  der  sclnvnclion  conj. ,  \\\c  der  slarken,  clii;  onilung 
OS,  z.  b.  löddos  (liniohniil)  eheiulas.  111  miU  ^lall  iIcs  spate- 
ren es  pllegt  is  /u   yellcii. 

Sclnvcd.  starke  conjiigalion ,   tagas  fcapi): 

präs.   lages  pl.  tagas  prat.   logs  pl.  logos 

tages  tagoiis  togs  togens 

tages  tagas  togs  togos. 

erste  scliwaclie   conjiigalion ,  brännas  (iirl) : 
präs.  bränncs       pl.  liriiinies       jjrät.  bräiidcs      pl.  l)r;-indes 

bräiiiios  brämiens  brändes  ])r;indens 

briinnes  brannas  briindes  brändes. 

zweite  scliwaclie  conjugation,  kallas  (vocari): 

präs.  kallas         pl.  kallas         prüt.  kallades        pl.  kallades 

kallas  kaliens  kallades  kalladens 

kallas  kallas  kallades  kallades. 

nicht  unvorllieilhafte  im  dän.  verloreu  gegangene  Unterschei- 
dung einzelner  euduugen. 

Dän.  starke  conjugatlon :  tages  (capi) 

präs.  tages              pl.   lages              prät.  togs  pl.  toges 

tages                     tages                         togs  toges 

tages                     tages                         togs  toges 
erste   schwache ,  braunes  (nrl) : 

brännes             braunes            prät.  brändtes  pl.  brändtes 

braunes             brännes                       bräudtes  braudtes 

brännes             braunes                       brändtes  brändtes. 

zweite,  kaldcs  (vocari): 
kahles  pl.  kahles  prät.  kalledes  pl.  kalledes 

kahles  kahles  kalledes  kalledes 

kaldes  kahles  kalledes  kalledes. 

für  das  prät.  ist  aber  heutzutage  auch  kaldtes,  -wie  im  acl. 
kaldte,  eingerissen. 

In  den  prät.  beider  sprachen  pflegt  die  passive  bedeu- 
tung  häufig  auch  durch  die  Umschreibung  ausgedrückt  zu 
werden,  z.  b.  schwed.  statt  brändes:  var  oder  blef  bränd; 
wo  es  darauf  ankonnnt,  den  passiven  sinn  fühlbar  zu  machen, 
wird  lieber  mnschrieben ,  z.  b.  man  sagt  dän.  nicht  jeg  hial- 
pes,  sondern  jeg  blev  luulpet,  nicht  han  stalvkes,  sondern 
han  blev  stukket.  Den  part.  präs.  und  prät.  mit  dem 
Suffix  gebührt  überall  mediale  bedeutung  und  es  besteht 
ein  feiner ,  im  schwed.  mehr  als  im  dän.  gefühller  unter- 
schied zwischen  dem  rein  activen  sinn  von  tagaude ,  kal- 
laude  und  dem  reflexiven  von  lagaudes,  kallandes.  letztere 


vcrhiim.     genus.      rnedirnn.  47 

verbinden  sich  gern  mit  dein  verb.  komma  (oben  s.  8)  *), 
die  innere  beweglicbkeit  zu  bezeichnen,  den  gebraucli  des 
suffigierten  ])art.  präl.  leliren  prät. ,  die  mit  ihm  und  mit 
bafva  gebihlet  sind,  z.  b.  träden  hafva  blomstrats ,  die 
bäume  haben  geblüht,  d.i.  liaben  sich  geblülil;  iag  liar 
hämnats,  ich  habe  mich  gerächt:  in  solchem  fall  knüpft 
das  reflexiv  sich  nie  an  das  hilfswort  liafva ,  stets  an  das 
part.     man  könnte  nicht  sagen:  träden  hafvas  blomstrat. 

AVenn  gleich  der  passive  gebrauch  im  ind.  und  inf. 
vorherseht ,  so  haben  sich  dennoch  viele  wahrhafte  mc- 
dialbedeutungon  bei  intransitiven  erhaben,  die  genau  zu 
den  oben  erörterten  der  übrigen  clialecte  passen,  ja  ein- 
zelne verba  werden  nur  reflexiv,  niemals  activ,  folglich 
auch  nicht  passiv  gesetzt,  z.  b.  schwed.  r'üdas  ^  dan.  räd- 
des  j,  ahn.  lirsedhaz ,  dem  goth.  ugan  sis  u.  s.  w.  vergleich- 
bar; schwed.  nahffis  (appropinquare)  ;  schwed.  hlomstras 
(llorere),  dän.  aber  bloß  hlomstre.  neben  dem  schwed. 
transitiv  hänuia  (ulcisci)  besteht  das  reilexiv  hihnnas  (ul- 
cisci  se.) 

liier  fragt  es  sich  nach  dem  unterschied  zwischen  an- 
gehängtem und  getrennt  gesetztem  reilexiv?  da  jenes  für 
die  j)assive  bedeutung  üblicher  wurde,  so  nuiste  man  die- 
ses lür  die  mediale  zu  verwenden  suchen,  irre  ich  nicht, 
so  drücken  die  Danen  das  schwed.  hamnaü  lieber  durch 
hävne  sig ,  als  duixli  havnes  aus,  mid  sagen  eher  närnie 
siff  als  näinies.  In  Dänmark  scheint  der  grüiiere  einlluß 
des  nhd.  für  das  reflexiv  mehr  die  getrennte  selzung  her- 
beigeführt und  eben  darum  ilei*  suffigierten  form  mehr  den 
passiven  sinn  verliehen  zu  haben.  Inzwisclien  linde  ich 
auch  in  schwed.  Volksliedern,  noch  häufiger  in  dän.,  ge- 
trenntes pronomen  für  das  medium  ,  namentlich  bei  den 
verbis  gehen,  stehen,  reiten,  ganz  wie  oben  s.  37.  hau  ffüf 
si(j  Sv.  V.  1,  35;  ridtr  han  si(f  das.  1,  67;  lian  red  sig 
D.  V.  1,  85.  239;  du  skal  ditj'ndride  1,  83;  vi  ville  vide 
OS  1,  139;  jeg  vil  lu/V/  ride  llildebr. :  gik  sig,  red  sig^ 
slod  sig.  deutsche  niylh.  anh.  s.  CXLVllI.  auch  schon 
der  allschwed.  hcrtog  Fredrik  83:  han  ridJier  sik.  Dän. 
mag  es  oft  gleichviel  sein  den  einen  oder  den  andern  zu 
wählen ,  z.  b.  forbarnies  oder  forbarme  sig ;  det  händcs 
oder  det  händer  sig.  Aber  die  strenge  bedeutung,  sogar 
des  bestimmten  passivs,  wie  sie   mit  der  dän.  und   schwed. 


*)  nns  <1en   DV.   ist  norli  vieles  zu  lielejren :    küiii  ridendes   1.  18;?; 
kom  flyvendes   1,  186;  hiev  sorgendes   I,   195. 


48  CHI j'ncJicv   .s(it~. 

surfigici-lcMi  Forni  kann  voi  1jiiiu1(mi  vcrdeii ,  wWvc  in  der 
ursin-iini-liclicii  alln.  lassiiiii;  des  suKixe.s  j^anz  unmöglich 
gewesen,  /..  h.  wenn  Ilolherg  sagl :  man  saae  lurnemmc 
slan(l.'5|)orsoner  hjS(;s  liieiii  al  deies  i)iger.  liier  darf  slall 
lysos   kein  jyse   sig  slelni. 

Ich  l)cschlielk'  die  erörlerung  des  ledexiven  vcrhiinis 
mit  allgenieinerea  belrachlungcn. 

A\enn  sich  die  niediairorm  an  einem  vcrl)um  nicht  ent- 
wickelt lialle,  so  jnuslen  die  (kriechen  wo  es  daran  lag, 
die  bezielinng  des  snhjecls  auf  sich  seihst  zw  hezciclinen, 
chenfalls  zu  dem  reliexivpronomen  t/iuviöi^,  atuvröv,  iuv- 
rov  greifen;  oder  auch  da  konnten  sie  es,  wo  jener  bezug 
Schürfer,  als  durch  das  gehnde  medium,  ausgedrückt  wer- 
den sollte,  d.h.  wo  wii*  nlid.  meist  das  rellexiv  betonen, 
der  gi-olie  vorralh  und  die  gangbaikeit  der  medien  niachle 
aber  die  anwendung  des  äußerlichen  bchelfs  ungleich  seltner 
als  in  den  neueren  sprachen. 

Die  lat.  spräche  besitzt  nur  solche  media,  deren  activ 
außer  gebrauch  gcralhen  ist,  die  folglich  auch  kein  passiv 
zeugen  (passivbedeulung  ablegen,  deponenlia).  etwa  glei- 
chen sie  unsern  deutschen,  die  bloU  mit  dem  reflexivinn 
vorkommen;  z.  b.  jenes  schwed.  r.'idas ,  oder  das  nlid.  sich 
freuen  (laclari),  sich  schämen.  das  ist  eine  historische, 
nicht  im  begrif  der  Avörter  beruhende  entwicklung;  so  gut 
ein  altn.  activ  hrt«dha  (terrere)  besieht,  oder  das  nhd.  er- 
freuen activ  ist,  darf  auch  ein  älteres,  längst  verschollenes 
lat.  act.  lorfuo  angenommen  M'erden,  von  welchem  die  me- 
dialform  loquor  übrig  bleibt,  einzelne  verba  vereinigen  mit 
dem  präl.  depon.  ein  präs.  intransitiver  activform :  gaudeo, 
gavisus  sum.  Im  ganzen  aber  muü  das  latein  schon  mehr 
seine  zullucht  nehmen  zu  dem  reflexiven  pron.  als  das 
griechische. 

Seit  dem  Untergang  der  lat.  depon.  und  passivform  steigt 
aber  die  nothwendigkcit  des  rollexiven  ausdriicks  in  den 
romanischen  sprachen  außerordentlich ,  wie  in  den  deut- 
schen,  derselben  Ursache  wegen.  Wenn  das  lat.  dicitur, 
legitur  (wolverstanden ,  das  unbestimmte  passivum)  in  ein 
ital.  dicesi,  leggesi,  ein  franz.  se  dit,  se  lit  gewandelt  wer- 
den mag,  wäre  solch  ein  lat.  se  dicit,  se  legit  luizulüssig 
gewesen.  Aber  auch  in  lat.  activen  wird  der  intransiliv- 
begrif  gesteigert;  das  franz.  se  taire  entbehrt  das  pron. 
nicht  njehr,  dessen  das  lat.  tacere ,  das  gotli.  thahan  nie 
bedarf,  zumal  ist  die  franz.  spräche  reich  an  rellexivver- 
ben  und  ihr  Verhältnis   zu  der  deutschen  darf   dabei  nicht 


verhuin.     ge/ms.     mediain.  49 

außer  acht  gelassen  werden:  se  re'jouir,  s'e'lonner,  s'e'pou- 
vanler,  se  repenlir,  se  plaindre,  s'liabiller  u.  s.w.  Das 
ilal.  und  span.  pron.  dritter  person  kann  sich,  den  umstän- 
den nach,  anleimen  (desiderarsi,  parleudosi,  decirse,  con- 
venirse),  oder  dem  verb.  vorhergehen. 

Alle  slavischen  sprachen,  gleich  Uns  ohne  passiv  und 
medium,  bilden  eine  menge  von  rellexivzeitwörtern,  ohne 
das  pron.  anzulehnen,  und  zwar  lediglich  mit  dem  pron. 
der  dritten  person,  das  (wie  das  altn.  suffix)  zugleich  die 
I  luid  II  vertritt,  z.  b.  bölim.  diwjm  se  (miror)  diwjs  se 
(miraris)  diwj  se  (nu'ratur)  diwjnie  se  (miranuir)  diwjte  se 
(jniramini)  diwi  se  (mirantur);  sloven.  I'e  vel'elim  (gaudco) 
l'e  vefeliTli  (gaudes)  fe  vel'eli  (gaudet)  fe  Aclelmo  (gaude- 
mus)  fe  vefelte  (gaudetis)  i'e  vei'ele  (gaudent)  *}.  Das  lassen 
die  nord.  reflexiva  nur  bei  der  accretion  des  pron.  zu; 
sobald  es  getrennt  steht,  richtet  es  sich  nach  dem  subject, 
inid  das  däu.  jeg  rider  mig  diirl'le  nie  heißen  jeg  rider  sig. 

Das  medium,  wie  ich  glaube,  ist  eigentlich  und  \\y- 
sprünglich  unbestimmt  (s.  4.)  d.  h.  nur  auf  das  subject, 
nicht  auf  einen  andern  gegenständ  gerichtet ;  ersalz  in  den 
sprachen ,  die  seiner  verlustig  gehn ,  wird  ja  eben  durch 
das  zurückfuhrende  rellexivpronomen  bereitet,  das  medium 
ist  rühriger  als  das  intransitive  activum ,  rückhaltender  als 
das  transitive,  in  beiden  fallen  wächst  mit  der  medialform 
die  iiuiigkeit  des  begrifs.  i](fofiai,  bedeutet  ich  bin  froh  in 
mir,  seelenvergnügt,  ein  intransitives  ?^'r)w,  wenn  os  vor- 
lianden  wäre,  würde  nur  aussagen  ich  bin  froh;  umgekehrt 
hat  sich  die  spräche  an  kein  xAfi/o/fca,  ich  weine  bei  mir, 
um  mich  gewöhnt,  bloß  an  zXaiio  ,  ich  weine,  wiederum 
scheint  Xov/iini,  irdvo/Kai  weniger  als  Aot;w,  ivövo)  tjtvav- 
tov.  Weil  aber  die  activen  bedeutungen  so  nahe  an  me- 
diale, die  transitiveji  so  nahe  an  intransitive  reichen,  so 
ist  unvermeidlich,  daß  lücht  tue  medien  zuweilen  die  be- 
slimmlheit  der  acliva  annehmen  sollten,  es  darf  daher  von 
ihnen  ein  acc.  abliängen  ;  nach  homerischer  weise  wird  ge- 
sagt Xovfini.  aTio  fjQozov,  ich  wasche  mir  das  blut  ab,  und 
ebenso  kann  es  heißen  ivdvoftai  yitou'a ,  ich  lege  mir  das 
kleid  an,  der  sinn  haftet  in  der  vcrdeiitschung  auf  dem 
■mir.     die    begrifsverselzung  laßt  sich  durch  die  Umstellung 


')  noch  auffallendpr  ist  uns,  daß  sie   aiicli  d.ns  auf  das  subject  des 

Satzes  bo/.np;li('lie  possessiv  in  dor  dritten  person  ausdrücken,  z.  h.  bölim. 

cli  otre  suclio  y  niatku    swän  (lionora  pal  rem  tuum  et  raatrem  tuam), 
d.  i.  würtlicli:  palrcni  suum  et  niatreni  suani. 

D 


5()  eiiij'iic/wr    aulz. 

unseres  ich  Nvasclie  mich  in  wasche  mir,  wodurch  ein 
.•ICC.  des  ohj.  gpsiallol  \\\vt\  ,  erlaiileni.  darum  scheint  auch 
(las  rellexive  golh.  sis  leichter  als  sik.  Die  nord.  sullix- 
forin  leyicrt  ebenso  unhedeiiKlicIi  den  acc. ,  z.  h.  iialga/.tu 
mic!  (a|)prü|)in(|ua  ad  incj  S;rn).  47^ ;  jag  rädhis  ev  Ihina 
agha  (iion  mctuo  niinas  tuas)  herl.  Fred.  1001.  ^^  as  die 
gelrennt  stellenden  rcllexivjjronomiua  helrifl,  so  liinderl 
der  dal.  keinen  vom  vrrho  abhängigen  acc.,  z.  1).  goth.  ni 
ugeilh  i/.vis  ins  {/ir  (f(i'Ji;&i^T£  aiirnvc:^  INlallh.  10,  26; 
neben  dem  |)ers()nlichen  acc.  ^vird  der  objective  schwieriger. 
Ganz  gewohnlich  (ordein  die  laV.  deponenlia  den  acc.  ;  ihre 
abgesondcilheil  hat  sie  fast  wieder  dem  begrif  des  acl. 
zurückgelührt  und  iivu-  die  wenigsten  z.  b.  laelor,  morior 
behaupten  intransitive  medialbedeutung. 

Das  gr.  medium  ^var,  seinem  wesen  gemäß,  aus  einer 
mischung  passiver  und  acliver  Ibrm  entspiungen,  der  clia- 
racter  des  jiersünliciieu  j)ron.  hat  auf  seine  (lexionen  kei- 
nen gröi^eren  einllu!^  als  aul"  die  activischen  ;  das  lat.  de- 
ponens  hält  sich  (von  den  participien  abgesehn)  streng  au 
die  form  des  passivums;  ein  golh.  medium,  wenn  es  darf 
vermutet  werden  (s.  22)  gründete  sich  auf  geringe  modifi- 
calion  der  passivform,  völlig  anders  war  der  weg  den  die 
nord.  spräche  bis  zu  ihren«  passiv  nahm,  sie  gelangte  da- 
zu allmälicb  erst  durch  die  ersatzmitlel ,  deren  man  sich 
äußerlich  zum  ausdruck  medialer  bedeulung  versichert  hatte. 
Niemals  ist  den  hoch  und  niederdeutschen  ,  romanischen 
und  slavischen  sprachen  aus  gleicliem  ersatz  solch  ein  neu- 
nord.  passivum  erwachsen. 

Medialintransitive  ,  medialpassive  bedeutuncf. 

Das  medium  vermag  in  unserer  spräche  häufig  durch 
das  bloße  inti-ansitlve  aclivum  ausgedrückt  zu  werden, 
denn  die  begrilFe  beider  sind  sich  verwandt,  das  intransitiv 
ist  nolhwendig  unbestimmt  und  objectlos,  das  medium  liebt 
die  Unbestimmtheit.  aber  das  medium ,  wie  wir  salien, 
kann  aus  transitiven  und  aus  intransitiven  hervorgehn  und 
ist  eine  neue,   oft  unmerkliclie  verwandhing  beider. 

Inlransitiva  und  transitiva  werden  niclit  selten  durch 
besondere  form  geschieden,  dergestalt  daß  dem  starken 
verbum  intransitive  bedeutuug,  dem  abgeleiteten  schwachen 
transitive  beiwohnt,  goth.  sitan  (sedeie)  satjan  (collocare); 
ganisan  (servari)  nasjan  (servare) ;  ligan  (jacere)  lagjau 
(ponere) ;  brinnau  (ardere)  brannjau  (urei'e) ;  urreisan  (sur- 
gere)  urraisjan  (erigere) ;  sliupan  (repere)  slaupian  (exuere, 


verbuDi.     genus»     tnediali/itransit'n^um.        b\ 

im  durchkriechen  abstreifeu)  u.  s.  \v.  allein  die  form  halt 
lange  nicht  schritt  n)it  dem  begrif ;  auch  das  starke  vor- 
bum  vermag  schon  transitiv  zu  sein  und  dann  gewährt  das 
abgeleitete  schwache  nur  eine  andere  modification ,  z.  b. 
fraliusan  (perdere)  lausjan  (solvere);  vindan  (uectere)  vand- 
jan  (vertere)  vgl.  usvindan  (Hectere ,  plectere)  Marc.  15,  17. 
lisvandjan  (relleclere,  averlere)  jMatth.  5,  42.  von  vielen 
wurzeln  gilt  aber  nur  die  eine  oder  die  andere  form ,  ne- 
ben lisan  (legere)  kein  lasjan  und  neben  gramjau  (ad 
iram  provocare)  kein  grirnan.  Hieraus  folgt  daß  der  un- 
terschied zwisclien  intransitivem  und  transitivem  siiui  nur 
liin  und  wieder  durch  die  form  festgesetzt  in  den  meisten 
fällen  durch  den  gebrauch  gewahrt  werden  niuste,  ja  es 
kann  dieselbe  Wortbildung  zugleich  beider  bedeutiingen 
fähig  sein. 

Es  gibt  verba ,  die  bloß  intransitiv  verwandt  werden, 
z.  b.  sein,  werden,  kommen,  wachsen,  hungern,  dürsten, 
blühen,  erwarmen,  grüneji,  namentlich  die  s.  23  aufge- 
führten goth.  auf  7ia,'  eine  größere  zahl  ist  bloß  transitiv, 
z.  b.  essen,  trinken,  greifen,  lieben,  wärmen,  stärken, 
schwächen,  verletzen,  grämen,  bei  welchen  allen  nach 
dem  gegenständ  ihrer  thätigkeit  gefragt  werden  kann.  Will 
sich  der  niedialbegrif  an  transitiven  entwickeln,  so  bedarf 
er  dazu  des  rellexiven  pronomens:  dieses  kann  auch  mit 
intransitiven  verbunden  werden,  häufig  entsprechen  schon 
die  haaren  intransitiva  ungefähr  der  medialen  bedeutuug. 

Gewisse  verba,  und  voraus  starkformige,  stehn  den 
lunsländen  nach  bald  intransitiv  bald  transitiv,  z.  b.  schla- 
ijen  ist  intransitiv  in  den  redensarlen:  er  schlägt  aus  der 
art,  er  ist  zu  boden  geschlagen;  braten:  der  apfel  brät; 
Jiochen:  das  wasser  kocht,  wälu'end  man  transitiv  sagt: 
den  apfel  braten,  das  wasser  kochen,  brechen  bcdeulct 
transitiv  fiangcre,  intransitiv  dissilire,  cnzweigehn,  z.  I;. 
das  e'S  bricht,  das  glas  bricht,  mein  herz,  mein  äuge 
bricht,  der  faden  brach,  es  muß  biegen  oder  brechen. 
mild,  daz  der  walt  nider  brach  Iw.  6.58  ;  sin  herze  brach 
Iw.  4948.  ebenso  reissen ;  das  band  zwischen  uns  reißt, 
der  faden  t\[\.  sehiessen  bedeutet  transitiv  cito  mitlcre, 
intransitiv  stüizen,  z.  b.  thränen  scIiüIUmj  ihm  aus  den 
äugen,  mhd.  er  schuz  nider  von  dem  marke,  tut  zc  dem 
lande,  von  dem  rosse  Iial).  407.  409.438:  daz  swerl  schuz 
im  von  banden  Sigenol  18;  uz  der  scheiden  Iw.  3945;  daz 
viur  im  üz  dem  munde  schöz  Iw.  3842  u.  s.  w.  scheiden 
ist  einmal  das  transitive  trennen  ,  separare ,    dann   abei-  das 

ü   2 


6Ü  eUlJ'dcIliU'    SillZ. 

ifilraiifi.  \voi;i;cliii ,  «liscoilcio.  dicsf  iiilr.  hedfiiliiiig  driickl 
/war  Ulf.  (Iiircli  il.is  lollcxiviiiii  aus  skaitlan  sik  l.uc.'*,  33. 
1  Cor.  7,  1,5,  allfiii  ei"  liil'd  daliir  auch  schon  das  bloUe 
»kuidaii  gellen,  gerade  in  der  zuh'izl  angezognen  .sielle 
hcilU  es  skuidilh  sik  "/inQi'^fTui ,  sküitWu  yjoot^f'a^/o) ,  und 
skäidan  yootnOi^i'ui  1  Cor.  7,  10  vgl.  oben  s.  31.  nihd.  Itci- 
spiele  des  inli-.  scheiden  in  ßeneckes  \vb.  zu  I\v.  3.5'J :  MI), 
280.  2.  Doch  h.ihcn  auch  scIiNvachhjrniige  (h'ese  do|)|)el- 
nalur,  z.  b.  bleichen,  (jliilien,  rollrn,  heilen^  inlransiliv: 
das  garn  bleicht,  die  ilanune  glühl,  der  ^vagen  rolil,  die 
Winnie  heill:  tiansiliv :  das  garn  bieichen,  das  eisen  glii- 
iien  ,  die  kugd  rollen  ,  die  wunde  heilen.  Verzeichnisse  aller 
intransitiva  y  nach  den  verschiedncn  dculscl»en  sprachen 
zu  liefern  kann  hier  nicht  meine  absieht  sein,  es  kam  nur 
darauf  an  ihre  beriihrnng  inil  dem  medialbcgrif  anzuzeigen. 

Dagegen  niöchlo  ich  aixsondern  von  ihnen  und  näher 
besprechen  die  acliva,  ^\  eiche  neben  dem  transitiven  sinn 
zugleich  einen  passiven  entfalten,  und  in  dieser  beziehung 
eine  vergleichung  mit  den  lat.  neulralpassivcn  vapulo  und 
veneo  gestalten,  wiewol  diese  nur  passiv,  und  nicht  da- 
neben auch  acliv  gebraucht  werden. 

Iliei-hcr  geliört  zuvörderst  das  wort  heissen.  doch  das 
gotli.  liuilan  finde  ich  nie  so  gebraucht,  den  begrif  vocatur 
drückte  lediglich  das  golh.  pass.  iiaitada  aus,  z.  I).  baürg  sei 
liailada  Nazaraith  Luc.  1,  26;  sunus  hauhistins  hailada  Luc. 
1,  32;  saei  haitada  Didiinus  Joh.  11,  16;  huilans  vas  namin 
Malkus  Joh.  18,  10.  das  activ  haitan  steht  rein  acliv:  liai- 
haitun  ina  ixäXovv  Luc.  1 ,  59.  Allein  das  alid.  heizau 
bedeutet  häufig  vocari:  Johannes  scal  er  heizan  0.  L  4,  30; 
Anna  hiaz  ein  w?b  thar  0  L  16,  1;  Petrus  scalt  thu  heizan 
O.  III.  12,  31;  Ihaz  wazar  heizit  ouh  so  thar  0.111.21,25; 
dat  Hiltibrant  helti  nun  fater,  ili  heittu  Hadubrant.  llild.  17; 
ohne  daß  dadurch  die  active  Verwendung  ausgescldossen 
würde:  heiz  inan  (voca  eum)  heilant!  0.  I.  8,  27;  giheizent 
sinan  namon  T.  5,  9;  gihiez  sinan  uamon  T.  5,  10;  ihiu 
ist  giheizan  Nazareth  T.  11,  4;  ther  giheizan  ist  Petrus 
T.  19,  1.  Auch  mild,  wechseln  beide  weisen:  der  was  ge- 
heizeu  Lanzelui  Reinh.  19;  der  lüez  Diezelin  Reinh.  221; 
her  Berlin  hiez  Reinh.  783 ;  er  ist  geheizeu  Heinrich  Reinh. 
1788;  Kriemhilt  -was  sie  giheizen  INib.  2,  3;  Sifrit  was 
geheizen  Nib.  22,  1;  frou  Uole  ir  muoter  hiez,  ir  vater 
hiez  Dankrat  Nib.  7,  1  u.  s.  w.  Nhd.  überwiegt  die  pas- 
sive bedeutung,  und  nur  wo  sich  die  rede  auf  ein  bestimm- 
tes object  richtet,  niuß  das  reine  activ  gebraucht  \verden : 
ich   heiße    dich    meinen    freund;    das    thier   wird    von    den 


verhum.     genas,     niedialpassipiun.  53 

leuleii  sommerkalb  geheißen.  Nicht  weniger  ahs.  iiadi 
Hei.:  Zacharias  %vas  hie  hetan  3,  2;  Gabriel  biiim  ic  holan 
4,  7;  Mai'ia  was  siu  hetan  8,  2;  Simeon  Avas  he  hdtan  14, 
12;  the  beten  was  Herodes  83,  2;  Kaiphas  ^^'as  he  beten 
126,  22;  aber  aucli :  that  he  Johannes  hetan  scoldi  7,  3; 
ne  bet  er  giewibt  so  7,  5;  tbiu  barg  Hiericlio  hclid  111,  4; 
ja  dicht  hinter  einander:  Snnon  was  he  hetan,  bot  oc  Bar- 
lhoh)meus  38,  4.  Aus  ags.  gediclilen  kenne  ich  die  medial- 
passive bedeutung  nicht,  es  lieiiU  immer:  sceal  vesan  Is- 
niahcl  baten  C.  138,  4;  yäs  se  grimma  gast  Grendel  liateu 
B.  204;  viis  nun  iäder  Ecgtlicov  baten  B.  524.  743:  Vigluf 
väs  bäten  B.  5200.  doch  möchte  ich  fälle  übersehen  haben, 
denn  auch  im  altfries.  nl.  und  uord.  haltet  vollkommen 
der  doppelte  brauch.  Julius  and  Octaviauus  biton  As.  1 ; 
ther  is  eheten  S)  nay  As.  1  ;  thi  drosta  hit  Encherius  As. 
4;  ir  ben  Floris  gheheten  Fl.  3652;  h^t  si  3966.  In  der 
eddaSa'm.  ist  der  unactive  sinn  der  häufigste:  AIvjs  ec  beili 
48^;  Vingthurr  ec  heiti  48^;  Sigurdhr  ec  beiti  1861»  ; 
gaufugt  dyr  ec  beili  186^^;  Sigmundr  bet  minn  fadhirl87a: 
Gripir  beitirl72^;  Andvari  ec  beili,  Oinn  bei  minn  fadhir 
181^,  seltner:  Hnikar  beto  mik  184^.  Gleich  dem  heizan 
abd.  auch  auedan  (dicere)  für  dici.  quhidit  (dici(ur)  Is.  4, 
0,  bei  N.  häufig  taz  chit  (dicilur)  Blh.  10.  12.  cbil  er  Btb. 
12;  alsiz  quit  (uti  dicitur)  W.  6,  8.  10,  3.   16,  5.   18,  15. 

Ulf.  übersetzt  das  act.  neoirejuvM  durch  himdila  ; 
bimäilan  thata  barn  Luc.  1,  59;  du  bimaitan  ina  Luc. 
2,  21;  bimailitb  mannan  Job.  7,  22.  aber  er  bat  auch 
für  das  pass.  naoirtjiiiwftai  wiederum  nichts  anders  als 
die  acti\ form bimaita.  baidiths  yas  bhnäitan  TiVayyMaQii  'jie- 
Qiifir^Or^Vin  Gab  2,  3;  naulbjand  izvis  himäitan  uruyv.u- 
^oi'üfP  v/iüi;  vifoiT(ftrea%)cc(.  Gab  6,  12;  vilehia  izvis 
bunäitan  dtlovaiv  VfiÜQ  'Jieoirf/ivf-od'cu  Gab  6,  13;  auf 
ilen  inf.  in  diesen  drei  stellen  würde  ich  hier  weniger  ge- 
wicht legen,  ganz  beweisend  sind  aber  die  folgenden:  ui 
bunäitäa  frij  vceQtiejiivcoOo)  1  Cor.  7,  18;  jabäi  bimditith 
tav  ^ngiTi/tivi^ods  Gab  5,  2;  schwierigkeil  macht  bimait 
ahtaudugs  moiTo/tifj  oxiaij^itQOQ  Phil.  3,  5 ;  da  er  den  dat. 
des  gr.  suhsl.  schwerlich  durch  den  acc.  bbnail  wiederge- 
geben haben  kann,  so  vermule  ich,  dali  er  ein  7Tf(i(tTHfr)v 
vor  sich  balle  und  bimähnäit  schrieb,  daiui  isl  alles  in 
Ordnung  und  das  circujucisus  der  vulg.  slinuul;  wie  man 
sieb  auch  darüber  entscheide,  der  passive  sinn  von  bimuilan 
steht  ohnedas  fest,  das  pari.  prät.  bimailans  1  Cor.  7,  18; 
Gab  5,  3.  Der  neben  jeJiem  bimäilau  1  Cor.  7,  18  vor- 
komni'^nde    imp,    in-nlii    fTiio.iücOc)    lautet     golb.    ufiakj.ii 


5  %  eiiifucJier  safz. 

(atl)ali;(()  niic]  lial  kein  beiloiikon.  .Ier.es  biiniiitan  (Jir  das 
yr.  p.TJ-iviuii  war  olme  /woiicl  iiiil  allein  htnlnf  lil  f^rwahlt, 
stall  l)iiJi;iilaii  liiilhi  die  golli.  f'oriii  |jii)i;iil;iidaii  leichl  zu 
yobot  gcslandcii.  IJ'ii  alid.  piinci/.aii ,  pisnilan  auf  gleiclie 
weise  gebraucht  kenne  ich  iiichi. 

Bei  einem  weiter  liierlier  goliörigon  aiisdruck  will  icli 
nicht  von  unsurer  sj)rache  ausgehn.  in  lat.  lis.s.  nnil^  sicli 
wenigstens  schon  seit  dem  4  jh.,  weiter  als  die  palaogra- 
])hie  hinauf  reiclit,  die  seltsame  scliluUformel  explicit  ge- 
lundeu  haben.  Ilieronymus  in  einem  a.  3.S4  geschiiebnen 
brief,  ep.  28  ad  Marcellam  (opp.  ed.  veron.  1,  13.5)  sagt 
borcils:  solenius  nos  complelis  opuscvdis  ad  dislinctionem 
rei  alterius  sequentis  medium  inlcrponore  e.vpUcil  aut  feli- 
ciler  aut  aliquid  istiusmodi.  was  bedeutet  dies  unlaleinische 
wort?  offenbar  soviel  als  explicitum  est,  aber  die  Römer 
konnten  sich  der  acliven  formen  explicat  oder  explicuit 
nicht  in  passivem  sinn  bedienen,  darum  laugt  die  deutuug 
des  explicit  aus  explicuit  (nouv.  traitr  de  dipl.  3.  3S8)  wenig. 
CS  scheint  der  beginnenden  formol  incipit  feldeihafl  nachgebil- 
det, welches  schon  in  classischem  lateui  passivisch  gesetzt  wer- 
den durfte:  incipit  annus,  incipit  febris  :=  incipitur.  Nun  aber 
gebraucht  der  golh.  Schreiber  sein  iisthihan  fconsummare) 
und  atiastödjan,  dustödjan  (incipere)  gerade  so  medial- 
})assiviscli :  du  Rumunim  ustauli;  du  Kaiirinthium  A.  us- 
tiiuh ,  du  Galatim  ustuuh ,  du  Aifaisium  ustauh ,  du  Rau- 
laussaim  ustauh;  als  eingangsformcl  aber:  alvaggeljo  tliai'rh 
Marku  anastodeith ,  aivaggolju  thalrh  Lu.kan  anaslodeith; 
alpistule  du  Aifaisium  anaslodeith;  du  Kaurinthium  anthara 
dustudeilh.  es  heilit  nicht  ustauhan  ist,  oder  ustiuhada, 
noch  anastudjada;  wol  aber  muß  für  tyoufft]  am  Schluß 
der  beiden  Cor.  briefe  und  des  Rüm.  briefs  gesagt  werden : 
du  K.  fruma  mf^lida  ist,  du  Rumunim  melilh  ist.  jene  goth. 
vcrba  werden  sonst,  außerhalb  dieser  formein,  reinactivisch 
construiert,  z.  b.  ustauh  llio  vaurda  ovretlliGE  TOiig  }.6}'ovs 
Matth.  7,  28;  ui  ustiuhith  baiirgs //?}  TeXtoijTe  ras  nöXeig 
Matth.   10,  23;  dustudida  timbrjan  Luc.  14,  30. 

Dieselben  foi'meln  lauten  aber  auch  in  franz.  hss.  ici 
comuieuce ,  'n:ißuit^  wie  wir  heute  sagen;  ]nei\fiiu(ft  das 
buch  an ,   hier  endet  die  haudschrift  '■'). 


*)  in  a!tii.  lis».  am  eingang :  her  hcfr  upp  sögu,  her  byrjar  sögu ; 
IUI  scl(lui>:  her  Ivkr  sögu.  der  acc.  sügu  luifliigt  in  den  verbis  active 
linleutung  anziinetiinen  und  einen  iiom.  für  den  schreiber  oder  autor 
/»  su!)intelli<iieren. 


verhum.     genns.      inedialpassivuin.  55 

Und  nicht  bloß  in  solchen  formelu,  auch  sonst  können 
Avil'    nhd.   die    verba   der    begriffe    hecjinnen    und    endigen 

iiiedialpassivisch  verwenden:  das  spiel  beginnt,  die  Schlacht 
begann,  das  lied  hebt  an,  die  Zwietracht  endet,  die  erzah- 
lung  schlieüt  u.  s.  av.  überall  sagt  mau  hier  nicht  leicht: 
beginnt  sich,  schließt  sicli,  noch  wird  begonnen,  geschlossen, 
obscJion  beides  auch   zulassig  wäre. 

Mhd.  findet  man  enden  bald  für  linire,  bald  für  finiri, 
letzteres  belegen:  min  lip  sol  enden  Iw.  4173;  daz  järzil 
sol  enden  Iw.  2942.  in  beiderlei  ausdruck  das  ahd.  enton. 
belege  bei  Graif  i,  359. 

Eigenthümlich  der  nhd.  spräche  ist  das  Impersonale  e^ 
<fibt,  was  übersetzt  werden  kann  datur,  es  gab,  es  hat 
gegeben  (franz.  il  y  a,  il  y  avail),  ich  Averde  da  wo  von  den 
persönlichen  verbis  zu  handeln  ist,  darauf  zurückkommen; 
schon  der  ndid.  periode  ist  es  ganzlich  unbekannt,  geschweige 
der  frühern. 

Endlich  die  jiassive  bedeutung  von  sehen,  die  dem  lat. 
videri  entsprichl :  das  sieht  gut,  das  nimmt  sich  gut  aus, 
erscheint  vorlheilhaft.  wir  verAvenden  jetzt  häufiger  dafür: 
aussehen^  sich  ansehen.  Fischart  und  seine  Zeitgenossen 
öfter  sahen  =r:  aussahen,  z.  b.  Garg.  217^.  Mhd.  du  er  so 
wiltliclien  sah  (videbatur,  aspiciebatur)  Wh.  270,  7;  ouwi 
Avie  eislicher  sacli  Iav.  450 ;  sach  gar  tiuvellichen  Ls.  2, 
648;  AA'ülvischen  sach  Bit.  91*;  AA'ie  sieht  er  so  Avnidschelch 
u.  grimm.  H.  Sachs,  doch  ließe  sich  das  verbum  auch  activ 
auslegen:  er  sieht  (schaut)  wild  aus  den  äugen?  das  ahd. 
einsehet  (cernilur)  aus  Is.  9,  5  kann  nicht  hieher  genom- 
men werden,  denn  es  müste  chisihet  stehn ;  der  Übersetzer 
stellte  das  lat.  Avort  um   in  cernitis,   chisehet. 

Freilich  begegnen  in  der  medlalbedeutung  sich  iutran- 
silive  und  passive;  jenes  das  wasser  kocht,  der  faden  bricht 
läßt  sieht  ebenwol  auflassen:  ac(ua  coquilur,  filnm  lumpi- 
lur*),  oder  er  heilet,  das  buch  beginnt  ist  aullösbar  in:  er 
nennt  sicli ,  das  buch  begii\nt  sich,  luiigekchrl  aber  ver- 
trüge die  redensarl :  die  thrane  schießt  keinen  ])a8siveu 
ausdruck,  die:  du  heißest  mein  freund  keinen  rellexiven. 
Niemals  jedoch  scheint  organischerweisc  dieser  passive  aus- 
druck ein  wirkliches  passivum  zu  begründen,  er  kann  daher 


•)  die    bekaiiiito    tranz    foruicl   sauvc   qiii    poiil!    bedeutet   snJvpUii 
qui  potest. 


,56  eiiij'achcr  salz. 

nicht  bestiiiiint  ^verde^ ;  man  sagt  nicht:  icli  liciße  von  dir 
(uuniiiMir  a  Ic)  *). 

Soviel  j^laul)C  itli  vvahrziinchincfi ,  (lali  die  nachgewie- 
sene vielfache  niischiing  liansilivei-,  iiiliansiliver  und  |)a.s.si- 
ver  hcdeulnng  in  iler  äheren  zeit  geringer  ist,  und  rnii- 
um  sich  greill  je  nielir  sidi  die  organischen  vcrbaifornieii 
zu  gründe  richten,  der  (Jolhe  kennt  bloß  sein  transitives 
liaitilli  und  sein  passives  liuitada,  er  sagt  nicht  die  wunde 
heilt,  sondern  gahailnilh ,  und  trennt  dies  intransitiv  vom 
transitiven  haileilh  (sanat).  überlhiß  beinalie,  -wenn  ihm 
auUcr  gaskaidiian  {yo)Qi^sadai)  1  Cor.  7,  11  auch  skaidan 
intransitiv  gellen  kaiui  ( s.  52. )  doch  bimailan,  uslauh 
luid  anastudeilh  folgen  schon  der  spalorn  weise,  die  xins 
jetzt  allerdings  einer  menge  von  lästigen  Umschreibungen 
überhebt. 

Übergänge  aus  activer  in  mediale  bedeutung  bei  den 
Griechen  liaben  etwas  ähnliclies,  uv^uvo)  z.  b.  brauchen 
die  dichter  für  uv^arofiac. 


Die  vorgenommene  belrachtung  des  deutschen  verbalgenus 
wird  erst  abgesclilossen  durcli  einen  anliang  über  das  ei- 
genihümliche  Verhältnis  des  iniinilivs  und  der  participieu  in 
dieser  beziehung. 

Genus  des  Infinitivs. 

Der  infiuitiv  ist  eine  art  Substantivierung  des  verbums,  des- 
sen regeres  leben  dabei  aufhört;  der  persönliche  ausdruck 
vind  der  numerus  gehn  verloren ,  eine  Übertragung  der 
tempusunterschiede  ist  dabei  noch  denkbar  und  ich  werde 
darauf  im  dritten  cap.  zu  sprechen  kommen,  hier  fragt  es 
sich ,  wie  und  in  welcher  weise  das  geuus  am  inf.  er- 
scheine? 

Die  lat.  spräche  weiß  ihre  beiden  ,  die  griech.  ihre  drei 
genera  auch  am  inf.  förmlich  hervox'zuheben.  unsere  deut- 
sche, wie  sie  fast  nur  ein  activum  hat,  ist  auch  nur  einer 
einzigen  form  des  inf.  fähig,  sie  muß  also  das  genus  am 
inf.  entw%  umsclireiben  oder  ganz  unausgedrückt  lassen. 

Umschreibungen  des  inf.  pass.  laufen  den  für  den  ind. 
angewandten   analog.     Doch   ist   bemerkenswerth  daß  Ulf., 


')  Loliengr.  129 :  dö  die  Cristeii  in  sweize  sutea  von  den  Sarnzin, 
lieij^t  nicht  sovvol  coquebantur  a  Saiacenis,  als  sudabant,  efficientibns 
id  Saiacenis. 


verhum.     genus.     iiißii.  57 

der  des  präs.  vaa-tlia  dort  noch  nicht  bedarf,  hier  nicht 
lunliin  kann ,  sich  des  vairllian  zu  bedienen ,  uatürlicli, 
weil  das  priit.  varlh  auch  an  dem  acliveii  iuf.  unausdrück- 
bar  war.  (jalmlitli  vairthun  verdeutsclit  IMattli.  8,  24 
y.aXv7iT6a&ai.  allein  die  lunschreibung  ist  selten  und  of- 
Iciibar  uugeläufig.  ob  er  auch  hatte  sagen  können:  gahu- 
lilh  visani'  ich  bezweiüe  es  niclit,  kenne  aber  keinen  be- 
leg. Ahd.  Umschreibungen  sind  ganz  in  der  Ordnung : 
niahli  chihorati  werdhan  fpotuit  generari)  Is.  2,  2;  scal 
xverdhan  cJiihaldan  (salvabitur)  Is.  9,  2 ;  ni  scal  ketin- 
j'rewit  wesun  (uon  debet  conlristari)  R.  16^;  fnrcikau 
ivesan  (denegari)  K.  59^  *)•  wolti  inan  (jinemnitan  ivesan 
(vellet  eum  vocari)  T.  4,  12;  ih  scal  fon  thir  gitoiißt 
werdan  (a  te  debeo  baptizari)  T.  14,  2  ;  zwei  stellen  der 
hymn.  geben  bloß  das  particip ,  mit  auslassung  des  auxi- 
liars:  incaleilit  (induci)  2,  10;  lunot  (munerari)  26,  10. 
Ich  brauche  das  eintreten  dieser  Umschreibungen  liir  die 
übrigen  dialecte  nicht  durchzulühren ;  aiich  sind  schon  oben 
bcispiele  gegeben  woixlen.  man  erinnere  sich ,  daß  na- 
mentlich der  ahn.  Inf.  pass.  nur  mit  verdha  und  dem  part. 
ausgedrückt  Averden  darf  und  erst  im  neuuord.  die  form 
-as  und  -^es  dafür  eintreten  kann;  wiewol  auch  noch  ein 
schwed.  blifva  kailad,  ein  däu.  blive  oder  vorde  kaldt  da- 
neben zulässig   ist. 

Weit  wichtiger  scheint  die  erforschung  der  fälle ,  in 
welchen  die  passive  bedeulung  des  Inf.  gar  nicht  bezeich- 
net, d.  h.  die  active  form   auch  für  sie  verwendet  wird. 

Wir  haben  vorhin  gesehu ,  daß  einzelne  verba  überall 
neben  dem  activen   einen  passiven  sinn  an  sich  tragen. 

Der  golh,  Inf.  bimaitan  drückte  nicht  bloß  iieQiTifiveiVf 
sondern  auch  nsQirt/i,pi(Ji)-ai ,  TiEOtT/iijx)  )~rai  aus.  so  be- 
handelt aber  Ulf.  die  Inf.  anderer  verba,  denen  sich  in 
den  übrigen  modis  gar  keine  passive  bedeutung  zutrauen 
läßt,  ja  er  steht  lücht  an,  solchen  inf.  den  obliijucn  casus 
beizulügen,  durch  welclicn  das  pass.  bcslinunl  wird,  ar- 
muiun  ni  taujan  in  andvairthja  manne  du  saihvan  im, 
iXerjiioavvr^v  fiy  noiilv  l'fiirQood'ev  tüiv  u.vdQOi'Jiwv  iioos 
To  '&£tit)-ijvcu  uvToli;  INlallh.  6,  1 ,  bei  T.  heiiU  es  an  die- 
ser stelle:  ihaz  ir  gisehan  stl ;  warth  than  gasvillau  thamma 
unledm  jah  hr'ujijan  liam  aggilum  ,  'tyirein  ()'f  ihmOardp 
tov  umr/ov    v,ai    lUnvty^&ijvai    avtov   vno    itÖv    tcyyiXiov 


*)   man  sehe  aucli  die  talscluibeisct/ten  inf.  I;it.  <i('|ioiicntia :  kiluior- 
ban  wcsau  (reverti)  K.  39b  und  die  s.  1:5  sdioii  gcj^cheiicii  i)eltf!;e. 


55  einfacher  aalz. 

Luc.  16,  22;  algaggandelm  inanageliii  däupjnn  fram  sis, 
tyniooevofuvoiQ  oyXoic;  (j<'.;fVMS)tyvai  vii  uvcov  Luc.  3,  7; 
guriiiimiii  Jiaitsjan  jali  leikinon  fram  Imiiia,  owt/i'/ovio 
U'/.ovfiv  VAU  tHouiihVtaOui  ir;i  avxov  liiic.  .5,  15;  aluilmda 
du  ushvnmjan ,  iiunudnhri'.i  f.f\  rn  axuvQmO-rjvui  Mallli. 
26,  2  (l)i'(  i'.  lliaz  lic'i-  wcido  erliaiigauj ;  niclida  du  (fu- 
bairhljati  usd.aidciu,  ^'yQa'lJU  eivtuev  xov  (puvaQo)Q-f]vtii 
TTjV  anovd'tjv  II  Cor.  7,  12;  gutli  tlius  ist  galeifhan  in  libairi 
lialtainnia,  lliau  tvans  futuns  habandiii  tjavairpan  in  gai- 
aitxnau ,  '/mIov  iaii  ooi  iii:f-X&Eiv  eig  ttjv  uoi}p  you.uv  ,  ?/ 
Tovc:  ^vo  iiod^us  l'yovra  ß}.i]dr^Tai  ilg  t7-v  yhvvuv  Marc. 
9,  4.5  iMid  ebenso  9,  47  atvairpan  {{jh]di;vui)  ,  ]\Iattii.l8, 
8,  9  fehlt  zur  vergleicluuig ;  vilda  fram  izvis  (/asatidjan 
mik,  t/ionXo/iii^v  v(p  vfiöiv  ngoneftffd-ijvui  II  Cor.  l^  16, 
hier  ist  zwar  das  mik  Ii  in  zugefügt ,  es  kann  aber  keia  re- 
flexives sein,  wie  sich  schon  aus  fram  izvis  ergibt.  In 
allen  diesen  beispielen  hat  der  inf.  seine  vage ,  substanti- 
vische natur,  in  die  aucli  ein  passiver  sinn  gelegt  werden 
kann;  man  setze  die  subst.  bescliauung,  hin1)ringung,  tau- 
fuug,  heilung,  kreuzigung,  olleiibarung,  hinwerfung,  Sen- 
dung, oder  gebe  bloß  den  das  subst.  hervorhebenden  arti- 
kel  bei:  zum  sehen,  zum  taufen,  zum  heilen,  zum  kreu- 
zigen ,  so  wird  sicli  die  passive  bedeutung  ziemlich  leicht 
noch  heule  finden. 

Unverkennbar  sucht  aber  dennocli  anderemal  Ulf.  die- 
ser construction  auszuweichen,  er  löst  sie  in  eine  con- 
juuctionelle  auf:  civayvojadijvat  ,  ei  iissigvjudau  I  Thess.  5, 
27;  ^iy.ciio)&i;vat ,  ei  garallitui  dumjaindau  Gal.  2,  17;  oder 
er  wählt  dafür  ein  gotli.  intransitivuni :  gagavai'rtlinan  (re- 
conciliari)  II  Cor.  5,  20;  saürgan  /.vni]&)^vui  II  Cor.  7,  11. 
In  der  bekannten  stelle  IMarc.  10,  45  wo  der  urlext  den 
inf.  pass.  und  act.  unnütlelbar  hinter  einander  hat  ofK 
^ß&e  ^lazovfj&ijvai  dXXd  Siaxorijacci ,  ließ  sich  nicht  bei- 
demal andbahtjan  setzen,  der  ausweg  statt  des  passivs  den 
substantivischen  ausdruck  at  andbahtiam  (ad  ministeria)  zu 
gebrauclien,  Avar  nicht  der  glücklichste,  warum  sagte  er 
niclit:  ei  andbahtiths  sijuu  oder  vesjdu  ?  leider  können  wir 
Mattli.  20,  28  nicht  nachsehn.  aber  alle  andern  erklä- 
rungsversuche  des  andbahtjam  scheitern  daran,  daß  die 
prap.  at  einen  casus  fordert ,  und  nach  cjviman ,  wenn  ein 
inf.  folgt,  niemals  at  steht. 

Auffallender  für  uns  ist  eine  golh.  ausdrucksweise,  so- 
bald es  darauf  ankommt,  nach  einigen  verbis  zweiter  ano- 
nialie  den  inf.  i>ass.  zu  conslruicren.     Soll  auf  solche  vcrba 


vetham.     genus.     infiii.  59 

ein  Ulf.  act,  folgen,  so  wird  ganz  geAvölinllcli  verfahren, 
7..  b.  ik  skal  vaürkiau  Job.  9,  4;  nimauna  mag  \aürkian 
.loh.  9,  4:  skiiljau  (s.  l.  für  skulja)  rudjan  Eph.  6,  20; 
skiilda  fagiiiun  II  Cor.  2,  3  n.  s.  w.  Allein  das  häufige  ofl 
aiixiliarische  vorkommen  der  meisten  dieser  Avörter,  ihr 
lliichtiger  siuu,  gestaltele  olfenhar  nicht,  hinter  ihnen  einem 
Inf.  passivische  bedeutung  zu  lassen,  wie  es  nach  vüjan 
ißovXeod-at)  noch  angieng.  Wie  hilft  sich  nun  Ulf.?  er 
nimmt  statt  der  anomalen  verbalform  ihr  part.  prät. ,  ver- 
bindet es  mit  visan  und  setzt  dann  jenen  inf.  act.  hinzu. 
Avenn  ihm  also  skal  giban  debeo  dare,  mag  giban  possuni 
dnre  bezeichnet,  sagt  er  nach  jener  regel  skidds  im  giban, 
debeo  dari ,  mahts  im  giban  possum  dari,  und  so  stehn 
sich  auch  im  prät.  skulda  giban  als  activei',  skulds  vas  giban 
als  passiver  ausdruck  gegenüber,  jetzt  erst  kann  dem  inf. 
activer  form  mit  Sicherheit  passiver  sinn  verliehen  -sverden. 
hier  belege :  thatei  skal  sunus  maus  fdu  vinnan  jah  ushiu- 
San  skulds  ist  fram  thaim  sinislam  jah  usqviman ,  oTi 
d'el  rov  viov  tov  av&QMiiov  noXXd  naS^tiv,  y.tu  anodoxi- 
/KXü&'f/vui  uno  tÖ)V  nQtoßvTtgMV  icat  airoy-TuvO-ivai  IMarc. 
8,  31,  wenn  aber  folgt  jah  usstandan  '4ai  uvaGzr,vui^  acti- 
visch,  so  hätte  ^liirch  ein  wiederholtes  skal  die  Wirkung  des 
skulds  ist  eigentlich  vorher  aufgehoben  werden  sollen  *) ; 
untc  sunus  mans  skulds  ist  atyihan  in  handuns  mannö, 
o  yuQ  vios  tov  avd qojtiov  jtifXXei  naQciöidoadui  sig  ytloag 
tc')'dQO)'no)V  Luc.  9,  44;  unle  allui  veis  fitdiKjjuu  skuldai 
sijum ,  %ovs  yi^Q  Tiiii'TCiS  "t^jtiäg  ffui'6fjw&i~rcu  d'ei  II  Cor. 
5,  10;  ik  skulds  vas  fram  izvis  gakanitjan,  lyv)  yc.Q  oxpei- 
).ov  i'ff)  vfiviv  GvvioTaodai  II  Cor.  12,  1  '''''');  mäht  vesi  liuk 
thata  balsan  frahiKjjan ,  rßvvato  yuQ  rovro  lo  jtivQov 
^Qa\))~ji'af  Marc.  14,  5;  qvino  ni  mahta  vas  fram  ainunu;- 
hun  galeikiuun,    yvrt]  ova   i'oyivosv  vn    ovöevog   'dtQwmv- 


')  in  ähnlicher  stelle  wird  ein  andrer  «niisweg  getroffen.  Joli.  3,  4 
(Mal^ni.39,  29)  ^rj  dvvaxai,  flq  rijv  y.oiXic.v  rfji;  /nfii^iuq  ai'iov  <hiTH)ov 
fl(;üOn:v  y.nl  yfvvrjOTjrci ,  ibai  mag  in  vaniba  äitheins  seinäizös  altra 
galeilhan  jali  gabairäidau;  um  hier  nicht  zu  sagen:  jah  mahts  ist  ga- 
bairan,  bedient  er  sicli  minder  schleppend  des  passiven  conjunctivs:  et 
renascatur,  regeneretur. 

")  mehrmals  setzt  Llf.  das  neutrale  skuld  zn  visan  in  der  bedeu- 
tung von  opus  esse  und  dann  kann  es  einen  inf.  hinler  sich  haben,  der 
einem  gr.  activen  oder  medialen  entspricht,  ■/..  !>.  ni  skuld  ist  lagjan, 
ovK  l'ifnri,  pahtv  Matth.  27,  «i ;  fnginün  skuld  >as,  /(toi'tai.  ;()f,  Luc. 
15,  32;  skuld  (so  für  skulda)  ist  thata  riurjö  gahamön  unriurein,  <hi 
TU  qOuQrov  hävoantlci  dq.Duitaiav  1  Cor.  15,  53;  jabai  hvöpan  skuld 
sijäi.  fi  xai'/.7o,'>Mt  (hl  11  Cor.  11,  30;  thöei  ni  skulda  sind  mann  n'-d- 
jan  i<  ovx.  i'iov  dvÖQ(i'}:i(i)  Af<Ay)«t   11  Cor.   12,     1. 


(50  eiiijiicher  salz. 

■fyrjVtu  Luc.  H,  43;  livaiva  malils  Ist  niati  ffahairun,  Tiojg 
<\vva%('.i  (IvOQorjioQ  yivvt^!) t^rc.i  So\\.  3,  4  (  M.-ilWn.  VJ,  17 
vgl.  40,  4):  ni  nialil  ist  ifuläirau  lliala  ganuMidu,  nv  <)v- 
VUTai  XvtyfjVC'.i  7]  yoiiff  I,  Inli.  lO,  35;  imlc';  livarjaloli  vaMnle 
mäht  ifil  aiitliarleilvciii  iutnäldj<tn, ,  iiam  oiniie  vcrbimi  |)(»- 
test  divcrsilülc  (ich  lialto  anlliailoikein  (lir  den  dal.)  iniiiiu- 
tari  Maliin.  47,  21;  von  ähnliclien  Inf,  liinler  niunds  ist 
(piitatnr)  knnllis  ist  (noscitur)  tliaurfts  ist  (cogitur?)  giht 
CS  kein  bcispicl;  waiiim  sollte  es  aber  nicht  heißen  kön- 
nen: munds  ist  uskiusan  (repi'obari   putatiir)? 

Suclicn  wir  näher  in  diese  golh.  worlfügung  zu  djiu- 
gcn.  IJU".  empfand  das  bedürlnis  den  in  f.  pass.  nacli  skal 
nnd  mag  hervorzuheben:  er  stellt  die  hilfswörler  selbst  in 
das  passiv.  Da  aber  skal  und  mag  (wie  alle  übrigen  zwei- 
ter anom.)  als  {'ormpllc  priilerila  des  organ.  priis.  pass.  auf 
-ada  natürlich  luifahig  sind,  so  muU  ihr  pass.  wie  jedes 
prät.  pass.  mit  visan  und  dem  part.  umschrieben  werden, 
diese  Umschreibung  beliält  iedoch  ;\öllig  den  praseussinn, 
der  auch  in  dem  activen  skal  und  mag  liegt.  folglich 
drücken  skulds  im,  mahts  im  nicht  aus  debitus  sum ,  ich 
bin  gemocht  worden,  sondern  debeor,  ich  Averde  gemoclit; 
eine  nothsvendige  ausnähme  von  dem  was'  oben  s.  10,  12 
vorgetragen  wurde.  skulds  im  giban  bedeutet  denuiacli 
eigentlich  debeor  dari,  w^as  nicht  ungereimt  ist,  obwol 
niemand  lat.  so  sagt,  vielmehr  debeo  dari.  mahts  im  latU 
sich  lat.  nicht  ausdrücken,  entspriclit  aber  dem  gr.  ^vrapui, 
das  eine  halb  passive ,  halb  mediale  form  hat  *). 

Im  ahd.  ist  die  Umschreibung  schon  viel  gelaufiger  und 
keine  solche  lunsetzung  von  scal  oder  mac  in  das  passivuni 
mit  activischer  form  des  Inf.  nachzuweisen ;  ohnehin  err 
scheint  auch  sonst  kein  part.  prät.  soult  (debitus)  roaht 
(gemocht),  wiewol  ihnen  nichts  an  sich  entgegensteht,  dari 
debet,  dari  potest  heißt  also  scal  kepau  wci'dau,  mac  kepaii 
werdan,  nicht  mehr  sculter  ist  kepau. 

Andere  fälle  gestatten  aber  ziemlich  häufig  den  iuf.  act. 
in  passivbedeutung. 

So  oft  der  dat.  des  inf.  mit  der  piäp.  zi  das  lat.  part. 
fut.  pass.  ausdrückt,  steht  diesem  formell  activen  inf.  pas- 
siver sinn  zu ,  denn  dandus  est  bezeichnet  dari  debet.  ze 
kavaivenne  sint  (praeparanda  sunt)  R..  15^:  ze  kesezzenue 
ist  (constituenda  est)  K.  15^;  za  petönne  ist  (orandum  est) 


*)  das  perf.  öidt>ij,n(u    iit  pass<ivisch  ,    der    aor.  i^vy>;on/'i,v  niediaL 


verhiim.     genas,     inßit.  6l 

liymn.  17, 1;  sindun  zi  chilanhanne  (creAeivM  sunt)  Is.  4,  7; 
ist  zi  ßrstandanne  (iiitelligonduin  est)  Is.  9,  2 ;  ist  arloiibit 
zius  zi  (jehanne  (licet  censuin  dari)  T.  JMattli.  22,  7.  Gleich 
üblicli  bleiljt  dieselbe  conslniclioii  im  nilid.  und  nlid.,  nur 
daß  nlid.  der  iiif.  niclit  llecticrt  wird:  was  zu  tlmn  oder 
zu  lassen  sei  (quae  conunilti  ouiiltive  debeaul) ;  das  ist 
leiclit  zu  sagen ^  das  ist  niclit  auszuhallen  (ferri  uequil)  *). 
Die  ueniliclie  form  kann  aber  auch  activen  sinn  haben, 
z.  b.  gilihhela  iuwaremo  faler  iu  zi  gebanne  nhlii  (com- 
placuit  patri  vestro  dare  vobis  regnum)  T.  35,  3.  Bemer- 
kenswerlhe  passivbedeatung  enthalten  folgende  stellen  der 
Nib.:  d.iz  er  an  ze  sehene  den  fron  wen  wajre  guot  276,  2; 
sin  sohlen  da  nilit  sliln  den  fremden  an  ze  sehenue  3S2, 
3,  genau  wie  Ulf.  vorbin  (s.  57)  du  salhvan  im  braucble,^ 
Avir  würden  heute  substantivischer  setzen  zum  ansciien, 
zur  schau,  die  worle :  wa  wart  in  dem  touwe  dehein 
bhiome  also  schccne  ze  sehenne  als  mm  vrouwe  ]Ms.  2, 
47'^  lieÜen  sich  aber  noch  so  ausdrücken. 

Lange  begründet  ist  in  unserer  spräche ,  nach  den  Ter- 
bis  hören  und  sehen  den  inf.  act.  zugleich  passivisch  zu 
gebrauchen  **);  ich  liore  erzählen  (audio  narrari),  ich  sah 
ihn  nül  füllen  treten  (calcari),  ich  kann  kein  ihiev  schlach- 
ten (niactari)  sehn;  daü  hier  etwa  kein  subst.  ausgelassen 
sei,  von  welchem  der  octivc  inf.  abhänge,  ergibt  sich  aus 
der  slallhaftigkeit  des  obliquen  bestimmenden  casus :  ich 
höre  von  dir  erzählen ,  ich  sah  den  mann  von  dem  rauber 
Avürgen.  unzulässig  wäre  die  steife  Umschreibung,  nie- 
mand sagt:  ich  höre  erzäidt  werden;  eher  schon:  ich  sah 
den  mann  vor  meinen  äugen  ej'wiirgt  werden,  ferner,  an 
die  stelle  von  hören  und  sehen  läßt  sich  nicht  leicht  ein 
anderes,  gleichbedeuliges  wort  setzen,  z.  b.  slalt  ich  höre 
singen,  ich  sehe  heu  mähen,  ich  sah  den  künig  begra- 
ben, kann  niclit  gesagt  werden:  ich  vernehme,  ich  schaue, 
ich  erblickte;  es  liegt  an  der  geläufigkeit  der  formel.    ]Mhd. 


')  aucli  fjie  Franzosen  verleihen  ihrem  inf.  naclr  der  präp.  ä  liiinfig 
passive  bedeutiing,  z.  b.  cette  ponime  est  boniie  h  maui^er  (gut  zu  essen), 
ce  bois  est  propre  k  hnUar  (gut  zu  iireiiiien) ,  oet  honiine  est  pret  ä 
inaricr  (unser  liciratcn  ist  intransitiv);  kein  guter  schriftstellor  würde 
dafür  sagen  a  t'tre  niangt'e ,  ä  eiro  brule.  vgl.  das  vorhin  angefülirte 
golhische  gutli  ist  f^tnairpan;  aber  freilich  T.  !>">  kommt  in  der  ver- 
«ic'iitschnng  von  Matth.  18j  9  sciion  ein  steifes:  guot  ist  giseiilit  wer- 
dan  zum   Vorschein. 

**)  ans  dem  zusaminenhanj?  gerisseuv?  plirason  sind  darum  doppel- 
sinnig, z.  b.  das  rätlisel:  wer  liat  seineu  \atet  laufen  seilen V 


(y2  c'i/.[/ac//-('r  .va/r. 

belego  erslrecken  sich  auch  auf  synonyme  verba :  muget 
ir  "wiindc-T  lid-reii  safjeu  JNilj.  1,  4;  er  liurle  stufen  nia're 
Nii).  4:'),  2;  Ich  han  gi'liurl  satjen  gr.  Und.  B'',  9;  si  lioi- 
ten  saifen  Iw.  Avb.  19.');  da  si  niil  swortexi  liorlcu  schal 
und  llwer  nz  Indnicn  swingcn  (vibrarij  und  siege  niil  krel- 
ten  hriiKjen  (lerri)  Par/,.  705,  16;  man  vernam  nie  von 
tiimben  noch  von  wisen  ein  froiiwe  baz  (jeprisen  Bit,  2^; 
ir  möhl  da  striten  sehn  Parz.  359,  9;  \vä  sach  man  rosen 
lachen  (ridondo  gigni)  a.  w.  1,  72 ;  daz  man  die  rusen 
brechen  (frangi)  sach  Suchen w.  45,  2.  iMnl.  saghen  die 
persone  van  knechlon  hundelen  onscone  (viderunt  eani 
male  Iractari  a  servis)  JMaerl.  2,  223.  Ahd.  ih  kihurta  daz 
sagen  ii  ik  gihurda  dal  setjyen.  Ilild.  Ags.  ne  hyrde  ic 
ceol  tjeijiji'van  (navem  inslrui)  B.  75 ;  ve  secyan  JiVrdon 
B.  544.  Ahn.  heyrdha  ek  seyja  1  srJgum  foruoDi  S;era. 
239'^;  ja  selbst  im  schwed.  und  d;in.,  wo  es  nun  gegeben 
wäre  allen  zweifel  durch  doppelle  formen  zu  heben,  wird 
der  acliven  noch  oft  die  passivbedeutung  gelassen  :  jag 
liörer  siKja ,  jeg  liürer  siije ,  welches  organischer  scheint 
als  wenn  neuere  schriftsteiler  dafür  sägas ,  siges  setzen, 
freilich,  die  neunord.  imterscheidung  zwischen  jag  hört 
förliilja  (audivi  narrare)  und  förtäljas  (narrari)  ist  hier 
und  in  andern  anwendungen  nicht  gerade  zu  verachten. 
Ist  das  franz.  j'ai  entendu  dire  ^  je  Tai  vu  maltrailer  ^  je 
lui  ai  vu  couper  (ampulari)    les  jambes  germanismus? 

Gleich  zweideutig  ist  die  bedeulung  der  inf.  liiuter  den 
Yerbis  lassen  und  heissen ,  erst  der  Zusammenhang  gibt 
zu  erkennen ,  ob  die  active  oder  passive  gemeint  werde, 
hier  habe  ich  bloß  letztere  zu  belegen :  uhd.  laß  dich  von 
ihm  belehren,  sie  ließ  sich  nicht  von  ihm  anrühren.  ]Mhd* 
daz  lat  iu  sagen  Bari.  12,  17;  daz  ich  mich  slahen  laze 
I\v.  6634.  Ahd.  lazent  iuch  leren  (erudimini)  N.  ps.  2,  10. 
INhd.  lieißeu  (jubere):  heil^  die  thür  öfneu  (aperiri) ,  er 
Ließ  den  armen  geld  austheilen  (distribui).  IMlid.  daz  hiez 
er  über  al  sagen  Iw.  899 ;  er  hiez  die  Inuke  iiider  liiii 
Iw.  4978.  Alts,  het  he  tho  ford  dragan  Heb  116,  24; 
liet  im  watar  dragan  137,  21;  höt  antlücan  (recludi)  124 
18;  liet  ine  ledien  (jussit  se  duci)  124,  16;  het  imu  heipen 
125,  12.  Ags.  hellt  eahta  mearos  on  flet  teon  (octo  equos 
in  aulam  duci  jussit)  B.  2063 ;  hehl  gokle  Jorgyldan  (auro 
rependi)  B.  2100;  hebt  Hrunling  beran  (afferri)  B.  3610; 
lieht  liim  tha  gevnjrcean  (parari)  B.  4668;  haladh  hlaev 
gevyreean  (jubele  tumuluiu  erigi)  B.  5600.  Auch  hier  wäre 
das  fraaz.  il  se  laissa  chasser  (pelli);  lalsser  porter  (por- 
lari)   faire   noter    (notari)    anzuführen,    allein    der  gedanke 


verhiim.     geiiiis.      injlii.  ^3 

an  deutschen  eiufluß  svird  niclil  gegen  die  Avalirnehnmng 
aufkonimeu,  daU  auch  schon  latein.  dichter  nacli  sinere 
und  jubere,  da  wo  das  subject,  au  welches  erlaubnis  oder 
befcld  ergeht,  nicht  angegeben  wird,  statt  des  in  class. 
prosa  fast  immer  geforderten  inf.  pass.,  sich  den  inf.  act. 
gestatten:  urbem  alii  reserare  jubent  et  pandere  porlas 
Aen.  12,  584;  nee  fortuituni  spernere  cespiteni  leges  sine- 
bant,  opida  publice  sumplu  jubentes  et  deormn  templa 
novo  (lecoi^are  saxo ;  in  folgender  stelle  steht  sogar  act. 
und  pass.  form  neben  einander:  agnam  caedere  deinde  ju- 
bet,  Sotvu[ue  ex  ordine  funeni.  Aen.  5,  773.  Ganz  gleicli 
ist  aber  die  läge  der  dinge  nicht,  schwerlich  wird  sicii  zu 
einem  so  gebrauchten  inf.  act.  das  bestimmende  pronomen 
(ab  iis)  aufweisen  lassen ,  und  sie  sclieinen  wirklicli  nielir 
activisch  gesetzt,  weil  sich  in  so  geläufiger  forniel  das  aus- 
gelassene subject  fast  von  selbst  versieht,  ich  möchte  ihnen 
also  das  mhd.  si  hiez  balde  nach  im  springen  Parz.  46,  15; 
si  hiezen  balde  springen  ]Nib,  2105,  1  vergleichen,  M'as 
weniger  curri  bedeutet  als  currere,  nemlich  iJire  leute, 
diener,  boten. 

Die  ahn.  spräche  pflegt  nach  den  hilfswörtern  der  zwei- 
ten anomalie  den  activen  inf.  mit  passivischer  kraft  zu 
setzen,  z.  b.  at  kveldi  scal  dag  leyj'a  (laudari),  j  viudi  scal 
vidh  liöijijva  (caedi)  Sa;m.  20-';  hier  müchle  ich  nicht  gern 
madhr  oder  etwas  dergleichen  ausgelassen  verstehn.  Ulf. 
würde  gesagt  haben  skulds  ist  dags  hazjan. 

Ich  schließe  mit  anführung  zweier  merkwürdiger  con- 
structionen  aus  dem  ahd.  und  mlid.  wanne  sili  mau  fona 
cote  sehan  inti  hechundan  (aestimet  se  homo  a  deo  sem- 
per  respici  et  renunliari)  K.  27^*;  güelliclieii  nnihevahen 
was  da  vil  bereit  von  Sivrides  armen  daz  minnecltche  kint. 
INib.  570,  2.  umbevahen  ist  kein  part.  prät.  (welches  um- 
bevangen  lautet),  vielmelir  der  inf.,  mit  passiver  bedeulung 
(amplexu  teneri).  das  bei^eit  was  ließe  sich  wieder  in  die 
goth.  phrase  übertragen:  sculda  vas  bifahan  mavi,  wen« 
icli  biiahan  recht  rallie. 

Genus  der  participien. 

Nacli  dem  was  eben  über  den  inf.  ausgeführt  worden  Ist 
ergibt  sich  die  beschränktheit  der  granunatiker ,  die  alles 
der  gewöhnlichen  ansieht  von  bcdeutung  der  formen  wi- 
dersprechende in  der  spräche  zu  tilgen  suchen.  Das  par- 
ticip ,  noch  melir  als  der  inf. ,  schwebt  zwischen  dem  be- 
grif  des  nomcns  umd  des   verbums,    es  muß  darum  geneigt 


64  einfacher  actlz. 

sein  ik'ii  lohcndig  bchliiimilcii  siiiii  der  vcil)aIforni  aiif/ii- 
gebcn.  Da/.u  kuinnil  die  anmit  unserer  spraclie  an  parli- 
cipien :  sie  lial  mir  ein  einziges  liir  das  aclivum  und  ans 
ilii'cr  ganzen  iillcren  ])a,s.sivlIexioa  ist  ilir  gerade  niclils  als 
(las  parliti[)inm  veihlichen.  ^vi(!  nahe  lag  es  beide  unter- 
einander in  der  bcdenlnng  sicli  ansliolfen  zu  lassen?  Und 
dabei  ist  nicht  zu  überseiin,  daü  sich  ))cide  parlicipia  auch 
nach  dem  Iciiipus  unterscheiden,  das  aclive  die  gegen- 
Avart*),  das  passive  die  vergangenlieit  ausdrückt,  lolglicli 
zwei  so  nolhweiulige  grammatische  verliältnisse  wie  das 
pari.  prät.  acl.  luid  das  part.  präs.  pass.  nur  umschrieben, 
gar  nicht  bezeichnet  werden  könnten  ,  Avaren  'niclit  über- 
tragujigcn    der    bedeulung  ausnahmsweise  gestattet  Avoixlen. 

Unser  ]iarl.  präs.  Avird  unmillelbar  aus  dem  inf.  ge- 
bildet'•''''') ,  in  der  starken  conj.  liat  es  ganz  dessen  laut,  in 
der  scinvachen  ganz  desser»  cbaracterislisclien  vocal;  mau 
daiT  ihm  also,  gleich  dem  inf,,  selbst  da,  wo  das  verbum 
cntschietlen  transitiv  ist,  zuAveilen  intrausitivisch  passive 
bedeulung  zutrauen.  Ein  zAveilcr  davon  verschiedner  fall 
ist  der,  daü  part.  präs.  selbst  intransitiver  verba  eines  ge- 
wissen passivischen  sinnes  iiiliig  werden,  den  man  am  deut- 
lichsten relativ  imisclireibt. 

Von  beitlen  arten  bietet  indessen  Ulf.,  meines  wissons, 
kein  beisi)iel  dar,  eben  weil  er  sich  sonst  noch  zu  leicht 
im  passiven  ausdruck  bewegt,  und  er  in  naclibildung  des 
gr.  textes  auf  keine  gelegenheit  dieses  participialgebrauchs 
stößt.  Für  die  übrigen  dialecle  will  ich  jene  beiden  fülle 
sondern. 

Partie,  präs.  transitiver  verba  passivisch  gesetzt,  alid. 
varanter  scaz  (mobilia)  unvarante  scazä  (res  immobiles) 
gl.  emm.  382.  383  ;  mhd.  varnde  habe  Parz.  9,  21.  varnde 
guot  Parz.  267,  10.  Als.  1,  63*  Walth.  8,  14.  60,  35;  nhd. 
Jahrende  habe.  ,die  bedeutung  ist  tragbares  gut,  das  von 
einem  ort  zum  andern  gefahren,  d.h.  gebracht  werden 
kann,  im  gegensatz  zum  liegenden  eigenthum.  gerade  so 
altfries.  thä  drivanda  and  tha  dregauda  As.  278  ,  das  trei- 


*)  die   frage    nach  einer  ausgestorbnen   form    des   part.  prät.  activi 
berülirt  uns  hier  nicht. 

")  die  schwed.  spraclie  liebt  es  adj.  in  part.  präs.  zu  verwandeln,  denen 
sonst  keine  andere  verbaiforni  zur  seite  .steht,  z.  b.  IVämmande  (alie- 
nus);  stridande  .ström  (reißender  ström)  Fv.  ,3,  142.  174;  djupande 
haf  3,  174;  rosende  lund  1,  73.  2,  178.  rosende  kind  2,  27.  152; 
roscnblommande  kind  2,  17.     hvitblommaude  kind  2,  51. 


varhum.     genus.     partlcipia.  65 

liende  und  das  tragende,  was  getrieben  und  getragen  wird 
(daz  mau  niolite  getribeu  und  getragen  En.  4808.)  gleicli- 
wol  könnte  das  part.  varanli  ursprünglich  hier  activintran- 
sitiveu  sinn  gehabt  haben,  insofern  scaz  und  fihu  haupt- 
sächlicli  in  lebendigen  vieh  bestanden  ,  welches  fahrt ,  d.  h. 
geht,  und  dafür  spräche  der  ahn.  ausdruck  gängandi  fe, 
dän.  gaaende  fä.  wegen  des  drivaade  and  dregande ,  und 
\\'eil  man  sich  unter  falirendem  schätz  frülie  sclion  niclit 
bloU  vieh  sondern  aucii  getraide  dachte ,  gebe  icii  jener 
deutung  den  vorzug. 

IMhd.  häufen  sich  einige  beispiele.  ditz  ansehende 
leit  Fieinh.  1199,  das  mit  äugen  geschaut  wird,  vor  äugen 
liegt;  helnde ,  im  sinn  von  verholen,  was  geliehlt  wird, 
den  liehidcn  sprunc  rennen  Parz.  466,  22;  lielnden  muot 
l^ren  Parz.  634,  6;  helndiu  zuht  Parz.  393,  3;  in  hehider 
wise  Troj.  7589:  lebende  tage,  die  gelebt,  erlebt  werden, 
lebendez  leben  Diut.  1,  54;  in  ir  lebenden  jaren  Doc.  misc. 
2,  44;  in  ir  lebenden  stunden  Bari.  311,  7;  ein  lebender 
tac  Ms.  1,  72^;  sine  lebende  tage  Ulr.  Trist.  16;  alle  mine 
lebenden  tage  Ulr.  Trist.  1832.  Ws.  1,  4^;  alliu  dine  leben- 
den jar  Bari.  177,  31;  ivindende  hende,  die  gewunden 
werden,  mit  windlndin  henden  Diut.  1,  14.  Kl.  1836. 
Gudr.  3678.  3738;  mit  windender  hant  Gudr.  3623.  59x4. 
Kl.  510;  Magende,  was  geklagt  wird,  zu  klagen  ist,  in 
klagender  swa-re  Bai'l.  28,  31;  klagender  sw?ere  pflegen 
Orl.  1120;  klagendez  herzeleit  Bari.  191,  36;  kingenden 
Ungemach  Bari.  189,  9;  klagende  not  Orl.  1720.  Bari.  5, 
37.  Frauend.  69.  85;  klagende  arbeit  Wh.  278,  28;  nun 
klagende  leit  IMs.  2,  26»';  klagendez  lop  Ms.  2,  225«;  an 
klagenden  trivven  Parz.  81,  4;  klagende  triwe  Parz.  159, 
24  ;  doch  ließe  sich  klagende  überall  auch  intransitiv  aus- 
legen durch:  \vobci  geklagt  wird.  Alle  diese  fälle  haben 
etwas  formelhaftes,  sind  bloß  einzelnen  dichtem  geläufig 
(vorzüglich  Rudolf)  und  von  andern  gemieden,  stridenden 
strit  hat  der  cülner  Hagen   1046. 

Mnl.  ist  mir  nur  ntnemende  aufgestoßen,  das  ausge- 
nommen, ausgezeichnet  bedevilet :  utMemende  ere  INlaerl.  I, 
423;  met  haerre  i'itiicmender  cliierheil  2,  61;  metler  ut- 
nemender  groele  (eximia  salulatione)  2,  251,  PSnl.  nitne- 
mende  und  gleichbedeutig  damit  iiilinuntende ,  d.  h.  aus- 
gemünzt, hervorstechend  *). 


*)  in  den  schwed.  Volksliedern:  förg^Umide  iiir  (tuba  iiiaurata)  3, 
78;   förgyllande  stol.  3,  75. 

V. 


66  ei/ijut/ur  saiz. 

Nlid.  (ntsii('lnnp)i(l ;  vorhabend ,   \vas  beahsiclitigt  ^vird  : 
\üii    dieser    vorlialxMuloii    herbslieise  Gcitlies  waliK.   1,    10-, 
Id  der  Volkssprache,    im  canzleislil  und  in  allereji  biiclifrn 
der    Iclzleii   jlili.    nocli  viel  öfter;    essende    und  trinkende 
Avaare ;    essende  speise  \\  alcli  3,  181;  anziehende  kleider; 
meine    führenden    -svaaicn ;    eine  besoryende   yefalir;  Kraft 
meines    Iratjenden    anils,    aus    tragender    Ireundschafl ;    ein 
stillendes  kind  ;    eine  melkende  kuli ;  bei  dem  künftig  hal- 
tenden gcrichl ;    werbende  l)olscliafl;    dem  ehrenden   'ver- 
elirlcn)  publicum;   der  leidende  schade;  verkaufendes  hvot, 
das   feil   sieht;    klagende  Übelkeit,    lütners    hebanniie  411; 
wieder  erlangende  gesvuidlieit ,   unw.   doct.  2;    bei   empßn- 
dender    liilfe,    das.    anbaiig    152;    sein   anhabendes    liemde 
das.    1.56;     bei    verspürender  besseruiig,    un^^.   doct.    171; 
vorhabende  reise  das.  118;  bei  meinem   habenden  kummer 
Scliweiniclicn    3,  242;    Avegen   noch  habender    giclit   ib.  3, 
165:    anbietende   gnade  ib.  1,  208,  3,  200;    mit  einer  un- 
versehenden  ulmmaclit  ib.  3,  223;  stille  mit  zumachenden 
angen  ibid.  3,  254;    mit  aufhebenden  banden  ibid.  1,   231; 
tragende  sorgen  ib.  1,  331;    essende  Avaaren   1,  238;    von 
cssemlen    und    truikenden    dingen    MB.  1,  446     (a.   1344); 
marstall,    und    darin  habende  pferde  Sastrow  1,  289;    ha- 
bende gewer  (gewer  in  welclier  mau  ruhig  silzl) ,  in  rech- 
ter liebbenden  ^yere.     richlsleig  21.  26.  vgl.  Albrecht  p.  7.  *) 
II.  s.  \v.       Lauter     heutzutage     verpönte     ausdrucksweisen, 
allein  weniger  schleppend  und  sprachgemäßer,  als  wodurch 
wir  sie  luir  theilweise  ersetzen  ,  die  mit  der  präp.  zu  und 
scheinbar   demselben   parlic.  gebildeten   für    den  begrif  der 
lat.  part.  jjass.  auf  -ndus  :    die  zu    essende    speise,    das  zu 
haltende  gericht,    das  anzuziehende  kleid ,    der  zu  ehrende 
maiui.  scheinbar,  weil  sie  nicht  aus   dem  eigentlichen  part. 
präs.,  sondern   dem  von   der  präp.  zu  abhängigen  dat.  des 
inf.  entspringen,    der  nun  höchst  unorganisch   wieder  zum 
pari.,    d.  i.   adj.  geworden  ist.     die   jeuer    conslruction  des 
ze    mit    dem    inf.    zuweilen    gebührende   passive  bedeulung 
(s.  60)    hat    den  misgrif  herbeigeführt ,    die  falsche  analogie 
des    lat.    part.    auf    ndus  befestigt,     unserin   pari.  präs.  auf 
end   entspricht  das  lat.  auf  ens,  entis  ,   nicht  das  auf  ndus. 
Dem  sinne   nach   unterscheiden  sich  diese  nhd.  mit  zu  lor- 
niierten    redensarten    von   dem  hier  behandelten  fall  darin, 


*)  auch  im  dän.  hat  man  solche  redensarten  nachgeahn)t,  z.  b.  hans 
^"frygteude  dodst'nid,  sein  (oilesrall,  <ler  hel'iiiclitet  wird;  med  sit  un- 
der/unende  niandskab,  mit  der  mannschaft,  die  unter  ilim  steht;  med 
sit  fvrende  skib.  mit  dem  schif.  das  er  fülirt. 


verbum.     genus.     partlcipia.  67 

daß  sie  einen  stärkeren  begrif  des  soUens  und  nmssens, 
nicht  den  reinpassivischen  ausdrücken :  die  zu  tragende 
sorge  muß  getragen  -werden ,  die  tragende  sorge  wird  ge- 
tragen, daher  auch  nicht  überall  beide  weisen  sich  ver- 
treten können,  z.  b.  statt  ausnehmend  gefallen,  mit  zu- 
machenden äugen  liegen  ließe  sich  nicht  sagen:  auszuneh- 
mend,   zuzumachenden. 

Part.  präs.  intransitiver  verba ;  hier  ist  das  verfahren 
kühner,  man  kann  den  sinn  aju  nächsten  durch  die  präp. 
worin  oder  wobei  umschreiben ,  und  darf  das  ])art.  dem 
sinn  nach  nie  gerade  zu  auf  das  subst.  beziehen,  mit  wel- 
chem  es  construiert  ist. 

Auch  hier  bietet  die  alte  spräche  nur  ein  beispiel  dar, 
das  aber  hinreicht  alle  übrigen  zu  rechtfertigen,  vallundiu 
suht  (morbus  caducus)  Diut.  2,  193^,  die  krankheit ,  wobei 
man  zu  boden  fällt;  mhd.  vallendiu  suht,  daz  vallende 
übel.     S.  Uolrich  60^  fundgr.  325;  nhd.  die  fallende  sucht. 

Mhd.  schämende  arbeit  doln  Wh.  315,  14,  wobei  man 
schäm  empfuidet;  schamenden  (schemeden)  pin  dohi  Parz. 
172,  28;  dagegen  in  schamendiu  wijilieit  Parz.  27,  9  be- 
zieht sich  das  part.  auf  das  subst. ;  hi  lifjendiu  miuiie  Tit. 
147,  3.  Parz.  193,  4,  liebe,  wobei  umarmuug  gestattet  i^t; 
M  (\qt  ju(j enden  weide  IMs.  2,  183^,  wo  gejagt  wiixl;  üf 
der  jagenden  reise  Lohengr.  148 ;  sterbendiii  swaere  liarl. 
255,  17,  schmerz  der  den  tod  mit  sich  führt  (es  ist  ster- 
bende, nicht  sterbende  genau  zu  sclu^eiben) :  iwer  her 
körnende  varl  Wh.  135,  22  die  reise,  mit  der  ihr  an- 
kommt; wol  dem  wart  siuer  her  komenden  vart  AA  h. 
320,  29  wol  ihm,  daß  ihn  der  weg  hierher  führte;  ouavö 
din  eines  komendiu  (so  lese  ich  statt  körnendes)  vart!  AA  h. 
93,  11;  disiu  wider  körnende  vart  \Yh.  330,  28;  sui  ku- 
inende  vart  Lohengr.  52 ;  etslicher  Sterne  körnende  t.ige 
Parz.  490,  3  die  tage  an  welchen  einige  slerne  kommen, 
aufgehu  Parz.  490,  3;  der  huheu  sterne  kujnendiu  zit  Parz. 
493,  25;  sine  kumenden  zit  Wh.  443,  26;  man  sieht  leirlit, 
daß  sich  in  mehrern  dieser  stellen  das  part.  uninillelbar, 
etwa  im  sinn  von  künftig,  auf  das  subst.  ziehen  läik;  doch 
gellt  es  nicht  immer,  und  meine  auslegung  scheint  joben- 
diger;  diu  erslahtnde  vail  Diut.  1,  15,  aul  Nvelcher  einer 
erschlagen  ward,  Modnrch  die  erkliirung  der  Uoinnieiulen 
fahrt  sich  neu  bestärkt:  hier  ist  sogar  ein  traüsiüv  in  \\  eise 
der  intiansilive  behandell ;  diu  minnende  not  I\v.  7790. 
Wigal.  1185,  die  nolh  des  Hebens,  der  liebe,  die  von 
liebe    erregle    nolh    oder    wie    es    ein  kältei'cs  compusiuim 

E   2 


6Ö  einjavher  aalz. 

ausdriickcn  wiii-de,  die  lichosiiolli  ;  der  iiiluneiidc  luisiti 
Ms,  2,  47',  dc'i-  liclx'simsiiin,  die  lliorlioil  ^venn  icli  iiiiiiin'; 
diu  erde  lio  dio  ht^hrnilc  nol  Slollo  14G'*,  worin  sie  er- 
bebte; er  Icil  IkiikjciuIc  iiol,  hulaiid  .sich  iti  der  nolli,  datt 
er  hicng  Ivv.  467«;  wachende  arheil  I'arz.  246,  9,  die  im 
wachen  vcrriclilet  wird  ♦);  in  sldf'ender  7a{,  d.i.  zur  iiaclil- 
zeit,  wo  gesclil.ilcii  wird,  kann  sclion  Albrechl  von  Hal- 
bersladl  gesagt  liaben  ,  \\  ikrain  Ijeliiidl  es  bei  j).  in.  2l.'J'', 
oder  berulil  es  auf  eiiuMii  misverstaiidnis  des  unjarbeilcrs :' 
der  rein»  nit :  zil  (nicht:  zeit)  taugt  wenig  und  der  alle 
dichte]-  bediente  sich  vielleicht  der  redensarl  bi  slaieuder 
diel  (honiinihus  ilornüentibus)  was  genauer  auf  niet  reimt, 
bei  abhandhuig  der  absoluten  construction  werde  icli  diese 
formel  melirfach  belegen,  der  irthum  muß  aber  sicli  wieder- 
holen, auch  im  richtslcig  3.5,  47  liat  die  gewöbnliche  lesart 
in  nachlsJiipender  lit,  in  Pipeis  markenrechl  p.  104  sieht: 
bi  nachtslapender  tid  upgebroiken  ,  und  ohne  zwcIfel 
lieiüt  es  noch  so  in  Nioderdeutschland. 

Nhd.  rvolschinfende ,  wohjeruhende  naclit  wünschen; 
nach  einer  schlechlschlaf enden  nacht  kommt  vor  in  Gölhes 
und  Schillers  briefw.  5,  5,  d.  h.  naclit,  worin  man  wol 
schlärt,  schlecht  geschlafen  hat;  sterbende  laufte,  Rommels 
hess.  gesch.  4,  464  (a.  1564)  Maders  Friedberg  2,  273,  zel- 
ten, wo  die  pest  herscht;  keine  bleibende  statte  haben, 
d.  i.  keinen  ort,  wo  man  bleiben  kann  vgl.  Luthers  Verdeut- 
schung von  Hebr.  13,  14.  deuteron.  28,  65.  eine  schwin- 
dehide  hübe,  die  schwindeln  macht;  eine  erstaunende 
menge ,  worüber  man  erstaiuit ,  vielleicht  dem  franz.  eton- 
nante  quantite  nachgeahmt ,  aber  etonner  ist  transitiv ,  er- 
staunen intransitiv ;  mit  liandschlagendeni  lob  ,  Vossens 
Luise  3,  457  d.  h.  lob  ,  wobei  in  die  band  geschlagen  wird; 
sitzende  oder  (fehende  arbeit,  die  mau  im  sitzen  oder 
gehen  verrichtet ;  sitzendes  leben  (vie  se'dentaire). 

Auch  nnl.  sind  ähnliche  redensarten  im  gang,  z.  b. 
huisziltend  leven ,  eingezogene  lebensart,  wo  man  zu  haus 
bleibt;  en   wakende  dröm,   ein  Irauin  wobei  mau  wacht. 

"Wichtiger  scheinen  einige  altn.  und  sciiwed.  beispiele. 
ä  deyanda  degi,  am  todestag,  am  tag  wo  man  stirbt.  Laxd. 
1>.  106.  Isl.  sog.  2,  132.  134;  schwed.  det  villande  haf, 
das  meer  auf  dem  man  irrt,    Fv.  2,  32;  pä  villande    saud, 


*)  mla  wjiclientlez  gedenken  Tit.  99,  4  iiclime  ich  nicht  hielier, 
weil  es  dem  släfenden  leu  entfiegensteht  und  der  waclie  gedanke  sclio- 
iier  ist,  als  das  denken  im  wachen,     auch  engl,  waking  tliouglits. 


verhum.    genus.     participia.  69 

flas.  2,  162.  das  dan.  hans  ihoende  Iius,  das  haus  V/'orin 
er  wohnt ,  scheint  gerinanismus. 

Mhd.  und  nhd.  fallt  die  form  des  participialen  adv. 
(granim.  1,  1019)  mit  der  des  pari.  präs.  zusammen,  und 
einzelne  stellen  können  danacli  einer  doppelten  auslegung 
unterliegen.  Iw.  4678  (s.  68)  erklärt  Ben.  (anm.  zu  hv. 
377)  hangende  für  ein  solches  adv.,  doch  die  parallelen 
redensarten  minnende,  bebende  not  bestärken  mich  in  der 
adjectivischen  deutung;  eher  dürfte  man  wachende  Parz. 
246,  9  adverbial  nehmen.  Wenn  wir  nhd.  sagen:  die 
waare  geht  reissend  ab,  d.  h.  daß  sich  darum  gerissen 
wird,  so  ist  das  adv.  entschieden. 

Das  deutsche  pari.  prät.  hat  zwar  in  der  rogel  passi- 
ven sinn,  in  einem  häufigen  fall  aber  aucli.  entw.  zugleich 
oder  ausschließlich  activen.  ausschließlich  bei  allen  intransi- 
tiven, z.  b.  gekonunen,  gestorben,  gefroren,  geblüht,  gewelkt; 
wie  in  dem  hortalus  sum  ,  fassus  sum  des  lat.  depon.  dem 
part.  nur  active  bedeutung  zusteht.  Alle  transitiva  hingegen 
scheinen  bei  Umschreibung  ihres  prät.  act.  mit  haben  dem 
pari.  prät.  activen  sinn  beizulegen;  ich  habe  gefangen,  ge- 
sungen, geliebt,  gehaßt,  ganz  wie  die  roniau.  sprachen 
verfahren,  sobald  sie  lunschreiben :  j'ai  pris,  chante,  aime, 
hai.  dies  ist  jedoch  bloßer  schein,  wo  das  activum  be- 
stimmt gesetzt,  d.h.  der  gegenständ,  auf  den  die  handlung 
6ich  richtet,  ausgedrückt  wird:  denn  alsdann  kommt  das 
part.  nicht  in  den  casus  rectus  des  subjects,  sondern  in 
den  obli(|uus  des  objects  ^  ist  also  nothwendig  ein  jjasslves, 
z.h.  nhd.  si  eigun  ginomanan  druhtin  minan  0.  V.  7,  29; 
altn.  hefir  thu  nuc  dvaldan  Sa>m.  80^';  franz.  je  l'ai  prisc 
(fem.)  Albnälich  aber  und  schon  oft  im  ahd.  erlisclit  die 
tlcxioa  der  mit  dem  hilfswort  haben  verbundnen  partici- 
pien ;  mhd.  luid  nhd.  hört  sie  vollends  auf,  wir  sagen:  sie 
haben  meinen  herrn  genommen,  ich  habe  sie  gelangen, 
und  dann  steigt  wieder  jenes  aclivlsche  ausschn  der  parti- 
cipia.    Nähere  ausführung  im  drillen  cap. 

Hiernach  kann  nicht  befi'emden,  daß  allein  siehende, 
an  kein  hilfswort  geheftete  part.  prät.  die  aclivc  vcrgan- 
geuheil  susdrücken. 

Bei  intransiliveH  scheint  das  ganz  natürlich  ,  z.  b.  ge- 
worden,  gilcgen  (silus),  gewachsen  (adultus)  ,  ahd.  kilitau 
(praeteriliis) ,  kilegan  (situs);  indessen  ist  niclit  jedes  pari, 
prät.  dieser  verba,  das  mit  sein  oder  haben  verbunden  nocli 
verbalkrall  äußert,  gesondert  üblich;  man  bedienl  sich  in  sol- 
chem fall  lieber  der  mit  parlikeln  componierlcn ,  als  der  ein- 


70  eiiijachcr   salz. 

faclien  pnrliclpl.i.  es  lieiüt  nirlit  lelclit  die  geblülite,  gewelkle, 
gf'diiricte  hlunic,  wol  al)cr  die  verbliilile  ,  verwclkto,  aus- 
geduflc'le;  nicht  die  gescliieneiic  sonne,  elier  die  ausgescliie- 
nene,  die  zu  scheinen  aufgehört  hat.  inilessen  sagt  man 
das  gesunkene  Jand,  wie  die  eingesunkene  wange,  das  ver- 
sunkene schif.  andere  beispielc :  angesessen,  vergangen, 
verwiclien ,  nihd.  vervarn  Bari.  92,  6  ,  verflossen ,  einge- 
treten,  angekonunen,  verfroren,  verfallen,  abgelebt,  ab- 
gelaufen, geronnen,  verronnen,  abgestanden  (von  fischen, 
die  den  geschniack  verlieren)  u.  s.  w. 

Allein  auch  transiliva  können  im  part.  prat.  pass.  -wie- 
der acliven  sinn  annehmen,  (jetruffena  gulenna  bei  N.  Cap. 
49.  sind  deae  grandaevae,  d.h.  doch,  die  kinder  getragen, 
geboren  haben?  mlid.  geivizzen  verständig,  der  -weiß  und 
erfahren  hat,  Iw.  7298,  unverwizzen  unverständig;  nlid. 
erfaJiren  (expertus),  yetvandert.)  {jereistj  be^vandert  scheint 
passivisch;  mhd.  fjenozzeu,  der  etwas  genossen  hat  Parz. 
290,  9,  vgl.  Nib.  875,  2.  geruht,  was  sich  ausgeruht  liat, 
geruhte  glieder,  mhd.  die  geruoten  Lohengr.  124  vgl.  126, 
129.  geschworene  die  geschworen  haben  (jurali,  jures), 
verschworene ,  die  sicli  verschworen,  es  ist  bemerkens- 
wcrlh,  daß  viele  mit  ver  (nimis  oder  in  älnilicher  schwä- 
cherer bedeutung)  gebildete,  durcli  das  rellexivum  medial 
gewordene  verba  in  dem  activ  gebrauchten  part.  prät.  das 
pron.  jederzeit  Avegv\'erfen :  sich  vermezzen  (andere)  part. 
vermezzen  (audax,  procax) ,  der  sich  vermessen  hat,  mhd. 
ein  lielt  vermezzen  Ulr.  Trist.  935.  Bit.  6462.10881:  eben- 
so verlegen ,  was  zu  lange  liegt ,  verlegene  waare ,  mhd. 
ein  verlegen  man  Iw.  lil^,  verlegeniu  müezekeit  Iw. 
7171;  ein  verschlafenes  kind ,  das  zu  lange  geschlafen 
liat,  zu  lange  schläft;  vergessen  (obliviosus) ,  ehrvergessen, 
wer  seiner  ehre  nicht  achtet;  verlogen  (meutiens);  ver- 
sessen (nimis  inientus);  veriveinte  äugen,  die  zu  lange  ge- 
weint haben;  mhd.  verwarnet  (arrogans),  der  zu  große 
meinung  von  sich  hat,  ein  gedienter  h.T[es,er ,  der  gedient, 
ein  verdienter  mann,  der  sich  verdient  gemacht  hat,  be- 
dienter sogar  ein  dienender  *).  Wohin  gehört  einem  be- 
holf'en  sein  (helfen)?  ich  finde  schon  mhd.  im  beholfen 
wahren  (auxiliarentur  ei)  Ls.  1  ,  465.  mhd,  geriten  (zu 
pferde)  Ecke  39,  heute  beritten;  w^ol  oder  baz  geriten 
Parz.  10,  11.  119,  5.  537,   11;  ungeHlen  Ms.  2,  69*^.   meh- 


*)  Avil.  26,s,  8  ir  gedienter  vatcr  passiv,  der  erworbne ,  Heiinrirli, 
den  sicii  Gyl)nrg  verdient  Iiatte.  Parz.  511  ,  12  ist  ungedient  adverl) : 
ohne  verdient   zu  \mhen. 


verhiun.     genus.     participia.  71 

rere  solcher  stehn  inhd.  nur  mit  der  negatlon:  ungetihtet 
sin  Doc.  niisc.  2,  51;  ungesungen  sin  Ms.  1,  10»  162^; 
ungevräget  sin  Bit.  13»,  nicht  dichten,  'singen,  fragen; 
wie  noch  heute  ungegessen,  ungetrunken  gesagt  wird. 
In  manchen  dieser  beispiele  drückt  das  part.  ^veniger  Ver- 
gangenheit als  gegenwart  aus :  reitend ,  undichtend  ,  unsiu- 
gend,   untrinkeud. 

Überall  aber  erlangt  das  so  gebrauchte  pari,  fast  ad- 
jectivische  bedeutung  und  kann  nicht  weiter  mit  dem  casus 
construiert  werden ,  der  das  active  verbuni  regiert,  daher 
sind  redensarteu,  wie  sie  in  büchern  des  17  uiul  begin- 
nenden 18  jh.  versucht  werden,  z.  b.  der  sich  selbst  be- 
trogene könig,  die  ihren  mann  auf  gute  wege  gebrachte 
frau,  der  seinen  rausch  aiisgeschlafene  soldat ,  undeutscJi 
obgleich  weniger  pedantisch ,  als  was  man  oft  an  ihre  stelle 
setzte :  der  betrogen  habende ,  die  gebracht  habende.  Hät- 
ten wir  ein  eigentliches,  wahres  part.  prät.  act. ,  so  wären 
jene  constructionen  vollkommen  schicklich:  sein  ersalz  be- 
liauptet  sich  in  viel  engerer  schranke. 


Auch  die  erwagung  des  in  f.  und  der  participieu  hat  klar 
gemacht,  was  als  ergebnis  des  ganzen  cap.  gelten  muß. 
daü  bei  dem  mangel  und  der  diirftigkeit  passiver  und  me- 
dialer formen  in  der  deutschen  spräche,  das  activum  nicht 
seilen  geradezu  in  medialem  und  passivem  sinn  gebraucht 
wird  ,  umgekehrt  aber  das  passive  particip  iu  active  be- 
deutung greift,  dadurch  gewann  die  spräche  leichteren, 
freieren  ausdruck  als  durch  gedehnte  Umschreibungen  zu 
erlangen  gewesen  wäre. 

Nach  inid  nach  hat  jedoch  die  schärfer  gewordene  sprä- 
che jenes  mittel  wieder  oft  von  der  band  gewiesen  und 
sich  dafür  desto  mehr  belastet  mit  auxiliarien. 

Erst,  in  unberechenbarer  zeitferne,  gieng  die  medial- 
form selbst  luiter ,  aber  gleichsam  im  nachgefühl  davon 
hielten  sich  noch  verschiedne  mediale  ausdrucksweiseu ; 
aidelzt  wurden  auch  diese  grölUentheils  aufgegeben. 

Das  formelle  passivum ,  äußerlich  nothwendiger,  dauerte 
länger,  luid  seine  Umschreibung  hat  in  der  prosa  festere 
Wurzel  gefalU,  obschon  sie  von  dichtem  seltner,  vom  ge- 
meinen volU  last  gar  jücht  verwendet  wird.  Unsere  activ- 
form  ersel/.l  also  auch  die  beiden  anderen  genera  und  ist 
zu  beinahe  ausschließlicher  herschaft  gelangt. 


72  einfacher  satz.. 


CAP.  IL    JNIODUS. 

Die  cleutsclie  spraclio  vennag  glelcli  der  latelnlsclien  vierer- 
lei modus  zu  ))il(lcii;  den  opt.  entbelirt  sie  ebenfalls,  allein 
ihre  llexionen  des  conj.  iinp.  und  inf.  sind  Aveit  unvollstän- 
diger geprägt  und  zumal  im  conj.  oft  der  älteren  eigen- 
thünilielikeit  verlustig  gegangen,  der  ind.  vertritt  dann  den 
conj.  beinahe  wie  das  aclivum  die  andern  geuera. 

An  dieser  Vorstellung  ist  noch  genauer  zu  bestimmen' 
daß,  -während  der  lat.  conj.  formell  dem  gleichen  gr.  mo- 
dus entspricht,  die  form  des  deutschen  conj.  zu  der  des 
gr.  opt.  slinmit.  aucl»  in  andern  llexionen  (z.  b.  dem  nom. 
pl.  inasc.  adj.)  zeigt  die  gr.  spräche  Ol,  I  wo  die  deutsche 
AI ,  I ;  das  AI  des  golh.  conj.  ist  oifenbar  das  cliaracteri- 
stisclie  Ol  des  gr.  opt.  Im  lat.  xnid  im  späteren  griecliisch 
muß  die  conjunclive  form  auch  die  oplative  vertreten;  in 
unserer  spräche  scheint  die  Optative  form,  so  weit  wir 
liinaufreichen ,  zugleich  für  die  modalität  des  conj.  zu  gel- 
ten. Die  deutsche  grammatik  sollte  daher  nur  von  einem 
ind.  opt.  imp.  inid  inf.  wissen,  doch  mag  ich  hier  nicht 
den  herkömmlichen  sprachgebraucli  abändern.  Die  beuen- 
nuug  der  form,  welche  für  beide  begiilfe  des  opt.  und 
conj.  zusammen  dient,  ist  gleichgiltig :  man  muß  sich  aber 
des  ursprünglichen  Verhältnisses  erinnern ,  xim  zu  verstehn, 
daß  der  gr.  opt.  fast  nur  durch  den  deutschen  conj.  ausge- 
drückt wird ,  der  gr,  conj.  desto  häufiger  auch  durch  den 
deutschen  ind. 

Auf  das  wirkliche,  sichere  gehen  ind.  und  imp.,  auf  das 
mögliche,  unsichere  opt.  inid  conj.  Zwischen  opt.  u.  conj.  liegt 
der  unterschied,  daß  jener  subjective,  dieser  objective  müg- 
lichkeit  in  sich  schließt,  beide,  das  homerische  ßüXoiad-a  und 
ßi'il'}]Gd-a  verdeutschen  wir  mit  würfest  du,  doch  ersteres 
bedeutet:  ich  wollte  du  würfest,  letzteres:  geschähe,  daß 
du  würfest !  der  gr.  formen  vortheil  besteht  nicht  allein  darin 
daß  sie  das  eine  oder  das  andere ,  sondern  auch  daß  sie  es 
an  sich  selbst,  ohne  beifügung  weilerer  Wörter  aussagen. 
weil  aber  das  subjectivmögliche  oft  wünschend  ausgedrückt 
Avird  ,  führt  der  ganze  modus  den  namen  optativ  (7;  evn~ 
Tf/Jj) ,    obgleich  er  sich  auch  auf  andere  fälle  erstreckt. 


verhum.     modas.     indlcatw.  73 

lud,  und  opt.  erscheinen  im  einfachen  wie  im  mehr- 
fachen satz ;  inip'  verträgt  nur  den  unabhängigen,  conj. 
nur  den  abhängigen  '^').  Sprachen  die  opt.  und  conj.  zu- 
sammenwerfen müssen  dann  freilich  den  conj.  auch  für 
einfache,  unal)liängige  salze  zulassen,  d.  h.  einen  solclien, 
der  dem  begrif  des  opt.  entspricht,  namentlich  ist  der  den 
imp.  vertretende  conj.  nothwendig  ein  optativischer. 

Der  ind.  bedarf  für  den  einfochen  satz  nur  weniger  be- 
nierkungen,  der  conj.  fällt  ganz  dem  zweiten  absclinilt  an- 
lieim.  hierher  wird  also  ganz  vorzüglicli  eine  Untersuchung 
des  begrifs  der  optativisclien  und  imperativischen  modalilUl^ 
8o  wie  zuletzt  des  infinilivs  xmd  der  participia  gehöreo,,,,  ,^ 


INDICATIV. 

Alles  was  geradezu,  ohne  ZAveifel  und  unsicherlieit  gemel- 
det vuid  als  ein  wirldiches  bezeichnet  werden  soll  fällt 
diesem  modus  anheim.  namentlich  auch  der  ausruf  und 
die  directe  yr«<jfe.  welaga  nu,  wallant  got,  we  wurt  skihitt 
Hild.  48;  hey  waz  er  grözer  ^reu  ze  diser  werlde  gt~ 
wanl  Nib.  21,  4;  liei  wie  schiere  erz  (jehant !  Nib.  1504, 
4 ;  oy  wie  diu  wäfen  cluiujen  l  Anno  446 ;  ey  waz  du 
lasters  hast  getün  !  Wli.  75,  4:  ävoy  wie  dci  wart  gestri- 
ten !  Parz.  105,  26.  aucli  pllegt  nach  den  interjeclioneu 
des  ausrufs  die  conjunction  daz  den  ind.  nach  sicli  zu  ha- 
ben: uwe  unde  hcia  liei,  daz  güete  alsölhen  kumber  treyt 
luul  immer  triwe  ianier  reqt!  Parz.  103,  20;  nhd.  weli 
nu'r,  daß  du  mein  feind  bist!  in  welchen  beiden  beispie- 
len  der  melirfaclie  salz  nur  als  erweiterung  aus  dem  ein- 
fachen hervorgeht:  uwö  güete  tregt  alsülhen  kumber! 
weh ,  du  bist  mein  feind !  Für  die  gerade  frage  wäre  es 
überllüssig  ein  beispiel  anzuführen  ;  unsere  alte  sprachör 
liebt  es  aber,  den  erzählenden  iVngcn  aufwerfen  ujul  be- 
antworten zu  lassen  und  diese  sind  in  der  regel  hypothe- 
tisch ,  also  in  der  form  des  (oplaliven)  conj.  gestellt ;  zu- 
weilen werden  sie  jedoch  direct  und  indicativisch  geCaUl. 
waz  thaz  nezi  zeinit?  0.  V.  14,  19;  wcs  si  du  beiile  ///^'- 
gen?  Parz.  537,  14;  wie  was  der  junge  geschicket'i'  Parz, 
307,  7;  wie  sprach  sin  epitatlum?    Wh.  73,  27;  wie  was 


')  diese  letzte  beliauptung  wird  auffallen ;  icli  denke  sie  aber  für 
unsere  spraclie  durclizufiiiuen.  die  griccli.  kennt  auch  einen  conj.  im 
einfaclieu,  unnbliän<^i{;en  satz,  aber  der  «;riecli.  conj.  liegt  uns  der 
form  wie  dem  begrif  nach  gerade  nm  fero&len. 


74  e'iiij'iichar    salz. 

geli<5rt  sitis  sarkes  slal?  Wli.  73,  29*);  wer  der  flirifleii 
schar  lierre  was?  Wh.  32<*<,  2.} ;  wie  xsl  da/,  ruscnkinl  ge- 
zogen? Gcü  4776;  nu  wie  ijewarp  du  Tristan?  'Irisl. 
2480. 


OPTATIV. 

Es  ist  schade  daß  wir  das  Verhältnis  des  gr.  opt.  zum 
golh.  ausdrnck  im  N.  T.  niclil  scharf  verl'olgen  künnen, 
zu  dieser  zeit  war  die  Optative  form  schon  einigermaßen 
der  gr.  spräche  fremd  geworden  ,  wie  sie  späterhin  (im 
neugr.)  völlig  erlosch,  das  N.  T.  liat  sehr  oft  den  conj. 
statt  des  alleren  opt.,  und  der  modus  des  gr.  textes  muste 
einwirken  auf  das  gothische. 

Am  liäufigsten  dürfte  die  dcprecatlon  jn^  ytvoiTo  wie- 
derkehren, Ulf.  übersetzt  ni  sijui  Fiom.  7,  7.  13  oder  noch 
formelhafter  nissijäi  Luc.  20,  16.  Rom.  9,  15.  11,  1.  Gal. 
2,  17.  wörtlich  hieße  es  ni  vairthai,  zum  beweis  daß 
die  Gothen  selbst  ni  sijai,  dem  lat.  absit  ähnlicher,  sagten. 

yivono  /toi  Luc.  1,  38  lautet  ganz  richtig  vairlhi'ii  mis. 

eh]  gew^ühulich  vesi  Luc.  1,  29.  3,  15.  9,  46.  15,  26. 
18,  36.   Joh.   13,  24,  einmal  auch  sijäi  Luc.  8,  9. 

ÖMt]  gihdi  Rom.  15,  5.  Eph.  1,  17.   3,  16. 

^eXoi  vlldedi  Luc.  1,  62;  darum  nicht  vili,  weil  diesem 
indicativischer  sinn   beiwohnt. 

fyo)  aov  ovuiiiijv ,  ik  theina  niutdii  Philem.  20,  a  te 
juvari  velim. 

noirosiav  tavidedeina  Luc.  6,  1 1. 

nocli  einige  stellen  hernach  beim  imperativ. 
Man  sieht ,  die  bloße  goth.  verbalform ,  ohne  andere  bei- 
gäbe, faßt  den  begrif  des  opt.,  ja  selbst  in  dem  fall  lißt 
der  Gothe  nicht  ab  von  diesem  modus  wo  das  X.  T.  ihn 
durch  das  zur  partikel  erhärtete  orpalov  (utinam)  und  den 
ind.  umschreibt:  es  wird  eine  eritsprechende  goth.  partikel 
gewählt,  das  verbum  aber  doch  in  den  opt.  gesetzt.  b(f6- 
Xov  ys  tßaGilevoate  vainei  thiudanodedeith  I  Cor.  4,  8; 
6g).  ^ver/saS-e  vainei  usthuläidedeith  II  Cor.  II,  1;  ocf. 
Mal  anoy.6xpovTai  vainei  jah  usniältäindäu  Gal.  5,  12. 
ich  glaube,  das  goth  vainei  hätte  in  sämtlichen  drei  stellen, 
wegbleiben  dürfen,  wie  statt  ocfeXov  ißaoileiaaTe  in  äl- 
terem gr.  bloß  stehu  ßaoiXevaane. 


')    der  herausgebet  nimmt  in  dieser  und  der  vorhergehenden  stelle 
ausmfe  an. 


verbiim.      modus,     opfaiU'.  75 

Wenn  Ulf.  statt  des  gr.  Imp.  oder  statt  des  gr.  fut.  Ind. 
seinen  conj.  einführt,  so  ist  dieser  offenbar  optativer  he- 
scliaffenheit :  liultlis  sijiiis  niis  'iläo'&r^%i  fwi  Luc.  i8,  13; 
nivailit  iiimdith  f,i,f^d'{r  aiQETe  hxic.  9,  3;  ni  baruiskai  syVii7/i 
//?/  TTCifäi'a  yiveod^s  I  Cor.  14,  20;  t/  ovt  Tioiijoofif.v '.  hva 
tiiujäima?  Luc.  3,  10;  ni  niaürthrjms ,  ni  hlifdis  nv 
(fovevoeis,  ov  yJJilisis  Rom.  13,  9;  m  fäurnndjäis  ov  (pc- 
fiwaeis  1  Cor.  9,  9. 

Ich  berücksichtige  vorbedächtig  keine  anderen  gotb. 
stellen,  in  welchen  ein  opt.  auch  gegen  den  gr.  text  ange- 
nommen werden  könnte. 

Ahd.  wären  zuvörderst  stellen  zu  vergleichen,  die  den 
angeführten  goth.  entsprechen,  fer  st  (absit)  K.  20=*  24''; 
ni  si  oder  ni  AAcrde  könnte  wol  auch  gesagt  werden;  tvese 
mir  (fiat  mihi)  T.  3,  9;  ivoUi  (vellet)  T.  4,  12. 

Der  Optative  conj.  ist  für  das  ahd.  und  die  späteren 
dialecte  im  einfachen  satz  ein  vierfacher  1.  der  eigentliche 
opt.,  2.  der  jussiv,  3.  der  concessiv,  4.  der  interrogativ, 
je  nachdem  darin  wünsch,  geheiß,  Zulassung  oder  frage 
ausgedrückt  liegen. 

oplativ:  ciisscr  mih  (osculetur  me)  W.  6,  1;  ih  ivolti 
(velleni)  N.  Btli.  31;  ivolti  got  (faxit  deus)  N.  Bth.  25.  84; 
mih  histi  (vellem)  N.  Bth.  160;  si  sälida  gimuati  SAlomu- 
nes  guati  0. 

jussiv:  magis  (yarQS,  vale)  Diut.  1,  183^;  wiztst  (srias) 
0.  11.  11,  65;  ivizit  (scitote)  0.  IL  20,  13;  eUjit  (habe- 
tote) ü.  IV.  10,  12;  unnist  mir  bilentero  ze  geeisconne 
(da  nosse  poscenti)  N.  Cap.  135,  unntst  hat  präsensbedeu- 
tung,  etwan  ^ttuqi'tiois  uv.  ni  liuhte  Hobt  iuer  0.  IL  17, 
21  ;  s*  giheilagut  thin   namo  T.  Maüh.  6,  9. 

concessiv:  sus  keufota  diernum  ye%vunne  gerno  Areas 
(bis  Psychaen  opimam  muneribus  in  connubium  Areas  op- 
tabat)  N.  Cap.  15,  ein  solches  gewunne  gerno  wäre  ganz 
das  gr.  Tvyoi  äV. 

interrogativ:  miemes  zi  mir?  (venlas  ad  me?)  (judmis 
zl  nur?  (venires  ad  me?)  icli  crlindc  die  unbeilenklichen 
beispiele. 

Die  bcdeutungen  laufen  aber  an  einander,  cusser  könnte 
auch'  für  ein  geheiU  *),  gewunne  er  für  einen  wünsch 
gelten  ;  eigentlicli  liegt  allen  vier  fällen  ein  wünsch  im  hin- 
tersrund. 


*)  die  LXX  setzen  ilonu  1,  2  dem  imp.  (fibjnnrm,  keinen  opt. 


76  einfacher  salz. 

Aus  der  mild,  ßpraclio  .slcliii  reldierc!  l)eisj)icle  zu  dlensL 

wünsch:  ich  .s»  der  Ijole!  (laUl  iiiicli  den  holen  sein) 
Jlerh.  2.i*;  Irowc  da/  ir  Siv'lic  .s«f  /  N\r.llli.  14.  34;  nii 
sllnre  «ms  got  an  heiih-n  und  ^/ete  uns  lal !  \>allh.  7,  16; 
zno  Jtiezo  im  aller  saildeu  llu/. ,  nilit  wildes  inUle  sfncii 
schu/ !  AVahh.  18,  25;  sitKje  ein  guld*n  liiion!  Jjcn.  393; 
IUI  etnvelle  got!  Walllu  40,  12;  rvizze  Christ!  gramni.  3, 
243;  got  Itiiete  din  I  Parz.  124,  17;  got  fialde  iuch !  Parz. 
138,  27;  nu  stiuie  uns  got!  Wallli.  7,  16;  daz  niiclis  noch 
got  ciujctzf; !  AA  h.  2.)2,  30;  daz  (h'cli  schiere  got  (jehrrtie ! 
V\aMli.(54,  .54;  daz  mich  gol  er/«zf' euis  soihen  ingesindes!  'l'il. 
18,  2:  wuldest  du  mir  hcUen  !  VVaMh.  69,  12;  öwö  het  er 
mir  daz  houhet  min  liiu  ah  geslagcn  !  Wh.  164,  10;  övvd 
yescehe  ichs  under  kröne!  W  allii.  75,  8. 

gelicil^  und  hcwilligung:  daz  st/  (eslo)  l\v.3619;  daz  se 
getan!  (hat)  Ueinh.  1374.  Iw.  3636;  heil  sislu  !  (salve)  5t5< 
wiUekomen!  s/.9£stiDte!  fragm.44b;  wizzesll  Ms.  2,253»  Ls. 
1,343;  erlcesen  wir  daz  grap  !  Wallh.  77,  23;  in  6i  geklagt! 
Iw.  3660;  er  si  hiu!  Bari.  10,  20;  daz  dez  res  uusadec  st  f 
Iw.  3668  ;  nu  Idze  wir  si  riten  !  Nih.  1557,  3  :  tuo  si  eht  einez  ! 
Ms.  1,  76^*  ouwe  wie  weng  uns  dennc  hllbel  Wh.  147,  7. 

indirccle  frage:  wä  wa^re  der?  (ubi  inveniam  eum)  Iw. 
1806  d.h.  ich  möchte  ihn  finden;  wer  waere?  (quis  fueritl') 
Iw.  1918;  zumal  aber  häufig  aus  des  diehters  mund,  in 
der  s.  73.  beim  ind.  angegebnen  weise  :  wer  der  dritte  schar- 
herre  st?  Wh.  328,  17;  wie  er  gezimieret  sH  Parz.  36,  22; 
üb  er  si  hin  an  iht  nem?  Parz.  193,  9;  ob  stn  wirt  niht 
mit  im  var?  Parz.  23,  11;  ob  ir  dewedriu  xveinel  Parz. 
375,  10;  ob  ieman  spreche?  W^alth.  25,  26;  ob  sine  ker- 
zemvwreu  sclioup  ?  Parz.  191,  18;  wer  nu  der  dritte  «vrere? 
Parz.  87,  25;  waz  dö  treten  die  siu?  Parz.  74,  2;  wer  du 
zuo  zim  liefe?  Parz.  283,  24:  waz  Gawan  du  Uete?  Parz. 
409,  22;  Avaz  der  helt  du  üete?  Parz.  703,  8;  wes  der  hell 
do  ]}flfi'ye?  Paiz.  567,  28;  op  sin  schilt  wfere  ganz?  Parz. 
386,  24;  op  daz  ihr  reht  iJit  W{ere?  Parz.  400,  28;  wer 
bi  derküngin  steze?  und  w^er  da  mit  ir  leze?  Wh.  265,  3; 
wer  jener  und  dirre  ivwre?  Wh.  208,  28.  W^olfrani  liebt 
es  vor  allen  andern  solche  fragen  einzuschalten,  doch  kom- 
men sie  auch  sonst  vor :  ob  er  zuo  den  frouwen  rite  ? 
Wigal.  8662;  ob  riterscliaft  da  rvurde  vermitcn  1'  Wigal. 
9268;  ob  in  diu  sweit  Ä««  vermiten  ?  Geo.  3696;  waz  sin 
spfse  Wfere?  Bari.  374,  33  ;  ob  dirre  knabe  ein  ammen 
sutje?  Troj.  6021  ;  wer  derselbe  uuere?  üielr.  2481;  wer 
der  böte  iviere  ?  Dielr.  3875 ;   einzelne  dichter ,  z.  b.  Hart- 


V  erb  um.     modus,     opt.  77 

manu  liefern  kein  beispiel.  Diese  aiisdrucksweise  liaben 
wir  uns  ulitl.  durch  ein  dem  ind.  beigefügtes  wol  zu  ver- 
deutlichen:  wer  ist  nun  wol  dei*  schailierr?  was  tliat  niui 
wol  Gawau?  ein  hinlerhalt  von  Avuiisch  liegt  doch  darin, 
eine  ungewisse  Spannung  des  erzählers  oder  hürers :  ich 
oder  ihr  wir  niöchlen  wol  wissen,  was  nun  Gawan  ihat? 
es  ist  die  aulkrste  grenze  des  opt. ,  der  aber  auch  im 
griech.  zur  frage  gebrauclit  werden  kann. 

Heutzutage  hat  sich  die  ansieht  festgesetzt ,  als  müsse 
der  Optative  sinn  in  unserer  spräche  auf  das  prüt.  conj. 
eingeschränkt  werden:  ich  wollte'^  ich  wünschte^  käme 
er  doch;  tv'dre  ich  todt ;  entschlössest  du  dicli  dazu;  hät- 
ten wir  vmsere  eitern  wieder;  schlüijet  ihr  euch  das  aus 
dem  sinn!  niemand  sagt  in  solcher  Ledeutung  ich  wolle, 
ich  wünsche ,  komme  er  u.  s.  w.  Wo  das  präs.  conj.  zu- 
lässig ist,  z.  b.  in  redensarten  wie:  das  sei;  ich  sei  das 
Opfer;  konnne  er  doch;  daß  ihrs  euch  nur  aus  dem  siiui 
schlaget !   wird  ein  bloßer  jussiv  angenommen. 

In  der  natur  der  sache  und  historisch  gegründet  scheint 
mir  das  nicht :  die  aus  dem  ahd.  und  mlid.  beigebrachtea 
belege  für  das  präs.  ließen  sich  etwan  auf  die  gebietende 
und  fragende  modalitäl  ziaückliihren  ,  die  goth.  sijui,  vair- 
thai,  gibai,  niutau  tluui  aber  eine  wirkhche  optativforni 
auch  für  das  präs.  dar,  und  wenn  wir  nlid,  sagen:  das 
qehe  gott,  das  verhüte  gott ,  das  wolle  gott  nicht!  so  ist 
doch  darin  ein  wünsch  und  kein  geheiß  ausgedrückt.  Ich 
bewahre  also  dem  opt.  seinen  freieren ,  weiteren  begrif, 
und  bringe  In  anschlag,  daß  unter  präs.  conj.  überhaupt 
seltner,  fast  imgebräuchlich  geworden  ist,  weil  seine  form 
mit  der  indicativen  beinahe  zusammenfällt. 

Diese  meinung  wii'd  auch  durch  die  Umschreibungen 
gerechtfertigt,  welche  für  den  opt.  gelten,  und  sich  kei- 
neswegs auf  das  prät.  allein  bezieiien. 

Den  optativbegrif  pflegt  einmal  die  beginnende ,  fragende 
worlfolgo  auszuzeichnen  ,  von  welchei'  tler  fünfte  abschnitt 
näher  handeln  soll:  ich  hätte,  ich  thäte  ist  bloß  conjuncti- 
visch,    hätte  ich,    thäte  ich  mehr  oplativisch. 

Sodann  dienen  beigefügte  parlikeln  den  optaliv  hervor- 
zuheben, vorgesetzt  w  erden  nhd.  o  .'  ach  !  iveh  !  oxveh  l 
duss ,  o  tlass  !  o  hätte  ich!  ach  wäre  er  geblieben!  weh 
stürbe  Ich!  daß  ich  noch  ciiunal  sähe!  nailigesotzt :  doch, 
nur,  ijerne ,  vielleicht,  leicht,  wol,  letztere  für  die  con- 
cessivbedeulung  :  halle  ich  doch  !  hätte  ich  luu-!  gebe  er  nur! 
ich  tränke  gerne!  ich  sagte  vielleicht,  ich  tlüile  es  wol. 


78  einfacher   sdtz. 

Linillicli  gcschiehl  es  cJurtli  verba,  welclie  den  begrif 
der  niögliclikeit  und  des  Wunsches  enthalten,  mögen  wird 
dabei  auf  doppelle  weise  gesetzt  ,  im  sinn  von  velle  mehr- 
concessiv ,  ilann  aber  im  pral.  und  priis.  und  in  gewöhn- 
licher Wortfolge:  ich  möchlti  kommen  (lubens  venirem),  er 
tnö(je  komnien;  oder  im  sinn  von  posse ,  bloli  fürs  rpät. 
in  Tragender  Wortfolge:  müchttn  wir  da  sein!  und  mdirect 
fragend:  er  möchte  mich  hindern?  auf  die  letzte  weise 
Steht  auch  können:  könnten  wir  da  sein!  umgekehrt  hat 
müssen  concessivoptalive  bedeutung  :  er  müsse  glücklich 
sein!  er  mwsie  heule  noch  cintiellen !  wollen  steht  bald  con- 
cessiv, bald  Optativ:  ich  %voUte  vielleicht  konuneu ;  woll- 
test du  doch  kommen!  andere  verba:  wünschen,  gefallen, 
belieben:  ich  %vünscltte  das  zu  hören,  geßele ,  heliehte  es 
ihm  zu  sprechen !   *) 

Oft  verwandelt  der  einfache  salz  sich  dadurch  in  einen 
mehrfachen,  z.  b.  ich  möchte,  daß  er  käme;  ich  xvoUte, 
daß  du  s|)rachest;  ich  wünschte,  daß  ich  hörte;  wollte 
ff  Ott ,  daß  es  geschähe;  (jcßele  es  gott,  (jähe  der  himmel 
daß  w  ir  siegten !  u.  s.  w.  nichts  als  Umschreibungen  des 
einfachen  oplativs :  käme  er!  siegten  Avir!  der  concessive 
fall  erträgt  auch  das  präsens:  gebe  gott,  daß  wir  siegen! 
verleihe  der  hinunel,  daß  es  geschehe! 

Die  frage  ist  nun,  wie  sich  diese  Umschreibungen  in 
der  älteren  spräche  verhalten? 

Die  goth.  Partikel  väinei  (s.  64)  begleitet  das  präs.  und 
prät.  opt. ,  ohne  für  den  ausdruck  des  Wunsches  wesentlich 
zu  sein:  sie  sollte  nur  orpeXav  übersetzen,  eigentlich  mag 
sie  einen  ausruf  der  klage  enthalten  und  dem  adj.  oder 
vielmehr  part.  prät.  vainans  (infelix)  vergleichbar  sein,  das 
in  der  phrase  vainans  ik  manna!  raXai'ncoQOS  ^yoj  u.v&Q(ü- 
^og  Rom.  7,  24  anzutreffen  ist  **).  vaiuei  hat  fast  das  an- 
sehn eines  imperativs. 

Eine    entsprechende    ahd.   interj.    hat   sich    bisher    noch 


*)  die  bedeutung  dieser  den  opt.  umschreibenden  verba  reicht  aber 
oft  schon  an  sich  hin,  ohne  daß  es  nüthig  wäre,  sie  selbst  oder  das 
von  ihnen  abhängige  verbuni ,  in  den  conj.  zu  setzen :  ich  wünsche, 
da(\  er  kommt;  es  mag  sein,  daß  sie  ihn  liebt  u.  s.w.  hier  steht 
alles  im  iad.  und  docli  wird  der  optativbegrif  dadurch  ausgedrückt: 
käme  er  doch;  liebe  sie  ihn  auch.  So  im  mnl.  Floris  411  :  machlicLte 
Floris  heft  ghemint  =  (fikoi. 

*•)  ich  möchte  für  vainans  mutmaßen  väinags,  da  sich  auch  das  ahd. 
wenac  von  weiuOu  (tlere)  ==  goth.  qväinön  zu  entferuen  scheint. 


verhuin.     niodiis.     opf.  79 

nicht  dargeboten  und  der  verführerische  Sprung  von  dem 
goth.  wort  zu  dem  vieldeutigen  nihd.  vvan  bleibt  sehr  unsicher. 

Es  gibt  nenilich  ein  olt  gebrauchtes  vvünsciiendes  ndid. 
wau ,  neben  den»  immer  das  prät.  conj.  steht:  ein  beispiel 
des  präs.  conj.  kenne  ich  nicht ,  außer  etwa  dem  xvan 
Jürhten  si !  Walth.  77,  19.  Es  erscheint  entweder  allein, 
oder  noch  andere  ausrufe  sind  ihm  zur  Verstärkung  bei- 
gefügt, öivi  xvan  ich  tut  tvtere  l  Maria  136;  outvi  xvan 
hete  ich  diz  geswigen !  En.  10605;  xvan  hete  ich  in  ver- 
braut!  En.  11021;  oinvi  ivan  sohle  si  nu  pllegen  gebfcrde 
nach  ir  güete !  Iw.  1660;  xvan  künde  ouch  ich  nü  niinue 
stein!  Parz.  8,  24;  vive  xvan  het  ich  iwer  kunsl!  Parz. 
8,  25;  oivi  xvan  tiete  im  daz  niht  we!  Parz.  22,  9;  xvan 
koem  mir  doch  derselbe  man!  Parz.  135,  25;  xvoU  et  (jot 
xvan  xvwr  daz  war!  Parz.  149,  11;  owi  xvan  het  ich  slu 
gewant  euphangen!  Parz.  148,  15:  hei  xvan  xvter  sis  er- 
vvunden!  Tit.  155,  2;  xvolde  got  xvan  xviere  ich  tut!  Wigal. 
4918;  xvan  xvoltens  an  die  heidcnschaft !  A'^'allh.  12,  28; 
ach  (jot  xvan  solt  ich  iemer  leben!  Ms.  1,  3^;  ach  ijot 
ivan  sohle  ich  bt  ir  sm!  Ms.  1,  31^;  hei  xvan  solt  ich  ir 
noch  SU  gevangeu  sju  !  Ms.  1,  51^;  öxve  xvan  xvurde  er 
mir!  Ms.  1,  TO'^;  xvan  xvier  er  von  mir  anders  vva !  Ms, 
1,  77^;  xvan  solt  min  munt  ein  zunder  sin!  Ms.  1,  184^; 
xvan  solt  ich  bi  dir  sin!  Ms.  1,  194*;  xvan  xvolte  (jot  u. 
xvier  ez  nun!  fragm.  21^. 

Zur  erklärung  dieses  Optativen  wan,  das  nlid.  wieder 
verschwindet  und  kaum  zwei  jhh.  in  den  quellen  erscheint, 
ist  schon  manches  versucht  worden,  neuerdings  hat  es 
Lachmann  (zu  den  ]\ib.  s.  64.  65)  auf  das  fragende  wan 
(warum  nicht?)  zurückgeführt,  letzteres  aber,  statt  aus 
waz  ne,  aus  dem  ahd.  huanta  (warum?  gr. 3,  184)  gedeutet, 
so  daß  huanta  ni,  wände  ne  sich  in  bloßes  wan  abgeschliü'en 
hätte  und  neben  der  negativfragenden  bedeutung  endlich 
eine  posilivwünschende  entsprungen  wäre,  hierbei  scheint 
mir  das  beseitigen  der  formellen  negalion  etwas  anstößig; 
die  einfache  negation ,  mit  andern  worten  verknüpft,  kann 
fast  oder  ganz  wegfallen  (z.b.  in  unserm  kein  inid  weder), 
aber  mit  der  fragparlikel  huanta  hicng  sie  wol  loser  zu- 
sammen luid  nicht  im  anlaut;  bei  der  herleilung  des  wan 
aus  wazne  haftet  das  wesentliche  kennzeichen  der  Vernei- 
nung und  die  analogie  des  und.  wan  r=  wat  en,  dan  =::  dat 
en  (gr.  3,  181)  spriclit  dafür,  doch  mir  ist  das  hier  gleich- 
gillig,  weil  unser  optalives  wan  auch  wenn  es  aus  wazne 
hervorgegangen  wäre,  seiner  älteren  bedeulung  auf  gleiche 
weise  vergessen  sein  könnte,     gegen  Vereinigung   des  wün- 


80  einfacher  satz. 

scliondcii  mul  fingcndoji  wan ,  ^^\c  sie  zti  stand  gebraclit 
werde,  lial)e  ich,  dein  siiiti  dieser  parlikelii  nach,  nicht 
das  geringste;  die  ahe  kriiClige  oplalivlorin  eignet  8ith  schon 
ohne  znihal  liir  liagc  niid  wiinsch.  L'hiigens  logt  Lach- 
mann  die  sielle  Mar.  1.'j6  fragend  nicht  aiisrnlend  aus, 
was  für  das  übergreifen  der  beiden  bedeutungen  zeugen 
kann  *). 

Für  die  crliolmng  des  oplnliven  ausdrucks  durcli  die 
Partikel  (jern  ist  schon  s.  75  ein  aluL  gewunne  tjcrno  an- 
geführt worden.  niluL  belspiele  gibt  es  genug:  früide 
het  ic\i  gerne  Ms.  1,  158'*;  die  iucli  (jerne  sliieyen  Iw.  1746; 
der  er  vil  (jerne  enhiere  Im.  4527;  deiswur  des  het  ich 
gerne  rat  Iw.  8082 :  einige  dieser  belege  sind  aus  dem 
mehrfachen  satz,  beweisen  aber  auch  für  den  einfachen. 
Noch  liiiufiger  begleitet  dies  adv.  den  ind.,  und  in  stellen 
wie  Iw.  5837.  wie  gerne  ich  dem  stige  nige,  laßt  sich 
kein  präs.  conj.   annehmen. 

Das  priis.  conj.  megi  verwendet  0.  oplallvisch:  Ih  me(jiz 
baldo  sprechan  (facile  dixerim)  IV.  12,  58;  und  ebenso  in 
mehi'facliem  salz,  ih  nieyiz  lobon  harlo ,  ni  girinnil  mih 
thero  worlo  (etsi  valde  laudem,  veiba  non  deerunl  nu'hi) 
I.  18,  4.  fragweise  aber:  wes  merj'ih  fergun  mera':'  (quid 
amplius  optem?)  V.  25,  36;  wio  meg'ih  Avizan  tiianne? 
(quomodo  sciam  ?)  I.  4,  55.  eines  auf  solche  weise  con- 
struierten  mlid.  mege  oder  inüge  entsinne  ich  mich  nicht; 
desto  häufiger  steht  das  prüt.  conj.  zur  Umschreibung  des 
Optativs:  möht  ich  getragen  wapen!  Tit.  2,  1;  müht  ich 
verslafen  des  winters  zit !  Walth.  39,  6;  besonders  frag- 
weise: waz  möhle  liehter  sin  der  tac?  Parz.  243,  11;  wie 
mähten  sich  versuochen  immer  helde  baz?  Nib.  1549.  1; 
wie  möht  aber  daz  nu  sin?  Walth.  14,  24;  wer  möht  in 
daz  wider  sagen?  Iw.  1262;  nu  wer  möhte  diu  sper  elliu 
bereiten?  Iw,  3735;  wer  möhte  mich  erneru?  Iw.  4080; 
nu  wer  möht  im  gedreun?  Iw.  6867;  wer  möhte  daz  ver- 
kla^^en?  Iw.  7279;  wie  inöhte  sich  gevüegen  daz?  Iw.  1613; 
waz  möht  im  geschehn?  Iw.  1402.  Concessiv:  ich  möhte 
mich  wol  änen  Iw.  3580;  von  der  möhtez  unser  herre 
niht  verlriben  Ms.  1,  144». 

Von  müezen  wird  umgekehrt  das  präs.,  nicht  das  prat., 
zur   Umschreibung  des   jussiveu  opt.  gebraucht:    mit  Saiden 

*)  das  gr.  UV  unserm  mhd.  u-an,  das  nach  Verkürzung  und  eiit- 
stellung  aussieht,  zu  vergleiclien  hat  auch  darum  bedenken,  weil  sich 
liv  nur  mit  dem  concessiven  und  hypothetischen  opt.  verträgt,  nicht 
mit  dem  eigentlichen,  schlichten. 


verhuni.     modus,     opt.  gj 

müeze  ich  hiiite  üf  slen!  Walth.  24,  18;  got  müeze  luneu 
iu  iiud  ir!  Parz.  169,  13;  got  müez  iiick  bewarn!  Iw. 
5530;  nun  sele  müeze  avoI  gevarn!  Waltli.  67,  20;  sftlic 
müeze  si  iemcr  sin!  Ms.  1,  159^.  In  ahd.  stellen  bei  0. 
I.  28,  11.  111.  1,  24.  III.  21,  36  scheint  nniazi  von  ei- 
nem vorhergehenden  thaz  abhängig,  also  eigentlich  con- 
junctivisch. 

Sowol  welle  (jot  als  wohle  got  bilden  oplativfornieln: 
fjot  welle  daz  ich  gewinne !  Iw.  4046  ;  tjot  xvelle  tiaz  ichz 
nilit  gelebe!  Iw.  4490;  im  enwelle  yot,  daz  niiiMliu  unzuht 
geschehe!  Iw.  4782.  got  wolde,  soldo  ir  niündel  rot  mich 
erlan  herzlicher  not!  Ben.  179;  daz  tvolde  (jot ,  daz  iuwer 
waere  also  gepllegen!  Bit.  13^;  belege  für  wohle  (fot  bei 
wan  vorhin  s.  79;  ich  wohle  ^  lajgestu  in  dein  nier!  Karl 
88-'.  warum  soll  hier  das  präs.  weniger  wünschend  schei- 
nen als  das  prät.?  Auch  N.  Blh.  84  umschreibt  der  mehr- 
fache salz:  xvolti  got  ^  ervvundai  dise  luisereii  zile  lüna 
ze  dien  allen  siten !  (utinam  modo  nostra  redirent  in  mores 
tempora  priscos)  das  bloUe  erivundin!  N.  Bth.  160:  mih 
hisli ,  daz  tu  mir  daz  offenotist,  d.i.  öfnetcst  du  mir! 

Der  formel  iveregot  ist  gramm.  3,  243  meidung  gescliehn. 

Dieser  ganze  versuch  einer  darstellung  des  Optativen 
ausdrucks  bleibt  ungemein  schwierig,  weil  er  sich  nicht 
an  einen  unterschied  optativer  und  conjunctiver  formen, 
wie  in  der  griech.  syntax ,  lehnen  kann.  Von  der  wahr- 
jielimung  ausgehend,  daß  in  unserer  spräche  die  einzige, 
für  beide  modalitaten  dienende  form  ursprünglich  oplali- 
visch  gewesen  sei,  habe  ich  geglaubt,  auch  der  Optativen 
bedeutuug  mehr  einräumen  zu  müssen. 


IMPERATIV. 

Das  eigentliche  wesen  des  imp.  gründet  sich  auf  die  zweite 
person :  einer  oder  mehrere  werden  angeredet  und  cmplau- 
gen  befehl.  alle  deutschen  sprachen  entwickeln  daher  für 
i\en  sg.  und  pl.  dieser  zweiten  person  des  imp.  eine  form; 
die  golh.  auch  für  den   liualis. 

Eine  drille  il,  h.  JÜclit  gegenwärtige  person  kann  weder 
angeselm  noch  angeredet  vvenien ;  uiimillclbarer  bolehl  mag 
jiiclit  an  sie  ergelin.  Wenn  ihn  aber  boten  vernülleln,  so 
bedienen  sich  diese  wiederum  iler  zweiten  person  uiul  allen 
deulscheri  sprachen  hat  eine  form  für  die  drilte  person 
des    inip.    übcrllüssig    geschienen.       Der    gr.    mul    lat.    imp. 


82  ci/tjac/ier  .sa/z. 

ilrillcr  person  Ifil  qln'clisntii  ein  laut  {gesprochener  hcfelil, 
ilcr  sich  iini  iliie  abwesnilieil  jiiclil  kiinirnenl,  sondern  ihr 
dücli  linilerl)!  ailil  zu  Averden  erwarlet.  ^^oKhe  gr.  und 
hat.  inip.  driüer  person  müssen  üherall  durch  den  deiilschcn 
oplalivischen  conj.  ersetzt  werden  ,  /.  b.  ytvi;xf-)^T(u  vuirthai 
Mallh.  6,   10.  9,  2'J. 

An  sich  seihst  allein  richtet  man  keinen  hefehl ,  daher 
gebriclit  dar  imp.  für  den  sg.  der  ersten  person.  -\vol  aber 
kann  liir  den  dual,  und  pl.  dieser  ersten  peison  ein  imp. 
gedacht  werden:  das  ich  in  Verbindung  mit  einem  andern 
oder  melirern  empfängt  den  belehl  gemeinschaltüch.  Gleich 
der  slav.  und  lillh.  spräche  besitzt  die  goth.  einen  dual, 
und  pl.  imp.  der  ersten  person,  welcher  im  gr.  de>  N.  'J'. 
durch  den  coni.  (nicht  opl.)  ausgedrückt  wird,  dieses  im- 
peralivs  pl.  erster  person  gehn  jedoch  die  übrigen  deut- 
scheu mundarten  wieder  verlustig. 

Ich  *vill  vor  alleni  den  goth.  imp.  pl.  erster  persoii  Jiachwei- 
sen :  visaui  vaila !  tvifOuvOötiitv  liuc.  15,  23;  (juleilhanil 
t)'n}.do)nu'  Luc.  S,  21*.  i\lai-c.  4,  35  ;  af'slaham  !  ujioy.ielpo)/i.'V 
Luc.  20,  14;  Iträinjain !  •/.uüicoicLofitp  11  Cor.  7,  1;  iis- 
vdiipam  !  tl'uoOojjutöa  Korn.  13,  12;  gavasjam !  ivd'Vüo'i- 
/le&u  ibid.  Ware  diese  goth.  form  nicht  höchst  geläufig 
gewesen ,  so  hätte  Ulf.  gevvis  jene  gr.  conjunctive  durch 
visaima,  galeithdima  u.  s.  \v.  überall  wiedergegeben,  was  er 
)iur  zuweilen  thut,  unisumohr,  da  el"  sogar  gr.  hnp.  der 
zweiten  person  öfter  mit  seinem  conj.  ausdrückt  (s,  75.) 

Der  tlual  sieht  nicht  zu  belegen,  doch  würde  gavasjos 
unbedenklich  i'rdvaoj/it&ov  übersetzen,  wie  gavasjats  tV- 
dvotndor ,  afslahats  dnoy.TsiviTOV' 

Die  Ilexion  des  goth.  imp.  erster  person  fällt  vollkom- 
men zusammen  mit  der  des  ind. ,  gerade  wie  die  II  pl. 
und  dual.  imp.  dem  ind.  gleichlauten ;  darum  sind  es  aber 
keine  indicalivc.  auch  im  lat.  act.  haben  amalis  luid  amate 
große  analogie ,  im  pass.  ist  amamini  beides  ind.  und  imp. 
im  gr.  ind.  und  imp.  der  zweiten  person  fallen  ivurtiov 
dual,  und  TviittTS  pl.  wiederum  zusammen,  ebenso  für 
das  pass.  Wer  also  vlsam  für  kernen  imp.  halten  wollte, 
düi'fle  auch  in  der  II  pl.  visith  nur  den  ind.  anerkennen, 
so  daß  dem  imp.  wirklich  nichts  eignes  übrig  bliebe  als 
die  II  sg.  Es  ist  aber  möglich,  ja  glaublich,  daß  in  älterer 
zeit  das  indicativische  visam  und  visith.  von  dem  impera- 
tiv ischen  visam  und  visith  durch  irgend  eine  abweichung 
verscliieden  waren,  wie  sich  iui  laleiu.  aiuatis  und  amate 
scheiden. 


verhiun.     iiiodn,-^.     imp.  »^3 

Bemerkenswert!!  daß  die  franz.  spräche  eine  solclie  iii- 
dicativische  I  pl.  angeiiomnieu  hat:  tiimons !  (und  nicht 
ainüons),  während  im  prov.  und  span.  ein  conjunclivisches 
anieni  und  amemos  dafür  gilt;  in  dem  itai.  aniianio  begegnen 
sich  die  formen  des  ind.  und  coiij. 

Es  ist  mir  walirscheinlich ,  dal^  auch  im  ahd.  eine  I  pl. 
inip.  auf  -ames  oder  -am  bestanden  liabe;  ihre  spur  muß 
aber  schwer  zu  verfolgen  sein,  weil  die  Übersetzungen  und 
glossen  nur  den  lat.  conj.  vorfanden,  den  sie  dann  auch 
durch  den  deutscheu  conj.  ausdrückten*),  und  weil  bald 
nachher  die  llexionen  des  ind.  imd  conj.  lüer  zusammen- 
fielen. Dies  letzte  gilt  auch  von  der  alln.  spräche,  die 
bald  das  hn  der  ersten  persou  pl.  conj,  fahren  läßt  (gramm. 
1,  912),  so  daß  man  zu  sehn  außer  stände  ist,  ob  das 
impei-ativisch  gebrauchte  tökum  !  (capiamus)  (jörnjonil  (ea- 
mus)  Siiem.  137^  indicativisch  oder  conjunctivisch  geuonunen 
wird,  uicht  anders  nrtheile  ich  von  dem  scliwed.  ausgaug 
otn   der  prima  pl.  imp.  (gr.  1,  998,) 

Den  dual,  der  zweiten  person  beachtet  L'lf.  genau,  wäh- 
rend ihn  das  N.  T.  bereits  vernachlässigt  luid  durch  den 
pl.  ersetzt:  saihvats  oqÜts  INIalth.  9,  30;  (fcnjyats  viiüytre 
Älarc.  11,  2.  Xuc.  19,  30;  gateUiats  unuyyeiluie  Luc.  7, 
22;  hirjats  devte  Marc.  1,  17. 

Den  sg.  und  pl.  zweiler  person  belegen  zahllose  shllen, 
und  die  Verschiedenheit  der  coujugationen  begründet  einen 
günstigen  Wechsel  der  Üexion:  letith  (sinite) ;  vavjiih  i^pro- 
hibele);  galäuheith  (credite);  Jajinoth  (^gaudelo);  Jiisi:ulh 
fservale.) 

Min  imp.  der  Vergangenheit  kommt  nicht  vor;  der  form 
nach  erwarten  sollte  man  ihn  wenigstens  von  den  voibis 
erster  und  zweiter  anomalie.  in  der  that  aber  finden  sich 
alle  solche  fälle  conjunclivisch  ausgeih-ückt,  für  iore  Ijeiiit 
es  niemals  sijulh  (cslole),  sondern  sijaith  (silis)  z.  b.  II  Cor. 
13,  11,  wo  freilich  auch  die  daneben  stehenden  gr.  imp. 
in  den  golli.  conj.  gesetzt  sind;  I  Cor.  10,  32  sijäith  yi)'f(>Oe 
Rom.  12,  16  vairüiailh;  Kom.  13,  S  skulans  sijmlh  drfd- 
AfTf.  Bei  der  zvveiten  anomalie  erscheint  hier  das  prät. 
conj.  mit  präsensbedcutiuig,  namentlich  in  otjs  (foßov  und 
öijeiih    (foßelüde,    wofür   belege   s.  29    gegeben    sind;    dali 


*)  N.  hnt  iil)erall  den  conj.  z.  b.  ps.  7:^,  H  coniprininnms  tilc^aitn! 
95,  1  jiil)ileiini.s  ii/iiincic/i!  2,  '.^  (iisruaiijniiiiis  et  ()ii>iiciaiiuis  j<ii'i:i'n 
«iiide  wt'/p'n  aba!  3:5,  l  cxalteiiius  erholun!  Audi  T.  z.  b.  iVlattii. 
21,  38  arülaliOmes ;  *J7,  49  giseliemes! 

F  2 


81-  n'iiifacJiar  salz. 

6'^'&  für  (ujeis  slelie  lial)e  ich  fidion  1,  8.53  niisgefnlirL  yci~ 
Q)]aaif-  Tifiüs,  capialis  iios  il  Cor.  7,  2  dreiil  111.  uiii  m 
(jamiUcitna  in  i/vis  cnpiaimir  in  vohis,  gebrauchl  also  kein 
iiidicnlivos  gainuhini  impnraliviscli.  (]<i[^  sich  nun  anch  iichoti 
gamoteilh  (lucuni  hahoic),  iiobcu  (jamimeiln  niemcnluto, 
fiV)ift()Vi-vf7£  .loh.  1,5,  20.  ein  sg.  (jmnöls ,  <j<iiiutnSy  Mt'l)eii 
vileilh  (scilole)  ein  .';g.  vils  (scilo)  gcdiiidcn  lialjon  Nvcrih', 
ilaliir  slreilol  alle  vfiiiiuliing.  cigenllich  aber  iliii(  ken  diese 
formen  nichts  als  tl«ii  eonj.  ans.  Der  ])1.  inip.  lielie  sicli 
sein*  ^vol  indicaliviscli  denken:  sijwlli,  ognlh,  gamunuth, 
vilntli;  scinverer   der  sg. 

EJjcjiso  ^venig  als  im  golli.  ist  ein  ahd.  iin|).  dieser  ano- 
malen verba  znlässig  und  er  innli  durch  k\v\\  conj.  ver- 
treten vverdcn :  sis  (sis)  sil  (silis)  sis  hiuinni(jöll  (nionelor) 
0.  IV.  19,  47;  ine(fis  (valeas)  vgl.  oben  s.  75;  ineyil  (va- 
leatis)  ;  tvizis  (scias)  oben  s,  75;  ivizit  (sciatis)  T.  169,  2 
u.  s.  w.  >vas  Grau"  1,   1095    für  inip.  gibl  sind  conj. 

Aucli  nihd.  bei  den  älteren  dichteiii  gilt  kein  solcber 
ini|).,  uamenllich  kein  si !  (esto),  sondern  dafür  entw.  Avisl 
oder  der  conj.  sist.  Sit  (silis)  Iw.  1857.  2909  halle  icli 
iiir  den  conj.,  selbst  neben  andern  inip. ;  z.  b.  tuont  ai.sus 
u.  Sil  genesen  Iw.  1253.  indessen  werden  sich  einzelne 
beispicle  des  imp.  si !  nicht  ableugnen  lassen,  z.  b.  nieisl. 
Alex.  143'^,  vuid  im  pl.  sfl  ist  die  indicalive  form  >üji 
der  conjunctiven  nicht  melir  zu   initerscheiden. 

Nlid.  ist  der  inip.  sei .'  pl.  seid !  durchgedrungen,  nocli 
luiorgauisclier  scheint  der  zu  wissen  gebildete  hup.  tvisse ! 
(scito);  von  nuissen ,  mögen,  können,  sollen,  dürfen  gibl 
es   aber  keine. 

Icli  habe  micli  bemüht  das  Verhältnis  zu  finden,  Avel- 
clies  Ulf.  zwischen  seinem  (indicalivischen)  imp.  und  dem 
tonjimctivischen  ausdruck  des  imp.  beobachtet,  abgesehn 
von  dem  ebenbeliandeUen  fall  anomaler  formen ,  der  an 
sich  den  conj.  veranlalUe.  für  die  dritte  person  bedarf 
nun  der  Golhe  überall  des  conj.  den  pl.  der  ersten  person 
fand  er  umgekehrt  im  gr.  text  nur  conjunctiviscli,  nie  im- 
perativisch  ausgedrückt;  er  wählt  dafür  in  der  regel  seinen 
imp.  (s.  82),  ausnahmsweise  behält  er  den  conj.  bei,  z.  b. 
Luc.  2,  15  Üia.'ir\i(ja(j{iäima  jah  saihvaiina ,  öiiXdiOfiev 
v.ai  id\o/i(£V.  Die  gr.  ißjp.  zweiter  person  übcrselzt  er 
dnrch  goth.  imp.,  doch  so  daß  er  mitunter  den  conj.  ge- 
braucht, z.  b.  ai'geTs  nimäith ,  tte()y60&e  us(ja(j(j(dth  Luc. 
9,  3.  4  (andere  beispiele  s.  75)  der  imp.  überwiegt  auch 
liier.  Beide  ausdrncksweisen  dürfen  nebeneinander  slehn, 
wie  II  Cor.  7.  1.  2  hväinjatn  inid  ffuttiöteima;  doch  II  Cor. 


verhuin.      modus,     itnp.  85 

13,  II.  12  v\ülilt  Ulf.  olTeiibar  lauter  conjiuiclive  statt  der 
gr.  imp. ,  weil  er  einmal  durch  sijuilli  in  jenen  modus  ge- 
rallien  war.  Älarc.  10,  19  Luc.  18,  20  wird  das  gcbie- 
teiule  gr.  Tut.  ov  (fovevong  ,  ov  jnor/srcreic,  ov  yJJv 'er c  con- 
iunclivisth  gegeben:  ni  manrtlnjms ,  ni  horiuös ,  ni  Iklifäis, 
der  (laraiil  lolgende  imp.  tipu  aber  durch  den  golh.  imp. 
svdräi.  man  möchte  iSlatth.  19,  19  vergleichen  können, 
wo  hinter  Tifia  gleich  wieder  in  liyun'rjüeti:  übergegangen 
wird,  auch  ahd.  ^vird  T.  106  gesagt:  ere  thinan  fater  inti 
tniniios  thinan  iiäliiston,  nach  dem  lal.  text  honora  und  dill- 
ges.  allein  der  spräche  geschieht  durch  diesen  sprung  aus  ei- 
nem in  den  andern  modus  keine  gevvalt;  die  freiste  poesie 
kann  dafür  zeugen,  z.  b.  Sccm.  188^  thü  rädh  neniir  ok  ridhl 
Daß  in  der  bedeutung  beide  ausdrueksweisen  nicht  von  einan- 
der abweichen  zeigt  die  schwaid<ende  goth.  Übersetzung  der- 
sell)en  gr.  Wörter,  dieX&o)fiti'  gideilltani  Luc.  8,  22,  thafrli- 
(fuijijdinia  Luc.  2,  15;  fiime  saljdith  IMarc,  6,  10.  saljith 
Luc.  9,  4;  yivfoS-e  vairlhc'dth  Moni.  12,  16,  vuirtJnth  1  Cor. 
15,  58.  ein  feineres  gelühl  uiag  den  reinen  imp.  für  stren- 
gei-,  den  Optativen  conj.  für  milder  gebietend  gehalten  ha- 
ben, in  jener  cchlischen  slelic  wiikt  erst  radli  nemtr  auf 
die  subjeclive  Überzeugung  ein  und  dann  erfolgt  der  ob- 
jective  rath  ridh ! 

Well  der  imp.,  wenigstens  in  unserer  spräche,  als  form, 
tlie  vergangenheil  ausschlielU,  und  auf  etAvas  künftiges  ge- 
iichlct  wird,  so  ergibt  sich  auch  dadurch  seine  bcrühi'iing 
mit  denx  conj.,  der  auf  die  maniglaltigste  weise  nnt  dem 
lut.  ind.  in  gemeiiischaft  steht.  LImschreibungen  des  ful. 
durch  soUtii  können  also  zugleich  für  impeiativische  aus- 
drücke gellen;  dergleichen  schon  im  ahd.  üblich  sind  im 
irdid.  häufig,  z.  b.  ahd.  ir  seulut  wizan !  (scilole);  ir  scnhit 
gehan!  (conütemini);  ndul.  nu  solt  du  sin  verlhiochet! 
l>iut.  3,  52;  über  dine  brusl  solt  tu  gen!  ibiil. ;  nu  seiden 
wir  behuoten  (caveainus)  Diut.  3,  54;  ir  snlt  willekomen 
sinl  =  Sit  willekomen;  ir  sidl  ivachen!  l'arz.  243,  30; 
ir  sult  niht  xveinenl  Nib.  62,  3;  ir  sidt  in  lau  genesen! 
IN'ib.  2292,  1;  wir  siilii  uns  bereiten!  Nib.  637,  3\i.  s.  w. 
Ebenso  nhd.  du  sollst  es  tltun!  ilu'  sollt  kommen!  Avir 
sollen  reden!  DaU  die  auxiliarformen  hier  nicht  selbst 
im  imp.  slehn ,  sondeiii  überall  im  ind.,  lehrl  schon  die 
bcifügung  der  pcrsijidiciicn  pronomens,  wir  wissen  abei* 
aul)erdem,  »hiß  von  sollen  kein  imp.  gcbililet  a\  erden  kann, 
nicht  anders  ist  das  ags.  ge  sculon  herigean  (^laudatc)  ps. 
112,  3  zu  nehmen,  der  Golhc  würde  mil  demselben  ver- 
bum   einfacher  gesagt  haben  hazjith! 


"86  einfacher    seil-. 

Ans  solclioiu  iiioiiiandcrgrcifcii  des  iinp.  und  ronj.  crgibl 
ßicli  leinei",  Avie  jenes  den  eonj.  <^eIeil(Miilc  nilid.  ica;/  fs.T'j) 
aucli  nnniillclhar  vor  dem  inip.  erüclieinl.  w«ii  brich  nun 
licrze  onzwei!  (brich  nur  mein  licrzj  IjIi.  Tiisl.  .'i.^.'i.') ;  ivau 
saijet  mir!  (sagt  mir  niw)  Nil).  1507,  .'».  In  andeiii  von 
liacliDi.  /M  \\allli.  p.  l'Jl  angeliilirlen  stellen  Psib.  442,  5. 
704,  2.  1759,  ;{.  Iw.  5491  ist  der  inip.  -wegen  des  aus- 
gedrückten j)eisünlicbcn  |)ron,  bedenkiicli,  und  die  beiden 
erslcn  bat  Lacbin,  seitdem  (zu  den  TSib.  p.  64)  Irellender 
aus  dem  fragenden  Avan  gedeutet;  auf  dieses  fragende  priis. 
ind.  Iblgl  dann  gerade  nocli  ein  eigentlicher  inip.  Darf 
raaii  dem  ndid.  ivan  bei  imperativen  das  ebenso  constniierle 
altfranz.  car  vergleichen  *),  so  ergäbe  dies  eine  Ijestätigung 
der  ableitung  des  wan  aus  huanta,  da  auch  car  aus  cjuare 
slannnt,  nur  daU  bei  der  franz.  parlikel  keine  verneiiuing 
ins  sj)iel  tritt. 

Icli  gedenke  hier  sclion  einiger  spuren  gotli.  inßnitive, 
die  statt  des  imp.  gesetzt  sind,  obgleich  sie  niclit  im  ein- 
fachen salz  Yorkommen  und  durch  den  gr.  text  veranlaßt 
werden,  das  fi't-re  lirti  ovo  yno)vas  tyj^'v  liuc.  9,  3  behiill  Ulf. 
geraile  so  bei:  ni  than  Iveihnus  puiih'is  htihan,  obgleicli  er 
das  vorausgellende  iciotre  durch  iiimaiih  gegeben  Jialte; 
die  vulgata  stellt  auch  das  i'/Eip  um  in  liabealis.  1  Cor. 
7,  11  verdeutscht  er  jiiereTVD  üyajiiog  und  KuTuXhr/r^Tii) 
durch  visan  unliugaidai  '''*)  und  gmjavairthjan ,  indem  er 
diese  inf.  an  das  vorhergehende  skuitian  und  folgende  fra- 
Ictan  passend  knüpft.  Phil.  3,  16  verv.andelt  er  den  cr- 
mahnenden gr.  inf.  GTor/HV  und  rpoortlv  in  ei  luigjaima 
jali  frathiainia,  und  Col.  4,  6  aid'trcu  in  ei  vileith '■■'•'''^). 
Vvie  die  griecli.  classiker  zuweilen  den  inf.  in  gebietender 
rede  brauchen,  z.  b.  in  der  gruUformel  yai'geiv,  wäre 
unserer  älteren  spräche  eine  solche  conslruclion  des  inf. 
vielleicht  auch  zuzutrauen:  mir  fällt  dabei  das  bekannte 
sihora  armen!  ein,  das  für  arme,  arnuÜ  zu  stehn  scheint, 
aus  dem  alul.  und  mlid.  sind  mir  zwar  keine  beispiele  b?- 


*)  rar  nie  secourez!  Berte  45;  car  priez  ore!  Garin  1,  29;  car 
retornons!   Viane  1482,   vgl,  Ijekker  zu  Ferabr.  p.   164a. 

")  dieser  dat.  fem.  gellt  auf  qvenäi. 

'*')  in  andern  stellen  lag  ihm  kein  gr.  inf.,  sondern  opt.  vor,  den  er 
auch  richtig  durch  den  goth.  opt.  wiedergibt,  11  Cor.  9,  10  n/.}jOvr(u 
y.al  nri/joai  niauagjiii  jah  vahsjan  gatäujäi  (für  xoQJiyt]oui ,  muß  er  ge- 
lesen \\a\mn /oQi]Y)]an,  weil  er  andstaldith  übersetzt);  1  Tliess.  3,  11.  12 
/.arivO-vvui ,  nhoväaai.  Kfd  nfiiinmroai ,  garailitjüi,  manogjäi  jah  ganüli- 
iiaii  gatäujt'ii. 


verham.     modus,     iiiip.  87 

kaiuil;  wir  können  aber  noch  nlid.  eine  beweinte,  heftige 
aullordcrung  infinitivisch  stellen,  z.  b.,  o  nicht  xvecjijelin, 
lieber  vater!  nicht  abschluffenl  junge,  dicli  niclit  rühren! 
nichts  davon  sauen  !  nichts  angreifen !  das  liegen  lassen ! 
es  gellt  aber  nur  im  kindischen  ton  oder  im  aiisbnich  des 
höchsten  aitects.  In  der  älteren  i'omanischen  spräche  er- 
scheinen solche  imperativische  infinitive  gar  hairiig,  auch 
als  ruhiger,  edler  ausdruck '").  Ob  nun  in  allen  diesen 
fällen  der  imp.  aus  einer  ellipse  von  mau  muf^,  man  soll 
zu  deuten  ist? 

Heutzutage  pflegen  wir  ferner  den  imp.  nicht  sollen 
durch  das  part.  prät.  auszudrücken :  auftjescJiaut !  ahae- 
löstl  anßjemerktl  niedergeschrieben!  näher  yetreteu ! 
einnesteckt !  frisch  gearbeitet!  mid  mit  vorausgeschicktem 
acc.  den  hut  abgenommen!  die  segel  niedergelassen!  die 
ehren  aufgethan!  den  athem  eingehalten!  die  iüUe  nicht 
gespart!  den  staub  von  den  füllen  gesehüttelt!  dergleichen 
redensarten  sind  unter  dem  volk,  Avie  in  der  hüjieren  poesie, 
und  zumal  in  der  vossischen  sehr  hervorgesucht. 

Der  acc.  lehrt  welches  hilfsvvort,  von  dem  das  part. 
abliängig  ist,  ausgelassen  sein  künne ;  offenbar  kein  anderes 
als  habe,  habet!  oder  bei  intransitiven  sei^  seid!  hieraus 
ergibt  sich  zugleich  die  bedeulung:  es  sind  umschriebene 
imp.  prat.,  die  ihren  guten  grund  haben,  wenn  schlaget! 
lieiUt  TvmeTe,  so  bedeutet  zugeschlagen!  Tervcfers  oder 
Vl)pi.'.if!  schaut  auf!  ist  ülnet  jetzt  die  äugen;  anfge- 
schant!  aber  habet  sie  bereits  geülhet!  gleich  als  sei  dir 
befehl   schon    früher   ergangen    oder   befolgt,      es    soll    also 


*)  in  negierendem  sntz,  altfranz.  ne  me  nientir!  Ren.  6149;  iie 
faire!  Ren.  5204;  ne  tesmaier  niie !  Ren.  13604;  ne  te  liaster!  Trist, 
1023;  ne  dire  a  nui!  Trist.  1910;  ne  te  niovoir!  Tri.st.  1914;  ne  celer 
mi<.!  Meon  n.  reo.  1,200;  ne  nie  celer!  Meoii  4,  58;  nel  <iiri'!  das.  1. 
379;  ne  Ixniler,  ne  ferir!  das.  4,  193;  andere  belt";:«  liat  Beivlver  zu 
Feral)r.  15Gi;  provenz.  sicher  niclit  so  selten  wie  R;i_Mt.  1,  333  meint, 
der  !)lo[\:  nontenier.  Maria  {.m}  (/o^jor,  Miauufi)  und  no  m'aucire!  anführt, 
ital.  t)eispiele  sind  l)ei  Üaute  genn«^ :  non  ti  crncciare!  inferno  3,  94; 
non  tenier  tn!  das.  21,  62;  non  tarcr!  das.  32,  113;  nnd  noch  in  der 
lientigen  spraclic:  non  far  qnesto !  (ihn  das  niclit);  non  andar  via! 
(geh  nicht  weg.)  Ich  (inde  aber  aiioh  in  positivem  satz  altl'ranz.  nach 
or  den  gen.  des  inf.  ini|)i'raü\isch :  or  du  häter!  l\<'ii.  Hd'n');  or  <U\ 
niengierl  Hen.  4372;  or  dol  aler!  Kon.  9377;  or  del  niontor!  Ren. 
20679;  or  de  !)i(ii  tere!  Anhcri  hei  IW'kker  Kerahr.  lUH.i ;  or  du  gaber! 
Meon  1,  265;  or  del  <;er(lrier;  das.  4,  192;  or  tost  du  hasler!  das. 
4,  214;  gedenkt  man  derabkunlt  der  parlike!  or  ans  dem  snbst.  hora, 
so  erklärt  sich  der  gen.  und  ur  du  liäter  bedeutet  nichts  als:  jetzt  ist 
es  zeit  zti  eilen ! 


88  eiiifuclier  siilz. 

eigcnlUcli  kein  iiciici-,  soiuleni  cia  forklaiicincltr  ziislanj 
dadurch  angezeigt  Nvorden, 

JMan  halle  diese  ausdruckswoise  nicht  für  nciu'ifimden, 
sie  ist  wahischeiiilitli  schon  sehr  alt  in  unserer  spräche. 
liUllier  bedient  sich  ihrer  oft,  z.  b.  in  seinem  kleinen  ca- 
techisnuis  \\c\W\  es:  und  mit  freude  (sei)  an  dein  -werk 
ijeiianijen  und  (habe)  ein  lied  ijesiiiKjeti !  um!  dann  (sei) 
llugs  und   frülich  eiiiyeschlafeu ! 

Aus  unsern  mhd.  dichtem  ist  mir  glelclnvol  ein  einzi- 
ges l)eisj)iel  zur  hand.  si  spracli :  f/esc'hriuive)i  %vuren! 
fragm.   lO*-'. 

Auch  andere  deutsche  spT-achen  kennen  olinc  zweifei 
diese  Umschreibung;  ein  lioUänd.  volkslieil  heginnt  mit  den 
Avorten  :  vry  (jevoyteu  ! 

"W'ie  alt  aber  ist  eine  jetzt  selir  verbreitete  Umschrei- 
bung der  ersten  person  des  imj).  durcli  die  zweite  des 
auxiliaren  lassen?  statt  gehen  wir,  trinken  wir,  singen 
wir  (goth.  gaggam ,  drigkam  ,  siggvam)  heißt  es  :  lasst  uns 
gehn  ,  trinken  ,  singen  !  oder  im  sg. ,  wenn  nur  von  zweien 
die  rede  ist:  lass  uns  gehn,  trinken,  singen!  was  dann 
den  goth.   dual,  gaggus  ,   drigkus ,  siggvös  unischreibt. 

Sichtbar  eine  hüMichkeilsformel ,  welche  die  enlschei- 
dung  aus  der  hand  des  auirorderuden  in  die  des  aufgefor- 
derten zu  spielen  scheint:  sine,  sinite  iit  eamus ! 

Luther  häufig:  hii\  uns  dem  vater  wein  geben!  Ge- 
nes. 19,  34;  lai\  uns  fortziehen!  Gen.  33,  12;  lasset  uns 
menschen  maclien!  Gen.  1,  26;  lasset  mu5  die  dirne  lufen  I 
Gen.  24,  57;  hisst  uns  essen  und  frülich  sein!  Luc.  15, 
23  (schon  in  Luthers  ausg.  von  1522;  die  altern  Über- 
setzungen haben  hier  noch  kein  laßt   uns!) 

Allein    Luther    muß    hier  einem  trieb  mehr  der  nieder 

als    der    hochd.    spräche    gefolgt    sein ;     in   den  zahlreichen 

mhd.    deukmälern    ist,     soviel    ich    danach    gesucht    habe, 

nirgends  ein  solches  Itiz  uns,  lät  uns  *)  anzutreffen,  wol 

aberin  mnl.      Die    goudaer    bibel    von   1477  hat   Luc.  15, 


')  ein  ganz  anderes  Idt  uns,  nemlich  kein  die  erste  person  um- 
schreibendes, sondern  wirkliches  sinite  ausdrückendes  sieht  Ms.  2,  102a: 
Idt  lins  griiezen  an  iuch  schoiuven !  (faites  nous  voir) ;  Idf  uns  vir- 
nemen  (fais  nous  appreudre)  cod.  pal.  361,  76^;  eiä  Idt  uns  (nobis) 
die  dribrüeder  varn!  (lalUdie  drei  brüdor  in  die  weit  auslaliren)  Geo.  158; 
es  könnte  <len  umständen  nacli  auch  im  sg.  gesagt  werden:  lat  mich 
(oder  in)  gräezen  schouwen;  jenes  lät  uns  aber,  von  welchem  hier  ge- 
hnndelt  wird,  kann  durchaus  nicht  in  ein  lät  micii  umgesetzt  werden, 
d,  h.  bei  ihm  bilden  die  erste  und  zweite  person  zusammen  das  gubject. 


verhuni.     modus,     hup.  89 

2?>  laet  Otts  eteii !  desgleichen  die  antwerper  von  1570, 
(lelfler  von  1579.  folgende  belege  reiclien  noch  höher 
iiiiiauf:  laet  ons  corten !  Elcgast  457;  laet  ons  weien ! 
(ilcfcndatiuis  nos)  Stoke  3,  i*51  ;  laet  ons  keren!  Pieiuaert 
J191-,  laet  ons  toten  coninc  staen!  Rein.  3471. 

Hiernach  nun  auch:  latet  mis  wedderkeren !  Reinke 
1057  lind  beim  cölner  Godefrit  Hagen  :  balde  so  lais  uns 
hiiine   gain  !    884;    laist  uns  neder  gain  !   1823. 

Nnl.  ist  es  ganz  gcwülinlich  zu  sagen:  lät  ons  bidden! 
( orennis) ;  germaiiismus  scheint  es  aber,  wenn  sclnved.  lilt 
oss  gä !  (eajnus)  dän.  lad  os  gaae !  gesagt  wird,  jene  bi- 
liclslelle  laulet  im  dän.  N.  T.  lader  os  äde  og  vare  ly- 
slige  '*'').  im  scliwcd.  nordischer;  vi  vilje  ata!  (isl.  ne}  tum 
og  verum  kaier!)  **)  die  proben  hochd.  volksmundarten 
bei  Stalder  geben  nichts  andex's  als :  wir  wollen  essen ! 
mer  wend  esse ! 

In  der  engl,  spräche  wird  das  alter  der  forniel  ebenso 
hoch  hinauf  gehn  wie  in  der  niederländischeji.  denn  nicht 
bloß  die  engl,  bibel  liest  Gen.  1,  26  let  iis  make  man! 
Luc.  15,  23  let  ns  eat  and  be  marry!;  auch  bei  Cliaucer 
lassen  sich  beis|)iele  sajnmeln  :  let  us  go  forth!  C,  T.  6602. 
7751;  let  US  ride !  C.  T.  859;  nur  im  ags.  erscheint  noch 
keine  spur  davon. 

Der  ags.  luid  alts.  spräche  eigenthiimlich  ist  ein  dunk- 
ler ausdruck,  welcher  vor  inlinitive  gesetzt  wird,  die  I 
pl.  inip.  zu  bezeichnen.  er  laßt  sich  also  nicht  jenem 
j)ihd.  tvau  vergleichen,  welches  vor  lleclierte  vcrba ,  nicht 
voi-  den  inf.  tritt,  und  er  scheint  selbst  eine  veraltete 
verbaHorm,  von  welcher  der  hinzugefügte  inf.  abbringt. 
Die  ags.  geslalt  dieses  Wortes  schwankt  außerordentlich: 
vulou,  vntun ,  viitan  ,  vutum  (Thorpes  anal.  262'')  uton, 
utun^  alts.  lindet  sich  nur  w'üa  ^  uiul  ich  halte  auch  ein 
ags.  vilon  für  möglicli.  nendich  die  ags.  numdart  hat  nacli 
V  zuweilen  kurzes  U  statt  I,  z.  b.  in  vudu  (lignum)  golh. 
vidns ,  ahd.  witu ,  und  so  wechselt  selbst  in  ags.  deids- 
mälcrn  vitan  (scire)  vita  (sapiens)  mit  vutan  ,  vuta;  viiloa 
aber    gieug    des    häuiigen  gcbrauchs  dieser  parlikol   halben 


•)  Moll)eclis  altdiin.  l>ibel  Ceii.  19  34  wi  stiullä  «rifl'we  drikke  win ; 
24,  57  wii  skiillä  kallä;  33,  12,  \\\\  skiillä  sameii^'on^Iie;  dnmals  nocli 
kein  l»d  os,  lader  os! 

'*)  seltsam,  wenn  ncu.'-ciiwed.  im  pl.  lalom  statt  liilcn  gesetzt  wird, 
7..  b.  lätom  oss  krossa!  (l'ranf^amiis)  Hailmann  p.  02,  wo  riclitiger 
stände  entw.  krossom!  oder  latcn  oss  krossa! 


(jQ  e'uij'dciier  milz. 

schon  frühe  in  uloii  iihi-i-.  ich  niijchle  nun  ihren  siiiii 
gerade  in  niclils  anclcrm  nh  ih.'iii  anomalen  vilaii  fiiovisse) 
aiirsuclien,  dessen  pl.  prii'^.  ind.  (hirch  alle  drei  |ier,sonen 
vilon  laiilel.  die  drille  pfrson  kann  liier  gar  niciil  in 
holraclil  kommen,  eljeiisowenig  die  /.weile  in  der  hcileu- 
tiiiig  des  voiJiiii  erörlerleii  mnl.  lael,  engl,  lel ,  weil  dann 
nolhwendig  das  pron.  iis  (uns)  liinzulrelen  niiisle,  was 
aber  immer  fehlt,  vilon  isl  denuiach  die  1  \A.  iinil  drückt 
aus  scimus,  novimns ,  auxiliarisch  mit  einem  Inf.  verbun- 
ilen  cnlliiill  sie  aunbrderung  und  geheiU;  so  wie  sculon 
"an^an  wörtlich  debemus  ire ,  dann  aber  eamus  bezeich- 
nel,  scheint  vilon  gangan  eigentlich  no\in;us  ire,  dann  von 
einer  andern  seile  eamus  aussagen  zu  dürfen,  wir  kön- 
nen gehii !  wir  wissen  zu  gehn  !  bedeulet  uns  noch  jetzt 
ungefähr:  es  ist  zeit  zu  gehn,  eundum  est,  folglich  eamus! 

belege :  uton  liradhe  feran !  (age  ducamus)  B.  2780 ; 
viduu  gangan!  (eamus)  B.  .5293;  zitou  giin  on  thisne  veald! 
(eamus  in  lianc  silvam)  C.  .52,  6;  utuu  faran !  (eamus) 
liuc.  2,  15.  .Toll.  11,  7;  vntiin  ctan  (edamus)  Luc.  15,  2.3; 
iilon  vircean  niannan  (faciamus  hominem)  Gen.  1,  26; 
uton  tind)rian  (aedilicemus)  Gen.  11,  4;  uton  gan  üt  (ex- 
camus)  Gen.  4,  8;  uton  biddan  god !  (obsecremus  deuni); 
vuion  cunnian  (cognoscamus)  ps.  70,  10;  vutiin  cuman ! 
(veniaimis)  ps.  73,  8;  vutnn  hi  idle  gedun  (exinaniamus) 
])S.  136,  7;  vutnn  tiligean  (paremus)   ps.  138,   17, 

alls.  wita  kiosan  !  (eligamus)  Hei.  7,  6  ;  wita  fragon  (in- 
lerrogemus)  Hei.  7,  9;  xvita  im  woniau  mid!  (habilemus 
cuni  eo)  Hei.  122,  H.  der  ausgang  -a  laßt  sich  nicht  deuten, 
er  scheint  eine  verhärtete,  eulstellle  Uexion. 


INFINITIV. 

Von  dem  substantivisch  gebrauchten ,  seiner  verballvraft 
verlustigen  Inf.  ist  hier  keine  rede. 

Der  inf.  isl  das  aus  aller  persönlicldveit  tretende  In  sei- 
ner uidjes'ämmlheit  für  jedwede  persou  zugleich  gerechte 
verbum :  die  persönlichen  kennzeicheu  der  ilcxion  hören 
bei  ihm  auf. 

Man  kann  sich  einen  ganz  unabhängig  gesetzten  Inf. 
denken,  jener  Imperativische  (s.  87)  ist  ein  solcher,  wenn 
die  schleppende  erklärung  durch  ellipse  nichts  gilt,  es 
.«scheint  dal^  der  Inf.  auch  als  ausruf  hingestellt  wtude.  0. 
111.  20.   1G3   thu  bist    al    höner  ,    in    sunlon    giboraner    mit 


verhaui.      inodus.      iiißn.  Qj 

allen  unredinon:  tliu  imsih  thaiine  hrediffunl  du  veracli- 
k  ler  ,  in  sünden  geborner  mensch,  du  willst  uns  erniah- 
iien !  du  uininist  dir  heraus  uns  den  text  zu  lesen  !  es 
könnte  auch  l'ragweise  gesagt  sein,  vielleicht  stehn  solche 
ndid.  inf,  nachzuweisen;  nhd.  ist  ähuliclies  im  gebrauch, 
/,.  b.  kerl ,  helteln  l  (du  bettelst?  du  wagt  es  zu  betteln?). 

Al)gesehen  vou  dieser  ausnähme  hangt  syntactisch  be- 
trachtet der  reine  inf.  überall  ab  von  dem  im  satz  lier- 
schenden  verbo  ,  und  erst  der  dedinierte,  folglich  substan- 
tivierte inf.  mag  auf  andere  nomina  bezogen  werden,  je- 
nes herschende  verbum  dürfte  man  das  stehende  nennen, 
den  inf.  das  liegende,  luul  die  ganze  nalur  der  infinitivi- 
sclien  construction  ließe  sich  so  auifassen :  jeder  einen  inf. 
enlbaltende  satz  ist  aus  zwei  sätzen  zusammengeilossen, 
dergestalt  daU  das  verbum  des  ablicängigen  Satzes  zum  lie- 
gen gebracht  wird,  der  iiif.  wirkt  also  Vereinfachung  der 
rede ,  er  abstrahiert  den   concreteren   ausdruck. 

Die  einfachen  salze:  ich  will  schlafen,  ich  liöre  singen 
gehn  hervor  aus  den  doppelten:  mein  wille  ist,  dali  icli 
schlafe;  ich  höre,  daß  gesungen  wird,  je  auxiliarer  das 
herschcjule  verbum  ,  desto  weniger  fühlbar  die  eingetretene 
Verschmelzung;  doch  selbst  der  satz:  ich  werde  sterben, 
löst  sich  auf  in:  icli  gelange  einmal  dahin,  daß  ich  sterbe. 

Unsere  unlersuchiuig  lauft  auf  drei  stücke  aus.  zuerst 
soll  der  abhängige,  reine  inf.,  dann  der  mit  der  präp.  zu 
versetzte,  drittens  das  Verhältnis  des  inf.  zu  seinem  sub- 
ject  erwogen  werden. 

I.     Reine  inßnitive. 

Der  gebrauch  des  bloßen  inf.  mindert  sich  allmälich  in  der 
spraciie  ;  die  ältere  kann  mit  ihm  ungleich  freier  schallen. 
Da  wo  das  dem  inf.  verknüpfte  verbum  in  auxiliarbeeleu- 
tung  ausschlägt  oder  sich  ihr  nähert  idlegt  er  am  längsten 
zu  halten:  ich  schicke  diese  auxiliarfälle  voraus  und  lasse 
dann  die  übrigen  folgen. 

Niemals  steht  das  golli.  visan  oder  vaiilhan  neben  ei- 
nem inf.  auxiliarisch;  etwas  anders  ist,  worauf  ich  unter 
lil  zurückkommen  werde,  II  Cor.  7,  7  svaei  nüs  mais  fa- 
giiion  varth ,  öwTe  /le  fic'.lXov  ynor^rai-  Ebensowenig  das 
ahd.  wesan  *)  oder  werdun.      ]\lhd,    iiudei    sich  noch  kein 


*)  keine  ausiialiiue  begründet  was  (nieiiiiiii  ().  II,  :j,  "IG;  <|iiciiiaii 
vvari  11.  3,  ;Ui;  deiiii  es  iiätte  schon  «jramni.  I,  K(jO.  861  <;psaf?l  wcr- 
<len  Süllen,  daß  außer  O.  aiicii  K.  r>:V'  und  ';^.  mons.  3CH  dem  part. 
prät.  von  qucnian  das  o  lassen,  obyleioli  Is.  382  (5,  (1)  (lulKiniau  sirlit. 


92  euiJ'acJicr  scilz. 

wirl  zur  umsrlir(Ml)iiii';  des  fiil.  wol  al)cr  zu  weilen  wart 
iiiil  tloin  inl.  «I.is  |)i-;il.  ansy.irdnicUcii.  {\vn  hcispiclcii  s.  7. 
k.'iim  noch  l)oii;clii,i;l  wcrilcn :  itxnt  Uarpfen  'Iroi.  l.^.Sl.i; 
erlcsvltcn  wart  I>um.  4.S.  'M.  dir  ivcsen  in  j^k-iclicr  ((»n- 
slriic.lion  Ivciuic  Icli  nur  einen  nilul.  Ix-Ieg:  iiinii  was  triheii 
(iriel))  li\!.  ihr.  49''  \vie  im  Iran/,  on  fiit  i)r)usser ;  abei" 
schon  im  a^s.  Avar  sie  zulas.'^ii;:  väs  vutiian  (habitavilj 
B.  OKiO.  ?slid.  dient  werden  ganz  gowölinlich  zu  (h'eser 
bczciclmung  des  Tut.;   ich  werde  sein,  er  wird  kommen. 

Alle  vci'ba  zweiter  ariomalie  haben  ursprünglich  den 
bloUen  inf.  nel)en  sich:  also  auch  in  der  s}iilax  erhellt 
die  wichtige  oinstinunung  Ihrer  regel.  das  verbuni  wollen 
schiielh  sich  ihnen  in  dieser  beziohung  vollkommen  an. 
Yär  mögen ,  sollen ,  müssen  ,  d'nrft'n ,  wollen  leidet  der 
aufgestellte  satz  bis  auf  heute  in  allen  ileutschen  gpraclicn 
nicht  die  geringste  ausnähme,  goth.  may  skalkinun  Matth. 
fi,  24;  niagt  gahrainjan  iMatth.  8,  2;  ni  mag  qviman  Luc. 
14,  20;  graban  ni  mag  Luc.  16,  3;  das  goth.  niagan  ühcj- 
setzt  dvi'undxu.  sLal  ik  visan  d'si  fts  fit'ivai  Luc.  19,  5; 
skal  qvithan  f!)jw  tiTielv  Luc.  7,  40;  skal  vinnan  du  iia- 
•difV  ]iuc.  9,  22:  ik  skal  vaürkian  f'/ft  dtl  loyä^eadai  -loli. 

9,  4;  skal  gasviltan  6(f£i'?.6i  aTXO&avelv  Joh.  19,  7;  skulun 
Jiuzdjan  ocfstl^i  ■d-'};n((voiLstv  U  Cor.  12.  14;  skiileith  and- 
liafjan  d'st  v/iiics  u<nov.Qireadai  Col.  4,  6;  skulda  gadauth- 
jian,  gasvillan  r^fitl'Uv  d7iod)'f;nxfiV  Joh.  12,  33.  18,  32; 
skulda  usfulljan  i-'/iü./.e  nh^oovv  liUc.  9,  31:  und  in  der 
passiven  s.  59  erläuterten  bedeutung:  skulds  ist  nsliäuhjan 
sa  sunus  niarts ,  d'tl  vUnoü-i^ria  rov  viov  Tov  dv&{)0):iov 
Joh.  12,  34,  wiewol  es  auch  einmal  liuc.  9,  22  heißt  skal 
uskusans  vairlhan  statt  skulds  ist  uskiusan.  gamutan  kommt 
bei  Ulf.  nicht  mit  dem  inf.  construiert  vor.  tharj'  (jalei- 
ihan  t'yoi  dvüy/.i/v  f^f-XOeir  Luc.  14,  18.  vili  tänjan  diAT] 
noulv    Joh.  7,   17;    vildediui    saihvan    lijü^i' '/>.); aar    idtlv  Luc. 

10,  24.     Es  bedarf  keiner  belege  aus  den  iibiigen  sprachen. 
Keine  beispiele  des  goth.  inf.  nach  kunnan ,  ;ugan ,   ga- 

daursan,  dugan,  aber  uiclils  steht  ihnen  entgegen,  alu!. 
firneman  lainni  0.  L  1,  120;  genennnen  cluuuien  N.  liih. 
54;  ags.  cunnon  secgnn  B.  100;  cüdhe  reccan  B.  180;  beor- 
gan  cndhe  B.  2890.  altn.  fregna  kann  Sa^m.  14'^ ;  kann  segja 
23^;  ahd.  gidorsta  fragen  1".  237,  4;  gidorsta  ruaren  0. 
IIL  14,  46  ;  mhd.  getar  komen  Iw.  1852  ;  gelar  kai  Iw.  4888  ; 
getürrc  raten  Iw.  5212 :  getorsten  keien  Parz.  753.  19;  gc- 
torslc  biteu  Iw.  4325 ;  ags.  dearst  bulan  B.  1049;  nhd.  tnge 
wise  sin  (sapere  prosit)  N.  ps.  73,  17.  Doch  uacli  taugen 
und   können  steht  zuweilen  schon   ein  priipositioneller  inf. 


verhiim.     modus,     i/ifin.  03 

Die  anomalon  läis  und  6y  sind  nur  der  golh.  spräche 
eigen:  läis  hi'uiujdu  mik  old'u  laiicii'OVoScu  PJiilipp.  4,  12; 
hiis  nfarassau  liabaii  oJd'a  nioioavtir  daselbst.  ohtedun 
J'räihnaii  iqo^iovvio  hrfconijocci  Marc.  9,  32. 

Gülli.  man  ijuditvrsan  loylConai-  Toliir^oc.t  II  Cor.  10, 
2;  mau  visaii  1  L'oi'.  7,  26  ;  mau  gataujau  IlCor.  11,  5;  altn. 
mau  tliyrma  Sajm.  S". 

altn.  mun  {fUlloi):  niun  slitna  Sf«m.  7^,  8*;  muu  falla 
9'^;    muuü  beriaz    7^;    dän.  mou,   monne,    schwed.  mände. 

Nach  vitan.  golli.  ei  vili  gastaldaii  iid'tvni  y.TÜo&ui, 
I  Thess.  4,  4;  mhd.  weste  gewinnen  ]\ ib.  2093,  1;  enweste 
>vie  gebaren  I\v.  2252.  Gudr.  44^  Herb.  12-  48<i  fragni. 
17c  40»;  enwisle  Avaz  darunibe  tuou  En.  15684;  cuNvesteii 
war  enlriuneu  Gudr.  46=";  enweiz  ^vaz  me  sagen  Herb.  105^; 
euwislen  nvu  bllbcn  Her]).  105'=:  ich  euweste  ^vie  gevälieu 
au.  Trist.  4610;  mnl.  wiste  wat  doen  Hein.  2826;  sine  ^vet 
lioe  gebaren  Floris  745.  Das  nhd.  nnl.  engl,  schwed.  diin. 
anomale  verbum  kann   aber  der  priip.  nicht  enlralhen. 

Audi  zu  dem  anomalen  gönnen  kann  ich  ans  der  älte- 
reu  s{)rache  keinen  bloiien  inf.  naclnveisen,  und  die  neuere 
bedarf  der  priip. 

Das  ahn.  kna  (possum),  das  von  kann  (]iovi)  zu  nuter- 
sclieiden  ist,  hat  den  reine^i  inf.:  kuä  guna  S.tm.  1^. 
ebenso  das  schwed.  und  dau.  tör  (audeo),   hör  (debeo). 

Ein  gotli.  äujan  neben  dem  iuf.  ließ  sich  avoI  deshalb 
uiciit  naciiNveiseii ,  weil  für  '  die  auxiliarische  Verwendung 
hahan  dient,  dies  aber  setzt  Ulf.  mit  dem  bloßen  inf. 
tätijan  haha  11  Cor.  11,  12  für  noii]cio,  hier  war  es  ini- 
umganglich  das  fut.  zu  umschreiben,  weil  iinmillelbar  das 
priis.  lauja  für  7ioto)  vorausgeht:  tauja  iah  täuja  "wäre  un- 
deutlich geworden.  auch  Job.  12,  26  iiberlrägt  viaan  ha- 
hüith  das  ful.  iorai  ,  doch  Luc.  14.  14  »uid  l]|)h.  4,  28 
ahmen  ni  Itabund  iisgildan ,  Itahdi  däiljan  ilas  gr.  OVK 
i'yoi'Oir  ui7(C':io()(ivi'i:i,  i'yfj  jn6Tud'c()'ö)'«i  nach,  belege  fürs 
präl. :  liabdlda  länjan  l'fitXXs  noiih'  Job.  6,  6;  habaiila 
ina  galevjan  7]fif:XXev  avTov  nuQuöiöövui  Job.  61,  71;  ihuei 
liabaidedun  ina  gadaban  t«  fiilXnvrv:  (ivro  ctvpiiulvfiv 
Marc.  10,  32.  alle  übrigen  dialeclc  zeigen  nach  haben 
nur  den  inf.  mit  der  pi-äp.  aber  das  lal.  luihfo  unil  gr. 
t'yo}  conslruiereii  sich  nüt  dem  nif.  in  redcnsarlcii  wie: 
liaec  dicere  habui,  lautum  habui  polliceri.  scribere  habeo, 
ov/.  i'yo)  €tiu(i^,  ovY.  i'yot  1 1  yncil'Uf.  Ich  linde  auch  das 
allengl.  unght  (gotli.  aihla.  ags.  abte)  bei  (  haucer  hiiulig 
mit  bloßem  inf.  z.  b.  oiujid  bim  drede  (halle  zu   fürchten) 


94  eiiijaclicr   .salz. 

C.  T.  fifJ2;  wol  oiißlii  I  slcrvc  C.  T.  1251;  lliat  a  man 
ouifhl  liim  j-ii^lil  wel  avisf^  C.  T.  9.i.'i.S;  wel  oiujhlcn  nicn 
compldiuc.  ('.  '1'.  l4fj(S7;  im  liciiligoii  cnyl.  wiril  aber  (Hl* 
jiriil).  crloitliTl. 

l>L'i  ihaii  iiiUorsrlieide  icli  den  jiirlit  aiixillaren  und  aiixilia- 
vew  gebraucli.     golli.  tjnläiiju   igfivis  vairlhan   jion'joot  v/iük; 
yertodui   Marc.  I,    17.  SU.  50,  10;   (juluvida  ina  ussüilivan 
inon-aiV  uvrov  liVUiih-Hnu.  Marc.  8,  2.5;   bandans  ifuU'iujilh 
galu'ttisjan  rrwg  y.oxfovi:  Tioitl  cr/.ovttv  Marc.  7,  ;^7.      al.d. 
ih   tuim  iiiNvdi  ivesan   (faciani  vos  fieri)  T.    19,  2;    die  ane 
gol   Maren   liiut  er    sili  ercltomen  (niachl  dali   die  gollloscn 
ersclirt'cken)    N.    ps.    28,    8;    er    tela   rinnen    wazzer    iizer 
steine  (ließ  w.  aus  dem   st.  Hießen)  ibid.;  foue  lüde  niili  tale 
irstän  (ließest  mich  wieder  auferslelin)  A.  ps.  29,  2.  vgl.  38,  5. 
Ein   mhd.  dem  franz.  faire  entsprecbendes   inon  neben  inip. 
ist  jedoch  niclil  sehr  liänfig:  diu  mich  siiijen  luol  (cpii  jne 
fail  clianter)  Ms.  1,  21'^  Doc.  misc.  2,  206;  diu  lieble  sunne 
diu    den   hinter    wichen  tiiot  (qui    fait  retrograder  Tliiver) 
Ms.   2,    242^.      Desto    gewölinlicher    stellt    es    nuil. :    diene 
dede  crupen  Reinh.  859;   die  mi    Verliesen  dede    995;    Ti- 
bert    dede    ic    muse    vaen    1469;    dede    hem   binden    1490; 
daer  dedic  Isengiin    in    crupen   1521;    dat  viesch  dedi  ghe- 
liden  (ließ  er  gehn)   1524;   dede  hem  liebben  (lui  fit  avoir) 
Floris   1814.      In    diesen   beispielen    allen  bezieht   sich    der 
inf.  auf  einen   andern    als  das  subject    des  Satzes,    d.  h.  je- 
derzeit   steht    ein    acc.    oder    tlat.  dabei.      nun   entwickelte 
sich   aber  eine  auxiliaranwendung ,  so  daß  der  inf.  zu  dem 
in  doen   enthaliuen   subject  gehörte,  z.h.  dedi  soehen  Hein. 
7,    was    dann    nicht    viel    mehr   ist  als  soekte;    beten  dede 
Floris    244  =r  liel;     ebenso    in   Godelr.  Hagen  dede  besein 
904;    dede  voereii   905.     JMir  ist  unbekannt  seit  wann  dies 
auxiliare    did  im    engl,    so    selir  um  sich   gegrilfen   hat :    it 
does    rain    (es  regnet);    I  do  believe  (ich  glaube):   I  did  go 
(ich  gieng) ;    lie     did    come    (er   kam)  u.  s.  w. ,    im  allengl. 
scheint  es  nocli  nicht  zu  hause,  geschweige  im  ags.     Eben- 
sowenig   ist     es    ahd.,     wenn    wir     unvollsliiudigen   (lueüen 
trauen    dürfen  ;    mhd.   niüssen  einige  seltne  falle  zugegeben 
wertlen :    wie    siet    in   ilnz,    frou   JMiune ,    daz  ir  manKche 
sinne  alsus  euschninpjieren  tnot?  Paiz.  291,   5;  daz  si  uns 
tnon  hetvarn  Wallh.   6,  2.     JnJuI.    herscht  es  mehr  in  der 
Volkssprache:  essen  tlinn,  schreiben  thun,  lesen  thun  ;   Lu- 
ther beilient  sich  dessen  niciit,  oft  Spreng  in  seiner  Ilias,  die 
schlesischen  dichter  zuweilen ,  aus  Volksliedern  ist  auch  das 
Y)r'dl.t/iiit  m  den  romanzeuton  übergegangen  :  gar  schöne  thät 
er  singen  ^A  hörn  1,  37;    zu  schaun  mein  mvrtenreis,    das 


■  verbum.     modus.     Inßii.  05 

ich    zum   kränzclien    pllauzen    Uial    und    pflegen    tliiit    mit 
fleili.  (Bürger.) 

Altn.  Avird  r/er«  (facere)  gleich  auxiliar  verwendet : 
koma  (jerdln  (käme)  Srem.  134^';  kyssa  gerdhi  (kiiste)  Sl?**; 
trüa  gex'dliak  (traute)  233'^;  gerdhit  liiufra  (weinte  nicht) 
211?;  gerdlii  verdlia  (würde)  224^.  Schwed  steht  dafür 
jenes  mhitle  (s.  93):  mände  komma,  kyssa. 

heijinneii  (incipei'e)  :  gotli.  diKjann  afdömjcni  jali  svaran 
IMatlli.  26,  74;  dugann  nicrjan  JMarc.  1 ,  45 ;  dugann  liiis- 
jan  JMarc  4,  1;  (higunuuu  riiupian  IMarc.  2,  23;  duginnam 
anafdiian  II  Cor.  3,  1.  ahd.  bujunston  sprehhau  Is.  6; 
biyunsta  r^ihisun  Is.  9,2;  bigiinda  laucnon  Ir.  theot.  31,15; 
bigall  gangan  das.  59,  30;  bigaa  slei'ban  T.  55,  2  ;  gonda  lliw;.- 
hnn  T.  155,  2  ;  bigoiida  itiwizun  T.  65,  1  ;  saiiian*jii  bigonda 
0.  11.  7,  2;  biginne  rediiiun,  bigonda  brcdiguii  Ü.  1!.  1,  7; 
bigonda  drahlc^.n  0. 111.  14,  17  ;  bigau  anlwurlen  O.IV.  I'J,  17 
bigin  redinon  0.  111.  18^  35;  biginnu  guallichon  0.  111.  IS, 
39;  chleben  beginnet  N.  Blh.  141.  nihd,  bekunde  Tif 
(jdii  liolh.  1497;  begunde  louben  JMar.  75 ;  begiiiule  nahen 
Parz.  142,  11;  begunde  sagen  Iw.  93  ;  ])egunde  liclilen  Im. 
672;  begiiinent  suochcn  Iw.  1250;  leiden  began  ISib.  5'J, 
4;  begunde  werben  INib.  27,  3;  begunde  klagen  lleiiili. 
1409;  begunde  draben  Reinh.  1062;  begonde  geben  Bari. 
6,  3;  begonde  walisen  Bari.  5,  40;  began  arbeiten  Bari. 
150,13.  ahs.  h{(jinmun  reckeau  liel.  t,  1;  bigan  wuiidvon 
Ilel.  4,  22;  bigan  saian  llel.  73,  7.  mnl.  heyonsle  slicliteu 
Slüke  1,  41;  bogonslen  riesen  1,  97;  begonsle  teilen  2,  4S7  ; 
began  briesschen  liein.  693;  bcgonden  roven  Floris  132  ; 
began  siglicn  1089;  began  onldecken  3335.  ags.  cinncn 
oiKjunuoii  B.  486  ;  onginnedh  cunnian  15.  4083 ;  onguniion 
ra3ran  C.  2,  17;  ongan  l'renunan  C.  3,  3;  ougan  up  ahob- 
ban  r.  17,  14;  ongan  hladan  C.  175,  26.  altengl.  (jou 
leren  llorn  247;  goiuic  Ibunde  Iloin  137.  Aber  schon 
ahd.  nibd.  innl.  und  allengl.  zeigt  sich  die  präp.  vor  (k-m 
Inf.,  und  nhd.  nnl.  [engl,  hat  sie  sich  vor  beginnen,  an- 
fangen, anlieben   u.  s.  \v.   völlig  eingedrängt. 

Die  altn.  spräche  beilient,  liir  denselben  begiif,  sich 
des  Wortes  neiiui  (capere  und  dann  coei)isse):  uam  vega, 
skiola  Sa-m.  6'';  nam  mada  162-';  aber  ge\Nuhnlich  wird 
die   priip.  beigcliigl  ♦). 


')  rias  scliwed.  fa  (caiiere)  steht  als  liänfi<ros  Iiilfsworf,  in  der  be- 
deiitiiiig:  von  lassen  oder  tliuii:  la  .>e,  l"a  l)li,  I7i  lata,  la  itjuta  S.  V.  1, 
38,  In  ga  =  gellen  das.   1,  2.  2').  92.     dü-s  diiii.  faa  vorlaagt  die  inäji. 


96  cmfarhcr  scilz. 

Naliverwainlt  siiul  die  aiixili.iriscli  "obrantlilon  vcrha 
slmidnii  uiul  (jinilmi.  alid.  fniifra  (jistiionl  (<|iiaerc're 
coepil)  llild.  <S;  \%aiiiu;M  gcslal  (\Nariu  wird  d.  Ji,  auf  dein 
piinct  ,  im  beijril  stellt  warm  zu  werden;  A.  ("ap.  4.»;  iseii 
gcslut  (zu  eis  wirdj  N.  Cap.  70.  zumal  bei  U.  gisluaiiluni 
gtecliaii  1.20,  .5;  gislcisl  irwellen  II.  ü,  70;  gisUianlun  scuwöii 
I.  9,  23-,  gisluani  meruu  II.  6,  35;  gisluantun  zclluii  111,  20, 
30;  gisluant  warten  IV.  18,  24;  gisliiant  gibiatau  IV.  4, 
5;  giMuant  lliankuii  IV.  34,  16.  in  den  aiulern  und  spa- 
teren dialeelen  idclit  vorkonunond  ,  ducli  sagt  mau  nnl. 
iels  stau  üix^ii  .,  etwas  im  begrif  sein  zu  ihun,  aucb  inuli 
das  gülb.  (Inslödida  llmhrjan  i'jr.^uio  of/.oöo/itlv  Luc.  14, 
30  \('i-gliclien  werden,  Avelcbcs  parallel  lauft  mit  dugann. 
(jeräten'm  diesem  sinn  kann  ich  erst  mlid.  Jiacliweisen ,  ver- 
mute es  aber  früher. /ia//eu  _rye?'/e<  Iieiuh.  751;  zockengeriet 
Reiiili.  769  ;  gerieten  rnpleii  lleinli.  790;  bilen  geriet  Heinli. 
2120;  gera'let  kalten  Freid.  133,  24;  geratet  vindeu  Trist. 
12436;  geriete  imigen  Ls,  2,  528;  geriet  minnen  Ls.  2,  629; 
geriet  tasten  jMeyor  u.  iMooyer  47^;  aucli  in  des  Conr.  v. 
Dankrozlieim  namenbuch :  gerötet  sich  zieren  113,  gero- 
tent  sich  uf  rüsten,  gerötet  comeii  118,  geriet  lassen  123; 
geriet  verdrieUeu  Juslinger  12.  *).  Merkwürdig  gilt  es 
auch  in  der  altn.  spräche:  biodha  raulhv  (bietest)  Sa'm. 
142»;  redli  vakna  (erwaclile)  252'';  rudliaz  geyja  (latrare 
iucipiunt)   254^. 

Ferner  slehn  die  verba  gehen y  fahren y  kommen  auxi- 
liarisch  mit  dem  bioi^eu  inl". 

gaijgan:  gotli.  </«</</  tliuk  atancjjan  vijays,  ofcivrov 
d'f^^oi' Marc.  1,  44;  gagg  gasibjun  vTiuye,  ihci}.?.uyi;&iMa[[h. 
5,  24,  in  beiden  beispielen  verwandelt  Ulf.  den  doppelten 
gr.  imp.  in  einen  imp.  nüt  dem  inf. ,  sein  gasibjun  liat  pas- 
sivljedeutung;  usiddjeduth  sailivan  ei.>';/.0^£TS  d-tviGunOut 
Matth.  11,  7;  usiddjedun  galiaban  ina  ^^i;?.Sov  y.gnTijaai 
ciVTOv  IMarc.  3,  21;  itldjedun  gamuljan  vni]rTr^Ge  Job.  12, 
18;  gaggands  sligqvan  nnQfi'Oitsrnt:  avjnßcJ.eh'  Luc.  14,  31. 
m\\A.  (j'ienc  stunV\.oi\\,  1260.  3178.  TSib.  788,  1.  1074,  4.  fi-agm. 
so''  Kolocz,  246;  gienc  sitzen  Parz.  166,  30;  giengen  sitzen 
Gudr.  1471;  sitzen  gan  Ms.  2,  77»  Walth.  58,  16.  Rab. 
108.  Iw.  2722,  Nib.  689,  1.  822,  1:  stürmen  gan  Reinh. 
740;  ezzeu  gän   Iw.  351;  giengen  ezzen  Iw.   6545;   niusen 


')  die  meisten  dieser  stellen  rüliren  von  elsässischeii  diclitern,  in 
dem  Elsaß  und  der  aiistoßi^ndeii  Schweiz  sclieint  das  anxilinre  {rennten 
einlieiniiscii.  neuer  gnind  datVir  d.iß  der  vertHSser  des  Reiiilip.rt  Wal- 
tliers  von  Horburg  landsmann  ge.veseii  (Reinli.  s.  CIX)  ;  docli  Freidank? 


verhain.     ?/iodifs.     iiijin.  ()7 

^;U  Freicl.  73,  16;  trüren  g;lt  Freul.  117,  16;  glenc  baden 
\lex.2205  :  gie  im  engegeue  ziio  der  tiii' slaiiTSib.  1166, 1 :  gienc 
schouwen  hv.  6426;  gen  wir  l)rechen  !  IMs.  1,  81^;  göt  kou- 
len!  Bari.  90,  28;  bitten  gan  Ls.  1,  549;  sterben  gäu  Ls. 
I,  528;  ttcten  gan  Ls.  1,  527;  Avagen  gan  Ecke  146.  nhd. 
juir  in  gewissen  formein,  -svie  schlafen  gehn,  baden  gelin, 
'Spazieren  gehn,  betteln  gehn ;  man  sagt  aber  nicht  essen  gehn, 
liiiiken  gehn,  sitzen  gehn,  eher  wol :  \vir  wollen  gehn  bliimen 
hi-echcn.  alts.  geng  inni  ijisitÜen  Hei.  138,  14;  geng  tliio- 
nOn  3,  23.  ags.  siltati  eodou  B.  981;  eode  sittan  B.  1274; 
null,  gawi  etenl  Floris  2178;  ghinc  slapen  Rein.  3592; 
I ledine  sitten  gaen  Rein.  144;  ghinc  gheloven  Rein.  608; 
uinghen  staen  Rein.  1871.  a\iu.  gevgr  vega  Sa?m.  9» ;  ei"a 
i^unga  224»;   siodha  ganga  54**). 

Gerade  so  goth.  fanrsnäu  salhön  iiQoü.aße  uvQiaai 
IMarc.  14,  8;  fauragaggis  maiivjan  Luc.  1,  76.  alts.  giwet 
\mu  ganganllel.26,  12.128,13.143,  19;  giwet  im  gesillien 
37,  13;  giwitun  gangan  171,  1;  giwitun  im  sukean  24,  13. 
ai;s.  gevät  liim  secaii  B.  3202;  gevat  lleogan  C.  88,  27; 
gevat  liini  ridau  B.  466;  gevat  him  tredan  B.  3924;  gevat 
him  drelan  B.  3803;  gevilon  liim  feran  599;  geviton  liim 
neosian  ß.2243.  alts,  sithön:  silltödun  gangan  Hei.  171,  14. 
Jaran:  ahd.  ih  faru  garaiven  (vado  parare)  T.  162, 
1;  farant  sehan  hymn.  19,  8;  fuar  lisgou  0.  V.  13,  3. 
nihd.  varn  sehn  l\v.  808;  turnieren  varn  Iw.  2921.  3005; 
vuor  suochen  Iw.  5760;  vuoreu  schauen  Iw.  1596.  ninl. 
voer  soeken  Floris  (.602.  ahn.  ferr  veqa  Sajm.  9';  bidja 
furo  217'^.  Ähnlich  ritam  mhd.  reit  jagen  Bari.  12,  36; 
reit  vorsehen  Parz.  559,  18. 

(jvimam  goth.  gvani  gatairan  ak  iisfulljan  Matth.  5, 
17;  qvani  lalhuii  INIallli.  9,  13;  C|vam  skaidan  Malth.  10,  35; 
qvam  andbaliljan  IMarc.  10,  45;  qvamt  balvjan  JMallii.  8.  29; 
qvamt  fraqvisljan  Marc.  1,  24;  qvenuin  sallivan  Marc.  5, 
14;  (|vimilh  gavandjan  Luc.  1,  17;  qvimaiu  nasjan  .Malth. 
27,  49.  ahd.  nvam  scoivon  0.  IV.  3,  6;  cluiami  didten 
liynin.6,  4;  paspeohon  cluiamul  üiiit.  1.  493''';  doch  bei  'V.  niid 
N.  schon  die  priip.  zi   vor  dem  iuf.      alts.  gangan   kumoil 


*)  zu  bcaciiten  ist  die  oberdeutsche,  besonders  in  Schwnlicn  niid 
der  Schweiz  j;eläii(ii;e  ainvondiiii<i  des  atixilinrs  mit'  sicii  sell».-t:  gifuf; 
pi^n ,  gieiifreri  {»eii,  gieiij?  icli  gehn  heischen  (heischte  ich)  in  Plnfers 
leben  p.  9ö.  160.  r>2.  37.  86-,  nmsten  j^jan  {gangen  Moiies  an  hiv  1,  r»9; 
ge  sclihifo  go  Whoin  2,  '285;  poh  gell,  ziirch.  gcd.  H\\.  \\\:y.  gdlist 
goh  geh  il)i(l.Tl.  74,  Sclion  nilid.  ge  gaiic  dich  othcnken!  Ls.  '2,  7»H, 
wiewol  dies  eine  bh»iie  vercioppelunij  des  imp.  ist.  Aber  ieh  finde 
auch  sitzen  snz   IVagm.  23'». 

G 


pg  i'i//J'iic/'iii-   sdlz. 

ITcl.  138,  20;  qiiAiniin  gangaii  78,  1;  qiiüniuii  ina  soUeari 
27,  16;  (|iiaiiiiiii  \>(MHliiri  sNclisleaii  96,  lü.  ai;s.  seceun 
evumoii  I).  .iJ4;  com  luvoipan  Mallli.  5,  17;  com  asyri- 
ilnan  JNlatlli.  lü,  35;  (laiieheii  abei-  auch  niil  ilor  piap. 
ahn.  kemr  veija  Siciii.  9*.  mlid.  knuil  sterben  Iw.  j243: 
was    koinen    iiemen   Trisl.  323').     nlul    nur    mit    zu. 

Hiciaii  sclilioiU  sich  der  begril"  des  eileas;  -/.war  das 
golh.  sniuinjaii  bielel  sich  uichl  ii»  unserer  coiistruclioii 
dar,  desto  iiiiuliger  das  ahd.  Hau:  Uli  luuj'an  0.  Jll.  24, 
45;  ih'iues  iheiiken  ü.  IJI.  26,  61;  ih  iJo  haben  j\.  ps. 
25,  6;  ilel  iersKzen  N.  ps.  102,  5;  iha  wesen  JN'.  ps.  25, 
12;  llto»  laron  jN.  ])s.  27,  4;  lilou  besuiclien  N.  ps.  104, 
25;  illon  chojnea  N.  Cap.  52;  ilton  halsen  luide  küssen 
N.  Cap.  120;  iJli  skeiden  N.  Blh.  147  u.  s.  Av.  mhd.  Ute 
üf  stall  ]Mar.  61;  ille  senden  JMar.  62;  ilte  geben  ]Mar. 
72;  ilten  bejagen  ]\ib.  168,  2;  illen  gaben  Kolocz.  264, 
Aw.  3,  280;  ilt  entNvenken  A\v.  3,  186;  doch  begegnet 
zuweilen  die  nhd.  uiierliilUiche  i)r;ii).,  welche  Lulher  schon 
überall  ilaniit  coiislriiierl.  mehrere  mhd.  dichler,  z.  b. 
Harlmann,  Uudoll  enlhalteu  sich  des  ^vorles  iieu  und  ge- 
brauclicu  nur  gaben,  das  ich  seilen  mit  dem  in ('.  finde : 
gältet  striten  ISib.  124,  2.  neben  dem  verstärkten  ilte 
gaben  wh\{  sich  kaum  ein  gabte  üen  aufweisen  lassen. 
Hierher  juin  auch  das  goth.  Am  Idistjau  .Marc.  10,  21; 
das  aiid.   sleih  irfindati  U.  11.  4,  5  uuil  iiiinliclies. 

Weiler  tlie  verba  lassen,  Iieissen ,  ijebieteu.  lassen: 
golh.  let  llians  daulhans  ^//i««  seinans  daulhans  äfft^  lovg 
rey.Qovi:  daxpai  tovg  iuvTcöv  vexQOVS  JMalth.  8,  22;  let 
sada  vairlhan  barna  ä(fi€S  yoQtaad'fjVut  r«  rty.vu  JMarc.  7, 
27;  frali'iilutrudjan  T/y'/i  Ati).6/>  jMarc.  1,  34;  fralailol  gaggau 
C((ff;x£  ovv(xy.o?.ovd-f;out  INIarc.  5,  37.  ahd.  ihaz  Idz  ihir 
ivesan  suazi  0.  1.  1,  41;  laz  mili  farau  T.  51,  3;  uns  ist 
kelazeu  l'oi-e  \\izen  (nobis  ])raescire  concessum  esl)  jN".  Cap. 
31.  mhd.  Idzeu  wir  nu  sin  Nib.  721,  1;  die  holen  lazen 
riten  Nib.  1230,  1;  daz  liezen  si  beliben  Nib.  1248,  I; 
lä  mich  den  wint  an  wajen  jNis.  1,  6^;  laza  mich  dicb  er- 
barmen Als.  2,  17^;  lat  in  sagen  Wallh.  116,  25;  und  so 
überall  durch  alle  deutscbeu  dialecle  bis  auf  beute. 

heissen :  golh.  häit  nu  vitan  v.tXtvaov  ovv  dacpuXi- 
o&ijvai  IMatth.  27,  64;  baihuit  galeithan  ]Maltli.8,  18;  hai- 
liail  giban  Marc.  5,  43.  ahd.  biaz  gifullen  (jussit  impleri) 
0.  III.  10,  3;  hieze  behuoten  JN.  ps.  118,  4  und  wiederum 
überall  so. 

gebieten '.  golh.  anabudi  galeithan  iiriTu^fj  dnt/.Ofiv 
Luc.  8,  31;  anabiuda  ik  skäidan  1  Cor.  7,   10.     ahd.  gabiut 


verbuin.     modua.     iiijln.  ijij 

<jtievian  fr.  tli.59,  20;  kabeote  ezzan  hynin.  17,  1.  mhd.  gebot 
coiifeu  gr.  Kud.  G,  19;  gebül  die  ineiiige  swigeii  Mar.  91. 
iitul.  nur   niil  der  prajj.  \iiul  so   bereits  alid.  und  mhd. 

erlauben:  goth.  usldubei  niis  ijaleithan  jMatth.  8,  21. 
l-uc.  9,  59;  uslaubida  giban  JMalth.  27,  59:  uslaubei  niis 
aiidcfvilhan  Luc.  9,   61;  uslaubjandein  sik  galiabanSk.  51,  3. 

(jeruhen:  nibd.  (jeruochtest  vrüijeu  Iw.  519;  gescheplen 
ücruocbte  Iw.  987;  geruochte  ich  gen  Iw.  765;  geruoche 
N  (Mgczzen  Iw.  2281;  geruochet  meren  Iw.  6056;  geruocliet 
jifllien  Parz.  22,  13;  ruocliet  sitzen  Parz.  462,  3;  ruoche 
bewarn  ]\ls.  2,  155^;  geruochet  nenieu  Wigal.  282;  ruochet 
yriiezen  IN  ib.  399,  2.  das  mnl.  roeken  und  nlid.  gerulien 
erfordern  die  prap.  ahd.  antjähau  khverdotos  liymn.  24, 
3.   10.   11.  26,   13. 

bitten:  gotli.  bidjan  ina  (jaleitlian  JNIarc.  5,  17;  bidja 
gasgan  Epli.  4,  1;  bidia  lulgian  II  Cor.  2,  7;  bidjan»  gaga- 
\airlhnan  II  Cor.  5,  20;  bidjani  kunnan  I  Thess.  5,  12; 
alls.  hddiin  antlücan  llel.  79,  2;  bad  writan  7,  13.  altn. 
bailb  giinga  S<eni.  54'';  badli  ser  fücra  52*^ ;  bidh  gänga  !  139". 
jidid.  bat  riten  gr.  Kud.  D,  17;  bat  nemen  Parz.  162,  28. 
775,  15;  sineii  h^rru  er  truren  lazen  bat  Parz.  204,  28; 
bit  die  brücke  iu  nider  lazen  (diniitti)  Parz.  225,  29;  bat 
ziehen  Parz.  345,  2;  bane  rifeu  Pai'z.  355,  28;  bäten  be- 
liben  Parz.  390,  5;  bat  erz  iihen  Tit.  22,  3;  bat  bilen 
]Mar.  95;  bat  den  riter  mit  ir  varn  Wigal.  3154;  dos  bite 
ich  mich  berihten  Als.  2,  142**;  ich  bite  mir  got  lielfen 
Ivv.  7933.  nlid.  nur  mit  der  prap. ,  engl,  aber  noch  olme 
sie:   bid  ihe  jnan  briutj  me  (bitte  den  mann  mir  zu  bringen.) 

mahnen:  mhd.  mich  nmnt  siiKjen  Ms.  1,  134**;  er  maut 
in  ilen   Mar.  215.     goth.   tjauumdida  fjäumjan  Sk.  50,  12. 

nülhiijen:  goth.  bäidis  judäiuiakön  diuyxä^t/c:  i'ovd\a- 
^eivGa\,2,  14;  buidillis  vas  binuütan  i'^in'.yy.äcd-)]  AtQii jui^D);- 
vui  Gal.  2,  3.  ahd.  peilest  tu  dih  hehaben  (conaris  icli- 
nere)  N.  Bth.  47;  daz  peitet  sih  skeiden  (separat,  scparare 
conatur)  das.  142.  182;  sih  peitet  spalten  (conatur  lindoie) 
das.  145;  beitet  sih  taz  sougen  das.  13f};  peitet  sili  slrllen 
N.  Cap.  80.  dies  ahd.  sili  peilan  scheint  sicli  müliei:,  zwin- 
gen, bestreben,  ahd.  notan  (cogere):  unsih  nölon  sanient 
in  tvesen  (nos  cogehanl  convorsari  cum  ipsis)  X.  ps.  118,  51. 

senden:  golli.  insandidu  öiiJan  niik.  ^eh.  6,  19;  in- 
sandiilcdi  ins  merjan  Marc.  3,  14;  insandida  miU  duupian 
I  Cor,  1,  17.  alid.  bin  (jisentit  satjen  '1'.  2,  9;  sanla  iwih 
arnun   U.  11.    14,    109;    sentila   ludoi'i    fr.   tli.    19,   7. 

die  he'^v'iWi}  j'ürchlen,  wältnen,  denken,  ijlunben.  dos 
goth.  öijun    wurde    schon    s.  93   crwühnt.      mlul.   vuvhien  : 

G   2 


lOO  c'injarlu'.r    S((tz. 

des  voihtcn  si  etnjellen  I\v.  7154;  ich  viirhlP  gewinnen 
Iw.  7452;  vüilile  N(;ili(;scn  liisl.  l^.jL'.'J.  golli.  venjati: 
venja  suljan  i/.7ii^u)  t':itfit'n'<it  I  ('or.  16,  7;  vcneilli  amlni- 
niaii  Luc.  <).  ;^4;  vcn  liabani  luikilnan  II  (Jor.  10,  1.5.  all«^. 
iie  ivundun  iro  ferali  e</«H  ilel.  171  ,  25.  jiilid.  iviind- 
icli  /j"W  Iw.  690;  -wunder  sui  Inv.  3292;  ich  wände 
mich  yenieten  Iw.  .5642;  si  wände  siii  verlorn  Iw.  5795; 
du  wundcsl  stn  Tri.sl.  4.').S0;  wände  sni  \'\  h.  53,  21.  fragni. 
22';  wände  rechen  ]Nil).  97,  3;  wände  liän  erkorn  ßarl. 
122,  28.  mu\.  ivanic  welen  Floris  395.  ah(\.  trüwen:  du 
8idial)urdi  erliden  iie  trüwcla  JN.Cap.  39;  tinel  enl'aren  IS. 
Blh.  138.  uihd.  triiwet  ich  mich  erwern  Iw.  415;  truwe 
genesen  Iw.  6422;  enlriiwele  gnesn  Iw.  998.  7811;  Iriiwe 
bewavn  Iw.  1496;  truwe  henenien  Iw.  1639;  truwe  ge.sigen 
Iw.  4224;  troiiwe  erdwingen  ]\ib.  56,  4;  truwe  volbringeii 
Nib.  155,  4.  güth.  tnuiKiu  (putare):  munäida  tlii'nrJujiujtjan 
7]fu)j.s  dif^oyend^ui  Luc.  19,  4;  niunuis  gabairlitjan  fii/j.n^ 
ffi(puvii.f:ir  Job.  14,  22.  nihd.  meinen  (opiuari) :  nitiuent 
leit  verlrihen  Ls.  3,  558.  mhd.  denken:  si  yeddJtt  in  hau 
verlorn  Troj.  13510.  gotli.  thiKjhjan: :  thuyhjaud  reikinon 
d'o/.ovoiv  ciQysiV  Marc.  10,  42;  thngkeilh  visau  Gal.  6,  3. 
lhuhte(hin  visau  Gal.  2,  6  5  ihugkeith  haban  Luc.  8,  18. 
thuhtedi  ufargaggan  Sk.  38,  7;  tveilljau  thuhta.  Sk.  47,  17. 
ags. dij ifanthenced  P).  7 OH;  verjan  iJiohlon  B.  1076,  Luther 
hat  noch  lIKeg.  3,  22  dauchle  gut  sein.  In  allen  diesen  fallen, 
namentlich  auch  bei  dem  erst  nhd.  scheinen  (videri)  ent- 
behrt die  heulige  spx-ache  nicht  des  zu. 

Die  begrilTe  geben,  verleihen,  helfen,  rathen.  goth. 
(jehnth  mutjan  INlalth.  25,  42 ;  gebuu  inmia  drigkan  JNIarc. 
15,  23;  izvis  iragiban  ist  galaubjan  Philipp.  1,  29;  izvis 
algiban  ist  kuunan  IMarc.  4,  11.  ahd.  (jahiit  ezzan,  trin- 
cau  T.  150;  geba  trincan  Samarit.  mhd.  ezzen  gehen 
wieu.  )b.  15,  57.  aber  schon  ahd,  und  mhd.  mil  der  präp. 
IMhd.  rafeH  (vgl.  geraten  s.  96):  sitzen  riet  I\ib.  38,  1;  riet 
verenden  iNIs.  2,  37*.  goth.  ragin  giba  visan  1  Cor.  7,  25. 
ahd.  helfau:  tir  half  crunden  i\.  Bth.  19;  mhd.  helfe 
wir  dir  stnten  Wh.  417,  10;  helfet  singen!  Ms.  1,  57^  2, 
42'>.  helfen  liegen  Iw.  2183;  hülfen  wenden  Iw%  2174. 
auch  noch  nhd.  ich  helfe  dir  das  vollbringen ,  ich  lialf  ilmi 
schreiben,  wer  hilft  mir  das  ausarbeiten?  engl,  help  me 
sat/  (hilf  mir  sagen.)  ähnlich  steht  das  mul.  vanden  (ten- 
tare,  suscipere):  vandet  gheraden  Keiuh.  s.  275. 

hören  und  sehen,  oft  mil  passivbedeutung  des  iuf.  (s.  63.) 
mhd.  si  horten  hüeve  klaffen  Nib.  1541,2;  daz  ros  horter 


verhiun.     modus,     liißii.  101 

weien  Alex.  328;  niemeu  horte  in  clagen  I\v.  5426;  wellet 
ir  lucren  sagen  Amur  i.  nlicl.  icli  höre  dich  kotnnieu  ;  du 
hörtest  erzalden.  ags.  (fesävon  heran  (videnint  porlari)  B. 
2040.  alid.  einsehe  dhiz  wesan  arfullit  Is.  396.  nilid.  such 
riteu  Iw.  287;  sacli  komen  Iw.  311  ;  sihe  stän  Iw.  716;  ich 
gesach  nie  tage  sliclienWalth.  70,  7  ;  sehen  verlriben  IMs.  1,28-'». 
ulid.  icli  sehe  streiten  u.  s.  >v.  goth.  viditoda  saihvan  ue- 
Qie^i)JntTo  idiiv  JMarc.  5,  32.  engl,  behold  liim  go  there, 
sehet  ihn  da  gehn.  hieran  schlielk  sich  der  begriC  von 
zusehen,  behüten,  betvahren ,  z,  b.  das  alid.  bei  T.  oft 
imperaliviscli  gebrauchte  iii  curet  wesan  (noiite  lieri)  35, 
1;  curet  cjuedau  13,  14  u.  s.  x^.;  goth.  alsaihvith  ni  taujan 
Matth.  6,   1. 

sagen,  leugnen,  goüi.  (jvitha  ni  svaran ,  ni  andstan- 
dan  Mallh.  5,  34.  39.  niik  ajdikeis  hunnuu  Joh.  13,  38. 

verspreehen,  verheissen  ,  sehivören.  golh.  qahäitan  : 
gahüihäUun  giban  Marc.  14,  11.  mhd.  sivern:  er  swuor 
in  wesen   holt  Ernst  3921. 

unterlassen,  aufhören.  <j,oÜ\.  sveiban:  u'i  suäij' bihiik- 
jnn  (non   cessavit  osculari)  Luc.  7,  45. 

traqen:  ich  kenne  es  nur  in  einer  einzigen  nihd.  bezie- 
bung  auf  den  iul.  behalten.  ir  Schilde  behalten  man  do 
truoc  Nib.  252,  1,  d.  h.  man  trug  sie  hin  ,  daß  sie  aufbe- 
wahrt würden;  sine  larnkapi)e  er  beliallen  (var.  ze  bebalten) 
truuc  rsib.  4421,  2;  last  du  din  golt  behalden  tragen  jMs. 
2,  250». 

suchen,  begehren ,  tvünsehen.  gotli.  sokjan:  sokeith 
USijmtiian  Job.  8,  37;  sukidcdun  undgreipan  Marc.  12,  12; 
allekan  Luc.  6,  19.  nilid.  suoclite  niuwan  striteu  "Nib.  Hagen 
183.  ahd.  zilon:  zllotun  oidinon  (conati  sunt  ordinäre)  T. 
prooein.  1.  alul.  ih  kereta  mit  iu  eüeuN.  ps.  20,  3;  gereta  in 
geluslc  liabeiiN.  ps.ll8,  19.  mhd.  «jerte  einvegruMnr.fiH.  ahd. 
lustida  sie  chütoran  Is.  406 ;  mih  luslet  bringiMi  N.  Cap. 
80;  mih  scunlet  ahlön  ebcndas.  golh.  usbldja  (so  lese 
ich  f.  usbida,  \gl.  bidjam  tvyofied-u  ll|Cor.  13,  9)  ana- 
thaima  visan  r^vynurjV  uvadefiu  eivui  Rom.  9,  3. 

lehren  und  lernen.  ein  golh.  läisei  uns  bidjan  i%'^c(- 
^ov  tjiiKX^  'JiQn^fvyeaOai  Luc.  11,  1  zu  vormulcn  ;  usgiban 
uns  laiseilli  fSk.  46,  18.  ahd.  kelcre  null  kdn  N.  ps.  24,  4; 
16re  mih  tuon  N.  ps.  143,  10;  lerel  sie  kaliallan  fragm. 
theot.  33,  8.  mhd.  lartin  varen  Alex.  229;  leie  ich  iuoli 
bewarn    tvv.  2800;    Icret  uns  bau    orbornidi'  T>,ir1.   103,   21. 


i02  e'iiifiicJii'r    sci/c. 

nlul.  lehre  niicli  tiigoiulliart  sein;  sclirelhen  leinen.  Vom 
g(jlli.  niiiuiu  ((liscoiC;  l)oi  IjH.  kein  hoispicl  iiiil  ilcin  iiif. 
alid.  Urnen:  kcliriK-ii  iiiinc  Heiicla  niiniidii  N.  ps.  118,  8. 
inlid.  swi  kiiii  lernt  Af  slen  an  stiicln  'l'it.  86,  4;  leriieter 
jiiil  dem  scliille  rileii  Trist.  2101.     iilid.  lesen  lernen   u.  s.  w. 

erwählen,  vorziehen.  golli.  valjam.  usleithnn  f:V(]o- 
v.nvf(€V  ;/,d'/jii7/i(ii  II  ('or.  5,  8.  f'rijnnd  hidjan  ffi/.ovni 
viQO^ivyfadut    Al.-illh-   G,  5;    alid,  niiuiiuiil    bclon   T.  34,   1. 

Ifezienien,  (jehiihren.  alid.  ehirisla  rliiinarliiol  iverdhan 
Is.  386.      iiiliinphif.  giftdlil  iverdan  ((le])ol  iiiipleri)  J".  166.3. 

}>/leijen,  (jewohnen.  nilid.  />/^"t'  Leilen7\\h.  41,  2;  pllac 
eniilaficn  Wigal.  202.  goth.  binhts  vas  fraletttn  tto'jü-at 
U7ioh}f-n>  Matlh.  27,  15.  alid.  chhvon  ist  nidarauheman 
Is.  352;  chiwon  was  aidliinsan  Is.  404;  cliiwon  -«urun 
jM-cdiguii  Is.  406;  -was  giwoii  qiioman  0.  1.  17,  43;  ^vas 
giion  gninden  N.  Cap.  46;  gnon  Avas  feniifden  j\".  Cap.  17; 
waniton  nider  slahen  (solebant  ])rosteinprc)  N.  ps.  88,  44. 

Dil"  hier  zulelxt  angeführten  Verbindungen  des  verb. 
subst.  mit  adj.  erinnern  an  älinliclie  gothiscbe,  zu  ^velcllen 
der  reine  inf.  construiert  Avird.  (foth  ist  lier  visan  v.a'/.hv 
foxiv  w^s  flvai  Marc.  9,  5.  Luc.  9,  33.;  gutli  ist  niman 
y.aXor  iari  /.c.ßüv  JMarc.  7,  27 ;  goth  ist  aljanon  v.u'/.uy  ro 
Cr,KOVGti-v.i  Gal.  4,  18.  golh  ist  mann  sva  visan  I  Cor.  7, 
26;  hatizo  ist  frnqvistjan  Joh.  18,  14:  aijhi  ist  (falelfhan 
d'vsxnXöv  ioTi  d'fe'/.d^fh'  JMarc.  10,  24.  azetizo  ist  fjvllhan 
iry.o-jKoT^QOv  d-HBiv  INlatlh.  9,  5;  azetizu  ist  hindarlcithan 
tv/..  d's  iüTi  nrzQeX&eiv  Luc.  16,  17.  mnhteiijs  ist  nfa- 
rassjan  övvurog  iieQianex'aat  II  Cor.  9,  8.  manvns  im 
(fviman  iTolfiois  tyo)  ü.&ilv  II  Cor.  12,  14.  fjavilja  ist 
bnuoji  üvvnnhy.ei  oizeiv  I  Cor.  7,  13.  vaila  visnn  jah  la- 
ginon  shdd  vas  evrpQarS^i'^rui  y.ai  '/aQ)]rc(i  td'si  Luc.  15, 
32;  ni  skuld  ist  lagjan  Mallli.  27,  6;  frakunuau  ni  skuld 
ist  Sk.  48,  18. 

ahd.  mild,  steht  in  solchen  fällen  meist  schon  die  priip., 
doch  gibt  es  beispiele  reiner  inlinitive:  mahtly  ist  got  ar- 
welihan  T.  13,  14;  haturstic  sclohan  ^vas  hymn.  1,  4;  ez 
ist  unmiiffelich  bi  viure  sitzen  einem  man  Bari.  111,  39; 
hezzer  Si  gehlen  danne  Irinnen  altd.  bl.  1,  221  ;  bezzer  si 
minnen  das.  222  ;  noch  Luther  schreibt  JMarc.  9,  5  hie  ist 
gut  sein. 

Auch  nach  valdiifni  äih  oder  haba  ist  bei  l"lf.  .loh. 
19,  10.  IMallh.  9,  6.  1  Cor.  9,  5  der  inf.  gesetzt,  Luc.  2,  1 
nach  urrajin  gagi-efls  gameljan^  und  Phil.  1,  21  steht:  mis 
lihan  Christus  ist,  jali  {jasviltan  gavaiirki;  naudithaurfts 
vas  andniman  8k.  40, 14  ;  nuudilhaurftiman  bidjau  II  Cor.  9,  5. 


verhniu.     modus,     iiifui.  103 

Icli  glaube  die  hauptsächlichsten  dieser  couslructioneii 
vorgetrageu  zu  haben,  lange  freilich  nicht  alle,  denn  ein 
jedes  verburn  ,  aus  dein  sich  ein  zweiter  salz  mit  der  con- 
jiincliun  da\S  r=:  lat.  quod ,  gr.  Öt<,  zuweilen  auch  ==:  lat. 
iit  eiilfaUen  kann,  scheint  in  unserer  spräche  das  verbum 
dos  al)liaiigigen  salzes  an  sich  zu  zielien,  d.  h.  in  den  inf. 
wandeln  zu  dürfen.  Je  auxiliarer  die  bedeuliuig  des  her- 
scliendcn  verbunis  wird,  desto  nolhiger  ist  die  Verschmel- 
zung beider  salze  in  einen,  wiederum  einl'aclien,  und  desto 
viilbebrlicher  die  Zuziehung  einer  praposilion.  INTan  sagt 
wül :  ich  habe  den  festen  willen  daß  ich  es  ihue,  ich  habe 
die  kraft  daß  ich  es  ausrichte;  desgleichen:  ich  habe  den 
willen  es  zu  thun ,  die  kraft  es  auszurichlen ;  sobald  aber 
der  ausdruck  sich  conceulriert ,  darf  es  nur  heißen:  ich 
will  es  tluui ,   ich  mag,  kann   es  verrichten. 

Bei  aiixdiarien,  oder  den  in  auxiliarsinn  einbiegenden 
V  erben  liegt  das  verliallnis  am  ollejisten.  allein  auch  in 
audern  fallen  ist  der  gcw  iiui  des  vereinfachten,  geschlos- 
senen Salzes  unverkennbar:  du  sielist  ihn  konuncn,  du 
borst  ihn  singen  slalt  daß  er  kommt,  daß  er  singt,  das 
alte:  ich  bat  in  nemen ,  ich  vorhte  es  engclten  war  un- 
gleich günstiger  als  die  aullüsung :  ich  bat  ihn  daß  er 
iiiduiic  ,   ich  fürchtete  daß  ich  dafür  zahlen  müsse. 

Am  seltensten  steht  der  inf.  stall  der  conj.  daß,  wo  sie 
dem  lat.  ut  im  sinne  von  aiif  d(d\ ,  Jrtmt7  entspricht,  na- 
mentlich aber  nach  gehen,  tragen  und  geben:  gib  mir 
triidven  (da  mihi  ut  bibam),  Irac  behalten  (porta  ut  cuslo- 
diatur),  ich  gehe  schlafen  (eo  ut  dormiam  ,  eo  dormilunO; 
docli  liißt  sich  letzteres  lunfassen  in  das  auxiliare :  ich  will 
soidafen.  Da  wo  im  N.T.  inf.  oder  conjunclion  wechseln, 
kann  sich  auch  Ulf.  beider  ausdrucksweisen  bedienen ,  z.  b. 
1  Cor.  7,  8  xaAoi'  avTois  loriv ,  tdv  fisirwrui' ,  8<*lh  ist 
im  jabai  sind  ,  ilürfle  unbedenklich  stehen  :  visan.  Oft 
aber  K)st  Ulf.  dQu  gr.  inf.  in  conjunctionen  auf,  z.b.  Rom. 
7,  3.  14,  i;3.  II  Cor.  2,  l.  Col,  4,  6.  Luc.  1,  73.  4,  42. 
INIatth.  6,  8.  wovon  im  zweiten  abschnitt  näher  zu  han- 
deln sein  wird. 

Zuweilen  linden  sich  zwei  abhangige  Inf.  neben  ein- 
ander, und  dann  sind  drei  slilzc  in  einen  zusanunengellos- 
sen.  Das  golli.  duguniian  bidjaii  ina  ffalellhan  jMarc.  5, 
17  bcdeulel  also:  sie  liengen  an,  daß  sie  du»  baleii ,  daß 
er  gienge.  der  erste  inf.  ist  von  dem  heischenden  ver- 
bum, der  zweite  von  dem  erslen  inf.  abhiingig.  nicht  an- 
ilers  z\i  nehmen  sind  :  haihail  izui  (jibun  mnijaii  Marc.  5,  43  : 


J04  ei//J'cicJicr  aafz. 

alid.  hiaz  farun  %vus(jan  0.  lll.  l'O,  12.5;  iiiIk],  Innen  Idzen 
bat  Par/.  204,  28;  last  du  diu  goll  hehallen  trauen  Ms.  2, 
250;  M'üUlc  uns  dor  liuvel  helfen  lieht  IVcnn.  4020;  er 
künde  ir  helfen  lietjen  Iw.  2183;  ulid.  ich  mag  es  nicht 
verderben  lassen^  ahn.  badh  siodha  (jänyu  Sii-ni.  54^. 
Besonders  wo  zwei  liilfswörler  im  spiel  sind  :  nhd.  er 
wird  nnlerijehn  müssen,  er  soll  es  bleiben  lassen;  mnl. 
sal  ghehelpea  luogheu  Kein.  690. 

IL     Priiposilionaler   inßniliv  (?) 

In  unserer  spraclie  \vird  dem  Inf.  nur  die  praposition  ei- 
nes ein^-igen  begrils  vorgesetzt,  uud  zwar  in  der  goth.  hd. 
Sachs,  und  fries.  die  priip.  du,  s«,  si,  zu,  '*•)  to  ,  in  der 
nord.  hingegen  at.  beide  iedocli  bedeuten  dasselbe,  und 
drücken  aus  was  das  lal.  ad. 

Die  romanisclien  spraclien  vertlieilen  das  amt  dieser 
einen  deutschen  präp.  unter  zwei  der  ihrigen,  indem  sie 
bald  a  (=  lat.  ad)  bald  aber  de  (ilal.  di)  verwenden,  je- 
nes enthält  den  begrif  der  annäherung,  dieses  den  der 
entfernung.  nur  das  a  entspricht  den  angegebnen  deut- 
schen Präpositionen. 

Außerdem  wird  aber  noch  eine  dritte  roman.  priip.  vor 
den  inf.  gesetzt:  itak  per,  span.  por ,  fjanz.  pour ,  und 
danach  hat  sich  ein  nhd.  um  zu ,  nnl.  am  te ,  engl,  for 
to,  schwed.  und  dän.  for  at  eingeführt,  das  der  früheren 
zeit  völlig  unbekannt  war  und  zum  theil  erst  durch  den 
häufigeren  gebrauch  des  zu ,  to  und  ot  statt  des  bloßen 
inf.  verankifU  wurde,  endlich  gilt  ein  mlid.  mnl.  durch, 
dor  vor  infinitiven. 

Wesentliche  eigenscliaft  der  präpositionen  ist  casus- 
rection  :  erscheint  eine  präp.  vor  dem  verbum,  so  ist  eine 
declinierbare  mitlelform  erforderlich ,  Avie  sie  das  lat.  ge- 
ruudium ,  supinum  oder  parlicipium  gewähren,  oder  im 
griech.    der  artikel  einigermaßen  suppliert. 

Nun  befremdet  es  aber,  daß  gerade  der  älteste  und 
formgewaltigste  unserer  deutschen  dialecte,  der  gothische, 
die  präp.  du  unmittelbar  und  selbst  ohne  artikel  vor  den 
ganz  unveränderten  inf.  hinstellt,  ebenso  verfährt  die  all- 
nord.  Sprache  mit  ihrem  at  und  dem  inf.;  im  ahd.  mhd. 
alts.  ags.  altfries.  hingegen  hängt  von  der  vorgesetzten  präp. 


•)  das  verstärkte  alid.  zuo  -J  {Grau'  präp.  242)  Iiabe  ich  nur  eiii- 
iiiitl  in  einer  glosse  vor  dem  verliuni  angetrotfen :  zua  zi  kafuacanne  (ad 
uiscLuras)  Diut.   1,  olS-"», 


perbu/n,     modus,     inßn.  105 

elii  üeclierter  casus  ab ,  und  kein  andrer  als  der  dat.,  wel- 
chen die  priip.  zi,  tu  zu  regieren  pilegt. 

Schwerlicli  läßt  sich  behaupten,  der  goth.  inf.  nach  du 
sei  als  ein  acc.  zu  betrachten.  denn  wenn  das  ahd.  zi 
einigemal  diesen  casus  bei  sich  hat,  steht  doch  beim  goth. 
du  sonst  überall  nur  der  dat.,  und  es  wäre  seltsam,  daU 
ein  goth.  gen.  und  dat.  des  inf.  nicht  bei  andrer  gelegen- 
heit  erscheinen  sollten,  es  ist  bisher  eine  einzige  spur  des 
goth.  dat.  inl".  vorgeschützt  worden,  nemlich  du  vigamia 
61'^  violffiov  Luc.  14,  31,  der  aber  nichts  anders  als  eben 
unsere  priip.  du  vor  sich  hat.  man  braucht  nur  vigana  zu 
lesen,  dat.  eines  subst.  vigans  {nöXeniog),  und  alles  findet 
sich  in  Ordnung;  ohnehin  lautet  das  verbum  veihaii 
(pugnare.) 

Also,  es  gibt  im  goth.  und  nord.  so  wenig  eine  flexion  des 
Inf.,  als  im  gr.  undlat.,  und  ich  bereue  1,  1020  von  einer 
decliuatiou  und  noch  oben  s.  60  vom  dat.  des  inf.  gesprochen 
zu  haben.  Wie  könnte  auch  die  ahd.  form,  -annes,  -anna 
gen.  u.  dat.  des  inf.  auf  a»i  sein?  woher  nemlich  INN?  diese 
ahd.gemination,  wie  wir  wissen,  tritt  sehr  oft  an  die  stelle 
von  NI ,  folglicii  stehen  annes,  anna  für  anies,  ania  (gleich- 
wie chunni ,  chunnes  f.  goth.  kuni,  kunjis) ,  was  durch  die 
volleren  altweslph.  formen  der  essener  beichte  liagannias, 
suerinnnias  (ahd.  liogannes ,  suerrannes)  bestätigt  wird, 
aus  dem  inf.  an  ließe  das  I  des  gen.  und  dat.  sich  nicht 
begreifen. 

Wir  dürfen  daher  diese  ahd.  mhd.  alts.  ags.  altfries. 
vcrbalgenilive  und  dative  mit  keinem  andern  namen  bele- 
<;(Mi ,  als  den  inis  das  lat.  gerundiiim  an  band  reicht,  das 
alid.  nüniuMines,  niinnunne  entspricht  dem  lat.  amandi, 
amando;  das  ergibt  sich  auch  aus  der  syntactischen  bedeu- 
tiing  von  zi  luinnonne  r::z  ad  amanduvi.  so  wenig  ein 
lat.  ad  amare  zulässig  wäre,  ist  es  ursprünglich  ein  ahd. 
zi  minnon  ,  hin  und  wieder  zeigt  es  sich  aber  schon,  noch 
liäuligcr  im  mhd.,  und  nlul.  ist  es  ganz  zur  regel  geworden. 

Die  genannten  idleren  zweige  unserer  spräche  stehii 
hiernacli  in  unleugbarem  vorlheil  gegenüber  dem  goth.  und 
altn.,  die,  soweit  sie  luis  bekannt  sind,  eine  wahrschein- 
lich frühere  gerundivfovm  auf  den  iitf.  zurückfühien.  allein 
sie  folgloM  iK'isclhcn  richlung,  die  sich  in  sämtlichen  roman. 
sprachen  hervorgolliau  bat.  ich  miichte  wissen ,  wo  uml 
wann   ein  solches  ad  atnttre  zuerst  crschoinli' 

Nach  dieser  berichtigung  und  erörtcrung  der  fonnen 
haben    wir    nun  die  fälle  zu   uutersuchcn ,    in    welchen   die 


J06  ein  Jacher  nutz. 

j)rä|).  mit  (lein  genimlitiDi ,  oder  was  uns  gleichviel  ist,  mit 
dem   golli.   allii.   und    .s];;ilcieii    Inf.   auf  andere    verba    folgt. 

Im  gotli.  ist  diese  constrtiction  bei  weitem  seltner  als 
die  des  reinen  inC;  die  wichtigsten  beisjnele  folgen,  urrann 
iln  suinn  fti^/.iyev  rov  O'jrfioat  -Marc.  4,  3.  Lnc.  8,  5;  hlauts 
iinnia  nirann  du  salian  u.w/f  lov  ■di'iiKcnut  Luc.  1,  9;  us- 
lidlnuda  nicl  diz  bai'ian  hiiKv^odri  o  yoornc:  rnv  rey.civ  un- 
t{]v  Luc.  l,  57;  usfullnudechui  dagus  du  bimaitan  ina  trrA;^- 
adr^nav  rjiinai  rnv  •jffOfTt^/ifiv  uxirov  \a\c.  2,  21;  ushuf 
sik  du  laiejan  jimfßy  lov  d'i()uGKftv  iMatth.  11,  1;  sat  faur 
vig  du  aihti-un  hMcuJr^ro  •rraod  T?;r  od'ov  7iooguno)V  Marc. 
10,  46;  nielida  du  gabairhtjan  f^'yoawa  eYveyev  lov  (paVfQia- 
■d-TJvar  II  Cor.  7,  12;  andnemum  du  haban  jraoÜMfjor  y.oa- 
THV  JMarc.  7,  4;  xislukäi  unsis  haurd  vaurdis  du  rtjdjan 
aroihj  t'ijiiiv  d-voav  tov  /.oyov  ).a).i-Gui.  Col.  4,  3 ;  tliala 
du  sitan  nist  mein  du  giban  ro  d%  'Aad-ioai  ovy.  i'ariv  ftinv 
<)ovvai  Marc.  10,  40 ;  atgibada  du  usliraiiijan  u^aoadidorat 
iiQ  TQ  axuvoiod-y^vai  -Matlli.  26,  2;  xisbauhleduu  akr  kas- 
jins  du  usfilhan  t^yÖQuouv  tov  uygov  tov  xeoa/n^ois  eig 
TccrfTJv  INlatlh.  27,  7 ;  izei  skaflida  sik  du  galevjan  6  //e'A- 
hov  uvTor  'rrugadidovai  Job.  12,  4;  andvairth  vas  uns  du 
vinnan  fitllofiev  S-Xißeod-ai  1  Thess.  3,4;  uHo  mis  ist 
du  mcljau  nsginoop  fiot  ioTi  ro  yocirpeiv  II  Cor.  9,  1; 
rahneith  manvi  liabuiu  du  usliulian  %'jijffi^ii  ri]v  ()'aiitivr^v 
!.i  i'ysi  si's  ana.QTiGfiöv  Luc.  14,  2S;  nianvuba  liabandans 
du  fraveitan  iv  ixoijmo  l'yovrss  ty.öiy.rjoni  II  Cor.  10,  6 ; 
saoi  liabai  ciusuna  du  hausjan ,  galKiusjai  i'yv)V  vna  uy.oveiv, 
a/.ovexM  Luc.  8.  8;  gafrilhudai  du  atsaljan  'n(ioaG'ti]oai 
Col.  1,  22;  gavaürhta  tvalif  du  visan  inolr^ae  ddtd'ey.c. ,  l'va 
ojGi  iMarc.  3,  14;  algaft  mis  du  vaurkjan  Ö  d^ÖMy.us  ftot. 
iva  uoo'jGCo  Joh.  17,  4;  bandvith  du  fraihnan  roiei  uv- 
■diod-ai  Joh.  13,  24;  faura  ist  muns  du  viljan  i)  ■nQod-v/nu 
rov  d^fleiv  II  Cor.  8,  11;  armuiuu  ni  taujan  du  saihvan 
im  TTQOS  To  ■,%tid-ijvai  amols  jMatlh.  6,  1 ;  saihvilb  qvinun 
du  luslun  izos  (jXfTiow  ywuiy.u  TiQog  t6  eTiidvfitjGai  avT7;v 
INIattli.  5,  28;  insakana  vesun   du  galarlijau  Sk.  44,  20. 

Ein  hauplfall  ist  offenbar,  wo  3er  gr.  wenn  schon  un- 
beugsame inf.  durch  den  vorgesetzten  artikel  rov  in  ein 
genitivisches  Verhältnis  gesetzt  wird,  welches  nun  die  gotli. 
prap.  du  ausdrückt;  wir  können  nlid.  in  den  meisten  der 
angegebenen  belege,  docli  nicht  in  allen,  unser  ?/m  ru  ver- 
wenden. Dem  Gothcn  muß  aber  die  Verschiedenheit  des 
bloßen  inf.  von  dem  durch  du  verstärkten  nicht  allzu  groii 
gewesen    sein,    denn    er    schwankt   zwischen    beiden    cou- 


verbuin.     rnodas.     irifin.  107 

slrucllouen.  auf  auabiiidai]  folgt  iliu  soust  der  inf.  ohne 
priip.  (s.  98) ,  Luc.  4,  10  heißt  es  gewis  nur  darum  ana- 
biiidilh  du  gafastaii  thuk ,  weil  in  ivTuhüiai  lov  d'iarfv- 
/MiiUi  jeuer  arlikel  xov  enthalten  ist.  ebenso  I  Cor.  9,  6 
ni  haljus  valdufni  du  in  vaürkian  tov  fii]  ifr/ü^eaS^ai  statt 
des  soust  nach  valdufni  haban  folgenden  blolieu  inf.  (s.  102.) 
Auf  der  andern  seite  kehrt  sich  der  Übersetzer  nicht  noth- 
■w'endig  an  das  tov,  sondern  läßt  aucli  da,  wo  es  vorkommt, 
die  präp.  weg :  jabai  ist  mis  vairth  galeitlian  i'dv  d's  fj 
cc^iov  TOV   TioQivead-ai  1  Cor.  16,  4. 

Zweimal  ist  noos  lo,  einmal  eig  rn  vor  dem  inf.  durch 
ein  du  wiedergegeben;  ()'n\  to  .  fv  Tiö,  fitru  und  ttq'iv  vor 
inlinitiveu  finde  ich  allzeit  in  eine  conjunctiun  mit  dem  conj. 
oder  ind.  aufgelöst.  Bei  wäre  schwankt  Ulf.,  er  setzt  nach 
svaei  den  conjunctiv:  svaei  skalkinuma  ojgts  öov).fveiv 
Rom.  7,  6;  svaei  ni  mahtedeina  war«  pi]  övvaad-ai.  11  Cor. 
3,  7;  nach  sve  oder  svasve  laßt  er  den  infinitiv:  sve  manv- 
jan  (Ögts  trotjiccaai  Luc.  9,  52;  svasve  thata  skip  gahulith 
vairthan  oioTf  to  vtXoIov  Kalvn'ieod'ai.     hier  also  nie  du. 

"Wie  nah  beide  structuren,  die  mit  dem  blof^en  inf. 
uiul  die  mit  der  geleilenden  präp.,  im  begrif  zusammen- 
iließen,  ergibt  sich  am  klarsten,  wenn  wir  ihr  Verhältnis  auch 
in  den  übrigen  dialecten  verfolgen,  anfangs  verstärkte  die 
präp.  in  gewissen  fällen  den  infinitivischen  ausdruck:  iddja 
du  saian  sagt  etwas  mehr  als  das  bloße  iddja  saian ;  da 
nun  jede  solche  erhühung  allmalich  ihren  reiz  zu  verlieren 
und  dem  einfachen  ,  luiverslärkten  sinn  sich  zu  nähern  be- 
ginnt, so  geschah  es,  daß  der  präpositionale  uif,  oft  an 
den  platz  des  einfachen  rückte  xuul  dann  jener  erhöhte 
ausdruck  eine  neue  oder  verdoppelte  präp.  forderte,  jenem 
golli.  iddja  saian  würde  unser  heutiges:  ich  gieng  zu  saeu, 
dem  iddja  du  saian  unser :  ich  gieng  imi  zu  säen  gleich- 
bedeutig  sein.  Ich  werde  diesmal  die  ahd.  mhd.  inul  nlid. 
8j)rachc   zusammenfassen. 

Nach  dem  verb.  subsl.  tmd  nach  werden  steht  häufig 
dns  dalivgerundium  mit  der  präp.  (s.  60.  61.)  ■/..  b.  ist  ze 
jelienne  N.  Bth.  144;  ist  ze  sagenne  das.  151;  za  pelonne 
ist  (oranduni  est)  liynui.  17,  1;  belege  für  sint  oder  tifer- 
dent  7.1  wizanne  gibt  (iialV  1,  1089.  daz  wirl  tir  zc  tuonue 
N.  ps.  118,  130,  wörtlich  bedeutet  daz  ist  zi  sagenne:  lioc 
est  ad  dicenduni.  ein  golh.  ihala  ist  du  ([vilhan  kommt 
nie  vor. 

Von  verbis  zweiter  anomalie  fiiule  ich  folgende  mit  der 
prr!p.    \ind   dem  inf.  conslruierl.     wlzzan :    sanu)  so  dii   ne 


108  einfadier  salz, 

xvizzist  ze  anlwurtenne  N.  ps.  41,  6;  utul  iilid.  lieifU  es: 
icli  weiß  davon  mi  erzählen:  ihr  wilU  das  nicht  zu  be- 
handeln, schon  Lulhor  prov.  5,  2  dein  nuuid  weii^  iinler- 
scliicd  zu  hehallen;  8,  2  ich  weiß  guten  ratli  zu  geben. 
tugau:  toxuj  ze  bechennenne  N.  Bth.  128;  übe  imo  tohta 
ze  lebenne  N.  ps.  85,  5;  nihd.  daz  ir  ze  nemenne  tobte 
Iw.  5814;  war  im  ze  stAue  und  euch  ze  Uielienne  lüge 
Ms.  2,  140^';  mir  touc  ze  klageno  Tro).  12002;  daz  mir  niht 
touc  ze  «agene  Troj.  11351.  nhd.  das  taugt  nicht  aufzubeben. 
unuait:  unnisl  zegeeiscunne  j\.  Cap.  135  ;  unne  er  dir  imsih 
ze  ir  lusenne  N.  ps.  19,  5;  mlid.  ob  dir  ein  wib  mit  ir  ze 
redenne  gan  Ms.  2,  149^;  daz  man  die  guoten  mir  ze 
sehenne  gunde  Ms.  1,  66'';  ze  lernenne  gan  Freid.  78,  20; 
nhd.  du  gönnst  mir  das  auszuführen,  nhd.  auch  vermü- 
<jfe?t ,  das  ganz  in  die  alte  bedeutung  von  mögen,  naclidem 
dieses  nun  vclle  aussagt,  einrückte:  ich  vermag  das  zu  sagen. 

zi  nacli  haben:  habest  ze  bechennenne  N.  Bth.  148; 
mhd.  waz  hat  diu  werlt  ze  gebenne?  Ms.  1,  6*  ^Valth.  93, 
19;  haut  ze  gebenne  Ms.  2,  142*;  haslu  ze  gebenne  Ms. 
2,  147^;  ze  lebenne  lutn  Ms.  1,  65*;  ich  han  vil  ze  kla- 
gene  Reinli.  1088.  Troj.  11350  ;  ich  hän  me  ze  tuonne  daune 
bluomen  klagen  Ms,  1,  68^;  nicht  ze  tuonne  hat  altd.  bl.  1. 
223.    nhd.  ich  habe  zu  zeigen ,  zu  melden  vi.  s.  w. 

nach  thun:  tiion  zi  xvizzanne  Gralf  1,  1089;  mhd. 
luon  ze  wizzenne;   nhd.  zu  wissen  thun, 

nach  gehen  und  kommen:  gieng  zi  säwenne  T.  71, 
1;  ni  quam  zi  lusenne  uzouh  zi  fullenne  T.  25,  4;  quam 
zi  skeidanne  T.  44,  23 ;  chani  zintwerinne  nube  ze  werinne 
N.  ps.  18,  4;    nhd.  ich  kam  euch  zu  befreien. 

geben:  ahd.  gibu  zi  drinkanne  0.  II.  14,  40;  za  ez- 
zanue  kip  (edenduni  tribue)  hymn.  2,  9;  gib  mir  ze  Iriu- 
chenne  N.  ps.  118,  25;  mhd.  gap  ze  ezzen  Aw.  3,  25. 

beginnen:  mlid,  ze  wägen  er  begunde  Parz.  29,  30; 
begunde  ze  loufen,  ze  lachen  Reiuh.  292,  50.  299,  224 
und  vgl.  die  aum.  s.  371;  ich  wil  beginnen  ze  sprechenne 
Bari.   4,  11;   nhd.  überall  so. 

eilen:  mhd.  ile  mir  ze  sagen  Dietr.  76^;  nhd. 

gebieten:  giböt  zi  gebanne  T.  60,  18  und  Matlh.  19,7. 
27,  59;    nhd.   nach  gebieten,  befelden,  verordnen  u.  s.  w. 

verdriei\en :  mhd.  des  in  ze  sehen  niht  verclruz  Parz. 
590,  6. 

geziemen ,  ahd.  gilimphan :  mir  gilimphit  zi  gol- 
spetlönne  T.22,  4;  gilimphit  wola  zi  tuonne  69,  6;  gilini- 
pliit  zi  sterbannc  161,  5;  gilimphit  zi  wesanne  185,  6: 
kazunii    iu  za  luoanne  fr.  theot.  21.  18;    merkwürdig   bei- 


verbum.     modus,     inji/i.  -JOO 

•lorlei  ausdruck  nebeneinander:  in  gilimpliit  walisan  ,  mlh 
/i  niinnii'uunc  'J.  21,  6.  mhd.  im  zinit  ze  tuonne  ,  ze  la- 
xenne  Ms.  2,   l4la.     nhd.  inuner  so. 

helfen:  half  ze  (jeiuonne  N.  118,  131;  hilf  inio  ze 
gewerrenne  131,  2.  antreiben:  nnsih  za  pelunue  cruazit 
(nos  ad   orandum  provocat)  hynin.  12,   1. 

verheissen:  (jehiez  ze  zeujonne  N.  Bth.  147;  sih  dhes 
bilieizssit  sia  si  archenanne  Is.  341. 

hefjehren  ,  (jelüsten ,  suchen  ;  gerulun  za  (jesehanne 
\r.  llieot.  13,  5 ;  der  sih  kerut  iro  ze  gesalunue  ]N.  ps, 
126,  5;  histet  lih  scaz  ze  sanienunne?  N.  Blh.  137;  niih 
liistet  ze  alilunne  N.  Cap.  80;  mir  liehet  ze  ahtunne  TS. 
Cap.  80;  suohtiin  man   zi  traganne  T.  54,  2. 

leinen :  leret  sie  zi  bihaltanne  T.  242,  1 ;  mauut  unsih 
za  archennanne  fr.  theot.  57,  9. 

erkennen:  bichnäan  sih  zi  nemnanne  (agnoscant  yo- 
cari)  Is.  373. 

lauijen  (vigere,  pollere):  maketa  fram  zarziohanne 
(vigiiil  ad  propaganduni)  üitit.  1,   501^. 

übernehmen,  empfanyen:  za  arlusanue  antliengi  fad 
hberandum  suscepisli)  hynin.  26,  6, 

geschehen,  erijehen:  mhd.  s?t  tuis  ze  sitzen  liie  ge- 
schach  Parz.  189,  2;  nach  der  ze  riten  im  gescliacli  Parz. 
256,  16;  dem  ze  liden  gescliiht  Parz.  557,  26;  du  uns  ze 
scheideune  geschach  Iw.  330  ;  diu  in  ze  rilen  geschach  \\\. 
3367;  mir  ist  ze  spilne  geschehen  Iw.  4872;  sit  mir  ze 
■slrilenne  gescliiht  l\v.  6653;  daz  mir  ze  Itdenne  geschiht 
Iw.  7855;  von  der  ze  sprechenne  m.  g.  Ms.  1,  43^;  ge- 
hchivlie  dir  umbe  ce  ligenc  alld,  hl.  1,  226.  Dieses  mir  gc- 
schacli  ze  gAiine  entspricht  dem  gr. ,  zumal  bei  Lucas  im 
N,  T.  vorkomnuMuh'n  tylvtio  tfil  (haviofn-vfudn/  ,  mcIcIios 
Ulf.  durch  varlh  (jatj<jan  mis  verdeulsclil ,  ohne  die  priip. 
du.      jNlid.  ist   der  ausdruck  veraltet. 

amjeJin ,  betreffen:  daz  ten  consulom  aua  (jienij  ze 
tuonne  N.  Bth.  127.  nhd.  es  fallt  mir  zu,  liegt' mir  auf 
das  zu  thun.  ähnlich  das  mhd.  do  in  sin  muoter  bestuont 
ze  tragene  Alex.  161. 

sich  bereiten^  entschließen,  bedenlen ,  erkühnen : 
sih  karali  za  peranne  (cum  parliiiiiol)  gl.  juii.  lüS;  go- 
einola  mih  ze  behuoleniie  N.  ps.  118,  106;  ih  nc  irhugela 
ze  ez/.enne  N.  ps.  101,  4;  gcchMichcnl  ii-  gold  zo  suochcnne 
N.  Blh.  141;  ih  nhlnn  d(M>  ;uin  ze  huiiniu«  \.  I'.lli.  t4S; 
ich  ernenne  ze  sprechen  Mar.  117. 

Besonders  hiiufig  aber  nach  adj.  und  dorn  verb.  subsl. ; 
ividarziiomi    ist   zi    chilaubanue   Js.  3-18;    pezzcra  isl   an 


110  ei/ijac/ier  scitz. 

got  ze  truenne  N.  ps.  117,  8;  iiist  guot  zi  ncincnna  T. 
Matlli.  15,  26;  nisl  biderbi  zi  giliiwcnne  das.  19,  10;  ucliru 
7.1  ([mdanne  T.  54,  6  ;  ga/.elira  za  quedanne  Ir.  llieot.  3, 
14;  was  giwoii  xi  forlazzaniic  '1'.  l'JÜ,  1  ;  gwon  was  ze 
skeplcune  N.  Cap.  17;  ist  arloubit  zins  zi  gebanne:'  T. 
Malth.  22,  7  ;  inio  ist  lieberu  unmäre  ze  sinne  N.  Bth. 
145;  ist  brinnanti  ira  za  zilenne  fr.  tlieot.  43,  29;  iu  ist 
ininuzze  fore  tage  uf  ze  staune  N.  ps.  126,  2;  ist  unnuzze 
den  rat  ze  lielenne  N.  Cap.  80;  iino  lussam  was  ubelo  ze 
tuotuie  N.  ps.  108,  18;  garo  bin  zi  l'aranne  T.  161,  3:  i!i 
piii  garo  ze  luiotenne  N.  118,  60;  herza  garo  ze  gedin- 
genne  111,  7;  garo  ze  lidcnne  37,19;  garo  ze  irsterbenue 
39,  13;  dir  ist  herte  wider  garte  ze  sponiunne  57,  8;  lang 
ist  iz  zi  saganne  0.  II.  9,  73 ;  imudi  ist  iz  zi  gisageune 
0.  V.  14,  3;  sculdige  (birumes)  za  anthabenne  l'r.  iheot. 
59,  7  ;  uns  za  tuanne  kasalt  ist  liynni.  2,  8  u.  s.  w.  niJid. 
ez  w(ere  laue  ze  scujene  lieinb.  1087 ;  Wcxr  ze  stiegen  da 
genuoc  Wh.  57,  25;  daz  sol  niht  senfte  zerwerbeiiiie  sin 
Ms.  1,  72*;  ungeloidilich  ze  sagene  Alex.  3682;  niiielich 
sin  was  ze  warten  Parz.  380,  5  ;  deist  müelich  ze  \er- 
bei-ne  Trist.  17823;  wfere  zenpfähen  geb<ere  Parz.  546, 
14;  mir  ist  ze  scheiden  von  in  gäch  Parz.  330,  16;  sint 
mir  ze  sagen  ungeb;^re  Parz.  657,  6;  wo  statt  des  adj.  ein 
adv.  steht ,  hängt  das  gerundiuni  nicht  von  diesem  ab,  son- 
dern bloU  von  dem  verb.  subst. ,  und  zwischen  beiden 
phraseu  muß  man  unterscheiden,  z.  b.  daz  ist  lanc  ze 
sagene  bedeutet:  dicere  longum  est,  daz  ist  lange  ze  sa- 
gene aber:  longe  dicendum  est.  JNhd. ,  wegen  der  meist 
verscherzten  adverbialform ,  mischen  sich  beide  fälle :  das 
ist  leicht,  schwer  zu  sagen,  zu  thuu  u.  s.  w. 

Nach  Ycrb.  und  subst. :  muoza  (fas)  ist  ze  handelonne 
N.  Cap.  124;  inio  ist  ernest  ze  tuonne  N.  ps.  118,  68;  les 
sin  all^r  ist  ten  budeming  ze  erfullene  N.  Blh.  136;  so 
zit  was  ambaht  ze  sezzenne  N.  Bth.  128;  uns  siiit  kint  zi 
beranne  daga  furifaranö  0.  I.  4,  51;  habet  giwalt  zi  far- 
läzzenne  T.  54,  7;  habo  ih  zit  ze  ougenue  N.  Bth.  142; 
ih  habo  willen  ze  machunne  N.  ps.  118,  1;  ih  tuon  dir 
stata  ze  sprechenne  (loquendi)  N.  Bth.  54.  mhd.  leite  vltz 
mit  bete  dan  ze  varne  Parz.  819,  10.  nhd.  es  ist  zeit  zu 
handeln;  es  ist  meine  pllicht  das  zu  thun ;  ich  habe  macht 
es  zu  thun  u.  s.  w.  *) 

Auch  versteht  es  sicli  von  selbst,  was  noch  nicht  hier- 
her,  sondern  erst  in  den  zweiten  abschnitt  gehört,  daß  das 

*)  reichere  mhd.  belege  im  wb.  zu  Iw.  578.  579. 


verhiim.     modus,     infut.  j  j  j 

gerundiuiu  mit  Jcr  präp.  nach  einem  bloßen  nomen  einlrc- 
len  könne,  z.  b.  kiric  zi  lerncnne  (cupidus  discendi),  fona 
zihi  za  Wim  scanne  (ex  studio  optandi)  üiut.  1,  516^  u.  s.  av. 

Ans  dem  alls.  ags.  altfries.  nink  ])enierke  ich  folgendes. 
Hei.  77,  13  steht  die  präp.  hinter  cunnan:  cau  te  (jitheii- 
keanne  (weiU  zu  beileuken.)  engl,  hinter  ouglit :  it  ouijht 
to  he,  it  üught  to  be  recorded.  altfries.  hinter  hebba :  lia- 
fjon   to   helpaiide  (opem  ferre  debeant)  As.  20. 

ags,  gedjde  to  vilunne  Oros.  110;  ic  du  eov  tu  vitanne; 
engl.  1  do  you  to  >vit.  ags.  com  hit  tu  vitanne  (evenit 
ad   cognoscendum) ;   com  tu  gecigeanne  jNlatth.  9,   13. 

heijiniien:  innl.  te  (fitne  hadden  begonnen  Kein.  1699; 
begondeu  omme  te  gane  Kein.  1713;  altengl.  bigou  to  llo- 
wen ,   to  ileolen  Hörne   121.  159.  to  ride  Hörn  140. 

(jehieleu :  giiebul  te  makene  Floris  1921;  verbieden  te 
hurne  Floris   11. 

Andere  beispiele :  mnl.  dat  hcm  stoet  te  doene  Floris 
1851;  dat  haer  beconit  te  doene  Flons  77;  luste  te  leveiie 
Kein.  330;  luste  hem  te  slckene  Kein.  vS28;  daer  si  oj)  le 
slapeu  plach  Floris  3102;  ghevet  orlof  te  vaerne  Floris 
137ti;  hine  roekt  te  gane  Clignctt  29. 

alts.  Qod  is  it  her  te  ivesaniie  Hei.  96,  17;  ags.  tu  lang  is 
tu  receiuie  B.  4181  ;  bid  geomorlic  lö  gebidanne  13.4884;  n;is 
thiit  ydU^  ceap  tu  gcgangcune  B.  4826.  alts.  it  is  iinc  te 
lat  le   giwinanne  Hei.  4,  23. 

mnl.  liever  hadden  (malueiiuü)  te  leuen  Floris  48 ; 
hadden  liever  te  ^vesene  dut  342;  ic  heb  liever  te  \erliesea 
min  lif  3018;  hadde  liever  te  sine  3840. 

ags.  nr.el  is  nie  to  Jeian  B.  629;  sorh  is  ine  lö  secganne 
B.  940;  ofost  is  seiest  tu  gecydhanne  B.  511. 

Auch  alln.  ist  das  at  nach  kunna,  daija  luid  thora  zu 
bemerken,  obgleich  die  beiden  lelzlen  vcrba  alle  anomalie 
ausgezogen  haben:  hnnni  al  seijja  8iem.  lOl-'  102^;  kuiino 
\el  at  ritlba  lOf)!^;  dugir  al  micia  163^;  ihoriga  ek  at  segja 
137''.     ferner  ätto  at  tjialda   1 50i>. 

verdha:   verdha  at  vinna  223^*. 

(jänifa:  gcng  at  nuela  81*;  gacc  ac  beidha!  81*;  genglr 
at  hanga  253*^;  geck  at  segja  172^*;  hovia :  comc  at  sia  83^; 
J'ara :    fara   alvega  43". 

nema:  nani  at  gaiiga  100*  102*;  nam  al  binda  101*^; 
nam  at  felki  105«;  nam  al  hrosa  136'';  nam  al  vaxa  150-'; 
nam   al   sa'kja    161'. 

qöraz:    gördliiz    al    ik') ja    211';    gonlliisl  al   segia   209''. 

lysta:  lyslir  at  kauua  159''.  söniir  al  vinna  218'^'; 
strmdi  at  rekja  227*. 


ii'J  ehiJ'acJier  salz. 

(jolt  er  ul  rudUa  21K'';  ddlt  var  nt  eggja  219>;  iJt  er 
al  lii;i|).i  IS,')*;  lOlt  er  al  lata  125'';  skyll  er  at  veita  114»; 
Iraiullir  oin  ec  al  soj^ja  IG.')»;  var  ek  Jyslr  at  lila  12.5»;  er 
ein   biuiiii  al  rullia    174'';   s«rMiri  va-ri   al   fVlgia  224''. 

indl  er  al  ihyljd  24';  mal  er  juer  al  rkllia  168''. 

Aiicli  aus  vcrglciclmng  der  librigen  dlalccte  für  iliese  prS- 
)K)silionale  cüiislnittion  hcslalii^t  sich  das  schon  l)ci  dem  ^(jlhi- 
scheii  gewonnene  eigeljiiis;  dali  sie  nichl  als  ein  gegensalz 
zu  der  rein  inlinilivischen  angesehn  werden  müsse,  vielmelir 
diese  alhnrilich  crselze  und  verdränge;  selhsl  vor  einigen 
auxiliarischen  anomalicn  pllegt  sie  zu  erscheinen,  für  unser 
jelziges  gefülil  liegt  freilicli  in  der  präpos.  ein  stärkerer  aus- 
druck  von  absiclit,  enlschluß  oder  nolhigung.  ich  began 
ze  fragenne  bedeutet  elwa  mehr  accinxi  nie  ad  interro- 
ganduin  ,  icli  began  fragen  mehr  inleriogare  coepi;  aber  die 
begrille  verhiufen  sicli.  der  (jothe  würde  das  lat.  tempus 
est  ire  genau  wiedergeben  mel  ist  gaggan ;  das  ahd.  zit  ist 
zi  ganganne  kommt  dem  tempus  est  eundi  nah,  Avürllich 
heißt  es:   ad  eundum. 

Kann  der  gerundivische  dat.  aucli  ohne  die  präp.  ge- 
setzt werden:*  T.  53,  6  stellt  quami  wizinunne  und  iiymn. 
26,  8  kelaupanne  bist  (crederis.)  es  müsle  eben  oflcr  vor- 
kommen, leicht  kann  die  partilvel  beim  schreiben  ausgefal- 
len sein. 

Wie  zwei  reine  inf.  nebeneinander ,  so  dürfen  aucli 
präpositionale  slehu  ,  z.  b.  ir  wille  im  was  ze  ezzen  ze  (je- 
hene  Tit.  155,  4. 

Im  mild,  erscheint  zuweilen  die  präp.  durch  vor  In- 
finitiven als  ein  ausdrücklicheres  ze.  wenn  es  schon  ahd. 
der  fall  Aväre,  müslen  mir  die  beispiele  entgangen  sein, 
auch  führt  Graft'  bei  der  präp.  durah  kelns  an.  lac  ge- 
brochen uudr  Ir  füezeu  durch  den  luft  süezeu  (um  die 
hift  zu  versül^en)  Parz.  790,  4;  durch  ruowen  manec  ge- 
stüppe  was  uf  den  kullern  gesagt  Parz.  790,  13;  da  was 
manec  gedranc  durch  für  hoinn  ^A  h.  402,  5;  bete,  die 
man  im  durch  hlibeu  ticte  (dall  er  bliebe)  Iw.  3822;  du 
ich  dar  kom  durch  klaijeu  Iw.  4293 ;  daz  ist  durch  vrd- 
qen  getan  Iw.  6265;  du  vluch  man  unde  wip  durch  be- 
halten den  Kp  Iw.  7736;  beide  man  uude  wip  duich  be- 
halten den  lip  In  der  apkot  hiuser  liefen  Karl  10^;  sol  ha- 
ben dur  hceren  swines  uren  3ls.  2,  HO'',  doch  ist  der 
gebrauch  nichl  häufig  und  bei  manchen  dichtem  ganz  weg- 
fallend. Mnl.  finde  ich  das  dor  dem  te  zugesellt:  die  li 
daer    sal    vinden ,    dor  te    cortene    sinen    dach   Floris  440. 


verbitm.     modus,     iiifui.  113 

JMan  sieht,  daß  in  eleu  Aveiiigslcn  der  angeführten  falle 
der  bloße  inf.  ausgereiclit  JiriUe :  es  lag  daran  den  begi-if 
der  absiclit  schärfer  hervorzulieben,  aber  die  golli.  präp.  r/it 
wäre  dafür  hinreichend  gewesen.  JNhd.  bedienen  wir  uns, 
zu  gleicliem  zweck,  der  doppcUcn  prap.  um  zu,  welche 
Luther  meines  wissens  noch  nicht  kennt;  ihr  entspricht  das 
nnl.  Olli  te.  Piein.  1832  steht  daseinfache  om  steten  gliinc: 
der  nihd.  spräche  ist  auch  ein  solclies  umbe  fremd:  die 
schleclite  hs.  eines  frauenlobisclien  gedichts  (Bragur  2,  33  l) 
liefert:  wolle  riten  lif  sielen.  Der  neunordisclien  und 
engl.  Verstärkungen  für  at ,  for  to  wurde  scliou  oben  ge- 
daclit.  in  der  isländ.  prosa  erscheint  til  ot :  var  buin  tll 
at  springa  S.um.  211.  Übrigens  ist  bei  durch  und  iimbe^ 
die  den  acc.  regieren,  das  ältere  -enne  ausgescldossen. 
Das  nhd.  ohne  zu  mit  dem  inf.  findet  sich  in  der  älteren 
spräche  noch  nirgends. 

Wie  aus  dem  mhd.  gerundium  ze  Iragenne  sicli  nhd. 
ein  pari,  passiver  bedeutnng  der  zn  traijende  entfaltete  isl 
s.  66  angegeben;  ich  füge  nur  hinzu,  daß  schon  im  nilid. 
die  form  -ende  für  -enne  hin  und  wieder  auftaucht,  z.  b. 
gr.  Rud.  I,  16:  ist  svar  zu  trcKjende.  die  hs. ,  nach  wel- 
cher Conrads  troj.  krieg  gedruckt  wurde,  hat  lauter  solche 
-nde  statt  -nne  ,  im  14  jh.  scheint  jenes  ganz  vorzuherscheu. 
Albrechts  Tit.,  dessen  reime  das  pari.  präs.  mit  ist  und  wirt 
verblinden  zur  ungebühr  liäiifen,  ertheilt  auch  seinem  ge- 
riuidium  die  gleiche  form:  ze  farnde ,  ze  sparnde.  ja 
diese  form  ci-scheint  sogar  im  altfries.  als  die  gewöhnliche: 
tu  hetande y  reszande ,  lestande ,  kelliande  (zu  büßen,  rei- 
chen, leisten,  verkünden),  obgleich  einzelne  deidunaler' 
vorziehen:  tu  nhnane,  tu  farane.  Wenn  das  isländ.  neiitr. 
des  pari.  präs.  zu\veilen  gerundivisch  in  ])assiver  bedeutung 
gesetzt  wird,  z.  b.  alt  er  seyjanda  (alles  ist  zu  sagen)  varla 
er  trüanda  (vix  est  credemlum),  medh  nefnanda  manni 
(cum  "viro  nominando),  so  hat  es  nie  eine  präp.  vor  sich, 
und  scheint  erst  für  die  neuere  prosa,  nicht  ohne  rücksichl 
auf  das  latcin,  eingeführt:  das  zu  abgerechnet  gleicht  ihm 
unser  nhd.  passives  pari,  in  form  und  bedeulung. 

III.     Suhject  des  inßnitivs. 
Wir  haben   den   inf.  bisher  in  seiner  abhängigkeit  von   an- 
dern verbis  unil    noch   nicht  in    beziehung  auf  das    zu  ihm 
gehörige  siibjecl   erwogen. 

Hierbei  isl    nun  das  von  dem  herschenden  verbo  regierte 
subject  und  das  mil  dem  inf.  verbundene  nicht  zu  mischcu. 

H 


114  einfacher  salz. 

wenn  03  alul.  lieilW :  ih  pal  in  queman,  so  bedeulot  das 
rogavi  eiiin  ut  venircl,  der  acc.  in  geliört  zu  pat,  nicht  zu 
queman;  "nvcuu  aher:  ih  Aveiz  in  Avaltan,  scio  eum  rcgnare, 
so  bezieht  er  sicli  nicht  auf  weiz,  sondern  unmittelbar  auf 
waltan.  Im  einzchien  fall  kann  es  zweifelliaft  sein  oder 
gleichgiltig,  -wohiii  man  den  acc.  zielic,  z.  b.  die  sUtze :  icli 
sehe  dich  breiuien,  ich  höre  den  vogel  singen  sagen  ent- 
weder ich  sehe  dich ,  wie  (hi  brennst  (conspicio  te  llagran- 
leni),  ich  liöre  den  vogcl ,  -wie  er  singt  (audio  avem  ca- 
nenlcm),  oilei-  ich  sehe,  daß  du  brennst  (video  te  llagrare), 
ich  höre,  dai^  der  vogel  singt  (audio  avem  canere.)  liir 
unsere  nlid.  spraclie  sclieint  mir  jenes  das  richtige  Verständ- 
nis, denn  wir  können  ein  lat.  audio  te  donuim  exstruere 
nicht  übersetzen:  ich  hoi-e  dich  ein  haus  bauen;  diese  an 
sich  untadelhaft  gebildete  [)hrase  würde  nur  in  den  n)und 
dessen  gelegt  werden  können,  der  das  geriiusch  des  bauens 
vernähme,  in  der  älteren  spräche  dürfte  sie  aber  auch 
ganz  den  sinn  der  lateinischen  enthalten. 

IJberall  nun,  wo  ein  im  satz  auscjedrilckter  acc.  nicht 
zum  herschenden  verbo,  sondern  zu  dem  abhängigen  inf. 
dergestalt  gehört,  ilaU  er  bei  aulFassung  des  ganzen  in  zwei 
Sätze  den  nom.  des  zweiten ,  abhängigen  Satzes  gebildet 
haben  Aviirde,  ist  die  constructiou  des  accusativs  mit  dem 
inßniliv  vorhanden,  jenes  ih  weiz  in  waltan  zerlegt  sich 
in  die  beiden  satze:  ih  weiz,  daz  er  wellit.  auch  die 
phrase  ih  pat  in  queman  ist  zerlegbar  in  ih  pat  in,  daz 
er  quanii,  gewährt  aber  keinen  acc.  mit  dem  inf.,  weil 
nach  geschehner  aullösung  das  in  noch  bei  pat  verbleibt. 
Sicheres  kenuzeichen  der  constructiou  des  acc.  cum  inf. 
ist,  daß  sie  nie  die  präp.  zu  verträgt;  alle  unter  II  erör- 
terten fälle  liefern  durchaus  keinen  acc.  mit  dem  inf.,  ob- 
gleich sie  oft  das  nemliche  besagen  können,  z.  b.  ich  hoffe 
bald  zu  sterben  drückt  ungefälir  aus,  M^as  das  lat.  spero 
nie  brevi  moriturum  esse,  allein  der  acc.  maugelt  eben, 
der  deutsche  satz  würde  dem  lat.  spero  fore  ut  nioriar 
näher  stehn.  Darum  haben  auch  jene  der  construction 
des  acc.  mit  dem  inf.  verwandten  infinilive  nach  sehen  und 
hören  (s.  tOO)  nie  das  zu  angenommen.  Auf  den  vom  inf. 
selbst  regierten  acc.  kommt  es  natürlich  gar  nicht  au,  z.  b. 
das  mhd.  ich  vürhle  schaden  gewinnen  ist  kein  acc.  cum 
inf.  (nhd.  ich  fürchte  schaden  davon  zu  haben);  es  könnte 
eher  ein  inf.  cum   acc.  heißen. 

Die  abhandlung  dieser  constructiou  fügt  sich  ganz  hier- 
her, weil  durch  sie  einfache  satze  aus  mehrfachen  gebüdet 
werden. 


verhum.     modus,     i/ißn.  j  j  5 

Beispiele  des  goth.  acc.  cum  inf.  bieten  sich  vorzüglich 
nacli  avithan  dar.  livaua  mik  qvidiand  maus  visan?  JMarc. 
8,  27;  hvaua  mik  qvitliaiid  visan  thus  manageins?  Luc.  9.  I85 
jus  hvana  wii/c  qvilhilh  visanl  Luc.  9,  20;  qvelhuu  theihvon 
vairthan  (^).eye  ßQovTr^v  yeyovivui  Joh.  12,  29;  qvithand  USS' 
tuss  ni  visan  Marc.  12,  18.  Luc.  20,  27;  qvath  liuhalh  skei- 
nan  II  Cor.  4,  6 ;  qvath  (jahanrth  authara  thairh  thvahl 
usthulan  Sk.  39,  12.  nach  viljan:  hva  vileits  täujan 
mik  igqvisi'  ti  &tXf.Te  •noiijOal  fie  v/üv ;  Marc.  10,  36; 
ni  vileinia  thana  thiudanon  ov  -dflofifv  tovtov  ßaaiXev- 
cai  liUC.  19,  14;  ni  vikhnlun  mik  thiudanon  Luc.  19,  27; 
ik  viljau  allans  tnans  visan  sve  mik  silbau  i9fAa>  nävTag 
(Ivd-Qomovs  f^ivai  wer  za).  ifoavTOV  I  Cor.  7,  7.  nach  %v'dhnen 
glauben:  venja  uns  svikuntlians  visan,  yvo  im  gr.  kein 
acc.  c.  inf.  iXiii^m  nefpaveQMnd-ai  II  Cor.  5,  11;  galaubiand 
Johannen  praufetu  visan  Luc.  20,  6.  nach  nrtheilen, 
erachten :  ni  vulva  rahnida  visan  sik  ovy  uQuayfioi' 
')]yi]GaTO  t6  elvat  Pliik  2,  6 ;  thatuh  rahnida  sleillia  visan 
luita  i^yrjftai  ^-rj/itlav  Phil.  3,  7;  fruujins  Idisein  in  alläim 
alaniaiHiam  faura  visan  rahnidedun  (domini  doclriuam  in 
Omnibus  hominibus  exislere  putabaut)  Sk.  51,  16;  all  dömja 
sleillia  visan  'tjyovfnii  iiüvxa  L,)juiitv  eivai  Phil.  3,  8;  man 
nu  thata  gulh  visan  vofi'iLo)  ovv  tovto  '/.akov  vnuQytiv 
I  Cor.  7,  26.  nach  lernen:  ei  galaisjaina  sik  andhüilan 
(ut  discant  se  conlilcri)  Sk.  45,  7,  da  weder  laisjan  noch 
andhaitan  ein  rellexives  sik  bei  sich  hat.  Außerdem:  sö- 
koilh  sik  uskunthana  visan  Job.  7,  4;  laikniauLlans  sik 
garaitlians  visan  Luc.  20,  20;  ik  mik  silban  ni  lliau  man 
gajdhan  tym  fjiiavTov  ov  Xoyi^ofiat  xcnstXtjrpfvai  Phi- 
lipp. 3,  13;  gadob  vas  thanzuh  tjaavissans  %)airthan  (con- 
venit  cos  subjici)  Sk.  38,  10;  mel  ist  uns  urreisan  mqu  ijjtiäg 
lyeQd'tiVui  IVom.  13,  11;  guth  ist  man  sva  visan  xuXor  av- 
'd-Qo'mo)  To  ovTO)S  e'ivai  I  Cor.  7,  26.  hingegen  JMarc.  13,  29. 
in  den  worten  than  gasaihvilh  ihala  vairllian  beziehe  ich  tliala 
auf  gasailivilli ,  >vie  auch  der  gr.  ausdruck  otuv  Tufra 
iöipe  yivof(tva  beslaligl.  Nicht  zu  übersehen  ist  der  acc. 
c.  Inf.  nacli  varth  Zytrim,  auf  welchen  oft  im  IS.  T.  wie- 
derkehrenden ausdruck  Ulf.  sonst  meislenlheils  einen  ind. 
im  iiaclisnlz  folgen  l,il\t.  liuc.  4,  36  heißt  es  varlh  af- 
släiithnan  alluns  ^yivdo  {)üfi{iog  inl  nümcg,  wörtlich 
accitlit    ul   omncs    mein   percellerentur  *).      Ls  Avürden    uns 


•)  norli  merkwiirHijTcr  in  gieicliein  fiill  crscliciiit  alicr  oin  walirlLifler 
i        (latii^^  niil  dem  inf.:  jali  v.Trtli   ihairligoi^i^an  iinina  tlinirli  ntisk    x«4  tyi~ 
vno  Ti(i^)((:Tui^in''toO-iu   aviof   Jt«    (äiy  a:ioi>inu)v  Marc.  2,  23;   jali   vaitU 

II   2 


!;[()  einfache;'   Na/~. 

nu-lu-  golli.  ncc.  mm  Inf,  vorliegen,  wenn  nlclil  schon  die 
■la\\\  der  ij;r.  im  A.  V.  sehr  heschianlvl  Avüre  diiicli  tlie  vor- 
hcischenih!  aullösung  in  oii\  ^vo  Ulf.  ein  solches  öci  vor 
sich  halle  iihersel/l  er  es  in  ihalei  (wie  die  vulg.  in  cpiotl 
oder  gar  qiiia)  und  ich  kenne  kein  beispicl ,  daU  er  dalür 
den  golJi.  acc.  cum  inf.  aiigCNveiidel  hülle.  J)aher  lieilU  es 
genau  wie  im  urlexl  ([velhun  ihalei  sa  ist,  tXeyov  övt  ov- 
•los  tOTiv  Joh.  6,  14;  gasalJivandei  tlialei  ni  galuugnida 
id'ovau  üri  oCti  tXudt  Luc.  8,  47;  ganmida  ihammei  ma- 
uageins  fihi  iddja  rftuGcc/ifPOS  öti  noÄVQ  ö//.o.c  loyeTui 
Joh.  6,  5;  hiiusidedulh  ihalei  c(villian  ist  i]y.ovau26  vic 
t{j()i9-7j  jMallh.  5,  21;  sai'hv  ihalei  praufelus  ni  urreisith 
/»■/:  Oll  uQoq/jTijs  ovx  lyrjys^yTui  Joh.  7,  52.  halle  sich 
slalt  dieser  slrucluren  ein  gr.  acc.  c.  iuf.  dargeboten,  so 
wäre  er  auch  im  golh.  nachgeahmt. 

Ahd.  acc,  mit  dem  inf.  sind  keineswegs  sehen,  und  am 
wenigsten  werden  sie  bei  N.  vermist,  der  doch  unserer 
spräche  nIcJit  Icichl  geAvaU  anthut.  nacli  sayen  i  ir  que- 
det  niih  Jorxverphen  diuvala  (dicilis  me  ejicere  diabolos) 
T.  62.  3  ;  quid  those  steinä  zi  brote  tverdan  0.  II.  4,  40 
(es  stellt  werden,  d.  i.  werden,  und  der  conj.  hat  hier 
mehr  für  sich,  T.  15,  3  übersetzt,  quid  tliaz  these  sleina 
ze  brüte  werden,  Dlf.  Luc,  4,  3  qvith  tliamma  slaina,  ei  vair- 
thai  hiaibs,  weil  ein  belehl  darin  liegt,  wie  gr,  eint  Iva  ol 
ki&oi  ovTOi  äoroi  yk'OJVTuc  Älatth.  4,  3  und  ehrh  roj  ?.i'&o> 
•loinw  Iva  yh')]zai  uotog,  auch  die  vulg.  hat  in  in  beiden 
Stellenut,  nicht  quod);  jehen  giiot  tveseit  allero  diugo  ende 
N.  Rtli.  170;  den  ili  kewaltigusten  jah  wesen  (quem  dixi 
fuisse  potentissimum)  N.  Bth,  175 ;  er  chad  sih  finden 
(dixit  se  invenire)  N.  ps.  85,  5;  er  sih  saget  kot  sin  (se 
deum  esse  dicil)  N.  'ps.  10,  7;  sageta  iz  so  wesen  ge- 
scriben  N,  ps.  86,  6 ;  daz  man  Marcholfinn  saget  sih 
ellenon  N.  ps.  118,  85;  chad  ih  hat  ten  xvesen  (sagte  daß 
got  derjenige    sei)  N.  Blh.  38;     der   den  chindelosen  chad 

gaggan  iinma  tliairli  atisk  ty,  öiuuoQfvia&ui  aviov  6.  r,  ort.  Luc.  G,  1  ; 
vartli  tlian  gutniluui  ihanunn  unledin  iy.  öi  cno&uvfti'  vuv  titüi/qv  Luc. 
16,  22.  offenbar  liätte  er  oben  setzen  können  afsläutlinan  alläim  oder 
hier  gaggan  ina,  gasviltan  tliana  unledan;  aber  wie  bei  dem  absolnten 
casus  acc.  und  dat.  zulässig  sind,  scheinen  sie  es  auch  hier,  auf  varth 
beziehen  mag  icii  den  dat.  nicht  (etwa  in  dem  sinn:  es  geschah,  be- 
gegnete ihm,  daJO  1  dann  würde  er  unmittelbar  daneben  stehn.  Auch 
das  schon  s.  91  angeführte  svaei  mis  nrd\&  fagnion  varth  scheint  nichts 
anders  als  ein  dat.  cum  inf.,  obwol  er  sonst  svaei  für  cöan  anders  behandelt 
(s.  lOT.)  In  keinem  andern  deutschen  diaiect  die  spur  einer  solclien 
coustruction,  wie  sie  auch  im  goth.  nur  nach  varth  vorkommt. 


verhum.     modus,     infin.  J  J  7 

sin  Saltgen  N.  Bth.  136;  min  herza  jelie  sili  föne  dir  haben 
sTna  giiüti  ]N.  ps.  25,  7.  nach  wollen :  die  ne  wile  du  sih 
fersiözen  N.  ps.  90,  12;  der  unsilt  ieo  AvoUa  ne  tvesen 
wenege  \.  ps.  114,  4;  wolla  tnih  ivesen  N.  ]).s.  17,  17; 
er  ne  wolla  ßlios  dei  sih  rniscelon  ze  liliis  lioniiiiuni  N. 
ps.  p.  2H3^.  nach  ivissen:  ili  weiz  meyiu  i'on  jnir  uz 
fjmKjen  (novi  virtulem  de  me  exiisse)  T.  60,  6,  was  bei 
0.  llf.  14,  36  lautet:  ih  irkanla  thia  hraft  faran  fona 
mir;  Avissa  chuniflig  rvesen  nun  iniproperium  N.  ps. 
68,  21;  wi/.en  die  stete  des  nicrcs  gibedig  sin  dero 
tiuionum  N.  BÜi.  141  ;  daz  tu  wizfst  mih  es  iiniene  ive- 
sen N.  Bth.  147;  den  er  Aveiz  5i7t  nitujen  fersueren  N. 
ps.  109,  4;  weist  tu  dih  meiinisken  tvesen?  N.  Bth.  38; 
au  dero  rate  er  iz  wissa  al  stän  N.  Cap.  40.  nacli  wiihnen, 
ifJauhen ,  zweifeln :  sih  gatrucia  nuujan  (credidit  se  pos- 
se)  fr.  iheoU  59,  23;  wäntun  in  wesdn  (aestiniantes  illum 
esse)  T.  12,  3.  ]\.  ps.  88,  52  wanlun  sih  geist  (jisehan 
T.  230,  3;  si  wAnent  steteren  Jhllen  föne  iiirnile  (arbitran- 
tur  Stellas  de  coelo  decidere  lN.  Bth.  185  ;  utisih  erstuntan 
kelaubam^s  (nos  resurgere  credinnis)  hymu.  24,  5;  wer  sol 
donne  waneu  die  erä  wesew.  •  sultge  N.  Bth.  129;  wanet 
taz  pilde  wesen  N.  Bth.  138;  den  wanent  sie  mit  in  We- 
sen N.  ps.  10^',  1;  wandon  mih  wesen  N.  ps.  87,  7;  ffot 
gczvvivelot  nieinau  wesen  alemaliligen  (deuni  esse  omni- 
potentem nemo  dubitat)  N.  Bth.  176;  den  sie  ne  hechan- 
dou  tvesen  JX.  ps.  88,  52.  Andere  falle  :  manut  unsih  za 
archennanne,  in  söwe  desan  antwurtun  niittigart  tvesati 
(adinonet  nos  inlelligere  mare  praesens  seculum  esse)  fr.  th. 
57,9;  municliö  fioriu  (solltcs  heißen  slatthoreo)  tvesan  chiinui 
cliund  ist  (monachoruni  quatuor  genera  esse  manifestum 
est)  K.  19»;  sih  cliunilida  tvesan  chisendidan  Is.  354.  fr. 
th.  53,  5 ;  taz  eina  abtun  ih  echert  kuot  tvesen  N.  Bth. 
134;  tünchet  manne  scöne  tfetvilpreiton  (^dilalari)  sinen 
uamon  N.  Bth.  133;  daz  wir  sin  zürnen  ze  hanilen  cho- 
men  tvesen  N.  ßth.  123.  ist  not  misselicbe  uanuMi  haben 
diu  ßnviu  N.  Blb.  144;  screib  iif<»  cJnifä  li(jen  lollc  N. 
Bth.  52;  hechenncst  neheina  wara  evhufli  chomen  ?\.  Btb. 
125  ;  in  disa  wis  ist  not  dien  chuningeu  mer  aua  li(fen 
wenegheilc  daniic  saligheile  N.  Btli.  130.  134;  ih  ward 
guar  in  nah  lMiik)h)gia  chelen  N.  Cap.  44;  daz  pezeiche- 
net  unsih  muyen  dursiege  werden  N.  ps.  41,  2;  diu  ih  tir 
geouget  habo  daz  ne  ijeiniujen  N.  Blli.  146.  für  keinen 
acc.  c.  inf.  halte  ich  den  salz :  ne  la/.c  nicht  sinen  hals 
id)ervvunden  werden  N.  ßlh.  132,  da  ilcr  acc.  sinen  hals 
unmillelbar    zu    la/.en    tiehürl.      auch    in    dem   olfriecb-  b<  i\ 


118  eiiij'aclu'V  salz. 

sehet  ir  niih  (|iien)aii  (viilebllis  ine  veiitunim)  IV.  19,  53 
bezieht  sich,  dt-s  Zwischensatzes  ungeachtet,  niih  elier  auf 
sehet  als  aul  (jueman.  Jieh'ge  aus  K.  22*»  27*  35'»  sind 
absidillich  iihcigangen. 

]Mhd.  wii'ti  es  schon  miiJie  oder  vorsieht  kosten  eclilc 
und  luizweideutige  acc.  mit  dem  inf.  jiachzuweisen.  INach 
den  Wörtern  sarfen  ,  %vissen ,  tvolltn ,  wähnen  sucht  mau 
die  ersten  beispiele  ,  aber  keine  oder  sehr  wenige  sind  zu 
fiudon.  wenn  es  Iw.  5642  Jieißt :  ich  wände  mich  gciiieten 
groczers  liebes  mit  dir  und  Ron.  4S,  16  ich  wände  mich 
wol  spisen;  so  sind  mich  genielen  und  sich  spisen  relle- 
xiva,  das  pron.  liangt  von  genieten  und  spisen  ab,  nicht, 
wie  bei  jedem  acc.  c.  inf. ,  der  inf.  vom  pron.  Andere 
scheinbare  beispiele  ergeben  sich  nach  bitten  :  die  fürsten 
den  schaz  in  (dat.  pl.)  bäten  teilen  den  wretlichen  man 
Nib.  92,  3;  er  bat  sicli  leben  läzen  Nib.  188,  1;  bit  sie 
b.ilde  mit  in  gau  Ben.  376;  der  bitte  im  got  geben  nach 
dirre  werlle  ein  ewic  leben;  bat  riten  sine  Hute  gr.  Und. 
D,  17;  diu  frouwe  bat  sich  wisen  Nib.  952,  1;  ir  gast 
(acc.)  si  sich  küssen  bat  Parz.  23,  30 ;  der  wirt  in  sich  uz 
sloulen  bat  Parz.  166,  12.  entw.  gehört  der  acc.  zu  bitten, 
oder  es  liegt  ein  inf.  cum  acc.  vor,  nirgends  ein  acc.  cum 
inf.;  mau  bilde  conjunclionelle  satze ,  und  nie  -wird  der 
fragliche  acc.  zum  nom.  werden,  wie  bei  auflösung  des 
waliren  acc.  c.  inf.  stets  geschielit.  JNacli  sehen  und  hören: 
in  gesach  nie  wip  hdn  su  gernden  Ifp  INls.  1,  25*:  ich  sach 
vil  liebte  varvve  hän  die  heide  INls.  1,  97^;  ich  sihe  si 
hau  so  süezez  leben  Ms.  1,  150»;  des  hurtet  ir  mich  jehen 
l\v.  800;  ich  hoer  uns  (nobis)  geste  hringeyt  (alfcrri ,  ad- 
duci)  Gudr.  2542;  ich  hurlm  wol  den  ersten  ^m  Bit.  5166; 
dies  alles  können  wirkliche  acc.  cum  inf.  sein,  xind  am 
annehmlichsten  erscheint  die  coustruction  für  die  beiden 
letzten  beispiele,  weil  Hetlel  die  gaste  nicht  hört ,  sondern 
bloß  vernimmt  daß  sie  kommen ,  und  auch  im  Bit.  hocren 
vernehmen  bedeutet,  zweifelhaft  scheinen  die  andern  falle; 
der  sinn  ich  sah  nie  ein  weib ,  das  so  erwünschten  leib  "*") 
halte,  ist  fast  vorzüglicher  als  der  wenig  verschiedne:  ich  sah 
(erfuhr)  nie,  daß  ein  weib  u.  s.  w.  Nach  lassen  nelmie 
ich  wie  in  der  notkerischen  stelle  keinen  acc.  c.  inf.  an 
und  ziehe  den  acc.  immer  zu  lassen:  die  (quam)  sich  der 
gräl  tragen    lie   Parz.  235,  26.  Tit.  24,  4  *=*=),  wir  würden 


*)  es  steht  geriidegernHen  lip  (corpus  maxime  expetibile) ,  welclies 
gernila  den  participien  s.  65  heiziizälilen  ist. 

* ')  nlts.  lel  iiia  thö  ledean  tliana  iiudscadoii  Hei.  32,  13, 


pei'bnm.      //todfis.      infui.  \\i) 

heule  sagen:  von  der  sich  der  gr.  tragen  (porlari)  ließ,  cui  ut 
se  portaret  concessit ;  lat  sich  den  liaz  verenden  Gudr.  2090  ; 
lal  Diich  zuo  den  vrowen  gan  Wallli.  91,  1.  t'olgeude 
beispiele  des  acc.  c.  inf.  sind  unleugbar,  es  Averden  sicli 
ihnen  nicht  viele  hinzufügen  lassen:  ich  wolte  alle  liute 
tvesen  als  ich  bin  altd.  bl.  1,  222  aus  ICor.  7,  7;  ich 
wiinscli  den  kiielen  hrunnen  ersigen  in ;  ich  wünsch  ouch 
in  den  ahsen  yebresten  den  gezierten  ^vfiijen  Ls.  1,  411; 
ich  wünsch  den  triuwelusen  ir  falschez  utnbej'dhen  (subst.) 
wib  und  man  veismdhen  Ls.  1,  413;  Petrus  hat  gesprochen 
dise  tür  tverden  nienier  liinnen  für  entslozzen  niur  noch 
iif  getan  Diut.  2,  11;  ich  erkennen  alle  dise  stücke  xvdr 
sin,  welches  aber  nur  eine  dem  lalein  nachgebildete  ur- 
kundenformel  sein  mag  (vom  j.  1200  in  Höfers  saml.  p.  49.) 
Heute  sind  alle  solche  fügungen  abgekommen,  zwar  im 
16.  17  jh.  erscheinen  noch  spuren,  mehr  in  beslimmter 
redensart.  Luther  hat  II  Petr.  1,  13  ich  achte  es  billich 
seiUf  und  Opitz:  acht  ich  es  ilas  beste  sein  (oplimum  esse 
judico.)  Da  man  xun  diese  zeit  dem  reinen  inf.  fast  über- 
all die  priip.  zu  vorschob  ,  bediente  man  sich  ihrer  auch 
ganz  unpassend  in  solchen  conslructionen  des  acc.  mit  dem 
inf.,  die  von  natur  kein  zu  vertragen;  im  canzleistil  und 
in  romanen  von  1680-1730  begegnen  phrasen  wie  :  ich  be- 
fand wahr  zu  sein  ^  ich  habe  dies  qeschelni  zn  sein  mir 
erzählen  lassen ;  da  ich  mich  zu  lieyen  vermerkte,  der- 
gleichen wurde  aber  spater  mit  recht  gemieden,  und  ist  nie 
deutsch  gewesen. 

Mnl.  wird  es  damit  wie  mhd.  beschaffen  sein,  einen 
echten  acc.  c.  inf.  bietet  Floris  92  dar:  tierst  dal  lii  den 
sanier  vernam  hringhen  dal  nuwe  luf  (quam  prinnun  iu- 
tellexisset  aestatem  adihicere  nova  folia) ;  alier  in:  nie  horde 
man  so  sconc  tale  vört  ferm(//»ew  Rein.  1874  hangt  tale  eher 
von  bringhcn  ab.  Der  Ilandrische  gerichtsstil  des  17  jh.  scheint 
wiederum  ein  te  einzuschalten:  seclit,  noint  gowesl  T/iettew 
(ait  se  nun(|uam  fuisse);  luchent  oint  begeijt  Chebben  (infi- 
cias  it  ,  se  unquam  petivisse);  kent  viermael  god  verluchcnl 
Vhebben  (conlitetur  se  deum  quater  abnegasse.)  *)  allein 
genauer  zugesehn  fehlt  liier  überall  der  acc.  und  die  fälle 
gehören  unter  11,  nicht  hierher. 

Aus  der  alt.«.,  ums  last  nur  dmch  ein  einziges  denkmal 
bekannten  spiache  vermag  icli  keiu  beispiel  des  acc.  c.  inf. 


•)  Cainiaeits  liydrogen  tot  lict  oudc  strafrcchl  in  Viaeiideieii.    (Jcml 
1835  \K  47T.   178. 


]'}()  e'iii fliehet    salz. 

7,11  ge\vliinoii ;  tnrli  girr;*gin  folgt,  wie  im  nlid, ,  dio  ron- 
jiinclioii  lliat.  Dio  ->gs.  lalle  bescliriiiiken  sich  aiil  hyrde 
(aiKÜvi)  uiul  tjt'f'raupt  (fanilo  acccpi.)  ne  hyrde  ic  cyni- 
liror  ceol  ije(jijrv(ni  (noii  audivi  iiavem  melius  exstrui)  B. 
73;  )ic  hyril«  «c  snotorKcor  (juman  ilihifiiati  (n.  a.  virum 
prudoiUius  iiilercedere)  B.  S'iSl;  tliu  ic  uldor  gefrfcgn  fyrd 
nebeodan  (tum  audio  principem  conscripsisse  exercitum) 
C.  118,  9;  tliii  ic  iidi-e  gefricgn  siege  ficge  hiiledh  sla-pe 
iübredan  (mox  audivi  neci  deslinatos  viros  e  somno  se 
eripero)  Tliorpes  anal.  138,  49;  gefrfrga  ic  tha  JioloJ'enius 
\\n  hatan  vyrccan  (audivi  H.  \inuni  jussisse  ])arari)  das. 
131,  13;  tlia  ic  nedhaii  gefroegu  häledh  tu  liilde  (tunc  audio 
virum  fortem  pugiiam  adortum  esse)  C  124,  9''');  ic  thät 
vif  gelraegn  vordum  cydhan  (femiuam  axidio  verbis  certa- 
visse)  C.  135,  13;  tliii  ic  on  Lolhe  gefra?gn  ha^dline  here- 
viäcijas  liandum  (jr'ipan  (tum  in  Lolhum  viros  paganos 
iiianus  injecisse  audio)  C.  149,  29 ;  ic  ;cr  ne  gefrjpgn  inen 
(jeferan  (l'audo  non  accepi  viros  duxisse)  C.  19fi,  2;  llui 
ic  sendan  gefrtcgu  svegles  aldor  svell  of  heofnum  ftum 
audio  coeli  dominum  sulphur  e  coelo  misisse)  C.  153,  17; 
thii  ic  vide  gefra^gn  veorc  gebannan  (tum  longa  lalecjue 
audio  opus  edictum  esse)  B.  147;  nö  ic  on  niht  gofi-itgn 
heardran  Jeohtun  (non  audivi  forliorem  virum  noctii 
pugnare)  B.  1145;  ne  gelVa^gn  ic  IVeondlicor  madhmas  <jnm- 
vumna  Jela  udhrum  (fesellan  (non  audivi  viros  viris  be- 
nigiiius  dona  oblulisse)  B.  2047.  alle  diese  belege  siud 
lormelliaft,  und  scheinen  aus  einem  alteren,  allgemeineren 
Sprachgebrauch  übrig  geblieben. 

Die  altn.  poesie  und  prosa  bietet  zahlreiche  beispiele 
des  acc.  mit  dem  inf.  dar.  ßnnn  Iiundrudh  dura  hygg 
ec  ä  Valhöllo  vera  (quingentas  portas  puto  Yalhallae  esse) 
43'*;  satt  hygg  ec  viic  seyja  (me  verum  dicere  puto)  Sitm. 
79^;  livar  sattu  hrüdhir  hita  hvassara  (ubi  vidisti  sponsas 
edere  avidius)  73*^;  saca  ec  meira  miödli  inetj  um  drecka 
(non  vidi  virginem  plus  mulsi  bibere)  das.;  engi  iölnnn 
ec  luigdha  iafnramman  vera  (nulluni  gigantem  putavi  pari 
virtule  pollere)  31^;  af  hans  vajugiom  qvedha  vind  koma 
(ex  ejus  alis  perhibent  ventum  provenire)  35**;  thar  Heim- 
dali qvedha  valda  veom  (ibi  Heimdallum  dicunt  pracesse 
sacris)  41'';  a;  qvedha  handincjja  hifaz  (seniper  dicunt 
captivum   in    nielu  esse)  187'^;    yckur  hvl   ek  that  yuU  um 


*)  eine  ancli  hei  Tliorpe   misverataiulne  stelle:  Ui-Jiiaa  ist  das  «^uUi. 
»anttijiin  ,  ainl.  iitiidiin. 


verham.     modas.     itißn.  121 

gefit  verdJia  (vobIs  )ubeo  hoc  aurum  donarl)  137^;  veit  ec 
ä  fialli  Jölkvitr  sofa  (scio  in  monte  piignaiuli  peritam  dor- 
niire)    192*  •,    vilkat   ek   mann   traudhan   aldri    tyna    (nolo 
vLrum    invilum    perdere    vitam)  223^;    ask  veit   ec    standa 
(fraxinum    novi    stare)  3^^;    tliik   qvadbz    hilmir   hitta    vilja 
(te  dixit   rex  se    velle   convenire)   147^;    qvaztu    eiigi   mann 
eiga  vilja  (dixisli  le  nvdluin  alium  viriun  liabere  velle)  154". 
in    den    beiden    letzten  stellen    muß    der  zum    inf.  gebürige 
acc.  pron.  aus  dem   reflexiven    verbo    qvadbz  z=z  qvadb  sik 
entnommen  werden.      Das  liäufige    vorkommen  dieser  con- 
struction  in  der    edda    verbürgt    uns,     daß     sie    der    deut- 
schen   spräche    überhaupt    angemessen    und    namentlich    im 
soth.    und    alid.  niclit    erst    den    fremden    texten    abseborgt 
war.      ich  finde  sie  auch  nocli  in    den  scliwed.  voksliedern 
zu  haus:   han  öuskar  i   sitt  hjerta  den  jun(jfrun  vara  sin 
1,  61;  nu  vantar  du  rni(j  icke  komma  1,  153;  aldrig  sag  jag 
uägou  stolts  j«H</yrit  bättre  kunna  dricka  1,141;  aldrig  säg 
jag  n.  st.  i.hafvu  tvä  djerfvare  ögou  1,  141 ;  hon  säger  (dicit) 
sig  hafua    herr    Axel  sä  kär  1,  156;,   fehlerhaft  mit  einge- 
schalletem   att:    säg    dig  att  vara  mitt  lieniliga  bud  1,  154. 
In  den   parallelen  dän.  liedern  wird  dem    acc.  c.  inf.  jeder- 
zeit ausgewichen;  vielleicht  findet  er  anderwärts  statt,  sicher 
nicht  so  oft  als  im  schwedischen. 

Über  das  Verhältnis  des  bloßen  von  verbis  ablväugigen 
inf.  zu  der  conslruction  des  acc.  mit  dem  inf.  noch  folgendes. 
Jener  reine  inf,  .enthält,  ent.w.  eine  vom  subject  des 
Satzes  (dem  casus  rectus)  ausgeliende  handlimg,  z.  b.  nach 
den  anomalen  luid  auxiliaren  würlein  :  ich  mag  das  ihun, 
ich  will  es  thun ,  ich  beginne  streiten,  er  geht  schlafen, 
sie  that  weinen;  ferner  nach  glauben,  fürchten  u.  s.w. 
liier  wird  sowol  intransitiver  zustand  bezeichnet,  als  tran- 
sitive einwiikung:  er  will  dich  lehren,  du  kannst  iiui  tadeln. 
Oder  es  liegt  in  dem  inf.  die  handlung  eines  andern, 
auf  welche  eben  erst  durch  das  im  salz  lierschende  subject 
eingewirkt  Averden  soll.  so  nach  dem  nicbt  auxiliaren 
ihun,  geben,  lassen,  lieil^en,  bitten,  sehen  u.  s.  w.  ich  gebe 
dir  trinken,  er  heilU  ihn  s|)ringcn,  laß  ihn  schlafen,  du 
bitlest  micli  kommen.  INur  rellexiv  kann  die  handlinig 
sich  auf  das  subject  selbst  ziuiick  beziclien :  ich  lasse  mich 
gehn  u.  dgl.  ^>>;^ 

Erslcren  inf.  könnte  man  den  subjectiven  nennerr} 
letzteren,  weil  das  abhängige  subject  objecliv  wird,  den 
objecliven. 

Vor  beiderlei  infiniliv  hat  sicli  die  präp.  zu  eingeilrängl, 
hanplsächhch   doch  vor  objcctivein. 


122  ei  II Jach  er  nutz. 

Noch  ol)jecliver  ersclieiui   er  aber  In   der  consfriiclioneu 
des  acc.  c.  iiif. ,  ncDilicIi 

1.  er  stclil  aiicli  nach  verbis,  die  sonst  nur  den  siibjecli- 
ven  hinter  sich  haben,  z.  b.  der  iinsih  wolla  Avesen,  der 
tinsih   weiz   rehto  tiion. 

2.  die  abliiingigkeit  des  sclion  objeclivcn  inf.  wird  dadurch 
erliölit.  jenes  ich  hoere  gcste  bringen  ist  objectiver  als  ich 
hoere  dich  jehen. 

3.  er  findet  nacli  verbis  statt,  die  gar  keinen  bloßen  inf. 
auf  sich  folgen  lassen  können,  namentlich  nach  sagen, 
S])rec]ien ,  wo  wir  nlid. ,  seit  dem  verlust  des  acc.  c.  inf. 
nothweudig  zwei  sätze  bilden  müssen. 

4.  umgekehrt  kann  nach  vielen  würtern ,  die  den  reinen 
subjectiven  inf.  regieren,  kein  acc.  c.  inf.  eintreten,  z.  b, 
nach  sollen,  mögen,  können,  gehen,  konnnen  u.  s.  w., 
auch  nicht  nach  geben. 

Das  verbum  von  Avelcheni  ein  acc.  c.  inf.  abhangt  hat 
mehr  gewicht  und  nachdruck  als  das  den  bloßen  oder 
präpositionalen  inf.  regierende,  dieses  kann  auxiliar  wer- 
den, jenes  nie:  wenn  auf  wollen  und  wissen  der  acc.  c. 
j'iif.  folgt,  so  liegt  darin  der  sinn  des  ausdrücklichen  wil- 
lens und  der  stattfindenden  erfahrung.  so  ist  in  dem  lat. 
volo  solvere ,  scio  solvere  das  volo  und  scio  unbedeutender 
als  in  volo  ut  solvas ,  scio  te  solvere  :  die  beiden  ersten 
solvere  erscheinen  subjecliv,  die  beiden  letztern  objectiv. 
Der  Satz,  worin  ein  acc.  c.  inf.,  zerlegt  sich  viel  siclilba- 
rer  in   zwei  sälze  als  der  mit  dem  bloßen  iuf. 

Soviel  von  dem  acc.  mit  dem  inf. ;  es  ist  übrig  von  dem 
nom.  mit  dem  inf.  zu  handeln ,  in  welchen  jener  häufig 
imigesetzt  werden  kann. 

Der  inf.  hat  den  nom.  neben  sich 
1.  wenn  auf  die  verba  zweiter  und  dritter  anomalie  der 
begrif  sei«  oder  werden  folgt :  goth.  ni  mag  meins  sipöneis 
visän  ov  dvvaTCii  fiov  fiu^r^ir;?  f/vac  Luc.  14,  26.  33; 
skal  suuus  mans  uskusans  vairthan  dal  tov  v'iov  t.  «. 
(xnoäoxt/ttaa&ijvai  Luc.  9,  22;  skulda  spilla  vairthan  (de- 
bebat  nuntius  fieri)  Sk.  38,  20;  lais  sads  vairthan  oJd'a 
yoQTic^tod-ut-  Philipp.  4,  12.  ahd.  wer  so  wolle  mero, 
eristo  wesan  T.  INIatth.  20,  26.  27;  mhd.  ich  wil  des  ie- 
mer  sin  ein  zage  Iw.  869 ;  nu  müezet  ir  min  rihtfere 
sin  Iw.  1954;  daz  ir  «im  herre  werden  sult  Iw.  7970; 
der  morgenstern  raöhle  sin  niht  schcener  (pulchrior)  Iw. 
626;    nhd.    er   soll    der   könig  seinj    du  kannst  der  erste 


f  erb  u/n.     modus,     i/ißn.  123 

werden,  bei  adj.  und  part.  fehlt  schon  alid.  oft ,  inhd. 
imd  iihd.  immer  das  nominalive  kennzeicheu,  z.  b.  mhd. 
ir  sult  der  rede  sin  erlan  (goth.  fraletans)  Iav.  4322 ;  iuwer 
zunge  niüeze    guneret  sin  (goth.  iinsveruida)  Iw.  838. 

2.  ebenso  wenn  nach  andern  verbis,  die  den  sul)jecliveu 
iuf.  regieren ,  sein  oder  werden  folgt,  goth.  sei  ustaühana 
liabaida  vairthan  (quae  perfici  debebat)  Sk.  37,  11;  valjam 
anuhdimjdl  *)  visan  (mahimus  domi  esse),  ahd.  ni  churi 
Jiorsker  wesan  (noH  citatus  esse)  Diiit.  1,  527^.  nhd.  er 
fiirclitet  könuj  (goth.  ihiudans)  zu  iv erden  ^  der  letzte  zu 
sein  **). 

3.  nacti  dünken  und  scheinen  (videri) :  am  Schluß  des 
goth.  1  Cor.  briefs  heißt  es :  thugkeith  melida  visan  (vide- 
tur  scripta  esse) ;  ahd.  der  kizogan  tvesan  -was  kadiiht 
(qui  trahi  \idebatur)  Diut.  l,  506^  ;  mhd.  waz  dunket  dich 
daz  beste  sin7  cod.  kolocz.  110;  ez  dühte  sie  allez  schar^ 
lach  sin,  das.  99;  nhd.  er  scheint  der  stärkste  zu  sein  ^ 
dieser  griuid  scheint  der  wichlitjste  zu  bleiben.  Ähnlich 
ist  das  altn.  einu  ranitnari  luigdhomc  ölhim  vera  (omni- 
bus  aliis  acerbior  esse   mihi  videbar)  Sivm.  188^. 

4.  wenn  nach  den  verbis  sagen  und  tjlaiiben  der  acc.  c, 
inf.  steht ,  d.  h.  der  inf.  ein  anderes  subject  als  jene  \erba 
eulhält,  können  sie  in  das  passivum  und  in  das  subject 
des  inf.  umgesetzt  werden,  wodurch  sich  der  objeclive  mf, 
in  einen  subjectiven,  der  acc.  in  den  nom.  verwandelt,  so 
entspringt  auch  im  lat.  aus  dicuut  regem  venire,  credunt 
te  esse  felicem  der  passivische  salz:  rex  venire  dicitur, 
felix  esse  crederis.  Das  goth.  qvithand  thiudau  qviman, 
galaubjand  tliuk  audagana  visan  niüste  ersetzt  werden  kön- 
nen durcli  thiudans  qvithada  (jviman,  thu  gahiubjaza 
duduffs  visan  ^  ich  liabe  keinen  beleg  zui-  band.  Statt  des 
ahd.  kilaupant  dih  wesan  cbumfligan  (credunt  te  esse  ven- 
lurum)  sollte  slehn  dürfen  kilaupil  pisl  wesan  ehnmf'ti- 
</er  j  ich  linde  hymn.  20,  8  kelaupanne  pist  (f.  za  kelau- 
paune?),  was  eigentlich  aussagt  credcudus  es,  unsere  con« 


*)  in  beiden  hss.  anahäimjaim:  doch  wie  wäre  liier  der  dat.  zu 
vertheidifjen,  da  nicht  einmal  der  nco.  stehn  könnte? 

*')  äliniich  das  lat.  rettnlit  Ajax  esse  .lovis  jtronepos  .statt  dos  acr. 
c.  inf,  se  es.se  pronepolein ;  wir  niii.ssen  .sapen:  er  fral»  an  </</•  enkel 
zu  .sein,  da  uns  der  acc,  c.  inf.  liier  versa^'t  ist.  Kililerhalt  al>er  ge- 
statten wir  heute  auch  neben  objectiven  (d.  ii.  nicht  auf  den  ca.-^us 
rectus  l)eziif!;lielien)  inf.  den  nom.  z.  b.  ich  hat  ihn  der  erste  und  der 
letzte  auf  dem  platze  zu  sein,  statt  den  ersten,  den  letzten.  «iotli. 
wol  nur:  bnd  inu  viäun  fruuiisluu  jali  aftuniistan,  und  »u  ahd.  mhd., 
denke  ich. 


124  einfacher  .hciIz. 

siruclioii  al)er  donnocli  ro(  lilCerligl.  MIl  dem  aufhören  clor 
acc.  c.  iiif.  liilrl  aiuli  diese  iimdroliiing  in  den  iioni.  aiil', 
und  CS  fohlt  mir  schon  an  einem  mhd.  hclog.  J.s  eiTordorl 
übrigens  die  volle  Verhärtung  des  ahn.  rellexivs  in  das  isl, 
passiv,  wenn  der  salz  fjvAdho  alla  fogna  verdha  (dicebant 
omncs  •  forc  laetos)  verwandelt  werden  kann  in  qvadhoz 
allir   verdha  fegnir    (omnes  laeti  esse  dicebautur.) 


Die  lat.  spräche  setzt  nach  verbis  entw.  den  reinen  infl:, 
oder  sie  entfallet  einen  acc.  und  noni.  c.  inf. ;  praposilioneri 
mengt  sie  nicht  ein,  sondern  verwendet  da  wo  unser  zu 
gilt  gerundium,  supinum  und  parlicipium.  die  gipiccli. 
steht  ims  darin  naher,  daß  sie  auch  ]ira]). ,  jedoch  nur 
mittelst  des  arlikels ,  vor  den  unveriinderlichen  inf.  stelll. 
beide  aber  bedienen  sich  des  acc.  c.  inf.  freier  und  reich- 
licher. 

In  den  romanischen  ist  der  acc.  c.  inf.  erloschen;  zwi- 
schen bloUeni  und  mit  präp.  versetztem  inf.  herscht,  wie 
bei  uns  schwanken,  aber  feinere  Unterscheidung  mehi-facher 
präp.,  zumal  der  italienischen. 

Der  gebrauch  von  präp.  vor  dem  inf.  hat  im  litlh.  und 
slav.  ebenso  wenig  statt  als  im  latein ,  den  acc.  c.  inf.  kennt 
die  litth.,  nicht  die  slav.  spräche.  Bemerkenswerth  für  den 
goth.  dat.  c.  inf.  (s.  115)  ist  das  vorkonuiien  ähnlicher  con- 
structiouen  im  slav.  (Dobr.  p.  634)  und  litth.  (Mielcke  p.  189); 
weniger  darf  der  herangezogene  lat.  dat.  bei  esse  nach  licet 
oder  necesse  est  (mihi  licet  esse  felici  statt  licet  mihi  esse 
felicem)  *)  verglichen  werden.  Der  litth.  spräche  ist  eine 
fülle  infinitivischer  formen  eigen ,  die  altslav.  und  serbische 
pflegt,  gleich  der  lat.,  nach  verbis  der  bewegung  das  supi- 
num statt  des  inf.  zu  setzen  (Dobr.  645.) 


r*)  auch  Ulf.  lälU  einen  solchen  dat.  folgen  in  der  bekannten  stelle 
göth  tlius  ist  hanfamma  in  übäin  galeitlian,  thäu  tv6s  iianduns  ha- 
handin  galeithan  in  gaiainnan ;  göth  thns  ist  galeithan  in  libäin  hal- 
tamma,  thäii  tvans  fotuns  hahamlin  gavairpan  in  fön:  wo  der  gr.  tevt 
accusative  hat:  xaköv  aoi  IotI  xt'klov  fl?  r>}v  l;o)?jv  ilqfX&ftv ,  tj  t«? 
ovo  j^fty«?  i'xovru  iItk'/.&hv  tl<i  r>}v  '/ifvvni ,  y.u/.ov  iari  aoi  flcfkd-ftv 
tlq  T.  C.  /wAo»»,  ^  Toi's  &V0  nööag  i'xovTu  ßh^&tjvai.  ilg  to  tivo. 
Marc.  9,  43.  45. 


verhinn.     modus,     pari.  125 

PARTICiriA. 

In  beziig  auf  die  modalltät  des  verbums  haben  wir  noch 
zu  erwägen ,  wie  participia  einen  andern  modus  vertreten 
können. 

Ihre  adjectivische  natur  bringt  sie  dem  substantivischen 
inf.  am  näclisten. 

IMan  muß  unterscheiden,  ob  parlicipia  selbständig  für 
sich,  oder  in  Verbindung  mit  auxiliarien  auftreten.  In  je- 
nem fall  dürfen  sie  an  die  stelle  jedes  modus  gesetzt  wer- 
den iMid  besonders  sind  die  absoluten  participia  von  großer 
Wirkung.     Dieses  näher  zu  entwickeln  gehört  nicht  hieher. 

Unser  part.  prat.  dient  zur  Umschreibung  der  Vergan- 
genheit, wie  in  dem  folgenden  cap.  erörtert  werden  soll, 
von  seiner  Zuziehung  zur  passivumschreibung  ist  bereits 
s.  10  ir.   gehandelt   worden. 

Hier  habe  ich  zu  erwägen  inAviefern  participia  den  ab- 
hängigen inf.  ersetzen ,  und  ziehe  folgende  einzelne  fälle 
in  betracht. 

1.  part.  priis.  nach  sein  und  werden  (s.  5-7)  steht  der 
construction  des  inf.  mit  diesen  Wörtern  (s.  7.  92)  nahe, 
ist  aber  beträchtlich  älter  als  sie,  und  wurzelt  von  frühe 
auf  in  unserer  spräche,  wenn  vairthand  malandans  Luc. 
17,  35  dem  gr.  i-oortai  uh'jdoviw.i  nachgebihlet  scheinen 
könnte,  so  ist  varlh  galcvjands  ina  Luc.  6,  16  unabhängig 
von  lyivero  'noodoTr^s ,  nsheidauds  ist  Luc.  IH,  7  von 
fiuyiQodvfiMV ,  und  das  ahd.  sindun  hitnnde  Is.  408  vom 
lat.  deprecabiuitur.  ags.  secyetide  viis  }].  60.52.  nihd.  nii 
si  wir  unvarende  und  ich  die  fieude  sparende  Wh.  58, 
29;  vlieliende  wait  Karl  123'';  mnl.  waert  ruvende  IMacrl. 
1,  18;  waert  donderende  2,  99;  waert  wonderciule  2,  241; 
w^örden  hackende  2,  27;    vragende    waert    Kästners    fragni. 

1.  30,  waert  haiende  das.   6,  392. 

2.  part.  priis.  nach  kommen  (s.  8)  dem  inf.  nach  kommen 
vergleiclil)ar  (s.  8,  97.)  auch  ahd.  (juam  ruafenti  0.  III. 
10,  5;  mnl.  finamen  ridende  ^  seih'ndc,  lovcrendc  Iluyd. 
op  St.  3,   94;    quam    gacMido   Hein.  291;     engl,  comr  [fo'uuf. 

3.  part.  priis.  nncU  J'ahren  und  ijehen .,  ileni  iiil.  nach 
beideu  (s.  96.  97)  ähnlich.  ahd.  j'uar  jatjonli  0.  111.  8, 
13;  fuar  redinonli  0.  111.  10,  14;  laroiil  wallonlc  IV.  2, 
25;  sih  ferit  stözenti  V.  14,  10;  (jiautj  hüsontl  V.  9,  10 
V.  10,  27;  giangun  kusuuli  V.  10."  3ö;  giangun  inan  kla- 
gunli  V.  9,  7  ;   ir  gct  drüieuto  [['.  diureiilc,  oder  adv.?)  V.  9,  14. 

4.  part.  priis.    nacli    bleiben   (s.  9.)   niil.  bleveu    ziltcnde. 


;}9(j  einfacher  salz. 

5.  part.  jträs.  nnrli  ihuu. .,  finden y  sehen  und  älinllclien. 
alul.  ihaz  er  ihcii  Nveg  mit  wufi  manununlan  (fiddli  0.  IV. 

4.  28,  falls  sich  jnamimuUaii  als  i)art.  rcchtrorligeii  liißt; 
sincl/.aiiü  tiianli  (lif|iicracioiis)  Diiil.  1,  51  I^ ;  rnhd.ir  luot  in 
tünde  Parz.  29 1,  4  ;  den  ich  da  slrnde  vant  I\v.  282  ;  weinende 
(plorantem)  er  si  vant  Nib.  807,  1 ;  daz  er  ein  recli  slende 
vant  Iw.  3897;  in  slafende  vunden  I\v.  3362;  in  hangende 
vant  Iw.  4684;  goth.  yasahv  mannan  silandan  at  niulai 
eidsv  (ivSoMTrov  y.ad'ljfuvov  iitlto  it'kv)Viov  Matt.  9,  9.  Luc. 

5.  27;  alid.  gisah  man  sizzentan  zi  zolle  T.  IMaltJi.  9,  9 
Sit  daz  icli  inincn  licrren  lebende  (vivenleni)  gesehen  lian 
Iw.  4269.  mnl.  slapende  vant  Floris  3319.  nhd.  nur 
nacli  finden:  ich   fand  ihn  schlafend,  sitzend,  liegend. 

6.  alls.  part.  pvät.  cuman  nacJi  werden  (s.  7.  8.) 

7.  part.  pvät.  nach  kommen  (s.  8);  icli  schreibe  nocli 
andere  nihd.  belege  her:  {jiiam  gestrichen  Roth.  5081; 
koni  gcOogen  INlar.  84;  koni  gegangen  31ar.  105;  kom  ge- 
gän  Nib.  806,  4;  kom  gesigelt  Parz.  16,  23;  koni  geriteji 
Parz.  435,  4.  Wh.  379,  30;  kumen  im  Aviderriten  Parz. 
399,  28 ;  kumen  gehurt  Wh.  58,  9  :  kom  nach  gejagt  AA  h. 
440,  6;  kom  gevarn  Wh.  421,  18;  kam  gedrungen  Rab. 
782.  Bit.  3597.  Dietr.  702;  kam  geruscliet  Troj.  3907.  12341. 
23723.  24941;  kam  geriieret  Troj.  5097.  12046;  kam  ge- 
süset  her  Troj.  11992;  kämen  gezoget  Troj.  678;  kom  ge- 
slichen,  gestreichet  und  gestrichen  Trist.  17541;  gestuzen 
kam  Bon.  44,  25;  kamen  gedont  Ottoc.  629^.  überall 
drücken  die  participia  hier  eine  heftige  oder  gelinde  bewe- 
gung  aus. 

8.  part.  prät.  nach  lassen  in  der  bedeutung  des  inf., 
hauptsächlich  ahn.  r  gulli  kei/pta  leztu  Gymis  duttur  (G. 
tochter  lieiWst  du  mit  gold  erkaufen)  Sivm.  65^;  Ifc^tr  Sx- 
hrinuu  sodhinn  (lälk  den  8.  sieden)  42^;  letii  hans  fiörvi 
farit  (lieUen  sein  leben  vergehen,   d.i.  tödteten  ihn)   123^; 

let  hanü  vära  uiidir  eik  borit  (ließ  unser  gewand  unler  die 
eiche  tragen)  228*;  ansküld  ec  vil  ethin  lata  (das  herz  will 
ich  essen  lassen)  189^  Avie  nach  lassen  der  inf.  bald 
activen  sinn  hat  bald  passiven  (s.  62),  kann  auch  hier  fürs 
part.  der  eine  oder  der  andere  eintreten;  in  jenem  fall 
steht  dann  lelta  fast  auxillarisch,  livtr  sodhinn  =  sydlir, 
cocjuit,  obgleich  die  genauere  bedeutung  ist  coqiii  facit. 
unsicher,  ob  iu  der  letzten  stelle  etinn  lata  heilU  ödere 
oder  esum  (edendum)  dare,  sinere  ut  edatur?  Ich  habe 
kein  ahd.,  und  nur  zwei  mhd.  beispiele  für  diesen  sprach- 
gebi-auch,  es  wii'd  aber  noch  andere  geben:  diez  im  da 
jfieten  Idzen    üf  der  tavelen  gestanden  (auf  dem  tisch  sie- 


vprhiim.     modus,     pari.  :I27 

heil  lassen)  \^  li.  275,  8  ;  iiiul  het  si  min  genozzen  hin 
(liättet  ihr  sie  meiner  geiiieUeii  lassen,  d.  h.  ihr  zum  \ür- 
theil  gereicheil  ,  Avas  ich  für  euch  gethan)  Iw.  3142  ,  avo 
weder  nüthig  ist  geniezen  zu  lesen ,  noch  bei  genozzen 
ein  gan  zu  supplieren.  Desto  reichlicher  ist  im  ahd.  mhd. 
und  nhd.  die  analoge  anwenduiig  eines  durch  titi  negativ 
gewordnen  ])nrt.  priit.  neben  lassen  :  ahd.  er  thar  niheina 
stigilla  ni  ßrliaz  ovili  nnßrsJaijana  0.  II.  4,  9  ;  mhd.  Idt 
uuveftiomcn !  (ne  sinatis  ut  patefiat)  Parz.  667,  25;  mhd. 
der  niemen  unyespottet  lie  (eines  jeden  spottete)  Iw.  1066; 
ich  w'il  ir  ungevluochet  län  JMs.  1,  179';  ich  mac  si  inige- 
vluochet  lun  JMs.  1,  179^;  si  wil  mir  ungelunet  lan  Ms.  1, 
179*';  daz  siz  niemer  ungeniten  lieze  Gudr.  6820;  daz  liez 
wir  iuch  luiverdcit  Bit.  27;  der  liez  uns  unberihte  Bit.  24; 
der  helt  liez  ungezürnet  daz  Bit.  1300  ;  ir  soll  si  uuver- 
wundet  län  Bit.  2506;  erz  ungebunden  lie  Bit.  3270;  nhd. 
etwas  unerwogen ,  luiberücksichtigl ,  ungetadelt,  xuigestraft 
u,  s.  w.  lassen.  das  kann  man  wieder  activ  nehmen  für 
nicht  strafen,  oder  passiv  für  zulassen,  daß  nicht  gestraft 
werde  (impuiülum  relinquere ,  siliere  ut  non  puniatur.) 

9.  part.  priit.  nach  thun  statt  des  inf. ,  in  auxiliarischer 
bcdeutung:  mhd.  tuo  mich  noch  \on  sorgen  erlost  Ms.  1, 
197*;  wer  tuot  senden  man  von  sorge  erlöst?  31s.  1,200'^; 
wer  t.xle  nüch  von  leit  erlöst?  Troj.  22065;  tuot  im  daz 
erkant  hv.  5124;  tet  im  erkant  Wigal.  3102;  si  tuot  ver- 
drert  (?)  Ben.  144;  tuot  verselt  (abigit)  das.;  ich  tuon  nach 
lu  gesant  (lasse  nach  euch  senden)  Trist.  10885  ;  den  er 
tuot  erlöst  Bari.  38,  21.  147,  7  ;  er  mac  nicnian  tuon  er- 
löst Bari.  241,  26;  in  tet  von  z\vivol  gar  erlust  Bari.  351, 
5;  unde  si  mit  sige  tet  geschaut  f'arl.  314,  <S ;  den  gelou- 
ben  tet  erkant  Bari.  4,  16;  luont  Aon  touf  erkanl  Bari. 
103,  6.  Wo  inf.  und  part.  prät.  gleichlauten  liilU  sich  bloß 
aus  andern  gründen,  welcher  modus  gemeint  sei,  entschei- 
den z.  1).  vergezzen  tuot  Bon.  94,  77.  Ahd.  unforhoh/n 
duan  0.  II.   7,  20. 

10.  part.  prät.  nach  machen.  ahd,  iz  machöut  al  //i- 
rnstit  U.  I.  1,  14.  mhd.  Nvie  mac  der  bililo  irust  von 
sünden  machen  iuch  erlöst  Bari.  242,  21,  ungleich  scilner 
als  tuon   in   gleicher  anwenduiig. 

11.  part.  prät.  nach  Jromvien.  ahd,  in  fnimeta  ershujen 
N.  ps.  50,  1.  mhd.  die  vrouwen  verlorn  vriinten  cod. 
pal.  361,  77**;  si  iVumten  der  hehle  vil  crslagen  Mb.  228.  l; 
erstochen  vrumen  i;S.  3,  231;  gelesen  fiumen  l)oc.  misc. 
2,  151;  frumelc  verlorn  Flore  6524.  scilner  der  inf.:  er 
vrumte  manegeu  vallen  in  daz  bluol  J\ib.  1908,  4. 


128  cAiij'iLclier  saiz. 

12.  \mrl.  priit.  nacli  sc fi offen.  nilid.  si  w.tuoiiI  daz  Pn 
schiirf  ershnicu  rar/..   20,    .if). 

Li.  pari,  piiil.  nach  jjeln'n,  das  auch  sonst  sicli  niil  tnfjii 
beJ'iilnl.  al)iT  Jiiir  nilul.  bei  Ilarlwig  von  dem  Ilage:  dci- 
aJigcl  den  viscU  yri;«»*//fit  mit  dem  Isöder  (•*  kerder;  tjilj 
daz  dicli  nun  sweil  dem  Inllerii  tut  trslatjen  yit  A\\.  .'>, 
153.  eine  anUerst  seltne  slnictur.  im  salz:  die  slüzzel  er 
behalloii  gab   cod.  kolocz.  186  echeint  Ijcliallen  inf. 

14.  pari.  prät.  und  präs.  nach  brhitien.  der  z-sveile 
abscliniH  liat  auszuführen,  daf^  ilie  ältere  spräche  dies  ver- 
bum  niclil  seilen  zu  adj.  fügt,  ahd.  aiich  zu  part.:  de  \vih- 
iiassi  kuhallatia  prinifun  \A'acUorn.  Ih.  7,  14;  nihd.  den 
(rciger)  bi'iihteii  valken  i\ay  (jelnirt  Parz.  400,  21;  dö  siz 
(das  pferd)  gerilen  braliteu  dar  En.  5232  ;  brühte  ein  tier 
getragen  Kv.  3326.  nhd.  einen  (jelrayen  hrin(jen.  mlid.  auch 
beim  pari.  präs. :  der  vogel  singen  hat  micli  hiUjcvde  hvältt 
]\Is.   1,    ITO-*;  sprechende  brengen  II.  v.  3IeilW'n  2128, 

15.  part.  prät.  nach  hören,  nihd.  ich  ijehorte  nie  (jelesen 
Rab.  77'.)-,  nu  hau  ich  ofte  hurt  gesagel  Amgb.  17''.  ahn. 
heijrdl  lesil   lliat. 

16.  part.  prät.  nach  a\ln.  fd.  niclit  in  der  edda ,  nur  in 
der  prosa ,  z.  b.  ef  hnnn  Jäi  ^funtlit  Baldr  (si  possit  iuvc- 
nire  Balderum)  Sn.  65;  lengu  ei  haldit  liesliun  (ecfiium 
retinere  nou  potuenuit)  Sn.  66;  hann  feck  llivi  orkat  (per- 
Jficere  potuil)   und  ebenso  dan.  lian  ßlc  ilet  ndrettet. 

17.  part.  prät.  nach  sollen.  inhd.  \vaz  sol  lenger  hie 
qeleijen'}  Herb.  27^=;  ^vaz  solde  daz  hie  geredel?  Hartm. 
Y.  gelüuben  425;  waz  sol  golt  begraben  i*  IMs.  1,  54^;  waz 
sol  diu  spise  für  mich  brahtl*  Renn.  5319;  waz  sol  da  niö 
von  gesaget?  Diut.  1,  8;  waz  soldistu  su  guot  geborn  ? 
Diut.  1,  18;  waz  sol  in  nier  da  von  gesaget?  livl.  urk.  65^; 
auch  in  der  cölner  weverslaicht  187  wat  sal  vil  liin  af 
gesaicht?  altn.  thari  shiilii  ok  talin  nofn  theirra  (darin 
sollen  auch  ihre  namen  aufgezählt  werden.) 

18.  part.  prät.  nach  tvollen.  nilid.  waz  wolt  ich  swerts 
umb  dich  geyiirt}  (wozu  ein  schw.  um  dich  gürten?)  Wh. 
67,   10,     altn.  sa  er  vill  heitiun  horskr  Soem.  18-^. 

19.  part.  prät.  nach  taiujen.  mhd.  waz  foMC  diu  hant  vol 
genant?  Wh.  328,  29;  waz  tone  nu  mer  da  von  geseit? 
Wigal.  2764;  waz  tüht  cz  iu  gelenget?  Tiüst.  9248;  waz 
touc  diu  rede  gelenget?  cod.  kolocz.  268. 

20.  part.  prät.  nach  altn.  vinna ;  sia  viun  gipt  lagidh 
(ea  fortuna  tribuetur)  Sium.  ng'^;  samau  nuino  brullaup 
drucldn  (nuptiae  simul  celebrabuutur)  178*;  tha  mun  han 
komiun  (dann  soll  er  kommen.) 


verhum.     modus,    pari.  199 

21.  part.  prät.  nach  helfen,  iiilid.  \vaz  Jnilfen  alle  die 
(fezelt?  Ben.  129;  niht  Iiitfet  al  der  werlle  hört  gekouj'et 
Ms.  2,  150"*.  innd.  wat  hilpet  nie  getald?  Sassenkr.  101. 
ninl.  wat  holpe  vele  gesproken?  Kein.  2484.  nnl.  wat 
dient  'er  nu  (jedaanl  (was  ist  nun  zu  ihun);  wat  batet 
(feleeft  in   hoYerdicbeiti'  (was  liiifls  in  holFart  zu  leben.) 

22.  part.  prät.  nacli  ffiit^  leicht^  schiver ,  Heb,  nütze 
sein  und  äliuliclien.  nilid.  daz  ist  also  (juot  verniiten  Ivv. 
4711.  5094;  dar  unibe  ist  harte  guot  gelesen  Diut.  2,  4; 
ez  ist  in  sere  guot  gelesen  Trist.  172;  dest  baz  verborn 
jNls.  1,  158^;  ez  waire  dir  bezzer  verniiden  S.  Ulrich  .53^; 
bezzer  ist  diu  reise  verborn  Dietr.  31a;  J^t  bezzer  bilde 
genonien  Ms.  2,  15P;  bezzer  ist  geinezzen  zwir  INIs.  2, 
253^;  wncren  bezzer  verbrant  Iw.  7308;  ez  ist  ein  schedel 
baz  verkorn  Hab.  419;  da  von  ist  mir  micbels  bezzer  gc- 
swigen  Berth.  142;  daz  ist  iu  lihte  geseit  Trist.  6055;  daz 
im  vll  stviere  was  vernomen  Trist.  5879;  luis  ist  noch 
liiute  liep  vernomen  Trist.  218;  obe  iu  nu  \i\  liep  ist  ver- 
nomen Trist.  5175;  daz  mir  lieber  wacre  der  truhscxzc  ze 
manne  genomen  Trist.  11627;  diu  waere  iu  liep  gevvonneu 
Troj.  8076;  mir  ist  lieber  tut  gelegen  Troj.  8245;  iwer 
knnft  vil  lieb  ist  ir  vernomen  Krauend.  75;  daz  si  als 
Wfege  wneren  verstvigen  als  Jtir  brdht  Trist.  5393;  daz 
wi^ie  n)ir  scitedelich  versivigen  Ms,  2,  249».  mnl.  derre 
CS  goet  nu  onlbroken  Macrl.  2,  95;  die  claghe  wäre  bet 
verholen  Rein.  255;  die  hcm  onnutte  sin  ghehört  Hein. 
16.  nhd.  besser  ist  geschwiegen  als  geredet^  das  ist  leicht 
gelhan,  leicht  vergessen,  wobei  man  leicht  nicht  fürs  adv. 
nehme,  in  dem  scheinbar  ähnlichen:  das  ist  bald  gesagt, 
liilU  sich  das  adv.  nicht  leugnen,  aber  diese  plirase  scheint 
entw.  falsch  gebildet  oder  der  franz.  c'esl  bienlot  dit  nach- 
geahmt. 

Die  enge  beriihrung  aller  dieser  participien  mit  dem 
iuf.  liegt  zu  tage. 

von  1-4  stellt  das  pari.  präs.  dem  subjecüven  inf.  bei- 
nalie  gleich:  wart  (liehendc  rr  wart  lliehen;  kam  rilende 
r=  kam  rileii ;  giang  klagunli  =— giang  klagon;  lilef  ziltende 
—  blcf  Zilien.  nichl  anders  verhält  sich  dies  part.  zum 
obj.  inf.  linier  5:  sah  in  sldnde  =  sah  in  stöu ;  bralitc 
mich  hügende  (14):  versetzte  mich  iu  gedanken  und  sorpen. 

auch  das  pail.  prät.  unter  6.  7  cntspiiihl  wieder  ilem 
subj.  in!.:  ward  cuman  =  ward  kommen;  kam  gerileur^: 
kam  rilon.  zwischen  kam  gerileii  und  kam  iileiulc  ist  tier 
uulcrschied    fast    unlühlljar,    beide    aber    drücken   mehr  die 

1 


j30  eiitj'aclicr  natz. 

bewegung,  kriin  rilon  inelir  das  factum  aus.  nur  scheint 
mir  tias  pari.  priiU  loriiiclliafter  und  eingeschränkter  im 
gebrauch:  es  hat  nach  koninien  statt,  nicht  nacli  gehen 
inul   Cahrcii,    das  pari.  präs.  nach  kommen,    gehen,  (aliren. 

nach  linden  und  seilen  drückt  tIas  pail.  priit.  vergan- 
genheil, der  inf.  gegenwart  aus:  er  sah  ihn  zu  boden  ge- 
l'allen  =  gefallen  liegen,  er  sah  ihn  z.  b.  fallen  =  cailere. 
so  auch  15:  erzählt  hören,  als  etwas  erzähltes  vernehmen; 
erzählen  hören,  audire  narrari. 

erkant  tuon  =z  machen  daß  el-svas  erkannt  -werde ;  er- 
slagen  frumen  r=  verursachen ,  daß  einer  erschlagen  werde; 
ähidich  erslagen  geben,  subjectiv  ist  das  part.  nach  brin- 
gen (14):  getragen  bringen  =z  tragen,  gerilen  bringen  = 
reiten;  auch  steht  kein  inf.  nach  bringen,  weniger  schon 
nach  nord.  fa  (16),  denn  fa  haldit  bedeutet  zwar  halten  kün- 
nen  ,  läßt  sich  aber  auch  nehmen  für:  erlangen,  daß  ge- 
halten wertle. 

Bei  6  und  7  hat  das  part.  prät.  activen  sinn ,  bei  «S 
bald  activen,  bald  passiven,  von  9-22  nur  passiven,  folg- 
lich muß  es  sich  da  fast  überall  in  einen  objecliven  inf. 
auflösen,   ausgenommen  bei  14  und  vielleicht  16. 

Das  passivisch  gedachte  part.  prät.  scheint  aber  in  allen 
solchen  fällen  abhängig,  wie  wir  im  verfolg  sehn  werden, 
von  einem  ausgelaßnen  inf.  zumal  erhellt  das  aus  15; 
denn  da  nach  hören  der  acllve  inf.  passivbedeutung  an- 
nimnit  (s.  61),  so  weist  das  part.  prät.  auf  einen  durch 
auxiliare  ausgedrückten  inf.  pass.  hin.  ich  hörte  gelesen  =z 
ich  hörte  gelesen  werden. 

Nach  taugen,  helfen,  gut  sein  (19.  21.  22)  gleicht  die 
Wirkung  des  part.  prät.  gänzlich  der  des  inf.  mit  zu.  nach 
denselben  Wörtern  (s.  108.  110.)  waz  touc  da  von  geseil? 
daz  ist  guot  vermiten  =:  waz  touc  da  von  ze  sagene,  daz 
ist  guot  ze  vermulenne.  Die  construction  unter  22  reicht 
fast  an  die  des  lat.  supinums  auf  u  nach  den  adj.  leicht, 
schwer  u.  s.  w. :  optiniiun  est  faclu ,  facile  est  diclu ,  und 
wie  hierfür  sich  sagen  läßt:  Optimum  est  facere ,  optimum 
est  ad  faciendum ,  stehn  auch  unserer  älteren  spräche  die 
wechselnden  ausdrücke  zu :  daz  ist  bezzer  getan,  d.  i.  bezzer 
tuen,    d.  i.  bezzer  ze  tuouue. 

Unverkennbar  haben  die  meisten  hier  erörterten  partl- 
cipialconstruclionen  erst  in  der  miitleren  Sprachperiode  sich 
entwickelt;  nur  einige  darunter  knüpfen  höher  an.  viele 
bestellen  nur  in  gewisser  forme!;  namentlicli  fragweise,  nüu 


verhiun.     inodufi.     eU'ipseit.  131 

keiner  einzigen  anwendung  des  part.  prat.  8-22  weiii  die 
gotli.  spräche,  deren  lebendiges  verhalten  uns  freilicli  nicht 
recht  aufgedeckt  ist.  Unser  nhd.  aber,  Umschreibungen 
■weniger  scheuend,  hat  jenen  n»hd.  conipendien,  zu  seinem 
nachtheil;  meist  wieder  entsagt. 


J^erhalelUpsen. 

Hier,  am  Schlüsse  des  cap. ,  scheint  es  der  ort  einiger 
ellipsen  zu  gedenken,  die  jeden  modus  betreuen,  vorzüg- 
licii  aber  inl.  und  participia,  von  deren  modalilUt  eben  die 
rede  war. 

Bei  allen  aiislassungen  ist  sowol  die  beschaiFenlieit  des 
weglallenden  worls  als  desjenigen ,  nach  dem  es  wegfällt, 
zu  berücksichtigen,  ausgelassen  werden  kann  nur  durch 
dessen  verschweigung  keine  uudeutlichkeit  erwächst,  frische, 
lebendige  Wörter  unlerliegen  der  ellipse  nicht,  sondern  die 
deren  sinn  durch  üllere  wiederkehr  erblaüt  ist;  an  be- 
slimmler  stelle,  neben  gewissen  andern,  ihnen  gevvohnlicli 
verbuudnen  ausdrücken  verslehn  sie  sich  gleichsam  von 
selbst.  Nüthwendigkeit  entspringt  jedoch  niemals  sie  zu 
unterdrücken ,  die  spräche  bedient  sich  ihrer  i'reiheit  es 
zu  thun  oder  zu  lassen. 

Ellipsen  linden  sich  zuerst  im  Sprichwort,  bei  der  be- 
iheueiung  und  in  formein  gedrängter  fragen  oder  ausru- 
iungon  ein;  sie  hellen  der  durch  hilfswürlcr  inul  wieder- 
hoUuigen  crschöpllen  und  geschwächten  kraft  der  rede 
auf,  und  gewähren,  zur  rechten  zeit  angewandt,  nach- 
drucksame kürze,  ellipsen  zu  vernnUen  ist  man  berechtigt, 
80  oft  der  grammalische  sinn  eines  Satzes  ohne  sie  sich 
nicht  vollsländig  erfassen  lälU.  allein  sie  dürfen  nicht  ver- 
wechselt werden  nüt  dem  veiniögen  der  älteren  spräche 
formen  und  wendinigcn  ohne  die  schleppenden  aber  nulh- 
gediiuigncn    behelfe  späterer   zeit  auszudrücken. 

Kein  verbum  unterliegt  leichler  tlem  ausfall  als  das 
Substantive.  noch  heute  in  sprichwörtlichen  rcdensarteii 
sagen  wir:  ein  mann  ein  worl;  frisch  begonnen  halb  ge- 
wonnen; ein  mann  kein  mann;  besser  ein  Sperling  in  der 
hand  als  zwei  auf  dem  dach;  wie  ilei-  herr.  so  dei-  kncchl 
u.  dgl.  *)      nicht  anders   fehlt  isl  in    der   Irülieien  spräche: 


•)  einzelne  zinn  adverl»  oder  l)Iolic«  ausriir  <;o\v(irili!C  iioininn  \er- 
deutlielieii  yi(-li  diinli  die  ellipse  von  ist ^  ■/..  b.  scliaile!  kiia  wunder 
(iiitDirum)!  wimderhiir!  Iierrlitli!  ii.  s.  w. 

1   2 


132  ein  Jacher    nutz. 

inlid.  ie  leDijer  gosulcn  ,  ie  \vlrs  gel)rälen  DIiil.  1,  324; 
liiiUc  frt-'iule,  muigeu  leil  l'aiz.  lO.i,  24,  ie  liulier  })Ci(:,  ie 
lielcr  lal  lleiin.  16426-,  ein  slac,  ein  biiil,  ein  wort  ein 
wint  Kenn.  457'J ;  nuil.  beler  cain|)  dan  hals  ontwe  Ilein. 
3510;  allM.  l)elri  ein  kraka  i  liendi  en  tvfr;r  i  skuyi  Laxd, 
96.  ahn.  aber  aiicli  aulW'rlialb  dem  sprichworl :  verkuu-nri 
at  vinnu  (sc.  eru,  die  \vcrklciite  sind  an  der  arbeil)  Isl.  sog. 
2,  342.  ^venn  Ulf.  sagl.:  sai  jui/.du  izvara  niaii.iga  in  lii- 
ininam  Luc.  6,  23  so  liiilt  er  sich  genau  an  seinen  text 
iöov  yu{>  6  /KtoOoi:  v/növ  ':iolvs  ^v  löt  ovoatoi.  Das  op- 
lalive,  conjuncUve  ahd.  4t  püegt  bei  IS.  wegzubleiben  :  gule 
dang!  Blh.  39;  pule  du,  daz  i'rido  in  erdo  saino  so  in  hi- 
niile  Bth.  36;  liier  soll  tu  chiesen,  waz  keskeidenes  (wel- 
cher untei'schied  sei)  lUh.  H5 ;  aucli  0.  11.  15,  16  wir  iainer 
bilde  (sc.  sinies)  in  würa  sidicliera  lera ;  heil  herro!  lieil 
meistar!  0.  IV.  16,  51.  nilid.  daz  nilr,  daz  dii!  Diut.  1, 
324;  alln.  vel  tliu  koniinn!  fornald.  sog.  1,  493;  nilid.  gote 
unde  mir  willekonien  (sistu)!  Trist.  504;  gesvölinlich  stellt 
das  verbuin  z.  b.  Nib.  ^1123,  2  (vgl.  mythol.  s.  12);  nhd. 
lassen  wir  bei  dem  ausruf  gott  lob!  das  verbum  weg,  fiigeu 
es  aber  bei  gott  sei  dank!  (franz.  dieu  merci)  hinzu,  vgl. 
heil  dir!   glück  auf! 

Ungleich  häuliger  tritt  die  ellipse  des  iuf.  ein  und  zwar 
in  folgenden  fällen 

1.  nach  den  anomalen  sollen,  mögen,  wollen  u.  s.  w. 
wenn  ein  adj.  mit  dem  ausgelalhien  inf.  construiert  war: 
goth.  ni  viljau  izvis  unvitans  (^sc.  visan)  ov  dD.io  v/iiüg 
dyvotlv  1  Cor.  10,  1;  ui  vileima  izvis  unveisaus  ov  yccQ 
■&€Xofi£t'  vnäc^  (xyrotiv  II  Cor.  1,  8.  I  Thess.  4,  13.  un- 
veisans  felilt  Kom.  11,  25  aus  versehu  des  Schreibers,  ags. 
uruiu  sceal  sveord  and  heim  genifene  (nobis  erit  eusis  et 
galea  communis)  B.  5315;  us  sceal  ord  and  ccg  a;r  gcniäu 
Thorpes  anal.  122,  62;  unc  sceal  vorn  fela  mädhnia  ge- 
majne  (so  für  gemaiura?)  B.  3564;  unc  geniitne  ue  sceal 
elles  äviht  (inter  nos  non  erit  aliud  commune)  Lye  s.  v. 
gemaeuc.  Weder  ahd.  noch  mhd.  habe  ich  diese  ellipse 
angetroffen,  wol  aber  ahn.  in  der  edda :  vidh  sculom  teitir 
(sc.  vera,  simus  laeli)  Siem.  150^;  sia  mun  rnesir  rikstr 
und  solo  (hie  heros  fortissimus  erit  sub  sole)  183^;  audhr 
mun  oerinn  (afüuent  divitiae)  174";  so  auch  in  der  prosa: 
that  mun  retlara  (das  wird  besser  sein);  thü  muut  daudhr 
Isl.  sog.  1,  63. 

2.  nach  den  nemlichen  verbis  auch  In  andern  fügun- 
gen:  ahd.  der  erdwniocher  sol  den  lebenden  ze  fuoro  (sc, 
Wesen)    N.  Blh.  79;    wemo    diu    erda    sule    (sc.  weseu)    N. 


J 


verbum.     jjiodns,     ellipsen.  J33 

Cap.  88;  mlid.  waz  sol  der  erde  niere?  I^'.  2416;  waz 
sült  der  liiivel  üf  daz  himelriche  i*  Ms.  1,  25^;  nun  gewant 
niiioz  alle  abc  Eracl.  3838;  daz  nuiose  allez  nider  Eracl. 
4453;  daz  sol  her  umbe  midi  Wh.  296,  11;  vielleicbt  darf 
man  in  inelireni  stellen  das  sui  auswerfen?  z.  b.  Reinh. 
524  würde  besser  lauleii :  ich  wolde  iemer  ane  win.  Altn. 
fyrr  niun  ilulga  dyiir  (sc.  vera)  Sa?n).  152^;  lival  niun  at 
boloin  (vera  oder  verdlia)  178'';  vegiiin  numdi  147";  that 
mun  nppi  längnidhja  tal  Lofars  hafat  (haec  genealogia 
Lofaris  celebris  erit)  3**. 

3.  nach  lassen,  wenn  ein  adj.  mit  sein  oder  wescn 
und  dem  dat.  der  pers.  lolgt,  wird  das  verb.  subst.  gern 
unterdrückt.  ahd.  in  läzet  undrata  (sc.  wesan)  llicro  liuto 
nüala!  0.  111.  14,  100;  ni  laz  ihir  iz  ser!  ü.  III.  24,  21; 
liaziiM  in  (sibi)  ninbirnah  0.  V.  6,  17;  ih  liaz  mir  umbi- 
ruah  Ibiu  buali  0.  V.  25,  36;  in  nuiate  laz  thir  iz  heiz! 
O.  V.  8,  32.  44.  mhd.  lät  iu  niht  leit!  Parz.  24,  18;  läz 
dir  nun  lasier  leit!  Parz.  159,  2;  daz  er  im  lieze  ir  laster 
loil  Parz.  526,28;  daz  lat  iu  dui'ch  die  frouwen  leit!  Parz. 
535,  22;  nu  la  dirz  durch  uns  bede  leit!  Parz.  689,  30; 
la  dirz  leit!  Doc.  niisc.  1,  115;  lalz  iu  von  mir  niht  swan-e! 
Parz.  555,  7;  nu  Iu  dir  von  mir  niht  su  gach ;  Wh.  122, 
2;  daz  läzet  iu  liep  allen!  Herb.  69«^;  lä  dir  die  schrift 
unma;re!  Tit.  164,  4.  zuweilen  steht  aber  auch  das  verb. 
subst.  ausgedrückt:  ahd.  ihaz  laz  thir  xvesan  suazi  0. 1.  1,  4t; 
ni  lazet  iu  iz  wesan  suAr  11.  16,  40;  latz  iu  von  mir  niht 
swajre  sin  Parz.  555,  7  nach  den  hss. ;  nieman  liez  er  sin 
erkant  Bit.  2226.  Heute  ist  die  cllipse  aul\er  gebrauch. 
Auch  alts.  galt  sie:  nc  latail  iu  siUdjar  ncc  gold  wirdig!  Hei. 
56,  8;  letun  sea  iu  an  iuvvomu  hugi  lethe  Hei.  135,  22.  Ags. 
null.  altn.  beispiele  habe  ich  nicht,  so  wenig  als  ein  gothi- 
sches.  Etwas  ganz  anders  ist,  wenn  jener  persönliche 
dat.  fehlt  und  ein  bloßer  acc.  zu  lazcn  construiert  wird : 
ilann  hat  mau  keine  ellipse  anzunehmen ,  z.  b.  in  den 
ndul.  redensarlou  vri  la/en,  ledec  lazen,  -war  luzen  u.  s.  w. 
oder  in  der  altn.  hvern  Icio  their  höfdhi  skemra  (jeden 
ließen  sie  hauptes  kürzer)  Snom.  54*.  Auch  mit  dem  von 
lassen  statt  des  in  f.  regierten  part.  prät.  (Si  126)  darf  die 
eben    abgehandelte    cdnstruclion    nicht  verwechselt  werden. 

4.  seltner  nach  lassen  bei  dem  dat.  der  person  luul 
einem  sulist.  alts.  lat  ihi  an  ihiinnini  hugi  sorga  (wesan) 
Hol.  HO,  8;  liilad  iu  an  iuwan  uhhI  sorga  Hei.  133,  17. 
nd)d.  laz  dir   eine  wilze  bi !  Parz.   626,   10. 

5.  zuweilen  noch  in  andern  lallen:  ahd.  si  lic  daz  sang 
\\i    (wcsen)    finivil    N.    }'>th.   109;    ndid.    da/,    mich    bi    im 


-|34  einjiivher  Rciiz, 

\cihIiu7,  Iw.  470;  da/-  c/.  abont  hognnde  fwcrdetO  Amis 
1846;  mir  wivrc  lieber  iiuder  dei-  erdori  Diiit.  3,  lO'i; 
in  (eis)  W'fure  l)e/-/.er  aiulerswu  Reinli.  1112.  w'w  würden 
er"Uiizen:  zu  sein  j  die  ältere  fiprachc  konnte  ^\o\  nocli 
blolien  inf.  sel/en.  liierlier  aiicli  die  jnnl.  forniel:  bi  den 
hcre  de  nii  gliel)ut  (le  s/'u ,  per  doniinuiu  qni  jnssit  me 
ficri)  J'ilegast  555.  vgl.  llollin.  p.  59.  nuul.  got ,  de  uns 
allen  (?  alle)  geboil;  so  mir  gol  de  niicli  goboit  Hagens 
cöln.  cliron.  241.  1281.  Kigcnlliiindich  ist  das  ags.  biid 
liine  blidhne  (sc.  vcsan,  jiissit  euni  esse  lülarem)  B.  1227. 
6.  neben  dem  s,  127.  128  unter  9-22  abgehandelten  part. 
prät.  muß  der  sidjslantivisclie  inf.  ergänzt  vverden,  -wenn 
^vir  die  conslruclion  erklären  wollen,  er  liez  in  ungespot- 
tet  iveseii^  waz  sol  lenger  hie  gelegen  s/u?  \vaz  vvold  ich 
swerls  umb  dich  gegurl  tvesen?  ein  acc.  c.  inf,;  waz  toiic 
nu  nie  da  von  geseit  werdenl  Geringeren  schein  liat  die 
ellipse  bei  18:  daz  ist  lihle  geseit  xvesen  oder  werden^ 
obgleich  auch  das  lat.  dictu  passiven  sinn  hat  und  dem 
pari.  prät.  pass.  dictnm  nahe  liegt:  das  ist  leicht,  daß  es 
gesagt  "sverde.  das  nihd.  (jeseit  in  dergleichen  fällen  würde 
ich  lieber  für  ein  verhärleles  supinuni  erklären,  wenn  sicli 
aus  der  älteren  zeit  eine  solche  form ,  die  doch  in  iigend 
einer  anwendung  erscheinen   nniste,  iigend  aufweisen  ließe. 

Dies  die  ellipsen  des  verb.  sidjst. ,  außerdem  scheinen 
mir  noch  einige  andere  beachtenswcrlh. 

Nach  sollen  und  m'öfjen ,  dem  dat.  der  person  und 
einem  subst.  pron.  läßt  sich  das  verbum  helfen^  ßomtneu, 
nützen,  dienen,  sicli  (jehören  weggefallen  denken,  ahd. 
waz  solti  in  (eis)  rihtuom':*  waz  solti  in  herscafll'  N.  Blh. 
116;  nieht  ein  chambritlil  nube  anh  keisila  sidn  denio 
unzamen  N.  ps.  31,  10.  mhd.  warzuo  sol  dem  briesler 
gemeitheit'i*  altd.  bl.  1,  231;  waz  solde  in  (eis)  danne  daz 
leben?  Alex.  4539 ;  waz  seid  in  (eis)  dan  der  li'p?  Reinh. 
1424;  waz  solde  in  (eis)  daz?  Renn.  5129;  zwiu  solde 
mir  min  sin?  Gudr.  5546;  diu  weiz  wol  wem  daz  fürbaz 
sol  Parz.  710,  7;  waz  sol  mir  giiol  unde  li|)  ?  Iw.  1467; 
waz  sol  der  guft  mir  u.  der  ruom?  Renn.  5323.  alts.  huat 
mag  that  thoh  thesaru  menigi?  Hei.  87,  10.  *)  noch  heule 
fragen  wir:  was  soll  mir  das?  (wozu  frommt  es  mir,  was 
soll  ich  damit  anfangen?)  Dieser  fall  reiclit  an  die  aus- 
lassung  von  weseu  nach  sollen  (unter  2)  und  einige  der 
dort  gegebnen  belege  eignen  sich  auch  hierher. 


•)  .Toll  6,    9   sed    Jiaec  qiiiil  sunt  inter  tsiitos?   viil-i.;    liei  Lnllier: 
wns    st    (las    unter   o  viele?  gotli.  akci  tliata  Ina  ist  du  sva  maiiag;'iim? 


vevhüin.     modus,     ellipsen.  135 

Die  belheueriing  sammir ,  semmirl  Ist  aus  der  fcierli- 
clien  sclivvurfoiiiiel  su  mir  got  helfe  l  abgekürzt.  HA.  895. 
ähnlicli  siiul :  sammir  got!  Troj.  4873  ;  sanier  got !  Ben.  438  ; 
SU  dir  got !  Troj.  16741;  so  mir  daz  heilige  lieht!  Kolli.  1057; 
samir  leben  und  lip !  fragm.  24''*) ;  samir  daz  heilige  grap ! 
das.  24^  ;  sam  mir  daz  ölisel  und  daz  joch !  elfenmärch.  CXVIII. 
man  könnte  auch  einigemal  statt  des  helfe  supplieren  :  tjeniedec 
Sil  oder  bloß  stl  Nicht  anders  serbisch:  tako  mi  sunze  ! 
(ila  mihi  sol  propitius  sit)  ;  tako  mi  shiv  brat!  (ila  mihi 
vivus  frater):  zuweilen  steht  der  gen.  und  dann  fehlt  ein 
anderes  siibst.  :  tako  mi  boga!  (so  widerfalire  mir  goltes 
hilfe)  tako  mi  zemlje !  (der  erde  beistand.)  auch  die  lat. 
l)ellieuerungen  mehercules  ,  mehercule,  medius  lldius!  be- 
gehren ein  ausgefallnes  jiivet. 

Nach  dem  ahd.  ausruf  cnada  mir  herro !  (niiserere  mei 
domiiie)  N.  ps.  85,  3  liiUt  sich  ein  conj.  ivyanye ,  xvaltt'y 
werde  oder  bloßes  sil  verstehn.  mhd.  diu  genäde  herre ! 
Mar.  25 ;  iwer  genade  iierre !  Tarz.  303,  1 1  ;  her  iwer 
gnAde!  Parz.  362,  6.  389,  22,  eine  bloße  höilichkeitsfor- 
mel,  wie  wir  Verzeihung!  gebrauchen,  das  mnl.  here  half 
ghenade!  Hein.  1993  muß  avoI  so  gedeutet  werden:  ge- 
schehe mir  nur  halbe  gnade,  um  die  ganze  Avag  ich  nicht 
zu  bitten;  es  wird  sich  ^wol  auch  ein  altfranz.  miegrace ! 
oder  deiniegrace  !  nach  lassen  w  eisen.  Statt  der  conjunctiv- 
ellipse  steht  es  frei  eiu  ausgefalln*s  khitle  ich  (franz.  je 
vous  demaude  pardon)  anzunehmen. 

Scliv  gewöhnlich  in  unsrer  spräche  ist  der  ausfall  eines 
verbums  der  bewegiing :    tjehu  \n\\\  fahren. 

Sclion  für  den  imp.  mhd.  nach  diuer  muoter  balde!  Wh. 
160,2;  nu  balde  enwec!  Bari.  11,31;  nu  wol  her  balde  Trisl. 
2387;  nemlich  (f/rtuc  oder  war  f  durch  das  gern  den  imp.  be- 
gleitende adv.  bahic  '"'),  durch  dar  oder  her,  >vird  die  cllipsc 
vorbereitet.  nu  har  guoten  knehle  !  nu  har  vfgande  ! 
Roth.  4066.  4644.  nemlicli  (janijel  ,  fjdl  !  der  Spruch  des 
gauklers:  wider  in  die  laschen!  Kenn.  22500  oder  kniip- 
pel  in  den  sack!  kniippel  aus  dem  sack!  (KM.  1,  188)  und 
alles   ähnliche  gründet  sich  auf  dieselbe   ellipse. 

Auch  für  die  frage  im  iudicaliv.  der  anruf  wer  da:' 
galt    schon    im    ]MA.    und    lautet  vollständig:    wer  tjet  du? 


')  vgl.  r.elftir  (so  helfe  dir)  diu  lip!    Oliit.  3,  f..T. 

")  liint  dir  l)nltlc!  INIs.  2,  75;  du  solt  bald.>  ilon  dar!  Ceo.  32lfl; 
rünie  balde  den  liof!  Morott  r>8l.  (i24.  dii't.  lulid.  lialdel  oilt  r  das 
nliH    sdinoll!  gc.-ilnund!  iinoUicien  doit  imp    goli'  laut! 


J36  einfacher  satz. 

(({vii  va  lu?)  Reim.  11468.     walirsclioliilicli  ist  l)el  dem  uil- 
liarlisclieu  :  ich  allcz  mit  Ben.  337  «eu  oder  war  zu  verslelin. 

Am  haiidgslen  mangeln  wird  der  inf. ,  hesondeis  nach 
den  anomalen,  alid.  furdir  tlii\  ni  malit  (sc.  gatnjan)  0. 
V.  10,  6;  ni  drafiin  *)  tharasun  (non  conlendcbanl  eo  ire) 
O.  1.  14,  Iß;  wara  Jiiag  ih?  (quo  ibol')  N.  ps.  138,  7. 
ags.  ic  him  äfter  sreal  (ego  post  illos  ibo  ,  eos  soqiiar)  B. 
5628.  alln.  skal  ek  für  vestan  (ibo  versus  occidcntem) 
Siieni.  168**.  nilid.  wir  siilen  üz  discn  pinen  \Yh,  324,  2; 
jmiüsl  er  vor  daz  gerillte  Diut.  1,  Iß  ;  du  solt  in  kaltez 
wazzer  Ls.  2,  701;  waz  solt  ieman  zuozin  dar  i'  Trist, 
16855;  sine  mugen  zuo  einander  jiilit  Frauend.  128;  si 
imiosen  über  wazzer  Nib.  1569,  3  ;  du  nuiost  uf  den  sne 
Gudr.  4256;  min  lierze  muoz  enzwei  Ben.  159.  191;  done 
mühte  der  gast  für  noch  wider  Iw.  1126;  da  er  üz  mölite 
Iw.  1147;  weit  ir  mit  uns  dar?  Beinh.  309,  513;  du  wol- 
den  sie  heim  ze  lande  gr.  Rud.  K'',  14;  ich  wil  hin  wider 
alse  her  Parz.  610,  29;  iwer  leben  wil  in  den  tot  Parz. 
557,  10;  ich  wil  ein  reise  Ms.  1,  57^»;  ich  wil  in  die  erne 
Ms.  1,  60*;  min  herze  wil  enzwei  Ben.  169;  diu  tagewcide  diu 
Avil  hin  Amgb.  2* ;  diu  naht  wil  hin  Ms.  2,  88 ;  ich  wolt  e  iinder 
die  erde  Bit.  97*;  sie  lilnt  die  scharfen  ecken  gr.  Rud.  C^,  3. 
Auch  da  wo  wir  jetzt  den  inf.  mit  zu  setzen;  thaz  worl  ward 
liera  in  worolt  funs  0.  II.  2,  32;  ir  was  uife  den  liof  liep 
Roth.  1819;  ich  ht  i«ite  dar  Parz.  225,  23.  leich  des  v. 
Rüge  p.  460;  stet  din  herze  in  den  strit  Wh.  348,  16;  da 
hin  was  Riwalines  ger  Trist.  452;  dar  was  nilit  sin  wille 
Gco.  3227;  ich  liän  gedingen  in  daz  laut  Ms.  1,  91*;  über 
mer  hastu  gedälit  (ze  varne);  luigelen  heim  ze  lande  cod. 
pal.  361,  70^1  Roth.  29^  49*;  herre ,  erloube  mir  überu 
man  pf.  Chuonr.  2134.  Diese  anslassungen  sind  auch  noch 
nhd.  in  voller  Übung:  ich  muß  über  das  wasser;  ich  will 
aufs  laud;  ich  mag  nicht  in  die  w^einlese;  ich  darf  nicht 
dahin;  ich  denke  morgen  aufs  land  (cras  cogito  in  subur- 
banum  Cic.)  Mnl.  ic  hebbe  liever  in  de  risere  (te  vaerue) 
Rein.  3469.  Altn.  fystoz  a  myrkqvan  vidh  (sehnten  sich  iu 
den  schwarzen  wald  zu  fahren)  Sa;m.  134*. 

ellipse  des  part.  prät.:  ahd.  inindiu  w\is  Plicebus  ioli 
hiiia  über  dia  luft  (sc.  gegangen ,  interea  tractus  aerios  Pli. 
jani  exierat)  N.  Cap.  39  ;  der  winter  ist  hina,  der  regan  ist  füre 
W.  17,  24;  die  ^r  hina  warun  Hild. ;  diu  forezeichenunga  ist 


')  flies  dräfun  hat  nirlit  die   «.HMiogste  berüliiuiig   mit  thurt'an  (au- 
♦jent),  >onHerij  ist  das  prät.  mhi  divfaii  (teadere.) 


verhum.     modus,     ell'ipsen.  J37 

liina  N.  ps.  39,  7 ;  ther  scaz  ist  sfnes  sindes  {(jifaran)  0.  V. 
19,  60  ;  iioveni  libroruin  zwei  liina  sint  jN.  Cap.  169  ;  inhd.  Ol- 
niles  ävenliiire  ist  nu  diu  ander  liin ;  der  iiieie  ist  in  diu  laut 
Ben.  364;  anders  waere  ir  beider  hende  einander  in  daz  liur 
{(jevarn)  Ben.  377;  dö  \va^re  er  gerne  hin  wider  Karl  58^; 
du  Ava^re  er  gerne  von  dan  Karl  64'' ;  ez  ist  hiute  hin  ein  tac 
lw.'7439;  der  wirt  ist  sine  sträze  Troj.  21857:  du  wsere  hin 
iiz'^iiliden  plan  Parz,  118,  20;  wa^r  er  gerne  nach  der  beiden 
be't>M'b.227, 11  ;  erist  nu  bin  Anigb.  10t> ;  der  zorn  ist  mnibalp 
da  bin  Iw.  8093.  nbd.  er  ist  dabin  ;  eristbinweg;  alles  ist  vor- 
bei; geld  ist  bin,  gut  ist  bin;  icb  wäre  gerne  bin.  auch  bier 
deuten  parlikelu  wie  biu  und  gerne  das  ausgelassene  wort  an. 

Einigemal  laUt  sieb  fallen  oder  neigen  ergänzen,  wenn 
man  sieb  uicbt  mit  fahren  begnügen  Avill ;  nibd.  muosea 
üf  die  erden  Parz.  471,  20  (ahn.  til  moldar  hniga);  müe- 
zen  alle  zuo  der  erden  pf.  Cluionr.  4179;  muoser  ze  der 
erde  das.  5862;  mnl.  ter  mouden  nioeten  (sterben  müssen) 
Huyd.  op  St.  2,  418.     nbd.  er  nuiU  hinab,   hinunter. 

Wie  mau  im  lat,  elliptisch  sagt  scire  hdibus,  nemlich 
canerc,  so  Ijat  auch  unser  können,  noch  in  der  alten  be- 
deutung  von  scire,  mhd.  \uid  ninl,,  dio.  präp.  mit  und  das 
subst.  neben  sich,  worauf  die  fertigkeit  gebt:  man  drirf  ei- 
nen inf,  supplieren ,  der  xingefabr  was  unser  nbd.  %itnuehn 
aussagt,  da  es  aber  mhd.  bieü :  mit  triuweu  varn  Parz. 
167,  29,  322,  21.  nüt  warten  varn  Iw.  7685.  mit  ir  varn 
Iw,  3160;  mit  s.-vlden  varn  AVigal.  8634  *) ;  so  kann  ganz 
die  üblicbe  ellipse  von  fahren  beibehalten  werden,  ich 
kan  ein  teil  mit  sänge  Parz.  114,  13;  der  mit  den  liulen 
kan  I>en.  184;  nibt  nüt  IVouwen  kan  Dir.  Trist.  280;  der 
w^ol  mit  riterscefle  kan  Parz.  66,  10.  Wigal.  8456  ;  der 
niht  mit  litlers  l'uore  kan  Parz.  152,  12;  die  wol  mit 
slrite  künden  Parz.  210,  22;  der  wol  mit  scarpfen  slrilen 
kan  Parz.  348,  24;  mit  der  tjost  si  bede  künden  Parz.  704, 
6;  si  künden  euch  mit  tjoste  Parz.  738,  23;  die  künden 
mit  gescbülze  avoI  Troj.  6271;  swer  mit  gejegede  künde 
Trist.  14361  ;  lat  niuie  wunden  schouwen  elswcn  iler  du 
künnc  mite  Parz.  577,  9;  swer  mit  disen  scbanze'i  allen 
kan  Parz,  2,  13;  der  nibt  mit  arnuiele  kan  (nichts  von  a. 
weiß)  Parz.  62,  24;  er  künde  wol  mit  schallen  Parz.  317, 
25;  die  wol  mit  züblen  künden  Parz.  493,  18;  daz  ez  mit 
tiuoj)beit  künde  (sich  aufs  trübe  verstcbn  lernte)  Tit.  90,  3; 
zwcr  uu  nibt  wan  mit  triuwcn  kan  ]Ms.  1,  51^;  nocb   spa- 


•)  vgl.  mit  triwcii   lel)en  Parz.  499,  17.     mit  krelten   leben   Parz. 
332,  4;  der  mit  beiden  wol  künde  lebe»  Ms.  2,  iti-'. 


138  eiiifaclier  satz. 

!er  bei  Königsliofen  p.  333  die  %vol  domlUe  kiinnent  (sich 
gul  daraiil'  versleliii.)  "svenn  Flore  660.5  stellt :  der  sich 
nilit  mit  rede  kau,  so  verlangt  das  reflexive  pi-oii.  ein  an- 
deres ausgelassenes  verburn  ,  z.  b.  entsagen,  wem -,  und  der 
grundsatz  der  ellipse  wird  dadurch  bestätigt.  Veldek  hat 
die  priip.  an ;  künde  avoI  an  rileVschaft  En.  9006 ; /To- 
massiu  se :  iler  iht  ze  guoleii  dingcu  kan  Wgast  Tl^^'j^der 
viel  spätere  Sastrow  2,  622  auf  :  konnte  wol  auf  der  fei- 
gen,  ganz  jenes  scivit  fidibus ,  und  nach  niaßgabe  der. pi  ap. 
hat  man  andere  verba  anzunelimen.  Es  ist  bemerk-ens- 
wertli ,  daß  unter  den  mlid.  dichtem  nur  einige  sich  die- 
ser redensart  bedienen ,  am  häufigsten  Wolfram  ;  andere 
z.  b.  Ilartm.  xind  Rud.  meiden  sie.  IMnl.  de  mester  con- 
ster  niede  wale  (der  in.  konnte  -wol  damit  umgehu)  Stoke 
3,  196. 

Das  verbum  sprechen ,  golh.  cjvlthan  scheint  in  der 
älteren  rede  und  dichlung  niemals  auszufallen,  erst  in  der 
neueren  hat  man  diese  ellipse  den  classischen  sprachen 
nachgeahmt,  z.  b.  also  der  greis;  also  der  vater;  nemlich 
sprach,  redete,  auch  bei  den  redensarten :  schönen  dank! 
im  vertrauen!    ist  sage  ich,  sei  es  gesagt,  zu  ergänzen. 

Etwas  anders,  wenn  schon  in  dem  raschen  dialog  alid. 
und  mhd.  dichter  die  phrase  tiiiat  er ,  sprach  er  ausge- 
lassen wird,  z.  b.  im  gedieht  von  der  Samaritanerin,  Iw. 
1939-1944,  denn  dabei  mangelt  zugleich  das  pron.,  wäh- 
rend in  jenen  beispielen  das  subject  greis  und  vater  aus- 
gedrückt war.  Oft  aber  wdrd,  aucli  in  schnell  wechselndem 
Zwiegespräch,  das  sprach  er,  sprach  sie  hintereinander 
wiederholt,  vgh  En.  97«=. 

ns;  Hiermit  glaube  ich  die  liauptsächlichsten  verbalellipsen 
des  einfachen  salzes  angegeben ,  von  der  des  auxiliaren  haben 
und  sein  beim  prät.  liat  das  folgende  cap.  \uid  von  ellipsen 
des  mehrfachen  satzes  der  dritte  abschnitt  zu  handeln. 

Andere  ließen  sich  noch  aufwerfeu ,  z.  b.  die  des  präs. 
man  soll  oder  muß  vor  infinitiven  (s.  87.  90) ;  es  ist  aber 
geratheuer  ihnen  zu   entsagen. 


verhuni.     iempus.     preis.  J39 


CAP.  III.    TEMPUS. 

Wenig  spraclien  sind  für  den  ausdruck  der  zeitverliältnlsse 
beim  verbuni  sparsamer  ausgestaltet  als  die  deutsclie:  sie 
besitzt  mir  formen  des  präsens  und  eines  einzigen  Präte- 
ritums. Aveder  das  futurum  noch  die  in  andern  sprachen 
vielfach  gegliederten  stufen  der  Vergangenheit  vermag  sie 
imumschrieben  zu  bezeichnen. 

üieser  empfindliche  niangel  hat  sich  niclit  erst  später 
liervorgethan ,  er  reicht  in  ihr  höchstes  alterthum  so  weit 
uns  hinaufzudringen  vergönnt  ist.  Ulf.  übersetzt  alle  und 
jede  gr.  tempora  der  Vergangenheit  durch  sein  prat.  untl 
gibt  das  gr.  fut.  zugleich  durch  sein  präs.  wieder;  nur 
äul^erst  seilen,  luul  im  fall  dringender  Zweideutigkeit,  be- 
fpiemt  er  sich  das  fut.  zu  innschreiben.  Selbst  in  der  be- 
deutend jüngeren  ahd.  periode  verhalt  es  sich  beinahe  noch 
ebenso,  und  eigentlich  et'st  bei  0.  und  N.  entscheiden  sich 
die  umsclireibungen.  mhd.  und  nhd.  haben  sich  diese  pe- 
riphrastischen  tempora  viel  unentljehrlicher  gemacht,  obwol 
auch  selbst  heule  der  alle  giiiiulsalz  hin  und  wieder  vor- 
briclil,  die  teniporalverhälljüsse  einfacher  und  rolicr  auf- 
zufassen. 

Ich  trete  dennoch  der  ansieht  n'iclit  bei,  daU  diese 
mangolhaftigkcil  der  tempusformen  von  jeher  in  unserer 
S|iracbe  gelegen,  oder  dali  in  anderen  der  reiclithum  daran 
sich  ei'st  durch  verfeinenuig  ausgebildet  habe.  Sprachver- 
feinerung Schaft  nie  neue  formen,  sondern  läßt  sie  unler- 
gelin,  indem  sie  bestimmtere  äuüerliche  ersalznntlel  dafüi' 
gewährt,  wie  diese  sich  freilich  auch  bei  uns  hervorgelhnn 
liaben.  Einzelne  spuren  frülierer  deulsclier  tempora  Können 
vielleicht  doch  augezeigt  Nverden, 

PFiAESENS. 

Das  jiräsens  erscheint,  auch  seiner  form  nach,  als  grund- 
läge  aller  übrigen  tempora;  es  lauft  am  vollständigsten 
durch  jeden  modus,  während  andere  tempora  niir  im  ind. 
und  COM},  ontbaltcn   sind,  dem  inip.  und  inf.  abgchn. 


140  e  Ulf  (icher  salz. 

Es  clriickt  die  gogeiiwarl  aus,  zuweilen  aber  die  al« 
gegeinvürlig  getlaclite  vergangciilieil  oder  zukiiiirt.  von  dem 
häufigen  gebrauch  der  präsenslorm  für  das  f'uluruni  hernach 
bei  diesem,  von  dem  prä«.  für  das  lat.  porfecl.  conj.  lier- 
nach  boim  pral.;  hier  behandle  icli  das  indicative  präsens, 
Avolches  vergangne  dinge  darstellt, 

JMau  nennt  es  das  erzählende  oder  historische  präsens : 
in  der  -wärme  einer  rasclien  erzälilung  wird  zwischen  an- 
dere prälerlta  ein  pras.  gestellt,  \im  dem  zuhorer  das  vor- 
gegangene lebendig  unter  die  äugen  zu  rücken,  auch  kann 
das  plötzlich  und  unerwartet  eingetretene  scliickiich  durch 
das  blolie  präs.  vorgetragen  werden. 

Im .  griech.  ist  der  aorist  das  eigentlich  erzählende  teni- 
pus ,  bei  lebhafter  rede  tritt  aber  oft  das  pras.  an  dessen 
Stelle  und  wechselt  niit  ihm  ab.  Schade,  dalli  wir  die 
goth.  Übersetzung  des  iöov  uyyelos  (falverai  IMatth.  2,  13 
nicht  nachsehu  können;  im  apparuit  der  lat.  vulg.  ist  der 
nachdruck  des  urlextes  schon  verloren  gegangen  und  so 
auch  im  ahd.  arangta  sih  T.  9,  1 ;  selbst  Luther  Iiat  das 
präs.  niclit  hergestellt. 

Das  im  N,  T.  unzähligemal  als  histor.  präs.  vorkom- 
mende Xi-y^i  überträgt  Ulf,  stets  durch  das  prät.  qvath  z.  b. 
Matlh.  8,  4.  7.  20.  26.  Marc.  5,  19.  Joh.  19,  9.  10;  ebenso 
Xtyovoi  durch  qvethun  z.  b.  IMarc.  4,  38.  die  vulg.  gibt 
dafür  ait  oder  dicit,  also  lat.  praesenlia  (obgleich  ait  sonst 
etwa  auch  prät.  sein  könnte);  in  den  ahd.  Versionen  finde 
ich  aber  nur  d.as  prät,  daÜir;  c|uhat  fr.  theot,  IMatth.  9,  6, 
T.  Malth.  9,  6.  23. 

Ebenso  wird  h'Qy^frat,  l'QyovTui  zu  einem  golh.  iddja, 
qvam ,  iddjedun,  qvcnuui  JNlarc  2,  3.  3,  31.  5,  1.5.  35. 
Joh.  11,  29.  ausnahmsweise  ist  Luc,  8,  49  yaijijith  für 
i'Qy(%at  gelassen.  auch  ■d^iMQovot  JMarc.  5,  15  bleibt  ga-. 
Sdihvaud  und  ayovai  Joh.  9,  13  ijatiuhand^  doch  Joh. 
18,  28  dafür  taühun.  allein  folgende  gv.  präs.  werden 
überall  zu  goth.  prät.:  yxdwoi  insailidcdun  INfarc.  2,  4; 
dicyeiQOVOi  urraisideduu  ]\Iarc.  4,  38;  nKolorDovai  laisti- 
dedun  Marc.  6,  1 ;  ovvaynviai  gaiddjedun  Marc,  6,  30 ; 
iyuQSTUL  urniis  Joli.  11,  29  u.  s.  w,  zum  klaren  beweis, 
dali  Ulf.  nicht  knechtisch  übersetzte,  sondern  das  wahre 
präs.,  welchem  stets  auch  ein  goth.  entspricht,  von  dem 
lüstorischen  aufmerksam  zu  scheiden  verstand.  oiTenbar 
also  hnt  die  golh.  spräche  wenig  neigung  zum  letzteren, 
und  ilulür  lälU  sich  ein  sattsamer  grund  denken:  da  sie 
ihre  prasensform    äußerst    oft   für  das    gr.  ful.  und  den  gr. 


verhuin.     tenipiis.     preis.  141 

aor.  conj.  verwendet,  so  wäre  Verwirrung  entsprungen, 
hatte  sie  es  zugleich  in  allen  jenen  stellen  der  indicativen 
Vergangenheit  anpassen  wollen.  Späterhin,  als  sich  die 
Umschreibungen  des  fut.  fester  gesetzt  hatten,  konnte  das 
erzählende  präs.  eher  aufkommen. 

Wir  werden  es  also  auch  nicht  In  ahd.  prosadenkma- 
lern ,  die  der  vulg.  anhängen  (und  diese  braucht  in  jeneu 
Stellen  meist  schon  prät.  statt  der  gr.  präs.),  oder  ihres  präs. 
noch  oft  für  das  fut.  bedürfen,  erwarten;  elier  in  den  ge- 
dichten.  Doch  0.  ist  kein  rein  erzählender  dichter,  sondern 
überall  seine  belrachlung  anzuknüpfen  geneigt,  für  die 
dann  das  präs.  gerecht  ist :  wo  er  aber  erzälilt  bedient  ef 
sich  stets  des  prät.  INoch  weniger  verliert  sich  aus  diesem 
der  alls.  Verfasser  des  Ilel. ,  luid  >venli  er  ganz  am  schlul^ö 
seines  werkS  176,  4.  5  auf  giwet  imo  up  thanan ,  suhia 
Imo  is  helagon  stul  das  präs.  sitil  imo  thar,  eiidi  thanan  all 
gesihil  folgen  lälk,  so  forderte  der  sinn,  hier  die  daucr 
des  hinunlischcn  reiclis  den  vorausgegangnen  ereigiiis?eii 
entgegenzusetzen;  atich  diente  das  sedet  a  dextris  der  vulg. 
IMaiT.  16,  19  und  erit  sedens  Luc.  22,  69  zur  richtschntir 
(obschon  T.  244  saz  in  zeso  goies ,  dem  gr.  i'/Md-ioe  der 
ersten  stelle  näher   forierzählt  wird.) 

INlehr  der  poesie  gemäß  scheint,  daß  zu  elngang  des 
Ludwigliedes  nach  dem  "weiz  des  dichtei'S  noch  drei  präs. 
heizit ,  thionot ,  lunot  folgen,  inid  dann  erst  ins  prät.  ein- 
geschritten wird,  der  Säuger  geht  von  der  gegenwart  aus 
zur  Vergangenheit  über,  an  diesen  rand  oder  Vordergrund 
befestigt  er  seine  fäden  und  so  darf  er  auch  am  .Schluß 
nochmals  benierklich  werden.  jenem  weiz  ih  gh'ich  steht 
das  lesen  wir  ihaz  fuori  in  der  Saniariteriii.  Im  boyinii 
des  PSib.  lieds,  bevor  die  erziihlung  angehoben  hat,  kann 
CS  heilk'n:  uns  ist  geseit,  oder  nachdem  sie  zu  ende  geht: 
hie  Itiit  daz  nnere  ein  ende ,  ditze  ist  der  ]Nibelun{;e 
not.  mit  diesen  worteu  tritt  der  dichter  auf  und  ab,  zur 
crzählung  gehören  sie  nicht.  oft  unterbleiben  sie  völlig 
uiul  selbst  im  beginn  ist  gleich  das  prät.  angemessen,  wenn 
der  vortragende  sich  als  bloßen  rhapsoden  kiuid  gibt:  ik 
gihurta  seggen  llildebr.;  wir  hurten  dicke  singen,  An- 
nolied. 

Von  solchen  etngängen  und  schliisscn  abgeselicn  sollte 
die  freiere  natur  der  nihd.  poesie  aber  auch  sonst  im  ge- 
dieht das  nicht  rellexivc,  sondern  eigentlich  er/älilenile  präs. 
vermuten  lassen.  ich  linde  es,  einen  einzigen  fall  ausge- 
nommen, niriieuds. 


142  eiiifaclier  nutz. 

Dieser    fall  tritt    alsdann  ein ,    wenn    aus  tlen    erzalilten 
begebenlieilen    ein   etwas    anhaltender    zustand   liervurgcgan- 
gen  ist,    dessen    bild  sich   dem  luHer  vergegenwärtigten    soll, 
an  den  sich  der  erzählende   damit  wendet,     hixi  riltl  11er- 
zeloyde    Iruiit    Parz.  451,  3;    der   rit  nu    ilf  die  niwen  slä 
Parz.  455,  23 ;    der    burcgrave    nu    vil   wönic    des    verbirt 
Parz.  20,  28 ;    Gaschier    siii   kumii  ouch   niht  verbirt  Parz. 
42,  7;    nu  gel    der   künec    an    sineu    rat  Parz.  422,   19;   ez 
ntt'ht    nu    wilden  m.eren ,    diu    huchgemiietc   bringent  Parz. 
503,    1 ;    im    uuhl    der    kristeu    ungeval    Wh.    45,    23 ;    ez 
na'ht   nu    vreude    unde  klage    Wh.  215,  1;    nu    muoz  sUi 
freude    dem   jämer    u.  s.  w.   Wh.  214,   28;    nu    kamt    dem 
Zwickel  hie    sin    schop  Wh.  396,  3 ;    nu  Heimrich   u.   siuiu 
kint   von  der  künegin  empfangen  s int '■''■)  Wh.  251,  3;    der 
niarcrave  ist  durch  si  komn   ane  schaden   Wh.   109,   1 ;    nu 
ist   ßlantscliellur    diu    guote    mit    vaste    trurigem    muote   in 
der  stat  Flore   1744;    nu  stdt  er  üf  und  (jdt    mit  der  kun- 
gln   an    die    stat    Flore    2217;    nu    ist    Flure    schune    bereit 
kuinber  u.  gröze  arbeit  ze  lidenne  Fl.  2879;  Pieinhart  tvirt 
noch    hiute    betrogen    Pieinh.    824 ;     diz    ist   geschehen ,    ez 
muoz    nu   sin,    er    ist   tut    der   guote    Pviwalin  Trist.   1701; 
nu   Tristan    (terst    ze   huse    komen    Trist.    3377;    nu    Küal 
unde  siniu  kint    belehent    und  gerbet  sint  Trist.  5849;    nu 
herre  Morolt    der   ist  tut   Trist.  7200;   nu    Tr.   der  ist   ze 
fride    komen   Trist.    8901;    her   Wigalois    hie    bluzer   stätf 
niht  mere    er    ze    schirme  Iiät  (s.  1.  für  stet:    Iiet)  wan  sin 
barez    isengewant     Wigal.  6987;    hie   ist  diu  äventiure  ge- 
holt Wigal.  7904;  nu   ist  umbehabet  IMorolt  der  degen,   er 
muoz   mit  gruzen    listen    fristen    sin  leben   Mor.   1814;    nu 
ist  verraten    künec  Salomun,    daz  hat   sin  elich  wip  getan 
das.    2274 ;    nu    wil    man    den    künec   Salomtju    sliezen   in 
zwu  fezzern  freissam,  dar  inne  muoz  er  Verliesen  sin  wer- 
dez  leben  das.  2412;  nu  liget  der  tugendhafte  man  vor  dem 
künege    Princian    u.  muoz    Verliesen    sin   leben    das.    4123; 
er  lud  den  tut  an  der  haut  das.  2799.     Der  volkssänger  hat 
also  diese  Wendungen  gemein  mit  dem  höfischen  dicliler,  nur 
daii  jener  die  in  der  erzahlung  durch  das  vorgeschobne  prii- 
sens  gleichsam  entstaudne  pause  ungescheut  für  seine  labung 
mit    einem    frischen    trunk    zu    nutzen    weiii    (Mor.    2416. 
2798.    4127.)       die    spätere    poesie,     oder    die    italienische, 
würde   hier    einigemal    sasen:    nun    lassen  wir  den    beiden 


*)  empfangen  siiif ,  und  in  den  folgenden  beispielen  ist  geschehen, 
ist  komen  u.  s.  w.  bilden  kein  eigentliches  präs.,  sondern  ein  um-^ 
scliriebues  prät. ,  das  aber  Lier  dem  präs.  gleich  steht. 


verbum.     tentpiis.     präs.  .         143 

reiten,  doch  aucli  diese,  redensarl  war  dem  13  ih.  nicht 
unbekannt  •') ;  den  abgebrochnen  faden  ninunt  das  nächste 
prät.  von  neuem  aut.  durch  die  partikehi  nu  oder  lue 
wird  die  eintretende  gegenwart  angekündigt  '*''^^ ,  der  er- 
zähler  liaU  einen  augenblick  ein ,  den  zuhörer  beschäftigt 
unterdessen  das  ihm  vorgehaUne  bihl  und  LäiU  ihn  den  Zu- 
sammenhang nicht  verlieren,  durch  anscheinende  Unterbre- 
chung der  rede  wird  die  aufmerksamkeit  nur  gesteigert. 

Grade  so  ist  auch  mnl,  dieses  naive  pras.  und  noch 
häufiger  gebraucht,  nu  Jeyhet  Coppe  ouder  niouden  Rein. 
465;  nu  es  Brune  up  die  vaert  ende  hevet  in  siere  liertcn 
onwaert  Kein.  497 ;  dit  scehleu  hevet  Reinaert  ghehiten 
Rein.  029;  Iioe  Sdl  nu  Brune  te  liove  comen?  Rein.  961; 
uu  nioet  Tibert  doen  die  vaert,  die  sere  es  droeve  ende 
vervaert  Rein.  1043;  dus  gaet  Grimbert  te  Mauiierlus  Rein. 
1363 ;  nu  es  die  biechte  ghedaen  ,  die  lieren  hehhen  den 
wech  bestaen  Rein.  1695;  nu  (fiiet  Reinaerde  ai  liuteu 
speie  Rein.  1890;  die  staet  ende  scunivet  daerwaert,  ende 
si  spviinj1ien\  ende  si  keren  Rein.  2038  ;  nu  wert  R.  pel- 
grin ,  ende  sin  öm  Isingrin  ende  Brune  die  liij(jhen  ghe- 
bonden  Rein.  3017  ***);  nu  es  Blancelloer  in  vremden 
lande,  hoe  sere  wrinct  si  haer  hande!  Floris  738;  si  ne 
tvef  van  rouwen  hoe  ghebaren  Floris  745;  nu  es  die  coninc 
haerde  verdroeft,  hem  dinct ,  dat  lii  raets  bohoefl  Fl.  1394 ; 
Floris  heß  sine  tale  gheent ,  die  coninc  heni  droevelike 
omme  ivent  ende  doet  ghereiden  Flor.  1480;  nu  es  Floris 
comen  buter  slat  Fl.  1606;  nu  es  Floris  comen  dacr  hi 
wesen  soudc,  hem  hedaerj  wel  dat  hi  hem  houde  mit 
sinne  u.  s.  w.  Fl.  2091.  Auch  bei  Maerlant  ersclieint  die 
Wendung  nicht  seilen ,  z.  b.  nu  es  die  bisscop  dacr  comen 
ende  hevet  capiltele  ghenomen  2,   210;    nu  waent  die  bis- 

*)  nu  lät  Heil  kiinppen  wider  komcn  Parz.  652,  15;  im  lAt  Arlüseii 
stille  li};iii  l'arz.  (JttT,  1:  mi  lät  in  riteii  Parz.  443,  5;  iiu  l;U  Tcriii- 
niereii  liteu  VVli.  3(jO,  29;  älmlicli  ist:  im  daiict  es  dem  wirte  Parz. 
63t),   13. 

'*)  aber  nu  stellt  nirlit  iiotliweiidin;  vor  dem  präs. ,  fast  iiocii  lifter 
vor  dem  prät.,  z.  b.  nu  diz  wart  <i;etAn  Parz.  57!),  1;  nu  diz  was  er- 
gangen Parz.  591,  22;  nu  diz  was  et  alsus  konieu  Parz.  (>7().  1  ;  nu 
diz  was  äne  strit  Parz.  808,  1;  nu  was  Parz.  513,  1.  7  U),  9.  7K4,  23; 
nu  wären  AVIi  351,  21;  nu  liet  Wli.  133,  11.  138,  23.  325,  13;  nu 
lac  Uli.  111,  15;  nu  sali  Wli.  240,  13;  nu  kom  Wii.  329,21.  bei 
Gutt'ried  unzäliligemal. 

*")  80  viel  ich  sehe,  Iiat  der  säclis.  bearbciter  des  Reineke  in  die- 
sen stellen  allen  das  präs.  aiif^fegeben  und  dafür  präterita,  obgleich 
selbst  die  nl.  prosa  jenes  zuweilen  beibehält. 


144  einjdcher  salz. 

scop  van  den  Ilcdeii  2,  211;     mi  soe  el  wat  doen  eii  wct, 
hert  soe  Jiarc  au   oiiser  vromveii  2,  250. 

Die  auirallencle  einslimmung  zwischen  Flore  1744  iiud 
Floris  738  liilU  venmiten,  (lali  hier  und  aIl(ler>^a^ts  auch 
im  welschen  original  das  priis.  sland.  wirklicli  ersciieint  iu 
der  allfranz.  poesie  das  erzählende  pras.  ganz  in  derselben 
Verwendung:  or  li  esluet  enging  por([uerre  Hon.  853 ;  or 
est  Iienart  dedens  sa  tor,  sl  filz  li  f'ont  nioult  graut  ator 
Ren.  917;  or  est  Renart  ea  graut  peril  Ren.  1668.  1830; 
or  a  Renart  au(iues  la  horde  Ren.  1816;  or  covient  que 
Tyheis  se  laise  Won.  1944;  or  /'a  R.  tant  aniuse  ,  ({uc 
arnbethii  sont  acorde  Heu.  1981  u.  s.  w.  Aliein  außerdem 
liat  das  historische  pi-iis.  m  der  allFranz.  spräche  ungleich 
tiefer  gewurzelt  mid  ninnnt  neben  dem  prät.  fast  ein  diillcl 
oder  viertel  der  ganzen  erzahlung  ein,  vgl.  z.  b.  Reu.  680- 
708.  761-769.  826.  27.  Berte  p.  42.  43.  52.  54:  niouIt 
fit  cele  jornee  felon  temps  et  cuvert,  et,  la  royne  pleiwe, 
cjui  siiefre ^  li  joiirs  va  a  declin,  si  aproche  la  nuit,  quant 
ce  voit  la  royne,  el  parfont  bois  s^eujuil;  und  so  wahr- 
scheinlich dmch  alle  oder  die  meisten  gedichte. 

In  dieser  heziehung  ergibt  sich  also  eine  hauptverschie- 
denheit  zwischen  altd.  und  altlranz.  slil.  Jener  kennt  das 
historische  pras.  nur  in  dem  auseinandergesetzten  fall,  y\o 
es  gei'ingen  Spielraum  hat,  und  lange  nicht  von  allen  dich- 
tem verwendet  wird  :  außer  bei  Wolfram,  Gotfried,  Wirnt, 
Flecke  und  einigen  andern  habe  ich  es  kaum  getroffen, 
zumal  nicht  bei  Harlmann,  Rudolf,  Conrad,  geschweige 
in  den  TS'ib.  oder  Gudrun.  Die  allfranz.  poesie  erstreckt 
es  aber,  wie  gesagt,  noch  auf  viele  andere  fälle  und  braucht 
es  geradezu  als  erzählendes  tempus  da,  wo  alle  mhd.  und 
mul.  dichter  nur  das  prät.  setzen,  man  sclilage  den  Trislran 
auf,  oder  halle  die  fabeln  der  Marie  de  France  zu  den 
strickerischen ,  bonerischen  imd  dem  mnl.  Esopet.  dort 
überall  untergemengte  prasentla,  hier  nirgends.  Ohne  zweifel 
widerstreben  sie  auch  reinepischem  Vortrag,  und  färben  ihn 
zu  subjectiv  oder  dramatisch:  in  jener  niäliigen  anwendung 
der  mhd.  dichter  tluin  sie  desto  größere  wirknng.  das 
eigentliche  epos  duldet  kein  präsens  aui^er  zu  eiugang  und 
in  den  reden  der  handelnden,  d.  h.  überall  nur  wo  nicht 
erzählt  wird. 

Auch  die  cddlsche  erzahlung  streut  kein  pras.  ein,  und 
hat  es  lediglich  im  gcspräch  oder  wenn  ganz  am  Schluß 
die   reflexion    des  dichters   heraustritt:    nü   er   um    genginn 


verhiim.     lempus.     preis.  145 

gratr  Odclrunar  Saem.  243^*).  zu  eingang;  yj-e/i  /*e/?/-  iiUl 
251»,  wie^ol  soust:  är  qvadhu  100^;  lieyrdha  ik  segja 
239».     auf  gleiclie  weise  verhält  es  sich  im  ags.  Beovulf. 

Für  den  bewegteren  ton  der  neueren  volksh'eder  eignet 
sich  das  liistor.  priis.  weit  mehr,  in  den  schwed.  und  daii. 
ist  es  gar  niclit  selten,  beim  beginn  wie  in  der  mitte,  und 
ohne  daU  es  dabei  auf  betrachtung  abgesehn  wäre:  alles 
ist  alsogleich  handlung.  fröken  Adelin  hon  guiigar  sig  i 
rosende  gärd,  hon  plockade  rosor  Sv.  vis.  1,  95;  och  Grim- 
])org  tar  juugfrun  vid  fagergulan  lock,  sa  hinder  han  henne 
vid  sadelknapp,  sa  rider  han  öfver  den  trelümila  skog, 
und  gleich  darauf  im  prUt.:  slett  inte  s?i  talle  han  ett 
endaste  ord  Sv.  vis.  1,  19;  skün  Anna  hon  (jfir  tili  sjöastrand, 
och  der  spatserar  hon  sä  vida,  til  henne  sä  kom  en  fager 
unger  man,  han  helsade  pä  henne  sä  blida  das.  1,  24.  hier 
stellt  in  den  beiden  ersten  versen  das  präs.  den  ausgang 
und  das  spazieren  der  Jungfrau  als  ein  bild  hin,  mit  dem 
prät.  des  dritten  luid  vierten  beginnt  die  handlung.  Agnete 
Stander  paa  hüjelofts  bro ,  strax  kom  der  en  havmand  D. 
V.  1,  313;  Algreven  blasser  i  sin  lur,  det  hörte  dron- 
ningen  i  sit  biu'  das.  1,  316.  nicht  anders  in  nhd.  Volks- 
liedern, z.  b.  es  liegt  ein  scliloU  in  Osterreich,  das  ist 
ganz  wol  erbauet,  darinnen  liegt  ein  junger  knab ,  sein 
vater  kam  von  Piosenberg  u.  s.  w.  Alle  diese  beispiele  he- 
ben vom  präs.  an  imd  gerathen  dann  ins  prät.;  kein  mlid. 
dichter  würde  sich  solche  Sprünge  im  tempus  gestattet  ha- 
ben, in  solern  er  erzählt  und  nicht  redcclierend  vortritt, 
die  benierkung  gehört  eigentlich  in  die  lehre  vom  mehr- 
fachen satz,  und  nur  darum  hierher,  weil  ich  das  allmäliche 
Umsichgreifen  des  bist.  präs.  schildern  wollte. 

In  dem  heuligen  stand  aller  deutschen  sprachzweige  hat 
vielfache  einwirkung  der  classischen  so  wie  der  neiieren 
fremden  literatur  diese  tempusanwendung  freier  und  manig- 
falter  begründet,  überall  wo  der  erzahler  seinen  gegen- 
ständ näher  bringen  oder  das  überraschende  darstellen  will, 
mag  er  gleich  mit  dem  präs.  beginnen  oder  aus  dem  prät. 
»uinüllclbar  in  das  präs.  übergehn ,  z.  b.  wir  giengen  un- 
besoigt,  da  Jährt  ein  wcllerslrahl  aus  luntorer  luft,  und 
SiUcsJlieht  auseinander.  Was  aber  dem  leichleren  vertrag, 
der  prosa  und  dem  drama  gestattet  ist,  dessen  wird  die 
gemessene    epische  dichtimg   sich    zu    enthallen    haben:    ihr 


*)  man   könnte   diese  worte  aucl»   nocb   der  O.  sciijst  in  den  numJ 
legen. 

K 


'\4f)  einJ'acJier    salz. 

taugt  das  pi-iis.  nur  für  finijaiig  ''anriif  der  nuise) ,  {^leirli- 
nis  lind  rede  ticr  Iiandi-Iiidcii  |i(M-8()iifii ,  iii(  dt  liir  die  ans 
des  dulilois  niiinde  gehende  er/;ililiiiig.  in  (jöllios  Merin. 
und  Dorullica  isl  kein  einziges  liisl.  präs. ,  iii  Vossens  l.iiiso 
wird  blüU  zu  anfang  des  drillen  gesangs  aus  der  er/.ählung 
gewichen,  wie  in  jenen  \olUsliedern  eine  l)es(:lireibuiig  vor- 
ausgesendet ,  und  daiaul"  ins  pral.  eingelenkt.  \A'ielands 
Oberon ,  nach  welscher  weise ,  hat  ihrer  im  Übermaß. 


PRAETERITUM. 

Einige  Vergütung  für  die  in  unserer  spräche  gleiclisam  un- 
ausgeax'bcilet  gelassene  oder  lialb  verschlossene  form  der 
vergangenheil  wird  ihr  durch  das  reiner  als  sonst  irgendwo 
entfaltete  System  der  ablaute,  luid  die  damit  verliehne 
größere  durchsichtigkeit  ursprünglicher  und  abgeleiteter, 
intransitiver  und  transitiver  bedeulungeu  gewährt.  was 
iu  der  grieclüschen  conjugalion  zu  dem  ablaut  stimmt  fallt 
gerade  auf  zwei  teiiipora,  das  perfectum  und  den  zwei- 
ten aorist,  so  wie  leduplication  nur  das  perf.  mid  plusq. 
einninuiit.  sollten  in  viel  früherer  zeit  als  der  gothischen 
unsere  ablautenden  und  rechipiicierenden  formen  uiclit  auch 
für  bestimmte  tempora  der  veigangeidieit  gedient  haben? 
waren,  im  gegeuthed,  unsere  schwachen  praeleiita  ursprüng- 
lich nieiir  für  das  imperf.  und  den  ersten  aor.  geeignet 
gewesen:'  einer  solchen  mutmalUmg  steht  nicht  weniges 
entgegen;  olfenbar  hal  sich  die  ganze  Unterscheidung,  wenn 
sie  so  bestand,  völlig  anders  gewendet  und  niclit  mehr 
tempora  sondcjn  zwei  durchgreifende  verbaiclasseu  bezeicli- 
net.  INlerkwüi-digeu  auscliein  hätten  einige  spuren  starker 
und  schwacher  prät.  an  einem  und  demselben  verbo.  das 
gotli.  gaggan  bildet  nicht  gaigagg,  vielmehr  gaggida,  obschou 
auf  jenes  das  ahd.  gianc,  gienc  führt:  '(ja(j<jida  verdeutscht 
Luc.  19,  12  i'7ioo6V&/;  (aor.  1),  das  ge\\öhiilich  gebrauchte, 
aus  anilerm  slanun  entlehnte  ])räl.  iddja  aber  Luc.  7,  6.  t  l 
iCTO()f/?/f ro  (imp.)  JMatlh.  9,  9  jjzoAovdr^ne  (aor.  l),  iddjeduu 
Luc  7,  11  inoQtvovTO.  Das  ags.  gongan  vereinigt  drei 
präterilivfornien:  die  häufigste  ist  eode  =  nldja,  dann  gilt 
yeong,  giong  z=  gaigagg  B.  3568.  4034.  4424.  4813.  5427  *), 
endlich  gengde  =z  gaggida  B.  2825.  C.  47,  27.  52,  9.  für 
den  unterschied  der  bedeutungen  ist  kein  gefühl  mehr  vor- 


*)  gang  B,  2591.  2632   sc/ieint   feliler   für   gieng,    giong  und  auch 
C.  39,  i4  fordert  der  sinn  gieng,   giong  statt  gien. 


vei'hum.     iempiis.     prüt.  j47 

liandcn ,  sonst  könnten  eot-le  \\\\\  geong  ivit,  gengile  ibnl 
ausgediiickt  haben.  0.  bedient  sich  für  hringan  des  /^vei- 
lachen  prät.  hrahta  I.  14,  20.  \\.  14,  87.  99.  IV.  l'O,  31 
und  bruufj,  hrMiyun  IV.  18,36.  20,40.  35.19.  Allein  icJi 
iiberselie  nicht,  dali  weder  gaggida  noch  golh.  brahla  (für 
braggida?)  iinniiltelbar  aus  gaggan  und  briggan  hergefülirt 
Averden  dürlen;  sondern  ein  niemals  erscheinendes  gaggjan 
und  bi-aggjan  begehren,  wie  sicli  in  liaijan ,  liuf  schwache 
und  starke  form  nu'schen,  können  es  in  gaggan,  gaggida 
starke  luid  schwache.  die  analogie  der  lat.  verba  weist 
unsere  starke  Torrn  auf  die  dritte  conjugation  ,  unsere  drei 
schwachen  foi'inen  auf  die  drei  übrigen;  es  hängt  also  gar 
nicht  mit  temporalunlerschieden  zusammen. 

Naher  zur  unlcrsuchung  unserer  praterila  schreitend  be- 
seitige ich  vorläufig,  was  erst  im  dritten  abschnitt,  bei  dei 
lehre  vom  conj. ,  vollständig  kann  erörtert  werden:  daß 
die  gesammte  deutsche  spräche  den  begrif  des  lat.  perj*. 
(nicht  des  imperf.)  coiij.  meist  din-ch  das  präsens  ausdrückt, 
und  zwar  (welches  uns  hier  gleichviel  ist)  am  liebsten  ind., 
zuweilen  conj.  Im  N.  T.  steht  dafür  ein  aor.  conj.,  ge- 
wöhnlich der  erste,  seltner  i\er  zweite:  (jalairith  "kvüVj 
Matlh.  5,  19;  läisjäi  dtöüi.)-^  täujith  Tioii^rtt]  das.;  mauagizo 
vairtliith  TiiQ/notva/j  5,  20;  riianrlhreith  (fovevat]  5,  21; 
fjvithith  shnj  5,  26:  ajletui  uii(\  ajlelitk  an o).vof]  5,  31.  32 
u.  s.  w.  an  diesen  stellen  hat  die  vulg.  solvent,  docuerit, 
fecerit,  abundaverit,  occiderit.  dixerit,  dimiserit  und  der 
alul.  T.  zUösit,  Icritf  tuot ,  (jlnuhisnmo ,  nnidit ,  farliizc^ 
J'arlazit.  alid.  belege  aus  K.  audierilis  hörrtt  17-'';  fecerilis 
tuelir  17^;  fueril  ist  20*';  docuerit  lerit  20'';  iuvenerit  ^mflfe 
21'';  scierit  wizzi  22^;  judicaverit  snanit  22'';  visum  fuerit 
kiduht  ist  22'';  praesiimpserit  erpaldct  23*;  ])erieril  Jar- 
tverilc  23'';  fuerit  is/ 24'';  murmiu-averit  nuirtnulol,  rmen- 
(\a\Gv\{  puazit  25^'^  observavero  pihdlln  27^;  celaverit  _/«»- 
hele  28'';  cvenerit  clmmit  32'^;  pidhibuerit  piiverit  40-''; 
supervenerit  upar<7A//ü){<7  45'';  audilum  fiu-rit  kihurlaz 
ivlrdil  45'';  fucrinl  siut  45'';  occurrciil  kakan  hiiifit  45''; 
consliluerit  liesezzit  4i\-^\  jusserit  hipitdit  48*;  consensiMit 
kiheiihtt  54'':  habuerint  e'ujun  57''.  beispicle  aus  Is.  cre- 
didorit  chilauhil  348;  dornneris  slaßs  400;  i-epleli  fuei'int 
arlüllide  tverdhanl  400;  zumal  merkwürdig  ist  die  Über- 
tragung des  Salzes  rpü  tetigorit  vos,  tangil  pupillani  oculi 
ejus  354  wo  beidemal  derselbe  modus  und  dasselbe  tempus 
gebraucht  werihMi:  dher  ewih  hvlnlt^  hruül  sfnos  augin  schun. 
In  all<Mi  diesen  beispielen  ist  weder  das  formelle  deutsche 
prät.  conj.  noch  eine   Umschreibung    anwendbar   und    es   er- 

K  2 


j|48  ei II Jacher  salz. 

hellt  daft  tinsci'  pi-ül.  coii).  well  clngescliränkler  sei  als  dos 
des  ind. ;  iibcilliissig  würde  sein  hier  auch  die  anderen 
dialccle  zu  heriicksichligen. 

T3io  gnn/e  n.'irhfolgerule  belrachfung  hat  es  nun  wcsonl- 
licli  niil   dei-  iudicnliven  verijmKjeulieil  zu   ihuii. 

Ulf.  ii])orlr;igl  alle  und  jede  gr.  lenipora  der  vergangen- 
heil durch  sein  einziges  priil.  gleichviel  starker  oder  schwa- 
cher form  ,  und  davon  müssen  wir  hier  ausgehn.  niemals 
bedient  er  sich  in  dem  activum  einer  Umschreibung,  im 
passivum  aber  jederzeit. 

Die  goth.  unischreibimgen  des  prät.  pass.  sind  s.  10.  11 
angegeben  und  es  ist  dort  ausgeführt  worden,  daß  sich 
aus  den  wechselnd  gebrauchten  hilfswörtern  im ,  vas  und 
vartli  durchaus  kein  sicherer  Schluß  auf  eine  tempusun- 
terscheidung  ziehen  laut. 

Gegenwiirlig  habe  ich  zu  belegen  daß  auch  das  nnuni- 
schriebne  prät.  act.  für  alle  gr.  tempora  der  Vergangenheit 
auslangt. 

tniperf. :  vas  %v  IMatlh.  7,  56.  61.  Luc.  1,  7;  vesun  ?;aaj/ 
Malth.  7,  55;  cjvalh  tleys  IMatth.  9,  21;  qvelhun  e'Xeyov 
Job.  9,  8;  sat  ha^fC^ro  Job.  U,  20.  h.ä&r^TO  INIarc.  3, 
32;  bar  fßäoTuCs  ioh.  12,  6;  sukida  i^yret  Luc.  6,  19; 
gauasida  läro  das.;  laisida  edIdao'AS  Marc.  1,  21.  Luc.  4, 
15;  sildaleikidedun  iüuv/ia^oi'  Luc.  1,  21. 
per/.:  sat  Kena&r/.s  Marc.  11,  2;  qvani^  iXrj).vd-a  Luc.  5, 
32;  gaf  d'fC^M'ACi  Job.  17,  22;  gasahv  iojQay.e  Luc.  1,  22; 
gatavida  nenohjy.s  Liic.  1,  25;  insandida  ccnlaraXy.E  Luc. 
4,  18.  7,  20;  gadiiuthnuda  reß-vr^KS  Luc.  8,  49;  fastaida 
TET'rjor^y.a  Joh.  12,  7;  rudida  lelciXrjya  Job.  8,  40. 
aor.  1:  sat  ixäd-tos  Luc.  19,  30.  gasat  Luc.  4,  20;  gaqve- 
mun  ovrtjyß-i^aav  ]Mallh.  7,  62;  gasvalt  lTe).ivxi;r>E  IMatlh. 
9,  18;  luiluik  iay.!Qr7;ae  Luc.  1,  44;  gatavida  tuolr^os  Luc. 
1,  49;  niclida  {'yaaWs  Luc.  1,  63;  gavandida  sik  vniGTQSXj.)6 
Luc.  1,  56;  ushraniideduu  i.a%avQO)Guv  Gal.  5,  24. 
aor.  2:  vas  iyareto  Luc.  1,  5.  varth  Luc.  2,  1.  13;  qvalh 
eJ7T6  IMatlh.  8,  10.  13.  22.  6(p^  Matlb.  8,  8;  qvam  7;X&ov 
Matlh.  5,  17  qvanit  TjX'd-eg  jMatth.  8,  29.  qvemum  ^X^ovMarc. 
1,  29.  3,  8.  Luc.  2,  16;  gasvalt  d-nl&ave  IMarc.  5,  35;  galauh 
i'jyaye  Luc.  4,  9;  gabar  eTexe  Luc.  2,  7;  matida  £(faye 
Luc.  4,  2. 

Schon  diese  wenigen  beispiele  lehren  hinreichend ,  daß 
alle  vier  gr.  tem'pora,  ohne  unlerschieil ,  in  der  einen  goth. 
form  zusammenfallen :  vas,  qvalh  ,   bar  sind  bald  imp.  bald 


verhani.     ienipus.     präf.  I49 

aor.  2;  sat  isl  imp.  perf.  aor.  1;  qvam  peif.  aor.  1  und  2j 
gasvall  aor.  1  und  2;  gatavida  perf.  und  aor.  1.  für  das 
gr.  plusquamp.  kann  ich  keinen  beleg  auflreiben. 

Auch  dem  goth.  präfix  (ja  ^  das  unverkennbar  mit  dem 
begrif  von  dauer  und  vergangenlieil  zusammenhängt  (2, 
843.  844)  luid  einigermaßen  dem  gr.  augment  gleicht,  laut 
sicli  wenigstens  kein  gefühlter  einlluij  auf  eine  feinere  lui- 
lerscheidung  dieser  tempora  beilegen,  denivalle  viei-  zeigen 
es ,  obwol  aulfallend  in  den  gesannnelten  belspielen  das 
imperf.  am  seltensten,  sulllc  aber  sat  mehr  das  imperf., 
gasat  mehr  den  aor.  ausdrücken,  warum  wären  so  viele 
perf.  und  aoriste  ohne  ga  gelassen  ? 

In  dem  damaligen  stand  der  goth.  spräche  scheinen  also 
die  abweichenden  farbungen  der  Vergangenheit  gar  nicht 
emjjfunden  worden  zu  sein,  so  wie  das  lalein  zwar  imperf. 
imd  pei-f.  unterschied,  nicht  aber  die  gr.  aoriste  wieder- 
zugeben verstand.  Ganz  unglaublich  wäre,  vsenu  unter 
den  Gothen  irgend  eine  Umschreibung  des  prät.  acl.  im  gang 
gewesen  sein  sollte,  daß  ein  so  umsichtiger  Übersetzer  wie 
Ulf.,  bei  dem  häufigsten  anlaß  dazu,  sie  nicht  augewen- 
det hätte. 

Auch  in  den  frühsten  erhaltenen  ahd.  quellen  verhält 
es  sich,  in  dieser  beziehung ,  keineswegs  anders,  das  lat. 
imp.  ])erf.  und  pliisq.  werden  auf  gleiche  weise  einförmig 
durch  das  prät.  vei'deutscht,  und  niemals  umschrieben,  einer 
belegsamlung  dafür  bedarf  es  nirht,  überall  steht  es  damit 
so  bei  K.  Is.,  fr.  theot. ,  in  den  hymnen  und  ältesten  glos- 
scn ;  bloß  das  seltnere  pluscj.  schreibe  ich  einigemal  her, 
weil  es  zugleich  auf  das  goth,  tenipus  zurückschließen  lälU : 
(•ondixerant  kisaztoa  Diut.  1,  519**;  conjurasscnt  kihaiil- 
reihlin  Diul.  1,  ,522'^;  remiserat  widrisenla  gl.  Jun.  223; 
coacervassent  giiuMulin  gl.  Jun.  178;  decreverat  arleilla 
das.  201  ;  lluxerat  lluz  das.  205  ;  praevalucr.it  ubarmegi- 
notadas.  217;  reliquisset  firleazssi  Is.  392;  irrepserat  durah- 
snuoh  Is.  394  u.  s.  w.  Wenn  K.  25^  das  imp.  agebant 
durch  das  präs.  tuant  gegeben  wird,  so  ist  das  Ungeschick, 
Is.  340  sieht  praeparabat  garawida,  vallabat  lunbihringida, 
apjiendebat  wac ,  ciam  was,  3.54  dheonodon  serviebaiit  und 
so  y.  43,  3  admirabantur  wuntarulun.  Also  fiuad  bedeutet 
dreierlei:  dicobal,  dixit ,  dixcral;  nuädi  zweieilei:  diceret 
und  dixissel,   denn  dixeril  ist  quidil  otler  (piede. 

Dennoch,  violleicht  schon  im  aclilen.  sicher  iin  neunten 
)h.  steigen  einzelne  spuren  \ün  »unscliicibung ,  und  zwar 
einer  zwiefachen,  icdcr  aber  nül  ticin  pari,  prät,,  auf;  gegen 


i:)0 


einj'iicher   salz. 


das  endo    ilcs  iiennltTi  ncliiiieu   sie   iiljcili.ind   mid   Im   zehii- 
Ic'Ji  lidl)en  sie  sicli  vollii;  Icstgcsclzt. 

Das  iViiliste  l)(is|)it'l  der  einen  Melel  wül  die  exlioit. 
an  liand,  unbedonKlicIi  noch  ans  dem  8  jli.,:  inffanfian 
ei(jul  (acccpislis)  J'lcc.  calecli.  74.  Dur,  misc.  1,  6,  \N  ackern. 
II).  5,  18.;  das  iilleste  der  andcjii  (Indcl  sicIi  Musp.  60: 
diu  niarlia  ist  farprunnan  (regio  conllagravit.)  für  die 
ersle  hat  T.  nur  einen  einzigen  beleg :  haben  (jistiiiinit 
(liicratus  sum)  145-,  für  die  zweite  drei  stellen:  frani  ist 
ij'ujUiKjan  (processii)  2,  8  und  %vas  (jiworlan  (factnni  est) 
13,  1.  warun  giworlan  (factae  sunt)  207,  1  5  Avährend  die- 
ser Übersetzer  sonst  immer  nach  jener  allen  Aveise  verfahrt 
und  nanieiitlicli  lucratus  est  ganz  daneben  gislriunita  Nvie- 
dergibl. 

Reichllclien  gebraiicli  niaclit  davon  0. :  ih  haben  iz 
fuJitan  in  mir,  ni  fand  ih  liabes  wiht  in  thir  I,  18,  28;  lia- 
ben  ili  gimeinit  I.  5,  39;  habet  irdeilit  I.  5,  57;  thoh  lia])et 
therer  thiz  faste  binagilit  Lud.  71;  allthiam  habet  ubarsti- 
gana  in  uns  juguud  managa  I.  4,  54:  thcr  liut  sih  habet 
gicinot  IV.  1,  2;  wir  eupin  iz  farldzau  I.  18,  11;  ir 
eigiit  gihorit  0.  IV.  19,  67;  ir  eigut  iz  gisculdit  V,  20,  71; 
ir  eii^ul  giloköt  V.  20,  76;  sie  eiguu  mir  ginomanan  lioltou 
druhltn  niinaa  V.  7,  29.  eigun  funlan  1.  1,  8;  siez  JlrnO' 
man  habetun  III.  20,  88;  sie  habetun  iz  gimanacfaltut 
IV.  6,  48;  bisperrit  habeti  IL  4,  8.  Belege  der  zweileu 
Umschreibung:  bin  geherit  (rcversus  sum)  V.  25,  3;  tliaz 
hl  thiu  fruma  (iiieinan  was  I.  16,  18.  II.  3,  26.  3,  36 
(oben  s.  91  anni.) ;   uns  siut  daga  furifarane  I.  4,  51, 

Hiernacli  ergibt  sich  für  beide  pai-aphraseu ,  um  diese 
zeit ,  folgendes  paradigma : 


pl. 
pl. 
pl. 


iiaben  funlan. 
eiguu  funtan. 
liabeta  funtan. 
habetun  funtan. 
bin  cjueman. 
bii'un  c|uemane. 
was  cjueman. 
wärun  quemau^. 


habes  funtau. 
eigut  funlan. 
liabelös  funtan. 
habe  tut  funtan. 
bist  cjueman. 
birut  quemaue. 
wäri  quenian. 
"svarut  cjuemane. 


habet  funtan. 
eiguu  funtan. 
liabela  funtan. 
habeluu  funtau. 
ist  queman. 
sint   r|uemane. 
was   ([uejnan. 
waruu  quemaue. 


pl. 

der  ersten  Umschreibung  schien  das  auxiliare  eigau  mehr 
zusagend  als  das  abstractere  haben ,  dieses  aber  nuiste  zu- 
gezogen werden  ,  weil  jenes  tlclcct  ist.  die  eutsprecbeudeu 
Gouj.  formen  lauten : 


verburn.     tempus.     prät. 


iol 


eigi  fiintan. 
pl.  eigiu   funlan. 

habeli  funlao. 
pl.  liabeliii  l'uutau. 

si  queinan. 
pl.   siii  quemane. 

wuii  qiieman. 
pl.  warn)  quenian^. 


eigis  fuiitan. 
eigit  fuiitan. 


eigi  fiinlaa, 
eigin  fuiitan. 
liabeli  funtan. 
habetiii  funtau. 
61   queniau. 
8111  ([ueniane. 
wäri  quenian. 
waiiin  quemauö. 


habetis  funtan. 

habelit  funtau. 

gis  queinan. 

Sit  quemane. 

waris  quenian. 

wallt  quemane. 
Von  der  bedeutung  dieser  formen  und  der  llexion  des  par- 
tic.  im  verfolg;  ich  will  jetzt  erst  ihre  allmäliclieu  Verän- 
derungen ausführen. 

belege  aus  N. :  ih  liaLo  getan  50,  5;  ih  Irclninnet  liabo 
72,  15;  ili  begunnen  lia])o  Btli.  109;  ih  habo  uLerNvarlöt 
53,  9;  Labest  dana  gewendet  84,  2;  du  lialiesl  ketän  51, 
4;  fergeben  habest  50,  14;  habest  du  (1.  '")  gefristet  88, 
39;  fergcben  habest  50,  14;  habest  intsezzet  u.  ferzorn  88, 
40;  habest  irluset  76,  16;  habet  kerechonul  83,  7;  habet 
ergezzen  10,  10;  habet  niili  kesezzet  22,  2;  li,al)et  in  frez- 
zcn  79,  14;  habet  mih  keleret  53,  9;  die  er  in  iroH'enot 
habet  89,  10;  \\ir  haben  durch  kaiigen  80,  11;  haben  wir 
fernomen  49,  8;  wir  eigen  gesuudol  105,  6:  wir  eigen  ge- 
saget Bill.  114;  wir  eigen  funden  131,  6;  si  liabent  kozei- 
gut  120,  1;  habent  kedanchot  76,  20;  liabent  mih  kelröstet 
21',  4;  habent  kevangen  Bth.  111;  gewehselot  habent  Blh. 
112;  habeta  gieiscöt  104,  20:  habeta  ungelirnet  Blh.  83; 
daz  ih  fcrsciddet  habe  50,  6;  ferzorn  eigist  79,  16;  danne 
du  gesprochen  eigtst  101,  24;  erzigen  habeti  Cap.  8.  Zu 
nierkon,  dal\  das  auxiliare  haben  hier  schon  in  den  pl. 
eiiuhingt  und  mit  eigen  abwechselt,  es  kann  heiUcn  wir 
haheii  fundmi  nnd  wir  eigen  fluiden ,  in  der  Icrt.  pl. 
linde  ich  nur  haben l ,  ol)gleich  N.  sonst  noch  eigen  kennt 
(48,  12.)  Kbenso  schwanken  nun  lieule  im  conj. ,  wo  doch 
die  sec.  sg.  dem  eigist  etwas  länger  anzuhangen  s<heint. 
Die  andere  Umschreibung  lautet:  ih  pin  gegangen,  du  bist 
kogangen ,  er  ist  kegangen;  pl.  wir  birn  gegangen  (131,  7), 
irt  birt  kegangen  ,  sie  sint  kegangen ,  und  so  fort :  z.  b. 
sint  fersuinen  (delecerunt)  89,   9. 

Bei  W.  wird  das  auxiliare  abgewandelt:  habo,  habest, 
habet  oder  hat;  ]A.  haben,  habet,  habent;  hier  ist  eigen 
vollends  verschwunden,  das  andere  aux. :  bin,  his,  ist; 
pl.  bin,  bii-t,  sinl.     mit  beiden   wird  häufig  umschrieben. 

mild,  und  nlid.  umsdireibungen  ,  bei  ihrer  gangbarUcil. 
bedürfen   keiner  darsiclluii". 


j52  ein  jacher  scitz. 

Diu  aUs.  spraclie  des  Ilel.  verw(Miclct  sie  glolcli  liäiilig 
oder  noch  liuiilii^or  als  der  alid.  0.;  ihr  ersles  aiixiliaic  lau- 
Icl:  hebbiu ,  habe;,  habad  (habcd,  hal)id);  pl.  durch  alle 
drei  porsonen  habad  (auch  hcbbiad)  ;  daneben  scheint  aber, 
wenigslens  für  die  terl.  pl.  einigemal  iUjtui  im  gebraucli, 
die  1  und  2  würden  nicht  anders  heilien.  heispiele :  ic 
hebbiu  giögid  33,  9;  ik  hebbiu  giwisid  144,  2;  habad  gi- 
niarcud  4,  12  ;  liabad  hinoman  5,  5 ;  habad  algeblian  23, 
12;  gibüden  habad  32,  18;  habed  he  sundea  giwarhta  44, 
16;  habed  mfnan  willean  giwarlilen  40,  1;  pl.  hebbiat  far- 
geban  162,  13;  aber  auch  bihlidan  cgun  (cooperuerunl)  2, 
5.  das  prät.  überall  habda ,  pl.  Iiabdnu ,  obgleich  als  un- 
aiixiliar  noch  ehta  (25,  30)  vorkommt:  habila  bilolhan  1, 
14;  habda  farliwan,  gisterkid  2,  13;  liabda  forsewan  6,  7; 
habda  forgeban  7,  22;  habde  ina  gineridan  23,  2;  thar 
habda  Jordan  enna  se  geworhtan  34,  17;  habda  ahlo  salda 
gesagda  40,  1;  halulun  bithungaua  2,  l4;  gitald  habdun  3, 
14;  liabdun  gilestid  24,  5;  liabdun  thes  mannes  Inigi  un- 
dergripanen  157,  19;  habdun  ina  gicoranen  126,  23;  that 
he  ina  gicoranau  habdi  30,  4.  beispiele  für  das  z>veile 
auxillare,  dessen  formen  hekannt  sind:  ic  bhwi  cuman  27, 
5;  is  antfallau,  is  gilidan  5,  7;  is  ginahid  26,  15;  is  cii- 
inan  26,  21;  wärun  agangan  2,  9   u.  s.  \v. 

Ebenso  im  ags.,  wo  das  erste  hilfswort  hautet:  häbbe, 
hafast ,  hafadh ;  pl.  durch  alle  geschlechter  habbadh  ^  ah 
und  agou  werden  nie  so  gebraucht;  prat.  hiifde,  pl.  häf- 
don.  belege:  habbe  ic  ongunnen  B.  811;  häbbe  ic  geah- 
sud  B.  860;  liaiast  ihü  gefered  B.  3706  :  liaiadh  gefremed 
B.  943;  hafadh  onfunden  B.  1183;  he  liäfdti  us  tlias  leoh- 
tes  bescyrede  C.  25,  12;  habbadh  nie  gecorene  C.  19,  3; 
forscrifeu  hafde  B.  212;  häfde  cempan  gecorone  B.  408 ; 
gevaden  häfde  B.  439;  forsvoren  häfde  B.  1602;  häfde 
gehested  B.  1650;  häfde  gegongen  B.  1779;  häfde  gefa?lsud 
B.  1643;  häfde  engelcynna  tyne  getrymede  C.  16,  20;  ge- 
sett  häfde  C.  16,  32;  häfde  renne  gevorhtne  C.  17,  14; 
häfde  gevunnen  C.  19,  33;  hyld  häfde  his  ferloreue  C.  20, 
1;  gebun  häfdon  B.  233 ;  häfdon  gefrunen  B.  1331 ;  häfdou 
gesreged  B.  1759.  fürs  zweite  auxiliare :  is  cunieu  B.  748; 
väs  gegongen  B.  1637;  väs  gevorden  C.  7,  8;  sint  wilcu- 
mau  B.  774;  her  syndon  gef^rede  feorran  cuniene  B.  719. 

Ahn.  ei'Stes  auxiliare:  heß  ec  bedhit  Sxm.  112*;  nu 
hefi  ec  hefnt  138»;  hefi  ec  buit  1431»;  hefic  studdan  108^; 
ek  hefnt  hefik  148^;  thu  feiigit  hefir  85^;  hefir  thu  ollifat 
107*:  llui  hefir  etnar  idfa  krasir  oc  lireVlhr  thtnom  at  bana 


verbu/ii.     tempus,    priit,  153 

orrlliit  154^;  liefir  lliu  kannadha  koni  152^;  ihu  fengit 
lielir  851^;  er  heür  aiikit  94b;  freit  hefir  25 1'^;  nier  lieilr 
slillir  steykl  146»';  niik  liefir  sendan  147^;  liefir  lieitit  151^; 
er  lieiir  öriio  sadda  154^;  hafdha  ec  a^lladfi  86^;  jna'lt 
hafdlia  ek  148*;  liafdlii  borit  149'^;  farit  Jiafdlii  liaini  allri 
a!lt  151»;  brotidh  liafdlii  IS?'^;  hverr  liefdhi  blandit  edlir 
jney  gefna  5^.  zweites  auxiliare:  ec  ein  kominn ,  tliu  ert 
kominn,  liaun  er  kominn;  ver  eruni  koninir ;  ec  Yar kominn 
u.  s.  w.     ert  kominii   146*^;  va;ri  liiin   aptr  komiu   135^. 

"Überllüssig  wären  beispicle   aus  der   scliwed.  dün.  engl, 
mnl.  und  nnl.  spraclie. 

Nach  dieser  gewonnenen  übersieht  aller  umschriebenen 
formen  sind  nun  naliere   be trachtungen  zulässig. 

1.  ihr  Ursprung,  niemand  übersieht,  wie  imgezwungen 
Schon  die  iilteslen  poetischen  denkmäler  sich  in  der  Um- 
schreibung bewegen,  eine  ausdrucksweise,  deren  Otfried, 
Heliand ,  ßeovulf ,  Cädmon ,  die  edda  pilegen ,  muß  vor 
ihrer  zeit  in  der  spräche  zu  haus  gewesen  sein  ;  in  steifer 
ahd.  prosa ,  in  glossen  des  8  jli.  mangelt  sie  nur,  Aveil  die 
Übersetzer  ihrem  lat.  text  zu  strenge  folgten? 

ich  würde  das  für  diese  vuilebendlgen  ahd.  prosaquellen 
eher  eiiiräumen  (wiewol  sich  immer  anschlagen  liißt,  daß 
sie  das  lat.  präs.  pass.  umschreiben,  vind  freilich  nicht 
anders  können,  aber  darum  doch  an  abweichungen  \om 
original  gewohnt  waren);  widerstrebte  nicht  die  einstim- 
nuing  der  goth.  spräche.  Ulf.  kann  unmöglich  eine  Um- 
schreibung der  Vergangenheit,  die  etwa  in  goth.  llederu 
gangbar  gewesen  wäre,  bei  seinem  werk  versclunaht  haben, 
für  welches  sich  nichts  mehr  geeignet  hiiltc.  man  darf 
getrost  annehmen,  daß  noch  kein  goth.  mund,  so  laiigo 
dieses  volk  bestand,  eine  lunschreibung  des  priit.  mit  habau 
oder  aigan  und  dem  part.  [)rat.  ausgesprochen  hat,  und 
ich  hnde  hier  wieder  die  oft  wahrzunehmende  nähere  vcr- 
wandschalt  des  goth,  und  ahd.  dialecls  darin  bestätigt,  daß 
auch  dieser  bis  in  das  8.  9  jh.  hinein  die  Umschreibung 
noch   nicht  scheint  gekannt  zu   haben. 

Vor  dieser  zeit  schon  mag  sie  sich  bei  andern  deutschen 
Stämmen,  namentlich  Franken  und  Sachsen,  noch  viel  frü- 
her aber  unter  dem  benachbarten  romanisch  rodenden  volk 
eingelührl  haben  und  so  konnte  es  kaum  ausbleiben  ,  ilaß 
wir  auch  ienen  oinzolnen  ahd.  spuren  l)egogneten.  im  9 
jh.  drang  der  gebrauch  durch  und  lierschle  nun  nuth  bei 
den  Prosaschriftstellern. 


1  ')4  eliijuclwr  iiulz. 

Ilel.  "wird  zlenilirli  von  i^leicliem  aller  sein  diil  0.; 
(adiu.  iiiitl  J5eov.  sind,  ^vcn^i•.slens  in  erster,  nachlior  nni- 
f^oarbcilelcr  aiiila-^snng ,  allci-  als  er,  die  uns  \orliei;ende 
JHulaclion  der  eddalietler  geliöri  noch  spateren  jhii.  an.  es 
ist  dennoch  nuiglicli ,  dali  in  allen  diesen  dialecten  unsere 
iiinsehieibuiig  eher  als  Im   ajid,  eingang  fand. 

Der  i'ünianlschen  spräche  wurde  das  mit  habere  \\\\\- 
schrlebene  prat.  -wahrsühelnlich  bereits  im  6.  7  jh.  zur  sille 
und  regel. 

es  halle  in  beslinimten  redensaitcn  der  classischen  spräche 
sein  weil  alleres  vorl)ild :  cogniliun,  perspecluni(pie  liabeicl; 
experluni  habeo;  si  habes  jam  statutum,  ([uid  tibi  agenduni 
jiutes;  de  Caesare  salis  dictum  liabeo;  domitas  habere  libi- 
dines  ii.  s.  \v.  *)  allein  hier  steht  die  Verbindung  immer 
mit  frischem,  lebendigem  iiachdruck,  nicht  in  der  abge- 
zognen bedeulung  bloßer  Vergangenheit  *'•').  statutum  habeo 
verhält  sich  niclil  zu  slaliii  wie  unser  ich  liabe  beschlossen 
zu  beschloß  5  sondern  es  gCAvalirt  ganz  die  nieinung  eines 
priisens:  das  ist  mein  entschliiß,  das  steht  bei  mir  fest, 
daher   auch   im    abhängigeu    salz    wiederum    jiur   eiu   pi'^»«. 

lüigi.     _  _  ^/■;;.^!i.::,7i;f 

allmällch  war  nun  aber  jener  p7\ilerillve  sinn  daraus 
hervorgegangen :  quem  legitime  habeo  adinallatmn  lex  sal. 
53,  3;  anlequam  eum  habeat  admallalinn;  si  qiu's  eum  ad- 
mallalum  non  liabueril  54,  l ;  si  vero  de  leude  eum  ro- 
galum  habuerit  7  6,  1;  le  habui  desponsatain,  IMarcuIfi  form. 

2,  16;    quanlas    juslitias    factas    habent   capil.  a.  781   (Peitz 

3,  4o);  siciit  judicatum  habemus  cap.  a.  783  (Pertz  3,  47); 
sicut  domnus  Imperator  mandalum  liabet  capit.  a.  803  (Pertz 
3,  123) :  nullus  fidelitatem ,  quam  promissam  habet  donuio 
imp.,  infrangat,  aut  c(ui  inTractam  habet  non  consenliat, 
das.;  quia  auditum  habenuis,  quod  alit[ui  homines  illorum 
beneiicia  habent  deserta  et  alodes  eorum  restaiiralos  cap. 
a.  807  (Pertz  3,  149);  locum  cjuem  repertum  habetis  Pertz 
2,  367;  habetmis  in  soHludine  quae  Bochonia  nuncnpalur*, 
juxta  Iluvium  qui  dicitnr  Fulda,  locum  aplum  servis  der 
inhabltandvun  repertum  Pertz  2,  370;  conservatum  liabent 
Pertz  2,370;  lu  habebas  mihi  factam  \uiam  plagam  in  ra- 
pile  (langob.  formel  zu  Lothar  1  gesetzeu  Georgisch  1240.' 


*)  Raynouanl  choix  1,  81.     Forcellini  s.  v.  liabeo. 
'*)  rlie  stelle  des  atiibrosiüiiisclien  liedes:  quae  evstinctas  iinheiit  laiii- 
padas,    afiii.  deo    ariasctiii    eiguii    leolilkar    liyniii.    I.  ft  sagt    in    heideti 
spraclieii   iiiclit  soviel  wie  exstinxeninl ,  arla?ctuii ,   sondern:   die  welclie 
erloschene  lanii'cu  Irngtn,  mit  sicli  fiiiiren. 


vevhuin.     tenipus.     prilt.  155 

Alle  romanlsclieii  spraclieu  haben  durch  einfiilirung  die- 
ser paraphrase  in  ihre  conj,  ein  tenipus  niolir  gewonnen 
als  die  lat.  ])esali.  \veun  dem  lat.  amabarn  das  franz.  fai- 
iiiais,  dem  amavi  j'aimai  entspricht,  so  muU  amavi  zugleich 
j'ai  aime  ausdrücken ,  wahrend  das  eingebiilite  aina\  eram 
durch  favais  aime  vertreten  wird,  docli  die  span.  porlug. 
imd  provenz.  spräche  hat  sich  auch  das  unzusammenge- 
selzte  plusq.  ind.  bewahrt:  amara,  amera.  außerdem  gilt 
noch  in  allen  roman.  zuugen  ein  pluscp  conj.  (franz.  almasse) 
und  eine  fuiigefiihrle  umsclneibung  {'iir  ind.  und  conj.  j'eus 
aime,  ebbi  amato  u.  s.  w.  ein  rcichlhum  au  ausdrücken 
für  das  tempus  der  vcigangenheit ,  welcher  fast  der  gr. 
fülle  (nur  freilich  nicht  formell)  gleich  kommt  und  den 
stand  unserer  deutschen  conj.  weit  überbietet. 

Raynouard  1,  77  glaubt  einen  einduft  der  golh.  aili, 
algun  auf  die  provenz.  und  franz.  form  ai ;  doch  die  pl. 
avem,  avons  kündigen  sich  deutlich  als  von  habere  stam- 
mend an ,  imd  so  der  span.  ital.  sg.  he ,  ho ;  folglich  steht 
auch  ai  für  hai,  wie  avons,  avais  und  aveva  für  havous, 
liavais,  haveva.  ich  bemerke  dies,  weil  mir  die  nicht  un- 
wahrscheinliche einwirkung  der  roman.  auf  die  deutsche 
iMUSchreibung  zu  erklären  scheint,  warum  Angelsachsen 
luid  INordniäuner  sich  dafür  nur  des  dem  lat.  habere  glei- 
chen habban  und  hafa  bedienten,  nicht  des  ugan  und  eiga. 
ahd.  wurde  anfangs  eigan  neben  haben  verwandt,  doch  bald 
drang  letzleres  durch ;  eigan  liat  den  concrelen  sinn  des 
span.  teuer,  und  wirklich  ist  das  porlug.  ter  als  lülfswort 
eingeselzl  worden.  nu'sverslandne  nachalunung  des  franz. 
sg-  ai  in  dem  ahd.  pl.  eigum  wird  nian  nicht  annehmen 
wollen. 

Bisher  ist  noch  nichl  von  der  zweiten  ,  mit  dem  verb. 
eubsl.  gebildelcu  Umschreibung  des  priit.  gehandoll  worden, 
diese  lag  den  sprachen  insofern  niiher  als  sie  sich  mil  der 
passivumschreibung  berührt. 

Das  lat.  amalus  sum  von  amor  ist  genau  fornüeit  wie 
loculus  sum,  morluus  sum  von  lo([uor,  morior.  die  bei- 
den lelzlercix  haben  aber  den  acliven  sinn  aller  dcponcn- 
lia.  die  formet  morluus  est  pllanzle  sich  in  den  roman. 
sprachen  fort ,  auch  nachdem  die  passive  form  von  niori- 
tur  langst  erslorben  war.  il  esl  mort  isl  also  präl.  des 
acliv  gewordnen  fi'anz.  mourii",  und  hal  die  bedeulung  des 
priit.  behalten,  wahrend  il  esl  aime  amatur,  nicht  mehr 
amatus  est  ausdrückt. 

Ks   ist  nicht  hinlänglich  er  wiesen  ,    tlaß  ein  golh.  pas^^iv 


156      '  alnfiicfier  acitz. 

Dieilial  steliiT  könne,  wart*  .'il)er  slei^ada  nitigllcli  für  ich 
steige  mich  (s.  21!.  2.'5),  so  ilüil'le  auch  slitjaus  im  sein  i::^ 
siaig,  d.h.  ein  zusanmiengcscl/les  jjriil.  uiigoCahr  (Jei-.sclljen 
bededliing,  ganz  was  unser  nhd.  ich  hin  tjeslietjen.  mir 
sieht  indessen  kein  einziger  golh.  beleg  f  iir  diese  niiil- 
iiialWing  zu  gebot,  welclie  aUc  niil  dein  veib.  siil)sl.  inii- 
schiiebnen  priil.  act.  «MS  ursj)rün(jlichcn  mtdien  lierleilen 
würde. 

Nhd.  lassen  die  mit  demselben  hilfswort  umschriebnen 
priit.  pass.  transitiver  und  prät.  act.  intransitiver  verba  sicli 
daran  leicbt  iintersclieiden ,  daU  jenen  noch  worden,  die- 
sen aber  nicht  zugefügt  werden  kann  :  ich  bin  verloren, 
gofnnden  worden,  hijigegen  ich  bin  gekommen,  genesen; 
dcxh  die  allere  spräche  kannte  kein  solches  worden  (s.  15.), 
heule  darf  es  oft  unterbleiben,  und  im  einzelnen  mag  dann 
zweifelhaft  sein,  welcher  von  beiden  f;illen  gemeint  werde, 
z.  b.  ob  ih  bin  gimiarit  0.  V.  25,  2  zu  nehmen  sei  für  ap- 
pulsus  sum  (wie  bin  giliarit,  oben  s.  14,  vgl.  sih  uz  liar- 
tun  III.  17,  46)  oder  für  navigium  lilori  aj)puli  (wie  bin 
glkeril)?  nu  was  da  gestanden  Wh.  231,  27  kann  bedeuten 
wurde  gestanden  oder  stand. 

Da  unser  heiUen  medialpassiver  bedeutung  fähig  ist  (s. 
52),  so  dürfte  ich  hin  (jeheiiSen  für  beides,  das  priit.  act. 
oder  pass.  gelten  können ;  es  bezeichnet  inis  aber  mehr 
vocor  als  vocatus  sum  ,  was  durch  ich  bin  geheilten  "vvor- 
den  auszudrücken  wäre.  allein  das  alts.  warun  hetana 
Hei.  1,  13  könnte  dem  genus  nach  gleichslehn  mit  waiun 
kuniana.  ich  hin  ijcivovden  (je  suis  de  venu)  ist  umschrieb- 
nes prät.  act. ,  nicht  pass. ,  obgleicii  es  was  das  lat.  factus 
sum  bedeutet ,  welches  man  für  ein  ]irät.  pass.  von  facio 
oder  priit.  med.  von  fio  nehmen  darf  "). 

Wenn  wir  sagen:  er  ist  vorbei  gegangen  (praelcrlil) 
wnik  er  ist  vorbei  gegangen  w^orden  (praelerilus  est),  so 
rührt  ersteres  von  dem  intransitiv  her,  letzteres  von  dem 
transitiv;  ich  bin  ermüdet  ist  das  neben  ich  ermüdete  ste- 
hende periphrastische  prät.,  langui,  aber  ich  bin  ermüdet 
worden  das  passive  defatigalus  sum;  doch  kann  auch  das blolie 


*)  für  den  passiven  sinn  des  was  giwortan  bei  T.  (belege  s.  150) 
scheint  zu  sprechen,  daß  daneben  aucli  wart  giicorfan  T.  12,  2.  vor- 
(an  wart  212,  1.  wurtun  wortan  (facti  sunt)  217,  4  gefunden  wird, 
wie  sonst  in  der  passivunisclireibiing  was  und  wart  wechseln,  man 
Kann  aber  aucli  sagen  was  giwortan  stehe  eben  activisch,  wart  giwortan 
|yassi\iscli.  T.  2,  3  wird  factum  est  auf  alte  weise  durch  bloßes  uard 
gegeben. 


verhiim.     lempus,     praf,  I57 

icli  bin  ermüdet  olnie  werden,  passivisch  stehen,  langul- 
dus,  lassus  siim  *).  Wo  mit  ward  umschrieben  ist,  findet 
imnjer  passivbedeutung  statt,    außer  in  ward   cunian  (s.  7.) 

Gegen  jene  Vermutung  eines  medialen  Ursprungs  dieser 
präterita  streitet,  daU  sie  der  gotli.  wie  der  früheren  ahd. 
spräche  unbekannt  sind.  Sie  sclieinen  demnach  gleichzei- 
tig mit  den  Umschreibungen  durch  liabeu  erwachsen,  und 
aus  dem  nemlichen  bediirfnis:  weil  man  den  transitiven 
ein  prat.  mit  haben  biklete  forderten  die  Inlransitiva  ein 
auf  gleicher  stufe  stehendes  mit  sein,  man  wird  also  audi 
hier  wol  tliun ,  medialen  und  intransitiven  begrif  nidit 
ganz  zu  vermischen,  ihrer  verwandlscliaft  unbescliadet. 
2.  fragt  es  sich  nach  der  elgentliclien  tempiishedeulium 
dieser  beiden  Umschreibungen,  da  sich  kein  griechischüi;- 
thischer  text  vergleichen  läßt,  der  lat.  ausdruck  des  prät. 
aber  in  gewisser  Aveise  dadurch  übertroffen  wird,  so  ist  be- 
sonders der  Sprachgebrauch  der  quellen  selbst  zu  berück- 
sichtigen, nur  liiile  man  sich  das  lat.  Imperf.  und  peif. 
unserni  unumschriebnen  und  umschriebnen  prat.  zu  ver- 
gk'iclien.  N.  verdeutscht  mit  beiden,  oft  liinfcreinandoi-, 
das  lat.  pcrf. ,  z.  b.  ps.  51,  4  iniuslitiam  cogilavit  lineua 
tua,  sicut  novacula  acuta  fecisti  dolum:  unrelit  ahtöta  diu 
zunga,  du  habest  mir  trugeheite  getan  u.  s.  w.  ps.  55,  11 
übersetzt  posuisli  in  conspectu :  sähe  du  ana ;  55,  t5  eri- 
puisli:  du  irluset  habest,  ganz  consecpient  kann  also  auch 
das  prät.  depon.  mit  unserm  einfachen  prät.  gegeben  wer- 
den ,  z.  b.  gloriali  sunt:  sih  kuolKchuton  73,  4. 

Man  muß  also  sagen  :  die  nu't  hatte  und  war  um- 
schriebnen tempora  entsprechen  dem  lat.  pluscpiamp.;  die 
mit  habe  und  bin  gebildeten  treten  neben  dem  einfachen 
prät.  für  das  lat.  i)erf.  ein,  dergestalt,  daß  das  erzählende 
])erf.  (tlor  gr.  aor.)  nu't  dem  einl'aclieu  prät.,  das  dem  gr. 
perl,  gleiche  lat.  perf.  aber  mit  der  deutschen  iimschreibung 
ausgedrückt  wird,  unser  ein  f.  prät.  dient  zugleich  für  das 
lat.  imperf.  In  dem  mit  habe  und  ])in  zusammengesetzten 
prät.,  wie  in  dem  begrif  vollendeter  Vergangenheit,  liegt 
etwas   präsensarliges ;    das    plus([.  aber    nähert    sich  wieder 


•)  dns  part.  kann  aucli  ganz  adjectiviscli,  als  pradicnt  zu  dem  vcil». 
subst.  stclin,  lind  MIHet  dann  keine  tempnsl)edcutnnj!;,  ?..  Ii.  er  ist  will- 
kommen,  VDlIkdinmen  ;rilt  niclit  IVir  ein  |)riit. ,  da  man  niclit  s!i<;t:  er 
willkam,  vollkam.  ().  II.  4,  22  tliaz  was  al  <,'itlii|:ana/, ,  nlid.  das  war 
gedief^en,  niel;«!  das  war  fiediciieii,  wie  wir  jetzt  adje(ti\is(lie  inid  par- 
ticipiale  bedeiitiing  dieses  Wortes  untersclieiden.  <iic  alid.  plirasc  konnte 
den  umständeil  nach  sehr  wol  prolecerat,  creverat  sage». 


j5i'S  ein l'dcficr    snl'.:. 

ilem  Imp.  Dalier  bci^elnl  die  orziililimg  eiilwcder  das  eiii- 
lac-lio  doiilsclio  priil.,  oder  das  Diil  li.aic  imd  ^v^r  iini- 
sc'lirici)iio :  das  nill  habe  und  hin  ertrügt  sie  niii-  in  deiii- 
st'lbeii  lall,  \NO  sie  aiicli  das  eiiilaclie  pras.  vei-wendct,  d.  Ii. 
wen II   sie  sicli   vergegenwärtigen  "svill  (s.  142.) 

Hierzu  lialle  man  das  s.  15  von  der  bedcutung  der 
)iassiviinisclireibungen  gesagte:  auch  da  bezciclmcn  ivird 
und  ist  das  priis.  uinl  piiil.  i>err.,  ivanl  und  war  das  imp. 
und  phisq.,  so  wie  zugleich  das  er/.aldende  [lerfectum.  ].l- 
vvas  anders  Ireilich  die  gotli.  und  ahd.  para|>lirase,  die  siib 
noch  nicbt  recht  sdieinen  gesetzt  zu  haben,  wie  s.  II.  12. 
14  ausgeführt  worden  ist.  gleichwol  lierschte  wenigstens  hei 
TJH".  vor,  die  Umschreibung  mit  im  lür  das  perf.,  die  mit 
vas   und  varth  iiir  imp.  luul  aor.  anzuwenden. 

Jiei  allen  diesen  verbaliunschreibungen  hat  die  liour- 
tlieilung  sich  inuiier  vorsugsweis^e  au  ilas  wesen  des  ein- 
facheu  tempus  zu  hallen,  mit  welchem  sie  erzeugt  sind. 

Noch  das  ist  bemerkenswerlb  ,  daß  In  imperativlscli  op- 
talivem  modus  beide  Umschreibungen  aus  dem  sinn  des 
pi-iit.  heraus  in  den  des  priis.  oder  gar  in  das  fiit.  treten, 
inhd.  swer  nu  disiu  liet  singe  vor  ir,  der  luthe  si  (je(friie~ 
zet  von  mir  Ms.  1,  1*;  tuot  alsus  iwid  sit  (jenesen  (ihr  werdet 
unverletzt  bleiben)  Iw.  1253;  dirre  schal  der  sI  gelegen  (hure 
auf);  swer  ez  sehe  der  habe  geswigen  (sage  nichts  davon); 
gerade  wie  im  lat.  das  fut.  exaclvun  mit  dem  perf.  conj. 
sich  berührt  und  jenes  liabe  gegrüezet  salutaverit  gegeben 
\verden  ktinnte.  heute  setzen  wir  das  präs.  der  grüUe. 
Ein  unumschriebnes  einfaches  prat.  conj.  vertritt  nicht  das 
priis.  auf  diese  weise.  Doch  in  abhängigem  salz  nacli  vor- 
ausgeliendem  präs.  kann  mlid.  wie  nhd.  das  umschriebne 
prät.  ind.  eben  so  den  sinn  eines  futurischen  pi'äs.  erhalten: 
mild,  wirt  er  des  libes  gereit,  er  hat  in  schiere  liin  (jeleit 
Iw.  3415;  nhd.  faiU  er  sich  ein  herz,  er  hat  es  bald  aus- 
gerichtet,  wovon  noch  bei  abhandlung  des  mehrfachen 
Salzes;    vgl.  auch   fut.   n°  7. 

3.  Die  dem  auxiliaren  haben  und  sein  hinzutretenden,  den 
wahren  begrif  des  verbums,  dessen  tempus  umschrieben 
werden  soll,  einschließenden  parlicipia  sind  jederzeit  parti- 
cipia  priil.,  starker  oder  schwacher  form;  allein  sie  be- 
finden sicIi  in  ganz  verschiedner  läge. 

\i\  der  Umschreibung  mit  haben  ist  das  part.  prät.  noth- 
wendig  ein  obliquer  acc.  (s.  69),  in  der  mit  sein  eiuMom.,- 
das  li^ansilive  haben  fordert  jenen,  das  intransitive  sein 
diesen   casus. 


vorhiim.     lempiis.     prüf.  \^i) 

Uiisei'e  lieuligc  mul  die  nilid.  spräche  lassen  freilich 
diese  beschallenlieil  der  pari.  Jiiclil  recht  sichtbar  Averden, 
weil  sie  ihnen  die  llexion  entzogen  haben.  im  nhd.  er 
hat  genoninien,  geliebt,  fühlen  wir  den  acc. ,  d.  i.  die  be- 
ziehung  auf  den  obliquen  casus  nicht  mehr,  und  das  part. 
priit.  erscheint  uns  beinahe  activisch.  die  ahd.  alts.  ags.  und 
ahn.  belege  zeigen  aber  daß  es  hieß:  er  habet  in  ginonia- 
nan ,  sia  ginoniana,  iz  ginoinanaz,  siö  giniinnute,  siu  gi- 
niinnutu,  siu  giniinnuliu ,  nachdem  die  bedeulung  war  cepit 
euin,  eani ,  id ,  aniavit  eos,  eas,  ea.  diesen  passiven  acc. 
besliiligen  auch  die  beigebrachten  lat.  und  roinan.  stellen; 
noch  lieute  ilecliert  die  franz.  spräche  ihr  pari,  neben  dem 
aiixil.  avoir  wenigstens  in  gewissen  fällen,  in  soweit  sie  es 
zu   lleciieren  \ermag,  d.  h.  fürs  fem.  und  den  pl. 

War  aber  kein  casus  obl.  im  satz  enlhallen,  galt  es 
den  bloiWn  begrif  er  nimit,  er  niinnut  unbezogen  auf  ein 
anderes  subj.  ins  prät.  zit  umschreiben,  so  wurde  das  pait. 
in  die  wißectierte  neutralform  gesetzt:  er  habet  ginoman, 
giniinnut.  dieser  fall  trat  sehr  häufig  ein,  und  da  ohnehin 
auch  sonst  die  spräche  oft  den  adj.  und  part.  ihre  llexion 
wegnahm,  so  begreift  sich,  wie  allmiillch  tlie  unveriinder- 
lichkeit  der  zum  verb.  haben  conslruierten  part.  priit.  ali- 
gemeine regel  werden  konnte,  aber  in  diesem  sclieinbar 
subiecllüsen  er  hat  genommen  ist  das  part.  eigentlich  der 
neutrale  acc.,    bei  welchem    man    suppliere    etwas   (allcjuid.) 

Für  die  mit  sein  umschriebnen  lempora,  des  act.  und 
pass.,  ist  die  natur  des  nom.  klar,  inid  auch  hier  ließ  die 
älleie  Sprache,  wie  die  heutige  romanische,  dem  part.  seine 
gebührende  llexion.  wir  sind  davon  frühe  schon  abgewi- 
chen  und  bald  zu  einem   unlleclierbafen   part.  gelangt. 

IVahere  darslellung  dieser  anfangs  noch  beachlelcn,  dann 
erloschenen  llexionen  für  beule  auxiiiaranwendungen  muß 
gegenwiii'lig  ausgeschlossen  und  in  den  niichslen  abschuill 
verwiesen   bleiben. 

Einleuchtend  beslatigt  sich  das  eben  entwickelte  dop|)el[e 
verhiillnis  beider  parllcipien  au  den  nordischen  spi-achen. 
I~)a  nenilicli  in  der  alln.  die  llexion  des  ])art.  priil.  forl- 
(.lauert  inid  nicht  weggelassen  werden  darf,  so  tritt  bei 
der  umschreibiuig  nüt  sein  nolhweiullg  die  unlerscheidung 
der  drei  geschlcchler  vor:  ek  em  homhin  (masc.)  komin 
(fem.)  komit  (neutr.V,  lici  dci-  mit  haben  aber  gewohnlich 
lujr     der   acc.   neuü. :    ek   hell    ijeiutjil,    ck   hdi    elskat  *). 

•)  anulo}^  int  fiaiiz.  il  est  \emi,  eile  est  vcimo,   aluT  j";ii  ninir. 


j[(j()  ei/ijac/icr  safz. 

Die  Scliwedcn,  der  noiilialllcxion  nidit  eiitsagoiul ,  verniü- 
ceu  in  ileii  meisten  liilleii  (Ins  zu  li.ilieii  coiistriiieiie  pari, 
von  dem  niil  sein  verbiiiKliieii  zu  nnler.sdieideii :  jag  iii- 
Jwmmeu,  jag  liar  (fiUl,  jag  liar  shifvit,  jag  liar  alskiit, 
iiiul  ihre  graninialiker  trennen  bei  scinvaclien  verbis  ein 
aclives  pari,  älslait ,  hört,  Hirt  (welches  jedoch  nichts  an 
ders  ist  als  jener  acc.  neutr.  part.  pass.)  von  dem  passiven 
üishad,  Iiörd,  lärd,  das  vorzüglich  bei  der  pa=sivunischrei- 
bun"  "ill  (s.  19.)  Im  diin.  einlud  lallen  die  schwed.  fonntii 
zusammen,  aber  in  der  starken  conjiig.  slelm  noch  immer 
die  i)art.  beider  Umschreibungen  voillieilhalt  von  cinandei' 
ab:  je"  er  kommen  und  jeg  bar  shrevet ,  Nvähreml  wiv 
oloirlilVirmig  sagen,  ich  bin  (jekommeu  und  ich  habe  </e- 
schriehen.     skrifvit,  skrevet  Aväre  hochd.  =  gescliriebencs. 

4.  ITIer  liegt  luis  ob  die  concnrrenz  und  den  widerstreit 
der  beiden  auxiliare  zu  erleiligen.  denn  der  leitende 
"rundsatz,  dali  Iransiliva  mit  hahen,  intransiliva  mit  sein 
umschreiben  reicht  nicht  aus,  weil  gewisse  verba  bald 
transitiv  bald  intransitiv  angesehn  werden  und  sich  danach 
bestimmte  richtungen  für  die  bildung  des  prat. ,  in  einem 
dialect  so,  in  dem  andern  anders  ergeben  können,  mit 
welchen  man   sich  vertraut  zu  machen   hat. 

Das  verhitm  suhst. ,  höchst  intransitiv  an  sich,  sollte 
man  meinen,  dürfe  sein  priit.  nur  mit  sich  selbst  umsclirei- 
ben.  ein  auxiliares  haben  scheint  dabei  imi  so  unlogischer, 
da  das  part.  prat.  dieses  verbums  weder  einer  passiven  be- 
deutung  noch  jener  obliquen  Stellung  fähig  ist,  welche  ur- 
sprünglich zu  dem  begriire  haben  gehört.  Inzwischen  sind 
eini"e  munilarten  zu  der  kiihuheit  einer  solchen  Verbindung 
gelangt,  indem  sie  den  begrif  der  existenz  auf  ein  bewust- 
sein  von  selbstthatigkeit  gründeten  und  sein  z:=:  leben  oder 
wolinen  setzen,  wobei  vielleicht  die  etwas  concretere  nalur 
des  Stammes  wesen ,  Avelcher  im  prät.  und  part.  jenes  sein 
suppliert,  angeschlagen  werden  mag.  aber  in  früher  zeit, 
als  man  den  obliquen  casus  bei  haben  noch  fühlte,  kann 
die  Operation  nicht  versucht  worden  sein. 

Wie  die  deutschen  zerspalten  sich  aucli  die  romanischen 
dialecte  in   dieser  beziehung,   wol  nicht  ohne  gegenseitigen 

einfluU. 

Ich  kenne  keinen  einzigen  ahd.  alts.  ags.  beleg .  und 
keiner  ist  zu  erwarten ;  die  Schriftsteller  reichen  immer 
noch  mit  dem  bloßen  einfachen  was  aus. 

Dai^egen  erscheint  die  mhd.  Umschreibung  oft  genug: 
ich  bin  "^jewesen  Iw,  1951.  INIs.  1,  42'\  Bari  157,  31.  Troj. 


verhiiin.     tempiis.     priit.  l61 

16621;  ist  gewesen  INIs.  1,  66^.  Trist.  14<S;  siut  gewesen 
]Ms.  2,  173».  AAiga!.  8596;  was  gew'csen  Mar.  133.  212. 
Troj.  4487;  wären  gewesen  Mar.  179;  WPere  gewesen  Par/. 
169,  8.  Troj.  747.  15964;  Wigal.  7361.  10685.  Ulr.  Trist. 
1965;  gewesen  wfcre  Parz.  455,  5.  *)  sin  wir  (jewest  Geo. 
5166  liat  keine  beglanbigung;  aber  einige  schwabiscbeclicliter 
setzen  </e5t/t;,  neben  gewesen:  bin  gesin  Bari.  158,  12;  sint 
gesjn  Bari.  287,  3i.]\ls.2,  186'>;  was  gesin  Troj.16837.  Bari. 
36,  30.  378,  28.  I\ls.  2,  185»»;  wrere  gesin  Troj.  6514.  Ls. 
1,  463.  Heule  noch  scheidet  sicli  das  nordschwäbisclie  i 
bi  gwea  vom  siidschwrib.  i  bi  gsi. 

Die  niederd.  inid  niedeil.  spräche  umschreibt  aber  mit 
haben,  so  heves  gewesen  Pioth.  1991;  hette  ges*n  Roth. 
1798;  gewesen  hallen  Ernst  3532;  lieft  gewesen,  het  We- 
sen, l)adde  gewesen,  in  Bruns  saml.  p.  242.  145.  155; 
liadde  gewesen  brannschw.  cliron.  41.  174;  hndden  gewesen 
Ssp.  3,  44;  hebbet  gewesen  Höfers  urk.  72;  hat  geweist 
das.  334;  auch  in  einzelne  mhd.  gedichte  scheint  dies  auxi- 
liar  aus  niederd.  Sprachgebrauch  eingeführt:  hat  gewesen, 
halte  gewesen  livl.  urk.  88*  71'^  (neb(Mi  waren  gewesen 
61*  94^^);  wolle  liün  gewesen  Flore  6297  neben  solle  ge- 
wesen sin  6977  **).  In  der  heutigen  niederd.  Volkssprache 
hat  umgekehrt  die  hochd.  gewohnheit  eingewirkt:  ik  bin 
wesen  brem.  wb.  5,  240.  wi  sunt  wesen  Schulze  holst,  itl. 
4,  341;  auch  Neocorus  1,  27  schreibt  sin  gewesen,  aber 
das  niedei'Sächs.  volk  hangt  noch  an  seinem:  ek  häive  wesen. 

Mnl.  stehn  bei  haben  die  drei  parliilpialformen  qhetvC' 
sen ,  yheivest,  (jhesin:  liadde  ghewcsen  Maerl.  1,  108. 
Stoke  1,  478.  3,  163;  liadde  ghewest  Maei-i.  3,  205.  Floris 
1387;  hebbe  ghestn  Sloke  1,  448.  449.  hadde  ghesiii  JMaorl. 
1,  104.      Im  Ulli,  mag  der    hochd.  eiulluU    wieder  das   heu 


')  oben  s.  15  hätte  aufgemerkt  werden  sollen,  daß  Hie  mlul.  iim- 
sclireilxing  des  passiven  ])riit.  einigemal,  wiewol  selten,  durch  f^ewesen 
verstärkt  wird ,  so  da|\  also  statt  ich  bin  gemiiinet  (amntiis  sum)  ein 
ich  hin  gcininnet  gewesen  statt  findet,  was  dem  franz.  i'oi  elf  ninie 
genauer  entspricht,  als  unser  nhd.  ich  bin  geliebt  wor<len,  z.  b.  ich 
bin  begraben  gewesen  (j'ai  ete  enseveli)  Troj.  169.37.  Indessen  heilU 
es  auch  nhd.  ich  bin  im  schnee  begraben  gewesen  ,  die  saclie  ist  lange 
verloren  gewesen  u.  s.  w.  nierklicli  initerscliieden  von:  ich  Itin  begraben 
worden,  ist  lerloren  worden,  jenes  be/,ei<'lniet.  mehr  das  lange  ver- 
liarren ,  dieses  nielir  <lie  bewirkung  des  vergangenen  leidenden  zu- 
standes.  icii  bin  geliebt  worden  ist  gleichsam  das  prüf,  zu  ich  werde 
geliebt,  ich   bin  geliebt  gewesen   das  prät.   zu   ich  bin  geliebt 

'*)  ein  thüring.  aufsatz  des  15  jh.  in  Förstemanns  neuen  mitth.  2, 
74  gibt  was  gewest  und  hadde  gewesen  zusammen. 

L 


'\C)'2  eiiij'iiclier  satz. 

<^eNY<5öt  vorlici-scliotid  mMiiaclil  lialjcn,  iinler  dem  volk  iincl 
in  Flandern  i;ill  Ik1>  f^cwcsl.  im  liillit  lisclieri :  ich  Jio  gONvesl. 
Allliics.  /it'hhiilh  vwtsen  As.  5,  iinil  heule  ^vesl^lie8.  ik 
iiab  >vesl;  nordlVies.  he8l  ^vessen  (luislij  ^Yessc^  lied  (l'iiit.) 
Im  engl.  1  huve  beeil  fallt  die  form  des  pari,  auf,  das 
ags.  nur  gevcson  lautet;  doch  l.iUl  sie  sich  ins  allengl.  hiiiaul 
verfulgen:  liave  heue  l'iistr.  2;  liadden  yheiie  (wie  der  reim 
für  yben  lorderlj  das.  69;  liade  bc  Ilornc  ll'J;  bei  (hau- 
cer  stellt  ben  und  bc  hart  neben  einander,  z.  b.  hadde  be 
C.  T.  56.  60.   hadde  ben  das.  61.  64. 

Ahn.  schon  in  der  edda :  tliat  hefiv  verii  S;cni.  110^. 
schwed.  jag   hafver  verit;   dän.  jeg  har  väret. 

Unter  den  roman.  sprachen  neigt  sich  bloß  die  ital.  zur 
hochd.  weise:  sono  slalo,  era  stato;  alle  übrigen  haben 
das  transitive  auxiliare,  prov.  ui  cslal,  eslal  ai  IIa}  n.  1, 
128.  268;  franz.  ui  eie;  span.  he  sidü;  ein  millellat.  habeo 
stalum  wird    sich  schwerlich   darbieten. 

Alle  slav.  sprachen  ujnschreiben ,  gleich  der  liochd.  luid 
ital.,  mit  dem  verb.  subst.  selbst:  serb.  bio  sam ,  sloveu. 
sim  bil,  bühm.  byl  sem  u.  s.  w. ,  aber  sie  kennen  über- 
haupt kein  anderes  hilfsvNort  für  die  periphrase  des  prät. 
Ebenso  litlh.  esmi  bü\v?s   und   büw?s    buwau. 

Selbst  sprachen,  die  sich  bei  dem  verb.  subst.  des  haben 
bedienen,  lassen  bei  dem  begrifverwandten  %verd€n  nur 
sein  zu,  z.  b.  ahn.  ec  em  ordhiun,  scliwed.  jag  iir  vorden, 
dän.  jeg  er  bleven;  auch  franz.  je  suis  devenu.  «ihd.  -wit 
u.  lanc  waren  worden  Parz.  69,  3;  worden  waue  Parz. 
436,  4.  Wigal.  9624;  wären  worden  enein  \Yigal.  10893; 
suone  was  worden  schin  Parz.  271,  29. 

Gleich  diesen  intransitivvorstellungen  des  Seins  und  Wer- 
dens gebührt  nun  auch  allen  des  entstehens  und  veryehens 
ein  prät.  mit  sein.  nhd.  ich  &t/i  entstanden,  entsprungen,  ent- 
sprossen, gewaclisen,  gediehen,  geralhen,  erschienen,  und  um- 
gekehrt: vergangen,  verdorben,  verschwunden,  gescliwun- 
den,  entschwunden,  gestorben,  mhd.  %vas  gedigen  Parz. 
190,  27;  wären  gedigen  Wh.  50,  12;  bistu  gedigen  Troj. 
13181;  ist  gedigen  Ulr.  Trist.  2716;  ist  erstorben  Iw.  16. 
alid.  sint  fersuinen  N.  ps.  89,  9.  ebenso  des  hlühens  und 
welkens :  nhd.  die  blume  wi  erblüht,  veiwclkt,  doch  geben 
wir  den  einfachen  verb.  liaben:  hat  geblüht,  ausgeblüht, 
gewelkt,  was  die  wirkende  kraft  des  gewachses  ausdrückt, 
wie  es  heißt:  der  same,  die  pflanze  hat  getriebeji.  mhd. 
du  hast  gewahseu  Ms.  2,  220^;  nhd.  dieser  bäum  hat  lange 
gewachsen,  eh  er  seine  hohe  erreichte;  er  ist  hoch  auf- 
gewachsen. 


perbnm.     iempiis.     prüf.  163 

Nicht   anders   verhalten   sich  die   verba  für  beginn  und 
aufhören  des  Uchts   und  des   Schalls :    wo    der  bloUe  Ur- 
sprung hervorgehoben  werden  soll  steht  sein,  wo  die  leuch- 
tende, schallende  thätigkeit,  haben,      der  stern  ist  erscliie- 
nen ,     das    feuer    ist    entbrannt,    erloschen,     die    kohle    ist 
erglüht,    das  haus  ist  verbrannt,   die  asche  ist  verglommen, 
die  färbe    ist    erblichen.      aber:    die  sonne  hat   geschienen, 
geglänzt,  der  tag  hat  geleuchtet,  der  stern  hat  geblinkt,  ge- 
sclüniniert,  ihre  wange  hat  geglüht.      Bei  privativer  bedeu- 
tung,  weil  sie  leidend  ist,  wird  öfter  sein  angewandt,   wo 
die  entsprechende    posilivlhälige  liaben   vorzieht:    mhd.  nun 
küche    ist   mir    verbrunnen    Ms.  2,  69'^;    nhd.    die    llamme 
hat   geglüht,    die   flamme    ist   verglüht,    wie    die    rose    hat 
geblüht,  sie  ist  verblüht.     Schall  und  laut:   der  ruf  ist  er- 
schollen, der  laut  ist  hergedrungeu ,    die  stimme  ist  erlönl : 
aber  der  wind   hat  geweht,    das  wasser  hat  gerauscht,    das 
feuer  hat  gezischt,    das  hörn  liat  gclönt,    das  gelachter  hat 
geschallt,  und  wiederum  privativ:  das  wnsscv  ist  verrauscht. 
Man    sagt:    ich    habe    geredet,    gesprochen,    gesungen,    ge- 
schwiegen; ich  bin  verstununt.      doch  mhd.  unterschiedlich 
er  hat   geswigen  und   ist  geswigen:    helet  ir  gesAvigen  Iw. 
7434;    hetö    ich    diz  geswigen  En.  10605;    diu  nahtegal  ist 
geswigen    Trist.    477'J  ;     geswigen    sint    diu    vogeliu   INIs.  2, 
25^;    ob   ich    geswigen    an  sangc   bin  Ms.  2,  52*;    der  crye 
-^^■as  geswigen  Wh.  50,  11;  nu  sich,  w^ie  die  kempheu  gein 
miner   rede    geswigen    sin  Bari.  261,  15.      geswigen  sin  ist 
mehr  zum  schweigen    gebracht   w^erdcn ,    geswigen  hau    das 
schweigen  aus  freiem  willen,     verschwetgen  nur  mit   haben: 
hau  verswigen  Wh.  390,  4,  und  in  jener  stelle  aus  En.  ist 
swigen  rr  verswigen.       unser    nhd.    verschwiegen    sein    ist 
adj.  part.  und   drückt    ein  präs.  aus,    kein  priil.       Abslracte 
begriile    des    anfangs    und   aufhörens   bilden    nhd.  ihr   prlil. 
nur    nnt    haben,    well    sie    keinen    sinnlichen    zustand    des 
Seins  darbieten :    ich  habe  angefangen,    begonnen,    angeho- 
ben, unternommen,  geendet,  aufgehört,  unterlassen,     doch 
mhd.   ist    erwunden    (renüsit);    w.rrc    erwunden    Mar.    81. 
mhd.  ist  gelendet  I'arz.  307,  28,    liat  aufgehört,    allein  ge- 
niüezet  hwten  (der  nuiße  gcpllogeu)  Cudr.  985,  1,  1529,   1. 

Wie  sich  die  Vorstellungen  werden  und  konunen  viel- 
fach berühren  (s.  8.  12G)  so  steht  auch  das  NMMilen  unil 
verwerden  ilenj  hommen  und  weijtfthti  in  unserer  bezie- 
liung  gleich,  verba  der  beweyninf  und  ruhe,  ich  bin  ge- 
kommen, gegangen,  geritten,  gelaliren,  wenn  es  den  erfolg, 
nicht  die  bewegende,  anhaltende  thätigkeit  bezeichnet;  hin- 
gegen:   der  bereiter  hat  gut  geritten,    der  kutscher  gut  ge- 

L  2 


Iß4  einfacher  s{tfz. 

faliieii.  niliJ.  icli  bin  komcii  Mar.  107.  110.  124:  bin  Iipr 
hekomcMi  Nil).  lOfi,  4;  konieii  \varen  l\ib.  140,  1;  bin  üz 
gevarn  Wigal.  3125;  -vvas  gevani  Wigal.  2749;  sin  \vii' 
gevarn  her  Ail).  400,  2;  v.fPien  beim  gevarn  W'b.  3<S9,  6; 
ich  bin  gerilon  VA'igal.  2587.  4200;  waren  gerilen  das.  648. 
4951;  was  gegangen  Iw.  1705;  ein  vesperie  isl  erbten  (er- 
gangen) Parz.  8f),  21;  der  strikt  was  ergangen  VN'li.  50,  10; 
innl.  leden  es  (praetcriil)  Floris  1995;  dagegen:  hahent 
gevarn  (haben  sich  aurgetiilirl)  ISib.  231,  3;  duicli  wes 
liebe  die  beide  lier  gevarn  hän  Nib.  393,  4;  ich  her  gevarn 
hun  ISib.  401,  3;  der  lial  wol  gevarn  Wigal.  7761.  8178; 
sone  lielenl  ir  niht  wol  gevarn  Iw.  1495;  nu  liänt  ir  sd 
mit  mir  gevarn  (mich  behandelt)  Iw.  3160;  swie  ich  mit 
Worten  habe  gevarn  Iw.  7685  ;  wir  her  gerilen  han  Nib. 
1169,  4;  habent  gerilen  Nib.  232,  3;  ich  hun  gerilen  AVi- 
gal.  3401.  Parz.  812,  15.  Bit.  44'';  het  im  uf  den  lip  ge- 
rilen Wigal.  525;  nu  hat  gegangen  nuner  kiinsle  rnole 
Amgb.  28\  ahd.  Iram  ist  gigangen  T.  2,  8;  wir  birn  ge- 
gangen N.  131,  7;  wol  aber  wir  haben  durhkangen  den 
mere  N.  80,  11  wir  haben  durlifaren  65,  12;  er  habet  ims 
mite  gevarn  102,  10.  alts.  hahdon  gegangan  Ilel. . . ;  ags. 
gegan  haldon  ß.  5257.  luifdc  eine  agongen  ß.  1779;  gefaren 
liälcle  C.  43,  12;  gefaren  häfdon  C.  123,  26  ;  gevaden  häfde 
B.  439  ;  innl.  adde  ghegaen  INlaerl.  1,  268 ;  altn.  ek  gengit 
liefk  Stern.  186^;  hafdhi  gengit  Isl.  sog.  1,  45.  47;  heli  ec 
farit  Sccm.  32*  49*.  Nhd.  ich  ii»  gelaufen ,  aber:  das  pferd 
hat  stark  gelaufen;  mhd.  ivas  geloufen  Trist.  3230;  mnl. 
hadde  ghelopen  Pieiii.  894  ;  lievet  ghelopcn  Rein.  3335 ; 
ebenso  traben,  springen.  nhd.  der  vogel  hat  den  ganzen 
tag  geflogen,  ist  über  die  mauer  geflogen;  ich  habe  in  der 
schwinimschule  geschwommen  ,  bin  über  den  fluU  ge- 
schwommen; die  ameise  hat  so  lange  gekrochen,  bis  sie 
aus  der  Schachtel  kam,  sie  ist  über  meine  band  gekrochen, 
ich  habe  gestiegen  und  gestiegen ,  bis  ich  auf  den  berg 
kam;  ich  bin  auf  den  thurm  gestiegen;  mhd.  was  gestigeu 
Trist.  5835.  Gudr.  59'';  doch  ersteigen  mit  haben,  mhd. 
ich  bin  erbeizet  Parz.  184,  29;  erbeizet  siiit  Parz,  670,  24; 
erbeizet  sin  W  igal.  4643  ;  doch  wir  hau  erbeizet  Troj. 
7077.  mhd.  ist  gestrichen  Iw.  4723.  Parz.  67,21;  bist  ge- 
strichen Parz.  767,  23;  gestrichen  was  Parz.  496,  10;  sit 
her  gestrichen  Troj.  7052;  allein  auch:  ich  hete  gestrichen 
Parz.  491.  25;  gestrichen  haut  INIs.  2,  218'--;  ich  han  durch- 
strichen Tit.  100,  1,  Nhd.  ich  bin  geflohen,  transitiv  aber 
ich  habe  ,•  mhd.  geflohen  hete  Wh.  432,  30.  nhd  ich  bin 
eutsvithen,  und  nicht  mit  haben;  mhd.  beides:  ich  bin  ent- 


verbuin.     tempus.    priit.  l65 

wichen  Tit.  100,  2;  ich  was  entwichen  Parz.  491,  26;  ist 
entwichen  Iw.  2479;  hete  eutwiclien  Mar.  24;  halen  ge- 
wichen livl.  urk.  71'  72^^.  nhd^  ich  &in  gefolgt,  doch  bei 
Luther  stets  noch  mit  haben;  nihd.  het  gevolget  \^  li.  226, 
13.  388,  2;  den  wir  her  gevolget  hän  IS  ib.  644,  4;  ich  hun 
gevolget  Trist.  17105  Troj.  16619.;  der  niiiies  lAles  gevol- 
get lucle  IMor.  745  ;  der  in  gevolget  hele  Troj.  507.  nhd. 
ich  hin  in  den  koth  getreten  und  ich  habe  das  in  den 
kolh  getreten ;  nihd.  si  xvtere  getreten  in  die  helle  Flore 
5783;  ich  hun  den  reien  getreten  Trist.  17118;  ha;te  ge- 
treten Ysh.  170*  (ed.  cass.,  bei  Lachni.  378,  26  anders.) 
Nhd.  ich  biii  genahet;  ahd.  niin  Kp  ist  kenahet  (appropin- 
quavit)  N.  ps.  87,  4.  nhd.  ich  hin  zurückgekehrt;  nihd. 
ist  gekeret  Iw.  1590;  gekeret  wrere  Iw.  5880;  wahret  vür 
gekeret  Iw.  6097;  wrere  gekeret  Troj.  7100;  aber  hete  ge- 
keret (reversiis  esset)  Ulr.  Trist.  19  66,  gleichsam  halte  den 
fuß  zurückgewendet,  nhd.  ich  habe  geschwebt,  nihd.  aber 
ich  hin  geswebet;  wrere  geswebet  Wh.  48,  25.  nlid.  ich 
hin  gelallen;  mhd.  ist  gevallen  Iw.  1579.  Troj.  17014;  was 
gevallen  Iw.  2626;  und  das  scheinbar  transitive:  wie  sit 
ir  mich  gevallen  an  (nhd.  habt  angefallen)  Trist.  1396  ist 
zu  nehmen:  wie  seid  ihr  an  mich  (über  mich)  gefallen, 
nhd.  ich  habe  gestanden  ,  aber  ich  hin  aufgestanden  ,  ab- 
gestanden ,  erstanden  ,  bei  Luther  auch  noch  ich  hin  ge- 
standen ;  mhd.  xvwr  druIFe  gestanden  Parz.  589,  9 ;  waren 
gest.  Pai-z.  706,  6;  nu  was  da  gestanden  vil  "VN'h.  231,  27; 
warn  von  den  betten  gcstan  ]\ib.  1789,  4^;  w\as  ich  uf  ge- 
ölan  INls.  1,  7*';  höhe  wrer  erstanden,  klage  107;  hingegen: 
ich  hän  gestanden  JMs.  2,  127^;  häte  i'if  gestan  livl.  urk. 
43";  ros  diu  sich  haut  verstanden  Gudr.  59''.  nhd.  ich 
habe  gesessen ,  denn  ich  bin  gesessen  enthält  adjeclivische 
priisensbedeutung;  mhd.  was  gesezzen  (consederat)  Iw. 
1217.  Turl.  Wh.  1,  112*;  gesezzen  sin  Iw.  135;  ich  hdn 
gesezzen  Parz.  438,  20.  563,  19;  ags.  geseien  hrifdon  B. 
4204.  4254.  nhd.  ich  habe  gelegen;  mhd.  xvas  gelegen 
Iw.  80.  Ln.  12503.  Wigal.  8390.  Troj.  16470:  Wh.  20t, 
25;  bist  gelegen  JMs.  2,  52\  ir  sit  gelegen  Iw.  5(Uü;  i.st 
gelegen  Wigal.  8576;  sint  gelegen  Ms.  2,  58-';  wrere  gele- 
gen Iw.  4258.  Parz.  628,  5.  Wigal.  11472;  hdn  gelVgen 
l'.n.  8215;  in  der  bedeulung  von  niederliegen,  erliegen 
immer  mit  sein,  z.  b.  Nib.  253,  4.  996,  4.  1003,  4.  mhd. 
tlu  hast  erbiten  Parz.  782,  29;  lull  gobilen  Wh.  190,  28; 
het  gebilen  Parz.  473,  24.  nhd.  ich  habe  slill  gehallon  ; 
mhd.  het  er  gohalden  Wh.  228,  l.  uhd.  ich  hin  geblieben; 
mhd.  was  bclibcn  Wh.  202,  2. 


l66  euijaclwr  ndtz. 

Hierher  auch  wachen  und  schlnftn.  iilid.  idi  habe 
gewacht,  gcsclilareii ,  aljcr  ich  hin  erwaclil,  riiir<;e\vaclil, 
eingeschlafen,  cnlsclilafen.  iiihd.  icli  hdn  gcslälen  ^^'.•lllll. 
124,  4,  l\v.  3.510;  liel  goslafen  Iw.  880;  sin  w'iv  cnJslafeu 
Troj.  1G504;  ich  hin  erwachet  I\v.  3.541  ;  ^vas  erwachet 
Iw.  881.  erkranken  und  (jenesen.  iilid.  icli  hin  erkrankt 
und  genesen,  nnil.  ivas  ghencsen  Rein.  245. 

Aus  diesen  beispielen  mögen  die  bedeutendsten  schwnn- 
kungen  beider  anxiliarien  erkannt  ^verden.  icli  habe  mich 
dabei  fast  aul  die  nlid.  und  ndid.  mundart  cingescliriinkt 
und  nur  einiges  hervorstechende  aus  den  übrigen  ange- 
merkt. Unverkennbar  neigt  sich  die  hd.  mehr  zur  anweu- 
dung  von  sein,  die  nd.  melir  zu  der  von  hahen.  die 
nord.  brauclit  fast  immer  haben  luid  mir  selten  sein.  Im 
ganzen  aber  entspringt  aus  der  hd.  abwechselung  beider 
vcrba  eine  günslige  mischung. 

Die  hilfswürler  der  impersonalieu  soll  das  fünfte  cap. 
näher  angeben. 

Alle  lunschriebnen  prälerita  der  mit  dem  rellexlvpro- 
nomen  gebildeten  transitiva  und  intransillva  vertragen  juir 
hahen,  z.  b.  er  hat  sich  gestellt,  gelegt,  gesetzt,  geeilt, 
gefürchtet,  gefreut  *).  von  den  transitiven  versteht  es  sich; 
die  ursprünglich  intransitiven  aber  empfangen  durch  das  ac- 
cusative  rellexivum  eine  zuthat  von  iiußerlichkeit  oder  thä- 
tigkeit  (s.  4) ,  die  sie  für  das  auxil.  sein  nicht  mehr  eignet, 
verba  mit  reflexivem  dat.  und  das  prät.  mit  sein  kann  icli 
mir  denken,  weiß  aber  keinen  einzigen  beleg;  ein  alls.  ist 
imu  gigangan ,  gI^vitan  scheitert  daran ,  daß  schon  das  ein- 
faclie  gangan  und  wol  aucli  giwitan  ihr  prät.  mit  hahed 
formieren ;  es  wird  also  nicht  anders  heißen  als  habed  imu 
gigangan.  niemals  erscheinen  die  mhd.  sprach  sich ,  was 
sich,  ward  sich  (s.  36)  im  umschriebnen  prät. 

Auch  die  nord.  suffigierten  verba,  sobald  sie  mediale 
bedeutung  behalten,  imd  in  keine  passive  übergehn,  um- 
schreiben ihr  prät.  bloß  mit  hahen,  aus  gleichem  grund, 
z.  b.  schwed.  de  hafva  slagits  (sie  haben  sich  geschlagen), 
det  har  lyckals  mig  (es  hat  mir  geglückt) ,  träden  hafva 
blomstrats  (oben  s.  47.)  Tritt  passivbedeutung  ein,  so  wird 
im  isl.  und  dan.  für  die  perlphrastischen  lempora  das  suflix 
aufgegeben  und  die  gewöhnliche  j)assivumschrelbung  fort- 
gesetzt, z.  b.  isl.  ek  hcfi  verit  elskadhr  ()'aie'le  aime)  dan. 


•)  gegensatz   zur   franz.  refrel .    ille    für    .lie   reflexiven    iiamcr  sein 
verlangt:  ii  s'est  coMrlit-,  rejoiii  «i.  ^s.   w. 


verhiun.     tempus.     prüf.  I67 

eg  liar  varet  elskel;  scliwed.  aber  laßt  sich  außer  jag  Iiar 
varit  älskad  zugleich  sagen  jag  har  älskats,  wobei  wegen 
der  gauz  leideudeu  bedeutuug  das  Jiaben  widersinuig  d.  h. 
ohne  eni])faidung  der  ursprünglichen  beschallenheit  ange- 
wendet scheint. 

Die  siav.  sprachen  umschreiben  alle  und  jede  priit.  pei- 
fecta  mit  fe*7t=:sein,  ohne  rücksicht  auf  iulransiliveu  oder 
transitiven  sinn,  und  verwenden  für  letzlerii  niemals  iJir 
iiiieti,  nijü  (haben.)  sie  können  es,  weil  sie  sich  dazu 
eines  wahrhaft  acliven  pari,  priit.  bediejien ,  das  voa  dem 
passiven  das  passiv  umschreibenden  (s.  20.  21)  völlig  ab- 
steht, z.  b.  böhm.  wolal  gsem  (vocavi),  serb.  pleo  sani 
(plexi);  sloven.  sim  jedel  (comedi)  und  dieses  part.  ist  der 
drei  geschlechler  fähig,  daher  im  fem.  sim  jedla,  im  ueutr. 
sim  jedlo  stelin  muß.  Ebenso  geschieht  aucli  die  litth.  Um- 
schreibung nur  mit  dem  verb.  subst.  und  einem  pari,  prrit. 
act.  z.  b.  esmi  sukes  (ich  habe  gedreht)  sukes  buwau  (ich 
halte  gedreht.) 

5.  Alle  verha  zweiter  anoniaUe ,  als  begriffe  innerer  thii- 
tigkeit,  nehmen  im  zusaminengesefzlen  pral.  nur  haben  zu 
sich,  niemals  sein.  nhd.  ich  Iitihe  (ftkonut ,  gemocht,  ge- 
giiunt,  gedurft,  genuist,  gesollt,  gewust,  ge^^üll^.  um  aber 
erklaren  zu  können,  warum  in  gewissen  fallen  statt  dieser 
pari,  der  inf.  gesetzt  wird,  muU  eine  beni,erkung  über  ihre 
form  vorausgeh n. 

Insofern  diese  anomala  ein  prät.  ind.  starker  und  schwa- 
cher conj.  besitzen  scheint  ihnen  auch  ein  doppeltes  part. 
zu  gebühren,  doch  die  golh.  spräche  bildet  bloß  von  nuinda, 
kuiilha,  skulda,  mahta  die  part.  munds ,  kunths ,  skzilds, 
mahls  (s.  59),  von  vissa  wahrscheinlich  viss  (cerlus)  und 
von  den  übrigen  ohls,  aihls,  mösts,  thaürfls,  daürsts,  daiihls 
welche  nie  vorkonunen ;  nicht  aber  von  man  munum,  kann 
kunnum,  skal  skidum,  mag  magum ,  väit  vilum  ein  denk- 
bares munans,  kunnans,  skulans,  magans,  vitans.  Beiderlei 
lorm  gewahrt  das  ahil.,  neben  chund  (notus)  ■Ji't'.s  (certus)  *), 
die  freilich  adjeclivische  gellung  haben,  wezzan  (scilus)  T. 
44,  18;  pigunnaa  (inceptus)  und  (fitorrau  (ausus)  gl.  vir- 
giliau.  (wo  ungitorranes  inausi),  ja  das  adj.  eigaii  darf  für 
ein  ursprüngliches  pari,  genonunen  werden.  INlhd. ,  von 
dem    adj.  kunt    und  gewis  weggesehn,    wechseln  die  wirk- 

•)  warum  nicht  aucli  tollt  (vnlidus)?  ;nis  O.  laßt  es  äicIi  niiiit  l)e- 
weiseii ,  denn  111.  20,  C8  tiiie  dulitun  lu'ißt  (|iii  valtlmnt,  und  V.  23, 
236  muß  dulita  biibät.  »ein,  wie  die  subst.  malit,  scult,  kiniun*,  kiturst, 
Olli,  ciuiubt ,  diult  iliri'ii  ui«j)iuii!?  aus  dem  pari    ucIuiilii, 


1(33  eiiiJacJier  salz. 

liehen  palt,  ijewist  (gewest)  und  (jewizzen  (<lc^\fy.7.eu)•, 
Lachniann  zu  iSil).  2241,  4  lial  bedutft  (^niid  kein  bedor- 
leii),  Wül  al)(M'  e/knnneu ,  <je(junntn ,  erbninn^n  ,  (tithiiw 
nen  nachgewiesen:  lauler  sellc-ne,  kaum  /,ii  gebot  sicbeiule 
l'ormen.  unorganiscli ,  weil  diese  verba  keinen  ablcilungs- 
vocal  haben,  scheint  die  Verlängerung  gewizzet  und  crkun- 
net,  und  lieber  führe  ich  erldinnet  auf  ein  regelmalWges 
erkünne  zurück  '*').  zu  suln  und  inügen  mangeln  belege 
der  schw.  wie  der  starken  form.  daU  aber  beiderlei  pnrt. 
sich  mit  haben  verbinden,  tluin  folgetule  stellen  dar:  htt 
ich  (jexvist  INls.  2,  67^^;  Trist.  4434.  Troj.  16879.  Ls.  1, 
239;  hete  hedorß  INIarner  b.  Laclmi.;  hat  erhunnen  Ms. 
2,  170^;  het  ijefjunneti  Nib.  1811,  4;  hapt  erbunnen  iNib. 
2241,  4.  2267,  3. 

AYenu  n»ui  nhd.,  nicht  das  allein  stehende  sondern  das 
mit  einem  iuf.  (nach  s.  92)  verbundne  pari,  scheinbar  selbst 
in  den  inf.  verwandelt  wird,  so  begreift  sich  eine  so  sell- 
same  slructur  bloß  aus  der  zufalligen  ähnlichkeit  starker 
parlicipialformen  mit  dem  inf.;  der  wirkliche  inf.  wäre 
widersinnig,  wir  sagen:  ich  habe  es  ihun  können,  sollen, 
wollen,  uÜHjen ,  müssen,  düi'fen  statt  gekonnt,  gesollt, 
gewollt,  gemocht,  genuist,  gedurft  **).  bei  wissen,  taugen, 
vermögen  unterbleibt  die  freiheit,  vielleicht  weil  wir  nun- 
mehr den  von  ihnen  abhängenden  inf.  durch  zu  bestimmen 
(s.  108):  ich  habe  es  nicht  zu  sagen  gewust ,  vermocht, 
es  liat  nicht  anzuführen  (jetauijt ;  doch  hört  man  unter 
dem  volk :  er  hat  es  nicht  auszuricbten  wissen.  Den 
schein  jener  inlinilive  müssen  parlicipialformen  ohne  ye 
vern)ittelt  haben:  er  hat  küinien ,  sidn ,  mügen ,  dürfen, 
und  wirklich  findet  sich  bei  Suchenwirt  10,  144:  er  hat 
ez  türren  wagen,  statt  getürren  oder  getorren.  bei  der 
häufigen  anwendung  solcher  Wörter  überhob  mau  sich  gern 
der  kleinen  parlikel. 

Diese  auslegung  wird  glaublich,  weil  noch  einige  andere 
oft  gebrauchte  starke  verba,  heil\en ,  lassen  und  sehen, 
zum  auxiliareu  haben  construiert,  ihr  ye  wegwerfen  und 
dann  wiederum  gleichheit  des  part.  mit  dem  iuf.  entspringt: 
ich  habe  ihn  kommen  heü\en,  ich  habe  es  bleiben  lassen. 


•)  gemi/ezet  Giidr.  985,  1.  1529,  l  stellt  nicht  etwa  für  «remiiost 
(debitus),  sonderi»  ist  pait.  de»  scliwaclieii  iiiüezeii,  rulie  halten,  müßig 
geliii;   vielleicht  läse  man  beaser  gemuuzet  von  muozeii 

*•)  so  können  sicli  selbst  drei  iiif.  hänfen,  z.  b.  ich  habe  ihn  singen 
liören  sollen;    er  hat  es  nicht  dürfen  sagen  lassen. 


verbiini.     tempits.     priit.  I69 

ich  hahe  Ihn  fischen  sehen  slalt  geheißen,  gehassen,  gesehn; 
aber  tlie  beiden  ersten  verba  pllegeu  schon  ihr  nilul.  j)arl. 
ohne  das.  pralix  zu  bilden. 

Endlich  ^vurde  der  nilsverstandne  inf.  noch  auf  fünf 
andere  falle  erstreckt,  die  sich  keineswegs  (so  ^venig  als 
wollen  für  gewollt)  aus  einer  gleicldieit  mit  dem  part.  recht- 
fertigen,  avif  die  verba  helfen,  hören,  lehren,  lernen, 
Jiihlen:  icli  habe  ihm  lesen  helfen,  er  hat.  den  stürm 
lieulen  hören,  un'cfi  hat  die  noth  beten  lehren,  sie  hat 
tanzen  lernen,  ich  hahe  sein  herz  schlagen  Jtihlen,  statt 
geholfen,  gehört,  gelehrt,  gelernt,  gefühlt,  doch  in  den 
drei  letzten  fallen  wird  heute  das  wirkliclie  pari,  vorge- 
zogen, für  den  ersten  bietet  sich  ein  altes,  kaum  erwar- 
tetes Zeugnis  dar  Gudr.  637,  3  ich  hdn  des  iehen  Jiceren 
(hs.  hocren  jelien.)  diese  beiden  inf.  stehn  gleichsani  gegen- 
über den  beiden  participien  in  der  phrase :  ich  hän  htjrt 
gesaget  (s.  128.) 

Die  ersten  spuren  der  ganzen  Unregelmäßigkeit  reiclien 
also  schon  in  das  13.  14  jli.  und  es  lassen  sich  wahr- 
scheinlicfi  noch  mehr  beisplele  ermitteln,  in  keiner  andern 
mundart  ist  sie  sonst  zu  spüren  als  in  der  nnl.  aucli  liier 
stehn  die  inf.  diu-ven,  zullen ,  kunnen,  moeten,  mögen, 
willen,  laten,  beten,  zien ,  huren,  lerenf  helpen  nach  dem 
auxiliaren  hebben,  sobald  ein  andrer  inf.  darauf  folgt,  statt 
der  part.  jiriit.,  z.  b. :  ik  heh  iiiet  durnen  zeggen ;  ik  heb 
inoelen  gän ;  wij  hebben  hen  nog  zien  beddelen;  ik  heb 
liem  hören  zeggen;  u.  s.  w.  Weder  die  schwed.  diin.  noch 
engl,  spräche  kennt  etwas  ahnliches;  überall  steht  hier  das 
wahre  part.  z.  b.  schwed.  jag  bar  ej  kunnat  haliinka',  dän. 
jeg  bar  ikke  knnnet  arbeide,  jeg  bar  hört  singe;  engl.  I 
have  heard  teil.  mul.  belege  sind  mir  noch  nicht  auf- 
gestoßen, 

6.  Unser  inf.  zeugt  kein  förmllclies  prdt.  ,  und  doch  sind 
die  mit  bedetilung  des  priis.  versehnen  anomalen  piät.  kann, 
mag,  soll  »1.  s.  w. ,  inlinitivisch  gesetzt,  nichts  anders  als 
ur.'^prüngliche  piUt.  formen,  das  lehren  schon  ihre  ablau- 
tenden vocale,  die  keinem  pras.  geziemen,  man  sollte  dem- 
nach für  sie  in  der  vollen  alten  spräche  das  charactcrlsti- 
sche  tm  aller  prat.  statt  an  erwarten,  aber  schon  bei  den 
Gothcn  herschl  an  ,  wie  sich  aus  kunnan  yriörccf,  eidfvut. 
Marc.  4,  11.  Luc.  8,  10.  Job.  14,  5  und  vilan  yrojvca 
INlarc.  7,  24  ergibt,  auch  aus  den  pail.  ])riis.  vitands,  ugands, 
nuinands,   uigands  ,  viljands  folgern  laßt,      sktilim  däv  aus 


J70  eiiiJ'acJicr  nutz. 

JiHc.  18,  l  wäre  ci'wiinsclit,  wenn  tli'e  in  skiihmi  scliwan- 
Kctide  lesarl  reslslüiule.  ahd.  gilt  wizzan  (scirc)  K.  21^'; 
■makan  (possc')  K.  JS^;  scolan  (cleberej  K.  46^  (scolun 
2.S'i  v(M-lc.sc'u  oder  vorclnickl ,  wie  das  o  dei-  peiiult.  be- 
weist":*); iiherliaupt  aber  werden  jalid.  und  goth.  iiiT.  iinp. 
und  pari.  pial.  dieser  anoniala  gemieden;  alts.  ist  cijan  liaulig 
Hei.  80,  9.  83, 10.  8.5,  t.  21.  157,  17.  167,  2. 17  1,  26.  unter  den 
übrigen  dialecten  verdient  hier  der  altu.  unsere  auCnierksam- 
keit;  z%var  lial  aiicli  er  die  inL  vila  ^  ine(ja,  titjdy  kiinna, 
Unna,  thnrfa,  vilja,  allein  für  zwei  wüiter  wirklich  jenes 
verniiitete  m  beibehalten,  für  inunii  {/liXXtiv)  und  skuhi 
(debere),  wie  sie  noch  in  der  isl.  prosa  vorkommen,  z.  b. 
jnuiui  Nialss.  19:  aus  der  edda  gewahrt  Ilarb.  45  (uacli 
der  ed.  hafn.)  ein  beispiel.  hieraus  folgere  icli  nun  nicht 
bloli  ältere  inf.  vitu  ,  niegn ,  eigii  u.  s.  w. ,  sondern  auch 
frühere  goth.,  der  3  ])1.  gleiche  formen  viticn,  kunmuif 
6(jun ,  daiirsun ,  dutjnn  u.  s.  w.  Allein  die  alln.  spräche 
bleibt  bei  jenem  nninn  und  skulu  noch  nicht  slehn;  sie 
bildet,  da  ihnen  nur  präs.  bedeiilung  gebührt,  für  den 
ausdruck  des  wirklichen  priit.  inlinilive  ans  den  schwachen 
prät. ,  -welche  w^iedernm  mit  der  3  pl.  ind.  oder  conj.  zu- 
sammeutreHen  :  mundo  S<vni.  80»  241*  243"  mnndu  Nialss. 
12;  mijndo  SaMU.  242^  mijndii  Isl.  1,  19;  skijldo^xm.  162» 
242^*.  sollte  also  nicht  auch  die  goth.  schwache  form  in 
den  inf.  eingegriffen  und  früher  ein  vistcdun  ,  kiaithednu 
(scivisse ,  novisse)  hervorgebracht  haben  ?  dies  zugegeben 
müste  nun  aber  für  alle  regelmäßigen ,  starken  und  schwa- 
chen, verba  ein  inf.  prät.  angenommen  werden,  z.h.Jttn- 
thuu  (invenisse)  sökidedun  (quaesivisse.)  dafür  läßt  sicli 
wieder  ein  freilich  überaus  seltnes  altn.  foro  (ivisse)  studlio 
(stetisse)  Egils  saga  104  anführen,  jene  altn.  hinneigung 
zum  innlaut  der  conj,  form  in  skyldo ,  myndo  gleicht  ei- 
nigermaßen der  berührung  des  lat.  inf.  prät.  amavisse, 
legisse  jnit  dem  plusq.  conj.  amavissem,  legissem. 

Doch  solche  mutmaßungen  verlieren  sich  im  dunkel 
der  vorzeit,  kein  goth.  oder  ahd.  denkmal  zeigt  uns  einen 
formellen  inf.  prät.;  seit  die  Umschreibungen  üblich  werden, 
dient  das  hilfswort  haben  oder  sein  zu  seiner  bezeichnung. 
Bei  K.  und  in  den  glossen  wird  noch  nicht  umschrieben, 
sondern  das  präs.  inf.  aucli  für  das  lat.  prät.  gesetzt,  z.  b. 
wenne  lesamcs  wihe  fatera  unsare  daz  er/uUeii  (quando 
legamus  sanclos  patres  nostros  hoc  implcsse)  K.  35^;  per- 
petrasse  kifriimman  Diut.  1,  518;  redeniisse  arlosan  das. 
519'»;  vidisse  ijisehan  T.  226,  2;  vgl.  die  s.  117  aus  T. 
und    0.    beigebrachten    uz    sangen   und    farau    für    exiisse. 


verbiun.      leinpus,     prüf.  37 1 

Den  Inf.  prät.  jiass.  konnte  das  ins  ])ral.  geslellle  wer- 
clan  näher  erreiclien :  cliiscliel  aiTullil  worihtn^  ceiiiilnr 
fuisse  coni])]eliim  Is.  408,  Nvobei  dann  der  inl'.  Avesan  ge- 
dacht werden  kann. 

]Mhd.  ist  die  Umschreibung  völlig  im  gang,  weil  aber 
mir  sehr  seilen  noch  acc.  c.  inf.  gcNvagl  werden  ,  so  finden 
die  zahlreichslon  beispielo  nach  den  prät.  der  (uiomalen 
verha  stall:  mohlen  sie  htiven  (jescliozzen  Rolh.  1792;  du 
jnohlest  gedagel  lian  ]Nib.  792,  2;  nuiht  ir  unschult  ge- 
Jiozzen  hau  Parz.  355,  24 ;  muhte  hau  ledec  lan  Parz. 
382,  20;  der  mohtez  gerne  hun  Yermilen  Parz.  484,  22; 
daz  müht  ir  gerne  han  verdagt  Parz.  464,  6;  möht  ir  euch 
gesezzen  sin  Iw.  135;  ich  niühle  gcvrnmct  hau  Ivv.  5513; 
niöhle  benomcn  han  Iw.  6507;  möhtet  ir  liau  gesehn  Iw. 
7446 ;  mohte  sin  gewesen  "VN  igal.  735 ;  mOlit  ich  daz  e 
gewizzen  han  Bari.  191,  11.  Troj.  1805;  mohte  lian  ge- 
sehen Troj.  15780;  mohte  liun  crziuget  AVigal.  8310. 

der  hunde  sc  baz  (jelohet  hun  Parz.  404,  30;  ir  en- 
kunde  leider  sin  geschehen  iSib.  13,  4;  künde  er  minne 
hau  gepflegen  Bit.  23^;  künden  si  iian  gedaht  Wigal.  3979. 

solle  halt  üherliomen  INIar.  134;  soldez  liaben  lan  Nib. 
120,  3;  du  sold  ich  gesungen  haben  den  leien  P>en.  441; 
sollen  han  gcnoincn  Nib.  1242,  2  ;  solde  her  abe  stn  ge- 
varn  Ceo.  3996;  solle  han  bevunden  u.  crvain  Troj.  17203. 

dürfte  han  (jeijert  Parz.  185,  24. 

viuosen  sin  verlorn  IMar.  145;  mösle  den  liph  haben 
virlorn  J'iolh.  82.  335.  1681;  muoser  lian  gelernet  Parz. 
453,  16;  miiesn  lian  gegebn  Parz.  603,  27;  miicser  han 
gedolt  Parz.  617,  30;  müescr  han  braht  Parz.  643,  25;  die 
er  muosle  hau  verlorn  Bari.  52,  16;  miieste  sin  gewesen 
Troj.  17092. 

du  woher  hau  (jevrdijet  baz  Parz.  247,  25 ;  woldicli 
gesprochen  han  Iw.  7436;  wolt  in  hau  crslagen  Iw.  2045; 
woll  in  gerne  lian  crslagen  Iw.  6767;  er  woldin  gclrocstet 
lian  Iw.  3243;  den  wolden  si  gelästert  hun  Iw.  4292;  woldc 
si  hau  erhangen  Iw.  5846;  woldes  der  kiinec  vcrhengct 
lian;  Iw.  7334;  wold  ich  gesprochen  han  l\v.  7436;  iclin 
wollez  han  gelilen  e  Iw.  8084;  woldc  gcliirslcl  hau  \>  igal. 
1010;  wolden  gchabcl  hau  ^^  igal.  2075;  woUle  sin  gcrilen 
das.  4200;  woll  cibcizct  sui  das.  4643;  wolde  geflohen 
8in  das.  6750.  7006  ;  wolde  gegeben  haben  das.  6155; 
wolde  crslagen  han  das.  7927;  wolde  erworben  han  das. 
yi88:  mil  in  gcHiercl  wolden  han  das.  9228;  wolden  hau 
verseil  Bari.  31,  9;  wolde  han  gegeben  Bari.  53,  t8;  wolle 


J72  ei iij acher  salz. 

zerspalten  s*n  Troj.  lf»072;  \vo](e  s*n  gegangen  Troj.  16tS42; 
der  wolle  sicli  lian  gevverl  Hoze  426  5  si  woUlen  haben  niicli 
geslagen  livl.  urk,  128'^;  ich  woltle  si  alle  irslageu  liaji 
Iiülli.  1679;  Wühle  geine  han  gesieii  Kolh.  3029;  ii  h  wolt 
mich  gcklusent  lian  Doc.  niisc.   1,  52  '^). 

Wo  in  diesen  heispielen ,  und  es  wird  nieislenliiiils 
jeiü  ,  das  priit.  toiij.  sieht,  pllegen  wir  nlid.  den  salz  iini- 
zuslellen,  d.  h.  das  auxiliarc  haben  zum  herschenden  verbo, 
das  part.  prät.  zum  inf.  und  das  anomale  verbum  zu  jenem 
scheinbaren  inf.  statt  des  part.  zu  machen,  aus  ich  mühte 
gescheu  hau  wird  uns  ich  hätte  mögen  sehn;  aus  ich  künde 
baz  gelobet  hau,  ich  halle  besser  loben  küiuien ;  aus  dörfle 
lian  gegeil :  hülle  begehren  dürfen,  aus  müese  hau  brahl: 
lialte  bringen  müssen;  aus  wolde  erbeizet  Siu :  halle  ab- 
steigen wollen;  man  sieht  zugleicli ;  warum  in  der  ndid. 
Sprache  diese  anomalen  inf.  statt  der  part.  ungleich  seltner 
sind.  Ist  das  nilid.  anomale  prät.  der  ind. ,  so  können  wir 
nhd.  entw.  das  präs.  inf.  gebrauchen,  oder  auf  ähnliche 
weise  innstellen,  z.  b.  die  er  nuiose  hau  verlorn:  die  er 
verlieren  musle,   oder  die  er  halte  verlieren  müssen. 

Diese  mhd.  anwendung  des  umschriebnen  prät.  inf.  be- 
ruht in  dem  gefühl,  daß  das  anomale  prät.  die  vergangen- 
lieit  nicht  bestinunt  ausdrücke  **).  andern  spraclien  genügt 
liier  das  präs.  inf.  z.  b.  potuissem  dicere,  j'aurais  ])U  dire, 
nicht  dixisse,  avoir  dit.  consecutio  temporum  ist  nicht  im 
spiel,  denn  unzahligemal  darf  nach  jenem  prät.  auch  das 
mhd.  präs.  inf.  stehn,  z.  b.  muose  ich  gelun  Iw.  352;  muo- 
sen  zücken  Iw.  1018;  lorslicJi  vragen  Iw.  3020;  dorfte 
geschehn  Iw.  1313;  bewenden  künde  Iw.  24;  muhtet  leben 
lan  Iw.  174.  zuweilen  stehn  beide  nebeneinander,  präs. 
u.  prät.  inf.:  nuioste  dulden  u.  hau  verlorn  Bari.  7,  15. 
Audi  kann  nach  dem  präs.  des  anom.  verb.  der  vnnschriebue 
inf.  prät.  folgen,  z.  b.  niügest  hän  erriten  Parz.  442,  23; 
du  muost  in  schiere  vlorn  hau  TSib.  14,  4;  mäht  befunden 
ban  Bari.  14,  30;  ich  sol  si  im  schiere  hun  benomen  Iw. 
4650. 

Wir  verfahren  auch  noch  nhd.  nach  mhd.  weise,  wie- 
wol   weit   seltner,    z.  b.  das  wollte   ich  hiermit   ausgespro- 


*)  nach  denselben  prät.  tolgt  das  prät.  inf.  paus,  gern  mit  siu, 
nicht  mit  werden,  z.  b.  eiimöhtet  ir  niht  baz  geroclien  sin  l\v.  7558; 
uiuost  im  sin  verkcret  Troj.  16551,  wieder  ein  zeiciien  der  sich  bc- 
rüiirenden  activ  und  pass.  umsclireibung  (s.   156.) 

••)  nicht  unverwandt  sein  mag  die  nacli  denselben  verbis  eintretende 
Verstärkung  des  inf.  präs.  durcli  die  parlikel  gs  (gramm.  2,  817.  8i8.) 


verhum.     tempus.     praf.  :I73 

clien  Ilaben  z=  das  habe  ich  aiisspreclien  wollen;  das  -will 
ich  dir  geschenkt  halben  :=z  habe  ich  dir  seh.  wollen ;  das 
mag  ich  nicht  gesagt  haben  =  habe  ich  nicht  sagen  mögen, 
tlen  unterschied  beider  phrasen  drückt  das  franz.  je  ne 
veux  pas  l'avoir  dit  und  je  n'jri  pas  voulu  le  dire  aus:  in 
jenem  fall  liat  man  gesagt  und  will  es  nicht  wort  haben, 
in   diesem  hat  man  es  nicht  gesagt. 

Ich  linde  auch  ahn.  denselben  inf.  piät.  z.  b.  thann 
eldli  scal  han  svorit  hafa.  üulalh.  379.  des  einslimmigcn 
engl,  she  might  liave  been  nz  si  mühte  sin  gewesen  ge- 
denkt schon   Ben.  zu  Wigal.  p.  660. 

Weniger  begegnet  der  mhd.  inf.  jjrat.  nach  andern  ver- 
bis,  z.  b.  nach  waenen  :  wanden  ez  hau  verhornen  Wigal. 
.5502;  die  er  wände  hau  erkorn  ßarl.  122,  8;  und  den 
diu'cli  ze  bestimmten  inf.  prät.  finde  ich  mhd.  kaum  oder 
gar  nicht,  nhd.  wird  er  häufiger:  ich  wünsche  das  nicht 
vergeblich  (fesaijt  zu  haben ^  er  glaubt  da  gewesen  zu  sein; 
er  bezweilelt  nicht  ihn  gesehn  zu  haben  u.  s.  w.  Vor- 
ziiglich  aber  ist  die  nnl.  spräche  stark  in  inf,  conslructio- 
nen  ,  wie  sie  auch  nhd.  nicht  nachgealinil  -sferden  dürfen: 
ik  belufde  u  niinen  zun  te  zullen  schriven,  m?ir,  na  zulks 
(fetlän  te  hehben ,  en  vel  moeile  darmede  te  Iiehben  tje- 
hady  zeide  nu  mine  vrouw,  zulUs  nimmer  toeijelaten  te 
•zullen  hebben,  indien  zi  liet  vöiaf  gewelen  hadde  *).  acc. 
c.  inf.  sind  diese  klappenden  Infinitive  nicht  (s.  119.) 

7.  Ellipsen  des  auxlUars.  kaum  enlbohrt  seiner  die 
ahd.  und  mhd.  spräche,  auch  nicht  in  relativem  satz.  Nur 
wo  zwei  gleichartige  verba,  durch  parlikeln  verknüpCl,  iiu- 
mitlelbar  auteinander  folgen,  braucht  das  hiliswott  bloU 
einmal  ausgodiiickt  zu  werden.  mhd.  er  hete  sich  gelen- 
ket u.  geschepfel  Troj.  16418;  hast  empfüeret  u.  geriicket 
Tioj.  70064,  ungleich  öfter  bedient  der  worlreiciie  Conrad 
sich  ilieser  auslassung  für  das  hilfswort  der  passivumscbrci- 
buiig.  Süllen  aber  verba  verbiuuleii  werden,  ilenen  ver- 
schiediies  anxiliare  gobiilut,  so  ist  sie  unslallhait,  z.  b.  wenn 
man  nbd.  sagen  woillo:  er  ist  gekommen  und  (bat)  gesiegt; 
er  hat  geschlafen  und  (ist)  erwacht. 

Außer  diesem  fall  erlaubt  die  ältere  spräche  nie  den 
Wegfall,    auch   im   relativsalzc    nicht.      JNhd.    aber   ist,    seit 


*)  Liilolfs  <»ver  nederlniulüclic  sprAkkimst.  Groiilnf^rn  1S23  p.  186  : 
icli  verspracli  lliiien  ineiiicin  .solm  y.ii  .sclireiln-ii,  iilior  naclnlcm  iili  es 
pefliaii  iiiiri  viel  niiilie  dnmit  Reliaht  hatte,  siv^te  mir  iiioiiie  frnii ,  sie 
uünle  er  iiimnior  zugelassen   lial)eii,    wenn  sie  es  vorRirs  gewiist  hätte. 


i74 


e'infdcJnn'  salz. 


«Ion  sclilcslschcn  dicliferri ,  liorgcbraclit,  das  dem  part.  iiii- 
inhltilbav  J'olffendr  ''niemals  das  voranstellende)  /iahe  oilcr 
bin  njaiiclimal  /n  uutordrückcii ,  voiziii-licli  in  indirectcr, 
i'claliver  rode,  z.  I).  der  ring  den  du  mir  gegeben  liasT, 
der  tag  an  welchem  er  gekommen  (ist);  er  wird  es  iIiph, 
sobald  wir  uns  ei-KI.-irt  (haben),  sobald  ihr  ihm  wilH'iihii'^ 
geworden  (seid.)  Ghichwol  hat  ih'ose  ellipse  nirht  durch- 
dringen können ,  unil  wird  heute  mehr  gemieden  als  ge- 
braucht, der  schleppenden  auxiliarhaufung  entriellie  man 
gern,  aber  die  spräche  sträubt  sich  wider  duidvelheiten  und 
Zweideutigkeiten,  die  dabei  entspringen.  baldig  fallt  uns 
die  3  sg.,  2  und  3  pl.  mit  der  participialforin  zusam- 
men (z.  b.  iu  erblickt,  vertraut,  verheizen)  und  dann  dient 
das  hillswort  ilen  zweifel  zu  leisen,  auch  wegen  des  er- 
örlerlen  wechseis  beider  hillsverba  scheint  die  auslassin^g 
bedenklich,  z.  b.  wenn  gesagt  wäre:  der  wagen  in  dem 
wir  gefahren,  ^\  iisle  man  nicht,  ob  haben  oder  sind  zu 
verstehu  ist,  und  des  ausdrucks  feinere  fäjbung  gienge 
verloren.  IVIäUig  gebraucht,  bei  unzweifelhaficni  auxiliare, 
mag   es  hingehn  auszulassen. 

In  der  scliwed.  spräche  hat  sich  diese  ellipse  völlig  ein- 
geführt und  überall  begegnet  sie  uacli  relativen  und  con- 
junclionen  :  hau  fürtarde  hvad  hau  i  härnad  eröfrat  (hade) ; 
en  allmän  anda,  som  ej  sällan  (bar)  visat  sig ;  da  jag  hört 
(hade);  pu  tillfrägan  luiru  lian  (hade)  lärt  detla;  sedan 
den  (har)  upphürt  att  vara  u.  s.  w.  der  zusanunenhang 
muU  lehren,  ob  har  oder  hade  gemeint  sei,  und  wie  man 
sieht  kann  das  weggelassene  auxiliar  dem  part.  vorangcliu 
oder  nachfolgen ,  die  phrasen  ins  nhd.  übersetzt  würde  es 
jederzeit  naclifolgen.  Dieser  schwed.  auslassung  sieht  nichts 
von  dem  entgegen,  was  ich  wider  die  nhd.  gellend  machte; 
keine  verbalformen  treffen  hier  mit  dem  part.  zusammen, 
und  da  fast  nur  liafva,  selten  vara,  auxiliar  steht,  kann 
auch  nur  jenes  ausgelassen  vermutet  werden,  mir  ist  kein 
beispiel  einer  ellipse  von  vara  vorgekonunen. 

Die  Dänen  bedienen  sich  aber  einer  solchen  auslassung 
gar  nicht,  und  das  bildet  eine  auffallende  ab  weichung  zwei 
so  nahverwandter  sprachen. 

Dagegen  ist  Danen  und  Schweden  gemein  die  ellipse 
des  inj',  have  und  hafva  nach  den  onomalen  verbis.  dän. 
jeg  skulde  gaaet  derben;  jeg  künde  forudseet  dette;  jeg 
maatte  taget  mig  i  agt.  schwed.  malte  jag  aldrig  kant 
henue!  (haue  ich  sie  nie  gekannt.)  weder  die  nhd.  noch 
unl.  Sprache  vermag  dergleichen. 


verhum.     tempus.    priU.  1 75 

Ob  die  Qiislassung  der  auxUiarien  bei  der  nhd.  weise 
des  iniperiilivischen  ausdrucks :  roseu  auf  den  weg  cfe- 
streut  und  des  harnis  veryessenl  (s.  87)  hallbar  sei.  wird 
\üu  genaueren  nacliforscliungen  abhangen.  iu  der  älte- 
ren spraclie  miiste  die  uuelliptische  redensart  nachgewie- 
sen werden. 


Nachdem  ich  ausgeführt  liabe,  wie  die  Vergangenheit  mit 
haben  luid  sein  lunschiieben  Avird ,  wi:ire  nun  noch  die 
Umschreibung  des  prät.  conj.  mit  sollen,  wollen  und  wer- 
tlen  darzustellen;  sie  soll  nachher  bei  dem  fut,  bcsproclien 
werden.  Dafür  erwähne  ich  hier  eines  besondern  falls ,  in 
welchem  die  allere  s})rache  das  (nnumschriebne)  prät.  statt 
des  präs.  der  heuligen  anwendet.  es  geschieht  bei  sey- 
nunyen  und  verxvünschnnijen ,  der  zustand  gilt  nicht  für 
einen  neubeginnenden,  sondern  für  einen  längstbestandenen, 
alid.  xvola  ward  thio  brusti  tliio  Krist  io  gikusti!  0.  i.  11, 
o5;  xvard  tvola  sie  O.V.  23,  280;  ward  xvola  ihie  selbuu 
iiienniägon  0.  V.  19,  11;  wola  ward  ihia  lebenla  0.  V. 
26,  36;  alls.  xvah  xvard  thesaro  weroldi !  Hei.  167,  1;  xve 
ward  tili!  nilid.  xvol  mich  ivarll  AA'h.  135,  21;  wol  dem 
wart!  Wh.  320,  28;  ei  wol  mich  wart!  Ms.  1,  185^;  wol 
mich  siner  künfle  wart !  Ben.  333;  ö  wol  mich  warl !  Wigal. 
32'J ;  wol  im  wart  der  \il  gereit!  Freid.  80,  14;  wol  si 
wart!  Ernst  19*^;  so  wol  mich  wart!  das.  4**;  des  wol  mir 
liiut  und  iemer  wart  Ls.  3,  61.  Suchenw.  28,  166 ;  wol  mich 
nu  wart!  cod.  Uolocz.  149;  wol  dich  nu  wart,  daz  dicli 
diu  nuioter  ie  gelruoc  an  dise  wcrlt!  Ijcrih.  200:  wol  iuch 
wart!  Ijerlh.  129;  ei  wol  iuch  wart,  daz  iuch  iuNver  muo- 
ter  ie  gelruoc  Jjerth.  285  ;  xve  dir  xvart y  daz  dich  duj 
muoter  ie  getruoc  an  dise  werll !   Berth.  165. 

Ahnlich  ist  das  ins  priit.  geslelllc  vcrbum  gesehen  (curam 
habere)  eryczzen  [lu'il  dem  dal.  mahHiicore?)  unil  vertjezzen 
(mit  dem  gen.  negligei-e)  ,  vojj  gott  in  bezug  auf  die  men- 
schen gc'brauclil.  ijesavh  in  got  (w  ol  ihm  ,  gotl  segnet  ihn, 
ist  ihm  gnädig)  der  ir  vil  reinen  libes  hat  gewall!  l)cn.24; 
der  riebe  gol  mich  ie  tjesuchl  v.  d.  wibe  list  114;  we  dir, 
daz  dich  got  ie  (jesachl  fragm.  \5^  Bon.  81,  16;  (jesach 
mich  got,  daz  gelegen  ist  der  liute  spot !  Bon.  53,  67;  wol 
daz  mich  got  ie  tjcsach  !  JNlooyer  40"^;  su  mir  got  ertjaz  ! 
(so  wahr  nu'ch  gotl  venlerbe!)  Herb.  10  U  'l'roi.  14072;  e)-- 
guz  dir  got!  Bon.  28,  19;  ergaz  cm  gol!  cod.  viiul.  154 
n°  35  am  ende;  daz   des  lewen  got  v ergaz  !    Ls.  2,  596. 


176  ei/ifac/ier  salz. 

Ferner:  />/"/,  tl.iz  dich  diu  eide  iiihl  vf.rslanll  Berth. 
273;  />/V  dich,  daz  ie  loufwazzer  ui  dich  /i«m  /  Jicrlh.  4.'J2* 
daz  der  tievel  uz  dir  ]nd\  Ben.  440  und  gewis  iinch  in 
andern  fallen  mehr. 

Segen  und  ihich  sind  um  so  stärker,  da  sie  als  einge- 
treten und  lorlwirkend   vorgeslellt  wertlen. 


FUTURUM. 

Unsere  spräche  Ist,  wie  sclion  s.  130  gesagt  wurde,  keiner 
eignen  form  für  das  fulurum  lahig,  sie  liilU  es  also  ent- 
weder ganz  unausgedriickt,  d.  ]i.  bedient  sicli  an  seiner 
stelle  andrer  tenipora,   oder  sie  umschreibt   es. 

In  der  ältesten  zeit  gereiclit  das  preis,  ind.  zugleich  für 
den  begrif  des   fut.     kaum  bedarf  es  der  belege. 

goth.  gahauid  yevvi'jr)£i  Luc.  1,  13  ;  drigkid  (bibet)  Luc. 
1,  1.5;  galuUjada  n'/.i^OiPt;c}£Tai  das.;  faginund  yaotjaorrut 
Luc.  1,  14;  fauraqvimid  nooiXf.VGiT(4i  Luc.  1,  17;  gavan- 
deith  iniOTQiipti  Luc.  1,  16;  kuunum  yro)o6,ni'd-a  Luc.  1, 
18;  ganimis  avXX/jipfj  Luc.  1,  31;  gabairis  Tf^tj  das.;  liai- 
tada  y.Xrj&ijfi6iUi  Luc.  1,  32  ;  gibid  d'inaet  Luc.  1,  32|;  tliiu- 
danuth  ßuGiXtvofi.  Luc.  1,  33  u.  s.  w.  überall.  Selbst  wo 
gr.  präs.  und  fut.  nah  zusammen  stehn ,  z.  b.  II  Cor.  I,  10 
Qvsia.i.  und  qvg^tch  bleibt  das  eine  golh.  temp.  galauseith; 
die  Verschiedenheit  des  sinns  ruht  nicht  einmal  aul  dem 
unausgedriickt  gelassenen  tri  bei  Qvoercii. 

ahd.  (jihit  (confilebitur)  K.  27*:  nemnis  (vocabis)  T.  2, 
5.  ist  (erit)  T.  2,  6.  77,  18;  giwerbit  (convertet)  das.;  int- 
phuhis  (concipies)  T.  3,  3;  pi/it  (mordebil)  Diut.  1,  524; 
biwisel  (vitabilis)  Diut.  1,  496^;  fiudis  (invenies)  Is.  342; 
ih  faru  (ibo)  Is.  347;  ghibu  (dabo)  das.;  ih  hepfu  (levabo) 
Is.  354;  ih  ardun  (habitabo)  Is.  355.  ist  -widarniezzan  (re- 
compensabitur)  K.  24b;  wirdit  kedeonut  (humlliabitur)  ist 
erliaban  (exaltabitur)  K.  26a;  fartribaner  wirdit  (condemna- 
hitur)  gl.  jun.  200;  pirum  piwanit  (existimabiiruir)  Diut.  1, 
502;  ist  pacurlit  (anücietur)  Diut.  1,  532;  ist  kawiilit  (ve- 
stietur)  Diut.  1,  524'^  u.  s.  w.  Dali  das  kein  bloIWr  glossen- 
stil  ist,  sieht  man  leicht  aus  stellen  bei  0.,  die  das  präs. 
im  sinn  des  fut.  setzen,  und  nicht  umschreiben:  ist  be- 
rautu  (pariel)  I.  4,  29;  wirdit  mari  (celebris  erit)  I.  4.  31; 
ist  niendenti  (gaudebit)  I.  4,32;  ni  fullit  er  sih  wines  (noii 
implebitur  vino);  ja  bei  N.  herscht  das  präs.  entschieden, 
denchet    (medilabitur)   ps.  1,  2-,    gediehet  (erit)   1,   3;    gibet 


verbuni.     iempus.    ful.  177 

(dabit)  rfset  (defluel)  das.;  fram  dielient  (prosperabunliir; 
finstrent  (tenebrabuntur)  138,  12  ;  sago  ih  (explicabo)  Cap. 
6;  lerent,  zeiguut,  fennident  (asserent,  anuotabunt,  veta- 
buut)  Cap.  170. 

Selbst  bei  den  mbd.  dicbteru ,  und  nbd.  wird  noch 
Läufig  präs.  für  fut.  gebraucht,  z.  b.  wenn  wir  es  mit  adv. 
construieren ,  welclie  die  Zukunft  ausdrücken :  ich  komme 
bakl ,  ich  komme  morgen,  -nvo  lat.  veniam,  franz.  je  vien- 
drai  slehn  muß  *).  ebenso  mbd.:  kiimt  er  morgen  Wigal. 
382 ;  als  tuon  ich  iu  morgen  I\v.  4260 ;  vüeret  er  morgen 
her  Iw.  4485;  nu  verliuse  ich  morgen  alle  mine  ere  Iw. 
4737;  gesihestu  in  in  kurzer  zit  Iw.  563.  Auch  folgende 
stellen,  und  zaiillose  andere,  belegen  das  präs.  statt  des  fut.: 
tuostu  Iw.  558;  bislu  Iw.  559;  hjislu  Iw.  596;  laze  ich  iu 
schouwen  Wigal.  285;  kumt  er  vruo  Iw.  4795;  beslö 
Iw.  4792. 

IVächst  dem  präs.  ind.  hilft  auch  das  präs.  conj.  ver- 
schiedentlich das  fut.  auszudrücken  ,  wie  wir  schon  s.  85 
bei  dem  iinp.  sahen ;  auf  gleiclie  weise  steht  der  gr.  conj. 
für  das  fut.  '**),  Ulf.  bindet  sich  aber  im  einzelnen  nicht 
an  den  gr.  text,  sondern  schreitet  sowol  da  zum  conj., 
wo  das  gr.  fut.  ind.,  als  ei-  sein  präs.  ind.  statt  des  fut. 
verwendet,  wo  der  gr.  conj.  gebraucht  wird,  beispiele : 
häiläis  %aXfGeig  Luc.  1,  13;  sijaina  tooriai  Marc.  10,  8; 
bidiaii  fQMT'tjaoi  Job.  16,  26  ;  fragihhÜdau  avTano(h^);a£Tat 
Rom.  11,  35;  sijau  eao/itat  Marc.  9,  19;  sijai  inrat  Marc. 
9,  35.  Luc.  1,  34;  bileitbai  ^taxalbhiJei  IMarc.  10,  7;  af- 
valvjai  (InoxvXiasi  IMarc.  16,  3  u.  s.  w.  Den  übrigen  deut- 
schen dialeclon  gebriebt  diese  golb.  construclion ,  docli  im 
zusammengesetzten  prät.  kann  noch  si  (sii)  für  erit  gel- 
ten (s.  nachher.) 

Nie  vermag  das  einfache  prät.  ein  fut.  zu  vertreten, 
wol  aber  das  zusammengesetzte. 

Bcmerkenswerth  sind  die  vorsucbe  der  älteren  sprarlie, 
das  Jut.  verb.  sahst,  mit  dem  worl  eines  aiulern  slaiiuus  zu 
erreichen;  so  überträgt  Ulf.  /'orai ,  statt  durili  ist,  vaiilhilh 
Matth.  8, 12,  Luc.  1, 14.  II  Cor.  11,15;  iooftui  vairtha,  i'aovTac 


*)  dassellio  gilt  von  doii  ül)ti^on  liciitip^pn    sprnrlicn,   z.  l).   schwecl. 
efter  fyra  iniinadcr  raxar  p<;  tili  Stockliolin  (Tiiilbor^  p.  J02.) 

")  wie   nnlie  das  Int.  fut.  dein  präs.  conj.  liege,  zoi^t  die  form  dtr 
3  und  i  conjiig. 

JM 


J78  einfacher    salz. 

vairlhand  II  Cor.  6.  IG  *);  und  so  pHegt  ilas  aps.  fteo, 
hysl,  bydk  ero,  eris ,  cril ,  vorscliictlcn  vom  piiis.  com, 
eart,  is  (siim ,  es,  est)  auszudrücken.  das  äiiid  Ircilicli 
cifine  fiiliira,  aber  keine  fiUiirischc  loi-nien.  auch  l)f;(U'iilct 
vairllia  außerdem  (io  und  das  ags.  beo  /.uweilcn  sum. 
alid.  lindel  sich  ist  in  der  bedeutnng  von   eril. 

llnislandliclier    ist   von  den  unisclireibungen  des  Tut.  zu 
liandeln. 

1.  Ulf.  bedient  sich  einigemal,  obgleich  selten,  des  ver- 
bunis  haban ,  wie  schon  s.  93  gelehrt  worden  ist ;  doch 
bewirkt  dies  auch  in  andern  fällen  einen  bestimmteren 
sinn  ,  nicht  den  des  fut.  die  ahd.  spräche  hat  bei  diesem 
hilfswort  den  reinen  inf.  versclierzt  und  beslimnil  ihn  über- 
all durch  die  piiip.  7.1.  sie  verwendet  aber  auch,  was  ich 
s.  108  vergaß  anzulühren,  den  pl.  eiyiin  zu  dieser  Um- 
schreibung, ganz  wie  beim  prät.  (s.  150):  ci  arslandanne 
eiaiin  (resurgent)  Ecc.  cat.  th.  72  ;  zi  sorganne  eiytin  wir 
(vereiuUnn  nobis  est)  0.  V.  19,  2.  der  begrif  ist  also  bald 
fut.,  bald  ein  schärferer,  so  auch  im  mlid.,  z.  b.  nu  liabet 
iu  ze  raten  Wigal.  6862  bedeutet:  nun  rathet ,  nun  mögt, 
sollt  ihr  rathen.  in  den  nhd.  redensarten :  icli  lialie  zu 
tliun,  zu  sagen  entfernt  sich  der  sinn  fast  noch  mehr  vom 
bloßen  fut.,  wiewol  er  ihm  verwandt  bleibt. 

2.  das  goth.  miinan ,  munaida  (putare),  nicht  das  nah- 
verwandle anomale  munan  (?munun)  man,  muuda  (re- 
cordarl),  übersetzt  /luXXiii'.  numais  gabalrhtjan  fil'/j.ng 
ifKpuviCiiiV  Joh.  14,  22,  wie  wir  noch  sagen:  du  gedenkst 
zu  ei'scheinen,  was  beinahe  ist  apparebis,  f/tiffaviaets. 
aber  ein  eigentliches  fut.  begründet  es  niclit,  das  auxiliar 
kann  auch  im  prät.  slehn :  ich  dachte,  gedachte  zu  kom- 
men, munaida  thairhgaggan  i^/ieD.c  öÜQyeo&ai  Luc.  19,  4; 
munuidedun  iisgaggan  sogar  für  fitU.ovoir  toytod-cu  Job.  6, 
15,  was  eigentlich  nnniand  wäre.  Die  altn.  spräche  ver- 
wendet deutlicher  Ihr  anomales  niunii  zu  einer  wollautl- 
gen  imischreibung  des  fut.,  niuno  berjaz  (pugnabuut)  Sfcm. 
7^;  man  thyrnia  (tuebilur)  8'"-;  mun  slitna  (rumpelur)  das.; 
koma  muuu  (venieut)  8*';  munt  vera  (erls)  66^  u.  s.  w. 
Das  schwed.  dän.  fragende  nioJin ,  moii  hat  weit  geringe- 
ren umfang  und  eine  mehr  fixierte  bedeutung  (grannn.  3, 
762.) 


')  für  ioo/iiai  gibt  es  vier  gütli.  aiisdnicksweiseii .  dieses  vnlrtha, 
jenes  conjunctivisclie  Fi)äu  und  die  peri[)lirastisclien  skal  pairtluni, 
haha  tisan   (s.   93.) 


verbuni.     iempus.    ftil.  570 

3.  goth.  sJiuIan  (skulim)  umschreibt  im  goth.  fast  noch 
niemals  das  gr.  fut. ,  es  wird  für  dsh' ,  offsi'/.nv  und  /tu-).- 
luv ,  freilich  nah  au  das  fut.  slreilende  begrilfe  gebraucht, 
oder  enlsj)richt  auch  jenem  habau;  ik  skal  briggan  i^Ca  d'ei 
uya.yüv  Joh.  10,  16;  saei  skulda  cjviman  o  jitiX}MV  l'Qyj>- 
o&at  Älatth.  11,  14;  andere  belege  sind  s.  92  niilgelheilt. 
Indessen  enthält  eine  merkMilrdige  stelle  unleugbar  die  Um- 
schreibung: h\a  skuli  lliala  barn  vairlhan  %(.  lcqu  tü  tiui- 
öiov  tovTO  earai;  Luc.  1,  66. 

Dieses  skal  ist  nun  auch  in  alle  übrigen  dialecte  ver- 
breitet und  unsere  iilteste  art  das  fut.  zu  bezeichnen,  sein 
langsames  um  sicli  greifen  seit  der  goth.  periode  verdient 
beachlung:  noch  K.  Is.,  die  glossen,  meiden  das  hiUswort, 
T.  meistentheils.  waz  sculum  wir  tuon  13,  16  ist  nicht 
faciemus,  sondern  quid  debemus  facere ,  ^vieJScal  drawen 
K.  21^  debet  arguere.  nur  T.  4,  6  übersetzt  scal  sin  eih, 
und  112,  25  trincan  scal  bibiturus  sum.  Ileichlicher  zeigt 
sich  die  pcripiirase  bei  den  dichtem,  im  nuispilli:  scal 
(jiieman  36;  scal  stanlan  39;  scal  [jivallan  50;  scal  arsten 
87  ;  suonnan  scal  90.  bei  0.  :  thu  scalt  heran  I.  5,  23  ; 
muater  scalt  thu  wesan  I.  5,22;  ili  scal  tliir  sagen  I.  5,  43; 
er  scal  gimuntun  I.  5,  51;  scal  diuren  I.  7,  3  ;  ih  scal  sa- 
gen I.  12,  9;  ir  sculut  findan  I.  12,  17  u.  s.  w.  Aber  aus 
der  prosa  bei  N.  wird  es  schwer  viel  beispiele  dieser  xnn- 
schreibung  aufzuNveisen,  sie  bedient  sich,  wie  vorliin  ge- 
sagt wurde,  lieber  des  allen  präs.;  nur  die  participiale 
wemUuig  erarmen  sulendev  Ar.  22  lülut  den  belielf  heibei 
oder  der  conj.  wio  ili  tib  heilen  sule  Blh.  36  ;r  doch  auch 
im  ind.  sol  ih  tili  luchcnun.  W.  der  auch  noch  das  präs. 
braucht  (wir  sprungezen  unte  frewen  unsih,  exultabinuis 
et  laelabimur  7,  8;  ih  skenkun  dir,  dabo  tibi  poculum  69, 
18;  lunbegriphet  null  amplexabilur  11,  27)  hat  scal  ih  mili 
unlerwintan  42,   18;    scal  ih  mih  geloiban  42,  24. 

Desto  häufiger  erscheint  scal  im  alls.  llel. :  scal  dhilan 
4,  12;  ödan  scoldi  werdau  4,  11 ;  scoldi  gisld  wesan  4, 
14;  hebbean  scoldi  4,  17;  scalt  sprekan  5,  17;  scalt  wesan 
8,  8.  11;  scalt  fodean  8,  12;  scal  cuman  8,  19  u.  s.  w. 
Auch  Wiggerts  spätere  psalmcn  haben  j).  5.  7  sal  geereii 
(glorificabo)  sal  ervullen  (ostendam)  salin  verNverlhen 
(peribunl). 

Ags.  ist  sceal  seltner  in  R.  und  gern  noch  in  der  bedcutuug 
von  oportet,  debet:  sceal  gevircean  39;  sceal  vesan  541; 
futurisch  aber  sceal  (jetholian  6211;  sceal  frelan  (vorabil) 
6223.      Viel     öfter    begegnet    die    Umschreibung   in   C.   z.  b. 

IM   2 


j 80  c'uifacliev    scitz. 

sccall  tredan  (calcabls)  Sn,  2;  sccall  claii  (niandiicaljis) 
jfi,  9;  ficeall  vcsaii  (cris)  50,  2'J ;  scealt  succan  ((jiiaoies) 
57,  12;  svellau  sceall  (niorleris)  57,  35.  von  jjrosaislcn 
nmle  icli  iiocli  oll   das   ])räs.  slall  des  liil.  gebraucht. 

Ganz  gelaiifii;  isl  die  inliil.  imisclireibiiiig :  sol  dienen 
Nib.  töO,  4;  sol  lielfen  161,  1;  sol  iilon,  sol  füpren  IGl, 
3;  ich  sol  erzeigen  1404,  4;  icli  sol  sagen  Tit.  32,  4;  ich 
sol  Sin  i'arz.  362,  1;  sol  gcAviinien  363,  9;  icli  sol  mich 
arbeiten  371,  27;  sul  wir  beide  gen  458,  16;  nu  snlt  ir 
gaben  512,  22;  ich  sol  dich  innen  bringen  567,  9;  sol  ich 
mich  bewarn  572,  27;  ich  sol  lian  625,  2;  ir  swlt  jicnien 
war  AAh.  17,  15;  er  sol  geschehen  Iw.  4230;  sol  sin  4220; 
sol  ich  ligen  4224;  ir  sull  lazen  Wigal.  376;  siilt  gern  423; 
siilt  btlen  499;  sol  ich  bewaclien 'lioj.  17144 ;  sol  ich  wen- 
den Troj.  18685  und  uiiziibllgemal.  daneben  bebalt  aber 
aiicli  sol  seinen  ursprünglichen  nachdruck,  z.  b.  si  sol  sich 
!aii  gerluwen  Ms.  1,  1*^,  wo  es  verpllichtung  und  Verbind- 
lichkeit bezeicliuet. 

l'^heiiso  mnl. ,  einige  bcispiele  aus  Floi-is  genügen  :  seit 
hören  43.  89.  246;  ic  sei  beghinnen  <S8  ;  ic  sal  doen  299; 
Jii  sal  weueu  452;  sal  ic  brekeu  714;  ic  sal  mi  doden 
1204. 

Wichtig  ist  nur  zu  bemerken ,  daß  in  der  engl.  nnl. 
und  nnd.  spräche  diese  lunschreibung  sicli  beliauplet,  in 
der  nbd.  aber  wieder  fast  verloren  hat.  dem  engl.  I  shall 
be,  nnl.  ik  zal  zjn,  nnd.  ik  schall  wesen  stellt  kein  nlid. 
ful.  ich  soll  sein  zur  seitc;  unser  soll  hat  meistentheils  die 
beslimnitcre   bedeutung  von  debeo  oder  nie  oportet. 

Auch  die  schwed.  und  dän.  spräche  bilden  ihr  fut.  fort- 
während mit  skall  und  shul  ^  nachdem  es  schon  im  altn. 
üblich  gewesen  war:  sl^ul  rädha  Smiw.  40*;  heill  skaltii 
vera  das.;  thu  scall  geta  40'';  skal  vera  das.;  sculo  um  gela 
60^;  scolo  binda  67*;  scaltu  ganga,  sitja  84'';  gneypa  sculo 
85  ;  scaltu  segja  68*,  obgleich  noch  zuweilen,  wie  in  dem 
letzten  beispiel,    der  sinn  bestimmter  ist. 

4.  Das  golli.  vifjau  drückt  den  begrif  des  wollens  aus, 
der  sich  nie  in  ein  bloßes  fut.  verliert,  auch  übersetzen 
die  früheren  alid.  cjuellcn  noch  kein  lat.  fut.  durcli  solch 
eine  Umschreibung,  doch  ilir  beginn  Uitk  sich  bei  0.  nicht 
verkennen:  nu  tvillih  scrihan  I.  1,  113;  Avillih  hiar  gizellen 
1.  3,  45 ;  willih  irzellen  11.  9,  3  ;  w  illih  widoron  111.  12, 42  ; 
^yttlih  Irewien  niih  III.  23,  51.  ebensowenig  bei  W. :  wir 
ue  wollen  nieht  vergezzau  7,  11;    wil  ili  gehuchcan  (com- 


verhujn.     iempus.     fat.  JSl 

nieniorabo)  It,  25;  wil  Ib  neniau  23,  8;  Avil  ergcban  69, 
l.j  5  wil  skeinan  (ostendani)  69,  23.'  28;  ^vile  ih  singen 
(cauam)  N.  Blb.  117.  bestimmter  sind  folgende  wollen: 
Avili  werpan  liild.  39;  ni  Avili  lirn^n'  (non  velit  legere)  K. 
49'^;  wir  wollen  giseliau  (videre  voliimus)  T.  57,  ,1 ;  ne 
wilc  du  boren  (si  non  vis  audire)  N.  ps.  49,  7. 

IMlid.  bäufen  sieb  die  falle  der  iimscbreibnng  nocb 
mebr:  %vil  icb  ebenmazen  (comparabo)  Diut.  3,  67;  wil 
icb  niicb  reeben  3,  75;  wil  icb  nemen  Nib.  49,  4; 
die  tvil  ich  in  nennen  Nib.  139,  1  ;  so  wil  icb  riten  u. 
wil  der  warte  pflegen  Nil).  178,  1.  2;  icb  wilz  iu  sagen 
Nib.  344,  4;  oucb  wil  icb  nibt  engelten  Iw.  213  ;  icb  wil 
enpfäben  ]Ms.  1,  6^  Wigal.  296;  wil  icb  morgen  boInWigal. 
291;  die  wil  icb  iucb  wizzen  lau  Wigal.  361.  Zuweilen 
folgen  beide  anxiliare  aufeinander  z.  b.  Kp  unti  gnol,  t!re 
und  leben  wil  icb  bie  bi  dir  wAgen  ,  gevorscben  nocb  ge- 
fragen  sol  icb  ze  lande  uiemer  TroJ.  17165;  icb  sol  unde 
%vil  gedienen  Iw.  4787;  die  wil  icli  reeben,  sol  icb  leben 
(ulciscar  si  vivam)  Wh.  194,  18.  Es  leuchtet  ein,  daß 
abd.  wie  mbd,  diese  Umschreibung  eigentlich  auf  die  erste 
person  beschränkt  ist,  dejui  nur  wer  von  sich  selbst  redet 
ist  seines  entscblusses  und  willens  so  gewis ,  daU  er  eine 
künftige  bandlung  zu  melden  vermag.  von  der  zweiten 
lind  dritten  person  gebraucht  bleibt  wollen  bei  dem  bloßen 
ausdruck  des  willens  stehn,  die  volle  Sicherheit  des  gfschehen 
Werdens  mangelt ,  z.  b.  ir  weit  wizzen  kann  nicht  bedeuten 
scietis,  nur  scire  vultis.  Nhd.  wird  indessen  er  ivill  kom- 
men wol  auch  auf  den  begrif.von  veniet  übertragen,  wäh- 
rend du  willst  konunen  kaum  liir  venies,  sondern  für  du 
bist  gemeint,  willens,  zu  kommen  gilt. 

Alle  übrigen  deutschen  dialecte  beharren  bei  der  be- 
stimmten bedeutung,  z.  b.  das  ags.  biddan  ville  (rogare 
Yolo)  B.  849;  he  ville  etan  (vult  cdere)  B.  878.  So  steht 
auch  das  franz.  je  veux  niangor  ab  von  je  mangerai. 

5.  Die  nhd.  spräche ,  und  sie  allein  unter  allen ,  pile^t 
das  ful.  durch  werden  zu  umschrelbeu;  die  rein  ndid. 
kennt  noch  kein  solches  auxiliar,  was  man  auch  so  aus- 
drücken darf,  sie  conslruiert  werden  (den  s.  7  und  92  be- 
bandellcn,  seltnen  fall  ab<;procbnel)  nie  mit  dem  inf.  der 
zeitpunct,  wo  dies  nhd.  futurische  werden  aufkam,  nud^ 
für  den  gellen  ,  wo  die  organische  uml  bessere  \unscbrei- 
bung  durch  sollen  in  abgang  gerielb.  gewonnen  ist  nicbts 
dabei,  sondern  verloren  ,  weil  die  passivumscbrcibung  schon 
überflüssig    viele    werden    iu   \uisere  rede  bringt,    und  ab- 


Ig2  eiiij\icher   huIz. 

wccliselung  zwischen  nvoihIcm  für  das  präs,  pass.  uiul  sol- 
len lür  das  liil.  act.  fi  iihcrliiii  günstiger  war.  viollciclit 
lial  jene  passivnmschroibuiig  aber  aiilal\  da/.ii  gegehcn:'  das 
unischrlelMic  piiis.  pass.  miisle  alid.  und  nilid.  /ngleicli  lür 
das  fnl.  dienen,  z.  b.  abd.  Avirt  lerloren  (periblt)  N.  ps.  1, 
6;  werdcnt  lerliligot  (pcribunl)  10,  16;  irlusct  wlrdo  (eri- 
j)ia!)  17,  30;  ebenso  kann  das  nihd.  wirt  verlorn  perditiir 
inid  pcrdelur  aussagen,  wirt  gegeben  dalur  und  dabilur. 
die  spraciie  gcrictb  darauf,  aucli  statt  des  pari,  priil.  iiass. 
den  acliven  inl".  mit  Averden  zu  conslruiercn  und  wird  ijt- 
hen  für  dabit  zu  setzen.  Das  fiit.  pass.  nabm  dann  ein 
steifes  wird  (jecjeben  xverden  ,  dem  man  gerne  ausweicht, 
an.  Doch  darf  auch  das  wart  mit  dem  inf.  (s.  7.  92), 
schwerlich  noch  jene  neigung  des  golh.  vairtha  für  den 
sinn  des  fut.  (s.  177)  in  anschlag  kommen.  Lbrigens  um- 
schieiben  Lutlier,  H.  Sachs  und  Fischart  allenthalben  das 
lul.  mit  werden  luid  schon  vor  ihrer  zeit  muli  es  längst 
bei  uns  einheimisch  gewesen  sein,  es  ist,  wie  ich  glaube, 
allmälich  in  dem  14  und  15  )h.  aufgekommen,  in  des  Cunr. 
V.  Dankrotzh.  nanienb.  p.  127  liest  man  xvirt  sicli  mereii 
(augebitur)  ;  in  Wackernagels  leseb.  folgende  beispiele :  wirt 
geben  70,5,  20;  wirt  ligen  706,  8;  werden  richten  an  706, 
13;  wird  gießen  771,  27;  wirt  liindern  782,  3;  wirt  ergen 
782,  10;  wirst  nemen  784,  37;  werde  sciielten  784,  39. 
um  gleiche  zeit  hatten  sich  freilich  aucli  die  constructionen 
des  ward  mit  dem  inf.  gemehrt :  ward  nemen  ^yackex•u. 
777,  21;  ward  bezwingen  776,  24;  raten  wurden  Trist. 
2297 ,  doch  sind  einzelne  beispiele  dieses  ward  älter  als 
die  ersten  des  wird. 

In  der  bedcutung  findet  allerdings  ein  unterschied  statt 
zwischen  den  drei  nhd.  w^eisen  das  fut.  mit  soll^  will  und 
werde  auszudrücken,  quid  faciam  ?  kann  nicht  wol  anders 
lauten  als  was  soll  ichthun?  wollen  bezeichnet  mehr  den  freien 
cnlschluß,  sollen  das  imperativisclie  futurum  (s.  85):  du 
sollst  warten  (exspectabis);  werden  mehr  die  reine,  ab- 
stracte  zukunft:  das  wird  geschehn  (eveniet.)  wollen  sagt 
vorzüglich  der  ersten  person  zu,  sollen  der  zweiten,  wer- 
den der  dritten  *):  insofern  liat  die  nhd.  spraciie  den  begrif 
der  Zukunft  genauer  erschöpft  als  eine  der  übrigen,  doch 
in  nicht  wenigen  fällen  stellt  freie  wähl  zu  unter  allen, 
z.  1).  (jnld  taudem    de    te    fiet  mag    heißen,    was    soll   oder 


•)  hierzu  stimmt  freilicli  das  engl.  fut.  nirlit,  welches  von  dem 
defectiven  sollen  nur  die  erste  person,  von  wollen  die  zsveite  und 
dritt*;  liildet. 


verhiun.     tempus.     fut.  Ig3 

uiU  oder  wird  aus  dir  werden?  Luther  schreibt  statt 
wird  werden  lieber  will  werden,  soll  aber  ist  am  meisten 
beschränkt:  cras  veniani  haßt  sich  nur  ausdrücken  ich  will 
oder  ich  werde  koininen,  nicht  ich  soll,  amabo  te,  oscu- 
labor  te  ist  nicht  anders  zu  übersetzen  als  ich  will  dich 
lieben,  dich  küssen;  dagegen  muß  man  sagen:  ich  werde 
dich  lieben  und  wenn  du  mich  hassest,  eine  Unterschei- 
dung, die  das  nnl.  ik  zal  beminnen  nicht  erreicht. 

Die  mhd.  spräche  liebt  es,  zuweilen  mit  dem  innschrieb- 
n^n  fut.  unnnllelbar  das  fuluiische  präs.  zu  verknüpfen, 
z.  b.  ir  siilt  morgen  kumeu  her  u.  holt  den  gürlel  \^  igal. 
300,  was  in  der  lehre  von  der  consecutio  lemporum  noch 
näher  auszuführen  bleibt. 

6.  Bis  liierher  ist  die  lunschreibung  eines  conjunctlven 
■pr'ät.  zu  behandeln  aufgespart  worden,  deren  volle  erledi- 
guiig  erst  dem  dritten  abschnitt  anheim  fallt,  da  sich  aber 
dieses  tempus  mit  dem  fut.  berührt,  so  bemerke  ich  folgendes. 

Wie  luisercr  alten  spräche  für  das  lal.  imperf.  und 
perf.  ind.  nur  ein  einziges  tempus  der  veigangenheit  zu 
gebot  stand,  drückte  das  golli.  V(?sjau,  qvenijdu,  gutjau 
beides  aus,  essem  und  fuerim ,  venirem  und  venerim,  fun- 
derem  luid  fuderini;  ebenso  das  ahd.  wari,  cpu'imi,  ktizi. 
ja  sie  dienten  auch  für  fuissem,  veuissem,  fudissem  (s.  149), 
doch  püegte  der  dirccle  begrif  des  lat.  perf.  conj.  durch 
das  deutsche  präs.  ind.  wieder  gegeben  zu  werden  (s.  147.) 

Nachdem  die  umsrJiriebnen  pralerita  eingang  gewonnen 
ballen,  verrückte  sich  der  gesichlspunct.  das  mlid.  ich  si 
gewesen,  ich  habe  gegozzen  entspracheii  ilem  fuerim,  fu- 
derim  ,  icli  wiure  gewesen,  ich  h;ete  gegozzen  aem  fuissem, 
fudissem,  wie  im  ind.  bin  gewesen,  hau  gegozzen  dem  fui 
und  lüeram.  aber  weder  was  und  göz  hallen  sich  in  die 
hedeulung  des  lat.  eram,  fundebam,  noch  wfere  und  güzze 
in  die  von  cssem  inid  lünderem  euiengenlasscn  ,  sondern  be- 
haupteten ihr  alles  recht  auf  das  perfcclum  fort.  im  ind. 
entsprang  nun  die  rcgel,  daß  was,  goz  neben  dem  iiiipi'ii'. 
auch  das  aoristische  perf.  bezcichnelen ,  bin  gewesen,  habe 
gegozzen  die  absolute,  fast  wieder  als  jjräsens  eisclu-iiionde 
vergangenlicil;  dabei  sland  die  Unterscheidung  zwischen 
imp.  und  aor.  im  naclitheil,  die  zwischen  aor.  und  perf. 
imvorlheil,  und  da  für  das  lat.  eram,  fundebam,  fui,  fudi 
nur  eine  form  was,  goz  orhanden  war,  spallelcn  fui  um! 
fudi  sich  in  zwei  formen:  was  \\i\d  bin  gewesen,  goz  und 
han  gegozzen.  die  franz.  und  alle  roman.  sprachen  über- 
treü'en  hier   die  deutsche  und    lat.  durch  ihre  drei  Icmpora 


184  e'uifdclier  safz. 

fc'lais,  jo  fiis,  j'al  il6 ,  j«  fondais,  jo  foiidis,  Tai  foiulti. 
War  abei'  liir  den  ijid.  die  unlersclieidiing  zwischen  aor. 
und  perl",  wicliti^er  und  wcsentlicJier,  als  zwischen  iuiperf, 
und  perf. ,  so  niuii  sich  das  bei  dem  conj.  umdrehen,  wo 
wenig  zu  erziilden  ,  aber  an  schärferer  bebliinmung  unvol- 
lendeler  und  vollendeter  veigangeidiell  gelegen  ist.  unser 
■Nva,'re  und  güzze  koniile  liir  das  iniperl.  niclit  ausreichen, 
tun  so  weniger,  da  (birch  unmäßige  abnulzung  der  form 
des  conj,  präs.  übergrilfe  des  einfachen  präl.  in  das  präs., 
was  zu  entwickeln  hier  der  ort  nocli  nicht  ist,  unvermeid- 
lich wurden,  es  kam  also  zu  einer  neuen  umsclireibung, 
vermöge  wcichei*  alle  jüngeren  deutschen  sprachen  ihren 
conj.  um  ein  tcmpus  reicher  maclien,  als  der  ind.  ist. 

Das  priit.  conj.,  worauf  diese  bclrachtung  gelenkt  ]iaf, 
führt  in  den  romanischen  granunaliken  den  namen  des 
coHtlilionalen.  nur  zum  theil  entsprechend  dem  lat.  imperf. 
conj.  stellt  es  dafür  in  entschiedner  analogie  des  fut. 

Auch  in  unsern  sprachen  dienen  eben  die  das  fut.  bil- 
denden auxiliarc  zu  seiner  Umschreibung,  und  im  begrif 
trift  es  ganz  zusammen  mit  dem  roman.  conditionale.  es 
kann  nicht  früher  aufgekommen  sein  als  das  periphrasti" 
sehe  fut. 

Zuerst  wurde  es  mit  sollen  gebildet,  und  so  geschieht 
es  noch  in  allen  dialccten,  die  sollen  für  das  fut.  verwen- 
den, das  franz.  j'nimerais  wird  nnl.  gegeben  ik  zoiide  be- 
minnen,  engl.  I  should  love  *),  schwed.  jag  shiUe  älska, 
dän.  jeg  shiilde  elske.  nicht  anders  mhd.  ich  sohle  min- 
nen  ,  und  so  selir  häufig:  wesen  solde  Iw.  1142;  sich  wem 
solde  Iw.  1005;  solde  pflegen  Iw.  1660;  daz  soldich  ^  bc- 
warn  Iw.  2922;  wer  solt  iu  des  gnade  sagen?  Iw.  2276; 
u.  s.  w.  daneben  aber  auch  mhd.  ich  wolde  minnen;  ich 
woldez  clagen  Iw.  40;  er  wolde  komen  Iw\  903.  910. 
ein  mhd.  würde  nüt  dem  inf.  ist  bei  den  dichtem  des  13 
jh.  ebenso  unerhört  als  das  präs.  wirde  zur  Umschreibung 
des  fut.;  im  14.  15  jh.  begegnen  einzelne  beispiele:  tvür- 
dent  schätzen  (aestimarent)  Ls.  1,  15,  und  im  16  jh.  steht 
würde  sagen  in  der  spräche  fest  Avie  werde  sagen,  die 
bei  dem  mangelnden  undaut  an  solUe  and  woUte  weniger 
deutliche  conjunctive  form  ist  an  würde  unverkennbar;  es 
muü  dannn  als  ein  conjunclives  teujpus,  nicht  als  ein  in- 
dicalives  betraclitet  werden  '■'*). 


*)  in  zweiter  und  dritter  person  wouhJsi ,  would  (s.  182). 
**)  aber  ein  eignes    tempus  (nur  keine  conjuaationsform)  bezeichnet 


verhnm.     tempus.    Jiit.  j|g5 

Dei'  bedeutung  nach  trift  es,  zumal  iti  der  früliern  zeit, 
uocli  ganz  mit  dem  eiufachezi  prüt.  couj.  zusammen,  dns* 
inlid.  disiu  zuht  (jiencje  billicher  über  micb  Iw.  1678;  vor 
im  geniese  niemeu  Ben.  380  '*')  eutspriclit  eiuem  nlid.  würde 
ergehu,  würde  genesen,  obgleich  wir  auch  noch  heute  das 
einfache  tempus  brauchen  dürften ,  wie  schon  nihd.  halte 
gesagt  werden  können :  sohle  ijän.  beide  tempora,  das 
einfache  und  umschriebene,  concurrieren  den  umständen 
nach  so,  wie  im  ind.  gieng  und  ist  gegangen.  nur  hat 
gieuge  weitere  ausdehnung  und  lüüt  sich  in  vielen  fällen 
gar  nicht  durch  würde  gehn  vertreten,  während  für  letzte- 
res meistentheils  auch  jenes  stehn  kann.  Namentlich  ge- 
bührt dem  conditionalen  würde  gehn,  Avürde  lieben  nie- 
mals optaliver  sinn ,  und  dadurch  unterscheidet  es  sich 
von  der  passivumschieibung  des  piät.  conj.,  die  durchaus 
nicht  mit  ihm  auf  gleiche  linie  zu  stellen  und  viel  friiJier 
in  der  spräche  gangbar  gewesen  ist.  würde  iif  (fetdn  (ape- 
riretur)  Iw.  1264  und  dergleichen  findet  sich  allenthalben 
im  13  jh,  und  früher,  niemals  xvilrde  iif  tnon  (apeiiret) 
und  beider  umschreibimgen  Ursprung  ist  ein  andrer,  würde 
aufgelhan  erfüllt  ganz  die  rolle  des  prät.  conj.  mid  gilt 
auch  optativisch;  ein  passives  conditlonale  verlangt  weitere 
Umschreibung  durcii :  würde  atifgethan  tverdeti ,  luid  erst 
dieses  steht  dem  activen  würde  auflhun  parallel.  Hieraus 
ergibt  sich  zugleich,  daß  würde  aufthun  kein  bloßes  in 
den  conj.  gesetztes  ward  aufthun  sein  kann,  wie  sich  denn 
auch  diese  indicative  Umschreibung  in  der  spräche  nicht 
behauptet  hat. 

7.  Das  sogenannte  fut.  exactutn  unterscheidet  sich  von 
dem  gewöhnlichen  iiidicalivcu  fut.  dadurch,  daß  es  mit 
dem  prät,  des  inf.  umschrieben  wird,  sobald  die  s.  180.  181 
gegebnen  mhd.  beispiele  von  sol,  solde,  wil,  woltle  fulu- 
risch  stehn,    bilden    die   hinzugefügten  Umschreibungen  des 


diese  unisclireüjung  so  gut  als  die  des  fut.  Adelung  hat  inconseqiient 
ein  fut.  icli  werde  lohen  aufgestellt  und  kein  prät.  conj.  icli  u-itrde 
lohen  (ielirgel).  1,  781.  782.)  soll  ein  paradi-iina  rlie  tcnipiisbcdeu- 
tuiigcu  darstellen,  so  fordtMt  jede  periplirasi;  imlnaiinie,  die  iiir  liills- 
wort  aus  seinem  eigenlliiiniliclicn  .><inn  in  den  nlijieineint  ren ,  h\o[\  teni- 
porellen  versetzt,  icli  niöclite  loben,  künutc  loben,  gcliüren  darum 
niclit  ins  paradigma,  obsclion  sie  zuweilen  das  bloße  laudarem  aus- 
drücken. 

*)  'gl.  ^'"'  Troj.  14239  =  erwälilen  würde  oder  erwählt  hätte,  und 
noch  vielmehr  ahd,  beispiele:  so  ne  slunchc  iz  (würde  es  iiiciit  stin- 
ken) N.  ps.  5,  11, 


18'3  e'uijarher   sulz. 

jtrlit.  iiif.  (Inmil  ein  fiil.  cxnflmii.  dnz  «ol  [rli  l).-iMe  liAri 
t;"Soil  (dixfMo.)  iilid.  icli  •wurde  gf'VNuseri  soiii  Mticio  ;  ich 
werde  gulichl  linhpii  (aniavcro);  setzt  man  die  liilfsveiba  in 
den  conj.  so  erwiiclisl  ein  zweites  ronditionale :  ich  ^^ij^de 
i;ewesen  sein,  icli  würde  gelieljt  liabon ,  das  mit  der  nin- 
schreihiing  des  ])his([.  ich  -wäre  gewesen,  icli  hätte  gflichl 
concurriert,  wie  icli  wäre  mit  ich  würde  sein.  Die  noch 
lastigeren  passivumsclireibungen:  ich  werde  geliebt  worden 
sein  (amatus  fuero)  finden  sich  mehr  bei  den  gramniatikcrn 
als  in  der  spräche.  IMlid.  wird  dafür,  vorllieilhart ,  das 
umschriebne  fyr'nt.  ind.  verwendet,  z.  b.  su  Sit  ir  schiere 
ffeler/eu  (so  w^eidet  ihr  bald  unterlegen  sein)  Iw.  5016; 
daz  /tat  man  schiere  gesehn  (das  wird  man  gleich  geschn 
Ilaben)  Iw.  4988;  daz  ist  schiere  (jetcin  ^  dcist  getan  Iw. 
243  (factum  ci-it)  *).  denn  da.  wie  schon  Ben.  im  wb.  zu 
Iw.  s.  176  angemerkt  liat .  das  ]-)räs.  oft  unser  prät.  er- 
setzt, so  muß  auch  das  zur  umsclireibung  des  prät.  ge- 
brauchte ist  und  liat  crit  und  habebit  bedeuten  dürfen, 
das  adv.  schiere,  oder  ein  ähnliches,  weist  auf  die  zukunft 
hin.  Auch  noch  nlid.  imler  dem  volk:  das  liat  man  bald 
getlian,   das  hat  er  bald  ausgestanden  (oben  s.  158.) 

8.  Zu  vergleichen ,  wie  die  romanischen  sprachen  bei 
umsclireibung  des  fut.  zu  werke  gehn ,  hat  ein  besonderes 
interesse,  und  neuere  Untersuchungen  sind  darauf  gewandt 
worden ,  sie  zu  beleuchten  **). 

Man  gewahrt  leicht,  daß  das  franz.  aurai  und  serai 
keinen  Zusammenhang  mit  dem  lal.  habebo  und  ero  haben, 
vielmehr  erscheinen  ausnahmsweise  nach  allfranz.  und  pro- 
venz.  die  formen  er,  ert  als  Überreste  des  organischen  fut. 
ero,  erlt  (Rayn.  1,  277.  Reimnitz  56  ff.)  an  dessen  stelle 
sich  allmälich  überall  das  neue  fut.  diäiigte.  Dieses  wird 
mit  dem  inf.  und  dem  hilfswort  avoir  umschrieben,  welche 
beide  in  der  älteren  spraclie  noch  zuweilen  getrennt  vor- 
kommen, gewöhnlich  aber  verschmelzen  sie ,  für  küi'ze 
des  ausdrucks  und  wollaut  ebenso  günstig  wie  prapos.  und 
pronomen  bei  der  roman.  decliuation ,  und  es  entspringt 
der  anschein  eigner  flexionen.  in  der  ital.  3  pl.  ameranno 
(amabunt)  zeigt  sich  klar  das  suffigierte  hauno  (habent). 


*)  zu  iiiiterscIieiHeii    von   dnz  ist  guot  getan  (gut  zu  tliun)  s.  129; 
liier  begleitet  ein  adj,  dort  ein  adv. 

"  *')  Raynouard  clioix  1,  71.  Schlegel  observatious  p.  33.  üiez 
|)0eSie  der  troub.  p.  303.  Reimnitz  über  die  bilduiig  der  tut.  und 
condit.  in  den  roiuan.  spr.    Pütadiini  1835  y.  72  ff. 


verbiiin.     leinpus,    fnt.  187 

Gerade  so  ist  das  roiiiau.  conditionale  aus  dem  Inf.  und 
dem  imperf.  ind.  zusaniniengewacliseii ,  denn  wenn  auch 
ainierais,  aiirais  naher  au  aniarem ,  Jiaberem  zu  grenzen 
sclieint,  entfernen  sich  esseni  und  serais  deutlich,  die  ital. 
spräche  zeugt  aber  mit  ihrem  perf.  ebhi  (habui)  uocli  ein 
anderes  conditionale ,  dessen  3  sg.  und  pl.  anierebbe  und 
amerebbono  wieder  ihre  abkunft  aus  ebbe  und  ebbono 
nicht  verkennen  lassen. 

Ob  auch  die  lat.  amabo  und  amarem  aus  analogen, 
älteren  Suffixen  vielleicht  hervorgegangen  seien?  bleibt  hier 
iinerwogen. 

Uns  geht  einmal  die  gleichförmige  Umschreibung  des 
fut.  imd  condit.  an,  welche  zu  dem  verfahren  der  deut- 
schen spräche  stimmt;  dann  aber  die  frage,  inwiefern  der 
goth.  Periphrase  mit  dem  inf.  und  haban  (s.  93.  178)  einlluß 
auf  die  romanische  zuzusprechen  sei?  oder  ob  die  Deut- 
schen ihre  weise  von  den  welschen  entlehnten?  augen- 
scheinlich ist  die  läge  der  dinge  verschieden  von  der  bei 
dem  zusammengesetzten  prat.  (s.  154.  155),  welches  den 
Gothen  unbekannt,  späterhin  um  sich  gegriffen  und  bis  auf 
die  jüngste  zeit  allgemein  sich  behauptet  hatte,  die  Um- 
schreibung des  fut.  hingegen  wu'd  grade  nur  bei  den  Gothen 
angetroffen  mid  stirbt  nachher  aus,  denn  das  spätere  haben 
mit  zu  darf  als  eine  entarlung  gelten,  der  fast  nie  bloß 
futurischer  sinn  zukommt.  halten  die  Gothen  ihr  taujau 
haha  einem  zu  ihrer  zeit  noch  mehr  trennbaren  roman. 
far  ho  ( faru ,  facere  habeo)  abgesehn ,  so  würden  sie  sich 
dieser  Umschreibung  nicht  so  selten  bedienen,  noch  weni- 
ger kann  das  verschmolzene  und  unfühlbar  gewordne  ro- 
man. fut.  eingewirkt  haben  auf  das  hin  und  wieder  mit 
zu  verwendete  haben  der  ahd.  oder  mhd.  periode.  Gleich 
fern  bin  ich  aber  von  der  mcinung  dcrienigcn  ,  die  im 
roman.  fut.  einen  gcrmanismus  wahrnehmen  wollen;  gewis 
hat  keine  roman.  spräche  diese  ausdrucksweise  von  i]cn 
Gothen  empfangen,  vielmehr  war  sie  ebenso  wie  die  con- 
sti-uction  von  habere  mit  dem  part.  prät.  in  dem  classi- 
sclien  latein  begründet :  *)  liabeo  intrare ,  affirmare  habeo, 
haJjeo  curare,  mori  habiüt  u.  s.  w.  wie  sich  nun  auch 
ein  gr.  i'yo)  (hdü^ai  ^  anod'nvpai.  \ovr\u(\cl ,  konnte  die  goth. 
spräche,  iniabhiingig  von  der  gr.  oder  lat.  auf  die  auxilia- 
risclie  Setzung  ihres  haha  gcralhen. 


•)  bei    Forcellini  belege  penng   für  lial)ere  mit  dem  inf. ;    die  fort- 
dnvier  der  constiuctioii   im  laleiu    des  MA.  Iiabe  icli  Kciiili.  s.  XC  mirli 


188  einfacher  salz. 

9.  Lehtreicli  isl  aucli  «lie  belraclihing  der  slavischcn 
Sprache.  einer  eignen  llcxion  iiir  das  int.  ^Icirlilalls  er- 
mangelnd bediente  sie  sich  in  der  äheren  zeit  oll  der  i)ia- 
senslorni  ftir  den  l)eyiir  des  Int.,  so  jethjcli  ,  (la(\  gern  ein- 
zehie  verba  ini  piiis.  ihn  ansdiiickten  ,  das  eigentliche  präs. 
aber  durch  besondere  ableitungen  erreicht  -wnrde.  so  be- 
deutet das  priis.  hudit  ero,  unterschietlen  von  jcsni  (suin), 
in  bemerkenswerlher  einslimniung  mit  dem  golh.vai'rtha  xnid 
ags.  beo  (s.  177.  178);  nicht  anders  dam  (dabo)  daiu  (do) ; 
padti  (cadam)  padaju  (cado);  slaJiu  (stabo)  stoju  (sto)  u. 
a.  ni.  (Dobr.  insl.  375.)  dies  greift  nun  in  die  slav.  unter- 
sclieldung  zwischen  perfecliv  und  iniperfectivverbis  ein, 
solche  futura  stellen  die  einmalige  gleich  vollendete  liand- 
lung  vor,  die  priiseutia  ihnen  gegenüber  die  fortwahrende 
(oben  s.  5.)  oft  aber  gilt,  wie  im  goth.  und  alid.  dieselbe 
präsensform  zugleich  für  präs.  und  fut.  (Dobr.  376.) 

Außerdem  wurde  häufig  das  fut.  der  perfecllva  durch 
präfigierle  partikela  von  dem  präs.  hervorgehoben,  z.  b. 
liju  (fundo)  vliju  oder  naliju  (infundam) ;  mru  (morior) 
oumru  (moriar)  Dobr.  377;  ungefähr  wie  das  goth.  giuta 
mehr  dem  präs.  fundo,  usgiuta  melir  dem  fut.  effundam 
gemalt  sein  könnte,  nicht  anders  böhm.  mru  (morior^  vniru 
(moriar);  kradu   (furor)  pokradu  (furabor.) 

Alle  diese  bezeichnungen  reichen  aber  der  spraclie  noch 
niclit  aus,  sondern  sie  gebraucht  aucli  Umschreibungen,  die 
unsei'n  verscliiednen  deutscheu  höchst  analog  sind,  altslav. 
werden  drei  auxiliarla  /.u  dem  in  f.  gesetzt:  imam^  (habeo) 
choschtu  (volo)  hudit  (ero),  Dobr.  p.  579  hat  nicht  genug 
ausgemiltelt,  ob  alle  gleichzeilig,  oder  welche  früher  luid 
später  angewendet  wurden,  z.  b.  imam'  tschesti  (legani)  =: 
goth.  haba  lisan ;  choschtu  pisati  (scribam)  =  alid.  willih 
scriban ;  budu  djelati  (operabor)  =  nhd.  ich  werde  arbei- 
ten, budu  dem  part.  prät.  act.  zugefügt  drückt  das  fut. 
exactum  aus:  budet  stvoril  (fccerit);  dem  pavt.  prät.  pass. 
das  passive  fut.:  dano  budet  (dabitur)  ,  wie  das  ahd.  kepau 
wirdit  sowol  datur  als  dabitur  aussagt. 

In  den  jüngeren  slav.  sprachen  erlischt  die  iimsclirei- 
dung  mit  imati,  bei  uns  die  goth.  mit  habau.  Russen  und 
Böhmen  umschreiben  durch  budu  mit  dem  inf.  z.  b.  böhni. 
budu  pjti  (bibam)  ;  budu  nuvjti  (moriar)  budu  krasti  (fura- 
bor). Polen  gebrauchen  dazu  das  part.  prät.  act.  oder  den 
inf.  b?de  pisal  und  pisac  b?d?  (scribam),  Slovenen  bloß 
bas  part.  prät.  act. :  bom  jedel  (edam.)  den  Serben  abei' 
ist   das    auxiliar    odschu    (allsl.  choschtu)    verblieben  ,    wel- 


pe.  üiim.     iempus.    fut.  ip,9 

cLes  slo  dem  iuf.  bald  vorsetzen:  odschu  dali  (dabo), 
bald  nachfolgen  lassen,  und  dann  accresciert  es,  genau 
>vie  das  roniaii.  ho,  hai  :  dadschu  (dabo)  iniadschete 
(habel)itis)  pleschdschu  fplectani)  pleschdschemo  (pleclenius), 
so  daU  schein  von  ilexion  entsteht. 


Schlußbcnierkung.  Dem  niangel  an  tempoi^alOexionen  in; 
vniserer  spräche  -wird  durch  mehrfache  Umschreibungen  ab- 
geholfen ,  welche  den  ausdruck  verlängern  und  ermüden,, 
übwol  ihm  hin  und  wieder^  eine  feinere  bestinuntheit  zu 
^yege  bringen. 

Die  hochdeutsche  mundart  steht  in  dem  vorthcil,  daß 
ihre  auxiliarien  habe  luid  hin,  hat  und  ist,  wird,  ward, 
tviii'den,  samt  dem  überall  dazwischen  tönenden  und,  in  unse- 
rer rede  die  wollaulende  vocalleiler  A,  I,  U  festhalten,  indem 
uiederd.  heb  und  hen ,  heft  und  is ,  xverde  ^  xvord,  wor- 
den^ in  dem  schwed.  hcn'  \ind  iir  klingt  dieser  Wechsel 
niclit  so  rein,  doch  hätte  das  hochd.  soll  nicht  dem  werde 
weichen  dürfen. 

Die  untersclieidung  zwischen  haben  und  sein  für  das 
prät.  scheint  in  der  hochd.  mundart  mehr  als  in  den  übri- 
gen ausgebildet,  welche  das  haben  vorwalten  lassen.  Wie 
die  slav.  spräche  prat.  und  fut.  fast  nur  mit  dem  verbum 
subst.  lunschreibt ,  überwiegt  in  der  romanischen  haben, 
accrelion  zeigt  sich  nur  in  dem  roman.  und  scrb.  fut.,  zwar 
bei  ganz  verschiednem  hilfswort. 

Was  ich  s.  139  andculcle,  (die  Umschreibungen,  so  ge- 
läufig sie  geworden  sind,  können  selbst  heute  den  älteren, 
weiteren,  auf  mehrere  tempora  gerichteten  sinn  der  ein- 
fachen formen  (nicht  ganz  vertilgen.  unser  präs.  drückt 
noch  oft  das  fut.,  unser  einfaches  prät.  zugleich  imp.  porf. 
und  plusq.  aus.  Im  ndid.  ist  diese  eigenheil  unscrc>r  spräche 
freilich  weniger  verwischt  als  im  idid.;  den  s.  14'J  angegeb- 
nen ahd.  prät.  mit  |)lus([uamperfiHibiHk'iilung  wären  viele 
mhd.  beispiele  zuzufügen;  enbeiz  (gegessen  halte)  Iw.  C2 ; 
jach  (dixerat)  Iw.  622;  ivwre  (fuissem)  656;  gesaz  (sede- 
ram)  773;  6e<r«/t<e  (consideraveram)  774;  meinterte  (lixbvi- 
caverat^  1098  inid  so    allenthalben. 


j(j(j  ein  jacher  salz. 


CAP.  IV.     NUMERUS. 

Das  gcnus  liat  in  unserer  spräche  iiieJiiim  und  fast  aucli 
passlvuni,  der  modus  oplaliv  luid  fast  auch  conjuncliv,  das 
leinpus  aber  imperf.  aorist  und  iul.  oiiigehülU;  aiil"  ähnliche 
NVeise  verliert  der  numerus  den  dualis,  und  bleüjt  auf  sing, 
und  plur.  eingeschränkt. 

Des  dualis,  welchen  andere,  lilterc  und  neuere,  deut- 
sche dialccte  noch  am  persönliclien  pron.  bezeichnen,  ist 
am  verbum  nur  allein  der  goliiische  mächtig  *),  jedoch  nir- 
gends mehr  für  die  drille  person.  Da  in  den  paradigmen 
•der  conjug.,  zum  theil  aus  mangcl  an  belegen,  die  duale 
der  ersten  und  zweiten  person  unvollständig  aufgewiesen 
sind  ,  -svill  ich  sie  hier  genauer  millhoileu ,  da  auch  an  den 
unbeleglen  formen  die  analogie  keinen  zweifei  laut.  ein 
starkes  vorbuni  ,  z.  b.  hilpan  würde  im  pi'äs.  ind.  haben: 
hiljios,  ItUjxds^  im  prät.  huljm  ^  hnljmts ^  im  pras.  conj. 
hili)('ilva,  hiljx'dls^  im  prät.  lutlpeiva,  Indpeits.  ein  scliwa- 
clu's  verbum  erster  conj.  im  präs.  ind.  nasjus,  nasjats;  prät. 
nasidedu,  nasideduts;  im  präs.  conj.  nasjaiva,  nasj;als;  prät. 
nasidedeiva,  nasidedeits.  zweiter  conj.  hingegen:  präs.  ind. 
salbus,  salbuts,  prät.  salbudedu ,  salbudeduls ;  conj.  salbuva, 
salbuts;  prät.  salbudedelva ,  salbudedeits.  endlich  dritter 
conj.  präs.  ind.  liabus  (I  Cor.  9,  6),  habats  (kaum  liabaits); 
prät.  habiiidedu,  liabaideduts.  präs.  conj.  habaiva ,  habaits-, 
prät.  habaidedeiva,  habaidedeits. 

Sobald  nun  zwei  personen  reden  (oder  einer  von  sich 
und  dem  zweiten)  oder  angeredet  werden  ,  sieht  das  goth. 
verbum  im  dual,  du  imma  galeithös  (icli^  und  der  mich 
liebt)  Job.  14,  23;  ik  jah  atta  meins  :iin  sijic  Joh.  10,  30; 
svasve  vit  ain  slju  Joh.  17,  22;  ik  jah  Barnabas  ni  hahös 
valdufni  1  Coi\  9,  6;  hidjös  Marc.  10,  35.  Häufiger  sind 
belce  der  II  dl.:  du  hve  andbindats  (ihr  zwei  jünger) 
ihana  fulan?  Luc.  19,  33;  ni  vUuts  hvis  hidjats  (du  Ja- 
cobus  und  Johannes),  magutsii  drigkan?  Älarc.  10,  38;  gag- 


*)  in  der  altn.  reflexiven  1  pl.  aiif  omc  «glaube  icli  ein  suffigiertes 
duales  pron.  zu  linden  (oben  s.  40.  41)  z.  b.  bädliir  vi<ili  cumumc  (ich 
und  du  pferd)  Sa2nt.82l};  was  aber  keine  organisclie  ile.\iou  begründet. 


verhutji.     numerus,     pl,  für  sg.  IQl 

(lals  (ihr  zwei  jiniger)  jah  ingaggandans  higilats  IMarc.  11, 
2;  (jafeiluits  (ihr  beiden  inänner)  tlialei  (jusehviils  jah  </«- 
hüusidetluts  Luc.  7,  22;  hirjats  (du  Simon  laul  Andreas). 
afar  mis  Marc.  1,  17;  (faläiihjatsl  (ihr  zwei  blinden)  JMatlh. 
9,  28.  Man  erkennt  hier  die  Unabhängigkeit  des  golh.  von 
dem  griech.  text,  der  im  J\.  T.  überliaupt  keinen  dual  mehr 
gewährt.  Dem  Golhen  ist  die  dualfurnj,  wie  fürs  pron. 
dritter  person ,  für  die  dritte  pcrson  erloschen,  darum  ge- 
braucht Ulf.  Luc.  1,  6,  von  Zacharias  und  Elisabet  redend, 
den  pl.  vesun,  ayo  das  N.  T.  freilich  auch  i^ouv  hat,  die 
altgr.  Sprache  aber  rjXTjV  {JjOirjv),  insofern  Z.  imd  E  als 
gleichartige  gatteu  zu  betrachten  sind,  haben  würde,  -wel- 
che form  der  dritten  pers.  dl.  hiitle  ^vol  ein  älteres  go- 
thisch  dargeboten?  es  ist  schwer  zu  ralhen  :  im  pras.  ind. 
Yielleicht  hilpal  im  prüf,  auch  hiilpii?  man  erwäge  die 
vollständigen  lillh.  flexioneu. 

Da  Avo  nun  in  den  übrigen  deutschen  sprachen  der  ort 
wäre  zum  dual  des  verbums,  setzen  sie  entw.  den  pl.  oder 
construieren  das  verbum  zu  einer  der  beiden  personen  im 
sg.,  z.  b,  alts,  hvat  iviUiad  (pl.)  gll  Hei.  109,  7;  ahd.  hit- 
hinlet  joh.  hrincjet !  0.  IV.  4,  10;  mhd.  ich  und  iuwer 
kajjelai]  suhl  g;ui  llcinh.  1741;  nu  sende  uns,  vater  unde 
sun,  den  rehten  gcist  herabe!  "NVallh.  6,  28;  gotli.  würde 
stehen  sandjats. 

Soviel  vom  dualis.  die  beiden  andern  nximerl  sind  liier 
zu  betrachten  insofern  sie  sich  einander  zuweilen  vertre- 
ten, regel  ist,  da(^  mit  einem  subst.  im  sg.  auch  das  ver- 
bum im  sg. ,  mit  einem  im  pl.  das  verbum  im  })l.  \crbun- 
den  Averde. 

L     phir.  statt  des  sing. 

Zu  einem  Ru1)ioct  im  sg.,  welches  aber  an  sich  sollisl  oder 
wegen  eines  ihm  verbundnon  adj.  den  begrif  der  meluheit 
enthält,  hann  das  vcrbiun  im  pl,  couslruiert  woidon;  nolh- 
wendig  geschieht  es  nicht,  sondern  häulig  bleibt  auch  das 
verbum    im  sg.     Folgende  einzelne  fälle: 

t.  nach  collectlveu f  wie  sie  gramm.  3,  472-476  ver- 
zeichnet  slehn. 

goth.  setun  bi  ina  wanarfei  }y.uO)Tn  (r/loi;  r/fo/  axiov 
Marc.  3,  32;  usgaggandoi  alla  mancnjei  dnguuiiiin  bidjan 
dvccßoijaas  *)  o  'öyj.og  i^q^uio  cctTüo&ai  IMarc,   15,  8;    alla 

*)  so  las  !»l)er  Ulf.  nicht,  vielmehr  fO'(!,?i<c.  was  auch  Lnclmi.  auf- 
nimmt; vulg.  cum  asceudisset,  nicht  cxolamasset. 


J92  eifij'dvlicr  salz, 

inanaffei  sokldedun  allekan  iiniiia  -^rr.,;  o  öyXos  O,"^** 
(CTiriaOui  UVTOV  ^Mc.  0,  19;  all  nianayeius  {p^cu.  8g.) 
iddjedun  du  ininia  nüg  oyj.os  'i'-ir/eto  nrjcQ  uvxöv  iMarc. 
2,  13;  galcsuu  s\k  du  imma  manageins  (gen.  sg.)  ßhi  avv- 
r//')ij  uüos  uviov  ö'/los  •no'/.v^  iMarc.  4,  1;  (jn(p)ihmin 
sik  matKitjclns  JIIh  avvty/Ot-  ö/Xoc:  7io///^  jNIarc.  .5,  l'l;  idd- 
jedun  alar  imma  uianatjeins  ßlu  jali  thraihiin  iiia  )'jy.o'/.or- 
S-ti  uvio)  ö.  11.  y-^u  owitlhcJov  uvxuv  INlarc.  5,  24;  ziinial 
bemerke  man  einige  stellen,  die  zum  collecliv  noch  ein 
aiicli  in  den  pl.  gesetztes  part.  priis.  fügen:  alla  manmjci 
uüsidlwnnduns  ina  usjeisnudcditu  irric  6  oy/.os  id'ojv  uv- 
'lov  {Irfyuiidijdr]  Marc.  9,  15;  ulls  hiuhma  vas  manageins 
heldundiiHS  '")  näv  to  nh~&og  9';v  lov  luov  icoos^vyn- 
turov  Luc.  1,  10;  und  diese  part.  slelin  im  masc,  Aveil 
maus  (homines)  zu  subintelligieren  ist.  Nun  aber  auch 
beispiele,  daU  Ulf.  den  sg.  des  lextes  liitU :  varth  managei 
liarjis  himinakundis  eyevsTO  nh';&og  öTQCiiiüg  ovouviov 
Luc.  2,  13  (hier  bei  engehi  wäre  der  gedanke  an  menschca 
luipasscnd  gewesen);  usdribana  varth  so  managei  i^tfjh'j'd'tj 
6  öylo^  iNlalth.  9,  25;  gaiddja  sik  managei  ovvioyejuc 
oyXog  jMarc.  3,  20.  Wo  managei  oder  hiuhma  schon  im 
gr.  texl  den  \i\.  hat,  behalt  diesen  der  Gothe  bei, 
dann  ist  aucli  der  pl.  des  verbums  ganz  in  der  Ordnung: 
laislideduii  afar  imma  jumjons  managos  7Jy.o).ov&?;oc:r 
avTiö  oyXoi  noV.oi  IMatlh.  8,1;  manageins  bihvai'rband 
thuk  oloyloi  ovviyovoi  oe  Luc.  8,  45;  gasaihvandeius 
than  manageins  öhtedun  tdövreg  öe  oi  öylot  i&avinaauv 
Matth.  9,  8  und  hier  muü  sich  das  part.  nach  dem  Aveib- 
lichen  manageins  richten;  garunnun  liiuhmans  managai 
luiusjön  ovi'iiQyovio  oyXoi  noX/.oi  dxovetv  huc.  5,  15;  mith- 
iddjedun  imma  biuhmans  managai  ovveTioosvovTO  aino) 
'öyXoi  nolloi  Luc.  14,  25;  gadraiihteis  galaühun  ina  oi 
OTQuimrat  anr^yuyov  uviov  IMarc.  15,  16;  gaqvemun  sik 
aftra  manageins  du  imma  ovfinoQevovrai  ncUuv  öyj.oi  iioog 
uvTOV  IMarc.  10,  1. 

Wie  managei  darf  auch  hairda  den  pl.  bei  sicli  liaben, 
und  dann  ist  schweine,  schafe  u.  s.  w.  zu  verstehn  :  ruu 
qavaiirhtedun  sis  alla  so  hairda  ojQjinjGs  nüaa  f]  uytXrj 
Matth.  8,  32.  dagegen  steht  im  sg.  vas  hairda  sveine 
haldana,    rann    so    hairda   IMarc.   5,   11.   13,    und  rann  so 


*)  man  wird  wol  hidjamlanx  zu  lesen  liaben  (viilg;.  omni.s  imiiti- 
fiulo  populi  erat  oratis);  beiciandans  konnte  der  Schreiber  irrig  setzen, 
um  es  auf  den  gen.  manageins  zu  ziehen. 


verbum.     numerus,    pl.  für  sg.  j[03 

vrithus ,     jah    afhvopnodethin    vjQ/iiTjGev    y    ayih] ,     y.ui 
dnsTiviyyj  Luc.  8,  33. 

Alid.  beispiele  der  construcllon  Labe  ich  nicht  aufzu- 
weisen, bei  meuigi  und  heri  stellt  das  verbum  nur  im  s°.: 
al  thiu  menigi  was  thes  foJkes  betunti  T.  2,  3 ;  fuar  imo 
-  ingegini  niichil  woroltmenigi  0.  III.  6,  8 ;  iugegini  imo 
fuar  unfirslagau  heri  0.  IV.  16,  17  j  thö  quam  eugilö  heri- 
scaf,  himilisgu  nienigi  0.1.12,  21,  wiewol  oft  ein  folgen- 
der satz  pron.  adj.  oder  verbum  in  den  pl.  überträgt,  z.  b. 
uze  stuant  ther  liut  ihar ,  was  Sie  fdu  wuntar  I.  4,  71- 
nienigi ,  sus  alle  singenti  I.  12,  22 ;  tho  fleiz  thara  ingegini 
thiu  michila  menigi,  zi  kuninge  sie  nan  (juatlunW.  4,17. 

Im  alts.  Hei.  aber  begegnen  mehrmals  plurale  bei  den 
collectiven  ihat  werod,  that  folc  und  thiu  heri.  hidiui 
allan  dag  that  werod  5,  22;  su  ivrofjdnn  ina  mid  Avordun 
%verod  Judeono  160,  5;  %verod  Judeono  saijdiut  163,  6" 
Tverod  Judeono  cfvipiiu  thu  an  thene  godes  sunu,  grimma 
thiodn ,  hatandiero  hop ,  himrhun  ina  umbi  muclag  manno 
folc  150,  4;  thu  wurdun  thes  so  malsca  mudag  folc  Ju- 
deono 150,  12,  hier  ist  das  adj.  mudag  mit  folc  construiert, 
der  nom.  pl.  masc.  nialsca  auf  Judeon  bezogen;  wurdun  au 
forhlun  folc  Judeono  148,  5  ;  thiu  Aeri  Judeono  hahdnn  thia 
aramiui  man  gispanana  163,  28  ;  vgl.  12, 22. 19,  1.  Auch  hier 
darf  der  sg.  slehn,  z.  b.  that  werod  ni  mahle  antstandan  148 
7;  sprikid  that  werod  134,  14;  gern  hat  das  erste  verbum 
den  sg. ,  das  im  nächsten  salz  folgende  den  pl.:  werod  si- 
thude  thu,  anlhat  sie  te  Crisle  kuniana  ivurduii  147,  9- 
bigan  thia  heri  Judeono,  Lhcii  folc  fragoian ,  thar  sin  im 
fora  stuodun  163,  26,  in  diesen  beiden  letzten  stellen  ist 
freilich  ein  plur.  pron.  sia  eingeschaltet,  von  welchem  der 
pl.  zunächst  abhängt,  es  kann  jedoch  untei'bleiben :  thar 
thiu  menigi  slud ,  ni  tveldun  an  that  hüs  cuman  158,3; 
than  stuod  thiu  wrellia  thiody  Judeoliudi,  endi  wurrun^ 
wo  wieder  der  pl.  liiuli  eingeschoben  sieht.  überhaupt 
nuifi  der  parallelisnius  dieser  allilcrativeii  jjüesie  durch  zwi- 
schcnwörtcr  den  verlialplur.  noch   leichler   herbeiführen. 

Ags.  beispiele  mangoin  mir;  C.  218,  25  steht  der  sg. : 
ihät  verod  gef^n-;  und  R.  1841  niedusltg  gemäl  niagdha 
liuse  (callem  nudsi  emetiebatur  virorum  cohors,  i.  e.  Sym- 
posium   ailiiO,  huse   ist  nz  golh.   hoiisa. 

IVlhd.  plurale  bei  her  und  diet  j^ind  gowis  nocli  niehr  bei- 
zubringen als:  hin  von  tkn  zinneii  vielen  uiul  qiihlen  zuo 
den  kielen  daz  hungere  her  Parz.  200,  7;  Idl  genesen 
übeliu    diet    dise    magct !     Iw.    5178.       sonst    steht,,  auch 

N 


J94  einfacher  salz. 

der  sg. :    ob   im  ßn/.    ^^ll)»^    liers  ein    <luot  Parz.  353,  7;    da 
ist  der   doi  f\vii)i'  ein   inicliel  liiimu!   f5cn.  394. 

Wenn  bei  doiii  subst.  /t/> ,  ^velches,  wie  dor  fol_:;('iide 
abscliiiill  zeigen  wird,  niclil  seilen  das  persünb'cbe  proii. 
verlrill,  ein  tjen.  pl.  slelit,  so  kann  auf  diesen  das  vcr- 
buni  bezogen  gleichlalls  im  pI.  geselzt  werden:  ju  miiosten 
Sin  cnkelleii  vil  giiotcr  wjgaiule  ///>  jNib.  943,  4;  mit  ir 
hörnen  ln:iliclie  vil  maucges  guoten  recken  l/'p  iNib.  1243, 
4,  wo  zwar  der  gen.  .sg. ,  aber  mit  beifiigiuig  des  adj. 
jiiancc  stellt,  in  dieser  stelle  lesen  jedocli  ilie  meisten  liss. 
](om ,  und  so  findet  sicli  auch  dor  sg.  in  folgenden:  daz 
inuoste  s?t  beweinen  vil  nianeger  juucvrouweu  lip  Nib. 
1648,  4;  daz  unser  viude  Kp  müge  des  engelten  Nib.  2165, 
2  ;  einen  beleg  aus  Liclitensleiu ,  samt  allen  vorigen  stellen, 
tbeilt  Lachm.  zu  INib.  1243,  4  mit. 

Nhd.  dürfen  wir  noch  mit  menge  oder  häufen  ,  ziunal 
bei  liinzugeriiglem  gen.  pl.,  den  pl.  des  verbiuiis  verbin- 
den: eine  menge  menschen  (jienyen  vorüber;  ein  häufen 
leute  hohen  die  rede  mitangehört;  auchwol:  eia  schtvarni 
bienen  sind  vorübergellogen.     üblicher  sein  mag  der  sg. 

Diese  lebendige  construction ,  welche  in  grammalisclier 
einheit  die  Vielheit  des  begrifs  erfaUt,  begegnet  auch  in 
den  meisten  übrigen  neuen  und  alten  sprachen,  .«o  folgt 
zu  dem  provenz.  gens  (volk)  der  pl. :  amor  blasmon  fola 
gens  (Rayn.  choix  1,  336.)  Hatte  das  N.  T.  in  den  ange- 
lülirten  stellen  keinen  pl.  mehr,  so  kennt  ihn  die  gr. 
spräche  *)  bei  coUectivis  sonst  genug:  ojs  (päüuv  ?;  tt ).'>;- 
■ß-vs  II.  2,  278;  ?uc6s  'yiyi'-iwv  neiaovTcii  11.23,  156; 
yaiQ€T£  ylvyxijos  y^vo';  Hes.  scut.  327;  sogar  im  abso- 
luten casus:  rov  otÖXov  TileovTOiv  Demoslh.  jMiil.  j).  86 
Spald.  Lat,  inde  pars  per  agros  dilapsi,  pars  urbes  pe- 
Uint  fiuilimas  Liv.  5,  40;  pars  in  frusta  secant  Aen.  1,  212; 
pars  adilus  xirhis  ßrmetit  Aen.  11,  466-,  magna  multitudo 
coHvenerant ^  quo  ruitls  geneiosa  dotnus?  Ovid.  fast.  2, 
225;  unde  tuum  potant  naxia  turha  merum  Prop.  III.  15, 
2S.  auch  hier  kann  das  erste  verbum  im  sg. ,  das  zweite 
im  pl.  stehn :  pars  stupet  —  et  molem  mirantur  equi  Aen. 
2,  31.  gleichviel  ist,  ob  das  collectivum  dem  vei'bo  vor- 
angehe oder  folge. 

2.     Kühner    noch  ist   die    construction,    wenn  der  pl.  des 


*)  auch  noch  die  jüngere;  in  der  bonner  aiisg.  des  Agatliias  p,  418 
sind  collectiva  singolaria  sequente  praedicato  ubiqiie  fere  plurali  ge- 
sammelt. 


verhum.     numetus.     jjL  Ji'tr  sg.  195 

Viei'bums    sich    auf    die   in    dem    adj.   nianec   nebeu   einem 
subst.  enlhaltne  mehrheit  gründet. 

jnbd.  da  liefen  uude  (jiencjen  tnanec  wei'der  man  Parz. 
7.5,  4;  manec  riler  kurleis  die  küngin  huiit  mit  ziibten 
bräbt  J'arz.  797,  14;  \il  inmiic  ungetoufter  gast  haut  ir 
zoi'u  bie  nibt  gespart  "Wb.  264,  5.  diesen  pl.  zeigt  dann 
aucb  ein  naclifblgender  relativsatz :  «janec  ^vol  geriteii 
templeis,  die  tvären  so  kurteis  Parz.  792,  21;  do  wart 
vianec  clariu  liant  geAvunden,  daz  si  heguiiden  kracben 
Wb.  152,  5 ;  icb  gedenke  an  m(mi(jeti  Avünecliciien  tac, 
r?ie'mir  5m«  enpfalleji  Waltb.  124,  15;  vgl.  Nib.  25,  3.  31,  3. 
96,  2.  docb  idie  meisten  dicbter  cntballen  sieb  der  pbirale, 
uamentlicii  construiertjHa^tmä^in  zu  manec  nu^  den  sg. 

3.  Wenn  das  mbd.  proBomcn  neutr.  swaz  (quodcunque) 
noni.  ist  und  einen  persönlicben  gen.pl.  bei  sieb  bat,  kann 
das  verbum  im  pl.  steliü'j-  sjuaz,  mit  al  den  fiirslen  riter 
sint  Wh.  .185,  3;  sivaz  -der  lebende  sint  Ms.  1,  149^; 
rswaz  hie  "vvei-der  liute  sint  Parz.  761,  18;  swaz  beiligen 
sint  bie  Aw.  3,  162;  sivaz  der  von  8t.  bie  sin,  die  snln 
warten  dem  vanen  diu  IVab.  537.  wie  die  letzte  stelle 
den  pl.  zugleicb  im  relativsatz  folgen  JälU,  stellt  sonst  aucb 
bei  swaz  der  sg.  luid  im  vorbiergelienden  salz  der  pl.:  iiacli 
urloube  dvitii(jen  zem  kiinege  smtiz  du  lursien  was  Parz. 
53,  13;  sis«;eu,  swaz  da  rller  was  Parz.  794,,  21.  Hartm. 
fügt  zu  swaz  wiederum  nur  den  sg. :  E^yyaz  rilep  lebte  Iw. 
7008.  Audi  bei  bloßem  waz  findet  sieb  die  conslruction : 
woz  ir  von  den  liben  xvnrden  du  gescbeiden  Kl.  148, 
denn  die  bedeulung  ist  wie  viel  iluer,  folglicb  ein  mebr- 
lieilsbegrif.  bat  aber  swaz  den  gen.  sg.  bei  sieb,  so  darf 
das  verbum  nur  im  sg.  stebn,  z.  b.  swaz  bie  varndes  vol- 
l<cs  si  Parz.  785,  12. 

4.  Da  die  pronominalbegrilFe  jeder  und  «//  coniplexiv 
sind ,  würe  aucb  nach  ibrem  sg.  ein  j)l.  moglicb.  so  bei 
dem  gr.  ixaaTog:  aiyiXovTO  d'h  oioiv  iy.ciozng  Yiinoie  H.  23. 
3i71;  Ötöfnjfifüda  i'xuoTog  II.  5,  878;  yccXeor  te  ftiv  et'e 
€..i'yMOTOQ  il.  23,  203;  01  filv  üay.y.eiovTeg  l'ßuv  ory.6röe 
i'yMOTos^  docb  beziebl  sieb  bier  f'j'iav  minder  auf  i'y.tanos 
als  auf  Ol  naxu. ,.  und  so  kann  es  aucb  in  andern  fallen 
schon  durch  vorausgehende  pl.  eingcleilet  sein ,  wie  wir 
sagen:  sie  brachten  ihm  jeder  eine  gäbe  dar,  oder  lat. :^ 
redieruut  in  suam  ((uisc|ue  donium.  zum  imabbangig  ste- 
henden golh.  hvazuh,  hvarjizub,  habe  ich  keinen  pl.  ge- 
fügt angetroH'en,  es  beißt  z.  b.  hvariatob  bunsle  sallada 
IMarc.  10,  49,  nicht  saltanda;  gleiches  gilt  von  dem  oft  mit 

J\'   2 


jQÖ  -  (einfacher  salz. 

dem  gon.  j)l.  rotjslniicrlcn  neiilr.  nll,  /.  h.  all  fai'rniinj«' 
galin;ii\j.i(l;i  J.iic.  ;> ,  5,  nirlil  galiiiaiviantla.  80  :iii<  li  in 
den  übrigen  dialcdcn,  doch  kann  ich  inlid.  pl.  nclxMi  allcz. 
anführen:  CK  enmuijen  niht  allez  küiieae  sJn  AVh.  1  5«,  18, 
stall  einiiac  ;  daz  wurden  allez  choudulcDiut  3,66  slatt-warl. 

5.  Slaü  der  gowölmliclicn  Verknüpfung  zweier  snbsf.  durdi 
die  conjunclioii  und  ]>(legl  die  nihd.  si)raclie  bisweilen  das 
zweite  snbsl.  nütlelst  einer  präp.  in  den  casus  oblI({UUS  zu 
setzen,  wie  der  vierte  abschnitt  näher  aufführen  wit^, 
z.  b.  für:  daz  wazzer  und  der  •win  liclßt  es  daz  wiazzer 
zuo  dem  \viue.  wenn  nun  in  solchejn  fall  das  erste  subst. 
subjcct  des  Satzes  und  ein  sg.  ist,  so  würde  es  graninia- 
tiscii  auch  ein  verbum  im  sg.  begehren;  allein  es  darf,  in 
bezug  auf  das  praposilionale  siib&t.,  der  pl.  dazu  conslruiert 
werden,  z.  b.  ez  wären  b£  ir  viure  under  ,wjlen  tiure 
vleisch  mit  ten  \ischen  Iw.  6215.  dem  sinne  nach  gleich- 
viel als  ob  gesagt  wäre:  vleisch  un de  vischc,  und  dann 
hätte  der  pl.  keinen  anstand.  Ahnlich  das  lat. :  dux  cum 
principibus  capiuntur  Liv.  21,  60.  Uas  ez  bei  dem  pl.  wird 
im  folgenden  cap.  erlauteruug  iluden. 

n.     sg.  statt  des  pl.  : 

Hier  müssen  mehrere  fälle  gesondei-t  werden,  zuerst  fragt 
es  sich  nach  dem  sg. ,  der  iuif  ein  einziges  pl.  snbst.  folgt, 
dann  nach  dem  auf  melirere  subst.  sich  beziehenden. 

1.  ein  suhst.  im  pl.,  das  verhum  itn  S(j.  dies  bildet 
den  gegeusaiz  zu  dem  unter  I  abgehandelten  pl.  statt  des 
sg. ,  und  auch  hier  ist  ein  colieclivbegrif  erforderlich,  wie 
dort  die  grammatische  einheit  sich  zur  Vielheit  erweiterte, 
so  sammelt  hier  die  grammatische  niehrheit  sich  zur  ein- 
lieit ;  dort  ausdehuung,  hier  einengung  des  begrifs.  klei- 
der,   Aögel  werden  gedacht  als  kleidung,  gevügel. 

Doch  Ulf.  weicht  gerade  einer  solchen  coustruction,  wo 
sie  im  gr.  text  vorliegt,  aus.  das  i^/.d^s  tu  Timeivü  IMarc. 
4,  4  lautet  goth.  qveniim  fuglus  ^  und  so  auch  ahd.  T. 
Matth.  13,  4  quämuu  fugalä ,  nach  Vorgang  der  vulg.  ve- 
nerunt  volucres. 

Ahd.  beispiele  lassen  sich  aber  sonst  aufweisen,  dhes 
dheodhun  hidil  (quem  exspectant  gentes)  Is.  393  nach 
Kostg.,  doch  hat  Graft"  83  bidant  (Palth.  263  bidinit);  wio 
iz  iuwo  huali  singet  0.  I.  17,  28;  noh  thih  ddti  thino  in 
ewon  ni  pino  0.  I.  23,  62;  then  in  liutö  ddti  su  scuno 
gihereti  0.  IV,  4,  25  ;  in  muate  tvas  in  thrati  thiu  egisli- 
chün  ddti  IV.  12,  15;   bedii  thisu  bilidi  9u  jueinit  thio  irO 


verbum.     numerus,     sg.  für  pl.  197 

fravili  IV^.  6,  21.  Steht  bei  einem  collecliveu  gen.  pl.  das 
üdv.ßluy  so  ist  der  sg.  des  veib.  granimaliscli  gerechtfer- 
tigt: was  liiilu  filu  in  ilize  0.  I.  1,   1. 

IMhd.:  da  Inne  tvas  siniu  huoch  Parz.  4ö9,  22;  dem 
iiugclidi  ivas  jeniu  kleit  Parz.  447,  6 ;  baUle  tvart  du 
Gabnuirele  ri'clün  Meider  dar  getragen  Parz.  22,  30;  ir 
Jiarnasch  xvas  Sumercleider  *)  llab.  413;  an  disen  aht 
frouwen  tvas  röche  grüener  denn  ein  gras  Parz.  234,  3; 
ir  snüere  unz  an  die  sine  ^ienc  Parz.  305,  15;  vor  tages 
%vart  von  in  bereit  7.\\e\i  ziiKjel  wile  Parz.  376,  10;  sel- 
ten froelichiu  %verc  >vas  da  gefriinit  Parz.  227,  15  ;  do 
quam  in  schiere  sehse  3nan  Reinli.  516;  dar  nach  gienc 
du  zer  tiir  dar  In  \ier  clare  juncfrouweu  Parz.  243,  20 ; 
nach  den  selben  reit  jnisnner ,  der  man  onch  bedarf  Parz. 
19,  7;  für  daz  pouhui  dö  reit  zwen  ritter  Parz.  85,  5; 
im  kovi  hehle  zen  Iianden  Parz.  48,  29;  fünf  tusent  ritter 
der  fürsteu  bi'ut  da  «i  Franend.  3 ;  du  sprach  in  bedeu 
Iiern  die  tviseu  Parz.  695,  1 ;  du  ndhete  im  bcese  incere 
l\v.  3096;  Aristuleles  was  kunt  diu  mccre  Ms.  2,  14*;  bi 
im  gle  nnner  jare  hin  vieriu  Frauend.  2;  xvart  al  die 
strazen  beriten  AA  h.  209,  9  ;  freude  und  jiinier  such  al  die 
daz  sehen  wühlen  Parz.  672,  16;  du  xvart  mit  sporn  ge- 
nomen  diu  ras  üietr.  90^';  ezu  hete  niht  wan  d'ors  getan 
Parz.  363,  18 ;  du  verjach  ir  oiujen  dem  herzen  sän  Parz. 
28,  30;  v/'ii.  (/esach  ie  mannes  ouijcii  ]Ms.  1,  178-^  j  vil 
nianege  wunden  \vit  wart  gehoiiwen  Kl.  656;  in  beiden 
wart  tvunden  gcslagen  Bit.  12^;  ez  wart  die  scharfen  ije- 
ren  uf  gczilt  TJieli-.  97^;  ilu  wart  gar  diu  sper  zebrocheu 
Iw.  7114;  tlriu  fjrozia  ßtver  gemachet  ii'«5  Parz.  808,  12; 
du  stoup  viz  dem  helme  die  viwerrute  vanlcen  IN  ib.  185, 
2;  mit  marmel  tvas  gemüret  dri  iierecke  fiwerrame  Parz. 
230,  9 ;  vil  tiirne  ob  den  zinncn  stuont  Parz.  565,  5 ; 
wwre  ir  beider  hende  einander  in  daz  liar  JJen.  377 ;  hun- 
dert kröne  da  geiiangen  tvas  Parz.  229,  24;  in  des  haut 
gar  elliii  dinc  beslozzen  stät  INls.  2,  10";  daz  alle  men- 
schen, junc  und  alt,  gcfuort  wirt  von  siuem  labe  Aw.  2, 
275.  Überuli  enthalten  diese  plurale  eine  n)chrheit  gleich- 
artiger dinge:  äugen,  bände,  kleider,  rocke,  schnüre, 
Speere,  ipitter,    inäuner,    die  in  eius  zusammcngcfalU  wer- 


*)  wenn  das  verb.  bulisl.  zwischen  zwei  iioni.  stellt,  so  ist  der 
eine  subject,  der  andere  prüdirat,  worüber  weniger  die  »vorirol-je  alsder 
hinn  entscheidet;  hier  aber  stellt  sumercieider  prädicioroiid ,  wie  die  be- 
deu(un<^  lelirt:  der  bamisrh  war  sonmierlieh,  bestaii<l  ;iiis  soninier^ewiind. 
(jleich  diesem  |)i.  sninereleider  sind  aucli  die  pinrale  kiine^je,  rhoulliUe 
so  wie  die  Verbindung  vleiscli  mit  den  vlschcn  (ü,  IDüJ  prüditat. 


198  eilt  jacher  satz. 

den  kann,  oft  elclm  zalilwörl«r  (Iniicbcn,  die  dann  NvicMler  als 
cinlieit  godarlit  weiden,  da/,  cz  vil  liuto  Srflie  I'aiz.  68H,  5  ist 
wie  was  liulo  lihi  lioi  0.  zu  nehmen,  zu  den  alid.  bcibpiclen 
bnali  ,  dali,  dlieodliun  stimmen  die  mlid.  huoch,  "vverc,  utile, 
und  es  scheint  eine  gewisse  id)eiliercrung  dabei  stall  zu  lin- 
den. Dali  aucli  der  plur.  des  verb.  gesetzt  werden  darf,  ver- 
slchl  sich  von  selbst:  da  lagen  zwei  kreftigin  herParz.  16,  28; 
zwölf  wolgeborner  kinde  riten  Parz.  18,  26. 

Nlid.  luirt   der  sg.  in   diesem  fall  auf,  und   allentbalben 
stellt  der  pl.;  wir  sagen:  kinder  sind  der  muUer  frcude. 

2.  verbmn  im  sg.  hei  mehrern  suhst. 
a.  zivei  oder  mehr  suhst.  im  sg.  gotli.  nsleithith  hinilns 
iah  ai'rlha  ttccqi'X&i]  6  oiioaroc:  vw.)  ?;  yij  IMatlh.  5,  18;  jula 
jiins  ailblhau  ains  sfriks  ni  iisleilhilh  (rcacü.d-tj)  das.;  tlicina 
ist  (.^'oT/)  thiiidangaidi  jali  nialils  jah  vultlius  Maltli.  6,  13; 
tliarei  malu  jah  mdvn  ^fravardeilh  [uffaTt^ii)  Mattli.  6,  19; 
vairlliilh  (^f-'orci)  greis  jah  krnsts  lunlliive  Matlli  8,  12; 
in  thiiimei  vas  (7;j')  IMarja  so  IMagdalene  jah  jNIarja  so  Ja- 
kobis  IMatlh.  27,  56;  vas  (?yj')  jainar  IMarja  Magdalöne  jah 
so  antbara  Marja  silandeins  {^nud-Vifievui)  IMatth.  27,  61;  bi 
tlie  {jvimilh  aglo  aithtluiu  vraUja  IMare.  4,  17.  ahd.  ^r  zi- 
Jctre  himil  inti  erda  T.  Matlh.  5,  18;  ein  i  odo  ein  houbit 
ni  furferil  das.;  tbar  ist  wuoft  inli  zeno  stridunga  das. 
8,  12;  untar  ihen  tvas  IMaria  niagdalenisgu  inti  Maria  Jacu- 
bes  27,  56;  was  thar  Maria  31.  inli  ander  M.  sizzeut^ 
(1.  sizzenlo)  das.  27,  62.  mhd.  fröud  ii.  angest  vert  ta  b{ 
Parz.  4,  1;  groz  müede  und  slaf  in  lerte  Parz.  166,  17; 
denie  gezimet  sin  schimpf  u.  siu  maz  Iw.  2691;  hehum- 
berte  minen  lip  nie  so  sere  inagt  nocli  wip  Iw.  345;  da 
der  wirt  saz  u.  diu  burcravin  Parz.  34,  9 ;  in  hiez  mit 
kleidern  zieren  Signiunt  n.  Sigelint  Nib.  26,  2;  Dielricli 
unde  Elzel  weinen  dö  hegan  JNib.  2314,  3;  reit  er  und 
sin  niarnaere  Parz.  19,  15;  do  sprach  uz  einem  munde  der 
sieche  und  der  gesunde  Parz.  17,  15;  hie  stiiont  der  reiger, 
dort  der  visch  Parz.  33,  3;  im  rvas  der  pfeffer  tiure,  daz 
salz  lind  der  ezzich  Iw.  3337;  nu  het  dem  risen  geseit 
sm  Sterke  u.  sin  manheit  Iw.  5017.  nlid.  dein  ist  das  reich  u. 
die  kraft  u.  die  herlichkeit ;  da  tvird  sein  heulen  u.  zähnkla])pen. 
Das  verbum  ist  als  zu  einem  der  beiden  subst.  construiert 
gedacht,  und  das  zweite  subst.  fügt  sich  an;  kein  collectiv- 
begrif  findet  statt,  da  beide  subst.  nicht  einartig  sind.  Alle 
dialecte  gestatten  aber  auch  den  pk,  z.  b.  goth.  jah  vinds. 
jah  marei  ufhausjand  {vnccy.ovovaiv)  imma  IMarc.  4,  41; 
alid.  thar  iz  rost  inti  iniliwa  furmalent;  mhd.  ir  hövescheit 


verhuni.     numerus,     sg.  für  pl.  199 

u.  ir  güete  beswarten  ir  gemüete  Iw.  3387;  daz  ors  und 
ouch  diu  struze  iu  truogen  Parz.  162,  12;  nianec  frouwe 
u.  manec  nieit  im  wünschten  Nib.  25,  2;  Sit  daz  noch 
beide  lebten  Sigenuint  und  Sigelint  Nib.  44,  1.  nbd.  ist 
es  vülb'g  einerlei  zu  sagen:  wind  und  nieer  geborcbt  ihm 
oder  gehorcl'.en  ihm.  ob  das  verbum  den  subsl.  Vorausgehe 
oder  folge,   darauf  komjnt  niclits   an. 

b.  ein  stihst.  im  sg. ,  das  andere  im  pl. ,  gotli.  ihala 
uuk  ist  vilolfi  jah  praiifeteis  Älatth.  7.  12;  hvo  ist  sCi  aithei 
nieina  ailhlhiui  ihai  brölhrjus  nielnai  Marc.  3,  33,  obgleich 
hier  thata  und  hvo  den  sg.  einleiten,  wahrscheinlicli  bieten 
andere  stellen  bei  Ulf.  einleuchtendere  belege,  ahd.  thaz 
ist  ewa  inti  wizagoii  T.  Matlh.  7,  12;  wart  irscritan  ein 
halb  jar,  majiudo  thiia  sluntä  zuenc  0.  1.  5,  1;  thar  ist 
lib  ana  lud,  lioht  ana  finstri  (vgl.  musp.  16),  engtlKchaz 
kunni  joh  ewuugu  wunni  0.  I.  18,  9;  ten  sölen  ne  brütet 
nieht  tiu  ungebarda  u.  die  Irouwün  des  nieres  N.  Ar.  18. 
Sehr  beliebt  ist  diese  conslruction  im  mhd.,  zumal  bei 
Wolfram :  ein  linde  u.  olboume  unden  bi  tlor  muore  stuont 
Parz.  352,  58;  du  in  gesprach  ßeue  unt  diu  kint  Parz. 
720,  27;  von  treten  hat  die  selben  nut  al  iiuiie  wiseu  n. 
diu  sat  Wh.  178,  6;  pusine  und  ander  schal  uf  dem  palas 
erhal  Parz.  627,  19;  palas  unde  turne  von  ij'  siegen  döz 
Nib.  2296,  2;  wie  rvas  gebajrde  unde  ir  wort  Parz.  33, 
15;  wart  daz  tou  zerfiierel  tuit  die  helme  geiüeret  Parz.  704, 
9;  hie  ivirt  von  im  verhouvvcn  vil  manic  helme  u.  rant  Nib. 
144,  4;  wem  ist  nu  bekaiit  luidcr  iu  bi  IVtne  die  liule  u.  ouch 
daz  laut  Nib.  1087,  1;  dem  ist  wol  bekant  sttge  unde  strilze 
Nib.  1534,  3;  tal  u.  Uten  daz  was  allez  vol  Kab.  474;  daz 
in  niht  enschadete  die  ünde  noch  diu  lluot  Nib.  1318,  2;  so 
]cumt  beide  bluomcn  unde  kle  Ms.  1,  146*^;  ir  tunibe  sinne 
ir  wibcs  wip  verwistin  an  des  lievels  rat  Ben.  109;  des 
Sprüche  n.  des  getilite  dich  hat  hohle  l'en.  11 1;  mine  wei- 
degenge  u.  cUiu  mine  vreude  ?'sf  nur  benomen  Jjen.  433.  Nbd. 
liilk  sich  in  diesen  mhd.  beispielen  der  sg.  des  \erb.  nicht 
immer  setzen,  in  dem  golh.  beispiel :  das  ist  das  geselz  inui 
die  propheten ;  wer  ist  meine  nuitter  luid  meine  brüder:* 
darf  der  sg.  bleiben.  Den  pl.  zieht  Ulf.  auch  sonst  vor: 
vindös  jah  marei  iifhiiusjand  inuna  Matlh.  8,  27;  alläi  prau- 
feteis  iah  vitolh  faüra  qvelhun  Matlh.  11,  13;  (jvemun 
aithei  is  jah  brothrjus  is  Marc.  5,  31;  aithei  lheiu;'ii  jah 
brölhrjus  theinai  jah  svislrjus  iheinös  suUjaiul  lluik  Alarc. 
5,  32.  ahd.  alle  NVizagon  inti  ewa  \vi/.a^ulun  '1'.  IMatlh. 
11,  13.  mhd.  der  löre  luid  diu  kint  vil  lihle  zc  wcneiuie 
sint  Iw.  3321. 


200  e'uiJ'acUcr  salz. 

c.  htuie  Slthst.  i"»  pl-  l'i'i'  Nvinl  um-  nilid.  ziiwcllcu  der 
8".  gcwa"l:  du  /Je/' Jicr  ab  die  gn-do  all  u.  junge  IhmIc  ^^  li. 
139  21-  ros  uiide  ck-idcr  daz  sloup  in  voix  der  liaiit  ,"Nib. 
42  2"  dein  sol  cz  allez  dienen,  die  liiile  u.  oucli  diu  lant 
]\ib.  113  3",  niccre  \i.  nuxrinne  was  l)eidiii  wip  imde  man*) 
Parz.  19  9,  doch  die  pron.  daz,  allcz,  bede,  beidiu  stützen 
den  s".  Ccwölinlicli  steht  der  ])!.:  da  vahten  wisente  nndo 
iirriiuler  Iw.  4U9;  da  ligent  ähte  kaise  bt  \\.  zwei  biizzel 
mit  wtn  Parz.  190,  12;  ^Yaren  grancn  ii.  bra  Iw.  445;  die 
rchten  wruheit  wizzen  min  gote  ii.  oiich  die  sine  Parz.  27, 
7-  leien  iinde  pfafl'en  die  vuoren  Ivv.  1595;  im  rieten  sine 
ma'e  II.  ander  sine  man  Nib.  49,  1;  garzune,  koche  ti.  ir 
knaben  licten  sich  hin  liir  erliaben  Parz.  18,  23.  So  aucli 
der  pl.  in  den  übrigen  dialeclen :  nianagai  inutarjus  jah 
fravaurh'iui  mithanakiimbidedun  iMatlh.  9,  10.  INIarc.  2, 
15-  runa  ncinun  alhii  gudjans  jali  tliai  siiiislans  ]Malth.  27, 
1  •  wesun  sipuiijus  Johannis  jah  fareisaicis  faslandans  jMarc. 
2,  18  u.  s.  w. 

Übrigens  ist  auch  in  den  fallen  b,  c  nichts  au  der  stel- 
luntT  cles  sg.  verb.  gelegen,  es  kann  vor  oder  nach  dem 
subsl.  gesetzt  sein  und  bei  b  dem  singularen  oder  pluralen 
subst.  zunächst  sielin,  z.  b.  statt  in  gespracli  Bene  und 
diu  kint  dürfte  es  auch  heißen:  in  gesprach  diu  kint  imd 
Bene  oder  statt  in  enschadele  die  ünde  uocli  diu  iluot: 
in  enschadete  diu  Iluot  noch  die  ünde. 

Dadurch  unterscheidet  sich  hauptsäcldicli  der  neuere 
spracliaelirauch,  der  zu  zwei  pluralen  subst.  gar  kein  verb. 
im  s"."verslaltet,  zu  einem  singularen  und  pluralen  nur, 
wenn  der  sg.  verb.  dem  singularen  subst.  nahe  steht,  wir 
sa"eu  z.  b.  uns  leuchtete  der  mond  und  die  Sterne,  nicht: 
uns  Icuchlele  die  sterne  und  der  mond;  wol  aber  leidet 
das  plur.  verb.  beide  Stellungen:  uns  leuchteten  die  sterne 
und  der  mond ,  oder  uns  leuchteten  der  mond  und  die 
Sterne.  Altn.  finde  ich  nur  nach  iihd.  weise:  vara  sandr 
ue  Sicr  ue  svalar  unnir  (war  nicht  sand  noch  see  noch 
kühle  wogen)  Soem.  1^;  armar  lysto,  en  af  thadhan  all 
lopt  oc  lögr  (die  arme  leuchteten  und  davon  all  die  luft 
und  das  wasser)  82^. 


*)  liier  ist  moere  und  moerinne  prädieat:  alle,  maaner  und  weiber, 
bestanden  aus  niohren. 


verhuui.     pet\sü}icii.    prono/tLen.  201 


CAP.  V.     PERSONEN. 

Wenn  die  vollere  gestaltung  der  verbalflexion  in  unver- 
kennbarer beriihriing  stellt  zu  dem  persönlichen  prononien 
(l,  1052),  sei  es  durch  des  letztern  leibliche  agglutination 
an  das  verbum,  oder,  wie  ich  mir  es  lieber  denke,  ver- 
möge eines  in  verbum  und  pron.  waltenden  analogen  bil- 
dungstriebs;  so  ergibt  sich,  daß  in  den  personen  des  ver- 
bums zugleich  schon  der  casus  rectus  des  persönlichen 
pronominalbegrifs  enthalten   sein   werde. 

So  lange  das  gefiihl  oder  nachgefühl  dieses  Verhältnisses 
in  der  verbalilexion  lebt,  scheint  das  subject  des  satzes, 
ziuual  für  die  dem  hörenden  und  redenden  stets  gegen- 
wartige erste  xuid  zweite  person ,  immer  auch  in  dem 
blüiien  verbum  hinlänglich  ausgedrückt,  ohne  daß  es  eines 
gesonderten  pronomens  bedürfte,  der  ersten  person  wird 
an  sich  kein  nomen  beigefügt,  außer  bei  starkem  nach- 
druck,  und  dann  nie  ohne  pronomen  daneben,  z.  b.  ich 
der  lierr  will  das ;  ich  der  vater  rede.  die  zweite  person 
liat  zwar  häufig  das  nomen  in  der  anrede  neben  sich, 
z.  b.  brich  mein  herz!  kind,  höre  des  vaters  stimme!  und 
auch  ein  du  mag  hinzugefügt  werden ;  es  geschieht  aber 
wiederum  nicht  zum  Verständnis  der  verbalform,  die  ab- 
wesende dritte  person  nuiß  zuerst  durch  ein  nomen  in  die 
rede  eingeführt  sein  ,  dann  aber  kann  sie  gleichfalls  in  der 
verbalform  selbst  haften.  Nur  der  erhöhte  nachdruck  mag 
begehren  oder  nüt  sich  bringen ,  daß  ein  äußerliches  pro- 
nomen, gleichsam   plconasllsch,  vortrete. 

In  ihrem  entrückteren  alterlhum  genügte  der  deutschen 
spräche,  wie  der  griechischen ,  lateinischen,  litlhavüsclien, 
slavischen ,  für  alle  personen  die  reine  verbalform,  bloß 
da,  wo  ein  besonderes  gewicht  auf  die  person  fallen  sollte, 
wurde  ein  pronomen  ausgedrückt,  seine  \virkung  war  dann 
desto  stärker,  uns  heutzutage,  die  wir  das  pron.  f;ist  über- 
all hinzugeben ,  bleibt,  \on  andern  äußerlichen  nülloln  ab- 
gesehn ,  nichts  übrig  als  durch  erhöhte  belonung  oder  gar 
Wiederholung  jenen  nachdruck  zu  erzeugen. 

Eine  den  urverwandten  sprachen  gleiclie  cinrichlung 
gibt  ungetrübt   sich  nur  nocli  im  gothischen  kuud.     belege 


202  einj'itc/icr  salz. 

»I.ilür  aus  Ulf.  7.11  saiinnclii  AvÜro  übL-itliili :  nllriillinlhon 
liciiU  ihm  qvillia  ).fy(i),  bairais  <jino()(f!t)t]e,  8li'|jitli  nui) tv- 
()'f.i^  scIiviiiM  fi()'()(tifv^  liausidctlulli  i^'/.ovouTe ,  liijoiul  f(i- 
).ovüi,  oliiic  /-wischentrill  pcrs.  pi-oiiomina.  Aber  das  ^vt'il 
snltnei-  gcbram-hle  naclicIrucUsanie  i)roii,  will  ich  belogiMi : 
ik  (pilha  i-yvt  /j'yo)  iMallh.  5,  22;  ik  lra(|viina  tyo)  du7i<i- 
injnti)  H  Cor.  1.2,  15;  ik  taiija  uquoüo)  J'^ph.  6,  21;  ihn 
(ivilliis  Qv  llytis  AlaUh.  27,  11;  is  ist  umöc:  lori  Jlpii. 
5,  23;  veis  allelam  7;/f£/c  u(pufiev  Mallh.  6,  12;  veis 
allailuluni  'r]fitiQ  ufpi/Kafiev  Marc.  10,  28;  tliaiubum 
veis  yQeiav  t'yoft£V  Marc.  14,  63;  ei  mageima  veis  dg 
10  ö'vvaGd-ui  t'jfiüg  11  Cor.  1,  4;  veis  gahuusidediim  i'^judg 
t}zova(iji(ev  Marc.  14,  58;  veis  \iiinan  ^;//e/V  nuoyo- 
fiev  II  Cor.  1,  6;  veis  usinetuni  {/iiig  uvtoTOLiCfvjiev 
Eph.  2,  3;  veis  sijum  t]/itJs  {'o/tier  JPhil.  3,  3;  veis  aviliu- 
dom  -ijjiisis  cvyaQiarovpsv  I  Thess.  2,  13;  jus  initulh  v/tea; 
ivdvfitia&e  IMatlh.  9,  4;  jus  saihvilli  v/ii'n:  ß/.i'jieTa  INlarc. 
13,  23;  eis  vauthand  uvxol  Icoviai  II  Cor.  6,  16.  der 
verdeutscher  konnte  in  die  stapfen  des  gr.  textes  treten, 
that  es  aber  nicht  iingsllich ,  Avie  INlarc.  14,  63.  Eph,  6,  21 
zeigen,  wo  das  dem  gr.  text  mangelnde  pron.  dem  goth. 
beigefügt  ist.  überall  sieht  das  pron.  nur  ausnahmsweise. 
Ja,  Ulf.  läßt  es  unbedenklich  auch  da  Aveg,  avo  zusanunen- 
treflende  goth.  flexionen  ohne  das  pron.  schein  von  Zwei- 
deutigkeit haben  könnten,  der  indessen  durch  den  Zusam- 
menhang leicht  entfernt  wird,  z.  b.  im  präs.  ind.  lautet 
die  III  sg.  gleich  der  III  pl.  Noch  aulfallender  ist  das  im 
goth.  passiv,  wo  das  präs.  I  und  III  sg. ,  und  alle  drei  per- 
sonell des  pl.  schon  einförnu'g  bildet.  dessen  ungeachtet 
wird  auch  hier  gewöhnlich  kein  pron.  zugefügt,  so  bedeu- 
tet Joh.  12,  32  ushaühjada  vilmdw;  Marc.  4,  24  biuukada 
adaugetur:  4,  31  saiada  sorilui-;  supuda  condietur;  4,  17 
gamarzjanda  scandalizanlur ;  II  Cor.  1,  6  ihreihanda  aflli- 
giniur;  2,  11  galiginunduu  decipiamur;  5,  3  bigitaindau 
inveniamur;  Matth.  6,  2  hauhjdindau  exallentur;  6,  5  gauin- 
jaindau  observentur.  allen  zweilel  über  die  person  hebt 
der  zusanuuenhang,  z.  b.  liuganda  INlarc.  12,  25  könnte 
an  und  für  sich  heißen  uxores  ducimur,  ducimini,  ducun- 
lur,  allein  nur  das  letzte  ist  gemeint,  da  das  unzweideutige 
liugand  vorausgeht;  II  Cor.  12,  15  wird  fraqvimada  (im- 
pendar)  klar  durch  das  vorausgehende  ik  fraqvima  (impen- 
dam.)  wo  misverstaud  möglich  wäre,  gesellt  Ulf.  das  pron. 
hinzu,  z.  b.  II  Cor.  6,  12  ni  threihanda  jiis  iu  uns,  der 
gr.  text  halle  nur  ov  aievoyioQüod-£  tv  i^füv.  II  Cor.  9, 
4  war   gaaivisköndäu   veis  bereits    veranlaßt  durch  das  gr. 


verhuin.     personen.     prononien.  203 

yMTcifayvrO-iojLiii'   ^j/ieig ,   und   Marc.    10,    38    entspricht   ih 
daupjada  dem  eyio  fiitml^oftai. 

Die  gotli.  spraclie  zeigt  uns  also  dieses  ganze  Verhältnis 
noch  in  seiner  natürlichen  läge,  die  falle  sind  leicht  zu  be- 
urtheilen.     desto  ver>vickelter  wird  alles  späterhin. 

Wie  die  eben  erörterten  goth.  formen  darthun ,  das 
beginnende  abschleifen  der  flexion  hat  die  anhäufungen  des 
pron.  noch  nicht  unmittelbar  eingeführt,  nur  im  einzelnen 
hin  und  wieder  veranlaßt.  Ist  die  verbalform  ganz  oder 
meist  erloschen,  gleich  der  englischen  oder  dänischen,  so 
kann  das  Verständnis,  ohne  pronominalzusatz ,  nicht  mehr 
aufrecht  erhalten  werden,  aber  zwischen  dieser  endlichen 
unentbehrlichkeit  des  pron.  und  seinem  ersten  überilüssigen 
auftreten  liegt  eine  menge  von  bestimmungen,  auf  welche  es 
der  historischen  grammatik  ankommt,  in  der  ahd.  spräche, 
bei  noch  scharf  genug  geprägter  verballlexion ,  sehen  wir 
gleichwol  die  einschaltung  des  pron.  schon  zur  regel,  sein 
wegbleiben  zur  ausnähme  geworden. 

Ich  will  die  deutlichsten  ausnahmen ,  In  welchen  sich 
das  ursprüngliche  Verhältnis ,  der  späteren  regel  gegenüber 
behauptet,  voraussenden  und  dann  die  übrigen,  schwan- 
kenderen fälle  behandeln. 

1.  Der  iinpei'ativ  f  weil  geheiß  und  befehl  sich  an  gegen- 
wärlige  richten,  auch  durch  den  ton  hervorgehoben  werden, 
entbelirt  am  allerleichlesten  das  jnonomen.  nicht!  daß  es 
seinem  begrif  widerstrebte,  sondern  es  kaiui ,  schon  in 
der  ältesten  zeit,  ihm  nachdrücklich  zugesellt  werden. 
Zwar  aus  Ulf.  (der  außer  dem  sg.  dl.  und  pl.  der  zweiten, 
noch  den  dl.  und  pl.  der  ersten  person  Imperativisch  aus- 
drückt) entsinne  ich  mich  keines  falls  der  bcifügung ;  un- 
zäliHgcmal  ist  der  iinp.  und  iiinncr  ohne  pron.  gesetzt:  lot! 
Mallh.  27,  49;  sil !  Marc.  12,  36;  civilh!  Luc.  4,  3.  7,  7  ; 
liail!  l\lalth.  27,  64;  hilp!  INIarc.  9,  22;  ni  grct !  Luc.  7, 
13;  afju.üt  jali  vafrp !  INIatth.  5,  30;  ussukci  jah  salhv  I 
Job.  11,  34;  visam!  Luc.  15,  23;  hrainjam !  11  Cor.  7,  1; 
gaggam !  Job.  11,  8.  11;  gaggats!  atliuhals!  Marc.  11,  2; 
ninülli!  Luc.  19,  24  u.  s.  w.  Doch  nichts  lündcrt  daß 
auch  damals  schon  tler  Gothe  beim  imp.  eine  erlonlerlichc 
Verstärkung  durch  das  pron.  gebraucht  hätte. 

Ahd.  beispiele  schränken  sich  auf  den  sg.  und  ])1.  II 
pers.  ein,  deren  lloxion  übeiall  klar  gosrhieden  ist:  forlAz! 
far!  bring!  T.  Matth.5,  24;  wis!  5,  25;  hou!  wirf!  5,  30; 


9()4  e'uij'iicher  salz. 

yiJ)!  6,  II;  i'iiila/  6,  12;  salbö!  6,  17;  {■islli !  8,  4;  folyu! 
«,  22.  9,  9;  JK'ili!  8,2.5;  giloubi  !  y,.2 ;  laz  !  27,  4'J ;  gi- 
l)iiit!  27,  6,5;  iii  ciirel!  C,  8;  iii  sjl !  6,  25;  arwizel!  7,  2:^ ; 
^ol !  f»,  24.  11,  4;  gisehcl!  9,  30.  niclil  anders  der  allere 
IMallli.  fragm.  tlicol.:  galrüc!  9,  2;  arslanl  euli  ganc!  9,5; 
arslaiil!  nim!  8,  6;  und  so  in  den  übrigen  quellen  bis  auf 
N.  liijiab:  diia!  0.1.  2,  3.  48;  ihen  i.  tlieiii!  I.  2,  4;  laz! 
I.  2,  40;  liugi!  I.  2,  27;  ni  bruUi!  I.  5,  17;  iii  Avenii  !  1. 
5,  18  ;  andere  beispiele  von  probibilion  giamni.  3,  74 1. 
Seltner  trid  das  pron.  liinzu:  ni  zuivolo  tliül  Ü.  1.  5,  28; 
ui  forhti  thu  thir!  T.  2,  5  (aber  3,  4  ni  forhti  thir!); 
heil  wis  thiil  T.  3,  2;  wls  r/ii/  Diut.  1,  513^ 

In  nilid.  quellen  wird  man  auf  wenige  dii  und  ir  bei 
dem  inip.  stoßen,  in  den  meisten  fallen  stellt  er  allein, 
gloub  du  iz  mir!  Diut.  3,  72;  tuo  dul  das.  3,  73;  wis  ilü 
mir  luiderlun!  Diut.  3,  47;  du  sprinc!  Ben.  364;  sit  ir 
•willekommen!  Wallh.  11,  30  (falls  Sil!  ein  imp.,  vgl.  s.  84; 
die  stelle  lautet  IMs.  1,  103''  ir  sit,  indicalivisch);  ir  hei- 
zet! Ben. 308;  ir  gäbet!  Ben.  326;  »•  gebet!  I\ls.  2,  221=«; 
ir  wünschet!  ]Ms.  2,  199^;  du  nim!  JMs.  1,  175»^;  du  silze, 
du  staut,  du  wat ,  du  swim  !  ]Ms.  2,  166'^.  Alle  pluralfor-r 
men  sind  unsicher,  sie  künnleu  auch  dem  conj.  (opi.)  ge- 
hören, steht  das  pron.  zwischen  dem  imp.  und  einem  voc.,, 
so  ist  es  zu  lelzterm  zu  schlagen:  sam  tuo,  du  mensche! 
Ms.  2,  166». 

Auch  noch  uhd.  setzen  wir  den  inqi.  ohne  pron.,  außer 
bei  besonderem  nachdruck ,  z.  b.  gib  du  mir,  so  gebe  ich 
dir;  geht  ihr  voran,  wir  folgen,  es  könnte  auch  da  weg- 
bleiben ;  wo  wir  aber  das  hölliche  er  und  sie  der  dritten 
}3erson  statt  der  zweiten  gebrauchen  ,  kann  der  imp.  nur 
durch  den  conj.  ausgedrückt  werden  und  dann  ist  uns  das 
pron.  unentbehrlich,  z.  b.  thue  er  das!  geben  sie  mir! 
stehen  sie  auf!   hierin  liegt  gar  kein  wahrer  imp. 

Bemerkenswerth ,  daß  die  alls.  spräche  des  pi'on.zwar 
enträth,  es  aber  ungleich  häufiger  beifügt,  als  die  alid.  und 
mhd.  es  mangelt  in  gibh !  Hei.  48,  11;  scrid!  32,  17; 
hilp!  15,  9;  ne  lät!  48,  14;  sendi !  103,  16;  geheli!  32, 
4;  gerihti!  48,  4.  steht  aber  in:  hcl  wis  thu\  8,  6;  lat 
thül  86,  17;  ni  du  thu  l  46,  22;  ne  habe  </««/•  8,  9;  ne 
forhti  thül  8,  9;  gehugi  thül  103,  21;  ne  galbu  thü\  47, 
3;  gebad  gil  86,  22;  kumad  gi  l  134,  A'^<m  wanjat  </i  / 
42,  20;  und  nach  diesem  Verhältnis  durch  das  ganze  ge- 
dieht. 

Ags.  wie  alts.      der  ags.  INIatth.  hat:  lael!  gang!    5,  24; 


vevhiun.    personell,     pvoiiomen.  205 

dceorf!  aveorp  !  5,  30  ;  syle!  6,  11;  forgif!  6,  12;  smyra  I 
Uiveah!  6,' 17;  gcvitatlh!  7,  23;  varna  the  !  8,  4;  la^t !  8, 
22;    hingegen:     cum  tim!    5,  24;     ne    gel;«cl    thii !    6,  13. 

.die^e  prosa  sclieint  das  pron.  lieber  auszulassen  ,  in  den 
altern  gedicliten  herscht  ganz  die  alts.  weise:  hat!  B.  770; 
gesaga!    ß.  774;     onscnd !    B.  898;    ne  sorga!  13.2767;  ge- 

Jhen'c!  B.  2947;  bio !  B.  5490;  nim  !  C.  33,  11;  bit  and 
bürge!  C.  33,.  12;  et!  C.  35,  33;  saga!  C.  54,  6;  gehyge  I 
C^;  35,  29';  ongin  !  C.  78,  33 ;  vend  the!  C.  56^  28;  gevit ! 
C.  89,  28;ge.vitadh!    13.  580;  Ifctadh  !   B.  789;   dudh  !  B. 

■2464;  hatadh!  B.  5599;  onginnadli!  C.26,  18.  Dann  aber: 
ves  thii!  B.  536.  2959:  beo  thü  !  B.  769.  2453;  ves  tini 
häl  B,  808;  ne  frtn  tJnil  B.  2644;  tJm  gong!  B.  5483; 
Span  thii!  C.  36,  22;  thü  gevyrc !  C.  79,  5;  Ixd  thü!  C. 
90,  3;    geyk  thü!   C.  172,  23. 

Ganz  unerläßlich  wird  das  pron.  thü  dem  sg.  des  altn. 
imp.,  daher  es  auch  Rask  §.  243.  256  schon  ins  paradigma 
.der  llexioneu  mit  aufnimmt;  es  pflegt  sich  mit  vocalkürzung 
anzulehnen  und  bei  anstoßender  ten,  oder  Spirans  in  tu 
iiberzugehn :  {avthu!  Siem.  80».  ^;  icrthii !  75";  heyithu  ! 
7p«;  hidlithu!  130^;  segthu!  32''  81'^  173^;  lhigg^/<?t/  173»; 
ihtu!  251'»;  vhlii!  51»  81-«;  IaIIii!  74».  doch  ist  die  anleh- 
juing  nicht  nolhwendig  und  unterbleibt  ganz  bei  schwachen 
imp.  mit  vo.calischem  ausgang:  gack  thti!  139»;  radh  thü 
mer!  31»;  vaki  thü!  138'' ;  ^hirdha  thü!  234'»;  thegi  thü! 
62».  l»  65».  b  66»  67l»  68»;  selten  steht  das  pron.  vor  dem 
imp.:  vega  thü  gacc !  Bei  der  II  jik  finde  icli  aber  kein 
pron.  ausgedrückt :.lili(.lh!  194»;  gehl!  das.;  hvelidh!  209»; 
bei  der  I  pl.  lulom!  72»  kann  der  modus  zweifelhaft  sein 
(s.  83.) 

;,,  Die  schwed.  und  dän.  spräche  hält  es  mit  dem  imp.  wie 
/|4ie  nhd. 

■''Von  dem  wahren  imp.  urilorscheide  man  die  imischrGi- 
IJUng  durch  den  ind.  des  avixiliaren  sollen ,  die  schon  alid. 
i^Tid  mhd.  das  pron.  im  geleite  hat  (belege  s.  85);  nur  sei- 
len 'wird  es  hier  mangeln:  jungen,  (ir)  siill  iiich  aber  zen 
Vröiulon  strichen!  Ben.  329,  wo  (h'r  unmittelbar  vorher- 
etehende  voci,  und  das  gleich  folgende  obli((ue  iucli  allen 
;!weifel  über  die  person  hebt;  so  diiilen  wir  nucli  nhd. 
vertraulich  sagen:    junge,  (du)  sollst  mitgehn  ! 

2.  Dem  imp.  zunächst  steht  der  oplalive  coiijuiiclii'^  und 
auch  bei  ihm  hat  sich  lange  zeit  die  enlbohiliclikeit  des 
pron.  behauptet ,    vorzugsweise    in    den    pci'sonon  ,     wehlic 


206  e'uij'dcher  sdlz. 

niangeliule  ii)i|).  formoii  ersetzen.  darum  iiuiU  liier  iiiil 
iinlcrsclieidung  der  pereoneii  zu  werke  gegrvngpn  wertlen. 

a.  linier  allen  isl  keine  impcralivlsclier  als  die  aiiü'or- 
dernde,  wüiKstliendc  prima  pl. ,  sie  enl^alh  dalier,  gleicli 
'dem  inip.,  des  persönlichen  pro|i, ' 

j,,,  alid.  chued<5m  lop!  (dlcanuis  laudcs)  li3'nin.  1,  1;  fra- 
■\vuein!  (laelenuir)  das.  1,  6;  duriiliwacliciii !  (ijervigilemus) 
1,  10;  siiigem!  (canlenuis)  2,  7;  (jueniet,  inli  arslaliemes 
inli  lialn-iiies  sfn  erlii!  T.  IMallli.  21,  38 ;  er§lel,  liiti  geniö^! 
(eanius)  das.  26,  46  ;  weljenies  gascUan  fr.  llieot'.  JMallli.  12, 
38  (zNvar  voUinuis-,  der  deulsclien  loiiu  n.':|ch  al#ci;  veliiuus, 
golh.  vileinia,  doch  T.  gibt  au  dieser  stepe,  ,eiu  indicnlivos 
rvtV  wollen);  Siiiies  zi  sauiane  giiuagle  ioh  folgemesl  0.  p. 
15,  137;  nu  singemes  alle!  (canlenuis)  0.  I.  6,  15;  lliahe- 
nies !  0.  \.  23,  75.  I.  13,  3;  caniiscanies  zungiin  sinal  (con- 
fundanuis  linguam  ejus)  Diut.  1,  491:  clionient,  pcloen, 
fallen  nider  ibre  inio,  weinoen!  N.  ps.  94,  6 ;  nn  falidn 
zuo!  N.  Bill.  35;  suochdn  tiefur!  das.  37';' nu  stuz(?n  ze- 
saniine!  ,  (jungamus)  dds.  143;  rin  seliöil  des  wir  bedigcn ! 
(quae  proposuirtius  intiieanuir)  das.  173;  ergebdn  (reddii- 
iiuis)  denio  man  sih  wip!  das.  181.  diese  notkcrsclien 
stellen  Ifeliren ,  daü  die  frühere  llexion  aufwies  hier  nicht 
einwii'ke ,  da  sie  zwar  den  character  der  I  pl.  deutlicher 
enlhält,  aber  auch  dem  ind.  zustehl.  llinigenial  fügt  0. 
doch  das  prononicji  hinzu:  duemes  wir  uns  in  muht,  ivir 
th^r  zua  Gull  huggen !  V.  23,  71;  und  so  schon  Is.  377 
suohhem(?s  avur  %vir\  (qnaeramus.) 

Auch  die  mhd.  spräche  entschlägt-sich  noch  gern  seiner,: 
nu  inenden  und  wescu  fru!  Diut.  3,  24;  nie  ne  slaheu  in! 
werfen  in!  Diut.  3,  92;  nu  dingen  ir  gnaden;  I\lar.  19;  hu 
haben  manlichen  muot !  Wh.  458,  11 ;  aVoI  uf'herbei'gen! 
Wh.  458,  3;  nu  brechen  die  wil  iwin  gras!  (colliga'mtis) 
Parz.  485,  13;  iiu  zeren  daz  si  uns  liezeu!  Wh.  264,  19; 
da  wesen  beide  von  genant!  (noininemur,  vielleicht  auch 
ind.  noniinamur?)  Parz.  6,  28;  da  sterbent  wan  die  veigeu, 
die  lazen  ligen  tot!  Nib.  149,  2;  nu  binden  üf  die  helmel 
Nib.  1541,  4;  swä  wirz  danne  vinden ,  du  legen  uns  au 
ein  gras!  Nib.  1563,  3;  wol  dan  gangen!  Ulr.  Trist.  168^ 
2176;  ahten  üf  die  beide!  Ms.  1,  26^;  ahlen  !  JNIs.  1,  27=»; 
breste  uns  der  pfifen ,  so  vähen  ze  sauge!  Ms.  1,  83'';  nu 
ziehen  üf ,  und  läzen  in  ir  gogelheil  zerinneii !  Ben.  345  ; 
und  gön  mit  vanen  für  den  gräl !  Lohengr.  11;  nu  sagen 
von  der  i-einen,  clären  herzogin !  Lohengr.  18;  noch  im 
15  jh.  nu  sehen  im  au  sui  hende !  Wackeru.  Ib.  755..    die 


verbuin.     personell,     pruiiotiien.  207' 

auirorderuug  %vircl  in  diesen  belsplelen  durch  die  parlikeln 
nu,  wol  üf,  wol  an  eingeleitet,  was  aber  auf  die  entbelir- 
lichkeit  des  pron.  gerade  nicht  einfließt. 

Allerdings  steht  auch  schon  oft  das  xvir  ausgedrückt: 
slahen  xvir  den  selben  hunt!  Diut.  3,  92;  und  enbizen 
%vir  darinne!  ]Mar.  37;  nu  rinnen  xvir  den  tan!  ]Nib.  887, 
1;  galien  wir  zen  vriunden !  INib.  1557,  4;  den  volgen 
rvirl  Wigal.  29;  cnpfahen  xvir  in!  das.  1536;  nu  kizen 
ivir  den  riter  sin !  das.  320 ;  lazen  xvir  die  bluomen  rut 
beliben !  Ms.  1,  5*;  nu  läzen  xvir  bellben  wie  ez  im  erge! 
Gudr.  33*  55**;  läzen  xvirz  beliben!  Ben.  357;  lazen  xvir 
ez  euzit  ergän!  Dietr.  79*^;  läz  xvir  dar  strichen!  Dielr. 
98**  u-  s.  w.  einzelne  solcher  xvir  mögen  durch  spätere 
abschreiber  eingeschwärzt  und  zu  tilgen  sein ;  in  gett^ir  / 
(eamus)  Parz.  485,  2.  Wh.  129,  9  läßt  es  sich  nicht  weg- 
denken. 

Heute  ist  das  pron.  unerläßlich,  rs  sei  denn  daß  zwei 
fälle  unmittelbar  auf  einander  folgen,  dann  reicht  es  hin, 
wenn  wir  das  erstemal  steht,  z.  b.  nun  gehen  wir  und 
säumen  nicht !  freilich  ist  seit  abstumpfimg  der  ilexion  die 
ohne  wir  gesetzte  I.  pl.  von  dem  unpei'Süulichen  inf.  nicht 
mehr  zu  luiterschciden  ;  liäufig  wird  die  Umschreibung  mit 
laßt  uns!  (s.  88)  vorgezogen. 

Mnl.  finde  ich  mit  beigefügtem  pron.  so  gaen  xvi  dan] 
(eamus)  Rein.  1160;  gawi/  Rein.  1854.  Floris  2178. 

alts.  nu  xvi  faran!  (proficlscamur)  Hei.  122,  17;  ags. 
aber  bloI\cs  gedun!  (aganitis)  C.  26,  10;  wegen  des  vulun, 
ulun !  oben  s.  90. 

Die  alln.  und  schwed.  spräche  bedürfen  keines  pron.; 
göngom !  (oben  s.  83);  lulom  !  S<i'm.  72^;  bindom!  das  72*3 
typpom  !  72^  u.  s.  w.  schwed.  väntom!  (exspeclemus) ;  sö- 
kom !  (quaeramus)  lalojii !  (sinemus.)  dän.  wird  umschrie- 
ben mit  lad  os!  '    (         • 

b.  Ferner  kann  die  ///.  sg.  und  pl.  in  der  älteren  spräche 
das  pron.  sparen. 

ahd.  wcse  mir!  (fial  milii)T.  3,  9;  nluse*)!  (expcriatur) 
Hlld.  60;  zile  (studcat)  kehuckd !  (menior  sit)  K.  24''»;  daz 
zualu<5!  K.  15*^;  delso  tue  mir  trulilin  inti  dciso  zuaouhol 
(addat)  Dliit.  1,  508=»;  beigelügt  ist  es  In  fulgoiidcn  stellen: 
cusser  mih!  (osculetur  me)  W.  6,  1;  nu  cunio  er  sell)ü 
unde  cusse  mih!  AV.  6,  3. 


•)  vgl.  uius  also  ist  iiut!  Diut.  3,  105. 


208  einfacher  salz. 

mlitl.  im    si  aisu!    (mm    sei  es   also)  Ms.  1,  64'  AVallli. 

64,  37;  8ü  st  (es)  sl.xte!  so  si  (es)  verborgen!  JMs.  1,  68»; 

si  (es)  aber  Waltli.  28,  24;    si  abe  'Wigal.  289;   nu  si  (er) 

ouch  min!    Ms.  1,   15^;    nu  si    (er)  uns  ^villeko^lel)I     ^ib. 

103,  1;  nu  lazc  (man  es)  cht  sui !  Ms.  1,  37^:   nu   laze  fer) 

ez   tlorl!    31s.   1,  4.5^;    lize   (er)  elit  eine  rede!   Ms.  1,  71-i; 

nu  la/.e  (sie)  ein   teil    ir  zornes  abe!   Ms.   1,  67^;    lue  (sie) 

des  icb  si  bite!  ]Ms.  1,  51'^;  su  lue  (sie)  geliche ;  M.  1,  68^; 

so    tuo    (er)    mit    allen    sinen    sinnen!    31s.  1,   78";    uu    luo 

(sie)  ez   und  laze!  Ms.   1,   64*;   kern  (sie)  da  sl  den   vinde! 

Ben.  349;  breche  (sie)  ir  einen  sciialeliuül!  Ms.  1,  14*;  daz 

.priuge  (er)  liere  !   Diut.  3,  88;   nu  lunc  (er)  als  ich  gedienet 

hau!    1,   76'^;    habe   (er)    üf  niuieni    schnohe!  lien.  422;    da 

von  so  hab  (sie)  ir    roten  nmnt    zesameii!  31s.  2,   SO*;   ge- 

lüube  (sie)  eht  mir!  ]Ms.  1,  65«:  (er)  lege  sich!  31s.  2,  125'»; 

nu  gedenke  (sie)!  3Is.  1,   144b;    so  winde  (sie)  ir  herze  in 

rotes  numdes  gruoz !  3Is.  1,  16ö'';  so  lege  (sie)  mich  rasten 

hin  üf  den  röst !  Ms.  1,  SS'»;    daz  neme    (sie)  dur  got  von 

mir    für  ein  flehen !    31s.  1,  52** ;    sä    so    schupfe  (sie)  mich 

ze  haut!    3Is.   1,  70»;    >vil    er    daz   hönic    ezzen ,    so   souge 

(er)  den  angel !  altd.  bl.  1,  231 ;  so  tuo  (er)  ouch  under  Aviieii 

schin!  I\v.  2854.     Auch   hier  beginnt  der  satz  gern  mit  nu, 

oder  es  ist  ein  mit  so  anhebender,  nachsatz ,    und  dann  er- 

scheiiit    die  person  durch  den  Vordersatz  bereits    bestimmt. 

Zuweilen  ist  aber  das  proii.  ausgedrückt:   sus  lache  er  mir ! 

3Is.  1,  45b;    so  nenne  er  mich!    31s.  1,  79^ 

Nhd.  kann  es  nicht  enlbelirt  werden,  außer  etwa,  wenn 
unmittelbar  auf  das  vei-bum  ein  bestimmendes  relativ  folgt, 
z.  b.  das  thue,  wer  da  will!;  daran  gedenke,  wer  mich 
lieb  hat!  doch  fehlt  hier  nicht  sowol  ein  persönliches  er, 
als  ein  demonstratives,  mit  in  das  wer  aufgenonnnene  der, 
nihd.  würde  gesagt  sein:  sw^er.  ags.  hy'de  se  the  ville  !  B. 
5529;  vyrce  se  the  möte!  B.  2774;  alts.  aber:  he  niete, 
of  he  mote!  I^el.  7,  7. 

;    PI.    ahd.   gangen    näh    eroui    N.    Bth.    141;    Avuusglun, 
muasin  ruian !   0.  III.  9,  9. 

mild,  uü  sui  (sie)  ouch  mai !  Iw.  3590;  dos  SiU  beide 
frö  !  3Is.  1,  45'';  nu  haben  daz  si  erwerben  mite!  3Is.  1, 
leS**;  des  läzen  sich  gezemen!  Parz.  143,  28;  nu  hüeten 
sich!  3Is.  2,  59*;  so  heren  dan,  luid  helfen  mir  die  sünde 
büezen  !  3Is.  1,  72^*;  rückeuz  vorne  hocher,  decken  baz 
daz  neckelin!  Ben.  376. 

c.     Von   der  I  sg.  habe   ich  keinen  beleg  gesammelt;    doch 
scheint  mir  nichts  dem  wegbleiben  des  ich  entgegenzustehen; 


verhuni.     persojien.     pronoTiien»  209 

er  könnte  z.  b.  heißen  :  nu  st  ^^  lllkomen !  (möge  ich  ^vIIl- 
koninien  sein),  nu  habe  des  ich  ger!  (möge  ich  erlangen, 
was  ich  ^vünsche.) 

d.  Die  zweite  person  kann  zAvar  imperativiscli  ausgedrückt 
werden ,  wenn  aber  für  sie  der  conj.  gewählt  wird ,  so 
darf  das  pron.  ausbleiben,  zumal  die  verbalflexion  hier 
noch  besser  bezeichnet,  als  in  den  andern  personen.  ahd. 
wizist!  0.  III.  21,  25.  wizist  thaz !  IV.  1,  20.  V.  18,  12. 
23,  126,  doch  steht  auch  das  pron.  ausgedrückt:  wizist 
thü  thaz!  IV.  1,  23.  thaz  wizist  thii  l  V.  23,  37.  andere 
stellen  schon  oben  s.  75.  pl.  wizJ t !  0.  III.  16,  13.  63. 
zumal  steht  der  conj.  bei  der  negation:  ni  strites!  (ne  aller- 
ceris)  Diut.  1,  527'*;  ni  trakes !  das.;  ni  ana  farstözes  das. 
527»>. 

mhd.  so  müezest  einen  trost  doch  haben!  Parz.  743,  15 
aber  sis  du  ledic!  Diut.  3,  68. 

3.  Den  nicht  Optativen,  eigentlichen  conjunctiv  setzt  die 
ahd.  Sprache,  gleich  dem  ind.,  häufig  ohne  pronomen.  ein 
hauptfall  ist,  wenn  nach  den  Wörtern  sagen,  wähnen,  kün- 
den, bitten  und  ähnlichen  die  conjunction  </«s  unterdrückt 
wird,  und  der  bloUe  conjvuictiv  folgt:  quedent  sum  gi- 
wäi-o,  (daU  du)  IlcHas  sis  ther  niaro  0.  III.  12,  13;  quad, 
(daß  sie)  inan  irknatin  0.  III.  16,  62;  in  töd,  quad ,  (daß 
sie)  ni  gigiangin  0.  II.  6,-15;  güih,  quad,  wurtin  thanne 
0.  II.  6,  21;  quad,  mit  werkon  sih  gigarötiu  0.  I.  23,  13; 
fuar  er  kundenti  thaz ,  so  wilo  so  thaz  laut  was,  (daß  ?ie) 
zi  giloubu  giliangin  0.  I.  23,  10;  ni  wuniu  ili ,  (daß  er) 
iu  lib  habbe  IliUl.;  indessen  wird  das  pron.  oft  gesetzt: 
quätun,  iz  so  zaiiii  0.  1.  9,  13;  is  ni  zunü  I.  9,  20;  er 
quad,  er  wolti  I.  19,  21;  quad,  sie  thaz  ni  wollin  1.  20, 
29.  Es  fehlt  aber  auch  in  andern  lagen  des  conjunclivs: 
denne  kisehe  (cum  viderit)  K.  23^;  daz  nalles  miesilue  (ut 
non  delinquam)  K.  27»;  daz  ncmes  (ut  capias)  K.  16*;  min 
odowan  lurtretcn  sie  (ne  forte  conculcent  eas)  T.  INlatlh. 
7,  6;  ni  mag  ihaz  man  duan  nihein  ,  thaz  (er)  ihiono  zuein 
0.  II,  22,  2;  llrworahlin,  thaz  (sie)  sulih  kind  i;ibaiin  0. 
III.  20,  6.  andere  stellen  haben  es:  noUos  wir  sin  far- 
vehöt  in  unehti  (ne  consumamur  inedia)  Diut.  1,  493"; 
suntar  sie  irkantin  0.  IV.  3,  4;  thaz  sie  gisahin  IV.  3,  7; 
oba  sie  thaz  gifiumilin  IV.  3,  13;  daz  ih  arsuahti  (ut  ex- 
petcrem)  Diut.  1,  520'T;  soso  ih  chode  (iit  ita  dixenni)  das. 
517^;  daz  er  piluiarabc  (ut  avertat)  R.  43'';  (ihuatl ,  ih  ke- 
halle  K.  25^;  qhuede  er  (diral  ipse)  K.  22'';  denne  eigit 
ir  (dum  Iiabeatis)  K.  17». 

o 


210  eiiiJacjLe.r  aatz. 

Mlul.  mangelt  das  prori.  seltner.  Docli  jjflegt  es  im  12 
und  ziiNVfileii  iiocli  13  jli.  nach  sprechen  und  siujen  /u 
nnlerhlciben ,  wenn  das  unmillelbai-  Jolgende  verhuin  dem 
.selben  subjecl  angeheilt,  und  die  conjiuu  lion  daz  nicht  aus- 
gedrückt wird.  V.v  chüd ,  (dali  er)  ne  Avcsse  Diut.  3,  58; 
sprach  daz  weineule,  (daß  er)  muose  chiesen  den  cnte  3, 
93;  er  sprach,  (daU  er)  suohte  sine  bruodcie  3,  91;  cliod, 
(daß  er)  wolte  sin  mendcnle  3,  101;  wir  choden,  (daß 
es)  unsecli  riuwe  3,  55;  sprachen,  (daß  sie)  daz  gerne 
taten  3,  87;  wir  sj)rachen  ,  (daß  wir)  fride  brühten  3,  103; 
du  spraclie  wir,  (daß  wir)  ne  durften  niere  here  koinen  3, 
109;  wir  spraclien ,  (daß  wir)  ne  getorsten  gesuochen  3, 
109;  wir  spräciien,  (daß  wir)  lielen  einen  alten  vater  3, 
108;  si  jdhen,  (daß  sie)  wollen  tragen  Nib.  2272,  1,  aber: 
si  jach,  si  tict  ez  gerne  Nib.  2302  stall  jach,  t;cle.  aucli 
jiacli  xvüJinen  :  ez  wante ,  (dal^  es)  niemei^niere  gesalie  si- 
nen  vater  Diul.  3,  108.  Ferner  in  einigen  anderen  con- 
slruclionen:  daz  wane  mir  ein  richer  soll,  und  (idi)  n;cme 
cz  für  des  keisers  golt  iMs.  1,  90^;  nnt  slüegen  (sie  wür- 
den schlagen)  oucli  danne  mich  Iw.  4333 ;  (sie)  ged.vhten 
Walth.  10,  28;  sehest  (si  videas)  Ms.  1,  90^;  gewöhnlich 
wird  es  gesetzt:  so  wahren  wir  erlöst  Iw.  6371  ;  mühtens 
niemer  han  getan   Karl  59\ 

nhd.  ist  es  unvermcidlicli. 

4.     Indicutiv. 

I3ie  frühsten  alul.  c[uellen  fulgen  noch  meislentheils  der 
goth.  weise,  zumal  R. :  quidu  iu  (dicam  vobis)  17^*;  niwillu 
(uolo)  l«"^;  ni  kijjarac  (nou  abscondi)  20'^;  ni  qhuam  (non 
veni)  25^;  sazla  (posui)  25**;  ertumbela  indi  kedeomuatit 
pim  25b;  ni  erlliuhis  (non  fugis)  25^;  fai'Stuanti  (intellexisli) 
27^;  deisu  tati  (haec  fecisli)  27'';  mer  sprehhan  deiuie  pi- 
derbil  (als  es  nützt)  26'';  denne  cjhuidil  (cum  dicil)  26^;  in 
deru  qhuidit  (in  qua  dicil)  25«;  ibu  puazit  25^';  pitlames 
15a,  Avellen)es,  pirumes  15^;  nidarremes  (damnamus)  26*; 
ibu  wellemes  26a;  quhedames  (dicimus)  26^;  lesames  35*'j 
nalles  sih  kebaut  18*;  denne  su  huazzö  wannaut  (cum 
quicquid  putaveriut)   19^. 

niinneola  inan  Diut.  1,  493^;  caulaguta  inan  (ditavi  illum) 
1,  491;  pim  nrstiuphit  (orbabor)  492;  piin  kanutit  504^; 
ni  eigunics  (non  liabenuis)  507*;  ]Miiuahut(5s  mili  (illusisli 
me)  500;  Iramfluhtiger  wisis  (profugus  eris)  491;  sar  iu 
loröm  wisit  (slaiim  in  l'oribus  erit)  491;  ist  kaliiatit  (pasci- 
lin*)  504'';  kisuuarut  (conjurastis)  509^;  wuohsuu  (puJiu- 
labant^  493:  clujad  (dicit)  514b. 


verhiim.     personeu,     proiionieji.  211 

im  Ts.  uud  den  folgenden  aber  schon  seltner:  dir  ghlbu 
347;  ni  gliibis  408;  quhad  (dixit)  342.  363.  365.  369; 
qubidil  (dicil)  344.  390.  370.  407;  nieinida  360;  arangliida 
374;  baiibnida  388.  406;  baulinit  404.  405;  cliidliinsit  408; 
sagliet  396;  arbevit  390;  ui  was  374;  setzida  383;  archen- 
jienies,  cliilaubani^s  360;  cbicluindem^s,  araugbenies  371; 
iliigun,  dbebbidon   368;   bigunslon   387. 

fragm.  ibeol.  IMatlli.  9,  4  qubat  (dixit);  huanta  sprihhis 
13,    10;  bulun  inio  9,  2. 

bin  nü  gifiarit,  bin  nü  gikeiit  0.  V.  25,  2.  3;  bin  mir 
niendenti  Y.  25,  100;  drublm  bist  es  alles  V.  24,  6;  thar 
lisist  I.  1,  30;  ui  habes  II.  14,  27;  tbaz  dreso  giburgun 
IV.  35,  38. 

Beispiele  des  prononiens:  ni  keanc  ih  (non  ambulavi) 
K.  26»;  tVt  suigeta  (laciii)  27^';  qliuad,  ih  lorakechundu 
(dixi,  pronuutiabo)  28»;  ih  kewisso  pim  wurm  (ego  aulem 
sum  verniis)  29»;  du  errablios  (tu  euarras)  21» j  ibu  di\ 
horres  (si  tu  audieris)  17»;  er  sclbo  qliuidit  (ipse  dicil) 
18»;  denne  er  selbo  ist  kenemnit  20»;  er  ist  keluan  (ipse 
eflicitur)  22*^;  ivir  inpinlanies  (nos  peisolvimus)  35^;  ibu 
slinnna  sina  hurret  ?»' (si  vücem  ejus  audierilis)  17»;  denne 
desiu  tuet  ir  (cum  liaec  fccerilis)  17'^;  feislaz  ir  zua  na- 
rtiut  (crassum  adsumebalis)  38^.  hier  ist  aber  nicht  zu 
übersehen,  daß  in  mehreren  dieser  stellen  auch  der  iat. 
text  dem  Übersetzer  das  pron.  darbot,  und  dali  in  der  III. 
sg.  sein  er  ipse  ausdrücken  soll,  wie  sich  aus  23»  24»-  ^ 
33''  40»  ergibt  *). 

arsluac  ih  inan  (occidi  illum)  Diut.  1,  491;  kisazla  »7t 
dei  (consuevi  oa)  525»;  daz  ih  kisazta  (quod  pepigi)  532''; 
ibu  da  kipliwis  (si  contuderis)  524'';  dei  cualiu  dei  du  mir 
lali  (bona  quae  l'ecisti)  509'';  ir  chu/imut  (venislis)  493; 
latul  ir  (fecistis)  494;  lödliafliu  ir  bawisct  (morlicinia  vi- 
ta])itis)  496:  ir  kiharindal  (exaspcraverilis)  507'';  ki^ahut 
ir  selbun  (vidistis  ii)si)  507''. 

lA  quhimu  Is.  955;  was  ili  sprchliciidi  365;  »7/  was 
dhar  365;  ih  gab  366;  ih  iuau  infahu  366;  ih  bim  370; 
ih  dhih  chibar  374;  ih  bibringu  392;  ni  weizs  ih  392; 
sctzu  ih ,  suor  ih ,  ni  liugu  ih  397;  ih  saghcMU  397;  i7t 
arwehhu  398.  400;  ih  clürcslIiHwi   398;  iJi  scal  imu  wesaii 

*)  aiuli  bei  O.  ist  «las  er  zuweiteii  (ionu)tistrali\or,  z.  1).  Adam  <-/• 
firkcis  niiii  I.  25,  19  =  jener,  gegen  iil>ci-  dem  tlicivr  =  dieser  «Ics 
folgenden  verses. 

0   3 


212  einfacher  salz. 

;i!i8;  ni  iiiimi  i7i  398;  ih  inan  clilstilUi  308.  399;  So  dhti 
slalis  399.  400;  Ahn  ('iiiiuimierfxles  374;  ir  fjiihaiJ  (ilixil) 
341.  349.  3.59.  370.  374.  402;  ir  chiscuor  350 ;  iV  sciulil 
361;  ir  gab  366;  warilh  ir  uns  chiboran  373;  ir  arida- 
lida  374;  ir  vvardh  383;  cliuudida  ir  391;  augliidom  wir 
371;   voir  Jlndenies  386;  sie  qiiliedaiit  377. 

iinz  ih  bin  Mai'  in  \verolli ,  so  bin  ih  lioht  beraiiU  0. 
III.  20,  21;  so  thü  weist  V.  12.  131;  lisist  ihü  lliir  tbaz 
III.  19,  16;  tliaz  er  quemau  scolla  IV.  3,  20;  tliar  er  sign 
uam  IV.  3,  24:  wir  lazenies  III.  3,  13;  wir  warun  in  gi- 
bentin  T.  11,  61;  sie  dnent  ioli  niezent  sie  I.  1,  21;  eigiin 
sie  iz  bilhenkit  I.  1,  23:  iob  wurlun  sie  inliulile  1.  12,  4; 
wullunse  (volvebant)  IV.  35,  37.  *) 

Es  scheint  luiclist  bedenklich,  nach  dem  versclüednen 
alter  der  deuknuiler,  einvvirkiingen  der  construclion ,  viel- 
leicht auch  noch  der  verbalilexion,  auf  die  weglassung 
oder  Setzung  des  prononiens  zu  ermessen  und  den  größe- 
ren oder  geringeren  iiachdruck  des  sinus  zu  unterscheiden. 

Daß  die  Verwendung  des  pron.  im  fortscluütt  begrüFeii 
ist,  leuchtet  ein:  N.  und  W. ,  aus  welchen  ich  belege  zu 
geben  für  überllüssig  hielt,  entrathen  seiner  selten. 

Unter  den  flexionen  priigt  keine  den  persönlichen  cha- 
racler  scharfer  aus  als  lÜe  II  sg.  präs.,  daher  wol  nicht 
zufällig  ist,  daß  bei  ihr,  wie  im  conj.  (s.  209),  auch  im 
ind. ,  das  pron.  oft  fehlt,  z.  b.  izn  Hild.  lied ,  welches  mit 
dem  pron.  sehr  freigebig  ist,  findet  man:  spenis  inih ,  pist 
also  gialtet  man,  freilich  aber  auch:  doli  mäht  fZ/inu,  ibu 
du  mi  enan  sages.  der  jüngere  N.  gewährt  häufig  stellen 
wie:  habest  tu,  chlagetost  tu  Blh.  34;  und  noch  mehr 
zieht  der  vocalische  ausgang  der  II  sg.  prät.  das  pron.  nach 
sich:  piege  Au  ^  pate  Au  Blh.  34.  inzwischen  läßt  N.  auf 
die  frage  :  ne  chad  ih  tär  fore  na  gnuht  pegriü'en  werden 
mit  bealitudine?  die  antwort  folgen:  so  tute  'ita  fecisti) 
Bth.  173.  Ohne  zweifei  erleichtert  auch  die  \ulle  llexiou 
der  I  pl.  auf  mos  das  weglassen  des  pron.  ,  wiewol  es 
nicht  nur  ueben  ihr  erscheint,  sondern  unterbleiben  kann 
da  wo  die  llexion  bereits  gekürzt  ist.  man  bemerke:  ii'jV 
sculun  ,    ich    sculumes    0.  I.  24,  13,   14.     Bei  K.  und  an- 


')  man  halte  stellen  des  Ulf.  zu  ahd.  bei  T.  :  goth.  andnemun,  alid, 
sie  inphiengun  Mattli.  6,  2;  gotli.  ei  gäunijäindäu,  ahd.  tfiaz  sie  sin 
giselian  Mattli.  6,  5;  goth.  habaud,  ahd.  sie  inphiengun  Matth.  6,  5; 
jabäi  afl^lith,  ahd,  oba  ir  farläzit  Matth.  6,  14. 


verbiun.     persü/ieii.     pronurneu.  213 

(lerwärts  fallt  die  einscliallimg  des  ir  in  der  H  pl.  auf, 
selbst  Avenn  sich  die  llexioii  sicher  von  der  111.  sg.  präs. 
uiilerscheidet. 

Unabhängig   von   der   beschaffenlieit   des  verbnnis  kann 
das  prou.  desto   eher  entbehrt  werden,    je  deiillichcr  es  in 
eineju  vorausgehenden  salz   enthalten  war.     am  leichtesten, 
wenn    eine    bloUe    conjunction  das  verbinn  mit  dem  pron. 
von    dem    verb.   oline    es  trennt,    z.  b.  ih  quhimu    endi  in 
dhir  ardön  Is.  355;  er  selbo  iz  sus  gimeinta,  ioh  juugoron 
sinen  zeinla,    ioh   selbo    in   sagela    0.  V.  20,   3;    die  sätze 
können  aber  auch  mehr  abslehn  und  nicht  durch  conj.  zu- 
sammenhängen :    tharaua    datun    sie  ouh  ihaz  duam,    oug- 
tun    iro    wisduam    0.  I.    t,  5  ;     unz  sie  thar  tho  sUiantun, 
thar   after  luagetun  0.  V.  IS,   1:  thö  sie   hiar  thaz  biwur- 
bun,    bi    thia    selbün  sconi  irsturbun    0.  V,  23,  64.      den 
umständen    nach    darf  Indessen  die  auslassung  vorausgehn, 
die  setzimg  folgen:  iro  saro  rihtun,  garutun  se  iro  gudha- 
mun  Hild.     auf  das  ausgedrückte   pron.  dö  letlun  se  askim 
scritan,    darf   ohne    pron.    folgen:     dö  slöpluu   tö   samane, 
hewun    harmlico    Hild.      "Wichtiger    ist,    daU   nach  förmli- 
chem Vordersatz   das  demselben  subject  angehürige  verbuni 
des    naclisatzes    ohne    pron.    stehn  darf;    ich  wähle  belege 
aus  T.  Malth.:    thö  si  gihörlun  then  cuniug ,  /"«orrai  2,  9; 
inti  thö  her  thara  quam ,  artola  in   theru  burgi  2,  23  ;  thö 
her  gisah  manage  thero  Phariseörum,    miad  in   3,   7;    mil- 
tliiu    ther   hcilant  gihörta    thaz  Johannes  giselit  was,  J'iior 
4,  12;    mitthiu    ther  heilant  gisali  thiö  menigi ,    steig  ufan 
berg  5,   1;   milthiu  ther  h.   c]uam   in  P.  hüs ,    gisah  8,   14; 
inti  so  ther  h.  thu  gisah  iro  githanca,  fiiiad  9,  4.     der  vor- 
dersalz kaiui  auch  in  participialconstruclion  aufgelöiU  sein  : 
inti  giolfonotcn    iro   tresofazzon,  hrühlun  imu   geba  2,   1 1 ; 
i,t  es  ein  part.  präs.,   so   beruht  in    diesem  die  deullichkeit 
des  SMbjecls:    inti  gimanut  in  troume,  J'uor  2,  22;    inti  in- 
gangante  in  lius,  Juntun ,    inti    nidarlallanto   belötnn    inan 
2,  11.     Nicht  anders  haben  fragm.  th.  JMatth. :   enli  su  dhuo 
J^sus   danan  fuor,  gasah  man  99;  ph.  daz  gahörrenla,  miu- 
tiin  12,  24;  so  auch  daer  unlireino  gheist  uz  argcngil   lona 
manne,  feril   after  durröm  stelim   12,  43;     hwamla   iniian 
dhiii  ir  was  in  gotes  farawu,  ni  ivrtsls.  374;  endi  dhoh  dhiii 
hwedheru  nu  dhaz  ir    dhea  einnissa  gotes  araughida,    hcar 
sär    after    auhad    Is.  363.  .    P>ei    0.    begegnen    solche  coti- 
structionen    seltner   als    man   denken    sollte,    wo    sie    aber 
stattlinden ,    wiederholt  auch    sein  nachsalz  das  prouomen  : 
thoh  er  ni  wfui  guater,    tlioli  gieiscöla  er  thia    nuiater  II. 


QiA  ciiij'ciclicr  sctlz. 

4,  25;  80  er  lliu  gisah  lliia  nieniyi ,  mit  uuguii  blidöii  er 
sie  inlflaug  11.  15,  13;  so  er  zl  tliiü  th  i  giliaiig,  (on  lliciiio 
berge  er  nidargiatig  11,  24,  7.  ISocIi  ciilscliiedncr  isl  bei 
N. ,  der  liäung  diese  vorder  uiul  iiaclisiilze  gcN%alijl,  die 
iiueiilbelirlichkeil  des  jhoii.  :  iinz  ili  li/  siiigendo  in  nii- 
neino  niuole  alilola,  sali  ili  ein  -Nvil)  sl;lii  olje  mir  liih.  7; 
8(3  si  gesali  —  li/igcla  si  V){\i.  S  |  iiiide  ih  fiii'e  mih  jiiiler 
sehende,  pegonda  ih  Va\\.  11;  lo  liitemon  nalior  gande,  ge- 
saz  «i,  das.;  iinde  aua  sehende  min  analuUe,  cldageta  si 
sih ,  das.;  iinde  mih  tara  n.nh  cnölo  ana  seheiiliu,  f'r^igcla 
51  r>lh.  13;  so  si  mih  lö  gesali,   so  legela  si ,  da?. 

Bei  fratjen  pflegt  die  ahd.  spraclie  oft  *)  das  jiron.  zu 
unlerdriicken :  deisö  erkibis?  (hacccine  reddis:')  üiut.  1, 
498;  ist  y\Cai  pikau  anlfragön?  (iuiih  cüejji  cüiisiilei-e':') 
1,  509'^;  wio  lango  hincliat?  (usque  quo  claudicalis':')  1, 
513^;  wio  lango  ubarlrunchaniu  pist?  (us({iio  quo  cbria- 
ris?)  1,  521^;  ueo  in  sincnio  neniiu  gataufic  ui  birut?  fr. 
theol.  27,  8;  -vvanan  ßiidis?  (unde  invenics?)  Is.  342;  ^Yexsal 
dlies  nemin  liuazs  bauhnida?  Is.  388;  cno  ui  in  th?nen)o 
nameu  wiziKjotunies ,  inli  i.  \\\.  n.  iizivurpJnnncs  diuvaln, 
inli  i.  tlj.  n.  nianagiu  megin  tätiinics?  T.  IMlli.  7,  22;  zihiu 
thenhit  ubill*  das.  9,  4;  waz  tvdnist  themo  irgange  0.  V. 
21,  10;  Yi'io  dätV}  0.11.8,45.  Ausnahmen:  zahuiu  denket 
ir  ubil  in  iuwerenio  muate?  fr.  th.  IMallh.  9,  4;  luiaz  ^Yel- 
let  ir?  das.  20,  32;  hueo  quanii  du  hera  in?  das.  22,  11; 
forsluontut  ir  daz  al?  das.  13,  51;  ziu  in  ralissun  sprahhi 
thü  zi  in?  T.  JNlatth.  13,  10;  welihha  micta  liabet  ir? 
das.  5,  46;  ziu  birut  ir  sorgfolle?  das.  6,  28;  \vaz  ezzen 
wir?  das.  6,  31;  ziu  birut  ir  forhiale?  das.  8,  26;  fur- 
stuonlut  ir  thisu  elliu?  das.  13,  51;  waz  wollet  ir?  das. 
20,  32;  wio  giengi  tliii  hera  In?  das.  22,  11;  wio  sihist 
thu?  0.  111.  20,  43;  war  mäht  thü  neman?  Samarit.;  ziu 
sulgest  tu?  N.  Blh.  13;  ne  ^veist  tu?  ne  sihest  tu?  ne 
feresl  tu?  ne  stuondin  wirl  grainni.  3,  755. 

Das   in   die  rede  eingewojfene   auad  (dixi,    dixit)  sieht 


*)  die  gotli.  immer:  Iivo  mizdoiio  liabaitli?  Mattli.  5,  46;  liva  saär- 
gäitli?  Mattli.  (),  28;  liva  niatjam?  Mattii.  6,  31;  liva  faürliteitli V 
Mattli.  8,  26;  iiiu  usvaiirpumV  Mattii.  7,  22;  niii  liäuseisV  Mattli.  27, 
]:{;  Iivana  liieitli?  Mattli.  27,  17;  du  live  niis  biläistV  Mattli.  27,  46; 
iiva  aiilijötli  jaii  gretith':'  Marc.  5,  39;  livis  l)idjäu?  Marc.  6,  24;  iiva 
täiijäu?  Marc.  10,  17;  du  live  tliata  liäiisja?  Liic.  16,  2;  livaii  filu 
scaltV  Luc.  16,  5;  livau  lier  qvaiiit?  Joli.  6,  25;  niu  vitutliV  Kuni. 
7,  1;  Ina  im  qvitliain?  Kuiii.  7,  7.  außer  wo  es  der  naclidruck  for- 
dert und  der  gr.  text  hat:  du  live  jus  mitwtli?  Mattli.  9,  4;  thu  is? 
Marc.   15,  2;  t/iu  qvitliisV  Marc.    15.  3. 


verhuni.     personen.     proiionmii.  215 

bei  0.  gerii  oliiie  proii.:  wer  ougta  iu ,  niiad ,  firloraiK*, 
I.  23,  37;  (juud ,  hinillriclii  nähli  I.  23,  12;  gidua  unsif», 
(nnUiin,  tliüh  iiii  \vis  I.  27,  29;  oba  tliü  s?s,  tpiail,  golcs 
suu  II.  4,  5.5;  in  töd ,  tjuad ,  ni  gigiangin  II.  ö,  15;  gib^h, 
(jiiad,  wurliu  lliaiuie  11.  6,  21;  dua  iiiisih,  qudtun ,  \vii>i 
jII.  20,  51;  er  ist,  fjiiad,  gotes  lioldo  111.  20,  73;  biginncr, 
(pidtiai,  scöwun  III.  20,  81;  wer  ist,  aiidtan,  Iberer  man':' 
iV\  4,  61;  ir  btjrtut,  auad ,  tbaz  unginiab  lY.  19,  65; 
sprib ,  (juad,  niezworle  IV.  19_,  15  u.  s.  av.  aiiderenial 
wird  aucb  das  pron.  beigefügt:  nemet,  quad  er,  barlo 
gounia  ibero  wortü  I.  24,  3;  waz  wollet  ir  uu,  qiiad  er, 
tbes  111.  20,  123;  ni  bin  iii  Krist,  quad  er  zi  in  I.  27,  19; 
ni  st  ibir  es,  quad  er,  not  I.  21,  7.  N.  aber  lälU  das 
pron,  nie  aus:  niebt  freison ,  cbad  si  l'lli.  13;  unde  wa/, 
cbad  ih  ,  woltost  lu  das.  14;  solli  ib  nüb  tanne,  cbad  si, 
tiu  gelouben?  das.;  solli  ib  ,  cbist  lu ,  mina  leidiuiga  fiirb- 
lenl*  das.  und  so  bäuiig.  liierber  aucb  das  sö&ü  ahuido 
(vei'bi  gralia)  gl.  Jun.  260.  bei  spi^ecban ,  sagen  wird  aber 
das  pron.  in  gleicbem  fall  nicbt  enlbebrl :  ni  bin  ib  tlier, 
ih  sagen  iu  1.  27,  28;  das  unterbleiben  bat  also  etwas 
fornielbafles. 

j\ur  in  der  ersten  person  werden  halto ,  raeino  einge- 
scboben ,  jenes  seilest  bei  N.  obne  ib ,  dieses  bei  ibm  mit 
ih ,  bei  0.  obne  ib ;  wdnan  siebt,  in  allen  personen,  baulig 
obne  pronomen,  den  3,  240  gegebeneu  belegen  ist  beizu- 
fügen: wänu  sie  iz  intriatin  0.  1.  27,  11 ;  ni  wdmc  iz  wola 
inlllangm  I.  27,  21;  wann,  iagilili  tbö  illi  V.  4,  11;  ni 
tvdti ,  es  iinlar  manne  iamer  drust  giwinne  V.  7,  28;  in 
nniat  iz  wunt'/i  ruarti  IV.  4,  60.  waz  wamst  tbcnio  ii'- 
gange  V.  2t,  10;  waz  wdnist  tbaz  er  werde  I.  9,  39; 
waz  xvunis  ibese  knebt  si  T.  4,  13;  udo  ni  tvänis  T.  185, 
5 ;  waz  wdnet  werde  tlianne  0.  IV.  26,  54.  N.  aber  gibt 
das  pron.  hinzu:  also  du,  wäuo  ih ,  kehugest  Blb.  5;  wes 
sun,  wanet  ir,  ist  er  ps.  77,  2.  auch  der  verbiiulung  iii- 
iveiz  (gramni.  3,  72),  die  das  pion.  ausscbliel'.l ,  walucnd 
ich  weiz  steht  (granun.  3,  242.)  sei  hier  gedaclit.  von 
mag  kesceben  (2,  242)  im  verfolg.  0.  aber  goliraucbl  bin 
obne  ib  V.  25,  2.  3.  7.  100  von  sich  selbst,  tVi  bin  von 
andern  1.  4,  59. 

Dies  scheinen  mir  die  hauplmomente  worauf  es  bior 
bei  dem  abd.  inilicaliv  ankommt.  nocb  eingescbrankler 
wird  die  nuigliibkeit  sein,  ibn  in  der  mlul.  spracbe  obne 
beg'.eitung  des   pron.  zu   gebraueben. 

a.     wenn   zwei  vcrba  durch  eine  conjundion  ,   rim  gcwöbu- 


2l6  eiiij'dclier  .salz. 

liclislen  imcl ,  vcikiiii|)ft  sind,  hcdaif  bloli  (Ins  ciiiP  des 
iiomens    oder  pioiioiiiens :    was    si    geliei/cn    und  wds   Wh. 

2,  3;  icli  l)iii  oucli  ein  recke  und  solde  Uronc  tragen  Ail). 
108,  1;  liagneii  banl  dö  Dietrich  xiwAq  j'aort  in  Nib.  2290, 
1;  si  entwiclient  unde  kcrent  Parz,  2,  II;  der  rebeizte 
nidor  unde  zoch  Parz.  181,  26;  genuoge  haut  des  einen  site 
»Mule  sprechent  Parz.  180,  9;  er  lialste  in  und  huste  Diut. 

3,  77;  gnadeten  si  im  sere  iint  bitten  im  I\v.  5441;  daz 
ir  SU  ungerne  Icl)i  uut  sus  uucl»  dem  tfkle  strebt  Ivv.  4995; 
und  so  allenthalben.  Das  verbiim  ohne  pron.  darf  aber 
auch  voratisstehn ,  z.  b. :  z^va  Ut  luid  ^velhsch  gerihle  lac 
Parz.  4,  28;  siue  wunden  xvuosch  unde  bant  der  wirt 
Parz.  165,  13.  Sogar  mag  die  conjunclion  felilen;  in  einem 
gedieht  des  12  jh.  die  bemerkenswertlie  formel:  er  sluont, 
bette  Dint.  3.  68;  daz  si  stuont,  traue  3,  80;  daz  chint 
sluont,  iveinöle  3,  108  für  stand  und  l)elete,  stand  und 
trank,  stand  und  weinte.  man  aclile  ob  nicht  aucli  in 
andern  beis|>ieleii  nach  sluont  ein  verbum  oluie  und  folge; 
es  ^var  schon  ahd.  brauch :  er  stuant,  suiijeta  0.  IV.  23,  33. 

b.  die  auslassiuig  erfolgt  dann  noch  oft,  Avenn  zwar  an- 
dere subjecte  vorausgehn,  aber  ein  obliquer  casus  oder  ein 
possessiv  an  das  subject  des  folgenden  verbums  gemalinen, 
bei  welchem  das  pron.  wegbleibt :  mir  ist  leide,  und  Jnrhte 
(ich)  des  Ms.  1,  62a;  swenne  ich  bi  ir  bin,  daz  t(Ctel  inir 
den  muot,  und  (ich)  stirbe  aber  rehte  IMs.  1,  9^:  dem  ist 
iuwer  leben  leit,  und  (er)  tvil  sich  an  iu  gerochen  han 
Iw.  5000;  daz  was  sin  spot,  unde  (er)  sprach  Iw.  4992; 
dd  im  min  name  wart  genant ,  dö  nande  er  sich  sa  unde 
rümde  vientschaft  da,  luit  gehellen  (ich  und  er)*)  iemer 
mdre  in  ein  Rv.  7619;  daz  er  (der  riese)  sich  neicte  der- 
nuch  —  dö  het  sich  her  Iwein  an  im  \il  wol  gerochen 
unt  daz  swert  durch  in  gestochen,  diu  wunde  gicnc  da. 
daz  herze  lit,  dd  was  verendet  der  strit,  unde  viel  (er, 
der  riese)  Iw.  5063-74,  in  diesem  letzten  beispiele  ist  mehr 
Verwickelung  und  uuterbrecluuig  durch  andere  grammati- 
sche subjecte,  die  aufmerksamkeit  des  hörers  aber  fort- 
während dem  eigentlichen  gegenständ  der  erzählung  zuge- 
Avandt,  so  daß  das  fiel  nicht  misverslanden  werden  kann. 
Wenn  ich  mich  nicht  teusche,  so  liebt  Hartmann  diese  aus- 
drucksweise  weit   mehr  als  Wolfram ,   der  gern  das   pron. 


•)  hier  war  der  platz  für  den  älteren  dual;  ein  gotli.  galiillös,  falls 
ein  solches  verbum  bestand,  hätte  alles,  mit  einen  ruck,  ausgerichtet, 
und   ebenso  Iw.  7432.  T695. 


Verl)  um,     peraoiieji.     prorwnicri.  217 

hrauclit,  und  z.  b.  Parz.  1,  17  sine  nuigen  setzt,  wo  jener 
vielleicht  und  ennuigen  gesagt  liätte.  Aber  aucli  die  andern 
dichter  entbehren  des  pronomens,  so  oft  dnreli  das  voraus- 
gegangiie  oder  unmittelbar  folgende  das  Verständnis  gesichert 
ist,  um  zwiscliensälze  unbekümmert,  z.  b.  si  kunien  alle  ir 
viende  an  mit  manlichem  muote;  ^varnu^ge  unde  liuote 
der  nam  dii  liilzel  ie  man  -war,  wan  drungen  eht  mit 
liüfen  dar,   unt  tütens  alle  Trist.  5472. 

c.  die  vorhin  s.  213.  erörterte  ahd.  Setzung  der  verbums 
im  nachsalz  ohne  pronomen  ist  um  so  mehr  erloschen,  da 
sie  schon  bei  0.  und  N.  aufgeliürt  lialle.  das  pron.  muß 
also  Aviederholt  Averden :  chunde  wir  ioch  wol  scup]ihen 
(dichten),  su  scolte  %viv  doch  ettevvaz  uberluipphen  Diut. 
.3,  89;  im  w^ellet  Verliesen  —  so  müezet  ir  kiesen  Iw.  1823; 
dö  er  in  dd  töten  vant,  dö  versweic  er  iuch  daz  m;vre 
Iw.  1834;  Sit  ir  durch  rutes  schidde  her  komen,  iwer  hulde 
inüezt  ir  mir  durch  riiten  lan  Parz.  163,  3;  weit  ir  in 
gerne  liegen,  ir  muget  ir  vil  betriegen  Parz.  172,  13;  dö 
sich  der  starke  Tilurel  mohte  geriieren  ,  er  getorste  Tit.  1, 
1;  dö  ich  den  gral  enphienc ,  da  vant  ich  Tit.  6,  1;  dö 
der  herre  diz  vernam ,  schiere  er  zö  deme  rosse  quam 
Alex.  358;  dö  si  zesamene  quiimen,  bi  henden  st  sih  nä- 
men  Alex.  394 ;  also  si  in  verrest  sahen ,  zuo  einen  ande- 
ren si  sprachen  Diut.  3,  91. 

d.  wenn  das  verbum  unmittelbar  an  den  eigennamen  sei- 
nes subjecls  im  vorhergehenden  satze  stöIU ,  kann  das  pron. 
unterbleiben:  daz  ist  Irnper,  vert  \on  Botenbrunnen  her 
Ben.  425;  da  ist  Diethöch,  IJolant  und  leilunc,  spranc  da 
manegen  geilen  sprunc  Ben.  328.  man  könnte  aber  auch 
ein  ausgefallnes  relallvum  annehmen. 

e.  das  unabhängige,  indicalive  verbum  bedarf  in  den  mei- 
sten fällen  des  pronomens.  wie  viele  lieder  heben  mit  ich, 
du,  wir,  ir  oder  mit  einem  pron.  dritter  person  an,  und 
können  ihrer  da  nie  eniralhen:  ich  grücze  mit  gesange 
Ms.  1,  1*,  wie  schon  das  llild.  lied :  ik  giliörla  dal  seggen. 
Alle  Urkunden  deutscher  spräche  beginnen  mit  ich  oder 
xvir ,  von  der  ältesten  des  jalirs  1240  an:  wir  Cuonral  in 
nimschen  kunc  erweit,  obgleich  unmittelbar  nacli  dem  tilel 
dann  ein:  tiion  kunt,  ohne  pron.,  Iblgt.  dieses /?/ou  Ai/ij£ 
(noium  facimus  oder  nolum  facio)  ist  die  siehende  formel 
der  meisten   Urkunden,  aucli  der  folgenden   jhh. 

f.  die  zweite  person  liäll  in  einzelnen  fällen  noch  an  ih- 
rer allen  freieien  slcllutig.  bei  dem  bekannten  selbe  ta'te, 
selbe  habe  (mythol.  254)  wehrte  das  Sprichwort  dem  piün. 


218  e'uiJ'dcJur  üdtz. 

den  ciiii^niJi;,  oder  will  iii.ui  in  scllx-  d.is  pioii.  finden  •'  ob- 
gleich wir  lieiile  sn^pii  niiissL'ii :  du  llialesl  es  .seihst.  Zii- 
jiial  wirkt  das  81'  dieser  peisou  im  pj-äs.:  /e^ii  in  senedeii 
riiivveii,  so  volgo  mir  l»en.447;  »Jt/tf/e.sf  iciiian  Ms.  2,  126^, 
.-zr  wenn  du  lehsl ,  iindest*);  aber  auch  sonst  in  fraye  oder 
ausruf:  wes  bist  im  gchaz?  Ms.  1,  59^;  gol,  wie  teilst  s«) 
jingclichcl  INIs.  1,  25'\ 

g.  auch  wtene ,  ohne  icli ,  wird  noch  eingeschaltet:  des 
Wd'it ,  die  phall'en  nilit  beste  altd.  hl.  1,  222  ;  so,  Wune, 
man  uns  armen  hie  in  not  wil  ttion  Diut.  3,  106;  ja,  tvwne, 
imz  der  tievel  gap  ,Ben.  377;  des,  tviene,  min  leben  iht 
lange  stö  Ms.  l,  40^;  daz,  xv(en,  bitler  ist  JMs.  1,  175^; 
ez ,  uuene  ^  ouch  inmier  werde  so  manic  kiiener  wigant 
Kl.  609;  helt  also  loblicJi ,  wamne ,  ie  würde  geborn  Kl. 
617-,  ja;  wand,  ich  ergeizet  \v;ere  Parz.  177,  1.5.  Doch 
steht  anderenial  das  pronomen :  dar  an  lit,  wivn  ich,  g''ic- 
zer  kraft  Iw.  5279,  besonders  wenn  das  verbum  eingeschaltet 
ist:  ich  wasue  altd.  bl.  1,  218.  225.  Nib.  42,  4.  71,  2  (einge- 
schaltet INIar.  10);  woent  ir ,  daz  ich  eine  sil'  Iw.  52/4. 
sprach  =z  er  sprach  Diut.  3,  42;  gewöhnlicher  mit  pron.: 
sprach  er  Wh.  421,  2;  sprach  st  Xib.  17,  1.  Wegen 
imveiz. ,  i)ieiveiz  darf  ich  mich  auf  gramm.  3,  73  bezichen, 
mnl.  scheint  auch  das  positive  2vet  so  vorzukommen:  dat 
tvet  (ic)   Wale   Florls  3367. 

Für  die  nhd.  spräche  dauert  eigentlich  nur  noch  der 
mhd.  fall  a  in  voller  maße  fort:  der  könig  kam  und  sieyte, 
alle  jubelten,  tanzten  und  sprancfen^  das  hoffe  und  wün- 
sche ich.  aber  die  fälle  b,  c,  d  kommen  kaum  in  betracht. 
die  erste  person  darf  in  einigen  formein  ohne  pronomen 
stehn :  bitte,  danke  (engl,  thank  you,  pray  thee)  </e- 
schiveiye  (laceo,  gramm.  3,  242);  auch  im  kaufn)ännischen 
Stil:  anbei  «/^e/'se^rfe,  inhalt /<«6e  empfangen.  Güthes  spa- 
tere prosa  neigt  sich  nicht  selten  zu  solcher  auslassung  des 
ich:  so  zolle  den  besten  dank  u.  dgl.  auch  bei  der  zwei- 
ten person  pflegt  vertrauliche  rede,  oder  balladenton  das 
du  zu  unterdrücken:  und  willst  doch  falscher  lierzendieb; 
hast  lieb  gehabt  herzchen  ? ;  siehst  dort  das  zelleufenster 
nicht?:  bist  wahrlich  nicht  der  feinste  gast  u.  s.  w.  Häu- 
figer bei  H.  Sachs,  z.  b.  III.  3,  18<=:  ach  bist  so  elend 
dort  mein  man,  hast  nit  ein  pfenning  in  ein  bad !  Weit 
ungewöhnlicher  für  die  dritte  person;   doch  hat  die  neuez-e 


')  vielleiclit   sind   lebest,    vindest   cunjunctive,  und    dann    gehören 
sie  zu  sehest  (s.  210.) 


ft 


perbmn.     personen.     proii.  219 

poesic,  in  edlem,  reierlichen  Ion,  cingefülnl :  Äy^rocA«  (dixil), 
wobei    a1)er    das    oblique    es    iiicbt    Mcgiileibeii    darf. 

Alis  der  alts.  spraelie,  wia  sie  uns  im  liel.  ersclieint, 
geiniiJ^e  es  liier  anzumerken,  daß  sie  das  pronomen  \iel 
seltner  auslaßt,  als  die  alul. ,  und  es  namenlliili  bei  dem 
eingescliobncn  ([uedan  all/.eil  liegl :  quad  Ae  4,  4.  4,  23.  7, 
6.  8,  8.  10,  3.  12,  12.  143,  13.  146,  20;  quad  siu  8,  17. 
9,2;  f|uaduii  sie  13,  3.  Den  dual  uiilersclieidet  das  eigen- 
ihümliclie  pronomen:  wit  liabdun  4,  24.  Avarun  wil  5,  2. 
ivil  molitun  b,  3.  xvil  sind  5,  5.  (jil  lielin  4,  17.  (jit  fahat 
34,  23.  sculun  </t<  34,  23;  dagegen  der  pl.  ivi  muguu  17, 
7;  iji  sind   17,  2   u.  s. -w. 

Im  ags.  Beovulf  fehll  bei  der  III.  sg.  und  pl.  das  pron. 
ziemlich  oft ,  wo  die  Erzählung  über  das  subject  keine 
nnsicherhcit  laßt:  aUidon  tha  leofne  theoden  67;  Ihanon 
eft  (jevtit  246;  (jevitoii  him  tha  feran  599;  hiiyon  tha 
tö  bence  u.  s.  \v.  stets  aber  h5'^rde  ic  75.  123;  ic  gelViegn 
147;  auch  heißt  es  he  cvädh  oder  cvädh  Ae,  eingeschaltet. 
duale  wie  im  alts.:  vit  sculon  1360,'  vit  gecvredon  1063; 
ijit  reoii   1019;  </t7  svuncon   1027. 

Ebenso  wenig  zum  auslassen  geneigt  ist  schon  die  altn. 
cdda,  ja  sie  liebt  es,  das  pron.  der  1  sg.  zu  hiiufen,  indem 
sie  es  erst  gesondert  und  dann  noch  einmal  suüigiert  aus- 
drückt: hve  ec  at  anspilli  komic  8;vni.  82^;  thö  ec  einn 
um  konic  83^;  em^al  ec  (non  sum)  83^;  doch  hat  in  der 
ersten  stelle  eine  vai-.  komumc,  was  an  die  mcdialumschrei- 
bung  (s.  4o)  gemahnt,  an  den  vocalischen  ausgang  schwa- 
cher pr.'it.  lehnt  das  ek  sich  an:  dtemdhac,  (jladdac,  har- 
dhac  78^^  =:  doemdhi  ec  u.  s.  w.  auch  die  zweite  person 
behält  das  thu,  selbst  in  fragen:  hvi  ihn  einn  um  comll* 
83^,  oder  lehnt  es  an:  hvat  vantu?  78*^-  ^  =  vant  tliA. 
Den  dual  bezeichnet,  wie  alts.  luid  ags.,  die  eigne  prono- 
minalform:  at  id/i  mik  fundil  137-^,  wobei  zu  merken  ist, 
daß  nicht  der  naine  iler  redenden  oder  angeredeten  person, 
sondern  mir  der  jnit  ihr  in  den  dualbegiif  zusammenge- 
faßten abwesenden  dritten  ausgedrückt  wird,  z.  b.  idh 
Gymir  linnizt  (du  und  Gymir  iindel  euch)  84'^;  vidh  Freifv 
byggiom  bajdhi  saniau  (ich  und  Freyr,  wir  beide  hausen 
zusanuneu)  84=*. 

Die  größere  inienlbehrlichkeit  des  pron.  bei  dem  nord. 
verl)um  möchte  sich  selbst  daraus  ergeben,  daß  die  schwed. 
\olkssprache  es  sogar  dann  zu  setzen  i)llegl,  wenn  das  sub- 
iect  durch  ein  nomen  ausgedjückl  ist:  haus  brynja  hon 
var    ny  8v.  vis.   1,   139;    herr  Axel   hau   sofver    sä   sölelig 


220  einfacher    scitz. 

1,  150;  Norge  det  är  iiiill  luderneslainl  1,  151;  Valborg 
hon  ai-  en  juiigtVu  sä  skön  1,  152;  cbeiisü  daiiisc  li :  her 
Axel  lutn  sover  I)v.  3,  260;  Norge  det  er  niil  (adenielaml 
3,  261  *).  Soll  auf  die  peison  iiaclidniclv  fallen,  so  -svie- 
derliolt  man  das  pronoineu  nach  dem  verbalen,  z.  b.  jag 
vägar  dcl  j(i(/ ,  ^^äll^cnd  wir  nlid.  das  ich  stärker  betonen, 
das  schvved.'jag  vagar  liat  folglich  die  bedoulung  des  golh. 
gadars,  und  das  scliwed.  jag  vagar  jag  die  des  golh.  ik 
gadars.  das  gesch^vacllle  pion.  muß  verdoppelt  \Yerden, 
um  den  alten  sinn  des  einfachen  zu  erreichen. 


Nach  dieser  entwickelung  des  allmälich  zum  belnalie  noth- 
wendigen  begleiter  der  verballlcxion  gewordnen  persönli- 
chen pronomens  sind  noch  einige  puncle  naher  auszufüh- 
ren, welche  bloß  die  dritte  person  betreffen. 

I.     ßlan. 

Sobald  ohne  bezug  auf  ein  bestimmtes  subject  Im  allge- 
meinen ausgesagt  werden  soll,  Avas  zugleich  von  mehrern 
gelten  kann,  da  wo  die  lat.  spräche  sich  der  III.  pl.  act. 
oder  der  III.  sg.  pass.  bedient,  ist  in  deutscher  zunge  schon 
lauge  her  die  ausdrucksweise  durch  ynan  hergebracht,  dem 
lat.  dicunt  (homines)  oder  dicitur  (ab  liominibus)  entspricht 
unser:  man  sagt.  die  ausgelassenen  oder  zu  verstehenden 
lat.  substantiva  geben  zu  erkennen ,  daß  ursprünglich  ein 
begrif  der  mehrheit  gemeint  sei;  nicht  bloß  ein  einzelner, 
luigenaunter  hat  es  gesagt,  sondern  mehrere.  daher  wir 
auch  noch  jetzt  dieselbe  bedeutung  durch  andere  plural- 
substantive  erreichen:  die  leute  sagen,  die  menschen  sa- 
gen; oder  durch  den  sg.  der  collective:  das  volk ,  die 
rnenqe  sagt,  gerade  so  heißt  es  z.  b.  ags.  tha  nu  veras 
Eufraten  vide  nemnadh  C.  15,  16,  der  fluß,  den  die  leute, 
die  mäuner  Eufrates  nennen. 

Daß  die  goth.  spräche  ihr  man  oder  manna  immer 
nur  concret,  und  erst  in  der  Verbindung  mit  ni  pronominal 
gebraucht,  ist  3,  6  bereits  gesagt  worden. 

Im  ahd.  mag  das  häufigere  ioman  und  nioman  (3,  67)  mit 
gewirkt  haben,    auch   das  einfache  abstracte  man    für  den 


*)  ein  nhd.  Norwegen  das  ist  mein  Vaterland  läßt  sicii  nicht  ver- 
gleichen weil  unser  das  mehr  demonstrative  krat't  hat  als  das  nord. 
det ;  jener  phrase  entspräche :  JN.  es  ist  mein  v. ,  was  niemand  sagt. 


verbtim.     personen.     man,  221 

sg.  zu  befestigen,  belege  slelin  3,  7.  indessen  ist  der 
gleichlautende  pl.  miin  nicht  völlig  verdrängt,  sondern  zu- 
weilen noch  mit  dem  pl.  des  verb.  gesetzt:  vxan  thaz  westin 
0.  V.  4,  29.  vielleicht  gälte  die  Vermutung,  daß  der  neben 
man  stehende  sg.  zu  dem  collecliven  pl.  in  der  s.  196  er- 
ürterleii  weise,  construiert  worden  sei?  wäre  dies  auch 
anfangs  der  fall  gewesen,  so  niiiste  doch  selbst  diese  con- 
slruction  und  die  zusammenfallende  form  des  nom.  pl.  und 
sg.  bei  diesem  anomalen  wort  bald  den  wirklichen  schein 
des  sg.  hervorgebracht  haben.  Kurz,  das  ahd.  mhd.  und 
nlid.  man  stehen,  gleich  dem  völlig  analogen  franz.  on 
(3,  6  anm.)  allenthalben  als  wirkliche  singulare  ganz  in 
dem  sinn  des  älteren  pl.  und  mit  unbestimmter,  nicht  mehr 
auf  die  einzelne  person  gerichteter  bedeulung.  ja  nlid.  kann 
dieses  man  im  vomiehmen  und  versteckten  ton  mitunter 
die  erste  und  zweite  person  bezeichnen:  man  wird  das 
gerne  thun;  man  geht  wol  mit?  für  welchen  gebrauch  ich 
aber  kein  mhd.  beispiel  weiü.  in  solcher  Unbestimmtheit 
darf  es  denn,  wie  jemand  und  niemand,  auch  von  frauen 
gesagt  werden,  da  der  wirkliche  begrif  mau  =r  vir  unge- 
lühlt  darin  enthalten  ist. 

In  die  alts.  ags.  schwed.  und  dän.  spräche  hat  sicli  das 
nemliche  man  auf  dieselbe  weise  verbreitet,  im  altengl. 
war  es  in  der  verkürzten  form  nie  üblich,  die  einigemal  jnhd. 
schon  begegnet  (daz  me,  so  mc  Docen  misc.  1,  27);  ninl. 
und  nnl.  erscheint  men ,  zuweilen  auch  mhd.  inen,  nnd. 
wie.  engl,  ist  es  ausgestorben,  und  zum  iheil  durch  one 
(einer,  aliquis)  ersetzt,  dessen  ausspräche  an  die  mhd.  ne- 
benform  wan ,  xven  erinnert,  mit  welcher  es  sonst  nichts 
gemein  haben  kann,  auch  über  das  altn.,  nicht  selir  oft 
gebrauclite  madhr  habe  ich  mich  schon  3,  8  erklärt. 

Dieses  'man  gereicht  nun  von  der  ahd.  periode  an  bis 
auf  lieule  zur  Umschreibung  solcher  passiva ,  deren  casus 
obliquus  unausgedrückt  ist;  der  verschweigung  des  hanileln- 
den  subjects  konuiit  die  nennung  eines  ganz  unbeslinunt 
gelassenen  in  der  wirkung  fast  gleich.  Sind  im  passiv  beide, 
das  leidende  und  das  thätige  subjecl  angegeben,  so  kann 
kein  abstracles  man  eintreten.  liben  so  wenig  statt  lindet 
es,  weiui  der  ausgelassene  obli(|ue  casus  sich  gar  nicht  auf 
handelnde  menschen  bezieht ,  z.  1).  der  salz  ileine  siinde  wird 
dir  (von  gott)  vergeben,  er  wurde  (von  der  glul)  versengt,  ist 
natürlich  keiner  Umschreibung  durch  man  fähig. 

Indessen  bedienen  sich  ihrer  überiiaupl  weder  K.,  noch 
die  ältesten  glossen,    noch    die   liymnen;   Is.  370  wiril  aber 


222  i'iiij'dclii'r  salz. 

praecllcaiula  est:  scal  mau  hcodaii,  mul  392.  393  Cliiislii'? 
exspeclaiulus  osscl :  tnaii  Clirisles  bMaiuli  was  iibeili'ayon. 
Iiiiiifigcr  greift  der  veideulscher  des  T.  zu  dieser  aiisdiiitks- 
weise,  die  sich  lieniaili  mit  recht  in  der  S|>rache  Ijohaiii'lcl 
liat,  und  uns  dei-  steiferen  passivuinschreihiniy  durch  au\i- 
liare  oft  überliebt,  jnaii  gibiulil  z::z  praecipiliir  ist  Nvollau- 
lender  als:  wirdil  gibolaii,  und  wenigstens  die  abwechsc- 
luug  zwischen  beiderlei  ausdiuck  lial  ihren  vorlJieil. 

II.    Es. 

Einen  Im  verfolg  -weiter  abzuhandelnden  grundzug  unserer 
spräche  bildet,  daii  sie  nculralfornien  des  adj.  vorzüglich 
aber  des  prou.  da  verwendet,  wo  entweder  ein  bezug  auf 
das  männliche  und  weibliche  geschlecht  zugleich  nothweii- 
dig  wird  (vgl.  granun.  3,  315-317)  oder  unenlschietlenheit 
der  persou  stalllindet. 

Das  pronomen  es  (zuweilen  auch  das^  dies)  kann  allen 
drei  personeu  des  sg.  wie  des  pl.  durch  das  verbum  subst. 
als  präiiicat  verknüpft  werden,  wenn  in  dem  satz  die  frü- 
here Unsicherheit  der  person  aufgelioben  wird,  z.  b.  der 
thäter  war  vorher  nicht  bekannt  oder  nicht  genannt,  und 
nun  folgt:  ich  bin  es,  du  bist  es  Heinrich!;  er  ist  e.s"  allein 
der  uns  beisteht;  ihr  seid  es,  die  ihr  den  zorn  de?  him- 
mels  auf  euch  gerufen  habt!  liier  bezeichnet  es  das  zuvor 
unbestimmt  gewesene.  Die  gr.  und  lat.  spräche  lassen  in 
solchem  fall  das  prädicat  ganz  uJiausgedrückt ,  und  setzen 
bloß:  tyo)  eißit,  ego  sinn,  und  ebenso  auch  die  gothisclic : 
ik  im  Marc.  14,  62.  Job.  6,  20.  8,  18,  9,  9.  13,  19.  18,  5; 
im  auk  6i\(il  yuQ  Joli.  13,  13;  ni  im  oi'x  eifil  Job.  18,  17. 
25;  niemals  fügt  hier  Ulf.  ein  ita  hinzu.  Ahd.  aber  gilt 
das  iz  allenthalben:  ih  bim  iz  T.  IMatth.  14,  27;  ob  thui 
bist  14,  28  ;  eno  ni  bin  ih  is?  26,22;  euo  bin  ih  js?  26,  25; 
ih  bin  iz  0.  III.  20,  37;  meistar  ja,  ih  iz  ni  bin  0.  IV.  12, 
24;  wer  ist  izl  0.  III.  20,  175.  IMhd.  ich  pin  iz  Joseph  üiut. 
3,110;  ich  bin  es  Iwein  Iw.  26 1 1.  7483 ;  ich  bin  e;  .Minne 
Iw.3016;  du  bist  ez  der  böte  frone  JMar.  111;  bisluz  Iwein 
ode  wer?  Iw.  3509;  daz  ez  sl  der  recke  INib.  87,  4;  ich 
bins  der  sun  Waltli.  26,  36;  sit  irs  der  beste  ibid.,  und  so 
häufig.  In  diesen  beispielen  bildet  ez,  gleich  andern  prädicaten 
gewöhnlich  den  Schluß  des  Satzes  oder  folgt  doch  erst  hinter 
dem  verbum.  Alls,  ef  thu  it  waldand  sis  Hei.  90,  5.  Ags. 
ic  hit  eom  iNlallh.  14,  27.  Job.  6,  20.  9,  9.  13,  19.  18,  5; 
eom  ic  hit  iMatlh.  26,  22:  thu  hit  eart  iMallh.  14,  28;  zu- 
weilen auch  ohne  hit:  ic  eom  Marc.  14,  62.  Job.  8,  18; 
ne  eom  ic  Job.   18,  17.  ic  ne  eom  Job.   18,  25.     Die  heu- 


verhiim.     personell,     es.  223 

tige  engl,  spräche  liiiU  entw.  das  neutralpi-on.  aus:  1  am 
IMarc.  14,  62.  so  1  am  Joli.  13,  13;  oder  fügt  das  niäun- 
liclie  pron.  bei:  1  am  he  Job.  9,  9.  13,  19;  oder  setzt  z^va^ 
il  ^  aber  als  siiljject  mit  dem  verb.  dritter  person ,  nicht 
als  prädicat:  it  is  llVIalth.  14,  27.  Joh.  6,20;  is  it  I ':  INIatth. 
26,  22.  26,  2.5;  if  it  bc  tliou  INIallh.  14,  28.  dies  engl,  it 
is  I  wäre  nhd.  es  ist  ich,  doch  Jiie  sagen  wir  so  fiir  icli 
bin  es,  nocli  die  EngUinder  I  am  it.  die  nhd.  weise  stimmt 
aber  zur  ags.  und  das  engh  it  is  I  wurde  oil'enbar  dem 
franz.  c'est  moi  nachgebildet.  Nnl.  wie  nhd.  ic  ben't  jMatlh. 
14,  26.  Joh.  6,  20;  indien  gy  het  zijt  IMatth.  14,  28.  Die 
nordischen  sprachen,  weil  sie  kein  dem  goth.  ita ,  alid.  iz, 
ags.  hit  paralleles  pron.  besitzen,  müssen  dafür  das  demon- 
strative that  verwenden,  oder  andere  ^vege  einschlagen;  in 
dem  isl.  N.  T.  finde  ich  IMarc.  14,  62  bloiies  eg  em ;  Joh. 
6,  20  eg  em  thad,  JMatth.  14,  28  ef  tlui  ert  tliad.,  3Iatth. 

26,  22.  Marc.  14,  20  er    eg    thad     iiuckud?  ^     iMattli.    14, 

27.  Joh.  13,  19.  18,  5  eg  em  hanu  ^  Job.  8,  18.  9,  9  eg 
em  5«.  auch  der  schwed.  und  drin,  ausdruck  scliwankt, 
am  gewöhnlichsten  heißt  es  (analog  ilem  engl,  it  is  1)  schw  ed. 
thet  är  jag  Matlh.  14,  27.  Joh.  6,  20.  9,  9.  13,  19;  diin. 
det  er  jeg  IMatth.  14,  27.  Joh.  6,  20.  9,  9.  13,  19.  18,  5. 
merkwürdig  ist  das  schwed.  suffix  dret  tu?  IMatth.  14,  28; 
jag  äre*  Joh.  18,  5.  dän.  steht  Matth.  14,  28  det  er  dig, 
sogar  jiiit  dem  acc.  für  du  ,  und  wahrscheiidich  sagt  mau 
auch  im  gemeinen  leben  det  er  mig  f.  det  er  jeg. 

Das  selbe  neulralpronomen  es  kann  aber  nun  aucli 
als  scheinbares  und  unbeslimmles  subject  in  den  beginn 
des  Salzes  gestellt,  und  vorliiuler  des  eigentlichen  subjecls 
werden,  das  dadurch  in  das  verhiillnis  eines  pradicals  zu 
jenem  pron.  tritt,  statt:  der  könig  starb,  drei  ritler  rillen, 
Artus  hielt  einen  hof  wird  gesagt:  es  slajb  ein  künig,  es 
ritten  ilrei  rilter,  es  hielt  Arlus  einen  hof.  die  anlicbende  rede 
liiUt  noch  unsicher,  welche  beschalfenheit  es  um  das  wirkliche 
subjecl  habe  uiul  stellt  ein  ludieslinuntes  wesen  vornen  hin, 
das  sich  gleich  darauf  In  ein  beslinniites  audösl.  jener  salz 
bedeutet  streng  genommen:  et^^as  lill  einher,  drei  riller 
)ilten.  JMan  sieht,  dieser  (Md)eslinMnle  beginn  Ist  nicht  we- 
sentlicher als  der  unbeslinunlo  ausgang,  von  dorn  ich  vor- 
hin handelte,  und  sowol  die  griech.  und  lal,  als  die  golli. 
Sprache  zeigen  ihn  ebensowenig:  er  wiril  hloli  ilann  ge- 
wühlt, wenn  mit  einer  gewissen  empliase,  lile  Ircllicli  tluicli 
den  hiiuligen  gebrauch  an  starke  verlor,  gcsjiroclieii  nmi- 
den  soll. 


224  einfacher  salz. 

In  dem  alid.  und  in  allen  übrigen  deulsclien  dialecton, 
die  ein  solches,  der  bedeutung  nach  iiheilliisslgcs  neuliiim 
des  persönlichen  pron.  in  den  eingang  der  salze  zu  schie- 
ben pllogen,  lial  es  Avaluscheinlich  seine  erste  anwendiing 
da  gefunden,  wo  sonsl  gar  kein  suhject  ausgedrückt  gewe- 
seii  wiire,  d.  h.  in  salzen,  wo  ein  unbcslinunles  neulnuii 
zu  verstehn  und  zu  ergänzen  wäre,  naineutlich  bei  den 
sogenannten  unpersönlichen  vcrbis,  z.  b.  in  den  lat.  salzen 
verum  est,  fulgurat,  die  wir  verdeutschen:  es  ist  wahi-, 
es  blitzt.  Der  zweite  schritt  war,  dieses  e*  auf  fälle  zu 
erstrecken,  wo  kein  neutr. ,  sondern  ein  niasc.  oder  fem. 
ausgedrücktes  subject  ist,  z.  b.  es  spricht  der  herr,  es  rauscht 
die  welle.  Drittens  endlich  bediente  man  sich  seiner,  wenn 
subject  und  verbum  im  plur.  stehen,  z.  b.  es  sagen  die 
leute,  es  sterben  alle  menschen.  Überall  jedocli  nur  voi" 
die  dritte  person,  und  nie  vor  die  erste  und  zweite,  kann 
ein  solches  es  zu  stehn  kommen. 

Die  ganze  ausdrucksweise  hat  in  dem  nlid.  iind  mlid. 
nielir  um  sich  gegrilfen  als  in  dem  ahd.  wo  sie  seltner, 
wiewol  völlig  entschieden  erscheint.  die  gotli.  spraclie 
kennt  durchaus  noch  kein  solches  vorgeschobnes  ita.  hier 
ahd.  belege:  iz  sprichit  ouh  Ilierunimüs  0.  V.  25,  69,  iz 
was  iher  liiar  forna  tliie  liuli  bredigula  II.  1.  3;  iz  ist 
ther  selbo  III.  20,  33;  iheis  wärt  sin  gilicho  III.  20,  36; 
was  iz  ouh  giwäro  (nicht  giwaro,  wie  Graft'  1,  910 
schreibt)  gotes  drüt  ther  maro  11.  7,  7  ;  iz  lieizit  bluama 
II.  7,  50;  iz  ist  wunderlih  N.  Bth.  105;  iz  wären 
aber  die  (risen)  N.  Bth.  175;  iz  sint  ouh  andere  N.  Ar. 
(von  Graff  1,  40  nicht  naher  angeführt.)  wo  das  iz  vor 
dem  verb.  subst.  steht,  ist  der  nom.  unzweifelhaft,  in  an- 
dern fällen  wahre  man  sich,  damit  nicht  den  acc.  zu  ver- 
wechseln, z.  b.  in:  iz  dätun  gomaheiti  0.  8al.  15;  iz  deta 
imo  thiu  fasla  0.  II.  4,  45.  JNlhd.  beispiele  wähle  ich 
vorzüglich  für  das  ez  neben  masc.  fem.  und  plur.:  iz  was 
iur  fiUe  Diut.  3,  110;  iz  ni  si  Jusebes  wille  Diut.  3,  100; 
iz  ist  Dariüses  rat  Alex.  2225 ;  ez  euruoche  got  scheiden 
Mar.  137;  ez  was  ein  man  buse  IMar.  13iS;  iz  si  enbezzere 
denne  diu  toufe  Diut.  3,  65'^  iz  sint  zuei  jär  Diut.  3,  110; 
ez  mühten  die  tievel  ir  spot  haben  altd.  bl.  1,  221;  ez 
reiten  sine  liiite  Nib.  51,  2;  ez  fu orten  scharpfe  geren 
die  riter  Nib.  74,  2;  ez  sint  in  mune  huse  luikunde  degene 
Nib.  84,  2;  ez  giengen  ze  dem  liüse  die  iwer  degene  Nib. 
2270,2;  es  wären  tiure  vleisch  mit  den  vischen  lw^  6215; 
ez  liefen    garzüne    gnuoc  Iw.  7104;    ez  verdienten    niemer 


verbnin.     persoiwn.     es.  225 

tösent  wjp  Iw.  8004;  ez  enwizzeii  alle  lliile  iiiht  Ms.  1, 
165*;  €Z  sinl  giioliu  niuwe  nicXire  jMs.  1,  18-*;  ez  siut  gruzc 
wunden  ]Ms.  1,  95^';  ez  siut  manger  liande  doene  Ms.  1, 
32^;  ez  sint  noch  lierren  eteswa  gesezzen  ]Ms.  2,  l4l^;  ez 
spreclient  zwivchere  Ms.  17o**);  ez  >YUixlen  einem  mau 
siniu  scliaf  m  getan  Ls.  2,  3;  ez  Avaren  zeiuci'  zit  zwu  ge- 
vatern  Ls.  1,  6lö.  Für  den  sg.  neulr."  bedarf  es  kai.m 
der  belege:  iz  ist  alliz  ein  ileKcheit  Alex.  25',  ez  ladete  vil 
der  gesle  in  Gunllieres  laut  Aib.  46,  4;  ez  enwart  nie  niht 
als  unfriiüt  su   alter  unde   armiiot  Parz.  5,  15   u.  s.  av. 

Die  eben  nacligewiesne  conslriiclion  des  pron.  ez  nut 
dem  pl.  des  verb.  halte  ich  für  entschieden  hochdculscli, 
lind  sie  vergleicht  sich  anderen  Stellungen  des  pl.  zum  sg. 
Alle  übrigen  mundarten  meiden  den  pl.beiiltesem  pron.;  zwar 
slehn  aus  Ilcinke  meiner  behauptung  drei  beisplele  cnigegeii :  it 
syn  (Hakem.  id  synt)  twe  böse  quade  ketyf  2795;  it  wereii 
van  dem  merkatten  gesiecht  5864;  it  synhunre  6405;  in  wel- 
chen abcrwol  hochd.  einÜuü  anzunehmen  sein  wird,  ungleich 
öfter  und  fast  allenthalben  faulet  sich  it  vor  dem  sg.  des  verb,, 
selbst  bei  folgendem  pl.  subst.  z.  b,:  il  is  wol  seven  jar  234; 
it  is  nu  twe  jar  4579;  wo  hochd.  lieber  gesagt  würde:  es 
sind.  Auch  die  mnl.  cjuellen  haben  mir  kein  het  vor  dem 
pl.  dargeboten,  nicht  selten  vor  dem  sg. :  het  was  Rein. 
41.  79.  2321;  hels  =  het  es  Rein,  1391.  1806.  2062;  hets 
in  jaer  Rein.  2736;  het  stunt  1590;  sief  hoenre  3915  um- 
gestellt, in  der  mit  Reinke  6405  paraljelen  zeile.  Da 
wo  im  nhd.  N.  T.  es  vor  dem  pl.  sich  iindet,  ninunt  die 
nnl.  eine  andere  wendung:  jMatth.  7,  21  es  werilen  niclit 
alle,  niet  een  yegelick  en  sal;  Luc.  13,  29  es  werden  kom- 
men, daer  sullender  komen;  Luc.  13,  30  es  sind  (die) 
letzten,  daer  zijn  laetste ;  Luc.  13,  14  es  sind  sechs  tage, 
daer  zijn  ses  dagen;  Job.  21,  25  es  sind  auch  viel  andere 
dinge,  daer  zijn  nog  vele  andere  dingen;  Rom.  9,  6  es 
sind  nicht  alle  Israeliten,  die  en  zijii  niet  alle  Isranl.  Doch 
der  volkslietierstil ,  nach  hochd.  mustern,  wagt  den  pl.  zu 
bei:  het  ghiiighen  lirie  ghespeelkens  goet ;  het  waren  Iwe 
coniiicskinderen  IloH'm.  bor.  belg.  2,  HO.  112.  het  liad- 
dense   bei  Mel.  Stoke  2,   8   ist  etwas   anderes. 

Alts,  erscheint  it  ziemlich  oft  da  wo  das  subiect  neu- 
tral, zuweilen  auch  wo  es  männlich  ist:  it  undar  iro  han- 
dun wuohs  meli  llel.  87,  20  (meti  m.  87,  Ib);  belege  lürs 


•)  Ms.  1,  2i)!'  oz  liioiit  diu  vofii-liii  scliin,  isf  al)or  ez  der  vor» 
srliin  tiiou  ;il)lirm^cnil<'  acc. ,  iirul  Ms.  I,  20l>  <•--  lialjciit  die  knlteii 
»eilte  getan  könulc  beides  uoiii.  oder  acc.  angcnomiiie»  werden. 

1» 


226  tii/ifacJicr  salz. 

iKuilr.  il  is  iinc  al  li  lat  4,  23;  liwo  il  glwordaii  iinitii  5, 
10;  l)einciUc'iis\vcrlli  ^11)1  lür:  llial  if  scoldi  ■wcsaii  harn  Ixo- 
des 17,  U2  die  atulere  lis.  llial   hie.     niemals  il  vor  dem  j)l. 

Ags.  hit y  engl,  il,  \vie  alls.  i7,  z.  b.  sva  Inl  gedelc  väs 
R.  3339;  hit  ull  gelimped  li.  3504.  nie  vor  dem  pl.  jcin; 
slfUen  liaheii  ags.  gar  kein  vorgeschobnes  ])ron.:  six  dagas 
siiil  Luc.  13,  14;  siiit  ylemesle  Juic.  13,  30;  odlu-e  mauega 
ihiiig  siiil  Juli.  21,  2,5;  engl,  aber  \vlrd  das  adv.  ihfre  vor- 
geriickl:  liiere  arc  six  days,  there  are  last,  liiere  are  also 
many  olher  thiiigs. 

Die  nord.  sprachen  verwenden  ihr  demonslralivuin  iliat, 
det  zwar  seltner  im  beginn  der  salze,  als  die  liochd.  ihr 
es,  sonst  aber  ebenso,  und  namentlich  vor  pluralvei  hen. 
isl.  Koni.  9,  6:  thad  eru  icke  allt  Israels  nienii;  schwcd. 
Luc.  13,  30:  tlitt  uro  nogre  yltersle.  Oft  in  den  volks- 
lledcreingüiigen :  och  dtt  var  ridder  Tynne  Sv.  vis.  1,  33; 
del  voro  tva  ädla  konunga  barn  1,  103;  dtt  bodde  ea 
grefve  1,  60;  det  bodde  eu  fru  alt  söder  ujider  o  1,  70; 
det  sxiio  Iva  kämjjar  1,  16.  T)\x\\.  det  var  S.  Oluf  Dv.  2,  15; 
del  var  höjen  Ijcrner  rise  1,  55;  det  var  slollon  fru 
Grinüld  1,  117.  Im  schwed.  behält  einigemal  das  verbum 
den  sg. ,  obschon  ein  pl.  l'ulgt:  det  var  Iva  säta  viinner  (es 
waren   zwei  thcure  freiaulej   Sv.  vis.  2,  3. 

Statt  des  neulralpron.  findet  sich  zu  eingang  des  salzcs 
oft  ein  localadverb:  thiir  eru  og  marger  adrcr  hluler  iV.  T. 
isl.  Job.  21,  25;  däii.  der  ere  sex  dage  Luc.  13,  14;  der 
ere  sidsle  liuc.  13,  30;  der  ere  og  mange  andre  ting  Job. 
21,  25;  zumal  in  den  d;in.  (nicht  in  den  schwed.)  Volks- 
liedern: der  boer  cu  frue  i  Sielland  3,  209;  der  boer  eu 
jarl  i  Engelland  3,  291;  der  var  drik  paa  Heile  3,  225, 
und  hier  wird  eigentlich  angezeigt,  daU  an  einem  gewissen 
ort  sich  etwas  ereigne.  Ein  solches  daar  (oder  dafür  er) 
gewahren  auch  häufig  nnl.  liederanfdnge  :  ^^rtrti-ging  ceji  jager  uit 
jagen;  daar  voereJi  drie  zoldaten  Hollm.  77.  15«;  nicht  aher 
hochdeutsche,  es  enlspiicht  dem  engl,  there,  Nvelches,  gleich 
dem  diin.  der,  gein  bei  umschreihungen  lat.  passiva  ge- 
braucht wird;  there  are  men  (sunt  ipii  •,  there  is  no  devil 
(es  gibt  keinen  teufel);  dän.  der  siges  (dicitur)  u.  s.  vv. 

Die  ältere  spräche  scheint  dafür  auch  zeitpariikeln  zu 
setzen:  mhd.  dö  wuohs  in  TViderlanden  Nib.  20,  1;  alts. 
than  was  thar  Hei.  2,  23;  thaii  habda  thuo  2,  12;  than 
was  im  Juliannes  26,  3. 

Unter  den  romanischen  sprachen  kennt  bloß  die  fran- 
zösische  solch    ein   vorgeschobnes   prou.,    und    lange   in'cht 


verhiuii.     porsoiien.     hiipersojinlia.         227 

60  allgemein  ^vie  die  unsrige,  lediglich  bei  Impersonalien, 
hier  verbindet  sie  es  aber  in  der  redensart  il  y  a  noch 
zugleich  mit  dem  localadverb,  so  dali  daun  beide,  das  engl. 
it  und    ihere,    nebeneinander    ausgedrückt  erscheinen. 

Die  ital.  und  spau.  spräche  lassen  die  begleitung  eines 
pron.  nicht  zu ,  wie  seiner  unsere  ältere  in  vielen  fallen 
entrieth.  ist  lilu  mannö  wuntar  0.  V.  1,1;  was  liutu  filu 
in  llize  0.  I.  1,  1  u.  s.  w.  würden  wir  heute  durch  es  ist, 
es  war  wiedergeben,  indessen  können  wir  luis  des  pro- 
nomens  überall  noch  durch  eine  bloße  Wendung  der  phrase 
überheben,  sobald  wir  das  folgende  subject,  oder  auch  den 
obliquen  casus  eines  pei'sönlichen  pron.  vorausstellen,  z.b. 
statt  es  ritt  ein  reiter,  es  verletzt  mich  sagen :  ein  reiter 
ritt,  mich  verletzt,  hierzu  werden  die  unpersönliclieu  verba 
gleich  noch  eine  menge  von  beispiclen  liefern. 

Impersonalia. 

Gewisse  verba  werden  nicht  aniicrs  als  unpersönlich  d.  h. 
lediglich  entw.  im  infiniliv,  der  keine  person  bezeichnen 
kann  (s.  90),  oder  in  der  drillen  person  des  sg.  gebraucht, 
diese  dritte  person  ist  aber  nur  in  dem  unbestunmlen  neulr. 
denkbar,  daher  ihr  wiederum  in  den  sprachen,  wclclie,  wie 
eben  gezeigt  wurde,  ein  unpci'sonliches  Jieulralpron.  vor- 
schieben, dieses  vortritt  oder  wenigstens  vorlrelen  darf, 
granunalisch  betrachtet  ist  die  drille  pers.  sg.  auch  eine 
person  und  insofern  schiene  der  naine  unlreflend,  logisch 
erwogen  soll  das  unbestimmte  neulr.  hier  alle  wirkliche 
persönlichkeit  ausschliefen,  luid  das  rechtferligt  ihn. 

Die  unpersönliclicn  verba  beruhen  also  in  dem  begrif, 
nicht  etwa  in  deicclivcn  iormen;  manche  verlia  können 
persönlich  zugleich  und  unjiersönlich  gebraucht  werden, 
viele  abei'  gehen   nur   unpcrsönlicli. 

Entw.  slehn  sie  völlig  absolut,  oder  es  tritt  eine  von 
ihrem  begrif  abliiingige  be/.ichung,  in  ol)li«[ucm  casus,  hinzu. 

Jener  art  sind  vorzüglich  die  impeisonalia ,  Nvelche  na- 
turerehjnisse  ausdrücken,  der  iillcren  spräche  waieii  hiei* 
oll  iukIi  einfache  verba  eigen,  welche  die  jüngere  zu  um- 
schieiben  gedrungen  ist.  doch  liilU  sich  der  unzweifelhafte 
reichlhum  des  golh.  dialecis  hier  gerade,  ^^cil  das  N.  'l". 
wenig  gelegcnheit  dafür  daibot,   incht  ermessen. 

Anbruch  oder  schlul^  des  tagcs  innschreilien  wir  heule: 
es  wird  morgen,  abend,  nacht,  es  wird  spüle,  hell,  dunkel, 
iinster,    doch    wol  auch  es  duhiell ,    und   es    tagt  =z   es 

r  2 


228  cl//J'acher  seile. 

Avircl  tng.  inhd.  ei  laijeA  Ms.  2,  M^\  do  cz  lagcle  INIar. 
77.  Par/..  70.'5,  10.  7'J'J,  Ifi;  ei  dhemht  Gudr.  106.5,  1; 
ei  monilnul  Diiit.  2,  2'J3;  ezna/itet  lilr.  Trist.  2589.  aiicli 
c/.  Ijel.igot  Gudr.  U'Jl,  4;  ez  orlagel  Iw.  5867.  alid.  li 
<f/;f/M(Z<*f  (vcsperascil)  T.  228,  2  (lliu  i/.  ahaiid  worlan  \vard 
212,  l);  und  sicher  auch  iz  utorUanet ,  takct ,  nahtet^  da 
alle  solche  verl)a  driller  scliw.  cüiij.  lolgeii ;  zu  inulinaUen 
sind  goUi.  dag;iilh,  niaurgiiiuilli ,  nahtailli.  inhd.  unisclirei- 
bung:  also  Iz  zuo  deine  abande  seig  Diut.  .'J,  70.  ags.  hit 
duijadJi ,  hit  (cfnadh  :,  engl,  it  tlaivns.  ahn.  thut  datjarf 
kvüldar  y   ndtUn\ 

Jahrszeilen,  nihd.  es  sumeret  Gudr.  260,  3:  ez  ^vin- 
terel;  ei  ineujet  JMs.  2,  84''.  nhd.  es  wird  sominer,  hin- 
ter, herbsl ,  mal.  alln.  nu  sinnrar  (adest  aeslas) ,  vtlrar 
(hieniat.)     ahd.  so  heiz   wirt  ze  suniere  j\.  ]>lh.  31. 

Luflcrschclnungen.  nhd.  es  donnert,  blitzt,  wetter- 
leuchtet, ivittert,  reijnet,  hayelt  ^  schneit,  thaut,  reiß^ 
in  volksnuMularlen  noch  andeio,  z.  b.  es  ßssclt  (regnet 
fein),  rorimt  (der  ihau  gefrierl),  iihert  (der  schnee  schmilzt.) 
nilid.  ei  sniet  (ningit);  ei  regenet  (pluil):  ei  woJhent 
(wölkt  sich)  Ülut.  3,  61  wo  das  prjit.  Iz  wolchenule.  goth. 
ricfueith  fj{ii''//J  IMalih.  5,  45;  ri(jnida  ('ßoels  Luc.  16, 
29,  in  der  ersten  stelle  vielleicht  nicht  Inipersonell, 
doch  läßt  es  sich  auch  so  fassen;  merkwürdig  die  erste 
sclnvaclie  conj.,  wozu  das  ags.  hit  rindh  und  alln.  that 
i'ignir  slininit,  man  verband  wol  einen  mehr  transillven 
begrif  damit,  wenn  Biürn  ilic  redensart  beibringt:  Jiann 
rignir  i  allan  dag,  so  ist  das  ijcrsünllch,  und  auf  das  masc. 
himinn  zu  beziehen,  ahd.  aber  reijauöt  T.  32,  3,  inul 
ebenso  donarot;  N.  ps.  28,  3  hat  j)ersönlich:  got  irdo- 
iierula;  hingegen  iz  plecchazit  (cortiscat.)  ags.  hit  thun- 
radh  (lonat)  prat.  thunrude.  mlid.  ei  wittert  Ms.  2,  37^^; 
persönlich  2,  31^.  altn.  that  snioar  (ningit");  ags.  hit 
snivdh.  engl,  it  thundcrs ,  lightens,  raineth ,  snnws, 
tlrizles.  nnl.  het  dundert,  bliksemt,  haijelt,  sneeuwt, 
dooil,  refjent.  schwed.  det  nskar,  ddu.  det  tordner  u.  s.  w. 
Ebenso  vom  winde  es  xveht,  es  stürmt,  nnl.  het  tvaait, 
engl,  it  hiows ;  vom  gewüsser  es  ebbet,  ßiitet;  nnl.  het 
ebt ,  vloeitj  mnl.  het  ghinc  vloet  Stoke  3,  137,  wie  nhd. 
es  geht  wind,  nhd  es  ist  (wird)  kalt,  warm,  heiiS,  kühl; 
es  friert. 

Einige  dieser  Impersonalia  können  auch  ein  persönli- 
ches pron.  bei  sich  haben,  namentlich  einen  dat.  comniodi, 
«.  b.  es  tagt  mir  zu  frühe,  es  regnel  mir  zu  viel,  es  wird 


verhuin.     pcrsuiien.     iinpenivfudia.         229 

mir  spät,  es  fiiert  mir  diesen  wintei'  iiiclit  genug,  aber 
CS  friert  mich  (algeo),  von  der  iunern  cnipündung,  wie 
altii.  hell  mik  1  liöiudh  (alget  mihi  caput)  Sfeni.  16S^. 

Ohne  abhängiges  pron.  stehii  auch  gewöhnlich  die  Im- 
personalia, welche  das  bloL\e  ereiejnis  ausdrücken:  es  f/e- 
sc/tiefit,  es  he(je(j7iety  es  kommt  vor,  es  ereiifiiet  sich, 
träijt  sich  zu,  heijiht  sieh:,  iinl.  het  (jeheiirt ,  was  evenit 
bedeutet,  wälireiul  das  iilid.'  es  gebülirl  Cüuvenit,  das  ags. 
/«7//eiyro^?/t  aber  beides  evenit  und  convenit,  decel  aussagt, 
ahd.  kepiirit  (coiitingil)  K.  58"^,  ohne  sih ,  vgl.  rdts,  that 
giburida  (das  sicli  zutrug)  ifel.  67,  14.  wahrscheinlich  gab 
es  ein  goth.  starkformiges  tfadahilh  GVf(ßuiv(i,  prät.  gadof, 
womit  das.  ags.  schwache  (jedafenudh  (oportet,  decet)  zu 
vergleichen.  Wiederum  darf  aber  aucli  der  dat.  oder  acc. 
hinzutreten,  jener  in  dem  nhd.  es  begegnet,  geschieht  mir, 
und  auch  das  mhd.  mir  ijeziuhet  nehme  ich  hierher,  dessen 
bedeulung  wiederum  schwankt  zwischen  evenit  und  con- 
venit (oder  noch  besser  conducit)  mihi,  zwischen  conlingit 
DÜhi  und  decet  me:  ez  geziuhet  mir  also  Iw.  4452;  ez 
gezoch  ir  also  Iw.  5446;  iju  geziehen  sol  kein  ander  Ion 
Ms.  2,  204'';  ratt  als  ez  geziehe  nii  (uli  deceal,  conducat) 
Parz.  7,  25 ;  als  sie  an  gezöch  (sicut  eos  decebal)  Wigal. 
9550.  Der  acc.  steht  bei  dem  golh.  gadaban ,  denn  aus 
ihöei  habaidcdun  ina  gadaban  ]Marc.  10,  32  scheint  man 
ein  mik  gadabith  l'olgern  zu  dürfen  befugt.  Nur  bei  0. 
Ireiren  wir  ein  ahd.  mih  (fiivirdit  an ,  für  contingil  mihi, 
es  wird  mir  zu  theil :  ob  inan  giwurli  thaz  er  heil  wujli 
(an  ipsi  contingcrel  iit  sanus  evadejcl)  lil.  4,  20 ;  die  übri- 
gen belege  gel)en  einen  gen.  der  sache  hinzu:  giweidati 
mohla  siu  es  Iho  (evenire  eis  poluil)  II.  8,  9;  so  sie  ihes 
broles  giward  (dum  eis  panis  cojilingebat)  III.  6,  44;  gi- 
werdan  mohla  sie  thes  IV.  9,  20  *).  auch  alts.  einmal : 
thea  gumon  alle  gitvard  (islis  vjris  tontiglt)  Ifel.  88,  12. 
eben  dieses  goth.  und  ahd.  acc.  bei  gadaban  \mu1  giwerdan 
lialben  wollte  ich  s.  91.  115.  116  kein  golh.  unpcrscinli- 
i:]]i;ä  misvalrlhith,  mis  varlh  für  ylverat  und  i^ytreio  an- 
setzen, Sondern  den  dal.  lieber  auf  den  folgenden  iiif.  zie- 
hen; auch  haben  die  gr.  verba  das  pers,  pron.  ollenbar 
nicht  neben^  sich,  auf  allen  lall  slehl  varlh  (accidii)  im- 
personell.   Übrigens  können  die  meisten  solcher  verba  auch 


•)  der  acc.  bei  ivola  ward,  z.  b.  tliili  Itbeiiti  (>.  1.  G,  6  (inclir  be- 
le-ie  s.  175)  scliciiit  mit  abliiiugig  von  «üla,  da  bei  mc  ward  der  dat. 
stellt. 


230  einfacher  salz. 

persönlicli ,   z.  b.    in    ilcr    ■>  \>\.   liclHMiiclit  wcnloii :    es   gc- 
achehea  dinge,   es  tragen  sicli  begcbeiiLeilen  zu   n.  dgl. 

IIIfT  ist  denn  nun  auch  das  seltsame  nhd.  es  ißhl  an- 
zurühren, dem  i.iaii  wc<ler  in  der  alleren  spiaclie  begegnen 
wird,  nocl»  in  den  andern  liouligen  dialecleu  ganz  auf  unsere 
weise,  es  enlsprlchl  dem  sinn  des  l'ranz.  il  y  a,  oder  des 
span.  !iai,  und  hat  den  acc.  der  Sache  neben  sich,  was 
man  also  bloß  im  sg.  masc,  gewahren  kann  ,  z.  b.  es  gibt 
einen  wald  namens  Solling.  wir  frftgen  aucli :  was  sibls':' 
qu'y  a-t-il:*  ^:^  was  gescliielit?  es  gibt  regenweller  {\\  y 
aura  phiie) :  was  arlieilest  du  dal*  es  gibt  einen  bunten 
rock,  d.  h.  ich  mache  daraus  einen  1).  x.  Ich  liahe  dem 
ältesten  vorkommen  dieses  impersonale  nachgespürt,  die 
schriltsteller  des  17  jh.  bedienen  seiner  sich  schon  häufig: 
es  gibt  allerliand  zu  thun,  Weises  drei  erzn.  133;  nun  gab 
es  einen  voi^lrenichen  anblick  das.  14,5;  zu  31.  gibt  es 
unterschiedene  gassen  Gryphius  im  Squenz  p.  728;  gab 
es  so  ein  wunderlich  gelüne  das.  776;  gab  es  Phil.  v. 
Slllew.  1677  p.  123;  dal^  es  bald  einen  arm  gab  (ein  ai-m 
daraus  wurde)  das.  228;  gibt  es  noch  der  verdammten 
kipper  und  wipper?  Philand.  dedication  von  1650.  Im  16 
jh.  ersclieint  es  weit  seltner,  bei  H.  Sachs  wollte  sich  kein 
beispiel  finden,  und  Luthers  bibel  gewährte  keines;  doch 
Fischart  liefert  gewis  noch  andere  als  das  folgende :  es 
(jibls  podagram  (es  wird  das  p.  daraus)  Garg.  98*^  und  in 
gleicher  bedeutung  braucht  ers  auch  pluraliler:  welche  nit 
gern  spinnen,  die  (jeben  gute  wirtiu  Garg.  95^.  diese  lialb 
futurische  bedeutung  halle  ich  liir  die  ursprüngliche,  man 
sagt  auch  franz.  cela  donnera  des  allarmes,  das  wird  lärm 
geben,  cela  donnera  la  fievre**),  das  gibt  ein  fieber.  es 
gibt  heuer  einen  guten  wein,  nicht  viel  anders  als :  die  trau- 
ben  geben  vielen  wein,  das  erklärt  den  acc.  hinreichend, 
man  wandte  hernach  aber  die  redensart  auf  fälle  des  blolieu 
Vorhandenseins,  nicht  des  entstehns  und  h.ervorgebraclit- 
werdens,  an:  es  gibt  leute  =  sunt  homines,  sunt  qui,  oder 
wie  die  Juristen  sagen,  dantur,  und  so  entspringt  passiver 
sinn  (s.  55.)  Darum  haben  Schweden  und  Dänen,  als  sie 
iniser  es  gibt  nachahmten,  ihr  sogenanntes  passiv  gebraucht: 
ilet  {jifves ,  det  gives  (oder  der  gives,  es  gibt,  der  gaves 
es  gab) ,    wobei   jiatürlich    der    acc.   wegfällt ,    dessen   form 


')  in  Niederliessen  hörte   ich    fragen :    wöttii    cii    billhauer  gäwen? 
(willstu  ein  Steinmetz  werden?) 

")  gewöhnlicli  cela  to«*  donnera  =  cnusera,  procureru. 


verhiun.     pemuneti.      inipersonaiia.         231 

in  diesen  sprachen  ohnehin  iiimuterscheidbar  ^Yare.  man 
sagt  aber  scliwed.  richliger  dtt  ßns  (es  findet  sich),  wie 
nnl.  'f  is  oder  ^t  is  'er  (il  est  =  il  y  a.)  im  16.  17  jh. 
verdeulsclite  man  auch  das  franz.  il  y  a  in  es  half  z.  b. 
Saslrow  1.  324.  345.  das  engl,  give  sieht  nie  auf  diese 
nhd.  weise,  zu  vergleiclien  aber  ist  das  vorhin  (s.  229) 
erwähnte:   es  begibt  sich  (contingit.) 

Zu  den  impersonalien,  bei  welclien  nolhwendig  das  ab- 
luingige  pron.,  meist  im  acc. ,  zuweilen  aber  auch  im  dat., 
ausgedrückt  wird,  gehören  vor  allem  die  innerlichen  em- 
pßndunijen  des  luingers  iind  dursles,  des  schlaferns,  schwin- 
deis, der  Ohnmacht,  des  ekels,  verdrußes,  der  reue,  des 
mitleids,   aber  auch   der  lust,  des  behagens  und  vei'laugens. 

golh.  inik  hiigyreith  Joli.  6,  35;  mik  ffredöth  Rom.  12, 

20,  doch  heiik  es  fast  lieber  persönlich  gredags  vas  oder 
varlh.  ahd.  mih  hungirit  T.  15,  2.  68,  3;  hungeret  mih 
N.  ps.  49,  12.  ags.  me  hijnijradlt.  mhd.  nhd.  iniclt  hun- 
gert,    alln.  mik  huugrar. 

golh.  mik  thaürseith  Joh.  6,  35.  7,  37.  Kom.  12,  20. 
ahd.  viih  dursiit  T.  152;  der  dal.  ihemo  Uuirslit  üiul. 
2,  382  sclieiul  luisicher.  auch  mhd.  nur  der  acc.  in  dürstet 
Ms.  I,  102»  Frcid.  71,  21;  priit.  in  durste  IS'ib.  919,  3. 
ngs.  wie  ihyrst.  alln.  mik  thyrslir.  volksmundarlen  mich 
dürslert,  auch  wol  mich  trinkert,  esserl  (=  esurit.) 

ahd.  mih  slaphöt  (dormiturio)  N.  ps.  118.  28;  niili 
slufeiot  Diul.  3,  23.  sonst  steht  lieber  das  nur  persönlicbe 
nailez-an.  nhd.  mich  scliläj'ert.  nuil.  mi  vaect:  hen  (eis) 
vaect  Floris  2491;  alls.  wol  mi  Jaköd?  alln.  mik  doHar, 
mik  syfjar. 

ahd.  mir  suintilot  (verllginc  circumagor)  gl.  mons.  396 
wo:  uns  suiulilul  (nporiamur :')  uU(\.  mir  schwindelt,  noch 
stärker  das  ahd.  mir  gisuinlit  (dcficio);  mhd.  mir  geswin- 
det,  gesivant  blore  2178.  2241.  Ms.  2,  186\  alul.  mir 
zinmnhtet  N.  Bth.  131;  in  (eis)  uninalila  fore  zailele  N. 
ps.  106,  5.  mhd.  mir  entsunchet;  im  entswoich  vomc 
bluote  Reinh.  564.  ndul.  mir  entwichet^  ir  enUveich  von 
angest  Flore  6301;  oder  ist  eine  der  beiden  lel/.len  for- 
men fehlerhaft:*  die  eine  hs.  Rcinli.  564  gibt  auch  ent- 
weich: entweich.  Alle  impcrsonalia  dieses  bcgrifs  fordern 
den  dat. 

Auch  wol  die  ekel  und  Unwillen  bc/cichnen ;  es  ist 
richliger  zu  sagen  mir  ehell  y  als  jhi<7»  ekcll;  früher  liieU 
es   mir   erkelt  Reinh.  s.  105  j   mhd.  mir  gdl  über  erklich 


232  ciitj'inlwr  nutz. 

rioiiili.  HO.  r.liil.  )Ji/r  wlildt  (nnosco)  Diiil.  1,  189.  mlifl. 
mir  wüllet  rmis.  1,  148;  Arm  luolite  ^vo!lell  allen  den  In;^ 
IMoroir  !)7,  vgl.  nlul.  %vulli<l<),  willido  fnaiisca.)  a})t'r  »mV 
nnwillot  slainnil  vom  iiiiwillo:  iiiio  iiii\\illula  N.  lilli.  21"). 
ml.  mi  waiiel  ?icocov.  1,  410;  mir  \valyt  15.  AYahlis  276''; 
\<;1.  ahn.  vei^ia.  das  sonst  dunkle  niiid.  mir  (joUet  stlieint 
lastidil:  im  bogiiiiict  gi)IU-n  Dint.  3,  .53.  jilid.  mir  stöM 
inij';  mir  tvidersteht.  nilid.  mir  smechet  (male  odoralj 
Trist.  12009.  1201.}.  allii.  mik  hasar  fnanscam  inilii  movet.) 
mild,  mir  (jriiset  M.  2,  132«  cod.  \iiid.  1.59  iir.  20.5. 
nhd.  mir  grausety  hess.  es  gnisell  mir  Km.  1,  14.  man 
ßagl:  aber  beides:  mir  uud  mich  (jrauet  (liorrescoj;  mhd. 
mir  (jrthvet  iieinh.  81.  Renn.  47.54;  alid.  mih  hrüet ,  in 
griicl  (abiiorrel)  gl.  lirab.  954'';  mich  (friulet  ^Is.  1,  13 1\ 
in  Albr.  Til.  ancb  mich  iiimct  griide.  das  mlid.  mir  e/se<  Amgb. 
43«  setzt  ein  alid.  i>ur  e<//.sof  voraus,  nlid.  mir  schaudert. 
nlid.  mich  juckt  (^pvuiii)),  gCAvis  ein  altes  ^vürl,  da  schon 
ahd.  juhhido  (priirigo)  galt,  es  kitzelt  mich  (lilillat.)  mhd. 
ez  (trimmet  mich  zem  herzen  (coli  doloribus  laboro)  cod. 
kolocz.  137.  nlid,  es  reii\t  mich  im  leib,  vielleicht  ein 
ahd.  iz  siiidii  mir  (urilur  liiihi  peclns)?  ich  kenne  es  nur 
personlich  gebrauch l   ans   0.  V.   23,   149. 

Die  vorslellimgcji  von  äiger,  Verdruß,  Überdruß,  ini- 
willeu  des  gemiils  haben  stets  den  acc.  bei  dem  imjjerso- 
uale  und  den  gen.  der  saclie.  artrdket  (laedet)  gl.  hiab. 
975*^.  mhd.  mich  betraget  INIar.  69.  96.  hv.  520.  6275. 
Parz.  554;  26.  Ben.  332.  ahd.  mih  pidriiizit^  sia  (eam) 
hedriuzot  dero  herebirgun  N.  ps.  110,  6.  70,  13.  mlid. 
mich  verdrinzetlw.  470.  2875.  5990,  8158.  Parz.  801,  18. 
Bari.  214,  10;  nhd.  m/t'/i  verdriei\t.  Lieblingsausdruck  der 
meisten  mhd.  dichter  (nicht  aller,  z.  b.  Ilartmann  hat  ihn 
iiiclit)  ist  mich  hevllt  (es  ist  mir  dessen  zu  viel,  ich  bin  es  müde) 
Parz.  24,  28.  60,  12.  719,  10.  730,  12.  757,  20.  775,  24. 
AVh.  356,  24.  Ms.  1,  29»  192»  2,  12''  141'*  204»  206''  252''. 
\Yigai.  166.  4045.  5636.  Flore  2837.  Bark  6.  72.  12,  26. 
168,  20.  233,  23.  246,  3;  einige  setzen  vervilt  Roth.  4678. 
Geo.  235.  1089.  3670.  das  Avort  war  weder  ahd.,  so  viel 
wir  wissen,  noch  hat  es  sich  im  uhd.  erhalten,  auch  ist 
es  in  Ivcinem  der  übrigen  dialccle  nachgebildet.  ATie  beviln 
von  vil,  stammt  betüren  von  tiure ,  mich  hetiiret  \\e\\S\.: 
es  ist  mir  zu  kostbar,  kostet  viel  Parz.  230,  7.  351,  25'. 
nhd.  iJJit7i  dauert  (je  regrette)  oder  ])ersönlich  Ich  bedauere, 
welche  wir  fehlerhaft  mit  D  schrcll)e;<.  diese  falsche  Schrei- 
bung sclion  Flure  4412:  in  silbev  nocli  golt  Kitzel  düret. 
nhd.  miiih  ärgert  (piget  me) ,   es  betrübt  mich ,    schmerzt 


verhuin,     personen.     impersouaUa.         033 

mich,  reiity  gereut  mich,  das  goth,  idreiguii  slk  (s.  31) 
steht  nicht  uupersönlich,  auch  niclit  das  alid.  riiiwan,  eben- 
sowenig wciU  ich  ein  inhd.  enlschiednes  iinpersonalc  ez 
riuwet  mich  (poenitet  nie)  aufzuweisen,  iihei'all  steht  ein 
subject  dabei,  z.  b.  si  rou  in  also  sere  Bari.  328,  29;  in 
rou  ein  sündc  Bari.  60,  24.  343,  24;  daz  riuwet  mich  Iw. 
8103;  doch  wil  micli  (daz)  nit  riuwen  Ms.  2,  190»;  daz 
■was  in  du  gcriuwen  Troj.  16720;  daz  ist  mich  nu  geriuwen 
Troj.  16872;  daz  gerou  si  \Yh.  321,  12.  mhd.  mich  jam- 
mert^ mhd;  vil  harte  in  ämerot  Diut.  3,  53.  75;  mich  jä- 
inert  siner  verte  Parz.  101,  24;  mich  jamert  Parz.  164, 
17.  Iw.  48;  nach  einio  dinge   jamert  in  Iw.  3216. 

Für  den  begrif  schämen  enlhallen  unsere  meisten  dia- 
leclo  kein  dem  lat.  pudet  me  gleichendes  impersonale;  man 
sagt  golh.  skaman  sik  (s.  31),  ahd.  scamen  sih ,  nudau  sili 
(s.  34)  persönlich.  nur  die  ags.  prosa  gewährt  wje  scea- 
inadh^  inonigue  mon  sccamadh  (midlos  pudet.)  nhd.  mich 
beschämt. 

Das  golh.  gaarman  giU  lusr  personlich,  z.  b.  gaai'iiialda 
tluik  (miserlus  est  tui)  JNlarc.  5,  19.  ebenso  das  ahd.  ir- 
paramen,  mhd.  nhd.  erbarmen,  mögen  sie  den  dal,  oilej* 
acc.  regieren,  z.  b,  ahd,  mir  irparmet  diu  menigi  gl.  Doc. 
225'^;  iiihd.  ja  erbarmet  im  diu  gäbe  Nib.  2135,  2;  be- 
gunde  ime  erbarmen  Diut.  3,  85  ;  luiz  iz  inie  mab.t  eibar- 
men  Diut.  3,  56;  wicz  mir  crl)armct  Ben.  397;  nu  eibaiir.el 
in  ir  ungomach  Iw.  6407;  tlu  erbainicsl  mich  Bari.  13, 
21;  ich  erbarme  dicb  Bail.  301,  28;  daz  ez  erbainien  miicse 
die  Kr.  man  Nib.  806,  3.  ein  ez  erbarmet  mich  (niiscrel 
me)  n)il  dorn  gen.  des   objecis  kenne   ich   nicht. 

lust  und  \erlangen  nach  etwas,  ahd.  mih  hislit '^  luslida 
sie  Is.  406;  SU  thih  es  wola  luslit  0.1.  1,  14;  tara  luslot  mih 
ze  chomenne  N.  jis.  26,  4;  iro  consorlii  lustet  mih  N.  j^s. 
100,  6;  den  des  libes  luste  N.  ps.  33,  13;  wie  möble  mt- 
ncn  lip  immer  dos  gelüslcn  ]\ib.  1178,  1;  do  begundo  in 
gelüsten  Flore  6377.  nhd.  mich  yelüstet.  ahd.  mich  htu- 
(jet  (desidero):  thaz  luisih  heim  lange  0.  I.  18,  31;  dia 
(quam)  des  erbes  langet  N.  ps.  5,  2;  darumbe  langet  mili 
lara  N.  ps.  26,  4;  übe  dih  winebero  langet  IN.  Blh.  36; 
tero  langet  tib  N.  Btli.  42;  des  si  langeta  N.  ps.  106,  5; 
linde  si  (eos)  dara  langoe  N.  ])s.  86,  1,  alls.  lang()da  ju- 
dcon  llel.  163,  1.  mhd.  mich  (jehtiKft't:  i\cs  enlät  iuch 
lüht  gelangen  Nib.  2206,  1.  nuil.  bcnl  langbel  Rein.  1960. 
nhd.  mich  verlantjt.  ahd.  J»u7t  pelanijcl  N.  ps.  34,  17; 
mhd.  nu   belangoten    vil  sere  Trist.  18608  ;   man  sagtabcrauch 


234  eiiiJ'cicJwr  Satz. 

|)crsü)ilicli  ich  blaiige  Ijcii,  l-lO  und  /weifcllian  .sieht:  ein 
JiLMze  muo/-  I)C'laiigtMi  Iragiii.  o5\  iiihd.  j«ir,7t  vfldinjel 
(laedet  mc,  mir  wu\\  zu  lange):  su  erlaiigcl  iiich  ih-s  iinrres 
iiihl  Trisl.  8'J05  ;  in  inac  Jiie  slens  erlangen  Parz.218,  ;J0 ; 
wil  iuch  nii  jiihl  eilani;cn  Paiz.  232,  .5,;  si  mühl  iedoch 
erlangen  Parz.  327,  5.  auch  das  alln.  lenyiz  mer  hodcnicl 
taedct   nie,   es  niaclit  n)ir  lange  weile,    es  laiKfiveiU  mich. 

Unlust,  widoiwillc.  alid.  m/r  .Sinft/zt-f  (displicelj  oll  persön- 
lich: Ihaz  tlicn  ihiu  buah  nirsinah(;l?n  0.  I.  1,  0;  besinahela  in 
displicuit  vobis)  N.  ps.  13,  6.  nihd.  swie  haz'le  sie  iu  versniuhet 
INIar.  84;  diu  rede  iu  solde  smahen  Parz.  133,  26;  im  ver- 
sniühle  scre  Parz.  705,  20;  iu  solte  versmahen  daz  gemeine 
nach  gaben  Ivv.  4651;  daz  vciysmahte  in  vasle  l\v.  5185; 
ich  fiirhl  ez  im  versmiihe  Trist.  3892;  nu  begunde/.  in 
(eis)  versmahen  Trist.  7554;  ob  ez  iu  ndit  versmahet  ]\'ib. 
704,  3;  iu  versmahet  daz?  ]\ib.  1565,  1;  lat  iu  uiht  ver- 
smahen j\ib.  1659,  4.  zu  unterscheiden  davon  das  transi- 
tive versmadien  Nib.  309,  3.  1098,  3.  Bari.  97,  3«.  101, 
13.  214,  19.  376,  17.  mlid.  mir  leidet  (mir  ist  leid):  ez 
leidele  Liudgasle  Nib.  167,  4.  juhd.  mir  ivirrct  Trist,  11961. 
11988.    12086. 

lust,  gelallen,  vergnügen,  beiViedigung.  nilid.  mir  lie- 
bet: ich  enweiz  waz  den  phiilen  an  in  liubet  altd,  bl.  1, 
236;  im  liebele  üf  die  vart  Flore  7658;  du  liebte  in  diu 
reise  Nib.  40,  4*).  nihd.  mir  behaget  steht  persönlich: 
min  laut  iu  iiiht  behagt  Parz.  178,  10;  mir  behagt  ir 
wüune  baz  Ms.  2,  190^;  in  behagte  nie  riter  also  wol 
Iw.  2384;  er  behaget  im  baz  Iw.  7366.  ebenso  ahd.  mir 
(jilichel:  ist  imo  gelicliet  (placuil)  N.  Cap.  82.  golli.  mis 
galeikäith :  galeikaida  mis  Luc.  1,  3;  ihatei  leikailh  imnia 
Job.  8,  29-,  valla  galcikaith  gulha  llom.  14,  18.  mir  fje- 
vellet:  dem  er  wol  gevalle  Iw.  4565;  diu  in  muose  wol 
gevallen  Iw.  2762.  unpersönlich  aber  mit  gen.  der  sache, 
und  acc.  der  person.  ahd.  mih  iiiotöt  (^ine  delectat):  sines 
obezes  nietet  mih  W.  14,  4,  womit  die  im  verfolg  anzu- 
führende redcnsarl:  mih  ist  niot  verglichen  werden  muß; 
gewöhnlicher  begegnet  der  persönliche  ausdruck :  sih  nio- 
tön ,  und  so  auch  mhd.  sich  nieten ,  einen  beleg  für  die 
mhd.  impersönliche  construction  kenne  icb  uiclit.  nhd. 
mich  freut ,  mich  ergötzt  (gaudio  me  afficit.)  mhd.  mich 
gemieget  oder  gemioget:  des  nu  uiht  wil  genuogeu  mangiu 
wjp  Parz.  201,  22;    des    hele    mich    gcnüeget  ie  Parz.  202, 


')  äliiilicli  von  andern  adj,  gebildete  veiba:    mir   süezet  (duice  sa- 
pit},  uiir  uHSuezt^i ;   mir  unmceret,  sifctret ,  gavtet ,  u.  s  w. 


-m 


verhum.     personen.     iinpersonaUa.         035 

10;  daz  iuch  des  nilil  genuoget  Parz.  407,18;  des  in  für 
war  geuiieget  Parz.  701,  14  ;  der  (cujus)  in  gniieget  I\v. 
2746;  mich  ger.üeget  reliter  maze  Iw.  4792;  iucli  des  avoI 
güüegct  Iw.  7651  ;  ir  lull  des  iuch  geiuiegen  sol  Iw.  2799; 
der  eren  mich  geuiieget  \Tigal.  8951;  des  in  hetjnüegen  sol 
]*on.  25,  53;  den  beginioclc  nie  Bon.  88,  9.  nhd.  mir 
ijeniujl  daran,  ahd.  subjecliv;  tliaz  niinna  sie  ginuage  (zu- 
Iriedcn  stelle)  0.  V.   12,  68. 

Hierher  auch  das  goth.  ganahthuk  (sufficit  tibi):  ganah 
iiiisis  ciQüfl  t'jfiiv  Joh.  14,  8;  ganah  sipoui  aov.i^Toi'  tw  fia- 
■1/  rTTJ  INlalth.  10,  25;  mit  subjecl:  ganah  ihuk  ansls  nieina  iIq- 
v.ü  00t  ')]  y/.ois  polt  llCor.  12,9.  ahd.  (janaJi  inun  (abun- 
dabil)  fr.  iheot.  IVlatlh.  13,  12;  kinah  (sulikit)  gl.  jun.  225. 

Das  nahverwandte  hinah  inik  bedeutet  o])orlet  nie. 
livopan  binah  'Auv'/ü.üdv.i  ö'tl  11  Cor.  12,  1.  ahd.  auch  mit 
(iein  acc.  (jidarf  inih  (nie  oj^orlet):  inan  githarf  T.  220,  5; 
gilharf  Christ  T.  227,  2.  232,  2;  ein  seilner  ausdruck. 
nin!.  aber  auch  kern  hedaerf  (oportet  eum)  Floris  2092; 
Lern  bedorste  (opus  erat)  Cbgn.  334.  nhd.  ich  bedarf,  er 
bedarf  persönlich. 

An  dieses  unpersönliche  genügen,  müssen,  dürfen  schlie- 
ßen sich  die  begrille  von  geziemen,  helfen,  nützen,  ge- 
lingen ,  angehen. 

ist  ein  golh.  mis  (jatiinith  zu  folgern  aus  Luc.  5,  36 
thaninia  fairnjin  ni  galiniid  ihata  af  thanima  niujin?  ahd. 
mir  zimil  (me  decel):  so  iz  zam  0.  IV'.  11,  9;  sös  iz 
zam  V.  18,  3;  so  zam  V.  7,  14;  so  imo  zam  V.  6,  20; 
SU  gutes  sune  zam  11.2,  34;  persönlich  der  zimet  niinemo 
trute  W.  65,  22.  mlid.  mit  dem  acc.  der  person  sobald 
ein  gen.  der  sache  ausgedrückt  wird :  weinens  si  gezam 
(cam  decuit)  Nib.  1101,  2;  daz  si  des  beidiu  zrcme  Iw. 
3757;  in  geziniet  der  arbeit  Iw.  3079;  der  (cujus)  in  dö 
allerbeste  gezam  Iw.  64;  uu  beginnt  gcnuoge  des  gezemen 
]'ar/..  463,  27;  SAves  so  si  gezieme  Trist.  7976;  daz  ir  (gen.) 
IMarken  (acc.)  gezam  Trist.  17594;  so  si  des  spils  ie  mer  ge- 
zimt  Trist.  17834;  swen  des  gezimet  Bari.  5,  1;  la  dich  des 
gezemen  Bari.  183,  25.  sonst  aber  mit  dem  dat.  der  pcrs. 
und  dann  ist  die  sache  subject  (nom.):  daz  gczaMuc  iuwcrm 
namcn  wol  Iw.  163;  daz  gez.vme  miner  froiiwcn  baz  Iw. 
1663;  der  ir  wol  gezam  Iw.  4120;  si  ge/.;iMnen  avoI  dem 
riche  Iw.  4376;  als  im  daz  wol  gezam  Aib.  24,  1;  diu 
im  niölite  zenien  Psib.  49,  3:  im  ziviiie  wol  ze  ininnen  der 
küniginne  lip  ]Nib.  50,  4;  daz  im  wol  gezinil  ]\ib.  1112, 
2;    als  im  wol  gezam  JNib.  1126,  3;    der  giirlel  gezam  der 


23Ö  eiiij'iic/u;r   an/z. 

wiKtc  Wigal.  709;  als  im  -;(;/.aiii  ^^i,^al.  10.',  l.  210.0;  als 
ir  gc/.ani  Wi^al.  G'.VJ'i  ;  da/,  /.inict  dir  wol  Jiarl.  04,  fS ; 
der  uns  sol  gc/cmcn  liarl.  272,  2.)  *).  man  liaKe  also  di»; 
wähl  zwisclieii  zwei  Wendungen,  zu  sagen:  weinens  si 
gezani ,  oder  weinen  ir  gezani ;  la  dicli  des  gezenicn,  odei- 
lii  dir  daz  gezenien ;  fürstin  (acc.)  es  iihele  ztcme ,  oder 
rürslinne  (dat.)  ez  iibele  zicnie  Parz.  133,  27;  ohne  zweifc! 
ist  die  erste  ininier  in)|)ei'?onelI,  die  andere  meist  |)ersoiiell; 
die  bedcMilir.ig  lauft  au(  eins  li  in  aus ''''').  vernuillich  bestand 
die  do|)j)elle  redensait  schon  alid. ,  licute  können  ^^•ir  hloU 
sagen  es  ziemt ,  geziemt  mir. 

Audi  die  iibiigcn  vorba  desselben  begrifs  ziehen  den 
dat.  vor.  alul.  mir  ijidiuplnl;  horran  diskin  kelimfit  Tau- 
dire  discipuluin  convenil)  K.  20*';  gilimphil  mir  wesaii 
(oi)ortel  nie  esse)  T.  12,  7;  liniphit  mir  0.  I.  22,  54;  mir 
limphil  0.  111.20,  13;  uns  limpliit  0.  I.  2.5,   12;  su  limphil 

0.  U.  12,  67;  iz  limphit  ü.  II.  23,  16;  liarto  limphit  iz 
so  0.  IV.  29,  2;  so  limplient  imo  quaedam  stillicidia  N. 
])s.  64,   11.      ahd.   iz    sizit  mir  (decet  nie):    iz  imo  sazi  0. 

1.  S,  12;  sizit  uns  0.  111.  26,  4;  uns  iz  harto  wola  saz 
111.  26,  31,  vgl.  das  franz.  il  mc  sied  bien  und  das  nhd. 
aber  nur  noch  sinnlich  von  kleidcrn  ge])rauchte:  es  sitzt 
mir  wol,  dagegen  wir  die  ähnlichen:  es  steht  mir  wol  aii^ 
es  kleidet  mich  wol  auch  abslract  verwenden. 

ahd.  mir  girisit  (decet  nie):  lerran  nicistre  kerisit  (do- 
ccre  niagislrum  condecet)  K.  26*;  deisu  kerisit  diem  (haec 
convenit  eis)  K.  24^^;  geriset  si  wola  dinero  houbellialti 
(lua  auctorilate  est  dignissima)  N.  Btli.  233;  der  in  (eis) 
gerise  N.  ps.  9,  21;  gnuda  diu  dir  gerisct  N.  24,  7;  soli- 
chiu  geriset  imo  N.  44,  12;  diu  imo  gerlsen  (quae  eum 
deceanl)  N.  95,  7,  beinali  überall  persönlich,  bemerkens- 
werth  der  acc.  tlih  kirisit  lob,  te  decet  laus  K.  31^;  ke- 
risit (oportet)  R.  58*;  er  chirisla  (oj)ortuit  eum)  Is.  386. 
mhd.  nur  noch:  ime  geriste  Diut.  3,   67. 

mhd.  ez  vüeget  mir  (convenit  mihi) :  ez  mir  wol  vüeget 
Iw.  7652.  Ernst  5384;  als  ez  mir  vüege  und  tüge  Trist. 
10354. 


•)  Ben.  395  daz  ir  lip  zaeme  wol  ze  miniie  eineji  gräven;  man 
lese  einem,   oder  ir  Uhes. 

**)  Ben.  vvb.  zu  Tw.  s.  161.  586  nimmt  für  'mich  zimet  es'  den 
sinn  an :  icli  finde  es  mir  gemäß ;  das  sclieint  mir  aber  in  die  worte 
zu  Icjten,  was  nicht  darin  liegt,  weinens  si  gezam  kann  nicht  lieißen: 
Cot  lind  fand  es  angemessen  zu  weinen,  sondeiu  nur:  es  gebülute  ihr 
wol,  war  ihr  uiclit  unanständig. 


vcrhuin.     personen.     impersonaUa.         237 

allii.  her  mer  (decet  nie,  oporlet  nie.) 

iilid.  es  (jeh'dhrl  mir ^  es  kommt  mir  zti ^  Avegen  ge- 
bühren, geziehen  und  des  golli.  gadaban  vorhin  s.229.,  Ulf. 
verdeutscht  iiQÜiei  durch  das  adjcctivische  gddof  ist  Eph. 
5,  4.  Tit.  2,  1. 

goth.  hoteith  mih  (juvat  mo,  prodcst  mihi)  IMarc.  8,  36. 
111  bolellh  vailit  Joli.  6,  63.  alid.  piderbit  (expedil)  K.  26^; 
mii*  tone  f prodcst  niilil.)  iidid.  mir  vrümet,  nhd.  es  frommt, 
nützt,  hilft  mir;  alle  diese  slehn  meist  persöiii'icli,  iiiiper- 
sünlicli  gebraucht  hat  iieHen  gern  den  acc.  es  liilft  mich 
nichts.  Audi  mhd.  schwankt  bei  hellen  der  dat.  uiui  acc. 
ungemein:  ezn  hilfel /««  aher  niht  I\v.  6170 ;  ^vaz  hall' juic/i, 
daz  ich  golt  vanl?  I\v.  4251 ;  waz  mäht  st  gehelfen  Nib.  2313,. 
4;  alid.  unsili  hilpit  Is.  372;  Avaz  hilfet  sie  iz  N.  ps.  87,  11; 
iii  hilfit  iuih  thiu  ila  0.  IV.  13,  6;  icli  werde  im  folgenden 
abschnitt  darauf  zurückkommen,  mhd.  er.  vervwt  mich  (ju- 
vat nie):  daz  si  vil  wenic  doch  vervie  Ba]!.  58,  4;  ez  vervie 
micli  niht  Bari.  315,  17;  kuniie  uns  niht  vervahen  daz 
Bari.  216,  3.  ahd,  iz  ilihit  mir  (prodest,  prolicil):  nu  iz 
fdu  manno  inlhihit  0.  I.  1,  31  ;  tlier  douf  uns  allen  thihit 
0.  I.  26,  1;  ahd.  to  imo  des  ne  spitola  N.  Bth.  94;  mhd. 
wole  ime  spuote  (proccssit,  successil)  Diut.  3,  93.  ndid. 
mir' zo(jet  (succedil):  in  zogte  avoI  ir  verte  Nib.  681,  3; 
daz  in  (eis)  so  übel  zogle  Is'ib.  1261,  2;  d()  liezens  zogen 
desto  baz  Aib.  1589,  3.  nhd.  mir  tjeht  es  wol ,  voit  stat- 
ten, (jelin(jt.  mhd.  mir  misse<jät  (male  succedil) :  daz  mir 
an  dir  so  missegie  Trist.  3968;  daz  ir  an  im  missegie  l\v. 
4059;  daz  ez  ir  sus  missegangen  ist  Iw.  4126.  ahd.  mir 
zaivct  (succcdit):  ni  zawela  imo  es  iiiawiht  0.  II.  5,  12; 
tlies  in  (eis)  zaweti  0.  V.  13,  9;  thaz  in  es  wiht  ni  za- 
weta  V.  13,  12;  ihaz  in  ihannc  zaweti  V,  13,  14:  weiz 
Ihemo  ouh  baz  zawela  V.  5,  5;  man  vergleiche  das  mhd. 
zouwe  din!  (spule  dich)  ol)en  s.  35,  um  sich  zu  ülierzeu- 
gen ,  daii  diesmal  Schiltei-,  und  nicht  Scherz,  richtig  über- 
setzt halte.  Das  ahd,  und  mhd.  mir  erschiuzet  kann  auUcr 
succedit  mihi  allgemeiner  aussagen:  evenit ,  conliiii^it  mihi, 
jiediu  ist  mir  rejito  irscozzen  (ist  mir  reciil  ergangen)  N, 
ps.  101,  4;  sol  min  weihen  niht  erschiczeii  mir  (von  sl.-iltpii 
gehn)  Ben.  173;  sol  mir  erschiozeii  JMs.  2,  S9^';  wivr  ir 
lun  gegen  mir  baz  erschozzen  IJen.  263;  uns  ist  nicht  wol 
erschozzen  gclücke  Troj.   12392. 

Ein  ganz  ähnlichei-  ausch'uck  leitet  auf  die  un[iersün- 
lichen  Vorstellungen  von  angehii,  belrenVu  ,  kümmern,  ach- 
ten, die  aber  nun  den   acc,  nicht   den   dat.  erfortlern.     ahd. 


238  euifiiclier    salz. 

mih  ist,   waz  isl  lliili  llios'i'    (luid   ad  le?  T.  4.5,  2.  239,   3. 
iuih   haßct   (special    ad   nie):    alles  tes  mih   liafKll  N.   lilli. 
4'J.     mild,   ez   bftsclnuzet   mich  fmea  refert ,    iiitorcsl)  lioii. 
1,  7  ;    vil  kl(;incii   in   ein   oi  bcschuz  Mon.  80,  lö.      aiid.   m//t 
pitjnimtt  (nie   muvoi;:    !)(>(  hiimet   tili  ta/,   iolitl'    jN'.  lilli.   1'). 
iilid.  es   rülirl  viicli ,   li'iji  mich ,   erficht  mich  an.      iiiIrI. 
ez  sldt ,  besldt  mich:  st»  stiieiidez  iuch   alze  verre  (kostete 
euch  zu  viel)  l\v.  4316;  daz  ez  in  (cum)  hohe  slat  (iheiiei' 
zu    slelin    kommt)  Nib.  329,  3;    ez  ensluont  in  niht  verge- 
bene sin  drüun  (sein   drohen  hatte   er  niclit  unisonsl)  Vavz. 
443,    28;    daz    beslat    uns    wencc   ihl    (geht   uns  wenig  an) 
IJarl.  147,  28;     diu    rede  kleine  mich  bestut  Bari.  401,  1,5; 
■v%'az    beslc't    iuch:*    Kab.   389.      Auch    neben    andere  dieser 
Wörter    werden    gern    die    naher    bestimmenden    adv.  hohe, 
ringe,  wenec  und  dgl.  gesetzt,     mhd.  ez  tviget  mich:   swie 
luihuhe    iuch   daz  wigt  l*arz.  287,  24;    min  not  iuch  ie  vil 
ringe    wac    l'arz.  292,   12;    die    zwene   ez    ringe   Avac    Nib. 
21.51,  3;  des  lere  dir  ie  ringe  wac  Bari.  14,  25.     mich  he- 
bet:   daz    hebt    mich   unhö  cod.  kolocz.  29;    daz   huop  den 
Christen    (Chrislianum)    vil    iinho  das.  225;    sin   gruoz  der 
luiop    mich    vil    unhö  Frauend.  52;    doch  anderwärts  zieht 
Ulr.  von  Liclitenstein  den  dat.   vor:    liüebe  iu  umbe  suieu 
lip  unliö  81;  daz  iu  min  huldc  hebt  gar  unhö  82;  daz  im 
sin    leben    huop    gar    unhö    85 ;    im  huop  umb  frowen  lo|) 
unliö   100.     ez  ahtet  mich  :    daz  hlt  iuch  ahten  ringe  Nib. 
158,   1 ;    ez    ahlet    mich    vil    ringe  Nib.  942,  4.      \Tie    nun 
auch    ein    transitiver   gebrauch   von  ahleu  und  wegen   vor- 
konunt,    finde    ich    das  mhd.  ruochon  (curare)  immer  tran- 
sitiv,    und    nie   unpersönlich;    mul.    aber   heißt  es;     so  ne 
rocket  hem  Floiis  1368;  Lern  enroect  Floris  2354;    mi  ne 
roek    es    niet    (niea  nihil  refert)   Rein.  1120,    nemlich  roek 
steht  lür  roekt,  rocket,     nhd.mich  hiimmerts,  srheeils  \ie], 
wenig.      nicht   unverwandt  ist  es  kostet  mich   ^iel,     wenig 
doch    mit    etwas    stärkerer    bedcutung:      es    liegt    mir    an, 
kommt  micli  zu  stehn ,  wie  denn  auch  viele  den   dat.  daxu 
conslruieren;  mhd.   daz  kostet  mich  ein  sterben  ALs.  2,  21''. 
Die    impersonalia    der    Vorstellung  von  mangel  und  ge- 
brechen   begehren    den     dat.      ahd.    mir   mengit:    dien    ne 
menget    neheines    kuotes    N.  ps.  33,   11;    dar   ne   gemaugia 
suegelsanges    N.    Cap.  106;    tir    mangta   N.   Bth.   120;    mir 
menget    N.  Bth.  158;     mangalön    aber,    mhd.  mangeln   nur 
persönlich,      nhd.  es   mancjelt    mir.     ahd.  mii'  prisiit:    ni 
breste    imo    thes    0.    ad    Lud.  82;    ni    wAn  ih ,    imo   brusti 
grözara  angusli  0.  IL  4,  36 ;  brast  in  (eis)  thär  thes  wines 
0,  IL  8,   11 5    thes    bröles   iu    üi  brislil  0.  IIL  6,  32;   imo 


verhuin.     persojien.     inipersonalla.         239 

tlics  gisiunes  glbrusli  0.  III.  20,  84;  in  ni  brislit  min   nier 

0.  V.  16,  46;  thes  uns  furdir  ni  brast  0.  V.  23,  104; 
brosllnio  thes  V. -23,  139;  niehtes  ne  bristet  mir  N.  ps.  22, 

1.  121,  6;  niebtes  nc  bristet  in  N.  ps.  33,  10;  mbd.  siiezer 
rede  in  niht  gebrast  Parz.  405,  24;  aller  s.neiden  mir  ge- 
brast Parz.  688,  24;  im  des  sinnes  gebrast  Iw.  3564;  der 
gebrislet  mir  beider  I\v.  3583;  daz  im  nibtes  gebrast  \y\. 
3702;  daz  mir  des  Avunscbes  niht  gebrast  Iw.  3991  u.s.  \v. 
nhd.  mir  yehiicht.  ahd.  iz  ziyentjit  (es  gebt  aus ,  gebt  zu 
ende):  tbö  zigianc  thes  lides  0.  II.  8,  11.  mhd.  dö  diu 
vreise  zergienc  I^v.  673,  persönlich.  alid.  »»»■  'zirinnil : 
ni  zirinne  (ohne  iz)  herrin  noh  berizobiii  (non  deliciet 
prlnceps  nee  dux)  Is.  393;  ähnlich  das  posilive:  ni  (jirhi- 
nit    mih    Ibero  Avorlo   (es  strcimt  n)ir  nicht  zu   an  ^vorlen) 

0.  I.  18,  4.  mhd.  dö  mir  des  grundes  ceran  cod.  pal.  361, 
73^;  des  Itbes  was  mir  cerunnen  das.  73^^;  des  udmes  im 
ceran  das.  88^;  in  was  des  tages  zerruunen  Nib.  1540,  1; 
in  doch  der  naht  zeran  Nib.  2057,  1 ;  mirn  zcrinne  miner 
friunde  Nib.  164,  4;  daz  mir  des  guotes  ode  der  tage  ode 
beider   zerinne  Iw.  7982;    mir  der  sinne  gar  zerruntie   INls. 

1,  191'';  der  spise  was  in  zerrunnen  ]Ms.  2,  14^;  der  früide 
ist  mir  zerunnen  Ms.  2,  68»;  des  liöis  ist  mir  zerunneu 
Ms.  2,  69^.  noch  bei  H.  Sachs:  es  ist  mir  der  kunst  zu- 
riinnen.  Hierher  gehört  auch  das  seltne  und  dunkle  wort 
mir  zehrötet.,  das  ich  nur  aus  Diut.  3,  66  belegen  kann: 
so  ir  des  wazzeres  zucr()le,  als  ihr,  der  ITagar,  das  was- 
ser  ausgieng,  mangelle.  doch  die  bisher  aus  rechlsdenk- 
mälein  späterer  zeit  bekannte  bedeutimg  von  krot  (hin- 
dernis,  irrung,  beschwerde)  HA.  14.  16,  Ilaltaus  1127.  1128 
ist  damit  nicht  leicht  zu  vereinbaren,  nhd.  mir  entstellt, 
geht  ab.  etwas  anders  das  mhd.  inieh  venjet  (nie  praeterit, 
me  fugit,  a  nie  alienum  est)  \A  igal.  8612;  aller  pris  mich  gar 
vergat  IJlr.  Trist.  1760.  rjeachlenswcrlh  ist,  wie  sich  in 
einigen  im[)eisoiialien  die  begriil'e  des  mangels  und  des 
miissens  aus  einander  cnlwicUeln  :  was  fehlt  das  niul\  her- 
bcigeschafl  werden  ,  wessen  nolh  ist,  das  hat  man  luithig. 
das  IVanz.  il  me  faut  (me  oportet)  bedeutet  eigentlich:  es 
geht  mir  ab.  vgl.  mih  githarf  s.  235.  die  voi-stellimg  des 
müsscns  erwuchst  also  von  zwei  enigcgengcscizlen  selten, 
ans  dem  mangel  und   iiherlluli   (gaiiah,   hiiiali.) 

Nirgends  herschl  griiliere  Unsicherheit  liir  ileii  arc.  oder 
dat.  des  prouomens  als  bei  den  impersonalien  der  inneren^ 
(jeisliyen  ewpßnduiKjen  des  scheuiens,  düiiUcns,  ahnens. 
zwoilelus,  erinnerns,  Iriiumens,  wundcrns.     nhd.  es  scheint 


210  eiiifuchar  scitz. 

mir  (inilii  vitleliii),  oft  oliiie  j)ioii.  <^s  scheint  (vMetiir), 
liiiiilig  aiu:li  persönlich:  Icli  scheine  dir,  du  scheinst  mir, 
sie  scheinen.  nihd.  iz  schinil  wole  Rolh.  2061.  Iw,  81.). 
3127;  wie  schinel  da//;'  Iw.  2511;  meist  hat  dies  wort 
noch  die  sinnliche  hedeiilinig  von  klar  wenleri,  eiiikMichlcM, 
und  vollends  im  ahd.  kommt  es  unpecsönlich  nirgends  vor. 
golli.  lluttjlieilii  im  d'oy.ovni  IMattli.  6,  7;  liva  izvis  llingkeitli 
Ti  Vjutv  fpuh'STui;  IVlarc.  14,  64.  11  Cor.  12,  19;  thulita 
im  (videbalur  eis)  Lnc.  19,  11;  aber  auch  persönh'cli  ihng- 
kcllli  Luc.  8,  18.  Joh.  16,  2.  liuigkjaiid  Marc.  10,  42. 
ags.  lue  ihincdh  (mihi  videlur),  me  ihincdh  selFnm  (mihi 
ipsi  V.),  tliuhle  him  (iis  viilehaUii);  maiiegiim  lliulile  (multls 
visiun  est.)  alln.  nier  Ifii/cLir,  hönuin  ihyckir,  mer  thotri. 
ahd.  mit  dem  acc,  viih  iluncliil:  sos  i/,  ihih  gilluinkit  0. 
111.  13,  26;  bei  N.  aber  mit  dem  dat.:  luulda  si  mir  den 
himel  ruoren  Bth.  8;  jie  duucliet  lir  mih  haben  gerecchet 
Bth.  22;  waz  tünchet  tir  is  meislra'i'  lilh.  24;  ne  dunchet 
in  (eis)  Bth.  29;  mir  dunchet  Blh.  30;  dar  dunchet  tir 
relilü  Bill.  34;  ne  duohli  in  (eis)  gnuoge  Blli.  53  u.  s.  yy. 
einmal  auch  mit  dem  acc.  mili  tünchet  Blh.  13  und  viel- 
leicht oller.  bei  \V.  55,  21.  23.  56,  1.  3  schwanken  die 
hss.  zwischen  acc.  und  dat.  mhd.  entsciiiedner  acc:  micli 
diinkit  Rolh.  1083;  duhte  sie  JMar.  68;  die  menige  do  zit 
dLihie  JMar.  81;  belege  aus  Iw.  in  Ben.  wb.  84.  85;  es 
dahle  in  (eum)  mere  denne  gnuoc  Parz.  12,  23;  su  dunket 
micli  ir  wilze  kranc  Parz.  115,  14;  si  diihle  Parz.  103,28; 
mich  dunket  ]\ib.  102,  13;  daz  endnuket  mich  Jiiht  guot 
Mb.  150,  1;  daz  diuhtes  alle  guot  j\ib.  1192,  2;  daz  in 
daz  dulile  guot  Nib.  1240,  3;  diuhtez  si  uiht  ze  verre  Nib. 
1344,  2;  daz  dunket  si  Bari.  10,  17;  so  dunkel  micli  Bari. 
111,  13;  Gawunen  des  beduhte  Parz.  400,  13.  nhd.  ist 
es  ebenso  unrichlig  im  pras.  däucht  zu  sagen,  als  gegen 
unsere  muudart  statt  des  acc.  wieder  den  dat.  dazu  zu 
setzen,  was  aber  viele  gute  sclu-iftsleller  thun.  mnl.  lassen 
die  meisten  pronominalfalle  den  casus  nicht  untersciieiden : 
dinket  u  Floris  361;  persönlich  uu  dincli  mi  Fioris  3068. 
auch  im  schwed.  mig  tyckas ,  diin.  mi(j  ttjhhes  fallen  dat. 
und  acc.  zusammen,  ebenso  in  dem  gleichbedeuligen  mig 
synas  f  mig  synes.  nhd.  es  kommt  mir  vor,  was  wir 
auch,  von  erscheiuuugen  des  traums  redend,  gebrauchen: 
es  kam  mir  im  träum  vor.  so  ags.  me  metle  (occurrit 
milii)  mir  träumte,  wieder  mit  schwankendem  casus,  Lye 
hat  him  metle  und  hine  metle.  mhd.  waz  ime  in  troun»e 
zuo  chome  Diut.  3,  90 ;  als  nu'r  in  mime  troume  schei:i 
Iw.  3534.      ahd.  mir   troumit:    demo    daz   Iroumel  N.  ps. 


verhuui.     persoiien.      impersoiialia.  241 

72,  20;  imo  troiimda  N.  Blli.  51.  nihd.  inir  trotimet  z  mfv 
troiiuiilo Roll). 3851;  mir  ist  gelroumot Roth.  2339;  ez  trounirle 
Rrieiiiiiilde  Nii).  13,  1;  ir  troumte  jNib.  1333,2;  mir  gelroiiD  t 
ein  {rouin  INis.  2,  209^;  troiime  in  clanne  ilit  s^vit^e  Isv.  828; 
SU  mir  mi  troumte  Iw.  3530;  dem  muose  von  eigern  trounien 
Turl.  Wh.  87^.  nhd.  wiir  trimmt.  ahn.  mik  dreijmir: 
dreymdlii  jiiik  Soem.  263^;  thik  dreymir  253^ ;  haua  dreymdhi 
Isl.  sog.  1,  43.  Auf  die  zukuuft  gerichtet  ist  das  unhhuiigc 
mild.  iJjfV  anet  (ich  selie  voraus) :  mir  anet  liarle  groz 
leit  Horl).  62'';  oder  mich  (uiet:  mich  ouet  sere  Trist.  9359. 
iihd.  mir  iiluit ,  mundartlich  auch  mir  sclnvant.  altn. 
Viik  (jrunar  (suspicor.)  Auf  vergangnes  aber  beziehen 
sich  nhd.  mich  (jemuhnt  ^  mir  erinnert,  mir  gedenkt. 
alln.  mik  minnir  (recordor.) 

Das  ahd.  zueliön,  zuivalon  ,  mhd.  zwiveln  kenne  icli 
nur  persönlich  gebrauclit,  doch  hätte  ein  linpersüuliches 
mir  zuchot,  mir  zwivelt  nichts  gegen  sicli,  da  man  auch 
nhd.hürt:  mir  zweij'ell  nicht  daran;  Ettner  sagt  häufig  mir 
Ztveifelt  nicht  (hebamme  184.  chymicus  827)  vgl.  das  mlid. 
mir  gezAvIvelt  der  muot  Bit.  17'^  78^^  80^- ^'  106''.  ags.  me 
tvynudh    (ihibilu) ;  hini  tvynodhe  (dubilavit.) 

Ein  ahd.  mih  ^vuntar6t  hat  Grad'  1,  903.  904  nicht 
beigebracht,  es  wäre  dennoch  müglich ,  da  das  mhd.  und 
nhd.  mich  wundert  ganz  verbreitet  sind:  mich  wundert  Parz. 
49, 18.  TMs.  2,  171^  2\oi>;  mich  verwundert  Flore  2261 ;  oucli 
wundert  mich  Iw.  4062;  es  wundert  mine  sinne  lw.2344;  des 
wundert  in  l\v.  3586;  des  wundert  mich  Iw.  4959;  si 
wunderte   Troj.   16831;  sie  Avunderuie  Mar.   177. 

Alle  bisher  angeführten  Impersonalia  sind  einzelne  verba; 
es  gibt  aber  nun  anch  solclie,  die  aus  subsl.  oder  adj.  uml 
dem  Substantiven  so  wie  einigen  andern  verbis  erzeugt 
werden,   uml  dann  dieselben  conslructloncn  darbieten. 

üas  verbum  subst.  hilft  folgende  bihlen.  golh.  mis  ist 
vuJthrs  (oder  vullhr?  wenn  dies  seltne  wort  neutral)  tifiu- 
([(Qii.  fioi ,  ni  valhl  mis  vidlhris  isl,  ovd'iv  fioi  öiaiptQii 
(jal.  2,  6.  die  bcdeulung  von  vulthr,  ags.  vuldor,  ahd. 
woldar,  war  splendor,  glorla  ,  spocies  (vgl.  lat.  vuUus),  nus 
ist  vullhrs  hielie  hiernacli  mir  sciieinl ,  leuchtet  ein,  für 
mich  hat  schein?  oder  mir  biiiigt  rühm,  ehre':'  es  bleibt 
mehr  zu  wünschen  als  zu  hoH'en,  daU  sich  für  diese  re- 
densart  noch  andere  belege  auffinden  mögen,  golh.  xijjö 
mis  ist  7ii(jioa<')V  fioi  icii  II  Cor.  9,  1,  ufi'»  scheint  ein 
fem.,  und  bedeutend  überllui^,  die  ganze  redensarl  bildet 
i\Qn    gegensalz    der    folgenden,      golh.   mis    van    ist  VOTIQÜ 


242  ein  jacher  salz.  < 

f{()i ,    iiiiii.s    llms   van    isl    (iimiin    tibi    tlcofit)    Marc.   10,  21. 

Luc.  18,  22,  iiiil  doin  gen,  der  saclie  Nvic  bei  brislit  (s.  238.) 

wenn  al)cr  alnJ.  slolil:  %vuz\%\.  mir  waji'i'  (quid  niilii  deesti') 

T.  Mallli.  19,  20,   und  nicht   was  ist  mir  wan,  so  eclieint 

\vau    adjccllviscli    gciioninion    für  deficicns ,  und  die  phrase 

wenigei-    unpersönlich    als    bei    dem     golh.    vau    (dcfeclus.) 

darum    (indel    sich    auüer    wan    isl    (dcesl)   auch    waa    siiit 

(dcsuiil)  Crall  1,  854,  was  golli.  unmöglich  wäre,     im  ags. 

wie    IS    feos    vana   (dcest    mihi   pecuniaj    sclieitil   das  subst. 

(und    zwar    ein    schw.    masc.)    unverkennbar,     doch    ver- 

scliweige  ich  nicht,    daß  außer  dem  gen.  (feos)  sonst  auch 

der  nom.  dazu  gesetzt  wird:  an  thing  ihe  vana  is  (una  res 

tibi    decsl) ;     die    couslruclion    muß     sicli    verhärtet   haben. 

nhd.  mir  ist  rnaufjel^  uns  ist  mangel  daian.     goth.  mik  ist 

kara  fit/.ti  fioi,  wie  die  iinpersonalia  mich  kümmert,  mich 

wiget,    nüch  ahlel  (s.  238)   den  acc.  forderten:  ni  theei  ina 

thizö  tharbaue  Ivara  vesi  ovy^  öti  ^ciQc  tojv  iitiir/iav  i'fiO.ev 

uviM  Joh.  12,  6  ;     ni   kar  *)    ist  ina  thize  lambe  ov  /iü.ti 

cwTV)    nenl    imv    iiQoßt'.royv    Joh.  10,   13;    niu  kara  tluik? 

ov  fUXiL  coi;    Marc.  4,  38;    uiu  kara  thuk    maushun,    ov 

{üXti  oot    neoi  ovöeröfS  Marc.  12,   14;   hva  kara  unsis?   il 

nQog  rj/Uii^  ;  -Niatlh.  27,  3;  bemerkeuswerlh  die  ellipse  von 

ist    in     den     drei    letzten     stellen    (zu    s.    132.)     ein    ahd. 

cliara    in     gleicher    verweiiduug     kenne     ich     nicht ,      wol 

aber   steht    mit   dem  dat.  der  pers. :    nist  tJiiv    suorcja    fon 

niheinigejno?    T.  iNIatth.  22,   16.       alid.    mih   ist   %vuntar: 

ist   filu    mannö  wuntar  0.  V.   1,  1 ;    wuntar  was  thia  nie- 

nigi  0. 1.  9,  27 ;   ni  si  thih  Ihes  wuntar  0.  I.  22,   13  ;  was 

sie    filu    wuntar    O.  I.  4,  71;    wunlar  was  sie  liarlo  0.  I. 

22,  35;  sie  wun'ar  was  Ihes  thinges  0.  II.  14,81;   sie  was 

es    filu    wunlar    0.  IV.  7,  6;    tili    ne    darf  nehein  wunder 

sin  N.  Blli.  16;    nii  ist  mih  liarlo  wunder  N.  Blh.  37.  übe 

dih  wunder  ist  (si  miraris) ;    mih   ist  wunder   N.  Blh.  109. 

232;    mhd.  mich  ist  michel  wunler  Diut.  3,  91,  aber  nicht 

bei    späteren,    außer   in  einer  eniendierten  stelle  (Reinh.  s. 

377.)   dafür  wurde  nun  das  ebenso  mit  dem    acc.  der  pers. 

und  gen.  der  saclie  gesetzte  mich  wundert   (s.  241)    ü])lich. 

auf    solche    weise    verhält    zu    dem    einfacheren  mih  niotöt 

sich     das    zusammengesetzle    mih    ist   tiiot    (nie    deleclal): 

thes    thih    mag  wesan  niol  0.  V.  6,   14 ;    thes  ist  sie  iamer 

filu  niot  0.  V.  22,  7.      ich  nehme  hier  ein  subslanlivisches 

niot    an,     und    nacli   N.   ps.  139,    8    ist    das    unzweifelhaft: 

fore  niete,  a  desiderio.     bei  W.  aber  steht  es  adjectivisch, 


%)  dies  kar  für  kara  wie  t/iat  iit  für  tliatu  ist. 


verbu/n.     pcrsoiien.      iinparaoTKilia,  243 

da  er  nicht  bloli  sagt:  des  ist  uiisich  niet  57,  25,  sotulcrn 
auch:  daz  iiiisich  desde  nieter  si  45,  27;  daz  iii  (eum) 
allernielesla  ist  20,  28.  mhd.  wedei*  ein  subst.  niet,  noch 
ein  adj.  niet  (delectabilis,  jiicundus.)  alts.  linde  ich  ein 
sübst.  niud,  wie  im  ahd.,  nur  mit  dein  dat.  der  pers. 
verwendet:  tvas  im  (eis)  niud  mikil  Hei.  6,  3.  13,  8;  was, 
im  thero  Nvordo  niud  Hei.  41,  22.  47,  19,  sie  vernahmen  mit 
Freuden,  begierig,  die  worle  des  hcilands.  ahd.  niih  ist 
J'uriivizzi  (iinportuna  nie  curiosilas  movet) :  in  (eum)  was 
furewizze  N.  Blh.  94.  mhd.  mih  ist  ßrwiz:  si  (eas)  mi- 
chel  lirwiz  was  cod.  vindob.  653,  alid.  mih  ist  6t ^  nur 
zweimal  nachzuweisen:  er  zeinta,  llies  sie  was  ouh  od, 
siues  lichamen  töd  0.  IV.  19,  35  ;  bizeinut  hiar  thaz  selbA. 
grab,  thur  ther  lichamo  lag,  thes  thie  liuti  was  filu  öd, 
selben  druhtines  tod  0.  V.  6,  10.  beide  stellen  beziehen 
die  redensart  auf  Christi  tod:  der  den  menschen  heil 
brachte?  durch  den  sie  selig  wurden?  so  habe  ich  den 
sinn  schon  Reinli.  p.  377  gefaßt,  öt,  goth.  auds,  alln. 
audhr,  ags.  ead  ist  felicitas,  beatitudo.  oder  soll  die  be- 
deulung  sein:  deß  sie  fi'oh  waren,  den  sie  begehrten?  *) 

Ein  ahd.  mir  ist  not  (opus  est  mihi,  necesse  est)  habe 
ich  nicht  angemerkt,  wol  aber  ein  tes  ist  tiirft  aus  N. 
Blh.  2.  mhd.  erscheint  jenes  oft:  des  enwas  nilit  not  Nib. 
69,  2;  des  ist  not  Iw.  1931;  des  was  im  ouch  Jiut  Ivv. 
6552;  des  im  not  was  Iw.  1781;  des  in  (iis)  was  not  Iw. 
3343;  nu  ist  iu  lihte  guoles  not  Iw.  6615;  iu  ist  beiden 
ruowe  not  Iw.  7725  ;  mir  was  not  Ls.  1,  138  und  auf  der- 
selben Seite:  wie  not  ist  disem;  den  hundcn  was  niU  Bon. 
56,  29.  ahd.  mir  ist  zorn  (ira  moveor):  theiz  imo  zoru  was 
0.  IV.  19,  59.  mhd.  mir  ist  zorn  (irascor)  ]\ib.  2284,  4.  Wh. 
118,14;  ime  was  an  mich  zorn  lvv.702;  ir  ist  ilfniich  vasle 
zorn  Iw.  2225;  diz  ist  dime  vater  zorn  Bari.  27,  31;  im 
was  diu  rede  an  im  zorn  Bari.  16,  28.  ahd.  mir  ist  anado 
(mir  widersteht):  der  dir  lilo  ando  was  (([ui  indignissinius 
tibi  videbatur)  N.  Bth.  204.  alts.  mt  iä  ando:  lölh  was  thnt 
suitlio,  allon  them  ando  Hei.  105,  14.  mhd.  mir  ist  ande 
(niilii  repugnat) :  iu  ist  ande  iuwer  arnuiol  \\  igai  5948; 
daz  was  in  allen  ande  "N'N  igal.  1 1484  ;  nu  was  im  aber  als 
ande  daz  spcr  Trist.  8992;  ir  was  das  leben  aiule  Trist. 
11795;  der  troum  was  im  sere  ande  Trist.  13543;  diu  läge 
was  Trislande    vil   inneclichen    ande  Trist.   15164;    iu  was 

*)  gleicli  der  {jotli.  und  alid.  ronstrnicreii  sIa\is(Iio  spiaciien  sub- 
slaiitiva  mit  sein  und  dem  aec.  des  pcrsünl.  pronomens,  z.  I).  scrl). 
ft(f;a  me  je  (lionesco ,  buclistäl>licli:  mich  ist  scliaiider) ;  sloven.  mc 
Je  z/iuda  (oiicli  ist  wunder);  i^a  Je  grösa  (ibii  sclinudert). 

(.)    2 


214  einfädle r  salz. 

(16  ztio/ciiiniiilcr  \il  an^cr  inul  vil  .uiilcr  ']  ritl.  1784.5; 
ioduch  was  im  nilil  8o  aiide  Mar.  22;  mir  ist  aiidf  Kail  2iJ^ ; 
wa'rez  iinscuii  lienoii  aiide  iMs.  1,  174'^.  inelircre  ditlilcr 
bedienen  dicserredensarl  sich  niclil.  alls.iniisi /uirm  (dolore 
jiie  af(icil) :  tlial  Nvas  allun  llii-m  liudlun  iiaiiii,  tliein  niaiinwn 
an  iio  iiiude  Hol.  83,  G.  ags.  wje  j5  sär:  lliiil  nie  Js  on  nilmini 
mrulc  svii  sär  ('.27,  30,  mlid.  mir  ist  tnujemach :  ilii  was 
ix  iine  ungeinacli.  IJiiil.  3,  77.  nilid.  mir  ist  rdl :  iu  ist 
des  nlclielM  viil  Jlii.  3989.  nilid.  mir  ist  erucst  iw.  7902; 
nhd.  mir  isl  es  ornsl  damit. 

Sclion  bei  einigen  dieser  ausdrücke  habe  ich  das 
ficlnvankcn  der  siibslaiillvischen  )>eueutung  in  die  adjeclivi- 
sclie  angemerkt,  nameullicli  bei  van,  niet :,  eI)eiiso  schei- 
nen not,)  dürft,  scr ,  zorn ,  ja  selbst  autle  d;:rclj  die  vei- 
lührcrischf  gleiclistellung  solcher  slructiii'en  mit  andern,  in 
welchen  cnlschiedne  ndj.  wallen,  adjeclivisiert ,  wie  sich 
bcsouders  au  der  bildung  comparaliver  Junnen  ergibt,  oder 
man  miisle,  die  Substantive  ualur  festhallend,  jiach  grie- 
cliischcr  weise,  coniparation  der  subst.  annehmen,  iencni 
nieter ,  uiclesta  zur  seile  steht  ein  ags.  superl.  siiröst  C. 
122,  19,  ein  mhd.  comp,  ander,  dürjiter ,  nteter ,  wofür 
h«ruacli  noch  belege  erfolgen  sollen.  auch  mag  den  ad- 
jectivisch  gewoidnen  sinn  bestärken,  daÜ  sich  der  allere 
gen.  der  «acli«  in  einen  uom.  wandelt,  so  gut  W.  zwi- 
schen des  ist  luih  niet  und  daz  ist  xnih  niet  unterscheidet, 
darf  neben  daz  ist  »lir  zorn ,  daz  ist  mir  ande  w  enig- 
slens  ein  früheres :  des  ist  mir  zorn ,  des  ist  nur  aude 
vermutet  werden.  indessen  entscheidet  hier  nom.  oder 
gen.  weder  für  das  eine  noch  für  das  andere,  da  sich 
sowol  neben  dem  subst.  der  uom.,  als  neben  dem  adj.  der 
gen.  verlheidigen  liißt.  wenn  Ben.  wb.  zu  l\v.  s.  326.  588 
bei  not  und  zorn  überall  nur  den  adjectivbegrif  behaup- 
tet, scheint  mir  das  zu  weit  gegangen. 

Von  den  fallen,  wo  cntschiednes  adj.  mit  dem  vcrb. 
subst.  einen  impersonalbegrif  bildet,  gebe  ich  hier  nur 
einige  beispiele  an,  da  noch  spater,  bei  der  frage  zwischen 
adj.  und  adv. ,  auf  diese  redensarten  zurückzukommen  sein 
wird.  mhd.  mir  ist  qer  (mich  gelüstet) ;  mir  isl  leit  (mich 
schmerzt);  mir  ist  tiure  (mich  betürel);  mir  ist  vremde 
(deest  mihi):  in  waren  aller  hande  cleit  \remde  Ivv.  4920; 
mtV  is,t  uniiuere ^  mir  ist  swwrej  mir  ist  fj ach  {ich  eile); 
mir  ist  yewant  Parz.  11,  8.  Trist.  1657.  1874.  1908.  4072. 
4547.  11841;    u.  a.  m. 

Außer  dem  verbi  subst.  hilft  nun  aucli  werden  ähn- 
liche imn^rsonalformen  ex'zeugen. 


verhuin.     personen,     inipersonalia.         245 

merkwürdig  ist  die  ahd.  und  nilul.  forniel  mir  xvhdii 
■piuiz,  mir  ivivt  hiioz  (satfsraclioueni  retipio ,  daiimuin 
i-esarciUir  niiJii)  deslialb,  Aveil  in  ihr  (und  analogen  Avei- 
teren  auwendungen)  niü  das  volle  (wort  puoza,  nihd. 
buoze ,  immer  jene  Verkürzung  gebraucht  Avird;  gchwer- 
lich  laßt  sich  das  gotli.  kar  für  kara  (s.  242)  vergki- 
clien.  ein  masc.  '*)  oder  neutr.  puoz,  neben  dem  fem. 
puoza  zu  vennutcn  ist  man  nicht  berechtigt,  denn  es  'svärc 
schwer  zu  begreifen,  warum  der  impersonelle  fall  das  fem. 
aussciilielien ,  sonst  aber  nie  die  einsilbige  form  erscheinen 
sollte.  thes  warlli  imo  sdr  buoz  (dafür  ward  er  bald 
schadlos  geliallen)  Ludw.  6.;  es  wirdit  mir  buoz  N.  ,  . 
in  den  mhd.  belegen  reicht  man  besser  nn't  der  erklärung 
aus:  ich  werde  von  etwas  frei,  komme  davon  los,  ohne 
an  ersalzleistung  dafür  zu  denken,  so  w^irt  iu  des  tuskens 
buoz  ]Mar.  104',  ime  des  niemer  mere  sol  werden  buoz 
Eu.  3526;  iz  en  mac  niht  wesen  buoz  En.  3990;  doch 
wart  im  selten  kumbers  buoz  Parz.  12,  24;  mir  w'irt  vil 
selten  kumbers  buoz  JMs.  2,  26«^;  als  im  des  danach  wir- 
det  buoz  Wh.  188,  28;  der  (ejus)  wirt  iu  buoz  Iw.  3412; 
der  (lisl)  sol  uns  leides  werden  buoz  Wigal.  3785;  daz 
im  werde  buoz  siner  schände  "VVigal.  3836;  mirn  wirt 
niemer  jAmers  buoz  Wigal.  8488;  dem  wirt  selten  sorgcu 
buoz  Frcid.  83,  4;  dem  wirt  ouch  niemer  sorgen  buoz 
Freid.  87,  3;  dir  wirt  der  sorgen  buoz  Bari.  18,  1;  sus 
wirt  ir  beider  buoz  Fieid.  127,  7 ;  daz  im  wirt  sinne 
buoz  (er  um  seine  sinne  kommt)  Ms.  2,  124^;  es  wirt  dir 
Ithle  buoz  Bari.  17,  25;  der  8Nv;v:re  wirt  mir  niemer  buoz 
Bari.  290,  2 ;  dem  ist  genuden  worden  buoz  (der  hat  nicht 
auf  gnade  zu  rechneu.)  **)     weder  ein  ninl.  boet  noch  boelo 


*)  wenn  der  späte  Siulienwirt  2,  R  wirklich  setzt:  wer  mnclicl 
sorgen  siiezen  puoz,  so  liat  er  3;i,  21  die  iiuiosten  leiden  swrere  puoz  s 
unmuoz !  kaum  ist  lliiu  .siic/.en  scliwaeliö  weil)l.  form. 

**)  liier  jene  anaJoj^ien,  wobei  kein  eiiieiiUielior  impersonnlbcrrrif 
waltet:  alid.  tö  tela  in  (euni,  den  L'lysses,  in»  text:  niisernns  dnren» 
peste  solvent)  is  Wercuiins  puoz  (Itel'reite  ilin  davon  M.)  N.  litli.  200; 
mild,  der  tet  uns  (acc.  ?)  nianger  sorgen  buoz  Freid.  12,  14;  ioti 
sage  iuclis  iasters  buoz  (exsolvo  vos  a  eriniine)  Parz.  673,  27.  iiacli 
diesen  ace.  des  subjecls  niöciite  man  ein  adjectixisclies  buoz,  im  sinne 
von  frei  luid  ledig  annehmen,  al)er  von  dein  gangbaren  mir  wirt  buoz 
war  es  ein  leichter  scliriu  auf:  ich  tnon  dicii  buuz,  ich  sage  dich 
l)uoz,  um  so  mehr,  da  ANoltVani  auch  den  dat.  des  sul)j.  dazu  con- 
struiert:  ir  I  •  t  mir  site  buoz  Parz.  315,  17;  einen»  luot  min  dienst 
buoz  Parz.  320,  2(5;  zwcilellialt ,  wie  in  <ler  slclle  Krcidanks,  ist  <lcr 
casus  iu  folgender:  die  täten  buoz  des  lebeus  nianogcn  kri^^lcn^lall 
(acc.  sg.  oder  dal.  pl.)  Wh.  .3i;ü,  20.  den  schaden  buoz  mache» 
(resarc'ire  damnum)  Martina  20H. 


2/1  ()  ei II Jacher   Sdtz. 

in  glelclier  vo'wendiuig.  Par.illt'l  inil  mir  wirl  Imoz  lanfl  das 
iiilid.  mir  tvirt  int,  und  wie  lin.  3989.  90  beide  siibsl. 
vcrbiiiulcri  werden,  heißt  es  Ivv.  3412  der  (nol)  >virl  in 
biioz  linde  r;U;  ferner:  des  wirt  danne  giiot  rat  l\v.  944; 
CS  ^virt  gnot  rat  Iw.  4629;  der  andern  wirl.  guot  rat  Iw. 
.'>2!)0;  ni?ner  vrouwen  (gen.  oder  dat.l')  wirt  -svol  rat  Iw. 
3107;  so  wiirdes  dcsic  bezzer  rat  Iw.  1643.  nlid.  etwa 
noch  in  der  forniol :  dafür  wird  ralli,  dem  kann  geholfen 
werden,  uilid.  mir  ivirt  ernest :  ob  es  iu  ernest  wirt 
oder  ist  Iw.  7902;  daz  im  wart  ernest  Troj.  3554:  nhd. 
CS  wird  mir  ernst  aus  der  sache.  alls.  nii  wirdid  luirm: 
tlio  ward  llial  lievencuninges  büdon  liarm  an  is  müde  Ilel.  5, 
1 1.  mhd.  viir  wirt  dürft  oder  not,  Par/.  35, 1 1  :  adjeclivisch  : 
nie  rosses  dürfler  (al.  nn'ler)  wart  \A  \\.  42,  23  ;  uns  wart 
im  nie  niht  so  noles  (:  brutcs)  Aw.  2,  236.  m\n\.  mir  %virt 
Zorn  Bari.  11,  20.  Unverkennbar  ist  das  adj.  in  dem  alid. 
iz  wirdit  sein  (apparet) :  lliaz  ward  lilu  scui  0.  ad  Lud. 
39;  thaz  wurli  goles  werk  io  sctnaz  0.  111.  20,  12;  daz 
wirdit  Silr  demo  skin  N.  Ar.  106.  mhd.  ez  xvirt  schinz 
daz  wart  wol  schiii  an  in  zwein  Iw.  7369 ;  daz  wart 
wol  an  dem  knappen  schJn  Iw.  5583 ;  daz  ist  dicke  wor- 
den schin  Nib.  10 1,  4;  daz  wart  vil  balde  sclii'n  Parz.  27, 
14;  auch  mit  dem  dat.  des  subj. :  ieslichem  man  wart  nie 
so  tlurlu  gäbe  sclun  Parz.  786,25;  ich  wände  daz  mir  solte 
ir  Irust  du  werden  schm  ]\Is.2, 196^*).  was scMnM\"\gn{  10443. 

Beides  sein  und  werden  dienen  zur  umsclircibiing  ein- 
faclier  zeit  und  wetterverliaUnisse  mit  subst.  und  adj.  nlid. 
e*  ist  (Avird)  ta(f ,  nacht,  morgen,  abend  ^  es  ist  (wird) 
spät,  frühe,  hell,  dunkel,  halt,  warm,  hei\S ,  kühl. 
goth.  than  seitliu  varth  oil'iag  d'h  y6V0jtiev7;g  INlattli.  27, 
57;  itli  sve  seilliu  varlh  oig  ^h  o'pia  iyeraro  Joli.  6,  16. 

Einigemal  vertritt  haben,  und  noch  öfter  nehmen  oder 
fangen,  zuweilen  geben,  thuu  die  stelle  des  mit  einem 
nomen   und  dem  acc.  der  person  verbundnen   sein. 

mhd.  mich  hat  wunder  (mlror,  gleichsam:  wunder  liat 
mich  eingenommen,  sich  meiner  bemächtigt):  michel  wun- 
der si  hOte  fandgr.  147;  deheiuen  des  wunder  habe  (nemo 
mirelur)  das.  183;  den  künec  hele  wunder  Nib.  110,  1 ;  wun- 
der nach  des  hatjNib.  906,  1.  1521,  4;  gröz  wunder  mich  liAl 


•)  hierzu  veilialt  sicli  das  Iiäufif^e  scliiii  tuon  wie  zu  biioz  werden 
l)noz  tiioii :  ich  tiioii  iu  helfe  stliin  AVij;al.  7989;  daz  tuot  or  nlle  ta{!;e 
scliin  das.  10291  ;  tAteii  schin  das.  10457;  tit  schiii  Trist.  12714.  Ganz 
substautivisch  ist  alier  das  nhd.  c?  hat  den  schein,  dr.s  ansehn,  aussehn. 


verhiun.     persojien.      uiipeviionalia.         247 

Flore  1146;  luicli  nuioz  wunder  liuu  RIs.  1,200^';  ei  beide 
hut  des  wunder  Bit.  4832;  vil  nvicliel  wunder  niicli  des 
lial  Bit.  10330;  die  ander  Iiete  *)  wunder  Bit.  11767.  slalt 
des  acc.  den  dat.  der  person  nur  einmal:  inie  des  wunder 
Lete  Alex.  3143.      nlid.  mich  hals  wunder. 

inlid.  inxch  hui  hiula:  si  (eani)  liet  es  vasto  lifcle  (rem 
penilus  occulere  studebat)  Nib.  1311,  3,  in  welclier  stelle 
aber  auch  si  für  den  nom.  genommen  werden  darf,  und  dann 
entspringt  eine  pei'sönliclie  conslruction;  und  in  (eum)  des 
niht  lirele  hat  (ncque  celare  cogilat)  Freld.  70,  13,  \vo  mein 
bjuder  die  lesart  vorzieht:  luid  des  h;vle  niht  enhal,  wie 
Bit.  2188  stellt:  httlc  het  er  des  geiuioc.  auch  scheint  der 
persönliche  ausdruck:  icli  han  es  ]ii\;le  fast  naliijüclicr  als 
der  unpersönliche:  n)ich  hat  es  lucle,  wie  wir  nhd.  nur 
sagen  können  :  icli  habe  es  hehl,  der  hehlende  wird  nicht 
durch  das  geheimhallen  (wie  der  sich  wundernde  dvu'ch 
das  wunder)  ergriffen,  sondern  er  will  auf  andere  einwir- 
ken, doch  ist  das  impersonale  gerechtfertigt  in  dem  paral- 
lelen: mich  niml  es  lüde. 

nhd.  micli  hat  freuide :  den  rlltcj-  iiet  frembd ,  da  er 
sah  sein  wesen.     weiii  riller  StraUb.   1514,   10*^. 

mhd.  mich  niml  ivunder:  Abram  wunder  genam  Diul. 
3,  64;  michel  wunler  in  genam  üiut.  3,  74;  nuchel  wun- 
dei'  si  des  nam  Kolli.  fi!i3.  En.  9280;  michel  wuiuler  mich 
nam  Alex.  5110;  nimit  mich  michel  wiiiider  Alex.  3155  vgl. 
5792;  si  na;me  des  michil  wunder  Alex.  2299.  2707;  des 
mac  u(h)  nemen  michil  wunder  Alex.  4896;  den  kunec 
nam  dos  wunder  Aib.  81,  1;  mich  nimel  des  wunder  PSib. 
1,53,  1;    des  lat  iuch  alle  wunder  nemen  Ms.  2,  127*;    die 

*)  es  stellt  /lallen,  was  sicli  in  srliutz  nuiiiueii  \l\[\t ,  da  die  pei- 
sünliclie  redcnsart  innnlar  liAn  auch  .sonst  vorLomnif,  •/..  1).  Alex.  5lö<> 
.si  wunder  liabeten.  Mruschaeli  tluilt  mir  ans  Jen»  15.  l(i  jli.  fol^etnli' 
helepe  mit:  das  icli  .ser  wunder  lia!).  IJrants  iianeiiscliir  I5as.  1494  An  ; 
das  ich  daran  ein  wunder  lial).  IMurncis  narrenl)esehw.  StralU».  1512 
Cii;  wie  wol  ich  lial)  ein  ^moIWs  wunder.  IN'nrneis  niülle  von  Scliwin- 
delsh.  1515  Avh ,  f^eiicliiiiat  Bas,  1519  in ;  lia.s  icli  ein  wunder  lia!> 
darab.  Murners  lutli.  narr  Stra[\b.  1522  biiii  ;  di.-^c  lierren  !)esnndiT 
hellen  dar  ah  ein  <^\o[\  wunder.  Lnrekers  lli.^t.  von  TlioreÜe.  SlralU>. 
(um  1500)  AviTi;  jict  er  wunder.  Esopus  lel)eii  h'reil).  l.'»39.  KU» ;  dinr 
ziikunllt  ich  gro|^  wunder  hau.  .Tac.  RiiÜ'  das  \y\^\\  .lesii  (^Inisti  /iirirli 
1545  K  lU»;  das  ander  drunil)  ich  wunder,  han.  .Jac.  Iliill's  spil  von 
Adamu.Heva  Zur.  1550  T\ii;  druml)  llcva  soll  kein  wuiulren  han  <ins. 
Tviii;  ich  liab  wunder  das.  \j  2;  des  han  ich  wunder  das.  I..  5'';  ich 
liab  kein  wunder  wailich  druinb  das.  M  5;  valter  des  soll  iiit  wnnrier 
han.  .löifi;  Wickrains  Tobias  Straj^b.  1551  Eiib.  Zweidentifj  ist  «lic 
iiinl-  conslrii«  tioii :  bedi  eiKlaert  nienicn  hel)i)en  wonder  l''ioris  82, 
iiachdein  iiiaii  nienien  l'iir  den  iioin.   oder  atc.  hiill. 


248  einfacher  salz. 

(illoa)  iiani  wuntlor  Trist.  ;>057;  daz  es  den  Jirn-plior  \s\n\- 
dcr  nam  Trist.  SfiTJ.  iilid.  »«/t/t  nimmt  wunder  *).  vgl. 
das  lat.  iniraii  suhit. 

nilid.  mich  niintt  Jirtvitze :  gcnuoge  iiiniel'  liitr  uDdur 
virwil/   uiulo  \viimlti"  Trisl.  lüHll. 

mild,  mich  nitnt  hiale  (occido,  tego?)  des  nani  in  ini- 
cliil  li;ile  Eu.  559'J-,  des  niinl  dicli  iniclicl  li;ile  Wn.  10418; 
des  nain  si  miclicl  lulle  Kii.  10644;  des  nam  si  grCy/.a  h/ile 
Ell.  8.53;  des  uam  in  nilit  linele  Tit.l.5S,  2;  iiinils  incli  nilit 
liiul  (wolll  ihr  nicht  gelieim  hallen)  Parz.  467,  20.  nlid. 
mich  mimmt  hehl:  veiiraw  vnder  tanset  kanni  eiin ,  Avas 
dich  hei  niinpt  (du  lichlen  sollsl)  belialt  in  gheiiii.  Tlioin. 
liircks  conioedia  von   doppelspilcrn  Tübingen    1590  p.  .51. 

ndid.  mich  nimt  äugest  (angor) :  niichel  angest  in  nam 
Diut.  3,  83;  K.rlniele(n)  des  lülzel  angest  nam  Kcinli.  1781; 
daz  e,z  Brangnenen  angest  nam  Trist.   12077. 

nihd.  mich  nimt  J'reise  (horreo):  in  nam  der  kurzen 
reise  gröz  angest  unde  freise  Trist.   9120. 

nihd.  mich  nimt  griiile  (horreo):  es  nami  ein  armen 
griule  Albr.  Tit.  8,  46,  in  einer  andern  stelle  aber  persön- 
lich: manger  niinet  im  griuleu  ab  der  richeit  *'"). 

mild,  mich  nimt  tnr  (aegre  fero):  Avaz  tur  nam  in  des 
(es  war  ihm  nicht  eben  recht)  Diut.  3,  108;  des  nam  in 
Kitzel  ture  (:  müre)  En.  9169,  er  achtele  darum  keine  kosten, 
häufiger  steht:  mich  nimt  untiir  (aegre  non  fero):  nimt  siu 
vil  initur  altd.  bl.  1,  223;  den  herren  nam  vil  untur  Parz. 
19,  10;  die  (quos)  hoher  tat  nam  iintur  Turl.  ^Vh.  44*; 
die  (({uos)  untur  nimt  das.  7.5^  mich  nimt  luitur  das.  87^; 
des  nam  si  vil  unlure  Giidr.  3160;  mich  nam  des  initure 
Bit.   6547:    des  mac  iuch   nemeii    untüre  Bit.  12668. 

nhd.  mich  nimt  fremde  (mich  befremdet)  Schm.  1,  613; 
kenst  du  mich  nit,  daz  nimpt  mich  frempt;  das  den  künig 
fremde  uam;  in  noch  fremder  nam;  in  daz  frojnde  nam 
Decamoron  (Ulm)  16^^  45'^  56^^  111^;  laß  dich  das  nitt 
fremd  nemen  Reisersbergs  poslill  SlralUj.  1522.  2,  14.  4, 
16^':  dcrhalben  nimpt  michs  sehr  frembd  Tischarts  biueu- 
korb  1588,  741^*-*). 


*)  sich  wunder  iielimen  :=  sicli  wunHern:  des  soll  sich  Djeniant 
v^under  iiemeii.  decamcroii  23»;  du  soitest  dicIi  sein  groß  wunder  ne- 
men da.=.  ;^23d;  sie  namen  des  groU  wunder  "Weiß  ritter  89a;  mau 
nam  wunder  Keisersl)ergs  postili   1522.  3.  51. 

")  vgl.  das  franz.  il   nie  prend  envie ;    envie  lui  en  prend. 

"*)  aber  auch  sicii  eines  fremde  nelimrn:  der  aht  sich  des  iniinches 
fremde  nam.  decameron  l.^d;  soliclier  fieiintschafte  Andreurzo  sich 
fr(ia>de  nam  und  sorc  wundert  das.    \Q^>. 


verhum.     persoiieti.     i/npersoiialia.  040) 

alid.  tiiih  hifultit   tviintar  (mbor) :    sie   wunlar    gifiang 

0.  ]11.  16,  4;  ni'ili  kefaliet  ^vunder  N.  Btli.  211.  nhd.  mich 
piiKjt  verlanijen :  uns  lieng  nacli  dir  scliier  verlangen. 
Val.  J3ollz   ohuig  Davidis  Bas.  1554.  C^ 

nlid.  mich  (jiht  wiindtr.  Siniplic.  2,  63.  285  und  noch 
üflcr;  CS  gab  niicli  wunder,  so  gibt  mich  wunder.  Spring- 
insf.  23.  77;  daU  mich  nocb  wunder  gibt.     Courage  cap.  121. 

unl.  het  ijcf't  mi  vremd  (miror) :  in  der  aus  Fischarts 
bienkorb  angeiührlen  stelle  hat  des  Marnix  original  1572 
s.  70:  derhalvcn  gceft  het  my  seer  vreemt. 

nhd.  mich  kommt  die  reue  an,  die  (tnqst ^  die  lust. 
die  nolh  heyreift  mich.     Simplic.  2,   166. 

nhd.  mich  sticht  der  Jurtvitz ,  die  neunter, 

ags.  nie  hricdh  Jyrvit  (mich  bricht  der  lürwitz^  ich  bin 
neugierig):  hine  fyrvit  briic.  B.  463. 

iilid.  mir  thnt  noth  (egeo);  vgl.  das  transitive:  ther 
hungar  duit  hno  es  nut  0.  IL  4,  33  ;  mhd.  es  titot  mir  not 
Bon.  16,  17.  32,  25.  35,  10.  48,  43.  51,  6.  52,  42.  58, 
61.  72,  27.   72,  41.   85,  16.  89,  43. 

mild,  mir  (jet  not  (necesse  est):  des  gie  in  wncrlichen 
not  Nib.  71,  4;  des  gie  dem  beide  not  ]\ib.  460,  1;  des 
get  mir  wecrliche  nut  JNib.  864,  4;  der  vrage  get  mir  gruziu 
not  Rl. 

Es  ergibt  sich,  daß  mit  verschlediien  ausdrücken  für 
denselben  impersonalbegrif  abgewechselt  werden  konnte, 
z.  b.  mich  wundert,  mich  ist  wunder,  micli  liTit  wunder, 
mich  nimt  wunder,  mich  gevtut  wunder,  mich  gibt  wunder, 
neben  dem  personalen  ich  liiin  wunder. 

Nach  aufzahlung  sämllicber  impersonalien,  wobei  ich 
freilich  den  hochd.  dialect  eher*)  erschöpft  liaben  werde 
als  die  übrigen,  ist  noch  zu  bemerken 

1.  das  zusanmiengcscl/.le  priit.  wird  meist  mit  haben,  zu- 
weilen mit  sein  gebildel  :  es  hat  golngt,  gedonnert,  ge- 
blitzt, gescbiieit,  geregnel;  ez  hat  gesnigel  Anigb.  1 1''  (vgl. 
Farz.  446,  4)-,  in  Albr.  Tit.  aber  einmal:  sam  all  ilie  wochen 
Irunzen  wtere  gesniel;  morgen  dö  cz  wus  erläget  \\\.  5867, 
ganz  wie  andere  mit  er-  componierle  inlransiliva   sein  er- 


')  nooli  nianclie  müssoii  sicli  n:\clitra p;oii  lassen,  für  <lie  es  mir 
IVA  pificntlicil  iiniuTSÖnlichen  bclefioii  {rchriclit :  mir  heciiitotU-Lu  niincs 
wiiies  stimnia  (iiülii  iiinotcscit  vox  dilotti)  W.  41,  2(!;  mir  fi;dt  (nietuo)  : 
ticri  er  c^öt  ((jiios  terrct,  a  (iiiilms  tinietur)  N.  lUli.  KU;  mi/i  ]>ruler 
(iiH)vet,  turl)al):  tiii  sol.u  ne  hriilet  nii-lit  liii  iiiij,'i'li:iril:«  des  men-s; 
in  iie  brütet  ler  sciiz  N.  lUli.  18;  luih  c/n-löt  (aflli^jor):  daz  sie  cliclot 
N.   ps.   lOiJ,  6;  mich  miicl :   njüct  iiicli  dazV  Nib.   121,  2. 


1>50  ciitf'civlur  sdlL. 

iortlern  (s.  162.  163.)  die  iinppts.  dof,  ckels  iiml  Unwillens 
nehinon  haben:  iiiii-  liul  gei'kcll,  gt-giaiiscl ;  ilic  der  olin- 
niaclil  sein:  ir  iras  gcswniideii  l'rngtn.  42'';  doil  wirkt 
innere  lll.ili^k(•il ,  liier  liorl  alle  auf.  rnicli  ist  geiiiiweii 
Troi.  lf).S72;  daz  7vas  in  du  geriuwen  'J'roj.  16720,  mich 
bevilt  bildet  das  priit.  niicli  hat  bevill:  cz  hele  eiu  armen 
man  hevill  Wh.  356,24;  ebenso  :  mich  hat  belürct,  mich 
hat  gcniiegel.  dagegen  heilU  es:  mir  ist  erscliozzen;  mir 
ist  zerunncn;  mir  ist  geKchel  (geliehen  Mar.  7'J;  mir  ist 
missegangen,  bei  träumen  schwankt  das  anxiliare:  mir  ist 
getroumot  llolh.  2339;  mir  ist  getroumet  Nib.  144'J,  3. 
Ben.  343;  ist  mir  getroumet  min  leben':'  Iw.  3577.  W  allh. 
124,  2;  als  ez  im  getroumet  wicre  Iw.  3568;  al)er:  mii- 
hat  getroumet  michel  lugeiit  3517.  der  unterschied  faUt 
sich  so  auf:  wenn  bloß  das  creignis  des  träuniens  gemeldet 
wird,  heißt  es:  mir  ist  getroumet,  wenn  aber  der  gegenständ 
des  trdumes  erzahlt  werden  soll:  mir  hat  getroutnet.  be- 
merkenswerth  noch  die  redensarl:  ^vaz  iuwe  ivära  tjescu- 
inet  Diut.  3,  96  (mythol.  667.)  nhd.  es  hat  mir  geahnt, 
geschwant. 

2.  in  vielen  fällen  steht  uns  die  wähl  frei  zwischen  ])cr- 
sünlichcm  und  unpersönlichem  ausdruck ,  z.  b.  ich  friere 
=  mich  friert;  du  frierst  =z  dich  friert;  er  friert  =  ihn 
friert;  icli  träume  =  mir  träumt;  ich  bereue  =  es  gereut 
mich,  genauer  genommen  besteht  aber  eine  Verschieden- 
heit des  sinnes,  das  persünliche  wort  ist  innerlicher,  als 
das  impersünliche,  Avelches  gleichsam  erst  ein  unbestimm- 
tes drittes  setzt,  wodurch  auf  das  subject  eingewirkt  wird. 
Findet  dem  reflexiven  verbo  gegenüber  sich  ein  iniperso- 
uales ,  z.  b.  ahd.  ih  niotun  mih  =  mih  niotut,  oder  nhd. 
ich  wundere  mich,  freue  mich,  ärgere  mich  =  es  wun- 
dert, freut,  ärgert  mich;  so  hat  das  mich  der  letzteren 
ausdrücke  eine  ganz  andere  beschalTenheit ,  als  das  der  er- 
steren.  dieses  ist  reflexiv,  jenes  lücht.  daher  auch  dem 
Dichtreflexiven  ich  friere ,  ich  träume  docli  ein  luipersönli- 
cher  ausdruck  mit  mich  zur  seite  steht.  noch  deutlicher 
lehrt  das  die  dritte  person :  er  ärgert  sich  =  es  ärgert 
ihn  5    sie  freuen  sich  =  es  freut  sie. 

3.  gleich  den  lat.  oportet,  taedet,  piget,  pudet,  poenifet, 
nur  impersonal  gebräuchlich  sind  heutzutage  wenig  oder 
keine  solcher  verba.  denn  wir  können  nicht  nur  sagen  : 
mich  reut,  mich  verdrießt,  mich  erbarmt,  mir  scheint,  son- 
dern auch:  du  reuest  mich,  diese  schritte  reuen,  ver- 
drießen nüch,  diese   dinge  scheinen  mir  abgethau ;   wie  ne- 


verhidii.     personell,     iinpersoiud'ui.         251 

bell  dem  lal.  niiseret  me  noch  niisereo  und  niisereor  statt 
fanden,  so  begegnet  auch  das  nihd.  mich  bevih  persön- 
lich: ir  betet  iuch  bevih  Parz.  415,  28  ;  von  allen  wart  bevilt 
Parz.  174,  16;  svvä  im  kumbers  wftre  bevilt  Parz.  687,  19. 
die  obne  begleitendes  pron.  auftretenden  Impersonalia  es 
regnet,  es  donnert  u.  s.  \v.  können  leicht  persönlich  ge- 
dacht werden:  gott  donnert,  die  wölke  regnet,  wegen 
dieses  Zusammenhangs  beider  ausdrucksweisen  habe  ich 
kein  bedenken  getragen  unter  die  belege  einzelner  unper- 
sönlicher verba  auch  persönliche  fälle  mit  aufzunehmen, 

4.  die  unpersönlichkeit  ist  desto  entschiedner,  sobald  ein 
gen.  der  sache  oder  ein  prapositionenverlialtnis  Iiinzutritt: 
es  reut  mich  dieser  liandlung  ,  es  verlangt  mich  nach  dir. 
insofern  es  (=  das)  nominativisch  stellt,  ist  eigentlich  erst 
das  neutr.  der  dritten  person  vorhanden,  z.  b.  es  freut, 
betrübt,  wundert  mich;  daraus  aber  erwachst  unmittelbar 
das  impersonale.  auf  diese  weise  erscheint  die  zahl  der 
unpersönlichen  verba  ganz  unbeschränkt,  imd  fast  von  je- 
dem intransitiv  und  reflexiv  lätU  sich  die  dritte  person 
des  sg.  unpersönlich  gesetzt  denken,  z,  b.  es  glüht,  es 
brennt,  es  lauft  über,  es  eilt,  es  hat  eile,  es  versteht 
sich  u.  s.  w.  bei  nicht  wenigen  aber  hat  der  Sprachge- 
brauch sich  gegen  die  inipersönliche  anwendung  entschie- 
den ,  niemand  sagt  z.  b.  es  schämt  mich,  es  erholt  mich 
für  ich  schäme  mich,    erhole  inich. 

5.  streng  genommen  können  die  von  s.  241  an  aufge- 
führten, mit  einem  Substantiv  und  andern  verbis  gebilde- 
ten Impersonalia  nicht  für  solche  gelten,  sie  lunschreiben, 
ersetzen  bloß  eigentliche  Impersonalia.  In  den  sätzen :  es 
ist  tag,  es  wird  nacht,  es  nimmt  mich  wunder  ist  ein 
prädicierles  siibject  vorhanden ,  das  man  sich  sogar  perso- 
nificlercn  kann.  da  sie  aber  in  der  gewöhnlichen  ab- 
stracllon  den  impcrsonellen  sätzen:  es  tagt,  es  nachtet,  es 
wundert  mich  völlig  gleich  stehn,  so  schien  mir  ihre  ab- 
handlung  hier  unvermeidlich,  wird  mit  einem  adj.  uin- 
schricbon :  es  ist  kalt,  es  nimmt  mich  fi-enule ,  so  leidet 
die  Inipcrsonalltät  keinen  zweiFel;  weil  mm  adj.  und  snbst. 
liier  nicht  selten  schwaiiUcn,  war  die  aiisscIilielWmg  der 
substantivisch  gebildeten  redensarten   noch  weniger  lluinlich. 

6.  nach  dem  vom  inipersonale  abhängigen  tlat.  oder  ncc. 
ließen  sich  die  reihen  nicht  ordnen  ,  Nveil  beide  casus  dia- 
Icclisch    wechseln.        im    "anzen     zeigt     die    alul.   mundarl 


'^S2  einfacher    salz. 

auch  hier  grölk've  iieli;ung  /um  arc.  der  eine  oder  der 
andere  casus  iu  zusamnieiigesel/.tcn  rcdensarlen  sliiunit  zu 
dem  der  einraclieii  iini)er6onah'a ;  so  licilU  es  mich  uiiiit 
lOlr  wie  mich  beU\ret ,  und  mich  ist,  lial,  niinnil,  fangt, 
gi!)l  wumler,  wie  mich  wundert.  doch  will  ich  den  acc. 
in  mik  ist  kara ,  inih  ist  wuntar,  mili  ist  iiiot  aus  diesci- 
analogic  allein  uiclit  erklaren,  da  "vvii-  zwai-  ein  alid.  inili 
■WMinlarul ,  mih  niolut,  aber  kein  golli.  mik  kar;iilh  oder 
karulh  aufzuweisen  liabcn ,  und  der  acc.  auch  bei  den» 
einfachen  sein  und  werden:  mih  ist,  mih  wirdit  auftritt. 
Von  einem  persönlichen  gen.  bei  impersonalien  kenne  icli 
kein  beispiel.  denkbar  wäre  vielleicht  ein  ahd.  min  zilöt, 
tnin  ilit,  mhd.  mhi  zouwet  (nach  s.  33.  35.)  doch  alid. 
mir  zawet  (s.  237.) 

7.  durch  vorschiebnng  dieses  persönliclien  pron.  wird  je- 
desmal das  xinl)eslimnite  neulral|)rnnonien  iinnölhig:  mir 
mangelt  =  es  mangelt  mir;  mich  dünkt  =  e^  dünkt  mich, 
obgleich  die  Wiederholung  nacli  dem  verbo  zulassig  (nicht 
erfordei'lich)  ist:  mir  maugelt  es,  mich  dünkt  es.  imper- 
sonalia,  die  kein  persönl.  pron.  begleitet,  müssen  das  es 
schon  seit  dem  ahd.  immer  behalten:  es  tagt,  es  scheint 
(videtur).  nur  im  goth.  fehlt  das  ita  überall:  rigneilh, 
seitlui  varlh ,  kara  mik  ist.  Unter  den  romanischen  spra- 
chen bedarf  bloß  die  franz.  des  vorgesetzten  t7:  il  pleut, 
il  neige,  il  g«le,  il  fait  chaud,  froid ,  il  est  besoin ;  auch 
wenn  das  persönliche  pron.  voran  gerückt  wii'd :  il  m'im- 
porte,  il  me  suffit,  ii  me  faut,  il  me  tarde,  il  me  parait, 
wie  wir  nicht  sagen  können.  im  ital.  und  span.  unter- 
bleibt, wie  im  lat. ,  das  pron.  immer:  ]>iove,  gela,  tuona, 
nevica,  grandina,  fa  caldo ,  freddo ;  llueve ,  hiela,  uieva, 
amanece,  anochece,  aconlece,  basta ,  es  menester  u.  s.  w. 

8.  auch  die  III  sg.  fiass.  kann  im  personell  gesetzt  wer- 
den, d.  h.  ohne  beifügung  des  subjects  im  oblicjuen  casus, 
doch  kenne  ich  kein  goth.  cjvithada  im  sinn  von  dicitur. 
die  späteren  dialecte  müssen  umschreiben:  es  vrird  gelau- 
fen (curritur),  es  wird  gesungen  (cantatur.)  oft  erhält  hier 
die  ausdrucksweise   durch  man  (s.  220.  221)  den  vorzug. 


Der  liiennit  schließenden  erörlcrung  aller  einzelnen  perso- 
nen  habe  ich  nur  noch  eine  aunterkuug  beizufügen  über 
ihre  gegenseitige  Vertretung. 


verhum,     persojien.  253 

die  erste  pcrsou  kann  nie  au  der  ZNveiten  oder  dritten 
stelle  gesetzt  werden. 

die  dritte  lilugegen,  nur  aber  in  dem  unbestimmten 
man,  vertritt  zuweilen  die  erste  oder  zweite  (s.  221.) 

-  wichtiger  ist  der  gebrauch  der  zweiten  person  statt  der 
ersten:  lali  uns  gehn,  laiU  uns  gelin!  für  eainus !  was  ich 
s.  88  abgehandelt  habe. 

im  gr.  und  lat.  epos  wird  die  dritte  ]jerson  nicht  sel- 
ten, durch  förmliches  anreden,  in  die  zweite  verwandelt, 
ohne  daU  dies  den  erzählenden  ton  stört,  außer  lat.  dich- 
tem des  JMA.  (Reiuh.  XCl.  mythol.  185.  186)  haben  es 
auch  neuere  epiker  nachgeahmt:  also  redetest  du,  ehr- 
würdiger pfarrer  von  Grünau!  *) ;  aber  du  sagtest  indeß, 
ehrwürdiger  richter,  zu  Hermann;  aber  du  zaudertest 
noch,    vorsichtiger  nachbar,   luid  sagtest. 

Von  dem  liöllschen  pron.  der  dritten  person  für  die 
zweite  im  nächsten  abschnitt. 


*)  bei  Voss  oft  bloße  anrede  und  pron.  zweiter  person,  ohne  ver- 
bum:  wann  er  im  {Trauenden  haar  dir  glich,  miidredender  Spener! 
Luise  3,  22;  wo  dicli,  redlicher  greis,  uaischwebeten  träume  der 
aiiiidung  das.  2,  4. 


254  eiujaclier    sulz. 

ZWEITER     AIJSCIlM'rT. 
NOMEN  IN  ElNl  ACHEM  SATZ. 

Was  von  ticin  veibmn,  in  bcziig  auf  den  eiiifachon 
salz,  zu  eioitcni  Mar  ließ  sich  alles  unter  die  grundej- 
sclieinuiigen  der  verballorni  Ijringen;  iibeiall  -wurde  das 
verbuin  (.labei  als  unal)li;iiii;ig  yedailil.  und  die  belratlituny 
seiner  abhiiui^igkeit  bleibt  dem  diillen  abscbnill  vorbehal- 
ten, der  einlache  salz  gewahrt  keine  läge  in  welcher  das 
verbuni  regiert  erschiene,  den  infin.  abgerechnet.  Anders 
beim  nomen ,  dessen  abhängigkeilsverhiillnissc  sich  meist 
schon  im   einlachen  salz   enllalten. 

Nach  auseinandcrselzung  des  nominalbegrifs  (cap.  1)  soll 
die  lehre  von  der  einslininiung  in  geschlecht  und  numeius 
(cap.  11),  dann  aber  die  von  dem  })ronomen ,  insonderheit 
dem  arlikel  (cap.  III.  IV)  und  den  beziehungen  der  llexions- 
form  (cap.  V)  vorgetragen  ^verden.  Nun  erst  kann  sich 
die  belrachlung  zu  dem  casus  wenden.  der  casus  ist  enl- 
^veder  ein  regierter,  abhängiger  (cap.  VI)  oder  ein  abso- 
luter (cap.  Vll)  und  hieran  schließt  sicli  eine  nähere  er- 
wägung  des  nominalen  adverbs  (cap.  VIII.) 

CAP.  I.    BEGRIFFE  DES  NOäIENS. 

Das  Substantiv  gibt  den  nanien,  das  adjectiv  die  be- 
schairenheit  eines  gegenständes  an.  sicher  war  auch  ienes 
bei  seinem  Ursprung  von  einer  eigenschaft  des  benannten 
dinges  ausgegangen ,  deren  bedeutung  sich  allmälich  ver- 
dunkelte und  in  einen  vielseitigeren  begrif  auilöste,  Avährend 
der  einseitige  sinn  des  adjeclivs  fester  beharrt.  aus  dieser 
Ursache  können  einer  spräche  eher  fremde  sidjstantlva  zu- 
gebracht werden  als  adjectiva,  welche  größere  Verständ- 
lichkeit fordern,  eben  darum  veralten  auch  adjectiva  leich- 
ter, weil  sobald  ihre  bedeutung  ei'bleicht,  ihre  auweudung 
stockt. 

Obwol  beide,  subst.  und  adj.,  aus  dem  verbum  ent- 
sprießen, so  steht  seiner  durchsichtigeren  bedeutung  wegen 
das  einfache  adj.  dem  stamm  noch  näher  als  das  einlache 
subst.,   und  auch  syntactisch  wird  dieses  engere  band  zwi- 


nonien.     begriffe.  255 

sehen  verbiim  uud  aüj.  zu  erkennen  sein.  Die  friiliere 
spraclie  beclarl"  -Nvenlger  adjecliva  je  melir  verba  ihr  noch 
eigen  sind ;  das  verbuni  selbst  prädicierl  was  nachlier  das 
adj.  mit  dem  Substantiven  verbo  umschreibt:  unser  alles 
niac  oder  maket,  das  lat.  >'iget,  valet,  pollet  drücken  un- 
gefah]-  aus  was:  er  ist  stark,  fortis  est,  aber  die  sonderung 
des  adjectivisclien  begrifs  wurde  nolhwendig^,  weil  er  mehr 
das  ruhige  Verhältnis  zu  bezeichnen  hat,  das  verbum  mehr 
das  thalige.  in  diesem  sinn  sind  die  salze:  der  bäum  ist 
grün,  das  feuer  ist  heiß  fühlbar  verschieden  von:  der 
baura  grünt,  das  feuer  brennt,  obschon  sie  oft  ein  luid 
dasselbe  aussagen. 

Den  verbis  ist  das  eigne  vermögen  eines  luimltlelbareu 
Übergangs  in  das  nonien  durch  die  purticipia  \  erliehen, 
aber  so  lange  im  participium  der  verbalbegrit  waltet  drückt 
es  das  Verhältnis  der  handhaig  immer  lebhafter  aus  als 
das  nomen ,  und  in  gi'üuend ,  brennend  liegt  darum  wieder 
mehr  als  in  grün  oder  heiß ,  ja  die  salze :  der  bäum  ist 
grünend ,  das  feuer  brennend  heben  die  continuität  der 
ihällgkeit  noch  stärker  hervor  als  der  bloße  verbalausdruck 
(s.  5.)  veraltete,  im  nomen  haftende  parlicipia  haben  sich 
dem  festeren  nominalbegrif  genähert;  so  sind  unsere  subst. 
freund,  feind  aus  allen  part.  präs.  liervorgegangen ,  in 
lieiland  ist  selbst  die  vollere  endung  bewahrt,  während 
andere  nur  in  elgennamen  verhärtet  fortdauern :  Wigand, 
Wieland,  Voland,  Berend.  ursprüngliche  part.  prät.  sind 
unsere  adj.  eigen,  kund  und  gewis  (s.  167),  inisere  subst. 
macht,  schuld,  kunst,  list ;  vielleicht  darf  man  andere  no- 
nüna  auf  ganz  verlorne   participialformeu  zurück  beziehen. 

Wie  sich  das  subst.  macht,  schuld  mit  dem  älteren  adj. 
mäht,  sculd  berührt,  so  sind  noch  viele  andere  Übergänge 
des  subst.  in  das  adj.  und  inngekekrt,  nacli  form  und  be- 
deutung ,  wahrzunehmen. 

Subslantiva,  die  den  character  oder  die  lebcnsart  ei- 
nes menschen  von  übeler  seile  ausdrücken ,  nidiorn  sich 
oft  dem  adj.,  z.  I).  der  mann  ist  ein  lügner,  spülter,  dieb, 
räuber,  esser,  fresscr,  trinkei",  wo  die  lat.  spraclie  sich 
gern  der  adj.  auf  ax  bedienl ,  niendax,  rajjax,  cdax,  vorax, 
bibax.  die  goth.  Hebt  in  solchem  fall  scliwachformige  masc. 
die  sich  zugleich  subslanlivisch  unil  ailjeclivisdi  auflassen 
lassen :  /<'//(<  Luc.  120,  20;  //«<y«y<i  Job.  S.  44  ;  t'Ji'tjn  Matth. 
11,  19;  ve.indriKjlja  Luc,  7,  o4;  aßlnKjhjd  ibid.  Kor.  .5,  11; 
manna  ilane])en  entscheidet  fast  für  ilas  adj.  viKa  (raptor)  Ist 
der  form  nach  eher  subst.,  und  noch  entschieduer  ihiubs  (fnr) 


256  riuj'iiclter  salz. 

hßrs(ailiillcf.)  muh  ille  «lid.  inlid.  iilid.  I'orm  aiil'  nri.  :iT(>, 
er  gcliörl  tlem  siibsl.,  l.ilU  sicli  aber  jiiclil  seilen  diiicli  ein 
adj.  \vle  diel)iscli,  spöllisch  erselzcn. 

Schwaclie  adjccliva  iiehnieii  siibslanlivlsclie  Itcdciilung 
au:  der  reiche ^  der  blinde,  der  arme  driicUt  uns  ans: 
der  reicbe  mann;  die  arme,  die  blinde:  die  arme,  blinde 
f]"au ;  das  jniuje:  das  jimi^e  lliier.  JMaii  vergleiche  das 
golJi.  nshüisla  (^egenus);  tinhullhu  uui]  nnhullhü  (daeniün); 
alid.  heiluiju  (homo  sanclus)  ,  vielleiclit  heidano  (elhnicns) 
gramm.  1,  lü7S;  mhd.  ein  stumbe  l\y.  4^1.  225'J;  ein  blinde 
Bar].  37.S,  27;  gotes  dihjliije  ßarl.  133,  11;  ein  zaye  (lu- 
gax),  dessen  adj.  form  seltner  isl :  tie  /^agusleu  A.  Blli.  'Jl. 
92;  ein  zager  inuot  ]Ms.  2,  246^*.  die  molion  ^veibli(•ller 
aus  solchen  männlichen  MÖrlern  isl  ^vIederum  subslanli- 
viscli:  mhd.  heidenin  (pagana),  diirffecjin  (egena)  kaiserchi-, 
15^;  dürjleijinne  Iw.  6403;  Iteilitjinne  (sancla.)  hierher 
gehören  auch  die  comparalive  und  Superlative  ahd.  heriro 
nilid.  lierre,  nhd.  herr  (dominus);  jnnijiro  (discipulus); 
ajtaro  (podex)  aftero  N.  ps,  77,  66;  eldiron  (parenles) 
nhd.  ehern;  vordaron  (majores);  furislo  ([)rinceps)  mhd. 
fürste,  nhd.  fürst;  ndliisto  (proximus)  nhd.  nächste,  goth. 
mit  eigner  ableitung  nehvundja. 

Auch  im  freund  und  verwandtschaftsvei-hallnis  steht 
einigen  adj.  subslantivbedeulung  zu:  der  (jeliebte ,  die  ge- 
liebte (früher  friede),  friedele);  der  liebste ^  die  liebste. 
das  gedieht  von  Dietrichs  ahnen  (sonst  kein  anderes)  ver- 
■\vendet  mehrmals  das  adj.  zart  (teuer,  carus)  für  das  subst. 
söhn:  Bltorolfes  zart!  6732;  Dielmares  zart!  4126;  der 
höhe  Dietmares  zart  5406;  Dietmares  zart  6313  j  des  un- 
get^iu^ven   Gibechen  zart  8368. 

Andere  zu  Substantiven  gewordne  adj.  findet  man  nach- 
her bei  der  ellipse  unter  3  aufgezahlt. 

Einzelne  masc.  und  neutra ,  seltner  feminina  starker 
form  pflegen,  voraus  in  mhd.  spräche,  umgekehrt  adjectivisch 
verwendet  zu  werden,  dahin  zahle  ich  kint  =z:  kindiscli,  mich 
.  duuket  des,  ir  sit  ze  kint  "VYigal.  3384;  swiget,  ir  Sit  gar 
ze  kint  Frauend.  10;  niemen  ist  su  kinder  Ben.  315;  die 
alten  süln  sin  desle  kinder  Ben.  437.  scinn  (splendor)  = 
apparens ,  inanifestus,  belege  vorlün  s.  246.  licht  (lux) 
:=  lucidus  ,  ahd.  liohtu  ziti  (lucida  tenipora)  0.  V.  22,  5 ; 
mhd.  diu  liehte  heide,  der  lieble  tac  Iw.  644.  1326;  die 
liehten  maget  Trist.  10893;  nhd.  der  lichte  tag,  an  dem 
lichten  galgen;  Ulf.  hat  die  adj.  bildung  liuhadeins.  nhd. 
zier  (decus)  mhd.  ziere,  ahd.  ziuri  (decorus.)  nhd.  (jlcmz 
(splendor)   =    mhd.     splendidus,     fulgidus,    einen    hehuea 


iwinen.     sub.st.  imd  adj.  257 

glänz  Nib.  1779,  1;    nacli  glänzen  bluomen  ]Ms.  1,   3^:    ein 
glaiizer   engel    Troj.  2926;    ir    gcreile  ^vas  von  golde  glänz 
\\  igal.    8888;     der    schilt    ist    im    ze    glänz    Wigal.  8544; 
ez    niaclilc  ,^vibes     ougen   glänz    Parz.   476,    8;     des    sper 
Avas    Hellt    von    varwe    glänz    (glänzender    färbe)    YV'h.   86, 
4;      anch    alid.    vermag    ich     bloI\    das    adj.    cufziuvcisen , 
glanzaru     (nitidiiis)    gl.    nions.    350.         mhd.    hVic    (splen- 
dor)  =  splcndidus  ,    reht  als  ein  siinnenblicker   schür  (re- 
genschaucr    den    die     sonne   beleuchtet)    Parz.  514,  20;    ein 
beleg  für    den   adj.  gc])raiich    des    einfachen  vvorls  geht  mir 
noch  ab*),      mhd.  j/e//>/ (snperbia ,    faslus)  ]\ib.  409,   1  nr 
lucidus,    superbns,    (ragen    gelpfen    muot  Nib.  621,  3;    ein 
gelpler   rublu  I-w.  625 :   liant    ir  gelpfen    schm    verlorn  jNIs. 
2,  201'';    gelpfer   danne  ein  gluot  Wigal.   10544;    des  lieb- 
ten   meigeu    bliiot    gelpf   in    diu    herze  gltzet  'iioj.   15685; 
\on  gelpler  bliiete  Troj.  16211;  alts.  und  ags.  ist  gclp,  gilp 
nur    ein    svdjst.  (jaclantia,    gloria) :    spracun  gelp   micil   llel. 
154,  7.     jidid.diu^ej- (cupido)Parz.  29,  7.  32,  6.  Trist.  196. 
242.  452.  1104.   1355.    Bari.  9,   27.  21,   38.    AMgal.   10499. 
11358  =:=  cupithis,     ahd.   gerur   (ardenlius)   gl.    mens.    388. 
ger    Ware    (cupiila  esset)  N.  Cap.  88.     in  der  mhd.  nnper- 
snlichen    redensart :    mir  ist  ger  kann    man   ein   subst.    oder 
adj.  annelinien:    in   was    zuo    einander    ger    Ivv.  1013.  J\ib. 
1548,  2;    der  frouvven  v\'as  zer  verle  ger  Wigal.  5782;    in 
beiden  was  ze    samen   ger  A\  igal.  6629;     was  im   ger  Wig. 
6699  ;    ze    slnte   was    in    ger  Wigal.   7351.       hierlier    auch 
die  s.  244  behandellen  niet,   not,  ser ,  thirfi ,  zum.     nbd. 
ist    ernst  bald    sidjst.  bald  adj.,    und  ebenso  das  engl,  ear- 
nest.     mhd.  der  vidsch  (fraus)  Trist.  9579.   17518  =  falsus 
]\v.  199;    ir    sit    vri    valscher  rede  Iw.  2511;    ane  valsclien 
list    Iw.  7901.      Zuweilen    gebraucht    ein   dialect  das  subsl., 
der    andere    das    adj.;   jthnar    ist    ahd.   planclus,    moeslilia, 
geomoi-  ags.  mocslus,  (picrtihis. 

In  gewissen  lallen  liebt  tUc.  allere  spräche  das  subst. 
als  pradicat  zu  setzen  wo  wir  uns  heute  eines  adj.  be- 
dienen, mhd.  daz  heiz  Ich  sin  (das  nenne  Icli  verniinllig) 
Aw.  3,  24;  daz  ist  sin  Trisl.  11469;  was  daz  wislulL  unde 
sin  Trist.  12383;  daz  sint  sinne  Ms.  2,  154'*;  daz  beiz  ich 
giiote  sinne  Ms.  1,  161^;  daz  wrcren  sinne  !Ms.  l,  39^:  daz 
sint  nnslnnc  (das  ist  luiklug)  INls.  2,  148'*;  (hinkel  dich  daz 
ein  guot  slni'  ^^  igal.  5517;  dal  sin  obcle  sliuie  lulliarls 
Trist.  2705.      daz    was    ein    unifcntule   Gudr.    153S,  2;    so 

*)  wnrimi  wol  gerade  die  ho^irilVe  lielit ,  scliiii,  zier,  ;;Inn/, .  Mio 
in  dieser  doppelbedeutuug  zusammciistiiiiinciiV  aiuli  jjelpli  {^eliört  dnliiii. 

II 


2,55  ci.'ij'nclicr  salz. 

wau'  nun  1)0slrr  sin  ein  luv  I'arz.  37,  20.  t]*Vsl  ein  rii//e'(las 
ist  ausgcniaclil,  darüber  wallet  kein  zwcifcl)  Wallli.  44,  I«. 
73,  13;  (laz  ist  ein  ciidc  Wallli.  74,  11.  ez  ist  ein  nit  (os 
ist  ärgerlich,  gehüssig':')  JMs.  1,  61'';  war  iimbc  rede  irli 
soIicIiL'M  Uli?  fso  eiMlIeil)  iMs.  1,  81".  dnz  sint  sin  rvc  Mas 
ist  ihm  ohrciivoli)  Ms.  l,  83'^.  Hierher  nelime  ich  das  ahd. 
iliiain, ,  das  0.  bald  iieiilral ,  bald  niännlicli  setzt:  tliar  ana 
ilaliin  sie  thaz  diiaiu  (etwas  rühmliches,  prciswerthes)  J.  1, 
,5;  gidali  eiiian  duam  III,  15,  17;  tii  dalun  snlili  diiam  JV. 
5,  46;  sie  wolliin  diian  In  cinan  duam  IV.  6,  29;  er  wolla 
duan  imo  einan  dnani  IV.  8,  18;  vgl.  ihaz  Avas  allaz  ihln 
duam  IV.  1,  50  und  bei  N.  luomheit  (magnificentia),  tuo- 
mcn  (inagnificare.)  Auch  noch  heute  gebrauchen  wir  ein- 
zelne suijst.  In  ähnlicher  weise:  es  ist  ein  riiinn ,  eine 
ehve  =  riihndich,  ehrenvoll;  ein  wunder  y  ein  jammev, 
eine  freude^  eine  last. 

Mancliou  miserer  jetzigen  subslanllvzusammensefzungcn 
zog  die  frülierc  spräche  den  adjeclivischen  ausdruck  vor, 
nanienllicli  bei  zeit  luul  Ortsbestimmungen  oder  angaben 
der  slolVe. 

zi  ihcn  ostvujen  gizitln  0.  II.  11,  59;  nilid.  an  den 
österlichen  lagen  En.  12609;  der  österliche  tac  Trist.  17559; 
an  dem  österlichen  läge  IVIs.  2,  230^;  diu  österliche  zit 
IMar.  54;  in  den  österlichen  tagen  Krolzcnburger  weisth.  v. 
1415;  an  dem  pßiKieslJichen  tage  Lohengr.  50;  ebenso  diu 
suuterliche,  winterliche  zit.  In  der  rillesten  deutschen  Ur- 
kunde von  1240  wird  die  lal.  formel  a  die  nativilalis  do- 
miiii  ausgedrückt:  von  unsors  herrcn  (jeburtl/chevi  tage; 
geburllicher  tac  Flore  2263 ;  an  unser  vrouwen  geburtli- 
chem tage  (urk.  v.  1288  in  Längs  reg.  4,  384)  ;  an  dem 
äbende  des  geburlllchen  tages  des  heiligen  licrren  sand  Jo- 
liansen  des  toufers  Schreiber  freib.  iirk.  n^  280  (a.  1368); 
huntliche  tage  (hundstage)  Wackern.  Ib.  609,  16;  die  hei- 
lecl/cheu  tage  Parz.  447,  14;  der  xirteiliclie  tac  (dies  ju- 
dicii)  Geo.  5174;  ein  iirteillicher  tac  Dielr.  9702  vgl.  daz 
iirleilliche  wal  Parz.  210,  28;  von  Iren  (jedechiUehen  tagen 
Günther  cod.  dipl.  4,  600;  bis  an  seinen  sterblichen  tag 
(urk.  bei  Rindlinger.)  Wir  sagen  heute  oslerzeit,  oster- 
tag,  pfingsttag,  hundstag,  geburtstag,  sterbtag,  Sommerzeit, 
winterzeit,  und  iene  formen  könnten  dem  lat.  dies  pascha- 
lis,  natalis,  canicularis  u.  s.  w.  nachgebildet  scheinen,  ich 
finde  aber  auch:  ein  nieiijesch  gras  Trist.  2547  ;  an  einem 
meigescheii  dinge  (maigerichl)  dreieicher  weisth.   p.  11. 

Die    alle  wirzburger  grenzbesllmmung  liefert :     daz  ha- 
(janind  söl,  zi  dero  haganlnün  hulia ;  diu /atriv/wa  struot; 


noineii.     .subsf.  und  in  f.  259 

iji  Jen  w/d/non  sco;  In  tlcn  rorinon  sco  ;  in  den  stehii- 
nou  fürt;  eine  lianielbnrger  grenznrk.  lliaz  steinlnd  lioiig, 
tber  eichino  berg,  tJien  lintinon  seo;  Äleicbelbeck  n" 
507  ad  dorniKjin  pab ;  n°  716  ad  potimiiiiiu  cliircbün ; 
1059  stein/null  cbiricbün,  und  äbniicbes  viele  andere  urk. 
des  8.  9.  10  jb.  bieraus  erklären  sicli  beutrge  Orts- 
namen, z.  b.  Weidensee,  fiöbrenfurt  (fürt  im  llnß,  wo 
robr  wäcbst.)  indes  darf  ancb  das  adj.  in  eigentliclie  com- 
posilion  treten  und  statt  der  wMino  seo  ,  der  eicbino  berg 
gesagt  werden  der  widiuaseo,  der  eicbinaberg  (granim.  2, 
626.  647.) 

tvazerhie  zasamen  (wassertropfen)  N.  Cap.  115;  mit 
der  fjeizinuu  milcbe  Diut.  2,  270  (geißmilcb);  in  denio  buc- 
chinen  bluote  (bocksblut)  N.  Cap.  69;  alts.  silo/'rin  scat 
Hei.  105,  1;  (juldine  scattos  Hei.  98,  19;  erine  scattos 
Hei.  115,  10.  in  pendeschen  weren  (im  pTiuidbe  sitz) 
liebben  (urk.  von  1456.  1475  in  Spangenbergs  arcb. 
1828.  2,  169.  178.)  mbd.  diu  frihnvfne  scbar  Trist.  9349. 
11652;  mit  fröuwineu  benden  Trist.  6562. 

Neben  diesen  constructionen  kommt  aber  aucb  oft  die 
zusannnensetzung  vor,  z.  b.  öslcrlac  Amgb.  3^  47^^  Trist. 
925;  pfingesttac  Turl.  Wb.  8'^;  sumertac  Wigal.  987;  gi- 
biirldag  Dtut.  2,  284*  ahd.  kipurti  dago  gl.  }un.  214;  wo- 
raus sieb  eben  ergil)t,  wie  nah  der  adjectiviscbe  ausdruck 
an  den  subslaiiliviscben  grenzt. 

Außer  in  den  participien  berühren  sicli  verbum  und 
nomen  aucb  in  dem  hijlniliv.  es  ist  schon  3,  537.  538 
vorgetragen  worden,  daß  der  substantivisch  gesetzte  inf. 
die  natur  eines  neutrums  annehme  :  diz  l)agen  I\v.  4566  ; 
daz  jagen  Wigal.  185;  scluxMiez  striten  Wig.  552;  daz  We- 
sen Wig.  730;  langez  bazzon  Trist.  11389  und  al'.onliial- 
ben   so.       der  goth.   und  nord.  S[)rache  mangeln    solche  inf. 

Werden  die  infinitive  rellexiver  veiba  sul)slaiuivisch, 
so  pdegt  gern  das  pronomen  wegzufallen :  iindt-r winden 
mich  daz  lerte  Parz.  146,  25;  du  wart  vll  iiucbel,///:::ejt 
getan  INib.  261,  4.  1593,  4;  dö  wart  in  dem  laude  ein 
michel  nahen  Nib.  1462,  2  ;  obgleich  es  sonst  lieiJU  :  sieb 
unterwinden ,  sich  lltzen  ,  sich  uoben.  liacbmann  hat  diese 
bemerkung  zu  Nib.  1462,  2  aju  ersten  ausgesprochen. 
Auch  heute  noch  sagen  wir  wol  ricbliger;  freien  und 
trauern  hat  seine  zeit;  erinnern  ist  süß;  als:  »ich  freuen, 
sich  erinnern,  denn  die  subslanliviscben  inf.  bedürfen  des 
verbalpronomcns  beinahe  so  wenig  als  die  eigentlichen 
substanliva  freude  und  erinuerung.     die  nui  disrheti  sprachen 

11  2 


200  einfacher  salz. 

I)ci  ilircni  siiljsl.uiliviscli  \  erwaiuhcu  pail.  ])r;is.  z.  b.  scliwcil. 
lalaiiilt'  (das   icilcii)  lasseii   Ueiii  rellexives  S  zu. 

Nach  T,a(;liiii.imi  (/.ii  Nib.  1,  3)  isl  die  vt'rljiiidiiiig  des 
siibslaiiliviscliL'i)  iiil.  iiiil  andern  subsl.  in  der  nilid.  sjuaclie 
sebi-  seilen,  nendieli  in  iler  i)lirasc:  von  ^veinen  und  \()\\ 
klagen  sebeinl  lel/leres  dal.  j)l.  des  snbst.  klage,  ^vie  Kl. 
273  Jj('.  ^^einens  und  klagen  (gen.  pl.)  indessen  siebl  Kl. 
702  der  lu««»/' und  daz  hlinjen ,  und  iiocii  öCter  wird  sich 
hhen  unde  ///>  l\v.  2422;  Up  und  leben  Trisl.  11973  au(- 
weisen  lassen.  zwei  inGiülive  nebeneinander  fallen  niclil 
auf  inid  linden  sich  oll:  dilze  AvüefcJi  unde  klagen  Kl. 
725;  weinen  unile  klagen  Kl.  273.  975.  1683.  2Ü75 ; 
schowen   unde   klagen  Kl.  333. 

In  dein  subslantivischen  in  f.  slcckl  also  nocli  innner 
ein  kleiner  lest  seiner  verbalnalur,  der  sich  wider  die 
giiuzliche  gleiclisclzung  mit  dem  uomen  sträubt. 


Den    im    vorigen   abschnitt   s.  131    behandelten    verbal- 
ellli)sen  slehn  folgende 

ISoniinaleUipsen 

zur  seife,  alle  aber  gehen  bloß  das  snbst.  oder  pron.  an, 
den  ausfall  des  prädicierendcn ,  nicht  die  sache,  bloß  die 
eigenschaft  angebenden  adj.  würde  niemand  errathen. 

1.  es  sclielnt,  daß  in  gewissen  redensarlen ,  gleichsam  um 
ihn  durch  allzuhäufigen  gebrauch  nicht  zu  entheiligen,  der 
name  (jottes  ausgelassen  winde,  statt  des  gr.  3,  74.  244 
erläuterten  gott  gebe  wird  nicht  selten  bloßes  gebe  gesetzt, 
Schweiz,  gebwie  Slald.  1,  433.  434;  schwed.  gifve!  sv.  vis. 
1,  2.  96;  auch  Burcai-d  Waldis  bedient  sich  bald  der  for- 
niel  gottgeb,  bald  des  geb  allein.  schon  Vax.  9705  sclieint 
ein  solches  elliptisclies  gebe  enthalten.  INicht  anders  heißt 
os:  behüte!  bewahre]  für  gott  behüte!  gramm.  3.  303;  und 
sanunir,  semmi!  für  gott  helfe  mir  (3,  243.  vgl.  oben  135.) 
Das  wichtigste  beispiel  liefert  ims  aber  die  goth.  partikel 
vuitei  (3,  243.  761),  die  sich  nun  auch  I  Cor.  16.  6  vorge- 
funden hat.  sie  wird  völlig  klar,  wenn  man  (juth  daneben 
versteht. 

2.  das  subst.  felilt  neben  dem  (jenit'iu ,  den  es  regiert,  die 
begriffe  von  haus,  geschlecht  und  Jamilie  lassen  sich  nach 
solchen  genitiven  am  leichtesten  ergänzen.    Viele  alte,  geniti- 


nonien.     elUpseii.  2Ö1 

viscli  gestellte  Ortsnamen  bezeugen  uns  die  elllpse  des  Wor- 
tes haus,  in  der  obergrafschaft  Hanau  liegen  zwei  döi-fer 
Herolz  und  Sannerls,  in  allerer  zeit  liießen  sie:  zum  He- 
roldes, Sandrilles  d.  i.  hüse,  nacb  des  iiUesten  gutsberrn 
oder  anbauers  wobnung  *).  Sanct  Gallen  bedeutet:  ze 
sente  Gallen  büse.  mnl.  tote  Ijamfroils  bi  den  tiuie  Kein. 
646;  lote  Lamfroils  an  der  lieiden  Kein.  879.  statt  des  ei- 
gennamens  kann  aucli  ein  biolies  appellativ  slelin:  volgbe- 
dcn\  al  tole  des  bisscops  (buse)  int  bof  INlaerl.  2,  146;  tote 
dos  papen  (buse)  Kein.  1513.  docb  aus  keinem  der  mbd. 
dicbter  babe  icb  diese  auslassung  angemerkt,  desto  ölter 
kommt  sie  im  altn.  vor:  at  Oegis  Saim.  52*  SS'';  til  Oegis 
Sium.  53-';  til  Hreidfimars  Sn.  136.  gotb.  franj  tbis  iau- 
ramatbleis  {(jarda?)  Luc.  8,  49. 

es  scbeint,  daß  bei  dem  gen.  pl.  der  orts  luul  völkernameii 
zuweilen  das  sidjst.  /«»f  ausgelassen  wird  :  kom  er  zeime  lande 
mit  micbilre  mabt  bundert  langer  raste  und  dannocb  libte 
baz:  daz  biez  Niblunge.  Nib.  453,  4.  bier  gebt  es  zwar, 
aber  durcb  andere  würter  getrennt  voraus.  mit  dieser 
ellipse  läßt  sieb  auch  der  sg.  des  verbums  bei  Ki'iecben 
Parz.  563,  8  und  öfter  leicbt  erklaren,  vgl.  gramm.  1,' 779. 
780.  gotb.  US  allamma  luduias  (Jauda)  laio  ntxoi]s  t/;i; 
'Jovdaias  Luc.  6,   17;   so:    af  Belbanias  Job.  11,  1. 

Sk.  43,  17  konnte  bei  dem  gotb.  gen.  pl.  alamanne 
das  subsl.  kuni  ausgelassen  sein:  onuüum  bomiiuim  genus. 
doch  bat  diese  ellipse  in  dem  zusammenbang  der  worle 
obne  ein  vorherstebendcs  adj.  oder  pron.  etwas  scbwieriges. 
]Nib.  1694,  1:  du  von  icb  wol  erkenne  alloz  llngnen  sint, 
liißt  sich  zu  allez  Imune  ergänzen,  bingcgcn  NiJj.  1303,  4: 
icb  wicii  man  alle  zite  bl  dem  Kriembikle  vant  Dielricben 
würde  sich  \or  dem  gen.  tue  ellipse  von  ijtsinde  fügen; 
Lacbm.  vermutet  ganz  abweicbcnd. 

Deutlicher  fehlt  der  pl.  Hute  oder  mau  nach  d(>m  gen, 
des  eigennamens,  docb  mir  in  einigen  beldenlledeiii ,  nicbt 
bei  den  boilscben  dicbtei'ii.  die  Kijuriclies  Hab.  255.  Diel]-. 
6483.  7330.  9771;  swaz  ii-  der  Lrnuicbes  (maniu')  vindet 
Dietr.  6459;  die  Heimen  Dielr.  3429.  der  den»  iiamen 
vorbeigehende  arlikel  (wie  vor  jenem  Magnen  allez,  und 
vor  Kriembilde  dem)  verständigt  den  weglall.  nlul.  abiM- 
ist  es  ganz  üblicb,  obne  artikel ,  zu  sagen:  iib  wuluio  bi-i 
Bbunes;  icb  gehe  zu  IMiillers,  zu  oberlorslci  s  u.  ilgl. ,  und 
es   wird   darunler   fanulie,   liausgcnossonscliall  gciiioiMt. 


*)  \gl.  zum   (.iricnlciiis  und  spillcr  («rieiilas  Ihm  Sclini.  2,  471, 


2(52  ein J'dclwr  tmlz. 

l'liiie  menge  »inserer  cigcnnnnien  elclin  im  gen.,  das  ab- 
8lainr)iungsv(Mli;illnis  aus/.iidiiickon ,  ^va8  i\'u\  ellipcc  von 
so/iu  y  lochlcr ,  ./'■"'«  oder  wilive  voraiissetzl  (heisju'elo 
i^ranini.  3,  340.)  in  der  alleren  spräche  und  in  den  ge- 
diclucn  wird  jedocli,  meines  wisscns,  mit  dem  gen.  des  ei- 
geniiamcns  und  dem  arl.  der,  diu  niemals  verwandlscliafl, 
freiindscliart  oder  iiherliniipl  angeliörigkeit  bezeiclinel,  wie 
bei  den  Cricclien  so  liiiiifly  niil  6,  y  und  dem  gen.  '')  Jiloß 
das  alln.  konia  munu  JMuspells  (nendich  synir)  Srcm.  8'* 
darf  ich  noch   anführen. 

Andere  genilive  deutet  die  eUipse  von  zit  oder  eines 
iiluih'clien  subst.  bi  Rarion  (zite ^  tafjen)  Ben.  430  *•*=), 
od(>r  will  man  sich  mit  der  bloUen  pnip.  I)egniigcn,  wie 
wir  noch  heute  sagen:  unter  Karl;'  auch  die  bekannten 
adverbia:  vor  tages,  vor  abendes  (gramm.  3,  130),  nach 
mittags,  vor  mittags;  nach  ezzcns  Kab.  112.  Dietr.  3060 
(wo  es  aber  auf  besserung  beruht);  nacli  esseus  Job.  v. 
Soest  (bei  Fichard  1,  91)  Kantzow  2,  434  und  noch  oft 
bis  ins  18  ih.  nach  essens  Ettners  apolh.  158.  276.  unw. 
doct.  543.  663.  832.  vor  essens  imw.  doct.  352.  felsenb. 
3,  209;  samt  andern  ähnliclien  schicken  sich  zu  dieser  aus- 
lassung.  inzwischen  ist  ihre  erklärung  zweifelhaft  und  icli 
Jialte  3,  130.  131.  143  eine  abweichende  versnclit.  es 
wird,  veranlassung  sein  später  liierauf  zurückzukonnnen. 

3.  neben  adjectivenf  zu  welchen  es  gehört,  uemlich  so- 
bald durch  den  adjectivischen  begrif  der  substantivische 
augedeutet  wird. 

Ulf.  braucht  die  ad),  talhsvu  und  hieidumel  ohne  haii- 
dns ,  wie  der  gr.  text  y  (h^nc  luid  uQ/OTeoa  ohne  yato 
Mallh.   6,    3.    ]Marc.     15,   27.' Eph.    1,   20;  "nicht   anders 


*)  nachdem  man  sonst  abgescl)mnclite  und  unnütliige  elüpsen  in 
der  granimatik  j;eliiiurt  fiatte,  ist  die  reaction  gegen  sie  zu  weit  ge- 
gangen, wenn  zwei  eigennamen  neben  einander  \iiid  einer  im  gen. 
stelin,  so  kann  dadurch  die  abhängigkeit  auf  das  mannigfaltigste  aus- 
gedrückt sein,  z.  b.  Meiers  Conrad  den  umständen  nacli  einen  söhn, 
oder  kneclit  oder  andern  angeliorigen  des  Meier  bedeuten,  und  hier 
ist  nichts  ausgefallen,  ebenso  wenig  bedarf  es  einer  ellipse  bei  14//- 
h(vdQog  o  'f>i/u:tnov,  weil  der  gen,  durch  den  nom.  'AXfiuvd noq  regiert 
wird,  und  <ler  sinn  ergibt,  da]^  riöi;,  nicht  etwa  naOijTi'j^;  oder  <fD.o~ 
gemeint  sei.  steht  aber  bloß  ö  /iioq,  bloß  i]  Aijiov:-,  so  muß  noth- 
wendig  ?'Io?  und  &i'yüi)jQ-,  oder  des  sohns  und  der  tochter  eigenname 
iiinzu  gedacht  werden.  voQ  dem  artikel  allein  kann  der  gen.  nicht 
iibliängcn. 

**)  einige    declinieren  Karle,    Karlen  (Ms.  2,  121»)   statt  des  übii- 
clieren  Karl ,  Karies. 


nomcn.     ellipsefi.  203 

slclin  alid.  zesawä  und  >viuislra ,  Dilicl.  diu  zes^ve  und 
diu  winsler;  nlid.  die  rechte  und  die  linke  subsUuilivisch 
ohne  haud. 

nsQißeßhji.lvoQ  üivööva  inl  yv/nvov  Älarc.  14,  51  Avird 
golli.  ausgedrückt  Ijivaibiths  leina  ana  iiaqvadanaj  zu  yi'jii- 
l'ov  nuil\  man  coj/tdiTOi:,  zu  naqvadaua  den  acc.  eines  golh. 
jnasc.  ergiinzen,  etwa  leikluanaii7  lieber  haltj? y  wenn  balgs 
von  der  jnensclilicheu  baut  galt. 

die  gr.  ellipse  nori'jQiov  ipvyoov  INIallb.  10,  42  ist  in 
dem  goth.  stikls  kaldis  vatins  verwiscbt,  wie  aucli  die 
\ulg.  calix  atjuae  frigidae.  setzt,  und  nach  ihr  alle  spateren 
\erdeutscluuigen.  wie  Jac.  3,  11  ro  ylvy.v  '/.cu  ro  Tir/oäv 
lauten  würde,  ist  uns  nicht  ersichtlich,  die  Gjiechen  lassen 
vd'oQ  sonst  auch  bei  ■d^eQftov  aus,  in  der  vulg.  lautet  jene 
stelle  wiederum  dulcem  et  amaram  amiam. 

Luc,  3,  5  bei  tarai  tu  oy.o}.ici  ti's  £vSeiar,  vairthith 
ihatd  vraiqvu  du  raiiilanuiia  ist  die  gr.  ellipse  nicht  gerade 
nachgealunt,  raibtamma  kann  neutral  gemeint  und  dem  thata 
vraiqvu  entgegengesetzt  sein,  obgleich  sich  auch  der  dat. 
masc.  vüja  ergänzen  läßt  *),  wie  zu  dem  acc.  WifiJav  das 
fem.  ödof'  vulg.  prava  in  directa.  noch  in  Tschachllans 
berner  chronik  s.  75:  nu  trug  die  brief  ein  bott  luid  wollt 
eneut  nider  den  nächsten  (we(f)  gen  Zürich,  bei  den  adv. 
rehtes,  gerades,  siebtes,  strackes,  twerhcs,  krumbes  (gramn). 
3;  91)  nehme  ich  lieber  keinen  ausgefallnen  gen.  xve(jes  an. 

die  redensarl:  den  kurzem  ziehen  erklärt  sich  aus  der 
allen  sillc  des  loosens  mit  släljcn  oder  halmon,  welche 
Hallaus  782  urkundlich  beschreibt;  es  ist  also  haha  weg- 
gelassen. 

einen  blozen  legen  Fichard  3,  274  fordert  die  ellipse 
arm  und  njag  ein  lechterausdruck  gewesen  sein  für:  sich 
bloß  geben,  aussetzen.  Ilenisch  hat  423  ein  bloßen  legen 
periclilari.  anders  scheint  es  nach  dem  von  Frisch  1,  112 
niigcfiilirten  spiichworl:  ein  escl  meidet  die  Straßen,  darauf 
er  einmal  einen  l)loßen  gelegt  (hingerallen  ist':')  Frisch 
ci'kUirt  einen  blol^en  schlagen:  schändlich  fallen,  fehlen, 
daß  die  kleider  über  dem  köpf  zusammenschlagen,  einen 
bloßen  schlagen  bedeutet  sonst:  übel  aid^ommen,  vorgeblich 
arbeilcu  (lütners  liebanuue  216),  keinen  bloßen  schlagen: 
nicht  vergeblich  arbeiten  (pedanl.  irthunj  p.  32.) 

den  letzten   (schlag)  haben,    einem    den    lolzlen    geben. 

*)  dafür  slrcilel  sugar  daß  iiiclit  stellt:  du  llminina  ruililin. 


'2C)\-  einj'acher  satz. 

in  andcrm  be/iig:  08  gelit  auf  die  Iclzle  (IkdkV/)  •  zu 
gulcr  Iclzle. 

nilul.  wird  der  ausdruck  diu  nicisle  meiicge  (Ssp.  I,  IS 
de  iiieire  inciiie)  öfler  I'üi'  liccr,  volk  gebranclil,  doch 
eiilsiiine  ich  mich  dabei  iiiclit  der  auslassuiig  des  subst. 
lunl,  reicht  aber  das  bloße  adj.  hin:  daer  die  coiiiiic  sat 
eiilie  nieste  {menujhc)  IMaerl.  1,  263;  eiis  sat  lii  ende 
jncttcni  die  nieste  1,  306;  daer  lach  hi  ledich  ende  sin 
mesle   1,  33'->. 

die  allfranz.  poesle  bedient  sidi  einiger  weibbMien  adj. 
subslanlivisch:  ce  est  la  voire  (etwa  chose ^  riausi  ilen. 
17.  669.  1382.  1499  u.  s.  >v. ;  cest  la  \nivc  (vtrilc)  Ken. 
14.  64.55.  das  zweite  adj.  gemahnt  au  chis  lat.  puraiu 
toUilo  (herham)  Liv.  1,  24. 

alle  2,  374  aufgezählten  sclnvachen  feminina  der  ab- 
leltung  isk  scheinen  xirspriinglich  adj.,  und  beruhen  auf 
ellipseii.  namentlich  bcnennungen  nationaler  sprachen  und 
Avail'en :  diulisca,  frankisca,  chriahhisca  (rarta  ,  sprücha)  j 
mhd.  diu  welsche,  nielisca  (cantilena  mellensis)  Perlz  2, 
735.  frankisca  vernuUlich  aJciis ,  (goth.  acjvizi)  securis,  bi- 
pennis  francica,  den  ags.  dichtei-n  genannt  france  C.  119, 
20.     Thorpes  anal.  123,  29.   125,  19;   alln.  frakka. 

einem  ein  volles  (tjJcis)  zubringen;  icli  habe  bei  der 
nord.  und  sächs.  beneuuung  füll  (poculum)  an  das  adj.  ge- 
dacht (3,  457.) 

mhd.  ein  niuwez  (spil?)  erheben,  etwas  neues  beginnen 
gr.  Ilud.  B^,  5.  C^,  11;  doch  bestehe  ich  hier  nicht  auf 
der  elllpse,  da  das  unbestimmte  nculr.  an  sich  diesen  und 
andere  begrili'e  ausdrücken  kann,  man  vgl.  ein  niuwez  vinden 
Ben.  351;  ein  niuwez  briuwen  Ben.  352;  ein  niuwez  liehen 
Ben.  441,  gerade  wie  man  sonst  sagt:  ez  ticlieu. 

selbst  bei  den  redensarlen :  das  kalte  (weh)  j  das  weite 
{fehl)  suchen  kann  man  sich  ohne  die  ellipse  mit  der  bloßen 
Unbestimmtheit  des  neuii'.  behelfeu. 

wenn  wir  sagen:  auf  allen  vieren  gehu,  alle  viere 
strecken,  so  sind  hände  und  Jai\e  gemeint,  die  alte  spräche 
setzt  aber  das  neutr.  elliu  vieriu  in  der  zusammejibeziehung 
auf  das  w  eibl.  band  und  männl.  fuß:  bant  im  elliu  vieriu 
AYli.  286,  13;  üf  allen  vieren  gen  INIs.  2,  131^  Mooyer 
32.  34.  dagegen  hieß  es  wol  schon  mhd.  alle  uiune!  (nem- 
ich  hegel.) 

4.     außer  diesen   beiden    durch   den  gen.  oder  ein   adj.  bc- 
tlingten   hauptfällcn    der  subslantivellipse  gibt    es  noch   ein- 


jiüineii.     eUlpseji.  055 

zelne  andere,  mituuter  nur  für  bestimmle  sprachen,  die 
altn.  z.  b,  pllegt  gern  das  subst.  kostr  (wähl,  ausweg)  nach 
dem  art.  sä  wegzulassen :  sä  nuin  nü  gncnstr  at  segja  satt 
(es  wird  der  J)esle  ausweg,  das  beste  niillel  sein,  die  Wahr- 
heit zu  sagen);  ok  er  sä  til,  at  sigla  undan  (das  einzige 
niiltel  ist,  davon  zii  segehi.)  einige  ellipscn  sind  euphe- 
niislisch,  und  von  dem  anstand  geboten. 

5.  die  alle  spräche  kann  bei  der  III.  sg.  und  pl.  des  ver- 
bunis  nicht  nur  das  persönliclie  pron.,  sondern  zuweilen 
auch  das  substautivsubject  unterdrücken,  wenn  es  allgenjcin 
bekannt  ist.  so  fehlt  bei  tonat  eigentlich  Jupiter,  oder 
bei  ßooviü  0  '/jf^V'i  vind  erst  aus  der  häufigen  ellipse  gieng 
der  unpersönliche  gebrauch  solcher  wtirler  hervoi'.  als 
ober  das  ahd.  unbeslimnUe  is  donarot  aufkam,  \erlrat  dies 
])ronomen  die  stelle  des  subjecls,  und  nun  hört  alle  el- 
lipse auf.  bei  dem  lat.  dicunt  mangelt  homiiies.  Die  altu. 
spraclie  selzt  zuweilen  segir  (dicit)  ohne  subject,  und  dana 
ist  zu  verstehn  skäld  (der  dichter)  oder  höfiindr  (der  Ver- 
fasser) Rask.  f.  481.  eines  ähnlichen  falls  bei  den  verbis 
lieft  upp  und  lykr  wurde  schon  s.  54  gedacht. 

6.  wie  nhd.  in  den  redensarten  gott  bewahre,  behülo, 
helfe,  lohne,  segne!  der  oblique  casus  des  pronomcns 
wesgelassen  werden  kann,  so  schon  mlul.  gut  segene! 
Trist.  13674. 

7.  wegen  der  ellfpsc  bei  adjeclivadverbicn  verweise  ich 
auf  gramm.  3,  121. 


'2bb  cu/Jac/ief  nutz. 


CAP.  II.     GENUS  UND  NUMJTJIS. 

])as  vorllcgciulc  rapilol  soll  die  vcilialliiisse  von  i^cniis  iiiul 
minicriis  heim  Jioincii  ziisainineiifasscii,  Avcil  iciicl  und  aus- 
jialiincii  für  beide  sehr  aualoy  lauleu,  auch  auderc  be- 
liihriiiigen  cintrelcii. 


I.    GENUS. 

Das  grammallsclie  gcschlechl  des  noniens  Ist  in  unserer, 
wie  in  der  lal.  und  gr.  spräche  ein  dieiraches,  inul  davon 
liat  schon  das  sechste  caj).  (h>s  drillen  bnchs  näher  gehan- 
delt. Den  unberechenbaren  \orlhcil  dieser  nalürlichen, 
die  gesamte  ilexion  durchdringenden  unlcrscheidung  deckt 
aber  die  syntax  vollsländiger  auf.  ohne  den  Wechsel  der 
drei  fornieii  würde  nicht  nur  der  wollaut  der  worle  ,  son- 
dern aucii  die  Sicherheit  aller  consü'uclionen  der  älteren 
Sprache  großentheils  verloren  gehn.  die  einfachsten  niitlel 
haben  hier  einen  bewundernswerllien  erfolg. 

Dem  pronomen  der  ersten  und  zweiten  person,  so  wie 
dem  reflexivum ,  steht  gar  kein  geschlecht  zu ,  eben  weil 
sie  für  alle  dienen.  das  selbständige  Substantiv  bedarf 
immer  nur  eines  der  diei  geschlechlcr ,  die  aber  für  ein- 
zelne begriffe  schwanken  können,  von  diesem  schwanken 
und  von  der  austheilung  des  genus  iniler  die  sidjslantiva 
liabe  ich  rechenschaft  zu  geben  gesuclit.  Jedes  der  übrigen 
pronomina  und  sämtliche  adjectiva  sind  aber  des  dreifachen 
geschlechls  theilhaftig,  weil  sie  sich  nach  dem  genus  der 
Substantive  zu  richten  liaben. 

Es  gilt  die  bekannte  regel,  daß  alle  adjectiva  und  alle 
geschlechtifjen  pronomina  zu  dem  genus  des  subst.  stim- 
men müssen,  auf  welches  sie  sich  beziehen. 

Diese  beziehung  kann  eintreten  im  Verhältnis  des  prä- 
dicats,    oder  im  mehrfachen  und  namentlich   relativen  satz. 

Ein  prädiciertes  subst.  braucht  sich  durchaus  Jiirht 
nach  dem  genus  seines  subjecls  zu  richten,  z.  b.  der  künig 
ist  die  hülnung  des  reichs,  die  frau  ist  ein  enge],  dieser 
berc  ist  ein  unübcrsteicliches  hinderuis. 


iionieii.     ^enus.  207 

Alle  ausnalimen ,  die  von  dem  aiifgestelllen  geselz  für 
adj.  partic.  und  proii.  eintreten,  bedürfen  l>ier  der  ent- 
Avickehing.  ich  bin  gciiüthigt  einzelne  belege  aus  dem 
inehrfaciien  salz  mit  in  ansprach  zu  nehmen. 

Nicht  selten  darf  von  dem  grammatischen  geschleclit 
des  subst.  abgewiclien  werden ,  wenn  die  bedeutung  auf 
ein  anderes  natürliches  führt.  es  wird  in\oc.  xo  otj/iiaivo- 
/icvop  construierl,  der  sinn  überwiegt  die  form. 

Hauptfall  ist,  wenn  aus  der  imbestimmlheit  des  iieu- 
ti'ums  sich  ein  männliches  oder  weibliches  geschlecht  ent- 
faltet, das  schon  3,  324  beigebrachte  habe  ich  zu  ergän- 
zen und  zu  berichtigen. 

unser  ahd.  parn ,  mhd.  harn,  ahd.  citint ,  mhd.  kint, 
nhd.  kiiid  sind  neutral,  d.  h.  es  bleibt  unentschieden,  ob 
ein  söhn  oder  eine  tochter  gemeint  sei.  den  zweil'el  löst 
der  einzelne  fall,  und  nun  kann  zu  dem  neutralen  subst.  das 
adj.  oder  pron.  im  masc.  oder  fem.  gefügt  werden,  ist  thiz 
kind  iuer ,  tlier  hlinter  ward  giborancr  0.  III.  20,  82; 
eines  kindes  swanger,  e  si  den  gebare  Diut.  3,  56;  ein 
dinc  daz  ich  von  einem  kinde  sach ,  der  sprauc  Ben.  416; 
ich  armer  Dietmares  kint  Dielr.  102^;  do  gebaere  du  daz 
goles  kint,  der  unsih  irluste  Hoffm.  kirchenl.  25;  daz  kin- 
del/n ,  den  ich  iu  genennet  han  Dielr.  480 ;  der  Adel- 
lieide  harn  Ernst  115,  wo  der  kein  zum  gen.  A.  gehöri- 
ger arlikel  ist;  dirre  kiiules  parn  \\  igam.  130;  du  allijri- 
ser  harn!  Moroll  1071;  der  listige  harn  JMorolt  1739; 
der  vil  reinen  megede  harn  was  zuo  der  golheit  gevarn, 
diu  in  da  her  halte  gesanl  Bari.  5,  31.  fürs  fem.  habe 
ich  keinen  klaren  beleg:  Ilonjö  miner  swester  harn  "•'), 
diu  kan  ir  weinen  wenec  sparn  Parz.  718,  25,  auf  swe- 
ster ist  das  relativ  nicht  bezüglich  ,  aber  doch  mehr  von 
Itonje  abhängig  als  von  harn.  \'\  ichtig  eine  stelle  bei  Ulf. : 
barnilona  meina ,  thanzei  aftra  hla  Cal.  4,  l'J,  zwar  nach 
dem  gr.  lexria  fiov  ^  or/\c  'in'O.iv  oxh'i'io  (vulg.  lilioli  mei, 
quos  iterum  partuiüo.)  der  Golhe  halle  die  constiuclion 
nicht  beibehalten,  wenn  sie  der  gewohnheit  seiner  spräche 
entgegen  gewesen  wäre.  Nicht  leicht  wird  die  nhd.  Syn- 
tax ein  männliches  adj.  oder  pron.  bei  dem  neulr.  kind 
zulassen. 

In  dem  grammalischen  neulr.  weih,  so  viel  wir  wissen, 
liegt  iüuncr  der  begrif  des  femininums. 


*)  uiadclicn,  (ticlitcr  werden  lam  aiij^cicdcl  Ms.   1,  5öl\ 


26(^  einfacher  uilz. 

die  allere  ßpiaclic  liUU  aber  gern  das  weibliMie  proiio- 
iiicii  dar.lut"  IoIi^l'U.  alid.  ein  ivib  ^  liu  Adraslca  lieizol  N. 
('aj).  55;  wdil»  tvib  habet  zelien  draginas,  oba  aiu  forliu- 
sit  T.  96;  iügivvelili  lliie  thar  gisibil  wib  sin  zi  gerönne 
T.  Malth.  5,  2«;  des  ivihes ,  diu  luh  ira  vahsen  Iructbc- 
nuJa,  des  w/bcs  ^  diu  vooe  derc  beriiorida  sines  kewAlis 
keliellit  ^vnrd ,  alle  hoiiiiiie  b.  Kcc.  Fr.  or.  2,  947,  94« ; 
ails.  eil  w/J',  lltiu  liabda  warn  gefriiniid  llel.  117.  IH;  eii 
lu//*,  thiu  eiias  judeon  was  IIcl.  151,  9;  lliat  ii'//'  spraU 
nud  iro  worduii  llel.  124,  7.  ags.  ade  ihiura  ihe  f //*  ge- 
sylidh  ,  and  Iure  gcvllnadh  INIallh.  5,  28;  thä  väs  suni  v/f, 
seo  fordielile  Luc.  8,  43 ;  lliii  com  an  vff  and  liäfde  hire 
seallbox  Luc.  14,  3.  nilid.  sin  w?/',  diu  liiez  Scnuraniis 
Anno  149;  ein  wib  ,  diu  \\i\  mich  freude  ersterben  üen. 
72;  ein  wtb ,  diu  hat  miih  i^ebiinden  Ben.  115:  uml)e  ein 
wfp ,  der  er  geliuret  NViwre  lien.  34.» ;  ein  «'»/>,  diu  lo.«Kch 
laclien  kan  Ms.  1,  6*;  ein  ifz/^,  diecU  e  genennel  han  Farz. 
76,  1;  im  d?ihle  aber  Parzival  an  sin  w/'p  die  lieht  genial 
und  an  ir  kiuschen  süeze  Parz.  732,  1  ;  ein  ivi'p,  von  der 
ich  wart  geborn  Parz.  750,  24;  für  diu  wip  stoze  ich  disiii 
zil,  swelliiu  nun  ralen  merken  wil ,  diu  sol  wizzen  war 
si  kere  Parz.  2,  25;  ein  tvfp^  die  man  viiulet  so,  diu  wPer 
vil  Klite  eins  Schimpfes  vrü  Parz.  515,  5;  ii'/'/> ,  diu  ie  stj 
kürlichen  lip  gehrere  ^^h.  4ßl,  11;  daz  ander  mer?i'/)>, 
diu  hiez  Sigelint  Nib.  1479,  1:  diu  ie  unvalschiu  wort  bete 
bi  ir  übe,  siiiem  werden  wibe  viel  er  an  die  brüste,  ir 
wizen  hende  er  kuste  Kl.  405;  stet  als  ein  blcTcde  iv/p, 
diu  ir  zuht  und  ir  lip  liiit  gesent  Kl.  511;  dem  wibe,  diu 
im  diu  liebest  ist  Frauend.  36;  ein  daz  allerschcensle  w/'p, 
die  man  fant  fragm.  32^;  ein  wip,  diu  sich  ir  geliche  .\^  i- 
gal.  3766;  munt  von  wibe  nie  gelas,  diu  genzlicher  künde 
pflegen  Wigal.  11571;  ein  tf/Z»,  der  (cui)  sin  lip  sich  mac 
gesellen  zuo  IMs.  2,  194b;  ez  ist  ein  spmhev  ivibes  sin,  diu 
sich  vor  valsclie  hat  beliuot  jMs.  1,  75*;  man  siht  vil  dicke 
an  manger  stat ,  daz  wfp  gewaltes  pdiget,  und  daz  ir  sei- 
len wibin  man  striles  an  gesiget  ...  ein  'ivip ,  diu  guofe 
wilze  habe,  diu  teile  ir  manne  mite  Ms.  2,  161^;  ez  eu 
ist  niht  ein  biderbe  U'?p  ,  tliu  ir  ere  diu'ch  ir  lip  lat  Trist. 
18001;  ja  gespi'ichet  lihle  ein  iv/p  des  Si  niht  sprechen 
solde  l\v.  7674;  ezn  mühte  nimmer  dehein  w/p  gelegen  au 
iV  selber  lip  von  klage  seihe  swaire,  tler  niht  eruest  wane 
Iw.  1313;  ern  laze  sich  euch  ein  %V/p  sehn,  wan  waz 
müht  im  von  der  gescliehn?  Iw.  1401  ;  deheinen  man  ze 
sclucncm  wibe  ziehe,  der  sf  su  sere  vlielie  Iw.  2265;  vioii 
Laudine  hiez    sin  ivfp ,  si  kuude  Iw.  2421 5    ein  tvip ,  die 


nonien.     geniis.  OßQ 

man  hat  erkant  Tw.  2890;  von  sincm  wihe,  Ir  gebot  liet 
er  übergangen  l\v.  308.5;  ein  tv/jt  y  diu  sere  sorget  iinihir 
ere  I\v.  4615;  Avie  selten  ich  daz  tv/p ,  beide  ir  nmot 
imdir  lip ,  innr.er  geprise  Ivv.  5471.  Belege  für  den  pl. 
des  >veibliclieu  pronomens:  guoliu  rv/p,  hant  die  sin  Parz. 
827,  25;  ez  -vvereu  \vol  nüt/iii  iv/p  ,  die  ilisiii  zwei  geba- 
ren Parz.  187,  24;  lat  schellen  iingezogeniu  wip ,  die  iie 
jiuigen  nilit  gevehten  Iw.  5012.  Auch  noch  nlul.  lälU  sicli 
sagen  :  ich  sah  nie  ein  weih^  die  schöner  wäre  ;  ich  gieng 
zu  den»  weih,  und  handelte  mit  ?7jr;  das  weih  enlelirt  ih- 
ren mann  (nnl.  het  wif  ontert  huren  man.)  *)  im  pl.  ist 
der  unterschied  des  geschlechls  niclit  mehr  zu  erkennen, 
gewohnlicher  jedocli  ändern  wir  auch  im  sg.  das  genus 
nicht,  und  coustruieren  ein  neutralpron,  hinzu:  ich  sah 
nie  ein  weib  ,  das  schöner  wäre,  die  ältere  spiache  darf 
gleicliCalls  das  neulr.  beibehalten,  z.  b.  xvip  y  lliaz  thar 
tholeta  T.  Matlh.  9,  20;  mhd.  zumal  beim  pl.;  ow  ol  diu 
wfp  ^  diu  dich  suln  sehn  Parz.  749,  1;  diu  sclucnsten  -u'/w, 
diu  er  ie  me  gesach  Iw.  6852. 

Kühner  ist  wenn  zu  w^ip  sich  gleich  schon  das  adj.  im 
fem.  gesellt:  ein  wip  volliu  iJcher  sinne  cod.  viud.  428 
no.  154;  ein  ojfeniu ,  süeziu  wirles  wtp  INls.  1,  147*;  rei- 
ner tvihes  giietc  sint  für  Irüren  guot  Ms.  1,  7'';  reiner 
tvihes  güete  kan   l'röude   leren  lien.  51  '**). 

Am  weitesten  geht  die  altfries.  spräche,  welche  zwar 
das  wort  xvtf  neutral  decliniert  (wives  Are,  feniinae  auris 
As.  179),  auch  den  neutralen  arlikel  damit  verbindet  (thet 
olher  wif  As.  277);  aber  nicht  nur  das  w^eibliche  pron. 
daiauf  folgen  lalU :  en  wif  tiucht  tuene  tamar,  and  hin 
steift  Br.  116;  en  wif  sd  on  efuchten  and  hin  se  mith 
berne  As.  99;  sa  hweisama  en  ivij'  nimi  ovir  wold  and 
ovir  willa  and  hin  Ion  hini  kiasa  As.  235;  am!  ther  en 
wif  Iv  hla])t,  aiul  hiu  sa  iir  on  efuchten  werlb  As.  277; 
sondern  auch  beides,  den  bestimmten  und  unbestimmten 
arlikel,  so  wie  das  possessivum,  in  weibliclier  form  damit 
verknüpft:  thä  vif  (feminam)  Br,  181;  there  ivive  (femi- 
nae)  Br.  206.  208;  there  wjve  liiri  withirjeld  As.  223; 
eure  w/'ve  (feminae)  Br.  ll.'i;  milh  s/'in-e  wive  \a.  181. 
in  allen  diesen  stellen  ist  wivc  dat.,  nicht  gen.  (der  wol 
nur  wives  lautet.) 


')  Götlie  in  den  rüm.  elegien :  Penelopeia  redet  zu  mir,  diu  treuste 
der  weiher. 

**)  Ben.  21    von   der    wibes  ougcn  biiciien  bezioiic  man  den  nrtilvcl 
auf  den  gen.  |)l.  ougcn. 


270  c.'inj'dr.ln'r   sdiz. 

Analog  Ix'liniidcll  Nvcidcn  nun  die  ncnira  J'riiiilciiiy 
m'i'ujdh'in ,  liic  Uteri  ein ,  dif  oin<Mi  Avosentlicli  Nvcibliclu'ii 
l)t'grif  iMUhalten.  in  nlid.  scliririspraclie  setzen  wir  /war 
nur  den  nculralen  ai'likcl  liin/.ti,  lassen  iedoch  ein  j)I(im. 
feni.  folgen:  ich  eihiicUle  das  Irünlein,  und  icdele  mit  ihr:, 
ich  begegnete  dem  mridclicn  ,  und  sah  sie  genauer  an;  (Üm 
Volkssprache  ^vagt  aber  bei  IV.iulein  auch  den  ■\veibli(  h<ii 
artikel :  die  Iriiujein  ;  nicht  bei  den  beiden  andern,  ndid. 
des   burcgraven    loliterlin  diu  sprach  Par/,.  372,   15. 

Nicht  anders  dürfte  nach  diminutiven  des  männlichen 
begrifs  ein  pron.  masc.  stehn;  docli  wüste  ich  es  nicht 
aufzuweisen  nach  mäiiiihin ,  herrlein,  söhnlein,  wir 
l)ediencn  uns  inuncr  des  iieulnims.  nur  jinl.  heilU  es:  het 
vianneljen  lachte  dat  hi/  schudde  (das  münncheu  lächle, 
daÜ  es  scliütlerlc.) 

Da  die  golli.  spraclie  ihre  diminutivform  nicht  auf  das 
ncutr.  einschränkt  (3,  666)  und  es  sich  auch  im  ahd.  frü- 
her ebenso  wird  verlialten  haben;  so  war  die  construclion 
solcher  subst.  mit  dem  pron.  und  adj.  viel  geregeller,  und 
die  formen  maijula  oder  mavilu  entsprachen  dem  begrif. 
havnilo  hingegen,  wie  wir  salien  (s.  267),  konnte  gleich 
dem  einfachen  barn  ein  männliches  und  wahrscheinlich 
auch  ein  weibliches  pron.  erlangen. 

Bei  unsern  heutigen  verkleinerten  eigennamen  neutraler 
form  und  weiblichen  begrifs  schwankt  der  artikel,  inileni 
sowol  das  als  die  jMariechen,  Dortchen  *)  gehurt  wird, 
diminutiva  männlicher  bedeutung  leiden  nur  den  neutralen: 
das  Häuschen,   das  Rürdcheu  (wie  sühnleiu,  männlein.) 

Was  von  weib  **) ,  barn  iind  kind  erörtert  Avorden  ist 
könnte  auch  auf  die  Unbestimmtheit  einiger  neutralen  thier- 
benennungen  (gramm.  3,  328.  329)  anwendung  finden,  z.  b. 
auf  huon.  Ls.  3,  407  finde  ich  nach  dem  grammatischen, 
freilich  durch  Zusammensetzung  näher  bestimmten  neulr. 
sivin  das  vveibliclie  pron.:  ein  rwuoXevswtn  [gruz  u.]  schoene, 
diu  was  SU  rehte  hoene,  daz  si  kein  wolf  erbeiz. 

Umgedreht  richtet  sich  einigemal,  wiewol  selten,  das 
pron.  Statt  nach  dem  vorausgehenden  lebendigeren  männ- 
lichen (oder  weiblichen)  geschlecht,  nach  dem  allgemeineren, 


')  dem    gr.  ij  rXvy.iQiov   vergleichbar. 

")  auch  wenn  epitheta  auf  frauen  angewandt  werden,  die  anderes 
graniuiatisclies  geschlechts  sind,  läßt  sich  ein  weibi.  pron.  dazu  con- 
struieren:  niins  herzen  tröst  (mnsc),  an  der  vil  gar  iit  niins  libes 
zuovcrsiht  Ms.  1,  35b;    so  nlid.  nach  mein  engel,   mein  herz  u.  s.  w. 


nomen.     gcnus.  27 1 

jene  mit  umfassentleii  nciilralbegrif.  daz  er  Im  bra'hle 
(Jririguljeleu  (acc.  sg.  niasc.  eines  pferdeuamens),  daz  be- 
gunder  leiscliieren  Pärz.  678,  10;  ez  was  ein  siin ,  daz 
si  gebar  Hartin.  Gregor  486;  in  jenem  fall  erklart  sicli 
das  neutrale  pron.  aus  ors  ^  in  diesem  aus  kint  oder  harn. 

Ulfilas  gestattet  sich,  auf  einen  weiblichen  colleclivbegiif, 
nanienllich  auf  manatjei-  ein  männliches  adj.  pailic.  oder 
pron.  im  pl.  folgen  zu  lassen;  es  wird  dann  das  bestimm- 
tere maus  (homines)  verstanden,  wie  ich  schon  s.  192 
bemerkte:  alla  rnanagei  (jasaihvaiidans  ina  JMarc.  9,  15; 
vas  nianagei  heidandans  i^v  d  /«d?  -noogtJoy.iöp  Luc.  1,  21; 
kühner  ist  die  fiigung,  wenn  aucli  nianageins  im  pl.  steht: 
sildaleikidedun  nianageins  avilhandans  iß^ai^Kccoav  oi  ö'/).nc 
XtyovTes  INTatth.  9,  33  ;  gasaihvands  thos  nianageins  infei- 
nuda  in  izc  (nicht  izo)  unle  vesun  afdäuidäi  Aiatth.  9,  36; 
oder  wenn  das  part.  schon  weiblich  gesetzt  ist  imd  docli 
ein  männl.  pron.  folgt:  thos  nianageins  fuithandeins  laisti- 
dedun  afar  imnia,  jah  andnimands  ins  (nicht  ijus)  rodida 
du  im  Luc.  9,  11 ,  wo  der  text  oyj.oi  und  amovg  hat. 
im  alid.  und  mhd.  lassen  sich  solche  structuren,  bei  größe- 
i'er  abstunipfinig  der  llexionen,  Aveder  so  leicht  bilden  noch 
erkennen.  Matth.  9,  33  hat  T.  inti  wunlarulun  thiu  me- 
nigi  quedentu,  nach  der  regel;  9,  36  gisehenti  thu  thiu  (so 
für  thie)  menigl  niillila  in  (dat  pl.),  dann  aber  folgt  der 
freilich  leichtere  Übergang  ins  niasc. :  wanta  sie  warun 
(jhveigite. 

Wie  das  golh.  gcnus  zwischen  nnJniUho  und  iinliuUJia 
schwanke  ist  niytliol.  553.  554  gewiesen;  ich  halle  das  fem. 
für  deutsclier,  bei  dem  niasc.  mochte  Ulf.  leicht  an  ahma 
denken,  darum  wird  die  an  sich  gewagte  conslruclion :  ?/.s"- 
dribans  varlh  iinhullhu  IMatth.  9,  33  wenig  befremden, 
und  man  darf  weder  usdribana  noch  unhullha  cmciulieren. 
auch  bei  dem  )>arl.  niasc.  neben  dem  neulr.  ihö  skuhski 
bedun  ina  avlthandans  INlallh.  8,  31  schwebte  ahnians 
vor,  der  text  hatte  öuiftoves  Xiyovxes,  wie  T.  thie  iliuvala 
quedante,  wie  vorlicr  uzarworphanemo  diuvale. 

Ulf.  übersetzt  o?  ;'07'f/'i:  durch  Ihäi  fadrein  .]oh.  9,  20.  22 
(acc.  thans  fadrein  ,]oh. 9,  18)  oder  durcli  h\oi\c>^  fad  rein  Iaic. 
8,56.  18,  2'J.  Job.  9,2.  3,  ja  den  pl.  nouW.  fad'rciiia  UVor. 
12,  14.  fadrein  ist  sg.  ncutr.  des  substantivisch  gesetzten  adj.*), 
und  es  scheint  wiederum  synesis,  daß  dazu  der  männliche  arl.. 


*)  verschieden   von    dem    fem.    fadrcins    (familia)    gen.    fmlroiiiais 
Luc.  2,  4. 


272  ciiißu-lwr  fidtz. 

tlci'  acr.  ])).  Zus.,  inul  das  vcrbiim  im  \)\.  (iisgeisnotlrdiiii  Liir. 
8,  56)  Cüiislriiicrl  ^viiul ,  vgl.  giiinoiii  jali  (|viiit'iii  {doai  v 
VAU  iffj/.v)  i^larc.  10,  6.  ein  alid.  valaiui  Uciine  ich  niclil, 
ein  ags.  rudcrcii  bloU  aus  zusaiiiniciiselzuiigeu. 

^^  Clin  die  lal.  spraclie  das  gcsciz  der  congriieii/.  Nci 
7.11111  i;c'ii.  |)l.  der  swbsl.  geslellleii  superltilivtn  slrengc  Maliil, 
d.  Ii.  lolzlercii  immer  das  geiius  der  ersten  erllieill  (virortiin 
lürlissiiniis,  feniiiianim  piilclierriDia ,  nialonini  siimnMiiny; 
SU  bietet  /war  die  golh.  syntax  hiervon  keine  abweichnng 
dar,  in  andern  ihaleclen  aber,  ol)gleith  anch  sie  die  legel 
anerkennen,  ersclieinl  eine  doppeüe  und  sicli  entgegenge- 
setzte ausnalune.  Jüninal  gcslallen  jene  allgemeineren  neulia 
parii ,  cliint  und  \v*[j  in  solcher  snperlalivisclien  begleilnng 
den  Übergang  ins  bestimmtere  genus,  und  aus  dem  gülhi- 
sclien :  die  treuste  der  ueibcr  folgere  ich  ein  inltd.:  diu 
gelriuwesle  der  wibo.  einem  ahd.  \v?bo  eristii  (feminarum 
prima)  ^viirde  aber  im  nom.  ?g.  nicht  an/uscliu  sein,  ob 
der  supcrl.  im  fem.  oiler  neulj-.  stehe,  die  übrigen  casus 
könnten  den  zwcilel  heben.  ebenso  gültig  -wäre  parno 
liopi'tslü  (üliorum  carissimus)  statt  des  auch  richtigen  pai-no 
liopustii;  Avie  es  nhd.  von  einem  sehn  lieilien  dürfte,  beides, 
der  liebste  und  das  liebste  unter  den  kindern  '•').  Ganz 
auf  umgedrclite  weise  wird  aber  nun  auch  in  der  fiiihern 
Sprache  dem  gen.  pl.  statt  des  im  genus  congrucnlen  su- 
j)erlalivs  ein  luibestimmt  neulvaler ,  und  zwar  schwach- 
formig,  zugesellt,  und  hierfür  sind  noch  belege  beizubringen. 

ahd.  manno  liohöstu  0.  I.  22,  43  statt  maimo  liobuslo; 
tödo  tvirsestu  (morlium  deterrima)  N.  ps.  33,  22.  nihd. 
clö  gaben  si  im  zeleste  aller  rouche  heste  Ilolfm.  fundgr. 
146  statt  aller  rouche  besten;  stei-kest  aller  recken  (omnium 
lieroum  fortissimum)  iSib.  1671,  3  st.  sterkesten.  man  sehe 
Lachm.  zu  dieser  stelle,  der  auch  die  vorhergehenden  be- 
lege hat.  iu  dem  neutr.  liegt  gleichsam  die  Vorstellung: 
das  beste  oder  schlimmste  stück,  beispiel.  diese  con- 
struction  scheint  vorzüglich  auch  alts. :  thegno  hesta  (pugi- 
lum  optimus)  Hei.  95,  13  5  allero  thegno  hesla  151,  7; 
gumono  heztn  74,  14.  153,  10;  dago  liohosta  14,  24; 
allero  williuno  mesta  174,  11  in  welchen  stellen  die  va- 
rlanteii  nachzusehu  sind,  wenn  es  aber  Hei.  23,  5  heißt 
Nilstrum,  Iludo  Jatjorosta  (lluviorum  pulcherrimus) ,  so 
steht    iu^  zweifei,    ob    der   dichter   den  superl.  neutr.  oder 

*)  Bootes  Jieroslo  dero  iiord/.eiclieno  N.  Cap.  85;  zeiciien  i.st 
neutr.,  dachte  er  beim  masc.  heiusto  an  sterao? 


iioiiieit.     ireniis.  273 

weiblich  nahm,  dasselbe  gilt  von  arabeito  tneistd  0.  II. 
14,  20.  für  das  fem.  (ich  meine  den  gen.  pl.  fem.  beim 
neulr.  des  siiperl.)  habe  ich  sonst  noch  keinen  beleg,  und 
im  mild,  entscheidet  nur  der  acc, ,  ^Yeil  der  nom.  alle  drei 
geschlechter  gleich  macht,  es  gälte  also  ein:  aller  frouwen 
scha'iiest  (mulierum  pulcherrlmam)  aufzuzeigen,  statt  des 
gleich  untadelichen  :  schcensten. 

Alan  erwäge  die  mit  allen  drei  graden  des  adj.,  haupt- 
sächlich aber  des  neutralen,  gebildeten  adverbia. 

Wenn  zahhvörter  mit  einer  präp.  den  begrif  der  thel- 
lung  ausdrücken,  so  setzt  sie  unsere  spräche,  gleich  der 
griech. ,  ins  ueutrum.  goth.  faürhah  alhs  disskritndda  in, 
tva ,  10  'iiutiiTiixuöfia  tov  vaoO  ioyiG&ij  ei's  ^vo  Matth. 
27,  51.  IMarc.  15,  38,  und  nur  nach  dem  lat.  ausdruck 
der  viilg.  scissum  est  in  duas  partes  steht  bei  T.  Matth. 
27,  51  in  zuei  teil,  statt  des  deutscheren  in  zuei ,  dem 
kcii:e  ellipse  von  teil  unter  liegt,  wie  schon  daraus  folgt, 
daU  dies  goth.  subst.  gar  nicht  neutral  ist.  auch  lautet 
die  ags.  version :  ou  tvegen  dadas.  der  alts.  dichter  sagt 
viel  besser:  that  fehanlacan  te  brast  an  middion  an  tue 
Ilel.  169,  1  und  so  auch:  gisuhun  fuüstri  an  tue  tehltan 
an  lüfte  12,  7;  tilet  tliie  liift  an  tue  96,  21;  skcdid  that 
werod  an  tue  136,  3.  ahd.  m  zuei  teilet  N.  Cap.  118.  138. 
lür  die  mlid.  zahlen  bedarf  es  der  belege  kaum ,  sie  wei- 
sen sicher  auf  ahd.  zurück:  en  zwei  Trist.  5691.  Troj. 
2025;  en  driu  lleinh.  2243.  fragm.  30^;  en  vieriu  Parz. 
177,  18;  en  niuniu  Ueinh.  2244.  nhd.  ist  mit  der  pliiraleii 
neuiralform  iliese  ausdrucksweise  verloren ,  und  mir  das 
verhärtete  e'ntzwei  geblieben.  ahd.  aiu-h :  in  maniyiu 
cheren  N.  Blb.  35.  Ganz  jenen  pluralen  ents|)richt  der  sg. 
en  ein  Parz.  57,  17.  lien.  375.  425.  427.  \YigaI.  9469. 
jNlan  zählte  schon  ahd.  einez,  zuei,  driu,  ßeriu  IS.  Vn\).  155 
im  neulr.,  wie  wir  heute  sagen:  es  schlägt  eins,  z^vei  u.  s.  w. 

An  diese  Verwendungen  des  neutralen  adj.  im  blolWa 
nominalverliällnis  reiht  sicli  nun  eine  des  neutralen  pro- 
nomens ,  welclies  im  förmlichen  satz  als  sul)i(H:l  oder  als 
prädical   die  stelle  euies  andeiii  geschlechts  cinnclimen  kann. 

von  dem  persönlichen  pronomen  es  neben  ilem  verbo 
tler  drillen  person ,  auch  wenn  ein  männliches  oder  weib- 
liches, otler  gar  ein  plurales  subject  im  satz  erscheint, 
wurde  s.  222  il". ,  luid  von  seinem  gebra\ich  vor  imperso- 
nalien  s.  227  IF.  gehandelt.  bei  diesen  letzteren  war,  der 
natur  der  Sache  nach,  idierliaupt  kein  wirkliches  genug 
ausdrückbar,  und  nur  die  uiibesliMunlhoit  des  grammali. 
sehen    neutrums    konnte    sich    dafür    eignen.       hingegen  da 


274  ei II fache r   salz. 

wo  ein  bcsliimnlos  snhiocl  \orhaiHlen  isl ,  sollte  ihm  da 
\iiil)cstiininle  nciilriiiii  ylciclisain  noch  zum  yeleitc  voraus 
güscliickl  oder  nacligcsoiidel   werden. 

wenn  CS  iiilid.  IkmIU  :  ez  (iior  ein  biitlen.'crc  vil  verre 
in  rreindiii  lanl  licn.  66;  ez  nain  ein  wilivve  einen  man 
Wallli.  106,  24;  ei  sproclienl  gniioge  linle  ir  selber  sclia- 
den  Freid.  121,  26;  ez  giengen  küin'gcs  kindelin  zwei  dar 
liit.  3333;  so  wird  dadmcb  nichts  anders  ausgedrückt  als 
was  In  den  salzen  liegen  würde:  ein  biillcnfere  fuor  i.  fr. 
1.:  ein  wiliwe  nani  e.  ni.;  gnuoge  liutc  sprechenl  i.  s.  seh.; 
zwei  k.  k.  giengen.  in  der  älteren  spräche  hatte  frei- 
liah  auch  noch  mit  dem  unbegleilelen  nakten  verbo 
begonnen  werden  mögen:  fuor  ein  b. ,  nani  einiu  wili- 
wa,  sprechant  ginuoge  (s.  227),  fuar  drulilin  bredigunti 
0.  II.  12,  1.  allein  man  zog  schon  in  der  ahd.  conslruclion 
vor,  das  anhebende  verbum ,  wenn  es  nicht  etwa  duich 
eine  parlikel  aul"  das  folgende  subject  zurück  gewiesen 
war  (z.  b.  dar  fuor  e.  b.,  iomer  S|)rechaut,  nü  sprechant), 
mit  einem  unbeslimmten  persönlichen  pron.  einzulüliren, 
welches  das  zu  erwartende  subject  anzukündigen,  nicht 
aber  in  genus  und  numerus  nach  ihm  sich  zu  richten  hatte, 
dies  neutrum  iz  ist  also  auch  ein  nom.,  nicht  etwa  ein 
vorgeschobner  adverbialischcr  acc. ,  aber  von  tler  leisesten, 
unmerklichsten  bedeutung,  die  sich  so  fassen  ließe:  ehvas^ 
neniHch  ein  büllner,  etwas  ^  imd  zwar  eine  witlwe ,  das 
subject  empfängt  dadurch  oI)jective  richlung.  ein  zugefüg- 
tes adv.  hat  schon  festeren  sinn :  da  (an  diesem  ort)  fuhr 
ein  b. 

die  nonünativqualität  des  es  erhellt  luiverkennbar  aus 
Sätzen,  in  welchen  das  verbum  subst.  aufli-itt,  z.  b.  es  ist 
ein  mann,  es  ist  wahr,  ez  was  der  voget  von  Sc  wen 
Gudr.  1674,  1,  und  hier  gebührt  ihn»  wieder  stärkere  be- 
deutung, obgleich  es  der  älteren  oder  z.  b.  der  lat.  spräche 
immer  noch  entbehrlich  wäre:  vir  est,  verum  est.  man 
konnte  umschreiben:  das  von  dem  ich  reden  will  ist  ein 
mann,  etwas  das  ich  sagen  werde  ist  wahr.  und  in  die- 
sem fall  braucht  denn  auch  das  nnbestiiiimte  neutrum  aus 
dem  umgestellten  satz  nicht  zu  verschwinden,  sondern  darf 
hinter  dem  verbo  nochmals  uachdrückllcherwelse  wieder- 
liolt  werden:  Ih  bin  iz ,  wizit  thaz  !  0.  III.  20,  37;  scal  iz 
Krist  sin,  fro  min  0.  II,  14,  89;  ich  bin  ez  diu  triuwe 
Stolle  147^;  sit  irz  diu  maget  Ms.  2,  214^;  ja  ist  ers,  den 
ie  min  lip  versprach  Ben.  386;  alsdann  nimmt  es  die  stelle 
eines  fühlbaren  prädicats  im  satz  ein:  Ich  bin  es,  von  dem 
die  rede  golit.     auf  gleiche  arl  kann  es  in  abhängigen  sätzen 


iioineii.     genus.  275 

nadi  coii)iinclIonen  haften,  z.  b.  wenn  icli  es  bin;  daz  iz 
riiiloloyia  was  .\.  Cap.  33;  daz  ez  wrere  SiIHl  j\ib.  611,  4. 
jenes  andern  verbis  als  dem  Substantiven  sein  oder  werden 
vorgesetzte  es  laßt  sich  ihnen  niemals  nachstellen,  sondern 
verschwindet  jedesmal  bei  der  Avendiing  des  Salzes :  es  fuhr 
ein  büttner,  aber:  daß  ein  biiltner  fuhr;  hingegen:  e*  ist 
wahr,  daU  es  wahr  ist,  es  ist  ein  mann,  ob  es  ein  mann 
ist.  Auch  das  es  der  impersonalien  weicht  bei  der  satz- 
w^eudung  nicht,  z.  b.  e*  schneit,  daß  es  schneie,  schneit 
es?  denn  hier  vertritt  das  pron.  den  Avirklichen  nom.  des 
subjects,  während  das  neben  dem  subj.  vorausgeschickte 
nur  iiberilüssig  begleitet.  Bloß  die  Volkssprache  gestattet 
sich  dann  auch  zuweilen  das  es  im  umgeslelllen  satz,  z.  b. 
sie  sagt  nicht  nur:  es  geht  ein  mann  ins  heu,  sondern 
auch  fragend:  geht  es  ein  mann  ins  heui*  el%va  wie  das 
dem  es  analog  verwandte  localadv.  (s.  226)  auch  bei  der 
satzwendung  haftet. 

man  achte,  das  begleitende  nominative  es  nicht  zu  ver- 
mengen, weder  1.  mit  dem  sich  auf  ein  Avirkliches  neutr. 
beziehenden  ;  ein  solches  es  kann  nicht  verschwinden,  son- 
dern muß  auch  bei  der  lunslellung  haften,  z.  b.  Berthold 
redet  p.  186  von  'einem  ding',  das  er  naher  beschreibt  und 
fügt  hinzu:  ez  heizet  tugeiit,  tugent  heizet  ez.  noch  2. 
mit  dem  accusativcn ,  im  satz  bedeutsameren,  welches  auch 
wol  vorausstehn  (s.  225  not.)  und  mit  dem  begleitenden 
es  zusammen  vorkommen  kann ,  z.  b.  wenn  wir  auf  die 
ii-age:  regnet  es?  bejahend  erwiedern :  es  ihiits.  hier  steht- 
thun  auxiliarisch  (s.  94)  und  das  zweite  es  accusallvisch 
fiii-  den  inf.  regnen,  die  ältere  spräche  läßt  (.las  zweite  es 
weg.  njhd.:  wir  suln  uns,  sprach  er,  dicke  sehen,  si 
sprach ,  daz  nuioz  also  geschehen,  ez  iuol ,  sprach  er, 
suKvir  leben   lüi.   12711.     engl,  il   does. 

Gleich  dem  neutr.  des  persönlichen  pron.  sieht  inin, 
in  ahnlich  objectiver  beziehung,  mit  enlscbiechierem  nach- 
druck ,  aber  nur  bei  dem  subslantiven  verbiim  und  Sub- 
stantiven, das  neutr.  demoustrativer  pvonotuiiiti.  tlas  ist 
der  mann,  das  ist  die  Iran  von  denen  geiedel  wurde; 
das  hier  sind  meine  kinder;  dieses  sind  die  leuie ,  jenes 
siiul  die  hiiuser;  ist  dieses  nicht  der  berg,  auf  den  wir 
steigen:*  die  lat.  spräche  richtet  ihr  ileiuoiislraliv  nach  dem 
subject  des  sat/.es  in  genus  inul  nuuu'rus:  hie  (ille,  isle) 
est  vir;  islae  sunt  donuis.  auch  wir  können  das  jiron. 
gerade  zu  auf  das  subject  beziehen:  der  ist  der  rechte 
maiui ,    diese  dort  ist  die  fi-au  ;    aber  die  gewöhnliche  rede 

S  2 


2  76  einfacher  saiz. 

j^ohl  gorn  in  tlou  uiiljostinimlcn  noutralausdruck  ein,  der 
aiiuli  sclioM  vollküiDiiiLii  iii  iiJiscrer  allen  sprarlie  ^vallct. 
iiiliil.  diz,  ^Yas  des  huscs  lierre  Iw.  285;  duz  ist  iiiwer 
jiiiigestc  ztl  l\v.  11.08;  diz  was  sin  ersle  swerles  slrit  I'arz. 
197,  3;  daz  was  einer  Lazaliez  Parz.  56,  15;  duz  was 
sin  neve  Kaylet  Parz.  58,  2!);  daz  ist  der  stolze  Hiuleger 
Parz.  32,  8  ;  daz  \va«  von  Troneje  Hagene  Nib.  9,  1 ;  ja 
ein  schon  elngolclteles  bestininiles  geniis  tritt  unmittelbar 
wieder  in  das  neutrum :  der  ni.'crc  bringet  daz  bin  ich 
Ms.  1,  119'';  der  des  voresingcns  pilac  daz  was  Friderich 
Ben.  378;  der  ich  gerne  hege  bi ,  duz  ist  diu  wolgelane 
Ben.  427;  der  -\ierde  daz  si  Dancwart  iSib.  339,  3;  der 
vierde  daz  was  INuodunc  Bit.  3337;  oder  das  neutr.  wendet 
sich  wieder  ins  niasc. :  ilaz  ist  den  ir  da  meinet  Parz.  98, 
28.  alid.  ihiz  ist  min  liobo  sun  T.  JMatlh.  3,  17,  des  lat. 
hie  est  filius  mens  *)  ungeachtet;  thiz  ist  ther  fon  tliemo 
gikundit  was  T.  IMalth.  3,  3;  tJiiz  ist  min  sun  diurer  0. 
I.  25,  17;  thiz  (s.  1.  für  this)  ist  ther  selislc  manod,  thiz  ist 
ther  von  tlicnio  ili  iu  quadT. 3,  8.  13,  8;  dhizs  ist  dliiu  saclia 
Clu-istes  cJiiburdi  {^haec  est  causa)  Is.  385  ;  tlat  was  su  friuntlaos 
man  Hild.  24;  thiz  sint  buali  frunu ,  siu  zeigunt  filu  scono 
0.  I.  3,  1;  thaz  was  David  0.  I.  3,  17;  thaz  ist  giwara 
mera  (haec  est  major  fides)  0.  II.  19,  9;  thiz  was  thiu 
iu  inbant  thaz  ira  fahs  0.  IlI.  23,  11;  taz  sint  duo  meni- 
bra  N.  Bth.  114;  iro  beta  daz  wären  suil'iagia  ]\.  Blh. 
128;  une  zuivel  sint  tiz  liu  N.  Btli.  116;  daz  sint  die  ki- 
hielin  (hi  sunt  matrimonio  juncti)  Ecc.  Fr.  or.  2,  944. 
alts.  that  was  so  sälig  man  Hei.  3,  2;  ik  selbo  bium  ihat 
thar  saiu  79,  5  ;  Salanas  selbo  is  that  thar  said  79,  8.  ags. 
thät  väs  vi'ajc  (fem.)  micel  B.  338;  thät  väs  Vendia  leod 
(masc.)  B.  694 ;  thät  is  Ilrädlan  läf  B.  903 ;  thät  vas  torn 
vere  C.  60,  10  (wo  keine  noth  ist  zu  lesen  tliä):  thät  vas 
veallfaslenna  a>rest  C.  64,  30;  hu  nis  this  (neutr.)  sc  smidh 
Marian  sunu?  INlarc.  6,  3.  solch  ein  ahn.  that  aus  den 
eddaliederu  aufzuweisen  vermag  icli  nicht ;  ich  finde  nur 
das  bestimmtere  gesclilecht:  sä  er  ther  makligr  madhr  Sa^m. 
145'*;  var  sü  ein  va^ttr  das.;  sä  er  varga  vinr  Sajm.  150^; 
aber  in  der  prosa  wird  das  neutr.  üblich :  that  voro  val- 
kyrjor  Sa»m.  133  und  oben  s.  226  ist  aus  dem  isl.  N.  T. 
die  stelle  beigebracht  worden :  thad  eru  icke  allt  Israels 
menn,  und  INlarc.  6,  3  steht:  er  thetta  ecke  eirn  triesmidur? 
Indessen  lauft  in    der  isl.  und    neunord.  spräche  überhaupt 


*)  die  ags.  Version,   ä/c   für   das    adv.   nelimead,    gibt   //er.      aber 
Mattli.   13,  55  stellt  sovvol  bei  T.  als  ags.  das  iu;isc.  theser,  thes. 


nomen.     genus.  277 

die  bedeutnng  unseres  das  und  es  zusammen ,  und  diese 
liauiigere  schwed.  oder,  däu.  prononiinalforni  dtt  leidet  nur 
dann  vergleichung  mit  dem  liochd.  unbestimmten  das,  wenn 
sie  sich  neben  dem  verb.  subst.  findet,  nicht  aber  sonst, 
X.  b.  in  der  redensart :  det  siito  tvä  kämpar.  wir  können 
nur  sagen  :  es  saßen ,  nicht :  das  saßen. 

Ulfilas ,  wiewol  kein  unbestimmtes  ita  kennend  (s.  224), 
hat  merkwürdige  spuren  des  unbestimmten  thata  in  den 
eben  erörterten  constructionen.  niu  thata  ist  sa  timrja,  sa 
sunus  Marjins?  ov/  ovrog  ioTiv  6  Tizriov ,  o  v/o?  il7ti()/«.c; 
]\larc.  6,  3,  vulg.  nonne  liic  est  faber  filius  Mariae':';  meina 
andahafls  thai  (=z  thata)  ist,  7;  Ifiij  unoXoyi'a  uvti]  iart 
(vulg.  mea  defensio  haec  est)  ICoi-.  9,  3.  *)  könnten  wir 
]>latth.  3,  17  nachsehn,  würde  sich  vielleicht  tJtata  ist,  viel- 
leicht aber  auch  sa  ist  {ovtög  igti)  sunus  meins  sa  liuba 
darbieten. 

Die  ahd.  und  mhd.  spräche  tluui  aber  nocli  einen  schritt 
■v\'eiter.  mit  ihrem  auf  solche  weise  unbestinmit  gesetzten 
ueulnun  des  demonstrativs  verbinden  sie  zugleich  Ordinal- 
zahlen, in  einer  homilie  (Ecc.  Fr.  er.  2,  945)  Iieißt  es: 
daz  ander  (s.  1.  für  andere)  daz  siiit  die  worltlichen  wunne; 
daz  dritte  (tertii)  sint  die  gotes  irweliten  magide.  bei  auf- 
zahlung  von  rittern :  daz  sehste  (sextus)  was  Kalogreant 
Iw.  92;  daz  dritte  was  Pinel  Wli.  45,  20;  Karriax  daz 
Jumjte  was  Wh.  32,  14  vgl.  32,  17.  151,  25.  die  nhd. 
Schriftsprache  zieht  den  bestimmten  ausdruck  vor:  der  oder 
die  erste,  uiul  auch  die  frühere  war  nicht  nothwendig  zum 
neulr.  golialten  ,  sondern  durfle  wühlen  ,  oder  gar  aus  dem 
beslinu»iten   genus  übergehn  in   das  unbesliminte  (s.  276.) 

Am  deutlichsten,  wie  mir  scheint,  hat  sich  endlich  bei 
dem  interro<jativprononieu  die  objective  bezichung  entfal- 
tet; wir  bedienen  ims  des  %vas  eingeschränkter  als  des 
das.  dem  tlas  ist  der  kchüg  (hie  est  rex)  steht  ein  was 
ist  der  künig?  nur  insofern  parallel,  als  darin  das  ob- 
}ective  (päd  est  rex?  liegt.  wird  persönlich  gefragt,  so 
mul^  gesagt  werden:  tver  ist  der  köiüg';*  quis  est  rex? 
wer  ist  die  königin'i*,  ia ,  tver  list  das  kind  ?  die  frage: 
ivas  ist  das  kind  ;*  würde  eine  definition  des  kinds  begeh- 
ren,    hingegen    bei  süchlichcu  fragen  gilt  was  für  alle  ge- 


*)  Philem.  12  tliat  ist  meinüs  bnists  toHt'  tan  rd  i/nl  anlüyxvu 
geliorl  nicht  lierlier,  denn  bnists  wie  o-iA.  muß  als  nppoiiierter  acc, 
zum  vürauspelieiidtM»  ina,  cvun-  peiioinmcii  werdeii,  und  tlint  ist  hat 
(wie  Marc.  7,  2)  ilcn  advcrbialisclien  sinn  von  niniiruni,  ucDipc,  datier 
aucli  die  vul^.  "t  mea  viscera. 


278  einj'iichcr    scilz, 

schlecljler,  in  jedwedem  nuinerus.  %vns  isl  der  erfolg  da- 
von*:* weis  die  Ursache?  was  sind  die  wiiUiiiigcn  ■'  mlid. 
W(iz  IV  gewerp  Wii-re':'  Ivv.  5cS18.  ahd.  tf^i  \vaii  latlia 
iiMMul'  (was  wäre  meine  8a_clie,  d.  li.  wie  stünde  es  um 
uiich?)  0.  JII.  17,  61:  waz  siiil  toh  lui  mine  sculde ':'  N. 
i>lJi.  24.  alls.  IViiguda  Imal  is  namo  scoldi  wesan  (was 
sein  name  sein  sollte)  llel.  6,  21.  Auch  das  ])ersünli(he 
xver  geht  auf  jedes  genus  und  jeden  numerus,  aber  nicht 
aus  einem  S)  iitactischen  grund,  sondern  dem  hlol^  foiinol- 
len,  dali  das  proiiomen  delectiv  ist:  wer  sind  die  irauen*:* 
xver  ist  das  kind?  xver  sind  die  kinder?  eine  für  diesen 
gpracligebraucli  entscheidende  alid.  stelle  iindet  sich  T.  59,  '^ 
(Matlli.  12,  48):  xver  ist  min  muoler  inti  xver  siut  minc 
bruoder?  das  lat.  auae  est  niater  mea,  et  <nii  sunt  fralrcs 
meii*  konnte  nicht  andcis  verdeutscht  werden,  goth.  würde 
tiier  fürs  fem.  livö ,  für  den  pl.  masc.  vielleicht  steha 
hvui? 

Ulfdas  gebraucht  ein  unbestimmtes  hva  ganz  in  weise 
des  lat.  quid?  und  gr.  tI  ;  für  den  objeclivcn  bcgrif  auch 
wenn  ein  masc.  oder  fem.  oder  ein  pl.  folgen :  Jwa  kara 
(ist)  unsis?  t/  tioos  i^ftüg^  INIalth.  27,  4  und  nicht  hv() 
kara?  Ebenso  läUt  sich  lat,  fragen  (juid  cura  nobis?  quid 
est  femina?  quid  sunt  reges?  insofern  objective ,  unper- 
sönliche antwort  erfolgen  soll,  niemals  aber  dürfte  jenes 
persönliche  das  ist  mein  söhn  ausgedrückt  werden  hoc  est. 

Auch  ihr  neutrales  adj.  vermag  die  lat.  spräche  nur  in 
rein  objectiver  beziehung  mit  einem  masc.  fem.  oder  pl. 
zu  verbinden,  z.  b.  triste  lupus  stabulis,  maturis  frugibus 
imbres;  tiirpe  est  senex  miles:  omnium  rerum  mors  est 
extremum:  der  tod  ist  das  letzte,  der  wolf  im  stall  ist 
etwas  (jefahrhrinijendes :,  theist  dages  heizistd  0.  11.  14, 
10,  der  heißeste  theil  des  tags  (oder  will  man  hier  das 
adj.  auf  das  vorhergegangue  zit  wenden?) 

Aber  daß  wir  das  neiitrum  weit  allgemeiner,  auch  da 
'WO  solch  ein  sachlicher  bezug  gar  nicht  vorhanden  ist, 
brauchen,  daß  wir  gern  alles  subjective  objectivisieren, 
scheint  von  frühe  an  ein  grundzug  unserer  spräche,  jin 
welchem  vielleicht  die  reale  gesinnung  des  volks  sich  sj)ie- 
gelt.  von  dieser  eigenheit  haben  wir  nun  noch  in  den 
beziehungen  auf  ein  mehrfaches  subject  die  einleuchtendste 
bestätigung  wahrzunehmen. 

Nemllch  wenn  adj.  und  pron.  auf  zxvei  oder  mehr  sah- 
jede  gehn,  entgj)ringen  folgende  falle,  die  sich  aber  in   der 


noineii.     genus,  279 

jüngeren  epraclie  immer  -weniger*),  nur  noch  au  proii. 
und   Zahlwort,  nhd.  gar  nicht  mehr  ermessen  lassen: 

1.  die  subjecte  sind  desselben  tjeschlechfs.  hier  Hellten 
sich  adj.  und  pron.  bei  belebten  dingen  stets  nach  dem 
iiatiirliclien  genus,  z.  b.  ahd.  müste  jnan  sagen:  DIotrIh 
inti  llilllpranl  rilun  pede  j  Cluuiigimd  inli  Sigilint  quämun 
pedö^  daz  hrint  inti  daz  scaf  lepent  ki-ases  pediu.  Bei 
abstracten  **)  gegenstanden  gestattet  sich  die  mhd.  vielleicht 
aucli  die  ahd.  spräche  aber  den  Übergang  aufs  nexitrmn : 
diu  liebe  stet  der  sclucne  bi  baz  danne  gesteine  dem  golde 
tuot:  nu  jeliet,  -waz  danne  bezzer  si,  hiint  disiii  beide  reh- 
ten  nuiot  \^'allh.  92,  25 ;  der  wise  minnet  niht  so  sere 
alsam  die  gotes  hidde  unt  ere ,  sin  selbes  lip  wip  unde 
kint  diu  lat  er,  e  er  disia  zwei  Verliese  Walth.  22,  27  ; 
mit  der  vreude  wart  versaut  zuht  und  ere;  disiii  drin  sit 
leider  nienien  vant  Ben.  415;  da  was  kunst  luule  kraft, 
srelde  unde  manheit,  diuhel  got  an  in  geleit  Wigal.  2894  ***). 
das  sind  niehrfache  salze,  deren  letzter  objectiv  zusam- 
njenfaßt. 

2.  Z7vei  subjecte  sind  verschiednes  geschlechts. 

a.  ludsc.  und  fem.  im  S(}.  hier  gilt  der  uralle  grund- 
satz,  dal»  ein  auf  beide  zugleich  bezügliches  pron.  adj.  und 
parlic.  in  den  pl.  des  neutr.  zu  slehn  kommt,  und  gerade 
vorzugsweise  bei  personen.  dieser  pl.  entspringt  aus  zu- 
sanMU(Mifassung  des  doppelten  sg.  Ulf.  redet  von  Zacharias 
und  Mlisabct:  ba  [v^maldra  vesun  ufirpöifgoi  nQoßeßr^yj')- 
rfc  ynuv  liUc.  1,  7;  vesun  (jaraihla  ba  i^oav  d'e  <)'ixi(ini 
vcjurpmeQot  Luc.  1,6;  jah  vas  Josef  jali  ailhei  is  sildaleik- 
juudouu  ijv  \Io)mjrp  v.ul  o'j  ftfjTT^Q  uvrov  •d-av/ia^ovres  Luc. 
2,  33;  sa  alla  theins  jali  ik  viuiiandona  sökidedum  thuk 
o  nutiiQ  oov  Huyo)  fxhnnö/ifvot  iyijrov/iifV  oe  Luc.  2,  48 ; 
lösef  jah  uilhei   is  hutjjandöna  vo/tioavzeg  Luc.  2,  44;   ni 


•)  (las  beginnende  abnehmen  nlfer  furmsrliärfc  nnterpräbt  nianclio 
.syiitactisclie  tc<^c\.  wenn  bicli  j;otli.  no<Ii  <:,cnn\i  Sündern  läßt  veis  all.'ii, 
allus,  alla;  alul.  wir  alle,  allö,  aüiu ,  so  fällt  s*iK>n  seil  N.  iiiul  nilid. 
in  wir  alle  niasc.  und  fen\.  znsaninien,  nur  wir  elliu  bleibt  zu  be/.eioli- 
nen;  im  nlid.  wir  alle  liört  jeder  unterschied  auf.  ().  von  den  zehn 
tliiirielitcn  junj^'JVaiicn  redend  hebt  l\^  7,  65  mit  l/iio  finfi  an,  fälirt 
aber  fort  thie  unj^iwarc  wärun,  st.  tliiü  ungiwarö,  «lann  folgt  67  wieder 
ein  nachhelfendes  l/uo. 

")  wenn  Ms,  2,  7r>l>  der  dicliter  uns  zu-fil  auf  »ich  und  den  wintcr 
bezieht,   so  scheint  mir  das  unerlaubte  licenz  fiir  uns  zw/'uc 

••')  doch  schreibt  liarlmann  nacli  den  vier  fem.  zunge,  hant .  bete, 
dro  Iw.  508  das  j)rün.  die,  uidit  diu. 


280  einfacher  salz. 

h'ujilandona  Luc.  2,  45;    jali    //«  nl   (Vullmii   v.lu   anoi  ov 
üVvPj'/.uv  Luc.  2,  50;    jali    sijuiiia    tliö    Iva    du    Icika   saiiiin 
nai   i'aovxai  ol   ovo  li^  oaoy.u   /ilup  Marc.   10.  8,    uml    so 
wird    aucli  I  Cor.  H,   IG    und   llph.  5,  31    geslandcn    liabcu. 
in  allen  diesen  slellen  abweicliung  von  der  gr.  conslruclion, 
die  das    niasc.  setzt.      alid.  wärun    siu    hedii  (Zach.  u.  1",1.) 
gole    filu    dvülu  0.  L  4,  5 ;    siu    wArun  rthtiu    heidu    fora 
gote  T.  2,  2;    tholi    waruii  einstimmu  0.  1.  9,  2H;    so  siu 
(Jos.  und  INlar.)  giwon  wärun   0.  L  22,   5;    ni   ^vurlun   siu 
es    anawait    0.  L  22,  9;    so    siu   ihu    lieini    qiianinn    0.  L 
22,   19  '^')]    thiu   hiün    (s|)onsus    et    sponsa)   wärun    lüu   IVu, 
giwerdan  mohla  siu  es  ihö   0.  IL  8,  9,  "\%ill  man  liiun   liii- 
den   pl.  eines  neutralen  subst.  sclnvaclier  form  Jielimen ,    so 
laut  sich  kein  sg.  tliaz  liia  dazu  auCzeigen,  vielmehr  tias  masc. 
liio  (sponsus)  und    das  fem.  liia  (sponsa)  vci'einigcn  sich  in 
dem    neulr.   thiu    hiuu  *'■'")    und    besliitigen  unsern    salz    auf 
eine    neue    Aveisc;    thiu    selhun   thiu    nan    barun    fater    inli 
muater  0.  HL  20,  77;    ir   hedu  0.  IIL  20,  83:    ob   er  siu 
zuei  (himil  iiiti  erda)  gisceidit  0.  V.  12,  76;  inli  sint  (man 
inti  quenä)  zueim  einemo  lleisge  T.  JMallli.  19,  5***).     mlid. 
■wir    hediu    (Scliionalulander    ii.    Sigüne)    Tit.    70,    3;     wir 
beidiu   Tit.  166,  2;    si  mohtens    hediu    wesen    fro    (Gawan 
und     die    lierzogin)    Parz.     624,    24;     diu     hediu     (mann 
und    frau)   Parz.  446,  14:    lat    ir    daz    peidiu   her    ze    nu"r 
Parz.    716,    8;     wir    waren    kinder    heidiu   dö    (Galimurct 
und    Amphlise)    Parz.  94,    27:    sie    entsliefen     heidiu    (der 
könig    und    die    künigin)    \\\.  85 ;    schouwen    die    schocnen 
juncvrouwen    (puellam),     des    erba^ren    wirtes    kint,     diu 
heidiu    also   liövescli    sint    Iw.    929    (hier    geht    das    relativ 
auf    wirt    und    Jungfrau);    daz   si    des    heidiu  (ilin    und   die 
frau)  za;nie  Iw^.   3757;    heidiu    (mann  und  frau)    Inv.  6452. 
6533;  do  si  heidiu  swigen  (Iw.  luid  die  iungfrau)  Iw.  2255; 
uns  heidiu  Iw.  351;  wir  heidiu   Iw.  4336;  ir  zivei  ^Gawän 
und    Bene)    Parz.  549,  4 ;    si  heidiu    (W.    und  Larie)  Wi- 
gal.     9484.      9743  ;     si    zivei       (Gawun     und     die    lierzo- 
gin)  Parz.  643,  1 ;    Heimricli   u.  Irmschart   diu  zwei  "^Th. 
121,  20;    Heiniris  und  ich  (Irmschart)  wir  z^vei  AYli.   168, 
19;    wir  ztvei  (Calogreant  und  die  Jungfrau)  Iw.  331;    diu 
zwei  jungen  Iw.  6524;  ir  zivei  (Tristan  u.  Branga;ne)  Trist. 
10887  ;  wir  zivei  (Tristan  u.  Isöt)  Trist.  12112;  sl  ztvei  Trist. 


*)  O.  läßt   aber   einzelne  fsie  hier  mit  unterlaufen,   vers  7.  21.  22. 
**)   N.  Cap.   132  hat  ein  neutr.  /n'en  =:  mancipia. 
"*)  N.  verstüiU    wider  die  rege!,    wenn   er    von  Merrur  und  Pliilo- 
iogia  re<icu(l  Caj .   IIS'  setzt:  ir  beide. 


uüinen.     geiins.  281 

11722.  13681;  si  zxvei  (zuiige  und  sinn)  Trist.  4831;  disiu 
zwei  (Achilles  und  Deidanu'e)  Troj.  17000;  disiu  zwei  (kri- 
slentuom  niasc,  kristenlieit  fem.)  Wallli.  7,  3;  uns  zwei 
(manu  und  fiau)  INls.  1,  28'';  diu  zivei  Ms.  2,  88^  Ben. 
370;  swa  sich  ztvei  gebeut  zesamen  JNls.  2,  126^*);  diu 
lAgeu  (Anus  und  Ginover)  Parz.  285,  17;  guot  spise  luit 
dar  nach  senfler  slaf  diu  ^vureu  im  bereit  Iw.  4818;  liier- 
lier  darf  man  auch  nelunen,  "svenn  auf  man  und  wip  das 
j)ron.  diu  folgt,  insofern  wip  in  der  construction  für  ein 
fem.  angeselui  >vird  (s.  268),  z.  b.  Iw.  8139.  8146  **).  nhd. 
liürt,  mit  dem  Untergang  der  formen  diu,  zwei  und  beidiu, 
dieser  regel  anwendung  auf;  doch  M'ird  sich  ohne  zweifei 
aus  H.  Sachs  und  andern,  die  den  unterscliied  zwisciieu 
zwen,  zwo  und  zwei  beibeliallen  ,  die  beziehung  des  zwei 
auf  ein  masc.  imd  fem.  nachweisen  lassen.  Luther  schreibt 
IMatth.  19,  5.  INIarc.  10,  8  vollkommen  richtig  die  zwei^ 
das  ist  die  letzte  spur  der  uralten  construction.  alls.  gi- 
witun  im  tbö  thiu  gudun  tue  Joseph  endi  Maria  bediu  foii 
Bethleem  Hei.  14,  5;  bediu  Hei.  23,  16 ''''''*').  ags.  sorgedou 
hälvd  Adam  and  Eve  C.  47,  23;  \it  her  haru  slandadli 
C  50,  20;  vit  thus  haru  ne  magon  hütii  ät  sonuie  vesan 
('.  52,  3;  hvurfon  hie  hdlvu  C.  52,  8;  hie  on  gebed  feollon 
hulü  ät  somne  C.  52,  21;  Ihenden  vit  lifiadh  hü  (solange 
wir  beide  leben,  Abraham  inid  Sara)  C.  136,  11;  lijg 
\<eron  htWi  rihtvise  Luc.  1,  6;  hi  on  hira  dagum  hiitü 
fordh  eodon  Luc.  1,  7  -f).  alln.  vidh  (i-oki  ok  Freyja) 
scolom  aka  tvö  Siem.  71^  73^;   ue   vidh  Frcyr  (Gerdlir  ok 


•)  siis  maclient  iimbe  «leii  fliegen  ic  zwei  und  ztrei  ein  Iiopelrei 
Ms.  2,  ~y\  je  tänzer  und  tiinzerin  gepaart,  ie  zwene  l)ezeirliMt't  niiinn- 
liclie.  ie  zwo  weiWiclie  paare  (ie  zwo  und  zwo  Trist.  I()47K),  ie  zwei 
geniiselito  paare,  oder  liimler  (l'arz.  23,  iy.)  um  die  aii.Miru<ks\olle 
untersclieidung  zwischen  zwene,  zwo  und  zwei  (man  erwäjre  nur  .»tei- 
len wie:  dö  lieten  wir  zwo  zwei  gewant  'l'ri.st.  12810)  i.st  die  nlid. 
.spraclie  gehraelit,  zwene  und  zwo  .sind  durch  zwei  verdrängt;  den 
sieg  des  letztem  eriiiärt  uns  eben  das  .»jntactiselie  überwiegen  der 
iieulralt'orm. 

")  indes  gestatten  sich  die  nihd.  diditer,  noch  öfter  als  O.,  von 
der  neutralfoini  abzuweielien:  wir  beide  (Iwein  und  Lunete)  Iw.  2279: 
leide;  gesAzen  beide  (Iwein  und  Laudine)  Iw.  2;!H7 ;  weliselten  beide 
(:  besclieide)  Iw.  2990;  si  beide  (:  lieide)  Iw.  COTS;  iucii  beide  (;  leide) 
Iw.  6H)ö;  si  /'t'iJe  lw.6529.  a.Heinr.  25;i,  1 1;  (//<■  alten  lw.(;.^)31.  viele 
dieser  ausnahmen  mag  der  reim  versciiulden  so  wie  er  die  lesartx erbürgt. 

"•)  dagegen;  Avärun  so  gihönga  Hei.  3,  6  und  sie  statt  siti  3,  8 
U,  7.  23,   IG. 

f)  aucii  liier  steht  das  per.sönliche  pron.  nicht  im  neutr. :  hie  (statt 
lieo)  C.  45,  22.  4H,  25.  49,  3.   Luc.  2,  50;  vit  /ireorige  C.   19,  29. 


282  eiiifiichcr  .salz. 

I'reyr)  byggiorn  bo'dhi  sainaii  Sirin.  8-1'';  ilcl^i  (jk  Svnva 
fi"  sagt  at  viiM'i  endfhotiit  8inii.  14.S'';  er  vidli  /lörniuff 
Ivö  liiiiqoiii  al  ruiioiii  ((Midniii  tiiul  f)i('lri(li)  Sii'iii.  l'.JT''; 
vüUiiodlio  vclhoria  (üöi^iii  ok  Koslhora)  .Sa>iii.  L'ö.i'' ;  rckkiii 
gönllui   Tliiii'll  ok  Tliyr,  büi-n  uln   ihü  Sa;iii.    10 1'' "y. 

h.  masc.  oder  ,/«^«i-  mit  dem  neutr.  im  s(j.  kömieii  iii»'. 
so  leicJiler  ilii*  [)ioii.  oder  adj.  in  das  nculr.  pl.  stellen,  da 
dies  geschlerlit  schon  mit  in  einem  (\ct  beiden  s»d)jecle 
vorhanden  ist.  Sk.  40,  20  scheint  sv(''sa  bezüglich  anf 
die  folgenden  beiden  subst.  valö  und  aluna?  inlid.  der  lac 
der  da  liiule  schein,  daz  swert  daz  den  slac  truoc,  diu 
iniiezen  gunerel  sin  I\v.  7524;  daz  inz  laster  nniole  nie 
da-iHie  in  der  schade  l;vte ,  diu  er  heidiu  samt  li.rte  Amis 
2462;  ir  gebot  und  \v  bete  diu  Jiel  er  übergangen  Iw. 
3087;  Gaweius  swcsler  und  ir  kint,  diu  mir  ze  herzen 
^eiide  sint  Iw.  4905;  heidiu  sin  leben  und  sin  tot  Parz. 
112,  14.  docli  wird  in  diesem  fall  auch  ein  unneu- 
traler pl.  constrniert:  in  iiie  ros  noch  der  niuot,  wan 
die  waren  beide  guot  Iw.  2555;  der  sclucne  bluot,  "daz 
reine  gras,  die  b;iren  im  vil  siiezen  sniac  Iw.  6446; 
und  was  im  vil  sw.cre  ir  laster  und  ir  arbeit,  die  si  von 
sinen  schulden  leit  Iw.  5164  (auch  kann  hier  das  relativ 
bloß  von  arbeit  abhängen,  und  im  sg.  stehn);  unser  leben 
II.  unser  geburt,  die  sulu  wir  iu  vil  gerne  sagen  Iw.  6320. 

c.  steht  eins  der  subjecle,  oder  stehn  beide  int  ■phiral, 
so  fällt  die  regel  weg;  denn  nun  kann  der  adjectivische 
oder  pronominalpl.  unmittelbar  auf  einen  der  substantivi- 
schen bezogen  werden.  ahd.  dhes  tlheodhün  (fem.)  endi 
liudi  (masc.)  hidande  warun  Is.  394;  fora  dhemu  sindiin 
dheodhiin  ioh  rilihi  chineitjidiu  (ubi  ei  subjugatae  sunt 
gentes  et  regna)  Is.  347;  alliu  riche  u.  alle  andere  gewalla 
(masc.)  wesen  sälige  N.  Bth.  20.  in  diesen  drei  stellen 
richtet  sich  das  adj.  nach  dem  genus  des  ihm  zunächst 
stehenden  letzten  subst.  mhd.  bogen  unde  bülzelin  die 
sneit  er  Parz.  118,  5;  vreuden  unde  kleider  die  sint  gestalt 
Iw.  2814;  wa  nu  riller  unde  frouwen ,  die  man  man  bi 
mir    solle    schouwen  Walth.  25,  2;    beide  ir    bwrde  und  ir 


*)  daß  in  der  auf  zwei  siil)jecte  bezognen  neutralform  kein  alter 
dual  liege,  ist  schon  .^,  ?)17  gesagt;  die  eigenlieit  der  construotion 
bezieht  sich  bloß  auf  das  genus,  nicht  auf  den  numerus,  es  ijeiiit 
wir  zwene  (hv.  7G95.  Ernst  2303),  wir  zwo  (Wh.  180,  15),  und 
wir  zwei  (zwei  iieutra,  oder  ein  uiasc.  usid  fem.)  gotli.  vit  tv;'ii,  \it 
tvos,  vit  tva.  aitn.  idli  tveir  (vos  duo  ni.  S;eni.  (i2'i  63s);  \idli  bädiiir 
üos  anibo  ni.  87»)  vidli  l);edlii  (m.  et  f.)  öia  Büb, 


nuineii.     gemts.  233 

site  Parz.  115,  1;  man  iiiule  wip  die  mitenz  al  geliche 
Parz.  116,  26,  wo  die  siibst.  plurale  sind  (niiiinit  man  sie 
für  den  sg.  so  würde  diu  folgen.)  wenn  es  Wigal.  4216 
heißt;  ir  liabt  mine  sinne  gevangen  u.  daz  lierze  min,  diu 
müzen  bi  in  iemer  sin ,  so  zöge  ich  die  vor. 

3.     drei    oder    ineJir    suhjecle    verschiednes    gesclilechts. 

sind  sie  alle  im  sg. ,  so  kann  auch  hier  wieder  die  con- 
version  in  den  pl.  netitr.  ergehn.  ahd.  kaiitas,  reht,  inli 
fridu  .  .  .  elhi  tliiu  ihriii  0.  V.  23,  128,  da  ihre  schwesler- 
scliaft  ohnehin  nicht  für  die  deutschen  würter  recht  und 
friede  past;  daz  io  ratio  driu  gescafut,  ih  meino  aiiagenne 
linde  mitli  iinde  ende  N.  Cap.  93;  Beallurs,  Pansamurs 
lurd  daz  kint  elliu  driu  Parz.  88,  1 ;  ir  driu  (zNvene  knehte 
und  diu  magel)  Trist.  12730;  si  driu  (Isot,  Tristan,  Cur- 
vcnal)  Trisl.  16683.  Sind  es  plurale,  oder  stecken  plurale 
daiiniler,  so  scheint  das  coniplexive  neulr.  unerfürdeilich ; 
dar  rusä  nnde  ringelen  (masc.)  nnde  violae  wahsent,  lie 
den  garten  brunent  N.  Blh.  3.5.  docli  mhd.  dichter  haben 
es  nnladelhaft,  weil  die  vielheit  der  gegenstände  das  zu- 
sammenfassen nüthiger  macht,  als  bei  bloß  zwei  subjectcn : 
knappe,  swert  inide  sporn  iintz  ors,  wuiden  diu  verlorn 
Parz.  648,  12,  kranchcs  hals,  ebers  uren ,  slrilzes  ougcn 
diu  driu  JMs.  2,  131».;  vgl.  elliic  vieriu  (s.  264.)  iw.  3214 
folgt  auf  viele  vorausgeliende  subsl.  ein  pronomen  die.  Ulf. 
Pioni.  8,  39  bezieht   malileiga  auf  das  leizlc  gaskafls. 

Außer  dem  pl.  neutr.  in  allen  drei  eben  erörterten 
fällen  kann  aber,  und  noch  objectiver,  zuweilen  der  Sfj. 
neulr.  gesetzt  werden;  die  melirern  gegcnslünde  erscheinen 
dann,  ohne  eigenllichen  bezug  auf  ihr  geschlechl,  hlo\.\ 
zusanuuengefaßt.  mhd.  tut  der  iwer  friunde  iinde  och  diu 
arbeit,  ob  ez  in  zieren  recken  besvvarl  ihl  den  muot  ]\ib. 
2268,  2;  do  teilt  diu  küniginne  goU  und  ouch  gcwant, 
silbcr  linde  gesteine,  swaz  si  des  über  liin  nnl  ir  zeii 
Rinnen  brahle,  daz  muose  gar  zergehen  sin  Nib.  1324,  2; 
lieht  gesteine,  rolez  golt,  liule,  wapen,  ors,  gewaiU ,  des 
nim  sf3  vil  Parz.  9,  6;  kröne,  zepler  unde  ein  laut  daz 
ist  nücli  an  erstorben  Parz.  77,  2;  freude  u.  jamer  daz 
was  hie  Parz.  99,  6;  gewin  und  lUisl  wie  duz  gcste  J'arz. 
102,  24;  het  ich  dienst  od  huhle,  daz  ich  ui  solle  bieten 
Parz.  135,  28,  wiewol  man  einigemal  versucht  sein  konnte, 
das  inon.  mit  einem  einzelnen  der  vorausgehemlen  subsl. 
zu  consituieien.  bei  personen  wird  ein  solches  ez  oder 
daz  Stilen  sein;  aiil  sie  aber  bezieht  sich  oll  das  iieulralo 
dewederz   oder  ieiivcderz:   Artus   unt   diu    künecin    ir   iel- 


234  ciiiJacJier  salz. 

wedevz  under  in  sidi  uf  ir  .iIIl-i-  \villcn  vIcmz  I\v.  5'»:  unser 
icliuederz  (Iwoiii  mul  J.aialiiie)  l\v.  2;i.5ß;  er  viioile  d;iz 
^Vl|J  unl  den  man,  wnl  volgel  inie  dcxveddvz  daii  l\v.  2987; 
daz  si  dewederez  env.'uil,  den  man  noch  diu  n);i're  Iw.  5763; 
ja  das  fragende  wederz  kann  unbeslimnit  fi'ir  weder,  in 
])e/iig  auf  zwei  pcrsonen  stelin :  xvedevz  (Kardeiz  oder 
Loliciangrin)  ist  der  knabel'  Parz.  803,  2.  aber  aucli 
tias  beslimnile  gesclileclit  ist  zulassig:  ir  ietwederre  Wigal. 
544;  ir  ielwedcr  l\v.  2.575.  Wir  bedienen  uns  beulzulage 
des  noulralen  singularprononiens  auf  gleiche  weise,  zumal 
mit  hinziigefügleni  alles:  silber,  gold ,  edelsteine,  alles  das 
wurde  ihm  entrissen;  schönlieit,  ehre,  reiclilhum,  dies 
alles  ist  vergänglich;  welches  liat  den  vorzug,  rülnnlicher 
tod   oder   ehrloses  leben  ? 

Die  liauptverschiedenheit  der  deutschen  syntax  von  der 
lat.  und  gr.  liegt  hier  darin,  daß  diese  ein  mehreru  sub- 
jecten  beigelegtes  adj.  und  pron.  dann  nur  ins  neulrum 
selzen,  wenn  von  sacken  die  rede  ist:  pax  et  concordia 
vidis  tttilia,  vicloribus  tantuin  pnlchra  sunt;  nicht  in  be- 
zug  auf  personen.  die  deutsche  spräche  gestattet  aber  das 
neutr.  a^lch  für  personen. 

jMhd.  sieht  das  schwache  adj.  masc.  subslanlivisch  auch 
für  die  iveihliche  bedeutung  :  der  tote,  der  heili(jene[uh. 
1488.   1510;  der  sieche  Flore   1921. 


II.    NIJIMERUS. 

Bevor  icli  von  der  congruenz  des  numerus  handle,  ist  zu 
untersuclien,  welche  sidjslantiva  entw.  nur  im  sg.  oder 
nur  im  pl.  gebräuchlich   sind. 

der  tlual  gebricht  hier  unsrer  S[)rache;  er  würde  sich 
gerade  für  subslantiva  eignen,  die  hauplsächlich  in  der 
zweiheit  gedacht  werden,  wie  z.  b.  äugen  oder  eitern, 
welche  Homer  auch  im  dual  auszudrücken  pflegt:  öoo£ , 
'coy.j's.  wir  liaben  demnach  bloß  die  eiuheit  oder  die  mehr- 
heit   zu    berücksichtigen. 

Nur  des  sij.  fähiij  erscheinen 
1.  eiyennanien  f  die  einem  bestimmten  gegenständ  bei- 
gelegt sind,  einzelnen  menschen,  thieren  (in  der  fabel), 
llüssen,  Wäldern,  bergen,  ländern ,  örtern :  Sahsuut,  Rein- 
hart,  Rhein,  SoUing,  Brocken,  Elsaß,  Tii'ol.  sobald  aber 
derselbe  eigenname  auf  mehrere  übeitragen  wird ,  kann 
er  auch  im  pl.  slchn:  die  Heinriche,  die  Ludwige. 


noinen.     nitinerus.  285 

2.  subsl.  deren  Vorstellung  für  das  liulivlduuni  zwar  von 
der  eiuheit  ausgeht,  -wie  niund,  nase,  herz,  können,  von 
niehrern  indiviiliicn  gebrautlit,  den  pl.  annehmen.  die 
munde  waren  ungespart  Parz.  100,  16. 

3.  subst.  des  begrifs  der  niasse ,  wie  fleisch,  blut,  milch, 
galle,  schäum,  schimmel,  rauch,  fett,  sand,  mehl,  stroli, 
slaub ,  llachs ,  garn,  gold ,  silber  u.  a.  m.  haben  keinen 
pl.;   auch   nicht   erde,    wenn  es   pulvis  (niolla)  ausdrückt*). 

4.  die  heutige  spräche  versagt  vielen  ahstraclen  würlern 
den  pl.  z.  b.  verstand,  Vernunft,  wille,  zorn,  glück,  dank, 
trost,  rühm,  hunger,  durst,  besonders  aber  den  aus  adj. 
gebildeten  fem.  wie  gute,  liebe,  rüllie,  schwärze,  obgleich 
von  gröUe,  hüIie  der  pl.  grülicn,  höhen  statt  findet,  golh. 
alul.  luid  ndid.  haben  fast  alle  diese  pl.  kein  bedenken, 
namentlich  auch  bei  den  mit  i  abgeleiteten  fem.:  thinö 
guati  0.  V.  23,  13;  sinu  guati  0.  V.  25,  46;  sinu  liubi  0. 
V.  7,  38;  ir  güeten  (gen.  pl.)  Walth.  115,  21.  der  pl. 
hungera  T.  145. 

5.  dem  suhstanlivischen  inf.  gebührt  nhd.  nur  dann  der 
pl.,  wenn  in  dem  begrif  die  abstraction  vermindert  Ist 
(gramm.  3,  537) ;  der  ndid.  pl.  war  häufiger. 

6.  bei  (jewicht,  maß  luid  zahl  gebrauchen  wir  heule 
einen  sclieinbaren  sg.  für  den  pl.  selbst  solcher  subst.,  die 
in  andern  fällen  ihren  pl.  gehörig  bezeichnen,  drei  plunil, 
zwölf  mark,  zwei  band  breit,  sieben  fuü  tief,  drei  schuh 
lioch ,  vier  zoll  breit,  neun  rieß  oder  buch  papiqr,  zwei 
faU  hier,  drei  mali  wein,  acht  schritt  lang,  zwei  acker 
lang,  zehn  stein  wolle,  zwei  eiiner  honig,  zwanzig  j)aar 
schuhe,  luHuierl  mann;  die  beiden  letzten  bleiben  auch 
im  gen.  und  dat.  unverimdert:  in  ein  paar  lagen,  ein  haulen 
von  lunidert  mann.  Von  diesen  formen  urtheile  ich  so. 
in  einigen,  wie  pfund,  buch,  faU ,  maU  hat  sich  der  alle 
dem  sg.  gleiche  jjI.  neulr.  bewahrt,  in  andern  der  alle  pl. 
masc.  (acker  statt  des  idid.  acker),  in  man  die  mhd.  ano- 
male form  (i,  6S6.)  fuli  und  band  wurden  fchlorhafl  in 
die  nendiche  analogie  gebracht,  ndul.  fuukM  sich  nur:  drior 
heiide  breit,  siben  vüeze  lanc  IMs.  1,  5)8^,  niilil  haiil  oder 
\uoz.  wohl  aber  ist  das  ludleclierle  fem.  mavc  (^marca 
auri,  argenli,  altn.  mörk)  schon  in  ndiil.  spräche  herge- 
bracht:   dri   marc    Freid.    132,   27.    15«,    15;    tusenl  marc: 


*)  (lii!  Italien,  sprnclie  sieht  solrlie  stoCartifrcn  pef^eiistiinde  viel 
roncreter  an,  und  liililttt  iinbeileiii^li^i  iliicn  |iiural:  le  cum),  le  arcne, 
le  |iubeii,  i   latli ,  i   Inrdi ,  i   lini  ii.  s.  w. 


286  einfacliai'  salz. 

bare  cod.  kolocz.  158;  zwo  innre  von  golde  Crcgor  8S0. 
1002-  /.\vu  niarc  von  rolein  gokle*  Trisl.  8217;  /.olieii  innre 
voü  i^üUlo  ^Nib.  ~4l,  3;  liiiiidcrl  nmrc:  starc  \\  i;^nl.  G0ß4; 
drill  liuiidcrl  innre  inessinges  Trisl.  .5Ü.')1 ;  niinet  den  j>rc'iiinc 
für  die  niarc  Freid.  148,  3;  niaelieiit  von  dem  ijAiiide  niarc 
Froid.  167,21;  es  isl  ein  aiionialcs  fem.,  dessen  iiotii.  und  ace. 
1)1.  ilcm  sg.  gleichlaulct,  der  gen.  pl.  liat  marke:  tüsent 
marke  W'ignl.  66.  Freid,  170,  25.  luancger  marke  Parz.  71, 
6-  dal.  1)1.  marken  JNib.  316,  3.  Jii  keinem  dieser  siibst. 
lalUsielialso  ein  wirklieher  sg.  niierkenneii,  dei-  den  pl.  veilräle. 

Pluralui  tan  tum. 

1.  jene  iirspriinglieli  im  dual  gebraueliliclicn  nomina  lei- 
den so  gut  Vereinzelung ,  als  erälrcckiing  auf  dei\  plur. 
hcrnsjos  bei  Ulf.  Lue.  2,  27.  41.  43.  Job.  9,  23  neblet  sieh 
naeb  dem  gr.  yovels ,  ein  beruseis  mit  der  bedeutung  von 
yovfvs ,  roKevg  wäre  slallbnlt,  wie  das  Int.  ])arenles  iinbe- 
denklicb  den  sg.  parens  geslnllet.  das  alid.  uUiron ,  eldi- 
7'on  (GralF  1,  195)  für  parenles  drückt  eigeullicb  aus  seuio- 
res  ,  und  der  sg.  altiro  giU  bloßfür  senior,  nieht  für  parens. 
In  den  mbd.  quellen  begegnet  der  Substantive  pl.  gewis 
äußerst  selten,  es  wird  lieber  gesagt  vater  unde  ninoter 
als  eitern  (aueb  Ssp.  1,  17);  docli  lint  Freid.  174,  9:  dinen 
aUern  sollu  ere  bern.  das  ags.  N.  T.  gibt  parentes  überall 
durch  rtuujas  d.  h.  verwandte,  und  engl,  gilt  das  roman. 
nnrents.  a\[n.  Jorehlrar ,  scbwed.  föraldrar,  dän.  foräl- 
dre;  uns  hat  vorellern  den  weiteren  begrif  der  ahnen  über- 
haupt, goth.  aber  dient  zur  Übersetzung  von  yoveig,  außer 
jenem  b^rusjös,   zugleich  Jadrein  wovon  vorhin  s.  271. 

2.  die  namen  einiger  jabrsfeste  stehn  im  pl.,  weil  sie 
mehrere  tage  begreifen:  ostern  ,  pßmjsten  ,  Weihnachten  j 
auf  ähnliehe  weise  wird  der  pl.  xvochen  von  der  zeit  des 
kindbeltes,  das  mehrere  wocheu  anhält,  gebraueht.  auch 
die  ivehen  M^lveg  sagt  mau  von  dem  sich  wiederholenden 
geburtsschmerz. 

3.  die  krankheilsbenennungen  blättern ,  masern ,  röthehi 
liaben  die  mehrzahl,  weil  sich  dabei  eine  viellielt  von  blät- 
tern und  flecken  äußert. 

4.  aus  demselben  grund  des  gewöhnlichen  Vorkommens  in 
der  mehrzahl  gelten  noch  andere  subst.  im  pl.:  alpen,  ho- 
sen (bekleidung  der  belne);  uiehls  aber  hindert  den  sg.  zu 
gebrauchen,  von  nisse  (l^des)  ist  der  sg.  nur  veraltet, 
wie  von  le  te  (homiues.) 


iiüineii.     numerus.  287 

5.  Ulf.  iil)crse{zt  den  sg.  rö  GTi~dos  Luc.  18,  13  mit  ilcm 
pl.  hrusts  y  A\ü  auch  die  viilg.  peclus  hat;  ebenso  den  pl. 
QiiUiyyyu  IMiilem.  12.  eine  Variante  zu  letzlerer  stelle  he- 
l'ert  hairlhra ,  wie  viscera  im  pl.  auch  ahd.  in  herdanim 
(inteslinis)  Diul.  1,  239.  lierderen  (visceribus)  N.  Cap.  17. 
sinalalierder  (inguina)  gl.  Doc.  218'^.  und  so  scheinen  noch 
andere  ausdrücke  füj'  den  bcgrif  \iscera,  intestina,  exln, 
ilia  hauplsiichlich  nur  im  pl.  gewöhnlich,  für  pectus  hat 
N.  wiederum   den   pl.  bniste  z.  b.  Cap.  124. 

6.  wie  neben  eldiron  der  sg.  eldiro,  neben  wocheu,  l)lnt- 
tern ,  alpen  der  sg.  woclie,  blatter,  alpe  besieht,  und  lür 
den  pl.  nur  eine  beslinuntere  bedeulung  sich  entwickelt 
hatte ;  so  gibt  es  noch  mehrere  w^örter  der  alten  spräche, 
deren  pl.  den  begreif  ds  sg.  abändert.  Das  golh.  fem.  buka 
bezeichnet  y^üftfiu,  litera  II.  Cor.  3,  6;  der  pl.  6üA.os  aber 
(jifiXIov ,  }'()ü/ii/iiuTa  ,  literae  Matlh.  5,  31.  JMarc.  10,  4. 
Luc.  3,  1.  4,  17.  .loh.  7,  15.  durch  aneinanderreihung  ein- 
zelner buclistaben  wird  erst  die  schrill,  das  geschriebne 
gebildet.  Den  gr.  sg.  (Ül,u  ,  so  oft  sinnlich  die  wurzel  der 
pllanze  gemeint  ist,  überträgt  der  goth.  i)l.  vanrteis  IMarc. 
4,  6.  17.  11,  20.  Luc.  3,  9.  8,  13.  17,  6;  (j/l,«  ,  abslract 
genonunen,  drückt  aber  der  golh.  sg.  vm'irts  (gen.  vaurl- ^ 
sais,  dal.  vai'irlsai,  acc.  vaiuls)  aus  E.üm.  11,  16.  17.  19. 
15,  12.  '*")  auch  das  ahd.  würz,  ags.  vyvt ,  altn.  lU't  be- 
deuten nie  radix,  sondern  herba  ,  wofür  golh.  aurls,  des- 
sen wahres  verhalten  zu  vaüits  noch  im  dunkel  liegt,  wie 
diese  mundarten  den  begrif  radix  wiedergeben  habe  ich  3, 
371  gezeigt.  Älit  dem  sg.  aviliiid  verdeutscht  Ijlf.  '//(Qi^ 
11  Cor.  2,  14.  8,  16.  9,  15;  mit  dem  pl.  avUinda  evyuot- 
gtIu  (graliarum  actio)  II  Cor.  9,  12.  Eph.  5,  4.  IThess.  3, 
9;  nur  einmal  11  Cor.  4,  15  ist  auch  letzteres  durch  den 
sg.  aviliud  ausgedrückt,  nach  dem  eben  ansls  für  '/jiQtC 
(wie  sonst  Luc.  1.  30.  2,  40  u.  s.  w.)  vorausgegangen  war; 
es  mochte  unschicklich  scheinen  ,  hier  den  sg.  und  pl.  ne- 
beneinander zu  verwenden.  die  im  gr.  yjiQic;  vcreinlen 
begrille  von  gnade  und  dank  unterscheidet  das  goth.  anlsls 
und  aviliud. 

Genau  erwogen  gibt  (es  also  wenig  oder  keine  subsl. 
die  blol^  auf  ilen  sg.  oder  den  pl.  eingesdiriinkl  wären, 
entw.  ist  ilie  form  des  einen  lunuerus  >eralli't  luul  liiUl  sich 
historisch  nachweisen,  oder  es  beslehn  eigne  inodiiicalloncn 
des    sinnes    für    den    pl. ,    die  der  bcgrif  von   mein  heil    und 


*)  ilas  S  eingeschoben  wie    in  veilis,  vcilisiü  oder  in  gnitsa. 


288  eilt  fachet'    sctiz. 

Avic'(lorlu)liing  \\\v\  andere  uns  verliorgnc  iirsaclicn  vcran- 
JalWoii.  Ich  will  iiorh  einige  piincle  herühien,  die  den  ge- 
hraiicli  lies    sg.  und   pl.  angelin. 

Die   alid.  und    nilid.    spräche    sel/.en    {jevn    die   leininina 
woiiue  ^  ehre,  muine  ,  ijuade  ^  sa-lde  ,  hiild,  treue ^  reue, 
pjlcije  im  phir.,  so  oft  auch   ihi-  sg.  vorkoninil.     allu  %vujuid 
thiu  Sin   0.  V.   2.'J,  209;  mit  wunnön   0.  II.  9,  1.5;  zi  wun- 
iiun  0.  II.  I4,  2f) ;  s*  darbela  ungerno  dero  irdiskun  wunnuii 
N.  Cap.   89;    dcie    Nvunnone   besliez  Diul.  .3,  55;    afler  pa- 
raiKses    wuniuMi    Diul.  3,  51.      ^vaid    imo    zi    scunen    eron 
gidan    0.  II.    9,    39;    zi    thiues    selbes    cr»5ii    0.  III.    l,   28; 
mit    eron    N.   ps.  8,    7;    in   eron    -was    N.  ps.  48,   13;    gote 
ze  eron  N.  ps.  80,  2 ;  dir  zc  eron  gel)0i-ene  N.  ps.  44,  10;  ze 
uneron  N.  ßth.  24;  vil  der  dren  Nib.  1321,  4;  mit  eren  PSib. 
1327,  1;  nu  daz  s?n  iuwer  ^re  Iw.  2528;  sui  ei'e  sin  unstete 
Iw.  4564;  sin  ere  sint  breit  JMs.  2,  59^;  er  ist  der  eren  wirt 
das.;  daz  siu  zil  den  eren  tiige  Jroj.  18301;    daz  er  den  eren 
wol  gezeme  Troj.  18329;  nocli  nlid.  dir  zu  ehren,    zeichen 
siner  minnone  Diut.  3,  61;   snier  miiniune  gebe  cod.  vind. 
653,   118^;    sin   minne  waren  feste    fundgr.   168,   10;    »niser 
zweier  minne  gaben  inide  namen  Parz.   109,  29;  dicli  inie- 
rent  mannes  minne  Ben.  363;  des  minne  sint  niht  heinlich 
misc.  2,  306;    ze  minnen  joch   ze  ^i'en  Diut.  3,   68;    si  ge- 
torste    in    der    minnen    niht    bringen    innen    En.    1649;    ze 
minnen  NiJj.   1368,   1.    1499;  2;    s\va    der    liaz  wirt   innen 
ernestliclier    minnen  Iw.  7035 ;    ez  ist    von   minnen    kernen 
Iw.  3405;    mit   minnen  Iw.  2886.    5731.    7294.    7702;    mit 
iuwer  aller:    minnen  Iw.   6118;    scheidet    er  mit   seihen  iin- 
minnen    Iw.    4576,      mit    tjitiädono    ginuhti  0.  II.  24,  22; 
ze    ungniidon    N.    Bth.   26 ;    bat   kinädone    fundgr.    63,    10. 
341,   16;    die    gnade    waren   stn  Diut.  3,  43;    ob   ez    iuwer 
gnade    sm    En.   11473;    dir    sint   genade    beschert    cod.  pal. 
361,    75^;    genaden    gert   Parz.    87,   3;    ichn    han    genaden 
niht    Iw.    6001 ;    von    dinen    genaden    was    icli    frö    "NYigal. 
4924;    nlid.    aus    gnaden,    von    gotles    gnaden.      sdlidd   in 
gilungun    0.  I.  2,  36;    zi    salidon    gizalte    0.  J.  11,   28;    zi 
salidou    gizalter    0.  I.   15,  1;    saldä  N.  Cap.  153.    Bth.  68. 
69.  72.  73 ;  sinen  soclden  Nib.  300,  2 ;  sich  Sivlden  verzech 
Parz.  488,  25;    der    hat    der    s.xlden    niht    Iw.  2778;    aller 
siner   Si^lden    wän  Iw.  7072.       sani    mir  dinu    huJdi !  thiu 
huldi     0.    ad   Sal.    14;     ime    sui    des    kuninges    hidde    lieb 
Roth.  2045;    des  gnadet  er  ir    hulden  Iw.  2730;    keren  im 
ze   sinen  hulden  Iw.  4809  :    mir  was  ze    sinen   hulden   alze 
liep  Iw.  4186;   kum   ich  nu  ze  hulden  Iw.  8111;   icli  bän 
wider   iuNvern    hulden    niht  get".n   Iw.    726;    daz    ist   nach 


iionien.     numerus.  289 

iweru  luilden  getan  Nib.  303,  4;  mit  liuldeu  Nib.  1341,  2; 
iiiügez  au  imvern  Luiden  sin  Bon.  54,  12.  57,  52.  daz 
si  ir  gruzen  triutven  eugalt  Iw.  2012;  von  nuuen  triuwen 
Iw.  1979;  mit  triuwen  hv.  2069.  Nib.  302,  3;  mit  ir 
triuNven  Iw.  5556;  mit  üiwen  sin  Wh.  122,  23;  Iriwen 
jacli  Parz.  101,  20;  geborn  von  triuwen  Parz.  140,  1;  üz 
triwcn  kraft  Parz.  150,  26;  genade  unda  triuwen  mant 
iuch  Nib.  1387,  1;  mit  untriuwen  bcliben  Iw.  1984.  muo/. 
er  mich  ergetzeii  ininer  riutveil  Iw.  2070;  nach  riuAveu 
Iw.  8107:  Jane  suhi  dir  duie  riuwe  wescn  nilit  ze  veste 
cod.  pal.  361,  72^1  ich  muoz  bi  riwen  sin  Parz.  90,  17. 
die  fiirsten  lietens  in  ir  ]]fletjen  Nib.  4,  4;  vil  maiiegcn 
degen  lieren  het  der  kiiuic  in  sinen  pflegen  Bit.  4(!33 ; 
ich  liez  daheim  in  gotes  pllegen  zwei  kindelin  Bit.  4204; 
kocme  mir  daz  ze  miiien  pllegen  Bit.  8530.  In  allen  diesen 
Wörtern,  die  sich  noch  durch  andere  vermelircn  lassen 
werden,  scheint  der  pl.  keine  vom  sg.  merklich  al)weichende 
bedeutung  zu  gewähren. 

Bemerkenswerlh  ist  auf  welche  weise  örtliche  hegriße 
durcli  den  plur.  anderer,  und  selbst  persönlicher,  würler 
ausgedrückt  werden. 

ati  den  (jriezen  Gudr.  1253,  3;  zuo  den  griezen  Gudr. 
424,  3.  1205,  3;  iif  den  wilden  griezen  Gudi-.  847,  3.  905, 
3  bezeichnet  das  niceresufer,  wo  viel  sand  zusammen  liegt; 
ze  den  süezen  rielehen  Bcrth.  221  gibt  eine  orlsbeslim- 
mung.  wir  sin  her  von  seiven  (laciMjus)  Gudr.  1484,  4 
:=.  von  Selant;  vgl.  helt  von  Sewen  1257,  1;  voget  von 
SiSwen  1214,  1.  1674,  1;  Herwic  von  Sewen  706,  1.  867, 
1.  so  lieiUen  in  lat.  urk.  ürlcr  ad  hiciis ;,  ad  vineas, 
ad  auercus. 

aus  dem  wald  wieder  zen  linlen  bringen  Iw.  5794  be- 
deutet: an  einen  von  menschen  bewohnlen  ort,  wie  man 
sagt:  zu  den  UrsuUnerinnen,  zu  den  li'ranciscnnern 
bringen  :=  ins  nonncnklosler,  mtincliskloster ;  vor  die  sclioj- 
fen  geliilul  werden  =  zur  gericlitsbank.  so  übersetzt  schon 
IH.  rji'i  TQUiiei^av  (zur  wechslerbank)  passend  durcli  du 
shalljaui  (ad  mumdarios)  und  I  Cor.  10,  25  tr  fiu ■/;).).(•) 
(zui"  lleischbank)  duich  <tt  sliiljaiiiy  was  apud  laiiiiis,  vicli- 
marios  sagen  nuil\,  obgleich  der  ausdrurk  skilja  bisher 
völlig  unbekannt  ist.  eine  von  lleiscliern,  webern  be- 
wohnte slraUe  nannte  die  vorzeit  einlach:  zen  nifizehoren 
(rue  aux  bouchers),  zen  webivren,  vgl.  rue  «5  escrivains 
Meon  2,  241. 

nicht    aiulers    gewann     man     nan»en     für    ganze    liinder, 


290  einj'aclur  salz. 

wie  schon  iJ,  4l'0.  4Jl  ei  I.itiU'il  wurde.  Veujirä  (Ravni-i) 
bezeiclinel  ziif^lcicli  das  laiid,  wo  si  wohnen,  iiiul  desto 
leichter  kann  hei  dem  iicn.  pl.  Pei^irö  das  woit  lant  aus- 
bleiben (s.  2ßl.)  in  fJ'itllnun^  in  ß'rnnkum,  zen  Hes- 
sen =.  in  Welsc'hland,  IranUreich,  Ifesspnland ;  v<ni  tj'al- 
htn  Ms.  1,  23''  iJen.  351;  geia  den  Berleneijsen  Paiz. 
142,  4.  214,  30;  zen  Sarrazin  Parz.  98,  21;  zen  lliuuen 
Nib.  1322,  4.  1330,  4.  so  bei  Marc  Aiirel  1,  17  iv  Korü- 
d'ais,  a|)ud  Quados,  und  bei  Ulf.  in  niarktis  Ti/re  jah  Sei- 
done  (in  fuies  Tyriorum  et  Sidonum)  wo  der  texl  die 
];indernan)en  setzt:  etg  T«  fiedoQtu  TvQOV  '/mc  ^ed'ujvoQ 
Marc.  7,  24;  aikkl^sjum  Galatie  (ecclesiis  Galalaruni  rz: 
T)je  FaXarlciS  I  Cor.  16,  1;  in  landa  Akaje  (in  terra 
Achaeoruin)  =:  ri^c:  ^ylyaiug  11  Cor.  11,  10,  welclie  beiden 
stellen  ich   3,   784  nicht  gehörig  erklärt  halte. 

Nach  dieser  erürterung  des  allgemeinen  Verhältnisses 
zwischen  sg.  und  pl.  ist  nun  auch  ihre  syntactische  ab- 
liangigkeit  zu  prüfen. 

Ein  ■prädiciertes  sahst,  hat  sich  schon  etw^as  mehr  nach 
dem    numerus  als  nacli  dem  geuus  des  subjects  zu  richten. 

IMit  einem  subject  im  pl.  mag  unbedenklich  ein  unper- 
sönliches prädicat  im  sg.  verbunden  w  erden  :  ihr  seid  das 
salz  der  erde;  wir  sind  Gin  sj)iel  der  winde,  ein  spoll  der 
leute,  aller  weit  ein  beispiel;  ihr  seid  ein  leib;  alle  häuser 
"Nvaren  ein  feuer;  wir  alle  sind  ein  olir;  zwene  sint  eines 
her;  hlauts  gasatidai  v^sum,  ixX^joojO^tjjitep ,  sors  fuimus 
positi  Eph.  1,  11;  inde  genus  durum  sumus;  Cereris  su- 
mus  onu)ia  munus.  von  allen  in  der  mehrheit  cnthaltnen 
wird  etwas  gemeinschaftliches  ausgesagt.  Ein  persönlicher 
sg.  des  prädicals  würde  aber  dem  pl.  des  subj.  widerstrei- 
ten; es  läßt  sich  nicht  sagen:  ihr  alle  seid  ein  löwe,  son- 
dern nur:  seid  löwen.  Noch  weniger  unangemessen  kann 
für  den  pl.  der  liöHichkeit  der  beigelegte  sg.  erscheinen 
und  er  darf  auch  einen  individuellen  begrif  ausdrücken : 
ir  Sit  ein  kluoger  fuhs  cod.  kolocz.  108;  ihr  seid  ein  narr! 
ein  tapferer  mann  I 

Schwerer  schon  construiert  unsere  spräche  den  pl.  zu 
einem  sg.  des  subjects.  lat.  läßt  sich  sagen :  tu  es  deli- 
ciae  meae;  Rein.  1,  1230  steht:  vulnera  totus  erat;  wir 
drücken  uns  nicht  aus:  du  bist  ganz  wunden,  sondern: 
eine  wunde,  vielleicht  aber  wagte  die  ältere  spräche :  du 
pist  miuö  wuuna?  Wolfram  sagt:  briunde  zäher  (lacrimae 
ardentes)    was    sin    §uz   Parz.  104,  6.      Zulässig  wäre:    du 


lionien.     iiauieriis.  991 

bis     meine    eitern .    meine    kinder ,    im  sinne  von:  du  bist 
mir  an  eitern,   kinder  statt. 

man  verwechsle  niclit  das  voransgestellle  pradicat  mit 
dem  subject,  z.  b.  wenn  wir  erklären:  das  Avütliende  meer 
sind  die  leidejiscliaften ,  oder  wenn  0.  sagt:  tliaz  gras  sint 
äkusti  111.  7,  63;  so  bilden  die  pl.  leidenscliaflen  \\u{.\  aku- 
sli  das  subjert,  wie  aus  dem  pl.  des  verbums  erhellt,  das 
sich  stets  nach  dem  subj.  richtet,  die  ahd.  Übersetzung  giu 
ustrün  unsar  Christ  ist  (jam  pascha  nostrum  Christus  est) 
hynin.  21,  4  verhält  sich  unrichtig;  ist  pascha  das  subjecl, 
so  müste  gesetzt  sein:  ustrun  unsaru  Chr.  sint;  ist  Chri- 
stus subject :  ostrun  unsarö  Cliiist  ist,  und  das  wäre  ein 
beleg  für  das  pl.  pradicat  zum  sg.  subject. 

Die  alid.  spräche,  wenn  sie  bei  dem  bcgrif  des  habons 
und  verwandelns  das  pradicat  durch  die  priip.  zi  einleitet, 
drückt  es  dann  gern  im  S(j.  aus,  obschon  das  dazu  gehö- 
rige subj.  im  pl.  steht.  der  lat.  satz :  die  ut  lapides  isli 
pa)ies  liant,  lautet  T.  15,  3  quid  ihaz  these  steina  zi  brüte 
werden,  luid  ebenso:  ([uid  lliese  steina  thannc  zi  hröte 
werden  alle  0.  II.  4,  40;  bat  ernan,  thie  sleina  «lnan  zi 
brüte  II,  4,  44 ;  ags.  cvedh  tliät  thas  stäuas  tö  Iitdfe  ge- 
vurdhon  IMatlh.  4,  3,  und  nicht  zi  brötum ,  lö  lilafum. 
got  mag  lhes(5  kisila  joh  these  steina  alle  irquiken  ioh  zi 
manne  0.  I.  23,  48;  noch  aullallender  in  folgemlen  stel- 
len: thie  dumbon  dual  ouh  thanne  zi  xvisemo  manne  0. 
I.  4,  44;  thiu  (quena)  habeta  zi  harte  sibuii  biuadci-  0. 
IV.  6,  32;  hier  scheint  wieder  der  pl.  sleina,  (hunbon, 
bruader  ein  zi  mannun ,  karlun  zu  begehien.  aiiein  die 
phrasen  zi  bröte  werdan  ,  zi  manne  duan,  zi  karle  haben 
sind  abgesondert  und  (iir  sich  genommen,  und  dann  ist 
der  acc.  bloU  hinzu  conslruiort.  wir  dürfen  noch  nlul. 
sagen:  die  steine  werden  zu  lnot ,  sie  liatle  sieben  briider 
zu  mann,  nicht  aber:  er  macht  die  diunmen  zu  weisem 
mann,  er  macht  die  kiesel  zu  maiin,  sondern  hier  ist  uns 
der  dat.  pl.  männcrn  nolhwenchg.  mhd.  belege  siiul  mir 
nicht  zur  band,  es  wird  sich  wol  ein  ze  wibe  hau,  ze 
wibe  nenien,  von  mehrern  ausgesagt,  auf  lassen  weisen, 
ohne  zweifei  konnte  schon  ahd.  statt  des  sg.  der  pl.  stehn, 
vgl.  Diul.  i,  IG2'^  za  narr<)m  werdanl  (stuUi  Hunt)  statt  zn 
narrin  j  sid  tie  zagusten  ze  amhahten.  choment.  IN.  i)lh. 
92;  nu  ladunt  in  ze  hiiön  selljen  die  z?te  (illum  connubio 
ji'garier  sundcnt  saeda)  J\.  Cap.  82  ;  wazeruie  zasamcn  ze 
trupj'öu  worlenc  N.  Cap.   115. 

T  2 


292  e'uifacher  salz. 

Soviel  vom  miiiifriu  der  .snhslaulivc.  wti?,  tlcti  der  lie- 
/ii^liclit'ii  .'uljeclivf  aiiuI  |)i-oiioiniiia  bclilft,  so  veislelil  os 
sich,  daU  ilir  |)1.  niclil  bloi)  auf  doii  \i\.  der  snbst.  crfolgl, 
sondern  auch  daiiu  slall  liat.  wenn  mehrere  einzelne  siihsl. 
zusanimengenomnien  •werden,  iiiervon  ist  schon  vorliin  bei 
dem  geiuis  geredet. 

Zu  coHectivbcgrifren  kann  anlier  dem  verbo  auch  das 
]irädicierende  adj.  oder  ))arl.  in  den  pl.  konmicn  ,  \vährend 
(las  begleitende  adj.  bei  dem  subj.  im  sg.  steht.  beispiele 
s.  192.  193:  alla  nianagei  ijasaihvandans  usgeisuödedun ; 
wurdun  nialsca  mödag  folc. 

Der  sg.  des  defectiven  Interrogativs  hat  in  der  con- 
struclion  zugleich  den  pl.  zu  vertreten:  huer  sinlun  mine 
bruoder?  (qui  sunt  fialres  mei';')  fr.  tli.  ]Matlli.  12,  4S  ; 
ne  -wiziut  xver  ir  sint  N.  Bth.  227;  xver  sint  die  gesellen':* 
Nib.  350,  1;  nhd.  wir  sagen  nicht,  wer  wir  sind.  vgl. 
oben  s.  278. 

Von  viel  eingreifenderen  Störungen  des  natürlichen  nu- 
merus bei  dem  pei-sönlichen  prouonien  soll  sogleich  das 
nächste  cap.  recheuschaft  geben. 


iiüinen.     prujiumeii.     pers'öidicJies.  093 


CAP.  III.     PRONOMEN. 

EigeiUliche  besliminuug  des  pronomens  ist  das  nomen  zu 
veiireleii,  dessen  besländige  Aviederholung  lästig  fallen  -würde. 
es  ist  die  frühste  und  unenlbelirliclisle  abstraction  alier 
spiaclien,  an  die  stelle  der  eigennanien  und  appellalive 
leichte  und  gefiige  Nvöfter  zu  setzen,  welche  die  lebendige 
bedeulung  jener  niäßi^^en  und  dadurch  der  Ireien  rede  den 
weg  bahnen,  ohne  prononiina  würde  diese  ganz  unbehol- 
fen ,  und  ohne  hiutergrund  bleiben  ,  weil  sich  die  näheren 
von  den  ferneren  gestalten  gar  nicht  sondern  und  hervor- 
hebexa  könnten.  die  pronomina  sind  aber  so  alt  als  die 
Sprache  eine  geschichte  hat,  ja  ihre  ilexionen  scheinen 
großenlheils  nrfornien,  die  mit  allen  andern  des  nomens 
genieiuschariüch    laufen  oder  ihnen  selbst  voran  gehn. 

Auik'rdcni  stellt  nun  dem  prononien  ein  anderer  beruf 
zu,  den  wir  liistorisch  verfolgen  können:  es  ist  allnialicli 
zum  begleiter  der  llexion  geworden  ,  und  zwar  stützt  das 
persönliche  prou.  die  verbale ,  das  demonstrative  die  no- 
minale. 

Aufweiche  weise,  und  immer  fester,  das  persönliche 
pron.  sich  an  das  veibum  geschlossen  hat,  ist  bereits  im 
vorigen  abschnitt  s.  201  ff.  untersucht  worden. 

Im  gegenwärtigen  cap.  wird  die  belrachtung  dem  per- 
sönlichen pronomen  an  sich  selbst  zugewendet  werden  ;  in 
dem  folgenden  soll  das  demonstrative,  voi/iiglicii  dessen 
einduU  aufs  nomen  zur  spräche  konnnen.  das  relative  fällt 
iiiuncr  dem  melufachen  salze  zu,  und  geluhl  eist  in  den 
dritten  abschnitt. 


Das  persönUche  prononien  erzeigt  sich  daiin  noch  sub- 
slaiitivisclier  als  die  übrigen,  daU  es  für  die  beiden 
ersten  pcrsonen ,  wie  für  die  dritte  rellexive,  der  adjecli- 
vischen  Spaltung  in  drei  geschlechlcr  nicht  unterliegt,  es 
läßt  sich  auch  als  subslanlivabstraclum   lassen  '*). 


']  diis  icli,   da.»  liu,  ein  er,  ein  sie.     ärauiin.  3,  312.  535. 


Oiji  ei/ij\iclier   f>(i/z. 

Es  gibt  nur  drei  pevsonen  in  der  gianimatik,  und  iiiclil 
etwa  noch  eine  vierte,  aber  tlic  erste  persou  kann  ßitb  zu- 
weilen als  zweite  sel/.eii ,  die  zweite  als  dritte gesel/l  werden, 
jenes,  wenn  der  mensch  in  gedanken  sich  gleiciisafji  s|)altel, 
und  ein  gesprach  mit  sich  selbst  beginnt.  daß  schon  bei 
den  inhd.  dichtem  solche  selbstanreden  vorkommen,  hat  Ben. 
wb.  zu  Iw.  83  aus  Iw.  3509.  6566   nachgewiesen. 

Des  persünliclien  pronomens  nahes  verliällnis  zu  dca 
eigennamcn  erscheint  noch  recht  frisch  in  der  alln.  pocsie. 
einigemal  wird  nachdrücklich  der  eigenname  selbst,  nicht 
das  pron.,  gesetzt.  Bragi  sagt  S;em.  61'^:  mar  oc  ma'ki 
gef  ec  ther  mins  fiar,  ok  boclir  thci^sva  hangt  Jiracji  (ich 
gebe  dir,  und  so  büßt  dir  Bragi  —  so  liüße  ich  dir.) 
Gerdhr  sagt  dem  Skirnir:  thar  man  ]\iardhar  syni  Gerdhr 
unna  ganians  (Gerdhr  wird  wonnc  gewähren,  d.h.  ich) 
Sicm.  86'*.  diese  anwendung  der  drillen  person  statt  der 
ersten  wäre  s.  253  anzumerken;  sie  ist  aber  noch  heule, 
besonders  unter  dem  volk,  sehr  im  gang:  nein,  das  thut 
Conrad  niclit  zz:  das  thue  icli  Conrad  niclit;  eli  sich  Mül- 
ler das  gefallen  laßt  zzz  eh  ich  M.  mir  das  g.  lasse,  kommt 
wol  in  mild,  gedichlen  je  diese  redeweise  vor?  ich  zweille. 

Umgekehrt  verschweigt  die  altn.  spräche  bei  dem  dualis 
erster  und  zweiter  person  den  namen  des  redenden  und 
angeredeten,  und  drückt  den  des  zw^eiten  aus,  der  ge- 
meinscliaillich  mit  ihnen  genannt  wird.  vidh  Freyr  be- 
deutet Siem.  84'':  ich  und  Freyr.  vidh  llriintjnir  =  ich 
und  Hr.  Sfiem.  76'*.  vidh  Siijiirdhr  =  icli  u.  Sig.  229^. 
idh  Gymir  =  du  und  Gyniir  84^*.  thit  Thiothrekr  z=  du 
mid  Dietrich  237".  So  auch  im  obliquen  casus :  medh 
ockr  Arna  (mit  nur  und  Arni);  vinätta  ochar  Hdkonar 
konüngs  stendr  gruant  (meine  und  H.  freundschaft  steht 
schlecht.) 

Da  sich  dieselbe  art  des  ausdrucks  aucli  in  der  ags. 
poesie  nachweisen  läßt,  so  wird  sie,  meines  erachtens,  all- 
gemein deutsch  gewesen  sein,  und  sich  erst  mit  der  dual- 
form des  pron.  verloren  haben,  im  travellers  song  205 
ist  zu  lesen  vit  Scilling  =  ich  und  Scilling;  Beov.  4000 
dteht  der  gen.  uncer  Grendles  =  mein  und  Grendels,  so 
dürfte  nun  auch  ein  ahd.  lied  den  Dieterich  ausrufen  las- 
sen:   wiz  Hiltipranl  =  ich  und  H. 

Altn.  wird  aber  auch  auf  ähnliche  weise  mit  dem  phival 
der  beiden  ersten  personen,  und  der  dritten,  die  keinen 
dual  hat,  verfahren,  hier  darf  neben  der  prononünalform 
ein  eigenname  im  sg.  oder  im  pl.stehn,  z.b.  ver  JJnkon  he- 


iiüinen.     proiioinen.     persö/iliches.  295 

deutet  wir  undllakon,  verßaglar  =  ich  und  die  Beglinge. 
lundr  vor  Bacjla  =  mein  und  der  B.  begegnung.  their 
JIreidhar  =  er  und  Hreidliar;  their  Bell  =  er,  nenilich 
.Freyr  und  Jjeli  (Sn.  41);  skildu  Uieir  iarl  inedh  vinatlu 
=  er  und  der  iarl  trennten  sich  als  freunde,  kann,  dem 
zusammenliang  nach,  das  plural  pron.  dritter  person  nicht 
auf  ein  bestimmtes  individuum  bezogen  werden,  so  pflegt 
es  die  hausgenosseuschaft,  das  gefolge  des  dazu  gefügten 
singulareigennameus  auszudrücken ,  z.  b.  their  Karl  =z 
Kari  und  seine  leute  (Nials  saga  p.  312);  theitn  Sifjtirdhi 
r=  ilini  S.  und  seinem  gefolge  *). 

Alle  diese  gedrängten  ausdrucksweisen  ist  die  spätere 
spräche  in  das  singulare  pron.  und  die  conjunction  aufzu- 
lösen gezwungen,  in  der  alten  forme)  ist  keine  ellipse,  denn 
so  gut  vit:  ich  und  du,  bedeutet  auch  vit  Scilling:  ich 
undScilling,   oder  wenn  man   will:  ich  und  du  Scilling. 

Eine  andere  altn.,  sehr  eigonthümliche  bezoichnung  des 
persönlichen  pronomens  durch  das  possessivurn,  beim 
ausrufe  zumal  dem  scheltenden  und  sclnneichelndeny 
haben  beide  neunordische  sprachen  in  lebhaltcsler  Übung  er- 
halten,   das  verbum  pflegt  dabei  in  dritter  person  zu  stehn. 

Sfxiin.  76^  heiLU  es:  scylda  cc  launa  köfforsveini  thi- 
notn ,  ich  sollte  deinem  kobold ,  deinem  kneclil ,  lohnen, 
d.  h.  dir  selbst,  du  kohold!  wie  auch  die  lat.  Übersetzung 
richtig  tibi  pusio!  wiedergibt.  eine  andere  gleich  merk- 
würdige stelle  lindet  sich  forum,  sog.  7,  127  :  tliu  rciddisl 
konüngr  ok  maelli ,  alUUarfr  er  thiojrinn  thinn ,  er  thi\ 
talar  svu  til  vär,  kühn  ist  dein  dieb,  daß  du  so  mit  uns 
redest,  d.  h.  du  bist  kühn,  du  dich,  so  mit  uns  zu  reden. 
daU  die  schelte  wirklich  so  verslanden  weiden  muß,  ergibt 
die  antwort:  ckki  hefir  ek  ihal  nafn  hall  iicrlil  at  heita 
thioir  (nie  habe  ich  bisiier  ein  dieb  gelnilU'n.)  es  wird 
nicht  an  mehr  stellen  fehlen;  noch  hat  sie  niemand  ge- 
sammelt oder  zur  erläulerung  des  schwcd.  und  dän.  Sprach- 
gebrauchs  verwandt. 

ich  wähle  beispielc  aus  vulkslictlorii ,  oder  aus  dichtem 
wie  Ilallman  und  llolberg,  die  der  lebeiuligen  spräche  an» 
niäclitigslen  sind. 


*)  (lies  t/ieir  Si^iirdlir  ver\ve.«;lislf.  mau  iiiclit  mit  dem  im  simi,  iilier 
ii'h.lit  in  der  constnictioii  zulrclVeiidi'H  dir  l'.nnrulids  (s.  2(51);  l'lrm 
riclies  ist  der  gen.,  Si<;iir<llir  der  ikhii.,  und  tlioir  Si^iirdlir  s!i|^t  <;rii;iii 
gefalU:  sie  (^die  Icute  und)  Si<^iirdlir.  der  untiMscIiied  beider  fülle 
cigil>L  hielt  aiicli  ilaiaus,  das  unser  die  »lomon.^tiativ ei  natur  ist,  da» 
altu.  ///ff/   aber  den  |d.  des  personl.  pron.  erselzl. 


>2(jQ  einfacher  satz. 

gcliwed.  min  Rtakare!  (ich  armer!)  min  gamlc  narr! 
(icli  aller  narr!)  diu  ganile  tok !  (du  alter  narr!)  din  ganilc 
loilörarc !  (du  alter  verliilirer!)  din  stygga !  (du  liiißliclie !) 
diu  slyna!  Ilallni.  p.  100.  Ihre  s.  v.  shina.)  din  (jolla!  (du 
gecUiii!)  f//uut;icka!  (du  garstige!)  r//u  n.isp.'irla !  (du  nascfi- 
perle!)  dilt  nüt!  (du  rind  !)  ditt  doniedags  nül!  (p.  322.) 
dit  fjcdl!  (du  geck  !)  dit  ]iainpelroIl!  (p.  317.)  nlcrk^viil dig 
zuweilen  mit  boiliigung  des  pcrsnnl.  jirononiens :  dti  din 
krinniül!  (p.  132)  du  din  pedant  1  (p.  153.) 

diin.  din  lille  engel!  (du  kleiner  eiigel!)  fort  din  litnid! 
(fort  du  hund!)  din  dumme  huiidl  diii  doviie  slingcl !  gid 
du  faaer  en  ulykke  din  slingel !  jpg  kjcnder  dig  nok,  din 
spotlcfugl!  (du  spollvogel!)  ei  din  uforskammede  ktiegtl 
meener  dit  beest,  at  du  er  paa  landet';'  din  forlvivlede 
skielm!  skain  saa  faae  din  skallede  munk !  Dv.  1,  16'J ; 
skiilde  jeg  lijelpe  din  arrige   höre!  Dv.  2,  41. 

keine  andere  deutsche  mundart  zeigt  die  geringste  spuv 
dieser  conslruction.  denn  in  die  nordfriesische  ist  sie  oll'en- 
bar  eist  aus  Diinmai'k  her  eingedrungen;  Hansens  geizhals: 
din  rakker!  din  tumperdt!  din  arem  stakel !  din  fenneu! 
din  arem  ding!  din  aalken!  (p.  21.  22.  55.  56.  61.  88.) 

die  mutmaßung  (mylhol.  509),  aus  der  Vorstellung  von 
folgegeislern  ,  auf  die  lob  und  tadel  falle;  sei  die  gramma- 
lisclie  eigenheit  zuerst  entsprungen,  hat  mindestens  den  ed- 
dischen  kögrsveinn  für  sich.  und  Nvie  lieUe  das  verbuni 
dritter  person  sich  sonst  begreifen?  es  ^väre  ein  dem  alter- 
tluini  auch  bei  andrer  gelegenheit  nicht  fremder  eupliemis- 
mus.  wie  der  geraden  nennung  eines  gefahrlichen  namens 
M'urde  der  unmittelbaren  sdielte  ausgCNvichen.  daneben 
mangelt  es  auch  nicht  an  beispielen  des  geraden  und  di- 
icclen  ausdruckst  thegi  ihn  ,  rüg  "vaJttr!  Saun.  68^;  ligge 
du  der,  du  fule  spaakvinde!  Dv.  1,  119;  und  Avahrschein- 
lich  folgt  das  volk  in  Schweden  und  Dänmark  noch  heute 
einem  unterschied  in  der  anwendung  von  du  und  din  ! 

Den  mhd.  dichtem  ist  dagegen  eine  andere,  gleichfalls 
durch  das  possessiv  bewirkte,  verstärkende  Umschreibung 
des  persönlichen  pronomens  geläufig,  das  subst.  Kp  (corpus) 
wird  zu   43m  possessiv  gefügt. 

beispiele:     sl   jähen,   daz    gesunder   unser   deheines   lip 

nimmer  ze  lande  kivme  Nib.  1529,  2;  Sifrides  Up  (Sige- 
fridum)  Nib.  982,  3.  980,  4;  Dietriches  lip  Nib.  1687,^2; 
niissetät,  die  vifn  lip  begangen  hat  (ich  begangen  habe) 
Freid.   13,    18;    ez    bekuHibcrte    minen    lip    1\t.  345;    got 


tiomen.     pronoinen,    persönliches.  297 

hazze  sinen  h'p  I\v.  2262;  mir  riet  ez  laiuwau  min  selbes 
Up  Iw.  2348  (das  folgende  übe,  oliiie  possess. ,  bedeutet 
aber  nicht  dir);  nu  durch  wen  mülile  ein  frunier  man 
geruer  wirdcn  shien  lip?  Iw.  2860;  beiianien  sime  Übe 
VJ-eude  und  den  sin  l\v.  3214;  ahle  niuwau  üf  sin  selbes 
lip  Iw.  3226;  min  h'p  w;ere  des  wol  wert  Iw.  3995; 
dnz  er  niemer  sinen  lip  beslaitet  ze  holiernie  werde  Iw. 
4203;  w.Tre  si  sime  Übe  gelich  Iw.  4208;  er  wart  sime 
l/bc  ze  dicneste  gekeret  Iw.  4401;  daz  als  unwerliaft  ist 
mi}i  lip  Iw.  5650;  des  was  ir  lip  so  ungewon  Iw.  5789 ; 
ez  ist  an  sime  libe  gar  Iw.  5911;  ir  einer  Übe  (ihr  allein) 
Iw.  6810;  des  oucli  sin  lip  Aveiiec  genoz  Wigal.  1202: 
daz  ir  der  lierre  was  liep  alsani  ir  eiijen  lip  Wig.  1347; 
dar  i\f  was  sin  lip  bereit  Wig.  3430;  iuivern  niinuocltchen 
lip  Wig.  8763;  tlin  selbes  lip  INIs.  2,  250»;  iuiver  lip 
ist  ungeseit  (ihr  bleibt  unvermeldet)  Ben.  388.  ninl.  te 
dinen  live  (dir)  Floris  1329;  te  minen  live  Floris  3444. 
auf  ähnliche  weise  bedienen  sich  die  allfiauz.  gedichte 
des  Wortes  Corps,  und  mon  Corps  bedeutet  ich,  ton  corps 
du ,  u.  s.  w.  es  mag  aber  eine  viel  allere ,  echtdeutsclie 
rcdensart  sein ,  die  auch  sclion  in  aiid.  quellen  zu  finden 
ist:  ioli  laz  thcf::,  Hb  minaz  in  scuni  riclii  thinaz  0.  IV. 
31,  20  *). 

einigemal  dürfte  man  dem  subst.  hant  verwandten  sinn 
beilegen:  sin  hant  (er)  Iw.  743;  nigen  siner  hende  (ihm); 
ze  buoze  siner  hende  stän  Troj.  18070 ;  obgleich  hier, 
aul^er  der  sinnlichen  bedeutvuig,  die  von  gewalt  in  an- 
sclilag  kommt.  seine  tapfere  band  hat  die  that  voll- 
bracht, vor  seiner  gewalligen  band  wird  sich  geneigt,  in 
seine  band   soll  die  buUe  entrichtet  werden. 

Noch  andere  das  einfache  pron.  verlrelende  ausdrücke 
sind  aus  stolz,  demut  oder  unterwürfigkeil  hervorgegangen, 
und  haben  sich,  luilcr  verschiednen  standen,  zum  tlieil  als 
litel  geltend  gemacht. 

so  verknüpfen  sich  nu't  possessiven,  oder  auch  mit  ge- 
nitiven,  die  subst.  mnjestiit,  hoheit,  dnrchlaiicht,  erlaucht^ 
gnade,  lieb  de ,  heirlichkeit ,  streinje,  feste  u.  a.  ni. 
gnade  sieht  gern  pluraliler:  iuivern  (juatlen  si  genigen! 
Gregor  1510;  ebenso  das  span.  merccd ,  mercciles,  und 
aus  vuestra  merccd  erwuchs  die  abkürzung  usleil.  ei/.^re 
iveisheil!    euere  wolweisheit!    viil.  ßil.   15^:    des  Ijilcrolfcs 


*)  niirli  im  cliines.  steht  kong  (Icil))  für  das  jiroii.,  w^o  kong  (nici 
corpus)  =  icli. 


298  einfacher  aalz. 

Nvtsheit  *).       euer    slrenij    oder    (jestreufjl    goi    griiik'    des 
lieireii  vesle ! 

beselieiden    lioiUt  es:    meine  weiiiffheit   für  irli.       frlioii 

0.  tinsii    srnd/iH    nidiri    ad    Lud.    26;    lliiti    m/nes   selbes 
nidii'i  ad  Jlarliu.   155. 

Die  Jil.  nuiiidart  pllegt  dem  persünliclicn  proii.  im  \A. 
gern  das  subst.  Uede ,  Heden  (gr.  1,  693)  als  Verstärkung 
bpizufügen.  da  scliou  iniil.  hem  Heden  filmen)  Floris  3778 
vorkommt,  so  ergibt  sich  mindestens,  dali  es  nicht  auf 
die  zweite  i)erson  einzuschränken  ist.  allerdings  unterscliei- 
det  sich  der  dat.  sg.  hem  (ihm)  von  dem  oft  gleitlilavilen- 
den  pl.  hem  (statt  lien,  ihnen)  durch  ein  Joizlerm  beigegebnes 
lieden,  M'ie  das  nnl.  den  sg.  vertretende  gij  (tu),  u  (tibi) 
von  qijHeden  (vos)  tiHedeii  (vobis.)  das  war  aber  nicht 
der  giund  seiner  ein  Führung.  eine  gewisse  analogie  hat 
das  span.  nosotros,  vosotros  und  fianz.  uous  autres,  vous 
autres. 

Ausführlichere  darsteUung  fordert  die  gcschichte  der  in 
j;e wissen  fällen  an  den  platz  des  sg.  eintretenden  hijfischen 
plnrulformen  (pronomen  reverentiae.) 

Die  goth.  spraclie,  soweit  wir  sie  aus  Ulf.  kennen  ler- 
nen, weit^  davon  noch  nichts;  sie  bedient  sich,  gleich  der 
gr.  luid  lat.  überall  des  naturgemäßen  sg.,  aber  auch  in 
den  ahd.  Übersetzungen  aus  der  heil.  Schrift  findet  sich  gar 
kein  anlaß  zur  anrede  vornehmer  weltlicher.  Dem  hei- 
dcnthum  genügte  sicher  in  allen  fällen  der  sg.  erster  und 
zweiter  person ;  das  bezeugen  auch  die  noch  in  späte  zeit 
hinabreichenden  acclamaliouen. 

dem  könig  oder  beiden  rief  das  volk  einfachen  gruft 
zu:  hails  thiudans!  Job.  19,  3  (hails  thiudan !  Marc.  15, 
18.)  heil  herro,  heil  liebo !  Pertz  2,  87;  wola  herro ,  hello 
gnadtgo!  gl.  trev.  19  **) ;  hcl  ves!  Diut.  2,  193^';  heil  sistu 
keiser  here !  pf.  Chonr.  711;  ags.  ves  thü  hal  B.  808;  ves 
hal  hlaford  cyuing!  redet  Hengests  tochter  den  Vortigern 
beim  schenken  an,  und  er  versetzt:  driuc  hal!  alln.  lillhu 
heill   konuugr!    Stvm.  174^;    sittu   allra   konünga    heilaslr! 

01.  helg.  cap.  78:    komlhu  heill!    Sann.  146«;    heill  tiiu  nü 
Sigurdhr!  Sa^m.  189«;  sit  heil  fru!  Sann.  200;  heill  herra! 


")  O.  IV.  19,  41    thiu    sin  tliulti,    vom  duldenden  Iieilaiid ;  IV.  20, 
1 1  tlies  argen  willeii   lierti  (die  böswilligen.) 

**)  lierro!    zwischen   adj.    in    die    mitte   geuoiunieu;   so  im    Renner 
18960  \rö  lierre  vrö! 


iioinen.     prouoinen.     persunlicJies.  ogQ 

fornm.  sog.  11,  276.  Selbst  uuter  den  unsterblichen  galt 
dieser  heih'uf:  heilir  lesir.  heilar  asynjor,  ok  üll  ginnhei- 
liig  godh!  Saun.  61*;  heill  tliü  farir,  heiU  tliü  aplr  koniir, 
lieill  lliu  äsyniom  ser!  Saun.  Sl'';  lieill  tliü  nü  Vaflhrüdh- 
nir!  Sa^ni.  31'';  heill  herra  !  Vilk.  saga  cap.  100.  man  vgl. 
das  bloi^e  heilo !  (Zeuo  870)  und  heil  alle!  (gr.  3,  297. 
RA.  877.) 

für  gott  und  göttliche  wesen  waren  die  ausdrücke 
truhtin  und  fru  vorbehalten.  dabei  ist  benierkenswerth, 
daß  in  der  formel  fro  min !,  auch  wenn  sie  aus  dem 
munde  vieler  kam ,  der  sg.  des  poss.  behalten  und  nicht 
durcli  iinsar  ersetzt  vs^urde ,  gerade  wie  bei  der  anrede 
monsieur,  madame !  kein  notre  nöthig  wird,  so  oft  sie  im 
iiamen  mehrerer  geschieht,  frö  inhi  the  guodo!  quedat 
sie  Hei.  134,  15;  quädun  waldand  fru  min!  Hei.  148, 
13  *).  umgekehrt  gilt  dieselbe  formel  auch  für  den  fall,  wo 
mehrere  angeredet  werden:  Jro  min,  s6  ih  iu  (vobis)  re- 
dinun,  sagt  Maria  zu  den  engein  0.  V.  7,  35  statt  fröhon 
mine!  doch  dies  bildet  nur  eine  ganz  einzelne  ausnähme. 

Die  erste  eingreifende  verrückung  des  numerus  beim 
pronomen  kann  nicht  unserer  spräche  selbst  zur  last  gelegt 
werden,  sondern  ist  ihr  von  auUeuher  zugebracht  worden. 

In  den  canzleien  der  gothisclien ,  fräidvischen  und  deut- 
schen künige  pflanzte  sich  der  rünüsche  oder  byzantinische 
geschäflsstil  fort. 

so  wie  Constantin,  Theodosius,  Justiuian  ihre  impera- 
toria  majestas  dadurch  bezeichneten,  daU  sie  von  sich  re- 
dend pron.  und  verbum  in»  pl.  gebrauchten  ''"),  thaten 
Theoderich,  Pipjjin ,  Carl  luid  alle  nachfolgenden.  ver- 
schieden ,  und  noch  älter  ist  der  pl,  der  Schriftsteller,  die, 
den  leser  in  gedanken  habend,  sich  gleichsam  mit  ihm  zur 
mehrzahl  vereinigen  **'•').  schon  imsere  frühsten  lateini- 
schen auloren  ,  Jornandes  und  Grcgorius,  pllegen  dieser 
Schreibart,  und  seltsam  ist  es,  wie  der  letztere  mit  dem 
sg.  vmd  pl.  Tuimittelbar  liintereinander  wechselt,  z.  b.  lii.^l, 
Franc.  9,  6:    atque    in    loco ,    cpio  ttjo    stare  eram  suliUis, 


*)  vergleicilbar  ist:  Gernöt  iinde  Gisellier  sprächen:  swoster  /////// 
Wl).  990,  1. 

")  man  seile  den  tlieodos.  codex  ,  das  proo^miiim  iiK>titiit. ,  Tlioo- 
dericlis  briete  l)ei  Cassiodor  u.  s.  w. 

***)  das  rocer.senten  wir  folgt  aber  daraus,  dal)  sie  im  nnnien  «ler 
redacti(»ii  oder  der  bernusgebei  sclireibcn,  und  das  ich  einzelner  cii- 
tiker  ist  also  keine  besclieldenlieit. 


300  einfacher  huIz. 

tiiit  ac  60|)()re  \iii(>f|iiü  oppri-ssiis  ohdoniiivil :  hos  vero 
itjiiari  facti,  media  aunji'Hli's  nocle  ad  red'lcmlas  lUjiiiino 
yralias,  inv(^iiiitms  emu  dorniiciitem  ....  sed  ncc  nus  ... 
polueranuis  ...  dchiiic  cxcusalmii  rtddidi  eaceidoli.  AII- 
Dliilich  drang  diesei-  pl.  vor  in  die  schreiben  der  biscJiöfe, 
übte,  herzügc  ,  liirslen,  grafou  und   Ireiherrn  *j. 

Mil  der  crslen  person  hat  also  der  unnaliirliche  pl. 
ant;olioben ;  haiiptaiigeninork  der  unlersiicluing  bleibt,  wann 
sich  ihm  gegenüber  ein  enlsprecliender  pl.  der  anrede  ent- 
iallete  i.' 

Da  die  köiiigc  bloß  in  Ihren  förmlichen  ausferligmigen 
des  pl.  sich  l)edieiilen ,  niclit  leiclil  miiiidh'ch  **) ,  so  wird 
auch  die  lebendige  rede  im  gespräch  mit  ihnen  langer  des 
pl.  überhüben  gewesen  sein.  bei  Gi-egor  gilt  nocli  tu  für 
köiiige  und  künigiiinen ,  Jornandes  cap.  57  legt  dem  goth. 
Theodericlj  in  der  i'ede  mit  Zeno ,  den  er  pietas  vestra 
betitelt,  bald  den  sg.  bald  i\c\\  pl.  in  den  mund:  diruje 
cum  genta  mea,  si  pruecipis  ...  expedit  namqne,  nt  ego, 
qui  sum  servns  vesler  et  lilius,  si  vicero,  vobis  donanti- 
bns  regnnm  illud  possideam.  Im  neunten  jh.  scheint  lat. 
S(hri(l?tellern  das  irzen  der  könige  geläufiger,  merkwür- 
dige beispiele  an  band  gibt  der  monachns  saiigallensis  (zwi- 
sclien   884-887)    in  den  gestis  Karoli :    donüne,    lioc  in  dei 

nutu    et   polestate    vestra  situm  est obsecro ,    doiniiie 

dnlcissime,  nt  detis  episcopalimi  illum  fideli  famiilo  vestro 
(Pertz  2,  732j ;  darauf  aber:  domine  rex,  teile  fortiludi- 
nem  tiiam,  ne  potestalem  tibi  a  deo  collatam  quisquam 
exlonpieal  (das.^ ;  justum  est  donune ,  ut  quocnnque  vos 
veneritis  ,  omnia  expurgentur  (73ß);  domine,  ila  estis  in- 
houorali  y    sicut    nunquam  anteriores  veslri  (749);  obsecro 


*)  nicIit  gleichzeitig  mit  der  anwendiing  des  pl.  im  contexl  ist 
die  eintülirung  des  pl.  proiioiiieiis  vor  dem  eigeniianieii  gleich  im  1)6- 
giiiii  der  Urkunde,  die  ältesten  diplome  der  nieroviiigisrlien  ,  cnroliii- 
gisclien,  sachsisclieii,  fränkischen  kt/iiige  lieben  h\o'i\  an  mit  L)agü!)ertus, 
Carohis,  Otto,  Henricus.  so  viel  ich  sehe  wird  erst  im  12  jli.  ein 
no.'i  vorgesetzt,  ef^o,  aucli  in  priraturkunden  schon  in  der  frühsten  zeit, 
die  älteste  deutsche  urk.  von  12-10  fängt  an:  wir  Cuoiirat.  in  Höfers 
samlung  n°  2  von  1248  ich  Arnold,  u°  5  von  1261  ich  Chuonrat; 
n°  6  von  1261  icir  Engeihreclit,  n°  8  von  1270  «'ir  Rorich.  bei 
Schöpflin  Als.  dipl.  n°  24:$  von  1117  es:o  Diepoldns  ahbas,  n°  247  von 
1120  ef^o  Bertha,  n^  252  von  1125  ego  Bnrcardiis,  n"  637  a.  1266 
uir  Heinrich  bischof  zu  Stralii)urg;  n°  65;>  a.  1269  uds  Henricus 
episcopus.  neben  dem  ego  des  tltels  kann  aber  sonst  in  der  uik.  der 
pi.  gebraucht  sein. 

**)  in  dem  feierlichen  eidsch-.vur  von  842  reden  beide  küiiigc  im  sg. 


iwuieii.     pronouien.     persutiUches.  301 

domne  Iniperalor,  ut  secuiuUun  proniissioneni  vestravi  cau^ 
cedutis  mihi  unaiu  pelicioncui  parvulaiu   (das.) 

Es  verdient  anfmerksamkeit,  \vie  sicli  die  lateinistlien 
zur  zeit  des  9.  10  und  11  jli.  von  Deutschen  verfaßten  ge- 
dichte  in  dieser  beziehung  verhalten.  Ekkeliards  \\  altha- 
rius  lälU  üspirn  ihren  köiu'glichen  geuialil  mit  vos  anre- 
den:  idcircoquc  meani  peipeudite  nunc  rationem,  cunique 
primuni  veniat,  haec  illi  dic/te  vcrba  (129.  130);  quod  si 
eonipletis ,  ilhim  stabilire  potestls  (139);  ATalthai-ius  gibt 
dem  Attila  vos  (304)  ,  Hagano  hingegen  dem  Guniharius 
tu  (572.  615.  1067.  1094),  und  alle  kämpfenden  beiden 
duzen  sicli.  Im  bruchslück  von  Ruollicp  erhalt  eine  frau 
vos:  in  qua,  si  vultis ,  rithmos  modulare  ixdetis  f34) ; 
Schmellcrs  vollständigere  ausgäbe  \vird  mehr  beispiele  lie- 
fern. Auirallend,  daU  die  späteren  Iseugrinus  und  Reinar- 
dus  nur  den  sg.  der  anrede^  auch  gegen  den  künig,  ge- 
währen. 

Unter  büilingen  und  gelelirt  gebildeten  -wurde  nun  der 
fremde  pl.  der  anrede  gewis  schon  frühe  iu  deutscher 
zunge  versucht,  zeuge  dafür,  statt  aller,  ist  unser  jejiem 
Sangaller  noch  um  zwanzig  jähre  vorausgehender  0.,  des- 
sen Widmung  an  bischof  Salomon  bereits  den  pl.  durch- 
führt, wie  sich  seine  lat.  vorrede  an  erzbischof  Luilbeil 
des  vos  bediente.  lekza  ih  tlierera  buaclii,  sagt  er,  iu 
senlu  in  Suaboriclii ,  Jhaz  ir  irkiasct  ubar  al ,  oba  siu 
fruma  wesan  scal ;  mir  wanui  ihio  iö  (vestrae)  vvizzi  iu 
ofto  lilu  nuzzi  .  .  .  oflo  irhuggih  muales  tlies  managfaltcu 
guales,  lliaz  iv  mih  hh'liit  harlo  u.  s.  w.  zwar  liaben 
Sladens  und  Schillers  lal.  Versionen  diese  pl.  bcil)elialten, 
gleich  als  wäre  nicht  Salomon  selbst,  sondern  die  kostcnzer 
geistlichen  gemeint;  aber  mit  großem  unrecht,  wie  schon 
die  auf  Salomon  allein  gehende  Überschrift,  und  auch  der 
übrige  iiihall  dailiiul,  Otfried  wendet  sich  bloß  an  seinen 
persönlichen  lelirer.  Aus  Nolkers  Schriften  weiß  icli  kein 
gcgenslück,  er  übersetzt  nur,  eignet  seine  büclier  nieman- 
den zu;  da  er  aber  in  einem  lal.  briefe  den  abt  von  Sitten 
irzt  *),  warum  hätte  ers  in  deutscher  spräche  niclil  gethan? 

Hieraus  ergibt  sich  nun,  daß  die  anrede  mit  dem  pl. 
zweiter  person  wenigstens  seil  dem  neunten  ih.  unter  ge- 
wissen stäntlen  in  Deutschland  ül)Iich  war,  uml  nicht  eist 
aus    dem    spätem    cinlluß    der   romanischen    poesie    auf  die 


*)  gütt.  aiiz.  1835  \K  f)11. 


302  einfacher  aal'^. 

unsrige  erkliirl  wcM-deii  il.nf  ^).  iiiilci-  dem  f^aiizcri  vülk 
halle  sie  sich  ahcr  schweilich  sclioii  vcrhroitel.  f^eider 
reichen  die  üllVicdischen  slelleu  iiiclil  aus,  und  von  (k'id<- 
inälern  des  10.  11  jh.  in  dieser  hinsieht  sind  wir  ganz 
vcilasscn,  um  uns  über  einen  wichtigen  unterschied  auf- 
zuUl.ircn,  welcher  für  die  äUere  und  spätere  synlacti^clie 
conslruction  dieser  anrede  bestanden  lial.  icli  niuU  die>se 
verschiedenheil,  eh  ich   weiter  gehe,   anzeigen. 

jene  stellen  aus  Gregorlus  luid  den)  monaclius  sangall. 
weisen,  dali  zu  dem  [)l.  pron.  nicht  allein  das  \erbuni, 
sondern  auch  das  adj.  und  pari,  im  pl.  gefügt  wurde:  nos 
i(inavi,  vos  eslis  inhonoratl,  und  das  erscheint  dein  gram- 
matischen gesetz  angemessen,  die  liciilige  romanische  spräche 
verbindet  aber  mit  dem  den  sg.  verlielenden  j)l.  pron.  der 
aurede  zwar  das  verbum  im  pl.,  das  priidicierende  adj.  oder 
part.  hingegen  im  sg. ,  z.  b.  fi-aiiz.  vous  eles  certain  (cer- 
tus  es),  vous  ötes  certaine  (certa  es);  vous  avez  ete  aimc 
(amatus  es)  ,  v.  a.  ete  aimee  (amata  es),  ital.  c|uando  siele 
ritornato  (quando  reversus  es?)  quando  siele  ritornata? 
(quando  reversa  es?)  hier  wird  nach  der  bedeutung.  frü- 
her wurde  nach  der  form  conslruiert ;  man  gewann  dadurch 
eine  Unterscheidung  von  dem  pl.  pron.  des  wirklich  plura- 
len  begrifs:  vous  etes  certains  (cerli  estis)  vous  etes  cer- 
taines  (certae  estis);  siete  ritornati  (reversi  estis)  siele 
riiornate  (revei'sae  eslis.)  warum  aber  im  prät.  unterschei- 
den wollen,  da  das  pras.  es  niciit  kann:*  da  vous  aimez 
so  wol  amas  als  amalis,  voi  riiornate  sowol  reverleris  als 
revertimiui  ausdrückt  ? 

Das  worauf  es  hier  ankommt  L^ßt  sich  weder  am  nhd. 
ilir  seid  (jelieht  erkennen,  noch  am  mhd.  ir  sit  (jeminnety 
weil  diese  part.  unveränderlich  geworden  sind,  und  ge- 
nus  und  numerus  nicht  mehr  anzeigen  (s.  1.59.)  ahd. 
ist  aber  ein  kiminuuler  (amatus)  kinnunutiu  (ama- 
ta) kiminnut^  (amati)  kiminnolu  (amatae)  ausdrückbar, 
,und  nun  fragt  es  sich,  wie  0.,  was  uns  seine  slelleu 
nicht  lehren,  ein  hößsches  vous  ^tes  aime,  vous  etes 
aimee  gegeben  haben  würde?  entw.  ir  Sit  ginünnu- 
te  ,  giminnolu  ,  oder  ir  Sit  giminnuter,  ginünnoliu  ? 
(wo  er  nicht  schon,  nacli  mhd.  art,  überall  ein  abgestumpf- 
tes giminnut  vorzog.)  ich  mutmaße  den  ersten  dieser  beiden 
fälle,    da  der  sangaller  niünch  olfenbar  amati,  amatae  estis 


*)  noch    Reinh.   CXI   setzte   ich    den    Ursprung    des   irzens    ganz 
falsch  ins  12  jli. 


noineii.     pronoiiien.     persdnUcJies.  303 

halle  sagen  niüsseu,  nicht  aiiialiis,  aniata  estis.  Im  10  jh. 
scheint  aber  schon  jene  romanische  construclion  aufzu- 
konunen. 

nur  schwache  imterslützung  gewälirt  dieser  ansieht  vor- 
erst die  stelle  eines  (aus  lat.  und  deutschen  versen  gemeng- 
ten) gcdiclils  des  10  \\\.  (Iloilm.  fundgr.  341,  10):  rvili- 
cumo  sid  gi  nii  (bene  veiicrilis.)  gl  sid  nehme  ich  für  den 
liüfischen  pl. ,  wobei  schon  der  sg.  wilicumo  steht;  der 
wirkhche  pl.  liatte  wilicumon  gefordert,  vgl.  Nib.  517,  1 
wo  B  liest:  sIt  willehoni,  lier  Sifrit.  oder  läiU  sicli  ein 
im  pl.  unveränderliches  wilicumo  erweisen?  auch  Alex.  2836 
steht  der  uiillcctierte  acc.  sg. :  hiezen  in  'ivillecome  shi. 

Diese  jüngere,  für  die  ahd.  spräche  noch  näher  zu  be- 
weisende, liir  die  romanische  völlig  erwiesene  construclion 
nach  dem  sinn  ist  ein  aulFallendes  beispicl  zu  den  aus- 
nahmen von  dem  grundsatz  der  congruenz  des  numerus. 

Ich  kann  nun  fortfahren  und  die  mhd.  Verhältnisse  des 
höfischen  pron.  entwickeln. 

Das  majestätische  wirzen  ist  In  der  poesle  des  12.  13 
jh.  überall  gemieden,  weder  Günther  und  Etzel  in  den 
Nib.,  noch  Nobel  Im  Reiiihart  reden  im  pl.  Einige  ge- 
dichle  des  12  jh.  enthalten  sicli  aucli  des  irzens :  die  be- 
arbeitung  des  ersten  und  zweiten  der  bücher  IMoses  (in 
Diut.  3),  Wernhers  ]Maria  und  pf.  Conrads  Karl,  jene 
beiden  aber  offenbar  des  Inhalts  wegen:  da  alle  lat.  texte 
der  lieiligen  schrift  nur  den  einfachen  sg.  gebrauchen,  so 
Jieli  sich  hier  nicht  das  gepränge  welllicher  höllichkeit  an- 
wenden, im  13  jh.  imd  später  wird  es  ebenso  wenig  einem 
dichter  einfallen,  den  heiland  oder  die  mutier  goltes  mit 
ir  anzureden,  auch  Kudolfs  Barlaam,  und  andere  gedichle 
des  13  jh.  von  diesem  schlag,  sind  olme  ir ,  dem  jedoch 
Keinbot  in  seinem  riltemiäüigen  Georg  eingang  geslattea 
konnte.  Was  den  Karl  belrift,  so  wird  pf.  Conrad  sich  hier 
genau  an  sein  welsches  original  gehallen  haben;  der  um- 
arbeitende Slrikcr  durfte  irzeu  lassen,  z.  b.  12*  15**,  wo 
der  dichter  des  12  jh.  425.  448.  711  du  setzte.  Allen 
übrigen  diohlungen  des  12  jh.,  wenn  sie  welllichen,  ritler- 
lichen  slof  bchandehi,  Ist  das  irzeu  gemein,  der  kai- 
serchronik,  tlem  Alexander,  der  lüieil,  dem  Uothcr,  MiU 
liarls  'l'rislan ,  u.  s.  w.,  obgleich  sie  es  seltner  luid  un- 
geregelter verwenden,  als  die  mhd.  poesle  des    13   jh. 

Die  liau|itregeln  für  den  damaligen  gcbiaucli  des  du 
und  ir  nebeneinander  *)  scheinen  nur  folgende. 


*)  'iclia    weiz  ob    kii    dicli    />-  gder    tiuz'  ln:i[\t  es  in  einiMii    im- 


30  i  eiiij'achcr  salz. 

1.  gogensciligos  duzi'u  gall  uiilcr  seitenverwandlen. 
Avie  die  si|)|>c  oiii  r(!cli(  aii(  Uns  '•'),  auf  l7-aiicTlraclil ,  auf 
\Yoi-g('ld  giiindelo,  gaben  und  naiiinen  gescliwislei'  '.ind  gc- 
schwistcrkiiidcr  dn.  Parz.  74'J,  17  .'verlangt  Fcirefi/.  \on 
dem  wiedereikaiiuleii  bruder:  du  soll  nibt  inere  irzen 
niicli,  Mir  holen  bed  doch  einen  valer;  Parzivai  weigert 
sich  ihm  als  dem  alleren  und  reiclicren  duzen  /.u  hieltn^ 
erst  spiiler  als  Fciredz  laufe  bcgclirl,  Paiz.  selbst  durch 
den  gral  reiclier  geworden  ist,  sagt  er:  ich  mac  nu  -wol 
duzen  dich  (Sl4,  19.)  Albr.  Tit.  13,  107:  nein  herr  also 
iiiiit  sprechent,  si  ez  an  iuwern  liulden,  dnz  ii-  an  uns 
iiihl  brechent  jnil  itzen  nähe  sifjpe,  die  \on  schulden 
duzende  iuwer  imint  liie  solle  bieten.  als  Pajzivjil  auf 
8igune,  seine  niflcl,  slölU,  irzt  sie  den  unerkannten,  duzt 
i\on  erkannten  Parz.  250.  251.  2ö2.  Iwein  duzt  seineu 
nofFen  Calogreant  l\v.  807 ,  die  schwcsler  ihre  Schwester 
l\v.  5644,  Gernöt  und  Gisellier  die  Iviicinhild  JNib,  990,  2. 
1018,  3.  die  künigswiirde  macht  einen  unterschied,  Kriem- 
liild  und  Gernot  bieten  Giinlliern  ir  JNib.  287,  3.  346,  1. 
er  aber  Kriemhilden  ir  351,  1.  986,  3,  zumal  als  siegen- 
der künigin  2300,  1;  sonst  du  982,  1.  Arlus  und  A\  iga- 
lois ,  obschon  neuen,  geben  einander  ir  Wig.  11492:  den 
jieH'en  Gawein  nennt  Arlus  du  Iw.  7723,  und  den  "\"\  ulf- 
liart  Diclerich  Bil.  8144.  ähnlich  ist  wenn  Willelialm  seine 
Schwester,  die  künigin  irzt  Wh.  166,  28;  Alisen  aber, 
ihrer  tochler  seiner  niftel  gibt  er  du  156,  6  und  sie  ihrem 
üheim  du  157,  10;  auch  die  künigin  ihm  dem  bruder  du 
175,  1.  W'illielm  und  Arnalt,  die  bruder,  tltizen  einander 
119,   17.   19. 

1.  eitern  gaben  den  kiuderu  du^  der  vater  empfieng  von 
Sühn  und  tochler  ir ,  die  mutler  vom  söhn  ir ,  von  der 
tochter  gewühnlicli  du,  weil  zwisclien  muller  und  tochler 
grüßere  Vertraulichkeit  fortdauert.  das  gedutzlwerden  der 
kiuder  bedarf  keines  belegs.  Alexander  irzt  seinen  valer 
Alex.  403;  Flore  vater  und  multer  2663.  2520;  Siegfried 
vater  und  multer  Nib.  60,  3.  62,  3;  die  toclitei  den  vater 
arnj.  Heinr.  248,  28.  Wilhelm  bietet  seiner  mutier  Irm- 
schart  ir  161,  11.    174,  26,  sie  ihm  du  160,  26.      die  kü- 


Kednickten  gedieht  von  der  {];rasmeit;  wie  Iieiite:    ich  weiß  nicht,  wie 
icli  ihn  anreden,  betiteln,  wohin  ich  iiin  thun   soll. 

*)  ähnlicli  dem  röni.  jus  osaili  unter  cofjnaten  und  affinen  :  die  in 
mdga  waren  kustens  au  den  munt  iNib.  1233,  l  ;  cognatum  oscn latus 
est.    Wippo  p.  465. 


nomeii.     pronomeTi.    personUches.         305 

nlgiii  ihizl  Ihre  mutter  Wl).  168,  8;  Alise  ihre  miilter  148, 
19.  174,  15;  die  tocliler  ihre  mutter,  arm,  Heiur.  249,  38. 
254,  9.  fragiu.  22^  2^^;  tlo^h  Kriemhild  irzt  fraii  Uoten 
Nib.  15,  1.  Diellieb  als  kiiabe  irzt  seine  mutter  Bit.  2078. 
2111,  l)eim  abschied  duzt  er  sie  Bit.  2265.  -warum  nennt 
Gyburg  ihren  vater  du}  Wh.  218,  2. 

3.  ehleiite  irzen  sich.  Marke  und  Isut  Trist.  13687. 
13695;  Iwein  und  Laudine  I\v.  2935.  8122.  8133;  Parziväl 
und  Cundwiraniurs  Parz.  223,  17;  Mores  eitern  Flore 
893.  940.  1451.  1915;  der  französische  künig  und  die  kü- 
nigin  Wh.  169,  21.  180,  8;  \^  igalois  und  Larie  Wig. 
9886;  Etzcl  und  Rrienihilt  Nib.  1341.  1342.  1344;  selbst 
in  der  thierlabel  Isegrln  und  Hersant.  doch  Wilhelm  duzt 
Gyburg  90,  2.  92,  25.  233,  10  und  sie  ihn  103,  9.  104,  2. 
232,  16.  234,  24;  einmal  irzt  sie  ihn  auch  91,  27.  Helche 
und  Etzel  duzen  im  Bit.  1760.  1766. 

4.  liehende ,  minneiverhende  nennen  sich  ir,  gehen  aber 
leicht  in  das  vertrauliche  du  über  Flore  1075.  1107.  1119; 
Gudr.  661.  662.  in  minneliedern  wird  meistens  du  an- 
gestimmt: einer  fraget  Khte  nu,  war  unibe  ich  dich  heize 
du?  dast  von  rehter  liebe;  frouwe  S))rich ,  hab  ich  dar  an 
iender  missesprochenV  daz  laz  ungerochcn,  wau  ich  mac 
des  lazen   niht.  Ms.   1,  58^ 

5.  der  tjeriiiijere  gibt  dem  höheren  ir  und  erhält  du 
zurück,  in  der  keiserchronik  duzt  der  pabst  den  kciser  - 
und  wird  von  ihm  (jeirzt.  sonst  gebührt  allen  königen 
imd  fürslen  pl.  der  anrede,  auffallend  duzt  lUidiger  Elzelii 
Nib.  1093.  1096.  1097,  dann  irzt  er  (1099.)  war  jenes 
noch  älterer  slil  im  epos?  auch  gegen  T3ielrich  gehl  Rüdiger 
aus  dem  ir  üljcr  in  du  Dictr.  4763-73  u.  s.  w.  Der  konig 
mag  jeden  ihm  untejgcbncn  füislen  und  diLiislmann  du' 
zen ,  z.  b.  Günther  den  Hagene  Nib.  84.  zwischen  jedem 
fürslen  und  seinen  leuten  wiederholt  sich  dasselbe  ver- 
liällnis.  dicner  werden  vom  herrn ,  dienende  frauen  von 
der  herrin  stets  geduzt,  z.  b.  Brangiene,  Lunele  von  Isöt 
und  Laudine. 

6.  zwischen  ^/reMJtr?en  und  gesellen  gilt  du^  Parziväl  und 
Gawan  unbekannlerweise  irzen,  sobald  sie  sich  erkennen, 
duzen  Parz.  303.  304.305.  Nisus  duzt  En.  6532.  6537,  als 
aber  Euryalus  tjeirzt  liat  6562,  irzt  auch  Nisus  6583. 
Ifnrlmann  \\\\\\  Iwcin  und  Gawein  überall  irzen  Iw.  7476. 
7570,  ein  zeichen  hö/ischer  riller.  einer  suchte  dem  an- 
dern es  darin  zuvorzuTliun :  mit  irzen  si  du  beide  ein  an- 

U 


3()6  eiiif'aclicr    satz. 

der  hohen  piis  iiii  wollen  niören.  'I'it.  I.'J,  108.  I's  glhl 
liiei'  nianclic  aljNveichiiii^^cn ,  iiacli  jedes  gcdiclils  hc&oiidror 
art.  die  hmgiindisrheii  helilcn,  aulier  ihrem  ktini::  (Nib. 
82)  iKul  dem  IitukUmi  .Siegfried,  (7(i.  10.5.  123.  tl>r,j  irzen 
keinen  der  genossen,  das  sclieinl  tibenx'äl  des  volksin.ilWgeii 
elcinenls  (vgk  Wallharius  ol>en  s.  3ülj,  mit  welcliem  sich 
hernach  das  höfische  zu  misclicn  snclite ,  "svas  luUerscfiei- 
dnngen  crscliwerl.  nacli  Ladimanns  Jjcnierkung  irzen  sicli 
Günther  und  Siegfried  im  echten  lied ,  ihr  duzen  kündet 
Überarbeitung  an  (jAib.  312.  313.  331.  332.  33S-41.)  Sieg- 
fried fallt  gegen  Giüilher  aus  ir  in  du  (100.  112.  113); 
dem  Hagene  gibt  er  iv  (121),  dem  Ortwiu   du  (117.) 

7.  frauen  ,  geistliche  wnA  J  rem  de  erliallen  ir.  dafür  sind 
frauen  und  geislliclie  gegen  geringere  leicht  hölliclier,  als 
niiinner  luid  wehliche.  (lüdigers  tochter  irzt  den  boten 
(Rl.  1590),  auch  Tilgriu  (Ivl.  r712.  1729);  doch  rHÜnhikl 
gibt  ihm  du  (Kl.  1807.)  Alexander  irzt  einen  fremden 
mann  des  Dariiis  Alex.  2396. 

8.  personificierte  wesen  werden  vom  dichter  fjeirzt,  z.  b. 
frau  JMinne,  trau  Abenteuer  Parz.  294,  21.  433,  1  ;  sie  aber 
duzen  Iw\  2974.  Parz.  433,  2.  ungelücke,  waz  ir  mir  lei- 
des tuot !  Alex.  3065.  doch  dem  Tod  wird  der  anruf  dal 
Flore  2347,   wie  dem  träum  Iw.  3549. 

9.  das  geraeine  volk  hat  noch  gar  kein  irzen  unter  sich 
angenommen  ,  sundeni  bleibt  beim  duzen  stehn. 

10.  leidenschaftliche,  bewegte  rede  achtet  der  sitte  niclil, 
vind  entzieht  bald  trauliches  du,  bald  hüliiches  ir.  Si- 
gune,  ihrem  nelfen  zürnend,  iizt  wieder,  und  behandelt 
ihn  damit  fremd  Parz.  255.  Ilildebraud,  der  seinen  schwe- 
slersohn  Wolfh.irl  überall  duzt,  irzt  ihn  schellend  Bit.  7892. 
10020;  Dielrich  im  zorn  nennt  ihn  gleichfalls  /i- Bit.  8144. 
12443.  Kriemhilt  und  Prünhilt,  einander  verwandt  ge- 
wordeji,  duzen  (759.  760-773J,  aber  nach  der  enlzweinng 
irzen  sie  sich  (789.  790),  im  zorn  dtizt  Kriemliilt  wieder 
(792.)  in  gesteigerter  stinnnung  geht  Dietrich  aus  dem  ;ir, 
mit  welchem  er  Etzeln  anredet  (Kl.  521.  575)  in  du  über 
(526.  593);  ebenso  irzt  Ilildebraud  Dietrichen  (Kl.  715), 
im  alTcct  duzt  er  ihn  (Kl.  765.  Bit.7959.  8067.  9301.)  auch 
den  königsbruder  Geruot  scheint  Hagene  im  iirger  zu  duzen 
(Nib.  120,  2)  und  als  sein  lebenseud,e  naht,  duzt  er  Kriem- 
Lüden  (2307,  3.)  in  heftigem  zorn  nennt  die  künigin  den 
Keii  du  Iw.  137,  den  sie  sonst  irzt  (^38.)     Doch  die  schel- 


nomen.    pronomen,    personliches,         307 

tentle    Cundrie    und    Lunete  behalten  gegen   Parziväl  und 
Iwcin  das  ir  bei  Parz.  315.  316.  Iw.  3136-3200.  *) 

\\\\  laufe  des  14.  15.  16  jli.  blieben  die  Verhältnisse  der 
anrede  ungefalir  wie  sie  das  13  geregell  halle,  nur  daß  bei 
Königen ,  liirslen  und  andern  trägem  hoher  würden  im  15. 
16  }h.  die  titol  majeslat,  fürstliche  gnaden,  strenge,  feste, 
Weisheit  und  dergleichen  über  band  nalunen,  und  wenig- 
stens beim  beginn  der  rede  das  uiuniltelbare  ir  verhinder- 
ten, zu  jenen  titeln  wurde  ,  nachdem  sie  im  sg.  oder  pl. 
angewendet  waren,  das  verbum  in  der  dritten  person  des 
sg.  oder  pl.  conslruiert :  euer  keJserliche  majeslat  hat  be- 
lolen ,  euer  fürstliche  gnaden  sind  der  nieijiung;  aber  schon 
das  beigefügte  possessiv  euer  zeigt,  daß  daneben  immer 
noch  geirzt  wurde,  aus  der  dritten  person  konnte  im  ver- 
folg der  rede  in  das  directe  ir  übergegangen  w^erden.  sol- 
che titel  galten  auch  für  den  fall  der  wirkliclien  dritten 
person,  beim  erzälden,  und  dann  wurde  das  entsprechende 
possessiv  damit  verbunden:  seine  majestat  (nemlich  des 
keisers,  künigs),  seine  (des  fürsten)  gnaden,  wobei  man 
aber  irrig  durch  den  pl.  des  verbums  zu  dem  pluralen 
possessiv  ire  (iro)  verleitet  wurde ,  da  doch  das  possessiv 
von  dem  ausgedrückten  oder  verslandnen  sg.  künig  oder 
fürst,  nicht  von  dem  titel,  abhieng.  Schweinichen  hat 
z.  b.  überall  11*' G  (iro  fürstliche  gnaden.) 

Aus  sogenannten  'relhoriken'  jener  zeit  laßt  sich  lun- 
ständlich  ersehn  wie  es  mit  dem  irzen  und  duzen  gehal- 
ten wurde.  die  Slraßb.  1311  gedruckte  ertheilt  unter  rin- 
dern folgende  anweisiuigen.  der  keiser  duzt  alle  geistli- 
chen bis  an  den  pabst.  die  geistlichkeit  irzt  sich  in  ihren 
Schriften;  ebenso  irzen  sich  gleiche  wellliche  fürsten  und 
grafen;  rilter  werden  von  füislen  geirzt,  außer  von  hö- 
heren (gebornen)  fürsten.  alle  edelleutc  duzen  einander, 
wen  sie  nicht  für  edel  hallen  den  irzen  sie,  'zu  merken 
das  er  ein  burger  oder  nit  tuzens  von  inen  gnoß  sei.' 
keinem  nnedeln  (ungebornen)  mann,  wie  hoch  verdient 
oder  verfreit  er  sei,  geziemt  es  einen  cdelmann  zu  duzen, 
er  sei  ihm  deiui  nahe  verwandt,  kinder  irzen  ihre  eitern, 
doch  die  kinder  der  edelleule  duzen.  eitern  duzen  ihre 
kinder,    solange  sie   nicht  in  einen  höheren  Stand  treten. 

Daß    ehleule    sich    irzten ,    zumal    die    frau  den   mann. 


*)  für  die  (k'utsclie  lielHeiisnge  lial)e  icli  Iiior  Lnriininnns  unter- 
^snriiuiificii  lniivitzt,  ii'ir  Jwei»  BiMulics  wl)  s.  H:?.  vj;;!.  gr.  Rudolf 
p.  20.  lleinliart  CXI. 

U  2 


30(S  c'iufdclicr  salz. 

/.fiyl  ScliNveliiu  lieii ,  «Icii  ficlii  weih  auf  ileni  ludbctic  aii- 
i-edct:  liebes  Iror/,,  »V  sclicl,  daß  kein  liiiiycr  bleiljen  mit 
mir  ist,  goU  gesegiie  euch  (3,  251.  25.'i.)  der  herzog  duzt 
seine  gcni;ddin  (l,  124.)  Jm  Unwillen  ir/tc  man  den  sonst 
gedu/.len:  Svan  er  mich  irsete  und  junl^er  liielie,  wüste 
ich  -«01,  das  die  Sachen  zwuschen  ime  und  mir  übel  gc- 
>vant  weren.'     Sastrow  1,  77. 

So  stand  es  bis  etwa  In  den  beginn  des  17.  jh.,  um 
Avelche  zeit,  ^vahrsclleinlIl.h  nach  Iranzüsischem  beispiel, 
die  benoiiMiing  herr  iiml  ,/)'«**  nichl  mehr  wie  früher  eine 
\virkllchc  superlorilril  des  angcroih-len  üljer  den  anredenden 
zu  erkennen  gab,  sondern  y.n  einem  bloUen  lnHIIchkeits- 
zeichen  herabsank,  in  uumillelbarer  anrede  ließ  sich  nun 
freilich  mll  diesen  titeln  das  pron.  ihr  verbinden;  allein 
man  fieiig  an,  sie  gleich  den  übrigen  höliejn  titeln  indirect 
in  der  drillen  person  zw  verwcnilen,  und  als  sie  Immer 
weiter  um  sich  grilfen ,  bald  juil  ausgelaßncm  subst.  das 
baare  pron.  er  und  sie,  zu  dem  verbum  dritter  person 
coustrulert,  statt  der  direclen  anrede  zu  setzen.  dieses 
er  oder  sie  *)  überbot  denn  nun  die  hüflicld^eit  des  ihr, 
welches  fortan  eine  bloße  mltlclslufe  der  Vertraulichkeit 
oder  geringschalzung  abgab,  während  du  die  unterste  stufe 
ausdrückte. 

im  Isac  \'\'inkelfelder  (Augsb.  1617)  p.  185  beginnt 
einer  so  zu  reden:  'wann  es  dem  herrn  nit  zuwider  were, 
oder  er  zu  antworten  nicht  bedenkens,  so  müchl  ich  gern 
wissen,  wo  der  herr  dahcimb,  wohin  er  zu  raisen  Vor- 
habens imd  was  ungefährlich  sein  thun  inid  lassen  were':" 
lind  so  wird  unzahllgemal  in  diesem  buch  der  herr  nnt 
dem  pron.  dritter  person  gesetzt,  dazwischen  aber  unter 
denselben  leulen  geirzt.  Goldast,  in  deutsclien  briefcn 
an  freunde,  vom  j.  1616  irzt  (Senkenbergs  sei.  1,  409.) 
Slmplicissimus  (JMiimpelg.  1669)  p.  276:  Uler  herr  wird 
ihiu  belieben  lassen,'  Uler  herr  wird  ihm  nicht  zuwider 
sein  lassen ,'  anredend.  aber  aucli  nüt  ellipse  des  herr  p. 
370:  'dieweil  er  ein  junger  fiischer  soldat  ist,  ...  will 
ich  ihm  ein  Fähnlein  geben,  wann  er  will.'  in  Christ. 
\\  eisens  erznarren  haben  alle  hölHchen  gespräche  zwischen 
männern  und  Iraueu  nichts  anders  als  dieses  er  und  sie, 
ohne  dal^  erst  die  subst.  herr  und  frau  vorausgehn.  als 
eine  ehfrau   ihren    maiui  scheltend    duzt,    antwortet  er  be- 


*)  niclit  (las  ueutiuui  es,  da  die  unbestiiumilieit  dieses  genus  keine 
würde  darhoti 


nome:n»     ijronomen.     pernünliches.         309 

sänrilgond  ihr  (p.  lo);  eine  adlldie  ehfrau ,  freundlich 
tluicjid,  erzt  den  mann  (s.  LS.)  den  abstand  z^viscllen  ihr 
und.  er  lehren  slelleu  aus  der  felsenburg  und  dem  lelpz. 
avanlurier,  büchern,  deren  meiste  begebenlieiten  Im  letzten 
drittel  des  17  jh.  spielen,  der  allvaler  Avird  mit  er  an- 
geredet, gibt  aber  nur  ihr  zurück  (felsenb.  2,  518);  vater 
lind  groüvater  irzen  solin  und  etdvel  (das.  1,  5.  23.)  'auch, 
anstatt  uns  der  rector  zuvor  ihr  betitulte,  so  nennete  er 
uns  bei  empfang  des  degens  e»'';  'der  rector  und  seine 
frau  nennten  uns  nicht  mehr  ihr  sondern  e)',  dieses  machte 
uns  doppelt  stolz.'      (leipz.  avant.   1,  72,  75.) 

Hierbei  blieb  die  verschraubung  der  natürlichen  pro- 
nosninalverhältnisse  aber  noch  niclit  stelui :  gegen  den 
schhil^  des  17  jh.  wurde  eine  neue  Steigerung  ersonnen,  die 
mit  der  eben  auseinandergesetzten  beobachtung  des  er,  ihr 
und  du,  eine  zeillang  zu  kämpleu  halle,  endlich  aber,  un- 
gefähr zwischen  1730-1740  den  sieg  davon  trug,  und 
durch  den  jetzt  mächtig  elnlrelenden  aufscluvung  der  prosa 
in  unserer  spräche,  leider,  befestigt  wurde. 

ncmllch  in  jener  zeit  kam  als  die  feinste  liölllchkelt 
auf,  das  er  und  sie  der  dritten  person  aus  dem  sg.  in 
den  pl.  zu  rücken,  wonacJi  sich  denn  auch  das  \erbuni 
zu  richten  hatte,  man  war  also  von  dem  du  auf  das  ihr^ 
von  dem  ihr  ziuiick  auf  den  sg.  er  und  sie,  von  ihnen 
wiederum  auf  den  pl.  sie  geinngl,  und  halte  die  zweite 
person  statt  du  bist  anzureden:  sie  sind!  das  alle  ihr 
begreift  sich  als  erwiederung  auf  ivir ,  das  er  und  sie  des 
sg.  erklärt  sicli  aus  dem  subsl.  lierr  und  frau ;  das  nhd. 
plural  Sie,  bei  dem  keine  ellipse:  die  lierren,  die  frauen 
waltete,  wird  sich  schwerlich  aus  einem  weggefallenen  pl.  ihro 
gnaden  *)  rechtfertigen  lassen,  es  scheint  vielmehr  baare  Ver- 
sündigung Widersinn  und  geschmack  ,  bei  der  man  iKichstena 
gewann,  dal\  nun  beide,  im  er  und  sie  gclrennlen,  geschlech- 
ler  wieder  auf  gleichen  fuü  kamen.  die  Wiederholung 
eines  lilels  ist  freilich  schleppend,  wenn  aber  das  blolie 
pron.  gelten  soll,  wozu  frommt  uns  statt  des  ihr  ein  noch 
seltsameres  sie  der  drillen   pluralperson'i* 

Die  ersten  einzelnen  spuren  des  pluralcn  sie  mögen 
zwischen    1680-1690   aufzuweisen  sein;    Schmeller  2,  680 


*)  diese  formcl  ist  nur  in  Östreicli  und  IJair>rn,  iiirlit  in  dem  llieil 
von  DeiiLscIiland  /u  haus,  der  mhi  lüHO-lTÜO  im  slil  Ion  anj^ab ;  muh 
niiiste  eine  zcitlan-i  das  ilire  {^nadcii  neben  dem  sie  iu  den  hüchcrii 
erscheinen,  was  uicht  der  lall  ist. 


310  einfacher  salz. 

scheint  füll  bcisplol  von  1GS3  zu  kennen.  Casp,  Sllelcr  (der 
spale)  in  der  ■\vidnuini;  seines  spraclisclial/.es  von  1691 
sitzt  den  kurfüisl  von  6acliseii,  in  der  ani^eliiini^len  grani- 
malik  erthcilt  er  keine  auskiinft  über  die  verliallnisse  der 
anrede;  i\och  weniger  der  frühere  SchoUel.  in  liödikers 
grundsiil/AMi  (zuerst  1690,  vcrm.  von  Irisch  Berl.  \12?i  p. 
117)  ist  'ich  gebe  ihnen^  (do  tibi)  sclion  als  etwas  fest- 
stehendes angesehn.  felsenb.  1,  17  wird  ein  vorneliniercr 
qesieztf  der  anlworlend  irzt :  'mein  lierr,  sie  belieben 
allzu  vorlheilhallig  von  ihrem  dieiicr  zu  sprechen;'  und 
besonders  im  briefslil  1,  9:  ^ ihnen  werden  diese  zeilen 
\iele  Verwunderung  verursachen ,  sie  werden  zu  begreifen 
■wissen'  u.  s.  w. 

Neben  diesem  sie  ließ  man  aber  die  beiden  andern 
stufen  der  hüdichkeit  auch  nicht  faiiren ,  sondern  behieU 
sie  bei,  nur  daß  ihr  und  er,  sie  allnirüich  ihre  bedeutuug 
etwas  änderten. 

um  das  jähr  1780  ungefähr  beliauplcte  noch  das  er, 
sie  (sg.)  seinen  bisherigen  rang  vor  dem  ihr. 

der  edelmann  erzte  seinen  gerichtshaller  und  pfarrer  *), 
der  anitmanu  den  büllcl,  der  pCarrer  den  kiisler,  der  Schul- 
meister den  Schüler ,  der  Schwiegervater  den  eidam  (herr 
Sühn),  selbst  der  ehmann  siezte  (sg.)  seine  frau  in  ver- 
ti'aulicher  laune  (höre  sie,  bestelle  sie  mir),  in  der  Schweiz 
redeten  damals  gel)ildelc  mädchen  den  fremden  mit  er  an 
(er  tanzt  wol  gern?)  ehrendes  er  wurde  dem  handwerks- 
luelster  zu  tlieil  (plurals/e  etwa  nur  goldschmieden,  Uhr- 
machern, barbicin,   wirlen.) 

t'/tr  hingegen  bekamen  liandwerksgesell ,  fuhrmann,  gärt- 
ner,  soldat,  bauer,  knecht  und  magd;  du  Avar  für  alte 
dieustboten  ein  zeichen  längerer  Vertraulichkeit. 

sie  erhielten  alle ,  die  vom  anredenden  weder  abhängig, 
noch  ihm  näher  vertraut   waren*"). 

Heutzutage,  seit  wieder  ein  halbes  ih.  abgelaufen  ist, 
hat  sicli  die  läge  von  ihr  und  er  verrückt,  das  er  ist  unter 
das  ihr  herabgesunken,  die  in  der  vorigen  periode  geerzt 
wurden,  erhalten  jetzt  plui-ales  sie,  die  damals  geirzten 
aber  er.  ihr  hat  wieder  eine  edlere  geltung,  gleichstehende, 
in  höhereu  ständen,  bedienen  sich  seiner  nicht  selten;  man 
fühlt  daß  es  weniger  steif  als  das  plurale  sie  ist,  oder  der 
blick  auf  den  französischen  und   ensllschen  gebrauch  hat  es 


*)  Friedrich  der  große  seine  liölieren  civil  und  miiitärbeaniten. 
**)  Bertuchs  modejourr.ai  Weimar   1787  2,  363-374. 


nomeji,     pronornen.     persönliches.  311 

emporgehoben,  aucli  datlurch  daß  das  siezen  allgemein, 
bis  in  den  bürgerstand ,  als  gegenseilige  anrede  eingedrun- 
gen ist,  liat  das  irzen  einen  uiisdruck  des  gesonderten  und 
elirenwerlheren  empfangen,  bin  und  nieder,  unter  dem 
volk,  dauert  die  frühere  bedeulung  des  ihr  fort. 

\vir  besitzen  also  vier  stufen   der  anrede  : 

1.  du  wird  von  ellern  gegen  die  kinder,  von  ebleuten, 
geschwislern ,  freunden  und  cameraden  unter  einander,  von 
der  herscliaft  gegen  vertrautere  dienslboten  gebraucht,  voi- 
hei'schend  duzen  auch  kinder  ihre  eitern,  nach  älterer 
weise  gilt  oft  noch  siezen  (pk) 

2.  in  allen  übrigen  fällen  waltet  das  sie,  selbst  gegen  ge- 
ringere. 

3.  nur  die  geringsten  erhalten  er  oder  sie  im  sg. ;  ihr 
kommt  ausnahmsweise,  unter  gleichen,   vor. 

4.  im  affect  kann,  statt  des  sie,  ein  herabscizeudes  du, 
nicht  aber,  statt  des  (\u  ,  plötzlich  ein  entfremdendes  ihr 
oder  sie  angewandt  werden. 

5.  in  einigen  gegenden,  namentlich  Tirol,  hat  das  ganze 
volk  an  dem  du  festgehalten,  luid  sich  zu  keinem  sie  be- 
quemt, in  Baiern  und  Ostreich  wendet  es  seine  dualfor- 
nien  eß,  <eß  höllich  an. 

6.  in  die  ernste  und  edle  poesie  ist  das  sie  nicht  einge- 
lassen worden,  wol  aber  das  ihr  und  selbst  er  ''').  Lich- 
tenberg (verm.  Schriften  4,  182-185)  hat  zu  gunsten  dieser 
abslulungen  geschiieben ;  ich  leugne  nicht,  daß  aus  ihrer 
wechselnden  farbung  die  rede,  der  comische  ausdruck  ne- 
benvortheile  ziehen  kann**);  aber  die  Unnatur  des  ganzen 
und  der  schade,  den  unsere  grammatische  construction 
überhaupt  darunter  leidet,  sind  mit  nichts  zu  beschönigen, 
zumal  führt  das  erzen  und  siezen  Vermischungen  mit  der 
wahrliaflen  dritten  person ,  folglich  Zweideutigkeiten  herbei. 

übrigens  steht  das  begleitende  adj.  oder  partic.  bei  sie 
wie  bei  ihr  im  sg. ,  welches  man  zwar  gewulmlich  ,  d.  li. 
in  allen  fällen  nicht  wahrnimmt,  "WO  auch  die  wirkliclien 
pl.  personen  unllcelierte  form  zu  sich  nehmen.  nicrkbar 
ist  es  in  lolgenden  beispielen :  tilücllieher .,  der  ihr  seitl ! 
der  sie   sind!  während  im  fall  der  wirklichen   zweiten   und 


*)  Götlies  IkTmaiiii    irzt   seine    eifern;   in  Vossens  Luise   erzl  der 
pfarier  den  scliwie-^ciholin. 

**)  wie    aus    der    <;csi:liniack.losesten  niode  die  Iratlit,  oder  nus  dem 
gtüi\sclireibcn  der  subst.  ein  uiibtiliuil'iier  Vorleser. 


312  einfacher    salz. 

drillen  person  gesagt  wcrikn  nuiii:  (jUichlicIm ,  ille  ihr 
seid!   tjlüchliche ,  die  sie  sind! 

Die  lueisleii  übrigen  europäischen  volkcr,  selhsl  uns 
näher  zugewandte ,  haben  darin  mehr  gesunden  sinn  he- 
>v;ihil,  dal^  sie  bei  zwei  abslufungen  der  anjedc ,  dem  du 
und  dein   |)!.  der  ziveilen  person,  slelui  gehlielien  sind. 

In  der  jnnl.  poesie  verhallen  sicli  du  und  (jhi  kaum 
anders  als  das  ndul.  du  inid  ir.  valer  und  iiuilter  gebrau- 
chen du,  der  söhn  ijhi  Floris  1342.  1420.  1425.  viele  be- 
lege für  sg.  und  pl.  bietet  Heiiiaert  an  hand.  Auch  der 
mutier  gottes   geben   die  dichter  tjlii  ]MaeH.  2,  214.  3,  142. 

die  nnl.  spräche  slelit  darin  ini  nachlhi'il .  daß  sie  dem 
vertraulichen  da  ganz  entsagt  hat  ") ,  und  überall  den  pl. 
tjij  verwendet,  daher  auch  im  veibuni  die  Jl  sg.  so  gut 
wie  ausgestorben  ist.  statt  des  nhd.  Wechsels  zwisclien 
vier  stufen  ist  die  holländische  anrede  gegen  jedermann 
liüllich,  und  kommt  dadurch  der  lat.  einfacldieit  wieder  nahe; 
störend  wirkt  aber  die  völlige  Vermischung  des  scheinbaren 
mit  dem  wahrhaften  pl.  nicht  nur  wird  golt,  dem  wir 
nhd.  nie  das  würdige  du  entzogen  haben,  (jij  angeredet, 
sondern  auch  tliiere ,  ja  abstraclc  dinge:  poes,  (jij  zult 
slagen  hebben  (katze,  du  sollst  schlage  haben);  o  tijd,  wat 
zijd  (jlj  schraal !    (o  zeit,  wie  schlecht  bist  dn  !) 

Das  engl,  thou  und  you  verhalten  sich  wie  das  franz. 
tu  und  vous.  ob  sich  aus  einzelnen  ags.  denkmalcrn  in 
der  anrede  vornehmer  schon  statt  des  thu  ein  (je  (ähnlich 
dem  otfriedischen  ir)  aufzeigen  lalU ,  weiß  ich  lücht. 

In  den  altn.  sagen  tvirzen  köuige  oder  iarle  mitunter, 
uncl  werden  (jeirzt.  Laxd.  saga  p.  80:  'Olafr  sagdi,  that 
skal  eJi  ydhr  kunnigt  gera,  at  ver  yttum  af  Noregi  ...  enn 
ydhr  er  that  fra  a-tt  minni  at  segja.'  forum,  süg.  11,  103: 
'eigi  nion  ek  svikja  ydhr,  herra ,  enn  fara  verdlii  tlier  nu 
jnedh  oss.'  'that  muno  ver  nu  tliekkjast,  segir  konüngr.' 
das.  11,  151.  154  braucht  Ilakon  iarl  ver  von  sich;  man 
könnte  annehmen,  daß  er  darunter  zugleicli  seine  leute 
verstehe.  andere  belege  des  irzeus  liefert  Vilk.  saga  z.  b. 
cap.  77.  213.  nicht  zu  iibersehn  aber  ist,  daß  mit  diesem 
altn.,  die  stelle  des  sg.  vertretenden  pl.  zugleich  auch  das 
adj.  in  den  pl.  gesetzt  Avird ,  ganz  wie  in  den  s.  300  bei- 
gebracliten  lat.  slelien.  lißdh  Iieilir ,  herra  I  (lebt  wol 
heril)  heißt   es   fornald.  sog.  2,  366. 


')  in   der   friesisclien   und    obensselschen    Volkssprache   dauert   das 
du  fort. 


nomen.     proiiumen.    persoidicJies^  313 

Heule  verwenden  die  Schweden  In  der  vertraulichen 
lind  würdevollen  anrede  du,  in  der  hüOiclien  ni  (vorllieil- 
haft  abweichend  von  dem  wirklichen  pl.  j!) 

die  Danen  unterscheiden  drei  stufen ,  außer  dem  du 
lind  j  (ihr),  ist  bei  ihnen  auch  der  pl.  dritter  person  de 
üblich  geworden;  dieses  de  setzen  sie  da,  wo  wir  nhd. 
sie,  es  scheint  eben  erst  durch  den  näheren  einiluß  der 
nhd.  axif  die  dän.  spräche  herbeigeführt. 

nur  in  einem  punct  weichen  die  nennord.  liöüiclikeits- 
prononiina  von  den  hochd.  nl.  und  französ.  ab.  mit  dem 
schwed.  Ml,  dem  dän.  j  und  de  wird  das  verbum  hn  S(j., 
nicht  im  pl.  verbunden.  es  heißt  schwed.  ni  hotutner 
(nicht:  lü  kommen),  dän.  j  kommer,  de  kommer  (nicht: 
j  komme,  de  komme.)  damit  ist  eine  sichere  Unterschei- 
dung von  den  wahrhaften  pl.  j  kommen  ,  j  komme ,  de 
komme  erlangt;  die  construction  der  pluralen  pronominal- 
form mit  dem  sg.  des  verbums  macht  aber  starke  aus- 
nähme von  der  allgemein  erforderlichen  congruenz  im  nu- 
merus, nhd.  würde  ein  solches :  ihr  kommst  (venis)  sie 
kommt  (venis)  so  fremdartig  klingen  -wie  ein  franz.  vous 
vieus  St.  vous  vencz  *).  Daß  es  sich  jedoch  früher  hier- 
mit auch  im  schwed.  anders  und  ebenso  wie  bei  uns  ver- 
liielt  lehrt  schon  der  Ursprung  des  anredenden  ni  aus  dem 
schließenden  N  der  verbalform ,  d.  h.  der  deutlichen  II  pl., 
in  skolen  i ,  troen  i  wurde  das  N  dem  verbo  abgerissen, 
und  mit  dem  vocal  des  pron.  vereinigt.  der  altschwed. 
liertog  Frederik  hat  auch  beim  höfischen  pron.  stets  die 
pliu-alform  des  verbums,  z.  b.  223  i  viiin  (ihr  wollt);,  265 
i  skulin  (ihr  sollt),  512  görin  (thul),  5S5  nu  hiälpin  (nun 
helft)  u.  s.  w.;  nicht  anders  schwed.  bücher  des  15.  16.17 
jh.  seghin  mik  (sagt  mir)  ,  Uren  i  (seid  ihr)  und  selbst  äl- 
tere Volkslieder;  hören  j  (hört  ihr)  1,  106.  107;  sägen  j 
(sähet  ihr)  1,  108;  ni  satten  (setzt)  1,  96;  ni  bedjen  (bit- 
tet) 1,  97  u.  s.  w.  ganz  xinunlerschicdcn  von  dem  wahrhaf- 
ten pl.,  während  die  ncuschwed.  höllichkeitsform  lautet: 
ni  skall ,  ni  är,  ni  hörer,  ni  bedjer ,  ni  süller.  diese  neue 
form  scheint  sich  etwa  erst  im  verlauf  des  18  ili.  niedergesetzt 
zu  haben.  Auf  gleiche  art  wird  man  im  dän.  den  Übergan 
aus   dorn  pl.  des  veil).  in  den  sg.  nachweisen  können. 

Eine  bemerkung  über  die  romanlsclteu  sprachen  scheint 
hier   an    der  stelle,      sie    alle,    bei  ihrem    ersten    auflx'elcu, 


•)    ohne    miterdrückiitijT   «Irr    clinrnrlorisi  iicii    (loNion    der    11  s^.  in 
allen  iionl,  sprachen  würde  dieser  sg.  gewis  uuinöylicli  geblieben  sein. 


3i4  einfacher  satz. 

besitzen  den  liofisclien  plural  der  anrede,  wie  man  nach 
dem  oben  (s. 300.  301)  gesagten  crwarlen  wiid.  im  laleiii  des 
MA.  hieli  di<"ses  ir/.en  vobisare  (Marlene  et  Durand  collecl. 
ampl.  .S,  177'*);  wie  verbroilct  es  in  iialien  wai-,  zeiyl  das 
beispiel  der  glossaloren ,  die  bei  erkliiruiig  des  röui.  iiiler- 
dicls  Uli  possidclis  iinler  anderm  auch  darauf  veriielen, 
daß  hier  der  gesetzgcber  irze  *).  Gleich  damals  schon  ver- 
banden Italiener  mit  ihrem  voi ,  Provenzalen ,  Spanier, 
Franzosen  mit  ihrem  vos  zwar  das  verbum  im  pl.,  das 
adj.  aber  im  S(j.  (s.  302),  und  jenes  alln.  lifidli  Iitilir  darf 
nur  in  ein  franz.  vivez  stihi,  nidit  vivez  sains,  übertragen 
werden,  da  docli  auch  in  dem  hülisclicn  lalein  gesagt  wurde 
vivite  sani ,  nicht  sauus!  Die  absliilüiig  der  hödiclikeit 
zwischen  tu  und  vos  ^  nacli  Verschiedenheit  des  Standes 
oder  der  slimmung ,  weiclit  von  den  mhd.  regeln  wenig 
ab;  doch  wird  in  diesen  welschen  ländern,  überhaupt  be- 
trachtet, das  vertrauliche  du  lange  schon  geringern  iniifang 
behalten  haben  als  in  Deutschland,  wie  es  denn  auch  die 
epische  und  dramatische  dichlkunst  der  Franzosen  bald 
gänzlich  aufgab.  Ludwig  des  heil,  lebensbeschreiber  mel- 
det, daß  dieser  könig  (in  der  ersten  hälfte  des  13  jh.) 
bereils  'cuilibet  in  plurali'  zugesprochen  liabe  (gesta  Ludo- 
vici  noni  395.)  Niemals  aber  lastete  s'ch  eine  romanische 
Sprache  die  bürde  des  anredens  in  dritter  person  auf,  und 
die  Spanier,  welche  am  nächsten  daran  waren,  haben  es 
doch  nie  zur  elUpse  ihres  häufig  in  die  rede  einJlieUenden 
serior  und  merced  (jehracld.  diese  ellipse  ist  eben  das 
störende,  was  den  sinidiclien  eindruck  der  conslruclion 
verletzt  **). 

Nicht  weniger  zu  den  slavischeu  sprachen  drang  im 
niiltelalter  die  sitte  des  irzeiis,  und  noch  heut  zu  tage  be- 
dienen sich  gebildete  Russen,  Böhmen,  Slovenen  und  Ser- 
ben des  pl.  VI/,  tvy ,  vi  (vos)  in  der  anrede,  nur  dali  der 
nom.    prou.    bei    dem    verbum    gewöhnlich    unausgedrückt 


*)  gl.  zu  cod.  8,  6:  vel  die,  quod  erat  unus,  sed  gratia  honoris 
ei  loquitiir  in  pliirali,  vgl.  Savigny  reciit  des  bes.  erste  aiisg.  p.  346. 
**)  ancli  in  orientalischen  spraclien  wird  ein  sogenanntes  j-roiio!ne?i 
reverejitiae  angetrotlen,  das  sich  mit  der  dritten  person  verijindet  und 
an  die  stelle  des  pron.  zweiter  person  tritt,  z.  b.  das  sanskr.  adj. 
bhauat  (excellens,  praeclarus) ,  vgl.  Bopps  glossariuni  124^»  Schlegels 
ind.  bibl.  2,  II.  der  unterschied  von  unsrer  weise  liegt  darin,  daß 
ein  solches  adj.  als  titel  in  dem  satz  wirklicii  erscheint,  das  niid.  sie 
aber  selbst  ein  völlig  abstractes  pron.  ist,  daß  jenes  nur  in  gewissen 
fällen  sparsame  und  desto  bedeutsamere  anwendung  leidet,  das  uhd. 
sie  aber  die  gesamte,  gewülinlithe  spräche  durclidriugt. 


nomen.    pronomen,    persönliches^         315 

bleibt;  Im  oblicpien  casus  wird  das  vam  (vobis)  vas  (vos 
acc.)  sichtbar.  auch  steht  das  verbum  jederzeit  in  der 
II  ph,  das  part.  und  aclj.  zwar  im  pl. ,  allein  nur  im  pL 
masc. ,  selbst  wenn  eine  frau  angeredet  ^Y^rd;  z.  b.  serb. 
redet  man  zu  mannern  und  Frauen:  jesie  Tdobro  spavali? 
(habt  ihr  wol  geschlaieu)  vi  ste  rauo  iisUdi  [\\iv  seid  irühe 
aufgestanden),  während  bei  dem  wahren  pl.  alle  drei  genera 
am  part.  unlerschiedeu  bleiben,  ja  die  Slovencn,  wenn 
sie  ihr  vi  an  geringe  leule  (bauera  und  diener)  richten, 
fügen  adj.  oder  part.  im  sg.  bei:  Ite  predrag  (ihr  seid  sehr 
theuer),  auf  deutsche  oder  franz.  weise.   Kopitar  p.  289. 

die  städtischen  Slovenen  (denn  das  landvolk  bleibt  bei 
dem  vi  stehn)  haben  aber  auch  von  den  Deutschen  die 
höilichkeit  des  pluralen  oni  (==:  sie)  angenommen,  wozu 
sie  das  verbum  der  111  pl.  construieren,  z.  b.  kaj  oni  po- 
vejo?  (was  sagen  sie?)  und  wiederum  stehn  adj.  und  part. 
dabei  zwar  im  pl.,  aber  nur  im  männlichen*):  fo  predobri 
(sie  sind  gütig),   i'o  i'pali  (sie  haben  geschlafen,  dormivistis). 

hiergegen  und  gegen  alle  sla\ischen  dialecte  vortheilliaft 
ab  sticht  der  polnische ,  in  welchem  sich  die  natürliche 
II  S(f.  für  die  anrede  bis  auf  heute  erhalten  hat.  ob  frü- 
her auch  ein  poln.  ^vy  galt?  ob  es  im  15.  16  jh.,  als  das 
studiimi  der  classischen  sprachen  aufbliilite,  von  den  ge- 
bildeten aufgegeben  wurde?  lasse  ich  hier  dahin  gestellt 
sein,  reden  die  Polen  mit  pan  (herr)  oder  andern  titeln 
an,  so  folgt  doch  das  verbum  in  der  II  Sij.  d.  h.  pan  gilt 
für  den  vocativ ,  und  nur  in  der  grüßten  höilichkeit  be- 
handelt man  den  litel  als  nom.  und  construiert  die  ///  S(f. 
dazu.  adj.  luid  part.  stehn  in  jedem  fall  siugvdarilcr  luid 
nach  dem  unterschied  der  gcschlechter. 

Endlich  hat  auch  das  nengriechische  den  höüichen 
plural  nicht  von  sich  ausgeschlossen,  man  merkt  ihn  we- 
niger an  dem  meist  entbehrlichen  nom.  Geig,  als  an  dem 
obliquen  aüj,'  und  dem  plur.  der  verbalform,  z.  b.  ).('cßeTS 
tfjv  Y.aloovv'i^v  (liabt  die  gute),  hymc  {'yetav  (bleibt  ge- 
sund), d'lv  oÜq  i.y.uTiilaßa  (ich  habe  euch  nicht  verstanden.) 
das  hinzugeslcUlc  adj.  fordert  gleicldalls  den  pl.:  ftsime 
fiorov  ^joi'yoi  (bleibt  nur  ridilg,  restez  tranquille  !^  ;  partic. 
kommen  niclit  in  lielratht,  da  kein  tempus,  weder  acl.  noch 
pass.,  mit  dem  verbum  subst.  innschrieben  wird.  in  den 
Volksliedern  (wie  in  den  slavischen)  gilt  bloii  duzen. 


*)  das   folgt    liier   scliou   üus    dciii    iiuisc.    oni    (ii),    nie  oiie  (eae) 
otia  (ca.) 


3  1.6  ein  jacher  scilz. 

Aus    tllescr    verglcicliung    der   ^vichlisslen    europäiscliea 
sprachen  ergibt  sich   nun  scIilieUlich 

1.  dal\  durch  den  höfischen  pliiral  nrspriiiiglu  h  die  con- 
gruenz  in  geniis  und  numerus  nichl  beeinlr.ichligt  wuide. 
so  im  latein  des  JMA.,  im  alln.  luid  neugriech.,  vielleicht 
im  ahd. 

2.  ani  geiingslen  ab  Avelclicn  lilervon  die  (nielslen)  slavl- 
schen  sj)raclien ,  indem  sie  zwar  verbum  und  adj.  in  den 
phu\  setzen,  letzleres   aber  bloß  nuinidich  ausdjiickc;n. 

3.  einen  scliritt  Aveiler  lliut  die  ilal.  und  franz.  Sprache, 
die  zum  verbalplur.  das  adj.  im  sg.  fügt,  docli  mit  genus- 
bezeichnuug. 

4.  nocl»  weiter  gebt  die  nilid.  und  jilid.,  die  den  pl.  des 
verbums  beliält ,  an  dem  beigefügten  adj.  aber  genus  und 
numerus   uubezeicluiet  liiUt. 

5  am  allerweitesten  die  schwed.  und  dan.,  \velclie  zum 
plur.  des  pron.  schon  das  verbum  im  sg.  construiert. 

^QVi  wirklichen  pl.  von  dem  liüfischen  unterscheiden 
1  und  4  gar  nicht,  5  durchaus,  2  und  3  nur  halb,  nem- 
lich  sobald  adj.  und  part.  in  die  construction  kommen, 
nicht  aber  bei  dem  blolien  präs. 

anfänglich  gieng  die  liüfliclikeit  gewis  niclit  auf  Unter- 
scheidung der  walirliaffen  und  scheinbaren  mehrlieit  aus; 
ein  einzelner  sollte  durch  erficbung  in  den  pl.  geehrt  wer- 
den, und  der  pl.  des  pron.  forderte  auch  den  des  verb. 
mid  adj.  auf  gleichem  fuü.  dieses  reale  Verhältnis  wurde 
allmälich  immer  formaler  aufgefalU,  inid  der  nicht  durch- 
geführte pl.  gieng   seiner  eigentlichen  wirkung  verlustig. 

Zuletzt  will  ich  anmerken,  daß  vielfach  abstufende  far- 
hungen  zutraulicher  odei-  frcmdlluiender .  schmeichelnder 
oder  verächtlicher  anrede  durch  siihstunliva  wie  freund, 
gesell,  vater,  nuitter,  veltcr ,  schwager,  gevalter,  lieber 
mann,  liebe  frau ,  juugefrau,  kerl  u.  s.  \v.,  durch  dimi- 
nutive oder  augmentative  formen,  ja  durch  verschiedne 
betonung  solcher  würter  gewonnen  ^verden.  die  verän- 
derliclie  bedeutung  der  einzelnen  ausdrücke  läßt  sich  aber 
nur  nach  zeit  luid  ort  angeben;  manche  sterben  ganz  aus, 
andern  bleibt  eine  enge  anwendung ,  wie  z.  b.  schwager 
als  vertraulicher  name  jetzt  auf  fuhrieute  eingeschränkt  ist. 
Dergleichen  anreden  sollen  gar  nicht  das  eigentliclie  Ver- 
hältnis   der    freundschaftj    Verwandtschaft  ii.  s.  w.  bezeich- 


jiomcn.     pruiioineri.     dritter  persou.       31/ 

neu,  sondern  eine  bloße  hölliclikeit  gewähren;  sie  sind 
lebendigere  niul  bestimmtere  prononilna.  die  unlerschoidiuig, 
welche  zwischen  unserm  er  und  iJir  liegt,  wird  durch  eitt 
solclies :  mein  freund,  lieber  freund,  guter  mann!  treilcDdcr 
erreicht,  nicht  unriditig  habe  ich  daher  Reinh.  XXVIII 
gesagt ,  daß  in  unsrer  alten  ihierfabel  oheim  irzt ,  ii(Jf'e 
duzt.  die  kosenden  inid  scheltenden  anredewürter  der 
älteren  spraclie  verdienten  eine  Zusammenstellung:  liier  sei 
nur  an  das  nihd.  und  mnl.  miune  erinnert:  siieze  minne! 
gr.  Rud.  1,  17;    süeziu  minne!  Tit.  114,  4;  Florls  p.  116. 


Nocli  folgenreicher  für  die  deutsche  syntax  als  die  ebea 
abgehandelte  verrnckung  der  persönlichen  pronomina  zwei- 
ter und  dritter  person  ist  eine  andere  aus  dem  \ermengea 
des  Migeschlechtifjen  und  (jeschlechtujen  proiiomens  drit- 
ter person  hervorgegangne ,  lief  eingreifende  Störung  ge- 
worden. 

Dem  geschlechtlosen  pronomen  erster  und  zAveitcr  per- 
son zur  Seite  laufen  eiinnal  in  ganz  parallelen  formen  ein 
wiederum  ungeschlechliges,  dann  aber  in  abweichenden 
formen  ein  geschlechliges  pronomen  dritter  person.  da 
die  dritte  person  ihrem  begrif  nach  der  bezeichnung  des 
genus  viel  weniger  entrath  als  die  beiden  ersten;  so  er- 
kennt man  leicht,  daß  unter  jenen  beiden  das  geschlechtige 
pron.  eigentlich  für  den  ausdruck  dieser  Verhältnisse  be- 
stimmt sei,  und  obwol  der  form  nicht,  doch  der  bcdeu- 
tung  nach  dem  pron.  erster  und  zweiter  person  entspreche, 
eben  die  nothwendigkeit  an  ihm  das  genus  zu  bezeichnen 
führte  die  grundverschiedenheit  seiner  llexion  herbei,  denn 
diese  ist  ganz  adjccllvisch,  jene  der  belilen  ersten  p/crsonen 
abweiclienil  unil  nur  hin  und  wüeder  (namentlich  dem  noni. 
und  acc.  pl.)  verwandt. 

Das  andere,  kein  geschlecht  ausdrückende,  dagegen 
formell  dem  pron.  erster  und  zweiter  pers.  vclllig  analoge, 
pron.  ist  von  dem  spradigelst  deutlich  bloß  für  d(>n  fall 
gesrhaden,  in  welchem  die  dritte  person  sich  seihst  ivie- 
der  setzt,  bezug  auf  sich  zurück  nimmt,  darum  heißt  es 
das  rejlexive  pronomen  *). 


')  auch  ajif  <lcii  bcjirif  prr.ioii  Ist  liier  prwirlit  zu  Iej;cn.  so  wie 
dns  pron.  erster  und  zweiter  person  nicht  auf  soclicn  »rclit  (wird  ihnen 
rede  und   auredu    verliehen ,  ao   geschieht  dns   erst  mittelst  einer  per- 


3i8  einfacher  salz. 

oliiH?  (llosc  hosondcre  rollexive  form  ^^iiI■(^e  dio  n'ick- 
bczieluiiig  der  drillen  person  iinverslandlich  und  iinklnr 
bleiben,  deshalb,  weil  es  der  erslen  und  zweiten  pej.son 
im  salz  nur  eine  (sei  sie  als  cinlieit  oder  mchrheil  aiifge- 
faiU),  der  drillen  personen  aber  eine  ganz  luibeslimnile 
menge  gibl.  lieilU  es:  ieh  sehe  mich,  du  siclist  dich,  so 
licrscht  über  den  sinn  dieser  worle  kein  zweifel.  der  salz 
abei-:  'ersieht  iiin' würde,  wenn  uns  die  rcdexive  form  ab- 
gieiige,  bedeulen  können:  der  drille  sieht  den  diillen  (d.h. 
sich  selbst),  den  vicrlcn  ii.  s.  w.  darum  ist  nun  vollkommner 
entwickelten  spi'achen  das  reflexiv  nolh wendig,  daß  gesagt 
werden  könne:  er  sieht  sich;  den  ausdiuck  dieser  zurück- 
beziehung  der  dritten  person  würde  der  redende,  ohne 
zweideuligkeit   oder  lästige  imischreibung,  kaum  entbehren. 

gleichwol  lehrt  die  geschichte  unserer  spräche,  dali 
einzelne  dialecte  dieser  rellexivform,  w^enn  sie  solche  auch 
früher  besaßen,  verlusiig  gehn  können  und  dann  init  dem 
hloi\en  geschlechtiffeu  pronoineii  auch  für  die  zurückbe- 
ziehendc  bedcutuug  aiisreiclien  müssen,  daliin  geliört  na- 
mentlich der  ältere  niederdeulsclie  und  noch  lieute  der 
englische  luid  friesische  dialcct.  soll  in  ihm  die  stalllin- 
deiide  rellexion  deutlicher  gemacht  werden,  so  bleibt  nichts 
anders  übrig,  als  das  verstärkende  wort  selbst  hinzuzufügen. 

Aus  jenem  wcsen  der  reflexiven  form  aber  folgt  wei- 
ter, daß  ihr  nur  ol)lique  casus  zuslehn,  niemals  ein  rectus. 
sie  bietet  stets  defective  formen  dar,  keinen  nom.  und 
voc;  wir  werden  aber  sehn,  daß  nocli  andei-e  defecte 
eintreten. 

für  die  bezieliende  funclion  dieses  pron.  reicht  es  nem- 
licli  vollkommen  hin,  daß  nur  ein  einziger  numerus,  der 
sg.,  ausgedrückt  werde,  dessen  formen  denn  auch  zugleich 
die  stelle  des  dl.  und  pl.  vertreten,  der  (nicht  reflexire) 
casus  rectus  liefert  allemal  die  erforderliche  weitere  be- 
stinunung,  deren  nochmalige  bezeichniiug  an  den  rellexiv- 
formen  liöchst  entbehrlich  wäre. 

Es  lierscht  die  auffallendste  einstimmung  zwischen  der 
deutschen    spräche    und    den    ihr  urverwandten    übrigen    in 


soniflcation) ,  schließt  auch  das  reflexivum  eigentlich  Sachen  von  sich 
aus,  was  besonders  an  dem  ahd.  und  nihd.  gen.  sin  sichtbar  wird,  der 
rcilexiv  oder  unreiiexiv  lediglicli  von  subjectcn  gilt,  zwar  den  acc. 
sich  verwenden  wir  heute  auch  vöiiig  objectiv,  z.  b.  in  der  redens- 
art:  es  versteht  sich^  ich  bezweifle  aber  daß  sich  ein  solches  goth. 
sik  darbiete. 


Uüinen.     pronomen.     dritter  jper so n.        319 

der  ganzen  gestalt  und  einiiclitung  des  reflexivnms.  man 
halle  zum  gotli.  seina,  sis ,  sik,  das  lal.  sui,  sil)i ,  se;  das 
gr.  oi',  Ol,  t;  das  liith.  sa\v?s,  saAV,  sa^V5;  das  altslav. 
sehe,  sebje ,  sja  (serb.  sebe,  sebi  j  se ;  polu.  siebie,  sobie, 
si? ;  bülim.  sebe,  sobe ,  se.) 

alle  diese  sprachen  zeugen  bloß  die  angegebnen  sg.  for- 
men des  pron.,  die  denn  auch  für  den  pl.  gellen.  Avenn 
im  gr.  besondere  ilexionen  des  dl.  und  pl,  aul'lreten,  so 
gehören  diese  olFenbar  zu  einem  andern  stamm  als  dem 
sg. ,  was  ich  hier  niclit  Aveiter  ausführe. 

In  der  slavisclien  spräche  erfolgt  nun  aber  auch  eine 
bcträchlliche  ausdehnuiig  dieser  reOexlvfoinien  der  bedeu- 
lung  nach,  sie  sind  alltjemein  ziiriickbezithend  und  gehn 
nicht  nur  auf  die  drille  ,  sondern  eben  wol  auf  die  erste 
und  zweite  person.  ich  v/ill  diesen  slavismus  deutsch  aus- 
drücken, es  heißt,  wie  bei  uns,  er  sieht  sich,  dann  aber 
aucli:  ich  sehe  sich,  du  siehst  sich,  statt  unseres:  ich  sehe 
mich,  du  siehst  dich;  im  pl.  nicht  nur  sie  sehn  sich,  son- 
dern auch  wir  sehn  sich  ,  ihr  seht  sich.  im  zurückbezie- 
henden fall  werden  'die  oblic[uen  casus  der  beiden  ersten 
pron.  gar  nicht  verwendet,  unverkennbare  analogie  hat 
die  nur  weniger  durchgedrungne  construction  des  gr.  iav- 
toi)  lür  das  pronomen  der  beiden  ersten  personen. 

icli  mochte  feinen  augenblick  bei  dieser  alhjemeinheit 
des  slav.  rejlexivs  verweilen,  Avelcher  schon  oben  s.  49 
gedacht  wurde.  sie  scheint  nicht  ganz  ohne  anklang  bei 
ims.  wir  haben  s.  43  gesehn  ,  daß  das  nord.  reflexivsufiix 
der  verba  ebenfalls  nur  von  dem  drillen  pron.  cntnonmieu 
w^ird,  und  zugleich  für  die  beiden  ersten  gilt.  ferner 
kommt  in  hd.  volksspraclie  ein  wir  freuen  sich  st.  freuen 
ims  vor  (s.  36.  37)  und  selbst  in  büchcrn  werden  sich 
spuren  cheser  ausdrucksweise  zeigen  lassen.  Schweinichen 
schreibt  1,  268:  gehe  ich  ia  IFG.  zImmer ,  sich  (statt 
mich)  mit  IFü.   zu    unlcrreden. 

CS  ist  schon  clwas  mehr  als  volksspraclie,  wenn  einige 
Präpositionen,  zur  bezeichnung  räumliclier  riihlung,  auch 
da  mit  dem  acc.  sicli  verbunden  w'erdcn,  wo  midi  oder 
dich  siehn  sollte.  man  hört:  ich  gehe  hinttv  sich^  du 
must  nicht  unter  sich  sehen,  ich  sähe  nudersich  Phil.  v. 
Sittew,  1677.  p.  127.  wan  ich  hintersich  sech  H.  Sachs 
III.  1 .  6^,  und  bei  ihm  öfter.  ich  liel  fursich  ,  fieng  Ich 
an  nidsich  gehen;  da  ich  iiidsirh  möchU'  laufen,  wohl  Ich 
hintersich  l'lalers  leben  p.  22.  28.  29.  23.  im  ackermann 
V.  Böhmen    p.  8  liest  Ilagens    ausg.   hau    nicht  über    dich, 


320  einfacher  salz. 

eine  lis.  aber:  liaw  (lil  über  sich!  I/iulier  des  IG.  1.5.  14 
jli.  wcrilcti  noch  inaiiclie  belöge  licftTn  kdiiiicii.  wci-  wcili 
ob  niclit  Wallliei-s  o7,  24  wail  iimbc  sich!  so  zu  iieliiueii 
wäre':*  wenn  gleicb  man  aucli  mil  dem  herausgeber  wait 
iiinbe,  sieb!  inlerpnngieren  ,  und  siel»  für  den  imp.  von 
seilen  nebmeji  darf.  oder  sind  alle  jene  beis|)iele  nielils 
als  adverbiale  verbiutnngen ,  deren  sich,  au  der  drillen 
persüu  enlspiungen ,  bernacli  iingefübll  mit  der  piäp.  auf 
andere  falle  erstreckt  wurde? 

unserer  ältesten  spracbe  indessen  liißt  sieb  durcbaus 
nocb  keine  neigung  zu  solcber  Verwendung  des  rellexivs 
für  die  beiden  ershen  personell  beimessen ,  da  Ulf.  selbst 
wo  ein  gr.  lavTov  die  stelle  von  i/tuvroü  oder  oauv- 
Tov  vertritt,  das  gotli.  pron.  erster  und  zweiter  j)ersou 
setzt,  keineswegs  aber  mit  dem  rellexiv  der  diillen  vor- 
sclireitel.  so  wird  II  Cor.  1,  9  ((f  ic.vroJi;  verdeutscbt  du 
uns  silbam;  I  Cor.  11,  31  laVTOVg  silbans  uns  i,  II  Cor.  10, 
12  das  doppelte  iavTovg  sebr  wol  unterscbieden  in  unsis 
silbans  und  sik  silbans;  Joli.  18,  34  ihf'  iavrov  gegeben 
abu  thus  silbin,  Col.  3,  16  iavrovs  izvis  silbans;  in  wel- 
chen stellen  allen  aucb  die  lal.  vulg.  pronomiiia  erster  und 
zweiler  j^ersou  gewrdirt. 

Dies  vorausgeschickt  kann  ich  nun  die  verwlckellca 
Verhältnisse  des  reilexivums  und  des  geschleclitigen  pro- 
nomens  dritter  persou  in   uusferer  spräche  näher  beliandeln. 

Die  alhjemeine  reyel  lautet:  wenn  ein  pionominalbc- 
grif  dritter  person  sich  auf  den  im  satz  ausgedriicklen  oder 
verslandnen  casus  rectus  bezieht,  so  niuU  das  rellexivum, 
geht  er  aber  auf  eine  andere  drille  person,  so  nniii  das 
geschlechlige  pron.  gesetzt  werden,  z.  b.  die  erde  bewegt 
sich,   der  blitz  hat  Hin  erschlagen. 

dieser  grundsatz  erfährt  nur  dadurch  einschränkungen, 
wenn  aulier  dem  verbum  des  casus  rectus  noch  eine  an- 
dere verbalform  im  satz  erscheint,  und  es  sich  um  das 
,auf  sie  bezügliche  pron.  handelt.  dann  ist  uemlich  der 
einfache  satz  zusammongellossen  aus  einem  mehrfachen 
und  es  kann  widerstreit  entspringen  zwischen  der  bezie- 
hung  auf  das  stehende  oder  auf  das  liegende  verbum  (s. 
91.)  das  liegende  verbum  ist  entw.  ein  inf.  oder  ein  part. 
präs.  (da  unsere  spräche  kein  actives  part.  prät.  besitzt 
und  mit  unserm  part.  prät.  pass.  kaum  pronomina  ver- 
knüpft werden.)  die  reclionskraft  des  liegenden  verbums 
ist  zwar  durcli  die  des  stehenden  gedämpft,  allein  nicht 
völlig  überwältigt   und  der   alle  zwischensalz  wirkt  gleich- 


nomen.     pronomen.     dritter  persoji.       321 

8am  nach,  ist  er  durch  aullüsuiig  hergestellt,  so  hört  aller 
einiluß  jenes  stehenden  verbums  auf^  das  liegende  wird 
selbst  zum  stehenden,  und  über  die  beziehung  des  pron. 
herscht  kein  zweifei.  alles  schwanken  besteht  also  bloU 
für  den  unaufgelusten  einfach  gewordnen  satz. 

Ich  muß  jedwede  form,  die  reflexive  und  geschlechlige, 
obgleich  sie  in  den  meisten  dialecten  sich  mengeu,  be- 
sonders erwägen. 

A.     reflexive  form. 

Bei  unsern  Gothen  hat  sich  alles  am  reinsten  und  ur- 
sprünglichslen  erhalten,  die  drei  reilexivcasus  sehia ,  sis, 
sik  gelten  für  alle  (jeschlechter  und  für  jeden  numerus, 
ganz  wie  die  lat.  sui,  sibi,  se. 

beisjiiele  in  menge  liefern  die  s.  29  -  32  aufgezählten, 
eben  durch  dies  pron.  erzeugten  reflexiven  verba;  der  an- 
merkung  werlh  scheint,  daß  zumal  ihr  particip  gern  das 
pron.  ausstoße,  vgl.  idreigunds,  sainjandans,  fravaurkjan- 
dans,  wiewol  auch  thagkjandans  sis,  nehvjandans  sik. 

hier  noch  andere  fälle  des  rcllexivs.  sumai  thize  bokarje 
qvßlhun  in  sis  silbam  rivhg  roiiP  yQUfi fiuTtMV  ainov  iv 
iavTOig  Matlh.  9,  3  ;  qvathuh  auR  iii  sik  (besser  wol  5is) 
i'Xeye  yu.Q  iv  iuvrfj  Matlh  9,  21;  lesus  ufkuntha  in  sis 
silbin  thö  us  sis  mäht  usgaggandein  o  'hjoovs  iniyvovs 
Iv  £'o:t;TW  ir^v  i^  aviov  (%vapiv  f-^slQovaav  IMarc.  5,  30; 
ith  vitands  lesus  in  sis  silbin  iii)(<)<;  öh  6  \h-aovQ  iv  luvriji 
•loh.  6,  61 5  ei  habaina  fahed  melna  usfulUda  in  sis  Iva 
l'ywüt  Tr^v  yuQiiv  T)]r  ifd^v  iis'Jih^QWHivi-v  h'  uvrols  Job. 
17,  13;  sva  tliai  niludodun  sis  *)  ovtioq  avTo)  dialoyi^ov- 
rai  iv  iuvTOic  INIarc.  2,  8 ;  anthar  antharana  munands  sis 
auhuman  aXhjlovs  t]yovfiBVoi  iTieQtyovtciS  iavTÖrv  Phil.  2, 
3 ;  gasaihvands  thau  Icsus  managans  hiidnnans  bi  sik  iSoiV 
d'h  6  \f}jOOvg  iiollovg  öyXovs  "^n^Qi  avznr  (Lachm.  uvröv) 
Mallh.  8,  18;  jabui  ihiuilaiigardi  vithra  sik  gadailinda  iuv 
ßiWiXf.ia  i(p  iavrrjv  jiteQiaü  >'/  IMarc.  3,  24.  durch  uinslcl- 
lung  passiver  constrnclion  in  aclivo  wii'd  Marc.  5,  4  das 
reflexiv  möglich:  galuusida  af  s/s  ihus  naudibandjus  i))((  to 
(iuonüü&cci  vn    avrov  ras  (xXvasts. 

Besondere    aufmerksamkcit    verlangen    die   golh.  prono- 


*)  dem  gr.  text  näher   in  sis,   wenn    mich  ein    nllcvivcs  niitün  sis 
(wie  tthagkjan  sis  s.  29)  besteht,  <in»n  bliche  tv  inwotf;  iiünnsgedriiekt. 

X 


322  euiJ'iicIiL'r  salz. 

minalconslruclionen  in  Sätzen ,  die  auch  liegende  verba 
haben. 

ji.  inßn'div.  grht  der  Inf.  auf  den  casus  rerfus,  so  ver- 
steht sich  (las  icllexivuni  von  selbst,  z.  b.  in  viilva  lahnida 
visan  sik  galciko  giiUia  (laj)inan»  rion  arbitialiis  est  ,  sc 
esse  siinihlei'  doo)  Phil.  2,  ti ;  niiinandans  sik  agiuns  iir- 
ruisjan  bandjum  jneinaiiu  (existiniantes  pressurani  se  susri- 
tare  vincuiis  meis)  Phil.  1,  16  j  jabai  hvas  gatraiiailli  sik 
silban  Christaus  visan  (si  quis  confidit  se  ipsuni  Christi 
esse)  II  Cor.  10,  7.  Gelit  der  Inf.  auf  einen  obliquen  ca- 
sus, so  entspringen  für  das  pron.  zwei  falle 

u.  es  gehört  zum  subject  des  iuf. ,  nicht  zu  dem  casus 
reclus.  ich  erfinde  ein  unbedenkliches  beispicl ,  da  ich 
keines  antreffe:  sahv  niannazi  stA;  gavandjan  (vidil  homi- 
nem  se  vorlere.) 

ß.  es  liiingt  zwar  vom  iuf.  ab,  wird  aber  auf  den  casus 
i'ectus  bezogen,  auch  liier  ist  mir  kein  beleg  zur  band ; 
nach  analogie  selbst  noch  der  mhd.  spräche  unterliegt  es 
aber  keinem  zweifei  zu  sagen  :  bad  iua  kukjau  sis  (roga- 
vit  ut  se,  i.  e.  rogantem  ,  oscularetur.) 

b.  bei  dem  oblifjiien  part.  präs,  unterscheiden  sich  die- 
selben falle  ,      ^ 

«.  das  rellexiv  wird  auf  das  ])art. ,  oder  vielmehr  das  im 
part.  enlhaltiie  subject,  nicht  aber  auf  den  casus  reclus  des 
Satzes  bezogen,  gasaihvandei  Pailru  varmjandan  sik  iö'ovou 
l6v  JlizQOV  '&tQftairo^iuvov  Marc.  14,  67;  insandidedun 
ferjans  ihans  us  liulein  taiknjandans  sik  garaihtaus  visan 
untGzetluv  (-y/Md-tTovs  vnoy.Qivofilvovs  iavrovg  d'i- 
'/Miovg  elvai  Luc.  20,  20;  ni  gadaursum  gadumjan  uns  du 
thaim  sik  silbans  anafilhandam  ov  icXfiiöiifV  cvyxoh'ai 
iuvToit^  Tioi  TO)V  luviovg  GvviüTavovitov  II Cor.  10,  12; 
galeikai  sind  barnam  thaim  vupjandain  seina  niissd  ödoioi 
£101  naidloig  roig  nQog(p(jorovoiv  u?.).yXois  Luc.  7,  32.  iu 
der  ersten  und  vierten  stelle  braucht  der  gr.  text  gar  kein 
pron.,  in  der  dritten  hat  er  gleichfalls  das  rellexive;  der 
lat.  gibt:  calefacientem  se ,  c[ui  se  justos  sinuilarent,  lo- 
queutibus   ad  invicem. 

/?.  das  reflexiv  bezieht  sich  auf  den  casus  rectus  des  Satzes, 
nicht  auf  das  subject  des  part. :  gaf  thaim  mith  sis  visan- 
dam  l'dtoxs  roig  oi'v  cciiro)  oi'ot  Älarc.  2,  26.  Luc.  6,  4; 
qvath  du  thaim  galaubjandam  sis  ludaium  €?.ey£  noog  ne- 
iiiGxevyjnas  uvT(ö  lovö'ulovs  Joli.  8,  31;  \andjands  sik 
du    thizai    afarlaistjaudeiu    sis  mauageiu  cjvalh  ozQuffelg  Tio 


nomen.     pronomen.     dritter  person.        323 

anolov&ovvTi  avTÖi  oylco  «/Ve  Luc.  7,  9 ;  sipuniam  seinulm 
qvilliandaiu  sis ,  laiseith  ins  löhannes  (discipulis  suis  di- 
cenlibus  ei  ,  docet  eos  J.)  Sk.  43,  4  ;  bisaiJivands  bisunjan^ 
thans  bi  sik  sitandans  neQißXerpäfievos  y.vzAcö  Tot'.c  vrfpt 
avTov  na'dijfiivovg  Marc. 5,  34 j  saei  sukeith  hauhitha  this 
sandjandins  stA:  ^r^tötv  rrjV  d'o^av  tov  ne/irpavTOS  avTov 
Joli.  7,  18;  iiisl  apaüslaiiliis  niuiza  llianinia  sandjandin  sik 
oväh  imoorolog  fdi'Coiv  tov  nlfnliavTog  avxov  Job.  13,  16; 
habaid  thana  stujandan  sik  l'yei  tov  zoivovta  aviöv  Job. 
12,  48 ;  qvath  tbamnia  bailandin  sik  eXsyE  tio  neKXrjxött 
avTov  Luc.  14,  12;  siäiu  niabteigs  ganiötjan  tliamnia  gag- 
gandin  ana  sik  et  dvvaios  ioriv  anarrijoai  tw  eQyofiivip 
EU  avTov  Luc.  14,  31;  frauja  gabigs  in  allans  thans  bid- 
jandans  sik  zvqioq  uIovtmv  eis  nävTag  tovs  in r/.aXov-' 
fiivovs  ct.VTOV  Rom.  10,  12;  ei  tbui  libandans  ni  thana- 
seiths  sis  silbani  libaina  ak  ibamma  faur  sik  gasviltandia 
l'va  Ol  ^o)VTes  fii]zlTi  iavioig  ^cöoir,  ukla  toj  virlg  avzöJv 
UTioQ^civom  II  Cor.  5,  15.  in  diesen  slellcn  hat  der  Golhe 
das  reflexive,  der  Grieche  das  nicht  reflexive  pronomen, 
und  beides  liißt  sich  rechtfertigen.  das  goth.  verfahren 
ist  der  aufgestellten  grundregel  gemäß ,  das  reflexiv  richtet 
sich  nach  dem  casus  rectus  und  diese  beziehung  wird 
durch  den  obliquen  casus  des  part.  nicht  gehemmt,  das  gr, 
uviög  wird  nach  dem  im  obliquen  part.  euthaltnen  subject 
gefügt,  es  ist  so,  als  wiire  die  aullüsung  des  pari,  in  einem 
^wiscliensatz  erfolgt.  Die  lat.  vulg.  löst  in  den  meisten 
dieser  stellen  den  participialnexus  wirklich  auf  in  relaliv- 
sälze  und  braucht  dann  natürlich  das  uni^eilexive  pron.:  qui 
cum  illo  erant,  qui  in  circuitu  ejus  sedebant,  qui  credi- 
derunt  ei,  qui  misit  illiun,  qui  invocant  illum,  qui  pro 
ipsis  morluus  est.  nur  in  den  stellen  aus  Ijucas  setzt 
sie  das  reflexiv :  sequentibus  se  lurbis  dixit,  dicebat  ei  qui 
se  invitaverat,  occurrere  ei  qui  vcnit  ad  sej  in  (jer  ersten 
auf  goth.  weise,  in  den  beiden  letzten  vuibcfugtcr  als  der 
Gothe,  der  das  parlicip  nicht  aufgelöst  und  keinen  rela- 
tiven casus  rectus  zu  scheuen  halle  '*). 

Hält  man  beides  («  und  ß)  zu  einander,  so  erscheint 
die  auifassung  des  rcllexivs  zweideutig,  luid  erst  dei-  gan- 
zen rede  zusanuncnhang  kann  sie  beslinuiien.  sandiaiuiin 
sik  heiiU  den   lunständeu  nach  sowol  (pii  mittil   illiim,  als 


')  sobald  Lir.  das  part.  aHllöst,  cntliält  er  sicli  des  reHexivs.  Joh. 
18,  i  lesiis  vitaiids  alla  tliüei  qveniuu  ana  inn  itdioq  nioKt  ru  Iq/Ö- 
iiiva  In   uvTQv.     er  hätte  sagen  dürfen:  alla  thö  qvimaudöna  ana  sik. 

X    2 


324  e'uifac/ier  nutz, 

qiü  nilltit  se'y  varnijamlan  sik  hnltl  (|iii  cnlofacit  .se ,  halil 
illum.  la  keinem  der  beiden  falle  veihinilel  alicr  der 
(Jollic  nüt  dem  parlieip  sein  gesclilecliligcs  pron,,  vielmehr 
wo  er  ihm  dieses  zufügt,  findet  weder  ein  beziig  des  pron. 
auf  das  siihjcct  des  Satzes  nocli  auf  das  im  ])arl.  cnlhallne 
statt,  z.  b.  Marc.  1,  10  gasahv  alimaii  algaggandan  ana 
ina  iii  uvrov,  liier  diirlle  iiidit  ana  sik  stehn  (wie  IjUC. 
14,  31),  v%eil  das  pron.  nicht  auf  den  sehenden  Johannes, 
noch  auf  alima  geht,  sontlern  auf  Christus;  IMarc.  16,  10 
gataili  thaim  mith  iuntui  visandam  rnlg  fifi'  uvtov  yero- 
filvois,  bier  kann,  Avie  aucli  das  abweicliendc  genus  ver- 
rälh ,  imma  iu  keiner  bezieluing  slelin  auf  das  verkün- 
dende weib ,  aucb  nicht  auf  die  jünger,  sondern  wieder 
auf  den   boilaud ,   also  wäre  sis  unmöglich. 

das  doppelsinnige  golb.  reflexiv  rührt  also  bloß  aus 
dem  syniactiscben  cinfluß  des  inf.  und  des  parlicips,  nicht 
aber  aus  niangelliaüigkeit  oder  vermengung  der  prono- 
minalformen her. 

2.^  Gaiiz  anders  im  ahtl.  hier  hat  das  rcflexivpronomen 
große  besclnänkung  erfahren,  ein  casus  nur,  der  acc.  siA, 
besteht  in  der  allgemelnlielt  des  golh.  sik,  d.  h.  er  gilt 
für  alle  gencra  in  jedem  numerus.  ;  der  dat.  hingegen  (der 
nach  der  analogie  f:ir  lauten  sollte)  ist  vüllig  verschwun- 
den,  der  ^cn.  sm  zwar  noch  vorhanden,  allein  auf  den 
Sg.  masc.  und  neulr.  eingeschränkt,  in  der  bedcuiung  aber 
ausgedehnt  worden.  folglich  mangeln  dem  alid.  rellexiv 
dat.  sg.  luid  pl.  in  allen  gcschlcchtern,  gen.  pl.  in  allen 
geschlechtern ,  gen.  sg.  im  fem.,  und  diese  fehlenden  casus 
müssen  sämtlich  durch  das  geschlechtige  pronomen  ver- 
treten werden,  in  ihnen  allen  steht  also  für  die  rellexive 
und  nichtrellexive  bedeütung  bloß  eine  gcschlechligc  form 
zu  gebot  und  der  Zusammenhang  hat,  welche  gemeint  sei, 
zu  entscheiden. 

eine  so  auffallende  abweichung  von  dem  organischen 
Verhältnis  wird  sich  nur  alJmälich  eingeschlichen  haben; 
zur  zeit  der  frühsten  ahd.  denkniäler  aber  steht  sie  schon 
fest,  man  kann  theilweise  cinwirkung  des  alts.  dialects, 
dem  das  rpllexivum  völlig  fremd  ist,  annehmen,  vielleicht 
ist  aber  auch  die  in  dem  lalein  des  JMA.  staltfindcMide  Ver- 
wirrung des  rellexiven  pron.,  von  welcher  ich  hernach 
noch  reden  werde,  nicht  ohne  einduß  auf  unsere  spräche 
geblieben. 

die  falle ,  in  welchen  das  echte  reilexiv  fortdauert ,  be- 


jiüineii.     pronoineji.     dritter  persoji.       325 

dürfen  keines  belegs ;  eher  die  casus  die  sich  an  seiner 
stau  des  gesclilechligen  pron.  bedienen.  für  den  dativ 
stelin  überllüssige  zu  gebot. 

dat.  sg.  masc.  susu  noh  Paulus  imu  eddeswaz  kizelita 
(sicut  nee  Paulus  sihi  aliquid  imputavil)  K.  18*;  cliortres 
inili  pifolahanes  (detrinieulum  gregis  sihi  coninüssi  non 
patialur)  K.  22';  daz  i^mi  liuelili  \vesan  ni  welle  (quod 
sihi  quis  lieri  non  vull)  K.  23'^;  cule  zua  pifalde,  nalles 
iuiu  (deo  applicot,  non  sihi)  K.  23^';  angul  imu  tud  far- 
slinte  (hanium  sibi  mors  devorel)  bymu.  20,  7:  galialut 
sibuni  audre  glieislu  mit  inio  (assumit  alios  Spiritus  secuni) 
fr.  ih.  Maltli.  12,45;  antwurla  denio  za  imo  sprali  (respon- 
dens  dicenli  sihi)  das.  Älallli.  12,  48;  habet  in  imo  (in  se 
habet)  das.  jMatlli.  13,  21;  fona  imo  (a  se)  fr.  ih.  61,  1.  11; 
der  sih  fona  imo  selbenio  gafulit  unfeslan  (qui  se  a  se 
ipso  sentit  iiifirinum)  das.  61,  19;  imu  selbamu  (si6/met) 
Diut.  1,  516-'  =■). 

dat.  sg.  fem.  den  iru  eocowelih  sanianimc  erwelit  (quem 
sihi  oninis  congregatio  elegerit)  K.  57^;  cbilildicda  irii  (com- 
placuit  sibi)  Is.  45,  18  **);  ni  archeunit  nibu  daz  eina  daz 
mit  iru  durahwerct  (charitas  dei  non  cognoscit  nisi  quod 
secum  pcrmanet)  fr.  th.  45,  4. 

dat.  pl.  die  neowebt  im  fona  Christe  tiururin  eowelit 
wännant  (qui  nihil  sihi  a  Christo  carius  existiinaut)  K.  24^; 
quhätun  \nilar  im  (dixerunt  inlra  se)  fr.  ih.  IVlatlh.  9,  3; 
daz  folgclin  iui  (ut  succedant  sihi)  hyuui.  8,  2;  kaaucteiu 
im  wuulon  (ostensa  sihi  vulnera)  hymn.  19,  10. 

den  gen.  sg.  fem.  uud  gen.  pl.  aller  geschl.  vermag  ich 
aus  den  ältesten  (|uellen  wenig  anzuführen.  Jeue  gen. 
kommen  in  der  coustruction  selten  vor,  gleich  dem  lat. 
sui  und  goth.  seina.  vermuten  aber  darf  ich,  .schon  nach 
analogie  der  possessiven  ])ron.,  daß  es  heiUen  ^Yiirde:  diu 
frouwä  farkizit  ira  (obliviscitur  s«/);  die  liuli  farkezanl 
h'o  (obliviscuntur  sui.)  den  pluralfall  belegt  Olfrieds  iro 
zilötun  (üben  s.  33)  wirklich. 

die  frage  wäre,  ob  für  den  reflexiven  dativ  hin  und 
wieder  lücht  spuj-en  des  organischen  pron.  fortdauern  soll- 
ten? R.  23^'  hat  fona  sih  (a  se) ,  nicht  fona  inni,  doch 
der  lat.  acc.  könnte  den  ungeübten  Übersetzer  verführt  haben, 


')  das  im  gotli.  «^anz    klare:    Iiäiilioilli  tun    in   !<is  «loidoff   nvio»  tv 
hämo  Joli.   13,  :i2    winde  ali<!.  iimlcutlKli  wcrdrii :    iiiaii  in  iniit ;    man 
fügt  also  zu  iiiiii  ein  seljcmu  (clnrilicahit  euin  in  scnietipso.") 
I*')  ich  citicrc   von   liicraii  tiolzmanuä   nll^g.  iiacli   den    Seitenzahlen. 


326  einfacher  salz. 

den  tleutsclicn  acc.  zu  gobraiiclien ,  der  sonst  der  praj). 
loua  nicht  gebiilirl.  in  sih  (in  se)  K.  23*»  mag  wirklicher 
act.  sein.  aiicli  würde  dem  ällertn  dat.  ja  die  form  sih 
widerstreiten  und  nur  das  gcnuitnialUe  siv  gerecht  sein;^ 
Wenn  eine  glosse  Diut.  2,  286^  hat:  zu  st'/i  nenieiule  (sus- 
cipienlcs);  N.  ps.  17,  17  nam  er  mih  ze  sih  (assumsil 
me);  ps.  45,  10  mtn  ze  sih  nemo  ist  got  (susceptor  mens); 
W.  65,  12  ze  sih  lokchet,  so  erklare  ich  das  lieber  aus 
einer  alten  construclion  von  zi  mit  dem  acc.  (Grall  prap. 
242),  die  in  gewissen  redensarlen  anhielt,  als  aus  einem 
dativischen  sih,  das  hier  statt  inm ,  im,  im  Stande,  für 
die  spätere  zeit  muU  dieser  dat.  freilich  eingeräumt  werden. 
\\  as  nun  jene  infiniliv  und  particijjialconstructionen 
angeht,  die  im  golh.  das  reflexiv  begünstigen,  so  kann 
überall,  w^o  das  pron.  im  dat.  steht,  ahd.  keine  rede  mehr 
davon  sein,  es  findet  sich  nur  in  imu,  iru  oder  im,  z.  b.: 
quementan  zi  imo  (venientem  ad  .se)  T.  17,  4;  imo  fol- 
genten  cpiad  (sequentibus  se  dixit)  T.47, 6uach  INlatth.  8,  10. 

für  den  acc.  unterscheide  ich  aber  wieder  die  goth.  fälle 
«.  das  pron.  bezieht  sich  auf  das  subject  des  liegenden 
verbums :  daz  man  Marcholfum  saget  sih  ellejiun  (oben 
s.  116);  er  ne  w^olta  filios  dei  sih  misceluu  (oben  s.  117); 
thesan  fundumes  quedentan  sih  Crist  wesan  (hunc  inveni- 
mus  dicenlem  se  Christimi  esse)  T.  194,  2;  nu  bechennest 
tu  daz  analutte  des  sih  pergententrugetieveles  IS.  Bth.  44. 
in  der  stelle  T.  14,  4  gisah  goles  geist  quementan  ubar  sih, 
venientem  super  se,  wird  IVIatth.  3,  16,  nicht  Job.  1,  32  ge- 
folgt, wonach  es  iuan,   super  eitm  heißen  sollte  wie  T.  14, 

6  gesagt  wird,  und  wie  auch  Ulf.  Marc.  1,  10  nimmt. 

ß.  auch  wenn  das  pron.  auf  den  casus  rectus  des  satzes 
bezüglich  ist,  sollte  noch  sih  statt  inan  vorkommen,  mir 
ist  für  den  fall  des  inf.  kein  beispiel  zur  band  ,  es  dürfte 
aber  wol  heißen:  er  pat  dia  frouwun  sih  chussan,  er  bat 
die  fran  ,  daß  sie  ihn  küsse,  für  den  fall  des  part.  finde 
ich  wirklich  inan  und  nicht  mehr  sih  in  folgender  stelle: 
wio  nühhiles  mer  iuwer  fater  gibet  guot  inan  pitenten 
(quanto  n)agis  pater  vesler  dabit  bona  petentibus  se)  T.  40, 

7  aus  IMatlh.  7,  1  {rolg  uItovöiv  uvtÖv.)  der  Übersetzer, 
von  dem  lat.  text  sich  entfernend ,  constriüert  hier  auf  gr. 
weis*;;  Ulfilas  würde  sagen:  bidjandam  sili. 

Endlich  ist  nun  die  schon  erwähnte  ausdehnung  des 
ahd.  gen.  sg.  sin,  was  die  bedeulung  betrifl,  zu  criirlern. 
das  goth.  seinu  gieng  auf  alle  genei-a,    auf  jeden  numerus, 


nomen,     pronometi.     dritter  peraon.        327 

stand  aber  uie  unreflexiv,  das  ahd.  sin  geht  weder  auf 
den  pl.  noch  auf  das  fem.,  sondern  bloß  auf  den  sg.  masc. 
\ind  neulr.  Da  nun  aber,  wie  liernach  beim  geschl.  pron. 
tlargolhan  werden  soll,  dessen  gen.  sg.  masc.  erloschen  ist, 
der  neutrale  nur  in  absoluter,  säciilicher  Setzung  fort- 
dauert; so  muß  für  das  masc.  überall,  für  das  neutrum, 
so  oft  eine  subjective  beziehung  vorwallet,  mit  sui  ausge- 
liolfen  werden,  das  ahd.  sin  steht  also  bald  reflexiv^  wie 
im  goth.,  bald  tmreflexiv  für  es  (ejus.)  die  belege  des 
unrellexiven  gel>rauchs  sind  inihäufig,  weil  das  von  subst. 
abhängige  ejus  überall  durch  das  possessiv  ausgedrückt 
wird:  huedhar  ir  iu  quhanii  ,  odho  wir  noh  sculim  sin 
(|uliemandes  bidan  (ulrum  jam  advenerit ,  au  venlurus 
adhuc  exspectetur)  Is.  59,  9*);  daz  fona  shi  selbes  mei- 
slerluam  linicnte  teiluemcn  (ut  ab  ipsius  magislerio  dis- 
cenles  participemus)  K.  163. 

3.  Das  mhd.  rellexivum  verhalt  sich  gleich  dem  ahd.,  d.h. 
es  vermag  nur  den  gen.  sg.  masc.  und  neutr.  «m,  und  den 
acc.  sich  für  jeden  numerus  und  jedes  genus  auszudrücken  • 
alle  übrigen  casus  ersetzt  das  geschlechtige  pron. 

meilvNVÜrdig  sind  einzelne  ausnahmen,  welche,  nach 
nhd.  weise,  einen  dat.  sich  statt  im  gestatten,  hierher  ge- 
hört schon  das  mit  sin,  werden,  sprechen  und  heizen 
rellexiv  verbundne  sich  (oben  s.  36),  dem  ein  alls.  im  (s. 
37)  entspricht,  auch  in  Killiarls  Trist.  292:  was  sich  ]Mo- 
rolt  genant  (M.  vocabatur.)  bei  demselben  dichter  1941 
steht:  liiez  sich  ein  trinken  geben  (jussit  sibi  potum 
dari.)  **)  zumal  aber  wiid  solch  ein  dativischos  sich  bei 
pra[)0S.  getrollen  :  von  dem  liebten  schine  derzuct  im  ne- 
ben sie/t  sin  bcin  Parz.  64,  6;  alle  sine  recken  der  wirt  zuo 
sich  gewan  Nib.  729,  2  Bt^D.  Reinh.  596  ;  im  welschen  gast 
195''  haben  einige  hss.  an  sich,  andere  an  im,  luul  an  der  Seite 
von  präp.  erblickten  wir  (s. 319)  jenes  anomale  die  bedeutung 
der  beiden  ersten  pcrsonen  verlieleiule  sich,  ja,  neben 
prap.  sieht  sich  auch  für  den  nichtrellexiven  acc:  si  kuste 
mich,  dd  vielen  hin  ze  tal  ij-  Irehonc  lüdoi-  sich  (subler 
cam ,  also  ^^i::  nider  si)  INls.  1,  56'';  ilaz  dem  wilden 
voln  (masc.)  wirt  ein  zoum  an  geleit  luid  ein  satel  ikf  sich 
(super  eum,  =  uf  in)  Troj.  15066;  ich   nünne  gol  ein  unib 

*)  in  dieser  stelle  kiinntc  auf  die  parlicipialstiiiclur  gewicht  gelcgi 
weiden,   in  <lcr  ro!}::('nden  nirlit. 

")  einige    tliiiiiii;^i.sclic    didiloi    ;;cslalteii    sich    auch    tnic/i    für    mir 
Anit^l).   12l>,  41)2;    :$0,  1073;   ja  W\/.[m    di    (.til)i):    l>i  29o    und  Hetz 
holt  mi  (mihi):   si  Ms.  2,  \H'\ 


328  einfacher  salz. 

sich  (iiinbc  in,  um  solnclwcgen)  Ls.  3,  27.  ^VcIllgcl•  auf- 
lallcii  kann  das  rcdcxiva  und  acciisalivisclie  sich:  iv  iu 
lui'j)l('r  sint  in  under  sich  clicicl  Wackern.  bas.  Jiss.  25  ; 
sie  llicllen  mir  ein  neNVcn  hiind  mit  beiden  benden  binder 
sich   Wackern.  Ih.  773,   8.      vgb  Nil).  887,    4. 

Ein  r(!llexivcs  sich  bei  ohli(juen  parlicipien  *)  knnn 
icli  niclU  aullicibcn ,  zweifle  aber  an  seiner  gilligkeit  kaum, 
es  wird  lianplsaclillcb  in  der  jn'osa  zu  suclien  sein,  den 
diclilern  sind  solche  redensarlen  schleppend.  Wol  aber 
lälU  es  sich  bei  dem  inj',  nachweisen 

a.  bezogen  auf  den  oblltjuen  casus:  der  wIrt  in  sich  uz 
sloufen  bat  Parz.  166,  12;  lut  sich  den  haz  verenden  Gudr. 
522,  4. 

ß.  bezogen  auf  den  casus  rcctus:  ir  gast  (acc.)  si  (nom.) 
sich  küssen  bat;  die  sich  der  gral  tragen  lie  (oben  s.  118.) 
Auch  das  verliältnis  des  luirellcxiveu  gen.  sg.  sin  ist 
wie  im  ahd.,  nur  daß  seine  anwendinig  für  das  ueulr. 
darum  liauliger  geworden  ist,  weil  der  neutrale  gen.  es 
seltner  als  im  ahd.  vorkommt.  belege  fürs  masc. :  seint 
Anno  wart  slnis  (des  stuls)  '"*)  vili  gemeit  Anno  725;  er 
wolde  sin  (der  knappen)  biten  Iw.  956;  daz  sicli  miu 
\rowe  sin  (ejus)  underwant  Iw.  4196;  ir  sIt  mit  im  gecret 
luid  endurfet  iucb  sin  jiie  me  geschameu  Iw.  2105;  du  ich 
sin  rehte  war  genam  Iw.  422 ;  nune  hau  ich  sin  deheinea 
rat  Iw.  5826;  diu  frouwe  phlac  sin  wol  Parz.  33,  14;  sin 
iHiderwant  sieb  Gurnemanz  Parz.  165,  8.  Substantive,  ab- 
gesehn  von  der  formel  'sin  selbes,'  regiereu  den  gen.  sin 
uiclit  ***) ,  es  tritt  dann  immer  das  possessiv  ein;  in  den 
Worten  'der  ougen  süeze  sin"*  (seine  augenweide,  was  sei- 
neu äugen  siiü  war)  Parz.  186,  18  bezieht  sieb  das  un- 
fleclierte  poss.  entw.  auf  den  notn.  süeze  oder  den  gen.  pl. 
ougen.  belege  fürs  neutrum:  du  sin  den  vater  belangete 
Diut.  3,  91;  er  hat  sin  iemer  danc  iw.  2138;  geruochet 
sin  unser  trehten  Iw.  4773;  unde  wil  sin  unser  tr.  plle- 
gen  Iw.  5014;  icb  hän  sin  gesworn  Wlgal.  6038;  des  tages 
waren   sin  zwei  jar  Wigal.  1218;    gleubent   sin  W^ackern. 


')  das  zum  snbject  des  part.  geliörige  sich  scheint,  wie  im  gotli, 
(s.  321)  imd  beim  inf.  (s.  259)  gern  wegzubleiben,  eine  nrk.  von 
1321  (Kindlingers  liürigk.  382)  liat  rvrande  liave,  d.  i.  bewegliclie, 
sicIi  rülireude. 

")  die  form  siiiis  f.  sin  geht  uns  hier  nichts  an;  reflexiven  sinn 
darf  man  sciivverlich   behaupten. 

**')  die  in  Ben.  wb.  zu  Iw.  p.  383,    auf  der  untersten  zeüe,   ange- 
fülirten  beispiele  lassen  sich  anders  erklären. 


nortien.     pronomen.     drUier  person.       329 

Ib.  535,  18  u.  s.  w. ,  hier  Avürde  ahd.  und  auch  nihd.  bei 
Wolfram  ein  es  oder  des  vorgezogen  worden  sein. 

4.  Nhd.  ist  die  wichtigste  Veränderung,  daß  für  den  dat. 
S(j.  und  />/.,  in  allen  geschlechteru,  die  accusalivforni  sich 
gilt.  damit  wurde  freilich  die  redexivform  wieder  in  ihr 
alles  recht  gewiesen  und  das  ihm,  ihr,  ihnen  auf  den  un- 
leflexiven  sinn  eingeschränkt ;  allein  die  vermengung  des 
reilexiven  dat.  und  acc.  wäre  ein  größerer  übelstand  wenn 
nicht  auch  das  siezen  einen  überlluß  [von  ihnen  herbei- 
führte, derentwegen  man  dem  sich  gern  mehr  eingeräumt 
sieht.  dies  sich  scheint,  aber  schon  lange  vorbereiteter, 
einlluß  des  nd.  dialecls,  der  auch  für  die  beiden  ersten 
pei's.  dat.  und  acc.  zusammeurinuen  läßt, 

einzelne  hd.  Schriftsteller  haben  noch  bis  in  das  17.  18 
jh.  das  rellexivc  ihm,  ihr  und  ihnen  festgehalten,  z.  b. 
der  verf.  des  Simplic.  und  Eltner:  hielt  ihm  (sibi)  die  sei- 
len, chymicus  430;  manche  bildet  ihr  (sibi)  ein  Simpl. 
476;  da  sie  ihr  (sibi)  gutes  thun  soll.  hebannne  796; 
welches  sie  ihnen  (sibi)  gefallen  ließen  das.  74;  hießen 
ihnen  (sibi)  geben,     chymicus  496  u.  s.  w. 

ienen  mhd.  präposilionalverbindiingen  zu  sich,  neben 
sicJi,  steht  heute  gar  nichts   entgegen. 

auch  zu  dem  inf.  oder  obliquen  part.  präs.  construle- 
ren  wir  imbedenklich  ein  auf  ihr  subject  bezügliches  re- 
llexives  sich:  lasset  das  feucr  sich  ausbreiuien ;  wir  sehen 
den  himmel  sich  aufklären;  er  beobachtete  den  vom  him- 
mel  herab  sich  senkenden  nebel ;  den  sich  aufgebenden 
gab  auch  sie  auf;  er  schaute  der  stf/i  drehenden  fahnezu; 
man  gedachte  der  sich  entfernenden  freuiule.  doch  auf 
den  casus  rectus  ein  solches  sich  zu  beziehen  wagen  wir 
nicht  mehr ,  sondern  gebrauchen  das  geschlechtige  pron. : 
er  bat  seinen  freund  ihm  zu  sagen ;  er  bat  sie  ihn  zu 
küssen;    ihren  freujul  bat  sie,  sie  (ipsam)  zu  küssen. 

der  gen.  sein  '(oder  seiner),  auf  pcrsonen  bezüglich, 
vind  von  verbis  abhängig,  kann  rellexiv  oder  unrellexiv 
gesetzt  werden ;  hängt  das  lat.  ejus  von  einem  subsl.  ab, 
so  wählen  wir  das  possessiv.  statt  des  ahd.  und  mhd. 
iieulralen  es,  gebrauchen  wir  die  relative  form  dessen: 
er  ist  dessen  fi-oh  (ahd.  er  ist  es  fru  '•''). 


*)  mhd.  auf  dreifaclie  weise:  er  ist  es  vro,  er  ist  sfn  vro,  er  ist 
des  vrö,  welcliein  It'lztereii  das  nlid.  üesa^:/i  mdio  koinint.  des  ver- 
wendet  ziiuuil   gern  Wollram:    wer    lougciit   des'.'    Pnrz.  5Ö8,  15;    d6 


330  c'uijciclier  salz. 

5.  Die  alts.  ags.  und  allfrles.  spräche,  wie  In  vielem  an- 
dern, trelleii  aiicli  darin  iil)ereiii ,  dali  ilinen  die  lellexlv- 
forni  des  persöidiclien  pron.  völlig  ahgclil,  Mas  aher  nur 
ein  liisloi'isclier  kein  organischer  ahgaiig  ist.  sie  müssen  in 
frülierer  zeit  sämtlich  ilieses  pron.  besessen  hahen  ,  Avie 
daraus  unwiderspreehlich  erwiesen  ^vird ,  daß  sie  das  ab- 
geleilele  rellexivpossessiv  nocli  nicht  gänzlich  enlbeliren. 

von  der  alts.  niundarl  gilt  jene  behauptung  nicht  ein- 
mal für  alle  denkniälcr;  eigentlich  nur  für  den  Ilel.  die 
psalmen  bieten  63,  5.  72,  27  siij  in  der  bedeulung  se  und 
sibi  dar;  das  jüngere  wiggerlsche  bruchstück  15,  9  Siu 
(ipsius)  9,  9.  20  sich  (se) ,  aber  sicher  rührt  dieses  aus  ei- 
ner ganz  andern  gegcnd   als  dem  Vaterland  des  Hei. 

das  geschlechlige  |)ron.  leiht  also  seine  formen  zugleich 
für  die  rellexivbedeutung  her,  d.h.  sein  gen.  dat.  und 
acc.  können  bald  unredexiv  bald  reflexiv  gesetzt  sein. 

beispiele  des  rellexiven  gebrauchs  sehe  man  s.  37.  38. 

das  alts.  wendid  iua  würde  dem  Gothen  sowol  gavan- 
deith  sik  als  gavandeilh  Ina  ausdrücken,  der  zusammen- 
liang  muß  alles  regeln.  geng  imu  heißt  reflexiv  nichts 
als  ivit,  131,  2  thd  genguu  imu  is  jungoron  tö  bedeutet 
imu  ei.  höt  ina  ledian  124,  16  ist  jussit  se  duci;  h^t  ina 
iipstanden  125,  9:  jussit  eum  surgere.  nicht  anders  ags. 
altengl.  und  engl. 

In  den  nd.  cpiellen  spaterer  zeit  ist,  wie  in  Wiggerls 
psalmen,  die  reHexivform  wieder  zu  hause.  jenem  s.  32<S 
aus  Anno  angeführten  gen.  sinis  entspricht  sfnes  En.  6635 
und  bei  andern  s/ner  Zeno  1321.  braunschw.  ehr.  163. 
allenthalben  steht  sik,  nicht  bloß  für  den  acc,  auch  für 
den  dat.  sg.  oder  pl.  vgl.  z.  b.  mit  Sek  (secum)  Zeno  616; 
to  sik  Reinke  190.  in  der  form  dieses  sik  oder  sek ,  die 
nicht  mehr  dem  mi  und  di  der  beiden  srsten  personen 
gleich  laufen  (obwol  das  auslautende  K  wie  in  ek  ich  und 
gik  euch  ist)  erscheint  einwirkung  des  hd.  sich ,  so  wie 
die  anwendung  auf  den  dat.  umgekehrt  aus  dem  nd.  in 
das  hd.  übergegangen  sein  mag.  der  cölner  Hagen  schreibt 
sich,  wie  ich,  mich,  dich. 

Aus    dem    mnl.   blieb    der   reflexive  dat.  und  acc.  noch 


d^s  want  zit  Parz.  166,  5;    unt   des  mit  triwen   galien  Parz.  580,  18; 

ich  wil  iucli  baz  besclieiden  des  Parz.  420,  9;  willen  icli  des  liAn  Nib. 

1921,  2;    wie   wol   ich    iu    des  guiide  ISib.  2118,  1;    als   ich  dc's  liete 

~wkn  Nib.  2118,  3.      von  diesem   des   uiustäudliclier   lieruach  bei   dem 
possessivuui. 


nomen.    pronomen.     dritter  person.       331 

ferngehalten,  nur  der  gen.  sitis  erscheint  INIaerl.  2,  12. 
Stoke  2,  181.  3,  360.  Rein.  3374  (:  Belins)  Floris  782. 
787 ;  allein ,  gleicli  dem  mhd.  sin  auf  den  sg.  niasc.  und 
ueutr.  beschrankt,  die  mangelnden  casus  werden  also  von 
dem  geschlechtigen  pron.  entlehnt. 

]Nnl.  gen.  zins  (nur  für  den  gen.  sg.  niasc);  dat.  und 
acc.  zichy  für  jeden  num.  und  alle  geschlechter.  die  re- 
llexivform  ist  also  beinahe  völlig  hergestellt  und  besteht 
wie  im  nhd,,  aus  dem  auch  das  zieh  eindrang,  da  der 
auslaut  CH  neben  dem  mi  (mich),  der  mundart  hier  nicht 
entsprach. 

Nur  die  engl,  und  fries.  spräche  gehen  bis  auf  heute 
des  rellexivs  völlig  verlustig  und  ersetzen  es  in  allen  fäl- 
len durch  das  geschlechtige  pron.  ich  liabe  weder  in  west 
noch  nordfries.  stücken,  aller  nahen  einwirkung  der  hol- 
länd.  hochd.  und  dän.  spräche  ungeachtet,  eine  spur  von 
sein  und  sich  angetroffen. 

6.  Die  altn.  spräche  erfreut  sich  des  ungetrübten  Verhält- 
nisses, gleich  der  golhischen.  ihre  drei  rellexiven  casus 
Siii,  ser,  sik  entsprechen  den  goth.  seiua ,  sis ,  sik  in  form 
und  bedeulung,  und  es  ist  ganz  unrichtig,  daß  Rask  mit 
diesem ,  nur  der  [obliquen  casus  fähigen  rellexiv  den  nom. 
sä,  stj,  sjä  eines  demonstrativen  pronomens  verbindet, 
sollte  auch  Verwandtschaft  der  stamme  statt  linden. 

beide  beziehungen  des  sik  nebeji  dem  iiif.  sind  auch 
liier  zulässig,  sowol  auf  den  obliquen  casus,  z.  b.  ok  huii 
leit  Petrum  verma  sik  (vidit  Pelrum  calefacientem  se)  JMarc. 

14,  67;  als  auf  den  rectus  :  badli  hann  SiHar  ver  ser 
foera  hver  (rogavit  Sifa;  maritum,  ut  sibi  lebetem  alferret) 
Ssem.  52'». 

In  beiden  ncunord.  sprachen  Ist  der  rellexive  gen.  außer 
gebrauch  gerathen ,  und  nur  si(j  übrig  geblieben,  das  aber, 
wie  nhd.  sich,  für  den  dat.  und  acc.  jedes  geschlechls  und 
numerus  gilt. 

B.     (jeschlechtige  form. 

Wie   das  goih.  rcHexiv  dem  lal.,   entspricht  auch  das  goth. 

15,  St,  ila  dem  lat.  is,  ea,  id ;  der  form  und  der  anwen- 
dung  nach,  alle  casus  sind  vollständig  erhallen,  alle  con- 
struclionen  sondern  sich  klar  und  einlach  von  den  re- 
llexiven. seina,  sis,  sik  geiil  auf  eine  nahe  drille  person, 
die  im  satz  zu  den»  slehendon  verbo  gchörl,  oder  in  einem 


332  eiiiJ'acJier  satz. 

licgciulcn  eiilliallon  ist.  i.?,  imma,  ina  bezielil  sich  auf 
eine  ferne,  diillo  jierson ,  dio  mit  keinem  \eil)o  des  salzes 
ziisaiiimeiiliiiii^l.  bi  sik  ist  'Jifol  aviöv,  Tift/i  uinov  Mallli. 
8,   18.  Joli.   9,  22;  bi  ina  7ii()i  umov  Job.  9,   18. 

In  der  alid.  spräche  ist  dem  nicht  mehr  so,  und  ans 
düinxdleni  grund.  einmal  ist  der  gen.  sg.  masc.  des  ge- 
schleclillgen  pron.  mangelnd  und  muß  durch  sin  ersetzt 
werden,  daiui  fehlen  dem  rcllexiv  melu-ere  casus,  iiir  -welche 
nun  das  geschlechtige  prou.  einsteht  (s.  325.)  alle  solche 
Vertretungen  beeinträchtigen  die  syntaclische  regel.  sfn  be- 
deutet nicht  bloß  s»ii  sondern  auch  ejus  (masc);  in  itnu 
nicht  nur  in  eo,  sondern  auch  in  se.  für  die  gesonderten 
formen  dauert  aber  der  golh.  grundsatz  nnd  in  inan  (in 
cum)  bleibt  geschieden  von  in  sih  (in   se)  '■'). 

Mhd.  verändert  sich  die  läge  der  dinge  insofern ,  als 
der  gen.  sfn  für  den  neutralen  gen.  sg.  es,  in  unrellexiver 
bedeutung,  häufiger  wird  (obgleich  nicht  ganz  durchdringt '"'"), 
auch  schon  einzelne  spuren  des  rellexiven  dat.  sich  (statt  im, 
ir)  erscheinen,     von  des  für  sfn  hernach  beim  possessivum. 

Nhd.  hat  durch  die  vollige  Zulassung  des  sich  für  den 
reflexiven  dat.  das  geschl.  pron.  beinahe  wieder  seine  na- 
türliche begrenzung  erlangt;  in  sich  (in  se)  steht  ab  von 
in  ihm  (in  eo.)  doch  der  gen.  es  (masc.  nnd  neutr.)  bleibt 
verscherzt,  und  haftet  nur  unerkannt  in  einzelnen  gen. 
consiruclionen ,  von  welchen  im  verfolg  gehandelt  -vAerdcn 
soll,  vertreten  wird  er  bald  durch  sein ,  bald  durch  des- 
sen (s.  329.) 

Der  hochd.  dialect  hat  sich  also  bemüht,  die  Unter- 
scheidung zwischen  dem  rellexiven  und  unreflexiven  pron. 
aufrecht  zu  erhalten,  obgleich  es  nicht  ganz  damit  gelungen 
und  statt  der  organischen  rellexivform  des  dat.  zuletzt  die 
accusalive  aufgcgriU'eu  worden  ist. 

In  der  sächs.  uiul  fries.  mundart  hingegen  Avaltete  das 
geschlechtige  pron.  für  beide  bedeutungeu,  mit  gänzlicher 
beseiligung  der  reflexiven  form*"*),  wie  diese  jedoch,  auf 
verschiedne    weise,    ins    mud.  mnl.  nnl.    wieder    eingeführt 


*)  die  bloß  in  die  formlelire,  niclit  iii  die  syntax,  geliörenden  ab- 
weichungen  des  ahd.  gesclii.  pron.  von  dem  goth.  bleiben  Lier  un- 
beriicksiclitigt. 

")  es  (ejus)  steht  noch  ziemlicli  oft,  z.  b.  mi  tuet  is  goume  Diut. 
3,  90;  si  sint  es  frö  Parz.  23,  13.  47T,  15.  564,  3.  568,  1.  AVh.  21, 
25.  40,  5.  Nib.  670,  3. 

'")  strenger  gegeusatz  zu  der  großen  ausdelniung  des  slavischen 
reflexivs  (s.  319.) 


jioinen.     pronomen.     dritler  persoii.       333 

worden  Ist,  habe  Ich  vorhiu  gezeigt.  das  paradigma  des 
mul.  gesclilechligen  prou.  (gramiu.  1,  786)  leidet  die  be- 
ricliligung,  dal^  der  gen.  sg.  fem.  haers  lautet,  iinterscliie- 
deu   von   dem  gen.  pl.  aller  gesclilecliter  haer. 

Einen  hauptunterschied  des  nord.  dialecls  von  dem  goth. 
und  allen  übrigen  deutschen  bildet  der  gänzliche  niangel 
des  geschlechügen  prouomens,  das  dem  is,  si,  ita,  abd. 
es,  siu,  iz  entspräche.  es  wird  dafür  im  sg.  masc.  und 
fem.  ein  anderes  wort  kann  vmd  hon  (gr;imm.  1,  786)  *), 
für  den  sg.  neutr.  und  den  plur.  aller  geschl.  aber  das 
demonstrative  pron.  thul  u.  s.  w.,  their  u.  s.  w.  gebraucht. 
Nicht  anders  verhalten  sich  das  schwed.  hau,  hon,  detj 
däu.  han  ,  htm ,  det.  Syntactisch  aber  lialten  sie  gleiche 
linie  mit  dem  goth.  geschlechligen  pron.  und  stehn  geson- 
dert ab  von  dem  redexivum. 

Von  dem  auftreten  dieses  geschlechtigen  pronomens  drit- 
ter person  neben  der  verbalilexion  ist  cap.  5  des  vorigen 
abschnitts  geredet  worden.  die  besondere  anwendung  der 
neulralform  ez  im  eingang  unbestimmter  sätze  und  bei 
Impersonalien  wurde   s.  222  ff.    s.  227  ff.  abgehandelt. 

Hier  scheint  es  der  ort  auszuführen,  auf  welclie  Aveise 
die  nihd.  spräche  das  nenüiche  ez,  zwar  nicht  wie  dort 
Im  noni.  (224.  274),  sondern  im  acc.  mit  acliven  verbis 
zu  verbinden  pflegt,  ohne  daß  es  sich  auf  ein  vorausge- 
hendes subst.  bezieht,  oder  ihm  noch  eine  bestimmte  be- 
deulung  beigelegt  werden  kann,  folgende  verba  geliören 
dahin,  und  es  ist  besonders  ihr  Ursprung  aus  sinnlichen 
verrichtiUKjen  wahrzunehmen  : 

ex  rümen  (loco  cedere.)  Ysaac  unde  sin  w?p  niuosen 
IZ  rumen  Diut.  3,  72;  daz  err.  schiere  rumte  En.  1964;  die 
herrcn  rümtenz.  dar  Pioth.  4736;  smorgens  vor  der  veste 
rümdenr.  gar  die  geste  Parz.  54,  7;  iS  irr.  gcrumet  hie  jNib. 
1396,  1;  beguudiz.  dar  rümen  Alex.  6336.  6613;  er  rümdes 
im  oucli  SU  l\v.  3314;  ich  rumez.  nicmer  hie  Gregor  337.5; 
ir  sults  hie  rümen  Gudr.  1345,  4;  winder  hat  ez  hie  ge- 
rümet  Ben.  437;  rüme  ez  winler!  INls.  2,  82';  swcnuc 
CYZ  hie  mit  scliaiulen  rümet  IMs.  2,  225^;  du  rüiucst  ez 
hie  Kall  57'';  die  boten  rümtenz  da  Karl  97'';  er  nc 
woldis  ime  rümen  Alex.  1709.   u.  s.  w.  *)     sonst  licilU   es 


*)  ob  sich  ctynioIon;iscli  dieses  Iiann ,  Iion  mit  is,  si ,  brsoixiors 
durch  verniiltc'luiig  des  ags.  Iic,  hco  verciiibiucii  lasse V  bloilit  hier 
bei  seile. 

••)  N.  ps  101,  7:  waiida  nndere  fii^ela  rumcnt,  sparo  ist  lieiiiie; 
hier  hätte  sich  ein  ;'~  rünicnt  erwarten  lassen. 


334  einfacher  salz. 

oTl:     den   wcc,    Jaz   laut,    den  tau   fVib.  887,    1)    daz   vaz 
rumen ;  unsrc  rcilcnsarl  gierig,  wie  ich  glaube,  anfangs  auf 
das    gegenseitige    ausweichen    der    tiinzer   oder  Fechter,    ge- 
•Wühnlich  bcslinunen    es   beigefügte  localadverbia   naher. 
•      es  scheiden:    nuigct   ir   iz   gesceiden    pf.  Chuonr.  589; 
mölilen  six    in   beiden  hun    gescheiden   l\v.  7275;    wir  suhi 
€Z  hie  iiiil   handfii,  wir  zvvene  under  uns  beiden,  iu   einem 
ringe    scheiden   Trist.   6450;    su    niuoz   ez  gut    scheiden    mit 
kämpfe  under   in  Schwabens)).  219,    wie    auch   sonst:    tlaz 
scheide  got,  daz  niuoz  got  scheiden  Freid.  6,  10.  158,  27, 
die    Vorstellung    von    gerichtlichem    entscheiden    liegt    nahe, 
scheint  aber  doch  jünger  als  eine  sinnliche:    das  holz  spal- 
ten,   Nvitu    sceidan    (lignum    findere,    vgl.  alln.  skeid,    holz- 
löllel)?     lind    dann    wäre    die    bedeutung:    zerhauen,    den 
knoten  lösen,  etwa  wie  wir  heute  sagen:  es  klein  kriegen. 
ez    siienen:    daz    six    suontiu   HofFm.  merig.  98;    süene 
ez  Nib.  2273,  4;  ich  bringe  diesen  ausdruck  nur  zweifelnd 
hierher,    denn    in    der    ersten  stelle    ließe    ez   sich    auf  das 
ein  paar   verse    vorausgehende    urliuge    ziehen,      suonan   ist 
ahd.  judicare  und  componere,    versöhnen,      dürfte  man  das 
ez  deuten   aus   dem    zeichen  der    sühne,    dem  sühnkus  (os- 
culum  pacis),    so  wäre  ez   süenen  soviel  als :    den  sühnkus 
zuerkennen    und    dann    geben,      nnl.  ist    zoenen    gerade  zu 
küssen,    zoen ,    zoentje    osculum.       doch    fordere   ich    noch 
weitere   belege    des    scheinbar    beziehungslos    stehenden    ez 
bei  süenen. 

ez  irren:  ir  irret  iz  pf.  Chuonr.  1486;  sonst  den  wec 
irren  (RA.  633.) 

ez  nemen  y  benemen:  ne  hete  iz  in  diu  naht  benomen 
Diut.  3,  81;  iz  ne  beneme  ime  der  tut  oder  ehaft  nut 
Roth.  4925 ;  ehaftiu  not  hat  irs  benomen  Iw.  6042 ;  it  ne 
neme  ime  echtnut  Ssp.  1,  70;  auch  hier  muß  an  eine 
sinnliche  wegsperre  gedacht  werden,    ohne  ez  Alex.  2585. 

ez  rihen  (molliter  attrectare):  du  begunden  si  (di  vide- 
laere)  ez  riben  nüt  kuusleclichen  grilTen  Wigal.  8479,  künst- 
lich aufstreichen;  er  ist  an  dem  tanze  ein  rehter  treibel, 
mit  dem  fuoze  evz  walket  imd  r?bet  IMs.  2,  57"^,  mit  dem 
fuß  streicht  der  tänzer  auf  dem  boden  leicht  einher  *). 

ez  walken  (pulsare,  tundere):  die  andern  teiten  rlter- 
schaft,  daz  sie:,  wielken  vaste  unz  an  die  naht  Parz.  82,  7; 
die  kameran-e  bi  der  lur  wielken  ez  mit  starken  siegen 
Wigal.- 9490;  sie  wielkenr.  hin  u.  her  (schretel  u.  her  254); 


*)  liinter  zispet  muß  ein  comma  stelin. 


nomeii.     prononieii.     dritter  persoji.       335 

si  begondeiii  relite  walken  als  dri  Avilde  falken  under  den 
kleinen  vogelKn  Geo.  142;  nvi  luz  wir  ez  walken!   Otloc.  512^ 

er.  rvikisen,  ein  ähnlicher,  noch  unerklärter  ausdruck 
erst  in  einer  stelle  bei  Nilhart  aurgefunden :  wir  siUn  es 
üf  den  auger  wol  wikisen  Ben  ^41.  dem  verhiim  liegt 
ein  subst.  zum  gründe  das  ein  eisernes  geräthe  ausdrückt, 
wahrscheinlich  xvukistn  ,  tvejisen  (pflügen)  ]N.  ps,  64,   11. 

ez  rüereiif  ein  gern  von  saiten  und  andern  Instrumenten 
geltendes  wort:  si  kundens  anders  rüeren  mit  den  eckeu 
\Mi.  450,  26 ;  die  vinde  hefßuidenz  (so  lese  ich)  rüeren 
Gudr.  701,  2;  ahi  wie  er  ez  ruorte  in  deni  strite !  Rab. 
558;  wir  sülu  ez  mit  strite  vaste  rüeren  Rab.  590;  aller 
erest  siez  manlichen  ruorten  Rab.  741;  ah*  ^vies  "VTolfhart 
dii  ruorte !  Rab.  749 ;  si  sidnc  mit  llatschen  rüeren  den 
beiden  üf  den  renden  Bit.  8449  ;  alii  wie  si  ez  ruorten  uf 
die  helme  mit  ir  siegen  Dielr.  3418;  aln  wie  mans  do 
ruorte  nüt  strite!  Dietr.  8854;  alu  wie  sies  du  ruorten 
mit  den  siegen!  Dietr.  9136.  lauter  Übertragungen  der 
redensarteu  vom  saitenspiel  auf  das  spiel  mit  den  schwcrten. 

ez  strichen'}  aufstreichen,  aufspielen,  wird  vielleicht 
auch  vorkommen. 

ez  klengen?  ich  finde  nur  das  intransitiv  mit  lan:  der 
llez  ez  euch  mit  strite  erklingen  Rab.  730.  jenes  wäre 
schöner. 

ez  tichen ;  swer  mir  ez  mit  den  vuiden  liiule  hilfet 
liehen  Gudr.  1389,  3;  wies  Gtsel  da  mit  tanze  tichen  sol 
Ben.  385.  2,  83^;  da  sis  nüt  jamer  muosten  tK-hcn  JMs.  2, 
15^;  wie  sie  ez  tichen  i\f  dem  wal  Oltoc.  158^.  schon 
wegen  der,  wie  bei  riben,  walken,  rüeren,  hinzu  con- 
struierten  präp.  mit  mui\  auch  für  tichen  eine  sinnliche, 
von  spiel,  tanz,  gesang  oder  einem  andern  geschaft  aus- 
gehenile  bedeutung  gemutmaUt  worden,  wekhe  hcrnacli  in 
die  a1)slraclion :  es  vcisuclien ,  probieren  mit  etwas?  oder 
vielleiclit  vollführen,   zu  ende  bringen?  übertrat  *). 


•)  stolze  mnfide,  ir  siilt  ein  niiiwcz  (s.  2fi4)  tichen  (neues  spiel, 
lieH  anflehen  ?)  IJen.  441;  die  vopcl  went  ir  {lesnnr  aber  ticlirn  den 
siinier  laue,  (wieder  ersclinilcn  lassen,  anstimmen?)  I5en.  4:Ui;  da 
wider  lAzent  naiitifinl  dar  tiilien  (ihre  stimme  erseiiallen,  srlilapen  anV) 
Ben.  440.  Nun  aber  hei  Her!).  51c:  niit  sieben  und  mit  stiehen  die 
lebenden  daz  liehen,  dnz  die  töten  waren  tot;  irli  deutete  1,  9;<7  biil^len, 
imd  wirklieli  weist  Schni.  1,  .S.tI  ein  deieiien  =  biil^en,  vergüten  anf; 
kann  man  sa{,'en :  den  •lesanji  bii|ieii,  sieh  satt  sinj,'enV  wie  den  linn- 
ger  biil',en,  .stillen V  dazu  stimmt  das  'ein  iiiuwez'  nieht.  \.s.  3,  H'irt 
ticlict  :=  geht  langsam,  schleicht,  bei  Schm.  ein  bair.  deichen,  tardo 


336  einfacher  aalz. 

ez  liehen:  lal  ez  lieben  die  lliuncn  Nih.  1824,  3;  an 
der  liehen  briilcM-rmcn  Imobez.  Ijigoliuur  IJeii.  .'iOO;  du 
liusl  iz  eihaben  \)[.  ('Iiiiour.  5505;  daz  ez  erhalieii  ^vlII•de 
Nib.  1817,  7.  ^vahrscheinlich  zuerst  vom  anheben  bei 
spiel  oder  gelag,  erliuop  daz  liet  Pieinh.  249. 

ez  enblandeii:  wil  ich  iz  mir  enplanden  fr.  l)cll.  1382; 
wurde  iz  in  enj)Ianden  das.  1503;  got  eine  niac  in  helfen 
hin,  ob  er  imi  enl)landen  wil  I\v.  6342;  wir  niüezcn  ez 
slai'ke  cublaudcu  den  armen  unt  den  handen  Iw.  6391; 
daz  volc  niohts  den  ougen  nilit  enblanden  Parz.  231,  25; 
nu  muose  imr.  enblanden  Tnrl.  Wh.  15^;  si  liezen  inr, 
enblanden  Pvab.  599.  662.  Olloc.  255'^;  er  muozs  enblanden 
an  den  liden  JMs.  2,  254^;  swer  volget  dem  Schilde  der 
sol  ez  enblanden  dem  Kbe,  dem  guole,  dem  herzen,  den 
handen  JMs.  2,  29^;  der  sol  ez  dem  Kbe  enblanden  Ms.  2, 
37^;  der  werlde  ze  minnen  eublienders  saien  sinnen  Wigal. 
142;  doch  enblieudensz  den  ougen  Flore  7729;  ja  em- 
plienden  siz,  ir  banden  Bit.  9120;  statt  des  ez  kann  auch 
daz,  oder  ein  bestimmtes  subst.  siehn;  der  knabe  enplient 
dem  rosse  daz  Bit.  2954;  kint,  laut  in  den  reien  wol  en- 
planden! lAIs.  2,  81''.  die  abstracte  bedculung  ist:  bemü- 
hen, anstrengen,  sich  kosten  lassen  *) ,  (nur  Wolfram,  in 
der  angeführten  stelle,  scheint  es  abweichend  für  ei'sparcn 
zu  nehmen.)  es  muß  aber  wieder  eine  längst  verdunkelte 
sinnliche  dahinter  stecken,  die  vielleicht  von  der  bereilung 
des  getrankes  hergenommen  ist?  plantan  heißt  niiscere 
(schon  das  golh.  blandan  1  Cor.  5,   10.   11)  und   0.  IV.  12, 


passii  incedere,  bei  Stalder  1,  280  tichen  schleichea,  lacern.  galt 
das  wort  von  einer  langsamen,  sclileifetiden ,  feierlichen  bewegung  des 
tanzes  und  gesanges?  es  ist  ein  ablautendes  verbum,  und  doch  lassen 
die  übrigen  dialecte  dabei  im  stich.  —  Nur  das  erst  neu  wiedcrge- 
fundne  goth.  gadikis  (nAüa/f«)  Rom.  9,  20  konnte  auf  ein  deika, 
däik  leiten,  zu  welchem  sich  däigs  (massa)  Rom.  9,  21.  11,  16  ver- 
hielte wie  zu  tiche  das  subst.  teic  (gen.  teiges)  obwol  ich  nicht  ver- 
stehe warum  n?.i'.nnc  durcli  digands  statt  deikands  oder  wenigstens 
deigands  gegeben  wird.  Zusammenhang  dieser  Wörter  angenommen, 
würde  tichen  ursprünglich  auf  die  bereitling  des  teiges,  der  brotmasse 
gelin,  was  ganz  von  der  vorhin  versuchten  erklärung  ablenkt  und 
eine  sehr  kühne  üliertragung  auf  den  gesang  voraussetzt. 

')  ahd.  kiplantan  (confectus,  abgearbeitet)  Diut.  1,  493^  496a; 
waren  mir  inhiandene  (moiesti  mihi  erant)  N.  ps.  '3i,  13.  54,  4; 
tiu  inblandena  (niolesta,  adversa  fortuna)  N.  Bth.  105;  inblandeno  (adv. 
«iifficulter,  mit  mühe,  schwierig)  N.  Bth.  202;  nist  themo  thar  in  laute 
tod  io  thaz  iublante,  tiiaz  sinan  frinnt  biweinö  (keiner  ist  in  dem  land, 
dem  der  tod  die  boschwerde  zufüge,  daß  er  seiaeu  freund  zu  be- 
weineu  habe)  O.  V.  23,  245. 


nomen.    pronomen.     dritter  person.       337 

23    sagt    von   dem    verräther :    tLer    tlilseu    ecaden    blianl 
(braute ,  stiftete.) 

er.  hrimven  folgere  Ich  aus:  wiv  siiln  ein  nIu^vez  briu- 
wen   Ben.  352,    wie  ein  niuwez  ticlieu  (s.  264.) 

es.  bieten,  erbieten  (laute  tracfare):  ich  erbiuli  iu,  daz 
es  AiiiplKse  Gamurete  nie  baz  erbut  Parz.  406,  3  ;  nu  sol 
ein  ieslich  sa'lec  wip  erbietens  guoten  liuten  wol  Parz, 
660,  23;  mit  Avorten  und  mit  sinne  erbuten  sis  einander 
"wol  Wigal.  3144;  daz  es  nie  Avirt  niere  sinem  gaste  baz 
erbut  Iw.  6550;  ir  erbutet  mir  es  liie  su  wol  Trist.  1537; 
nie  lieben  gesten  nians  su  giietlich  erbut  Nib.  734,  4; 
kan,  als  ein  erber  toliter  sol,  es  iederman  erbieten  wol  Ls. 
1,  383;  unde  bietes  sime  gaste  so  Amgb.  6^;  ein  biderber 
w^irt  sol  es  wol  erbieten  dem  biderben  unde  euch  dem 
Schalke  Amgb.  32^;  empfieng  in  in  sin  hus  und  buls  im 
W'ol  Bon.  91,  9;  er  wolcls  im  bieten  dennoch  baz  Bon.  91, 
24.  die  redensart  stammt  aus  der  bewirtuug  der  gaste 
her,  und  gilt  vom  darbieten   des  tranks. 

es  bi'inijen  ,  ursprünglich:  einem  das  glas,  den  bechcr 
zubringen,  propiuare,  noch  im  16.  17  jh.  liäuflg :  ich 
bring  es  dir,  ich  bring  dir  das  *).  doch  ist  mir  kein  mhd. 
ez  bringen  in  diesem  sinn  erinnerlich,  dagegen  sieht  ab- 
stract:  sus  het  ers  umbe  si  alle  brüht  Iw.  2652,  es  um 
sie  alle  verdient. 

es  tiion :  si  hetens  dicke  wol  getan  an  maneger  riter- 
schefte  Wigal.  9140;  diu  maget  tcls  da  harte  guot  Wigal. 
11016.  in  beiden  stellen  ist  von  heldenarbeit  die  rede; 
so  auch  in  der  passiven  redensart :  du  wart  es  w  ol  getan 
Gudr.   184,   2.     vgl.  Parz.  726.   9. 

es  triben:  ez  hals  getriben  w^ol  zehen  jar  Wigal.  4316, 
von  einer  gespenstigen  erscheinung;  ich  tnbes  kurz  ode 
lanc  Iw.  7792. 

Wahi'scheinlich  noch  andere.  aus  unserer  hculigcn 
Sprache  etwa:  es  aushalten,  es  ausliaden,  es  treiben,  e* 
einrühren,  es  eintranken,  es  einbrocken ,  es  brauen  u.  s.  w. 

Mnl.  het  riimen  ;  si  musteiif  rumeu  te  hären  scanden 
Stoke  3,  153;  muslenf  daer  rumcn  3,  162;  ic  ue  rumef 
dur  ghene  nut  3,  383. 

Diesem  Itet  rinnen  inid  dem  mhd.  es  rinnen  cnispricht 
das  im  franz.  noch  jetzt  gellende  /e  ceder ;  auch /'empörter 
gehört  dahin ,  wofür  ioH  den  parallelen  deutschen  ausdruck 


')  woher  das  ital.  far  briiidisi. 


338  einfacher  satz. 

niclil  fiiule  ,  (lonii  unsor:  es  davon  trogen  wlrcl  nicht  XAiAS 
vom  sk'ger  gobiauclit.  urs|)riingli(;li  wol :  die  faluic,  die 
rüstiing  (spolia)  davon  tragen,  aus  dem  feld  als  sicger 
lieimkehrcn  *). 

Das  in  der  spateren  ahstraction  bedeulungsleer  gewordne 
es  drückte  also  in  dem  sinnlichen  begrif  der  vor/eil  gerade 
etwas  allgemein  bekanntes  aus,  worauf  es  bei  vollbringuny 
der  Sache  ankam,  alle  diese  rcdensarten  weisen  auf  ein 
frühes  allerthum,  das  an  kämpf,  s|nel,  tanz,  gesang  und 
trinkgelagen  seine  größte  freude  liatle.  sehr  hoch  hinauf- 
reichen werden  sie  darum  sclion,  weil  Notkers  inblanden 
bereits  ganz  abstract  erscheint,  von  den  ahd.  dürren  Schrift- 
stellern lernen  wir  solche  constructionen  nicht,  so  verbrei- 
tet sie   zu   ihrer  zeit  gewesen   sein   müssen. 

Für  etwas  anders  halle  ich  unser  iihd.  ebenfalls  ac- 
cusatives  es ,  das  wir  in  redensarten  wie :  ich  ziehe  es 
vor,  unterlasse  es  nicht,  schiebe  es  nicht  länger  auf,  zu 
sagen,  ii.  s.  w.  dem  infinitiv  voraussenden,  das  also  in 
der  folgenden  construclion  gleich  seine  beziehung  faulet, 
nicht  wie  jenes  es  in  etwas  un ausgedrücktem ,  aber  ver- 
stauduem. 


Possessives  pronomen. 

Ans  dem  genltlv  der  persönlichen  pronomina  werden  ad- 
jectivische  abgeleitet,  welche  sich  bec|uem  zu  Substantiven 
construieren  lassen,  während  jener  gen.  selbst  sich  mit 
verbis  verbindet,  unentbehrlich  waren  die  adjecliva  nicht; 
man  hätte  auch  bei  subst.  mit  dem  gen.  ausgereicht. 

Die  ältere  spräche  zeugt  aber  bloß  aus  dem  iinge- 
schlechtlgen  pron.  possessive  formen,  keineswegs  aus  dem 
geschlechtigen  uureilexiven  pron.  dritter  person,  dessen  sechs 
genitive  zur  bezeichniing  aller  possessiven  Verhältnisse  ge- 
nügten, demselben  organisnuis  begegnen  wir  in  der  gr. 
lat.  und  in  den  übrigen  urverwandten  sprachen;   auch    die 


')  das  franz.  le  in  diesen  plirasea  halte  ich  nicht  für  den  acc. 
masc.  (illiiin)  sondern  für  einen  Überrest  des  neutr.  (illud);  das  foljjt 
klar  aus  je  le  suis  ==  ich  bin  ez  (s.  274),  wo  der  acc.  unstatthaft 
ist.  aber  aucli  in  il  y  a  (s.  227),  il  pleut  (s.  252)  läßt  sich  il  als 
jieutr.  durciifiiliren,  weil  im  beginn  des  siitzes  die  beiden  anlautenden 
buchstaben  ;71ud  erhalten  blieben ,  in  dem  zwischen'  andere  Wörter  ge- 
sciiobneii  le  die   beiden  folgenden  (il/ud.) 


nomen.     proTiomen.    possessives.  339 

ronianisclieu  sind  nicht  davon  abgewichen.  Unter  unsern 
imuidaiteu  bleiben  ihm  treu  die  goth.  ahd.  sächsische,  frie- 
sische, nordische,  kurz  alle  außer  der  nhd.  und  nnl.,  deren 
abirrung  sich  aber  schon  auf  die  nihd.  und  iiiul.,  wenig- 
stens dem  beginne  nach,  zurückführt. 

Hieraus  ergibt  sich  schon  im  allgemeinen,  daß  Störungen 
der  possessiven  construction  hauptsächlich  für  die  drille 
person   zu  erwarten  sind. 

Auf  alle  possessiva  erstreckt  sich  folgende  bemerkung: 
mit  Substantiven  verbindet  unsere  spräche,  gleich  der  lat., 
und  von  frühster  zeit  an  nicht  den  gen.  des  persönlichen 
pi'ononiens,  sondern  überall  das  adjectivische  possessiviini^ 
erst  für  die  dritte  person,  im  unrellexiven  fall,  wird  jener 
gen.  gesetzt,  so  lange  sich  aus  ihm  kein  unorganisches  poss. 
erzeugt  hat.  demzufolge  heißt  es  z.  b.  gotli.  svera  atlan 
meinana,  sverais  altan  theinana ,  sverailh  altau  seinana, 
aber  svera  attan  is  (honoro  patrem  ejus.)  Die  gr.  spräche 
zieht  auch  bei  der  ersten,  zweiten,  so  wie  der  dritten  re- 
ilexiven  person  den  gen.  des  persönl.  prou.  dem  possessiven 
vor:  tifio)  %6v  naiioa  fiov,  Tifiäs  t.  n.  oov,  Tijitä  t.  n. 
iavTOV ,  so  daß  diese  conslructlonen  mit  der  unrellexiven 
iißiöi  tov  iiaTiQu  uviov  paralleler  laufen.  Ulf.  löst  aber 
jederzeit  die  gr.  gen.  (außer  im  unreflexiven  fall)  in  goth. 
possessiva  auf,  wofür  es  kaum  der  belege  bedarf,  da  sie 
sich  allenthalben  darbieten:  [nov  ftadr^rrjC ,  tneins  siponeis 
Luc.  14,  26;  ol  fiuOr^Tai  cov,  thai  siponjus  theinäi  JMarc. 
7,  5;  iz  'Veöir^iös  fiov ,  us  jundai  meinäi  Älarc.  10,  20. 
liuc.  18,21;  nuT£Q  i'^/iüi\  atta  iinsar !  JMaltli.  6,  9.  dieses 
unsar  ist  klar  das  poss.,  denn  der  gen.  pl.  des  persönlichen 
pron.  würde  inisara  fordern,  das  ahd.  fatar  unsar  könnte 
zweifelhaft  scheinen ,  weil  mit  der  possessiven  foi'm  hier 
der  gen.  pl.  zusanuiienlrift,  aber  schon  die  Übersetzung 
aus  dem  pater  nosler  der  vulg.  hebt  alles  bedenken,  weiui 
daher  noch  jetzt  im  lutherischen  gebet  gesprocheu  wird: 
valer  unser,  so  ist  das  kein  gracisnuis,  sondern  allerlliüm- 
liche  nachsetzung  des  posscssivs  (IMatth.  G,  9.  Luc.  It,  2 
stellt  es  Luther  voraus:  unser  vater.)  Die  ndul.  diciiler 
lieben,  wie  im  verfolg  gezeigt  worden  wird,  unjleclierte 
U(1j.  den  subst.  nachzusetzen;  das  gilt  auch  von  den  pos- 
sessiven ,  die  zumal  im  reim  haulig  voikon)men  :  der  biuo- 
dcr  S/n  ISil).  9,  1;  der  neve  s/n  iSib.  11,  1;  vil  liel)iu 
nuioter  viin  IN'ib.  15,  1;  vrouwe  vi/n  TSih.  17,  1.  I\v.  2162; 
vil  lieber  vater  m/n  JNib.  53,  1;  lieber  hcirc  ml'n  l\v. 
7528;  durch  den  willen  min  j\ib.  62,3;  vor  allen  vteudcn 

\    2 


340  einfacher  satz. 

sin  Nih.  62,  4;  ez  isl  iiilit  von  den  ßcluilden  sin  ^  von 
den  iinSii;lJcn  uiin,  Iw.  4067;  al  die  üvenliure  sin  l^arz. 
3,  18;  der  «larlcr  d/n  Wli.  49,  12;  den  Inuioder  min  l'arz. 
6,  25;  der  valcr  sfn  Parz.  14,  14;  und  allcnllialben  so- 
man  liiile  sich,  diese  dem  sahst,  iiacligeselzlon  possessiva 
für  gen.  des  ])ersünl.  pron.  zu  hallen;  das  Aviire  eine  völlig 
iindeulschc  liigung.  liciile  ist  die  poslposilion  unslallhall, 
oder  würde,  selbst  in  liedern,  aUecliert  allerlhümlich 
klingen. 

Dies  vorausgeschickt  kann  ich  nun  die  possessiva  der 
elritten  person  abhandeln. 

das  golh.  sein,  seina,  seiuata  hczielit  sich  gleich  dem 
pcrsünl.  gen.  seina,  auf  je'des  genus  und  jeden  niuuerus, 
aber  nur  im  wirklich  rellexiven  fall,  es  geniigl  n)ir  belege 
für  das  fem.  und  den  pl.  niilzulheilen:  jMarja  bisvarb  foluns 
is  skufla  seinamma  ßluQ.-u  i^tjiia^e  ratg  -if^oi'^iv  avTiji; 
tovs  nodas  ccviov  Joh.  12,  3;  gabar  sunu  seinana  iiexs 
lov  vlov  avT'ijS  Luc.  2,  7 :  (jvenes  seinäim  abnani  uf  huus- 
jaina  ai  yvvuutp  Toig  id'iofs  drd'Quoi  Eph.  5,  22  ;  garun- 
nuu  leikinuu  saühte  selndizö  ovvi]Qyovto  -O-taw^ifvcüitut- 
ano  rojv  aoOsveiMP  aviüJv  Luc.  5,  15;  lel  thans  dauthans 
filhan  seinans  duulhans  arpsg  zovg  vexQovg  ■OüU'ut  rovs 
iavTMV  vexoovc  Luc.  9,  60,  so  gut  nemlich  sik  neben 
dem  inf.  steht,  darf  es  auch  das  poss.  seius.  nicht  anders 
bei  dem  obliquen  particip :  vaürkjandins  bl  muna  viijins 
seinis  IveoyovVTog  tcaru  rr/p  ßov/.iv  tov  DiXijfturoQ  uuxov 
Eph.  1,  11.  Der  noin.  dieses  reflexiven  poss.  ist  nur  dann 
denkbar,  wenn  zu  dem  nom.  des  subjecls  ein  andrer  nom. 
prädiciert  wird,  z.  b.  in  redensarten  wie:  er  ist  sein  eigner 
feind,  sein  eigner  ankläger,  ille  ipse  suus  fuit  accusator, 
dürfte  auch  der  gotli.  nom.  seins  stehn.  Überall  wo 
keine  reüexion  statt  findet,  muß  der  gen.  des  geschlech- 
tigen pron.  steliji. 

Weit  beschrankter  ist  das  ahd.  sin  auf  der  einen,  aus- 
gedehnt auf  der  andern  Seite. 

a.  reflexiv  gilt  es  ledigllcli  im  bezug  auf  ein  männliches 
und  neutrales  subi.  im  sg. ,  nicht  mehr  aber  im  pl.,  und 
ebenso  wenig  für  das  fem.  überhaupt,  es  heißt  also  z.  b.  er 
eret  si'wrtu  fatar,  sinn  m\io{nT\  hingegen:  sie  erent  /»'o  fatar, 
siu  eret  ira  muotar;  laz  tute  bigraban  iro  toton  ]Malth.8,  22. 

b.  unreflexiv  auch  für  den  sg.  masc. ,  dessen  gen.  im  ge- 
schlechligen  pron.  mangelt,  sme  ebanluzon  (ejus  discipuli) 
R.  16*.  jenes  (?ret  sinan  fatar  kann  außer  colit  patrem 
suum  den  sinn  haben;    palrem  ejus ^    dea  vater    eines   an- 


iLomeii.    pronomen.    possesswes.  341 

dcrn,  da  sich  nicht  mehr  wie  im  golli.  eageii  ließ:  sveraitli 
allan  is.  T.  2,  5  vocabis  nonien  ejus:  iieinuis  ihii  sinun 
iiamou  (golli.   liaituis  uamo  is  Luc.  1,  13.) 

dieser  einscliränkuug  und  ausdelinung  zur  seile  lauft  eine 
gauz  analoge  des  geschleclitigen  prouoniens: 

a.  iinreilexiv  kann  es  auf  alle  gesclilcchler,  nur  niclit  auf 
den  sg.  niasc.  gehu, 

b.  reflexiv  aber  aucli  auf  den  sg.  fem.  und  den  pl.  aller 
gescblecliler,  z.  b.  filia  colit  patrem  suum  lautet:  tolilar 
eret  fatar  im ,  filii  colunt  patrem  suum  :  suni  erent  falar 
iro ,  in  welchen  beiden  salzen,  dem  Zusammenhang  nach^ 
aucii  ejus  verstanden  werden  kann. 

die  entfernung  vom  goth.  Sprachgebrauch  ist  so  stark, 
daß  oft  gerade  die  un)gekehrten  pronomina  statt  fuiden, 
z.  b.  jenes  Marja  bisvarb  loluns  is  skufta  seinmnma  wäre 
ahd.  ]Mar.  gisuarp  sine  fuozi  mit  ira  iahsü, 

Mhd.  verhält  es  sich ,  der  hauplsache  nach ,  wie  ahd., 
doch  ist  folgendes  wahrzunehmen : 

1.  das  possessivum  Sin  läßt  sich  vielleicht  noch  bei  ein- 
zelnen dichtem  und  als  seltne  ausnähme  in  seiner  älteren 
alltjeineiiiheil  nachweisen.  ich  habe  nur  eine  stelle  aus 
llerbort  15'^  angemerkt,  wo  es  für  den  pl.  fem.  gebraucht 
stellt  5  es  ist  die  rede  von  Venus,  Juno  und  Pallas  und  heißt 
dann:  ir  iegeliche  mir  sine  gift  bot.  Parz.  659,  24:  diu 
fruht  sinr  muoter  muoler  wirt. 

2.  gewöhnlich  und  in  der  rcgel  hat  es  nur  beziehung 
aufs  tniisc.  und  neutr. ,  sowol  für  den  fe/lexiuen  als  den 
unvejlexiuen  fall,  letzteres  z.  b. :  des  (cujus)  vater  hiez 
Sigenuuil,  sin  (ejus)  muoler  Sigelint  Nib.  20,  2;  in  si'nen 
besten  ziten,  bi  sinen  jungen  tagen  man  mühle  michel 
wunder  von  Sifride  sagen  Nib.  23,  1 ;  der  künic  klagte 
sere,  sam  tet  ouch  sin  wip  Nib.  2017  ,  1;  sin  valer  Parz. 
5,  25  ;  sin  eller  sun  Parz.  6,  2 ;  daz  er  het  e  gesehen  di- 
sen  ritter  oder  sinen  schin  Parz.  18,  12;  daz  ir  sigelus  Sit 
gesehen,  daz  ist  ^von  siner  kraft  'geschehen  Wigal.  613; 
und  damit  reichen  die  meisten  gedichte  aiis.  lun*  nicht 
Wolfram,  dessen  slil  schon  so  gedrängt  und  gedankenvoll 
ist,  wie  die  bessere  nhd.  prosa;  ihm  wird,  für  die  nicht 
rellexive  bedeutung,  neben  dem  ])ossessivum  ein  demon- 
stratives des  ^  aber  im  sinn  von  ejus,  ziun  bediirlnis  ,  und 
zwar,   so  viel  idi  sehe,  in  nachstehenden  fällen: 

a.  wenn  in  dem  salz  ilas  poss.  sin  bereits  enthalten  isl 
luid  beziehung  auf  ein  weiteres  djitles  subjcct  nOlliig  wild: 


342  einfacher  salz. 

nuiotor,  bruotler,  noch  des  laut  sin  ouge  nlninicr  ni(*r  er- 
kus  Parz.  12,  16;  shis  valcr  fremle  und  des  not  l'arz. 
112,  13;  sins  valer  helfe  und  des  rat  ^Vh.  'JS,  20; 
Sin  ors  von  Iscr  truoc  ein  dach,  daz  was  für  siege  des 
gemach  Parz.  36,  22;  S/ii  sweher  u.  fies  wip  Wh.  175,23. 
in  allen  diesen  bcispielen  würde  sfn  misverslaiid  erzeugt, 
nemlich  falsche  beziehung  auf  das  subject,  dem  sclion  das 
erste  sfn  gehurt,  veranlalU  liaben. 

b.  wenn ,  oline  ein  andres  sin  im  salze,  der  bezug  zwi- 
schen mehrern  subjeclcn  schwanken  könnte:  si  enphien- 
gen  von  im  ir  laut  u.  des  geniez  Parz.  52,  5;  der  wise 
man  enzelt  dechelne  sippe  zwischen  vatcr  u.  des  kinden 
Parz.  752,  12;  Tybaldes  laut  u.  des  w?p  du  liast  ^A^h.  457. 
16;  got  halde  iuch  alle,  benanm  den  künec  vi.  des  wjp 
Parz.  148,  1 ;  din  niinne  ist  sluz  unde  baut  miiis  herzen 
und  des  fröude  Parz.  76,  26;  er  dersach  eins  turnes  gujifen 
tint  des  dach  Parz.  161,  23;  er  enbut  Artuse  ii.  des  wil)e 
Parz.  625,  17.  auch  in  solchen  fügungen  würde  sin  leicht 
Zweideutigkeit  herbeiführen,  das  des  ist  gewöhnlich  von  dem 
ininiiltelbar  vorliergehenden  subst.  abhangig. 

c.  bei  einfacher  abhängigkeil,  da,  wo  ohne  misverstand 
auch  sfn  gebraucht  werden  könnte :  der  nieister  j^onielras 
soll  ez  geworht  han  des  haut  Parz.  589,  14:  Tybaldes 
räche  u.  des  nit  ist  alrerst  um  den  wurf  gespilt  Wh.  26,  2 ; 
den  künec  u.  des  kint  verliez  Wh.  102,  15;  der  regen  u. 
des  guz  Parz.  603,  7;  Tybalt  und  des  gerich  AVh.  44,  22; 
got  selbe  u.  des  kuust  Tit.  104,  2;  guol  man  u.  des  guot 
wip  Parz.  740,  29;  wie  Tilurel  u.  des  sun  Frimulel  den 
gräl  braeht  üf  Amfortas  Parz.  455,  17;  nu  kom  Tibalt  u. 
des  sun  Wh.  364,  1;  zumal  liebt  Wolfram  die  phrase: 
luid  des  wip :  da  der  wirt  saz  u.  des  wip  diu  burcrävin 
Parz.  34,  9;  der  künec  u.  des  wip  Wh.  129.  8;  der  künec 
Artus  was  alda  u.  des  wip  diu  künegin  Parz.  644,  17;  ich 
vant  den  künec  u.  des  Avip  Parz.  653,  28;  Artus  u.  des 
wip  diu  küngin  Parz.  684,  17.  hier  würden  alle  übrigen 
dichter  sagen  sin  wip ;  doch  einmal  hat  Wolfr.  diu  küne- 
gin sfn  wip  Parz.  671,  1  und  mit  nachgesetztem  poss. :  Ar- 
tus u.  daz  wip  sfn  Parz.  698,  17.  *)  er  verwendet  auch 
des^  voUkonuiien  richtig,  in  bezug  auf  subst.  eines  voraus- 
gehenden Salzes:  hie  ist  ouch  Gäwan  des  sun  Parz.  66, 
15;  Clinschor,  des  ueve,  Avarp  alsus  Parz.  656,  18;  des 
tut   schoup  siufzen  in  diu  wip  Parz.  161,  3. 


')  so  aucli:  icli  bat  den  künec  mit  sine  man  Parz.  528,  11. 


iiomen.     pronornen.    possessit^um.         343 

(].  einigemal  bezielit  er  shi  und  des  nebeneinander  auf 
dasselbe  subjecl:  sin  herze  und  des  sinne  ranc  nach  wibe 
lune  Wh.  22,  24  (oder  des  herzens  sinne?);  Amor  der 
niinnen  got  und  des  bühse  und  sin  ger  Wh.  25,  14.  Wenn 
Wh.  «SO,  4  zweimal  s/n  von  verscliiednen  subjecfen  ge- 
braucht wird :  von  welheni  laut  sin  iiberval  üf  sinen  scha- 
den wfiere  getan?  so  war  hier  gar  kein  des  statthaft,  da 
sich  das  erste  sin  auf  den  gefragten,  das  zweite  auf  den 
fragenden  richlet  *).  Überhaupt  kann  man  annehmen,  daß 
näheren  subjccten  sin,  ferneren  des  gebühre;  auf  den  casus 
reclus  geht  niemals  des ,  nur  si7i ,  aber  dieses  auch  auf 
den  obliquus,  d.  h.  stn  steht  bald  rellexiv,  bald  unrellexiv, 
des  immer  unrellexiv. 

2.  der  gen.  ir  gilt  für  den  gen.  sg.  fem.  und  den  gen.  pl. 
aller  geschlechter,  d.  h.  für  das  goth.  izus ,  ize,  izu,  für 
das  alid.  ira,  iru  (bei  N.  und  W.  schon  iro ,  iro,  im  11, 
zum  theil  12  jh.  ire,  Ire.)  er  steht  aber  beides,  in  un- 
rcllexiver  \md  rellexiver  bedeulung.  dieses  z.  b.  diu  kü- 
lu'gin  lie  liegen  den  künec  ir  man  Iw.  99;  sus  schieden 
si  sich  von  ir  valer  \\  h.  6,  18.  jenes:  ir  enschadet  der 
winter  an  ir  schrriie  Iw.  579;  daz  ez  ir  keiner  wart  ge- 
Avar  Iw.  102.  reiche  belege  im  wb.  zu  Iw.  s.  106.  109. 
■Selbst  mit  dem  arliUcl  kann  dies  unveränderliche  ir  ver- 
bunden werden:  ich  laze  iu  iuwer  guot  luide  iuwer  swester 
habe  daz,  ir  Iw.  7688;  den  luwern  ])jis  an  den  ereu,  unt 
den  ir  anme  guole  Iw.  6058,  wo  wir  heulo  sagen:  das 
ihre,  den  ihren. 

An  die  stelle  dieser  beiden  possessiv  gesetzten  ir  bildet 
nun  die  reine  luid  höCsche  mhd.  spräche  eigentlich  noch 
kein  adjeclivischcs  ir ,  irin ,  irz,  und  wenige  slcllen  da 
wo  es  abschrc'iher  einschwärzten  zwingen  zu  dessen  bei- 
behallung.  im  ganzen  Iw.  kein  beisplel.  doch  M  olfrani 
bat  iriu  bein  Wh.  25'J,  9;  Wirnl:  vor  irre  juncfrouwen 
Wigal.  4042 ;  irre  muoler  (matri  ejus)  AA  ig.  7440;  ireni 
lobe  Wig.  10473.  bei  Golfried,  Rudolf,  ('onrad  und  den 
meisten  andern  lauter  unveränderliche  gen.  ir.  eher  ge- 
slallet  der  volksmäUige  slil  das  possessiv:  iren  lip  Nib. 
1473,  4;  iriu  (in  der  rasur)  TS'Ib.  1290,  2;  iren  JNib.  1956; 
3  (in  einigen  hs.);  iriu  dinc  Kl.  189. 


')  solche  sin  in  niiicni  fcal/  :iMt'  verscliiedncs  subjecl  bezogen  sind 
frcllicli  l)ci  ancbrn  (ridilcin  weit  liiiii(i<;er,  ■/..  h.  llarlninnii  sa«;!:  <lö 
antv.urt  er  uiit  i>in  wip  beide  giiol  «incle  b'p  vil  gar  in  ttne  gewalt 
Iw.  &097. 


344  einfacher   satz. 

unlciigb.ir  Avarcn  solclio  formen  schon  unter  dfn  JIcli- 
tern  des  12  jli.  zienilicli  gangbar;  7Avar  die  gcncsis  Diiit.  3 
liat  jiiii'  den  gen.,  7..  b.  smiii  chiiit  und  irc.  bniii  3,  82; 
ininlu  ^Vlb  und  ire  ])arn  3,  83;  mit  allen  ire  cliindcn  3, 
83;  so  auch  ire  burchveste  pf.  Chuonr.  874;  ire  krapht 
das.  1216.  hingegen:  daz  si  ernie  (so  die  hs.)  lierrea 
vuren  Roth.  144;  iren  ruof  si  du  liuben  Roth.  179;  ich 
wil  es  gerne  iren  rat  lian  Roth.  531;  zu  iris  vatcr  keme- 
iiaten  Roth.  2332;  iren  walt  Alex.  662;  an  im  Jibe  Alex. 
1313;  an  im  guolc  Alex.  1315;  di  swesler  im  bruoder 
Alex.  3010;  nurli  iren  holden  Alex.  1853.  1905  und  in 
diesem  gedieht  öfter;  iria  wort  (ludes  gehugde  205);  iriii 
swert  (das.  958);  iriu  tougeii  fundgr.  130;  im  magetuom 
fundgr,  194;  mit  heiligem  irin  bluode  Anno  89;  bi  im  vater 
Diul.  I,  9;  in  der  kaiserchron.  ohne  zweifei  verschiedentlich. 

man  darf  annehmen,  daß  dieses  unorganische  possessiv, 
welches  die  erhebung  der  spräche  im  13  jh.  nicht  ganz 
niedeihalten  konnte,  im  laufe  des  14  und  15  vollends  um 
sich  grif.  eine  solche  bezeichnung  gebührt  ihm,  weil  es 
sich  weder  in  einer  der  luverwandten  spraclien,  noch  ein 
paralleles  aus  dem  männlichen  oder  neutralen  gen.  es  ent- 
faltete, nicht  einmal  die  sonderung  einer  weiblichen  und 
pluralen  form  wird  damit  erlangt.  für  das  melnmi  und 
die  deutlichere  beziehung  des  in  gleichem  casus  stehenden 
subst.  mögen  kleine  vorlheile  daraus  erwachsen;  das  syn- 
tactische  Verhältnis,  welches  wir  hier  erörtern;  d.  h.  der 
reflexive  oder  nicht  reflexive  begrif  bleibt  unberührt,  wo 
der  iniveränderliche  gen.  ir  stand,  steht  auch  das  flexible 
adj.,  in  beiden  fällen. 

Hier  mag  gefragt  werden ,  warum  Wolfram  seinem  fies 
=  ejus  (niasc.)  zur  Seite  nicht  auch  ein  der  =  ejus  (fem.) 
und  eorum,  earum  verwendet?  warum  er  nicht,  wie  sia 
bruoder  unde  des  sun,  auch  sagt:  ir  swester  unde  der 
loiiter,  ir  liufe  unde  der  hus?  ich  erinnere  mich  keines 
solchen  der  bei  ihm,  und  müste  die  stellen  übersehn  ha- 
ben; umgekehrt,  sind  mir  andere  zur  band  in  welchen 
der  passend  gewesen  wäre,  und  deiuioch  ir  gesetzt  wird: 
Arntve,  ir  toblcr  luide  ir  kint  Parz.  670,  23,  hier  wird 
Arnivens  tochter  und  die  kinder  dieser  tochter  gemeint  (vgl. 
590,  19);  Ginovcr  in  ir  pflege  enplienc  Itonje  und  ir  anus 
Parz.  731,  2,  den  geliebten  Ilonjens;  die  manec  sper  c 
brachen  durch  ir  (ejus,  illius)  minne  gcr  Parz.  730,  22. 
es  läßt  sich  nun  sagen,  daß  man  mit  dem  ir  für  den  un- 
reflcxiven  sinn  weiter  reichen  konnte  als  mit  dem  Ursprung- 


nomeii.     -pronomen.    possesshujn.  345 

lieh  reflexiven  sin ,  neben  welchem  ein  des  nolhwendiger 
erscheinen  niusto;  ferner,  daß  sich  des  für  die  construction 
günstiger  absonderte  als  der ^  welches  zugleich  auch  noch 
dat.  sg.  fem.  uud  nom.  sg.  masc.  war.  Wenn  Iw.  1548  gesagt 
■wird:  ez  ist  der  wunde  alsu  gewant,  so  darf  dies  pron. 
zwar  nicht  als  artikel  auf  wunde,  vielmehr  nur  auf  minne 
bezogen  werden,  ich  halte  es  aber  eher  für  hujus,  als  ejus. 

Was   nun    die  nlid.  läge   dieser   beiden   pronomlna  be- 
trlft,  so  merke  man 

1.  das  possessivum  sein  behält  den  umfang  bei,  der  ihm 
in  der  ahd.  und  mhd.  periode  angewiesen  war.  die  Volks- 
sprache gibt  ihm  hin  und  wieder,  im  reflexiven  fall,  seine 
alte  organische  ausdehnung  (Schm.  bair.  niundarten  §.  742)  5 
selbst  in  einzelnen  Sprichwörtern  der  Schriftsprache  sitzen 
hiervon  noch  spuren  fest:  sein  thor  kennt  jede  kuh  (Garg. 
50^) ;  untreu  schlug  seinen  eignen  herrn  (Schweinicheu 
3,  162),  wofür  H.  Sachs  II.  2,  38<i:  untreu  ihren  herren 
schlug ;  man  dürfte  freilich  auch  Untreu  als  männlichen 
eigennamen  fassen,  die  redensart:  es  hat  damit  seine  rich- 
tigkeit,  wendet  Etlner  im  iniw.  doct.  791  auf  ein  fem.  an: 
wenn  die  erste  verdauung  nicht  seine  richtigkeit  hat.  das 
sind  aber  geringe  und  gemeine  ausnahmen ,  die  der  regel 
nichts  anhaben. 

2.  der  mhd.  gen.  ir  lautet  ihrer  (wie  aus  dem  gen.  mTn, 
din,  sin  meiner,  deiner,  seiner  geworden  ist)  und  dauert 
in  verbalconstructionen  fort:  er  ninunt  sich  ihrer  (oius) 
an,  oder  neben  adjoctiven :  ihrer  aller  (eorum  onuiium) 
wolfart  u.  dgl.  bei  subst.  gilt  überall  das  ileclierbare 
]>ossesslv. 

3.  neben  sein  wird,  nach  Wolframs  mhd.  weise,  auf 
enlfernlere  subiecle  der  gen.  des  demonstrativums,  jedoch 
nicht  in  der  artikelform,  sondern  in  der  des  rclativs,  be- 
zogen, da  wo  sonst  Zweideutigkeit  oder  uiisinn  erwachse!* 
konnte :  mir  begegnete  der  gärlner  mit  seinem  bruder  inid 
dessen  frau ;  wir  redeten  von  seinem  toil  und  dessen, 
folgen.  ist  aber  nur  bczug  auf  ein  drittes  subject,  so 
klingt  dessen  steif  und  Aviid  sein  vorgezogen,  niiMuanil 
sagt:  der  maiui  und  dessen  frau,  aiiUcr  etwa  bei  vor- 
nehmen pcrsonen:  der  künig  mul  dessen  geinahlin  ;  der 
gewöhnliche  natürliche  ton  fordert:  der  niaiui  und  seine 
JVau.  in  der  pocsie  können  die  dessen  nu'isl  gespart,  in 
dem  gellecht  der  i)rosa  nicht  ganz  vciiniedcri  werden;  un- 
gebildete schriflslcllcr   haben  sie  nicht  selten    geiuisbraucht. 


346  eiufacJier  satz. 

4.  wie  zwisclieii  sein  uiul  dessen  darf  nun  aucli  /.wisrlien 
ihr  und  deren  nntcrscliiedcn  ^verdon :  die  griiliii ,  ihre 
verwalleiin  und  deren  locliler;  die  fürsloii  ,  ihre  unler- 
llianon  und  deren  aI)ftal)(Mi ;  dagegen  gesagt  ^vird  :  der  graf, 
seine  verwalleiin  und  ihre  locliter;  der  fürst,  seine  »inter- 
llianen  und  ihre  abgaben,  l)ei  ganz  gleiclier  ferne  des 
subjecls,  A,veil  hier  das  erste  ihr  wegfallt. 
Überall  kann,  sobald  im  zusaninienliang  der  rede  die  Ver- 
hältnisse feslstehn ,  auch  da  sein  und  ihr  gesetzt  werden, 
wo  die  erste  niclduug  ein  bestimmteres  dessen  und  deren 
anzuwenden  hätte. 

Soviel  von  der  liochd.  spräche  in  diesen  bezieliungen. 
In  der  alts.  und  ags.  dauert,  obschon  das  reflexiv|)ronoinen 
und  namentlich  der  gen.  sin  verschwunden  ist,  das  davon 
hergeleitete  possessive  sfn  fort;  und  zwar  steht  es,  soviel 
icli  weiß,  immer  nur  rellexiv,  aber  wecliselnd  mit  dem 
gen.  1*5,  während  dieser  mehr  den  unrellexiven  fall  zu 
vertreten  hat.  beispiele:  so  hie  ihuo  lunbi  thena  altari 
geng,  mid  is  rukfatuu,  fremida  frohon  sines  jungarskepi 
Hei.  3,  22,  hier  hätte  auch  das  erstemal  stehn  können 
mid  rokfatun  sfnun ,  oder  das  zweitemal  is  frohon,  das 
organische  poss.  scheint  lieber  mit  ])ersönlichen  subst.  sich 
zu  binden  als  mit  sächlichen;  lie  lobude  im  word  godes, 
herron  sfnes  Hei.  29,  3;  Johannes  lobuda  them  liudiun 
lera  Krisles,  herron  si'nes  Hei.  30,  23;  thu  geng  aftar  tliiu 
Simon  Petrus,  weide  it  seggian  thu  lierron  sfmimii  Hei. 
98,  13;  thö  frägude  Petrus  tlieodan  sfnan  Hei.  99,  23; 
einigemal  von  Sachen  gebraucht,  bezeichnet  es  innigere  ab- 
hängigkeit :  Johannes  slud  *),  dopte  allan  dag,  liandun 
sfnun  Hei.  29,  19,  die  bände  sind  dem  menschen  eigner 
als  das  rauchfaß;  quad  (goltes  stinuiie)  ihat  he  ina  gicora- 
nan  habdi  selbo  fon  Siuun  jikea  Hei.  30,  4.  Die  ags. 
belege  sind  nocli  seltnei',  und  gewöhnlich  reicht  bis,  hire, 
hira  auch  für  den  rellexiven  sinn  aus.  im  ganzen  }3eovulf 
nur:  stnne  geseldan  3963;  to  hofe  Sinum  2472.  öfter  bei 
Cädmon:  vidh /iis  hearran  ,  vidh  drillten  5?"KHe  19,  22;  Abra- 
ham tha  andsvarode  drihtne  sinnm  131,  8;  freonutg  ofsluh 
brudhor  sinne  60,  19;  Abraliam  sägde  freondum  sinuni 
122,  11;  lieht  him  fetigean  tu  sprecan  sfne  161,  18;  neode 
Sine  volde  neosian  53,  1 ;  vealdend  scufedh  folmum  smiitn 
170,  14;  brego   engla    beseah  eagum  sinuni  60,  6;  handum 


*)  wieder  ein  sfod,  cUpfe  zu  den  beispieleu  s.  216;  die  alliteration 
mag  diese  structur  begründet  haben. 


nomeji.    pronomen,    possesshum,         347 

sinnm  34,  29  ;  thüt  \if  thin  heafod  trededh  fah  nud  fotum 
sinuni  56,  15;  liet  tliä  tu  sonme  s/we  leode  245,  27.  einige- 
mal aucli  iinreflexiv:  myntedli  in  gethancum  that  me  äfter 
sie  eaforan  sine  yrfeveardas  131,  27(;  agif  Abrahame  idese 
5^*116  160,23,  docii  in  nächster  beziehung  auf  das  object. 

Im  späteren  englisch  erlischt  das  possessivum,  im  mnd. 
hingegen  kommt  es,  neben  den  reilexiven  formen  sines 
lind  sig  (s.  330)  \vieder  mehr  in  gang.  außer  ihm  aber 
hat  die  mnd.  mundart  wahrscheinlich  schon  frühe,  und 
früher  als  die  mhd.,  ein  adjectivisches  er,  ere,  er  (or, 
ore ,  or)  gebildet.  Auch  alle  mnl.  quellen  kennen  ein 
possessivum  haer,  hare  ^  haer ,  das  sich  wie  jenes  aus- 
nahmsweise erscheinende  mhd.  ir,  iriu ,  irz  überall  ver-» 
hall;    Sin  aber  hat  ganz   die  mhd.  luid  nhd.  bedeutung. 

Nnl.  endlich  ist  zu  dem  poss.  haar,  Jiare,  haar,  ein 
neues  noch  mehr  unorganisches  hun,  hunne,  hun  hinzu- 
getreten, das  aus  dem  gen.  pl.  masc.  neutr.  hunner  gebil- 
det wird,  der  selbst  wiederum  nach  dem  dal.  pl.  hun  an- 
genommen ist.  freilich  wird  damit  der  bogrif  eorum  und 
earum  geschieden :  de  landbewoners  zijn  reeds  Averkzaam, 
rook  slijgt  lüt  hnnne  daken  (aus  ihren  dächcrn) ;  de  wöl- 
ken zenden  hären  zegen  (ihren  seegen)  naar  beneden  ;  an 
einer  solchen  Unterscheidung  liegt  aber  eigentlich  nur  im 
luireilexiven  fall. 

In  den  nord.  sprachen  fuidet  sich  alles  nach  dem  nalur- 
gemäUen  zustand  geregelt,  wie  er  bei  der  goth.  spräche 
geschildert  worden  ist.  sie  besitzen  für  den  reilexiven  fall 
der  dritten  person  nur  das  einzige  poss.  alln.  sinn,  shi, 
sitt,  welches  sich  auf  jeden  num.  und  jedes  genus  bezieht, 
für  den  unrellexiven  fall  hingegen  besieht  mit  recht  kein 
adjectivisches  possessiv,  sondern  alles  wird  duixh  die  gen. 
dritter  i)ei'Son  ausgedrückt :  altn.  hans,  hennar,  thess,  pl. 
theirra;  schwed.  hans,  hennes,  dess,  pl.  derasj  dän. 
hans ,  hendes  ,  dets ,  pl.  deres.  folgende  beispiele  lehren 
den  absland  von  der  hd.  nuindart:  hon  kallar  barn  sitt 
(sie  ruft  ihr  kindj;  their  kalla  barn  silt  (sie  rufen  ihr 
kind);  ek  kalla  hans  barn  (ich  rufe  sein  kind) ;  ek  kalla 
hennar  barn  (ich  rufe  ihr  kind);  ek  kalla  iheirra  barn 
(ich  rufe  ihr  kind.)  scliwed.  min  bror,  hans  luistru  och 
hennes  sUigtingar  (mein  bruder ,  seine  frau  und  ihre  ver- 
wandten.) Indes  wird  dän.  fast  inuner  der  gen.  pl.  deres, 
statt  sin,  gesetzt,  wenn  der  casus  rectus  im  pl.  stellt:  der 
sloge  de  deres  ijald  (da  sclilugen  sie  auf  ihr  zeit)  Dv.  1, 
3;   saae    de   deres    (iender   glandse   (sahen    sie   ihre  feinde 


34Ö  e'uijacher  salz. 

i>]aii7.cii)  Dv.  3,  284,  wo  es  scliwed.  lieißl:  ocli  s3go  sina 
ii(Mulcr  gljinsa  1,  171;  wieder  eine  cliaraclei  islisclie  »iiiler- 
sclieidwny  heider  iieunord.  dialecte.  /.iiNveileii  veiliitl  dei" 
scliwcd.  gen.  nenlr.  dtss  die  stelle  von  haiis  oder  lieiuies  : 
harnet  med  alla  dess  leivsaker  (das  kiiid  mit  allen  sehic.u 
Spielsachen.)  dieses  dess ,  wie  die  Zuziehung  des  noiil. 
demonsirativs  in  das  pron.  der  diitten  pevsoii  üherhaupl 
vergleicht  sich  dem  mlid.  des,  uhd.  dessen  und  deren  in 
den  erürlcrleu  coiislruclioiieu. 


]Man  muß  bei  anwendiing  aller  tibcr  das  reflexive  oder 
nicht  reflexive  prononien  gegebnen  legeln  liauplsiichlich  den 
eindruck  beachten,  den  das  stärkere  oder  schwächere  hervor- 
treten einer  persou  in  der  (janzen  rede  macht.  Auf  den  lield 
eines  gedichts  kann  selir  leicht  ein  pron.  bezogen  werden, 
wenn  er  aucb  nicht  subject  des  vorhcrgelienden  satzes  war. 
Was  daher  s.  216  bei  auslassung  des  pron.  neben  dem 
verbum  gesagt  wurde,  daß  der  sinn  sich  leicht  von  selbst 
zu  dem  gemeinten  subject  zurückfinde,  gilt  aucb  in  uiisrer 
beziehung.  hierfür  voll  von  belegen  sind  die  mhd.  dicli- 
tungen,  Avenn  es  z.  b.  Reinh.  351  beißt:  Diepreht  über 
die  Valien  spranc  und  gestuont  ixn  widerwanc,  an  shien 
neven  stiez  er  sieb,  so  gebt  dies  sinen  und  er  scbon  nicht 
mehr  auf  Dieprebt,  sondern  auf  Reinbart  selbst;  ebenso 
in  folgender  stelle  :  Isengrin  begunde  draben  ze  läge  Reln- 
Larte;  er  (der  fuchs)  Iiuop  sich  au  die  warte.     Reinb.  1062. 


Nach    dieser    auselnanderselzung    de.?  scbwierigen  pronoml- 

nalverhaltnisses  für  die  drille  person  folgen  hier  noch  ver- 

schiedne  allgemeinere  bemerkuugen  über  das  persönliche 
prononien. 

1.  es  wurde  scbon  s.  219.  220  angeführt,  daß  die  iieu- 
nord. sprachen  das  pron.  dritter  person  neben  eigennamen 
und  appellativen,  selbst  solchen,  die  schon  ein  pronomi- 
nalsuflix  haben ,  gern  iviederholen,  so  daß  alsdann  das 
subject  zwei,  drei  oder  gar  viermal  ausgedrückt  scheint, 
z.  b.  schwed.  äu  fogeln  han  flog  Sv.  vis.  2,  70 ;  den  fogeln 
han  flog  sig  3,  175;  när  svanen  han  svartnar  3,  6;  nar 
Rosen  han  kom  3,  137;  Karin  hon  stär  3,  195;  jungfiun 
hon  sprang  3,  123;  att  blodet  det  raun  2,  146;  hvar  gul- 


nomen      prouome/L.     persönliches.         349 

dct  det  lag  3,  138;  sä  bergen  de  remna  3,  133.  dän. 
Grimmer  lian  gaaer  Dv.  1,  104;  Alf  hau  bocr  1,  139; 
ravnen  hau  flyver  1,  195  ii.  s.  w.  zuweilen  wird  das  prou. 
sogar  hinter  das  verbuni  gesetzt:  prästen  er  luirlig  han 
(Hallman  p.  333.)  Altn.  findet  sich  bloß  bei  der  ersten 
person,  neben  ausgedrücktem  pron.,  noch  ein  dem  verbo 
anlehnendes:  varca  ec  fiarri,  nema  €C  daudr  siac.  er  ec 
saddac,  ef  ec  eilic  sva  (s.  219.) 

Ein  so  nachdrucksanies  pron.  würde  sich  nihd.  eher 
sclion  bei  der  zweiten  person  aufzeigen,  z.  b.  liocrest 
duz  du?  (schretel  und  her  320.  321.)  für  die  dritte  per- 
son aber  lassen  jenen  neunord.  constructioncn  sich  nihd. 
vergleichen  ,  in  denen  aber  gewöhnlich  das  subst.  nicht  wie 
dort  unmittelbar  dem  pron.  vorausgehl,  sondern  erst,  nach 
mehreru  zwischen  tretenden  Wörtern,  am  schluU  des  satzes 
folgt:  sin  houbet  er  iif  rihte  der  lobema^re  wi'gant  En.  223  ; 
in  die  phorteu  sie  do  giengen  Eneäs  u.  Sibille  En.  3256; 
mit  hurte  vlouger  undcr  sie  der  valke  Parz.  282,  15;  daz 
ros,  du  er  u(  saz  "^rurpin ,  Karl  85'';  nu  was  er  komeii 
über  nier  der  groze  künec  das.  92^ ;  nu  erheizter  nider  an 
das  gras  der  keiser  das.  100^;  wenn  der  eigenname  voraus 
geht  und  das  pron.  folgt,  ist  die  fügmig  minder  auffallend : 
Premunda  diu  künegin  ze  sinen  füezen  si  sich  bot  Karl 
95* ;  Cotfrit  ein  degen  lobesam  des  keisers  baner  er  do 
nam  Karl  100*'.  ]\lnl.  hl  den  grave  dit  goet  gaf  Lodewlcli ; 
Jii  slaerf,  als  ment  bcscicven  siet  ,  Dideric;  doe  nam  Jii 
orlof  in  Sirixe  jonchere  \\  illem  ;  doe  ret  hi  vaste  al  over 
dwers  Walcwein;  doen  word  Iil  onthöft  die  heie ;  na  dien 
winler  ghcretlde  hi  die  vaert  Vcspasiaen;  dat  hl  van  do- 
gheden  in  dogheden  gaet  die  mensche;  in  sinen  tiden  wa- 
ren si  gheloglien  die  Nedersassen;  ghinghen  si  scaven  die 
Vricsen ;  auch  im  ;obliquen  casus :  dat  was  /rem  en  blide 
U|)sien  Waleweine  ;  dus  was  hein  davonlure  teghen  den 
onsen.  *,)  In  der  ndid.  inul  mnl.  fügung  eilt  die  rede 
schnell  zinn  prädical  des  salzes  und  muU  dann  am  ende 
das  subjecl  hervorheben;  in  der  neunord.  liatte  sie  umge- 
kehrt mit  dem  subjecl  angehoben  und  will  dann  das  pra- 
dicierende  verbum  noch  durch  ein  prononien  vcrdeulliclien. 

Ganz  etwas  anders  ist,  wenn  dem  persönlichen  pro- 
nomen  unmittelbar  ein  suhst.  als  prädicat  heufejugt  steht, 
zu   tndel  oder  loh:  nihd.  ich  gouch!  ]Ms.  1,  72';  er  gouch! 


•)  bplepe  bei  Huyd.  op  St,  1,226.  227  und  in  Clisnolts  Tciilün'usta 
LIX-LXIV;  jeuer  merkt  eine  analoge  altfranz.  stelle  an. 


350  einfacher    saiz. 

Wallli.  22,  31;  er  tore!  Ben.  422;  er  gebAre !  Ben.  454; 
er  schale!  warll).  kr.  Jen.  2'J ;  er  bldoriie  au  niaimcs  sclur-ncl 
Parz.  39,  22;  ir  gans !  Tarz.  515,  13;  gewülmlich  aber 
treten  dabei  adjeclive  ins  spiel,  alid.  ir  goucha!  N.  ps. 
93,  8.  diese  constniclion  ist  auch  noch  heule  vollkomnien 
üblich,  s.  295.  296  aber  wurde  gezeigt,  wie  die  nord. 
Sprache  in  gleichem  fall  gern  das  possessiv  anwendet. 

2.  die  sinnliche  alle  spräche  verwendet  gern  die  subsl. 
leih,  hand  und  fuV\  zu  einem  verstärkten  und  lebendigeren 
pronominalausdruck.  von  leih  wurde  schon  s.  296  geredet, 
iu  gescliihet  von  uihien  lianden  we  (von  mir)  JNib.  614; 
4 ;  ja  sol  si  mit  nur  teilen  maier  lieben  bruoder  haut 
(meine  lieben  br.)  NIb.  641,  4;  daz  sol  Sifrides  hinit  (er 
Siegfried)  underslän  Nib.  827,  4;  dö  werlez  sin  haut  (er) 
NIb.  625,  2;  da  sol  din  haut  (sollst  du)  minen  man  be- 
hüoten  Nib.  847,  2;  guotcr  beide  haut  NIb.  1451,  2;  mir 
die  liande  inine  (ich  mir  selbst)  den  tut  ta;ten  Diut.  1,  15; 
iu  lult  erworben  imver  haut  (iiir  liabt  euch)  ein  scIkpuc 
wip  Iw.  2781;  iu  hat  verdienet  iiiiver  haut  ein  kiine- 
giiuie  Iw.  2879;  mir  ervaht  min  eines  haut  ein  schcene 
vrovven  Iw.  3527  u.  s.  w.  für  iiiiver  J'iieze  (vor  euch) 
Nib.  915,  3;  daz  ich  dinen  fiiozen  (dir)  also  nahen  bist^u 
IVIar.  39;  dar  nie  ir  ßioz  (sie)  an  getrat  Diut.  1,  8. 

3.  die  im  possessiv  bereits  ausgedrückte  beziehung  pflegen 
besondere  relativsätze  noch  hervorzuheben.  ich  thue  der 
mehrfachen  formein  schon  hier  erwahnung.  a.  mit  Jiahen: 
Sine  liste,  die  er  hat  Relnli.  105;  mune  kumber,  den  ich 
hän  Iw.  4732;  daz  ist  sin  bort,  den  er  liät  Freid.  56,  8; 
sin  gewalt,  den  er  da  hat  Freid.  23,  25;  ir  swarze  varwe, 
die  si  hat  Freid.  88,  20;  iuwerme  zorne,  den  Ir  hat  Flore 
942;  iuwcr  ungelouben,  den  ir  liat  Karl  17^;  siu  Stücke 
daz  er  hate  Karl  40^;  an  sinen  Hüten,  die  er  hat  Wlgal/ 
4735;  sin  fürbiiege,  daz  er  häte  fragni.  30*;  von  miner 
swfere,  die  icli  hän  Wigal.  1081;  Ir  voget,  den  si  ha-ten 
Gudr.  875,  1.  b.  mit  pflegen:  bi  sinein  ambet,  des  er 
pilac  Iw.  2571;  si  brach  ir  släf,  des  si  pilac  Parz.  553, 
28;  Sin  helllctuom,  des  er  pilac  Amis  931;  mit  siner  rotte, 
der  er  pflac  Orl.  688;  sin  fröude,  der  er  pilac  Orl.  4480; 
Siu  meister,  der  sin  pdac  Trist.  2257.  c.  mit  tlain:  ir 
üf  loesen,  daz  si  tet  Tit.  155,  3;  umb  ir  scheiden,  daz 
si  tuont  Parz.  242,  17;  von  sinem  kerren ,  daz  ez  tet 
Wigal.  6891;  sm  toben,  daz  er  tuot  Troj.  8188.  d.  mit 
he(jehn:  siner  tugeut,  die  her  begut  Amgb.  14«^;  shi  gewalt, 
den  er  begie  Wigal.  8577.     e.  noch  andere  formein:  nach 


nojnen.     pronomen.     persönliches.  351 

siuem  willen,  als  er  wll  Wigal.  8433;  dur  siuen  willen, 
ob  er  wil  IMs.  1,  21'';  nach  sinein  willen,  als  er  gert 
Wigal.  8998;  fr  varwe,  diu  von  ir  schein  Herb.  107^; 
mit  sinie  lieble,  daz  er  gap  Wh.  377,  19;  ir  wut,  die 
sie  truogen  Giidr.  605,  2;  sin  swert  Schoyüse,  daz  er  truoc 
Wh.  40,  17;  sin  keppel,  daz  ez  truoc  (schretel  und  her 
317);  ir  pfert,  diu  si  rilen  Iw.  4934;  an  ir  bette,  da  si 
lac  Eracl.  3394.  3509;  ininiu  leit ,  diu  nun  herze  treit 
Bit.  46^';  sine  stimme,  diu  get  uz  sineni  munde  Gudr. 
383,  3.  Zuweilen  fehlt  auch  das  poss. :  der  wille,  den. 
ich  hän  INls.  1,  108^;  von  weinen,  daz  si  du  begienc  Flore 
1350;  diu  groeste  swasre,  der  er  pflac  Bari.  7,  33;  au  dem 
bette  da  er  lac  Eracl.  3247 ;  an  dem  bette,  da  si  lac  Kracl. 
279;  an  dem  bette,  da  si  lagen  Eracl.  235;  gruzen  kum- 
her,   den  ich  trage  Ileinh.  425. 

4.  in  seltnen  beispielen  wird  schon  mhd.  dem  gen.  der 
eigenheit,  der  bezug  auf  ein  folgendes  subst.  enthält,  noch 
ein  gen.  des  persönlichen  pron.  oder  das  poss.  nachdrück- 
lich hinzu (jejii(jt.  durch  zweier  biscofle  ir  rat  JMar.  5; 
noch  scherpfer  dan  der  bin  ir  zagel  Parz.  297,  12;  der 
zerfuert  uns  meigen  siniii  wunneclichen  kleider  Ben.  223, 
wenn  nicht  in  beiden  letzten  stellen  sich  ein  dat.  b?ii  und 
nieigen  vertheidigen  läUt  *).  luibedeuklicher  steht  auch 
mnl.  der  Sarrasine  haer  rike  Maerl.  3,  7  und  ich  vermute 
in  diesem  dialect  noch  andere  belege.  Wenigstens  bedarf 
es  älterer  stützen  zur  erklärung  des  heute  zwar  in  der 
Schriftsprache  geächteten,  unter  dem  volk  aber  weit  um- 
gehenden redcgebrauchs:  des  vaters  sein  buch,  der  muller 
ihr  kleid,  der  kiiider  ihr  Spielzeug,  in  biichern  des  17. 
18  jh.  wird  angelrollen:  ich  habe  mich  mit  des  grafen 
seinem  koch  verlobt;  er  gedacht  ihm,  wie  des  goldschnn'ds 
sein  jung  u.  s.  w.  **).  Ja,  in  Oberdcutschland  wird  der 
vorausgehende  gen.  in  den  dat.  umgesetzt:  dem  valer  sein 
buch,  das  kiiid  schläft  in  der  muller  ihrem  bell,  dem 
Göllie  sein  gedieht  ist  doch  schüner  als  dem  >\'ioland  seins ^ 
bair.  im  sein  valer,  der  fr  au  ir  kind,  den  eitern  ire  sorgen; 
alles  gilt  aber  bloli  liii-  die  drille  |)ersün ,  oder  die  anrede 
der  zweiten  in  der  drillen,  z.  b.  das  ist  ihnen  ihr  rock, 
nie    kann    es    heißen:    mir   mein,    dir    dein.      so    auch    in 


')  <lic  falsclie  lesnrt  Parz.  llSfiS  der  «rircn  ir  bcjnc  und  13')r»5 
ieslicluis  steiii(3ii  siii  ^!;anc  ist  bei  Lacliin.  3H7,  2ü  in:  den  girea  und 
454,   II    in:   ///';;}^;inc   l>criclitin;t. 

")  ein  zu  Giofrau  nnd  IJssa  1829  gedrnckti's  biicli  fuhrt  den  titel: 
des  alten  scliüter  Tlionia;s  neinc  knien  an  pferdc-n. 


352  einfacher  salz. 

nacliliisslgcm  bücliersill:  dem  verwaller  Prcuscn  sein  wa- 
gen (Spiels  archiv  .'i,  145.)  wenn  in  der  prosa  von  'l'rislau 
p.  12  sieht:  lieflele  sein  scliif  an,  und  slieU  lierr 'Instanen 
seines  fern  liindan,  so  mag  dieser  dal.  niiahliängiger  ge- 
nommen werden:  slieii  dem  Tr.  das  scliif  fort  (wie:  gib 
dein  valer  sein  buch.)  Schm.  §.  732  führt  als  osllechisclie 
mundart  ein  iner  (ital.  loro,  franz.  lenr)  an,  das  er  aus 
in  ir  (ihnen  ihr)  erklart,  in  einigen  gegenden  Nieder- 
deulschlands  wird  dem  liödiclien  äe  (ihr)  der  anrede  nocli 
ein  se  vorgeselzt:  dat  is  se  äe  tiillel  (das  ist  ihr  panloilel, 
oder  genau:  sie  ihr  j^antoirel),  liier  vertritt  nun  gar  den 
dat.  der  acc.  (Rillers  mekl.  gr.  p.  80.)  dem  dat.  slatt  des 
gen.  vergleiche  ich  den  allfxanz.  la  feme  au  j)reslre  (dem 
priester  seine  frau)  JMeon  1,  98,  Avas  aber  noch  nicht  hier- 
her geliürt. 

5.  wenn  dasselbe  possessivwn  bei  zwei  unmittelbar  auf 
einander  folgenden  durcji  und  verhundnen  subst.  gleiches 
geschlechts  und  numerus  sich  tviederholt ,  so  kann  seiner 
die  mhd.  spräche  vor  dem  ersten  subst.  entbehren  und 
braucht  es  bloß  vor  dem  zweiten  auszudrücken:  balde 
komet  naher,  mäge  ii.  mine  man!  Nib.  438,  3;  ez  miiezen 
e  bevinden  milge  und  mine  man  Nib.  444,  2 ;  daz  sulen 
gerne  dienen  beide  mäge  unt  mine  man  Nib.  1136.  4;  kla- 
get gote  dem  riehen  sorge  und  itver  not  Nib.  1793,  3; 
ddfe  ennam  in  nieman  ros  noch  iv  gewaut  Nib.  1434,  3. 
einigemal  finde  ich  das  ir  vor  dem  ersten  subst.  gesetzt, 
vor  dem  zweiten  mangelnd:  des  kan  ich  nicht  bescheiden 
ir  silber  unde  gewant  Nib.  1369,  2;  si  besande  ir  friunde, 
inage  unde  man  Nil).  445,  2,  wie  wir  noch  heute  con- 
struieren  dürfen.  Häufiger  steht  das  jjossessiv  zweimal: 
Sin  golt  u.  Sin  gewant  Nib.  1430,  3;  diu  sin  u.  ouch  d/'n 
niuot  Nib.  381,  3;  min  silber  u.  min  golt  Nib.  482,  2;  ir 
ros  u.  ouch  ir  klcit  Nib.  384,  2.  wo  verschiedne  posses- 
sivflexionen  eintreten ,  geht  die  auslassung  nicht  an  ,  z.  b. 
min  wip  und  miniu  kint  Nib.  2103,  3;  sin  bürge  und 
sfniu  laut  Nib.  2110,  4.  Eine  ganz  analoge  construction 
wird  sich  hernach   beim  artikel  zeigen. 

6.  Alle  persönlichen  pronomina  können  durch  den  zusatz 
von  seih  oder  selbst  verstärkt  werden,  die  formen  sind  3, 
5.   647   7A\r  spräche  gekommen. 

Ulfilas ,    der    überall   nur    der    schwachen    flexion    silba, 
sllbo,  silbö  sich  bedient,   verwendet  sie  für  das  gr.  uviog, 
ciwy ,  ciVTo , 
a.      neben  subst.   (eigennameu  u.  appellaliyen)  vollkonmieu 


nomen.     proiiomen.     persönliches.         353 

adjectlviscli :  silha  auk  Daveld  qvatli  avxoQ  yciQ  /jiaud 
eins  Marc.  12,  36;  silba  Daveid  quitliitb  avTog  /dav'ld 
Ityei  Luc.  20,  42 ;  iali  silha  vas  lesus  sv^  jerö  thrijeti- 
give  y.Ki  avTOS  '^v  6  ' ItjCovq  (uoel  liojv  TQiay.ovTa  Luc.  3, 
23;  silha  satana  avrog  yag  6  caravccs  II  Cor.  11,  14; 
silba  atta  fiijölh  izvis  uvxos  yaQ  b  iiaT7]Q  rpiXel  v/iüg 
Job.  16,  27;  silba  fraiija  atsteiglth  avTog  6  y.VQiog  y.uTCi- 
^yoerai  I  Thess.  4,  16;  silbö  auk  alrllia  akrau  balrilh 
avTO/Ltdz't]  yaQ  y  yy  y.aQnocfOQec  IVIarc.  4,  28. 

b.  auf  das  verbum  des  Satzes  bezogen,  wird  sie  im  casus 
rechts  ohne  heijleitendes  peisönliches  pron.  gesetzt,  aus 
dem  selben  gruud,  der  es  beim  verbum  überbaupt  entbebr- 
licb  macbt  (s.  201.  202.)  ein  ik  silba  qvinia ,  tbu  silba 
qvimis,  is  silba  qvimilb  wäre  ungotbiscb ,  es  beißt:  silba 
qvima,  silba  qvimis,  silba  qvimilb.  belege:  silba  spnuitu 
qvima  avTog  rayioig  (Xtvoofun  Pbil.  2,  24;  bigitanai  si- 
]y\n\  S^ssilhaiis  fravaurbtai  evQidrjftv  yai  avToi  <i/f«OTW- 
Ao/  Gab  2,  17;  jali  silba  fauraqvimid  in  andvafrlbja  is  '/«i 
ciVTog  77 QoeXsuoerai  ivomiov  aviov  Luc.  1,  17;  silba  bi 
sik  rudjai  avTog  nsQi  avrov  XciXr^aei  Job.  9,  21;  tban  gre- 
dags  vas  silba  jab  ibaiei  milb  imma  v(5sun  onore  iireivaaev 
avxog  yMi  01  fn%  uvtov  ovreg  Luc.  6,  3;  ith  silba  vissa 
thata  babaida  taujan  awog  yuQ  j]öei  ti  tfielXe  noieip 
Job.  6,  6;  silba  usvabsans  ist,  ina  fraibnilb  aviog  rXi- 
'üiav  ty^fi,  cnnov  njon^joa^re  Job.  9,  21;  tbaib  gaslulbun 
fairratbru ,  )ali  silbans  iisbufun  stibna  0?  tOTi^oav  570^>^w- 
Sev  nac  av^oi  f^Qav  (pü)r!iV  Luc.  17,  13.  Nacbdriickli- 
cber  ist:  uiba  tbatel  ik  silba  ni  kaurida  izvis,  wo  aucli 
der  gr.  text  das  personlicbe  pron.  beiliigt  ti  pi^  öri  ati- 
16  g  iym  ov  v.aT£vuQy.r^Ga  Vfiülv  II  Cor.  12.  13;  jab  sl 
silbo  vidövu  nai  avit)  yj'jQu  Luc.  7,  12,  weil  dem  satz 
das  verbum  mangelt,  liätte  der  Gotbe  gelesen  xal  uvtr^  'tjv 
y.  (Lacbm.)  wie  die  vulg.  bat:  et  liaec  vidiia  erat,  so 
würde  er  übersetzt  babeii :  so  vas  v.  ]Marc.  1,  8  nimmt 
er  aviog  de  wie  das  bäufige  d  dl y  und  überträgt:  itb 
is  *). 

c.  im  obliquen  casus  gebt  aber  silba  im  (]eleit  der  per- 
sönlichen pronomina.  liäufig  sind  die  formelii :  mis  silbin 
Job.  7,  17.  8,  42. 10, 18. 14,  3  ;  viih  silban  Job.  8,  14. 18  ;  thus 
silbin  Job.  18,  34;    thuk  silban   ^lallb.  8,  4.  INlarc.   1,  44. 


')  vgl.  Uli  is  o  6f  Marc.  1,  45,  14,  61.  Luc.  7,  43;  itli  .«'  >/'  Ji 
Marc.  «,  24.  7,  28.  Luc.  1,  29;  Uli  st  tü'xf/  di  Luc.  7,  44.  45.  46; 
is  üiiis  Miuos'  h^yj'i  Joli.  6,  15. 


354  einfacher   satz. 

15,  30.  Luc.  4,  23.  Joli.  7,  4;  sls  sUhin  Luc.  9,  25.  Joli.  S.  22. 
Kpli.2, 15;  .«fc  .si7/;awIMarc.  8,  34.  12,33.  15,31.  Luc.  9,23. 
14,  11.  Jol».  11,  34;  für  den  gen.  sg.  nieina,  theina,  seiiia 
silbins  oiilsitme  ich  mich  keines  belegs,  auch  nicht  liir 
den  pl.  unsnra,  i/.vara,  seina  silbane.  dat.  pl.  uns  silbam 
(s.  320),  izvis  silbam,  sts  sUhcnnUCoT.  5,15;  acr.  pl.  MW5 
silbansU  Cor.  5,  1  2  (s.  320),  izvis silbans  Luc.  16. 15  :  sik  sil- 
bans  li  Cor.  10,  12.  aut"  gleiche  weise  muß  es  sicli  beim 
fem.  und  neulr.  verlialteu.  alle  diese  beisplele  zeigen  re- 
Jlexive  bedeutung  und  in  der  Verbindung  mit  sis,  sik  nolh- 
wendig;  für  die  beiden  ersten  personen  ist  unreflexive 
denkbar,  z.  b.  rßdja  bi  tliuk  silban  (de  tenietipso  loquor) 
und  auch  zu  dem  ge-cblecbligen  pron.  Avird  sich  silba 
fügen  lassen,  z.  b.  saiiiva  ina  silban  (video  illuni  ipsuni.) 
Lir.  bat  kein  iinma  silbin,  ina  silban,  \veil  der  gr.lext 
imd  die  gr.  spräche  kein  uvrainöi,  avTUViöv  kennt.  Übri- 
gens geht  das  persönliche  prouomeu  dem  silba  meistentheils 
voraus;  nur  I  Cor.  11,  31  hat  silbans  7ins.  niemals 
\vird ,  nach  lat.  brauch ,  das  obliipie  silba  umgestellt  und 
zu  dem  subject  geschlagen ,  z.  b.  statt  ik  fram  mis  silbin 
rudja  gesagt  ik  fram  mis  silba  rödja. 

d.  mit  dorn  possessiv  wird  noch  kein  silba  verbunden 
^venu  es  ICor.  10,  29  heißt:  thuhtu  ni  silbins  ak  antharis 
üvveid'i;Gi7>  ovyl  rr^v  iaviov,  dXXci  iijV  lov  tTfoov,  vulg. 
conscientiam  nou  tuam  sed  alterius,  so  ließe  sich  auch  ein 
golh.  ni  theiiian  silbins  setzen,  aber  das  bloße  silbins  ist 
einfacher,  und  vielleicht  -würde  der  gen.  theina  silbins  vor- 
gezogen worden  sein?  '/'(^log  übersetzt  sves ,  z.  b.  zTQoßara 
i'dici  lamba  svesa  Joh.  10,  12,  doch  steht  auch  bloßes  sein 
dafür  Eph.  5,  22. 

Ungleich  schwankender  und  verwickelter  scheinen  die 
ahd.  constructiunen  wegen  des  wechseis  zwischen  schwa- 
cher und  starker  flexion  ,  dessen  darslellung  dem  fünften 
cap.  auheim  fällt,  hier  genüge  vorläufig,  daß  der  casus 
reclus  die  schwache  form  feslliiilt,  in  den  obliquus  aber 
die  stai'ke  vorzudringen  pflegt. 

a.  adjectivisclies  selpo,  sclpii,  selpu  beim  subst.:  selbo 
druhlin  Is.  27,  7.  0.  IL  8,  35.  IIL  10,  16;  druhtin  selbo 
Is.  87,  4.  0.  IL  12,  64.  15,  15;  selbo  got  0.  L  4,  72; 
selho  Petrus  fr.  th.  25,  11;  selbd  thiu  sin  muater  0-  IL  8, 
7;  selhoH  Krist  0.  IL  8.  10.  IIL  11,  25-,  selbün  Mariün 
0.  I.  5,  7.  7,  25;  fou  selben  gole  0.  1.  8,  23;  mit  sel- 
bomo  geisle  0.  I.  4,  39;    goles  selbes  brediga    0.  I.  1,  4; 


nomeii.    pronomen.    persönliches,         355 

seihen  gotes  IV.  15,  61;  mit  seihen  Krisle  0.  II.  14,  12; 
selhes  clrulilnies,  selhenm  gotes  sune,  selhem  angiluni,  az 
selhem  turim  Is.  p.  231. 

b.  bei  verbis  -wird  dem  casus  rectus  selpo  mm  auch  die 
begleitung  des  persönlichen  pron.  nolhwendlg:  ih  selho  T. 
Maltli.  21,  27;  ir  selho  Is.  17,  10.  41,  7.  47,  5.  53,  2;  er 
5e/to  K.  241'  0.  II.  9,  79.  V.  1,  8;  se/6o  er  0.  1.  3,  3; 
xvir  seihe  0.  II.  14,  65.  nur  da,  avo  überhaupt  das  ver- 
bum  ohne  pronomen  stehn  darf,  mag  dieses  aucl»  hier  weg- 
bleiben, namentlich  beim  imperativ,  z.  b.  lis  selho  l  0.  II. 
9,  71  und  nicht:  lls  ihu  selbo. 

c.  obliquer  dat.  und  acc:  hnu  selhenm  Is.  53,  18;  fona 
imo  selbemo  fr.  th.  61,  19;  in  Imo  selbemo  T.  Matlh.  12, 
25.  13,  21;  in  im  selhem  (In  Ipsis)  Is.  81,  6;  voiina  in 
selpen  gl.  mons.  387;  sih  selhan  K.  23»  Is.  31,  15;  sih 
selha  (se  ipsam)  fr.  lli.  45,  14;  sih  selhun  (se  ipsum)  Is. 
55,  14;  inan  selhun  Is.  67,  21;  sih  seihon  T.  Älalth.  Iß, 
24.  0.  III.  7,  15.  alle  diese  belsplele  sind  reflexiv,  bis 
auf  iiuan  selbiui  (eiim  ipsum)  Is.  67,  21,  wenn  man  hier 
nicht  selbun  für  den  noin  pl.  (eum  ipsi)  nehm.eu  will  *). 

d.  besondere  aufmerksamkelt  fordert  der  gen.  und  sein 
Übergang  in  das  possessiv,  nendich  ein  von  verbis  abhän- 
gendes tnin  selhes ,  din  selhes  u.  s.  w.  Ist  unbedenklich, 
diese  formen  stehn  aber  aucfi ,  gleich  dem  lat.  mei  Ipsius, 
tui  ipsius  u.  s.  w. ,  sehr  häufig  neben  subst. ,  z.  b.  fona  sin 
selhes  melstertuam  (ab  ipsius  magisterlo)  K.  16*;  in  siii 
selbes  kawallidu  (in  ipsius  poteslate)  K.  52^' ;  In  sin  selbes 
sculdrum  (propriis  humei-is)  Is.  55,  2 ;  fona  din  selbes  wor- 
tum  (ex  verbis  tuis)  fr.  th.  Mallh.  12,  37  ;  ihiu  sin  selbes 
guati  0.  II.  12,  76;  sin  selbes  Icra  0.  II.  14,  116;  min 
selbes  armuati  0.  III.  20,  40;  sin  selbes  sin  N.  Blh.  171; 
81U  selbes  eilen  N.  Cap.  82 ;  und  das  ist  der  schon  s.  327 
berührte  einzige  fall,  in  welchem  unsere  spräche  den  gen. 
des  persönl.  pron.  neben  subst.  nicht  in  das  possessiv  ver- 
wandelt, auf  gleiche  weise  im  fem.:  mi'ii  selpera ,  din 
selpera,  wofür  ich  keinen  beleg  habe,  im  selpera:  enli 
SU  huaz  so  siu  in  andrenjo  guotes  gasihit  so  sama  so  im 
selhem  frumuno  des  mendil  (per  iioc  quod  rectum  in  aliis 
consplcit   quasi    de    augmenlo    proprii   proveclus  liilarescit) 


•)  uni.scfzuiig    in    «li'ti    casus  dos  siibjccfsi    Msorgct    sili  srlho  (stat 
sili  selboii)  T.  Mattli.  (>,  n4:  sollicidia  crit  sil)i  ipsi. 

Z   2 


356  einfacher  salz. 

fr.  tli.  45,  if».     nicht   andors  würde  im  gen.  |)1.  slolin  :  vn- 
sar  selpero,  iinvav  selperd,  ho  selptrö^ 

iiidcsseii  k.inn  aucli  tlic  vcrwaiullung  in  das  poss.  sl.nlt 
finden  niul  zwar  auf  doppelle  arl.  enlw.  wird  Moli  der 
gen.  des  persönlichen  pion.  ins  ad),  umgosel/.l  und  selpcs 
im  gen.  gelassen,  z.  b.  sineru  selbes  stinuui  urchundid.i 
(propria  voce  leslalur)  Is.  47,  2  ^:z  sin  selbes  stininu,  wie 
sich  lal.  sagen  ialU  sua  ipsius  voce  r=  sui  ipsius  \occ. 
oder  auch  selb  wird  in  den  casus  des  persönl.  pron.  ge- 
stellt, z.  b.  in  selbaz  gewi  Sinaz  0.  II.  14,  2  z=z  in  sin 
selbes  gewi  :=z  in  sinaz  selbes  gewi.  also  ein  dreifaclier 
ausdruelv,  doch  so,  daU  der  genitivische  si'ii  selbes  über- 
wiegt, zuweilen  kann  es  unsicher  sein  ,  ob  nian  min,  din, 
sin  für  den  gen.  des  persünl.  pron.  oder  die  uulleclierle 
adj.  form  zu  uehmeu  hat,  z.  b.  ih  bin  selbes  boto  sin  0. 
II.  13,  7. 

0.  und  unter  allen  ahd.  Schriftstellern  er  allein  bietet 
nun  aber  noch  eine  vierte  construclion  dar,  die  ihm  sogar 
die  geliiufigsle  ist:  für  nun  selbes  gebraucht  er  tnines  sei- 
bes :  thiu  nunes  selbes  iiidiri  llartm.  155  5  in  niines  selbes 
lienti  III.  22,  26;  mines  selbes  redina  II.  18,  13;  mit  nii- 
nes selbes  herie  IV.  21,  24;  hurit  mines  selbes  stimmu 
IV.  21,  34;  ihines  selbes  lantthiot  IV.  21,  12;  mit  sines 
selbes  huldi  Sal.  35;  in  sines  selbes  lera  Hartm.  88;  sines 
selbes  worto  Hartm.  147;  in  sines  selbes  brusti  Lud.  15; 
sf^ies  selbes  werkon  Lud.  30  ;  sines  selbes  dato  II.  13,  17; 
Siues  selbes  guati  IL  14,  50.  IIL  20,  117;  zi  sines  selbes 
gange  IIL  9,  20;  mit  siues  selbes  bluate  V.  1,  45;  selten 
steht  die  schwache  form:  sines  selben  guati  V.  I,  5.  Es  ist 
nicht  leicht  diese  formel  zu  fassen  und  zu  rechtfertigen, 
in  der  ahd.  wie  in  der  goth.  mundart  steht  der  gen.  des 
persönlichen  pron.  ab  von  dem  gen.  masc.  des  possessiv?, 
miu_,  dai ,  sin  von  nunes,  dines,  sines,  w^ie  meina,  theina, 
seina  von  meinis ,  theinis ,  seinis.  wäre  im  otfriedischen 
^mines  selbes-  miues  adj. ,  so  niüste  ein  subst.  daz  selp 
(die  selbheit)  angenommen  werden ,  wie  wir  uhd.  sagen : 
mein  selbst ,  mein  eignes  selbst ;  hierfür  zu  streiten  scheint 
iues  selbes  dato  0.  Harlm.  152.  IL  17,  20  *) ,  wo  die 
nichtpossessive  construclion  fordern  würde  iuwar  selbero. 
umgedreht  einen  gen.  des  pers.  pron.  mines,  dines,  sines, 
nach  analogie  und  denkbarer  einwirkung  des  lat.  mei,  tui, 
sui  (wo  gleichfalls  pronominale  und  adjectivische  form  zu- 

')  belege  iär  iues  selbes,  wen»  er  irzt,  iu  einer  der  folgenden  DOten. 


iionien.     pronomen.     persdnliches.  357 

sammeiu'innenj  zu  vermiilen  verbietet  fast  tler  »inisland, 
daii  dileiuslehend  dieser  casus  bei  0.  immer  min,  dm,  sin 
lautet  (IV.  11,  35.  36.  15,  28.)  allein  der  annalinie  des 
subst.  selbst  widerstrebt  noch  mehr  die  schwaciie  flexioa 
iu  dem  angefülu-ten  sines  selben  guati  *).  Entsclieideu  da- 
gegen miisle  ein  fem.  niiuera  selbem ,  das  sich  nicht  fin- 
det, aber  ags.  analogien  (s.  360)  für  sich  hat. 

In  der  mhd.  spräche  verhalten  sich  die  unter  a.  b.  c 
behandelten  puncle  wie  im  ahd.  '*'*),  was  die  genitivische 
construction  betrift,  so  ist  fürs  niasc.  min  selbes  regel : 
min  selbes  Kp  Iw.  2348.  4758;  min  selbes  swert  Iw.  3996; 
in  min  selbes  schöz  Wh.  93,  28;  nun  selbes  nul  Wh.  217, 
17;  von  min  selbes  arebeit  Wallh.  72,  38;  mit  min  selbes 
guote  ]Vib.  1093,  4;  nun  selbes  siinde  Freid.  37,  2;  ze  sin 
selbes  ereu  JMar.  18;  von  sin  selbes  munde  Mar,  1 15  ;  an  sin 
selbes  libe  jMar.  149;  sin  selbes  ubile  Diut.  3,  59;  sin  selbes 
libe  Diut.  3,  95 ;  sin  selbis  suster  Anno  863  ;  doch  was  ir  lip  siu 
selbes  Itp  Parz.  29,  14;  Artus  mit  sin  selbes  hant  Parz.  118,  5. 
665,11;  Sin  selbes  wip  Wh.  8 1,30;  sin  selbes  wer  Wh.  2 11, 2; 
sm  selbes  llp  Nib.  336,  3;  sin  selbes  man  Wallh.  106,  35; 
sin  selbes  sin,  vient ,  schände  Freid.  78,  15.  113,  26.  118, 
3;  Sin  selbes  hulde  Iw.  3221;  mit  sin  selbes  ereu  Iw. 
7646;  sin  selbes  tohter  Iw.  5774.  fürs  fem.  gilt  nifn  sei- 
her,  din  selber,  wenn  frauen  reden  oder  angeredet  wer- 
den: min  selber  herze  Ms.  1,  181^;  min  selber  zuht  Parz. 
275,30.  369,  16;  in  dritter  person  ir  selben  an  ir  selber  lip 
Iw.  1318;  ir  selber  eren  Iw.  2893;  mit  ir  selber  hant  Iw. 
3425;  mit  ir  selber  trosle  Iw.  7788.  für  den  pl.  gleich- 
falls ir  selber:  gesprechent  von  ir  selber  gelfit  Iw.  2475  ^ 
die  wurden  beide  ir  selber  spot  Iw.  4706;  ebenso  unser 
selber,  iiiwer  selber,  nur  wenn  geirzt  wird,  sieht  im 
jnasc.  bei  iuwer  nicht  selber  sondern  selbes :  nach  iuiver 
selbes  hulde  Parz.  343,  14;  vor  iwcr  selbes  zuht  Parz.  369, 
25i  iuwer  selbes  leben  Troj.  24339 ''"*'*).     jenes  ollriedische 


*)  wir  kennen  also  bei  O.  fiuilVrlti  »iisdruck  für  (Ins  niasc:  mit  sin 
selbes  bluate,    mit   sines   sell)os    bluiite,    mit   sines   selben  blualo,    mit 
siiienio  selbes  bliiate,  mit  sinemo  .sclbcmo  bluate. 
'*)  belen;e  im  wb.  zu  Jw.  s.  ;5(>S-370. 

•*')  und  ebenso  wird  zu  jedem  andern  casus  des  lii'ifisi-licn  pron. 
das  verstärkende  selbe  im  s^.  (UMisliuierf :  wie  sit  ir  srihe  penantV 
Iw.  5495;  in  .sclhnm  Iw.  2;)2 ;  beim  imp.  fällt  das  |>ron.  weg  (s.  355"): 
rilltet  selb,-!  Iw.  2289;  alitet  si-!l>^!  Iw.  (JlSI  ;  ein  soUlier  sp.  de» 
adj.  bei  dem  irzen  war  gewis  schon  seit  dem  10  jli.  !ier<];ebrnilit  (s. 
;U!3);  der  wahre  pl.  würde  fordern  ir  selben,  iu  selben.  Wie  hätte 
aber  ().   geirzt:  ir  selbo,  selbä;   dat.  in  selboino,   selboruV    oder  noch 


358  einfacher  salz. 

iiic8  selbes  scheint  niclil  zu  verglcldieii ,  well  dort  ein 
wahrer  pl.  vorliegt  uml  iuwea  (iiichl  wie  hier  iuNver^  da- 
neben steht. 

Au  O.  gemahnen  vielmehr  die  mhd.  ausnahmen  ,  wie 
sie  bei  cinzehioii  dichlei-n  des  12  jh.,  zumal  solchen,  deren 
niundarl  ins  nd.  greift,  gefunden  werden,  diese  gewähren 
süwol  vi/iies  lür  min ,  als  selbes  für  selber,  von  niines 
selbis  handeu  Alex.  5937;  niines  selbes  lip  2415;  durh  tli' 
lies  selbis  guolc  3508;  sines  selbes  tohter  1061;  in  siaes 
selbes  lande  1292;  in  sines  selbes  munt  1718;  an  stnis 
selbis  siten  alld.  bl.  238;  dur  dinis  selves  frumicheit  Roth. 
114  (so  die  hs.);  mit  m?nes  silbes  swerle  Roth.  196.  bei- 
sjjlole  von  selbes  auf  frauen  bezogen:  mines  selbes  Vip  lüi. 
2258;  in  ir  selbis  palas  En.  635;  im  pl.:  mit  ir  selbes 
bluüte  INlar.  221.  einigemal  suchen  die  Schreiber  in  ge- 
dichte  des  13  jh.  ein  solches  selbes  für  selber  einzuschwar- 
zen,  vgl.  Parz.  275,  30.  Walth.  12,  25,  Troj.  571  *). 

Die  nemlichen  lormeln  können  auch  vom  bloßen  verbo 
abhängen:  Reiuhart  sin  selbes  niht  vergaz  Reinh.  941; 
Siues  selbes  ist  er  gire  Alex.  1270 ;  ich  min  selber  bat 
Parz.  369,  16.  wenn  En.  6635  steht:  daz  er  selber  sines 
vergaz,  so  braucht  man  nicht  selbes  zu  emendieren,  da 
selber  auch  der  aufs  subject  gezogne  nom.  seiix  kann. 

Da  in  denkmälern,  welche  mtnes,  diues,  sines  mit  sel- 
bes verknüpfen,  jene  form  auch  in  andrer  läge,  ohne  sel- 
bes, vorkommt,  z.  b.  Diut.  1,  36.  Roth.  4426;  so  hört 
aller  schein  eines  subst.  selp  auf,  und  man  muß  minde- 
stens annehmen,  daß  aus  dem  älteren  adj.  mines  um  diese 
zeit  ein  gleichlautender  gen.  des  persönl.  prou.  sich  ge- 
bildet hatte. 

Nlid.  verstärken  wir  zwar  noch  die  persönlicheil  pro- 
nomiua  durch  selbst  (oder  zuweilen  selber)**),  nicht  aber 
die  possessiven,     man  sagt;  ich  selbst,  du  selbst,  er  selbst, 


ir  selbon,  selbüii;  dat.  iu  selben?  auch  zu  Salomo  sagt  er  12.  15.  24 
iues  nelhes  worto,  iues  selbem  guati ,  ii/es  niuates,  was  für  den  sg. 
entschiede,  gälte  gerade  diese  forniel  niclit  ebenso  von  pluralsubjecten. 
eine  menge  von  andern  adj,  liönnte  den  zweifei  lösen ,  wenn  die  Zu- 
eignung ihrer  darböte;  sagt  er:  ir  sit  gisuiiter?  oder  gisunte? 

*)  miner  selbes,  bei  AVinli  2,  22^  von  einem  manu  ausgesprochen, 
scheint   bedenklich. 

")  vielleicht  sind  weder  seiher  noch  idhst  comparationsformen, 
obgleich  mir  3,  647  diese  ansieht  überwog,  das  selbst  erklärt  sich 
liiiireicheud  aus  dem  frühem  geo.  selbes. 


nomen.     pronomen.     personliclies.         359 

sie  selbst,  es  selbst;  pl.  tvir  selbst  ^  ihr  selbst,  sie 
selbst  j  und  ebenso  im  obliquen  casus  :  mir,  dir,  ihm, 
ihr  ,•  mich ,  dich ,  sich  ,  ihn  ,  sie  selbst,  diese  liarte  su- 
peilativische  form  sieht  überall  unverändert,  der  gen.  lau- 
tet:  meiner,  deiner,  seiner,  ihrer  selbst,  doch  kann  die 
gebildete  spräche  noch  mein,  tlein,  sein  selbst  gebrau- 
chen, nicht  mehr  ihr  selbst  f.  ihrer,  meiner,  deiner,  sei- 
ner gelten  aber,   gleich  dem  selbst,  für  alle  geschlechter. 

den  possessiven  fügen  wir  das  adj.  ei<jen  hinzu:  mein 
eignes  haus,  seinen  eignen  söhn,  aus  ihrem  eignen  munde, 
niemand  sagt  mehr:  meiner  selbst  haus,  mit  seiner  selbst 
band.  sclion  einige  mhd.  dichter  bedienen  sich  desselben 
eigen  in  gleichem  sinn,  besonders  Wirnt:  alsam  sin  eigen 
lip  Wig.  1020;  alsam  ir  eigen  lip  1347;  besazen  du  ir 
eif/en  laut  11607  u.  s.  w. ,  wo  Hartman  gesagt  hatte:  sin 
selbes  lip.  die  ahd.  und  alts.  spräche  würde  das  adj.  sniis 
(proprius)  gebrauchen,  neben  eikan,  egan. 

Für  die  niederdeutsche  und  sächsische  spräche  verändert 
der  gesichtspunct  sich  hauptsächlich  darin,  daß  wegen  ab- 
gang  oder  beschränkung  der  rellexivform  das  vei'Stärkende 
selb  diese  bei  der  dritten  person  zu  vertreten  hat.  von 
den  beiden  ersten  personen  ist  daher  wenig  anzumerken, 
sie  verhallen  sich  wie  im  hochd.  w'enn  aber  das  goth.  sik 
silban ,  das  ahd.  sih  selpon  immer  reflexiv  war  und  da- 
neben ina  silban ,  inan  seljion  unrellexiv  gesagt  werden 
konnte;  so  muß  das  alts.  ina  selb  an ,  ags.  hine  selfiie 
vorzugsweise  reflexiven  sinn  annehmen,  obschon  es  auch 
unrellexiv  gütig  blieb.  es  steht  also  damit  inigefähr  wie 
Diit  dem  ahd.  gen.  sin  selpes,  und  dat.  inui  selpemu,  die 
gleichfalls  beider  bedeuUmgcn   fähig  werden. 

folgende  alts.  beispiele  sind  rellexiv:  god  gibud  that 
it  Krisles  gisid  werdan  scoldi  is  selbes  sunies  Hei.  4,  19; 
mid  is  selbes  lidion  (suis  ipsius  artubus)  46,  3 ;  (Pelrus) 
is  selbes  word  weo|)  152,  22;  is  selbes  woid  hrnvan 
153,  2;  sie  scoldin  iro  selboro  sundea  botean  34,  8.  un- 
rellexiv hingegen:  thurh  is  selbes  word  (ejus  ipsius)  154, 
16;  giungaro  Kristes,  is  selbes  (ejusque  ipsius)  gisid  151,21. 

Auch  im  ags.  behält  der  casus  rectus  noch  gern  schwache 
form:  thü  selfa  C.  36,  12;  he  selj'a  B.  58.  1005;  god 
selfa  C.  22,  16;  selfa  dryhlen  C.  83,  36;  selfa  sealde  C. 
68,  4;  selj'a  oncvädh  C.  53,  23.  63,  22;  thu  scealt  selfa 
C.  57,  26;  doch  erscheint  auch  he  seif  C.  34,  10.  35,  18. 
41,  35;  seif  bcbead  C  49,  31.  Die  obli(piea  casus  sind 
starkformig :   thiti  selfes  bearn   C  176,  34;  his  selfes  liuAii 


360  einfacher  salz. 

JJ.  2288,  4645;  lils  eelfes  bearii  C.  90,  12;  lils  sclfes  sunu 
li.  4021;  hire  selj'ie  siimi  Ji.  2223;  hlm  selfum  i.  18,  5; 
drylitne  scHiim  C.  37,  9;  \iclh  Itiua  selj'ne  C.  32,  5;  Jiine 
»elfne  B.  5746;  gen.  pl.  hira  sel/'ra  feorh  ß.  4076.  die 
bcdeiiluiig  bald  iinreflcxiv,  bald  reflexiv,  bemerkenswcrlh 
die  aiislassung  des  his  in  dem  gen.  inasc:  selfus  niilitnin 
B.  1.VJ3.  C.  4,  26;  selfes  dorne  ß.  1783;  seißs  slol  C. 
34,4;  selfes  heoroiicyniiigcs  C.  52,  12;  ^vic  das  lat.  ipsius 
allein  slclit.  Ich  linde  aber  auch  im  gen.  fem.  nihire  selj're 
eidli  Conybeare  246 ;  im  gen.  pl,  uncra  selfva  stdh  C.  49, 
14  slatt  niin  selfre,  nncer  sellVa,  und  danach  wäre  im 
gen.  masc.  mines  selfes  f.  nun  selfes  zu  erwarten;  man 
halle  dazu  das  alid.  nunos  selbes  bei  0,,  wo  gerade  der 
gen.  sg,  fem.  und  gen,  pl.  niciit  aufzuweisen  waren.  Die 
iimselztnig  des  selbst  aus  dem  oblicjuen  casus  in  den  nom. 
des  sujjjccts  begegnet  ziemlich  oft:  bim  selfa  sceaf  reaf  of 
lice  (er  schob  sich  selbst  das  kleid  \oin  leib)  C.  94,  20 
?^i^tt  him  selfum;  relc  hine  selfa  begrindedh  C.  91,  32; 
andere  structuren  sind  zweideutig,  z.  b.  tlun  seif  \ic  the- 
cest  C.  54,  15,  wo  seif  der  starke  nom,  oder  der  auf  l*c 
bezogne  adjectivische  acc.  sein  kann.  TVicht  selten  steht 
auch  agen  (proprium):  thurh  his  ä(jen  word  C.  9,  30;  his 
at/eu  bearn  C.  177,  16. 

In  dem  heutigen  engl,  hat  sich  diese  läge  der  dinge 
geändert,  für  die  erste  und  zweite  person  gilt  im  casus 
reqlus  gar  keine  einfache  und  unmittelbare  Verknüpfung 
des  persönlichen  pron.  mit  dem  verstärkenden  seif,  sondern 
es  wird  jedesmal  auch  noch  die  possessive  form  hinzuge- 
iiommen.  slatt  des  ags.  ic  selfa  heii)l  es:  /  inyself,  slatt 
des  ags.  thü  selfa:  tlioic  thyself^  gerade  als  wollten  wir 
uhd.  für  ich  selbst,  du  selbst  sagen:  ich  meinselbst,  du 
deinselbst;  ebenso  im  pl,  %ve  onrselves  (wir  selbst),  you 
yourselvcs  (ihr  selbst.)  dieser  anschein  des  possessivs  und 
das  dem  engl.  adj.  nicht  mehr  zustehende  plurale  S  hat 
die  grammatiker  dahin  gebracht,  seif  für  ein  subst.  zu 
erklären,  wogegen  aber  von  Tyrwhilt,  der  die  spräche 
schon  historischer  betrachtet,  mit  recht  die  schwache  form 
des  altengl,  /  ^lyselven,  ye  youvselven  eingewandt  worden 
ist.  da  die  engl,  possessivform  my,  thy  überhaupt  durch 
abstumpfung  aus  dem  älteren  min,  thin  erwuchs  luid  ihre 
mischung  mit  den  geniliven  des  persönl,  pron,  min,  thin  (die 
noch  heute,  absolut  gesetzt,  nüue,  thine  lauten)  nahe  lag; 
so  muß  auch  jenes  myself,  ihyself  entsprungen  sein  aus 
einem  alleren  minselves ,  llüuselves,  das  anfänglich  zu 
subst.   (minselves    band   u,  s.  w.)    bald   aber    unabhängiger 


nomen.    pronojnen.    persunliclies.         36 1 

coustrulert  wurde,  das  S  gebührte  zuerst  dem  sg.  wie 
dem  pl.,  und  auch  izi  ours,  yours  ist  es  kein  phirales, 
vielmehr  das  des  gen.  sg.  (ags.  üres,  eoveres.)  analogie 
gewährt  das  franz.  moimeme,  toimeme,  soimeme,  luinieme 
w^obei  nur  der  dat.  des  pers.  pron.  ins  spiel  trat,  im, 
engl,  muste  es  eher  auf  den  gen.  hintreiben ,  da  die  dritte 
j)erson  des  adjectivisclien  possessivs  verlustig,  für  den  re- 
flexiven und  unrellexiven  fall,  ihren  gen.  verwandte:  liis 
friend  (amicum  suum  oder  ejus),  her  fiiend  (amicum  suum 
oder  ejus  fem.) ,  tlieir  friend  (amicum  suum  vel  eorum),  dies 
their  ist  der  ags.  gen.  pl.  thdra  des  demonstrativs,  das,  nach 
nordischer  weise,  in  den  pl.  des  engl.  pron.  dritter  person 
eingreift.  die  absolut  gesetzten  engl,  formen  hers  und 
theirs  sind  dem  ours,  yours  nachgebildet,  unorganisch,  da 
lier  und  their  an  sicli  schon  genitive  waren,  aucli  schreibt 
man,    in  gleichem   fall.   Ins  und  nicht  his's. 

die  Verbindung  mit  seif  ergieng  jedoch  nicht  ohne  neue 
anomalie,  deren  grund  aber  in  der  auflüsung  der  engl, 
casusllexionen  zu  suchen  ist,  für  das  neutr.  blieb  der  alte 
nom.  it  seif  (^as,s,  hit  seife),  nur  daß,  wie  bei  den  andern 
geschlcchtern,  mit  wiederholtem  pron.  gesagt  Avird :  it  itself. 
da  schon  der  ags.  gen.  und  dal.  sg.  fem.  in  hire  selfre 
zusammenfließen,  so  entsprang  herseif.  von  dem  ma&c. 
des  pers.  pron.  he  war  überhaupt  der  gen.  his  nur  noch 
in  possessivem  sinn  üblich,  der  dat.  hbn  ungleich  liäufiger, 
man  zog  also  hunself  (ags.  liim  selfum)  vor  und  nicht 
hissclf  (ags.  liis  selfes),  wobei  vielleicht  das  ronian.  luimeme 
angeschlagen  werden  mag.  beide  wiederholen  auch  das 
persiinl.  pron,:  he  himself,  she  herseif.  hiernach  richtet 
sich  nun  ganz  der  pl,  Ihey  themselveSf  denn  theni  (ags. 
tham)  ersetzt  überall  das  ags.  him.  die  anwendung  dieser 
dalive  him  und  them  gemahnt  an  das  nnl,  posscssivum 
hnn  (s.  347)  und  kann  darauf  eingedosscn  liaben.  im 
ob]i(|ucn  casus  geben  himsclf,  herseif  luid  themselves  vor- 
zugsweise rellcxiven  sinn. 

sehr  gewöhnlich  ist  die  lieifügung  von  oxvn  für  den 
possessiven  nusdruck;  im/  oivn  child;  zuweilen  auch  für 
den  i)ersi)idichen  noch  neben  seif:  'tis  she  lier  oivn  seif. 
wclclie  Umschweife,  das  einfache  ipsa  est,  golh.  silbu  ist, 
auszudrücken ! 

INInl.  finde  ich  bei  TNlaerlanl  s/n  selves  scat  1,  182; 
Sin  selves  kemcnade  2,  245;  sin  seivos  wil  2,  332,  obgleich 
dem  bein)  verbum  siehenden  gen.  sins  gegeben  n\  ird  1, 
'J7,   139;  im  Ueinaert  liingegen  mins  selves  lif  1408 j  mins 


3G2  einfacher  salz. 

sclfes  hfts  1547;  sins  selvcs  Lof  1428;  slns  g41fs  lif  1656; 
»?iis  solvcs  mcsdael  254'J;  iiiul  so  auch  iiii  diillL'ii  bände 
.M.u'rlaiits :  siris  sclIs  Ji.iür  112;  eins  selve»  Iicrle212.  fürs 
lein,  haer  aclß  laiil  iMaerl.  3,  4.  lür  den  ],\.:  bi  huers 
selj's  list  inakedeii  si  FlüHs  'Jl4;  hatrs  saives  ghemaecs 
si  doe  plaghea  FJoris  1852.  in  diesen  beiden  fallen  also 
nicht  selver.  beim  irzeii  ist  selves  in  der  Ordnung:  dor 
hu  selues  ci-e  Ileinh.  9'J2.  Auch  liier  tritt  eighen  au  den 
plalz  von  seif:  haje  eigliino  kiiil  Maerl.  2,  22.^. 

Nnl.  werden,  wie  nhd.,  die  conslructioncn  gemieden, 
welche  das  possessiv  durch  ze//"  erhöhen ,  und  man  setzt 
gleichfalls  das  adj.  cujtn:  \\\m  eigen  liuis  etc.  bei  dem 
])ersönlichcn  pron.  aber  sieht  zolf,  pl.  zelvea:  ik  zelj",  tvi 
zelveiiy    hl  zelj',  zt  selve. 

In  den  nord.  sprachen  lierscht ,  weil  liier  die  reflexiven 
imd  unrellexiven  formen  unvermengt  bcstehn ,  die  cinfach- 
licit  der  golh.  fügungen.  meines  vvissens  gebraucht  die 
altn.  niemals  den  durch  sialls ,  sialfiar,  sialfra  verstärkten 
gen.  der  persönlichen  pron.,  um  damit  das  possessiv  zu 
lunschreiben.  noch  weniger  geschieht  es  im  neunord.,  wo 
die  gen.  min,  din  erloschen  sind,  aber  dem  pei'sönliclien 
prou.  selbst  mag  die  Verstärkung  hinzutreten.  das  poss. 
kann  durch  eujen  erhöht  werden,  altn.:  sitt  tirjit  lif; 
schwed.  sit  ecfet  lif. 

Sollte  nicht  in  die  alid.  alts.  ags.  mundart  ieues  ver- 
wirrende Sin.  selpes,  ii'a  selpera  u.  s.  av.  ,  mit  allen  seinen 
Schwankungen,  aus  dem  lat.  sui  ipsius  gedrungen  sein? 
der  Golhe  hat  es  nicht,  und  wurde  durch  das  gr.  iaVTOv 
nicht  dazu  verleitet.  auch  die  nord.  spräche  erhielt  sich 
frei  davon,  und  die  heuligen  dialecle  haben  es,  als  un- 
deutsch,  wieder  fahren  lassen. 

7.  Heute  nllcgen  wir  nach  verbis,  zumal  imperativen,  den 
datlv  der  pronom.  heider  erster  personen  nicht  selten 
einzuschalten,  ohne  daii  ihm  überall  eine  bestimmte  be- 
ziehung  zukommt,  z.  b.  ich  habe  mir  eine  rechte  lust 
daran;  ich  habe  dir  da  viel  leute  gesehn;  du  bist  mir  ein 
rechter  held!;  komm  mir  nicht  wieder  so!;  habt  ihr  mir 
alles  ordentlich  ausgerichtet":';  ich  lobe  mir  die  rothe  färbe; 
wir  loben  uns  das  schöne;  das  war  dir  eine  lust;  das  ist 
euch  eia  jubel;  das  war  rfjr  der  fremde,  von  dem  ich  eben 
sprach;  höre  dir!',  Aeukcdir!  glaube  rftV  nur  nicht  alles  von 
der  Sache ! ;  der  weiß  dir  viel  dinge  zu  erzählen ;  in  diesem 
letzten  fall   könnte    statt    des  dir  ebenwol   ein  ganz    uube- 


noTnen.     pronomen,    persunllcJies.         303 

sllninites  einem  gesetzt  sein,  einigemal  ließen  sich  dative 
comniüdi  auiiehnien,  diese  sind  aber  stärkerer  bedeutuug; 
andereinal  ellipsen,  so  dali  ein  solches  dir  etwa  aussagte 
was  die  ganze  redensart:  das  sage  ich  dir, 

ich  linde  schon  ahd.  beispiele:  lis  thir  !  0.  III.  7,  75; 
lis  thir  IMatllieuses  deil!  0.  111.  14,  65;  mi  chius  tir !  (re- 
spice)  N.  Bth.  158;  lose  dir!  das.  181. 

inhd.  besonders  nach  dem  wort  hau:  nu  habet  in  ze 
rate  Wigal.  6862;  die  habe  dir  von  golde!  Trist.  8218; 
liabetj  IM  von  dem  wibe!  Trist.  5710;  habet  iu  spil  u. 
Verlust!  Frib.  Trist.  4186;  nu  habe  dir  daz  din,  ich  viil 
behalten  daz  nun.  Eilliart  im  Trist.  456  sagt:  du  enwas 
dir  nieman  under;  sanc  unti  wunne  ^vas  dir  gruz  Anno 
717;  lebe  dir  sanlte !  En.  12479.  eingeschaltetes  mir  steht 
bei  Berthold  195  :  hal)t  ir  mir  den  hungerigen  zezzen  ge- 
ben? Amur  1302:  daz  bring  m.ir  dem  hcrren  din!  und  ge- 
wis  noch  öfter. 

Man  könnte  zunächst  den  dat.  bei  verbis  medialer  be- 
deulung  hinzuhallen  (s.  29.  33.  35)  besonders  das  sich  bei 
wesen ,  werden,  sprechen,  heizen  (s.  36);  wie  auch  nach 
haben  ein  solches  sich  eingeworfen  werden  möchte :  sie 
sollen  sich  es  haben!  Auch  das  in  relativsätzen  auf  das 
pron.  folgende  dir  (gramm.  3,  21)  hat  eine  gewisse  ana- 
logie,  von  welcher  im  verfolg  noch  näher  die  rede  sein  wird. 

Sollte  in  der  oben  8.  30  angeführten  goth.  stelle  :  iba 
ihank  thtis  fairluülis  skalka  jainamma  ein  solches  encliti- 
srlies  thtis  liegen?  die  neusten  herausgeber  finden  darin 
ebenfalls   Umschreibung   des  mediums. 

mehrere  slavische  sprachen  schallen  die  dative  mi  und 
ii  ein  (Vuks  serb.  gr.  56.  57.) 

8.  Schwächling  vmd  anlehnung  persönlicher  pronomlna. 
ein  golli.  beispiel  ist  mir  nicht  vorgekommen,  in  der  ahd. 
])oesie  wird,  nach  erfordernis  des  metrums  sie  in  5e,  sia 
iu  sa  geschwächt,  z.  b.  irfultunse  0.  llarlm.  102.  V.  7,  32; 
SU  0.  V.  7,  37.  55.  für  e*',  imo,  inan  kann  bloik'S  s,  mo, 
nan  einlrelen,  z.  b.  wol  er  imo.S  lunut  Tiudw.  lied  2;  lui- 
hdiiio,  hewcmo  0.  liud.  6;  thiunaii  0.  Lud.  54;  sinflu  0. 
V.  7,  55;  mannan  0.  V.  7,  31.  33;  die  hs.  trennen  zwar 
mo  und  nan,  es  scheint  mir  besser,  aiu;h  in  der  Schrei- 
bung die  inclinaliün  auszudrücken.  IMlid.  werden  st,  es 
und  cz,  angelehnt ,  zu  bk)ßom  s,  ä,  s,  z.  b.  bequndriis 
kann  begunden  si  oder  beguiulen  es  aussagen,  bctjundciiz, 
ist  b,  c/.     der  nom.  er  incliuierl  hauliii  an  verl  *   mil  vor- 


304  einfacher    satz. 

hist  des  toiis ,  z.  b.  van</er  (:  ander);  baier  f:  vater)  im, 
in,  ir  "Nvird  geschwächt  in  e»n,  en,  er  t  begundem  sagcMi 
u.  s.  w.  belege  im  wb.  7Ai  Iw.  \).  101-105.  du  wandelt 
sich  l)ei  der  aidehnung  in  l)lol^e8  li  :  hhlü,  kansfu,  (bei- 
S))iele  ebendas.  p.  «4.)  i'n,  Vn,  mVs,  er^r  luv  ich  in,  ich  in, 
«licli  es,  er  ir  sind  in  Jiaclini.  Parz.  zu  Ired'cn.  ]N'och  weit 
geläufiger  sind  die  mnl.  anlehnungen ,  Iloüni  .bat  am  schhil^ 
seines  Floris  sie  lleiüig  verzciciinel.  Des  altn.  sullixes  «Jf, 
mZf  sc,  z,  at  geschah  s.  40  Jl".  erwähnung. 

9.  Die  letzte  anmerkung  soll  sich  auf  das  Verhältnis  der 
icflexiven  und  iinrellexiven  formen  in  der  lal.  und  roma- 
uischen  spräche  beziehen. 

auch  im  iatein  geht  das  reflexiv  auf  das  subject  des 
Satzes,  doch  wird  diese  regel  in  lebendiger  rede  nicht 
ängstlich  durchgeführt,  sondern  wenn  im  zusammenliang 
eine  person  hervortritt,  selbst  in  Zwischensätzen,  die  an- 
dere subjecte  einführen,  das  rellexive  pron.  nach  ihr  ge- 
richtet,, z.  b.  IMilo  Ciceronem  rogavit,  ut  se  defenderet; 
hier  gehört  se  zu  Milo,  obschon  Cicero  subject  des  zwei- 
ten Satzes  ist.  gerade  wie  in  dem  s.  322  aufgestellten  ro- 
gavit,, ut  se  oscularetur.  der  Gothe  kann  bloß  wenn  der 
zweite  satz  in  einen  infinitiven  aufgelöst  wird  sagen:  bad 
ina  kukjan  sis ,  unaufgelöst  würde  es  heißen:  bad  ina,  ei 
kukidedi  imma  (und  nicht  mehr  sis.)  die  golh.  syntax 
meidet  also  die  Zweideutigkeit;  welche  die  lat.  in  diesenj 
fäll  gestattet. 

ferner,  die  lat.  spräche  verbindet  zuweilen  das  relle- 
xive possessiv  mit  dem  luuinltelbar  nachstehenden  obliquen 
casus,  statt  mit  dem  rectus  des  subjecls,  z.  b.  aquila  passe- 
rem in  nido  suo  oppressit ,  d.  h.  in  des  Sperlings  nesfe. 
schwerlich  würde  man  goth.  sagen:  ara  usqvam  sparvin 
in  silla  seinamma,  das  wäre  zu  zweideutig  ,  sondern  nur 
in  is.  sitla.  ahd.  müste  es  heißen  in  Sineino  neste,  aber 
weil   sich    ejus   nicht   mehr  ausdrücken  ließ. 

In  lat.  Sprachdenkmälern  des  IMA.  *)  stößt  man  nicht 
selten  auf  den  dat.  sibi  nüt  unreflexiver  bedeutuug  für  ei,- 
eis,  während  der  acc.  se  stets  reflexive  behält.  erklärt 
sich  das  aus  der  mischung  beider  bedentuugeu  in  dem  ahd. 
ilttu^    im,    so    wie    in    dem    männlichen    possessivum    sin? 


'  •*)  z.  b.  dem  gedlclit  von  Ruotliep,  dessen  bruclistück  Haupt  heraus- 
gegeben hat« 


nomen.  *  pronomen.    persn/iliches.  365 

oder   liat   tlle   venvimmg  Im  lalein   begonoeii  und  auf  das 
deutsche  eingewirkt i'    (s.  324.) 

Alle  romanischen  sprachen  verfahren  mit  dem  reflexi- 
ven possessiv  ungleich  freier  als  die  lal. ,  und  gebrauchen 
es  in  der  ausdelniung  des  hochd.  sein  auch  für  den  unre- 
flexiven sinn,  ohne  es  jedoch  auf  den  sg.  niasc.  einzu- 
schränken *).  so  heilU  es  z.  b.  franz.  ses  yeux  brillent 
[seine  äugen  leuchten,  oculi  ejus  micanl);  on  parle  de  sa 
mort  {ejus  morte)  ;  j'ai  vu  Pierre  et  5«  femme  (ejus  con- 
jngem);  ital.  vidi  Pietro  ed  isuoi  figli  (filios  ejus),  span. 
vi  Pedro  y  sus  hijos.  v\^o  Zweideutigkeit  entspringt ,  ist 
die  itak  spräche  mit  ihrem  di  lui,  di  esso,  di  lei  sorgfäl- 
tiger, als  die  franz.  mit  anwendung  ilires  gesclilechligen 
pronomens :  egli  vide  Pietro  colla  sorella  di  lui  {P.  mid 
dessen  Schwester),  weil  colla  sua  sorella  auf  egli  bezii^- 
lich  wäre,  franz.  wagt  man  lieber  das  unsichere :  il  vit 
P.  avec  sa  soeur  fnhd.  P.  und  seine  Schwester,)  und  läßt 
vom  Zusammenhang  den  zweifei  lösen ,  wie  sich  insgemein 
die  neuere  syntax  mehr  dem  ganzen  zukehrt  das  einzelne 
vernachlässigend. 


*)  in  seiner  ursprünglichen  allgemeinlieit  für  sg:.  «nd  pl,  aller  ge- 
schictliter  besitzen  es  jedoch  nur  die  spanische  und  portugiesiscl)e; 
die  ital.  und  iVnnz.  entsagen  ihm,  wenn  das  suhject  im  pl.  stellt,  und 
setzen  dann  loro ,  hur  (=  lat.  illoruni)  für  beide  bedeutungen.  alt- 
ital.  galt  noch  suo.  jenes  loro,  leur  vergleicht  sich  dem  alid.  gen. 
pl.  iro ^  nihd.  ir  und  loro  bleibt  ebenso  unverändert,  leur,  insofern 
es  den  pl.  kurs  bildet,  darf  ein  unorganisches  possessiv  heißen,  wie 
unser  nhd.  ihr,   pl.  ihre. 


366  einfacher  satz.* 


CAP.  IV.    ÜBRIGE  PIIONOMINA. 

Näclist  dein  persünliclien  ])ronomen  ziclil  das  demonslra- 
tive  die  aufnierksanikeit  auf  sich,  vor  allem  der  sosenannte 
artikel.  ich  Nverde  in  diesem  cap.  zuerst  von  iJim,  lier- 
nach  von  den  andern  dcmonstraliven  formen  und  endlich 
von  den  inlerrogativeu  und  sonsligen  prouominalfiigungen 
handeln. 

A.     Arllliel. 

Der  artikel,  in  seinem  Ursprung,  ist  nichts  als  ein  demon- 
stratives pronomen,  und  nur  allmälich  zu  einer  fast  bedeu- 
tungslosen gramnialischcn  form  herab  gesunken,  nicht  hat 
die  geschwaclite  llexion  des  nomeiis  ihn  zuerst  herbeige- 
führt, wol  aber  sich  an  ihm  gestützt,  ihn  fest  gehalten 
und  vervielfältigt  (s.  293.)  gleich  dem  persönlichen  pron. 
beim  verbum  steht  er  anfangs  beim  nomen,  in  besonde- 
ren fällen,  als  herzugerufner  seltner  geleiter  nachdruck- 
sam; bald  zur  bürde  geworden  schleppt  er  sich  fast  allent- 
halben mit.  der  deutsche  artikel  ist  meislentheils  ungelen- 
ker form.  Während  in  den  ronianischeji  sprachen  durch 
günstige  Verschmelzung  mit  präpositionen  er  schnell  gefäl- 
lige ,  sogar  den  wollaut  der  rede  erliöhende  gestalten  an- 
nahm,  gibt  der  unsere  ein  bild  schmuckloser  gründlichkeit. 
wir  sind  zu  unbeholfen,  ein  gebrechen  zu  bergen,  das  uns 
lästig  wird,  noch  weniger  wissen  wir  es  so  zu  wenden, 
daß  es  wie  ein  vortheil  aussehen  konnte,  wo  sich  gelegen- 
heit  und  neigung  zu  kürzender  ausscheidung  einzelner  buch- 
staben  zeigte  wurde  sie  mit  ängstlicher  absieht  bald  wie- 
der gemieden. 

Die  lat.  spräche  hat,  gleich  der  slavischen,  gar  keinen 
eigentlichen  artikel  an  sich  entwickelt,  desto  entschiedner 
eingedrungen  ist  er  In  die  romanischen,  schon  frühe  eignet 
ihn  sich  die  griechische  an ,  und  zwar  entspringt  er  ihr 
aus  demselben  pronominalstamm ,  wie  uns.  doch  haben 
wir  ihn  ihr  nicht  abgesehn,  sondern  von  altersher  besessen: 
der  goth.  artikel  weicht  eigenthümlich  ab  von  dem  gi'ie- 
chischen  und  wird  anders  angewendet. 


nomen.     prouomen.     arlilel.  307 

Man  kann  nie  sagen,  daß  clor  arllkel  die  nominnl- 
flexion  vertrete,  die  kraft  verlorne  casus  zu  ersetzen  beruht 
in  präjjosiliüuen.  aber  der  artikel,  indem  er  die  dem 
übrigen  nomen  ganz  oder  meist  erloscliene  flexion  an  sieb 
seilest  festbält  (wiewol  auch  das  nicht  nolhwendig  geschielit), 
erleiclilert  und  regelt  diesen   ersatz. 

Zuerst  von   den  formen,  dann  von  dem  gebrauch. 

Der  artikel  tritt  sowol  dem  subst.  hinzu  als  dem  ad]., 
ja  er  kann  auch  andere  prouomina  näher  bestimmen  hellen, 
gewöhnlich  aber  erhält  er  seine  stelle  vor  diesen  Wörtern, 
unmittelbar,  doch  ohne  anlehnung,  die  nur  in  seltnen 
fällen  statt  findet,  der  nord.  überhaupt  zu  Suffixen  nei- 
gende dialect  besitzt  hingegen  einen  nachgesetzten,  mit 
dem  nomen  innig  verwachsenden  artikel.  endlich  versieht 
auch  die  cardinalzahl  ein  das  amt  eines  unbestimmten 
artikels. 

Unser  vorstehender  artikel,  wie  ihn  die  meisten  deut- 
sclien  mundarten  keimen,  hat,  zumal  in  der  gothischen, 
die  auilallendste  analogie  mit  dem  griechischen,  sa ,  so, 
thata,  gen.  this  ,  thizos ,  ihis  u.  s.  \v.  gleicht  dem  o,  7}, 
To,  Tov,  lijS,  7  0V  vorzüglich  dann  auch,  daß  der  männ- 
liche iMid  weibliche  noni.  einem  andern  stamm  folgen  als 
der  neutrale  und  alle  übrigen  casus,  jenen  beiden ,  man 
könnte  sagen  lebendigeren,  subjectiveren  fällen  steht  die 
hauchende  oder  sausende  Spirans  zu;  den  andern  mehr 
objectiven  genügt  eine  lingualmula.  allein  der  gr.  artikel 
scheidet  auch  ebenso  im  nom.  pl.  ot  ,  ai  imd  tu,  während 
hier  im  gotii.  thui,  ihus ,  thu  jene  nuita  vorgedrungen  ist. 
TJnter  unserji  übrigen  dialecten  tiiigt  nur  noch  der  ags. 
luid  alln.  das  oigauische  ehrwürdige  geprage :  se ,  seo, 
thät^  sä,  Sil,  thal;  ahd.  und  alts.,  so  weit  hinauf  unsere 
cpieUen  reiclien,  ist  es  verwischt  und  der  muta  ein  vciUiger 
vordrang  gestattet:  der,  diu,  daz;    thie ,  thiu,   that. 

was  die  muta  betrift,  so  muß  man  einräumen,  daß 
für  ein  liäufig  der  rede  einzufügendes  wörlchen  die  gr. 
tenuis  sich  besser  schicke,  als  die  zischende  goth.  uml 
säcbs.  aspirala;  Avider  die  hochd.  media  ist,  in  diesem 
betracht,  nichts  einzuwenden,  docli  die  auslautende  aspirala 
des  neulr.  daz  scheint  luigünsliger  als  die  golh.  uiul  sächs. 
tenuis  an  (hMselben  stelle.  ro  steht  nach  dem  gr.  laut- 
system  für  t()(S\  dessen  ausspräche  früher  so  nühl  gewesen 
sein  muß.  daß  die  auslautende  nunlia  bald  ganz  schwand, 
sämtliche  llexioneu  des  gr.  artikels  liaben  günstige  einsilbig- 
keit  und    haulig  vocalauslaul   erreicht;    in    \\cn  "formen   des 


368  einfacher  satz. 

iinsrigen  erscheinen  oft  zwei  sllben  und  häufig  zwei  con- 
eonanten. 

ich  gelie  darum  In  die  laulelenicnle  dieses  prononiens 
ein,  weil  sie  mir  zu  erklaren  scheinen,  wie  wenig  sicli 
luiser  arlikel  zu  gewandter  Kürzung,  anleluiung  und  Ver- 
schmelzung hergab.  ungleich  vorllieilliafler  für  den  wol- 
klang war  die  liquida  des  lat.  demonstrallvs  ille  ^  aus 
•welclieni ,  durch  manigfaclie  Veränderungen  und  Verschmel- 
zungen,  der  romau.  artikel  erwuchs. 

Der  goth.  vollen  arlikelform  geschieht  nirgend  abbruch, 
obgleich  dasselbe  dejnonstraliv  in  einem  andern  fall  (wo- 
von späterhin)  kürzwng  leidet. 

das  ahd.  ubar  ix.  wazzer  (trans  frelum)  T.  IMalth.  16, 
5  r=  ubar  thaz  wazzer  ist  bemerkenswerlhe,  gewis  nlclit 
allein  stehende  spur, eines  Sprachgebrauchs,  der  schon  unter 
dem  volk  lebendig  hcrschte,  und  liier  einmal  dem  geist- 
lichen   schriftsteiler   entschlüpft;    auch  N.  meidet  ihn  noch. 

Die  mhd.  dichter  lassen  ihn  aus  dem  metrischen  gesetz*) 
•viel  genauer  erkennen,  in  folgenden  fallen  ist  die  anlau- 
tende lingualmedia  des  artikels  wegwerfbar  und  sein  vocal 
erleidet  zugleicli  Schwächung. 

a.  zwischen  prapositlon  und  subst. ,  so  daß  jener  der  ge- 
kürzte  artikel  sich  anlehnt 

ß.  tlntiv:  aume  swerte  Nib.  1898,  2;  ame  glase  Parz. 
1,  20;  inme  lande  Nib.  1892,  3;  assimiliert  im«ie  lande 
Ulr.  Trist.  2718;  ime  golde  Parz.  3,  14;  vonme  Piine  INib. 
794,  2,  vonme  dinge  Iw.  2496;  vonme  lande  Iw,  3707; 
vome  gral  Parz.  239,  7  ;  vorne  hove  und  vome  lande  Trist. 
15451;  bime  grabe  Iw.  1438;  bime  se  Parz.  340,  3;  hu 
cim  poume  (baumes  hocli)  Anno  366;  zem  Kbe  Iw.  1781; 
zem  hellefiure  Parz.  2,  8;  vorem  grale  Parz.  236,  1;  iifem 
esele  Wh.  303,  25;  ufern  kle  Trist.  4919;  ebenso  abem  ,• 
uzem^  m'ütem  leun  Iw.  5263;  mhleni  swerte  Iw.  6734; 
die  Verschiedenheit  der  behandluug  laßt  sich  leicht  ermes- 
sen.. ,  in  mittem  f.  mit  dem  ist  nichts  weggefallen,  bloß 
med.  der  ten.  assimiliert,  mehrsilbige  prap.:  hinderm  orse 
Parz.  596,  18;  ebenso  imderm  5  üloerm.  dat.  ])1.:  abe»i 
ougen  Parz.  692,  17;  uze»  ougen  \Th.  242,  13;  üzew 
schalen  Wh.  120,  15;   ein    eriu  (ze    den    eren)  Anno  277; 


*)  dessen  findung  und  lierstelluug  wir  aber  erst  Laclimanns  Scharf- 
sinne verdanken. 


nomen.    pr  onoinen,     ariilel.  369 

>:iii  Durlngiu  Anno  334:  cm  ewigin  glnädin  771;  zen 
^venden  Parz.  237,  25,  zumal  bei  völkernanieu  zen  Salisen, 
zeu  Hinnen;  vonw  gelouflen  Wh.  255,  1;  m'iüen  oiigen 
Iw.  5189.  Seltner  lelint  der  dat.  fem.  an,  am  Läufigsten 
in  der  Formel  zer  :==.  ze  der,  schon  im  Annolied  cir  hellin 
60.  257;  cir  Eilbin  331;  zi?'  erdin  747;  dann  in  üzer 
niaze  Iw,  6633,  deutlich  rz:  iiz  der  niuze  Iw.  3274;  auch 
mit/er  hant  kommt  vor.  nie  ein  aner,  iner,  voner,  noch 
anre,  iure,  vonre  oder  gar  aire,  irre,  dem  imme  analog. 
Ahd.  sind  bloß  bei  0.  die  fornieln  zemo  I,  9,  6.  IV.  2,  7.  Y.  1 1, 
5.  25,  67;  zen  I.  22,  5.  IV.  34,  26,  V,  7,  65.  8,  17.  25,  67. 
ß.  acc.  masc:  umben  stein  Iw.  1203;  umbeii  tut  Iw. 
1895;  ul'en  acker  Parz,  379,  25;  ufteti  Iw.  5862;  überu 
ronen  Parz.  295,  19;  iiberu  gral  Parz,  474,  22.  476,  16. 
acc,  neutr.  ans  ende  Nib.  205,  2;  ans  venster  Parz.  437, 
19;  ins  münster  Nib.  786,  2;  üfes  lant  Parz.  544,  1;  ufs 
ors  Parz.  595,  29;  hinderz  ors  Parz.  379,  25  u.  s.  w,  im 
Anno  ein  einzignial  auii  lant  229. 

b.  zwischen  persünl.  pron.  und  subst. ,  In  welcliem  fall 
jenes  |)ron.  den  folgenden  art.  an  sich  zieht:  warf  erz.  ors 
Parz.  437,  5;  und  wie  erz  harnasch  gewan  Parz.  170,  2; 
drang  imz  ors  Parz.  295,  2;  da  mauz  ambet  tele  Iw.  1409 
und  ahnliches. 

c.  zwischen  verbum  inid  subst.  in  imperativisch  gebilde- 
ten eigeiinamen ,  wie  ScIiiuheMtac ,  Ltvrennapf,  Hacken- 
tiuvel,  Suocliendanc ,  Zerrezsluz  und  vielen  solclien. 
außerhalb  dieser  Zusammensetzung,  die  dem  Volksleben  an- 
gehört, aber  weder  im  imp.  li«rcn  napf,  nocli  weniger  im 
ind.  ich  huren  napf,  indes  sagt  Waltli.  9,  15  ohne  anleh- 
nung:    setze  en  weisen   uf! 

d.  vor  dem  gen.  masc.  wird  zuweilen  tles  in  s  gekürzt 
luul  an  das  subst.  gelehnt,  gleichviel  was  vorhergeht,  auch 
ganz  im  beginn  des  satzes:  «morgens  Parz.  32,  11.  54,  7, 
143,  16.  676,  11;  «abenls  Parz.  175,  19.  282,  24;  «nahtes 
Parz.  272,  25.  376,  26;  «künges  Parz.  391,  23.  416,  13. 
524,  24.  Nib.  1897,  3;  shevs  Parz,  786,  16;  srichcs  Wh. 
212,  17.  297,  10;  shcldes  Parz.  72,  14;  «kriuces  Wli.  332, 
29;  ssclieliss  Wh,  243,  1  d.h.  des  scliclis.  Steht  der  gen. 
zwischen  priij).  luid  ihrem  casus,  so  lehnt  sich  jener  das 
pron.  an,  z.  b.  zes  küneges  huldon  =.  ze  des;  eis  >iaiiti9 
truwiu  Anno  805.      Ahd.  ze«  pu/.zcs   0.  II.   14,  45. 

c.  aphiiresis  ohne  anlehnen:  iz,  allermeiste  cod.  pal.  361, 
3'';  da  iz  gestuole  was  bereilit  Diul.  1,  11;  ez  swcrt  er 
gein  dem  herzer«  hui  xMs.  2,  155^;  Keie  es  ors  liez  in  den 
walap  Parz.  295,    10;   er  holt  och  an    ir  letze   en  tut   Parz. 

Aa 


370  einfacher  satz. 

205,  12.  in  der  stelle:  liet  eis  ors  au  siiiei'  Imnl  Wli. 
l.iO,  4  incliiiicii  der  arl.  an  die  ])arükel  et,  wie:  cinz 
iiiulz.  ander  muoz  ich  klagen  Parz.  91,  9  an  und. 

Nächst  diesem  wegfallenden  aidaiit  des  artikels  if^l  die 
iinjgcdrelile  apocopc  der  rönnen  die  und  diu  in  bloßes  d 
wahr/.unelinicn ,  wenn  sich  dieses  tl  einem  folgenden  vo- 
calanlaut  inclinieren  kann.  schon  im  12  jh.:  untir  t/an- 
dere Anno  571;  rierda  (lerram)  merlg.  1.  2;  unter  Jerda 
das.  89;  fioheran  (die  oberen)  das.  107;  häufiger  nun  auch 
bei  Wolfram  und  sonst:  f/aiidern  l'arz.  434,  19.  613,  18; 
*Ziizer  (die  äui\cre)  Par.  86,  25;  </uzern  (exteriorem)  Parz. 
663,  21;  Jrivenliure  Parz.  101,  30.  115,  24.  210,  18.  400, 
1.  453,  8;  fZerde  Parz.  40,  30.  470,  15.  722,  22;  rZerden 
Parz.  605,  12;  rfougen  Parz.  91,  14.  179,  22.  253,  10.  AMi. 
55,  17;  r/ungclriuwen  Parz.  404,  13;  al  Jengele  (omnes 
angeli)  Wh.  454,  16;  ffandern  (alteram)  Freid.  124,  6; 
rierslen  (primam)  Freid.  155,  2;  <Zerde  FVeid.  179,  10. 
Audi  wül  vor  anlautendem  H:  über  alle  rfheidenschaft 
Wh.  434,  17. 

Endlich  ergeht,  oline  aphärese  und  apocope,  bloße 
Schwächung  des  vocals  A  im  neutralen  daz.  sehr  oft  gibt 
das  Annolied  dafür  diz '.  diz  eilen  305;  dur  diz  (da  er 
das)  ulizui  iutfieng  309 ;  diz  richi  327.  676 ;  diz  lieristi 
volcwfg  442 ;  diz  buocli  443 ;  diz  liüir  ölei  524 ;  diz  olei 
856;  diz  liut  612;  diz  golt  648;  auch  nach  prapositionen : 
in  diz  vingerlm  573  ;  an  diz  hoibit  760.  den  dichtem  des 
13  jh;  dez:  dez  houbet  Iw'.  460;  dez  maere  Iw.  1836;  dez 
ros  Iw.  3668;  dez  isen  Iw.  5379;  dez  ruoder  ISib.  1493, 
4;  dez  ors  Parz.  295,  20.  22;  dez  niinneclichste  wip  Parz. 
441,  7;  dez  minre  Wh.  15,  9;  dez  herzeichen  Walth.  12, 
2&;  dez  Heisch  das.  22,  15.  Parz.  191,  2;  dez  n)ez  das.  27, 
4;  dez  bluot  das.  37,  10;  dez  herze  nun  das.  72,30;  nach 
präp.  üf  dez  gras  Parz.  37,  28. 

Auf  solche  weise  strebte  die  lebendige  und  dichterlsclie 
spiMchc  den  arlikel  zu  scluneidigen.  in  den  beiden  letzten 
fällen  liegt  die  artikelform  am  tage,  bei  der  apharese  des 
D  hingegen  könnte  zweifei  walten,  ob  nicht  vielmehr  ca- 
sus des  pron.  dritter  person  den  artikel  vertreten?  mi- 
schungen  dieses  persönl.  pron.  luid  des  demonstrativs  er- 
folgen vielfach  ;  jenes  ahd.  ubar  iz  sieht  in  der  that  mehr 
nach  wirklichem  iz  aus  als  nach  entstellung  des  art.  dazl 
dazu  kommt  ein  grund,  den  uns  hernach  die  nl.  spräche 
an  band  geben  wird,  auf  der  andern  seite  lebrt  aber  die 
Schwächung   des    daz    ia    diz    und  dez  übergöinge  des  A  in 


nomen,    projiomen.     artilel.  371 

I  und  E,  aus  an  diz  Loubit  wurde  an  iz  lioubet,  aues  h., 
anz,  h. ,  diese  formcln  scheinen  völlig  identisch,  -warum  also 
ein  mit  dem  neutr.  des  persönl.  pron.  gebildetes  an  iz  li.  an- 
nehmen i*  noch  weniger  scheinen  sich  zem ,  zen,  zer  aus 
der  präjf.  im,  in,  ir  zu  deuten,  am  allerwenigsten  zes,  da 
kein  gen.  niasc.  es  statt  findet  (s.  332.)  das  I  in  dem  cim, 
ein,  cir,  eis  des  Anuoliedes  erklärt  sich  besonders  aus 
der  neiguug  dieses  gedichts  auch  in  andern  fällen  diesen 
vocal  für  E  zu  setzen:  dir  ari  773,  dir  goltsmid  646,  uze 
dir  bürg  664  für  der  ave,  der  g. ,  uze  der  bürg;  ich  ver-r 
weise  noch  auf  das  dir  beim  relativ. 

llnseie  heutige  Schriftsprache  läßt  nun  zwar  die  pra- 
posltionelleu  anlehniuigen  i»«,  am,  vom,  zum,  beim,  un- 
term, überm,  hinter«i  gelten,  kaum  voi'm ,  gar  nicht 
aufem,  ausej/i,  obgleich  sie  in  aller  munde  sind,  von  den 
weiblichen  besteht  das  einzige  zur^  die  pluralen  sämtbch 
sind  verschwunden  uamenllich  zu»t.  luiter  den  accusati- 
ven  dauern  fort  ans,  in5,  ums,  fürs,  aufs,  durchs 5  iiiclit 
die  männlichen,  inilcrschieden  von  den  acc.  ans,  ins,  aufs 
(mhd.  anz,  inz,  üfz)  sind  die  genitivischen  ans,  ins,  aufs 
(mild,  ans,  ins,  üfs)  rr:  an  des,  in  des,  auf  des.  noch 
weniger  ist  von  den  übrigen  fällen  erhalten ,  außer  etwa 
dem  acc.  e»,  der  in  eigennamen  haftet,  falscher  anstand 
hat  uns  dieser  behilflichen  kiirzungen  meistentheils  beraubt. 

Alts.  ags.  anlehniuigen  oder  Schwächungen  des  artikels 
habe  ich  lücht  anzuführen,  durch  die  allileralion  scheinen 
sie  weniger  veranlalU,  als  durch  das  rcimsyslem  *). 

Höchst  begünstigt  werden  sie  aber  in  der  mnl.  poesie 
und  noch  baldiger  angewandt  als  in  der  mhd.,  aber  ganz 
analog  ciUspringend ;  für  die  hier  unbeleglen  beispiele  gilt 
HoHmauns  Verzeichnis  der  anlchuungen. 

a.     nach  präposItionen , 

ß.  dativ  niasc. :  ulen  =:  ut  den;  melleu  rrr  mel  den; 
teil  :r=  te  den.  dat.  fem.  ult'i*,  mctle»",  \er  nr  ul  der,  met 
der,  tc  der.  ß.  acc.  neuti-.  an<,  iwt,  op^,  vorf  n:  an  dat, 
in  dat,  op  dat,  vor  dat,  und  nicht  an  het,  in  hei,  op  hct, 


•)  selbst  in  der  chkI.  ,  sonst  keine  kiirznnp;  selieucnden ,  spräche 
wcil\  ieli  nielit  (\n[\  sie  der  i\rtikel  erleide  anl^^r  in  /otlier  für  tlic 
otlier.  aueli  l)ei  den  Kn"nl>''>rsten  i)rii|)ositi(.>iien  unan^ielelmtes  tlie,  es 
lieilk:  011  the  (ield ,  in  tlic  wntcr,  of  tlie  man,  U»  tlie  land ,  eher 
wird  die  |)rä|).  {gekürzt:  i'  tlie  air  (ia  der  lul't),  fall  o'  tlie  milk  statt 
of  tlie.     tu't  i^t  tu  it. 

Aa  2 


372  eiiijuclier  sutz. 

vorlict,  wie  HolVm.  aiidosl;  der  iniil.  artikcl  hat  dat,  iiirlil 
lict ,  vgl.  dal  laiil  l Iuris  7;J5,  dal  silver  Floris  841,  al  dal 
hof  Kaiii.  58,  dal  Icllc  ilier  Kein.  88,  in  dat  gial  Hein. 
451.  nach  niclrischer  riicksicht  leliiil  sich  nicht  seilen  die- 
ses T  an  das  lolgcnde  subst. ,  slalt  an  die  vorausgehende 
pr.i|>.  /..  I).  /ghelal  Hein.  410;  an  fgraf  flein.  457 ;  und  so 
bei  llollin.  <seil ,  <S\vacit,  fwater,  <kint,  fhout,  frmglieiltn 
=:::  dal  seil  u.  s.  w.  diese  lelzle  art  von  anlehnung  isl  beim 
mhd.  Z   unlhunlich. 

b.  nach  persünl.  pron.:  hebbics  :=:  hebbic  des;  kl  :=  ic 
dat. 

c.  vor  dem  gen.  masc. :  smergliens;  5coninx  Rein.  140. 
196;  Aiils;  nz  des  nieighens,  des  conincs ,  des  |lifs.  te5 
couinx  liovc  =  te  des   Kein.  48. 

d.  dalfi'e,  cutie  für  dat  die,  en  die. 

apocope  des  auslautenden  le;  fZammlracl,  Jander,  r/an- 
dre, Javenture,  d^n ,  fZerde,  fZoghen  nz  die  amniüael,  die 
ander  u.  s.  w.  (nicht  de.) 

In  der  nnl.  spraclie  hat  sich  eine  für  unsere  Unter- 
suchung besonders  merkwürdige  al)Nveichung  von  der  nuil. 
eingefühlt,  das  neutr.  des  artikels  lautet  het,  unterschieden 
von  dem  denionsfrativereu  dat.  statt  des  mul.  dat  graf, 
dat  dier  heilk  es  het  graf,  hei  dier;  die  formel  des  arti- 
kels ist  also  de,  de,  het  =z  nuil.  die,  die,  dat  =z  nhd.  der, 
die,  das.  auf  den  gen.  dat.  'sg.  imd  den  ganzen  pl.  er- 
streckt sicli  dieser  eindrang  des  persönl.  pron.  nicht  *). 
die  imorganische  ausdehnung  des  nnl.  het  ist  nun  oifenbar 
erst  aus  der  häufigen  inclination  des  ilat  hervorgegangen ; 
wie  das  nhd.  ins,  ans  den  schein  von  in  e*,  an  es  hat,  so 
nahm  die  nnl.  mundart  ihr  int,  ant  entschieden  für  in  het, 
an  het,  und  setzte  dann  ein  solches  het  auch  im  fall  der 
nichtanlehnung,  ohne  sich  daran  zu  stoßen,  daß  im  dat.  den, 
der  nicht  verdrängt  wurden  von  liem  und  haar.  Ob  sich 
in  mnl.  gedichlen  schon  einzelne  solcher  unangelehnten 
het  für  dat  nach  lassen  weisen?  den  Übergang  des  dat  in 
het  muß  die  geschichte  der  holländ.  mundart  näher  aus- 
mitteln.      die    präpositionellen  anlehuungen  tew,  ter  dauern 


*)  ich  maclie  aufmerksam  auf  die  beim  pron,  mehrmals  eintretende 
abweicliung  des  neutralen  Stamms  von  ibeiden  übrigen  geschleclitern. 
wie  neben  dem  goth.  sa ,  so  ein  t/iata ;  neben  dem  altn.  kann,  hon 
ein  tliat ,  erscheint  neben  dem  nnl.  de,  de  ein  het.  der  sächliche  be- 
grif  leidet  eine  andere  l'assuug  als  die  persönlicheren. 


nomen.     pronomen.     artiiel.  373 

fort;  de  (statt  des  friihereu  die)  erfährt,  wenigstens  in  der 
prosa,  seltner  apocope. 

Viele  eigenlhüniliche  kiirzungen  des  allfries.  artikels 
thiy  thiu,  thet  erscheinen  selbst  in  der  spi'ache  der  reclits- 
bücher,  sie  uiüsseu  darum  sehr  gangbar  gcAvesen  sein  *). 

der  dat.  niasc.  und  neutr.  thd  verschmilzt  mit  präposi- 
lionen:  üta,  ela,  milha  z=:  ixi  thä ,  et  thä,  milh  thä,  z.  b. 
ütu  hüse,  ahd.  üz  demo  huse;  ebenso  der  dat.  fem.  there : 
eler,  milher  r=  el  there,  milh  there;  oppare  r=z  oppa  there, 
z.  b.  oppare  stede,  ahd.  üfan  deru  steti.  acc.  masc.  </«ene  ; 
oppane,  unibene  =  oppa  ihene,  umbe  theue;  thrucliwe 
(durcli  den.)  die  anlehnung  des  acc.  sg.  fem.  tha.  ist  gleich 
der  des  dal.  masc. 

anlehnung  des  arl.  an  andere  pronomina :  thett  =::  thet 
thi  (daß  der);  hine  =:=  hi  ihcne  (er  den);  thel/ff  (daß  das.) 
an  verbalformen:  istet ,  nistet  1=  is  thet  (ist  das)  nis  thet 
(ist  das  nicht.)  des  genitivs :  wilhes  erwa  \vilia  (mit  des 
erben  willen.)  beiläufig  erv\'ähne  ich  der  haullgen  kiirzung 
des  advejbialen  ther  (da)  in  bloßes  R:  bariemar  umbe  = 
barie  ma  ther  umbe;    liuchtmar  (licht  man  da.) 

dagegen  lieißt  es  ohne  inclination  :  thi  other  (der  an- 
dere) thcs  nachtes,  namentlich  steht  bei  in  und  an  das  un- 
angelehnte  thet.  in  der  heutigen  nordCries.  Volkssprache 
lautet  dieses  thet  dit,  in  der  weslfries.  freilich  r7,  nach 
dem  einlluß  des  holländischen  het.  doch  auch  in  Dilmar- 
sen  begegnet  it ,  z.  b.  it  land  to  Iladelen  (Neoc.  1,  328), 
in  den  übrigen  nicdersachs.  nuindarten   fast  nur  dal. 

Die  ganze  bisherige  unleisuchung  hat  ergeben,  daß  un- 
ter allen  deutschen  dialeclen  der  nml,  und  allfries.  den 
arlikel  am  freisten  behandelt;  zunächst  steht  der  mhd.,  doch 
wendet  er  die  ihm  mit  dem  mnl.  gemeinschaftlichen  falle 
seltner  an. 

Völlig  eine  verschiedne  erscheininig  gewähren  aber  die 
nordischeil  sprachen,  ihnen  eigen  ist  ein  doppelter  artikel, 
und  zwar  ein  voianlretendcr  bei  adjecliven ,  ein  sujjujier- 
ler  bei  8ul)slanliven;  von  lelzlerm  rede  ich   zuerst. 

Das  demonstrativ,  welches  diesen  suhstanlivmtihA  bil- 
den liilft,  lautet  in  den  frühsten  alln.  deid<mälern,  für 
sich ,  so  : 


')  nuHaüeniler  gegcnsatz  zum  ng;-.  ,  fla  sonst  bciile  dinierte  so  vie- 
les Kcmcin  liabeii. 


374  einfacher  saf: 


iiin 

in 

i(t 

pl. 

Inir 

Inar 

In 

ins 

innar 

Ins 

Innn 

Innn 

iiin.i 

IlUllU 

iniii 

In  um 

Iniini 

Inuni 

IniMii 

In  11 

ina 

ilt 

Ina 

Inar 

in. 

slalt  ilt  wird  i7 ,  fchlcrliaflcr  auch  ülh  geschrieben,  wie 
sonst  im  dual,  des  persünl.  pron.  vidli  für  das  richtigere 
vIt.  einige  (Icxionen  zeigen  gern  K  slalt  I,  zumal  die  weib- 
lichen enar  y  enni ,  ena:,  der  dat.  pl.  enouf^  docli  aucli 
enn  und  et  im  masc.  und  neutr.  Spater  wird  überall  die 
aspirala  vorgeschoben  und  das  ist  die  in  altn.  prosa  übliche 
form:  liinn  ^  hin,  hilt  u.  s.w.  die  unaspirierte  sehe  Ich 
für  die  ältere  an,  darum  schon  weil  sie  dem  ahd.  ener,  eniu, 
enaz  oder  gener,  geniu,  gcnaz  näher  steht;  das  goth.  jälns, 
juina,  jainata  weicht  Im  vocal  ab,  denn  nichts  berechtigt  zu 
der  annähme  eines  kurzen,  dem  golh.  lautsystem  wider- 
streitenden jains,  wofür  jins  geschrieben  sein  würde,  das 
N  Ist  der  Wurzel  wesentlich  und  assimiliert  sich  nur  vor 
dem  neutralen  T,  ilt  für  int,  wie  inilt  für  ni?nt,  eilt  für 
eint;  darum  hat  auch  dieses  Itt,  hilt  nur  zufällige,  keine 
wirkliche  ähnlichkeit  mit  dem  golh.  ita,  ahd.  iz,  ags.  liit, 
dem  neutr.  des  pron.  driller  person.  aus  der  nicht  aspi- 
rierten form  begreift  die  sulflxlou  sich  leichter. 

Suffigiert  wird  luin  dieses  pron.  an  alle  casus  aller  de- 
clinatlonen ,  nach  folgenden  regeln 

a.  die  flexion  des  subst.  bleibt  tinbeeintrachtlgt,  wenn  sie 
vocalisch  auslautet,  Immer;  wenn  consonantisch,  mit  ein- 
ziger ausnähme  des  tun  des  dal.  pl. ,  welches  zu  dem  pro- 
nominalen inicni  in  iinuui  (st.  umiiium)  verschmilzt. 

b.  der  wurzelvocal  des  pron.  wird  von  dem  vocalauslaul 
des  subst.  absorbiert,  dieser  mag  nun  A,  I  oder  U  sein, 
er  haftet  aber  nacli  den  consonanten  des  subst.;  ausgenom- 
men ist  der  nom.  pl.  masc.  und  nom.  acc.  pl.  fem.,  deren 
ar,  ir,  ur  wiederum  den  Wegfall  des  pronominalen  vocals 
verlangt,  statt  arinir,  irinir,  arlnar,  Irinar,  iirinar  wird 
stets  gesagt  arnir ,  irnir,  arnar,  iniar,  urnar.  im  gen. 
sg.  fem.  bleibt  hingegen  arinnar,  da  sich  vor  dem  NN  das 
1  nicht  ausstoßen  ließe. 

c.  im  neulro '^  wandelt  das  pronominale  itt  überall  sich 
in    it. 

hieraus  entspringen  nun  Avechselude  und  wollautige  for- 
men, die  ich  nach  Ordnung  der  einzelnen  starken  und 
schwachen  decliuationen  raittheile. 


sg. 


pl. 


sg. 


pl. 


pl. 


nomen.     -pronomen.     artikel. 

37 

dagrinn 

hirdiriiin 

sonrina 

belgriun 

dagsius 

Ilirdisius 

sonarins 

beigjarins 

degiiium 

hirdinum 

syninum 

belgiuum 

daginn 

Lirdinn 

souinn 

belgina 

dagaruir 

hirdarnir 

ßynirnlr 

belgirmir 

daganna 

hirdanna 

sonanua 

belgjanna 

dögunum 

hirdunum 

sonuuum 

belgimiui 

dagaua 

Lirdana 

sonuna 

belgina 

giöfin 

fesliii 

botiu 

ästin 

giafarinnar 

festarinnar 

butarinnar 

äslariunar 

giöfinni 

festinni 

butinni 

ästinui 

giöfina 

festiua 

bulina 

ästina 

glafarnar 

festarnar 

boetrnar 

astirnar 

giafanna 

festanna 

butanua 

ästanna 

giöfunum 

feslunum 

bölunum 

astununi 

giafarnar 

festarnar 

bcEtrnar 

Astirnar 

fatit          pl. 

fötiu           sg. 

rikit           pl. 

rikin 

falsins 

fatanna 

rikislns 

rikjanua 

felinu 

fütunuin 

rikinu 

rikiununi 

fatit 

föliu 

rikit 

rjkin 

lianinn 

tungan 

augat 

lianans 

tuiiguiinar 

augans 

hananuiu 

lunguniii 

auganu 

lianann 

lunguna 

augat 

hanarnlr 

tuiigurnar 

augun 

hananna 

tungan na 

auganna 

liöiiunuiu 

tÜngUIHMU 

augunui 

1 

Iianana 

lüngurnar 

augun. 

Zu  diesen  paradigmen  bemerke  ich : 

1.  die  enlsprungnen  formen  haben  den  scliein  einer  flexion 
es  Sinei  aber  nur  zwei  aneinander  gerückte  luid  verwacli-» 
scne  ilexionen.  in  der  syntactischen  wirkung  kommen  sie 
den  subsl.  bei,  vor  wclclie  in  den  andern  dialccten  der 
artiUcl  tritt;  fatit  bedeutet  was  das  ahd.  daz  faz,  fülin 
was  diu  faz ;  bulin  =r:  diu  [)UOza ,  butnrinnar  ::=  dera 
piioza ;  wie  viel  gefälliger  sind  aber  die  altii.  foiiiien!  nur 
die  seltneren  aidehnungon  ,  wie  mlul.  sküiicges,  mnl.  sco- 
nincs  können  es  aufnehmen  mit  dem  ahn.  kunungsins.  ei- 
nen Vorzug  jener  dialecte  möchte  die  aidohnung  an  priipo- 
silionen  geben,  woraus  ein  gewisses  ebenmaU  zwischen 
priip.  mit  art.  luul  dem  subst.  erwuchst  ,  w.iiuend  die  altii. 
einsilbii'c    priip.    absteht   von    der    vi'Iglicdriukeit  des  siitVi- 


376 


einfacher  salz. 


glerlcn  subst. ,  man  liallo  z.  b.  das  mlid.  inie  lande  zum 
alln.  t  landimi;    nilid.  zcr  buozc ,  allii.  til   bulariniiar. 

2.  die  siilügierlcii  formen  nnterscheiilen  sicli  von  dem  We- 
sen der  stliwaclion  decliiiation.  der  gen.  liatians,  acc.  lia- 
nann  eriimcrl  obenhin  an  den  gotb.  uiisnirigierten  gen. 
lianins,  acc.  lianan ;  aber  die  gescbicble  und  das  laulver- 
liüUnis  beider  sprachen,  der  nord.  und  golh.,  lelirt  die 
grundverscbiedenlieit  der  falle,  dem  goth.  hanins,  banan 
eiilspi-icbt  ein  alln.  liana,  liana.  dem  noni.  sg.  sclnvacher 
form  gebührt  nie  das  N,  liier  aber  bat  der  nom.  masc. 
BOgar  NN. 

3.  man  übersehe  nicht  die  umlaute,  sie  bleiben  genau 
Avie  im  llectierlen  casus  vor  der  suffixion ;  anders  ausge- 
drückt, das  I  und  U  des  angebängten  arlikcls  äuiiert  nicht 
den  geringsten  einlluß  auf  den  ^vurzelvocal  des  siibst.  so 
erklart  sich  wie  die  formen  falit,  fütin  eintreten,  und 
nicht  felit,  fetin.  Daraus  entnehme  ich  den  späten  Ur- 
sprung der  suifixe,  als  sie  aufkamen,  war  der  einzelnen 
ilexionen  laut  oder  umlaut  lange  geregelt,  und  konnte  durch 
den  vocal  des  noch  so  nah  zutretenden  pron.  nicht  anders 
bestinuut  werden. 

4.  auch  die  Verschiedenheit  der  denkmäler  bestätigt  diesen 
neueren  und  allmälichen  beginn  der  sufTixe.  in  der  edda 
erscheinen  erst  wenige  spuren,  und  die  altn.  prosa  bedient 
sich  ihrer  wiederum  ungleich  seltner  als  es  die  neunord. 
sprachen  thun.  näheres  hiervon  unten,  wenn  ich  den  ge- 
bi'auch  des  artikels  erörtere.  es  verhält  sich  also  damit 
nicht  anders  als  mit  dem  vorgesetzten  artikel ,  der  früher 
sparsamer  angewendet,  der  neueren  spräche  fast  unent- 
behrlich wird;  gleichzeitig  sind  aber  beide  erscheinun- 
gen  nicht. 

Die  schwedische  spräche  zeigt  uns  zwei  lehrreiche  ab- 
stufungen   der  sulFixe.     Altschwedisch: 


pl. 


dagen 

solen 

fatet 

dagsens 

solens 

fatsens 

dagenom 

solenne 

fatenom 

dagen 

süleua 

fatet 

dagarne 

solarna 

faten 

dagarnas 

solarnas 

fatenas 

dagomeu 

solomen 

fatomen 

dagarna 

solarna 

faten 

nomen.    pronornen.     ariikel. 


377 


pl. 


lianen 
hanans 
hanaiiom 
hanaa 

lianarno 
lianarnas 
lianonien 
lianarna 


tungan 
tungones 
tungonne 
tuneona 


Ögat 
ögans 
üganom 
ögat 

oeonen 


tungorna 

tungornas  ogonenas  (?) 

tiingonien  ogoinen 

tungorna  ögonen 

die  meisten  dieser  formen  sind  noch  in  der  bibeliiber- 
selzung,  der  dat.  sg.  fem.  auf  enne,  onne  gründet  sich  auf 
ältere  denkniäler,  die  bibel  gibt  dafür  schon  ene,  oue; 
auch  hat  sie  im  pl.  masc.  arna  statt  arne.  doch  den  merk- 
würdigen dat.  pl.  omen  (ahn.  iiniini)  liah  sie  überall  fest, 
im  gen.  sg.  masc.  und  neutr.  fehlt  zuweilen  schon  das 
erste  S.  bedeutsam  ist  die  abweichung  des  schwachen  pl. 
neutr.  von  der  ahn.  form,  ögonen,  hiertanen  von  augun, 
hiortun ;  sie  wird  aber  durch  eine  Verschiedenheit  der 
starken  flexion  in  beiden  dialecten  begründet,  deren  erör- 
terung  nicht  hierher  gehört. 


Neuschwedisch  folgendergestalt : 


«S- 


pl. 


dagen 

solen 

fatet 

dagens 

solens 

fatets 

dagen 

solen 

fatet 

dagarne 

solarna 

faten 

dagarnas 

solarnas 

falens 

dagarna 

solarna 

faten 

hauen 

tungan 

ögat 

lianens 

tungans 

Ögats 

hauen 

tungan 

ögat 

Iianarne 

tungorna 

ögonen 

hanarnas 

tungornas 

ögonens 

hanarne 

tungorna 

ögonen 

pl. 


liier  sind  die  formen  noch  mehr  als  im  allschwcd.  zusam- 
mengesunken, ohne  au  wollaut  einzubüßen;  dat.  und  acc. 
nirgend  luiterschieden.  das  suilix  als  solclies  unfülilbar, 
oder  nur  noch  im  nom.,  von  welchem  dann  die  obIi(HUMi 
casus  auf  gewöhnliche  weise  weiter  gebihlct  werikMi.  für 
sich  bestehend  ist  das  demonstrativ  hin  (jener)  lieule  ganz 
imbiegsam,   wie   lielie  sich  aus  ihm  jene  sull'ixion  deuten? 

Die  danische  spräche  kennt  auch  den  schönen  vocal- 
wechsel  der  schwcd.  nicht,  sie  setzt  überall  einförmiges 
E,  inuner  aber  bleiben  die  formen  noch  sehr  behiillich : 


378  einfacher  sutz. 

sg.     (lagen  Bolen  faJct 

dageiis  soleiis  Tadels 

dageii  solen  fadet 

pl.     dagenc  solcne  faden 

dagenes  solenes  fadenes 

dagene  solene  faden 

Sg.     liarien  tmigeii  üjet 

liaiiens  tiingeiis  ojels 

lianen  tungen  ojen 

pl.     liaiierne  tungerne  öjenen 

lianernes  tungernes  öjeiiens 

baiienie  tungerne  öjenen 

der  pl.  schwacher  neutra  scliwankt;  aus  älteren  dan.  Schrif- 
ten lassen  sich  einzelne  anniiherungen  an  die  altere  vollere 
form  gewinnen,  namentlich  der  gen.  sg.  masc.  und  neiitr. 
mit  doppeltem  S,  dagsens,  lifsens;  ja  dies  -sens  wird  selbst 
ursprünglichen  femin.  zu  theil :  iordsens  (terrae)  solsens 
(solis),  siiilsens  (animae),  weil  das  gefiihl  für  den  unter- 
schied des  mannl.  und  weibl.  geschlechts  in  der  spräche 
auf  hurt. 

Dieser  angehängte  und  mit  der  casusnexion  verwachsne 
arllkel  bildet  nun  in  den  nord.  sprachen  die  regel.  "Wenn 
in  der  edda,  nicht  selten,  ein  dem  subst.  vorgesetztes  sd, 
Sil,  that  erscheint,  so  ist  es  mehr  als  arlikel,  wirkliches 
demonstrativ:  sd  ior  32^;  sd  vallr  33*;  sd  gardhr,  sii 
grind  108^;  that  harr  109^;  thcer  meyjar  llO'';  und  man 
niuU  übersetzen  ille  equus,  ille  campus  u.  s.  \v.  Anders 
verhält  es  sich  vielleicht  in  der  alten  spräche  der  gesetze 
und  rechlsbücher,  zumal  der  altschwedischen;  in  ihnen 
wird  ungleich  seltner  der  suffigierte  artikel  gesetzt,  als  in 
den  Island,  sagen,  dafür  aber  das  demonstrativ  weit  öfter, 
dem  dann  auch  geradezu  die  minder  nachdrückliche  be- 
deulung  des  arlikels  zukommt.  Dieses  demonstrativ  liat 
außerdem  im  altschwed.  und  altdän.  schon  frühe  eine  ab- 
geänderte form  empfangen  und  bildet  den  noni.  sg.  masc. 
thdn  (tlien) ,  d.  h.  die  ursprünglich  accusative  form  ist  in 
denn  nom.  vorgerückt ;  das  neulr.  lautet  thätj  der  pl.  the  - 
die  obliquen  casus  haben  meist  noch  ihre  altere  flexion 
bewahrt ,  fangen  aber  bald  auch  zu  verhärten  au.  bei- 
spiele  findet  man  in  den  glossaren  der  altschwed.  gesetze 
oder  im  herzog  Frederik  (thäu  skogh  78.)  dieses  thän, 
that  wird  nun,  ganz  in  weise  des  hochd.  und  goth.  ar- 
tikelö  subslauliveu  vorgesetzt. 


nomen.    pronomeji.     artUceU  379 

Schwed.  und  dan.  gramniatlker  nennen  es  den  heslinx- 
nienden  arlikel,  gegenübei*  dem  hestininiten  ^  durcli  das 
Suffix.  seine  bedeulung  mag  demonstrativer  lieißen ,  als 
die  des  bestimmten,  allein  sehr  unmerklich,  seine  formen 
sind  zusammengesunken ,  für  den  ganzen  sg.  niasc.  und 
fem.  gilt  den  ^  im  neutr.  det,  für  den  pl.  aller  geschlechler 
de ,  und  diese  drei  Avcirler  gelten  (im  schwed.  und  dan.) 
als  casus  rectus  und  obliquus,  z.  b.  schwed.  den  van  (der 
freund)  den  ilicka  (das  mädchen)  det  lüfte  (das  gelübde) ; 
gen.  den  väns,  den  llickas,  det  lüftes;  pl.  de  vänner  (die 
freunde),  de  vänuers  (der  freunde.) 

Soviel  vom  nord.  sidjstantivarlikel.  Bei  dem  adjectiv 
verwendet  die  altn.  spräche  keinen  angehängten,  sondern 
einen  vorantretenden : 

a.  gew^öhnlich  dasselbe  hin,  in,  it,  welches  den  Sub- 
stantiven suffigiert  wmde ,  z.  b.  inn  gamli  thulr;  in  n5'^ta 
vigdrött;  it  aldua  tre ;  gen.  ins  gudlia  hugar;  dat.  inoin 
niHcra  brunni  u.  s.  W.  auf  allen  blättern  der  edda,  wie  in 
der  späteren  prosa,  wo  nur  die  aspirierte  form  hinuy  hin, 
Int  herscht. 

b.  zuweilen  wird  diesem  inn,  In,  it  nocli  das  erste  dem 
golh.  .artikel  entsprechende  demonstrativ  sä,  sü,  tJtat  vor- 
angeschickt:  sä  inn  storüdhgi  iülunn  Saem.  76*^;  thess  ins 
alsvinna  iütuns  31'';  thann  inn  alsvinna  iütunn  31-^;  a 
thann  inn  hcidha  himinn  T?**;  thes  iiins  mtcra  vidhar 
109?;  theirri  enni  linhvtto  mey  78^;  that  it  eina  33^; 
thann  inn  hvita  hadd  267^;  thoer  enar  dückvu  koiuir 
12.S'T;  thcini  inoni  aldrcrnom  79^;  börn  thau  in  blidho 
240*.  die  bedeutung  empfängt  dadurch  nachdruck,  wie- 
wol  keinen  allzugroßcn. 

c.  seilen  erscheint,  mit  weglassung  des  inn,  das  bloße 
sä:  eptir  thann  dapra  dag  Sa;m.  126»;  der  sinn  wird 
dadurch  demonstrativer,  etwa  wie  wenn  es  vor  subst. 
steht  (s.  378.)  Si);ilerhin  nuiß  es  aber  häufiger  geworiien 
sein,  Vilk.  saga  cap.  98  liest  man  z.  b.  sd  fyrsti  madhr 
statt  des  alleren  hinn  fyrsti. 

In  der  schwed.  luul  dän.  spräche  ist  das  pron.  hin 
vor  ailj.  fast  ausgestorben,  inid  fast  überall  gilt  den  und 
det,  in  deP  s.  378  beim  subst.  angegebnen  weise.  so 
schon  im  hcrtog  Frederik:  tltän  äillile  forste  12;  thän 
lille  koMung  769  u.  s.  w.  schwed.  den  blinde  (coccus), 
den  blinda  (cocca) ,    det  bliuda   (coecum);   dan.  den  blinde 


380  einfacher    satz. 

Ccoecus,  coeca),  det  bliiule  (coeciim.)  Audi  dieser  arllkcl 
lial  sich  also  ^vieller  dem  hoclid.  in  form  und  aiiwciiduiiy 
genrilicrl. 

die  Volkslieder  liaheii  noch  sellne  spuren  des  hin : 
Hainiiiar  hin  gra  (lornsiuiger  1,  50.  51.  52.  53)  *);  Vidiicli 
hin  Iromme  1,  52,  wo  die  andere  aufzeiclinung  schreibl: 
then  gia,  ihen  fromme  1,  61.  62,  dän.  Iiin  unger  svciid 
1,  59.  62;  hin  graa  1,  75.  78;  hin  fronnne  1,  78;  Am 
unge  llafbur  3,   15. 

Ungleich  lianflger  bieten  aber  dieselben  lieder  eine 
snj/ixion  des  adjectivs ,  die  in  der  ahn.  spräche  iiiier- 
liuit,  und  in  der  neunord.  schriflsprache  ebenso  wenig 
zu  iiinlon  ist ,  dar. 

schwed.  vor  eigcnnamcn :  licrr  Stollen  Alf  forns.  1,  It; 
sloltan  Villborg  folkv.  1,  l.il;  stoltan  Siguil  1,  143;  slul- 
tan  Adeluds  2,87.  110;  üflei-  vor  Sachen:  pä  hvitan  sand 
forns.  l,  167;  vid  hredan  bord  1,  163;  öfver  iredaii 
bord  1,  338;  iiti  hredan  by  1,  132;  pä  höijan  bar  1, 
136;  hügan  mur  (die  hohe  mauer)  1,  151;  ät  högan  loft 
1,  278;  i  liögan  loft  1,  392;  pä  högan  lofts  bro  1,  385; 
pS  högan  liast  1,  282.  312;  I  snöhvitau  band  1,  288; 
i  hvitan  lin  1,370;  i  tjulan  lock  1,  309;  \^^  jemnan  niaik 
(auf  dem  ebnen  feld)  1,  140.  417;  med  klaran  vin  1,  345; 
pä  hlekan  kind  1,  355;  i  sallan  sjö  1,  326;  {övffijltan 
spiut  1,  157;  i  liiisan  laga  1,  412  sä  langan  vag  1,  366; 
sä  langan  tid  1,  224;  i  längan  trä  1,  269;  i  svai'tan  iord 
1,  181;   lüi  Julian  dus    1,   174.  282. 

dan.  vor  eigennanien :  iin<jen  Helmer  1,  139;  ungcn 
Roland  1,  224;  ungen  Hammer  1,  75;  iingen  Ulf.  1,  72; 
ungen  lierr  Karl  3,  29;  ungen  hr.  Axelvold  4,  4;  yoden 
Hammer  1,  77;  goden  Ijurmand  1,  54;  du  fjoden  Olger 
danske!  1,  51;  stärken  Diderik  1,  72;  hüjen  ßerner  rise 
1,  36.  55;  Sorten  Bunnand  1,  51;  stolten  fru  Grimhild 
1,  109.  117;  slolten  Brynhild  1,  133;  stolten  Mettelille 
3,  24.  29.  32;  stolten  fru  Görild  3,  42.  43;  slolten  In- 
gefred 3,  64.  65;  stolten  Adelin  1,  93;  (jodeu  fargekarl 
1,  110,  vor  Sachen:  hviden  gaas  (ein  scliif)  1,  224;  paa 
grönnen  bord  3,  29;  med  höjen  lioft  og  hreden  bring  1, 
154;  i  Iiöjen  lolt  1,  135;  paa  hviden  sand  1,  138;  yoden 
ieruaare  (das  gute  eisenruder)  1,  111;  til  Sorten  joid  1, 
119;  mig  tviuger  haarden  uöd  J,  146  (mich  zwingt  die 
harte  noth.) 


•)  Adolf  Ivar  Arvidsson  sveiiska  loriisangcr  d.  1.  Stockli.  ISöl. 


nomen.     pronomen.     arl'd-el.  33  J 

die  scliwed.  Unterscheidung  zwischen  dem  niasc.  stolten 
und  fem.  stoUun  stimmt  zu  hanen  und  tungan;  docli  nicht 
reclit  erklärlich  ist  mir,  wariun  im  obliquen  casus  überall, 
ohne  riicksicht  aufs  genus,  der  ausgaug  an  slatt  findet?  da 
man  fürs  masc.  en  erwarten  sollte.  wäre  dieses  an  ein 
unsuffigierter  acc.  masc.  (nach  der  allerthümlichen  form 
blindan  granun.  1,  755),  so  sind  die  beiden  andern  geschJ. 
nicht  wol  zu  begreifen,  aber  nocli  andere  stellen  nölhi- 
gen,  unorganische  ausdeluiung  der  suffigierten  form  anzu- 
erkennen: sä  storan  en  qvida  1,  232;  ena  stolsan  jung- 
fru  1,  415;  liier  scheint  der  unbestimmte  arlikel  das  suf- 
fix  des  beslijnmten  auszuscliliefJen.  das  einförmige  dan.  en 
fülirt  auf  keinen  solchen   anstol\. 

Von  der  form  des  iinheslbnmten  arlikels  ist  wenig  zu 
sagen  übrig,  er  wird  aus  der  cardinalen  einzalil  entnom- 
men; doch  die  gotli.  spräche  kennt  ihn  durchaus  nocli 
niclit,  und  bedient  sich  für  analoge,  aber  schwacliere  und 
seltner  vorkommende  begriffe  andrer  unbestimmter  prono- 
mina,  die  zum  tlieil  mit  jener  cardinalzalil  gebildet  wer- 
den (gramm.  3,  32.)  Alid.  ist,  w^enigstens  seit  dem  9.  10 
jh.  der  artilvcl  ein,  nicht  zu  verkennen,  obgleich  noch  in 
geringerem  gebrauch,  iingefalir  ebenso  verhalt  es  sich  mit 
dem  alts.  en,  ags.  an.  Allmälich  greift  dieser  artikcl  um 
sicli,  und  das  mhd.  ein,  mnl.  en  sind  schon  so  unentbehr- 
lich und  häufig  wie  heutzutage;  die  form  weicht  von  der  des 
des  Zahlworts  nur  in  der  schwächeren  oder  ganz  mangeln- 
den belonung  ab.  Auch  hier  lauft  der  unbestinunte  arli- 
l<el  der  romanischen  sprachen,  den  die  cai-dinalzalil  gleich- 
falls liergibi,  parallel.  Schon  im  altengl.  hat  sich  eine 
günstige  sonderung  des  artikcis  a  von  der  zahl  ow,  one 
hervorgelhan ,  die  im  engl,  fortdauert.  Der  altn.  spräche 
war  dieser  unbestimmte  arlikel,  wie  der  goth.,  fremd; 
auch  die  neunordischen  haben  das  en  eingeführt. 


Diese  erürterungcn  der  form  des  artikels  muslen  die  müh- 
same und  verllochtene  Untersuchung  seines  gebrauchs  ein- 
leiten. 

Sprachen  die  ihn  nicht  kennen  legen  der)i  nomen  noch 
überall  einen  individuellen  sinn  bei,  iler  keiner  hervorhe- 
bung  bedarf,  ihre  demonstralion  durcli  pi'onomina  ist  sel- 
ten, dafür  aber  emplundner.  man  kann  diese  aulVassung  die 
lebendigste   und  älteste  nennen  ,    sie  herscht  z.  b.  im  lalein. 


382  euijacher  satz. 

Wenn  die  liervorgoliol)nc  ])ezeicliining  einzelner  nomina 
forlscliioilciul  si(;li  so  sehr  liiinfl,  daU  sie  regel  wird,  80 
treten  die  iinliezeiclinel  gelassenen  nur  in  eine  allgemeinere 
bedeulung,  auf  der  andern  seile  verliert  die  eigentliche 
deniünslralion  an  kraft,  der  arlikel  liält  zwischen  beiden 
die  niille.  auf  solche  weise  zeigt  er  sich  im  grieclüschen 
und  golhischcn ,  wiewol  mit  meiklicher  abweichung.  er 
bildet  eine  jüngere  stufe  der  sprachent Wickelung,  wie  man 
schon  daraus  gewahrt,  dali  sein  wachsthum  sich  historisch 
verfolgen  liilU.  der  homerische  artikel  ist  beinahe  noch 
keiner,  und  kaum  aus  dem  sclioße  des  demonstrativs  her- 
vorgegangen ;  ia  der  attischen  prosa  hat  er  sich  vollends 
entfallet,  späterhin  aber,  namentlich  in  der  spräche  des 
N.  T.  noch  manche  erweiterung  angenommen.  In  der 
gricch.  und  goth.  sjjrache  empfangen  nun  die  nomina  durch 
den  begleitenden  artikel  ihre  bestiimntJteit,  d.  li.  sie  rücken 
der  anschauuug  des  redenden  oder  hörenden  näher,  wäh- 
rend die  davon  unbeglciteten  ferner  stehn  bleiben,  und  all- 
gemeinere geltung  haben,  bei  seiner  ersten  nennung  pflegt 
das  wort  noch  ohne  artikel,  hernach  aber  als  eingeführt 
und  bekannt  mit  ihm  aufzutreten.  Älehrern  Wörtern  steht 
jedoch  an  sich  eine  so  ausgezeichnete  Individualität  zu,  daß 
sie  des  artikels  entbehren,  und  dennoch  beslinnnt  genug 
erscheinen,  sie  sind  aus  jener  frühem  periode  übrig,  die 
neuerung  hat  sie  nicht  berührt. 

Die  golhische  syntax  kennt  also  nur  einen  einzigen 
artikel,  den  bestimmten  oder  bestimmenden,  dessen  Wirk- 
samkeit bei  dem  adjectiv  noch  durch  die  beziehung  auf  die 
schwache  flexion  erhöht  wird,  dabei  hat  es  aber  unsere 
spätere  spräche  nicht  bewenden  lassen,  sondern  für  einen 
fall  des  früher  xuibezeichneten  nomens  jenen,  aus  der  car- 
dinalzahl  entnommenen  unbestimmten  artikel  eingeführt, 
der  jedoch,  seiner  nalur  nach,  auf  den  sg.  eingeschränkt 
bleibt,  für  das  nomen  erwächst  also  in  dieser  dritten  pe- 
riode ein  dreifaches  Verhältnis,  entw.  steht  es  ohne  artikel, 
oder  mit  dem  unbestimmten,  oder  mit  dem  bestimmten. 
Da  der  pl.  keinen  mibestimmten  art.  leidet,  und  auch, 
seinem  weniger  individuellen  begrif  nach,  oft  des  bestimm- 
ten unfähig  scheint,  so  erfreuen  sich  manche  pluralcon- 
strucllonen  uocli  größerer  ungebundenhelt. 

Auch  die  fortsctzungen  der  lat.  spräche  in  den  roma- 
nischen haben  beide  arlikel ,  den  bestimmten  und  unbe- 
stnnmten  erzeugt,  imd  der  letztere  hat  sich  im  ueugriech. 
zu  dem  allen  bestimmten  eingefunden. 


Jiomen.     pronomeji.     ariikel.  383 

Es  ist  nicht  zu  leugnen,  daß  durch  die  verschiednen 
arllkel  manche  feine  inul  genaue  Nvendung  des  ausdrucks 
erreicht  wijxl ;  wie  andere  vorlheile  der  neueren  syntax 
erkaufen  wir  sie  mit  der  ahnalime  sinuliclier  fülle  und 
gediungenheit  der  rede. 

Noch  das  sei  im  allgemeinen  erinnert,  daß  der  artikel, 
wie  eigentlich  alle  demonstration ,  auf  die  dritte  person 
eingeschränkt  hleibl;  die  beiden  ersten  enlrallien  Avie  der 
bezeichnung  des  geschlechls  so  auch  jeder  andern  hervor- 
hebung:  sie  sind  durch  die  gegenwart  des  redenden  luid 
angeredeten  hinhingllch  bestimmt,  der  vocativ  also  ertragt 
keinen  arlikel,  inid  wo  er  ihn  in  jüngeren  sprachen  an- 
nin)mt,  da  liegt  eine  Vertretung  der  zweiten  person  durch 
die  drille  zum  gründe  *). 

Golhischer  arlikel, 
1.  folgende  subslaniiva  schlagen  ihn  ganz  aus:  giith 
(deus),  auch  da  wo  er  das  gr.  'diös  begleitet  z.  b.  Maltli. 
5,  «.  34.  6,  30.  8,  29.  9,  8  und  in  viel^en  andern  stellen. 
Jrdiija  (dominus),  den  himmlischen  herrn  bedeutend,  z.  b. 
Matlh.  27,  11.  Marc.  1,  3.  5,  19.  11,  3.  12,  29.  30.  Luc. 
1,  25.  28.  32.  4,  8.  19,  31  obschon  hier  der  Grieche  häufig 
seinen  artikel  setzt;  bezeichnet  es  aber  einen  irdischen 
lierrn ,  so  darf  auch  der  golh.  sleliu:  sa  frauja  Luc.  16, 
8.  20,  13.  atla  (pater),  wenn  darunter  golt  verslanden 
wird,  man  sehe  Job.  5,' 21.  22.  6,  46.  47.  14,  10-16  und 
andere  stellen  mehr,  in  welchen  der  gr.  text  oft  den  art. 
beifügt;  von  einem  menschliclien  vater  kann  sa  atla  ge- 
sagt werden,  z.  b.  Luc.  15,  22;  thana  allan  Job.  14,  8. 
sunnö  Luc.  4,  40.  K|)h.  4,  26;  acc.  suniiun  IMallli.  5,  45; 
der  dat.  von  sanna  luir  in  der  forinel  at  sunnin  unin- 
iiandin  Marc.  4,  6.  16,  2;  säml  Marc.  1,  32.  13,  24;  bei 
i'jXios  sieht  bald  derart.,  bald  unterbleibt  or  **).  hiinius 
(coeluru)  Mallh.  5,  18.  Luc.  3,  21;  4,  25;  hiniin  acc.  Luc. 
16,  17;  himinis  INlallb.  8,  20.  Marc.  13,  25.  27.  14,  62;  in 
lümin  Luc.  2,  15;  uml  hiiniii  ]Mallh.  11,  23;  bi  liimina 
Matth.  5,  34;  us  hiinina  Marc.  8,  II.  Luc.  3,  22.  Job. 
3,  31.  6,  31.  32.  33.  38.  41.  42.  50.  51.  58.  12,  28;  du 
lilnüna  Marc.  7,  34;    ebenso    bei  den   häuligen   pl.   formen: 


*)  aiicli  wenn  Kur  ersten  oder  zweiten  pers.  ein  niideres  iiomen 
prrwiicicrt  wird,  ist  dies  eine  dritte  ]>erxo)t ,  z.  I>.  {jotli.  ik  im  liulind 
.lull.  K,  12;  ik  im  Idäifs  .leih.  6,  :>!  ;  tiiu  is  liiindiins  INIntlii.  27,  11: 
tliiudans  is  tliilV  Joii.  IH,  37;  und  liier  darf  nueli  der  nrtikel  stelin: 
ik   im  sa  liiäifs  .loh.  (i,  48. 

•*)  vgl.  deutsche  niytliol.  p.  400. 


384  einfacher  satz. 

acc.  lilniinans  Marc.  1,  11;  gon.  liinune  ■Nlalth.  7,  21;  in  lil- 
iiiiiiam  iMallh.  5,  Ki.  4.5.  4«.  Marc.  11,  2.5.  12,  2.5  u.  s.  w.; 
der  gr.  text  entbehrt  ileu  art.  zuweilen  in  der  forniei  tv 
ovQCiVoi^ ,  t^  nvonvoM  oder  nvouvojv ^  docli  die  ans  Job. 
angegebnen  stellen  setzen  ihn  auch  da.  airlha  (terra) 
INlatlli.  .5,  18.  JNlarc.  4,  28.  1  Cor.  10,  26,  in  welchen  stellen 
immer  das  gr.  rj  yfj  steht;  acc.  airtlia  liUC.  Ifi,  17;  aiia 
airtha  Malth.  10,  29.  34;  fram  andjam  airthus  un  (<xpot; 
y7]^  Marc.  13,  27;  dal.  airlhai  Matlh.  11,  24;  ana  airthai 
Mattli.  6,  10.  19.  9,  6;  bi  airthai  Matth.  5,  3.5.  faitufuni 
(nions)  kommt  im  nom.  nicht  vor  und  der  acc.  pI.  fairgunja 
1  (y'or.  13,  2  entspricht  dem  unbestimmten  oorj ,  doch  sonst, 
nach  priip. ,  meidet  Ulf.  den  artikel :  in  fai'rguni  Marc.  3, 
13;  ana  fairguni  Marc.  9,  2  ;  af  fairgunja  Malth.  8,  1.  Luc. 
9,  37.    19,  29;    at  fairgunja  Marc.  11,  1;  in  fai'rgunjam  Marc. 

5,  .5,  obgleich  der  gr.  text  überall  ilarbot:  fig  lo  öoog,  ijon^  to 
ö()oc,',  aiio  Tov  oooi's,  tv  jnl$  öoeoi.  Marc.  .5,  11  zog  das  jainar 
ixetden  art.  in  thamma  fairgunja  7tQoc:  loj  boei  nach  sich,  Luc. 
4,  29  der  folgende  relativsatz,  und  Luc.  19,37  ist  von  dem 
nanihaflen  ülberg  die  rede,  halja  (orciis),  und  halja  1'o)q 
iid'ov  INlatlh.  11,  23.  Luc.  10,  1.5;  in  haljai  fV  tw  üd'tj 
Luc.  16,  23;  der  liier  nichts  beweisende  voc.  halja  ud'tj 
1  Cor.  15,  55.  däullms  (mors),  in  allen  folgenden  stellen 
auch  das  gr.  d-uvurog  ohne  artikel:  acc.  duulhu  Luc.  2.  26; 
Joh.  8,  51;  in  dauthu  II  Cor.  4,  11 ;  gen.  dauthaus  Marc. 
9,  1.  Luc.  1,  79;  dat.  dauthau  Marc.  7,  10.  14,  64.  Luc. 
9,  27.  dags  (dies),  wenn  damit  die  er.scheinung  am  him- 
mel ,    als    gegensatz    der    nacht,    ausgedrückt    wird:    Marc. 

6,  21;  varth  dags  Luc.  4,  42.  6,  13;  dags  atnehvida  Rom. 
13,  12;  unte  dags  ist  Joh.  9,  4;  dags  naseinais  II  Cor.  6,  3; 
in  daga  uslauseinais  Eph.  4,  30;  der  gr.  text  schwankt  zwi- 
schen ?;/ff()«  und  »;  v;/ff'()«.  bedeutet  es  aber  ein  bestimmtes 
zeitnial^so  kann  der  art.  zutreten  :  5«  dags  IThess.5,  4;  thans 
dagans  ivcs  t'/t/gas  Luc.  2,  43;  in  f/tamma  daga  iv  Ttj  t^/ifoci 
Luc.  9,  37.  nicht  anders  nahts  (nox):  nahts  framis  ga- 
lailh  Rom.  13,  12  ;  C[vimith  nahts  Joh.  9,  4;  vasuh  than 
nalils  (nom.  nicht  gen.)  i^v  öh  vv^  Joh.  13,  30;  in  naht 
Joh.  11,  10  u.  s.w.  niaurgiiis :  vas  maurgins  ?;j/  dh  nounu 
Joh.  18,  28;  in  maurgin  iMarc.  11,  20.  15,  1.  16,  9^;  at 
maürgin  Matth.  27,  1.  In  diesen  beispielen,  welche  sich 
noch  vermehren  werden,  meidet  Ulfilas  den  artikel  rein- 
licher als  es  die  gr.  spräche  thut,  obgleich  auch  sie  hier 
zur  auslassuög  neigt;  die  goth.  regel  hängt  also  nicht  von 
der  gr.  ab.  alle  vorgetragiien  uomina  bezeichneten  aber 
dem  heidentluun,  wenn  ich  nicht  irre,  göttliche,  mythische 


noinen.    pronomen.     artilel.  335 

wesen,  deren  besonderhelt  fest  stand  und  durch  keinen 
arlikel  belebt  zu  werden  brauchte,  in  der  späteren  sprä- 
che ,  je  mehr  der  alle  begrif  solcher  ausdrücke  schwand, 
wurden  sie  allmälich  des  arlikels  fähig,  und  traten  in  die 
reihe  der  übrigen  subst. 

2.  vielleicht  gehören  noch  einige  dahin,  in  denen  aber 
sclion  der  Gothe  schwankt,  ich  habe  hier  zumal  die  aus- 
drücke unlmltha  luul  unhulUio  im  sinn,  jenem,  als  dem 
seltneren,  verleiht  er  bereits  im  nom.  den  artikel :  sa  uii- 
hultha  Luc.  4,  35.  9,  42  ;  tltäi  unhultlians  Luc.  8,  33  und 
oblique  thamma  unhullhin  Luc.  8,  29,  doch  neben  unhul- 
thin  Malth.  25,  41.  Eph.  4,  27.  I  Cor.  5,  5.  das  fem.  aber 
enträlh  seiner  noch:  unhullhö  Marc.  7,  29.  Job.  10,  21. 
JNIatlh.  9,  33;-ipl.  unhulthuns  Marc.  16,  9.  Luc.  4,  41,  8, 
30.  35  ;  und  oblique  im  sg.  unhuUluin  Marc.  7,  30.  Luc.  7, 
33.  Job.  7,  20.  8,  48.  49.  52.  10,  20;  gen.  unhullhöns  Luc. 
4,  33.  acc.  pl.  unhullhuns  Matlh.  7,  22.  Marc.  1,  32.  34. 
39.  3,  15.  6,  13.  9,  38.  16,  9.  Luc.  8,  27.  9,41;  gen.  un- 
hulthunu  Mallh.  9,  34;  dat.  unhulthöm  Luc.  9,  1.  aus- 
nahmsweise mit  arlikel  :  acc.  sg.  tho  unhidtlu^n  Marc.  7, 
26;  nom  pl.f/tos  unhullhuns  Marc.  5,  12.  Luc.  8,  38.  das  vor- 
hersehende weibliche  genus,  ohne  art.,  scheint  die  alte  regel. 

3.  eujeniKunen  liabcn  im  golh.  keinen  arlikel,  wo!  aber 
im  griechischen,  o  'Jr^oorc:,  0  TIItqoq,  t]  ^Eliaiißer ^  lov 
j^ayuQi'ut^ ,  17"^  MuQiCiQ  laulen  bloU  lesus,  Paitrus,  Ai'lei- 
sabailh ,  Zakarian ,  Marüns ;  sie  sind  an  sich  hinlänglich 
individualisiert.  nur  bei  besonderem  nachdnick  tritt  ih*e 
demonstration  hinzu:  thamma  luhanne  Job.  5,  36;  tJiana 
ludan  Job.  6,  71;  sa  Barabba  .loh.  19,  1;  thaua  Barabban 
Marc.  15,  15;  ]Marja  so  Magdaleni*  Marc.  16,  1;  JMarjin 
hizäi  Magdalcn(?  Marc.  16,  9.  Der  llufUiame  Jai'irdaniis 
ohne  art.,  aber  Job.  18,   1   ufar  rinnön   tho  Kaidrun  ntoav 

%0V    )l€t/ili'i()()OV   TOV    KtÖQiOV. 

4.  die  unter  1-3  genanjilen  nomina  weichen  dem  ai-t. 
aus,  weil  ihre  individualilät  zu  entschieden  und  bekannt 
war;  aus  dem  entgegengeselzlen  gnind  nehmen  atuleie  ihn 
nicht  an,  deren  begril"  in  der  albjemeltihvil  schwebt,  nicht 
speciell  gefalU  wird,  z.  b.  faihu  uQyvQtov  IMarc.  14,  11; 
drigUan  vein  Marc.  15,  23;  vein  usgutnilh  (y  olvoc:  t/.- 
Jfcirta).  Mallh.  9,  17;  reiio  jah  uslilnuu  tqÖ/ioc:  y.at  txnranis 
Älarc.  16,  8;    augö  luul  augin,   lunlhu   unil    lunlluiu   Mallh. 

5.  38;  slain  ana  staina  liUc.  19,  44  und  alles  solches  for- 
melhal'lo.  nichts  aber  hiiulerl,  anderemal  diesen  subst. 
beslinunlere  bedeulung  beizulegen. 

r.b 


386  euifacher  salz. 

5.  (ür  die  gc\v()liiillclicn ,  des  nrlikcls  nihigcii  siihst.  kommt 
luiii  der  nalüiliclic  gnuidfialz  in  nmveiitliiiig,  dali  slo  da« 
crsloiiial  ohne  ort.  e'imjefVihrl ,  dann  al)er  dnn-h  ihn  be- 
slinnnl  Nverdcn.  einige  bcispiele  ^vel•den  hiiirciclien :  llia- 
rnli  vas  nianna  in  lairusaleni  ,  lliizei  uainu  Svniainii ,  jali 
sa  nianna  vas  garailils  Luc.  2,  2.5;  äimlicli  Marc.  3,  1.  3. 
erst  aggiliis  Luc.  1,  11,  hernach  sa  aggilus  Luc.  1,  13.  19; 
thamma  aggilau  Luc.  1,  18;  ebenso  Luc.  2,  9.  10.  13.  f/w 
Hiagalhai,  hernach  thizös  niagadais  Luc.  1,  27.  in  heitum, 
dauu  so  hello  INIallh.  8,  14.  15.  garda  lanibe  Joli.  10,  1; 
liernach  thii  lainba  10,  3.  9;  thize  lainbe  10,  7;  thüiin 
lainbam  10,  12.  in  skip  INTallh.  8,  23;  thatu  skip  8,  24; 
ebenso  Joli.  6,  21.  liairda  IMaüli.  8,  30;  in  tho  hai'rda  31. 
siponjani  Mallh.  9,  10;  thäiin  sipunjani  11.  brulhfatlis 
Malth.  9,  15;  sa  brulhfalhs.  ana  snagan ;  af  thamma 
snagin  IMatlh.  9,  16.  faura  kindina;  sa  kindins  Mattli.  27, 
11.  14.  15.  hundafaths  INlatth.  8,  5;  5«  hundafalhs  8; 
thamma  hundafatha  13.  fareisuieis,  hernach  //uii  fareisuieis 
Job.  7,  32.  Ls  gibt  eine  menge  von  niiinnern ,  engein, 
iungfrauen  u.  s.  w.  ,  von  ilinen  ^vinl  ein  einzehies,  (oder 
aucli  nieiirere  zusamniengefalU)  in  die  rede  gebiaclit,  und 
dann,  durch  beilügung  des  art. ,  als  individuuni  beliandelt. 
Das  griechische  stimmt  meistens,  nicht  inuiier.  einslimmung 
ist  in  ävOQomog  und  ö  ih'i^gwnog^  uyyeXos  i"id  6  i'cyye- 
Xog,  7i()og  nuQdivov  und  ii^^  Tiuodtpov ,  uyth^  unil  tig 
tfjV  uyO.r^v ,  ini  i/iuTup  und  u7io  rot'  i/t((Tioi>,  iy.uxov- 
iciQyog  und  6  i.vi,a'iov%(iQyng.  genau  treffen  Übersetzung 
und  text  zusanuneu  in  folgender  stelle:  livas  haldith  ave- 
thi,  jah  niiluUs  this  avelhjis  ui  maljai?  %!g  noinulvei 
noifiVTjV ,  Hat  tx  rov  yäXccuTog  Tijg  noi\nvi;g  ovy.  ia&ieif 
I  Cor.  9,  7.  liingegen  steht  der  gr.  artikel  beidemal  iu : 
eig  TO  nlolov  und  i6  nlaiov ,  avlrj  züv  TiQoSinoiv  und 
TU,  'iXQÖßaTa,  lolg  fiad-ijtalg ,  6  vVfKfiog^  o  ryijiio'jv^  'o* 
^agioaloi.  mit  feinem  gefiihl  läßt  Ulülas  den  evangelist 
berichten:  l;iil;iik  barn  Luc.  1,  41,  Elisabet  aber,  die  nocli 
bestimmter  an  ihr  kind  denken  muste,  selbst  erzählen: 
lailiiik  thata  barn  1,  44;  -Nvälirend  der  text  zwei  mal  iayjgT7'0e 
70  ßQf(f<og  hat.  Es  ist  nicht  nölhig,  daß  das  durch  den 
art.  individualisierte  nomen  ,  wie  in  den  gegebnen  beispie- 
len ,  unarticuliert  vorausgehe,  seine  bloße  andeutung  reicht 
Ijin :  INLarc.  14,  14  kann  alsoglcich  gesagt  sein  thamma 
lieivafraujin ,  weil  von  dem  eintreten  in  ein  haus  eljea  die 
rede  war;  liausa  jah  sa  thusundifaths,  da  sich  der  cliili- 
arch  auf  die  liansa  bezieht  Joh.  18,  12.  ebenso  reicht  hin, 
daß    ein    folgender   beisalz    oder    i-elativer  salz  die  beslim- 


nomen      projiomeii.     artikel.  387 

iming  veranlasse:  sa  liuudafaths  sa  alstaiidands  JMarc.  15, 
39;  ni  kann  ihana  mannan,  thanei  qvitlulh  Marc.  14,  71; 
und  ai'ihuniislu  tliis  fairgunjis ,  ana  tlianiniei  su  baiirgs  iz^ 
gatimrida  vas  Luc.  4,  29.  Zuweilen  unierläßt  aber  der 
Gothe  den  art.  bei  der  zweiten  nennung  des  subjecls ,  z.  b. 
IMarc.  4,  12  sagt  er:  liaua  lirukida,  wie  4,  68,  weil  un- 
sicher ist,  ob  derselbe  halui  nochmals,  oder  ein  anderer 
krähte;  auch  liat  liier  der  gr.  lext  jedesmal  uXixrioQ  i(fo'i- 
Vi;o£,  vgl.  Job.  13,  38. 

6.  da  der  casus  rectus  subjecliver  und  lebendiger  ist  als 
die  uhlüjueii ,  so  mangelt  letzteren  oft  der  art.,  wo  ihn 
jener  haben  ^wüi'de,  oder  der  gr.  text  ihn  gebraucht. 

a.  der  auf  das  nomen,  von  welchem  er  abhängt,  unmit- 
telbar foJijende  gen.  steht  ohne  artikel.  Ulf.  sagt  überall 
sunus  maus  oder  sa  sunus  mans  ,  obgleich  der  gr.  text  d 
viog  Tov  av&Qi'inov  gewährt;  ferner:  in  andvaü-thja  mannö 
tfin()oa&£V  T(jjv  uvi)Qomü)V  Matth.  5,  16.  6,  1;  sunum 
manne  Toig  vloig  tojv  ßVt9(JW57wr  Eph.  3,  5;  garda  lambe 
y  avXi]  iö)V  nQoßä'io)V  Job.  10,  1;  blömans  luüthjös  t« 
y.Qtrci  TOV  ayoov  JMatth.  6,28;  tbata  havi  luüthjus  d  yoQTOS 
TOV  \ayQOV  JNlatth.  6,  30;  kaiirnö  hvaiteis  d  nönxos  tov 
ohov  .loh.  12,  24;  ana  giblin  alhs  tTrl  %6  mtQVyiov  tov 
hQov  Luc.  4,  9;  hlaifs  libaindis  d  uQTog  'T)']S  C^ijs  Job. 
6,  35;  at  vaürtim  bagnn!;  viQog  ir^V  ^[t,aV  T^iV  öivÖQiov 
Luc.  3,  9;  malma  mareins  i)  äjKjtiog  Tijg  'd-aXaamjg  Kons. 
9,  27;  astans  peikabagm^  rd  ßa'ta  tmv  (potriHMV  Job.  12, 
13;  hallii  gamarzeiiiais  riö  Xih-(p  %ov  iiQOOyMn ftaiog  Koni. 
9,  33;  frathi  leikis  rd  (fQOVrjia  Tijg  GciQXog  Rom.  8,  6; 
häubith  qvcnais  mrfah]  t  ij  g  ywamog  Lph.  5  ,  23;  bi 
muna  aivc  y^aru  iiQÖ&taiv  riöv  amvwv  Lph.  3,  11;  bi 
biuhtja  dulthais  v.ciTa,  t6  i'&og  t  fj  g  eoo2i;g  Luc.  2,  42  und 
in  vielen  fällen  mehr.  es  künnen  zwei  solcher  gcnitive 
hintereinander  folgen  :  bi  gibai  anslais  giilhs  aard  ti]v  ^o- 
QSKv  xijg  yuQtrog  tov  -ötov  Lph.  3,  7,  wo  drei  griecb. 
artikel  weggelassen  sind ;  ilu  hazeinai  vulthaus  aiistais 
eig  t'nciivov  dn^rjg  Tijg  ydoirog  Lpli.  1,  6;  du  fauragnggia 
usfulleiiiais  mele  fi'g  oinovoftiav  TOV  'Ji'h^QM/iiu'Tog  T  lö  v 
'MiiQwv  Kph.  1,  10;  gasteis  gabaite  trausteis  i,ivoi  roii'  ötu- 
■dr^yiMV  Tfjg  enayyeXiag  Kph.  2,  12.  Umso  vielmehr  fehlt 
dci-  güth.  art.,  wo  auch  der  griechische:  svam  akeitis 
mioyyov  o^ovg  Marc.  15,  36;  in  vasljom  lambc  tv  ivdv- 
fuwf  viooßn'iiQV  Matth.  7,  15;  in  slika  mclis  ri>  OTiyjii?' 
y(i)Or(W  Luc.  4,  5;  suiijus  liuhadis  vio)  ffiorog  .loh.  12,  36; 
lamba  slai'ihlais  viQoiJUta  oyjay/;^' Rom.«,  36;  kasam  tlivair- 

l'.b  2 


388  eiiifadiev   salz. 

heiiis  ay.fi'n;  0{>yt'i:  l^om.  9,  22;  ns  v.'tuiblTaui  vilotli»  t'^ 
i'oyior  vöfinv  lioin.  'J,  32;  aua  ruliii  asiluii»  ioü  ^ioj).ov 
övov  Joh.  12,  15;  kuni  naclr^  yevvi'jfiura  iytdviLv  Ia\c.  3, 
7;  liaitloiin  allanc  y.uQdiug  nuTiQO)V  Luc.  1,  17.  Die  uiit- 
gelhcilleii  beispiele  lassen  nicht  iiberseliu,  wie  auch  das 
den  gen.  regierende  vorstellende  subsl.  den  arl.  meldet,  also 
eine  gewisse  analogie  oder  Nvecliselwirkung  zwisciien  bei- 
den snbst.  in  der  arlikelaiislassuug  eintritt,  wahrend  iiin- 
gckelut  heule  gr.  subbl.  gern  den  art.  zeigen :  blunian» 
haithjus,  T«  ■XQlva  xov  uyQOV;  stana  invindilhus  o  y.()i- 
tTJS  ti}^  ild'iy.lcic;  Lnc.  18,  6.  ausnalinisweise  liat  ihn  das 
erste  goth.  subst. :  sa  snnns  nians,  thana  siin\i  nianj  Joh. 
8,  28;  thata  havi  liulthjus.  Nur  selten  (jeht  der  abhän- 
gige <Jtiit.  voraus,  und  auch  ohne  ajl. :  afslassais  biikus 
(xnoOTiiCiov  Matlh.  5,  31;  dagis  \ig,  7^fiio(cg  o()öi>  L\.ic.2.  44. 

b.  auch  der  dallv,  gleichviel  wovon  er  abhänge,  steht 
gern  ohne  art.:  skula  vairlhith  stauai  t^  y.oioei  Malth.  5, 
21;  algibai  thuk  sa  andaslaua  stauin  tw  »jo/Tj^  Matlh.  5,  25 ; 
sa  slaua  thuk  algibai  audbaiita  tw  vvoiqi'dj  das.;  usgibands 
andbahla  T(Ö  vTiyjQtJ)]  Luc.  4,  20  ;  thans  canialvidans  hair- 
tin  ti)v  'AU()d\'ciV  Luc.  4,  18;  naniin  oroituTi  Luc.  1,  5; 
rathjon  lov  C'.Qi&pov  Joh.  6,  10;  handuni  Luc.  6,  1;  lö- 
iam  sluhun  JMarc.  14,  65;  slahs  lufiu  Joh.  18,  22.  19,  3; 
rausa  Kula/Lto)  Marc.  15,  19;  vaurda  Xöytp  INlatlh.  8,  8. 

c.  vorzüglich  nach  präpositlonen :  in  ftjn  li^  77  ro  Joli' 
15,  6;  ana  lukarnastathan  v-rio  T-i-v  /.vyviuv  oMatth.  15, 
15;  bi  staina  itqos  Xidov  liUC.  4,  11;  du  Iraiva  iis  antnau 
Rom.  9,  8;  af  thaurnum  d^o  dxavdojv  Matlh.  7,  16;  us 
slepa  Rom.  13,  11;  fram  urrunsa  jah  saggqva  uno  tcraio- 
Xmv  'Aal  övoßtöJv  IMatth.  8,  11;  in  runai  fp  tw  fivarr^Qioi 
Eph.  3,  4;  ana  handum  ml  yeiQÖiv  Luc  4,  11;  bi  kinnu 
enl  rrjv  aiayöra  Liic.  6,  29  ;  und  niel  ilyoi  y.uioov  Luc.  4, 
13.  die  hiiufige  Verbindung  der  unter  1  angeführten  subst. 
mit  präp.  konunt  hier  nicht  in  betracht. 

7.  einige  würler  treten  fast  immer  im  (jeleit  des  artikels 
auf,  weil  sie  einen  ganz  individuellen  begrif  bilden ,  der 
sicli  aber  nicht  schon  vor  allers,  wie  bei  denen  unter  1, 
festgesetzt  halte;  darum  bedürfen  sie  äußerer  bestimmung. 
dahin  so  manaseths,  0  Y.öaiiag:  Joh.  7,  7.  12,  19.  14,  17. 
15,  18.  19;  thizos  niauasedais  Joh.  1,  29.  6,  51;  thhiii 
manasedai  Joh.  6,  33.  7,  4.  1  Gox-,  4,  9;  tho  manased  Joh. 
6,  14.  16,  8;  nur  ausnahmsweise  gebricht  der  art.:  mana- 
söths   Joh.  16,  20;    manased    Joh.  12,  47;    nianasedais   Joh. 

8,  12;    manasedai   Joh.    18,   20.   Eph.   2,    12.      ebenso   für 


nojjien.    pronomen.     artikel.  339 

tlen  nenillclien  gr.  ciusdruck  $a  fairhvus  Joli.  17,  5;  this 
fairliviius  Joli.  15,  18;  in  thainma  fairhvau  iig  tov 
xoo^uov  Joh.  12,  46;  in  thana  fairhvu  Joh.'lO,  36.  11, 
27;  nur  Joli.  18,  24  faür  gaskaft  fairlivaus  ngo  rMra- 
ßohrjs  yoo/tov  entweder  nach  dem  gr.  text  oder  in 
der  genitivcoiistruction.  beiden  ausdrücken  verleiht  auch 
der  gr.  text  beständig  den  artikel,  ja  erhöht  ihn  noch 
durch  ovxog ,  was  aber  Ulf.  nur  mit  seinem  arlikel  wie- 
der geben  kann ,  wie  wir  im  verfolg  sehen  werden. 
Hütte  sich  der  beginn  des  goth.  evang.  Joh.  erhalten ,  so 
wüsten  wir  sicher,  wie  das  dem  Gothen  fremde  0  ?.oyog 
übersetzt  wurde?  ich  denke,  durch  thata  vaurd,  und  halte 
liier  den  art.  für  inierlälUich,  obschon  die  ahd.  Übertragung 
liefert:  in  anaginne  was  wort,  inti  tliaz  wort  was  mit 
gole  T.  1,  1.  bei  Ulf.  hat  vaiird,  auch  sonst,  den  artikel: 
in  ihis  vaürdis  dtcl  tov  loyov  Job.  15,  3;  andbahtus  this 
vaürdis  vTir^Qi-iai  tov  Xöyov  Luc.  1,  4;  thamma  vaürda 
Luc.  2,  50;  thize  vaiirde  Luc.  1,  4;  thö  vaurda  Luc.  2, 
19.  4,  22;  aber  meist  folgen  relativsatze,  die  den  bestimm- 
ten ausdiuck  bedingen,  sa  reiks  Joh.  12,  31.  16,  11;  this 
reikis  Matth.  9,  23;  pl.  thdi  reiks  Joh.  7,  26.  Rom.  13,  3; 
thize  reike  Joh.  7,  48;  der  gr.  begrif  0  tcQyov  war  wieder 
luigothisch,  und  bei  reiks  wurde  vielleicht  ans  lat.  rex 
gedacht,  geläufiger  sein  muste  thiudans ,  w^as  auch  meist 
ohne  art.  steht,  IMatlh.  27,  11.  Marc.  6,  14.  22.  Joh.  18, 
37 ;  obschon  ihn  das  gr.  0  ßaoiXevs  liat ;  doch  Matth.  25, 
40.  Marc.  6,  26.  27  sa  thiudans. 

8.  wenn  von  zivci  in  gleichem  casus  auf  einander  fol- 
genden suhst.  das  zweite  die  bestiinmung  des  ersten  ent- 
liält,  so  gebührt  ihm  der  bestimmende  arlikel.  dahin  ge- 
hören die  unter  3  zuletzt  genannten  beispiele:  Marja  so 
Magdalene;  ferner  lesvis  sa  magus  Tijoovc:  6  ticüs  Luc. 
2,  43;  löhannen  thana  daupjand  Luc.  9,  19;  Herudes  sa 
taitrarkes  Ijuc.  3,  19.  9,  7;  ihivi  so  dauravard«^  Job.  18, 
17.  doch  licifU  es:  Chrislus  sunus  gulhs  Luc.  9,  20;  Mar- 
kus gadiliggs  r»arnabiiis  Col.  4,  10;  in  dagam  Herudes 
thiudaiiis,  töj)  fjtxGtXiwg  Luc.  1,  5,  nicht  this  thiuilanis, 
sei  es  weil  der  gen.,  oder  das  wort  thiudan..  lieber  ohne 
art.  stellt. 

9.  werden  zivei  von  einander  unabhängige  sahst,  durch 
jah  verknüpft,  so  ergeben  sich  folgende  formeln, 

a.  beide  meiden  den  arlikel :  and  baürgs  jah  h.IiimVs  Luc. 
8,  1;  in  baürg  jah  in  veihsa  Luc.  8,  34;  baürg*'  jah  sladc* 


390  einfacher  aatz. 

Luc.  10,  I5  mahl  jali  valdufni  Luc.  9,  1 ;  af  Baulillm  joh 
slahim  Luc.  7,  l'l;  skalkus  )ah  andljalil«*R  Joli.  IH,  18; 
nalitain  jali  ilagain  Luc.  2,  37;  at  gutha  jali  inannain  Luc. 
2,52;  vitidani  jali  niarein  Matlli.  8,  26.  27;  ufaru  vaurinö 
(all  skaiiii)iuiiö  Luc.  10,  19;  in  galv<*Mi8  jah  staigos  Luc. 
14,  21;  atid  vigans  jah  fallius  liuc.  14,  23;  frijönds  jab 
garaznans  IjUC  15,  6;  (rijundjus  jah  garaznuns  Luc.  15,  9; 
nials  jah  dragk  iioni.  14,  17;  gabauruin  jah  dragkameiin 
Rom.  13,  13;  niilli  agisa  j^h  reiruu  II  Cor.  7,  15;  rcikja 
jah    valdufnja   Col.   2,   15;    jah    gudjain    jah   bukarjani  Luc. 

9,  22 ;  bukarjus  ize  jah  fareisaieis  Luc.  5,  30 ;  fareisuieis 
jah  bukarjus  Luc.  15,  2;  fareisaieis  jah  viludafasljus  Luc. 
7,  30;    gudjam  jah  sinistam  IMallh.  27,  3. 

b.  das  erste  subst.  liat  den  arlikel:  bi  thö  tlieihsa  jah 
mdla  7t€Qi  TÜv  yoöriov  y.ui  twv  y.aioäJv  IThess.  5/1;  thäi 
bukarjus  jah  fareisaieis  Luc.  5,  21.  6,  7;  thäi  auhurnislans 
gudjans  jali  bukarjA»  JMarc.  11,  27;  thäi  siiiistans  jah  bu- 
karjus JMarc.  14,  54;  niilh  thnim  sinislain  jah  bukarjam 
Blarc.  15,  1;  fram  thäim  gudjam  jah  sinistam  IMallh.  27,  12. 

c.  das  zweite  hat  ilin:  allai  gudjans  jali  tlidi  sinislans 
Malth.  27,  1 ;  auhumistaus  gudjans  allui  jah  thdi  sinislans 
IMarc.  14,  53. 

d.  beide  liabeu  ihn ;  thäi  fareisaieis  jah  thäi  bukaijus 
IMarc.  7,  5. 

Oifenbar  ist  die  erste  ■weise  die  häufigste  und  der  spräche 
angemessenste,  in  den  drei  übrigen  scheint  der  art.  meist 
veranlaßt  durch  die  fremden  begrille  fareisaieis,  bukarjus, 
sinistans,  gudjau»,  nemlich  beide  letzteren  in  jüdischem 
siun  genommen,     auch  treten  einigemal  schon  adj.  ins  spiel. 

10.  die  nähere  darstellung  des  unterbleibenden  oder  ge- 
setzten artikeh  vor  adj.  erfolgt  im  fünften  cap.,  weil  der 
hauplgesichtspunct  dabei  die  anwendung  der  starken  oder 
schwachen  üexion  ist.  hier  bloß  einige  bemerkungen  über 
das  Verhältnis   des  goth.  zum  gi'.  arlikel  iii  dieser  rücksicht. 

a.  gehört  das  adj.  zu  einem  subst.,  so  entspricht  der  aus- 
gelassene art.  sich  häufig  in  beiden  sprachen ,  z.  b.  ahma 
veihs  ist  nnv/ta  ayior  Luc.  1,  35.  2,  26.  wird  er  gesetzt, 
so  genügt  es  dem  Gothen  ihn  vor  das  adj,  zu  stellen,  der 
Grieche  hat  ihn  aber  auch  gern  vor  dem  subst. ,  z.  b.  ahma 
sa  veiha,  to  nvevpa  t6  Hyiov  Luc.  3,  22;  etwas  analoges 
wurde  s.  387  bei  der  gen.  construction  wahrgenommen. 
Nächstdem  verwendet  der  Gothe  oft  die  unarticulierte ,  wo 
der    Grieche    die    articulierte    form ,    namentlich    nach    der 


nomen.    pronomen.     artikel.  39 1 

unter  5  ausgeführteu  Unterscheidung  das  erstemal ,  wäh- 
rend das  zweitemal  der  art.  folgt,  ein  beispiel  gewährt  Joli. 

10,  11,  wo  es  heilU :  iyo)  ei/tn  6  noiftyv  6  itaXog.  6 
noi/in;v  o  yM?.6s  i'tjv  ipvyjijv  aVTov  %id^^]aiv  vneQ  tiöv  ngo- 
ßä%o)V.  goth.  ik  im  hairdeis  göds.  hairdeis  sa  göda  sai- 
vala  seina  lagjilh  faur  laniba  *).  mau  vei'gleiche  die  übri- 
gen im  cap.  5  gegebneu   belege. 

b.  größere  übereinslimmung  findet  statt,  wenn  das  adj. 
für  sich  steht,  keinem  subst.  verbunden  ist.  ivcpXög  \er- 
gleicht  sich  dem  gotli.  bh'nds,  0  tvffXog  dem  goth.  5« 
blinda.  blindai  Tt;<^Aoi  IMatth.  11,  5;  thai  blindans  01  rv- 
(pXoi  Matth.  9,  28. 

11.  einige  <idj.^  deren  begrif  schon  et^vas  genau  be- 
stimmtes ausdrückt,  weigern  sich  dem  artikel:  all,  voll, 
halb  j  mitte ,  obgleich  unsere  belege  nicht  ganz  ausrei- 
chen, all  schiebt,  wie  Tiüg ,  den  art.  jederzeit  hinler 
sich,  vor  das  subst.  oder  adj.,  nüt  welchem  e*  sich  bin- 
det: alla  so  halrda  nüou  t)  ayely  JMalth.  S,  32;  alla 
so  baürgs  näoit  t)  noXiS  Matth.  8,  34;  alla  so  gafaurds 
oXov  t6  ovriiioiov  Marc.  14,  55;  allai  thäl  hausjandans 
nuvxes  Ol  axovoarreg  Luc.  1,  66;  allaiz^  thlz.e  hatandanö 
navTMV  \tmv  fitoovvtiov  Luc.  1,  71  ;  allaizö  thize  veihane 
navTiov  TOJV  uyiiov  l'^ph.  3,  8;  nülh  alliiim  thdim  veiham 
cvv  nuai  TOig  uyi'oig  Eph.  3,  18;  allans  thans  unhailans 
wo  der  text  bloi^  rovg  cioO^tvovvxug  Luc.  9,  2;  umgekehrt 
ufar  allaim  unhulthum  tn\  iiuvra  ra  öatfiovta^  weil  vor 
unhulthu  der  art.  nicht  gern  steht  (s.  385.)  wenn  es  JMatth. 
26,  70  heißt  faura  tlu'ilm  alluini  e/HTiQoaOsv  ainoii'  ijä.v- 
ro)V ,  so  wird  hier  tiiaim  für  im  gesetzt.  tainjuiis  fullos 
gabruk«*  Korpivovg  nXi'ofig  nXciG/tccTOW  Marc.  8,  19;  ahnnns 
veiliis  fulls  nviv/i(nog  ayiov  nX'r]Qi;g  Luc.  4,  1;  nianna 
fulls  thrulsfdlis  m'tq  viXi-QVjS  XtnQag  Luc.  5,  12;  banju 
fulls  f}Xxo)/itvog ,  vulg.  ulceribus  plenus  Luc.  16,  20;  sa 
gards  fulls  varlli  d.iunais  9}  oinia  i'JiX^jQoyO-t]  ex  %};g  oa/i-fig 
Job.  12,  3;  fuUai  vaurlhun  hiXijod-rioav  L.  4,  28.  5,  26; 
und  halba  ihiudangardja  nicina  t\»g  i]fiioovg  rrg  iiuöiXtlag 
fiov  IMarc.  6,  23;  halbala  aiginis  nieinis  7«  'i^itiio')}  iö)V 
VJiuQynviiDV  f(ov  Lvic.  19,  8.  thai'rh  midia  Samaijan  Sul 
jLtiOOV  ^('./ia{)tu(g  Luc.  17,  11;  tluiiih  midians  ins  diu  fü- 
oov    ciVTMV    Luc.  4,  30;    in    midjaim   laisajjam  Luc.  2,  46, 


*)  wenn  Lutlicr  ühcitin^jm  liillt««, :  i<  li  liiii  <///  hinter  liirli ,  dir  f;iite 
liiitc.  lasset  siiii  Ulifii  fiii'  «lie  Mliale,  so  »imic  er  iiiil  bll.  sliniiiitii ; 
allein  er  siif^t  aiu  li  das  ^woitonial :  eui  {^iittr  ii. ,  im  jjcytiisalz  zum 
giiccli.  tcxt,  der  btidcntnl  iiat :  der  iiuU-  li. 


392  einfacher   satz. 

liieilicr  geliört  nhov  vor/,iiiiIicli  die  i'lllptlsclie  Toben  8.  263 
iiacli/.iiliülciiclc)  redoiisarl  in  viidjnim  (vairnm ,  innnnam:') 
Marc.  14,  60.  Luc.  5,  19.  6,  8,  die  für  etlit{;otliiscli  gelten 
uuil^,  da  im  gr.  tig  t6  /daov ,  in  der  viilg.  in  medium 
steht,  dies  erinnert  an  das  ganz  ahnlicli  construierle  us 
däuthäim,  neben  den  verbis  urreisan  und  urraisjan  Matth. 
27,  64.  Luc.  9,  7.  Job.  12,  1.  9.  Rom.  7,  4.  Col.  2,  12,  ^vo- 
bci  allerdings  das  gr.  in  vex{)üv  (auch  ohne  arl.),  lat.  o 
Diorluis  nachgeahmt  sein  künnle.  in  andern  fällen  nimmt 
dies  adj.  den  art.  an,  z.  b.  thaus  duulhans  rovg  vettoovg 
INLillh.  8,  22. 

12.  die  possessiva  werden  auf  doppelle  weise  mit  andern 
8ubst.  verbunden 

a.  gewöhnlich  ohne  arlikelund  nachgesetzt,  wobei  der 
nom.  und  acc.  neutr.  die  llexion  ablegt :  bida  theina  Luc. 
1,  13;  qvens  llieina  das.;  iif  hröt  mein  ^^attll.  8,  8;  vitöth 
iiusar  Job.  7,  51  ;  vasljus  seinus  Marc.  14,  63;  aithei  meina 
jah  brölhrjus  meinai  Luc.  8,  21  ;  atlan  theinana  INlarc.  10, 
19;  brutlir  theinanima  INIatth.  5,  23;  brutlirs  theinis  Luc.  6, 
42;  und  so  auf  allen  blallern.  zuweilen  geht  das  poss. 
voran:  mein  leik  JMarc.  14,  8;  in  tlieiuamma  Jiugin  Luc. 
6,  42. 

b.  seltner  mit  arllkel ,   und  zwar 

a.  Vor  jilem  subst. :  tho  giba  theina  INLilth.  5,  24;  s6\  veit- 
vudllha  theina  Joh.  8,   13;    so    armahairlitha   theina  JMattli. 

6,  4;  sa  alta  theins  Luc.  2,  48.  J.  8,  19;  thata  yamd  thei- 
nata  Joh.  17,  7;  t/iana  ligr  theinana  IMattli.  9,  7;  thana 
sunu  theinana  Luc.  9,  41;  tho  vaürda  nieiua  Joh.  14,  24; 
thai  siponjus  theindi  JMallh.  9,   14. 

ß.     vor    dem   adj.  :    so   meina   laiseins  r;    ijinj  diSayJj  Joh. 

7,  16. 

y.  concurriert  zugleicli  ein  adj. ,  so  kann  ihm  das  po.ss. 
vorausgehn  oder  folgen ;  augö  thein  thala  ta/hsvö  JMattli. 
5,  29;  sunus  meins  sa  liuba  Luc.  9,  35;  in  thamma  liu- 
hin  sunau  seinamma  Eph.  1.  6  (wo  die  letzten  worte  dem 
gr,  lext  fehlen,  nicht  aber  der  vulg.)  ;  tailisvö  theina  han- 
dus  Matth.  5,  30.  INIan  gewalirt  in  allen  diesen  fällen  den 
einlluÜ  des  Originals  auf  die  golh.  construction,  ohne  dali 
sie  dadurch  entschieden  geregelt  wird. 

13.  der  gen.  des  geschlechtujen  pron.  steht  liiuter  dem 
subst.,  es  mag  ein  art.  voraus  gehn  oder  nicht. 


jiomen.    pronomen.     artikel.  393 

a.  ohne  arlikel:  vaurd  is  Luc.  4,  32;  qv^ns  is  Malth.27, 
19;  US  niuntha  is  Luc,  4,  22;  ana  vlit  is  Marc.  14,  65; 
skuhis  is  Matlli.  3,  11;  bi  akranam  ize  Matth.  7,  16. 

b.  mit  artikel;  5«  ihiumagus  is  Malth.  8,  13;  so  uithel  is 
Luc.  1,  60.  2,  48;  tliata  thrulsfill  is  Malth.  8,3;  thäi 
brulhrjus  is  Jph.  7,  5,  10;  thai  siponjus  is  Job.  6,'62;  thäi 
börusjus  is  Job.  9,  23.  Luc.  2,  41;  bi  tho  laisein  is  Luc.  4, 
32;  thans  innakundans  is  IMatlb.  10,  25;  bi  thuna  brulliar 
izu  Job.  11,  19;    tho  liaiidu  izus  TMarc.  1,  31. 

diese  nachsetzuiig  des  gen.  stimmt  zuiiv^gr^^c^i..  lext ;,  nup, 
^venn  ein  adj.  mit  vorkommt,  kann  er.in  die  mitte  gelan- 
gen:  Ibaim  veiham  is  apaüslauknu  Epb.  3,  5. 

14.  wie  im  grlecb.  text  siebt  endlich  der  art.  nicht  selteiij 
vor  einer  präposition  und  deren  casus ;  er  selbst  bezieht 
sich  auf  ein  vorausgegangnes  .«•  ')St. ,  neben  welchem  die 
gr.  Sprache  den  art.  meistentheils  schon  ausgedrückt  liat, 
die  gotli.  aber  meidet  diese  haufung  und  setzt  ihn  nur  das 
zweitemal :  atta  izvar  sa  in  himinani  o  natfjQ  v/iöJv  o  Iv 
TO'is  ovQttVo'iS  Matth.  5,  48  ;  attins  izvaris  litis  in  himinam 
tov  naxQOQ  vfiöJv  rov  iv  ovQccroic:  Malth.  5,  45.  7,  21; 
fram  attin  izvaramma  thinnvia  in  blminam  nuQU  tw  na- 
iq}  Vfitiv  TW  tv  lols  ovQ.  Matth.  6,  1;  attan  izvarana 
thana  i.  h.  top  narcQa  v/imv  tov  e.  t.'  ovq.  Matth.  5,  16; 
atta  izvar  sa  ufar  h.  o  ntnijQ  vjiiöJv  6  ovoapios  iNIalth.  6, 
14;  du  atlin  theinamma  thmnma  in  füllisnja  roj  nüTQi  cov\ 
TW  £v  TW  KQVnrw  Matth.  6,  6;  linhatli  thata  in  thus  to  , 
(fd)^  TO  er  aoi  Matth.  6,  23;  gramsta  thamma  in  augin' 
brothrs  thoinis  to  ■aaQrpos  to  iv  tw  o^dal^iCi  7ov  dd'tX- 
rpov  aov  Luc.  6,  42;  du  Filippau  thamma  Iram  B.  0/- 
Xinnijj  toj  uno  B.  Job.  12,  21;  garalfitein  tho  us  galaubei-. 
nai  dtyMioavvi^v  dl  ttjv  in  nloTdos  liom.  9,  30;  sa  (nem-' 
licl»  sunus)  US  thiujdi  6  ix  rijg  niiidiaHijs  Gal.  4,  23.  Ke- 
lative  kraft  liaben  diese  pronomina  nicht,  sondern  demon- 
strative, arlikelhafte;  man  setze  nur  ein  adj,  statt  der  j)räp. 
mit  ihrem  casus,  z.  b.  sa  himinakiuids ,  wie  Malth.  6,  14' 
o  oVQunog  steht ,  auch  liilU  sich  durch  ausgelassene  parti- 
cipia  die  conslruclion  erläutern:  Sa  in  himinam  visanda, 
thala  in  thus  visando,  sa  us  thiuiai  gabaurana,  wiewol 
die  annähme  der  cllipse  unnülhig  ist.  •  ,'     '' 

15.  absolute  constructionen  haben  den  artikel  gewöhnlich 
nicht,  da  sie  eine  allgemeinere,  fast  adverl)iale  gcltung  er- 
halten; docli  kann  er  stattfinden:  al  ustauliaiiaim  ihäint 
dagani  Luc.  4,  2 ;  at  galeilhandani  ihäim  auum  Luc.  7,  24. 


394  einfacher  satz. 

16.  das  golli.  zalilwort  äinSy  äina,  üin  vor  PtiJ)9tantiven 
überselzl  das  gr.  ;/",,•,  /tlu.,  i'i\  sowol  da  wo  es  wiiklicli  ziilill, 
z.  b.  ülns  aliina,  äina  gal;iiil>ciii.s,  ttin  Icik  V.\)\\.  4,  4.  5, 
als  wo  es  eich  der  allgenieiiieien  piüiiominalbedeulnng  von 
quidam  uähert;  reiks  äins  iloyiov  tis  Malth.  9,  18;  äins 
thiz^  synagogafade  eic;  Tcir  uoyiovr((y('>yo)v  Marc.  5,  22 
(Luc.  8,  41  l)Ioü  qvani  tair  7//.,'hi'  ('»'/,'(/);  dina  thivi  /da 
nai(J>(JXf;  IMaUh,  26,  69;  iiiagiila  äins  mciduoioy  tV  Joli.  6, 
9;  in  Nvelchen  stellen  allen  mich  die  vnig.  iinus ,  una, 
UHiim  braucht,  liiille  es,  in  solchem  xinbestirnmteren  sinn, 
der  gr.  text  ihm  nicht  dargeboten  ,  Ulf.  würde  sein  Zahl- 
wort dann  gar  niclit  rorwandt  liaben.  niemals  verdeutscht 
er  %ig  durch  ;lins ,  «ondorn  stets  durcti  sums,  wol  aber 
setzt  er  dies  letzte  zuweilen  für  das  unbesliinnite  eh  z.  b. 
Jöh.  7,  50.  12,  2  (12,  4  sums.)  hieraus  folgt,  daß  ihm 
sums  in  dieser  bedeutung  j^assender  schien  ;  docli  in  den 
meisten  stellen  wagte  er  nicht  von  dem  gr.  fjg  sich  zu 
entfernen,  bemerkenswert]!  ist  ains  sums  eig  di  ns  ]M«'»rc. 
14;  47,  ilg  Tig  14,  51. 

''[[Md.  artikel 

fie  manigfaltigkeit  der  denkmäler  erschwert  den  überblick. 

I.  stets  ohne  art.  gebraucht  werden  die  benennungeu  des 
höchsten  wesens  eot  \ind  tnihliu  *),  auch  wo  sie  unmittel- 
bar nebeneinander  stehn :  druhlin  got  0.  II.  19,  15;  gol 
ioh  drulittn  Is.  17,  11.  19,  5.  he'i  fatar  hat  sich  oft  schoii 
der  art.  eingeführt;  zwar  in  dem  alten  glaubensbekenntiris 
liest  man:  gilaubiu  in  got  fater,  ci  ceswi'm  gotes  fateres; 
ferner:  almahtigo  fater,  truhtui  fater,  fater  foua  niuwihtu 
ist  gilan  (Ecc.  calech.  68);  alle  stellen  bei  \s.  (Holzm.  p. 
191)  meiden  den  art.,  und  noch  0.  II.  9,  97  sagt:  fater 
ioh  tlien  sun ,  welcher  art.  aber  genommen  werden  kann 
wäe  hernach  unter  9,  c;  anderwärts  setzt  er  unbedenklich: 
belun  then  fater  II.  14,  63.  72;  ther  fater,  then  fater  IV. 
1.5,  26  11'.;  noch  unbedenklicher  ist  vom  irdischen  vatcr : 
ther  fater  Y.  20,  42.  Bloßes  siinnä  im  wessobr.  geb.: 
noh  sunna  ni  seein  noh  mäno  ni  liuhta;  sunna  ne  skinet 
N.  Bth.  14;  sunna  hymn.  3,  2  und  sonst;  merkwürdiger 
zu  eiugang  des  cap. :    sunna  irbalg  sih   0.  IV.  33,   1   vgl.  1. 

II,  17.  49;  mäno  vallit  IMusp.  58;  N.  Bth.  135  aber  dia 
sunniin,  f/eu  maneu ;  Bth.  11  dero  sunnön,  des  manen. 
himil  enti  erda  gaworahlus  wessobr.  geb.;  scephiou  himiles 


')  Is.  21,  8  ist  d/ier  drutttia  ilL-  dominus. 


noiiien,    pronomen.     artikel.  395 

endi  erda  Ecc.  cat.  65;  der  hiinll  Musp.  57,  wo  aber  den 
art.  die  critik  tilgen  dürfte;  hiinilu  Is.  11,  2.  39,  1.  57,  18; 
liimil  Is.  45,  8;  so  wit  su  himil  unibi  warb  0.  IV.  11,  7; 
den  liimel  N.  Bth.  8;  der  hiniel  N.  Bth.  14;  im  beginn 
des  cap.:  erda  bibinöta  0.  IV.  34,  1;  erda  0.  V.  23,275; 
erda  liialt  uns  scazzo  diurislon  0.  IV.  35,  41;  sih  scutita 
diu  erda  0.  V.  4,  23;  thia  erda  V.  17,  21;  fou  ther  erda 
II.  13,  19  neben:  fon  himile  II.  13,  21.  day  inan  ni 
rinit  I.  11,  49.  tod  0.  V.  23,  245.  249;  tud  (niorlem) 
V.  14,  8;  in  tude  V.  17,  15;  ther  tod  IV.  5,  47;  then 
tud  II.  11,  50;  thes  tddes  II.  12,  66;  finstri  des  ttjdes  K. 
17^  Bloßes  hellia?  ci  lielliu  cat.  th.  65;  in  liellu  0.  V. 
16,  3;  aber  thiu  hella  0.  V.  23,  265:  dera  hella  K.  15»»*). 
Ich  stelle  auf,  daß  alle  persönlichen  masc. ,  die  den  acc. 
sg.  au  bilden  können  (granim.  1,  613),  des  art.  sich  ent- 
liallen ,  so  wie  aus  seinem  beslUndigen  wegbleiben  ein  sol- 
cher acc.  gefolgert  wei-de«  darf. 

2.  wie  das  golh.  diahulus  den  art.  abstößt,  so  auch  wol 
das  ahd.  tiuval  in  früher  zeit,  in  der  bekannten  abren. 
heißt  es:  forsachislu  diabolae?  den  gen.pl.  diubilö  gewährt 
Is^  67,  23,  bloßes  diufal  0.  V.  16,  43,  hingegen  der  tiuval 
JVlusp.  74;  ther  diufal  0.  II.  4,  101.  IV.  8,  18.  V.  2,  12. 
11,  2.  23,  154;  themo  diufele  V.  20,  101.  T.  15,  1.  sa- 
tauäs  liat  eigennamenart ,  luid  stellt  ohne  art.:  satanäs  0. 
I.  11,  60;  satanÄse  0.  IV.  12,  39;  satanasä  V.  20,  114; 
doch  pt  denio  satanase  Musp.  49. 

3.  alle  eigennamen  ohne  artikel,  z.  b.  Krist  0.  II.  14,  1. 
IV.  11,  5;  wol  aber  der  aulichrislo  Musp.  42.  48;  ihes 
antikristen  0.  IV.  7,  28;  Ygl.  iher  Barrabas  T.  199,  8. 
eigennamen  deutscher  llüsse,  in  lebendiger  construction, 
bieten  sich  kauni  dar,  die  fremden  llüsse  Tagus ,  Ilernius 
und  Indus  (lern.)  führt  N.  Bth.  163  ohne  art.  auf,  und 
T.  13,  12.  25.  14,  1  heißt  es  umbi  Jordanen ,  in  Jordane, 
ubar  Jordanem,  mit  lat.  llexion ;  T.  180,  1  ubar  tliaz  waz- 
zar  Cedron. 

4.  (ilhjemeiu  tjenonimene  suhst.  ohne  art. :  dhar  honec  endi 
niiliih  springant  Is.  73,  3;  ardut  wolf  mit  lambu  Is.  89,  21; 
nidarsleic    rcgan  T.  43,   1;    gold  noh    silabar  T.  44,  6;    re- 


')  pecli  lijnin.  19,  1;  becli  O.  ad  Hnrtni.  24;  peclics  hymn.  19,  4; 
in  lieclies  einuti  O.  V.  21,  2t;  foiia  pelilie  Musp.  5;  foii  beclic  O. 
111.  24,  1)9.  V.  9,  2;   in  beclie  O.  1.  5,  5H.   V.  21,  5.  Kl;  innnn  berlie 

0.  I.  10,  25.    V.  20,  llö;   diu    pech    liymn.  21,  5;    des    pclihcs  Diut. 

1,  505b. 


396  euifacher  satz. 

i1ati  *)  8i>  man  korii  in  ßil)o  diinl  (J.  IV.  13,  16;  gnist  ioli 
waxar  ü.  li.  11*,  ^i  l ;  aiia  seilt  iiili  aiia  sper  0.  IV.  17,  9; 
orl  widar  orle  lliid.;  goniinaii  iiili  ^v?l)  ü.  V.  IG,  30; 
bliiat  inli  wazar  0.  IV.  .S3,  .U ;  tliar  >va8  fiur  0.  IV.  1«, 
11;  tliurst  inti  Iningar  0.  V.  23,  78;  und  unzaliligciiial. 
naiiientli«]i  haben  die  snhsl.  nie  den  arf. ,  \volclie  inipcrso- 
iielle  rcdoiisailcn  bilden  helfen,  Avie  sorga,  "wunlar,  niol, 
dürft  s.  242.  243. 

5.  Avenn  von  einem  gegenstände  das  erstemal  gespiochen 
wird,  so  kann  der  arl.  mangeln,  bei  der  zweiten  erwah- 
iiung  eintreten:  welih  iuwer  habet  frinnt  (quis  "vestriim 
liabebit  amiciim)  T.  40,  1;  brulloufli  gitunu  warun  ,  danii : 
zi  thero  briilloufti  T.  45,  1;  fiober  habenta,  liernach:  thaz 
fiebar  T.  48,  1.  2;  in  shef,  in  themo  shcfe  T.  52,  1.  3; 
rnlli  suino,  thaz  cuüi  ihcro  siano  T.  53,  9;  steig  in  shifi- 
lin  T.  54,  1;  scalca,  llne  scalca  'F.  72,  4.  5;  sterron,  thes 
sterren  T.  8,  1.  4;  sterro,  ilien  slejron  T.  8,  5.  6;  thie 
knehl  (puer)  then  knelit  T.  8,  5.  9,  2.  3.  Seltner  schon 
bei  0.  und  JN. :  boto,  ther  boto  0.  I.  12,  3.  7;  hirta  0. 
\.  12,  1.  thie  liirta  I.  13,  1;  dr  liano  kriihe,  er  tliaz  huan 
singö  IV.  13,  35;  smiddt  imo  selbemo  chetenna  N.  Btli.  18; 
imd  noch  seltner  nntei-bleibt  der  art.  I)ei  Miederholung  des 
Subjecls,  z.  b.  engil  iloug  ze  himile  0.  I.  5,  71.  In  den 
meisten  fällen  %\ird  aber  bei  der  ersten  einfiihrung  dei" 
iinbeslimmte  art.  gesetzt,  bei  Wiederholungen  der  bestiminle: 
zi  einem  buig  0.  II.  J4,  5.  in  titia  buig  85;  ein  ewarto, 
ther  ewarto  I.  4,  2.  18;  et»  wib ,  thaz  ^^lh  0.  III.  10,  1. 
16;  sterron  einan,  ther  sterro  0. 1.  17,  19.  23;  nani  eiiia 
snilun ,  thiu  snitiin  IV.  12,  38.  39;  ein  centenari,  f/ier 
centenari  T.  47,  1.  4;  ein  wib,  thnz  wib  N.  Blh.  7,  10; 
ein  man  0.  iV.  17,  1;  eina  klaga  0.  II.  8,  21;  bi  einemo 
brunncn  11.  14,  8;  in  einan  garlon  IV.  16,  1;  nbar  ei«rtu 
klingon  IV.  16,  2;  ein  csilin  IV.  9,  9;  in  einnz  hüs  V. 
11,  2;  bi  einaz  fisgizzi  V.  13,  1;  einaz  dagathing  V.  19,  1; 
einigemal,  wiewol  selten,  steht  er  hinter  dem  sujjst. :  kuning 
ein  0.  IV.  6,  16;  driit  ein  II.  8,  37.  Das  wichtigste  scheint, 
den  steigenden  fortgang  dieses  artikels  ein  wahrzunehmen, 
bei  Is.  konunt  es  noch  nie  vor,  sondern  ein  drückt  entw. 
solus  oder  inius  aus;  auch  bei  T.  hat  es  noch  mehr  die 
natur  von  quidani,  der  iibeisetzer  schwankt  zwischen  ein 
lind  sunt  j  ein  lieri  und  daz  andar  IMusp.  4.  5  zahlen, 
mehr    belege    für    diesen  gegensntz    gibt  Graff.  1,  310;    bei 


•)  cribraie,  sonst  ritrOn  T.  160,  4;  ags.  Iiridrian. 


nomen,     pronomeii,     ariikel.  397 

0.  und  N.  scheint  ein  bereits  lebloser  und  völlig  artikelhaft 
geworden.  daher  verwenden  sie  es  auch  in  der  plural- 
forni ,  die  dem  ursprünglichen  begrif  der  einheit  Avider- 
slrebt  (s.  382);  eino  zjli  111.  15,  5;  eino  brulloufti  II.  8, 
3;  in  einew  buachon  I.  1,  87;  bi  einen  libun  V.  4,  36; 
bi  einen  ruachun  IV.  1,  33;  fora  einen  ustorun  III.  6,  13; 
zl  einen  gihuglin  III.  15,  9;  zi  einen  duron  IV.  18,  5; 
einen  wjgniannen  N.  i)S.  36,  28  *).  dieser  pl.  ist  noch 
um  ein  Aveniges  demonstrativer  als  der  sg. 

6.  ohliane  casM5  lassen  gern  den  artikel; 
a.  beim  yen.  unterscheide  ich  zwei  lalle  : 
((.  entw.  steht  der  gen.  hinten,  wie  gew  öhnlich  im  gothlschen. 
comnian  adales;  stuchi  Steines  (fiagmen  molae)  Diut.  1,  511''; 
leps  chelihes  (labium  calicis)  1,512*^;  dionost  hiniiles  (niililia 
coeli)  1,  514'';  leip  prules  1,  515^;  drupo  cipres  (botius 
cipri)  1,  525^;  hus  snialafiiilies  532^;  lolo  rosses  1,  528^; 
drost  seres  0.  IV.  13,  19;  buoh  thanatribes  T.  Matlh.  5, 
31;  accar  bluoles  T.  193,  5;  wehsal  ziles  N.  Bth.  265;  zit 
saniin  N.  ps.  36,  34;  tal  salzo  (vallis  salinarum)  Diut.  1, 
511*;  hus  hirlo  (caineram  pastorum)  514^';  porta  lisco  521*; 
crintila  puriklo  (vectes  urbium)  524* ;  lucchirum  leuno  (cu- 
bilibus  leonum)  526*;  erhabani  auguno  (extollentia  oculo- 
rum)  528*;  in  giwiilin  scäfo  T.  INlallh.  7,  15;  thaz  nezi  lisgo 
T.  236,  7;  zu?g  ulibounio  0.  IV.  3,  21;  in  folc  sceolanlero 
Hild.;  dal  zaharo  0.  V.  23,  103.  bei  fem.  sg. :  salz  erda  (sal 
terrae)  T.  24,  1;  in  weg  sibba  T.  4,  18;  ea  sundo  N.  ps. 
84,  2;  fou  anagenge  worolli  0.  I.  3 ,  35.  7,  11;  scepheri 
Morolli  0.  I.  5,  25;  hörn  belli  T.  4,  14.  N.  ps.  17,  13. 
ß.  oder  vornen,  was  der  alul.  mundart  besonders  zusa^': 
liimiles  fogala  T.  51,  2;  mitlelgartcs  Hobt  T.  25,  1;  mannes 
sunu  fr.  th.  JVlatlli.  9,  6.  12,  31;  in  M'ales  Avambu  ibid. 
12,  40;  in  hacrda  brewc  (in  ten-ac  corde)  ibid.;  in  oppiie- 
res  ^vjsun  0.  II.  9,  34;  weraldi  alusnin  Is.  69,  7;  zeno 
stridimga  T.  47,  7;  geslo  guati  O.  II.  8,  6;  naUono  chnoslcs 
fr.  tli.  Matlli.  12,  33;  fou  Itanlo  hanton  0.  V.  1,  4;  cn- 
gilo  nienigi  I.  15,  39;  sterröno  slraza  I.  5,  5;  fon  hellono 
thiole  0.  111.  24,  100;  palmuno  gerinn  0.  IV.  3,  21.  der 
vorsiehende  gen.  ninmil  oll  die  millc  ein  zwischen  dem 
uomen ,  das  ihn  regiert,  und  dem  zu  diesem  geluirigoii 
artikel:  dher  goles  fuiasago  Is.  13,  6;  dhazs  goles  lejnpil 
Is.  65,  1;  dher  Naues  sunu  Is.  73,  8;  duz  satanases  ki- 
sindi  IMusp.  9;    ther   diulelcs    gisindo    0.  IV.  12,  .42;,   tkie 

,■.■■'   '  ■ '"" ^'•,'   .'.y  d  imt      .j 

■i'')  vgl.  den  gen.  pl.  cincro  bei  giwelili  (grniani.  3,  38.)      >!   0>(<»i> 


398  einfacher   saiz, 

gotes  bolon  0.  IV.  fi,  7;  ihm  gotos  liAs  0.  IV.  4,  fTS; 
Ihti'o  tlnililiiics  worto  O.  IV.  12,  14;  wo  zwei  gen.  glei- 
clies  gesclileclits  und  niiin.  auf  cinaruler  folgen,  geliort  der 
art.  xii  dem  regiereiuleii ,  nicht  zu  dem  abhängigen  nomen: 
thes  keisort'S  zinses  0.  IV.  6,  30 ;  thes  Kribtes  grabes 
0.  IV.  37,  2. 

Glelchwül  findet  sich  aiicli  schon  genug  der  art.  vor  dem 
gen.  ein,  und  in  beiden  fallen, 

«.  vor  dem  nacligeselzlen :  ahir  des  weizes  (spicas  tritici) 
Diut.  1,  510'';  ioh  des  jierages  (jugum  montis)  512^;  oba- 
nonliki  des  dornluhes  (cacumina  tribuli)  528'';  clu'nd  des 
hiwaskes  532'';  sun  des  nialarres  521»;  furisto  des  zim- 
baies  528b;  kizimbii  des  cadaches  514'';  thaz  gras  thes 
accares  T.  Matth.  6,  30;  nianigi  thes  liulcs  0.  IV.  8,  12; 
in  ghirin  dhes  riclies  Is.  79,  2 ;  in  liaubide  dhes  libelles 
Is.  31,  8;  wexsal  dhes  neinin  Is.  71,  12;  scuala  dem  deo- 
nosti  K.  15b;  wec  dera  heilt  K.  16*;  chanzwagan  dem 
sunnün  (currus  solis)  Diut.  1,  515*;  piladi  dem  epistulun 
(exemplarepislolae)  520*;  porta  rfer«  mistinun  521*;  suaridu 
dera  erda  (inolen»  terrae)  531*;  dhiu  wurza  dhem  spaida 
Is.  13,  22;  thiu  diurt  thera  salba  0.  IV.  2,  19;  mit  estin 
thero  w  aldo  0.  IV.  5,  54 ;  thaz  bilidi  thei'o  nagalo  T. 
233,  3;  lilia  dero  telero  W.  13,  10. 

ß.  bei  dem  vorgesetzten,  wiewol  unhäufiger:  fona  thes 
baumes  obaze  fr.  th.  MallJi.  12,  33;  thes  accares  lilia  T. 
Malth.  6,  28;  thes  skefes  nezi  T.  236,  3;  thes  lanlllutes 
menigi  0.  IV.  3,  19. 

ich  bemerke  ausdrücklich,  daft  in  einüp'nen  beispielen  die 
we^lassung  oder  beifügung  des  art.  andere  gründe  haben 
kann ,  als  die  in  der  genilivconstructiou  liegen,  in  bezug 
auf  den  art.  sind  für  die  beiden  subst.  überliaupt  sieben 
fälle  denkbar:  poum  waldes ,  waldes  poum,  poum  des 
■Waldes,  der  poum  waldes,  der  waldes  poum,  des  waldes 
poum ,  der  poum  des  waldes ;  unzulässige  formein  wären  : 
waldes  der  poum,  des  waldes  der  poum,  der  des  waldes  poum. 

b.  dative  ,  ohne  begleitenden  art.,  lassen  sich  nur  in  ad- 
verbien  nachweisen,  die  3,  135-137  angegeben  worden 
sind,  aber  auch  in  solche  adverbiale  redensarten  hat  sich 
schon  der  art.  mitunter  'eingefunden:  dem  wortum ,  then 
nieinon,  sar  then  sluntun  ;  ich  füge  hinzu:  sär  then  ga.n- 
gon   0.  IV.  22,   31;  sar  then  wilon  0.  V.  25,  62. 

c.  nach  pr'dpositionen  pllegt  liäufig  der  art.  auszubleiben, 
desto  lieber  je  fonuelhaiter  die  redensart  ist.      in  huuf  0. 


nomen.     pronomen.     artikel.  399 

II.  il,  15;  In  öru  III.  17,  70;  untnr  fiiaz  V.  14,  17;  un- 
tar  nuitti  T.  Älalth.  5,  15;  in  erda  0.  IV.  7,  36;  in  liou- 
bile  inti  in  bruslin  0.  V.  1,  10 ;  zi  Stade  ioh  zi  saiile  0. 
V.  13,  18;  zi  Stade  V.  13,  31;  in  Stade  V.  14,  1;  zi  zolle 
T.  20,  1;  ze  himele  N.  Blli.  17;  föne  himile  N.  Btli.  14. 
135;  föne  bodenie  N.  Bth.  18;  in  Lende  (in  manu)  N.  Btli. 
20;  in  lienti  0.1.7,22;  zi  Nvege  0.  III.  11,  58;  bi  sewe  fr. 
th.  Matlh.  13,  1;  bi  manne  0.  IL  14,  93;  in  banne  IV.  8,  9; 
fon  kunne  zi  kunne  I.  7,  12;  ur  lante,  ar  arme,  in  lante,  in 
bure,  bi  huldi  Hild. ;  in  troume  T.  5,  8;  zi  liuge  0.  1.  7,  1  ; 
zi  scähclie  (zum  raub)  Is.  31,  2;  pricbet  aba  boume  N.  Ar. 
244,  hingegen:  slah  ten  ast  aba  detno  boume  N.  Ar.  tl; 
vor  denio  muspille  IMusp.  62;  zi  themo  grabe  T.  221,  1; 
sar  si  themo  Avipplie  0.  IV.  16,  28;  lu  dero  liillu  Hild. 
üba  wazsserum  Is.  41,  3:  oba  dlietn  \vazsscrum  Is.  41, 
13;  fon  enlum  lantes  fr.  th.  INlalth.  12,  42;  fon  fiauton  0. 
V.  1,  3;  zi  then  fnazoii,  zSti  houbiton  0.  V.  7,  15;  in 
then  fertin  0.  IV.  3,  1  ;  in  grehlen  N.  Bth.  106 ;  in  dien 
gereclien  N.  Bth.  94  ;  in  dem  scilliin  Hild. ;  und  in  zahllosen 
andern  beispielcn ;  man  vgl.  die  jjräpositionalen  adv.  im 
dritten  band,  allgemein  betrachtet  linde  ich,  daü,  Avie  beim 
bloUen  dat.,  auch  hier  die  plurale  leichter  den  ai-t.  anneh- 
men  als  die  sg. 

7.  Von  subst. ,  die  insgemein  den  art.  bei  sich  haben, 
nehme  ich  folgende  wahr,  ther  Hut  0.  I.  1,  92.  4,  71.  9, 
26.  III.  6,  31.  13,  16.  15,  20.  16,  61.  IV.  3,  1.  6.  17.  8, 
28.  19,  59.  69;  thes  liules  I.  2,  34.  4,  15;  fora  themo 
liute  III.  20,  112.  IV.  7,  21;  thie  liuti  I.  3,  10.  10,  10. 
24,  1.  27,  1.  111.  14,  105.  IV.  17,  25;  thero  liuto  I.  3, 
20.  IV.  5,  2.  12,  53;  dhero  liudeo  Is.  93,  19:  then  liulln 
0.  I.  23.  6.  H.  1,  18.  2,  1.  IV.  36,  12;  zen  liutin  IV.  22, 
5;  weil  inmter  bestinimte  loule  gedacht  werden,  nur  wenn 
ganz  allgemein  davon  die  rede  ist,  mangelt  der  art.:  liulo 
lilu  ().  i.  1,  1;  liuti  1.  11,  19;  dheodun  endi  liudi  Is.  79, 
7;  doch  vor  Iindi  Is.  63,  14  hätte  ich  eher  dliie  erwartet, 
und  Is.  93,  22  steht  lludeo  zeiline.  Auf  ähidiche  weise 
verhalten  wiid  es  sich  mit  diot,  folc ,  monig* ,  deren  be- 
grif  auf  die  besonderheit  gerichtet  ist:  elliu  dhiu  folc  fr. 
th.  Malth,  12,  23;  za  dem  folchum  12,  46;  dhero  folcho 
Is.  57,  12.  bei  weralt  liiulet  sich  bald  derart,  thtu  woroh 
0.  IV.  7,  8;  thia  worolt  II.  12,  71.  22,  4.  V.  15,  22; 
oder  gar  das  strengere  demonstrativ :  ihesa  worult  0.  IV. 
2,  1;  in  thesa  Mcralt  T.  13,  4;  in  therro  weralli  13,  5; 
bidd  mangelt  er:  woroll  0,  I.  3,  42.  4,32.  11,  59.  15,  18. 


400  euifaohar  salz. 

JI.  9,  20.  12,  38;  iii  woroll  0.  I.  3,  3.  4,  61  ;  wcrolt  T. 
172,  4.  17.5,  6.  I)nig  lial  gern  den  art.  ,  wie  im  golli,, 
dhiu  l)iirc  Js.  0.5,  S;  lUiaa  biirc  Is.  63,  22;  in  ihttra  burgi 
T.  244,  1;  in  Una  biiig  O.  IV.  9,  9.  T.  3,  1.  222,  1; 
auch  heilU  es  alid.  immer  thev  lieilant,  tlue  jwngoron,  ihn* 
^warlon  0.  IV.  1,  1.  IV.  16,  13,  dher  psalmscuf  Is.  75, 
20.  9.5,  21.  aiicli  der  substantivisch  genommene  inf.  wird 
articiilierl :  thaz  weinuii  0.  1.  20,  10;  ihm  salbun  0.  IV. 
2,  17;  thaz  drinkaix  iV.  10,  13;  in  themo  niinnönue  IV. 
13,  9. 

8.  0.  liebt  es  hinter  dem  arliculierlen  subst.  das  pron. 
zu  wiederholen:  ther  geist  iher  bläsit  stillo  (s]iirilus  lene 
spirat)  IL  12,  40;  iher  geist  ther  ist  drulitm  il.  14,  71; 
thaz  kind  thaz  druag  tbaz  wilu  mit  (infans  portavit  lignum) 
II.  9,  43;  thie  muater  thie  '*)  riiziin  (inatres  plorabant) 
I.  20,  9  ;  thiu  wib  thiii  giangun  snntar  (fiMiiinae  seorsini 
incedebanl)  1.  22,  13;  thiu  kind  thiu  folgelun  (infantes 
sequebanlur)  I.  22,15;  thiu  wori  thiu  wiirtun  muri  (verba 
isla  divulgabantur)  IL  3,  31  j  thie  ungiloubige  thie  abaliont 
iz  alle  (inlideles  id  omnes  perveiiunt)  I.  15,  43  ;  thiu  faz 
thiu  jiamun  Hdes  zuei  mez  (bydriae  capiebar.t  potns  duas 
metretas)  IL  9,  95;  thiu  nalit  thiu  quimit  ubar  tliaz  III. 
20,  16;  ther  stank  tlier  blasil  thar  in  miiat  siiazi  fihi  nia- 
naga  (odor  spirat  ibi  niultam  dulcedinem  in  nientes)  V.  23, 
277 ;  ther  duali  ther  wirdit  funtan  zisan)ane  biwuntan  (hnteum 
solet  convolvi)  \.  6,  61.  in  diesen  beispielen  entspringt  kein 
relativer  satz  ,  folglich  kein  melirfacher,  das  zweite  pron. 
steht  überllüssig,  bleibt  jedoch  demonstrativ,  wo!  aber  kom- 
men ganz  äbnlich  gebildete  relativsiitze  vor:  thaz  ser  thaz 
thar  ruarit  mili  (dolor  qui  me  tanglt)  V.  7,  25;  thiu  werk 
thiu  ih  wirku  ( opera  quae  operor)  III.  22,  17;  thiu 
werk  thiu  si  bigan  (opera  quae  incepit)  IV.  2,  31;  thaz 
•wib  thaz  ihero  duro  sah  (femina  quae  porlam  custodiebat) 
IV.  18,  6;  thia  mihi  thiu  Davul  druag  (leuitatem,  qua 
usus  est  D.)  ad  Hartm.  139;  tJiia  heili  thia  thu  garolus 
(salutem,  quam  tu  parasli)  I.  15,  18;  thie  disgi  thie  thar 
stuantun  IL  11,  13;  tJier  kneht  ther  thaz  allaz  druag  III. 
7,  37 ;  thia  bluat,  thia  erda  fuarit  (üorem  quem  terra 
cmitlit)  V.  23,  275. 


'  *)  daß  O.  versrliiedentlicii  sclion  thie  für  thlo  setzt,  wurde  be- 
reits s.  279  angemerkt;  da  sicli  dies  vervrisclien  der  weiblichen  flexioo 
vorziigS;Weise  am  artil^el  zuträgt,  so  hätte  es  s.  368  aiudriicklich  an- 
gegebei^  werdenj  niögeii. 


nomen.     pronomen.     arlilel.  40j 

9.  verbinden  sich  zwei  suhst. ,  60  stehen 

a.  heide  ohne  tut.:  leid  odo  smerza  0.  V.  23,  254; 
harpha  ioh  rolla  V.  23,  199;  sulida  inti  heili  III.  9,  12; 
fater  endi  simu  Is.  35,  8.  19;  sunu  endi  fater  Is.  37,  17; 
dages  inti  nahtes  0.  1.  16,  13;  fehes  inti  maunes  V.  24,  6; 
gommanne  loh  Avibe  I.  16,  18.  IV.  31,  16;  ser  ioli  smer- 
zün  V.  21,24;  licliamou  ioh  sela  V.  23,  106.  116;  engilon 
ioh  manne  II.  1,  26;  hanton  ioh  ouh  oiigon  V.  20,  63; 
in  eigan  loh  in  erbi  11.  2,  22;  in  luige  ioh  In  muate  11. 
24,  16;  in  munde  ioh  in  henli  111.  6,  36;  zi  zuhte  ioh 
zi  >vjze  II.  7,  76;  in  erdu  noh  iu  himile  II.  3,  10;  in 
erdii  ioh  in  himile  V.  1,  28.  25,  95;  in  hinu'le  int  in  erda 
V,  16,  19;  mit  engilon   ioh  mannon  V.  25,   96. 

b.  seltner  heide  mit  artikel:    thiu  scäf  ioh  thiu  rlndlr  II. 

II,  16;  thia  sininün  ioh  theu  nuuion  V.  17,  25;  thie 
rehlö  ioh  thie  guale  V.  22,  2;  thero  fisgo  ioh  thero  leibo 

III.  6,  55. 

c.  zleiidicli  oft  das  erste  nomen  ohne,  das  ztveite  mit 
artikel:  mano  ioh  iliiu  siinnu  IV.  7,  35  ;  Avazar  ioh  iher 
golcs  gcist  II.  12,  31;  hoiibit  ioh  thio  henti  V.  3,  10;  sela 
ioh  thaz.  herzu  IV.  22,  42;  ougun  ioh  thie  fuazi  V.  3,  7; 
fater  ioli  then  sun  II.  9,  97;  erdun  ioh  tJies  sewes  IV.  35, 
16;  scalka  ioh  thie  riebe  V.  19,  53;  arme  ioh  thie  richi* 
V.  16,  29;  zit  ioh  thia  regula  I.  1,  42;  intlieng  brut  inli 
sama  then  lisg  T.  237,  5. 

d.  für  das  erste  nomen  mit,  das  zweite  ohne  art.  habe 
ich  kein   beispiel. 

10.  adjeetiua.  auch  liier  muft  auf  das  fünfte  cap.  ver- 
wiesen  werden. 

a.  adj.  zum  subst.  gehörig,  bei  der  ersten,  unbestimmten 
nennung  subst.  und  adj.  ohne  arlikel:  er  was  thiob  hebi- 
ger (ein  schwerer  dich)  0.  IV.  2,  29  ;  Avart  gifidlil  heila- 
gcs  geisles  T.  4,  3;  iii  sagen  iu  mibhelan  giCelion  T.  6,  2; 
feliuian  bruolihah  T.  13,  11;  scunen  worlon  0.  II.  8,  16; 
samo  so  folwassan  nulno  Is.  83,2;  in  liure  uiiarleskcnlemo 
T.  13,  24.  es  kann  aber  auch  der  unbeslimmte  arl.  ein- 
treten:  ein  armaz  wib  0.  II.  14,  84.  Bei  wiederliolcnl- 
licher  erwiihrunig  nüt  bestimmtem  arlikel,  uiul  zwar 
«.  gewöhidich  das  arlikuHerte  adj.  vorausgehend :  i/^r  b ei- 
lige geisl,  des  heiligin  geisles;  dero  wihono  pib(Uo  K.  15'. 
fj.  das  sul)st.  vorauslrelend  und  der  arl.  vor  dem  subst.: 
Iher  sun  gualer  0.  II.  1,  1.  III.  20,  78. 
y.     subsl.  vorausgehend  und  der  arl.  vor  dem  adj. :  gimma 

Cc 


402  einfacher    sutz. 

thiu  wi/.a   0.  I.  5,  21;    allari   then  diiiron  0.  IV.  33,  35; 

bounie  themo  thiirren  0.  IV.  26,  52. 

(J.     snbst.  vorausgeliend  ,  arl.  vor  siilist.  und  adj.  zugleich: 

thiu  tiiiiiclia   thiu  guata  IV.  29,  15. 

b.     adj.  für  sich  gesetzt:   pllut(5r,  der   plinlo;    einan  «Ilan 

III.  4,   15. 

11.  adjpcliva,  die  dem  art.  und  meist  auch  der  schwachen 
form  avisweiclien.  liicrher  gehört  \viedcrum  nl  ^  das  den 
art.  hinler  sich,  auf  das  subst.  zurück,  Nvelst :  olliu  diu 
juanagi  fr.  th.  INlallh.  13,  2;  al  thiu  nienigi  T.  13,  2;  al 
thiu  bürg  T.  53,  12;  alluz  thaz  gisidili  0.  II.  11,  18.  der 
art.  kann  aber  völlig  uulerbleibcn :  er  allem  AVeraldini  Is. 
11,  12;  und  «/  ganz  zuletzt  slehu  :  sinu  kiut  ellii  0.  11. 
14,   32;    thaz    Ion  allaz  II.  20,   13;    thiu  selbun  tliiiig  ellu 

11.  20,  5  ''').  Auch  dem  golli.  us  daulliaim  und  in  midjaini 
enlspreclien  alid.  formein:  arsliiat  ^oh«  totem  (cat.  tli.  65 
nach  der  hs.  boichtigt);  doch  T.  215.  3  und  220,  5  >vird 
das  lat.  surrexit  a  morluis  verändert  in:  arsluont  fon  tude. 
stuaut  er  untar  mitten  0.  V.  II,  4;  sluant  thar  mitten 
untar  in  0.  V.  12,  14;  vgl.  in  millemo  iro  ringe  0.  IV. 
19,  8;  in  milt^  wolvä,  in  medios  lupos  T.  44,  11,  wo  der 
text  hat  in  medium  lupoiiun.  T.  12,  4  untar  mitten  then 
lerariu  (in   medio  doctoriunj,  vvo  das  iheu  besser  fehlte. 

12.  possessiva. 

a.  ohne  art.,  gewöhnlich  vor,  zuweilen  nach  gesetzt:  si- 
ner  scimo  0.  II.  12,  93;  sinan  sun  0.  I.  5,  36;  mina  worolt 
I.  5,  40;  miner  drüt  II.  7,  38;  sinaz  gibut  I.  4,  6;  sine 
eldiron  T.  12,  2;  stnu  lentin  T.  13,  11;  nanio  lluner  0.  II. 
21,  28;  geist  miner  I,  7,  3;  rjuenatliinu  1.4,  29;  scalk  tliiiinii 
I.  25,  7;  anan  mund  minau  I.  2,  3;  sunnun  sina  II.  19,  21; 
giburt  sunes  tlunes  I.  2,  6  ;  ^Yort  sinaz  III.  18,  7;  in  thio- 
nost  sinaz  I.  26,  14.  beide  fälle  gestalten,  für  alle  ge- 
schlechler,  meist  nur  im  nom.  (beim  neutr.  auch  acc.)  sq., 
selten  im  nom.  acc.  |)1.  die  llexion  zu  unterdrücken  :  thin  (juenu, 
min  queua  T.  2,  5.  8;  min  kind  0.  I.  6,  12;  ubar  thui 
houbit  I.  6,  14;  scalk  tliin  0.  1.  2,  1.  III.  17,59;  bin  ih 
smalier  scalk  thin  I.  25.  5;  thü  ]»ist  einego  min  I.  22,  50; 
eigan  thiu  ist  st  thm  I.  2,  2;  selba  muater  sui  1.  6,  10; 
muat  mm  I.  2,  29;  jungoron  siu  (discipuli  ejus)  III.  20,  127. 


•)  nur  wenn  al  selbst  substanti\iscli   und  unabhängig  steht,    leidet 
es  den  art.  vor  sieb:  t/iaz  allaa  O.  11.  14,  87. 


nomen,    pronomen,     artikel.  403 

b.  mit  art. ,  und  zwar 

«.  vor  dem  subst.:  thie  forasagon  stn^  0.  I.  10,  7;  ihie 
juugoron  sin^  II.   15,  18;  zhi  goimiöu  sinen  III.  7,  89. 

ß.  luigleicli  öfter  vor  dem  poss.:  thfiz  minaz  bluat  IV. 
10,   14;    thaz    ihinaz  lieruti  IV.  36,  5;    thiu  stu  giwalt  V. 

12,  30;  thm  siu  sllnina  V.  12,  57;  thiu  sin  muater  II.  8, 
7;  diu  nun  sela  N.  ps.  21,  31;  ihen  sinan  geist  II.  13,  32; 
then  unsen  altmagon  I.  10,  11. 

y.  sind  auch  noch  adj.  mit  im  spiel,  so  kann  ihnen  das 
poss.  vorangehn  oder  folgen :  in  dheru  sinerii  lieilegiiu 
chiburdi  Is.  11,  20;  oba  dheru  dhtneru  lieilegim  burc  Is. 
61,  1;  thaz  mInaz  heilä  miiat  0.  II.  13,  15;  thaz  sinaz 
Üb  niuwaz  IV.  37,  24;  ze  denio  duiemo  heiligen  hus  N. 
ps.  5,  8;  thaz  suaza  liabaz  sin  0.  V.  11,  30;  thie  selbun 
driita  siJic  V.  11,  34;  thie  selbun  kunfll  sine  II.  12,  46; 
thie  jungoron  selI)on  sine  II.  13,  2.  in  beiden  fällen  hat 
der  art.  die  vorderslelle ,  er  kann  aber  auch  unterbleiben: 
zeichan  sin  scunaz  I.  17,  18;  in  selbaz  gewi  sinaz  II.  14, 
8;  emmiziger  scalk  thin  III.  17,  66;  mit  liabeu  drüton 
Ihinen  III.   5,   19, 

c.  unbesliinmler  art.  vor  dem  poss.:  ein  ihiii  gisibbu  0. 
1.  5,  49,   und  ge^vis  öfter. 

d.  sleliu   zwei  subst.  hintereinander,  so  kann 

ct.  das  poss.  bloß  vor  dem  ersten  stehn  :  minu  henti  inti 
fiiüzi  (manus  meas  et  pedes)  T.  231,  5;  ihin  thiota  inti 
bi.*golla  (gens  lua  et  ponlilices)  T.  195,  3;  beidemal  nach 
dem  lat.  text.     auch  T.  15,  4.  5. 

ß.  deutscher  scheint,  daß  es  bloß  vor  dem  zweiten  ge- 
setzt wird:  gisuaso  ioh  thin  kiuido  ist  0.  V.  8,  30;  nach 
der  mild,  analogie  (s.  342)  und  gleich  dem  artikel  (vorhin 
9,c.) 

13.  gen.  des  geschlecht,  pvon.  ira  (sg.  fem.)  und  iro 
(pl.  omn.) 

a.  ohne  artikel,  in  der  rcgel  vorgesetzt:  Ira  nama  (nomen 
ejus)  T.  2,  1;  in  ira  dagun  T.  2,  2;  in  iro  samnunglio  Is. 
65,  4;  iro  meghine  Is.  39,  4  und  so  allcnlbalhcii.  nur 
üulkMSt  seilen  nacligesclzt :  si  gole  iro  (ail  deiun  ipsoruin) 
T.  2,   6.  =^0 


•)  ich   hätte   s.  341    schreiben    sollen:    im   fafar,    ho   falar,    slalt 
fatnr  ira ,  fatar  iro. 

Cc   2 


401  einfacher  satz. 

b.  mit  arlikel ,  (Innii  iiinunt  der  gen.  die  iiiltle  ein  :  tht^r 
ira  snii  0.  I.  14,  IG;  ihaz  iia  sör  Jll.  10,  28;  ihaz  iia 
lib  III.  10,  1;  ihaz  iro  ruainisal  IV.  5,  35;  thio  iro  iieuli  *) 
iV.   16,   56;   dJievo  iro   lugiiio  Is.  79,   15. 

diese  alid.  vürsel/.img  des  gcJi.  ira,  iro  steht  der  golli- 
nachsclzung  des  is  ,  izus,  izc  ,  izu  (s.  393)  luerklicli  cnl- 
gegen. 

c.  ein  alid.  daz  ira,  daz  iro  (\vie  mlid.  daz  ir,  s.  343) 
habe  ich  jiicht  getroll'en,  liahe  diese  cüiistniclion  aber  füi- 
zulassig.  iilmlich  ist:  allu  ira  (oinnia  sua)  T.  60,  3  (es 
stellt:    allu  iru.) 

14.  kein  ahd.  art.  vor  präposilionen ,  nach  goth,  -weise 
(s.  393);  es  lieilk  inuner  in»  rclalivsatz :  thcr  in  iiimile  isl, 
thaz  in  thir  ist  T.  Rlatth.  5,  45.  6,  23,  freilich  der  lat.  vulg. 
gemäß. 

15.  absolute  casus  lieben  den  art.  nicht,  doch  kommen 
genug  beispiele  seiner  Zulassung  vor:  dlieru  ewu  zi Taren eru 
ioh  dhein  aldom  gotes  chibodum  bilibenem  Is.  71,14;  dem 
pözu  argcpaneru  (pretio  dalo)  gl.  mons.  402 ;  ^vanenten1ü 
theino  lolke  T.  13,  9;  ihemo  heilante  geloufiteino  T.  14,  3  ; 
gienluleiii  allcru  therii  coslungu  T.  15,  6;  dcmo  chuninge 
Avizenteino  N.  ßlh.  22:  demo  dorne  stechenlcnio  \.  ps.  31, 
4;  dtmo  \vinde  diezenlemo  N.  Cap.  20;  dien  ächusteii 
waltesonlen   N.  Blh.  183. 

Mhd.  artikel. 
1.  subst.  ohne  ihn.  got  allenthalben  **),  ausgenommen 
wo  es  einem  heidnischen  beigelegt  -wird:  Kahün  den  got 
Wh.  441,  4;  daher  auch  diu  gülinne  Bari.  246,  2.  treh- 
ten  und  herre ,  von  golt  gebraucht,  können  nie  den  art. 
haben;  es  heißt  gewöhnlich:  unser  trehten  I\v.  4773.  5014 ; 
unser  trehtui  Trist.  2721;  unser  herre  l\v.  4632.  5798. 
5910.  7889;  unser  herre  got  Iw.  1808.  5482.  7564;  got 
unser  herre  Iw.  4854;  doch  außer  solcher  Verbindung  mit 
dem  possessiv,  und  außer  der  an  sich  arükeüosen  anrede 
herre  i  Iw.  1382.  3511,  werden  diese  wörter  kaum  vor- 
kommen, aus  gleichem  grund  muß  auch  gesagt  werden: 
got  vater  Bari.  3,  2,  nicht  got  der  vater;  doch  nur  ver- 
bunden mit  got,    oder  in  der    anrede,    nie   sonst    alleinste- 


•)  =  sie,   illi,   vgl.  oben  s.  297.  350. 

•*)  wol    aber   diu   gotlieit  Parz.  466,  20,    obsclion   auch   ohne   art. 
gotheit  Parz.  467,  2. 


nomen.     pronomeji.     artikel.  405 

liend  wird  vater  von  gott  gebraucht.  Die  übrigen  :  sunne, 
iiKine,  himel,  tac,  tut,  helle  entrathen  des  art.  nie,  z.  b. 
diu  sunne  Nib.  1564,  2;  des  niänen  Parz.  490,  7 ;  auch  <?er 
liuvel  heißt  es  überall  Nib.  1930,  4.  1938,   4.  1988,  2. 

2.  eujennamen  ohne  artikel.  nur  vor  hinzutretendem 
atlj.  mag  er  slehn  ;  wenn  Gudr.  451,  3  der  Wate;  1115,  4 
den  Crist  in  der  hs.  gelesen  wird,  so  liegt  die  besserung 
nahe:  der  alte  Wale,  den  riehen  Crist.  das  adj.  kann  dem 
eigennamen  vorausgehn  oder  folgen :  der  küene  Liudger 
Nib.  169,  1;  der  schocnen  Siglinde  Nib.  178,  4;  Jer  küene 
Sifrit  Nib.  209,  3;  der  leidege  Ilagene  1200,  4;  r?er  wilde 
Hagene  Gudr.  447,  1;  Rriemhilt  diu  scliccne  Nib.  224,  2; 
W^^te  der  alle  Gudr.  465,  1;  Iwein  der  arme  Jw.  4213; 
Rriemhilt  diu  arme  Nib.  994,  1;  Albrich  der  küene  Nib. 
462,  2;  Sifriden  den  starken  215,  3.  auf  gleiche  weise 
darf  der  art.  vor  einem  beigefügten  appellaliv  sicli  einlin- 
den: der  herre  Sifrit  Nib.  126,  4;  der  herre  Riiediger 
Nib.  1288,  1;  der  herre  Iwein  Iw.  803;  der  künec  Sifrit 
Nib.  635,  1 ;  der  künec  Liudgast  Nib.  139,  3  ;  der  künec 
Etzel  1290,  3;  des  künic  Etzelen  man  1276,  4;  der  hirz 
Handolt  Reinh.   1105.  *) 

Die  conslruction  des  eigennamens  im  gen.  zu  dem  no- 
men, von  welchem  er  abhängt,  will  ich  hier  in  beziig  auf 
den  art.,  vorzüglich  nach  dem  stil  des  .heldenlieds,  naher 
entwickeln. 

a.  das  regierende  nomen  hat  gleichfalls  keinen  artikel : 
Sigemundes  sun  Nib.  123,  4.  227,  4;  Sigmundes  barn  637, 
2;  Sifrides  wip  967,  1;  Sifrides  Jip  982,  3.  989,  4;  bi  Si- 
iVides  ziten  1208,  2;  von  Rüedigeres  friunden  1233,  3;  in 
Jiiiedigercs  laut  1239,  3;  an  Etzelen  man  2178,  2;  in  hove 
Sigemundes  35,  2. 

b.  oder  dieser  art.  wird  gesetzt,  und  zwar 

u.  vor  das  herschende  siibst. ,  ohne  den  eigennamen  zu 
berühren:  der  hört  Niblunges  90,  1;  der  sun  Signumdes 
640,  1  ;  die  siege  liiudgeres  209,  1  ;  diu  slerke  Dietcriches 
1924,   4;    der  gedinge  llartmuoles   Gudr.  608,  4. 

ß,     nach    dem    hcrschenden    subst.,    unmittelbar    vor   den 


*)  wenn  in  den  unter  ß  und  y  nilt^^etlieilten  stellen  die  Iiss.  eini- 
gemal auf  <\i:\\  }?cn.  des  eipennamens  den  art.  bezielien,  statt  nuf  das 
liorsciiende  siilist.,  /.  1).  Nil).  21 '>,  2  siin  des  Si^toniimdos ;  (Jiidr.  156,  3  des 
Härenen  toliter;  457,  3  in  c/c-.s  llaj,'enen  lande ;  1272,  2  der  ii.  .sal)ne ; 
1631,  l  snn  des  Ludewiyes;  so  bezeuf^t  das  weni;j;>lens,  dal^  die  nb~ 
sciireiber  schon  frülic  mit  einem  eigcunumcnartikel  vertraut  wurden. 


406  e'infacJier  aatz. 

gen.:  6un  äen  Slgcmiindes  Nil).  21,5,  2;  stm  r^T  S.  640,  1  ; 
siin  den  Sigchaiidcs  Oiidr.  110,  4;  stin  ^/er  Si-^chniidcs  185, 
1;  snii  der  LndewJges  16.'il,  1;  valer  der  Hilden  526,  3; 
golt  daz  Krioniliilde  i\ib.  1217,  2;  gcvangcn  die  Guntliercs 
239,  2;  gewalt  der  Ludewiges  Gudr.  800,  4. 
y.  am  liiinfigslen  vor  den  gen.  mit  nachgosetzlem  regle- 
renden siihst, ,  so  daß  der  eigcnnamc  m  die  mille  Iritl: 
der  Kumoldes  rat  1409,  4;  duz  Signmndes  kint  433,  2. 
451,  3;  daz  Siglinde  kint  134,  3;  f/«i  JNibiimges  swert  94, 
1;  daz  Elzelen  \vi))  1687,  1.  1847,  3;  der  lluwarles  man 
1989,  3.  1999,  2;  der  Elsen  man  1492.  3;  r/er  Elsen  verge 
1501,  4;  diu  Sifrides  varwe  154,  4;  diu  Siirides  liant  95^ 
3;  diti  Elzelen  tiire  1916,  3;  diu  Kriemliilde  sorge  1836, 
2;  Aaz  Nuodunges  \vip  1843,  3;  dem  Elsen  vergen  1531, 
2;  den  Gelfrules  zorn  1558,  4;  den  J:ltzelen  sun  1849,  3; 
ilen  J'ltzelen  rant  1962,  3;  die  Sifrides  Nvat  66,  3;  die 
Jiiiedigeres  marke  1572,  4;  die  Nihlnnges  jnan  99,  3;  die 
rsiblunges  helde  1463,  1;  die  Gunllieres  man  1464,  2;  die 
Kriemliilde  man  1775,  3;  tlie  Etzelen  man  1701,  2.  1909, 
1;  der  Dancwarles  man  1873,  3;  vor  den  Kriemliilde  man 
1774,  4;  den  Elzelen  recken  1906,  4.  1907,  3;  den  Etzeln 
man  1955,  2;  von  den  Kriemliilde  scliarn  1798,  4;  von 
den  Guntheres  man  1555,  4.  ebenso  in  der  Gudrun:  duz 
Herwiges  trut  1395,  2;  duz  Lude\v*ges  wtp  988,  3.  13S4, 
1.  1471,  1;  daz  Hartmuoles  her  985,  2;  daz  Hagenen 
künne  1270,  1.  1281,  1.  i486,  3;  r/ris  Waten  künne  1416, 
3;  daz  Hetlelen  kint  1000,  2;  daz  Hilden  zeichen  1421, 
2;  daz  Hilden  kint  1508,  1;  diu  Hilden  tohter  1052,  2. 
12G8,  1.  1473,  1.  1482,  1.  1509,  1  ;  diu  Ortwines  swester 
1273,  4;  bi  dem  Hilden  zeichen  1416,  3;  zem  Hilden  zei- 
chen 1392,  4;  in  detn  Hagenen  lande  457,  3;  in  der  Het- 
leln  bürge  791,  4;  mit  der  Hilden  tohter  803,  3;  vor  der 
Hilden  tohter  1630,  3;  die  Hagenen  tohter  456,  3;  die 
Ludewfges  helde  1447,  1;  die  Hartmuotes  man  1411,  1; 
die  Gerlinde  sabene  1272,  2;  die  Waten  anker  444,  3; 
den  Hartmuotes  beiden  1070,  3.  Die  höfischen  dichter 
meiden  diese  slructur,  bei  Hartmann  würde  man  vergeb- 
lich nach  einem  einzigen  beispiel  suchen;  nur  "NVoliram  hat 
sie  sich  nicht  ganz  nehmen  lassen,  wiewol  er  sie  selten 
anwendet:  der  Clinschores  walt  Parz.  601,  13;  diu  Jos- 
>veizes  heres  krall  \'N  h.  33,  27;  diu  Gahmuretes  art  Parz. 
174,  24;  des  Heimriches  gesiebtes  \Th.  43,  4;  von  ilem 
Adämes  rippe  Paiz.  82,  2;  vor  dem  Karls  kinde  Wh.  182, 
12.;  den  Gawänes  nuuit  Parz.  432,  3;  die  Tybdldes  räche 
Wh.  39,  6;  die  Willalms  uiage  Wh.  11,  3. 


tiomen.     pronornen.     artiket.  407 

d.  auch  der  unbesllmmte  art.  kann  die  eben  eröiterle 
stelle  des  bestimmten  einnehmen :  ein  Kriemhilde  man  Nib, 
1582,  3.  1691,  1;  ein  Dietriches  man  2172,  3;  ein  Re- 
genspiirger  zindul  Parz.  377,  30;  ein  Cesaris  man  Anno  506. 
f.  Völkernamen  werden  articuliert :  rfer  Nibekmge  2313, 
4;  den  Hinnen  1804,  3;  mit  den  Burgouden  1811,  3;  der 
l^Vanzoisinne  Tit.  37,  3  ;  die  TronjtBre  ISib.  233,  1 ;  der 
Troniiaere  644,  2.  die  ahd.  stehn  meist  ohne  art. :  Kriachi  O. 
I.  1,  13.  60;  Franken  1. 1,  33.  103  ;  doch  «/u'eRomäni  I.  1,  59. 
L,.  benennungen  von  Schwertern  und  rossen  bleiben  ohne 
art.:  Balmunc  Nib.  96,  1;  Balmungen  1736,  4.  Bit.  7228; 
Nagelringen  Bit.  12274;  Mimingen  Bit.  12272;  Brahane 
Wh.  360,  13.  398,  21.  440,  30;  Schemmingen  Rab.  958; 
Falken  Rab.  961.  von  den  acc.  auf  en  gilt  das  s.  395  be- 
merkte, beigefügte  adj.  können  aber  den  art.  haben  :  den 
guoten  Balmungen  Nib.  206,  3;  den  guolen  Schemmingen 
Dietr.  7175. 

3.  flui\namen  nehmen  im  casus  rectus  stets  den  art.  zu 
sich:  der  Rin  Diut.  1,  62;  rfer  Pfut  Ben.  85;  der  Sabbins 
Parz..  681,  7;  der  Poynzaclins  681,  8;  diu  Tuonowe  Nib. 
1260,  3.  Diut.  1,  65;  diu  Greian  Parz.  498,  30;  iliu  Ti- 
gris Parz.  479,  17;  duz.  In  Nib.  1235,  4.  im  obliquen  mei- 
stenlheils:  des  Rines  Diut.  1,  62.  Nib.  1455,  2;  zuo  dem 
Rine  Nib.  218,  4.  1095,  4.  1362,  1;  bi  dem  Riue  327,  2. 
6,  1.  20,  4;  gen  dem  IMüune  1464,  1;  von  dem  Piine  194, 
1.  232,  3;  von  dem  Pfade  \^alth.  31,  14;  bi  dem  Feche 
Ernst  1485;  üf  dem  Poynzaclins  Parz.  686,  16;  von  der 
Tuonowe  Diut.  1,  61;  cir  J^ilbin  Anno  331;  zuo  der'Yiei- 
sem,  bi  der  Treisem  Nib.  1271,  1.  1272,  1;  zuo  der  l]nse 
1241,  2;  von  der  Elbe  1184,  2;  von  rfer  Seine  Wallh.  31, 
13;  bi  der  Ganjas  (am  Ganges)  Wh.  35,  12;  den  Rin 
Anno  392;  an  den  Fun  Nib.  1853,  2;  den  Roten  (Rhoda- 
num)  Ms.  2,  66»;  den  Rin  u.  den  Rüleii  Wh.  404,  22; 
an  den  Rolen  Wh.  86,  21;  in  den  Pfat  Ijcn.  142;  umbe 
den  Rin  Ms.  1,  94^;  an  den  Rin  Nib.  105,  3.  143,  3.  237, 
3.  239,  1.  174,  1.  1231,  3;  muhen  Rin  369,  2;  in  den 
Jordan  Wh.  4,  28;  über  Jeu  Sabbins  Parz.  686,15;  unz  an 
die  IMuore,  unz  an  die  Traben  Wallh.  31,  14;  an  <//e  Salzu 
altd.  bl.  l,  334;  die  Tuonowe  Ms.  2,  66»;  in  die  'I  vionowe 
Nib. 1235,  4;  an  </ie  Tuonowe  1231,  1;  über  </je  Trune  2  144, 
1;  in  die'VvX  Parz.  49S,  30;  über  daz  In  Kl.  1651;  an  duz 
Lech  P>it.  5654.  üIktz  Loch  Bit.  5745.  JnzNvisrhi'n  darf  in 
präpositionaler  construction,  inid  hei  bekannten  llüssen,  dei* 
art.   auch    ausgelassen   werden:    gen    Piine  Nib.  721,  3;    ci 


408  einfacher    satz. 

Rinl  Anno  110.  ze  Rine  Nib.  .59,  2.  234,  4.  2f)7,  3.  514, 
4;  von  Fune  IGß,  3.  17.5,  1.  32«,  1.  478,  1.  122!>,  1.  2015, 
4;  In  Uini  Anno  387.  500;  hi  Hine  MI).  6G2,  1;  iihor  Hin 
943,  1.  1G52,  3.  M,s.  2,  66^;  an  Tuonowe  .st.it  TSib.  1228,  3; 
bj  Tuonowe  1281,  1.  1650,  4;  b»  Ense  1244,  1;  von  Ko- 
ten 1184,  2.  noch  bemerke  ich  :  Larkaut  daz  wazzcr,  über 
Larkant  daz  wazzer  Wh.  403,  19.  404,  2;  den  bach  hie- 
zin  si  Sante,  Anno  390. 

lügennanien  von  w'dldern ,  her(jen ,  Seen  scheinen  de« 
art.  bald  zu  entrathcn  ,  bald  nicht:  Setmunt  (Siebengebirge) 
Trist.  12220;  INlonsolivet  Geo.  817;  Sclieftwalt  cod.  pal.  360, 
91c;  dar  Swarzvvall  und  Virgiuit  W\\.  390,  2;  der  Swarz- 
walt  u.  der  Spehtshart  Troj.  24975;  der  berc  Tahennuint 
Wh.  439,  7.  oblique:  den  Kieinense  Geo.  1717;  iif  den 
Jetten  (Jettenberg)  1718;  für  tlen  IV6ha.s  (wenn  dies  ein 
berg)  Parz.  496,  15.  498,  20.  21;  iiffin  Sigebcrg  Anno  11; 
uf  dem  IMendelperge  cod.  pal.  360  ;  ane  dem  berge  Siievo 
Anno  284;  vor  dem  Wasgensteine  Nib,  2281,  2;  \ov  dem 
ülcnwalde  939,  8;  bi  dem  Günzenle  Bit.  5747;  zem  Kr- 
steiu  Reinh.  2123;  vonme  Heitstein  Parz.  404,  1;  üf,  ze 
Minilsalvatsche  Tit.  12,  4.  26,  2.  in  Spehteshart  Parz.  216, 
12.  bemerkenswerlh  folgende  fügungen,  deren  erklarung 
gpriter  versucht  werden  soll:  Swarzwalt  ieslich  sti\de  Parz. 
379,   6;  die  boume  Spehtshart  AVh.  96,   16. 

Eigennamen  von  l'dndern^  städten  und  örtern  weigern 
sicli  dem  art.  mehr,  z.  b.  Sauten  Aib.  653,  4;  Otenheim 
]\ib.  939,  7  ;  Tulel  Bit.  77 ;  Hagenouwe  Bit.  5792 ;  ge- 
wöhnlich stehn  sie  oblique  mit  der  präp.  ze ;  treten 
adj.  hinzu,  so  mögen  diese  den  art.  haben:  üz  der  star- 
ken Berbester  Tit.  42 ,  V ;  Wurniez  diu  vil  wile  Nib. 
751,  3;  ze  Heimburc  iler  alten  1316,  1;  ze  INIiseu- 
burc  f?er  riehen  1317,  1;  dies  gilt  zumal  auch  für  die  mit 
adj.  gebildeten :  zem  hesiliuen  brunnen ,  zem  steininen 
fürte,  eben  so,  wenn  sie  aus  andern  lebendigen  subst. 
hervorgehn,  z.  b.  zer  tanneu  (ad  pinum.) 

Sucht  man  sich  von  dieser  verschieduen  behandlung  der 
eigennamen  rechenschaft  zu  geben  ,  so  scheinen  die  localen 
der  flüsse,  berge,  wälder  weniger  lebendig  als  die  der 
menschen,  rosse  und  Schwerter;  ihre  bestimmlheit  wird 
nicht  mehr  durch  den  namen  selbst  hinreichend  bezeich- 
net, sondern  bedarf  des  äußerlichen  artikels.  vülker  und 
slänuuenamen  liaben  etwas  allgemeineres  weil  sie  den  pl. 
annehmen  und  nicht  auf  das  iudividuum  beschränkt  bleiben. 

4.     Auch    die    verliallnisse    der  übrigen  subst.  rücksichtlich 


nomen.    pronomen.     arlihel.  409 

des  artlkels  liabeu  sich  nun  deutlicher  und  zum  tlieil  an- 
ders entwickelt  als  in  dem  vorhergehenden  Zeitraum.  in 
der  goth.  spraclie  gab  es  nur  zwei  falle,  wegbleiben  des 
art.  oder  setzen  des  bestimmten.  ahd.  trat  noch  der  un- 
bestimmte art.  liinzu,  aber  die  spräche  schwankte  zwi- 
schen ihm  und  der  nichtsetzung.  nihd.  lassen  sich  ent- 
schiedner  drei  fälle  annehmen:  nichtsetzung  des  art.,  un- 
bestinunter  und  bestimmter,  dergestalt,  daU  das  nichtsetzen 
der  bestimmtheit  näher  tritt.  -wenn  eS  z.  b.  Parz.  2,  3 
heißt :  als  viur  in  dem  brunnen  unt  ilaz  tou  von  der  sun- 
nen,  so  stelm  sich  die  ausdrücke  viur  und  daz  tou  gleich, 
es  könnte  auch  gesagt  werden  daz  viur  oder  bloß  tou, 
nicht  aber  ein  viur,  ein  tou,  ebenso  scliwanken  Tit.  46, 
3.  48,  2.  4.  51,  1  minne  und  diu  minne.  der  art.  fehlt 
oder  kann  fehlen ,  wo  etwas  nicht  scharf  bestimmt  werden 
soll,  ohne  daß  es  ein  unbestimmtes  ist.  im  allgemeinen 
läßt  es  sich  nicht  genauer  angeben,  ich  liegnüge  mich  fol- 
gende constructionen  zu  bezeichnen ,  die  des  art.  ent- 
behren : 

a.  wenn  ein  persönliches  subst.  bei  Siti  oder  tverdefi 
prädiciert  wird:  ez  ist  schiere  tac  Nib.  .1787,  3;  ist  zwivel 
lierzen  nächgebür  (vicinus)  Parz.  1,  1;  ritter  wesen  Freid. 
57,  6;  herre  was  Iw.  2728;  herre  wurde  Iw.  1787;  wor- 
den wan'e  herre  Iw.  2614;  ist  kiinec  über  den  berc  ]Ms. 
2,  15**.  in  solcher  redensart  lege  ich  den  Wörtern  tac, 
naht,  dbent  noch  ihre  alte  persönlichkeit  zu,  etwas ^n* 
ders  ist,  weini  es  heißt  :  der  lichte  tac  wart  ir  ein  nalrt 
Iw.  1326;  er  laze  die  naht  ein  tac  sin  Iw.  2136;  hier  hat 
naht  ganz  sächliche  bedeutung  luid  Sachen  nclimen  bei  stn 
oder  werden  gern  den  unbestimmten  art.  an:  hie  wart  cm 
geselleschaft  Ivv.  2757;  wart  da  ein  jtcmerlicher  schal  Iw. 
1413;  darnach  wart  ein  stille  Nib.  2015,  1. 

b.  Umschreibungen  itnpersonaler  redensarten :  mir  ist  not, 
zorn,  ande  (s.  243),  wohin  sich  freilich  auch:  ez  ist,  wirt 
tac,  abent  (s.  228)  rechnen  läßt. 

c.  formelhaft  verhundne  siihslantiva:  palas  undc  sal  Nib. 
35,  2;  palas  iu\de  türue  1976,  3.  2172,  2.  2296,  2;  lant 
linde  bürge  40,  1.  639,  2;  Hute  undc  lant  10«,  3;  wJp 
unde  man  68,  2.  Parz.  3,  25;  man  \inde  wip  Parz.  311, 
29;  riter  unde  frouwen  Tit,  11,  1;  riler  nnde  kiu'ht  Nib. 
76,  1.  646,  1;  naht  unde  tac  66,  2;  ros  unde  kleider  42, 
2;  wafen  u.  geweint  68,  4;  schilt  uiuk'  sclcle  1422,  1; 
sillier  unde  golt  650,  2.  1843,  2;  vriile  unde  suone  1934, 
2.  2027,  4  ;  sielde  u.  crc  Tit.  32,  3 ;  fröuJ  u.  ungest  l'arz. 


410  einfacher  sntz. 

4,  1;  und  üborr\lI  so.  iliro  vorkniipfiing  cntziclit  der  be- 
stiinmlhcit;  Avaro  mir  eins  f^curuiiit,  so  >viirilc  (lahoi  oft 
der  art.  stelm  ,  z.  b.  biolct  duz  golt  Nib.  lf>58,  3.  sind  es 
mehr  als  zwei  siibst. ,  so  kann  die  conj.  mangeln  :  wirken, 
habern,'  klcher  Wb.  59,  2;  hiilschen,  kiiilen,  bogen,  swert 
Wb.  60,  l;  Hute,  wapon,  6rs ,  gewant  Tarz.  9,  7;  künge, 
graven,  herzogen  Par/..  4,   17.  *) 

d.  der  ton  des  beldcnb'eds  liebt  ein  subsf.  ohne  art.  vor- 
nen  in  die  zeile  zu  bringen  ,  bei  nacli folge iidein 

ct.  gen.:  zubt  des  jungen  beiden  ^ib.  46fi,  4;  kint  der 
edelen  fiirslen  1135,  1;  gewalt  des  grimmen  Jlagnen  1221, 
1;  frijude  eilender  diete  2195,  4;  sun  des  Sigebandes  ($. 
406);  wine  der  Gollinde  2072,  2;   bort  der  iSiblimge  1679, 

2  ;    vgl.  dö  was  tot  des  vergen    1536,  l. 

ß.  adj.:  Avin  der  aller  besic  38,  3;  kleit  daz  aller  beste 
341,1;  gewalt  den  aller  hccbsten  1177,  3;  bort  den  aller- 
meisten 665,  1;  niete  den  vil  guoten  1127,  3;  ros  diu  vil 
guoteii  1279,  8.  so  nach  eigennaiuen :  Hornboge  der  snelle 
1284,  1;  Gotelint  diu  sclicene  1245,  1;  Albricli  der  vil 
küene   1058,  2  u.  s.  w. 

y.     vor   pi^apositlotialer    construction :    urbor  üf  der  erdieii 

1001,  1;  leit  ane  maze  1011,  2. 

•    ■  r.vl   -jt:' 

5.  der  unhestimmte  artikiel  findet  statt,  ■♦v'enn  etwas  be- 
stimmbares vorerst  unbestimmt  genaiuit  wird  ,  der  bestimmte 
kann   hinterher  folgen:  ein  küiiec;  vojx  Amelunge  JNib.  1918, 

3  (wo  andere  lesen  dev  k.) ;  ein  scbcene  inagcdin  2,.  1; 
der  minncclicben  meide  3,  l;  diu  maget  18,  2;  einen 
valken  13,  2;  der  valke  14,  3;  ez  was  ein  künec  Wigal. 
Jl45;..<ies  küneges   165. 

Im  obliquen  casus  darf  jedoch  die  unarliculierte  form  vor- 
ausgehn  ,  der  beslinuute  art.  folgen:  huclizile  hän  jNib.  2jS, 
3;  durch  die  höcligezit  29,  3;  vou  der  bochzile  3.0,  1; 
diu  buchzit  41,  1.  bi  Niblnnges  horde  89,  3;  der  bort 
Nibluuges  90,  1.  von  hülten  1296,  2.;  zuo  den  hütten 
1299,  3;  ze  miete   1843,  2;  die  miete   1845,  1. 

Der  unbestimnue  art.  unterbleibt  bei  allen  die  hlo[\e  tnasse 
ausdrückenden  subst, ,  von  welchen  auch  s.  285  gesagt 
wurde,    daU  sie  keines  pl.  fähig  seien:    ihr   sg.  bezeichnet 


*)  docli  bekommt  zuweilen  ziirl.r»  li  das  dritte  subst.  den  artikel: 
ich  cnli.üi  ros,  esel ,  nocli  duz  liiit;  gciisel,  scliäf,  iiocli  duz  jwiii 
cod.  kolocz.  U2.     vgl,  unten  s.  415. 


nomen.     pronomen.     artikel.  4J1 

sclion-    eine    inebrlieit,   sie   lassen  sich  gar  nicht  individua- 
Hsieren  ,  Avol  aber  beistimrheu. 

indessen  setzt  die  nihd.  spraclie  dennoch  zu  Stoffen  das 
ein ^  wo  wir  es  heute  verwerfen,  wenn  sie  dadurch  rer- 
stiicliung  oder  zertheihing  bezeichnen  will :  ein  wazzer 
(einen  irunk  Avassers)  iesch  der  junge  matt ;  Parz.  22H,  1; 
er  trank  eines  wazzers  I\V.  3311;  dar  ■wart  em  Wazzer 
(ein  gefäii  mit  w.)  getr'agen  Karl  113^;  den  rAni  \on  ini 
getwiioc  mit  einem  brunnen  Parz.  186,  3  ;  ein  brunne; 
ein  wazzer  Wh.  176,  13.  14;  ein  mist  (ein  stück  mifel)  si 
nain  Keinii.  203*);  da  legen  uns  an  eiJt  gras  (auf  ein  sliick 
grases)  Nib.  1563,  3 ; '■  sich  uf  ein  gras  leit  Wh.  136,  13; 
er  warp  daz  man  im  brrehte  ein  gras  (ein  wenig  gras)  Wh. 
132,  22;  in  einem  körn, (stücke  ikornfeld)  Ben.  359;  wart 
prslagen  unibe  ein  ingewer  (ein  stück  ingwer?)  Ben.  360; 
merkwürdig  Frauend.  77 :  an  eine  sunne  min  lip  du  saz 
(ich  setzte  mich  dahin,  wo  ein  wenig  sonne  schien);  au 
ein  wahs,  in  ein  wahs  drücken,  ein  wahsnenicn  Ulr. 
Trist.  2904.  3025.  Frib.  Trist.  5887.  5908,  nhd.  iu  wachs 
drücken,  ein  stück  wachs  fiehmen.  .  '  ■ 
Kevfjleichunyen  haben,  \yie  iin  nhd,,.  den  T^nbestimoiten 
art. ,  weil  sie  sich  nur  auf  die  art,  nicht  auf  das  bestimmte 
e,inzelne  beziehen  ^  z.  b.  alsam  ein  eher  wilde  Psib.  1938, 
3;  alsam  ein  eberswiu  1883,  3;  algam  c,iu  Avise nl es  horii 
1924,  2;  walgen  als  ein  riul  A\h.  1^2,  23;  stille  alsan^ 
ein  stok  Wigal.  5345 ;  luter  sapi  ein,  is  En.  8744 ;  komt 
geloulen  als  ein  bok  pqd,,^ülocz.  .92;    swankej    aJls  eWt4Ä? 

Wh.  154, 13.^  „r,,^,,  „;  ^ •.;...    _       ,,r,.....'i,uM 

Der  /i/.  von  ein  hui  auch  hier  mehr  die  kraft  eines  unbe- 
slimnilcn  pron.  quidam  :  in  einen  ziten  Nib.  1083,  1;  zua 
einen  zilen  \in.  1020;  meinen  pfmgesten  Ivv.  33;  zeinen 
stunden  l\v.  3361 ;  -/.einen  eren  Parz.  336,  28  ;  gezilt  mit  einen 
Sachen  Parz.  152,  26;  ze  eitlen  tuiieweiideü  Nib,  32,  4j 
einer  dinge  iMs.  2,  140^;       :;.'-•      .     '•     ■;'■'•'     "•''   : '' • 

6.     ohlitjue  casus  meicleii  den  beslimmteh  ar^. ,  .  . 

a.     ^<?»'   von>   snhst.    abhängend  ,  ,  . 

u.  vorstehend  ^  sehr  hiiufig,  eine  meiige  von'beispielen  ist 
2,  605.  606  gegeben,  denn  aus  solchen  gen,  entsprang  spa- 
ter die  luieigentliche  Zusammensetzung:  nach  mannes  knm- 
her  (blut,  wunde)  gevar  Parz.  673,  17;  siegeis  Urkunde 
180,  12;  mit  zornes  gir  48,  11;  ein  bracken  seil  141,-  16; 
Segens  wort  254,  15;  nach  rabens  \arwe  20,6;  bi  lerrhen 
saue  378,   7 ;  von  speis  krache  Tit.  2,  2  ;  an  vriundes  arm 


•)  wüiahtcr  ein  lioro  O.  IH.  20,  23. 


412  einfacher   salz. 

Tir.  13,  2;  kfiides  spil  Ms.  2,  17'j'';  kmnbers  Avelcr  Iw. 
TSOH;  erden  klu/.  Aiiii;!).  4l'';  ellens  liaiil  Dielr.  'J'J'»  lOt-"; 
iiiliiii^es  \Y4>  Alex.  602.5.  filOli;  und  überall  so.  die  srliwa- 
clie  llcvion  ,  und  die  starke  des  sji.  inasc.  jieutr.  niaclil  den 
gen.  deullicli,  dotli  hat  es  kein  bedenken  auch  den  gen. 
8g.  fem.  und  pk  aller  gcschl.  in  starker  form  vorzusetzen: 
von  siccheite  ungemache  'Jit.  12,  2;  näcli  l)escheidenheile 
lere  Bis.  1,  87'';  von  schcfte  brechen  ?Sib.  1295,  1;  nacli 
polze  silen  Parz.  180,  29.  nicht  seilen  kommt  der  gen.  in 
die  mitte  zwischen  das  rei;ieiende  stdist.  und  dessen  arli- 
kel:  dixL  lobes  jar  Tit.  32,  4;  dia  ringcs  gespan  ZS ib.  2009, 
2;  dtn  goles  vliz  Parz.  140,  5;  daz.  goldes  ^vcrc  Parz. 
157,   11;    die  kampfes  smide  Parz.  210,  4. 

ß.  nachgesetzt  selten:  becche  blnolis  Anno  449;  becche 
jniliche  (rivuli  lactis)  das.  855;  voget  witwen  u.  ^veisen 
pf.  Cliuonr.  2859;  boten  kiineges  ]\ib.  1375;  zit  lunes 
Ben.  55  *);  eine  wage  malienes  (libra  papaveris)  Alex. 
1697;  malder  weizes  Herb.  102-'';  gchibe  salzes  (augsb. 
stadtr.  17.  21.  Schreibers  freib.  urk.  2,  69);  soum ,  eim- 
ber  honiges  (dtis.  17.  22.  23);  ein  stein  wollen  (das.  18); 
ein  stübich  niizze,  obezes  (das.  18.  23);  ein  schillinc  phengc 
Morolt  3502.  3665.  3737;  dri  pfunt  vingerline  fragm.  21; 
driu  hundert  niarc  messinges  Trist.  5951;  ein  poinder  lan- 
des  Parz.  775,  14;  drizec  poinder  landes  Parz.  31,  27. 
Diese  im  goth.  (s.  387)  so  gangbare,  im  ahd.  (s.  397)  noch 
ziemlich  liaufige  structur  mag  aus  dem  12  jh.  einige  belege 
mehr  erwarten,  im  13  ist  sie  fast  bloß  auf  zählende  nial^e 
und  gewichte*''')  eingeschränkt,  in  welchen  sie  sich  verliär- 
tete.  nian  vgl.  die  nachgesetzten 'eigennatnen  (s.  405)  :  die 
boten  Kriemhilte  Nib.  1419,  1. 

Dagegen  findet  sicli  der  art. 

a.  bei  dem  vorgesetzten  subst. :  des  beides  ger  Parz.  145, 
26;  des  landes  wirt  212,  11;  ^/es  laudes  herre  Tit.  16,  1; 
des  toufes  lere  Parz.  107,  23;  des  spers  ort  Parz.  106,  15; 
bi  des  manen  sclune  Parz.  676,  15;  sküncges  wfp  Mb. 
140^  29;  des  orses  zoum  Wh.  138,  17  u.  s.  w, 

ß.  bei  dem  nachgesetzten:  der  wirt  des  landes  Nib.  1937, 
1.  1798,  1;  gewis  in  der  prosa  öfter  als  bei  den  dichtem, 
die  lieber  ein  possessiv  oder  anderes  demonstrativ  verwen- 
den:  diu  Zierde  unsers  landes  Parz.  52,  29;  die  fiirsten 
Sinps  landes  Pai'z.  344,  23;  her  diss  landes  558,  17. 


•)  ahd.  tag  itlönes  T.  18,  2. 
'*)  kadriiü  livditeis  (s.  387);  corn  liukiles  (granum  fruxnciiti)  T.  13^- 


nomen.     pronoinen.     ariikel.  4j3 

b.  </^«'  abliängig  von  «'(/•:  liäres  groz,  tages  alt,  bluotes 
naz,  sti-ites  sat,  lobes  bei  u.  s.  av.  ;  man  siicbe  die  belege 
im  secbsteii  cap.,  docli  ■wird  aucb  der  art.  beigefügt,  znmal 
wo  das  adj.  prädicaliv  stebt:  dtr  jare  alt,  des  iimotes 
sinewel,  des  roubes  gemeit. 

c.  (jen.  bei  verhis  ^  z.  b.  toufes  pllegen,  pfandcs  steii, 
bungers  sterben,  kindes  iinie  ligen  u.  s.  w.  aucli  davon, 
an  seinem  ort,  umstaadlicber. 

d.  tlativ  obne  artikel,  in  adverblalisclien  pbrasen ,  oder 
aucb  in  abjiäiigigkeit  von  verbis:  du  wart  erde  (terrae) 
ir  lip  ervriscbet  IVIs.  1,  87*. 

c.  acc.  obne  art.,  oft  bei  verbis,  nanientlicb  bei  bau:  babt 
ir  sin  Parz.  461,  27.  506,  30.  582,  22;  babt  ir  zubt  Parz. 
660,  2;  büs  ban  Wigal,  150;  aber  aucb  bei  vielen  andern: 
swert  nemen  jNib.  29,  4;  kuinber  wenden  Tit.  61,  3;  uiloup 
nemen  Nib.  317,  1.  319,  1.  646,  1.  848,  4.  1433,  1;  iirloup 
geben  1361,  3  n.  s.  w.  andere  falle  fordern  oder  leiden 
den  art.  z.  b.  die  kröne  tragen  Tit.  26,  4.  28,  2  ;  icb  bän 
ilie  sinne  Tit.  18,  4. 

f.  pröpositioiialfortneln  obne  art.  sind  ungemein  biiufig 
und  können  lange  nicbt  alle  aufgezablt  werden 
«.  beim  acc:  über  bort  \Yb.  32,  2.  Trist.  5246;  über 
beide  Trist.  4800.  Ben.  170;  über  sant  Nib.  1485,  3;  über 
sc  Troj.  19315;  über  wert  Gudr.  1275,  3;  über  laut  ISil). 
1534,  1;  über  bei-ge  (trans  alpesj  V.n.  8328;  über  berte  (in 
scapulis)  Bit.  225;  über  lluot  TSib.  1488,  1.  über  die  lluot 
1490,  1;  über  absei  Nib.  1874,  2;  über  bart  und  über 
kinne  Nib.  2194.  4;  üf  baut  Tit.  64,  4;  under  arm  Nib. 
1932,  1;  under  rZougeu  Nib.  1802,  2;  en  laut  Ueinb,  415; 
en  ouwe  Nib.  103,  2;  en  erden  Anegcnge  210'*;  eu  danc 
altd.  bl.  1,  233;  in  danc  Diut.  3,  57. 

ß.  beim  dat.:  ze  walde  Nib.  1883,  4.  Pxeinb.  312.  2144; 
ze  ncste  Alex.  2851.  Pveinb.  709.  Gudr.  122,  3;  ze  tacbc 
INls.  1,  87";  ze  kcmenaten  Gudr.  1269,  3;  ze  brücke  cod. 
pal.  361,  89«;  ze  wcgc  pf.  Cbuonr.  1110.  7038.  AVallb. 
108,  12;  ze  buse  JMs.  2,  25**  Kn.  832.  ze  siocblius  AVallli. 
6,  31;  ze  iiure  Waltb.  19,  35;  ze  winkel  Ms.  2,  251';  ze 
gazzen  iMar.  l44 ;  ze  gazzen  u.  ze  cbircben  T.gebugile  319  ;  ze 
locliel)iul.3,  33.  34.  Ls.  3,  385;  ze  tal  Jiil.  5790;  zc  velde 
Diut.  3,  58  ;  ze  ringe  Frauend.  76  ;  ze  bile  Alex.  4220;  ze  fuoz 
W'b.  439,  12.  444,  24;  ze  orse  Wli.  47,  17;  zorsc  u.  ze 
fuoz  Parz.  668,  3;  ze  balse  INls.  2,  252^;  ze  berzen  Nib. 
1172,  2;    ze    munde  Anegenge  182'*;    ze    belle  Tit.  51,  3; 


414  einfacher  satz. 

Ms.  2,  254'';  ze  lilniol  Wh.  16,  24.  17,  1.  437,  22;  zc 
baiiou  Alex.  20'J0;  zo  tudc  Kn.  192;  ze  slurine  \in.  6S48. 
6«85.  Keiiih.  1.57.^.  Nib.  2311,  3;  ze  treiike  Ditit.  3,  GS; 
ze  tische  ßil.  741;  ze  scliiiolc  cod.  kolocz  108  5  ze  scIicHe 
Wli.  443,  9;  ze  slade  Alex.  1336;  ze  valwische  JNlar.  222; 
ze  kiiulo  Wh.  47,  17;  ze  gesellen  Keiiih.  396;  ze  >vei* 
Wh.  438,  26.  441,  22;  ze  teile  Mar.  152.  Nil).  1113,  2; 
ze  falle  AAalth.  33,  23;  ze  stiure  A\  allli.  80,  23;  ze  rale 
Ell.  658.  6412.  Aiiegenge  180^  208^;  zi  rate  11.  zi  spili 
INIcngaito  71;  ze  nide  Mar.  43.  ze  hazze,  ze  nide  altd, 
bl.  229;  ze  spotte  Iw.  2625;  ze  friihte  Parz.  110,  1;  ze 
guote  Flore  1102.  Reinli.  73;  ze  miiose  Alex.  5588;  ze 
Irituome  Anegeiige  191^;  ze  ruofe  Tod.  geluigde  174;  ze 
stücken  Ms.  1,  46'';  Nib.  2314,  2;  ze  schänden  En.  8409; 
ze  genaden  (d.  mythol.  427);  in  stürme,  in  aller  Tit.  1, 
2.  3;  von  schar  ze  schar  Nib.  1530,  1  ;  von  kinde  Nib.  1356. 
Parz.  667,  21;  von  nuinde  Ms.  1,  1";  von  sträze  Tit.  92, 
3;  von  sedele  Nib.  1125,  4.  Gudr.  685,  1;  von  schalen 
Wh.  189.  4;  von  landen  ze  landen  Bit.  527;  alter  goNve 
Diut.  3,  86;  en  erde  Anegenge  207'^;  IMar.  47;  üf  erde 
Tit.  51,  2.  Wli.  17,  1;  iif  straze  Tit.  117,2;  bi  bare 
Nib.  2306,  3;  bi  sunnen  noch  bi  maiien  Tit.  14,  2;  bi 
Siclden  Parz.  676,  2;  ibi  strazen  Wh.  200,  20;  bi  linden 
Ben.  170;  üz  stürme  Parz.  443,  16;  üz  not  AA  h.  3,  3; 
üz  banden  Parz.  685,  19;  nach  zinse  Alex.  2095;  under 
brüste  Wh.  51,  28;  under  krune  Gudr.  1295,  2;  under 
vs^egen  Anegenge  220i>;  mit  bhiote  Wh.  439,  19;  mit  sporn 
Wh.  441,  19;  mit  armen  Gudr.  1251,  1;  mit  listen  Gudr. 
1284,  1.  Diese  redensarten  vollständig  zu  beurtheilen  m\ii\ 
man  das  hier,  der  kürze  wegen,  weggelassene  verbum 
hinzunehmen;  der  art.  ist  hauptsächlicli  bei  sinnlichen  ge- 
genständen zu  entbehren.  er  kann  aber  eintreten:  zuo 
dem  walde  Reinh.  1033;  an  der  biniste  Tit.  25,  3;  gein 
der  muntane  Wh.  436,  4;  üf  der  sla  Wh.  436,  13;  abem 
fnrte  Wli.  436,  25;  hui  zem  bade  436,  8;  gern  auch  im 
pl.:  zen  brüsten  Nib.  1672,  2;  üz  den  sorgen  Parz.  679, 
6;  zen  banden  Nib.  1905,  4;  sobald  bestimmter  geredet 
werden  soll  und  irgend  ein,  noch  so  leiser  bezug  auf  das 
besondere  waltet,  bisweilen  mag  auch  das  metruni,  das 
einer  silbe  mehr  oder  weniger  bedarf,  bei  der  Setzung 
oder  nichtsetzung  in  anschlag  kommen. 

7.  welche  siihst.  hängen  vorzugstveise  dem  art.  an,  und 
erscheinen  mit  ihm?  scharf  persönliche  wie  der  künec,  der 
helt,    der  recke,    tler  degen,    der    wigaut,    der    videhnere 


nomen.    pronomen,     artikel.  415 

und  solche ,  außer  wo  sie  ganz  allgemein  ausgesagt  wer- 
den ,  z.  b.  küueges  wort  sol  war  siii ,  er  IJt  erslagen  von 
lieldes  lianden.  gewöhnlich  wird  arliculiert:  der  tut  ]Nib. 
2004,  4;  Ulis  nuhet  der  tut  1793,  4;  des  tudes  wesen 
1988,  1;  des  tudes  zeichen  2006,  1;  kiesen  den  tud  2005, 
4;  ich  hän  den  tut  au  der  haut  1920,  4;  andere  belege 
im  wb.  zu  Iw.  p.  433.  434,  unter  welchen  ich  zumal  z. 
2934  hervorhebe :  siechtuom,  vaucnüsse  ode  der  tut,  wobei 
mau  auch  die  s.  410  in  der  nole  bemerkte  fiigung  erwägen 
darf.  ist  aber  der  unpersönliche  begrif  des  Sterbens  ge- 
meint, so  kann  der  art.  mangeln,  wie  in  jenem  ze  tude 
slahen  und  tut  des  vergen.  ferner  hciiU  es  diu  werlt 
z.  b.  Tit.  10,  2.  Walth.  124,  14.  Ben.  wb.  zu  Iw.  p.  549, 
550;  man  vgl.  das  vor  dem  Wigal.  abgedruckte  gedieht 
Conrads,  worin  z.  192  sieht:  diu  werll  bin  geheizzen  ich, 
in  dessen  eingang  aber  die  gen.  conslruction  gestaltet:  ir 
werkle  niinnjcre.  ein  wort  das  immer  den  art.  hat  ist 
auch:  der  gräl  Parz.  235,  23.  27;  des  grales  Tit.  7,  1; 
dem  grale  7,  3;  tlen  giäl  6,  1  u.  s.  w\ ,  das  Hießt  aus  der 
bestimmtheit  seiner  Vorstellung.  substantivierte  inf.  sind 
meistens  articulicrt:  daz  dröuweu  ]Nib.  1880,  1;  tlaz  trin- 
ken   1885,  2;  daz  biten  Bit.  434. 

8.  auch  jene  ol friedische  rviederholung  des  pron.  er- 
scheint in  dem  heldenlied  sehr  häufig:  der  wirt  der  hiez 
du  sidelen  Nib.  32,  3;  der  hört  PsibUmges  der  was  gar 
getragen  90,  1;  die  riehen  künege  die  sluog  er  beide  tut 
ISib.  97.  1;  den  schätz  den  hiez  er  fiieren  99,  2;  diu 
swert  diu  sniten  sere  197,  3;  den  stein  den  ^varf  si  verre 
326,  1;  den  sciiuz  den  scliuz  mit  eHen  433,  2;  der  stein 
der  was  gevallen  436,  1;  der  hell  der  fuor  aleiiie  454,  1; 
diu  huchztt  diu  werte  633,  1  ;  daz  herliche  gesinde  daz 
vie  sich  bi  der  haut  737,  1  ;  daz  swert  daz  lust  er  schiere 
918,  2;  der  Inunne  der  was  kücle  920,  1;  die  edelon 
biMgivre  die  kumen  gahende  dar  977,  4;  der  wünsch  der 
lac  dar  under  1064,  1;  den  schilt  den  rucle  er  lurher 
1875,  3;  diu  burc  ze  Jicchelaren  diu  was  uf  getan  1258,2; 
der  lac  der  hele  lui  ende  1300,  1.  1756,  1;  diu  hochzit 
diu  weile  1307,  1  :  die  not  die  het  ii-  llagne  gelan  1335, 
4;  der  kamern  der  pilac  Ekkewarl  1338,  3;  der  palas 
der  was  vol  1378,  1;  diu  kint  der  scluiMicn  Hüten  die 
lictcn  einen  man  1457,  1;  diu  ros  diu  suli  ir  lazen  1533, 
2;  diu  junge  marcgravinne  diu  nam  bi  der  iianl  1606,  1; 
rf/e  stolzen  eilenden  die  seitens  \'olkeie  daiic  1772,  4. 
einzelne  dieser    belege   lolgeu    nicht    der   rccipicrlen    lesart. 


4l6  elnfachor  salz, 

sontlcrii  (Ion  varinnlon.  So  rinn  niioli  andore  pedlrlito: 
der  gasl  der  sprarli  liil.  1952;  die  küiieginiie  Diellinl  diu 
liicz  stn  plilcgeu  iül.  1995;  der  diese  rede  lihte  der  He/, 
lins  unherilite  iJil.  23.  unler  den  höfischen  diclilern  lioferl 
Colfiied  die  meisten  beisj)iele  :  der  liof  der  was  sin  vol 
Trist.  50.S;  diu  seiifle  suinerztt  diu  hete  an  si  geleit  54G; 
diu  sfV'lige  oiigen  weide  diu  niacliete  640;  der  jiingclinc 
tler  ist  702;  den  traue  den  nani  diu  wtse  11449;  diu 
scliani  diu  jagt  ir  ongen  liin  11826;  diu  schani  diu  wolte 
niiiinen  11831;  diu  rede  diu  wart  gewisset  12747  und 
allenthalben.  Wolfram,  Ilarlmann  und  andere  meiden 
solche  Wiederholung;  doch  hat  Hartmann:  got  der  müeze 
YÜegen  l\v.  6584,  wie  Bit.  2110  got  den  laz  wir  phlegcn, 
oder:  Sindolt  der  was  schenke  ]\ih.  11,  3;  Dancwart  der 
was  marschalc  11,  1;  Herwic  der  haMe  Gudr.  641,  2; 
weil  got  und  eigennamen  den  arl.  ausschlagen.  INIan 
könnte  dieses  doppelte  demonstrativ  hallen  zu  der  neu- 
nord.  zweimaligen  Setzung  des  persönlichen  pron.  (s.  220. 
348);  relative  kraft  messe  ich  dem  zweiten  nicht  bei,  imd 
unterscheide  von  der  construction  wirklich  relative  fügun- 
gen  wie:  den  ger,  den  si  geschozen  hete  JNib.  432,  3;  diu 
maere,  diu  ich  bringe  1131,  4, 

9.     zwei  suhst.  verbunden 

a.  beide  ohne  artihel :,  hierher  die  formein  unter  4,  c: 
bürge  unde  laut  Parz.  4,  24;  riter  unde  diep  8,  22;  dienest 
unde  niuot  11,  11;  fröud  und  angest  4,  1. 

b.  beide  mit  art. :  der  palas  und  die  wende  Nib.  527,  1 ; 
die  bouge  mit  den  borten  275,  3;  der  kost  und  der  tat 
Tit.  14,  3;  des  liimels  und  der  helle  Parz.  1,  9;  an  dem 
lande  luid  üf  dem  se  Troj.  18707  u.  s.  w.  im  Hede  der 
Nib.  wird  dann  gern  vor  dem  zweiten  subst.  rmd  auch 
gesetzt:  der  herre  und  ouch  diu  frouwe  292,  4;  die  fiieze 
und  ouch  die  hende  588,  1;  der  walt  und  ouch  die  st?ge 
857,  3;  daz  laut  und  ouch  diu  krune  1015,  3;  daz  herze 
und  ouch  ilen  muot  1800,  2;  der  rouch  und  ouch  diti 
hitze  2055,  3. 

c.  das  zweite  mit  art. :  liute  und  ouch  diu  lant  Nib. 
1458,  2;  libes  und  der  sele  tot  Ms.  2,  252» :  zwischen 
Tuonowe  und  dem  In  Kl.  1644;  bi  Riue  und  bi  r/er  Elbe 
Troj.  17452;  ern  ist  gige  noch  diu  rotte  Parz.  143,  26; 
weder  hamer  noch  der  smit  Parz.  592,  17;  weder  ors 
noch  den  man  Wh.  2,  184«»;  weder  regen  noch  der  sue 
Parz.  565,  11.   Bon.  57,  18;    vleiscb  mit  den  vischeu  Nib. 


nomen.    pronomeji.     art'del.  417 

870,  3.  Iw.  6217.  sl  ne  vorcliten  vür  noch  daz  swert. 
Roland  7,  28.  iu  solchen  formehi  zeigen  sich  sonst  ab- 
gelegne gedichte  einstinnnung. 

d.  das  erste  subst.  mit  art.  seltner:  der  SwarzAvalt  und 
Virgunt  Wh.  390,  2. 

s.  mehr  ah  ztvei  siibst.  meist  ohne,  einigemal  das  dritte 
mit  arl.  (s.  410),  nach  aller  weise  der  trilugie ,  die  beiden 
ersten  gliedern  gleiche,  dem  dritten  abweichende  behand- 
lung  widerfahren  läiit.  zuweilen  sind  alle  drei  articuliert: 
daz  lier,  der  vogel  und  der  visch  Troj.  19985. 

10.  adjectiva  und  snhstanliva  , 

a.  art.  vor  dem  adj. :  der  blinde  man ;  der  tngeuthafter 
man  Wigal.  3748. 

b.  arl.  vor  dem  subst.:  der  knappe  guoler  Parz.  138,  7. 
156j  29. 

c.  subst.  vorausgehend:  alsam  tier  diu  wilden  Nib.  1700 
1;  vogel  die  hellen  und  die  besten  Wolfr.  lieder  7,  19- 
sin  vart  was  diu  verstolne  Tit.  79,  2;  du  bist  ez  diu  ver- 
lorne Rolocz  113.  von  dem  allem  genauer  im  fünften  cap. 

d.  unbeslimmter  und  bestimmter  art.  vor  Superlativ  und 
subst.:  ein  der  schcenest  n)an  Wigal.  995;  ein  der  tiursle 
man  Wigal.  3721;  ein  daz  schtmiste  gras  Iw.  334;  ein 
daz  iTesle  wort  IMs.  2,  142'^;  einen  den  liebesten  man  Iw. 
1315;  einen  den  küenisten  man  Bit.  7746.  nhd.  einer  der 
schönsten  mänuer  oder  von  den  seh.  männern. 

e.  luibeslinunler  art.  zwischen  adj.  und  subst.:  ellenlhaft 
ein  man  l'arz.  296,  22;  so  wert  ein  Fraiizeis  Wh.  11,  26- 
so  gemuot  ein  wip  Frauend,  126 ;  so  wtvr  er  küen  ein 
man  Nib.  1993,  3.  C;  su  übcle  ein  man  En.  10217;  wie 
unreine  ein  lun  En.  10498;  wie  btüs  ein  man!  Ms.  2,  11 0^»; 
was  so  gezimiert  ein  man  Parz.  513,2;  ist  luinülze  lebende 
ein  man  Trist.  999;  wie  trureklicli  ein  leben  Trist.  2009* 
so  rehle  siiezen  einen  leich  Trist.  13325;  ach  rein  ein 
tugent!  Golfr.  mii.nel.  2,  50;  so  guot  ein  plert  Frib.  Trist. 
2160;  s6  kostbivr  ein  klcit  das,  4485;  mit  gulde  bcwnnden 
ein  gere  Karl  18*;  m.  g.  b.  ein  s\nc/.  Knil  49»;  gow^iicnt 
einen  man  Giidr.  <S9,  1;  wol  zcbliiiwen  ein  man  I>il.  12449; 
in  rein  ein  twelicl  wiz  Aw.  3,  153.  aus  den  belegen  er- 
hellt, dali  ein  solches  ein  gern  nach  den  conjunclionen  so, 
wie  steht ,  oder  nach  inlerjectionen. 

11.  adjectiva  ohne  arl.  al :  elHu  frenulin  laut  Nib.  83, 
1;  allez  daz  gesinde  Nib.  507,  3.  686,  1.  718,  1;  allez  ir 
gowanl  72,  2.    allez    sin    gewant    1888,  3;    allv'z   (tuiilherfs 

l)d 


/^jg  einfacher  aalz. 

lanl  306,  4;  allcz  SIgmnncles  lanl  39,  4;  alle  Harlmiiolcs 
lieldc  Giidr.  79.5,  4.  von  vol  und  in'üle  nielir  taj).  .*> ;  liior 
blol\,  dali  der  alte,  arlikellose  dat.  \\.  mitten  noch  ad- 
verbialiscli  forltlaiicrl  (3,  95.  106. j  ich  trage  einige  hei- 
spiele  nacli :  gic  in  allen  mitten  under  sie  Karl  M* ;  viel 
enuiitten  iindcr  si  l\v.  104;  durch  die  liute  enniilien  I\v. 
2386;  in  alnn'tlen  under  in  Iw.  419;  des  nahtes  wol  eu- 
nütlcn  Nilj.  1775,  1;  freilich  das  gefühl  des  dat.  ist  er- 
losclien,  Nveiin  entw.  eine  andere  piäp.  mit  dem  acc.  liinzu- 
gefügt,  oder  ein  srichliclier  gen.  davon  abliängig  geniaclit  wird, 
nach  einem  'ersluont  von  töten'  lialje  ich  umsonst  gesucht, 
halte  es  aber  nicht  für  unmöglich,  es  heißt  gewöhnlich: 
von  töde. 

12.     possesswn. 

a.  oUne  art.  ,  sehr  oft.  doch  pflegt  im  heldenlled  -wieder 
zuweilen  das  demonstrativ  hinter  das  subst.  gesetzt  zu 
werden:  sin  sarc  der  was  bereitet  INib.  991,  1;  sin  vart 
tliu  wart  erniuwet  1884,  1;  sin  lip  der  ist  so  schcene 
102,  3:  Sin  nuioter  diu  hiez  Hole  Gudr.  t,  3:  siniu  jar 
diu  giengen  hin  Bit.  98.  solche  sätze  stehn  gleich :  diu 
sin  vart,  der  sin  Kp,  iliti  sin  muoter,  und  liiermit  bestätigt 
sich  die  demonstrative  natur  des  nachgesetzten  pron.  vol- 
lends (s.  416.) 

b.  mit  art. ,  und  zwar 

«.     vor  dcHi  subst.,  das  poss.  nachgesetzt,  beispiele  s.  339. 

ß.  vor  dem  poss.:  die  sine  mau  Nib,  83,  3;  bi  tlen  sinen 
beiden  79,  3;  in  der  siner  zesweu  1298,  2;  die  müie  her- 
zogMi  Roseng.  228. 

y.  vor  dem  adj.,  so  daß  das  poss.  mit  dem  subst.  voraus- 
geht:  sfnen  schilt  den  guoten  (und  mit  Wiederholung:  den^ 
leint  er  von  der  haut  Nib.  1771,  2',  sfnen  sun  den  jungen 
Gudr.  55,  4. 

c.  unbestimmtes  ein  vor  dem  poss.:  ein  sin  sliefsun  Anno 
482;  ein  sin  friundin  Parz.  12,  11;  ein  sin  kappelan  Parz. 
36,  7;  ein  din  fiirste  Parz.  128,  8;  ein  min  gast  Parz. 
143,  24;  ein  sin  lant  Parz.  328,  18;  ein  sin  helfa;re  Parz. 
665,  27;  ein  sin  nachgebür  Ms.  2,  229^;  ein  sin  lantman 
Trist.  3933;  ein  min  gelit  Trist.  14747;  einen  sInen  mac 
Nib.  1953,  2;  ein  sin  dienestman  Wigal.  8615;  eine  sine 
lohter  Flore  428;  welches  alles  Vvir  iihd.  wiederum  geni- 
tiviscli  ausdrücken:  einer  meiner  Stiefsöhne,  eine  seiner 
freundinnen,  gleich  dem  vor  superlat.  gesetzten  ein  der 
(s.  417);  darum  heißt  es  auch;   ein  sin  liebesler  man  Bari. 


iLoinan.    pronomen.     artikel.  4I9 

375,  11 ,  nhd.  einer  seiner  liebsten  leute.  wie  ein  kann 
dehein  beliandelt  werden :  dehein  sin  ander  kampfwerc 
Trist.  6918;   kein  nun  ungefelle  Flore  4721. 

d.     bei  zwei  suhst.  steht  das  poss. 

«.     entw.  vor  dem  ersten :  s6  wol  sin  bröt  und  euch  den 

win  Bit.  6307. 

ß.     oder    vor   dem   zweiten :    ros    und    iuiver  särwut  Bit. 

6731;    andere    belege    s.  352;    unverkennbar    analog    dem 

setzen  des  art,  vor  das  zweite  subst.  (s.  416.) 

y.  gewöhnlich  vor  beiden:  sin  schimpf  u.  sin  maz  Iw. 
2692;  min  helfe  u.  viin  rät  Wigal.  11497;  sin  wunder  u. 
Sin  genade  11521;  vuu  zorn  u.  min  imgemach  Bit.  6190; 
und  allenthalben, 

13.  der  gen.  sg.  fem.  oder  gen.  pl.  aller  geschl.  ir  geht 

a.  meistentheils  ohne  art.  voraus:  ir  vater  (pater  ejus); 
ir  laut  (terra  eorum) ;  doch  wird  auch  hier  zuweilen  der 
art.  nachgesendet :  ir  vater  der  hiez  Dankrat  ]>(ib.  7,  2 ; 
ir  ros  diu  w  ären  schcene  69,  1 ;  ir  ros  diu  sint  schoene 
86,  3 ;  ir  nuiot  der  ist  getihte  gram  Troj.  106.  ebenso 
nach  dem  demonstx-ativen  gen.  sg.  des  :  des  vater  der  hiez 
Sigemunt  JNib.  20,  2.  Zuweilen  tritt  das  adj.  voran ,  und 
der  gen.  gelangt  in  die  mitte:  in  liehtez  ir  gevvant  Nib. 
1770,  1;    iif  liehtez  ir  gewant  1975,  2, 

b.  der  bestimmte  art.  geht  voraus :  Sifrit  der  ir  man  Nib. 
667,  3. 

c.  der  unbestimmte:  ein  ir  werder  got  Wh.  18,  18,  daz 
ir  (s.  343.) 

14.  art.  vor  priip.  und  deren  casus:  tler  von  Spane  Nib. 
1735,  1;  von  dem  von  Biirgunden  lant  2010,  4;  den  von 
Berne  1927,  4;  die  von  Knie  1058,  1;  der  von  lune  204, 
1 ;  von  den  l^z  Berne  Bit.  5707.  einer  ellipse  von  n>an, 
holt  und  dgl.  bedarf  man  niclit ,  nur  ist  dem  pron.  eine 
stärkere  demonstration,  als  die  im  bloßen  art.  lit'gl,  bei- 
zumessen. 

Nhd.  artikel. 
1.  tjoU  behauptet  sich  ohne  art.,  auch  im  nachgesetzten 
gen.:  ein  maiui  golles,  der  engel  golles,  die  gute  gotles. 
aucli  heißt  es  noch:  golt  vater,  neben  gott  der  sülun 
wiewol  einige  sagen:  golt  der  vater,  und  schon  liUllior 
im  übli([uen  casus  iil)erselzt :  gottes  des  valers  IMiil.  2,  11; 
golt  dem  vater  Gal.  l,  3.  11  Tim.  1,  2;  golt  den  vater  ICor. 

Ud  2 


420  einfacher   salz. 

8,  6.  allgemein  aber:  goll  der  lierr,  und  nur  im  voc. 
lierr  gult !  Pcisonilitalionen  euliinlk-rn  sich  des  ail.  spar- 
sam im  romanzenlon  :  rösicin  spracli  ich  sieche  dich  ;  oder 
im  kiniloiinärclicn  :    liähnchen  sprach. 

2.  ei(j<'ini((tneu  der  mcnsclien  im  casus  rcctus  gcwülmlich 
ohne  aj't.,  doch  der  veitrauliclie  Ion  des  Umgangs  (iigl  ihn  j 
hinzu:  </ei' \\  ilhehn ,  die  INlarie,  rfe?"  Wieland,  ^/er  Gellerl,  ' 
lind  in  einem  güthischen  gedieht  steht:  so  kommt  der 
Carl  nach  haus,  es  würde  im  obern  und  mittleren  Doulscli- 
land  geziert  lauten,  wenn  man  den  art.  hier  nicht  aus- 
spreclien  wullle,  obgleich  iJin  gebildete  im  schreiben  weg- 
lassen, die  oberdeutschen  volksdialecte  bedürfen  seiner 
vollends,  Hebel  sagt:  der  l'rioderli,  sVreneli,  der  l'rilz, 
sMeieli,  es  Eveli,  dein  Evcli,  nicht  anders,  nur  der  voc. 
bekoninit  ihn  nie  (s.  383.)  '*)  im  obliquen  casus  enträlli 
seiner  auch  die  Schriftsprache  häufig  nicht.  zwar  im  g^n, 
heißt  es:  Gtilhes  werke,  Ciceros  briefe,  auch  wol  im  acc. 
deutscher  nanien :  ich  lese  (jötheu,  aber  im  acc.  fremder, 
wie  im  dat.  aller  namen  ist  dem  art.  kaum  auszuwei(  hen, 
weil  die  llexion  mangelt  oder  abgenutzt  ist:  den  Cicero, 
ilen  Livius,  dem  Wilhelm,  der  Agnes,  deutliches  beispiel 
dafür,  daß  durch  den  art.  einigemal  derflexion  aufgeholfen 
werden  soll  (s.  293.  366.) 

Jinis  und  hertjnamen  ha])cn  den  art.,  außer  wo  zwei  hin- 
ter einander  stehn,  z.  b.  Rhein  und  iMain  Hießen  bei  Mainz 
zusammen,  auch  in  der  formel:  plalzgraf,  herzog  bei  iiheiu 
dauert  das  mhd.  bi  Rine. 

ör/er  und  Städte  meiden  den  art.,  obgleich  es  im  15.  16  jh. 
hieß:    aus    dem    Berlin,    aus    dem   Jauer,    in    dem  Hamm 

(3,  422.) 

3.  titelhafio  appellativa  vor  eigennamen ,  in  der  rede 
einmal  eingeführt,  entbehren  den  art.:  kaiser  Heinrich, 
könig  Ludwig,  graf  Rudolf,  herzog  Albrecht,  ritter  Ger- 
hart, meisler  Walther  ,  herr  Dietrich  ,  vater  Lebrecht,  bru- 
der  Auguslin;  frau  ]MüIler,  nnitter  Weber,  Schwester  Aga- 


*)  aiicli  in  der  aiireHe  iiacli  /lerr  und  frau  setzen  wir  keinen  art. : 
lierr  p^raf!  frau  gräfin !  franz.  aber:  nionsieiir  le  comte!  nnl.  niiu  lier 
de  gräf!  deshalb,  Aveil  man  liüflicli  in  driüer  person  sprach.  diese 
ausdrucksweise  bej;(^j^net  zwar  nicht  in  mhd.  deiikniälern,  aber  hin 
und  wieder  im  15  jh.,  z.  I).  I»ii  llosen|)iüt  lierr  der  wirt!  lierr  der 
richfer!  (Gottsched  p.  51.  58);  bei  Keisersperg :  lierr  der  könig!  Iicrr 
der  fuchs!  (bäum  der  sei.  27c. _) 


nomen.    proiiomeii.     ariikel,  421 

tlie.  nicht  aber  ließen  sichklnd,  söhn,  tochlcr  auf  gleiche 
weise  vorsetzen,  weil  diese  keine  würde  ausdrücken,  es 
wird  genitivisch  construiert:  Heinrichs  söhn  oder  der  söhn 
Heinrichs.  Jenen  titeln  ist  eigen,  daß  sie  im  gen.  unver- 
ändert bleiben,  und  die  ilexion  des  namens  hinreicht,  z.  b. 
könig  Heinrichs  tliaten  ,  vater  Lebrechts  leben.  *) 

4.  tillgeniehie  heyrijfe ,  wie  sie  z.  b.  in  Sprichwörtern 
häufig  niedergelegt  werden,  überheben  sich  des  arlikels, 
zumal  abslracta  wie  freude,  liel)e ,  tugend,  Freundschaft. 
Auch  bei  seiu  und  werden  (s.  409)  mangelt  er:  es  ist  tag, 
es  wird  winter,  der  gesell  ist  meister  geworden.  da  der 
pJiiral  eine  mehrheit  oder  Vielheit  bezeichnet,  minder  in- 
dividuell als  der  sg.  ist,  so  darf  er  oft  den  art.  weglassen, 
Avo  ihn  der  sg.  nothwendig  setzt.  **)  z.  b.  man  kann  sa- 
gen: storche  nisten  auf  dachern;  der  sg.  aberfordert:  der 
storch  nistet  auf  deui  dach,  ferner:  wenn  scuchen  einfal- 
len, erfolgen  todesfille ;  im  sg. :  wenn  die  seuche  einfallt, 
erfolgt  der  todesfall.  ich  will  boten  senden,  briefe  schrei- 
ben; im  sg.  nuil^  stehn  :  einen  boten,  einen  biief.  Hier- 
mit berührt  sich,  dal)  einzelne  subst.  zwar  den  art.  be- 
gehren, zwei  nebeneinander  stehende  ihn  aber  beide  auf- 
geben können,  z.  b.  man  sagt:  leib  und  seele  halten  zu- 
sammen, glück  und  glas  zerbrechen;  gott  schuf  Ihiere  und 
menschen;  wenu  volk  luid  fürst  einig  sind;  soime  und 
mond  werden  vergehn.  dagegen  muß  es  heißen  :  die  seele 
lebt  ewig;  das  glück  zerbricht;  gott  schuf  die  tbiere; 
wenn  das  volk  einig  ist;  die  sonne  wird  vej-gehn.  eben 
dahin  gehört  das  vorhin  angeführte  beispiel :  llhein  luid 
Main,  das  allein  stehende  subst.  stützt  sich  an  den  arl., 
beide  verknüpfte  gewäliren  sich  einander  hall,  \uid  noch 
fesleren,  sobald  alliteralion  und  reim  niitwirken :  Mind  und 
weiter,  dislel  und  dorn,  stein  und  bein ,  saus  luid  braus. 

5.  ein   nomeu,    von   welchem   zuerst    geredet    wird,    hat 


*)  iiilid.  wird  (kr  nrt.,  niicli  hei  wipderiiolunKen,  gesetzt:  <^/<r  kiiiiec 
Ijöis  Wli.  148,  3;  ilr,  kiiiiec  IVimliz  1'2r>,  28;  der  küncc  Mnlrit)lei/, 
»8,  14;  den  künec  Tibalt  121,  2;  der  keiser  Karl  117,  H;  mit  dem 
keiser  Karle  108,  i:<;  der  <;r;ive  Ariialt  115,  2'>.  118,  21  ;  d.-r  iiiiuiräve 
AVilinlm  IGö,  2'.>;  drr  pfiillenzfrrave  Bertram  J)3,  17;  nur  (Ins  fremde 
rois  sU-iit,  nnnrliculiert  20(5,  ;<.  210,  1.  Alier  die  milMe-isniiikeit  des 
{:teii.  <:ilt  bereits:  dt-s  kiiriic  Terrameres  iier  11,  2:  drs  kiiiie<;  Gor- 
liaiides  her  35,  20;  J.'.v  kiiiicc  Tampeiiteires  parii  l'ar/..  211,  1;  des 
küiiec  Ijutes  siiii  597,  2ü. 

*•)  s.  yjB.  3l)l)cr<;ab,  im  widersjinnh   liiiriiiil,  daß' bei  udverbial^U 
dativcn  der  arlikcl  sitli  eher  dein  |)1.  ab  doiii  sg.  i-iijiesellte. 


422  einfacher  scitz. 

keinen  oder  den  unbcsllmmlen  art.,  wälircnd  der  %vleder- 
liohing  der  besllmmte  zusagt.  winde  reinigen  die  Inft, 
sobald  die  winde  sich  erheben  weiclit  der  dunst,  ein  kÖnig 
herschte  lange ,  als  der  könig  starb  u.  s.  \v. 

6.     ohlique  casus  ohne  arlikel 

a.  ffcn.  nachstehend,  nur  in:  kind  gottes,  mutler  gottes, 
man  gottes;  mark  goldes  *),  eine  menge  fische,  ein  häufen 
leute;  auch  im  adverbialen  zeit  lebens  (per  omnem  ritam)**). 
vorstellend  unzähligenial:  gottes  gute;  königs  wort,  und  in 
allen  fällen,  svo  sich  uneigenlliclie  composition  bildete, 
z.  b.  wenn  Göthe  sagt:  mit  gemsenfreche.  a.uch  in  die 
mitte  genommen  werden  kann  dieser  gen.:  das  gotteshaus, 
die  königsburg,  der  fürstenstul.  Hiiufig  aber  geleitet  den 
vor  oder  nachgesetzten  gen.  der  arlikel:  des  vaters  freudej 
die  freude  des  vaters.  von  den  s.  398  angeführten  sieben 
fiigungen  sind  bloß  viere  zulässig:  waldes  bäum,  bäum  des 
Waldes,  des  waldes  bäum,  der  bäum  des  waldes;  oder:  (die) 
erntezeit,  zeit  der  ernte,  der  ernte  zeit,  die  zeit  der 
ernte  ***). 

b.  den  unarticulierten  acc.  haben  mehrere  verba  bei  sich, 
z.  b.  schatten  werfen ,  frucht  bringen ,  brot  essen ,  wein 
trinken ,  körn  schneiden ,  heu  machen ,  holz  fällen  u.  s.  w., 
einige  bloß   im    pl.  (wie    vorhin    erklärt   wurde):    trauben 


*)  gewöhnlich  mit  aufgehobnem  gen.:  zwei  eimer  honig,  zwei  metzen 
körn,  salz,  eiu  leib  brot,  ein  faß  essig,  ein  glas  wein,  ein  krug  bier. 

•')  früher  auch:  zeit  meines  lebens,  zeit  ihres  lebens  (Felsenburg 
1,  105.) 

***)  der  feinere  gebrnuch  hat  jedesmal  zu  wählen  unter  diesen  vier 
formen,  leise  unterscliiede  hängen  daran.  Göthes  werte:  'wie  athmet 
hier  gefühl  der  stille'  würden  schon  geschwächt,  wollte  man  setzen: 
das  gefühl  der  stille,  und  noch  mehr  durch  der  stille  gefühl;  Hie  all- 
gemeinheit  gefühl  will  den  art.  nicht,  die  bestimmtheit  der  stille  will 
ihn,  das  allgemeine  aber  geht  voraus  und  wird  dann  auf  das  besondere 
angewandt.  eine  uneigentliche  Zusammensetzung  stillegefühl  wäre 
ganz  unerträglich,  die  geringe  dichter  grade  gewählt   hätten. 

Wenn  ich  s.  366  vom  herabsinken  des  pronomens  im  artikel  zur 
fast  bedeutungslosen  form  rede,  so  habe  ich  die  manigfalte  färbung 
nicht  gemeint,  die  unsere  neuere  spräche  aus  dem  art.  gewinnen  kann, 
vielmehr  dort  nur  auf  die  unbeholfenheit  seiner  äußeren  ersclieinung 
gesehn,  für  sich  betrachtet  ist  ein  lat.  sensus  silentii  einfach  schöner 
als  jenes  gefühl  der  stille,  im  Zusammenhang  aber  hat  der  deutsche 
ausdruck  den  vorzug.  silentii  sensus  würde  unserm:  das  gefühl  der 
Btille  näher  kommen,  man  gewahrt  aber,  daß  auch  die  heutige  spräche, 
nach  allen  ihren  mittein  und  behelfeo,  unübersetzlich  ist  ia  die  alte 
«implicität. 


iiuinen.    pronouien.     artikeL,  403 

lesen,  beeren  pflücken,  briefe  schreiben,  schlage  geben, 
weil  der  sg.  auf  etwas  zu  einzelnes  oder  bestimmtes  geht, 
doch  zwei  sg.  nebeneinander  können  des  art.  entbehren, 
z.  b.  beere  und  traube  brechen;  füllt  wieder  berg  und  thal. 

c.  pr'dpositionale  Jortneln :  über  laud,  über  meer,  über 
bord  ,  über  leid,  über  tisch,  überhaupt;  zuwasser,  zu  land, 
zu  band,  zu  fuli,  zu  pferde,  zu.  schif,  zu  haus,  zu  wege, 
zurück,  zu  theil  werden,  zu  recht  machen,  zu  dank  bezahlen, 
zu  asche  werden,  zu  gevatter slehn,  zu  gründe  gehn,  zu  kraft 
kommen;  bei  tag,  bei  nacht,  bei  licht,  bei  niondschein ; 
\on  herzen;  vor  liebe  sterben,  vor  furcht  zittern;  in  furcht 
slehn,  in  person  (en  personne)  erscheinen.  noch  öfter, 
wenn  zwei  subst.  verbunden  stehn :  auf  tod  und  leben, 
über  berg  und  thal,  in  blitz  und  wetterschein,  in  kummer 
und  leid,  in  Jammer  und  noth,  in  wind  und  wetter,  zwi- 
schen waizen  und  körn,  zwischen  hecken  und  gras,  hinter 
thoren  vuid  thüren ,  aus  zimmer  und  haus ,  zu  land  und 
Wasser,  zu  mark  und  bein,  zu  staub  und  asche,  ohne  rast 
luid  ruh,  trepp  auf,  trepp  ab;  man  sieht,  dai^,  wie  schon 
im  mhd.,  die  meisten  und  geläufigsten  formein  für  die 
präp.  zu  gellen,  unser  zurück  und  überhaupt  haben  ganz 
die  enge  der  parlikel,  man  fühlt  lüchl  mehr  darin  das  an- 
fängliche: zu  rücke,  über  haupt.  bei  schriflslellern  des 
16  und  17  jh.  sind  noch  viele,  jetzt  verlorne,  artikellose 
formein  zu  lesen,  z.  b.  bei  Bure.  Waldis  10*:  lief  zu  loch, 
95':  lief  zu  holze,  wir  sagen  heute:  ins  holz,  wie  wir 
uns  oft  des  der  präp.  angelehnten  art.  bedienen :  ins  thal, 
am  berge,  im  wasser,  der  freilich  eine  gewisse  bestinuntheit 
mit  sich  führt,  statt  des  mhd.  ze  künege  kiesen,  ze  schalke 
machen  lieiUt  es:  zum  könig  erwählen,  zum  knechl  machen; 
allerdings  wird  hier   beslimmt,  nicht  formelhaft  geredet. 

7.  die  zahl  der  besonderen  begiülfe ,  die  den  art.  fast 
überall  verlangen,  hal  sich,  gegen  das  mhd.  gehalten,  ge- 
mehrt: der  heiland,  tlie  jünger,  der  könig,  der  tod,  das 
glück,  die  weit  u.  s.  w.  nur  in  gewissen  fillen  weicht 
dei-  art.,  z.  b.  vor  könig  in  der  luUer  3  besprochnen  Ver- 
bindung nüt  eigennamen,  die  genug  bestinuntheit  gewähren, 
das  lied  darf  zuweilen  die  wcgiassung  wagen  :  knabe  sprach 
ich  ])reche   dich;  erlköiüg  hal  mir  ein  leids  gellian. 

8.  jene    alul.    und    mhd.    Wiederholung    des    pron.    zeigt 

sich  noch  in  »uigc/wungnrr  prosa  hin  urul  wieder,  Volks- 
lieder lieben  sie:  das  rad  das  ist  gebrochen,  die  liebe  die 
hat  ein  cnd,  und  häufig  so.  üülhe:  die  steriic  </tV  begehrt 
man  niclil;  auch  stall  des  dcmonstr.  das  pcrsünlicjie  pron.: 


424  einfacher  saiz. 

ilas  hcer  es  kommt  gezogen,  die  rede  gewinnt  dadurcli 
ruhe  und  nachdruck. 

9.  zivei  sich  verknüpfende  siihst. 

a.  beide    ohne  art, :    fürslen    und   Völker;    land  und  leute, 

b.  beide  mit  art.:  ilev  könig  imd  die  königin. 

c.  bloß  das  erste  mit  art.:  der  herr  und  vater;  die  ricsea 
und  zwerge. 

d.  bloß  das  zweite?  wird  kaum  vorkommen. 

10.  adjectiv:  blinder  mann,  ein  blinder  mann,  r?er  blinde 
mann,  der  mann  der  blinde. 

11.  mitten  dauert  als  parlikel  fort:  niltlen  unter  eucli  (iu 
mediis  vobis.)  auferstehn  von  den  lodten  hat  die  lutheuische 
bibel   :Malth.  14,  2.  27,  64.    Älarc.  6,   14.   9,   10.   Luc.  9,  7. 

14,  26.  ICor.  15,  1. 

12.  die  possessiva  werden  ohne  art.  vorgesetzt,  weder 
nachgesetzt,  noch  arliculiert.  auch  das  unbestimmte  ein 
leiden  sie  nicht.  stehn  zwei  subst.  zusammen ,  so  kann 
der  art.  vor  beide,  oder  bloß  vor  das  erste,  nicht  bloß 
vor   das  zweite  kommen. 

13.  der  gen.  ihrer  steht  nicht  mehr  bei  subst.,  sondern 
überall  dafür  das  possessiv,  das  sich  gleich  den  übrigen 
verhält. 

Alts,  artikel. 

1.  ohne  art.  sind  alle  benennungen  des  höchsten  wesens, 
nicht  bloß  (fod ,  sondern  auch  drohtin ,  metod ,  Iievan^ 
cuning  und  ivaldand ,   desgleichen  heliand  und  fader  lil, 

15.  oft  werden  sie  nebeneinander  gestellt :  wakland  god, 
drohtin  god.  das  beigesetzte  adj.  kann  den  art.  haben: 
drohtin  tlie  gödo  131,  9  ;  the  berlito  drohtin  79,  14;  the 
hölago  heliand  70,  4.  der  weltliche,  irdische  vater  iiiid 
könig  wird  articuliert:  the  cuning  83,  5;  thene  werold- 
cuning  83,  13;  thie  keser  2,  18,'  fon  them  kesora  11,  15; 
thes  Msures  2,  20. 

2.  Wörter  wie  sunne  86,  12;  erde  131,  21;  mutspelH 
133,  4  ersclieineu  zwar  noch  ohne  art.,  während  es  lieißt 
that  fiur  133,  9.  14.  the  dag  133,  5.  auch  trilt  im  obli- 
quen casus  gern  der  art.  vor:  an  theru  sunuou,  an  themo 
mänon   131,    19, 

3.  vor  allem  muß  hier  noch  der  eiitßiiiS  der  alliteratlon 
anerkannt  werden,  welche  im  beginn  der  reiheii  (sowol 
der    langzeiligen    als   kurzzeiligen)    die    anlautenden    subst. 


nomen.    pronomen,     arllkel.  405 

gern  rein,  von  keluem  art.  gehemmt,  herausstellt,  unbe- 
kümmert um  den  bestimmten  oder  unbestimmten  sinn,  die 
gewobnlieit  der  alten,  friilier  fast  ganz  artikellosen  form 
(wie  die  ags.  und  altn.  poesie  bestätigt)  ist  noch  zu  mäch- 
tig, zumal  zeigt  sich  das,  Avenn  die  mehrsilbigen  phirale 
anheben:  helidos  gispräcun  13,  17;  helidos  an  hiopoii  53, 
2;  helidos  iro  herron  92,  15;  gestos  an  godes  wang  56, 
18;  fuglos  alasun  73,  17;  erlös  an  iro  armun  70,  6;  er- 
lös enwordie  157,  24;  Averos  gengun  tu  125,  13;  erlös 
lindar  ederos  151,  1;  erlös  huurbun  85,  18  u.  s.  w.  selt- 
ner schon  beim  sg. :  helid  an  helsid  72,4;  erl  mid  is  urun 
80,  1;  blud  aftar  sprang  149,  2;  fisknet  an  llud  80,  17. 
etwas  anderes,  wenn  solche  pl.  in  die  mitte  oder  den  aus- 
gang  der  reihe  treifen ,  dann  mögen  sie  des  art.  theilhaftig 
werden:  tJiea  erlös  86,  14;  thein  erlon  78,  6;  thero  erlo 
liugi  82,  10.  innner  heißt  es:  tliat  barn  godes  74,  2.  149, 
5;  aber  fridubarn  godes  73,  2  eingangs  dei-  reihe,  tluit  fri- 
dubain  godes  13,  23.  93,  2  am  scIilulL  im  eingang:  tliat 
ger  furdor  skred  13,  23.  Nähere  crwägung  mag  bestäti- 
gen, was  Ich  hier  bloU  mutmaße,  daß  es  dabei  auf  den 
unterschied  zwischen  langer  und  kurzer  reihe  ankommt : 
in  der  langen  zweiter  hälfte  wird  der  art.  zulässiger  sein, 
als  in  der  ersten,  man  selie  den  letzten  beleg,  oder:  thea 
wardos  hurdun  13,  1;  thca  hirdios  forstudun  13,  6.  die 
alliteration  der  ersten  hälfte  ist  schärfer,  gedrungne!',  die 
zweite  lialfle  neigt  sich  zur  ausdehnung. 

4.  zwei  suhst. ,  durch  die  alliteration  gebunden ,  versagen 
sich  gewöhnlich  dem  art.:  landes  endi  liudeo  69,  23;  wordo 
endi  werkeo  80,  3;  bucan  endi  bilidi  14,  19;  aber  auch 
andere,  unalliterierende,  nach  ahd.  weise:  himil  endi  ertha 
2,  4;  gold  endi  wilirug  20,  16;  silobar  nee  gold  56,  9; 
regan  endi  sunna  75,  22;  dädiun  endi  wordun  91,  7.  sel- 
ten zeigt  sich  der  art. :  that  giwit  eiuli  the  wisdöm  56,  3, 
es  geht  thiu  dÄd  vorher,  und  folgt  thea  giwald. 

5.  der  iinarticulierte  (fen.  kann  dem  hcrschenden  nomeu 
vorausslehn  oder  folgen:  waUlandes  geld  3,  1 1 ;  himilos 
riki  72,  15;  waldandcs  crafl  J.4,  13;  sunu  drohtines  72, 
14.  86,  5;  craft  drohtines  125,  2;  bodo  drohtines  13,  20. 
23,  II;  lioht  dages  150,  1;  engilos  godes  79,  17.  er  darf 
al)iM'  auch  zwischen  ienes  nomen  und  dessen  art.  in  die 
mitte  treten:  ihat  liudeo  folc  73,  5;  under  that  erlo  folc 
72,  20.  127,  23;  the  godes  sunu  127,  24;  ihle  gebcnes 
Strom  131,  22;  the  drohtines  sunu  69,21;  //i*»««  drohtines 
sunu   70,   l;    t/jene  güdes   sunu    150,   5;    ihiu  Crislcs   wurd 


426  einfacher  aalz. 

5.5,  20;  f/tem  gotles  vvilia  14,  4;  thes  godes  liAses  126,  24. 
arliciilitTten  gen.  finde  ich  dem  hei-sclieiideii  siiltst.  voraus- 
gehend: lUes  walik'S  hiea  73,  23;  thes  billes  hili  149,  4, 
20;  te  ihes  kuninges  hoho  16,  12;  seltner  naclislehend  : 
licrla  Utes  mannes  77,   14. 

6.  präpositionale  formtlm  under  bac  148,  6;  an  seo 
80,  16;  le  baka  71,  13;  Ic  dale  150,  23;  le  thanke  «3, 
23;  te  farlora  54,  3;  le  hus  78,  2;  te  brudi  5,  3;  an  diu- 
ma  10,  2  u.  a.  m. 

7.  sonst  wird  auch  liier  bei  der  ersten  nennung  eines  iio- 
iiiens  der  unbestimmte,  bei  Aar  zweiten  der  bestimmte  art. 
verwendet:  ^n  adales  man  77,  20;  tJne  adales  man  78,  5; 
«5n  erl  73,  6;  an  enera  crÜjbiun  12,  19;  cna  ides  8,  2; 
en  thegan  8,  3.  doch  stellt  zuweilen  das  6/oße  subst.  statt 
des  unbestimmten  art.:  kind  4,  10  und  darauf  that  kind 
4,   18;  suuu  (ein  söhn)   14,  4. 

8.  Wörter,  die  den  art.  zu  haben  pflegen;  an  ihene 
gastseli  57,  20;  umbi  thena  allari  3,  22;  aflar  theni  alaha 
3,  22;  an  them  alahe  4,  2.  15,  5.  129,  22.  at  them  wihe 
6,  1.  129,  1;  an  them  wiha  5,  20;  for  them  wiha  5,  22; 
thena  wih  3,  15;  an  thena  wih  14,  17;  umbi  thene  wih 
130,  17.  that  werod  3,  20.  5,  22.  148,  7.  undar  themu 
folke  69,  16.  thea  liudi  79,  3;  them  liudiun  56,  16. 
undar  theru  menigi  1,  7  ;  for  theru  menigi  124,  19.  127, 
8;  thiu  thiod  131,  23.  157,  24;  undar  theru  thiodu  57, 
13.  76,  11;  wol  aber  heiiU  es  irmintliiod  80,  21.  81,  1. 
thiu  werold  2.  7;  obar  thene  middilgard  74,  23.  lauter 
ganz  bestimmte ,  die  allgemeinheil  ausscliließende  begriffe, 
dalier  auch  schäi'fere  demonsti'.  zutreten  :  thesa  w^erold  2,  3  ; 
thesaro  weroldes   17,  23;    an  thesan   middilgard  2,   11. 

9.  hauptsächlicli  vor  adj.  stellt  sich  der  bestimmte  art. 
ein:  the  ubilo  bum  53,  3;  fan  them  ubilon  man,  fan 
themu  gudan  manne  53,  11.  14;  the  helago  gest  9,  8.  57, 
23;  the  glawo  wurm  57,  3;  an  that  lielnge  lioht  54,  18; 
an  that  langsame  lioht  81,  4;  an  thea  wirson  liand  54,  3; 
thiu  mikile  mahl  125,  22;  thiu  sniale  thiod  129,  8;  selt- 
ner geht  das  subst.  voraus:  godspell  that  guda  1,  17;  fern 
that  heta  27,  7;  nadra  thiu  feha  57,  4;  crafte  them  mi- 
kilou  1,  24.  beispiele  des  unbestimmten  art.  vor  adj.:  an 
ena  starca  strätun  73,  13;  en  muri  berg  129,  14. 

10.  das  possessiv  hat  in  der  regel  keinen  art.  und  steht 
bald  vor,  bald  nach  dem  nomen  :  nn'd  thlnun  wordun  5, 
10:  an  uucro  weroldi,.  an  uncro  jugudi  5,  1.  4;  an  uncuu 


nornen.    pronomen.     artikel.  427 

flettea  5,  5;  fraon  sines  3,  24  j  fraou  siuim  5,  23;  junga* 
ron  nune  74,   16. 

11.  is  und  h'o  treten  dem  nomen  voran:  mid  is  wordun 
4,  3;  is  engil  4,  7;  an  is  weroldi  4,  12;  an  is  lierton,  an 
is  liiigi  54,  22;  is  bil  148,  22;  te  is  handun  69,  17;  an 
iro  hertau  1,  15;  fon  iro  cnuosle  2,  10.  zuweilen  aber 
zwischen  das  nomen  und  dessen  art. :  bi  them  is  lerun  128, 
11;   an  thea  is  mikilun  craft  69,  22. 

2.  jener  ahd.  mlid.  wiederliolung  des  art.  (s.  400.  415) 
bin  ich  im  alts.  ebenso  wenig  begegnet  als  seiner  Verwen- 
dung, wenn  zwei  subst.  verbunden  werden,  bei  dem  zwei- 
ten derselben  (s.  401.  416.) 

Mnl.  artikel. 
ich  hebe  bloß  hervor ,    was  von  der  mhd.  weise  abweicht, 
oder    zu    bedeutenderen    eigonheiten    des   mhd.  art.  stimmt; 
in   allen  gewöhnlichen  fallen  treffen    mhd.  und  mnl.  spräche 
zusanunen. 

1.  eigennanien  stehn  ohne  art.,  doch  dem  beigefügten 
appellativ  oder  adj.  mag  er  hinzutreten:  Nobel  die  coninc 
Rein.  44.  2756;  Tibert  die  cater  107;  Grimbert  die  das 
177.  1339;  Beliu  de  ram  1851.  2335.  2947;  Reinout  de 
ries  2672;  Reinaert  die  velle  614;  Rode  die  vroede  331; 
Coppe  die  mare  417;  und  oblique:  Brun  den  bere  479; 
an  ('uwaerde  den  hase  138;  vor  Nobele  r/iew  coninc  1773. 
Seltner  geht  das  articulierte  appellativ  dem  eigen namen 
voraus:  die  ram  Belin  3205;  meiten  ram  Beline  3422; 
die  coninc  Fenus  Flor.  102;  die  coninc  Caerle  Flor.  3971. 
die  titel  here  und  vrauwe  nehmen  keinen  art.  an:  vrauwe 
Vulmaerle  Rein.  788:  vrauwe  Ogernen  803;  vrauwe  Ju- 
locke  831;  vrauwe  Sante  Flor.  433.  507;  vcr  Yeve  INIaerl. 
1,  11;  doch  steht  Rein.  3447  «here  Belins  maghe.  *)  be- 
merkenswerlh,  daß  zwar  Reinaert  die  vos  463  gesagt  wird, 
bei  diesem  namen  aber  das  appellativ,  ohne  und  mit  art., 
vorauszugehn  pflegt:  vos  Reinaert  50;  lieve  vos  Reinaert! 
575;  den  bösen  vos  Rcinacrdc  857;  die  feile  vos  Reiiu'rdo 
3502;  den  vos  Reinaert  6794;  aiich  die  iiberschrifl  des 
gedichls  lautet:  van  den  vos  Reinaerde.  **) 


*)  inliH.  her  Isengrln  Reiiili.  453.  507 ;  ver  Pintc  56.  75 ;  vcr 
Herserit  .508. 

'*)  der  (itol  '■fo.t  Reinaert'  ist  Hnriini  vorziiplirlior  als  'Reinaert  <ic 
vos,'  der  lield  einer  der  gaiifjharsJcii  falieiii  ijednrf  keines  nrlikels  ,  er 
ist  für  «ieli  jieini':  Iiervür"ctiul»en.     dalier  aticli  Gliclicacr  ihn  Reiithart 


428  einfdcJier  salz. 

2.  Ortsnamen  oline  art.  :  Aken  Tioin.  2634;  Tilicnt  2260; 
lirile  2268;  Hulslorlo  2.579.  2664;  Krlekepil  2.5H2  ;  INlaii- 
pertös  i;5,Sl.  te  IMniiperlns  514  (wie  niluJ.  IJbelloch  Hoinh. 
1.523);  te  Nicie  FJoris  604.  609.  nur  einzelne  neliincn  ihn 
au:  van  dtr  Elmare  Rein.  373.  1497;  ter  Montorien  Flor. 
476.498.  (luUnamen  auch  liier  mit  art.:  tiissclien  ditr 
Elve  enti'e/'  Sonime  Hein.  2446. 

3.  dem  siibst.  nachijesetzte  gen.  ohne  art.  erscheinen  so 
seilen  \vie  im  mini.  (s.  412),  d.  h.  nur  in  der  formel  Int 
jacr  gods  (anno  domini)  Stoke  1,  118;  und  bei  mal^  oder 
gewicht:  Iwe  pont  gelts  Sloke  1,  102.  vorgesetzt  sind  sie 
häufiger,  doch  minder  als  im  mhd.:  elfs  ghedroch  Maerl. 
1,   6;    kinds  kindere  Maerl.   1,   17. 

4.  nnheslininiter  und  hesllmmter  art.  vor  superlat. :  en 
die  mesle  overdaet   Kein.  137.  (vgl.  oben   s.  417.) 

5.  unhestimniter  art.  zwischen  adj.  und  suhst.  :  so  reine 
en  lif  jMaerl.  1,  70;  so  hovesch  en  cnajie  Rein.  1221.  spä- 
terhin scheint  mau  den  art.  dem  vorausgegangnen  adj.  an- 
zulehnen, was  dann  fast  dem  nord.  suffix  gleicht,  in  der 
letztangeliihrten  stelle  liest  die  jüngere  hs. :  so  huesschen 
man.  wie  im  mhd.  (s.  417)  findet  auch  diese  lügung  statt 
■wenn  die  partikel  so  vorheigeht. 

.^(jS.  urtikel. 
dieser  verlangt,  für  die  ältesten,  poetischen  denkmälcr,  eine 
von  uusrer  bisherigen  Untersuchung  ablenkende,  selbst  in 
dem  was  wir  von  der  golh.  spräche  übrig  haben  mag  der 
artikel  imgleich  häufiger  vervAcndet  sein,  als  es  in  goth. 
liedern  der  fall  gewesen  wäre.  weun  er  in  der  griech. 
dichtung,  zumal  der  älteren  epischen  weit  seltner  auftrilt, 
als  nachher  in  der  prosa,  so  muU  er  der  deutschen  allite- 
rierenden poesie  noch  weniger  zugesagt  haben,  zu  diesem 
scliluß  berechtigt  schon  das  alts.  gedieht,  dessen  alliteratio- 
neu     für    den    fremden    stof  sich    nur    eehemml    entfallen. 


fuhs  nennt  (10.,  in  der  späteren  übersclirift :  fuhs  Reinharf) ,  was 
dem  lat.  Reinardus  rulpes  (Iseiigr.  23.  lüi))  ganz  gleirlikoiiimt;  bei 
den  übrigen  tliieren  stellt  das  appeilativ  voran:  Inpns  Ysengrimii.s,  an- 
ser  Gerardus,  gallii.s  Sprotinus  (Isengr.  625.  537.  539),  docli  einmal 
Y.sengriiiiu.s  liipiis  (565.)  st;itt  Bri'iii  ilcr  bere  Reinli.  1369  würde  es 
niclit  lielljcn  Bnin  i)ere,  iiocli  bere  Bnin.  in  der  späteren  nieder- 
rliein.  fabel  (lleinli.  p.  388)  findet  .sich  Reinairt  di^  vois,  und  ancli 
im  nieder-säclis.  gediclit:  Reinke  dd  vos  41;  Reiukeii  den  vus  22. 
Gütlie :  I  ibiueke  fuciis. 


nomen.     pronomen,     artlkel.  499 

viel  freier  und  natürlicher  ihun  sie  es  in  den  ags.  und 
ahn.  liedern. 

ein  ungefährer  durchschnitt  wird  das  vcrhiiltnis  über- 
schauen lassen.  0.  im  ersten  cap.  seines  ersten  buchs  ,  in 
126  langen ,  also  252  kurzen  Zeilen  verwendet  den  be- 
stimmten art.  27  mal ;  der  alts.  Hei.  auf  den  drei  ersten 
selten,  Avenn  ich  recht  zahle,  in  217  kurzzeilen  33  mal. 
noch  ungünstiger  werden  die  nomina  im  alliterierenden 
niuspilli  behandelt,  194  kurzzeilen  führen  den  art.  64  mal 
herbei,  ich  zweille  nicht,  ein  guter  theil  davon  wird  dem 
Schreiber  zur  last  fallen,  die  114  zeilcn  des  Ludwiglieds 
haben  ihn  aber  nur  9,  die  68  lang  {pz  136  kurz)zeilen 
des  liildebrandliedes  sogar  nur  5  mal;  in  diesen  beiden 
bewegt  die  spräche  sich  mehr  nach  ihrer  alten  eigenthüm- 
lichen  weise. 

der  ags.  travellerssong  gewahrt  in  286  zeilen  den  art. 
nur  zweimal,  Ijcüv.  in  den  ersten  537  zeilen  19  mal,  Ciid- 
nion  in  268  zeilen  der  neun  ersten  seilen  12  mal.  will 
man  die  menge  der  eigennamen,  aus  welchen  trav.  song 
besteht,  in  anschl.ig  bringen,  so  hcrscht  in  Cädm.  der  art. 
deutlich  sclion  mehr  vor  als  in  Beov. ;  dies  gedieht  ist  noch 
volksmäUiger,  jenes  gelehrter.  unser  ahd.  Ilild.  würde, 
nach  dem  gcfiinchien  Verhältnis,  auf  544  zeilen  20  arlikel 
liefern ,    was  der  zahl  in»  lieov.   grade  gleichkonunt. 

erwägt  man  nun  weiter,  dali  die  ags.  prosaquellen  deu 
art.  viel  öfter,  fast  so  oft  wie  die  ahd.  gebrauclien,  so  darf 
nicht  gezweifelt  werden,  daU  gedichte,  voraus  die  älteren, 
alliterierenden,  hier  einen  ganz  andern  malUlab  fordern, 
an  die  wenigen  ahd.  lieder  ließ  er  sich  aber  noch  nicht 
setzen,  an  den  ags.  will  ich  ihn   versuchen. 

1*  ich  finde  dali  der  art.  zuerst  und  liauplsachllch  vor 
adj.  auflrill,  in  dem  s.  390.  401  angczeiglen  lall;  das  ist 
die  iiolhwc'Mdigste  beslinuniu)g,  durch  weh  he  ein  adj.  auf 
ein  folgendes  oder  vorausgegangnes  subsl.  genau  bezo- 
gen wird. 

jene  beiden  art.  des  trav.  song  trcfl'on  sich  vor  Superlati- 
ven :  tlin  seleslan  220;  ihn  s;vmcstnn  250.  so  nun  auch 
Se  yldesla  li.  513;  tlione  yhloslan  723;  thä  st-loslan  826; 
i/ione  deorcslan  2618;  tlione  seleslan  2811.  4759;  t/iivni 
Sivlestan  3368;  tham  yldestan  4865;  tlioue  leofestan  5641 ; 
se  yldesta  C.  75,  16;  ihn  yldeslan  97,  22.  100,  26;  thn 
S('!eslan  15,  2;  se  hehsla  22,  21;  tlione  hehslan  17,  15; 
on    l/itUn    hehslan   32,  32;    sco  belsle  36,  28.      dann    vor 


430  einfacher  satz. 

posiliveii:  se  älinlhllgfi  J5.  1.S3;  se  grimn)a  grvst  203;  thi'is 
ladhaii  263;  .se  guila  4üS.  707.  1343.  1.509.  23«1.  3035; 
tluem  giVlaii  766;  se  iica  618.  793.  3946;  se  hearda  798. 
3610.  39JI;  se  agiicca  1471.  1994;  thäs  alilrucan  1972; 
thwm  ahliecan  1286,  .5033;  se  miwra  1.517.4017?;  5e  niudega 
1619;  se  siioltra  2627.  3.570;  se  sriella  .5937  ;  se  visa  3395; 
se  goincla2794;  thd  granian  1548;  se  iiKvra  C.  4,  13;  se 
liAlga  18,  8;  se  laillia  31,  23;  tliii  hileran  recas  21,  17;  ou 
*/««sveartan  helle  20,  21;  on  thd  liAtau  liell21,26;  vealdend 
se  guda  52,  27  ;  thd  m.cran   gesceafl  6,  24. 

2.  nahe  lag  es  nun ,  gewisse  personliche  oder  sächliche 
verlKiltnisse ,  die  durch  adj.  naher  beslinunt  wurden,  auch 
mit  dem  bloßen  art.  zu  bezeichnen.  da  es  liieU :  in  (on, 
tu)  sele  thchn  hean  B.  1410.  1832.  2026.  3964;  warum 
nicht  auch:  tu  thtem  heahsele  1287;  tu  tha'in  goldsele 
3276;  se  vinsele  1536,  oder  bloli  se  sele":'  (vgl.  das  alts. 
thie  gaslseli  s.  426.)  so  werden  z.  b.  arliculiert  se  secg 
B.  167;  se  llieoden  4257;  se  elleng;est  171;  se  ellorgaist 
1608;  se  aldor736;  se  synscalha  1407;  se  nianscalha  1417; 
se  liearmscallia  1525;  seo  theod  2501;  thtcre  idese  3297; 
thdni  vife  1271;  tlia  ädhelingas  5;  tlid  diilitgunian  197; 
thd  lidhende  440;  thd  leode  382;  thdta  ynibsiltendra  18. 
beispiele  von  saclilichen :  th'dt  lic  4250;  se  lichonia  1617. 
3505;  thät  vinreced  1980;  thäs  recedes  veal  650;  thone 
hafelan  3227.3567;  thd  hill3228;  </üi<  svurd  1774 ;  thone 
gifslul  334;  thone  b7egostul  4773;  se  frumstol  C.  59,  14; 
se  mere  B.  2724;  thone  grundvong  2991;  se  leoma  619. 
3139.  auf  solche  weise  bilden  sicli  gewisse  subst.  heraus, 
die  geNvühnlicli  einer  gelinderen  oder  stärkeren  denionstra- 
lion  bedürfen ,  z.  b.  seo  veorold ,  se  niiddangeard ,  th'dt 
verod  ,  seo  nienegeo  u.  s.  w. ,  man  findet  bald  thone  niid- 
dangeard, bald  thisne  ni.  B.  150. 

3.  der  subst.  liingegen,  die  ganz  ohne  art.  auftreten,  ist 
eine  weit  größere  zahl  als  in  den  bisher  behandelten  dia- 
lecten.  aul»er  god,  drehten,  metod,  vealdend,  nergend, 
scgi>pendf  und  den  vielen  zusannnensetzungen  dieser  (sige- 
dryhlen,  sigemetod  u.  s.w.),  finde  ich  deädh,  vgrd,  hild, 
dag,  niht ,  sunne ,  inöna  noch  im  besitz  ihrer  alten  Per- 
sönlichkeit des  artikels  unbedürflig.  nur  wo  eine  nähere 
liiuNveisung  zutritt  können  einige  sein  gcleit  fordern,  z.  b. 
in  der  wiederkehrenden  formel:  on  tha'm  däge  thysses 
lifes  B.  392.  1573.   1605. 

4.  ohlUjue  casus,    zumal  nach  Präpositionen^    entratheu 


nomen.    pronomen.     artiheL  431 

des  art.  melstenllieils;  es  würde  überllüsslg  sein  belege  zu 
geben. 

5.  den  alid.  doppelt  gesetzten,  oder  den  unter  zwein  subst. 
dem  zweiten  beigefügten  art.  finde  ich  auch  hier  nicht 
hergebracht  •,  beides  scliickt  sich  nicht  für  die  allilcrieronde 
zeile.  zufallig  erscheint  C.  16,  5 :  lista  und  thara  lara. 
eher  findet  das  possessiv  sich  zum  ersten  subst.  ein:  thin 
abal  and  cräft  C.  32,   9;  thine  dacd  and  vord  C.  32,  23. 

6.  das  possessiv  steht  auch  sehr  gern  nach  dem  siihst. : 
sunum  thinum  0.  78,  28;  mundum  sinuni  82,  19;  eaforan 
thine  80,  24;  scüi-bogan  minne  93,  5;  iiergend  usser  80, 
12.  82,  24.  89,  20.  90,  22;  scyppend  usser  84,  1.  beliebt 
ist  die  anredeformel :  vine  nitn  Adam!  51,  10;  vine  mm 
Beovulf!  B.  909.  3407;  vine  nun  Hunferdh!  105.5.  aber 
des  art.  vor  possess.  entsinne  ich  micli  niclit,  wiewol  in 
der  prosa  (nicht  in  den  gedichten)  einigemal  das  possess. 
dem  articulierlen  adj.  voraus  steht :  on  Ihinum  thtim  häl- 
gum  (?  halgan )  naman  (in  nomine  tuo  santto),  was  der 
golli.  conslruction  s.  392,   12.  b.   y  äluiclt. 

7.  vor  eujennamen  hat  se ,  seo,  thät  immer  demonstra- 
tive kraft. 

Altn.  artikel. 

der  ags.  poesie  gleicht  die  eddische,  nur  daß  sie  noch 
freier  von  dem  eigentlichen  art.  erscheint. 
1.  hauptsachlich  wird  inn^  in  ^  it  vor  adj.  gesetzt,  ganz 
in  der  weise  des  ags.  se,  seo,  thät;  hinn  aldni  Sa^m.  4"; 
t  inoni  ma>ra  brunni  4*;  hin  aldna  5"*;  Jan  frodha  7*;  at 
Jtino  ganila  8";  it  aldna  tre  8*;  inn  mikli ,  inn  nwrri  9»; 
inn  riki,  inn  dinuni  lO*";  at  ins  frudha  12^;  inn  setli 
16^;  ins  tryggva  vinar  18^';  it  sama  19^;  ins  liosa  mans 
21^;  en  horsca  mar  22*;  inn  gandi  thulr  32-*;  i«m  fiuilbi 
iolunn  33'';  und  so  durch  die  ganze  edda.  Das  subsl. 
darf  auch  dem  articulierlen  adj.  vorausgehn :  seggr  enn 
iM)gi  81*^;  seggr  inn  snarradhi  183^;  reccr  inn  raillisviiuii 
75^;  audh  inw  fagra  174*;  vidhr  enn  vindlburri  135'^;  zu- 
mal eigennamen  Alfr  inn  ganili  115*';  llrulfs  ins  gainla 
llü'^;  dücli  die  nachselzung  erfolgt  hiiuliger.  Fügt  sich 
diesem  inn,  ;in ,  it  noch  ein  «a ,  am,  ihat  bei,  so  eilinht 
das  die  demonslralion  (s.  379):  sd  inn  mallUi  nuiiu"  22'; 
5a  inn  frAni  ornu'  189**;  ormi  theim  enoni  friina  13(3'»; 
es  ist  ziendich  oft  der  fall.  *) 


•)  selir  niiji^cvvölinlicli  stellt  «las  bloRc  sa  ,    sil ,    tlmt  vor  adj.,    \\\u] 
oll'eiibar  (IcniüiislrativiMli:    ihcini  ciiiiii  (illi    soll)  30'';    that  t-iiia  (il- 


432  einfacher  ficilz. 

2.  sdy  sii,  tlial  Irlll  ^crii  vor  sii1)St. ,  denen  ein  rclallvcr 
sal/.  iiaclilolgt,  iitid  li.-il  daim  die  bcdiMiliing  des  lal.  ille : 
iir  llifim  sal,  vv  und  iliolli  stendr  (ex  illa  aula,  qiiae  slal 
elc.)  4"*;  Sil  iördli  ,  ci-  ügi^r  4!^^;  sii  iiiiiiinii  ,  er  a  keiidi 
49**;  SU  niaiii,  er  niemi  sia  49^';  5«  viiidr,  er  forr  50^; 
zumal  in  den  Iraycn  des  (jrMnnis  und  Alvisrnal,  ^\o  nacli 
laiiler  bestininit  ge/.eiehnelen  geyeiisliindeii  geforsclit  wird. 
Diese  slructtir  vergleicht  sich  allerdings  dern  ahd.  und  ndid. 
art.  vor  siibsl.,  denen  die  relation  nachfolgt:  thaz  ser, 
tliaz  ihar  ruarit  niih  (s.  400) ;  diu  nuere,  diu  ich  bringe 
(s.  416),  und  leicht  lassen  sich  solche  stellen  auch  aus 
dem  goth.  alls.  und  ags.  aufweisen.  der  relative  satz 
schlielU  den  allgemeinen  sinn  aus  und  führt  auf  eine  be- 
sonderheit  des  begrifs  ,  welcher  das  sciiiirfere  demonstrativ 
wie  der  gelindere  art.  zusagt.  im  altn.  ist  aber  die  rela- 
tive form  unterschieden  von  der  demonstrativen,  während 
ahd.  inid  mhd.  beide  zusammenstoßen.  Zuweilen  steht 
aucli  \Srt  ohne  daU  ein  relalivum  folgt;  sä  iötunn  55';  Sti 
flskr  55*^;  sd  seggr  135';  thann  thiodhkonüng  173'  und 
dann  ist  es  wiederum  rein  denionslraliv. 

3.  der  an  suhst.  siifficfierte  art.  ersclieint  nocli  liüch^t 
sparsam,  godhiii  üll  (dii  omnes)  5^-  ist  das  einzige  bei- 
spiel  in  der  ganzen  Völuspa  und  an  sich  verdachtig,  weil 
der  art.  nicht  für  den  begrif  götler  taugt ,  vgl.  oll  godh 
61',  vidh  godh  52',  niedh  godhom  49*',  es  wird  also  auch 
in  jener  stelle  zu  bessern  sein:  godh  öll.  Havamal ,  Lodh- 
fafnismul,  runatallhatlr ,  Vaflhiudnismal ,  Grimnismal,  Al- 
vismal ,  Hymisqvidlia  gewähren  keinen  fall.  Lukasenna 
liat  67'  vömmiii  var  (flagilia  noslra.)  kein  arlikelsuffix  in 
Thrymsqvidha ,  Skirnisfür,  lirafnagaldr,  Veglanisqvidlia, 
Gröugaldr,  Rigsmal,  Hyndluliodh ,  Sölarliodh,  Fiölsvinns- 
mal  108^  bietet  dar:  fyrir  /öwrfm,  wo  aber  leicht  zu  lesen 
wäre:  fyri  land  ok  lim,  vgl.  109'.  für  die  criiik  des  Har- 
barzliodh  von  gewicht  ist,  daß  ihm  allein  mehr  beispiele 
des  Suffixes  eigen  sind,  als  der  gesamten  übrigen  edda : 
Sov  sundit  75';  um  snndit  75'  76'  78';  yfir  sandit  76^; 
■mntrinn  betri  75';  verdhmom  75':  eihjonni  75^;  a  ski- 
i)it  75*';  vidh  landit  75^;  um  viujinn  76'^  80';  höfudhit 
76'';  hutinom  80';  leidhina  80';  til  stocksins  80';  til 
steinsins ,  til  vinslra  veijsins  80^'.  rühren  sie  vom  dich- 
ter  her.    oder    hat   sie    ein    Schreiber  eingeführt?     warum 


lud  umim)  95^;   su  eiiia  nott  126^;    uud   statt  tliat  it  liosa  Hk  122& 
liest  die  copenli.  ausg.  tJiat  liusa  iik. 


iioineiL.     prüiiuinen.     artikel.  433 

sollte  nicht  for  sund,  u  skip,  vidh  land^  til  slelns  ii.  s.  \v. 
slelin  dürfen?  einige  varianleu  kommen  dieser  vernuiliin" 
Avirklich  zu  stallen.  Der  andere  tlieil  der  edda  iiefert 
gleich  ^venig  fälle  oder  noch  wenigere:  orniinn  fräna  11 6^' 
akarnin  (glandes)  234^;  murina  melgreypo  (equos  lupatum 
alteren les)  246^5  at  söUuni  sudhrhöJlo  248'«.  Diese  enge 
schranke  des  angehängten  arl.  in  den  cddaliederu  ermäch- 
tigt zu  der  folgerung,  daß  er  in  der  ältesten  nord.  spräche 
noch  gnr  nicht  vorhanden  war  *) ,  uiid  erst  alhnälich  ent- 
sprang; die  prosadenkmäler  verwenden  ihn  häufig,  ent- 
sprungen sein  könnte  er  zuerst  aber  aus  dem  nachgesetz- 
ten arliculierten  adj.  z.  b.  dagr  hin  liosi,  ghjf  in  mikla, 
fat  it  diupa  führte  leicht  auf  dagrmn ,  giüfm,  fatiY,  und 
iene  orminn  frana,  niarina  melgreypo,  sulinni  sudhrhöllo 
lösen  von  selbst  sich  atif  in:  orm  inn  frana,  niari  ina 
melgreypo,  söl  inni  sudhrhüUo.  man  hieng  hernach  das 
pron.  an  sidjsf.,     denen  kein  adj.  folgt. 

4.  die  jüngere  prosa  laut  auch  hinter  oder  vor  articulier- 
teni  adj.  nochmals  das  suffigierte  siibst.  zu:  hinn  ungi 
madhr/ww  5  hll  diapn  fatit ,  statt  des  einfachen  hinn  un^i 
madhr,  liit  diupa  fat;  in  folgenden  beispielcn  häufen  sich 
drei  arlikel:  }  fir  lufßt  that  it  diupa  Sn.  50 ;  mwriii  su  hin 
mikillala  Har,  härl.  saga  cap.  21;  ja  es  fügt  sich,  vviewol 
seilen  ,   das  starke  adj.  ohne  arl.  zum  suffix  :  heilagr  audinu. 

5.  eijenuaineu  leiden  keine  suffixion,  docli  ist  bemcr- 
kcnswerlii,  daU  zwei  oder  mehr  eigcnnnnien  durch  ein 
vorstellendes  demonslrativ  verknüpft  -werden :  synir  Afla 
vorn  iheiv  Erpr  ok  lutill;  tlieirra  synir  vorn  theiv  Sölarr 
ok  Suftvarr  Sivm.  230;  hans  synir  vorn  their  Gudrödi-, 
Haukr,  Iladdingr  ok  Ilringr  lornald.  sog.  2,  9;  füdor 
tlieirrn  Inginiundar  ok  llysteins  2,  9. 

6.  possesaiva  slehn  in  den  liedern  beides  vor  oder  nach 
dem  subsl. :  minn  fadhir  181'';  nun  muilhir  75'';  minna 
verka  77''^;  minnar  xf\  175*;  a>U  minnar  174'';  nafns  ihiiis 
76';  liürvi  mino  76^;  funil  llünn  173b;  aslir  minar  74'; 
saltir  llunar  48''  u.  s.  w.  Ist  ein  adj.  im  S|)iel,  so  stellt 
das  possessiv  jederzeit  sich  vor  ihis  (irlicnlirrlc  otlj.^  mag 
das  subst.  vorhergehn  oder  lulgen :  lluicll  minn  iiin  bc/.li! 
139'';  thinn  inn  frana  nueki  186';  miiui  inii  livassi  tiiiirr 
187";    minn  inn   livassa  hiür   189'';    lluns  ins  livassa  liiörs 


*)  nncli  die  küiislliclien  ^'csiiiijre  der  üKeroii  skaldni  cnllx  liroii 
seiner,  z.  l).  in  TliiudoHs  liöstlöiig  und  I'lilils  Tliorsdnipa  konintt  er 
nie  zum  vorsclicin. 

E  e 


434  einfacher  scitz. 

190«;  s?n«  ins  lic'ila  lingar  23^;  ähnlich  der  goth.  und  ags. 
coiisliuction  (s.  392.  431.) 

7.  in  der  prosa  wird  das  setzen  oder  niclifsetzen  des  ruf. 
mehr  von  der  besliiimillieit  oder  unbeslininillieit  des  bc- 
grifs  abliJingen ,  inigelahr  nach  den  grundsälzen,  die  in 
den  ncunord.  sprachen  gellen. 

Neunord.  arliJiel. 

1.  das  sullix  tiill  zum  subst.  eUva  in  den  fällen,  \%o  der 
nhd.  bestinnnte  art.  vorgcselzt  wird,  schwed.  i  beginneisen 
skapade  gud  hiinniel  och  jord,  och  jorden  \ar  öde  och 
tom ,  och  niürker  var  pä  diupef,  och  guds  ande  sväfde 
öfver  \alne<  (am  anfang  scliiif  golt  himniel  und  erden,  und 
die  erde  war  wiisle  und  leer,  inid  es  war  fnisler  auf  der 
tiefe  und  dei'  geist  goUes  scliweble  auf  dem  wasser.) 
blüli  ande  sieht  ohne  art.,  nicht  anden,  wie  nhd.  der 
geist,  aber  Luther  hiitle  auch  sagen  mögen:  goltes  geisl. 
dän.  :  i  begindelsew  skable  gud  himnielen  og  iorden  ,  og 
ioi'den  var  öde  og  tom  ,  og  der  var  mörk  oveu  over  af- 
grundejt  ,  og  giuls  aaiul  svevede  oven  over  vandewe. 
}i,ier  ist  schon  bei  der  ersten  nennung  hininic'.ew  und  jordeit 
bestinujit  woiden.  IjMos.  3,  2  lautet  scliwed.:  ta  sade 
qvinu«Ji  til  ormen,  vj  älc  af  tlie  Iräs  fiukt,  som  är  i  lust 
gärdeuoiu  (da  spiach  das  wcib  zu  der  schlangen,  wir  es- 
sen von  den  fruchten  der  bäume  im  garten.)  dän.  da 
sagde  cpindew  til  slangen ,  vi  niaa  ade  af  träers  frugl  i 
haveK.  hier  hat  das  nhd.  zwei  art.  mehr  als  dan.  in  den 
Worten:  von  den  fruchten  der  bäume,  durch  die  Wen- 
dung: von  der  bäume  fruchten  würde  der  eine  vermieden 
worden  sein.  das  scliwed.  the  (de)  vor  träs  wird  veran- 
laßt durch  den  relativsatz:  som  är.  mangelte  er,  so  könnte 
stehn :  af  träs  frukt  i  lustgärdenom. 

2.  die  schwed.  spräche  nemlich  setzt  gern  tlen ,  det  vor 
subst.,  die  durch  einen  folgenden  satz  näher  bestimn)t  wer- 
den :  den  kärlek  ,  som  jag  hyser  (die  liebe  ,  welche  ich 
hege);  det  hjerla,  som  e|  röres  (das  herz,  welches  nicht 
gerührt  wird);  det  ord ,  hau  sade  (das  wort,  welches  er 
Sagte);  hier  würde  die  suffigierte  form  kärleken ,  hjertat, 
erdet  nicht  hinreichen ,  wol  aber  kann  sie  nnt  dem  vorge- 
setzten pron.  zugleich  angewandt  werden:  den  kouungew. 
som  ififörde  christendomen  (der  könig,  der  das  ehr.  in 
Schw.  einführte);  det  äggei  som  du  ätit  (das  ei,  welches 
du  gegessen  hast.)  die  schwed.  Volkslieder  liaben  art.  luid 
suffix  oft  auch  ohne  daß  ein  relativ  folgt :    den  dödeu  var 


nonien.     pronomen.     artikel.  435 

intet  min  goda  fader  vard  1,  8;  de  oi'den  ej  förr  liade 
Gulleborg  sagt  1,  8;  lian  tog  den  jungfniM«  gullgula  liär 
1,  84;  iiiedan  jag  följer  den  jiingfruH  1,  141;  hon  svepte 
det  barnei,  hon  satte  det  skrinef  2,  182.  das  dan.  den, 
del  linde  icli  nicht  vor  suffigierten  subst. ,  auf  jeden  fall 
ist  er  seltner. 

3.  beispiele  des  den  oder  liin  vor  adj.  sind  s.  379.  380 
gegeben,  nicht  seilen  tritt  zu  solch  einem  articulierten 
adj.  aucli  noch  das  suffigierte  subst.:  tlen  ganile  halte« 
(der  alte  hui);  deti  upgäende  solew  j  det  högsta  väsendet 
(das  liöchsle  wesen) ;  ganz  wie  jenes  isländ.  hiun  ungi 
madbrinn  (s.  433.)  Job.  10,  11:  jag  är  the7i  gode  herde», 
analog  der  griech.  coustruction ,  die  subst.  und  adj.  be- 
stimmt (s.  391.)  der  dän.  spräche  genügt  es  hier  am  ad- 
jectiviscben  art. :  jeg  er  den  gode  liyrde ,  =:  nbd.  der  gute 
hirt ,  oder  wir  müsten  sagen  :  ich  bin  der  hirt  der  gute 
(wie   ahd.  s.  402  thiu  lunichä  thiu  guata.) 

4.  das  sjfjjfiijierte  adj.  der  Volkslieder  (s.  380)  leidet,  so 
viel  ich  weiU,  kein   den   vor  sieb. 

5.  nach  den  partikehi  sä,  huru ,  für  (nimis),  dan.  saa, 
livor,  for  stellt  der  unbestJnunte  art.  sich  nach  dein  adj. 
und  vor  das  subst.,  ninunt  also  zwischen  beiden  die  niitte 
ein:  s?i  Valdig  en  herre  sv.  vis.  1,  153;  sä  väut  etl  vif 
1,  138.  dän.  saa  stör  en  slad ;  hvor  skiön  en  pige!;  hau 
har  alt  l'or  stör  en  umage  (er  hat  eine  allzu  große  mühe.) 
ein  gleiches  geschiebt  nacb  sädan ,  hurudan,  hvilkcn,  mäu- 
gen;  dan.  saadan,  slig,  hvordan,  hvilken,  mangen,  z.  b. 
diin. :  saadaii  en  dyd  ,  slig  cn  gierning,  hvordan  en  mand, 
livilket  et  dyr,  paa  mangt  et  sied  (an  manchem  ort.^ 

En(jliseher  arlihel.     ich  hebe  nur  einiges  aus  .* 

1.  der  art.  unterbleibt,  wo  allgemein  und  spi-ichwürtlich 
geredet  wird :  love  is  slronger  tlian  death.  healtli  is  above 
weallb. 

2.  häufig  felilt  er  in  pi^apositionalcr  slruclur :  at  lionu«, 
to  uigbt,  to  morrow,  in  time  of  need  u.  s.  w. 

3.  slebn  zwei  oder  mehr  subst.  liintereinander,  so  braucht 
ihn  bloß  das  erste  auszudrücken :  ihe  king  aiul  lord  (vgl. 
ags.  s.  431.) 

4.  der  unbestimmte  art,  wird  öfter  und  ausgedehnter  als 
in  andern  dialccten  verwamlt , 

a.  zwiscbcn  adj.  und  subst.,  wenn  ilie  paitikeln  so,  as, 
how,  loo  vorhergehn:  so  great  a  laiul,    as  wisc  «man  as, 

Ke  2 


436  cnijaclier  salz. 

Saloniü ;  how  poor  o  man!  too  gootl  a  ir.aii,  fui  so  hail 
«   Nvilc  (vgl.  417.  42:i.  435.) 

b.  nach  such  niid  inaiiy :  siicli  a  foilvine  (solch  ein  glück); 
many  «    (ricnd   (nianchei'  fieund.) 

c.  nach  Nvlial  trill  a  vor  das  adj.:  whal  u  triie  filcnd 
is  that! 

5.  nach  all,  liall",  double,  bolli  nimmt  der  lieslimmle  odei- 
iinbosliiuiiile  ail.  seinen  plalz  unniillclhar  vor  dem  subsl.: 
all  tlie  da\  ,  half  the  world ,  half««  hour,  double  thc 
nioney  ,  bolh  the  sides  (beide  seilen.) 


SchluiShemei'kungen. 

1.  die  gewonnene  iibersiclit  der  wichllgsfcn  synlac'isclieii 
ersclieinungen  des  arlikels  (alle  Mcrde  ich  niclit  erlalU 
haben)  bestätigt  das  wovon  s.  366.367.  381.  3^^2.i383  aus- 
gegangen Avurde.  er  ist  ein  demonstratives  pronomen,  das 
die  Vorstellungen  von  beslimnitheit  und  inibcslimmlheit  leb- 
hafter oder  abgezogner,  fühlbarer  oder  leiser  in  nianig- 
facher  abstufung  auszudrücken  hat.  anfangs  sind  sich  alle 
uomina  bestinunt  genug,  dann  ajjer  beginnen  sie  den  arli- 
kel,  gleichsam  einen  titel,  anzunehmen,  -welcher,  je  meh- 
rern er  zu  theil  wird,  zwar  an  bedeutsand<.eit  abnimmt, 
doch  sie  nie  ganz  einbüßt.  der  unbestimmte  artikel  tritt 
daneben  auf,  nach  und  nach  entspinnt  sich  ein  System  von 
unbezeichnung  und  zwiefacher  bezeichnung  der  noniina, 
das,  abgesehn  von  seinen  formellen  vorlheilen  und  nach- 
theileu ,  die  rede  verfeinern  hilft. 

2,  warum  der  artikel  mehr  den  casus  rectus  ergreife,  als 
den  obliquus  (s.  387.  397.  411.  422.  425)  behandelt  cap.  5. 
allein  weder  das  casus  noch  das  genusverhallnis  wird 
durch  ihn  wesentlich  aufrecht  eihalten ,  höchstens  zu- 
fällig inid  nebenher,  das  bestimmende  pron.  hat,  wie  an- 
dere pronomina,  seine  ilexion  besser,  als  der  groUe  liaufen 
der  adj.  oder  gar  der  subst,,  doch  nicht  so  bewahrt,  dati 
alle  einzelnheiten  dadurch  gesichert  werden  könnten,  der 
unbestimmte  art.  wird  oft  sogar  ungenauer  llectiert  als  das 
gewöhnliche  adj.;  wie  etwa  sollten  die  englischen,  überall 
zu  einförmigem  the  und  a  lierabgesunknen  artikel  den 
verlornen  ausdruck  des  casus  und  genus  erstatten?  der 
hochdeutsche  art.  trägt  freilich  noch  dazu  bei,  die  drei  ge- 
schlechter auseinander  zu  hallen,  und  casus,  die  nicht  mit 
jjräpositionen  bezeichnet  werden ,  liervorzuheben.  vuiser 
gen.  sg.  masc.  und  neutr.  ist  durch  sein  eignes   S,    so    gut 


iLoineri.     pronomen.     artikel.  437 

^vie  der  des  art. ,  kenntlich;  dem  dat.  und  acc.  8g.  der 
rnänulicheu ,  dem  gen.  dat.  acc.  sg.  dei'  weiblichen  subst. 
geht  schon  die  llexion  ab,  in  solchen  fällen  erspart  uns 
der  art.  die  prap.,  zu  welcher  alle  dialecte  gewöhnlich 
greifen,  deren  arlikelform  die  casusllexion  nicht  mehr  dar- 
stellt, wenn  es  engl,  heißt  of  the  hunger,  sagen  wir  nhd. 
hungers,  des  hungers,  und  conslruiei'en  auch  noch:  hun- 
gers  sterben.  unsere  fem.  hingegen,  im  sg.  aller  llexion 
entbehrend,  greifen  nothwendig  zum  art.  es  heitU:  der 
Sühn  gottes,  die  mutier  Wilhelms,  aber:  die  mutter  der 
Adelheid  (wenn  nicht  Adelheidens  gewagt  wird)  ;  allmäch- 
tiger Schöpfer  hinunels  und  der  erde,  in  solclien  fällen 
wird  der  art.  bloUes  casuszeichen.  Doch  die  synlax  kehrt 
sich  nicht  uniiiillclbar  an  das  erlöschen  der  form,  die  ab- 
handhmg  der  genilivfiigung  wird  darlhun ,  daÜ  der  mhd. 
gen.  fem.  noch  häulig  ohne  arl.  forlgebraucht  wurde,  ob- 
gleich er  sich  äußerlich  von  keinem  andern  casus  des  sg. 
unterschied,  z.  b.  ich  maneu  dich  bruodertriuwe  lloseng. 
552,   wo  wir  nhd.  sagen  müsten:    der  bruderlreue. 

?i.  mir  leuchtet  ein,  daß  die  frühsten  artikel  vor  dem 
ndj.  sich  entfalteten,  die  alln.  luid  ags.  poesie  verkündet 
t'S.  vor  subst.  gestellt  hat  das  pron.  länger  sinn  und  nach- 
lialt  eines  lebendigen,  wirklichen  demonstralivs ,  5«  aggiUis 
will  sagen  ille  angelus,  de  quo  loquimur,  das  pron.  be- 
zieht sich  auf  etwas  schon  gesagtes,  oder  gleich  nachfol- 
gendes oder  in  gedanken  eigäüzbares ,  weshalb  auch  re- 
lativsälze  für ,  das  subst.,  worauf  sie  gehn  ,  gern  den  art. 
iiorbeilühren.  Beim  adj.  sieht  das  pron.  schon  bedculungs- 
lüsor  und  rein  formaler ,  luid  so  hebt  der  eigentliche  ai't. 
an.  ahma  sa  veilia  drückt  ungefähr  aus  was  ahma  veihs; 
die  sju-aclie  suchte  nach  einer  deutlichen  Verknüpfung  des 
ad),  nüt  dem  subst.  und  fand  sie  im  artikel.  in  ahma 
veihs  steht  das  adj.  loser,  in  sa  veihu  wird  es  herausge- 
lioben  und  naclulriicklicher:  der  geist,  neinlich  der  heilige, 
vorzüglich  aber  bedurften  die  ohne  ihr  subst.  auflrelenden 
adj.  eines  solchen  halts,  einer  solchen  gelinden  beziehnng 
oder  hinweisung  auf  das  nicht  ausgedrückte  subst.  sa 
guda,  sa  nükila  ist  der  mann,  der  held  u.  s.  w.,  von  dem 
die  reile  geht,  nüt  dieser  articulalion  hangt  in  uusrer 
spräche  zugleich  die  schwache  adj.  llexion  zusanunen  ,  wie 
das  füllende  ca|).  nühoi-  untei'.suchen  wird.  allerdings  sind 
auch  lue  adj.  eines  noch  besliinnUiMcn ,  schiii  leren  be/.ugs 
fähig.  wie  aus  arliculierlcn  adj.  ilic  nord,  subsl.  sullixe 
erwuchsen,    glaube    ich    nachgewiesen    zu    Iiaben;     so    mag 


438  einfacher  satz. 

dae  golh.  sa  veiha  ,  sa  guda  vorbild  für  ein  sa  aggiliis  ge- 
worden sein.  Zur  bcsliiligiing  der  hier  aiisoiiiandorgesetzlon 
ansiclit  kann  gereiclion ,  daU  die  liltlianisclie  spräche  keine 
eubst.,  wül  aber  adjecliva  arliculierl,  d.  h.  ihnen  gewi'-se 
beslinunlheit  verleiht,  nicht  diircb  das  vorgesetzte,  sondern 
wiederum  suffigierte  pron.  jis,  ju  =  sa,  so,  z.  b.  geras 
ponas  bedeutet  guter  herr,  gc'rasis  ponas  der  gute  hcrr; 
szwiesi  rankii  leucbtende  band,  szwlesoji  ranka  die  leucli- 
tende  liand.  in  dieser  spräche  war  also  gleidifalls  nielir 
bcdürfnis  den  adjectivisclien  ausdruck  zu  bestimmen  als 
den  substantivischen. 

4.  wie  durch  assimilalion  dieselben  vocalc  oder  consonan- 
ten  dicht  neben  einander  hervorgerufen  werden,  so  scheint 
auch  gern  ein  art.  in  der  nähe  des  andern  zu  entsjiringen. 
die  form  liebt  in  manchen  fallen  sick  zu  wiederholen, 
man  erwiige  die  s.  400.  415.  416.  421.  425  bemerkten 
redeweisen  imd  den  doppelten  griech.  art.  s.  387.  ISach 
nrticuliertem  subst.  pflegen  wir  auch  den  davon  abhängigen 
gen.  wieder  mit  dem  art.  zu  versehen :  die  worte  des  le- 
bens,  die  fruchte  des  feldes,  im  gegensatz  zu  lebensworle, 
feldesfrüchte. 

5.  wenn  also  das  System  des  arlikels  im  ganzen  auf  der 
bedeutung  beruht,  so  machen  im  einzelnen  sich  dabei  noch 
einflüsse  der  form  sowohl  als  der  früheren  sprachgewohn- 
lieit  geltend,  so  kann  die  regel,  dali  gott  artikellos  bleibe, 
eines  folgenden  relativs  halben  ausnähme  erleiden .  z.  b. 
wir  sulu  ze  diensle  s*n  bereit  dem  gole,  der  uns  geschaüen 
bat  Roseng.  585.  ein  älterer  dichter  hatte  wol  bloß  gote 
gesetzt,  doch  läßt  das  mehr  demonstrierende  pron.  sich 
hier  entschuldigen. 

6.  den  romanischen  sprachen  entspringt  der  art.  aus  dem 
lat.  demonstrativum  ille,  welches  schon  in  den  denkniälcrn 
des  5  bis  zum  9  jh.  häufig  die  sinkende  und  ge?cliNväclite 
flexion  begleitet;  ille  quartus,  der  vierte,  ille  homo,  der 
mann,  man  vergl.  die  allen  volksrechte  und  formelsam- 
lungen,  so  wie  zahllose  Urkunden,  aus  denen  Raynouard 
1,  39.  40.  49.  50  belege  verzeichnet.  Allmälich  sind  nun 
die  flexionen,  mit  ausnähme  des  I  und  E,  -welclies  den 
ital.  p].,  so  wie  des  S,  welches  den  span.  luid  franz.  pl. 
ausdrückt,  gewichen;  die  provenz.  und  altfranz.  mundart 
folgte  einem  andern,  hernach  wieder  aufgegebnen  unter- 
schied, indem  sie  dem  nom.  sg.  und  dem  obliquen  pl.  masc. 
S  beilegte,  dem  obliquen  sg.  und  nom.  pl.  masc.  hingegen 
entzog.      Den    gen.   und    dat.   aller    romanischen    sprachen 


nomen.     pronomen.     arühel.  439 

bezeichnen  weseutlicli  präpesitionen,  mit  denen  in  vielen 
lallen  der  art.  verschmilzt  *).  die  ital.  formen  lauten  im 
masc.  i7,  del,  al,  tlalj  pl.  i,  deiy  ai,  dai^  wenn  das 
subst.  vocalisch,  oder  mit  SB,  SF ,  ST  11.  s.  \v.  anlautet: 
lo ,  dello ,  allo  f  dallo^  pl.  tjli,  deyli,  (ifjli,  dayli^  im. 
fem.  /« ,  della ,  alla  ^  dalla;  pl.  /e,  delle ,  alle  ^  dalle^ 
es  bestelin  also  durchgängig  vier  casus,  nom.  gen.  dat.  abl., 
den  gen.  bildet  die  präp.  r/i,  den  dat.  «,  den.  abl.  r/a, 
und  dieses  da  scheint  selbst  zusammengedossen  aus  de  und 
a  (lat.  de  und  ad)  wie  das  ahd.  fana  aus  af  und  ana  (gramni. 
3,  262.  263.)  weil  die  übrigen  roman.  mundarlen  kein 
da  entwickelten,  begnügen  sie  sich  mit  nom.  gen.  und  dat. 
provenz.  el ,  del ^  alj  ])1.  eis,  dels ,  als ^  fem.  /a  ,  de  la, 
a  la  ^  pl.  las,  de  las,  a  las.  franz.  /e,  du,  au,  fem.  /a, 
de  la ,  ä  la ;  pl,  beider  geschl.  /es,  des,  aux.  span.  e/, 
fiel,  al^  pl.  los,  de  los,  a  los  j  fem.  la  ,  de  la  ,  ä  la^ 
pl.  las,  de  las,  ä  las  ^  für  den  sg.  aber  gilt  noch  eine 
neutralform:  lo ,  de  lo ,  ä  lo,  die  dem  jclzt  mehr  vom 
wollaut  abhängigen  ital.  masc.  lo ,  dello,  allo  verglichen 
werden  mag,  welches  früher  ungleich  weiteren  umfang 
hatle  **).  Außer  diesen,  zumal  in  der  ital.  spräche,  günstig 
ausgebihielen  arlikelformen  besitzen  alle  auch  den  unbe- 
slimnjten  in  der  cardinalzahl ,  deren  pl.  vorzüglich  gern 
von  deji  Spaniern  pronominal  verwendet  wird,  ländlich 
hat  die  franz.  spräche  noch  einen  sogenannten  parliliv- 
artikel  erworben,  d.  h.  den  gen.  du,  de  la  und  des  wieder 
als  nom.  gesetzt  und  daraus  mittelst  der  prap.  a  neue  da- 
tive  ä  du,  a  de  la,  a  des  gezeugt.  Diese  parlitiven  casus 
haben  ganz  die  bedeulung  der  artikellosen,  deren  sicli 
auch  die  ital.  span.  und  allfranz.  spräche  an  ihrer  statt 
bedient,  ilaher  ihnen  franz.  grammatiker  den  bloß  mit  de 
(ohne  art.)  gebildclen  gen.  zur  seite  setzen.  es  bestellt 
(oder  bestand)  aber  ein  unterschied  zwischen  manger  pain, 
mangor  du  pain,  nip.nger  le  pain  (ndul.  bröt  ezzen ,  des 
broles  ezzen,  duz.  brul  ezzen. 


•)  reines  casiiszeiclicn  geworden  ist  der  art.  niclit,  fliells  weil  jene 
üexion  fortdauert,  tlieils  immer  nocli  eine  tVililhare  denionstrntlon  in 
dem  art.  liefet,  da  auch  iinartioiillerte  nomiiiairormen  nelxii  und  unter- 
scliiedeu  von  ilim  gelteu.  wenn  es  in  diou ,  de  dien.  ;i  dieu  die 
präp.  ist,  die  das  casu.sverliäitnis  /.eu};t,  so  niu^  sie  es  nuoli  sein  in 
l'lioninie,  de  Tlionune,  ii  l'lKininic.  Psur  in  jicwissen  un(i  seltnen  füllen 
fiUlt  die  präp.  wo;;,  z.  b.  im  franz.  fefe  dieu ,  im  provenz.  per  larnia 
nion  payre  Ferabr.  ü75.  12H);  altfranz.  Cortoise  fame  iJelin  llcii. 
28404;  und  hier  ist  grade  kein  art.  im  spiel. 
••)  vgl.  ö.  338  anm.  über  ein  franz.  ncuti.  /f. 


440  ei nf (icher    satz. 

icli  fiilirc  diese  roiriari.  aiiikcl  an  ,  um  einige  Ilirer  ab- 
weicliungcii  uilcr  iil>oi(!insliniinnngen  mit  dein  unsi  igen  aus- 
liebcn  zu  können.  den  namen  gottes  articnliereu  auch 
die  roman.  sprachen  nicht ;  das  ilal.  iddio  ist  mir  noch 
unversliinillicli  (inythol.  689.)  eigennamen  aucli  hier  oline 
art.,  und  ihre  casus  durch  I)lolie  |)r:i|).  bezeichnet:  Gio- 
vanni, di  (Jliovaiuii ,  a  Giovanni;  Juan,  de  Juan,  a  Juan; 
Jean,  de  Jean,  a  Jean;  ahfranz,  lienart,  de  Renart,  a  l»e- 
nart  (und  erst  ini  spateren  ai)pellativ  h?  renaid,  du  rcnard, 
au  renard.)  städtenanien  ohne  art.,  mit  ilun  aber  die  von 
laudern ,  Völkern,  flüsscn.  stets  den  art.  liat  il  jiapa ,  el 
papa,  le  pape,  auch  il  re,  el  rey,  le  roi,  selbst  wenn  der 
eigenname  hinzutritt.  formelhaft  verknüpfte  subst.,  auch 
ßubst.  jnit  präp.  entralhen  ,  wie   bei  uns,  oft  des  art. 

ein  hauptunterschied  des  roman.  inid  deutschen  art. 
liegt  darin,  daß  dieser,  gleich  dem  griech.,  ein  demonslra- 
tives,  jener  ein  niehr  persönliches  pron.  ist.  denn  wenn 
auch  das  lat.  ille  demonstrativ  war ,  so  hat  der  rom.  art. 
il ,  la;  el,  la;  le ,  la  offenbar  gleichen  Ursprung  mit  egli, 
ella;  el,  ella;  il,  eile,  und  die  letztern  slelm  auch  vor  der 
verbalflexion,  während  unser  der,  die,  das  bloß  vor  nomina 
tritt,  die  verba  er,  sie,  es  begehren,  die  unmittelbare  Wie- 
derholung unsers  art.  der  wirt  der  hiez  (s.  415)  ist  in 
jede  roman.  spräche  luiiibersetzbar ,  am  nächsten  kommen 
würde  das  span.  el  huesped  el  se  dezia,  weuu  so  gesagt 
werden  kann. 

die  ilal.  eigentliümlichkelt,  dem  possessiv  vor  subst.  den 
art.  beizugeben:  il  mio  padre,  la  mia  madre  vergleicht  sich 
dem  ahd.  der  min  fatar,  diu  nun  muater  (s.  403.)  Spanler 
luid  Franzosen  ohne  arl.  mi  padre,  mon  pere ;  freilich 
mit  dem  verkürzten  possess. ,  welches  Italiener  nicht  kennen, 
das  allein  stehende  possess.  fordert  auch  im  span.  und 
franz.  den  art.:  el  mio,  le  mien,  wie  ital.  il  mio. 

B.     eigentliche  demonstrativa. 

Es  lassen  sich  drei  demonstrativvorstellungen  sondern :  die 
bloß  anzeigende,  welche  das  hier  oder  dort  unentschieden 
läßt,  und  zwei  andere,  die  richtung  nach  der  nähe  oder 
ferne  schärfer  aussprechende,  so  entspringen  uns  die  pro- 
nomina  r/er,  dieser  und  jener,  den  gr.  6,  ovtos  und  ixeiros 
parallel,  das  erste  drückt  da,  das  zweite  hier,  das  dritte 
doi't  aus.  dieser  und  jener  macheu  einen  gegensalz,  der 
hält  neutral  die  mitte  zwischen  beiden. 


nomen.    pronoinen.     demonstraihum.      441 

das  gr.  0,  ')},  %o  behält,  außer  seiner  arükeleigenscliaft, 
auch  noch  zuweilen  die  dejnoustralive  bedeutung,  in  der 
alleren  zeit  öfter.  es  kann  sich  dann  bald  dem  dieser, 
bald  dem  jener  nähern  und  empfängt  durch  die  zutreten- 
den Partikeln  ()'£  und  /<fV  genauere  farbung.  der  deutsche 
arl.  unterscheidet  sich  \on  dem  gr.  darin ,  daß  seine  de- 
monstrative anwendung  leichter  in  den  sinn  des  pronomens 
dritter  pcrson  streift,  während  die  obliquen  casus  des  gr. 
v.möq^  umi] ,  avxo  jenem  0,  ^,  %b  ferner  liegen. 

die  lat.  spräche  hat  kein  pron.  im  vollen  sinn  von 
der  (0)  und  gebraucht  für  die  nähe  /j/cj  dagegen  spaltet 
sie  den  bcgrif  der  entfernung  nochmals  feiner,  in  ein  vor 
äugen  stehendes   isfe,  und  weiter  abgelegnes  Wie. 

zu  der  gelinden,  kaum  fiilill)aren  demonstration  des 
artikels  niusle  sich  vorzüglich  </er  eignen ,  luid  es  hängt 
mit  der  unterbliebnen  entfaltmig  des  art.  im  latein  zu- 
sammen, dal^  dieser  spräche  das  neutrale  demonstr.  abgicng. 
die  romanischen,  als  das  bedürfnis  des  art.  immer  stieg, 
grillen  zu  i7/e ,  das  schärfer  als  der,  doch  weniger  scharf 
als  dieser  ist.  der  nord.  art.  hat  sich  aus  beiden  pron., 
aus  der  (s.  378.  379)   und  jejier  (s.  374.  3S0)  hervorgelhan. 

in  der  goth.  spräche  scheint  eine  einfache  form  für 
den  begrif  hie  frühe  untergegangen  (gr.  1,  794),  es  gibt 
zwei  denioustrativa  sa  luid  jäins ,  deren  ersteres  zugleich 
für  hie  dient,    luid  ein  sulligierlcs  sah  auch  für  hie. 

I.     der,   die,   das. 

Wie  aus  diesem  ersten  demonstrativ  der  art.  sich  erzeugte, 
ist  im  vorhergehenden  gewiesen  worden,  in  nicht  wenigen 
lallen  bleibt  die  grenze  zwischen  beiden  zweifelhaft,  nach- 
folgende bemerkungcn  ])cziehen  sich  auf  die  syntax  des 
strengeren  und  entschiedncn  demonslralivums. 
1.  Ulf.  verbindet  einigemal  mit  ihm' den  gen.  andrer  subst.: 
tluii  thiudu  Ol  rthövcii  JMalth.  5,  .46;  01  tOvmoi  Matlh. 
6,  7  •,  wahrschciidich  las  er  let/tern  gr.  ausdi  luk  aiich  in 
in  der  ersten  stelle,  .5,  47  aber  rthniHit ,  weil  er  niutarjus 
übersetzt.  bloßes  thiudus  (nicht  tlius  ihiudos)  braucht  er 
für  TU  t&V)]  Matlh.  6,  32.  Viom.  15,  9.  i:|)h.  3,  6;  thui 
ihiudu  soll  das  adjeclivische  genliles  crieichcn,  etwa  im 
sinn  iMiscrs  heutigen :  die  aus  der  heidenschaft ,  leute  aus 
den    beiden,    franz.    ceux    de    la    gentilitc  ").      ein    anileres 


')  warum  aber  ist  fOvixol  nicht  übcrtrnf:rn  tliiiiHiskäi,  wie  Cinl.  2,  1t 
ff>vixiZt;  thiiuliskö?  galt  damals  sclion  tlihidisks,  in  gewisser  aiis- 
sclilicUung,  von  iniscrni  volkV 


442  einfacher  salz. 

bpispiel  ciitliält  die  redcnsarl :  niul  ihala  livcilus  /«//  onnv, 
(jiiaiiidiii  JMaltli.  9,  15,  wörtlich  i)er  hoc  toiiipoiis.  ihala 
skalhis  %)^v  u^iy.'mv  luvTr^v  II  Cor.  12,  14,  würtlicli  hoc 
iujiiriae.  thala  fravaurhlc  xu  afKK/ii'jfmrii  INlarc.  3,  2S, 
hoc  pcccatorum.  vgl.  hernach  beim  inlerroyaliv  die  ver- 
biiiduiiq  hvö  so.  Ahd.  thaz  giiales  (id  boni)  0.  V.  23,|26. 
luhd.  daz  cien  (soviel  ehre)  I\v.  7640.  altn.  that  orda  (ca 
verba)  SiXMii.  70»;  that  äyra  (illiid  aniinalium,  illud  aninial) 
fornald.  sog.  t,  484.  ähnliche  fügiingen  bei  sum,  dem  re- 
lativ, vorzüglich  aber  dem  interrogativ. 

2.  berührung  mit  dem  geschlechtigen  persönlichen  pron. 
das  lat.  is,  hie  und  ille  liegen  sich  näher  als  unser  er,  der 
und  jener,  docli  vserden  auch  die  deutscheu  demonstrallva, 
vor  allem  aber  der,  statt  des  bloß  persünlichen  prou.  gesetzt. 

Das  goth.  sa,    so,  thata  verdeutscht 

a.  den  nom.  «wo^,  avTr, ,  ccvio'.  so  inkilthö  civzrj 
avV6ih;ffviu  Luc.  1,  36; 

b.  nocli  häufiger  die  obliquen  casus  dieses  gr.  pronomens: 
ihai  fruujans  this  ol  y.VQioi  avTOV  Luc.  19,  33;  fraveita 
tho  i'Ad'ixt'jno}  avTrjv  Luc.  18,  5;  gasaihvands  thö  Idwv 
uv%'l]V  Matlh.  9,  22;  afmait  tho  t'y.noijjov  uvirjV  INIatth. 
5,  30;  lagjan  thans  ßaXelv  avrii  IMatth.  27,  6;  ei  ik  lauja 
tho  li'ic  re/.siojoio  avTu  Joh.  5,  36;  ei  aftra  niiua  thö 
ii'ci  iiuXiv  }.aß(a  avT7jV  Joh.  10,  17;  adagjan  tho,  ninian 
tho  dtlvcii  avtrjV,  Xaßtiv  ciV%i']V  Joh.  10,  IS;  fnui" 
tho  vriiQ  avxijg  Eph.  5,  25;  kauu  tho  yivo'jaxo)  ccvtÜ 
Joh.  10,  27;  fastuid  thos  tijqwv  avxüs  Joh.  14,  21. 
anderemal  wird  aber  is,  si,  ita  gesetzt:  ana  ija  in  av- 
X'ijv  IMatth.  9,  18;  löt  ija  ärpeg  ui'Ti'jv  Joh.  12,  7;  us- 
stigg  ita  6'|«A£  avtor  Älatth.  5,  29;  bi  akranam  ize  uf- 
Kunnaith  ins  ano  rwv  ■acionÖiv  avTiör  '^i'^ityvowiod^t 
«t/TOi'<:  Malth.  7,  20.  beide  Übersetzungen  finden  dicht 
nebeneinander  statt,  wie  IMatth.  5,  29.  30  lehrt. 

,  Das  ahd.  der,  diu,  daz  z=z  er,  siu ,  ez  steht 
äi  bei  verbis:  ahd.  bichna  sih  dher  (cognoscal)  Is.  21,  18; 
d/ier  bigunsla  i*ihhisön  (ille  coepit  regnare)  Is.  85,  16;  chi- 
frumida  dhen  (creavit  illuni)  Is.  23,  19;  dhi^l  ist  bighin 
(sie  ist  der  beginn)  Is.  15,  1 ;  chiweihhit  dhea  (liquefaciet 
eos)  Is.  39,  15;  huuer  sih  dhes  biheizssit  (quis  conliteljitur) 
Is.  13,  8;  zumal  wenn  ein  relativer  salz  folgt:  innan  dhiu 
dher  quhimit,  dher  chisendit  wirdhit  (donec  veniat,  qui  mit- 
tendus  est)  Is.  77,  15;  dher  ist  dhazs,  dher  sih  chiodmuo- 
dida    (ille  est  qui  se  humiliavit)  is.  91,  15,    wie    wir    auch 


nomen.    pronojn^n.     demonstrativum.      443 

tleu  arl,  in  solchen  fallen  fanden  (s.  400.)  mlicl.  begegnet 
liauplsäclilich  bei  Wolfram  des  in  dem  sinn  von  ejus:  des 
volge  ich  Parz.  421,  13;  wer  lougent  des  598,  15;  ich 
^vau^  des  670,  22  vgl.  oben  s.  329  die  note;  daz  was  dem 
Icit  Parz.  58,  26;  beispiel ,  wo  ein  relativ  folgt:  hat  aller 
der  (eoruiii)  gewalt,  die  wonent  u.  s.  w.  Parz.  658,  26; 
mir    ist  als  dem,    der   üf  den  boum  da  stiget  Ms.   1,  8^. 

b.  bei  subst. :  ahd.  dhes  eudi  wirdhit  odhin  (et  finis  ejus 
vaslilas)  Is.  68,  15;  ih  chifestinun  dhes  (hus  ,  firmabo 
Sülium  ejus)  Is.  93,  15;  in  dhes  dagum  (in  diebus 
ejus)  Is.  87,  9 ;  hier  würden  die  meisten  denkniäler  das 
jioss.  Sin  verwenden,  dieser  Übersetzer  aber  wählte,  wie 
inhd.  Wolfram,  den  gen.  des  demonstralivs.  iidid.  belege 
sind  s.  342  mitgetheilt;  der  Golhe  braucht  lieber  is.  auch 
bei  Is.  findet  sich  kein  paralleles  dhera  und  dhero,  eben 
weil  dafür   noch   ira  luid  iro  zulässig  ist. 

c.  nach  praposilionen  :  ahd.  in  dhemu  daghe  (in  die  illa) 
Is.  93,  18;  üba  dhemu  (super  eum)  Is.  89,  10;  iora  dhemu 
Is.  21,  10.  wiederum  gern,  bei  folgendem  relativ:  fona 
dhemu  ,    dher  was  Is.  83,  20. 

in  allen  drei  fällen  (a.  b.  c.)  sehen  wir  das  lat.  is,  zuwei- 
len ille  gesetzt,  einigemal  auch  gar  keüi  pron.  ausgedrückt, 
man  erwäge  wie  sich  schon  formell  das  persönliche  und 
demonsti-alive  pron.  einander  aushelfen   (s.  372  nole.) 

3.  wo  wir  heute,  lobend,  klagend,  scheltend,  subslanll- 
ven  und  adjectivcn  das  demonstr.  beifügen:  der  held!  der 
engel!  der  glückliche!  der  thor!  der  narr!  der  unsiniu'ge! 
die  elende!  wird  mhd.  das  persünliche  pron.  gesetzt:  er 
bluome  an  mannes  schccne  !  Parz.  39,  22;  er  stahel!  Parz. 

4,  15;  er  küene !  Parz.  4,  18;  er,  torc!  Wallh.  22,  28. 
Ben.  422;  er  goucli  Wallh.  22,  31;  er  schale!  Walth.  28, 
21:  er  gebure!  Ben.  454;  er  aucholf!  Ben.  384;  er  ar- 
man  !  IMs.  2,  227»;  er  snürrinc  Aw.  3,  282;  er  tumber 
man,  si  tumbez  wip !  er  sadic  man!  IMs.  1,  64".  2,  236^; 
er  süezer  man  vil  guoler!  Parz.  374,  22;  si  stvMc  wip! 
Ms.  1,  30*'  37^'  58*  66b;  si  vil  sa^lic  wip!  Ben.  390;  st 
imgenadec  frouwe !  Ms.  1,  30^;  si  rehiüi  vastenkiuwe! 
Wallh.  17,  27.  Da  in  ganz  gleicher  läge  die  pronomina 
erster  und  zweiler  pei-son  slchn ,  z.  b.  ich  armer !  ich  un- 
sa^lic  man!  du  gouch  !  du  sirlic  wtp!  (vgl.  s.  296  das  nord. 
possessiv)  so  sclieint  auch  das  pron.  dritler  person  ange- 
messener als  das  demonstrativ,  die  lat.  spräche  bedient  sich 
«nlw.  gar  keines  pron.  oder  des  illc;  die  romanische  nicht 
der  pcrsönliihen  ,  sondern  des  arlikels:  le  fou!  rinscnsc! 


444  eliifiLcher    aatz, 

4.  Eino  cigeniliüniliclio  iihhI.  iiiul  iiinl.  conslnicllon  for- 
dert hier  erwahniiiig:  iiiiiiiillclljar  vor  dem  verbu  und  des- 
sen prori.  (also  vor  dem  satzheischcnden  nom.)  wird  ein 
bedentuiKjstuses  tlut  eingeschoben,  ich  ^vill  die  ninl.  be- 
lege voraiissenden  :  met  Firapcl  dal  si  ginghen  Hein.  .^473  ; 
siedende  water  dal  hi  nam  Hein.  4I.S.S  ;  in  groter  bJisc.ip 
dal  si  leven  Kein.  4476;  na  den  man  daticl  scnt  liein. 
4896;  Jio  eleu  no  drinken  dal  lii  mochte  Flons  10,57; 
met  deser  lalen  dal  si  schieden  Elegast  1040;  jeghcn 
deseu  dal  hi  vacht  ]Maerl.  1,  3«l;  scepe  dal  hi  makeii 
liiet  1,  206;  te  sincu  voeten  dal  soe  quam  2,  253;  in 
dien  weghe  dal  hi  VMit  2,  282;  groten  rouwe  ilat  si 
drevea  2,  374;  sin  ridderscap  dal  hi  outbiet  2,  379; 
die  slal  van  rouwen  dal  soe  lict  3,  290;  enen  vicaris  dat 
hi  sct  3,  256;  iit  sieie  celleii  dat  hi  quam  3,  319;  toten 
broeder  dal  hi  gaet  3,  322;  iiten  closlren  tlat  hi  seiet  3, 
323;  drie  daghe  dal  liie  endranc  nocli  at  3,  333;  van  deser 
werell  dat  lii  seiet  3,  350  ;  liaren  lup  dat  si  doe  namen 
Stoke  3,  256  und  noch  viel  anderwärts;  auch  nach  vor- 
ausgegangnem  wat :  vvat  levene  dal  lii  conde  leden  IMaerl. 
3,  270:  wat  eren  dat  lii  werdich  ^vare  3,  281.  ]Mud.  zu- 
mal in  lülharts  Tristan:  bt  sime  hubde  dat  se  swur  3193; 
vil  gerne  dat  ict  dade  677  ;  tu  dem  koninge  dal  se  gingen 
499;  tu  sinem  marschalke  dat  he  sprak  1244;  dicke  dat 
he  dat  swör  7704.  bei  Bnins:  to  dtüi  garden  dal  ek  ret 
111;  lu  Langberte  dat  se  karden  57;  de  susler  dal  he 
beiden  bad  44;  üt  der  wegen  dat  he  vlocli  46;  dogellil^e 
dat  se  tu  or  sprak  228;  vor  oren  herren  dal  sese  broch- 
ten  236;  gar  luisochte  dal  ik  eme  bequam  242;  in  de 
kameren  dat  se  cpiam  264;  vruliken  dat  sese  bad  265: 
gruter  vroude  dat  se  plagen  270;  vil  drade  dat  ek  tö  di 
quam  299;  melk  iin  honechsem  dal  i\t  dem  bornen  vlut 
185.  ferner:  tu  deme  von  Engelaud  dat  he  sprak  Sasscu- 
chron.  158;  wo  frulik  dat  se  säten  das.  217;  sine  hosen 
dat  he  lit  tuch  Staphorsl  I.  4,  182;  de  )uncvrowen  daz 
se  von  er  trep  ((ragrn.  von  Susanna);  nach  IieinoU  dat  er 
»lug  Heimonsklnder  41;  in  eins  vischers  liuis  dal  sy  ((iia- 
inen  Godefr.  Ziagen  1924;  bi  den  rait  dal  si  gingen  \\  e- 
verslaicht  230;  van  den  husen  dal  hie  leif  357;  sent  Bry- 
den  dat  sy  c[uamen  414;  over  den  Weilmart  ilat  sy  tra- 
den  449.  In  die  mhd.  gedichte  sind  nur  seltne  lalle  die- 
ser structur  eingegangen ;  vil  gezogenliche  daz.  er  sprach 
gr.  Piuod.  G\  27;  mit  lüften  duz  er  ifse  gie  INls.  2,  248^; 
ze  sinem  herren  daz  er  reit  Ruiocz.  132;  daz  silbcr  duz 
sie  du   wirkten  Orendel  292;  ob  ini  daz  er  swcbclc  Orend. 


noinen.     pronoinen,     deniojistrativiun.      445 

722;  ob  im  daz.  do  swebele  ein  falke  Oreml.  1006.  Die 
leiclilesle  eikläruug  >väre  nun,  dal)  man  einen  ausgefallnea 
vordersalz:  nihd.  ez  was,  ez  ^Y;a•en,  ninl.  het  \vas ,  liet 
waren  annahnie:  het  ^vas  niet  Firapel,  dat  si  ginglien;  it 
was  bi  sune  hubdc,  dat  se  swur ;  ez  was  vil  ge>.ogenlicbe, 
daz  er  sprach ;  was  besonders  der  gelaufigen  franz.  redens- 
art  entspräche :  ce  fut  avec  F.  c{u'ils  allerent ,  ce  i'ut  par 
sa  tele  ([u'elle  jura.  nnl.  Volkslieder  haben  wol  solche  ein- 
ginge wie:  twas  op  en  avond  lat,  dat  ik  dacht  an  mm 
liel".  auch  dürfte  man  die  eddischen  phrasen  :  sättir  tlnnar 
er  ec  vil  snenima  hafa  S:cni.  48^;  nio  rüstom  er  thu  scyl- 
dir  fara  uedharl  144'»  hinzuhalten,  der  einfache  satz  wäre 
dann  aus  einem  zweifachen  entsprungen,  und  dat  die  re- 
lalivparlikel?  Gleichwol  liat  die  ellipse ,  mich  dünkt,  liier 
etwas  hartes,  und  niemals  fallt  jenes  Tranz.  c'est,  ce  fut 
weg,  man  sagt  nicht:  au  jardin  que  nous  allames  statt:  ce 
fut  au  i.  que  n.  a.  da  es  (s.  225.  338)  und  das  (s.  275.276) 
sonst  beigefügt  werden  ,  so  könnte  auch  hier  dat  ein  de- 
monstrativer acc.  oder  einigemal  nom.  sein?  nur  stellt  er  nie 
im  beginn  des  Salzes  ,  sondern  immer  erst  nach  voiherge- 
gangnem  obliquen   casus  oder   wenigstens    einem  adverb. 

II.     dieser y  diese,  dies. 

In  der  golh.  spräche  wird  das  gr.  ovroc; ,  avTr, ,  tovto  durcli 
sah,  Sü/i,  thaluh  (gr.  3,  26.  27)  gegeben,  ofl  aber  auch  mit 
SU,  lliala  dafür  ausgeholfen:  vupeith  sa  (fiovs'i  ot'Tns- JMallfi, 
27,  47  5  ist  sa  tyj/ oüto^  JMatlh.  27,  54;  jah  sa  mcnulhs  mu 
oiiios  ftr^v  Luc.  l,  36;  thala  *)  ist  su  gajuko  /'oti  JA 
ui'jTij  ij  7UiQußo).y  Liic.  8,  10;  tlialei  habaida  so  o  iuysv 
UVT7]  INIarc.  14,  8;  tlialei  gafavida  so  0  tTioir^atv  ccw?;  IMair. 
14,9;  hvaiva  t^ijai  thala  -j^iojg  larut  tovto  Luc.  1,  34;  thatu 
vauikjaith  tovto  vioitlie  1  Cor.  11,  25;  galeilhand  tlu'd 
ihicXtvooi'TC'.i  ovToi  JMallh.  25,  46;  iizuh  thamma  mela  .'■;: 
TOVTOV  Job.  6,  66;  in  ihizäi  sijai  iv  tuvtij  fieviTM  ICor.  7, 
20;  ihala  galeiku  thäim  tu  Ö/ioiu  TovTOfc:  Gal.  5,  21. 
Sieht  nun,  wie  im  gr.  text  meislentheils  der  art.  bei  ei- 
nem suhst.  und  das  demonslr.  daneben,  so  begnügt  sich 
Ulf.  für  diese  beiden  pron.  mit  seinem  einen:  meritha 
.so  7y  fpVf'V  f^'^''^V  ^l'Tttli.  9,  26;  ansts  so  ?J  /«'(".C  ui'TtJ 
]"!ph.  3,  8;  so  gajuko  7;  iiuodiio).)]  Mnij  Luc.  8,  9; 
thata  vaurd  outoj;  6  Xoyog  .loh.  6,  60;  tho  vaiinla  tu 
())'-fiiCT(.i  TCiVra  liUC.  2,  19;  alla  tho  vaürda  ':n;)'i(c  tu 
Q^jfUiTtt    lavia    Luc.    1,    65.    IMalth.    26,    1 ;    lliala    vaurd 

*)  (las  iiculr.  stellt  uacli  der  s.  277  criirlcrlcii  cüiistruclion. 


446  einfacher  satz. 

rovTov  TOP  Xoyov  Joli.  19,  8;  lluila  Imzd  %r,v  Oi;narnop 
TOVTOV  11  ('or.  4,  7;  in  cliillli  lltö  oder  aiitli  in  tliö  diilth 
ii's  Tfjv  toQir^v  TiiViijV  Joh.  7,  8;  </tis  lairlivaus  toi» 
wofiov  romov  Jüli.  12,  31.  16,  12.  1  Cor.  5,  10;  ihis 
iiivis  tov  nöa/iov  lovzüV  Epli.  2,  2;  iis  llianinia  loika 
duuiliaiis  ih'ts  iz  tov  oo')/ticao^  tov  ■O^icrdTuv  tovtov  Küin. 
7,  24;  ri(|vi/.is  f/u"s  tov  ozÖtovs  iovtov  Eph.  6,  12; 
thanima  sluina  roj  A/i9^w  rovrio  Luc.  4,  3;  us  thnmma 
falilivau  iy.  tov  nöa/iov  roviov  Joh.  8,  23;  tinzdi  ma- 
nasedai  lov  nöo/iov  tovxov  Joh.  12,  31;  in  thamma  aiva 
iv  Ti~)  aiviVi  TOVTW  Eph.  1,  21. 

das  golh.  sa,  so,  thata  kann  demnach  viererlei  gr. 
prononiina  ausdrücken,  sowol  o,  ■)/ ,  7o,  als  ovtos >  o.vt%-, 
10VV0  und  «VTO?,  ainr/,  lahn,  endlich  aber  auch  die  hau- 
fung  der  beiden  ersten  bei  einem  subsl.  thata  vaürd  be- 
deutet entw.  t6  QijjKCi  t  oder  tovxo  ^ij/KCC,  oder  to  Q7Jiu 
TOVTo ,  vielleicht  liitit  sich  annehmen,  wenn  Ulf.  die  letzte 
goth.  lorniel :  thata  vaürd  übersetzt,  so  berücksichtigt  er 
bloß  das  TO,  nicht  das  tovto.  verdeutscht  er  hingegen: 
vaürd  thata,  so  sieht  er  auf"  tovto  ,  nicht  auf  to.  die 
nachsetzung  des  goth.  pron.  hinler  das  subst.  weist  immer 
auf  ein  gr.  tovTO  und  der  gr.  arlikel  wird  nur  durch 
V07'fiesetztes  goth.  pron.  gegeben,  dieses  kann  zugleich  aber 
Tovio  mit  enthalten.  \To  kein  subst.  im  spiel  ist,  schwebt 
zweifei  zwischen  der  bedeulung  oi'Tog  und  aiirö^ ,  z.  b. 
thala  galeiku  thäim  darf  bedeuten  tüvtois  und  avTolg. 

Der  ahd.  und  den  übrigen  sprachen  ist  auch  ein  besonderes 
pron.  für  den  begrif  hie,  liaec,  hoc  eigen  (gramm.  1,  795  ff.); 
so  schwierig  seine,  offenbar  aus  zwei  stammen  zusammeu- 
geüossenen  formen  (gramm.  3,  27)  zu  deuten  sind,  so 
leicht  fassen  sicli  alle  seine  fügungen.  Nicht  ^  unbemerkt 
bleiben  darf,  daß  die  gr.  häufung  des  o  und  ovrog  überall 
in  diesen  dialeclen  unzulässig  scheint.  navTct  la  Qrjiuru 
%av%a  lautet  ahd.  thisiu  Avort  allu  INIatth.  26,  1,  gegen- 
über dem  goth.  alla  thö  vaürda;  thiu  thisiu  wort,  oder 
Ihiu  wort  thisiu  wäre  nicht  verstaltet,  in  deser,  desiu,  diz 
steckt  der  stamm  der,  diu,  daz  selbst,  und  das  uachgefühl 
davon  hindert  jene  häufung. 

III.    jener y  J^"^?  jenes. 

Das  golh.  jains  entspricht  dem  gr.  ty.üvog  und  wird  zu- 
weilen allein  gesetzt,  mit  weglassung  des  vorstehenden  gr. 
arlikels:  in  jäinäi  hveilai  tV  rf]  ÜQCi  ty.etr/j  JMalih.  8,  13; 
in  jäinamma  daga   iv  t/;  vj^ieQci  liieivt]  IMarc.  2,  20.   Luc. 


nonien.     pronomen.     demonstrativum^      447 

lOj  12;  in  dagans  jdinans  tv  ruis  7]/ii'quis  r/eiraig  Luc. 
2,  1.  Häufiger  noch  ahmt  der  Gotlie  die  gr.  constriiclion 
treu  nacli :  bi  ihamma  razna  juinamma  lij  oiy.iu  ty.eivf] 
Mallh.  7,  25;  fram  thizäi  hveihÜ  jäinai  clno  li^g  ö')Qag 
tXEiv'}'S  IVlatlh.  9,  22;  thizdi  hauig  jüi7i(n  rfj  iiolfi  ty.eivy 
Marc.  6,  11.  Luc.  10,  12.  darin  h'cgt  nichts  undeutsches, 
die  altii.  hiiufinig  sä  inn  (s.  379.  431)  scheint  ganz  analog, 
wenn  auch  ihr  sinn  abgezogner  luid  artikelhafter  i.«t. 

ahd.  und  nihd.  finde  ich  dieses  demonstrativ  nicht  mit 
dem  art.  verbunden. 

null,  aber  steht  de  goiie  nachdrücklich  demonstrativ: 
lii  was  hare  döt  gheseit  de  ijone  (ille  quidem)  Maerl.  1, 
396;  Jhesum  diendi  ghe\Yil]ike  die  (jone  2,  243;  hi  eu 
Avoude  nie  gheloven  die  gone  Rein.  5618:  van  den  qeneii 
Iiein.  4950;  dor -der  fjore  *)  tale ,  die  boven  laghen  lliiyd. 
op  St.  3,  33.  nnl.  de  (jene,  het  (jene,  besser  als  das  nhd. 
derjeni(je ,   diejenige,   dasjenige  (gr.  3,  10.) 

jäins  kann  für  sich,  ohne  sidjst. ,  gebraucht  werden, 
z.  b.  .loh.  5,  46.  6,  29.  7,  11.  8,  44.  16,  14  und  ebenso 
in  den  übrigen  diaiccten.  Ulf.  überträgt  auch  wol  iy.eirog 
durch  das  persönliche  pron.  is  Joli.  9,  9. 

IV.     ent(je(jens€lzun(j   der  drei  demonstrativa. 

Das  gr.  ovzog  0 ,  v/.iivog  6,  das  goth.  sa  jains,  alln.  sii 
hiiui ,  mnl.  de  gone,  in  den  eben  erörterten  zusainmen- 
slcllungcn,  bilden  einen  vereinten  begrif,  keine  gesonderten. 
Ti'ilt  aber  sonderung  ein,  so  kann  sie  verscliiedentlich  aus- 
gedrückt werden, 

a.  durch  Wiederholung  des  ersten  demonslrativs:  alul.  in 
di(i  int  in  did  slat  (in  ilUun  et  illuin  locum)  Diul.  1,  50«''; 
ddz  undc  d(iz  N.Ar.  97;  mhd.  der  init  der  (todes  gehugde 
356);  waz  der  und  der  sprechen  sol  welscher  gast  200'*; 
der  und  diu  (der  mann  und  die  fi'au)  triegent  sich  gar 
ibid.  13^.  ebenso  nhd.  der  luul  der,  den  und  den,  die 
laul  die,  das  uwA  dds ,  wenn  die  namcn  gemieden  werden. 
es  sind  zwar  vcrschiedue  gegenstände,  aber  gleichartige 
genieint. 

1).  steht  das  zweite  demonstrativ  neben  dem  ersten ,  so 
wird  danüt  das  unniillelbar  nahe  und  ein  etwas  abliegen- 
des ausgeiirückt :  ahd.  noh  thizi  luih  llmz  (keins  von  bei- 
den) gl.  .hin.  239;  nihil,  dirre  und  der  ^^  li.  123,  19.  207, 
5.  264,  12.   Dir.  Trist.  1126;   t/üre  oder //t-r  l'arz.  613,  4  ;   ez 


•)  {^ore  =  goine,  wie  ylicrc,  sirc  =::  glicnic,  sliirc  Rcinii,  s.  268. 


448  einfacher    salz. 

rief  dlrre  xind  rief  der  Iw.  4fi25;  dlz  undc  duz  Diiil. 
1,  472;  ze  disein  noch  zc  detnc  V\  li.  .i  18,  2;  von  disfin  iiiid 
*Zem  Ulr.  Trisl.  308*J;  <//se  und  r/te  VVIi.  186,  17.  225,  1. 
250,  22.  278,  10.  300,  6.  312,  24.  316,  22.  328,  4.  337, 
30.  358,  2.  396,  10.  frauend.  I8i'  20\  nhd.  dies  und  das. 
innl.  du  noch  dal  lioin.  3536.  3730.  da  es  nalürlich  ist 
den  nJichslen  vor  dem  bloß  nahen  zu  erwähnen,  so  lautet 
die  foi-uiel  dies  und  das,  und  nicht  das  und  dies,  indcii 
stellt  ausnahmsweise   ndid.   d<'r  und  dirre  Wh.  223,   9. 

c.  das  drille  und  erste  (k'inonslr.  verbunden,  der  begi'If 
des  lernen  und  näheren :  ndid,  jene  und  die  altd.  bl. 
1,  333;  ene  und  die  ib.  337.  idid.  sagt,  mau  beides:  der 
iiud  jener  oder  jener  und  der. 

d.  häufiger  das  dritte  und  zweite  demonstr.  (der  ferne 
und  nahe  als  entschiedner  gegensalz) :  jener  haldet  dort, 
dirre  hie  alld.  bl.  1,  337;  jener  und  dirre  Wh.  19,  4.  207, 
27;  jene  und  dise  A^  h.  233,  15.  IMs.  2,  146»;  jenen  und 
iliseii  Wallh.  81,  8.  auch  in  umgekehrter  Ordnung:  -wie 
dirre  sluoc,  \s\e  jener  stach  Iw.  1036. 

e.  alle  drei  demonslrativa  zusammen,  das  nächste,  nahe 
und  ferne  zu  bezeichnen  :  nihd.  dise ,  die  und  aber  jene 
Parz.  582,  1.  nhd.  ich  meine  diesen ,  den  und  jenen  ^ 
nnl.  ik  bedoel  dezen ,   dien  en  (jenen. 

In  den  s.  393.  419  berührton  fällen  kann  ,  gleich  dem 
arlikel,  auch  das  zweite  und  drille  demonstr.  stehn ,  so 
gut  es  mhd.  heißt:  die  von  Berne,  laßt  sich  sagen:  dise 
von  Berne  Nib.  1813,  1.  eigentlich  isl  jener  art.  selbst 
das  stärkere,  erste  demonstrativ,  wie  daran  erscheint,  daß 
im  nhd.  gen.  dat.  pl.  die  verlängerte  form  derer  und  denen 
gebraucht  werden  nuiß  :  rfeierdort,  denen  dorX ,  goüi.thize 
jainar,  thdim  uta  (Col.  4,  5),  thüim  jainar  (JMatth.  26,  71.)  Die 
franz.  spräche  setzt  nicht  den  art.,  sondern  ce,  celui:  cenx 
d'ici  die  von  hier;  le  roi  de  France  et  celui  d'Anglelerre  (der 
könig  von  Frankreich  und  der  von  England),  la  voix  de  la 
uature  et  Celle  du  sang  (die  stimme  der  natur  und  die  des 
blules.)  um  so  weniger  ist  hier  ein  gallicisnius ;  mhd.  wa 
liät  irgen  riterschaft  an  prise  also  gruze  kraft  als  r/m 
Tristandes  hat.  Ulr.  Trist.   133. 

C.     Jnterrogativ2im. 

Eigenheit  der  sächsischen  spräche  Ist,  das  neutrum  des  In- 
terrogativs gern  in  den  beyinn  tles  Satzes  nnmillelbar  vor 
das  persönliche  prou.  zu  stellen. 


noinen.     pronomen.     interrogaii{>inn.       449 

alts.  hiiat  ik  givvald  liebblu  Hei.  105,  19;  hiiat  Ik  \\\  seg- 
gean  mag  73,  6;  hual  ik  in  godes  riki  gihet  139,  22;  hual 
\vi  the  liei"  wilun  81,  11;  hxiut  \\\w  west  garo  25,  3;  /utaf 
tliu  Saldos  liluUar  corn  78,  2;  Auaf  tliu  bist  eosago  allun 
thiodim  116,  10;  huat  thu  ihik  biwänis  wisaro  trewuiio 
143,  10;  hnat  tbu  niahtis  man  wesan  151,  11;  huat  Ihn 
"west  170,  26;  huat  gi  that  niugun  uudarwitan  50,  10; 
hxiat  gi  witim  alle  136,  12. 

ags.  hvät  ic  liodha  fela  lustlice  geo  sang  Boetli.  152^^; 
hväl  ve  Gurdena  thrym  gefrunon  B.  1 ;  hvät  ve  the  thas 
Sfwlac  luslum  brohton  B.  3302  ;  hvät  ve  feor  and  neali  ge- 
frigen  liabadh  Moyses  domas  C.  177,  127;  hvät  ve  nu  ge- 
hyradli  C.  57,  36;  hvät  ve  for  drylitene  iu  dreumas  hef- 
don  C.  267,  26;  hvät  ve  ealle  viton  Boetli.  159^;  hvät  ve 
oft  gesiodh  liadrum  niliturn  179^;  hvät\\\\\  vorn  fela  spr.vce 
B.  1054;  hvät  lliü  ludlilice  vrohte  onstealdest  C.  57,  21; 
hvät  thü  läder  vercest  sumorlange  dagas  Boelh.  153^;  hxnd 
thu  ece  god  vel  gescöpe  173^;  hvät  thü  liuilg  fader  voruld 
gescupe  174**;  hvät  thü  vuldres  god  eft  tuda'ldes  175'^; 
hvät  thu  thäiu  valere  foldan  gesettest  176^;  hvät  ihü  dhrie- 
fealde  on  us  savle  gesellest  178*;  hvät  thü  tha  suvle  thus 
gescupe  179^;  hvät  thü  ece  god  eard  forgajfe  179^;  hvät  thü 
^ce  god  edc  gemengest  180»;  hvät  thü  softe  gedest  181»; 
hvät  thü  meaht  ongilan  197^:  hvät  ge  nü  eagum  tu  on- 
lociadh  C.  195,  17.  Seilner  vor  der  dritten  persou:  hvat 
lii  firenlusta  frecene  vteron  Boelh.  158^*;  hvät  hi  eac  vi- 
ton 1733;  hvät  hi  theah  eorlhlices  ävht  ne  healdeth  178». 

einigemal    auch    vor    subst. :    hvät   sio    forme    eld   fold- 
mdum    a'ghvivm    dohle 
fela  svithe  vmidralh  193^. 

einzelne    phrasen    kehren    formelhaft  wieder:    huat    >\I 
wilun;  huat  thu  west;  huat  gi   vitun ;  hväl  ve  vilon;  hväl 
hi  viton. 

Der  sinn  dieses  Inlerrogallvs  ist  hier  nicht  fragend, 
denn  nie  bekommt  das  verbum  Stellung  einer  frage.  liäll 
man  den  lat.  Beda  zu  stellen  der  ags.  version ,  die  ein 
solches  hvät  zeigen,  z.  b.  1,  27  (cd.  canlabr.  1643.  p.  87. 
88):  hvät  thü  thät  sylfa  leornedest  on  bcbode  tliäie  oal- 
dan  cydiinisse  (icslainenli  veteris  ]iracc<'ptione  didicisli); 
hvät  ve  tlionne  lliät  sylfe  sAr  and  vile  htro  on  syniie 
lelladli  (i|)sam  ei  poenam  sviain  in  cul|)ani  dcpnlanius); 
hvät  ve  vilon  and  leorniadli  on  Crislos  Ixtcuiu  (iiovinuis 
nainque);    so    folgt,    daU   ihm    eine    ganz,    unmerkliche    bc- 


buendum    a'ghvivin    dohle   Boeth.    158*;    hvät   nu    häledlia 


450  euijaclier  salz. 

deiiliing  beivvüline.  es  wird  von  dem  Angcl.carhsen  ge- 
braucht, ohne  daIV  ein  wort  des  urtcxtes  da/u  «ölliige, 
bloß  das  nainqne  des  Ict/teii  belegs  könnte  dadurch  er- 
reicht werden  sollen. 

liier  sind  nocli  stellen  aus  den  nielrlschen   ^salinen,   die 

freilich    ihren    lext  schon   freier  behandeln:    hvät  nie  ealne 

dag  socon   (tola  die  nie  exsecrabuntur)  55,  5  :   hvitl  ihii  hold- 

lice   aspiace  (deus  loculus  est)  59,  5;    hvät  he  is  god  nun 

(etenim    ipse    est   deus    nieus)    61,  2;    hvät    hi   on    heofon 

setton  (posuerunt  in   coehini)   72,  7;    hvät  the    viildres   god 

Väter  sceavedon  (viderunt  le  a(|uae)  76,   13;  Jivnl  thii  eart 

min    dryhlen   god,    diiuhun    niildlieort    (et    tu    doniine  deus 

nieus  miserator)  85,   14;    hvät   nie   sodhfästnes    mui  scylde 

vidh    feondum    (scuto    circumdabit    te    veritas    ejus)  90,  5; 

hvät    ic   on   tyn    streiigum   gelogen   liäfde    (in  decachordo) 

91,  3;   hvät   nie    ealne    dag    edvitspra'ce    on  niaie  feondas 

faste  brohton    (tota  die  exprobrabant   me  ininiici   mei)   101, 

6 ;  hvät  he  Abrahames  cynii  geveordhude  (senien  Abraliam) 

104,  6;    hvät   thii    eart    se  sylfa  god  (nonne  tu  deus)   107, 

10;    hvät    nie    eagan    mine  atule  gevurdou  (oculi  niei  defe- 

ceruntj    118,    23;    hvät    tliu    sodhfäst    veorc    synible    hele 

(mandasli  justitiam)    118,   138;    hvät  tunge  min  teala  fore- 

sägde   (pronuntiavit  lingua  mea)    118,  172;    hvät  thät  savl 

min    symble    anefnde    (suslinuit    aniina  mea)   129,  5;    hvät 

thu    eart    Babilune    bitere    älfasied     (filia    Babilonls    misera) 

136,  8;     hvät    me    thin    band    thider   Inededh    (etenim  illuc 

nianus   tua   deducet  me)  138,  8.      zweimal  wird  hier  hvät 

für  das  lat.  etenim  gesetzt. 

dies  hvät  muß  in  der  ags.  spräche  vollkommen  einge- 
übt gewesen  sein,  da  es  so  leicht,  und  mit  unmerklicher 
bedeutung,  hinzutritt.  immer  aber  steht  es  vonien  im 
satz,  oft  als  das  erste  wort  einer  begonnenen  rede  (B.  1054. 
3302.  Hei.  73,  6),  ja  es  hebt  ganze  gedichte  an  (wie  Beo- 
vulf.)  daß  keine  frage  darin  liegen  kann,  wuide  schon 
behauptet,  es  scheint  ein  bloßer  ausruf,  jedoch  in  sehr  ge- 
mäßigtem sinn. 

ohne  zweifei  hat  es  auch  noch  in  der  späteren  spräche 
fortgedauert;  ich  linde  ein  beispiel  in  Shakspeares  Henry 
IV  part  2  act  2.  sc.  4:  what  we  have  seen  the  seveu 
Stars,     andere  werden  sich  sonst  nachweisen  lassen. 

ein  vergleichbares  goth.  hva  oder  ahd.  htiaz  kenne  ich 
nicht,  nihd.  zeigt  es  sich  wieder  im  eingang  des  Rosen- 
garten: waz  man  von  riehen  künegen  gesinget  unde  ge- 
seit !    vielleicht   gehören    auch    einige  nhd.  rvas  in  den  re- 


jiomeii.     pronomen.     iiiterrogaiwnni.       451 

densarlcn :  iviis  man  doch   alles  liörl  !  was  ich  euch  sagen 
wollte!    hierher,  relativa  sind  es  nicht. 

Gleich  dem  Aas  und  es  steht  das  fragende  was  für 
den  sg.  und  pl.  aller  geschlechler  (s.  277.  278.)  goth.  hva 
ist  unsara  veus  i*  %[$  o-fioiv  iXni'g;  ITliess.  2,  18;  Iwa  ist 
so  sunja?  ri.  tativ  dlr^'d-tiu;  Joh.  18,  38.  ags.  hvät  tliu 
men  viuron?  (wer  die  leute  waren  ?)  B.  464;  mhd.  waz 
bislui'  alld.  bl.  1,  246;  tvaz  ist  got?  Parz.  119,  17. 

Gleich  dem  das  (s.  442) ,  nur  noch  viel  häufiger,  hat 
das  fragende  %vas  den  gen.  bei  sich.  nhd.  was  raths? 
(quid  consilii:')  *) ;  xvas  ist  leides  ihm  geschehu? ;  was 
teufeis':'  (was  für  ein  t.)  ;  xvas  neues?  (quid  novi?);  xvas 
anders?  xvas  machst  du  hier  gutes?  obgleich  man  diese 
adj.  auch  für  den  noni.  gelten  lassen  dürfte,  ndul.  waz 
rutes?  Parz.  475,  20;  waz  ankers?  Parz.  461,  14;  xvaz 
gotes?  Wh.  291,  14;  xvaz  wunders ?  Flore  1130;  xvaz 
mannes?  Flore  3506;  waz  mannes  was  ich  du?  Ms.  1,  80^; 
waz  Wolfharles?  Parz.  420,  22;  xvaz  tuvels?  En.  11247; 
xvaz  ma;res?  En.  10473;  xvaz  Steines?  Flore  4659;  xvaz 
kumbcrs?  Flore  3850 ;  xvaz  verzagten  herzen?  Ms.  1,  32*»; 
xvaz  siles?  Parz.  788,  12;  xvaz  ampiere  Trist.  9157;  und 
mit  dem  gen.  pl.:  waz  salben?  En.  10044;  xvaz  ereu? 
Wallh.  17,  25.  21,  16;  xvaz  dinge?  Walth.  21,  11;  xvaz 
gote?  Troj.  859;  xvaz  genaden?  Ben.  309;  merkwürdig 
auch  obli(|ue  ,  statt  des  dat.  oder  instrumenlalis :  mit  xvaz 
gelegenlieile  Trist.  8690;  mit  xvaz  gezoges ,  mit  lUrti  gesel- 
len? Frauend.88.  **)  mnd.iuaf  anvalles?  Delm.  1,4;  mnl. 
wat  talen?  Hein.  246.  ahd.  xvaz  thionosles?  0.  V.  7,  41; 
waz  warnungo?  N.  ('ap.  102;  it;«s  wirsiren?  T.  88 ;  huazs 
andres?  Is.  51,  1;  und  wiederum  mit  dem  gen.  pl.:  xvaz 
zeihnu?  T.  117,  145;  xvaz  wortu?  T.  129;  xvaz  scandaiio 
ist?  (({uid  ijupedit?)  gl.  mons.  327;  xvaz  wuntoru?  0.  V. 
12,  25;  seltsam  aber  mit  auf  waz  und  nicht  auf  ilen  gen. 
pl.  bezognem  possessiv:  xvaz  ungifuaro  tlu'iiaz  ist?  (quid 
tibi  molesliae  est  ?)  0.  V.  7,  20.  alls.  beispiele  kenne  ich 
nur  mit  dem  pl. :  hiial  njaniio?  fiel.  93,  16;  hiial  tlui 
manno  sis?  fiel.  28,  2.  altn.  mit  sg.  und  pl.:  livat  var 
ihat  drykkjar?  hvat  er  thal  undra?  fornald.  sog.  1,  466. 
468;    hvat  er  ihat  llagdha?  Sirm.  108\ 

Die   goth.  Sprache  verbindet  nüt  dem  interrogativ  gleich- 


•)  was  ratlis?  Ettii.  hebamme  2:VJ.  Siiupl.  2,  37.')?  u-as  volks? 
Sinipl.  2.  (17 ; 

")  inil.  tcw.s  cliroiilto/cMi^nnponV  I'-lliiors  uiiw.  (lo(  t.  3G;  in  u;is 
(welclieii)  stiilacliteii  icli  gewesen  war  Simpl.  l.r>l)2. 

Ff   2 


452  i'i/ijacher  salz. 

falls  doli  gen.  (und  zwar  überall  j)l. ,  niemals  sp.),  pelzt  es 
aber  In  den  sg.  des  jenem  pl.  etitsinechonden  gesc  lilechts. 
hvas  izvara':'  ((|iiis  \eslriim:'j  iMallli.  G,  27;  livo  mizdunu ? 
(quam  meixcdem':')  Mallli.  5,  4ß:  hvö  lliaurlle  ({jnain  uli- 
lilalcm?)  liUO.  9,  25  ;  hvo  d.iilo?  ((juae  parlicipatio  ;')  H  Cor. 
6,  14;  hvii  gamaindiilhe?  (qiiae  commuiilo  :*)  JlCor.  6,  14; 
/iwo  galliralsleiiK» ,  galhlai'lile,  gam;iindullie,  inildilli(),  gablei- 
tlieino  I'liii.  2,  1;  hvo  godeiiio,  Awo  hazeinu  Phil.  4,  8;  hva 
vaurdc  lliala?  Luc.  4,  36;  hva  aviliudei'  (quam  graliam?) 
1  Thess.  3,  9.  ja  es  wird  mit  dem  inlerrog,  nocb  das  de- 
monstrativ verknüpft ,  wenn  ein  arliculicrtes  adj,  nachfolgt : 
hvo  so  handugeinö  so  gibanu?  r/ff  ?/  ao(fia  t]  ()ori^f.iau  ; 
INlarc.  6,  2;  hvo  so  laiseinu  so  niuju?  lig  ">]  öiöuyr^  ?; 
y.atv)]  ciVTi;;    ]Marc.,l,  27. 

ein  gotli.  ncufr.  liva,  nach  ahd.  nilid.  weise,  mit  dem 
gen.  sg.  oder  einem  gen.  pl.  masc.  und  fem.  constrnierl 
kommt  nicht  vor.  ein  goth.  hva  vaurdc?  stimmt  zum  ahd. 
huaz  wortö  ?  nur  deshalb,  weil  hier  auch  das  subst.  neu- 
tral ist.  das  goth.  h\ö  thaurflö?  würde  aber  ahd.  lauten 
huaz  durflu  :* ,  das  mhd.  waz  mannes?  umzusetzen  sein  in 
ein  goth.  hvas  manne':*  Doch  hier  erscheint  noch  eine  spur 
der  goth.  fügung  im  ahd.  hinter  mannul*  (quis  hominum?) 
Is.  15,  5;  wer  mannö?  T.  40,  6;  iver  menniscon?  JN.  ps. 
24,  12;  hingegen  alls.  schon  huat  manno  ?  und  mhd.  end- 
lich ivaz  mannes?  man  sieht,  wie  das  ueutr.  allmUlich  vor- 
rückt und  grüUern  Spielraum  gewinnt. 

Das  gofh.  hvas,  hvo,  hva  geht  nachjabal,  oder  andern 
coujuuclionen ,  wie  das  lat.  quis,  quid  nach  si ,  in  die  be- 
deutung  von  aliquis,  aliqua,  aliquid  über,  z.  b.  jabai  hvas 
(si  quis)  INIarc.  4,  23;  thatei  habaith  hva  IMatth.  5,  23.  da 
auch  in  diesem  fall,  wie  bei  dem  ahd.  so  huer  so,  mhd. 
swer,  die  gen.  construction  statt  findet,  habe  ich  mir  ge- 
stattet, unter  die  vorhin  gegebneu  belege  einige  solcher 
bedingten  prononi.  zu  mischen,  das  hvo  Phil.  2,  1.  4,  8 
ist  ein  jabai  hvo.  ebenso  ahd.  huer,  luiaz,  z.  b.  T.  61,  4. 
das  "weitere  hiervon  gehört  indie  lehre  vom  mehrfachen  satz. 

D.     unhestimmte  pronomina. 

1.  Wie  die  cardinahahl  ein  in  die  Unbestimmtheit  des 
pronominalbegrilFes  und  endlich  des  bloßen  arlikels  über- 
geht, ist  s.  381.  394.  396  gesagt  worden,  das  goth.  äitis 
ist  noch  fast  ganz  gleichbedeulig  mit  sums,  das  alid.  ein 
ist  es  vorzüglich  in  den  pluralfalleu.  der  Gothe  verbindet 
sogar  äins  sums  (ein  gewisser)  vgl.  s.  394. 


nomeri.     projio/nen,     unbestimmtes.        453 

Das  verliältnls  beider  artikel,  des  bestimmten  und  unbe- 
stimmten, habe  ich  auseinander  gesetzt,  die  mlid.  spraclie 
kann  sie  zusammenstellen ,  aber  nur  in  iiielirfachem  salz, 
d.  h.  bei  nachfolgendem  relativ  *) ,  z.  b.  ein  diu  frouwe, 
die  er  noch  nie  gesacli  Nib.  131,  3;  ein  den  man,  der  nie 
dehein  triuwe  gewan  W'igal.  3690;  der  sinn  Avird  alsdann 
\erst;irkt  und  nachdrücklicher,  es  geschieht  besonders  \or 
Superlativen:  ein  der  beste,  der  ie  üf  ors  gesaz  Nib.  666, 
3;  ein  der  allerbeste,  der  ie  kiineges  lant  gewan  1157,  2; 
ein  den  besten,  den  ie  frouwe  gewan  1173,  4;  ein  der 
tiursle  man,  der  riters  namen  ie  gewan  Wigal.  3921;  ein 
daz  schoenesle  gras,  daz  diu  werk  ie  gewan  Iw.  335;  an- 
dere belege  oben  s.  417.  fehlt  der  relativsalz,  so  muß  er 
in  gedanken  ergänzt  werden :  minne  ist  ein  daz  beste  wort 
(das  mau  anführen  kann)  Ms.  2,  141'';  so  wolde  ich  für 
truren  einz  daz  beste  leren  (das  man  lehren  kann)  ]Ms.  1, 
171^;  en  die  meste  overdaet  (die  man  begehen  mag)  Rein. 
137.  die  nhd.  spräche  macht,  mit  geringer  änderung  ,  aus 
dieser  construcUon  eine  genitivische.  Verschieden  ist  das  ahd. 
umbe  eina  dia  saligheit  (ob  solam  beatitudinem)  N.  Bth.  113. 

Im  ganzen  hat  das  unbesliinmle  ein  lebendigere  bedeu- 
tung  als  das  bestimmte  der,  beginnende  siitze  schicken  je- 
nes voraus,  und  lassen  dann  erst  dieses  folgen,  daher  auch 
ein  anfangs  noch  den  subst.  nachgesetzt  werden  konnte, 
goth.  reiks  üins  ,  magula  äins  (s.  394);  ahd.  drut  ein  (s. 
396);  mhd.  nur  in  jener  Verbindung  mit  Superlativen:  zuo 
dem  besten  riter  em  Wigal.  4795 ;  oder  in  genilivischer 
conslruclion.  Daß  ein  in  gewissen  fällen  hinler  das  adj., 
aber  vor  das  nachfolgende  subst.  zu  slehn  kommt,  ist  s. 
417.  428.  435  ausgeführt,  hier  noch  mnl.  beispiele  zu  den 
s.  428:  so  cleineu  dier  Kein.  3499;  so  swarew  leven  4524; 
so  viken  gave  5318. 

auch  vor  stofarligen  subst.  (s.  411)  hat  das  ein  noch 
lebhaftere  bedeulung,  ein  wazzer  bringen  heißt:  etwas- 
wasser.  die  beispiele  werden  sich  sehr  mehren  lassen  :  ein 
viur   schürfen    Iw,  3905 ,    nhd.  feuer  schlagen ,    aiunacheu. 

die  ahd.  und  mhd.  spraclie  laßt  ein  vor  possessiven 
oder  dem  gen.  des  persönlichen  pron.  liergehn  (s.  403.  418. 
419):  ein  min  wange  Walth.  8,  8.  aucli  das  wird  hevite 
iu  die  genilivconslruclion   luiigefaßt. 

bür  sich,  ohne  begleitendes  subst.,  stehet  mhd.  einer, 
einiuy    einez,    in    voller   llexion,    wiederum  nur  in  njehr- 


')  vgl.  das  allii.  r.u  vor  subst   (oben  s.  432),  das  schwcd,  den  (s.  484 


4. '',4  einfacher  satz. 

iacliem  salz,  wo  es  sich  auf  ein  folgendes  relalivuni  sliitzt, 
das  aber  bei  iinniillelbar  ansloUendcm  verho  gern  Nvcpge- 
^vor(en  wird:  da  vililet  einer  inne,  der  heizet  Volker  Nib. 
1938  2"  si  hat  mir  gesprochen  uz  ir  ruten  munde  elnez, 
daz  mir  in  min  lierze  bracli  Ms.  t,  34*;  einez ,  lieizet  ro- 
lunda  cod.  pnl.  361,  2'^;  einez,  lieizel  IVarles  tal  9n-,  ei- 
7iez,  liei/.el  lippeclicher  niuot  Ben.  317;  einez  heizet  sorge 
Ben.  318;  einez,  heizet  der  durst  Berlh.  260;  einez,  daz 
heizet  werrc  Renner  21673;  olnie  llexion :  dannen  hiiobe- 
wir  uns  dö  an  ein,  lieizet  Accia  Alex.  4707.  es  ist  leicht, 
bei  einer  man,  bei  einez  ort  und  wort  zu  erganzen,  alle 
gegebnen  belege,  einen  ausgenommen,  gehören  der  redens- 
art  mit  heizet.  nhd.  sagen  wir  auf  gleiche  weise:  einer, 
der  heißt;  eine,  die  heißt;  eins,  das  heißt,  in  bezug  auf 
vorausgegangne  oder  ergänzliche  nomina.  aber  auch  ganz 
unabhängig:  da  hat  einer  seine  last  mit;  das  kann  einem 
zu   schallen  machen. 

Neben  ander  (conjunctiv  oder  disjuncllv)  gesetzt  behauptet 
eiH  noch  mehr  die  natur  des  Zahlworts,  ahd.  belege  hat  G raff 
1,310.  nhd.  eins  und  das  andere;  das  eine  oder  das  andere 
(unum  alterumve.)  Veldek  :  dur  sinen  willen  tuon  ich  eint  (f. 
einz)  und  anderz  nihl  IVIs.  1,  21*^.  es  kann  aber  das  zw  eilemal 
auch  ein  wiederholt  werden,  statt  des  ander:  äinana  us 
thiujai  jah  dinana  us  frijai  eva  ix  TJ^g  ^aiö'iGxijs  v.ui  l-'va 
1%  tfg  iXevd^tQccQ  Gal.  4,  22.  die  construclion  einander 
■wurde  3,  82 — 84  abgehandelt,  der  ahd.  aus  N.  s.  83  mit- 
gelheillcn  fügungen  lassen  sich  viele  beispiele  mehr  geben: 
diu  du  in  einanderiu  gellohten  liabist  Blh.  177;  sint  ein- 
anderen contraria  Bth.  186:  die  gedohtenen  ringe  in  ein 
andere  Cap.  161.  Die  alte  spräche  kann  oft  das  ander 
entbehren:  gifuagit  in  ein  (in  einander,  zusammen:  wie  in 
zuei  s.  273)  0.  I.  1,  16;  vgl.  GralT  1,  312;  wider  ein  Diut. 
1,  349  ;  under  ein  Troj.  726.  1260.  1404;  i'jp  ein  gr.  3,  773; 
noch  spater  sagt  Kantzow  2,  167  von  ein  gestoßen,  und 
Er.  Alberus  mit  ein  1550,  7.  11.  17.  39.  Merkwürdig  ein 
und  ein  Trist.  17419. 

Der  gen.  bei  diesem  unbestimmten   pron.  findet  statt 

a.  mit  nothwendiger  nachsetzung  des  ein  in  dem  nhd. 
unser  einer,  euer  einer,  ihrer  einer '^  bei  der  voranstel- 
lung  muß  in  präp.  aufgelöst  werden:  einer  von  uns,  einer 
unter  euch ,  einer  von  ihnen. 

b.  vor  oder  nachgesetzt  werden  kann  bei  subst. :  einer 
meiner  leute ,  eine  ihrer  frauen ,  einen  der  besten  ;  mei- 
ner leute  einer,  ihrer  frauen  eine,  der  besten  einer.  Lu- 
ther:   und    nahm    seiner  ribben  eine  Gen.  2,  23;    da    kam 

t 


nomen.    proiwmen.     unbestimnüea.       455 

der  obersten  einer  JMaltli.  9,  18.  mlid.  der  frouvven  einiu 
Wigal.  5515;  der  allerbesten  riter  ein,  den  diu  suune  ie 
bescheiu  Wigal.  4014.  es  darf  aber  das  ein  auch  zu  dem 
iiüin.  construiert  Averdeu :  ein  der  beste  riler ;  ein  des 
Hiuuen  niage  j\ib.  1832,  1  ,  wo  wir  heute  setzen  müssen  : 
einer  der  besten  r. ,  einer  der  verwandten  des  H.  Ahd. 
gomonu  ein  0.  II.  7,  5;  thcrö  gomonu  ein  0.  I.  3,-  17; 
ein  fon  then  (unus  de  his)  T.  205,  4;  ein  fon  th^n  zuein 
16,  3;  ein  fon  scalcun  188,  4;  wie  nhd.  eins  von  den 
wenigen  beispielen  ;  eine  von  den  edelsten  frauen. 

c.  in  der  redensart:  sich  ein  leids  ihuu  (band  an  sich 
legen)  Musäus  4,  130;  ich  wollte  mir  ein  leides  thun 
(Geliert.)    aus  der  älteren  spräche  noch  nicht  nachzuweisen. 

2.  ordinalzalil  ander,  organischer  weise  nur  der  starken 
l'orm  fähig ,  nicht  der  schwachen ,  der  art.  mag  voraus- 
gehn  oder  nicht,  ohne  art.  hat  es  die  bedeutung  des  lat. 
ulius  und  steht  dem  ein  oder  suin  gegenüber;  mit  art.  die 
des  lat.  alter.  golh.  qvalh  anthar  Luc.  8,  61  ;  antharäi 
qvethun  Job.  7,  12;  antJiaros  tbiudus  Eph.  4,  18;  antha- 
räini  aldim  Eph.  3,  5;  du  anlharamnia  Luc.  9,  59;  in 
antharamma  (3al.  6,  5;  du  antharamuia  aivaggelja  Cal. 
1,  6;  thö  anthara  IMatth.  5,  39;  thdi  antharäi  Eph.  2,  3. 
ahd.  ander  Is.  51,  15.  85,  22;  andrem  gotes  chiscaft/m 
67,  1;  ein  zi  andremu  49,  14;  in  andreru  siedi  45,  14. 
47,  5.  22.  73,  16.  77,  5.  83,  3;  in  «ur/m  wjs  21,  12;  dher 
ander  bcit  27,  6;  ihaz  andar  T.  JMaltli.  5,  39;  thio  an- 
drö  tbiornün  Matlh.  25,  11.  ebenso  ags.  odher  und  se 
odher.  mlul.  rcilU  aber  bei  vorgesetztem  art.  die  schwache 
form  ein :  des  andern  ,  dein  andern  ,  den  andern ,  pl. 
die  andern  u.  s.  w.  (wb.  zu  Iw.  13.  14);  in  nom.  sg. 
masc.  und  nculr.  der  ander,  daz  ander  lassen  sich  starke 
und  schw.  Ilexion  nicht  unterscheiden,  auch  nhd.  gelten  beide. 

Die  alliterierenden  gedichte  lassen  gern  dieses  pron.  un- 
mittelbar auf  das  subst.  lulgen  ,  welches  sie  lebendiger  statt 
des  gogeiisatzes  ein  gebrauchen  :  alts.  mag  that  man  odrnmu 
giseggian  llel.  125,  17;  ags.  äditelintj  odherne  biid  C.  100, 
10;  gTctle  (juma  odherne  ß.  1297;  altn.  veila  fuUting  sem 
fulr  ödhrom  edhr  hönd  annarri  Sa>ni.  270''  271'^;  seggr 
annan  (der  eine  den  andern.)  noch  kralliger  ist  die  wie- 
derliulung  des  subst.:  man  manne  (einer  dem  andern), 
wovon  im  verfolg.  Qo\h.  anthar anthanina  uXX>';loi'i;  lMiil.2,3. 

liomaiiiscbe  >'^|)rachen  fügen  dem  pl.  des  pron.  erster 
und  zweilei-  person ,  wenn  ein  gegensalz  zu  andern  per- 
sonen  soll  hervoigehobcn   werden,   dies  aller  hinzu:    span. 

% 


4j6  einfacher  satz. 

iiosotroSy  yofiotros  j  franz.  nous  (tutres,  voiis  autres.  ein 
solclies  wir  andere,  ilir  andere  liiulel  sicli  auch  wol  nlid., 
obgleich  sparsamer.  dagej^en  ifieilt  die  nilid.  inul  altn. 
spräche  mit  mehrern  romanisclien  den  gebrauch ,  bei  ver- 
gleicliiingen  dem  subst.  ein  ander  vorzusetzen.  beispiele 
liabe  icli  Keinli.  CCLVU  gegeben,  diese  construction  ist 
auch  nlul.  nicht  ganz  ausgestorben,  im  16.  17  jh.  -war  sie 
aber  \iel  gangbarer:  da  hig  er  wie  ein  ander  scliwein 
Grobianus  1572,  97*;  lluchen  wie  ein  ander  sohlat  Simpl. 
2,  122  ;  wie  ein  anderer  narr  2,  140;  wie  ein  anderer 
Schmarotzer  2,  174.  iieute  mit  weglassiing  des  ander: 
fluchen  wie  ein  soldat.  Sollte  das  golh.  alizii  hörs  {7iüg 
^loovog)  Eph.  5,  5  ähnlich  zu  fassen  sein? 

Cardinalien  stehn  nhd.  vor  dem  ander:  zwei  andere, 
fünf  andere  ^  ahd.  aber  nach :  andere  zwene  T.  ]Matth.  4, 
21.  5,  41  '");  anderö  zua  25,  17;  anderö  fimf  25.  10. 
auch  mhd.  wird  es  lieißcn :  ander  dr* ,  und  nicht  dri  an- 
der; die  andern  zwene  Parz.  237,  18.  drie  herren  an' 
der  Mar.  229  führte  der  reim  herbei. 

Der  gen.  wird  zu  diesem  pron.  gefügt  von  der  ältesten 
zeit  bis  auf  heute ,  goth.  anlhar  sipunje  is  sxeQog  röjv 
/LiadijTiov  avTov  Matth.  8,  21;  nhd.  ein  anderer  dieses 
Volks;  ein  anderer  seinei'  schüler,  neben;  unter,  von  sei- 
nen  Schülern. 

Unschlüssig  ist  die  beurlheilung  des  nihd.  ander  bei 
iemen,  niemen  und  manec.  kein  zweifei,  daß  anderre, 
sei  es  gen.  sg.  oder  pl. ,  in  ander  gekürzt  zu  werden 
pflegt  '**)\  wenn  Reinmar  ]\ls.  1,  63^  sagt:  'und  wfcr  ich 
ander  fernen  also  unmaere  manigen  tac,  dem  hnet  ich  ge- 
lazen  den  strit,'  so  kann  hier  ander  nur  gen.  pl.  sein,  ab- 
hängig von  dem  dat.  iemeu,  'd(5  sach  man  ander  niemen' 
Nib.  437,  6;  'in  selben  noch  ander  niemen  geben'  JNib. 
1084,  4;  'versagt  iu  ander  iemen'  jNib.  348,  12.  ***)  auch 
steht  der  sg.  anders:  üf  niemen  anders  Iw.  3223;  niemen 
anders  sach  Iw.  6237 ,  oder  soll  dies ,  wie  im  nhd.  je- 
mand anders,  niemand  anders,  das  adv.  sein?  da  wir 
auch  sagen:  jemand  sonst,  niemand  sonst.  Zu  mancher 
construieren  wir  noch  nhd.  den  gen.:  mancher  dieser 
leute ,   manche    dieser   menschen ,    folglich  wird  beim  mhd. 


')  Ulf.  hat  liier  bloß  tvos,  wie  der  gr.  text  bloß  di'a. 

**)  iu  ander  (aliorum)  künege  lant  Nib.  28,  3;  Laclim,  schreibt 
anderr  Parz.  50,  19.  70,  12.  170,  12.  515,  7,  610,  27.  >Vh.  241, 
22,  vgl.  vor  ander  heres  fluot  "Wh.  18,  7. 

"*)  von  dem  analogen  iemcn  guotcr,  niemen  guoinr  im  verfolg. 


nomen,    pronomen.     unbestimmtes.       457 

manec  der  gen.  ander  slelin  dürfen  :  manic  anderr  Wh. 
197,  2;  ander  nianegen  man  Nib.  470,  2;  vil  manec  küe- 
ner  man  Nib.  439,  3 ,  in  -welchen  beiden  letzten  beispie- 
len  auch  man  gen.  pl.  sein  könnte.  in  folgenden  stellen 
nehme  ich  ander  für  den  nom.:  manic  man  ander  Alex. 
885.  2705.  6795;  manic  ander  Alex.  1123.  1334.  2207. 
6360;  denn  es  finden  sich  subst.  daneben,  die  den  gen. 
ausschließen:  manic  ander  lant  Alex.  1275;  manec  vilie 
ander  Diut.  3,  62;  manec  wib  ander  Diut.  3,  66;  manec 
maged  ander  Diut.  3,  68;  ander  manic  puneiz  Wh.  214, 
26;  ja  es  heiiU  ganz  klar:  anderes  maniges  Diut.  3,  94; 
■  undriu  vil  manigiu  riche  pf.  Chuonr.  6855.  vgl.  noch  aus 
i^lexander:  umbe  vil  manec  ander  252;  nehein  man  «M- 
der  1487.  6532;  nieman  ander  3446.  man  wird  beide 
constructionen  einräumen  müssen. 

3.  Auch  das  goth.  sums  regiert  den  gen.  pl. :  manne  sums 
tivSQOJTiog  Ttg  Luc.  15,  11.  16,  1.  19;  sumamma  baurg- 
jane  ivl  lojv  noXnwv  Luc.  15,  15;  suma  qvinu  rtg  yvvy 
(für  Ttg  y.)  Luc.  15,  8;  in  suma  haimu  ei'g  tiva  xiöjtnjV 
Luc.  17,  12;  sumäi  thiudu  jiveg  " Ellr^vtg  Joh.  12,  20  *); 
hundafade  sumis  skalks  iy.arovTU.Qyov  de  Tivog  ö'oi'Xog 
Luc.  7,  2;  sums  thize  tvalibe  Marc.  14,  43;  sums  thize 
airizane  Luc.  9,  8;  sumdi  thize  bokarjc  INIatlh.  9,  3;  su- 
mäi thize  standandane  Älarc.  9,  1.  Luc.  9,  27.  Doch  kann 
sums  ebenwol  adjectivisch  zu  dem  subst.  conslruiert  wer- 
den :  niauna  sums  gudakunds  üv&Qvmog  Ttg  6vy6vi]g  Luc. 
19,  12;  unleds  sums  nrioyog  de  Ttg  Luc.  16,  20;  viluda- 
fasteis  sums  vofttKog  Ttg  Luc.  10,  25. 

ahd.  sume  (quidam)  T.  241,  1;  zi  sumemo  (ad  aliquem) 
157,  2;  sum  jiuigo  («dolcscens  quidani)  185,  12;  sum  wib 
(quaedam  nuilier)  58,  1 ;  sumer  biscof  (quidam  saccrdos) 
2,  1 ;  sumiu  wib  (mulieres  quaedam)  226,  1  ;  sume  fon 
th^n  buoliharin  (([uidam  de  scribis)  57,  1.  den  gen.  linde 
ich  nicht  dabei,  doch  wäre  ihm  nichts  entgegen,  sum  si- 
bun  we  (quaedam  scplem  mala)  0.  IV.  6,  47  stellt  wie- 
derum die  zahl  hinler  das  pron.,  vgl.  bei  ander  s.  456.  **) 

dies  vorausgesetzte  sum  gemahnt  aber  vorzüglich  an 
alts.   und    ags.  constructionen  mit  dem  persönlichen  pron.: 


*)  wie   thni  tliiudü    (oben   s.  441)  ubereinstininiung   des  genus  it>t 
also  nicht  nötlii<^. 

*')  O.  braiiclit  sum  für  sume  III.  12,  13.  1.'»,  41  ;  vgl.  alt.s.  sunt 
Rapaiili  Hei.  Ö3,  19.  sonst  steht  sume  1.  11),  21.  111.  12,  II.  12 
iiiui  öfter. 


458  einfacher  salz. 

alls.  snm  it  fi*!  fciiiliics  davon  fielj  Jlel.  73,  7.  10.  13,  ^vo 
man  siim  niclil  liir  ein  adv.  (zum  llieil)  lialle.  ags.  suine 
(je  (ilir  cinif^c,  d.  i.  einige  \on  euch);  «ume  /»i  ((jiiidam 
illoiuin);  niclil  uniilinlicli:  siimt  Ivegen  (einige  zwei,  ein 
sliick  zwei,  d.  li.  ungefähr  zwcji)  was  alid.  sume  zuene 
wäre. 

die  ags,,  dieses  prononiens  sicli  liaufig  bedienende  spraclie 
verbindet  subst.  damit  bald  wie  zu  andern  adj.,  bald  im 
genitiv.  smn  man,  sunt  geongling ,  sunt  vif,  stime  men 
(qnidam  liomines),  siinine  niannan  (([iiendam.)  belege  für 
den  gen.:  ricra  suni  (quidam  divituni);  vnullira  sian  C. 
63,  1«S-,  eorla  SHui  (virorum  aliqiiis)  B.  2624  ;  gumena  sian 
B.  2998;  hordiiirna  suni  (tliesaurum  qnendani)  B.  4.5.54; 
gylpvordd  suui  (luniidoi'um  verborum  aiiqnod)  B.  1344; 
tliät  väs  vundra  siun  (res  fuit  ihira)  ß.  3204;  merehrägla 
Siim  (velorum  aliquodj  B.  3807 ;  eover  suni  (vestrum  ali- 
quis)  B.  494;  hier  geht  überall  der  gen.  voraus,  die  ])rosa 
liitU  ihn  auch  nachfolgen  :  to  siimre  thara  stuva  (ad  ali- 
quem  istorum  locorum) ;  on  sumere  his  böca  (in  quodam 
ejus  librorum.) 

Wenn  sum  auf  den  gen.  pl.  von  zald Wörtern  (insofern 
sie  ilin  bilden)  oder  von  adj.,  die  vielhcit  und  weniglieit 
bezeichnen,  folgt;  so  drückt  es  den  begrif  der  begieilung 
aus:  lie  Jeura  sunt  beforan  gengde  visra  monna  vong 
sceiivian  (paucis  comitatus  viris  prudentibus  praeivit  specta- 
tum  canqium)  B.  2823  ;  veard  a>r  ofsluh  /eara  sumiie  (cuslo- 
dem  aniea  percussit  cum  paucis)  B.  6116;  he  mec  thner 
on  innan  iinsynnigne  deor  d<odfruma  gedun  volde  vianigi'a 
sunine  (me  innocentem  cum  pluribus  aliis  infus  recludere 
vohiil  auclor  facinoris)  B.  4173;  alts.  hie  giwet  im  f ah  ovo 
siun  (profeclus  est  cum  paucis  aliis)  Hei.  68,  10.  Slchn 
zahlen  vor  sum,  so  fragt  es  sich ,  ob  die  hauplperson  schon 
mit  in  der  genitivischen  zahl  begriil'en,  oder  auUer  ihr  ent- 
lialten  und  hinzuzuziihlen  seii*  ich  nahm  2,  951  letzteres 
an  und  übersetzte  eahla  sum  durch  selbneunte,  bin  aber 
jetzt  für  die  erste  auslegung.  C.  132,  30  sagt  gott  zu 
Abraham :  ic  the  alfedde  of  Caldea  ceastre  feovera  sumne 
(eduxi  te  cum  tribus  aliis  e  Chaldaea),  offenbar  dich  selb- 
vierlen,  deiui  mit  Abraham  zogen  nur  aus  Tliara ,  Sara 
und  Lol  (Gen.  11,  31.)  ebenso  heißt  es,  daß  Jacob  nach 
Aegypten  gekommen  sei  htmdseofontigra  sum,  er  und  69 
andere  (Gen.  46,  26.  27.)  hiernach  sind  nun  folgende 
stellen  zu  beurtheilen  :^fenrt  sum  sundvudu  suhte  (quatuor- 
decim  comitatus  peliit  iiaveni)  f).  413;  code  eahta  sum  (ivit 


nonien.    pronomen,     unbestimmtes.        459 

cum  Septem  aliis)  B.  6240;  ilireora  sum  (selbdrltte ,  zu 
dreien)  tvegen  on  faderen  magas  and  tliiidda  on  niedren 
(Sclimids  ags.  ges.  74);  tvelfu  sume  (sell)ZAvölfte,  duodecim) 
das.  nocli  heute  hat  sich  in  Schottland  twasiim,  ihreesutiiy 
fivesiun  im  sinn  von  two  together  u.  s.  w.  erlialten.  auch 
in  den  altfries.  gesetzen  findet  man:  tvira  sum  (selbander), 
tolva  sunt  (selbzwölfte.)  feara  sum  lieilU  also:  er  und 
seine  begleitung  machten  wenige  aus;  ftftena  sum,  er  und 
die  ihn   geleitenden  waren  fünfzehn,   zu  fünfzehn. 

Mnl.  stellt  som  bald  sich  selbst  gegenüber,  bald  ein- 
schränkend dem  al:  somen  gaf  hi  mer,  somen  min  Floris 
186;  hem  allen  ende  met  hem  somen  Rein.  3748.  zu  be- 
achten ist  auch  hier  die  vorausstellung:  some  gaen  si  ter 
maerct  Floris  1622.      sommich   en  verbunden  Rein.  3602. 

4.  von  dem  heutigen  unbestimmten  man  ist  schon  3,  6. 
4,220  gehandelt,  die  ags.  mundart  verwendet  (funia,  oder 
den  pl.  Veras  in  ähnlicher  weise;  so  die  altn.  bragnari 
Lana  Brynhildi  bragnar  nefua  Saem.  176*.  Daß  die  ältere 
spräche  dergleichen  subst. ,  statt  des  heutigen  ein,  mit 
ander  verbindet,  bemerkte  ich  s.  455,  sie  setzt  sie  aber 
noch  sonst  dafür,  z.  b.  wanda  si  guot  niaime  (einem) 
dunchet  N.  Bth.  162;  den  man  ('aliquem)  N.  ps.  69,  4; 
mhd.  den  man  (einen)  Trist.  567.  4763  ;  ein  man  (jemand) 
Trist.  6982.  Ulf.  überträgt  Älarc.  7,  15  uTi  avtoü  durch 
wiederholtes  us  mann. 


4i50  cinj'ac/icr  nutz. 


CAP.  V.    FLEXION. 

Andere  spraclieii,  namentlich  die  gr.  und  lat. ,  besitzen  für 
ihre  noniina  zwar  manigfalle  aber  feststehende  und  in  allen 
syntactischen  lagen   sich  gleichbleibende  llexionen. 

Dem  gesamten  deutsclieu  sprachstanim  ist  außer  der, 
wie  sich  kaum  verkennen  läßt,  alleren  und  vollendeteren 
starken  ilexion  noch  eine  andere  secundare,  die  scinvache 
eigen.  beide  declinationsweisen  beziehen  sich  aul'  subst. 
und  ad).,  mit  dem  unterschied  jedocli ,  daß  einzelne  subst. 
jener  oder  dieser  form  zufallen,  alle  adj.  hingegen  in  der 
regel.  beider  zugleich  fähig  erscheinen.  Hieraus  folgt,  daß 
die  substantivische  starke  oder  schwache  Ilexion  für  die 
Syntax  beinahe  gleichgiltig  sei,  die  adjectivische  aber  durch 
ihre  abhangigkeit  von  Verhältnissen  der  construction  eben 
erst  ihre  rechte   bedeutung  erlange. 

Allein  noch  eine  weitere  betrachtung  bleibt  anzustellen, 
die  starke  ilexion  erblicken  wir,  so  weit  die  geschichte 
unserer  spräche  hinauf  rücken  kann,  in  fortschreitender 
auflösung;  nicht  wenige  fälle  gestatten  es  dem  nomen,  ihr 
völlig  z»i  entsagen.  die  schwache,  zwar  auch  dem  Ver- 
derbnis ausgesetzt ,  hat  in  den  dialecten ,  welche  sie  über- 
liaupt  noch  von  der  starken  unterscheiden,  grade  ihr  kenn- 
zeiclien  liervor  zu  heben  gewust,  und  erleidet  kein  schwan- 
ken ,  gleich  einzelnen  starken  formen,  an  ihre  stelle  tritt 
nie  ilexiouslosigkeit. 

Von  der  syntactischen  bedeutung  völlig  unflectierter  nomina 
ist  zuerst,  uud  dann  von  dem  unterschied  starker  und 
schwacher  ilexion  zu  handeln. 

I.     TVeggexvorfne  starke  Jtexion. 

Wenn  wir  die  lat.  oder  gr.  declination  des  subst.  und  adj. 
vergleichen ,  so  ergibt  sich  eine  fast  vollständige  einstim- 
niung  beider  in  allen  geschlechtern.  nur,  daß  die  lat. 
spräche  zwei  eigenlhümliche  subst.  formen  (der  4.  5  deck) 
aufweist,  welche  beim  adj.  ausfallen,  so  wie  daß  ihrerseits 


nomen,    ßexion.     weggeworfne.  46I 

die  gr.  vielen  männliclien  adj.  dritter  decl.  anders  abge- 
leilele  >veibliclie  erster  decl.  beinnsclit ,  Avas  einen  zu- 
samnieunuü  der  reihen,  keine  verschiedenlieit  der  formen 
selbst  begründet. 

unsere  spräche,  scbon  bei  ib.rem  ersten  auftreten,  zeigt 
neben  unleugbarer  analogie  zwischen  subst.  und  adj.  we- 
sentliclie  abNveichungen  beider,  in  den  meisten  fällen  aber 
scheinen  die  adjectivllexionen  vollständiger  bewahrt,  inid 
man  darf  der  Vermutung  räum  geben ,  daß  die  substanti- 
vischen ihnen  m'spriinglich  gleich  gewesen  seien,  möglicli 
indessen  wäre,  daß  auch  die  adjectivische  formhin,und  wieder 
erweiterung  empfangen  und  sich  so  von  der  substantivischen 
entfernt  liätte.  darum  ist  die  1,  801-807  versuchte  zu- 
sanunenstellung  und  das  erratheu  älterer  ausgänge  der  subst. 
declinalion ,  nach  analogie  der  adjectivischen ,  immer  noch 
liüclist  gewagt,  unbezweifelbar  nur,  dünkt  micli,  ist  beider 
flexionen  anfängliche  einstimmung,  auf  welchem  wege  sie 
nun   später  von   einander  gewichen  seien. 

In  der  ganzen  schw^achen  decl.  treffen  dagegen  adj. 
und  subst.  vollkommen  überein  luid  erst  durch  ollenbaren 
misgrif  sind  im  verlauf  der  zeit  einige  unterscliiede  zwischen 
ihnen  aufgekonnnen.  diese  Übereinkunft  scheint  mir  schon 
ein  hohes  aller  der  schwachen  form  zu  bezeugen,  die  beide 
nomlna  auf  gleichen  fuß  setzend  deren  damals  noch  be- 
stehender parität  folgte. 

So  wichtig  und  bedeutsam  für  die  geschichte  unserer 
Sprache  die  prüfung  aller  verschiedenheilen  zwisclien  der 
starken  decl.  des  adj.  und  subst.  sein  müge ,  ich  gehe 
gegenwärtig  nicht  darauf  ein,  sondern  fasse  nur  die  er- 
scheinungen  der  starken  declinalion  ins  augc,  welche  gänz- 
lichen Wegfall  aller  llexion  kund  geben,  d.  i.  die  haare, 
unjlectierte  tvortffestalt  darstellen. 

unter  flexion  aber  verstehe  ich  jedwede  Vermehrung, 
die  das  nomen  ziun  ausdruck  seiner  gcnus  und  casusvcr- 
hällnisse  empfängt,  sowol  das  dem  casus  reclus  eigne  ge- 
schlechtskennzeichen  ,  als  die  zeichen  der  Obliquität;  ihrem 
Ursprung  inul  dem  dafür  eintretenden  crsatze  nach  beide 
höchst  verschieden. 

Jener  abwurf  der  flexion  hat  nun,  anfangs  noch  gering, 
in  der  folge  innucr  größere  forlschrille  gomacht.  um  bloß 
die  beiden  extreme  anzugeben,  am  golh.  subst.  linilet  er, 
allgemein  erwogen ,  für  den  nom.  luul  acc.  sg.  neulr.  so 
wie   den    acc.  und  voc.  sg.  der   beiden  andern   geschlechler 


462  einfacher  salz. 

statt,  am  golli.  adj.  für  den  Tieiitralen  noin.  acc.  sg.  le- 
diglich /iiwejlen.  im  engl.  adj.  hingegen  herscht  diinh- 
greifende  llexionslosigkeit ,  während  dem  snbst.  norh  ein- 
zelne leste  der  llexion  verbleiben.  dies  stufenweise  er- 
löschen der  fornj  darf  auch  für  die  syiilaclische  bedeuliing 
nicht  uiil)eriiclvsicli(igt  bleiben,  und  es  giU  hier,  seinen  /ii- 
samnienJiang  mit  der  conslructiou  ,  namentlich  mit  dem 
aul'konunen  des  arlikels  in  erwiigung  zu  ziehen. 

A.     Suhslanlivcüsiis  ohne  Jlexion. 

1.  alle  golh.  neulra  lassen  den  nonx.  ,  folglicli  aucli  acc. 
sg.  iiullecliert ;  von  männlichen  und  weiblichen  subst. 
thun  ein  gleiches  nur  die  anomalen  (julh,  Jadar,  hrolhar^ 
svistar  ^  dauldar:,  ierner  käisar,  i»««- (vir),  5/i«r  (viliilus), 
Jruniahaür  {fi QonoTOXOs)  ^o\.  1,  15.  18.  In  den  übrigen  deut- 
schen sprachen,  mit  ausnähme  der  altn. ,  ist  dieser  Dexionslose 
nom.  acc.  sg.  für  sämtliche  (starke)  subst.  männlichen  geschlechts 
regel  geworden,  xmd  er  hat  gleicherweise  statt  in  der  dritten 
und  vierten  weiblichen  decl.  die  andern  fem.  behaupten  ihren 
weichen  vocalausgang  besser,  und  zwar  im  ahd.  fast  durch- 
aus, während  golhische  zweiter  decl.  ihr  A  im.  nom  ab- 
zulegen, im  acc.  wieder  aufzunehmen  pflegen  (tnavi^  tinvi), 
andere  jedoch  es  für  beide  casus  bewahren  (halja ,  suiija.) 
ags.  und  altn.  fem.  entsagen  dem  vocal  meistentheils  im 
nom.  und  acc,  er  muß  aber  früher  da  gewesen  sein,  dies 
schwankende  Verhältnis  der  männlichen  und  weiblichen 
flexion  characterisicrt  merkwürdig  die  verschiednen  dialecte. 

die  nominative,  das  genus  ausdrückende  flexion,  S,  A, 
ATA  findet  sich  in  dem  adjeclivischen  blinds,  blinda,  blin- 
data  am  deiitlichsten  ausgeprägt,  neutra ,  das  wenigst  leb- 
hafte geschlecht,  konnten  ihr  zuerst  entsagen,  jene  goth. 
anoriialieu  durften  das  S  aufgeben,  weil  ihr  blof^er  begrif 
schon  das  geschlecht  ausdrückt.  Als  die  übrigen  masc. 
diesem  ^beispiel  folgten,  so  war  das  zulässig,  weil  das 
genvis  in  der  spräche  überhaupt  als  etwas  bekanntes  vor- 
ausgesetzt werden  darf,  und  der  vocalausgang  der  meisten 
fem.  gegenüber  dem  fast  immer  consonantischea  der  masc. 
die  unlersclieidung  beider  im  allgemeinen  sicherte.  um- 
gekehrt mochten  tlie  altn.  fem.  ihren  vocal  fahren  lassen, 
da  hier  die  masc.  das  H  fortführten,  und  aus  ähnlicher  Ur- 
sache entäußern  sich  goth.  fem.  wie  mavi  ihres  A,  da  sie 
durch  dessen  wiederaufnähme  im  acc.  von  neutralen  Wörtern 
wie  havi,  kuui  genugsam  sich  entfernten. 

außerdem  aber  stützte  sicli  die  Unterscheidung  der  ge- 
schlechter   an  die    festere   flexion    des    in    der    conslructiou 


noinen,    ßexion.     weggeivorfne,  46^ 

znlreleiulen  ntlj.  so  wie  an  den  allmälicli  iinigrcirenden 
urliktl.  des  ailikels  anlali  und  der  des  gesclileclilszeichens 
waren  nicht  derselbe,  aber  die  Wirkungen  beider  konnten 
sich  berühren,  hier  waltete  geheime  macht  der  form,  dort 
logisclie  bestinimiiiig  des  gedankens.  die  im  arlikel  liegende 
individualisierung  des  begrifs  begegnet  sowol  der  nomina- 
tiven  llexion  ,  als  sie  an  deren  stelle  treten  kann. 

wir  haben  gesehen ,  daß  der  noni.  vorzugsweise  und 
mehr  als  die  obliquen  casus  vom  art.  ergriffen  wird  (s.  436); 
das  rührt  sicher  auch  mit  daher,  weil  die  spräche  zuweilen 
eines  Surrogats  für  die  ausgesloibne  nominalivliexion  be- 
durfte, bei  niiherer  prüfung  wird  sich  vielleicht,  was  ich 
mutmaße,  bestätigen,  daß  der  älteste  art.  gern  sich  vor 
dem  llexionslosen  neulr.  entfaltete;  man  gedenke  jener  eddi- 
scheu  landit,  sundit,  skipit,  höfudhit,  godhin,  löndin  (s.  432.) 
freilich  lauft  der  goth.  art.  nocli  neben  der  männlichen  luid 
weiblichen  flexion ,  der  ahd.  neben  der  letzteren  her,  denn 
der  Ursprung  beider  bezeichnungen  ist  verschieden.  aber 
auch  der  doppelte  ausdruck  sagt  der  spräche  zu,  wie  sich 
artikel  wiederholen  (s.  402.  413)  oder,  häufen  (s.  433..  435.) 

im  goth.  können  vier  fälle  eintreten  a.  subst.  ohne 
nexion  inid  ohne  art.  z.  b.  (jtilh  (deus).  b.  mit  llexion 
und  ohne  arlikel,  wie  hin»ins,  airlha  (s.  3H4.)  c.  mit 
llexion  und  mit  art.  wie  sa  aggilus  (s.  386.)  d.  ohne  flexion 
inid  mit  art.  wie  thata  harn  (s.  386.)  beide  bezeiclinungeri 
sind  hier  überall  ganz  verschieden  m  erklären. 

Es  ist  schon  1,  1076  angemerkt  worden  daß  K.  den 
fem.  auf  imga  im  noin.  S(j.  das  A  enlzieht:  diso  seawunc 
(haec  consideralio)  .51^;  arnunc  (merilum)  57*;  samanunc 
(congregatio)  57*';  neben  dem  gen.  dera  samanunga  (con-^ 
gregationis)  57^.  liatle  ihm  der  acc.  samanunc  oder  sa- 
manunga? es  scheint  letzteres,  denn  auch  Is.  41,  20.  45, 
16  gibt  denx  nom.  bauhnunc  (signilicantia) ,  dem  acc.  dhea 
bauhnunga  35,  4.  51,  22,  wiewol  der  männliche  dal.  in 
dhcmu  baiihiuMigc  51,  6  jeue  annähme  stCtrt,  insofern  der 
nom.  bauhnunc  masc.  sein  könnte,  bismarung  (blasphemia) 
T.  62,  8;  bismarunga  (blasphemias)  54,  5  sg.  oder  pl.;*  Des 
seiner  llexion  in  gewissen  redensarlen  verlustigen  ahd.  puoz, 
mild,  buoz  (f.  puoza,  buoze)  wurde  oben  s.  245  erwähnt; 
vielleicht  gibt  es  solcher  fem.  noch  einige,  wie  mhd.  qoiim 
f.  goume  in  der  reilensart  goum  nenien  IMs.  2.  S.'i''  (vgl.  Tar/.. 
352,  27,  wo  sich  ändern  ließe)  ahd.  nami  ijoiini  fundgr.  1,3. 
furch  nom.  Geo.  3641.  Tioj.  «162.  acc.  l'arz.  Ho,  18.  dal. 
Wh.  83,    28   kcinnte  in    die   Nicrlc  deck   ausgowiclien   sein;* 


464  eiiiJacJier  salz. 

2.  voc.  lind  acc.  stolin  zu  dem  jiom.  nocli  i'rj  "ewlsscr 
bcziflimig,  im  gcgc/isalz  zu  ücni  ficliiiiior  davon  Rotrcnnlcn 
gen.  und  dat.  sc  liun  der  golli.  voc.  Iial  dunligoliciids  die 
niannliilie  llcxion  aufgogcljen ,  die  \vcil)litln'  in  der  ci-sicn 
decl.  beliallcn,  in  der  zweiten  bald  abgelegt  (mnvi !  llnvil) 
bald  behauptet  (halja!),  den  art,  meidet  dieser  casus  gleich- 
falls. Umgekehrt  stellen  mavi,  thivi  im  acc.  mauja,  thinja 
die  llexion  wieder  her;  Avahrend  alle  den  nom.  mit  8  bil- 
denden niasc.  oder  fem.  es  im  acc.  abwerfen.  Ijemerkens- 
werth  ist  die  volle,  adjcclivische  llexion  ahd.  und  mhd. 
niasc. ,  die  belebte  ^vesen  ausdrücken,  zumal  der  eigenna- 
mcn  *).  auch  diese  formen  kotan ,  truhlinan,  Ilartmuotan, 
lünlänglicli  durch  sich  selbst  bestimmt,  halten  den  art. 
von  sich  ab.  des  nicht  invwalirscheinliclien  ahd.  acc.  fem. 
samanunca  vom  nbm.  samanunc  geschah  eben  meidung. 

3.  den  (jen.  S(j.  entblößt  die  goth.  spräche  niemals  und 
bei  keinem  geschlecht  seines  characteristischen  S,  obwol 
sie  die  ihm  vorhergehenden  ilexionsvocale  einigemal  Aveg- 
'Nvirft,  namentlich  bei  gutlis,  fadrs,  bruthrs,  svisters,  danhtrs, 
mans,  alhs,  baurgs,  brusts ,  nahts;  und  danach  gelangt 
die  ahd.  spräche  unnültelbar  zu  den  unJIeclierten  gen. 
hot  (obwol  ich  diesen  nicht  aufweisen  Vann),  faiar,  pruo- 
dar,  muotar,  tohtar,  suestar,  man,  piirnic,  ptiist ,  naht, 
"welche  formen  ganz  sich  verhalten  wie  die  ilexionslosen 
nom.  masc.  zu  den  goth.  mit  blofiem  S.  die  llectierten 
gen.  kotes,  fatares,  mannes  kommen  aber  auch,  und  der 
erste  sogar  gewöhnlicli  war.  mhd.  sind  die  gen.  man, 
Vater,  hrnoder,  swester,  mxioter,  naht,  hnrc  unbedenk- 
lich; (jot  (dei)  läßt  sicli  etwa  Nib.  2308,  3  annehmen?  be- 
lelirend  für  das  Verhältnis  des  art.  ist,  daß  die  uuilectierte 
form  nur  mit  ihm  ,  die  flectierte  mit  vind  ohne  art.  statt- 
haft ist:  des  man  Iw.  2873.  6765.  7089;  des  selben  man 
2064;  des  mannes  110.  1583.  4390;  mannes  2330.  3003. 
in  jenem  fall  leistet  also  der  art.  wirklich  ersatz  für  die 
lintergegangne  ilexion. 

Nicht  ganz  imanalog  dem  articullerten  und  unflectier- 
ten  des  man  ist  die  mhd.  formel.  des  künec ,  doch  nur 
sobald  der  flectierte  eigenname  folgt:  des  künec  Etzelen 
•wip   INib.    1301,   4;    des    künec   Deseu    tohter  Dietr.   28^; 


*)  während  die  mhd,  ausgänge  welbl.  eigennamen  im  acc.  sg.  Kriem- 
hilde  Nib.  332,  3.  608,  3.  654,  2.  563,  4.  565,  1.  Priinhilde  3H0,  4. 
33T,  4.  608,  2,  neben  den  nom.  Kriemliilt,  Prünhilt,  ebenfalls  ad- 
jectivisch  zuiietimeu? 


nov.ien.    fiexion.     ahgeworfne..  465 

des  küuec  Vijciies   I\v.  2111;    des  kiinec  Artüses  4513*); 
andere    belege    oben    s.  421.      ohne   den    eigennamen    aber 
lieitU    es:     des   küneges  Iw.  4722,  während  avif:    des  man 
kein  weilerer  gen.  zu  folgen  braiiclit.     der  tilel  kiinec  wird 
glciclisani    als    verwachsen    niil  dem  eigennamen  bctraclilct, 
so  daß  die  Ilexioii   erst  hinter  letzterem  auftrilt.     nhd.  ini- 
bedoiiklich:    hönig  Heinrichs,    herzog  Friedrichs,    meisttr 
AVallhers,     wenn    der  art.  wegbleibt;    sieht  er,    so   pllegen 
wir,    gegen    die    mlid.  weise,    das    appellativ   zu  lleclieren, 
den    eigennamen    nicht:    des   königs  Heinricli,    des  meisters 
AVallher.      folgt    auf  den  eigennamen    präp.  mit   Ortsnamen, 
so    wird  jenem    die    ilexion    zu    iheil:    die    lieder  Walthers 
von  der  Vogehveide,  der  frauendienst  Ulrichs  von  Lichten- 
slein;    und    nur    da,    wo    beim    neuen  briefadel    die    präp. 
sinnlos    gesetzt    wird,    tritt    das  8  liinten   nach:    Friedlich 
von  Scliiilcis    werke.      ähnlich  verhält   es    sich  bei  Setzung 
der    ländernamen:    des    künigs    von  Dänmark    samlung  *''^), 
doch   engl,  geht   es  an  zu  sagen:   in  the  hing  of  Denmarks 
cüUection,  luid  ich  finde  auch  nnk:  de  graaf  van  Hollandls 
zaken  statt  des  richtigeren  :  des  graven  v.  H.  z.    von  mehrern. 
eigennamen  (vor  oder  zunanjcn)  wird  bloß  der  letzte  flectiert: 
*]ohann  Heiniichs,    Ixarl  Lachmanns***),      in  unserer  äl- 
teren   Sprache    begegnen    Avenig    beispiele    gehäufter    eigen- 
namen, es  sei  denn   der   zweite  bloßer  beiname,   mid  dann 
lleclicren    beide,    wie    im    latein    alle  namen   nebeneinander 
gleicli  Ilediei't  werden:  IMarci  Tullii  Ciceronis.     ich  zweille 
auch,   daß  jene  mhd.  formel:    des  kiinec  Dietertches  schon 
ahd.    gall;     es    hieß    wol    Diotriches    des    chuninges,    oder 
des  chuninges  Diotriches. 

auch  bei  örtlichen  eigennamen  scheint  einigemal  der 
ndul.  undeclicrtc  gen.  zulässig:  Swarztvalt  ieslich  stüde, 
die  boume  Spchls/t«>-f  (oben  s.  408.) 

mhd.  fem.  vierler  deck  können  im  gen.  sg.  die  ilexioii 
ablegen    (granun.    1,    677),    ebenso    weibliche    cigeiuiainen 


*)  l)ei(Ie  stellen  iincli  wb.  227   hpiirlitigt. 

•')  iiücii  nieiir  im  niliH.,  wo  man  zwisclien  appollnliv  und  «irtliclic 
bcnciniun^  "crn  nndere  würter  ronstriiiert:  des  !\iiiii^:is  kiiit  i'iz  L'n- 
«,'erl.int  I\Is.  2,  21()l';  der  des  kiiiii<;es  linnier  tnio;;  von  Krniikruiic 
Sviclieiiwirt  18,  2i)') ;  waz  n\nc  diu  kiiiic;;iiiMe  wol  jelieii  M>n  ljn<ier- 
laiil;  Ms.  2,  ir)2l>;   des  koniges  vnter  von  Polnn,   Lindenbl.  p.  20:».  u.  s.w. 

•••)  niciit  ülier  darf  von  zwei  nndcrn  im  ffen.  stehenden  subst.  das 
erste  uiillectievt  l)lfil)en ,  z.  h.  es  muß  licilU'n:  krie^'s  und  friedens 
böte  uielit  etwa:  krieg  und  friedens  lioto. 


466  ciiijachcr    saf~. 

dieser    decl.    /.   I).    Kv'nmJuH    lelt    daz    alle    Ml).    1849,    2. 
nhd.  Iiabeii   alle   diese   fern,  der  genilivnexioa  eiilsai;f. 

4.  dem  <h(t.  stf.  enl/.ielien  die  llcxioii  jene  f;olIi.  J'mJi'f 
brtUhr,  ilaü/ilr,  svisir,  umun,  al/t,  haihuj^  hrnst,  nu/il, 
niiluk*  menölltj  milalh  und  wol  noch  andere.  ebenso, 
(loch  niclit  nolii\v(Mulig  die  alid.  Jolar,  prnodar,  man, 
puriiCy  vrust,  naht.  Al)gese}in  von  diesen  anornalien  er- 
lischt auch  in  den  gewöhnlichen  sidjst.  die  nihd.  dalivlle- 
xion  sehr  oll,  nicht  bloU  da,  wo  nach  den  regeln  der 
laullehre  sUinimes  K  wegfallt,  sondern  auch  sonst;  man 
findet  z.  b.  die  dat.  niasc.  tarn,  haz  f.  tannne ,  hazze;  lip 
Nib.  336,  3;  (jrdl  Parz.  433,  10.  438,  29.  468,  25:,  will 
Parz.  362,  19;  (jenoz  Parz.  .547,  7  u.  s.  w.  noch  liHidiger 
bei  fem.  \ierter  decl.,  wo  die  formen  haut,  livaft,  uuiyet, 
riterschaß,  sa-lecheit  und  ahnliche  mit  heiuie ,  krefte, 
ine°ede,  rilerschefle  ,  Sitdecheile  wechseln;  oft  slehn  beide 
diclit  neben  einander:  mit  der  liende  sin,  mit  der  hant 
Troj.  16057.  16059;  mit  ir  hende  Parz.  422,  24;  an  ir 
liende  426,  27;  an  der  kiineginne  hant  422,  28;  an  der 
haut  310,  9.  den  unüeclierten  fallen  pllegt  meistentheils 
der  art.  oder  ein  possess.  voranzugehn,  doch  nicht  überall, 
wie  die  s.  413.  414  angeführten  stellen:  ze  fuoz,  ze  siech- 
liüs ,  üz  uöt  und  andere  lehren,  wie  häufig  wird  gesagt  : 
ze  hant,  sä  ze  hant,  sA  ze  stitnt.  nhd.  niasc.  und  neu- 
tra  dürfen  die  ilexiou  kürzen  oder  behaupten  ,  fem.  vier- 
ter decl.  liabon  sie,  wie  die  dativische,  stets  eingebüßt, 
es  heißt  nie  anders  als:  der  macht,  hajt,  hand.  dage- 
gen scheint  ahd.  die  gekürzte  form  noch  äußerst  selten, 
anst  ist  gr.  1,  620  beigebracht. 

5.  unflectierte  pluralformen  In  goth.  spräche  gibt  es  nicht 
(fadrein  s.  271  wird  sich  kaum  als  pl.  annehmen  lassen), 
wol  aber  ziehen  einige  jener  anomala  den  nom.  und  acc. 
pl.  zusammen:  maus,  baiirgs ,  brusts,  und  ferner  reiks. 
hieraus  ergeben  sich  die  aller  llexion  verlustigen  man, 
wahrscheinlich  auch  puruc ,  prust  für  den  nom.  acc.  pl. 
im  ahd.,  doch  so  daß  puruki,  prusti  daneben  statthaft 
bleibt,  der  mhd.  pl.  man  (nom.  gen.  dat.  acc.)  bedarf  keines 
bele^s,  der  acc.  pl.  sine  hrnst  bede  steht  Parz.  35,  30.  kann 
ein  mhd.  gen.pl.  hiinec  zugelassen  werden?  Troj.  1241.  1721. 
durchgreifend  entzieht  die  alid.  und  mhd.  spräche  dem 
nom.  und  acc.  pl.  aller  neutra  die  llexion ,  es  heißt  wort 
und  chunni  statt  der  golh.  formen  vaürda,  kunja.  vielleicht 
sind  mit  darum  die  epenihetischen  pl.  auf  ir^  mhd.  er  so 
gangbar  geworden,  um  den  sg.  vom  pl.  zu  scheiden. 


nomen.    ßexion.     woggeworfiie.  467 

ich  weiß  keine  nlul.  inasc.  (außer  jenem  man),  welchen 
im  pl.  die  flexion  enigienge.  auch  mhd.  werden  sie  un- 
gemein selten  sein.  Ben.  347  liest  man  :  daz  im  die  Jmnt 
daz  liirne  ab  der  erde  müczen  naschen.  die  hunde  daz 
hirne  klang  vielleicht  hart.  Wolfram,  und  nach  ihm  Rein- 
bot  brauchen  die  fremden  wörler  Sarrazin  und  cheriihin 
nicht  nur  im  nom.  luid  acc, ,  sondern  gleich  jenem  mau, 
auch  im  gen.  und  dat.  pl.  luiveränderlich:  nom.  die  Sarrazin 
Wh.  224,  4.  283,  11.  304,  17;  voc.  ir  gunerten  Sarrazin 
58,  15;  gen.  der  Sarrazin  435,  17;  dat.  den  Sarrazin  367, 
17.  440,  17;  nom.  die  cherub?n  Geo.  3954.*)  anderemal 
wird  gebogen:  die  sarrazuie  Wh.  124,  15.  220,  22.  238,  1; 
voc.  ir  gunerten  sarrazine!  110,  21;  gen.  der  sarrazine 
10,  9.  361,  13.  367,  29.  417,  15;  dat.  den  sarrazlnen  23, 
26.  78,  11.  214,  14.  Trist.  2535.  vögelliugen.  pl.  l\ls.  2,  91^. 

auch  unilectierte  fem.  vierler  decl.  erscheinen  wol:  ir 
macjet  wol  getane!  Ben.  342;  ich  warne  geliche  sin  die 
not  Parz.  417,  8;  zwo  volle  Sicledieil  Trist.  4704;  in  bede 
haut  altd.  bl.  1,  341  ;  in  den  lelzlen  beispielen  sichert  die 
zufiigiing  zwo  und  bede  das  Verständnis  des  pl.,  vgl.  das 
vorhin    angeführte:    sine  brüst  bede. 

lilerher  gehört  endlich  das  schon  s.  285.  286.  zur  sprä- 
che gekommne  fem.  inarc ,  welches  neben  Zahlwörtern  im 
nom.  imd  acc.  ])1.  luiilectiert  steht. 

nhd.  subst.  ileclierea  in  allen  geschlechtern ,  auch  im 
nculro  wieder,  außer  da,  wo  aus  andern  gründen  das 
llexions  E  abgefallen  ist  (z.  b.  in  becher,  sommer,  engel) 
und  bei  den  maßen   und  gewichten   (s.  285.) 

6.  man  wird  die  luilersuchung  der  subst.  flexionslosigkclt 
leicht  auf  die  übrigen,  hier  nicht  besonders  abgehandclleu 
dialecte  erstrecken.  die  engl,  spräche  hat  allen  llexions- 
milleln  außer  dem  8  cnisagl,  diesem  aber  eine  größere 
ausdehnung  ertheilt,  einmal  auf  alle  plurale  (fast  nach  ro- 
manischer weise),    dann    auf  alle  gen.  sg.  '*'*),    jedoch  nur 


*)  iirspriiiinrlicli  ist  clienibim  der  Iiebr.  |)I.  von  clicrnh,  scrnpliim 
von  seriipli.     tliiii  zerubiin   O.  IV.  33,  34. 

**)  fl<r  erst  seit  den  let/ten  jlili.  nnl'<i;('l>rnclite  ii.nckeii  für  das  <;oiii- 
tivisclie  S  nutzt  liilrlistens  dem  anp:e  derer  die  untersnclien  wollen, 
ol)  einer  z.  1),  \\iikin  oder  Wilkins  heiße;  an  sieli  nl)er  selieint  es 
pedantiseli  Wilkin's  nrid  Wiikins's  zu  nnterselieiden ,  da  die  \oile  lorni 
Wilkines,  AVilkinses  nie  trehört  wird,  und  <ler  pl.  mit  fiieielieni  reelit 
s's  Ibrdern  konnte,  tlie  >\  ilkins's  (die  NMikinse),  dann  also  aneli  tlic 
king's  (diekönige)  zu  sclireil)cn  wiirc.den  gen.  nlnl.  eigennanien  zn  liäekelii 

Oü   2 


406  alnfaclier    acitz. 

i:i  Urin  Bclliicicri  f.ill,  wo  dci-  abliängige  gen.  .«^cIiktii  re- 
t^ioiendcii  siibsl.  nniniUcibar  voraiisgclil :  kings  beiuli,  gods 
urace,  licavciis  fiic,  llic  dcvils  chilil,  a  iiiidsiiuimeriiiglil«» 
(Ircani,  (|u(h>iis  gilliduwcr,  und  iiiil  sohliciii  8  Können  iiicli- 
rerc  vorausiiclK'iidc  Nvüiler  an  einander  geliiingl  ^verden  : 
tlie  wir  ol  liallis  lalc,  tlie  king  of  Swedens  Jieir  ('8,465.) 
Audi  die  neunord.  si)raclien  haben  ihr  S  unorgauiscli  aiil" 
den  ])i.  angewandt,  anl'x-r  dein  neiilr.  sclieiden  sie  aber 
alle  pl.  von  den  sg.  durch  llexiün;  dagegen  ist  iliiicn  in 
jedem  nuni.   dat.  und  acc.  zusainnieiigefallen. 

7.  dennoeli  bleibt  die  uiilleclieile  fünn  ,  solange  sie  mit 
iieclierlen  wechselt,  walirer  casus,  wie  schon  im  golh. 
verbo  nam  die  I  und  III.  prat.  ind.  oder  nim  !  den  imp. 
ausdrückt,  erst,  wenn  in  einem  ganzen  nunieiiis  alle  lle- 
xioncn  erloschen  und  priip.  mit  art.  an  ihre  stelle  getreten 
sind,  wie  in  den  romanischen  sprachen,  liürt  die  casus- 
form auf,  und  es  beruht  alles  auf  dem  äiilieren  ersalz. 
■wäre  nicht  der  unlcrscliied  zwischen  sg.  und  pl. ,  so  fiele 
die  gesamte  ronian.  declijialion  bloli  der  s}  ntax  anheini. 
da  in  keiner  deutschen  spräche  die  lossagung  von  der  ile- 
xion  vollendet  ist,  so  erklärt  sich  mit  daraus  die  schwan- 
kende, lebhaflere  natur  unseres  arlikels.  schon  das  eine, 
dali  den  romaii.  sprachen  alles  geliihl  für  das  hefleiide  ge- 
iiitiv  S  a])gehl ,  begründet  einen  wesenllichen  iinlersrliied 
ihrer  und  iler  deulsdien  syntax,  wie  sich  zuiiial  in  der 
lehre  von  der  Wortstellung  ergeben   wird. 

B.  Ungleich  wlchliger  ist  die  erwägung  der  falle,  in  wel- 
clien  das  adj.  die  Jlexion  abletjt. 

1.  der  Golhe  entzieht  sie  in  gewissen  fällen  wiederum  le- 
diglich dem  iioin.  sij.  masc.  und  iieulr.  ,  also  auch  dem 
acc.  sg.  neutr.,  höchst  seilen  dem  nom.  scj.fem.;  nie  aber 
sonst  einem  obliquen,  nie  einem  i)luralen  casus,  es  gilt 
demnach  genaue  aualogie  zwischen  der  ilexiouslosigkeit 
des  subst.  und  adj. 

a.  der  nom.  scf.  masc.  wirft  überall  S  weg  in  authar, 
unsar,  izvar,  iKjhar,  iijqvar  und  Itvatlutv.  hier  sind  be- 
lebe, die  aucli  auf  das  unbelegle  schließen  lassen:  antluir 
Marc.  12,  21.  Joh.  18,  16.  Lu^c,  7,  41.  14,  19.  Rom.  12,  5 
Eph.  4,  26.  Phil.  3,4;  wisar  Joh.  8,  39.  64.  1  Tiiess.  3, 
11;  izvar  Matth.  6,  26.  Luc.  6,  37.   Eph.  3,  13;    hvathar 


ist  vollends   Unsitte,    und    sieht   aus   als   wollte   ein    Pole  statt  przez 
Macieiöwskiego  scliieibeii  przez  Macieiowski'ego, 


noinen.    ß'^xlon,     weggen>orfae,  469 

Luc.  7,  42.  nieikwürdige  formen,  auch  in  tlleser  ahlegung 
der  flexion  slinunoMd  zu  den  lat.  alter,  nosler,  vesler, 
uter,  Avälirend  die  gi\  evsoos,  '?;/«£T£Oo,c,  vfttraooQ ,  vonxa- 
Qog,  orpoJiTfOos,  noJioog  flectieren.  der  Gothe  sprach  ebenso- 
Avenig  anlhars,  unsars  als  der  Lateiner  alterus,  nosferus,  und 
auch  das  lat.  vir  zeigt  sich  auf  einer  reihe  mit  valr.  docli 
bleibt  das  goth.  S  nach  R.  in  gaius,  liurs,und  wenn  muta  vor- 
hergeht, z.  b.  in  akrs,  was  mit  tr/oog  übereinlrift  und  von 
agcr  (f.  agerus)  sich  entfernt,  der  llexionsabfall  bat  also 
bei  den  lat.  subst.  und  adj.  zweiter  decl.  auf  er  größeren 
imifang.  die  anomalen  Jadar,  hrölhar  sind  dem  anlhar, 
xinsar ,  hvathar  ahnlich,  nicht  gleich,  wie  auch  die  lat. 
pater,  frater  der  di'illen  decl.  geh.ciren,  nicht  der  zweiten, 
luul  das  gr.  l'reQog,  norecjos  anders  geht  als  tiut/^q^  des- 
sen honieiischcr  gen.  und  dat.  tkütöOs"  ,  nurol  genau  dem 
goth.  fadrs,  fadr  und  lat.  paliis,  patii  entspricht,  so  daß 
wir  durch  diese  golh.  anomalie  uiunlUelbar  auf  die  gr.  und 
lat.  drille  decl.  geleilet  werden,  darum  haben  die  obliquen 
casus  von  anlhar,  unsar  nichts  weiter  mit  der  anomalie 
fadar  gemein,  der  gen.  lautet  antharis,  uusaris  (nicht  au- 
thrs,  iuiärs!)  die  volle  ilexion  der  fem.  anlhara,  uusara, 
izvara  ist  wie  altera,  noslra,  vestra.  *) 

1).  der  noM.  sij.  fem.  kann  in  der  ersten  decl.  so  wenig 
liier  wie  beim  subst.  seiner  Ilexion  cntblüiU  werden,  ana- 
stödeins  frumabaiir  aus  Col.  1,  18  biklet  keinen  einwand, 
denn  beide  gar  nicht  zusammengchürende  worle  werden 
in  der  neusten  ausg.  fehlerhaft  übertragen  principium  pri- 
mogenitum.  fiumabaur  ist  subst.  und  man  interpungiere 
nach  dem  gr.  text  f'()/v;,  r/pw7oro/i0.c  iv.  liöv  ve'/.Qiöv,  ana- 
studeins,  IVumabaur  us  daullu'iim  (ohne  art.  wie  s.  392), 
(k  i.  principium,  primogcnitus  e  morluis  ,  was  auch  die 
vulg.  gewährt.  Dagegen  mag  in  zweiter  deck,  wie  bei 
mavi,  Ihivi,  das  A  abfallen:  dauus  sljuiu  v^thi  (odoi- dul- 
cis)  11  Cor.  2,   15. 

t.  der  nom.  acc.  sg.  iientr.  enlbehrt  ATA  überall  im 
inlerrog.  hva  für  hvata  (neben  ihala),  dann  aber  gerade 
in  jenen  auf  «r ,  die  sich  des  miinnlichen  8  ontiiuiWrlon. 
es  heißt  also  anlhar  (allerum)  liuc.  3,  18.  8,  0,  Job.  6, 
22.  Eph.  6,  10;  izvar  (veslrum)  jMalth.  5,  IG.  37.  6,  21. 
Phil.  2,  30;  hvathar  (ulrum)  JMatlh.  9,  5.  jMaic.  2,  9.  Luc. 
5,  23. 


')  die  gen.  riat.  alier'ms,  iiliius,  neiilriiis,  nllcn,  ufri.  iiPiitii  sind 
pronominal  nadi  iiliiis,  illi  geformt;  es  galt  nbtr  aucli  für  ciiizeluu 
iälle  die  zweite  duei. 


470  einfacher  satz. 

iiiasc.  und  nciitr.  Nvonlca  dainil  im  nom.  f-leirlilauloml,  allein 
die  abwcil'ung  der  llexion  ist,  hei  der  ührigcii  cinstirninung 
dieser  beiden  gcschlecliler,  folgcriclilii;;  während  das  lal. 
alleriim,  nustruni,  vcslnini,  iilnini  liier  zum  gr.  i'rtaov 
II.  8.  \v.  stimmt.  niemals  aber  ersclieint  ein  gülli.  anlha- 
rala,  unsarala,  hvalharala. 

d.  in  den  übrigen  adj.  bleibt  für  den  nom.  acc.  stj.  das 
neitlrale  zeichen  bald,  bald  fallt  es  ab,  und  für  beides 
die  regcl  zu  finden  scheint  nicht  leicht.  sie  muß  zum 
theil  in  der  beschallenheit  der  adj.,  zum  thcil  in  ihrer 
construction  gesucht  werden,  der  gr.  tcxt  hat  keinen  einlluU 
darauf. 

«.  das  neutr.  der  possessive  meins,  tlieins,  seins  ersclieint 
meist  attributiv,  und  tragt  alsdann  willkürlich  die  llexion  an 
sich  oder  legt  sie  ab.  belege  auf  allen  bliittern,  ich  wähle 
solche  aus,  die  beider  fülle  glcichheit  darlhun :  nim  thala 
batli  theinata  unöv  oov  i6v  y.Qu[jßaTOV  Marc.  2,  9;  uim 
tliala  badi  thein  uqov  tov  xq>  oov  Marc.  2,  11;  ushafjands 
tbata  badi  theinata  aQccg  ro  y.Xtvidiöv  oov  Luc.  5,  24, 
in  beiden  letzten  stellen  ist  die  gr.  Wortfügung  völlig  die- 
selbe, und  doch  sagt  der  Gothe  Luc.  5,  24  wie  INIarc.  2,  9 
theinata,  die  vor  und  nachsetzung  des  oov  bewegt  ihn 
also  nicht  zur  wähl  des  einen  oder  andern  goth.  ausdrucks, 
niel  mein  Job.  7,  6;  nieinata  mel  Job.  7,  8,  beidemal  gr. 
o  'ACiiQog  6  t/iiös,  mau  sieht,  auch  das  vorausgehende 
oder  nachfolgende  subst.  wirkt  nicht  ein.  saei  niatjilh 
mein  leik  o  tQMyo)V  fiov  ti]v  ouQy.a  Job.  6,  54;  thata  leik 
vieinata  [y  gi<o^  fiov  Job.  6,  55.  driggkith  mein  blulh 
niviov  fiov  10  ui/ia  Job.  6,  54;  thala  bluth  mein  [ro  ciljnci 
f(oi>  Job.  6,  55,  hier  wird  blulh  mein  gesetzt,  wo  in  ganz 
gleicher  construction  leik  meinata.  vaurd  mein  rov  }.6yov 
rov  f/fOJ'  Job.  8,  51 ;  mein  vaurd  rör  löynv  fiov  Job.  8,  52  ; 
thata  vaurd  theinata  Job.  17,  6;  vaurd  theinata  17,  17. 
Für  das  priidicatlve  possessiv  vermute  ich  lieber  luifleclierte 
form  :  vairthith  thein  all  Luc.  4,  7.  Zugleich  erhellt,  daß  der 
Wegfall  des  kennzeichens  bei  unsar,  izvar  u.  s.  w.  in  der 
form  ar  begründet  liegt,  nicht  in  dem  possessiven  begrif, 
da  meinata,  theinata,  seinata  (wie  meins,  theius,  seins) 
lässig  sind  ,  nicht  aber  unsarata   u.  s.  w. 

ß.  adj.  die  mit  I  abgeleitet  sind  scheinen  die  volle  form 
-jata  zu  meiden,  selbst  da  wo  sie  attributiv  gebraucht 
werden.  einige  seltne  beispiele  kommen  jedoch  vor:  niu- 
jata  Matth.  9,  17.  Luc.  5,  37  und  manvjata  IMarc.  14,  16. 
doch  prädicaliv   würde   nivij   wie  manvu ,  steliii. 


nonien.     Jlexiüti.     weggeworfene.  471 

y.  für  alle  übrigen  adj.  gilt  die  Unterscheidung 
aa.  das  prädicierende  neuli-.  streift  die  llexion  iu  der 
regel  ab:  (jod  ist  uiisis  her  visan  Luc.  9,  33.  Älarc.  9,  5; 
guth  Salt  Älarc.  9,  50.  Luc.  14,  34  wo  nacli  dem  gr.  x«P.öv 
26  äXas  das  verbuin  ist  ausgelassen  wird  (s.  132);  jabui 
sah  baud  valrlhilh  Luc.  14,  34 ;  bräid  (istj  daur  Matth. 
7,  13;  livan  tujifvu  tliafa  daür  Matlli.  7,  14;  livan  Ukjij 
mel  ist  Marc.  9,  21;  ni  suns  vili  jiig(l  Luc.  5y  39;  ni 
niagt  ain  tagl  hveit  ailhllu'ui  svart  gatuujan  Matlh.  5,  36  ; 
hald  vas  Job.  18,  18;  havtlu  ist  thala  vaurd  Job.  6,  60; 
ni  valbt  hräm  (ist)  Tit.  1,  15;  nist  mihil  11  Cor.  11,  15; 
allata  mahtehj  (ist)  tbamma  galaubjandin  Älarc.  9,  23. 
Luc.  10,  27;  munvu  ist  allata  Luc.  14,  17;  svikuuth 
vartb  namu  is  Marc.  6,  14  u.  s.  w.  Ausiiabriisweise  aber 
wird  die  llexion  gesetzt:  vitulh  (ist)  veiJiata  Rom.  7,  12; 
däubatei  babaith  hai'rtu  izvar  ]Marc.  8,   17. 

bb.  das  begleitende,  attributive  adj.  liat  die  wabl  zwischen 
beiderlei  ausdruck , 

aa.  die  unllectierle  form  gebt  dem  snl)st.  voraus:  leitil 
mel  Job.  12,  35;  all  leik  I  Cor.  12,  17.  Epb.  4,  16;  (jutU 
vaurstv  Marc.  14,  6;  inanatj  mel  Luc.  8,  21;  manag  akran 
Job.  12,  24;  veih  namu  is  Luc.  1,  49. 

^ß.  die  iniflcclierle  folgt  nach:  akran  (jölh  Job.  15,  2- 
Matth.  7,  19.  Luc.  3,  9.  6,  48;  akran  nbil  Luc.  6,  43; 
fairguni  haäh  jMarc.  9,  2;  mel  v;üla  andaaem  llCor.  6,  2j 
akran  manaij  Job.  15,  5;  fai'lui  manag  jNInrc.  10,  22;  liavi 
manag  Job.  6,  10;  \is  mihil  Maltb.  8,  26.  INlarc.  4,  39; 
agis  JHi/ii7  ]Marc.  4,41;  mililb  villhi  j  häil/iivisk  ]Marc.  1,  6; 
vatö  hräin  Sk.  42,  2. 

yy.  die  lltclierte  gehl  voraus:  allata  leik  Ibcin  INIatth. 
5,  29.  30.   6,  22.  23.     sellcnslf!  formel. 

öd.  die  Ilcclicrte  steht  nacb  :  fairguni  hanhata  Luc.  4,  5; 
vein  ninjata  IMallb.  9,  17.  Luc.  5,  37;  wlw  jaggata  IMattli. 
9,  17.  Marc.  2,  22.  Luc.  5,  38;  akran  vah  thala  Luc.  3,  8; 
kelikn  mikilata  INlarc.   14,   15, 

diese  vier  formein  nnt  einander  vcrgliilicn  ergibt  sich, 
auch  bei  dem  attributiven  adj.,  ein  überwiegen  des  ilexions- 
losen  ncutr.,  zumal  des  dem  subst.  nachgesetzten,  manag 
akran  und  akran  manag  stimmt  zu  -jiclvt'  y.uonov  uiul 
iiU()'HO)'  iio'/.vv.  den  wecbsel  zwisclien  ana  faiiguni  liauh 
uiul  faiiguiii  hanhala  kann  aber  der  gr.  te\t  incbl  viiur- 
sacben ,  Nvelcber  beidemal  liest  f/V  öooo  •j'i.''/;Poj'.  da  die 
beis[^)iele    der    vollen    form    minder    zabh'cicb   sind,    darf  es 


472  einfacher  saiz. 

iiirJit  bcfrotndcn  ilaU  sie  von  ciii/cinoii  ndj.  hislior  nicht 
aiirgoruiuletj  Nvorcleu  ist  *).  so  zeigt  sich  kein  niaiiag.il.i, 
ul>ilala  II.  s.  nv. 

8.  absoltile  oder  ])ronoiiiinale  adj.  fügen  sieh  Nvicth'riitu 
in  beiderlei  ausdriick :  allata  vairlliilli  INlalth.  .5,  IS.  Marc. 
4  11-  (illdta  mahteig  Marc.  9,  23;  all  nn's  atgil)an  ist 
Luc.  10,  22;  all  llialei  gaf  niis  atla  Job.  6,  37;  docli  bei 
fol"endein  gen.  steht  nur  all,  niemals  allata:  all  baqtiK? 
Mallli.  7,  17.  Luc.  3,  9.  all  leiUe  Liir.  3,  G.  all  vaurde 
llCur.  13,  11.  all  manne  Col,  1,  2S.  all  taine  Juli.  15,  2. 
all  ahanc  riiil.  4,  7.  all  fiiüslubnju  Luc.  4,  13.  all  saivalu 
Rom.  13,  1  U.S.W,  inaitoff ,  zunial  im  acc. ,  ma7ia(f  ga- 
ibulandei  INIarc.  5,  26;  manay  galavida  Marc.  6,  20  u.  s.  w. 
BeachtcnsNVorth  die  einmisclmng  einer  fleclicrten  form  un- 
ter luilleclierte:  jali  anlliar  galeik  svaleikata  manag  tau- 
iitb  y.cu  i'.Lhu  Tiv.oouotu  loiuicu  tjo'/J.u  iioiüts  IMarc.  7, 
«•  jab  galeik  svaleikata  manag  lauiilh  v.iu  zrcctönoiu 
Toruvicc  TToXXti  nniiUe  Marc.  7,  13.  dadurch  fallt  größe- 
rer nachdruck  auf  svaleikata. 

s.  nacb  dem  neutr.  gotb.  /jorf.  pr'ds.  kann  hier  keine 
fra"e  sein,  da  sie  nur  in  schwacher  l'on)i  aultrelen.  pari, 
pvät,  hingegen  mügen  die  starke  ilexion  sowol  beibehalten 
als  \ve"%Yerlen,  und  wieder  unter  ganz  gleicher  bedingung : 
raus  fram  vinda  vafjidala  IMallh.  1  L  7  ;  raus  fram  vinda  vacjid 
Luc.  7,  24  ;  kelikn  niikilala,  (jastvavitli,  manvjata  ]Marc.  14.  15. 
e.  außer  den  unter  a,  b,  c,  d  bemerkten  fällen  hat  das 
"Olli.  adj.  stets  ßexion  als  pradicat  oder  attribut,  nanieut- 
lich  auch  im  nom.  acc.  pl.  ueulr. 

2.  Die  ahd.  spräche  liält  es  mit  dem  luifleclierten  adj. 
schon  viel  anders,  nicht  nur  räumt  sie  es  dem  nom.  sg. 
aller  geschl.  reichlicher  ein,  sondern  auch  scliou  dem  nom. 
pl.  hin  und  wieder,  vielleicht  sogar  dem  obliquen  casus. 
a.  vorerst  bemerkt  sei,  daß  die  männlichen  und  neutra- 
len formen  andar,  unsar,  iuivar,  Iruedar,  gleich  andern 
adj,  im  nom.  sg.  die  Ilexion  sowol  ablegen,  als  annehmen, 
z.  b.  andrer  R.  32^  anderer  0.  V.  15,  42  ;  nnderaz  0.  V. 
4,  32.  andaraz  IL  22,  30.  die  analogie  zu  den  unllectier- 
ten  subst.  fatar,  muotar  (s.  464)  ist  also  verwischt,  ein 
goth.  anthars,  unsars  oder  antharata,  unsarala  war  uner- 
hört, auch  das  ahd.  huaz  bildet  gleichen  abstand  von  dem 
gotb.,   seiner  Ilexion  verlustigen  hvu. 


*)  fliese   und   alle   iintersiichnngen   über  das    gotli.   adj.  erleichtert 
etzt  Wellmaniis  sorgfältige  arbeit. 


jiomen.    ßexion.     weggeworfne.  473 

b.  der  uubestlniinle  art.  pflegt  im  nom.  sg.  aller  gesclil., 
beim  neiitr.  auch  im  acc.  sg. ,  uiillectiert  zu  bleiben:  ein 
lieristo  (princeps  iiiuis)  T.  60,  1;  em  ewarlo  0.  1.  4,  1; 
ein  man  111.  25,  25;  ein  man  alter  I.  15,  1;  ein  scal  II. 
9,  59;  ein  wib  I.  16,  1;  ein  armaz  Avib  IL  14,  84;  ein 
werk  IIL  16,  33;  ein  scaf  11.  9,  59;  ein  horo  III.  20,23; 
ein  lioubit  T.  25,  5;  namentlich  also  im  fem.:  ein  \\u\\ 
gisibbu  0.  I,  5,  59;  ein  (jinäda  V.  1,  10;  ein  esilin  IV. 
4,  9;  ein  bürg  N.  ps.  147,  1.  selten,  und  nur  im  gedieht, 
erfolgt  nachsetzung:  kuning  ein  0.  IV.  6,  16.  wo  jlexioii 
statt  faulet,  mag  die  pronominalbedeutung  lebliafler  sein: 
Ivuelit  einer  (quidam  servus)  0.  III.  6,  27  ;  bi  einaz  lisgizzi 
(de  quadam  piscalione)  V.  13,  1.  Auch  wenn  gen.  dabei 
stelin  gelten  beide  \veisen :  therd  gonionö  ein  I.  3,  17; 
iheru  forasagonu  einer  III.  12,  IS;  ein  theru  sibhio  I,  4,  59. 
Neben  possess.  darf  der  art.  vorausgehn  oder  folgen  :  ein 
thin  gisibbä  (s.  403.);  muier  drut  ein  II.  7,  38;  sin  wort 
ein  HI.  11,  16.  gen.  dat.  aller  gesclil.  und  acc.  niasc.  fem, 
ileclieren  immer. 

c.  auf  gleiche  weise  verlialten  sich  die  pronominalen  adj. 
sum^  einic  und  Iiuelihj  so  wie  deren  weitere  zusammen- 
selzuugen:  suvi  rilitari  T.  55,  1;  smn  wib  T.  63,  1;  /*«e- 
lih  got  (quis  deus)  Is.  23,  20;  Imehh  drulitm  Is,  25,  19; 
io(jiivelih  sunta  T.  62,  6.  beispiele  des  flectierten  swn  s. 
457,  wo  in  der  anmerkung  zugleich  sinn  für  den  nom. 
pl.  masc.  nacligewiesen  wurde. 

d.  auch  bei  den  liäufig  wiederkehrenden  possessiven  nun, 
din  ,  stn  hat  die  eulbehrlichkeit  der  ilexion  forlschrilte 
gemacht; 

a.  wenn  sie  dem  subsl.  vorausgehn,  so  zeigt  der  nom. 
sg.  masc.  und  fem.  meistens  luillccliei-te  form  :  lliin  i^Wouho 
(lides  tiia)  T.  60,  9;  thin  dohler  (filia  lua)  T.  60,  10;  sin 
sun  ,  sin  faler  0.  I.  3,  16;  sin  fatci'  inli  muoter  T.  7,  7; 
thin  quenu  (uxor  lua)  T.  2,  8;  sin  qucna  T.  2,  11;  thin 
.miigin  (cognata  tua)  T.  3,  8;  inhi  dohler  T.  60,  2;  min 
geisl,  min  sela  T.  4,  5;  min  sela  ,  min  zunga  N.  ps.  70, 
23.  24;  thin  sela  0.  V.  23,  213;  min  brculiga  II.  13,  23; 
sin  namo  T.  4,  6.  doch  hat  0.  siner  samo  II.  12,  93; 
thiner  ihank  IV.   1,  49. 

das  neulr.  kann  zwar  auch  der  (lexion  cnlralhen  :  sin 
]\\\s  T,  2,  11.  62,  6  u.  s.  w. ;  T, ,  öfler  0.  lassen  sie  aber 
gern  slelin;  sinaz  folc  (populniii  snuni)  T.  5.  S;  siudz 
körn  Ü.  1.  1,  28;  sinaz  mual  II,  12,  81.  91.  III.  l.  d'J ; 
siuax,  hiis  IV,  7,  58 ;  minuz  ihing  IV.  7,  87 ;  in  siuuz  grai) 


474  einfacher  salz. 

IV.  35,  3,5;  shinz,  lioliila/,  II.  17,  30;  thinaz  miiat  IM.  7, 
36;  iueraz  giiilli  JI.   17,  2. 

alle  übrig<Mj  cisiis ,  ii>-itiieiillii:Ii  acc.  sg.  ni.  und  f.,  notii. 
acc.  |)1.  nllcr  gcsclil.  niiisscn  die  Ilexiou  an  sich  trayeti  : 
sinau  wisUiom  T.  12,  5;  sfna  diiirida  T.  13,  7;  siiia 
imioler  T.  11,  1;  shie  bnioder  T.  59,  1;  sine  eldiron  T. 
12,  1.  2;  s/ne  tlieganu  0.  JV.  7,  1;  mmu  Nverk  11.  13,15; 
siiiu  werk  III.  22,  59;  sinti  kind  0.  II.  13,  32;  mimi 
oiigtin  T.  7,  6  ;  mino  heuti  T.  230,  5 ;  mfne  liende  (ma- 
nu3  meas)  N.  ps.  72,  13. 

ß.  iiachqesctzt  dürfen  sie  im  casus  rectus  der  llexion  ent- 
ratben:  lU  inti  fator  min  0.  III.  22,  64;  forasago  sin  I. 
10,  19;  drublin  mm  l  IV,  33,  17;  scalk  tlt/n  I.  2,  1;  tber 
>vidar\verlü  ihi'n  I.  2,  29;  tbiii  arma  nuiater  tnin  I.  2,  2; 
ginada  thiu  1.  2,  28;  gilouba  thhi  IV.  37,  15;  giwonabeit 
Sin  V.  14,  26;  balo  sin  I.  2,  32;  arunli  min  I.  27,  53; 
tbionost  thin  II.  24,  40;  iiniat  tbin  V.  21,  15;  niiiat  min 
I.  2,  29.  V.  19,  8;  tbaz  worl  thin  I.  15,  15.  seltner  inx 
pl.:  jungoron  sm  III.  20,   127;  niauslagon  shi  IV.  20,  39. 

Die  llexion  ist  gleiclnvol  noch  geliiiilig :  geist  miner  1. 
7,  3;  gisiuni  miner  III.  20,  50;  sekihlri  siner  IV.  2,  29; 
ther  alto  scalk  siner  I.  15,  13;  gilouba  thi'nu  III.  10, 
43;  unkust  sinu  I.  2.  31;  lob  thinaz  I.  2,  5;  tbionust 
thinaz  I.  2,  38.  26,  4;  wort  s/naz  III.  IS,  7;  nniat  f/tf- 
naz  III.  2,  33;  wort  minaz  III.  18,21;  in  lierza,  magad, 
thinaz  I.  15,  27;  nom.  pl.  tbie  drütu  sine  IV.  7,  33;  tbie 
jungoron  sine  II.  8,  56.  15,  18;  scalkä  Sine  III.  20,  142; 
scäf  minu  V.   15,  9;  tbiu  werc  minu  III.  22,  39. 

nacbsetzung  bat,  wie  die  belege  Aveisen ,  überhaupt  nur 
im  gedieht  bei  0.  statt,  nicht  in  der  prosa .  es  sei  denn  im 
voc. :    got  miner  l  N.  ps.  70,   12;  got  mini  T.  207,  2.  '■') 

oblique  casus  werden  flecliert :  bruader  sinan  0.  II.  7, 
41;  fingar  thinan  I.  2,  3 ;  lingar  sinan  II.  7,  9;  dobter 
tnina    (fdiam    meam)    III.    10,    31;    ihuruli    ginada    thina 

*)  bei  K.  oder  in  glossen  wird  die  lat.  Wortfolge  ängstlicli  bei- 
behalten: stimma  .si'na  (vocein  ejus)  17-«;  ubiliim  unserem  (malis 
nostris)  17a;  tätim  unsereiu  (actibiis  nostris)  16^;  kiwäti  slnaz  (lia- 
bitum  smini)  Diiit.  1,  510^:  «ntruati  sluern  (vecordia  sua)  SlSa  u.  s.  w., 
während  bei  Is.  der  Übersetzer  das  poss.  vorsetzt,  scliweriicli  ist  jenes  äl- 
tere und  freieie  deutsche  eonstruction,  wie  wir  sie  bei  Ulf.  aiiiielinieii  dür- 
fen, denn  sobald  z.  b.  der  glossator  liiciit  nachahmt  und  sich  geiin  lassen 
darf,  stellt  er  das  adj.  voran:  siuizaz  wort  (rliythnios)  Üint.  1,  519a. 
Umgekehrt,  N.  der  in  seiner  prosa  Kein  poss.  dem  subst.  nachstellt 
thut   es  vcrse  aululiiend:    zeuc  6i)iC  ^Vatkern.  Ib.  52. 


noinen.    ßexion.     weggeivorfiie.  475 

(gratlam  tuain)  das.;  hant  thina  iu  lliia  zungun'm/Ma  I.  2, 
4;  thia  selbiui  sela  tlifna  1.  5,  46;  tlies  drulitiues  mines 
V.  7,  62;  in  iianion  latei'  mfnes  111.  22,  17;  wega  Sine 
(vias  suas)  1.  10,  20;  bolon  sine  (mintios  suos)  I.  11,  3; 
tliie  jungoron  sine  V.  12.  98;  dati  siiiö  II.  12,  93;  sunt;t 
minö  I.  2,  20;  zen  jungoron  shieu  III.  23,  42;  giloubi 
■w'orton  uiiiien  V.  13,  4;  mit  selis  gisellou  sineu  das.;  unt 
liabeu  drüton  thinen  111.  5,  19. 

einige  stellen  scheinen  auch  dem  nachgesetzten  casus  obllquus 
llexionsabfall  zu  gestalten,  wenn  nur  niclit  zweifei  Avider  sie 
stattfände.  Ludwigslied  2 1-24  lieilk  es  :  liez  her  heidine  mau 
obar  sc  lidan  ,  thiot  Franconö  mannon  sin  dionun.  kann 
aber  mannen  sin  hier  lioniinlbus  suis  (eins  wäre  vollends 
luipassend)  bedeuleui'  gott  liei\  die  Heiden  über  see  fah- 
ren, und  verhängte,  daß  das  Frankenvolk  seinen  eignen 
mannen  (dienslmannen  ?  das  waren  die  Nordman  nicht) 
unterwürfig  wurde?  ich  halte  die  drei  letzten  worle  des 
textes  für  verderbt  und  schlage  vor:  manun  sundiunij, 
gott  ließ  die  Heiden  den  stamm  der  Franken  an  seine  Sün- 
den mahnen,  durch  diesen  nordmannischen  einbruch  soll- 
ten die  Franken  ihres  strällichen  wandeis  erinnert ,  geprüft 
und  gebessert  werden,  damit  wäre  der  dat.  pl.  sin  besei- 
tigt. 0.  V.  3,  3  hat:  in  allun  anahalbön  mm ,  auf  die 
Schwierigkeit  welcher  redensart  ich  schon  2,  77  gewiesen 
habe,  da  in  allan  anahalba  V.  3,  12,  in  allen  analialba  111. 
14,  26  vorkommt;  wie  man  davon  urtheile,  dem  obliquen 
poss.  wird  sich  hier  kaum  lassen  ausweichen,  gen.  des 
j)ers.  pron.  mag  ich  nicht  annehmen,  in  einer  dritten  stelle 
scheint  0.  den  acc.  sg.  oder  pl.  fem.  tlun  zu  gewähren: 
in  gidrahta  quemcn  thin  V.  23,  209.  da  er  sonst  über  bloß 
das  fem.  draiita  kennt  1.  1,  18.  II.  9,  94.  IV.  31,  17,  hin- 
gegen V.  25,  27  ein  auch  anderwärts  erscheinendes  neiilr. 
gidrahti;  so  möchte  ich  lesen:  in  gidrahli  queinen  tliiu, 
und  für  den  acc.  neulr.  ist  die  unllectierle  form  ohne 
allen  anstoß. 

e.  für  die  übrigen  adj.  ist  wiederum  zu  unlerscheideu 
zwischen  attributiver  sel/.ung  und  prädicaliver. 

«.  für  tittribittives  SLi\\.  in  der  ahd.jirosa  gilt,  wie  beim  pos- 
sessivuni,  die  vorselzung  des  adj.  als  dnrchgeheiide  regel ; 
nur  K.  oder  glossatoren  ,.  die  lat.  woitfiigung  nachahmend, 
stellen  es  hiiilen  hin,  bedeutsnnior  scheinen  einzelne  aus- 
nahmen bei  J\.;  in  den  gedichlcn  mag  es  vor  oder  uach- 
stehn. 


476  e'iiifdcher   satz. 

an.  vornns<f('st<-Jlt.  dor  nom.  sg.  aller  gosclil.  \\x?A  oft  (Ho 
ilexioii  lalircii:  ijuot  boiini  T.  41,  3.  4;  fjuot  man  T.  41,5» 
(i2,  11;  tjuat  l'liL-;.')ii  p.  IV.  3  5,  2;  htiot  mau  j\.  ps.  6«, 
20;  ?<^//  huiiiii  T.  41,  3;  m6//  man  T.  fj2,  11;  /<m6  kiiid 
iniii  U.  1.  'J,  l'i;  ein  liatz  snn'il  j\.  c.i]).  7G;  ein  röt  juniic- 
ling  (las.  73;  mifilii'l  niularsclicit  Is.  25,  2;  inilihil  \vul- 
nlssa  1».  2,5,  11;  iiilhhll  worollmeniyt  0.  HI.  25,  4;  ivfh 
(loliler  1.  6,  .5;  inicliil  ungiwilirl  IJl.  8,  10;  viic/iel  Inniger 
]\.  jis.  ßS,  7;  linzil  ciiind  Is.  'Jl,  14;  /j*ii7  ewil  T.  35,  3; 
liuihliij  druliliii  0.  I.  7,  9;  suntiij  scalk  III.  17,  59;  inu- 
IKKJ  gnat  III.  17,  69;  pahvic  dinc  IMnsp.  30;  virinlih 
ding  Mus().  12;  »Jitfi  grab  (monumentiim  iioviim)  T.  213,  1. 
seilen  der  unllcclierle  nom.  pl. :  Hob  liereruii  viine  0.  II. 
15,   18;    tniehel  arbeite  N.  ps.  68,   7. 

der  casns  rectus  ersclicinl  aber  aiicli  fletli'Mt :  //ff/ej.s//ej' 
man  0.  11.  14,  17;  einjaltu  wunna  V.  23,  165;  atlaz, 
giial  111.  14,  82;  thuHüjaz  herzä  111.  11,  18;  rozfKjaz 
lierzA  11.  16,  12;  siiazaz  anlNvnrli  111.  18,  37;  mauaijc 
licliamon  T.  209,  3;  vianayu  ^Vlb  T.  210,  4. 

ül)li([ne  casus  lleclleren  beständig:  uiihhilan  soleri  T. 
157,  4;  in  (jiiota  herda  T.  75,  4;  lliuruh  ihnnö  stcli 
T.  57,  6. 

das  adj.  al  zeigt  einen  merkwürdigen  forlscliritt  der 
flexionslosigkcil:.  es  kann  nicht  blol^  im  nom.  sondern 
auch  im  acc.  sg.  aller  geschlecliter ,  so  wie  im  nom.  acc. 
pl.  der  flexion  entratlien.  gewöhnlich  steht  es  al)er  vor 
dem  arlikel  oder  einem  andern  demonstrativ,  dessen  fleclierte 
form  jede  undeullichkeit  abschneidet,  z.  b.  al  ther  liut, 
al  ihiu  bürg,  al  ihaz  folc,  und  im  acc.  al  then  liut,  al 
thia    Nvila;    pl.    al    lliie    fianta ,    al    thio    suhti.       Graft"    hat 

I,  211  belege  gesammelt.  einmal  erscheint  ein  solches  al 
sogar  vor  dem  gen.:  fon  al  slahto  linte  (ex  omni  natione) 
N.  ps.  64,  3  statt  allero  slahto.  daneben  darf  aber  auch 
stets  die  Ilexion  eintreten. 

bb.  nachfjesetzt.  der  unüeclierte  nom.  ist  nicht  sehr 
häufig:  ther  liut  al  0.  IV.  3,  7;  forasago  mail  1.  6,  16; 
der  salanas  altist  JMus.  25;  forasagin  cjual  0.  I.  16,  3; 
salida  (jiiiuag  111.  16,  40;  murmulunga  michil  111.  15,  39; 
barn  umvahsan  (prolem  inadullam)  liild.  ungleich  öfter 
ileclierl :    Krist    (juater    0.  II.    8,    7;    ther    sun    giiater   II. 

II,  1.  III.  20,  78;  ther  gotes  sun  guater  III.  1,  44;  cdil- 
thegan  (juater  II.  12,  1;  ther  forasago  fjuater  I.  15,  26; 
-was  thionustman  guater  I.  19,  2;  ein  ma.n  j'ruaterXl.  12,  1; 
hiob  hehifjcr  IV.  2,  29;    scuchAri  hebiger  IV.  22,  13;  heri 


Tiomen.    ßexion.     weggeworfne.  477 

redihaftev  IV.  4,  38;  alt  Täter  marer  I.  3,  6 ;  wazar  liitaraz 

II.  8,  42;  liliu  lilu  diunbaz,  IV.  5,  8;  leii  lliaz  gaduin 
ffdvaivaz  IV,  9,  12;  gisiuni  blidaz  IV.  33,  6;  gisliz  Iie- 
büjaz  111.  20,  67;  tliaz  giscrib  foUaz  V.  11,  47;  tliaz 
liiniilrichi    Iiöluiz    II.    16,    3.      110m.    pl.    tliie    ewarton    alle 

III.  2.5,  5;  tliiu  zcicliaii  seltsdnn  III.  1,  5;  tliiii  zeicliau 
lilu  inäiu  111.   1,  5. 

oblique  unfleclierle  casus  (außer  dem  acc.  sg.  neutr.) 
kenne  ich  nicht;  die  flexion  fehlt  nie,  namentlich  in  den 
dat.  pl.  nicht:  mit  ouguu  bliden  11.  15,  34;  zeu  stetiu  fihi 
willen  111.  15,  36. 

cc.  mehrere  atljectiva,  es  begegnen  wenig  belspiele  dieser 
in  den  mhd.  gediclilen  so  gangbaren  liauCung,  auch  bei 
0.  nicht;  entw.  hätten  die  beiden  adj.  dem  subst.  voraus- 
zugehn ,  oder  zu  folgen  (wie  im  goth.  manna  siuus  (joda- 
kunds  Luc.  19,  12),  oder  das  eine  vornen,  das  andere 
hinten  zu  stehn.  dieser  letzte  fall  kommt  einigemal  bei 
T.  vor:  suui  man  olatj  (cpiidam  homo  dives)  212,  1;  (jnot 
man  inli  relit  (vir  bonus  et  juslus)  212,  2  ;  beide  adj. 
sind  unilectiert.  -wahrscheinlich  bietet  N.  noch  andere, 
den  mhd.  Uhnliche  fiigiingen:  üzer  f/uemo  reldchrüte'Jt'<-e»io 
(ex  lierba  quadam  rureslri)  Cap.  130,  einemo  ist  ihm  hier 
mehr  als  arlikel,  was  bei  'V.  sumemo  wäre,  so  gelangt 
das  subst,  in  die  mitte  zweier  adj.;  üzer  feldchrute  wizemo 
hätte  er  nicht  gesagt,  sondern  dann:  uzer  wizemo  feldchrute. 

Anmerkung.  es  gibt  demnach  für  das  attributive  adj. 
vier  ahd.  formein:  hlutaraz  wazar,  hlular  wazar,  wazar 
hlularaz ,  wazar  hlular;  nur  beide  erstcre  stehn  der  prosa 
zu  gebot,  im  gedieht  gellen  alle,  doch  an»  seltensten  vor- 
kommen mag  die  letzte,  der  ol)lique  ausdruck  hat  bloli 
die  wähl  zwischen  mit  ougon  bilden  niul  bliden  ougun ; 
es  lälU  sich  weder  sagen:  mit  ougon  blidi,  noch  viel 
weniger:  mit  blidi  ougon.  JMan  gewahrt,  daft  die  nach- 
sctzung  (jern  erfolge,  wenn  ein  arl.  oder  anderes  adj. 
voraussteiil ,  so  dai\  juui  das  subst.  in  die  nulle  genommen 
wird:  ther  liut  al,  ther  sun  guater,  ein  man  frualer,  Ihaz 
himilrichi  holiaz,  thiu  zeichan  sellsanu  *).  ebenso  würde 
gesagt  werden  fdürfen :  xibil  thiob  liebiger,  hreini  wazar 
hlutaraz,  und  diese  Wendung  auch  der  prosa  verstatlel  sein. 


')  wie  heim  nacliprosetzten  possessiv:  tiier  nlto  sralk  sliior,  tliiii 
arniA  nuiatcr  nifiiii,  lliic  (lriit;i  sine,  tliiii  wtrc  iniiiii,  tlit'ii  jiiri^oroii 
siiu'ii,  yn;!  fjotli.  sa  siiiuis  tlicins  l^uc.  15,  30;  lliaiia  sunu  tlieiiiaiia 
Luc.  9,  41  11.  s.  w. 


478  eiiijdchcr    salz. 

chciiwol  kann  ein  iiiplirsilbiges,  namcntllcli  /ii^ninincnpe- 
scl/.lcs  siiljsl.,  oder  eine  aiiC  das  suhsl.  folgoiule  p.Mlikcl 
die  lleclicile  foiiu  anregen:  cdillliegaii  gualei-,  Ulm  lilii 
diiniba/. ,   lieri  oiih  rediliafler. 

ß.     yldji'cllu  als  pri'ulltat. 

aa.  ISoin.  S(j.  und  />/.  dürfen  in  allen  gesclilerlilern  die 
Jlexion  aufgeben:  ili  pin  arm  N.  ps.  87,  16;  humiij  bin 
ili  jaru  0.  1.  4,  49;  v^irdu  ib  heil  T.  60,  4;  bvcil  ist 
pliorta  inti  tvit  weg  T.  40,  9 ;  säll(j  waniba  T.  58,  2 ; 
jiob  wirig  ue  ist  iro  cbesliga  N.  ps.  72,  4;  diu  erda  ist 
Jol  N.  ps.  103,  24;  mihhil  ist  ir  ubili  0.  II.  12,  81;  si 
ist  heili<i  N.  ßth.  113;  tot  ist  tbui  dobler  T.  60,  10;  (jtiot 
ist  uns  bier  zi  wesanne  T.  INlattb.  17,  4;  alt  Avas  si  jaru 
O.  I.  l^,  2;  tbcr  selbo  wag  tber  was  sfn  ill.  19,  17;  daz 
■was  fol  alles  sunien  N.  Cap.  29;  wirt  sal  diu  erda  xS.  ps. 
103,  10;  tber  wibl  werdan  sdluj  0,  V.  23,  54;  tber  hlinl 
liiar  saz  III.  20,  37.  beispiele  des  pl. :  tliaz  wir  birun  al 
ijilich  III.  3,  17;  wollun  wir  ijilos  sin  1.  18,  15;  siclmr 
jiiugun  s*n  wir  tbes  ad  Lud.  74;  Sit  ivachar !  V.  7,  53. 
62;  iben  ir  birut  filu  zeiz  II.  19,  25;  iii  s?t  irbohjan  wibe! 
V.  8,  58;  warun  tbes  (jiwon  I.  1,  65:  kbenfun  sint  su 
JireJ't/c  IMusp.  45;  sie  sint  goles  \\or[6  Jl/zuj  0.  I.  1,  107; 
sie    sint    uhil  II.   12,  89;    oba    iu    tbio    ininna   sinl    nu   heiz 

II.  9,  25;  pediu  sint  sie  arm  iinde  dxirftiej  jN.  Blb.  121; 
tie  wellen  werden  geivallfg  N.  Blb.  112;  werdent  sat 
N.  ps.  147;  scamerj  werden  (confundantur)  N.  ps.  69,  3. 
Ist  das  subject  selbst  ein  adj.  so  unlerscbeidet  seine  llexion 
es  vortbeilliaft  von  dem  undectierten  pradicat:  säl/g  birut 
ir  arme  0.  II.  16,  1;  salig  tbie  armberze  II.  16,  17; 
sälr'g  sint  armuoligö  N.  ps.  71,  2. 

allein  die  llexion  kann  aueb  bebarren :  tbü  bist  al  ho- 
ner  IV.  20,  163;  wird  tbii  stummer  sCirl  I.  4,  66; 
tbaz   er  suntiloser  si  III.   17,  39;  tber  licbamo  ist  in  füler 

III.  24,  83;  tbes  ist  der  dag  al  füll  er  V.  19,  30;  des  munt 
foller  ist  ubelo  sprecbennis  N.  ps.  10,  7;  so  ist  tber  wizod 

alter  iizana  herier  III.  7,  29;  tber  puzz  ist  lllu  diufer 
II.  14,  29;  trübten  ist  hoher  N.  ps.  112,  4;  tir  ne  ist 
helkher  N.  ps.  85,  8;  der  geznngeler  ist,  der  ist  diccbo 
lukhe'r  N.  ps.  139,  11;  tber  hlinter  Avart  gihoraner  0. 
II.  20,  82.  III.  21,  3;  wurti  heiler  IV.  21,  27;  gat  mitle'r 
dero  planetarum  N.  Cap.  43;  giang  Rrist  hithurnter  ioh 
hißlter  IV.  23,  5;  wart  si  sar  io  heilu  III.  t4,  25;  wart 
tbiu  dobler  sar  io  heilii  III.  10,  45;  ibiu  quenii  nunu  ist 
kindes    urminnu   I.    4,    50;    ist    iuwer    mieta    mihhilu    T. 


»      nomen.    flexum.     weggeworfne.  479 

32,  8;  tliisu  lt*ra  iniiiu,  wizU,  nist  81  minu  0.  III,  16,  13; 
gihaltinu  wurli  IV.  29,  16;  imo  was  iz  heizaz  IV.  21,  25; 
thaz  uns  iz  oj'anaz  ist  IV.  33,  40;  iz  ist  gole  filu  leitlaz 
II.  18,  24;  thaz  imo  ist  io  (jislahtaz  II.  23,  15;  tliaz  wig 
thaz  ist  so  hehUjaz  IV.  13,  31;  heile  weset!  T.  223,  2; 
säluje  birut  ir  T.  22,  16;  siat  alle  dole  0.  III.  18.  30; 
säliije  siiit  niandware  T.  22,  9;  säli<je  tliie  niilte  0.  II. 
16,  5;  alemahlicje  sint  N.  Bth.  103;  wtirtun  heile  0.  111. 
14,  66;  wanin  siu  betlu  gole  fihi  driilu  I.  4,  5;  alliu 
diniu   gebot  siut  wuriu  N.  ps,   118,  86. 

INIau  sieht,  daß  beginuende,  dem  subject  voraus  gehende 
prädicate  lieber  unllecliert,  ihm  nachfolgende  und  schlie- 
ßende lieber  llectiert  gesetzt  werden,  wiewol  mit  mancher 
ausnähme,  überall,  wo  ein  unbestimmtes  neutrum  steht, 
z.  b.  in  den  lat.  Sätzen  verum  est,  bouum  est,  niu[\  die 
unfleclierte  form  gebi-aucht  werden,  sobald  das  subject 
gar  nicht  ausgedrückt  wird:  guot  ist  uns  (pracstat),  wo 
nicht  guotaz  gesagt  werden  könnte,  tritt  aber  das  ))ronomeu 
IS  als  scheinbares  subject  voraus  (s.  224.  274),  so  kann  dahin- 
ter nun  das  flectierte  prädicat  folgen :  iz  ist  uns  fdu  guotaz. 

bb.  Ungern  entbehrt  ein  pt^'ddicativer  acc.  die  flcxion: 
thu  findist  fol  then  salmon  fon  thesen  thingon  (invenies 
psalmum  bis  rebus  referlum)  0.  IV^.  28,  23  wo  das  subj. 
nachfolgt;  gewöhnlich  wird  sie  ausgedrückt:  sinan  slual 
liaz  er  italau  IV.  99,  44;  er  det  in  dag  leidan  Hl.  20, 
168;  er  habet  alegaro  (jespannenen  siiien  bogen  N.  ps.  7,  13; 
sih  sata  giruzi  0.  llll.  24,  26;  iz  habet  ubarstiqana  in 
uns  jngund  managa  I.  4,  53;  er  thar  niheina  sligilla  in 
fuHaz  ouh  nnßrsUujana  II.  4,  9 ;  gerlo  dia  er  io  lorbou- 
mina  treget  IN.  Cap.  13;  ih  habcliz  io  (jiwissaz  0.  III.  24, 
93;  duit  ims  iz  urwdnaz  I.  4,  52;  machunt  iz  su  rehtaz 
I.  1,  15;  ih  az  daz  prut  hidunchötez  N.  ps.  101,  9;  Ihaz 
er  gigarawe  thie  liuti  tvivdirie  0.  I.  4,  45  ;  ahlun  blinde 
(coecos)  N.  Blh.  206;  nuchel  hunger  tuot  pröt  siioze^  mi- 
chel  arbeile  tuont  cnada  suoza  N.  ps.  68,  7.  hier  ist  suoze 
unllecliert,  suoza  lleclierl,  an  jenes  sl.ilt  dürfte  auch  ste- 
hen suozcz.  in  folgcMiier  stelle  wird  das  erste  ad),  (lertlcrt, 
das  zweite  nicht:  thu  ni  mäht  ein  bar  thes  falis(\s  tvizaz 
giluon  odo  snarz  T.  30,  6,  es  schien  geinig  die  (l('\i(»ii 
einmal  auszudrücken.  golh.  ni  magt  liia  lagl  hveit  ailh- 
thau  svart  galaujan  Mallli.  5,  36. 

y.  Wenn  sich  mittelst  dos  adj.  oder  paiiirips  ein  Zwi- 
schensatz anknüpft  ,  gebührt  ihm  innner  die  llexion.  die 
belege  werden  bei  abhandlung  des   moliriachcn   sat/.os   voll- 


480  einfacher  salz. 

stäiullgcr  folgen,  iliier  blelel  zumal  N.  an  liaiid :  mir  tlaz 
«iiqa  liniI)oiL'la  /ü//«?i  liilno  Ulli.  10;  tcr,  lone  (iailia  /.c 
liüiiia  chomcncr,  y.o  coiisiilalu  geslcig  Klli.  124 ;  in  einemo 
hadiinc ,  J'oUano  wazcies  Cap.  08. 

3.     I\lli(l.  vcili;  Ilcii    sich 

a.  andtr ,  unser,   imver ,  xvedcr  w'm  im   alul. 

b.  der  Ijcstiiiinilc  arl.  gclit  seiner  llcxion  nie  verlustig, 
tlcr  nnheslimmle  im  iioni.  sg.  aller  gesclil.  und  acc.  sg. 
jieulr.  iiimier.  im  acc.  sg.  masc.  und  lern,  iibcrwiegl  zwar 
tlie  lleclierle  form  einen,  eine,  doch  gilt  aucli  lür  beide 
undeclieiles  ein  (beispiele  hal  ilas  wb.  zu  I\v.  p.  91.  92.) 
conslruclioiicn  wie:  ich  laze  die  naiil  ein  lac  sin  Iw.  2136; 
icli  hall  ein  toliler  Iw.  4470  waren  a!id.  unslaühaft.  geu. 
und  dat.  fordern  aber  auch  mbd.  slels  die  Jlexion.  ^venn 
in. einer  s.  453  aus  Wigai,  4795  angezognen  stelle  nach- 
gesetztes ein  für  einem  steht,  so  ist  es  weniger  die  ui\- 
ileclierte  form,  als  erweichung  des  auslautenden  INI  in  N: 
ein  =  elm,    eime,    wie  sonst  heiu ,   boun  für  heim,  bouni. 

c.  possessiva 

a.  dem  subsl.  vorausgehend  üectleren  den  nom.  sg.  aller 
geschl,  luid  den  acc.  sg.  neuti".  fast  niemals,  und  wie 
beim  unbestimmten  art.  wiift  auch  acc.  sg.  masc.  und  fem. 
hin  luid  wieder  seine  llexion  weg:  allen  din  (wo  nicht 
den?)  lip  Diut.  3,  54;  zwure  ez  get  im  an  s/n  Kp  Iw. 
4644  (wofür  das  wb.  p.  385  siiien  vorschlägt) ;  sfn 
gesunt  (sanilatcm)  Iw.  5635;  dechein  sin  richeit  X'N'h. 
5,  19;  durch  sin  güete  Iw.  5537;  s/n  rede  Iw.  5282; 
viin  senede  ntjt  Iw.  1811;  mm  guote  salbe  Iw.  3689; 
Sin  ere  Diut.  3,  48;  al  min  ere  Iw.  4832.  4875.  7398. 
auch  diese  ilexionslosigkeil  ist  dem  alid.  noch  fremd,  von 
flectierlem  nom.  habe  ich  mir  nur  ein  beispiel  gemerkt : 
miner  sin  Ben.  194.  gen.  und  dal.  lleclieren  slels,  nom. 
und  acc.  pl. häufig:  siniu  werc  Wallh.  33,  27  ;  5mii<  rör  33,  8. 
ß.  in  den  ged lebten,  nicht  in  der  prosa,  folgen  sie  häufig 
nach  dem  subst.  ,  und  dann  hört  alle  llexion  geAvölinlicli 
auf.  daß  diese  iinverändeiliche  possessiv  form  nicht  für  den 
gen.  des  peisönl.  pron.  genommen  werden  dürfe,  wurde 
schon  s.  339.  340  angemerkt.  es  bieten  sich  belege  zu 
jedem  casus  dar,  doch  am  wenigsten  zu  dem  gen.,  dessen 
festere  llexion  gewis  den  längsten  ^Yide^stand  leistete, 
jiom.  sg. :  der  man  dhi  Diut.  3,  50;  der  sun  min  Parz. 
56,  5;  der  vater  sin  'Yro].  563;  diu  helle  min  a  Ileinr. 
239,   18;  daz  erste  tagewerc  s/n  Diut.  3,  42. 


nomen.    ßexion.     weggeworfne.  481 

voc.  sg. :  herre  linde  bruoder  mtnl  Parz.  7,  19;  vil  Iiebiu 
vroiiwe  mini  Gudr.  1489,  1;  meister  mini  Trist.  3541- 
lierre  mini  Trist.  4015;  lieber  herre  mtnl  aHeinr.  242, 
39.  255,  41;   friunt  lieber   und    geselle   mtnl   Frib.   Trist. 

369  *). 

acc.  sg.  masc. :  den  stuol  min  Diut.  3,  41;  den  bruoder 
sin  3,  58.  59;  den  bruoder  intn  Parz.  6,  25;  den  neveu 
min  Parz.  46,  9;  durch  den  willen  min  Trist.  18585; 
den  leptagen  sin  Troj.  541. 

acc.  sg.  fem.:    üf  die  triwe   din  Parz.  21,  9;    die   müezige 
jugende    min    Trist.  4412;    die    Itpuarunge    sin    Troj.  535; 
die    cläreu   swester   sin   Troj.  821;    durch    die    saelde    min 
Wh.  48,  28. 
acc.  8g.  neulr.:  iuz  herze  sin  Wh,  13,  19. 

gen.  sg.  niasc:  des  vater  min  Parz.  11,  2;  des  ankers 
din  Parz.  50,  1;   gen.  sg.  Tem.:  der  marter  din  Wh.  49,  12. 

dat.  sg.  masc. :  zem  wirle  sin  Parz.  460,  1 ;  zem  gaste 
sin  Parz.  170,  9;  üzeni  buosem  sin  Parz.  51,  15;  nach 
dem  bruoder  sui  Wh.  12,  13  ;  zuo  dem  gruzen  ringe  sin 
Wh.  21,  30;  au  einem  friiuide  min  Trist.  752;  nach  dem 
willen  min  Trist.  4405;  nach  dem  stamme  sin  Troj.  633; 
mit  dem  siiezen  lluzze  sin  Troj.  1152;  dat.  sg.  fem.:  zer 
swester  sin  Parz.  422,  13;  der  triulinne  min  Nib.  2142,  3; 
■von  der  geselleschefle  sin  Troj.  738;  bi  der  vil  hulien 
Sivlde  min  Troj.  1809;  der  liebten  \arwe  sin  Troj.  1685. 
nom.  acc.  pl.  masc.  fem.:  die  hende  min  Parz.  51,  8;  noni. 
acc.  \A.  neutr. :  chint  din  Diut.  3,  59;  diu  ougen  sin 
Parz.  301,  27.  voc.  pl.  lieben  mini  Diut.  3,  42. 
gen.  pl.  ... 

dat.  pl.:  nach  gruzen  <?ren  sin  Trist.  334;  von  den  schul- 
den min  Trist.  14!.)9;  ze  den  beinen  sin  Ti'oj.  1658;  von 
den  schulden  sm ,    von    den   unsiulden  min  \\\,  4067. 

Nur  ausnahmsweise  findet  Ilexion  stall:  andern  goten 
sinen  Wli.  9,  9;  durch  die  gnade  sine  blore  314;  vriunde 
tnine  ]\ib.  1851,  3;  nihl  weine,  lohler  mine ,  diu  klaren 
ougen  dine  diu  en  suln  nimmei-  werden  rot  Trisl.  92S3 
(vielleicht  zu  lesen  niiniu :  dliiiu?);  die  Irable  sine  Trist. 
870;  die  geste  mrne :  die  dtcnc  sine  Gudr.  387,  3;  die 
niage  mine  Gudr.  610,  4;    den  vater  dinen  Gudr.  1479,  3; 


•)  in  Hiesem   voc.  Iä(\t  aiicli  «lie  prosn  nocli  nnclisetzunj  zu:    vnter 
unser!  Bertli.   154.  vgl.  oben  s.  'X\9. 

Uli 


482  einfacher  satz. 

Ulli  tk'ii  giselu  sineti  (»iidr.  15.VJ,  4;  zuo  dtr  g('^[)ilii  mt- 
iieu:  (Jen  liclilen  dinen  (nulr.  16Ü3,  3.  4;  diu  Irotiwe 
tni'nc:  die  Iiclde  sine  Giidr.  KiSS,  4.  in  diesem  letz- 
ten gedieht  niaclil  der  klingende  reim  die  beispiele  liäu- 
liger,  die  ISib,  würden  in  gleichem  fall  sl«ls  unllcclierte 
i'orm  gewJifiren.  henierkcnswerih  steht  der  art.  nacli  dem 
subsl. :  Iride  den  in/neu  (pacem  nieam)  Gudr.  1539,  3,  Nvas 
auch  heiiicn  dürfte:  den  fride  minen  *). 
d.  Übrige  adjecliva 
ct.     atlributiv  gesetzt,   und  zwar 

aa.  dem  siibst.  voraiisaehend.  hier  büIU  der  nom.  sg. 
aller  gcsclil.  und  der  acc.  neulr.  ziemlich  oft  die  lloxion  ein. 
gnot  man  Walth.  44,  10.  Tarz.  740,  29.  Anigb.  4ö'';  guot 
bruoder  Ms.  2,  111»;  (fuot  rililasr  Parz.  826,  6;  (juot 
Jrust  Wh.  268,  30;  (/uöt  rat  l\v.  944;  (jrdz  jamer  Tarz. 
127,  10;  (jruz  wint  Parz.  200,  12;  sus  'jröz  unpris  Wh. 
71,  16;  (Jiöz  schade  Parz.  27,  28;  niichtl  gedranc  Aib. 
594,  4;  einte  man  Parz.  ?4,  25;  manec  man  I\v.  198. 
1094.  2776.  4558;  tnanec  stich  I\v.  1374;  vianic  degen 
]\'ib.  636,  4;  stoiihec  sunt  Parz.  679,  28;  luoter  muot 
I\ls.  1,  88»;  ßeiselUich  zorn  Ms.  2,  143^ j  iverltlich  prls 
Parz.  412,   18. 

tfuot  gebicrde  Parz.  414,  23:  (ßiot  gescUescliafl  I\v.  5110; 
tjroz  sorge  Parz.  511,  iOf  yröz  sa^lde  Parz.  545,  8;  (Jt'oz 
inüede  Parz.  553,  1;  fjt'öz  liwe  Parz.  509,  6;  fifSz  rulieit 
Parz.  107,  2;  </»'«-  liebe  Parz.  78,  23;  reht  genade  'J'il. 
60,4;  hoch  pure  Parz.  292,  30 ;  stvuch  geburt  INls.  2,  160^'; 
inichel  freude  ]Nib.  596,  3;  manec  maget  Iw.  47;  si 
liuhtec  bluome  Tit.  103,  3;  halsemmwzec  statte  Parz. 
427,   17;  roimisch  krune  Wh.  434,   11. 

(fUOt  wip  Parz.  740,  29;  (juot  gemach  Iw.  1693.  1783. 
4383;  (juot  heil  Iw.  596;  Uep  kint  INIs.  2,  160=«;  ijroz 
dinc  Amis  1481.  Berth.  88;  tjroz  her  Wh.  378,  7;  ijroz 
herze  Parz,  317,  26;  tjroz  leben  Parz.  6,  6 ;  su  (jroz  wip 
Parz.  584,  13;  so  lane  wfp  5S4,  19;  snell  ors  Parz.  292, 
30;  rot  golt  Parz.  37,  7;  lieht  gesleiiie  Parz.  335,  18; 
arrehesch  golt  Parz.  100,  28;  hellesch  uiigemach  Parz. 
482,2;  michel  guot  Amis  1591;  sidiu  hemde  Nib.  1792,  2. 
beispiele  von  adj.  zweiter  deck  sondere  ich,  weil  ihr  E 
zweifelhaft  sein,  luid  (im  sg.)  auch  für  die  schwache  form 
gelten    könnte:    uf  grilene    velt   Parz.  64,  25;    al   griiene 


*)  den  gekürzten  dat.  pl.  von  den  witzen  sine  Parz.  300,  17  setzt 
Laclimann,  \gl.  von  sineni   wibe  und  n/A-  ir  kint  AVIi.  44,  15. 


noinen.    ßexion.     weg^eu'orfne,  483 

klö  Parz.  679,  28;  hvese  nuEre  l\v.  3096;  hoese  weler 
Parz.  448,  29;  so  schcene  heil  Wallli.  122,  6;  su  ^vtse 
■wort  Amis  1350;  nnstppe  geselleschaft  Iw.  2704.  doch 
das  alid.  uluwl  grap  (s.  476)  entscheidet  für  die  starke, 
uiiÜectierte  form. 

Zumal  ergeben  sich  diese  unlleclierten  adj.  im  casus  reclus 
nach  dem  unbestimmten  art.;  ein  guot  kueht  Iw.  2901; 
ein  guot  sile  Iw.  1872;  ein  vrum  mau  Iw,  559.  Aw.  3, 
170;  ein  groz  schal  Amis  928;  ein  sxvach  sin  Parz.  524, 
23;  ein  scelec  man  Iw.  1118;  ein  grimmic  man  Nib.  1736, 
3 ;  ein  geivaltec  man  Parz.  429,  5 ;  ein  scliellec  hase  Parz. 
1,  19;  ein  zornic  got  Parz.  43,  28;  ein  heilic  man  Amis 
959;  ein  heilic  pfafle  Amis  1544;  ein  erhaft  phail'o  IMerig. 
61;  ein  heideiisch  man  Parz.  813,  17;  ein  michel  diet 
Iw.  1488;  ein  (jlüendic  ghiot  Parz.  81,  22;  ein  touivec 
rose  Tit.  110,  1;  ein  hluotie  vackel  Troj.  23504;  ein  erlitt 
skit  Merig.  81;  ein  guld/'n  vingerlin  Nib.  627,  3;  und 
zweiter  deck:  ein  xvise  man  Parz.  5,  11.  AYh.  325,  28. 
WigaL  6344.  Amis  48;  ein  küeue  man  Nib.  1993,  4; 
ein  tjevüege  man  Amis  14;  ein  kämpf  beere  man  Parz. 
335,  2;  ein  schiene  liorn  Nib.  892,  4;  ein  schäme  rilter 
fundgr.  265;  ein  r/che  künec  gr.  Rud.  D^;  ein  schcene 
frowe  Wahl«.  27,  23;  ein  schcene  wip  Nib.  16,  3.  Walth. 
86,  22.  92,  19;  ein  siieze  wip  Parz.  90,  21;  ein  reine 
wip  Ms.  1,  184*  2,  49a  259^';  ein  schcene  bilde  :Ms.  1, 
195**;  ein  schcene  hus  Ms.  2,  160^';  ein  veste  hus  Pieinh. 
1683;  ein  vesle  baut  Parz.  299,  5;  ein  kleine  bremc  Wh, 
335,  8;  ein  kleine  wunder  Reinh.  332,  1125;  ein  bcese 
buoch  Amis  233;  ein  seltswne  kunder  Walili.  29,  5;  ein 
vrenide  miere  Iw.  4528;  ein  kleine  pelzelin  Wh.  84,  23; 
ein  kleine  vingcrliu  Parz.  76,  14;  an  ein  grüene  gras 
Reinh.  715. 

zweifelhaft,  ob  im  einzelnen  fall  das  lose  adj.:  ein 
arm  man,  ein  alt  mau,  ein  junc  mau,  ein  junc  frouwe ; 
oder  Zusammensetzungen:  armman,  alluian,  juncman,  junc- 
fi'Ouwc   anzunehmen  seien. 

Oblique  casus  entsagen  der  llexion  seltner.  der  voc. 
liat  kein  bedenken:  trat  geselle!  Iw.  1471.  2146.  2159. 
Reinh.  909;  triit  mac!  Reinh.  1073;  tnU  sun  !  Trist.  3958; 
trüt  vater  min!  3969.  auch  acc.  sg.  masc.  und  fem. nicht: 
rot  schilt  Parz.  211,  9;  heidensch  ordeh  Parz.  13,  28; 
höh  avt  Wh.  346,  2;  wetiic  ^re  Nib.  591,  l;  magtlich 
sorge  Tit.  56,  2;  an  schiltli'ch  vart  Tit.  147,  4;  gruz 
gebe    Parz.   421,   26;    ein    übel    varl    Iioinh.    1212.      zwei- 

II  h   2 


484  c'uifachf.r    safz. 

tlcdli^  liir  (I<!n  acc.  8g.  fem.  .^ii)tl  acjj.  /.weiter  decl.:  oiii 
nusi^nfla  iialil  Amis  2.54'J :  ein  schwiie  baren  Amin  937; 
(las  kann  iiiillcc  licrl  uiiil  llettiert  sein,  Nom.  acc.  [)l.  aller 
gesclil.:  hhmc  lieiide  Tit.  15ti,  2;  micliel  ören  Diiit.  .3,  39; 
siimelich  iimo  lleinli.  2258,"  schanut  wip  Wallli.  50,  .5. 
für  den  dat.  pl.  lindet  sich:  mit  (jtildin  nagelen  Tit.  141, 
4;  dtMU  Sarrazin  (s.  467)  vergleichbar;  mit  wentc  Hüten 
l'aiz.  700,  26.  für  den.  gen.  ?g.  etwa :  snt'wec  bliiotes 
/.aller  dri  Parz.  296,  3;  in(tne(f  orscs  fiioz  i'ar/.  379,  20, 
doch  braucht  man  nicht  auf  den  gen.  zu  beziehen,  sondern 
dürfte  CS  beidemal  auf  das  ihn  regierende  subst. 
DaU  ul  im  casus  rectus  »inllecliert  stehn  könne  (s.  476) 
wird  man  erwarten ;  es  muH  nun  auch  entschieden  für 
i\e\\  üblit(uen  fall  zugegeben  werden :  al  der  Kp  Parz. 
625,  3;  al  ir  nuiot  Iw.  3807;  über  al  daz  lant  Iw.  3700; 
al  die  vrist  Iw.  1205;  al  die  ere  Iw.  5442;  in  al  der 
AviJe  Parz.  633,  2;  al  der  riter  Parz.  644,  10;  al  der 
frouwen  Parz.  561,  14;  in  al  den  landen  556,  10;  in  al 
mitlen  Rol.  42,  5  (granim.  3,  106.)  daneben  aber:  aller 
sui  smerze  Parz.  584,  6;  in  allen  lajiden  632,  3  u.  s.  \v. 
Neben  solclien  der  llexion  verlustigen  wurtcrn  stehn  auch 
sonst  die  Hectierlen. 

für  den  casus  rectus  ist  bemorkenswerlh :  während  nom. 
inasc.  und  neulr.  lieber  die  ilexion  abwirft,  behält  sio 
nom.  fem.  und  pl.  neutr.  lieber,  hier  wirkt  wieder,  was 
ich  s.  462  sagte,  die  weiche  vocalische  ilexion  des  fem. 
unterschied  sich  von  dem  consonantischen  masc.  und  neutr. 
genug,  ohne  dali  diesem  erst  ilexion  gegeben  zu  werden 
brauchte. 

nom.  masc. :  tjenuoger  rat  Parz.  78,  2 ;  mitter  morgen 
Parz.  710,  22;   vil  kleiner  list  Iw.  1300. 

nom.  acc.  neutr.:  allaz.  reht  IMerig.  58;  halbez  pKalt 
Parz.  235,  10;  gfobez  pfant  Wh.  373,  12;  w/pl/chez 
lachen  Tit.  5,   1. 

nom.  fem.:  rehtiu  niinne  Walth.  22,  5;  rehtiu  slnctekeit 
Doc.  niisc.  2,  184;  volliu  haut  Wh.  389,  27;  volliu  tugent 
]Ms.  2,  210';  lan(jin  wile  Parz.  403,  7;  %visiu  zuuge  Troj. 
13908;  tverdiu  minne  Waiht.  98,  40;  nidriu  niinne  JMs. 
2,  25'»;  krankiu  wünne  JMs,  2,  195^;  swachiu  wünne 
Parz.  484,  20,  Wh.  94,  18;  (jamiu  richeit  Parz,  508,  13; 
siechiii  freude  Parz.  531,  28;  yetneiniu  klage  Parz,  755, 
2;  xväriu  ntilte  Parz.  297,  20;  wäriu  zuht  319,  5:  wäritt, 
triwe  532,  10;  tväriii  melde  592,  8;  ellenthaßiii  tat 
542,  4. 


iLOinen.     Jlexioii.     weggeivurfne.  435 

iioin.  acc.  \)\.  ueutr. :  reiniu  \vip  Waltli.  45,  18;  wisiti 
vvfp  Nib.  1473,  35  irriu  wip  J\v.  289.5;  volschiu  wip 
Ms.  1,  22'';  Uehtiu  Avange  Nib.  572,  4;  hcesin  niaere  Nib. 
960,  2;  leidiii  nutre  Keinh.  778:  tfuotiu  iniire  Aw.  3,  170; 
breitiu  velt  Ms.  2,  162^;  scha'niii  laut  Wallh.  15,  6; 
(juotin  Averc  INIs.  2,  142'';  vrischiu  kleider  I\v.  3454. 
viicheliu  kint  Diut.  3,  60;  kleiniu  vogelKn  Ms.  1,  75^. 
reiniu  herze  Ms.  2,  127'^;  unkundiu  wort  Parz.  115,  23' 
nazziu  ougeu  Parz.  155,  14;  kinziii  jar  Parz.  292,  3.' 
Wli.  242,  10;  hlanhin  waslcl  Parz.  423,  21;  (j(ehiu  pliaiil 
67,  20;  süeziii  wort  94,  19;  bloziii  bein  63,  15;  hlöziu 
liär  232,   16. 

Dasselbe  ergebnis  bei  vorslelieiidem  ein  für  masc.  und 
fem.;  noiilra  liaben  im  pl.  keinen  unbestimnilcn  art.  und 
im  sg.  beliaiiplen  sie  die  ilexion  liingcr:  noni.  masc:  ein 
tvizer  i)riuiiio  Merig.  126;  ein  richer  bisdiol"  Amis  2029; 
ein  sdiärpfer  gart  Parz.  90,  11;  ein  vrnmer  man  Iw. 
2860;  ein  btvser  man  Iw.  38;  ein  also  geJpf'ev  riibin  Iw. 
625;  ein  ultiviser  man  Parz.  109,  13;  ein  reiner  touf 
Parz.  28,  14;  ain  tinsihtiger  gcist  Iw.  1391. 

nom.  acc.  neutr. :  ein  lantfez  mtcre  Parz.  3,  27;  ein 
hreitez  geriule  Iw.  401;  ein  vestez  hac  Wigal.  649;  ein 
(l'tcUez  liac  Wigal.  2125;  ein  xvdrez  nein  Waltli,  15,  6; 
(111  Uehez  ende  Wolfr.  lied.  7,  32;  ein  helfelichez  wort 
das.  7,  38;  ein  (jueckez  fiwer  Parz.  71,  12;  ein  anfjest- 
lichez  wip  Nib.  604,  4;  ein  dürkelz  wenken  Tit.  89,  4; 
eiu  iverdez  wip  Parz.  81,  25;  ein  tjanzez  her   131,  20. 

nom.  fem.:  ein  tveichiu  wamba  Diiit.  3,  46;  ein  süriu 
ougenweide  Tit.  23,  2;  ein  xvdriu  fliilit  Parz.  4,  22;  ein 
fremdiu  zcclie  5,  21;  ein  vil  nclriidiche  ger  29,  7;  ein 
.swarziu  Irouwe  41,  18;  ein  heinliclnu  (>re  44,  23;  ein 
tverdiu  volge  54,  25;  ein  sürziii  zit  136,  21;  ein  si'teziu 
maget  806,  24;  ein  holiiii  linge  177,  6;  ein  Inntjin  \iric' 
183,  8;  ein  (jroziu  miiede  162,  15;  ein  niöziu  scliai 
183,  5;  ein  iverlichiu  schar  469,  1;  ein  stvemjin  nut 
296,  7;  ein  krankia  koste  530,  24;  ein  werdiu  bruoder- 
schafl  473,  5;  ein  riutfiu  sat  372,  8;  ein  darin  sul  589, 
5;  ein  kurzin  want  584,  18;  ein  tjemeiniu  sage  668,  28; 
ein  elhnlhaßin  vart  603,  28;  ein' nülzin  arbeil  827,  24  ; 
ein  veniu    ziiovarl  Wli.   121,   19;  ein   kUinin  zise  275,30. 

es  heilU  also  meislcnlheils  :  gnot  man ,  giiotiu  froiiwc, 
giiot  kint;  ein  Irum  man,  ein  frnmin  IVoiiNve,  ein  frum 
kint;  kann  aber  amh  licil^en:  gnolei-  man,  ein  frumcr 
man,  so  wie  gnol   frouwe,  ein  Irum  frouwe.      melirsilhigo, 


4^6  ein  Jacher  tailz, 

zumal  die  auf  ec,  escli,  Hch  wciclien  der  flexion  niis.  für 
einzelne  ausdrücke  Jial  sich  auch  durcli  gcwolinlieit  bald 
die  eine  bald  die  andere  fonn  festgeselzt. 

wälireiul  der  voc.  l)ci  trut  keine  flexion  annimmt  (s.  483), 
hat  er  sie  bei  liep :  licher  herre  liol.  38,  17.  I\ib.  672,  1. 
865,  4.  Iw.  431.5.  5460.  5856.  6016.  6130.  6835;  lieber 
bruoder!  Nib.  287,  3;  Uehiu  vrouwe!  Nib.  795,  3.  1344, 
liehiu  niuoler!  Nib.  15,  1.  Kl.  1433.  1450.  1533;  Uthiu 
swpster!  Nib.  1020,  1.  2039,  3.  2300,  1;  liehcz  wip! 
Reiiili.  1053.  Ebenso:  ir  vil  tiiinher  man!  l\v.  4993. 
Bari.  11,  31;  du  vil  tumhez  wihl!  Bari.  11,  21;  si'iezer 
sun!  Tit.  7,  2;  schcenev  vriunt!  Tit.  69,  1;  süeziii  maget! 
'Jit.  66,  1.  68,  1;  sielujez  wip  alleiur.  251,  27.  pl.  snelle 
degcne!  Nib.   1784,  2. 

die  übrigen  casus,  da  sie  nur  selten  ihre  flexion  ab- 
legen, bedürfen  keiner  belege;  namentlich  steht  der  gen, 
))l.  überall  llectiert:  lichter  ougen  Nib.  573,  2;  (jrozer  \eiCle 
587,4;  sneller  degne  608,  4;  starker  rigele  612,  4  u.  s.  ^v. 

bb.  Nachgesetzte  attributive,  unflecliert. 
liom.  sg.:  der  künec  her  Parz.  6,  29.  48,  4.  Nib.  2116,  1; 
der  knappe  ivert  Parz.  187,  21  ;  der  beiden  buntgevar  764, 
14;  der  juncherre  lyünneuar  Troj.  698 ;  der  lielt  </mo^  Nib. 
2135,  2;  der  degen  guot  Parz.  30,  4;  der  knappe  unbe- 
t^vungen  Parz.  137,  21;  diu  künegtn  genial  Parz.  31,  7; 
diu  lierzoginne  lieht  genial  764,  20;  diu  beide  rd<  Wallh. 
122,  31;  diu  frou^ve  zulit  geleret  Parz.  131,  7;  ein  mUze 
"W'ola  breit  Diut.  3,  45;  ditze  \\\h  lussam  Diut.  3,  49; 
daz  jar  also  lanc]  alfeinr.  253,  1;  in  diz  getihte  groz 
Troj.  239;  decklacheu  hennin  Nib.  1764,  1. 

voc.  sg. :  hell  guot!  Nib.  2121,  4;  riter  lobelichl  Nib. 
517,  1;  vrowe  liep  \  Nib.  976,  4;  gevatere  </i*of/  Reinh. 
1232;  küneginne  richl  Nib.  1729,  1, 

acc.  sg. :  ein  kolben  also  groz  Iw.  469;  für  einen  anker 
groz  Parz.  18,  9;  üf  einen  kuller  riche  "STigal.  2761; 
den  apfel  rfche  Troj.  1839;  in  einen  rok  pf ellin  Wigal, 
700;  die  küneginne  wis  Parz.  44,  9;  sptse  xvarm,  spise 
halt,  spise  nixve  und  dar  zuo  alt  Parz.  238,  15;  üf  die 
gütinne  richerkant  Troj,  2020. 

dat.  sg. :  an  deme  himele  7vit  Diut.  3,  44;  an  dem 
künege  her  Nib.  2074,  2;  üf  dem  helme  hoch  Parz.  36, 
16;  von  dem  belle  glänz  Troj.  9186;  nüt  ir  bluote  i'ol 
Troj.  12874;  mit  golde  rät  Troj.  514;  in  eime  walde 
wilde  Troj.  4874;    mit  einem   pcllez  hermin  Wigal.  701; 


jLonien.    jlexioii.     weggeii^orf/ie.  487 

uf  einem  kuller  rtclie  AVigal.  3331;  der  kiineginne  riche 
Parz.  23,  22 ;  von  der  kiineginne  rieh  Parz.  48,  1 ;  ze 
der  wiieste  (jröz  Tro).  467;  bi  der  hende  ivH  Troj.  5620  j 
in  der  Averlte  breit  Diul.  3,  60;  mit  ir  vackeln  heiz  Parz. 
.532,  15  ;  von  einer  hiule  vischm  \\  igal.  809  ;  an  einer  snüere 
$idin  Parz.  51,  16;  der  meide  tvo/^e<«/i  A\igal.  2466.  2929. 

gen.  sg. :  mau  pdac  des  heldes  unverzatjt  Parz.  426, 
II;  si  pHägen  varwe  glänz  765,  9. 

uom.  acc.  pl. :  die  fürsten  her  Parz.  52,  17;  die  beide 
vil  yemeit  INib.  1815,  1;  die  lielnie  (jtiot  Nib.  2296,  3; 
ir  arme  blaue,  ir  ougcn  hliir  jNls.  1,  25-';  da  ligent  inne 
phelle  breit  Parz.  II,  17;  die  Schilde  tjlanz  Troj.  4076; 
umbe  krapfen  breit  Parz.  207,  2;  da  stuonden  kerzen 
harte  (jroz  Parz,  35,  17;  des  pldagen  beide  unverzagt 
(H),  22;  in  diu  venster  wit  Parz.  24,  3;  daz  wären  tier 
ijuldin  Wigal.  781;  diu  wazzer  wilde  Troj.  6173. 

voc.  ])!.:  ir  bekle  vil  gemeitl  Nib.  2045,  1;  recken 
vil  her!  Nib.   1794,  3. 

dat.  pl.:  von  den  winden  scharf  Ms.  2,  243^;  ob  den 
porlen  hoch  Parz.  31,  13;  den  rosen  rot ,  den  lilien  tviz 
INI«.  1,  3^;  mit  den  ekken  bluolvar  Wh.  385,  29;  mit 
swerten  bar  Wh.  387,  28;  diu  senewe  gelichet  magren 
sieht  Parz.  241,  13;  mit  seilen  Si'din  Wh.  16,  9;  l^z  Hin- 
gen herte  Troj.  6416;  Az  den  ilinsen  herte  Troj.  12556; 
von  aventiuren  tvilde  Troj.  283. 

gen.  pl :  deie  wurme  ^/»'emam  üiut.  3,  47;  die  gülinne 
aller  berge  hoch  Troj.  1012. 

Doch  findet  auch  noch  die  llexion  bei  der  nachselzung 
statt:  der  knappe  guoter  Parz.  138,  7.  156,  30;  der  degen 
</MO<er  INib.  341,  5:  der  vater  vil  (juoter  Mar.  A7 ;  ir  kiini- 
ber  manieoaller  ^^  allh.  102,  23;  neina  herre  guoter ! 
Parz.  476,  14;  friunt  (juoter !  Troj.  5203;  ein  licrze 
trürigez  Gudr.  1309,  4 ;  trinken  nxaneijez  Wh.  326, 
15;  ein  wölken  so  triiebez  Ms.  l,  33^;  eine  zungen 
lange  Diut.  3,  44;  ein  arciie  wuiulon  starclte  (foiteni) 
Diut.  3,  60;  an  eine  wise  lange  Ms.  2,  55*';  durch 
die  werk  breite  Mar.  201;  eine  slimnie  grimme  Wigal, 
2042;  eine  tobter  guote  JMar,  42;  schiUle  wol  gemäle 
Parz.  66,  30;  pfaffen  geuuoge  aHeinr.  270,  20;  rinder 
feiztin  Diut.  3,  99;  wazzcr  genuogiti  ^lejigarl  7;  zweifeU 
liaft  sind  aber  in  diesem  fall  die  ausgiinge  -ew  ,  da  sie  dei- 
starken  oder  schwachen  llexion  gehören  können,  namonl- 
licb  im  acc.  sg.  masc,  und  dal.  pl.:  einen  rok  iviten 
Wigal.  746;  vor  den  litern  allen  ^^  igal.  1895;  mit  vriuiden 


48S  ein  Jacher  huLz. 

inanecvalleu  Keiiili.  3f)0,  2034;  mit  6j)crn  ttoI  fjeinäleii 
l'ars,  5'J,  5;  uz  den  sorgen  also  sivivren  .Mar.  40. 

CO.     Mehrere  allrihutive. 
Ersler  fall :  dem  sitbst.  vorausgehend, 
(icc.     (las   erste    'm\].  Jtecliert ,    das  zweite  niiflecllerl  t    ein 
iverdiu   xvindisch    diet  l*arz.  496,   17;    ein    edeliu  schosne 
frowc  W'allli.  46,   10;  inanifiiu  süeze  zunge  Trist.   17.'J74; 
ane  fjroze  diu  iiiiere  l\v.  55<S. 

ßß.  beide  ßectiert:  ein  kleinez  hellez  hörnelin  Trisf. 
3202  (aber  bei  Müll.  3089  kleinez  helle,  bei  Üroote  3203 
deine  hellez);  in  heller  siiezer  slininie  Tit.  132,  2;  si'ner 
kleiner  toliter  Tit,  22,  3;  von  innerm  niinem  lierzeu 
Aw.  3,   152. 

yy.  das  erste  un/lectiert,  das  zweile  Jlectiert :  ein  stolz 
tverder  man  Parz.  102,  1;  valsch  (jeselleclicher  nuiot 
Parz.  1,  17;  sin  jungin  loliler  Tit.  20,  2;  ein  vil  swlec 
werdez  Ingesinde  Tit.  9,  2 ;  reideleht  lanc  priinez  har 
Parz.  253,  30;  mit  hrim  reidem  hare  Trist.  3919;  zumal 
merkwürdig  ist,  bei  zwischentretendem  und,  der  gen.:  tviz 
lind  sivarzer  varwe  er  schein  Parz.  57,  18. 
d'J'.  beide  imßectiert,  und  das  ist  die  gewöhnliche  Avelse : 
ein  (jrä  wise  man  Parz.  127,  21;  ein  strenge  scharpf 
gericli  Parz.  330,  10;  da  stuont  al  kurz  griiene  gras  Parz. 
75,  18;  ein  menlich  h'öfsch  man  Parz.  677,  24;  ein  rein, 
hoch  gemüete  INls.  1,  169^ ;  ein  offen  süeze  wirtes  ^Yip 
Wolfr.  lleder  6,  9;  ein  reine  stelec  Wip  JMs.  1,  84^;  ein 
kleine  geßiege  seitiez»  Parz.  826,  7;  ein  schcene  ^vol  ge- 
zieret  lieide  Wallh.  21,  4;  so  manec  guot  riter  Iw.  42. 
2453;  nianec  vruni  riler  Iw.  1828;  vianee  bcese  man  Iw. 
2485;  uianec  wert  amman  Parz.  205,  15;  manec  sin 
genuz  "VVIi.  214,  3;  manec  hoch  bcrc  Diut.  3,  48;  manec 
kämpf ivise  man  Iw.  7262;  manec  sfn  rotte  Wh.  35,  30. 
Zweiter  fall:  dem  subst.  nachfolgend.  diese  structur 
fordert  fast  Immer  eine  verbindende  conjunclion. 
««.  das  erste^ec/ierf,  das  zwe'üe  Uiiflectiert.  ohne  beispiel. 
ßß.  beide  Jlectiert:  siben  eher  sconiu  unde  volliu  Diut. 
3,  98;  suu  lieber  unde  guoterl  Troj.  14377;  ein  Stange 
vil  gvüze  nnde  vil  lange  Reinh.  977;  zumal  im  dat.  pl.: 
mit  steinen  grozen  unde  kleinen  En.  8362 ;  mit  sulen  um- 
behangen  breiten  mide  langen  En.  12727;  under  den 
oucbr.ln  lanqen  unde  grcin  En.  2713;  mit  Stangen  grozen 
unde  lanqen  Reinh.  353,  1674.  ähnlich  ist:  goltspangen, 
gevuogen  niht  langen  Diut.  1,  12. 


nomen.    ßexion.     weggeworfne.         4^9 

yy.  das  ersle  uiiflectiert ,  das  '/.weile  Jlectiert:  sin  niuot 
J'ruot  und  (juoter  Frib.  Trist.;  creatiureii  zum  und  tvilden 
Ms.  2,  242». 

(yj*.  beide  unßectiert:  der  riter  fcwe»i  unde  giiot  Nib. 
2156,  4;  der  Jierre  hübesch  und  (jemeit  Prib.  Trist.  1959; 
einen  roc  swarz  phellin  Nib,  893,  2;  den  bern  (jvoz  unde 
5/arc  Nib.  898,  4;  der  jungelinc  schcene  und  s^o/z  Troj. 
603;  ein  messe  schoene  unde  /«nc  Amis  1464;  sin  varwe 
liiter  unde  (/tcol  Trist.  .  .  ;  durch  eine  brücke 
steinin  (jroz  Tarz.  354,  6;  ir  brüstel  linde  unde  %viz  Parz. 
110,  25;  ir  hende  Inter  inide  weich  Troj.  4137;  die  lielde 
hiiene  unde  giiot  Nib.  1741,  4;  die  gesle  r/c/te  unde  wert 
Troj.  1172;  Striemen  rot  unde  </e/ Wigal.  1441  ;  mit  plielle 
^vit  unde  /awc  Parz.  39,  19  ;  zuo  dem  mer  tief  uiule  naz 
Troj.  14011;  mit  vil  riclien  betten  ianc  unde  breit  Nib. 
1762,  3;  mit  worteu  /«fer  unde  glänz  Troj.  275;  den 
guten  bescheiden  unde  'tyf5  Troj.  1583. 
Dritter  fall:  siibst.  in  der  mitte. 

an.  das  vorstehende^ecfierf,  das  nachstehende  unßectiert  t 
ein  ÄMe//er  helt  (juot  Nib.  2210,  2;  zierlicher  {\cgen  fniotl 
Frib.  Trist.  2872;  ein  grmver  priesler  alt  Parz.  817,  8; 
ir  dicker  muut  heiz  rötgevar  Parz.  435,  26;  ein  trüebez 
wölken  unde  die  aHeinr.  237,  35:  ein  ragendez  här 
ruozvar  Iw.  433;  guote  schilde  tvit  Nib.  1792,  3;  lange 
seke  unde  wit  Avv.  3,  187;  reide  loke  goltvar  AA  igal. 
877;  zivene  schuolie  rinderin  Ti-oj.  1657;  allin  -wa/zer 
nianecvalt  Troj.  840;  von  roteui  goldc  </«of  Nii>.  1733,2; 
manegen  kolter  sjxche  Nib.  1763,  l ;  mit  guotem  sj)ecke 
eberin  Pieinh.  1936;  mit  getriuliclier  liebe  ganz  Parz. 
765,  22;  von  ziven  scluxMien  armen  i!>/anc  ]Ms.  1,  47";  mit 
lichten  Sparren  rot  Gudr.  1371,  1;  mit  sivinden  siegen 
grimme  Nib.  2232,  1 ;  mit  su  gnoten  Schilden  niic  unde 
breit  Nib.  81,  3. 

hierher  auch  wenn  das  possessiv  oder  inanec ,  aber 
nur  in  obliquem  casus,  die  ci'Ste  stelle  cinliaben :  mit  sfneni 
swerte  also  bar  Karl  77^;  mit  sime  (luzze  kalt  Troj. 
1062;  an  siner  Freude  breit  Parz.  84,  17;  mit  siner  liende 
Sartre  Troj.  6060;  an  s/ner  hende  blanc  Troj.  20613;  mit 
siner  wizen  hende  dar  Troj.  5518;  von  siner  chwheit 
iizerivelt  Troj.  1684;  ui'  si'nen  knien  also  bar  Karl  5-^; 
miner  sorgen  fie/"  (profumlarum  curarum)  Troj.   18816. 

maneijen  kilnec  her  Wh.  11,  14;  mauqen  jdiolle  lieht^ 
gemdl  Wh.  33,  16;  manigen  sinlzen  tiefen  nlleinr.  245, 
17;    under    inanegem  pliells   Uehlgemal   Wh.    16,   5:    uiil 


490  e'uijacher  salz. 

$n(t)ie(j€tn  fürsle^n  riche  W'igal.  191;  mit  inmiyer  siinder- 
«torjc  ß»u/  Wh.  21{,  13;  inil  man'ujtr  Ijaiiier  litliltjtvar 
Parz.  69,  G. 

ßß.  hc'tde  ß edier t :  Ttianefjcn  biz  tiefen  Reinh.  326,  974; 
manitjcu  sauiit  röten  V^  igal.  1702;  sine  viiii^cr  ivize  Trist. 
3.599;  valwe  Icikc  reide  Ms.  1,  23";  zwene  liseu  starke 
Wigal.  206,5 ;  nül  snellen  spnuigcn  ritnjen  Ken.  3.52;  mit 
alten  silen  MiMweu  Tai-z.  291,  2ü;  mit  «me»  lislen  </r<iseu 
Kolocz   178. 

y^.     das  erste  nn/Iectiert,  das  zwe'ile  Jlectiert.    beispiellos. 

<M.  tei<ie  unßectierti  ein  ifte/  hone  nc/t  Aw.  3,  181; 
unser  vater  «^f  Tioj.  10947;  mfn  bemde  stJ  blanc  Nib. 
618,  2;  ein  siere  wafen  breit  Nil).  896,  1:  vil  nxunec 
vürste  halt  Troj.  13fiO;  nianec  \ibe  ander  Dint.  3,  62; 
rnanec  giildtii  Irache  kleine  Tarz.  262,  9 ;  s/u  locUc  ret< 
Troj.   1677. 

^Anmerkungen  über  die  nihd.  uttrihntion.  vergleicht  mau 
zu  der  vorigen  periode,  so  lial  die  JlexionsJosi(jkeit  von 
inehr  als  einer  seile  zugenommen.  einmal  iiberwicgl  sie 
im  miinnliclien  und  neuüalen  casus  rcctus  ,  was  mil  deu 
lorlschrilleu  des  art.  zusanunenstimmt  (s.  436);  dann  aber 
i;ilt  sie  nun  aucli  entschieden ,  obgleich  seltner,  Inr  den 
obliquen  casus,  auch  im  fall  melirei'er  attribute  h ersehen 
iiiiflectierte  formen  vor. 

Die  nachsetzbarkeit  des  adj.  gewährt  den  diclitern  groUen 
vortheil  und  günstigen  Wechsel,  da  sie  in  der  golh.  jjiosa 
wie  bei  0.,  auch  in  den  gedichten  des  12  )h.  beobach- 
tet wird,  kann  sie  im  13  nicht  befremden.  es  gibt  hier 
aber  aulFallende  stilverschiedenheilen.  dichter,  deren  rede 
einfachen,  schlichten  schmuck  an  sich  trägt,  weichen  gleicli 
der  prosa  dem  nachsetzen  der  adj.  aus :  man  liest  viele 
blätter  Hartmanns  und  Gottfrieds,  ohne  auf  beispiele  zu 
stoßen ;  Wolfram  oder  auch  Conrad  würden  solcher  structu- 
ren  nirgends  entralhen,  dem  ton  des  heldenlieds  scheinen 
sie  ebenso  nüthig.  durch  nachsetzung  der  adj.  wird  die 
unflectierte ,  dem  stumpfen  reim  willkommne  form  haupt- 
sächlich verbreitet.  da  jene  entlialtsameren  dichter  am 
ersten  noch  das  possessiv  unllectiert  hinter  das  subst.  stel- 
len ,  möchte  man  folgern ,  am  possessiv  überhaupt  habe 
die  coustructiou  sich  zu  entwickeln  begonnen  und  sei  als- 
dann auf  andere  adj.  analog  ausgedehnt  worden. 

fühlbar   bewirkt  das   voranstellende    und    llectierle    adj. 
innigeren    auschluU    an    das    subst.   als    das    nachfolgende. 


nomen.    ßexion.     weggeworfne,  401 

die  ausgedrückte  ilexion  laßt  ein  beslimnites  geniis,  einen 
bestininitcn  casus  des  liauptNvorts  im  voraus  erwarten,  das 
hintennach  gestellte  adj.  bildet  schon  eine  losere,  unab- 
hängigere zugäbe  ,  einen  ansatz  zu  erweiterung,  eine  art 
von  apposition,  welche  jedoch  durch  die  mangelnde  ilexion 
gemäUigt  wird.  zumal  deutlich  erscheint  dies  Verhältnis 
sobald  zwei  adj.  nachlreten:  'mit  pfelle  Wit  und  lanc'  ß.ngt 
nicht  gerade:  mit  einem  weiten  und  langen  mantel,  son- 
dern etwa:  mit  einem  mantel  der  weit  und  lang  ist;  aber 
die  unfleclierten  adj.  beziehen  sich  unmittelbar  zurück, 
und  der  ausdruck  ist  darum  geringer,  als  die  eben  ver- 
suchte aullösung.  da  aber  die  ordnende  prosa  halbe  und 
versteckte  Zwischensätze  meidet,  so  ergibt  sich  warum  sie 
das  attributive  adj.  lieber  in  seine  regelmäßige,  versländ- 
liche läge  bringt,  nur  beurtheile  man  hiernach  nicht  weder 
alle  Wendungen  noch  alle  gefühlten  Feinheiten  der  pocsie. 
in  zehn  fällen  kann  das  nachgesetzte  adj.  nichts  anders 
aussagen,  als  das  vorangestellte  enthalten  würde,  mctrum, 
reim ,  abwechslung  der  rede  haben  es  veranlaßt,  andcic- 
mal  aber  liegt  auch  darin  eine  der  gewöhnlichen  ausdnicks- 
weise  unerreichbare  färbiuig  und  abstufung  des  feinuieii 
gedankens.  wenn  zwei  ihrem  subst.  vorangehende  adj. 
den  begrif  der  aüribution  «larker,  zwei  ihm  nachfolgende 
schwächer  bezeichnen,  so  entspringt  ein  mittlerer  ausdi  uck 
da  wo  das  subst.  zwischen  beide  adj.  gestellt  ist. 

Schade  daß  aus  den  mhd.  dichtem  schon  niclil  nu-lir 
alle  Verschiedenheiten  des  flectierten  und  undeclieiicn  adi. 
in  der  schärfe  aufgefalU  werden  mögen,  die  vcMdüiüiuiig 
der  ausgänge  -e  und  -en  läßt  starke,  schwache  und  llexions- 
lose  formen  oft  zusammenrinnen,  luul  daraus  sind  oline 
zweifei  auch  abirrungen  der  construction  entsprungen.  cIik» 
freiere  ahd.  poesie  würde  uns  hier  manches  übersehene, 
das  wahrgenommene  aber  sicherer  lehren. 

theoretisch  finden  für  das  einfache  adj.  neben  dem  subst. 
vier  formein  statt:  ein  schocnez  wip,  ein  schiene  w*|),  ein 
wjp  sclurnez,  ein  wip  sclurne  (vgl.  s.  477),  und  hier 
wird  die  dritte  die  seltenste  sein.  für  zwei  adj.  hingegen 
zwölfe:  1  ein  stolzer  wert  man,  Z  ein  stolzer  werder 
man,  3  ein  stolz  werder  man,  4  ein  stolz  wert  man,  S  ein 
man  stolzer  und  wert,  6  ein  mau  stolzer  und  werder, 
7  ein  man  stolz  und  werder,  8  ein  man  stolz  »uidc  wert, 
9  ein  stolzer  man  wert,  10  ein  stolzer  man  werder,  II 
ein  stolz  man  werder,  12  ein  stolz  man  wert,  ilarunler 
sind  geläufig  3,  4,  8,  9,  12,   meist  unllccticrie;    kaum   wer- 


4<)2  eiiijacher  salz. 

den  ."j  und  11,  sclloii  1.  2,  6,  7,  10  vorkoinineii.  beim 
\uizug  der  einen  oiler  der  nndei'u  isl  aul  genus,  ablei- 
tendes c  und  silbenzald  des  adj.  groUe  riiUsiebl  /u  neh- 
men. unverkenid)ar  wirkl  aiidi  in  ein/einen  Wörtern  lange 
spracbgewülinlicil  und  analogic  zwisilien  ad),  »ind  subsl. 
auf  das  ablegen  der  llexion  ein.  so  »uiU  für  den  un- 
lleclierlen  gen.  tuul  dal.  tnunec ,  wenec  u.  s.  \v.,  das  Sub- 
stantive kUnec  (s.  464.  465),  und  selbst  in  anschlag  kom- 
inen,  da(^  nur  ein  goth.  manay  galt,  kein  inanagata.  denn 
•wird  gleich  ein  ahd.  managaz,  ndid.  manegez  verwendet, 
so  erzeigt  sich  die  alle  (lexionslosigkeit  wenigstens  in  an- 
derem casus,  und  noch  mhd.  liebt  der  Jiom.  einec,  maiiec, 
stoiibec  j  liuhteCf  stehii  schon  die  ilcctierlen  foiiiien  zu- 
weilen daneben.  ans  Substantive  Sarrazin  'wurde  bei  den 
dat.  pl.  (fuldiTif  Si'din  erinnert. 

begleiten  endlich  drei  adj.  das  Substantiv,  so  verviel- 
lachcn  sich  die  conibinationen  ;  ich  habe  schon  beispiele 
angegeben,  weil  zugleich  die  einfachere  Ibrniel  in  ihnen 
liegt:  al  kurz  grüene  gras;  reideleht  laue  prunez  bar; 
liurz  kleine  grüene  gras  Parz.  96,  14;  ir  dicker  iiunit 
heiz  rotgevar  Parz'  435,  26;  nianec  (ßildin  trache  kleine 
Parz.  262,  9  ;  einen  videlbogen  starken,  miehel  unde  lanc 
Nib.  1723.  2  u.  s.  w. 

verschieden  von  der  haufung  zweier  adj.  neben  einem 
subst.  ist  die  unmittelbare  aufeinanderfolge  zweier  subst. 
mit  ihren  adjectiven,  z.  b.  (jiiotiu  rede  und  (juot  gctat 
Wigal.  97;  daz  er  al  bereite  vant  spise  tvarm^  spise  kalt, 
spise  nixve  und  dar  zuo  alt  Parz.  238,  15. 

ß.     Mhd.  pr'ddicative  adjectiva. 

aa.  dem  nom.  Stj.  und  pl.  mangelt  die  ilexion  in  der 
regel  ;  als   ausnähme  ist  sie  aber  vorhanden. 

beispiele  der  abgeworfnen  lesen  sich  allenthalben:  daz 
du  bist  biters  eilers  vol  Iw.  156;  ist  got  au  siner  helfe 
blint  Parz.  10,  20;  er  ist  der  wunne  so  sat  Diut.  3,  48; 
so  dunchit  daz  mere  rot  Merig.  36;  ir  muul  was  heiz 
dik  unde  rot  Parz.  405,  19;  sin  munt  was  reble  rosen- 
rot Trist.  3332;  birn  wir  fjemeit  Diut.  3,  56;  dö  si  des 
wurlin  sat  Merig.  96;  si  wurlen  sivarz  Diut.  3,  59;  rieh 
und  arme  sint  an  ercn  worden  also  blint  Troj.  10;  die 
mit  ir  sänge  wären  cluoc  Troj.  58.  und  hier  sei  die  be- 
merkung  (s.  478)  wiederholt,  daß  adjectivische  subjecte  an 
ihrer  nolhwendigen  flexion  von  den  meist  unfleclierten  prä- 
dicaten    zu    unterscheiden   sind,    z.  b.   ein    tumber   ist   der 


iLomen.    ßexion.     weggeworfne.  493 

sinne  Ao/j  arme  sint  an  ören  hlint.  Der  fünfte  absclinitt 
liat  zu  erörlern,  wariun  das  subject  dein  piädical  voraus- 
ziigehn  pflege,  dali  es  ilim  aber  auch  nicht  sehen  nach- 
folge, z.  b.  ul  frisch  rück  helherin  von  einer  hüt  zwei 
ribbalin  nacli  sinen  beinen  wart  gesnilen  Parz.  127,  7. 

belege  der  haftenden  flexlon:  er  ist  doch  ehenjunqer 
Diut.  o,  48 ;  nides  Avas  er  voller  Diut.  3,  58 ;  mm  gewalt 
ist  sihler  Parz.  213,  14  *);  daz  er  sater  was  Reinh.  343, 
1420;  du  muoser  &in  ßühtujer  Diut.  3,  58;  daz  daz  wite 
\elt  voller,  frouwen  w;ere  Parz.  671,  19;  alsam  ez  voller. 
balsmen   si  Walth.  54,   14. 

der  ahe  wirt  jiinijer  ( juvenescit)  aHeinr.  252 ,  34 ; 
niht  nazzer  wart  sin  sok  (soccus)  Uohich  62*;  stn  turen- 
rok  wart  nazzer  Frib.  Trist.  5196;  su  teerscher  nienien 
wart  Ben.  391;  nie  deheiu  tac  stj  lan(jer  wart  Trist.  3867; 
SU  tumber  nie  kein  ture  wart  Troj.  3146;  kint  diu  nu  bi 
disen  ziten  also  sivinde  (für  swindiu,  vgl.  diue  s.  481 
für  diniu)  worden  sint  Ms.  2,  130*^. 

du  Hgist  in  disem  wazzer  kalter  unde  nazzer  cod.  pal. 
361,    64*^;    er    muoz    bi   nanien    toter    geligen    Troj.  8102; 
daz    er  da  gestructer   lac  Iw.  5048  BD;    ob  ez  hie  herei- 
tez  liege  Parz.  485,   18;   beidiu   wise   und   velt  vollez  riler 
schefte  lac  "VVigal.  9786;  die  da  tviinde  lugen  INib.  307,  1. 

gienger  Minder  Tit.  49,  2;  weit  ir  dar  hlözer  gan 
]Nib.  2186,  1;  also  nazzer  muost  icli  scheiden  Ms.  1,  113^; 
SU  nuioz  er  danne  hlözer  scheiden  \A  igal.  1952;  daz  er 
ifesunder  wider  kam  Trist.  8232  ;  er  lebet  ffesnnder  unde 
j'ro  Trist.  10739;  niemen  lebet  su  starker  ]\ib.  1022;  swa 
ir  Itp  blozer  schein  Iw.  1331;  er  w;vM'e  dii  toter  gesehen 
Iw.  6358;  daz  er  aller  prinnet  Diut.  3,  52;  Gunthar  be- 
stuonl  in  müeder  Kl.  1947.  daz  gevilde  vas  vollez  pave- 
lune  geslagen  Wigal.  2646. 

ungleich  seltner  ist  der  fleclierle  nom.  sg.  fein.  ,  und 
doch  niiiste  ebenfalls  gesagt  werden  dürfen  :  nides  was 
si  volliu,  diu  alle  wird  jungiu.  ich  habe  mir  bloU  eine 
stelle    gemerkt:    diu    nalit    was    halhiu    hin    AA  igal.    2056. 

sclion    bei    dem    masc.    und    ueulr.   war    liier    weniger 


*)  dieser  nihd.  nom,  mnsc.  fallt  oft  zusammen  mit  dem  compnrativ, 
und  im  einzelnen  knnn  zvveil'ellinft  sein,  welcher  von  I)ei(len  ^rrmeint 
werde,  in  der  stelle:  er  wns  des  niiiotes  resler  Parz.  ;<7(>,  '22  l)e- 
deutet  es  firmior,  weil  denne  t'olj;t;  wis  diner  worte  ti-xler!  ^\  li.  2n'J, 
6  kann  firmiur  und  lirnius  ansdrücken.  nncli  ^^altll.  51,  35  du  bist 
harzer,  ich  bin  langer  fordert  der  sinn  melir  den  cünn>. 


/i94  einfacher  salz. 

(lurcligolieiulc  iihtiii^  der  lleclicrlen  forjii,  als  fürmdliafles 
hL'ibolialtfii  in  Ixsiiminleii  lallen,  sei  es  I'iir  gewisse  adj. 
Avie  Yol,  lialp ,  blu/,  na/,,  sat,  lul,  gesiint,  sei  es  liir  ver- 
bairügiiiii^eii  wie  gen,  ligeu,  scheiden,  ohne  daii  selhsl  von 
diesen  die  llcclinle  form  ausgeschlossen  wäre.  Ilarlniann 
sagt  überall:  iot  lac,  nicht  mehr  toter  oder  tulez;  auch 
im  noni.  pl.  kommt  die  llexion  unliäiifig  vor,  und  nament- 
lich bei  pavlicipien  fallt  das  -e  aus  allgemeinerer  tirsache 
\veg:  (je/ialsen  gen  Ulr.  Trist.  675,  was  alid.  lieißen  würde 
gilialsane  gangan. 

1)1).  /.iemlich  gern  Ilecliert  der  acc,  zumal  im  sg.  luasc. : 
dnz  si  nüch  /lelj'eloseu  alsus  verderben  lut  INls.  1,  77*; 
du  er  in  du  töten  vant  Iw.  1834;  er  leit  in  tuten  uffez 
gras  I*arz.  475,  1 1 ;  den  man  toten  truoc  her  dan  Parz, 
215,  16;  daz  ros  in  honbettdsen  truoc  Bit.  94^;  warf  in 
iiider  töten  Karl  74*^;  er  sach  in  bluoles  roten  jNib.  947, 
1;  diu  micli  aisu  tnhifjen  siet  IMs.  1,  'JH^ ;  daz  ir  in  tje- 
sunden  vindet  Iw.  5915;  du  er  gesunden  sinen  leun 
von  dem  slrite  bralite  Iw.  6869;  den  lip  ich  noch  gesun- 
den hau  Sigeuut  28  ;  den  (tut)  wänden  sie  geivissen  hau 
3u'nsl3599;  funden  ligen  den  rjter  wunden  Parz.  521,  20; 
daz  er  den  lewen  tvtmden  sach  Iw.  5415  ;  swä  er  in  hlo- 
zen  sach  Iw.  6762;  er  wante  manigen  man  gewissen  ifnd 
[>erei7enhanLohengr.  162;  minschrini'o//eit  tocken  Tit.  30.  2; 
einen  garten  vollen  rusen  Amgb.  48^;  der  minen  scliaden 
halben  nie  gewan  Walth.  20,  29;  daz  micIi  armen  niht 
geschuof  diu  gotes  liant,  -wau  si  geschuof  mich  riehen 
Ms.  1,  85*^;  den  man  so  liehen  und  so  werden  hat 
Trist.  19207. 

acc.  neutr. :  daz  er  daz  ors  da  totez  liez  Trist.  8986; 
swä  er  ir  gebeine  blozez  fände  Walth.  22,  13;  schuof 
ez  (daz  becke)  vollez  brunnen  Iw.  2531  BD*^;  sam  ez  habe 
funden  ein  nest  vollez  vügelliu  JMs.  2,  91^;  si  gaz  iz  hal- 
bez  Diut.  3,  51;  gar  nemest  oder  halbez  Berth.  155;  er 
zucte  halbez  iiz  sin  swert  Karl  50'';  ob  icli  nun  herze 
hie  ganzez  trage  Wigal.  8073 ;  ir  kint  gefrumeten  so  ge- 
sundez  hin  aHeinr.  258,  33;  der  westez  wdrez  als  den 
tot  Trist.  17751.  19147;  die  vuuden  daz  ros  halbez  abe 
geslagen   Iw.   1260. 

fast  dieselben  adj.,  welche  schon  bei  dem  nom.  aufge- 
geführt  wuiden.  Jleclierle  weibliche  acc.  sind  vorhanden, 
wie  auch  das  attributive  fem.  im  acc.  die  llexion  länger 
als  im  nom.  hegt,  die  hiezen  si  gesunde  sin  Trist.  16635; 
daz  er  al  bereite  vant  spise  Parz.  238,  15;  valle  die  maget 
tote    nider  A'S'igal.  11030;    besonders   in    einer    parlitipial- 


nomen.    ßexion,     weggeworfne.  495 

construclion  ,  die  spiitei'  veiliandelt  werden  wird  :  der  dtn 
guole  hut  ijezulle  JMar.  39;  so  hat  er  stii  gäbe  geregente 
Mar.  119. 

fleclierler  acc.  pl. :  er  muoz  iu  widere  iuwer  süne  ge- 
sunde geben  Iw.  4985;  ich  han  die  beide  holde  (caras) 
Trist.  19160,  und  wiederum  in  jener  partic.  liigung:  der 
sine  liebe  niage  so  verre  nach  froun  Hilden  het  *)  gesunde 
Gudr.  523,  4.  merkenswerth,  daU  der  abschreiber  fragm. 
390  42b  zweimal  setzte:  der  die  bir  unbeschelt  halber 
(f.  halbe)  in  den  munt  warf. 

aber  aucli  der  unflectierte  acc.  finclet  statt:  war  iimbe 
deckt  ir  mich  su  bl6z7  (cur  me  retegitis?);  der  liat  iuch 
an  den  witzen  krank  Parz.  463,  3;  er  schuof  daz  becke 
vol  des  bruunen  Ivv.  2531;  su  läze  si  mich  iemer  mere 
Jj'i  Als.  1,  77'"';  si  müezen  iuch  luzen  vri  Iw.  4347;  si 
wolde  daz  getvis  hau  Iw.  6924;  er  h;lt  sie  selten  sat  (sa- 
tiiros)  getan  Ms.  2,  179=»;  in  leite  tot  (mortuum)  Orus 
Bari.  263,  33. 

es  liiUt  sich  zuweilen  erst  aus  dem  Zusammenhang  be- 
stimmen, ob  ein  subject  oder  ein  adj.  präciicativ  gemeint  sei. 
wenn  Wallh.  50,  5  sagt:  liebe  machet  schcjcne  wij) ,  so 
kann  das  bedeuten:  liebe  macht  schöne  weiber,  oder  liebe 
macht  die  weiber  schön.  iu  der  heutigen  sjuache  ent- 
scheidet hier  llexion  und  Stellung,  das  subject  wird  vorange- 
selzt,    das  unllccliorte  priidicat  steht  hinter  dem  siibst. 

y.  absolute  fidjectiva  ^  die  weder  attribut  noch  prädicat  sind, 
tragen  ihrer  grölieren  luiabliängigkeit  und  IVciheit  halben,  meist 
volle  llexion  an  sich,  es  sei  denn,  da(\  ihnen  diese  aus  an- 
dern gründen  entzogen  wäre,  sie  gehören  oft  zu  Zwischen- 
sätzen, oder  lassen  sich  in  solche  aullösen,  ziuiial  pnrticipia. 
got  ir  iewedereme  einen  pellcz  gap,  getan  (besser  getanen) 
iV>  feilen  IJiut.  3,  54;  Adam  aver  einen  sun  gwan ,  8elli 
genanten  Diut.  3,  59;  daz  wir  ungebuozte  (ohne  bulie 
gethan  zuhaben)  werden  sine  (des  teul'els)  giuV.e  Diut.  3,  53. 
hiervon  wird  der  zweite  abschnitt  mehr  beispielc    liefern. 

Ucin  pradicaliv  unter  den  vorhin  behandelten  ad},  sind, 
streng  genommen,  nur  die  zu  den  vcrbis  sein  und  werden 
construierlen.  wenn  es  heilU :  er  lit  toter,  er  get  bluzcr, 
so  bedeutet  das  eigentlich:  er  ist  liegend  todt,  er  ist  gehend 
l)loU,  und  die  adjocliva  treten  apposiliv  zu  den  juädirie- 
renden  participien  liegend,  gehend,     noch  in  höheioni  grade 

•)  (lies  /ict  darf  aiicli  liatli  «Icni  niclriiin  iiiilil  j^clilgl  worden. 


496  einfacher  satz. 

gilt  das  von  ticin  acciisaliven  prUdicat :  ich  vant  In  lijteu 
lieilU:  ich  fand  ilin,  da  er  lodt  ^va^,  todt  seienden;  so 
erscfieinen  aucli  diese  adjectiva  unabliiingiger,  nnd  das  mag 
der  griind  sein,  warum  sie  langer  ihre  llexion  heliauplelen. 
■weil  indes  pracliscli:  er  liegt  todt,  er  lebt  gesnnd  gleichviel 
gelten  mit:  er  ist  todt,  ist  gesnnd;  habe  icli  vorgezogen 
jene  formeln  hier  znsammenzufassen. 

absolute,  der  ilexion  bedürftige  adj.  sind  auch  alle 
solche,  die  ohne  das  subst.  auftreten,  und  von  denen  andere 
casus  abhiingig  sind ,  z.  b.  dem  ich  (jtlichez  nie  gesach 
Parz.  758,  9  ;  manf(jez  er  der  gadem  erlief  l'arz.  247,  4. 
ich  erwähne  ihrer  jetzt  nur  beiläufig. 

4.  Die  nhd.  synlax  ist  in  dieser  lehre  regelmäßiger  und 
steifer  geworden,  das  nachstellen  der  adj.  liat  großen- 
theils  aufgehört,  und  danüt  ihr  unlleclierler  gebrauch, 
liauptunlerschied  bleibt  w^iederum  die  attributive  oder  prä- 
dicative  selzinig. 

a.  das  (tltrihut  lassen  wir  heute  fast  überall  seinem  snbst. 
vorancjehn.  was  ahd.  und  nihd.  für  die  prosa  galt  ist 
nunmehr  für  die  rede  allgemein  eingeführt,  die  nüchterne 
poesie  fügte  sich  von  selbst  in  solche  schranke,  und  im 
vorigen  jh.  war  es  längst  zu  spät  die  ältere  freiheit  "wieder 
zu  erlangen,  man  nuil^  auch  eingestehn  ,  daß  seit  der  all- 
mälichen  abstumpfung  der  adverbialendungen  es  gefähr- 
licher wurde,  unllectierte  adj.  liinter  das  subst.  zu  stellen, 
■wie  ihm  sei,  von  der  anmutigen  beweglic]d<eit  der  mhd. 
Sprache  in  der  adjectivselzung  stehn  unsere  dichter  fern  ab. 

dem  voranschreitendeu  adj.  wird  nun  alle  llexion  zu 
theil,  deren  das  heutige  adj.  fähig  ist;  nur  dem  possessivum 
und  unbeslinnnten  arlikel  bleibt  sie  im  nom.  sg.  masc.  und 
neutr.  nothwendig  entzogen,  das  ist  der  einzige  rest  der 
älteren  einrichtung.  es  heilU :  ein  mann,  ein  kind,  und 
niemals  einer  mann,  eines  kind,  und  ebenso:  mein  vater, 
mein  haus ,  unser  konig ,  unser  land ;  im  nom.  fem.  hin- 
gegen, und  sonst  überall  muß  die  llexion  zutreten.  alle 
andern  adj.  begehren  sie  durcligehends,  selbst  im  nom.  sg. 
masc.  neutr.:  ein  reicher  mann,  ein  armes  kind,  eine 
schöne  frau;  (jroi\e  herren ,  kleine  länder.  selbst  ablei- 
tungen  mit  er  geben  im  nom.  masc.  die  ilexion  nicht  auf, 
aller  härte  zum  trotz:  ein  heiterer  morgen;  im  compara- 
tiv:  kein  heitererer  (clarior)  morgen  brach  an.  mhd. 
■würde  der  positiv  heiter ,  der  comp,  lauten  heiterre. 

oM  wird  vor  dem  artikel,  demonstrativen  und  possessiven 


nomen.    ßexion.     weggeworjne.  497 

noch  iinflecllert  im  nom.  masc.  und  neutr.  zugelassen:  all 
der  Jammer,  all  das  land,  all  mein  geld;  schwieriger  sclion 
im  nom.  fem.  all  die  freude  (übliclier  alle  d.  f.)  und  ol)li- 
que:  all  den  januner,  all  des  Jammers.  bei  Liitlier  war 
die  Uexionslosigkeit  des  all  weil  entscliiedner.  sclilecluer 
scheint  alle  ^  was  Geliert  braucht  und  Adelung  vorzieht: 
€ille  mein  bhit,  alle  ihr  vermögen ;  diese  form  gieng  aus  dem 
allen  instrumental  hervor:  mit  alle  dem,  von  alle  dein, 
liilU  sich  also  nicht  auf  andere  casus  erstrecken. 

Außerdem  verslattet  sich  heute  wol  der  vertrauliche  ton, 
das  neutrale  -es  abzustreifen:  ein  lieh  kind,  ein  (froiS 
geschenk,  ein  schön  gedieht,  zumal  bei  anreden:  lieh 
kind!  auch  mag,  ohne  begleitendes  eui ,  gesagt  werden: 
qrün  kraut,  halt  eisen,  jun(j  kind  u.  s.  w%  in  sprichwört- 
licher, formelhafter  rede,  in  Luthers  spräche  ist  dies  un- 
llectierte  neutr.  unbedenklicher:  ein  %veit  feld ,  ein  (jroiS 
Leer  u.  s.  w.  steht  bei  ihm  allentlialben;  sparsamer  damit 
thiin  schon  die  schlesischen  dichter.  A.  Gr)phius  s.  240 
mein  inordlichi  eisen,  mein  hoch  verlangen,  s.  192  ein 
thöricht  weih,  ein  mema]  Jriedlich  herz,  und  dergleichen  mehr. 
Auch  neuern  diclilern  ist  es  vergönnt  bei  mehrsilbigen 
ad),  (zumal  auf  iV/,  vergl.  s.  492)  und  bei  parlicipien :  ein 
traia'i(j  herz,  ein  liislig  licd,  ein  ivolerzoyen  kind,  ein 
avohjeartet  miidchen.  noch  in  einigen  andern  fallen  mag 
selbst  der  feierlichen  prosa  die  auslassung  der  llexion  zu- 
sagen, ich  denke  an  den,  wo  einsilbiges  adj.  mit  mehr- 
silbigem subst.  verbunden  wird:  ein  J'r oh  gelingen,  euer 
J'roh  gemüle,   nicht  aber:   ein  froh  herz. 

sloUen  zwei  adj.  mit  gleicher  llexion  unmiUelbar  auf 
einander,  so  laßt  sich  zuweilen  die  des  erslen  ablegen: 
ein  iveil\  und  schtvarzes  feld,  ein  scharf  und  herber  tadel. 
was  der  nihd.  struclur  s.  4vS8  gleicht.  im  canzleislil  ist 
diese  vei'küizung  alllierge])rachl :  herzo(jlich  siichsischor 
lehnhof;  (jriijlich  isenburgtsche  regieruiig;  ivollieijriiudfl 
aber  abgedrungencr  beweis  und  dgl.  was  man  auf  \\W\\\ 
von  deduclioncn  lintlen  kann.  doch  (uilhe  in  seiner  lai- 
genia:  'der  besitz  ererbt  errungncr  gii^^^^'j'  '^'^^  freilich  er- 
erbter hart  gewesen  wäre. 

Nachsetzen  dürfen  wir  selbst  posscssiva  nicht  (s.  .■i40), 
es  sei  denn  in  der  anrode  gotles:  vater  unser!  (^s.  339.) 
in  allen  kii-ohenliedern  ])egegiiet  man  enigiingen  wie:  o 
wundet  firoiW  o  Jesu  zart!  o  Jesu  süß!;  weltliche  Volks- 
lieder des  IG  jh.  bieten  genug  ähnliches  dar,  in  voc.  nom. 
selbst    obliquem    casus  :    ein    miindlein    roth  ,    ihr    iiugloin 

Vi 


49Ö  e'iiijdchcr  sniz. 

Ihn-.  OS  l)raii(lil  kniiiii  g08agl  zu  Nvcrdcn ,  daß  If.  .Sachs 
1111(1  sein«  zeilgeiiosscn  fast  iiocli  völlig  in  iiilid.  ^^cis(•  coti- 
slniieren :  das  lier/.e  »iif /**  j  der  imiUer  */em  j  sagt  8aloiiion 
in  spriiilieii  scinj  lreil)l  dich  dein  iinimil  «>'</ ^  licDi^eii 
im  fehl  den  Iculel  ./»"et  n.  s.  \v.  unter  den  schlesischen 
tlichtern  hangen  vorzüglich  Opitz  spuren  der  alten  (ügung 
an:  lel)l  vvoi  mit  cuern  tiefen  gründen  und  grünen  ^viesen 
tnanuifalt  (s.  2ü0  Bresl.  1625.)  das  mögen  andere  nälier 
zeigen,  und  einzelnes  selbst  aus  Göllies  liedorn  anführen: 
röslein  völlig  der  halt  ein  aimes  madel  juiKj  gar  oft  in 
arm  genommen ;  du  bist  mir  zwar  ein  schönes  bild  von 
mancher  jungfj'au  rtiii  und  mild.  die  wendung  geht  an, 
mäßig  gebraucht,  jemehr  sich  das  gediclit  dem  volkston 
iiiiliert,  für  die  vornelune  pocsie  weniger,  im  miltelaltcr 
war  sie  der  höfisclicn  kuiist  wie  dem  heldenlied  gleich 
angemessen. 

vom  nacligcselzlen :  mein  vater  seelüf ,  oder  seelujer, 
meine  mutter  *'ee/i</,  nachlier  bei  der  schwaclien,  in  dieseju 
fall  unserer  älteren  spraclie  gerechten  flexion. 

bei  nennung  der  münzen  pflegen  wir  das  die  wälirung 
ausdrückende  adj.  nachfolgen  zu  lassen  :  zw  ei  gülden  rhei- 
nisch^ drei  thaler  siichsisdt,  vier  niark  liibiscli.  vielleicht 
nach  der  alleren  sille,  den  Schillingen  das  appellaliv  der 
schlagenden  slädte,  freilich  mit  zufügung  von  pfennige 
nachzusetzen:  ein  Schilling  Frankjiirter  pfennige,  ein 
Schilling  lieiienshuryer   pfennige. 

h.  das  prädicierte  nhd.  adj.  bleibt  hingegen  immer  un- 
llectiert  und  unterscheidet  sich  dadurch  von  dem  attributi- 
ven, nicht  aber  von  dem  adverb.  meist  steht  es  nach: 
der  tag  ist  schön,  der  abend  wird  kühl,  die  berge  sind 
hoch,  die  leiden  waren  schwer j  doch  kann  auch  vorge- 
setzt w^erden :  schön  ist  der  In'j.,  unzählbar  sind  die  folgen; 
seeliij  sind  die  armen,  ebenso  oblique:  er  schlug  ihn  todt, 
sie  w^einte  sich  satt  j  weinte  sich  die  äugen  roth ,  lachte 
sich  krank,  der  guguk  hat  sich  /o^/i  gefallen,  er  trank  das 
glas  leer,  goß  es  voll,  ritt  sich  wund ,  zog  das  kind  fjyolS, 
arbeitete  sich  müde,  er  machte  sie  alle  ijesund. 

einzehie  flexionen,  die  schon  mhd.  als  feststehende  er- 
schienen ,  haben  sich  eine  zeillang  forterhalten.  H.  Sachs 
gehraucht  stiller  und  nasser,  ja  sogar  fürs  fem.,  was  an 
jenes  halber  erinnert  (s.  495):  er  stund  stiller,  stockstiller  j 
blieb  er  stiller  slan  11.  2,  55^;  die  göttin  welche  war 
triefnasser,  die  schwang  aus  irem  haar  das  wasser  II. 
2,    98".      weil    es    ungewöhnlich    war,    dem    pl'ädicativen 


nomen.    ßexioji.     weggeworfne.  499 

masc.  -er  zu  veilellien,  iialim  man  es,  wo  es  sldi  zeigle, 
nicht  für  flexivisch,  sondern  dem  adj.  selbst  zuständig  (wie 
in  heiler,  lauter),  daher  auch  dem  fem.  verbleibend,  ein 
noch  länger  anhaltendes  beisi)iel  ist  voller.  -\vir  sagen 
nicht  luu':  der  anger  steht  voller  blumen,  sondern  auch: 
die  wiese  ist  voller  blumen ,  das  haus  ist  voller  wassers, 
der  himmel  hangt  voller  geigen.  Luther  gewährt  genug  bei- 
spiele:  mein  anllitz  ist  voller  schände  ps.  44,  16;  ilire  häuser 
sind  voller  tiicke,  wie  ein  Vogelbauer  voller  lockvügel 
ist  Jer.  5,  27;  ihre  feigen  waren  voller  äugen  Ezech.  1,  18; 
ein  weit  fehl,  das  voller  beine  lag  Ezech.  37,  1 ;  inwendig 
sind  sie  voller  todlenbelne  IMallh.  23,  27;  lag  für  seiner 
thiir  voller  schweren  Luc.  16,  20.  nicht  anders  im  15. 
14  Jh.:  so  wird  ich  J'oller  aller  pin  Joh.  v.  Soest  b.  Fichard 
1,  94.  Luther  bezog  sein  voller  unrichtig  auf  den  fol- 
genden gen.  fem.  oder  gen.  pl.,  und  setzt  in  andern  fällen 
bloßes  voll.  Adelung  will  einen  art.  postpositivus  darui 
erblicken,  rälh  aber  der  edlen  Schreibart  es  zu  vermeiden 
an.  der  gemeine  mann  construiert  auch  halber  auf  ähn- 
liche weise:  die  nacht  ist  halber  hin,  ich  habe  mein  geld 
halber  ausgegeben;  vgl.  die  JHi7/ernacht. 
c.  Mnabh'dn(ji(je  adj.  werden  gewöhnlich,  je  mehr  sie 
die  stelle  von  subst.  vertreten,  llectiert,  z.  b.  ein  blinder, 
ein  tauber,  oder  im  pl.  ohne  artikel :  lahme,  doch  ist  zu 
beachten ,  daü  zwei  formelhaft  verbundne  adj.  zuweilen 
als  ein  zusammengehöriges  collectiv  behandelt  werden,  luid 
selbst  im  obliquen  lall  undecliert  bleiben  :  klein  und  qro[\ 
meldete  sich;  man  hört  \ on  juntj  \uul  alt  behaupten,  statt 
kleine  und  groUe  leiile,  von  jungen   und   alten   leuten. 

auf  einen  folgenden  gen.  bezügliche  adj.  der  menge 
oder  Wenigkeit  werden  stets  llectiert :  manche  dieser  frauen, 
von  manchem  dieser  leute,  wenitje  dieser  ihicre. 

5.  In  der  alts.  spräche  hat  der  nom.  sg.  aller  geschlecliler 
überall  seine  llexion  eingebütU:  ein  groUer  initersihied 
von  der  ahd.,  welche  sich  bald  llectierter,  bald  unllectierler 
formen  in  diesem  casus  bedient.  nur  einzelne  alts.  j)ro- 
nomina  haben  das  neutrale  T  gerettet:  tlial ,  hual ,  it,  thil; 
kein  adj.;  denn  wenn  im  llild.  suasat  chind  erscheint,  so 
gehört  dies  denkmal  schon  nicht  jnelir  der  reinen  sächs. 
mundarl.  der  alts.  nom.  sg.  fem.  steht  also  durch  seine 
tlexionslosigkeit  stets  von  dem  Ilectierlcn  acc.  sg.  ab,  blind 
(coeca)  von  blinila  (coecam);  ahd.  kcinnen  diese  casus  lauten 
])liiit,  plinla  oder  plintu ,  jtlliita.  im  golh.  war  der  un- 
lleclierle    nom.  sg.  fem.   mu-    bei    adj.    zweiter    deck  geslat- 

li  2 


500  e'mfacli.'r   satz. 

\o\  (s.  4G'j),  alls.  nun  aucli  l)ei  ilcr  (!i-.sl''n  ded.  gleicli 
«l'.'iu  noin.  sg.  (ein.  wird  der  noni.  pl.  neiilr.  die  llc^ion 
ab;  ül)li(jue  casus  (außer  dem  acc.  neulr.)  beliaüen  sie. 
llicrnacli  crgel)en  sich   rolgencle  niiliere   beslimniiuigen  : 

a.  das  possessiv  bat  überall  llexion,  aulk-r  im  noin.  und 
voc.  sg. ;  der  dicbler  des  llel.  J.'iiU  es  bald  voraus  gebn, 
bald  nach  folgen,  belege  für  die  nachsel/ung:  fraon  sints 
3,  24;  fraon  mines  28,  8;  berron  miues  9,  5;  lierron 
ihines  21,  16;  berron  slnes  29,  3.  30,  23;  drobtiiie  ttit- 
miuni  28,  12;  licrron  niinumn  27,  22;  ibiojuun  ihinaro 
10,  4;  fraon  shinn  5,  23;  drolbin  th'men  21,  18;  bi'udar 
thinan  51,  18;  an  willcon  thinun  51,  18;  lera  ?»i/"h«  (doctri- 
nanimeam)  49,4;  fromm/  15,3.  29,12;  niedmos  «/«nia  44, 
8;  jungron  iJunc  48,2;  liudi  sine  41,  20;  baiidun  s/min  20, 
19;  jungoron  s/mm  40,  8;  gesldos  niinel  41,  4.  24. 

b.  attributives  adj.  vorausgehend 

li.  im  casus  recUis:  «j«/i</(/ drolilin  2,  2;  hclag  drobtiii 
18,  10;  märi  drobtin  34,  4;  riki  Ibiodan  2,  18;  lu'lafj 
god  5,  13;  waldand  god  19,  18;  fruod  gumo  2.  21; 
slidmöd  cuning  19,  7;  nulbugdig  man  18,  22;  helay  ibiorna 
13,  14;  säliy  tbiorna  24,  10;  tv/d  slrata  54,  1;  hard 
harmscare  7,  18;  «/  irminlbiod  53,  24;  (/odiic  steinna 
26,  7;  (frdt  crafl  88,  3;  odar  liobt  40,  5;  Jicl(i(j  luwiski 
23,  1.9;  berht  bucan  20,  6.  n)it  unbeslinmilem  arl. :  en 
(felhert  man  7,  4 ;  eu  (jiherod  man  126,  20;  en  </«</«- 
malod  man  2,  2.  noni.  pl.:  w/sa  man  3,  14;  magnjnnge 
man  22,  18;  sidworiije  gumon  20,  19. 

8.  im  casus  obliquus:  helufjna  gest  1,  8.  15;  starlan 
bugi  1,  2;  himiliscan  fader  42,  9;  obar  bredan  berg  21, 
21;  odran  weg  21,  24;  mamnja  buila  7,  22;  lanfjn  butla 
30,  2 ;  s?*/jt'rt  leia  42,  10 ;  1/obIica  lera  38,  9 ;  slrmuju 
stemna  28,  10;  holia  beridomos  33,  6;  c.rofliya  wibli  30,4. 

c.  attributives  adj.  nachgesetzt,  besonders  bäulig  mikil 
lind  manag, 

a.  recte:  god  tnahtiy  11,  9.  3 1,9;  erl  oburmodiij  23.  15; 
Nilstrom  mikil  23,  5;  man  odar  28,  5;  god  enj'nld  31, 
21;  willeo  mikil  10,  15.  35,  4;  idis  armhugdiif  25,  1; 
craft    inikil   6,    10  *);    maukraft    tnikil    24,    3;    iolc    miA»7 


*)  das  genus  von  craft  schwankt  auf^erordentlicli,  neben  dem  alid. 
fem.  erscheint  ein  aitn.  und  ags.  niaso.. ,  ein  alts.  neutr.  haixj  icii  3, 
515  angenommen,  weil  der  acc.  sg.  craft  mikil  25,  13.  33,  21.  (JS,  2 
vorkommt,  und  ein  unflettiertes  mikil  für  den  männlichen  oder  weib- 
lictien  acc.  nicht  zulässig  scheint. 


nomeu.    ßexlon,     weggeworf/ie.  501 

33,  16;  folc  manaff  34,  24.  41,  8.  42,  2.  52,7;  niancunui 
tnanatj  16,  3;  liiiiiillungal  huit  18,  2;  liolit  o<?rtr  17,  17; 
Höht  mtAt/  15,  1.  42,  7;  werk  mt'/aV  15,  10;  llarm^verc 
uianaij  34,  9;  iiienwerc  inanaij  51,  17;  fliinwerc  inantuj 
26,  14;  lirinwerc  mikil  48,  20;  sine  mikil  50,  16;  gelj) 
niikil  32,  16;  wilspel  mikil  15,23.  16,4;  lofNvorJ  manaij 
12,  23;  spuhword  manntj  38,  18;  giwit  m/Ai'/  6,  21.  38, 
10;  tecau  niaitag  36,  7;  Ickan  miA://  88,  3.  plurale :  erlös 
manaffa  13,  18;  giinion  dstronea  17,  7.  20,  12;  thegnos 
snelle  16,  16;  erlös  ostronie  21,  7;  bodon  öströuie  21,  9; 
erlös  maniuja  27,  12;  liiidi  munuije  29,  9.  36,  13;  wegos 
tueua  53,  23;  qiiidi  matKnja   175,  8. 

/?.  obliciiic:  Jacobas  sumeas  3,  1;  godes  selbes  6,  19; 
cunnies  (jodes  5,  16.  18,  18;  for  tlieni  folke  odhrum  38,  5; 
weg  odiau  21,  7;  tliiod  or?rrt  21,  20;  thea  idis  anthellea 
9,  12;  tliegiuiii  mancujnn  53,  18;  wlbun  mancKjnn  22,  22. 

d.  mehrere  aC.].  altrihiiiert, 

u.  beide  vorausgehend:  heiag  hiniilisc  word  1,  10;  li^lag 
liimilisc  barn  13,  17;  su  mauag  kiiidisc  man  22,  11;  so 
manag  wisiic  word  36,  6;  manag  marlic  thing  38,  22;  war 
waldand  Krist  27,  21;  fon  tbuiera  alderii  idis  4,  10.  5,  16. 
/j.  eins  vor,  das  andere  naclislehend :  adal  ordfrunio  alo- 
inalilig  1,  22;  manag  lliegan  so  göd  36,  21;  wid  slrala  cndi 
bred  54,  1.  folgen  zwei,  unloreinander  niil  endi  verbundne 
adj.,  so  bilden  sie  vielnielir  apposiüon :  en  wis  cuning,  muri 
endi  malilig  17,  20;  liabda  slaikan  hngi,  niildean  endi  gödan 
1,  21.  noch  deiilliclicr  in  folgender  stelle:  iro  egau  baru 
armun    bivcngi,    Hof  endi   luUil  22,    15. 

e.  das  prildicierle  adj.  isl  im  nom.  und  voc.  sg.  jederzeit 
unlleclierl,  z.  b.:  ihal  lie  hifolalian  was  124,  23;  lik  was 
iui  sconi  6,  14;  hol  wis  ihu!  8,  6  n.  s.  w.  im  nom.  pl. 
masc.  und  fem.  hingegen  llecliert:  wurdun  gicoraiiu  1,  9; 
wiiiun  helana  1,  13;  warun  gode  licha  1,  14;  warun 
ijihoritju  3,  6;  wCivun  Jasa  10,  21;  slodun  tjurmvi  20,  17; 
wenlan  hrenea  2G,  15;  siiliija  warin  39,  4;  sdlitja  sind 
39,  8;  lliea  ciinuma  wriiun  11,  5;  warun  im  waldandcs 
Icra  so  ledd  l'Jfi,  6;  salini  im  yamovninodd  174,  32;  iiui 
gangat  gi  su  tjornondia  175,  13.  eine  bedeuteiule  abwei- 
chung  von  der  ahil.  spräche,  die  das  prüdicat  zwar  oft 
ilecliei't,  aber  auch  schon  unüecliert  zuiiilU  (s.  478.)  Da 
der  pl.  neutr.  ktinc  llcr.ioii  aiuiiaunl,  z.  b.  wariui  im 
Krisles  word  sw  wirditj  35,  14;  so  scheini  mir  das  von 
Zacharias  und  füisabcl  j;('biau(  hie  adj. :  warun  im  barno 
los   3,  9;    nu    wil  sus  (jij'rodüd  sind  5,  5   nach   der  s.  27'.'. 


502  einfacher    satz. 

2S0  entwickelten  rege!  zu  beinilieilen ,  obglelcli  3,  6  nicht 
giliurig,  eondcrn  gihuriga  gesetzt  wird.  Der  acc.  wird  be- 
ständig llcclicrt,  namentlich  bei  den  zu  dem  auxiliaren 
liaben  geliiglen  parlicipien :  iro  aldan  fader  enna  forletun 
35,  15;  habda  ina  craflag  god  (jineiidaii  23,  2;  that  he 
ina  (jicovanan  liabdi  30,  4;  habdiin  ina  (jicoraneii  126, 
23-  habda  enna  seo  ijeAvarahlan  34,  17;  sie  habdun  hi- 
thiuuKjana  thiedo  gihuilica  2,  14;  habda  ahlo  (jitalda  svLlda 
(jisaijda  40,  2  u.  s.  w. 

f.  wenn  mehrere  adj.  dem  subject  naclifolgen,  so  bilden 
sie  weder  prädicat  noch  attribut,  sondern  apposition :  thar 
fundun  sea  enna  gudan  man,  aldan  at  tliem  alaha  adal- 
boranan  14,  9. 

g.  dieser  alts.  poesie  Ist  es  sehr  geläufig,  den  absolut  oder 
snbjecliv  gebrauchten  Superlativ  dem  von  ihm  abhangigen 
gen.  pl.  nachzustellen:  idiso  scuiiiost  «,  16;  allaro  wibo 
ivl/l'uföst  8,  16;  barno  strancfost  11,  18;  altero  ciiningo 
criitujüst  11,  18.  29,  13.  34,  5;  wibo  sc('>ni6st  11,  24;  barno 
rikeosl   12,    17.  37,   14;    fridugumuno    hezt    18,    23;    htjfno 

hlüdosl  22,  20;  allaro  giwitleo  mest  23,  19;  allaro  barno 
liohost  30,  6;  allaro  barno  bezt  32,  4.  22;  au  allaro  huso 
hoJiost  32,  15;  cvuiingo  rikeost  34,  7  u.  s.  w.  Nur  selten 
geht  er  voraus:  bezt  allaro  giboranero  niauno  30,  5. 

6.  Das  mnl.  adj.  geht  im  nom.  sg.  masc.  und  neiitr.  über- 
all,  und  ohne  ausnähme,  der  llexion  verlustig;  im  uoni. 
sg.  fem.  schwankt  der  cousonantische  imd  vocalische  ;aus- 
gang.  die  übrigen  casus  unterscheiden  zwüscheu  vor  und 
nachsetzung. 

a.  das  nachgesetzte  possessiv  steht  meistens  iinllectiert: 
die  ghesclle  si'n  Rein.  3205;  therle  sfn  Maerl.  1,  40;  die 
nioeder  sin  Floris  242;  na  den  wille  min  Rein.  2749;  den 
wille  sfn  Floris  354;  den  wille  min  Floris  1173;  den  or- 
luf  mm  Floris  1418;  den  tempel  sfn  IMaerl.  1,  35;  int 
herte  mfn  Floris  795;  doch  wird  dem  nom.  und  acc.  pl. 
-e  gegeben:  die  maghen  sine  Floris  236;  die  ghesellen 
sine  Rein.  2453.  IMaerl.  2,  181;  de  pade  sine  Rein.  504; 
XV  kindre  mine  Rein.  412;  die  kindre  mine  1412;  die 
kindre  sine  1866.  auffallender  auch  bisweilen  dem  acc. 
sg.  masc:  den  lachame  sine  IMaerl.  2,  145;  den  namei «ine 
Maerl.  1,  31,  was  ich  für  ein  verkürztes  sinen  nehme, 
sehr  merkwürdig  Rein.  3374.  bi  der  dompheit  sins :  Be- 
lins, der  deutliche  gen.  des  persönlichen,  nicht  des  posses- 
siven pronomens,    w^as  gegen   die  ?.  339  480  von  mir  auf- 


710  nie  n.    Jlexion.     weggeworf/ie.  503 

gestellte  ansieht  streitet;  der  reim  scheint  aber  diese  forn» 
herbeigeführt  zu  haben ,  die  allenthalben  und  im  mnl. 
desto  unverkennbarer  hervortreten  müste,  da  sich  hier  der 
persönliche  gen.  durch  sein  S  scharf  von  dem  unflectier- 
ten  poss.  sondert. 

b.  beispiele  nachgesetzter  attributive:  ^n  hane  wide  vxare 
Rein.  294;  jamer  </r6i  308;  die  coninc  wiiWe  2193;  waer- 
heh  fin  IMaerl.  1,  45;  honecli  menecJtfout  1,  44;  ene  mi- 
racle  dlere  Maerl.  1,  93;  w?ädoeni  (jröt  Floris  79;  wonder 
gr6t  1493;  pine  grot  Maerl.  1,  90;  scunheit  grot  1,  8S; 
nature  (jrot  Floris  971;  tekene  (jrut  (acc.  pl.)  IMaerl.  1, 
90;  desen  berc  laue  Kein.  552;  over  die  werelt  /«»c  Maerl. 
1,  19;  den  niaerber  ivit  Maerl.  1,  48;  zumal  im  voc: 
helt  innre!  Rein.  615;  helet  vri!  1072.3241;  coninc  vri! 
3351.  belege  für  den  dat.:  van  goude  f'/n  JMaerl.  1,  71; 
van  goude  i-ot  Floris  930;  bi  haers  selfs  Ust  ijrut  914;  in 
sorghen  (jrot  341.  537;  met  rouwen  tjrdt  IMaerl.  1,  14.  80; 
in  houte  haert  1,  52;  van  elken  crude  diere  1,  22.  da- 
gegen hat  der  weibliche  luad  piurale  casus  rectus  wiederum 
oft  -e  :  die  vrotiwe  ßiie  Rein.  1865;  stene  fiiie  IMaerl.  1, 
69;  plaghe  menechj'oiide  Maerl.  1,  90;  die  VII  aerten  U- 
heialc  1,  63;  coppe  (jitldine  Floris  617;  die  niantele  rode- 
ptlline  845;  plaghen  fjhemene  IMaerl.  1,  90. 

c.  zwei  adj.  nachgesetzt:  manech  serpent  «»vi  ende  *£ranc 
IMaerl.  1,  24;  die  lande  grot  ende  cleue  1,  33;  bome  clene 
ende  <ir6t  1,  44;  van  lieden  clene  ende  (/rot  1,  91;  vlescli 
no  wilt  110  lam  Rein.  271;  ene  gaclghe  staerc  ende  vast 
1887;  alle  die  diere  grut  ende  clene  49.  Seltner  das 
subst.  in  der  niille:  meneghe  mergarilu  diere  IMaerl.  1,  45; 
en  ^vis   meslcr  ende  vroei   Floris   301. 

d.  der  unllecliciic  noni.  pl.  som  Rein.  2199  gleicht  dem 
ahd.  und  alts.  sinn  (s.  457  anm.)  und  vielleicht  ist  auclt 
anderwärts  diese  form  dem  lleclierlcn  some  vorzuziehen, 
z.  b.  Floris  1622.  der  dat.  pl.  hat  llexion :  somen  Floiis 
186;  andere  belege  oben  s.  459,  wo  auch  van  hem  sonwn 
JMaeil.  1,  56  an/.iiiiihren  i,Nvar.  jeneni  somich  en  gleicht 
menech  en  Maerl.  1,  22.  36.  52. 

e.  al  steht,  wie  das  mhd.  (s.  484)  undectieit,  z.  b.  «/  den 
landen  Maerl.  1,  70,  luul  auch  das  verkürzte  alle  {■^.  482 
anm.)  erscheinl:  in  alle  laut  IMaerl.  1,  13;  van  alle  welda- 
den  Rein.  3050. 

F.  prüdicaliues  adj.  wird  im  rcctiis  nie  llecliei  I ,  ancli  niciit 
im  pl. :    die  voele   waren  hem    su    sc'v  Rein.  754,      der  oli- 


504  einfacher  satz. 

li(|iie  casus  schwankt,  in  folgender  slclle  slolil  rin  adi. 
oline  ,  das  andere  mit  llcxion ,  da  man  scliwerlich  ein  adv. 
annehmen  darf:  hadde  gcslcghen  sine  pade  crom  ende 
mQtiCchfoude  Kein.  505. 

7.  Die  nnl.  prosa  setzt  keine  altribulivon  adj.  dem  suhfit. 
nacli  fcs  sei  denn  in  dem  lilel:  de  Staaten  (jeneraal ,  les 
etats  generaux);  die  poesie  nur  im  volksliederlon :  \vachter 
niiju!^  joncfrou  stoulij  clein  voghel  sloitH;  onder  de 
linde  (jroene  u.  s.  w.  das  verliiiltnis  kommt  also  dem  nlid. 
nahe,  außer  daU  dem  nom.  sg.  überall  die  starke  llexion  'ge- 
bricht,  dafür  aber  im  mannliclien  und  weibliclien  geschlcclit 
die  schwache  gebraucht  wird.  es  hellU:  ecn  (joede  man, 
eene  goede  vrouw,  oder  ohne  artikel :  <joede  wijn  (guter 
wein),  ivitte  wol  (weiße  wolle.)  das  neulrum  bleibt  uu- 
llectiert:    een  goed  kiud,  een  7eiH  liart,  i'eiti  water. 

8.  Die  atjs.  spraclie  und  dichlkunst  halt  es  beuiahe  ganz 
wie  die  alts.  im  nom.  sg.  haben  niasc.  und  neutr.  aller 
llexion  entsagt,  das  fem.  behauptet  sie:  geomnru  idcs  B. 
2143;  väs  seo  theod  tilu  2501;  mieru  cveu  4028.  diesem 
sg.  fem.  gleich  ist  der  nom.  und  acc.  pl.  neutr.:  lädhl/cu 
Idc  3167.      oblique  casus  llectieren  immer. 

ich  theile  aus  dem  ganzen  Beov.  die  beispiele  des  nach' 
gesetzten  attribulivs  mit,  es  sind  häufig  formein  der  alli- 
terationspoesie,  die  angemerkt  zu  werden  verdienen,  in 
der  ags.  prosä  steht  das  adj.  so  wenig  nach,  wie  in  der 
liochdeutschen. 

a.  possessiva:  theoden  min!  727.  4185;  vine  min  Beo- 
\ulf!  909.  3407;  vine  min  Huuferdh!  1056;  ingenga  mm 
3550;  suua  minnm  5454;  suna  simim  4315;  cyninge  mi- 
num  6180;  tu  hofe  sfmim  2^72.  3014:  ealdre  thimim  689. 
1178;  ealdor  thinne  3693;  hhlford  thinne  532;  hlaford 
sinne  4560.  6352;  dryhten  sinne  5574;  frean  üserne 
6209;  lleam  eoverne  ^11  ^\  leode  mhie  825.  2672.  2690; 
leoda  minra  4497;  leodum  thinum  3415;  on  sefan  mi- 
num  942;  mudsefan  minne  4019;  edhel  sinne  3915. 

b.  von  andern  adj.  zumal  micel  und  mouig  (wie  alts.  s. 
500):  niagodryht  micel  134;  medoarn  micel  137;  vra>c 
micel  338  ;  mud  micel  2332  ;  mudceare  micle  3553 ; 
güdhrinc  monig  1670;  scealc  monig  1830;  adheling  monig 
2218;  sidrand  manig  2579;  eorl  monig  6149;  heim  mo- 
nig 5521;  thegne  monegum  2682.  2838;  hierher  auch  der 
negative  ausdruck :  torn  unlgtel  1659;  dum  unlgtel  1764; 
gold  unrime  6019. 

c.  außerdem:    gledegesa    grim    5296;     niagothegn    modig 


nomen.    ßexioiu     weggeworf/ie.  505 

5510;  nierevif  mihtuj  3037;  vif  wn/tjre  4236;  tacen  sveo- 
tol  1660;  ihfodeii  micrne  70^.  5438;  liluforcl  leofne  6279; 
r<«d  eenujne  6156;  liring  (jyldenne  6614;  segen  (jijldenne 
94.  2035;    byniau  siih  2582;  sttge  nearve  2818. 

d.  zwei  adj.  mit  dem  subst.  in  der  mitte  eald  sveord 
eotenisc  3115.  5228.  5953;  eald  sveord  edceii  3324; 
heard  sveord  hilted  5969;  snotor  ceorl  monuj  1810; 
ceni(j  mon  odher  3120. 

e.  häufige  Superlative  nach  dem  gen.  pl.:  liusa  seiest  290. 
568.  1310.  1863;  nilithealva  meest  385;  Iiealärna  nuest 
155;  vedera  cealdost  1087   ii.  s.  w. 

f.  das  pradicat  wird  im  männliclien  und  neutralen  casus 
rectus  sg.  niclit  llecliert,  wol  aber  im  weibliclien.  alle 
obliquen  casus,  und  auch  die  nom.  pl.  nelunen  Jlexiou 
an:  that  ve  hine  sva  (födne  gretan  möton  691;  gesnndne 
geseon  3991;  bad  hine  bl/dhne  (vesan)  1227;  gehealdc  eo- 
vic  gesunde  633;   häfde  cenipan  (jecorone  410. 

9.  Das  engl.  adj.  weiß  von  keiner  (lexion  ,  es  stehe  attri- 
butiv oder  prädicativ,  recte  oder  oblitjue.  nachgestellt  wird 
das  attributive  von  den  dichtem  im  volksmriiWgen  Stil  der 
bailaden:  among  the  leaves  green:,  under  tlie  shadowes 
greeu'y  wilh  strokes  great  and  stroiig;  a  knight  füll  <jfoof/ j 
my  lady  dear'tj  to  my  master  deur^  wilh  a  colour  so 
redy  sparsamer  in  der  übrigen  pocsie :  wilh  looks  pro- 
J'oundy    paradise  lost y    und  dergleichen. 

10.  Die  altn.  synlax  steht  in  dem  llcctiertcn  gebrauch 
der  adj.,  so  wie  deren  beliebiger  vor  oder  nachsotzung  der 
gotli.  sehr  nah,  und  näher  als  einer  der  übrigen  dialecte. 
wegwarf  der  llexion  hat  nur  im  nom.  (nicht  acc.)  sg.  fem. 
und  in  dem  nom.  acc.  pl.  neulr.  stall,  nicht  selten  mit 
haftender  nachwirkung  des  umlautes  ö  für  aj  außerdem 
auch  zuweilen,  in  den  gramm.  1,  736  angegebnen  fällen, 
beim  nom.  sg.  niasc. ,  wo  aber  mehr  wollaul  und  assimila- 
tion  der  consonanlen,  als  ein  andrer  granunalisclier  gruiul 
obwaltet.  der  nom.  sg.  neulr.  bewahrt  sein  T  slrenger, 
als  der  golh.  sein  A'VA,  oblicpie  casus,  vom  acr.  pl.  neulr. 
weggesehn,  geben  nie  die  llexion  auf.  darum  ist  nun  auch, 
wie  im  golh.,  giülkMc  freiheit  in  der  stclhuig  möglich,  und 
nicht  bloß  das  lied ,  sondern  die  gewöhnliche  prosa  darf 
das   attributive  adj.  seinem  subst.  nach  lassen   folgen. 

a.  die  possessivn  slehn  häufig  nach:  a\iga  fall  lliill  8a-m, 
4";  rlki  sill  18';  fiar  sfns  15'';  ovinar  si'ns  16-^;  viiii  th/- 
uom  25'';  \in  sinom   15'';  vapnom  s/'noni    15"';  vadhir  nii- 


506  eliijacher  saiz. 

nur  16^'  XI.  8.  w.  belspiclc  aus  der  prosa :  füilurs  Sins 
öiuui.  39  ;  eskiiney  sinn,   gcsli  .SiM«.  3'J. 

b.  nicht  anders  bei  den  iibilyen  adj.  :  hordonir  milcill 
8'^;  barmslüg  holUiij  (j^ ;  reyiii  «7/  3'';  mal  ö//  meijiiilüj 
5^';  halii-  allir  'J'^;  giimiiar  mmujiv  14'';  miolvidli  niaraa 
la;  niidgardh  ma'raii  V' ;  vidh  liiniiii  sudfan  9^^;  nenn 
tneinsvnra  7^;  gallir  «//«/•  11'^;  litii  (jüdliu  3'';  forviliii 
niicla  31»;  Isi  einuieltom  20^;   I  fcldi  t>/«m  40  u.  s.  w. 

c.  auch  das  unhesllnimle  pron.  sieht  nacli  :  grey  eilt  22^; 
colbonda  einii,  39;  ja  das  beslinunte:  ordha  iheirra  18*; 
oder  Zahlwörter:  fet  nio  10^. 

d.  das  prädicierle  adj.  wird  gleich  dem  allril)uliven  llectiert, 
d.  Ii.  nur  in  den  vorhin  ausgciiomnmen  fallen  nicht:  vardh 
madhr  acfretr  39;  at  eiiigi  hiindr  var  svu  olmr  39;  skildir 
ro  hlofniv  8*;  nu  ero  taldar  nounor  4*^. 

11.  In  den  nennord.  sprachen  ist  die  starke  flexion  der 
adj.  durchweg  untergegangen,  mit  einziger  ausnähme  des 
neutralen  T,  welches  fortbesteht  und  sogar  auf  den  obli- 
quen sg.  erstreckt  wird,  ein  characterislischer  nnterschied 
-von  allen  andern  deutschen  mundarlen.  der  pl.  liat  über- 
all schwache  form  angenommen. 

Die  ältere  schwed.  und  dan.  spräche,  so  wie  die  Volks- 
lieder, enthalten  noch  spuren  des  nom.  sg.  niasc.  auf  -er  *), 
besonders  in  der  forniel  nntjer  sven ,  aber  auch  in  andern 
beispielen:  «/ro/ber  syndare;  en  stolter  si^ii',  han  vnr  vaner 
alt  gänga;  varbortresfer  j  dan.  r«s/i:e»' helt,  en /trt«rJeJ' giäst 
II.  s.w.  ja  diese  form  wird  ungefühlt  auf  das  fen).  angewendet : 
min  moder  hon  är  sä  vreder;  hon  blef  sa  tnnger^  solen 
sken  sä  hviter -^  hon  är  sä  bleker ;  sä  väiier  en  mü ;  i(n- 
ijer  brud;  jungfrun  vard  döder  **).  sie  kann  dann  auch 
dem  acc.  sg.  zukommen:  lät  sätta  tärnan  (jvicker  i  jord. 

Dagegen  ist  in  beiden  neunord.  spraclien  die  nachsetz- 
barkcit  des  attribulivs  noch  sehr  entschieden ,  imd  nicht 
bloU  dem  Volkslied  verstaltet,  sondern  auch  der  höheren 
poesle.  in  schwed.  Volksliedern  heißt  es  z.  b.  Holger 
dnnske,  Ifvar  6/ä,  Hannnar  </rä;  en  kiampe  skiöuj  kiam- 
pe  (jod^    hasten   fjodj    ormen  stark ^    pä  gängare  gi'^j    tili 


')  s.  468  hätte  bemerkt  werden  können ,  daß  in  den  scinved. 
Volksliedern  einigeninl  aiicli  bei  dem  männlichen  snbst.  dieses  -er  vor- 
kommt:  när  ihtger  stod  Ijus  (als  der  tag  leuchtete);  ulfi'er  woif. 

")  älinlich  dem  nhd.  voller,  (iialber  s.  498.) 


HO  inen,    ßexiou.     weggeiPorfne.  507 

fadren  sin.  in  dän. :  Olger  danske,  Iver  hlua  j  den 
kiämpe  godj  konning^n^  jomlru  ^«  ^  stalbroder  tro  j 
kaaben  hlaiij  I  kiortel //röjt  j  paa  ganger  (r/ra«  ^  fader  mm,* 
sonnen  diu.  bei  Tegner:  niiu  drake  </ü(fj  vid  bölja  blkj 
linder  silke  (frönt  u.  s.  \v. 

auch  die  zablen  slelin  oft  dem  subst.  nacli:  kämpar  tvu^ 
söner  tre^  diin.  sünner  tolv-  rifben  syv  ^  med  fingre  to. 

Tritt  der  unbestimmte  art.  zwischen  adj.  und  subst.  (s. 
435)  ,  so  muß  beim  neutrum  er  sowol  als  das  adj.  ilectiert 
werden:  sä  stört  ett  under;  saa  stört  et  mord ;  ganz  ge- 
gen nhd.  und  mhd.  weise,  wo  man  i\nr  sagte:  su  quot 
ein  pfert  (s.  417),  nie:  su  guolez  eiuez  pfert. 


Die  nimmehr  gewonnene  übersieht  der  allmälich  in  allen 
deutschen  mundarlen  ,  wiewol  auf  verschiedene  weise,  vor- 
sclireitenden  ilexionslosigkeit  der  nominalformen  veranlaßt 
noch  folgende  betrachtungen. 

1.  die  geschichle  unserer  spräche  zeigt  uns  weder  eia 
vollständiges  Vorhandensein,  noch  eine  ganzliche  abwesen- 
heit  der  llexionen.  schon  das  goth.  nomen  enlbelnt  sie 
hin  luid  wieder,  das  engl,  und  neunord,  hingegen  hat  sie 
noch  in  einigen  fällen  aufrecht  erhallen,  immer  aber  wei- 
sen die  älteren  mundarten  viele,  die  neueren  wenige  ile- 
xioncn  auf.  am  reichlichsten  vorhanden  sind  sie  in  der 
goth.  und  altn.,  dann  aber  in  der  hochd.;  die  niederd.  ist 
ihnen   zu   entsagen  am  frühsten  geneigt. 

2.  subst.  imd  ad),  hallen  oft,  nicht  überall,  gleiche  linle. 
im  ganzen  haftet  ilie  adjectivische  (lexion  fesler,  obwol  das 
engl.  adj.  aller  form  verlustig  geht  ,  wahrend  das  subst. 
noch  einzelne  resle  bewahrt. 

3.  unter  den'  drei  gcschlechtern  besitzt  das  neulrum  die 
unvollkonuiHMisle  llexion,  da  in  ihr  überall  nom.  inid  acc. 
zusammenfallen ,  in  den  nord.  sprachen  aber  auch  die 
dauerhariesie.  dafür  hält  sich  in  den  niederd.  vorzügÜcli 
der  weibliche  vocalausgang. 

4.  die  casus  erwogen,  so  scheint  der  rnsüvunenlal  am 
irühsleu  unleizugehn ,  der  goth.  laßt  sich  iibiMhaii[)l  nur 
in    [JionomiiialarliUeln    spüren,    der  alid.  isl   a»if  masc.  vuid 


50vS  euifiirJier  satz. 

neiili'.  eingpscliniiikt  *).  naclisldem  orlüsclien  ])ci  Jcm  maiin- 
liclien  uiiil  iiculi-.iIiMi  siibsl.  stiilcnNvcise  iioin.  arc.  und  ilat. 
sg. ,  (lauern  aber  clarieheu  im  adj.  fort,  am  läiigsteii  li.ilt 
sich  die   llexiou  des  gen.  sg.  masc.   und   neirtr. 

5.  das  goth.  neulr.  vunril  hat  im  num.  und  acc.  sg.  keine 
ilexiun ,  das  golli.  fen).  tjiha  behauptet  sie  in  jedem  dieser 
casus,  das  goth.  masc.  Jishs  im  ihjuk,  nicht  im  acc.  Jisk. 
grade  mngekeliit  wirlt  sie  der  weibl.  nom.  inavi  ab,  und 
der  acc.  indtija  Jiält  sie  fest. 

6.  auch  die  romanischen  sprachen  entledigten  sich  nacli  und 
jiach  der  lat.  flcxioii.  sie  begannen  sie  aber  im  ül)li([uen 
casus  %vegzu\verren  und  ließen  sie  anfangs  noch  dem  reclus, 
da  doch  unser  genitivisches  S  bis  auf  heute  fortwahrt, 
den  Aveibh'clien  \ocal  hegten  sie,  gleich  den  niederdeut- 
schen dialecten,  und  entsagten  wie  diese  der  neutralfle- 
xion.  das  Verhältnis  des  noni.  amics  (amicus)  zu  dem  acc. 
amic  (amicum)  ist  analog  dem  des  gulh.  fi^ks  (piscis)  zu 
fisk  (piscem.)  den  pl.  amic  (amici)  luid  amics  (amicos) 
könnte  man  dem  golh.  fem.  mavi  (virgo)  und  mauja  (vir- 
ginem)  vergleichen.  Auch  die  adjeclivllexionen  bons  (bo- 
iius)  bon  (bonum);  pl.  bon  (boni)  bons  (bonos);  bona  (bo- 
aa)  bona  (bonam);  pl.  bonas  (bonae)  bonas  (bonas)  reichen 
nahe  an  die  goth.  guds ,  gudana;  pl.  gödai,  gudans ;  guda, 
guda  ;  pl.  gudus  ,  gödos  ,  vom  acc.  sg.  und  pl.  masc.  abgeschn. 
lieutzutage  ist  alles  einförmiger  und  der  nom.  fallt  immer 
mit  dem  acc.  zusammen,  dergestalt,  daß  die  franz.  und 
Span,  mundart  dem  sg.  masc.  das  S  entzieht,  dem  pl.  er- 
theilt,  die  ital.  aber  im  pl.  vocalischen  ausgang  statt  fin- 
den läßt. 

7.  bei  dem  attributiven  adj.  überwiegt  in  den  romanischen 
sprachen  die  nachsetzung,  was  eine  bedeutende  abwei- 
chung  von  der  deutschen,  zumal  uhd.  ausmacht,  doch  geht 
oft  auch  das  adj.  voraus,  z.  b.  das  possessive,  und  es  ent- 
springen feine  Unterscheidungen,  deren  erörterung  nicht 
hierher  gehört,  auf  die  häufigkeit  der  nihd.  nachslellung 
unllectierter  adj.  scheinen  französische  conslructionen  nicht 
eingeüossen  zu  haben;  an  dem  arme  blaue  wäre  zwar  au 
bras  blanc,  aber  an  den  armen  blanc :  aux  bras  blancs, 
mit  ilexion ,  die  der  deutsehen  fiigung  mangelt,  es  ist  also 
jede  Sprache  ihren  eignen   weg  gegangen. 


')   Holzmanns   deduction    eines    wtibliclifii   instr.   (la.  p.   112-  147 j 

unterliciit  crhcbiicJiein  zweilel. 


iioinen.    ßexion,     starke  und  schwache,     509 

II.     Starke  und  schwache  ßexion  *), 

An  der  beliaupliing  Avird  sich  nicht  zweifeln  lassen,  daß 
die  schwache  form  jünger  sei  (s.  46ü.)  eine  richlung  die 
vordringt  und  sich  gellender  zu  machen  sucht  -svird  die 
spätere,  die  Ton  ilir  eingeengte  und  zurückweiciiende  aber 
die  frühere  schon  darum  sein.  Das  alle  muß  auch  in 
der  Sprache  neuen  einJliissen  nachgeben.  Im  golhischea 
hat  sich  die  starke  declinalion  in  der  regel  frei  gehalleu 
von  aller  einmischung  schwacher  Ilexionen,  mit  ausnähme 
jedoch  des  anomalen  mann ,  das  im  casus  reclus  des  sg. 
und  pl.  schwach  flectiert  werden  darf,  so  Avie  des  neutr. 
iun,  das  umgekehrt  ini  obliquen  fall  funins  und  fujiiu 
darbietet.  Die  gewöhnliche  llexion  des  ahd.  alts.  luid  ags. 
fem.  erster  und  zweiter  starker  subst.  deck  fordert  aber 
für  den  gen.  pl.  kepuno,  gebuno,  gifena  u.  s.  w.  statt  der 
organischen  goth.  und  altn.  formen  gibu,  giafa.  das  mhd. 
hält  es  ebenso ;  im  nink  und  nhd.  wird  nun  der  ganze 
pl.  solcher  fem.  der  schwachen  llexion,  im  nnk  endlich 
selbst  der  pl.  masc.  überwiesen  **).  Ahnliche  erscheinungen 
beim  adj.  die  goth.  und  ahd.  spräche  scheidet  den  dat.  pl. 
beider  llexionsarlen  genau;  in  allen  übrigen  dialecten  men> 
gen  sich  beide,  neunordisch  ist  die  starke  form  für  den 
gesamten   pl.   aller    adj.  erloschen    und    durchgängig    dafür 


*)  aiipjefoclitene  beiieiinunsen ;  al)er  mit  besseren  niclit  leiclit  zu 
vertausclieii.  der  eine  will  düs  starke  adj.  dcjinit,  das  scliwarlie  ni- 
ih'Jiiiit,  der  andere  iini;;ckelirt  jenes  indejinit  ,  dieses  dcjinit  geheilten 
wissen;  das  würde  völlig  verwirren,  indejinit  und  di-Jinit  gemalmt 
an  eine  terniinulo};ie  der  slavisclien  {jraniniatik  lieim  adjectiv ;  ancli 
Rask  bediente  sich  des  ansdrncks  imlu-sliinmles  und  hestiiumtes  ndj., 
und  daß  jenes  der  unbestirnnile ,  dieses  der  bestininitc  arlikel  lieriiei- 
fiilire  liop;t  auch  <j;anz  nahe,  reicht  aher  nicht  bei  der  betiaelitnng 
aus;  wiederum  ist  dafür  abx/nict  und  co/uret  (zuweilen  emiha- 
iiscli)  pebrauclit,  neulicli  adjectifisches  und  suhstniitii-ixc/n-s  ndj. 
vorgeschlagen  worden.  beim  subst.  sell)st  benannte  Rask  liie  starke 
form  die  kiiu.sllichere ,  die  schwache  einfciclicrc ,  abgesciien  von  dem 
für  nauien  untauglichen  conipaiativ  sonst  auch  niclit  |iass('n<! ;  wor 
ein  adjectivisclics  und  siilist;mli\  inches  a<lj.  annähme  müsfe  das  starke 
subst,  das  suh.sliniliiiacln' ,  das  schwache  das  adjtt  tiyi.srltc  beißen, 
und  so  entsiiriinge  ein  nicht  unebner  gcgcnsatz.  mir  lag  aus  inclir 
als  einem  grund  daran,  für  suhstantiv  und  adjc<'li>dccl.  i:^lcirliinnssif^e 
namen  zu  wählen ;  wie  kann  ich  aber  (b'n  alleiithalhen  zu  iästifier 
umsciireilnmg  IVilircnden  ausdruck  I\d<-c/i/i<r/i(iii  \erwcndcn,  <la  die 
friesisciie  und  nordisclic  spräche  dieses  N  gerade  nicht  mehr  haben  V 

")  ich  sehe  liier  al)  von  einzflncn  starken  subst..  die  ganz  oder 
tiieilweise  zur  schwachen  form  übertreten,  z.  b.  das  mlid.  iielin  bildet 
den  acc.  Iielmcn  Alex.  y:>Ü.   Nib.   177'),  2.    177"),   I. 


510  e'uijacher  salz. 

die  scliwaclie  elngcfülirt.  So  selieii  wir  glcidifalls  ])elin 
vcrbuin  nicht  mir  ablaiilc  und  rediiplicaliunen  aiisslerbeii 
und  diircli  schwache  llexion  ersetzt  werden,  sondern  diese 
auch  in  das  präscns  vieler  starken  veiba  sicli  eindrängen, 
die  starke  luid  schwache  conjugation  ist  l'reilich  ganz  etwas 
anderes  als  die  gleicfi  benainite  declinalion,  aber  es  blickt 
doch  eine,  nicht  ohne  gewinn,  festznlialtende  analogie 
zwischen  ihnen  durch:  der  älteren  kräftigeren  form  tritt 
eine  jüngere  weniger  \erniügende,  in  das  weseii  der  spräche 
nicht  so   elngreii'ende  zur  seile. 

AA'äliJ-cnd  in  der  regel  alle  adjecliva  beider  form,  der 
starken  und  scliwaclien,  fähig  sind,  selien  vvir  die  eine 
oder  die  andere  einzahlen  Substantiven  überwiesen,  auf 
ahnliche  weise  drückt  jedwedes  adj.  an  sich  die  drei  genera 
aus,  einzelne  subsl.  gehören  diesem  oder  jenem  genus. 
beide  erscheinungen  sind  in  der  allgenieiueu  uatur  des 
adjectivischen,  n  der  besonderen  des  substantivischen  prin- 
cips  gegründet. 

Überhaupt  genommen  ist  die  zahl  der  scliwacben  svdj- 
stanliva  weit  geringer  als  die  der  starken,  sie  waien  eine 
bloß  ergänzende  forlbildung,  die  nicht  den  umfang  der 
älteren  erlangen  konnte.  ihr  secundärer  character  zeigt 
sich  iniverkennbar  bei  der  motion  ,  d.  h.  wenn  schwache 
feminina  aus  starken  masc.  und  neutris  entspringen  (3,  333) 
z.  b.  ahd,  friudila  aus  friudil;  liuorrä  aus  luiori'  folglich 
goth.  liorjo  aus  hörs ;  altn.  kona ,  vina,  qviga  aus  konr, 
vinr,  qvigr.  das  ahd.  neutr.  chalp  (vitulus)  verhält  sich 
ebenso  zu  dem  fem.  chalpa  (vilula),  das  goth.  fem.  kalbö 
setzt  folglich  ein  neutr.  kalb  voraus;  von  dem  goth.  neutr. 
daür  {pViHi)  l\latth.  7,  13.  14.  26,  71.  Luc.  7,  12.  Job. 
10,  7  erwächst  ein  fem.  daürö  {&VQu^  nv?.i;)  JMalth.  27,  60. 
Marc.  16,  3.  Job.  18,  16;  aus  dem  ahd.  neutr.  rur  (arundo) 
ein  fem.  rorra  (tubus) ,  nhd.  rolir  laid  rühre,  ja  ein  star- 
kes neutr.  kann  durch  motion  in  ein  schwaches  übergehn, 
das  goth.  kaürn  bedeutet  oiroe  JMarc.  4,  28.  Luc.  3,  17. 
16,  7-,  kaürnö  aber  y.()y.y.os  Marc.  4,  31.  Luc.  17,  6.  Job. 
12,  24.  Sogar  aus  starken  fem.  entsiiringen  schwache: 
bandva  bedeutet  orjulov  I  Cor.  14,  22,  bandvo  ovaarjiov 
JNlarc.  14,  44. 

Anderemal  stehn  die  männliche  und  weibliche  schwache 
form  sich  zur  seile  ,  z.  b.  goth.  garazna  (vicinus)  garaznu 
(vicina);    unhultha    und    uuhulthö;    svaihra    (socer)  *)    und 

•)  wenn  das  hit.  socer  (für  soceriis,  .-zjoJ?)  nacli  s.  469  auf  ein 
goth,    svaihar   starker    form   weist,    so    ei-^ibt    sicli    aiicli    daraus    die 


numen.    ßexion,     starke  und  schwache.      511 

svailiro  (socrus) ;  aus  dem  fem.  viduvu  (vidiia)  laßt  sich 
ein  niasu.  vkltiva  (vidiiiis),  aus  dem  iiiasc.  frauja  (dominus) 
ein  fem.  fraujo  (domiua)  folgern.  inerk\A-iirdig  zumal  ist 
das  doppelte  suuna  und  sunnu  für  dieselbe  bedeutung  (gr. 
.3,  349.),  oder  lindel  eine  theilung  beider  formen  unter 
verscliicdene  casus  statt,  so  daU  dem  nom.  sunnu,  dem 
acc.  suunun,  dem  gen.  und  dat.  aber  snnnins,  sunnin  zu- 
stande? Ulmlich,  nicht  gleich,  dem  vorhin  angeführten  ob- 
liquen funins,  lunin.  in  allen  fallen  wo  niasc.  nnd  fem. 
beide  scliwachformig  sind,  mögen  sie  eine  verlorne  Ultei-e 
starke  form  voraussetzen. 

Nicht  übersehn  werden  darf  die  ganz  enge  grenze  neulia- 
ler  subsl.  scliwacher  dcclination.  die  wenigen  vorhandneu 
schwanken  liin  und  wieder  selbst  in  das  weibliche  ge- 
schlecht, zu  der  schwachen  pronominalform  sa,  su  findet 
sich  gar  kein  neutrales  so,  vielmehr  ein  starkfonniges 
thala  wird  aus  aaderm  stamm  beigegeben ,  der  zugleich 
alle  übrigen  casus  des  masc.  und  fem.  einninmit.  Schwache 
subst.  (von  dem  goth.  fem.  auf  ei  abgcsehn)  scheinen  vor- 
nehmlich für  lebendige  oder  belebt  gedachte  dinge  zu  die- 
nen ,  wobei  natürlich  das  ungewisse  neutrum  in  den  ge- 
ringsten betracht  konunt;  bei  augu,  ausu ,  hairtö  (3,  399) 
wählte  es  der  Sprachgeist  mit  aller  absieht. 

Dies  vorhersehen  des  persönlichen  bei  dem  schwaclien 
subst.  hangt  aucli  damit  zusammen,  daß  schwache  adj. 
gern  substantivische  tjeltiaifj  annehmen,  aühunu'sts  veiha 
ilrückl  aus  summus  sacerdos ,  hierher  gehören  ushaisla, 
iisgrudja,  usillma,  usvena,  skula,  bandja,  ingardja,  siuisla 
lind  andere  vorhin  und  s.  255.  256  angeführte  beispiele. 

Aus  allem  gehl  für  subsl.  und  ailj.  die  identität  der 
schwachen  llexion  sattsam  hervo)-.  es  gibt  keine  cigenheil 
derselben ,  die  nicht  bei  beiden  sich  wiederfände.  der 
diphlhong  ei,  welcher  in  der  substantivischen  auf  die 
dritte  weibliche  decl.  bescliriinkt  bleibt,  hat  auch  in  der 
adjeclivischen  geringeren  umfang,  indem  er  nur  In  den» 
weiblichen  comparativ  \uid  pari,  priis.  sich  entfaltet,  \()i\ 
den  andern  graden   ausgeschlossen   bleibt. 

Gleichhell  der  form  liiUt  aber  auf  gleiche  gründe  ihres 
enlslehens  in  beiden  fallen,  und  wenigstens  auf  iihnlichc 
anwendungen    schlieUen.      wir   haben   voihin    gesehu,    daß 


scliwache  l)il(Iiiii{>;  als  eine  jüngere,     im   iai.  socer,  socius,  Miror  stellt 
SO  liii-  SVO. 


512  einfitcher  scitz. 

tlio  nexloiislosli^kcll  sicli  beim  adj.  wie  l)C'i  dem  .si!T)Pt.  licr- 
\()i'llial,  (\'A\  sie  zwai-  ilueti  syiilaclisclien  gebrauch  liaiipt- 
säclilich  liir  das  ailj.,  einigemal  doch  auch  für  das  siihsl. 
bewiihrlc.  die  gcii.  des  man,  der  mau,  des  künec  (s.  464) 
stehii  zur  seile  adjeclivischen  snewec  bhujtes  (s.  484), 
des  beiges  liöch,  der  berge  hucli.  daß  siel»  die  coiislructioii, 
da  wo  sie  eines  nomiiialivs  l^edarf,  die  neulra  vaurd,  liva,  all, 
die  masc.  fadar  und  aniliai',  oluie  das  nominallve  zeichen  ge- 
fallen lassen  miiU,  isl  eine  und  dieselbe  erscheinung.  an  dem 
vielseitigen  adj.  aber  entwickelte  sich  die  lehre  von  dem 
■wegwurf  der  llexion  erst  eigentlich  fruchtbar.  dieser 
größeren  bedeutsand^eit  halber  für  das  adj.  sollte  man 
denken,  daß  die  unll edierte  form  zuerst  am  adj.  entsprun- 
gen und  hernach  auf  das  subst.  iiberliagen  ^vorden  seii' 
schwerlich;   sie  ist  gerade  bei  subst.  liefer  eingerissen. 

Eine  solche  annähme  würde  vielleicht  mehr  scheui  ge- 
winnen für  die  erklarung  der  schwachen  form,  die  un- 
leugbar am  Substantiv  etwas  adjectivisches ,  am  adjecliv 
etwas  substantivisches  hat  (s.  509)  und  den  Übergang  beider 
iiomina  in  einander  erleichtert,  wenn  schon  auch  stark- 
formige  adj.  und  subst.  sfch  begegnen  (s.  256.  257.)  dabei 
wäre  die  einscliräidvung  der  schwachen  llexion  beim  subst., 
ihre  fast  durchgreifende  allgemeinheit  beijn  adj.  niclit  zu 
vergessen.  dann  ließe  sich  auch  fassen,  warum  der  un- 
terschied zwischen  starker  inid  scliwaclier  form  für  das 
adj.  große  syntactische  bedeutung,  für  das  subst.  fast  gar 
keine  erlangte. 

ich  will  jedoch  nicht  zu  früh  entscheiden,  sondern  erst 
die  praxis  dieser,  in  unserer  spräche  so  merkwürdigen 
Unterscheidung  für  das  adj.  darstellen  luid  zuletzt  noch- 
jiials   das   subst.  berühren. 

die  darslellung  hat,  wie  mich  bedünkt,  von  den  fällen 
auszugehn,  in  welchen  das  adj.  nur  die  eine  oder  die  an- 
dere der  beiden  formen,  unbekünniiert  um  alle  Verhältnisse 
der  Syntax,  zuläßt,  hier  zeigt  sich  der  unterschied  gleich- 
falls mehr  formell  als  syntaclisch. 

Lediglich  starke  ßexion  gilt 
1.  für  alle  proiiomiiia.  einzige  ausnalime  scheint  das 
vorhin  schon  angeführte  goth.  demonstrativ  sa,  so  im  nom. 
sg.  masc.  fem.,  und  der  nom.  sg.  des  weiblichen  Interro- 
gativs hvo  (neben  dem  masc.  hvas)  zu  begründen :  sa 
stimmt  zu  hana,  blinda;  so,  hvu  zu  luggu,  blindu.  in  den 
spätem     dialccten    schwindet    entw.    diese    pronominalform 


nomen.    ßexion.     8tarhe  und  schwaclie.      5i3 

selbst,  oder  ihre  aiialogie  zu  dem  übrigen  iionien,  das 
ags.  se,  seo  *)  slehu  ab  von  hana,  blinda,  tunge,  blinde: 
das  ahn.  sä,  sü  noch  mehr  von  hani,  blindi,  tiinga,  blinda. 
ob  das  goth.  inasc.  hvas  ein  golh.  sas ,  oder  umgekehrt  sa 
ein  liva  folgern  lasse?  bleibt  hier  unerwogen;  die  gr. 
Formel  ö,  ^,  %o  verbürgt  der  golh.  sa,  so,  thata  ein  hohes 
aller  (s.  367),  und  durch  das  sanskr.  sa,  sä,  tad  verstäjkt 
sich  der  einklang,  wenn  gleich  dies  persönliches  pron.  ist, 
jene  beiden  demonstrativ  sind  '*'*).  zudem  mangelt  gerade 
jenem  sa,  so,  und  allen  nom.  sg.  der  schwachen  form 
überhaupt,  ihr  sonst  characteristisches  N;  die  ausnahn)e 
verliert  also  an  gewicht. 

Da  nun  die  pronomiua  zu  den  ältesten  wortern  der 
spräche  gehören,  und  das  wesen  der  schwachen  flexion 
von  sich  ausschließen ,  so  ist  das  wieder  ein  grund  für  das 
nicht  primitive  vorhanden  sein  der  letzteren. 

Auch  für  die  possessiva  nimmt  der  Organismus  unserer 
alten  spraclie  ausschließlich  starke  form  in  anspruch ,  sie 
mögen  allein  slehn  oder  nach  einem  artikel:  gazds  theins, 
sigis  thein  1  Cor.  15,  55;  voc.  guth  meins!  Matth.  27,  46; 
sa  thiumagus  meins  Matth.  8,8;  ihai  theinai  INlarc.  2, 
18.  Luc.  5,  33;  ahd.  thaz  llunaz  giräli  0.  IIP.  17,  18; 
thaz  minaz  IIb  IV.  26,  29;  thaz  nitnaz  nuiat  111.  1,  32; 
thie  englla  sine  V.  8,  11;  thero  sinero  worto  IV.  12, 
22;  worton  ihinen  V.  7,  59;  then  minen  fianton  IV. 
12,  12;  und  ohne  subst.  thaz  sinaz  III.  16,  19;  tes  ei- 
nes N.  Cap.  17;  dien  sinen  N.  Btii.  99.  129.  andere  da- 
neben folgende  adj.  können  stark  oder  schwach  ilecliereii, 
das  possessiv  behau|)let  starke  form  :  st  cmmizfgcr  scalk 
thin  0.  111.  17,  66.  IV.  31,  36;  ih  bin  suntig  scalk  llun 
111.  17,  59;  managu  sin  megin  T.  65,  1;  thaz  sinaz  ma- 
nagfallä  guat  0.  111.  18,  10;  iu  scuni  ruhi  thinaz  IV.  31, 
20.     alts.  thurh  thius  min  rehtun  word  llel.  57,   16. 

weitere  belege  sind  bereits  s.  392.  402.  403.  418.  426. 
431.   433  geliefert  worden. 

Bei  N.  linde  ich  nicht  die  erste  nbweichung  von  dieser 
regel.     zwar  entsinne   ich  mich  keiner  stelle,  in  welcher  er 


•)  die  !\<^s.  form  ^eo  gleicht  dem  nlid.  sin  ,  das  aber  fem.  dcH  pe- 
sclilecliti<i;fn  persidiliclicii  pnmomoiis  ist,  und  «lolli.  si ,  n^js.  /leo  Inuict. 
ninii  meike  die  zur  .starken  form  des  nlid.  >veil)li<lieii  nom.  .«<j.  diu, 
pliiit/a  eiitscliiedeii  .stimniendeii  sra  und  /ico ,  so  wie  das  siihst.  nie- 
nigeo,  alid.  niaueglim  Is.  43,    7.     hier   ist  nocli  vieles  zu   lö.seti. 

••)  vgl.  die  vorausgehende  anni.  über    niiscliungeii  des  pron.  drilter 
pcrsüii  mit  dem  demonstrativen. 

Kk 


514  eiiijcicher  salz. 

mit  dem  arJicnlierleii  min,  dln,  sin  scliwaclie  form  verbände, 
wol  aber  slchl  BlIi.  84  dise  unseren  zile  (hacc  noslra 
tenipora)  und  \ermullich  gibt  es  noch  andere  beispiele, 
wenn  schon  (JraH  Ix'i  unser  und  iuwer  1,  392.  577  keine 
namhaft  macht.  Selbst  U.  IJI.  18,  50  liat  llten  vunon  dag. 
Um  so  weniger  kann  befremden,  daü  aucli  mhd.,  wiewol  nicht 
sehr  zahheiche  spuren  schwacher  ilexion  vorkommen,  be- 
sonders in  IN'ib.  hss.:  die  sinen  degene  102,  7;  die  nunen 
videhi;re  1347,  3;  der  minen  wünne  1351,  4;  des  unsern 
ijigesindes  15'J8,  3  ßCüJgli;  die  iwern  schniien  toliler  1614, 
3;   des  suien  willen  1976,4.    hölische  dichter  meiden  es  aber. 

nlid.  wii'd  zwar  das  |)üss.  vor  dem  subst.  nicht  so  ge- 
braucht (s.  424),  wol  aber  das  allein,  ohne  subst.  ge- 
setzte: der  meine ^  die  deine,  das  seine,  der  ihre,  der 
unsere,  euere,  danejjcn  ist  die  adj,  bildung:  der  meinige, 
deinige,  seinige,  uusrige,  eurige,  ihrige  aufgekommen,  in  sol- 
chem fall  pllegen  auch  romanische  sprachen  ihre  unverkürzte 
und  nachdiiicUliche  possessivform  zu  verwenden:  il  mio,  le 
inieu  (s.  440.)  mhd.  der  min,  daz  sin,  daz  ir  (s.  343.) 

analog  diesem  der  meinige  ist  das  nhd.  sclnVachformige 
der  jenige:  pl.  die  jenigen  (gr.  3,  10.)  schon  die  ninl. 
mundart  gestattete  sicli  de  (jone  (s.  447);  nnl.  de  f/ene, 
liet  gene,  und  naclidiücklicher  die  (jene,  dat  gene.  nicht 
anders  ist  de  welke,  het  welk.  der  welche  wäre  nhd. 
unzulässig.  alle  diese  schwachen  llexionen  aber  wider- 
streben der  allen  spräche,  die  nicht  vor  hvcleiks,  aber  vor 
svaleiks   art.  mit  starker  form  gestattet  (s.  527.) 

Es  hängt  wahrscheinlich  zusammen,  dall  wüe  alle  goth. 
pronomina  auf  ar  im  nom.  masc.  und  neutr.  die  starke 
Ilexion  abwerfen  (s.  468),  sie  überall,  in  jedem  genus  und 
casus  der  schwachen  entsagen.  namentlich  hat  diese  an- 
thar  (s.  455)  niemals  nach  dem  arlikel:  sa  antliar,  so  an- 
thara  Matth.  27,  61.  Luc.  6,  10;  iho  anlhara  JMallh.  5,  39; 
thata  anthar  IMarc.  4,  19.  Phil.  3,  1  ;  th;ü  anfharai  "Matth. 
27,49.  Gal.  2,  13.  IThess.  4,  13.  5,  6;  thaim  anlharaim 
baurgim    l^uc.  4,  43    u.  s.  w. 

ob  schon  ahd.  die  volle  starke  form  diesen  pron.  auf  ar 
wieder  erlaubt  ist,  so  unterbleibt  in  den  alleren  denkmalen 
auch  bei  ihnen  stets  die  schwache  ilexion:  thaz  andaraz 
allaz  0.  II.  22,  30;  thie  ändert  IV.  7,  79.  V.  13,  27;  diu 
anderiu  slahla  N.  ps.  77,  6  ;  des  anderes  N.  ps.  10,  2.  Bth. 
97;  diu  anderiu  finviu  Bth.  160.  gleich  jenem  unseren 
gestattet  sich  aber  auch  N.  schwache  Ilexion  bei  arliculier- 
tem  ander:  diu  andern  geburt  ps.  77,  4;   die  auderuu  ge- 


nomeii.    ßexioji.     starke  und  schwache,     SiS 

burt  108,  13  5  an  denio  anderen  24,  10;  ze  denio  anderen 
41,  8;  in  dero  auderun  werlle  32,  19;  die  anderen  salnieu 
118,  1;  diu  anderen  linviu  Blli.  161,  unmittelbar  nach  je- 
nem: diu  anderiu  linviu.  er  schwankt  also  deutlich;  W. 
verwendet  bloß  starke  form. 

nihd.  herscht  nach  dem  art.  die  schwache  form  völlig 
vor:  der  ander  (mit  wegfallendem  stummen  e),  des  andern, 
dem  andern ,  pl.  die  andern ,  der  andern  (s.  455.)  ebenso 
nhd.  der  andere ,  wie  der  unsere,  das  organische  Ver- 
hältnis ist  vergessen ,  und  ander  fallt  in  die  categorie  der 
gewöhnlichen  adj. 

alts.  ags.  und  alln.  possessiva  bleiben  der  starken  form 
unter  allen  umständen  treu;  auch  heilU  es  alts.  nur  thie 
odar,    ags.  se  odher. 

2.  die  halbpronominalen  adj.  äins  (s.  452)  und  sums 
(s.  457)  versagen  sich  dem  arlikel  wie  der  schwachen  form, 
jenes  auch  in  dem  sinn  von  solus  Luc.  9,  36.  Joh.  6,  15. 
12,  9.  24.  16,  32.  das  ahd.  ein  behauptet  starke  llexion 
nur  da  nothwendig,  wo  es  als  unbestimmter  art.  auftritt; 
in  andern  fällen,  namentlich  in  der  bedeulung  solus,  kann 
OS  den  bestinuiiten  art.  und  schwache  form  annehmen 
(Grain,  315.)  alle  übrigen  cardinalzahlen  ilecüeren,  Yfie 
aiiis,  nur  stark. 

3.  auf  gleiche  weise  gebührt  dem  adj.  alls  und  ganohs  Ixai'og 

weiler  art.  noch  schwache  form,     die  starke  kann  dem  subsl. 

bald  vorlrelen ,  bald  nachfolgen:  alls  hiuhnia  Luc.  1,  10;  alla 

buitrei   Eph.  4,  31;   alla  nianagei  Luc.  18,  43;  all  leiklCor. 

12,17;  alluizos  manageins  Luc.  8,  47;  allanuna  aigina  Luc.  8, 

43;  allai  managein  Luc.  2,   10;  in  allai  alrtluii  Matth.  9,  31; 

allana    niidjungard    liUC.    2,    1;    alla    managein    Luc.  3,  21; 

alläi  gudjans  iMallh.   27,    1;    allus    thiudus  Neh.  6,    16;    alla 

kunja    liUc.    1,  48;    allaize    abne  1  (,"or.    11,   3;    albu/.o   nia- 

nagcinu  JiUC.  2,  31;  allai/.e  grase  ]Marc.  4,  32;   niilli  all;iim 

niaiinam   llom.  12,  18;  allaim   tliiucium  INlarc.  11,   17;  allans 

nialins    JMarc.  7,  19;    allus    sauhiins    JMalth.  9,  35;    in    a!Ia 

ni(51a  Lph.  6,  18.     seltner  nachgesetzt:   unliraiiiithus  allai/.«*s 

Eph.  4,   19;    stana  alla  Sk.  45,   19;    and  baurg   alla  Luc.  8, 

39;  valduliii   allata  Luc.  4,  6;    gudjans  allai  JMarc.   14.  53; 

lilhjus    allai    Rom.   12,  4.    I  Cor.    12,    12;    lagla    alla  IMallh. 

10,  30;    manne    alhiize    Rom.    12,   17;    apaustaulum    all. um 

ICor.  15,  7;   l'ram   bai-nam  albiiin    Luc.  7,  35;  ganlins  allans 

Tit.    1,    11;    baurgs    allus    Matlh.    9,    35.      Soll    das    subst. 

aber    ailiculiert    werden ,    so    geht   entw.  das  adj.  dem   art. 

voran,    oder   folgt    erst    hinter    dem   subst.  (s.  391)   alla   so 

Kk  2 


5l6  einjachar  salz. 

managel  Marc.  4,  11.  11',  37;  alla  so  bai'irgs  ]\IaUlj.  8,  34; 
nlläi  tlil/.ai  iiianasctlai  Luc.  9,  13;  alla  Uio  siiiija  Marc. 
5,  33;  all  lliala  gavi  IMarc.  6,  ;i5;  all;ii  thai  liausjandans 
Luc.  1,  '>6;  allus  llios  unliiilüiuiis  Marc.  5,  12;  alhiim 
ihaiin  allbmiuslini  IMaic.  12,  3.i;  allus  llius  gajiikuiis  IMarc. 
4,    13;    alla  lliu   vai'irda  Luc.  2,    19.      8u   baurgs  alla   ]Marc. 

1,  33;  thana  falrlivu  allaiia  ]Marc.  8,  36;  tlio  nianased 
alla  Luc.  9,  25;  fiam  barnam  allaim  T-uc.  7,  35;  tliö 
vauida  allaLuc.2,51.  aul'  die  verscliiedenheit  dieser  >vorl- 
slelluDg  kann  der  gr.  text  eiiilließen ,  z.  b.  alla  so  baurgs 
nüaa  ?;  'nölis  viwJ  su  baurgs  alla  ?'  iiöhs  o).7] ,  sie  ent- 
springt aber  auch  unabliangig  davon,  no.viu  iu  [it^/iaiii 
ravici    Vtird  Luc.  2,   19    übertragen  alla    thu  vaurda,   Luc. 

2,  51  thö  vaiirda  alla.  in  beiden  fallen  findet  sicli  der 
art.  unmittelbar  vor  dem  subst.  da,  wo  er  vor  dem  adj. 
steht,  hat  er  meist  stärkere  demonstrative  bedeutung  und 
gibt  das  gr.  ovros  (s.  445):  thu  alla  idiiluna  nuvra  tccvra 
T(i  nov7jou  JMarc.  7,  23;  thata  allata  iuvtu  näviu  Luc. 
18,  21;  thu  alla  tuviu  navTa  JMarc.  10,  20.  Luc.  16,  14; 
vgl.  fall ra  thaim  allaim  s.  391;  einigemal  jedoch  ist  es,  nach 
dem  gr.  text  zu  urlheilen,  wiiklicher  artikel:  thu  alla 
T«  nüvra  I  Cor.  15,  27.  28.  Eph.  4,  15.  Am  meisten 
auf  fallt  das  einzige  beispiel  schwacher  form :  fiands  unsarai 
allans  ^icivreg  oi  iyj^aol  rjiviv  Neh.  6,  16;  sollte  der 
Übersetzer  hier  eine  Variante  nävias  vor  sich  geliabt,  und 
diesen  acc.  vom  vorhei'gehendea  hausidedun  r//.ovaav  ab- 
hängig gemacht  haben? 

Auch  das  ahd.  al  leidet  keinen  art.  vor  sich  und  nimmt 
keine  schwaclie  form  an  (GralF  1,  206.  212.)  iu :  daz 
allez,  des  alles,  demo  allemo  (GralF  206)  ist  das  pronomen 
demonstrativ  gesetzt,  und  in:  der  allo  tag  ist  N.  ps.  70,24 
nehme  ich  alio  für  das  adv.  jjenitus,  prorsus.  von  der 
stelle,  die  al  in  der  construclion  empfangt,  war  s.  402 
die  rede,  und  GralF  1,  206  iF.  liefert  zahlreiche   belege. 

Nicht  anders  in  den  übrigen  dialeclen ;  dies  adj.  wei- 
gert sich  dem  artikel  und  der  schwachen  llexion.  Gleiches 
gilt  von  (funölis ,  ahd.  kiiiuoc,  das  wie  ails  einen  ge- 
messenen begrif  hat. 

4.  die  goth.  adj.  niids  (medius),  halhs  (dimidius)  luid 
Julis  (pleuus)  ei-scheiuen  nur  starkformig  und  artikellos, 
wie  letzteres  schon  s.  391.  392  angegeben  wurde.  selbst 
da,  wo  ein  gr.  art.  ausgedrückt  steht,  bleibt  er  unübersetzt : 
halhata  aiginis  meiuis  ra  'ij/tiior]  vnaQyövtmv  jttov ,  vulg. 
dimidium  bonorum  meorum  Luc.  19,  8;  und  halba  ihiudau- 


nomen.     ßexion.     starke  und  schwache,      517 

gardja  f'coff  rjilüovg  tTJg  ßaaileiag  INIarc.  6,  23.  ahd.  be- 
Jege  für  inilti  scliou  s.  402;  in  dliir  mitteru  Is.  33,  1; 
iindar  eu  mittein  Is.  43,  13;  in  miten  dagen  N.  ps.  73,  4; 
in  niittero  brüt  sanienungo  N.  43,  13;  iimbe  mitten  dag 
W.  9,  6.  Indes  will  ich  nicht  leugnen,  daü  alid.  die 
schwache  forhi  von  lialp  und  fol  vorkoninien  könne,  da 
sie  nihd.  keinem  zweifei  unterliegt:  daz  halbe  teil  Iw.  7207; 
daz  halbe  ors  Iw.  1269  (1261  alterlhünilicher:  daz  ros 
halbez);  und  sogar  iinibe  den  mitten  tac  Iw.  4753  statt 
des  üblicheren  umbe  mitten  tac  gesagt  wird,  beachtens- 
werth,  daü  grade  in  diesen  adj.  das  prädicat  gern  die 
starke  llexion  auch  noch  nhd.  beibehält  (s.  493.  499),  obschon 
es  nhd.  ganz  gewühnlich  ist,  sonst  die  schwache  zu  ver- 
wenden:  der  halbe  theil,  der  volle  mond. 

Stellen  wir  die  unter  1-4  aufgeführten  adj.  zusammen, 
so  entdecken  wir  noch  eine  ihnen  allen  gemeinschaftliche 
elgenheit:  sie  sind  ihrem  bcgrif  zufolge  tinsteiyerbar,  ihre 
bedeulung  ist  so  genau  begrenzt,  daii  sie  nicht  er- 
höht noch  gemindert  werden  kann,  weil  sie  dann  nicht 
mehr  zulrclVcn  würde.  darum  zeugen  prouomina  und 
pronominaladjecliva  (mit  einer  gleich  nachher  zu  behan- 
delnden ausnähme)  weder  comparaliv  noch  Superlativ;  ihr 
siiui  ist  nolhwenclig  positiv  * ).  Ebensowenig  Steigerung 
leiden  ein ,  all ,  halb  und  mitte.  gäbe  es  ein  halberes, 
alleres,  so  würde  der  positiv  halb  und  all  noch  nicht  aus- 
drücken was  er  enthalten  soll.  etwas  anders  steht  es  um 
mitte  und  voll,  mitte  ist  ein  mit  halb  nahverwandter  begrif, 
da  von  zwei  enden  aus  in  der  lüilfte  sich  auch  die  mitte 
trift  (tnedius  ,  dimidius);  die  Vorstellung  des  halben  schnei- 
det jedoch  scharf  ab,  mitte  hingegen  bildet  gleichsam  einen 
kreis  um  (.\vn  punct  der  eigentlichen  mitte.  wir  sind  ge- 
wohnt zu  diesem  ininct  uns  gröiierc  oder  kleinere  annähe- 
rungen  zu  denken  ,  folglich  von  einem  mittleren  und  mit- 
telsten zu  sprechen.  aul  ähnliche  weise  bezeichnet  voll 
zwar  ein  bestimmtes  maß,  dem  kein  tropfen  mangeln, 
noch,  ohne  überllielkn  zu  bewirken,  zutreten  darf;  prac- 
tisch  aber  wird  die  letzte  aimaherung  zur  fülle  schon  für 
voll,  ihre  erste  abnähme  noch  für  voll  gtMionunen.  inul  in 
solchem    sinn   mag    wiederum    ein    voll,     voller   und    vollst 


*)  nhd.  versnriit  man  froilicii  <ler  Hclnigste,  der  ilirigslp,  wie 
tuissiiiuis,  v(sl('iriiiiii>i  (vestcr  ist  selbst  «-in  <om|). ,  kein  positiv  wie 
iiiger!),  aln-r  n;uliiieni  Iniiiifi  stlioii  duicli  l)il<lung  der  scliwarluii 
formen:  der  deine,  der  dciiii-jc ,  ciirigc,  ilirigo  die  organisciie  reyi-l 
verletzt   worden  war. 


5] 8  e'nijachvr  sutz. 

iinleischicden  werden.  Daraus  erkläre  Icli  mir  nun,  warum 
diese  beiden  adj.  leichler  die  schwache  form  und  den  arli- 
kel  zulassen. 

Die  eben  entwickelte  ansiclit  von  imthunliclikeit  der 
coniparalion  bei  dem  pronomen  luid  den  übrigen  hier  zu- 
sammeiigefalUen  adj.  scheint  dem  zu  widersprechen,  was 
im  siebenten  cap.  des  drillen  buchs  vorgetiagen  worden 
ist.  dort  mutmaßte  ich  in  dem  pron.  hvathar  (3,  621),  in 
den  possessiven  auf  -ar  (622),  in  anthar  (621.  635.  636) 
comparalivformen ,  in  niillaro,  imiduma  (622.  630)  compa- 
rative  und  Superlative.  dies  waren  aber  lauter  alte,  in 
der  Sprache  inigefiihlte  Steigerungen.  die  lebendige,  füh- 
lende Sprache  [will  hier  nicht  steigern,  nebenbei,  jaus  an- 
dern rücksiebten  kann  jedoch  die  comparalive  form  er- 
wachsen, wie  wir  an  dem  begrif  der  mitte  und  fülle  sa- 
hen, voll  entfallet  Iieutzutage  alle  vergleichmigsstufen,  der 
mittele,  mittlere  und  mittelste  aber  drücken  beinahe  das- 
selbe aus.  so  hatten  sich  die  comparalivformen  anthar, 
hvathar,  unsar,  ganz  mit  beibelialtner  positivbedeutung, 
schon  in  ui'aller  und  so  früher  zeit  erzeugt,  daß  iluien 
überall  die  starke  form  verblieb  und  die  vielleicht  noch 
nicht  enlsprungne  schwache  entzogen  wurde  *).  dieser  Zu- 
sammenhang einzelner  adjectivischen  und  pronominalbil- 
dungen  mit  formen  der  Steigerung  läßt  sich  noch  Aveiter 
nachweisen ,  hier  lag  es  bloi^  daran  die  erscheinung  auf 
die  abwesenheit  des  artikels  luul  der  schwachen  llexion  zu 
beziehen.  Es  ist  fühlbar,  daß  aucli  bei  andei'n  adj.,  min- 
destens in  einzelnen  construclionen  derselben,  der  artikel 
da  unterbleibt,  wo  zugleich  die  comparalion  ausgeschlossen 
ist.  jenes  us  daulhaim  (s.  392)  hält  den  art.  von  sich  ab, 
obwol  in  andern  lallen  sa  dautha  für  o  Ttdvr^yMS  Job.  11, 
44.  12,  1  gesagt  werden  mag;  so  lälU  sich  auch  dduths 
nicht  gut  steigern. 

Aus  dieser  erwägung  der  adj.  welche  organlsclier  weise 
überhaupt  bei  der  starken  form  beharren  und  den  artikel 
ablehnen  folgt  von  neuem,  daß  die  starke  llexion  die  ur- 
sprüngliche sei.  solche  adj,  sind  in  sich  selbst  gemessen 
imd  bedürfen  keiner  bestinunung  durch  art.  oder  formver- 
änderung.  Wir  wollen  ihnen  nun  die  adj.  entgegenstellen, 
denen  nur  die  sclnvache  form  angemessen  ist. 


*)  fVfoo?,  nÖTiQoc;,  7}f(hf(>oq  Ilaben  völlip  biidiiiig  und  flesion  der 
gewöhnlichen  comparative.  das  lat,  alter  steht  jwie  anthar  und  unsar 
Ton  der  («bendigen  comparation   weit  ab. 


nometi    ßexiün.     ^iarle  und  scheuche.      519 

1.  unter  den  ])ronomInalen  gehören  zwei  dahin,  das  gotli. 
sauia  und  silba  [^v.  3,  4.  5.)  Jenes ,  so  oft  es  das  gr.  o 
tivzös  übersetzt,  liat  den  art.  vor  sich:  tlunnma  samiii 
ahniin  II  Cor.  12,  18;  thana  saman  niat  I  Cor.  10,  3;  thi- 
zäi  samÖH  niitadjun  Luc.  6,  38 ;  thata  sanio  di-agk  I  Cor. 
10,  4;  in  thumma  samin  landa  Luc.  2,  8;  thata  samo 
INIallh.  .5,  46.  Marc.  10,  10.  Luc.  6,  33.  Rom.  12,  5.  16; 
tho  samüna  Pliil.  3,  1;  nur  II  Cor.  13,  11  hndet  sicli  un- 
arliculierles  samo,  welches  sonst  dem  gr.  etg  entspricht  : 
du  samin  Epfi.  2,  14  und  dem  subst.  nacligeselzt  wird: 
du  k'ika  samin  lig  oafjy.u  /ii'ar  IMarc.  10,  8;  ana  ligra 
samin  ini  %Xivr^Q  /timg  Luc.  17,  34.  Silba  hingegen  drückt 
das  gr.  (ivrög  aus  und  nimmt  nie  den  art.  zu  sich  (belege 
s.  352-354.)  in  den  übrigen  dialecten  schwanken  schwache 
und  starke  llexion  (s.  354-362),  das  ])rononien  neigt  zur 
geminatioii  selpseipo  (3,5),  njlid.  selbestlbe,  nhd.  selbselbst, 
inid  nlid.  zur  Superlativen  form  (gr.  3,  647):  vgl.  die  gr. 
Steigerung  avioreoog ,  auTOTcrng.  unser  selbst  hat  den 
begrif  des  golh.  silba,  unser  der  selbe  den  des  golli.  sa  sama. 

2.  alle  comparalloe ,  z.  b.  minniza ,  minnizei  ,  minnizö 
(gr.  1,  756.  3,  566.)  der  coni])araliv  ist  seiner  nalur  nach 
eine  fortrückiuig  und  bestinunung  des  positiven  grads,  was 
Cmr  Sprachgeist  am  leichtesten  durch  die  bloUe  scliwache 
l'orm  ausdrückte.  eigenlhiindich  jedoch  war,  dai^  dem 
weililiciien  geschlecht  in  der  golh.  spräche  nicht  der  ge- 
wöiuiliclie  vocal  u  gelassen,  sondern  dafür  das  auch  in  Al'V 
dritten  sul)st,  deck  waltende  ei  vcilichon  wurde,  woduicli 
sich  nun  nom.  inul  acc.  fem.  dcutiicli  von  der  schwachen 
neulralllexion   »uilerscheiden. 

Die   scliwache    (lexion    des   goth.    comparativs  tritt  klar 

\or  augon  in  dei-  ))r;idicaliven  ,  \on  keinem  art.  bciilcitelen 
constrticlion  :  hlasiV.a  (hilarior)  IMiik  2,  28;  svinlhu/.a  (lor- 
tior)  liUC.  2,  16.  3,  18;  insiza  (potior)  (Ja).  4,  1;  framal- 
druzei  (proveclior  aelate)  Luc.  1,  18;  usduudo/.a  (soUicitior) 
llCoi-.  8,  17;  azetizö  (facilius)  IMnttii.  9,  5;  athrizans  (po- 
tiores)  IMatlh.  6,  26;  iruduzans  (piiidcntiores)  \mc.  16,  8 
u.  s.  w.  beispiole  des  begleitenden  arliUels:  sa  juhiza  Luc. 
15,  12;  sa  juhiza  sunus  Luc.  Lt.  L3  ;  sa  altliiza  Luc.  15, 
25;  lh;iim  alrizam  IMallli.  5,  2  1  ;  lliize  airizane  Luc.  8,9.  19; 
thaln    maiiagizo   IMallli.  5,  37. 

ahd.  ist  die  schwache  llexion  der  comparative  zwar  ro- 
gel ,  einzelne  ausnahmen  aber  verletzen  sie  bereits:  /i  Im- 
ziremo  thinge  0.  11.  6,45;  alteriu  (anti<pii()r.i)  iN.  Arisl.  M' 
und    j\.    muU    luxh    mehr  beispielc  liefe)')  ;    daz  diu   gnad.i 


520  e'inßtcJier  scitz. 

siiozer  est  W.  7,  12-,"  ih  bin  i'mo  desde  holder  W.  11,  22 
bezzer  siiit  dtiie  spunne  W.  34,  22;  bezzer  isl  diu  siioze 
W.  34,  24;  diu  circuincisio  bezzer  ist  W.  63,  1;  daneben: 
euüze  ist  be/.zera  6,  7. 

nilid.  häufen  sich  die  fälle  der  starken  form  immer  mehr, 
obgleich  sie  den  grundsalz  der  scliwachen  noch  nicht  um- 
werfen, die  1,  759  gegebnen  beispiele  lassen  sich  beträcht- 
lich ergänzen:  mit  leidereme  leide  Trist.  1751. 

nhd.  hat  das  organische  Verhältnis  aufgehört,  und  allecom- 
paralive  werden  gleich  den  positiven  llectiert  und  construiert. 

wegen  der  übrigen  dialecle  verweise  ich  auf  die  form- 
lehre;  doch  ist  die  merkwürdige  einslinimung  des  ahn.  zu 
dem  goth.  ausdrücklich  hervorzuheben ,  daß  das  fem.  nicht 
die  schwache  form  des  positivs  annimmt,  sondern  überall 
auf  i  endigt ,  was  sichtbar  dem  goth.  ei ,  eins,  ein  ent- 
spricht, aber  auch  der  pl.  aller  geschlechter  bequemt  sich 
diesem  einförmigen  i,  abweichend  von  der  goth. -spräche, 
vgl.  1,  758. 

2.  Die  alterthümlichen  Steigerungen  auf  UlM,  deren  be- 
deutung  zwischen  positiv,  comp,  und  superl.  schwankt,  de- 
clinleren  ganz  wie  goth.  comparallve,  d.  h.  nur  schwach: 
frunia,  frutnei,  ß'iono  y  hleiduma,  hieidumei,  hlcidttmo  ^ 
ebenso  aftuma,  miduma  u.  s.w.  (gr.  3,  626-630.)  der  art. 
mag  voi'stehn  oder  nicht:  sa  fruma  manna  o  iiQÖnos  c<v- 
■d-oomos  ICor.  15,  47;  airzitha  vairsizei  thizai  frumein  yei- 
Qon'  rijg  nQono^g  'Matth.  27,  64;  mik  fruman  tph  ttoojtov 
Job.  15,  18;  in  sabbatu  frumin  iv  Od/jßaro)  •rqojto)  \jUC.  6, 
1 ;  bi  frumin  nsmela  xar«  T7JP  nQoxioav  iiVuOTOorfi;v  Eph. 
4,  22;  vairthand  frumans  aflumans  i'anvTai  ttqivtoi  iayaroi 
Marc.  10,  31;  du  Kaürinthium  fiume  (d.i.  frumei)  melida  ist 
nooe  K.  •iiQMT')]  e}'QCi(p7].  thata  frumö  Gal.  4,  13.  ein  goth.  star- 
kes adj.  frums  ist  nicht  nachzuweisen.  ICor.  15,  47  war  es  feh- 
lerliaft  ediert,  und  auch  das  sonst  bedenkliche  frumuzu  Rom. 
11,  35  sind  wir  durch  die  neuste  vergleichung  los  geworden, 
aus  der  nochmaligen,  öfter  vorkommenden'steige'-uiig  frumists 
nQMTOS  ließe  sich  ein  positives  frums  begreifen,  doch  vermag 
ich  ahd.  weder  frum  noch  frumo  aufzuweisen ;  das  mhd. 
starkformige  und  positive  frum  hat  kein  bedenken,  bedeu- 
tet aber  nicht  primus  sondern  dexter,  probus  und  könnte 
nach  der  sclireibuug  fruom,  und  dem  altu.  frömr,  ablaut  der 
Wurzel  fram  sein? 

3.  Auch  das  goth.  part,  priis.  folgt  dieser  weise  ,  seine 
formel    lautet   sa    avinianda ,    s6    avimandei ,    thata  tfvi- 


nomen.    ßexion.     starke  und  schwache.      521 

mando.  sa  qvimanda  o  eQyof.isvos  Mallh.  11,  3.  Luc.  7, 
19;  rums  vigs  sa  brigganda  £VQvyo)Qog  y  odog  Tj  dnu- 
yovoa  IMattli.  7,  13.  14;  so  qvinu  ugandei  jah  reirandei, 
vitandei  lliata  \artli  ■j^  j'vvrj  (foßr^&üaa  y.ui  ini-jnovna,  el- 
dviu  6  ylyove  Marc.  5,  33;  sei  vas  ufkunnandei  r^tig  i}V 
iniyvovGu,  Luc.  7,  37;  briggandei  jali  standande]  y.ojiiiouocc 
icai  oräoci  Luc.  7,  38 ;  qvinö  visandei  yvv)]  ovca  Luc.  8, 
43;  habandei  '{-'/ovoa  Luc.  15,  8;  su  buuaiidei  7;  oixovocc 
Rom.  7,  17;  so  ni  fitandei  ?;  ovx  0)d)'vovGu  Gal.  4,  27;  so 
unbairandei  y  ov  TiHTOvaa  Gal.  4,  27;  gaggandö  Luc.  9,  53; 
tharei  vas  thata  harn  ligandö  ]NLirc.  5,  40 ;  tliata  havi  visandö  rov 
yoQTor'  örru  Mattb.  6,  30 ;  akran  iirrinnandö  jali  vahsiandö 
HixoTiov  civußuivovra  y.cci  av^üvorTCi  Marc.  4,  8;  iu  ainis 
fravaurhtis  idreigundins  Luc.  15,  7;  tbis  saiuljaiidiiis  Job. 
9,  4;  tbis  usfulljandins  Epli.  1,  23;  tbis  duupjandins  IMatlb. 
11,  12;  tbamma  daupjandin  Mattli.  11,  11;  qvimaudin 
imma  Mattb.  8,  28  ;  raginondin  Luc.  3,  1 ;  tbaninia  bäilan- 
din  Luc.  14,  12;  tbamma  viljandin  INlattb.  5,  40;  ibamma 
bidjandin  ]\Iattb.  5,  42;  mann  timrjandin ,  Luc.  6,  49; 
mann  tlianuiia  galbaiirsana  babandin  bandu  INlarc.  3,3; 
ibana  magandan  IMattb.  10,  28;  tbana  sandjandan  iMattb. 
10,40;  inannan  silandan  Mattb.  9,  9;  tluik  taujaiulan  INlatlli, 
6,  3;  gasaibvand  tbana  vodan  sitaiidan  jab  fratlijandan 
Marc.  5,  15;  ibizai  vaurkjandein  Epb,  3,  20;  nwnagein  vi- 
sandein  INlarc.  8,  1;  gasabv  svailiron  is  ligandein  IMattb.  8, 
14;  nialit  usgaggandein  ISIarc.  5,  30.  TiUC.  8,  46;  "tbai  un- 
galcilbandans  JMaltli.  7,  14;  tbai  liablaiidaiis  Mallli.  8,  33; 
vuHos  vilvandans  Mattli.  7,  16;  ni  niagandaiis  IMntlb.  10, 
28;  jiünar  silandans  Marc.  2,  6;  qvilliandans  Mallli.  6,  31; 
tbai  unbaili  babandans  IVlaltb.  9,  12;  tbai  inn  galoitliandans 
INlallb.  7,  13;  tbai  baldanilans  Marc.  5,  14;  tbai  l)igitan- 
dans  IMattb.  7,  14;  gasai'livandcins  manageins  IMatlli.  9,  8; 
tvos  vafrtliand  nialandeins  J^uc.  17,  35;  tbiudos  tbos  ni 
laistjaiuleiiis  Rom.  9,  30;  tbö  \isaniluna  Uom.  13,  2  ;  ausuna 
gabausjanduna  JiUC.  14,  35;  laniba  ni  bal)aiulona  IMatth.  9, 
36;  bagnic  ni  laujandane  IMattli.  7,  19;  ibizo  auakunibjan- 
danö  Luc.  14,  15;  tbaim  lialjandam  IMattli.  5,  44;  tbaiin 
afarlaisljandam  IMattb.  8,  10;  lliaiin  galaubjaiulam  Epb.  1, 
19;  tliaiin  visaiidain  Epb.  1,  1;  tliaiis  vrikaiuiaiis  IMattb.  5, 
44;  thans  (ViiiMidans  IMattb.  5,  46;  llians  uliilliabandans 
IMattb.  8,    16;    thans  us(iviniaudaii8   Mallli.  10,    2S. 

aus  diesen  beb-gon  ci-gibt  sieb  das  statllinden  der  scbwa- 
clien  form  für  die  part.  priis.  Jedes  casus  iiiul  jedes  ge- 
scblecbls.  für  das  in«sc.  wird  aber  aucb,  und  zumal  gern 
für  den  noin.  sg.,  mit  oder  obnc  artikcl.    die  SJtbst(i)itivisehc 


522  einfacher  salz. 

ilexioii  gebraucl\l:    8a   gaggaiuls  jali  liausjands  iah  taujatids 
o  toyö/iievos  y.u)  (C/.ovoiv    y.u)  noiö)V    Luc.  6,  47;    sa  liaus- 
jands    jali    iii  läujaiuls  o   dy.ovaug  y.ai  fiij  iion^aue  1-uc.  6, 
49;    sa    latijaiuls    viljan   o   iionnj'  %()  -ih'/.ijiu   Mallli.  7,  21; 
sa  uiik  anduiniaiuls  o  i-fil   ör/onfvog  INlalth.  10,  40;  sa  ga- 
levjands    ina    o    nuQudid'ous  aviöv  JMallli.  27,  3;    sa  laura- 
standaiids   o   nQoi'OTUfievos,    sa  armands  6  iltoiv  Rom.  12, 
8  ;    vilands    ihus  mitunins  izc   ido)V  Ta<?  ivdvfitjaeis  uviöiV 
Matll).  9,    4;     jali   galiaiisjands    y.ai    dxovauQ    Marc.  2,   17; 
inaiina  galhaursana  habaiids  liandu  ('S.}^Q(i/i fiivr^V  J-yiov  t7;v 
ye'iQti  ]Marc.  3,   1;  galeilliands  tiaeXdoiV  -Marc.  3,  27   und  so 
auf  allen  sehen,     im  nom  sg.  iiiasc.  überwiegt  oUcnbar  die 
starke    form,    zuweilen    concurrierend    mit    der  schwachen, 
z.   b.    wenn   o   igyojtuvog  sovvol   durch  sa  qvimands  als  sa 
qvimanda    gegeben    werden    kann;    sonst   aber   steht    jenes 
mehr  subslanliviscli ,  dieses  mehr  adjeclivisch.     das  gr.  subst. 
o   (junTiOT7;g  ist  Luc.  7 ,  33    übersetzt    sa   ilaupiands,    und 
80   bedeuten   die    1,  1017  angefüinMen   frijönds ,  lijands,  nas- 
jands,  gardavaldands  rpllog,  r/dQCjg,  aont'jQ  ,  oiy.odeo':iOT');c:, 
IVcUijinunds  öeanör^s,  gibands  (Vot?;?,  talzjands  inioTccTJjg'^), 
l)isilands  nsQi'oiy.oc.     diese  declinieren  denn  auch  substanti- 
viscli  nach  menulhs  (1,  610),    nicht  adjectivisch ,    z.  b.  der 
acc.    sg.   lautet   giband  II  Cor.  9,   7;    der  nom.  acc.  pl.  bisi- 
taiuls    IMarc.  1,  28.    Luc.  1,  58.    7,  17.      dagegen  zeigt    sich 
ihre  verbalkraft  noch   in   der  rection  obliquer  casus:  sa  mik 
andnimands,  sa  galevjands  ina,  ussalhvands  ins  ISlarr.  3,   5; 
atluÜtands    alla    iho    nianagein    Älare.  7,   14;    so  wie  in   der 
abhängiskeit  folgender   säfze,    z.  b.  gasaihvands   than  Jesus, 
thatei  samath  rann   managei  ]NLarc.  9,  25. 

es  verdient  alle  aufmerksamkeit ,  daU  diesen  doppelfor- 
nieu  männlicher  part.  präs,  durcliaus  nur  die  eine  schwa- 
che form  weiblicher  und  neutraler  zur  Seite  steht.  ein 
subslanlivischcs  frijunda  (amica)  gibanda  (dalrix)  wäre  un- 
niögiich.  sollen  weibliche  subst.  aus  pavticipien  präs.  ge- 
bildet werden,  so  muß  es  durch  niotion  geschehn ,  d.h. 
aus  frijunds  entspringt  frljundi  (amica)  pl.  frijundjus  Luc. 
15,  9,  nach  analogie  von  thius  (servus)  und  thivi  (an- 
cilla)  **);  das  weibl.  part.  aber  lautet  bloß  frijundei,  das 
neutrale  bloß  irijundu.  (\en  verbalkräftigen  niasc.  vitands, 
liabands  entsprechen  überall  fem.  vitandei,  habandei ,  neu- 
tra  vitandu,  habandu.       das  princip  der  part.   präs.  ist  also 


*)  von  taizjan  (adnioiiere)  vgl.  talzjandans  Col.  1,  28. 
'*)  warum  nicht  srliwacliform;?:  iiij('ii(1jö .  pl.  frijoiiHjöiis  ?  wie  nitlijö 
aus  nitlijis,    kalkjo  au»  kalkcis  (?)  vgl.  s.  510. 


Tiornen.     Jlexion.     starke  und  schwache.      523 

im  fem.  und  neutr.  völlig  das  der  comparalive;  im  masc. 
gilt  neben  der  comparativisch  schwachen  llexion  eine  sub- 
stantivisch starke. 

Auch  die  ahd.  mhd.  und  nhd.  Sprache  fährt  fort  ge- 
wisse part.  präs. ,  wiewol  in  geringerer  zahl,  als  männ- 
liche subst.  zu  verwenden;  allein  für  das  atljectivische  und 
verbale  particip  ist  jener  goth.  grundsalz  aufgegeben  und 
überall,  wie  bei  andern  adj. ,  starke  oder  schwache  form 
zulässig.  nur  die  eigenthiimlichkeit  findet  statt,  daß  ahd. 
sämtliche  part.  präs.  aus  der  ersten  in  die  zweite  decl. 
übertreten  ,  also  bei  weggeworfner  flexion  im  nom.  sg. 
aller  geschlechter  auf  -i  ausgehen:  auetnanti ,  qutmnnti, 
(luetninUi ,  vvclches  i  oder  e  dann  im  nom.  schwacher  tlecl., 
bei  den  frühsten  ahd.  Schriftstellern ,  hervorbrechen  kaiui, 
z.  b.  Jierrendeo  Is.  33,  11.  Im  inhd.  hhidende,  btiideiide, 
bindende  ist  das  alte  i  und  die  schwache  llexion  ües  nom. 
nicht  mehr  zu  scheiden;  nhd.  folgen  alle  part.  präs.,  gleich 
den  meisten  andern  adj.  zweiler  decl. ,  w  ieder  der  eisten, 
folglich  steht  die  schwache  form  deutlich  von  der  llexions- 
losen  starken  ab. 

hängt  das  i  der  ahd.  pari.  präs.  zusammen  nüt  dem  ei 
der  gothischen  weiblichen  schwachen?  es  scheint  so,  ob- 
gleich die  ahd.  comparalive  keine  spur  eines  solchen  t  zeigen, 
erwächst  hier  jedes  goth.  ei  aus  ji7  vgl.  526. 

auch  in  der  ags.  spräche  werden  jiarlicipiale  subst.  fürs 
masc.  gebildet  und  substantivisch  dcclinicrt,  z.  b.  vcaldend, 
demend ,  im  pl.  entw.  veahlcndas,  demendas ,  oder  was 
allcrlhündicher  aussieht  im  pl.  ohne  llexion  vealdend ,  d^- 
nieiul.  das  adjectivische  part.  aber  zeigt  in  allen  drei  ge- 
schh'ohlcrn  jenes  -e  zweiler  declinalion:  vesende^  vesende, 
vesende ,  dem  ahd.  -i  cnlspiechend.  die  schwache  ilecl. 
stimmt  zusammen   mit   der  des  positiven   grads. 

ahn.  währt,  wie  beim  comp.,  die  organische  goth.  ein- 
richtung  wenigstens  für  den  sg.  fort.  masc.  luul  nculra 
folgen  der  gewöhnlichen  schwachen  foiin  :  lifiindi .,  g(^i>. 
lifanda  ;  neutr.  Vif'unda  ^  gen.  lifanila;  il.is  ieni.  erhidl  aller- 
wärls  -i,  lifitndi ,  gen.  lifandi,  gewis  ein  verschiednes  von 
dem  des  nom.  sg.  masc.  alle  pluralcasus  nehmen  einför- 
miges -i  an  in  allen  geschlechtern ,  ja  die  heutige  isl.  sprä- 
che verleiht  es  sogar  dem  ganzen  sg. 

4.  sämtliche  Ordinalzahlen  ,  mit  ausnahn'.e  von  aiithar 
(s.  514)  hängen  der  schwachen  form  an,  -ei  aber  hat  unter 
ihnen  nur  das  golh.  fruiuei  (s.  5'20)  ,    -6  alle  übrigen  fem. 


524  eiiifdcJicr  salz. 

lhnd!tf6 ,  snlhsto  (."i,  637);  aiicli  das  altn.  fom.  lautet 
Uuidlija,  si()tla.  ^vat■mn  wol  die  ordinalien  den  unler  1. 
2.  3  genannten  fem,  hierin   unälinlich   sind? 

5.  je  liiiiifiger  gewisse  adj.  in  snhslantivische  hedeultnifß 
überzulrelcn  pllegen  (s.  511)  desto  seltner  oder  gar  nicht 
mehr  erscheinen  sie  in  starker  form  ;  eifi  gegensatz  zu  je- 
nem nur  starke  form  an  sich  tragenden  substantivierten 
part.  präs.  masc.  die  meisten  sind  männlich,  und  viele  mit 
Partikeln  oder  sonst  zusammengesetzt:  its(/7'itdja  ^  iisfai- 
rina,  iisßhna,  uslilha,  ushäista,  usvena,  unhultha,  iin- 
Jiurja,  unvita  ,  J'iillavita  ,  {iKiardja  ,  (tf^'tja  •>  (ifflruyhja^ 
(/adäila,  (jajaka ,  (favilja,  iiehvnndja ,  alaUiarha :,  ein- 
lach sind  sliiila  ,  haiidja.  weihlich:  stairo,  inkiltho,  in- 
{ffituljo,  xinhultho y  mithin  auf  o,  nicht  ei  gebildet.  von 
einzelnen  liilU  sich  das  simplex  in  starker  form  aufweisen: 
hulths  ,  iharbs  Phil.  2,  25.  solche  Zusammensetzungen  er- 
scheinen natürlich  fast  nur  prädicativ;  wenn  sie  allriI)Utiv 
gebraucht  werden,  z.  b.  tlians  unvilans  II  Cor.  11,  19,  sind 
sie  adjectivischer.  Insofern  lätU  sich  das  reinadjectivische 
schwachformi^e  taihsvö  (fem.  und  neulr. ,  nachdem  es  auf 
liandus,  kinnus  oder  augu ,  ausö ,  vepn  bezogen  wird)  ih- 
nen nicht  beizählen,  auch  hat  sich  Col.  3,  1  die  starke  lle- 
xion  in  taihsvai  fV  ^i^iü  dargeboten ;  schwerlicli  ein  subst. 
taihsva,  wie  bandva  (s.  510)  neben  bandvu.  Den  späte- 
ren dialecten  sterben  fast  alle  solche  zwischen  adj.  und 
subst.  schwebenden  Wörter  aus,  oder  nehmen  ganz  ent- 
schieden substanlivnatur  an.  neben  dem  ahd.  schwachen 
zesmuä  (manus  dextera)  besteht  das  starke  adj.  zeso  T.  2,  4; 
zi  zesue  0.  V.  20,  60;  in  zesuemo  ringe  0,  V.  20,  56, 


Soweit  zurück  in  die  formlelire  schreiten  muste  ich, 
um  zu  verdeutlichen,  daß  ein  theil  des  Unterschieds  zwi- 
schen starker  und  schwacher  flexion  unabhängig  sclieint 
von  synlactischen  Verhältnissen.  es  hieß  nicht  nur  antha- 
rai  qvelhun,  sondern  auch  thai  antharai,  unmekehrt  sowol 
minniza  imma  ist,  airzitha  vairsizei  ist  tliizai  frumein  als 
sa  minniza,  so  vairsizei.  man  sagte  su  qvino  vitandei  thata 
varlli  bi  ija  und  su  cjvimandei ''''').     Beginnt  in  späteren  dia- 


' )  desto  befugter  war  Hie  formlelire  den  unterschied  beider 
flexionen,  wie  sie  ihn  an  subst.  und  adj.  aufgreift,  rein  formell  zu 
beiionnen,  unbekümmert  um  alle  an  Wendungen,  die  sich  in  der  sya- 
tax  hernach  ergeben,  reden  wir  doch  auch  von  ablaut,  reduplication 
und    aiiflcrn    forinverhältnissen,    unterscheiden   wir    doch    declinatione» 


nomen.    flexion.     starke  und  schwache,     526 

lecleu  diese  golli.  ausdriicksweise  verletzt  zu  werden,  so 
geschah  es  durch  den  einlhiU  der  gewöhnhchen  adjecliv- 
conslruction ,  welcher  jene  alte  anonialie  zu  tilgen  strebte, 
um  so  wichtiger  bleibt  es  für  die  geschichte  unserer  sprä- 
che sie  wahrzunehmen. 

Ich  wende  mich  nun  zur  auseinanderselzung  beider 
formen  für  das  gewölinliche  adjectiv.  daU  die  schwaclie 
form  forlsetzung  oder  zweite  potenz  der  starken  sei,  wurde 
schon  s.  509.  510  gezeigt;  es  lälU  sich  aber  noch  tiefer 
begründen.  Die  schwache  form  überhaupt  verhält  sich  zur 
starken  fast  wie  das  feni.  zum  masc.  im  trieb  der  Wort- 
bildungen geht  die  consonantisclie  inuner  voran  der  vocali- 
schen ,  auf  kurzvocalische  folgt  dann  langvocalische.  wie 
aus  blinds  das  fem.  hlinda  tritt,  erwachst  aus  dem  star- 
ken hlinds  das  schwache  blinda,  wiederum  aus  diesem  das 
fem.  blindo.  es  sind  nolliwendige,  unausbleibliche  abstu- 
fungen  '*').  das  neutrum  bildet  eine  bloUe  mischung  männ- 
licher und  weiblicher  ilexion ,  zugleich  aber  ergibt  sicli, 
daß  der  character  des  schwachen  nom.  sg.  völlig  durch  die 
vocale  erschöpft  wird  und  kein  N  haben  kann,  dessen  ein- 
scliallung  in  die  obliquen  casus  vielleicht  der  erweiterung 
einzelner  wurzeln  durch  zulrelendes  N  zu  vergleichen  wäre? 
oder  ist  das  N  der  starken  acc.  masc.  besonders  ins  äuge 
zu   fassen? 

Für  die  bedeiilung  müssen  aber  ähnliche  veränderungoa 
statt  finden,  blinds  hat  die  vollste,  freiste,  imabhaiigigste ; 
in  der  von  blinda  wird  bezug  auf  bliiuls ,  in  der  von 
blindo  auf  blinda  genonunen.  die  schwache  form  scheint 
mir  auch  in  der  rede  eine  dagewesene  oder  gedachte  staj-ke 
voiauszusetzen.  v\ie  der  schwachen  eine  gewisse  abhän- 
gigkeit  von  der  starken  eingeprägt  ist,  führt  auch  die  syn- 
taclische  anwcndung  iener  auf  eine  in  der  Voraussetzung 
dieser  begründete  beslunmtheit.  das  ist  was  man  abslraet 
luul  concret  nennen  kann;  weil  aber  das  selbsläiuligere 
das  stärkere,  das  abhiuigige  das  schwache  heilien  darf, 
läUl  sich  die  gewählte  terminologie  rechtfertigen. 


und  conju<iatioii('n  ohne  Ixv.iiliiinn;  auf  die  sjntax ;  warum  soll  die  nur 
Hilf  eine//  llicil  der  ndj.  «^tMeciitc  terminologie  von  indolinit  und  «lelinit, 
von  abstraft  und  concret,  jenen  lormellen  eiiiklanf;  stören  und  verwiseliea  Y 
')  wie  {^eianj^en  die  eüniparati\e ,  und  was  iiuien  pleielit ,  von  a 
auf  ei  (niinniza,  minnizei;  (|vininndn,  (piniandei)  V  ist  o  ül)er.s|)run- 
genV  ieli  ver;;leielie  das  al)leitende  A(i  iiel)en  KKJ.  ein  jiiinlirlier 
sprunp;  ist,  wenn  l)ei  der  niotioa  von  nillijis  auf  nitlijO  u.  s.  w.  überge- 
Rangen  wird. 


526  el/ijacher  satz. 

Niiliere  regeln. 
1.     obersler  grundsalz   ist:    deiin  heslimmten  artihel  J'oltjt 
sclnvache  form  des  attributiven  adj. 

ein  in  der  rede  neues  nonien  tritt  olme  art.  aul',  bei 
wictlerliuller  nennung  eniplangl  es  dessen  begleilung  (s.  386. 
391.)  auf  die  form  des  snbst.  äußert  dieser  arl.  keinen 
einHuU,  auf  die  des  adj.  den  angegebnen:  es  Irilt  in  scliwa- 
clie  form  über.  iiai'rdeis  guds,  bairdeis  Sil  (joda :,  ai'rtba 
diupa,  .  aiilha  so  diupo  ^  vein  jnggala,  vein  thata  jiKj- 
qo.  oder  oblicjue  :  aht)ia  unbrains,  alimin  tliamma 
unhrninjiii.  OH'enbar  doppeltes  mittel.  an  und  für  sieb 
würde  tier  wiederbobe  ausdruciv  durcb  den  bloßen  artikel 
sattsam  beslinnnt  erscbemen,  wie  nrev/ia  i'.yiov  beslinunt 
wird  in  iiv.  %o  uyiov ,  obne  änderung  der  form  von  ilyiov. 
luisere,  zu  assinüialion  luid  verdoppcbing  geneigte  spracbe 
wandelt  aber  abn)a  veibs  in  abma  sa  veiha ,  sie  bestimmt 
einmal  durcli  den  art. ,  dann  durch  die  abgestufte  llexiou. 
weder  abma  sa  veibs,   noch   abma  veiba  genügen. 

aus  den  gotb.  spracbdenkmiilern  lassen  sieb  gegen  die 
gegebne  regel  drei  einzige  stellen  einwenden.  abmans 
thäi  uiihräinjäi  JNlarc.  5,  13  ist  durch  die  neusten  heraus- 
geber  in  tbai  unhrainjans ;  sa  friims  manna,  eine  doppelt 
anstößige  form,  iCor.  15,  47  in  sa  fruma  manna  berichtigt 
worden.  Rom.  11,  24  steht  tliis  viltheis  alevabagmis 
dvQisXcclov ,  ich  schlage  vor  viltheins.  darf  der  starke 
nom.  oder  gen.  viltheis  lauten  für  villbjis,  so  wird  auch 
viltheins  zulässig  für  villhjins,  wie  Eph.  6,  16  eine  hs.  ihis 
imseleins  gewährt  statt  unseljins.  sunu  thana  fruniabaur 
Tov  jTpWToroxov  Luc.  2,  7  bildet  keinen  einwarf,  das  gotb. 
wort  ist  subst.  (s.  462.  469);  nicht  anders  beurtbeile  ich 
sa  ubillojis  Job.  18,  30.  Luc.  20,  13  ist  allein  richtige  les- 
art  thana  liiihan,  II  Cor.  9,  5  thana  Tnanvjan.  sa  unbar- 
nahs  gadiiutbiiai  Luc.  20,  28  gewährt  keinen  zum  adj.  ge- 
hörigen artikel,  sondern  verdeutscht  oviog  ursy.vos  ccno- 
Sävy,  wie  noch  deutlicher  wird  aus  Luc.  20,  30:  jah  sa 
gasvalt  unbarnahs,  vgl.  über  diesen  gebrauch  von  sa,  so 
thata   oben  s.  445. 

folgende  fälle  treten  ein : 
a.  artikel  mit  bloi\em  adj.  ohne  suhst.  sa  veiha  Marc. 
1,  24;  sa  dumba  INIattlu  9,  33:  sa  dautha  Job.  11,  44;  sa 
niuja  Matth.  2,  21.  Luc.  5,  36;  sa  nuildcina  ICor.  15,  48; 
sa  mahleiga  Luc.  1,  49;  sa  thiutheiga  II  Cor.  11,  31;  sa 
gabeiga  Luc.  16,  22;  sa  aljaliunja  Luc  17,  18;  sa  qvumana 


riüinen.    ßexion,     starke  und  schwache,     527 

Job.  6,  51;  sa  mllhfrahuntliana  Col.  4,  10.  kein  beisplel 
für  den  noin.  sg.  fem.,  viele  für  deu  nom.  ueiitr.:  thata 
godo  llCor.  13,  17;  thala  IkuiIiu  Luc.  16,  15;  ihala  fairii)ö 
Luc.  5,  39;  thata  vraiqvu  Luc.  3,  5j  tliata  galeiku  Gal.  5, 
21  *);  thata  riuiji)  I  Cor.  15,  33;  tliata  sunieiuu  laic.  16, 
11;  tliata  vitluavairlhu  Gal.  1,  7;  thata  \ullhagu  11  Cor.  3, 
7;  ihala  niaiiteigu  Koni.  9,  22;  tliata  unmaliteigu  Luc.  IS, 
27;  thata  thiutheigö  Rom.  7,  13;  thata  qvithaiiu  Luc.  2, 
21;  thata  vaurthanö  Luc.  8,  35. 

übrige  casus:  this  däuthins  Job.  11,  39;  this  lününa- 
kundius  I  Cor.  15,  49;  this  gabeigins  Luc.  16,  21;  this 
tliiutheigiiis  INlarc.  14,  61;  thizös  äuthjons  Gal.  4 ,  27 ; 
thatnma  hlindin  Joh.  9,  17;  thainma  iinIeJiii  Job.  16,  22; 
tiianinia  garailitin  IMattb.  27,  19;  thamnia  uiujin  Luc.  5,  36; 
thamnia  mahteigiii  Epb.  3,  20;  tbanima  uuseljin  JNIatth.  5, 
39.  Job.  17,  15;  thamnia  franiath}in  Luc.  16,  12;  thamnia 
uiularleijiii  Eph.  3,  8;  thamnia  anauividiii  Col.  2,  10;  thi- 
zdi  (jihiniön  Eph.  3,  1;  thana  uhilan  I  Cor.  5,  13;  tbana 
vudan  JNlarc.  5,  15.  16;  tbana  bliiidan  Marc.  10,  49;  tbana 
riurjan  Epb.  4,  22;  tbana  svinthan  Maic.  3,  27;  tltd  (ja- 
inäilanon  Phil.  3,  2  '^'''•) ;  ihäi  veihans  11  Cor.  13,  12;  tliai 
blindans  IMattb.  9,  28;  tluü  garalhlans  JMallb.  25,  46;  tluii 
abnieinans  Gal.  6,  1;  tbai  muldeiiiaus  1  Cor.  15,  48;  tlnii 
IVavaurblans  Luc.  6,  33;  tbai  iinbeihuis  Luc.  5,  31;  lliui 
niikilans  Marc.  10,  42;  tbai  managans  1  Cor.  10,  17;  tliai 
brainjahairlans  Sk.  48,  21;  thös  nianaijöns  Luc.  7,  47; 
tho  allhjnna  11  Cor.  5,  17;  tb*)  analäugiijoiia  1  Cor.  14,  25; 
tho  gasailivanuna  Col.  1,  16;  thö  vaiulhanuiia  Luc.  9,  7; 
thize  JVudani'.  1  Cor.  1,  19;  tlii/.e  vcihaiie  11  Cor.  9,  12.  Epb. 
3,  8;  tlii/e  siuitrane  l("or.  1,  19;  thize  iharbane  Joh.  12, 
6;  tbize  framathjane  Job.  10,  5;  thi/.e  leililane  INlallli.  25, 
45.  JNlarc.  9,  42;  tbize  unledane  Gal.  2,  10;  tliize  reiUiaiie 
Neb.  6,  17;  thize  anavairlbane  Col.  2,  17.  Sk.  45,  6;  thize 
rudidane  Luc.  1,  45;  ibize  halandano  Luc.  1,  71;  ihizc 
minnistane  INlatth.  10,  42;  thhu  minnisiönö  IMallh.  5,  19; 
thäim  veiliam  I  Cor.  16,  1.  Epli.  1,  1.  iriicss.  3,  13.  Col. 
1,  26;  ih.iiiii  managam  1  Cor.  10,  33;  lliaini  unb-daiii  .Ich. 
13,  29;  thaim  hiiiiinakundam   Epb.  3,  10;   thaim  l'ailuidiUani 


')  ;il>fr  //lata  sraleik  Gi\\.  5,  21  und  lliaiia  s\nlcikiuin  (!;il.  (>,'  1  ; 
thize  svaleikäize  Marc.  9,  :»7.  Luc.  18,  IG;  lliö  svaleil.n  (Jal.  ö,  '2:\ ; 
weil  dies  proimtniiiale  adj.  auch  mit  dem  nrt.  htariic  iüiiii  xcrbiiidct 
(s.  514.)     alid.  (lese  sülilu'  (iii  fides)   K.  2.")'. 

'*)  der  Goflic  nahm  li^v  y.aiuio;i>}v  für  ein  particij)  und   ühcrsetzte 
conciänm  für  coiicisiunem. 


528  ein  fache  r    salz. 

I  Cor.  5,  10;  ihaiiu  vilvaiii  1  Cor.  15,  10;  lliaiin  vitudalaii- 
sarn  1  Coi'.  9,  21;  lliiiim  unmalitei^ain  I  Cor.  9,  8;  lliaiiii 
gaboi^am  Luc.  6,  24;  ihaini  un(agraiu  liUC.  6,  35;  Ihäiin 
(jvitUuhnßöm  ]Marc.  13,  17.  der  acc.  j)l.  iiiasc.  beweist 
niclits,  ila  er  in  starker  und  schwacher  form  gleichlaulel, 
z.  b.  tlians  unhUlans  JMarc.  14,  7.  Joh.  12,  8;  tliaus  sania- 
kuiijaiis  Kom.  9,  3 ;  ihans  siukaus  Luc.  10,  9. 

b.  nrt.  und  adj.  dem  suhst.  vorausijcJiend.  sa  liuha 
brulhar  Mph.  6,  21;  sa  unniahteiga  brulliar  ICor.  8,  1 1 ;  sa 
ubila  bagnis  Mallh.  7,  17;  sa  triggva  andbalils  Eph.  6,  21; 
sa  ailhuniista  gudja  Joh.  18,  19;  so  n'mjo  triggva  ICor.  11, 
25;  so  maiiagfallhu  haiidugei  Epli.  3,  10;  so  aiveinu  libains 
Joh.  17,  3;  thata  ninjo  veiii  Luc.  5,  37;  thala  fairnju  beist 
ICor.  5,7;  ihala  diiipu  uiiledi  II  Cor.  8,  2;  tliala  anasiuiijo 
vatö  Sk.  40,  21;  this  mikilins  thiudanis  jMatth.  5,  35;  thi- 
zos  managons  frialhvus  Eph.  2,  4  ;  thizus  falrnjons  triggvos 

II  Cor.  3,  14;  thizös  andvairthons  tliaürftais  ICor.  7,  26; 
thamma  iiiujin  luaiiii  Eph.  4,  24;  lliainnia  samin  landa 
Luc.  2,  8;  thamma  samin  daiga  Rom.  9,  21;  tlianima  liu- 
biu  gaskalkja  Col.  1,  7;  thamma  liubin  sunau  Epli.  1,  6; 
in  thamma  spedistin  daga  Joh.  6,  44;  ana  iJnzäi  gudoii 
airthai  Luc.  8,  15  ;  thizai  hailun  küseinai  Tit.  2,  1  ;  thana 
■uei/trtHahnian  Eph.4,  30;  thana  siukauskalk  Luc.  7,  10;  thana 
fairnjaii  niannan  Col.  2,  9.  Eph.  4,  22  ;  thana  ihaurneinau  vaip 
Joh.  19,  5;  thana  andathahtan  ahman  Sk.  40,  22;  thana 
anavairthan  dum  Sk.  40,  7 ;  thana  minnislan  kintu  Älatth. 
25,  26;  thö  veihon  baurg  ]Matlh.  27,  53;  thu  veihun  ga- 
baurlh  Sk.  39,  12;  thö  mikilun  friathva  Eph.  3,  19;  thu 
garaihtuu  slaua  Joh.  7,  24;  thö  leikinön  gabaurlli  Sk.  40,  2 ; 
thö  himinakundön  gabaurth  Sk.  39,  13;  thö  ahmeinuu 
daupein  Sk.  41,  20;  thö  vithravairthön  haim  Luc.  19,  30; 
thö  paurpurödön  vaslja  Joh.  19,  5;  thö  samön  liaifst  Phil. 
1,  30;  tliäi  mäistans  gudjans  Joh.  ^19,  6;  tho  veihona 
vaurstva  Sk.  47,  13;  thö  svesöna  lamba  Joh.  10,  3;  thize 
veihane  aggile  Luc.  9,  26 ;  thälmveihmn  bröthrum  ITliess. 
5,  27;  thaim  unhrainjam  ahmam  Luc.  4,  36;  ihans  uhilans 
vaurstvjans  Pliik  3,  2. 

c,  art.  und  adj.  dem  suhst.  nachfolgend:  ahma  sa  veiha 
Luc.  3,  23.  Joh.  7,  39.  14,  26  ;  hairdeis  sa  göda  Joh.  10, 
11;  suuus  nieius  sa  liuba  Luc.  3,  22.  9,  35;  ahma  sa 
unhrainia  Marc.  1,  26;  handus  is  s6  taihsvo  Luc.  6,  6; 
vaurd  thata  gameh'dö  Joli.  15,  25;  vaurd  thata  vaurthanö 
Luc.  2,  15;  augö  thein  thata  taihsvö  INIatth.  5,  29;  veina- 
triu    thata   sunjeinu    Joh.  15,    1;     riqvis    thata    hindumistö 


Tionien.     flexion.     siarlce  und  schwache.     529 

INIatlb.  8,  12;  luuus  thizus  (jafuhjinons  Epli,  3,  9;  nasef- 
nais  thizös  vaiirslvciguns  II  Cor.  1,  6;  aliniin  thammn  vei- 
hin  Luc.  2,  26.  Eph.  1,  13;  ahniin  ilianima  unliruinjiii 
Marc.  9,  25.  Luc.  8,  29;  in  daga  tlianinia  inlkiliii  Joli.  7, 
37;  in  uiva  thamma  anavalrlliin  Marc,  10,  30;  ana  airtli;a 
thizül  ifotlüii  JMarc.  4,  20;  sunu  tltana  liuban  Luc.  20,  13; 
lileÜf  tliaua  sinteinau  IMaltli.  6,  11;  hlaif  ihana  sunjeiiian 
Joh.  6,  32;  anst  tho  (jibanon  Gal.  2,  9;  alh  tliu  liandu- 
vaurlituu  Marc.  14,  58;  haiui  tliu  vithravairtliun  Marc.  11, 
2;  huila  tho  wiUuhuua  Rom.  9,  25;  aggilum  thäim  veiham 
Marc.  8,  38;  aliniain  thuini  unhraiujaiii  JNIarc.  1,  27;  lilai- 
bam  lliaim  barizeinam  Joh.  6,   13. 

d.  suhst.  ztvischen  art.  und  adj. ,  eine  selir  seltne  Fü- 
gung, für  die  ich  nur  ein  beispiel  angemerkt  habe:  in 
thamma  daga  uhilin  Eph.  6,  13. 

e.  art.  vor  S2ibst.  und  vor  adj.,  gleichfalls  selten  :  thana 
mal  thana  fralusanan  Job.  6,  27;  man  vergleiclie  die  s.  452 
angegebne  construcllon  mit  interrogativ  und  subst.  im  gen. 
pl. ,  hvu  SU  laiseinu  so  niuju,  nicht  aber  so  laiseius  so  niuju. 

f.  zwei  adjectiva.1 

a,'  ilas  subsi.  in  ilirc  mitle  nehmend  :  thana  saman  mat 
ahmeinan  1  Cor.  10,  3;  ihata  samu  dragk  ahmeino  I  Cor. 
10,  4;    US   thamma  andvaiithin   aiva  ubilin   Gal.  1,  4. 

ß.  beide  vorausgehend :  thamma  Uuhin  jah  ivigqvin 
bruthr  Col.  4,  8;  du  thaini  vuuuahtigam  jah  lialkam  stabim 
Gal.  4,  9. 

y.  beide  arllculiert :  thana  fairnjan  mannan  thana  riur' 
Jan  Lph.  4,  22;  thamma  niujin  maiui  thanuiia  gaskapanin 
Eph.  4,  24;  in  Ion  thala  aiveim)  tliata  manvidu  ^Mallli,  25,  41. 
ö.  ohne  subst. :  thähn  unfuijvam  \t\\\  iinsvljam  Luc.  6,  35; 
beide  mit  art.:    iJiaim  veiliam  lliaim  visandam  Epli.  1,  1. 

annierhnufjen  zu  a — /'.  die  wortsleUungen  bund  c  \vechsehi 
ab,  es  heiiU  thaini  iiiduainiam  ahmam  und  alimam  thaiin 
unlirainjam  ;  thi/.;Ii  gudun  aiilhai  und  airlhai  llii/.;u  giuKui  ; 
doch  mögen  sicli  formeln  für  die  eine  oder  andere  \vcise 
bilden  und  dann  den  vorziig  erhalten,  ahnia  sa  vciha 
scheint  geläufiger  als  sa  veiha  ahma ,  wobei  ich  die  in  letz- 
terem fall  aneinander  rühronden  a  nicht  anschlage,  iliegr. 
Wortfolge  kann  einwirken,  man  vergleiche  to/s"  .ivfritaac 
TO/i,'  (v/.uOäornii:  Marc.  1,  27  und  lo/s'  u'/.uDicornti:  virtii- 
ftuai  Luc.  4,  3f3;  fV  rij  xuXi)  yj]  Luc.  8,  15  und  iii)  ri;v 
yi'jV  ti/V  nulip'  JMarc.  4,  20.  den  do[)peIlen  gr.  ail.  ahmt 
der    Golhe    selten    nach    (e    und   f.  ;'.)       Allcnllialhen    aber 

LI 


530  eiiijacher  salz. 

braiiclit  Ol-  die  scli\va(  lie  form  ,  und  nur  wenn  ein  z\vellcs 
Oller  diillC'S  adj.  dem  arl.  /,ii  lern  gerückt  isl,  liöil  dessen 
einlluU  auf  und  die  starke  form  wird  wieder  zulassiij :  lliize 
ligandane  veilunzc  Maüli.  27.  .52  ;  tliain»  veihani  lli;iini  \i- 
sandam  in  Ailaison  jali  lri(f(jv(nvi  to/i.'  uyioig  7ois  ovaiv 
fV  'i^f/i'oo)  aiii  niOTOig  Kpli.  1,  1,  veihaize,  Iriggväini  hängt 
niclit  mehr  \om  art.  ab,  und  doch  dürfte  auch  stehen 
reihaiic ,  b'iijtjvam ,  wie  Col.  4,  7  sa  liuba  brölhar  jah 
triaava  andbalits  o  uYaitr^ioQ  licjihfog  y.c.i  iiiojog  ()'ii'.- 
'novoc.  ähnlich  jenem  triggv.'iim ,  aber  nach  einem  bloHen 
subst.  noch  begreillicher  ist :  mith  thuim  mölarjam  jah  ,/»'«- 
vaürhli'dni  Luc.  5,  31.  Daii  adj.,  die  überall  nur  der 
starken  form  pllegen  ,  auch  nach  dem  art.  sie  behalten  müs- 
sen, versteht  sich,  z.  b.  die  possessiva:  in  thanuua  liubin  su- 
nan  sehiamma  l^jjh.l,  6.  alls  gehl  staikfornu'g  dem  art.  vor- 
aus: alläi  ihai  galisanans  Neh.  5,  16;  «//(iiz.e  thize  veihane 
Kph.  3,  8  u.  s.  \v.  Lbrigens  läßt  Dlf.  den  gr.  art.  vor  adj. 
in  vielen  stellen  luiiibersetzt  und  gebraucht  dann  ualürlich 
die  goth.  starke  form  ,  z.  b.  (hu  GTopccTog  löiv  uyi'iov,  im> 
an  mÖ)VOS  nQorpjrojv  aviov,  thairh  nuinth  veihäize,  tliize 
fram  anastodehiai  aivis  i)raüfet,e  seinaize  Luc.  1,  70,  thize 
ist  liier  uach  s.  393,  14  zu  beurtheilen. 

Ahd.  besteht  zwar  die  regel  fort,  es  müssen  aber  be- 
deutende ausnahmen  eingeräumt  werden.  ich  will  erst 
jene,    hernach   diese  vortragen. 

a.  art.  mit  hIoWem  adj.  conslruiert:  dher  iviUigo  Is.  43, 
20;  dher  hohistu  Is.  57,  15;  dher  unchilaubo  Is.  65,  14; 
dher  alwaldendeo  Is.  67,  9;  ther  selbo  T.  14,  1;  iher  himi- 
lisco  T.  32,  10.  34,  7:  ther  furistsizzento  T.  45,  7;  ther 
guato  0.  II.  23,  16;  ther  golewnoto  0.  I.  19,  18;  der  rehto 
N.  Bth.  32;  thiu  altd  0.  I.  9,  2;  diu  gezogena  N.  ps.  86, 
5;   dat  rehld  jMusp.  74;  dhazs  chisendida  Is.  39,  20. 

des  suntiyin  K.  IH^ ;  des  nivvellenlin  K.  25^;  dhes  al- 
mahtigin  Is.  33,  17;  dhes  chisendidin  Is.  45,  13;  dhes  bi- 
fora  chichundidin  Is.  59,  14;  thes  höhisteii  T.  3,  5.  7.  4, 
17;  des  sundigen  N.  ps.  81,  4;  des  unrehten  N.  Bth.  32; 
iu  demti  selhiti  K.  21^;  in  dhemu  erlstin  Is.  41,  1;  zi 
themo  doten  0.  III,  24,  97;  dera  nkvün  K.  16»;  dera  sel- 
buu  K.  26^;  dero  himiliscun   N.   ps.  86,  2. 

dhea  unchilaiihim  Is.  23,  12;  dhea  xmchilaubendun  Is. 
19,  3;  dhea  aerlusun  Is.  55,  5;  dhea  aldun  Is.  59,  7;  dhea 
mitwarun  Is.  73,  19;  dia  werolt  rehtwison  Musp.  41;  thie 
ahtenlon  T.  32,  2;  thie  siechun  0.  III.  14,  55;  diu  meisUm 
(praecipua)  K.  22^;  dhero  dodhlihhöno   Is.  15,  18;   dhero 


uoinen.     ßex'ioii.     sIcirLe  und  scliH'uche.     531 

lieilegeno  Is.  61.  7;  dliero  \incliilaiibujio  Is.  93,  7;  dero 
siindigun  N.  ps.  85,  .5;  dero  reliluu  85,  13;  dero  M-enegon 
Btli.  32:  dhem  sturirdni  ]s.  91,  11;  jiiit  dlieni  unbalawiguin 
91,  3;  den  relitkeruun  JMiisp.  46;  in  iheu  huliislön  (in 
altissiniis)  T.  6,  3  ;    tlien  altuii  T.  30,    1. 

b.     urt'  und  adj.  vor  dem  siihst. 

der  niaht/fjo  kliuninc  INlusp.  35  ;  der  w^iiago  man  Musp. 
72;  der  heligo  Christ  Miisp.  104;  dhese  chisalbudo  got  Is. 
19,  1;  dlier  aerluso  man  Is.  21,  21;  dher  ercbno  sangberi 
Is.  37,  8;  dbei-  bcilego  forasago  Is.  47,  13;  dber  hubo  fater 
77,  12;  dber  lieilego  gbelst  Is.  89,  12;  tbie  einago  siin  T. 
13,  10;  tlier  wuro  Isiaelila  T.  17,  11;  tbie  morganliblio 
tag  T.  38,  8;  tber  beilego  geist  0.  I.  25,  29;  tber  abalio 
gilbank  0.  III.  7,  82  ;  diu  selhd  liörsami  K.  05a ;  dhiu 
unmeinii  magad  Is.  87,  22;  dbiu  clirumba  nadra  Is.  93.  8; 
dliiu  abobä  ubarblaupnissi  Is.  61,  3;  dbiu  zifarande  cbis- 
caft  Is.  15,  17;  tbiu  arma  muater  nun  0.  I.  2,  2;  diu 
niderrinnenta  aba  N.  Rtb.  40  ;  daz  truhtfnlihhd  ])ibol  K. 
24'^;  daz  pieita  wasal  IMusp.  63;  daz  liimiliscd  liorn  IMusp. 
80:  dhazs  ahnabt^ga  diirCiiii  Is.  17,  3;  dbazs  megliinjgil 
cliiruni  Is.  43,  8;  dbazs  uiidar([buedene  cliibot  Is.  67,  4; 
tbaz  boba  bimih'icbi  0.  1.  5,  56;  tbaz  scunu  seltsani  I.  9, 
34;  tbaz  egisliclia  wuntarV.  20,  1  ;  daz  lutreista  sang  N.  82, 
1;   daz  Nvara  liebt  A.  lilb.  40;  daz  rota  pelfar,  vind.  basil. 

des  erhajtiii  faleres  K.  16'';  des  seibin  liuses  K.  18''; 
des  colcbuiulin  relites  R.  20*;  des  cuatin  clioitres  R.  22*; 
des  e willigen  libes  R.  24^;  des  selben  petes  R.  32^';  dbcs 
golbbliin  fater  Is.  15,  12;  dlies  nerrcndin  drubtines  31,  7; 
dbes  aldin  wizssodes  35,7;  dbes  uncliideilidin  megliines  35, 
22;  dlies  lieilcgin  cbiscnbes  53,  1.  69,  12;  dlics  judeiscliin 
muütes  65,  7;  dlies  im  tbihcizssenin  arbcs  71,  10;  dlics 
ewigbin  libes  73,  4;  tbcs  managfallen  si-ros  0.  V.  9.  35; 
tbes  scunen  beimingos  II.  5,  10;  tlies  wunnisanien  feldes 
II.  6,  11;  tbes  luteren  brunnen  II.  9,  68;  tbes  ilmalen  ta- 
ges  T.  12,  2;  des  sib  pergentcn  trugeticveles  TS'.  Blh.  44; 
demu  slehtin  jobbe  R.  16»;  demu  seibin  Kbbamin  R.  29''; 
za  demu  seibin  tage  R.  33-1;  in  dcmo  solbin  tagarudo  niul. 
1,  510'';  dbemu  almabligin  falor  Is.  31,  10;  fona  tlliomu 
beilegln  gbeisto  33,  13;  mit  dbcnui  dpilabliii  ([iibidc  4'J,  22; 
fona  ilbemu  beraiulin  brevc  55,  21;  in  ilbenui  lu'ilegiii 
Danibeles  cbiscribe  59,  11;  zi  dbemu  bcilogin  foi  asagiii  59, 
20;  dbemu  zuobaldin  herizobin  63,  15;  fon  tbenjo  beila- 
gen  geiste  V.  5,  7.  7,  4 ;  in  tlienio  bcilagcn  goisle  T.  14,  7; 
in   tbesemo   larleganen   cunne    T.  44,    22;    tbenu»    liinüli>;grri 

1,1    2 


532  einfacher  salz. 

kmiinge  0.  III.  2,  3S-,  in  iliemo  seihen  s<!rc  IH.  4,  IS; 
Ion  llieino  ])rii/.tg(ii  man  II.  12,  33;  an  deiuo  jimgisten 
läge  N.  ps.  81,  »;  den  luzujini  viiigoi*  Miisp.  9*j  ;  lUien 
cliisalbodoii  gol  Is.  19,  8;  tllien  licilegiiii  gl. eist  41,  14; 
dlicn  illirillun  licil  43,  16;  dlicii  elldlicoillgun  clinninc  79, 
1;  in  den  sleininon  fiirt ,  in  den  ruiuion  sco ;  llien  gnolon 
Win  T.  45,  8;  ihen  liimilisgon   driililin  0.  1.   11,  .54. 

tlera  allnn  ^wa  K.  16*;  dera  Irnlilndilihrin  scnala  K.  15^'; 
dera  furislun  deoheili  K.  26*;  dci'a  kanieinsaniun  des  nio- 
iiaslrcs  regulu  K.  29'^;  dera  wiliun  drfnissn  K.  30^;  fona 
dem  allun  ewa  K..  31*;  dera  sutgenlun  inlincli  K.  28*; 
fona  dem  heilagün  sleli  Dlut.  1,  507'';  dliera  gollihhün  clii- 
hui-di  Is.  17,  4;  dhera  ahnaliligun  S|)nodi  47,  18;  dliera 
güllililiun  dlirtnissa  51,  21;  dliera  liiniiliscun  cliihurdi  51, 
20;  dhera  znohaldun  ^veraldl  63,  12;  dliem  lleisclihluui 
chihurdi  65,  13;  dhera  gollihhün  chiliimissa  65,  19;  dliera 
bigiinnenun  redha  69,  15;  dhera  heilegün  daufin  71,  19; 
l'ona  dheru  judeischün  ewa  91,  7;  thera  selbün  menigi  0. 
111.  19,  18;  fon  thero  zuowartun  gibulhti  T.  13,  13;  Iherii 
goregrin  \vorolti  0.  I.  10,  8;  föne  dirro  luzzelun  vernu- 
miste  N.  Blh.  39;  dero  ererim  saldo  das.  42;  dero  cluiinfli- 
gnn  leidegungo  das.  45 ;  dhe<i  dhrij'uldün  chiliimissa  Is.  47, 
14;  in  dia  liurNvinnn  slriiol;  in  tliie  heilagnn  bürg  T.  15, 
4;  ihia  selbün  nienigi  0.  111.  6,  16;  ihia  liohün  wirdi  0. 
I.  8,  14. 

ihie  ßrnfoUnu    man  T.  32,  4;    thie  allun   forasagon   0. 

I.  17,  38;  ihie  IVunisgon  bluomon  II,  22,  13;  tliio  cn-fjuii 
gilusli  0.  II.  7,  84;  ihio  bliulün  gibnrli  III.  21,  14;  thio 
wuntarlichün    dali    0.  I.   9,  33;   thio   kindisgün  brusli   0.  I. 

II,  37;  die  zuligen  wella  N.  ßlh.  32;  dliiii  chihonjonihi 
hört  Is.  21,  3;  dhesiii  heilegün  foraspel  57,  22;  thiu  selt- 
sänün  wuntar  0.  III.  1,  2;  lliin  sleininün  faz  II.  9,  1 1  ; 
diu  himelisken  ding  N.  Blh.  32 ;  dero  selhono  seluiio  R.  22*; 
dero  wihuno  piboto  K.  15*;  thero  warono  worto  0.  I.  13, 
22;  thero  nianagfallun  worto  0.  II.  21,  16;  doio  lukkun 
muotpehefledun  N.  Bth.  40.  fona  diem  selbün  ubihim  R. 
24^;   mit  dhem  huhislum  salidhöm  Is.  65,   18. 

c.  art.  und  ndj.  nach  dem  suhst.  avoI  nur  bei  elgenna- 
men:  Lndowig  ther  snello  ^  llclias  sis  ther  märo  0.  III. 
12,  13.  13,  51;  Rrist  iher  gualo  III.  24,  35;  Saloniun  ther 
richoll.  22,  15;  Abraham  ther  allo  III.  13,  49.  in  der  stelle: 
saligä  thiu  alta  I.  9,  2  könnte  man  das  vordere  adj.  sub- 
stantivisch nehmen,  verschieden  ist,  wenn  dem  subst.  be- 
reits ein  starkes  adj.  vorausgeht,  dann  erscheint  das  nach- 


nonien.    flex'wn.     starke  und  schwache.     533 

(blgende  arliciilierte  als  appositlon :  unser  driihlJii,  Alier 
i'ehtivisiffo  Is.  87,  12  ;  firinari  der  cuatchuiidenlo  (publica- 
iius  ille  evangelicus)  K.  29^.  es  zeugt  für  ein  liohes  alter 
des  kleinen,  in  der  vindemia  basileensis  gewonnenen  frag- 
jiieuts,    daß  darin  vorkommt:    wiruh  daz  tveihhä. 

d.  siibst.  zwischen  art.  niid  atJj.  in  der  prosa  fast  gnr 
nicht  mehr,  dera  lisll  ätumlthhnn  R.  24*  könnte  dem  lat. 
artis  spiritalis  genau  nacliübersetzt  scheinen.  im  gedieht 
aber  bei  0.  verschiedentlich:  ther  iro  kiining  jMHr/o  I.  20, 
31;  ther  kuning  irdisgo  111.  2,  37;  ther  kuniiig  liimilisgo 
IV.  23,  40;  ther  keisor  ewinigo  IV".  23,  39:  ther  forasago 
diuro  I.  2.5,  3  ;  ther  Krisles  ihegan  guato  III.  6,  26 ;  ther 
kuning  niaro  V.  20,  91;  ther  bredigari  maro  V.  12,  83; 
iher  forasago  mdro  III.  6,  51  ;  thaz  ira  lioht  herahtd  IV. 
33,  11.  seltner  oblique,  doch  steht:  ihen  bruador  liohon 
III.  24,  48  und  wenigstens  nach  zwei  hss.  then  kuning 
liimilisgon  IV.  27,  9;  thcn  uudun  zessuntun  111.  14,  57; 
aucli  liiUt  die  prosa  im  titel  diese  Stellung:  fon  themo  hei- 
lante  nazarenisgeu  T.  225,  2. 

e.  art.  vor  siibst.  und  adj.,  ich  habe  keinen  fall  aufge- 
zeichnet. 

f.  zwei  adj'ectiva. 

(i.     ohne  subst. :  dher  rehtwisfgo  manne  waldendeo  Is.  37, 
14;    ihie  hungorogon  nuiadon  0.  I.  7,   17. 
fi.     das  subst.  in  der  mitte:    ther   selbo    duah  ruto  0.  IV. 
25,   10. 

y.  beide  ad),  voraus  :  liier  selbo  heilego  geist  0.  II.  12, 
43;  dlien  selbiin  heilegun  foiasagun  Is.  45,  15;  in  dhenui 
aldiii  hcileghin  cliiscribe  Is.  37,  1;  dhcra  sclbuu  almahli- 
gun  dhiinissa  51,  3. 

Wichtiger  sind  uns  die  aiisnahtnen.  schon  bei  K.  lindet 
sich  einmal  starke  fonn  nach  dem  arliUel:  des  chortres 
inio  pifolahanes  (gregis  sibi  conunissi)  22-*,  und  auch  sein 
dei  selbun  ctuiliit  28^*  kiinnle  hierher  gcnonunou  werden, 
diese  worte  berulien  auf  misversland  des  lat.  abl.  feni.  ipsa 
bona,  die  der  verdeutscher  für  einen  acc.  j)!.  ncutr.  lüclt  *). 
nicht  minder  ungelenk  sein  mag:  in  dero  so  mihileru  ur- 
suahida  (in  illo  tauto  examine)  Diiil.    1,  5l7'\      in   Is,.  wo 


')  aber  nirlit  liicrlior  •^oliörcn :  (icniii  duiiilHliiu-fiimii  (iino  jier- 
lecfo)  K.  311';  dtimi  pikiiiiKiiiteniii  leolito  ze  tii;iiiiio  siiit  (k\\\\  iiui- 
liieute  luce  ii^tndi  sunt)  K.  ;U)'> ,  wo  iliMiiii  uiigoscliiclvt  geselzt  ist  tiir 
diu  udcr  dci  (neiiilicli  iiioii^anlob ,  iiiatiiliiii.) 


534  euijuc/tcr  .salz. 

jiiaii  besseres  dculscli  zu  ciwarten  hcTiigt  wäre,  sclioliil  ciiiige- 
iiial  i!er  starke  acc.  iiiasr.  iiaili  tk'iii  arl.  eiii/.iiriiiiiiieii  :  dhtii 
heil('(jon  gheisl  37,  21;  dlicii  lialdcndait,  drulilin  8'J ,  2, 
obgleich  die  Schreiber  niciils  leichter  verNVCcIiscdii  konnten 
als  u  \\n.<\  rtj  bedenklich  aber  steht  es  um:  dhefi  dlirifal- 
diu  heilacnissa  (trinani  sanclificalioneni)  49,  18,  weil  auch 
in  starker  form  ein  solcher  acc.  feju.  unerhört  ist  * ), 
ylenge  dhiti  im  arl.  voraus,  so  liel\e  sicli  der  starke  noni. 
zuyol)en  ,  wie  in  einer  andern  anstößigen  stelle:  dliiu  selbu 
maneghiu  (s.  513  anni.)  vhinnmidiu  43,  6.  wenn  es  T. 
34,  3  heißt:  llüe  heidanait  man  (ethuici),  wer  versichert 
iu)s ,  daß  nicht  verschrieben  oder  verlesen  wurde  für 
iieidanun  ? 

bei  0.  ist  der  starke  acc.  sg.  masc.  auf  -(ni  nach  dem 
art.  unleugbar,  wenigstens  in  einigen  handschriften ,  mei- 
stens haben  andere  codd.  in  solchen  stellen  'Un  oder  -oji^ 
Grad'  begünstigt  jenes:  then  altan  satanasan  I.  5,  52;  then 
ijuatan  win  II.  9,  16;  \\\cn  f remis (j an  win  I.  8.  44;  then 
mantKjfallan  wewon  II.  fi,  35:  then  diuran  dag  III.  4, 
36;  thuruh  then  michihtn  liaz  111.  15,  1  ;  then  (jinanan 
boum  IV.  26,  49;  then  liahau  man  I.  22,  41.  IV.  35,  28; 
then  solbon  tlinrninan  ring  IV.  22,  21;  then  sinan  sia- 
chan  drut  111.  23,  41  ;  then  maian  eigtnan  geist  IV.  33, 
24;  then  kuning  liimilisijan  IV.  27.  9;  then  spthari  iamer 
siiazan  I.  28,  16;  man  then  Illii  richan  III.  3,  13.  nur 
in  beiden  letzten  bcispielen  mochte  der  reim:  niazan ,  11- 
chan  einwirken. 

außerdem  im  nom.  sg.  und  nom.  acc.  pl. :  ther  ira  sun 
qnatr'r  :  muater  I.  6,  4 ;  ther  sun  tjuater  :  muater  IV.  32, 
8;  thei-  forasago  (jaater  :  nuiater  I.  15,  26;  ther  fater  al- 
ter :  irfulter  I.  10,  1;  ther  wizod  altvr  :  hcrter  III.  7,  29; 
thiu  ewinhju  suniid  IV.  35,  43;  thaz  scöiiaz  annuzzi  IV. 
33,  5;  thaz  himilrichi  hohaz  :  tliaz  II.  16,  3;  thaz  suaza 
liahaz  sin  V.    11,  30 ;  thaz  mit  steinon  (jidänaz  :  thaz  IV. 

19,  36;  thie  xveneije  :  firdane  I.  ^i,  7;  thie  rfche  :  sedale 
I.  7,  15;  thie  otmuatige  :  himile  I.  7,  lö;  thie  riche 
:  geltche  V.  19,  53;  thie  gitate  :  muate  V.  20,  55;  thie 
relite   ioh    thie    (juate  :  muate  V.  22,  2;   thie  winislre  V, 

20,  95;    thie   mute    ioh    inammunte  II.  16,  5;    saltg  thie 


')  Holzmann  sucht  ilin  &.  141  zu  reclitfertijjen  als  ein  relatives 
diu  (i|iiam),  das  sich  vielleiclit  aus  der  eiiiverieibung  eines  relativ- 
siillixes  erklären  läßt;  wie  dem  acc.  fem,  iu  znstehn  könne  fasse 
ich  nicht, 


nomen.    ßexio/i,     starke  und  scJiwache.     535 

armherze  :  srnerze  IJ.  16,  17;  thie  frldusmne  ouli  sallg 
JI.  16,  25;  tliie  untiUoiihi(je  :  libe  I.  4,  43;  ihie  lunjilou- 
hige  :  allö  I.  15,  43;  hereroii  thIe  wise  HI.  10,  39;  dise 
blinde  N.  ps.  81,  5;  ihio  seltsänö  dati  0.  Y.  4,  28;  thio 
linse  thurfli  tjvozo  :  suazo  III.  5,  20;  tliiu  zeichan  filu  märit 
:  waru  III.  5,  13 ;  thiu  zeichan  sellsdnu  III.   1,  5. 

am  wenigsten  wird  die  starke  form  nach  dem  art.  im 
gen.  und  dat.  sg,  bei  0.  ersclieinen ,  doch  liest  ein  cod.  V. 
9,  35  llies  manacffaltes  seres,  und  N.  stellt  nicht  an  zu 
schreiben:  des  ivacheres  biscofes  (niclanlis  antistitis)  Cap. 5. 
desto  hänliger  erscheint  die  construction  im  gen.  und 
dat.  pl.  thero  slzzenlero  T.  237,  4;  thero  hhifjöntero  worto 
O.  V.  7,  48;  thero  scunero  worto  III.  20,  162;  bi  thesen 
seihen  dalin  III.  15,  22;  zen  ivihen  zitin  III.  15,  34; 
zi  ihen  oslritjhi  giziliu  II.  It,  59;  zi  then  eiviniijctt 
goumun  I.  11,  58;  bi  then  (jidouijnen  seginin  II.  14,  91; 
mit  ihen  liii'ueu  lachaiion  T.  220,  4;  ja  IS.  kaini  im  dat. 
pl.  sich  nuf  der  -en  form  bedienen  (gramm.  1,  729), 
weshalb  bel^e  aus  ihm  hier  nichts  im  einzelnen  beweisen, 
aber  die  gelrinfigkeit  der  conslruction  überhaupt,  ohne 
welche  ihm  die  schwache  form  in  diesem  adj.  casus  nicht 
erloschen  wäre:  föne  dien  selben  ßth.  41;  an  dien  skor- 
renlcn  skiverron  das.;  ana  dien  unsciildufcn  Blli.  32;  an 
dien  afteroslen  ps.  82,  14;  dien  J'urhtentcn  ps.  84,  10 
u.  s.  w.  *). 

Wie  sind  nun  diese  ausnahmen  von  der  regel  anzu- 
sehi\V  ohne  zweifei  mul^  der  poetischen  spräche,  dem 
zwiinc-enden  reim  manches  dabei  zugeschrieben  werden. 
O.  sag!:  I.  7,  16  thie  ulmualigo  weil  er  auf  himile,  7,  17 
aber  Ikie  hungorogon  nuiadon  weil  er  auf  ewon  reimen 
will,  7,  18  thie  odegun  alle,  weil  aul\er  dem  reim  die 
schwacle  form  nach  art.  ihm  die  gerechte  ist.  I.  4,  43 
liißt  er  auf  ein  dem  reim  zu  gefallen  gesetztes  thie  un- 
gibublge  gleich  wieder  das  gewühnlirlie  thie  dumbon  fol- 
ge). 111.3,13  führte  richan  der  reim  herbei,  wielV.  12,  21 
scgar  den  völlig  falschen  acc.  |)1.  reiuan ,  für  reine  oiier 
rdnon.  ther  gualer  für  guato,  ihaz  huhaz  für  holia  stehn 
eien  so  deutlich  im  reim  '■'■'). 


•)  dor  Hat.  pl.  hciligon  N.  ps,  82,  4.  84,  9  stellt  also  Mil).slniiti\isrli. 
3.  Iiin^ci^en  vorniag  iiocli  rlic  srliwaclie  ftdiii  dioscs  rasiis  niii  adj. 
ausziidiü<'l<eii :  mit  sört'n  nKuioi^faUon  icili  ti"idlii  lieii  worton  II.  1.S, 
24;  v^l  liolx'm  11.21,  ti).  111.7,4.  aucli  T.  .'>ü,  li  mit  dtii  .sunn'i^vu  liiti 
tlirn  J'ti nfullon. 

")  wir  wis.stii  uLeriiaupt,    dal^  es  O.  iiiil  dcMi    (lexiunbvocaii'ii  nicht 


5-36  vitifaclu'.r   Satz. 

aiulcrenial  aber  slclin  die  starken  formen  auch  aiifler- 
lialb  dem  icim ,  und  n)an  niuU  annehmen  entweder  daß 
durch  die  öllcren  reime  gangbar  geworden  sie  sich  vsciter 
\eibieilelen  ,  oder-  dali  was  der  reim  sicii  veislallele  seilest 
der  prosa  um  diese  zeit  nicht  mehr  unang(Mne!?sen ,  also 
in  der  muiulart  überhaupt  begründet  war.  diese  letzte  er- 
klärung  hat  darum  einiges  für  sich ,  weil  wir  aucli  bei  den 
spiilereu  Schriftstellern,  zumal  in  N.  prosa,  und  lieinach 
bei  (Wn  nihd.  dichtern  allei'wärts  solche  ausnrdunen  von  der 
regol  bestätigt  und  ausgedehnt  finden,  am  ersten  scheint  der 
dat.  pl.  das  vermögen  für  den  ausdiuck  der  scliwachen  form 
eingebüßt  zu  haben,  bei  T.  und  0.  noch  sclnvankend,  bei 
N.  entschieden.  N.  kann  also,  in  diesem  casus,  keinen 
unterschied  der  bedeutung  beider  formen  gefühlt  haben. 

wenn  aber  die  zuletzt  für  den  ahd.  drt.  pl.  völlig 
durchdringende  Verletzung  unserer  goth.  regel  sclnvankencl 
auch  die  übrigen  casus,  mehr  oder  minder  ergreift,  so 
läiU  sich  dabei  ebenso  wenig  ein  bezug  auf  den  sinn  zu- 
geben; es  ist  nichts  als  eine  gerade  dem  feineren  sinu 
trotzende  Verwilderung  der  form  '''). 

am  leiclilestcn  zu  reclilfertigen  sclicmt  die  starke  form, 
wenn  der  artlkel  dem  subst.  vorbeigeht,  und  aww  das  adj. 
halb  unabhängig  von  dem  einllusse  jenes  gesetzt  Avird : 
ther  sun  fjiiater,  thaz  himilrichi  hohaz ,  Ihiu  zeichan  fdu 
tnäru.    härter  ist:  thiu  etv mrifu  sunnu,  thaz  sconaz  anmizii. 

folgen     zwei    atlribute    nacheinander,      so    kann    ihnen 
zwar    beiden    schwache    ilexion   zukommen,    ohne   drii  der 
arlikel  wiederholt  wiid.     indessen  reicht  auch  der  eirmalige 
schwache  ausdruck  hin 
ci.     vorausgehend:    thaz   suazd   liabaz    sin    0.   V.  11,   30; 


sonderlich  scharf  nimmt  (s.  279.  400.)  gestattet  'er  sich  nbveicliunpen 
gegen  das  geniis,  z.  I).  thiö  iinse  thnrfti  statt  unsö,  zumsl  das  fol- 
gende grOzö  dem  ausdrucii  dos  weihlichen  ge»elilechts  naclililft,  wanim 
sollte  er  zwischen  starker  und  schwaciier  flexioti  niclit  mit  alinliner 
freiheit  wählen?  seine  llexionen  Ivönnen  darum  auch  die  alteren  \i- 
callängen  nicht  alle  mehr  in  anspruch  nehmen,  die  ich  ihnen  hpr 
in  der  grammatik,  zum  froniDien  der  deutlichkeit,  mei.stens  noili 
ertiieiie. 

*)  GralFs  theorie  der  scliwaclien  declination  (Berlin  1836)  p.  i' 
48  will  in  dem  starken  adj.  nach  artikeln  heraushelning  individua- 
lisierter siibstantiva  erblicken ;  diese  liegt  aber  im  begritte  des  adj., 
des  scliwacliea  wie  des  starken,  seine  gofli.  beispiele  thana  liubana, 
tliäi  unhräinjäi  und  sa  l'rums  sind  beseitigt  (s.  526);  thana  allnn  wäre 
Hnmoglicli  (s.  516.)  seine  alid.  beispiele.  mengen  verschiedenartiges, 
zifareneru  und  bilibenem  stehn  nicht  attributiv. 


nomen.    flexion.     starle  und  scliwciche.     537 

tUa  (jeniaclmn  stureda  unde  ouli  fllo  chreftiga  N.  Blli.  38; 
ähnlich  dem  gotli.  thize  ligandanö  veihaize  (s.  530). 
ß.     naclifolgend:   armer  ioh  ther  richo  0.  I.  17,  36.     we- 
niger gut  scheint,  wenn 

y.     luimillelbar  bei  dem    art.  starke   form,    und  darauf    die 
schwache  steht:  thia  selba  kleinüii  Avizzi  0.  111.  7,  62. 
d\     oder  wenn    bei  wiederhohem   art.  die  adj.  ungleich  be- 
handelt sind:  thie  xviziin  man  thie  scone :   zuen^  O.V.  20,  9. 

vollkommen  in  der  Ordnung  aber  ist,  daß  organisch  starke 
oder  scliwache  adj.,  unbekümmert  um  art.  und  Stellung, 
ihre  eigenheit  für  sich  luid  neben  andern  gewöhnlichen 
adj.  behaupten.  vor  allem  die  liäufigen  possessiva:  tliaz 
Sinaz  adalerbi  0.  HI.  1,  40;  tSiia  inhia  muadun  sola  111. 
1,  22;  thes  mines  heiminges  HL  1,  43;  thie  sine  holdun 
thegana  111.  20,  3;  thie  sine  liobon  holdon  111.  23,  29; 
tJier  unser  friunt  guato  111.  23 ,  43 ;  za  demu  andreinit 
wehsale  K.  46i^;  in  thia  zungün  mhia  0.  1.  2,  4;  thaz 
selbii  kind   thinaz  0.  1.  5,  45   u.  s.  w. 

Mild,  wird  man  noch  größere  Störung  der  regel  zu 
besorgen  haben,  da  die  Verdünnung  und  aullösung  der 
llexionsvocale  noch  viel  weiter  vorgeschritten  ist  als  bei  0. 
und  N.  den  unterschied  zwischen  dat.  pl.  starker  und 
schw.  adj.  hatte  bereits  N.  verloren,  jetzt  sind  alle  oblnjuen 
schwachen  casus  eiiirörniig  und  nun  aucli  mit  dem  starken 
acc.  sg.  zusanimengeronnen,  dessen  organische  ajjweicliung 
von  der  schwachen  ilexion  schon  im  alul.  untergraben  wor- 
den war.  das  -e  des  nom.  sg.  aber  begegnet  in  ahen  thei 
gcschlechtern  dem  ableitenden  -e  (ahd.  -i)  zweiter  decli- 
nalion.  dazu  kommt  endlich  die  abwerfbarkcit  des  slum- 
men  -e  im  nom.  sg.  (z.  b.  der,  diu,  daz  ICiler),  so  daf^ 
scliwache  formen  den  schein  starker  gewiiuien  können, 
wie  hatte  unter  diesen  abnulzungcn  der  form  die  syn- 
laciisclie  bcziehung  nicht  vielfach   leiden  sollen:* 

dennoch  besieht  die  regel  als  soh  he  loit,  und  nur 
die  ausnahmen  haben  sich  mehr  befcsligl,  hin  luid  wieiler 
geordnet,  jene  zusammenfallenden  casus  abgerechnet  unter- 
scheiden sicli  die  übrigen  in  beiderlei  ilexion. 

a.  einfaches  adj.,  ohne  snhst.  ,  mit  artiktl:  der  (jaote, 
der  blinile,  dei-  geile;  tlin  liebe,  diu  sclucne,  diu  Ul;1re; 
daz  Ideine,  daz  swicre ;  gen.  des  blinden,  der  blintlen ; 
dal.  dem  blinden,  der  blinden;  ncr.  den  blinden,  die 
blinden,  die  schienen;  pl.  die  blinden,  der  blinden,  den 
blinden.     belc"e   unnülhig. 


538  eiiijucher  salz. 

b.  itrt.  und  udj.  xxtr  detti  sahst.  :  der  (jroze  voget  \!b. 
ll.i;i,  2;  der  giimiiH;  llagiie  J\ib.  230.5,  1;  der  alle  llil- 
dehrant  i\'ib.  2312,  l;  der  /iilillosc  Keil  Jw.  'JO ;  der  liebte 
lac  J\v.  644;  diu  bldze  berzogiii  J'aiz.  260,  3;  duz  xvile 
velt  Parz.  671,  19;  daz  Aviplicbe  ^v*|)  Tarz.  10,  17;  daz 
beste  heil  Iw.  741;  daz  starke  getvverc  Nib.  98,  1;  des 
riehen  küneges  \ib.  88,  3;  des  ruteii  goldes  Nib.  93,  3; 
des  kiieiien  Sifrides  Nib.  93,  4;  des  siiellen  recken  Nib. 
102,  2;  dem  starken  stuniie  Nib.  212,  1;  dem  unge- 
vücgeii  manne  1\\.  444;  der  edeln  spJse  Nib.  38,  2;  dem 
gelriuwen  friunde  Waltli.  79,  37;  dem  nngeniuoten  recken 
Nib.  1485,  1;  der  riterlichen  niagtlw.  387;  mit  der  besten 
wa'le  Nib.  64,  3  ;  den  helj'elichen  gruoz  Wolfr.  lied.  5,  22  ; 
den  manegen  suudersite  Wh.  314,  14;  die  schoenen  junc- 
froiiwen  Nib.  50,  1;  die  claren  niagt  Parz.  333,  11;  die 
swarzen  varvve  Parz.  1,  11;  die  ganzen  Iriwe  Parz.  5,  30; 
die  luchsten  liant  Parz.  13,  13;  die  reliten  ^varheit  Parz. 
86,  24;  die  (joltvariven  zoume  Nib.  75,  1;  die  besten 
3ecken  Nib.  8,  3;  die  liuchgemuoten  degne  !Nib.  35,  4;  die 
liclilen  Schilde  Nib. 211,  3;  die  manegen  schar  Nib.  145,  2; 
diu  (jreczUchen  ser  Nib.  2160,  4;  diu  "\v;vtliclien  >vip  Nib. 
23,  4;  diu  edelen  kindelin  Nib.  29,  2;  vil  der  ef?e/>t  steine 
Nib.  31,  4.  37,  3;  der  starken  linden  Nib.  1511,  3;  den 
riehen  herren  43,  2.  auch  für  diese  überall  häufige  con- 
strucliün  bedarf  es  keiner  eigentliclien  beweise. 

c.  nrt.  und  adj.  nach  dem  siihst.  Rumolt  der  hiieue 
Nib.  234,  2;  Ilildebrant  der  alte  Nib.  2313,  1.  Dielr.  2537  ; 
Giselher  der  snelle  Nib.  1232,  1 ;  Giselher  der  iunge  Nib. 
2308,  3;  Günther  der  edele  Nib.  2289,  4;  Diether  der 
riebe  Dietr.  2465;  Wate  der  alte  Gudr.  859.  4.  940.  1. 
1349,  2.  1402,  1;  Wale  der  vil  grimme  Gudr.  882,  1; 
Wate  der  wjse  Gudr.  1146,  1 ;  Volker  der  snelle  Nib.  1771, 
1;  Volker  der  starke  Nib.  1809,  2;  Gerlint  diu  iibele  Gudv. 
1522,  2;  Wurmez  diu  \il  wite  Nib.  751,  3;  Ekubä  diu 
junge  Parz.  336,  1;  Gralandes  des  schoenen  Trist.  3585; 
Sigünen  der  claren  Tit.  139,  1;  Waten  den  alten  Gudr. 
889,   1.   1397,   4. 

^vin  der  allerbeste  Nib.  38,  3;  Schoysianen  bllc  dersunnen- 
b.-ere  Tit.  104,  3  ;  Gawans  mac  der  riebe  Parz.  651,  1 ;  fröiden 
hört  der  süeze  IMs.  2,  39' ;  got  der  guote  Trist.  10080;  Niblun- 
ges  svvert  duz  <jfMo<e  Nib.  2285,  4;  her  daz  gröze  Nib.  180,  1; 
golldaz  riche  Gudr.  141,3;  golt  daz  swfere  Gudr.  29,  3.  1681, 
4;  golt  daz  beste  Gudr.  1129.  4;  mit  rotte  der  ifuecken  Faiz. 
668,  2;    durch  got    den    riehen    Nib.  1497,    1;    Artus  rinc 


jwnien.     ßexion.     starke  und  schwuchc,     5o9 

den  Aviteu  Parz.  670,  17;  haz  den  allen  Gudr.  140,  4:  von 
rilerscliall  dtr  tnieren  Wh.  32,  29  ;  swert  diu  scharpftn 
Nib.  2107,  2;  lieiden  der  xverden  (gentlliiim  praeslaiiliuni) 
AVIl.  19,  10;  vil  knappen  der  jimgen  \M).  276,  15;  vil 
Schilde  der  ganzen  Wh.  383,  6  ;  sine  grane  die  hesanclen 
"NA  h.  290,  15.  eine  seltnere  struclnr,  außer  nach  eigen- 
nanien  nur  noch  im  epos,  bei  Wolfram,  und  wenigen  an- 
dern zu  hause. 

d.     suhst.  zivischen  art.  und  adj. 

der  engel  here  Tit.  6,  2;  der  degen  küene  Parz.  5S5,  2; 
der  degen  halt  Parz.  435,  2;  der  künec  edele  Nib.  2293,  4; 
der  Nvurni  nngehiure  Diut.  3 ,  50;  der  künec  riebe  Nib. 
183,  4;  diu  vrowe  (juote  cod.  pal.  361,  69'^;  diu  niaget 
edele  Nib.  18,  2;  diu  schar  gruze  W'h.  404,  9;  diu  frouwe 
jamers  riebe  Parz.  137,  21;  über  daz  palas  hreite\^\.  6432; 
zweifelhaft  unter  diesen  beispielen  bleiben  aber  alle  adj. 
zweiter  deck  ^\ie  edele,  rtche,   ungehiure. 

für  die  obliquen  casus  habe  ich  keine  belege  angemerkt, 
und  sie  werden  unhaufig  sein,  es  pflegt  unllecticrles  adj. 
zu  folgen  (s.  486.  487)  und  so  dürfen  jene  uom.  edele, 
riebe ,  ungehiui'e  genommen  werden  *).  im  acc.  sg.  masc. 
aber  ist  man  der  schwachen  oder  starken  form  unsicher, 
z.  b.  den  riler  wunden  Parz.  521,  20. 

e.  art.  vor  suhst.  und  ndj.  ^  kaum  vorkommend,  denn 
IVIar.  162  'der  ein  keiser  ist  der  wäre'  kann  nicht  eigent- 
lich hierher  gezählt  werden. 

f.  ztvei  schwache  adjectiva 

a.  ohne  subst.:  der  junge  süeze  ane  hart  Parz.  174,  23; 
diu  süeze  kiusche  Parz.  131,  3;  der  edeln  hohen  wolge- 
born   VS'h.  276,   14. 

d.  beide  dem  subst.  voraus  :  der  stolze  hiiene  man  Parz. 
54,  17;  der  junge  werde  süeze  man  Parz.  166,  29;  der 
küene  swarze  beiden  Parz.  43,  4;  diu  lichte  hinielische 
schar  Parz.  463,  13;  diu  selbe  süeze  unniuoze  Als,  2,  36^; 
daz  boese  niwe  mivre  Amis  2430 ;  der  cldi  en  siiezen  vrouw  cn 
Parz.  607,  17;  dise  gruzen  ungefüegen  not  A\  h.  325,  25; 
tliu  starken  alten  niicre  Alar.  15;  diu  roten  välwelohteu 
mal  Parz.  113,  6. 

y.  das  subst.  in  der  mitte :  den  küenen  hehlen  intcrcn 
Parz.  263,  9. 


*)  auch  naclipcsetzte  pnrt.  prilt.  wie:  der  knappe  iiiil)pt\viiiip;cn 
Parz.  148,  15);  diu  liouwe  zulit  };eU"rcf  Parz.  i:U,  7;  diu  kiiit  uii- 
gcwr.lisfu  Mur.  21H;  sind  uitlir  uiiUeiticitc  lüruicu,  als  verkürzte 
stliwaclie. 


540  einfacher  satz. 

()'.  bcitle  adj.  arliciillorl :  der  (jnaduje  \\.  der  r/c/«e  Mar. .. ; 
der  Irurcge  iiilil  dt-r  gcülo  Pai/.4'J1,  18;  vogel  die  htllen 
11.  die  besten  WoHr.  lieder  7,   19. 

AhxveicIanKfen  von  der  legel. 

a.  starkes  adj.  nach  dem  artikel ,  ohne  snhst.  nur  sel- 
ten, lind  wol  irmuer  des  reinis  ^vcgen  :  der  (jnoter  :  miio- 
ter  Amgb.  40'';  der  wol  geniiiolir  :  nuiolir  Diiit.  1,  19  j 
zuü  der  'guoter  :  niuoler  alleinr.  257,  12.  docli  im  gen. 
pl.  der  part.  |)ras.  außerlialb  reims  zulässig :  der  xveije- 
tvernder  Waltli.  26,  19.  Nib.  454,  4  steht:  so  die  tvecje- 
niüede  tuont.     Parz.  739,  23  D  :  dem  (jetoußem. 

b.  nach  articuliertem  suhst.  uuliaufig  und  wol  auch  dem 
reiin  zu  liebe:  der  vater  vil  guoter  :  muoter  Mar.  47;  der 
knappe  guoter  :  niuoler  Parz.  138,  7.  156,  30;  unleugbar 
ist  der  acc.  sg.  fem.  :  die  maget  junge  INIar.  86 ;  zwelCel- 
haft  bleiben  belege  aus  zweiter  decl.  :  die  maget  edele 
Nib.  135,  2;  die  spise  kleine  Parz.  201,  10,  was  auch  un- 
Jlectierle  form  sein  könnte. 

c.  nach  eigennamen  :  Constantinus  der  guoter  :  nuioter 
cod.  pal.  361,  45'^;    got  der  riclier  cod.  pal.  361,  26^. 

d.  articuliertes  stai'hes  adj.  dem  suhst.  vorausgehend, 
ein  häufiger  fall,  wobei  man  dem  reim  nichts  zur  last 
legen  kann:  der  listiger  man  Kolli.  2201;  der  gahinder 
man  Roth.  259;  der  eilender  degeu  gr.  Rud.  F,  4;  der 
tuniber  tör  Ms.  2,  248^^;  der  reiner  got  Wigal.  5157;  der 
tugenthafter  man  "VVigal.  3748;  der  vil  tngenlhafler  gast 
Wigal.  390;  diu  tugentrichiu  nieit  JMar.  147;  diu  jamer- 
breriu  magt  Parz.  255,  2;  diu  miimendiu  not  Wigal.  1185; 
diu  vil  schedelichiu  not  Kl.  184;  diu  vil  wcnigiu  schare 
INIar.  103;  daz  listigez  wip  Roth.  1950;  daz  nolhaflez 
wip  cod.  jial.  361,  73'^;  die  meinstrenge  man  Anno  276; 
die  stnrmküene  man  Nib,  200,  3;  diu  armiu  wip  fundgr. 
148,  28;  diu  sliiheluiiu  baut  Wh.  423,  21;  diu  kleiniu  vo- 
gellin  Ms.  2,  106^-;  diu  vil  kleiniu  vogellin  1,  193'';  diu 
engiliskiu  kiiit  Mar.  31;  diu  irdiskiu  liute  Mar.  36;  diu 
unmezlicliiu   merwunder  IMar.  102. 

und  oblique:  des  ganzes  apf eis  Parz.  278,  15  D;  des  seh  ce- 
nes  swertes  Wigal.  6709  ;  dem  irdiskem  sloube  Mar.  5S;  dem 
irdiskem  schineMar.  66;  dem  hebrciskem  liute  IMai-.  1 14  ;  dem 
wüuneclicliem  heile  Ptuge  6,  2:  dem  himeliskeme  herren  cod. 
pal.  361,  82*^;  dem  almahligern  gotDocen  misc.  1,  13;  bi  dem 
lieiitem  muneu  Parz.  376,  7;  zem  cndelösme  gemache  Parz. 
477,25;  zem  urlei!l:chem  ende  Parz.  788,  2;  dem  getouflcm 


nomen.    ßexioii.     starke  und  schwache.      541 

lier\Yli.  72,  14;  tlein  lielfiicliem  tageWli.215,  2;  dem  avIz- 
zehaftem  Luiden  Parz.  153,  HD;  geiu  dem  arbeitliclioni  zilParz. 
334,  2  I);  vor  dem  kleinem  gezelle  Parz.  711,  14  D;  dem 
reinem  wibe  Trist.  1782  ;  in  dem  beloiuvetem  grase  Trist.  361 ; 
dem  millem  künige  Wigal.  2081 ;  bi  dem  oberistem  got\^igal. 
7188;  vil  der  varender  diete  Nib.  39,  2  B ;  der  nahe  gen- 
der  swajre  Ben.  39;  in  der  schunislir  bürge  Auuo  108; 
üz  der  heidensker  menige  cod.  pah  361,  97 <^;  der  sanfte 
tuonder  sNvtEre  INIs.  1,  50^';  der  hoiibethafler  zulit  ]Ms.  2, 
149'';  der  arigestlicber  nut  A"V  igal.  5087;  der  ja;merlicber 
geschult  Wigal.  5087.  oft  sclnvanken  die  bss.,  in  den  aus  Parz. 
D  angelührteu  beispielen  hat  Lachm.  die  organische  schwa- 
clie  form.  Nib.  201,  4  sieht  die  strltküenen  man,  nachdem 
die  slurmküene  man   eben  voraus  gegangen   war. 

e.  tivßectierte  starle  form  nach  dem  artikel 

a.  bei  vorausijehendeui  ehjennamen:  Terrajner  der  zor- 
nic  gemuot  Wli.  28,  21;  Artus  der  valsclies  laz  Parz.  310, 
8;  Yivians  der  lobes  rieh  Wh.  48,  10;  Heime  der  unver- 
zeil  Dietr.  3730;  P.  der  wol  get;in  Pnrz.  288,  8;  \V .  der 
luierforht  \Th.  294,2;  C.  diu  /le/i/y/emn/  Parz.  801,  3; 
Gawaiie  dem  wohjevar  Parz.  375,  20  ;  Giamollanz  dem  hocli- 
gcnuiüt  Parz.  618,  11.  aul^erdem  seilen,  z.  b.  der  höchtje- 
mnotiguot  INIs.  2,  38^;  diu  vil  minneclich  :  mich  l^s.  2,  211. 
ß.  vor  dem  suhst. ;  der  trüric  man  Wolfr.  lieder  3,  23  ;  der 
schuldec  man  Parz.  527,  15;  der  bluotoc  sweiz  Parz.  387,  24; 
</t/tM«</e/outto  dielAVh.  31,27;  duz  Iniii(jerc\\crPniy..200,  19. 
y.     nach  dem  siibst. ,    sehr  luiulig.      bcisjjicle    s.  486.  487. 

f.  mehrere  adjectiua. 

li.  belieble  forniel  ist,  das  suhst.  in  die  millo  zu  nehmen, 
den  art.  mit  schwachem  adj.  vorausgehn ,  und  das  zweite 
adj.  unllecliert  nach(olgen  zu  lassen:  der  snelle  (legen 
IfHot  ]\ib.  2285,  2;  der  küene  degen  halt  Parz.  747,  15; 
der  junge  degen  unervorht  Parz.  435,  10;  der  minue  wunde 
degen  fruot  Vrib.  Irist.  2800;  der  stolze  degen  juiic  Parz. 
48,  17;  der  lange  winter  kalt  IMs.  1,  23^*;  iler  lciiU>  \\  inier 
kalt  JMs.  1,  31^';  der  nucre  hell  ball  Diut.  1.  13.  Kn.  707; 
dirrc  starke  Icwe  groz  Parz.  571,  19;  diu  seihe  feine  wilde 
Troj.  713;  des  wilden  viiircs  heiz  Troj.  4()'t6;  (h<s  argen 
tudes  biller  Troj.  6789  ;  den  (jrüenen  angcr  hreil  l';u/..  536, 
16;  ilisen  küenen  hell  unverzagt  l'arz.  543.  1.1;  die  Uüenen 
recken  Cjemeit  INib.  1945,  4;  die  blnolvoiwi'ii  ludde  und 
ouch  harnaschvar  Nib.  2025,  2;  die  riehen  kiincge  -wert 
Troj.  1888;  die  lielilen  (so  die  meisten  liss.)  Schilde  breit 
Nib.  2107,  3.      in    lolgemlem    Ijcispiel    siehn    drei   adj.,    dein 


5  \2  el/ijachcr  acilz. 

ersten  Isl  scliwaclio,  dem  zweiten  slarke  und  flcrllorle, 
dem  iiacligesel/teii  aber  uiillecticrte  form  gegeben:  die  Hell- 
ten liehe  siunerlage  reine  .Ms.  2,  82\ 

ß.  ganz  ähnlicli  ist  die  conslrncllon  zweier,  ohne  siibsl. 
gesetzter  adjerllva :  der  eren  liehe  und  laslers  arm  Parz. 
.581,  l;  der  junge  unverzagt  Parz.  209,  28;  die  Intern 
truoplieile  vri  (die  reinen,  von  aller  triiblieit  freien)  Parz. 
738,  8;  von  der  reinen  siiezen  guot  INls.  2,  38*.  ebenso 
gelin  drei  schwache  adj.  dem  vierten  unllecllerlen  voraus:  diu 
junye  siieze  reine  dar  Wh.  154,  9  ;  dali  hier  süeze  und  reine 
nicht  die  llexionslose  slarke  form  sind  lehrt  ein  andrer 
beleg:  an  dcjn  chuen  siiezen  kiuschen  vrebel  AVh.  253,  29. 
y.  dem  schwachen  adj.  kann  aber  auch  unmittelbar  das 
starke  (llecticrt  oder  unllecllerl)  folgen,  und  dann  erst 
das  subst.  stehn  :  der  selbe  sivarzer  he\lev>'irt  Ms.  2,  254^; 
die  (f Hüten  tvfpliche  sIte  gr.  Fxud.  I,  13;  daz  süeze  min- 
neclieh  geschaf  ^^  h.  251,  8. 

()'.  selten  ist  das  erste  dem  art.  zujiächst  gesetzte  adj.  un- 
jlectiert,  das  zweite  schwach:  diu  liürnin  yroze  rotte 
AVh.  395,  24,  wenn  hier  niclit  vielmehr,  nach  bloßen 
lautverhallnissen  ,  das  e  von  hiirnin  abgefallen  ist? 
£.  zwei  xailjecllerle  adj.  hinter  dem  articulierlen  subst.: 
der  knappe  tnmp  unde  tvert  Parz.  126,  19;  der  fürste 
wert  u.  erkant  Parz.  133,  3. 

^.  zwei  unflectierle  adj.  nach  dem  artikel,  olme  subst.: 
der  vll  manlich  Iwelujemuot  jMs.  2,  38'.  mit  subst.:  diu 
heidensch  lUKjeloiihic  diet  Wh.  31,  27.  auch  in  diesen  fäl- 
len könnte  das  schwache  e  weggeworfen  sein? 
7/.  starkes  adj.  ohne  art.  voraus,  art.  mit  schwaclieni  adj. 
hernach:  starkiu  liebe  diu  ganze  Tit.  89,4;  siu  vester 
muot  der  ganze  Parz.  571,  4. 

S-,  zwei  subst.,  das  eine  mit  starkem,  das  andere  mit 
schwachem  adj.:  diu  beide  rot,  der  grüene  walt  Walth. 
122,  31. 

Anmerkung. 

das  einfache  articulierte  adj.  und  subst.  können  ausgedrückt 
werden  :  1  der  guote  man  ,  2  man  der  guote ,  3  der  man 
guote,  4  der  guoler  man,  5  man  der  guoter,  6  der  man 
guoter,  7  der  guot  man,  8  man  der  guot,  9  der  man  guot. 
organisch  sind  bloß  die  drei  ersten  weisen  ,  und  die  aller- 
erste überwiegt  bei  weitem.  am  seltensten  erscheinen  7 
und  8 ,  dagegen  6  und  9  ziemlich  in  gebrauch  stehn.  2. 
3.  5.  6.  8.  9  fallen  bloß  den  gedichlen   anhelm 


iionien     ßex'wii.     siarJce  und  schwache.      543 

für  /Avel  nriiciilieiio  atlj.  entspringen  zehn  fornieln :  1 
der  giiüle  bliiule  man,  2  derguote  man  blinde,  3  der  guole 
man  blinl,  4  der  guole  man  blinder,  5  der  guole  blinder 
man,  6  der  guole  bllnt  man,  7  der  guot  blinde  man,  8  der 
guol  blinl  man,  der  man  guot  unde  blinl,  10  guoter  man 
der  blinde;  unler  Nvelclien  aber  ille  erste  und  dritte  die 
gelauligslen ,  7  luid  S  noch  zweifelhaft  sind,  insolerji  sie 
vielleicht  Idoü  für  die  unilectierle  form  mehrsilbiger  ad), 
gellen':*  unslalthaft  scheinen  mir  die  wejidungeu  :  der  g»io- 
ter  blinde  man,  der  guoter  blinder  man,  der  guoter  blint 
man,  guot  man  der  blinder. 

was  nun  die  Wirkung  dieser  verschlednen  adjectlvstel- 
lungen  angeht,  so  lassen  sich  die  des  llecllerlen  und  uu- 
llectierten  adj.  (s.  491),  doch  nicht  ganz,  vergleichen,  den 
dichlern  ist  die  abwechselung  wie  dort  erwünscht,  hier 
aber  der  einlluU  des  demonstrallvpronomens  auf  die  schwa- 
che llexion  das  wichligsle.  in  der  ausdrucksweise:  der  guoter 
man  hat  sich  die  regel  freilicli  unterdrücken  lassen,  viel- 
leicht nacli  n)isverstandner  analogie  der  liaufig  mit  dem 
arlikel,  luid  Innner  In  starker  form,  conslrulerlen  possessiva. 
eine  verschiedenheil  des  sinns  zwischen  der  guole  man 
und  der  guoter  man  ist  nicht  anzunelunen ;  welche  w  are 
denkbar? 

wenn  von  zweien  adj.  das  zweite  dem  artikel  ferner 
sieht,  so  hört  dessen  elnwlikung  auf  und  die  starke  foini 
tritt  wieiler  in  ihr  recht;  in  den  formein:  dei-  snclle  (legen 
(jnot,  des  wilden  vlures  heiz  sind  guot  ujid  hei/,  gleich- 
sam außer  den  bei-clch  des  art.  gesetzt,  der  seine  kraft 
nur  auf  die  adj.  snelle  und  wilden  äuUeiie.  es  scheint 
genügend  daß  die  schwache  ilexion  einmal  ausgedrückt 
sei.  noch  deutlicher  wird  dieses  vcrhiillnis  je  mehr  andere 
Wörter  zwisclicn  beide  adj.  treten,  z.  b.  die  bhiotvarwen 
lielde  und  ouch  harnaschvar,  oder:  der  unlose  Artus,  niht 
ze  her  Parz.  274,  20. 

in  der  mlul.  prosa  wird  man  die  regel.  daß  der  be- 
stinunlc  arl.  die  schwache  form  des  adj.  nach  sich  ziehe, 
wenig  oder  nicht  versehrt  linden. 

Daraus  erklärt  sich  von  selbst,  warum  In  dei-  iihd. 
Sprache  die  regel  überhaupt  wieder  vollkommen  hergeslelll 
erscheint,  die  freiere  adj.  Stellung  hörte  auf,  unil  jedes 
adj.   fnidct  sich    launlttelbar  nach  dem  artikel. 

a.  der  (jiiie.,  die  gute,  das  gute. 

b.  der  ijule  mann,  die  gute   frau  ,  das  gute  kind. 


544  einfacher  salz. 

c.  liinler  das  subst.  trelen  art.  und  adj.  mir  als  felerlirlie 
cpilhela  der  eigeiinaiiieii  :  Ollo  der  erste,  Friedrich  der 
(ft'olSe  i,  nicht  aber:  haiid  der  ersle ,  tag  der  lieiße  statt: 
der  ersle  band,    der  lieii^e   tag. 

d.  eben  so  wenig  tritt  das  subst.  in  die  niilte  zwischen 
art.  und  adj. 

e.  zwei  oder  nielir  adj.  beliaupten  durchgängig  schwaclie 
form  nach  den»  arlikcl:  der  (jnte  blinde  mann,  des  guten 
bUnden  niannes  ,    die  guleu  blinden   niiinner. 

f.  diese  regclniaßigkcit  hat  nun  aucli  die  ursprünglich  nur 
der  starken  form  lahigen  adj.  ergrillen,  namentlich  die  pos- 
sessiva  und  ander  (s.  514.  515.) 

gleichwol  gewähren  einzelne  scliriftsleller  des  16  inid 
17  jh.  noch  die  mhd.  ausnähme  des  starken  adj.  nach  dem 
art.,  Scholtel  hat  s.  236-238  beispiele  gesamniell  :  der 
<jfroUer  himmelsherr,  der  starker  adeler,  der  überlebender 
ehgalte,  zumal  in  superlativem  ausdruck :  der  demütig- 
ster, der  allermachtigsler,  der  allersanflmüligster  lierr. 
auch  in  Luthers  werken  fehlt  es  niclit  an  belegen  ,  doch 
wenige  werden  sich  in  der  bibelverdeutschung  darbieten, 
mehrere  in   den    briefen. 

In  der  alts.  spräche  hat  sich  die  regcl  aufreclit  be- 
hauptet. 

a.  arlikel  mit  bloßem  adj.:  the  mdreo  Hei.  11,  19;  ihe 
gudo  111,  12;  that  xvdre  45,  20;  thes  gramoii  27,  9; 
thes  leihon  33,  9;  thes  alowaldon  8,  19.  9,  10.  15,  2.  45, 
11;  thes  dernien  164,  19;  thes  lelhosten  168,  23;  them 
bezton  29,  19;  tliie  hUndon   112,  7;  ihea  wrekklon  20,  14. 

b.  arliculierles  adj.  vor  Aem  subsl. :  the  yodo  gumo  4, 
16;  the  grulo  seo  131,  22;  the  mareo  dag  59,  13;  the 
frodo  man  7,  7;  the  wiso  man  9,  23;  the  aldo  man  15,  4; 
the  helago  gest  9,  8.  29,  23;  the  helago  Rrist  15,  24.  32, 
5.  33,  10;  llie  rikeo  Crist  1,  2;  the  neriendio  Rrist  23,  20. 
148,  4;  tlnu  mikila  malit  15,  17;  lliiu  marie  bürg  111,  4; 
that  helufja  barn  7,  14.  12,  4.  24,  11;  that  helage  barn 
15,  22.  20',  8.  21,  17.  163,  33;  that  helnga  hus  3,  19;  tliat 
ewiga  riki39,  13;  that  forgebnna  land  27,  15;  that  idala  hröm 
47,11.  that  idale  hrom47,  4;  </jes  Ao/jOJt  hebancuninges  8,  12  ; 
thes  mireon  adalkuninges  11,  12;  thes  armon  mannesl03,  6; 
te  them  hohoii  himile  20,  2;  fon  ihem  hohen  radura  30, 
2;  an  them  selbon  daga  17,  24;  iheiiiu  armon  manne  46, 
23;  an  them  aldon  feo  43,  5.  44,  12;  to  them  alomahtigon 
gode  27,   11.  33,  12;    te  themu  helagon  Criste  109,  9;     te 


nomen.    ßex'ion.     starke  und  schwache.     545 

themu  malillgon  gode  lll,  20;  an  tlieinu  mareon  daga  131, 
18;  then  aldon  eu  9,  19;  thana  berhton  slerron  18,  11  5 
au  theua  gruneou  wang  23,  4  ;  au  tliana  lielagoa  gest  26, 
24.  30,  12;  thana  märion  Crist  37,  10;  thana  neriendon 
Crist  38,  11.  148,  10;  thera  helmjun  thiornun  11,  11;  at 
thera  berhtun  biirg  16,  6;  fon  thero  helogun  tungun  32,8; 
an  theru  hetun  helliu  110,  14;  niid  theru  nükihm  menigi 
113,  23;  an  thea  selhun  tJd  15,  21;  thea  berhtun  bürg 
13,  12;  thia  lielagun  peda  166,  18;  thea  xvison  man  19, 
21.  21,  2;  thea  feiehtnn  mau  20,  18;  thea  blindon  man 
110,  4;  thiu  (jodun  lue  14,  5;  thiu  berhtun  giscapu  11, 
16;  thiu  berhton  giscapu  23,  17;  mid  them  seihon  sacuu 
31,  13;  them  wisun  mannun  19,  14;  them  is  säligun  ge- 
sidun  97,  19.  . 

c.  nach  dem  subsl.  ziemlich  oft,  und  nicht  bloß  nach  ei- 
gennan^.en  :  drohlin  the  yudo  51,  1.  12,  15;  herro  the  gudo ! 
47,  23;  mester  the  gudo!  100,  10;  Joseph  the  godo  11,  9; 
Johannes  tlic  gudo  28,  8.  173,  26;  felis  the  hardo  94,  14; 
godspell  that  (juda  1,  17;  an  fern  that  heta  27,  7;  DavI- 
des  thes  (jvdon  11,  13;  bi  hiinile  themu  hohon  45,  10; 
crafte  them  mikilon  1,  24 ;  suordu  thiii  scarpon  152,  7 
(instr.);  uppan  enan  berg  then  hohon  33,  2;  JMariun  thera 
yodun  11,  2;  idis  thero  gödun  15,  5;  brahlmu  thiu  mi- 
'kilun  128,  6. 

d.  subst.  zwischen  art.  und  adj.  kommt,  meines  "Nvissens, 
hier  nicht  vor.  in  der  phrase:  the  sterro  liohto  sken  20, 
7  muü  liohto  für  das  adv.  lucide  gelten. 

e.  zwei  schwache  adj.  hinler  einander  gehäuft  bietet  diese 
alts.  poesie  auch  nicht  dar. 

der  abweicluingen  von  dem  grundsatz ,  daU  auf  den 
art.  schwache  ilexion  eintrete,  sind  aber  in  diesem  dialect 
wenige;  was  sich  zun»  theil  schon  aus  der  llexionslosig- 
keit  seiner  nominative  erkliirt  (s.  499),  da  im  alid.  luid 
nihd.  die  slrucluren  der  man  guotcr,  der  guoter  man  un- 
gleich häufiger  sind  als  die  mit  den  ilexionslosen  starken 
adj.  überhaupt  aber  scheint  die  regel  im  alts.  ungetrübter 
zu  sein  als  im  ahd. 

folgende   ausnahmen  nehme  ich  wahr. 

das  pari,  priis.  bequemt  sich  zwar  auch  der  schwachen 
flexion  nach  dem  art.:  ihe  neriendo,  acc.  thena  nerien- 
don; es  kann  aber  nicht  befrcnuhn,  155,  7  tlies  lihhian- 
des  (guden)  godes  zu  lesen,  da  das  mJinMliclic  part.  so 
leicht    substantivische    ualur  anninuut    (s.    522.    523.)    vgl. 

]Mm 


546  einfacher  saiz. 

thes  heliandes  111,  2.  walusclieinlicli  gibt  es  nocli  mehr 
fälle. 

auffallender  Ist  thanu  helcKfuu  30,  12,  wo  aber  die  eine 
lis.  helagoii  liest;  und  ihea  ^visu  man  24,  14  (al.  thea  ^vi- 
sun.)  man  könnte  nocli  andere  acc.  masc.  auf  -an  hier 
lier  zählen,  ^\eil  die  alls.  starke  llexion  dieses  casus  zwi- 
schen -na  und  -au  schwankt:  thene  craf'tayan  91,  23; 
lliena  mureau  96,  13.  9<S,  1.5;  thana  Icdaii  20,  24;  thana 
aldan  eu  42,  21;  thana  JieUujan  gest  20,  24  (uach  einer 
lis.)  u.  s.  w. ,  WMS  ZU  dem  otlriedisclieu  theu  guatan  (s. 
534)  stimmen  w^ürde.  indessen  darf  dies  alts.  -an  aucli  für 
einen  Übergang  in  das  ags.  schivache  -au  gelten ,  und  das 
bestätigen  andere  casus,  in  welchen  kein  starkes  -an  denk- 
bar wäre,  uiclit  nur  der  gen.  und  dal.  masc:  thes  ödayan 
mannes  101,  17;  thes  h'lhan  33,  9;  llies  neriandan  34, 
11;  themu  (jödan  44,  9;  themu  oduijan  man  103,  8;  fon 
them  aloxvaldan  33,16,  sondern  auch  weibliche  und  selbst 
Substantive  casus:  an  theru  siiartan  naht  152,  9;  mid  theru 
tjüdan  thiornan  21,  15.  ja  der  schwache  nom.  sg.  masc. 
nimmt  einigemal  -a  statt  -o  an:  the  hatola  fiund  110,  8; 
the  niennisca  mud  158,  18,  wie  der  weibliche  und  neu- 
trale häufiger  -e  statt  -a.  die  Variante  zeigt  meistens  die 
üblichen  gehwachen  formen.  jener  alts.  scheinbar  starke 
acc.  auf  -an  gehört  also  der  formlehre,  nicht  der  syntax, 
es  begreift  sich  aber,  wie  leicht  auch  einmal  helagna  nach 
dem  art.  vorkommen  konnte.  ein  starkes  thana  ^formau 
sld  47,  21  wäre  doppelt  austößig,  es  steht  demnach  nr 
thana  formon. 

in  den  redensarten :  thana  neriandan  Krist  helagna 
35,  17;  thene  craftayan  drohtin  helagna  91,  23  halte  ich 
neriandan  und  craftagan  für  die  schwache,  helagna  für  die 
starke  form,  welche  neu  anhebt  und  von  dem  vorstehen- 
den art.  nicht  weiter  abhängt. 

AffS.  ist  die  regel  noch  weniger  zu  verkennen,  ich 
gebe  alle  beispiele  aus  Beovulf. 

a.  art.  und  adj.:  se  /joda  408.  707.  1343  1509.  2381. 
3035.  5884;  se  älmihtiga  183;  se  rica  618.  793.  3946;  se 
hearda  798;  se  yldesta  513;  se  agh^ca  1471.  1994;  se 
maira  1517.  4017;  se  modega  1619;  se  snottra  2627.  3570; 
se  gomela  2794;  thiit  vijrse  3476;  thäs  lädhau  263;  thäs 
yldan  4474;  thäs  ahhvcan  1972;  tha'in  tjödan  766.  thäm 
gödan  4649;  thum  aghxcan  843.  5035.  5805.  thaem  ahlajcan 
1486;  tham  gomelan  5629;  mid  tham  mudigan6027;  tham 
yldestan  4865;  tham    selestan  3368;   thone  yldestan  7221; 


iiomen.    ßex'ion,     siarlca  und  schwache.     547 

thone  selestan  2811.  4759;  thone  gomelan  4837;  tlione 
vidflogan  4686;  thone  leofestau  5641;  thd  godan  2320; 
thä  selestan  826.  6239;;  lim  gramau  1548;  tha  aglajceaii 
5180;  thu  hildlatan  5687. 

b.  nachfolgendes  subst. :  se  grinuna  giist  203;  se  hvita 
heim  2895;  se  nifcra  niaga  2947.  5170;  se  \isa  sunu  3395; 
se  hearda  sunu  3610;  se  hearda  thegn  5949;  se  hearda 
hehn  4503;  se  svifta  mearli  4523;  se  vonna  hrefn  6044; 
se  snollra  sunu  6233;  sio  sv/dhre  hand  4191 ;  thät  beorhte 
bold  1987;  thät  side  reced  3957;  thitm  mieraii  frean  537 ; 
thone  visun  freau  2636. 

c.  vorausgehendes  subst.,  nur  einige  belege  für  oblique 
casus:  in  sele  thdm  heüu  1420.  1832.2026.  3964;  beorh 
thone  heän  6189. 

d.  subst.  zwischen  art.  und  adj.:  se  maga  geonga  5346; 
se  secg  hvata  6051. 

e.  häufung  schwacher  adj.  kommt  in  der  allen  poesie 
kaum  vor. 

ausnahmen  wieder  nur  bei  dem  männlichen  pari,  präs,, 
und  aus  dessen  hall)sul)8lnntiviseher  natur  erklärlich:  thäs 
vealdendes  6212;  thu  Udende  440 ;  thdra  ymhs'ütendva  18. 
auch  in  der  prosa  heiUl  es  thdra  vesendra ,  sla'pendra, 
vacigendra  und  niclil  ihui-a  vesendena,  wol  aber  nur  fürs 
masc. ,  im  gen.  pl.  fem.  würde  eher  slehn  müssen:  thdra 
vesendena.     ich  kaiui   keine  stelle  auftreiben. 

mischung  starker  und  schwacher  formen  ,  die  beide  vom 
art.  abliängig  wären  ,  erscheint  wenigstens  in  den  gedich- 
ton  nicht.  wenn  auf  die  worle :  bcoih  thone  heän  un- 
mittelbar 6190  folgt:  micelne  luid  manne,  so  heben  diese 
starkeil  adj.  von  neuem  an  ,  ohne  sich  an  den  vor  heuii 
stehenden  art.  zu  kehren  ;  vgl.  die  s.  546  besprochnen  ähn- 
lichen  conslructionon. 

üevor  ich  die  »hm/,  fügung  des  artikels  zu  dem  adj. 
angebe,  mul\  ich  das  1,  751  aufgestellte  ])aradignia  be- 
sprechen, die  llexion  -en  war  nicht  bloß  für  den  gen.  pl. 
aller  geschl.  zu  bezweifeln,  auch  für  den  gen.  dat.  und 
acc.  sg.  fem.;  überall  wird  liier,  mit  oder  ohne  art.  starke 
form  verwendet,  im  ncutr.  muU  der  acc.  sg.  nothNvciub'g 
den»  nom.  sg.  gleichlauten.  den  gen.  sg.  masc.  (lulglich 
auch  neulr.)  auf  -en  kann  ich  aus  IMaorl.  2,  19.  53  bele- 
gen,  gewcilinlirh  aber  wird  ilim  cbcMil'alls  starke  llexion  zu 
theil.  da  nun  d(>r  slaiUe  dal.  und  acc.  sg.  auf  -en  aus- 
golin  ,   d.h.   diT  ai(-.    orgauischerweise  ,  der  dal.   durch   \or- 

Mm  2 


54Ö  einfacher    saiz. 

(liinining  des  allorcn  -eui  (dns  nur  noch  iinprononien  hein 
Ibrlwahrl);  so  diiille  man  behaupten,  dali  die  schwache 
llexion  des  iniil.  ailj.  aul  den  nom.  sg.  aller  gescldechter, 
auf  den  acc.  sg.  nculr.  und  auf  jene  seltne  spui-  des  gen. 
sg.  masc.  (und  neutr.)  eingeschränkt  sei.  Die  l'olgenden 
beispiele  des  arliculierten  ninl,  adj.  foidern  also  nieisten- 
theils  eine  ganz  andre  beuilheilung  als  die  des  mhd. ,  wo 
neben  der  starken  form  überall  eine  slaike  gilt,  die  Avahl 
der  einen  oder  andern  von  syntaclischen  gründen  al)hängen 
kann,  hier  hingegen  mul\  für  die  bezeichneten  casus  starke 
form  gebraucht  >Yerden  unter  allen  Verhältnissen  der  con- 
struction. 

a.  artikel  und  adjectiv  allein  :  die  honde  (andax)  INIaerl.  2, 
8;  dat  clene  (parvum)  Rein.  2111;  Igrote  das.;  des  oudeii 
Maerl.  2,  19;  des  aernien  2,  53,  des  selfs  Floris  1393; 
rfer  sconster  647;  die  oude  acc.  sg.  fem.  floris  449;  die 
heleijhe  nom.  pl.  Rein.  83;  die  beste  Rein.  86;  die  goede, 
die  quade,  die  jonghe  IMaerl.  2,  18.  19;  die  on^YIse  das.  43 ; 
den  stoiUen^  den  aermen  dat.  pl.  das.  46.  48;  der  cran- 
ker  (aegrolorum)  das.  53. 

b.  subst.  nachfolgend:  die  feile  man  Rein.  105;  die  goede 
haue  299;  die  luslighe  houde  (der  listige  alte)  2370;  die 
stoute  man  IMaerl.  2,  9;  die  ghemene  scat  2,  20;  die  lede 
nit  Floris  757;  die  scone  vrauwe  Rein.  242;  dat  stoute 
diet  IMaerl.  2,  6 ;  dat  slerke  lant  2,  5  ;  dat  wallende  gout 
2,  41;  dat  scunste  wif  Floris  655;  dat  scone  kint  1038; 
dat  ghebloeide  velt  1205.  gen.  masc.  int5  lets  duvels  name 
Rein.  1280;  des  derdes  daghes  2092  *) ;  des  aerms  bede 
Maerl.  2,  53;  dies  selves  daghes  Floris  239.  gen.  fem.  der 
starker  miniien  Floris  442.  dat.  fem.  ter  selver  stede  Rein. 
150;  ter  selver  slat  1155.  2480;  bi  der  selver  vaert  2161. 
2480;  ter  selver  wilen  815;  ter  selver  stont  2926.  JMaerl. 
2,  12;  ter  selver  huren  IMaerl.  2,  36;  binnen  der  selver 
stünden  Floris  120;  metler  langher  nese  Rein.  792;  ter 
goeder  tit  1233;  ter  rechter  Straten  1751;  der  rechter  side 
Maerl.  2,  16;  ter  dieper  hellen  Floris  766.  dal.  acc.  masc. 
ten  groteii  love  Rein.  47;  den  feilen  metten  grisen  barde 
60;  den  goeden  bake227;  den  feilen  vraet  544 ;  den  mesten 
Strom  851;  den  bösen  vos  857;  den  roden  scalc  940;  van 
den  feilen  diere  956;  met  goeden  rade  1035;  ten  soeten 
speie  1281;  den  feilen  gast  1888;  den  feilen  vodeu  1948; 
den  scouen  dach  2390;  den  nauweu  raet  2490;  den  feilen 


* )  bemerkeiiswerth  :  des  ander  daghes  Rein.  2932. 


nomen.    flexion.     starke  und  schwache.     549 

gheselle  2986;  ten  selven  daghe  Maerl.  2,  28;  den  liefsten 
raet  Floris  373;  in  den  donkreu  kelre  1257.  acc.  sg.  fem. 
ilie  selve  wet  FJoris  195;  die  rechte  waerheit  1058;  die 
grote  not  1237;  die  bitter  döt  1244.  nom.  acc.  pl.  die 
hoyhe  baroene  Rein.  1884;  die  beste  redenen  1880;  die 
grote  Sonden  1721;  die  verssche  wonden  162;  die  beste 
pladise  211.  dat.  pl.  den  goeden  lieden  Rein.  1796;  met- 
ten  croninieu  vingheren  796  ;  van  den  selven  stonden  Flo- 
ris 225. 

c.  subst.  voraus,  nur  bei  eigennamen  und  appellativen : 
Reinaert  die  feile  614;  Rode  die  vroede  331;  Cojjpe  die 
niare417;  god  die  rike  1068;  Isengrin  den  grisen  2266. 

d.  einigemal  in  gleichem  fall  auch  das  subst.  in  der  mitte: 
die  \rau\\e  ßue  Rein.  1865;   die  coninc  milde  2193. 

e.  zw^ei  aufeinander  folgende  adj.  werden  auf  gleichen 
fuß  beliandelt ,  wie  sich  in  den  meisten  fällen  von  selbst 
versteht,  da  es  nur  eine  form  für  sie  gibt:  an  den  vroeden 
houden  Rein.  2398  j    dcsen  goeden  vetten  liase  3132. 

Auch  an  dem  nnl.  paradigma,  wie  es  1,  754  aufge- 
stellt wurde,  ist  zu  berichtigen,  daß  der  gen.  pl.  überall 
auf  -e,  nicht  auf  -eu  ausgeht,  und  daß  starke  laid  schwache 
form  zusammengcdossen  sind  mit  einziger  ausnähme  des  nom. 
acc.  neutr. ,  der  vor  dem  unbestimmten  art.  noch  hlitid 
lautet,  vor  dem  beslimnUen  blinde.  man  sagt  een  blind 
kind  und  hei  blinde  kind.  alle  übrigen  casus  gehen  dem- 
nach unsere  vuitersuchung  nichts  an.  im  gen.  dat.  sg.  fem. 
ist  das  -er,  im  gen.  pl.  onui.  das  -er,  im  gen.  sg.  masc. 
neutr.  das  -es  erloschen,  statt  des  mnl.  der  goeder  vrau- 
wen  heißt  es  der  gocde  vrouwen. 

Die  alln.  spräche  hält  sich  streng  an   die  regcl. 

a.  schwaches  adj.  nüt  arlikel :  inn  hiinski  Sivin.  264'^ ; 
enn  frödhi  81^;  inn  hugom  sluri  26ßi- ''•  269^  272=«;  in 
godha  162»;  in  konungborna  168^';  in  skirleila  249';  in 
qvislskivHlha  269b;  idh  (besser  geschrieben  il)  sama  145^» 
233'^  251=«;  idh  vcrgasla,  sannasla  25<)=«  26'j'';  idh  fyrsla 
196^;  it  funla  197'';  acc.  sg.  masc:  inn  Inhisha  225=«;  inn 
Ungar  traudha  157=';  acc.  sg.  fem.:  ena  gullbiürla  78'';  dal. 
masc.  enoin  hiinskn  225'';  cnoni  alla  247«. 

b.  arl.  und  ailj.  vor  dem  subsl.:  lti)ni  hrv/s'i  Lok!  .'>7'' 
67**;  inn  ganili  thulr  32';  iiiii  frwdhi  itiUinn  33'';  imiii  fraiii 
ormr  85'^  188'';  inn  ilri  aiiilhliugr  175'';  inn  mudliurlausi 
mögr  186'';  inn  fiancygi  sveinn  IS7':  inn  lu-idhi  dagr 
224=*;  inn  ani  crßvurdlir  2451-;  inn  rcginki\ngi  baldur  272''; 


550  einjacher  satz. 

vt  Jorna  IblJ  SS'';  en  horsca  inxr  22';  ia  alsnolra  am- 
butt  73**;  in  arma  syslir  74*;  in  illa  m;cr  85**;  in  rika 
nifxu'  157'';  idh  viikla  men  72';  it  horsca  man  2.'»';  idh 
fyrsla  ordli  l'JS'';  idh  giallagull,  idli  gludhraudha  fc  187^'; 
ins  hrhncalda  niagar  66'';  ens  deyqva  hrafns  184'';  ens 
unga  nians  82'';  inom  hvita  ht  220*»;  at  eiio  liosa  vatnl 
165';  eno  inikla  meni  72'';  hinn  maera  miüdh  83'';  en 
skardha  mana  134'';  inn  hara  thul  190'';  inn  helga  niiödli 
196';  enn  unga  gram  209'';  enn  blacka  mar  268';  ina  öldno 
systor  74'';  in  svaso  godh  33';  inar  fögro  brudliir  141'. 

c.  art.  und  adj.  nach  dem  subst. :  sveinn  inn  hviti  62''; 
reccr  inn  radhsvinni  75'';  Harbardhr  inn  ragi !  78'  80'; 
seggr  enn  üugi!  81**;  halr  enn  liugblaudhÜ  79'';  vidhr  enn 
vindlliurri  135';  hairinn  ämatlki  143'';  seggr  inn  snarradhi 
183';  verr  inn  atti  212';  ikonungr  inn  hünski  217';  Atli 
inn  riki  248«;  Erpr  inn  sundrmoedhri  270'';  gnmi  inn 
gunnliclgi  273';  all  it  meira  221';  mal  idh  efsta  241'; 
Hialla  ins  blaudha ,  ins  frcckna  247';  vedhiirs  ens  mikla 
ISO'';  vifs  ins  vegliga  258';  lliodhs  ens  fagurglua  48'';  i 
borg  inni  ha  272';  hendi  hinni  hoegri  68';  audh  inn  fagra 
174';  Helga  inn  luigomslura  149';  liest  inn  hradhfoera 
268^;  myrkvidli  inn  okunna246';  mann  inn  hardhara  76** ; 
gr.tli  in  gXystömo   269'. 

d.  siibst.  zwischen  art.  und   adj.  kommt  nicht  vor. 

e.  gern  werden  die  beiden  artihel  gehäuft  (s.  379.  433), 
ohne  daß  dies  die  construction  des  adj.  veränderte :  sä  inn 
fräni  ormr  ISg'';  sa  inn  hünski  herbaldr  218'';  sa 
inn  aldni  iütunn  84^;  sä  inn  sturudhgi  iötunn  76'';  sä 
inn  ämättki  iötunn  82^;  su  in  ßölnyta  fold  192';  that 
idh  ünqa  man  48'';  that  idh  miallhvita  man  49';  hrfs  that 
idh  ma>ra  245';  ormi  theim  enom  ßäna  136';  theirri 
enni  Unhvito  mey  78'';  thann  inn  aldna  iötun  189''; 
tbann  inn  hrinikalda  iötun  191';  tliann  inn  hvita  hadd 
267^;  tliann  inn  heidha  himin  77':  thd  ina  föcjro  fylkis 
duttor  176**;  bürn  thaii  in  blidho  240';  thessi  en  hnce- 
filigu  ordh  79'. 

f.  mehrere  adj.  Lintereinander  sind  der  eddischen  poesie 
unangemessen. 

g.  possessiva  würden  auch  dem  art.  nachfolgend  starke 
form  behalten;  sie  pflegen  jedoch  ihm  vorauszugehn:  thra;ll 
viinn  inn  bezti!  139'';  minn  inn  hvassi  liiörr  187';  acc. 
minn  inn  hvassa  hiör  189'';  thinn  inn  fräna  ma;ki  186'; 
thins  ins  hvassa  hiors  190';  bcckur  thmar  enar  blähvito 
266'  269'';  brödhir  ockarr  inn  bodfrtckni  272''.     Dagegen 


nonien.    ßexioji.     starke  und  schwache.      551 

werden  einn,  allir,  badhir  *)  zuweilen  artlcullerl,  unbe- 
schadet ihrer  starken  form:  sä  einn  äss  61^;  theim  ölloni 
77*;  um  thä  biidha  259^.  vor  annarr  unterbleibt  der  ar- 
likel;  es  heißt  28^'  29»  196.  197  idli  fyrsta ,  annat ,  idh 
thridhja,  idh  liordha,  it  fimla;  236»  «J/tra  sio,  i'na  thridhjo 
siö,  und  nicht:  idh  aiinat,  ina  adhra. 

Den  schein  einer  ausnähme  von  der  regel  hat  241*: 
siä  mudhr  konüngr;  dieses  siä  gehört  aber  nicht  zu  sa, 
SU,  that  und  hat  nicht  bedeutung  des  artikels ,  sondern 
nachdrücklichere:  aniniosus  iste  rex.  da  es  auch  bei  fem. 
steht,  z.  b.  mrer  sid  (virgo  isla)  Nial.  p.  2,  ließe  sich  das 
ahd.  shc  (s.  513  nole)  vergleichen.  Rein  attribut,  vielmehr 
prädicat  ist  die  starke  form  in :  sä  särastr,  sä  grimmastr 
267^  268»  (der  ist  der  herbste,  grimmste  härm.) 

Wie  soll  man  aber  die  dat.  j)l.  ablehnen,  die  ich,  in 
der  edda,  nach  dem  art.  nie  schwachformig  finde?  at  rü- 
nom  enoni  ros^inhuniiom  20»;  theim  enoni  aldrcenoni  1 9^ '^ 
eiiom  shavoroui  (ignavioribus)  62^'  63».  warum  nicht  re- 
ginkunnu,  aldroenu ,  slfcvari?  was  die  schwache  form  des 
positivs  und  comp,  fordert  (l,  742.  758.)  entw.  duldet 
und  verlangt  der  dat.  pl.  starke  ilexion  nach  dem  art.,  wo- 
für ich  keinen  hinreichenden  gruud  sehe;  oder  man  hat 
anzunehmen ,  daß  in  jenen  stellen  die  noch  nicht  in  -u 
abgestumpfte  ,  eigentliche  schwache  form  vorliege. 

Im  neunord.  kann  sich  die  regel  nur  noch  am  sg. 
üben,  da  im  pl.  starke  und  schwache  flexion  zusammen- 
fließen, jener  nom.  sg.  lautet  mit  dem  art.  im  schwed. 
niasc.  den  (jode,  im  fem.  den  (joda  ,  im  ncutr.  det  (joda  j 
gen.  den  godcs,  den  godas ,  dct  godas;  pl.  aller  geschl.  de 
godu,  gen.  de  (jodas.  die  pari,  priil.  schwacher  vcrba  unter- 
scheiden jedoch  kein  gcnus,  nehmen  überall  den  vocal  e  an: 
den  kallade,  den  kailade,  det  kallade;  pl.  de  kallade,  de 
kallades.  Nach  dieser  letzten  weise  verfahren  alle  und 
jede  dan.  adj.  oder  part. :  den  (jode,  den  tjodey  det  fjode^ 
pl.  de  gode  y  de  godes. 


*)  ich  hole  hier  dieses  oben  s,  514  unerwähnte  pronomen  nach,  wel- 
chem organisclierweise  ebensowenig  als  den  andern  scliwaelie  form 
zusteht,  goth.  tliaiis  haus  E|ih.  2,  Ki ;  und  mit  iiacligeset/tcm  art. 
ha  tho  s\C\\ia  Luc.  5,7;  aiid.  tliiii  hrilu  O.  111.7,  20;  ilc.^cru  l)riiniu'ino 
bedaro  Uild. ;  \ind  wieder  voraus  stehend:  l'edu  t/iisu  bilidi  O.  IN'. 
6,  27.  ndid,  die  beide,  neulr.  diu  heidi u  ;  gen.  der  beider  Iw.  (j4(»2. 
das  nlid.  die  beiden  ist  so  unorganisch  wie  die  andern,  jene  vorsohie- 
bung  ha  lliü  sivipa  gemahnt  an  das  en^i.  hoth  llie  ships  (s.  43ü) ; 
das  ahd.  bt'dii  thcsu  hilidi,  alts.  I)etliiun  tlirni  bliniinn  niaiinuni  l()!>,7,theni 
bliuuuii  bedituit  100,  22  au  dua  mal.  bede  sine    lier  Hein.  745.  8ä5, 


552  einfacher  salz. 

Wir  haben  nunmehr  die  erste  regel  durcli  alle  zweige 
der  deutsclien  spräche  verfolgt,  und  dürfen  aus  der  ein- 
slinunung  des  golhischen,  saclisischen  und  nordiMlien ,  ja 
aus  der  rückUehr  des  neuliochdeutsclien  dialects  in  die 
schranke,  voUkotnmne  beslatigung  dessen  entnehmen,  was 
s.  536.  543  von  den  ahd.  und  mhd.  abweichungen  gesagt 
wurde,  liätten  diese  etwas  organisches  an  sich ,  so  müste 
es  auch  in  den  übrigen  dialecten  hervorgetreten  sein  *). 
es  erscheint  aber  selbst  im  ahd.  und  mhd.  deutlich  als 
ausnähme,  die  sich  eine  zelllang  geltend  machte  und  zu- 
letzt wieder  verschwand.  weniger  in  der  prosa  war  sie 
herschend,  als  unter  den  dichtem,  welchen  die  große  frei- 
heit  in  der  wähl  llectierter  oder  unllectierter  adjectivformen 
ein  gewisses  schwanken  zwischen  starker  und  schwacher 
flexion  an  hand  geben  konnte.  dies  schwanken  fällt  ge- 
rade iu  die  zeit  des  Übergangs  der  endungen  aus  der  alten 
nianigfaltigen  formsicherheit  in  die  eintönigere  weise  der 
neuen  spräche.  nicht  selten  war  beiderlei  llexion  zusam- 
mengefallen und  die  syntactische  bedeutung  des  miter- 
schieds  hatte  sich  zu  behaupten  mühe.  Wie  man  aber  Ot- 
frieds  gewöhnliche  rede  luid  die  ihm  vom  reim  auferlegte 
abweichuug  in  der  construction  sondern  darf,  lalU  sich 
auch  bei  den  mhd.  dichtem  erkennen,  daß  einige  die  regel 
fester,  andere  loser  behandeln,  und  viele  verstoße  dawider 
bloß   den  abschreibern  zur  last  fallen. 

wenn  der  goth.  acc.  sg.  masc.  bliadana  von  dem  schwa- 
chen blindau  abstand,  das  ahd.  plintan  von  plinton ,  das 
ags.  blindue  von  blindan,  das  altn.  blindan  von  blinda;  so 
schwankte  die  alls.  starke  form  zwischen  blindana  und 
blindan,  die  schwache  zwischen  blindon  und  blindan,  und 
es  lag  nahe  zu  sagen  thana  blindan ,  ja  dies  kann  ein  ot- 
friedisches  then  blindan  miterklären.  die  form  des  mhd. 
acc.  den  blinden  ist  ganz  unerkennbar. 

den  goth.  starken  dal.  pl.  blindalm  schied  die  form 
scharf  von  dem  schwachen  blindam ,  bliudum  ;  auch  die  ahd. 
pllntem  und  plintom,  plintöm  blieben  anfangs  gesondert, 
bis  N.  in  beiden  fällen  blinden  schrieb ;  wie  hätte  die  Ver- 
schiedenheit in  dem  mhd.  blinden  und  den  blinden  sollen 
nachgefühlt  werden?  der  alts.  dat.  pl.  zeigt  beidemal  ein- 
förmiges blindon,  und  ich  mutmaße  daß  dem  altn.  schwa- 


•)  keine  goth.  poesie  kennen  wir;  aber  die  goth.  prosa  ist  im  be- 
sitz fast  aller  freiheiten  der  sächs.  oder  nord.  diclitersprache,  und 
noch  größerer. 


iiomen.    jlexion.     starke  und  schwache.      553 

clieu  bllndu  ia  diesem  casus  ein  älteres  blindum  voraus- 
gieng,  welches  Aviederum  dem  starken  blindum  begegnete, 
die  syntax  nuiste  also  auch  für  diesen  casus  ihre  miter- 
scheiduiig  einbüüen.  die  analogie  zweier  casus  konnte  nicht 
umhin   auf  den  gebrauch  der  übrigen  einzufließen. 

andrerseits,  nachdem  das  gefühl  für  die  eigenthümliche 
besonderheit  jener  organisch  nur  starken  oder  nur  schwa- 
chen Wörter  (s.  512-524)  allmalich  weniger  lebhaft  wurde, 
niuste  auch  ihre  der  regel  widerstrebende  abweichung  die 
Statthaftigkeit  der  übrigen  ausnahmen  entschuldigen,  man  sagte 
des  guotes  wie  des  sines,  dem  guotem  wie  dem  andorni,  und 
weil  das  regelmäßige  des  guoten,  dem  guoten  nicht  ver- 
drängt wurde  zuletzt  reagierend:  des  sinen,  dem  andern  '''). 

ein  mhd.  des  schaenes  swerles,  dem  lichtem  nianen 
würde  in  allen  S])racMen ,  die  keine  schwache  ad),  form 
entfalten,  unanstößig  sein;  es  verletzt  aber  den  goth.  sächs. 
nord .  canon,  und  auch  den  im  liochd.  dialect  deutlich 
überwiegenden.  durch  arlikel,  oft  das  subst.  daneben, 
wird  die  starke  casusform  scharf  genug  ausgedrückt,  dem 
adj.  reicht  die  zweite  potenz  der  llexion  hin;  es  entspringt 
auch  daraus  eine  dem  wollaut  und  der  abwechselung  zu- 
sagende manigfaltigkeit.  welches  ohr  zöge  nicht  niekeis 
sa  skaunja,  mekja  thamma  skaunjin,  runai  thizai  gafulgi- 
nun  vor  den  luistatthaflen  phrasen :  mckeis  sa  skauneis, 
niekja  thamma  skaunjamma,  runai  thizai  gafulginai;'  das 
goth.  thö  mikilun  stibna  hat  schönern  vocalwechscl  als  das 
gr.  tr^v  rpo)V}]v  ir^v  /iieyuX'}^v.  ohne  zweifei  verdient  auch 
das  mhd.  des  schocnen  swertes  den  vorzug  vor  dem  härte- 
ren des  sch(rnes  swerles. 

Anders  schon  beurlheile  ich  die  Verbindung  mehrerer 
adj.  w'ie  es  dem  einzelnen  gestaltet  oder  geboten  ist  von 
der  starken  form  des  arl.  abzuweichen,  so  kann  für  das 
zweite  ferner  gerückte  adj.  jene  einwirkung  des  art.  wie- 
der aufhören,  und  die  starke  llexion  eintreten  (s.  530. 
536.  541.)  darum  Ist  die  mhd.  formel:  der  lange  wniler 
kalt ,  die  lichten  Schilde  breit  so  oft  und  natürlich  ange- 
wendet. 

Der  nhd.  spräche  gereicht  es  zum  vortheil  ,  daß  sie 
die  regel  hergestellt,   und  den  unterschied  zwischen   starker 


')  licivorzulicben  ist  die  zwar  nicht  m^iU. ,  nlier  nlid.  nilul.  alls. 
und  a{;s.  construction  des  gen.  pl.  niäiinliilicr  part.  priis.  ii.uli  dem 
artikel:  tliero  sizzantero  (s.  535),  der  wegewerndcr  (s.  5-l()),  thära 
vesendra  (s.  547.) 


554  einfacher  scttz. 

und  -fcliwacher  form  der  ad),  in  seiner  liaiiptbczlelmng 
pracliscli  erhallen  hat.  im  nnl.  und  neunord,  ist  dieser 
Wechsel  der  formen  und  bedcutungen  weit  mehr,  und  im 
engl,  völlig  zu  griinde  gegangen.  man  versuclie  es  inul 
bilde  in  diesen  mundarten  vuisern  luibestimmlen  ausdiuck : 
in  grünem  kleide,  zu  ry?'oßer  freude,  und  den  beslinunlen : 
im  (jriinen  kleide ,  zur  (jroi\en  freude  nach. 

Anhangsweise  bleiben  für  die  erste  regel  noch  folgende 
puncto  zu  erörtern. 

a.  von  den  beiden  andern  demonstrativen  gilt  was  von 
dem  zum  artikel  gebrauchten  ersten;  auch  nach  ihnen 
sollte  nur  schwache  adj.  form  statt  fmden.  sa  vertritt  im 
goth.  sogar  den  begrif  von  hie  (s.  445)  und  jdins  ist  im 
nord.  inn  artikel  geworden  (s.  374.)  ich  entsinne  mich 
aber  keines  beispiels  bei  Ulf.  für  ein  von  jains  abhängiges  adj. 

ahd.  folgt  auf  dese  schwache  foi'm,  einige  beispiele 
wurden  schon  denen  des  art.  untergemischt:  in  thesenio 
J'arleganen  cunne  T.  44,  22.  desiu  alliit  R.  22-^  diz  al, 
diz  allez  (Graff  1,  210)  ist  in  der  Ordnung,  weil  all  nur 
starke  llexiou  erträgt.  luiorganisch  aber  folgt  starke  in 
dise  blinde  und  thesen  seihen  (s.  535.)  auch  hier  kein 
adj.  nach  euer. 

inhd.  völlige  Unsicherheit,  bald  schwache  form :  dirre 
triiebe  lieble  schin  Parz.  1,  24;  dirre  starke  lewe  gruz 
Parz.  571,  19;  disiu  grozc  klage  Iw.  4011;  diz  guote  lü- 
gennicere  Iw.  3680;  diz  riterliche  wip  Iw.  6135;  diz  bekande 
herzeser  Wh.  71,  12;  in  dirre  heilecliehen  zit  Parz.  456, 
7  ;  dise  grozen  iingefüegen  nut  Wh.  325,  25 ;  dise  riehen 
prisent  Parz.  77,  6;  disiu  süezen  ma?re  Parz.  466,2;  disiu 
strengen  ma;re  Parz.  686,  8 ;  disiu  jtBmei'licheu  dinc  \^  h. 
120,  27.  hingegen  starke :  dirre  ungeviieger  schal  Iw. 
4653;  dirre  angestltcher  strit  Ivv.  7237;  dirre  vriuntlicher 
strit  ivv.  7592;  disiu  liebiu  naht  Ivv.  7409;  disiu  bluziu 
(G.  blöze)  frouwe  Parz.  261,  22;  disiu  magetbfieriu  (G. 
magelbäre)  brut  Parz.  202,  27;  diz  jfemei'lichtz  wort  Wi- 
gal.  5858;  dise  selbe  sache  I\*^.  7841;  dise  guote  heiligen 
Iw.  7935;  disiu  armiu  wlp  Ivv.  6267.  zweitelhaft  bleiben: 
diz  vHegende  bispel  Parz.  1,  15;  diz  gajbe  trüt  314,  6; 
diz  spaehe  werc  658,  20.  man  könnte  im  nom.  masc.  das 
starke  adj.  wollautender  finden,  weil  dirre  vocalisch  aus- 
geht. Nach  jener  kommt  das  adj.  seltner  vor;  ich  finde: 
in  jenem  sale  xviten  Nib.  79,  2;  aber  auch:  jenir  kindi- 
schir  mau  Aegidius  59. 


nomen.    ßexion.     starke  und  schwache.     555 

nlid.  hat   sich   auch   hier   das  rechte    Verhältnis   ^vlede^ 
eingefunden;  nach  dieser  und  nach  jener  folgen  schwache  adj. 

b.     das  mhd.  adj.  tnanec ,   insofern  es  aus  dem   begrlf  von 
multus    übergeht    in    den    unbestimmten     pronominalen  *), 
kann    auf   die    flexion    der    nachfolgenden    adj.    einfließen, 
meistens   zwar  bleibt  diese  stark,   d.  h.   manec  wird   ange- 
sehn    als    ein    neben    die    übrigen    adj.  gesetztes.      im    nom. 
sg.  masc.  pflegt,   wie  bei  niauec,    auch  die  llexion  der   an- 
dern   adj.   wegzufallen:    vianec   vruni    riler   Iw.  1828;    so 
manec    guot   riter  Iw.  2453;    manec   boese  man  Iw.  2485; 
manec    kampfwise    man    Iw.    7202;    manec    guldin    trache 
kleine    Parz.    262,    9;     manec    tiwer    pfelle    Wli.    63,    18; 
manec    tiwer    samit    Parz.  11,  19;    manec    wunt   man  "NA  h. 
114,  7;  doch  kann  sie  bleiben:  und  anders  manec  xverder 
man    Parz.    277,    7;    manec    unverzaget    küener    man    "VTh. 
305,  19;   manec  ellenthafter  swanc  Parz.  263,  4;  manec  star- 
ker ger  Nib.  2065,  3;  am  seltensten  hat  sie  auch  manec  (s. 
492):    nianiger   iverder  man  Ms.  2,  173*;    \il  maneger  üz 
erweiter  helt  Nib.  1207,  4.      im   nom.  sg.  fem.  folgt  lieber 
lleclierte  form:  manec  darin  frouwe  Parz.  636,  18;  manec 
tiuriu  krune  Parz. 638,  9;  manec  gröziu  hurte  Parz.  391,  10; 
manec  unsüeziu  strenge  Parz.  179,  17;    manec  gruziu  rotte 
Parz.  681,  24;  manec  riterlichiu  tat  Wh.  37,  12.     unflectiert: 
tnanec  sidin  gezellsnuor  "Wh.  436,  12;  manec  fiurin  doner- 
slräle    Parz.  104,  1;    manefjiii    siieze    zunge    Trist.    17374. 
nom.    neutr.    ileclicrl:    manec  armez   m.xre  Iw.  2847;    tm- 
flecliert:    manic  gollvaz    riche   j\ib.    1268,    3;    manec  hoch 
herze     Wh.    7,    26;     manec     heidensch     herze    "NVh.     150, 
16.     die  obliquen   casus  können   slaik  lileihen :    su  maneije 
cldre  frouNven  Parz.  556,   12;  von  manetjetn  küenem   arm- 
man   Parz.  70,  8.  I\ib.  1422,  3;  mit  so  manger  herlicher  tu- 
gent  Reinh.  342,  1885.    doch  finde  ich,  wenigstens  im  dat.  sg. 
die  sclnvaclie  form  vorgezogen:  so  manecfem  süezen  nninde 
munde   Inv.  5360;  mit  manegem  ritcrlK'lien  slage  iw.  7344; 
mit  manegem  claren  libe  Parz.  765,  3;  iiz  maiicgom   draMen 
lovifte    Parz.    739,    28;     zuo    manegem    -werden    man    Wh. 
297,    2;    mangcm    liurleclichen    punciz    "VN  h.  432,  24;    mit 
mancijer    werden    frouweu    Parz.   61,    5.      hier    also    tritt 
abbringii^kcit  des   adj.  ein  von  dem  vorausgehenden  pronomi- 
nalen nuuiec.      zwoidcutia  ist  der  acc.  sc-  masc:    s»5  mane- 


*)  wo  niancc  selbst  scliwncliformif;  winl,  stellt  es  nnpronoininni, 
reiiisKljecliN  iscli:  <lie  tnomgcn  schar  INib.  112,  2;  den  inancgen  siilidcr- 
site  Wli.  ;H4,  14. 


556  eiitjacher  salz, 

(jen  av(jen  lisl  Nib.  16'J2,  2;  manigeii  biz  tiefen  Renih, 
326,  974;  niaiiigcii  spi-unc  seltsicneii  Aw.  3,  22.  pl.  inan,' 
(jiu  irdenschiu  laut  Bari.  137,  39.  andere  belege  schon 
s.  488-490  angezogen. 

nlid.  steht  im  noin.  sg.  nach  dem  nndectierten  manch 
die  starke  form :  manch  tapfrer  hehl ,  manch  edle  fraii, 
manch  schönes  kind ;  nach  llecliertcm  mancher,  manclies 
aber  die  schwache:  mancher  tapfre  lield ,  manches  schöne 
kind.  oblique  die  schwache:  wir  freuen  uns  manches 
schönen  tages ;  in  manchem  bedeutenden  worte ;  mit 
mancher  herlichen  gäbe  ausgestattet,  im  pl.  stark :  man- 
che SV o\unterrichtete  leute. 

c.  zu  dem  golh.  alls ,  Avelches  keinen  art.  unmittelbar 
vor,  wol  aber  nach  sich  leidet  (s.  391.  516.  530),  sondern 
das  articulierte  subst.  entweder  vorausgehn  oder  folgen 
läßt  (so  baurgs  alla  oder  alla  so  baürgs)  muß  auch  das 
articulierte  adj.  eben  so  construiert  werden.  entweder 
thäi  veihans  alläi  II Cor.  13,  12;  oder,  was  viel  üblicher 
ist,  alläi  thäi  häiisjandans  Luc.  1,  66,  all  thata  gamelidu 
Luc.  18,  31;  allans  thans  veihans  Eph.  1,  15;  alla  thö 
anabundanöna  Luc.  17,  10;  allaize  thize  halandane  Luc. 
1,  71;  allaim  tliaim  veiham  II  Cor.  1,  1.  Eph.  3,  18.  6,  18; 
allaim  thaim  gakiubjandam  Rom.  10,  4.  nur  das  possessiv 
kann  unmittelbar  hinter  alls  stehn :  allamma  seinamnia 
Marc.  5,  26;  kein  anderes  adj.,  denn  in  allaim  unhulthum 
Luc.  9,  1  ist  letzteres  subst.  die  übrigen  adj.  verbinden, 
sich  ihm  also  erst  durch  den  art.,  und  liaben  nach  diesem 
schwache  form,   die  nicht  von  alls  abhängt. 

dieselbe  construction  gilt  ahd.  es  heilU  entw.  thie 
odecjun  alle  0.  I.  7,  18  oder  alle  thie  odeijnn.  das  pos- 
sessiv darf  unmittelbar  folgen :  ubar  allaz  sinaz  richi  0. 
IV.  6,  46;  allemo  niinemo  herzen  N.  ps.  9,  2;  andere  be- 
lege hat  GrafF  1,  208.  K.  und  N.  gestatten  aber  auch  an- 
dere adj.  in  naher  Verbindung,  jedoch  nur  starke:  alliu 
cuatiu  indi  wihiu  (oninia  bona  et  sancta)  K.  20^;  alle 
werltriche  (omnes  diviles  terrae)  N.  ps.  21,  30;  alle  rehte 
(omnes  recti)  63,  11;  alle  sundige  118,  119;  alle  unrehte 
wega  118,  104.  128.  Is.  61,  7  dher  allero  heilegöno  hei- 
lego  ist  heilegöno  Substantiv. 

mhd.  begegnet  jene  goth.  structur  selten :  die  besten 
alle  Iw.  3071,  wofür  unbedenklich  stehn  dürfte  alle  die 
besten.  gewöhnlich  folgt  das  adj.  unmittelbar,  und  in 
starker  form:  al  wereltlichiu  schände  Parz.  476,  3;  alliu 
tonfbwriu  laut  Wh.  253,  4 ;  elliu  riterlichiu  laut  Parz.  478, 
3;    zaller  guoler  kündekeit  Iw.  2182.  allein  die  schwache 


nomen.    ßexion,     slaj'ie  und  scJiwncJie,     557 

form  beginnt  sicli  clnzusclilclclien  :  aUez  heulenische  laut 
Wh.  21,  8;  aller  vremdeu  huclivart  Ivv.  2326;  aller  fjito- 
ten  \Vibe  giiete  JMs.  2,  36*.  dei'  fall  ist  überhaupt  nicht 
sehr  häufig,  aulier  bei  possessiven,  vuul  diese  bleiben  na- 
türlich stark:  aller  sfn  snierze  Parz.  584,  16:  allez  s/n 
gesinde  Nib.  998,  3;  alle  miiie  man  Nib.  2104,  3;  alle  suie 
man  1325,  2;  elliu  nnniu  leit  2046,  3.  2088,  3;  elllu 
niiniu  kint  Parz.  556,  25)  mit  allen  im  friunden  Psib. 
2198,  2. 

Luther  scheint  nach  all  das  allein  auftretende  adj. 
schwach,  das  neben  einem  subst.  stehende  stark  zu  decli- 
nieren:  alle  gottlosen  ps.  119,  119;  alle  heiligen  ps.  32, 
6;  alle  feiten  i)s.  22,  30;  hingegen  alle  Aei7»</e  engel  INlatlh. 
25,  31;  alle  fromme  herzen  ps.  64,  11.  94,  15;  alle  \vilde 
thiere  ps.  104,  20;  alle  leuchtende  steru  ps.  148,  3;  alle 
falsche  wege  ps.  119,  104.  noch  die  heutige  spräche 
schwankt,  doch  mit  vorneigung  zur  schwachen  form,  man 
liört:  alle  gute  geister  und  alle  guten  geister;  ohne  subst. 
lautet  es  entschieden:  alle  guten,  alle  lionimen.  oblique 
nur  schwach  :  das  ist  das  ende  aller  gottlosen ,  der  erfolg 
aller  angewandten  mühe,  es  geschah  mit  aller  möglichen 
Schonung. 

d.  mh  jetler ,  jeglicher  ycrhlnden  wir  lieute  schwache 
form  '.jeder  blinde  mann;  jeglicher  scheinbaren  ausilucht 
entsagen,  der  älteren  spräche  wäre  sicher  das  starke  adj. 
angemessener,  ich  habe  nicht  genug  aufgeniei-kt.  vor  ies- 
lichem  einevi  (G.  einen)  man  Parz.  15,  23  beweist  wenig, 
^venn  N.  ps.  31,  6  sagt  iegelih  heiligo  (omnis  sanctus),  so 
steht  das  adj.  substantivisch. 

Von  s.  526  an  ist  die  erste  rege!  ausgeführt  worden, 
ihr  gegenüber  stelle  ich  die  zweite  also  lautende :  dein 
durch  keinen  besliminten  artikel  (ffhuiidnen  attributiven 
adj.  tiebührt  die  starke  form,  ein  Idoi^  negativer  gi  imd- 
satz ,  der  auf  dem  niciileinlreten  iener  bedingiuig  beruht, 
■von  welcher  das  schwache  adj.  abhieng.  alsdann  bleibt  die 
ältere,  voUkommnere  llexion  der  adj.  ungestört  in  hei-ge- 
brachtem  lecht.  insofern  hätte  auch  diese  regel  der  ersten 
vorausgeschickt  werden  können  ,  da  sie  ein  piimäres  Ver- 
hältnis, jene  eigentlich  ein  secundäies  behandelt,  und  wie 
bei  dem  subst.  auch  bei  dem  adj.  der  beslimmenile  artikel 
sich  auf  wiedeiholung  des  begrils  gründet,  es  schien  aber 
von  überwiegendem  vorlheil  die  darslellung  gerade  nül 
dem  zu  beginnen  was  in  der  synlax  des  deutschen  adj. 
den  liauplmomenl   des   formlichen   unlei'schiedes  hergibt. 


558  ei/tJacJier  satz. 

(.lamm  l)eclarf  es  atjcli  liier  keines  nalicron  orweiscs  der 
regpl  selljsl.  es  lieiCit  z.  b.  golliiscli :  aliiiia  veihs  vn'tvncc 
üyiov  liiic.  1,  3.5;  alimins  ve.ihis  ■m-tv/tuTog  ilytov  Lur.  1, 
15.  41;  in  aliiniii  veHi<nnma  Iv  7ir£l'/(«T7  «//V-;  Luc.  3,  16; 
stibnai  inildläi  (fio')')]  peyüXi]  Luc.  1,  41;  der  gr.  text  ent- 
behrt in  diesen  fallen  den  art.  ebenso.  anderwärts  felilt 
indessen  vor  dem  golh.  adj.  der  art.  da,  wo  ihn  das  griech. 
hat,  z.  b.  ik  im  hairdeis  guds  6  iroifir^v  o  '/.uXoc:  Juh.  10. 
11.  gleichwol  ist  nicht  zu  iibersehn  ,  daß  sich  UHilas  die 
auslassung  des  gr.  arl.  vor  adj.  ^veit  scJtner  geslatlet  als 
vor  subst.  (s.  386.  387.  388);  oll'enbar  hat  der  arl.  vor 
adj.  mehr  Schwerkraft.  daU  umgekehrt  der  golh.  art.  ei- 
nem adj.  hinzuti'iile  ,  dem  er  im  gr.  text  mangelte,  davon 
ist  mir  kein  einziges  beispiel  bekannt.  "wol  aber  verbin- 
den alid.  Übersetzer  den  art.  unzahligemal  mit  ad].,  die  im 
lat.  text  unarticulierl  erscheinen,  z.  b.  T.  13,  23  heiik  es: 
in  themo  heilayen  geiste  (in  spiritu  sancto) ,  wo  INlatlh.  3, 
11  tv  nvevfiaii  uy/io  steht,  folglicli  aucli  golh.  in  alimin 
veihamma  gestanden  haben  wird,  der  bestimmte  ausdruck 
nimmt  fortschreitend  in  der  spräche  zu.  IMatth.  12,  32  liat 
die  ältere  Übertragung  der  Ir.  theot.  noch:  widar  heila- 
gemo  gheiste;  T.  62,  8  widar  themo  heiUijan  (1.  heilageu) 
geist.  wenn  aber  beide  alte  Versionen  INlalth.  12,  20  rörea 
qafacJita,  riiihhantan  llas ,  rora  pihmsita ,  lin  riuhheiiti 
geben,  so  setzt  Luther:  ilas  zerstol\ene  röhr,  das  glim- 
mende docht. 

Allein  diese  fortschrltte  des  art.  betreffen  das  Verhältnis 
der  beiden  ersten  regeln  untereinander,  nicht  die  regeln 
an  sich  selbst,  den  ginndzug  der  zweiten,  dal^  wo  der 
bestimmte  art.  unterbleibe  die  starke  form  des  adj.  walle, 
erkennen  alle  deutschen  dialecte  an ,  in  welchen  sich  die 
Unterscheidung  beider  adj.  formen  lebendig  erhalten  hat. 
namentlich  im  nhd.  ist  er  durch  Wiederherstellung  der  er- 
sten regel  neu  befestigt:  junger  wein,  der  junge  wein-, 
grünes  laub ,  das  grüne  lauh;  leichtes  mutes,  des  leich- 
ten mules;  ß'ohem  sinne,  dem  frohen  sinne:  remer  liebe, 
der  reinen  liebe;  gute  freunde,  die  guten  freunde;  guter 
freunde,  der  guten  freunde.  einzelne  nhd.  casus  können 
freilich  starke  und  sclnvache  form  nicht  gehörig  kenntlich 
machen,  der  acc.  sg.  masc,  nom.  acc.  sg.  fem.  und  dat. 
pl.  insgemein,  wo  bloße  Verdünnung  der  früher  geschied- 
nen  vocale  davon  die  Ursache  ist,  z.  b.  im  acc.  sg.  masc. 
jungen  wein,  den  jungen  wein;  im  nom.  sg.  fem.  grüne 
erde,    die   grüne  erdej    muß  der  Organismus  als  erblichen 


noinen.    ßexion.     starke  und  schwache.     559 

niclit  als  aufgelioben  angesehen  werden,  wo  hingegen  das 
kennzeicheu  schwacher  ilexion  zerstört  Ist,  wie  im  acc.  sg. 
fem.  (jrüne  erde,  die  (jrüne  erde,  findet  sich  die  regel 
wirklich  verletzt. 

Inzwischen  bietet  uns  schon  die  ältere  spräche  schein- 
bare oder  wirkliche  einschrankungen  der  regel  dar,  d.  h. 
falle  treten  ein ,  in  welchen  die  schwache  form  des  adj. 
auch  ohne  bestimmten  art.  gesetzt  wird,  diese  ausnahmen 
erheischen   alle  aufmerksamkeit. 

a.  der  attributive  vocatlv ,  obgleicli  den  artikel  meist  von 
sich  abhaltend  (s.  383),  ist  orgnnischerw eise  nur  der  sclnva- 
chen  form  fähuj.  seiner  artikellosigkeit  halben  sollte  man 
ihm  gerade  starke  form  zuerkennen?  das  wäre  fehl  gegrif- 
fen, er  ist  von  natur  bestimmt,  seine  individuelle  begren- 
zung  braucht  nicht  erst  hervorgehoben  zu  werden;  wo 
sich  die  anrede  an  einen  wendet,  da  hat  sie  ihn  deutlich 
vor  äugen  als  gegenwärtigen,  das  durch  den  artikel  einge- 
führte subject  kann  nicht  näher  treten  als  das  angeredete, 
die  dem  articulierten  adj.  zusagende  schwache  ilexion  sagt 
ihm  auf  gleiche  weise  zu.  noch  mehr,  der  vocaliv  geht 
nur  die  zweite  person,  der  artikel  eigentlich  die  dritte 
an,  folglich  kann  jenem  dieser  nicht  gebühren,  die  schwa- 
che Ilexion  des  adjectivischen  vocalivs  ist  weniger  aus- 
nähme von  unserer  zweiten  regel  als  bestätigung  des  we- 
sentlichen gehalts  der  ersten. 

aber  dieses  wichtige  geselz  für  den  vocativ  ersehen  wir 
rein  nur  aus  der  golh.  spräche.  alta  (jnraUtUil  nüreo 
d'ixaiP.  Job.  17,  25;  atta  veihal  ixä^fQ  üyie  Job.  17,  11; 
liÜsari  tlnutlteüja !  (hdüoKuXe  dyaS^f  IMarc.  10,  17.  Luc.  IS, 
18;  hatista  'j'haiaüfeilu  I  y.QÜriGTe  SföffrXe  liUc.  1,3;  ijdda 
skalk!  (xycidh  d'ovXe  Ja\c..  19,  17;  unselja  skalk  jah  htla  ! 
tiovxqI  dovXe  (et  piger!)  Luc.  19,  22;  dvala!  faoQf  IMatth. 
5,  21  ;  ahma  tinliräinjal  to  nv.  to  itxü&ctQTOT  INlarc.  1, 
26.  5,  8;  valiso  gajuku!  av^iiye  yvöjaie  Phil.  4,  3;  o  knni 
ungalduhjandö  jah  invindol  tu  yfi'nl  ('i'yr/ffTOs'  y.cu  J'/e- 
axQu/nftiri]  Luc.  9,  41;  liubans!  uyanr^Toi  Roni.  12,  19. 
II  Cor.  7,  1;  brulhrjus  liubans!  I  Cor.  15,  58;  ö  unfröduns 
Galateis!   cj  uvör^Tot  Viüa''.tui  Gal.  3,  1.  '*). 

hiergegen  bildet  keinen  einwand,  daß  die  übeiall  siaik- 
formigen  posscssiva  auch  im  voc.  niemals  schwach  decli- 
nieren  :   gulh   meins  1   {^te  fiov  IMatlh.  27,  46.   o  -L^tötf  fiov 


')  die  belege   mit  beigefügtem  |)rüii.  zwoilcr  pers.  folgen   unter  b. 


500  eliijacher  salz. 

Marc.  15,  34;  alla  unsar !  viutiq  ^'/folr  IMaHli.  6,  9; 
bröllivj\is  mcinai!  ilöihfoi  ;inv  Kom.  7,  4.  I'liil.  3,  1;  bar- 
nilöna  rneinal  if/.riu  fiov  Gal.  4,  18;  da  wo  den»  poss. 
ein  andres  adj.  iiaclitrill,  gelit  dies  alsbald  in  schwacbe 
form  über:  brulbrjus  meinai  liiihans  )ali  ttistnsamans ! 
ade}jfoi  fiov  uyuii>^zol  '/.ui  ininbdi]'iuL  Phil.  4,  1. 

aucb  liir  das  mannliche  part.  pras.  lieüe  sich  die  an- 
wendung  der  starken  form  aus  ihrem  vorwalten  über- 
liaupt  (s.  521.  522)  erklaren;  docli  sclieint  die  wenduug: 
u  aa  aatairands  ihö  alh  jali  galimrjands  thö  INIarc.  15, 
29  nicht  recht  gothisch,  sondern  dem  gr.  lext  ovü  6  y.u- 
TCiXi'iov  TOI'  vaov  VAU  oiy.od'o/taöv  nacligebildet ,  da  sonst 
der  gr.  art.  des  voc.  inn))er  weggelassen  wird,  außerdem 
forderte  die  subslaulivische  ilexion  des  part.  präs.  im  voc. 
gatalrand  ,  gatimrjand!  wie  es  talzjand  !  fraujinund!  u.  s. -w. 
heißt,  ich  müchte  daher  sa  gatairands  für  den  nom.  neh- 
men, aus  welchem  freilich  unjnillelbar  in  die  zweite  per- 
son  des  imp.  übergegangen  wird.  halle  ein  wahrer  voc. 
sollen  ausgedrückt  werden,  so  wäre  ein  h\ol\cs  (jatairanda 
zulässig  gewesen  ,  wie  es  nach  dem  art.  im  nom.  zulassig 
■\var  (s.  521  sa  qvimanda.)  wir  werden  indess  unter  b 
noch  auf  eine  ähnliche  stelle  stoßen. 

im  grüße  des  engeis  faginö  anstai  äudahafta  l  yalae 
nsyaoirioßd'v'}]  Luc.  1 ,  28  liatte  man  wiederum  erwartet 
äudahafto !  oder  m  ählt  der  Gothe  hier  statt  der  11  imp. 
die  111  conj.  (gaudeat),  so  daß  äudahafta  der  richtige  nom. 
fem.  wäre? 

ahd.  belege  des  schwachen  vocativs  :  ftalo  !  tumho  l  T. 
26,  1;  cot  ahnahticol  wessobr.  geb.;  druhtin  (jiiatol  0. 
III.  4,  23;  Uoho  druhtui  nun!  III.  1;  31;  lioho  man!  II.  7, 
27;  faler  unser  cjuatol  II.  21,  27;  leideyo ,  Krün  spiles 
ergazto!  N.  Bth.  19;  manno  tumbesto!  das.  48;  min  lieba 
gemageda!  N.  Cap.  81;  lieba  sin  wirten !  (jugalis  blanda) 
Cap.  41;  min  sconal  (pulchra  mea!)  W.  17,  10.  Den 
art.  schiebt  0.  vor  die  schwache  form,  wenn  er  sie  an 
einen  vorhergegangnen  vocativ  reihen  will:  druhtiu  min 
ther  guato!  III.  7,  1,  der  syntax  nach,  wie  andere  bei- 
spiele  zeigen,  enlbehrhch ,  oder  dürfte  diesem  ther  eine 
mehr  relative  bedeutungzustehn?  kühner  ist  die  starke  flexion  : 
magad  ziet^i  !  0.  I.  5,  15;  (jiiate  man!  II.  7,  16.  V.  18,  3, 
vgl.  guot  man!  Samarit. ,  was  aber  auch  sein  könnte  guot- 
nian ,  und  dann  gar  nicht  hicrlier  fiele,  das  possessiv  steht 
nach  oder  vor:  druhtin  miu  !  0.  I.  2,  1.  40.  55;  wine 
vuh!  W.  9,  4.   12,  20  5  friunlin  min!    W.  10,  11.   12,  12; 


nomen     ßexion.     starke  und  scliwac/ie.      5()l 

miti  truhtin  inli  niiu  got!  T.  233,  7;  got  nihi !  T.  207,  1. 
nihd.  gilt  zwar  aioch  die  schwache  form,  zuHial  für 
den  pl. ,  allein  die  starke  beginnt  im  sg.  bald  zu  überwie- 
gen, jene  hat  etwas  allerlhüniliclies  und  scheint  oft  an  be- 
stimmte formein  gebunden:  (jtiote!  Ben.  355;  liebe  vater! 
Herb.  119^;  wahter  liebe!  INls.  1,  37^  41»;  böte  guotel  Kl. 
1486;  wahter  guote !  ]Ms.  1 ,  48=»;  tiKjenthafte  schriber! 
warlb.  kr.  cod.  jen.  106.  107;  u  (jnädi(jiste ,  bezziste  got! 
(piissime  deus)  Diut.  3,  465;  liebesle  aller  manne!  cod.  pal. 
361,  89';  aller wibe  beste!  cod.  pal.  361,  77*;  aller  ivfseste 
wip!  Nib.  1483,  4  ;  lieben  imn\  Diut.  3,  42;  miw^'A  lieben! 
fundgr.  96,  39.  46.  97,  11;  muie  lieben  friunt !  En.  5360; 
lieben  friunde!  Nib.  702,  2;  /j'efceu  kint!  INls.  1,44^;  nuniu 
lieben  kint!  Parz.  518,  23;  /lefeeu  liute !  Walth.  95,  13;  vil 
lieben  wjp  !  Reinh.  65;  lieben  süne  !  Reinh.  613.  1039;  lie- 
hen alle!  kolocz.  136;  lieben  giioten!  Ben.  115;  guoten 
knehtel  Roth.  4066.  </MO<euliute!  Parz.208,  30.  Trist. 2718; 
sa'liyenYuile  !  ged.  vom  feldbauer,  gleich  eingangs  ;  (fuoten  wib! 
Ms. 2^,  102*;  tiuren  wigandel  Roth. 4644;  stolzen  man\  iMs. 
1,  44';  stolzen  leigen  !  INIs.  1,  14*  Ben.  168;  \\\  eilenden! 
Nib.  1862,  3.  1867,  3;  siVre/t  h cid e !  [Trist.  5490;  werden 
kint!  Troj.  18494;  süezen  mage  min!  Parz.  430,  6;  xvohje- 
tnuolen!  tvolgeninoten  leigen!  Ms.  1,  200*;  klaren  mcgde! 
Ben.  168.  Bemerkenswerlh  sind  die  fälle  des  vorgesetzten 
arlikels:  der  bezziste  got!  (piissime  deus)  Diut.  3,  465;  daz 
aller  wiseste  wip!  Nib.  1483,  4  B.;  daz  beste  wip!  Ben. 
127;  min  vil  liebez  liep  daz  (jiiote  !  IMs.  1,  204^^;  einige- 
mal wird  man  besser  den  nom.  annehmen,  z.  b.  in  den 
stellen:  rilestu  nu  hinnen  der  allerliebste  man  IMs.  1,  1*; 
bisluz  der  liebste  man?  IVls.  1,  16**).  ganz  deutlich  ist 
der  nom.,  wenn  es  heißt:  lieber  man!  der  liebest  den  ich 
ie  gewan   Karl  95*^. 

beispiele  starker  vocallve;  lieber  sun !  Parz.  11,  12; 
herre  lieber  sun!  AVigal.  1348.  1362;  lieber  nevc  !  Parz. 
480,  20.  701,  17;  lieber  neve  min!  497,  21;  lieber  swe- 
sler  sun!  475,  19;  herre  u.  lieber  tt?lieim  nun!  488,  4; 
lieber  herre  min!  547,  3.  Trist.  5117;  vil //efeer  vater  jnin ! 


*)  ein  solcher  nrtikel  erfolpt  in  dor  nnrcdc  von  substaiitivoii ,  zu- 
mal nncli  eigennamen:  (jciieirm  l/n'r  s\v;ij;or  min!  Hol.  fjO,  18  A;  l>ist 
duz  Waltlier  dfr  denrcnV  Hit.  G62 ;  H!i>j;en  dfr  ncNcmin!  Bit.  27():t ; 
aber  aiicli  .sonst:  stiert  mir,  der  bnpst  von  Ilümo  !  IVls.  2,  17()'^;  die 
Zellen  .siine  min!  >Vli.  ;U5,  2.  wie  das  äliiiliclie  lier  dfr  wirt  (s.  420) 
lassen  sicli  diese  fülU«  zwar  niiiit  fassen,  sclieinen  al)er  docli  nni  fü^- 
liclisten  aus  einer  Übertragung  nominativer  Wendungen  auf  den  vocitiv 
zu  erivlaren. 

Nn 


562  einfacher  salz, 

Nib.  ,53,  1;  Ueher  wlrl!  Wh.  134,  21.  13.5,  8;  /iVfcer  bnio- 
der!  Nib.  1553,  2;  lieher  hole!  INIs.  1,  li^  7«'';  lieber 
man!  Ms.  1,  15''  16^  40»;  lieher  geselle!  Wigal.  605 ;  vil 
lieher  vriiiut  I\ls.  1,  38"' ;  lieher  Iruint  (juoter  l  Höre  1078; 
Ueher  etie!  Ben.  326;  süezer  nieige!  JMs.  1,  35^;  süezer 
wünsch!  INls.  2,  105'';  süezer  man!  Parz.  11,  20.  Geo.  775; 
7ver(ler  hell!  Parz.  749,  17;  xverder  friunt !  Tit.  166,  1; 
xverlicher  man!  Parz.  744,  28;  werlicher  helt!  745,  3; 
lierre  (jxioterl  Parz.  476,  14;  (juoter  kiielil!  AYigal.  2807. 
Trist.  5416;  rkher  gol!  IMs.  1,  25^;  (jetrinxver  lip  !  Ms.  1, 
27^;  (jelriiver  man!  Parz.  522,  7;  getriwer  friunt  Tit.  77, 
1;  starker  lip!  Parz.  453,  1;  edeler  riter!  Wigal.  423; 
wo^gelohter  man!  Parz.  462,  10;  gnadigister  got !  (piissime 
deus)  Diut.  3,  464;  gmedeger  truhtin!  Reinh.  1309;  alter 
gouch!  Reinh.  29;  fumfcer  gouch!  Ben.  432;  furnier  mensch! 
armer  leie!  altd.  bl.  1,  232;  leider  witestecke!  Ben.  388; 
Utipper  lierre!  Ben.  374;  liupper!  Ben.  388;  liehiu  niftell 
Parz.  442,  1;  liehiu  niflel  min!  Parz.  712,  5;  liehiu  tobte? 
min!  Wh.  148,  28;  vil  liehiu  inuoter  min!  Nib.  15,  1; 
liehiu  muoter!  tohter!  Ben.  363;  vil  liehiu  triutinue!  Nib. 
1591,  1;  liehiu  frouwe!  Trist.  1227;  xverdiu  magt!  Parz. 
715,  21;  werdiu  minne!  ]Ms.  1,  26^  60*;  vil  süeziu  senftiu 
tceterinne!  Ms.  1,  57^;  süeziu  niaget!  Tit.  164,  4;  reiniu. 
frnbl!  Wh.  60,  21;  süeziu  Gybnrc!  Wh.  91,  2;  richiu 
küneginne!  INib.  1215,  1;  himelischiu  frowe!  Mar.  3; 
edeliu  frouwe!  Wigal.  416;  tumbiu  weilt!  Walth.  37,  24; 
üheliu  diet!  l\v.  5179;  erlösiu  vrouwe!  Ben.  354;  cläriu 
jngent!  Parz.  453,  1;  liehez  kint !  Parz.  158,  1.  161,  1; 
liehez  tohterl !  Ben.  363;  liehez  wip!  altd.  bl.  1,  235. 
Reinh.  1053;  liehez  miieterlin!  Ms.  1,  59^;  süezez  wip! 
Wolfr.  lied.  4,  30;  schcenez  wxp!  Ms.  1,  17^;  xverdez  wip! 
Wolfr.  lied.  7,  35;  Ms.  1,  155'';  Sfeldehaßez  wip  Parz. 
655,  28;   ricliez   Botelunges  kint!  Dielr.  56^. 

seltner  die  pl. :  nii  huret  liehe !  IMar.  104 ;  mine  liehe !  Diut, 
3,40;  helde//rtofe/ En. 8874;  aller liuteiesfe/  Iw.61i9;  tumhe 
getelinge!  Ben.  359;  yun</emagde!  Ben.  435;  stolze  magdel 
Ben.44, 1;  //wofm  lierze!  Mar.  57;  sfd/sm  magedin!  Ben.364, 

iiutlectierte  starke  form:  guot  riter!  Ms.  1,  27b;  guot 
wtp!  Wolfr.  lied.  7,  14.  29.  9,  3;  trüt  neve  min!  Roth. 
3429;  trüt  geselle  min!  Parz.  650,  9;  trüt  geselle!  INIs. 
1,  153^»;  trüt  gespil!  Ms.  1,  88^;  ei  trüt!  Trist.  1226; 
tritt  frouwe!  Trist.  1246.  1509;  trüt  kiut!  Trist.  2925. 
3122;  trüt  gesellen!  Parz.  719,  16;  vrovve  liep  !  Nib.  976, 
4;  künginne  richl  Nib.  1179;  1;  trüric  man!  Parz.  168,2; 
stelic  wip!   Ms.  1,  75'';    andere  beispiele  oben  s.  483.  486. 


Tionien.    ßex'ion.     starke  und  achwache.     563 

bei  adj.  zweiter  decl.  wallet  aber  Zweifel,  ob  im  eg.  nicht 
schwache  form  gemeint  sei,  z.  b.  ÄcAo»te  wiph !  Roth.  2410; 
belt  vuere!  Kl.  458;  im  pl.  ob  nicht  starke  üexion,  z.  b. 
ziere  recken!    NIb.  2036,  1. 

von  zwei  adj.  pllegt  das  zweite  iiuflectlert  zu  slehn, 
das  ei'ste  im  sg.  stark,  im  pl.  schwach,  das  subst.  in  der 
mitte:  nuerer  helt  yiiot!  Kl.  449;  süeziii  magt  gehiure ! 
Parz.  712,  10;  liebiu  muoter  schcene  Ms.  1,  59^',  edelit 
Fürsten  hochgetmiot !  Lohengr.  15;  erivelten  ritter  unver- 
za(jetl  Troj.  18347.  schlielU  aber  das  siibst.,  so  sind  an- 
dere combinationen  zulässig:  küeue  starker  man!  Parz. 266, 
6.  ohne  subst.:  junge  u.  alt!  ]Ms.  1,  200». 

possessiva:  die  iniue !  Parz.  262,  2;  inine  liebe!  Dlut. 
3,  40;  miu  friunt!  frauend.  99;  min  kint!  Ls.  3,  542; 
nihi  trüt  Ls.  3,  544;  nihi  friimdui  Ms.  1,  41^;  inine  friunt! 
Ms.  1,  57^^;  Ben.  420.  432;  mine  friunde!  Ben.  309.  388. 
nachstehend:  lierre  tn?n !  Ms.  1,  15^  Trist.  5185;  vil  lieber 
herre  nihi!  Nib.  1341,  1;  liebiu  frouwe  vnn!  Parz.  655, 
12;  trut  geselle  tniu!  Wh.  290,  19;  geselle  min!  ]Ms.  1, 
37'.  Parz.  653,  26 ;  sune  min !  Alex.  398 ;  muoter  mfn ! 
Ben.  364.  438;  swester  min!  ]\ib.  1203,  1;  triutinne  min! 
Nib.  1111,  1;  vgl.  Lachm.  zu  JNib.  812,  3  *).  seltner  die 
formein  liebez  kint  minez!  nambüchl.  127;  mit  art.  inid  un- 
organisch schwacher  form  :  sun  der  mine  !  Gudr.  1321,  2.  der 
eigenname  gern  zulet/.t:  lieber  min  her  Portenschei!  Ms.  2, 
SS'';  lieber  min  vriunt  Geori!  Geo.  1777;  liebiu  min  fiou 
Gudrun!   Gudr.   1302,  2;  lieber  min  sun  Flure!  Fl.  1020. 

nhd.  hat  der  voc.  Im  sg.  nur  die  starke  ilcxion  :  Uehvr 
freund!  liehe  mutler!  liebes  kind!  auch  im  pl.  nuiste  sich 
endlich  die  spräche  dafür  entscheiden:  liebe  freunde! 
liebe  kiiuler!,  obgleich  noch  hin  und  wieder,  häufiger  im 
vorigen  jh.,  die  schwache  form  erscheint:  lieben  kindcr! 
guten  freunde!  seit  der  schwache  sg.  luuerdrückt  war, 
konnte  diese  spur  des  alten  Organismus  nicht  lunger  wur- 
zeln,   die  possessiva  stehn   in   der  anrede  immer  voraus  **). 


')  auch  die  alts,  und  ag».  spraclie  setzt  das  possessiv  im  vocntlT 
iincli;  nicht  anders  z.  b.  die  rnssisclie  (l'u<lnii:i_vi'r  *iH4)  und  itnlieni- 
■sclie:  figliuül  miu.'  niacstro  inio .'  Dante  int.  '.^,  121.  11,  16.  4,  4Ü. 
'22,   43. 

")  volicsdinlecte  sclialten  sie  zuweilen  ei<ientliiimlich  zwisclion  ndj. 
iiiui  sul)st. :  du  faules  intii  waiv !  faincs  imii  inaedle!  talsriier  iiuii 
ineillner!  Meinerts  knliiändcliea  149.  löJ).  v<il.  das  ndid.  vil  liehiu 
nii'ii  gespil!  Troj.  15801  und  in  einem  Volkslied  des  10  jli.  l)ei  Forster 
20Hb  feines  iti,:ni  liel> !  statt  mein  feines  liel)!  idiulieli  ist  aiirli  in 
sciiwed.  Volksliedern:   käru  mi/i  »jster!  küra  ntin  broder!   I,  131.    IHfi. 

Nu   2 


564  (i'injacher  salz. 

alls.  scliwacliformii^:  lioho  dnililln  iTcI.  HQ,  24.  143,  17. 
168,  l.'i;  Crist  alowaldo!  96,  18;  maiino  liobosto !  1'4,  24; 
pl.  liohon  liudweros!  94,  2.  mit  artikel  gern  in  den  for- 
mcln:  lierro  tite  (jodo  l  47,  2.3.  74,  8.  78,  3;  fru  nini 
the  (jödo!  138,  1.' 7.  143.  7;  niester  (Ae  </of?o  /  100,  10. 
starke  form  hingegen  :  hehig  ilrolilin !  74,  6 ;  hehi(j  lie- 
bancuning!  168,  14;  fader  alomuht'Kj  l  168,  13.  riki  lliio- 
dan !  116,  15;  pl.  nidvl  tliiotla!  127,  1.  possessiva  slels 
nachgesetzt:  lierro  mini  123,  9;  fru  mini  122,  2.  123,  13; 
drohlin  frö  mini  29,  12.  145,  17;  waldand  frö  mini  92, 
3.  148,  14.  153,  8;  jungaron  minel  93,  15.  94,  2;  gisidhos 
minel  41,  4.  73,  6. 

ags.  schwache  form:  Eeovulf  leofal  2433.  3513;  leofa 
Beovulf!  3970;  Yiglaf  leofal  5485;  Hrudgur  leofal  2965; 
secg  helstal  1887.  3515.  in  späteren  prosadenknialern 
nicht  selten  mit  zwischentretendeni  artikel :  nien  thä  leo- 
festanl  (carissimi)  Wanley  p.  114.  115.  starke  form  selt- 
ner: leof  hlaford!  Thorpes  anal.  p.  102.  auch  hier  das 
possessiv  in  der  anrede  nachgesetzt:  theoden  mini  B.  727. 
4185;  sunii  mini  C.  54,  6;  hlaford  mini  Thorpe  103; 
rincas  minel  C.  174,  18.  eigenname  (wie  mlid.  s.  563) 
ganz  hinten:  vine  min  Beovulf!  909;  vine  min  Ilünferdh! 
1055.  doch  liebt  die  ags.  poesie  überhaupt  das  puss.  nach- 
zusetzen (s.  504.) 

aus  der  alln.  edda  habe  icli  kein  beispiel  der  anrede 
in  bloßer  scliwacher  form,  immer  wird  der  art.  vorge- 
schoben: Harbardhr  hin  ratjil  Sa-m.  78*  80»;  halr  enn 
hiKjhlaudhi  l  79^;  seggr  enn  üngi  l  81^;  thraell  minn  inn 
heztil  139^.  in  der  prosa  finde  ich  aber  starke  adj.: 
godhr  sveinn!  fornm.  sog.  1,  78;  (jodhiv  nienn!  (jodhir 
drengir!  11,  275.  260;  die  nomina  propria  und  appellaliva 
pflegen  in  der  anrede  meist  ohne  adj.  gebraucht  zu  wer- 
den, possessiva  slehn  vor  und  nach:  mmw  drültinu!  ^xm. 
81^;  sou  minn  l  fornm.  sog.  1,  76. 

b.  Wenn  auf  persönliche  pronomina  tinmittelhar  ein 
adj.  folgt,  so  scheint  der  Organismus  unserer  spräche  auf 
gleiche  weise  schwache  form  zu  fordern,  xmd  in  der  that 
ist  auch  bei  der  anrede  das  vorgesetzte  pron.  zweiter 
person  dafür  ein  neuer  grund.  da  man  hrainja!  (pure), 
hrainjans!  (puri)  sagte,  muß  auch  thu  liraiuja!  jus  lirain- 
jans!  gesagt  worden  sein.  der  analogie  zweiter  person 
folgten  aber  die  erste  und  dritte. 

Ulf.  bietet  jedoch  nicht  ausreichende  beispiele.  deutlich 
sind  die  pl.  zweiter  person:  jus  Sudans l  Luc.  6,  25;  jus 


nomen.    Jlexion.     atcirhe  wlcI  schwache.     565 

tmledans!  Luc.  6,  20;  jus  gredagans!  Luc.  6,  21;  jus 
J'raavithancms  !  JMallli.  25,  41 ;  jus  vaürhjandans  !  INlatth. 
7,  23 ;  jus  Jilahjandans  l  Luc.  6,  25.  liieruach  zu  folgern 
wäre:  ik  unleJa,  veis  unledans,  tliu  unleda,  is  luileda, 
81  unledö,  ila  uiiledu,  eis  iniledaus,  ijus  uuleduns ,  ija  uu- 
leduna,  uud  oblique:  nieina  unledius  u,  s.  \v.  starke  form 
fmdet  sich  inzwischen  JMarc.  9,  25 :  thu  aluna  tliu  un- 
rodjaiuh  jali  häuths  für  unrudjar.da  jah  bautlia;  das  part. 
ließe  sich  substantivisch  nehmen ,  und  an  es  schloß  sich 
das  gewöhnliche  adj.  in  derselben  form,  tritt  zu  dem  per- 
sönlichen pron.  noch  der  arlikel,  so  ^vird  die  schwache 
llexion  des  adj.  nölhigcr:  izvis  thäini  guheigum  Luc. 6,  25 ; 
gasnuÜl  inima  ana  auguna  thata  fani  thamma  blindin  Joh. 

ahd.  ih  suntigo  l  (ego  peccator)  K.  29'' ;  thü  lezzisto  Theo- 
phile !  T.  prol.  3  ;  ir  huhisto  Ls.  57,  5  ;  ivirtvenegou  weison  0. 
1.  18,24;  ir  diindo  liupostoH  !  exh.  Doc.  misc.  1,  6;  irguoten 
sela  !  W.  27,  28;  waz  wirdit  itnser  «rmon  .'  W.  27,  4;  unsih 
niuadon  0.  V.  21,  26.  starke  form  hingegen:  ir  arme!  0. 
IL  16,  1;  der  ze  zeswuu   in/n  armes  sluont  N.  ps.  108,31. 

nihd.  ich  arme!  Iw.  3299;  ich  vil  aime !  ]Ms.  1,  981^; 
ich  tumhe!  ]Ms.  1,  100*;  ich  tuqenthaße  schriber  >vartb. 
kr.  cod.  Jen.  28;  ich  arme,  verlorne!  Iw.  4139;  ich  arme 
magel!  Gudr.  1180,  4;  ich  vil  eilende  Gudr.  1184,  4; 
ich  vil  arme  künegin  Nib.  1204,  1 ;  si  freudeu  eilende 
J*arz.  262,  28;  waz  woldes  du  mfnis  armen  n)an  Roth. 
4426 ;  geruoche  dich  erbarmen  min  menschen  armen ! 
Jlartm.  vom  gelouben  3115;  gedenke  min  vil  tumheu 
niannes!  überl.  de  Conr.  herb.  11;  gedenke  miner  armen 
sundicren!  cod.  pal.  361,  94'^;  mir  armen  JNls,  1,  98'^; 
\vie  sol  ez  armen  dir  ergan  IMs.  1,  93*';  mir  armen  man 
INls.  1,  39*;  an  mir  jungen  INIs.  1,  84^^;  an  mir  vil  ium- 
ben  Ms.  1,  57'';  mir  armen  wibe  IMs.  1,  68*;  mich  armen 
Iw.  4091.  [)1.  ir  armen!  Parz.  209,  5;  ir  vertanen! 
J'nrz.  284,  15;  ir  guoten  liule!  Wigal.  5361;  ir  Inesen 
zagen!  TS'ib.  930,  1;  ir  guoten  recken!  Nib.  309,  1.  475,1; 
ir  vil  guoten  recken!  ]\ib.  930,  1;  ir  \\/.  (fesanlcn  bruo- 
dcr!  JNls.  2,  129*;  gen.  pl.  unser  eilenden  IN  ib.  2130,  4 
liCD.  2159,  4;  der  uns  vil  armen  scliuof  liarl.  36,  1. 
Ls.  2,  354. 

doch  die  starke  form  überwifgl  im  sg,  zumal:  »<'/<  arnirr! 
Ms.  1,  27*  145^  Psib.  2256,  3;  i'<7i  armer  l)iolm;ircs  kint 
Dietr.  102^;  ich  tumber!  IMs.  1,  56'  1901^2,  48^  167''.  IJen. 
389.  cod.  kolocz.  9!;  ich  tumber  gom  h  ^Is.  I,  65*;  ich 
tumber    man    Ms.    1.    43'';     ich    sündrhafter !    heu.    354; 


566  einJacJier  salz. 

ich  seiider  man  INIs.  I,  30^;  ich  klagender  man  INTs.  1, 
37^;  ich  xinso'liqer  man  Geo.  851;  ich  ivent-gev  man 
Diiit.  3,  92;  ich  brehender  k\(i  Ms.  1,  3^';  ich  uuswlec 
man  Parz.  71'>,  l'J;  wax  tiion  ich  daniie  unsa'lec  man 
IMs.  1,  65^;  ich  ariniu !  Parz.  194,  26.  Keinli.  1060. 
Tro).  «967.  22453;  ich  unreiniz  wifit  Diut.  1,  13;  ich 
anuei  wip!  Parz.  616,  27.  Ms.  1,  28*;  ich  vil  nrmez  wtp 
Parz.  28,  6;  ich  ceiidez  ^\'^\)l  Ms.  1,  16^^;  ich  jamer- 
haflez  Avip  Nib.  1199,  3!  ich  unstelec  Parz.  488,  19; 
ich  seelic  wip  ]Ms.  1,  87^^;  du  Irin  wen /d.ser.  vaz !  Karl 
125^;  du  sfclic  wip  INIs.  1,  77*;  er  sw/ic  man  INIs.  1, 
64*  A.mgb.  33''.  2,  236*;  er  siiezer  man  vil  (juoter  Parz. 
374,  22;  si  reiniu  fniht  Tit.  33,  3;  si  rehtiu  vastenkiuwe 
Walth.  17,  27;  si  sielec  ^vjp  Ms.  1,  30''  37''  58*  66''; 
51  ne  wände  tvenegez  wtp  üiut.  3,  56;  si  uiiffenwdec 
frouwe  ]Ms.  1,  30''.  infn  tuiyihes  mannes  munt,  leicli  des 
V.  Puige  452;  min  vil  eilendes  liant  Nib.  2081,  4;  min 
vil  armes  Karl  40^;  ttiin  vil  armes  sündicres  Bail.  5,  20; 
ez  ist  nun  tumhes  mannes  rät  Frauend.  57;  min  armer 
Kriemhilde  not  Nib.  997,  4;  und  mit  zuletzt  gestelltem 
pron.:  gedenke  vil  armer  diuer  geschepfde  mini  Avv.  3, 
152.  kein  beispiel  starker  männl'cher  ilexion  nacli  dem 
dat.  angemerkt,  wol  aber  weiblicher:  mir  «rmer  Nib.  1638, 
4;  an  mir  tumber  Ms.  1,  92*;  so  we  mir  tumber  ]Ms.  2, 
207*;  wol  ir  vil  siiezer  Ms.  1,  49''.  liölisclier  pl. :  ir 
tumber  man!  Parz.  468,  11;  ir  untfetritver  liunt  Parz. 
693,  22 1  ir  veiger  dahs!  verl.  pfalle  283.  wahrer  pl. : 
ir  juncfrouwen  siiezel  Parz.  450,  27;  ir  jungiu  wfp!  Ben. 
452;  gen.  pl.  waz  mac  gehelfeii  Elzein  unser  eilender  tut 
Nib.  2130,  4;  nach  unser  armer  liute  siten  Frauend.  75. 
das  schwanken  der  lesart,  in  einzelnen  fällen,  zwischen 
schwacher  und  starker  form  ist  zu  beachten. 

bei  anhäufung  zweier  ad),  wird  einigemal  das  erste 
schwach,  das  andere  stark  flectiert:  ir  werden  man,  ir 
reiniu  wip!  Walth.  81,  16;  ir  werden  hohe  liute!  Troj.  18023. 

nhd.  liat  sich  auch  liier  im  sg.  überall  die  starke  form 
festgesetzt,  namentlich  im  dat.  aller  geschlechter:  mir  ar- 
meniy  dir  armer,  der  pl.  bedient  sich  zuweilen  noch  der 
schwachen,  besonders  wenn  ein  subst.  auf  das  ad),  folgt: 
ihr  armen  leiitel  ohne  subst.  aber:  ihr  arme!  ihr  un- 
glückliche! anwendungen  des  gen.  sg,  und  pl.  werden 
überhaupt  keine  mehr  vorkommen ,  abgesehu  von  unser 
aller  ^  wo  das  adj.  nothwendig  stark  ist. 
c.     Anilers  ist  der  fall,  wenn  nach  einem  possessiv  weitere 


nomait.    Jlexiün,     alarke  wid  schwache.     567 

adjectiva  folgen,  auf  diese  gestattet  die  ältere,  organische 
spräche  dem  possessiv  keinen  solchen  einlluü,  daß  ihre 
starke  form  dadurch  in  die  schwache  verwandelt  würde. 
Wenn  Ulf.  Malth.  6,  11  lilaif  unsarana  thuna  sinteinan 
tov  tlgzov  ')jji((fjv  10V  iniovoiov  überträgt,  so  rührt  die 
schwache  flexion  her  von  dem  beibehaltnen  gr,  artikel, 
und  ohne  ihn  würde  es  heißen  unsarana  sinteinana.  der 
phrase  seinans  däulhans  Matth.  8,  22  läßt  sich  nicht  au- 
sehn,  welche  von  beiden  formen  gemeint  sei,  es  ist  aber 
die  starke,  und  im  acc.  sg.  würde  slehn  seiiiaua  dauthana, 
nicht  daulhan.  die  golh.  vorstelhing  laßt  aber  jenes  zweite 
adj.  dem  poss.  auch  voraussehn:  in  iilujittntna  seinamma 
hlaiva  Mafth.  27,  60,  was  ebenwol  heißen  dürfte:  in  sei- 
namma niujamma  hlaiva. 

auch  in  den  ahd.  quellen  wird  zwar  noch  nach  diesen» 
grundsalz  verfahren :  iinsar  brut  tagahhhaz  T.  Matlh.  6, 
11;  mfu  suii  (juatcr  0.  I.  22,  46;  mit  temo  dinemo  heili- 
yemo  bluodie  Diut.  2,  382.  Häufig  aber  findet  sich  schon 
die  schwache  form  ein:  iu  m/nemii  heileyhiu  (in  sanclo 
meo)  Is.  81,  19;  min  lioho  sun  T.  14,  5;  unser  druhlin 
(jnato  0.  V.  12,  35;  unser  lioho  druhlin  111,  21,  1 ;  in  sinemo 
nixven  grabe  T.  Matlh.  27,  6 1 ;  dines  ungerno  heilenten  s^res 
jN.  ßlh.  62.  geht  ein  art.  dem  poss.  vorher,  so  erklärt  sich 
tiessen  einfluß  auf  die  schwache  form  des  nachfolgenden  adj., 
während  er  auf  das  poss.  selbst  nicht  vermag  einzuwirken : 
oba  dheru  dhineru  heilegiin  burc  (super  urbem  sanctam 
luam)  Is.  61,  2;  ihaz  minaz  heilä  mual  0.11.13,  15  u.  s.  w. 

Dieses  schwanken  dauert  nun  im  mhd.  fort,  starke 
formen:  din  minneclicher  zorn  Wojfr.  7,  36;  din  orden- 
licher site  Parz.  116,  13;  din  süeziu  güete  Wolfr.  7,  35; 
diu  uz  erwelliu  güele  W'olfr.  8,  40;  min  rilcrlichiu  sichei-- 
heit  Parz.  15,  12;  sin  manlichiu  kraft  Parz.  15,  15;  nun 
■wariu  frouwe  Parz.  94,  21;  min  grüeniu  freude  Parz.  330, 
20;  din  snelliu  wirde  Parz.  315,  4:  nun  ersliu  belc  Parz. 
89,  30;  sin  vrechiu  ger  Parz.  32,  6.  109,  23;  din  süeziu 
jugent  Parz.  139,  26;  din  süeziu  wer  Parz.  49,  25;  iltn 
süeziu  güele  "W'olfr.  7,  35;  min  ungcfüegiu  hanl  Parc.  146, 
22;  mfu  werlichiu  hanl  Parz.  472,  6;  min  siiiuleb^M-iii 
hant  Parz.  475,  10;  min  llaneclichiu  jugent  Parz.  495,  15; 
sin  liebiu  lohter  Mar.  19.  Nib.  1106,  1;  sin  hdiiiii  fuor 
Walth.  20,  13;  din  huhiu  wcrdeckeil  altd.  bl.  1,  330; 
sin  liebiu  frowe  Mar.  19;  sin  gruziu  triuwc  Iw.  3210; 
sin  heiligiii  sele  fiiiidgr.  177;  sin  gruiulIiVsiu  w.'rheil  Dinl. 
3,  4;    bin   >>isiu    kunsl   Pari.  58.  34;    din   voUiu    tugont  Ms. 


568  einfacher  salz. 

2,200''j  diu  relnui  harniekeit.lSIs.  2,  139*;  min  sl.ncliii  güele 
Keinli.  316,  702;  nun  aUiii  klage  iMs.  1,  166';  sin  vil  scharrai 
snidcTroj.  4015;  A/M6t7ta'Mez,lioul)et  ?Sil).1009,2  ;  luin  langez 
gern  \\'ulfr.  7,  32 ;  sin  IjlanUez  bein  l'arz.  127,  4;  sin  ellent- 
liaClcz  leben  J'arz.  344,  2,5;  shi  beilcclichez  leben  Par/.  4.52, 
23;  min  liuliez  lasier  Parz.  158,  22.  noni.  \A.  min  ivilde  ge- 
dankc  Tit.  116,4;  sin  heidenschia  ougen  Parz.  752,  24 ;  siniu 
^vu[)enlK:lliu  kleil  Parz.  761,  24.  Wh.  83,  22.  oblique: 
sincni  tii(jeniliichem  wibe  Mar.  43 ;  gein  sime  unsiiezeni 
zarte  Wli.  277,  10;  von  s/ner  tiunplicher  bete  ]Mar.  138; 
von  siner  ellenricher  haut  Troj.  11400;  in  siner  kiinec- 
Kcher  liant  Troj.  21074;  von  diner  scliedeKclier  ^ar  Troj. 
23232;  durch  sin  gröze  lieilikeit  Amis  947;  dui  ritter- 
liche Sicherheit  Parz.  198,  25;  gen.  pl.  siner  unqeteilter 
spil  Kl.  806  C  D. 

scluvache  lormen :  unser  rehte  rihtaere  Pieinli.  1859; 
ß*u  eiste  swerles  strit  Parz.  197,  3;  min  hcthste  leit  Parz. 
98,  6;  sin  liuhsle  kraft  Parz.  469,  30;  sin  lierzenKche  liebe 
Tit.  81,  1;  min  guote  lere  Reinh.  356,  1779;  Sines  stceten 
muotes  Iw.  3211;  sins  edelen  svvertes  Wh.  430,  14;  dlner 
rviplichen  giiete  Parz.  115,  4;  diner  bruoderlichen  ger 
Parz.  323,  26;  mit  siner  ellenthaften  haut  Parz.  197,  21; 
mit  miner  bluzen  hant  Parz.  302,  11;  mit  sinie  zorninen 
sile  Iw.  6695;  mit  sinem  halben  grifen  Parz.  68,  9;  ob 
stme  lichten  Iibe  Parz.  126,  27;  din  edelen  kunst  Walth. 
83,  6;  durch  sine  valschen  gitecheit  Reinh.  362,  1941.  pl. 
nifn  armen  kindelin  cod.  kolocz.  93;  miniu  werden  kint 
Parz.  177,  23;  iuwer  edelen  kint  Trist.  6147;  unser  kur- 
zen jar  Ms.  2,  150*;  gen.  pl.  siner  ungeteilten  spil  Kl.  806. 

man  sieht,  im  uom.  sg. ,  besonders  fem.,  herscht  die 
organische  starke  form,  im  obliquen  casus  aber  schon  die 
schwache  vor. 

auf  ähnliche  weise  zu  beurtheilen  sind  die  fälle  in 
welchen  ein  adj.  auf  den  gen.  ir  folgt.  starke  form :  ir 
stolzer  bruoder  Parz.  178,  19;  ir  %verdiu  kiusche  Parz. 
90,  22;  ir  wariu  manheit  185,  15;  ir  gruziu  nut  185,  26; 
ir  bloziu  hüt  270,  8;  ir  gruziu  triwe  499,  23;  ir  scharpfiu 
salliure  531,  19;  ir  werdeclichiu  gir  427,  18;  pl.  iv  hlankiic 
bein  W^ofr.  4,  3.  oblique :  mit  ir  sehoenem  libe  Parz. 
178,  17;  mit  ir  bluzem  vel  268,  19;  zir  liebstem  vater 
Wh.  252,  29;  mit  ir  krefteclichem  sinne  Parz.  396,  22; 
an  ir  hohem  vluge  282,   19. 

schwache  form. :  ir  clären  bruoder  (fralris)  Parz.  722, 
29;  ir  (jüetli'ehen  spise  623,  9;  ir  werden  handelunge  Parz. 
40,  33 ;    geiu  ir  umverlichen  hant  526,  7 ;    an  ir  kiuscheu 


nomen.    ßexion.     starke  und  schwache.     569 

sücze  732,  3:  an  ir  werliclien  letze  40,  25.  pl.  ir  süczen 
wort  Parz.  450,   10. 

folgen  zwei  adj.,  so  wechseln  gern  beide  formen  neben- 
einander: minem  seneden  klagentltm  libe  Tit.  3,  4;  geia 
ir  werdeni  clären  iriiinde  Tit.  168,  2;  ir  blanken  liende 
linde  Parz.  178,  18  ;  ir  linden  liende  wol  (jevar  332,  22. 
empfangt  das  adj.  neben  dem  possessiv  den  art.  so  folgt 
die  schwacLe  form  nothwendig:  viin  sun  der  lieht  (jemiile 
Tit.  7,  4;  Sin  tler  daz,  erste  Nib.  878,  2;  sinen  sin  den 
reinen  Trist.  4697,  vgl.  s.  418.  auch  vorausgehend:  der 
(frozen  dinen  heilecheit,  der  milten  dliien  vatercheit  Aw. 
3,  152,  in  -welchen  beiden  beispielen  die  schwaclie  form 
unrichtig   auch  auf  das  poss.  erstreckt  wird. 

Heute  pflegen  wir  nach  possessiven  nur  im  nom.  sg. 
niasc.  und  nom.  acc.  sg.  neulr.  starke  llexion  zu  gebrauchen 
(denn  der  nom.  fem.  ist  zweideutig),  sonst  aber  durchgangig 
scliwache:  mein  (juter  freund,  mein  liebes  kind;  deines 
lieben  kindes ;  ihrem  treuen  herzen ;  tinsern  ijeliebten 
valer ;  seine  klugen  anschlage  ;  seiner  klaren  äugen  11.  s.  w. 

Auch  alts.  schwanken  beide  formen:  tliina  heUuja 
helpa  (acc.  sg.)  48,  12;  iuiva  (juodun  werc  49,  17. 

d.  Es  fragt  sich  in  wiefern  der  unbestimmte  art.  schwache 
form  des  nachfolgenden  adj.  bewirken  könne?  an  sich  und 
dem  ursprünglichen  sinne  seiner  anwendung  nach  sollte 
er  es  nicht  vermögen,  da  er  gerade  die  unbesllnunlheit 
des  ausdrucks  hervorzuheben  hat.  er  tritt  allniulicli  da 
ein  wo  die  allere  spräche  durchaus  kein  prononien  ver- 
wendet, also   die  starke  iloxlon   des  adj.  erforderlicli   ist. 

bei  den  Gothen  kommen  noch  keine  bcispiele  des  iin- 
beslinnnlen  arl.  vor,  die  ahd.  sind  unhäuHg.  innner  be- 
hauptet das  adj.  die  starke  form  daneben:  ein  man  alter 
U.  1.  15,  1;  ein  werc  mdraz  111.  16,  33;  ei)i  snlifj  lewon 
liilile  ]N.  Ca|).  153;  einan  a\t\n>altnilan  sccpbcri  1.  5,  23; 
einan  wUmdran  T.  199,  2;  in  eina  bürg  ziera  0.  1.  21, 
13;  in  einemo  fcldc  sconemo  N<  Cap.;  einemo  diuremo 
mciigrioze  T.  ]Matlli.  15,  46.  nicht  anders  alts.:  en  mdri 
berg  Ilel.  129,  14;  an  ena  starca  strAtun  73,  13.  nur 
in  einer  stelle  W.  24,  6  bietet  die  mehr  niedord.  hs. 
ein  cleina  riuchgerda  dar  statt  der  gewöhidichen  bessein 
lesart :   ein   chleiiiiu  rouhgerla. 

mild,  stellt  noch  die  regel ,  leidet  aber  srlioii  ausnali- 
iiien.  der  nom.  sg.  zeigt  meislentheils  starke  adj.:  ein 
reiner    touf    Parz.  28,   14,    ein   schiirpfor    gart  90,    11;    ein 


570  elitfctc/ier  satz, 

iiiwer  irmier  126,  15;  ein  ir  wcrdci'  got  WTi.  18,  29;  ein 
alter  jiigere  Nib.  876,  1;  eiti  wiser  liene  Amis  152;  eiu 
richer  bischof  Amis  2020;  eiu  %väriu  lluht  Parz.  4,  22; 
Olli  fromiliii  zeche  5,  21;  ein  swarziu  frouwe  41,  18;  ein 
vil  gelriiiltcliiii  ger  29,  7;  ein  heinlichiu  ere  44,  23;  ein 
Averdiu  volge  54,  25;  ein  siieziu  zit  136,  21;  ein  süeziu 
iiKigl  806,  24;  ein  giöziu  miiede  162,  15;  ein  gruzin  schar 
183,  5;  ein  huhiu  linge  177,  6;  ein  langiu  virre  183,  8; 
ein  slrengiu  nut  296,  7;  ein  jungiu  küneginiie  146,  2;  ein 
"werdiu  briioderschaft  473,  5;  ein  -werlichiu  schar  469,  1; 
ein  ringiii  sat  372,  8;  ein  clariu  sul  589,  5;  ein  nülziii 
arbeit  827,  24;  ein  kiusclüu  niaget  Wh.  190,  1;  ein  litbez 
ende  Wolfr.  7,  32;  ein  helfelichez  wort  7,  38;  ein  langez 
nicci-e  Parz.  3,  27;  ein  queckez  fiwcr  71,  12;  ein  werdez 
yvip  81,  25;  ein  ganzez  her  131,  20;  ein  also  gruzez  lier 
663,  25;  ein  starkez  halpsvsuül  Nib.  878,  3;  oft  wird  die 
llexion  abgeworfen:  ein  schellec  hase  Parz.  1,  19;  ein 
zornic  got  43,  28;  ein  gewaltec  man  429,  5;  ein  swach 
sin  524,  23;  ein  liwer  slern  VVli.  328,  9;  tin  (flüendic 
ghiot  81,  22;  und  den  schein  schwaclier  form  kann  dann 
der  vocalische  ausgang  zweiter  deck  annehmen  :  ein  ivise 
man  Parz.  5,  11.  Wh.  325,  23.  IMs.  2,  160^;  ein  veste 
hersenier  Wh.  422,  20;  ein  veste  bant  Parz.  299,  5;  ein 
kleine  vingerlin  Parz.  76,  17;  ein  kleine  pelzelm  Wh.  84, 
23;  ein  strenge  scharpf  gerich  Parz.  330,  10;  ein  kleine 
gefiiege  seitiez  826,  17;  ein  kleine  breme  Wh.  335,  8; 
ein  siieze  wtp  Parz.  90,  21;  ein  reine  wtp  146,  6;  ein 
veste  hüs  Reinh.  1683;  ein  niwe  lier  Wh.  327,  9;  ein 
scliücne   hörn   Nib.  892,  4.       vgl.   oben   s.  483. 

oblique  casus:  eins  süezes  slafes  Reinh.  351,  1641; 
einer  küneclicher  bürde  INIar.  30,  in  einem  holeni  steine 
Wigal.  4774;  an  elm  isenuiem  ringe  Parz.  408,  23;  mit 
eime  geruowetem  here  Wh.  53,  23:  zeime  also  verrem 
rucke  Wh.  423,  27;  mit  einem  also  be wandern  vride  Parz. 
193,  11  D;  uz  einem  heidnischem  nuior  Parz.  335,  23 
D;  gein  eime  grözem  walde  Parz.  735,  6  D;  in  einer 
kurzer  stunl  Nib.  876,  2;  mit  einer  lutziler  schar  gr. 
Rud.  G^,  14;  ze  einer  stfeter  Sicherheit  Amur  1554;  ein 
Meine  stat  ]Mar.  112;  eine  kunincllche  kröne  Rol.  4,  6 
ein  also  clare  frouwon  Parz.  508,  19;  üf  eine  liebte  heide 
Parz.  516,  22;  ein  swarze  slrale  Parz.  673,  15;  ein  swan- 
kele  gerleii  Wh.  202,  7.  der  acc.  masc.  ist  auch  hier 
zweideutig. 

ausnahmsweise    erscheint    schwache    form.      beim    noni. 
sg.    entferne    ich    aber    hier    noch    den    fall,    wo    eiu    adj. 


nomen.    Jlexion.     atarke  und  scJupache.      571 

ohne  subst. ,  also  in  substantivischer  bedeiitung  auflrilt; 
davon  wird  iui  verfolg  die  rede  sein,  als  attributiv  neben 
dem  subst.  findet  es  sich  schw^ach förmig  im  nom.  sg.  selt- 
ner: ein  arme  mau  Aw.  3,  176;  eiu  vil  guote  sin  Aw.  3, 
232 ;  ein  grise  man  Mar.  78 ;  ein  vohe  karge  Heinh.  382, 
47;  eiu  kriechische  diet  Amis  1692;  eiu  tjroze  alle  oede 
steiuhus  Aw.  3,  199. 

häufiger  im  gen.  und  dat.:  eins  angestlichen  slafes 
Parz.  103,  26;  einer  rfchen  küneginue  Parz.  81,  2;  einer 
höfschlichen  bete  45,  30;  gein  eime  grözen  walde  735,  6; 
gein  eime  riehen  gaste  Parz.  735,  8;  einem  bcrsen  manne 
Iw.  2866;  zuo  eime  kalten  brunnen  Nib.  860,  3;  in  einem 
schoenen  brunnen  Nib.  1473,  3;  zuo  einer  stolzen  witwen 
Nib.  1083,  4;  üf  einer  liebten  waste  Parz.  735,  7;  an  ei- 
ner siiezen  zuht  148,  26;  in  einer  wilden  habe   736,  26. 

folgen  mehrere  adj.  aufeinander,  so  pflegt  bei  dem  ersten 
schwache,  beim  zweiten  wieder  starke  flexion  cuizutreten: 
einer  kranken  ernstlicher  bete  Parz.  6,  13;  einer  werden 
süezer  minne  44,  28.  wiewol  auch  beide  in  scliwacher 
oder  starker  form  lieharren :  bi  einem  claren  snellen  bach 
Parz.  663,  1,  wo  D  clärem  snellem. 

Nhd.  hat  sich  der  vorhin  beim  poss.  entwickelte  grund- 
satz  gellend  gemacht,  daU  im  nom.  starke,  im  gen.  und 
dat.  schwache  form  eintritt;  der  acc,  kommt  nicht  in  be- 
tracht,  weil  er  beim  masc.  und  fem.  beide  formen  vermengt 
und  es  sich  von  selbst  versieht,  da(i  der  acc.  neulr.  zu 
dem  nom.  stinnne.  man  sagt  also:  ein  guter  mann,  eine 
gute  frau ,  ein  gutes  kind;  eines  guten  mannes,  einer  gu- 
ten frau  ;  eineui  guten  manne  ,  einer  guten  frau.  im  ob- 
li(}uen  casus  hat  demnach  der  unbeslimmle  art.  auf  das  adi. 
ganz  die  Wirkung  des  bestimmlen.  mehrere  adj.  hinter- 
einander folgen  alle  derselben  rcgel :  ein  guter  gerechter 
mann  ,    eines  guten  gerechten  mannes. 

Y);\i\  im  mnl.  gen.  und  dat.  nur  mit  starker  form  steht: 
in  ens  arems  siecs  wisen  Rein.  1324;  eure  heiilinre  voe- 
stre  b'loris  257;  mct  ere  scaerper  bilcn  Kein.  816;  in  cre 
belokciu'c  nacht  Hein.  558;  met  cre  vremder  niower  spise 
Rein.  558;    ist  nach  dem  s.  547  gesagten  zu  erwarten. 

e.  Persönliche  adjectiva,  die  in  substantivische  hedeu- 
tung  iibergebn  ,  d.h.  selhstiiiulig ,  ohne  subst.  verwendet 
werden,  pllegen  schxvacJie  form  anzuneiunen  (s.  -56.  5li\ 
welche  denn  nvni  auch  ohne  bezug  auf  den  vor^esolzlen  oder 
nicht    vorgesetzten   bestimmten  arl.  cinlriil,    folglich  in  der 


572  einfacher   satz. 

späteren    spraclie    cljeiiwol     nach    dem     luibcslniiintcn    ail. 
eiutrelen  kanu. 

die  gotli.  spräche  bewegt  sicli  hier  selir  frei  zwischen 
gebrauch  niul  wcglassiuig  des  art.,  zwisclieii  starker  und 
schwacher  form,  wo  der  golh.  art.  steht,  vitt[\  die  letz- 
tere folgen,  wo  er  fehlt,  kann  sie  es.  ich  habe  also  vor- 
züglich die  falle  des  feldenden   art.  zu  berücksichtigen. 

ibui  mag  hlinds  hlindana  liuhan?  fn]Ti  iYvvutui  tv- 
fpXog  iV(pX6v  oöiyt-lp;  Luc.  6,  39;  hingegen  hlinda  sums 
sat  rvfpXög  TfS  Ixc'.tf^ijTO  Luc.  18,  35.  hliudäi  ussaihvand 
ivcpXof  dvaß)Jnov(H  IMatlli.  11,  5.  Luc.  7,  22;  hingegen 
tvai  hlindans  ovo  ivcfXoi  IMatth.  9,  27,  wie  tfiäi  hlindans 
Ol  zvrpXoi  IMatth,  9,  28.  häudäi  gahausjand  y.offOi  ay.ovovoc 
Mattli.  11,  5;  halläl  gaggand  yjnAol  nfoincnovai  ^latlh.  11, 
5;  däuUu'u  urreisand  nyon/  f'ysi'onvTui  INlalth.  11,  5;  hin- 
gegen :  thatei  urreisand  däidhans  '6ti  dh  fyfj'oovrui  oi  ra- 
KQol  Luc.  20,  37;  jabiii  auk  däuthans  ni  urreisand  «/  yclo 
'yexQoi  ot'jc  iyelgovTCii  I  Cor.  15,  16.  29.  32;  livaiva  urrei- 
sand dauthansl  TiöJg  iyeiQoi'tui  ol  vexQoi  I  Cor.  15, 
35;  däuthans  »isslandand  oi  v^'^tgol  fyeQdfjöOVTcci  I  Coi*. 
15,  52;  gif  tharham  dog  nTcoyoig  INIarc.  10,  21;  fra- 
daililh  vesi  tharham  tö'ödi]  Tnoyyolg  Job.  12,  5;  ga- 
dailei  unUdähn  ö'iudoq  7TTor/oig  Luc.  18,  22;  unhds 
sums  vas  mwyog  (Ji  rig  r^v  Luc.  16,  20;  unlcdäi  vaila 
merjanda  uiTMyoi  e\iayyeliL,ovrai  ]Matlli.  11,  5;  in  kunthaui 
iv  lolg  yvioatoig  Luc.  2,  44.  besonders  gern  stehen  Su- 
perlative auf  diese  weise  schwachformig :  sinistani  noeg- 
ßvTtQOig  Malth.  27,  3  ;  fram  sinistani  tlno  löyr  Tiofgßvxe- 
QO)V  Luc.  9,  22 ;  sunus  hduhistins  viog  v^Üütov  Luc.  1, 
32;  niahts  häiihistins  övrapig  v\l)ioTov  Luc.  1,  35;  praii- 
fötus  hauhistins  Luc.  1,  76 ;  sunjus  hauhislins  Luc.  6,  35. 
einigemal  wird  das  gr.  articulierte  adj.  durch  die  schwache 
form  des  goth.  adj.  wiedergegeben,  und  das  dient  zur  be- 
stätigung  des  bestimmteren  begrifs  der  schwachen  flexion 
an  sich,  dduthtd  s\n(\.  rey.ooi ,  däuthans  o't  rey.Qol ,  also  ^= 
thäi  däuthans  3   es  geschieht  jedoch  nicht  immer  *). 


*)  beachteiiswertli  ist,  daß  H!e  starke  form  ihns  nt^cvoc,  das  sinn- 
lich flache  ausdrückt,  die  sciiwaclie  ibno  hingegen  taoc:  ihiian.'!  aggi- 
him  sind  Luc.  20,  36;  ni  ib/ui  nili  gak'iks  Sk.  37,  6;  ni  il»iün  ak 
galeika  sveritha  Sk.  46,  17.  hier  hängt  die  schwache  flexion  lediglich 
vom  begrif  und  durriiaus  niclit  von  der  construction  ab;  Sk.  37,  20 
wird  ibnaleiks  statt  ibna  gebrauclit,  und  dann  in  starker  form  gesagt: 
ni  ibnaieika  friathva  ak  galeika.  also  gehört  dieses  ibna  nicht  in  glei- 
che reihe  mit  den  oben  behandelten  subslanlivischeu  blinda ,  däutlia. 


nomen.    ßexion.     starke  und  schwache.      573 

einzelne  gotli.  adj.  haben  aber  nocli  fesler  substantiv- 
natui-  angezogen ,  d.  h.  sie  kommen  fast  gar  niclit  mehr 
als  starke  adj.  zum  Vorschein,  und  behalten  auch  prädica- 
tivisch  gesetzt  schwache  form  bei,  wovon  liernach  unter 
den  ausnahmen  der  drillen  regel.  Wellmann  bemerkt  s.37 
mit  recht,  daU  bei  der  grenzabsleckung  zwischen  schwath- 
declinierendem  subst.  und  adj.  riicksiclit  genommen  wer- 
den müsse  auf  die  daneben  vorkommende  starke  form, 
auf  ihr  mehrfaches  geuus  und  auf  die  beschalfenheit  des 
überlragnen  gr.  worts. 

schwache  neutralform,  bei  unpersünlichem  begrlf,  kommt 
verschiedenllicli  vor:  nih  andvairthö  nih  anavairtho  (nee 
praesens  nee  fulurum)  Rom.  8,  38  *) ;  und  aithtnisto  this 
lairgunjis  6wg  6(pQvoQ  zov  oQovg  Luc.  4,  29;  in  iindarnisto 
airlhtjs  ilg  r«  auTo'jTtQa  /ifQr]  T'tjg  yijg  Eph.  4,  9;  mis  iu 
viinnistin  ist  ipoi   (ig  eAc'.yiarov  ioti  ICor.  4,  3. 

Ahd.  beispiele  solcher  conslruclionen  bieten  sich  wenig 
dar.  T.  JMalth.  11,  5  liest  man  nur  starke  formen:  hlinte 
gisehent,  Iiahe  gangent,  taube  giliurent,  tote  arstantent; 
aber  auch  Matth.  9,  27  zuene  hlinte.  Aus  den  mlid.  stel- 
len lassen  sich  aber  mit  voller  Sicherheit  ahd.  formen  wie 
plinto,  toupo,  latno,  heilico  u.  s.  w. ,  mit  oder  ohne  unbe- 
stimmlen  arlikel   folgern. 

Mhd.  ein  blinde  Wh.  303,  26.  Bari,  378,  27.  Als.  2, 
162»;  ein  stumhe  iw.  481.  2259,  beidemal  pradicaliv  ,  um- 
so mehr  auch  für  das  allribut  beweisend;  ein  tumhe  Alex. 
2573;  ein  lahler  stumbe  fragm.  41'';  ein  heiliije  Bcrlh.  I4l. 
^42.  224.  es  gilt  aber  auch  starke  form:  ein  tumher 
Wallh.  96,  28;    ein   tumbiu   96,  27. 

Nhd.  ist  überall  nur  das  starke  adj.  zugelassen:  ein 
blinder,  ein  heilicjer. 

Auch  alts.  mnl.  ags.  habe  ich  keine  falle  des  substan- 
tivisch ohne  arlikel  veiwaiidlen  schwacluMi  adj.  angemerkt. 
]Mallh.  9,  27  ags.  tveijen  blinde,  nicht  blindan. 

f.  Adj.,  die  durch  Iiäujifie  verbindunif  nül  demselben 
subst.  gewisse  (janijbiire  ansdruehsweisen  bilden,  erschei- 
nen auch  ohne  aii.  in  schwacher  form.  der  beslinnncnde 
art.  ist  hier  gleichsam  ausgefallen,  seine  Wirkung  auf  das 
adj.  dauert  fort,  von  Welhnann,  der  s.  38  den  grundsatz 
schon  aufgoslcllt  hal,  enllehne  ich  folgende  beis[)iele.  da 
es    heißt    so    äiveinö   libuins   Job.  17,  3;    darfauch  libuins 


*)  dpr  p;r.  tr\t  lint  den   pl. ,  ihata  annvnirtliö  stellt  Joli.  IG,  13;  die 
nebeiieiiinnderfolge  zweier  adj.  niaclito  den   art.  cntbcliriicli. 


574  e'iiiJacJicr   scitz. 

üiveino  Uom.  G,  l'ii;  lihaiiiuis  (uveinons  Marc.  10,  17.  Luc. 
10,  25.   IH,   18  Joli.  0,   6«.  Tit.  1,  2;  libain  mvt'mun  INlarc. 

10,  30.  Mallh.  2.5,  46.  Luc.  18,  30.  Joli.  6,  40.  10,  28.  17, 
2;  in  libainai  äiveinon  Job.  6,  27.  12,  25  gesagt  werden, 
der  gr.  text  ist  dabei  nicbt  ubne  eiiiRiili,  Job.  17,  3  bal  er 
7/  uioWioQ  ^of';  f  liüiii.  6,  23  L^o))}  ahnviog,  aber  in  einem 
minder  gelaufigen  ausdruck  würde  LJf.  Jetziere  -vvorle  ge- 
geben baben  libains  aiveina,  wie  er  Tit.  1,  2  sagt  faür 
mela  aivaina  und  nicbt  aiveinona.  für  den  Cbristen  war 
der  begrif  des  ewigen  lebens  ein  so  beslininiler,  gewisser 
geworden,  daU  der  allgemeinere  sinn  jener  pbrase  ver- 
scbwand  und  die  bloße  scbwacbe  form  auch  oliue  art.  bin- 
reiclite  solcbe  beslimmlbeit  auszudrücken:  auf  äbnlicbe 
weise  verbalten  kann  es  sich  mit  adj.  Avelclie  bei  eigen- 
nanien  vorkonnnen  :  af  fairgunja  tlialei  bailada  alevjö  Luc. 
19,  29,  folglicJi  nun  aucli  at  fairgunja  «/euyi'n  INLirc.  11,  1  *). 
in  der  redensart  vl{  fairnin  jera  11  Cor.  8,  10.  fram  j'air- 
nin  jera  II  Cor.  9,  2  clno  niQvat,  liegt  deutliche  binwei- 
sung  auf  das  verwicliene  jähr,  es  könnte  stehn  af  thamma 
fairnin  ,  nicbt  aber  af  fairnjamma.  Wiederum  sind  Super- 
lative an  sicli  bestimmlere  begriffe  als  positive  (obgleicli 
minder  bestimmt  als  comparative)  und  darum  zu  schwa- 
cher form  geneigend:  baubista  von  gott  gebraucht  entbelirt 
den  artikel:  sunus  lu'nihistins  Luc.  1,  32;  sunjus  höulii- 
stins  Luc.  6,  35;  mabts  lunilnstiiis  Luc.  1,  35;  doch  steht 
Marc.  5,  7  guths  this  häuhislins.  sa  aühumista  gudja  o 
ugyisQsvg  steht  INIarc.  14,  60.  61.  63.  Job.  18,  19;  thdi  aühu- 
inis<«H5  gudjans  ol  <xQyi£Qti>i^\airc.  11,27.14,55.  15,  1.  3.  10. 

11.  31.  Luc.  20,  19.  Job.  7,  32.  11,  47.  12,  10;  this  aühumi- 
sfinsgudjinsiMarc.  14,  54.  66.  Joli.  18, 10;  tluiim  aülnimistam 
gudjam  Marc.  8,  31.  14,  43.  Job.  7,  45.  mm  aber  auch 
ohne  art.  und  doch  in  scliwacher  form  :  aüliutnistans  gud- 
jans  Ol  clgyieQfig  INLilth.  27,  62.  Marc.  14,  53;  aühiimistins 
gudjins  Tov  agyjsQHos  Marc.  14,  47;  du  aühianistin  gud- 
jin  Marc.  14,  53  ;  aühmistam  gudjam  i^ii  clgyiegkov  Luc. 
3,  2.     aßumista  fijands  i'oyjUTog  iy&gös  ICor.  15,  26. 

So  ergeben  sich  auch  ahd.  auwendungen  der  schwachen 
form  neben  subst. ,  ohne  daß  ein  bestimmender  art.  vor- 
ausgienge.  wenn  0.  sagt:  ira  sun  giiato  I.  11,  53;  engil 
gotes  quato  111.  4,  10,  darf  zwar  dem  reim  gimuato  ein- 
lluß  beigemessen  werden ,  und  auf  muater  würde  unbe- 
denklich guater  gereimt  worden  sein.     I.  5,  21  reimt  magad 

•)  vgl.  zem  liesilinen  bruuaen  s.  408  und  gramm.  2,  647. 


nomen.      ßexlon.     starke  und  schwache.     575 

scinentd  (virgo  splenilens)  auf  tlilii  ^Ylz^ ,  bei  dem  pari, 
pras.  fem.  hat  aber  die  schwache  form  etwas  organisches. 
Is.  33,  11  steht  auch  das  iiiasc. :  dlier  selbo  druhlni  ver- 
rendeo  Christ;  und  damit  man  hier  nicht  dem  vor  selbo 
stehenden  arlikel  noch  das  schwache  nerrendeo  zuschreibe, 
so  findet  sich  47,  2.  61,  13.  65,  12  bloUes  drulitui  ner- 
rendeo Clu-ist.  ISicht  anders  sagte  man  hiniilisco  cot ,  hi- 
milisco  truhtin ,  ohne  der,  um  so  mehr  als  diese  subst. 
den  art.  von  sich  ausschlössen  (s.  394.)  bi  hiniilischin 
gote  Is.  75,7;  himilischun  druhtin  Is.  75,  8  ;  himiliskin 
gote  JMusp.  33;  mau  halte  dazu  r/er  heiligo  Christ,  der  hei- 
lego  geist  (s.  531.)  K.  26*  sieht  exviijin  piloh  (aelenia 
clausura.)  superlalive  finden  sich  nach  vorausgehendem 
gen.  pl.  gern  in  schwacher  form:  manno  mi7<j5<o  Wessobr.; 
degano  deehisto  (virorum  carissimus)  Hild.  26;  manno 
aristo  0.  I.  3,  5;  iDarno  hezislu  0.  I.  13,  10;  allero  wibo 
gote  zeizostä  0.  I.  5,  16  (wo  zwei  hss.  in  genauerem  reim, 
aber  ungranunatisch  zeizusto.) 

Audi  alts.  liest  man ,  jenen  ahd.  formen  entsprechend, 
neriendo  Crist  Hei.  89,  12;  helagon  Ciisle  (sancto  Christo) 
166,  29.  aber  diese  niundart  sciieiiit  überhaupt  im  dat.  sg. 
niasc.  und  neutr.  die  schwache  form  zu  begünstigen:  J'er- 
nnn  jura  (gr.  3,  618);  xvintarcaldon  sn^we  171',  32  ''^). 
schwacher  superl.  bei  vorausgesetztem  gen.  pl.  :  gumono 
hezto  30,  14;  thiodgumono  hezto  29,  13;  welouo  thana 
meston  30,  23;  i\udo  Jiujorosta  23,  5;  au  erduno  heztun 
2d,  4;  rikeo  mesta  2,  13  u.  s.  w. 

Noch  mehr  beispiele  des  unarliculierten  scliwachen  adj. 
bietet  die  ags.  luid  altn.  poesie ,  zumal  in  cpisdicn  epithe- 
tis  :  gomela  Scylding  B.  3581.4206;  </ome/a  Sc}  Hing  4970. 
5931,  bei  "wiedeiholeutliclier  nennung  des  iiidividuunis 
■wäre  die  starke  form  des  ad),  unzuliissig ,  dor  art.  aber 
kann  vor  der  schwachen  wegfallen :  snotra  fengel  4307 ; 
liriifn  hldca  3599.  ebenso  auch  oblique:  gode  tliancode 
inihliijan  dryhlne  2795;  ecean  dryhlne  3555;  n)ihligum, 
ecum  würde  sich  hier  gar  nicht  lügen.  heardan  ce;ipe 
4959;  leohlan  sveorde  4979;  miclan  ihearfe  5694;  nivan 
stefne  5184;  Itcnan  lifes ,  iiiehstan  sidhe  5017;  hhideman 
stdhe  4094.  5030,  wo  freilich  die  schwache  foim  an  sich 
geboten  war,    wegen  unzulässigkeit  der  starken  überhaupt. 


•)  aiiÜ'ailend  und  iinor{;aiiiscli  50«!;nr  im  dat.  des  donioiistrntiven 
pron.  tliese:  an  t/wsn/i  liolite  ,  aii  t/iesuii  Iniide  16-1,  2.  16ü,  i  f.  the- 
siimu.     74,    12  gibt  t-iiie  lis.  stilicii  f.  t>ulicuiiui. 


576  p'iiifdchtr   s(/fz. 

.-illii.  Hakon  tjatnli  foriim.  sog.  1,  74.  8.);  Ilalfdan 
svarti ,  ^i'ii.  1  lAlliIaiKir  svdvla  j  llilUori  tjütllil  ^  AUiliir 
üiKid  Silin.  l.'J.i'*  1;>-1-';  amlc'iii  ei^ciuiaiiieii  Nviiil  li(ili(li 
der  aii.  auch  voigosclzl,  z.  b.  llaraldr  Aiitu  hdrj'uijri  vl;I. 
oben  s.  550.)  häva  liiillo  i  Sitni.  30'^;  niegi  mibkoiblinda 
52';  hiiinstn  sitini  (ulliina  vice);  mey na  J't^fjursto  (virgi- 
Jiuin   ijulcheriiiiiain)  I4O'  und  so  beim  supeiJ.  immer. 

Aus  der  mhd.  spräche,  gescliweige  der  nlid. ,  werden 
sicli  kaum  fälle  dieser  conslruclioii  miltlieilen  lassen,  es  lieiUt 
z.b.  mild,  im  nom.  und  gen.  überall:  der  himelisclie  lierre  Kol. 
103,  33.  156,  16;  den  himilisclicn  herren  104.  32;  der  liimi- 
lisclie  hole  108,  21.  haben  doch  schon  die  ahd.  epilheta  der 
eigennamon  arliculierle  schwache  form  (s.  532.  533.)  in 
alid.  hcldenliedern  würde  es  vielleicht  anders  sein ;  da 
Ivünnle  ein  kavuilo  Hilliprant  oder  Hiltiprant  hamalo  statt 
gefunden  haben.  iMiniögiich  scheint  mir  zwar  im  ej)ischen 
Stil  auch  ein  mlul.  Ilildcbrant  alte  nicht;  für  die  meisten 
casus  laufen  starke  nnd  schwache  flexion  allzTisehr  in  ein- 
ander, heutzutage  mul^  so  oft  wiederholt  wii-d:  der  red- 
liche pfarrer  von  Grünau,  der  edle  bescheidne  Walter, 
die  alle  verständige  hausfrau,  auch  der  artikel  ausgedrückt 
stehn. 

Wie  aber  alts.  und  ags.  gediclite  im  dat.  Sg.  niasc. 
nnd  neutr.  der  schwachen  form  mehr  einräumen  (s.  575); 
zeigen  auch  die  Nib.  hss.  in  gleichem  casus  nach  präposi- 
tionen  schwaches  ad).:  mit  herlichen  site  856,  1;  in  her- 
lichen  site  860,  1.  Lachmann,  dem  wir  diese  Wahrneh- 
mung verdanken,  bemerkt  zu  856,  1,  der  starke  dat.  er- 
scheine in  der  letzten  Senkung  des  verses  nur  wenn  INI 
fol"e,  und  führt  die  beweisenden  stellen  an.  dabei  wal- 
ten also  mehr  metrische  rücksichteu ,  als  dali  der  art. 
ausgefallen  wäre. 

nhd.  gestatten  sich  einige  im  cjen.  sg.  masc.  und  neutr. 
ohne  art.  schwache  lexion :  frohen  mutes  sein,  leichten 
herzens  statt  frohes,  leichtes  (s.  558.)  weder  im  gen.  sg. 
fem.,  noch  im  gen.  pl.  aller  geschlechter,  auch  in  keinem 
andern  casus  sonst  zulässig. 

Nach  diesen  Untersuchungen  glaube  icli  annehmen  zu 
dürfen  ,  daU  die  unter  e  und  f  erörterten  einschränkungen 
xuiserer  zweiten  regel  oft  keine  ausnähme  davon  begründen, 
vielmehr  eine  nähere  ausführung  der  ersten  enthalten ,  d.h. 
daß  in  einigen  fällen  der  nicht  ausgedrückte  bestimmte  ar- 
tikel hinzu  gedacht  werden   muß. 


noinen.    flexion.     starke  und  schwache.     577 

Es  ist  übrig  die  dritte  regel  aufzustellen :  dem  prüdi- 
cativen  adj.  iftbührt  starke  Jorni, 

iu  der  aussage  liegt  etwas  allgemeines,  das  auf  ein  be- 
stinuntes  subject  angewandt  w^erden  soll.  die  äpfel  sind 
roth ,  die  beeren  sind  si'dS.  daher  auch  das  prädicat  sich 
am  meisten  eignet  die  llexion  abzulegen  ,  d.  h.  casus  und 
genusverhältnisse,  die  sich  aus  dem  subject  hinreichend  er- 
geben,  unausgedrückt  zu  lassen. 

auf  welche  weise  bereits  im  goth.  neutr.  diese  abstrei- 
fung der  llexion  am  prädicat  beginne,  ist  s.  471  gezeigt 
worden.  ahd.  nihd.  nhd.  steigt  die  llexionslosigkeit  des 
l^rädicativen  adj.  fort  (s.  478.  479.  492-495.  498.)  alls. 
ags.  alln.  Verhältnisse  s.  502.  505.  506. 

attributives  und  prädicatives  adj.  können  sich  neben- 
einander auf  doppelle  weise  unterscheiden.  einmal  da- 
durch, daß  jenes  in  schwacher  form,  dieses  in  starker 
(tlectiert  oder  unllectierl)  auftritt,  dann  auch  so,  daß  beide 
starkformig,  jenes  aber  flectiert,  dieses  unllectiert  gesetzt 
werden. 

das  prädicat  kommt  am  häufigsten  Im  casus  rectus  vor 
neben  den  verbis  sein  und  werden,  es  kann  aber  auch  in 
jedem  obliquen  casus  erscheinen,  namentlich  sind  die  ab- 
soluten participia  als  prädicative  formen  zu   betrachten. 

ein  adj.  hingegen ,  das  zu  einem  substantivischen  prä- 
dicat gefügt  wird,  ist  attributiver  natur,  z.  b.  es  wird 
lieute  ein  schwüler  tag.  alleinstehend  pradicativ  :  es  wiid 
heute  scinvül. 

Die  Stellung  entscheidet  an  sich  und  ursprünglich  nicht 
zwischen  attributivem  und  prädicativem  adj.,  das  letztere 
kann   vorausgelm  oder  folgen. 

Beispiele  goth.  prädicaliver  adj.:  ditdaga  (ist)  so  gahiu- 
bjandei  Luc.  1,  45;  asans  m«Mrt(f/a  (Ist)  JMattli.  9,  37;  qvens 
frija  Ist  Rom.  7,  3;  vas  dumbs  Luc.  1,  22;  hlinds  vas 
Job.  9,  25;  saei  vas  hlinds  Job.  9,  13.  24;  tlnutheüfs 
(sijal)  frauja  Luc.  1,  68;  häils  thiudans  Job.  19,  3;  hails 
thiudan  !  Marc.  15,  18;  slj.ii  afliimists  Marc.  9,  35;  veis 
(sljuni)  dvalni  ith  jus  (sijuth)  frodäi  K'or.  4,  11  *) ;  fiii' 
d(ujäi  (sijuth)  jus  unledans  Luc.  6,  20;  (ind(i<ia  (sliul)  au- 
guiia  Luc.  10,  23;  vesun  (jaraihta  ba  jah  utivaha  Luc.  l, 
6;  vafrth  hramsl  Matth.  8,  3;  vairlhilh  mikils  Luc.  l,  15; 


•)  dies  prädicative  vcis   ihohii  unterscheidet  sich  von  dem  attribu- 
tiven ueis  di;ciluiis! 

üo 


578  einjacher  salz. 

hUnthii  vairlliclna  Joli.  9,  40;  d;iutli.iiis  iisslaiidand  tin- 
riurjdi  ICoi.  15,  52;  vairlhith  tliata  vraiqvö  du  r«<A/«»nna 
Luc.  3,  5  *)  ;  golh  ihus  ist  hunf'amnia  in  libain  galeilhan 
INlarc.  9,  43;  bigulun  tliana  siiikan  skalk  hciilana  laic.  7, 
10;  liva  niik  qvitliis  ihinlhfujana  Marc.  10,  18-,  raihtös 
vaurkeilli  slaigus  Marc.  1,  3.  liUc.  3,  4;  Ict  sada  vairthan 
bania  Marc.  7,  27  u.  s.  w.  beispiele  des  unileclicrlen  neutr. 
sind  s.  471  gegeben.  daU  das  vcrbuni  siibst.  in  solchen 
slructuren  häuiig  ausfalle  wurde  s.  131.   132  bemerkt. 

Den  belegen  für  das  ahd.  prädicative  adj.  (s.  478.  479) 
füge  ich  hier  noch  einige  fleclierte  falle  bei :  ttiot  rehtö 
siiiu  stiga  T.  13,  3;  gisah  tliiu  linuiun  lachan  yUecjitiu  T. 
220,  3;  gisah  druhtin  eiiian  man  hlinlan  ijihoranun  0.  Ili. 
20,  1;  SU  tliaz  heri  ihaz  brut  (fiseifonolaz  az  III.  6,  35; 
thar  findist  inan  gizaltan  0.  I.  23,  17;  werden  abahu  in 
rehtu  T.  13|,  3;  geleta  mennisken  föne  unstirbigemo  ze 
stirhiijenio  N.  ps.  18,  14;  sculdlge  machut  ze  unsciildigen 
N.  ps.  9,  9  **). 

pai'ticipia  prät.  f  die  zur  Umschreibung  des  prat.  den 
beiden  auxiliarien  sein  und  haben  hinzutreten  ,  sind  noth- 
wendig  prädicativ,  und  zwar  ist  das  mit  sein  verbundiie 
jederzeit  der  nom.,  das  mit  haben  der  acc.  (s.  69.  158.) 
beide  part.  Ilectiert  die  ahd.  spräche  noch  liaufig,  und  das 
zu  haben  conslruierte  accusalivische  part.  namentlich  gern 
alsdann,  wenn  der  acc.  des  subjects,  worauf  es  sich  be- 
zieht, in  dem  satz  enthalten  ist  (s.  159):  sie  eiguu  mir 
ginomanan  liabon  drulitin  minan  0.  V.  7,  20. 

0.  pllegt  auch  das  activum  mit  dem  verb.  subst.  und 
dem  gleichfalls  prädicativ  hinzugesetzten  part.  präs.  zu 
umschreiben  (s.  5.)  dies  part.  muß  dann,  dem  begriiTe  des 
verb.  subst.  zufolge,  im  nom.  stehn :  waruu  se  tliaz  IIb 
leitenti  0.  I.  4,  10;  wäruu  iro  henti  zi  gote  heffenti  1.  4, 
16;  quena  tlunu  ist  thir  kind  herantiil.  4,29;  ihiu  quena 
sun  was  flracjenti  I.  4,  85;  ther  se  ist  sih  selbon  missi- 
hahentl  III.  7,  15.  Wenn  sich  aber  0.  gestattet,  dieses 
part.  im  casus  und  genus  vom  subject  abzulenken  und  auf 
den   vom  verbo  abhängigen  casus  obliquus  (hier  den    acc.) 


*)  die    «.  263    für    möglich    gelialtne    eilipse    verwerfe   ich  lieber; 
schwerlicli  dürfte   es   aucli  heilen   du  thamma  raiiitiii  statt  raihtaniQia. 

*')  T.  3,  2  heil  wis  thü  geböiio  foilu!  ave  gratia  plena  !  ist  heil 
prädient,  foUu  subject,  für  welches  sich  besser  die  schwaclie  vocativ- 
form  fülla !  schicken  würde,  aber  auch  Ulf.  hatte  hier  audahafta  statt 
äudahaftd!  (s.  560.) 


Homen.    ßexion.     starke  und  schwache.      579 

zu  beziehen,  so  ist  das  eine  nicht  zu  rechlfeiiigende, 
überall  durch  den  reim  herbeigeführte,  verirrung  der  con- 
structioJi.  er  sagt:  thaz  ih  lob  thinaz  si  liitentaz  I.  2,  5- 
wärun  sin  iogivvar  sinaz  gihot  Julloitaz  l.  4,  6;  wizod 
sinan  io  xvirkendan  1.  4,  7 ;  ioli  werk  iilu  hebigu  ist  (er) 
iru  kundentii  1.  4,  62;  wo  hätte  stehn  sollen  lülenti, 
fullenlu,  wirke n d u  ,  kundenti.  im  verfolge  des  werks  wird 
auch  dieser  Seltsamkeit  entsagt,  die  sonst  in  der  spräche 
unerhört  scheint. 

Unter  den  mhd.  beispielen  pradicativer  adj.  (s.  492- 
495)  ist  keins  für  den  dat.  nach  der  präp.  ze.  vermutlich 
sagte  man  jedoch:  daz  krumbe  wirt  ze  rehteni,  wie  «^oth. 
du  ralhtamma,  und  nicht  zem  rehten?  wie  nhd.  der  groUe 
wird  zum  kleinen,  das  krumme  zum  geraden,  und  kaum 
gilt:   zu  geradem,  kleinem. 

Auch  in  den  übrigen  dialecten  fordert  das  prädicierte 
adj.  regelmäßig  starlie  form,  beispiele  der  absoluten  casus 
bleiben  bis   zu  deren  näherer  abhandlung  aufgespart. 

Ausnahmsweise  tritt  schwache  ilexion  ein 

a.  in  allen  fällen,  wo  die  starke  überhaupt  für  gewisse 
adj.  unstatthaft  ist  (s.  519-524.)  comparative  z.  b.,  Ordi- 
nalzahlen  erscheinen   auch  prädicativ  in  schwacher  form. 

b.  bei  den  adj.  die  sich  substantivischer  bedeutung  nähern 
und  die  starke  Ilexion  gewöhnlich  fahren  lassen,  z.  b. 
goth.  jus  unvitans  sijulli  Marc.  7,  18;  sijaima  Mlavitans 
Phil.  3,  15;  inkiltho  varth  Luc.  1,  24;  vas  stairo  Luc.  1,  7; 
M5/j/i»«Jis  vaurlliun  Marc.  1,  22.  Luc.  9,  43;  ni  vairlheiina 
usfjrudjans  11  Cor.  4,  1;  visands  nsjairina  Phil.  3,  6;  vi- 
Sauds  tisliidsla  11  Cor.  11,  S;  usvenans  vaurlhan;ii  l!pli.  4, 
19;  auch  dann,  wenn  gewisse  bedeutungen  schwache  form 
heischen:  ibnuns  aggilum  sind  Luc.  20,  36. 

c.  0.  erlaubt  sie  einigemal  dem  reim,  z.  b.  si  druhlin 
got  (jidiurlo  iherejo  lanlliulo  1.  IV,  3.  sie  nuiU  abei-  fester 
begründet  sein ,  da  sie  bei  ndul.  ilichlern  nicht  Moli  im 
reim  angelroH'en  wird.  JNlar.  113  liest  man:  sie  ist  mit  der 
erde  tjemeintef  zuo  der  sich  alsus  vereinte  der  liiniol;  das. 
heilU  es  auch  attributiv:  diu  gotheit  uuffeswachte  die 
menniskeit  anerlachle;  und  119:  daz  diu  Intrige  wiirile 
tjttr(vsley  diu  bclwungen  helwste ,  diu  dürre  wol  ijfse- 
ijente,  so  hat  er  sin  gäbe  geregente,  in  diesen  slcllon  lalU 
sich  weder  gemeintiu,,  noch  gemeiiiet,  weder  gesegenliu 
noch  gesegent  emendieren.  INil).  1663,  2:  er  lii  ze  tude 
ershujene:  Hagene;  INls.  1,  9^:  da  von  diu  beide  betivnn- 
</ene  lit;    das  wäre  ahd.  arslahano,  piduuukniia. 

Uo  2 


580  einfdcher  satz. 

(].  iiocl»  öfter  vcrlcilioii  inliJ.  dicliler  dein  prädiclerenden 
adj.  artikf.l  und  s»  liwaclie  Ibrni :  ir  pris  will  vor  anderiu 
prtse  der  helle  'l'il.  'J,  4;  daz  icli  nuioz  sin  an  fröuden 
diu  kranke  Tit.  67,  2 ;  daz  sin  varl  was  diu  verslolne 
Tit.  79,  2;  daz  er  sit  wart  vil  seilen  der  (jeile  Tit.  154,  3; 
solch  kunsl  ist  niii-  niht  diu  hlibene  Tit.  164,  2;  Arnive 
wart  diu  (jeile  Parz.  652,  26;  daz  iclis  wtere  der  yeile 
Parz.  562,  26;  des  diuhle  icli  in  der  lumhe  Parz.  6.5.i,  9; 
der  schade  in  duhle  der  volle  ]\il).  2000,  3;  er  ist  mit 
rede  der  wäre  Parz.  659,  8;  daz  ich  der  unsadiije  bin 
Parz.  213,  8;  si  warn  gein  strit  die  herten  Parz.  664,  28; 
so  wurde  ich  der  verlorne  Parz.  198,  18;  sIt  ir  der  ver- 
lorne Parz.  467,  8;  des  was  er  der  verlorne  Iw.  5630; 
oder  er  ist  der  verlorne  Flore  2476;  su  wirst  du  von  mir 
der  verlorne  Ms.  2,  10*;  wir  sint  die  verlornen  XiXr.  'J'rist. 
1130;  bin  der  unerlöste  Parz.  488,  12.  zum  tlieil  fornieln, 
nicht  beliebig  auf  andere  wörter  übertragbar.  unliauli- 
ger  ist  die  construclion  im  obliquen  casus:  zeit  mich  für 
die  armen  Parz.  95,  5.  in  der  bedeutung  entfernt  sicli 
nun  die  ausdrucksweise:  er  wart  der  (jeile  wenig  von  der 
gewöhnlichen:  er  wart  </ei7j  er  ist  der  verlorne  wenig 
von:  er  ist  verlorn.  das  arliculierte  schwachformige  jirä- 
dicat  gewinnt  etwas  substantivisches,  ungefähr  wie  wir 
heute  luiterscheiden  zwischen  :  er  ist  ein  verlorner  uianUf 
und  er  ist  verloren,  dies  arliculierte  adj.  berührt  sich  aber 
mit  dem  untere  gedachten  bloßen  schwachen,  selbst  in 
einzelnen  Wörtern  :  ö  w^  langer  dienest  so  verlorne  l 
Ms.  1,  17^;    ich  armer  mensch  verlorne!    Greg.  3381. 

nhd.  hat  diese  construclion  niclit  mehr  statt;  etwas  an- 
ders ist ,  wenn  wir  sagen :  die  schönsten  apfel  sind  die 
rothen,  die  besten  trauben  die  sülSen.  denn  hier  gilt  das 
subst.  des  subiects  zugleich  auch  für  das  prädicat ,  das  adj. 
bleibt  ein  attributives,  ordinalien  prädicieren  wir  nur  er- 
ticuliert :  er  ist  der  erste ,  der  ziveite.  ebenso :  der  heu- 
tiqe,    der  gestrige. 

nihd.  kann  auch  jenes  neutrale  es  oder  daz  eingescho- 
ben werden,  von  welchem  s. 222.  274  gehandelt  ist.  sit  irz 
der  beste  Walth.  26,  32;  die  vervluochete  daz  bin  icli 
Iw.  4031,  im  letzten  beispiel  tauschen  nur  prädicat  und 
subj.  die  stelle. 


Hiermit  ist  die  darstelhing  des  Verhältnisses  zwischen  star- 
ker und  schwacher  ilexion  erschöpft,  und  eine  allgemei- 
nere betrachlung  mag  sie  schließen. 


nomen.    flexion,     starke  und  schwache,     5öl 

Ausgegangen  wurde  von  den  adj.  die,  um  syntactische 
fügungen  unbekümmert,  stets  nur  der  einen  beider  flexi- 
onsarlen  folgen ,  also  iiothwendige  ausnahmen  von  den  für 
diese  gütigen  gesetzen  bilden.  ihrem  inneru  gehalte  nach 
sind  sie  entw.  luibestimmbar  oder  von  selbst  bestimmt. 

Für  die  gewühnliclien  adj.  bedurfte  es  dreier  regeln, 
der  bestimmende  art.  zieht  die  schwache  flexion  des  attri- 
butiven nach  sich,  ohne  ihn  gilt  aber  die  starke,  und  diese 
gebührt  auch  dem  prädicativen. 

practisch  schien  diese  auflassung  der  Sache  die  vorzüg- 
lichste, theoretisch  hätte  es  an  zwei  grundsätzen  genügt: 
das  attributive  oder  prädicative  adj.  entfaltet  seine  starke 
flexion  so  oft  keine  hemmung  des  art.  in  den  weg  tritt, 
wo  diese  obwaltet  wird  die  schwache  verwendet,  dann 
reihen  sich  auch  die  ausnahmen ,  welche  dem  prädicat  arl. 
und  schwache  form  gestatten  ,  unter  die  regel. 

Ich  habe  geglaubt  die  abhandlung  der  adjectlvflexlon 
beginnen  zu  müssen  mit  der  weggeworfneu  luid  gekürz- 
ten, sie  fangt  eigentlich  bei  dem  prädicat  an ,  das  am  leich- 
testen überhoben  ist  schon  im  subject  euthaltne  Verhält- 
nisse des  geniis  und  casus  zu  bezeiclinen.  von  dem  prä- 
dicativen verbreitet  sie  sich  aber  dann  auch  in  das  attri- 
butive adj.  manigfache  Wechsel  zwischen  ganzer  und  ge- 
kürzter form  konnnen  den  dichtem  zu  stalten ,  ohne  daß 
sie  auf  die  bedeutung  sehr  fühlbar  einflössen. 

Substantiva  überhaupt  >verden  durcli  adjectiva  Indivi- 
dualisiert, d.  h.  in  angegebnen  kennzeichen  näher  ent- 
wickelt, ein  guter,  ein  blinder  mann  ist  genauere  bezeich- 
nung  des  bleiben  ein  mann,  solche  ausführung  gilt  aber 
allgemein ,  nicht  für  den  besondern  fall ,  von  dem  die  rede 
geht.  Die  schwache  form  scheint  mir  nun  von  dem  be- 
stimmteren ,  in  der  rede  individualisierten  begrif  abzuhän- 
gen, insofern  dieser  schon  in  der  unliii'licheu  bescliailcn- 
lieil  des  wortes  selbst  entlinlten  ist,  braucht  er  Jiiclit  erst 
durch  den  artikcl  hervorgerufen  zu  werden.  gewiduilich 
aber  ist  eben  dem  arlikel  auferlegt  die  bestimmte  form  zu 
wecken. 

alle  cinschränkungen  dieses  grundsatzes  beruhen  ent- 
weder auf  späterer  Verdunklung  des  oiganisinus ,  odtM-  auf 
jener  schon  unabhängig  vom  art.  eingelretnen  besliinnitlu-it. 
doch  mag  in  einzelnen  stiucluren  die  schwache  ohne  art. 
auftretende  llexion  aus  dessen  wirklicher  initcrdi  ück\nig, 
der  in  geläuiigcrn  formelu  eutbelirlich  schien,  erläutert 
werden. 


582  einfacher   satz. 

sclljst  in  den  alnvelcluingen  waltet  noch  eine  gewisse 
einstiinnuing.  da  der  oJjIique  casus  an  sich  besliniinter 
als  der  rectiis  ist,  so  scheint  es  in  der  Ordnung,  daß  in 
jenen  beide  formen  mischenden  Fügungen  der  reclus  liel)cr 
starke,  der  oblH[uiis  lieber  schwache  aiinelnne.  wir  haben 
dies  gefunden  nacli  dem  nhd.  manch  (s.  556),  ein  (s.  571) 
und  dem  possessiv  (s.  568.  569.)  freiHcli  bei  demahd.selpo 
(s.  354)  war  auch  das  umgekehrte  wahrgenommen  worden. 

In  dem  fall,  wo  mehrere  adj.  in  gleichem  genus  und 
casus  neben  einander  gehn ,  ist  es  zwar  angemessen  daft 
der  art.  seine  wirkung  auf  alle  äußere,  d.  h.  alle  in  schwache 
form  versetze;  jedoch  erklärbar,  daß  er  bloß  das  ihm  zu- 
nächst stehende  ergreife  und  für  das  folgende  sein  einduß 
aufhöre,  mithin  die  starke  flexion  wieder  gelte,  so  zu 
beurtheilen  war  das  goth.  thize  ligandane  veihaize,  das 
ahd.  tliaz  suazü  liabaz  (s.  537),  das  mhd.  der  küene  de- 
gen  balt  (s.  541.)  häufiger  behielt  auch  das  zweite  adj. 
schwache  form  bei  :  goth.  thaim  unfagram  jah  unseljani 
(s.  529);  ahd.  thie  hungorogon  muadon  (s.  533);  mhd.  der 
Clären  süezea  .vrouwen  (s.  539);  nhd.  des  blinden  tauben 
mannes. 

Analog  Ist  das  Verhältnis  der  flectierten  und  unflectier- 
ten  form,  beide  konnten  neben  einander  wechseln,  z.  b. 
din  reideleht  lanc  prünez  har  Parz.  252,  30;  ein  stolz  Wer- 
der man,  ein  gräwer  priester  alt  (s.  488.  489);  ebenwol 
aber  auch  die  eine  oder  die  andere  für  jedes  adj.  durch- 
geführt werden  :  in  heller  süezer  stimme,  manec  guot  ri- 
ter (s.  488.) 

Das  sonst  wol  in  der  spräche  vorblickende  gesetz  der 
Sparsamkeit,  wonach  es  an  dem  einmaligen  ausdruck  ir- 
gend einer  form  genügt,  läßt  sich  also  nur  bei  einem  ge- 
ringen theil  dieser  erscheinungen ,  lange  nicht  bei  allen 
waltend   annehmen. 

Man  hat  das  wesen  der  starken  und  schwachen  ad- 
jectivdeclination  überhaupt  durch  die  bemerkung  zu  erfas- 
sen getrachtet*),  daß  in  jener  ein  pronomeu  enthalten  sei, 
in  dieser  nicht,  es  heiße  (futer,  (jxites,  fjnttni,  aber  der 
qutey  des  guten,  dem  guten,  nicht  der  guter,  des  gutes, 
dem  fjutem,  weil  selbst  unsere  heulige  spräche  in  der  er- 
sten construction  das  einverleibte  pron.  nachfühle,  in  der 
zweiten    der    äußerliche    artikel    die    fmiction    der   inneren 


*)  üopps  vergl.  grauim.  §.  281. 


nomen.    ßexiun.     starke  imd  schwache.     5§3 

ilexlou  übernelune,  das  Laufen  beider  mittel  sprachwidrig 
sei.  aus  diesem  gründe  werde  auch  nach  flexionslosem 
nom.  ein  das  starke  adj.,  nach  dessen  starkflectierten  obli- 
quen casibus  das  schwache  gesetzt  :  ein  (juter  ^  eines  gu- 
ten, einem  tjuten.  Hierwider  wende  ich  nun  nicht  ein, 
daß  ahd.  vnid  mhd.  wirklich  der  guoter,  des  gnotes  u.  s.  w. 
gesagt  werden  kann ;  ich  halle  diese  Fügungen  Tür  Verletzung 
der  regel.     wol  aber  bleibt  zu   erwägen 

a.  daU  guter  und  der  gute  verschiednen  sinn  ausdrücken, 
nach  jener  deutung  aber  beide  dasselbe  auszusagen  scheinen. 

b.  dali  die  schwache  flexion  zwar  eine  secundäre ,  min- 
der kräftige  und  bezeichnende,  dennoch  auch  eine  innere 
»ei.  wenn  weder  der  uhd.  gen.  des  guten,  noch  der  ahd. 
des  guotin  am  adj.  das  characteristische  S  entwickeln;  so 
mangelt  dies  dem  goth.  this  godins  keineswegs,  man  ver- 
gleiche den  nom.  pl.  thäi  godans ,  den  mit  der  starken 
form  zusammentreffenden  acc.  pl.  thans  godans.  offenbar 
also  ist  im  articulierteu  goth.  gen.  sg.  das  S,  im  acc.  pl. 
NS  doppelt  vorhanden. 

c.  daü  der  goth.  nom.  sg.  masc.  fem.  sa  gSda,  so  gddo 
jener  auff'assung  von  der  gute,  die  gute  entgegenstehe,  da 
in  den  gotli.  formen  gerade  völlige  analogie  des  schwachen 
adj.  mit  dem  art.  obwaltet. 

d.  daß  die  flexionslosigkeit  der  nlid.  nom.  masc.  neutr. 
ein  (s.  671),  tnanch  (s.  555),  mein,  dein,  sein  (s.  569) 
das  starke  adj.  nicht  veranlasse,  da  sie  organischcrweise  auch 
flectiert  ebenso  constrniert  werden,  man  bedenke  das  goth. 
dins  Sims  (s.394.);  ferner,  im  nom.  sg.  fem.  ist  eine  tlcctiert, 
folglich  stark  (mhd.  ahd.  einiu,  goth.aina)  und  hat  wiederiun 
starkes  adj.  neben  sich,  endlich  sagen  wir  umgekehrt  n)it 
unllectiertem  adj.  im  nom.  neutr.  ein  lieb  kind  (s.  497.) 
im  obliquen  casus  ist  aber  nach  diesen  Wörtern  schwache 
form  erst  misbräuchlich  aufgekonunen ,  da  ihnen  gar  nicht 
die  volle  einwirkende  kraft  eines  art.  gel)iihrt ,  sondern  sie 
lU'sprünglich  bloß  im  Verhältnis  der  apposition  zu  den 
folgenden  adj.  sich  befnulen.  das  gefühl  der  heutigen  sprä- 
che allein  ist  unsu:her,  denn  auch  im  obliquen  casus  for- 
dert sie  des  meinen  ,  des  unsern  ,  des  andern  statt  der 
organischen  formen   this  meinis,  this   unsaris,  this  anlharis. 

llberhaupt  muß  wol  der  ansieht  entsagt  werden,  daß 
luiserer  staikcn  lorm  agghilination  eines  pronomens  zum 
gruiid  liege,  in  gewissem  sinn  niöchlc  icli  es  eher  für  die 
schwache  llexion  behaupten.      Bopp  hat  sich  dadurch  ver- 


584  eliifdcJicr  salz. 

leiten  lassen,  die  slavisclicn  iind  llltlinulsclicn  iiuleflnllcii 
adj.  den  deulsrlicn  schvvaclicn,  dio  dcfinileii  den  deiitÄclien 
starken  gleicli/.u^lellen.  es  veilialt  sich  gerade  imigekeliit. 
die  indelinilen  adj.  dieser  beiden  sprachen  entsprechen  un- 
gern starken,  ihre  dellniten  unsern  scliwaclien  ,  nicht  bloU 
der  bcdeiitung,  auch  der  form  nacli.  denn  die  slaviscli- 
litlhauisclie  definile  declinalion  stellt  sich  noch  deutlicher 
dar  als  eine  secundrire,  sjiäter  entwickelte  und  die  inde/iiiite 
voraussetzende,  in  iniserer  sclnvaclien  form,  die  jiiehr  zu- 
saniniengedräugt  scheint,  tritt  dies  fürmliche  Verhältnis  we- 
niger  vor. 

eine  merkwürdige,  entscheidende  einstimniung  zeigt  sich 
darin,  daß  die  slavischen  comparative  und  ordinalien  nur 
definit  fle'ctieren ,  eben  wie  die  deulsclien  schwach.  auch 
die  slavischen  vocative  ziehen  delinite  form  vor,  die  pos- 
sessiva  tragen  indefinite  an  sich   gleich  den   unsrigen  '*'). 

Diese  doppelgestalt  des  slavischen  und  litthauischen  adj. 
ist  für  die  geschichte  der  europäischen  sprachen  bedeutsam, 
sie  bestätigt  den  frühen  Ursprung  unsers  Unterschieds  zwi- 
schen starker  und  schwacher  llexion.  auch  die  albanesi- 
sche  grammatik  hat  für  das  bestimmte  adj.  eine  erweiterte 
form  entfaltet  **).  dem  celtischen  stamm,  wie  dem  grie- 
chischen und  lateinischen  (auch  romanischen)  mangelt  diese 
eigenthümlichkeit. 

In  einem  punct  weicht  die  slavischlltthauische  definite 
llexion  des  adj.  ab  von  der  deutschen  schwachen:  dieser 
lauft  eine  substantivische  declination  völlig  parallel,  jene 
bleibt  eingeschränkt  auf  das  adj.  umgekehrt  zeigen  sich 
Verwandtschaften  luiserer  deutschen  schwachen  form  grade 
mit.  dem  griech.  lat.  und  selbst  slavischlitlliauischen  subst. 
(gramm.   1,  832.  833.) 

Hiermit  nehme  ich  die  schwierige  frage  nach  dem 
Verhältnis  der  adjectivischen  schwachen  llexion  zu  der  sub- 
stantivischen (s.  512)  wieder  auf.  bloU  formell  betrachtet 
stehen  alle  schwachen  subst.  in  gleicher  reihe  mit  den 
s.  519  if.  verzeichneten  adj.,  die  auf  die  schwache  llexion 
eingeschränkt    bleiben,      wie    diese    werden    sie    mit    oder 


*)  Ich  habe  diese  Übereinkunft  in  der  vorrede  zu  Vuks  serb.  gramm. 
Leipz.  1824  s,  XLII-XLIV  bemerkt;  auf  die  dabei  hingestellte  ver- 
motung  über  das  verliäitnis  der  siav.  obliquen  casus  beider  formen 
kommt  es  hier  nicht  wesentlich  nn;  Mcggeräunit  sclieint  sie  noch 
keineswegs. 

'*)  Xylander  p.  21  nach  Lecce. 


nomen.    flexion,     starke  und  schwache.     585 

ohne  artikel  constrnlert.  es  heißt  z.  b.  frduja  und  sa 
J'räuja,  aviiiö  und  so  qvino^  jratijmis  und  thdi  Jrdnjans, 
fjvinons  und  thos  qvindns.  niclit  anders  verlialten  sich 
die  slarken  subst.  zu  den  nolhwendig  starken  adj.  s.  512  ff. 
aber  das  den  gewühnlichen  adj.  eigeutbüniliche  zusainnien- 
trelFen  der  starken  und  schwaclien  flexion  mit  der  unbe- 
stimmten und  bestimmten  bedeulung,  das  ist  es  \vas  den 
subst.  mangelt. 

oder  sollten  sich  spuren  aufweisen  lassen  dieses  Zusam- 
mentreffens? ich  habe  2,  542.543  dargethan,  daü  hei  siib- 
stantivcompositionen  niclit  selten  schwache  form  vortritt; 
das  zusammengesetzte  wort  führt  eine  ausdehnung  und 
erweiterung  des  begrifs  mit  sich,  wofür  die  form  zweiter 
polenz  ganz  geeignet  scheint,  so  wird  in  den  gl.  ker.  142 
frigidum  übertragen  frost  edho  kruntfrosto  *) ,  viele  an- 
dere beispiele  sind  dort  mitgetheilt.  das  merkwürdigste 
ist  nun  aber  die  einigemal  durchblickende  abliiingigkeil  der 
schwachen  subst.  form  von  dem  artikel.  Job.  18,  16  setzt 
Ulf.  daüravardai  rij  dvQMQOj ,  18,  17  hingegen  jaina  thivi 
so  daüravnrdo  y)  natd'ioii7j  r^  ■&vq(i)qÖs.  war  es  ihm  aber 
gerecht,  den  umstanden  nach  zwischen  starkem  daüravarda 
luid  schwachem  dauravardo  abzuwechsehi,  so  könnte  auch 
für  das  masc.  beides  daüravards  und  daüravarda  im  biauch 
gewesen  sein,  daüravards  steht  Job.  10,  3  für  o  ■Oi'00)()oc;, 
und  Marc.  13,  34  würde  sich  wol  der  dat.  daüravarda  tw 
■O^VQojQO)  gefunden  haben.  Y.sr.  2,  42  dauravarde  7w;'  7iv- 
XiDQi'jr,  Neil.  7,  1  daüravardos  o/  nvXtoQoi.  ein  gotli.  masc. 
daüiavarda  darf  um  so  sicherer  gefolgert  werden,  da  aucii 
im  ahd.  beide  formen  sich  darbieten  turiNvart  und  tnri- 
tvarlo,  im  fem.  turiwarla  (?)  und  tiirnvartd  (Gralf  1,  951), 
und  nicht  anders  in  ähnlichen  zusammensclzungen  cwnrt 
und  (hvarto ^  bei  K.  aber  wird  der  gen.  j)l.  ewarlo  (sa- 
cerdotum)  ohne  art. ,  des  ewarlin  nnl  art.  conslruiert 
(gramm.  2,  543.)  ein  drittes  beispiel  in  den»  ahd.  za  suo- 
nulage  und  za  demu  suonaUKjin  ist  nicht  weniger  be- 
incrkenswerlh.  ich  glaube  niclit,  daß  man  daiaus  auf  eine 
iirsi)rüngliche  doppelilexion  aller  subst.  schlit'l^rn  düife, 
doch  auf  reichere  enlfallung  der  bald  ganz  erloschenen 
construction  '''*')    in    früherer  zeit ;    die  idenlilat  der  schwa- 


*)  Diiit.  1,  236  frigidum  frost,   kruntfrost, 

")  an  sicii  stiirkforniiKo  subst.  zcifroii  in  »Icii  nilid.  pcdirhion  vcr- 
stliledoiitlirli  scliwaclie  (loxion,  vj;l.  IioIiiumi  .s.  5(H)  imkI  die  von  L»<:lini. 
zu  Nib.  4(51.  2  gcsanimeltcii  gen.  |)!.     wenn  ein  nrt.  >ornu5g«lit,    wie 


586  einjacher  salz. 

clien  form  beides  für  adj.  und  subst.  \vlrd  dadiircli  in  lio- 
hem  grade  wabrs(  lieinlich.  für  adj.  lassen  sicli  dauravardu, 
ewaiiü,  suonatago  nicht  ausgeben,  wenn  sie  auch  etwas 
adjectivisches  an  sich   tragen  *). 

Man  liat  zweierlei  scliwacbc  subst.  zu  sondern,  solche 
die  sich  nach  art  und  weise  der  scliwachen  adj.  gestalten, 
ohne  jemals  eigentliche  adj.  gewesen  zu  sein ,  von  denen 
die  anfangs  adj.  waren  und  durch  weglassung  des  zu  ihnen 
gehörigen  subst.  n)it  der  zeit  selbst  substantivgellung  an- 
nahmen, diese  letzteren  sind  aber  wiederum  verschieden, 
jenachdem  ihnen  noch  eine  gangbare  adj.  form  zur  Seite 
steht  oder  nicht,  dtr  höse  bedeutet  den  teufel,  auch  ohne 
beigesetztes  feind ,  ebenso  alts.  the  gramo  Hei.  32,  16, 
oder  goth.  unhultha.  diese  sind  substantivischer  als  die 
rein  adjectivischen  formein  sa  däutha,  sa  hlinda,  sa  veiha 
VI.  s.  w. ;  beischmack  des  subst.  tritt  aber  auch  dann  ein, 
wenn  ihr  männliches  geschlecht  auf  das  weibliche  ei'Streckt 
wird,  mhd.  der  töte,  der  heilige  s.  284.  noch  substanti- 
vischer erscheinen  solche  ,  deren  adj.  gebrauch  aufgehört 
hat,  und  die  dann  auch  pradicativ  beider  schwachen  form 
beharren  (s.  579.)  eine  merkwürdige  goth.  stelle  findet  sich 
Eph.  3,  6 ,  wo  der  gr.  text  die  prädicate  im  genus  auf  das 
siibject  bezieht:  eivai  tcc  t&vi]  ovyuXr^Qovofta  Kctl  ovo- 
oiofta  aal  öV/i/UToya  rijs  inayysXiag ,  der  goth.  aber 
nicht,  sondern  nach  dem  vorausgehenden  weiblichen  sub- 
ject  im  masc.  folgen  laßt :  visan  thiudos  gaarbjans  jali 
qaleikans  jah  gadäilans  gah.iitis ,  wie  wir  jioch  heute 
sagen  können :  die  Völker  sollen  niiterhen ,  genossen  sein, 
das  prädicat   ist  substantivisch  ausgedrückt  **).      Auch  dies 


Nib.  Tl,  1  der  swerten ;  545,  4  der  getrhiwen  vriundt-n ;  1035,  4 
der  küenen  Niblun^en ;  wäre  dessen  eiiiwirkung  denkbar,  auf  die 
meisten  beispiele  ist  es  aber  nicht  gerecht, 

•)  in  Graffs  theorie  der  schw.  decl.  bleiben  diese  fälle  nnerwogen, 
sie  scheinen  mir  aber  seine  Scheidewand  zwisclien  schivacher  flexioD 
der  subst.  und  adj.  umzustürzen. 

••)  der  bemerkung  über  thiudos  s.  441  füge  ich  bei,  daß  sich 
neben  dem  männlichen  pronomen  thäi  thiudö  und  sumdi  thiudo  (s.  457) 
der  Übergang  ins  masc.  leicht  macht,  es  heiik  Joh.  12,  20  sumäi 
thiudö  t/iize  iirriTniandanr.  Eph.  2,  11  wird  man  namnidans  und  uni- 
bimäitanäi  richtiger  auf  jus  ziehen  als  auf  thiudos,  namnidans  steht 
nach  jus  in  scliwacher  form  (s.  564.  565),  unbiniäitanäi  als  prädicat 
in  starker  (s.  577.)  anderwärts  i^t  das  fem.  unbedenklich:  tliiudös 
tliüs  Rom  9,  30;  aliös  thiudos  Rom.  1.5,  12;  antharös  thiudos  Eph. 
4,  18.     uian  erwäge  das  schwankende  geschlecht  dieses  subst.  im  ahd. 


noTiien,    ßexion.     starke  und  schwache.     587 

bestätigt   den    Zusammenhang   zwischen  der  schwachen  fle- 
xion  des  subst.  und  des  adj. 


tJher  Stellt. 

starke  form  gilt 

1.  oline  rücksiclit  auf  artikel  a.  beim  pronomen  (s.  512)  ausnnlinien 
8.514.575.  b.  bei  ein  und  cardinalien  (s.  515.)  c  bei  ander  (s.  514.) 
d.  bei  all  (s.  515.) 

2.  wenn  kein  artikel  stellt  a.  für  attributive  adj.  (s.  557.)  b.  für 
prädicative  (s.  577.) 

schwache  form 

1.  oline  rücksiclit  auf  artikel  a.  bei  sama,  silba  (s.  519.)  b.  bei  den 
altertliümliclien    auf    unia    (s.  520.)       c.    beim    pari,    präs,    (s,    521.) 

d.  bei  ordinaiien  (s.  523.) 

2.  nach  bestimmtem  art.  (s.  526)  auch  als  prädicat  (s.  580) ;  nach 
dieser  und  jener  (s.  554)  und  nach  persönlichem  pronomen  (s.  564.) 
späterhin  theilweise  a.  nach  possessiven  (s.  566.)  b.  nach  unbestimm- 
tem   art.    (s.   569.)      c,  nach    manec    (s.  555.)      d.  .'.»ch  all  (s.  556.) 

e.  nach  jeder  (s.  557.) 

3.  ohne  artikel  a.  beim  vocativ  (s.  559.)  b.  als  prädicat  (s.  579.) 
c  bei  persöniichsubstantivischen  adj.  (s.  571.)  d.  in  gangbaren  re- 
densarten  (s.  573.)  e.  im  dat.  sg.  ni.  und  n.  (s.  575.)  f.  im  gen. 
8g.  (.s.  576.) 


588  einfacher  salz. 


CAP.  VI.    CASUS. 


Die  lehre  vom  abhängigen  casus  kann  unter  drei  geslchts- 
puncle  gebracht  werden,  je  nachdem  ihn  ein  verbiun,  oder 
ein  anderes  nomen ,  oder  eine  partikel  erfordert,  nach 
diesen  rücksichten  alle  casusverhältnisse  zu  erörtern  scheint 
ratlisamer  als  jeden  einzelnen  casus  gesondert  ihnen  zu 
iinter\Terfen. 

Zwar  sind  es  die  obliquen  casus ,  -welche  bei  diesen 
Untersuchungen  vorzugsweise  in  betracht  kommen ;  aber 
auch  nom.  und  voc.  gehn   nicht  ganz  leer  aus. 

In  der  formlehre  nicht  zu  verkennen  war  ein  näheres 
band  zwischen  nom.  und  acc  auf  der  einen,  zwischen 
oen.  und  dat.  auf  der  andern  Seite,  es  sei  an  die  eigen- 
thüinlichkeit  der  neutralen  llexion  erinnert,  die  sich  im 
uom.  und  acc.  mehr  der  weiblichen,  im  gen.  und  dat. 
mehr  der  männlichen  zuwendet,  wie  denn  zumal  in  der 
schwachen  form  gen.  und  dat.  neutr.  völlig  der  männlichen, 
nom.  und  acc.  in  allen  wesentlichen  puncten  der  weib- 
lichen begegnen,  pron.  und  adj.  entfalten  im  gen.  und 
dat.  nicht  selten  vollständigere  formen,  im  ahd.  geschlech- 
tigen pron.  dritter  person  verbreitet  sich  der  mit  S  be- 
ginnende stanmi  allmälich  in  den  nom.  acc.  sg.  fem.  siu, 
sia,  in  den  nom.  acc.  pl.  aller  geschl.  sie,  sio,  sin ;  während 
gen.  und  dat.  sg.  und  pl.  in  allen  geschlechtern  dem  vo- 
calisch  anlautenden  stamm  treu  bleiben.  Selbst  in  einzel- 
nen anomalien  zeigt  sich  der  gegensatz,  z.  b.  im  golh.  gen. 
dat.  funins,  funin,  neben  dem  nom.  acc.  fun. 

Solche  Unterscheidungen  beruhen  auf  etwas  nicht  un- 
wesentlichem, sie  müssen  auch  in  der  Syntax  obwalten. 
im  vorigen  cap.  sahen  wir  daß  unorganische  schwache 
llexion  in  mehr  als  einer  läge  sich  leichter  am  gen.  und 
dat.  hervorlhat  als  am  nom.  Die  folgenden  abhandlungeu 
der  casusrection  werden  bestätigen,  daß  genilivische  und 
dativische  structuren  oft  zusammenstimmen  und  sich  von 
denen  des  nom.  und  acc.  entfernen.  Verhältnisse  des  gen. 
und    dal.  fordern    am    frühsten  die    Zuziehung   von    präpo- 


nomen.     casus,     vorn  verh.  ahh.     nom.     589 

sllionen  ;  der  nom.  verträgt  keine  präpositiou  und  der  acc. 
hat  sicli  davon  wenigstens  großentheils  frei  erhalten,  in 
den  romanischen  sprachen  sind  gen.  und  dat.  vülh'g  er- 
loschen und  dem  praposilionalen  ausdruck  gewiclien. 

Allgemein  betrachtet  sind  nom.  und  acc.  ruhiger,  släter, 
gen.  und  dat.  beweglicher,  lebendiger.  in  jenen  dauert 
der  ausdruck  des  geschlechts  anhaltender  fort. 


A.    VERBALRECTION. 

Das  verbum  des  satzes  äußert  seine  einwirkung  auf  das 
darin  enthaltene  nomen  dadurch,  daß  es  einen  beslimmten 
casus  desselben  begehrt,  es  können  aber  zwei  oder  drei 
beziehuugen  auf  einmal  durch  das  nemliche  verbum  aus- 
gedrückt werden ,  d.  h.  es  vermag  zwei  oder  drei  ver- 
schiedne  casus  hinter  einander  zu  regieren ,  z.  b.  er  gab 
der  göttin  den  apfel;  er  beraubte  den  feind  des  gewandes; 
er  hieb  dem  besiegten  mit  dem  schwert  (ahd.  suertu)  das 
haupt  ab.  jedoch  nur  reine  abhängigkeit  vom  verbo  ist 
hier  gemeint,  nicht  solche  wobei  präpositionen  ins  mittel 
treten ,  wie  das  zuletzt  gewählte  nhd.  beispiel  schon  eine 
präp.  statt  des  haaren  instrumenlalis  verwenden  muß. 

Es  sind  hier  fünf  casus  zu  erwägen  :  nominaliv,  accusa- 
tiv,  geniliv,  dativ  luid  instrumeutalis ;  auf  den  vocaliv 
äußern  verba  keinen  einlluß. 

I.     Nominaliv. 

Stihjecl  ist  der  nom.  in  zahllosen  fällen ,  beim  activen, 
intransitiven  luul  passiven  verbo,  z.  b.  der  vater  schlägt 
das  kind,  das  kind  weint,  das  hind  wird  geschlagen, 
diese  Verhältnisse  bedürfen  keiner  darslelhing.  INäher  aber 
ist  von  dem  prädicativeu  nominaliv  zu  haiulcln.  Stehu 
zwei  nominative  im  satz ,  so  lassen  sich  subject  luul  prä- 
dicat  leicht  erkennen:  das  kind  wird  des  valers  erbe, 
das  kind  wird  <jf»'oß.  steht  nur  einer  ausgedrückt,  so 
konnnt  es  darauf  an,  ob  im  verbo  zugleich  das  subject 
enthalten  ist ,  und  dann  bildet  jener  nom.  das  prädicat, 
z.  b.  in  der  lat.  phrase:  factiis  est  re.v ,  wie  die  Ver- 
deutschung: er  ward  könitj  lehrt.  hcilU  es  aber  z.  b. 
lis  orla  est,  so  ist  dieser  nom.  subject,  streit  entsprang, 
ob  wir  gleich  diese  redensart  umzuwandeln  pllegen  in  die 
fast  identische:  e*  entsprang  streit,  dann  tritt  das  vorausge- 
schickte es  subjediv  auf  und  streit  wird  präilicativ  (s.  223.) 


590  einfacher  satz. 

Die  einzelnen  fälle  in  welchea  der  noni.  erscheint  sind 
folgende : 

1.  bei  sein  und  ivcrden.  belege  allenthalben ;  so  dal^ 
ich  mich  auf  einige  golh.  beispiele  beschränke.  ik  im 
dmtr  thize  lainbe  Job.  10,  7;  ik  in»  thata  dunr  Job.  10, 
8;  ik  im  hairdeis  (jöds  Job.  10.  14;  alla  iz.\av  JhltaUljis 
ist  Mallb.  5,  48.  vailh  vis  ,^yi'vtio  yuXyvy]  Luc.  8,  26; 
varlh  vis  inikil  ty,  y,  f^iiyäh]  JMallb  8,  26;  vaiih  huliinis 
ahrs  Luc.  1.5;  14;  sab  vairlbilb  tnikils  Luc.  1,  32;  jainar 
yairlbilb  tjrcts  jab   krtists  luntbive  Matth.  8,   12. 

persönliche  subst. ,  diesen  verbis  hinzutretend,  stehn 
ohne  arlikel  (s.  409.) 

die  alle  spräche  liebt  es  ihnen  schivuchformige  (zwi- 
schen subst.  und  adj.  schwebende)  nominative  zu  verbin- 
den, und  damit  einfache  verbalbegrille  auszudrücken,  gotli. 
usßlmans  vaurthun  i^enXijaoovro  INlarc.  1,  22.  Luc.  9,  43; 
ni  vairthaima  tis-jrudjans  j/iy  iy.xayMfiev  II  Cor.  4,  1.  Gal. 
6,  9;  ni  vairthaiih  usyriidjatis  /n)  iy.ycixeiv  Eph.  3,  13; 
ui  vairtham  ustfrudjans  ovy,  fUHaxov/tiav  II  Cor.  4,  16;  ni 
vairthan  iis(jrudjans  jttt;  ixyayeiv  Luc.  18,  1;  alatharha 
valrthan  voTeoela&ai  Luc.  15,  14;  usvenans  vaürthanai 
unrjXyi]y.6T€g  Kpb.  4,  19.  einigemal  entspricht  der  gr.  text 
näher:  ni  sijau  unvita  ovz  i'ao/icu  aq^Qiov  II  Cor.  12,  6; 
varth  unvita  ytyova  äffQcov  II  Cor.  12,  11;  vgl.  sijaima 
fullavitans  tlXtioi  Phil.  3,  15.  auch  die  s.  586  angezogne 
stelle  visan  gaarhjans ,  cjaddilans ,  galeikans  kann  hier- 
lier  genommen  werden.  Aus  der  ags.  poesie  entsinne  ich 
mich  der  redensart :  thü  bena  eart  (rogas)  B.  702 ;  hi 
henan  sint  (rogant)  B.  726 ;  svä  ic  bena  vas  (sicut  rogavi) 
C.  135,  26;  sva  thu  bena  eart  (uti  rogas)  C.  141,  6.  Ahd. 
beispiele  w^erden  wenig  vorkommen,  etwa:  thaz  thü  es 
weses  wizo  (ne  id  ignores)  0.  IL  9,  19.  mhd.  und  nhd. 
stehn  mir  gar  nicht  zu  gebot. 

Die  bedingung  unter  welcher  dieser  nom.  auch  In  der 
infinitivconstruction  bleibt  ist  s.  122.  123  aufgestellt  und 
erläutert  worden:  der  Inf.  muß  sich  auf  das  subject  des 
Satzes  beziehen,  z.  b.  goth.  ni  magt  faih^agacjgja  visan 
ov  y(xQ  d'vv^'jGij  oixovofulv  Luc.  16,  2.  hingegen:  venja 
svikunthans  visan  uns,  iXnl^o)  iTe(faveQ(JJa&ui  vulg.  spero 
manifestos  nos  esse  II  Coi'.  5,  11.  fehlerhaft  ist  darum 
die  lesart  Nib.  1071,  4  Clh  lät  mich  der  schuldige  sin 
statt  den  schuldigen.  Goth.  auch  nach  du  vor  dem  inf. : 
gaarmaiths  fram  fraujin  du  triggvs  visan  ojs  ijXe^jitvog 
vno  yvQiOV  tjio'ioq  uvai  I  Cor.  7,  25.  nhd.  treu  zu  sein 
(nicht  aber:  zu  treu  sein.) 


noinen.     casus,     vom  verh.  ahli.     noin.      591 

2.  bei  scheinen  und  dünlien.  nlid.  er  scheint  der  yröWte^ 
dieser  weg  scheint  der  beste,  nihd.  daz  ich  imver  Itvein 
ienier  schine  Inv.  7543;  swu  ir  der  lip  hiozer  schein  I\v« 
1331.  nlul.  dieser  ralh  dünkt  uns  der  heilsamste.  ^  mhd. 
doch  danket  ez  niicli  ein  giiot  site  Iw.  1872.  ohne  zwei- 
fei eljenso  bei  dem  ahd.  dunrhit  und  golli.  thugkeilh. 
Auch  hier  gilt  der  noni.  beim  inf. ,  z.  b.  nhd.  du  scheinst 
mir  der  (jUickUchsle  zu  sein,  er  dünkt  sich  der  beste  zu 
sein.  golh.  thaiei  ihugkjaud  lithive  leikis  lasivustäi  visan, 
andere  belege  s.  123. 

3.  bei  allen  eines  prädicats  fähigen  passivis ,  sowol  der 
wirklichen  golh.  form,  als  den  lunschreibungen  ;  vorzüglich 
bei  den  würlern  nominari ,  vocari.  thatei  gaskeirjada 
insandiths  Job.  9,  7;  pruüfetus  huuhistins  haitaza  Luc. 
1,  76;  uiikils  haitada  Malth.  5,  19;  sunus  hauhislins  haitada 
Luc.  1,32;  raz7i  bidu  hailada  Marc.  11,17;  sei  haitada  stairo 
Luc.  4,  36;  saei  haitada  Christus  Malth.  27,  17.  Ahd. 
minnisto  ist  giheizan,  ist  inihhil  giheizan  T.  25,  6;  thie 
dar  ist  ginemnil  Christ  T.  199,  1.  mlid.  beispiele  oben 
s.  52.  ]\hd.  er  wird  der  köniij  genannt,  geheißen.  Auch 
bei  dem  part.  prät.,  dem  an  sich  passivbedeutung  zusteht, 
kann  ein  solcher  nom.  erscheinen,  und  zwar  unbedenklich, 
sobald  das  pari,  selbst  im  nom.  conslruiert  ist,  z.  b.  künig 
Carl,  genannt  der  (jro\Se.  im  obliquen  fall  pllegl  freilicli 
das  priidicat  den  casus  des  pari,  beizubehalten:  von  dem 
künig  Carl,  genannt  dem  tjroiSen  (a  rege  Carolo,  diclo 
magno.)  ich  denke  aber  dali  auch  beispiele  vorkonunen, 
wo  das  part.  als  ein  zwischcnsalz  behandelt  und  mit  der 
allen  passivis  eignen  kraft  den  nom.  zu  regieren  begabt  '''), 
wo  also  zu  sagen  geslallet  wird:  von  dem  künig  Carl, 
genannt  der  ijro[\e ,  d.  i.  qui  vocatur  niagnus.  auf  diese 
weise  fasse  ich  eine  einigermaUen  schwierige  stelle,  in 
welcher  Ulf.  sich  mehr  an  die  lat.  Version  als  an  den  gr. 
text  hiilt,  Eph.  2,  11:  fram  thizai  nannüdön  (sc.  thiudai) 
biinitil  in  Icika.'^  handuvaiirht ,  ab  ea  (gcnte)  fpiae  dicilur 
circumcisio  in  cai-ne  manufacla.  bimait  handuvaurht  ist 
der  zu  dem  obliquen  part.  nanniidun  gelügle  nom.  es 
hülle  gesagt  werden  küiuicn:  fram  ihizui  namnidöu  bimaita, 
oder  fram  thizai  söei  nanuijada  bimait. 

4.  besläligl  finde  icli  diese  ansieht  in  der  wahrnclimung, 
daß    die    mhd.    spräche    sogar    nüt    dem    acliv    gebiauchlen 


*)  nicht   iinannlonf    der   bezicliung    des    reflexivpronomens    auf   ein 
obliques  part.  präs.  (s.  322.) 


592  einfacJier  salz. 

heizen  und  nennen  den  nom.  conslnilort,  also  diesen 
wiedei-um  auf  eiiicii  ohlüjueu  casus  bezieht.  \>ir  liaheii 
8.  52  gesehii,  daU  lieizen  häufig  in  |jassivein  sinn  genom- 
nieji  wild  und  dann  aucfi  den  noni.  bei  sich  hat:  ii'  valer 
hiez  Dankrdt  steht  gleichbedeulig  niit:  ir  vater  was  ge- 
lieizcn  Dänin  ät.  bei  der  activen  construction  hingegen : 
mau  hiez  ir  valer  UanJa'ät  kann  das  prädicat  für  den 
acc.  oder  den  noni.  gehallen  werden.  in  den  nieisteu 
füllen  ist  freiiicli  der  acc.  gemeint,  folgende  belege  zeigen 
aber  die  Zulassung  des  nom.:  daz  man  in  hiez  der  hdruc 
Parz.  13,  21  D;  der  nennet  sich  der  rtler  rot  Parz.  276, 
21;  den  man  da  hiez  der  riter  rot  Parz.  206,  16  D; 
ir  nennet  in  der  ritler  rot  Parz.  315,  HD;  der  sich 
der  riter  rot  iiaiile  Parz.  280,  9;  ich  heize  herre  einen 
man  Parz.  303,  15;  du  man  micli  heisre  lieizet  Parz.  184, 
30;  man  sol  mich  ein  zage  (:  tage)  nennen  Wh.  181,  17;  daz 
man  in  der  rasper  hiez  Turl.  Wh.  18**;  darumbe  man 
in  der  messer  hiez  Geo.  113.  daneben  wird  auch  der 
acc.  gesetzt  und  in  mehrern  stellen  schwanken  die  hss.: 
daz  man  in  hiez  den  baruc  Parz.  13,  21;  den  roten  riter 
man  in  hiez  Parz.  145,  16;  den  röten  rilter  er  in  liiez 
Parz.  170,  6;  den  man  den  roten  riter  hiez  Parz.  202, 
21;  den  man  da  hiez  den  ritler  r6t  Parz.  206,  16;  ir 
nennet  in  den  ritter  rot  Parz.  315,  11,  und  Lachm.  gibt 
meist  dem  acc.  den  vorzug  *).  in  Urkunden  des  14.  15 
jh.  lese  ich  öfter  den  nom.,  z.  b.  manet  den  man  heißet 
tler  ogest ,  cod.  dipl.  zaringobad.  n«  203  (a.  1307);  des 
mandes  den  man  ncnt  der  atvst y  beschr.  von  Hanau  urk. 
n"'  152  p.  121  (a.  1384);  Hans  Lör  den  man  nenipt  der 
schuoch.,  Pupikofers  Thurgau  \\°  71  (a.  1398);  einer  heißt 
man  lieher  ivurst,  Schreibers  bundschuh  p.  53.  ohne 
zweifei  sind  der  heuligen  Volkssprache  bei  eigennamen 
solche  nom.  noch  geläufig.  Es  läßt  sich  auch  dafür  an- 
führen ,  daß  eigennamen  und  anreden  eine  gewisse  iin- 
veränderlichkeit  behaupten;  wie  man  die  formein  fru  min! 
mein  herr!  beibehielt,  wenn  sie  von  mehrern  ausgesprochen 
oder  an  mehrere  gerichtet  wurden  (s.  299),  kann  die  be- 
nennung  im  nom.  stehn  wo  die  gewöhnliche  construction 
den  obliquen  casus    fordern  würde,     'da   mau  mich   herre 


*)  die  mild,  spräche  pflegt  vor  dem  passiven  lieizet,  hiez,  ist 
genant,  was  genant,  das  relativum  auszulassen  (wovon  im  verfolg  um- 
ständlicher); nach  dem  activen  heizen  aber  man  oder  der  liut:  mich 
heizet  Äntyloye  aitd.  bl.  1,  235  vgl.  420.  es  treffen  also  bei  diesem 
verbo  mehrfache  aiiomalien  der  bedeutung  uud  coustruction  zusammen. 


iionien.     casus.     vo/Ji  verh.  ahli.     noiii.     593 

heizet'  sagt  gewlsseriiiaßen:     da  man  mich  lierre!    anredet. 

ahd.  belege  für  den  nom.  bei  heizan  könnten  sich  um 
80  eher  darbieten,  als  diese  construction  auch  vollkommen 
ags.  ist.  im  Boeth.  p.  4  :  tlione  beorlitan  eteorran  the  ve 
huladh  mortjeiisteovra  ^  p.  114  :  tlione  iingemetlice  möde- 
gan  tliü  scealt  hiltan  leo,  na'S  mann,  and  thone  Six^nan 
(segnem,  mlid.  den  seinen)  thu  scealt  hatan  assa  mä  thonne 
man,  and  thone  iingemetlice  eargan  (pavidnm,  fugaceni) 
thü  miht  hätau  liara  nrX  thonne  man.  im  Orosius  :  ihä 
väs  snm  consul,  thät  ve  heretoha  haladh;  forthy  hit  man 
luct   Vislemudlia  (darum   lieilU  man  es  AVeichselmündung.) 

5.  mit  einigen  verbis,  namentlich  (jehn  und  sterben^ 
wahrscheinlich  aber  noch  andern  (z.  b.  leben),  verbindet 
die  alle  spräche  priidicative  suhst.  im  nom.  mhd.  aller 
wibe  wnnne  diu  (jet  noch  metjetin  *)  JSls.  1,  39-^;  ich  >vil 
oucli  immer  maijet  ijän  llolh.  2231.  ein  mensche  mac 
wol  sa^lic  sin,  daz  da  stlrhet  meyet/n  (iingcdr.  ged.  von 
Juliana  16);  swelich  kristen  stlrhet  maget  (ungedr.  ged. 
von  Stricker);  des  starb  er  mensche  und  starb  niht  tfot 
Ms.  2,  122''.  heute  müssen  wir  die  partikel  als  beifügen: 
sie  gellt  als  iungfraii ,  stirljt  als  Jungfrau,  aber  alln.  ganz 
Avie  mhd.  :  er  met/jar  andaz  (die  als  Jungfrauen  sterben) 
Sil.  36.  jenes  nlid.  als  steht  auch  bei  i)assivis  :  da  wui-de 
ich  als  frau  empfangen,  mhd.  da  wart  ich  empfangen  here 
frouwe  Wallh.  39,  34. 

6.  das  adjectivische  pradlcat  kann  viel  freier  nicht  nur 
bei  sein  und  weinleii  im  nom.  stehn ,  soiulern  auch  bei 
andern  verbis,  z.  b.  (je/in,  stehn,  liefjen,  hommen,  fah- 
ren, leben:  ahd.  er  gut  mitti'r  (medius)  ,  blilurnter  (spi- 
nis  circumdatus) ;  mhd.  er  liget  totere  gestrafter,  lebet 
gesunder,  gat  blozer,  blinder  u.  s.  w.  den  s.  478.  493 
gegebnen  belogen  lüge  ich  einige  hinzu,  daz  er  gestracler 
vor  im  lac  Hab,  804;  daz  er  sinneluser  lac  l'il.  2434;  dii 
er  (jesunder  widov  reit  Bit.  1725;  er  gehabte  sich  vil  sivin- 
der  liab.  11;  daz  ez  vil  kunie  vollez  geran  dreg.  2S!>7. 
ebcuNvoi  darf  aber  auch  die  unllcclierle  form,  ^vie  in  der 
nhd.  spräche  immer,  stehn,  ausnahmsweise  selbst  schwa- 
che :  er  ITt  erslagene  (s.  579.)  bemerkensworlh  i?l  die  i-e- 
densart  tot  sterben:  daz  wir  sleiben  tut  Dielr.  4003;  daz 
Elzel  sterbe  tot  Dielr.  5060;  J'lckewail  starb  oucli  do  tot 
Dietr.  9690.      nicht  uniduilich   heiiU  es  in  spiilereii  lechts- 


•)  iinvorlieiratet,  was  Mnr.  97  lirißt :    glonc  uiigol»iiii<l(«ii. 


594       '  einjachcr  satz. 

Urkunden:  die  giilcr  sterben  los  oder  aiicli  Jollen  los. 
nlid.  es  <feht  los,  der  8lreil  geht  los,  die  ilinlc  gclil  los, 
vgl.  los  worden  :  der  lunke,  das  feuer,  der  teulel  wird  los. 

II.     Accnsaliv.  ^ 

Der  acc.  ist  eigenlllclier  beglcller  des  actlvunis,  erbozeicli- 
net  die  einwirkiing  des  im  verbo  enlliallnen  begrifs  der 
tbäligUeit  aiil  einen  andern,  jiersünliclieii  oder  satlilichen, 
gegenständ :  der  valer  lein  t  den  söhn ,  tlcr  knahe  wiilt 
den  stein.  der  acc.  gewiilirt  die  einfaclisle  und  leiclilesle 
obli<|uierung  des  noni.  und  beide  casus  stehn  in  Nveclisel- 
beziehung.  jeder  satz  mit  nominativ,  aclivem  verbo  und 
accnsaliv  ist  umselzbar  in  einen  mit  nominativ,  passivem 
verbo  inid  präpositionalem  daliv,  dergestalt,  daß  der  acc. 
zum  nom.,  der  noni.  zinn  dat.  wird:  der  söhn  wird  vom 
vater  gelehrt,  der  stein  vom  knaben  geworfen  (s.  3.  4.) 

intransitive  verba ,  deren  ihäligkeit  innerlich  bleibt, 
nicht  auf  einen  andern  übergeht,  leiden  keinen  acc.  außer 
den  des  reflexivs,  wodurch  gerade  iiire  intransition  ver- 
stärkt wird:  ich  freue  mich,  er  schämt  sich  (s.  30.  34.) 
durch  dasselbe  rellexiv  können  auch  transitiva  auf  sich 
selbst  zuriickgelenkt  werden:  ich  berge  mich,  er  bewegt 
sich  (s.  32.)  alle  diese  acc.  stehn  unpriidicativiscli ,  doch 
kann  [ihnen  auch  noch  ein  pt'ädicat ,  im  subst.  oder  adj., 
hinzutreten. 

1.  Einfache  rection  des  acc.  es  ist  mir  daran  gelegen 
aus  der  unübersehbaren  menge  von  fällen  solche  zu  wäh- 
len,   die  etwas  formelhaftes  annehmen. 

thnn.  ahd.  Imo  angust  giduan  0.  IV.  6,  29;  ni  dua  tliir 
thia  arabeit  0.  V.  10,  5;  thaz  arunti  gidalun  0.  I.  27,  69; 
iro  arende  tuon  N.  Cap.  40 ;  ni  dela  si  thes  thu  bita  (mo- 
ram  non  fecit)  0.  V.  7,  65;  ni  det  er  thes  tho  bila  V.  II, 
21;  ni  datun  sies  thö  bitün  V.  4,  10;  bruli  tuot  den  selon 
(terrel  animasj  N.  Cap.  130;  cheli  tuon  Caftligere)  N.  ps. 
16,  9.  36,  28;  ihinc  tuon  T.  153;  datun  ein^githingi  O. 
IV.  8,  4;  eiver  tuont^n  (^amaricantibus)  N.  ps.  105,  1;  eli- 
mosinam  tuon  T.  33,  2.  3;  gouma  tuon  T.  79;  härm  tuon 
T.  13,  18;  dien  der  heizo  wint  hizza  tuot  (quos  notus 
torret)  N.  Bth.  94;  uns  duat  ein  man  gilari  (donumi  pa- 
rat) 0.  IV.  9,  10;  managfalta  lera  duat  druhtin  uns  O. 
Hartm.  47;  not  tuon  (tribulare)  N.  ps.  26,  2;  girati  dati 
0.  IV.  1,  42;  ih  duau  es  redina  0.  II.  7,  19;  reht  tuon 
T.  33,  1  ;    riwa   tuon    (poeuitenliam  agere)  N.   ps.  58,   13. 


noinen.     casus,     vom  verh.  abh.     acc.      595 

93,  2;  si  woltun  duan  in  einan  ruam  0.  IV.  6,  29;  ihu 
niohtis  eiiiau  ruaiu  iüh  ein  gifuari  gidiiau  II.  14,  43;  duan 
samalichaii  scrank  11.  5,  13;  scail'unga  tuoet  iro  feileu 
(causas,  leges  dabis)  N.  Cap.  107;  Arisloteles  tisa  scrift 
teta  N.  Allst.  78;  giclali  ser  llienio  bniader  0.  Hartiii.  34; 
dalun  nücliila  slahta  0.  I.  20,  4 ;  du  däti  sliz  des  riclies 
N.  i)S.  88,  45;  dätun  eiiia  sprucha  0.  III.  25,  4;  welen  eiud 
Nero  tela  (quanlas  dederit  ruinas)  N.  Blli.  94;  ne  Uiea 
neheina  tara  (nihil  oflicianl)  N.  Cap.  83 ;  det  er  thön  liutin 
dröst  0.  II.  15,  22;  tuoni  tnon  T.  88;  datun  tliaz  duani 
0.  I.  1,  5  ;  thaz  er  gidati  inio  einan  duam  0.  111.  15,  17; 
tödes  ubarwant  duan  O.  V.  10,  12 ;  dero  ist  uberwint  ze 
getuonne  N.  ps.  70,  1 ;  daz  du  is  uberwint  ketuoesl  N.  ps. 
75,  9 ;  uberwint  ketän  habet  tero  burdi  N.  Blh. ;  willon 
tnon  T.  42,  1  ;  duit  unwunna  0.  IV.  7,  35  ;  then  urheiz 
datin  0.  III.  25,  19;  vers  duan  (versus  facere)  0.  I.  1,  44; 
wio  nianige  widerzuccha  er  tue  an  demo  Stade  (quantos 
rapiat  marglue  cardines)  N.  Cap.  81;  Avacha  tuon  N.  ps. 
101,  7;  duo  minero  selo  wara  (intende  animae  meae)  N. 
ps.  68,  19;  wara  ne  tuot  er  gotes  N.  ps.  10,  4;  ne  tuont 
des  nicht  wara  W.  8,  7;  iuot  wara  W.  20,  13;  ih  wara 
tale  W.  56,  11;  ih  des  wäre  tuo  W.  56,  26;  tuon  des 
wara  66,  17;  ih  tuon  sin  wara  W.  76,  27;  thes  fehes  da- 
lun warta  0.  I.  12,  2;  weg  lue  (viam  paret)  N.  Bth.  43; 
ward  lliaz  wehsal  gidan  0.  II.  9,  82;  wehsel  tuon  N.  ßlh. 
72.  Arist.  199;  wtc  tum  (bella  gero)  gl.  Ilrab.  955^;  den 
wie  luou  (conimittere)  gl.  mens.  364.  JMhd.  daz  anibet 
tuon  Iw.  1409;  den  aneganc  tuen  feldbauer  241;  die  bete 
tuon  Iw.  2915;  den  boten  tuon  (nuntium  mittere)  Trist. 
526.  18163;  den  brten  tuon  (pulteni  coquere)  Diul.  3,  57; 
bruch  an  dem  lobe  tuon  ]Ms.  2,  124'';  den  bu  tuon  Freid. 
157,  9;  daz  criuze  tuon  (signuni  crucis  facere);  dankere 
tuon  Parz.  390,  1;  entwich  tuon  Parz.  573,  13;  gedon  tuon 
Troj.4081.  Olloc.  490^^  566i>  654^  Beham  in  Ilagens  saml. 
153;  gemach  tuon  Parz.  7,22;  genade  tuon  Iw.  5729.  7420; 
gencii  tuon  Parz.  330,  10;  gerilile  tuon  Parz.  475,  24; 
gewalt  tuon  En.  7572.  Parz.  293,  5.  300,  24.  441,  15. 
Ms.  2,  250^';  goume  tuon  Parz.  738,  26.  Krnst  2808.  3071; 
itwize  tuon  Gudr.  1441,  4;  lasier  tuon  l'n.  5367;  loit  tuon 
Parz.  604,  13;  messe  tuon  Ms.  2,  248»;  minne  tuon  'J'url. 
Wh.  149»;  niorl  tuon  W'igal.  2009.  Iw.  6686;  die  not  tuon 
Iw.  7441;  opler  tuon  En.  1027;  pfiulsl  tuon  Parz.  572,  6; 
räche  tuon  \Vh.  371,  10;  den  rat  tuon  Kn.  5575.  Iw.  4591; 
rede  tuon  Iw.  2389.  6131.  7435;  min  rehl  tuon  Iw.  4750; 
die    reise    tuon   Iw.  7940;    ritorschall  tuon   l!n.  5033.  Parz. 

Pp  2 


59()  einfacher  stitz. 

203,18;  runiluon  Wh.  127,  8;  schaden  tuon  En. 6654;  schia 
luon  :  ruhos  willen  scli.  l'aiz.  297,  7.  räche  seh.  Parz.  207, 2 1 ; 
den  segeii  tiiun  l\v.5'JH7.  Ms.  2,  5^;  stich  tnoii  Parz.  572,  18; 
sluz  luon  Iw,  ,'j296;  snone  tnon  Parz. 728,  5;  den  swanc  lium 
Wolfd.  1763;  den  tut  tuon  Parz.  585,  29;  ein  tuyent  tuon 
Dielr.  5335;  iiberkere  tuon  Wh.  120,  10;  ungeinach  tuon 
Parz.  29,  18.  Troj.  16865:  unniinne  tuon  JNIs.  2,  86^;  un- 
pris  tuon  Wh.  131,  12.  136,  24;  val  luon  Wh.  154,  2«. 
Geo.  3305;  venie  tuon  Gudr.  1170,  2;  vrist  tuon  Wigal. 
8606;  den  wän  luon  Trisl.  6235;  den  wanc  luon  i\v.  5326. 
6502.  Troj.  14890.  Parz.  458,  4;  den  abewanc  tuon  Wolfd. 
1754;  war  tuon  Iw.  7141.  Ken.  187.  liit.  9150;  werdekeit 
tuon  Parz.  546,  25.  Wh.  23,  2;  diu  werc  luon  I\v.  5009; 
\viderdriez  tuon  ]\lus.  2,  44;  widerkeie  tuon  I\v.  557.  Parz. 
401,  30;  widerslac  tuon  Iw.  2478;  widersltjz  tuon  Geo. 
2509;  widerwanc  tuou  Parz.  470,  8;  eine  wise  tuon  En. 
8557;  der  freude  zuc  tuon  Parz.  533,  2.  JNhd.  sind  diese 
redensarlen  viel  beschränkter,  wir  sagen:  bitte,  abbitte, 
botschaft,  abbruch ,  büße,  gefallen,  fall,  liieb,  schaden, 
schnitt,  Seufzer,  streich,  willen,  zug  lliuu.  ]Mnl.  bodscap 
doen  Rein.  1359;  gheslille  doeu  1135;  pant  doeu  JMaerl. 
2,329.  Rein.  1269;  toren  doen  1478.  1796;  wedeiker 
doen  1728.  2692;  wislieit  doen  3402  u.  s.  w.  einigemal 
greift  die  bedeutung  über  in  die  von  geben,  ^vie  im  mul. 
pant  doen,  oder  im  nihd.  täten  ir  hande  livl.  ehr.  55''; 
leitsagen  tct  man  in,  das.   19*. 

goth.  täujnn:  armaion  IMalth.  6,  1.  2.  3;  lustuns  Joh. 
8,  44;  mahl  Marc.  9,  39;  garuni  IMarc.  3,  6.  15,  1;  taiknins 
Joh.  7,  31.  9,  16;  viljan  T\latth.  7,  21.  Joh.  6,  38.   9,  31. 

tvirhen.  goth.  staigus  vaiirkjaa  INIarc.  1,  3 ;  ruM  ga- 
vaurhtedun  (cursum  fecerunt)  IMattli.  8,  32.  ahd.  gibet 
wii-kan  0.  II.  21,  2;  kralt  wirkau  0.  I.  4,  61;  sunla  wirkan 
O.  II.  21,  36;   duam   wirkan  0.  I.  1,  44;  then  wju  wirkan 

0.  II.  10,  2;  worahlin  wuachar  0.  IV.  7,  73;  zeiclian 
wirkan    0.  III.    1,   10;    noch    andere    falle    zählt    GraiT   auf 

1,  967.  968.  mild,  eine  bürg  wirken  Anno  486;  worhtin 
Troje  Anno  376.  388;  sedilhove  wirken  Anno  500;  worlitc 
einen  sun  Dlut.  3,  79;  ein  liet  wirken  Alex.  1;  diu  kleit 
wurken  Nib.  349.  3;  einen  sarc  wiirken  Nib.  979,  1; 
worhte  ein  swert  Bit.  157;  wunder  wirken  En.  7374.  8854; 
worhte  ceicliiu  Anno  782;  wat  wiirken  Iw.  6387;  ein  werc 
würken  Wigal.  2524.  7443;  ein  brut  wirken  Wigal.  4471. 
nhd.  den  teig  wirken;  ein  tuch ,  einen  teppich  wirken, 
alts.  gouma  wirken  (mahl  bereiten)  ps.  67,  4.  mnl.  dese 
overdaet  wrochte  Rein.   1338.      viele  andere  beispiele  sind 


nomen.     casus      vom  verb.  ahJi.     acc.      597 

aus  clen  Zusammensetzungen  mit  werk  und  wurhto  (gramm. 
2,  53.5)  zu  euliiclimen,  jenem  liet  wirken  entspricht  ganz 
das  ags.  leodhvyrlita  (poeta.) 

(f erben y  alid.  karawau,  altn.  güra.  ahd.  garetun  s?ii 
muas  0.  IV.  2,  7;  lliia  heili  garotos  0.  I.  15,  18.  alls. 
guma  garawan  (epulas  parare)  Hei.  139,  1.  6.  nhd.  haut, 
leder  gerben.  \gl.  die  ahd.  composila  eitargerio  (veneficus) 
ledargarawo  (coriarius)  u.  s.  w. 

schaffen,  ahd.  scuaf  namun  (nomen  imposuit)  gl.  Jun. 
215;  ags.  scup  him  Heort  nanian  B.  156.  ndid.  gemach 
schallen  En.  6481.  7215.  Iw.  1693.  1780.  3648.  5601. 
6854;  nahtselede  schalleii  gr.  Rud.  B^,  6;  die  schare  scliaf- 
fen  gr.  Rud.  B'',  8;  liarnscliar  schaffen  cod.  pal.  361,  46^; 
were  schaffen  En.  6308.  6812;  vart  scliaffen  En.  5499. 
9219.  ere  schaffen  Iw.  5853;  ir  diiic  schaffen  Iw.  1596; 
sicherlieit  schaffen  Iw.  4157. 

machen,  opfer  machen  En.  2307.  2816  ;  wunder  machen 
Kn.  2890;  Wirtschaft  njachen  En.  4128;  wec  machen  Iw. 
5187;  vreude  und  spll  machen  Iw.  4805;  salben  machen 
Iw.  3425;  wcter  maclien  Iw.  7808.     nhd.  liäuiig. 

frommen.  mhd.  wunder  vrumen  En.  2317;  söna 
frumen  Merig.  123;  rat  frumeu  Rol.  70,  9;  swanc  fnimen 
Parz.  542,  5;  diu  nmn'e  vrumen  Iw.  5515;  gebet  vrumen 
"Wigal.  8283.  Gudr.  1133,  1;  ahd.  llcha  ze  himele  frumen 
N.  Rlh.  271.     ags.  eilen  fremmean  B.  6. 

stiften.  ndid.  hervart  sliflen  Anno  127.  683;  bürg 
stiften  Anno  143.  380;  wunder  stiften  En.  3503.  INlar.  27; 
leil  stiften  Diut.  3,  56.  nhd.  brand,  uiilioil,  elend,  übel 
stiften;  ein  kloster,  eine  gesellschaft  stillen. 

üben.  ahd.  got  uoben  (deum  colere)  N.  ps.  43,  18; 
abgolir  uoben  Diut.  3,  26;  die  acchera  uoben  (agros  colertO 
Ecc.  fr.  or.  2,  942;  gonunan  \iaban  (habere  niarilun))  O. 
11.  14,  53;  thionost  uaban  O.  I.  16,  12;  abkoldicnisl 
Hüben  N.  ps.  77,  58;  briilloiifti  uaban  0.  11.  8,  3;  uaban 
Ihnz  sang  0.  I.  12,  29;  ^\va  uoben  Diut.  3,  93;  reht 
uoben  N.  ps.  118,  48;  luireht  uoIxmi  N.  ps.  25,  10;  uaban 
willon  0.  111.  20,  153;  guoliu  wcrch  \ioben  N.  ps.  72,  13; 
fre\vi  uoben  N.  ps.  94,  1;  slritspil  uoben  N.  Blli.  107; 
und  andere  mehr,  aus  dem  subsl.  Nvlnuopida  (lemulculia) 
ist  WIM  »loban  zu  folgern.  alls.  lliau  ul)can  (iiioreni  ser- 
vare.)      mlul.    eilen    uoben    Rol.  .  .  ;    uop    iiehon 

Rarz.  319,  II;  den  alten  silc  iicben  cod.  pal.  361,  90"=; 
die    alte  gcNVonhcil  iieben  ;    den  sumcr  iielien   JNls.  2,   193*; 


598  einfacher  satz. 

swcii  iic'I)en  Enisl  901;  den  lirackcn  nnil  daz  armbrnsl 
ücben  Trist.  17271-,  den  schilt  üel)eii  meist.  Alex.  H.S^^; 
Schildes  ainhet  iiehcii  i'arz.  333,  27;  «pot  iielien  INih.  11.58, 
3;«hunde  ücben  Diiil.  3,  90;  schimpf  üehen  'l'roj.  3471; 
lop  lieben  liS.  2,  712;  daz  nifcre  iieben  I'arz.  402,  4;  stnes 
171)05  kraft  iieben  Otto  hart;  blicke  iieben  Trist.  19068; 
geren  und  buosen  iieben  g.  schm.  1538;  liirs  und  riiobe 
iioben  Dint.  3,  57;  manKche  tat  iieben  I\v.  3004;  manlieit 
unde  ^vafen  iieben  Iw.  7388;  die  jugent  iieben  Trist.  4413; 
iinreht  iieben  Dint.  3,  59;  fremde  ziingen  iieben  Troj. 
22486;  jamer  iieben  Troj.  22539;  ein  liemede  iieben  Trist. 
12787;  ziinberwerc  iieben  Herb.  110*^;  strazen  iieben 
IMarlina  215=»;  den  sch?n  iieben  Ms.  1,  39'';  -wippers  sweif 
iieben  Ms.  2,  225^;  schulde  iieben  Gregor  2068;  tumpheit 
üeben  Parz.  489,  7. 

hetjehn.  mhd.  daz  ors  hegen  Parz.  488,  1;  den  sun 
began'  (scpelire)  En.  8296;  jamer  began  Kn.  8039.  Diut. 
1,  15;  pris  hegen  Iw.  3355;  unhövescheit  bogen  Iw.  4318; 
genade  hegen  Iw.  8123;  diu  werc  Nib.  429,  3.  nhd.  eine 
that,    ein  fest  begehn. 

bauen,  daz  laut  biiwen  Karl  50^.  Trist.  9532.  Gudr. 
873,  1;  daz  enelende  büwen  Roth.  2346.  cod.  pal.  361,  631^; 
diu  riebe  buwen  Bit.  229  ;  daz  künccrfche  buwen;  die  iinde 
buwen  Gudr.  287,  4;  diu  wazzer  buwen  Troj.  14005;  den 
liac  buwen  Troj.  806  ;  den  tan  büwen  Wigal.  5835  ;  die  str;ize 
buwen  Gudr.  1458,  3;  der  minne  slraze  buwen  Aw.  3,  25 ; 
die  banc  büwen  Aw.  3,  14;  daz  wal  büwen  Bit.  3614; 
daz  siechhüs  büwen  Iw.  7778;  die  helle  büwen  Karl  41^; 
büwen  ein  vaz  Iw.  7031;  diu  freude  bouwet  niineu  muot 
Aw.  3,  20;  die  niinne  büwen  Trist.  12241;  den  arcwan 
büwen  Trist.  16490;  hüte  si  ir  art  Trist.  17955.  nhd. 
nur  den  acker,  das  feld,  das  land  bauen,  ags.  fold  büan ; 
iiieduseld  büan  B.  6126.  altn.  hverr  bj-ggir  borgir  thessar? 
Sa^m.  172''.  auch  das  ags.  viuiiau  (habitare)  wird  mit  dem 
bloßen  acc.  construiert,  z.  b.  väteregesan  vunian  cealde  slrea- 
nias  B.  2520,  das  ahd.  wonen  nur   mit  in  und   dem  dat. 

habeil.  goth.  saürga  haban  Job.  16,  21.  22;  gavairthi 
haban  Rom.  12,  18.  ahd.  lip  hapen  (vila  frui),  ni  waniu  ili 
iu  IIb  habbe  (non  puto  eum  amplius  in  vita  esse)  Hild.;  thaz 
iz  nniasi  haben  lib  (ut  vitani  servare  possei)  0.  I.  20,  19; 
thia  jugund  haben  (in  juventute  esse)  0.  V.  5,  5;  iluht 
liabeu  (refugium  habere)  N.  ps.  31,  7;  habent  thurfli  (ue- 
cesse  habent)  T.  80.  mhd.  danc  han  Iw.  2138;  undanc 
hiui  Nib.  90J,  1.  Wallh.  117,  31.  Wh.  140,  8;  ere  han 
Parz.  460,  13.    506,  22.      belibens   ere  han  Parz.  449,  24; 


\ 


Tionien.     casus,      wum  verb.  abh.     clcc.      599 

den  lip  hän ,  er  hei  ein  schoenen  alten  llp  Iw.  6449;  sin  lian 
Parz.  506;  30.  461,  28.  Geo.  5207  ;  haz  han  Wh.  141, 1.  349, 
39;  hulde  hau  Giulr.  1502,  4.  Iw.  5469.  7903;  urloup  han 
Parz.  450,  24.  30;  angest  han  En.  2681;  vorhte  hän  Iw. 
7708;  vreude  hän  690;  riiowe  hän  Diut.  1,  33.  Gudr. 
1151,  1.  1328,  2;  frlde  hän  Bit.  3202;  kiimber  hän  Iw. 
7404;  klage  hän  Wigal.  2047;  ein  ende  hän  Iw.  4237.  8101 ; 
der  spise  het  er  keinen  nuiot  Parz.  452,  21;  wän  hän  Turl. 
Wh.  75*^;  wände!  hän  Iw.  1901.  4155  ;  ir  teil  hän  Iw.  7694; 
tugent  hän  Parz.  139,  25;  pflihl  liäii  Freid.  48,  5.  98,  8.  116,  2. 
Ms.  2,  145a.  pllilile  hän  Wli.  150,  26;  die  helfe  hän  Parz. 
452,  5;  gerich  hän  Ben.  152;  vhiht  Jiän  Ben.  166.  175. 
180.  Parz.467,  4.  488,  8.  Wh.  254,  12;  ker  hän  Wh.  2b,  16. 
Parz.  569,  6;  vliiz  hän  Freid.  35,  16;  wilden  art  hau 
Parz.  489,  5;  ahte  hän  Iw.  8081;  siinde  hän  Parz.  456, 
30.  583,  3;  scal  hän  Diut.  1,  9;  strit  hän  Iw.  5224;  rede 
hän  Iw.  7278;  jage  hän  Ms.  2,  25 1^;  und  andere  mehr, 
nhd.  dank,  theil,  streit,  angst,  ruhe,  verlangen,  das  leben, 
die  gnade,  die  absieht,   den  mut,    das  herz  haben  u.  s.  w. 

halten,  goth.  haldan  (pascere)  hairda  (gregem)  Matth. 
8,  30;  sveina  (porcos)  Luc.  15,  15.  ahd.  fdui  haltan,  noch 
nhd.  vieh ,  külie,  Schweine  halten,  weniger  im  sinn  von 
weiden,  als  untcrhallen.  nihd.  fride  lialtcn;  wärheit  halten 
Iw.  8069.  nhd.  ruhe  halten,  waclie  hallen;  rat,  rede  halten; 
versamlung  halten;  maß  halten;  den  jnund  halten  (tacere.) 
niul.  spot  houden  Rein.  585.  587.  1145;  den  niont  houden 
liüin.  596;  den  j)at  houden  Bein.  633.  ags.  heahlan  lufan 
B.  3904;  niädhmas  healdan  B.  4824;  niuras  healdan  (pa- 
ludes  habitare)  B.         .  .  ;  hlijnbed  healdan  B.  6063; 

lyltvynne    healdan    ]..    6082;    sceftnylto    healdan    B.  6231; 
cordhan  healdan  B.  6327. 

(jfthen.  goth.  Icv  giban  (occasloneni  dare)  II Cor.  5,  12; 
Slalii  gibilh  Uoni.  12,  19.  ahd.  segan  goban  0.  V.  3,  1  ; 
gab  allen  heiligun  thank  liudw.  lied ;  stal  kcpan  (ccssare) 
Diut.  1,  191='  202\  stal  gepcnt  gl.  mons.  387.  gab  slal  zi 
rinnaiinc  0.  IIT.  14,  26.  gab  th  es  ruafenncs  slal  0.  III.  11,  20; 
sälda  geben  (benedicere)  N.  ])S.  111,  2;  giräli  gcban  0.  111. 
25,  21  ;  zala  geben  N.  Blh.  190.  nihd.  schin  geben  l'arz.459, 
13;  gl.ist  geben  Paiz.  398,  29;  brehen  geben  Bai/..  71,  1. 
Wii.  367,  27;  ruUe  gel)en  Wigal.  9294  ;  lieht  geben  l':n.9392; 
schal  geben  Parz.  35,  27.63,  5;  gedcrne  Parz.  39,  21;  d(")zes 
klac  Parz.  379,  11;  schale  geben;  rouni  geben  Parz.  1,  22; 
Wie  gt*l)en  Barz.  57,  9;  wich  geben  Ms.  2,  1"  3»  4*;  guz 
geben    Parz.  572,  1;    saf   geben    Wh.  251.   7;    vluz   geben 


(){){)  ei/ij\icher  Sdtz. 

K\.         .         .  ;   \ro.sl    geben  Pniz.  440,  H;   dienest    ge- 

ben Parz.  511,  17;  ßlime  gel)en  Ms.  1,  87".  l'aiz.  703, 
14;  Kmi  geben  Parz.  449,  1«;  pin  geben  l'arz.  ^«a,  2«; 
zorn  geben  Apollon.  12745.  12749;  slril  geben  Wh.  165, 
4;  Wandel  geben  Tarz.  499,  18;  vride  geben  1^1.9210.9218; 
ral  geben  Faiz.  456,  29;  rede  liarl.  127,  4;  aulNVort  Troj. 
14304;  messe  geben  Parz.  378,  24;  geleile  geben  Parz.  568, 
24;  b-re  geben  I\v.  4;  scgen  geben  Iw.  6424;  sa'lde  geben 
Inv.  5531.  8166;  gruoz  geben  Iw.  2822;  den  eit  geben  Inv. 
7208;  die  vhiht  geben  Iw.  1055.  Geo.  5488;  ein  ende 
geben  gr.  Rnd.  G^  9;  gesellescliaft  geben  Parz.  303,  8. 
565,  8;  ritcrscliaft  geben  Gudr.  1469,  2;  sippe  geben  Wli. 
1,  19;  triuwe  geben  Gndr.  1162,  1;  zil  geben  Pari.  302, 
12;  daz  swert  ze  beiden  banden  geben  'Irist.  7086.  Troi. 
12054.  12838.  iihd.  segen ,  rat,  schalten,  räum,  statt 
geben,     engl,  glve  ground  (loco  cedere.) 

nehmen,  golh.lev  ninian  (occasiouem  siimere)  Piom.  7,  8. 
1 1  ;  qven  ICor.  7,  28;  garuni  niman  (concilium  inire)  ]Mallh. 
27,7.  alid.  cüuma  nemau  (animadvertere)  gl.  Jun.233  ;  nemaa 
gounia  0.  I.  24,  3. 11.  3,  22  ;  nenian  sign  Is.  63,  21.  sigi  0.  V. 
4,  49.  sign  IV.  3,  23.  V.  16,  2.  sigo  nemen  N.  Btli.  65  ;  neman 
faslun  (jejunium  celebrare)  Liidw.  lied  ;  pilde  nemen  (aenui- 
lari)  N.  ps.  36,  1.  nihd.  aulliilze  uenien  Parz.  464,  28;  arbeit 
nemen  Iw.  7489;  bilde  nemen  Doc.  niisc.  2,  296.  297. 
Ms.  2,  256^;  buoze  Parz.  499,  27;  ende  En.  749.  Iw.  999. 
Trist.  8922.  9242;  habe  (portuml  nemen  En.  234.  500;  die 
obern  hant  Iw.  1537;  herberge  nemen  En.  5272.  Parz. 
353,  11.  Iw.  976;  gemach  nemen  En.  246;  gesellescliaft 
nemen  Parz.  381,  21;  gevelle  nemen  Parz.  60,  20;  goume 
nemen  Parz.  352,  27.  447,  10;  kämpf  nemen  Iw.  6822; 
kere  nemen  Trist.  6851.  8941.  9132.  10046.  11809.  14290. 
17499;  kint  nemen  (concipere  prolem)  Gndr.  1254,  1; 
kouf  nemen  En.  944;  kriec  nemen  IMs.  2,  172*^;  lantveste 
nemen  Parz.  750,  9;  lere  nemen  feldb.  493;  list  nemen 
]Mns.  2,  44;  man  nemen  Iw.  2094.  2151.  4055.  4119. 
Walth.  106;  nil  nemen  (concipere  invidiam)  Parz.  463,  7; 
pUihle  nemen  Parz.  264,  11.  Wh.  130,  16;  den  poinder 
nemen  197,  4;  pris  nemen  Iw.  3062.  Parz.  4,  16;  rat 
nemen  En.  643.  Parz.  162,  29;  daz  re  nemen  Parz.  744, 
15;  reise  nemen  Trist.  18615;  roiip  nemen  En.  4794. 
Gudr.  1546,  3;  rüm  nemen  Parz.  655,  8;  ruow^e  nemen 
Trist.  13438;  schaden  nemen  En.  6652.  9467;  schouwe 
nemen  aH.  233,  24;  schrecken  nemen  Berlh.  253;  Sicher- 
heit nemen  Iw.  3777;  den  sin  nemen  Iw.  1487;  slaf  nemen 
Ujut.  2,  32;  sprunc  nemen  Gudr.  98,  2;  strit  nemen  Wli. 


noinen.     casus,      vom  verh.  ahh.     acc.      601 

145,  22;  8wanc  nemen  coil.  pl.341,  47<=  Trist.  17161 ;  tlen 
tut  Wigal.  4203;  touf  neincn  Geo.  .5212;  turnei  nenieii  Wh. 
127,  21.  Wigal.  1447;  twale  uenieu  Wigal.  8721;  unhllde 
uemeu  WoHd.  1825.  1836;  urloup  nemen  Iw.  1257.3824; 
val  nemen  lv\-.  1091.  A\v.  3,  171.  Greg.  2037.  Trist.  10918. 
15592;  valt  nemen  Trist.  10918.  10950;  vesle  nemen  Kl. 
;  den  iliiz  und  die  ilieze  nemen  Trist.  13277. 
13332;  Pride  nemen  gr.  TUid.  O,  21.  D^,  14.  livl.  clir.  5^; 
wanc  nemen  Ms.  2,  83^;  wandel  nemen  W'igal.  8968; 
war  nemen  Parz.  148,  22.  Iw.  1298.  4531.  5902.  IMs.  2, 
171'';  den  wich  nemen  livl.  ehr.  71^  74*;  wip  nemen 
Jw.  6628.  nhd.  abschied,  anlauf,  bad ,  beispiel ,  ende, 
Iran,  freiheit,  flucht,  mühe,  platz,  überhand,  rath,  scliaden, 
sitz,  trunk,  Urlaub,  weg,  weih.  alts.  wara  neman.  ags. 
niüde  niman  B.  4227;  geleafan  niman  (fidem  habere); 
sibbe  niman  (pacem  teuere.)  alln.  stadhar  nema  ;  verdhar 
oc  sumbl  nema  Srem.  52*. 

goth.  liugan,  liugaida  yuftelv,  liugands  anthara  yafiwv 
itfoav  Luc.  16,  18;    ihu  galiugdida   ciVTr;v  ^ya/iii;os  INlarc. 

6,  17;  liugaith  anthara  yu/m'^üy  uXh;v  Pilarc.  10,  11;  afsa- 
lida  liugailh  dnoXslv/niv);!'  ya/tt'jny  INIallh.  5,  32;  cjven 
liugaida  yvvalza  tyi]fia  Luc.  14,  20;  ni  liugand  ni  linganda 
ovta  yafiovoiv  oike  ya/iiGKorzai  Marc.  12,  25;  liugand 
iah  liuganda  yufiovoi.  v,u)  iy.yu/tday.ovrat  Luc.  20,  34;  liu- 
gaidechui  jah  liugaidus  vcsun  ^yüfiovv  i'S^eyaftl^ov'io  Luc. 
17,  27;  liugada  antharannna  yuftr^dj]  iD.hn  INIarc.  10,  12; 
liugandau  yufn;aäTO)Guv  ICor.  7,  9;  balizö  ist  liugan  ihau 
intundnan   aQeiaoov  yaQ  ioTi  yafn';acci   i]  •ni'Qovn\)ui  1  Cor. 

7,  9;  jabai  nimis  qven,  ni  fravaurhlcs,  jah  iabai  liugada 
niavi,  ni  fravaurhta  tav  öh  y.al  yijftr/St  ovy^  yfiaQTcg,  y.ul 
luv  yrjfirj  i)  iia^divos  ,  ovy  ^j/KUQie  1  Cor.  7,  28.  Ein 
merkwürdiges  vcrbiun  ,  seiner  wurzel  \uid  construction 
nach,  ob  sich  \cr\vanillschaft  zwischen  dem  starken  liuga, 
IvM^  i!)fVÖ0f(C(i  II  Cor.  11,  32  und  dem  schwachen  liuga, 
liugaida  yafiiM  behaupten  lalU  (giamm.  2,  8S) ,  bleibt  hier 
dalangestellt  '*').  aber  das  aclive,  den  acc.  regierende  liuga 
qv(5n  entspricht  dem  gr.  ya/iio)  yvvuixa,  das  mit  dem  da- 
liv  consliuicrle  liugada  abln  dem  gr.  ycififOficct  iivd'oi\  inid 
dieses  ein  j)assiv  ausschlielkMuUMi  dalivs  halben  wuW  das 
gülh.  worl,  gleich  dem  griechisclien  ,  wahic  mcdiiilfona 
sein    (s.  23.)      mavi    liugada    sumamma    heißt    /;  nui^ü tiüQ 


•)  liiij;!!  ücicr  liiigö  inatrimonium  ,  iiacli    dem  «hil.  i>l.   Iiiit;öm   ICor. 
T,  10. 


()0'2  el/ijachar   suiz, 

yufithal  Ttvt,  Ulf.  übersetzt  clen  conj.  des  aor.  y^J/fiy 
durch  sein  [jräs.  itul.  1  Cor.  7,  28,  er  bezieht  a.her  ya/tti;oä- 
rmaav ,  das  I  Cor.  7,  9  die  unverlieirateten  inaniier  angeht, 
auf  die  witwen ,  und  sagt  liugaudau ,  niclit  liugaiiia,  wie 
auch  die  vulg.  nubanl  liat,  nicht  ducant.  im  griecli.  ist  keine 
lesart  yajmjoüodwauv.  liugaidus  vesun  Luc.  17,  27  ist  passi- 
visch, vulg.  dabanlur  ad  nuptias,  obgleich  i^eya/iii^ovro  me- 
dial genommen  werden  dari'  iiir  nubebant;  aber  wie  konnte 
eine  golh.  Umschreibung  des  priit.  pass.  medialen  sinn  geben? 

faiKjen.  ahd.  thia  beldida  gifiang  0.  V.  5,  9  ;  drust 
gifahan  0.  1.  20,  30.  mhd.  genade  vahen  Iw.  2303.2309; 
lierberge  vahen  Parz.  ß3(S,  6.  Wigam.  6003.  Laurin  b.  Nye- 
rup  55;  ein  herze  vähen  IJIr.  Trist.  1141;  eine  küele  van 
Diul.  1,  33;  lant  gevdn  En.  243;  einen  slic  gevälien  Iw. 
274.  Wigal.  4867;  den  sniac  empfan  IMs.  2,  248»;  slaf 
empfan  Bari.  116,  2;  jugent  empfan  Parz.  469,  27;  vorlite 
enphan  Troj.  5561;  verlust  Troj.  6131.  nhd.  ein  kind  em- 
pfangen (concipere.)  ahn.  fd  son ,  fa  duttir  (filium  ,  fdiam 
concipere)  ;   f.!  niat  (cibum  capere);    fä  sveita  (sudare.) 

iiiei\en.  goth.  niutan  liskans  (capere  pisces)  Luc.  5,  9. 
ahd.  tlien  spihari  niazan  0.  \.  28,  16;  liubi  niazan  0.  V. 
7,  38;  ihaz  gisidili  niazan  0.  V.  9,  19.  mhd.  den  schätz 
niczcn  Nib.  1077,  4;  daz  bröt  niezen  INIar.  62;  milich  nie- 
zen  Diut.  3,  57.     mnl.  nutten   olye  INlaei'I.  1,  321. 

leiten,  ahd.  quenun  leitan  (uxorem  diicere)  T.  Matth. 
19,  9  ;  dinc  gileitan  (litem  gerere)  Hild.  33 ;  leitta  ira  daga 
0.  L  16,  7;  lioht  leitan  0.  Hartm.  104;  lieri  leitan  (ex- 
ercitum  ducere);  cart  leitan  (chorum  ducere)  ;  lip  leitan; 
wazar  leitan.  mhd.  den  Itp  leiten  Diut,  3,  54;  lant  leiten 
(fiiies  circumducere) ;  swert  leiten  cod.  pal.  361,  50*». 
Stolle  149* ;  diu  wäpen  leiten  Tit.  72,  1;  eine  scar  leiten 
En.  5012;  jugent  leiten  Iw.  6379;  laster  und  leit  leiten 
Trist.  16581;  minne  leiten  Trist.  18277;  leben  leiten  Trist. 
18354;  andaht  leiten   Trist.  18330. 

führen,  ahd.  balo  fuaran  (fraudem  agere)  0.  IV.  12, 
20  ;  inwit  furan  (dolum  struere)  Hild.  40.  mhd.  unreht 
füereu  Trist.  6937.  nhd.  sagen  wir:  list,  trug,  böses  im 
Schilde  führen  ;  vgl.  anführen  (fallere.)  ags.  sidhfat  feran 
(iter  aggredi.)     mhd.  diu   man-e  füeren  Nib.  28,  3. 

richten.  ahd.  saro  rihtan  (arma  inslruere  ,  parare) 
Hild.  4;  fiua  rihten  (dolum  struere)  N.  ps.  63,  4;  striccha 
rihten  (laqueos  tendere)  N.  ps.  9,  17.  139,  5;  nezze  rihten 
(rete    tendere)   N.  Blh.  . . ;    den  stuol  rihlen   (throiuuu  pa- 


\ 


jioiuen.     casus,     vom  verh.  ahh.     acc.       603 

rare)  N.  ps.  9,  8;  -svega  rllitan  f\ias  parare)  0.  I.  23,  27. 
II.  7,  8;  päd  rilitau  0.  I.  27,  42;  tlien  sin  rihtan  (regere 
meutern)  0.  II.  11,  42;  tuigu  rilitan  (nientem  dirigere)  O. 
Harlni.  28;  thaz  wort  rihtan  (linguani  regere)  0.  IV.  1, 
5 ;  die  bedeutungen  schwanken  zwischen  richten  (regere) 
und  einrichten  (dirigere,  instruere.)  mhd.  läge  rihten  (in- 
sidias  parare)  ;  stricke  rihten  Ben.  1.54.  Trist.  13685.  13865  ; 
den  galgen  rihten  Pin.  6783  (aiicli  alts.  galgon  rihtan); 
niangen  rillten  En.  6831;  den  tisch  rihten  (vgl.  tisclige- 
rilite  y\\i.  173,  28);  spot  rihten  (spolt  treiben,  anstellen) 
En.  2018. 

stellen,  ahd.  stellan  niinö  federa  Diut.  2,  375.  nilid. 
läge  stellen  Herb.  111'';  netze  stellen;  bogen  stellen  Kn. 
4607;  jamer  stellen  Eilh.  Trist.  4592.  Troj.  24167;  wunder 
stellen  Herb.  36^»  38*  39'^  43«  49^^  701^  74«  107^  Alex. 
4008.  4424;  nut  stellen  Herb.  63^  105^  118«;  ein  leit  stel- 
len Herb.  43^  63*^;  ungebajre  stellen  Herb.  63«;  mein  und 
mort  stellen  Troj.  12985;  bercfride  stellen  Alex.  644.  nhd, 
fallen ,  netze  stellen  ;  briefe  stellen. 

dehneil.  alts.  netti  thenidun  (rete  extendebant)  Hei. 
34,  19;  ahd.  then  fingar  thenita  0.  II.  3,  38;  thenis  thinö 
lienti  0.  \.  15,41;  thenenli  stna  hant  T.  46,  3;  thaz  suert 
thenita   0.  II.  9,  51. 

reellen,  ahd.  träne  recchen  (movere  lacrimas)  N.  Bth. 
9;  rahton  risuin  (moverunt  risuni)  das.;  fic  winda  recchen 
(movere  ventos)  das.  12';  gelüste  recchen  (excitare)  j\.  Cap. 
5;  den  dag  recchen  (curruni  dioi  i)rovehere)  N.  Bth.  107; 
howe  unde  gras  recchen  an  dien  bergen  (focnum  et  her- 
bam  producere  in  niontibns)  N.  ps.  146,  8;  den  wuoft 
rahta  (liictiim  excitavit)  N.  Bth.  180;  tronnia  recchen? 
(soinnia  exponere)  ,  nach  dem  subst.  troiimrochare  zu  fol- 
gern, mhd.  die  hant  recken  Iw.  3304.  lüib.  Trist.  1821; 
alte  schulde  recken  (excitare)  Trist.  5428. 

schhujen.  ein  zeit  slan  Anno  283.  En.  5276.  cod.  jial. 
361,  2«  'l'arz.  668,  20;  hiiltcn  slan  Ulr.  Trist.  634.  ülto 
hart  ..;  eine  miil  slahen  (molam  oxstruerc)  INIB.  IS,  83 
(a.  1315);  swert  slahon  Karl  25'  32^»  Bit.  137;  anker  von 
isen  slahen  (iudr.  1109,  1;  hclmc  slahen  (Judr.  1107,  3; 
schuo  slan  (schmieden)  Holh.  2137;  gcsmidc  slan  Uoth.  775; 
kctcne  slahen  Iw.  531;  niuwe  tugcnde  slahon  ( priigen ) 
Diut.  1,  318;  was  heißt  einen  slif  (slef)  slahen?  AMi.  3, 
3'''  cod.  cass, ;  die  schiben  slahen  Trist.  7165;  einen  swanc 
slahen  Karl  M)^  (iudr.  1446,  1  ;  einen  slac  slaluMi  Iw.  5047, 
6505;    wunden    slahen    Iw.   1105.    5045.   5410.  6776;    die 


604  einfacher  salz. 

hendo  slati  Kn.  8070  •,  die  liant  sliiog  er  für  die  scliam  Ls. 
3,  226;  ein  kleiiii)liii  slalion  \AigriI.  2376.  iihd.  zeit, 
])nicke,  sclivverl  sclilagcii ;  laule,  harfe ,  tromniel  schlagen; 
ball  sclilagcii;  geld ,  niüiize  sclilagcii ;  feuer  schlagen  (aus 
dem  stein,  exculere  igneni);  liolz  schlagen  (mit  dem  bell, 
fällen);  ein  rad ,  einen  burzelbaum  schlagen;  ein  kreuz 
schlagen  (mit  der  band);  die  thiire  schlagen  (zuschlagen.) 
mnl.  die  clinke  ,  den  clinc  slacn  Huyd.  op  St.  3,  284. 

mhd.  harn  (ferire,  subigere.)  '•'')  daz  kint  bern  IMs.  2, 
176*;  die  jungen  bern  Wallh.  24,  9;  Cunncware  zerbern 
Parz.  153,  3;  den  rücke  bern;  Adamen  üz  erde  bern  (aus 
der  leimmasse  kneten ,  zusammendrücken)  Diut.  2 ,  25 ; 
man  engit  iu  kein  stro  dA  mite  fr  den  ziegel  bert  (knetet) 
Kud.  weltchr. ;  wahs  bern  (ceram  fingere,  subigere)  INIs.  2, 
168*  177*  Bit.  9270;  die  str.lze  bern  (viam  terere)  Freid. 
66,  11;  die  wege  bern  Ernst  3507;  den  pfat  bern  Wh.  38, 
14  *'''•);  der  grasewec  iingel)ert  (wenig  betreten)  Greg.; 
den  esterich  mit  triten  zerbern  Tiist.  17123;  (das  gewürz 
auf  dem  teppich)  mit  triten  bern  (zertreten)  Parz.  790,  5; 
der  wint  bert  bouma  gras  u.  sa'te  (irift,  bewegt,  durch- 
streicht) Bari.  240. 

mhd.  h'im  (ferre.)  schate  bern  (umbram  praebere)  Rol. 
2,  16.  12,  31.  Karl  12»  Ms.  2,  58*  Trist.  4671.  4911.  16740. 
Troj.  10015;  schin  bern  Karl.  89^»;  lieht  bern  Roth.  4947. 
all.  236,  26.  Freid.  71,  7.  Bari.  234.  235;  glast  bern  Troj. 
3002;  schocne  bern  Trist.  6635;  vroude  bern  Trist.  19191; 
lust  bern  Trist.  17175;  wnocher  bern  Trist.  16471.  16821; 
bilde  bern  Trist.  1802;  vride  bern  Iw.  1915;  tugende  bern 
Nib.  1579,  2;  saelde  und  ere  bern  Iw.  4855;  ere  bern 
Freid.  174,  9;  autpfanc  bern  Iw.  18628;  leben  bern  Parz. 
469,  10;  smao  bern  Iw.  6447.  Karl  117^;  schaden  bern; 
riuwe  bern  Trist.  9673.  ahd.  era  heran  Is.  95,  11;  fruma 
heran  0.  V.  12,  21.  alts.  mildean,  bittran  hugi  heran  Hei.  100, 
13.  golh.  vargllha  bairan  (danuiationcm  ferre)  Gal.  5,  10; 
akran  bairan  (fructum  ferre);  sunu  bairan  (fdium  parere). 
mhd.  sun  gebern(gignere,  auch  von  mannern,  z.b.  Bari.  55, 33.) 

tragen.  ahd.  milti  dragan  0.  Hartm.  139;  ih  trago 
dinen  sito  (niorem  tibi  gero)  N.  Bth.  233.  mhd.  danc  tra- 
gen Alex.  593;  rät  tragen  Walth.  105,  18 ;  var  tragen  Ernst 
2107;    werre  tragen  ]Ms.  2,  251^;    haz  tragen  Bari.  29,  4; 


*)  oft  ohne  acc,    mit  siegen    bern    Troj.  4036;    tengeln  und  beru 
Troj.  4085. 

••)  IVniiz.  battre  le  sentier.     Mt'on  1,  100.  ITl. 


nomen,     casus,     vom  verb.  ahh.     acc.      606 

imiol  tragen  Iw.  7468.  4768.  Bari.  27,  11;  willen,  Unwil- 
len tragen  Iw.  3483.  4867;  gunt  tragen  Tioj.  882;  eilen 
tragen  Eracl.  4693;  glänz  tragen  Nib.  742,  4;  scliin  tragen 
Parz.  581,  8;  varvve  Diut.  1,  318;  kuniber  tragen  Iw.  7800. 
8100;  angest  xinde  leit  tragen  Iw.  4395;  schände  tragen  Iw. 
4326;  swieren  tac  luul  iibele  zit  tragen  Iw.  1740;  zadel 
tragen  Parz.  190,  8;  niageluom  tragen  Parz.  458,  2.  nhd. 
angst,  last,  sclimerz,  sorge  tragen;  ein  kind  tragen. 

heben.  abd.  liuabun  sang  0.  IV.  4,  41;  wig  irhuabi 
0.  IV.  8,  7.  14.  nibd.  bralit  heben  Iw.  682;  schal  heben 
Mb.  1846,  2.  Iw.  1225;  sirit  lieben  Iw.  871;  spil  heben 
Iw.  824;  Spot  heben  Pnige  467;  zorn  heben  Iw.  1381.  nhd. 
krieg,  streit,  gesang  anheben ,  erheben,     ahn.  hefja  orroslu. 

lecjen.  goth.  lagian  gavairlhi,  hairu  ßaUiv  eiQr^vi;Vy 
fitiyuiQuv  ]\laUh.  10,  34;  lagjan  kniva  IVIarc.  15,  19.  iiihd. 
grünt  legen;  daz  gesinde  legen  ]\ib.  743,  5.  nhd.  grnnd 
legen. 

setzen,  goth.  gasaljan  grunduvaddiu  Luc.  6,  48.  14,29; 
gasaljan  naniu  (nonien  iniponere)  Marc.  3,  17;  bislugciv 
satjan  (ollendicuhuii  ponere)   Koni.  14,   13.     vgl.  solsalire. 

xvenden.  ahd.  Tarawa  wenlan  0.  I,  4,  25.  5,  18.  nihd. 
sorge  wenden  Ls.  1,  183.  Gudr.  997,  3;  swa^re  wenden 
Wallh.  113,  1;  truren  wenden  Wallh.  109,  6;  kiiniber 
wenden;  riioni  wenden  Parz.  195,  26;  val  w^enden  Ls.  1, 
638;  strft  wenden  (uidr.  783,  2;  not  wenden;  ere  weiulen 
cod.  külocz.  249;  leit  wenden  /Viiigb.  23'^;  spisc  und  wtn 
wenden  Anigb.  4'';  leger  wenden  \A  h.  ...  ;  zomu  wenden 
Ulr.  Trist.  1946. 

xverfen.  goth.  vairpan  nalja  Luc.  5,  5.  ahd.  werfet 
wcppi!  (texile  lelani)  gl.  nions.  334.  nihd.  daz  blat  wer- 
fen (vcrlere)  Amis  253.  263  ;  loup  uz  werfen  (folia  einit- 
tere).  ninl.  luf  werpen  INLierl.  1,  42.  nhd.  junge  werfen; 
licht.  Schallen  werfen. 

treiben,  ahd.  reda  tribcn  N.  P>th.  179;  arendo  Iribeu 
N.  Cap.  44;  bolescaf  trtben  N.  Cap.  50.  nhd.  goschiift, 
handel  ,  wirlschafl  treiben;  spoll  treiben;  un/ucbl  treiben; 
mnl.  claghc,  janier  driveu  Hein.  308;  bliscap  driven 
Rein.  908. 

brechen,  nihd.  den  slaf  brechen  Parz.  554,  11;  huole 
u.  läge  lircchen  >Vallli.  11,  23.  15,  28;  ziiht  und  site 
brechen  Iw.  3234.  180.  2329;  gebande  brechen  Iw.  5416; 
eit  brechen  Iw.  7966.  nhd.  ehe,  eid,  vertrag,  wort 
brechen. 


606  einjacher  satz. 

zehren  f  zerren,  golli.  gatairan  vittjlli  (solvere  legem.) 
mlul.  diMi  li[j  zcin  (vilain  consumeje);  daz  leben  zeru  Ls. 
3,  58.  102;  guol  zern  Nib.  1019,  2.  Amgb.  2^;  lüge  ge- 
zern  Ms.  2,  14*  (wie  iibd.  lüge  reißen);  den  roup  zern 
Frcid.   150,   1.     ulid.  sein  geld,  sein  leben  Yerzeliren. 

sliirzen.  iiilid.  den  heim  stürzen  Wh.  127,  13.  nnl. 
blud   slorten,  tränen  störten  (fundere.) 

messen,  alid.  kouf  mezzan  0.  II.  11,  14.  iiilid.  bilde 
niezzen  Troj.  19626;  sanc  niezzen  Parz.  337,  6;  den  boum 
mezzen  Parz.  292  ,  19;  den  acker  niezzen  (der  hinge  nach 
zu  boden  lallen)  Parz.  174,  30,  ags.  slrajte  nielan  (viam 
emetiri)  B.  3266;  merestricta  metan  ß.  1022;  medustig  ge- 
nietan  B.  1841;  lifveg  metan  (viam  vilae  percurrere)  C. 
184,  9;    Vicsleal  melan  (caslra  ineliri)  C.  183,  16. 

suchen.  ags.  ham  secean  (domum  visitare)  B.  1428 ; 
sefenreste  secean  (lectum  quaerere)  B.  1284;  secan  sund- 
gebland  (aequor  visilare,  navigare)  B.  2899;  secan  deofla 
gedreeg  (i'gedreag)  B.  1505';  dum  secean  B.  5635.  alts. 
lioht  odar  suokean  (in  aliam  vitam  migrare)  Hei.  17,  17; 
erda  sukean  (in  terram  cadere.)  alid.  bita  siiachan  0.  11. 
14,  58.  mhd.  äventiure  snoclien  Iw.  377  ;  gerillte  suo- 
chen  ;  dinen  viioz  suoch  ich  (um  zu  knien)  Eracl.  3269; 
mit  Yalle  suochler  den  grüenen  kle,  mit  valle  besuchter 
den  sant.  Wilkens  kreuzz.  4,  anli.  41.  43.  nhd.  den  bo- 
den suchen  (fallen);  die  thiir  suchen;  das  bett,  die  ruhe 
suchen  (schlafen  gehn);    heimsuchen. 

ijervinnen.  ahd.  kint  gewinnen  N.  Cap.  139.  W.  53, 
15;  brut  givvinnan  0.  111.  6,  17;  hrusti  giwinnan  Hild.  56; 
pii  givvinnan;  scaz  giwinnen  N.  Bth.;  guat  N.  ps.  23,  4; 
heriscaf  giwinnan  0.  IV.  17,  15;  grehti  giwinnen  N.  ps. 
139,  11;  heilida  giwinnan  0.  III.  11,  29;  dr«jst  giwinnan 
0.  V.  7,  28;  mendi  gewinnen  N.  ps.  136,  1  ;  frowi  N.  ps. 
35,  9;  gedingi  gewinnen  N.  ps.  118,  43;  hulde  gewinnen 
W.  75,  5;  seli  gewinnen  N.  ps.  87,  16;  antlaz  sunteuno 
giwinnan;  sichurheit  giwinnan  0.  III.  25,  36;  rawa  gewin- 
nen N.  ps.  38,  14;  truobe  muot  N.  ps.  76,  5  grunni  gi- 
winnan 0.  I.  20,  16.  mhd.  kint  gewinnen  Bon.  10,  12. 
19,  2.  Bari.  52,  39.  292,  7.  Dietr.  8«  26^^;  einen  sun  ge- 
winnen En.  3633;  daz  kelbel  geAvinnen  Lohengr.  12; 
recken  gewuinen  Nib.  106,  3;  den  degen  Nib.  288,  4;  ein 
her  En.  4506;  herberge  En.  5200:  hus  Iw.  2825,  7584; 
daz  swert  Iw.  5040;  die  kröne  Wigal  3867;  die  tür  Nib. 
2011,  3;  daz  polenbrul  Parz,  577,  17;  kunecriche  Wigal. 
1442}   mäht    Iw.  5622;    den   lip  Iw.  6851;    tac  Iw.  1743. 


rtoinen.     casus,     vorn  verb.  ahh.     acc.       6 07 

233.5;  tage  Iw.  7989;  guot  gemach  Ivv.  1783;  heil  Kii. 
7402;  ruoiu  Diut.  3,  56;  ere  Nib.  7,  4.  Iw.  3970.  6607; 
frunien  Trist.  2301  ;  genuht  jMar.  16;  sige  l\v.  1039.  6799; 
gelüiiben  Wigal.  622;  rilers  nainen  l\v.  1456.  3038;  hiilde 
Iw.  1619.  4046.  5446;  kuiule  Wigal.  5444.  liarl.  26,  30; 
ort  Bari.  1,  19;  daz  nia-re  Bari.  5,  6;  zit  l\v.  8147;  huch- 
zit  Iw.  35;  vrist  Iw.  6026;  urloiip  Diut.  3,  76.  En.  4532; 
varwe  Anno  653.  Bon.  100,  74;  sin  JMar.  64.  Wigal.  5885; 
triiiwe  Wigal.  3691;  angest  En.  7047;  arbeit  En.  6907.  Iw. 
5776;  kuniber  Iw.  5785;  leit  Wigal.  2474;  nut  Iw.  4392. 
7451;  schaden  En.  4483.  Iw.  7368.  Wigal.  1172.  3221. 
Bari.  14,  21;  schände  Iw.  7834;  lasier  Iw.  757;  lasier 
u.  un^re  Iw.  1769;  huclivart  Wigal.  10539;  valsch  \\'i- 
gal.  1487;  unrat  Wigal.  7421;  wunden  gr.  Riid.  H»,  3. 
iilid.  blätter,  zweige  gewinnen;  heu,  gelraide,  erz ;  brol ; 
sieg,  Schlacht,  spiel,  sache ,  weite;  preis,  loos ;  freilieit, 
gnade,  huld ,  liebe,  rühm,  vertrauen;  anfang ,  forlgang, 
ende,  aiisgang;  geschmack;  rath  u.  s.  w.  alls.  winnan 
wundarquala  llel.  167,  28.  ags.  \fle  vinnan  (poenam  con- 
sequi.)  altn.  eidh  vinna  (juranientuni  praeslare);  viuna 
sigr;   hialpir  vinna   (auxiliuni  praeslare)  Sivni.  239*. 

golh.  Idistjan  (secjui),  ags.  laestan  (sequi,  exsequi.)  go- 
des  villan  licslan  C.  16,  16;  x  godes  gela^slan  C.  229,  18; 
v;i!ie  gela;slan  C.  139,  10;  hestan  treovra-denne  C.  139,  5. 
alts.  fridu  lestean  (exsequi  paceni)  llel.  160,  11;  geld  6, 
9;  Iura  6,  6;  ajnbalitscepi  33,  18;  lie!;eniiki  31,  18.  alid. 
huldi  lelslan  0.  IV.  12,  9;  triwa  leisten  ^^.  33,  20.  52,  8; 
gnada  leisten  W.  52,  3;  Avillen  leisten  W.  43,  28;  gebot 
leisten  N.  ps.  102,  18;  intheizza  leisten  (vota  reddere)  N. 
ps.  45,  16;  den  eid  leislan.  nihd.  leisten  gotcs  tougen 
Diut.  3,  66;  gesellekeit  leisten  Trist.  1431;  gewonlieit  lei- 
sten Iw.  6595:  gebot  leisten  Bail.  281,  8;  werk  unde  wort 
leisten  Bari.  81,  21;  vait  leisten  Iw.  6588.  nhd.  dienst, 
eid,    gewähr,  verzieht  leisten. 

bieteil.  nihd.  antwort  bieten  Troj.  14208;  dienest 
bieten  Iw.  6300.  Parz.  576,  20;  ere  bieten  Iw.  750.  2725. 
2759.  6547.  7638.  Parz.  750,  13.  guot  bieten  Iw.  4841  ; 
gruoz  bielen  Parz.  446,  22;  laut  bieten  Nib.  188,  l;  lou- 
gen  bieten  Parz.  133,  11.  augsb.  stadlb. ;  kanq)!  bieten  ]'.i\. 
9453;  Ijost  bieten  Parz.  383,  23;  tjostieren  bielen  Parz. 
384,  28;  nunit  bielen  Parz.  4()5,  20 ;  wan,:;en  bielen  \N  altli. 
32,  18;  ougen  bieten  Troj.  15931;  oren  (i;u  bieten  Iw.25l; 
lachen  bieten  Parz.  304,  16;  du/en  bieten  Parz.  749,  29; 
schinen  bieten  Nib.  1564,  2;  sdiin  bieten  ^^  igal.  10481; 
nigcn  bieten  Turl.  Wh.  84';    den   oui:on    ru.:k'  bielen  Parz. 


608  einfacher    satz. 

144,  18;  siclierlioil  bielcii  Parz.  401,  21.  418,  24;  tinscultle 
biclcMi  Diiil.  3,  102,  sogen  bicleii  'Irisl.  17010;  Ixise  icile 
bieten  Jüi.   8972;    die  slage   bieten   Parz.  379,  20  *). 

kiesen.  nilid.  ilen  t()t  kiesen  tod.  pal.  361,  74*^  gr. 
Rud.  C^  15.  IUI.  12874.  Parz.  2,59,  14  D.  Karl  80-^  lOfj», 
123'^  Isv.  730).  ]Nib.  1685,  4  BDJli.  AMgal.  4728.  5147; 
ein  sterben  kiesen  Parz.  750,  25;  sin  ende  kiesen  Geo. 
1259.  Karl  90^;  linst  kiesen  Wh.  370,  29;  schaden  kiesen 
Reinh.  1404.  Parz.  142,  2;  wunder  kiesen  Wh.  423,  6; 
namen  kiesen  Parz.  746,  7;  rnowe  kiesen  Parz.  249,  9; 
die  sniii'he  kiesen  Wh.  185,  8;  den  sige  kiesen  l^v.  7069; 
listvreude  kiesen  Ivv.  4419;  einen  list  kiesen  Amis  1333; 
klage  kiesen.  alls.  nanion  kiasan  Hol.  7,  6.  ags.  godes 
leoht  geceas  B.  4934;  ecne  r;ed  geceds  B.  2403.  altn.  lif 
kiosa  Schein.  4*;  val  kiosa  Sivni.  36*.  IMan  kann  jenes 
ende  kiesen  dem  lat.  sortiri  exiluni  vergleichen;  doch  heißt 
es  nicht  sortiri  mortem,  und  die  auiFallend  hänhge ,  gewis 
alte  rodensart  'den  tut  kiesen',  zusammengehalten  mit  dem 
ags.  odher  leoht  ceosan  ,  dem  altn.  lif  kiosa,  val  kiosa  ge- 
stattet beziehung  auf  heidnische  Vorstellungen,  vgl.  'den 
tut  nenien.' 

priijen.  mhd.  daz  leit  (den  schaden)  und  daz  unge- 
niach  prüeven  Kl.  255;  schimpf  priieven  Parz.  392,  15; 
die  hervart  priieven  AVigal.  10475;  die  bauier  prüeven 
Wigal.  10902. 

sprechen,  alts.  thia  liudi  sprucun  hoscword  manag 
liölagon  Criste  Hei.  166,29;  sum  iro  lastar  sprac  Hei.  166. 
34;  wahrscheinlich  auch  bismer  oder  härm  sprecan.  mnl. 
dat  hi  gode  lachter  hadde  ghesproken  JNIaerl.  2,  174'';  dat 
mi  ifolc  ghen  lachter  en  spreke  Floris  3476  ;  dat  hi  gherne 
lachter  spreket  dien  hi  haet  Stoke  2,  412,  spreken  lachter 
Stoke  3,  350;  ik  mochte  sulken  spreken  lachter  3,  354**). 
ein  ahd.  lastar  sprechan,  mhd.  laster  sprechen  habe  ich 
nicht  aufzuweisen,  bezweifle  es  aber  kaum,  da  man  sagte 
einem  laster  tuon  I\v.  7838 ,  wie  mnl.  lachter  doen.  ahd. 
luiredina  sprechan  0.  II.  4,  70;  thio  unthulli  sprechan 
(ungedult,  verdruß  aussprechen)  0.  V.  7,  17.  mhd.  ich 
sprach  iu  leit  Parz.  614,  6  was  das  ad],  sein  könnte;  614, 
1  steht   das  adv.  ob  ich  iu  leide  sprach,     lieber  jedoch  wird 

*)  bemerkenswertli  wie  gern  dies  wort  den  Inf.  bei  sich  hat. 

**)  dies  lachter,  a^s.  leahter  stammt  ans  lalian ,  ieahan  (vitnperare, 
criminari);  ot»  sicli  lastar  aus  hladaii  leiten  lasse  «iiid  für  hiastar  stehe, 
weiß  icli  nicht,  es  könnte  aus  lahstar  hervorgegangen  sein. 


nomen.     casus,     vom  verb.  ahh.      acc.       609 

mhd.  statt  des  dat.  der  person  ein  possessiv  oder  gen.  ge- 
setzt: der  wirt  sprach  sm  ere  Parz.  173,  11,  sprach  ilini, 
dem  gast,  ehrenvolles?  oder  was  ilin ,  den  wht  selbst, 
eltrtei*  letztere  auslegiing  begünstigt  A'N  h.  343,  2:  ir  spre- 
chet iwer  zuht,  \vie  es  von  eurer  hüllichkeit  zu  erwarlen 
ist.  allein  es  heilU  auch:  gotes  ere  sprechen  (golt  in  der 
kirche  preisen)  Parz.  461,  5.  Karl  21^*),  wie  gotes  ere 
raten  Karl  18^,  laid  wiederum:  ich  rate  dir  din  ere  (dir 
zur  ehre  gereichendes)  cod.  pal.  361,  39'';  gerade  so  liest 
das  bruchst.  einer  hs.  Rother  5148  für  ich  ne  rade  dir 
iiilit  ovele  *•').  einem  ere  sprechen ,  gole  ere  sprechen 
würde  nicht  minder  zulassig  sein  als  die  gangbaren  rcdens- 
arteu :  einem  genude  sagen,  einem  dank  sagen.  uiirat 
sagen  Karl  37^.  mhd.  erbeschaft  sprechen  iif  ein  laut 
Parz.  145,  14. 

fjelteti  (pendere,  rependere.)  alls.  sculdl  endi  scatlos 
geldan  Hei.  99,  3.  ags.  goinban  gildan  B.  21.  mhd.  boro 
gellen  I\v.  7156;  6ie  gelten  I\v.  6558;  die  arbeit  gelten 
Iw.   3334;  den   slac  gehen  Iw.  6735. 

lassen  (enüttere,  dimiltere.)  ahd.  träne  lazen  N.  ])S. 
38,  13.  mhd.  zäher  lazen;  sweiz  lan  Parz.  145,  6.  161, 
12;  siufzen  lan  (suspirium  ducere)  Troj.  15936.  16081. 
altn.  lata  bludh;  ags.  blöd  l.etan.  mnl.  traen  Jäten  (lacri- 
mam  fundere)  Macrl.  1,  230.  nhd.  ader  lassen  y) ;  blut 
lassen;    seufzer   lassen  i"Y);    haare  lassen  (schaden  leiden); 


*)  Rol.  136,  2  ist  lierjjcstellt:  spar  Atn  ere,  wo  frai^ni.  2460  .f/irßc/r. 
*')  daz  ist  in  ere  {lotAa  :=  das  bringt  encli  elire  so  zu  liaiideln 
ISib.  203:$,  4.  Flore  64:54;  dnz  was  ir  t-re  n;('läii  Ml).  14:!H,  4;  daz 
wäre  ime  ere  {^efAa  Kolli.  392:$;  daz  ist  dir  »-re  <i:etiin  llotli.  'XM)0. 
ol)  es  sonst  nucli  bedeutet:  das  wird  eiuli  von  andern  zur  clire  ge- 
tlian ,  weiß  ieii  nitiit;  unser  iilid.  das  «^ereielit  eiieli  zur  eiire  ixann 
l>eides  aussan[en.  ohne  den  persönlichen  <Iativ :  daz  dulite  niieli  ein 
ere  {jetAn  Rotli.  1547.  äluiflelie  stnuturen,  mit  und  ohne  dat.  :  daz 
was  ir  liebe  getan  Mb.  I4'ir),  4;  daz  w;vr  ir  liebe  getan  !Sib.  WM, 
4;  daz  dülite  mieh  wistuom  getan  Ilotli.  16;}5;  daz  ist  tVinntschaft 
getan  .  .  . ;  disen  scliuohen  ist  niissegril'e  getAn  Roth.  2074  u.  s.  w. 
überall  streift  hier  der  substantivische  begril"  «"re ,  wi>tuoni,  liebe  au 
den  adjectivischen  'erlicli  (NÜi.  14:<8,  4  1).  2oX\ ,  4  D)  wtse,  liep, 
vgl.  oben  s.  2r)7.  2r)8;  liebe  in  den  an^'eliihrten  stellen  liel\e  sicii 
aucii  für  das  ad\erb  nehmen  ,  ein  nlxl.  liupi  oder  liopo  würde  ent- 
sclieiden.  für  den  nacligewiesnen  sinn  von  daz  ist  iu  T-n-  getAn  =  ze 
tuonnc  wird  man  aber  die  s.  121)  eriirterte  lügung  in  anspruch  nehmeu 
dürfen,  zumal  auch  dort  das  perscmiiche  pron.  im  dat.  beigegeben  ist. 
f)  zer  Ader  und  zem  verlie  lAzen  Wh.  44i»,  :$ ,  wie  iihd.  zur  oder 
lassen. 

•}••)•)  aueli  seufzer  tluin,  iiolen,  ausstol^-n.     mhd.  maiiigen  siuften  tie- 
fen nam  si  üf  von  herzen.     Wigal.  76 1:^. 

M4 


C)i()  ei II Jacher  salz. 

den  harn  lassen;  wasser  lassen  ii.  s.  w.  es  ist  i1al)ei  keine 
ellipsc  llieUcn ,  laiilen,  gelien,  fallen,  soiuJern  ilie  alte, 
foncrele  bcdeulung  von  lassen.  beUaniiler  sind  die  zu 
lassen,  Im  sinn  von  onn'licre,  relliiquere ,  perdere  olt  con- 
slrulerlen  acc. 

Diese  von  s.  594  an  anfgefülirten  veiba,  und  inanclie 
andere  ihnen  ähnliche,  sind  die  clgenllichen  acliva ,  wel- 
che einen  rein  objeclivcn  acc.  regieren,  ihre  objeclivilät 
macht  es  eben,  daß  sich  bei  ihnen  leicht  (oimeln  bilden, 
d.  h.  der  auf  den  acc.  eng  bczogne  veibalbegrif  selbst  ge- 
schwächt inid  fast  m  dem  snbstanliv  aufgegangen  erscheint, 
das  verbuni  dient  dann  gleichsam  nur  das  subst.  zu  verba- 
lisieren ;  was  ist  spoll  üben,  einen  fall  ihun ,  euien  wank 
nehmen  anders  als  spollen,  fallen,  wanken?  darum  küuueu 
melirere  fornieln  tauschen ,  der  ganz  verschiednen  bedeu- 
tungen  des  verbums  luigeachtet;  den  val  nemen,tuon;  goume 
nemen,  han,tuon;  kere  nenien  ,  hiin  ,  tuon;  den  lluz geben, 
nemen  ;  die  lluht  neincn  ,  geben;  schale  bern  ,  geben;  kint 
Jiemen,gewiiuien,  empfangen  u.  s.  w.  anderemal  gewährt  das 
verbum  Unterscheidungen  des  sinns,  und  desto  weniger  läßt 
sich  aus  dem  subst.  ein  gleichbedeuliges  verbum  bilden. 

aber  auch  außerhalb  dieses  kreises  können  von  den- 
selben verbis,  die  dann  ihre  bedeulung  frischer  bewah- 
ren, unzählige  andere  acc.  abhängen,  z.  b.  von  geben  oder 
nehmen  jeder  gegenständ,  der  wirklich  gegeben  oder  ge- 
nommen wird. 

alle  solche  gegenstände  der  abhängigkeit  mögen  sowol 
personen  als  Sachen  sein,  doch  mit  merklichem  überge- 
wicht der  letzteren;  ja  es  llei^e  sich  annehmen,  daß  die 
ein  Wirkung  des  verbums  auf  die  person  sie  zur  Sache 
mache,  hebt  sich  der  persönliche  begrif,  so  ist  die  structui* 
geneigt,  aus  der  rein  accusallvisehen  in  eine  gemischte, 
oder  in  die  eines  andern  casus  überzutreten. 

jedwede  von  dem  activen  verbum  ausgehende  accusatl- 
vische  conslruction  kann  daran  geprüft  werden ,  daß  sie 
sicli  in  ein  passivum  mit   dem  nom.   umsetzen  lassen  muß. 

2.  Es  tritt  jedoch  bei  solclicr  bezieluing  auf  das  object 
unterschied  ein  zwischen  (janzer  oder  theihveiser  ahhün- 
giijkeit:  richtet  sich  die  einwirkung  auf  den  gegenständ 
überhaupt,  so  bleibt  der  acc.  ^  wenn  aber  nur  auf  einen 
unbestimmten  thell  desselben,  so  nimmt  das  veibum  den 
gen.  an.  Auch  der  griech.  spräche  ist  diese  regel  nicht 
unbekannt  {niveiv  olvov,  nlveiv  otvov),  in  der  deutschen, 


nomen.     casus,     vom  verh.  ahh.     acc.      6ll 

nameullich  der  golliisclien ,  scheint  sie  reiclier  entfallet. 
Die  lalle  des  parlitiven  gen.  sollen  im  verfolg  nacligewieseu 
"werden;  hier  habe  ich  vorläufig  bloli  den  ihnen  zur  seile 
stehenden  acc.  zu  belegen.  es  sind  vorziiglicli  die  verba 
^velclle  hiihan,  nehmen^  (feiiieiSeUf  essen,  trinken  u.  s.  w. 
ausdrücken;  der  acc.  bei  ihnen  bedeutet  ungelheiltes  haben, 
vollen  genuli  *). 

hahan.  valdufiil  haba  t^ovaluv  t'yu)  Joli.  10,  18;  lilliuns 
managans  habain  jiiih]  noXXu  tyoniev  Iioin.  12,  4;  ni 
liabaida  alrlha  inanaga  ov'it  elye  yi^v  noWr^v  JMarc.  4,  5; 
uiile  ni  habaida  vaurlins  t)uJ  10  fii]  eyeiv  Qi^av  IMarc. 
4,  6;  vaurlins  ni  haband  ^i^av  ovz  l'yovoi  Luc.  8,  13; 
ni  habaida  qvrammilha  diä  »o  fO]  l'ysiv  iz/ii('id\i  Luc.  8,  6; 
hlaibans  ni  habam  liojovg  ova  e'yofiev  Marc.  8,  16;  hlaibans 
ni  halj;aih  lioTOVS  ovx  tysie  JNIarc.  8,  17.  ahd.  ni  liabtllun 
jnibhila  erda,  ni  habetun  ^vurzala  T.  71,  3. 

niman.  nani  hlaif  i'Xccßev  äorov  ICor.  11,  23;  ni- 
niands  tlians  hinf  hlaibans  ).c'.ßo]v  tovc;  iiivTB  uqtovs  Luc. 

9,  16.  ahd.  nemet  then  kelih  0.  IV.  12,  13;  inlfieng 
hrut  T.  160,  1. 

matjan.  hlaif  nialjan  llorov  (payüv  INL^rc.  3,  20;  hluif 
niatjands  Luc.  7,  33;  matjaith  thaiia  hhiif  ICor.  11,  26; 
matida  thranisteins  iad-imv  dy.Qidas  IMarc.  1,  6. 

itan.  ahd.  brut  az  T.  68,  3.  0.  IIL  6,  35;  brut  ezant 
T.  Matth.  15,  2;  nitn  Heise  izzil  N.  ps.  33,  1;  nihd.  si 
gaz  iz  halbez  (aß  es  halb  auf)  Diut.  3,  51;  az  daz  brut 
Ivv.  3310.     nhd.  aß  das  brot;  aß  einen  bissen. 

j'iailan.  frei  thein  sves  yuniffc.yojv  GOV  Tov  ßiov 
Luc.  15,  30;  frelun  tliala  y.ari:(puy£V  avTO  IVlarc.  4,  4. 
liUC.  8,  5.  alid.  ni  frazuu  si  iz  allaz  Ü.  111.  6,  56;  frazuii 
tldu  T.  71,  2. 

dritjifhan.  driggkan  slikl  ihanci  ik  driggka  nieTv  t6 
viOTi(ji()P,  o  tyo)  ^lii'O)  Marc.  10,  38;  driggkailh  thana 
slikl  ICor.   11,  26.      ahd.  driiikel  lliaz  nuna/.   blual  0.  IV. 

10,  14;  niin  bluol  Irinchit  N.  ps.  33,  1.  nlid.  Irinkl  den 
-svein,   ein   glas  meines. 

nintan.  alnl.  then  spihari  niazan  0.  L  28,  16;  niazan 
thaz  0.  11.  5,  «J;  iz  niazcnl  0.  V.  20,  52;  frunia  niazcnt  0. 
V.  22,  12.  23,  7.      jnhd.  nuz  daz  hiinelbrut  INIar.  62;  nöz  ir 


•)  dos  olijccts  voll  wolcliom  die  rode  -^olit ;  <!ns  rrt>iliili  sellist  wie- 
der tiu'il  eines  },'r.«liiieii  {innzeii  sein  mng.  die  liiiille  kiinn  für  sich 
als  eine  \ollsliin(ii>,'e  <,M;diielit  werden. 


(jj2  einfacher  salz. 

siiezeu  jungen  Itp  fragni.  223;  ^vic  er  si  \\iJer  nuz  fragm. 
24^;  tlie  spise  lüezoii  Con.  42,  51.  kleit  verniozen  (vosles 
consiimcre,  conlercro)  Trist.  4001;  diu  jsenlialle  hei  oh 
dem  fiioze  daz  vleisch  \il  unsuoze  unz  an  daz  hein  ge- 
nozzen   Greg.  3208.     nhd.  die  speise  genießen,    vgl.  8.  602. 

liäiisjun  (guslare.)  k;iusjand  daulhau  (f,  daulliu)  yfvaov- 
lui  ■Oururov  Luc.  9,  27.  .loh.  8,  .52;  kausjan  ihans  (len- 
tare   eos)  Luc.  14,  10.     nhd.  den  tod  schtnachen. 

ags.  hiji'fjau  (guslare.)  äppel  nenne  hyrgdest  (einen 
apfel  vers'uciilesl)  C.  54,  20. 

3.  Die  ältere  spräche  gebraticht  einige,  doch  Avenige  verha, 
deren  intransitiver  sinn  vorhorschl,  zuweilen  transitiv, 
und  fügt  ihnen  dann  den  ohjccliven  acc.  bei.  (üe  jüngere 
bedient  sich  dafür  zusanunengeselzlcr  \erba,  oder  con- 
struiert  praposilionen.  jener  acc.  hat  eine  gelinde,  oft 
entbehrliche  bedeutung. 

ahd.  iveinön.  weinula  thaz  ira  lib  0.  III.  24,  8;  ^YeI- 
uulun  ihaz  ser  0.  III.  24,  55  ;  -sveinuta  then  bruader  0. 
III.  24,  8;  jungiu  wib  ne  Nveinota  nioman  N.  ps.  77,  63; 
weinota  thaz  cliint  N.  Cap.  156  ;  lunbe  ^vaz  scollu  nü  de- 
cheinen  man  weinön?  Ecc.  fr.  er.  2,  947.  mhd.  Avelnen 
den  minen  lieben  weisen  Dlut.  3,  93;  die  began  er  wei- 
nen heize  Mar.  171;  swer  si  weinet,  derst  ein  kint,  ein 
schade  den  wir  michels  gerner  mohten  weinen  Kuge  456; 
den  smerzen  weinen  Rab.  4öO ;  in  weinten  ]Nib.  70,  1  B ; 
waz  weinent  dise  vrouwen?  Nib.  799,  3;  in  weinde  Trist. 
1157;  diz  weinde  IMarke,  diz  weind  ouch  er  Trist.  4262; 
weinen  sünde  Bari.  103,  17.  106,  26.  nhd.  etwas  bewei- 
nen oder  über  etwas  weinen,  das  goth.  qvainun  n^vdüVy 
nönTso&at  Matlh.  9,  15.  11,  17  kommt  nicht  mit  dem 
casus  vor. 

goth.  (jretan  y.laleiv  auch  ohne  acc,  die  präp.  gaigrut 
bi  thu  Luc.  19,  41  ist  nach  dem  gr.  e'yj.avoev  in  arnfj. 
altn.  grata  einn.     alts.  karon ,   kümian  Hei.  153,  3. 

goth.  ßekan  mit  dem  acc. :  faiüukun  thu  lyiomovro 
avTfjV  Luc.  8,   52. 

ahd.  chlagÖH,  mhd.  klagen,  daz  ich  gole  iemer  clage 
Iw.  6956;  ich  mac  wol  klagen  min  schcene  wlp  Iw.  3993; 
die  rede  begunde  Iwcin  clagen  hv.  7636  u.  s.  w.  nhd. 
klagen  mehr  für  causari  als  lamentari,  deplorare  (beklagen.) 

schon  bei  dem  goth.  hlahjau  kein  acc.  im  sinne  des 
lat.  ridere  aliquid,  es  steht  bihlahjan:  bihlöhun  ina  y.ure- 
yeXwv  UVTOV  Malth.  9,  24.  Luc.  8,  53. 


nomen.     casus,     vom  perb.  ahh.     acc.      6i3 

goth.  arman  (nilscreri.)     arni;ii  inik  !  üJr^üuv  fie  IMarc. 

10,  47;  gaaruuücla  tliuk  'tjlir^o^  as  lAlarc.  .5,  19;  arniai 
iinsis!    Luc.  17,   13;    allans    gaarinai    ndvrus  O.e^jO}]   lioin. 

11,  32;  das  part.  pass.  gaarniaitlis  ist  i^lsr^füvog ,  nii- 
sericordiani  conseculiis  1  Cor.  7,  25;  gaariiiaidai  vaiuilmih 
o^Xeijdvßa  Rom.  11,  30;  das  pras.  pass.  gaarniaindau  u.^r- 
-Ovioi  Hom.  11,  31.  die  conslructiou  ist  ganz  die  unseres 
lietiligen  beniilleiden.  bei  dei)i  ahd.  irparnieii  wird  aber 
der  acc.  des  goth.  Irausilivs  in  den  noni.,  das  subject  in 
den  acc.  umgesetzt,  statt  gaarma  tliuk:  du  irparmest  mili. 
ebenso  mhd.  (ich  solt  iuch  erbarmen  Parz.  95,  6)  und  nhd. 
auUer  dem  acc.  erscheint  ahd.  und  mhd.  aucli  der  dat. 
(s.  233.  Graff  1,  123.) 

ahd.  leiden,  leidon  (delestarl,  aversarl,  aucli  scliwa- 
cher  bloU  dolere.)  leiduta  sea  (aversatus  est  eos)  {JraH"  2, 
176.  mild,  er  begundez  sere  leiden  (valde  dolere,  tpierL 
coepll)  Parz.  703,  6;  dtiien  knniber  "\vll  icli  leiden  Wh. 
150,  2.  und  nun  wieder  umgesetzt,  statt  daz  leiduii  ili : 
daz  leidut  nüh  (quält  mich,  thut  mir  leid)  N.  ps.  50,  6, 
vielleicht  auch  im  sinne:  das  klagt  mich  an,  macht  mich 
\erhaUt;  N.  scheint  leidun  (acc.usare)  von  leiden  (invisum, 
odiosum  redderej  zu  trennen,  lelzleres  ist  das  nhd.  ver- 
leiden, mhd.  diz  leidelc  (angebat)  si  beide  Trist.  12410; 
in  (cum)  leidete  der  zwivel  Trist.  13756.  si  leidelen(ver- 
leidelen)  im  die  vart  Bari.  165,  7;  si  begunden  im  die  cri- 
ßtenheit  leiden  Rarl.  317,  2;  den  gewerbt  man  sere  dem 
degne  Iculen  began  IN  ib.  52,  4.  unpersönlich  mit  ilem  dat. 
ez  leidet  mir  (ihut  mir  leid)   oben    s.  234. 

ahd.  ziirnan  (indignari,  grave  ferre) ,  mit  dem  gegen- 
stände des  zorns  im  acc  ,  heule  über  etwas  zürnen,  er 
ihesö  (hlli  zurnla  0.  IV.  35,  2;  er  iz  zurnli  0.  V,  1>,  50; 
zurntun  ihia  giniacha  0.  IV.  30,  6.  mhd.  daz  zurnele 
Kolant  Uol.  38,  25;  Rr.  daz  ziijiien  began  Aib.  766,  4; 
zürnen  erz  began  ]Nib.  1516,  3.  die  liölischeu  dichter 
setzen  lieber  bloßes  zürnen. 

sorfjeii  (curare.)  das  goth.  saürgan  hat  niclil  den 
bloßen  acc,  sondern  die  pr;i|).  bi  vasljus  INlallli.  6,  28, 
nach  dem  gr.  auch  das  ahd.  sorgen  steht  mit  priip.  :  sor- 
g<]t  bi  sih  0.  V.  19,  51;  mhd.  sorgen  lunbe.  aus  dem 
accusalivisch  consli'uierlen  bisoigen  ,  bisuorgen  0.  I.  19,  2. 
8.  IV.  9,  12.  32,  11  lülgere  ich  aber  die  Irülieie  zulassig- 
keil  desselben  casus  bei  dem  einfachen  worl.  ndid.  nlid. 
bcsojgen. 

alls.  hitwan  (pocniicrc)  llel.  26,   17.   15^5,  3.   157,  5, 


6l4  einfacher  salz. 

mild,  sütnen  (morari.)  8i\nulcn  siz  nllit  mcre  I\v.  7009; 
daz  si  daz  iiiht  eiisunule  I\v.  6983;  mich  ciisuinc  tut  ISib. 
2291,4;  sriinetinili  Parz.149,15;  ob  uns  ein  ander  man  sunie 
dar  an 'l'risl.  14142;  ir  suniet  ez  Karl  24''*.     nlid.  versäumen. 

golli.  sildahiljan  (niirari)  Luc.  8,  25.  Gal.  1,  6.  sikla- 
lelkida  iiia  tOavjtaaev  avTOV  Luc.  7,  9.  alid.  %viinlar6n: 
iil  tliarflu  \vuntorun  tliaz  0.  1.  16,  27;  wärun  tliaz  avuii- 
*oronle  T.  d,  5;  ii'  wunlorut  lliaz  Averc  T.  88.  iiihd.  nur 
mit  präposition  oder  unislcllung,  sonst  niüste  es  INib.  00,4 
stall:  den  lielt  es  (oder  ez)  wundern  bogan  heilten  dürfen: 
der  lielt  ez  Avundera  began.  nhd.  \vunderu  mit  priip., 
aber  bewundern   mit  acc. 

Begreiflich,  daU  die  meisten  dieser  verba  aucli  als  in- 
transiliva  den  acc.  des  persünlicheu  reüexivs  an  sich  zu 
nehmen  pflegen:  sih  wcinön,  sih  chlagon ,  sih  zurnan,  sili 
wunlarun,  sih  irparmeu ,  sih  sümau  (s.  34.  35.) 

4.  Verba,  deren  einwirknng  hauptsachlich  mif  personen 
gerichlet  ist,  die  begriffe  von  hUf'e ,  dienst,  ehre,  anbe- 
tung ,  fohje  y  lehre,  seijeu  enlhallend,  regieren  einen 
weniger  objeclivcn  acc,  welcher  darum  in  den  dat.  und 
gen.  überschwankt. 

goth.  nilhan  (juvare).  niihais  thus  üvXXdfißavov  av- 
rais  Phil.  4,  3,  ein  außer  dieser  stelle  noch  nicht  ge- 
fundenes, dem  anscliein  nach  starkes  verbuni  nillia,  nath, 
Jiethum,  Wurzel  von  nithjis  üvyyev}]s  ""d  andern  bisher 
dunkeln  Wörtern. 

golli.  höljau  (juvare.)  liva  boleith  mannan?  rt  (•''iCfS'- 
h]ai:t  livd  QVOTiov  IMarc.  8,  36.  das  ahd.  pnozan ,  mlid. 
biiezen  (emendare,  reparare)  fordert  neben  dem  acc.  der 
Sache  den  dat.  der  person. 

goth.  hilpcai  (juvare)  hat  den  gen.  der  person,  das 
ahd.  helfan  bald  den  acc.  bald  den  dat.:  misih  hilpit  (no- 
bis  ]irodest)  Is.  53,  20;  di\  hulli  viih  (qui  adjuvisti  ine) 
K.  42^;  ni  liillit  iulh  0.  IV.  13,  6;  den  dat.  construieren 
N.  W.  in  der  gewöhnlichen  bedeutung  von  jnvare,  opem 
ferre,  z.  b.  lebenden  helfen  (vivis  opilulari)  N.  ps.  87,  11, 
den  acc.  iji  der  etwas  schwächern  von  prodesse:  waz 
hilfet  sie  iz?  (c|uid  prodest  eis?  was  haben  sie  davon?) 
N.  ps.  87,  11.  so  mag  denn  auch  mhd.  unterschieden  wer- 
den, bei  großer  liüfslelstung  luid  retlung  sieht  der  dat.: 
er  bulle  mir  von  hinnen  ]\ib.  1878,  4;  wer  hiille  danne 
mir?  Psib.  2095,  1;  liingegen :  waz  half  in  (eum)  daz  er 
künec  was?  1919,  4.  man  vergleiche  die  im  wb.  zu  Iw. 
p.  190  avifgezählten  construclionen:  ivi  half  diu  hitze  3843, 


nome/i.     casus,     vom  verb.  abJi.     acc.      6l5 

got  lialf  dem  rehten  i'e  7628  drückt  reitende  lillfe  aus; 
waz  half  mich  da/-  ich  golt  vanti*  42.>1;  uü  waz  hilfet 
uns  daz?;  iiiule  ^vaz  liulf  ez  in'}  4660  bloli:  ^yas  hatte 
ich  davon?  Avas  halle  es  ihm  genützt  ■*  IJarlni.  Latte  also 
weder  geschrieben:  in  half  diu  hilze,  noch  waz  half  mir 
daz  ich  golt  vanti'  zumal  pllegt  in  solcher  frage  der  acc. 
gebraucht  zu  werden:  waz  hilfet  midi  diu  sumerzil?  IMs. 
1,  1^;  hilft  iiicli  nicmens  tiosl'i*  Parz.  195,  13;  waz  half 
in  küencs  herzen  ral  i'  Parz.  319,  4;,  Maz  half  dich  daz 
ich  bi  dir  was:*  Parz.  330,  30;  doch  hellent  si  vil  kleine 
dich  Bark  122,  25;  aber:  got  lielfe  mir  Parz.  331,  28; 
nu  hilf  mir  got!  Parz.  122,  26;  du  hellest  mir  Bari.  123, 
5;  und  aus  der  elliptischen  formel  sammir  "(s.  135),  die 
niemals  sanunich  lautet,  laut  sicli  folgern,  daß  bei  göttli- 
cher, heiliger  liilfsleislung  der  daliv  zu  helfen  construiert 
wurde,  nur  weiÜ  ich  nicht  ob  alle  dichter  gleich  ver- 
fahren, xuid  nicht  einige  dem  acc.  größere  ausdehnung 
gestalten?  Belnmar  hat  l,  64^  sil  mich  n\in  sprechen  nu 
niht  kau  gehelfen;  1,  63''  got  helfe  mich,  daz  ich  mich 
bcvvar;  1,  69^  si  gehalf  mich  nie,  wo  wenigstens  die 
beiden  letzten  stellen  mir  halicn  sollten.  dennoch  ver- 
wendet er  auch  dative:  mim  hülfe  nionian  ze  wege  4,72^; 
den  cnhelfent  si  viir  niht  su  loben  1,  72'^.  nhd.  ist  jener 
luitei'schied  nicht  ganz  verwischt,  es  heißt:  golt  hilft  i»i/r, 
dein  glaube  hat  dir  geholfen,  in  unpersönlicher,  fragender 
struclur  dagegen:  was  hilft  michs?  1  Cor.  15,  32;  was  hilft 
dichs'}  Jer.  2,  18,  wiewol  Luther  jMallh.  16,  26  schreibt: 
was  hülfs  dem  menschen,  \in(\  vii-le  heulige  schriflsleller 
vorziehen:  was  hilft  es  mir'/  das  alln.  liialpa  fordert 
meines  wissens  inmier  i\an  ilal. 

dienen  (servire)?  ob  sich  ein  alid.  dionuii,  nihd.  dienen 
n)it  tlcm  acc.  der  pers. ,  wie  er  beim  ron)anischcn  servire 
gilt,  aufzeigen  liißt,  steht  dahin;  gewöhnlich  iindet  sich 
der  dat.,  aus  dem  nhd.  bedienen  erwuchst  bloß  ein  xni- 
sicherei-  Schluß.  Iv.  26*  liat  deonun  acliv  für  humiliare 
(zum  dienst  erniedrigen),  was  er  unnültelbar  daneben  durch 
tleonuialan  ausdrückt.  eben  so  vci'schlcden  ist  der  acc. 
der  Sache  bei  dionun  (mei-eri):  tha/.  gillüoinUun  se  thar 
0.  IV.  9,  28;  thie  hiar  gilliionutun  ihaz  O.  V.  20,  51. 
22,  4;  ndid.  den  (gruoz)  ich  gerne  dietien  nuniz  Parz. 
149,  8.  ]Nib.  505,  4;  das  nhd.  verdienen,  auch  kaiui  mit 
jenem  dienen  (servire)  ein  acc.  der  saclie  verbunden  sein: 
ich  dien  iu  allez  daz  ich  sol  Paiz.  29,  25  (ich  leiste  euch 
allen    dienst.)      ZNveitclhaft   ist    mir  die    casuslorm  bei  dem 


6l6  einjdcher  salz. 

alls.  llieonun.  rjkcon  llioDiujn  Ilel.  3,  22;  fraoii  sinon 
tliioiiun  5,  23,  da  diese  noniina  /.war  acc.  aber  auch  dative 
sein  könuleii  (vgl.  s.  575  aiim.)-,  IVcilich  gibt  eine  lis. 
5,  24  einen  enlscliicdiicii  acc.  stiiaii,  und  diesen  casus  vn\x\S 
weiugslcns  der  Schreiber  genicinl  lia!)cn.  aber  33,  13  siebt 
auch  der  dciillicbc  dat.:  im  cnum  ibiunun.  vielleiclil  kom- 
men noch  bcslimnilere  stellen  vor.  {Schwankend  z-wischeu 
acc.  und   dat.  sclieint  wieder  das  gleicbljedeutende 

ahd.  auihahUin  (i*iinislrare.)  T.  139  steht  niih  ambalitß 
(mihi  minislret),  und  dann  wieder  mir  ambahtit  (mihi  nii- 
iiislrat);  15,  6  ambahtitnn  imo :,  48,  3  ambahlita  hl  (mi- 
nislrabat  eis.)      das  gotli.  andbahtjan  liat  nur  den  dat. 

golli.  hloUtn  oißandai^  laiQevtiv ,  mit  acc.  pers. ,  ags. 
aber  blulan  (sacrificare)  mit  acc.  der  Sache  und  dat.  der 
pors.  (mythol.  p.  22.)      vgl.    uoban    (colere)    vorhin    s.  597. 

golh.  svcvun  iiftCiv,  colere,  venerari :  niik  sveraitli 
Marc.  7,  6;  sverai  atlan  tlieinana !  JMarc.  7,  10.  10,  19. 
JiUC.  18,  20.  Job.  S,  49.  unsveran  uji/ici^eiv ,  uusverailli 
mik  Job,  8,  49. 

ahd.  ereu  y  ndid.  eren ,  nlul.  eliren,  verelireu. 

golh.  inveitaii  (adorare.)  ahd.  peton,  tliaz  kiud  sie 
tbar  tho  betotun  0.  I.  17,  62;  belul  then  faler  0.  II. 
14,  63;  peluta  inan  (adoravit  cum)  Diut.  1,  513*^;  nlid. 
anbeten,     niylhol.  p.   19. 

gotli.  hidjan ,  ahd.  pillan  (pelere,  rogare)  mit  acc.  der 
pers.,  gen.  der  Sache.  ebenso  alts.  thigyean:  waldand 
lliiggean,  lieiTon  is  huldi  Hei.  3,  17;  beim  ahd.  thiggan 
bat  0.  den  acc.  der  sache:  ginada  goles  thigita  III.  4,  44. 
11,  11;  ginada  sinu  thigilin  I.  17,  22;  huldi  sinu  tliigilin 
1.  17,  62;  sonst  auch  den  gen.  der  sache:  ihes  thigit  worolt 
ellu  V.  53,  63;  für  die  person  eine  jnaposilion  :  zi  mir  es 
lliigget  V.  16,  39.  uusiclier  ist  wihi  dike  (benedictioneni 
petat)  K.  57*^,. 

ahd.  Jlehön  (orare,  precari) :  den  wir  Ileliolon  N.  Bth. 
178;  sia  (eam)  üehota  N.  Cap.  43.  mhd.  liehen,  liegen, 
mit  dem  acc.  Iw.  3315.  Nib.  499,  8.  Rl.  582.  Parz.  119, 
25.  421,  25;  mit  dem  dat.  aber  Parz.  21,  6.  Wh.  126, 
30.  Freid.  2,  20.  29,  16.  83,  3.  128,  15.  Flore  2358; 
bedeutungen   zu  scheiden  fallt  schwer. 

gvälSeii.  alts.  grutian  (verbis  compellare)  Hei.  145, 
5,  12.  ahd.  cruazit  unsih  (provocat  nos)  hynm.  12,  1  ; 
ihih  gruozti  (le  vocaret)  T.  17,  5:  bei  0.  mit  dem  blolien 
acc.  der  pei's.  oder  einem  gen.  der  sache  daneben  II.  4, 
104.  12,  28.  III.   13,  49.  IV.  1,  24.  V.  12,   1.   14,  29. 


nomen.     casus,     vom  vej^h.  ahh.     acc,     6 17 

golli.  göljaii  (salutare):  ina  Marc.  15,  18;  tlians  frljtjiicls 
rilallh.  5,  47.  Luc.  1,  40;  gulja  izvis  Korn.  16,  22;  guljaud 
izvis  ICor.   16,  19.   Col.  4,   10. 

alid.  heilazan  (salutare)  T.  32,  7.   44,  8. 

golli.  iliiiillijan,  bald  wie  evloyeiv  mit  dem  acc,  bald 
wie  beiiedicere  mit  dem  dat.  der  persou.  der  acc.  ^Mallh. 
5,  44.  Luc.  2,  34.  6,  28.  Rom.  12,  14;  der  dat.  Marc.  10, 
16.    Luc.   1,  29.      das    ahd.    se(jan6n    hat    immer    den    acc. 

golli.  hazjan  (laudare)  Luc.  2,  13.  16,  8.  eben  so 
alid.  lopoii ,  mild.  nhd.  loben. 

gütli.  läisljan  (sequi)  vorhin  s.  606;  hÜsIja  thuk  IMattli. 
8,  19;  luistei  mik  Luc.  9,  59,  ina  laistjaiid  Job.  10,  4. 
das  ahd.  Joljcn,  mhd.  nhd.  folgen  aber  stets  mit  dem  dat., 
ebenso  das  altii.  fylgja ,  ags.  fyligean. 

golli.  luisjan  (docere),  ahd.  lerau,  mhd.  leren,  nhd. 
lehren. 

ahd.  hredifjon  (praedicando  docere,  instruere)  thie  liuti 
0.  n.  2,  3.  IV.  6,  4. 

Auf  gleiche  weise  in  betracht  kommen  nun  auch  ent- 
gegenstehende begriife  des  hhiderns ,  scheJtens ,  verhiKj- 
nens  ,  verrallieus  ,  Verderbens. 

goth.  varjan  (cohibere,  prohibere.)  obgleich  y.w'/.reiv 
immer  den  acc.  bei  sich  hat,  setzt  ihn  Ulf.  doch  nur  ein- 
mal; ni  varjilh  thol  /iirj  Kiülvers  avxa  IVlarc.  10,  14.  Luc. 
18,  16;  sonst  den  dat.:  ni  variilh  immn !  fcij  y.o)h''6TS 
uvTov  Marc.  9,  39;  varidedum  iinina  ty.o)XvG<.if(f:V  avrov 
Marc.  9,  38.  9,  49.  auch  der  ahd.  casus  schwankt:  ni 
curet  sie  weren  (nollle  eos  ])iohibcre)  T.  Matlh.  19,  14; 
wir  werilumes  inan  (probibuinius  eum)  '1'.  95;  werila 
inio  (prohibebat  eum)  T.  14,  2;  acc.  der  sache  und  dat. 
der  pers, :  thia  fart  iru  werilun  0.  L  14,  18;  heidenen 
iro  abkot  weren  N.  ps.  96,  3.  mhd.  dat.  der  person :  si 
wolden  im  niclit  dienest  wern  (abschlagen,  versagen)  Wi- 
gal.  11188;  den  fjeslen,  weren  bürge  u.  laut  (verwehren) 
iSib.  197,  4;  nieman  im  da/,  weile  (verwehrle)  lilr.  'Irist. 
2567.  nhd.  dal.:  wehret  ihnen  nicht!  IMarc.  10,  14. 
Ganz  nalie  liegt  der  positive  begrif  von  defeiuleie,  tueri, 
weil  mau  sich  gegen  den  verlheidigt  den  man  abhält,  sich 
dessen  erwehrt,  wider  den  man  sich  welirt.  der  acc. 
bei  wehren  (protegere)  geht  aber  auf  die  zu  schützende 
person,  nicht  auf  die  abgewehrle,  web  he  im  dal.  stelin 
kann:  sich  dem  hunger  wern  (defeiulere  contra  famem) 
Bari.  107,  22.  jener  acc.  bei  varjan  (abwehren)  ist  also 
ein  anderer. 


618  ein  Jacher  salz. 

iilul.  einen  Iilmlern  (coliibcre.)     abliallen. 

golli.  aiizjan  ^  arau-zjaii  (sedticere).  aliil.  irran  ^  jiilid. 
irren.  in  iile  los  jiocli  dei*  inuot  l\v.  2.355  5  ijlc  iucli 
daz  guüt   Jnv.  2905. 

golh.  holon  (fraudarc):  ni  niannanluui  liulolli  liiic.  3, 
14.  alid.  mit  dai.  jii  liuolida  inui  (fiuslralus  est  cum) 
Is.   81,  17. 

golh.  levjan,  galevjan  (fradcre,  j)rodere)  Joli.  12,  4. 
18,  2.  Älarc.  14,  42.  aiicli  in  gulem  sinn,  übergeben  Luc. 
6,  29.    ahd.  gilalian,  firlahan:  0.  IV.  8,  19.  24.    ags.  Ifcvan. 

mbd.  verraten   (prodere);  nhd.  verralhen. 

,GOlb.  iiividau  uTcuovtia&ui.  invidis  niik  IMarc.  14,  72; 
invitlai  sik  silban  Marc.  8,  34;  gulli  iuvidaud  Til.  1,  16. 
gleichbedeulond '  ist 

gotli.  aß'tikan:  afalka  ina  Mattli.  10,  33;  mik  afaikis 
Joli.  13,  38;  afaiaik  Job.  18,  25;  afaikai  sik  silban  Luc. 
9,  23. 

ahd.  forsachan:  forsehlils  niih  T.  Tvlallli.  26,  34; 
forsache  sili  selbon  16,  24.  in  der  alten  abschwürungs- 
forniel  aber  mit  dat.:  forsacliislu  diabole  eudi  allum  diabol- 
gelde.     farloiignan   verlangt  den   gen.  pers. 

golh.  Jraavithaii  (maledicere) :  thana  fraqvast  INIarc. 
11,21;  fraqvithandans  izvis  Luc.  6,  28;  runa  guths  Iraqve- 
thun  Luc.   7,  30. 

goth.  andheitan  increpare:  andbalt  ina  JNIarc.  1,  25; 
andbait  ins  IMarc.  3,  12;  andbilun  ina  Luc.  8,  39;  and- 
bitun   ins  Luc.   18,   15;   andbeilan  ina  IMarc.  8,  32. 

ahd.  incriböii,  iucrebuu  (increpare):  increbuta  sie  T. 
Malth.  20,  31:  iucributa  inau   T.  205,  5. 

goth.  inagjan  (minari):  inagida  ins  jMatth.  9,  30. 

ahd.  reßan,  irrefsan  (increpare):  irrefse  diu  tier  N.  ps. 
67,  31;  irrafsta  den  roten  mere  N.  ps.  105,  9;  irrafslost 
die  diete  N.  ps.  9,  6.   118,  21. 

ahd.  sceltan  j  mhd.  schellen,  mit  acc.  der  person  ^  I\v. 
4969.  Nib.  2091,  3.^ 

goth.  idveiljait  6veidiL,eiv:  thuk  Rom.  15,  3;  häufiger 
mit  dem  dat.  INlatlh.  11,  20.  27,  44.  IMarc.  15,  32.  Luc. 
6,   22. 

goth.  hdunjan  (humiliare):  mik  II  Cor.  II,  7.  12,  21. 
mhd.  hoenen  Nib.  1959,  4.  Reinh.  1423.  Flore  7136.  Ulr. 
Trist.  699. 

goth.  tjaawiskoii  (contumelia  afficere)  IMarc.  12,  4.  ICor. 
11,  22.     "leichviel  damit  das 

goth.  aanäiljan  Marc.  12,  4  aus   dessen   passivem  pari. 


nomen.     casus,     vom  verb.  ahh.     acc.      6l9 

dei'  vom  acliv  abhUngige  acc.  folgt,      alid.  nelzan  (affiigere) 
N.  ps.  43,  3.   9. 

alid.  farseJian  (dcsplcere,  spernere):  firslli  sia  (sperne 
illam)  N.  13 ih.  45. 

golli.  hilmkan  (irrldere)  IMarc.  10,  34.  Luc.  14,  29. 

alid.  iiharIiH(jf/((ii:   ubarluigit  andaran  T.  JMatlli.  6,  24. 

ahd.  xvei(jan  (allHgere,  vexare):  weigent  lliili  T.  60,  6; 
weigis  llieii  iiieistar  T.  60,  10;  Avcigeiit  sie  T.  44,  14. 

gotli.  vrikan  (persequi,  ötor/.eiv ,  ulcisci)  IMallli.  5,  44. 
Luc.  18,  7.  8.  Joh.  15,  20.  Rom.  12,  14.  19.  I  Cor.  15, 
9.  Gal.  4,  29.     ahd.  reclian ,  mlid.  rechen,  nhd.  rächen. 

goih.  Jraveitan  (vindicare) :  fraveit  mik!  tY.d'r/.r^ööv  fis 
Luc.  18,  3;  fraveifa  thu  iy.d'fyJjGOJ  uVTi'v  Luc.  18,  5;  doch 
der  dat.  hei  l'ravcilands  l'y.öiy.os  Piom.  13,  4. 

ahd.  ählan  (persequi),  mit  acc.  und  gen.  der  person, 
belege   bei  Grall"  1,  108. 

golh,  uskiusaii  (rejicere,  reprobare)  muß  den  acc.  bei 
sich  haben  können,  weil  der  passive  ausdruck  uskiusada 
(reprobatur)  Lxic.  17,  25,  uskusans  vairlhau  (reprobari) 
Luc.  9,  22,  uskiusan  skulds  ist  IMarc.  8,  31  statt  findet, 
doch  steht  beim  activ  sonst  der  dat.:  uskusun  inuna  Luc. 
4,  29;  thammei  uskusun  Luc.  20,  17.  zweideutig  ist  us- 
kiusa  frudeiii   1  Cor.  1,   19. 

go[h.  fraa vis Ij an  dnoXtccu'  fraqvislida  allans  wjiojXeaev 
anuvxug  Luc.  17,  27,  gleich  darauf  aber,  und  sonst  öfter, 
mit  dem  dat.:  fraqvislida  allüim  Luc.  17,  29;  fraqvisteitli 
izüi  Marc.  8,  35;  leika  fraqvistjan  IMalth.  10,  28;  fra- 
qvistjais  jVh'iifiHJJJia  Rom.  14,  15;  unsicher  fraqvisfja  siuitrein 
1  Coi'.  1,  19.     gleichviel  ist  ns(ivlsljau  IMarc.  3,  4. 

noch  mehr  schwanken  beide  casus  neben  usijvimun 
aiioy.rtivca :  mik  usqvinian  Joh.  7,  19.  8,  40;  tJuik  us- 
qviman  Joh.  7,  20;  ina  usqviman  Joh.  7,  1;  ungewis  bleibt 
iisqvimith  izvis  Joh.  16,  2.  enlschicdncr  dat.  aber:  viis 
usqviman  Joh.  8,  37;  hnma  usqviman  IMarc.  6,  19.  9.  31. 
Luc.  18,  33;  imma  usf(vcmeina  IMarc.  3,  6;  iisqvimai  sis 
silbin  Joh.  8,  22;  thammei  sokjand  usqviman  Joh.  7,  25; 
usqviman    aiiiumiuclnin   Joh.    18,    32;    f'räujin    uscivemuu 

I  Thess.  2,  15;  saivalai  us(|viman  JMatlli.  10,  28.  ohne 
casus;  iisqvemun  Luc.  20,  15,  wenn  man  ni(  iil  den  vor- 
ausgehenden   acc.     noch     darauf    be/,iehcn     nvüI;     usqviniilh 

II  Cor.  3,  6.  13a  (|viman  ein  intransitiv  und  ilas  ahd. 
arqui'man  (obsliipcfcwie ,  gr.  2,  820)  inliansiliv  bleibt,  so 
liiitle  sich  us([viman  vorliin  s.  6 12.  6  13  aull'illnon  lassen,  zumal 
ein  ahd.  siii  arqueinan  (s.  34)  vorkuinml;  aber  auch  unser 
bekommen,    iibcrkonunen   (nancisci)  werden  transitiv,    und 


6'20  ei/ij acher  salz. 

das  golli.  usqvlmaii  liifU  sicli  fassen:  über  einen  kommen, 
iiberwiilligen ,  inlcificeio. 

andere  ausdrücke  l'iir  den  begrif  von  lödtcii,  ntnlnin- 
gen  ,  regieren  nur  den  acc.,  z.  h.  ääulhjnii ,  afdi'aillijan 
INlaltli.  27,  1.  Marc.  7,  lü.  Koni.  7,  4.  8,  3G.  Col.  ?,,  5; 
aßlahan  Marc.  12,  5.  14,  47.  Luc.  20,  14.  J-pli.  2,  16; 
maürthrjan  JMatth.  5,  21. 

Aus  diesen  hauptsäcldiclisten  beispielen  läßt  sicli  er- 
kennen, daU  -wenn  eine  person  gegenständ  des  vei'binns 
ist,  slalt  des  (icc.  gern  der  dat.  conslruierl  ^vllrde.  der 
ausdruck  erscheint  dann  persünliclier  und  lebliafler.  es 
ist  al)er  keine  fahrlässigkeit,  sondern  glückliclie  gäbe  der 
älteren  spräche ,  daß  sie  zu  dem  einen  oder  dem  andern 
casus  greifen  darf,  je  nachdem  sie  die  ruhig  erfolgende 
ein  Wirkung  auf  ein  object,  oder  das  subjectivere  Verhält- 
nis bezeichnen  will.  Avas  hilft  mich  das?  ist  objectiver 
geredet,  Avas  liilft  mir  das?  persönlicher,  ni  varjilh  tho 
barniluna!  heißt:  laßt  die  kinder;  ni  varjilh  inima!  positiver: 
stellt  ihm  kein  hindernis  in  den  weg,  dort  ein  gelindes 
abwehren,  hier  ein  bestinunles  verhüten.  usqviman  ina 
lialte  ich  für  das  bloße  tüdten,  usqviman  imma  mehr  für 
den  tod  geben  ,  todesstreich  versetzen,  man  vergleiche  die 
goth.  fügungen  bei  ihiuthjan,  idveitjan,  fraqvistjan.  der  un- 
terschied ist  freilich  meistentheils  so  unmerklichj,  daß  im 
gr.  text  weder  verbum  noch  casusrection   sicli  ändern. 

IMehrere  fälle,  die  hierlier  zu  gehören  scheinen,  zahle 
ich  bei  dem  dat.  auf,  weil  sie,  so  viel  wir  wissen,  im 
goth.  nur  diesen  casus,  nicht  aucli  den  acc.  daneben  re- 
gieren, z.  b.  biuiman  (auferre),  bileithan  (relinr^uere); 
wenn  schon  ähnliche  \erba  in  andern  dialecten  den  acc. 
erfordern. 

5.  Bisher  haben  wir  die  verba  erwogen,  neben  welchen 
im  Satz  ein  einziger  abhängiger  acc.  erscheint,  obgleich 
er  den  umstanden  nach  durch  den  gen.  oder  dat.  ver- 
treten werden  kann,  nunmehr  bleibt  zu  betrachten,  in 
wiefern  der  selbe  satz  entweder  zwei  accusative  oder  ne- 
ben dem  acc.   einen  gen.  und  dat.  enthalten  dürfe. 

Die  construction  des  doppelten  acc.  ist  schon  in  unserer 
ältesten  spräche  w^eit  beschränkter  als  in  der  lateinischen, 
wenigstens  für  den  fall  zweier  Substantive.  Läufig  tritt 
der  zweite  acc.  auf  als  adjectivisches  prädicat. 

a.  zivei  subsl.  y  das  eine  der  person  y  das  andere  der 
suche. 


jioine/i.     casus,     vom  verb.  abh.     acc.  ii.  ar.c.     621 

lüisjan  (docere.)  kein  gotl«.  belspiel,  doch  konnte 
unbedenklich  gesagt  werden:  laisei  niik  frudeiii  (doce  nie 
prudentian)),  hilseilh  sipönjans  vig  (docet  discijiulos  viam.) 
ahd.  leita  sie  tiiaz  giiat  ü.  III.  22,  36;  lertuu  sienan  einau 
ruam  0.  111.  15,  17;  du  leris  gotes  weg  T.  126;  dinui 
smaleii  phad  kelere  niih  kau  TS.  ps.  24,  4;  er  leret  die 
zamen  sine  wega  24,  9;  ih  lero  iuli  goles  forhtun  33,  12; 
Sine  heruslen  Iriiolheit  lerte  104,  22 ;  su  du  mih  lerest 
diiie  rilitunga  118,  171.  mhd.  die  site  si  leite  Herrät  diu 
eilende  niait  Nib.  1329,  3;  daz  enlertc  mich  nun  vater 
niht  Nib.  1684,  4;  ich  gelere  in  ruclie  nut  Parz.  421,  12; 
Sin  herze  iu  leret  dou  gedanc  Parz.  719,  30;  \A'olfrani 
liebt  die  redensarteu  einen  pin  ,  llust,  pfat,  zorn  leren  Parz. 
317,  20.365,  26.  544,  14.  811,22.197,  14.  413,  16.  Wh. 
157,  12;  nu  lere  mich  die  rede  Iw.  5988;  man  sol  iuch 
e  leren  dise  hovezuht  baz  Ivv.  6252;  daz  lertin  diu  ge- 
wonheit  Iw.  4976.     nhd.  lehre  mich  den  pfad  des  rechts. 

ahd.  wis((n ,  mhd.  wisen  (monstrare.)  mhd.  hin  wiste 
mich  der  wallnian  einen  slic  Iw.  598;  hin  wisler  si  ein 
tal  Iw.  5802;  diu  wisle  in  die  rehlen  wege  Iw.  6875. 
außer  diesem  bezug  auf  weg  oder  pfad  steht  lieber  die 
Sache  im  gen.  nhd.  dat.  der  pers.,  acc.  der  saclie.  mhd. 
auch  heiviseu  in  gleicher  bedeulung  und  construclion :  den 
(al.  des)  si  got  bewisle  Parz.  824,  25.  Da  alle  übrigen 
\erba  des  begriüos  monslrare,  das  golh.  augiaii ,  alaugjan, 
aiid.  ougan,  zeigen,  ags.  l;ucan  u.  s.  w.  (\i^\\  dat.  pers. 
fordern ,  so  darf  vielleicht  auch  wisan  nicht  iu  diesem 
sinne,  sondern  in   dem  von  ducere  genonunen  werden. 

mhd.  leiten  ((hicere.)  der  in  einen  wec  leite  Iw.  6431. 
vi\\A.  ß'diren:  liilule  sie  einen  ricliligen  weg  ps.  107,  7. 
oder  halle  man  l)ei  fübren,  leilen,  uiul  ienem  weisen,  den 
acc.  der  saclie  adverbial  zu  nelimcn :  einen  weg  hin ,  per 
viam? 

ahd.  hehni  (celare.)  thaz  ni  hiluh  tliili  (id  le  noii 
celo)  0.  III.  23,^4.  V.  8,  37.  19,  51.  Lud.  47;  tlieili  sie 
lial  II.  23,  28.  mhd.  docli  hal  er  die  mai;ct  da/.  Iw.  1422; 
iiihien  r^il   ich    nienian    liil   Puigc  456.     ivlul.   niil  ilal.  pers. 

ahd.  penjan ,  mhd.  bergen ,  verbergen  (celare.)  ich 
kenne  kein  beispiel  lies  doppellgefiiglen  acc,  bloß  aus 
der  lesart  verborgen  st.  verholn  JNib.  2308,  4  ß  isl  er 
zu   folgern. 

mhd.  verdagcn  (lacere,  celare.)  die  mich/,  verdagteii 
Kl.  624  C;  sol  ich  griie/.en  si  vcnlagen  jNib.  479,  4  liC; 
weit  ir  michz  verdageu  Parz.  556,  28;  er  hiez  daz  aller  in 


022  e'inJacJier  sufz. 

vcrdagoii  Rarl.  24,  1,  -wo  tler  acc.  in  von  vcrdagcn  abliängt, 
nicht  von  Jiiez;  der  gen.  des  JJarl.  149,  22  ic  inac  dich  des 
iiiht  verdagen  wird  von  nilil  regiert.  auch  passive  con- 
slruclioiien,  wie  Pai;^.  550,  16  ez  ist  si  gar  verdagl,  beweisen. 

iiihd.  versivujCH.  daz  verswic  Jiiich  niht  I\v.  540;  du 
vcrswcic  er  mich  daz  iiiftre  Iw.  1836.  in  den  stellen 
Bari.  80,  12.  96,  15  scheint  des  wieder  abhängig  von 
iiihl.      iilid.  dat.  pers. 

den  lat.  do|)peltcn  acc.  bei  orare,  rogare  liat  iniscre 
Sprache  nicht;  schon  im  golh.  steht  bei  hidjan  acc.  der 
pers.  lind  gen.  der  saclie,  nicht  andeis  alid.  und  mlid., 
heute  setzen   wir  statt  des  gen.  die  präp.  um. 

b.     zxvei  suhst.  heide  persönlich. 

aviüian.  golh.  Davcid  qvithilh  ina  fraujan  )Jysi  avTOV 
KVQiov  IMarc.  12,  37;  jabui  juinans  qvalli  gullia  ii  iy.elvovg 
eins  Siovs  Job.  10,  35.  alid.  wird,  meines  wissens,  kein 
quedan  so  construiert ;  nocli  weniger  ein  mlid.  iihd.  sagen, 
das  lat.  ([uem  regem  dicitis,  perhibetis,  umschreiben  wir: 
den   ilir  liir  einen  hünig  ausgebt. 

häitaii,  vopi'dn ,  nuninjan.  die  golli.  spraclie,  nacli 
dem  s.  591-593  entwickeilen  gruudsalz,  stellt  das  zweite 
subst.  in  den  nom.:  hva  mik  lialtid  fvauja  ri  /te  v.alelTS 
y.vQte  Luc.  6,  46;  ins  vupeid  mik  laisareis  jah  frihija 
VfitiQ  ffiovelri  /iis  6  d'iöäonalos  y.ul  o  y.vQiog  Job.  13,  13  ; 
in  der  einen  stelle  gieng  der  gr.  text  mit  dem  vcc,  in 
der  andern  mit  dem  nom.  voran,  die  vulg.  hat  beidemal 
den  voc. :  quid  vocatis  me  domine,  vos  vocatis  me  magister 
et  domine.  ahd.  David  nennet  inan  truhtin  T.  IMatth.  22, 
43.  45,  wo  sich  nicht  erkennen  laßt,  welcher  casus  ge- 
meint werde ,  nom.  oder  acc.  bis  auf  die  heulige  spräche 
herunter  wird  mit  heiUen  und  nennen  ein  doppeller  acc. 
construiert:  den  wir  gott  nennen,  er  nannte  ihn  seinen 
vater,  ich  nenne  ihn  den  herrn ;  nicht  mit  rufen,  noch 
weniger  gelit  es  an  bei  ernennen,  ausrufen  xmd  ähnlichen, 
wo  die  präp.  zu  oder  die  parlikel  als  verwandt  werden 
muß:  einen  zum  grafen  ernennen,  zum  könig,  als  könig 
ausrxifen. 

beim  goth.  taitjan  linde  ich  keinen  zweifachen  acc, 
sondern  schon  die  präp.  du  gebraucht:  tavidedeina  ina  du 
thiudana  non'jGOJOiv  cniov  ßaoü.iu,  vulg.  facerent  eum 
re"em  Job.  6,  15;  taujis  thuk  silban  du  gutba  noieig 
oeavTOV  ■Ofor,  vidg.  facis  te  ipsum  deum  Job.  10,  33. 
ahd.  pilegt  zwar  auch  construiert  zu  wei'den:  allö  ze  fiente 
(sg.  nach  s.  291)  luon,    zi  kuuinge  duan,    zi  kuuinge  inan 


iioinen.     casus,      vom  verb.  cibJi.     cicc.  it.  acc.     623 

qucllan  (Graff  prap.  263.  263.)  doch  bedient  sicli  N. 
noch  des  zweiten  acc.:  du  diue  geista  machost  poteii  ps. 
103,  4  und  gewis  öfter.  bei  der  hrab.  gl.  958'"  friunt 
tois  (aniiciiiii  lacis)  ist  ein  erster  acc.  zu  supplieren.  aus- 
nahmsweise wird  er  auch  ndid.  erscheinen,  Luther  wagt 
noch  Joii.   10,  33:   niaciiest  dich  selbst  einen  gott. 

das  mhd.  subst.  niaget,  wie  es  als  noni.  bei  gen  und 
sterben  steht  (s.  593),  kajui  als  acc.  zu  luzen  gefügt  wer- 
den; die  muGzen  mich  tntKjet  läzeu  Rol.  117,  14;  lät 
mich  niaget  Karl  45*.  ellipse  von  wesen  (s.  133)  ist  dabei 
nicht  anzunelunen ,  obschon  wir  licule  nur  mit  zugefügtem 
inf.  sagen:  Jungfrau  sein  oder  bleiben  lassen.  dagegen 
lieiUt  es  noch:  er  fand  sie  Jungfrau,  fand  sie  nicht  jiuig- 
frau  V  IMos.  22,  14.  17.  Tnibe<^enklich  auch  mhd.  er  vant 
si  reine  maget.  Wahrscheinlich  erstreckte  sich  diese  con- 
struction  von  luzen  und  vinden  frülierliin  noch  auf  andere 
persönliche  subst.,  die  dem  \vechsel  unterworfne  eii;en- 
schaflen  ausdrücken,  z.  b.  er  liez  in  friunt,  vant  in  friunt 
(verlieü,  fand  ihn  als  seinen  freund.) 

c.  ziveiter  acc.  adjectivisch.  beide  acc.  können  auf  per- 
sonen  oder  auf  Sachen  gehn,  und  einigemal  entspinnen 
sich  dann  dopiicite  consti  iiclionen,  da  zu  persönlichen  acc. 
die  Sache  im  gen.,  zu  sachlichen  die  person  im  dat.  gefügt 
zu  werden  pllcgt.  Es  wird  aucli  hier  daran  gelegen  sein, 
des  formelhaflen  habhaft  zu  werden. 

goth.  htüjijan ,  im  sinne  des  lat.  rcddeie.  1  If.  um- 
schreibt damit  cinfaclie  gr,  verha  auf  vo)  {y.f-(fu?.cct6L0, 
iltvO tQoo) ,  (y.avüo))  ,  die  ein  maclien  oder  behandeln  aus- 
drücken, jah  thana  haubilhvundan  brahlodun  y.uy.flrov 
lz€(pa)Ml(.<)Gav ,  vulg.  ilhim  in  capilo  vuliieravcrunt  IMarc. 
12,  4,  eine  verschieden  erklärte  stelle,  ich  habe  gr.  2,  578 
ein  compositun  liaubiihvunds  (capile  vulnoralus)  angenom- 
men, und  wenn  der  text  haubilhvundana  böte,  wiire  dar- 
über kein  zweifei,  da  ein  ahd.  und  mhd.  adj.  wunl  vor- 
lianden  ist.  die  schwache  form  Ii;iubilhvunila  liilU  sich 
Avol  vertheidigon.  liaubilh  für  capul  ,  vunilan  für  das 
j)art.  neul)-.  zu  nehmen  kostet  mehr  bedenken,  weil  vin- 
dan  (volvere,  torrpiere)  in  der  bedeutung  vulnerare  keinem 
deutschen  dialect  bekaiuit  ist*),  luid  ich  dann  nicht  ein- 
sehe, warum  der  (joihe  briggan  gobraJichl  und  nicht  grado- 
zu  vundun  gesetzt    hülle,      auch   winl    duicli    das   /.wischen 


•)  vcrwniKKscIinff,  i(l(>s    siilist.  viiiKJiii'iii ,    >viiiita   mit    Aindiiii,    Miiilnii 
ist  damit  uiigcicugiiet  (yr.  2,  3j.) 


()'24  euifach(^r   safz. 

gesdiübnc  neufjMim  den»  folgenden  insanduliMliiii  deracc.  iiia 
eiil/.ogcn.  frijaus  izvis  briggilli  iXtvdfnojdtf  v/iüg  .)oli. 
8,  32.  36;  izei  jah  vairllians  bralita  uns  andbalitans  niii- 
jaizüs  triggvus  o.c  y.iu  '(-/.('.roiatv  ')]fiu(:  d'iuy.oi'nvc;  yaivtjg 
diad-tjy.i](;  11  Cor.  3,  6.  mhd.  njere  und  erde  cinshafl  brin- 
gen (reddeie  tributariam)  Rol.  132,  2;  die  engelisclie  scare 
inie  uiidcrlunic  bringen  Alex.  6280;  daz  sie  uns  sculdic 
nibl  ne  bringen  Lelan.  566;  brahle  si  daz  cliint  vcile 
Eracl.  74'J;  du  er  gesunden  sinen  lenn  von  dem  strtte 
brahle  Iw.  6868;  die  beiden  letzten  stellen  verbinden  mit 
brahle  die  lebendigere  bedeutung  von  porlavit,  reportavit. 
aber  im  15.  16  jli.  brauchte  man  in  deutschen  gerichteii 
etwas  war  bringen  n:  erbringen ,  war  machen ,  beweisen 
(Fichards  \\  elleravia  165.  166.  167.  194.)  noch  heute 
das  volk:  einen  los  bringen  (befreien);  einen  rock  von 
Hecken  rein  bringen   (reinigen.) 

golh.  vaürhjan :  raililus  vaurkellh  staigus  ev&eius 
noiiite    %us    iQißovQ   IMarc.   1,  3.  Luc.  3,  4. 

ahd.  tnoni   lichizera    duent    sia  (elemosyna)  lutmari  0. 

II.  20,  10;  Iher  willo  dela  iz  fdu  sein  0.  IV.  2,  8;  si 
duent  iz  lilu  suazi  0.  I.  1,  21;  iz  Krist  in  deta  suazi 
O.  5,  48;  duit  in  ihaz  ginuiati  0.  II.  16,  28;  duat  ermo 
bitherbi  thaz  stnaz  adalerbi  0.  III.  1,  39;  thaz  duent  buah 
fesli  0.  II.  3,  2;  duent  unsih  elilenti  0.  HI.  25,  18;  O. 
gebraucht  wisi  und  wis  duan  (certiorem  reddere)  *).  ihio 
buah  duent  unsih  Wisi  I.  3,  13;  dua  luisih  wisi  III.  20,  51; 
iiu  duan  ih  thih  es  wisi  IV.  28,  21;  dua  niih  wisi  V.  15, 
13;  ih  ihir  iz  wis  dati  I.  4,  64;  gidua  unsih  wis  I.  27, 
29.  37;   min   nniat    duat   mih  wiS  II.   14,  55;    duent  si  wjs 

III.  12,  11;    thih    deta    wis    III.  24,  85;    unsih    gidua    wis 

IV.  19,  49;  duent  in  giwissi  0.  II.  12,  88;  gidua  mih  ihes 
giwissi  0.  IV.  21,  36.  alle  diese  beispiele  liefern  \\n- 
lleclicrtes  adj.,  zuweilen  aber  ersclieint  es  noch  flectiert: 
ir  sie  giduet  mir  filu  suaze  0.  II.  17,  5:  altduam  duit 
xins  (nobis)  iz  (das  kinder  zeugen)  urwunaz  0.  I.  4,  52  *'^); 


*)  mit  dem  niiterscliied,  dal^  er  sagt  einen  eines  'wisi  duan',  aber 
einem  etwas  'wis  thiaa',  dort  sind  beide  acc.  persönlich,  liier  säcliiicli. 
(die  zweite  rodensart  ist  übrig  in  unserm  :  einem  etwas  weis  machen, 
was  wir  tVeiiicii  auf  fi.lsclie  nieldnngen  einschränlcen.)  wird  nur  die 
persou ,  nicht  die  saclie  ausgedrückt,  so  heißt  es  gleichgiitig:  einen 
'wisi'  oder  'wis  duan.'     vgl.  Graft'  1,  1069. 

'*)  fehlerhaft  gebildete  piirase  gleich  den  s.  579  getadelten.  er 
hätte  sclireiben  sollen:  alt  duam  duit  unsih  es  urwAne,  oder  noch 
besser  urwänon   von   urwäno ,    wie    goth,  die   schwaclie   form   usi'ena, 


nomen.     casus,     vom  verb,  ahh.     acc.  u.  acc,     625 

det  in  dag  leitlan  0.  III.  20,  168;  daz  lioubet  hanielez 
k.eteta  N.  ßlh.  229;  dela  er  iz  scunara  (pulclirius  fecit) 
ü.  11.  10,  11.  mild,  er  tet  ^verllcllell  willen  schin  Parz. 
38,  3;  luot  solhe  diemuot  sclun  Parz.  299,  7;  si  täten 
ritcrs  eilen  sclun  Parz.  37,  24;  er  tiiot  iu  kraft  an  strlte 
sclun  Parz.  40,  10;  daz  lalen  si  woX  scliin  JN'iJj.  739,  2; 
daz  tuo  mir  schin !  Bon.  38,  12;  tet  im  groze  liebe  schin 
lion.  91,  2.5  *).  ja  gehion  ich  eleslicjiem  noch  die  ringe  naz 
Nib.  1880,  2;  er  hat  sie  seilen  sat  getan  INIs.  2,  179»; 
tuot  Ulis  gewis  (certiores  nos  reddil)  Trist.  326;  in  hat 
unsa'lec  getan  aller  Siner  SEelden  wan  Ivv.  7070;  teterz 
im  kunt  Iw.  3893;  daz  im  der  wirt  tete  kunt  alle  sine 
swa^re  Iw.  4454.     nhd.  einem  etwas  kund  thun. 

ahd.  macliom  iz  machont  so  gizami  0.  I.  1,  13;  sie 
niachont  iz  so  rehlaz  0.  I.  1,  15.  mhd.  du  machest  riclie 
einen  schwachen  man  Iw.  3550;  lät  mich  iucli  machen 
gesunt  Iw.  5464;  machete  si  bleich  unde  rot  Iw.  2203 
u.  s.  w.  nhd.  einen  frei,  los,  reich,  arm,  gesund,  glück- 
lich ,  satt   machen   und  in   zahllosen  anwendungen. 

mhd.  vrumeii:  sid  frumter  vil  manegen  lieben  vrliuit 
tot  jNib.  1695,  4;  ja  vrumle  er  vil  manegen  helt  tot  Nib. 
1906,  2;  vrunite  Vil  der  ringe  von  bluote  vliezende  naz 
Nib.  1875,  4;  frumt  mich  gnl  Parz.  219,  23;  eilende  frumt 
mirz  herze  kalt  Parz.  659,  13;  frumt  in  bleich  Parz.  810, 
30.  wenn  Rol.  35,  12  steht:  wir  gevrumen  bluotigen  rant, 
so   ist  das   adj.  attributiv. 

ahd.  hapcii :  ih  habetiz  io  giwissaz  (pro  certo  liabui) 
0.  111.  24,  93;  giwissaz  eigut  ir  thaz  0.  IV.  10,  12;  habist 
tu  gewis  (persiiasum  habes)  N.  .  .  mhd.  si  wolteu  daz 
gewis  han  Iw.  1263;  si  wohle  daz  gewis  hau  Iw.  6924; 
si    wolden    tlaz    gewis    haben  Wigal.   1987;    ir    sull    iedoch 


galt   (s.  590),    ngs.  orvena;   ic    com    orvt-im    C.  13t,  10;    virroii    or- 
venan  C.   191,  7. 

')  da  sclun  zHgloirli  siibst.  lind  adj.  ist  (s.  246.  2'>(>") ,  so  ge- 
liöite  srliiii  tiioii  zu  den  foimeln  s.  r>9().  das  sid>.st.  Ui  an  «Iimii  davon 
aliliängendon  gen.  erkonnbar:  tet  im  undx'vi'ilions  (<;d^';:i;.  nnilx-välien") 
scliin  l'arz.  199,  24;  si  täten  strites  scliin  l'arz.  2();<,  ;<() ;  du  tet  er 
kranker  vurlite  scliin  l'arz.  7r)9,  13;  tet  im  {lanzer  triiiwe  scliin  IJoii. 
4T,  92.  schwellt  zweitel  ol)  ülier  den  acc.  otler  ^en.,  so  Idcilit  niicli 
das  adj.  oder  siilist.  scliin  iinsiclier,  •/..  1».  tnot  mir  rätes  >olRe  scliin 
Parz.  171,  26;  tuo  im  helfe  scliin  Hon.  6H,  38.  gleich  nngewis  O. 
V.  lij,  36  (Ina  sein!  das  alid.  sein  wi-jj^nn  (experiri)  «'ntliält  das  suhst. : 
Iiarto  wegen  wir  es  sein  O.  I.  18,  15.  II.  6,  32;  hartes  sein  wägnn 
O.  IV.  1,  46;  sös  ih  olto  sein  wag  O.  IV.  31,  33;  vgl.  in  thir  wigit 
sein  (apparet)  Sara.  55. 


626  ei/i Jacher   satz. 

gcwls  lK*ti  Iw.  4256;  si  woldeu  vll  gcwis  hau  Karl  9''; 
ez  allergcwissc'Sl  liaii  leldhaiicr  439;  ein  viiinicr  man  sol 
daz  Ixrse  liabcn  snuvlie  (vilipeiidere)  l'lore  57;  der  alle 
tugeiule  miiiiii'ie  hat  Trist.  11146  *).  llectierle  lorin  am 
ersten  aulk-rhalb  solclieii  formelii:  daz  ich  dich  su  getriii- 
•Nven  hall  Hab.  284;  die  lielc  Paris  holde  (caiam)  Flore 
1618;  die  (quam  camerain)  sin  vater  volle  liat  Dielr.  39*. 
nhd.  einen  lieb  haben  (caiiiin  habere,  ainare),  nnl.  lief 
hebben.  mnl.  auch:  Ict  hebbcu  lluyd.  op  8t.  3,  41.  nhd. 
etwas  feil  hal)eii   (halten.) 

ahd.  liizaii:  vf.  ilalaz  la/.eiit  0.  111.  25,  16;  Muan  stual 
liaz  er  Italan  W.  99,  44;  die  riehen  licz  er  laj  e  (dimisit 
inanes.)  mhd.  war  lan  (adiniplere) :  daz  si  allez  war  liez 
Iw.  5555;  w  il  den  eil  lazen  war  Aw.  3,  210;  dal  war 
liet  Roth.  4924;  liezenz  war  Wigal.  3585.  11237;  swaz 
er  geredet  daz  lut  er  war  INls.  2,  59*;  ich  läz  ez  war 
Frib.  l'risl.  1072;  die  sul  man  sl.ele  län  Trist.  6370;  staete 
län  daz  wir  gelobet  hau  Karl  13^';  iuwer  wort  statte  liezet 
Karl  39*;  die  eide  liczen  sie  unimeine  Roth.  824.  nhd. 
das  glas  voll,  leer  lassen;  einen  frei,  los  lassen. 

goth.  atnlhaii:  hva  niik  qvilhis  thiulheigana?  Ti  jus 
UyeiQ  äyci&öv  Marc.  10,  18.  Luc.  18,  19.  mhd.  sagen: 
des  sagenl  in  miniu  niivre  bluz  Parz.  296,  19.  nhd.  spre- 
chen:  einen   frei,  los,  ledig  .sprechen. 

mhd.  vinden:  den  slic  den  K.  so  engen  unt  su  ruhen 
vant  Iw.  927;  do  er  in  dö  tuten  vanl  Iw.  1834;  daz  ir 
iu  gesunden  vindet  Iw.  5915.  nhd.  einen  todt ,  lebendig, 
krank,  gesund  finden,  dieselbe  fügung  kann  eintreten  bei 
sehen,  erblicken,  antreffen  u.  s.  w. 

mhd.  legen,  setzen,  vellen:  in  leite  tot  (iuterfecit  eum) 
Bari.  263,  33;  ja  vellent  sine  dane  manegen  helt  tot  jNib. 
1939,  2;  valte  die  maget  töte  nider  Wigal.  11030;  icli 
ne  wil  in  niht  trnric  geselzen  cod.  pal.  361,  74%  vgl.  Gudr. 
825,  4.     nhd.  einen  todt,  laliin  schlagen. 


*)  von  diesem  liäii  mit  doppeltem  acc.  zu  unterscheiden  ist  das 
hAn  mit  einfanheiii.  ich  hau  ez  war  bedeutet  pro  vero  habeo,  icli 
hau  war  (verum  dico.)  dies  letztere  wird  von  den  diclitern  liäufig 
gebraucht:  du  hast  war  aHeiiir.  245,  42.  Parz.  716,  1.  Triit.  2449; 
du  ne  hast  niht  war  \w.  2982;  hast  du  wärV  Trist.  4018.  Wigal. 
5668;  ir  hat  war  Trist.  6263;  er  hete  vil  war  Trist.  16476;  du  mäht 
wol  haben  war  JSib.  102,  5;  unt  hän  ich  nu  war  Iw.  868;  der  wirt 
hat  war  Iw.  2850.  analog  ist  das  nhd.  (mit  dem  adj.,  nicht  dem 
subst.  gebildete)  ich  habe  reiht,  mhd,  auch  kalt  hau  (avoir  froid) : 
si  haben  kalt  Parz.  449,  4  u.  s.  w.  miil.  liei.er  hebben  (malle)  Rein. 
2972.   3469.  Floris  48.  .342.  3018.  3840. 


uonieii.     casus,     vnjji  verh.  ahli.     acc.  u.  acc.      627 

uhd.  tveinen,  lachen:  sich  satt  weinen,  blind  weinen, 
die  äugen  roth  weinen;  satt,  krank,  kriinini,  gesund  lachen, 
alid.  thaz  si  ihes  gillizi,  sih  sota  thar  ijiruzi  0. 111.  24,46. 

nhd.  essen,  trinken:  sich  satt  essen,  voll  trinken,  die 
Schüssel  leer  essen  ,   das  glas  leer  trinken. 

und  viel  almlicher  Wendungen:  das  blatt  voll  sclireiben, 
einen  voll  wassers  schütten,  den  brunnen  leer  schöpfen, 
das  Schwert  stumpf  hauen,  das  messer  scharf  wetzen,  das 
tuch  roth  färben,  das  kind  groß  ziehen,  den  bauni  gerade 
ziehen,  das  körn  fein  malen,  einen  bloß  decken,  sich 
müde  gehn ,  sich  warm   tanzen  ,    sich  lodt  arbeiten. 

lauter  echt  deutsche  redensarten,  oft  aus  lebhaftem 
gefühl  eulspriuigen  und  auf  kühner  Vereinigung  des  adj. 
und  verbums  zu  einem  activen  begrif  beruhend.  man 
übersetze  das  schöne  'sich  satt  weinen'  aus  unserer  sprä- 
che *).  nocli  fiischer  muslen  sie  sein  so  lange  das  adj. 
llectiert  wurde.  Kaum  läßt  sich  übersehen,  wie  auch  hier 
gewisse  adj.  voitreten ,  namentlich  voll,  satt,  todt,  ije- 
sund,  welche  in  unseren  Untersuchungen  öfter  zusanunen- 
gestellt  werden  muslen  (s.  493.  494.  499.  593.)  sie  kön- 
nen sich  sogar  einigemal  vertreten,  satt  lachen  ist  gleichviel 
mit  todt  lachen,  während  in  andern  formeln  das  verbum 
wechseln  mag,    z.  b.  los  bringen  r=  los  machen. 

man  vergleiche  überhaupt  die  bei  darstellung  der  llexlou 
schon  milgetheilten  beispiele  des  accusativischen  adj.  (s.  479. 
492-495.  578),  deren  einzelne  zu  wiederhohleu  nicht  vei- 
mieden   werden  konnte. 

d.  particijna  präs.  vorzüglich  aber  prät.  werden  häufig 
als  zweiter  acc.  einem  ersten  beigefügt.  diese  slructuren 
sind  zum  iheil  s.  125-128  erwogen  w^orden ,  es  ist  aber 
hier  veisclucdnes  nachzuholen.  folgende  verba  kommen 
in   betracht : 

haben  mit  dem  part.  präs.  aus  der  älliren  spräche 
steht  nur  nur  ein  beispiel  zu  gebol :  ez  hele  diu  vil  süeze 
ir  lieben  herren  füeze  Stande  in  ir  schuzeu  all.  245,  4. 
dafür  sagen  wir  aber  heute:  sie  halle  die  fül^e  stehn, 
sie  hat  die  band  im  schoß  lieijen ,  er  hat  ein  pferil  im 
stall  stehn,  sein  gold  auf  zinsen  slelni  ,  ein  gut  am  Uhein 
lieiien,  einen  niantel  ül)er  de)'  scIhiIum-  hiintjen,  im  schrank 
drei   rocke   hämjen ,    drei  kühe  auf  der  weide  [jchn ,    eine 


•)  (las  franz.  pleurer  soii  soül  (wie  niaiijrer  soii  sonl)  steht  naili. 
die  Slaveii  driickeii  soltlie  bej!;rilVe  ans  diinli  y.iis.tiiiiiK'risotzinigen  mit 
der  Partikel  na,  z.  1).  serl).  lunikatise  (sirli  satt  selueien ,  elaniaiido 
satiari) ,  uaodatiäe  (sicli  milde  <^e!iii),  uapaatiae  (sicli  satt  weiileii) 

11  r  2 


6^8  einfacher  salz. 

maus  Im  kaslcn  sitzen^  eine  feder  auf  dem  Init,  einen 
ring  am  finger  sieden.  haben  mit  dem  Inf.  conslnn'ert 
diiickl  enlsililul\  und  willen  aus  (s.  93);  diese  inlinilive 
liier  sclicinen  mir  siinillicli  aus  allem  part.  pr.is.  cnlslcllt, 
müssen  aljcr,  weil  sie  in  unserer  schririspraclie  völlig 
angesessen  sind ,  selion  lange  eingang  gefunden  haben  *). 
Luther,  meines  wissens,  verbindet  keinen  solchen  Inf.  mit 
Laben.  erklärung  gewahren  ihm  andere,  wiewol  nicht 
völlig  gleiche  fülle,  namentlich  der  inf.  bei  finden.  es 
heißt  ulid.  er  fand  ihn  am  wege  lieijen,  fand  Hin  schla- 
J'en,  wo  die  altere  spräche  das  part.  priis.  setzt  (s.  126); 
hier  schwankt  auch  liUther,  der  ]\latth.  26,  40.  43.  Luc. 
14,  37.  40  sagt:  fand  sie  schlafend^  Luc.  22,  45  fand  sie 
schlafen,  bei  Ulf.  mangeln  gerade  alle  diese  stellen,  gewis 
würde  slelin  :  bigat  ins  slepandans.  alid.  fand  sie  sldfente 
(invenit  cos  dormientes)T.  181,  3.  182,5.**)  doch  nach  linden 
lieUe  sich  wie  nach  sehen,  hören  ein  wirklicher  auf  ein  andres 
subject  bezüglicher  Inf.  denken  (s.  114),  nicht  nach  haben. 

haben  mit  dem  part.  prät. ,  zur  Umschreibung  der 
vollendeten  vergangenheil;  iu  allen  deutschen  dialeclcn, 
den  goth.  ausgenommen,   überaus   häufig   (s.  150  11".)      dies 

•)  Meusebncli  weist  mir    beispiele  nach  aus  Fiscliart,    Sclieidt   und 
Keisersperp.      die    {jescliiclitklitteruiin;    (1.590)    liefert    folgende:    liahen 
die  kerz  im  liiiidern  stecken  s.  '2.');    wer  ein   pferd  hat  am   harren  stau 
s.  90;    feidgeschützes,    welches  er  .  .  ,  auf  ligerlinfjs    rädern  versteckt 
ligea    liatte    S,    103;    die    lianenfedern ,    die    sie  ^uf  den  hiilen    stecken 
haben  s.  243;    liet    die  windeln  am    gesäl^  kleben  s.  248;    wie  viel  hat 
sie  gutten  im    scideier  stecken?    s.  243;    wie  ein  liund,    der  die  blater 
am    hindern    klehen    hat   s.  451;    als    ob   sie  .  .  einen    satfransack    zun 
hanpten    liegen    hetten    s.  486.      der    ganze    grobianus    (Worms   1551) 
nur   einmal    T.  1 1 1 1  !    die   sitzen    da,    als    ob   sie    heften    gült   follen 
(ständige   einkünf(e    zu    beziehen  iiätten,    reiche  herren   wären.)      Kei- 
serspergs    postill   (StraUb.   1322):    der  bübin    halb   Herodiadis,    die    er 
liatt  by  im  sitzen  unzimlich   1,  4;   Uerodi  dem  künig,  der  bey  im  liatt 
sitzen  sines  brüders  frow   1,4;  als  nun  der  herr  im  scliifflein  gesessen 
ist  und   die  schar    halt    vor  im  geiiaben   (gelinbt)    ufT  dem    staden  ston 
J,  32;    do   zu    hat   er   dry   oder  fyer   kästen    mit  körn  do  lii^eji  2,  3; 
du  macht  im  nit  gönnen,  das  er  hab  all  ior  zweyhumJert  gülden  gelts 
fallen  2,  9f>;    wenn    einer    ein    kebsfrow    bey    im    halt   siizen  2,  52''; 
also  das    er  nit    ein  solche    schar  noch  (rett  i^an  (sequentem)  2,  105''; 
ein  ledige  fraw,  die  ein  gesellen  an  ir  \\7\tt  liangen  3,  17ti;  der  richter 
hett  villicliter    selbs  ein    metz  zu    huli  sitzen  3,  54;    so\il   gelts  korns 
und  wins  beyeinander    /laben  ligen  in   iren  kästen  3,  80b;    das  thyerle 
treyst  du  am  arm,    du    liasts  im  geren  Itgen  3,  91;    und  hast  ettwenn 
jors  zweyhundert   guldin  gelts    fallen  3,   102;    wenn    einer    ein    dirnen 
an    im    hangen    liat  4,  221";    umb   das   du    vil   guttes   doiieyra    iu    der 
kisten  liest  ligen  4,  39. 

'*)  linde   ich  dich  slafen  Mafsm.  deiikm.   133.   134;    fond    sie   sld- 
pan  Hei.   145,  21. 


Hürnen,     casus»     vuni  verb.  ahh.     acc.  ii.  acc.     629 

pari,  ist  mm  acc.  (s.  158)  und  zwar  einfacher  acc.  neulrl, 
sobald  das  verbuni  intransitiven  sinn  hat  oder  einen  gen. 
lind  dat.  regiert,  zweiter  acc.  hingegen,  wenn  von  dem 
It-ansiliven  verbo  bereits  ein  erster  acc.  im  satz  abhängt. 
daU  im  letzten  fall  die  participia  ursprünglich  flectiert  luid 
in  das  erforderliche  genus  gestellt  wurden,  habe  ich  s.  15*J 
ausgeführt,  auch  schon  verscliiedenllich  belegt  (s.  479.  502. 
505.  578.)  er  habet  in  tliar  (jizaltan  drust  raanagfaltau 
0.  IV.  15,  55.  mbd.  aber  unveränderlich:  gezalt ,  nhd. 
(jez'dhlt. 

ndid.  tuon  mit  dem  part.  prät.:  daz  si  (diu  hceliste 
haut)  dir  helfe  tet  erkant  (faceret  testatain)  Wli.  4,  6;  er 
tuot  mir  alle  d*ne  kunst  erkant  ]Ms.  2,  9'\  mehr  belege 
üben   s.  127  *).  ^ 

ahd.  ndid.  luzcai ,  lan  (s.   127.) 
viachen ,  frommen,  schaffen  (s.  127.  128.) 
hrinijcu^   mit  pari.  |)räs.  und  prat.  (s.  128.) 
(jeben ,    mit    part.  prät.?    dem    s.  128    angemerkten    ge- 
vangen  geben  vergleichbar  sclieint  unser  lieutigcs  preis  ge- 
ben,   etwa    ital.  dar    preso ,    franz.  donner   pris.      an    preis 
(pretium)  ist   dabei  nicht   zu  denken. 

außer  diesen  formein  slehn  part.  prät,  nach  manchen 
andern  verbis,  z.  h.  ßnden ,  senden  u.  s.  w. :  sie  fanden 
ihn  wiederhergestellt,  entsandten  ihn  genesen,  golh.  in- 
sandidcdun  ganailidana  (beschimpft)  INIarc.   12,  4. 

e.  kein  doppelter  acc.  Iiängt  vom  verbo  ab  in  salzen, 
die  zwar  zwei  acc.  enthalten,  deren  einer  aber  zum  sle- 
Itenden  ,  der  andere  zum  liegenden  verbo  (s.  91.  320)  ge- 
liört.  es  ereignet  sich  besonders  nach  den  Wörtern  heiiSen^ 
hilten  und  lassen. 

alul.  hiaz  ihiu  sehs  faz  gifullen  wazares  thie  sine  (be- 
fahl seinen  leulcn  tue  sechs  krüge  mit  wasser  zu  füllen) 
0.  11.  10,  3.  alls.  ina  rinkos  hei  uusundigana  fahan  (be- 
fahl seinen  dienern  ihn,  den  unschuldigen,  zu  fangen)  llel. 
83,  15.  mild,  du  hiez  der  lumt  die  fron  wen  siner  knchte 
zwene  binden  cod.  kolocz.  255;  hiez  si  schiere  baren  die 
liule  (befahl  den  leulen  sie  auf  die  bahre  zu  nehmen) 
Kl.  397;  hiez  si  sich  cloidin  Dlut.  1,  8.  In  allen  ange- 
zognen beispielen ,  luir  das  letzte  ausgenommen,  wiril,  ge- 
gen die  nliil.  worlslellung ,  der  acc.  des  liegoiulcn  verbi 
dem  des  stehenden  vorausgeschickU 


')  ili  iiiili  Hiifiirliolau  duan  allan  minan  sii,'isi!ii.ini  O.  11.  7,  20; 
hier  liänf;cii  von  duaii  <Ut  acc.  .suisdiinm  iiiul  iiiir.irli(i';iii  (f.  luit'ar- 
liülaiian),  >o»  dicaeni   pari,  aber  der  persunliclic  acc.  iuili  al). 


630  einfacher  salz. 

mild,  ich  bat  inldi  got  gcnern  l\v.  416;  die  er  balde 
>vendeii  l)at  den  kiioiicii  man  J'aiz.  42,  2;  Hiulcgerii  bat 
er  si  küssen  Parz.  46,  4;  die  selben  si  mich  griiezen  bat 
l'arz.  148,  6;  der  ^^irt  in  sich  Ciz  sloiiJen  l)at  J'arz.  166, 
12;  den  bat  er  sich  behiieten  Parz.  568,  14.  auch  liier 
Nvird  gern  dci-  vom  inf.  abhängende  acc.  vorausgestellt. 
jihd.  ich  bat  gull  mich  zu  erhallen. 

alts.  let  ina  Ihu  thana  thiodscadon  gibrengan  (er  ließ 
dem  bösen  zu  daß  er  ihn  brachte)  ITel.  33,  1 ;  ne  lat  us 
farledean  lolha  M'ihti!  (gestatte  den  bösen  geistern  nicht  uns 
zu  verleiten)  licl.  48,  15.  mhd.  la  dich  niht  übergen  den 
"svtn  Ms.  2,  251^';  er  laze  sicli  ouch  ein  \vi|)  sehn  hv.  1401; 
sus  liez  ich  sich  weiden  mfniu  oiigcn  dar  ]Ms.  1,  201^; 
doch  lat  ez  (das  glück)  sich  erloufen  vil  manigen  Ms.  2, 
140*';  die  sich  der  grul  tragen  liez  Parz.  235,  26;  lat  sich 
rechen  den  werden  Wileise!  Parz.  294,  26;  sich  liez  der 
gral  die  selben  tragen  eine  Parz.  809,  11;  got  selber  in 
üich  teufen  liez  mus.  2,  40;  er  liez  die  clären  sich  ver- 
hern  Troj.  14777 ;  den  muget  im  iu  bringen  län  (s.  1.) 
cod.  kolocz.  136;  lu  dich  überwinden  die  frouwe  Berth. 
278  *).  mnl.  dus  liet  god  proeven  sinen  sin  den  duvel  jMaerl. 
3,  306.  gleiche  bcmerkvnig  in  bezug  auf  Wortstellung, 
der  acc.  sich  (oder  das  alls.  ina)  in  solchen  sätzen  kann 
sowol  zu  dem  liegenden  als  dem  stehenden  verbo  gehö- 
ren (s.  328);  ist  letzteres  der  fall,  so  müssen  wir  nhd. 
die  conslruction  aullösen ,  nendich  das  sich  von  dem  lie- 
genden verbo  ab  auf  das  stehende  ziehen,  den  acc.  des 
siebenden  verbi  aber  priiposilional  ausdrücken.  aus  jener 
alts.  phrase  wird  also :  er  ließ  sich  von  dem  bösen  brin- 
gen ;  ans  jenem  ez  lat  sich  erloufen  vil  manegen:  es  läßt 
sich  von  manchem  erlaufen  (s.  118).**)    alsdann  verwenden 


*)  da  musten  Jungfrauen  ii.  fraiien  in  den  teigen  ackern  absteigen 
n.  sich  die  lierrn  umfangen  u.  beschauen  lassen.     Senkenb.  sei.  3,  447. 

*')  diese  nhd.  nuflösung  des  acc.  in  von  mit  dem  dat.  gemahnt  an 
einen  äiinlichtn  fall ,  in  welchem  jedoch  nur  einfache  acc.  erscheinen, 
wir  construieren  nemlicli  jene  präp.  zu  den  verbis  erzählen,  sogen, 
sprechen,  reden:  ich  erzahle  ungern  von  dieser  sache,  ich  rede  von 
einer  angelegenheit;  besonders  aber  in  relativem  satze:  die  sache,  von 
der  icli  erzählte,  sprach,  redete.  der  alten  spräche  ist  der  acc.  ge- 
mäßer, den  die  engegebnen  verba  auch  sonst  regieren  :  zaltun  thaz 
ira  seraga  muat  O.  \.  9,  22;  thaz  mez  wir  ufto  Zeilen  II.  8,  31  ; 
zumal  stellt  das  relativ  accusativiscli  :  thie  daga  t/tie  wir  nu  sagetua 
1.  14,  18;  in  liüs  thaz  ich  nu  sageta  1.  15,  10;  tliaz  wirnan  eigun 
funtan  then  MOyses  io  sageta  II.  7,  43  ;  in  laut  thaz  ih  nu  zalta  1. 
]!»,   17;    ther  goiiio    then    ir    zallul    I.  27,  27;   thie    wisun  man  theih 


iionien.     casus,     vom  verh.  abh.     acc.  a.  gen.     {)31 

wir  zugleich  die  inT,  iu  passivem  simi  ,  biingen  =.  ge- 
bracht werden  (s.  62)  während  sie  in  den  äheren  redeDS- 
arlen  rein  aclivisch  gellen.  ohne  scliwierigkeit  hingegen 
sagen  wir:  lali  mich  dich  küssen  m:  lali  dich  von  mir  küs- 
sen, in  salzen  dritler  [)er80n  weichen  wir  der  zweideiilig- 
keil  des  sich  aus;  nilid.  kann  :  er  lAl  sich  in  rechen  zweier- 
lei ausdrücken  :  er  lälU  sich  von  ihm  riichen  (gerächt  wer- 
den),  oder:  er  lälU  ihn  sich  selbst  rächen.  der  Zusam- 
menhang aber  hilft  dieser  gvüiieren  allen  freiheit  des  re- 
ilexivs  jedesmal,  unsere  heulige  construction  ist  zu  sleif 
und   ängstlich. 

g.  Soviel  vom  doppelten  acc.  Neben  dem  acc.  kann  aber 
nun  zugleich  ein  (jen.  oder  dat.  vom  verbo  des  Satzes  re- 
giert weiden. 

grundsalz  ist  liier:  wenn  acc.  und  (Jen.  zusammen  er- 
scheinen, so  ist  der  acc.  persönlich,  der  //en.  sächlich:, 
wenn  aber  acc.  und  dat.  zusammen  slehn,  der  acc.  säch' 
lieh,  der  dat.  persönlich.  beide  strucluren  können  zu- 
weilen lauschen  :  ich  erlasse  dich  deines  worles  ,  ich  er- 
lasse dir  dein  worl ;  nihd.  ich  bcreile  dich  des  guotes,  ich 
bereite  dir  daz  guol.  häuhgcr  wechseln  sie  nach  zeit  und 
dialect,  viele  mhd.  fügungen  mit  acc.  und  gen.  sind  nhd. 
übergegangen  in  entsprechende  mit  dem  dat.  luid  acc.  : 
mhd.  ich  wer  dich  der  bitte,  ich  hil  dich  der  rede,  ich 
spar  dich  der  worte;  nhd.  ich  gewähre  dir  die  bitte,  hehle 
dir  die  rede,  spare  dir  die  Worte,  zwischen  dem  ahd.  ih 
luon  (lih  es  wisi  und  ih  luon  dir  ez  wta  besieht  ein  un- 
terschied (s.  624.)  ähnlich  ist  der  gleichzeitige  mhd.  Wech- 
sel bei  einigen  impersonalien  :  mich  gezimet  weinens,  Avei- 
nen  mir  gezunt  (s.  2.5/).  236.)  mcislcnlheils  aber  kann  die 
vertauschuiig  nicht  stallliaben. 

in  beiden  fällen  ist  der  acc.  eigentlicher  casus  des  ver- 
bums, bei  der  accusallvgenitivischen  coiislniclion  liegt  also 
der  nachdruck  auf  der  pcrson,  bei  der  dalivaccusalivischen 
auf  der  Sache.  ilas  persönliche  Verhältnis  tiill  vor  in  iler 
phrase  :  ich  heile  dich  dtner  wunden,  das  obieclive  in  der 
veränderten  :  ich  heile  dir  deine  wunden.  nicht  anders  : 
ich  beraube  dich  deines  gehles  und  ich  raube  dir  dein 
geld  ,  der  unterschied   erhellt   bei    Umsetzungen   in   den   pas- 


sagetR  I.  17,  41,  wu'  lat.  qiios  di\i,  quem  (ii\i.  olinc  zweift'l  niicli 
bei  honin  (faiido  aiidiri;)  :  (l«'r  mnii ,  Hfii  ih  lufrt.n.  dtiin  ich  limle 
noch  mhd.  wicz  j;estt'  »imhe  den  zor.i  rfivi  ir  hörtet  ö  i^on  dem  ilir 
vernahnil,   hörtet)    Wh.  162,  2. 


632  eiiifacJicr  satz. 

siveti  aiisilnick   :  du   wii'st  deines  gcldcs  bcrauhl ,  dein  geld 
Nvird  dir  gerauht. 

Die  ^vi(■llligslell  bei  spiele  des  acc,  und  gen.  sclieineii 
folgende. 

golh.  hitljmi  (rogarc^:  balh  llils  leikis  yii'^nuro  10  oot/iu 
IMaltli.  27,  ,5<S.  Marc.  15,  43,  den  liier  niangelnden  acc. 
ina  (i'ilaluni)  darf  man  hinzu  denken  ;  bidei  niik  ihishvi- 
zuli  ibei  vileis  ui'ir^aöv  fie  6  luv  -d^elr^S  Marc.  6 ,  22; 
tlilshvah  tlici  bidjais  mik  0  täv  fts  uiiy-nr^s  INIarc,  6,  23  ; 
ihishvah  tliei  bidjilb  atlan  öiHc  uv  alir^ofif.  rov  nuztoti 
Job.  16,  23.  alid.  llien  oba  bitil  sin  sun  brutes  (cpieni  si 
petierit  filius  paneni)  T.  40,  6  ;  tbin  kind  ibiii  bitte  bi'utes 
0.  II.  22,  32;  bilit  er  tljili  fisges  11.  22,  33;  bat  tlies  bei- 
lanles  licbanien  (s.  1.)  T.  212,  4.  nibd.  getorste  ich  iucli 
siu  biten  Iw.  1560;  Inot  des  ich  iucb  bit  Nib.  158,  2;  des 
du  mich  bnete  Bari.  18,  18;  bitte  in  des  86,  36;  ich  bit 
iucb  sin  Wigal.  3203.  alts.  gi  tlies  sculun  drobtin  biddean 
Hei.  54,  12;  su  hues  su  lliu  nii  bidis  84,  14;  liues  siu 
ihene  burges  Avard  biddien  scokli  85,  2;  su  bues  su  thu 
biddieu  wili  123,  14.  ags.  ic  thc  nu  biddan  ville  änre 
bene  B.  847.  altn.  bidja  mun  ek  tbik  bunar  einnar  Saem. 
225-^,  in  welchen  beiden  letzten  stellen  ben ,  bun  (preces) 
für  den  erbetnen  gegenständ  stehn.  ahd.  umschreiben  wir 
den  gen.  der  sache  mit  der  präp.  lun. 

alts.  thicjgeun  (i-ogare)  :  ni  Nvilliu  ik  is  sie  thiggien  Hei. 
108,  14;  statt  des  acc  die  prap,  at  36,  20,  -Nvie  ahd.  si 
(s.  616.) 

ahd.  alts.  Jergon  (rogare) :  so  wcs  so  thu  nan  fergus 
O.  III.  24,  18;  thu  mi  ihesaro  heriduonio  halbaro  fergus 
Hei.  84,  16. 

ahd.  elscoUf  alts.  escon  (petere,  exigere),  icli  finde  zwar 

den    gen.    der    sache    0.   II.    12,  29,    HI.  14,  31.  20,   119, 

Hei.  175,  15,    nicht    den    acc.    der    person.     vielleicht  weil 

sonst   auch    ein    acc,   der  sache  dazu  gefügt  wird  0.  JI.  4, 

,25.  III.  2,  3.  29. 

goth,  fraihnan  *)  (Interrogare)  :  fraihna  izvis  ainis  vaur-^ 
dls  iQ(0T)jO0}  VjiiÜQ  äva  ).öyov  Luc.  20,  3  ;  frehun  ina  thi- 
zus  gajukuns  r^QMto-Gav  cnhov  tr^v  •nuQtißoXi^v  IMarc,  4,  10, 
ahd.  ßäfjen  i  ih   fragen   iuuih  eines  Wortes  T.  JMatth.  21, 


•)  hat  im  prSs.  überall  NA  (s.  24),  im  prät.  aber  bleibt  frali;  we- 
der ein  präs.  frailia,  noch  ein  prät.  fraihnOda.  warum  aber  nicht 
Irelina  ? 


noiiien.     casus,     vom  perb.  ahh.     acc.  u.  gen.     dli^ 

24.  nilid.  vraget  m  der  niiin-e  I\v.  3623;  frag  ich  in  dirre 
in;cre  Bari.  26,  8 ;  du  vragte  man  der  nirere  die  unkiindea 
jiiau  Nib.  140,  3.  nhd.  stall  des  gen.  die  präposiüouen 
nach  oder  um.      alls.  wita  is  thana  fader  fragun  liel.  7,  9. 

alid.  inaiioH  (nionere^:  thaz  maiiutanan  tlies  wares  0. 
111.  25,  31;  nianuta  er  sie  thö  alles  0.  V.  11,  45.  nihd. 
swer  miclis  niane  Parz.  42,  23;  daz  lier  inant  si  der  selben 
not  Wigal.  10642;  er  mande  in  siner  triuwe  Nib.  561,  3; 
man  in  aller  triuwe  Bari.  14,  38;  ebenso  ernianen :  daz 
sie  leides   ermanle  JMar.  100.     nhd.  einen  an  etwas  mahnen. 

mhd.  ivarneu  (admonere):  daz  in  der  frage  warnet 
Parz.  483,  25.     nhd.  verwarnen. 

mild,  muoten  (exigere) :  vil  sere  wil  ich  muoten  des 
(es  euch  zunuilen)  Troj.  15158.  Wigal.  2262.  muolet  ir 
von  uns  iht. 

ahd.  (jriiozan,     vorhin   s.  616. 

mhd.  (jrüezen,  heyrüezen  (compellere)  :  des  ir  in  wollet 
begriiezen  F,n.  5417;  er  hete  ir  vil  (adj.)  gegriiezet  des 
libes  (vila  privaverat)  Gudr.  1429,  2. 

ahd.  peitan ,  alls.  hediun  (compellere,  urgere)  :  ef  he 
ina  bedid  baluwerko  Hol.  45,  1;  sia  ne  thorllun  drohlin 
Crist  dudes  bedien    169,  26. 

ahd,  lopÖH  (laudare,  approbare):  su  lobo  ih  dih  des  N. 
ps.  118,  7.  mhd.  des  lobele  er  got  Iw.  2564;  des  lob  ich 
got  Iw.  7955.  ebenso  mhd.  prisen.  nhd.  loben  und  prei- 
sen lim,  für  etwas,  alls.  lobuni  endi  llies  waldand  god 
lübun  Hei.  42,  9.  alls.  diurean:  tliat  in  these  man  ni  diurean 
lliero  ddJeo.    golh,  hazjan:  liaziila  ina  invindilhus  Liiic.  16,  8. 

ahd.  %visan  (ducere,  monslrare)  :  er  wista  sie  tlies  wa- 
ges  0-  I.  3,  12,  mhd.  nu  hat  si  (eam)  des  gewlsel  diu 
werlt  Iw.  6035;  des  wil  ich  wtsen  dich  Bari.  9,  15;  ich 
wil  es  wisen  dich  Bari.  82,  36;  mit  der  schrift  wis  ich  es 
dich  Bari.  96,  38.  hexvisem  bewise  mich  des  !  Troj.  13515; 
bewise  es  mich!  Bari.  26,  36.  27,  6;  wer  liet  es  bewfset 
dich':'  Bari.  24,  28;  des  bowiset  mich  Iw.  5859;  des  be- 
wiset  mich  lue  nieman  Iw.  5890.     vgl.  oben   s,  621. 

mild,  hereilen  (parare^  instruere) :  (\C>  wolt  er  einer 
iinminne  Schanteklcren  bereiten  Reinli.  45  ;  man  sol  iu(  h 
hie  bereiten  maneger  nneren  Iw.  6251;  ich  sol  des  wol 
bereiten  dicli  Parz.  373,  28;  der  nar  bin  ich  beroilet  Parz. 
439,  8;  der  magt  man  in  bereite  (überlielerle  ilim  die 
Jungfrau)  Parz.  818,  18;  wollen  den  wallare  beieilen  ilbe- 
1er  nuwre  Tiist.  15605. 

mhd.  bcrililcH  (instruere):  des  wil  ich  si  beriliten  Trist. 
16817.     abcrililcn  (liberare)  :  des  rilltet  in  abe  Üielr.  5076. 


634  einJacJier  scttz. 

niliJ.  heriilen  (Iiislnicrc ,  coiisulercj :  du  nildi  got  dirre 
inngt  l)eriel  Vny/..  o74,  11;  Nves  -svir  uns  liabcii  beialoii 
IJIr.   'Jrisl.   2179. 

iiihd.  nu-rn^  fjeivcrn:  stn  ^vl'p  in  geweiie  eins  Kindes 
TIl.  IS,  l;  willu  dich  toufes  lazen  wern  Parz.  814,  17; 
und  den  eins  guolen  wibes  wert  Ivv.  2429;  gewerte  mich 
einer  heio  l\v.  1464;  des  Sit  ir  alles  gewert  Iw.  4545;  sult 
iri  des  gcwcrn  Nil).  524,  2  ;  ich  \\i\  uns  hergeselleu  kurz- 
^\1le  wern   Mb.  888,   1. 

alls.  roi-'o»*  (ainicire)  :  ruvudun  inarude3lacanesllel.l65,17. 

nihd.  evfjelzen  (pensaie  dainnuiu) :  der  -wall  und  elliu 
vogeiUn  die  niohlen  din  (s.  1.)  iiiht,  vil  lieher  win ,  die 
liiile  ergeizen  Aw.  3,  15;  wil  ich  ergeizen  dich  des  guotes 
Bari.  151,  22;    ergetz  ich  dirre   werlle  dich  Bari.   152,  17. 

golh.  häUjan  (sanare):  hailjan  sik  sauhte  seinaizu  ia- 
'd'f'VKf  uno  iö)V  röoiov  Luc.  6,  17.  alls.  gihele  that  hers 
(equuni)  theru  spurihelli.  im  Ilel.  stelin  bei  heljau  präp. 
stall   des  gen. 

beim  golh.  nasjan ,  alls,  neiiaii  kein  gen.  der  Sache, 
jnlid.  ernerti:   kein  arzet  mag  iiich  des  ernern  Parz.  316,  15. 

golh.  Idiisjan  (liberare,  solvere),  auch  mit  der  prap. : 
luusci  luis  «/' ihamma  ubiliu  ]\lallh,  6,  13 ;  gahiusida  uns  M5 
daulluim  II  Cor.  1,  10.  ahd.  meist  die  präp.  fona .  fora, 
zuweilen  der  gen.:  tliih  loses  thesses  wizes  0.  IV.  30,  18; 
thera  freisun  sie  irlusla  I,  3,  12;  ther  mih  thero  arabeito 
irltjsta  V.  25,  97;  ir  löset  inan  thes  III.  24,  104.  mhd.  der 
iuch  des  rlseu  belösle  Iw.  4519;  daz  si  Tristandeu  des  le- 
benes  beloslen  Ulr.  Trist.  2790.  alts.  ward  aldgumo  spräka 
bilusid  Hei.  5,  20;  libes  weldi  ina  losien  43.  12;  einigemal 
statt  des  gen.  der  instrum.  oder  die  priip.   af  und  fan. 

alls.  tomean,  dtoniean  (liberare):  that  iu  sigidrohlin 
sundeuno  löniea  Hei.  47,  13;  that  sia  sigidrohlin  sundiuno 
tuomie  113,  19  C;  scal  lii  ina  selvon  sundeuno  atömean  52, 
4;  that  he  thene  siakon  mau  sundeöno  tumean  weldi  71,  1 
(lumean  könnte  hier  auch  das  vom  folgenden  hitan  abhän- 
gige adj.  sein);  welda  manno  barn  morlhes  ätuomian  161,  22. 

ahd.  irldran  (vacuos  reddere):  ther  iinsih  scolli  irlären 
thes  mauagfalten  wewen  0.  V.  9,  32.  mhd.  erUeren  : 
aller  valscheit  erhvret  Parz.  345,  4.  alts.  thiu  scapu  vvarun 
lldes  AI  Arid  Hei.  61,   12. 

nhd.  erledigen,  eiilledigeu:  eineu  der  haft,  seiner 
sorge,  des  leides. 

ahd.  inpintan  (solvere) :  man  sia  thes  urdeiles  inbunti 
O.  111.  17,  28;  ther  inan  thes  seres  inbant  III.  4,  48.  alts. 
he  SU  mauagun  Itchamuu  balusuhteo  autband  Hei.  72,  3. 


nomen,     casus,     vom  perb.  abh.     acc.  u.  gen.     635 

alts.  sicoron  (mundare) :  he  mag  allaro  manuo  geliueua 
sundeoiio  sicoron  Hei.  27,   1. 

bei  hräinjan  (purificare)  liat  Ulf.  die  präp.  nf  II  Cor. 
7,  1.  alid.  rein  an  :  niuiero  missetale  reine  mili  IS.  ps.  .50, 
4,  a  delicto  meo  nuinda  nie.  nilid.  von  hazze  gereinet 
Trist.   11727.      nlid.  von  siinden  reinigen. 

alts.  aldtan  (i-eniillere)  :  tlial  iu  waldand  god  ledlies 
alale  Hei.  48,  17;  ef  gi  williad  alülan  liiideo  giliiiilicnn 
tliero  sacuno  48,  18;  alät  iis  niensculdeo !  48,  13;  that  sie 
lievancnning  ledes  älcti  3,  18;  alet  se  ledes  gelnies  128, 
20;  tliat  man  ina  älale  ledes  tliinges  1.53,  20.  es  -wird 
aber  auch  dat.  der  pers.  und  acc.  der  sache  consfruiert : 
that  he  äiiitan  mag  liudeo  gehuilicun  saca  endi  sundea  30, 
13;  scal  ik  im  iro  sundea  alalen  100,  1.  ahd.  irlc'izan : 
der  sie  is  iilazen  ne  wolta  N.  ps.  70,  1  ;  \väre  erl.izen 
(imninnis)  alles  wages  N.  Cap.  26.  nihd.  ))at  sih  des  mer- 
dis  (coenae)  irlazen  Dint.  3,  .  .  ;  ine  wils  iuch  erlän  Parz. 
396,  18;  doch  hant  mich  gruze  frouwen  ie  ir  werden  han- 
delunge  erlan  Parz,  403,  2;  daz  mich  got  erläze  eins  sollten 
iugesindes  Tit.  18,  2;  häufige  beispiele  aus  I\v.  wh.  119. 

nihd.  sparn :  die  man  Schockes  niht  \vil  sparn  Parz. 
181,  8.      nhd.  einem  etwas  ersparen. 

nihd.  überheben:  überhebet  in  nianiges  gruzen  snier- 
sen  Rab.  329.  so  nhd.  mhd.  nbertr(ujen  Iw.  1404.  7870. 
ahd.  piteilan  (privare):  cuotes  ne  beleilet  er  unsculdige 
N.  ps.  83,  12;  die  beleilent  in  alles  kuoles  108,  II.  alts. 
hidclian  :  bedeldun  sie  iuv\aro  diurda  Hei.  135,  23.  das 
ags.   bedaelan  linde  ich  mit  dat.  der  sache. 

ahd.  pisceran ,  ags.  bescijran  (orbare):  he  häfdh  us 
thäs  leohtes  bescyrede  C.  25,  12;  vuldres  bescyrede  C.  285, 
26,  aber  auch  mit  dat.  der  sache:  edhcle  (domicilio)  bescy- 
rede his  vidherbrecan  C.  4,  34. 

ags.  benanunn  (sjioliare)  :  voldon  bena-Mnan  nergendne 
Crist  rodera  lices   C,  286,   2. 

mhd,  behevn  (spoliare)  :  do  ihlhte  si  den  recken  des 
lebenes  behern  TSib.  2310,  2;  ilci'  iuch  des  brunncn  behert 
Iw.  1829;  wil  du  mich  nuncs  guoles  und  miner  cren  be- 
hern Iw.  5646. 

ahd.  pislnzan   (depellere) :    nnsih   pesluzen   laiulcs    unde 

liuto  N.   ps.  62,    10.      mhd,  du   er   sie  doro  wuniKine  bestiez 

Diul.  3,  55;  nutzes  3,  81.     verslüzrn:   daz   er   niili   ir  (ejus) 

nie  versliez  Iw.  361 ;  daz  icli  se  iuilde  min  verstiez  Parz.  271, 1. 

nhd.  entsrlzcu  (destituere) :    einen  des   amtes, 

goth.    hitjuH    (^morari,    tardarc),    hva  latidedi  ina  (quid 


();iß  einfacher   satz. 

ciuii  iiiorarcliir)  oliiic  gen.  alls.  fjih'tlium  llint  tlil  \va- 
laies  «:rafl  tliiiics  sidcs  iii  iiialite  layiislröjii  giletlii-ti  HcI. 
'JO,  21;  Ic'tliiii  sie  llies  gilubon  Hl,  22.  inlid.  letzeti: 
osii  la/le  in  clialliii  nol  I\v.  2933;  esii  letze  mich  der  tot 
J\v.  7760;  im  liat  gelelzet  in  daz  sper  des  Icljens  und  der 
liu*:li/.il   \\  iiial.  0H47;  daz   mich   frriiden  letzet  .Ms.  2,  92». 

ahd.  7venl(in,  irxvtntan  (inipedire ,  rctinere):  oh  ih 
Inan  es  irsvenden  ne  mag  Perlz  2,  666;  mhd.  het  er  uns 
der  rede  erwant  Isv.  241  ß  (aufgenonimne  lesart:  uns  die 
rede);  mich  ervvendes  der  tut  Aib.  1769,  4;  des  wante 
micli  min  valer  Bari.  362,  21;  al  diu  geseiht  wanlin  des 
iiihl  Bari.  37.S,  10;  su  wantes  in  der  arcvvän  Trist.  13775. 
iihd.  einen   abwenden  ,   abbringen  von  etwas. 

mild,  irren,  verirren  (impedire,  turbare) :  du  er  sie 
slufes  irle  Nib.  588,  3;  swenne  ir  die  seilen  min  verirret 
guoler  d(Ene  Nib.  2207,  2;  wart  der  hure  verirret  Tit. 
160,  4;  mlchn  irre  sin  der  bitter  tot  Wigal.  1113.  8525. 
ahd.  irran:  die  mih  dines  rehtes  irrent  N.  ps.  6,  8;  die 
niih  irren  wellen  rehlero  ferte  ps.  139,  4;  tiu  heiza  sunna 
iie  irret  ten  ehalten  maneii  sinero  ferte  N.  Bth. ;  daz  ir  die 
des  ne  irret  W.  15,  21;  daz  mih  iemaa  siner  minnun  irre 
W.  15,  28;  daz  sie  sine  winion  iro  slafes  ne  irten  W.  17, 
17.     verschieden    das   intrans.   irron  (eriare.) 

mhd.  xviderhrimjen  (^impedire):  ich  wil  die  gesellen  ir 
gelpfes  wideibringen  Karl  73^^;  des  in  got  wider  brahte 
JVlar.  139.     nhd.  zurückbringen  von  etwas. 

ahd.  viidan  (omittere,  parcere) :  diu  alles  anablastes 
fermiten  wäre  (ab  omni  concursu  immunis  esset)  N.  Cap. 
26.     mhd.  der  iiiidet  Spottes  elliu  "vvip  Parz.  697,  24. 

mhd.  hehl,  verhehl  (ceiare):  wir  mugen  in  nilites  ver- 
ht'ln  ]Mar.  93;  daz  du  mich  der  guoten  rede  hast  verholn 
Bari.  143,  7;  ichn  hils  iuch  niht  Wigal.  4193.  sonst  mit 
doppelacc.  (s.  621),  und  in  der  letzten  stelle  könnte  der 
gen.  abhängen  von   niht. 

alls.  tvitnou  ,  qetvitnon  (punire,  damnare):  weldun  sie 
so  luiederes  helagne  Crist  tliero  wordo  gewilnön  118,  II; 
that  sie  thik  thinero  wordo  witn(3n  hogdun  122,  2;  wel- 
dun ina  crafligna  witnon  thero  wordo  129,  6.  ahd.  xvizi- 
non  mit  dat.  der  sache :  den  wize  tudes  crimmemu  sarf^ 
wizinulun  (quem  poena  mortis  crudeli  saevi  damnarunt) 
hymn.  19,  5. 

ahd.  refsan  (castigare) :  rafstanan  thera  ungilouba  liarto 
0.  IIT.  8,  44  J  er  inan  suntar  rafsta  sulichero  worto  0.  III. 
22,  11.  der  letzte  gen.  ist  jedoch  zweideutig  entw.  ob 
talia  verba  oder  talibus  verbis,  vgl.  w^orto  III.  8,   44. 


nomen»     casus,     pom  verh.  ahh.      acc.  u.  gen.     637 

mild,   zihen  (argnere):    sl  zigen  mich  der  valscheit  I\v. 

4124;    daz    mich    delieiiier  valscheit  iemen  zfhe  Inv.   7914; 

mau  zeh  es  Gernöten   Nib.  208,  4;    des  mich  so  luie  ziliet 

daz  worlra'ze  wip  Nib.  788,  3;    des  zihet   in    niemari   ]Nib. 

1051,    1.      nlul.    einen     eines    lelilers    zeilien ,    bezichti(jen, 

ankläffen ,    heschuldiijen. 

ahd.  J*«rc/«i(JiM«M  (^diifidere,    argiiere)  :    ne    fercliunnent 

in    genadun    (nn'strauet    seiner    gnade    iiicbt)  N.  ps.    105,   7. 

mhd.  verkunneu :   der  unzuht  siilt  ir  mich  verkunnen  (sie 
nicht  argwolinen  von   mir)  Isv.  768. 

mhd.  undersUefen  (dolose  snblraliere) :    daz  er  in   scolt 

undersliefen    väterliches    erbes    üiut.  3,   71;    er    underslour 
mich   mines  erbes  75. 

alls.  gesuikan  (decipere):  gi  scnlun  nii  gesnikan  iIJ^vcs 
theganscepies  Hei.  142,  20,  doch  bin  ich  ungewls,  ob  mi 
acc.  oder  dal,   sei.      mhd.  heiüt  es :    mir  geswuhen. 

mhd.  üherkotnen  (superare)  :  ichn  künde  in  nie  des 
iiberkomen  l\x.  5954.  ebenso  ühergcn:  mit  bet  er  si  des 
libergie  Wigal.  4945. 

mhd.  tvenen  (assuefacere):  des  hant  uns  geste  niht  ge- 
went  Parz.  189,  11;  wolt  man  in  solcher  spise  wcneii 
Parz.  572,  8. 

Mehrere  dieser  verba  haben  im  gr.  und  lat.  doppeUen 
acc.  ahioi ,  fQwiuv),  oro ,  J'ogo,  interrogo,  celo;  jHivativ- 
bedeutungen  jedocli  ^vie  solvere,  orbare,  privare  Nvürden 
keinen  acc.  rei  leiden.  einige  schwanken  zwischen  dop- 
peltem acc.  und  acc.  mit  gen.,  nanienllich  wisen  ,  lielti, 
verdagen.  Unsere  spräche,  voraus  die  hochd.  und  alls. 
mundart  ist  dein  gen.  der  Sache  bcsondeis  hold.  nhd. 
liaben  sich  indeU  die  falle  der  conslidclion  sehr  gemindert 
und  entw.  sind  statt  des  gen.  praposilionen  im  gebrauch, 
oder  die  person  wird  in  den  dat.,  die  sache  in  den  acc. 
gestellt.  Bei  den  privalivbedeulungen  kann  auch  einigemal 
der  acc.  der  pers.  bleiben  ,  der  gen.  der  sache  aber  in  ileii 
dat.  (instr.)  iibergehn  ,    vgl.  die  ags.   bechvlan  ,   bescyran. 

unslreihg  darf  der  persönliche  acc.  neben  dem  gen.  auch 
reßcxiv  sein,  z.  b.  wenn  gesagt  wäre:  er  wem  sich  solher 
spise.  Es  gibt  aber  viele  den  gen.  (der  sache  oder  pers.) 
regierende  verba,  aus  welchen  nicht  umgekehrt  geschlossen 
werden  darf  auf  unrellexive  acc.  der  person  ,  z.  b.  sich 
nieten,  sich  bewegen.  ich  werde  sie  hernach  beim  gen. 
aufzählen. 

7.     Acc.  und   dal.    nebeneinander   beherscht    ein    verbuni 


638  eiiijiichi'.r  ^titz. 

auf  zwlcfaclie  \voise,  je  naclulcrn   in   diesem   dat.  der  Ijegrif 
des  lat.   dal.  oilcr  abl.   eiillialleii  ist. 

Der  eiat^tilliclKni  dat.  und  acc.  im  einfachen  satz  ist 
eine  iineutlliclie  menge,  so  oft  das  acciisative  object  einem 
subjecl  (lenälwrl  oder  ciilf'ftfut  werden  soll,  findet  der  dal. 
stall:  ich  zeige,  bringe,  gebe,  I)erge,  entziehe,  nehme  dir 
den  apfel;  ich  sage,  mehle,  leiste,  bi-eche  dir  das  woil. 
alle  solche  veiba  gelin  zugleich  auf  eine  sache  und  auf 
eine  pcrson.  Bezieht  sich  dagegen  die  handlung  bloli  auf 
die  Sache,  oder  bloi^  auf  die  person ,  z.  b.  ich  baue  das 
land ,  lese  das  buch,  esse  brot,  verehre  gott,  liebe  den 
valer;  so  ist  der  persönliche  dat.  unzulässig,  es  sei  denn 
ein  dat.  conunodi  (für  dich,    deinetwegen.) 

die  vorhin  verhandelten  acc.  und  gen.  können  oft  in 
dat.  und  acc.  umgestellt  werden :  einen  seiner  pllicht  ein- 
lassen, einem  seine  pilicht  erlassen;  besonders  zieht  die 
nhd.  spräche  letztere  weise  vor :  mhd.  einen  eines  wern, 
einen  eines  heln ,  nhd.  einem  etwas  gew  ähren ,  hehlen, 
mhd.  einen  eines  bereiten  und:  ich  sol  nini  kleinaie  iu 
hereiten  Parz.  371,  28;  stall:  des  ensol  iucli  nieman  wen- 
den heißt  es  auch  Nib.  1392,  l  daz  ensol  iu  niemen  xven- 
ilen.  zuweilen  bedient  sich  die  eine  oder  die  andere  Wen- 
dung gewisser  partikelu  iu  der  composition  des  verbums, 
z.  b.  bitten  oder  fragen  werden  des  dat.  acc.  erst  fähig, 
wenn  man  sagt:  einem  etwas  abbitten,  abfragen;  umge- 
kehrt bleibt  von  dem  privativen  berauben  die  partikel  weg: 
einem  etwas  rauben.  dagegen:  einem  etwas  benehmen 
oder  nehmen  und  schon  mhd.  iuir  benenien  mit  dat.  acc. 
unz  in  (eis)  iz  der  slaf  benam  Diut.  3,  69;  ne  hele  iz  in 
diu  naht  benomen  Diut.  3,  81  (wb.  zu  Iw.  s.  32),  nicht 
mit  acc.  gen.      das  goth.  biniman    fordert    objectiveu   dativ. 

ich  beschranke  mich  auf  die  anführung  einiger  for- 
mein, goth.  varjun  (prohibere)  :  thanuna  puida  ui  varjais 
Luc.  6,  29.     mhd.  belege  s.  617. 

mhd.  lohen,  geloben  (polliceri):  der  herre  loben  inz 
began  Nib.  92,  4;  als  ich  iu  gelobte  Iw.  4794;  der  ich  ez 
gelübet  hun  Iw.  4799.  dieser  begrif  ist  bestimmt  verschie- 
den von  der  acc.  gen.  construction  einen  eines  loben 
(s.  633.) 

Der  gegenständ  des  acc.  w^ird  zwar  meist  eine  sache, 
kann  aber  auch  eine  person  sein,  z.  b.  gib  mir  ihn,  zeige 
mir  ihn,  und  so  mögen  die  personen  wechseln:  zeige  mich 
ihm,  gib  micli  ihm!  bemerkenswerth  ist  Rol.  93,  27.  99, 
14    die    Verwendung   von    machen    im    sinne    des  heutigen 


tioinen.     casus,      vom  vcrb.  abh.     acc.  u.  dat.     639 

hergeben ,  übergeben  (prodere) ,  stellen  :  ich  gemache  dir 
Kulanten,  mache  mir  liolanteu!  thim  geht  in  die  bedeutung 
von  geben  über. 

Verba  mit  dem  acc.  der  person  und  dem  (ablalivischen, 
instrumentalen)  dat.  dar  saclie  sind  in  geringer  zahl,  und 
bloU  im  golh.  ags.  und  alln.  dialccl  vorhanden.  sie  ent- 
sprechen denen  mit  dem  acc.  und  gen.  oder  dem  acc.  und 
instr.  anderer  mundarlen  ;  ags.  gellen  sie  hauptsächlich  bei 
privat  ivbc'grilFen. 

bedwlan:  Ci-ist  heo  (eos)  dreamum  bedtelde  C.  269,  4; 
ges<elige  savle  soigum  bed.elde  C.  282,  34 ;  dreame  be- 
dtded  ß.  2550. 

benwman  :   nelle  ic  tha  rincas  lihle  ben.cinan  C.  129,  31. 

beueutan:  aldre  beneolau  B.  1353.  C.  63,  32;  feore 
beneotan  C.  110,   1. 

bcleosan :  leohie  beloren  (luce  privatus)  C.  6,  9. 
goth.  bei  den  begriffen  langen ,  kaufen,  kleiden,  salben,  die 
Sache  auszudrücken   womit  und   wodurch  die  handlung  ver- 
richtet wird. 

niiUan  (capere):  ei  ina  ganuleina  vaurda  Iva  uvtov 
uyQevGüjai  Xöyip. 

biKfjau  (emere):  tvai  sparvans  assarjau  bugjanda  dvo 
oxQovhiu  daaaQioi)  inoXentu  Mallh.  10,  2'J,  folglich  acliv: 
tvans  sparvans  assarjau  bugjan,  wie  sonst  acc.  der  sache 
steht:  bugjan  hlaibans  Job.  6,  6;  bugian  matins  Luc.  9,  12. 

salbon  (ungere):  gasalbudedun  aleva  managans  fjXeirpov 
iXaioj  nolXovs  Maic.  6,  13;  aleva  luiubid  nu'inata  ni  salbudes 
Luc.  7,  46;  balsana  gasalbuda  luluns  meiiians  das.;  salbuda 
fraujan  balsana  Job.  11,  2.  der  l»loUe  acc.  ohne  den  dat. 
der  Sache  sieht  Mallh.  6,  17.  INlarc.  14,  8.  Luc.  4,  18. 
dagegen  iindet  sich  auch  der  wahre  (nitlil  ablalivische)  dal. 
der  person:  gasalbuda  luluns  Icsua,  salbte  ihm  die  fiilie, 
statt  des  gr.  gen.:  7J/.eiipE  rois  77Ö()'«s'  tov  '///oot' Job.  12,3, 
wie  ahd.,  sogar  ohne  acc.  der  Sache,  liobemo  manne  Krist 
zi  salbuiuie  O.  V.  4,  14. 

vasjan  (veslire):  hvä  vasjaima?  rl  'mof/JuXiöftedu ; 
Matth.  6,  31,  wo  der  persönliche  acc.  uns  leicht  /.u  er- 
gänzen wäre,  wie  Matth.  6,  29  gavasida  sik  steht;  vasljai 
paurpurudai  gavasidedun  ina  Job.  19,  2,  im  gr.  texl  mit 
doppeltem  acc.  ifiärtov  iiOQ(pvonvv  nfoitßn/.ov  uvioy, 
vulg.  aber:  vesle  pui-|)uiea  circunideilcrunt  cum;  gavasi- 
dödun  ina  vasljom  svcsaim  yytiSvnav  «rror  la  iuutnc  tu 
Wta,  Marc.  15,  20.  andvasjan  (exuore):  aiulvasidt'dun 
ina  thizai  paürpurai  i'^iövoc.v  umvv  Tt]v  viuoifvouv  Marc. 


640  elitfiichcr  sa/c. 

15,  20.  andere  l)clcgo  für  vasjnii  imd  dns  Rytionynic  yn- 
hninoii  ol)üu  s.  32. 

hirouhdn  fspoliare)  Luc.  10,  30  könnlo  cIjodso  den 
sücliliciieii    dal,   haben,   z.  h.  ina   vast)«')ni  (cum   vesliljiis.y 

aiisgohi-citetor  ist  der  alln.  gebrancli ,  den  ich  nur  niit 
einigen  heispielon  l)elege :  sar  siiKjii  svcdimi  iniuiMi  (Irigidu 
ore  vuhiera  siigere)  S.iun.  154'';  slcclui  eiiia  ihorni  fspina 
ali(|uani  trans(igere) ;  grata  einn  tarom  (plorare  ali(inein 
lacjiinis)   u.  s.  w. 

Slalt  dieses  dat.  der  saclie  hat  die  alid.  und  alls.  spraclie 
bei  nirinnliclien  nnd  neutralen  starken  subsl.  sg.  den  in- 
slruMiental,  bei  weibliehen  und  schwaehforinigen ,  so  \\\c 
beim  |j1.,  bedient  sie  sich  ebenfalls  der  dalivllexion.  b.ild 
aber  werden  priipositlonen  üblich,  die  der  Jidid.  und  nlid. 
spraclie  gar  nicht  zu  erlassen  sind.  doch  haben  wir  ge- 
sehn, liali  bei  gewissen  verbis,  namentlich  den  privativen 
dem  ags.  dat.  ein  hochd.  gen.  der  sache   entspricht. 

8.  Acc.  und  instv.  in  den  eben  bezeichneten  fallen  der 
ahd.  und  alts.  spraclie. 

das  Ilild.  lied  liefert  mehrere  beispiele:  \vili  niih  dinu 
spcru  iverpan  39;  scal  mih  suasat  chind  suertu  huiiwmi 
53;  bouga  cheisuringü  tiion  (parare)  33.  wegen  mangeln- 
der instr.  form  steht  dei'  dat.  pl.:  spenis  mih  worlum  38; 
zu  8  J'retgen  foheni  wortum  darf  der  persönliche  acc.  er- 
gänzt werden.     - 

alls.  belege:  atlirana  aldru  hineotan  (alium  vita  jirivare) 
Hei.  43,  7;  hubdu  hilösde  erl  odarna  43,  14;  weldnn  that 
barn  godes  libu  hllösien  82,  3;  ine  feraliu  bilusieu  83,  17; 
beim  fem.  bleibt  der  dat.:   bidelieii   diurdo   65,  8. 

9.  Hiermit  sind  die  andern  casus,  die  den  acc.  des  ver- 
bums zu  begleiten  pllegen,  erläutert.  es  ist  übrig  noch 
einiger  eigenthümlichkeilen  der  acc.  construcliou  zu  er- 
■wähnen. 

Unsere  alte  spräche  übt  nach  dem  verbum  lassen  eine 
merkw,ürdige  ellipse  des  acc. ,  auf  welclie  ich  s.  265  zu 
verweisen  gesäumt  habe. 

nemlich  wenn  auf  lassen  ein  andrer  sinnliclie  bewegung 
ausdrückender  inf.  folgt:  so  bleibt  der  zwischenliegende 
von  lassen  regierte  und  jenem  inf.  angehürige  acc.  gern 
■weg,  weil  ihn  sich  jeder  liörer  alsogleicli  hinzudenken  kann. 

im  Hild.  lied  63.  64  heißt  es:  letun  askim  scrifaw scarpen 
sciirim,  und  ausgelassen  wird  hros  (equos),  der  (instru- 
mentale)   dat.  aber    dabei  ausgedrückt,      die   beiden    ließen 


nomeii.     casus,     vom  verh.  ahh.     acc.      641 

ihre  rosse  mit  den  Schäften,  lanzen,  in  scharfen  schauern 
lierschreilen,  vordringen,  man  vgl.  den  nicht  ansgelaßnen 
ags.  acc<;  hviUnn  lieadhorufe  hleüpau  leton  on  geflil  fainn 
fealve  mearas  B.  1721.  doch  B.  96  scheint  der  acc,  un- 
terdrückt: leton  holm  heran,  nenilich  ceol  oder  scipf  sie 
ließen  die  Ihit  den  kiel  dahin  tragen,  nur  hangt  hier  ceel 
nicht  von  leton  ab,  sondern  von  heran  *).  Judith  137,  66 
stellt  wiederum  der  acc:  leton  fovdh  Jleofjan  lläna  scüras. 
nicht  anders  alts.  liet  tväpnes  ord  (spitze  des  Schwertes) 
wundun  snidau  Hei.  .  .  .  Auch  in  der  edda  keine  ellip- 
sen  :  laHr  io  (equum,  alls.  ehu)  til  iardhar  taca  S;eni.  83^; 
lata  fölvan  iö  Ihigslig  trodha  168^;  renna  lelo  Svipudh 
156^;  hverir  lala  Jlio tu  Jlei/  (rates)?  livtr  iliota  Hey  15Ö«. 
lauter  aus  dem  kriegshandwerk  und  der  seefahit  herge- 
nommne  redensarlen ;  wie  pjhrd,  schif  und  sdnvert  per- 
soniliciert  und  angeredet  werden  (granini.  3,  331.434.441), 
stehen  sie  auch  hier  auf  einer  liuie. 

nihd.  aber  ist  die  elllpse  selir  hergebracht:  si  liezen 
dar  strichen  (die  pferde)  En.  7483.  8884.  11755.  12161. 
Rab.  666.  760;  er  liez  dar  näher  strichen  Hab.  787;  dort 
lier  liez  strichen  vasle  uf  dem  rinc  \\  igam.  4844.  diese 
gangbare  redensart  wird  nun  auch  andei's  gewendet. 
Wolfram  sagt  von  zwei  pferden  selbst:  diu  liezen  naher 
strichen  Parz.  679,  25;  Herbort  57^ :  er  liez  dar  stri- 
chen als  ein  eher  mit  den  zenen ;  Wolfram  fügt  einen  ab- 
stracten  acc.  bei :  er  liez  et  naher  strichen  sins  ersten 
slriles  urhap  Wh.  324 ,  20 ;  Nithart  kühn:  diu  nahlegal 
lat  näher  strichen   Ben.  364,    laut  ihr  lied  erschallen. 

mhd.  er  lle  hin  trasen  fragm.  24'',  eigentlich  daz  ors, 
dann  aber:  er  lief  selbst  hin.  man  könnte  auch  su[)plie- 
ren  :  die  Jueze. 

mhd.  liez  hine  <jdn  (das  schif)  Herb.  14>;  die  starken 
Hinnen  liezen  dar  ffctn  (die  pferde  oder  die  Schwerte)  in 
dem  Sturm  nüt  schalle  Kab.  748;  liezen  vaste  näher  tjän 
liab.  661;  Heclor  liez  umhe  (jän  llerb.  37^*;  liez  umbe  gaii 
mit  spor  und  nüt  Schilde  llerb.  41'',  grade  wie  ieiios  alid. 
liezun  scrilan  askim ;  si  liezen  zuu  ein  anih'r  gan  N\  ignl. 
1993;    liezen  von  ein  ander  gan  (diu  ors)  Iw.  5311.  \\  i- 


•)  scIir  illiiilicli  nits. :  lietuii  wind  aflar /««//"//  olinr  tlirna  nifristn^m 
Hei.  (iH,  12,  wo  der  von  niaiiöii  rotiii-rto  aor.  iiuton  (cMnlmm)  zu 
verstolin.  niannii ,  moiuio,  iiifitnre,  hier  =  trcitti-ii ,  fülinii ,  franz. 
ineacr,  nilid.  laoacn. 

Ss 


6-15  einfacher  satz. 

gal.  3522-,  do  liez  er  va^te  Itine  (jdn  Trisl.  894.'i  ;  er  lie 
wol  balde  lune  ijnti  'l'iist.  lf)04.S;  lie  hine  ijiiii  Trist. 
16181;  ein  haldcii  slnjillcr  liiii  x,e  tal  utui  lie  wol  halde 
hine  <jun  liist.  9113;  lie  hin  (jdn  punieren  'l'rßt.  9167; 
liez  er  her  ricldiche  (fctn  jjuniereii  Trist.  6751;  er  lie  her 
gdn  en  rilile  Trisl.  6840;  er  lie  hin  gdn  mit  den  sporn 
Trist.  9198;  sus  liez  er  allez  hine  (jän  fgieng  in  einem 
fort)  Trist.  13530;  si  lie/.eii  uz  den  porlen  (fän  Trist.  18888; 
er  lie  vasle  slrilen  (jihi  Trist.  5593;  si  liezen  von  ringe 
gdn  Trist.  5054;  sos  in  die  rotte  liezen  (jdn  Trist.  552U; 
si  liezen  ul  ir  rücke  ijdn  (die  streiche)  Tiist.  5594;  er 
liez  mit  siegen  iimbe  (jdn  Frib.  Trist.  5219;  Tristan  mit 
dem  swerle  sin  liez  ot  vasle  uuibe  (jdn  Frib.  1  rist.  6249  ; 
si  liez  under  si  gdn  mit  eime  mezzer  Herb.  107^;  in  der 
nalit  da  liiez  er  sii  gein  dem  slat  hin  lazen  (jdn  (daz  schif) 
Trist.  7418;  Avas  ist  ausgelassen  in  der  beim  umiauleu  de? 
lotterJiolzes  gesprociuien  plirase :  laz  aber  (l(ir  (jdn  fragm. 
15^?  wenn  Herbort  111^  sagt:  der  ^vint  liez  ouch  d(tre 
gdn  y  so  kann  ros  vei-standen  und  der  wind  als  reitend 
genommen  werden;  Slriker  wendet  die  redensart  auf  die 
fliege  an:  dö  lie  diu  lliege  hine  gdn  ((log  eilends  weg)  Aw^. 
3,  228.  zuweilen  steht  der  ausdriicklio.'ie  acc:  ich  liez 
nun  arme  al  iitnbe  gdn  ]Ms.  1,  7*;  si  liez  ir  ougen  nnihe 
gdn  Trisl.  IIOOO.  Iroj.  1326;  er  lie  den  schilt  nmhe  gdn 
Wolfd.  1640;  mnl.  hi  liet  den  stert  mede  gaen  Rein.  2395 
nihd.  sie  liezen  hine  riten.  Herb.  37<^. 
mhd.  lat  fürbaz  sigenl  Parz.  399,  8;  liez  hin  sigen 
Trist.   15091   IMülI.  (Hag.  15229   liez  in   ligen.) 

mhd.  da  liez  er  dar  klingen  (die  sporn?  oder  die 
schellen  am  reilzeug?)  Rah.  394;  er  liez  dar  näher  klin- 
gen mit  ellentliafter  hanl  Rab.  396;  sie  liezen  dar  klingen 
Rab.  597  vgl.  783. 

mhd.  er  liez  dar  näher  stisen  Apollonius  6740. 
mhd.  sie  liezen  i\f  in  dringen  mit  siegen   ane   zal  Rab. 
783.  *) 

aus  der  späteren  spräche  kenne  ich  folgende  beispiele. 
in  Lindenblalts  chronik  p.  150  heilJt  es:  liezen  rinnen 
(das  schif,  d.  h.  schiften);  im  allen  geisllichen  nüileMÜed: 
geuU  auf  die  miilen  ,  lali  schroten!  Jali  ri'henl  lali  ma- 
len !  nemlich  die  miilsleine.  Selbst  lieute  beslehii  einige 
solche    redensarlen :    knallen  lassen  (die  kugei,    die   ilinte), 


*)  vielleicht  auch  län  walzen,     mit  dem  abslracten  acc. :  lät  walzen 
wer  gir!  Parz.  510,  7. 


nome/i.     casus,     vom  perb.  ahh.     acc.      643 

ähnlich  dem  engl.  \et  Jly ,  ßie(jen  lassen,  bei  Shakspeare 
öfter:  let  drive  (treiben  lassen  =  anfallen.)  unter  dem 
Yülli,  luid  elunals,  gewis  noch  manche  ähnliche.  Ich  ver- 
gleiche sie  den  s.  333-338  abgehandelten  verbis  mit  ez. 
wie  dieses  ez  augenblicklich  an  ein  sinnliches ,  lebendiges 
subst.  gemahnt,  ist  auch  die  elüpse  solcher  subst.  bei  ge- 
wissen verbis  verständlich,  einigemal  treffen  die  verba  zu- 
sammen ,  man  sagte  str/chen  lau,  klinyen  lan ,  tvihen  län 
luid  ez  strichen,  klingen,  triben.  es  iiieß  gleichbedeutig: 
diu  nahlegal  ez  ticket  mit  gesange,  oder  diu  nahtegal  lat 
ilar  ticken  (s.  335  nole),  Avie  voi'hin:  lat  naher  sfr/cAen. 
Vielleicht  gehört  schon  das  ahd.  laz  iz  su  tkuntk  gdtil 
0.  J.  25,  11  hierher:  N.  ps.  95,  6,  mit  beigeliiglem  suhst. : 
la  J'ore  (jfin  confessionem.  Walther  sagt  42.  25:  su  lä 
stau!  Juslingers   chronik  s.  100:  duck  und  laß  überuan  l 

10.  Einer  besondern  crwähnung  zu  bedürfen  scheint  der 
acc.  bei  part.  priit. 

^\eni\  mit  part.  prat.  und  hilfswörtern  passive  tempora 
lunschrieben  werden,  so  kann  bei  verbis,  die  einen  dop- 
pellen acc.  regieren  (s.  621),  der  zweite  sächliche  acc.  blei- 
ben ,  während  der  eiste  persönliche  in  den  nom.  tritt,  da 
uemlich  auch  die  echte,  unumschriebne  passivllexion  diese 
struclur  duldet,  z.  b.  lat.  rectam  viam  doceor,  goth.  lais- 
jada  raihlana  vig ;  so  versieht  es  sich  daß  die  umschrieb- 
nen tempora  gleiche  behandlung  erfahren.  ahd.  ili  ])im 
kilerit,  wirdu  kilerit  rehlan  wec;  werden  wir  daz  keleret 
N.  mild,  den  llst  bin  ich  gelerel  Bari.  13,  35;  daz  lant- 
liut  wait  gelcret  den  geloubeit  Bari.  383,  7.  Ilarlmanns 
bekaniile  worle  zu  eingang  des  all.  und  Iw.  ein  rilor  sd 
geleret  was,  ein  rtler  der  geleret  was,  drücken  nicht  un- 
ser nhd.  fast  adjectivisches  gelehrt,  sondern  das  lebendige 
parlicip  aus  :  er  halle  gelernt ;  und  es  könnten  unbedenk- 
lich acousalive  dabei  slehn  ,  wie  z.  b.  En.  4594  er  was  ge- 
lert  den  sile ^  Karl  3^>  er  was  diu  biiock  gelcret.  noch  in 
den  salfelder  slat.  (Walch  l,  18):  ist  ein  man  golart  tli 
blick.  Ebenso  nun  bei  andern  pait.,  deren  acliv  zwei 
acc.  bei  sich  hat:  daz  sol  iuck  unvcrdaget  suj  j\ib.  105.  4; 
der  sol  dick  verholen  sin  INib.  2308,  4;  daz  goll  ist  viich 
iibele  verlu)ln  Nib.  791,  2;  deiz  al  daz  volc  was  vcrswi- 
gen  Parz.  644,  8 ;  mau'eii,  diu  mich  verswigel  wicren  l'aiz. 
655,   16;  ahd.   isl  firholan  iuuih   0.  IV.  7,   54. 

aber  auch  wenn  das  pari,  allein,  ohne  auxiliare,  also 
um  einen  grad  adieclivlscher  gesetzl  ist,  bcliarrt  dieser  acc. 
noch:     diu    frowe   zukt   geleret   Parz.  131,   7;    die  anlwurt 

Ss  2 


(344  eiiijacher  satz. 

Diolt  vil  lang  clor  vnl  gelehrte  Albr.  Tit.  10,  I6.'i.  das  alid. 
6wa  gilerl  (legis  peiiuis)  'l'.  110  kann  z^var  liir  ein  coni- 
posiUim  genommen  werden,  (3w'a  aber  auch  der  lebendige 
acc.  sein. 

die  nlid.  scliriftgclelirt,  kiinstgelchrt  (und  gar  rechls- 
gelelirl)  sind  indes  wirkliche  zusajjiniensctzungen ,  um  so 
mehr,  da  wir  auch  iieljen  dem  auxiliare  niclit  mein-  den 
acc.  wagen.  wenigstens  sagt  man  nicht  leicht:  er  wii*l 
die  kunst,  das  recht  gelehrt,  sondern  :  m  der  kuust  unter- 
wiesen ,  in  dem  recht  unterrichtet. 

mhd.  ahd.  beispiele  des  bloßen  part.  verholn,  versvvigen 
mit  dem  acc.  gebrechen  mir;  warum  aber  sollte  nicht  slehn 
dürfen:  ein  mich  verholn  mf«re? 

Gleich wol  ist  schon  in  unserer  allen  spräche  die  cou- 
slruclion  des  acc.  zu  parlic.  eng  begrenzt,  da  es  nur  we- 
nige acliva  mit  doppelacc.  gibt.  part.  prät.  von  verbis, 
die  neben  dem  acc.  der  person  einen  gen.  dat.  oder  instr. 
der  Sache  fordern,  nehmen  keinen  acc.  zu  sich  '*').  aucli 
nicht  part.  der  verba ,  die  einen  sächlichen  acc.  mit  per- 
sönlichem dat.  verknüpfen. 

Dennoch  zeigt  uns  die  ältere  spräche  bei  part.  prät. 
der  verba  kleiden,  (jihten^  binden,  schmücken,  ivaschen 
eiuleemal  den  acc.  der  saclie.  statt  des  üblicheren  dat.  von 
Johannes  heißt  es  bei  Ulf.  JMarc.  1,  6  vas  fjavnsiths  taglam 
nlbandiius  jah  ytiirda  ßlleina  bi  hup  seiuana  ivd'fd'vjitivog 
TQtyag  yM/i't'jXov  aal  ^wt't;v  deQfian'vyv  ncQi  tip'  6a(fvv 
avzov ,  vulg.  vestitus  pilis  camelorum  et  zona  pellicea. 
abweichend  von  beiden  texten  geht  der  Gotlie  aus  dem 
dat.  taglam  über  in  den  acc.  galrda;  daß  er  nach  jah  ein 
verbum  habaida  oder  ein  ähnliches  im  sinn  hatte  ist  nicht 
anzunehmen,  und  solche  (ifler  begegnende  weclisel  im 
casus  sollen  noch  im  verfolg  nächer  besprochen  Nverden. 
dem  dat.  taglam  entsprechen  die  dative  gavasiths  paur- 
purai  Luc.  16,  19;  mann  an  vastjöm  {javasidana  INlatth. 
11,  8 ;  vastjum  ni  gavasitlis  vas  Luc.  8,  27;  cjahmnodäi 
brunjön  jah  hilma  ivövGäfieroi  S^mouy.ci  xai  7ieQr/.€(fu- 
Xatav  I  Thess.  5,  8;  doch  Eph.  6,  14  standaith  nu  iif- 
gaürdandi  (succincti)  hupins  izvarans  snnjai  jah  gapäido- 
däi  hrunjon  garaihteins  GTijrs  ov)>  neQtCojoa/isrot  t)]v 
OGfpvv  vfiöiv  iv  uh^&£ia  xcu  ivfivaufisvoi  toj/  S^inoa'Ao, 
f^g    dixaioovvfjg  bleibt    zweifelhaft,    ob  brunjun   dat.  oder 


*)  das  lat.  rogatus  est  seiitentiam  ließe  sich  nicht  verdeutschen:  er 
ist  gebeten  nrteil,  nur:  er  ist  gebeten  urteile«. 


no/nen.     casus,     vom  uerb.  abh.     acc.      645 

acc.  ist,  da  es  dem  vorhergeheudeu  suiij^Ü  nicht  parallel 
steht.  die  neusten  herausgeber  weisen  freilich  auf  den 
unterschied  zwischen  dem  was,  und  dem  womit  bekleidet 
wird,  doch  fand  sich  auch  jenes  gairda  bei  gavasiths.  uf- 
gaurdans  hupius  gleiclit  dem  gabundans  handuns  jali 
Jöliins  faskjam  d'id'ejiitvos  lovg  nödug  zui  rüg  yeiQug 
xeiQtuts  Joh.  11,  44. 

aus  dem  ahd.  Iiabe  ich  bloß  anzuführen :  ther  man 
ther  fjithuagan  ist  tliie  juazi  reino  0.  IV.  11,  37,  der 
rein  gewaschen  ist  au  den  füUen ;  einige  zeilen  vorher 
heißt  es:  wasg  mih  al ,  houbit  ioh  thie  fuazi.  mhd.  si 
was  ein  minneclicliez  wip,  (jezieret  wunnecliche  ir  Ifp 
(geschmückt  am  leib)  Diut.  1,  386,  wenn  man  hier  lip  für 
den   acc.  halten   darf?  es  könnte  auch  der  nom.  sein. 

die  gr.  parllcij)la  erfJvGUjUivos ,  Tieoi^ojoujif.vog  ■>  Xovau- 
fispog,  die  den  objecliven  acc.  zu  sich  nehmen,  sind  me- 
tllale  (vgl.  oben  s.  32.  49);  wenn  daher  neben  den  goth. 
gavasiths,  gahamulhs,  gapaidulhs,  iifgaürdans,  gathvahans 
der  gleiche  casus  eintritt,  folgeie  ich,  daß  sie  in  dieser 
conslruclion  zu  goth.  tnedieu  gehören,  die  goth.  activa 
vasjan,  gahamön,  thvahan  würden  das  objcct  uothwendig 
in  den  (instrumentalen)  dal.  stellen  (s.  639.)  bei  einem 
goth.  medium  gavasjada  tvd'vo/Kui  würde  wiederum  der 
acc.  gairda,  paida  zulassig  sein,  wie  wenn  Ulf.  JMarc.  1,  6 
gavasiths  in  bezug  auf  laglam  passivisch,  in  bezug  auf 
gairda  medial  genommen  hätte?  schien  es  ihm,  daß  sich 
Johannes  dea  gürlel  selbst  angelegt  habe,  die  etwas  un- 
verständlichen kameelhaare  ihm  angelegt  worden  seien? 
auch   das  lal.  iuduitur  vestein  ist  medial. 

11.  In  dei"  älteren  zumal  dichterischen  spräche  llndet  sich 
oft  die  pleoiutslisclie  w'u'dcrholiaKj  des  schon  im  verbo 
ausgedriicUlen  begrifs  durch  das  ganz  gleiche  subst.,  und 
dieser  pleonasmus  kommt  begreillich  am  meisten  in  der 
accusaliven  construction  vor. 

ahd.  wircan  werc  (opcrari  opera)  T.  132;  i>luosiar 
pluozil  (mythol.  23.) 

mhd.  springen  maiiigeii  siniittc  INls.  2,  45';  singe  ich 
miMcu  saue  JNls.  2,  IbS'';  vanl  huhen  fnnt  Tarz.  74.S,  4. 
Troj.  18387.  Ls.  2,  699;  ««/»  neben,  nach  dem  pari,  gücbet 
iiop  Tarz.  319,  li;  rät  raten  Fraueml.  9.')^;  geraten  rat 
Livl.  70'';  rieleu  swiiule  r<rte  Hab.  474;  switzel  den  tot- 
siveiz  jMartiiia  2;>l*';  schizel  einen  scheh  IMorull  581; 
cz  suiet   einei»  snc ^  ein  t>iic   vva»  gesuil  l*aiz.  446,  6;  heleu 


646  einfacher  salz. 

i'iiien  sh'it  gestrileii  Bit.  2708",  sij  swaclieii  shU  ich 
nie  geslreit  Piirz.  685,  10 :  den  langen  släf  er  leider  slief 
cocl.  külor/..  28.5;  spilt  da  eren  spil  Ms.  2,  38*';  wenken 
einen  xvanc  Krauend.  95*^;  man  SNvenke  den  vil  swinden 
widersii;«/*«  \\  allli.  11,  2;  klenkel  iiianigen  hlanc  Golfr. 
licder  102'';  ich  han  gevarn  nianege  vart  Parz.  366,  9; 
sluoc  einen  slac  Piab.  681;  shioc  nianegen  slac  En.  1001; 
manegen  brusts/«c"  sluogen  Kl.  439.  Bil.  2330;  nianegen 
slac  shioc  Bit.  1486;  sluogen  die  siege  Dietr.  8810.  8972; 
ire  gebe  si  ime  gaben  Diut.  3,  106;  gab  in  niuie  qdbe 
JN'ib.  2096,  4;  heften  einen  haß  Renn.  20132;  diu  tut  die 
&i  d(5  täten  Karl  lOO'^;  sneit  du  nianigen  snit  Karl  64«=; 
lusent  slöz  sliezen  Morolt  1389;  treten  einen  trit  Geo.  1060. 
In  vielen  dieser  redensarfen  wird  das  subst.  durch  ein 
adj.,  besonders   nianec,  näher  bestimmt  *). 

12.     impersonalia  mit  dem  acc   oben  s.  231  i^. 

111.     Genitiv. 

Der  acc.  zeigt  die  vollste,  entschiedenste  bewältlgung  eines 
gegenständes  durch  den  im  \erbo  des  satzsubjects  ent- 
halt nen  begrif.  geringere  objectivlsierung  liegt  in  dem  gen., 
die  thätige  kraft  wird  dabei  gleichsam  nur  versucht  mid 
angehoben,  nicht  erschöpft,  daher  auch  dieser  gen.  nicht, 
w^Ie  jener  acc,  umsetzbar  in  einen  passiven  nom.  erscheint, 
der  acc.  drückt  reine,  sichere  Wirkungen  aus,  der  gen.  ge- 
hemmte, modificlerte.  in  den  jüngcien  sprachen  hat  sich 
die  rection  des  acc.  grölUentlicils  erhalten,  die  des  gen. 
meislens  verloren  und  ist  einer  präposillonalen  gewichen, 
dem  acc.  sagen  transitiva,  dem  gen.  intransitiva  (oder  tran- 
sitiva  mit  sich)  zu;  wenn  dieselben  verba  bald  den  einen 
oder  den  andern  dieser  casus  fordern,  so  erscheinen  sie 
dort  transitiv,  hier  intransitiv.  Aul^er  dieser  beriihrung 
des  gen.  mit  dem  acc.  tritt  aber  auch  eine  mit  dem  dat. 
(oder  instr.)  ein  **). 


*)  andere  casus  als  der  acc.  werden  auf  solclie  woi'^e  seltner  ge- 
braucht, ich  setze  einige  beispiele  her:  einer  andern  heie  er  du 
bat  Parz.  700,  25;  belibens  bete  (gen.)  in  niemen  bat  Parz.  351,  15; 
wil  ich  inch  bitten  einer  beteb'chen  hele  Flore  7102;  des  siiles  des 
si  gespülte  Diut.  3,  71;  des  louhes  lou!)et  nianec  walt  Ms.  2,  50lJ; 
dar  nach  er  sich  mit  vUie  vieiz  Parz.  61,  20. 

*')  eine  griindliclie  und  scliarfsinnige  untersiicliung  des  alts.  alid. 
zum  tlieil  aucli  gotli.  gen.  Iiat  angestellt  Hilmar  de  geiiitivi  ca.'^iis 
gynfaxi  iVlarb.  1834,  schade  nur  mit  paradoxer  beliaiiptung  eines  sub- 
Jective»  oder  cansalcn  gen.,  von  dem  das  verbiini  abhängen  solle, 
niemals   vermag    irgonci    ein    oblir|ner   casus   das    verbum   des   subjects 


iiomeii.     casua.     vom  verb.  ubh.      i^en.      647 

1.     Den    8.   610-12    angegebiieu    acc.    constructioneu    zur 
Seite  liuden  sich  geiiitlvische. 

hahan.  golh,  in  iliizei  ni  habaida  diupdizos  cürthos  diu  to 
fiTJ  t'y^eiv  ßäd-os  yr,S  Marc.  4,  5.  vulg.  quoniam  noii  liabebat  al- 
tiludiiieni  terrae,  nach  beiden  texten  liätte  IHf.  setzen  können 
diupeiu  airlhus,  jenes  klang  ihm  deutsclier ;  sve  lamba  ni 
liabanduna  hairdeis  viau  -nQÖßaTa  pi)  rjovxa  noifiiva  IMatth. 
9,  36.  vulg.  sicut  oves  non  liabenles  pasloreni ;  ni  lliau  liabai- 
dedeilh  f'ruvaürJitäis  ovy.  uv  ei'yeje  ufuiQiiuv  Job.  9,  41. 
vulg.  non  haberetis  peccalum.  in  diesen  drei  stellen  ist 
der  golh.  gen.  unzweifelhaft,  in  folgenden  beiden  könnte 
man  unschlüssig  sein  zwischen  gen.  sg.  und  acc.  pl, :  inilons 
ni  haband  viQOfpaatv  OVH  fi'yovai ,  vulg.  excusalionem  noa 
liabent  Job.  15,  22;  aylöns  babaid  ■&}JxUiv  l'^exe  vulg.  pres- 
suram  habebitis  Job.  16,  33;  die  sgg.  des  gr.  und  lal,  lexles 
glimmen  für  den  golh.  gen.  Die  golh.  gen.  der  vier  ersten 
stellen  sind  unabhängig  von  der  negalion  ni ,  da  die 
fünfte  einen  nicht  verneinenden  salz  darbietet,  und  häufig 
auch  in  verneinenden  salzen  der  acc.  einlrilt,  z.  b.  fra- 
vaurht  ni  babaidedeina  ufiaQTiav  ovH  cJyor,  peccalum  nou 
haberenl  Job.  15,  22;  vgl.  die  s.'611  angezognen  beispiele. 
den  gen.  begründet  denuiacb  der  unbeslinunle,  parlilive 
ausdruck,  der  sich  freilich  im  negativen  salz  leichter  bil- 
det, nicht  haben  ist  :=z  mangeln,  darben,  welche  gleichfalls 
den  gen.  regieren.  Ahd.  belege  des  gen.  bei  hapön  sind 
mir  nicbt  zur  band;  T.  INlallh.  9,  36  steht  der  acc.  ui 
habente  hirli;  Mallb.  13,  5  ni  habetun  mihhala  eida;  si  ni 
liabelun  erda  liufi  (alllludinoni  terrae),  in  der  älteren  Über- 
setzung der  fr.  th.  11  ist  die  stelle  lückenhaft,  aber  es 
muÜ  auch  der  gen.  verwandt  worden  sein ,  da  er  nocb 
im  nibd.  vorkommt:  babent  si  grozer  riterscuj't  RoI.  206, 
25;  wand  ich  noch  einer  salben  han  Iw.  3423;  du  muost 
des  »rsprinffes  hun  Parz.  254,  6;  als  du  hast  der  järe 
AVh.  111,  243''  (cod.  cass.);  an  im  brast  aller  tugende  niht, 
der  herre  haben  solde  Trist.  259.  Freid.  43,  10  swen 
geniiegel  des  er  bat,  lasse  ich  das  relativ  lieber  Non  ge- 
nüegel  aldiangen,  weil  es  hier  keinen  })artitivcn  begiif, 
sondern  einen  ganz  beslinuiilen  ausilrückl.  nlul.  enthalten 
wir  uns  meist  des  gen.  bei  liaben ,  und  gebrauchen  die 
präp.  von:  ich  habe  noch  von  einer  salbe,  du  mu?l  von 
der  tnieUe  haben.  nur  der  pronominale  gen.  wird  in 
alter  weise  gefügt:  ich  habe  dessen  (ejus),  deren  (eoruni), 


zu    belierschcn ,   sondern    «iieses    regiert,    iincii  der  geMölinliolien    rich- 
tigen ausdrucksweibe ,  immer  jene. 


(3  48  einfacher  satz. 

ihrer  (eoriiin);  in  iler  diclilersprache  wol :  icli  habe  noch 
des  qcldi'S ,  des  mutes.  alls.  >vit  liabduii  aldres  ^r  efno 
tiiciitig  wiiitro  llel.  5,  1,  wir  beide  hallen  von  iiiiserm 
leben  eben  zwanzig  winter  znrückgelegt ;  wenn  man  iiiclit 
vorzieht  den  gen.  aldres  von  winljo  abhängen  zu  lassen, 
vgl.  das  beigebrachte  iiihd.  du  liäst  der  jare.  im  gleichnis 
vom  Seemann  heiUt  es  73,  8  erthun  ni  habda,  was  acc. 
und  gen.  sein  kann,  deutlicher  ags.  Mattli.  13,  5  th;cr  hit 
na'lde  micle  eordhan  (acc),  liingegen:  for  tham  the  liig 
iKeblou  thcere  eordhan  dypnn,  wo  freilich  deopre  eordhan 
siclirer  wäre;  es  könnte  ein  subsl.  d^'pe  (pi'ofiinditas)  geben. 
INlarc.  4,  5  steht:  najfde  eordhan  thiccnesse;  JMalth.  9,  36 
sceap  the  hyrde  nabbadli;  Job.  9,  41  na;fde  ge  nane  synne; 
Job,  15,  22  nabbadh  näne  lade  (nuUam  excusationem);  Job. 
16,  33   habbadh  hefige  byrdhena;  lauter  acc. 

niman.  goth.  nenii  akrauis  XüßT]  clno  tov  xaQnov 
Blarc.  12,  2;  dagegen  Job.  16,  14.  15  us  meinanuna  ni- 
niith  in  rov  iftov  Upvetai  statt  meinis  oder  this  nieinls. 
alls.  nani  thes  möses  Hei.  141,  5;  that  hie  sia  (ecid  endi 
galla)  an  eua  spunsia  iiam  lilho  thes  lelhosten  168,  23. 
ags.  genam  tha^r  thes  ofiites  C.  31,  30.  ahd.  mhd.  nhd. 
ohne  beispiel;  Luther  IMarc.  12,  2:  nehme  von  der  frucht. 
auch  beim  ahd.  intfähan  den  acc.  :  daz  sie  inphlengln 
sinan  wahsmon  T.  INlatlb.  21,  34;  intfiengun  oli  ]Matth.25,  4. 
ags.  västm  onfenge  Marc.  12,  2.  dagegen  hat  das  alts. 
fdhan  den  gen.:  modes  fastes  falian  Hei.  90,  1;  wiirteo 
iahan  Hei.  73,  9.  12;  das  ahd.  alts. /e/tou  (capere)  den  acc: 
daz   wizod  vehun ,  nius   fehun  (cibum  capere.) 

qihan.  goth.  ei  akrauis  this  veiuagardis  gebeina  imma 
h'u  uno  TOV  zaoiiov  lov  d/ii'neXwi'oe  öomiv  avnä  Luc.  20, 
10.  ahd.  kebet  uns  iinvares  dies  (date  uobis  de  oleo 
vestro)  hat  JMattb.  25 ,  8  die  alle  Verdeutschung  fr.  th. 
p.  27;  T.  aber:  gebet  uns  fon  iuwerme  ule.  ags.  sylladh 
US  of  eovrum  ele  und:  sealdon  of  thäs  vingeardes  vastme. 
alts.  hueniu  ik  her  an  band  gebe  mines  moses  Hei.  141, 
2;  gaf  is  ibenni  menscaden  Hei.  141,  6.  mhd.  ich  wil  im 
mines  hrotes  geben  Iw.  3301.     nhd.   von  meinem  brot. 

brigyan  (alFerre.)  mhd.  mag  ich  ir  bringen  des  grie- 
nes  (von  dem  sand)  Ms.  2,  66^;  daz  man  von  Rume  brähte 
der  erden  und  der  molten  Eracl.  4311. 

draijan  (ferre.)  alts.  thes  hrodes  gidragan  Hei.  102, 
22;  an  is  handun  dragan  hlüttres  xvatares  138,  22.  eben- 
so :  gefuore  caldes  xvatares  103,  16. 

alid.  scenchun  (infuudere.)  scancla  sineu  fiautou  hit- 
l^i'es    li'des  (von  dem  bllleren  trank)  Ludw. 


noinen.     casus,     vom  verb.  abh.     g(^n.      649 

alid.  pt^echan.  nihd.  eines  prötes  brechen  Diut.  3,  65; 
des  brotes  si  saiuent  prächen  Diut.  3,  83  :  brach  des  (jrüe- 
nen  loubes  Wigal.  2036;  ich  brach  der  rosen  niht  IMs.  1, 
2'^,  wegen  des  nilit  zweifelhaft,  aucli  wol  noch  nhd.  ich 
darf  der  bhiomeu,    trauhen  brechen  statt  von  den  bh  tr. 

goth.  räiipjan  (vellere.)  es  heißt  aber  raupjan  ahsa 
tlXXeiv  Tovs  ozdyyag  Marc.  2,  23;  ruupidedun  ahsa  stiX- 
Xov  Toi's  CT.  Luc.  6,  1 ;  obgleich  der  gen.  ahse  sich  tref- 
lich  schicken  würde,  ahd.  abrahun  ahir  (vellebant  spicas) 
T.  68,  1  wieder  mit  dem  acc. ,  doch  mhd.  des  zohels  rouhe 
(piliickte,  raufte,   rupfte  von   dem  zobel)  Parz.  576,  3. 

mhd.  riheni  du  solt  in  diu  körn  gän ,  und  solt  des 
ro(j(jen  riben  INls.  2,  101*,  heißt  das  auch  reife  ahren  rau- 
fen und   die  eßbaren  kürner  daraus  reiben:* 

vialjan.  goth.  tids  hläih'is  maljai  tz  [tov  ccqtov  iodieiM 
ICor.  11,  28. 

itan.  die  stelle  I>uc.  15,  16  galrnlda  sad  ilan  haürne, 
thuei  matidedun  sveina  tme&VfiEi.  ys/nloac  ti^V  xoiXiaif 
avrov  (xno  %mv  zeQaTuoVt  o)V  rjodiov  ol  yolooi ,  vulg.  cu- 
piebat  implere  venlrem  suum  de  siliquis  cpias  porci  man- 
ducabant,  beweist  hier  kaum,  da  der  gen.  vom  adj.  sad 
abzuhängen  scheint,  ags.  thät  thu  thisses  ofiites  xte  C. 
32,  8;  äl  thisses  ofäles!  C.  35,  33;  heo  iliäs  ofiites  xt 
C.  37,  33.  ahd.  thaz  iagilih  thes  azi  0.  V.  11,  44;  gibut 
ihaz  sies  azin  0.  IV.  10,  10.  mhd.  eins  wildes  ivolves 
ixize  ich  e  Freid.  23,  9 ;  zweideutig  sind  verneinende  salze  : 
der  hunt  cnizzet  des  höuwes  uiht  Freid.  138,  11  [\ai: 
p.  289);    ir  sult  min  czzen   niht  Parz.  131,  24. 

driqkau.  goth.  this  stiklis  drigkai  r/.  toi"  iiOTroiov 
nivhio  ICor.  11,  28.  ahd.  drinkist  thu  thes  hileren  hntn- 
nen  0.  11.  9,  68;  ni  drinku  ili  thes  rehekunurs  mcra  ü. 
V.  10,  5  wo  der  gen.  von  mera  abhängen  könnte,  es  folgt 
fon  thenio  wahsnieji.  mhd.  eines  wazzers  ez  gelrank  Kl. 
1454;  er  az  daz  brut  unt  Iranc  du  ziio  eines  wazzers  Iw. 
3310;  gitriiuhit  er  sin  (des  prunnen)  IMerig.  139;  des 
hrunnen  trinken  Kenn,  20043;  enlrink  es  niht  Trisl.  11470. 
alls.  fargebe  wateres  drinkan  llel.  59,  23;  reht  su  hie  thes 
xvlnes  gedranc  llel.  62,  12;  sidor  sie  ihcs  wines  gcdrun- 
cun   63,  3.     alln.   drecka  dyrar  veii,ar  Sani.  168'^  acc. 

alls.  onbitan  (gustare):  ni  scal  lides  anbilan ,  wiues 
an  is  wcioUli  llel.  4,  12;  so  he  lliar  matcs  ni  anlbcl  31, 
19;  Ihat  ik  ni  mot  mid  mannon  mer  inöses  anbtlcu  139, 
17,  wo  wiederum  mer  in  bclracht  koninion  kann  ;  niwelda 


650  einfacher  nutz. 

is  (neuilich  ITllies)  su  bittres  an1)Tlaii  IGS,  26.  rigs.  ße 
ihiis  DÜstnies  onbul  C.  30,  21  ;  ic  thäs  oj'utes  oiihat  {,.42. 
22.  nilul.  iiil)i/'.zers  (des  i)iMiiinen)  IMpiiy.  153  ;  icli  eiiheiz 
dtis  tranhus  nie  Ms.  1,  172^;  waiiiler  du  vor  su  jVt'»i«^r- 
liches  (l)iolcs)  nie  enboiz  l\v.  3308;  daz  es  (des  tiankes) 
ie  man  ciibtze  Trist.  11462;  daz  Sin  ie  man  enhi/.e  Trisl. 
1146S;  du  des  (wines)  der  arm  man  enbeiz  A\v.  3,  226. 
das  i^ollu  andbeitan  iiomint  nicht  in  diesem  sinn  von  an- 
bciiWn,  veisuclien  vor,  sondern  nur  in  dem  von  schellen, 
carpere,  mordacibus  verbis  lacessere,  und  hat  dann  den 
acc.  bei  sich  (s.  61<S.)  aber  aucli  das  einfache  sinnliche 
beitan  y  wenn  es  anbeißen,  davon  beißen  ausdrückt,  liat 
den  partiliven  gen.  statt  des  acc.  :  ags.  bit  Ins  (so  liest 
Jun.,  Alf  Thor j)e)  and  byrge !  (beiß  an  und  koste)  C.  33, 
12.  mhd.  ir  mühlent  sitzen  näher  baz,  nun  vrouvve  bizet 
iuiver  niht!  Iw.  2269.*) 

kdusjan  fgustare.)  goth.  ni  kausjand  dduthäns  ov  pt] 
yevowrxccf  ■dcoÜTOV  Marc.  9,  1.  ahd.  horön:  er  todes  bi 
Musih  koruli  0.  111.  1,  4;  todes  7.1  koronne  0.  IV.  13,  24; 
choröta  er  ofto  thrdto  thero  selbon  arabeito  0.  Hartm. 
113;  choro  mini  N.  ps.  23,  2;  mfn  choreton  94,  8.  9; 
korun  wolda  5/n  god  Ludw.  lied.  mlid.  si  bechorten  alleres 
indes  Rol.  107,  23;  sin  anker  helen  niht  bekort  ganzes 
landes   Parz.  14,  29   in   verneinendem    satz. 

niiilan.  goth.  valrlhai  sind  jäinis  äivis  niutan  jali 
usstassäis  ytara^iMd-evrtg  tov  aivh'og  ty.tirov  rvyelr  y.iu 
ITJS  äruOTÜü€MS  Luc.  20,  35.  alts.  let  ina  tvunneono  neo- 
tan  Hei.  27,  7;  thes  mutun  gi  neotan  34,  11.  39,  20; 
moste  is  jugudeo  neotan  107,  7;  gi  muton  thesaro  fru- 
mono  niotan  134,  8;  gomono  neotan  (epulari)  139,  14. 
ahd.  lango  niazer  libes  0.  Lud.  74;  niazer  ouh  metmmini- 
tes  82.  mhd.  des  er  genuz  Iw.  1694;  des  sol  man  iucli 
ceniezen  lan  Iw.  1177;  sine  kunnen  vms  nilit  ceniezeu  lau 
aller  imser  arbeit  Iw.  6383;  des  sol  er  geuiezen  ISib.  103, 
3;  des  lat  niicii  geniezeu  Nib.  836,  3;  ir  suldet  mtn  ge- 
uiezen ]\ib.  2112,  3;  swie  liitzel  si  sin  doch  genuz  Nib. 
1623,  4.  das  einfache  niezen  hat  lieber  den  acc:  in  nie- 
y.eii  Nib.  1077,  4.  nlid.  eines  groi\en  glucks  genießen; 
guter  gesunditeit  geniel^en   u.  s.  w. 

Aus    diesen    beispielen    ergibt   sich  der    begrif  der  par- 


*)  so  alt  lind  gewis  viel  alter  ist  sclion  die  ermaliniiiig  blöder 
zum  näher  rücken.  im  leipz.  avanturier  1756.  1,  123  ermuntert  eine 
frau  iiiren  liebhaber:  rücken  sie  dotli  naher,  ich  l)<'il\e  sie  ja  nicht! 
vgl.  die  vorhin  (s.  649)  angei'ührte  stelle  Parz.   131,  24. 


noineri.     casus,     vorn  perb.  ahh.     gen.      651 

titioH    und  eine   merkliche  A-erscliiedeuLelt   accusativer  und 
geniliver  structur. 

dei'  salben  liän,  des  grlenes  bringen,  des  loiibes  brechen, 
des  brules  uenien,  des  wines  trinken  gehii  bloli  auf  einen 
tliell  des  vonallis.  heilU  es:  die  salben  liän ,  den  grien 
bringen,  daz  loup  brechen,  daz  brut  nemen,  den  ^Vln 
trinken,   so  wird   der  gesamte  gemeint. 

diesen  gen.  deute  man  nicht  aus  einer  ellipse  von  teil 
oder  iht ,  er  beruht  allein  auf  der  modificierten  beziehung 
des  verbums  zum  nomen.  die  spätere,  des  gen.  minder 
mächtige,  spräche  sucht  dieselbe  modification  mit  der  präp. 
von  auszudiücken ,  wie  schon  die  griecb.  in  einigen  dieser 
j)hrasen  sich  der  prap.  tmo  luid  ty.  bedient,  in  andern 
den   acc.   läßt  oder  auch   den  gen.  verwendet. 

im  litth.  wird  ebenso  zwischen  acc.  und  gen.  unter- 
schieden, dük  man  düna  =  goth.  gif  mis  hlaif;  diik  man 
dflnus  =3  gif  mis  hlaibis.  nicht  anders  im  slav.,  z.  b.  serb. 
dajmi  Ijeb  und   dajnii  Ijeba. 

die  romanischen  sprachen,  welchen  der  gen.  ausge- 
storben ist,  umschreiben  den  partitivbegrif  überall  durch 
die  präp.  de:  ital.  dami  del  pane,  franz.  donne  moi  du 
pain ,  d.  h.  von  dem  brot ,  während  der  acc.  il  pane,  le 
pain ,  das  brot,  fortbesteht. 

nhd.  iielfen  wir  uns  auch  durch  auslassung  des  artikels. 
statt  von  der  salbe  haben ,  von  dem  sand  holen  ,  von  den 
blumen  brechen,  von  dem  brot  essen  sagen  wir:  salbe 
haben,  sand  holen,  bliunen  brechen,  brot  essen,  gegen- 
über dem  besiinunten  ausdruck:  die  salbe  haben,  den  sand 
holen  u.  s.  w.  beides  siiul  accusative,  luid  brot  essen  über- 
setzt uns  das  franz.  manger  dti  pain,  das  brot  essen  man- 
ger le  pain.  aber  nicht  völlig  gcnan,  denn  der  unarticu- 
lierte  ausdruck  ist  allgemein  unbestimmt  ,  der  parlitive  nur 
theilweise.  wein  trinken  ist  das  ital.  bere  vino,  weines 
oder  des  weines  trinken  bere  del  vino,  den  wein  trinken 
bere  il  vino.  die  franz.  spräche  kann  nicht  mehr  sagen 
boire  vin ,  sondeiii  nuiß  dnrrh  boiie  du  vin  die  beiden 
ersten  bcgrille  fassen,  wie  wir  umgekehrt  wein  trinki-n 
auch    für  beie   del  vino  gebraiuhen  *). 

begreillicli  laufen  aber  auch  schon  in  der  alleren  sprä- 
che die  conslrucllonen  lies  acc.  und  gen.  in  einander  über, 
da   es  im   einzelnen    fall  der    zusanunenhang  leicht    gestaltet, 


*)  die  mild,  si»rn<!ie  setzt  zuweilen  den  imbeslimniten  artikel  l)eim 
theilbegrif  (s.  411),  und  nocli  heute  in  Oberdeutschlaiid:  cm  wnsser 
bringen,  ein  bier  trinken. 


652  einfacher  nutz. 

den  allgemeinen  oder  den  parliliven  bcgrif  anziinolinuMi.  80 
wiiie  in  den  aiige(iilirten  golli.  heispielen  niil  liaban  eini- 
gemal der  acc.  schicklicher  verbunden  als  C^itr  gen.,  nni- 
geUelirl  bei  raupjan  ein  gen.  dein  acc.  vorzuziehen.  \\  olf- 
ram  selzl  einmal  beide  casus  neben  einander:  sin  anker 
helen  iiihl  bekort  ganzes  lands  noch  landes  ort  Parz.  14,  30, 
freilich  im  reim,  man  konnte  aber  auch  ganzes  landes  von 
niht  abhängen  lassen  und  den  acc.  ort  bloii  von  dem  verbo, 
oder   endlich  ort  für  den  unllectierlen  gen.   nehmen. 

durch  jenes  die  einfaclie  negalion  begleitende  nioivihty 
niht  werden  fast  alle  ahd.  und  ndid.  verneinenden  sätze 
in  bezug  auf  die  partitive  conslruclion  zweifelhaft.  die 
Substantive  kraft  des  niht  kann  den  gen.  eben  so  gut  re- 
gieren als  das  verbum,  z.  b.  in  der  beigebrachten  stelle: 
der  bunt  enizzet  des  houwes  niht.  heilU  das  le  chieu  ne 
mange  pas  du  foin?  oder  ne  mange  point  de  foin  ?  die 
franz.  syntax  gestattet  nach  der  starkern  negalion  point 
keinen  artikel;  fühlbar  ist  auch  in  des  houwes  niht  der 
gen.  abhängiger  vom  verbo,  in  houwes  niht  würde  er  es 
mehr  sein  von  niht.  doch  wäre  es  gewagt  solch  eine 
mhd.  regel    aufzustellen. 

2.  Bei  den  verbis  seht  und  werden  findet  sich  ein  gen., 
den  man  den  prädicativen  nennen  dürfte,  weil  er  sich 
leicht  in  ein  substautives  oder  adjectives  prädicat  aullösen 
läßt. 

goth.  ibui   jah  thu  thize   sipönje   is  this  maus  ?    /17)  vmI 

OV     In     TMP     jKU'd-ljTlöp     €?     TOÜ     UVd-QMnOV     TOVTOV ;      Vulg. 

numquid  et  tu  ex  discipulis  es  hominis  istius?  Job.  18,  17; 
ni  sijulh  latnhe  nieinäize  ov  yaQ  foze  in  tmv  nQoßccTwv 
röov  i/twv ,  vulg.  non  estis  ex  ovibus  meis  Job.  10,  26; 
thize  ist  thiudangardi  guths  töJv  }'aQ  to/ovjcov  torlv  f] 
ßuGileia  tov  &eov  IMarc.  10,  14.  Luc.  18,  16;  hvazuh 
saei  ist  sunjos  uaQ  6  wv  v/.  r-^s  ahjß'ei'ac  omnis  qui  est  ex 
verilale  Job.  18,  37;  vas  auk  jere  tvnlibe  i]v  ydo  eriöv 
dwdsita,    erat    autem    annorum    duodecim    JNIarc.    5,    42  '^). 

*)  Luc.  8,  42  daülitar  vas  imma  sve  vintrii-e  tvalihS  bezielie  ich 
Heil  gen.  lieber  auf  das  subst.  daiilitar,  wie  Luc.  2,  37  viduvö  jere 
alitaiiteliuiKi  jali  fidvör.  I^iic.  2,  42  lesen  die  neuen  lierausgeber,  gegen 
den  cod.  arg.,  vartli  tvajib  vintrun.s,  factus  est  duoderini  liiemes,  und 
man  könnte  die  ellipse  altlieis  (alt)  annehmen,  wie  wir  nocli  heute 
sagen:  icii  werde  drei  jniire,  bin  drei  jähre  (alt.)  würde  aber  niciit 
ein  (lectiertes  tvalibins  stehn?  (thans  tvalif  Matth.  10,  1  ist  anders) 
und  läßt  sirli  für  das  compositum  tfclihuintrus  (gramm.  2,  959) 
nicIit  das  ags.  fifbOc  (pentateuchus)  fitieäf  (quinquefolium)  und  andres 
anfü'ueu?   adj.  braucht  es  nicht  zu  sein. 


nomen.     casus,     vom  verh.  ahh.     gen.     653 

alts.  slu  was  im  adaJujehurdeo ,  cunnies  faii  Cananeolande 
Hei.  91,  22;  that  gi  sind  ediligiburdeoii  cunnies  fon  cuösle 
gudun  17,  2;  sie  wurun  is  hhviscas,  cimneas  godes  11,  15; 
thaoaii  he  cunneas  was  11,  2;  lliiii  er  s/'nes  brotler  was  83,  3; 
lie  is  theses  kunnies  hinen  81,9;  huilikes  hcj'olkes  wari  151, 
23;  iii  bist  tliu  ihesoro  hnrijUudeo  151,  23;  ni  biuin  ik  theses 
rik'ies  hineii ,  cpiad  Jie,  judeoliudio  159,  5;  bist  thi  iudeuno 
folcas?  175,  15.  alid.  hneti/t Ites  enuosles  äu  sis?  HiJd.  11; 
suUchero  ist  himilu  riclii  (laliuni  est  r.  c.)  T.  Matth.  19, 14; 
ili  wamithu  sis  relito  thcsses  niannes  knehiö ,  thes  Sines 
fjisindes  0.  IV.  18,  7;  quad ,  ni  wari  therö  maniiö  IV. 
18,  15;  thu  bist  tliesses  niannes  Jharä  (coiisuetudinis, 
conimercii)  IV.  18,  13;  ni  bin  ih  tlierä  juarä  IV.  18,  17; 
eleinero  yitluaiko  su  ist  ther  selbo  Franko  0.  Lud.  17; 
er  ist  wiseru  (jithanku  ^  wisera  redinu  (dal.  wegen  des 
reinis :  ebinü  ,  ohne  welchen  redina  stünde)  dns.  13;  ist 
ellenes  (juates  ioh  wola  auekes  muates  das.  68 ;  truh- 
tenis  ist  diu  erda  (doniiiii  est  terra)  N.  ps.  23,  1 ;  der 
fordero  teil  ist  w/zero  sternön  (besieht  aus  weißen  Ster- 
nen) N.  Cap.  70.  dagegen:  thu  bist  (on  then  (statt  tlicro) 
T.  188,  2  nach  dem  lat.  tu  ex  illis  es.  nilid.  wir  sint 
oucli  diner  k'inde  Rolocz.  176;  ez  ist  so  hoher  mdge 
der  marcgravinne  lip  ]\ib.  1616,  2;  der  sölher  lide  was 
Parz.  112,  7;  si  wären  müeder  lider  Olloc.  437'';  daz 
selbe  Hut  wider  mir  harter  halsaderen  ist  (durae  cervicis, 
exod.  32,  9)  Kud.  wellclir.  Schulze  2,  4;  sin  halsperc  einer 
hiiite  was  Wh.  425,  27;  sin  halsperc  (juoler  ritKje  was 
Wigain.  2114;  einz  (ein  gezell)  daz  Iseiiharles  was  Parz, 
668,  17;  daz  riebe  ist  des  keisers  nilit  P»ls.  'J,  131'';  iainer, 
ich  inuoz  immer  nier  wesen  dins  (jesindes !  WU.  60,  27; 
ein  kint,  des  disiu  niivre  sint  Parz,  455,  22;  tvelhes  der 
liunt  81  (wem  er  gehöre)  liS.  1,  605;  daz  (vingerlin)  ist 
der  kraft  und  der  lucjenl  Flore  7002;  welcher  tatje  si  si 
]Ms.  1,  67'^;  Sit  si  eines  libes  waren  >\  ignl.  1857;  ilaz  ir 
\rouwe  wioio  nnbekerles  initotes  l\\.  1996;  idi  bin  t)ucli 
des  iniioles  Kolo(z.  173;  gol  der  was  vil  seiij'les  tnnotes 
Ms.  1,  17'';  wie  hohes  nniotes  ist  ein  man  JNIs.  1.  15  1''; 
so  wolde  icii  hohes  innoles  sm  JMs.  I,  159*';  ich  wil  /uiht-s 
mtioles  stn  JMs.  2,  54";  du  bisl  sla'ter  sinne,  sevjler  sin-iirhe 
Ms.  1,  197'' ;  ir  sit  hoher  ma-re  \\  allh.  85,  6  :  iirtreives  rcftes 
sind  Siichcnwirt  113*^;  e  daz  wir  des  loiles  iniiesUMi  wesen 
Ms.  1,  222'';  ich  solle  sin  gewesen  des  lödes  Lolicngr.  4  1.  der 
inf.  wesen  ausgelassen  isl  in  lulgender  slclle  :  den  edcln  iiiar- 
graven  umntnoles  man  du  sach  i\ib.  2089,  3;  lial  man 
auch   uenn  es  hoüU:  der  riller  yiioler  sinne  IVagm.  L'J'^  we- 


()^)^  eiitj'dclier  aci/z. 

soiulc  zu  suppliercii?  uhi\.  frohes  niutes ,  reines  lierzens, 
fiuter  laune ,  (fnlcr  liofntnuf  sein:  anderes  sinnes  sein; 
des  (ilanhens ,  der  nieinumj ;  luitl,  oIiih;  ailiUcl,  tvillens, 
Vorhabens  sein;  tjuler  ditiije  sein;  des  todes  ^  des  lenji^is 
sein  ;  wir  leben  oder  slerheii,  sü  siiiil  wir  des  herrn  liuni. 
14,  8;  andere  jel/t  veraltele  redensarlen  des  16.  17  jli. 
mögen  folgen:  isl  hunds  (ist  verloren,  geht  vor  den  Iinnd) 
Fiscliarls  gesell,  kl.  49*';  bisUi  iler  leute?  (einer  von  de- 
nen); da  warn  wir  ijutes  auachs  II.  Sachs  IV.  2,  113«'; 
bistn  dieser  har?  (so  gcarlel)  II.  Sachs  II.  2,  28'*;  hislu 
der  haari  Sani.  IMüllers  Sangerhaiisen  p.  203;  der  haare 
sein  Siniplic.  1,  4.  2,  27;  des  rechten  hraiils  sein  Siniplic. 
p.  71;  guter  kletzen  sein  Abele  4,  224  u.  a.  ni.  das  im 
vorigen  jh.  und  noch  heule  unter  dem  volk  gebräuchliche 
der  ehren  sein  bedeutet  ehre  im  leib  haben,  sich  ehren- 
voll benehmen:  kein  einziger  war  der  ehren,  mir  einen 
bissen  brodt  vorzusetzen  Felsenb.  2,  191.  nuid.  got  was 
tornes  (in  zorn ,  zornig)  Detmar  1,  68.  ninl.  (joeder 
tiere ,  quader  tiere  wesen  (bonae,  pravae  iudolls  esse) 
gramm.  3,   80.     ags.  und  ahn.  beispiele  mangeln  nicht. 

für  iverden  gelten  eigentlich  dieselben  phrasen.  einen 
goth.  beleg  habe  ich  nicht,  ahd.  her  ward  giworlan  zuelif 
jdrö  T.  12,  2;  waz  wirdet  unser  armon?  \V.  27,  4.  mhd. 
waz  sol  nu  werden  der  armen  vrouwen  Dido  En.  1357; 
waz  wurde  min?  l\v.  1953;  waz  wirdil  mini  JMs.  1,  ISl**; 
waz  min  w^erden  sol?  Trist.  11594;  w^az  unser  werde? 
cod.  vind.  428.  no  165  *);  wirl  xvilder  sinne  Ms.  2,  189^. 
nhd.  sinnes  werden  (sich  entschlieÜen)  trüdelfrau  1682  p. 
36 ;  andern  sinnes  werden ;  guter  laune  werden,  nind. 
he  ward  tornes  Delm.  1,  20.  140;  vs^urden  unmuodes  cod. 
golh.  chron.  sax.  6^.     alls.  siu  mannes  ward  Hei.  15,  15. 

diese  gen.  werden  in  der  jungem  spräche  durch  die 
präp.  von,  aus,  in  umschrieben,  oder  durch  adjective  aus- 
gedrückt, z.  b.  zornig,  unmutig  werden,  oder  durch  andere 
redensarfen  wie:  bestehn  aus,  gehöi-en  zu.  subst.  ellipsen 
nehme  ich  wieder  nicht  an,  es  müsten  verschiedene  sup- 
pliert  werden,  z.  b.  aus  der  zahl,  im  besitz  (wenn  der 
gen.  sächlich),  eigenthum  (wenn  er  persönlich  isl:  diz  svvert 
sol  K\n?,er  diveders  s?n  Parz.  747,  14)  und  andere  mehr,  eben 
diese  Vieldeutigkeit  bestätigt  den  freieren,  ausdrucksvollen 
casus. 

etwas  parlilives    liegt  auch    in  vielen.      ihr  seid  meiner 


•)  älinlicli    das    innl,    wat    sal    luves   nu    gliescien?    Stoke   3,   261. 
außerhalb  der  frage  begegnen  alle  diese  redensarten  kaum. 


nomen,     casus,     vom  verh.  uhh.     gen.      055 

liimmer,  dieses  gesclileclits  bedeutel:  ein  llieil  der  lieerde, 
ein  theil  des  gesclileclits;  das  liinimelreicli  ist  solclier  kana 
ungefähr  sagen:  soiclie  sind  ein  bestandtlieil  des  liininiel- 
reichs,  sie  gehören  zum  li.  der  iioni.  würde,  wie  dort 
der  acc. ,  das  ganze  ausdrücken:  ihr  seid  meine  länimer. 
weniger  gilt  der  parlilivbegril  von  den  redensarlen ,  in 
welchen  der  gen.  eine  genuilseigenschaft  bezeichnet:  gutes 
mules,   des  sinnes ,   willens  sein. 

3.     Begriffe  des  hittens ,  begehrens ,  strehens. 

hidjan  (rogare) ,  häufig  mit  persönlichem  acc.  daneben, 
goth.  balh  this  Icikis  yjii'^aajo  16  cimiiu  INlatlh.  27,  58;  ni 
viluts  hvis  bidjals  ovz  oidurs  %i  aiTiIu&e  JMarc,  10,  38;  bid- 
jilh  gavairthjis  loonü  tu  iionc:  eior^vr^v  Luc.  14,  32.  ahd. 
oba  bilit  s?n  sun  brotes  T.  Malth.  7,  9 ;  ßskes  bitit  IMatih. 
7,  10;  bulin  Barrabdnes  Malth.  27,20;  bat  thes  licha.ntii 
IVlallh.  27,  58;  bat  scribsahses  T.  4,  12;  thin  kind  tliih 
bitte  brotes  0.  H.  22,  32.  nihd.  du  er  urloubes  l)at  Iw. 
2920;  swie  selten  wip  inannes  bile,  ich  btcte  inwei'  ^ 
Ivv.  2330;  bat  in  überverte  Parz.  596,  8.  alls.  lielpono 
biddeaa  Ilel.  47,  7.  12.  114,  19;  helpuno  bad  104,  6; 
ferahes  biddian   163,  27. 

ahd.  petalön.     brotes  betoluiili  0.  111.  20,  39. 

ahd.  tiscoii.  sie  eiscutiui  thes  kindes  sär  io  thes  sindes 
0.  I.  17,  11.  vgl.  oben  s.  632. 

gairnjein  (cupere.)  fiauja  this  gairneilh  JMarc.  11,3. 
Luc.  19,  31  0  xv{)toi:  avtov  yoslav  tyei ,  weil  man  begehrt 
dessen  man  bedtirllig  ist;  gairnjands  vas  alläizr  izvara 
tninodiöv  TjV  nuTTUi;  vfiüc:  Phil.  2  ,  26.  alls.  thero  gir- 
nean  Hei.  44 ,  15;  so  wil  thes  gi^iirnan  ni  niohlun  5,  3. 
alls.  geron:  gerut  gi  sinibla  erisl  thes  godes  ri'keas  51*  3; 
liet  thal  sin  wihtes  ni  gerudi  85,  4.  ahd.  es  ni  geroli  0. 
111.  3,  10;  thes  muases  geruta  ih  0.  IV.  10,  3.  mhd.  des 
ich  ger  Iw.  5992.  \^  igal.  271;  ein  gäbe  der  ich  von  in  ger 
Iw.  4541;  des  sin  wille  gerte  Parz.  596,  3;  andere  bei- 
spiele  wb.  zu   Iw.  s.  144. 

J'raihuan  (inloirogare.)  alls.  frtUjon,  ahd.  frdgrn  vor- 
hin s.  632.  iwhd.J'rayen:  saget  mir  des  ich  iiuh  (rage  i\ls. 
2,  149';  den  gar/.i\n  si  des  vragen  bat  Parz.  62,  27;  stves 
di\   geruochlest  vragon  Iw.  519;    wer  vragcl  des?   Iw.  4022. 

ahd.  tvnuscdii  (^optare)  oft  mit  dal.  der  peisoii.  wiiii- 
schendo  ilei'o  chumjh'ijnii  diuijo  N.  ps.  19,  I  ;  tes  www^vo 
ih  in  N.  ßth.  iiilid.  doch  soUen  lui  goliisviu  wip  heiles 
wünschen  disein  knaben  Parz.  129,  2;  daz  im  ein  ander 
heiles    wünschte   Tit.  80,  4 ;    si  wünschten  im   alle    heiles 


556  e'uij'dchar    scitz. 

nach  Wigal  1844;  so  wirt  es  von  mir  gowünsclipl  sollen 
Til.  18,  4;  ich  ^viillsch  ienier  dhi  INTs.  2,  19™  tlle  \viiiis(  lileii 
imver  Flore  7639;  wünsche  min  ze  vehle  ]Ms.  1,  132''  vgl. 
Laclini.  \\allli.  p.  158.  139,  der  35,  17  den  dal.  setzt,  und 
dann  ze  velde  objectiver  nimmt,  wünsclien  mit  dem  acc. 
der  Sache  bedeutet  mhd.  zaubern  Wigal.  327.  887.  5575, 
wie  wir  noch  heule  verwünschen  gebrauclien.  zu  jenem 
persönHchen  dat.  consliuieren  wir  aber  überall  den  acc. 
der  saclie  ,  statt  des  mlid.  geiu 

ahd.  ilan  (festinaie.)  Illun  sines  thionosles  0.  IV.  9,  15; 
es  ilti  0.  11.  9,  36;  ihts  illun  sie  0.  IV.  4,  30;  tes  sie  ileiit 
N.  Bth.  26.  mhd.  woll  ir  nu  des  tonfes  ilen  Turl.  Wh. 
121'^.  daü  bei  dem  ahd.  ilan  und  dem  folgenden  zilön 
auch  das  persönliche  rellexiv  in  den  gen.  zu  slelin  kommt 
wurde  s.  33   bemerkt. 

ahd.  zilun  (studere.)  thaz  sie  thes  gizilotiu  0.  IV.  4,  6; 
thes  giziluli  IV.   14,  9;  thes  zilutun  IV.  36,  17. 

ahd.  (jähon  (feslinare.)  mhd.  sus  sol  man  prises  gaben 
Parz.  503,  30;  des  gäben  Parz.  580,  18;  der  spile  bat  si 
gaben  Nib.  407,  2. 

abd.  flizan  (sludere.)  ihaz  sie  thes  giflizin  0.  II.  14,  12; 
thes  gillizi  III.  24,  46. 

ahd.  rdman  (lendere.)  thes  honUtes  ramta  0.  I\  .  17,  3. 
mhd.  da  ramet  ich  der  tvUde  Ivv.  398;  ramet  er  des  man 
Iw.  7089;  obe  du  wilt  lere  rumen  Bari.  41,  7;  wildu  der 
lere  ramen  Bari.  279,  5;  rämte  des  chunujes  Rol.  225,  5. 
mhd.  muoten  (appetere.)  ir  (ejus)  muotlen  küene  recken 
Nib.  3,  2  DJ;  nu  enmuotet  sin  nibt  mere  ]\'ib.  2278,  1; 
des  beginnet  er  muoten  und  gern  Flore  4773;  aller  eren 
muoten  u.  gern  Trist.  5681;  daz  ir  mir  deheiner  spräche 
luuolet  Trist.  14725;  anders  sol  ichs  niht  muoten  Ulr. 
Trist.  627.  verschieden  ist  der  acc.  pers.:  do  muote  er 
in  mit  dem   swerte  (ense  eum  petebat)  Iw.  5331. 

mhd.  ivellen  (velle.)  da  ^^il  man  des  man  niht  enwil 
Trist.  12;  er  wil  des  er  niht  wellen  solde  Trist.  1047; 
in  beiden  beispielen  dürfte  der  gen.  auch  von  nibt  ab- 
hängen, das  ahd.  wellan  scheint  nur  den  acc.  zu  regieren 
(Graff  1,  815.  816.)  indes  finde  ich  Wolfd.  1889  merk 
was  wir  dein  (mit  dir)  wollen ,  ahd.  waz  w^ollet  ir  nu  thes 
0.  III.  20,  123,  oder  gehört  der  gen.  zu  waz? 

ahd.  fdren  (atlendere,  insidiari.)  //ie5  wärun  farcnti 
(paslen  auf)  0.  IV.  3,  19;  nob  ir  thes  ui  färet  IV.  22,  60; 
sie  hlrtnil  thines  ferahes  IV.  23.  31.  alts.  that  sje  uses 
drohtines    dädio    endi   wordo   farön    woldun    Hel.   36,   24. 


nomen.     casus,     vom  verb.  ahh.     gen.      657 

mild,  väicn:  dune  solt  Sin  sus  niht  vSrea  Parz.  353,  16; 
done  wolder  ir  niht  varen  Wigal.  8560;  ob  ein  l»jser 
väre  min  Ms.  1,  43^;  si  kan  mannes  herzen  vären  Ms. 
1,  60b;  z,ite  II.  State  vären  (auf  zeit  und  gelegenheil 
passen)  Trist.  11932;  väret  tler  seihen  stunde  Trist.  14555; 
Stades  vären  11800;  ir  spils  begunden  vären  Troj.  614;  er 
wolle  rehtes  varen  Troj.  644;  der  re/tfes  künde  vären  Troj. 
2583;   der  süezen  tninne  varen  Troj.  2492. 

ahd.  ahtan  (persequi.)  thfn  ahtit  zi  nlde  0.  IT.  3,  62; 
abtun  sin  tbie  liuti  111.  5,  7 ;  abter  tliero  Krisles  fianto 
IV.  17,  14.  alts.  ablean  is  aldres  Hei.  21,  13;  is  ablien 
23,  13;  abtien  mines  aldres  95,  5;  eblin  iro  aldres  117, 
20;  tliat  wi  tili  aldres  abtien  williad  120,  23;  tliar  man 
mines  ferhes  scal,  aldres  abtien  I4l,  4;  ferahes  abtiau 
162,  1;  llie  iro  ferhes  tö,  tberu  idis  aldarlayo  abtien 
>veldi  118,  23. 

a\{&.  freson  (leutare.)  freson  is  ferahes  23,  13.  137,  1; 
iinvaro  seolono  fresun  142,  13;  fresuii  min  142,  17; 
lihhes  gilrcsön  161,  31.  das  gotb.  fruisan  regiert  den  acc. 
der  pers. 

abd.  koron  (tentare.)  tbar  koräta  sfn  tber  widarwerto 
0.  II.  3,  60.  alts.  coston:  wclda  is  tbar  lätan  costön 
(tentare)  craftiga  wibli  Hei.  31,  4;  ik  williu  is  than  gi- 
coslun  (gustare)   145,   16;  vgl.  oben  s.  650. 

fandun  (tenlare.)  tbu  ni  scalt  herran  thines  fandön 
ihines  j'ruhan  32,  24;  fandöda  is  J'rohan  32,  11;  fandöt 
min  116,  22;  ßriho  fandun   131,  15. 

aiicli  in  den  liier  zusaniniengeslellteu  verbis  zeigt  sich 
einigemal  nocb  das  i)arlitive,  und  das  zuletzt  angefübrle 
tenlare  bciiilirt  sieb  iiiil  guslare.  wer  brules  billel,  brutes 
bellelt,  beiscbl  nicht  das  ganze,  sondern  nur  einen  ihcil  *). 
der  gen.  bei  diesem  wort  drückt  aber  andrenial  auch  das 
ungetheille  aus,  z.  b.  batb  this  leikis ;  und  ebenso  nebten 
sicli  gairiijan,  frai'bnan  u.  s.w.  auf  das  ganze.  liau[)lun- 
terschicd  von  den  unler  1  bebantk^llen  slrucluren  ist,  dali 
dorl  das  verbum  unmittelbar  auf  das  objccl  gehl ,  hier  häu- 
fig ein  acc.  oder   dal.  der  [lorson  zutrill. 

4.  Verba  des  tvartens,  hütens,  waltens,  pjlejjens,  ge- 
ivohnens.  Iiieibcr  greilen  die  eben  ani;eim'rUtrii  begrille 
des    naclistellons    und    versucbens   über.      denn  füren  und 


•)  (iioscm    ili    |)ittu    yiotes    cntspriclit    aiicli    ilns  finiiz.  jr  (leiiiniidc 
(hl  i>(iiii ,  ila»  liltli.  pratizau  düiiüs  u.  ä.  w. 

Tt 


(358  einfnchcj'    aaiz. 

ahtun  in  gnfom  simi  genommen  l)0(lciilon  auf  ct\vnE  solm, 
aclilen,  und  kuiön  giliiiil  zu  Uit'seu,  das  wicdemm  ^clieu 
ausdrückt. 

sailivan  (vidcre.)  das  siniilidic  selien ,  niil  den  äugen 
scliauen  .  lial  den  acc. ,  das  absiracle  und  iiheiiragnc  \salir- 
-  Jielmicn  ,  aclilgel)en  /.u\v(>ilcn  den  gen.  der  saclic.  alid. 
Ihaz  W'U)  tliaz  ihero  dura  sah  0.  IV.  IH,  6,  die  tliiirwär- 
lerin.  alls.  nienes  ni  sAlnin  ,  wilies  tliie  ^vamscadon  I  lel. 
22,  17,  die  gotllüsen  acliletcMi  niclil  auf  iibeltliat  und  slrafe; 
thü  eälii  tili  selbo  thes  157,  13;  ne  sih  thü  m/ncs  her 
fleshes  (jißhies  14.5,  18.  in  folgenden  nilid.  stellen  aber 
hiingt  der  gen,  von  nilil  ab:  do  si  dni  l)f  ii-  nilit  sach 
Parz.  92,  29;  dun   silisl  des  rehteu  nilit   Parz.  147,  25. 

alid.  xvarlen.  thes  gi\varlell  0.  111.  5,  4:  thes  m  war- 
t^t  II.  12,  83;  sin  wartetun  I.  17,  56;  thin  warten  II.  4, 
59;  ih  gistuant  lliin  warleu  IV.  18,  24;  warlent  iro  vir- 
tiitis  j\.  ps.  47,  13.  alts.  warden  ira  Hei.  10,  5;  thes 
wihes  warduu  24,  19.  126,  24.  127,  10.  nilid.  wartet 
min  Iw.  4308.  geht  über  in  die  Vorstellung  von  erwarten, 
exspectare. 

ahd.  fjouinan.  thar  sie  thes  fehes  goumtun  0.  I.  13, 
14;  ih  thes  scolli  goumen  V.  25,  13  '■^).  alls.  wujijeo  go- 
mean,  fehas  allar  fehle  liel.  12,  7;  thes  hüses  goniien 
126,  24.     des  gotli.  gauinjan   bat   *\cn   dat. 

alid.  hnolan  ^  alts.  buodian  :  thes  hreives  Hei.  169,  14. 
171,  2;  thes  h'chdmen  huodnn  173,  9.  mhd.  hüelen:  sin 
(ejus)  huote  I\v.  3915;  gol  büete  din  l  Parz.  132,  23;  got 
hüete  al  der  ich  laze  hie  Parz.  324,  29;  wer  sei  des  <je- 
sindes  hüeten  j\ib.  176,  3;  des  andern  hüeten  INib.  181,4; 
der  xvunden  hüeten  Nib.  247,  3;  wils  (des  eides)  hüelen 
Nib.  1071,  2.  es  steht  auch  der  acc:  lat  die  tumben 
hüeten  den  küenen  Dancwarleu  Nib.  177,  1  doch  CDJh 
der  t. 

haldan  hat  nur  den  acc.  bei  sich  (s.  599),  nicht  den  gen, 
valdan ,  golh.  mit  dem  dat.  ahd.  wallan  mitogen.: 
desero  hrunnono  bedero  wallan  Hild.  62;  thu  wellis  lintes 
manatjes  0.  IV.  4,  43;  weltis  thü  thes  Hutes  0.  I.  2,  34; 
wolles  waltan  111.  7,  6;  wallan  alles  thes  wunnisamen 
feldes  II.  6,  11;  hirti  iher  shies  fehes  weltit  V.  20,  32; 
thes  grabes  waltan  IV.  36,  9;  ihera  lera  weltit  III.  16,  14; 


*)  und  mit  reflexivem  gen.  niannilili  sin  goume  1.  23,  59.     zusatz 
zu  s.  :^3  oben. 


nomen.     casus,     vom  verh.  ahh.     gen.      059 

•waltest  dero  mähte  des  meres  N.  ps.  88,  10;  unser  \valten 
N.  ps.  65,  11;  ni  niuasun  unser  ^vallan  0.  IV.  5,  14. 
alts.  landes  glwaldan  Hei.  2,  7;  is  giwaklan  7,  4;  liudio 
giweldun  10,  23;  bodio  giwaldaii  15,  16;  Jolkes  giwaldau 
17,  4;  tveroldes  waldan  17,  23;  Averodes  giwaklan  23,  9; 
Jolkes  gevveld  62,  11;  thera  saca  valdan  102,  5;  tfies 
Imses  giweld  102,  24;  thes  riheas  giweld  156,  14.  inlid, 
er  ne  gewielt  5mer  if o?'fe  Diut.  3,  74;  (ßioter  vreiide  ys'a\- 
ten  Iw.  6531;  ich  wils  (dies  walten  Nib.  112,  3;  trmxven 
wichen  Trist.  1805  ;  sines  rehtes  wielte  Trist.  4515;  gerilltes 
•Nvalten  Ms.  2,  152^;  es  walten  Parz.  509,  24;  der  hreße 
wallen  Renn.  6111;  «euzw/tfe  walten  Renn.  6259.  die  ags. 
spräche  schwankt  zwischen  gen.  und  dat.,  in  denselben  denk- 
niälern:  veold  vera  riees  C.  258,  19;  svu  niicles  vealdan 
C.  17,  2;  his  vealdan  C.  17,  12;  vuldres  vealdend  B.  34. 
365;  niamia  ci/nnes  veold  B.  1396;  se  ealles  veold  Creca 
lices  Boelh.  IHS'';  veolde  thisses  niiddangeai'des  Boeth. 
94;  sie  eax  voll  ealles  thiis  vcenes  Boclh.  130;  hiora  velt 
Boelh.  110;  belege  liir  den  dat.  im  verlolg.  das  altn.  valda 
hat  gleich  dem  goth.  immer  den   dat. 

alts.  rudan  im  sinne  von  regere,  ordinäre:  god  wili 
is  alles  radan  Hei.  51,  2.  mlid.  der  neheiner  valscheit 
nie  geriet  (wie  sonst:  wielt)  Parz.  307,  16.  in  den  übri- 
gen dialecten  nur  mit  dem   dat. 

ahd.  ruochan  (curare.)  ni  ruahta  fjoniniannes  mör 
ü.  I.  16,  8;  sin  Sin  ruahla  V.  7,  8;  thes  er  karto  ruachit 
V.  7,  9.  mhd.  ruochen ,  ruochels  got  Parz.  578,  1;  viele 
beispiele  im   wb.  zu  Iw.  s.  350. 

ahd. /)/eY«»i-  (lihortjunero  dato  ni  pligit  man  hiar  0.  V. 
19,  39;  therero  ddlo  plcgan  0.  IV.  24,  28.  alts.  ne  williii 
ik  thes  U'ihtes  plegan  Hek  165,  4.  mhd.  belege  wb.  zu  Iw. 
s.  335;  salel  rümens  pllegen  Parz.  2<S8,  24;  Schalles  Ben. 
436;  des  hohsten  pi-Zses  \A\\>j,G[Vi\rz.  576,  28;  dcrschiltivache 
phlegen  Nib.  1766,  2.  1768,  2;  ir  pllagen  dri  küiiege  ]\ib. 
4,  1;  pllegen  des  hoves  Nib.  10,  2;  (jrozer  eren  pllegen 
]\il).  11,  4;  getvaltes  pilac  AA  igak  8243;  rilerschcße  plle- 
gen Tioj.  12731i;  pllcgt  ir  loiijcs  Parz.  448,  13;  der  miile 
l)llac  INls;  2,  249^  uhd.  veraltet  der  gen.,  den  noch  liulher 
überall  braucht,  luul  der  acc.  wirii  gesetzt.  mhd.  ver- 
p/h'(jen  (desuescere):  alles  des  veipllar  Iw.  5338;  miitne 
er  inuoz  verpllegeu  Parz.  495,  8;  des  shjes  hole  verpllegeu 
Paiz.  688,  16;  do  man  ezzens  da  verpilac  Parz.  698,  15. 
ahd.  spnlgen  (coiisuescere)  :  des  sie  spulgenl  N.  |)S.  72,  15. 
nduk  dere  sitie  l)ruo(ier  spulglen  Diiil.  ;i,  90;  sie  spulgct 
einer  misseldl  Troj.    L>'i49  ;  .spulgl    man   iles   Kenn.   7216. 

1  l   2 


660  einfacher  satz. 

mhd.  wonen  (nssiiefierl) :  siner  site  snlt  ir  woneii  Parz. 
474,  20;  ir  viiime  wonen  Pajz.  494,  20;  (jih-tens  \vonen 
Parz.  IG  1,  14.  ivewr^u  (assuefacerc):  sicli  briiclifs  weiifn 
Troj.  12S.50;  sich  urhujes  wenen  Troj.  6273;  fiicli  hazzes 
wenen  Wallli.  Gl,  1;  luicli  hüsseus  \vene  Par/,.  130,   14. 

an  jenes  warten  sclilieüen  sicli  die  begrilfc  der  erwar- 
lung,  hofiuing,  des  glanbens. 

gülli.  heldan.  anl/iaiiziih  bcidainia  INIallli.  11,  3;  bei- 
aandsthluil(m(f(iiuijäsg[\[hs  M.irc.  15,  43;  bcidruulaiis  Zaka- 
rnnsljuc.  l,  21  ;  bcidaiuds  lalhöiiäis  liuc.  2,25  ;  i»en«i.'«  gcraih- 
teins  beidain  Gal.  .5,  5.  n]n\.  p/lan  und  peitön  :  ih  peil  tfn  N. 
ps.  24,  21;  pil  kotes  26,  14;  «/tf/^re-s  beilunies  T.  .Maüh.  11, 
3;  thes  m  l)eidudun  Ludw.;  S/nes  worles  beitiuil  0.  V.  20, 
60.  mild,  ir  beten  er})iten  i\ib.  1816,  2;  icli  niiioz  des 
tages  liie  bilen  l\v.  6158;  des  si  da  biten  Iw.  4'Jl5;  er 
wolde  sfn  biicn  Iw.  956;  er  well  shi  btlen  Parz.  148,  11. 
alts.  hidanz  bed  torhtaro  tecno  llel.  25,  21;  tliea  lango 
bidun  tninura  helpa  108,  17;  bed  thero  torohleon  tideo 
t27,  24;  nu  ni  thiirbhiin  gi  bidan  leng  yewilscepies  155, 
19;  bed  im  biniilo  rfkies  170,  7;  bidun  sulihero  htiota 
173,  6.  ahn.  hidha:  beidli  bann  sinnar  liosrar  avdnar 
Sa!m.  134^ 

nibd.  ivarten.      ir   warten    vor   dem    buse   alle   SJfrides 
man    Nib.    776,    4;     iclin    warte    ixver  niht    nie    Iw.    2944. 
nhd.  eines  Avarten ,   aber  einen   erwarten, 
nbd.  eines  harren. 

ebd.  (jidinijan  (sperare) :  gedingest  tu  shermes  N.  ps. 
90,  4.  nihd.  des  dinge  oucli  ich  Mar.  116.  häufiger  mit 
den  präp.    uf,   an. 

goth.  venjan  (sperare)  mit  dem  acc.  Luc.  7,  19.  20. 
ICor.  13,  7.  alid.  xvänan:  wanili  nu  thes  0.  11.  14,  58; 
wäntun  harto  thes  111.  20,  140;  wer  mag  wänen  thes 
V.  20,  83 ;  ne  wanenl  ir  bezzeren  dingis  N.  ps.  96,  12. 
alts.  xvdnian:  ni  wanua  lengron  libes  68,  17;  hbes  ni 
wandun  121,  16;  Jerahes  ni  wanduu  lengiron  libes  Hei. 
97,  5;  ni  wanda  thes  9,  13;  ni  waiiiat  gi  thes  42,  20; 
ihar  siu  iro  nidhskepies  waiiit  57,  4;  is  wanie  80,  15. 
thA  thik  biwänis  ivisaro  tre^vöno  Hei.  143,  10.  das  mhd. 
warnen  hat  mehr  die  bedeutuug  von  exislimai-e,  und  wird 
meist  mit  conjunclionen  construiert.  selten  mit  dorn  casus: 
wände  des  Troj.  6139;  ich  w.vn  des  Parz.  592,  2o. 

goth.  galdubjan  (credere)  mit  acc.  der  Sache  ICor.  13,  7. 
alid.  gilouban  mit  objectivem  gen.  \Hid  meist  persönlichem 
dat.:  gilüubel  Wortes  mines  0.  V.  4,  56;  giloubi  mir  thes 


iioine/i.     casus,     uom  perb.  ahh.     i^eii.       56 1 

xvortes  0.  V.  7,  4;  giloubet  tlies  mir  IV.  19,  53;  gilou- 
bemes  thero  dato  111.  26,  4;  giloubtim  tharo  sinero  worto 
IV.  12,  22;  ni  giloubit  thes  (jiscrihes  V.  9,  44.  alts.  gi- 
lobean:  waroro  wordo  Hei.  52,  17;  gilubiat  gi  thts  141, 
22;  thes  ni  gilöbiad  ini  these  liudi  153,  12;  thes  gi  gilubian 
sculiiu  172,  27.  das  nihd.  gelouben,  iihd.  glauben  haben 
acc.  der  sacbe,  ]Ms.  1,  1«»  er  sündet  swer  des  niht  geloubet, 
hiingl  der  gen.  ab  von  niht.  man  unterscheide  von  jeneffi 
ahd.  einem  und  eines  gilouban  die  redensarl  sih  eines  ge- 
louban  (sich  eines  ablhun,  eulhalten.) 

5.  Verba  der  innern  empfindungen  des  hürens ,  ßihlens, 
denkenSf  {jedenkeus  ,  vergessens ,  Aer  freude  und  tvauer 
stellen  ihr  object  in  den  gen. 

gotli.  hmisjun ,  häusjon.  Ulf.  verbindet  mit  diesem 
wort  dreierlei  casus,  den  dat.,  wenn  es  auf  eine  person, 
den  acc.  und  gen.  wenn  es  auf  eine  sache  geht.  belege 
für  den  dat.  erfolgen  bei  der  abhandln ng  dieses  casus, 
der  objective  acc.  ist  häufiger:  hausjand  thala  vailrd  aaov- 
aiDOi  top  Xoyov  Marc.  4,  16;  liansjands  thala  vai'ird  axavaus 
TOP  Xöyov  INIarc.  5,  36  ;  hausideduth  thu  vajamerein  i]v.ov- 
aaTS  %ijs  ßX(xgrp')]f<i'ag  Marc.  14,  64;  hausida  gulein  i'jxovoe 
TOP  aonuofiöp  Luc.  1,  41 ;  liausjandans  thata  ciy.ovopres 
tuvxa  Luc.  4,  28;  hausjands  vaurda  meina  av.oviop  fiov 
Tinp  Xoyup  Luc.  6,  47;  stibna  is  gahausidedulh  (f,o)Pf]P 
aviov  aX7]H0UT€  Joh.  5,  37;  thuei  hausida  yv  Ü.y.mtGu  Job. 
H,  40;  hausida  iincfvethja  vaurda  liy/.ovaev  (cöl)7;iu  QTjm'ia 
II  Cor.  12,  4;  ihuui  hausideduth  ob  tjnovouTe  Col.  1,  23. 
belege  für  den  gen.:  hvas  mag  ihis  h;iusjun  ?  tlg  övvaTdi 
avzov  a'/.ovetP  Joh.  6,  60;  haiisjandans  thize  vaürde 
axouociPTii;  top  XoyoP  Joh.  7,  40;  slibiws  meinäizos  haus- 
jand T'tjc:  (f)0)pijg  /tov  ir/.ovoovoi  Joh.  10,  16;  hauseitli  slihnos 
nieinäizos  dy.ovet  fiov  T}';s  ffcn'ijQ  Job.  18,  37.  der  griech. 
Wechsel  beider  casus  stinunt  also  meist  zu  dem  goth.,  be- 
dingt ihn  aber  nicht,  umsowenigcr  als  auch  der  gi-.  gen. 
in  den  goth.  dat.  übeiti'agen  wiiii ,  wenn  er  persiiidicli 
ist.  auch  ahd.  überwiegt  der  acc.  weit,  bei  IN.  in  den  ps. 
lierscht  ei-  durchgängig,  doch  hat  0.  noch  den  gen.:  sinero 
avorto  er  luala  filu  harto  II.  9,  57.  alts.  heiidin  is  qihod- 
.s<7yj/es  llel.  69,  6;  hurien  ni  vveldun  is  fjihodscepies  81,  16; 
ne  wolda  thero  judeono  thuo  leng  tfelpes  hurian  ,  wr<?tharo 
iviUion  122,  4;  ni  woldun  Cristcs  gerno  gihorian  129,  2, 
in  welcher  stelle  ich  jedoch  der  hs.  den  vor/ug  gebe,  die 
nach  ('risles  word  einschaltet,  und  den  gen.  davon  ab- 
hangig   macht.       denn    sonst    \NÜrde    lieber    tler    dat.  Crible 


^52  einj'aclier  salz. 

steliti.      heim  inlid.  luritMi    liabc    icli   überall   bloU    den   acc 
angelroHeii. 

ahd.  Juo/«?t  (sciilirc):  fiialen  wir  e.v  liarto  0.  HL  17,26; 
ei  luaila  sar  thts  (juales  III.  14,  28;  tves  er  fiialla  III. 
20,  110;  Utes  ili  ollo  luaila  IV'.  31,  34.  alls,  gifuolda  iro 
ßijnes  Hei.  168,  25;   thes  gifuolian   169,  8. 

mild.  enpJSiiden :  als  er  der  tolxvunden  relite  liet  cn- 
pruiiden  l\v.  1051;  dö  er  der  liet  enpriinden  l\v.  5412; 
des  ich  dA  wol  enpünde  Nih.  297,  3;  der  wunden  Q:n))\\Tii\\L 
]\ib.  1989,  1.  alul.  inßndan  :  inliiidoiil  iro  N.  Blh.  259; 
inlindent  iro  leides  Blli.  62;  ne  inlindeiit  lero  richun  lide 
des  frostes  uielit  na?  -Blb.  122. 

gotli.  ihayhjau  (cogitare)  kommt  mit  objectivem  gen. 
nicht  vor.  alul.  denchan:  tliu  Krist  thes  wolta  thenken 
0.  III.  20,  56;  sie  llialitun  tliero  ivorto  V.  10,  9.  alts. 
ihenkean  tliero  thintjo  Hei.  9,  24;  sie  is  ne  willead  an 
iro  luigi  llienkean  52,  14.  mhd.  mislicher  mxiose  er  gedahte 
Diiit.  3,  71;  dähter  des  Parz.  392,  27;  du  gedaht  ich  des 
zehant  Iw.  630;  ir  sult  gedenken  wes  mir  swuor  i%ver  liant 
Nib.  562,  1;  als  iclis  da  vor  gedahteWigal.  2733  ;  sich  beden- 
ken :  ich  han  mich  des  bedahl  Parz.  402,  8.  nlid.  ich 
denke  dein-^  gedenke  dieser  suche,  mhd.  auch:  wes  was 
iu  gedaht?  (woran  dachtet  ihr)  Iw.  1493;  wes  ist  iu  ge- 
daht?  Mafsm.  denkm.  76. 

goth.  hugjan  (cogilare,  piilare)  kommt  nicht  mit  dem 
gen.  vor.  ahd.  hiigi  thei-a  thineru  (jiscefti ,  liugi  mines 
■Wortes  0.  I.  2,  26.  27;  hngl  thero  ivorto  0.  II.  9,  93; 
gihugit  thes  ii-a  Haben  kindes  111.  l,  36;  hugi  thes  IV.  23, 
31;  kehlige  unser  N.  ps.  43,  25.  alls.  hn()(jian,  (jihtig- 
ijian:  luigid  is  Hei.  75,  15- fcires  luigdun  116,  4;  gihugde 
thero  wordo  152,  18;  that  thu  min  gihiiggies  167,  21; 
üiliussian  thero  ivordo  172,  18.  it  gihiiggien  77,  8  viel- 
leicht  zu  ändern  in  is.  ahd.  auca  sih  pihiicjan  :  sie  be- 
hugent  sih  sin  N.  ps.  21,  28. 

gülh.  gamiinan  (meminisse):  gamunan  triggvos  veihai- 
züS  seinaizos  fivr^a&i^rui  ^ia&t']y.i;g  ayiag  uviov  Luc.  1,  72; 
gamunands  armahairleins  fivr^o&fjvui  lliovg  Luc.  1,  54; 
gamuneilh  auenais  /nv};fioreveTS  ii;s  yvvaiy.os  Luc.  17,32; 
ganuineilh  this  vaürdis  /tiry;j((orvtere  %ov  /.vyov  Job.  15, 
20.  aber  auch  mit  acc:  gamunda  lliata  vaurd  urs/irt'jnd^/j 
lov  gr/tciTOS  Älarc.  14,  72;  allala  mein  gamiinandans  sijuth 
-närju  /Aov  fiifivr^o&e  I  Cor.  11,  2. 

mhd.  sinnen  y  sinn  und  gedanken  auf  etwas  richten, 
nach  etwas   trachten,    folglich    in    die  unter  3  aufgeführten 


noinen.     canus.     vorn  vtrh.  abh.     gen.      663 

verba  übergeiicnd :  die  unser  frouwea  iiuunent  und  ir  <jfMrt'- 
tleu  sinnent  Mar.  127.  nilid.  sich  eines  verrinnen  W  igal., 
und  das  nlid.  sich  eines  besinnen. 

uhd.  ertvähnen  (coninieniorare)  mit  gen.  dio  bedeulung 
ergibt  sich  aus  dem  mlid.  waeneu  (pulare,  exislimare) 
s.  .  . 

ahd.  inkezan  (Intelligere,  cognoscere) ,  mit  acc.  oder 
gen.'i*  das  ags.  onijitun  liat  den  acc:  thone  grundvong  13. 
2992;  clifu  B.  3819;  gealdor  5883.  bei  dem  alid.  tVAeirtit, 
farkezan  (oblivisci)  findet  sich  der  gen.  überall :  er  ne  fer- 
gizet  dero  armun  (jebetes  N.  ps.  9,  13;  ne  ^virt  fergezea 
dero  (irmon  9,  19;  ne  irgiz  dero  armnn  10,  11;  ziu  er- 
g;lze  du  viin?  41,  10;  ne  irgäzen  wir  din  43,  18;  ubc  wir 
irgazen  unseres  gutes  namen  43,  21  ;  irgizest  unserro  tin- 
ehle  43,  24  u.  s.  w.  mhd.  daz  inhi  got  su  lull  vergezzen 
Diut.  3,  93 ;  sines  tronmsheiden  er  vergaz  ,  er  irgaz  trin- 
wen  iouch  maniger  riuiven  Diut.  3,  97  ;  der  scenche  des 
alles  ergaz  3,  97;  der  sporn  si  niht  vergazen  Parz.  263, 
12;  \ergezzen  der  eren  nun  Nib.  149,  3;  des  er  doch  sit 
vergaz  Nib.  383,  12;  wb.  zu  I\v.  s.  484.  nhd.  zwar  noch 
mit  gen.,  doch  liei'sclit  der  acc.  vor.  aUs.  ijodes  ni  for- 
gati  Hei.  7,  19;  forgatun  godes  rtkies  110,  13.  der  goth. 
ausdruck  nfariniinnön  kommt  wenig  vor,  luid  steht  Ware. 
8,  14  ohne  casus,    Phil.  3,  13  aber  mit  dem  dat. 

nhd.  sich  erinnern,  mit  gen. 

ahd.  sih  niolön  (gaudere.)  niotut  er  sih  iibes  ü.  1.  16, 
20;  hih  niotu  J'rinves  mtinles  IL  12,  70.  nuiazin  (unsih) 
thes  himilnclics  niolön  1.  28,  15.  alls.  thu  thi  (?  lliik) 
giniüdun  jiiusl  hiuiilr/kies  Ifel.  100,  22.  das  mhd.  sich 
nieten  nlnunl  oft  die  auch  dem  lat.  gaudere  eigne  abstracle 
bedeulung  des  bU)t^<-'n  habens  oder  pllegens  ,  dann  aber 
die  des  vollen  habens  »uid  ersiilligcns  an:  du  soll  dich  si<e 
nieten  Parz.  127,  19;  ir  müesl  iuch  mantjels  nieten  135, 
30;  midi  lache  lüelen  324,  18;  ir  iuch  des  nietet  402,  16; 
künde  sieb  des  nielen  725,  9;  unz  er  sich  ir  genietet  hat 
Kl.  nach  1522;  des  kumhers  wil  ich  mich  gonlelen  Ms.  2, 
92*;  wil'  suhl  uns  beide  nielen  mnnifjer  wunueclicher  ztt 
Ulr.  Tiiöl.  84;  tnani(jes  kiiinhers  niele  sich  Frib.  Trist. 
6424;  wolt  ich  mich  der  schiifli'  nielen  Tit.  165,  4. 

ahd.  sich J'r('iv<(n  (laelail.)  ihcs  uu'ines  was  sich  IVewenli 
0.  1.  4,  83;  er  llus  sih  muasi  Irowun  111.  18,  50;  slall  des 
bili  auch  einen  andern  acc:  Ihes  frewlla  er  hiigu  sliian  111. 
18,  51.  jnlid.  sincr  eren  vreulen  si  sicli  alle  Ivv.  2616; 
des   vreulc    sie    sich  Iw.  5388 i    do    nurre  vieuie  sich  diu 

9 


664  einfacher  salz. 

niagl  lv\.  5855;  den  vreii  ich  mich  J\v.  5023;  des  vrcut  Ich 
mich   \\\.  6163;    vreulen  sidi   '\v  jiuje.ni  Iw.  6527. 

ah(i.  sih  j)l/'d((u  (laetari):  er  hlülla  sih  lltes  ü.  III.  18, 
49;    auch   lltes   bluller  herza  stiiaz  IJl.   18,   52. 

golh.  sveijnjan  (exullare)  kommt  nicht  mit  objeclivem 
casus   vor,  Luc.  l,  47.   10,  21.  Joh.  3,   35. 

goth.  faginuH  (gaudere)  stellt  die  Sache  in  den  dat., 
das  ahs.  f'aganoii  aber  in  den  gen.:  fagonude  f/jes  Hei.  93,  7. 

ahd.  sih  mendan  (gaudere):  sih  himilriches  men(\(lii  0. 
II.  12,  36;  thaz  sih  es  %vorolt  mende  II.  12,  38;  thaz  un- 
ser muat  sih  nieiidc  sulichera  rusli  V.  2,  5;  mendit  sUi  der 
erou  W.  55,  9;  mendeut  sih  dhiero  praedicatioiiis  W.  78,  3. 
alts.  mendian ,  ohne  sich:  thes  tinnyes  mugun  mendian 
Hei.  16,  3;  thes  mendendia  sind  166,  1;  des  mendent  ir 
N.  ps.  46,  2. 

die  goth.  saürijan  (lugere),  (jdunön  (moerere)  erschei- 
nen nicht  mit  casus  des  objecis.  ahd.  suorgen  mit  gen.: 
er  suorgata  thero  xvorto  0.  II.  9,  46 ;  suorgeta  thero  thingo 
IV.  21,  2.      mhd.  des  ir  da  sorget,  des  sorgich  Iw.  4738. 

ahd.  mornen  (moerere)  :  thera  snrächa  mornenti  0.  I« 
4,  83. 

ahd.  Untren^  mhd.  trüren  wären  des  gen.  der  sache 
fähig;  ich  stoße  auf  kein  Beispiel.  JNib.  2289,  4  steht  die 
präp.  unibe. 

6.  Verba  des  helfens  und  schonen s ,  deren  begrif  vor- 
zugsweise auf  persüuen  geht,  haben  statt  des  acc.  gern  gen. 
oder  auch  dativ. 

hilpan  (juvare.)  s.  614  ist  gezeigt,  wie  im  hd.  bald 
acc.  bald  dat.  pers,  folgt,  es  heitU  :  waz  hilfetmic/t?  iver 
Lilfet  mir?  wenn  eine  sache  hilft,  scheint  richtiger  der 
acc,  wenn  eine  person  ,  richtiger  der  dat.  zu  stehn.  also: 
dhazs  ir  man  wardh  wordaii ,  unsih  hilpit;  ni  hilfit  imvih 
thiu  ila;  ungenau  K.  du  hulfi  inih  statt  mir,  ungenau  wol 
Hartm.  ouch  hilfet  im  der  mäuschin  Iw.  2135  statt  in. 
ist  das  subject  persönlicli,  so  findet  sich  sehr  häufig  auch 
die  Sache  ausgedrückt,  wozu,  wobei,  worin  geholfen  wird, 
und  diese  steht  immer  im  gen. :  hilf  mhies  werches  (fac 
mecum)  N.  ps.  108,  21;  thaz  sliumo  sie«  gehulfm  (daß  sie 
schnell  der  sache  abhälfen)  0.  III.  18,  70;  mhd.  ist  die 
formel  einem  eines  helfen  geläufig:  helfet  mir  der  reise 
Nib.  63,  1 ;  so  hilf  ich  dir  der  reise  Nib.  64,  2 ;  daz  man 
Hildebrande  siner  hreße  hülfe  widere  Rl.  1056;  dem  ich 
helfen  sol  der  riterschaft  Parz.  150,  25;  nu  helfeiit  dirre 
meide  mir  Parz.  327,  14;  als  helfe  mir  got  des  eidcs  Karl 


iiomeii.     casus,     vorn  perb.  abh.     gen.      665 

95*  dagegen  kommt  die  formel  einen  eines  helfen  nicht 
vor.  sollte  bei  sachlichem  subject  dat.  der  pers.  und  acc. 
der  Sache  zulässig  sein?  Parz.  434,  30:  daz  swert  gelialf 
im  priss  hejac.  aber  dann  könnte  auch  in,  also  doppelter 
acc.  stehn  i'  lieber  halte  ich  bejac  für  einen  seiner  llexiun 
verlustigen  gen.  (wie  Swarzwalt  s.  465),  -weil  ihm  ein  an- 
derer gen.  unmittelbar  vorausgeht  (wie  s.  652  bei  bejac.) 

der  ahd.  oder  nihd.  gen.  bei  helfan  ist  demnach  stets 
ohjectiv.  die  goth.  spräche  hat  aber  auch  einen  persön- 
lichen gen.,  statt  jenes  hd.  dat.:  hilp  unsaral  ßor^d-rfiov 
r]fiiv  INlarc.  9,  22;  gahalp  theina  fßo't]d-r^oä  aoi  II  Cor.  6,  2; 
hilpan  ize  avXXaßeO'd-ai  avjoig  Luc.  5,  7.  merkwürdig 
Marc.  9,  24  hilp  meindizos  ungalchiheindis  ßoi';&£t  jtiov 
vij  uiiioriat  wo  der  Golhe  nicht  dem  gr.  text  folgte,  son- 
dern dem  lat.  adjuva  incredulilatem  meam.  der  goth.  gen. 
Ist  hier  zugleich  ol)jectiv  und,  wegen  des  possessivs,  per- 
sönlich, zwei  gen.  ließen  sich  nicht  wol  häufen  (liilp 
nielna  thizus  ung.);  enger  dem  gr.  text  angeschlossen  hatte 
sich  diesmal  die  ahd.  Version :  hilf  mir  des   ungiloubin ! 

auch  alts.  gilt  bei  helpan  perschilicher  gen.:  that  is 
waldandes  barn  helpan  weldi  llel.  61,  23;  welda  is  helpan 
thuo  164,  10. 

goth.  freidjan  (parcere)  in  der  regel  mit  acc.  astans  ni 
freidida,  thuk  freidja  Rom.  11,  21;  izvis  freidja  I  Cor.  7, 
28.  und  II  Cor.  12,  6.  13,  2  ohne  casus,  doch  freidjands 
izvara  (piid'öfisvog  v/itöJv  II  Cor.  1,  23. 

goth.  hleibjan  (juvare,  parcere)  Luc.  1,  54  mit  dat., 
ebenso  das  ahd.  lipan ,  alln.  hitfa. 

mild.  st'/toMeit  (parcere)  übciallnilt  gen.:  scontc  shierwilze 
Rol.  65,  15;  kunnet  ir  niht  Jursten  schonen  Parz.  415,  21; 
min  gerne  möhte  schonen  Parz.  719,  25,  sch<3nen  ir  und 
aller  wibe  Wh.  83,  2;  deheiner  liost  er  Schunde  \>  h. 
204,  10;  op  si  triwe  künden  schuncn  \A  li.  380,  28;  sin 
wirl  übel  an  dir  geschunet  Karl  55-' ;  und  //•  (eorum)  liitzel 
schunet  Karl  80**;  swie  lange  ir  gol  sihuncl  IUmu»,  6810; 
sciiune  du  min,  so  schone  ich  di'n !  Kenn.  7576.  nlnl. 
bei  personen  wol  noch  der  gen.:  schone  meint  bei  Sachen 
den   acc:   die  kleider  schonen. 

ahd.  sparen,  mhd.  sparn ,  nhd.  sparen  nuv  mit  dem 
acc.  gehl  auch  meist  auf  Sachen  (reservare,  reliuoro\  selten 
auf  personen;    doch  Ludw.  lied   69   mih  selbon    ni    sj)aruli. 

goth.  gaveison  (visitare) :  gaveisoth  nnsara  rjienxtii>u70 
i]ftäs  liuc.  l,  78;  gaveisöda  manaijeins  seindizös  y;itnxt- 
ilfcno  tov  luov    aviov  Luc.  7,   16.      ahd.  ist  er    nii    unser 


666  eutjacher  satz. 

wisiHili  0.  I.  10,  24;  wisoii  heimoi-tts ,  eifjunes  lautes 
ü.  1.  21,  G;  Nvtsuii  thes  skalhcs  IJl.  3,  23;  \%i,st")iiit  iniii 
V.  20,  f8.  T.  INlaltli.  25,  36.  43;  siii  selbes  riches  vvisuii 
V.  16,  1;  liier  haf'les  man  ni  wisöt  V.  21,  11;  wisiist 
sin  N.  \)S.  8,  5;  wisötost  sin  N.  ps.  16,  3;  -wisu  unser 
N.  118,  26;  dero  erdo  ivfsötost  N.  ps.  64,  10.  verschie- 
den ist  ^Vlsall  (ducere)  mit  acc.  der  persoii ,  und  gen.  der 
Sache,  das  ags.  (juntosian  (visilare)  hat  pcrsöiilichen  acc, 
das  alls.  ivison  den  gen.:  wisun  thes  xverodcs  ilel.  112,24; 
liiideo  121,  22;  wisöduii  min  134,  14;  min  siokes  nvisüu 
135,  13. 

auch  ein  ahd.  suochan,  in  der  bedeutung  von  visifare, 
mit  dem  gen.  wäre  möglich;  alls.  mit  acc:  Uiidi  suokean 
Hei.  121,  24.  mhd.  uns  suochen  ISib.  14S,  2,  wie  iihd. 
besuchen  j  heimsuchen. 

mhd,  ziehen  (educare)?  zocli  min  din  muoter  Parz- 
141,  13  D;  für  das  aufgenomimie  mich  spricht  der  sonst 
überall  übliche  acc:  man  zöcli  in  Nib.  24,  1;  ez  ziehen 
Nib.  662,  7;  ez  zöch  \\  igal.  1234;  ziuhel  sich  I\v.  2738; 
kint  erziehen  Wli.  23,  26;  kindelin  ziehen  Giidr.  573,  3. 
Trist.  1482;  ziehe  iuwer  edel  fruht  Troj.  5994;  ziehen 
daz  gesiebte  Troj.  6005.  denkbar  aber  wäre  jener  gen., 
bei  dem  freilich  sehr  verscliiednen  begrilTe  vohiehen  (ad- 
implere)  schwankt  der  objeclive  casus  zwischen  dat.  und 
gen.:  volziehen  dem  muote  Iw.  2908;  sinem  muole  volle- 
zuge  Trist.  4519;  des  volzietien  iwer  niagede  ]\ib.  348,  19; 
des  volzöch  frou  Hilde  Gudr.  572,  4.  desgleichen  bei  vol- 
varn :  dem  muote  vollevar  Trist.  4443;  des  er  volvuor 
Iw.  896. 

7.     Gen.  bei  brauchen   und  fohjen. 

golh.  brukjan :  allai  dinis  hhiibis  iah  äiiiis  sliklis 
brCikjam  I  Cor.  10,  17;  manacjäizus  baltheins  brukjaima 
1  Cor.  3,  12;  leihtis  brühta  (levitate  usus  sum)  II  Cor.  I,  17; 
skeiris  briikjands  vaürdis  Sk.  41,  9;  is  bruki;üdau  Col. 
2,  22.  einmal  aber  auch  der  (instrumentale)  dat.:  judai- 
visköm  ufarranneinim  jah  sinteinö  daiipeinini  brükian  Sk. 
41,  16.  ebenso  ahd,:  ])ruc]ian  cocowelfcliü  niezzü  (uli  omni 
modo)  R.  38**;  si  prachanli  Jsarne  (utalur  ferro)  K.  39^. 
hingegen  mit  gen.  so  brache  lier  es  lango  Ludw.  lied  12; 
des  ich  scolta  gebruchan  W.  71,  14;  des  tvintemodes  ge- 
brucbau  W.  76,  14.  mhd.  erscheint  das  wort  nicht  oft, 
bald  mit  gen.:  der  kunnen  si  gebrücheu  L'vl.  138^,  bald 
acc:  brachen  swacheu  soll  Troj.  11251.     zueifelhaft  Gudr. 


nomen.     casus,     vorn  verb.  ahh.     ^en.      667 

1385,  3  ^  iclis  iucli  laze  brachen,  nlid.  hrauchen^  (fe- 
hrauchen ,  nur  niit  acc. ,  sich  bedienen  mit  gen.  alts. 
brucan  alles  thes  öthvelon  HA.  33,  8;  tliat  sin  iro  harnes 
brucau  niusli  92,  17.  93,  7;  tliat  sie  daejes  liohtes  brücan 
niustin  110,  1;  lätan  ina  brucau  fort  ferahes  161,  34. 
ags.  duijudha  brucau  C.  161,  13;  häines  273,  18;  metes 
Job.  4,  9. 

ahd.  folgen  (sequi)  mit  gen.  der  Sache,  oft  auch  dal. 
der  peison.  folge  mines  rätes  N.  Bth.  18.  mhd.  des  volge 
ich  Parz.  674,  17;  des  volgete  im  der  grave  Wigal.  8223;' 
des  volgete  er  der  \virtinne  Flore  3033 ;  doue  ^volt  er« 
niht  volgeu  I\v.  7335;  des  wart  gevolget  Trist.  11144; 
des  enwollen  niht  volgcn  Gudr.  780,  1 ;  der  rede  im  do 
gevolget  wart  Wigal.  8134;  uu  volge  miner  rwte  Parz. 
499,  26.  Ls.  3,  219;  nu  volget  miner  rtete  Gudr.  591,  4; 
volge  mines  rutes  Oieud.  3266.  3606;  der  mines  rätes 
gevolget  litcte  Morolt  8'*.  Hartm.  aber  sagt:  so  volge  minie 
rate  Iw.  2131;  swer  volget  guotem  rate  I\v.  2153;  volget 
ich  iwerme  rate  Iw.  6155;  gleichsam  den  rat  personilicie- 
rend.  ebenso  nhd. ;  die  Sache  wird  prapositionell  ausge- 
drückt, einem  in  einer  sache  folgen,  alls.  folgö  thi  mi- 
naro  ferdi  (sequere  nie)  Hei.  101,  7  und  hier  steht  der 
dat.  tili  rellexiv. 

8.     Verba  des  beginnens,   sich  erkühnens  und  ahnliche. 

ahd.  biifinnan.  es  bigituian  0.  I.  1,  76;  es  biginnö 
I.  1,  81.  95;  thes  bigiunen  i.  1,  109;  biginnes  thes  thines 
heiminges  I.  19,  6.  alls.  biginiüt  gnadaro  werho  Ilel. 
106,  17.  mhd.  eines  sites  si  du  begunde  INlar.  65;  be- 
ginnet ir  der  spil  Nib.  442,  5;  swes  man  ie  begunde  Nib. 
131,  1;  sis  begunden  l\v.  6990;  der  si  begunden  Ivv.  7258; 
du  si  der  vurl  begunde  Iw.  7'J45  ;  sives  ich  wolde  ic  be- 
ginnen Bari.  218,  8;  des  ich  nie  bcgan  'Irisl,  2365.  das 
golh.  duginnan    erscheint  nicht  mil  siichlichem  casus. 

die  mhd.  heben,  aue  heben,  ul  heben,  vaheii,  gev;ihen, 
im  sinn  von  incipere  rcgieien  den  acc.  der  Sache;  ebenso 
die  nhd.  anheben,  anfangen. 

mhd.  ane  gdn:  swes  ir  wellet  ane  gau  Trisl.  12140. 
sich  begdn  (abgeben,  beschäftigen  mit  etwas):  wes  ir  iuch 
heget  Parz.  438,  27;  daz  ir  iuch  hanj'es  nilil  hcgat  l'lore 
3117;  daz  ich  mich  mines  houf'fS  lniiaiiiic  l'ioie  3518; 
sich  ronbes  boi;cn  lleiui.  ()8ll;  ihi  luVst  thch  hranher  spise 
begangen  (»reg.  2678.  sich  an  nemen:  des  iv  iuch  neniet 
an  Flore  3118;  der  drier  J'riunde  nam  suii  an  I5arl.  120, 
24.     nhd.  sich  einer  sache  anuehnieu. 


668  e'mfdcher  satz. 

mild,  sich  ^inihinvindeu :  niines  luiides  icli  midi  uu- 
(lerwaiit  l'arz.  I4fj,  21;  sich  iiiulerwant  siutf  am/'en  \>  i- 
gal.  9005;  des  Icnahcn  iiii(ler\viiiiclen  sich  'Iroj.  .5'J'JO  ;  du 
icli  mich   dar  xvoUjeldufii  underwant  Ms.  2,    108^. 

lihd.  sich  iinterfatKjen  eines  diiiRcs. 

mhd.  6it7t  beließen  (befassen):  wiltu  dich  des  behefleu 
Ms.  2,   10''. 

ahd.  hilhihan  (efficere,  promovere?):  wilit  es  bilhilian 
0.  I.  7,  27;  ni  mag  ihes  hüaes  wiht  bilhihaii  IV.  30,  14, 
wo  der  gen.  aiicli  von  wihl  abliuiigen  konnte.  alts.  su  is 
elcor  ni  ihorsli  bithtlian  mann  llel.  167,  4. 

goth.  «nauaMf/yan  (andere),  kommt  nicht  vor  mit  casus; 
seltsam  ist  die  fast  entgegengesetzte  bedeiitung  von  ganaiithjan 
iiavEiv  Luc.  5,  4,  während  das  ahd.  kinindan  und  kinen- 
dnn  immer  andere  ausdrückt:  todes  ginand  0.  I.  2,  12; 
sie  thes  ginenden  0.  II.  12,  36;  thes  sar  nu  ihn  ginendes 
0.  111.  4,  28.  insofern  der  kiihnangreifende  bewältigt  mid 
bezwingt,  bringt  er  auch  zur  ruhe,  das  ags.  genedhdou 
C.  214,  17  scheint  subjugarunt,  und  tudes  ginand  kann 
sowol    heißen     mortem    adortus    est    als    oppressil ,  vicit. 

ahd.  sih  gihertan  (indurare):  er  herzen  sih  giharla 
(indnravit  animum,  falUe  sich  ein  herz)  0.  IV.  17,  2; 
niuates  thih  giliartis  IV.  13,  18.  ebenso  conslruiercn  miisle 
irpulden  oder  sih  irpoldan  und   ähnliche. 

ulid.  sich  erdreisten,    erkühnen,    unterfangen. 

9.      Verba    des    sagens ,    antwortens,     schivörens ,    Ver- 
sprechens, dankens ,  lohnens. 

ahd.  jehan  (faleri,  affirmare),  jali  thu  sines  selbes  dato 
0.  III.  14,  42;  jehent  dero  sundön  N.  ps.  146,  7;  ih  jeho 
gote  Ulmes  unrehtes  N.  ps.  31,  .5;  sie  jehen  iro  unrehtes 
N.  ps.  46,  4;  daz  ih  iemer  din  jehe  N.  ps.  118,  11; 
ni  iahun  e5  T.  143;  bigehente  iro  santönu  T.  13,  12; 
thie  mih  (:'  mm)  bigihit  thes  bigihu  ih  T.  44,  22, 
mhd.  sives  mir  der  waltman  jach  Iw.  632;  der  ir  guotes 
drumbe  jach  Iw.  7322;  ich  -vvil  in  niuwau  guotes  jehen 
Iw.  1887;  swer  in  danne  unstfcte  gibt  Iw.  1885:  daz  er 
des  siges  muose  jelin  Iw.  6357;  so  müese  ich  iu  des  siges 
jehen  Iw.  7448;  do  si  unrehtes  selbe  jach  Iw.  7602;  der 
volge  wurde  im  niht  verjelin  Parz.  189,  23  ;  daz  man  des 
ir  zite  jach  Parz.  345,  22;  man  muoz  im  sölher  varwe 
jehen  Parz.  469,  19;  da  man  mir  gerihtes  jach  Parz.  526, 
14;  diu  muoz  mir  süezer  ivorte  jeiin  Parz.  827,  30;  euch 
liccre  ich  iu  selben  der  degenheite  jehen  ]\ib.  107,  1; 
des    soll    du    mir    der   wiirheit    verjehcn    jNib.   84,   4;    daz 


nomen.     casus,     vom  perb.  ahh.     gen.      669 

man  In*  lohes  ja^lie  NIb.  219,  3;  dem  jaelien  si  der  herte 
Ms.  1,  162'^;  ich  gilie  von  im  der  intere  Parz.  297,  5  und 
überaus  liäufig.  alts.  (fehani  gehe  thes  Hei.  45,  21;  ni 
^vas  thero  tliegno  enigumu  siiUkes  imviddies  uthi  te  ge- 
lianne  140,  14;  bigi4iil  ina  (cl.  i.  sich)  su  gruotes  158,  14; 
in  der  essener  foiniel:  ik  giuhu  goda  minero  snndiono, 
ik  iuhu  nfthas  endi  avunsles.  dies  nur  dem  ahd.  alts. 
und  mhd.  dialect  eigne  verbum  (denn  die  Verwandtschaft 
ties  goth.  Jiikan  ist  -wenigstens  keine  uiuniltelbare)  zeichnet 
sich  also  auch  durch  seine  constriiction  a»is ;  sagen,  spre- 
chen, reden,  cjvithan,  nieljan,  zellan  liaben  objectiven  acc, 
iiiclit  gen.,  jehen  aber  nie  den  acc,  sein  gen.  nuiß  in  dem 
starkem  begrif  der  aussage,  des  bekenntiiisses  odej;  ge- 
sländnisses  gegründet  seni.  das  ags.  andettan  (coufueri) 
hat  den  acc.  der  sache ,   vgl.  ps.  31,  6. 

indes  wird  auch  bei  antworten  das  worauf  mit  dein 
gen.  ausgedrückt,  ahd.  bloli  bei  N. :  des  lohes  antwurlet 
aller  der  Hut  N.  ps.  105,  48  5  ih  ne  antwurta  t,s'  N.  ])S. 
37,  15;  er  antwurta  tles  N.  Cap.  mhd.  besonders  im 
epos:  des  antwurlc  dem  künege  ]\ib.  82,  1;  des  antwurte 
Sifrit  121,  1;  des  antwurt  ime  do  Sifrit  123,  4;  des  ant- 
wurte Gernöt  148,  4;  des  antwurt  im  dö  Günther  153,  4 
\\.  s.  w.  aber  auch  sonst,  wenigstens  bei  den  alleren: 
antwurt  es  mit  güele  Iw.  343;  des  antwurt  im  her  Iwein 
SU  Iw.  5007.  6620.  '•')  in  den  bei  Conrad  beliebten  redens- 
arten :  antwurt  but  Achilles  der  frouwen  luiveluhen  des 
'l'roj.  14208;  gab  ir  der  rede  y\\  schiere  antwurt  Troj.  14303 
l.'ißt  sicli  der  gen.   auf  das  subst.  beziehen. 

mhd.  swern  (juraro.)  er  hete  der  vart  gesworn  Iw. 
2410;  des  swüer  ich  wol  einen  eit  l\v.  4202;  ich  lian  es 
gesworn  Iw.  8114;  des  swuoreu  si  du  eido  j\ib.  334,  1; 
des  Ich  iu  sweion  wil  jNib.  1215,  4;  ob  ich  r/e.<f  swern  solde 
Nib.  1893,  4;  ich  han   stn  gesworn  AA  igal.  6038. 


')  altn.  gil)tder  instriim.  niclit  das  worauf,  sondern  dns  womit  f;onnt\vortot 
wird:  eino  tliwt  Hii-^ni  andsNiir  veitti  Sn'in.  2ISi'  22'2''  'J'2:^'.  die  ags. 
und  alts.  pocsie  pUt^t  weder  das  eine  iioeli  das  andere  auszudrücken  ,  der 
dat.  der  pers.  <:eniint :  liire  tliä  Adäni  andsvaroilc  C.  51,  1">;  liim  tli& 
Adam  eft  andsvarode  C.  r>4,  25;  liim  tlia  Cäin  nndsvarodc  (i2,  30. 
yern  al)er  wird  {»esa^^t,  da|\  die  antwort  uriferzi'frrrt  erl'olfjt  sei:  liiin 
tlia  (itlrc  (conreslini)  <;od  andsvarode  C.  54,  5.  KU,  32;  liire  (lia  iidre 
nnds\ar(>do  (.".  13G,  7;  lie«»  liim  ädre  andsvarode  C.  137,  10;  iidre 
äfler  tlion  andsvarode  C.  61,  30;  nndsvare  ädre  gee)dlian  l>.  705. 
auch  die  alts.  rorniei  lautet:  tliö  lialxla  eft  is  word  {jarii  (rcsponsum 
in  proniiiUi  hal)uil)  Hei.  (il.  17.  71,  (5.  HÜ,  23.  92,  9.  141,  1.  vgl. 
das  mild,  .vr/z/c/i*  in  der  oben  nn"efiilirfe  i  steile. 


670  einfacher  salz. 

nihil,  sichern  (vcrsicliern.)  den  gr/iven  liiez  er  sichern 
des  \>'igal.  .'>0'j;i.     tje/ieizen  (prorniuere)  hat  nur  den    acc. 

nihd.  danken  ;  dune  darit  mir  diensles  danken  nllit 
Parz.  49,  11;  danket  dem  fiirslen  des  (fnolen  rdles  Bari. 
204,  38;  des  ijrnozes  si  du  danclen  Ailj.  1125,  1.  nhd. 
für  etwas,      ahd.  tiiaiikuiit   es  O.  II.    10,    18. 

ahd.  /o«oh;  inio.s  lun«jt  Ludw.  lied ;  ili  lunun  in  e5  0.  V. 
20,  72.  mhd.  Ionen  :  daz  er  siner  niuomen  sus  der  sippe 
wolde  Ionen  Wli.82,  .30;  lune  miner  jdrel  Ben.  310;  daz  ich 
iu  lonc  der  erbteren  ln-öne  I\v.  4247;  der  ich  iu  hie  Ionen 
sei  I\v.  1197;  der  Ivnt  er  im   da  l\v.  67.55.  nlid.  für  ehvas. 

10.  Verha  des  Indiens,  spotlens,  schimpf ens  ,  meist  mit 
persönlichem  objcct. 

nhd.  lachen:  ich  laclie  deiner  droliunij.  mlid.  iles  er- 
lacliet  (s.  1.  nacli  dem  wb.)  du  der  lielt  \A  igal.  2833.  alid. 
lach'et  si  des  sußodes  N.  Blh.  47. 

mhd.  smielen,  smieren.  der  rede  tougen  smierte  Achil- 
les Troj.  15271;  sniiclt  der  rede  Bit.  12718;  des  ei-smielle 
Günther  Nib.  671,  3. 

keine  solche  siructur  bei  weinen  und  erNveinen,  die  den 
acc.   der  saclie  fordern  (s.  612.) 

n\\A.  spotten:  ich  spotte  ^/em.     mlid.  waz  spottet  ir  wii*«? 

nihd.  schimpfen:  ich  wolt  ungeriie  schimpfen  diu  Troj. 
1808. 

ahd.  huohon  (irridere):  huolon  niin.  N.  ps.  34,  15; 
liuoen  min  37,  18.  79,  7;  sines  calvitii  hnondo  46,  1; 
tles  wir  huoii  ne  suln  84,   1. 

goth.  haunjan ,  ahd.  hunan,  mhd.  hoenen  ;  alid.  bismaron 
T.  Malth.  27,  29.  31  liaben  den  acc,  ebenso  Uistern  und 
schellen;    Iluchen  den  dat. 

ahd.  refsan  (rejirehendere)  mit  acc.  der  j^crsun  (oben 
s.  618),  gen.  der  sache:  rafstanan  theraiUKjiloiiha  0.  III.  8,44. 

11.  Intransitiver    begrif   des    genesens    und    erledigt  tver- 
dens,  sicli  erholens. 

ein  goth.  gahäilnan  saiihlais ,  ganisan  sauhtais  hilk  der 
transitive  ausdruck  (s.  634)  mulmaUen.  Marc.  5,  29  stellt 
indes  die  präp.  «/.  mhd.  dö  diu  bilit  was  getini,  du  was 
geheilt  der  man  der  suche  (seuche)  au  stnem  libe  cod.  pal. 
361,  75*1. 

mhd.  genesen  (sanari) :  da  mite  ich  sohle  miner  siihte 
genesen  all.  244,  25;  er  misl/'cher  not  genas  Iw.  2726; 
swie  er  der  marl^'r  dort  genas  Bari.  11,  36;  wie  ich  der 
Übeln  not  i^enese  Bari.  96,   35.     es  gilt  ahcr  Ijesonders  vom 


nomeji.     casus,     vom  verh.  ahli,     gen.      671 

kliulgebären :  hindes  genesen  (edere  partum)  INIar.  120 ; 
giiist  sie  khides  Mar.  128 ;  diu  eines  kiiides  sol  genesen 
'J'risl.  1911;  einer  tohter  genas  Flore  583;  schon  das  bloi^e 
genesen,  ohne  beigelügten  gen.,  hat  diese  bedeutuiig.  nhd. 
sie  ist  genesen  eines  ktiahens  Esaias  66,  7.  noch  heute: 
sie  ist  eines  kindes  genesen ,  und  ebenso:  iiiedergekum- 
incn  ^  entblinden,  erlöst  worden;  obgleich  gewöhnlicher 
die  präp.  von  oder  mit  gebraucht  werden.  auch  mhd.: 
vor  hunger  genas  Iw.  3882;  daz  si  vil  küme  Arun  genas 
Tarz.  112,  8.  hierher  gehören  noch  die  gen.  bei  liijen, 
(jeli(jen,  innelltjen:  eins  kindelins  gelac,  eins  .sm«,s  Parz. 
112,  6;  des  hirten  wjp  da  kindes  lac  Troj.  564;  eins 
schocnen  kalbes  gelac  IMalsni.  denknj.  107^;  ein  w'ip  kindes 
inne  lit  Trist.  1897.  4245  ;  laege  eins  sunes  inne  1930; 
spdler  :    kinds  einliegen  IIA.  446.  *) 

mhd.  tvider  komen  (in  integruni  restitui):  done  mohle 
sIs  nilil  wider  komen  Iw.  2923;  daz  irs  nihl  >vider  niuget 
komen  Iw.  7667;  daz  ich  niiner  ijewctrheit  iht  wider  ko- 
men künde  Iw.  8116;  des  siiit  si  vaste  wider  komen  Parz. 
337,   21. 

verwandt  ist  die  conslruclion  mehrerer  s.  634.  635  ver- 
zeichneten transiüva. 

12.  Fürehten  ,  erschrecken,  an/fahren ,  erivachen.  das 
golh.  6(jan  regiert  den  acc:  ug  izvis  (timeo  vos)  (lal.  4.  11; 
ui  ugeis  valdulni  (ne  timeas  |)0leslalem)  Rom.  13,  3.  ebenso 
fanriiljan  und  das  nhd.  Jorhtan:  ni  forlilet  sie  '1'.  MaUh. 
10,  26;  Torlüen  wir  ihie  menigi  T.  INlallh.  21,  26;  got 
furliten  N.  ps.  21,  24;  in  furhlcnt  21,  26;  die  dih  (urhlent 
60,  6.  doch  wenn  Sachen  befüichtel  werden  stehen  diese 
auch  im  gen.:  nc  fuihte  ih  mir  des  leides  (non  tiniebo 
mala)  N.  ps.  22,  4;  des  der  argo  (uihtct  daz  pegatot  in 
(quod  tinu't  inipius  vejiiel  super  euin)  N.  62,  10.  den 
mhd.  acc.  bei  vürhten  belegt  das  wb.  zu  Iw.  s.  524;  der 
gen.  kommt  aber  auch  vor:  er  vorhtc  Turpines  u.  des 
beilegen  imfesindes  Rol.  226,  17;  doch  \orhter  des  Iw.  3850; 
si  vorhie  siner  kinllieit  AA  igal.  246  t;  daz  ich  des  scre 
fürlile  j\ib.  55,  3;  si  furhtenl  des  liarl.  132,  17.  I'arl. 
365,  9,   10    folgen    acc.    und^gen.    aufeinander.      beim    acc. 


•)  jiikIi  firiifie  rodensarten  für  sclivvnngersrlinft.  Iinl)cn  <len  gen.: 
sie  Iji'l'iUKl  sich  eiiK's  i(///(/t;.v  ^^<l|^liiet.  DG;  eins  kindes  wart  sie  lu'it- 
lialt  Diiil.  3,  t)4 ,  \vi<'W()l  liier  dor  casus  vom  nilj.  nl)|iän{!;eii  mag.  ans 
»lern  pari,  ini.'it  sin  ;;il)nr(iiiK')l  kindes  ().  1.  f),  61  .  folgt  niclit  notli- 
wendig,    (ial^  man  ancli  sagte:    gil)nn!inön  l\iiHles. 


672  e'iiij'achc.r    scitz, 

Ist  das  verbuni  Iraiislliver  (llinere),  z.  b.  wenn  w\r  nlid. 
sagen:  goll  fiii(  lilcii ,  den  feind  fürchten;  lieiin  gen.  in- 
transitiver (pavescere),  und  dann  verwenden  vvir  heute 
Präpositionen:  sie  fiiiclitete  seiner  Kindheit  wegen,  für 
seine  Kindheit. 

ahd.  scinhan  (pavere) :  sciulilt  ilü'ii  0.  V.  2,  18.  njhd. 
diu  louf  der  siindtt  schiuhet  Ms.  2,  200^;  liäuliger  mit 
acc:  dur  die  icli  schiuhen  nnioz  ir  zartez  l)ilde  IMs.  1,24^; 
diu  mich  schiuhet  IMs.  1,  204*;  den  biderben  scliiulict 
fragni.  26*;  ir  süeze  minne  schiuhet  JNls.  198^;  schuhte 
daz  Wigal.  7342.     nhd.  etwas  scheuen  und  vor  etwas. 

mhd.  erhoinen:  der  JWuje  erkani  der  nieisler  du  Bari. 
27,  7;  des  erkoni  er  sere  \\  igal.  4640.  jihd.  erschrecken ., 
eigentlich  aufspringen,  vor,  von,  über  etwas,  auch  ahd. 
mit  präp.:  föne  dinen  worlou  irchani  sich  min  herza  N. 
ps.  118,  161;  mhd.  von  dem  antluz  ich  ersdirak  Malsm. 
denkni.   109.      aber    hiniariiuement    muates   0.  V.  20,  83. 

mhd.  entspruKjen  (expergisci)  Diut.  3,  49 ;  des  troutnes 
ich  inlspranc  Diut.  3,  98;  erivachen:  eines  troumes  ir- 
wachele    cod.    vind.    653,    107.      ebenso    släfes    erwachen. 

ahd.  przittan  (pavere):  ni  brutli  ihih  muates  0.  I.  5,  17. 

13.  Schon  bei  einigen  der  bisher  verliandellen  bcgriiro  darf 
der  gen.  ablalivisch  genonunen  werden,  d.  h.  die  lat.  spräche 
verwendet  seiiierstalt  den  abl.,  deutsche  dialecte  hin  luid 
wieder  auch  den  instrumental,  diesen  sinn  hat  der  geu. 
ferner  bei  den  Wörtern  leben  und  sterben. 

golh.  liban.  ovn  in  ccqto)  fiürip  ^ijOerca  o  livd-oioiiog  wird 
von  Ulf.  übertragen  :  ni  bi  hlaib  ainana  libaid  nianna  Luc. 
4,  4 ;  ahd.  in  themo  einen  brote  ni  lebet  ther  man  T. 
INlatth.  4,  4;  ags.  ne  leofedh  se  man  be  hlafa  anuni.  deut- 
scher klänge:  ni  hlaibis  ainis  1.  m.  ahd.  sonst:  Kotes  ka- 
laubu ,  dera  lebames  hymn.  10,  1;  an  des  fehes  pilde, 
daz  hexves  lebet  N.  ps.  105,  20.  mhd.  schouwet  wie  der 
hüse  an  der  Tuonowe  gründe  lebt  des  rures  sneze  gar, 
also  lebe  ich  wol  des  lujtes  von  ir  nuinde  Als.  2,  44» 
(IVauend.  127:  der  huosen  lebt  des  trures  süeze):  xvazzers 
gelebet  der  herinc  Geo.  3873;  ja  sol  man  alleine  uiht  des 
brotes  leben,  iocli  sol  man  des  gotes  xvortes  leben  Berth. 
196;  tves  lebte  da  her  Tristan?  Frlb.  Trist.  3348;  des 
si  da  lebeten  Giidr.  82,  3;  hfrides  leben  Parz.  394,  16. 
alts.  ni  nnigun  eldibarn  enxvaldes  brudes  libbien  Hei.  32,  6. 
von  dem  parlitivcii  gen.  bei  ezzen  (s.  649)  ist  dieser  hier, 
dem   kein   acc.  zur  seite  steht,   verschieden. 


nomen.     casus,     vom  verb.  cihh.     gen.      673 

golli.  fra(jvistnan  (perlre) :  liuhrau  fraqvlslna  Xtjim. 
(xnoXXvfUii  Luc.  15,  17.  ahd.  irne  sterbiut  todis  N.  ps.  29,  7; 
bei  irsterhan  der  iiistr.  0.  II.  22,  22.  nilid.  daz  wirnilit  Jiun- 
(jers  sterben  I\v.  6394.  Geo.  1901;  daz  er  der  tjost  niht  staip 
Parz.  797,  21.  nlid. /ufH/yer«  sterben  ;  eines  jähen  for/es  ster- 
ben ;  todes  verbleiclien.  des  hiunjeres  eutwalen  (fanie  peri- 
bant)  c.  p.  361,  .  .;  daz  ivs  huntjeres  sulet  quelen  Uiut.  3, 
101;  des  Inuiijeves  warten  llorn  Diut.  3,  104;  stvilhes  todes 
du  ferwirdest  c.  p.  361,  78c.  inhd.  siu  schrifi  ivdrzeichens 
nilit  verdarp   Parz.  785,  29« 

des  lehenes  verwandeln  Diut.  2,  290,  wie  sonst:  den 
Ijp  verwandeln;  lihes  wandeln  JMs.  2,  225^.  dies  genialint 
an  andere  gen.  bei  tvehselu:  si  wehselten  beide  der  herzen 
Iw.  2990  (tauschten  mit  den  h.)  das  ahd.  wehsalun  hat 
acc.  (Grair  1,  718.  719.) 

14.     Spielen,     das  lal.  ludere  fordert  den  abl. 

ahd.  wurfzäveles  spilun  N.  Blh.  20;  tisses  spiles  s\Vilön 
ih  N.  Blh.  50.  mild,  des  halles  spiln  Ben.  436;  des  (jräsliits 
Ls.  1,  146.  2,  214;  der  vinjerliu  kolocz.  165;  der  keijel  das, 
188;  der  lochen  Wh.  222,  18;  spilten  ich  weiz  wol  •Ji'^s  IMs. 
2,  80-';  spilten  (juotes  Ben.  340.  Fisclinrts  Spielverzeichnis 
liefert  eine  menge  belege:  des  schullheil\en,  des  (jauchs, 
des  kolbens ,  der  honen,  der  nuj'ar  u.  s.  w.  spiln.  nhd. 
ist  der  acc.  eingerissen:  schach,  karten,  die  geige,  die  liarfe 
spielen;  doch  bei  Kinderspielen  wird  der  alte  gen.  zuweilen 
behalten :   k'dmmerchens  spielen. 

es  hiel\  auch  mhd.  der  harpfen  kriuwen  (krauen,  kratzen) 
Düc.  misc.  1,  123;  Ao/i-e  blasen   Wigal.  10878.  Bit.  8661. 

das  ahn.  leiko.  linde  ich  nur  mit  der  prap.  at  con- 
slruiert,  z.  b.  al  handsüxum. 

wenn  wir  nhd.  unterscheiden  die  harfe  spielen  (des 
harfenspiels  kundig  sein)  und  auf  der  harfe,  zur  h.  spielen 
(ein  stück  aufspielen),  so  bezeichnen  uns  diese  prhp.  wieder 
den  partitivbegrif  (s.  651),  und  es  könnte  mlul.  ebenso 
zwischen  die  harfen  und  der  harfen  spiln  geschieden  wor- 
den sein,  jene  lertigkeit  aber  drückte  man  mhtl.  auch  aus: 
er  künde  mit  der  harfen  (s.  137.  138.) 

15.  l'lntscliiedcn  instrumentale  krafl  hat  der  gen.  bei  den 
Wörtern  laden .^  kleiden,  Julien,  tverj'en  und  einigen 
ähnlichen. 

ahd.  hlalan  (onerare):  luad  sia  harte  (jnates  ioh  suaz- 
l/ches  mnates  (begabte  sie  mit  g.  und  s.  m.)0.  V.  12, 
90;  sih  \'m\c  Jonilitennes  (mit  fuiclit)  V.  23,  138,  ogs. 
beamas  v;vron    oj'üles    gehladene  (mit  obsl)  C.  30     4;    ge- 

Uu 


(374  einfacher   satz. 

hlüdon  lilin  to  liudlie  /J^a  aml  fre.os  (beliiden  sich  zur  beeile 
mit  dem  gut  und  den  leuleii)  C  220,  1.  nihd.  mit  ede- 
lem   gesicine  ladet  mau  ir   diu   schiin   ?sib.  489,   1. 

goth.  (idvasjan  (vesiire)  nur  mit  dem  dat.  (s.  644)  das 
ahd.  (jiivtitdii  hat  die  präp.  mit  ((riilier  gewis  den  Ijlolk'u 
inslr.):  mit  wiü  ir  iuili  watet  0.  JI.  22,  6;  mit  giwatu  ni 
giwalila  sili  T.  53,  3;  walo  ih  nu't  N.  ps.  131,  IH.  ebenso 
bihelan  (amicire):  mit  febi  umbihelliu  (circumamicla  varie- 
tate)  N.  ps.  34,  15-,  biheleler  mit  liebte  103,  2.  ags.  scry- 
dan :  scryddon  bine  mid  readtun  scycrelse  INlatlb.  27,  28; 
scryddon  liine  mid  puipuran  Marc.  15,  17.  nur  alls.  der 
gen.:  ruvödun  ina  rötles  lacanes  Ilel.  165,  17.  auch  der 
privative  begrif  des  alid.  intwdtaii  (exiiere):  inlwalilun 
inan  lalihants  T.  Maltli.  27,  31;  goth.  n)it  dal.  aiulvaside- 
dun  ina  thizai  paiirpurai  Marc.  15,  20;  ags.  onscryddon 
hine  tbäm  puipuran.  nibd.  sollte  wol  auch  noch  eiu  ent- 
Wteteu  mit  dem   gen.  der  Sache  zulassig  sein. 

der  walt  niuwes  lonhts  riebet  (wird  reicli  bekleidet 
m.  1.)  Ben.  436;  des  luuhes  loubet  niaiiec  \valt  Ms.  2,  50^*, 
serb.  gorilza  listom   (inslr.,  lulio)  lislala  Vuk  1,  65. 

inhd.  hvveneni  den  niuwen  reien  sanges  Ms.2,  74''. 

ahd.  tvarnou  (ausslatlen,  versehn.)  er  sih  thes  leides 
nl  warnuti  0.  111.  74,  76;  ib  xvisero  worin  giwdrnon  iuih 
Larto  0.  IV.  7,  23;  sih  dero  liirzo  gewarnut  N.  ps.  28,  9; 
Labet  sih  kewarnut  s/'uero  ijlesi'nön  hullön  N.  Blh.  mhd, 
des  was  der  wirt  gewarnet  Iw.  2194;  warnet  iucli  der 
were  enzit  Iw.  1860;  so  sulnt  ir  iuch  zwenzic  pptnde 
goldes   bau   gewarnet  Flore  4638. 

goth.  füll  null  (impleri.)  ei  fullnaitb  hmtlijis  (ut  imple- 
amini  cognitione)  Col.  1,9;  fuUjan  (implere)  :  ainnins  vei- 
his  gafulljada  Luc.  1,  15.  ahd.  fullan:  ni  fullit  er  sih 
wines  0.  I.  4,  35;  thiu  faz  gifullen  xvazares  0.  IL  10,  3; 
herdtiames  irfulti  0.  II.  5,  22,  alls.  thes  motun  sie  wer- 
dan  gifullit  Hei.  39,  10;  skireas  watares  thiu  faiu  fuUien 
62,  6;ferahes  gifuÜid   123,  13. 

goth.  (jasothjan  blaibam  (satiare  jianibus)  IMarc.  8,  4; 
mit  gen.  aber  gredagaus  gasuthida  thiuthe  (saliavit  bonis) 
Luc.  1,  53.  ahd.  kuotes  kesateta  N.  ps.  106,  8;  sateton  sie 
sih  unsühri  N.  ps.  16,  14.  mhd.  daz  ich  rede  mich  mit  iu 
gesäte  Flore  5955.     nhd.  sich   des  gutes  sättigen. 

ags.  veorpau  (werfen):  Line  ongan  väteres  veorpau  mit 
Wasser  besprengen)  B.  5578. 

16.     Piivative  begriffe,  zumal  intransitiver  verba. 

goth.    thai'irhan    (indigere.)      ui    ihauibuu  liailai  (svin- 


nomen.     casus,     vom  verh.  ahh.     gen.       675 

ihal)  Ukeis  jMaltli.  9,  12.  Marc.  2,  17;  thizei  tliaurbeima 
Job.  13,  29;  thizei  thaurbutli  Matlli.  6,  8;  7ii  üinishun 
hvis  tliaurbeith  I  Tbess.  4,  12.  abd.  pidurfan:  billinrf 
thera  reinidu  0.  II.  12,  34,  alfs.  tbar  tbü  is  Tango  bitbarft 
fiKjuroro  frumöno  Hei.  47,  1 ;  hites  tbea  bilburbun  50,  9. 
jibd.  bedürfen,  mit  dem  gen. 

abd.  darpen  (egere.)  tbarben  thes  Hohes  gomman  0. 1. 
16,  5;  tbarbeti  suertes  0.  IV.  14,  7;  himilr/cliis  Üiarheut 
V.  20,  116;  er  subb  es  ni  Üjarbe  II.  12,  26;  tbaz  ili  th/n 
gilbarbe  IV.  11,  35.  alts.  tbarbun  welon  endi  ivillioti 
Heb  40,  4;  welon  tbarbudun  110,  12.  mbd.  si  darbint  dero 
wnnna  merig.  74;  du  ne  wellest  dicb  unser  aller  darben 
Diul.  3;  104;  der  darbe  icb  heider  Ms.  1,  löl^;  si  nmosteii 
sinne  darben  cod.  kolocz.  68;  nu  darbe  icb  J)-eude  u.  ere 
Parz.  214,  27. 

abd.  (jinian(fol6n  (carcre) :  tbeib  io  glmangolu  f/tm  0- 
IV.  11,  36.  mbd.  mmKjelnz  der  mangel  icb  an  scbiilde 
I\v.  .'>470.  IIb-.  Trist.  2030;  übe  si  des  himelriches  scolten 
mangelun   Diiit.  3,  89. 

abd.  inperan  (carcre,  jjrivari.)  si  ni  mobla  inberan 
S/n  0.  I.  8,  3  ;  wir  ne  nuigen  doli  niebt  enbern  dinero 
heljo  N.  ps.  78,  9.  mbd.  der  icb  cnbir  (qua  careo)  iMs. 
1,  1';  es  enbfere  (es  aufgäbe)  ßarl.  217,  36;  des  man  gerne 
enber  Bari.  395,  22;  andre  beispiele  wb.  zu  Iw.  s.  95.  nbd. 
eines  diiiges  enthehren. 

ndid.  (jeräten  (carere.)  der  imver  nibt  geraten  kan  I\v. 
6124;  ob  icb  des  nibt  geraten  kan  I\v.  1899.  nbd.  eines 
entraton. 

das  golb.  thiilmiy  abd.  dol^n,  mbd.  doln.,  allii.  thola 
bedeuten  tolerare ,  pati ,  »nul  regieren  den  arc.  der  sacbe. 
gleicbergestalt  das  alts.  tholon,  ags.  tholian,  z.  b.  tboludnn 
NVili  Mel.  110,  5;  manarbcdi  HO,  2;  tbat  tbolode  147,  15; 
byiulbo  tbolian  C.  198,  16;  \ile  tbolian  ii.  s.  w.  diesen 
beiden  dialeclen  ist  aber  eigcutbündicb ,  aucb  den  gen.  da- 
mit zu  verbinden,  inid  dann  bedeutet  es  piivaii,  carere. 
alts.  Hohles  tboludun  (luce  careljant)  Hei.  109,  2;  wi  scu- 
lun  iises  l/bes  tliobln ,  beUdos  ilisaro  hnhdo  (vlla  piivabi- 
mur)  126,  19;  ef  ik  scal  hnldeo  ihinaro  eniU  hehcurikeas 
tlioloian  153,  5.  in  tlen  ags.  gcsetzen  bäufig :  tboiige  bis 
hytle  (careat  cute,  d.  b.  werde  gestraft  an  baut  und  baar); 
bis  freotes  (libertale  sua);  bis  scire  (provincia);  bis  lati- 
des  (agro  suo);  thara  äcra  (agris)  u.  s.  w.  Scbmid  p.  15. 
22.  23.  26.  29.  ollipse  eines  etwa  j.utura,  privalio  aus- 
sagenden  subst.  liegt   nicbl   tiabintor  ,  es   ist    ilie   bU)l\e   Nven- 

1  i  u    2 


676  einfacher  salz. 

(liijig  des  verbalbcgrifs.      lliollge  lils  ]i5'(le  =  trage,   diiltle, 
leide  es  an  der  liaul,  mil  der  haut,  d.  i.  verliere  sie. 

alin.  saJiiin  (desiilerare.)  eins  sakiiadlii  Sivm.  13.5'^; 
sclivved.  sakiia,  dan.  savne.  geht  über  in  den  begrit  des 
begcbrens  (s.  655.) 

alid.  irrun  (errare)  verscli.  vom  transitiven  irran  (s. 
63ß.)  wir  irr«Hi  lln-ra  hiinji  0.  1.  17,  21;  ili  nieJites  ne 
iiTuta  N.  ps.  29,  7. 

nihd.  missen,  vermissen  (a  scopo  aberrare.)  din  strale 
viin  mi-sel  l'arz.  532,  12-,  daz  da  veriiiisset  wa-re  l'arzi- 
vdls  des  Mienen  704,  24.  nlid.  vermissen  (desiderare)  mit 
acc.     altii.  missa  :    Gunnars  missir  S;em.  245''. 

abd.  sih  midan  (vereri,  absliiiere,  vgl.  oben  s.  34.)  nl 
niidiib  niili  tliero  worlo  0.  IV.  5,  8;  aber  liloßes  midan, 
himidan  mit  acc:  tbesan  midan  111.  20,  134;  iz  biiiudaii 
11.  7,  41;  bimiden  tliesa  arbeit  IV.  23,  14.  82;  bimidi  tbio 
arbeitt  11.  14,  46.  hingegen  alts.  das  bloße  niilhan  mit 
gen.:  mithe  thes  mdyes  45,  3;  sculun  midan  erlös  ed- 
ivordo  45,  15;  nudad  is  49,  6;  mid  iro  83,  10;  niidun  i.s 
129,  10;  is  bimitban  150,  20.  zweifelliaft  ist  weroldsaca 
mitbit  106,  2  und  mitbti;  menethos  45,  7  (?  meiielhes.) 
mbd.  miden  (vitare)  mit  acc.  daz  ir  dise  burc  niitet  \\y. 
6141;  icli  sol  si  mlden  beide  JNib.  17,  4;  daz  ez  vvaire 
bezzer  vermiten  Nib.  232,  4:  vii  küme  ich  daz  vermtde 
Bari.  5,  8;  wir  sonz  nuden  31s.  1,  86*.  vgl.  oben  s.  636. 
golh.  slcaman  sik  (oben  s.  31,)  skamailh  sik  meina, 
meinäize  vaurde ,  is  Marc.  8,  38.  Luc.  9,  26.  abd.  mhd. 
sih  schämen,  sich  schämen:  der  sieb  lasters  künde  scliamen 
Iw.  2631;  er  kan  sich  lasters  niht  schämen  Iw.  4965; 
schämt  sieb  ir  Iw.  6313;  si  schämte  sieb  der  vrdge  Aib. 
1622,  4.     nhd.  sich   eines  d.  schämen. 

gotb.  I(iiiffnja7i  (negare)  ersclieint  IMarc.  14,  70.  I-uc. 
8,  45  niclit  mit  objectivem  casus;  die  verwandten  aJYnkan 
(abnegare)  IMatlb.  10,  33.  Luc.  9,  23.  Job.  13,  38.  invidan 
Marc.  8,  34  aber  beide  mit  persünlicliem  arr.  ahd.  Joufj- 
nan ,  farlougnan  mit  gen.  zumal  bei  personen :  louguis 
vihi  Ö.  IV.  13,  35;  ther  m/n  furlougnit  T.  44,  22;  tli/ii 
lirlougneti  0.  IV.  13,  48;  (jotes  ferlougeneii  N.  78,  1:  bei 
Sachen  meist  mit  dem  acc:  ni  mohtih  ihaz  firlougnen  0.  V. 
25,  13;  wio  mag  thaz  sin  firlougiiit  II.  13,  20:  die  re- 
suri^ectionem  lougenent  N.  ps.  88,  33.  doch  setzt  N.  auch 
Sachen  in  den  gen.:  lougenet  dero  täte,  ferlougenen  mi- 
nero  forte,  mhd.  lotKjem  si  mac  shi  gerne  lougen,  des 
si  hie  verjehen    hat  Nib.  774,  4;   sone  lougen  ich  iles  niht 


noineii.     casus,     vom  verb.  abh.     gf^ii^-      677 

I\v.  4128;  wer  lougent  des'}  Parz.  598,  15.  iilid.  leugnen 
iiiitl  verleuijuen  mit  acc.  ahd.  j'arsaclian  (abiiegare)  mit 
acc.  T.  Älallli.  16,  24.  26,  34.  leugnen  ist  gegensalz  zu 
jtlien  (s.  668)  und  bestätigt  dessen  conslniction ,  denn  es 
kann  aucli  bei  loiignen  ein  dat.  dei-  pors.  neben  dem  gen. 
der  Sache  stehn,  alts.  andsacun  (rejuintiare):  nienij'Uhalheo 
antsuük  Hei.  140,  15. 

alid.  xvenhan  (divertere):  thes  senses  ouli  ni  wenkö 
O.  III.  1,  14;  in  (eis)  tjiiules  nio  ni  wankta  0.  II.  10,  6; 
thero  ininnoiio  ni  wenke  O.  IV.  15,  52;  itmaies  giweid^eii 
111.  8,  45.  alts.  Avenkid  Utero  wordu  Heb  41,  16.  139,  24. 
N.  fügt  schon  gern  die  präp.  an  oder  föne  hinzu,  und  so 
mhd.  wenke  an  dtner  rede  niht  Bari.  201,  29;  er  wankte 
mit  gedanken  Trist.  832;  an  stner  liebe  wenken  Trist. 
15117.  das  ahd.  hiiveiikau  ^  hiwanknn  (declinare)  hat 
den  acc.  (Graff  1,  693.  696.)  wie  noch  heule  die  formel 
wanken  und  weichen  beide  veiba  veiknüpft,  so  gleichen 
sie  sich  auch  in   der  fiigung. 

ahd.  xvtchan,  inhviehan  (recedere.)  ich  kann  neben 
dem  dat.  der  pers.  den  gen.  der  Sache  niclit  belegen ,  be- 
zweifle ihn  aber  nicht,  mhd.  wichet  imvers  (jemötis!  (laiU 
ab  vom  zorn,  XyyfTS  ynXo/o)  Holh.  1685;  ich  entwiche 
viines  rehtes  ürist.  11242;  wolder  kainpfes  niht  entwicheu 
Parz.  398,  12. 

ahd.  (jihivnien  (quicscere.)  lilrmet  er  sines  loseiinls 
N.  Ar.  153;  ungehirmder  sirites  N.  lilh.  198.  mhd.  nim- 
mer des  gehirmen  Wh.  182,  22.  die  Synonyma  ahd.  rä- 
weity  mild,  ruoiven,  geruowcn,  gerasteu,  (jeslillen  schei- 
nen  des  gen.  gleich   fiihig. 

goth.  thaltan  (taccre),  ahd.  dagrn:  dero  worlo  gpila- 
göndo  N.  ps.  76.  7.  mhd.  daijen ,  yedatjen:  man  sol  ir 
gar  u.  gar  gedagen  Gotfr.  lieder  2,  63;  daz  ich«  iemer 
muoz  gedagen  Ms.  1,  66'';  si  möhlen«  wol  gedagen  \A'allh. 
121,  37;  der  rede  er  niht  godagele  liail.  388.  21;  der  liuje 
muosl  ich  hie  gedagen  liarl.  401,  9.  verdageu  aber  lial 
den  acc.  (s.  621.) 

ahd.    suiiien,    mhd.   sivujeii ,    (jesivigen:    der   rede    si 

geswcic  Flore   1222;   der  hhitje  si   geswigen   >>  h.  III,    143^ 
cod.  cass.     vcrsivhjen  mit  acc.  (s.  622.)     so   nocii   nhd. 

mhd.  idfe  (jdn  (omitlcrc.)  iles  wil  ich  abe  gan  INib. 
321,  2;  auch  mit  dat.  peis.  daneben:  ob  du  mii-  niht  abe 
gast  des  ijeheizes  }>arl.  168,  7;  diensles  im  niht  abe  gast 
Bari.   177,  30;   ungcrne   giengich   dir  es  abe   Vii\i\.    183,  40; 


67^)  einfacher  satz. 

wie  iiu'Jlil  ich  im  des  abe  gÄii?  ßail.  304,  27.  liiiigegen 
eriortlert  uhe  lau  (relii)qiiere)  den  acc. :  ifleihclinfl  abe 
lau  Nib.  .580,  1;  des  (ideo)  lazen  allen  zwffel  abe  Troj. 
20495;  die  sim  wir  iiilil  abe  lau  Jioii.  62,  23;  abe  lau 
iiijs  her/en  leit  Hoii.  57,  62. 

inhd.  sich  abe  tuou:  luo  dich  tliner  habe  abe  Bari. 
134,  8. 

mild,  änen  (carere) :  ich  mac  ir  nlht  aiien  ]Ms.  1,  108*. 
sieh  änen  (privare,  renumiare):  lui  aiiet  iiich  der  heiden- 
schdj't  Parz.  94,  14;  sich  aiien  vüililccKclier  zaqeheit  Parz. 
376,  8;  ich  möble  mich  wol  auen  rilcrlicbes  vmu tes  Iw, 
3580;  sich  teiles  änen  Ben.  314.  sich  enliinen:  du  solt 
dich  siner  helfe  niemer  entänen  Ms.  2,  166*;  ahd,  intänun 
(privari)  ambuhles  indänuter  (exutiis)  N.  Blh. 

ahd.  sih  uzon  (renuntiare,  excludere  sese.)  sih  uzun 
iro  getvaltes  N.  Blh.  132;  sid  sie  sih  des  iro  geüzut  eigiu 
N.  ps.  103,  30;  tes  lih  tiu  ualiu'a  habet  keüzul  N.  Blh. 
iihd.  sich  eines  entiiui\ern. 

mhd.  sich  heiv'egen  (renuntiare,  dcserere,  abjicere) : 
sich  niinne  gar  bewac  ]\ib.  18,  1;  7-iioive  sich  bewac  Nib. 
39,  2;  heten  sich  der  ruoive  bewegen  Nib.  1304,  2;  daz 
ir  iuch  (jendden  siilt  an  uns  bewegen  Nib.  2114,  2;  der 
antlitzes  sich  bewac  Parz.  119,  20;  ir  sult  des  pferdes 
iuch  bewegen  Parz.  514,  2;  die  helen  sich  S/n  gar  be- 
wegen Wigal.  530;  des  libes  bei  er  sich  bewegen  Wigal. 
4466.  9990;  ich  bei  mich  iuxver  gar  bewegen  Wigal.  5641  ; 
sich  dirre  xverlte  hat  bewegen  JMs.  1,  176''.  ganz  dieselbe 
constiuctiou  bietet  aber  auch  den  entgegengesetzten  positi- 
ven sinn:  zornes  sich  bewac  (gerielh  in  zorn)  Parz.  121, 
3  ;  des  het  ich  mich  bewegen  (dazu  mich  entschlossen) 
Parz.  418,  4.  Wigal.  3427.  5018;  der  sich  strites  ouch  be- 
wac (zum  streit  entschlol^)  Wigal.  10819.  der  Zusammen- 
hang mul^  eutsclieiden ,  ob  zornes  sich  bewac  bedeutet:  er 
wurde  von  dem  zorn  weg ,  oder  zu  dem  zorn  hin  bewegt. 

sich  begeben  (renuntiare):  ich  hele  mich  des  libes  be- 
geben Iw.  667;  der  friiinde  sol  ich  mich  begeben  Bari. 
11,  11;  dirre  xverlte  sich  begeben  Bari.  113,  32;  wan  er 
sol  sünde  sich  begeben  Bari.  214,  5;  des  han  ich  mich  be- 
geben Ulr.  Trist.  2304. 

sich  mdzen  (abstiuere) :  sich  bceses  Schimpfes  mäzen 
Wigal.   11539;  wil  sich  des  niht  inazen  Troj.  15937. 

ahd.  sih  gilouban  (renuntiare,  recedere):  der  sih  sun- 
dön  gelüubet  N.  ps.  39,  11;    ih  mih  geloubon  mmero  von- 


uüineii.     casus,     vom  verb.  ahh.     ge/i.      579 

stantiae  W.  8,  12.  42,  24.     inlid.  er  geloiibel  sich  der  bei- 
der Iw.  2813;  er  geloupte  sich  des  man  Iw.  6745. 

nihd.  sich  vevziheu  (reniuUiare) :  icli  verzige  mich  i; 
der  crone  ]\ls.  I,  1^;  hat  er  sich  even  verzigeu  Iw.  2863. 
auch  passiv:  vo»  in  wart  des  xviderziKjes  gar  verzigeu 
Troj.  3899. 

iiihd.  sieh  horyen  (abslinere):  ir  solt  iuch  des  wol  boi-'- 
geii   iVab.  184. 

iilid.  sich  eines   enthnllen,   enlsclilaijen,  erivehren. 

inhd.  sich  siimen  (dillerre) :  daz  du  des  loiifes  sumest 
dich  Bari.  82,  12;  des  sohu  niht  sumen  dich  Bari.  199, 
15;   hl  dich  niht  din(jes  sumen  Flore  3214. 

ahd.  zuivolüu  (dubitare.)  drof  ni  zuivolu  thu  thes 
0.  I.  5,  28.  IV.  29,  53,  wo  etwa  der  gen.  auch  von  drof 
(gutlam ,  |nincliun)  abhängen  konnte.  schon  das  mhd. 
zwiveln  hat  die  prap.  an  statt  des  gen. 

Dies  scheinen  mir  die  haupt.sachliclislen  intransiliva  und 
rellexiva  negativer  bedeutung  mit  dem  gen.  des  objecls. 
von  transitiven  verbis  gleicher  conslriiction  sind  s.  634- 
636  luierschöpfeude  bcispiele  gegeben,  und  statt  des  auf 
ein  anderes  subject  gerichteten  acc.  läßt  sich  auch  ein  re- 
Jlexiver  denken ;  aus  den  fiigungen :  der  unsih  wendet 
{fdher  reise  Parz.  121,  6;  des  meisters  wort  in  hinder- 
greif siner  huhesten  freuden  zil  Bari.  23,  2  folgt  zugleich 
ein  statthaftes:  ich  mich  >vende  g.  r. ,  ich  liindergrife  mich 
des  zils.  Bei  einigen  Iransilivis  ist  der  gen.  nur  neben 
dem  part.  gewöhnlich;  so  findet  sich  kein  ers/hen  (ex- 
haurire)  einen  des  bluoles,  \vo\  abei-:  des  bluotes  was  er 
gar  ersigen  (exhauslus)  WignI.  7767.  10970.  AVigam.  523, 
und  ersigen  steht   fast  adjectivisch  r=  bcre. 

17.  Aufgespart  liabe  ich  noch  einige  kühnere  vetnven- 
dwKjen  des  tjen.  in  unserer  altera  6|)rache.  sie  reihen 
sich  zunächst  an  die  inslrunicnlalen  unter  15,  und  wäre 
luis  der  volle  umfang  des  allen  instr.  beUaiinl,  so  würden 
sie  sich  bestimmter  dorthin  verweisen  lassen.  doch  ge- 
wähi-l  die  spätere  aullüsung  der  struclur  zum  ihcil  andere, 
den  inslr.  niclit  regiereiule  piäposilionen.  es  kommt  dabei 
ebensoviel  auf  die  fast  formelhaften  subst.  als  auf  die 
verba   an. 

sliirmes :  si  suochle  slunnes  Clamid(*  (suchte  heim  mit 
sliMin,  im  Sturm)  Barz,  205,  26.  ich  habe  auch  gelesen: 
sltirmes  gewinnen. 

stilles:  wellent  slrites  uns  besldn  'Iroj,  124^8.  iVlorolt 
303,  mit   strile266;    strites  gü'u\  mir  slrchteti   r.ii/.768,  6. 


680  eiiifaclier  satz. 

hampfes :  die  grimmen  cocalrillcn  hesluont  er  hnvipfes 
Trui.  6215;   ich   wil    in    hampfes  hie  Ijcstaii   Troj.  o66,5. 

lirieiffS :   Ijcsliionl  hiietjes  Troj.  2551. 

roubes  :  si  fütrent  rouhes  (im  raub)  eine  magt  Parz. 
122,  20. 

ztiyes :  ze  lielle  zocli  er  eines  ztujes  (auf  einen  zug) 
■vil   unnelouftcr  geisle  Troj.  12572. 

Stiches:  daz  im  daz  ros  nider  des  Stiches  (von  dem 
sllcli)  struchte  Bit.  2961. 

JliKjes:  balder  denne  si  laemen  ßiicjes  (im  ilug)  Troj. 
3898;  daz  er  dar  über  JIu  ff  es  /le/' Troj.  6106;  die  Schen- 
kel hwTler  Jltiffes  Troj.  12571. 

>veder  Stupfes  noch  drahs  kojn  er  gevarn  (im  slapf,  im 
trab)  Wh.  390,  10. 

jämersi  da  von  der  palas  jchners  (von,  vor  jammer) 
klanc  Parz.  492,   18. 

Pfandes:  sin  freude  diu  stiiont  phandes  (zu  pfände) 
Parz.  52,  30;  swaz  frouwen  liie  stet  pfandcs  Parz.  558, 
18;  unerlceset  pfandes  stnont  sin  ellenlhaftez  leben  Parz. 
344,  24*);  ez  stet  iucli  ('i'  iu)  hohes  pfandes  Geo.  5701; 
wizzef,  daz  er  nie  versten  sin  triuwe  lie  pfandes  Lohengr. 
80.  noch  in  der  limb.  chron.  134:  die  (bürg)  stunde  dem 
bischof  Pfandes. 

dincfes  (auf  geding,  borg):  nieman  dincjes  gehen  Ls.  3, 
546;  dinges  (jehen  Berlh.  69.  129.  224.  271;  noch  heule 
in  der  Schweiz  dings  geben  St.  1  ,  284;  ebenso  dinges 
nemen.     \g\.  fih'grifs  Laufen  St.  1,  480. 

goth.  landis:  gaggida  landis  timQtvdv  eis  '/i'iQCiV  f(ci- 
KQCiV  Luc.  19,  12.  vulg.  alnit  in  regionem  longinquam,  lan- 
dis bedeutet  also  in  ein  land?  oder  vielmehr  aus  dein  laud? 
weil   sonst  der  begrif  der  ferne  unausgedriickt  wäre. 

stadis :  usleithani  jäinis  stadis  d'n}.&o)jiur  fig  io  tts- 
QKV ,  vuIg.  transeamus  contra  IMarc.  4,  35,  also:  aus  je- 
ner sielle. 

hdithjos :  insandida  ina  häithjos  seinäizos  i'nsfiibsv 
uviov  eis  Tovs  uyQoi'S  avTOV,  vulg.  et  niisit  euni  in  villani 
suam  Luc.  15,  15. 

alid.  sindes:  gang  ouh  thines  sinthesl  0.  IIL  4,  28. 
nhd.  geh   deines  xveges,  deiner  ivege ! 

nihd.  des  cndes :  ich  viior  d.  e.  (illuc)  Iw.  600;  ich  sol 
des  endes  varn  Iw.  924;    sich  hiiop  d.  e.  Tit.  74;    d.  e. 


*)  ohne    die   andern   stellen    würde   man   hier   pfandes    auf   uner- 
lceset beziehen. 


nomen.     casus,     vom  verb.  ahh.     gen,     681 

Mrle  Iw.  5799;  d.  e.  </ie  Trist.  14513;  reit  d.  e.  Trist. 
9333;  9333;  d.  e.  er  dö  ijälite  Trist.  7407;  er  (was,  vuor) 
d.  e.  Trist.  5346;  miige  sin  d.  e.  Iw.  4034;  sin  venie  er 
viel  d.  e.  dar  Parz.  793,  24;  mich  jaget  d.  e.  miu  gedanc 
Parz.  329,  28. 

Melirere  dieser  gen.  sind  schon  3,  127  ff.,  und  nicht 
mit  iinreclit,  als  adverbia  aufgeführt  worden;  denn  auch 
dort  iiliergangne  lassen  sich  adverbialiscli  fassen,  z.  b.  Stur- 
mes suochen  bedeutet  etwa  mit  stürmender  liand,  roubes 
füeren  raublicher  weise,  nur  sind  sie  alle  ursprünglich,  ^vle 
wir  jetzt  sehn,  keine  eigentlichen  absoluten  adverbia,  son- 
dern lebendig  auf  sinnliche  verba  bezogen  gewesen. 

geh  deinen  weg  1  ist  merkbar  verschieden  von  geh 
deines  rve(js !  jenes  sagt:  verfolge  deinen  weg,  bleib  ihm 
treu,  dieses  bloü :  mache  dich  auf,  geh  fort!  also  wieder 
die  s.  646  gestellten  kcnnzeichen,  der  acc.  hat  das  er- 
schöpfen, der  gen.  das  anheben  auszudrücken.  einer  der 
sich  schon  nulten  im  w  ege  befände  könnte  nur  sagen: 
ich  gehe  diesen  ivey  ;  wer  im  begrif  steht  einen  weg  ein- 
zuschlagen sagt:  ich  gehe  dieses  tveys. 

18.  Impersonalia  ,  d.  h.  ohne  bestimmten  nom.  gesetzte 
verba  drücken  neben  dem  acc.  oder  dat.  der  pcrson  die 
Sache  im  gen.  aus.  so  findet  sich  dieser  casus  bei  mich 
bedriuzet,  belrAget,  bevilt  (s.  232),  lusiet,  langet  (s.  233), 
nietet,  genüeget  (s.  234),  zimet  (s.  235) ,  ist  (s.  238),  wun- 
dert (s.  241.)  aber  auch  bei  mir  spuotet  (s.  237),  menget 
(s.  238),  bristet,   zegat,  zerinnet  (s.  239.) 

einigemal  lal\t  sich  die  uii|icrsöiiliclie  wendimg  mit  der 
j)e]sönhchen  vertauschen  ,  inul  dann  v/ird  der  {)l)jective  gen. 
zun»  nom.  des  satzes,  statt  mich  geziniet  ir  (ejus)  heilit  es: 
si  gezimet  mir  (s.  235.  236);  statt  mir  menget  wtiies  :  mir 
menget  win  (N.  Bth.  158  beide  construclionen  <h"chl  neben- 
einuiuler.)  bei  solcliem  Wechsel  muH  also  das  mich  des 
luipersönlichen  ausdnicks  inunei'  in  ein  mir  des  peisön- 
lichen  gewaiulell  werch-u  ,  wrilnend  das  mir  des  unpeisim- 
lichen  auch  ilcn»  pcrsöiiliclien  bkMben  kann,  man  vergleiche 
die  analogie  der  s.  631  verhandelten  abwechslung ,  luii  il.ili 
der  dortige  acc.  der  Sache  liier  als   nom.  erscheint. 

die  bedeutung  von  mir  gezimt  diu  arbeit  mag  wicdcium 
ein  wenig  stiirkei'  als  die  von  mich  geziml  ilei-  arbeite 
S(nn.  jenes  köiuite  von  der  gesamten  aibeit  gelten  .  dies 
von  ihrem  übernclunen.  docii  wird  die  unleisi  hcidung 
gewis  nicht  ia    alle  kille  gelegt  worden  sein. 


(3y2  einjacher  scitz. 

Hiermit  sclilielU  tlie  übersiclit  der  genluvisclien  vcrbal- 
fiigimgeii. 

dei'gcn.  isl  iiiclir  objecliv  als  der  dat.,  minder  als  der  arc. 

die  übjecliviliit  des  acc.  griindel  sich  auf  transitive  verba, 
die  des  gen.  auf  intraiisilive  und  rellexive.  jene  äußern 
ihre  ganze  ^virkung  auf  den  abhangigen  gegenständ,  diese 
mir  eine  gewisse,  vielfacli  deutbare,  vgl.  z.  b.  versiv/tjen, 
verdagen  mit  (jesxviijtn ,  gedagen ,  ahd.  midau  mit  sih 
liüdan.  da  die  abliiiugigkeil  der  personen  stets  geringer 
ist  als  die  der  sachen ,  so  ei-klart  sicli ,  warum  bei  verbis, 
die  beiderlei  conslruction  darbieten,  z.  b.  loxKjnen  der  gen. 
mehr  für  personen,  der  acc.  mehr  für  saclien  gebraucht 
wird,  ohne  zweifei  dürfen  aber  nicht  selten  beide  casus 
willkürlicli  einander  vertreten  ,  z.  b.  golh.  (jamiinan  ihata 
vaiird  und  this  vaürdis.  verschiedne  .  dialecte  ziehen  den 
einen  oder  den  andern  vor,  goth.  yenjan  regiert  den  acc, 
ahd.  wanan  den  gen.;  ags,  ongitan  den  acc,  alid.  erkezan 
den  gen.     im  ganzen  neigt  sich  die  hd.  spräche  zu  dem  gen. 

wenn  also  meislentheils  der  gebrauch  des  einen  oder 
des  andern  casus  keuie  groUe  abweichung  der  begriffe  nach 
sich  zieht,  kann  diese  doch  manchmal  stark  hervortreten, 
wie  bei  dem  alls.  tholon,  ags.  tholian  (s.  675.)  wir  sahen  aber 
an  dem  mhd.  heiveijen  (s.  67«),  dal\  sogar  eine  und  die- 
selbe reclion  fast  enlgegengeselzle  bedeutungeu  zu  erzeugen 
vermag,    vgl.  golh.  nunthjun  (s.  668.) 

bei  jehen  hat  der  gen.  einen  ganz  andern  sinn  als 
bei  antworten.  dort  drückt  er  aus  das  was  gestanden, 
hiei-  das   worauf  geantwortet  wird. 

Beachtenswert]!,  daß  die  medial  gesetzten  rejlexiva 
(s.  29-39)  das  pronomen  gewöhnlich  im  acc..,  seilner  im 
dat.  und  noch  seltner  im  (jen.  bei  sich  haben,  ja  dieser 
auf  einige  ahd.  und  mhd.  falle  eingeschränkte  gen.  (s.  33. 
35.  658)  ist  vielleicht  unorganisch  zu  nennen,  auch  bei  den 
Impersonalien  erscheint  blol^  mich  und  mir,  nie  min. 

Die  golh.  und  altn.  spräche  zeigen  den  dat.  bei  mehrern 
verbis,  welche  ahd.  und  mhd.  den  gen.  annehmen,  z.  b. 
valdan,  faginon ,  und  der  dat.  mag  da  alterthündicher, 
echter  sein,  merkwürdig  ist  die  concurreuz  der  drei  obli- 
quen casus  bei  dem  goth.  hdusjan. 

Wenn  der  verbalbegrif  ausgedrückt  wird  nicht  durch 
bloße  verba  sondern  unter  Zuziehung  von  subst.  oder  adj., 
so  ist  der  abhängige  gen.  auf  das  nomeu  und  nicht  mehr 
aut  das  verbum  zu  beziehen,  z.  b.  iro  und  min  in  den 
folseuden  stellen:  eiguu  iro  forahta  0.  1.  1,  80;  eigun  min 


nomeii.     casus,     vom  verb.  uhh.     dat.      683 

iiiinua  0.  111.  22,  22.  inhd.  beispiele :  wir  haben  rilens 
wän  Nib.  1075,  4;  swer  is  fliz  welle  hän  Alex.  2641; 
des  het  icli  gei'ue  rät  I\v.  8082;  tuten  im  des  Sicherheit 
Wigal.  3579;  but  des  nisugen  eit  Parz.  343,  1,  dins  strits 
ich  vvenec  angest  hän  Parz.  747,  2;  des  enkunde  iu  uienien 
gar  ein  ende  geben  Nib.  12,  4;  ir  enplälit  es  lihle  unere 
Parz.  509,  14;  und  sult  im  des  genäde  sagen  Iw.  5120; 
der  tuon  ich  im  \il  guoten  rät -Iw.  3422;  des  vil  hulien 
gruüzes  lit  vil  inaniger  wunt  Nib.  297,  2;  wart  vil  huhes 
nuiütes  rieh  Troj.  17044;  ob  si  leidec  wan-e  der  sache 
Troj.  17046;  lä  si  niht  ir  sedeles  irre  gen  W  allh.  102,  22 
und  in  unzähligen  fallen  mehr.  dieser  vom  nonien  aus 
regierte  gen.  kann  zuiallig  überein  treffen  mit  dem  welchen 
das  entsprechende  einfache  verbum  fordert:  swer  sich  es 
llizen  welle,  des  nioht  ich  gerne  geraten;  sult  im  des  ge- 
näden,  lä  si  niht  ir  sedeles  irren  (irrön.)  er  weicht  aber 
auch  ab:  eigun  min  minna  n^  mih  niinnunt,  inid  oft  wird 
sich  gar  kein  verbiim  zur  seite  stellen  lassen.  Hierher  ge- 
hören auch  die  mit  dem  nomen  gebildeten  im|)ersonalia 
(s.  241-249),  z.  b.  alts.  im  is  thero  woi-do  niud  rr:  ina 
giniudut  th.  wordo ;  mhd,  des  nimt  mich  wiuider  ^=  des 
wundert  mich.  die  genitive  oft  wiederholter  nominal- 
formeln  könnten  ctwan  aucli  beim  einfachen  verbo  den- 
selben casus  herbeigeführt  haben ,  wiewol  ich  keinen  fall 
weiU,  der  zu   dieser  annähme  zwingt. 

Darf  das  häufige  mlid.  des  vnid  xvts  nicht  zuweilen 
unabhängig  vom  verbo  des  satzes  für  die  absolute  pailikel 
ideo,  inde  und  cur  genonuuen  werden?  ich  glaube  aller- 
dings, so  oft  der  darin  ursprünglich  gelegne  gen.  unliihlbar 
geworden  ist  und  kein  lebendiges  subst.  an  seine  stelle 
gedacht  werden  kann,  z.  b.  wenn  es  heilet:  des  vuort  er 
niin  ros  hin  Iw.  740;  des  truogens  ouch  die  krune  iiler- 
licher  eren  Iw.  6952;  des  wuohs  ir  eie  und  ir  heil  Iw. 
7208,  wo  sich  der  gen.  wedcj-  auf  veibum  noch  nomen 
ziehen  lälU.  in  folgenden  Sätzen  hingegen :  des  nuiose 
mir  misselingen  Iw.  762;  des  volgel  mir  Iw.  2912  und 
vielen  ähnlichen  nehme  ich  einen  wiiklich  regierlon  gen. 
an.  in  einzelnen  construclionen  wird  Ireiliih  zweifel  blei- 
ben, für  welche  der  beiden  deutungen  n»an  sich  entschei- 
den  solle. 

IV.     Dnliv. 

Zuerst  von   dein    eigentlichen,    dann   vom   ablativis^chen   oder 
instrumentalen   ilaliv. 

Die    richlung    des    acc.  war  völlig  objecliv,    und    dieser 


684  einjacher  salz. 

casus  beliaiulelt  ])crsoneii  so  selir  wie  Sachen,  daß  slo  in 
das  beiiersclile  subjoct  eines  passiven  sat/es  verwandelt 
werden  können,  auch  dei-  gen.  ist  o])jecliv,  nur  in  scli\\a- 
cliereni  grade,  und  selbst  die  perj^önlicben  gen.  empfangen 
diesen  gelinderen  objectiven  anfing.  umgekehrt  hat  der 
dat.  seinem  wesen  nach  etwas  jiersönliclies ,  und  säcldiche 
dalive  erhalten  gleiclisam  persönliche  färbung. 

wo  sich  acc.  und  dat.  in  einzelnen  slrucluren  berühren 
und  vertreten  scheint  der  dalive  ausdnick  inmiei  frischer,  le- 
bendiger lujd  in  der  spräche  aller  (s.  620.)  aucli  dem  gen. 
zieht  in  einigen  fällen  die  frühere  spräche  den  dat.  vor 
(s.  682.)  dies  Verhältnis  möchte  icli  sogar  mit  gebrauchen,  um 
in  der  forndehre  das  progressive  erlöschen  der  daliven  und 
genitiven  (lexion  zu  erklären,  die  praxis  des  acc.  greift  in 
den  neueren  spraclien  immer  um  sich,  imd  was  von  dativcn 
vuid  genitiven  begriffen  übrig  ist  mu!A  sich  im  prapositionaleu 
ausdruck  halb  entsinnlichen   und  halb  verfeinern  lassen. 

Es  sind  die  Vorstellungen  des  näherns  und  enlfernens 
(s.  638),  der  liebe  und  des  hasses ,  der  hilfe  und  des 
Schadens  u.  s.  w. ,  die  den  dativ  erfordern. 

1.     JLieheti ,    kosen,   schmeicheln. 

das  goth.  ^/i'i/on,  ahd.  minnon,  mhd.  niinnen,  nhd.  Heben 
haben  wie  (xyuTiäv ,  (piXtlv ,  diligere,  amare  den  acc; 
vielleicht  regierte  frijun  in  der  auch  dem  gr.  (fi).tiv  eignen 
bedeutung  von  küssen,  die  f'ch  aus  frijuns  in  (pHrjdt 
(11  Cor.  13,  12.  IThess.  5,  26)  en!aehmen  läiit,  so  wie  hdjan 
(osculari),  auch  den  dativ?  kukida  /mm«  (gab  ihm  einen  kus) 
naTeffi'Xijosv  amop  Luc.  15,  20,  Marc.  14,  45  ;  thammei  kuk- 
jau  ov  liV  (f<ili]GO}  ]Marc.  14,  44:  kukida  fotum  is  y.cns- 
(plXet  rovg  nödug  avTov  Luc.  7,  38;  ni  kukides  mis  rpih;/id 
fioi  ovK  i'^o'^ag  Luc.  7,  45.  bikukjan  aber  sieht  mit  dem 
acc:  ni  svuif  bikukjan  luluns  meinans  ov  öiilcne  y.ccra- 
r/flovoä  fiov  Tovg  iiodue  liUC  7,  45.  das  ahd.  chiissan 
hnde  ich  nur  mit  acc.  T.  183,  2.  3;  then  ih  küsse  0.  IV. 
16,  26;  cusser  mih,  cusse  mih  W.  6,  1.  3;  ili.dih  kussan 
muozc  W.  68,  23;  alts.  cussiu  ine  Hei.  147,  6.  mhd. 
küssen  mit  acc:  kusler  siner  juncfrouwen  munt,  hende 
linde  ougen  Iw.  7977;  küssen  den  man  Nib.  296,  3;  da 
si  sich  kusten  beide  Nib.  544,  4;  kuste  in  also  lulen  jVib. 
1009,  3.  wenn  es  Parz.  806,  1  heißt:  der  knabe  sin 
wolde  küsseJi  uiht,  scheint  der  gen.  von  niht  abhängig. 

ahn.  Unna  (amare,  favere) :   unna  ek  hroedhrom  Sneni. 
230'';   unua  einoni  ne   ymisom  (amavi   unum,   nee  plures) 


nomen.     casus,     vorn  verb.  ahli.     dat.      685 

222^;  ek  Guimari  gatc  at  iinna  242*;  hon  mmi  tlier  unna 
(le  aniabitj  224^'*,  ii»  dein  relalivsalze :  theiirar  ek  unna 
vel  (quam  probe  aniavi)  ist  der  gen.  stall  des  dat.  theirri 
aus  dem  vorliergelienden  gen.  meyjar  zu  erklaren.  das 
alid.  unntin  wird  nieislenllieils  nicht  mehr  allein  auf  per- 
sonen,  sondern  zugleich  aul  ein  in  den  gen.  gestelltes  object 
bezogen,  und  bedeutet  dann  concedere ,  z.  b.  er  onda  lu  (eis) 
guates  ü.  27,  31;  oba  thu  mir  unius  alles  guates  0.  V. 
13,  14;  des  er  dir  unne  N.  ps.  8.5,  .5.  doch  steht  ohne 
solchen  gen.  0.  ]I.  7,  2  tlier  iins  onda,  was  sich  über- 
setzen lalit  c(ui  nos  dilexit.  mhd.  fjunnetty  nicht  ohne 
gen.  der  saclie ,  oder  folgende  conjunclion:  ob  du  mir  nu 
schaden  ganst  Parz.  524,  20.  (wb.  zu  Iw.  125.  126.)  nhd. 
(jihiiieu  mit  dat.  pers.  und  acc.   der  sache. 

ahd.  liupon  (diligere)  GralF  2 ,  60  gilt  v/ol  nur  von 
Sachen,  und  hat  dann  sicher  den  acc.  auch  das  mhd.  lie- 
ben in  diesem  sinn  ist  nicht  sehr  hanfig  Itlst.  12.>5  l.  l.S'JS?. 
ich  unterscheide  davon  das  intransitive  mhd.  lieben  i:=  ahd. 
liopen,  caruin  esse,  placcre,  mit  dem  dat.:  aliesl  liebet  ir 
der  man  Iw.  2674;  sus  liebete  ir  iliz  hemede  an  'Jrist. 
12823;  und  das  wiederum  tiaiisilive  lieben  =  ahd.  Uiipiin 
(conuneiidai-e ,  beliebt  machen)  mit  acc.  und  dat.:  wir  un- 
sih  (jote  Hüben  0.  111,  26,  12;  mir  in  miiale  sie  liubet  0. 
11.  17,  6;  ndid.  im  liebez  im  Iw.  2146;  t»t  (eis)  lieble  den 
hof  und  den  lip  manec  maget  Iw.  45.  analog  jenem  in- 
transitiven lieben  ist  das  vom  sul)st.  anst  gebildete  nihil. 
ensten  :  sinem  valer  er  da  mite  enslule  (erwarb  sich  die 
gunst  s.  V.)   Diul.  3,   71. 

golh.  (jatlihiilian  ,  kosen,  frenndlidi  zureden,  demul- 
cere,  •jitnju/.uXtlv  iit.  l,  9;  gathlaihands  liii,  vom  heilaiui, 
der  die  kinder  herzt,  ivayy.aXiaäfitvoc:  cana  INlarc  10,  16, 
also  auch  streicheln,  schmeidieln  ,  halsen,  wie  mhd.  halsen 
und  küssen  verbunden  werden.  galhlai'hls  ist  Luc.  6,  24 
iJUQa/.Xraii;  zurede,  trost.  thiaihun  scheint  aber  ganz  das 
i\\\d.  Jlehon  (dehon),  mhd.  Ilelien  ,  das  precaii  atisili  iicki 
und  bald  den  acc.  balil  den  d.d.  regiert  (s.  616.)  auch  nuch 
im  heutigen   liehen  liegt  schmeichelnde    bille. 

alid.  C'h6s6n  ,  mhd.  kosen,  eigentlich  h)(|ui,  dann  aber 
vorzüglich  blande  hxpii,  plaudern,  Tumi.  165.  Ms.  2,  2(t2'^ 
205-'  Troj.  10516.  16536.  Trist.  r»247.  ze  liebe  Uuseii  AMi. 
387,  15,  woraus  sich  leiclit  das  nhd.  liebliosen  oder  autb 
bloUes  hosen  ^  blandiri,  mit  dem  dat.  der  pcrson  ,  den  ich 
aber  aus  der  altern  spraciie  nicht  belegen  Uanii,  enl- 
w  icke  lt. 


686  einfacher   nutz. 

alul.  znrton  (l)lnndlrl) :  dir  zaiiuta  N.  Blh.  4.3.  mlitl. 
zarleii  Trisl.  i7'J()7  oline  casus;  die  megde  iv  alle  zarleii 
begüiiden   Troj.   1,5.}  13. 

mild,  smticheii  (adularl.)  Parz.  115,  21;  lui  began  .si 
sineichen,  mi  zarten  unde  weinen  Rud.  wellchr.  (Schulze 
88);  Bari.  208,  32.  287,  20.  320,  15  ohne  casus;  iinge- 
snieichel  (ohne  zu  schmeicheln,  zu  schonen)  Wh.  429,19. 
nhd.  einem  schmeiclieln. 

nhd.  seyueu  nut  acc. ;  nilid.  got  dicli  gesegene  Diut.  3, 
74;  swaz  er  geseginut  ibid.  ebenso  tveihen  und  benedeien, 
wie  das  franz.  benir  und  millellat.  benedicere  den  acc. 
annimmt,  mhd.  tv/hen  :  mich  wihen  Diut.  3,  73.  74;  und 
henedien  g.  schm.  1826.  Geo.  3929.  acc.  liaben  nicht  an- 
ders QO[h.  thiutlijan  ,  vgl.  oben  s.  617.  goüi.  veihan,  ahd. 
tvfhe'n,  doch  gebraucht  hier  T.  den  dat.:  wlhitu  in  (bene- 
dixit  illis)  7,  7.  244. 

2.     Hassen,  zürnen,  drohen,  ßtichen. 

Ulf.  conslruiert  ^j"rt>t  fiineir ,  gleich  jenem  frljön,  nur  mit 
dem  acc.  ISlatth.  5,  43.  Luc.  6,  22.  27.  14,  26.  Job.  7,  7. 
12,  25.  Rom.  12,  9.  Eph.  5,  29.  er  untersclieidet  aber  zwi- 
sclien  einem  transiliven  hatjan  IMalth.  5,  44.  Rom.  7,  15 
oder  htttan  Luc.  l,  71.  6,  27,  die  gleichfalls  fiicfir  über- 
tragen, und  einem  intransitiven  hatizon  yoAÜv ,  jene  haben 
den  acc.  thatei  hatja  (quod  odi) ,  dies  den  dat.:  mis  hati- 
zölh  ifioi  yoXÜTS  Job.  7,  23.  hatizon  ist  also  einem  feind 
sein,  grollen,  beim  ahd.  hazzon  T.  Matth.  5,  44.  6,  24. 
mhd.  hazzen,  vehen  (Parz.  441,   17)  finde  ich  nur  den  acc. 

goth.  hvötjan ,  {jahvötjan  (minari.)  gahvulida  ahmin 
Marc.  9,  25;  hvötidedun  u»iwia  Marc.  10,  48;  gahvCljands 
im  Luc.  9,  21.     vgl.  das  folgende  ahd.  wuzan. 

golh.  (jasakan  (minari.)  gasuk  vindam  INlatth.  8,  26. 
gasuk  vinda  Marc.  4,  39;  gasakands  im  Luc.  4,  41;  gasuk 
thizäi  hrinnon  Luc.  4,  39;  sak  thäim  sipönjam  !  Luc.  19, 
39;  gasak  immal  Luc.  17,  3. 

ahd.  drouivan  (minari):  threwifa  in  (eis)  T.  Matth. 
9,  30.  mhd.  wart  den  rechen  gedrüut  Nib.  409,  1;  daz 
er  MUS  drewe  Ivv.  6694;  ze  deme  (mit  dem)  drut  ir 
mir  Iw.  5285;  dröuwe  ich  im  Bari.  289,  35.     nhd.  drohen. 

ahd.  argchöson,  gegensalz  von  liebkosen.  die  mir 
argchusunt  (maligna  loquunlur)  N.  ps.  34,  26  ;  argchusulon 
mir  (delrahebant   mihi)  N.  ps.  108,  4. 

golh.  ubil  avithan  (r.ialedicere):  ubil  cjvithai  altin 
seinamma  Marc.  7,  10,  wo  man  aber  den  dat.  schon  von 
dem  bloßen  c|vithan  abhängig  machen  kann. 


nornen.     casus,     vom  verb.  ahh,     dat.      6^7 

alid.  iväznn  (maledlcere.)  tu  wäre  iro  ouh  sllig  ze 
wäzeune  mit  koinelicheu  worten  (solebas  eam  virilibus  in- 
cessere  verbis)  N.  Bth.  43.  mhd.  kein  xväzen,  und  vtr- 
wäzeii  (verlluchen)  regiert  den  acc. 

aUd.  Jluochou :  llnochut  sincino  fater  T.  JMattli.  15,  4. 
mhd.  si  ir  vluochete  I\v.  2014;  der  nvuuscIi  vliiochet  hu 
Iw.  7066  5  verlliiochen  hat  den  acc.  z.  b.  Diut.  3,  73.  uhd. 
Jlucheii.     mhd.  erijezzen  (maledicere)   oben  s.  175. 

andheitan ,  sceltun  mit  acc.  (oben  s.  618.) 

golh.  lailuun  imma  i/.oidögijGav  avtuv  Joli.  9,  28  viilg. 
maledixeruut  ei.  der  inf.  schwerlicli  hiian ,  sondern  Itiin 
oder  Ithan  ,    vgl.  alts.  lahan   Hei.  83,    6. 

ahd.  sih  heUjan  (irasci)  vgl.  oben  s.  34.  den  persün- 
licheu  dat.  kann  ich  bloU  vermuten,  nicht  nachv^eisen ;  auf 
jeden  fall  war  die  präp.  zi  gebräuchlicher.  T.  JMallh.  5,  22 
liest  man:  ther  sih  gibilgit  zi  sinemo  bruoder,  obgleich 
der  text  halte:  ({ui  iiascilur  fratri  suo ;  sih  zi  iamanne  ni 
beige  0.  11.  18,  15;  N.  79,  5   conslruiert  gleichfalls  mit  ze. 

nhd.  zürnen  (irasci)  mit  dat.,  allere  belege  mangeln, 
der  gegenständ  des  zorns  steht  mlul.  und  akd.  im  acc: 
daz  zurnde  der  halt  Nib.  117,  1   vgl.  oben  s.  613. 

3.     Genade,  schoniUKjy  schirm,  hilfe,  nutzen  und  dienst. 

ahd.  (jinddun  (misereri)  :  thaz  er  uns  ßr deinen  giwerdu 
ginädun  0.  1.  7,  28.  mhd.  ich  enmag  iu  nilil  geiiaden 
Nib.  2040,  1;  den  höfischen  dichtem  aber  häufig  in  der 
fast  lungekehrteu  bedeutung  für  eine  gnade  dank  sagen, 
vgl.  die   vvbb.  zu  Iw.  und  'V\  igal. 

goth.  (/ahleithjan  (misoreri):  gablcilliiaiuls  unsis  INlarc. 
9,  22,  das  zweideutige  unsis  ist  wol  .vidier  der  dat.;  ein 
ahd.  giblldan  in  gleicher  bedeulung  wäre  slallhalt,  dafür 
aber  gilt   das  folgenile. 

ahd.  tniltan :  millida  tlnr  (miseilus  est  lui)  T.  53,  14; 
mihi  uns!  T.  Matth.  20,  30.  31,     kein   mhd.  nullen. 

golh.  arnian  (misereri)  mit  acc.  (s.  613.)  die  m)ii 
bleilhjan  und  nüllan  abweichende  construclion  liegt  in  ilcr 
verscliiednen  bedeutung  der  verba.  jene  beiden  sagen  aus 
milescere,  arnian  etwa   meminisse  [5aui)eris. 

golli.  hleihjan  (opilulari) :  hleilüila  Jsraela  lliiuuKKju 
seinauntia  arrfAcp'iio  lc{)a),?.  viaido^  ainov  Lvic.  1,  54. 
ahd.  libun  (parcere):  Itbe  dinemo  scalclie  N.  ps.  18,  14; 
er  libel  i'mo  N.  71,  13;  iro  libe  ne  libta  er  (vitae  coruni 
non  pepercit)  77,  50;  daz  sie  menniscen  liblin  85,  4. 
0.    hat    ein    starkes    vcrbum    liban,    leib:    themo    einetjen 


688  einfacher  salz. 

ni    leib    (iinlco   filio    non    poppicil)    II.  9,  78.      alln.    hh'fa: 
tjrami   lilildlio   S;i;in.   157*;   uLiöldom    lilKdlioz   25fi''. 

gülli.  hahujan  (servare) :  Ijai'/yilli  izäi  ffn'/.ülti  ui'tiv 
Joh.  11',  2.5;  ei  bairgiiis  im  '/ic.  Tt/ji^of^c:  uvioVi;  Joli.  17, 
1,5,  vulg.  iil  seives  eos ;  hajdl/nim  galjaiigada  u/tfföjtoot 
ovvTr^oovrTui  JMallli.  9,  17,  wöillicli  :  es  wird  beiden  ge- 
borgen, amijübiis  prospiciliir.  das  abd.  pergaii,  i\\\n\.  ber- 
gen bedeuten  fast  nur  abscondere  mit  acc.  der  saclie,  nicht 
iiieiir  servare,  das  alln.  biarija  erscheint  aber  nocli  so 
und  hat  persönlichen  dii[. :  Jiörvi  biarga  Sreni.  243*;  tmeroin 
biarga  243i^. 

ahn.  et/i-a  (parcere)   niil   dat. 

golh.  frtidjun  (parcere),  nihd.  schonen  mit  acc.  und 
gen.  (s.   66.5.)      wuizelbaCl   dem    lolgentleii^  verwandt. 

?A\(\.  ffidon  (servare,  protegere):  sincmo  Hute;  ze  ge- 
fridunne  N.  ps.  104,  27.     alts.  f'ridudi  ira  f'trahe  Hei.  118,  6. 

golh.  inundon  (prospicere):  niundulh  izvis  (betrachtet 
euch,  vol)is)  fhil  3,  17.  ahd.  muntön :  er  scal  s/nen 
(Irüton  thrato  ginuinlun  0.  I.  .5,  31;  si  imo  niuntu  0. 
111.   1,   34. 

alul.  scinnan:  scirnit  mir!  0.  III.  1,  41;  scirmdost 
mir  (prolexisli  me)  N.  ps.  63,  3.  nihd.  schirmen:  des 
schirmet  im  ein  linde  Iw.  .572;  du  begund  im  (sibi)  schir- 
men der  herliche  gast  JNib.  459,  3;  ze  schirmen  ir  Wi- 
gal.   8026. 

ahd.  Iieljan,   mhd.  helfen  (s.  614.  664.) 

mhd.  stein,  gestdu  (stare  a  parle  alicujus):  si  gestent 
mir  l\v.  5277;  der  lewe  gesluont  im  l\v.  3881;  got  ge- 
stuont  der  tvärheit  ie  Iw.  5275;  daz  er  mir  n)iieze  ge- 
slän  lw\  4731;  er  gestuont  dem  rehten  ie  Wigal.  2773; 
auch  mit  gen.  der  sache :  der  mir  der  rede  gesle  Iw.  1034; 
der  rede  gestuont  im  Hai;eiip  "Nib.  1137,  4.  hat  sich  aus 
dieser  bedeulung  von  heipjlichten  (assentiri)  die  des  nhd. 
qeslehn  (faleri)  entwickelt:'  jenen  sinn  von  helfen  drückt 
uns  jetzt  beistehn   aus. 

ahd.  foUeistan  (auxiliari,  suirragari) :  foUeisli  mir!  fave 
mihi,  serva  me,  asside  mihi!  ahs.  fullestian,  ags.  fi/lstan: 
him   fylston   (halfen  ihm.) 

alls.  fiilfjrinfjan  (auxiliari,  jnvare,  servire):  herren 
fulgangeu   (domini  servilium   implere)   Hei.  4,    1. 

m\\d.  frumen  (prodesse,  mederi) :  damit  er  scolte  fru- 
men  sineme  xvibe  Dlut.  3,  87;  daz  ez  i/u  lange  vrumet  Iw. 
2139;  waz  fi-iunl  dem  riehen  man  Wigal.  64;  daz  frumet 
im   Wigal.  89.  verschieden  ist    der  transitive,    den  acc.  der 


nomen.     casus,     vom  verh.  ahh.     dat.      689 

Sache    oder   pers.  regierende  frumeu  (s.  597.)      nlid.  einem 
frommen,  nützen. 

ahd.  dionön  (servire) :  tliie  sancte  Gallen  thionunt  0. 
Hartni.  168;  zueiii  herron  thionon  T.  37,  1.  alts.  gode 
thionude  Hei.  15,  20.  mhd.  da  wil  ich  iu  dienen  nat'li 
Parz.  163,  1;  ich  han  gedienet  disem  iv/he  Parz.  202,  6; 
mag  ich  iu  gedienen  \il  Parz.  223,  24;  ich  dien  iu  allez 
daz  ich  sol  Parz.  29,  25.  vgl.  oben  s.  615. 

goth.  andbahtjan  (JiaHOveJv :  andbahtida  imma  Matth. 
8,  15;  andbalilidedun  hn  Luc.  8,  3.  ahd.  amhahtan:  am- 
balitita  in  (niinistrabat  eis)  T.  48,  3 ;  ambahtitun  imo  T. 
15,   6.  vgl.  oben  s.  616. 

goth.  siponjan  ftudi^TEVeiv  '  sipunida  lesua  iMaUli.  27,  57. 

v^oXh.  skulkinon  dovliveiv.  ninianna  mag  tvinm  JWiujam 
sk.  IMallh.  6,  24;  sk.  imma  Luc.  1,  74. 

a\n\.  Jolgen  (sequi):  i'olgclun  imo  fr.  ih.  und  T.  INIalth. 
12,  15;  ebenso  fr.  ih.  Mallli.  20,  29.  dagegen  steht  der 
acc.  folgcta  iiian  T.  201,  1  und  INIallli.  20,  29.  34;  auch 
kefolge  den  (fridu)  persequere  eani  (pacem)  K.  17^.  bei 
Sachen  gilt  ferner  der  gen.  (s.  667):  folgheines  dhera  hi- 
(junnenün  redha  (sequainur  debituni  ordinen))  Is.  69,  15. 
mhd.  volijen  mit  dal,  (\vb.  zu  I\v.  s.  502);  mit  säclilichem 
gen.:  e  ich  es  gevolge  Trist.  9290;  done  -Nvolt  ers  nilit 
Yolgen  Ivv.  7335,  neben  niht.  verschieden  ist  ein  iransili- 
ves  vohjen,  im  sinn  unseres  nhd.  verabfolgen,  mit  acc.  der 
Sache  und  dat.  der  person  :  ja  niuosen  si  der  gallen  ir  her- 
zen du  gevolgen  Kl.  150  CD  (Lachni.  hat  aufgenommen: 
der  gallen  und  och  ir  herze  volgen).  altn.  Jl/l'JJf'^  •  i'lf'i 
fylgir  Sa-m.  l4l^ 

goth.  läisljan  mit   acc.  (s.  617.) 

4.     Verachten,  plarjen,  schaden,  verlassen. 

c,o\\i.  J'rakunn<iu  yniT(i([oo)'ih> ,  icOtti^n''-  anthtiraininu 
frakann  Matth.  6,  24.  Luc.  16,  13;  fraUann  mis  Job.  IL', 
48;  frakant  brulhr  theinamma  liom.  14,  10;  thamma 
vialjandin  frakunni  Joh.  14,  3;  aikklcsjon  Irakuiuicilh 
ICor.  11,  22;  imma  frakunni  Kor.  16,  11;  JWuslubnjdi 
iii  frakunlhoduth  Gal.  4,  14;  praüfeljaui  ni  frakunnuilii 
IThess.  5,  20. 

goth.  ußnikan  uOfTdr:  ni  vilda  izäi  ufl)riUan  M:\vc.  6, 
26;  saei  ulbrikilh  izvis  niis  uri)iiUilli  Lui.  10,  16;  ulhri- 
kilh   (jutha  1  Thess.  4,  8. 

goth.  uslhrintan  (molcsliam  cxhibcre) :  izäi  uslhriutilh 
Marc.  14,  6;    uslhriulitb  mis  Luc.  18,  5.     ein   alul.   ardrio- 


590  einfacher  satz. 

/an  mit  dat.  kenne  idi  niclit ,  vgl.  das  uiipersÖnllclie  niili 
pidiin/il  (s.  2:^2.) 

"ülli.  ns(i(jlj(in  (perinoleslare):   usagljai  ntis  Luc.  18,  5. 

"Olli,  hdlojcn  fj'uouvl^.':iv  (lor(|neie)  :  balvjan  uii.sis 
MaUli.  !'.  29;  ni  balvjais  mis  .Marc.  5,  7.  liUC.  8,  28.  alln. 
böhd  (vliiis  devovcro):  boJvadlü  ovin  shioni  8;ciii.  I8fja. 

von  usliiusau  (leprobare) ,  J'rutjvisljan ,  ns(ivistj<tn. 
(perdere),  iisavimau  l\)cvdere,  occidere),  die  zwar  den  acc, 
nocb  lie!)er  al)er  den  dal.  pcrs.  regieren ,» s.  619. 

abd.  lianneu  (nocere  ,  biedere) :  belot  furi  tbie  barinen- 
lon  iii  (jMo  cabininianli])iis  vos)   T.  32,  2.     ags.  Iieufinian. 

abd.  teriaii  (nocere):  niosviiit  lerit  m  T.  67,  .5;  ni  sint 
tbie  hno  oub  dericn  (non  sunt  ([ui  ei  noceaiil;  0.  I.  1, 
103;  ib  ui  derni  iJiir  diof  0.  1.  4,  27;  tban  imo  frost 
derita  0.  I.  11,  45;  llia/.  imo  wilit  ni  derre  II.  4,  65; 
Ibaz  Haut  mir  ui  derre  111.  1,  42.  V.  3,  8;  lliaz  subt  ni 
derre  uns  111.  5,  6.  N.  sagt  laron:  du  ne  tarust  nie  «irtUHe 
ps.  17,  26;  demo  unsunditjen  taron  27,  4;  ie  manne  7.0. 
tarönne  32,  8;  die  niiv  tarunt  34,  1:  niebt  den  einen  ne 
tarelaVV,  72,  .5.  mbd.  selten  :  laret  demo  liirle  Diiit.  3,  121; 
eins  niannes   herzen  (cordi)  derl  Ls.  1,  344.     ags.  derian. 

abd.  scddön  (nocere)  gl.  Jun.  182,  wo  der  casus  nicbt 
zu  ersebn.  mbd.  schaden,  (jescJuiden :  ir  enscbadet  der 
winler  nocb  envrunit  Isv.  578;  unde  enscbadest  niemen 
nie  Iw.  138;  ez  cnkunde  im  nüil  gescliaden  l\v.  2638.  golli. 
gaskatbiilb  izvis  Luc.  10,   19;    imiua  Luc.  4,  35. 

gebort  liierber  das  mlid.  tuon  mit  dem  bloßen  dat.  der 
person,  im  sinne  des  nbd.  einem  etwas  antbuni*  diu  süezen 
wort  diu  babent  mir  getan  ]Ms.  1,  92*;   ist  mir  getan  Ben.  305. 

golb.  hileithan  (relinquere) :  mis  bilaist  JMattb.  27,  46. 
Marc.  15,  34;  bilailb  misdinamma  Job.  8,  29;  bileilbai  atlin 
sei««mmrt  Marc.  10,  7;  aucb  bei  sacben  :  bilaitb /)v«'y«  INlarc. 
12,  21.  22  ;  bililbi  wn&h  fr äiva  Rom.  9,  29,  iu  welcber  letzleji 
stelle  unsis  der  bloÜe  dat.  commodi  scbeint.  ein  abd.  pili- 
dan  kommt  nicbt  vor.  man  deute  sieb  bileilliau  durcb  re- 
cedere,  secedere,  mis  r=:  mibi,  a  me. 

mbd.  ahe  gdn,  mit  dat.  der  pers.  und  gen.  der  sacbe: 
ine  gäu  dir  nibtes  abe  Trist.  1235 ;  lui  enganc  dir  selben 
nibtes  abe  Trist.  4472;  wil  dir  nibtes  abe  gau  Trist.  6964; 
im  solle  Gyläii  sines  geliibedes  abe  gan  Trist.  16092;  eugö 
nocb  dem  nocb  dise)ii  abe!  Trist.  18006.  ubd.  einem  ab- 
qehn,   weniger  relinquere  als  desiderari. 

mbd.  (jesivichen  (deficere  ab  aliquo.)  der  lip  gesweicb 
in  (eis)  Iw.  6211;    nu   geswicbent  mir  zunge   und  der  sin 


nomen.     casus,     vom  vorh.  ahh.     dat.      ßQl 

Wigal.  36  ;  du  luoliten  sl  dem  libe  so  geswichen  nilit  Nib. 
1012,  3;  im  uu  geswicheut  Aib.  1964,  2;  daz  ist  mir  nie 
geswichen  NIb.  2122,  1;   gesweich  hn  nie  Reiuh.  1115. 

nihd.  enhresten:  da  mit  ich  iu  enbr.tste  gar  Parz.  94,  9; 
daz   sim  harte  küme  enbrast  Parz.  282,   17. 

nihd.  emjanz  begunde  im  engan  Reinh.  808.  nhd. 
entyehn  5   euüuuj'tn  ,  entfliehen ,   entweichen. 

^oi\\.  fr aliusan  (perdere):  äinavima  Luc.  15,  4.  8.  9. 

5.     Jlerschen  ,   xv allen ,   streiten,  sieben. 

goth.  reikinön  agyeiv:  reikinön  thiudum  uQyiiv  liöv 
tdro)V  Marc.  10,  42.  Piom.  15,  12-,  saei  thizäi  nianasedäi 
reikiiiuih  o  %ov  v.oa^uov  agyiov  Joh.  14,  30. 

golh.  thiudanön  jjtini/.evtfp,  niclit  mit  dat.,  nur  mit  der 
präp.  ufar:  ulargarda  Luc.  1,  33;  ufar  unsis  Luc.  19,  14; 
sis  Luc.   19,  27;  ohne  casus  I  Cor.  4,  8.  15,  25. 

^oüi. ßdujinön  y.vQiivtiv.  vitulh  iraujinuth  mann  (dat.) 
o  vofios  YyVQitvti  toi)  iivd(jü'mov  Rom.  7,  1;  gafraujuuuul 
im    y.aruy.vQitvovoty    aviiöv    Marc.    10,    42;    fraujinunds 

golh.  raginön  i'jyi-iiiopfVfiv ,  garayinön  avjußovXevsiVl 
raginundin  Soinim  |Syris)  '^ysfiovfvovTog  %rjS  ^VQius  Luc. 
2,  2;  raginuiuliu  Iiidaia  i^y.  ti^g  'lovd'aias  Luc.  3,  1;  saei 
garaginöda  Iiidäium  0  ov/tßovXevoag  TOig  ^lovdaioig  Joli. 
18,  14. 

^o\\\.  (javaldan^  valdan  (imperare,  agysiv,  UQy.eh')  gaval- 

dandim  Marc.  10,  42;   vaklailli  annöm  izvaräim  Luc.  3,  14. 

das    ahd.    tvallan  liat    den    gen.,    das    ags.  vealdnn    auUer 

dem  gen.  (s.  659)  auch   noch  den  dat.,  zumal  bei  i)orsonen: 

eallum    vclt    Jjoeth.    88;     vealdan    Gealena    leode    l>.    879; 

im    trav.  song:    Atla  veoUl  Jlüniim  ^    Vitta    veokl   Svaj'um 

und    so    überall.      ahn.   valda    (valere ,     efficere,    aucloieni 

esse)  nur  mit  dat.:  valda  m/no  hölvi  Sicm.  214*;  thu  qvedli 

ek  n'öcavi  noinir   vahia   164-^;    vchlr  thvi  (jiuiihildr   179*'; 

\cldr   einn   Alli   öllo   hölvi  214*^;    üdiiinn   thin  vohlr    192l>. 

ahn.  rcldha   (cüiisiderc,  inii)erare) :   radha  lailhuni   (con- 

silia   conrerre);    radlia  draum  (^sotniiiuin   inlerprclari) ;  redh 

Danaveldi  (regnavil  in   Dania)  rädlia  sigri:,    raiidlio  ijuHi 

radlia  (aurum  liabere)  Sumu.  ia2^]Je  ok  ßörvi  radlia  189''; 

Rtn   skal    radha  ruijmdUni   248^.      ilas   golh.  (jarMan,    im 

siiuie    von    i)rocui'.ire,    proviilere    fuulc    ich  mit  acc. :    garö- 

damlans  guda   vionroov/it)'of  y.ala  IK'or.  8,  21.   vgl.  laura- 

garairulli     uns    injonoiacci:   i-/i(üg    Lpli.   l,   5    fauiagarrdaniii 

ii{)0()()ioOh"i€g    llpli.  1,   li.      mlul.  rälrn,    (jerälen  (oonsu- 

lere)  mit  dal.  der  pers. ,    auch  der  sachc:    dem  tmijesnnde 

Xx   2 


692  einfacher  safz. 

geraten  all.  243,  3.  in  der  hedonhmg  von  anstiften  mit  acc. 
der  Sache:  ez  lial  geialcn   I5r.  ]\ib.  951,  4. 

ein  gotli.  sliurjan  (frenare)  ergibt  sich  aus  dem  adv. 
iissliiiriha.  ahd.  alinran ,  sliurran  fgiibernare)  mit  acc.  : 
miiat  sliiirre  (mciilcm  gubeniet)  hymn.  3,  .5;  stiiiii  dma 
8calcha  (giibcrna  liios  lainulos)  hymn.  16,  5;  sliuret  mih 
W.  14,  21.  ndul.  'wer  sol  mich  zo  Ireuden  sliuren  ?  Ms.  2, 
106^;  nu  mac  iuch  got  wol  sliiiien  Iw.  1803.  Parz.  l'JO,  1.5;  si 
stinrlc  sich  Trist.  1 1"J74.  nhd.  steuern  das  schif ,  aber  steuern 
(cohibere,  compescere)  der  (jeivall  <,  dem  unrecht.  ags. 
steorau,    ahn.  styrai  Jletjom  styrdi  S;em.  228'\ 

ahd.  richison  (dominari,  regere)  T.  11,  3  kommt  wol 
sonst  mit  casus  vor.  auch  das  mhd.  rihseu  IMs.  2,  198^* 
steht  mit  einer  prap. 

ahd.  herrison  (dominari)  N.  ps.  71,  8;  mhd.  einem  rilter 
gehersen  Ben.  445;  daraus  das  nhd.  herschen,  mit  über. 

güth.  hiudan  (praecipere)  anabiudan  (imperare)  funr- 
h'mdan  und  so  in  allen  deutschen  dialeclen  mit  dat.  der 
person. 

ahd.  rihtnn,  mhd.  rihlen  (regere)  mit  acc.  z.  b.  Nib. 
720,  1;  in  der  bedeulung  von  judicare,  senlentiam  pro- 
nuntiare  mit  dat.  der  pcxson,  welcher  etwas  zuerkannt  wird  : 
daz  ich  ir  über  mich  selben  rihle  Iw.  4232;  nu  rihle  mir 
min  leit  \'\  igal.  2600;  nu  kuine  vil  grimmeclicher  tut,  und 
rillte  gote  von  uns  beiden  (sprich  uns  beide  gott ,  d.  h. 
dem  himmel  zu)  Ms.  1,  17^.  hier  tritt  der  tod  als  richter 
auf,   sonst  als  klager  oder  beklagter  (myth.  492.) 

ahd.  irleilnn  (judicare) :  thaz  man  iru  irdeilti  0.  III. 
17,  10;  irdeilet  imo  0.  IV.  20,  32.  mhd.  nu  erteilet  mir 
Iw.  1955;  daz  ir  erteilet  manic  man  Wigal.  2940;  dem 
erteile  ich  magt  u.  laut  Wigal.  7970;  dem  erteil  ich  Wigal. 
9529.     nhd.  zuerkennen. 

mhd.  ijestriteu  (superare,  certare) :  do  kund  im  niht 
geslriten  daz  starke  getwerc  Nib.' 78,  1;  ich  mac  <Zir  niht 
gestriten  Ms.  1,  80^;  so  mac  ich  ime  wul  geslrften  En. 
8795;  ich  ne  mac  noch  niht  gestriten  dem  {fuoten  Farise 
gr.  Rud.  1 ,  3  (oder  heiiU  dies  beschreiten ,  wie  mnd.  ge- 
striden  Ssp.  2,  28,  ags.  gestridan  ?);  hie  mit  der  slaf  im 
an  gestreit  Wigal.  6860;  si  mühte  ime  überstrJten  fragni. 
31<=.     nhd.  tviderstreiteu  (repngnare)  mit  dat. 

mhd.  an  (jesigen  (vincere)  :  gesige  ich  aber  im  an  Iw. 
535;  hat  ein  man  gesiget  mineme  herren  a\\  1\v.  1964;  ge- 
sigten  ir  vreiiden  an  Iw.  4426;  dem  risen  an  gesigen  Ivv. 
4778;  meie  hat  im  an  gesiget  Ben.  449;    dem  ateinhul  an 


nomen.     casus,     vom  verh.  ahh.     dal.      693 

gesiget    A\v.  3,   199.      nicht    anders    ane   velden :    im    ane 
vuhtin  Anno  656. 

golh.  vtihan  (pugnare)  mit  der  präp.  du :  du  diuzam 
vaih  id-ijQio/iüyj;ou  1  Cor.  15,  32.  andveUian  (repugnare) 
mit  dat. :  andveihaudö  vitöda  ahmins  Ilom.  7,  23. 

6.     Einige  verba  des  (jeräUie  mdecjens  (der  toilelle),  Inner 
und  nahriuuj  (jehens  liaben   dat.  des  subjects. 

alid.  ifurtan  (eiligere):  ihaz  thii  Ihir  selbo  gurlus  0.  V. 
15,  40,  gleich  darauf  aber  42:  so  gurtit  anderer  thih 
(:  thih.)  ndid.  er  gurt  dem  orse  Parz.  603,  19;  und  er 
dem  orse  gurte  Parz.  61t,  19;  ebenso  enijnrten  (dis- 
cingere)  bedeii  orseii  wart  enkurt  Parz.  197,   6. 

nihd.  binden:  bint  dir  balde,  Irut  gespil  !  Ben.  439; 
wie  si  der  briule  bundeu  Wallh.  106,  27;  baiils  ir  selber 
das.  28.  30. 

mhd.  sehuoheu ,  entschuohen :  kint  im  entscliuolitca 
Parz.  191,  27;  entschuohten  im  Wh.  278,  24  z,  die  bes- 
sern hss.  hier  iti. 

ndid.  abe  ziehen:  er  künde  im  ab  gezielien  niht  Parz. 
155,   21,  vul.  243,   17. 

alid.  sulbon:  liobemo  manne  zl  salbönne  0.  V.  4,  14. 
ich    vermute    andere,    z.    b.    kemben    (peclere)    Iwahen 
(lavare)  mit  solcliem  dat.,  bekam  ist  schenken  (infundere.) 
mild,    bellen    (lectum    sternere) :    her  gebetlidi  iri  selbe 
scuno    Anno  623;    du   belle  man  in  allen  drin  Iw.  6571; 
im  was  wol  gebetlet  Frib.  Tiist.  3084;    lat  in  schone  bet- 
ten  fragm.  41'';  Nib.  251,2.     so   noch  nhd. :  bellet  ich  mir 
in  die'hölle  |)S.  139,  8;  belle  dir  selber  Act.  9,  34. 
nhd.  Sirenen:  dem  viehe  streuen. 

mild,  juolern :  do  si  den  rossen  wollen  fuoteren  Dlut. 
3,  103.     nhd.  vonjeben:   den  kiihen,  den  pf erden. 

liicrher  nehme  ich  noch  das  ndid.  hentjen  (laxaie  fre- 
num)  und  enlhallen  (inhibere  fi.) :  dem  rosse  er  hancte 
Karl  2H^  58^;  den  rossen  wart  gehenget  Karl  69-1;  den 
orsen  was  vcrhenget  Troj.  12204.  enthielt  dem  orse 
Wh.  58,  1. 

diese  dative  erkliiren  sich  meist,  wenn  man  den  nns- 
qelassenen  acc.  der  sache  hinzu  denkt.  dem  manne  daz 
swerl  giirlen,  dem  urse  i\in\  salel  ijiirlen  .  der  briule  daz 
liüubel  binden,  ilom  rilei-  diu  beiii  (l'ar/..  243,  16)  die  hosen 
(Parz.  157,  8.  Wh.  137,  5)  schuobon,  die  lielmes  snüere  abe  zie- 
hen, daz  har  salben,  kemben,  die  liende  lNvahen,dem  orse  ilen 
ziigel  beugen  uiul  enthallen.  wiederum  kiinnle  dies  objecl  aus- 
gedrückt sein  durcli  jenes  ez,  (s.  333  11'.),  zumal  aucli  einige  der 


694  cinj'acher  salz. 

dort  aiigefiiliiicu  vorl)a  mit  )icr.siiiili(Iicni  drit.  ciscliciriei),  z.  b. 
tili  liAst  ez  mir  gerumel  liie,  cz  mir  crbolcn.  doch  kenne 
ich  kein:  ez.  gürten,  ez  binden;  höclislens  folgere  ich  es 
verhengen  aus  \\  igal.  8432  :  und  im  (dem  ros)  duz  wol 
verlicngel.  für  dergleichen  verba ,  welche  lauter  tiigliclie 
verriclilungcn  ausdrücken  ,  war  die  wcglassung  des  sächli- 
chen subst.  oder  ein  bloßes  ez  an  dessen  stelle  iinnültel- 
bar  verständlich. 

nicht  so  ungezwungen  macht  die  ellipse  sich  bei  Ijcllea 
und  fuülern,  oder  sagte  man:  einem  daz  leger  betten,  daz 
hciuwe  fuotern?  hier  liegt  in  den  verbis  schon  das  volle 
object :  liett  machen,  fulter  geben;  vuid  wir  dürfen  heute 
sagen:  du  hast  mich  wo!  gebettet,  die  pferde  gefüttert, 
insofern  aber  gürten  die  Vorstellung  cnthiilt  den  gürtel  an- 
legen, war  sclion  ahd.  sih  gurtan  zulässig,  wie  es  nlid.  ist: 
einen  schuhen  oder  enlschuhen.  zumal  werden  mhd.  verba 
des  eulkleidens  unbedenklich  mit  dem  bloßen  acc.  con- 
struiert,  z.  b.  engerwen  (enkerwen)  Wigal.  4386;  enpfet- 
len  Ms.  2,  761^;  entnacteu  Wigal.  5341.  5360.  5426;  ent- 
na^jen ;   cnlwiifen  ii.  a.  ni. 

7.  Heiraten,  ehhrechen,  hiilden. 

oben  s.  601  ist  gezeigt  worden,  daß  das  goth.  activum 
liuga  von  dem  heiratenden  mann  gilt  und  den  acc.  regiert, 
liuga  qven,  uxorem  duco.  das  medium  aber  wird  von  der 
lieiralenden  frau  gebraucht  und  mit  dem  dat.  coustiuiert : 
liugada  abiii ,  ya/iu-n/iut  dvi^Qi ,  auch  das  lat.  uubo  fordert 
den  daliv:    nubo   viro. 

golh.  hdrinon  (moechari):  galiorinuda  izüi  sjKoi'yevaev 
aVTi'jV  JMallh.  5,  28;  liurinoth  du  thizai  Marc.  10,  11.  alid. 
mit  acc.  er  huarut  sia  0.  H.  19,  5.  ebenso  ah{\.  furl  ig  an: 
]iabet  sia  forlegana  (moechatus  est  eam)  T.  28,  1.  das  ags. 
hcvman  nimmt  prap.  zu  sich. 

nhd.  buhlen  mit  prap.,  doch  bei  Schweiuichen  findet 
sich:  dem  früiäein  buhlete  2,  33;  meinem  weihe  buhlete 
2,   138. 

8.  Sagen,  absagen,  benennen,  antworten. 

ahd.  aiiedan  (dicere)  zumal  in  der  passiven  bedeutung 
dici  (oben  s.  53):  ter  tougeno  faret  ieht  ze  gwinnenne  mit 
undriwun,  demo  chit  (dicilur)  fuhs  N.  Bth.  198. 

mhd.  f^prechen  in  der  bedeutung  von  namen  geben, 
welcher  name  dann  im  nom.  (s.  592)  zu  stelin  pdegt:  so 
sprechents  einem  wuocher.  spätere  belege  stehn  gesammelt 
Reinh.    s.    112.   fundgv.  392.    ein  steinin  stocke,    dem  mau 


Uüineii.     casus,     i^'u/n  verb.  ahli.     dat.      695 

r.|»  Hellet  zu  den  knöpfen  Climels  reg.  rupert.  n^  1085  (a 
1401);  man  sagt  dtm  bock  (nennt  ihn  bock)  Fischarls 
gesch.  kl.  109\ 

goth.  andijvithan :  ni  nialitedun  andqvillian  imnia  ova 
ij()vvavio  üvi'jvyti)'  avroj  Luc.  8,  19 ;  andqvillian  thäiui 
aiiücai,uaO-cc(  to/s"  Luc.  'J,  61. 

golli.    andJiäitan    (faleri)  :    andliuita    im    INIallli.  7,   23 
andliaitith    mis    JMallli.  10,  32.      iiihd.   ja  lian   ich    (jot  enl- 
beizen   niin  sele  Mar.  70.     alid.  ye/i«n;  gihih  m  (eis)  T.  42, 
3.     mild,  swer   dem  iiiht  gilil  (den  nicht  als  herni  erkennt) 
Ms.  1,   157*. 

goth.  andhafjau  (lespondere):  anJhuf  imma  IMarc.  7, 
28   u.  s.  w.      eheiisü   ahd.  aiilwiii'tan. 

mild,  entsaijen.  Parz.  179,  5.  AYigal.  6688;  wldersatjeu 
wb.  zu  Iw.;  vevscujen  ßen,  408.  nhd.  enlsiujen .,  ab- 
stKfen. 

nhd.  entsprechen,  versprechen,  verheilten,  versichern. 

mhd.  sichern:  nu  siclier  der  knneijin  l'arz.  198,  15. 
267,  19.  l\v.  7586.  bekannt  sind  die  dalive  ih'r  verba  ver- 
kUndi(jen  ,  goth.  teihan  ,  riij'cn,  meiden  ii.  iihidicher. 

9.     Verslehn,  vernelimen ,  hören,  gehorchen,   glauben. 

cchlgülhisch  erscheint  die  veihindung  des  dat.  mit  fra- 
ihjan  (pQovtiv ,  sapere ,  da  die  s^v.  und  lat.  verba  den  acc. 
vorhielten.  auch  das  gr.  uyvoiii'  übersetzt  lüf.  einigemal 
durch  ni  Irathjan.  der  dal.  ist  jetloch  überall  objccliv  und 
uiipersiinhch :  ni  Iralhjis  ihiiim  gulhs  ak  th(iim  manne 
JMarc.  8,  33;  ni  J'röUuni  ihamiiiu  vanrda  INlarc.  9,  32. 
Jiuc.  9,  45;  ni  frolheina  imma  (dem  vvorl)  Ijuc.  9,  45;  ni 
vaihläi  ihis  fruthun  Luc.  18,- 34;  {vM\\'yM\  frudein  meinäi 
l'.ph.  3,  4;  airlheinäim  fralhiaiul  Plill.  3,  19;  Uuii m ei  n\\)-A 
sind  IValliiiiilh  Col.  3,  2;  ihaininnh  ni  frulh  JNikauih'nius 
(hoc  iion  ii\lelle\il,  hoc  ignoravil  iN.)  Sk.  39,  14.  ich  habe 
ci\v()i;en,  ob  nicht  ein  ablalivisclioi'  (Kai.  anzunehmen  sei, 
so  dali  Iralhjan  vaürda  bedeulele:  ilurcli  das  Nvort  kbig 
sein,  kUig  werden?  aber  afrlhoinaim  iValhiaii  kann  niclit 
aussagen  durch  das  irdische  khig  sein  ,•  sorukMMi  nur  das 
iidisclie  verslehn.  ein  \vahier  abk  (indel  sich  Job.  12,  40 
ilaneben :  tVullieina  hairlin  o'oi^nooi  rfj  iii(()t)iu ,  inteUigc- 
rent  corde,  nichl  cordem,  was  der  golli.  ausdiiuU  an  sich 
auch  beileuten  kiinnle.  eiiunal  sichl  der  acc.  stall  des  ihu.: 
ni  hauliitha  fralhjandans  fi)'  Tu  ininjXu  f/{)f)ro(>;'rf.c  Uom. 
12,  16  ,  wenn  es  nicht  iiir  liauhilhai  verschiielien  ist.  nf- 
kunnan  yipwoHnv  hat  immer  den  ad.  der  person  odei 
sarlie. 

\ 


69^)  einfacJier  aalz. 

inliil.  vernemen  ini  simic  von  gcliör  sclienken,  einen 
über  etwas  veinelimeii :  einen  valer  er  bat,  daz  man  i»ie 
veniünie  waz  inie  in  Iroiune  zwo  chrime  Diiil.  3,  90 ;  si  bat 
daz  si  ire  vernanien  9.5;  si  suübicn  sine  gnade,  daz  er  in 
fernauie  102;  si  balen  den  chanieraie,  daz  er  in  fernänie, 
er  feinani  in  duo  106;  .hidas  bat,  daz  er  dnicli  sfne  gnade 
im  ein  hitzel  (ernaine;  lirnini  ?hij' /  (irnainin  ime  cod.  vind. 
653,  116''  129';  lieire,  du  sah  mir  vernenien  Alex.  2144; 
da  von  solt  du  mir  vernenien  \A  gast  40'' ;  herre  ir  solt 
mir  vernenien  mere  135'';  vernim  mir  174a;  Keinliarl, 
vernim  mir,  gewrerliche  sag  icli  dir  Keiidi.  1131,  in  wel- 
cher stelle  ich  mit  unrecht  geloube  für  vernim  gesetzt 
lialle.  ohne  zweifei  ist  diese  im  zwölften  jh.  geläufige,  im 
dreizehnten  selten  werdende  fügung  auch  Bari.  40,  36  an- 
zunehmen, wo  ein  acc.  der  sache  dazutritt  :  daz  du  mir 
verneinen  wilt  die  edelkeit  (gehör  geben  willst  für  die  ed.) 
alid.  farneman  mit  demselben  persönlichen  dat.  bezweifle 
ich  nicht,  habe  aber  keinen  beleg  dafür;  der  sächliche  acc. 
steht  öfter,  z.  b.  fernim  mine  träne  N.  ps.  38,  13;  fernim 
diu  wort  53,  4. 

golh.  hdnsjan  (vgl.  oben  s.  661.)  hauselth  mis  allai  jah 
fralhjaith  WAOiUTe  /lov  Tiürrtg  ymi  ovvUts  IMarc.  7,  14, 
wo  der  Golhe  das  iiiis  vielleicht  auch  noch  auf  frathjailh 
bezog?  *);  qvernun  hausjan  imma  Luc.  6,  18;  nehvjandans 
sik  hausjan  imma  Luc.  15,  1;  es  ist  das  wirkliche  hören 
luid  vernehmen,  nicht  das  gehorchen  gemeint,  welches 
durch  iifhäiisjan,  auch  mit  dem  persönlichen  dat.,  ausge- 
drückt wird:  ainamma  ufhauseith  ivos  dvdt^eTai  INIallh. 
6,  24  ;  ufhausjand  imma  v<nuyiovovaiv  ccvtoj  IMatth.  8,  27  ; 
sunjdi  ni  ufhausjan  r/y  ilhj&sia  jiiy  neideo&ui  Gal.  3,  1. 
.5,  7;  ufhausjaith  vairam  vnoTÜnafoß^e  rolg  dvd'QÜai  Col. 
3,  18  vgl.  3,  20.  23.  auch  andluiusjan  (exaudire)  regiert 
den  dat.:  andhausides  mis  'tjnovoüs  fiov  Joh.  II,  42;  .es 
hat  ebenwol  die  bedeulung  von  obedlre  Luc.  17,  6.  INIarc. 
6,  20.  Das  ahd.  horan ,  mhd.  hwren  haben  im  sinn  von 
vernehmen  selten  den  persönl.  dat.,  häulig  in  dem  von  ge- 
horchen, z.  b.  h«5rent  imo  (obediunt  ei)  T.  52,  7.  doch 
findet  sich  N.  ps.  50,  7  ne  wili  du  mir  huren  (auf  mich 
hören);  Trist.  3193  swenue  ich  an  hebe,  so  Inxret  mir  1 
(hört  mir  zu ,  hört  auf  mich)  was  jenem  verneinet  mir 
mid  dem  goth.  hauseith  «1/5   entspricht. 

ahn.  lydha:  mino  muH  SaMii.  148^. 


• )  indes  übertrug  er  den    ersten   gr.   imp.  durch    den    goth.  imp., 
dca  andern  durch  den  goth.  conj.   (s.  75.  85.) 


nomen.     casus,     vom  vevh.  ahh.     dat.      697 

gotb.  galcmhjau  (credere) :  galaublda  gutJia  InloTSVoe 
TW  '&iO)  Gal.  3,6;  galaubida  hänstindi  luisardi  Koni.  10, 
16;  gakuibjam  iniuia  JMatlb.  27,  42.  ebenso  ia  allen  übri- 
gen niundarten. 

gotb.  trduani  Irauaideduu  sis  Luc.  18,  9.  nocb  nbd. 
einem  trauen. 

10.     Begegnen,  sich  nähern  und  entfernen. 

gotb.  (jnmotjan  (occurrere) :  ganiutidedun  imtna  IMattb. 
8,  28  ;  ganiulida  imrna  Luc.  9,  37 ;  ganiuteitb  iijavis  JMaic. 
14,   13. 

nibd.  honten,  bekonien:    in  bekom  da   wip   nocb    mau 
Iw.  8018;    cz    ir    allez  becbuniet  JNlar.  200;    konx  in  INib. 
508,  2.  974,  4. 
nbd.  begegnen. 

nibd.  widergen:  im  widerglenc  ein  riler  alt  Parz. 
446,  10;  mir  widergienc  ein  gra  man  Parz.  457,  11;  diu 
iu   da  widergangen  sint  457,  18. 

mbd.  verren  (abesse,  fern  sein)  nahen  (appropinquare): 
sol  mir  diu  minne  verren  Parz.  76,  29;  der  goles  gruoz  mir 
verre  Parz.  486,  28;  da  von  er  gote  verret  u.  der  helle 
jiabet  Gotfr.  lieder  3,  7;  do  nabet  ez  dem  mitten  tage 
Parz.  95,  28;  mir  nabete  lastcr  unde  leit  Iw.  693;  sus 
nabet  ime  s*n  lelt  Iw.  3101. 

mbd.  eilenden  (fremd  sein):  jane  dorft  in  (eis)  nibt 
eilenden  Parz.  167,  8.  tvilden:  da  von  böber  inuot  mir 
wildet  Ms.   1,  S6^. 

nbd.  gehrechen  y  mangeln,  ent(jeltn  mit  ]>ersünlicbem 
dat.  äbniicbe  impersonalia  oben  s.  238.  239:  alul.  des 
willen  brast  imo  N.  ps.  35,  4.  das  abd,  gehresten  mbd.  en- 
hresten  (deesse)  stebn  aber  aucb  persünlicb :  demo  un- 
rehten  wege  was  er  ungebrosten  (non  defuit,  d.  i.  astitit 
omni  viae  non  bonae)  N.  ps.  35,  5.  mbd.  da  mit  icb  iu 
enl)r<r'slc  Parz.  94,  9;  daz  sim  barte  kume  enbrast  (enlgieng, 
entkam)  Parz.  282,  17;  dem  tjalien  lüde  enbresten  W  igal. 
3724;  icb  vva;rc  wol  enbrosten  tler  iverlt  Iw.  2842.  un- 
lerscbiedcn  von  diesem  enhresten  ,  enbrasl  ist  das  audi 
mit  ''em  dat.  construicrtc  enbreslen,  enbieste  (dorn  mangol 
abbclfen):  er  künde  wol  enbresten  (:  geslen)  iegvlichem. 
Wigal.   1706. 

viele  verba  des  begrifs  der  enllVrnnng.  tue  mit  ent 
gebildet  sind,  regieren  bis  auf  beute  ib-ii  dat.:  etiigt-lnt, 
entrinnen,  entlaufen,  enljliehen  ,  eiiliveiciten,  entjallvu, 
entsinken.  einige  werden,  gleicb  jenem  ungebrosten,  im 
verneinenden  pari.  prät.  verwandt:  es  ist  mir  unentgangen, 


()98  einjdchcr  salz. 

uiit'iiirallen ;    in  aclen   von   K'.i4:    es   \vcrc   den   herrn    iiii- 
ciilsiiiikeu  (wolljewiisl.) 

alul.  mild,  füinen  (cedcro  loco):  du  rrinuloii  s\c Jidf/Ihns 
N.  |)S.  10.5,  2J;  nilid.  dö  diu  giii/.o  ineiiige  geruinde  denn; 
koulnijc  l'iolli.  3060;  meist  mit  hcigefüglefu  ez  (s.  333.) 
CS  kann  aber  auch  ein  acc.  ausgedrückt  sein:  daz  du  itn 
da/  laut  rumest  Ileinli.  1670-,  rümenl  deu  wec  der  uiintn 
liehen  fiouwen !  JNls.  1,  4^';  rume  dir  daz  nclie  Jiarl. 
213,  1;  runict  vroiin  3linnen  daz  vaz  J\v.  7037. 

11.  Cef  allen  ,f  mi  s fallen  ^  widern. 

gotli.  leilian,  (jaleikani  thatei  leik;iilli  ivima  .loh.  8,29; 
gali'ikandoin  Jleroda  (placenteni  Jdlerodi)  IMarc.  6,  22;  ga- 
leikaida  mis  jali  alnnin  veihamma  liUC.  1,  3;  (jntlia  ga- 
leikan  ni  niagun  Uoni.  «,  ^S ;  laiir«  galcik.iida  iinma  üpli. 
1,  9.     ahd.  liehen,    (jUiehen  ^   belege   bei  Grau'.  2,  120,  121. 

mild.  nlid.  (/evallen,  gefallen,   behagen  ]\ib.  584,  4. 

alid.  liitpcn  (';*)  mlid.  lieben:  alr(?st  liebet  ir  der  man 
I\v.  2674;  liebet  si  mir  JMs.  1,  160f5;  die  selben  la  dir 
lieben  Ben.  332  (oben   s.  685.) 

ahd.  leiden:  leident  iiiio  ihio  eriiün  gilusl*  0.  V.  23, 
143.     mild,  leiden:  da  von   daz  ich  ir  so  leide  INIs.  I,  160^. 

mhd.  unnucren:  unma;re  ich  {/•  (bin  ich  ihr  verhaßt) 
i\1s.  1,  67'';  daz  im  sin  eigen  lip  '.mma^rete  Trist.  7281; 
mir  unmivret  allez  Trisl.  12028  '*). 

ahd.  farsmdhen  (displicere) ,  mhd.  versmdhen :  kund 
cz  iu  nihl  versniahen  Tarz.  395,  7;  disiu  spise  sol  dir 
ruht  versniahen  Parz.  486,  22 ;  ez  endorft  im  uiht  ver- 
smiilien  Parz.  12,  10.     andere  ahd.  mlid.  belege  oben  s.  234. 

nhd.  widern  (repugnare):  die  Sache  widert  mir,  wi- 
derte i'Aiu.  setzt  ein  ahd.  tvidaren  voraus,  ^velches  fehlt, 
widarun  mit  acc.  der  sache  bedeutet  reiuiere,  res|niere:  ni 
widaro  iz  (ne  abnuas)  T.  31,  6;  widorola  iz  harlo  0.  I. 
25,4;  oba  sie  iz  ni  widorölin  (uisi  abnuerenl)  0.  IV.  6,  56; 
iz  woltun  widarun  0.  II.  12,  86.  "vvidarun  mit  dat.  der 
jierson  und  gen.  der  sache  ist  repugnare,  contradicere: 
Ihaz  Rriachi  in  (eis,  deu  Kranken)  thes  widarun  0.1.1,60; 
wai"  sinl  ihie  widorulin  thir  0.  HI.  17,  53;  ther  widorut 
fhemo    keisore  IV.  24,   10;    ni  ^villih    themo    widorun  III. 

12,  42.      mhd.  daz    si    min   gebot    nilit    wideren    (recusent) 
Wh.  211,  16.    vgl.  den  acc.  bei  Widerreden  Iw.  1867.  4555. 


*)  die  transitiva  lieben,  leiden,  (s.  685)  uumaren  (gratum ,  in- 
gralurn  rcddeie),  gclicii  nacli  andrer  conjiigalion ,  regieren  aber  eben- 
wol  den  persüul.  dat.  Darl.  Iü5,  2.  Parz.  6t)5,  27. 


noinen.     cdfms.     vom  verb.  ahh.     dal.      699 

12.     TJ^ilirnelimen^  beobachten. 

gotli.  gdiimjan  (videre,  observare):  gaumida  viann 
blindainnia  Joh.  9,  l  ;  gaunieis  ijranista  Luc.  6,  41 ;  gaumi- 
dedun  tJunnmei  afvalviths  ist  JMarc.  16,  4;  gaunijands 
thainmei  lirains  varlh  Luc.  17,  15;  gaumjaindau  inannmn 
(appareant,  videantur  homiiiibus)  INIatth.  6,  5.  das  in  die 
engere  bedeutung  des  hütens  übergehende  ahd.  gounian 
hat  den  gen.  (s.  658.) 

gotli.  vitau:  t'};q£iv,  naQar^jQsiv,  GVVTt]Qüv:  vitandans 
lesiia  IMallh.  27,  54;  vilan  thamma  Iddiva  IMatth.  27,  64; 
vilaidedun  iuinia  (observabaut  euni)  INlarc.  3,  2;  vitaida 
imnia  Marc.  6,  20;  vitandans  vahtvorn  (fvXccöOovTeg  (fv- 
XuKÜg  Luc.  2,  8;  sabbate  dufja  ni  vitaith  Joh.  9,  16.  man 
liat  vitands  (sciens)  von  vitands  (observans)  wol  zu  iin- 
tersclieiden ,  jenes  regiert  den  acc,  dieses  den  dat.  das 
verbiun   vilan,   vilaida   mangelt  allen   übrigen  dialeclen. 

ahd.  tvarten  (attcndere):  thaz  hirta  sine  uns  warten 
0.  I,  28,  9;  thaz  wir  uns  warten  0.  IH.  5,  5;  warlet  iu! 
0.  IL  23,  7;  T.  33,  1.  44,  1.  12.  nihd.  mir  wartent 
(nehmen  mein  wahr)  lange  nun  vater  u.  nunc  man  Nib. 
938,  3;  warte  im  (gab  auf  ihn  acht)  Nib.  1997,  4;  die 
warlent  iu  Wigal.  3443  ;  ze  warten  dem  herren  Gaweia 
'V^  igal.  10427  (sein  wahrzunelimen ,  d.  i.  ihm  zu  dienen.) 
liat  sonst  den  gen.  (s.  658.) 

13.     Erlauben,  gestatten,  xvehren^  tveigern. 

goth.  usläubjan:  usläubel  mis  IMallh.  8,  21;  uslaul)ida 
unsis  Marc.  10,  4;  uslaubidcdi  im  Luc.  8,  32.  ebenso 
ahd.  arloupan ,    mhd.  erlouben. 

ahd.  hengan:  ni  liangta  er  in  iz  furdir  0.  IL  11,  16; 
thaz  er  iz  iu  ni  hengö  IV.  4,  11;  ihionost  thir  gihenge 
IV.  11,  30;  in  selben  liiaz  ni  hanglin  IV.  13,  51;  iuweren 
ubelen  willen  hongon  ih  iu  ze  skeinene  W.  39,  13.  mhd. 
des  henge  icli  (ohne  dat.)  Ms.  2,  3P;  daz  ich  ir  beugende 
wart  Iw.  2977  ed.  INliill.  (lien.  2986  iehnde) ;  wol  bände 
im  Velentich  Kol.  212,  26;  häufiger  Verheugen,  nlul,  nur 
verhängen  (zulassen)  über  einen,  liengen  isl  hangen  las- 
sen, nachlassen,  nacligeben ;  hat  man  die  abslracle  bedeu- 
tung überall  aus  der  siiuillchen  vom  lösen  des  v.iigels 
(s.  693)  zu  eiklaren?  doch  jene  acc.  iz  haben  hier  im  /.u- 
samnuMihang  noiliwendigkeil  und  0.  IV.  1  l,  30  steht  selbst 
ihionosl.  lu)!.  212,  26  gestaltet  sogar  das  ros  dem  beiden 
schnell  zu  reiten. 

nlul.    zugeben^    nachgeben  y    zu  gesteh  n  ■,    einräumen. 


700  euifacJier  salz. 

nilid.  stnlcti,  (jcstatcH:  ich  slale  in  sclicns  Parz.  536,  7; 
die  gclüiolcn   inic   wolc   gesl;il(Mi    liol.   '^'.i,   11. 

gulli.   Vitrjiin  (|)ioliiljeiej  alul.  iveran ,  iiihd.  wem. 

ülid.  tvtn-nait  [renueve):  der  r/tV  im  wtges  warne  Mild.  59. 

mild,  tveüjern ;  niölit  ich  es  im  geweigert  lian  ISib. 
401,  4.     iilul.  'ivtuijeru,  veriveujeru. 

mild,  ivcndcn  (averleje) :  daz  eiisol  in  iilemen  wenden 
Nil).  I.VJ2,  l;  ez  wende  in  siaf  Parz.  194,  13;  8u  daz  ir 
Terramere  leger  wendet  (ihn  ncilliigt  tue  helagening  auf- 
zugehen) Wh.  169,  19;  die  tnir/.  huKen  wenden  Iw.  4174; 
liet  er  uns  die  rede  erwant  Iw.  241.  parallel  der  s.  636 
angegehnen  füguiig,  statt  ez  wende  iu  siaf  könnte  stehn: 
ez  wende  iiich   slales. 

alid.  uutui'fähau  (suhdiicere,  surrijiere,  relinere):  thaz 
bad  mir  untarfahent  0.  111.  4,  26.      nihd.  iindei-vdn. 

mild,  undergun:  diu  waren  iii  (eis)  undergangen  Parz. 
429,  2. 

mild,  xverren  (impedire):  hn  werre,  wirre  Nih.  363,  3. 
598,  2. 

14.  Verba  des  nehinens,  scheideiis ,  trennens  haben  iu 
den  älteren  dialecten  zuweilen  den  dat.  statt  des  jüngeren 
acc. ,   wenigstens  in  gewissen   bedeutungen. 

goth.  tekau  (längere,  d.  h.  einen  beim  kleid ,  bei  der 
liand  fassen,  nehmen):  lailuk  mis  sums  ijipuTÖ  fiov  ns 
Luc.  8,  46;  attailuk  itnma  ijyuiro  aVTov  Matth.  8,  3.  Luc. 
8,  47;  sa  tekands  rtxis  Luc.  8,  45;  sei  tekitli  imnia  Luc. 
7,  39;  altdkan  imma  Luc.  6,  19.  nicht  bloß  bei  perso- 
iien ,  auch  bei  Sachen:  attailuk  vastjoui  is  INIarc.  5,  27; 
atlaitük  hvilflrjoni  Luc.  7,  14;  aiuütök  sküiita  vasljos  is 
Luc.  8,  44.  sind  persoii  und  saclie  zugleich  auszudrücken, 
so  stehn  beide  im  dat.:  livas  mis  tailök  vastjom?  rig  fiov 
öjiJJUTO  TMV  iftciTi'wv;  Marc.  5,  30,  wo  man  vastjum  für 
den  ablalivischen  dat.  hallen  muß.  das  altu.  taka  (capere, 
zuweilen  noch  längere)  regiert  gewöhnlich  den  acc,  aber 
auch  den  persönlichen  dat.,  namentlich  in  der  bedeulung 
von  aufnehmen  (recipere ,  suscipere):  taka  eiiiutn  vel  (be- 
nigne aliquem  suscipere);  bann  tuk  mev  ecki  (me  non 
resalutavil.)  andere  verba  für  den  begrif  berühren  finde 
ich  nur  mit  acc.  z.  b.  ahd.  lirinan:  tlier  nol  then  dal 
riiian  0.  L  23,  23;  mau  zi  i-inanne  0.  il.  15,  7.  ebenso 
das   ags.  Iirinan:    sum  me  äthrän ;    athran  bis  reafes  fnaed. 

ags.  onföu  (capere,  accipere)  liat  den  acc,  im  sinn 
von  suscipere,  recipere  den  dat.:  Lameh  onfeng  /?ef</e- 
steuldum    C.    65,    31;    horde    onfcngou    and    adhelom    cat 


noinen.     casus,     vurn  verh.  ahh.     dat.      701 

C.  86,  32;  tlucn  Jdiiste  onfeng  B.  104-,  brunvylm  onfeng 
hilderince  B.  298H;  oiifuli  ihissum  falle  (suscipe  hoc  po- 
ciilmn)  B.  2338;  tliäui  (jeleäj'an  oiiföii  (lidein  recipere); 
thäm  (jevynum  onluii  (mysleiia  suscipere.)  beispiele  des 
acc.  onfeng  lielle  and  liinsidh  C.  44,31;  veorcsumne  väslm 
C.  37,  20;  the  bis  gast  onfeng  C.  73,  30.  Das  ahd.  intfä- 
hau,  nihd.  enphdn ,  nhd.  empjamjen  regieren  bloU  den 
acc.,  die  bedeiitimg  sei  acci|)ere  oder  suscipere.  ebenso 
das  gotb.  andnimau  in  beiderlei  nieinung.  dagegen  hat 
das  gotb. 

hiniman  (aufcrre)  dat.  der  person :  blniniaina  {mtna 
vJJ\po)Oiv  amnv  IMaltb.  27,  64.  ob  auch  hUf'an  (furari)? 
lüUt  sich  aus  Mallb.  6,  19.  JMarc.  10,  19.  Epb.  4,  28  nicht 
entnehmen,     ahd.  stelan ,   nihd.  stein  nur  mit  acc. 

alid.  arßrrun  (aulerie):  arfirrau  minamo  ilhviz  (op- 
probrium   nieuni)  T.  2,   11. 

gotb.  shäidan  (separare):  ihatei  nu  guth  gavalh,  nianna 
ihamma  hi  skaiddi  üi'&QMTiog  /ii]  y^wQi^fTm  IMnrc.  10,  9 
(man  ni  zisceidö  T.  Matlh.  19,  6.)  hingegen  skaidan  nian- 
nan  (^r/aocu  ciV&Qomov  Mallb.  10,  35;  aCskaiskaidun  sik 
af  imma  Luc.  9,  33;    fairra    abin    ni    skaidan  1  Cor.  7,   11. 

die  gotb.  (jfthrikan  (IVangere),  (jatairan  (solvere,  rum- 
pei-e),   tulijmi  (lacerare)  linde  ich   nur  nut  dem   acc. 

ein  gotb.  sleilan  (nunpere,  lerei-e,  consuniere)  ist  nicht 
vorhanden,  wol  aber  *'Arei<«Ji.  ngs.slitnn:  nu  slit  me  liunger 
and  iburst  C.  50,  2,  wo  wie  dat.  und  acc.  sein  kann;  slal  nn- 
veaniiim  {\acGrü\ii  incaulum)  1>.1476.  altn.Ä//frt:  ervidbslila 
skub)iu  (C'vi  oc  aldri  saiuan  Sicni.  112^;  vidb  sculom  ockri 
aldri  slita  229^*;  badh  liaiiii  sltla  svcfni  micloin  (rumpei'e 
soporem  forlem)  228"^;  miilom  slita  177'S  slila  fdlitin  (vesles 
allerere);  slila  barn.s/ioiu  (die  kiiulerscbiilie  /.i'nciUeii);  aber 
auch  mit  acc:  thilt  skyli  hiarla  hrafiiar  sKla  Sumd.  232''; 
er  llögna  hiarla  slila  235^.  mhd.  sl/zeti ,  versitzen  mit 
acc:  min  friez  leben  sll/e  Troj.  14522;  vil  tage  versKze 
Troj.  218;  sohl  ich  verslizen  mine  iugent  Bon.  141;  hat 
diiu  rosses  aller  versli/./.en  INTs.  2,  135'\  darf  man  in  die- 
ser conslrwclion  dem  dal.  iiaiiilive  bedeulung,  die  der  bd. 
dialect  durcli  den  goii.  ausdrürkl ,  l)eimf\<;sen ':'  abhi  sltla 
ist  gleichsam  vom  leben  ^vegzehrcIl ,  skom  sltla  an  den 
schuhen  zerreilkMi.  dann  aber  schiene  der  casus  mehr 
abl.  als   eigenlliclior  dat. 

ich  verbinde  hiermit  das  ags.  svelijnu  (giuliie),  da  ver- 
schlingen dem  verzehren  gleich  stehii  darf.  t'ordlie  svealh 
Rivdbeieiides  8elhes  l/ee  (die  erile  schlang  des  fiiiclillra- 
gendeii  8elhs  leichnain)  C'.  69,  32;  cvealm  </iV'0)r  svealh  lliis 


702  ciiiJacJicr    s(tlz. 

nikldaiigeard  niomies  svale  (diese  erde  trank  das  niordbliil, 
«las  IjIwI  lies  inaiiiis)  ('.  60,  12;  väU/rrore  svc.illi  ('.  U2,  Jfi; 
valslieaiiias  verodiim  svelgadli  svcadlunn  sc>/l<IJ'iillum  (die 
slrciiiie  stliliiii^cii  die  menge,  die  siliuldvollcii  leiile)  C.  7S, 
30;  sy nsnadiim  svealli  (schlang  iingelieure  bissen)  li.  147'J; 
mit  acc.  aber:  leofes  iiiannes  lic  eali  foisvealg  J5.  4156. 
jene  annaliine  eines  abl.  wird  dadurch  besläligt,  daU  wir 
iilid.  keinen  acc.  mit  schwelgen  verbinden,  sondern  die 
präp. /it:  der  al  scljwelgl  in  den  crbsen,  der  feind  schwelgl 
im  blule. 

15.  SehUe{\en. 

gülh.  (j(t(iil{(tn:  galukaiids  haunhii  tlieiiidi  nXelaag 
qVjV  -tJ voav  oov  JMallh.  6,  6.  sonst  aljer  mit  acc:  galukun 
ihala  hiaiv  '>]0(fuliauv%o  %6v  rdr/ov  IMallh.  27,  66;  galauk 
luhannen  in  karkarai  v.uri '/.).}■  laa  tor  ^ Jo)U.vri]v  tv  tf] 
rpvluy.v  liUc.  3,  20.  auch  beim  alln.  Inka  Wechsel  beider 
casus:  Inka  nösum  ((laudere  nares,  d.  i.  sterben,  wie  wir 
sagen  die  äugen  sclilieUen);  luka  Satfnm  (soindere  pacem); 
tha  var  lokid  manndrupuin  (tum  caeiiibus  liiiis  fuit);  luka 
vistnm  (consuniere  cihnria.)  hingegen  luka  skuldir  (nomina 
expedire);  lauk  liurdli  (clausit  portam)  Sn.  39.  in  der 
ahn.  schlul^forniel :  Irer  Ij'ki'  sö(fu  (s.  54)  kann  das  subst. 
für  den  acc.  wie  den  dat.  gellen,  die  statlhafligkcit  iK-ider 
casus  zeigt  der  sulfigierlc  artikel  oder  ein  andres  prononien. 
man  findet  bald  accusativisch  :  lykr  svä  söguua ,  thessa 
sö"u  ;  bald  dalivisch :  lykr  sva  sixjuiuini,  oder  tlies&ari 
sönu,  thessum  thwtti.  bei  dem  gleichbedeutenden  endar 
(llnil)  ,  so  wie  bei  byrjar,  hefr  iipp  (inci[)it) ,  so  viel  ich 
weiß  ,  stellt  immer  der  acc.  auch  in  dieser  structur  hat 
der  dat.  instrumentale  färbe. 

16.  ZuriiclihaUen  ,  mäßigen. 

ahd.  (jistumou  (cohibere)  :  gestumo  dir  (animaefpiior 
esto)  Diut.  2,  287^  mhd.  (jestemen :  ich  enmac  ir  krcf- 
ten  niht  gestemen  Ben.  139. 

m\M\.  enthalten:  Keie  sfner  tjost  enthielt  Parz.  293,  28. 

mhd.  senften:  senftet  iiverem  muote  Nib.  158,  2B 
statt  der  gewöhnlichen  lesart:  ivver  gemüete. 

17.  hnpersonaUa  mit  dem  dat.  der  persou  s.  229  IT.;  es 
lie"t  daran  die  concurrenz  des  acc.  zu  erwägen,  goth. 
thugkeith  mis  .>  ahd.  dunchit  »ut'A  j  mir  und  mich  ekelt; 
mir  und  mich  graut;  goth.  mis  varth,  ahd.  mih  wart; 
neben  'mir  ist'  sogar  ein   'mih  ist:'  waz  ist   thih  tbes  inti 


nonieiL.     casus,     vom  verb.  ahh.     dat.      703 

inih7  (c|uid  inllü  et  tibi  est?)  T.  45,  2;  aber  y\az  Ist  luis 
iuli  thii?  ((|uitl   nobis   et  tibi?)  T.  53,   6. 

ein  üigaiiiscliei'  acc.  mit  sein  mid  werden  verl)unden 
läUt  sich  kaum  begreifen,  und  da  dünken  sonst  jenen  gleich 
constriiiert  wird,  so  hahe  ich  auch  iiim  den  dat.  hier  liir 
angemessener  als  den  acc,  die  liochd.  mundart  hat  aber 
diese  abvveicluuig  beinahe  durchgesetzt. 

schon  die  im  griecli.  inid  lat.  belieble  conslrucüon  des 
dat.  zum  verh.  siibst.  in  der  bedeulung  von  haben  sagt 
unsi'er  spräche  wenig  zu.  zwar  beliäll  ITlf.  einigemal  die 
Wendung  des  urlextes  bei:  hva  uns  jah  thus  ri  i)yh'  y.at 
GOi ;  (quid  nobis  et  tibi?)  Marc.  1,  24  5  hva  mis  jah  thus? 
Luc.  8,  28;  dauhtar  ainohö  vas  hinna  d-vyuir/^)  fiovoytvi]Q 
i]v  uvTO)  (unica  filia  erat  ei)  Luc.  8,  42;  ni  vas  itn  barnö 
ovx  i)v  uvioig  i^v.vov  (non  erat  illis  iilius)  Luc.  1,  7.  an- 
deremal  aber  wird  abgeändert:  ovn  iio'/V  ipii'  "^O.elov  y 
nivxe  aozoi,  vulg.  non  sunt  nobis  plus  quam  quinque  pa- 
nes,  golh.  jiist  hindar  uns  maizu  fjnif  hlaibam  Luc.  9,  13; 
Tt  001  ovofia;  ([uod  tibi  nomen  est?  hva  naniu  them? 
INlarc.  5,  9;  11  ooi  iaiiv  ovojna:  li\a  ist  namu  tliein  ?  Luc. 
8,  30.  auch  das  ahd.  ni  ward  in  sun  (non  erat  illis  h- 
lius)  T.  2,  2;  welih  nanio  Ihii'  ist  (cpiod  est  tibi  nomen?) 
T.  53,  7  übersetzt  nach,  das  nihil,  diu  bein  warn  im  lanc 
]\ib.  1672,  3  hat  auf  dem  priidicat  lanc  den  nachdrucU;  im 
enwaren  bein  für  er  eiihele  b.  würde  kaum  ge-agl  sein, 
zulässig  schiene:  mir  will,  mir  wart,  weil  werden  nicht 
bloU  lieri,  auch  accidere,  evenire  ausdrückt,  nlul.  dürfte 
man  sagen:  nie  ward  ihm  ein  söhn,  ihm  wird  ilas  glück; 
nicht  aber  nie  war  ihm,   ihm   ist. 

J'Jier  als  jenes  ahd.  ^inih  ist'  zu  fassen ,  aber  immer 
noch  kühn  bleibt  der  acc.  in  den  zusammengesetzten  un- 
pei-s(Hilichen  ledeiisarten  'inik  ist  kaia ,'  '»ij/7»  ist  wunlar,' 
'luih  ist  niot.'  wenn  ein  acc.  weder  von  ist,  iiotli  weni- 
ger von  ilem  dazu  gestellten  nomen  abhängen  kann ,  so 
scheint  es  auch  mislich  ihn  aus  ihrer  Vereinigung  zu  er- 
kliiren.  s.  242.  252  habe  ich  versucht,  dabei  die  con- 
slniction  vorhandner  oder  vermuteter  einlarher  verba, 
gleichsam  als  fortwirkend,  anzuschlagen.  weil  es  hiel^ 
'mi7i  wuntarul'  sagte  man  auch  'mih  ist  wuntar,'  und  aus 
dem  golh.  '•inik  ist  kara'  liel^e  sich  ein  ^ntik  kar/iilh'  fol- 
gern: nicht  anders  sieht  'uu'r  ist  mangel'  neben  'm/r  man- 
gelt' untl  wiederum  scheint  das  goth.  'mis  ist  vana'  ein 
'vamiilh  m/.v'  voraus  zu  setzen  ,  ol)gleich  bei  ilem  dat.  eine 
solche  annähme  weniger  tiringend  ist.  auf  wunlar  und 
kara    müsle    aber   die    kiafl    {\l'i\    acc.    zu  regieren  aus   ilen 


704  einfacher  salz. 

vorhis  wimlaruii  iiiid  karaii  übergegangen,  oder  wenn  man 
ilios  verwirft  niintlcsleiis  eine  unoiganisclic  iihcrtiagnng  der 
casusreclion  von  der  einlachen  auf  die  ziisaniinengesel/.te 
j)hrase  eingelrclen  sein.  Bei  wola  wart  nüh  und  \v(?  wai-l 
mir  (s.  22'J)  liiingt  der  verscliiedne  casus  ab  von  wola  und 
wo,  da  schon  der  bloUe  ausruf  wola  mihi  we  niirl  ein- 
tritt, auch  begi-eifl  sicli  der  acc.  in  den  redensarlen  mich 
fial  wunder,  micJi  Jiiml  wunder  (s.  246.  247),  und  selbst 
sie  könnten,  gleich  dem  mich  wundert,  auf  jenes  mich  ist 
wunder  eingellossen   haben. 

18.  Der  dat.  liat  überhaupt  in  der  rede  eine  viel  freiere 
sleihuKj  als  der  (jen.  und  acc.  allerdings  gibt  es  auch  ab- 
solute gen.  luul  acc,  allein  die  grenze  zwischen  ihnen  und 
den  abhangigen  gen.  und  acc.  läiU  sich  leichter  stecken  als 
bei  dem  dat. 

a.  für  den  gen.  habe  ich  s.  6<S2  angenommen,  daß  er  in 
zusammengesetzten  redensarlen  auf  das  nomen,  nicht  auf 
das  verbum  zu  beziehen  sei,  wiewol  ich  niclit  leugne,  daU 
aus  der  Verknüpfung  eines  nomens  mit  einem  verbum  ein 
dem  einfachen  verbum  adäquater  begrif,  folglich  gleidie 
reclion  entspringen  könne,  z.  b.  der  gen.  in:  des  bot  er 
antwurt  (s.  669)  mag  von  dem  vereinigten  bot  anlwurt  ab- 
hängen ,  wie  er  von  dem  bloiien  antwurte  abhängt.  Der 
dat.  hingegen  lälU  sich  zwar  noch  von  dem  adj.,  Jiicht  von 
dem  subst.  ableiten,  mit  dem  eine  solche  phrase  gebildet 
wird,  mir  ist  lieb  ::=  mir  liebet ;  mir  ist  leid  =  mir  lei- 
det; auch  das  einfache  lieb  und  leid  regieren  den  dat. 
wenn  aber  gesagt  werden  darf:  ich  thue  dir  schaden  r= 
ich  schade  dir^  und  weiter:  ich  ihue  dir  einhält,  eintrag, 
abbiuch ;  ich  gebe  dir  antwort  =.  ich  antwoite  dir,  so 
kann  der  dat.  nicht  auf  die  subst.  schaden,  einlialt  u.  s.w. 
gezogen  werden  ,  sondern  entweder  auf  ihre  Vereinigung 
mit  ihun  und  geben,  oder  auf  thun  und  geben  allein,  ich 
ziehe  das  letzte  vor,  weil  thun,  geben  und  ähnliche  verba 
ganz  für  sich  den  dat.  bei  sich  haben.  Hiernach  entspringt 
also  die  Unterscheidung:  wenn  solche  Umschreibungen  mit 
adj.  gebildet  sind,  gehört  der  dat.  zum  adj.,  wenn  nüt 
subst. ,  zum  vei'bo.  dem  adj.  wohnt  insgemein  größere 
verbalkraft  und  rectionsfähigkeit  als  dem  subst.  bei. 
b.  der  dat.  beruht  vorzugsweise  auf  dem  begriffe  des  ge- 
bcns  und  nützens.  nicht  selten  geht  nun  sein  bestimmtes 
casusverliältnis  über  in  ein  allgemeineres,  mehr  adverbiales 
[dat.  commodi  s.  638.)  er  läßt  sich  dann  verwandeln  in : 
für  mich,  zu  meinem  vortheil,  zu  meiner  freude.     wenn 


nomeu.     casus,     vom  verh.  ahh.     dat.      705 

es  heißt:    ich  gebe  (Ur^  ich  bringe  dir,   so  ist  eine  solclie 
umwandhing  in  jur  dich  unthunlich  ,  sie  Nvürde  etwas  an- 
deres aussagen,     liingegeii  der  salz:   die  sonne  leuchtet  viir 
bedeutet  völlig:   für  mich,  oder  ^vie  Fre)'r  in  der  edda  sagt: 
at  minum  tniuiom  Saem.  81^.     es  ist  nicht  mehr  ganz  der 
fixierte  casus,  sondern  ein   zu  dein  absoluten,  ungebundneii 
ausdruck   sich  hinneigender.     Solcher  dative,    die  zwischen 
dem  von  verbuni   abhängigen   casus  in  der  mitte  schweben, 
gibt    es    in    der  alten  imd  neuen  spräche  eine  menge  ^    und 
der  verschiedensten  abstufung.     ich  Avirbe  dir  swaz  du  ge- 
sprochen  hast  ze  mir  Parz.  147,  9;  daz  ir  mü"  werbet  Parz. 
428,  21;    diu    hül    imo    glizit  Älerig.   135.      in  diesen   bei- 
spielen  dürften  wix'kliche  subst.  gesetzt  Averden  :  icli  wirbe 
detn    Minec,    diu  hüt  glizet  dem  man.      zuweilen  aber  ist 
der    dat.    auf    die     j)ersönlichcu     pronomina    eingeschränkt, 
xuid   nicht  auf  eigentliclie   subst.  zu    übertragen.      dann   hat 
er    eine    noch    schv\;ichere  und  geringere  bedeulung.      bei- 
spiele  sind  s.  362.  363    aufgefülirt.      in   der  redensart :    das 
habe  ich  mir,   das  habe  du   dir  (daz  habe  dir  ze  bolschefle 
]\ib.  1900,  4;   daz  habe  r/iV  des  von  R.  Ben.  440)  ist  der  dat. 
iiothwendig  rellexiv,    und  schliefk  sicii  an  den   zu  intransi- 
tiven verbis  gefügten  rcHexivon  dal.  (s.  29  IT.)  überhaupt,  "nvo 
die  dative  kraft  die  allergelindestc  ist.  *) 

c.  ob  sich  ein  dat.  mit  dem  in  f. :  mis  faginön  vartli, 
varth  gaggan  imma ,  varlh  galeilhan  imma  (s.  115.  116. 
229)  durcbfüliien  IrilUl'  in  diesen  stellen  gibt  ihr  gr.  text 
den  acc.  jtd  und  u{itÖv.  nicht  ganz  iiluilich  sind  also  an- 
dere, in  welchen  auch  der  gr.  dat.  slatldndel,  z.  b.  na- 
seins  tliamma  yaida  varth  ooni;Qia  iin  or/.o)  Tovro)  (ytvtTO 
Luc.  19,  9. 

d.  die  verba  sein,  werden,  (jehn  und  stehn  liabcn, 
meist  impersonal  gebraucht,  neben  adverbien  der  bcschaf- 
fenheit,  und  auf  die  fiage  wie'}  den  ilaliv.  wie  ist  es  dir'} 
wie  v\  ir<l  es  dir'}  wie  gehl  es  dir'}  wie  slclil  mir  das 
kleid':*  es  ist  mir  wol ,  wird  mir  besser  (nihd.  haz),  geht 
mir  iihel,  sieht  mir  wol.  im  ausruf:  wie  ist,  wird  mir! 
dem  ist  also  (damit  verhüll  es  sich  ,  ilarum  sieht  es  so), 
detn    ist  nicht  so,    dieser  sacke  ist  nicht    also.       mhd.   wie 


*)  auf  <Iie  frn«;e  zu  autworlen,  movoii  liei  iiilrniisitivi-i  der  iille- 
xivf  (uc.  al)liän{;cV  ist  eben  nielil  leielit.  (^otli.  sknma  ;////-,  iiilid.  ieli 
scliamc  tniili.  \oin  vorhoV  a!)er  mir  transiliva  rej^iereii  den  aee. ;  ist 
es  also  eine  iinnierkiieii  lie^innende  Iransitive  kraft  solcher  intraiisiti>a? 
oder  stellt  ein  solelier  aee.  frei,  ahsoint?  wer  dios  mik  aufklärt  ;reian{»t 
vic'lleiclit  auch  zur  > ollen  \crstiiudiguuy;  des  in  kara  inik  ist  (s.  704.) 


706  einfacher  satz. 

ist  disem  niwre?  im  ist  also  Trist.  12495.  t/  ovp  tmi; 
(quid  ergo?)  1  Cor.  14,  26  iibeiselzl  Liilher:  wie  ist  ihm 
denn  niiu?  der  Gotlie  folgt  dein  text:  hva  nii  isli'  ahd. 
belege  würden  vitdleiclit  slalt  jenes  dem  und  diseui  eine 
instrumenlalloiin  zeigen,  da  wir  autli  die  pirij).  mit  ver- 
wenden:   es  geht,  steht  wol  mit  mir  (bene  mecum  agitur.) 

Wir  iiahen  nuiwnehr,  glaube  ich,  die  lianptf'alle  erwo- 
gen, in  welchen  der  dat.  bei  dem  verbo  erscheint;  was 
s.  684  und  620  voraus  gonieliiel  wurde,  daß  er  sich  zumal 
auf  persoiieuvei'hällnisse  beziehe,  wälirend  acc.  und  gen. 
mehr  auf  sachen  gerichtet  sind,    hat   sich  bestätigt. 

auch  wo  mit  dem  dat.  ein  gen.  oder  acc.  concurriert 
wird  diesen  gern  das  sächb'che,  jenem  das  persönliche  über- 
wiesen, vgl.  lieben  (s.  6iS4),  walten  (s.  691.)  '*')  ja  sogar 
das  persönliche  subject  pllegt  den  dat.,  das  sächliche  den 
acc.  zu  veranlassen  (bei  helfen   s.  664.) 

nicht  wenige  dativconslructionen  sterben  in  der  jünge- 
ren sj)rache  aus.  die  goth.,  dann  die  altn.  und  ags.  haben 
die  meisten   aufzuweisen. 

Soviel  von  dem  eigentlichen  dal.  (s.  683),  die  darstel- 
lung  des  ablativischen  nuiii  mit  der  des  Instrumentals  ver- 
bunden werden, 

V.     Instrumental. 

Die  form  dieses  casus  hat  in  deutscher  spräche  nur  gerin- 
gen umfang,  sie  ist  im  aussterben   begriffen. 

am  keiujtlichsten  tritt  er  noch  im  ahd.  und  alts.  liervor, 
aber  bloli  für  den  sg.  starker  masc.  und  ueutra.  weder 
das  fem.  überhaupt,  noch  die  gesamte  schwache  Ilexion, 
noch  der  pl.  vermag  ihn  auszudrücken,  in  allen  diesen 
fällen  hat  ihn  der  dat.  zu  ersetzen. 


*)  es  ist  eine  in  der  gescliiclite  der  romanischen  sprachen  niciit 
außer  acht  zu  lassende  eigenthümiicliiveit  der  spanischen ,  daß  sie  mit 
vielen  transitiven  verbis,  die  an  sich  den  acc.  begehren,  statt  dessen 
bei  personell  den  dat.  (d.  Ii.  die  unisciireibung  des  casiiellen  verliäit- 
nisses  durch  die  präp.  ä)  construiert.  unriclitig  nehmefi  die  spanischen 
grammatiker  einen  doppelten  acc.  an ,  den  wahren  (unpersönlichen) 
lind  den  falschen  (persönlichen.)  es  ist  nichts  al-s  das  bedürfnis  den 
persönlichen  ausdruck  hervorzuheben,  was  durc'i  den  dat.,  als  den 
stärkeren,  lebhafteren  casus  ausgerichtet  wird,  der  Italien,  und  franz. 
spräche  scheint  diese  weise  fremd ,  oder  nur  hin  und  wieder  bekannt, 
von  unzähligen  beispielen  nur  eins:  pues  que  vo  ä  ella  pierdo,  wo 
ital,  stehn  würde  hi  perdo,  franz.  la  perds,  es  kann  aber  auch  span. 
la  pierdo  gesagt  werden,  sobald  weniger  nachdruck  darauf  fällt, 
diese  spanische  neigung  zum  dat.  ist  weit  allgemeiner  als  die  in  unse- 
rer Sprache  nur  bei  einzelnen  verbis,  oft  aucli  schwankend  entfaltete. 


jiomeii.     casus,     vom  vcrh.  ahh.     instr.     707 

schon  im  golli.  dialect  ist  er  aber  auch  dem  masc.  und 
neutr.  da  wo  er  ahd.  statt  findet  entzogen,  man  würde 
zweifehl,  ob  er  den  Gollien  bekannt  gewesen  sei,  wenn 
sich  nicht  die  pronoininalfornien  the  und  /tfc,  die  dem  ahd. 
tliü  und  hiiiü  entsprechen,  als  partikehi  geborgen  liätten. 
ob  thö  und  hve  für  thei,  hvei  stehn ,  folglich  die  partikel 
ei  (3,  14)  ihnen  an  die  Seite  zu  setzen,  und  wie  eine  Ver- 
einbarung der  hier  aus  aller  fuge  gerathnen  goth.  und  ahd. 
vocale  zu  versuclien  sei?  lasse  ich  unerwogen;  vgl.  auch 
sve. 

die  ahn.  mundart  zeigt  uns  ein  diesem  thd  und  hve  pa- 
ralleles tlivt  und  hvi  (i  ,  792.  798),  welche  sie  aber  aufs 
neutr.  einschränkt  und  bei  diesem  zugleich  den  eigentlichen 
dat.  vertreten  UilU ,  ungefähr  wie  sonst  die  Überreste  alter 
dualform  auch  für  den  pl.  zu  dienen  pflegen,  das  neutr. 
des  deinonslr.  thessi  zeigt  in  gleicher  casnsanwendung  ein 
älteres  thvisa,  ein  jüngeres  thessii  (l,  796),  und  dem  letz- 
teren gleich  lauft  [durch  das  gesaninile  starke  adj.  ein  auf 
den  dat.  neutr.  beschränktes  hlinäu  (l,  736),  der  ahd. 
inslruiiieiUalforni  der  adj.  völlig  ähnruh.  sehr  natürlich 
scheint  diese  Zurückziehung  der  form  auf  das  neutr.,  da 
die  anwenduiig  des    instr.  liauptsächlich  neutra  trilt. 

ich  habe  schon  s.  508  meinen  luiglauben  an  eine  neu- 
lich versuchte  erslreckung  des  instr.  auf  den  ahd.  sg.  star- 
ker fem.  gestanden,  llolzmann  will  diesen  instr.  in  stellen 
hnden,  die  ni(;hts  als  den  acc.  sg.  fem.  erster  st.  deck  dax'- 
biolen.  wenn  nemlich  Is.  11,  4  mit  ercna  öwa  gelesen  wird, 
so  kann  der  acc.  nach  der  prap.  mit  in  den  ältesten  denkma- 
lorn  nicht  bezweifelt  werden,  nicht  bloß  K.  hat  mit  colan  (apud 
deum),  das  wessobr.  gebet  mit  inan,  das  Jiihl.  lied  32  nüt  sus 
si[)|;)an  man,  soiulern  auch  iler  ags.C26S,  25  mid  ihcc  (apud 
le.)  die  olfriedisclio  redensart  scriiian,  singan  in  frenkisga 
zungun  enthält  wiederum  den  haaren  acc,  wie  aus  thaz  ih  es 
bigunni  in  luiseraz  gi/.ungi  V.  25,  11  hervorgeht,  und  es  soll 
im  verfolg  näher  gezeigt  w'erden ,  wie  der  acc.  in  derglei- 
chen  reilensarten  den  dat.   zu  vertreten  i)llegf. 

Aus  iliesen  bemeikungon  über  die  forn)  des  inslrumen- 
lalls  llieUl,  daU  aus  solchen  Überresten  die  s)  ntailischc 
Wirksamkeit  untl  beileutiuig  dieses  casus  nur  unvnllsläiuh'g 
luul  oft  unsicher  entnommen  werden  kann.  nanumllich 
nuiU  sein  Verhältnis  zu  dem  eigentlichen  ilat.  in  manchen 
fäUen  dunkel  bleiben,  das  lun  so  feinerer  aullassung  be- 
durft halte  ,  <la  ihn  die  dalive  form  meislenliieils  verdrängt 
und  ersetzt    hat.      Wie    viel    klarer  lälU  sich  die   natur  dos 

Yy   2 


708  einjcicher  salz. 

I!lt]i.  1111(1  slnv.  Iiisir.  orkfMincn  ,  obgleich  Iti  einigen  neueren 
slav.  (lialccleri ,  /..  h.  dem  scihisclieii  dalive  und  irislniiiieii- 
tale  llexioM  dir  tien  \)\.  ebeiilalls  ziisaniineiillicUt.  iiiilil  an- 
ders luiil  amli  im  lal,  pl.  die  iinlersriieidiing  zwisclien  dnl. 
und  al)l.  g.iii/.licli,  In  sg.  alier  liiiiifig  auf.  den  Orieclicn 
isl,  wie  uns  spälerhiu ,  nur  ein  dal.,    kein  aljl.  eigen. 

Im  ganzen  wird  das  w  esen  des  inslr.  so  beslimml  wer- 
den können,  daü  er  zwisclien  gen.  und  dal.  eine  mitte 
liallc.  er  ist  \\a\{  oljjectiver  als  der  letzte,  seine  fi-nttio- 
iien  sind,  nach  crlüsclien  der  form,  theils  dem  gen.,  iheils 
dem  dat.  überwiesen,  oll  aber  durch  präpositionen  ver- 
treten worden,  deren  einzelne  aucli  die  wirkliche  in- 
str.  form  zu  regieren  pllegten.  die  allere  ,  zumal  golh.  und 
alln.  spräche  hat  den  voJllieil,  noch  häufig  bloik-r  dativ- 
formen sich  zu  beilicnen,  wo  schon  die  ahd.  und  nihd. 
präpositionen  verwenden  müssen. 

meine  darslellung  instrumentaler  Verhältnisse  hat  also 
die  foi'men  lies  wirklichen  insirumentals  und  die  des  abla- 
tivischen dativs  zusammen  zu  fassen,  letztere ,  im  einzel- 
nen fall,  nicht  ohne  Unsicherheit,  ob  ihnen  wirklich  in- 
strumentale kraft,  oder  nur  dative  beiwoline:'  luid  dieser 
zweifei  musle  sich  schon  hin  und  wieder  bei  abhandluug 
des  dat.  selbst  erheben  ,  insofern  einzelne  seiner  äußerun- 
gen  bereits  instrumentale  deutung  gestatten,  zugleich  wird 
aber  schon  vorläufig  auf  den  ersalz  durch  die  präp.  mit, 
vreil  dieser  für  den  alten  bloUen  instr.  zurück  beweist, 
riicksicht  zu  nehmen  sein. 

1.     der    Instrumentalis    führt    seinen    namen   davon    daß  er 
das  iverkzeucf  ausdrückt  womit  etwas  verrichtet  wird. 

werfen.  goth.  thana  stdinaui  vairpandans  lid^oßolr,- 
Gaj^reg  ]Marc.  12,  4;  alla  su  managei  stdinain  afvairpith 
unsis  näg  o  )m6s  zatuXid-uaei  ')]fiä.s  Luc.  20,  6;  vairpilh 
frdiva  ana  airtha  ßüX't]  tov  üijÖqov  inl  li-g  y)~g  IMarc.  4, 
26;  atvalrpands  thdiui  siluhrani  in  alh  qIxIiciq  t«  doyvoic 
iv  TM  i'aiö  INlatth.  27,  5 ;  vairpandans  hldiita  ana  thos 
ßi'iXlovrsg  yiXijfJOV  in  avvi'c  JMarc.  15,  24.  der  gr.  acc. 
wird  hier  immer  in  den  goth.  instrumentalen  dat.  über- 
tragen, wirklicher  dat.  steht  Marc.  7,  27  vair[)an  Imiidani 
ßcilHV  Tolg  'ADVuQioig.  auch  bei  usvai'rpan  nehme  ich  ei- 
genliichen  dat.  der  persun  luid  sache  an  (wie  bei  usqvi- 
man  s.  619):  usvairpaiuis  alldim  fnßcÜMV  üncci'rag  Marc. 
5,  40;  usvaü'p  tldzcii  thiujdi  i'y.ßaXe  rijv  naid'iay.r^v  Gal. 
4,  30;    usvairpam  nu  vaiwstvani  i'iqvizis  cc7io&(öjii£&a  ovv 


noine/i.     casus,     vom  verb.  abh,     i/is/r.     709 

tu  tQya  rov  ocotc?';;  Rom.  13,  12  obwol  sich  vaurstvam 
iiisti'uinental  fassen  ließe.  einigemal  wird  aber  auch  der 
acc.  gesetzt:  llio  iiiduiUlion  usvaurpi  IMarc.  7,  26;  iliu  in 
vatu  \air|)andaus  liiaiu  (illani  jac.ienles  in  aquani  piiraiii) 
Siv.  42,  2.  nur  aus  dem  unrein  alid.  Hild.  lied  39  vermag 
ich  den  instr.  nachzuweisen:  wili  mih  dinü  sperü  werpan. 
sonst  stellt  überall  der  acc.  (GralV  1,  1027.)  nhd.  sagen 
wir  beides:  den  stein,  den  ball  werfen  und  mit  dem  stein, 
mit  dem  ball  werfen ,  aber  nicht  ohne  Unterscheidung, 
etwa  wie  zwischen  die  harfe  und  auf  der  harfe  spielen 
(s.  673.)  den  stein  werfen  ist  objectiver  geredet  als  mit 
dem  stein  werfen,  dort  fallt  der  nachdruck  auf  stein ,  hier 
auf  werfen,  ohne  zweifei  galt  solch  ein  unterschied  schon 
fiir  die  nihd.  spräche.  aus  dem  alls.  habe  ich  mir  nur 
den  acc.  l)ei  werpan  angemerkt:  segina  werpil,  hscnet,  au 
llud  He!.  80,  17;  wari)  angul  an  udheon  98,  22;  that  si- 
luhar  wai'p  an  thena  alah  innan  157,  16;  sie  sten  ana 
werpe  118,  16;  doch  l)ei  awerpan  erscheint  neben  per- 
sönlichem acc,  inslnunenlalcj-  dal.:  that  sie  (eam)  ihaa 
awurpin  weros  nud  handun  slai-hin  stemm  118,  3.  alts. 
hiwerpan:  ivurtioii  biwerpan  77,  5;  habde  ine  tliiu  smale 
Ihiod  iverodü  biworpen  129,  8;  biwurpun  ina  »uiri  •Ji'eroJe 
156,  5.  ags.  vearp  viilfyre  B.  5160,  warf  mit  feuer,  wie 
wir  s.  674  den  gen.  bei  veorpan  fanden.  alln.  iipp  ec 
vatp  anijom  AllvaUla  sonar  a  thann  inn  heidha  himin  öaun. 
77^;  er  a  himin  verpa  ludsa  slanitom  (in  coelum  iaciunt 
cervicum  pepla)  95*^;  verpa  lauld  i  lüg  (allium  iacere  iu 
liquorem)  195^;  adhr  ihu  verpir  södhli  af  mar  87^;  luin- 
tlum  verpa  (canes  emilleie)  105*^,  verschieden  von  jenem 
golli.  \airpan  hundam.  das  gleichbodeulige  hatild  wird 
ebcMiso  consliuieii  :  kasta  sleini ,  Sjnoli ;  fyrr  enn  ihu 
hlodliiKjri  bri/nju  (loricam  cruenlalam)  kaslir  8iem.  167''. 

hauen,  ahhaucn  ,  schneiden.  das  golh.  mailan  ,  us- 
inailan,  afmailan  begegnet  nicht  mit  dem  casus  des  Werk- 
zeugs, ohne  zweifei  hieU  es  ni;iitan  hafrau.  alul.  snertii 
liauwan  Ilild.  53.  im  alln.  KraUum*.!  schon  die  prüp.: 
liiuggu  ver  medh  hiöt'vi.  ebenso  mhd.  liouwen ,  snidea 
mit  dem  s^verte;  daz  ros  liiew  ei-  mit  den  sporn  V.n. 
11809.   12119. 

sehh'ii\en,  zen'eii\en.  Hild.  63  do  leUun  se  cvhi  <ishim 
scrilan,  scarpen  sciirim  darf  scritan  nirhl,  wie  bisher 
geschehn,  durch  schreiten  (piogredi,  curreie)  erkliirl  wer- 
den, es  ist  das  golh.  shreildn  (scindere)  ein  slarUes,  bei 
mir  einzutragen  vergclUies  verbum,   wovon  distUrcilan  JNlarc. 


7J()  ein] (teil er    acttz. 

14,  63  und  dlsskriUian  (sciiuli)  Mallh.  27,  .51.  die  alid. 
form  würde  scrizan,  screiz  lauten  und  lebl  noch  in  dem 
liculigen  schreilien  olierdeutscher  dialecle  (8l.  2,  351.  Schm. 
3,  522),  der  bedeulung  uiul  wurzel  nach  unniiltelhar  ver- 
wandt mit  slfzan,  schleiUen  (scluilz  zzz  schlitz.)  der  ver- 
schwiegne acc.  ist  nicht  etwa  pferde  (s.  640),  sondern 
etwa  arme,  liiinde,  und  askim ,  scürim  past  besser  zu 
zerreißen  als   zu  schreiten. 

siechem  ahn.  Stack  thorni.  mhd.  ir  ietweder  s*n  sper 
durch  des  andern  schilt  stach  \\\.  1014.  nhd.  den  speer 
siechen  und  mit  dem  speer  st.,  unterschieden  wie  bei  werfen. 

leyeit  (ponere,  siernere):  altn.  leggja  sh'emji  Sivm.  10^^ -^ 
leggja  spioti  (lancca  confodere.)  lagdi  medh  sverdhi  186. 
kann  das  golh.  lagidcdi  imma  Jinnddu  tnixJ'r]  uviö)  ty-p 
yüou  Marc.  7,  32  liierher  gehören?  oder  steht  handau 
fm*  haudu? 

altn.  hregda  (stringere):  sverdhi^  hiötn){  105*. 

ahn.  herja  (fei'ire,  subigere):  gi'ioti  their  mic  bürdlio 
(lapide  nie  feriebaul)  S.vm.  78»;  Füfiiir  bardiii  höfdlii  ok 
spordhi  (capite  caudaque  feriebal)  186.  mhd.  mit  sttö 
den  Ziegel  bern   (oben   s.  604.) 

altn.  sld:  höndom  211'^.  alts.  Iiandun  slug  (palmis 
feriebat)  Hei.  66,  15.  mhd.  slahende  mit  swerten  Iw. 
1292;  der  si  sluoc  mit  siner  geistlriioteu  Iw.  4925.  nhd. 
die   liände  (aneinander)   schlagen,  mit  den  Jiänden  schl. 

goth.  hliggvmi  (caedere,  llagellare):  bliggvands  sik 
stdinam  JMarc.  5,  5;  vandiim  usbhi;;gvans  (virgis  caesus) 
llCor.  11,  15.     ü\\Ci.  pliiiwan^  mlid.  hlimven,  \\\\A.  hUhien. 

goth.  hnäuan  (contererc) :  bnauandans  handum  ipw- 
yovTag  lalc:  ye^ai  Luc.  6,  l. 

nlid.  reiben:   die  liande ,  mit  den  h.  reiben. 

alts.  hr'eton  (conterere,  confodere):  bretun  (mh)  Sinii 
hilliu  (mit  seinem  belle  zermalmen)  Hild.  53.  ags.  gilt  ein 
brittan,  gebrittan  (conterere);  ahd.  prczön?  kann  das  altn. 
bretta  (retorc{uere)  dazu  gehören  ? 

golh.  strdujau  (sternere):  vastjom  sema»»  stravidedun 
T«  Ißfäria  uVTMv  soTQwoav  Marc.  11,  8;  ufstravidedun 
vastjom  seindim  imeoTQMVVVOV  T.  L  civr.  Luc.  19,  36.  ahd. 
acc:  strewhun  iro  giwati  T.  IMatth.  21,  8.  auch  mhd.  nhd. 
acc.      doch  hat  0.  mit  suertii  sia  al  gistrewita  L  1,  89. 

gotli.  Äflirtit  (serere) :  urrann  sa  saiands  du  siiiau  frdiva 
seinamma  i^ijX&ev  6  onsiQiov  lov  arrüoai  Marc.  4,  3, 
auch  im  lat.  bloß  ad  seminandum,  der  Golhe  fügt  den  ca- 
sus hinzu,  vielleicht  nach  Luc.  8,  5,  wo  den  nemlichen 
goth.    werten  der  gr.  ausdruck  Gneiqai  tov  anoQov  näher 


nuineiL.     caaus.     vom  verb.  ahh.     instr.     7J 1 

entspricht,  suian  fruiva  gleicht  genau  dem  \airpau  fraiva. 
die  ags.  version  liat  Luc.  8,  5  den  acc.  his  said  seov,  die 
isJ.  aber  den  instr.  sa  smu  scede  und  Malth.  13,  24  säde 
ijüilu  scede.  alls.  acc.  saian  hreii  corni  mid  is  handun 
Ilel.  73,  7;  saidi  hhittar  hreti  corni  liandon  sinon  77,  21, 
hier  wird  beidemal  die  liand  als  das  Nverkzeug  in  den  instr. 
dat.  gestellt,  hingegen:  niid  durthii  (lolio)  obarseu  77,  23. 
ahd.  zi  sawenue  sämon  sinan  (sejiiinare  semen  suum)  T. 
71,  1 ;  säta  guotan  samon  (seminavit  bonum  semen)  T.  72,  1. 

ags.  spivan:  gledum  B.  4619,  gluten  Sjjeien.  nhd.  mit 
acc:  gilt  speien,  llanime  speien,  oder  mit  tfiß  ^  ilaninie 
um  sich  speien,  ebenso  nhn.  JiKesa  (flare):  ei7i't  ek  fna^sta 
Sivm.  188^';  und  bldsa:  bles  eitri  186;  spjllu  lirdka  si- 
niiui  Sn.  83 ;    viidhinum  Sn.  87. 

altn.  taka  (capere) :  höndoni  (manibus.)  ist  der  dat.  des 
goth.  tehau  (längere)  s.  700  vielleicht  aucli  instrumentaler 
beschail'enheit  ? 

ahd.  neman  (capere):  noti  niniit  (vi  capil)  T.  134;  mit 
in*t(jiim  nami  0.  IV.  36,  20. 

golli.  biKjjan  (emere)  ft'ahiujjan  (vendere)  ,  der  kanf- 
preis  stellt  iiii  instr.:  niii  ivai  s|)arvans  assarjdu  hug\a.i\(\Ti''^ 
ovyi  d'vo  oioov&ia  daaccolov  inoXeizat;  IMallh,  10,  2'J.  der 
erkaufte,  verkaufte  gegenständ  verlangt  den  acc:  bugian 
hhülians  Joh.  6,  6;  usbugjands  lein  Marc  15,  46;  usbauh- 
te(hin  thana  akr  IMatth.  27,  7  und  zwar  iis  tluiim  (silu- 
bram),  wo  bloßes  thciim  genügt  halte.  wenn  es  aber 
Marc.  11,  15  heiiU  thizc  frabugiaiidaiid  aliahhn  löJv  no- 
lovviwv  Tag  iieQiOTtQÜg ,  so  würde  iler  acc.  ahakins  rich- 
tiger sclieinen ,  es  sei  deiui ,  dali  frabui^jan  hier  weniger 
im  sinne  von  verkaufen,  als  von  handel  treiben  (mercari) 
genonunen  wiire. 

alls.  copon,  farcopon  :  ferahü  copun  (vila  redimere)  162, 
5  ;  gicu|)ot  »mV/  dtore  157,  10  ;  farcupiis  mid  llunu  ciissü  147, 
19.  ahn.  ijulli  keypa  Sa^n.  65**.  ahd.  c/iou/au :  clioufit 
man  zueiio  sparon  mit  scnzzu  T.  44,  21;  mit  linsiiiin  ge- 
chonfla  N.  [)s.  46,  15;  mit  sinemo  tode  chouila  er  sia  N. 
ps.  114,  15. 

ahd.  iiijahan:   mit  tjcni  scal  man  gcba  iiifiihan  llild.  36. 

verba  der  bewegung :  mit  den.  fiiWen  laufen,  treten, 
f'otiin  spiuiial  lli'l.  41,  12;  mit  der  Itand  weisen,  mid  is 
suidion  hand  wisda  Ilel.  6,  5;  mit  den  fiiKjfin  spitlen. 
fingrum  al  leika  Sa-m.  103''  (vgl.  s.  673);  mit  diU  uiujen 
sehen,  winken,  ags.  edffuin  slarian  B.  ..;  mit  den  olnen 
hören;    mit   dem    munde   reden,    gemahlien  mid  is    nu'uh\ 


712  einfacher  salz. 

Ilel.   5,   15;    mit    den    hiien   sich    beugen,    goüi.    knivam 
knussjan  Marc.  1,  40  u.  s.  W. 

nähren^  pille.rn,  speisen,  tr'dnhen:  mit  erzic/*M  drank- 
tun,  mit  hillcremo  liile  (:  iiide,  ohne  wclclien  leini  im 
instr.  hillnri'i  lidii  halle  köiuicn  fortgofalircii  worden)  Ü. 
IV.  33,  19;  mit  ivisduumii  drankla  0.  IL  10,  6. 

kleiden,  schmücken,  bereiten^  salben,  waschen,  golli. 
hvc  (hier  deuliicher  Überrest  des  alten  instr.)  vasjainia? 
Malth.  6,  31;  vastjum  gavasilhs  INlallh.  11,  8  vgl.  oben 
s.  639.  644.  alid.  wätan:  giwaliliin  inan  sinen  (jiivdtin 
T.  Matth.  27,  31;  giwulitan  mit  wizii  (jiivdli  T.  196,  7. 
altn.  binda  brudliar  Uni  Sfem.  71^.  alls.  gigariwid  mid 
SU  liohlicü  blomon  Ilel.  50,  21.  altn.  iosu  vatni  (aqua 
consperserunl)  S;cm.  104^. 

goth.  qvithau:  qvith  vaürda  !  «/sre  Ao/w  vulg.  die  verbo 
(mit  einem  wort)  Blatlh.  8,  8,  Luc.  7,  7.  alid.  quid  mit 
ivortü  T.  47,  4;  aber  noch  ohne  präp.  quhad  heileijü  (jhei' 
stu  Is.  81,  1.  alts.  sprecan:  sprac  ivisun  tvordnn  Hei. 
25,  2 ;  niid  is  wordii  gisprac  7,  12 ;  thristion  wordon 
sagduu  78,  2. 

goth.  hropjan:  stibnäi  mikildi  Mnrc.  1,  26;  ufhrupida 
St.  ni.  Matlh.  27,  46.  ahd.  riof  michileru  slemmn  T.  207, 
1.     alts.  hreop  starkaru  stemniu  Hei.  125,  9. 

altn.  grata  (plorare)  :  (jrimmoni  tdrom  Sii^m.  167''. 
nlid.  mit  licir)en  thränen. 

alts.  kümian  (lugere)  :  mid  hofnii  kuniid  107,  10;  ohne 
präp.  hoj'mi  künide  Lazarüses   farlust    124,  13. 

alts.  biodan  (iubere):    xvordn  gihud   Hol.  7,  2. 

verba  des  (juälens ,  strnfens:  mit  ßiirü  sinan  brantui, 
mit  tvazarü  ouh  irquallin  0.  V.  1,  11;  mit  tödü  weigent 
(morte  alficiunt)  T.  44,  14;  alts.  Ina  witnodi  wapnes  eg- 
(jiiin  Ilel.  156,  21;  witnoie  wilpucs  egginn  160,  3. 

Eine  menge  von  andern  beispielen  lalU  sich  anführen 
oder  denken ;  ich  verweise  auf  die  in  Gralfs  ahd.  präp. 
s.  120-128  gesammelten  fälle  der  angewandten  präp.  mit. 
einige  goth.  alts.,  altn.  und  mhd.  constructionen  mügeu 
hier  noch  folgen. 

golh.  vairilöm  mik  sveraith  ToTg  ysD.eat  jiis  ii/tä  INIarc. 
7,6;  (jamäinjam  handiim  matjandans  v.oivaig  ysQo\  eo&i- 
ovTCig'^i^vG.  7,  2.     gasleithcith  sik  sdivaldi  seindi  ^larc.  8,  36. 

alts.  farslandan  mid  stridu  Hcl.  137,  1  (vgl.  nihd.  stri- 
tes  bestan  s.  679);  all  biiieng  mid  eiiii  wordn  2.  4;frostii 
bifangan  134,  11;  mid  ßnistre  bifangan  131,  20;  suerdd 
gimalöd   148,  23;    mid   is    rocfatun    thiouuu    3,    23;    mid 


noinen.     casus,     vom  perl',  ahli.     instr.      713 

miJdiii  Jnigi  tliionodun  im  128,  18 ;  ähebbean  helagaru 
stemnun  i,  17 ;  ßiw/i  bifallen  59,  15;  iro  dag  fuUiad  mid 
iio  J'tr all II  132,  7;  brugdiin  hediiin  handun  thiii  iietti  35, 
11;  handun  lielde  69,  12;  ivordun  Avehslean  123,  8  (iibd. 
mit  acc.  worle  wecbseln);  mid  eni/  J'elisii  helucun  170,  20, 
wozu  s.  702  das  gotb.  lükan  verglicben  werden  muß,  wir 
sagen  nocb  nbd.  das  fest  scbloß  mit  einetil  mahl,  die  rede 
scIiIoU  mit  dem  %vunsch,  altn.  lauk  lianu  mik  skiüldoin 
Sicni.  228^^.     laden,   lullen   (oben  s.  673.) 

altn.  rua  hatinom  (mit  dem  boote  rudern)  Sicni.  80^; 
hrisi  vex  oc  ha  (jrdsi  land  (das  land  bevvaclist  mit  reis 
und  bohem  gras)  42'*;  sär  siuga  svülum  munni  154''; 
leggja  eggjiim,  hvolpum  (eier  legen,  wellen.) 

mild,  geben  falid.  kepon ,  largiri):  Josej)li  sinen  bruo- 
deren  gebete  mit  sabeninere  xväte  Diut.  3,  111;  gebete 
nur  dar  mite  ein  min  gnijz  Diut.  3,  112;  ber  gebite  sinin 
lioldin  mit  pellin  iocli  mit  <j aide  Anno  473  (vgl.  Roi.  99,  8. 
En.  13122)  *)  ;  der  griiene  wall  mit  louhe  stat  Ms.  1,  78''  (vgl. 
oben  674);  allez  velt  mit  sneive  lit  INls.  2,  209^;  der  se 
allenlbalben  mit  dem  ise  vluz  Gudr.  1219,  1.  nbd.  der 
lluU  gebt  mit  eis. 

Wovon  ist  die  zuliissigkeit  der  Umsetzung  des  instr.  in 
den  acc.  abbangig?  man  j*agt :  mit  dem  stein  werfen,  den 
stein  werfen ;  mit  der  band  scblagen^,  die  band  scblagen ; 
mit  gift  um  sieb  speien  ,  gift  speien ;  mit  stroli  streuen, 
strob  streuen;  wabrend  es  unstallbalt  scbicne  die  plirasen  : 
mit  dem  beil  bauen,  mit  dem  mcsser  scbnculen,  mit  der 
nadol  stecben  auf  jene  weise  zu  verwandeln,  dort  war 
das  geratli  zugleicb  object  der  bandlung,  liier  aber  nicht, 
tritt  daber  dort  nocb  ein  andrer  acc.  liinzu ,  so  gebt  die 
luusetzung  nicht  an,  z.  b.  wenn  es  hieße:  einen  mit  dem 
stein  werfen,  dagegen  werden  rcdensarlen  der  zAvcilcn  art 
durch  eine  kleine  veriiiiderung  des  verl)ums  ilenen  der  er- 
sten .'ibnlicb,  man  sage  statt  bauen,  siechen  einbauen,  ein- 
stechen, dann  ist  beides  zidassig:  mit  dem  beil  einhauen 
luid  das  beil  einhauen.  vgl.  den  dat.  und  acc.  beim  altn. 
luka  (s.  702):    mit  der  sage  schließen,  die  sage  schließen. 

Auch  liier  will  ich  fragen,  worauf  man  den  instr.  bei 
zusanimengesot/ten  redensarlen  bezieluMi  solle?  einen  stich 
mit    dem    scliwert  versetzen,    einen    schlag   mit  der  hand 


*)  man  l)t';ulitc  den  rl;>t.  der  pcrsoii,  wodiircli  sirli  dies  nilid.  {;cl)en 
von  iinscrni  l)e;i;al)i'ii  iintorsclicidet.  uie  aber  wird  das  starke  geben 
(alid.  kepan)  so  coustiuicrt. 


714  ei/iJiLcJier    satz. 

geben  Ist  -was:  mit  dem  schwert  stechen,  nnt  der  liatid 
schlagen,  golh,  gal'  shdi  lo/in  i'd'oTiS  QuniOfiu  Joh.  18,  22; 
gehiiu  imma  slahiiis  lnß}t  i()'i()'oin>  uvTOi  (lU^iiOfiiiTu  Joh. 
l'J,  '^.  hier  könnte  freilich  lufln  abhängen  von  gaf,  da  wir 
aber  noch  heule  zu  dem  blolien  subsl.  die  prap.  mit  fügen  : 
ein  schlag  mit  der  band,  slich  nu't  dem  schwert,  lielie  sich 
auch  ein  golh.  slahs  lo/lti  annehmen,  so  daß  die  kjafl  der 
reclion  aus  dem  verbo  slahan  in  das  nomen  slahs  über- 
gegangen wäre. 

2.  Der  instr.  liatle  in  der  älteren  spräche,  glelcli  dem  lal. 
abl. ,  verhälUiisse  zu  bezeichnen,  die  später  mit  der  präj). 
von  ausgedrückt  werden,  w^elche  prap.  daher  ahd.  noch 
zuweilen  mit  dem  instr.  construiert  wird:  fon  llnsü  T. 
180,  2.  aus  diesem  fon  thisu  folgere  ich  ein  früheres 
bloßes  thisü  mit  ganz    gleicher    bedeulung    und    beziehung. 

hierher  gehört  zuvörderst  das  evzeii(jl  und  (jthoren 
rverden ,  wobei  freilich  in  unsrer  spräche  fast  nur  das 
])art.  prät. ,  weil  die  passivllexion  aufhört,  in  betracht 
kommt,  wie  das  lat.  naUis,  editus,  orlus,  satus  den  blo- 
L\en  abl.  bei  sich  hat,  findet  ahn.  der  bloße  dat.  statt: 
Nutt  var  Nörvi  borin  Sivm.  34^;  Hervor  borin  var  Illöilhve 
13.5^;  Sigurdhr  ec  Iieiti  borinn  Si(jinundi  172^;  Codhrün 
Giuka  borin  269^.  ich  kaiui  keinen  golh.  beleg  anführen, 
JMalth.  1,  16,  Joh.  1,  13  würde  Ulf.  nach  dem  gr.  ix  sich 
der  präp.  us  bedient  haben ,  wie  er  Joh.  3,  6  gabairada 
US  vatin  jah  alimin  setzt,  in  welchen  stellen  auch  der  lat. 
texl  ex  gebraucht,  indessen  sagt  noch  0.  1.  5,  26  Jatere 
giboranan ,  schöner  wäre  faterü.  aber  T.  Malth.  1,  16 
fon  thero  giboran  ist  heilar.t;  niclit  anders:  fona  fater 
Avard  chiboran  Is.  11,  13;  thie  nalles  fon  bluote  ouh  fon 
gole  giborane  warun  T,  13,  6;  fon  nataron  giborane  0.  I. 
23,  37. 

werden,  golh.  vailrthanana  ms  qviuun  ytvofuvov  tz 
yvvaiy.6^  Gal.  4,  4. 

machen,    bereiten.      ahd.   cheisurinffü   gilln   Hild.  33. 

sein:  sie  sin  (sint)  Alexandres  slahtii  (von  A.  geschlecht) 
0.  I.  l,  88;  Ihie  (sind)  rozagemo  uuiate  0.  II.  16,  8;  thie 
liuti  s'mi  Jehemo  ninatt  (varia  mente)  11.  19,  47.  vgl.  den 
gen.  s.  653. 

leben  und  sterben.  auch  hier  concurrieren  gen.  und 
instr.  (s.  672.  673):  goth.  huhrdu  fraqvislna ;  ahd.  thü 
hungirü  nirstirbist  0.  II.  22,  22;  ih  forwirdu  Jmmjere 
T.  97.  nhd.  entw\  hungers  oder  vor  hunger  sterben,  alls. 
ik  bithuuugan   was  thurslu  indi  hungrü  134,  11. 


noinen.     cctst/s.     vom  verb.  abJi.     iasir.     71 5 

ithsteJin  j  aujsteltn  y  erivachen.  nlitl.  vorn  streite  ab- 
steliii,  vom  lisclie  aurstcliii,  vom  schlafe  erwaclien.  altn. 
bregdha  hüi  (desistere  a  rusücalu) ;  bregdha  hlundi  (ex- 
pergisci) ;    bra   ek.  svefni  Sa;m.  IQS'*. 

essen,  trinken ,  stall  des  gen.  schon  ahd.  zuweilen  die 
präp.:  trinket /b?i  thisii,  T.  160,  2.  nhd.  von  etwas  essen 
oder  trinken. 

3.  Instrumental  bei  privativen  heijriffen ,  wo  die  alid. 
mhd.  spräche,  den  gen.  vorzieht,  lat.  abltitiv y  in  seinei- 
eigentlichen    bedeuluug. 

alts.  hineotan ;  libii  Hei.  58,  2 ;  altlre  43,  7.  ags, 
belege  oben  s.  639. 

alts.  hilösien:    lihü   85,   10',  Jerahii  85,  17;  aldiii  127, 

4.  ags.  s.  639. 

alts.  heniuian:   Uhu  119,  3. 

hefeallan,  hesleän:  f'reondiini  befeallen  B.  224.5 ;  /?Yon- 
durn  beslrigen  C.  121,  15  ;  besluh  sujore  and  (jevealde  C.  4, 17. 
altn.  stela  (beslchlcn) :  slolinn  hamri  Siem.  TO'"*. 

4.  Freuen,  tranern,  stolz  sein.  ahd.  mlid.  gen.  (s.  663. 
664.)     nhd.  an,   über   etwas  *). 

golh.  Ja(jin6n  (gandere):  thamma  faginölh  liuc.  10,20; 
faginulh  invindilhai  yaiQei  tiü  ttj  ud'r/Jtc  I  ('or.  13,  6. 
sonst  auch  mit  der  präp.  in:  faginönd  in  gabaiirlhai  is 
Luc.  1,  14;  in  thammei  Luc.  10,  20. 

golh.  niaürnan ;  ni  maurnaith  säivaläi  izvardi  jin}  jke- 
Qijtivüre  xfj  '*pvyi]  v/tojv  Matlh.  6,  25;  ni  väililäi  maur- 
naith ftrßlv  fieoifivÜTS  Phil.  4,  6. 

altn.  una   lijr  (gaudere   vita.) 

ags.  yelpan  (superbire):    siijore  gulpon  C.  121,  29. 

ags.  vinnan  (laborare):  adle  vinnan  (morbo.)  ahd. 
riten  winnen   (febricitare)  Diut.  2,  283-^. 

schleiWen,  scinvehjen,  schliei\en  vgl.  oben  s.  701.  702. 

Dies  scheinen  mir  die  noch  jetzt  erkennbaren  umrisse 
des  allen  inslr. ,  der  sich  schon  frühe  in  den  dat.  aufzu- 
lösen und  mit  priip,  zu  versetzen  begann,  sein  eigent- 
licher begrif  wandte  sich  aber  auch  oft  in  den  gen. 


Nach  beendigter  Untersuchung  der  ganzen  vcrbalrcctloii 
bleiben  noch  zwei  allgemeinere  fragen  über  den  iiif,  und 
die   parlicipia  zu  erledigen. 


•)  ob  frathjan   (sapere)    liierlicr   gelulrt?    v«;!.  s.  61).>.  l'r.  uiithei- 
näim  könnte  Iciclit  bedeuten:  /'//  irdiächeii  dingen  klug  sein. 


7l6  eiiijavher  scitz. 

Der  inßnlllv  iilniiiit  in  der  jüngeren  spräche  gern  die 
eigcnlieil  eint-s  neulralen  sitbsl.  an  (.i,  .536-38)  und  miisle 
dann  aiuli  iu  der  synlax  nur  die  Wirkung  anderer  8id)st. 
zeigen.  Die  nilid.  (nni  so  viel  mehr  die  alid.)  sj)rache  lalU 
aber  diesen»  inC.  noch  zn>vei!en  den  verbalcasus,  vorneni- 
licli  den  acc. :  du  wart  vil  iiiichel  yrüezen  die  lif.btni 
qestc,  getan  PSib.  729,  4,  wo  D  den  lieben  gesten  scliieibl, 
•welcher  dal.  nach  104,  4.  160,5,  4  gellen  konnte,  indessen 
j^ewrihren  die  lesarlen  auch  2300,  4:  daz  ir  mich  inide 
JliKjotcu  \il  swacliez  (jrüezen  geluot,  wo  der  acc.  wieder 
\on  griiezen  abhängt  und  ich  swacliez  dem  von  liachm. 
aulgenoinninen  swache  vorziehe.  INib.  288,  3  steht:  diu 
sol  in  griiezen  pdegen ;  es  dürUe  auch  (jriiezens  lieißen, 
lind  dann  schiene  der  inf.  substantivischer,  wie  Parz.  288, 
24  saltl  vihnens  pllogen.  Gudr.  584,  2  möclite  ich  lesen: 
daz  r/'teu  uianige  slrdze.  So  oft  das  verbum  noniinal- 
flexion  annimmt,  oder  von  einer  präp.  abhangt,  nenne 
mau  es  nun  lleclierten  inf.  oder  gerundium,  ist  es  nicht 
mehr  reines  vei'bum ,  obgleich  der  häufige  gebrauch  der 
präp.  ze  lind  durch  (s.  112)  den  verbalcasus  nicht  stört: 
durch  den  luj't  siiezen  Parz.  790,  4 ;  durch  nuden  ein  w/p 
Ms.  1,  61*;  durch  vragen  (ler  mcere  Kl.  1780.  liier  steht 
der  gen.  weil  vragen  ihn  regiert  (s.  65.5),  und  unabhatigig 
vom  substantivischen  vragen.  nhd.  müsten  wir  setzen : 
durcli  fragen  nach  den  mären ,  oder  erfragen  der  märe. 
"VA  enn  noch  in  einer  chronIk  des  15  jh.  vorkommt:  land- 
graf  Ludwig  von  Hessen  liieU  der  abenteuerlich  landgraf 
um  sein  leicht  ufselzen  land  und  leut  (Senkenb.  sei.  3, 
431);  so  wagen  wir  heule  diesen  acc.  nicht  mehr,  sondern 
sagen:  wegen  seines  leichtsinnigen  aufs  spiel  setzens  von 
land  und  leiilen ,  oder  lieber  umschreibend:  weil  er  1.  u. 
1.  aufs  spiel  setzte,  von  land  und  leulen  vertritt  uns  aber 
den  vom  substantivisclien  verbo  aufsetzen  abhängenden  gen., 
d.  h.  die  alle,  freiere  accus,  construction  ist  unthunlich. 
nach  inf.  vor  welchen  zu  oder  um  zu  steht  lassen  wir 
aber  noch  unbedenklich  den  zum  verbo  gehörigen  casus 
folgen,  z.  b.  um  dir  zu  sagen,  um  dich  zu  eliren. 

Alle  part.  präs.  und  die  daraus  gebildeten  adv.  be- 
haupten den  verbalcasus,  dessen  freiere  mhd.  Stellung  zu 
bemerken  ist:  die  reit  icfi  suochende  in  diu  laut  Iw.  4163; 
daz  ich  suochende  rile  einen  man  Iw.  531. 

INichi  ganz  so  verhält  es  sich  mit  den  port.  priit. 
zwar  hängt  auch  von  ihnen,  wo  sie  zur  Umschreibung  des 
pass.  gebraucht  werden,  der  verbalcasus  ab,  z.  b.  der 
acc.  i   ju  sulen   wir   niht  verdeit    vvcseu    unser  mccre  Nib. 


noincn.     casus,     vom  jioin.  ahh.     i^an.      717 

1651,  2,  vgl.  bei  geleret,  verlioln  ii.  s.  w.  (s.  643.)  oder 
der  (jen.:  wirt  e*"  gewiinschet,  diu  \virt  vergezzen,  sin 
wirt  gesclioiiel,  des  wart  gevolget,  shi  Wtvre  vermisset, 
des  xviderzu tjes  wart  von  in  verzigen.  der  dat. ;  dem 
orse  wart  engurt,  gehengel;  im  wirt  gesnieichet ;  und  da 
es  golh.  lieilit  gaunijanda  mannum  (observanlur  boininibus) 
warum  niclit  aucb  gaiunidai  sind  inannani?  aus  dem  activen 
bairga  thus  (prospicio  tibi)  folgt  bairgada  thus  (prospicitur 
tibi)  bairgailb  ist  ihns  (prospeclnm  tibi  esl) ;  aus  fraliusa 
imma  (perdo  cum),  fraliusada  imma  (perdilur),  frakisan 
ist  imma  (perdilus  est),  aber  ein  golh.  frahisans  ist  (per- 
diUiS  est)  scbeint  ebenso  unstallliaft,  als  ein  lal.  parcitus 
est,  neben  parcilur  ei,  parcilum  est  ei.  Als  bloße  adj.  be- 
tjacbtet  läUt  inzwischen  die  goth.  spräche  part.  prat.  von 
verbis,  die  den  dat.  der  person  fordern,  zu:  lamb  tliata 
J'ralusaiio  Luc.  15,  6;  niat  thaua  J'ralusanan  Job.  6,  27; 
nasjan  tUaus  ßahisduans  Luc.  19,  10;  ja  es  \icii\\  J'raln- 
sans  vas  laioXoiXwg  TjV  Luc.  15,  24,  wo  man  (Valusnuda 
(periit)  erwaitet  halle,  liieher  gehört  auch  (jasahans  fram 
imma  iXeyyöfievog  vn  «t'/otJ  Luc.  3,  19,  obschon  gasakan 
den  dat.  der  person  fordert  (s.  686.)  icli  habe  hierfür  aus 
den  andern  dialeclen  keine  belege  zur  I)and.  der  gen.  der 
Sache  verbleibt  auch  adjeclivischen  parlicipien,  z.  b.  ahd. 
andjahles  indanöler  (al)  oflicio  seposiUis.) 


B.    NOMINALRECTION. 

Nomina  hiingen  von  einander  ab;  liier  konunen  vorziiglicli 
gen.  und  dal.  in  bclrachl,  weniger  acc. ,  welcher  bei  iler 
verbabcclion  gerade  die  bedeulendsle  sielle  einnahm,  in- 
sofern steht  die  nominale  abhiiiigigkeil  der  verbalen  gegen- 
über; sie  wendet  sich  vorzugsweise  an  die  bewegten,  leb- 
haften casus  ,  beim  verbum  herscht  der  ruhigere  acc.  vor. 
die  rede  wird  durch  hau  fang  der  nomina  drastischer,  dem 
epos  sagt  mehr  das  vcibum  zu. 

I.     Genitiv. 

Den  gen.  regieren  sowol  subslanliva  als  adjcdiva   und  pro- 

nomina. 

A.     Gen.  ahhängiff  rton  sahst. 

Jeder  zu  einem,  gleicbviel  in  wehlicm  casus  siebenden, 
6ul)sl.  gehörige  gen.  drückt  eine  verI)imUing  beider  gegen- 
slUnile,  eine  niiherc  beslinunnng  jenes  casus  aus.  folgende 
Verhältnisse  sind   zu  erwilgen. 


718  eiiifdclior  salz. 

1.  /l'rwandlscJiafl,  zumal  abfilfiinniimg:  Bunus  fjulhs ;  alls. 
Siiiiu  diuhtines ,  bain  drohlints.  golli.  simius  Ihc/ilivuus 
Marc.  3,  17  ;  alul.  thonares  kiiid  T,  22,  6.  das  kind  ln'ii\l  nach 
dem  vatcr  oder  der  mutier ,  z.  b.  Sigfrit  :  daz  Süjimindrs 
killt  INilj.  433,  2.  451,  3;  SiymundfS  harn  637,  2 ;  Siye- 
vumdes  sim  123,  4.  227,  4.  332,  l;  der  siiii  Siijtnundfts 
640  l;  sun  der  Sujemundes  21,5,  2;  daz  Si(/lind(i  kint 
48,  1.  134,  3.  208,  3.  285,  1.  das  kiiid  halle  Öigmunt  zum 
vater,  Siglint  zur  muller.  allii.  1  </</5  barn  8;em.  52*; 
Loki  Laufeyjar  sour  Sii.  64.  in  der  alten  dichtung  ^ver- 
den  die  kinder,  wenn  die  muller  den  valer  überragt,  oder 
überlebt,  gern  nach  ihr  genannt:  diu  Jlelclien  kint  Kab. 
340;  der  schnenen  Voten  kinl  Nib.  290,  3;  der  sun  Arni- 
ven  Parz.  764,  28;  Ilerzeloyden  barn.  *) 

aus  gangbarer  bezeichnung  des  kindes  nach  dem  valer 
entsprangen  eine  menge  von  eigennamen ,  z.  b.  Jacobs, 
Philipps  y  IleinricJiS ,  oder  mit  lat.  llexion  Jacobi,  Plii- 
lippi,  Henri ci ,  die,  eigentliche  genilive,  allmälich  >vieder 
zu  noni.  wurden.  dabei  ist  söhn ,  wie  bei  ähnlichen 
frauennamen  (gi'.  3,  340)  tochter,  ehfrau,  witwe  zu  erganzen. 

die  auslassung  des  regierenden  subst.  war  schon  in  der 
frühslen  zeit  hergebracht.  golh.  lakobu  thana  Aljüimis 
'läamßov  tov  %ov  'A).(paiov  INlarc.  3,  18. 

eitern  wui'den  nicht  leicht  nach  kindern  benamt;  das 
Verhältnis  der  zeugung  auszudrücken  dient  aber  der  gen. 
ebenwol:  Sigmunt  Siijfrides  vater. 

beiderlei  genilive  können  nun  auch  auf  unwirkliche 
Verwandtschaft  angewandt  werden :  atla  bleilheino  o  TTcnr^Q 
tmv  oiüTiQ/LiMV  II  Cor.  1,  3;  barn  natröno  T.  INlatlh.  12,  34. 

2.  Herschaß ^  eitjenthum,  die  vom  lierrn  abhängigen 
leute,  die  dem  eigner  gehörigen  Sachen  kommen  in  den 
gen.  zu  stehn.  der  herr  der  xvelt,  der  köiiig  der  Juden, 
drohlin  manno  Hei.  119,  6;  der  herr  des  lundes ,  des 
goldes;    des  hordes  herr  Nib.  98,  4. 

umgekehrt  regiert  das  uomen  des  untergebnen  oder 
der  Sache  den  gen.  des  herrn  und  eigners :  die  jünger  des 
herrn,  die  leute  des  grafen,  tjodes  engil  Hei.  146,  9; 
bodo  kesures  158,  2;  satandses  jungoron  69,  13;  das  gold 
des  herrn  ^  daz  Harlunge  golt  Dietr.  7835;  der  hört 
Niblunges  Nib.  90,  1;  der  JSibhuKje  man  90,  3.  so  nun 
aber  in  einer  menge  von  anwendungen  ,  z.  b.  ein  Salemö- 


•)  wie  'Pfljjq  Ox'yÜTTjQ.     im  roni,   de  Renart  10368   le  fils  ä  l'orse 
(der  bärin  söhn)  =  ours. 


iioineii.      casus,     vom  nom.  abh.     ge/i.      719 

nis  niuot  (wie  er  S.  eigen  war)  Lanipr.  Alex.  20 ;  alts.lnigl 
tvulbo  (ein  grausamer  sinn,  den  wölfe  haben)  Hei.  154,11. 

auch  hiei-  gelten  ellipsen,  wenn  die  Vorstellung  des  re- 
gierenden subst.  geläiilig  ist,  namentlich  liute,  man,  lant, 
burc-,  hüs:  die  Dietriches  Rab.  598.  Dietr.  3739;  künec 
von  AmeliuKje  ISib.  1918,  3;  von  Amelunge  der  degen 
Nib.  2196;  andere   beispiele  s.  261.  262. 

nhd.  wird  bei  benennung  der  regimenter  der  name  des 
anfiihrers  ohne  Ilexionszeichen  gesetzt :  regiment  A"»'on/>rmr, 
reghnent  Blücher'*)  ,  ve2,hnent Lichtensteiu  ^  die  franz.  sprä- 
che erläiU  hier  kein  de.  ich  weiU  nicht  wie  alt  diese  con- 
slruction  ist,  sie  gleicht  ganz  der  bei  maßen  und  gewichten 
(unter  7.)  man  sagt  auch;  ein  regiment  Franzosen ,  was 
freilich  der  gtn.  ist. 

3.  Auslluß  dieses  eigenthum  und  besitz  bezeichnenden  gen. 
ist  der  pronominale ,  neben  den  possessivis  geltende. 

s.  3.39  il'.  ist  ausgeführt  worden,  daß  luisere  spräche 
mit  subst.  die  possessiva  erster  und  zweiter,  so  wie  das 
ursprünglich  nur  retlexive  pron.  dritter  persou  verbindet, 
für  unreilexive  beziehungen  dritter  pers.  aber  den  gen. 
eintreten  laßt,  nicht  anders  im  lalein  und  bei  Homer; 
später  verwenden  die  Griechen  oft  die  unbetonten  gen. 
fiov,  aov  statt  der  wärmeren,  und  nachdrücklicheren  pos- 
sessive, die  nihd.  zum  iheil  noch  nhd.  dem  subst.  nachgesetz- 
ten m/n,  tlhiy  S/n,  mein,  dein,  sein  (s.  480.  498)  sind 
keine  gen.;  unsere  spräche  hat  vielmehr  das  gebiet  der 
possessiva  zu  erweitern  gestrebt,  theils  indem  sie  sin,  sein 
auf  den  unrellexiven  fall  mit  erstreckte,  ihcils  für  das  ftin. 
iHid  den  p1.  ein  unorganisches  poss.  ir ,  ihr  einführte,  im 
13  jh.  überwog  noch  der  gen.  ir  (ejus  f.  und  eorum,  earuin) 
8.  343.  außerdem  aber  galt  hin  und  wieder  ein  gen.  des 
(s.  342)  neben  subst.,  und  auch  der  (s.  344)  wird  sich 
nachweisen  lassen:  vil  sclnene  Avas  der  (earum)  lip  ]Nib. 
492,  2,  wo  ir  zweideutig  gewesen  sein  würde. 

Indessen  konunen  doch  einige  fülle  vor,  daß  der  gen. 
mUi ,  dtn ,  S/n  von  subst.  abhängen  kann, 
a.  wenn  unmittelbar  darauf  ein  adj.  luid  subst.  apponierl 
werden,  z.  b.  m/n  armer  RriemhiUle  not  (belege  ol)eii 
s.  566.)  hier  ist  nun  kein  possessives,  mit  nul  in  gleiciu'm 
casus  stehonilcs  adj.,  sondern  iler  abh.-ingige  gen.  (mei 
wie  ich  mit    einer  jüngeren,    im  14.  15  jli.  oll  wiederkeh- 


')  wenn  es  im  preussiscben  Iicer  ein  solches  gibt;  innn  zfililt  lieber. 


720  e'infaclier   salz. 

rciulcn  nolarlenformel  beweise:  in  gcinwoitiUeit  mfn  offen 
scluibcrs:  in  gcgeiiNvart  uiein  oifen  schrclljcrs.  nlul.  mit 
possessiv:  in  nioiiier,  des  öjrentlichen  sclireibers,  geyen- 
%varl;   meine,  der  armen  Kr.  nolb. 

b.  iu  der  verbiiulimg  mit  stlh :  abd.  fona  diu  selbes 
worliun  (s.  355);  mlul.  min  selbes  swert  (s.  357.)  ein 
golb.  beispiel  kommt  jedocb  nicbt  vor,  sondern  in  diesem 
dialect  wird  das  poss.  auf  das  regierende  subst. ,  uiclit 
auf  silba  bezogen:  ibeina  silbuns  saivala  (tuam  ipsiiis  ani- 
maiii)  Luc.  2,  35;  sein  silbiiis  leik.  Irijulb  (suum  ipsius 
corpus  ainal)  Epli.  5,  28 ;  nicht  nach  abd.  weise  seina  sil- 
biiis, folglicli  ist  in  der  andern  stelle  tbeina  tuam,  nicbt  tui. 
Auch  hier  sei  wiederum  an  der  volkssjjracbe  eigenlieit 
erinnert,  dem  genitiviscb  construierten  subst.  ein  verstär- 
kendes poss.  beizufügen  (s.  351):  des  amtmanns  sein  gut 
r=:  des  amtmanns  gut. 

4.  u4rt  und  heschajfenheit.  wie  die  golli.  possessiva 
meins,  ibeius,  seins  in  synlactischer  bedeutung  den  gen. 
is,  izus,  ize,  izu  zur  seile  steliu ,  ließe  sich  auch  jeuer 
subslantivgen.  der  herschaft  hin  und  wieder  in  ein  adj. 
umwandeln,  z.  b.  für  künig  der  Juden  sagen  der  jüdische 
küuig,  für  böte  des  kaisers  der  kaiserliche   böte. 

Au  sich  ist  der  adjeclivisclie  begrif  geringer,  er  hebt 
bloß  eine  seite  des  gegenstauds  hervor,  ohne  ihn  in  ab- 
hiingigkeit  von  einem  andern  zu  setzen,  dennoch  künuen 
auch  genilivischer  ausdruck  und   adj.  einander  vertreten. 

Die  ältere  spraclie  zieht  nicht  selten  das  adj.  vor,  wo 
die  jüngere  den  gen.  oder  eine  Zusammensetzung  wählt; 
oft  verhält  es   sich  umgedreht. 

beispiele  solcher  adj.  sind  s.  258.  259  mitgelheilt;  sie 
lassen  sich  selir  vermehren.  abd.  {firsthiu  brut  0.  III. 
6,  28;  mhd.  garbe  hüberin  Parz.  265,  14;  heherhier  ranft 
Renn.  9777;  erlin  skil  JMerig.  81;  mit  heijininen  liacken 
Diut.  3,  85;  eschinen  Schaft  Nib.  537,  4;  ßmin  regen 
Tit.  129,  4;  iinder  schiltUchem  dache  Tit.  129,  2.  Wh. 
220,  7;  österliche  zit  INIar.  54.  heule:  gerstenbrot,  haber- 
garbe ,   eflenscheit,    eschenschaft ,  feuerregen,  Schildes  dach. 

dagegen :  goth.  daiihtar  vintrive  tvalihe  Luc.  8,  42 
(oben  s.  652  anm.)  abd.  comman  adales  Diut.  1,  506 ; 
comman  unadales  1,521^;  alts.  adholes  man  Hei.  77,  20. 
80,  5;  iiinnciinnies  wib  171.  14;  (jiioderii  slahdu  man 
Diut.  2,  283^;  an  crdun  adoicunuies  Hei.  73,  11;  abd. 
bolon  ffuotes  ^villin  T.  .  .  ;  mhd.  boten  (jiiotes  willen 
Gudr.  272,   1;    der   ritler  (jiioter  sinne   fragm.  22<=;    hoves 


nomen.     cassi/s.     vom  nom.  ahh.     geit.      70 ] 

man  Diut.  1,  348;  zwu  hosin  schonir  rinfje  Rolh.  1115; 
mit  maiiigem  helnie  hruner  vuriveu  Hol.  119,  6;  mit  liebe 
sUeter  minne  IMar.  121;  ein  lailen  tuoches  von  Sunn  Parz. 
301,  28;  samites  niantellin  und  älinliche  bereits  3,  607  an- 
geführte, heute:  zwölfjährige  tochler,  edler,  unedler  mann, 
gutartiger  mann,  gute  erde,  gutwillige  boten,  hülisehei- 
mann,  sinniger  ritler,  braunlarbiger  heim,  samtnes  mänt- 
lein ,  oder  aucli  mit  der  prap.  von:  tochler  von  zwcilf  jäh- 
ren,  mann  von  adel,  lierr  von  hol",  mantel  von  sanimet, 
•wie  gesagt  wird :   brot  von  gerste. 

diese  structureu  gleichen  dem  gen.  beim  verb.  gubst, 
(s.  652.  653);  man  könnte  beides  sagen:  daz  prot  ist  kir- 
slin  und  der  man  ist  adales ,  ohne  daß  darum  die  elii|)se 
eines  solchen  verbums  untergelegt  zu  werden  brauchle. 
der  altributive  gen.  lügt  sich  hier  eben  so  frei  zu  dem 
nomen,   wie  dort  der  pradicalive  zum  verbuni. 

der  nhd.  spräche  verbledjon  wenig  oder  keine  solclier 
gen.,  entw.  hat  sich  ein  composilun»  gebildet  oder  wir 
brauchen  von.  allenfalls  kann  der  höiiere  slil  im  gen.  pl. 
sagen:    ein  mann  herrlicher,    aber  unausgebildeler  anlagen. 

5.  In  zahllosen  fallen  gibt  nicht  der  (jen.  eine  eigenschaft 
an,  er  ist  umgekehrt  ein  gegenständ,  welcher  durch  das 
sidjst. ,  von  welchem  er  abhiingl,  tjeschlldert  wird,  z.  1). 
die  lange  des  ^ve(fes ,  die  kiilile  d('S  rcijens.  so  drückt 
auch  der  herschende  casus  ,  was  von  dem  im  gen.  enlhall- 
nen  gegenständ  bewirkt  otler  geleistet  wird,  aus,  z.  b.  dust 
ein  swacher  hüneijes  vunt  ]Ms.  2,  250^,  eine  erfindung,  die 
dem  köiiig  wenig  ehre  bringt. 

6.  Andere  genitive  lösen  sich  in  mehrfache  präpositional- 
vcrhällinsse  auf.  die  vögel  des  ivaldts  (in  dem  wähl, 
wiewol  sich  auch  verslehn  liilU :  die  der  waid  hat,  die  iimi 
eigen  sind);  ivines  dursl  (nach  weiu) ;  der  jdre  ein  Uint 
(an  jaliren)  Ms.  1,  2\  ich  I)emcrke,  (\al\  unsie  mhd.  diih- 
ter  stets  sagen:  der  ijler  inil  dem  leiin  Iw.  5263.  5502. 
5510.  5685  "*"};  mit  dem  rade  \^  igal.  627*J;  mit  dem  Siran 
Aw.  3,  96;  und  nie  ilen  gen.  verwenden,  auf  den  iler  ro- 
n)anische  ausdruck  chevaliers  au  lion,  a  ia  roe  (:'),  au 
eigne  zur  nolh  auch  hülle  führen  können. 

7.  Nnd.  pllegen  wir  dem  von  siibsl,  ilcr  llteHnuij  oih<r 
vereinzeln uuij  abhängigen  nachgesclzlen  gen.  die  männliche 
und  neutrale  llexion  zu  enlziehen  :    ein  slück  btot ,    hissen 


•)  ilcr  riter  clor  des  Icvvo»  pHac  Iw.  47  H.  I'.)')«. 

Z/. 


722  c'nifaclipr  aatz. 

Jteisch,  sclmft  pulver,  tniiik  wein^  glas  %vasser,  maR  Korn, 
eiiij«r  lioni(i,  leib  brol,  Inder  heti,  -wagen  holz,  gul)iiiul  .s/)'o/», 
fallen  zivirn^  eine  eile  luchj  ein  j)runcl  hlfi,  eine  ni.irk  silhtr. 
bei  fem.  isl  ja  iiberliaupt  die  llexion  erloselien,  also  ein  selieil'el 
qersle,  ein  liiirei  |.sj//>/^e,  eine  lasse  jni7t7t  nicht  aii(rallenil.  je- 
nes brot,  Heisch  dail  nur  nicht  für  eineji  /u  Stück  apponierten 
casus  angeselin  werden;  sonst  niiisle  es  heißen  :  ich  bedarf  ei- 
nes glases  Wassers,  statt  eines  glases  wasser,  wie  gesagt  wird, 
im  gewählten  ausdruck,  in  der  poosic  lindet  aber  auch  die 
llexion  noch  statt :  ein  stück  brotes,  trunk  tveines,  und  so 
allein  in  der  alteren  spräche:  lides  zuei  niez  0.  11.  9,  9.5; 
ivazzares  zuibar  (amphoram  aquae)  T.  157,  2  ;  slucchiu 
hrötes  N.  ps.  147,  6;  leip  prötes  üiut.  1,  51.5^;  faz  wines 
1,  186*;  alts.  in  der  essener  lieberolle:  nigen  niudde  nial- 
tes ,  tian  ember  honegas ,  tuena  sostra  efito ,  viar  vother 
hohes,  nihd.  im  augsb.  stadtr.  ein  sclube  saizes ,  ein  fuo- 
der  Salzes  ,  ein  blähe  salzes ,  ein  soum  honecjes  u.  s.  AV., 
immer  llecliert  (s.  412.)  es  isl  demnach  ein  erst  spät  vor- 
konunender  abfall  des  gcnilivischen  -s,  welcher  s.  465  nach- 
zutragen wäre,  ähnlich  dem  vorhin  (s.  719.)  bemerkten 
regiment  AroM/>r/«s.  daU  auch  die  dem  gen.  vorausgehenden 
Wörter  des  niaUes  und  gewiclils  meist  unveränderlich  slehn 
wurde  s.  285  besprochen. 

den  eigentlichen  gen.  bestiillgl  endlich  der  hier  wie  bei 
der  verbalrection  s.  648.  649  wallende  partitivbegrif.  ein 
stücke  hroles  gleicht  dem  brules  ezzen.  in  der  stelle :  thiu 
faz  nämun  lides  zuei  niez  0.  II,  9,  95  ließe  sich  der  gen. 
sogar  unmiltelbar  aus  namun  herleiten. 

Im  pl.  läßt  sich  der  gen.  überall  nicht  verkennen,  ob- 
schon  ihm  die  jüngere  spräche  längst  tlie  unterscheidende 
llexion  entzogen  hat:  ein  häufen  ieute^  eine  menge  men- 
schen, eine  heerde  kühe ,  külte  vögel,  ein  schwärm  hie- 
nen,  ein  becher  erdheeren,  ein  regiment  drayoiier,  ein 
regimenl  Franzosen,  golh.  und  ahd.  würde  der  gen.  leicht 
hervortreten,  z.  b.  kas  veinahasje,  ahd.  faz  iv/iiperro, 
impi  piano  (examen  apum);  alts.  huarf  ^vero  Hei.  154,  20. 

die  urkundenspraclie  des  13.  14  jh.  rückt  dem  gen.  pl. 
gerne  noch  sein  adj.  nach  :  drlzec  mark  pfennirnje  ijenijer 
u.  (jteher  (Böhmers  cod.  dipl.  francof.  1,  477,  478.  483); 
drizic  garben  rück/ner,  drizec  garben  girstiner  (Schilters 
cod.  alem.  feud.  366^)  und  ebenso  wird  ein  zweiler  sub- 
stanliver  gen.  pl.  nachgesetzt,  die  nn'inzende  Stadt  zu  be- 
zeichnen: zwene  Schillinge  Basilere,  zwenzic  pfunde 
phenninge  Strdzbuvgfere ,  Regenspiirgrere.     ich  habe  mir 


nomen.     casus,     vom  noni.  ahh.     gen.      723 

verstattet  hier  gleich  einige  beispiele  niilzunehnieu,  deren 
erster  gen.  unmittelbar  von  der  zahl  abhängt. 

8.  In  subst.  deren  verbalsinn  noch  rege  ist  kann  active 
oder  passive  hedeiitung  gelegen  sein,  wodurch  auch  der 
mit  ihnen  verknüpfte  gen.  zweideutig  wird.  den  Zweifel 
hebt  gebrauch  oder  zusannnenhang  der  rede,  alloculio  iin- 
peratoris  dürfte  an  sich  ausdrücken  sowol  was  der  feld- 
her  spriclit  als  was  zu  ihm  gesj)rochen  wird;  die  gewohn- 
heit  bestimmt  sich  für  jenes.  eine  ermahnung  blöder  (s. 
650)  wird  au  sie  ergehen ,  nicht  von  ihnen  ausgehen,  eben- 
so ist  die  ermahnung  des  Sünders  die  an  ihn  gerichtete,  die 
ermahnung  des  predujers  aber  die  von  ihm  ausgesprochne. 
ir  heider  grüezen  Nib.  736,  3  ist  das,  welches  Kr.  unil  Br. 
der  menge  zu  theil  werden  lassen.  der  substantivisch  ge- 
setzte inf.  behauptet  in  der  legel  activen  sinn;  doch  sagen 
■Nvir  unbedenklich:  das  begraben  der  todten,  das  nieder- 
brennen der  häuser.  auch  hieraus  bestätigt  sich  die  freiere 
natur  des  gen.,  der  gewissermaßen  den  activen  begrif  des 
acc.  und   den  passiven  des  nom.   in  sich  vereinigt. 

9.  Verschiedne  subst.  werden  formelhaft  mit  geiüliven, 
besonders  pl.,  zur  erhehuntj  des  begrij's  verbunden,  oft 
vertreten  sie   einen   adjectivischen  su[)eilaliv. 

vuter  (origo,  protector) :  valer  vlWcy  lugende  Nib.  2139, 
4;  ja  du  aller  tugente  valer  Piol.  225,  33;  eilendes  valer 
ist  er  Kgge  28  ,  wie  wir  noch  lieute  sagen  vater  aller  ar- 
men und  unglücklichen,  der  Tiroler  nennt  seinen  Stutzer 
hroivaler  (bruedvada),  ernährer. 

mutler  (oiigo,  causa):  si  was  ein  uiuoter  sincr  not  Tioj. 
15643;  ein  uiuoler  des  bildes  und  des  lebtagen  Tioj.  15656; 
der  sich  auch  daucht  aller  reuler  uiiitler  sein  (der  beste 
reiter)  Göz  von  Berl.  103.  so  heilU  die  arleinisi.t  herba- 
rum  niater  (das  beste  unter  den  kraulern)  IMacer  2.  Wa- 
lafr.  181,  altfranz.  la  mere  des  herbes  (INleon  nouv.  rec.  1, 
190.)  Heinrich  der  I^etle  ad  a.  12  10  p.  85:  traiiseunt  Hu- 
men quüd  dicitur  »iu*/er  acpiarum  (eslhn.  t'iiwna  jüggi,  bei 
Doipat.)  hebr.  die  mitller  des  wegs  (^dei-  Scheideweg);  die 
vtuller  des  arms  (der  ellbogen)  uiul  ähnliches,  gr.  ji(i'^Ttj(t 
fiijXcov,  schale  nährendes  Weideland. 

kiud:  der  tugende  harn  Troj.  5331;  der  tugende  kint 
Geo.    4261.    4388   *);    des    Wunsches    harn,    der   Sivldeu 

*)  ganz  etwas  niidors  AValtli.  99,  8:  relitor  früide  gar  ein  kint, 
d.  i.  kindiäcli ,   unerfaliren,   unwissend. 

Zz  2 


72  i  einfacher    salz. 

harn    (niylli.   507);    iilul.    ein   hlnd  des  glucks,    des  todts, 
der  iiülli.     vgl.  die  lesart :    dudes  sunu  Hei.  155,  23. 

gtvutter :  er  ist  ininer  sorgen  lote,  die  hat  er  alzc  liuhe 
erhaben  Parz.  461,  10,  ^vie  tüuflinge  aus  dem  ^vasser  er- 
hohen werden. 

amuie  (nulrix.)  ich  meine  gelesen  zu  hahen  :  ein  anime 
silier  nul. 

vo(it  (palronus):  sins  herzen  vo(jet  (seine  geliebte)  Parz. 
514,  27. 

haupt:  alles  guales  houhit  (sunimum  bonum)  0.  III.  24, 
29;  liouhit  winkiles  T.  124;  ein  ort  am  Fihein  hiel^  Ilines 
houhit^  des  strites  houbet  N.  ps.  105,  17;  aller  sorgen 
hüiibet  Flore  3278. 

(juellci  nrsj)viinij :  aller  freuden ,  aller  leiden;  des  gu- 
ten oder  bösen;  itrsprunc  aller  missetat  31s.  2,  223'^;  ein 
quecprunne  der  tugent  Parz.  613,  9;  er  ist  hrunno  alles 
guates  0.  III.   14,  81. 

xvurzel :    ein  iviirzel  der  güele  Parz.  128,  27. 

bautn ,  stamm,  altn.  in  förmlicher  Zusammensetzung 
royapaldr  (arbor  dissidii)  Sicni.  142';  Juldimeidhr  (arbor 
pugnae)  191^,  beides  epilhefa  des  beiden,  manlaher  triwe 
ein  5/rtiu  \Yli.254,  15;   ein  stam  der  diemiiele  Parz.  128,  28. 

reis:  niannes  sclucne  ein  blüende  rls  Parz.  195,  4; 
her  is  niiner  vröiden  ris  IMafsni.  beitr.  102, 

blume :  des  fiures  phiomo  (Ilos  ignis)  N.  Cap.  163;  der 
Dürnge  bhiome  Walth.  35,  15;  aller  ritter  bluome  Parz. 
109,  11;  aller  wibe  bluome  Pilatus  113;  diu  bhiome  aller 
frouwen  Troj.  22437;  wipb'cher  kiusche  ein  bluome  J'arz. 
252,  16;  der  werdekeit  ein  bluome  Parz.  598,  7:  er  bluome 
an  mannes  schcene  Parz.  39,  22  ;  ein  bluome  der  jugent 
aH.  235,  24.  der  triuwcn  ein  rose  Dielr.  102^.  Ygl.  das 
gr.äv&og  ^;ßj;s>  üvdog  Vfinor,  tlvd-og  oi'vov,  \at.  Jlos 
villi,  Jlos  lacüs  ,  Jlos  llammae. 

kränz:  aller  wiplichen  giiete  Parz.  394,  12;  aller  manne 
schocne  ein   bliiomen   kränz  Parz.  122,  13. 

kröne:  aller  Avibe  ein  kröne  Ms.  1,  49^;  ein  kröne  Hör 
zuht  aH.  235,  27. 

Jlins  (silex):  Jlins   der  nianlichen   krefle  Parz.  678,  20; 
Stajler  triuwe   ein   adamas  aH.  235,  26. 

schauer  (procella) :  er  schür  der  ritlerschefte  Parz. 
678,  22;  diu  ininne  ist  hoher  fröiden  schür,  swa  man 
si  lidet  äne  tröst  Troj.  8579;  vgl.  unlriu'weu  reijen  INIs. 
2,  223b. 

hagel  (grando) :  daz  was  der  helle  wuochers  hagel 
(das   hagelte    auf    die    frucht    der   hölle,    verdarb    sie)  "^^  h. 


jiüiiieii.     casus,      vom  nom.  cihh.     gen.      725 

332,  4;  der  eren  luKjd  A\v.  1,  73.  IMs.  2,  223'^;  du  began 
sich  machen  Jaliel  üf,  siner  sfcldeii  hatjal  Rud.  wehchr. 
Scliiilze  p.  24;  ein  rise  wicre  lunjal  aller  lande  Bit.  6482; 
der  Heiden  luujel  \A  olfd.  1150.  2289;  vgl.  die  redensarten 
ohne  gen.:  daz  i&t  der  sele  ein  liagel  ]Ms.  2,  119^;  ist  iji 
ein  hagel  Ben.  429;   was  sin  liagel  Geo.  4504. 

xvonnei  er  ist  alles  guates  tvunno  (:  brunno)  0.  III. 
14,  81;  thesses  liedes  xvuniia  IV.  4,  55;  si  ist  aller  wibe 
xvunne  Hollin.  fundgr.  132,  20;  aller  \vibe  xvünne  JMs.  1, 
39-' ;  aller  obeze  ivunne  Diut.  3,  47 ;  alles  spiles  wunne 
Diut.  3,  70;  nuner  oiigea  xvünne  Beu.  432;  aller  mau  ein. 
wünne  Wolfd.  1465. 

ehre:  allero  nianno  er«,  Syinniaclius  (preliosissimuni 
generis  liiiniani  deciis)  N.  Btli.  68;  ja  du  aller  Cristen  ere 
Rol.  225,  31;  su  des  nieigen  ere  (veneratio)  varwe  reret 
stolzen  leigen  (wenn  das  xnaiiest  alle  tanzenden  bleich 
macht?)  Ms.  2,  22^. 

(jüte y  das  nihd.  (jüete  Ist  oft  huld ,  milde:  lob  Ich  uu 
des  nieigen  (jüete ,  der  uns  nianige  fluide  git  IMs.  1,  162^; 
sich  froit  nianic  vogellin  wilde  gen  des  liehlen  meien  fjüeie 
IMs.  2,  22'';  gelpfer  bliiete,  diu  von  des  nieigen  cjüete  w^as 
in  daz  gras  geniischet  Troj.  16212;  rcht  als  des  nieigea 
qüete  diirchfrühlet  anger  und  den  walt  Suchenw.  15,  18; 
ez  was  in  des  meien  fjiiete,  so  iegUch  Iruht  Ir  bliiete  gegen 
dem  sinner  treil  ^^oltd.  618;  ez  geschach  ins  meien  (jüete 
(und  dann  wie  in  voiiger  stelle)  \A  olfd.  1965;  des  siiczea 
meigen  (jüete  was  in  dem  govihle  IMooycr  30^';  iliera  zili 
ijuati  (von   der  osterzeit   Ü.  IV.  9,   1  *). 

kraft:  üf  den  alben  weliset  reines  obezes  gar  diu  kraft 
Turl.  Wh.  80». 

hört:  hochverle  hört  Parz.  683,  25;  iAniers  hört  A\  li. 
306,  6;  Zornes  hört  Ls.  1,  542;  gewinnes  hört  Peilz  airli. 
3,  148;  des  löncs  hört  Bon.  45,  43;  kliioger  sinne  hört 
l>on.   epil.  14. 

wal  (auswald):  der  guoleii  niarhe  die  wul  Hol.  14,  32' 
ros  und  mocre  die  xvat  Karl  13". 


*)  diese  stellen  sind  ausriiluliilier  an{ic/.op;on  ,  als  liiorlior  «iclioit 
weil  mir  in  fiicigiui  i'ro  iinil  meii^cn  i^ui'lc  nocli  das  lioidni.sriie 
soninieirt'.sl  natiiklinj't ;  der  ausdruck  lunleut^'t  einijjemal  <j;onidi'/ii  die 
epoclie  der  eoclK'iiumjj;  der  milden  gotttieit,  und  nicrkwiirdifi  ver- 
bindet auch  O.  {^HiUi  mit  zit.  des  suiners  f;iu'te  konunt  in  ;;leiclier 
liezii'litinj;  vor:  AVailii.  .  ,  .;  der  siimer  .siner  ^i/c/r-  liete  nilit  ver- 
•ioz/en  traj^m.  2S).i ;  der  siinnr  srnt^nilf  niiiwer  f^lif/e  (wenn  so  zu 
besatrn  ist)  Klure   ltir>j  de?  ouincrs  /icil  Dankr.  nainhurli   117. 


7!26  einfdchcr  scttz. 

tvimder:  aller  untriwen  wunder  DIelr.  45";  gcdcjones 
wunder  Troj.  15347;  sonst  hrauclit  (Conrad  die  piäp.  von: 
ein  wunder  von  hletera  16492;  ein  zvunder  von  nzer- 
weltcr  sjvlecheit  16453. 

Jlut:  iv  liabt  lile  hers  gruze  vhiot  A'N'li.  342,  23;  mit 
hers  Jliiele  Wh.  375,  15. 

liierher  auch  das  subslanlivisch  gebrauchte  und  mit  gen. 
pl.  construierte  neutruni  des  Superlativs:  manne  liobustuy 
sterkest  aller  recken ,  wovon  s.  272. 

zu  solchen  verkjiiipfungen  des  gen.  mit  subst.  statt  der 
einfacheren  adj.  neigen  sich  die  orientalischen  sprachen  im 
Übermaß;  in  den  occidentalischen  erscheinen;  sie  sparsamer, 
und  mit  um  so  größerer  Wirkung. 

10.  Zu  ähnlicher  Steigerung  findet  sich  in  der  edda  ein 
subsl.  mit  seinem  eiijnen  gen.  construiert,  vorzüglich  bei 
fragen:  hvat  er  that  hhjm  lilymja  (sonus  sonoruni),  er  ec 
lilymja  heyri  nu  til  ossom  rünnom  i;'  Sann.  83^;  hverr 
er  sä  sveinn  sveina?  hverr  er  sä  karl  karla?  Sivm.  75^; 
aber  auch  sonst:  nu  er  rlik  rökra  113^;  nner  var  ek  meyja 
230'i.  ahd.  wird  sogar  bei  R.  45*^  scin-rililas  durch  des 
skcrnes  skern  übertragen,  und  noch  nhd.  heißt  es:  das 
ist  ivind  von  einem  wind^  der  dampf  eines  dumpfes ; 
in  der  Volkssprache  veiächtlich  en  dreck  sei  dreck  (lulum 
luli)  Schm.  1,  413.  einen  bestimmteren  begril  eiitliält  unser 
heljers  helfer.  alle  diese  hochd.  bcispiele  haben  den  gen. 
sg.,  jenem  altn.  pl.  gleicht  das  bekannte  servus  servorum^ 
7'ex  regtim  ^  Iseugr.  239  für  J'arnm.  franz.  le  brave 
des  braves. 

so  werden  auch  nomina,  verba  und  adverbia  unmittel- 
bar auf  einander,  durch  bloßes  und  getrennt,  zur  Ver- 
stärkung des  ausdrucks,  wiederholt,  wovon  anderswo  zu 
reden  sein  wird,  nicht  minder  berührt  sich  die  wieder- 
liolung  des  positivs  nach  dem  comparativ  und  die  Verwen- 
dung von  subst.  und  verbum  einer  wurzel  in  demselben 
Satz  (s.  645.  64ß.)  nach  jenem  hlym  hlymja  folgt  noch 
hlymja  (sonare.) 

11.  Eigenthümlich  ist  die  mhd.  Verbindung  der  persön- 
lichen benenuiuigen  man,  degen,  hell  mit  den  sächlichen 
gen.  llp  ,  muot,  herze  vuid  ähnlichen. 

man:  er  was  des  muoles  gar  ein  man  \'N  igal.  1963; 
des  h'bes  ein  man  Wolfd.   1537. 

degen:    der    des    li'bes    was    ein    degen  En.  12198;    er 


iionien.     casus,     vom  noni.  abh.     gen.      727 

was  des  Ithes  ei»  (legen  Eii.  12411;  er  was  ein  tlegtn  des 
libes  u.  yuotes  Tioj.  6495. 

Ae/Z:  des  libes  ist  er  gar  ein  helt  A\  igal,  3926;  er 
>virt  des  libes  gar  ein  helt  Troj.  4579;  er  ^vas  su  gar  ein 
kiirlich  /te/Z  des  l/bes  u.  des  herzen  Troj.  6529  ;  der  «//es 
dinijes  was  ein  /te/Z,  des  man  ze  frümekeite  darf  Troj. 
6875.     noch  spiiter :  ein  held  sines  libes  Jiistinger  50  *). 

die  ausdrucksNveise  wird  sicli  auch  bei  ninl.  diclitern 
aufzeigen  lassen,  denn  INlaerl.  2,  10  sagt  von  Induciomar 
lind  Cingelorix:  elc  was  suis  lives  Alexander ,  jeder  war 
\on  leib,  an  tapferkeit  ein  Alexander. 

12.  Das  subst.  vaihts  **),  ahd.  iviht ^  fahrt,  wenn  es  mit 
der  Partikel  io ,  le  und  der  negation  ni  versetzt  in  die  be- 
deutungen  ulujidd  und  nihil  abstrahiert  worden  ist  (3,  8.  64. 
65),  vermöge  seines  nominalen  Ursprungs  fort  den  gen.  zu 
regieren.  in  dem  gen.  steckt  dann  wieder  das  partitive, 
ein  iheil  von  dem  bejahlen  oder  verneinten  etwas.  goth. 
ni  vailitai  this  frullum  (iiiliil  ejus  intellexerunt ,  gr.  ovdtv 
TOVTior)  liUC.  18,34;  ei  ni  vaiht  ubilis  tuujuilh  II  Cor.  13,7; 
thalei  ni  vai'lit  aljis  hugjilh  Gal.  5,  10.  ahd.  ni  mag  er 
findan  ivehseles  wiiit  0.  111.  13,  35;  tliar  nist  miolöno 
wilit,  ouh  rvehsales  niawiht  0.  V.  19,  37;  wir  ni  eigun 
hi'fses  wiht  noh  wiht  selidöno  0.  IV".  9,  7;  ni  was  thar 
wilit  (jinätes  noh  ijibosotes  ü.  IV.  28,  7;  nielit  freisön 
(nihil  pericli)  N.  BlIi.  13;  viele  andre  belege  bei  Grall  1, 
733-736.  gemisbraucht  erscheint  dieser  geläufige  gen.  iii 
stellen  wie  T.  1,  2  üzzan  stn  ni  was  wiht  ffildnes  (sine 
ipso  factum  est  nihil);  T.  44,  18  niovviht  nist  bilac.tes  (nihil 
est  occulluni),  wo  bei  Ulf.  richtiger:  ni  vai'ht  (und  hier 
die  neulralloi  ni,  nicht  vaihts)  ist  gahulilh  (nicht  gahulidis); 
jene    Verdeutschungen    gCNvähvcn    den    abweichenden    sinn : 

')  er  i.st  ein  Itflt  ze  shien  liantcn  l\t)l,  10(),  12;  du  bist  ein  helt 
ze  (iiiieii  liiiudeii  Hol.  131,  10.  2(i."»,  2;$;  Sifiideii ,  den  lielt  ze  siiieii 
Iiaiideii  INii).  1728,  3;  zuo  äiiieii  liaudeii  einen  lielt  Nili.  I'>24.  2;  der 
lielt  zuo  sinen  lianden  ISil).  15');?,  3;  er  was  ein  iielt  zeii  liandcii  Nil). 
190'),  4;  was  ein  tiurer  lielf  ze  sinen  lianden  Ciidr.  20,  4;  er  was 
ein  lielt  ze  sinen  lianden  (iiidr.  185,  4;  er  ist  ein  ni;vrer  li.  z.  s.  Ii. 
Cndr.  348,  4;  ein  lielt  zt^  .shu-r  IihikL'  Ciiidr.  475,  4;  wären  vil  ;ruote 
reckr/i  ze  ir  lianden  (Jiidr.  ftOii,  4;  er  wjut  ein  <lfi:;en  iiiivrc  ze  siner 
liande  (iiidr.  574,  4;  der  ist  ein  lull  zrr  liandc  IJit.  50H0 ;  si  wären 
die  liiiiislni  zir  lianden  Dietr.  8582;  daz  wären  recken  zuo  ir  /iniil, 
die  man  heizet  f:;t;iiolig(U  wi;;ant  Dietr.  9278.  aus  den  hidix  lien  diih 
tern  habe  i<h  nur  an^enierkl  :  beide  zi'ii  /unnlrii  Vnr/..  \H,.\().  nie  heiUt 
es  ein  hell   siner  bände,  noch  ein  lielt  zc  siiieni  übe. 

")  meist  leni.,  aber  aucli  iieutr.  t-ui/it   Matlh.   10.  2G. 


7 '2b  el/iJCchi^r  acifz. 

sine  i|)SO  nihil  ernt  crcali,  nihil  exslslll  ocrulli,  cIj^UmcIi 
sicli  hciile  aus(hiuks\v(M'sL'H  l)eriilireii.  aiicli  statt  jenes: 
ni  was  thar  wihl  ginales  (es  war  iiiclits  gciiiililes,  nitlils 
\on  genähten»  daian)  cliiille  es  lieiiien :  ni  ^\a&  thar  wilit 
ginal  (es  war  nitlils  daran  genaht.)  INlhd.  ez  enlebt  niht 
■ivihes  also  giiol  JMs.  1,  75^;  diu  liaiit  nilit  (jetstes  als  wir 
Freld.  10,  14;  nie  gesach  man  niiit  su  wol  fieldnes  Ginh-. 
1700,  4;  uz  der  ketzerte  gel  niht  tveyes  zein  hiiiiehiclHC 
Jjerlh,  2;  zer  kilchen  nilit  pfndts  gal  Ls.  1,  247;  niht 
J'urtes  dar  über  gie  \^'igal.  6267;  do  enwas  niht  pj'ijfi'ii 
\n  im  dil  Wigal,  8208;  daz  si  hindes  niht  gebaren  Mar.  20; 
(hiz  in  allen  landen  niht  schoeners  niohle  sin  ISib.  2,  2; 
daz  in  niht  leides  geschiht  Iw.  1237;  der  ist  niht  verläzen 
aller  hluomen  (der  heide  ist  nicht  soviel  von  allen  bl. 
vorblieben,  dali)  Ben.  356;  von  siner  hant  es  niht  ge- 
scliibt  (niclits  davon)  Parz.  60,  14;  und  unzähligemal,  man 
solle  die  belspiele  aus  \\\.  wb.  s.  311.  weniger  oft,  doch 
hiiulig  genug  erscheint  das  ))Ositive  iht  mit  dem  gen.:  daz 
si  iht  hceses  rnochet  Iw.  1573;  op  si  iht  siverte  fuorten? 
Parz.  739,  11;  ist  iht  liehters  denne  der  tac  Parz.  24,  6; 
ist  iht  din(j€S  daz  ir  wider  ste?  Aw.  3,  198;  guotes  iht 
Pmrl.  41,  35;  iht  nutzer  dbuje  Bari.  139,  33;  habet  ir 
iiit  (fuoter  frinnde  JNib.  144,  2;  ihtes  iht  Trist.  2806.  3533. 
.lenen  ahd.  aus  T.  angeführten  liigungen  gleicht:  nicht  ^ni- 
ersuochtes  er  da  lie  (er  lieli  nichts  unversucht)  Diut. 
3,  82.  Zweifel  über  die  abhangigkeit  des  gen.  entspringt 
da,  wo  er  sowol  von  dem  iht  und  niht,  als  von  dem 
verbo  des  Satzes  regiert  sein  könnte:  der  hunt  enizzet  des 
höinves  niht  (s.  652),  dun  sihst  des  rehteu  niht  (s.  658), 
swer  des  niht  geloubet  (s.  661.)  wiikt  das  verbum  den 
gen.  j  so  ist  nilit  bloße  negatlon  (nhd.  nicht),  'svirkt  ihn 
das  niht,  so  bedeutet  es  nihil  (nhd.  nichts);  im  ersten  fall 
würde  sich  die  ältere,  namentlich  golh.  spräche  mit  der 
einfachen  negatlon  begnügen.  auf  gleiche  weise  ist  iht 
entw.  bloßes  irgend,  oder  bedeutet  etwas.  überall  nun, 
wo  ein  verbum  notlnvendig  den  gen.  begehrt  und  keinen 
acc.  verträgt,  sind  iht  und  niht  bloße  partikeln,  zu  welchen 
iler  gen.  nicht  darf  geschlagen  werden,  z.  b.  daz  wir  niht 
liungers  sterben  (s.  673)  oder  e  daz  ich  iht  welle  jehen 
shier  Kraft  dem  herren  min  Bari.  39,  8.  denn  da  man 
sagt  einem  eines  jehen  (s.  668.  695),  würde  die  prono- 
minale bedeutung  von  iht  hier  selbst  den  gen.  ihtes  fordern. 
Nhd.  unterscheiden  wir  die  negierende  ])artikel  nicht  von 
dem  pronominalen  nichts,  statt  des  aufgegobnen  iht  ge- 
brauchen   wir    etwas j    beide,    nichts    und    etwas,    werden 


noineii,     casus,     vom  noiii.  ahh.     geri..      729 

aber  mit  der  prap.  von^  etatt  des  gen.  conslrulert:  ich  esse 
iiichls  davon,  oder  etwas  davon,  stärker  als  das  bloU  vernei- 
nende lind  aussagende:  ich  esse  niclit  davon,  icli  esse  davon. 
Mnl.  muü  zwar  früher  der  gen.  bei  ieivet,  iet  (aliqiüd),  iiie- 
tvet,  niet  (nihil)  gegolten  haben  ,  wie  sich  aus  der  forniel  it^ts 
iet,  liiets  niet  ergibt;  doch  wird  gewöhnlich  die  prap.  van 
verwendet,  z.  b.  niet  van  dien  Rein.  2123;  niet  van  lieme, 
van  Uli  Floris  77  9.  780.  in  andern  stellen,  wo  sich  der 
gen.  findet,  scheint  er  vom  verbo  abzuhängen:  niochdi 
shouiclis  iet?  Rein.  1119;  dies  niet  ne  bewaent  Rein.  176; 
eusal  hu  niet  vernoien  des  onrechts  Rein.  1370. 

B.     Gen.  ahliäiiffuj  von  adjectiven. 

Viele  adj.  der  älteren  spräche  nehmen  das  sie  näher  be- 
stimmende subst.  zu  sich,  während  wir  heule  die  hin  und 
wieder  auch  schon  früher  auftretenden  prap.  von  luid  an, 
verwenden. 

1.  färben,  der  aldevs  blanke  Wh.  266,  3;  gra  des  htives 
Ben.  129;  goldes  rut  JNib.  69,  1;  hhioles  rot  Nib.  947,  1. 
Herrn,  d.  Üämen  142;  ßöuden  rut  INih.  713,  1;  lösen  r»jt 
Nib.  240,  1.  281,  2.  daneben:  von  aller  gra  Bari.  32,  17; 
von  schäme  rot  \Vh.  274,  9 ;  von  Irünken  rul  Parz.  209,  3; 
und  in  feslerer  Zusammensetzung  gollrul  j\ib.  267,  1 ;  schamc- 
rut  Iw.  6299.  7637;  sncblanc  JNib.  384,  2;  snewize  Aib. 
380,  2.  der  ireie  gen.  hält  ungefähr  die  niitle  zwischen 
couiposilion  luid  präposilionalumschreibiMig.  hierher  nehme 
ich  noch  (jevar :  man  will  ir  {(Xqv  nar)  oiich  nihl  wol 
gevar  Parz.  551,  24;  aber  bluolvar  Bil.  2864  u.  s.  w. 
(gr.  2,  558.) 

2.  heile,  trnhheil:  lohes  bei  Parz.  550,  28;  sauijes  lut 
Ms.  2,  13';  der  minnen  blinde  Trist.  15190;  des  (jelnuhen 
hlint  livl.  ehr.  24-',  aber  von  vuihlen  blint  das.  25^  ahd. 
muotes  bliiulc  (monle   coecnli)  Is.  79,   14. 

3.  nässe  und  dürre:  Unnves  naz  Hauend.  114;  naz  towes 
das.  92;  bliioles  naz  IJil.  2884.  Aib.  1559,  4;  dodi  biuoU 
naz  Bil.  3571;  von  bluole  naz  ]\il).  1557,  3.  ags.  deävuj 
fedhera  C.  119,  24,  ihauig  an  den  federn,  oder  ein  roiupof-. 
([(•avigfedhera  ,  lliaufediig':'   für  dürre  nur  c  omposita  (2,  577.) 

4.  fülle,  leere,  holhtlt:  goth.  ainnins  velhis  fulls  I.uc. 
4,  1;  full;'ü  modis  laic.  4.  28;  fnihii  vaürlhun  aijisis  Luc. 
51.  26;  iaiiijoiis  fidh^s  ifiiUruUö  Maic.  18.  1 ',) ;  spyreidans 
lullans  (jahrnhd  Marc.  1*8.  20;  fulls  (hrutsfllls  Luc.  5,  12,; 
fullai  vaürlhun  nuf'rödeins  Luc.  6,  U;  haiijö  fulls  Liu\ 
16,  20;  fulls  varlh  daunäis  Job.   12,  3;  lliizc  vanäi  (vacui, 


730  elnjaclu'.r    satz. 

ex|)crtes)    v<>seilh    II  Cor.    12,    13.       alid.    wtsdumnes    follö 

0.  1.  1,  112;  lül  vundi  iiiule  Jietvi  N.  ps.  12.5,  2;  fol 
viielün  N.  ps.  2.5,  10  5  zittrtdön  lol  J\.  p.  23,5'';  inaiic- 
geii  schilt  vollen  man  das  Schatzes  Inioc  INib.  316,  1; 
wazzers  \ol  Wh.  188,  3;  tuuwes  vol  frauend.  11.5;  liules 
\ol  Gudr.  1123,  2;  du  bist  billers  eilers  vol  hv.  156;  oucli 
gienc  der  walt  ivildes  vol  Iw.  3272;  schuof  ez  vol  Wf'S 
hriinnen  I\v.  2.531;  xvines  ein  becher  vol  Iw.  818.  der 
l)ouin  wart  loubes  also  livre  Iw.  661;  sin  ziiher  wart 
ivazzers  here  Wh.  190,  10;  witen  garten  tuot  si  ruohen 
la;re  Ben.  397;  der  armüete  \xre  Parz.  674,  30;  aller 
ynaune  I;i;re  Ulr.  Trist.  3151;  icli  bin  nocli  (janzer  sinne 
hol  Wigal.  46;  hol  an  rehten  wilzen  Bari.  318,   12. 

5.  (jrö\Se,  länge f  breite,  höhe:  landes  unde  liute  groziii 
frouwe  Tit.  62,  1;  sunnenstouhes  kleine  IL  d.  Dam.  145; 
zucio  elnon  lang  aide  breit  N.  Arlst.  22 ;  drier  ta(jeweiden 
!anc  En.  919;  daz  diu  ualit  drfer  jdre  wa;re  lanc  gr.  Rud. 
I**,  13;  spanne  lanc  Tit.  140,  2;  halbes  vingers  lanc  noch 
spanne  Parz.  678,  27;  mite  lanc  Parz.  681,  16;  halber 
oni'le  breit  Parz.  681,  17;  hende  breit  Ben.  349;  häres 
Lreit  H.  d.  Dam.  210;  vimjers  breit  Tit.  140,  3;  halmes 
breit  Ls.  2,  711.  bern  gruz  (wie  ein  bar)  INls.  2,  152^; 
dicker  eines  turnen  IMs.  1,  L'^e-" ;  des  muotes  sinewel  Ms.  2, 5''. 

6.  alten  goth.  ba  framaldra  dage  seinäize  vesun  v.ft- 
(poTtQOi    'JTQoß(ßi-)iOTes  iv  lulc;   7j/itQais  avTüjv  ii]oav  Luc. 

1,  7.  2,  36;  ahd.  alt  was  si  jdro  joh  filu  vianagero  0.  1. 
16,  2:  ward  altero  (für  alter)  zuiro  sehsjäro  0.  I.  22,  1  ;  jdres 
alt  (annicnlus)  gl.  Doc.  220^;  mhd.  der  jdre  unmäzen  alt 
Troj.  12254;  tayes  alt  Ws.  2,  256^*;  sünden  virne  (in  s. 
alt)  JVIart.  159^;  nhä.  Jahres ,  tages  alt.  kein  beleg  iür 
junc,  doch  würde  stehn  dürfen  junc  der  jfire y  nhd.  von 
jalu-en.     goth.  dögurs  eins  gamall  8iem.   150*. 

7.  stärlie ,  schwäche:  ahd.  Udo  starchiu  jN.  Ca]K  115; 
mhd.  gewaltes  starke  risen  JMart.  148'^;  was  des  libes  also 
kranc  Iw.  6355;  aber  kranc  von  alter  Troj.  10306;  besser 
(jesellen  wirt  man  houbetsiech  Geo.  31^;  ich  lasters  sieche 
IJlr.  Trist.  3230.  ge%valteci  megt  ir5  su  gewaldec  sin  Parz. 
546,  23;  diu  ist  gar  gewaltcc  tnin  ]Ms.  1,  26»;  wurde  ich 
ouch  gewallec  ir  Ms.  1,  15'J'.  nhd.  ich  bin  meiner  mäch- 
tig, ahd.  mahtig  forawizzennes  unde  ananendennes  N. 
Cap.  144.     nhd.  geistes  schwach. 

8.  reichthiim ,  armiit :  ein  ellens  richer  man  Nib.  7,  3; 
der  sinne  sit  ir  riche,  des  goiites  u.  der  eren  \^  igal.  422; 
guots   ivillen  riche  Parz.  308,  G;  der  sorgen  machen  riche 


noineii.     casus,     vom  noiii.  ahh.     gen.      731 

Parz.  547,  17;  der  uns  geschuof  des  seihen  guotes  riebe 
]Ms.  1,  157*;  der  was  vo(jele  rfche  Gudr.  1096,  3;  nun 
iiiuoter  jreuden  arme  Parz.  92,  25 ;  der  eren  riclie  und 
lasters  arm  Parz.  581,  1;  der  wirt  ellens  rieh  Parz.  55,  30; 
der  lohes  riclie  Parz.  161,  1;  diu  (jotes  arme  Nib.  1020,  4; 
der  (jotes  arme  priester  Nib.  1515,  4.  gotb.  aiidagui  jus 
unledans  abmiu  fUiV.UQioi  01  mioyol  L\ie.  6,  20,  abmin 
binzugefügt  nacb  Mallb.  5,  3.  T.  22,  8  pauperes  spiritu 
arniö  in  geiste ,  und  so  aueb  N.  ps.  10*,  8  arm  in  muole; 
alts.  an  iro  müde  arme  Hei.  39,  2.  aber:  werden  riclia  rfes 
umvehsallichen  kuotes  N.  ps.  23,  4.  nml.  aerm  van  goede 
Maerb  2,  240;  mbd.  rieb  von  guote  Heil.  ehr.  lOO*». 

9.  nacktheit,  hlöi\e  ^  enthehrnnij:  mbd.  nacket  heider, 
der  sinne  und  der  kleider  Iw.  3359 ;  er  ist  iviser  sinne 
bar  Bari.  196,  38;  daz  si  ir  bede  wurden  bar  Iw.  1028; 
da  si  der  Schilfe  wXien  bar  Iw.  7142;  vrönden  bar  15en. 
187;  ougen  sajj'es  bnr  Wb.  69,  28;  du  ist  er  triuwen  l)ar 
Ms.  2,  157^;  des  lehens  bluz  lllr.  Trist.  3268;  aller 
schimpfe  bluz  Parz.  437,  17;  hende  bluz  Nib.  1066,  3; 
decke  bluz  Ms.  1,  118''  2,  38''  234^.  hieran  fügt  sich  der 
begrif  eine  (solus,  expers):  der  sne  hat  gemacbet  die  beide 
hluomen  eine  IMs,  1,  78''»  99^;  alles  mines  trostes  des  bin 
ieb  eine  bestan  Nib.  2266,  4;  diu  ie  stuoiit  fjelichen  eine 
(ohne  gli'icben)  Ms.  1,  28*;  alles  valsches  eine  Gotfr. 
lied.  2,  12;  diu  siieze  tvandels  eine  Frib.  Trist.  6362;  da 
si  ir  vrouwen  alters  eine  vant  Iw.  8025;  a/<iVs  eine  Alex. 
3351;  alters  aleine  Karl  14*.  abd.  die  schwaebe  form 
eino :  thero  friunto  was  er  eino  0.  IV.  19,  4;  dancl)en 
die  starke:  stuant  (joviöno  ein  0.  11.  7,  5  (:  zuein.)  fei- 
ner mlul.  eilende  (alienus,  orbalus):  ni/ner  vicuie^  hinds 
und  Hute  eilende  Til.  61,  4;  der  vrenden  eilende  Parz. 
320,    11.     gulb.  ibarhans  leikinassäns  Luc.  9,   11. 

10.  ,frei,  ledi(jy  sicher  sein:  ich  ]iin  des  nuri'S  noch  vif 
Parz.  672,  23;  der  knappe  valsches  vrie  l'arz.  147,  17; 
arinüete  vri  \A  h.  125,  11;  diu  valsches  vri  l'rauoiul.  4.  9; 
nu  schalle  niicli  ir  vri  Ben.  383;  vil  gerne  wii'ie  icbs  fri 
INls.  1,  98*^ ;  alles  arijes  vri  Gudr.  983,  l  ;  zornes  vri  Bit. 
7010;  min  lip  ist  vri  aller  manne  AA  olfd.  1660;  ir  sit  vri 
valscher  rede  Iw.  2510;  aller  unlriuwen  vri  iw.  5270; 
unser  laiil  ist  kamphes  .sicher  Parz.  43,  22;  ilaz  si  sins 
herzen  uiule  Sin  gewis  uml  sicher  wiliule  sin  Ti  ist.  I'.)4()5; 
iv  sull  vor  schallen  sicher  sin  Iw.  1201;  des  ileivizes  uiulc 
vi/n  ledie  Trisi.  1490;  dirre  mwre  ledic  Tiisl.  11055; 
siner  aventiurc  ledic  Trist.  15855;   ^iMUf/t*  lus  Triöl.  9367; 


732  einjdclwr   safz. 

iu(j('nde  los  Tilst.  llü'M.  nlid.  bei  loos  iiiul  ledig,  nudi 
])ei  ([iiill  tlc'i'  goii.,  bei  frei  iiiul  sicher  die  prap.  vun  iiml 
voi".  iiiil  lus  eine  menge  eigeiillicher  ziisuniineiiselzuiigeii 
(3,  565.  (')().)  gotli.  (jvens  frija  isl  tliis  vilndis  Hom.  7,  .'i  ; 
frijaiia  bialila  inik  vitodis  Woiu.  <S,  2;  vilodis  laus  1  (Ju)". 
8,  21;    fiainalbjai   lihcHnäis  J'lph.  4,    18. 

11.  Iiiilmlieit,  J'reude ,  inui:  alul.  wahsennes  iiiandag  (ac- 
cessibiis  gralulaiis)  N.  Cap.  73;  thes  (juates  bald  0.  1.  17,  61. 
lulul.  helfe  ball  (rasch  mit  dei-  hille)  ;  jdmti'S  ball ;  das  wirl  vil 
tnuic  herze  halt  ]\Is.  1,  4-';  was  mit  rede  ball  Freiln  Trist. 
5099;  des  iiueres  bin  ich  vi-u ;  des  todes  vru  Iw.  1751  ;  si  «int. 
des  vil  vru  l\v.  2167  ;  des  trosles  wurden  si  vru  Iw.  4803 ;  eins 
Schimpfes  vru  Tarz.  515,  6;  des  roiihes  gen)eit  Parz.  132, 
25 ;  w  as  des  vil  gemeit  Nib.  290,  1 ;  des  wart  gemeit  W  i- 
gal.  2221;  nhd.  lehens  froh;  ich  hin  dessen  IVoli,  gewühn- 
licli  aber  darüber,  nihd.  der  was  es  geil  Jjarl.  264,  25; 
icli  bin  es  geil  Bari.  334,  27;  die  sines  ortes  waren  geil 
Wigal.  9523;  so  wirde  ich  an  stielen  früiden  geil  jNIs.  1, 
14*^.  auch  in  der  häufigen  jilirase :  mir  ist  gach  (wenn  das 
adj.  ausgemacht  ist?  sonst  ga;he)  erscheint  der  gen.:  ist  iu 
nu  Zornes  gach  Parz.  515,  17;  wie  ist  iuch  (statt  dieses 
aullallenden  acc.  schlagt  "NTackern.  die  seltne  dualform  ine 
vor)  tretens  mich  so  gach  Parz.  515,  17. 

12.  traner  y  iiberdru[\ ,  nxüdiykeit:  des  nuioz  ich  trurlc 
geslän  Nib.  135,  4;  mache  uns  alle  strites  sat  Parz.  359, 
12;  (jedanhe  sat  fmiide  weiter  nachzudenken,  milde  von 
vielen  gedanken)  Flore  3156:  Schatzes  sat  Flore  4747. 
mnl.  sceldens  sat  INIaerl.  1,  268.  mhd.  des  niht  ze  laz 
Bari.  296,  34;  lebender  witze  laz  322,  28.  nhd.  des  le- 
hens Salt,  müde,  überdrüssig.  ahd.  denchennes  muodiu 
N.  Cap.   115, 

13.  Weisheit,  dnminheit:  diu  lobes  wise  Parz.  279,  11; 
tump  der  taije  Frauend.  11.  in  mnl.  gedichten  häufig: 
des  Sit  vroet  (scitote.)  mhd.  ob  ir  des  gewis  sit  Iw.  4748  ; 
des  wart  der  herre  wol  gewar  Nib.  25,  4;  daz  man  des 
wuofes  wart  geware  Nib.  977,  3;  wurden  si  sni  gewar 
Iw.  6221;  der  warte  sp;ehe  Wh.  247,  14  nach  Casparson 
2,   111'^,   Lachni.  hat  wortspadie. 

14.  frei(jebi(jheit ,  fjeiz ,  fjier :  si  was  lies  goldis  milde 
Roth.  3051;  si  wäreJi  der  schilte  einander  harte  mibe 
l\v.  7131;  si  waren  ir  lebens  milte  Wh.  20,  17;  si  was 
ir  (juotes  milte  "NVigal.  9175;  si  WH>rn  ir  libes  milte  Frnst 
4858.  gilcc  i'thler  dinge  Ben.  359.  alul.  sines  selbes 
mihi  0.  III.  19,  12. 


noinen.     casus,     pom  nom.  abJi.     gen.      733 

15.  schuld,  reue,  sehain:  das  gotli.  skiila,  welches  l'vo- 
yog  und  reus  überselzl  liilk  sich  als  eins  jener  substanllvi- 
schen  adj.  neliineu,  die  nur  in  schwacher  form  vorkommen 
(s.  255.  579.)  Ulf.  verbindet  daniil  bald  den  dat.  (wovon 
unten),  bald  den  gen.:  r/«/</is  skidans  I.nc.  7,  41 ;  sknla  */cm- 
thäus  ]Matlh.26,  66  ;  skiihi  ist  diveinaizosfravaürhtais  IMarc. 
3,  29  ;  skula  valrlhilh  hikis  jah  blötJiis  fraujins  1  Cor.  11,  27. 
das  ahd.  und  alls.  scolo  haben  immer  den  gen.:  des'libes  scolo 
0.  IV.  22,  7;  ni  wilhh  s/ues  hluates  scolo  sin  0.  IV.  24, 
27;  is  thes  ferahes  scolo  Hei.  43,  13.  155,  24;  was 
iro  l/bes  scolo  (von  einer  frau ,  vgl.  oben  s.  284);  thes 
l/bes  scolo  152,  11.  ebenso  schuldig:  ahd.  sculdic  ist  tödes 
T.  Matth.  26,  66;  duomes  thhxjes,  heUaJiures  5,  21;  alts. 
is  ferahes  sculdig  Hei.  159,  20.  161,, 29.  mhd.  der  (cujus) 
du  unschuldic  bist  Trist.  9847.  uhd.  des  todes  schuldig, 
des  Verbrechens  unschuldig,  goth.  vairlhs  ü^ios'  vautlis 
ist  vaürslvja  viizdöus  seinäizos  Luc.  10,  7;  nist  meiua 
vaii'lhs  IMatlli.  10,  37j  ahd.  des  sie  werd  sin  N.  ps.  9,  21; 
des  werd  ne  sint  N.  ps.  87,  12;  daz  wir  wert  sin  des  dis- 
kesideles  W.  27,  9  ;  mhd.  ich  w  ane  ir  tjruozes  wert  Iw. 
1191;  S(3  Sit  ir  aller  eren  wert  Iw.  5523;  lones  wert  Iw. 
8156;  nhd.  ehren  werlh;  alls.  thes  sind  thea  fruma  werda 
leobliccs  lones  Hcl.  56,  15;  ef  he  s*  düdes  wcnl  158,  18; 
so  he  is  mordes  werd  160,  3.  '^■)  ebenso  wirdic  (^digiuis) : 
wiidtgcr  ist  munistres  K.  20^;  wiidtger  sol/hhera  eru  K. 
57^;  iher  ist  ouh  wirdtg  scowes  engilo  (jisiunes  0.  I.  12, 
32;  alls.  ik  thes  wirdig  ni  bium  Hei.  28,  14.  64,  5.  153,7; 
ne  lälad  iu  silobar  ncc  gold  wihli  thes  wirdig  56,  8;  ef 
sie  than  thes  wirdige  sind  58,  24;  wari  wirdig  wcluno 
gehuilikes  88,  10;  xvihtes  wirdig  88,  14.  122,  11;  is  he 
düdes  nu  wirdig  155,23;  wilies  wirdig  156,  1.  nhd. /o/t- 
nes  würdig,  mhd.  riuwec:  des  w  il  ich  iemer  riuwcc  stn 
Iw.  3149;  des  wart  so  riuwec  stn  lip  Iw.  3936,  alid. 
scamac:    sinero  sundon  scameger  N.  ps.  73,  21. 

16.  schivautjerschaß,  nufruchlbarheit:  mhd.  Lhidcs  h.ift 
Flore  569;  alid.  er  st  thes  kiiides  hall  wurti  O.  I.  14.  6, 
]>loUes  halt  steht  0.  1.  8,  2;  eins  hindes  waii  si  iiolhall 
Diul.  3,  64;  wart  swanger  einis  hindis,  eitiis  sdliifin  har- 
nis  Iiolli.  2945;  daz  sie  hindes  swanger  ist  J\lar.  Li'i;  im/, 
tlaz  iliu  IVouwe  swaiigor  wail  bi  in»  eines  liiiides  ^^  igal. 
1022;  daz  sie  des  hindes  swanger  wail  l'loie  565;  der  si 
liez    liindes   groz    l'Iore  431;    eins  Lindes  swauo  Ai)olh)ii. 

•)  liicrlier  aucli :    iinii    tliriii    //ics    \ver(I    (<\\.  wirdij;")   wo   si   Hol.   HP, 
11,   wenn  es  ilim  «iclit  der  luülic  wcrtli  ist  (s.  245.  2lü   liiiziUmgcii.) 


734  einßicJiar  satz. 

6106;  ^va^l  diu  erde  vreuden  vriihle  swanger  Ms.  1,  87^ 
ahd.  iiiibera  hindu  ztizero  0.  I.  4,  9;  (|ueiia  iiniiii  ist 
h'nidi'S  urmiiiiui  0.  1.  4,  30;  rewes  uiiberenta  0.  J.  5,  5'i. 
mild,  wild  iilid.   bei  swanger  schon   oft  die  j)r;ii).   mit. 

17.  vermischte  fülle:  ahd.  kumtg  bin  i\\  jiiro  joh  filu  »»la- 
neqero  0.  i.  4,  49;  inuates  mammunli  0.  111.  10,  12;  er 
Avas  thes  apJiules  fron  O.  H.  6 ,  23  ;  sines  ivortes  fiö  0. 
111.  11,  31;  sie  sinl  goles  xvorto  lKz?g  0.  I.  1,  107;  thaz  ili 
giwar  si  thero  sinevo  xvorto  0.  I.  2,  8;  v^'as  unlliihll'g 
thero  Judeono  dcito  0.  IV".  1,  10;  unzoriiei^iu  luintvo 
chhiijo  N.  Blh.  33;  fermidennes  mariu  (berühmt  durch 
enlhaUsamkeit)  N.  Cap.  120.  nihd.  oifen  sinir  xvorte  Anno 
596;  minne  und  xvunden  wa-re  ich  tot  Parz.  655,  23; 
drier  xvunden  wuiit  Kab.  423;  ir  sit  tnanlicher  eren 
schiech  Parz.  316,  13;  ir  niunt  wart  selten  luchens  lut 
Parz.  486,  3;  der  vogel  wirt  niht  samjes  lut  IMs.  2,  13'; 
ist  si  bete  voUje  kurleis  (erfüllt  sie  gern  die  bitte)  Parz. 
327,  16;  sines  muotes  toi  Wigani.  5954;  viannes  toi  Ls. 
2,  587;  der  helt  was  Zornes  dra;ie  Parz.  155,  1;  lobes 
snel  Parz.  324,  22;  wirt  er  des  l/bes  gcreit  I\v.  3415; 
brude  Sines  lihes  78;  lihes  unkreftic  AVigani.  1205;  ich 
wirde  inhier  phte  niemer  wol  gesunt  Ms.  1,  59^;  der  ie 
was  zayeheite  kraue  Parz.  584,  10;  vahcheite  laz  Parz. 
236,  10;  vrdgens  laz  Parz.  256,  1;  frouwen  lunes  laz 
Parz.  334,  10;  der  xvilze  laz  Parz.  416,  29.  iihd.  der 
Sache  eingedenk,  gewärtig;  des  gliiches  theilhaft;  des  gel- 
des  habhaft  u.  a.  m.  alts.  idis  enstio  ful  Hei.  8,  8;  iie  ic 
gio  niannes  ni  ward  wis  8,  18;  the  gio  the(jnes  ni  ward 
wis  85,  16;  xviijes  su  Wisaii  (belli  gnartiiii)  149,  10;  ni 
mahla  is  werdan  giwar  25,  20;  he  was  is  giwaro  98,  13; 
tho  wurdun  thes  firiho  barn  giwar  111,  16;  Avarth  thes 
giwaro  164,  4;  thes  wirdit  su  fa<;an  (laetus)  27,  8;  wur- 
dun tlies  so  malsce  150,  12;  ward  thes  so  hruineg  150, 
13;  wesan  is  tjeha  mildi  19,  6.  43,  17:  was  is  helpöno 
inannun  mildi  66,  8;  wesad  iuwaro  Jcruno  inancunnie 
niildie  76,  8;  warun  mi  iiixvaro  geha  mildie  134,  10; 
sprdcnno  spähi  17,  13.  75,  14;  warun  im  hämo  lus  3,  9; 
sundiono  lus  22,  12.  30,  17;  tliat  he  wurdi  h  f erlies  lus 
82,  9;  liohtes  luse  110,  5:  gisiiinies  luse  111,  17;  lihes 
lusan  125,  21;  sted  xvammes  lus  167,  17;  that  gi  hluUra 
werdan  leduro  (jilesto  26,  21;  hlultran  sundeöno  sicoran 
32,  6;  sundeuno  sicora  128,  20.  164,  12;  thero  snndiöno 
sicoran  dadi  165,  3;  aUaro  sundiono  sicur  167,  17.  Eine 
menge  ags.  und  altn.,  meist  zu  deu  ahd.  und  alts.  stimmender 


Uüiiitfii.     caaiis.     vüin  iiüin.  abli.     gen.      735 

belsplele  muß  unaugefülirt  bleiben  :  sadhr  em  ec  enn  Üiess 
Siem.  75\ 

18.  Alle  partictpiu  der  verba,  die  den  gen.  regieren, 
liaben  ihn  gleiclilalls.  für  die  pari.  pras.  bedarf  dies  kei- 
ner ausführung,  für  die  pai-t.  prät.  noch  einiger  bemer- 
kiingen,  in  xvines  trunchener  N.  ps.  77,  65  liegt  also  die 
jjailitivbedeutung  von  wines  trinchan  (s.  649)  und  den  gen. 
\erlritt  auch  beim  part.  die  spätere  prap.:  von  liebe  trun- 
ken Troj.  10114.  die  ahd.  suntöno  biladane  (peccatis 
onerati)  0.  IV.  5,  11;  hiiocho  geladenui  (onusla  libris) 
N,  Cap.  115;  giburdinut  kindes  so  dmres  0.  I.  5,  61  ent- 
sprechen der  construclion  s.  672.  die  mhd,  wisheit  der 
lunberuohte  Parz.  155,  28;  ellens  unbelrogen  Parz.  356,29; 
Sit  ir  vräyens  sit  verzagt  Parz.  255,  4  setzen  voraus :  einen 
eines  beruochcii,  betriegen,  eines  verzagen  (sonst  dar  an  verz.) 
doch  könnte  beim  part.  prat. ,  zumal  dem  mit  un-  negativ 
gewordnen,  der  gen.  sich  auch  xuiabhangiger  einfinden, 
z,  b.  KI.  542  des  iniiotes  unverdrozzen,  womit  bloi^  das 
unpersönliche:  nach  verthiuzet  eines  vergleichbar  wäre, 
alts.  was  im  iro  hugi  balmves  giblandan  (mit  bosheit  un- 
termischt) llel.  161,   9. 

19.  Den  gen.  hei  comp.  %ind  snperl.  beurtheile  man  vor- 
sichtig, an  sich  kann  der  zum  p(js.  construierle  casus  auch 
den  gesteigerten  graden  verl>leil)en.  gleich  den)  alts.  spra- 
kono  spahi  wird  auch  gesagt  spräkono  spahiro  Hei.  60,  19; 
spräkono  spahosto  18,  20.  mlul.  spannen  lenger  W  igal. 
7350;  langer  dner  siege  I\v.  7406;  eines  loclies  nalier 
Parz.  161,  15;  muniges  bezzcr  Trist.  1004;  maniges  erger 
Trist.  1474;  Avir  setzen  nhd.  um  drei  schlage  länger,  um 
ein  loch  naher,  um  vieles  besser,  schlimmer,  aus  lohs 
die  besten  Parz.  187,  16;  slHls  die  besten  Parz.  263,  6 
folgere  ich  ein  lobes  gtiot,  lobes  bezzer.  solche  gen.  liän- 
gen  ab  vom  adj.  als  solchem,  nicht  vom  conip.  oder  superl., 
sie  geben  die  beschaironheit  zu  crkeiuien ,  nicht  den  grad. 
Ks  soll  im  verfolg  gezeigt  werden,  daß  unsere  alte  spräche 
den  comp,  nie  den  gen.,  sondern  den  (insirumcntalon  oder 
ablativen)  dat.  regieren  läUl ;  hierin  stinunt  die  deutsche 
Syntax  zur  lat.,  und  weicht  von  der  griech.  ab.  si>ätere 
dialecte  gebrauchen  aber  nach  dem  comp,  partikeln.  den 
xmteischied  jenes  rein  adjeclivisrhen  gen.  von  dem  compa- 
rativischen  ergeben  sätze,  die  beide  neben  einander  auf- 
zeigfMi:  der  spanneu  Icngcr  ist  daune  er  (longior  illo) 
Wicak  7350. 


736  einfacher    ftatz. 

20.  Vom  supevl.  nls  solclicin  hangt  alior  iii  .'illoii  dciil- 
solicii    spraclifii    liiiiilig   <'Iii  //«^'t-  />/•   «il),   hihI   /.\^a^ 

a,  der  l)loUc  gen.  |)1.  suhsl.,  slaü  dos  zu  doni  adj.  ^liiii- 
iDonden  casus.  8"^''*  ^'*  sinalisla  apmtstunlc  o  i).(C/ii>io^ 
%0)V  d'Jioai()).i')V  1  Cor.  15,  9;  ihaninia  loikistin  unhnllltüttö 
TW  lioyovii  10)}'  duf/ioviojt'lSlaic.  d,  22,  eine  in  beziig  aulclas 
genns  merkwürdige  cünslrnclion ,  Ulf.  sagt  weder  tliamma 
reikislin  nnliullliane ,  Docli  lliizai  reikislun  unluillhuno. 
Aväre  lliamma  reikislin  der  neiilrale  casus  und  hier  doch 
ein  golh.  beis|)iel  für  ilie  s.  272  erörterte  conslrucliou  ?  ge- 
wohnhcli  l)lcibl  das  golh.  siibst.  im  casus  des  superl.,  z.  h. 
ihanuna  reikislin  gudjin  Joli.  18,  22  (niciit  gudjane);  in 
sptHÜslin  daga  (nicht  dage)  .loh.  6,  40.  44.  ahd.  saiujn 
scunista  gl.  llrab.  953^;  barno  bezislü  0.  I.  13,  10;  manno 
mihislo  Wessobr.;  wibo  scunesta  W.  9,  26.  alls.  lico 
lielgust  Ilel.  170,  19;  cuninyo  riköst  168,  7;  Iielemlero 
best  159,  20;  tlieuno  snellust  153,  14;  manno  the  beste 
160,  7;  hämo  lliat  besla  165,  31.  ags.  hreova  tornost 
(dolorum  acerbissimus)  B.  4254;  nianna  niildust  B.  6357. 
altn.  liesta  bczlr  Sieni.  32'^;  v*sastr  vera  38^';  Jlt-sca  bezt 
42^;  scipa  bezt,  ocztr  vidha  45^.  mhd,  uiciit  sehr  beliebt, 
es  heiiU  daz  schoeuesle  gras,  der  besle  man,  kaum:  daz 
sclucnesle  der  grase,  der  besle  der  manne;  der  unent- 
behrliche art.  macht  diese  redeusarten  steif,  und  auch  nhd. 
Avird  ungein  gesagt:  der  beste  der  niännev ,  die  schönste 
der  fr  allen,     eher:  der  schönste  des  lands  (im  land.) 

b.  der  gen.  pl.  von  all  \vird  für  sich  oder  in  vei])indung 
mit  dem  subst.,  gleichsam  zur  erhöhung  des  höchsten  gra- 
des,  gesetzt  (2,  676.  3,  564.)  golli.  alläize  aflumisis  INlarc. 
9,  35 ;  spedumista  alläize  gasvalt  so  qvens  T\larc.  12,  22. 
Luc.  20,  32;  spedislamma  alläize  I  Coi'.  15,  8;  minnist 
alläize  fräive  Marc.  4,  31;  zuweilen  umschreibt  der  gen. 
die  pr.'ip.:  sa  miiinista  in  allaim  izvis  I,uc.  9,  48.  ahd. 
allero  udhmuodigusto  Is.  57,  7;  allero  meist  K.  45*;  allero 
ivihö  gole  zeizusla  0.  1.  5,  16;  aller  tv/ho  sconeslaAY.  45,  2  l. 
51,  9.  aUs.allaro  dago  druovost  168,  7;  allaro  h.i'iso  huhost 
154,  23;  allaro  hämo  beizt  154,  6.  160.  19;  allaro  gumono 
thea  beslon  166,  30;  egislicost  allaro  ihingo  80,  4.  mhd. 
aller  dirnkinde  besle  JMar.  50;  liebist  aller  xvihe  Ben. 
310;    aller   Heide  beste   Trist.   17072. 

Dies  scheinen  mir  die  hauptsächlichsten  adj.,  mit  wel- 
chen der  gen.  verbunden  winl.  Von  den  iieutris  einiger 
adj.,  die  ihn  gleichfalls  regiereu,   später  bei  dem  adv. 

wiewol  alle  zweige  unserer  spräche  den  gen,  bei  adj. 
kennen,  begünstigt  ihn  doch  vorzugsweise  der  liochd.  dialect. 


nomen.     casus,     vom  noin.  ahh.     gen.       737 

der  goth.  schwankt  einigemal  zwisclien  gen.  und  dat.  (d.  h. 
abl.) ,  wie  sich  l)ei  skula  und  unleda  zeigte,  andere  bei- 
spiele  dieses  dat.  werden  hernach  noch,  besonders  bei  part. 
prät.  angeführt  werden. 

übergange  in  losere  prapositionalslruclnr,  auf  der  andern 
seile  in  festere  coniposition  sind  verschiedentlich  angemerkt. 
von  jener  wird  die  abhandlung  der  präp.  noch  eine  menge 
beispiele  darbieten. 

C.  Gen.  votn  pronomen  abhängig,  einiges  davon  sclioa 
oben  beim  prou.  berührt. 

1.  gen.  bei  dem  ersten  demonstrativ  (s.  441.  442.)  im 
ganzen  selten. 

2.  gen.  beim  relativ,  golh.  in  thuei  haürge  gaggailh  eis 
r^v  ff  U.V  noXiv  tistQy'}jcd^f  Luc.  10,  8  vulg.  in  qiiamcunque 
civitalem  intraverilis.  vernuillich  halle  auch  stehn  dürfen 
in  thuei  baurg.  das  relativ  hat  hier  die  bedeutung  eines 
unbestimmten  pron.  eine  ähnliche  roclion  bei  dem  ahd. 
relativ  kenne  ich  nicht.  Iw.  3909  'daz  ime  da  üheriges 
schein'  hangt  der  gen,  von  dem  rel.  daz  ab,  doch  aucli 
diese  nihd.  conslruclion  begegnet  sehen. 

?>.  gen.  beim  interrogativ  (s.  451.  452.)  ein  sg.  bei  dem 
golh.  hva  (nicht  dem  fragenden  quid ,  sondern  dem  unbe- 
stimmten quid(]uam)  findet  sicli  JMarc.  4,  22:  nih  allis  ist 
h\a  J'iihjiiiis  Ol'  yän  HrTi   11   y.ovnrov. 

hier  nocli  ahtl.  und  mhd.  belege:  vvaz  tnuoses'i  T.  236,  2; 
waz  heivalto  N.  Bih.  13 1.  hei,  waz  der  weinen  began 
(wie  viel  deren,  oder  iluer)  INib.  492,  4:  in  weiz  waz 
hrieves  er  ir  las  ]Ms.  2,  208^^;  waz  hers  Wh.  8,  1;  waz 
hartes  Dielr.  81'^;  waz  leiden  tnannes  Ben.  80;  waz  Übels 
fragm.  IS'*;  waz  bonmes ,  waz  vögele?  frai;nj.  14*^:  waz 
kleider  IMs.  2,  126^^;  waz  an(jesle  Trist.  9223;  waz  bildes 
cod.  kolocz.  180;  waz  mannes  er  wa-rc  (Jregor  2726; 
waz  hindes  ich  st  Amis  765;  waz  kref'le?  INIoroU  313; 
waz  Iriwen  er  pilac  Dietr.  2694;  w  n/.  frotven  Troj.  19691; 
waz  krütes  Troj.  10867;  was  Hute  Troj.  11735;  waz 
tüten  Alex.  2669.  mnd.  wal  suchden  Godefr.  Ilagen  385; 
wat   helfen   lfU4;   nuil,  wal  groler  an\l  Kein.  5633. 

bemerkensweilh  eine  aUs.  slclle:  luiat  skal  ik  mfnes 
diian  :'  (was  meinerseits,  mit  mii-'  Hol  100,  11,  die  andere 
lis.  liest  mauages,  was  von   vielem':') 

im  allii.  dialect  hat  hvat  wiederum  ofl  die  bedeuliuig 
von  cinidquam,  ((uod(|ue,  z.  b.  sva  al  ther  brolnar  beina 
hval   (jeder   knochen)   Sivm.  GS',     inlerrog.  livat  megins  l^. 

Aaa 


'738  euifacher  satz. 

aber  auch  Jem  sg.  rver  kann  ein  gen.  beigesetzt  wer- 
den:  alid.  wer  ist  mtnino  in  laiile?  0.  V.  l'J,  .'iü.  schön 
verbiiulcl  die  nibd,  spräche  einen  (gleicli  jenem  alts.  mines) 
vom  Irai^ciulcii  n>n'  durch  andere  würler  gelieiiiilen  gen. 
1)1.  (jHoler  (^lU'iuhch  hule.)  wer  hal  mich  ijiiolt'.r  u(  getan? 
iJilU  \\  iriU  im  beginne  sein  buch  selh.sl  liagen .  und  Ku- 
dolf,  als  er  den  eigeiUlichen  Ürlenz  anhebt:  tvtr  hat  mich 
qitoler  her  gelesen?  Orl.  2120  (Doc.  misc.2,  150.)  ein  ahd. 
Iiuer  quotero?  ein  golh.  bvas  (jödäizc'*  livu  (/odüizo?  ist 
nicht  zu  bezweifeln,  mnl.  in  relativem  sinn  :  ivien  sit  moch- 
ten beveleu  vroeder  (cui  prudentiori  id  conunillerent)  Jbloris 
250.     golh.  hvazuh   ijuniakaiuluize  Luc.  2,  23. 

4.  dem  mit  su  versetzten  interrogativ  kommt  der  gen. 
ebenfalls  zu.  ahd.  so  wer  maniio  so  giloufe  0.  I.  26,  5; 
so  wer  so  maiiHo  so  es  giwuag  0.  IV.  26,  26.  mhd.  swer 
quoter  (quicunijue  bonorum)  des  gerl  Iw.  6003;  häufig  bei 
swazi  SNvaz  tvihjes  \\  h.  135,  4;  swaz  hie  varndes  t;o/- 
fce5  si  Parz.  785,  12;  swaz  hliiete  meie  bringet,  swaz  hluo- 
tnen  beide  Iroit  Als.  2,  240»;  swaz  ich  vert  und  hiure  des 
hohes  an  dich  getruoc  Aw.  3,  202.  alts.  su  buat  so  go- 
daro  manno  Hei.  18,  19;  so  buat  so  ßriho  133,  23;  so 
huat  so  sia  im  tionono  tuo  tuogian  woldun  161,  10;  so 
huat  so  sie  babdun  (jetviuistes  35,  3.  huat  ik  mcnino  si 
93,  16;  buat  be  im  sodlikes  seggean  ^veldi  6,  3;  fjodcttn- 
des  luiat  6,  7;  luttiles  buat  80,  14;  buat  ihu  is  willies 
118,  14. 

5.  das  golh.  svaläud  (gramm.  3,  48)  bat  den  gen.  bei 
sich:  svalaud  viclis  mitli  izvis  vas  ToaovTov  yQorov  /{(& 
Vf((JüV  61/11  Job.  14,  9. 

6.  goth.  sums:  izvara  sumäi  Joh.  6 ,  64  (oben  s.  457); 
ags.  siuiif  besonders  mit  Zahlwörtern  (s.  458.  459.)  ein  ahd. 
beispiel  steht  0.  III.  20,  33:  cpiätun  sume  ihero  knelito^ 
alts.  sum  sösalig  ward  manno  115,  23;  sum  so  mödeg  was 
Jude'ojblkes  130,  9. 

7.  golh.  ainsJinn  driggkandane  oi'Sf}<:  tiioji'  Luc.  5,  39; 
valdiifnje  ainbun  Job.  19,  11;  du  ainuluin  thizo  Luc.  4, 
26;  ni  uinsbun  manne  jtiindize  Juuc.  14,  24;  doch  ainsluui 
US  izvis  Joh.  16,  3  statt  izvara. 

8.  alts.  gihiie,  gihidlic  (quilibet) :  alloro  manno  gibues 
Hei.  49,  23;  alloro  thingo  gihues  50.  4;  alloro  giluies  55, 
12;  thes  alles  gebuat  46,  17;  allaro  thegno  gehuem  35, 
18;    undar  huilicunui  be  si  thesaro  ciinneo  afödit  18,  15; 


nomen.     casus,     vom  norn.  ahh.     gen.      739 

luiilic  thero  80,  12;  huilic  iro  166,  16;  ef  tlm  tliero,/brrt- 
siKjuno  ciiliiiilic  iii  bist  28,  7  ;  eiihiiilic  sis  edilero  nianno 
93,  22;  d(i(jo  liiiilikies  69,  21;  allaro  dago  gelmiJikies  102, 
14.  18,  alls.  huedar:  liuedeioii  thero  tueio  163,  27. 
iiiclit  anders  alid.  und  iiilid.  prouomina  desselben  begrifs, 
z.  b.  der  vroxven  isliche  Nib.  607,  2;  vgl.  die  alid.  allero 
giwelih  Graif  1,  205.  noch  bei  dem  iilid.  jeder  und  je</- 
lich  concurriert  der  gen.   mit    der  piap.  von. 

9.  alid.  ioman  y  nionian:  nicnian  anderro  N.  ps.  21,  12; 
nieinan  guotero  ne  ist  N.  ps.  80,  8.  nilid.  iemen ,  nie- 
rneu: daz  in  da  nietnen  sach  aller  die  da  ^varen  Nib. 
411,  4;  nienien  anders  Iw.  6237;  da  Avas  manne  nienieii 
Gudr.  394,  4;  ninl.  niemen  anders  Älaerl.  1,  285;  nhd. 
ieuiaud  fremdes ,  bekanntes,  jemand  anders.  Auch  liier 
merke  man  die  nilid.  gen.  pl.  (jnoter,  kunder  und  frem- 
der: daz  sol  nienian  (juoler  klagen  Wigal.  7000.  101.^8; 
daz  sie  ze  relile  nienian  gnoter  scheiden  sol  Walth.  18, 
33 ;  einen  nom.  niasc.  wird  wer  die  oblifjuen  casus  er- 
wägt nicht  annehmen:  die  nidcnt  daz,  ob  ieman  (dat.  sg.) 
tjuoter  lieb  gescha-he  ]Ms.  1,  61'';  ('er  mir  noch  nienian 
(dat.  sg.)  (juoter  touc  ]\ls.  1,  181^;  du  minnest  nieman  (acc. 
sg.)  guoter  jMs.  1,  59^';  hau  ich  (fuoter  iemeu  jNib.  146,  3. 
sie  hiule  nieman  kunder  blove  516;  iemen  vremder  Iw. 
6229.  diese  constniclion  ist  auch  mnl.:  niemant  <jfoef/er  Hein. 
4500;  lernen  (joeder  Floris  1112;  nochtan  so  nes  nicmont 
vroeder  de  dal  verwit  iemen l  cyoef/cr  Sloke  2,  278;  nienient 
hovesseher  Sloke  3,  16.  in  dieser  niundarl  wäre  ein  nom. 
niasc.  auf  -er  vollends  unmöglich. 

10.  manags  mit  gen.:  nianagai  thizos  manageins  tioIXoI 
IM  Tov  öyloii  Joh.  7,  40;  (jvainö  managans  thize  faüra 
J'ravanrkjandune  iievdijüi')  imlloVi;  loiv  "Ji ooi;,i(icqt'}j-/.Ötmv 

11  Cor.  12,  21.  ahd.  manage  thero  l*harisa'orum  T.  13,  13; 
doch  in  der  regel  lial  golli.  aliil. ,  zumal  nihil,  das  subst. 
mit  manec  gleichen  casus,  alls.  mancnnuies  manag  llel, 
37,  9.  ags.  rinca  nianige  B.  1450;  häledha  nioneguni 
B.  6217.  nhd.  kann  zu  manche  und  viele  iK'r  ])arlilive 
gen.  construiert  werden. 

11.  da  das  ad),  all  sich  ganz  dem  pronominalhegrif  <pils- 
que,  quicuiupie  nähert,  so  kann  der  gen.  bei  ihm  nicht 
befremilen.  goth.  alla  razdo  'juam  yhöoau  Born.  14,  11; 
meisl  aber  steht  der  sg.  neulr.:  hinW  vaürde  fVi/  ^lavTt  ())';i(h7i 
Luc.  4,  4;  all  vnnrdf'.  näv  ()>':/iu  11  C'or.  13,  1;  all  haijme 
ni  läujandiine  akiaii  nüv  (ttvi^Qov  fn]  iintovr  yMo^iov 
]Malih.    7,    19;    all    h'iine    unhairandanc    uicv    y.lt,nu    fn] 

A  a  a  2 


740  eliifdch^r  salz. 

(fi'nov  '/.c.imüv  -loli.  1.5,  2;  all  ilalei ,  all  faivfjnuji:  jah 
lihiinr  iiüiut  (fuQuy^,  itav  onot:  y.ai  fJovröc;  \.\ic.  .'i,  5; 
all  f'iäistnhujo  -^lüviu  -ntioun/iov  Luc.  4,  1;^;  :ill  ahane 
'jiuvTu  rovv  Pliil.  4,   7;  all  viaiine  vrärru  iiv&ooniov  (ol. 

I,  28;  al"  allainnia  vuilitc  nbildizo  cIjIo  iiuvTOi:  ti'doi'S 
iiovrooi'  l'llicss.  5,  22.  die  liiyuiig  iniiU  sehr  deiitscli  ge- 
>vesen  sein,  weil  sie  gegen  die  griecli.  weise  gehraiiclil  wird. 
selUier  stehl  ein  gen.  sg.  neben  all:  all  dagis  ö'/.i-v  t?;v 
'ijfiiouv  Uoni.  8,  36;  all  fadrtinis  nC'OU  nccroiu  l'lph.  3,  15. 
alle  beigebraclilen  beispiele  des  gotli.  gen.  pl.  haben  im  gr. 
text  einen  sg. ,  wo  der  gr.  phir.  subst.  steht,  liilit  llf.  sein 
adj.  das  sulisl.  begleiten  ,  z.  I).  allans  thans  veihans  iiavTus 
TOVQ  äyiovg  Eph.  1,  15;  allus  ihiudus  ixaviu  Tel  tdvT] 
Fioni.  15,  11.  Ahd.  linde  ich  nur  in  wenigen'  stellen  den 
gen.  sg.  und  ])1.  neben  neiilialeiu  al :  al  (jizitufjilu  tliaz 
ist  (oninis  lingua)  U.  1.  2,  33;  al  (jiJiKjiles  tliaz  ist  0.  11. 
22,  18;  tliaz  imo  al  liebesten  ist  O.  ]i.  13,  33;  al  (juotcs 
daz    er  habet  N.  i)S.  39,   17;    al    dhazs    cJnscaffanes  ist  Is. 

II,  17;  immer  also  in  Verbindung  mit  relativen.  nilid. 
scheint  die  cunsiruction  ausgestorben,  wenn  es  Iw.  1795 
heilU:  al  ir  vrouwen,  so  steht  das  unllectierle  al  für  aller 
und  gehört  zu  vrouwen,  das  nicht  davon  abhangt,  sondern 
von  dem  vorausgehenden  lere.  ISib.  545,  3  allen  die  wir 
lian  t/er  (jetriiven  vriunde  ließe  sich  der  gen.  pl.  auf  allen 
beziehen,  aber  auch  aus  dem  bloßen  han  erklaren  (s.  647.) 

alts.  al  ihat  sea  bihlidan  egun  (jiwarahtes  endi  (jhvah- 
sanes  2,  5;  al  sulic  .  orfe*  so  thius  erda  bihabad  yitr/rtro/'o 
Jrumono  33,  4;  al  that  sie  thar  Jeltas  elitun  35,  16;  al 
tv/ties  endi  ivmnmes  46,  5;  al  that  siu  habde  xvtlono  ge- 
wannen  115,  15. 

Anmerkung  zu  dem  gen.  beim  pronomen.  er  hat  etwas 
partitives.  wenn  "wir  nhd.  sagen:  manche,  viele,  einige 
dieser  nühmer,  so  sollen  sie  in  dem  begrif  der  menge 
liervorgehoben  werden;  daher  auch  die  umsclireibung:  vom, 
unter  diesen  mannern.  war  aber  die  Vorstellung  der  Viel- 
heit unangeregt,  so  heißt  es  bloß  viele,  manche,  einige 
niänner,  und  dann  liegt  der  nachdruck  auf  dem  adj.,  dort 
auf  dem  gen.  im  eiugang  wird  gesagt:  einige  leute,  im 
fortgang :  einige  von  den  leulen.  doch  bei  allgemein  be- 
kannter mehrlieit  darf  schon  partitiv  begonnen  werden: 
viele  unter  den  menschen,  wie  lat.  mulli  hominum.  aber 
viele  menschen,  multi  homiues  klingt  uns  einfacher. 

der  gen.  läßt  sich  meistens  durch  die  prap.  von,  einige- 
mal auch   durch   aus,   in,    unter  umschreiben:    jeder  von 


ILO  nie  IL.      casus,      vom  jwin.  ahli.     gen.      741 

den  leuten,  unler  den  leulen ,  jeder  aus  dem  häufen,  alle 
in  dem  luiufen,  manche  des  haufens,  aus,  in  dem  häufen, 
gülh.  managai  thizus  manageins  noKKol  i-y,  tov  oy/.oi'.  an 
die  stelle  dieses  aus  oder  in  kann  aber  uiciit  das  pron. 
adjeclivisch  zu  dem  nomen  gesetzt  werden,  da  aus  und  in 
mehr  als  den   bloßen  theilbegrif  angeben. 

der  parlitive  gen.  ist  auch  eigentlich  ein  pluraler,  d.h. 
der  adjectivische  ausdi-uck  jede  blume,  jedes  wort  ist  um- 
setzbar in  jede  der  bhimen,  jedes  der  ivorte ,  und  so  das 
gr.  nüv  ()7]\ii(c  in  ein  goth.  all  vaürde.  doch  gilt  ahd.  al 
(jifmjiles  ,  goth.  all  Ja dreinis ,  weil  in  gifugili  und  fadrein 
eine  mehrheit  liegt':'  oder  nuil^  das  Jieutrale  substantivische 
al  angeschlagen  werden?  auch  bei  thata  und  hva  kaiui  der 
gen.  sg.  stehu :  thata  shathis,  ihaz  guates,  huaz  andareSy 
vgl.  niomau  andares  und  anderro. 


An  den  gen.  bei  adj.  und  pron.  schließt  sich  der  bei  Zahl- 
wörtern. 

man  hat  zwischen  einfachen  und  zusammengesetzten 
zu   unterscheiden. 

steckt  in  der  Zusammensetzung  ein  subst. ,  so  hängt  von 
diesem  der  beigefügte  gen.  ab,  ohne  riicksicht  auf  die  syn- 
tactische  bedeutung.  doch  kann  alliniihlich  das  verdiui- 
kelte  compositum  wieder  den  schein  einer  einfachen  zahl 
annehmen  vuul  dann  auch  in  bczug  auf  rection  den  übri- 
gen  gleiclistohn. 

mit  einer  einfachen  zahl  soll  entw.  bloß  gezahlt,  oder 
der  kleinere  theil  einer  größeren  menge  bezeichnet  -wer- 
den, im  letzten  fall  ist  der  zahlbegrif  partitlu  ^  und  das 
subst.  kommt  in  den  gen. 

der  erste,  \u)d  gewöhnliche,  fall  liißt  das  zahlwort  ad- 
jectiviscli  und  so  weit  es  ilecticrbar  ist  llecticrl  mit  dem 
subst.   verbunden   werden. 

goth.  uinana  bandjan  IMaltli.  27,  15.  IMarc.  15,  6;  drak- 
min  uinamma  Luc.  15,  8;  tvai  blindans  IMatth.  9,  27;  fis- 
kus  tvui  Luc.  9,  13;  vairus  tvai  Luc.  9,  30;  tvai  dulgis 
skulans  Luc.  7,  41;  tvans  foluns  Marc.  9,  45;  tvans  da- 
gans  Job.  11,  ö;  Ivans  siuuuis  liuc.  15,  II.  (Jal.  4,  22; 
tvans  vaicU^djaMS  JNlarc.  15,  27;  Ivos  paidus  l-uc.  3,  II; 
tvuiin  p;iidum  ]Marc.  6,9;  dagans  ihriiis  IMarc.  H,  2;  idi- 
jans  thrins  iMarc.  9,  5;  thrim  sintham  II  Cor.  11,  25;  jerain 
thrim  Luc.  4,  25;  fidvur  dagans  .loh.  II,  17;  af  lidvor  vin- 
dam   JMarc.  2,  27.    13,   27;  'limf  skallans   l,uc.  tO,    18;    linif 


»742  einfacher  salz. 

lilaibani  Lnc.  9,  13;  juka  ai'ilisno  fimf  I.nc.  14,  19;  in^- 
iiollis  limf  Luc.  1,  24;  dagaiis  sai'lis  I\larc.  9,  2;  im-iHjlhs 
sailis  JiUC.  4,  25;  sibuii  hluibans  INlarc.  8,  20;  sibun  spyrci- 
tlaiis  Marc«,  8;  jcra  sil)iiii  Luc.  2,  36;  dagt'is  ahtau  Luc. 
2  21.  9,  2<S  ;  drakinans  tailuin  liUc.  15,  8;  lai'lnin  tliiiils- 
filhii  Luc.  17,  12;  lai'hun  dailus  liUC.  19,  13;  XJI  vinljims 
]Matlli.  9,  20;  Ivalil'  hveilus  .loh.  11,  9;  thäini  tvalif  si',ioii- 
jani  Mallli.  11,  1;  ana  spaurdim  finiflaihunim  Joli.  11,  18; 
bi  fidvurlaihun  j^ra   Gal.  2,   1. 

abd.  in  elneinu  hantgriila  Is.  47,  8;  einan  nutbciidigoa 
Mallh.  27,  15;  iro  sueslcr  zua  0.  IV.  29,  57 ;  zuei  jar  0. 
L  19,  24;  zucnc  blinle  iMallh.  9,  27;  dhri  goda  Is.  51,  7; 
dhrim  beidciu  Is.  35,  21;  fünf  dunibo  iMaUb.  25,  3;  zuelif 
jär  MaUb.  9,  20;  zuelif  ibegaua  0.  111.  14,  85;  zueliviii 
Sinei!  jungiron  Mallb.  11,  1. 

alls.  fiscüs  tuene  87,  10;  gebrudar  tuene  37,  19;  tliria 
tlicgnos  144,  21;  fiuvvar  naht  124,  23;  giisltn  brud  fivi 
87,  9;  sibuu  sulun  100,  5;  tehan  sidun  102,8;  tuelili  man 
37,   15;   birllos  luelivi  88,  2. 

inlul.  kann  die  llexion  des  nom.  acc.  und  gen.  pl,  meistens 
nicht  unterschieden  werden ,  daher  iinzahlige  stellen ,  wie 
dri  tage,  vier  pfenninge,  z^^elf  rlsen  ,  für  unsere  Unter- 
suchung zweifelhaft  bleiben  ;  schon  eher  laßt  sich  bei  fem. 
und  neutris  der  gen.  pl.  erkennen,  also  z.  b,  ein  nicht 
parlilives  zwo  nitle,  driu  wort  von  dem  parliliven  zwo 
nulen,  driu  vvorte  sondern,  doch  löst  überall,  auch  beim 
masc,  die  beifügung  von  art.  oder  adj.  den  zweifcl :  dri 
der  tage,  driu  der  worte.  bei  starken  subst.  stellt  die 
flexion  des  dat.  pl.  gewöhnlich  von  der  des  gen.  ab,  folg- 
lich ist  drui  tagen,  vier  tagen  inuuer  unpartiliv. 

uhd.  fallt  die  form  des  gen.  pl.  durchgängig  zusammen 
mit  der  des  nom.  und  acc,  und  nur  der  art.  hebt  für  diese 
casus  die  parlitivconstructiou  hervor:  zwei  der  männer, 
drei  der  tage. 

Ich  habe  nun  auch  für  die  allere  spräche  den  partitiven 
gen.  neben  einfachen  zahlen   zu   belegen, 

goth.  ains  visands  thize  tvalibe  eis  top  ix  Tiöv  ()'c)^fy.ci 
Job.  6,  71;  izvara  ulns  Job.  6,  70;  ainana  asnje  theindhe 
Luc  7,  19;  Ivans  siponje  seinäize  ovo  röiv  fiad-r,TO)V  avtov 
Marc  11,  1.  14,  13.  Luc  7,  48.  l'J,  29;  faur  jere  fidvör- 
talhun  (s.  1.)  II  Cor.  12,  2. 

nachlas8i<T  ist  T.  IMallh.  11,  2  duos  de  discipulls  suis 
übertragen  suie  jungiron  zuene,  es  sollte  heißen:  sinero 
jungiröno  zuene;  Malth.  18,  19  steht  die  prap.  zuene  fon 
iu  =  in  war.     umgekehrt  wird  Is.  45,  11  das  duae  personae 


iiü/nen.     casus,     vom  nonu  ahh.     gen.      743 

des  textes  partiliv  iibeiselzt  zwene  tlhero  htido.     in  zua  du- 
btjno  gimacliou  0.  1.  14,  24  hängt  der  gen.  ab  von  giniachon. 

alls.  en  iro  (eins  der  Zeitalter)  Hei.  2,  8;  thero  erlo 
en  74,  3;  en  thtro  tiiellßo  47,  22.  122,  6;  inwar  tutlibio 
en  140,  1;  thero  jiuujrouo  tuena  175,  6;  thero  ijumono 
iiiguni  38,  2;   ijertalo  tiielibi  23,  3. 

nihd.  der  zivelve  einer  Kol.  7,  26;  der  zweier  einez 
Iw.  1650;  ir  einer  I\v.  1037.  6911;  unser  einie  Iw.  4980; 
starker  rujele  zwene  Nib.  612,  4;  zwcne  strlticjer  man 
6950;  iinver  dn  Iw.  5273;  unser  dri  l\v.  5259;  er  hat  ir 
noch  viere  Iw.  4483.  es  wird  aber  auch  von  gebraucht, 
z.  b.  diu  eine  von  den  driii  Iw.  3395. 

nhd.  unser  einer;  zwei  dieser  leiite^  drei  der  frauen. 
gewöhnlich:   einer  von  uns,  drei  von  den  frauen. 

Was  niui  die  decaden  angelit,  so  haben  die  goth.  20. 
'6Q.  40.  50.  60  jederzeit  den  gen.  bei  sich,  der  aber,  wie 
vorhin  gesagt,  nicht  von  dem  parlitionsbegrif  abhiingt,  viel- 
mehr von  dem  sidjst.  tiyjus:  milh  tvuini  ligum  thüsiindjo 
fitTa  ei'y.ooi  yi)aädv)V  Luc.  14,  31,  d.  h.  niclit  cum  vii;inti 
milliuni,  sondern  luipartiliv  cum  viginli  millibus,  wie  auch 
die  vulg.  gil)t;  thans  thriiis  liguns  sihihrinäize  ra  i<}iu- 
xovTu  ccoyvota ,  triginla  argenlcos  INlallh.  27,  3.  9;  vas 
jcre  thrije  tigive  Luc.  3,  22,  hier  wird  tigive  von  vas  (wie 
Ivalibe  s.  652)  regiert,  jere  von  tigivö ,  wiewol  auch  die 
parlilive  structur  zulässig  wäre;  daye  fidvor  liguns,  ganz 
iMii)arlIliv  INlarc.  1,  13.  liUc.  4,  2;  fnnl  liguns  jere  Job.  8,  57. 
nicht  anders  verhall  es  sich,  weiui  zu  den  decaden  noch 
einzelne  jähre  gezählt  wcnlen :  spaitrdc  XX  jah  V  Joli.  6, 
19;  LH.  d(hj('  Neh.  6,  16. 

das  ahd.  zuc  verwächst  bereits  mit  der  einfachen  zahl» 
regiert  aber  gleich  jenem  ligius  den  gen.  pl. :  zuein/.ug 
selmo  0.  IV.  28,  19;  ihic  ditzuc  pf'enniuijo  T.  INlallh. 
27,3;  (hi/.uc  sllabarlintjo  T.  INlallh.  27,  9  ;  lioru  inli  ahlu- 
7A\s,  jaro  r.  7,  9;  thero  jaro  fiarzug  ui  was  0.  111.  4,  17; 
hm fzuc  jV/'i'O  Is.  61,  20;  zehenzug  phtinto  (libras  cenlum) 
T.  212,  6;  ih  walluta  sutnaro  enti  winlro  sehslic  llild.  49. 

alts.  thrilig  scatlo  Hei.  157,  7;  silubar  scatlo  tluilig 
137,  10.  ihrTlig  winlro  29,  7.  thr?lig  (jero  25,  15;  fiarlig 
daao  endi  naiilo  13,  24.  eiiunal  sieht  alx-r  auch  schon 
ein  unparlitiver  dal.:  aftar  them  llwartig  dagun31,24,  der 
fiubsl.  bogrif  lig  niusle  also  erloschen   sein. 

ags.   ihrilig  thetjna  Jj.  245;  Hllig   vinira   ]).  5462. 
mhd.  werden  die   decaden,  gleich  den   einfachen   zahlen 
meist  un|)artiliv,    zuweilen   partitiv   behandell.      entschieden 


744  einfdcher  satz. 

jenes  z.  b.  zwcinzcc  inile  ?sib.  370,  2;  nlizcc  röte  bare  Nil). 
238,  3;  in  vier  u.  z\vc'iii/-cc  tngcn  Aib.  lO'J'J,  2,  >veil  hier 
der  gen.  pl.  zu  laulcii  liiille:  inileii ,  ruler  bAren ,  ta^je. 
eiilschiedcu  parliliv ,  ^velm  es  z.  1).  beitU  zweiiizec />/auf/e. 
nie  bis  eiilscbeideii  slelleii  wie:  drizec  megde  J\v.  6367; 
vierzec  laye  l\v.  4153.  5744;  drizec  gar])eii  (oben  s.  722); 
sehzec  man  iSib.  245,  3;  sebs  u.  alizec  froiivven  Nib.  532, 
1;  zNveiiizec  Irununen  Parz.  571,  2;  fünf  u.  zweiiizec  ber 
Parz.   736,  28. 

nlid.  muß  ein  vorgesetzter  art.  oder  ein  adj.  den  gen. 
pl.  für  die  parlilive  slnulur  liorvorliebeii :  zwanzig  der 
mi'mner,    dreilWg  edler  lente,  unserer  leiite. 

Die  büheren  decaden  70.  80.  90.  100  und  vielleiclil  110. 
120  wurden  golb.  nicbt  mit  ligius,  sondern  mit  tehnnd, 
im  frübsten  abd.  nicbt  mit  zuc  sondern  mit  z6  gebiUlel. 
neben  diesen  1)ildungen  erscbeint  wiederum  der  gotb.  gen. 
pl.:  JcW  ablaulcliund  iab  fidvur  Luc.  2,  37;  in  niuiilebun- 
dis  jab  niune  (jarailitdize  Luc.  15,  7;  talbuntcbuiui  Jambe 
Luc.  15,  4;  taibunlebund  inltade  kauniis  Luc.  16,  7;  vgl. 
tbai  sibunlebund  Luc.  10,  17;  antbarans  sibuntebund  Luc.  10, 
t.  abd.  sibunzu  ivehhono  Is.  59,  22.  61,  9;  zebanzu  endi 
feorzuc  wehhono  63>  1 ;  zebanzu  hipiintaUno  winperro  rifero 
(centuni  ligaturas  uvae  i^assae)  Diut.  1,  509^;  aullallend  ein- 
mal obne  gen.  after  dbeni  sibunzo  webbuni  Is.  63,  5. 

Für  die  liunderte  gilt  im  gotb.  das  neutr.  hund,  mit 
dem  gen.  pl.  des  gegenständes:  tbrija  bunda  skatte  ]Marc. 
14,  5;  skatte  fünf  bunda  Luc.  7,  41;  yurnane  CL  Neb.  5, 
17.  *)  abd.  zuei  bunt  eliiiöno  T.  236,  7;  niun  bunt  zfto 
O.  IL  4,  3.  alts.  siluhevscatto  tue  bund  Hei.  87,  2.  mbd. 
der  howne  bundert  Parz,  690,  23.  vorberscbend  aber  un- 
partitiv:  driu  bundert  wip  Iw.  6191;  bundert  sper  Iw. 
3352.  so  auch  nlid. ,  zur  bervorbebung  der  kleinern  aus 
der  gröüern  zabl  aber:  drei  bundert  der  tveiher. 

Das  gotb.  subsl.  tluisnndi  verlangt  den  gen.  neben  sich, 
ohne  riicksicbt  auf  die  ibciKveise  Vorstellung:  finiftbusund- 
iös  vaire  Luc.  9,  14.  eine  andere  wendung  der  construction 
ist  IMarc.  8,  9  ;    vesun  thai  matjandans  sve  fulvur  thüsund- 


•)  neben  dem  decimalen  liiinda  (centuni)  sclieint  ein  diiodeciniales 
liunda  tailiuntevja  bestanden  zu  haben  (wien,  jl).  70,  44),  wobei  aucii 
der  aen.  p!. :  fif  bundam  tailimitevjam  hruthrt'  1  Cor.  15,  6.  dies  tev- 
l'am  kann  nicht  der  dat.  pl.  von  teva  oder  t('vs  1  Cor.  lö,  23  sein, 
welclier  tevöm  oder  tevini  lauten  würde,  sondern  entw.  von  einem 
neutr.  tevi,  oder  die  schwache  adj.   form. 


nomeii.     casus,     vom  iio/n.  abh.     gen.      74ö 

jus,  "WO  auch  hätte  stelin  küniieii:  tliize  inaljantlane.  alid. 
finif  thusunta  ijommuno  T.  jMallli.  14,  21.  die  inlul.  bei- 
spiele  sind  wiedei'  liäiifig  unsicher:  drizec  tüsent  deijne 
]\ib.  159,  2;  iiiun  Vxisent  hnehte  iSib.  1447,  3.  alls.  </?<- 
mono  fif  tliusuiidig  Hfl.  88,  4.  Im  goth.,  so  oft  docadeu 
von  tausendcn  angegeben  werden,  nniU  tliusuiidi  selbst  im 
gen.  pl.  stehn  :  niilh  tvaim  ligum  tlmsundjo  Luc.  14,  31, 
aber  inith  taihun  thüsundjum.  hundertlausend  würde  also 
lauten:  hunda  thüsundju.  mhd.  aber  drfzec  tüsent  (statt 
tüsende)  Nib.  159,  2;  zweinzec  tüsent  Nib.  168,  4. 

Ordinalzahlen  werden  ,  was  aus  ihrer  form  folgt,  den 
Superlativen  gleichgestellt,  können  also  den  gen.  bei  sich 
haben,  oder  nicht  (s.  736.)  der  evs>\G  des  haufens  (im 
liaufen);  der  erste  der  Jimifen  (unter  den  häufen)  r=:  der 
erste  häufen,  während  sich  jenes:  der  erste  des  haufens 
nicht  in  das  bloUe  adj.  aufleisen  läßt  (s.  741.)  goth.  hveila 
saihstö  jMarc.  15,  33  ;  in  nieiiuth  saihstin  Luc.  1.  26,  un|)artiliv. 

goth.  anlhar  sipövje  is  (s.  456);  ahd.  tJiero  zueio  an- 
der 0.  11.  7,  23;  ags.  odhcr  tveija  (eins  von  zweien.) 
häufiger  inipartiliv,   bloß  adjecliviscli. 

Auch  bei  dem  mit  ordinalien  verknüpften  seihe  (2,  950) 
findet  sich  der  gen.  pl.  ein:  selbander  richer  künecje  W'\\. 
30,  11;  selbe  lümlie  shire  tjenöze  Wh.  33,  7;  der  selbe 
sehsle  hnneije  was  Wh.  27,  25  ;  du  selp  sibende  starker 
man  Wh.  457,  12;  selb  zchende  miner  man  Bit.  11552; 
selbe  vierde  de(jene  Nib.  388,  11.  noch  später  in  weis- 
thümern :    selbe  sibende   untjesehollener  Utile  u.  s.  w. 

Endlich  bemerke  ich  einen  gen.  sg.  bei  cardinalien , 
der  von  jenem  ))artitiven  gen.  pl.  verschieden  ist.  wir 
sagen  nhd.:  deiner  zwei  heben  diesen  stein  niclit  auf; 
seiner  vier  würden  die  ganze  weit  umkehren;  der  sinn 
ist:  zwei  deines  gleichen,  wie  du,  vier  wie  er,  also  ein 
veryleicheuder  gen.  ni'id.  wiser  dan  Salmönes  dri  Frcid. 
83,  18;  nu  lat  mtn  eines  wcsen  dri  l'arz.  4,  2;  er  er- 
friiie,  wa^rn  sin  eines  dri  l'arz.  449,  5;  shi  eines  wivreii 
dri  Wh.  108,  7;  min  vier  mühten  nilit  gesagen  Hab.  76',), 
wieder  anders  ist:  so  werden  einer  rede  zwo  (zwei  aus 
einer  rede)  Gregor  3086.  der  gen.  pl.  wird  aucli  auf  sol- 
che weise  stehn  dürfen:  unser  einer  weiß  das  wol ,  d.  h. 
einer  wie  wir,  nicht  einer  von  uns.  mlul.  ob  ich  der 
sinne  liaMc  zwelle  der  ich  einen  hau  'l'iisl.  4(ii)2.  Iw. 
5259  lieiiU :  da/,  nnser  i\v[  sint,  ilaß  wir  aus  tiiein  be- 
slehn,  zusammen  drei  sind,  und  so  nhd.:  es  sind  nnser 
zuei.  der  gen.  «Irückl  dann  feine  beziehungen  aus,  die 
sich   oft  nur  aus  ilcm  ganzen   der  rede  enlnohmen  lassen. 


746  ein J liehe r  satz. 

I.f.  Datii).  hier  lici-sclioii  Avioder  porsüiiliclie  Verhältnisse 
(s.  ß''^4),  im  gcgoiisalz  zu  den   oljjt.'clivcn  des  gen. 

A.  von  sahst.  ahhii)i(jend.  Ein  eigenUiclier  dat.  ^vi^(l  mir 
seilen  neben  siibst.  slehn  Können,  in  welclien  ein  veibalrr  oder 
adjcclivischer  begrir  lebendig  ist,  von  dem  der  dal.  abhängl. 

1.  gotli.  bei  J'rduja  (dominus):  fianja  ist  sa  suniis  ni^ns 
jah  Ihamuia  sahbato  nv^^ioi;  laziv  6  vioQ  lov  ai'OQOiiiov 
y.(u  rov  ov.[ißäji)V  Marc.  2,  28;  ebenso  JiUC.  6,  5  wo  nur 
ifianima  sabbalu  daija.  Nvie  der  gr.  lexl  hat  die  vulg.  in 
beiden  stellen  den  gen.  sabbali.  Ulf.  aber  selzle  niclit 
frauja  ihis  sabbato  dagis ,  sondern  thamma  daga,  weil  ilim 
frauja  ist  zz:  fraujinölh  (s.  691)  gilt,  so  würde  auch  bei 
iH?iks  ist,  thiudans  ist  ein  golii.  dat.  zugelassen  werden, 
nihd.  stellt  die  präp.  über:  isl  herre  übern  gral ,  ist  kiinec 
über  ilen  berc  Als.  2,  1.5'\  wie  es  iieiiU  herseben  über  den 
gral,  wovon  im  verfolg  Jioch.  Ebenso  golli.  bei  sipöiieis 
(disci[)ulus) :  thu  is  sipoueis  thamma  Job.  9,  28,  ^gl.  si- 
punjan  s.  689.  ;, 

2.  mhd.  bei  nrtcAf/e&//r  (vicinns):  ist  zvvivel  herzen  utich- 
gebur  Parz.  1,  1  ;  herzeliebe  ist  dem  libe  ein  heiler  nach- 
gebur  Wigal.  9418  ;  der  Kriechen  rilerschefte  was  er  ein  übel 
iiucligcbur  Troj.  160c.  noch  nhd.  der  ist  mir  ein  guter  iiach- 
bnr,  dem  andern  ein  schlinuner  nachbar.  nachbar  be- 
deutet einen  nahe  wohnenden  ,  und  mit  nahe  wird ,  wie 
mit  dem  lat.  vicinus  der  dat.  construiert.  zum  golh.  ga- 
razna  würde  sich  kaum  ein  solcher  dat.  schicken,  wol 
aber  sieht  er  bei  nehviindja  (propinquus),  da  wo  der  gr. 
text  wieder  keinen  dal.  bul :  hvas  ist  mis  nehvundja?  ti's 
ioTi  fiov  nXijGiov;  Luc.  10,  29,  vulg.  quis  est  mens  proximus  1* 

3.  nilul.  bei  vorJoufe  (praecnrsor) :  ein  vorlouf  allen 
swelhen  A'N'insw.  461,  21;  du  ividerstrite  (ch'Ti'/iayos) 
vieiides  rate,  bosser  qer  Ren.  111.  ähnliche  slrucluren 
denkbar  bei  subst.  wie  helfer,  rathgeber,  beistand  und  dgl.; 
so   lal.  bei   auctor. 

4.  es  ist  s.  351  bemerkt  worden,  daß  beim  persönlichen 
pron.  in  der  Volkssprache  oft  der  dal.  statt  des  gen.  ge- 
setzt wird.  aUfranz.  la  feme  an  prestre  (s.  352),  le  fils 
a  Porse  (s.  718)  und  viel  solches. 

B.  vom   adjecliv  ahhäntjend. 

1.  adj.  der  liebe  und  des  hasses.  goth.  Hubs  (carus): 
sunu  liubana  sis  v'tov  dyanrjov  aviov  iMarc.  12,  6;  brö- 
thar  liubana  mis  Pliilcm.  16.  ebenso  ahd.  liop,  inlid.  liep, 
nhd.   lieb.      goth.  hullhs  (propilius)  sijais   mis  Luc.  18,   13; 


nomen,     casus,     vom  no/ii.  ahh.     cUit.      747 

ebenso  In  allen  übrigen  dialecten.  ahd.  zelz :  </ofe  zeJzu&la 
0.  I.  5,  16.  ahd.  liuri,  nihd.  tiiire ,  nlid.  theuer.  golb. 
vas  iniina  svers  (gratus,  acceplus)  Luc.  7,  2.  alid.  werd 
(carus):  den  liuten  werd  N.  ps.  18,  9  vgl.  Graff  1,  1011, 
die  bedeulung  von  dignus  fordert  den  gen.  (s.  733.)  eben- 
so nhd.  mir  ^verth ,  allen  werlh.  nilid.  vieiit:  daz  ich  hn 
vtent  81  I\v.  2Ö41;  swie  vient  man  in  wrere  Nibi,  151,  2; 
ime  vinder  Nib.  1079,  4;  wurden  si  im  su  vteat  Nib.  1642^ 
4;  nhd.  er  ist  tnir  feiud.  das  goth.  iijanils,  eigentlich 
part.  präs. ,  kommt  nie  adjectivisch ,  wol  aber  substanti- 
visch vor,  aber  nicht  mit  dem  dat.,  da  aiicli  hjan  den  acc. 
regiert  (s.  686.)  mhd.  gehaz :  ich  enbin  iu  doch  niht  ge- 
baz  Iw.  1179;  daz  iu  alle  sint  gehaz  I\v.  1240;  den  schil-- 
ten  waren  si  gehaz  Iw.  7133;  vgl.  golh.  liatizun  mit  dat« 
(s.  686.)     ahd.  leid,  ags.ladh  (invisus);  mhd.  gevtere  Tit.  63, 1.' 

2.  (jüle,  milde,  strenge,  härte,  zorn:  nhd.  ich  bin  dir 
gut,  ganz  wie  hold  oder  geneigt,  aber  auch  es  ist  mi/'gut, 
im  sinne  von  fürderlich,  nützlich,  mhd.  werdez  iu  guot 
(proficiat  tibi)  Iw.  884.  goth.  gölh  ist  imma  KaXör  Igtiv 
(wvo)  Marc.  9,  42;  goth  thus  ist  Marc,  9,  43;  g»j«h  ist  un- 
sis  her  visan  naXör  loriv  '}]/iüs  toch  dvai  Marc.  9,  5,  wo 
sich  freilich  das  zweideutige  unsis  auch  als  acc.  zu  dem 
inf.  beziehen  liel\e;  balizö  ist  auch  thus  cvfKfioH  yuQ  oot 
Malth.  5,  29.  30.  ahd.  guot  ist  thir  T.  IMalllu  18,  8.  9; 
biderbi  ist  iino  Matth.  18,  6;  bilherbi  ist  thir  IMalth.  5, 
29.  30.  in  diesen  redensarten  berührt  sich  der  abliängige 
dat.  unnüHelbar  mit  dem  allgemeineren  dat.  commodi  (s. 
704.)  ags. /eof/Hiu  lidhost  (nütissinuis,  gelindester)  B.  6358.' 
mhd.  den  vienden  was  er  herle,  noch  heule:  ei-  isl  uns 
(gegen  uns)  hart.  goth.  mödags  (iratus):  hruthr  seinamma 
Matth.  5,  22. 

3.  nähe  und  ferne:  alid.  was  Petruse  gilanger  (propin- 
quus)  0.  II.  7,  23.  III.  6,  25.  nhil.  er  ist  mir  verwandt; 
er  ist  uns  nahe,  lerne,  der  nächsle,  der  fernste,  so  würde 
wol  auch  das  golh.  sves  (pi'oprius)  ahd.  suas  einen  |)ei'- 
söidichen  dal.  regieren  Ucinnen.  liierlier  nehme  ich  noch 
das  golh.  svulta  vairlhja  (morli  propinquus)  laic,  7.  2. 
wenn   es  nicht  Zusammensetzung. 

4.  (jleichheit ,  ähiilirhheil.  goili.  hvamma  gnlciUs  ist? 
liUC.  (),  47;  galeiUs  ist  mann  limrjanditi  l,nc.  6,  48.  49; 
sijiiu  galeiks  izvis  liugnja  Joli.  8,  55;  galeiks  thamma  ist 
Joli.  9,  9;  anllirua  galoiUa  thiza'i  Marc.  12,  31;  galeikai 
sind  harnam  Luc.  7,  32;  galeik  ist  barnam  Mallli.  11,  16. 
ahd.  wemo   luon  ili    iiilihhaz   thiz  cunnil'    i;ilih   isl   kuchton 


748  einjacher  salz. 

sizenttn  in  slrazii  'l\  i\laiih.  11,  16-,  cliilihlian  (fotc  Is. 
2iy  VJ.  41,  17;  giUh  ijotuu  würiu  ü.  11.  5,  17 ;  fulisrn 
AverdoDl  sie  gcjili  N.  ps.  61,  11;  dir  ne  ist  keltcliör  iN.  ps. 
39,  60;  iltu  gcNvast  ist  glich  Jero  y>«/mou  mite  dirie  sj)iiiin(! 
sinl  ulich  (Irn  tviulnihun  VV.  63,  25;  llieist  Icidon  ullc'it 
ungilili  0.  V.  7,  25;  ungcliii  ist  er  diett  iN.  ps.  11,  7. 
eheiiso  nilicl.  gelicli ,  nlul.  gleich,  iiilul.  ez  ist  dfii  liiile-n 
golich  JMs.  1,  SH*^*;  dem  lade  si  betle  wain  gelich  I'arz.  573, 
28.  die  juhd.  spräche  coiislruiert  aber  dies  adj.  auch  geni 
zu  alwjtracten  begrillen  :  ir  hur  was  dem  ivunsclie  geltch  * ) 
Iw.  1334;  aventiure  diu  dventiure  wrcre  gelich  Parz.  648, 
22;  er  was  ffer  werden  tver  geltch  Parz.  532,  28;  alrerst 
stritc  ist  er  gelich  Parz.  5G2,  6  ;  siii  tat  dem  pr/se  ist  gar 
gelicli  Parz.  717,  28;  ez  was  den  f'reiiden  da  gelich  Parz. 
638,  24;  ziihte  site  gelich  Parz.  167,  4;  daz  wiere  gelich 
der  ivurheit  Geo.  4004;  die  zwea  dem  töne  welru  gelicli 
Wh.  249,  20.  diese  ausdrucksvollen  redensarten  müssen 
>fvir  nlid.  anders  wieder  geben:  nach  etwas  aussehn ,  einem 
gewachsen  sein  (parem  esse  alicui.)  DaU  mit  gelich  eini- 
gemal auch  der  instr.  verbunden  stellt,  werden  wir  nach- 
her sehn,  den  gen.  bezweifle  ich.  denn  im  ahd.  sin  gili- 
cho  0.  III.  20,  36;  min  gilicho  0.  V.  20,  12;  ther  min 
giliclio  0.  V.  25,  56  *-)\  mhd.  sin  geliche  Wigal.  1329. 
2857  stecken  possessiva  und  ein  schwaches  siibst. ,  V(jn 
dem  wie  von  jedem  subst.  der  gen.  abhängen  kann  :  iro 
geliehen  N.  ps.  138,  20  ir  geliche  Wigal.  2468,  ahd.  Adü- 
mes  kelicho  N.  ps.  8,  5.  entscheidend  sind  die  Ilecliorlen 
possessiva:  Ihaz  min^  gelichon  leibent  0.  III.  7,  52;  sinen 
geliehen  Wigal.  1035.  '■^■**)  Parz.  295,  5:  sines  wibes  gli- 
chen schin,  muU  der  gen.  nicht  auf  glich,  sondern  auf 
Schill  bezogen  werden:  den  gleichen  schein  seines  weibes. 
Nicht  anders  liudet  sich  der  dat.  beim  ahd.  anagalih  (si- 
milis):  diioemes  mannan  uns  anacliilihhan  Is.  23,  14.  goth. 
ibna  (oben  s.  572):  ibnans  aijtßlum  sind  Luc.  20,  36; 
beim  ahd.  epano ,  epaner,  mhd.  eben,  kein  dat.  aufzuNvei- 
sen,  obschon   er  bei  giepanon  (aequare)  steht. 

5.  angemessenheit y  einslimmumj  ;  gadof  ist  veihdini 
ngi'nii  dyion  Kph.  5,  3;  thalei  gaduf  ist  thlzäl  Iidilon 
Idiseinüi    ci    nQinei    ri]    vyiaivovoij  didaay.a)Jci  Tit.  2,  1; 


*)   xo//.«t    Xaoirfaaiv    ofioUu    II.    IT,  51    =  y.öfiatq    XuQiro)v,    also: 
dem  liare  des  ^^  uiisclies. 

**)  uubegreiflicli  ist  mir  muiu  giliclio  O.  111.  7,  53.    "^ 

•••)  aus  diesem  min  geliclie  das  iiiid.  meines  gleicliea  (grainni.  3,  81.) 


nofiic/i.     casus,     vom  nom.  abh,     dat.      749 

gadob  vistdi  Sk.  40,  14.  alitl.  gimazi,  mlitl.  gcrnneze :  im 
ist  von  einei"  Wirtschaft  ze  reden  baz  geniaize  Tro].  19048; 
ulid.  mir  ist  geniiiü,  angemessen,  goth.  gaqviss  (consen- 
tiens)  in»  vitoda  llüin.  7,  16  :  gavizneigs  im  vitöda  llom.  7, 
22.  auch  beim  alid.  gihengic  Avird  eia  solcher  dat.  stehu 
dürfen,     ahd.   nulfolgig  lien  N.  ßlh^,204. 

6.  haß,  festheit :  golh.  limj 6m  liafls  (niatrlmonio  junctiis) 
]  ('or.  7,  10.  ags.  segl  sule  fast  (resll  lixiis)  B.  3808;  hen- 
dum  fast  B.  1990.  28 3 2.  4168;  deddhhedde  fast  B.  5798. 
leijerhedde  fast  (ans  lager  gefesselt)  B.  2008;  deädhe  fiist 
B.  6086;  crüjtiim  fat  B.  4482;  \\ys,ehendum  fiist  B.  3753; 
stajmlum  fast  B.  5434;  vi/rtnvi  fast  (in  den  ^vnrzeln  fest) 

B.  2727.  C.  247,   19;  eordhun  fast  C.  248,  22;  vitum  fast 

C.  186,  17;  tirum  fast  C.  235,  27;  hremhrum  fast  (vepii- 
bus  infixus)  C.  177,  12;  häufig  erfolgt  auch  gleiclil)odeulige 
zusanimenselzimg,  z.  b.  lirfast,  vuldarfast.  einigemal  laut 
sich  jener  dat.  auch  ablativisch  fassen,  nhd.  fest,  an  oder 
in  etwas. 

7.  gemeinschaft :  thamma  gamaln  ist  Ivelvoi  y.oivov^.oxn. 
14,  14;  ganiuins  thizüi  vaiirtsai  jah  smairthra  alevabr*gniis 
vast  Gvyy.oivi'ivos  ri^g  QiC't/S  Jtcä  rf^g  iin'nijTos  ri^g  i-Aidui; 
lyl-vov  llom.  11,  17,  wo  man  (jamdins  elwan  ai'ich  für 
das  in  der  vulg.  gebrauchte  subst.  soclus  nehmen  d;\rf,  und 
dann  würde  die  consti  uction  den  subslantivischcn  beizi'.- 
zälden  sein.  ags.  iis  oder  i(nc  gem.une  (oben  s.  132.)  mhd. 
lins  allen  gemeine  Bari.  90,  29.    so  noch  nhd. 

8.  knnde:  vas  kunths  thamma  (jiidjin  Job.  18,  15;  Sit- 
num  manne  ni  kiuilh  vas  ilph.  3,  5;  cliüd  was  er  chön- 
nem  mannnm  Hild.  21;  cliüd  ist  mi  al  irmiiuliot  lli'id.  13. 
ags.  ne  vas  wie  on  modc  cudh  C.  164,  4.  iiihd.  und  nhd. 
liäufig ;    ebenso  bei  bekannt. 

9.  möfjlichkeit :  golli.  allala  mahtelg  thamma  (jaldithjan- 
din  iMarc.  9,  23;  nist  unmahleig  </J<<Aa  ainluin  vai'.rdc  Luc. 
1,  37.     nhd.  ihm  ist  alles  möglich,  unmöglich. 

10.  schuld:  gnlh.  skula  vai'illülh  sldita'i  Mallh.  5,  21; 
skula  fjativnmthdi  INlallh.  5,  22;  skula  däufhäu  INlarc.  14, 
64.  nimmt  man  den  sinn  von  verfallen,  obnoxius,  haf- 
tend an,  oder  den  substanlivischen  von  Schuldner,  ilcbi- 
tor,  so  nast  der  dat.,  auch  hat  der  lext  irnyoi:  ry;  yoi'ofi. 
wenn  aljer  sonst  der  gen.  steht  (s.  733),  wie  INlarc.  14,  64 
i'voyoi'  '\)aini'iov,  liclW;  sicli  eine  insir.  beileulung  denken, 
wozu  das  lal.  dignus  niorte  stimmt,  und  der  beim  ahd. 
wirdic  mit  dem  gen.  wechselnde  dat.:  wirdic  tude  T.  197, 
3.     ags.  mit  gen.  ealdres  scyldig  B.  4117. 


750  einfaclu'.r  fiutz. 

Wir    gelangen    lilerniit  zu    den    f.illcn  ^vo  ein  entscliled- 
iicr  instr. ,    cl.  ii.  l.il.  abl.  cünsJiuierl  werden   muß. 

1.  nleiclihcll :  merkwürdig,  daß  Luc.  7,31  Idf.  sowol  zu 
den»  veilxj  galeiUa  (o/iiotowo))  als  dein  adj.  'galeikai  den 
insir.  Itvc  {rlvi,  cui)  setzt,  und  in'clit  hvainnia,  \vie  er 
sonst  llianuna  hei  galeiUs  hat.  aber  aucli  im  lal.  Avird  bei- 
des gesagt  coniparaie  »licui  und  cum  ali(|uo;  nlid.  einem 
und  nn't  einem  vergleichen.  liiernach  ersclieint  eiii  goth. 
/lue  sijaiiia  galeikai  \(illig  staltlialt,  und  selbst  das  einlache 
leiks  schon  in  livi-ltilis  (grannii.  3,  46)  mit  dem  instr.  ge- 
bildet, nicht  anders  ist  es  um  das  alid.  hiiiol/h  bestellt, 
tili/}  gilichü  ü.  IV.  22,  28,  nihd.  al  diu  gelkh  Iw.  753 
befrenxk't  nicht. 

2.  (jriiWe f  klein/ieit.  icli  "svill  liier  die  prononunalfidle 
zuerst  angeben,  goth.  /jfelauds ,  Afaiva  nianags  (3,  46); 
ahd.  huro  niihhil,  Iniro  inaJiac,  Avenn  ich  dies  liueo  aus 
liwiu  CO  richtig  erklare,  goth.  vahsläu  leilils  vas  zfj  i)).iy.'ici 
niXQOS  rjp  Luc.  19,  3,  vgl.  das  lat.  |)arvus,  magnus  corpore, 
altn'.  litill  vexti.  mhd.  lieber  ein  gen.  (s.  730),  nhd.  die 
priip.:  gfoi^  klein  von  leibe,  an  leibe,  ahn.  inn  JiiKjoui 
sturi  (magnaninuis)  S.xm.  269i'  272^-»'. 

3.  heideidung :  gotl».  gaskohai  suJjom  vnod'e(h/ir''}'oi'g  üctV- 
ÖKiha.  j^larc.  6,  9;  gaskohai  Jnliim  vjioCly^üüptvni  rotg 
nod'as  E^uh.  6,  15.  nhd.  geschuht  mit  sandalen  ,  geschuht 
an  den  i  iißen ,  lauter  instrumentalbegrilTe  (s.  712);  ohne 
z%Yeirel  noch  bei  andern   ähnlichen  adj. 

4.  rciclitlneni ,  arnmt:  goth.  anstai  audahafta  -/.eyaonoi- 
plv)]  i'-.uc.  1,  28,  vulg.  gratia  pleua,  was  T.  3,  2  gebuno 
fulluge!;,eben  wird,  luiledans  rt/njJiH  (pauperes  spiiitu)  schon 
oben  s.  731  angeführt.  alul.  mhd.  entw.  mit  gen.  oder 
präp.;  nlid.  reicli  oder  arm  an  geist ,  an  gut.  so  hat  auch 
die  mhd.  spräche  bei  dem  verbo  riehen  den  gen.  (s,  674) 
anstatt  des  instr. 

5.  iveislu?it,  erfahriinef.  neben  dem  goth.  fröds  könnte 
ein  beslininiender  dat.  slehn ,  Avie  im  lat.  sapiens  corde, 
mente,  prudens  consillo  gesagt  Avii'd.  ags.  vintrum  frod 
(klug  an  jähren,  durch  das  alter)  Ben.  3446.  4223.  4548. 
C.  14t,  31;  dngrime  fröd  (numero  dierum  prudens  C. 
131,  9;  (jearum  frud  C.  143,  19;  missm-iim  frod  C.  104, 
30.  141,  16;  ii öd  fip-ndayitm  C.  65,  26;  %</e  frod  C.  117, 
23;  doch  fröd  on  ierhdhe  C.  200,  11.,  hierdurch  wird  die 
ansieht  s.  715  bestärkt,  daß  der  dat.  bei  fraihjan  (s.  695) 
ein    iiistrumenlaler    ist.      Ganz   verwandt    sind    die   begrilFe 


nonwil.     casus,     vom  iioin.  ahli.     inslr,      751 

von  alter  und  jugend:  ags.  vintrtim  geong  (jung  an  jähren) 
C.  174,  33. 

6.  hranhlicit,  ermattung.  alls.  umndon  siok  (vulneribus 
confectus)  IJel.  170,  28;  ags.  {Qovhhenniun  seoc  B.  5476; 
henmiui  seoc  13.  .5804.  C.  118,  29.  einmal  der  gen.: 
mödes  seoc  ß.  3205.  ags.  verig  (confectus,  lassus):  vun- 
dtini  verig  B.  5869;  hclUreyiim  verig  C.  5,  18.  Aviederum 
genitivisch:  sidJies  verig  (itinere  fessus)  B.  1152.  3586. 

7.  ruhtn.  ags.  dceduui  ruf  (virlulibus  clarus)  B.  5329; 
mode  ruf  (animo  clarus)  C.  192,  3;  doch  niudes  ruf  C. 
183,  28;  niägiies  ruf  B.  4163.  Imdhe  hreniig  (praeda  clarus) 
B.  247;  since  hreniig  (opibus  clarus)  B.  3760;  frätv^ttn 
lirenu'g  B.  4103.  synmiui  thriste  (peccalis  elatus)  C.  116,13. 
duyudimm  vlanc  (virlule  superbus)  C.  146,  8  ;  hors  liöjum 
vlanc(equus  ungulissuperbiens)ruuenlied.     vgl.  s.  715  gelpan. 

8.  mehriaKj  und  ahnahme.  altn.  harni  aukin  (gravida, 
eigentlich  aucta)Sivni.  139'.  golh.  %vird  11  Cor.  11,  24  lecau- 
QÜ'/.ovici  iraou  filav  (vidg.  una  minus)  gegeben  :  fidvör  tigiuis 
äinamnia  \  an  AUS  ,  bei  Lulher  vierzig  weniger  eins,  ^YÖrtlicll 
40,  denen  eins  abgeht,  mangelt,  gen.:  thiz(5  vanai  veseith  II  Cor. 
12,  13.     mhd.  niiner  krafl  ich  bin  worden  wan  Oswald  1783. 

Diese  beispicle  des  instr.  bei  adj.  mögen  geniigen,  viele 
davon,  und  andere  mehr,  waren  schon  2,  621.  622  an- 
gegeben, sie  ließen  sicl>  nur  aus  der  goth.  ags.  und  altn. 
Sprache  schöpfen,  nicht  aus  der  ahd.  luid  mhd.,  welche 
dafür  den  gen.  oder  priip.  verwendet.  hin  und  wieder 
tauscht  aucli  gen.  luid  dat.  im  ags.;  wo  aber  diese  beiden 
objectiven  casus  einander  begegnen ,  ist  ein  instrumenlaler 
dat.  zu  vermuten ,  kein  reiner  dat.  Wo  im  ahd.  neben 
einem  adj.  die  priip.  nitl  und  der  instr.  gebraucht  wiid.  liilU 
sicli,  wie  bei  dem  verbo  s.  708,  annclimcn,  daß  früher 
zu  einem  solchen  adj.  dor  bloße  inslr.  conslruiert  woi'den 
sei,  z.  b.  stuant  mit  tliiarmiduamü  reiiicr  0.  IV.  32,  5, 
d.  i.  virginilate  purus. 

Es  versieht  sich  daß  die  jiart.  der  verba  ,  von  welchen 
ein  inslr.  abhiingt,  ihn  ebenfalls  regieren.  den  wenigen 
s.  715  gelieferten  beispiclen  mögen  hier  andere  foI:;en  :  ags. 
(fh'dntn  forgiiinden  B.  5350;  since  licreafcd  J>.  54S9; 
heore  druncen  l>.  955.  1056;  v/ne  diuncen  l>.  2'.t33.  (\ 
94,  18,  vgl.  den  ahd.  gen.  bei  trunchnn  s.  735;  daulum 
gedvolrn  (".  116,  15;  ijimmnm  gefriitevod  C  3(?5,  20; 
mundum  bevnnilen  (manibus  comprehensus )  B.  6040; 
flwsce  bevunden  (carne  circnmdalns)  B.  4845;  virum  be- 
vundcn    B.    2055;    vt/nnnm    bevunden    C.   305,  2t;    vclan 


752  cinJacJier  salz. 

bevnrulori  (felicllate  clrcunulaliis)  C.  42,  2  *);  inld  vehin 
beviiiiiloii  (,'.  27,  10.  alln.  'jaijni  urdhü  tlieir  iL-gnir 
Sicm.  78«,  ^venn  man  feginn  luv  ein  part.  präi.  gellen 
lassen  will;  feginn  _/uHrZi  ockriim  (vgl.  l'aginun  s.  71.5); 
olboiin  vrrLjoin  iSieni.  2^9"^;  skiöldum  lliakidlir  4l>;  giuiu 
qrwHUiii   lauki  i^  u.  s.  \v. 

His  znlelzt  anfgespart  habe  icli  einen  lianplfall  des  instr. 
bei  adj.,   den  bei  comjxtralioeu. 

-sveiin  die  bescliallcnheit  zweier  gegenstände  vergliclicn 
werden  soll,  enls[)riMgen  eigenllicli  zwei  siitze:  die  sonne 
ist  grüUcr,  als  der  n'.oml  ist.  dieser  nielufaclie  salz  ver- 
stliwindel  nicht  durch  die  gewöhnliche  ellijjse  des  zweiten 
ist ,  wol  aber  durch  die  Verwandlung  des  zweiten  noni.  in 
einen  obli(juen  casus.  auf  ahnliche  weise  erzeugt  der  inf. 
einfache  sülze   aus   mehrfachen  (s.  91.) 

in  xvelchen  obliquen  casus?  die  griech.  spräche  Avahlt 
den  (jen.^  die  lat.  den  ahl.y  die  deutsche  den  instr.  oder 
an  dessen   stall   den  instrumentalen   dat. 

dai^  von  dem  eigentlichen  dat.  hier  nicht  die  rede  sein 
kann  sieht  man  leicht,  seine  subjeclive  nalur  taugt  niclit 
für  das  völlig  objective  gescliaft  der  comparalion.  es  folgt 
auch  aus  der  anwendung  des  lat.  abl.  und  des  gr.  gen. ,  da, 
wo  unser  dat.  einem  gen.  begegnet,  der  ablative  d.  h.  in- 
strumentale zu   verstehn  ist. 

wir  haben  gesehn,  daU  bei  dem  adj.  galeiks  neben  dem 
dal.  ein  instr.  erscheint  (s.  750),  wie  der  gleichung  wird 
er  also  auch  der  vergleichung  angemessen  sein. 

*)  warum  aber  gold  vdon  vimden  C.  116,  4.  258,  9?  es  wird 
»Inljei  auf  einen  älteren,  noch  unerklärten  bep;rir  von  rela  (felicitas, 
opes)  ankommen.  Wenn  B.  6100  in  der  draciieniioie  n;efnndeiie.s  gold 
der  Vorzeit  galdm  hevuiuU'ii,  mit  zauber,  in  zauber  pewundnes  lieilU, 
so  ist  das  ein  <ie}rensatz  zu  dem  im  besitze  des  meiisclien,  das  zum 
lieil  oder  glück  gewunden  ist.  das  gold  wurde  bei  Angelsaclisen  und 
Altsaclisen  überhaupt  häufig  runden  gold  genannt,  B.  2.387.  62()2. 
C.  124,  30;  ii'undan  guld  Hei.  16,  24,  weil  sie  das  metall  in  ringe 
(beägas)  zum  sclimuck  verarbeiteten,  hauptringe,  iiajsringe ,  armringe, 
ohrriüge  und  fingerringe;  solche  ringe  dienten  zu  geschenken,  zu 
tauscirn.id  kauf,  vgl.  wuntane  hougd  Hild.  32;  goltgewunden  (mit 
ring(?n  umwunden)  sper  Rol.  179,  7.  goldringen  mag  wie  Schwertern 
oft  zauberhafte  fertigung  zugetraut  worden  sein.  B.  2763  ist  für  vun- 
duni  guide  zu  lesen  vundenc  (Tliork.  vundini)  golde ,  nach  der  alten 
instrumentalform,  die  vom  dat.  vundenum  abweiclit,  und  auch  nocii 
sonst  bei  ags.  adj.  walirgenommen  wird,  z.  I).  orMr.*  sidlie  (altera  vice); 
niid  oodciindc  fultunie.  (unter  göltlicliem  beistand);  die  versuclite  ^iel- 
leicht  auch  auf  das  subst.  zu  erstreckende  accentuatiou  bleibt  proble- 
matisch, diesen  Überrest  des  ags,  iustr.  hatte  ich  s.  707  unbemerkt 
gelassen. 


nomen.     casus,     vom  iwin.  ahh.     insir.      753 

von  jenem  galeiks  waren  zumal  pronomina  der  instr. 
form  abhängig;  dieselben  pronomina  linden  sich  zu  com- 
parativen  ein,  vorzüglich  jenen  alterlhünilichen  adveibien, 
von  welchen  3,  589  11'.  gesprochen  wurde,  goth.  tlie  hal- 
dis  (eo  amplius)  Sk.  44,  16;  folglich  aucli  ihc  muis,  tlid 
mius ,  tlie  seilhs,  ahd.  dhl  halt,  mer,  min,  paz,  wirs 
(3,  591);  alls.  tldü  mer,  min,  bet,  les  (3,  592);  ags.  ihe 
ma,  bet,  las,  sei  (3,  593),  zuweilen  ihy,  z.  b.  thy  las  B. 
969  ;  tAy  spemra  B.  5755 ;    ahn.  thvi  heldr  u.  s.  w. 

aus  der  allgemeinen  vorneigung  hd.  mundart,  den  alle- 
ren inslr.  durch  den  gen.  zu  ersetzen  (s.  75U),  erklärbar 
ist  das  jenem  verdunkelten  und  ungelühlien  diu  pleona- 
slisch  vorgeschobne  des.  daher  entspringen  die  ahd.  for- 
nieln  des  diu  tiier,  min,  paz;  mhd.  desle  mdr,  min,  baz 
(3,  594),  desle  wirs  Parz.  369,  14.  \Yh.  156,  11;  nhd. 
desto  mehr  u.  s.  w.  oder  bedeutet  das  ahd.  ihes  thiü  tarv 
O.  I.  22,  47  etwas  anderes  als  das  l:)loUe  thi/r  mer  II.  16, 
34.  IV.  7,  69?  mit  gleichem  sinn  halle  ihes  mer,  was  frei- 
licii  nie  vorkommt,  köinien  gesagt  werden,  ich  linde  auch 
es  statt  thes  hinzugegeben:  e*'  Ihiu  wirs  (eo  pejns^  0.  1.  1, 
86,  falls  hier  nicht  der  gen.  bestimmter  auszulegen  isl. 

einige  ebenso  enlschiedne  inslr.  formen  des  übrigen  no- 
mens  zeigen  sich  beim  comp.  ahd.  Sid  UuzHil  (post  pu- 
sillum)  fr.  th.  IMatlh.  26,  73,  wenn  hier  sid  das  3,  591  ge- 
suchte adv.  comp. ;  dhü  chiminnerödes  inan  liuzelü  min- 
nerun  dhannc  got  (tiiinuisli  eum  paulo  minus  a  deo)  Is.  55, 
9;  miviltlü  min  (nihiio  minus)  gl.  Jun.  240.  alls.  lioboron 
mikil/}  liel.  50  ,  23;  inikilii  belera  (niullo  melius.)  alln. 
lengr  litlo  8;em.  208-^;  lillo  lengra  255^^;  mildo  belri  138'. 
in  allen  diesen  foi-meln  liegt  nun  keine  enlgegensetzende 
vergleichung ,  diu  mer  (eo  magis)  ist  nicht:  mehr  als  das, 
somlern:  um  so  mein-,  liuzilu  min  nicht:  wenigtr  als  klein, 
sondern :  inn  ein  kleines  weniger;  die  elgenlliche  coinp;i- 
ralion  kann  noch  ilaiieben  ausgedrückt  sein,  z.  b.  micliiiu 
pe/.iro  danne  ih  (nudlo  melior  ([uam  ego.)  ich  bemerke, 
daU  die  hd.  mundarl  auch  hier  gern  den  gen.  stall  »les 
inslr.  braucht:  eines  nu'u  dhanne  fimfzuc  jaro  Is.  61,  19; 
niicJdles  m6v  0.11.22,  32;  mhd.  mieltels  gerner  (bei  wei- 
tem lieber)  Rüge  456.  ähnlich  ist  schon  das  golii.  fih'ius 
mais  (mullo  magis)  II  Cor.  8,  22.  inslr.  oder  gen.  sind  in 
solchen  phrascn  zugäbe  und  nähere  beslininiung  lies  comp, 
nicht  das  durch  ihn    i)edingle  oljject  der  veigleicliung. 

Belege   fiii"  diesen  wiiküchen,    vom    comii,  reuin  icn   ca- 
sus slehu    aus    der    golh.  S[ir;n.lie  salls.iiu    v.w   gcbul  ;     es  isl 

\'j  b  b 


*754  o.'iiifdchc.r  sdtz. 

immer  der  noin.  tind  (tcc.  romp. ,  nie  der  gen.,  gosrliweige 
dat.  iniiiza  imiiui  JM.illli.  11,11;  inii)iii/.a  imma  i\au:.  7,  2^', 
sviiillio/aiis  inima  I  Vor.  10,  22  ;  in;'ii/ei  tlutim  Mair.  12,  31  ; 
iiiaiza  tltdvnna  i((ii(j>j(iii(lin  iMallli.  11,  11.  Luc.  7,,  28; 
maiza  alliu  unsaramma  Joh.  8,  53;  vairsizcl  tliizai  f'rii' 
mein  IMatlli.  27,  fi4;  luaizu  alläim  Joh.  10,  29;  mantujmui 
sparvatn  ballzans  Matlli.  10,  31;  inanagizu  aUüim  Ihnim 
allbnmslhn  jali  smidim  Marc.  12,  33;  inanagizeiiis  laik- 
iiiiis  thnunei  sa  tavida  Joh.  7,  31  ;  dvalillia  giillis  liaiidu- 
gu/.oi  inannaui  Kor.  1,  2.5;  frodözaiis  sxiiuim  liiiliadis 
Luc.  16,  8.  ferner  INlallh.  5,  37.  6,  26.  IMarc.  1,  7.  Luc.  9, 
13.  Joh.  8,  53.  13,  16.  14,  12.   15,  18. 

ahd.  mera  themo  tonfare  T.  64,  7;  niero  ist  liiio  T.  64, 
7;  ^virsero  themo  erireii  T.  215,  3;  mir  slrcngiro  (fürlior 
nie)  13,  23;  thes'u  nier  T.  17,  6;  nier  thesi'n  T.  238,  I; 
maniqc'n  s/Knvnt  beziron  hirut  ir  T.  44,  21;  IdiiUrur  leohte 
(luce  clarius)  Is.  27,  16;  cliczzila  niinnirun  steinniin  (lebe- 
tes  minores  olla)  gl.  Jun.  211;  beziron  t]>eru  iiiivarn  (jiiati 
(meliores  veslra  bona  indole)  0.  L  23,  50;  wizero  \snexve 
(super  nlvem  albus)  N.  ps.  50,  9;  scunero  nienniscuii  chin- 
din  (speciüsus  prae  fdiis  hominuni)  N.  ps.  29,  9;  Avaz  ist 
Lugelichera  wine'i  N.  Cap.  73  ;  chleinera  stitpfe  TS.  Ar.  43; 
niinniren  dincn  aiKjelis  N.  ps.  8,  6;  bezzer  siul  diiie  spunne 
demo  xviue  W.  6,  4;  smahere  demo  anderemo  lkc.fr.  or. 
1,  943;  waz  ist  suozere  dem  stauche  unseres  trehlines? 
Diut.  3,  24.      in  den   gedichten  seltner  als  in   der  prosa. 

ebenso  ags.,  in  der  prosa  fehlt  es  nicht  an  bcispielen  : 
mara  Johanne  falvihtere  Mallh.  11,  11;  niare  eallum  of- 
frunijnm  JMarc,  12,  33;  aus  B.  habe  ich  keiiis  angemerkt, 
933  steht  nach  betera   die  umsclireibung. 

die  alln.  poesie  bietet  aber  den  dat.  nach  comp,  oft: 
völlom  hiwri  Sa3m.  6^;  öllom  betri  218*;  ö7/om  belra  142^; 
andhi  betra   12*;   und  so  auch  die  prosa  allenlhalbeii. 

nihd.  ^vird  stets  umschrieben,  und  mir  ist  kein  fall  des 
dat.  nach  comp,  erinnerlich;  er  uiiiste  in  gedichlen  des  12 
jh.  gesucht  werden. 

Die  imtersuchung,  welclie  conjiuiclionen  zur  innschrei- 
bung  des  dativeu  instr.  *)  beim  comp,  dienen,  gehört  nicht 
liiei'her.  das  aber  muß  noch  angeführt  ^yerdcn ,  dali  im 
ahd.  einigemal  auch  der  gen.  statt  desolat,  neben  dem  comp. 


*)  wäre  der  walire  instr.  Mnttli.  5,  47  hfp  managizä  taujitli?  ri 
Tifiiianov  TioiHTf;  viilg.  f|iii<l  arn|)liiis  facitis?  liegt  im  gotli.  Are  soviel 
als  hra  the  (quid  eo  amplius,  was  mehr  als  das)? 


nomen.     casus,     vom  noin.  ahh.     acc.      755 

erscheint :  tiihi  ^vJse^o  eln(5r  (nie  excellentior)  N.  Blli.  220 
statt  mir  wisero,  vgl.  michiles  in^r  (s.  753.)  *) 

III.     Accusativ, 

nur  in  wenigen  und  seltnen  fällen  wird  abhängigkeit  des 
acc.  von  einem  andern  nonien  des  Satzes  behauptet  werden 
können,  er  ist  der  casus  des  verbunis,  wie  der  gen.  des 
Doniens.  da  wo  uoniina  ihre  angestammte  verbalkraft  be- 
sonders rege  erhalten  haben ,  mögen  sie  aucli  noch  den 
acc.  regieren. 

A.     Acc.  heim  siihstantiv. 

zu  vermuten  stände  er  neben  solchen  subst. ,  die  aus  ver- 
bis  abgeleitet  den  begrif  der  liandlung  jiersönlich  fassen, 
sich  also  last  wie  parlicipia  verhallen.  dahin  recline  ich 
hauptsächlich  die  schwaclilormigen  niasc.  gotli.  auf  «,  ahd. 
auf  o,  von  welchen  2,  616-618  gesagt  wurde,  daü  sie 
keinen  wahren  acc.  in  uneigentlicher  composilion  mit  sich 
zu  verbinden  vermöchten,  im  ahd.  Nviulrincho ,  lantuopo, 
im  mild,  vridebreche,  liehltrage  erscheinen  wjtn,  laut,  vride, 
lieht  kaum  als  leibhafte  acc;  ivin  trinchanli,  /«7if  uopanti 
wäre  annehmlicher,  gleich  jenen  ableiluiigen  a  und  o  slelm 
die  auf  areis,  aii,  aii. 

einzxuäumen  aber  ist  der  acc.  in  nach  gesetzten  subst., 
die  sich  zu  keiner  composilion  fügen  würden,  davon  mö- 
gen ein  paar  beispicle  voihauden  sein.  K.  40*  wird  ex- 
slirpator  substantiae  monasterii  verdeutscht  urriulto  e'ht  des 
monastres.  (5iit  für  den  gen.  ^hli  hätte  er  schwerlich  ge- 
setzt, wie  leicht  aber  ist  i  ausgefallen?  oder  wol  gar  unten 
an  das  t  geschrieben  ? 

mhd.  zerrer  gotes  roh  Berth.  327,  gewaltthiitige  die 
kirchen  inid  heiligen  ihr  gut  nehmen,  gottes  rock  abieilien. 
ci-  was  ein  lieber  beides  kraft  Suchen w.  13,56.  du  schlr- 
nicriiine  ijotes  haiilijetdt ,  du  süona'riiine  Cristen ,  Juden, 
Heiden  Ms.  2,  126'*,  wenn  sich  sciiirmen ,  im  sinne  des  nhd. 
besciiiiiiien ,  mit  dem  acc.  nachweisen  lälU,  gewöhnlich 
steht  es  mit  dat.  der  ])ers()n  (s.  68H.)  du  wcndirrinne  der 
weihe  val  Geo.  2  730.  sicher  aber  ist  man  des  aro.  den- 
noch niclit;  roU ,  kraft,  hantgelat,  val  können  gen.  sein, 
die  ihre  llcxion  abwerfen,  weil  ihnen  ein  andrci-  gen.  vor- 
ausgeht i*  vgl.  priss   bejac  s.  GG5.      ein  zugefügtei-  arl.  würde 


')   };l('icli    <i(T    ;4iii'ili.     j;|ira(lK'  .setzt   ilii-   .sl.uisrlif   iiiicli   ('onip     iloii 
ge/i,  (Dubr.   iiiht.   p.  (324. J 

Bbb  2 


756  cinfaclwr  salz. 

den    Zweifel    lösen:    zciicr    den   gotes  rok ,     was  ich    niclit 
belegen  kann. 

nehcn  andern,  unpersönliclien ,  subst.  läiU  sich  ein  sol- 
cher acc.  noch  weniger  erwaiien.  Wli.  IHl,  2  slehl:  ihir(h 
wer  lu/u  laut,  im  fem.  wer  (defensio)  miiste  tlas  verbuiri 
und  tier  davon  abhängende  acc.  loitwallen':'  Lachm.  niul- 
inaül  in  der  annierkung  tverii,  und  bei  diesem  inf.  würde 
sich  der  acc.  leichter  einlinden,  wie  Iw.  7736:  durch  behal- 
ten den  lip.  diese  structnr  ist  schon  s.  716  besprochen, 
den  dorl  gegebnen  beispielen  des  acc.  beim  snbstanlivischen 
inf.  füge  ich  eins  aus  einem  ungedrucklen  gedichte  Strickers 
hinzu:  du  liezest  din  Iwingen  »itc/tsin;  Parz.  522,  21  steht: 
wie  ist  iu  (oben  732)  tretens  inich  su  gacli.  noch  freier  ist 
das  \on  Suchenwirt  zweimal  gewagte:  durch  daz  sneiden, 
daz  dich  tet  Simeönis  swert  2,  70.  8,  231,  der  acc.  wird 
liier  sogar  in  einen  folgenden  relativsatz  übergeführt. 

B.     Acc.  hei  adj. 

Einige    adj.,    die    in    der    älteren  spräche  den  gen.  bei  sich 

haben,    nehmen  in   der  s])äleren   den  acc.  an. 

ahd.  bedeutet  anasihtic  visibilis,  unanasihtic  invisibilis 
N.  ps.  67,  16.  Ar.  87.  Cap.  162.  so  auch  nihd.  der  ansih- 
tige  tot,  den  man  vor  augeu  hat  (Oberl.  s.  v.)  wird  aber 
die  parlikel  an  abgelöst  und  dem  adj.  nachgesetzt,  so  con- 
struiert  sich  dieses  mit  dem  veibo  werden  in  der  activeu 
bedeutung  von  erblicken  (conspicere)  und  regiert  den  acc. 
des  objects.  wirt  er  mich  sihtic  an  JMorolt  2763  ;  wart  er 
mich  sihlic  an  INlorolt  3989  ;  wird  ich  den  (jarle.n  sihtic 
an  Laurin  b.  Nyerup  sp.  3 ;  werdent  si  dich  sihtic  an  Al|)- 
hart  248  ;  biz  si  den  (jrchven  roc  wart  sihtic  an  Orendel 
2098;  tlie  wart  man  scliier  da  sihtig  an  Suchenw^  20,  179; 
ich  wart  euch  schnelle  sihtig  an,  das.  23,  112.  nur  drei- 
mal finde  ich  auch  bei  dem  ungetrennten  ansihtic  den  sel- 
ben acc:  wirstu  in  ansihtic  Silrit  104,  4;  wer  sie  ansihtic 
v?il  werden  Laurin  sp.  2  ;  wenn  er  daz  xvilt  aiisihlig  wirt 
Suchenw.  26,  23.  keins  von  beiden  kommt  l;ei  den  Iicifi- 
sclien  dichtem  vor.  die  trenuung  noch  später  bei  II.  Sachs: 
sobald  er  mich  ward  sichtig  an  IV.  3,  7^ ;  ob  ich  mein 
tochter  wird  sichtig  an  IV.  3,  13*^  u.  s.  w. ;  Fischart  sagt: 
ihn  ansichtig  ward  geschichlkl.  217*  *).  nhd.  conslruieren 
wir  ansicJdiij  werden  mit  gen.  und  nüt  acc. :  sobald  mich 


*)  nicht  uniilinlicli :  etwas  ansprec/iig  werden  =  ansprechen,  wer 
«las  tiiot  11.  ansprechig  ist  (Ins  ander.  SciireÜJcrb  l'reib.  iirk.  n.  173 
(a.  1339.) 


nomen.     casus,     vom  nom.  ahh.     acc.      757 

die  räuber  ansiclitlg  wurclen;  die  absonderung  der  part.  ist 
iiuslaUlialt. 

hier  einspringt  nun  die  frage,  ob  der  acc.  von  dem  ia 
sichtig  enlhaltnen  begrif  sehen  oder  von  der  partikel  au  be- 
lierscht  werde?  für  letzteres  zu  sprecheuüscheint  die  Irenubar- 
Iveit  des  an,  welche  ganz  einem  im  verfolg  (vgl.  s.  767)  zu  erür- 
lernden  Wechsel  der  strucluren  gleicht,  jenachdem  die  part. 
an  dem  verbo  haftet  oder  davon  gesondert  wird ,  z.  b.  ahd. 
liilk  sich  beides  sagen:  äband  unsih  anageit  oder  uband  geit 
atia  unsili.  nicht  anders:  ich  wirde  dich  ansilitic  oder  ich 
wirde  dich  sihtio  an,  d.  h.  ich  wirde  sihlic  sehend, 
schauend)  ane  dich.  in  folge  dieser  erklarung  würde  die 
construction  der  partikelreclion  anhehnfallen ,  wegen  des 
laitrennbaren  nhd.  ansichtig  w^ar  ihrer  aber  schon  hier  zu 
erwähnen,  zur  bestätigung  dieser  Verhältnisse  gereicht  aber 
sehr,  daü  das  bloße,  nicht  mit  an  componierlo  sihtic  kei- 
nen acc,  vielmehr  den  gen.  fordert:  du  ich  ir  sihlic  wart 
fiagm.  43*^*),  luid  gerade  so  hat  das  nhd.,  die  part.  lüchl 
weiter  fühlende  ansichtig  den  gen.  zugelassen,  bloß  der  be- 
grif von  gewahr  (gnarus,  animadvertens)  steckt  ilarin. 

Auch  mit  dem  eben  genannten  (jeivahr  verbinden  wir 
nhd.  den  acc:  ich  bin  es  gewahr  worden,  ich  Mcrde  dich 
gar  nicht  gewahr,  mhd.  nur  den  gen.:  daz  es  ir  keiner 
wart  gewar  Iw.  107;  daz  er  ir  niene  wart  gewar  Iw.  3471?; 
daz  des  niemen  wart  gewar  Iw.  7806;  alls.  beispiele  s.  734, 
ahd.  bei  GralF  1,  908,  der  aber  das  bei  Schilter  falsch 
übersetzte  giwaro  0.  11.  7,  7  nicht  s.  910,  sondern  s.  917 
liätle  aulführen  sollen,  man  schreibe  giwaro  (re  vera) : 
was  iz  oub  giwaro  (erat  id  vere.)  auch  kein  mhd.  gewar 
mit  dem  acc.  darf  aus  Tit.  63,  1  geholt  werden,  wo  Lachm. 
(bis  richtige  gevivre  hergeslclll  hat.  das  nhd.  gewahr  wer- 
den  mit  seinem  acc.  steht  =^  gewahren. 

Anders  zu  beurlheilen  ist  der  nhd.  acc  bei  all:  z,7vei jähre 
all,  er  wird  zwölf  jähre  all,  das  hiinchen  ist  einen  taij 
alt.  die  früliere  spräche  setzt  den  gen.  (s.  730):  drier 
jare  alt  Wigal.  3763.  ferner  bei  adj.  des  maßes:  einen- 
/itU  huig,  hoch,  tief,  breit,  wo  wietler  der  ahe  gen.  (s.  730.) 
in  vielen  stellen  würde  sich  freilich  der  mhd.  gen.  und 
acc.  nicht  unterscheiden:  xvochen  lanc  \A  h.  99,  2;  siben 
vüeze  lanc  Alex.  6926.  ]Ms.  1,  98'\  jene  accusative  sind 
adverbiale,  vom  adj.  unabhängige,  wie  sie  in  allen  s|)rachcn 
auf   die    Trage  wie  lang':'    wie    hoch:'    u.  s.  W.   gesetzt    wer- 


*)  tlocii  Oswald  2(361$  do  die  Heiden  wuidcn  <//>    K/i.sicn  sihlic. 


758  einfacher    salz. 

(loii,  z.  b,  lat.  (liiodecim  aniios  naiiis,  iluos  pedes  loiigiis. 
diu  gen.  liiii;^t'yeu  Nvcrdeii  vom  adj.  bchcrsclil  und  sind 
darum  lehlialler.  dergleiclieu  acc.  können  auch  bei  aiidciu 
ailj.  und  pari,  stcdiii ,  wo  gar  keine  casusreclion  angenom- 
men wenlon  mag,  z.  b.  der  valer  ist  schon  drei  jähre  todt, 
verreist. 

wcrlli  (dignus)  regiert  noch  heule  den  gen.,  zu  xverlh 
sein  (valere)  fügen  wir  den  acc:  das  ist  keinen  heller 
wcrth ,  nicht  die  mühe  werlh  fne  vaut  pas  la  peine.)  ge- 
hört dahin  schon  das  mhd.  niht  f/iHi  wert  Wigal.  7575 
und  das   haufigero  pfeninc  wert  (spater  pfenwert)i* 

Conslruclionen    wie  die   gr.  ljot]v  c'.yuOÖs,    nöduc;  ojxj'S 
Kennt  unsere  spraclie  überhaupt   nichl,   und  einem   (fVi.ifios'' 
riva,  (fv^i/tos  ''iivd'vvov  ist,  nach  der  gegebneu  crläulerung 
auch    unser     einen     ansichtig     unvergleiclibar.       schon    der 
deutsche  acc.  bei  parlicipien  ist  sehr  beschränkt  (s.  644.) 


Die  ganzo  daretellung  der  nominalen  reclion  bestUligt, 
wie  seiir  dabei  der  gen.  überwiegt,  der  dat.  kommt  zu- 
meist bei  adj.  iu  betracht,  bei  subst,  nur,  wenn  ihnen 
etwas  von  dem  begrif  des  verbums  eingeprägt  ist.  der 
acc.  zeigt  hier  noch  engeren  umfang,  den  abl.  (instr.)  hat 
der  gen.  später  beinalie  verschkiugen,  wo  nicht  umschrie- 
ben  wird. 

selbst  neben  dem  seltnen  dat.  und  acc.  darf  sich  aucli 
der  gen.  gellend  machen,  und  stalt  des  dat.  pron.  das 
dem  gen.  verwandte  possessiv.  Ulf.  sagt,  zwar:  tliu  is 
thamma  siponeis ,  aber  lieber  thu  is  meius  siponeis,  als 
mis.  Rol.  149,  1  heißt  es:  der  Cristen  vorvehte  stalt  des 
dat.  den   Cristen. 


C.    PARTIKELRECTION. 

Den  hauptlhell  dieser  Untersuchung  bilden  die  präposl- 
tionen;  ihnen  sende  ich  einiges  über  adverbla,  conjunclio- 
nen  und  interjectioneu ,  insofern  casus  davon  abhängen, 
voraus. 

Wie  adj.  dem  subst.  haben  adverhia  dem  verbo  eine 
bestimniung  hinzuzufügen.  an  sich  also  wird  von  ihnen 
wenig  einlluU  auf  casus  des  salzes  zu  gewarlen  sein,  den 
schwierigen  unterschied  zwischen  nominaladverb  und  nomen 
hat   das    achte  cap.  zu   besprechen:   alsdann   erscheinen  uo- 


nomen.     casus,     von  partik.  ahh.  759 

niina  adverbial,  wenn  sie  weder  das  verbum  noch  das 
nonien  des  salzes  beherscht. 

1.  adv.  aus  obli(juem  casus  der  subst.  gebildet  können 
als  subst.  wiederum  den  gen.  regieren.  so  steht  neben 
ahd.  hiulu  pleonaslisch  noch  der  gen.  dacjes  (gr.  3,  138), 
das  nihd.  hiutes  lages  entspringt  aus  hiute  des  tmjes.  docli 
wird  es  wenig  beispiele  geben,  weil  adv.  etwas  allgemeines 
an  sich  tragen,  und  die  besonderheit  eines  abhäugigeu 
casus  ihnen  wenig  zusagt. 

2.  aus  adj.  geleitete  adv.  (3,  109  IT.)  können  den  gen. 
des  adj.  bei   sich  haben,    z.  b.  wenn    es  heiiit:    der  sne  lit 

Jiiozes  tiefe,  diu  sunne  stet  hounies  hö,  analog  dem  fuozes 
tief,  boumes  hoch,  aber  beispiele  werden  seilen  sein,  und 
goth.  überhaupt  nicht  aufzuweisen;  warum  sollte  aber  nicht 
gelten  bagniis  hauhaba?  oder  uiizdöus  valrthaba?  wie  lat. 
pracmio  digne,  dignius. 

3.  ich  führe  an  dieser  stelle  einige  zweifelhafte  slructuren 
an,  über  welche  erst  reichere  nachsamlung  entscheiden  wird. 

ahd.  mitlliiu  iz  späto  was  thes  stlhtti  Uujes  (cum  esset 
Sero  die  illa)  T.  230,  1,  wir  würden  sagen:  spät  am  tage, 
man  braucht  aber  tages  nicht  auf  spalo  zu  beziehen,  es 
kann,  wie  im  lat.  text,  ein  unabhängiger  casus  sein,  gleich 
zweideutig  ist  das  nihd.  eines  tages  vruo  Iw.  3704,  entw. 
in  der  frühe  eines  lages,  oder  an  einem  tage  früh.  Dlf. 
setzt  Marc.  11,  11  sogar  zu  at  audanahtja  visandin  nicht 
hveilais,  sondern  hvoibü. 

ndid.  so  Wiiu'e  ir  (eorum)  ungerade  gewesen  Tiist. 
16860,  eine  ungerade  zahl,  ungerade  ist  adv.,  keine  scliwache 
form,  wie  ich  1,  760  wähnte;  über  das  adj.  gerad  und 
ungerad  (par  et  impar ,  beim  zählen,  vgl.  gotb.  rathj»*, 
numerus)  liii^t  N.  Ar.  116  keinen  zweifel.  construierte 
man  nun:  unser  ist  gerade  (wir  machen  eine  gerade  zahl), 
iuwcr  ist  ungerade  (ihr  maclit  eine  ungciade)  i*  ungerade 
(adv.)  brechen  Anigb.  48^';  doch  Trist.  11960  diu  rede 
was  under  in  geiado.  ganz  verschieden  das  adv.  gerade 
(subito)  Troj.  22381.  23775,  ahd.  girado  T.  5,  8.  9,  1 
(wurzel   lirad.) 

nihd.  ia  ist  des  harte  lihle ,  dar  umbe  zürncnt  diu 
wip  (iindet  sich  leicht  stof,  lU'sache,  dorenthalben  w.  z.) 
]\ib.  809,  4j  swa  nüzze  scheint  diu  kindelin  da  mac  des 
lönes  lilile  sin  (da  fidlt  es  leicht  zu  lohnen)  Freie!.  127,  3. 
ez  ist  */('*■  lihte  bedeutet  also:  es  ist  eine  leichte  sache  darum. 

in  allen  drei  redensarlen  liiUt  sich  der  gen.  am  liig- 
liclisten    fassen,   wenn  mau   au  die   stelle  des  adv.  sich  ein 


700  einj'dclic.v  salz. 

siihsl.  Jenkl:  fipiile  zeit,  ungerade  zahl,  leiclilc  saclie.  der 
gniiul  des  gen.  liegt  also  im  adv.,  einen  IjIüU  iJarlilivea 
niöclilc  ich  uiclil  annclinicn. 

4.  adv.  der  vicllieil  oder  Wenigkeit,  die  mit  dem  neutralen 
acc.  erzeugt  werden  (3,  97.)  regieren  den  (jcn.  ich  bringe 
hier  die  s.  736  vorbehaltnen  belege  für  das  adj.  selbst  nach. 

viel.  gülh.  manatfeins  fdu  Luc.  7,  11.  9,  37.  Jüli.  12, 
12.  ahd.  lilu  liuto  0.  I.  1,  1 ;  lilu  manno  0.  I.  1,  31. 
V.  1,  1;  filu  knehlo  IV.  16,  3.  alts.  iviuidarlicas  lilo 
Ilcl.  2,  1;  fdu  Uudeo  3,  16;  fdu  wisaro  wordo  6,  20; 
tiras  so  filo  4,  15;  (jodes  fdu  43,  22-^  suUcaro  hoijno  fdu 
131,  21;  so  filu  xvintro  endi  siimaro  14,  10;  ndid.  vii 
d'uujes  Parz.  533,  15;  vil  wnzzers  \Mi.  445,  9;  vil  bejatjcs 
Troj.  14545;  Schimpfes  vil  Iw.  879;  du  m/iies  diiKjes 
weisl  alsu  vil  Iw.  7847;  mit  gen.  pl.  vil  siverle  Wh.  441, 
20;  vil  rv/he  Iw.  6296;  diese  überaus  gewöhnliche  con- 
slruclion  zeigt  sich  bis  ins  17  jh.  ziemlich  oft:  viel  fjuts, 
viel  dampj's ,  viel  leihs  und  dgl. 

wenijj.  goth.  leilil  beistis  fUMOu  Cpfif]  Gal.  5,  9.  ahd. 
luzil  eiijenes  hesmagmen  GialF  2,  318;  nilid.  des  loubes 
lützel  Iw.  614;  der  tvafenriemen  lützel  ist  Iw.  320. 

die  coniparalive  ebenso,  alid.  nl  drinku  ih  thes  re- 
bekunnes  niera  0.  IV.  10,  5,  wo  der  gen.  auch  partitiv 
auf  drinku  gezogen  werden  dürfte;  es  nierä  (mehr  davon) 
O.  I.  3,  30.  II.  3,  50.  12,  29.  20,  14.  111.  14,  46.  20,  125. 
25,  32.  IV.  9,  25;  iro  meru  0.  IV.  6,  9;  manno  merä 
IV.  8,  21.  mhd.  wird  dies  adjeclivische  mere  (ahd.  mera, 
goth.  niüizu)  vermengt  mit  dem  reinadverbialen  mer  oder 
me  (ahd.  mer,  goth.  mais),  und  beide  haben  den  gen.: 
tler  rede  mere  Iw.  2416;  mei-e  wandeis  Iw.  2289;  leides 
möre  Iw.  3135;  me  linte  Iw.  3286;  ir  me  Iw.  7260; 
Daniel  Wunders  mer  geschach  Ms.  2,  248^;  mer  (jeziiirjes 
Parz.  15,  14.  Ilartm.  verbindet  minre  und  m^  Iw.  6315. 
7711;  auch  minre  (ahd.  minnirä)  regiert  den  gen.  (in  den 
eben  angeführten  beiden  stellen),  nicht  aber  das  seltne 
min  (ahd.  min ,  goth.  minz.)  neben  dem  ahd.  mer  und 
min  weiß  ich  keinen  gen.  (denn  in  michiles  mer  oder 
min  8.  753  hat  er  andere  bedeutuug,  d.  h.  er  hängt 
vom  comp,  als  solchem,  niclit  vom  wortbegrif  selbst  ab); 
in  der  stelle  :  ni  ruahta  gommannes  mer  0.  I.  16,  8  von 
ruahta,  nicht  von  mer.  allerdings  aber  findet  sich  der 
gen.  bei  dem  alts.  mer,  zumal  thnn  mer  (goth.  thanamais): 
mer  Jirimverco  Ilel,  53,  3;    helido  ihau  mer  1,  11;  ti'ero- 


nonien.     casus,     von  parlik.  abh.     gen,      '^ß\ 

des  ihan  in(5r  26,  4;  thero  wordo  thaii  iner  29,  15;  Uudeo 
llitin  iner  il,  2. 

golh.  uibai  luanagho  vairlliilli  izvardizus  aaraihteins 
lav  fn)  TifQicaivoy  ij  dr/.aioovi"}]  v/iiojv  iiltiov  (viilg,  nisi 
abundaverit  juslilia  \estra  plus)  INlaüh.  5 ,  20 ,  wörtlich: 
wenn  eurer  gerecliligkeit  nicht  ein  melircres  wird. 

zum  golli.  neulr.  ffiinoh  (nuihinn)  Joli.  16,  12  würde 
sich  auch  ein  gen.  schicken,  ahd.  knuog  mauujero  saldoii 
N.  Bill.  68;  tero  heidero  gnuog  N.  liih.  71.  alts.  ödes  ge- 
nug, ivelono  IM.  64,  12;  werodes  genug  16,  18;  weluno 
genug,  sinkas  102,  13.  mhd.  belege  im  wb.  zu  l\v.  s.  143. 
nhd.  manns  genug,   geldes  genug. 

gewöhnlich  aber  verliert  der  nhd.  gen,  bei  allen  diesen 
würlern  seine  llexion  :  niehr  inut,  mehr  <jtld,  wenig  glück, 
ein  wenig   aUietn^  genug  tveiii. 

5.  gleich  dem  interrogativen  pron.  (s.  737)  haben  aucli  die 
daraus  gebildeten  ortsadverbien  den  gen.  bei  sich,  noch 
nhd.  wird  gefragt:  woher  des  laudes?  woher  des  iveijes? 
in  der  älteren  spräche  gewis  häufiger,  ich  liabe  nur  einige 
belspiele  angemerkt:  wannen  bistu  der  lande?  iMorolt 
2136;  und  neben  dem  unbestinunten  mit  so  versetzten 
pron.:  swar  ich  landes  kcre  Ms.  1,  173^;  swar  er  der 
laude  kanne  Ms.  2,  230''.  inibedenklich  also  auch:  wa  Jer 
lande?  iibinam  terrarum?  ahd.  waiiana  lanles  tliu  sis?  0. 
IV.  23,  31;  SU  war  gu  er  /a«fe5  giangl  0.  iV.  8,  6.  hier- 
nach lassen  sich  golh.  ahnliche  coiigtiuclionen  mit  Sicherheit 
voraussetzen,  vgl.  lal.  cpio  (ubi ,  iinde,  usquam)  locorum, 
terrainim ,  gentium?  aber  auch  liic  (huc)  viciniae  (hier 
in  der  nachbarschafl),  illiid  horae ,  warum  niclit  bei  deut- 
schen   demonslrallvadverbien? 

Conjuncllonen  und  interjeclionen  gehl  im  gründe  der 
casus  nichts  an.  sie  treten  in  die  rede  ein  und  lassen  je- 
den sonst  woher  abhängigen  casus  unmiltelbar  auf  sicli 
folgen,  z.  b.  nach  der  liinler  comp,  geselzlen  jiarlikel  dan 
oder  als  mögen  alle  casus  slehn ,  welche  die  conslniclion 
erlordert :  er  ist  aller  als  ich;  Ich  crwiihne  Hoher  sein  als 
dein;  ich  gebe  mehr  dir  als  ihm;  ich  liebe  ihn  stärker 
als  dich. 

Die  conjuncllon  der  ausnähme  und  aussclillefiung  stoßt 
aber  einigemal  an  das  gebiel  iler  piiijjui^ilioii ,  und  begehrt 
dann  auch  einen   besllnimlcn  casus. 

in  folgenden  slellen  ist  das  goth.  iilja  (3.  187)  rein 
conjunctionell ,    ändert    also    am    casus    nichts:     ni    hvashun 


702  einfacher  satz. 

lliiiilliclgs,  alja  alns  gntli  ovi^Ui^uyad^os,  f.1  fir]  eTg  o  ^t't^  Marc. 
10,  18.  ijiic.5,  21;  bki|)  anlliar  ni  vas,  alja  aiii  7i).on'(ntov  ä).'/.o 
OV'A  ^jV,  ei  [ii]  tv  Joh.  6,  22;  ni  tlianaseilhs  aiiiulmii  ga.-^rli- 
vnii,  alja  lesu  ainaiia  ovy.hxi  ovfihni  ki()ov ,  u/.Xu  %ov  lt~ 
oovv  ftövov  Marc.  9,  8;  iiist  valdufiii  alja  fram  gullia  ov 
yuQ  iortv  t^ovalu  ei  fu]  uiio  -O-tov  Koni.  13,  1;  du  ainö- 
liiin,  alja  in  Saraipla  iiQug  ovd'tfiluv ,  ei  jti}]  eis  ^'  Luc.  4, 
26;  nisl  mein  du  giban,  alja  ihaiinei  nianvilh  vas  ovx  i'OTtV 
efiov  d'ovvui,  uXX'  ois  t'^iol/iuöTut  INIarc.  10,  40. 

Avenn  es  aber  LeilU:  jiist  antliar  alja  imma  ov'a  I'gtiv 
uXXos  nXi]V  avTOV  Marc.  12,  32,  so  sieht  alja  als  prap.  mit 
dem  dat.,  denn  nach  der  bloiien  conj.  würde  I5  gefolgt  sein. 

das  mit  alja  gleichbedeulige  niba  dient  nur  als  con- 
junclion:  ni  vaiht  bigat,  niba  lauf  ov(^lv  eioev,  ei  fU]  tu 
(fivXlu  Marc.  11,  13;  ei  vailit  ni  neriieina  niba  lirugga  aiiia 
Iva  firjö%v  ai'ov)Oir  f  ei  /<?;  Qußdov  fwvov  Marc.  6,  8  u.  s.  w. 

ebenso  erscheint  die  ahd.  parlikel  dno  als  coiij.  und  als 
priip.  in  erster  eigenschaft  kann  sie  jeden  casus,  \vie  er 
durch  das  \orhergeliende  bedingt  ist,  hinler  sich  haben, 
namentlich  den  nom.,  belege  bei  Graf!  1,  283,  284.  als 
priip.  regiert  sie  selbst  einen  casus,  gewöhnlich  den  acc, 
zuweilen  den  dat.  (Graff  1,  28.5.  286),  einmal  auch  den 
gen.,  was  Graff  unbemerkt  laiU :  äiie  sin  (praeter  eum) 
N.  ps.  141,  2.  hiernach  mag  nemo  praeter  eum  ,  wenig- 
stens bei  N. ,  auf  dreifache  weise  gegeben  werden,  con- 
junclionell  eine  er  (ps.  44,  3j,  prapositionell:  eine  sin  (ps. 
141,  2),  dne  in  (ps.  17,   32.) 

das  mhd.  dne  ist  fast  nur  prap.  mit  dem  acc,  z.  b. 
ane  Tybalden  \Mi.  266,  9;  doch  gibt  es  noch  beispiele  der 
conj.  mit  dem  nom.:  äne  Feirefiz  unt  der  hciriic  A\h.  45, 
15;    ane  der  Berncere  Dietr.  5261. 

umgekehrt  wird  das  mhd.  nitvan,  %van  beinahe  imn)er 
als  conj.  gebraucht,  in  einer  einzigen  stelle  regiert  es  mit 
präposilioneller  kraft  den  gen.:  den  schätz  weiz  nu  nieman 
wau  got  unde  min  Nib.  23.08,  3,  wo  eine  h«-  sogar  ane 
für  wan  gibt.  die  formel  lautet  sonst:  got  und  ich  Trist. 
4151.  Eschenburgs  denkm.  415,  altengl.  no  wight  save  god 
and  he  C.  T.  6075,  vgl.  mylhol.  12.  auf  min  statt  ich 
führte  schwerlich  nur  der  reim ,  es  klingt  in  den  worlen 
leicht  schon  ein  alid.  'ano  got  unde  min'  wieder.  (jot 
könnte  man  versucht  sein  für  einen  altertliümlichen  gen. 
(s.  464)  zu  nehmen,  ist  es  nom.,  so  erscheint  die  con- 
struction  gemischt,  got  zu  der  conj.  wan,  min  zu  der  präp. 
gehörig,      noch   ein    ausweg    wäre,    den    gen.   abhängig  zu 


nonien.     casus,     von  partii-.  ahh.  763 

machen  von  nieman  (s.  739),  wie  Nib.  1196,  2:  ob  ir  zen 
Hiuneu  lici3let  nieman  daiine  niin  ,  getriwer  miiier  mage 
linde  oiich  der  niinen  man;  liier  aber  niüclite  ich  die  ge- 
nitive  von  ha-let  (s.  647)  regieren  lassen,  bei  nieman  sieht 
■\vol  ein  })arliliver  gen.,  in  unsern  beiden  stellen  drückt 
nun  das  iiiigelheilte  ich  ans.  auch  wäre  zu  denken,  daü 
1196,  2  die  conj.  danne  präpositioneil  mit  dem  gen.  ver- 
bunden würde,  gleich  jenem  ivau.  von  Casusmischung 
führt  Lachm.  zu  2308,  3  andere  beispiele  an,  ich  werde 
darauf  zurückkommen. 

diese  schwankende  grenze  zwischen  präp.  inid  conj.ver- 
rathen  uns  deutlich  zwei  exceptionspartikeln  der  heuligen 
spräche,  das  nhd.  auWer  und  das  engl.  hiit. 

wir  sagen  nhd.  sowol  präpositioneil:  das  weiß  niemand 
außer  uiir  vuid  i/«mj  als  conjunclionell :  d.  w.  n.  außer 
ich  und  er.  dio  engl.  conj.  but  entspringt  bekanntlich  aus 
dem  ags.  butau  (be  ütan  3,  263),  das  häufig  als  präp.  gilt 
und  casus  regiert,  statt:  there  is  none  olher  but  he  konnte 
früher  einmal  auch  gesagt  werden  but  hini  (beside  him), 
wie  ags.  nis   odher  büton   hiui  Marc.  12,  32. 

Von  den  interjectionen  liabe  ich  liier  besonders  zwei 
zu  erwägen:  wol  und  weh!  beide  sind  einander  nicht 
völlig  parallel,  wola,  wela  ist  mehr  adv.  (3,  603.  604),  we 
bloße   inlerj.,    subslantivischen   Ursprungs    (3,   292.) 

wo  hat  gewüiuilich  den  dat. ,  wol  den  acc.  der  pers. 
neben  sich ,  aber  auch  ein  notn.  der  person ,  und  aui^er 
dem  persönlichen  casus  ein   (fcu.  der  sache   folgt. 

nom.  oder  vielmehr  voc.  bei  wola,  im  zuruf  und  iu!)ol: 
tvola  druhtin  m/ii!  0.  I.  2,  1.  6,  16;  wola  kitid  iliiiri, 
foras(i(jo  märil  0.  1.  6,  16,  wie  heil  heiro!  accl.uiiiert 
wurde.  auch  freundlich  tadchul :  wola  didnpiniialc  l  (o 
stulli  corde!)  0.  V.  9,41;  ivola  tiimhc  iuii  lazte !  l.  2L*7,  1. 
wo  blol^er  ausruf  des  redenden,  nehme  ich  im  zwcifcl 
(d.  i.  wenn  die  llexion  nicht  enlscluMdel)  lieber  den  acc. 
an.  ein  altn.  nom.  ist  nicht  ganz  sicher:  vel  eh!  verdha 
ek  ä  fitjom !  (wolan !  wäre  ich  wieder  auf  den  beineii !) 
Sfcm.  138",  die  copenli.  ausg.  erklärt  vel  von  velja  (öligere), 
vel  ek,  eligo,  opto ,  velim;  die  schwed.  übersel/.ung  faßt 
es  auf:  väl  mig,  auch  ich  ziehe  die  pnrlikel  vor,  halle 
aber  vel  nicht  für  benc ,  sondiM-n   für  tMii;e'! 

ein  golh.  klageiules  väi  iU !  könnlc  slalt  gefunden  ha- 
ben, vgl.  vainags  (s.  1.  für  vainans)  ik  inanna!  lu/.ichKoffo^ 
tyio  c(v{)q(ii7I()c;\  liom.  7,  24.  mhd.  ii'<'  Ich  vil  lumber!  INls.  1, 
76'' ;  d  WC  ich  armer  JVls.  t,  145^  ;  inv/  ich  unwise  l'.n.  12026. 

beim    ahd.  mhd.  wola,    wol  lindet   sich  der   persönliche 


704  einfacher   satz, 

acc.  oft:  wohl  ihm  tjilhuiini!  0.  IV.  9,  19;  so  7Vola  thie 
sine  Uu'tjnna!  0.  IV.  2?)  22;  so  ivola  nan  tlicr  lliar  ist! 
ü.  IV.  5,  40;  iiilul.  SU  11'«/  den  tjthorncn ,  tlcr  daz  scol 
"ariKMi  Diiit.  3,  70;  wol  mich  (13.  s(j  \\o\  mich),  daz  ich 
"elcbcl  h;ui  Nib.  649,  1;  i'nvul  si ,  daz  se  ie  inuoler  \varl ! 
J'arz.  12.S,  25;  wol  /n  ,  der  diz  verdienen  Uan  W  igal. 
1265.  5400;  wol  mich  ^  daz  ez  mir  ie  geschach  Wigal. 
4783;  ^vol  dich,  du  kleiuez  vogelltn !  huiides  not  9;  %vol 
mich  ,   daz  ich  dich   funden  hau   l'rib.  Trist.  1852. 

schlier  der  dat.:  tvol  doch  der  imioter  diu  in  truoc 
Parz.  164,  19;  wol  dir  süezeu  hin  de  !  Trist.  3160.  nlid. 
überall  mit  dat.:  wol  mir!  wol  ihm!  etwas  anders  ist 
der  dal.  nach  dem  adv.  wola :  thir  \voIa  ist  0.  V.  22,  16; 
ir  ist  wola   N.  ps.  37,  21   (Graii  1,  832). 

das  goth.  vai  liat  den  dat.:  väi  Ihus!  INTatth.  11,  21. 
Luc.  10,  13;  väi  izvis!  Luc.  6,  24;  väi  thäim!  Marc. 
13  17;  väi  izvis  thäim  ijaheiijam!  Luc.  6,  24.  ahd.  wc 
iu  T.  23,  1;  WC  dir!  T.  65,  2;  wc  themo  mau!  T.  158, 
6;  we  demo!  N.  ps.  18,  12;  ive  dirro  tverlte!  N.  ps.  68,  4. 
mhd.  belege  3,  292. 

einmal  der  acc. :    oive  mich  gotes  armen  !  Nib.  2090,  1. 

daß  beide  formein ,  wol  mich  und  'ive  mir  gern  das 
prüt.  ward  zu  sich  nehmen :  tvola  ward  thih  lehenli  joh 
ijilonhenii!  0.  1.  6,  6;  wola  ward  thia  lebenta  0.  IV. 
26,  36;  mir  waid  xvc  0.  V.  7,  37;  ward  menningan  2ve 
0.  II.  6,  27;  xve  ward  thi!  Hei.  113,  6;  wol  mich  wart 
Wigal.  8954;  ist  schon  s.  175   dargellian. 

warum  wola  den  acc,  we  den  dat.  neben  sich  hatte:* 
der  unterschied  gleicht  dem  bei  den  impersonalien ,  ein 
ahd.  mich  giwirdit  ist  s.  229  aufgeführt.  da  aber  nicht 
nur  mich  ward  wola,  sondern  auch  mir  ward  we  vor- 
kommt ,  scheint  die  abweichende  rection  bloß  in  der  von 
wola  und  we  gelegen.  das  wol  (subst.  wola,  ags.  wela 
s.  752)   umgibt  einen,  das  weh  widejfährt  einem. 

beide  formein  lassen  gen.  der  sache,  wie  jene  imper- 
sonalia,  zu.  mhd.  so  wol  mich  dirre  m(ere  Aib.  443,  1. 
469,  1;  nu  wol  mich  mfner  vröuden  jNib.  1655,  l;  wol 
uns  d/'n  ]Ms.  2,  248^;  wol  iuch  der  minnen  gehe  Llr. 
Trist.  1779;  so  wemmir  shies  tödes  Diut.  3,  93;  owc 
des  ivankes  cod.  pal.  361,  70^;  owi  miner  staufjin  Roth. 
1695;  owe  der  schienen  oinjen  Flore  1843;  owe  danne 
schu'ues  wihes  -Ms.  2,  81^;  we  mir  dises  leides  Nib.  953, 
2;  owe  unde  heiu  hei  m/ns  herren,  den  ir  sluoget  Parz. 
407,  16;  owe  nn  des  mordes  Wh.  401,  30.  ahd.  su  we 
in  (eis)  io  thes  lihes  !  Ludw.  licd.     ganz  ähnlich  den   con- 


noincn.     casus,     von  priip.  ahh.  765 

strnclioneu  der  verba  mit  gen.  der  saclie  neben  acc.  und 
dat.  der  person. 

Ach  iclil  ach  mich!  ach  miner  tage!  (3,  295)  sind 
ebenso  aufzulassen, 

Merkenswerth  das  dem  v»^ola  und  -Nve  gern  vorausge- 
schickte  50. 


Präpositionen. 

Die  einen  casus  bedingenden  advcrbia  erinnerten  an  nonu'na, 
casusregierende  coniuncliouen  und  iiiteriectionen  führen  uns 
unmittelbar  auf  die  präposilionen ,  in  deren  bereicli  sie  ei- 
nigenial  streifen. 

Wälirend  adverbia  Unabhängigkeit  Im  satz  behaupten, 
conjunctionen  auf  die  Verknüpfung  einzelner  glieder  des 
Salzes,  hauplsäclilich  aber  mela-erer  salze  luiter  einander 
gerichtet  sind ,  erscheinen  piüposillonen  als  wesenlliclies 
dement  des  einfachen  salzes.  conjunclionen  sind  gelenke 
der  rede ,  in  den  präpositionen  liegt  ein  großer  lliell  ihrer 
muskelkraft. 

nur  ein  tlicil.  als  die  ilexionen  des  nomens  voller 
waren,  erreichte  das  verbuni  eine  menge  seiner  beziehungen 
auf  das  nonien  allein  durch  die  casus.  dieser  ausdruck 
war  der  unmittelharslc  und  wirksamste.  die  lilthauische 
xuul  slavische  spräche  entwickelt  unsere  geniliv  und  daliv- 
veiliiillnisse  in  dem  weiteren  Spielraum  ,  den  sich  vier  im- 
terschieilne  casus,  genitiv,  dativ,  inslrumenlal  und  localiv 
gebihlet  haben;  in  der  finnischen  spräche  ist  noch  eine 
größere  casuszahl  vorhanden.  daraus  ergeben  sich  viel- 
fache, höchst  lebendige  begrifsbezeichniiiigen ,,  welche  wir 
zu  umschreiben  genölliigt  sinil.  lungokelut  ist  den  roma- 
nischen Zungen  selbst  die  gen.  um!  dal.  Ilexion  crstoihen, 
so  daß  sie  dies  verhiilhiis  lu'rgcnd  andei'S  als  mit  hilfe  von 
priiposilionen  auszudrücken  vermögen;  cap,  ,5  hat  darucMlian 
wie  auch  unsere  spräche  dieselben  lloxionon  ah/uiciicn  hin 
und  wieder  geneigt  ist.  ob  aber  casu&llexiouen  eigcnllich 
aus  cinverlcililon  |)ni'likelii  entspi-ungen  waren  :'  die  pr;i|). 
äußerlich  eine  frülicr  innerlich  am  worle  seihsl  vorge- 
gangne  Operation  wieilerhoU  :'  dürfen  wii-  hiei"  völlig  daliiu 
gestellt  sein  lassen;  und  auf  jeden  fall  Mcihl  schon  die 
sinnliche  unbewusle  wirkung  dem  worle  angcwaclisner 
Partikeln  verschieilen  von  ilem  sliiiker  anflrelenden  an- 
spruch  ihm  unvereinigt  voigeselzter.  die  |)i;iposili()n  vr- 
woiloil  den  ausdtuck  und  schleppt  ihn  ofl,  jene  Ilexionen 
brachten   dei-   rede   Kürze    und    i;edriiiu;enlieil. 


j(]C)  e'iiifacher  salz. 

von  ilor  andcTii  seile  soll  gcslandcn  ^vpr(lpn,  tln(^  der 
\ielia(li('ii  Nvt'iicliiiig  des  gcdanUciis  die  vorllieile  iler  lle- 
xiuii  ducli  iiiclil  liiiireiclicii,  daU  sie  Zweideutigkeit  ver- 
anlfissen  können,  weil  die  gewolinlieil  des  beliolfensten 
juisdnuks  noch  liinlcr  der  niannigfnltigkelt  des  siuns  und 
der  auslegung  sleliu  blcihl  und  das  streben  des  spracligei- 
stcs  iiarli  klarlieil  und  sicliciiing  des  Verständnisses  immer 
znnimml  *).  sclion  in  der  iilloslen  zeit  haben  daher  pra- 
posilionen  zu  bezeichnen,  ergänzen  und  erweitern  gesnilit, 
was  die  llexionen  entweder  gar  nicht  oder  nur  unvolisliin- 
di"  ausdrücken.  anfangs  traten  sie  neben  der  casusiorjn 
auf,  im  verfolg  konnte  diese  form  verringert,  selbst  auf- 
"e"el)cn  werden,  weil  ihre  bedculung  durch  jene*j)arlikclii 
vertreten  wurde,  so  zeigt  sich  die  priip.  zuerst  noch  im 
geleil  des  instr. ,  der  frülier  ohne  sie  denselben  begrif  aus- 
drückt hätte,  welchen  er  nun  eine  zeillang  mit  ihr  ausdrückt; 
bald  aber  scheint  die  besondere  llexion  unnütz,  und  die 
dalivische  durch  jene  priip.  bestinunle  zugleich  auch  das 
instrumentalverhiilliüs  darzustellen  geschickt,  den  romani- 
schen sprachen  wurde  last  jede  llexion  entbehrlich  (s.  438) 
laid  die  priip.  trat  an   deren    platz. 

Alle  Präpositionen  reyieren  casus.  syntactisch  be- 
trachtet stehn  aber  erst  piiip.  und  ihr  casus  zusammen  dem 
llectierten  nomen  gleich,  das   sie  ersetzen. 

Zuweilen  behaupten  sie  sich  ganz  frei,  und  mit  adver- 
bialer Wirkung,  im  salz,  z.  b.  in  den  redensarten  bei  leibe, 
mit  frouden  und  allen  solchen.  In  der  rege!  aber  vermit- 
teln sie  die  beziehung  eines  verbums  oder  andern  nomcns 
auf  das  von  ihnen  regierte  nomen.  wenn  es  heilU:  ich 
rede  zn  dir,  es  ist  einer  von  uns,  bringen  die  priipositio- 
nen  zu  und  von  die  begriile  reden  und  einer  in  bezug  mit 
dir  und  uns.  hier  finden  sie  sich  zwischen  dem  lierschen- 
den  woit  des  salzes  und  dem  beherschten,  und  man  kann 
sagen,  daß  dieses  zwar  unmittelbar  von  ihnen  ,  zugleich 
aber  auch  von  jenem  verbum  oder  nomen  abluinge,  wie 
die  durch  den  prüposilionellen  ausdruck  vertretnen  bloßen 
(lexionen  davon   abhiengen  **). 

Eine  Untersuchung  der  prapositionen  wäre  leicht  abge- 
than,    die    bloß    den   casus  anzugeben  hatte,    den  jede  ein- 


•)  die  alte  sprnclie  trift  was  sie  erreiclit  auf  das  }rli'nklifliste,  alier 
mauclies  entgeht  iiir;  die  neue  ixaiiii  iiiclit  iiielir  so  scharf  uetti-ii ,  sie 
will  nur  im  ganzen  niemals  felilen. 

")  ich  sage  dir  =  ich  rede  zu  dir;  unser  einer  =  einer  >on  iius. 
goth.  gilt  beTdes:  qvath  imma,  qvath  du  iiunia. 


noineii.     casus,     von  prap.   ahh.  7(37 

zelne  regiert;  in  den  romauisclien  sprachen,  avo  keine  ca- 
sus weiler  beslelin,  Aviirde  dajnit  noch  gar  nichts  ausge- 
richtet sein.  Es  ist  also  unumgänglich,  die  präposilionen 
ganz  in  derselben  weise  wie  die  ohne  sie  auftretenden  ca- 
sus, zuerst  die  mit  dem  verbuni ,  dann  die  mit  dem  nomen 
conslruierlen,    zuletzt  die  adverbialen   zu  behandeln. 

Da  es  der  praposilion  wesentlich  ist  casus  zu  regieren 
lind  jene  mediation  zwischen  dem  herschenden  wort  und 
dem  regierten  casus  zu  übernehmen,  so  erscheinen  diesel- 
ben Partikeln  die  sonst  präpositionen  sind  andremal  als 
baare  adverbia.  Ja  in  gewissen  fallen  laiU  sich  ein  satz 
mit  der  jn^ij}.  in  einen  wenig  verschiednen  mit  dem  adv. 
verwandeln^  z.  b.  ich  schaue  an  den  himinel,  ich  schaue  den 
himmel  an.  dort  wird  der  acc.  himmel  unmittelbar  von  der 
präp, ,  mittelbar  von  scliauen  regiert,  hier  luunittelljar  von 
schauen,  dem  das  adv.  an  hinzutritt,  dort  ist  schauen  in- 
transitiv, hier  transitiv.  ähnlich  wechseln  der  priipositio- 
nelle  intransitive  ausdruck  und  der  accusativische  transitive, 
z.  b.  ich  wohne  in  dem  haus  und  ich  bewohne  das  haus. 

TV^elche  casus  werden  von  präposilionen  regiert?  an 
sich  alle  und  jede  obli([ue,  nicht  aber  gleich  häufig.  wie 
nemlich  der  eijenllii'he  dat.  als  der  freiste  und  persön- 
lichste in  der  rede  erscheint  (s.  684.  704.  746),  beugt  er 
sich  auch  am  seltensten  imter  das  joch  der  präpositionen, 
imd  eine  so  fein  gebildete  spräche  wie  die  lat.  kennt  über- 
all keine  präp.  mit  dem  dat.  dem  gr.  und  deutschen  dat. 
bei  präp.  lälU  sich  nicht  immer  ansciin ,  ob  darunter  der 
echte  dat.  oder  abl.  (noch  genauer  ge.s[)rüchen ,  ein  dat. 
iustr.  oder  loc.)  gemeint  sei.  auch  die  lilth.  und  slav. 
spräche  constriuert  den  eigentlichen  ilal.  nur  mit  wenigen 
präp.  die  gewidmiichslen  piiip.  casus  sind  ohne  zwcilel 
acc.  und  abl.,  d.  h.  initer  aMen  die  objectivsten.  den 
(jen.  regieren  ziemlich  viel  gr.,  wenigei"  slav.  und  deutsche 
präpositionen,  wiederum  keine  Int.  die  bcsciu-änUung 
sämtlicher  lat.  ])i'ä|).  auf  die  reclion  lU^s  acv.  und  ahl.  zeigt 
sich  noch  in  dem  vorwalten  der  roman.  präp.  a  r=  nd 
luul  de,  welche  zur  Umschreibung  iles  dal.  unil  gen.  ge- 
reichen *),     während    die    ilal.    mund.ut    auiU'rdem    durch 


*)  pidiicisniPti  sind  (Ins  cnp;!.  /o  unH  of,  niil.  aan  und  mit  zur 
linisclirciliiiiifi  des  dal.  und  pen.  ins  idid.  ist  <liescs  i-oii  nur  zum  tiieil 
pedrnnfioii,  dns  a/i  last  «jar  iiiclit,  wiewol  sich  die  oi^oiiliiclic  ver- 
wcndmifr  der  iiräp.  fiii  mit  der  dat.  iiins(liroil)nnp:  lieiiilirt.  die  nen- 
nord.  inuiidartcn    l)eNtalii'le    ihr    angehängter  ait.  davor,  doch    Ntird    im 


768  einßicJwr  aalz. 

ein  coiiihiiiicrlcs  da  z=z.  de  ad  (s.  4.''.'j)  das  al)lalivvcili;iltiits 
iialicr-  (Mieiclil. 

I'iir  die  vorhin  aiisgesprocliiie  hcliaupluiig ,  da(i  die 
recliüiKskrall  in  der  j)ia|).  niclil  allein  liege,  sondern  durch 
das  verbuni  des  salzes  mil  bedingt  werde,  slreilet  oll'eidjar 
das  vermögen  vieler  |)r;i|)osili()nen  zwei  oder  gar  drei  casus 
zu  regieien.  gienge  die  reclion  lediglich  von  diesen  paiti- 
keln  selbst  aus,  so  würden  sie  in  jeder  läge  bei  demselben 
casus  behairen;  da  ihr  bezug  aul  lias  verbum  sie  in  ver- 
schlednes  licht  stellt,  so  ist  klar  dai^  eben  dadurch  ihr 
einlluU  aul"  den  casus  modiOciert  oder  beslininil  werden 
müsse.  Ks  sind  aber  zwei  liauplriclilungen  welclie  hier  in 
betracht  kommen  :  beivefjiui(j  und  ruhe,  jene  pflegt  dmch 
den  acc,  diese  durch  den  (localen)  abl.  ausgedrückt  zu  wer- 
den, so  erfordern  inisere  prap.  in,  an,  auf,  bei,  übei-, 
laiter,  hinter  den  acc.  oder  (localen)  dat.,  je  nachdem  sie 
mit  einem  verbo  den  begrif  des  bewegens  oder  des  ruhens 
bezeichnen  wollen:  in  das  belt  gehen,  in  dem  bett  liegen, 
an  tisch  gehn,  am  tische  sitzen,  den  romanischen  sprachen 
ist,  mit  dem  casus,  diese  Unterscheidung  geschwunden: 
andar  in  lelto ,  star  in  lelto,  se  meltre  au  lit,  elre  au 
lit,  aller  a  table,  etre  a  table,  bloß  durch  die  wähl  ver- 
schiedner  verba  und  präposilionen ,  nicht  durch  casus  be- 
werkstelligen sie  den  genaueren  ausdruck ,  z.  b.  entrer  au 
lit.  unser  laufen  in  den  wald  laid  laufen  in  dem  wald 
scheidet  die  begrüfe  einfacher  und  reiner  als  das  franz. 
courir  a  la  foret  mid  courir  dans  la  foret. 

die  hergebrachten  benennungen  der  bewegung  und  rulie 
sind  hier  beibehalten ;  eigentlicher  Avürde  man  sageu  das 
hin  und  da,  weil  auch  in  dem  räum,  nach  dem  angelangt 
sein,  die  bewegung  statt  findet:  gelni  auf  den  berg,  auf 
dem   berg,  schwimmen  ans  ufer,   am  ufer. 

überhaupt  aber  ist  diese  zweifache  reclion  nur  an 
priipositionen  zulässig,  die  ich  anderwärts  (2,  472)  die  po- 
sitive reihe  zu  nennen  vei-sucht  habe,  während  bei  denen 
der  neijativen  einförmig  ivoher?  wovon?  gefragt  und  be- 
ständig der  abl.  gesetzt  werden  muß.  sie  machen  sich  zu- 
mal  beim  passiv  geltend. 


däu.  zuweilen  mit  til  und  af  umsclirieben,  besonders  vor  adj.  übrigens 
werden  im  engl,  und  nnl.  pron.,  das  noch  (iexionen  bewahrt,  jene 
präp.  vor  den  miinnlichen  und  weibliclien  dat.  gesetzt:  to  liim  ,  of 
bim,  to  her,  of  her;  aan  hcni ,  van  hem,  nan  haar,  van  haar;  wie 
im  franz.  ä  lui,  de  lui,  ä  eile,  d'elle.  beim  neutr.  Iiingegen,  wo 
kein  franz.  Vorbild  galt,  steht  der  acc:  to  it,  of  it;  aan  het,  van  het. 


noinen.     casus,     von  präp.  ahh.  769 

welter,  das  princlp  dieser  doppelreclion  selzt  neulrale, 
intransitive  verba  voraus,  in  deren  begrif  das  liin  und  da 
unbestiujnit  gelassen  ist,  und  die  sich  eben  erst  durch  präp. 
lind  casus  näher  bestimmen,  sobald  sie  an  sich  bestinin)t 
sind,  öderes  durch  parliUeln  Averden,  nehmen  sie  transitive 
natur  an  und  regiereu  dann  nur  einen  festen  casus,  und 
hier  macht  sich  wieder  jener  Wechsel  zwischen  präposilio- 
nellcm  und  adverbialem  ausdruck  geltend,  verba  wie  in- 
trare,  iugredi,  eingehn,  golh.  inngaleithau  können  nur  den 
acc.  oder  eine  präp.  mit  acc.  regieren. 

jNichl  alle  ursprünglich  beider  casus  fälligen  präp.  schei- 
nen sich  aber  diese  freiheit  erhalten  zu  haben,  sondern 
einzelne  bloß  dem  acc,  andere  bloß  dem  abl.  zugefallen 
zu  sein.  * 

es  läßt  sicli  nachweisen  ,  daß  bei  folgenden  drei  präp. 
die  acc.  reclion  in  der  allen  zeit  noch  vorhanden  war, 
und  allmälich  erlosch. 

das  goth.  at  regiert  den  acc.  in  drei  stellen  :  at  tnaürcjin 
vm'irthanana  Trcmias  yi-rofii-vr^s  IMatlh.  27,  1 ;  at  mel  to) 
VMiQÖ)  INlarc.  12,  2;  at  dulUi  paska  1  fj  loQzij  rov  vruoya 
Luc.  2,  41.  in  vielen  andern  steht  der  dat.,  der  auch  ahd. 
gilt,  beispiele  des  ahd.  «z  mit  dem  acc,  sämtlich  bei  un- 
lleciierten  superl.  neutr.,  verzeichnet  (jralf  1,  524;  gl.  ker. 
174  bieten  auch  dar  az  erisld.  at  inid  az  entsprechen 
dem  lat.  «f/ ,  welches  allein  den  acc,  keinen  abl.  zulälU, 
merkwürdig  aber  gereicht  das  romanische,  aus  ad  hervor- 
gegangne  u  zur  imisclireibung  des  dat.,  steht  also  dem  goth. 
at,  alid.  az  mit  dem  dat.  zur  seite.  man  setze  in  jenen 
beispielen  ein  nhd.  auf  mit  dem  acc:  auf  den  morgen, 
auf  das  fest,  auf  das  erste;  der  begrif  des  acc.  scheint  so 
passend  wie  beim  lat.  ad.  das  ahn.  at  regiert  den  acc.  in 
der  bedcutung  von  nach,  hinlei'. 

goth.  du  mit  acc.  hat  sich  nun  zweimal  entschieden 
vorgelunden :  du  thanei  nemiith  anabusnins  71  fo)  ov  tXu~ 
ßeii-  i'vro)Ms  Col.  4,  10,  vulg.  de  quo  accepislis  mandata; 
bi  izvis  jah  du  thans  vntQ  t'jmöv  VMt  twv  Col.  4  ,  13, 
wo  vniQ  niit  zwei  golh.  präp.  liinter  einander  ausgedrückt 
wird,  vulg.  pro  vobis  et  pro  his.  IVüher  bekannt  war 
schon:  ei  dislahiada  hvarjizuh  du  seimi  'iyu  nynn-:i lOx'h'Te 
iyAiaios  */(,'  7CC  idia  .loh.  16,  32,  in  welcher  stelle  ich  einen 
gen.  pl.  seina  doch  nicht  aus  der  elli[)se  von  gardim  (s.  26l) 
erklären  mag;  warum  sollte  das  golh.  du  nicht  auch  in 
der  bedcutung  von  ei's  den  acc.  regieren  können?  schwer 
läßt    sich    ahd.   joner    sinn   von   -jieQi   luid  t'^ffo   nachweisen, 

C  c  c 


770  ein f (icher  sctiz. 

man  vergleiche  etwn :  daz  si  in  zi  zelchanc  ,  zi  hllide  (pio 
signo,  exeinplo?),  freilich  iil)orall  mit  dem  dal.  (CJralT  praj). 
264.)  K.  setzt  al)cr  für  das  lat.  ad:  ze  inuit,  ze  di/iy  ze 
nahtal)aiid  nnia<;eM  (schwerlicli  ze  naht  aljaiidmiiasen  :'j,  ze 
J'iwistunlli/iluiz  ttltar  (Gralf  präj).  242.)  einige  hedenklitlie 
ze  sik  sind  s.  326  angeführt,  ich  glanhc  aber,  daU  icJi 
oben  s.  t04.  105  den  wirklichen  acc.  in  dem  inf.  hatte  an- 
erkennen sollen,  der  mit  du  verbnnden  wird.  in  dem 
goth.  du  ß'ijöny  du  sitan,  und  überall  so,  kann  dn  nichts 
anders  als  tlie  wirkliche  priip.,  der  inf.  aber  nichts  anders 
als  ein  im  nentr.  unverandeiliches  accusatives  suijst.  sein, 
aus  diesem  du  frijun ,  das  genau  dem  romanischen  ad  amare 
entspricht,  IlieUt  also  ein  wichtiger,  unverwerilicher  grund 
für  die  früher  vorwaltende  construclion  des  du  mit  dem  acc.'^) 
im  ahd. ,  wo  die  rection  des  zi  mit  dem  dal.  sich  vollends 
entschieden  hatte,  nuiste  nothwendig  ein  datives  zi  inin- 
nonne  ^  zi  sizanue  erscheinen,  obgleich  luis  der  Ursprung 
des  NN  damit  noch  nicht  aufgedeckt  ist.  derselbe  trieb 
wirkte  die  verlauschung  des  acc.  gegen  den  dat.,  der  auch 
aus  dem  lat.  ad  me  ein  franz.  a  moi  gemacht  liat.  ollen- 
bar  waltet  analogie  zwischen  dem  deutsclien  und  romani- 
schen prapositionalinf. 

goth.  vüth  und  den  acc.  kann  icli  nicht  belegen ,  aus 
milhthanei,  der  partikel  (3,  166)  ließe  sich  etwa  ein  frii- 
lieres  Verhältnis  zu  diesem  casus  folgern,  aber  der  ältere 
ahd.  und  ags.  acc.  ist  unbezweifelbar  (oben  s.  707.)  die 
ags.  stellen  sind  häufig  genug ,  Beov.  5300  mid  minne  gold- 
gifan  (una  cimi  domino  meo,  opes  mihi  praebente),  wo 
kein  niinuni  darf  vorgeschlagen  werden,  das  altn.  medh 
fordert  den  gen.  wenn  Sachen  mitgeführt  werden,  oder 
personen  gegen  ihren  willen.  vgl.  das  gr.  /iteTCi  mit 
dem  acc. 

Drei  casus  abhängig  sind  von  der  goth.  präp.  in,  acc. 
dat.  gen.,  jenaclidem  wohin?  wo?  weshalb?  gefragt  wird, 
das  ahd.  «i.  erscheint  mit  dat.  acc.  luid  instr. ,  wenn  nicht 
dat.  und  instr.  zusammenfallen.  das  altn.  at  regiert  dat. 
acc.  gen.     mehrere  slav.   präp.   beherschen   drei  casus. 

Die  innige  Verbundenheit  der  präp.  mit  ihrem  casus 
ergibt  sich  theils  aus  dem  ahd.  imd  noch  mhd.  brauch  beide 
aneiuanderhängend    zu    schreiben  (wie  wir  heute  zwischen 


*)  an  der  gegebnen  erklärung  von  du  viganna  ändert  sich  darum 
norh  nichts ,  wiewol  das  NN  seitsam  stimmt,  aber  ein  verbum  vio-an 
fehlt ! 


nonwu.     casus,     von  prc'qj.  abh.  "JJX 

parlikel  und  iiif.  die  präp.  zu  ungelrennt  setzen),  theiis 
aus  dem  hindeniis  das  der  aii.  fand,  zwischen  präp.  und 
subsr.  einzudringen  (s.  388.  398.  413.  423.  426.) 

Wie  alle  präp.  aus  sinnlichen  raiunhegrijfen  erwach- 
sen, dann  aber  inanigfach  auf  abslracte  Vorstellungen  aus- 
gedehnt worden  sind,  lehrt  die  ganze  folgende  abhandlung. 

Bevor  jedoch  die  rectioii  der  präp.  vorgetragen  werden 
kann,  sind  beinerkungen  über  die  bedeutung  der  vorzüg- 
lichsten niitzutheilen. 

In  regelrechter  Stellung  vor  allen  andern  linden  sich  die 
präp.  in  und  ns,  ana  und  af,  da  sich  in  zu  us  verhält 
wie  ana  zu  af,  niuU  sich  auch  in  zu  ana,  wie  us  zu  af 
verhallen,  in  bezeichnet  das  inwendige,  us  das  ausweu- 
dige,  ana  die  Oberfläche,  af  das  ihr  abgewendete,  was  aus 
dem  Wasser  ist  kann  nicht  in  aber  noch  an  ihm  sein,  was 
ab  von  dem  wasser  ist,  ist  auch  aus  ihm  weg.  in  und 
aus  enlhalten  also  einen  stärkeren  begrif  von  Verbindung 
und  trennung,  an  und  ab  einen  schwächeren.  die  lal. 
spräche  luiterscheidet  zwar  ex  und  ab,  läßt  aber  in  für 
in  und  ana  gelten,  auch  in  unsern  dialecten  mischen  in. 
und  ana  sich  mehr  als  us  und  af;  das  ags  om  ,  eigentlich 
ana,  muß  später  auch  in  ersetzen,  das  die  ältesten  denk- 
miiler  noch   haben. 

mit  feinem  geiiihl  wird  das  gr.  eig  r7]V  yeiga  und  sig 
mvc;  nod'ug  (vulg.  in  manum,  in  pedes)  gotli.  unterschieden 
in  handu ,  ana  futuns  Luc.  t5,  22,  weil  die  band  den 
ring  in  sich,  der  fuß  den  schuh  nur  an  sich  nimnit.  Lu- 
ther setzt  beidemal  an  y  die  ags.  version:  on  his  haud, 
tu   his  futum. 

gülh.  usvundun  vippja  jah  galagldcdun  imma  ana  luiubid 
.loh.  19,  2;  allagidcdun  ana  ina  thaurncina  vipja  Marc.  1.5, 
17  ;  wie  noch  nbd.  eine  binde  an  oiler  inn  das  haupt 
legen.  das  alul.  sazlun  sie  imo  in  hoiilut  U.  IV.  22,  21 
Scheint  weniger  gut.  alts.  höbhidband  hardaro  thonio  an 
waldand  Crist  scllean   ilel.   165,   19. 

statt  des  goth.  andnam  ina  ana  armins  selnans  f/V  t«^ 
uyxä'Ai^Q  avioi)  Luc.  2,  28  lalU  sich  auch  in  seine  arme 
denken,  weil  sie  an  sich  ziehen,  inid  in  sich  schließen; 
mluk  an  ir  arme  lac  Parz.  131,  4;  ei'warmen  an  iweien 
ainien  l'arz.  136,  2;  sluh  in  brusis  seinos  ti^  ro  ci)]>'hni; 
avioü  Luc.  IS,  13,  bei  liUlher  an  seine  brüst,  wie  alts. 
hugi  buri  an  is  brooslum   llel.   118,   9. 

der  Gothe  sondert  in  hiniina  inh  ana  airtli;ii  tv  ci'- 
QCiVtü  xta  tut  lijs  yfjS  IMallh.  6,  10.    I'.ph.  3,  1.5.   Col.  1,  16, 

C  c  c  2 


772  einfacher  sdtz. 

was  die  lat.  Version  in  coelo  el  in  terra,  und  danach  T. 
34,  6  in  liiniile,  in  erilu  gibt;  in  erdo  so  in  liiniilc  N.  lilli. 
33,  \iing(.'kclirt  golli.  zweimal  ana:  ana  liiniinain  jah  una 
airlliai  llpli.  1,  10.  Col.  1,  20.  dagegen  noch  im  12  jh.:  in 
denie  hiniile  unde  an  der  erden  Hartni.  v.  d.  gelonben  231. 
US  hiniina  Juh.  6,  31.  32.  33;  slihna  us  liiniiiia  Luc.  3,  22, 
Slibna   ^lS   tbainma  nwihniin   Marc.  9,   7;   «/'hiniina  l'Ihess. 

4,  16;  obana  ah  hevane  Ilild.  30,  wofiir  Laclini.  obana 
fona  hevane;  obana  Jou  lilrnile  0.  Sal.  31;   alts.  aflar  qnam 

thar  %vürd  fon  hiniile,  hlud  fon  tliem  höhon  radura  Hei. 
30,2;  Jon  iheniu  wolcne  quam  helag  stenine  llel.  96,  23; 
ahd.  quam   engil  ir  hiniile  0.  I.  5,  3. 

gewölinlich  heiUt  es  goth.  usiddja  in  faiVguni  Luc.  6,  13. 
9,  28;  afiddja  in  iairguni  Job.  6,  1.5;  ussuiig  in  l'airguni 
Marc.  3,  13 ;  aber  auch  usiddja  ana  fairguni  Joh.  6,  3 ; 
ustauh  ins  ana  fairguni  JMarc.  9,  2 ;  der  text  bot  allent- 
halben eis  to  Öqos.  beide  präposilionen  lassen  sich  er- 
klaren, in  fairguni  ist  liier  nicht  in  den  berg,  sondern  in 
das  gebirge ,  vgl.  in  allai  bairgahein  Luc.  1,  65..  dem  ana 
f.  entspricht  das  gaggan  af  fairgunja  INIalth.  8,  1.  IMarc.  9,  9. 
Luc.  9,  37.  Gal.  4,  24,  niemals  'm5  ,  wozu  auch  u:i6  20V 
ooovs  nicht  verleitete  ,    wie  vielleicht  jenes   eig  zu  in. 

gaggan  in  skip  IMatlh.  8,  23  ;  atsleigan  in  skip  INIatth. 
9,  1;  galeithan  in  skip  Älarc.  4,  1;  inngaggau  in  skip 
INIarc.  5,  18;  gaggan  us  skipa  INlarc.  5,  1,  weil  der  innere 
schifsraum  gemeint  wird,  dagegen  vas  ana  nutin  {uil  tf] 
nf)V/(ry,  "na  vaggarja  iTJi  t6  Tioogyerpälcdov  JMarc.  4,  38. 
so  unterscheiden  alle  übrigen  dialecfe  das  wirkliche  gehii 
oder  steigen  in  das  schif  von  der  bloßen  anniiherung  an 
das  schif. 

in  aulhidai  Job.  6,  49,  ana  authidcii  Joh.  6,  31.  Luc. 
15,  4,  beides  für  iv  rfj  tgri/iio ,  ana  äulhidum  iv  talg 
iQt'jfioiS  Luc.  1,  80;  ana  authidus  liUC.  1,  16.  8,  29;  in 
bezeichnet  die  mitte  ?der  gegend,  ana  die  bloi^e  stalte  des 
aufenthalts.     in  waldes  einöle  0.  L   10,  28. 

brigg    ana    diupilha!    tiinvüytcye    eis    to    ßi.<.doc\    Luc. 

5,  4;  ussteigands  in  hauhitha  dvafjtls  tis  vHJog  Eph.  4,  8. 
in  diupilha  wäre  dort  falsch  gewesen,  da  nicht  die  innere 
tiefe,  sondern  die  Oberfläche  der  tiefe,  die  stelle  wo  das  ge- 
wässer  tief  ist  verstanden  wird,  ana  hauhitha  wäre  gleich 
statthaft  gewesen,  wir  sagen  richtig  in  die  höhe  steigen, 
uns  in  den  über  uns  gebreiteten  räum  erheben,  urruus 
US  hauhithai  Luc.    1,   78. 

wir  schreiben  in  bücher  und  lesen  in  büchern  ,  aber 
an   das  bret  und  an  dem  bret.      da  vor   alters   runen    auf 


nomen.     casus,     von  prcip.  ahh.  773 

die  fläche  des  slabs  oder  Steins  eingeritzt  wurden,  so  lieiiit 
es  altn.  liann  reist  runir  ä  kefli ,  und  rista  «  hialti  Iiiörs, 
d  horni,  ä  lufa,  «  slafnl,  ä  berkl,  ä  skildi  u.  s.  w.  Siem. 
194.  195.  196,  nalürlich  aber  t  vini  oh  i  virlri  196^,  wenn 
das  lieilige  zeichen  in  wein  und  gewürztes  hier  gemacht 
wurde,  ich  möchte  aus  der  älteren  runschrift  deuten,  daß 
UlF.  sagt  gakunnan  *)  ana  bokoni  uvayivowy.eiv  iv  tfj 
ßiß).w  INIarc.  12,  26;  alts.  an  buoc  scriban  Hei.  1,  9  =*•*)'; 
an  cruce  scnban  Ilel.  166,  19;  was  an  iro  <3u  gescribau 
Hei.  117,  21;  ahd.  an  demo  Fristen  salmen  ist  kescribeu 
N.  ps.  39,  9;  an  steinen  tubilun  (in  tabulis  lapidels)  ke- 
scriben  ward  N.  ps.  90,  12.  mhd.  in  zaldlosen  stellen  bei 
schreiben  und  lesen  die  präp.  an  statt  des  nhd.  im  eiu 
rilter  so  geleret  was,  daz  er  an  den  buochen  las  swaz 
er  dar  an  geschriben  vant  aH. ;  diu  vil  liebe  las  dar  an 
swaz  dar  an  geschriben  was  Amur  1222;  an  den  buochen 
las  Iw.  22;  daz  ich  dar  an  geschriben  vant  En.  11118; 
waz  im  dar  an  (im  brief)  was  enbolen  En.  10828;  an 
disem  brieve  stuont  niht  me;  an  disem  brieve  er  nüit  meu 
vant  Parz.  77,  19.  andere  stellen  meuien  nicht  biicher 
und  briefe,  luid  da  würden  wir  auch  heute  die  präp. 
in  vermeiden:  diu  schrift  «>iie  gräl  Parz.  796,  18;  ame 
grale  man  geschriben  vant  Parz.  818,  25;  diu  schrift 
um  seil  Tit.  163,  4.  164,  4;  da  Lese  ich  an  164,  3;  ge- 
schriben an  der  strängen  165,  1.  Bei  gameljan ,  das  den 
(jotlien  mehr  an  die  mit  röhr  bemahlten  und  be/eiduieten 
pergamentblätter  gemahnen  musle,  als  den  Sarhsen  sein 
vritan ,  den  Alemannen  sein  rizan  (exarare) ,  sagt  er  zwar 
in:  gamelid  in  bukum  Luc.  3,  4.  in  viluda  Luc.  2,  23. 
10,  26.  1  Cor.  9,  9;  in  Esaiin  praulelau  IMarc.  1,  2;  doch 
auch  noch  ana:  gamelida  izvis  «Ha  thizai  aipisiauleiii  1  Cor. 
5,  9;  gamclilh  ana  praulctum  Job.  6,  45.  die  alid.  Über- 
setzer können  bei  dem  in,  (las  ihrem  lal.  tcxt  cMlspnchl, 
kein  bedenken  haben:  chiscriban  i«.  dhero  slbuii/.o  tradun- 
gum  Is.  23,  3;  in  gencsi  25,  22;  in  psalmöm  73,  2;  in 
haubide  dhes  libelles  41,  8;  in  goles  ^wu  '1".  7,  2.  die 
ungezwvmgnere  spräche  behielt  das  alle  an  noch  lange,  als 
schon    kein    grund    dafür    vorhaiulcn    war.      0.  111.    17,  36 


*)  lesen;  niiakiiiiiian  II  Cor.  3,  2;  .sonst  aucli  .siggvan  \aic.  4,  16. 
E|)l).  3,4,  was  eigentlicli  laut  lesen,  <!;akniinnn  still,  mit  den  an^oii 
lesen. 

")  der  Saclise  daelite  bei  buk  noch  nielit  reelit  nn  ziisnmmonj^e  ■ 
Itfjte  biälter:  lejjHa  im  ena  bOk  an  barm  7,  12,  vom  :inaxidi  i\  yolls 
.sjjilda,  des  Zacliarias. 


'77'4  e'infacJier  salz. 

li.it:     in  erdii   reiz,    \vtMl    der  fiiincr    in    den  boden    slriehc 
macht,  er  würde  <ina  steine,  anu  slabc   gesa^^t   lialicn. 

goth.  in  Jilaiva  tlialei  ushulucla  anu  staina  fv  fiv};/ifl(p 
0  tXaro/iiijOtv  fv  lij  •Jitiau  INlatth.  27,  60,  weil  zwar  in 
ilcn  felsen  ,  aber  auch  bloii  an  der  felsenwand  einge- 
haiien   wird. 

aus  diesen  beispielen  mag  die  sclieidung  und  bcriibrung 
der  präp.  in  und  una  genugsam  erhellen,  beinerkenswertli 
ist  noch  N.  ausdruck  ('ap.  93  :  laz  siu  an  drin  niazon  ge- 
etant,  ih  nieino  in  lengi  unde  in  breiti ;  von  der  schwä- 
cheren priip.  geht  er  alsbald  über  in  die  sliiikere.  da  wo  es 
der  blohen  Hache,  wand,  seile  gilt  wiid  an,  wo  dem  in- 
uern,  der  mitte,  in  vorgezogen. 

US  hat  nun  da  zu  stehn,  wo  in,  af,  wo  ana  gesetzt 
wird,  und  so  verhielten  sicli  us  himina,  ms  skipa ,  af 
fairgunja;  in  augin,  US  augin  Luc.  6,  42;  us  baürg,  in 
baürg  Luc.  2,  4.  weil  wir  heute  sagen  in  das  bett  gelin, 
iju  belle  liegen,  heilU  es  auch  «ms  dem  belle,  die  ältere 
Sprache  braucht  lieber  an,  wievvol  ahd.  in  imn  belle  ne 
st?go  ih  N.  ps.  131,  5;  aber  golli.  «««  ligra  ligandan  IMatlh. 
9,  2;  ana  ihammei  lag  Luc.  5,  2.5;  ags.  o«  bed  slige  B.  1346  ; 
mhd.  si  smouc  sich  an  daz  bette  Parz.  194,  4,  spranc  an  daz 
bette  Parz.  131,  2;  an  daz  belle  sitzen  Iw.  1216;  ah  dem 
bette  l\v.  1231.  goth.  sltands  «m«  fulin  Joli.  12,  15;  ana  thanima 
ainshun  nisat  IMarc.  11,2.  Luc.  19,  30;  ags.  ou  vicge  sät  B.  570; 
altn.  «  SIeipni  södhul  um  lagdhi  Sfenj.93'';  folglich  auch 
sitau  af  fulin  ;  mhd.  ah  dem  pferde  si  dö  trat  Frib.  Trist. 
4562;  altn.  stiginu  af  mars  baki  Srem.  83^;  lataz  «/' niars 
baki  42'*;  verpir  südhli  m/ mar  87*,  vgl.  das  nhd.  a6silzen, 
«tsteigen.  doch  bemerke  mau  sligo  or  södlum  134^,  was 
ein  sl?ga  i  sodul  voraussetzt,  wie  wir  sagen:  ivi  sattel 
sitzen,  «ms  dem  sattel  heben,  lat.  sedere  *) ,  ire  in  equo, 
descendere  ex  equo,  cadere  e.v  equo ,  ascendere  in  equum. 
iihd.  trinken  aus  dem  glas,  essen  aus  dem  napf,  aber  von 
dem  teller,  weil  der  flach  ist.  altn.  or  kerom  drecka  SiiMii. 
41%  daneben  drecka  «/"  horni  67^;  drecka  «y  vedhi  val- 
födurs  (aus  dem  brunnen)  4''. 

Ulf.  sagt  silan  ana  stöla  Matth.  27,  19;  ana  mutaslada 
Luc.  5,  27;  gadrausida  (dejecit)  «/"  stulam  Luc.  1,  52.  ahd. 
sizzan  in  themo  sedale  T.  199,  5;  doch  N.  Cap.  57.  79  saz 
an  sinemo  stuole.  ags.  gesät  on  sesse  B,  5430.  golh.  silan  af 
taIhsvunmeinailMarc.  10,  40;  standands  aj  lai'hsvun  Luc.  1, 11. 

')  ml,  sedere  equum  Pertz  2,  4GÜ  not.  78  =  insidere. 


nonieiL.     casus,     von  präp.  ahli.  775 

er  sagt :  aluna  veihs  atgaggith  ana  ihuk  Luc.  1,  35  ;  atidcija 
ana  iiia  Luc.  3,  22;  gadrusun  ana  mik  liom.  15,  3;  vas  ana 
iiiiiua  Luc.  2,  25;  malus  «/' imma  usiddja  Luc.  6,  19.  auch 
bei  besesseil  sein  und  kranklieileu  :  die  seuclie  fallt  an  5  lliata 
thnitsflll  alluilh  q/"  inuiia  Luc.  5,  13;  gahailida  inanagaus  uf 
sauhiim  jali  slahini  Luc.  7,  21;  sa  unhulllia  urrann  rj/' iniina 
Luc.  4,  35;  usiddjedun  unluillliuns  <(/' nianagaiiii  Luc.  4, 
41 ,  wiewol  die  stärkere  präp.  vorkouuut:  usgagg  us  thamnia 
l^uc.  4,  35;  US  thizui  usiddjedun  unhulthuns  sibun  Luc.  8,  2 
parallel  dem  galilhun  in  ina  Luc.  8,  30. 

Das  nlid.  auf,  mlid.  vj  ist  keine  organische  pjaposi- 
tion,  sondern  aus  der  adverbialen  parlikel  uf,  die  verstär- 
kend dem  ana  hinzutrat ,  erwachsen ,  folglich  aus  nfanuy 
iijan  gekürzt  durch  apocope,  wie  das  neunord.  gleichbe- 
deutige  pa  durch  aphäresis  aus  uppä  (3,  254.  262.)  die 
präpositionale  kraft  beruht  also  in  diesem  ana,  ä,  die 
rcctiou  bleibt  dieselbe,  die  bedeutiuig  bloü  diuch  jenes 
präfix  niodillciert.  üf  =^  i^ifana  hebt  an  dem  begrif  der 
flache  noch  das  oben  hervor,  was  sich  eigentlich  aus  dem 
gegensalz  des  ana  zu  in  von  selbst  versieht,  was  nicht  in 
der  kugcl,  sondern  an  ihrer  rinde  ist,  das  ist  auch  oben 
daran.  Hiernach  wird  nun  nihd.  üf,  uhd.  auf  eben  da 
verwandt,  wo  golh.  und  ahd  ana,  mit  einem  gewissen 
iiachdruck  des  oben,  auf  den  lisch  ,  auf  die  bank  setzen, 
legen,  auf  dorn  stul  sitzen,  auf  dem  bett  liegen  (verschie- 
den von  in  dem  bell  1. ,  was  den  begrif  des  zugedeckt- 
scins  mitführt,  im  allen  bell  überwiegt  das  au  (liegen),  auf 
den  berg,  auf  da&  pferd  steigen,  nilid.  ujje  saz  l^arz.  288, 
9;  heb  iuch  uf  diz  pfert  l'arz.  515,  23,  spranc  uf  G.  ka- 
slelan  Parz.  522,  26.  zuweilen  erscheint  noch  gesondert: 
li/"  au  den  berc  Parz.  352,  2.  luisre  nhd.  formcl  auf  und 
ab  gleicht  dem  ahd.  ana  u.  aha,  xnid  vor  verbis  slehn  sich 
noch  nihil,  und  nhd.  beide  parlikeln  entgegen ,  z.  b.  an 
noch  ab  gesagt  Parz.  368,  20,  den  bccher  an  und  tih- 
setzen. 

kein  goth.  iiip  ana  (=z  auf)  konwul  vor,  aber  ein  goth. 
lU  US  hauig  1:^(0  T>;c7'oAfw?  INlarc.  11,  19,  liinaus  aus  der 
bürg,  uiul  unser  nhd.  dem  golh.  us  nur  zufiillig  ähnlicli 
gevvordnes  aus  eiilhidl  den  versliirklen  ausdjuck  ,  der  all- 
iniilich  wieder  einfaches  anschn  gewann.  seil  den)  unter- 
gang  des  ahd.  «r,  «r,  iv  wird  jenes  /'/z  völlig  prap. ,  be- 
deutel   und  regicjl  was  das  einfache  us. 

Wie  verhalten  sich  du,  al  luid  bi  zu  anal  alle  drei 
verschieden,  gleich  dem  aiia,  von  in  ^   niodilicieren   sie  den 


776  ein  Jacher   -'iiitz. 

begilf  der  nahe,  bezciclitieii  aber  nie  das  iiiiiert'.  rille  drei 
können  das  lal.  ad  ausdrücken,  ■welchem  at  buchslahlif  h 
enispricht. 

at  lind  du,  von  einer  seile  angesehn  ,  haben  die  gröl'le 
analogie  ,  und  ersetzen  sich  ,  eins  von  ihnen  scheint  fast 
zu  enlbehren  ,  und  ^virklich  ist  dem  noid.  sprachzweige 
nur  at ,  dem  hd.  allnuilicli  nur  zu  verblieben.  aber  die 
goth.  nuindarl  weiU  sie  fein  zu  scheiden,  ^viewol  auch  in 
iJir  der  gebrauch  des  du  weil  überwiegt. 

beiden  gemeinschafilich  ist  der  hiiufige  bezug  auf  per- 
fionen,»ie  gleichen   dann  dem   gr.  57po<j. 

das  goth.  fjvbnan  wird  ,  ohne  ausnähme  ,  mit  at  und 
dem  dat.,  wie  das  gr.  i'QysGd^at  mit  noös  und  dem  acc, 
das  lat.  venire  mit  ad  luid  dem  acc.  verbunden:    INlatth.  7, 

15.  Marc.  1,  40.  2,  3.  3,  8.  9,  14.  10,  50.  Luc.  1,  43.  7,  4. 
7,  20.  8,  35.   15,  20.  Job.  6,  44.  65.   10,  4i.   14,  6.  18.  28. 

16,  7.  ICor.  16,  5.  11.  12.  II Cor.  2,  1.  Col.  4,  10.  IThess. 
2,  18.  3,  6.  Sk.  52,  5,  von  diesem  (|viman  at  unteiscliei- 
det  sich  tjanviinani  gaqveniun  sik  du  inuna  Gvväyorrui 
viQOS  aVTOP  Marc.  7,  1  ;  gac[V(5niun  hi  JNlarthan  jab  Marjan 
fXijAvdeioav  nooä  ras  nf.Ql  (Lachm.  nooQ  zi-v  IM.)  ]M.  y.ai 
IM.  Job.  11,  19  vulg.  veneiant  ad  M.  et  INI.  dagegen  steht 
bei  gatjfjan,  ai(ja(j(jau  und  (jaleithan  immer  </«,  und  nie- 
mals al  ,  Marc.  5,  15.  10,  14.  11,  27.  Luc.  1,  28.  6,  47.  8, 
19.  14,  26.  18,3.  16.  Job.  6,  5.  17.  45.  7,  37.  45.  50.  11, 
15.  29.  14,  23.  17,  11,  um  das  nemliche  i'QyeoOai  Tioog 
zu  übertragen.  in  der  goth.  spräche  nuiü  also  diese  un- 
lersclieidung  zwischen  avintan  at  und  (faffgan  du  einge- 
prägt gewesen  sein,  so  schwer  es  fallt,  bei  fast  gleicher 
bedeutung  und  gleicher  reclion,  den  giund  davon  einzu- 
selin ,  d.  h.  anzugeben,  warum  bei  t|vinian  das  du,  bei 
gaggan  das  at  ungothiscli  war.  abd.  steht  nach  cpieman 
wie  nach  gangan  überall  zi  :  T.  41,  1.  0.  IV.  35,  28.  T. 
JNIatth.  21,  23  und  nnzcihligemal;  mhd.  nach  komen  wie 
nach  gan  ze ,   nhd.  zu. 

bei  sandjan,  insandjan  steht  dui  Luc.  1,  27.  7,  20. 
Job.  16,  8.  ebenso  bei  fjavandjnn  Luc.  1,  16.  17.  ohne 
ausuahme  bei  dem  häufigen  avithan  und  bei  rodjan  :  qve- 
thun  du  imma  Job.  8,  25.  48;  rudjan  du  thus  Luc.  1,  19; 
rodida  du  allam  unsaraim  Luc.  1,  55.  nach  )Jytiv  und 
dicere  folgt  der  bloUe  dat. ,  der  auch  mit  qvilhan  einigemal 
verbunden  wird,  nach  /.uXtlv  und  loqui  wiederum  noos 
und   ad. 

bairan,  athairan  hat  du  Mattb.  8,  16.  9,  2.  Marc.  1,32. 
7,  3:2.    8,   22.     10,   13.    Luc.    18,   15;    bvigtjau    hingegen    at 


iioinen.      casus,      von  prcip.  uhJi.  777 

liUc.  4,  40.  IMarc.  11,  7;  doch  einmal  l)ialila  du  llius  JNIarc. 
9,  17,  ein  zeugnis  für  die  nahe  verwaiidtschalt  des  at 
und   du. 

beide  slehn  nun  auch  auf  gleiche  weise,  wiewol  seltner,  vor 
saclien  ;  qvam  al  inarein  INlarc.  7,  31 ;  at  dultliui  tig  tijv  ioQ- 
7fjvioh.\2,  12;  gaggilhrZi*  thamniahlaiva£/.CT0/jj^7;/(  eiovJoh, 
11,  38;  atiddjedun  die  thaninia  hlaiva  iWii  ro  jiiv.  IMarc.  16, 
2,  construclionen ,  die  auch  kein  n<iOQ  zeigen,  und  wo  at 
und  du  sich  mehr  deni  ana  nähern,  merkwürdig:  hairda 
lialdana  at  thanima  fairgunja  ^Qos  TW  öoei  IMarc.  5,  1 1  ; 
in  ihamnia  faügunja  iv  nö  oQei  Luc.  8,  32  w^o  deutlich 
der  text  den  Wechsel  zwischen  at  und  in  verursachte, 
hierher  auch:  so  aqvizi  at  vaürlini  hagnie  ligilh  noos  ir,v 
Qi'^av  Luc.  3,  9;   ät  nahlamata  anakumbjandans  Sk.  49,  16. 

nun  aber  verdeutscht  es  nagä'  drigkandans  thu  at  im 
Til  nuQ  aviötv  Luc.  10,  7;  at  izvis  visands  ??«(>'  Vfilv 
filvMV  Joh.  14,  25;  salithv«js  at  inuna  gataujus  Joh.  14,  23; 
viljahallhei  nist  at  imma  TiQooioTioXijilßia  ovz  i'azi  TiaQ  ta'Tw 
Epli.  6,  9.  Col.  3,  2.5;  ussiggvuidau  at  izvis  uvuyrioad'rj 
uicio  Vfilv  Col.  4,  16;  at  gullia  usidisidai  sijuth  ■&t()d'i- 
day.Toi  iore  IThess.  4,  9;  niniandans  at  uns  vaürd  jiauscinais 
naoaXaßövisQ  Xüyov  iCAOi's  ixuo  Tifiötv  IThess.  2,  13; 
thala  ganinülh  at  Iruujin  lovio  y.o/i/eirai  üiuqu  tov  y.VQiov 
Lph.  6,  8;  thatei  hausida  at  inuna  rjzovaa  ticxq  uvrov 
Joh.  8,  26;  hausida  at  allin  meinamma  i'jy.nvaci  Tiaou  rov 
naT{>6s  /tov  Joh.  15,  15;  gasahv  at  atlin  meinanuna  to'io«y.a 
na()u  iiij  viaroi  ficv  Joh.  8,  38;  wohin  ich  noch  lu-lune : 
gastauida  lliata  at  nüs  tv.Qivii  ifinvio)  II  Cor.  2,  I.  liier 
gewahren  wir  endlich  den  abstand  dos  at  von  </«,  üheiall 
wo  at  tiuqÜ  ausdrückt  könnte  kein  du  seine  stelle  ein- 
nehmen, die  vulg.  hat  dann  entw.  apud:  stalui  apud  nie, 
niansiones  apud  eum  ,  oder  «:  audi\i  ab  eo ,  a  deo  didi- 
cislis ,  at  kann  hier  gleichsam  in  die  negative  reihe  über- 
treteiul  den  gegensalz  von  ana,  dem  es  sonst  ahidiih  ist, 
ausdrücken. 

wir  lernen  also,  daß  at  eine  nütle  hüll  zwischen  du 
vnid  fci,  es  hat  mehr  von  du  in  siih  als  das  bi.  und  nudir 
von  bi  als  das  du.  statt  dieser  goth.  liihigie  du  ^  at  ^  bi 
besitzt  die  lat.  spräche  nur  zwei  priip.  ad  luul  apud,  die 
nhd.  nur  iit  und  6et ,  im  gr.  stehn  sich  auch  ilrei  zur 
seile  ^QOi;,  iitinu,  tiil.  so  njeine  ich  n»ui  eikl.iien  zu 
düifen,  warum  der  Oolhe  f|vima  at  thus  und  gagga  du 
ihus  sagte:  gehen  ilrürkl  blolk'  nüherung  aus,  kommen 
zugleleli  absieht  des  bleibeus^      daher  man   noch  heule   im 


778  einfacher  satz. 

vülk  liörl:  komm  hei  micl»,  stall  zu  mir.  unsor  hei  wäre 
dem  Gollieii  zu  stark  gewesen,  sein  at  halle  mir  etwas 
von  bi.  mit  gaqvimari  konnle  tlu  coiislrnieil  werden,  weil 
hier  die  pari,  ga  den   begril"  von   qviman  stritigle. 

wie  at  zwischen  du  und  bi  stellt,  möchte  icli  aiicli 
glauben,  daU  es  zwischen  ana  und  in  stärker  als  jenes 
und  scliwäclier  als  dieses  gewesen  sei.  das  ergibt  sich  am 
deutlichsten  aus  altn.  beispielen.  es  wird  unterscliieden 
zwischen  ganga  «  slul  S.um.  1^  und  silja  stuli  al  24^; 
daher  nocli  ahd.  sitzi  uzs  zeswun  halp  nun  !  (sede  a  dex- 
teris  nieis)  Is.  27,  20.  der  gast  langt  al  hullu  an,  geht  ein 
(inn  gecc)  und  heilit  dann  z"  hüll  kominn  Siem.  31^;  hava 
liöllo  atf  liäva  höUo  /,  heyrdac  segja  sva  Saeni.  24''  30'', 
das  wäre  naga  rij  avXfj  ,  dp  rfj  avXfj.  kom  at  luillo 
Sicni.  244^;  kom  at  husi  lOOMoia;  kom  al  sal  103'';  inn- 
konia  becci  d  (auf  die  bank)  urecco  at  (bei  den  trunk) 
46^,  das  Irinkgelag  soll  dauern.  daher  gilt  auch  diese 
präp.  für  anhaltende  verhällnisse  der  zeit  oder  des  raums, 
z.  b.  at  sumri  (wenn  sich  der  soinnier  eingestellt  hat)  mal- 
stefno  at  Sa;m.  93*,  at  U|>psülum,  at  riülurlundi  Sii3in. 
165'^.  so  auch  ahd.  ortsbcnennungen :  «sreode,  az  waldiu 
(gr.  3,   424 j,  erst  nach   erlöschen  des  az  mit  zi  ausgedrückt. 

genauer  als  die  ahd.  lassen  ags.  denkmäler  den  unter- 
schied zwischen  ät  und  to  wahrnelimen,  obgleich  schon 
manche  i'einheiten  der  goth.  spräche  verloren  gegangen  sind, 
so  finde  ich  namentlich  nach  ciiman  kein  ät ,  sondern  tu: 
com  to  Heorole  B.  25.58;  tu  botme  com  3012;  to  sele 
cuinon  3279;  tö  ham  becom  5980;  wie  nach  gongan  und 
gevitan:  ga  l6  seile!  3561;  tö  healle  geong  1844;  cvoin  to 
liofe  gongan  3944;  tö  sele  gangan  cvömon  644;  gevät  to 
hofe  sinum  2472;  sigon  to  shvpe  2502;  nicht  anders  nach 
heran,  faran  und  feran :  tö  beado  lace  ät  bcxron  3121;  tö 
brimes  farodhe  56;  to  vyrme  5033;  to  earde  5304;  bär 
to  hofe  sinum  3014;  geferian  to  iha^m  sele  3276;  tu  scipe 
furon  3787.  indessen  heilit  es  bei  Ortsangaben  :  ät  Heorote 
2535.  3175;  ät  h;un  (wie  noch  engl,  al  hoine)  2288.  3842; 
ät  Finnes  ham  2305,  und  bemerkenswerth  ge  ät  ham  ge 
on  berge  2496,  daheim  und  im  beer,  weil  im  haus  ein 
bleibender  aufenthalt  ist.  ät  ade  (ad  rogum)  2222;  ät 
sunde  (engl,  at  sea)  1029;  ät  fulum  sät  994.  2328;  ät  symle 
(in  convivio)  161  ,  doch  tu  synible  geseten  liäfdon  4203 
und  gesät  to  symble  C.  259,  33;  ät  beore  4076,  ät  thfcre 
beoilhege  1228  ,  wie  altn.  at  biori  svasom  Sicin.  244*. 
ganz  formcUiall  ät  bilde  2920.  337G.  5146.  5364;    ät  vige 


nouien.     casus,     von  präp.  abh,  779 

2674.  52.54;  iit  s'dcce  1899.  3236.  3328.  5221.  5314.  5358; 
ät  gudhe  3069.  4976.  5751,  meist  iit  giidcre  639.  772.  1452; 
(it  süiune  611.  799.  977.  1082;  docli  to  yadie  5256;  tö 
soiiine  5132.  im  sinne  von  apud :  ät  niinum  fadere  4854; 
ät  Ihäiu  ädlielinge  4743  ;  üt  ürendle   1854. 

die  bedeutungen  des  golh.  at  müssen  alid.  (nacli  Unter- 
gang des  az)  zwischen  zi  und  pi ,  mhd.  ze  und  hi  ver- 
iheilt  werden,  doch  fallt  davon  jejiem  das  meiste,  diesem 
das  wenigste  zu.  wo  zi  und  ze  den  begrif  des  </a ,  nicht 
mehr  den  des  hin  ausdrücken ,  stehn  sie  einem  goth.  iit 
parallel ,  vgl.  GralFs  präp.  248-250.  so  verbinden  die  mhd. 
dichter  ze  mit  in  oder  üf:  üf  erde  und  ze  himel  Wh.  17, 
1;  ze  himel  und  üf  der  erde  Walth,  7,  31;  ze  Europa  und 
in  Asii  Tarz.  496,  3;  ze  himile  Farz.  316,  8.  diesem  ze 
himele  würde  ein  goth.  at  himina  (das  nie  vorkonunl)  oder 
hl  iümina  (häufig)  entsprechen;  denn  du  himina  ist  nicht 
tv  ovquvÖj  ,  sondern  i/V  ovquvov  INlarc.  7,  34.  Luc.  9,  15. 
18,  13.  Joh.  17,  1  =  / jt  liiiiün  Luc.  2,  15.  Rom.  10,  6.  ob 
jrüher  ein  du  himin,  at  himin  für  die  richtung  liiu  statt- 
haft war?    nicht  im  wahrscheinlich. 

das  golh.  hi  wird  sehr  oft  mit  dem  acc.  construiert,  oft 
mit  dem  dat.  wenn  es  den  acc.  regiert ,  übersetzt  es  mgi 
z.  b.  Marc.  1,  30.  12,  26.  Luc.  1 ,  ^.  1,  4.  2  ,  17.  18.  38. 
4,  10.  38.  5,  15.  Joh.  8,  26.  45;  zuweilen  Ini  Luc.  4,  4. 
22.  6,  29;  wenn  den  dat.  fietä  Luc.  1,  58.  72;  oder  y.ura 
liUC.  2,  29.  Eph.  1,  9.  4,  24.  Col.  1,  25.  jenes  hat  die  bc- 
deulimg  des  lal.  de,  dieses  die  von  cum  und  secundum. 
man  merke  jedoch  dal^  das  golh.  biy  so  häufig  es  gohr.nuht 
wird,  meist  abstiact  steht,  seilen  sinnliche  nähe  bezeich- 
net, am  ersten  da,  wo  es  für  tWii  steht  *),  welche  gr. 
präp.  überhaupt  dem  hi  buchstählicli  die  verwandteste  ist  ; 
man  vgl.  auch  das  s.  776  angeführte  gaqvenuu»  hi  M.  j.  INI. 
(jfoo.c  lag  7f£()<  IM.  k.  M.);  wo  fiticc  ])ersönliches  beisein 
ausdrückt,  setzt  Ulf.  lieber  nif7A,  niiiil  hi.  IMallh.  11,  2 
scheint  in/nj'aQ  d'id  rviv  /ludtjioir  ühcilragen  insandiamls 
hi  siponjam,  und  lüer  wäre  es  ein  lat.  per,  das  man  auch 
in  dem  svaran  hi  himina,  jiu'are  per  coelum ,  iv  xöt  ox<- 
Qccro)  Matth.  5,  34  lindel.  Im  ags.  kälW  sich  das  siiuiliche 
he  leichter  nachweisen :  livearf  he  vealle  (reversus  est  ad 
Valium,  propc  valbim)  I>.  3145;  livearf  hi  bence  237*'; 
uras  hi  ronde  5072;    he  liealse   genam  3740;    väs  he  ieaxc 


•)  stäiit.indiii  tliiik  lu  kiiiiiu  Luc.  6,  *21);  bistajjiiv  aliva  /'/ j.'iiiiniuiiin 
raziia  Luc.  6,  48  ii,  s.  w. 


7^0  einfacher  salz. 

boren  (beim  liaar  getragen)  3292;  he  niaslc  3.S06;  he  sjimii 
Iveoiuiui  1710.2595.  3369;  siet  6e  tli;i>ni  gebiudlirum  lv:«"ni 
2383;  Siels  mit  dem  dal.  verbuiuleii.  nitlit  anders  das  alid. 
vi  oder  ]n  ((iralV  prüp.  101.)  in  solclien  fallen  würde  kein 
gulli.  i)i  ■)  violniclir  al  zu  gewarlen  sein,  der  alln.  spratlii- 
gellt  (lie  |)i;i|).  hl  durcliaiis  ab,  in  der  sinnlichen  und  ab- 
straclen  beileulung;  das  ürlliclie  bei  (juxta)  drückt  sie  durch 
ein  eigenlhüniliches  hid  (3,  26<S)  aus. 

Die  gr.  prüpositionon  der  genieinsrliaft ,  fura  und  ü7V, 
werden  im  goth.  lüclil  gesondert,  milli  eiilsprichl  beiden: 
viilh  im  fiiz  uvriöv  JMalth.  9,  15.  INlarc.  2,  19.  l.ur.  5,  34; 
milk  sis  fitT  avTov  Tvlarc.  5,  40;  inith  sis  fted'  iuvjön' 
IMarc.  2,  19;  nülh  imma  fwi  avrov  Marc.  2,  25.  4,  36; 
viilh  diuzam  /teTu  to)P  d-r^ou<)V  IMarc.  1,  13;  mith  mis  ovv 
uioi  ICor.  15,  10;  tnilh  inuna  ovv  avroi  ('ol.  2,  13;  sa- 
jiiana  inilh  inuua  u,i(u  avv  CiViiö  IThess.  5,  10;  mith  i' Uli - 
stau  dvv  TOi  Xqkhoj  Cül.  3,  3;  niilli  töjam  oxn>  rciig  "jtou- 
ttat  Cül.  3,  9;  viith  anstai  ovp  if]  yüoni  II  Cor.  8,  19. 
wie  nun  buchstäblich  milk  r=:  fuiu  ,  so  besaß  luisere  sprä- 
che friiherhin  auch  für  avv,  lat.  CMiii  eine  prUp.  gu  oder 
qcnn,  die  nur  noch  als  bloUe  partikel,  und  da^u  untrenn- 
bare, übrig  ist.  und  weil  sich  oft  die  Verhältnisse  umdre- 
hen, so  ist  der  lat.  spräche  nur  das  einzige  cum  für  //£?« 
und  avv  eigen,  so  daU,  wenn  juerü  geselligkeit ,  avv  ge- 
nieinschaft  ausdrückt,  im  deutschen  persönliche,  im  lalein 
aber  reale  Vereinigung  übeiwiegl.  die  persünlicliere  nalur 
des  mith  Ihut  sicli  auch  darin  kund,  dali  es  bei  den  Go- 
then  noch  nicht  instrumental  gebraucht  wird,  sondern  für 
diesen  begrif  der  bloße  dat.  ausreicht:  handau  meinai  uf 
melida  (manu  niea  svibscripsi);  im  ahd.  beguint  hier  mit 
sich  einzuschleichen  *) ,  dessen  weiterer  Spielraum ,  wie  ich 
glaube,  den  präpositioualen  gebrauch  eines  rein  pei'söidi- 
chen  ,  und  sehr  beschriinkten  samant  (GralF  prap.  s.  129) 
veranlaiWe.  aus  dem  ags.  vidh ,  das  eigentlich  wider,  ge- 
gen, bei  bedeutet,  entfaltete  sich  das  engl.,  oft  für  mit  ge- 
brauclite,  tvith ,  während  das  altn.  vidh  bei,  gegen,  im 
neunord.  ved  oft  den  sinn  unseres  von  empfangt,  nirgend 
in  der  spräche  erkennbarer  als  an  den  prap.  ist  es,  wie 
in  die  lücken  verlorner  und  geschwächter  formen,  zur 
ausfüllung  unenlbehrlicher  begriife,  alsogleich  andere  ver- 
wandle würler  einziehen. 


*)  goth.    stäinam   vairpan ,    alul.    mit  steiiion  O.  111.  17.  16;    nlt-s. 
finsron   scriban    Hei.    1,    23,    ahd.    mit    tiiemo   fingare   reiz    O.    111. 

17,  ae. 


jiomeii.     casus,     von  priip.  ahli.  781 

Wir  müssen  auf  af  uiul  hi  zurückkommen ,  um  zu  er- 
kennen in  wie  fern  zwei  andere  bisher  noch  nicht  be- 
handelte Präpositionen  ,  J'ravi  und  Jona  mit  ihnen  ver- 
wandt sind  oder  von  ihnen  abslehn. 

Zwischen  «/ und  _/)flm  unterscheidet  Ulf.  so,  daß  er  mit 
jenen»  das  buclistablich  identische  iItio,  uni.  J'ram  aber  zV?o 
übersetzt.  die  belege  sind  nicht  zu  zahlen,  und  oft  diclit 
nebeneinander,  z.  b.  Luc.  8,  29  usgaggan  af  thanuna  mann, 
draibiths  J'rani  thanuna  luiliulthin.  frani  ist  die  wahre 
prap.  für  das  passivum  ,  sie  steht  vor  dem  thäligen  subject, 
welches  auf  den  leidenden  nom.  einwirkt:  insandilhsyram 
gutha  Luc.  1,  26;  bauhjaindan  _/)Yim  mannam  IMatlh.  6,  2; 
viuhiths  ^/»'rtm  thaim  gndjam  IMatlh.  27,  12;  daupidui  vesua 
fratn  inima  IMarc.  1,  .5;  daiipilhs  vas  fram  Johanne  Marc. 
1,  9;  fraisans  fram  satanin  Älarc.  1,  L3.  aj'  aber  stellt 
sich  dem  ana  entgegen  ,  luid  drückt  befreiung ,  entfernung 
von  etwas  aus.  afnimada  «/"  imma  Luc.  8,  18  heißt:  es 
wird  ihm  abgenommen,  er  wird  frei  davon;  afnimada  fram 
imma  liieße:  es  wird  durch  ihn  abgenommen,  er  macht 
frei  davon,  folglich  könnte  gesagt  werden:  afnimada  /)'««i 
inuna  aJ"  ihus,  es  wird  durch  ihn  von  dir  weggenonunen. 
richtig  sieht  INlallh.  7,  16:  lisanda  «/' thaüriuim  veiiiabasja, 
beeren  werden  von  den  dornen  herab  (de  spinis)  gelesen, 
fram  thaüriunn  würde  sagen:  durcli  die  dornen  (a  spinis). 
wir  drücken  aber  heute  beide  begriffe,  die  der  Grieche  und 
Golhe  sondert,  einlörnu'g  nüt  von  aus,  und  auch  das  lat. 
ab  erfüllt  die  bedculung  von  J'ram  wie  von  «/',  ja  vor- 
zugsweise jene,  indem  statt  des  golli,  «/"  zuweilen  Je  ge- 
setzt weiden  kann,  z.  b.  gadiausida  «/' slulam  «V/ö  i9(jo- 
-roj«',  de  sede.  vkider  die  aufgestellte  goth.  regel  wird  in- 
des einigemal  (gewis  selten)  gestoßen:  ni  gajiuUaizau  afuu- 
thiulha  jtiij  vi'/m  vno  rov  xaxov  Rom.  12,  21  sollte  heißen 
fratn  unlhiulha,  oder  waltete  in  der  ganzen  sielle  ein  mis- 
versland,  da  auch  das  Ibigende  tv  seltsam  mit  af  gegelicn 
isl'i*  richtig  aber  wird  Marc.  12,  11  fram  für  iiuvä  jie- 
brauchl ,  dessen  wurzel  der  von  fram  naiie  sieht,  oder  liir 
nf:{)i  (pi'o)  Marc.  1,  44,  die  gleicM.dls  verwanilt  liegen,  so 
wie  dem  t'y/o  vntQ,  welclies  im  sinne  von  pro  ihinh  golh, 
fram  gegeben  wird  I^uc.  6,  28.  Job,   17,    19. 

der  ahd.  S|n'achc  ist  fram  als  priip.  fa<;t  ganz  erloschen 
(Graff  prap.  24l),  es  dauert  nur  als  untrennbare  parlikel 
fort,  dafür  hat  sich  eine  liei  den  Gothen  uncrluirle  präp. 
fnia  erzeugt,  ileren  auf  den  ersten  blick  befremdeiulo 
cumposilion  aus  afana   idi  wien.  jb.   28,  42   und  granun.  .i, 


782  (i'infdchcr  F,aiz. 

2ß2  nachzuweisen  gesnclit  liahe.  der  vorolnlj^ung  /woicr 
sicli  enlge^cnslelicnder  parlikcln  «/'  uiul  ana  /.w  slallon 
koDunl,  dali  das  ilal.,  allen  iiljiigcii  rümaiidialcclcii  gt— 
breclicmlc  da  (s.  43'J)  genau  so  ans  dtt  und  ad  zusamincn- 
gcNvatlisen  scheint  *),  und  hier  wietler  eine  ein/.ehie  lie- 
riihrutig  deutscher  und  roniaii.  zunge  waltet.  iibergiinge 
zwischen  positiven  und  negativen  prüp.  lassen  sich  leicht 
wahrnehmen,  ad  dexlram,  ad  laevan»  ist  üil,  gleichviel  mit 
«  dextra,  a  laeva;  das  xaüiaui  t'A  d't^tojv  y.ui  i^  hioh'I'jküiv 
]\larc.  10,  40  verdeutscht  Ulf.  sitan  a/taflisvon,  af  hh'u\\\- 
mein  (s.  774),  die  vulg.  hat  aber  sedere  «ff  dexterarn,  ad  si- 
nistram,  alul.  az  (s.  77<S),  Luther  zur  rechten,  zur  linken;  das 
golh.  bigasl  anst  fruiii  gulha  Tiaoujo)  Oto)  Luc.  l,  30  ist  mehr 
bei  als  von;  aus  dein  lat.  ah  entfaltete  sich  die  roman.  he- 
deutung  von  «&,  avec  d.h.  mit.  in  afana  bezeichnet  ana  nicht 
die  richtunghin ,  sondern  da;  es  wird  zu  af  gesellt,  um  mit 
ihm  zusammen  einen  begrif  zu  bilden,  der  dem  goth.  fram 
gleicht  und  dem  einfachen  af  gegenüber  steht,  das  einCaclie 
ahd.  aha  bleibt  uiio,  und  drückt  das  sinnliclie  weg  oder 
fern  aus,  wahrend  /"«m«  ,  fona  die  rolle  des  abstracteren 
goth.  fram  übernimmt,  bei  passivis  steht  daher  h\oi\ Jona, 
niemals  «&«,  2..  h.  fona  fater  cliiboran  werdhan  Is,  13,10; 
chiboran  wardh  Jona  fater  Is.  15,  10;  Jon  nataron  gibo- 
ranö  0.  L  23,  37;  keboren /biie  niagede  N.  ps.  98,  9.  für 
den  begrif  sinnlicher  entfernung  behauptet  sich  aha  noch: 
er  nam  sie  aha  des  luirehtes  wege  N.  ps.  106,  17;  ih  kieng 
aha  wege  N.  ps.  72,  27,  doch  wird  auch  in  frühster  zeit 
schon  Jona  daneben  zulässig,  ja  beide  prap.  wecliseln  ini- 
jniltelbar  hintereinander:  inina  miltnissa  ni  nimu  ih  ah  imu. 
So  ih  fona  dhenni  nam  (misericordiam  nieani  uou  auferam 
ab  eo,  sicut  abstuli  ab  eo)  Is.  33,   19. 

es  kann  nacli  allem  diesem  nicht  aulfallen ,  daß  aucJi 
der  begrif  hei  in  von  übertritt,  das  goth.  hi  mit  dem  acc. 
sahen  wir  eni  oder  das  lat.  de  bedeuten  :  ui  hi  lilaib  iiiu- 
ana  libaith  manna  Luc.  4,4,  uhd.  nicht  von  dem  brot 
allein,  das  ahd.  in  mit  dem  acc.  drückt  neben  sprechen, 
denken,  fragen,  klagen  häufig  ^/e  aus :  hogazi  pi  dih  selpan 


*)  oder  will  man  da  aus  de  und  a  (=  ab)  leiten?  dagegen  strei- 
tet, einmal  daß  das  dative  a  offenbar  aus  ad  entspringt,  dann  daß 
lat.  in  Italien  abgefaßte  Urkunden  sogar  lilol^es  ml,  oiine  de,  für  den 
abl.  verwenden,  z.  b.  bei  Piimagalli  n°  I  (a.  72t):  petitus  ad  An- 
strada.  acrepi  ad  Sigirad,  und  oft  so.  wie  in  der  alten  tlexion  dat. 
und  abl.  meist  znsanimentretien ,  lag  es  nahe  aucli  für  die  umsclirei- 
bung  beider  dieselben  präp.  zu  gebrauchen. 


noinen.     casus,     von  präp.  abh.  783 

(cogila  de  teinet  ipso,  oder  romanisch:  teniet  ipsum)  gl. 
cass.  855'';  sprah  bi  tlien  sluan  driit  0.  111.  23,  41,  andere 
belege  mehr  hat  Grall"  pi^äp.  107.  namentlich  ersetzt  diese 
präp.  (aber  mit  dem  dat.)  das  caiisale  von,  d.  h.  golh. 
l'ram  (nicht  ai)  iu  den  redensarteii  zemjen  ^  (jehären, 
schivtUKjer  xverden.  siu  nuioler  gewan  in  be  iro  later  N. 
ps.  82,  7;  Alcmene  in  guan  be  Jove  N.  Cap.  139;  den  ge- 
machen widellen  bi  iro  ne  ilti  gewinnen  N.  ('ap.  44 ;  su 
chindut  INIercurius  pe  Venere  N.  Cap.  44;  mhd.  er  hete  bi 
sime  vvibe  zwene  sune  En.  4561;  luete  ich  doch  ein  kinde- 
lin  bi  in  gewunnen  Eu.  2190;  bi  der  Gahnniret  ein  kint 
gewan  Parz.  455,  21;  schocniu  kint  bi  einem  man  Wh. 
310,  11;  ein  Moeriiine  Josweiz  bi  im  gebar  Wli.  386,  18; 
an  dem  hat  haz  bi  nide  ein  kint  Ms.  1,  75'';  diu  frouwe 
swanger  wart  bi  im  eines  kindes  W'igal.  1022;  si  begunde 
bi  dem  künige  ein  edele  kint  tragen  Gudr.  22,  2;  kint  diu 
ir  bi  Hartmuole  habet  getragen  Gudr.  1253,  2;  noch  in  ei- 
nem vülksl.  auf  den  winterkünig  von  1620:  ich  trag  bei 
dir  ein  kindelein.  lieule  sagen  wir  hier  von,  bei  zeugen 
mit.  wenn  aber  ninl.  in  ganz  gleicher  conslruclion  die 
präp.  ane  steht :  dat  soet  (dat  kint)  an  enen  god  soude 
winnen  ]\iaerl.  1,  261;  ane  hare  seit  nien  dat  hi  wan  enen 
sone  Maerl.  3,  268;  rechtfertigt  das  nicht  die  voihin  ange- 
iiomnuie  erkliirung  des  ana  in  der  präp.  fonal'  die  altn. 
Sprache  stellt  zu  solchen  verbis  vidh :  hon  alti  mog  vidh 
nier  Siem.  65'';  vidh  systur  tliinni  gaztu  mög  65*;  a  Hiif- 
vaipni  iheim  er  llamskeipir  gat  vidh  Gardhrofu  8n.  38, 
■welches  vidh  im  dän.  ved  nicht  selten  causales  von  bedeu- 
tet, sonst  aber  ad,  apud ,  juxla.  noch  häufiger  gilt  das 
engl,  by  für  von. 

Genauer  als  durch  at  und  af  wird  das  Verhältnis  der 
nähe  und  ferne  durch  zwei  frischeie ,  jüngere,  dem  ad- 
jectivischcn  begrif  kaum  entnonunene  priiposilionen  aiisi;e- 
driickt,  die  zugleich  auch  als  bloiie  adverbia  auftreten  dür- 
ien  *):  nrhvn  und  fmrra.  schon  die  ailj.  rcgiei  en  dcix 
dat.  (s.  747),  woraus  sich  ihre  präpositionalkiart  ziiniuhst 
herleiten  lieUe.  nehva  wird  nocli  olt  da  gebrnuclit  .  wo 
ein  gr.  ^yyvc;  zu  iiborselzen  oder  ein  lyyi'^nr  zu  unisrluei- 
ben  war,  so  in  folgontlcn  bcispielen :  nchna  iinma  Meir. 
2,  4;  nrhvH  daura  Luc,  7,  12;  nehva  lai'iiUun  l.iic.  18, 
35;  nehva  lairusalem  JMarc.ll,   1.  Luc.  19,   II.     aullallend 


•)  nthva  ist  (instnt)  Mnrc.  1.^,  28;  vns  Tit'hra  (inslalmt)  .Toli.  7, 
2.  \a\c.  19,  41;  iichuis  ist  iy/vtn^ov  llom.  13,  11;  vcsutli  fuirra  Kpli. 
2,    \',i;   ]\vak\  fairra  ,  izei  tn'ln'a  Kpli.  2,   17. 


784  c'infdchc.r  satz. 

nrhv  razn  Luc.  15,  25  slatl  neliva  razna ,  es  war  liier  eine 
schwer  zu  losende  stelle,  aber  nurli  vioö^;  nmi  ^luou  wer- 
den (laiuil  wieder  gegeben:  nehva  ininia  7i(j6g  uviüv  i^nr. 
IS,  40;  ntiliva  saiva  iiuQu  T)]v  Xipvr^v  Luc.  5,  1  luid  so 
ist  nehva  andja  Sk.  41,  6  einlach  j)roj)e  fineni.  nicht  zu 
übersehn  aber,  daß  Luc.  5,  2  gleich  hinter  jenem  nehva 
saiva  dasselbe  iiaoa  t/;v  }.i/ii'ijv  durch  das  schwächere  at 
thaninia  saiva  verdeutscht  wird ,  da  der  bestimmtere  aiis- 
druck  vorhergieng.  ein  andermal  liiuifen  sich  beide  parli- 
keln:  nehva  nt  iddaljin  7io6^  r?j  y.aTU[ji'.nei.  ISoch  enl- 
schiedner  steht  lali  ra  gradezu  dem  gr.  djio  gleich  :  fairra 
mis  un  sfiov  IMallli.  7,  23.  Marc.  7,  7.  Luc.  5,  8;  fairra 
imma  an  avTov  Luc.  4,  L3  ;  fairra  izai  an'  avrijs  Luc. 
1,  38;  fairra  im  an  aviöJv  Luc.  2,  15.  ]Mallh.  8,  30; 
fairra  tlianima  garda  uno  ri;s  oiaias  Luc.  7,  6;  fairra 
slallia  dno  ti';^  yi;g  liUC.  5,  3;  fairra  alh  utto  tov  itaov 
Luc.  2,  ^7  \  fairra  thiudangardjai  uno  trjs  ßaaiXeiuQ^l'ai'c. 
12,  34.  das  bloUe  af  sclieint  hier  etwas  schwacher,  lÜlU 
sich  aber  auch  belegen:  «/  imma  an  amov  INlarc.  1,  42. 
Luc.  5,  13;  ftf  imma  nao  aviov  Luc.  6,  19;  af  im  an 
ciViMV  IMarc.  2,  20;  af  managuim  drio  nol/.v'tv  liUC.  4,  41. 
sehr  nahe  liegt  ns,  wie  iz  i\^m  dnö  ,  und  beide  stehn  neben- 
einander: »isgagg  tis  tliamma!  i'^e/.&s  f^  ai'rovl  urrann  af 
imma  ^hy/.&ev  du'  aiiov  Luc.  4,  35.  eine  jenem  nehva 
at  analoge  combinatiou  fairra  af  habe  ich  nicht  gelesen, 
sie  findet  sich  aber  im  alid.,  wo  das  h\o[\e  fer  als  präp. 
nicht  erscheint,  wol  als  verstärkende  part.  vor  dem  t'ona : 
fer  fon  in  (longe  ab  illis)  T.  53,   9. 

desto  größern  umfang  gewonnen  hat  die  alid.  präp. 
näh ,  sie  bezeichnet  zwar  in  einigen  denkmälern  ,  vorzüg- 
licli  bei  T. ,  noch  die  nähe:  saz  nah  truhtines  luozun  (se- 
cus  pedes  domini)  T.  53,  2;  fielun  näh  themo  wege  (secus 
viam)  T.  71,  2.  75,  1;  gangenli  näh  themo  sewe  (juxta 
niare)  T.  19,  1.  wie  aber  mit  secus  secundum  zusammen- 
liängt,  mit  dem  beisein  folgen  (sequi),  ergab  sich  für  näh 
der  begrif  post,  in  räum  und  zeitverhällnissen :  der  nach 
kommende  ist  nicht  wirklich  da,  sondern  nahet  bloi^  :  ih 
liuf  nah  in  (hinter  ihnen  her)  N.  ps.  61,  5;  daz  sie  näh 
mir  gangen  N.  ps.  39.  15;  nals  fore  dir,  noh  ineben  dir, 
nube  näh  dir  N.  ps.  62,  9;  nah  siben  tagen  (post  Septem 
dies)  N.  ps.  6,  1;  näh  disemo  libe  chumet  der  lun  ]\.  ps. 
126,  3;  so  daß  diese  präp.  allniälich  nicht  ein  stärkeres  at 
oder  bi,  sondern  den  gegensatz  zu  vor  ausdrückt,  also 
gewissermaßen  in  den  negativen  begrif  der  ferne  ausge- 
wichen   ist.      der    vor    siehende    ist  schon  über  die  gegen- 


?ioint'ri.      casus,      von  präp.   ahh,  7^') 

warl  hinaus  gelangt,  der  nach  sielieiule  hat  sie  noch  nicht 
erreicht,  die  nihd.  priip.  nach,  uhd.  nach  bezeichnen  also 
niiherung,  folge,  nicht  mehr  nähe,  als  bloßes  adv.  kaiui 
das  mild,  nach  noch  prope,  fere ,  nhd.  beinahe  bedeuten. 
verre,  nhd. /er /t  ist  nichts  als  adv.,  und  mag  (wie  nahe 
die  priip.  bei,  zu)  von  verstärken. 

Ob  Jairra  wurzelhaft  den  partikeln  fair  und  faitr, 
faüra  verwandt  seil'  '''),  lasse  ich  hier  bei  seite. 

festzuhalten  ist  die  goth.  Unterscheidung  zwischen  Janr 
und  faiira ,  jenes  regiert  stets  den  acc,  dieses  stets  den 
dat.  '■■■')  die  sinnliche  bedeutung  des  faür  im  raumverhäll- 
nis  ist  TiuQU  (circa),  im  zeitverhältnis  -ngö  (ante):  faür 
\ig  7iaQcc  lijp  od'öv  ]Marc.  4,  4.  10,  46.  Luc.  18,  35;  J'aür 
niarein  na()u  ii]p  düXuoouv  ]\Iarc.  1,  16.  2,  13,  wahr- 
scheinlich Marc.  5,  2  l  failra  in  Jaür  zu  ändern?  ***) ;  juitr 
mei  UQO  y.uiQOV  jNIatth.  8,  29.  Sk.  51,  ^^  faür  niela  aiveina 
n{)0  yooVMV  uiowloiv  Tit.  1,  2;  faür  gaskaft  fairhvaus  'ngo 
iiaTi{iJoh';s  y.öü/iov  Joh.  17,  24 ;  faür  thala  (ante  id)  Sk.  41, 
8  ;  faür  hanins  hruk  noiv  cIUxtoqu  q)0)vijoui  Matth.  26, 
75.  abstracl  genommen  bedeutet  es  viiiQ,  lal.  pro:  faür 
thuk  vtcIq  aoü  Joh.  13,  37;  faür  izvis  vnt-Q  vfnnv  IMarc. 
9,  40.  Eph.  3,  13;  faür  uns  virlQ  r^fiojv  ICor.  5,  7.  Sk. 
37,  8;  faür  ina  (pro  eo)  Sk.  39,  1.  52,  14;  faur  thanei 
'imlici  ov  Rom.  14,  15;  Jaür  daulhans  1  Cor.  15,  29;  faür 
fravaurhlins  ICor.  15,  3;  faür  siuija  I'hIq  T)';g  uX.  ll  Cor. 
13,  8;  ftmr  lamba  vneQ  xwv  ng.  Joh.  10,   11. 

faüra  drückt  im  räum  t/iviQoadev  (ante),  aus:  faüra 
ihus  i'fiJiQoo&iV  cov  INlalth.  6,  2.  11,  10;  faüra  im  s'nvTO, 
liVTWV  Joh.  10,  4;  faüra  mis  Luc.  19,  27;  faüra  thaini 
allaiin  Matth.  26,  70;  faüra  kindina  fi\(i7rnoai/(v  to<"  iy. 
INlallh.  27,  11;  gasaljaiida  /c(*h-«  stauaslula  •7Juo(caTi;n(')(i£,'f-(i 
TÜ)  [j't]fiuti,  vtdg.  slabitnus  ante  tribunal  Uom.  14,  10. 
nach  den  verbis  lliehen,  bergen,  hüten  übersetzt  es  aber 
dnü:  galhlauh  yr<?bvi  im  uii  uvtmv  JMarc.  14,  52;  thliuhan 
faüra    ihamma    haliza  Luc.  3,  7  ;    gafalli  sik  faüra  im  i\n 


•)  RR  macht  keine  utiüberstei^rliclie  srliwicrin;keit.  deutlich  ist 
fa'irra  r=z  j>orro  ,  Ttü(i(io)  ^  :iüfjoiü,  rtnüito)  fairrallirt)  :=  :iö()u(,f')(p,  die 
purp.  Tifiju     Tifoi,  Tianü,  niiü,  n(töi;,  per,  prae,  pro,   prucui  grenzen  nn. 

'")  wie  jenes  tk'/ii^  (.«.784)  den  acc,  TU'/na  den  dat.;  ein  fnirr 
nclxii  fairra  hat  sich  nicht  dargeboten,  faüra  als  blol',08  adv.  in 
der  bedeutung  von  ante.i  Sk.  38,  8. 

"*)  doch  steht  niicli  l^uo.  J),  47  gasatida  fiiüra  sis  tnrijotv  mio' 
lamm,  wo  man  erwartet  iiiilte  faür  sik,  und  mnrein  kann  dat.  wie 
acc    sein. 

üdd 


•j^f)  ci/z/dc/icr    sdtz. 

amöiv  Job.  12,  30-,  i\\\;\\\\\  J'aüra  ?,m\\v\\\in  uno  co([otv\.\\v. 
10,  21;  gnfulgiii  \»i  fanrd  ;'iugaiii  dvio  offif)-ii).fimi'  Lue.  ]\>, 
42-  vas  galuililli  Janra  im  Luc.  0 ,  4.5;  alsailivilli  /«?/ra 
liiigiiapiaüri'Uiiu  d'.io  Twr  i!j-  INlallli.  7,  15;  alsai'livilli  /'aüra 
l)ukariaiii  Luc.  20  ,  46,  auch  ilie  vulg.  lial  :  Cugil  ob  eis, 
absconiÜL  sc  (lO  eis  u.  s.  ^v.  es  ist  natlicliiickliclicr  gere- 
det, beim  anblick  des  gemiedeneu  (corani  eo ,  aule  euni) 
die  llucht  zu  ergrcilen;  die  bedeulung  bleibt  also  völlig 
ttinooo&iV.  auch  t/,  %viid  nach  solchen  \vörtern  mit 
faürii  ül)erlragen  :  ei  bairgais  im  faüra  ihanima  xuiseljiu 
Iva  'ir/_)'I;()i;Q  uviovs  tx  lov  novi-Qov  Job.  17,  15.  abslract 
ist  faiira  im  siuu  von  diu  •  laura  manageim  ()'ia  tov  ö/Xov 
JMarc.  2,  4;  f'aura  managoia  Luc.  8,  19;  faürd  raiels;iium 
diu,  10VS  fpuoKHiiovs  «loh.  [2,  42;  faina  faliedai  öid  2);v 
yaoäv  Job.  16,  21,  proplcr  gaudium  oder  prae  gaiulio,  wie 
überhaupt  ,/«"'■  dem  pro,  Jatira  dem  prae  in  der  anweu- 
dung  gleicht,  beide  lal.  parlikeln  aber  meist  abgeleitete  be- 
deutung  fiiliren.  lormell  würde  umgedreht  pro  dem  faura, 
prae  dem  lai'ir  zu  enlspreciien  scheinen.  ilenn  prae  ist 
ollerdjar  :=  nQo'i: ,  das  nur  als  adv.  audrill  und  den  bloUen 
zeilbegrif  des   vor  einschlieUt,  r=:  ahd.  /i«o  *). 

dem  golh.  f'aiir  und  Janra  ziu*  seile  sieht  nun  das  ahd. 
Pari  und  J'ora^  wie  ist  in  jenem  das  -i  zu  fassen?  ich 
denke,  comparalivisch  ,  so  daß  aus  dem  nur  als  untrenn- 
bare parlikel  gebliebnen  Jor  (golh.  faur)  ein  furi  (prius) 
d.  i.  golh.  fai'uis  erwuchs,  wie  aus  uir  (ante)  airis  (ante- 
rius),  aus  fram  framis,  aus  nehv  nehvis  (3,  590.  592.) 
altn.  bestehn  zwei  comparativformen  Jiji'ii'  und  das  abge- 
slumpfle  fyr!  nebeneinander  inui  gleiclibedeulig  f3,  593.) 
dasahd.J'wJ't  wird  mhd.  zu  viö",  /br«  zu  vor.  die  rectioii 
bleibt  im  ganzen  noch  die  gothische,  d.  h.  furi  verlangt 
den  acc,  fora  den  dat.  die  sinuliche  bedeulung  von  furi 
ist  ante  (auf  die  frage  wohin?):  ni  sentet  iuwara  meri- 
grozza  ,/i<»'i  sntn  (ante  porcos)  T.  39,  8;  giangi  /W/'i  got  O. 
1.  4,  11;  die  abgeleitete  pro:  J'uri  cast  (pro  huspile)  1\.55^; 
furi  inan  (i)ro  eo)  T.  7,  5;  Juri  ihaz  kind  0.  1.  14,  23; 
Jiire  unsih  (pro  nobis)  N.  ps.  101,  7.  Jörn  drückt  aus 
ante  (auf  die  frage  wo?)  sowol  der  zeil  als  dem  räume 
nach,  coram,  prae:  ih  antluhhu  duri  fora  imu  (aperio 
ante  eum  januas)  Is.  19,  20;  fora  turim  licke  (ante  fores 
jaceat)  K..  46^;    daz  fei  niunichd  fora   im   tragant  gl.  llrab. 


')  uQuioq ,  TtQÖKuog,  alid.  fnioji,  inlid.  friieje,  iilid.  frühe  (prnecox, 
niatiitiiuis.)  der  wiirzel  nach  berührt  sich  auch  primiis,  fninia  (3, 
626),  fraoi,  riQiy  ^  dor.  rzoio'. 


iiunicii.     casus,     vun  priip.  ahli.  787 

969^;  lü  luo  triinibuii  singan  ^o?'a  lliir  (noli  tuba  canere 
ante  te)  T.  33,  2;  gikiicwe  Jor«  suien  luazou  0.  I.  21,  ,59; 
sili  lirsjnali  Jora  tlieiiio  liute  (coraiii  jiGpiiIo)  0.  111.  20, 
111;  tlae  tliarjör«  in  (ante  vos)  %varuu  T.  22,  18.  gleich 
dem  golli.  faura  bei  lüiclileii,  ilielien,  bewahren:  jora 
jungoron  sineu  Lallan  O.  IV.  36,  9;  ferborgcn  j'oi-t  dir 
N.  |)s.  138,  3  (mehr  belege  bei  GralF  prap.  144.)  "*")  end- 
lich bedeutet  es  prae  =  jiropter:  fore  niendi  ne  uiahta 
ili  gedagen  N.  ])s.  76,  4  vgl.  Grall"  präp.  137.  143.  min 
abej-  treten  iiiiscluingen  ])cider  priip.  ein,  K.  iiberset/l  pro 
mit  (ura  (Grall'  138),  T.  und  N.  prae  mit  furi  (das.  I47j, 
und  so  begreift  sich  auch  der  zu  fora  conslrnierle  acc. 
(this.  136.  142.)  das  sind  fi-eilich  ausnahmen,  nebeu  wel- 
chen die  regel  überwiegt;  sie  erklär.en  jedoch,  wie  alhna- 
lich  das  nhd.  ß\r  airf  die  abgeleitete  bedeutung  einge- 
scliraidvt,  inid  der  sinidiche  begrif  allein  durch  vor  veitre- 
len  werde,  indem  man  ihm,  wenn  es  wohin  ausdrückt, 
den  acc,  wenn  wo,  den  dal.  zul'iigl.  unser  nhd.  vor  jnich 
(ante  ine,  prae  me)  steht  dem  golh.  laur  mik,  ahd.  i'nri 
iiiili  parallel,  unser  nhd.  vor  jnir  dem  golh.  faura  mis, 
ahd.  fora  mir.  noch  im  mhd.  behauptet  vür  seinen  orga- 
ganischen  größeren  umfang,  d.  h.  es  drückt  das  sinnliche 
vciliiillnis  des  raums  und  der  zeit  ans  (wb.  zu  Iw.  Ö2l), 
aus  gleichem  grund  aber  bleibt  vor  anl  den  dat.  uiu!  die 
richliuig  wo'i*  angewiesen  (das.  .^OS.)  das  nhd.  jnr  hat 
siiudich  local  zu  sein  aufgehört,  das  lal.  yro  ist  es  noch, 
nur  weniger  als  das  gr.  j/^d. 

"Wie  vorhin  erhellte  (s.  7S4),  winde  der  dem  vor  enl- 
gogengeselzle  begrif  von  nach  \m  goth.  niemals  durch  nehva 
ausgedrückt,  vielmehi"  durch  «/"»'>  das  sich  als  eine  iorl- 
])il(iung  der  part.  af  zu  erkennen  gibt,  in  der  bedeutung 
von  /leToc,  lat.  post,  regiert  es  den  acc:  ajar  llioJa  /f^7« 
TinV«  Luc.  18,4.  Job.  6,  1;  «/Vir  leilil  Mallh.  26,  73;  tifar 
dagans  saihs  jiuO-  7;/f,^'()«s"  .'?  Marc.  9,  2;  afar  ihrins  »la- 
gans  -Mallh.  27,  63;  afur  dagans  d'i'  t'jnmnv  Marc.  2,  t; 
afar  ni  managans  dagans  Luc.  l.^  ,  13;  (tfur  thu  aghai 
jalna  [itru  7 >]v  dl'nViv  Ixslvip'  JNlarc.  l.'<,  24;  «/«r  tlmhlin 
Sk.  39,  2.  abstract  für  enl ,  secumlum  hat  es  ilen  dat.: 
afar  vaniila  iheinanuna  fTT/  roi  (trjmri  cnv  Luc,  5,  .5; 
afar  namin  allins  t.i}  ro}  opö/iuTt  lov  ^/(iioos'  J-uc.  I,  .5!»; 
buniandam    ((Jar    (aihau    neüiotOojiii;    im    yot;iiii()t  iNiarc. 

*)   wartet    iu    /'""    ln^üt-'»'!»   wiy./.n-^on   T.    II,    1    ii;i<  li   iltni    lal.   altiMi- 
dilc  \olii.->  <i  l'alsis  |ii(>|)lietis. 

•   Ddd    J 


7J58  e'uifaclier  satz. 

10,  24.  doch  riidct  sich  mit  dat.  afur  uns  oniuo)  /tnv 
]\laUh.  3,  II  und  Mislidediin  ofkv  irnma  INlallh.  8,  1,  bei- 
demal vor  personcu.  das  ahd.  af'lar  kommt  in  allen  be- 
zielmngcn  fast  nur  mit  dem  dat.  vor,  der  einzige  K.  setzt 
af'tev  dih  21*  |)0sl  te.  allmälich  gewinnt  iiäh  die  ober- 
hanil,  liir  ])ost  und  secundum,  und  auch  mit  dem  dat.,  das 
ags.  (ifler  regiert  ihn  gleicherweise. 

verwandt  dem  ofar  liegt  hindar.  jenes  onioo)  /lov  wird 
Marc.  8,  33  hindar  mik  übertragen,  vidg.  retro  me;  hin- 
dar markus  uno  riöv  o()io)V  INlalth.  8,  34.  Marc.  5,  17; 
hindar  marein  (trans  freliun)  ist  die  standige  redensart 
für  eis  10  ':uQuv  INlallh.  8.  18.  28.  Marc.  5,  1.  21  oder  auch 
für  ntQuv  TTjS  d-aläoor^g  Job.  6,  22;  hindar  thana  mari- 
saiv  tis  10  niQuv  rV/S  X//i(Pf;s  L"c.  8,  22.  hindar  lör- 
danaii  iitQta'  %ov  *IoQ()urov  Job.  3,  26.  Marc.  10,  1,  scheint 
der  dat.,  den  man  wol  auch  in  dem  nist  hindar  uns  Luc. 
9,  13  anzunehmen  hat.  wegen  des  ahd.  hintar  vgl.  Graft" 
präp.  154. 

das  golli.  dir  bezielil  sich  bloß  auf  die  zeit:  in  den 
stellen  dir  uhlvön  usstandands  ngou  evj'vyov  ).t'uv  uva- 
ards  IMarc.  1,  35;  filu  dir  this  dagis  afar  sabbatö  Xi'uv 
nowi  TJjg  /itäs  oaßßü'ion'  Marc.  16,  2  künnle  zwar  der 
dat.  oder  acc.  uhtvun ,  der  gen.  dagis  wie  beim  ahd.  spalo 
der  gen.  tages  (s.  759)  unabhängig  von  air  gesetzt,  dies 
also  adv.  sein,  wofür  auch  ngou  (mane)  spricht,  eine 
präp.  air  hingegen ,  welche  uhtvön  und  dagis  beherschte, 
macht  die  analogie  des  ahd.  und  ags.  er,  asr  annehmlicher, 
air  ist  dann  gleichviel  mit  faür.  das  ahd.  er  hat  in  e  tages 
den  gen.,  gewöhnlich  aber  den  dat.  bei  sich  (Gral!  präp. 
273.  274  spr.  srh.  1,  436);  auch  der  acc.  war  zulässig:  er 
sines  dages  enti  O.  I.  15,  6;  er  anagengi  worolti  0.  V~. 
20,  70.  ags.  finde  ich  den  dat.:  (er  nie  (ante  me);  (er 
thäm  ilude  (ante  diluvium);  ebenso  mhd.,  doch  ist  die 
pi'äp.  selten:  e  dem  donre  Herrn,  d.  Dam.  65^;  e  irme 
ende  meist.  Stolle  148^.  altn.  är  akla  Sfrin.  1^.  kein  goth. 
seiths  (3,  590)  erscheint  präposilional  im  sinne  von  afar, 
wol  aber  das  ahd.  sid  (GraiF  präp.  274.  275),  z.  b.  sid  iro 
libe  N.  Cap.  84.  mhd.  sit  der  zit  Iw.  2824;  \Sit  anegenge 
der  werlte  Berth.  199.  liäufiger  ist  das  uhd.  seit.  ags. 
werden  (er  und  Sidh  als  bloUe  partikeln  nebeneinander- 
gestellt, mit  einem  casus,  für  äfler ,  finde  ich  letzleres 
aber  nicht. 

Reiner   der   bisher   dargestellten  prapositlonalen    gegen- 
sätze    war    durch   wörter   derselben    wurzel    erreicht:    bei 


iioineti.     casus,     von  prcip.  ahh.  7^9 

dem,  welcher  die  ricbtung  oben  und  unten  ausdrückt,  se- 
hen wir  aber  diesen  lall  eintreten.  die  basis  liefert  be- 
greiüich  der  begrif  unten.  wie  aus  dem  gr.  vnö  (unter) 
ein  viiiQ  (über),  aus  dem  lat.  suh  ein  super  gezeugt  wird, 
so  aus  dem  goth.  uf  ein  iifar.  Jiach  dem  lat.  S  und  der 
gr.  aspiration  sollte  nian  auch  ein  unerhörtes  goth.  suf, 
sufar  erwarten,  vgl.  o,  t] ,  sa,  su ;  Intu ,  Septem,  sibun; 
die  gewis  frühe  aphäresis  jener  Spirans  darf  nur  nicht  ver- 
leiten uf  mit  af  {ccno)  verwandt  zu  glauben  *).  im  ahd. 
dialect  lauft  der  etymolog  noch  größere  gefahr  oba  (super) 
und  opa  (si,  goth.  jabui)  zu  mengen.  doch  dies  bei  seite 
gelassen,  in  allen  andern  deutschen  mundarlen  als  der  goth. 
waltet  eine  abirrung  von  dem  oi'gauischen  Verhältnis,  in- 
sofern iif  die  ihm  gebührende  bedeutung  von  sub  verloren 
Iiat.  das  ahd.  oha ,  das  ahn.  of  drücken  umgedreht  super 
aus,  sind  also  in  den  entgegengesetzten  begrif  verschoben 
worden,  statt  der  einfachen  golh.  luiterscheidung  zwischen 
m/' und  ufur  enthalten  die  ahd.  oha  ^  obar,  iihiir  sämtlich 
die  Vorstellung  des  goth.  ufar.  Beide  goth.  präp.  nehmen 
den  dat.  oder  acc.  zu  sich,  je  nachdem  wo?  oder  wohin? 
gefragt  wird:  ?</ skadau  mio  i7;v  axtuv  Marc.  4,  32;  uj' 
valdufnja  gasatids  vito  i^ovoiur  Taaoöjiarog  Luc.  7,  8; 
usgruf  dal  uf  mesa  ö'j()vl6i'  V'iioh.viov  IMarc.  12,  1;  ei  uf 
hiut  mein  inngaggais  iva  fiov  viio  rojv  OTtyi;v  n'cü.&ijg 
INlatlh.  8,  8.  Luc.  7,  6;  ?(/"  iötuns  vtio  iovc:  nödug  Kph.'l, 
22;  tij'ar  laisarja  vtiio  lov  du)üay.(.O.nv  INlatlh.  10.  24;  ufur 
allai  ai'rthai  Inl  iiüouv  7 1)?' ;/>;»' INlatlh.  27,  45 ;  ufur  tai'hun 
baurgiin  tTiüvio  Mna  iioXno)'  Luc.  19,  17;  ujur  mik  vTihj 
ifii  JNlatlh.  10,  37;  ufur  ija  iiich'O)  avri;e  Luc.  4,  39.  die 
rection  des  gr.  v-jiö  und  v'nfQ  ist  einförmiger.  stall  ufar 
findet  sich  einigemal  «/«rd  gleichbedeutig :  «/In-a  (imf  baüi-- 
gini  t-nia'O)  •nlvre  iiölei')!'  Luc.  19,  19;  mil  thiii  gen.: 
ufuru  vaurme  tnüi'i»  örpuov  Luc.  10,   19. 

neben  nf  konunl  aber  ein  den  abgcleilelen  foi-men 
ufur,  iifuro  naher  tretendes,  die  beileulung  von  uf  wenig 
änderndes  undur ,  uudaro  zum  Vorschein,  ja,  beid«  uf 
und  nndur  verdeutschen  nebeneinander  ilie  selbe  gr.  präj). : 
ei  iif  melan  saliaidau  ailhlhau  uudur  ligr  /V«  i'yio  lov 
fiöthor  7^///;,  ij  viio  t);v  "iiXh'i^v  iMaic,  4,  21.  darf  man 
aus  ilicsen  wurU-n  die  versiliie(KMilicil  cnlnclimen,  dal\  uf 
das  lal.  sub,  uudur  das  lat.  subler  oder  inj'ru  bezeichne? 


•)  n/y),  jilid.  ///',  und  da.s  düzu  ;;i>l)oripe  ofan  (a|ioi(Ub)  ktiiiiile 
\ei\vaii(ll  still;  man  erwäge  den  wecliscl  zwischen  D  und  l*  im  lal. 
bub,  sn|)or,  .siihUi,  sii|ira. 


790  einjdclicr  scitz. 

•mch  Pciroii.  sat.  'JS  aniiulinem  suhler  Iccltiin  niillerc. 
Marc.  7,  2«  sieht:  imitaro  biiula  vjioxc.to)  X7;c  t n(i:ii^i;c; 
iiiul :  niulda  lliu  unduro  fuUim  Izvaruim  tov  yovv  xnv 
m/o'/MTU  Twr  "ituiiö))'  v;mv  INlarc.  G,  II.  v';i()x<i7oi  isi  sl.'ii-- 
ker  als  das  h\oi\(i  i'jim,  suhter  sliirker  als  sab,  folglich 
tindar  nielir  als  ?(/''^).  nüio)  sieht  dem  u'i'OJ ,  VTioy.uTO)  dem 
inävo) ,  unduro  dem  ufaro  gegeiiiilier.  liieser  goth.  aiis- 
gang  -u  zeigt  etwas  adverbiales**)  an,  daher  aucli  der 
gen.  bei  ufartj,  wie  bei  inccvo ,  obgleicli  zu  undarö,  vie 
zu  nudar,  der  dat.  conslriiiert  ist.  es  hält  scliwer,  in  den 
angcführleii  beis[)iclej>  die  kraft  dieses  -«5  und  die  eigent- 
liche von  luular,  neben  uf,  zu  ermessen.  mir  scheint 
nudar  die  Vorstellung  vnö  und  '/aIjo  zu  vereinigen,  durch 
das  setzen  unter  den  schellel  wird  etwas  bloü  zugedeckt, 
er  kann  dabei  hoch  stehn;  unter  dem  bett  ist  eine  niedere 
stelle,  so  dai^  iindar  ligr  eigentlich  aussagt:  unten  unter 
das  bclt.  naclidem  al)er  den  übrigen  dialeclen  die  golh. 
bedeulung  von  uf  erloschen  war,  trat  undar  vtillig  an 
dessen  stelle.  doch  mag  einigemal  das  ahd.  nidar  den 
sinn  des  golh.  undar  erreichen:  dri  obe  dir;  dri  nider 
dir,  vgl.  GralF  priip.  174. 

Mit  undar  zusammenhängen,  wie  mit  ufar  uf,  nuiU 
aber  die  älteste  sinnliche  bedeulung  der  präp.  und ^  wel- 
che Ullilas  in  doppeller  weise,  zu  dem  acc.  und  dat.  con- 
slrulert,  darbietet,  beide  scheinen  eigentlich  (jeijen  auszu- 
drücken, den  begrif  einer  wendinig  und  näherung,  die 
erst  begonnen  zu  sein  braucht,  folglich  schwächer  ist  als 
ana,  jedoch  aucli  schon  vollendet  Sein  kann  '**'-^'^.  und  mit 
dem  acc.  übersetzt  i'wg,  d.  h.  bewegung  von  einem  punct 
zu  einem  andern,  aber  nach  allen  richtungen,  hinauf  wie 
liinab :  und  hinün  ^'w^  rov  ovQurov  ,  und  haija  icog  lldov 
Luc.  10,  15;  und  auhmislo  l'ois  ii;g  offovog  Luc.  4,  29; 
und  allana  midjungard  Sk.  43,  Ifi  (falls  nicht  and  zu  le- 
sen ist':');  und  ina  fug  tcviov  Luc.  4,  42.  ebenso  im  zeit- 
verhällnis:  und  mel  äygt  zaiQOv  Luc.  4,  13;  und  dag  /'wg 
•)]fiiQug  Luc.  1,  80;  und  hina  dag  fityoi  ti-g  oi;/ifoov 
Malth.  11,  23;  l'cog  %i;g  or^fiegov  IMaüh.  27,  8;  und  thana 
thridjau    dag    i'Mtf   T»;g  rgirr^g  rjfUfQag  INIattli,  27,  64;   und 

*)  ufor  drückt  außer  r-i^'^j  auch  das  verstärkte  {■niQÜio)  aus:  ufar 
allans  liimiiians   v:lfl^l'.vo>  :xi\vT(,)v  rmv  ovQavöiv  Eph,  4,  10. 

••)    iu    uudaräistö    airtlios  il'-;  tu  xctTiörfou  /uo)/  7^?  j'?;?  Eph.  4,  9. 
**')  mau  vgl.  dem  und  das  gr.  zf'.r<c,  welches  gmiz    nalie    an   xürrn 
grenzt,  und  eigentlich  hiruuiter,  hinab,  dann  aber  bloÜes    hin  und  ge- 
gen bedeutet. 


iioiiicii.      casus.      vüiL  präp.  abh.  jg^ 

])aliit^kuslcii  l'w^  TJys'  'nerT7;y.ocTi~\;  I  Cor.  Iß,  <s  ;  latd  hvella 
jiijinclun  /'wj,'  öj()ug  ivi'UT%s  INlarc.  15,  33 ;  tuiil  lliata  hvei- 
lus  i([)  öüor ,  quaiiKliu  ^latlli.  i),  15  ;  und  tliu  jiu  liveila 
ir/oi  %r^s  uQii  iÖQug  I  Cor.  4 ,  11;  und  llialei  L'wg ,  iv  w 
INlallli.  5,  18.  Marc.  2,  19;  äyoig  ou  1  Cor.  15,  25;  und 
liva  i'os  nöxe  ]Marc.  9,  19.  Luc.  9,  41;  und  Lila  log  Ü{jti 
JMallh.  11,  12.  Marc.  13,  19.  Job.  16,  24.  Kor.  15,  6;  und 
liila  nu  SU.  43,  17.  iSebeii  tiem  dal.  einspricht  und  dem 
gr.  ilvTi  ,  koiuint  also  der  ahslracleu  bedeuliing  desfaurnr 
lat.  pro  (s,  785)  aalie  ,  eiilliält  aber  den  beslimnileren  be- 
grif  eines  zu  leistenden  ersalzes  oder  zu  zablentlen  prei- 
ses*):  uugo  nnd  angin  jah  lunlbii  7ind  lunlliau  o(fhu)^- 
fiov  tiVTi  orfdaXfiov  nal  6d'6v2a  uvxi  od'övrog  ^Malili.  5, 
38;  algcbun  ins  luid  akra  töwxav  avra  tig  lov  dyunv 
Mallb.  27,  10;  idiil  und  ubilaninia  y.uHor  urx)  y.aiiOvVxonx. 
12,  17;  verniullich  war  Matlii.  17,  27  ilvri  ipov  ^ai  ooü 
gegeben  und  niis  jab  sis.  doch  JMarc.  10,  45  siebt  foür 
nianagans  saun  Xvtqov  avrl  noXXiüv ,  wo  und  nianagiÜm 
genauer  wäre.  diese  beriihrung  des  und  und  J'uür  z=z 
viisQ  erliiulei-t  den  zusanunenhang  zwischen  und  ^mul  mm- 
dar  =:  viitQ  und   vnö. 

wie  nun  das  altn.  of  und  yfh',  die  im  golli.  7//' und 
uj'ar  entgegengeselzles  ausdriicklen  ,  ziisanunenllossen,  nicht 
anders  erscheinen  auch  die  alln.  und  und  undir  gleitbbe- 
deulig,  beide  enlhallen  den  begiif  des  gotb.  inuhir.  und 
kveinoni  (sub  molis)  Sirm.  66-^;  und  Midligaiilhi  77''  IH''; 
iind  hanom  (sub  eo)  72'»-  ^,  wo  die  «[jülere  s|tiiulie  utidir 
gcbratichl,  wie  yßr  stall  des  iilloren  of\  docli  lindet  sich 
auch  undir  in  der  cilda,  z.  b.  undtr  einni  44'.  weil  man 
für  «/den  organischen  begrif  1)710  eingebüßt  balle,  gieng 
der  von  und  z=z  i'.vii  verloren,  eine  von  und  w(>ilor  ab- 
geleilele  alln.  ])r;ip.  undiin  bedeulet  sublus :  untlan  aski 
Su'in.  44=',  in  der  jüngeren  spi-ache  audi  wol  cnllcj-muig, 
abwemlung:  undan  sul  (averso  sole)  '•'*). 

außer  jenem  golh.  und  =z:  .^«ng  erscheint  aber  mit  glei- 
chem sinn  eine  conjunclion  unlc,  deren  schon  3,  281  er- 
wähnt wurde,  golh.  praposilion  ist  sie  iVeilich  nie.  unle 
allald  vaiilhilh  .-'(og  uv  "Hiiria  ytt'ijTut  JMallh.  5,   18;    unlc 


*)  (Ins  Int.  ante  =  faiir  bleibt  Miclir  in  der  »iiiiiiiclicii  iKMloutuiig;. 
buchsläblicli  liegt  und,  undar  dem  ante,  inlcr  veruniidt. 

•*)  ein  gotli.  adv.  undana  würde  wol  x/awötv  niisdriickt-ii ,  wie 
iiijHina  <i;il.  4,  J)  lino'hv,  vcrsciiiedcn  von  der  s.  775  {^cmkIiIl'u  \vi- 
biiidiiii;^  iiip  iiiia  ;  /li/tdana  .i.wk!»/,  (i/Ui/hi  üntoOti;  niana  iioOnf,  LIf. 
baii:t  aber  l'iir  xiMWiVn-  lieber  diilallirö. 


792  einßiclicr    satz. 

iisgibis  f-'o)e  av  u'Jii)()\Jii;  INIallh.  5,  26;  unU  qvimai  fiaiija 
io>s'  UV  cXOi/  ö  7tvoto<:  I  Cor.  4,  5;  iinlc  (jviiiiai  «/o/c  ov 
i').d-7]  1  Cor.  II,  26;  unli:  garimiaiina  fii'/ot  v.uiuvi i](io\fitv 
ICpli.  4,  13.  dieses  unlc  überniiumt  sodann  noch  abslractere, 
liier  nicht  7.\\  erörternde  conjunclionsbedentiingen.  ihm  zu- 
nächst steht  die  nhd.  partiUel  unza ,  woneben  aber  utiZf 
utizän,  iinzi,  nnziuy  unzaz  vorUonnnen  ((Jrad'  1,  363-366), 
entweder  abgeleitete  oder  ziisanmiengeseti'.le  formen,  deren 
Zergliederung  sciiwer  sclieint.  mit  dem  golh.  wid  ver- 
gleicht sich  untaz,  das  zumal  bei  Is.  getroll'en  wird,  tmti 
im  Hild.  67  kann  für  ahd.  oder  für  alts.  gellen,  und  ist 
danach  verschieden  aufzufassen,  aus  dem  ags.  odh  lielie 
gich  eiu  goth.  nnth  oder  anth  folgern  ,  das  niclit  vorhan- 
den ist,  aber  am  allerbesten  zu  ante,  uvtI  stimmen  würde, 
auch  im  altn.  mhs  mag  ein  th  wirken,  seine  ähnlichkcit 
mit  dem  ahd.  M»ts  ist  zufallig.  das  gewirre  dieser  ]iarlikel- 
formen  unter  den  hui  einer  regel  zu  bringen  wage  ich 
kaum,  der  häufige  gebrauch  hat  hier  genug  ausnahmen 
von  der  lautverschiebung  gerechtfertigt.  bei  beurtheilung 
derer,  die  präpositioneile  kraft  zeigen,  muß  man  die  suffixe 
rti  und  in  berücksichtigen,  wiewol  der  ältere,  dunkle  vocal 
gerade  auch  gangbaren  prap.  assimiliert  worden  sein  kann, 
das  mhd.  7inz  tritt  für  sich  als  conjunction  auf,  nicht  als 
präp.,  sondern  verbindet  sich  nur  mit  andern  präp.,  um 
die  richtung  usque  auszudrücken:  iinz  (lUy  unz  itf,  unz 
nach  (wb.  zu  Iw.  474.) 

Das  gotli.  und  lenkt  unsere  belrachlung  auf  and,  wel- 
chem zumeist  yMTa  entspricht,  wodurch  die  Verwandtschaft 
zwischen  and,  tind ,  xarä ,  yM%0)  bestätigung  empfängt. 
and  drückt  ganz  eigentlich  luiser  entlaug ,  enttjeijen, 
welche  mit  dem  untrennbar  gewordnen  ent  zusanunenge- 
setzt  sind,  aus;  es  wird  nach  verbis  des  gehens,  laufens, 
springens,  verkündigens  gebraucht  zur  näheren  bezeicli- 
nung  der  örter,  durch  die,  an  denen  her  sich  die  bewe- 
gung  ersti^eckte.  meritha  urrann  and  all  gavi  (ftifit]  i^yj/.&e 
Kad-'  '6h]S  T^jS  nsQiywQov  Luc.  4,  14;  usiddja  meritha  fram 
imma  and  allans  stadins  this  bisunjane  landis  f^tnoQSi/a^o 
^)[og  nsQi  ciVTov  *)  sie  nüvta  totiov  rije  Ti^giyojooiJ  Luc. 
4,  37;  usiddja  thau  meritha  is  suns  and  allans  bisitands 
e^ijX&e  §£  rj  a>iof]  avrov  ev&vs  sis  öXijv  r);v  nfoiycooovMarc. 
1,  28 ;    usiddja    meritha    su    and   alla    jäina   airtlia   ih'^Osv 


')  TTfnl   tanov    ist  (\e  illo,    gotl).  bi  Jim,    Ulf.  aber  nimmt  es  stär» 
ktr,  von  iliiii  (ab  eo)  aiisgelicnd,  und  setzt  darum  fram  imma. 


lionien.      casus,     von  i)rap.  ahJi.  793 

V  T'//'^  uvTt]  eis  ÖhjV  i};v  yrv  h.tlvrv  IMattli.  9,  26  *) ; 
iisiddja  thala  vaurd  «»i<i  alla  Judaia  t^f;}.&fr  6  löyns  ovrog 
IV  öhjTfj'I.  Luc.  7,  17;  vas  mörjands  and  alJa  Galeilaiaii 
H7jovaoo)V  eig  öXr^v  irjv  F.  Marc.  1,  39;  qvani  and  allaiis 
gaujans  ijldev  eis  näaav  tijv  neQi'yjnoov  Luc.  3,  3,  gollj. 
ad  omnes  iiicolas;  \raloda  rtu<f  baürgs  d'iiödeve  xazu  iioliv 
Luc.  8,  1;  galailh  und  baüig  alla  aiir^.de  vm^  '6k%v  ti]v 
noXtv  Luc.  8,  39;  nierjada  and  alla  maiiasclU  M-Qv/Oij  eis 
öXoP  Tov  y.oGfiov  IVlaic.  14,  9  ;  tliairliiddicdtin  and  liaiinös 
d'iTjOyovTO  zatd  rus  aojftas  Luc.  9,  6;  usgagg  and  vigans 
jali  fatlius  e'^elOs  eig  tus  oöovs  y-cti  (fouy/iovs  Luc.  14,  23; 
gateihdidau  naniö  mein  and  alla  aiillia  d'KiyyeXij  ro  ovojnu 
fiov  iv  nüai]  rvj  yfj  Rom.  9,  17;  and  alla  ai'rtlia  galailh 
drunjus  ize  eis  nüoav  rijv  yijv  eiip.dev  o  (fdüyyos  avioiv 
Fvoni.  10,  18;  run  gavaürliledun  sis  and  driiisun  vjofiias 
v.aru  TOXI  y.Mj/itrov  IMaüh.  8,  32.  Luc.  8,  33;  and  **)  allana 
inidjuiigard  (per  Universum  terrarum  orbem)  ük.  43,  16; 
der  gr.  text  wechselt  ab  mit  «ara  und  eis,  selbst  mit  einem 
ruhigen  ev-  für  and  z:=  dw.  liabe  ich  zwei  stellen  ange- 
merkt, vielleicht  sind  ihrer  noch  einige;  ussleigandans  ana 
luui  and  skaljos  gasatidedun  ina  uvußtnnes  esii  to  diniia 
(hu  rtnv  ueQufiMV  y.adij'/.uv  ai'nov  Luc.  5,  19,  hier  scheint 
Ulf.  and  skaljus  noch  auf  ussteigan  zu  beziehen ,  hätte  er 
es  zu  gasatidedun  genonnnen  ,  so  würde  wol  thalrh  skaljos 
slehu?;  and  thata  thaj'rhgaggan  dV  inei'vfjs  d'/eQyiodai  huc, 
19,  4,  daselbst,  allda  vorbeigehn.  abslracteres'«?«/  findet 
sich  in  den  redensarleu  and  dnllh  hvarjuh  hutu  dl  eooT)v 
Marc.  13,  6  wofür  and  dullh  hvarjanuh  ]Mallh.  27,  15; 
atid  hvarjanöh  (ubicun(|ue)  Sk.  43,  Kj;  anduV  ihana  luist 
Sk,  4.5,   9. 

Starker  als  and  ist  nun  das  golh.  thairh  ,  welclies  ge- 
wöhnlich für  äiä  gebraucht  wird  und  einei-  sinnliclieren 
Wurzel  angehört,  von  der  auch  das  subsl.  thairkö  rfji'ftt;, 
TQVnahu  übrig  bleibt,  stanuu  thairlia  (2,  63)  =z  7{)1m, 
tQvyoi.  gaggan  lluiirh  alisk  ^id  iiitv  r/yroo/'/aur  ]Marc.  2,  23. 
Luc,  6,  1  heilU  ilnrclis  gclraidc  gelin,  in  dem  schmalen 
pfade,    der    durch  Kornfelder  führt,    and   atisk    wäre:    am 


*)  (laß  in  diesen  vier  stellen  *»//*'/»  '//"?'  "'"f;/  rinfcirniifi  «hirch 
int'ritha  gegeben  sind  läßt  etwa  auf  eine  potli.  |)or.suiiifiontioii  «ier 
iniiwandciiidiMi  fuma  sclilicßcn  (mvtliol.  7()l<.)  (ioiiii  sonst  ist  c'xoy 
liäiisciiis  Hörn.  10,  17.  18,  docli  wird  gicicii  dürnuf  ifOöyyoq  über- 
setzt drunjus. 

**)  so  lese  ich  für  und,  das  freiliel»  Jiucli  1(5,  9  steht,  um  so  nieiir 
als  die  vom  hcrausf^eber  in  der  aunicrkuiig  bcigeniyten  hiellcii  and, 
nicht  und,  gcwülireu. 


7(j4  eliijdchcr   nutz. 

gftlraiilo  lier,  onllong,  und  linl  niclir  don  homif  von  hi, 
ili*r  auch  per  sein  kann  (s.  7  7!J.)  thairh  tlinirku  mltlilus 
JNlarc.  10,  25.  liUC.  1«,  25  \  lluilrli  aggvn  tlai'ir  jM.iiili.  7,  t.i; 
Ihidrh  lliana  vig  iainaiia  .Mallli.  8,  28;  alla  naiil  tltuiih 
()V  0/17?  T7;ir  vvurös  i'^ic.  r>,  5:  iha/'rh  allos  gavissins  ()'/(£ 
nüa}]s  u(fr.c:  Kpli.  4,  16;  ik  in»  lliala  daur,  thuh'h  niik 
jabai  livas  inngaggitli  Joh.  10,  K.  es  liegt  in  thai'rli  das 
inillen,  gerade  durch,  was  a])cr  noch  besondere  ad),  her- 
liorhcben  mögen:  lliairh  midjans  ins  liiic.  4,  30.  Joli. 
8,  59;  thnlrh  midjti  Saniaijan  Luc.  17,  11.  wie  der  be- 
gril'  der  niille,  des  niiUels  die  praj).  mit  berührt,  so  kann 
auch  ihairhy  gleich  dem  dtü  und  per,  ein  mittel  oder 
"Werkzeug  bestimmen  liolfen,  wodurch  etwas  ausgerichtet 
\sird:  ei  mahteis  svaleikös  thairh  lianchins  is  valrlhand 
Marc.  6,  2;  thairh  liugn  (per  mendacium)  Sk.  38,  3; 
thairh  thvahl  (per  lavaciMim)  Sk.  39,  13;  thairh  birunain 
Sk.  41,  6;   iha'nh  uns  ()>'  i]/i(hv  11  Cor.  5,  2().| 

der  ahd.  dialecl,  welchem  das  goth.  and  als  |)i;i[).  man- 
gelt, iiuil^  schon  darum  die  bedeuluugen  seines  durah 
ausdelinen.  uamenllich  entspringt  auch  die  den  üolhen 
unbekannte  von  ob  oder  piopter  (Gralf  prä|).  211.  212), 
auf  welche  ich  zurück  kommen  werde.  Den  Angelsachsen 
statul  jedoch  ein  dem  golh.  unlerschiede  zwischen  and  und 
thairh  sehr  ähnlicher  zwischen  (jeond  und  thurh  zu  ge- 
böte. Ines  gesetze  cap.  20  (Schmid  p.  18)  sagen:  gif 
Teorcnnd  man  butan  vege  (jeond  vudu  gonge,  ^venn  ein 
fremder  außer  w^eges  durch  den  wald  gehet;  hier  würde 
auch  golh.  es  heißen  :  and  hu\i,  oder  valth,  vallhu  *)?  hielte 
sich  der  gehende  im  waldpfade,  vermvillich:  thurh  vudu, 
wie  ]Marc.  2,  23.  Luc.  6,  l  :  eode  thurh  aceras.  auch 
das  ags.  (jeond  thisne  middangcard  ß.  150  stimmt  zum 
goth.  and  alla  jirtlia ,  und  Luc.  14,  23  wird  wiederum 
übersetzt :  ga  (jeond  thas  vegas  and  hegas  {and  vigans  jah 
fathus),  aber  JMalth.  8,  28  faran  thmh  tlione  veg  (ga- 
leilhan  thairh  ihana  vig.)  ahd.  könnte  in  beiden  Oillen 
duruh  gebraucht  sein.  das  engl,  yond,  hetjond  hat  mehr 
die  in  and  und  geond  mit  enthaltene  bedeutung  von  hindurch, 
ultra,  trans  hervorgehoben.  beyond  ist  ags.  hegeondan, 
welchem  man  gedrungen  wird  ein  noch  unaufgeklärtes 
golh.  hijands  (gr.  3,  25.  127)  zu  vergleichen,  buchsläbli- 
chen  Zusammenhang  zwischen  and  und  geond  konnte  uns 


*)  wir  wissen  das  gofli.  wort  für  silva  niclit.  für  unser  wald  darf 
aher  mir  valtlis  oder  vnliliiis  geniutiuaßt  werden,  iiacli  der  alln.  form 
vullr  (rampti.^.  virctuin.) 


nonien.     casus,      iwn  p/üip.  (ihli.  7()5 

dien  diese  form  janiX  veriallieii.     die  unlieniibare  paiilkel 
zeigt  auch  im  ags.  das  reine  luul. 

An  dieses  ags.  geond  greiizl  nun  noch  eine  andere  par- 
likel,  welche,  was  wol  zu  beachten  ist,  der  golh.  spraclie 
abgellt,  das  ags.  ijuan  ,  oiujeaii,  ahd.  cmjan ,  (jagen,  in- 
(jagan ,  nihd.  (j^geii ,  ijebi ,  altn.  fjdfjn ,  gegu  ,  üjetjn, 
i<fe(jnom ,  schwed.  f/en ,  (jenom ,  igeiioiu,  dän.  iJten, 
(jieunem ,  iijieiinein.  sie  bedeutet  coiilra,  in  der  uord. 
Zusammensetzung  ujegnoui ,  itjeiioni ,  ujitiincm  aber  aiicli 
per,  unti  zwar,  wie  es  sclioint,  urspiiinglich  in  dem  sinne 
des  goth.  and,  hernach  in  dem  von  llia/'rli,  welches  den 
nord.  miindarlen  mangelt,  im  hd.  inid  nd.  hat  also  der 
begrif  thairh  f  im  nord.  and  die  überhand  gewonnen, 
nicht  nvu"  die  jenem  (jegtu  vortrelemlen  einfachen  präp. 
in,  on ,  {,  sondern  aucli  die  (lexionen ,  deren  es  fähig 
wird,  ahd.  iii(j(i(jiue ,  ui(fe(jini  (Grad"  200),  ags.  to  (jenncs 
V>.  1325.3001,  (ujeii,  engl.  (i(jainsly  altn.  iffe(j7iHni  (dal.  |)l.) 
lassen    seine    nomina  clgenschaft   In    keinen  zweife!   ziehen. 

Die  goth.  i\rap.  für  den  begrif  conlra  und  adversus 
lautet  vithra ,  sie  hat  zuweilen  die  stärkere  bedeulung 
von  'Aaiä ,  hiiuliger  die  schwächere  von  nQog,  eiiu'gomal 
auch  die  von  nuQu ,  fordert  aber  den  acc.  in  allen  fallen. 
viUua  izvis  zaß*  v/iiu'jp  INIarc.  9,  40.  Luc.  9,  50;  vitlira 
attan,  vithra  aiiheln  zaxu  toi  7t(iT(>o?,  rijg  /n^Tpoi?  IMatth. 
10,  35  ;  vitlira  ins  tiqoc;  aviovs  Luc.  6,  3.  Kph.  6,  9.  Sk. 
51,  19;  vithra  thans  iiqos  Eph.  6,  12;  vithra  Ina  tiqos 
V.V10V  Luc.  4,  4;  vithra  antharana  r/oö.c  TOi'  i'zfoor  H'or. 
6,  1;  vithra  ni  ainluin  'jiQog  oviTi,  i'v  iMallii.27,  14;  vilhra 
ihala  Sk.  38,  5;  vilhra  lislins  iiQo^  rag  fUt)o()'c/Ui;  l.\>h. 
6,  M;  andvairlhi  vilhra  andvairlhi  itooowjiov  ii(ing  viQoaio- 
iiov  1  Cor.  13,  12;  vithra  haididiairlein  Marc.  10,  5; 
vitlira  Abraham  (s.  1.)  allan  unsarana  Luc.  1,  73  ;  ja  der 
bloüe  gr.  dal.  kann  durch  dieses  gelinde  vilhra  übersetzt 
werden  Matlh.  8,  34.  liUC.  14,  31.  1  ('or.  9,  3.  ':nnn'i  wird 
belegt  mit  der  redensarl  vithra  vig  'jIuqu  t)^v  od'or  IMarc. 
4,   15.  Luc.  8,   12,  vulg.  secus  viam,  an   dem   weg  her. 

das  ahd.  ividar  bezelcluiet  sowol  conlra,  Irans  als  auch 
erga ,  und  liilU  auUer  ilen»  acc.  in  einigen  tienkmälern  den 
dal.  zu.  bei  dem  ndid.  wider  sind  gleichfalls  beide  casus 
gestallet  (wb.  zu  Iw.  551)  und  es  scheinl  mir  schwer  ihre 
Unterscheidung  dabei  überall  nach  liem  giundsalz  der  bc- 
wegung  oder  ruhe  zu  regeln,  nhd.  ist  der  acc.  allein  gillig 
verblieben  ;  inisere  Irennung  dei-  jirüp.  ividvr  von  dem  ail- 
verl)lalcn   wieder  (rursus)  laugt   nichts. 


790  eiiifdcJier  satz. 

vithra  und  ivldar  «lud  abgeleilete  partikelii,  die  ein- 
fache form  vidli  (M-schciiil  in  dem  siichs.  und  nord.  dialect. 
das  ags.  vidk  d  rückt  contra,  ad  versus,  aber  auch  hlolU-s 
juxla,  circa  aus;  in  der  raumh'clien  bedeulung  hehersclit 
es  meist  den  acc. ,  in  der  abslraclen  oft  den  dat., 
z.  b,  vidh  ihone  c^ning  (contra  regem),  vidh  tlione  veg 
(pro[)e  viain);  vidli  ihiiium  villaii  (contra  volunlalem  tuam.j 
aus  dem  vidli  zzz  prope ,  ad,  apud  entwickelte  sicli  das 
engl.  ■)vilfi  :::=  cum  (s.  780),  wodurcli  allnialich  die  ags. 
l)rap.  inid  m  goth.  tnith  verdrängt  und  entbehrlich  wurde, 
in  ilen  nord.  sprachen  bestehn  niedh  und  vidh  nebenein- 
ander, und  jenes  Jiat  den  sinn  von  cum,  dieses  von  contra 
behauj)let,  obgleich  das  gelindere  schwed.  vid,  drin,  ved 
häufig  bei,  um,  von  ausdrücken.  ein  Irischeres  contra 
haben  sich  die  nord.  si)rachen  aus  dem  subst.  tnot  (occur- 
sus,  begognung)  erzeugt:  altn.  d  tnöli ^  i  iuöti,  schwed. 
emot ,   dän.  imod. 

Gerade  so  werden  noch  andere  nomina  zur  belebung 
Tind  beslimmung  räumlicher  nähe  fast  in  allen  deutsche/i 
mundarten  verwandt,  anfangs  treten  einfache  präp.,  na- 
mentlicli  in  und  an,  vor  ein  solches  nomen,  dessen  casus 
von  ihnen  abhängt;  bald  aber  wächst  die  Verbindung  fester 
luid  nimmt  selbst  den  schein  einer  präp.  an,  mit  neuer 
befähigung  zur  casusrection.  wie  aus  gagan ,  gean ,  gegn, 
mut  ein  ingagan ,  ingegini,  ongean ,  Igegnum,  igeuom ,  ji 
muli,  1  möti  gewonnen  wurde,  ergab  aus  ahd.  in  epan, 
in  eh  an ,  mhd.  enehen  sich  imser  nhd.  neben  (juxta) ,  ur- 
sprünglich die  gleiche,  ebne  läge  an  einander  gefügter  dinge 
zu  bezeichnen  '"'').  das  ahn.  subst.  medhal  (medium)  bringt 
die  präj).  ä  medhal  (inter)  hervor,  wofür  auch  die  assi- 
milierten formen  ä  inilli  =z  u  midhli,  «  millum,  i  viilluiH 
gelten,  schwed.  eme//a«,  d'dn.  imellemj  aus  6/rtMff  (mixtura) 
deutet  sich  das  schwed.  ibiand,  dän.  iblandt  (inter.)  unser 
nhd.  inmitten  leite  ich  lieber  aus  dem  allen  dat.  pl.  des 
adj.  ab,  goth.  in  midjäim  (ig  to  fiioov ,  ahd.  iintar 
mitten  (s.  392.  402.)  nicht  viel  anders  wird  mit  dem 
ahd.  dat.  pl.   ziiis(jem    (binis)    der    praposiliouaie    ausdruck 


*)  sclion  In  viel  früherer  zeit  scheint  ans  Herseiben  wurzel  iha, 
af,  ehuin  eine  fülle  von  Partikeln  gedossen  af,  ilia ,  ibäi,  niba,  nibai, 
was  ich  liier  nicht  austüiire.  als  sich  aber  ein  adj.  ibns,  epan ,  efen 
«jei)ildet  hatte  wirkt  in  ihm  nocli  der  alte  partikeltrieb  des  Wortes 
fort;  jenem  «^oth.  iba,  niba  entspricht  ein  ags.  efne,  nefne,  emne, 
nemne,  nynidhe,  alts.  nebhan,  neblia,  neva ,  newan,  welclies  ich  niicii 
immer  noch  nicht  entschlagen  kann,  dem  mhd.  niwpn,  niiiwan  zu  ver- 
gleichen, auch  nach  alkm  was  Lachni.  zu  Nib.  208],  1  bemerkt. 


noinen.     casus,     vuii  priip.  ahh.  797 

untar  zuisgeii  ^  untar  in  zuisgeUf  in  znisycn  für  inter 
gebildet  (Grall"  188),  iiilul.  und  nhd.  aber  ztvischen  alleia 
gesetzt,  nhd.  anstatt^  an  der  stelle^  alln.  i  stadh,  räum- 
lich in  loco,  in  lociini,  abstract  pro.  das  ahd.  subst.  Jutlpd, 
halp  (latus)  bei  0.  und  N.  zu  einer  partikel  ausgebildet, 
trat  hernach  in  den  abstracten  sinn  von  propfer  über,  und 
wurde  zur  förmlichen,  obwol  stets  nachgesetzten  präpo- 
sition:  mina  halbün  (meinerseits,  meinetwegen)  U.V.  11,  12; 
lielege  aus  N.  bei  GraiF  s.  189-191.  mhd.  min  halp  (mei 
causa.)  die  nhd.  form  schwebt  zwischen  halb  ^  halben^ 
halber*):  meinthalben,  ehren  halber,  des  fricdens  halber, 
und  wird  oft  noch  mit  der  priip.  um  verknüpft  :  ittn  des 
Iriedens  halber.  ähnlich  verhält  sich  das  altii.  meyin: 
ihessumegin  (diesseits)  ödhrumegin  (andrerseits),  badhu- 
megin  arinnar  (zu  beiden  seilen  des  flusses.)  ä  hendr 
(entgegen)  regiert  den  dat.,  das  ahd.  zi  lienli,  az  lienti, 
uhd.  zu  band,    zu  banden,  vorlianden ,    sind  nur  adverbia. 

aber  nicht  immer  erforderlich  ist  die  Zuziehung  ein- 
facher Präpositionen ,  dem  bloüen  casus  des  nomens  kaiui 
jnäpositionale  kraft  beiwohnen,  z.  b.  dem  acc.  (jagan, 
halpiin,  niegin.  gern  steliu  zumal  gen.  und  dat.  absolut 
auf  diese  weise,  altn.  handct,  vegna,  minna  vegna  (propter 
me);  sökuin  (lat.  caus;1.)  aull'allend  die  schwache  form 
vegna,  auch  das  nhd.  wegen  entsprang  aus  einem  gen.  pl. 
tvegene,  den  die  mhd.  nuid.  adv.  aller  wegeiie  Diut.  1,  7. 
üetm.  1,  46.  252  bestätigen,  vgl.  3,  135;  ein  ahd.  xvegono 
ist  unaufgefunden ,  wäre  aber  nicht  unmöglich  "*"*). 

Den  begrif  circa,  circum ,  circumcirca  umschreibt  der 
isl.  dat.  liriugum,  mit  jiräp.  ikringom .,  von  kringr  (cir- 
culus);  schwed.  omkring ,  nhd.  ringsum,  vgl.  franz.  en- 
viron  f.  en  giron  (in  gyro.)  der  alln.  spi-ache  genügte 
das  einfache  um,  wofür  aber  ahd.  umpi ,  umbi  ^Craü" 
präp.  181),  mhd.  nmbe ,  zuweilen  schon  um  (wb.  zu  Iw. 
453.  454),  nhd.  Min,  ags.  ymbe ,  ymb  ,  das  im  eng!,  aus- 
stirbt und  durch  about  ersetzt  wird,  wie  ist  dies  aliil.  umpi, 
ags.  ymbe  zu  nehmen,  das  an  ufKpi  gemahnend,  dem 
Oothen  fehlt?  ujKfpi  ,  meines  wissens ,  konunt  im  N.  T. 
nicht  vor;  wo  7i.f()i  nül  ilem  sinne  von  circa  sieht,  gibt 
es  Ulf.  durch  bi  (s.  779):  bi  hup  seinana  nf()i  %i]v  oorpi'y 

*)  halhrr  sclieiiit  pniiz  unorganisch  eiifstamlcn  nus  ciiior  vermisrliunfj 
des  subsf.  Itnil)  mit  dein  adj.,  bei  welclioni  die  l'orai  ludber  j^i-rn  er- 
sctiien  (s.  495.  498.  499.) 

•*)  wieder  ein  beispicl  doppelter  flcxion  für  snl).st.  (olion  r>H.>), 
u'i-ge  und  ifi-geiic  (viaruui.)     Ilei.   106,  5  das  adv.  uppwcgo  (^huräuni.) 


798  ciiipirln'r  nutz. 

Marc.  1,  0;  hi  «Ik  7/fo/  av%iv  I\lallli.T{,  IS.  INlarc.  3,  .''>4*); 
hi  iiia  5/60/  «/'loi^  •M.'irc.  4,  10-  hl  ins  7//:0/  cviov,:  Marc, 
y,  14.  sollle  innju  ziisammeiigescl/l  sein  aus  dem  golli. 
und  ii?  li/Kfii  aus  uvTi  und  t'yf/?  die  anslolU'nde  labialis 
bi'aclile  das  m  liervor.  man  erinnere  sich,  daU  tJii  sowol 
dem  golh.  bi,  als  iinserm  um  enlspiichl ,  Luc.  15,  20 
i'.iiiitoev  ini  tov  T()uy7j?j)V  uvtov  uird  golli.  überli-agen 
diaus  ana  hals  is ,  %\ariim  könnte  es  nicht  auch  lieii')en 
bi  lials  isi'  Luther:  fiel  ihm  um  seinen  hals.  was  mich 
aber  in  der  Vermutung  naher  herühi'ung  zwischen  lim  uiul 
und  beslrirkl,  ist,  dali  in  -den  hss.  der  edda  ih'e  ])artike!n 
um  und  of  ganz  haulig  wechseln  und  sich  vertreten,  z.  h. 
S;cni.  1'^  wird  of  nani  und  uui  nani,  ur  of  borna  oder 
Ar  um  borna  gelesen;  auch  in  jiiaposilionaler  bedenlung 
42**:  üumc  ec  of  (al.  uvi)  Iluyinn,  tho  siamc  nieir  um 
Muninn.  beide  slehn  als  bloUe  parlikeln  vor  verbis  o(l 
nur  enclitisch ,  ohne  nierkbaren  sinn ,  als  priipositloiien 
drücken  beide  ^jegi  aus ,  wie  aucli  die  nhd.  um  und  über 
in  gewissen  redensarten  dasselbe  bezeichnen,  z.  b.  ich 
Iraure  darum,  darüber,  da  nun  das  goth.  und  und  uf 
aneinander  zu  grenzen  scheinen  (s.  789.790),  so  laut  sich  um 
z::z  umbi  als  combination  von  und  bi  leicht  begreifen,  tun- 
ihu  und  tunthau  (s.  791)  lautet  bei  liUther  zahn  uvi  zalin. 

.lener  abslracle  begrif  propler,  den  das  nhd.  we<jen, 
alid.  diirah ,  mhd.  durch  ausdrücken,  wird  von  der  golli. 
spi'ache  durch  das  einfache  in  mit  dem  geu.  erreiclit.  der 
text  hat  gewöhnlich  dtä,  einigemal  eni,  ncgl,  vnig,  t'veKa. 
in  neilhis  ö'ia.    (fdörov  Matlh.  27,    18.    JMarc.   15,   10.   Phil. 

1,  15;  in  niatis  öiu  ßQÖJpa  Rom.  14,  15.  20;  in  agisis 
()iu  tov  (foßov  Job.  7,  13;  in  nians  d'iil  tov  ävxfrm^iov 
IMarc.  2,  27;  in  vaürstvis  (Jiu  ro  l-Qyov  Phil.  2,  30;  in 
livis  (haTi  11  Cor.  11,  11;  in  ungalaubeinais  öiu  'T)]v  icni- 
aciuv  IMarc.  6,  6;  in  thizus  nianageins  öta  lov  oyXov 
IMarc.  3,  9;  in  daubithös  diu  %)]V  ^n'jQcoatv  V.ph.  4,  18; 
in  ihizös  nianagons  frijathvos  (hcc  TijvnoAXr^v  tcyu7i');v  Eph. 

2,  4;  in  Hairodiadlns  d\a  ^IfQOj^ncd'u  INlarc.  6,  17;  in 
izvara  ()>.'  vfiüg  Job.  11,  15.  12,  30.  II  Cor.  4,  15;  in 
Ihize  aithe  d'id  Tovg  OQHOvg  JMarc.  6,  26;  in  Ihizei ,  in 
ihize  propler  quod ,  proplerea  Luc.  18,  5.  Rom.  15,  7. 
Kph.  3,  13;  in  gafahis  int  tfj  cr/ou  Luc.  5,  2;  in  allaize 
y;i}  näai  Luc.  2,  20;  in  ihis  vaürdis  inl  liö  /o/w  IMarc. 
10,  22;  in  izvara  vTtsQ  vfiöiv  Eph.  1,  16  was  Eph.  3,  13 


*)  in  dieser  stelle  ist  das  {lotli.  ^ik  ricliti<i  (s.  322.  323),   ohgleich 
der  text  aviuv  hat,  iiklit  t'.i'iüv. 


iiüineii.     caaus.      von  pri/p.  uhli.  790 

faiir  izvis  gegeben  ist,  Avahrend  die  golli.  plirase  sonst 
öl  v}mv  übersetzt;  im  ize  ntqi  aviojv  IMatlh.  9,  36;  ni 
in  ihis  ananuibljandiiis  ni  hl  Ihis  ananiahlidias  nvy  en'ey.tv 
%ov  udiY,ijouviO(i,  ov()'h  i'ü'eyav  lov  Ciöiy.r^divios  llCor.  7,  12. 
diese  der  golli.  spiacbe  eigne  anweiulung  der  pr.'ip.  hi 
anf  einen  fall,  den  die  genllivi  eclion  vuilkoninien  keunbar 
niaclit,  erklart  sich  am  leiciilesten  aus  ini ,  welches  die 
vulg.  Luc.  5,  2  gleiclifalls  in  ca[)tiii"a,  Luc.  2,  20  in  Om- 
nibus wiedergibt;  der  golh.  gen.  hebt  aber  den  besonderen 
sinn  viel  bessei-  hervor,  der  begrif  in  führt  auf  den  des 
hei  imd  durchs  das  innerste  ist  zugleich  niille,  niitlel 
lind  zweck. 

Die  letzte  unter  allen  hier  zu  erörternden  Vorstellungen 
ist  der  gegeusatz  des  mit ^  die  entäußerung,  erniangelung. 
uns  und  ah  bezeichnen  gesondert  und  entlerntsein ,  ohne 
verlassensein. 

was  ich  3,  261  über  die  goth.  prap.  in^ih  gesagt  habe 
lialt  kaum  stich,  nicht  nur  wird  der  kurze  vocal,  wie  im 
gl',  ilviv ,  oigaiu'sch,  also  die  veiliingeiung  des  ahd.  dno 
unorganisch  sein,  sondern  es  auch  darauf  ankommen ,  die 
verwandlschall  zwischen  intih  und  in  nachzuweisen,  ccj'av 
scheint  sich  geratle  so  nu't  ai'cc  zu  berühren,  wir  Iiabeu 
s.  782  in  der  cünd)inalion  afana  eine  ausweichung  des 
positiven  ana  in  (\iin  enlgegenslehenden  begrif  erkannt, 
konnte  nicht  auch  in  eine  solche  Wendung  nelinien:'  in 
ist  hei,  dann  neben,  aiiWer,  ohne?  das  siiflix:  iih  benimmt 
an  sich  der  bedeuluiig  nichts,  iimh  drückt  aus  was  das 
bloUe  in:  inuh  jainanuna  möla  tv  ixslvio  tio  KC(t()oi  IMallli. 
11,  25;  inuh  llian  thi/ai  liveilai  iv  aviij  ()i  tfj  i'öaa  J.uc. 
7,  21;  selbst  dem  unpriiposilionalen ,  bJoU  i)arlikelhaflen 
in,  ilas  sich  mit  verbis  bindet,  mag  iih  suffigiert  worden: 
inu/tsandidedun  aiuarci/MV  -loh.  7,  32.  ferner  leidet  |m 
=  ()'(('(,  mit  dem  gen.,  diesen  aidiang:  inuh  ihis  dtu  Tai' in  11 
Cor.  7,  13;  i'vey.ev  loviov  Marc.  10,  7.  bei  in  mit  deni 
acc.  inul  der  positiven  bcdeutung  fuulet  sich  aber  Kein  uh, 
sondern  inuh,  wenn  ein  acc.  darauf  folgt,  diiickl  immer 
'/(oQig ,  ty.iög ,  artv  aus:  inuh  nnk  yoinii:  tfiov  .h)li.  1.5,  5; 
iuii  l]iö  yMuig  toip  II  Cor.  II,  28;  inuh  leik  ^^{ro.o  rot; 
CMfiaxoQ  11  ('or.  12,  2.  3;  inu  leik  Sk.  37,  1.5;  inu  ihein 
ragin  j^ohj/c  ()'t  "^^s'  f^V'''  J'^'"J/"/V  Philem.  14;  iuuli  giundu- 
vatldju  yMiiii;;  Sefitliov  Luc.  6,  4'.);  inuh  allins  izvaris 
viljan  ävtv  lov  'Jidr^iog  Vfioiv  INlallh.  10,  2'J;  inuh  gajukoii 
y^o)()}g  •}iC(Qi<i'j'n)SiS  INlarc.  4,  34;  inu.  milalli  .wV  tu  ("i/ierou 
11  Cor.  10,  1.5.  als  bloUe  conjiniclion  ,  wie  das  ahd.  ano 
(s.  7()2)  Irin   inuh    noch    nnhl   auf. 


800  einfarlicr  satz. 

durcli  tllespn  coiiiunclionelleii  gebrauch  sclielnt  die 
reclloii  i\i'r  alul.  \ni\\),  schwankend  geworden.  der  acc. 
hersclit  vor,  alter  aucli  dat.  und  gen.  gellen,  jenen  belegt 
(JralT  276  aus  K.,  dessen  ano  niiirnuiludin  (nl)S(jne  mur- 
imiralione)  44''  kein  gen.  sein  kann,  vielleichl  verschrieben 
ist  für  ano  nniiimdüdi  i*  dem  beispiel  des  gen.  s.  762 
mögen  hier  noch  andere  zugelügl  werden:  (ina  ihes  0.  V. 
24,  13;  äne  des  niittelösleu  N.  Cap.  64;  äne  des  trianguli 
N.  Cap.  66.  aucli  dem  ahn.  an  verbindet  sich  der  gen., 
frühere  denkmiiler  sollen   noch  den   acc.  zeigen. 

slalt  des  ano  kennen  die  niederd.  psalmen  snnder : 
sunilir  iinrehl  58,  5;  sunder  saca  72,  13.  diese  |)räp. 
erscheint  n)lid.  häufig  genug,  sogar  neben  ane :  sniidet' 
swert  und  dne  sporn  Parz.  299,  29.  beide  regiereu  den 
acc.  nlid.  gewöhn licli  ohne,  selten  sonder  (unterschieden 
von  der  coujunction  sondern.) 


Überschaut  man  alle  diese  präposilionen,  so  lassen  sicli 
allere  von  jüngeren,  nacli  nielirfacher  stufe,  trennen. 

als  älteste  erscheinen  die  nur  aus  vocal  und  consonanl 
bestehn:  in,  tis ,  af,  at^  iif^  ein  folgender  zweiter  vocal 
verschlägt  nichts,  ana  ist  so  alt  wie  in,  vgl.  avci  und  das 
alid.  aha  und  aj'.  den  consonantisch  beginnenden ,  voca- 
lisch  endigenden  bi  und  dn  könnte  ein  vocal  vornen  oder 
ein  cons.  hinten  abgestreift  sein,  man  halte  zu  hi  t<ixi  und, 
was  viel  gewagter  ist,  zu  du  das  nord.  til.  gesteigerte 
formen  entwickelt  keine  dieser  einfachen  partikeln  mehr, 
ihre  wurzeln  sind  dunkel,  doch  darf  die  nachweisung 
einiger  versucht  werden  (iha,  af  s.  796);  wer  aber  möchte 
at  und  ita  (edo)  vergleichen? 

zunächst  stelle  ich  die  mit  zw^el  consonanten  auf  den 
vocal:  and,  undj  beide  unsichrer  herkunft  und  unsteigerbar. 

die  reihe  kommt  an  die  mit  vocal  zwischen  zwei  oder 
mehr  consonanten:  dir,  fanr  und  faüra,  inith ,  villi, 
fram ,  seith ,  nehva  ,  fai'rra  ,  thairh.  den  meisten  be- 
gegnen comparierte  formen:  airiza,  seiths,  nchvis,  framis, 
eriro,  furiro ,  naliiro,  einst,  furist,  nahist;  ihre  wurzel  ist 
noch  belebt,  niith  könnte  dem  adj.  mids  verwandt  sein, 
thairh  dem  subst.  thairkö?  hierher  muß  auch  das  nord. 
til  gezählt  werden,  dessen  wurzel  im  goth.  adj.  gatils 
(aptus)  und  hd.  subst.  zil  (scopus)  erscheint;  kaum  berührl 
sich  damit  jenes   du  und  zi?     eher   das  slav.  da. 


nomen.     casus,     von  pj\'qj.  abh.  801 

zusammengesetzt  aus  einfachen  präpositlonen  sind  Jona 
(s.  782)  und  timhi  (s.  798),  wenn  meine  Vermutung  trift ; 
auch  dem  nhd.  ««/,  aus,  dem  neunord.  ^ä  liegen  zNvei 
parlikehi  zum  gründe.  die  gotli..  spräche  kennt  keine 
solcher  coalitionen.      ich   untersclieide  das    suffigierte  imiJi. 

abgeleitete,  darum  spätere  prap.  sind  ({far,  uj'ar,  undor, 
hindar,  vithra  j  AR  ist  ein  locales  derivativ  für  adv.  über- 
haupt (3,  199  ff.)  hier  zeigt  sich  auch  steigerungsvermü- 
gen ,  und  zwar  im  goth.  nut  äi  (wenn  das  neu  gefundne 
Tuularuislu  Eph.  4,  9  auf  die  übrigen  zu  scliließen  be- 
rechtigt), ahd.  mit  6  (unlarusta.)  die  einfachen  (if^  vf^ 
und  sind  älter,  weil  sie  keine  comparation  leiden;  wie- 
derum scheint  die  sleigerimg  mit  i  älter  (in  jenem  eriro, 
furiro)  als  mit  üi  und  ö  ''''). 

jüngste  Präpositionen  sind  die  aus  lebendigen  adverbien 
erwachsenden ,  seien  dazu  einfache  präp.  und  ein  casus 
oder  bloU  absolute  casus  verwandt,  so  verhärten  sich  in 
ehan,  in  gagan,  i  tnoti,  anstatt,  der  gen.  pl.  wegen, 
der  dat.  sökuni  allmälich  zur  präposition  **).  die  goth. 
spräche,  der  genug  alle  scharf  bestimmte  präp.  zu  gebot 
stehn,  bedarf  keines  solchen  ersatzes;  als  sich  einzelne  präp. 
verdunkelt  hatten  und  ausstarben,  blieb  kein  mittel  als  sie 
durch  versländliche  adv.  zu  umschreiben ,  die  nach  und 
nach  wieder  präpositionale  abstraction  annahmen,  incban 
ist  darum  völlig  anderes  Ursprungs  als  fona.  bei  afana 
gesellten  sich  zwei  partikeln  zur  Verstärkung  des  begrifs 
wnd  ana  wird  nicht  von  af  regiert;  bei  ineban  hieng  der 
acc.  eban  wirklich   ab   von  der  präp.  in. 

Versuchen  wir  die  vcrschiedne  entstehung  der  präpo- 
sitlonen zu  knüpfen  au  die  frage  nach  der  Ursache  ihrer 
reclion. 

neue  präpositionen ,  in  welchen  das  nominalgefühl  rege 
geblieben  ist,  scheinen  den  casus  fordern  zu  müssen,  den 
ihr  subst.  oder  adj.  an  sich  zu  regieren  vermag,  so  ge- 
bührt dem  prä|)ositionalen  wegen  niclils  anders  als  der 
gen.,  da  das  adverbiale  wegen  nur  ihn  von  sich  abhängig 
machen  köiuite.  zum  adj.  eban  fügt  sich ,  wie  zu  gilih 
(s.  747.  748)  ein  dat.,  ni  ibna  ni  galeiks  unsarai  garaihlein 


•)  man  erinnert  sich  an  den  cliaracter  i,  t>,  üi  der  scliwnclien 
conjugation. 

•')  die  nonsten  liat  der  canzloistll  oinf^rfiilirt :  kraff  ,  in  hraft  (en 
vertu,  vipore) ;  rrnin'f^r  (wot  l'iir  V('rni(>f:t'ii  V) ;  hf.htif  oder  gar  bs 
hufs  (propter);  alle  diese  werden  mit  dem  gen.  verbunden. 

E  e  c 


302  vinjacfh'r  sciiz. 

lie'ißl  es  Sk.  37,  6,  ibnjan  (ae(|iiare)  rotiert  ilin  niclil  min- 
der (Luc.  19,  44.)  dem  alid.  inehan  gcliöiie  folglicli  der 
dat.:  sizze  Jiehen  mir  s\.  109,1;  die  ne  imigeii  nielit  iiicbeti 
imo  sin  N.  ps.  1.^4,  5;  iiieben  dh-  N.  ))S.  62,  9.  als  aber 
die  pra|).  kidler  \\ur(le,  raiiinle  man  ilir  größere  Freiheit 
ein,  lind  liel^  aiitli  andere  casus  zu;  mhd.  neben  ivi  1  »v. 
1817;  eneben  ime  I\v.  3790;  neben  in  (:  sin)  l\v.  5996; 
ueben  sich  Parz.  64,  6;  neben  Stn  ßil.  10420.  Ls.  3,  300. 
in  der  scbrinspraciie  regiert  werjen  den  gen.,  unterm  volk 
häufiger  den  daliv;  das  ahd.  zuishem  y  in  zuiskem  ,  untar 
zuiskein  halle,  seinem  Ursprünge  nacli ,  nur  mit  dem  dat. 
pl.  verbunden  werden  sollen,  ihn  zeigen  alle  ahd.  beispiele 
(Graff  188)  und  die  meisten  mhd.:  zwischen  den  porlen 
zwein  Iw.  1127;  zwischen  in  beiden  Iw.  6029;  enzwischen 
sinen  Landen  Trist.  3953;  doch:  zwischen  S'cli  Frib.  Trist, 
4942.  beim  nhd.  zwischen  hat  weder  der  acc.  noch  sg. 
bedenken. 

den  präp.  nehva  und  fairra  steht  deshalb  der  dat.  zu, 
weil  ihn  die  adj.  nah  und  fern  begehren  (s.  747.)  diesem 
casus  treu  bleiben  das  mhd.  nach,  nhd.  nach,  obgleich 
sich  bei  ihnen,  wie  bei  aftar  und  hintar,  die  zweifache 
richtung  hin  und  da,  d.  h.  acc.  und  dal.  liätle  entwickeln 
können,  um  so  kühner  und  bedenklicher  die  goth.  aus- 
nähme nehv  razn  (s.  784.)  das  mhd.  hinder  verstattet 
außer  dat.  und  acc.  selbst  den  gen.:  hinder  min  Ls.  1,  359. 
2,  232.  Dietr.  6997,  hinder  sin  Dietr.  5616,  vgl.  das  goth. 
liindana  laurdauaus  neQav  xov  '/.  Marc,  3,  8. 

Insofern  es  gelingen  kann  den  wortstamm  älterer  präp. 
zu  enthüllen,  wird  sich  auch  rechenschaft  von  dem  eigen- 
sinn  ihrer  rection  ablegen  lassen,  je  weniger  in  ihre  ab- 
kunft  zu  dringen  ist,  ein  desto  freierer  einlluß  auf  casus 
muß  ihnen  zugestanden  werden.  unverkennbar  entfalten 
eben  die  ältesten  einfachsten  präp.  die  manigfalteste  reclion. 

Wie  es  mit  dieser  sich  eigentlich  verhalte  ist  s.  766- 
768  angegeben,  nicht  sowol  durch  die  präp,  au  sich,  als 
durch  die  beziehung,  in  welcher  sie  zu  einem  verbuni 
oder  nomen  des  satzes  steht,  wird  der  casus  bedingt.  Je- 
nachdem  eine  der  beiden  hauptrichtungen  hin  oder  da 
ausgedrückt  werden  soll,  fordern  verbuin  und  präp.  den 
acc.  oder  dat.  in  älteren  sprachen  war  die  begleituug  der 
präp.  oft  nicht  einmal  nolh wendig,  der  bloße  casus  hin- 
reichend, man  sagt  lat.  ire  Romam ,  aber  ire  in  urbem; 
der  bloße  acc.  kündet  hier  das  wohin  so  deutlich  wie  der 
acc.  mit  iu  an;  vallibus  habitare  drückt  den  begrif  wo  aus 


noineiL.     casus,     von  pr'ctp.  abh.  §03 

^v^e  in  vallibus.  nlid.  heißt  es:  in  dem  tbal  wohnen,  in 
die  sladl  gehii,  und  sogar  nach  Rom,  nacli  der  Stadt  gehn, 
weil  unser  nach  seinen  dat.  auch  bei  der  riclitung  wohin 
nicht  einbüßt.  Mehrere  alte  präp.  namentlich  at  und  du 
(s.  769)  verlieren  ihre  acc.  rection,  müssen  also  das  hin 
ebenfalls  mit  dem  dat.  ausdrücken,  eis  oVQavov  ist  bald 
güth.  in  himin ,  bald  du  hiinina  (s.  779);  ein  früheres  du 
himin  wäre   zu  mutmaßen  *) 

IMaii  mag  practisch  festhalten,  daß  der  auf  die  prap. 
folgende  casus  von  ihr  abliänge;  auch  ist  es  bei  den  späte- 
ren präp.  in  der  that  so.  die  alten,  einfaclien  präp.  schei- 
nen mir  aber  einer  mehr  adverbialischen  geltung  zu  bedür- 
fen ,  d.  h.  sie  treten  im  satz  dem  verbo  bestimmend  hinzu, 
und  eben  aus  dieser  beslinunung  ergibt  sich  dann  der  casus, 
unter  solchen  gesichtspunct  gebracht  läßt  sich  auch  die  ver- 
lauschung  des  präposilionalen  mit  dem  adverbialen  ausdruck 
(s.  767)  voUkonunner  begreifen:  der  stern  lauft  durch  seine 
bahn  zu:  der  Stern  durchlauft  seine  bahn,  beidemal  hilft 
die  Partikel  durch  dem  verbo  den  acc.  regieren.  in 
der  ersten  formel  schlielU  sie  sich  näher  dem  subst.  an 
und  läßt  das  \erbum  intransitiv,  in  der  zweiten  drückt 
sie  mehr  auf  das  verbuni  und  macht  es  transitiv,  man 
könnte  sagen,  hier  hängt  der  acc.  unnüttelbar  von  lauten, 
mittelbar  von  durch  ab,  dort  unmittelbar  von  durch,  mit- 
telbar von  laufen,  in  keinem  der  fälle  ist  aber  die  mittel- 
bare einwirkung  zu  übersehen,  sondern  ein  zusammen- 
trell'en  zweier  gewichte,  des  stärkeren  und  schwächeren 
zu  erkennen. 

Wenn  präposilionen ,  gleich  den  übrigen  partikeln, 
grülUenlheils  IsoIIerle,  abgesprungne  casus  veralteter  no- 
mina,  und  vorzugsweise  substantivischer  sind,  so  ist  klar, 
daß  sie  als  solche  fast  nur  den  gen.  zu  regieren  fähig  sein 
könnten.  der  gen.  hat  aber  gerade  bei  den  präp.  den 
geringsten  umfang,    und  die  verbalen  casus,    acc.  und  dat., 


')  für  einige  gangbare  raumvcrliältnisse  hatte  die  alte  sprnclie 
gewisse  eigne  ableitungcn  um!  suflixe  (3,  Il)i)-2I4),  die  den  priipo- 
sitionalen  «iisdriiik  zu  vertreten  im  stände  sind.  das  golli  dalatli 
ents[)ri(lit  dem  sinne  des  inlid.  ze  tni,  Ulf.  Iirnuilit  es  nl>er  l'iir  xant 
in  den  redensarten  dalatli  aigaggandin  kutkIjÜvtl  Matlli.  H,  1  ;  ntiijilja 
dalatli  y.icitili/  Mattli.  7,  *i'> ,  so  sehr  schon  in  diesen  stellen  der  sinn- 
liche begrif  dnrch  af  fairgunjn  unu  ruv  ci(_<ois-  gclmlien  war.  «nch  ist 
ihm  sonst  d;d;ith  xilrio.  dalatlirö  Kuioiüfv,  diese  goth  ausdriu-ke  halieii 
die  al)struction  des  heutigen  plattd.  dal  =  nieder,  vgl.  at  iddaljiu 
jiyds  i '/  xur«("j«aft  Luc.   19,  37. 

Eee  2 


yQ4  einfacJicr  salz. 

überwiegen  weil.  auch  ilaraus  folgt  mir  ihre  adverbiale 
beziohuiig  auf  verba   iniil  die  dadiircb  bewirkte  reclioiiskrait. 

Je  iiller,  folgbch  je  adverbialer  praposilionen  sind,  desto 
mehr  imil^  sieb  ihre  reclion  auf  alle  drei  casus  erstreckt, 
luid  liaupisäcldicb  in  geineiuscban  mit  verbalbegriilen  ge- 
re"eU  iiaben.  daiaus  folgt  die  noiliwendigkeit ,  bei  abhaiid- 
lung  der  praposilionen  diesen  bezug  vor  allein  ins  äuge 
zu  lassen. 

Präpositionen  neben  verbis. 

1.  Inlransitiva  der  sinnlichen  beivegung.  liier  fordert 
die  riclilung  hin  den  acc,  das  xvo  den  dallv ,  doch  nur 
bei  solchen  priip.,  ^velche  sich  die  freiheit  beider  casus 
bawahrt  liabcu.  Ist  die  rection  auf  einen  casus  beschrankt, 
so  steht  dieser,  unbekümmert  um  die  richlung.  namentlich 
gilt  das  von  der  präp.  su,  die  gewöhnlich  wohin  ausdrückt 
und  dennoch  immer  den  dat.  bei  sich  hat;  uicht  anders 
fordert  das   alln.  til  den  gen. 

Eine  der  auffallendsten  erscheinungen  gothischer  syntax 
ist  es ,  daß  nach  ffiKjijan ,  (jaleithan  die  priip.  in  und 
ana  den  acc,  uacli  avirnan  aber  ineisleniheils  den  dat., 
und  nur  ausnahmsweise  den  acc.  regieren,  alle  diese  verba 
übersetzen  toyea&tu,  wenn  nun  LH.  z.  b.  tj/.&e  mit  iildja 
oder  galäith  gibt,  so  verdeutscht  er  das  folgende  */<,"  t(]v 
Oixov  in  (ffird^  wählt  er  hingegen  qvani ,  so  sagt  er  in 
garda.  beides  muß  der  bedeutung  nach  ungefähr  eins 
gewesen  sein,  das  goth.  ohr  aber  auf  cjviman  den  dat.  er- 
wartet haben;  der  griech.  text  bot  hier  überall  lig  mit 
dem  acc.  dar,  dennoch  wurde  goth.  in  mit  dem  dat. 
construiert. 

belege:  qvimands  in  garda  i/.&0)V  f/.c  T/;»'  oiy.i'av  IMatlh. 
8,  14.  9,  23.  82.  Luc.  8,  51;  qvemun  in  garda  i//,&ov  eU 
ir;v  or/.ictv  Marc.  1,  29;  in  garda  qvumans  iv  rij  oiaicc 
ysroiievog  Marc.  9,  33;  qvam  in  thizai  alh  't^X&ev  eis  to 
hgöv  Luc.  2,  27;  qvam  in  veihsa  ih]Xvdei  eig  %ip'  y.o'j,(o;i' 
Job.  10,  30;  qvam  in  seinai  baürg  i^/.&ev  eig  r);i>  id'itiv 
nöXtv  Matth.  9,  1 ;  qvam  in  markum  toyerai  eig  rd  öoiH 
Marc.  10,  1;  qvemun  in  landa  i]}.&ov  eig  itjv  '/ojquv  iMarc. 
5,  1;  qvam  in  landa  seinamnia  ^j/.d-ev  tlg  tr^v  narQi(hi 
avTov  Marc.  6,  1 ;  qvimandm  in  gauja  i'/.&övTi  eig  r)p' 
yiogav  Marc.  8,  28;  qvimith  in  thiudangardiai  himin^ 
eiaeX&fjTE  eig  xrjv  ßaoilelciV  rötv  ovQuvivv  Matth.  5,  20; 
qv^muu  iaB^thaniin  (sie)  ägyoVTat  eisBtj&oui'äavMavc.  8, 22 ; 


iLunien.     casus,     von  präp.  abh.     hei  verbis.      g05 

qvimaiiLls  in  Trauaclai  lAd-oiV  ele  iTjV  T^Mada  IlCor.  2,  21; 
ik  liuhad  iu  tliamnia  fairhvau  qvam  iym  (föig  lig  %ov  y.öa/iov 
iX't]Xvda  Job.  12,  46;  qvam  in  thamma  faiihvau  ü.if/.v&a 
eis  'tov  nöa/iiov  Joli.  18,  37;  qviniands  in  sis  eig  iavTov 
iX&mv  Luc.  15,  17;  ni  qvimilh  in  izai  /(?;  elotld^j]  dg 
avTYjV  Marc.  10,  15.  Luc.  18,  17;  in  svikunthanuna  qvimai 
eig  (paveQOV  tlO-')]  Luc.  8,  17;  qvam  ana  thamma  Stada 
7pi&tv  tut  Tov  lonov  Luc.  19,  5.  Den  acc.  zeigen  fol- 
gende ausnahmen :  qvam  in  Galeilaia  i^Xdtv  dg  r7]v  FaXi- 
).aiav  Marc.  1,  14;  sa  qvimanda  in  thö  manasetli  o  ioyö- 
fievog  eig  tov  Koofiöv  Joh.  6,  14;  sa  in  thana  falihva 
qvimanda  o  eig  tov  zoüfiov  tQyo/nspog  Joh.  11,  27;  qvam 
ana  l'era  ijX^-ev  eig  Ta  fÜQtj  Ptlarc.  8,  10,  daß  hier  föra 
acc.  sg.  fem.  sei,  lehrt  der  dat.  ferai  Matth.  25,  41. 

bei  gagcfan  und  galeithan  steht  nur  der  acc. ,  und 
nicht  einmal  als  ausnähme  der  dat.:  innalgaggandans  in 
thu  veiliöu  baiirg  eio)jXdov  eig  ttjv  ayiav  ^löXiv  Mallli. 
27,53;  atiddjcdun  in  gard  l'^yovTui  eis  ohov  Man:  3,  20; 
atgaggands  in  alh  eioel&MV  eig  to  legöv  Marc.  II,  15;  at- 
gaggandeins  in  thala  blaiv  eioeXdovaui  eig  to  fti'Jjitiov 
Marc.  16,  5;  atgaggaiidin  in  gard  Luc.  7,  44;  gaggan  in 
gard  eiotXdttv  eig  lov  oJy.ov  Luc.  8,  41;  gagg  in  hclhjuu 
ihcina  ei'oeXd'e  eig  to  raftaiov  üov  JMatlli.  6,  6;  usiddja 
in  fairguni  Luc.  6,  12.  9,  28;  aliddja  sküra  \indis  in 
thana  marisaiv  rucreßi]  laiXail,  uviftov  eig  ir^v  Xi/iv7;v  Luc. 
8,  23;  iddja  in  bairgahein  iTio()evdi]  dg  ti]v  OQtivt^v  Luc. 
1,  39;  inngaggandin  in  suma  bainiö  eiosQyofievov  eig  Tira 
VMfiTjV  Luc.  17,  12;  in  thoei  baurgö  gaggaiih  dg  ijr  d'av 
nnXiv  einiQyr^ode  Luc.  10,  8;  aliddja  in  fairguni  «j'f^jcJm^Ofi 
eig  10  ÖQog  Job.  6,  15;  aliddja  in  tliana  fai'ihvu  iX)]Xvd-a 
eig  TOV  nönfiov  Joh.  16,  28;  gaUiilli  in  gard  i'nytTUi  fig 
TOV  oJnov  Marc.  5,  38  eiai^XiJfv  eig  oJy.ov  Marc.  7,  17. 
Luc.  1,  40.  4,  38;  galailb  ana  aullijana  slath  niii^Xdev  eis 
ÜQrjfiov  Tonov  INlarc.  1,  35 ;  galailb  iu  arka  eioi;X\>ev  eis 
T})v  üfßwTOV  Luc.  17,  27;  galeilhan  in  libain  dg  ti)v  ^(oijV 
eioeXOtiv  INlarc.  9,  43;  galilhun  in  bimin  (l;i)'^Xi}ov  eis 
TOV  oi'fjavöv  Luc.  2,  15;  galilhun  in  lii'iim  eiut^.Oov  eig 
yA'J/iijV  JiUC.  9,  52;  galailli  in  skip  t/n/iug  tig  To  'JiXoiOV 
JMarc.  8,  10;  inugakMlilb  in  ihimhuigarclja  eiaeXevoenu  eig 
T}]v  ßuoiXfiav  INlatlli.  7,  21;  in  lliiuilaii,t;ardia  galoilhand 
Älarc.  10,  23.  24.  25;  galeilhan  in  JMakidunja  äieXO^iiy  eig 
AI.  II  Cor.  1,  16. 

ich  habe   die  gr.  stellen   beigefügt,  damit   man   sehe,  daß 
keine    tcmporalunterschicdc   die  Nvahl   der   goth.  ausdrücke 


yOÖ  f'inJ'iLclwr  siitz. 

beslirnmon.  der  gnnul  des  abweiclieiulen  cnsiis  Avird  In 
nichts  aiulerni  liegen  als  in  der  eigenlhiiiuliclieii  bedeutung 
von  qviman  ^  welches  dem  Gotheii  nicht  bloü  den  begrif 
des  gehens ,  sondern  zugleich  auch  den  des  bleibens  ent- 
halten haben  niiiÜ.  der  gaggands  kann  als  solcher  so  be- 
zeichnet werden  von  dem  aiigenblick  an  wo  er  sich  in 
bewegung  setzt,  der  qvimands  hat  das  ziel  erreicht  oder 
ist  ihm  nahe,  der  gaggands,  galeithands  in  gard  geht  bloLi 
tu  das  haiis ,  der  qvimands  in  garda  ist,  bleibt  darin,  er 
langt  in  dein  hause  an,  was  besonders  aus  dem  avunians 
in  garda  deutlich  wird,  das  man  nicht  mit  gaggans  oder 
galilhans  vertauschen  dürfte,  wie  aucli  liier  der  gr.  text 
yfVOfiEVog  tv  TJj  oi'xicc,  mit  dem  dat.  darbot.  Diese  er- 
klarnng  von  cjviman  wird  bestätigt  durch  das  s.  776.  777 
über  den  unterschied  der  slrticturen  qviman  at  und  (ju(j(jan 
du  vorgetragne,  weil  qviman  mehr  als  gaggan  ausdrückt 
fordert  es  die  stärkere  prap.  at,  mit  gaggan  kann  at  als 
Partikel  verknüpft  w'erden ,  ohne  daß  sich  unsere  con- 
slruction  ändert:  atgaggan  in  gard;  atqviman  braucht  nicht 
gesagt  zu  werden ,  da  in  qviman  an  sich  schon  die  idee 
von  atgaggan  steckt.  das  goth.  subst.  (jviims  ist  darum 
irnonvaiu,  anwesenheit:  in  qvumis  ICor.  16,  17;  in  cjvuma 
Teituus  IT  Cor.  7,  6;  in  is  qvuma  I  Thess.  2,  19;  in  qvuma 
fraujins  1  Thess.  3,  13.  4,  15,  wo  im  lat.  text  überall  ad- 
ventus,  bei  Luther  Zukunft,  nhd,  ankunft  gesagt  wird. 
Joh.  6,  14.  11,  27  gab  Ulf.  dem  gr.  text  nach,  und  ver- 
band mit  dem  part.  präs.  den  acc.  in  thu  manaseth ,  in 
thana  fairhvn ,  bei  dem  prät.  qvam ,  wodurch  die  dauer 
mehr  hervorgehoben  wird  ,  konnte  er  sich  nicht  dazu  ent- 
schließen, sondern  sagt  gothischer  in  thamma  fairhvau  Joh. 
12,  46.  18,  37.  ik  qvam  in  faürhvau  heißt  ihm:  ich  bin 
in  der  weit  angekommen,  nicht:  in  die  weit  gekommen, 
will  er  das  letztere  genau  ausdrücken,  so  muß  er  setzen: 
iddja  oder  galaith  in   fai'rhvu. 

ahd.  und  mhd.  bedeuten  zwar  chumft,  kunft  adventus, 
lind  ankunft  ist  erst  nhd.  eingeführt  worden;  ich  finde 
aber  hinter  queman  und  der  präp.  in  nur  den  dat.,  kei- 
nen acc.  mehr:  quam  in  sina  burc  fr.  th.  INIatlh.  9,  1  und 
so  auch  bei  T. ;  quam  in  hus  JVIatth.  8,  14.  9,  23;  quam 
in  lantscaf  Matth.  8,  28;  quamun  in  thia  heilagiin  bürg 
Matth.  27,  13.  die  einzige  stelle,  wo  ein  dat.  vorhanden 
scheint,  Matth.  3,  13  (T.  14,  l)  hat  schon  GrafF  präp. 
s.  23  besprochen.  selbst  das  adjectivische  wiliquemo 
•würde  jene  verbalreclion  behalten,  wenn  ein  Schluß  gilt 
von    dem   alts.    he    is   tviscumo    eft    au    thesan    mlddilgard 


noineiL.     casuf>.     von  prilp.  abli.      bei  verbis.      gy/ 

Hei.  28,  2,  oder  dem  nhd.  willkommen  hier  ins  qrnne 
(Bürger.)  ein  nibd.  willekomen  in  ilaz  laut  bezweillc 
ich  kaum;  unrichtig  wäre  aber  auch  willekomen  hne  Inndc 
nicht,  das  ich  freilich  weder  aus  JNib.  1596,  3.  4  beweise, 
noch  dem  gotli.  qvima  in  Jauda  gleichstelle,  wir  sagen 
nhd.  iinaustöUig:  seid  willkommen  hier  im  lande ,  präp. 
und  dat.  stehn  dann  unabliiingig  von  willkommen ,  ganz 
adverbial,  aus  dem  mhd.  hie  ^villekomell  Iw.  6099  folgt 
auch  ein:  hie  ime  lande,  bei  willekomen  in  daz  lant  würde 
her  geselzt  sein,  wenn  es  im  rosengarten  llsan  34,  4  heißt  : 
waz  sol  der  müncli  in  daz  lant?  so  ist  komeu  zu  ergänzen. 

in  ags.  mundart  meine  ich  eine  spur  der  goth.  con- 
struclion  anzutrelFen.  Matth.  8,  14  geben  mehrere  alte 
Versionen:  com  on  Peteres  hüse  (nicht  hüs) ;  Aviewol  der 
gewöhnliche  text  Marc.  1,  29  comon  on  hüs  und  Joh.  6, 
14.  11,  27.  12,  46.  18,  37  on  middaneard  daibieleu.  be- 
merkenswerth  ist  das  mnl.  quam  an  der  heiden  Rein. 
1435,  dieser  dialect  vermengt  aber  acc.  und  dat.  auf  viel- 
fache weise. 

vnays ,  noQevov  €is  eiQf'jv^v  überträgt  Ulf.  gngg  in 
fjavairlhi  IMarc.  5,  34.  Luc.  7,  50;  einmal  aber  auch  gagg 
in  gavairthja  Luc.  8,  48.  dies  letzte  stimmt  zum  lat. 
vade  in  pace ,  und  so  auch  T.  60,  9  far  in  sibbn.  beim 
ags.  ga  on  sibbe  ist  der  casus  undeutlich,  doch  sicher  ein 
dat.  gemeint,  die  präp.  mit  dem  dat.  steht  hier  wiederum 
adverbialisch  ,  macht  also  keine  ausnähme  von  dem  erfoi'- 
dernis  des  acc.  bei  gaggan. 

etwas  ähnliches  ist ,  daU  ahd.  der  begrif  des  fortganas 
zwar  noch  den  sinnlichen  acc,  aber  auch  den  adverbialen 
dal.  zu  sich  nimmt.  T.  7,  9  wird  vom  lat.  text  haec  pro- 
cesserat  in  diebus  mullis  abgewichen,  und  der  acc.  gesetzt: 
Ihiu  gigieng  fram  in  munmjä  taijdj  dagegen  heiiU  es  fram 
gigltngun  in  iro  iagiin  T.  2,  2;  fram  ist  gigangan  in  ira 
latjun  T.  2,  8. 

Völlig  wie  gaggan  und  galeilhau  verhalten  sich  nun  alle 
übrigen  verba  der  beweguiig:  fahren,  hehren,  i'eisen, 
wandeln,  ivandern,  schreiten,  wanken „  /liehen,  laufen, 
springen,  rinnen,  ßieA\en,  schwimmen ,  /liegen,  schtreben, 
kriechen,  schleichen,  deren  zahl  in  ih-n  iillcren  dialeclen 
noch  viel  gvüUer  ist,  z.  b.  golh.  snivan ,  shevjan  ,  in-atun 
u.  s.  w.  Nach  allen  des  Wechsels  zwischen  acc.  »nid  dal. 
fiihigi'u  präp.  wird  das  wohin  mit  jenem  ,  das  wo  mit 
diesem  ausgedrückt:  fahren  in  den  wald ,  an  den  wald, 
auf  den    beig,    vor  den   berg,    über   den    l)crg ,    unter  den 


gÖS  einJacJier  i>atz. 

berg;  fahren  in  dem  -svald,  an  dem  wald,  auf  d^m  borg, 
vor  dem  berg,  über  dem  tljal,  unter  dem  berg.  golh. 
vraludcdun  in  lairusalom  tJiOQtvovio  (ig  /.  Luc.  2,  41; 
es  bedarf  hier  keiner  belege,  nur  der  bemerkung,  daß  zu- 
weilen gleichgillig  sein  kann,  welche  richtung  angegeben 
werden  soll,  statt  tliai  in  spanrd  rinnandaiis  I  Cor.  9,  24 
hätte  auch  gesagt  werden  mögen  in  spanrda  (oder  spaurdai, 
wenn  das  unsichere  genus  ein  weibliches  wäre':')  nacli  dem 
gr.  ol  Iv  OTuOiip  TQr/ovres,  der  gotli.  ausdruck  I)ezeichnet 
das  einlaufen  in  die  balm,  nicht  das  laufen  in  der  bahn, 
bemerkenswerth  ist  die  inlid.  redensart :  des  nuioz  si  varn 
under  einer  banc  Ms.  2,   130^. 

präp.,  deren  reclion  auf  einen  casus  eingeschränkt  ist, 
z.  b.  and  oder  thairh  (s.  792.  793)  auf  den  acc,  fassen 
beide  richtungen  zusammen :  vratoda  and  baurgs  jah  haimus 
diwd'evs  Kcczd  nohv  v.ui  v.üjfii;v  Luc.  2,  41. 
2.  Bei  den  iutrausitivbegriiren  fallen,  sinken,  stürzen 
berührt  sich  das  wohin  und  wo  nahe;  wir  sagen  iilid.  er 
fällt  aut  den  boden  hin,  auf  dem  boden  hin,  stürzt  auf 
die  erde  nieder,  auf  der  erde  nieder;  auf  die  erde  fallen 
ist  procidere  in  ten-am,  auf  der  erde  fallen  procidcre  in 
terra,  jenes  bezeichnet  mehr  den  acl  des  fallens,  dieses 
mehr  den  ort  des  gefallenseins. 

schon  Ulf.  verbindet  mit  driusan  ,  (jadriiisan  beiderlei 
casus,  die  vermittelnde  präp.  ist  gewöhnlich  ana ,  eini- 
gemal  in.  belege  für  den  acc. :  gadriusith  aiia  afrlha 
nBöelxai  enl  tVjV  yijv  IMatth.  10,  29;  driusands  ana  ai'rlha 
neawv  int  li^s  y^jS  Marc.  9,  20;  gadriusandu  in  airtha 
meavov  eis  f^jv  ytjv  Job.  12,  24;  driusith  ana  thana  staiji 
neoMV  in  Ixeivov  tov  Xi&ov  Luc.  20,  18;  in  dal  ga- 
driusand  itg  ßö&vvov  neßoivraf.  Luc.  6,  39;  in  thaürnuns 
Luc.  8,  14;  draus  ana  hals  is  inemoer  ini  tov  tqw/v^Xov  uv- 
lov  Luc.  15,  20;  driusands  ana  andvairtlii  naaoiv  im  nQ6oo}~ 
nov  Luc.  5,  12;  driusands  ana  andavleizn  I  Cor.  14,  25.  selt- 
ner ist  der  dat.,  er  folgt  dreimal  hintereinander  und  zweimal 
gegen  den  gr.  acc:  gadraus  ana  staina  i'iieaev  ini  xr^v  niigav 
Luc.  8,  6;  gadraus  in  midumai  thaürnive  i'niaev  iv  jidocp 
Ttöv  äüar-diäv  Luc.  8,  7;  gadraus  ana  alrthai  gudai  sig 
yS]V  ir^v  ayadVjV  Luc.  8,  8.  die  stellen  gadraus  faiir  vig 
naqu  rr^v  odöv  Luc.  8,  5,  draus  du  knivam  irrgoatTreos  to?s 
yovuoi  Luc.  5,  8  kommen  in  keinen  betracht,  da  faür 
überall  den  acc.  regiert,   du  den   dat. 

.ilid.  finde  ich  immer  den  acc:  fellit  ubar  erda  T.  Matth. 
10,  29;  bilellit  in  gruoba  IMatth.  12,  11;  fiehin  iu  steinahti 


nomeii.     casus,     von  prcip.  ahJi.     hei  verbis.      g09 

lant  Mattli.  13,  5;  lielun  in  lliornä  13,  7;  in  guota  erda 
13,  8;  in  gruoba  vallent  15,  14;  auch  fragm.  theot.  11,  7 
feal  in  sleiuac;  11,  12  fealun  in  guota  (erda.)  ebenso  alls. 
an  Iiardan  slea  fei  Hei.  73,  8;  au  land  bivel ,  an  erdiin 
73,  10;  bivalleu  ward  au  ena  starca  slralun  73,  13. 
ags.  feolluu  ou  thornas,  on  gude  eordhan  INIallli.  13,  7.  8. 
Luc.   8,  7.   8. 

das  nilid.  nlid.  fallen  haben  nach  hi  und  an  den  acc, 
nach  nhd.  «it/*  kann  der  dat.  folgen,  zuu)al  im  geleit  von 
hin  und  nieder. 

niederknien  (in  genua  prolabi)  heißt  ahd.  Cal  in  sin^ 
fuazi  0.  III.  10.  27;  nihd.  viel  an  diu  knie  Gregor  3376; 
vielen  nieder  an  diu  knie  Mar.  181;  verschieden  ist:  an 
eines  vüeze  vallen  Karl  14^. 

3.  Die  Iransitiva  letjen ,  setzen ,  stellen  haben  in  der 
heuligen  spräche  stets  präposiliouen  mit  dem  acc.  nach  sich, 
die  band  in  den  schoß,  den  linger  an  den  niund,  das  haupt 
aufs  kissen,  den  pfeil  auf  den  bogen  legen;  den  bäum  in 
die  erde,  die  arbeit  ans  werk,  den  fuU  unter  die  bank 
setzen.  umgedreht  werden  die  lat.  ponere,  collocare  mit 
präp.  und  abl..  conslrulert,  seltner  mit  dem  acc. 

der  Gothe  gebraticht  beide  casus,  lagida  figgrans  in 
ausuna  imma  i'ßaXs  töVg  d'azTvXm's  avtov  eis  icc  ojTct 
avTOV  ]\larc.  7,  33;  in'/  fun  galagjada  et'e  nvQ  ßä)J.irai 
Luc.  3,  9.  IMatlh.  7,  19;'  in  karkara  galagiaza  it's  (fvXay.7;p 
ßh-dr^(i}j  Matlb.  5,  25;  in  auhn  galagilli  lis  y./.Ißarov 
ßaXlnfterov  Matlh.  6,  30;  uslagjauds  handu  scina  ana  liö- 
lian  f.iiißaX.wv  t)]v  yslga  uviov  in  ciQOCQOV  \j\\c.*},62\  us- 
lagjith  ana  hamsans  seinalis  lunid'XaiP  i^i  lovc;  vj/iovg 
itivzov  Luc.  15,  5;  fani  galagida  mis  ana  ^auguna  7r7;ldv 
t'neü^7;yJ  /lov  fTit  tovi;  orpdccX/mvc:  Job.  9,  15;  galagideilun 
inuna  ana  haubid  hut9-)jHuv  uviov  ifj  y.etfnh'  Job.  19,  2; 
galagjilh  allans  (iiands  is  uf  futiins  imma  lA>;  •narrac:  rovi: 
iyÖQOvs  vno  jovg  7in()\cg  uvtov  1  Cor.  15,  25;  (ijasatjxoid) 
ana  lukarnaslalbaii  iid-Ucaiv  V'j^o  iov  fiodiov  IMattb.  5,  15; 
iif  melau  satiaidau ,  undar  ligr,  ana  lukarnaslallian .  v<n6 
Tov  fioöiov  Ttx)-)'^,v7io  n]v yliVT^Vfinl  Ti]v Xv/viiiv ^\nrcA,2\ ; 
uf  ligr  gasaljitb  vtiokutio  i{?.ir7;e  tid-);niv  laic.  ft,  16.  hin- 
gegen: ijahujitln  ila  in  niujanuna  sciriamma  blaiva  txyijitfV 
(XVTO  iV  IC)  y.u(i'(i>  UVTOV  /tir)jt(f:i'('i  -Maltb.  27,  60;  g;il.igi- 
dödun  in  hl/iiva  i'd-t^y.uv  tv  ftvi^jiifio)  JMarc.  6,  29;  gnl.igida 
ila  in  blaiva  y.mtd >;ysv  iv  fD'rafi'io  IVIarc.  15,  46;  ana 
gagga  (vielleicht  gaggam)  lagidcnlun  siukaiis  tv  ic(i(:  uyoQuii: 
iiiöovv    10VS    KodtrovVTiiS   JMarc.  6,   56;    galagida    ina    in 


ÖJU  ein  fache  r  salz. 

uzelln  (d'ixXivev  (cvrnv  i.r  ifj  (puivt]  Luc.  2,  7;  (jasatida 
gruntluvaddju  aiia  staiiia  i-Ui^^ie  'Otfiü.iov  iiti  %i]v  jihiiav 
IjUC.  6,  48  ;  aiia  lnkariiaslalliin  saljitli  f7/i  Xiiyvtus  tiiiiii^ijötv 
Liic.  8,  16;  gasalida  iiia  aiia  giblin  allis  Hivii^oev  int  ro  "sni- 
Qvyiov  Luc.  4,  9.  ^vü  j'iaX?.o),  vulg.  inino,  durch  lagja,  us- 
lagja  ausgedrückt  wird,  ist  der  acc,  wie  im  gr.  und  iat., 
iiolhw endig;  das  schwächere  galagja,  gasalja  =z  ri&fjfit 
schwankt  zwischen  acc.  und  dat.,  und  wählt  letzteren  wie 
der  gr.  text,  einigemal  aucli  gegen  ihn;  beides  satjan  ana 
lukarnastathan  und  ana  hd^arnastalliiii  ist  gerecht.  \\  <» 
eine  person  von  der  prap.  abliängt,  stellt  iiatiirlich  immer 
der  acc,  weil  dabei  kein  ruhiges  beharren  im  räume  denk- 
bar ist;  namentlich  in  der  redensart  allagei  haudu  ana  ija 
Matth.  9,  18;  lagjands  lianduns  ana  thu  JNIarc.  10,  16; 
uslagidedun  handuns  ana  ina  Marc.  14,  46;  uslagjan  ana 
ina  handuns  Luc.  20,  19;  uslagida  ana  ina  liandu  Job.  7,  30. 
auch  hat  hier  tid^rjii ,  inixl&rjii. ,  intfiaX?.w  den  gleichen 
acc.  Etwas  anderes  ist  der  begrif  der  mitte,  wo  ein  räum 
zwischen  mehrern  stattfindet,  und  Ulf.  gern  jenes  schon 
s.  392  besprochne  in  inidjdiin  anwendet:  gasatida  iia  'u\ 
midjuim  eorr^afV  avxo  Iv  fiinip  uvxiov  Marc.  9,  36 ;  ga- 
vairpands  ina  in  midjaim  (ji'ipav  aiTOv  eis  fi^oov  Luc. 
4,  35;  auch  noch  nacli  andern  verbis. 

wiederum  werden  mit  dem  alid.  leccan  und  setzati 
beide  casus  construiert.  gilegita  inan  in  crippea  (reclinavit 
eum  in  praesepi)  T.  5,  13;  in  thia  kripplia  siiian  legita 
0.  L  11,  36;  in  thie  korbi  legitun  0.  IJI.  7,  56;  in  then 
weg  legitun  0.  IV.  5,  4;  legeiit  chalber  ijfen  dinen  altare 
N.  ps.  50,  21;  setzida  inan  in  sin  paradisi  (posuit  eum  in 
paradiso)  Is.  65,  21;  in  ira  barm  sazta  0.  I.  11,  41;  saztun 
imo  in  houbit  0.  IV.  22,  21;  sazta  anan  rura  T.  208,  3; 
au  got  sezzen  iro  gedingi  N.  ps.  77,  7;  er  gesazta  mine 
fuoze  an  den  stein  N.  ps.  39,  3;  saztus  man  über  liaubit 
unseriu  (posuisli  homines  super  capita  noslra)  K.  28^;  ih 
sezzu  minan  geist  ubar  inan  T.  69,  9.  Dagegen  mit  dem 
dat.:  saztus  arabeit  in  hrucki  unseremo  (posuisti  tribula- 
tiones  in  dorso  uoslro)  K.  28^;  ze  keleckanne  in  walhuse 
(reponenda  in  vestiario)  R.  51^;  legila  ihen  in  sinemo 
niwen  grabe  T.  Mallh.  27,  61;  in  herzen  uns  iz  leggen 
0.  II.  24,  31;  brut  fora  gole  giseztu  (panes  propositionis) 
T.  68,  3;  sie  sazton  mih  in  dero  nideröslun  gruobo  N.  ps. 
87,  7;  der  mina  sela  in  libe  sazta  (qui  posuit  animani 
meam  in  vila)  N.  ps.  65,  9;  an  dero  sunnuti  sazta  er  sine 
gezelt  N.  ps.  18,  5;  an  dero  huhi  sazta  er  mih  N.  ps. 
17,  34;  gesezzet  au  demo  wege  ]N.  24,  12;  iro  fundameula 


nomen.     castus,     von  prap.  ahli.     hei  verhis.      ^\\ 

filnt  keleget  an  heiligen  bergen  N.  86,  2;  Christus  ist  ke- 
legit  in  unseren  Kcliauien  ]\.  ps.  34,  25. 

aus  dem  alts.  Hei.  habe  icb  mir  kein  belspiel  des  dat. 
bemerkt,  der  acc.  steht  42,  12:  ac  he  it  (das  licht)  huho 
scal  an  seli  settean.  auch  ags.  begegne  ich  nur  dem  acc: 
äsettan  midar  bedd,  ofer  candelstaf  Luc.  8,  16;  grundveall 
ofer  thäne  stan  Luc.  6,  48 ;  lede  (z=:  legde)  hine  on  his 
nivan  byrgene  INIatth.  27,  60;  hiue  on  byrgene  ledon  Marc. 
6,  29;  hine  on  binne  (in  die  krippe)  alede  Luc.  2,  7;  lede 
tha  bredu  on  thä  earce  (posui  tabulas  in  arca)  Deut.  10,  5. 

ebenso  scheint  im  mhd.  die  dativische  fügung  völlig 
verschwunden,  beispiele  des  acc.  sind  sehr  liäulig:  in  die 
krippe  legen  Mar.  181;  manigen  gidduien  zein  Tegeler  in 
di  andren  scale  Alex.  6768;  die  lege  ich  über  miniu  chniw 
Diut.  3,  78;  vil  der  edeln  steine  die  frouwen  leiten  in 
daz  golt  Nib.  31,  4;  leget  nider  iif  daz  gras  Nib.  1510,  1; 
du  legen  uns  an  ein  gras  Nib.  1563,  3;  daz  er  uns  ge- 
setzel  in  Abrahames  scoze  Diut.  3,  70,  wo  scoze  acc.  S". 
fem.,  nicht  dat.  des  masc.  oder  neutr.  scuz  ist.  andere 
belege  sammelt  das  \vb.  zu  Iw.  s.  236.  373. 

den  nhd.  verbis  können  wir  etwa  den  dat.  folgen  lassen, 
wenn  sie  mit  hinter  oder  nieder  verbunden  sind:  geld  in 
dem  schätz  hinterlegen,  den  fuß  in  dem  grase  nieder  setzen, 
statt  des  gleich  zulässigen  :  in  den  schätz,  in  das  gras,  bei 
dem  bleuen  legen  und  setzen  ist  aber  nur  der  acc.  ver- 
staltet, auch  die  alten  saljan  und  lagian ,  wo  ihnen  der 
dat.  folgt,  hatten  mehr  den  sinn  des  ruhigen  collocare,  re- 
ponere,  als  des  bewegenden  locare  und  ])onere. 

4.  Das  goth.  hri(j(jan  steht  meist  auf  diese  weise  mit  dem 
dativ.  briggith  kaum  in  baiista  seinamma  oi'Viiiti  tov 
ohov  tiQ  TVjV  cc':iod)']y.i]v  avxoy  Luc.  3,  17;  vigs  sa  brig- 
ganda  in  fralustai,  in  libainai  oöos  t)  anüyovaa  fig  rrv 
dnoilsiuv.,  elii  trjv  ^Mr^v  Matth.  7,  13.  14;  ni  briggais  uns 
in  fraistubnjai  fcf]  riOfVeyxfjs  tjim'ig  tlg  vrettjanjKÖv  INIatth. 
6,  13;  thana  briggandan  in  thiudangardjai  guths  vig  8U. 
39,  7;  briggith  izvis  in  allai  suniai  o(h;y))r>ei  v/iüg  fit; 
•nüüav  TfjV  ilX'Tj&iiav  .loh.  16,  13;  in  arbaidai  briggith 
inuiQerat  II  Cor.  2,  20;  ik  in  aljana  izvis  brigga  tyiit 
naQn^ijXomio  v/iüg ,  vulg.  in  acmulalionem  vos  adducam 
Rom.  10,  19;  du  in  aljana  briggan  ins  eig  ro  7iaQctu:t;).ii)aai 
avTOvg  Rom.  11,  11;  in  aljana  brigga  leik  mein  •jnwu- 
^tjXwoti)  ftov  tt^v  oaQyu  ad  aemulaiulum  provoccm  carnom 
nicam  Rom.  II.  14;  in  thvai'rhcin  (dal.  von  ihvairlipi)  izvis 
brigga  naQO{>yto)   v/(üg   vulg.  in  iram  vos  millam   liom.  10, 


^12  eiitj'achcr  mtlz. 

19.  eine  redeiisarl  gowalirl  den  acc. :  brlgg  aiia  dniiilllin  ! 
inuvüyuYt  ti^  to  i'j'üOos'  Laie.  5,  4.  der  gnmd  des  dal. 
ist  aber  scliwer  cinzuselin ,  bei  brlggan  kaum  in  bansla 
liißt  sich  der  bcgril"  des  zusammen  bringens,  sammelns  an- 
liehnieD ,  in  den  übrigen  stellen  liat  in  den  begril  von  zu 
(ad.)  Aus  andern  dialecleu  weiii  ich  die  construclion  iiichl 
anzuführen,  T.  13,  24  heißt  es:  gisamanut  sinan  ^veizzi  in 
sina  schiura  (congregabit  Iriliciun  suum  in  horreum  suum.) 
etwa  zu  vergleichen  sieht  das  ahd.  bringe  ze  sluppe  jN.  ps. 
7  6;  mhd.  ich  bringe  ze  slu|)[)e  und  en  ^viht  Aw.  3, 
184;  das  wäre  golh.  brigga  in  slubjuti  jah  ni  vaihlai , 
falls  ein  solches  ni  vors  iibst.  zulässig  ist  (vgl.  3,  735.) 
N.  ps.  77,  59  brähta  sie  zc  niehte  (ad  nihilum  redegit.) 
wenn  Ls.  1,  477  gesagt  wird :  bringt  ein  bein  enwiht  (richtet 
ein  bein  zu  gründe),  so  scheint  die  präp.  zu  mangeln,  und 
vielleicht  ist  en  m  in*),  nicht  rz:  ni  zu  nehmen,  eil  xvihtzzzin 
vaihtiii  (ad  nihilum)?  man  vgl.  über  briggan  noch  s.  623.  624. 
5.  Der  intransitivste  aller  verbalbegriüe,  das  sein,  begehrt 
nach  Präpositionen  den  dat.,  für  den  ausdruck  sinnlicher 
raumverhältnisse  wie  für  die  abstraclion.  ich  bin  auf  dem 
lande,  dem  fehle,  in  dem  wasser,  au  dem  berge,  vor  der 
Stadt,  hinter  der  sladt,  unter  dem  liimmel,  über  dem  thal; 
ebenso  ich  bin  in  frcuden ,  iu  sorgen,  in  trauer,  in  der 
läge,  im  begrif  das  zu  lluin  u.  s.  w.  "*■"*).  Nur  wenn  eine 
präp.  dem  dat.  überhaupt  sich  verweigert,  sieht  ein  andrer 
casus,  z.  b.  goth.  thai  vithra  vig  sind  nugu  it^V  -odov 
JMarc.  4,  15.  Luc.  8,  12,  weil  vithra  stets  den  acc.  Iiat 
(s.  795.)  sonst  aber  thui  sind  in  garda  meinamma  Luc. 
9,  1 ;  visandans  in  thizai  hleilhrai  II  Cor.  5,  4.  Gangbare 
abslracte  redensarten  verdienen  gesammelt  zu  werden,  golh. 
sei  iu  fra.jiftim  vas  inuna  fis/ivroitv/in'v};  uvro)  Luc.  2,  5, 
vgl.  1,  27.  ahd.  was  liulu  filu  in  Jl/'ze ,  in  managemo 
tiqaleize  0.  L  1,  1 ;  sie  sint  iu  in  anarälln  (insidianlur 
vobis)  0.  n.  23,  9;  her  was  in  xvizin  (in  tormentis)  T.  107; 
birut  ir  in  hazze  allen  (erilis  odio  omnibus)  T.  44,  14; 
sie  sint  thanne  in  iveiveUf  in  araheilin  seren  0.  IV.  7,  31; 
wäri  in  banne  0.  IV.  8,  9  ;  was  in  wani  (pulabatur) 
0.  I.  15)  23;   ther  io  in  themo  arcjeren  was  (qui  seniper 


*)  in  geläufiger  redensart  wird  in  zu  en :  enbor,  eneben,  enein, 
entgegen,  enmiUen,  eiisamen,  entriuweii,  euwec,  eiizit,  eiiwage,  enflücke. 

*•)  das  niul.  wäre  int  paradis  (in  dem  paradies)  Floris  988;  waren 
int  liof  (in  dem  liot'e)  Floris  105 1  u.  a.  m.  beruht  auf  dem  verringer- 
ten "efiilii  für  die  untersclieidung  des  acc.  und  dat.,  wie  sie  den» 
uinl.  dialect  eigen  ist,  vgl.  oben  s.  80T. 


iwmen.     casus,     von  JJrap.  ahli.     bei  verhis.      8J3 

malus    erat,    nlid.  immer   im    argen    lag)  0.  IV.  2,  21;    in 
guotemo   ist  N.  Cap.  45.  58;   >vir  binm  in   wicuton  0.  1. 
18,  22;  biu  ili  ihaiina  in  luyinön  0.  111.  18,  46;  in  eron 
was  (in    lionore  esset)  N.  ps.  48,   13;    die  menniskeu   kole 
in    unruochon    sin    (homiiies    divinae   exsortes    curae    esse) 
N.  Blb.  36;    siu    stimma    ist    bi    chrefle   N.  ps.  28,  4;    in 
mähten    sint  N.  ps.  89,   10;    su   er  in   cnujesten    ist  N.  ps. 
101,  1;    daz   ist  in  J'orsco    (in    quaestioue,    iihd.  ist,    steht 
in   frage)  N.  ps.  77,  49;    übe  dero    sunnun  reita   in  tvago 
Ware    (in    bewegung ,    an    solis    remigia    vigilarent)  N.  Cap. 
102;   in  sueibe  si  (moveatur)  N.  Cap.  33;  unser    wingarto 
ist    in    bliiode    W.    20,   13.    56,    12,      bemerkenswertli    der 
passive  sinn   einiger  dieser  phrasen  :   in  -waiii  Nvesan  n^  ge- 
wähnt   werden    (unser    nhd.  im  wahn    sein    steht   activ  =r 
wähnen);  in  hazze  wesan  izz  verhaut  sein;  in  imruoclie  we- 
san  nr  unberücksichtigt  werden,  non  curari;  beide  letztere, 
gleich    jenem  goth.  in    fragiftim,    mit  dem    dat.  der   person. 
mhd.  diu  sunne  was  in  seine  (luxil)  Diut.  3,  84;  in  tvatje 
Ware  (movereUu")    Rül.   136,  20;    der    in    dehcinem    werde 
was    (in    pieüo  erat)  Karl  67';    in   /Uze   wareu    cod.  vind. 
653,  127^;  die  gein  einander  in  hazze  sint  (activ:  die  sidi 
gegenseitig  hassen)  Parz.  726,  26;  in  sxv(cre  sui  JNls.  1,  26*; 
in  unmiiote   sui  IMs.  1,  26';    er  was  et    tu  der  alten  sene 
Parz.  582,  2;    soll   ich   in    dirre  snuehe  wesen   (in    solciier 
Verachtung    slehn)  Wh.  137,  14;    daz    ir   nach    den    sit    in 
lilaije    Wh.  166,  8;    des    was    in    lilatje   IHr.  Trist.   1894; 
lät    mich  sin    in  swacher  tlol  Wh.   29U,   30;    was   in   kum- 
berliohcr  dol   IJlr.  Trist.  2946  ;   der  inanic  herze  ist  in  tfcv 
Ulr.  Trisl.  216;    was    in    der   fjetnvste  (audebal)  Wh.  385, 
14;    nu    Sit   in    den    geliirsten   VVli.  210,  10;   sint  diu  wtp 
in  rehten  siten  Wh.  322,  22;  an  kiuschen  sifeu  Parz.  201, 
27;    die  knappen  waren  in   den  silen  Kl.   1421;    in   pinen 
was  Parz.  811,  18;    in  frividen  wesen  ]Ms.  1,  26*^  27^;  in 
anqesten  was  En.  5561;  in  den  vdren.  wcscn  (in   dem   be- 
streben) Lanz.  5682  (Lachm.   zu   JVib.  102,6);  ir  s*t   in   der 
gebtere  Oudr.  1244,  3;  was  in  sorgen  i\n.  211.    1441.   i>il. 
1290.  3526;    daz  du   hie   an  dem   lüde    bist  Karl   55';    die 
warn    an    der   wache  Wh.  71,  23.      alts.  an  helpiin   was 
(juvil)  liel.  114,  22;  was  an  J'orhtnn:,  was  an  luslun  llel. 
61,5;  was  an  ivunneonj  was  an  f'usluiuwa  Md. 31,  19;  was 
an  iheru  bedu  (i)roralus  esl);  was  an  <yrjr/«;/e  (cerlavit);  was 
an  slride;   was  an  pinu.  (crucialus   esl);  was  an  flile  (non 
cessavil);  is  im  an  //j«n/re  Hol.  4,  5 ;   wis  ihi  an  is  gesithie 
(.sequere    eum.)     ags.   bio    nu   on    öfoslel  ß.  5490;    väs  on 
ofste    1j.  2584.  5562;    väs    on    vijnne    (gaudebal)    li.  4023; 


gj[4  einfacher  scitz. 

väs  on  hjste  Boclli.  101;  tlivconi  booilli  on  tferihte  Luc, 
3  5.  null,  is  (in  seine  (appaiel)  lliiyd.  up  St.  2,  1^)9; 
ic  was  in  hutjheu  (in  gaiuliis)  Kein.  2114;  sin  in  dule  (in 
eiTorc  esse)  Kein.  2406.  INlaerl.  1,  1.  3,  268.  346;  waren 
in   roere   (in    aufriilir,    bewegung)    INlaerl.    2,    123;    Maeii. 

2  123;    >vas   in  anxte  Floris  2773;   was  in  ttviale  Maerl. 

3  346;  was  in  tvene  (ploiavil)   Maerl.  3,  292. 

nliil.  bei  trosle^  nlclil  i)ci  iro'^te  sein;  bei  sinnen  sein,  inlid. 
hi  sinne  sin  l'ar/.  616,  29 ;  h/  ininne  sin  Patz.  636,  2;  ich  was 
bi  werdecKclier  won  Wh.  287,  29  ;  ich  wil  b/'  sime  hazze 
iiti  Parz.  320,  28;  6t  riiven  sin  Tarz.  90,  17;  bi  tjuote  was 
Ms.  2,  171**.  alid.  ist  mit  snnton  0.  IV.  23,  43.  nihd.  wären 
mit  choufeTihil.  3,  71 ;  mit  ijenäden  weseii  Kolh.  1236;  mit 
sovilen  wesen;  die  mit  liiwen  siiü  l'arz.  476,  20.  Wh.  122,23-, 
mit  vuUe  sin  Parz.  602,  17;  mit  blicke  sui  INls.  1,  147*^;  mit 
füllten  ähi  Parz.  637,  14;  diu  frouwe  was  mit  wibes  wer 
(konnte  sich  nur  wie  ein  weib  wehren)  Parz.  131,  19;  die 
iiiht  sint  mit  nianlicher  wer  Parz.  320,  30 ;  mit  iletvizen  We- 
sen cod. pal. 361,  74*;  mit  dem  andern  (bliuwen)  muoser  sin 
Parz.  295,  30;  mit  töde  wesen  Wh.  40,  6;  sin  mit  sam- 
niuKje  Rol.  118,  27;  mit  samnunge  wären  Piol.  121,  1; 
mit  riterschefte  wesen  Bit.  2618;  Sit  ir  mit  fride  gerne 
Bit.  5037.  ahn.  hun  er  medh  barni  (geht  mit  eiueni  kiude) 
vgl.  bit  kinde  (gravida)  Diut.  2,  217. 

G.  fJ^erden,  ein  dem  sein  nah  verwandter  begrif,  liat 
auch  in  der  construction  überall  damit  groUe  ähnlichkeit; 
zwar  drückt  es  nicht  die  volle  ruhe  des  seins  aus,  son- 
dern deren  entstehn  ,  wobei  man  sich  oft  ein  wohin  den- 
ken kann,  viele  der  mit  tverden  gebildeten  redensarlen 
entsprechen  einfachen  inchoativformen,  z.  b.  den  goth.  auf 
-na  (s.  23.  24),  andere  dialecte  umschreiben  durch  kommen, 
anfangen,  ausbrechen  u.  s.  w. 

golli.  thala  skip  varth  ana  airlhdi  70  nXoiov  iyeveTO 
iTil  if;s  7"i--g  Joh.  6,  21,  kam  ans  land,  vulg.  navis  fuit  ad 
terrain,  Luther:  war  am  lande;  ei  ni  vairthaina  in  unlustäu 
I'VU   ^li]  (IxtVtldÖGl    Col.   3,    21. 

ahd.  in  äbulgi  sie  wurlin  (irascerentur)  0.  IV.  19,  60 
oder  ist  äbulgi,  acc.  neutr.  anzunehmen?  in  unmahti  ward 
(exanimata  est)  gl.  mous.  360;  sie  werdent  in  ubelmo  (tur- 
bantur)  N.  ps.  64,  9;  wurden  in  ubelmo  N.  ps.  45,  4; 
•ward  si  in  wizero  heiteri  (candentibus  sereuis  enituil) 
N.  Cap.  64;  der  acc.  nach  dem  lat.  scheint  gesetzt  N.  68,23: 
werde  in   iro  tisg  in  stri(/  (in  laqueum.) 

mhd.  der  lufl,  diu  erde  wirt  en  iviuje  (movelur)  fundgr. 


uonieiL.     casiin.     von  präp.  abh.     bei  verhis.      8J5 

198;  sweniie  diu  rede  wlrt  in  ivage  cod.  vind.  653,  170^; 
von  den  (vedeien)  der  nuiot  en  Jlücke  wirt  Trist.  16965; 
ties  wart  iu  uuyemnete  (in  unniuote  J}i.)  Krienilulde  Itp 
(dolnit,  irala  est,  aegre  tulil)  Aib.  1961,  2;  des  wart  in 
unniuote  (s.  1.)  der  lewe  ]w.  3950;  ^  wurde  ich  in  Un- 
sinne (insaniaiu)  Flore   1283. 

beliebte  alts.  fiigung:  ward  thes  werodes  bugi  on  lustnn 
Hei.  137;  7;  warlh  an  wunneon;  warth  an  Jorohion  (li- 
inere  coepit)  67,  18.  113,  22;  wurdun  alle  an  forldun 
140,  15.  172,  1;  ward  an  sorgun  157,  4;  wurdun  an 
J'erdi  (profecli  sunt)  139,  4;  ward  an  sithie  (profectus 
est);  wurdun  an  (jtwinne  (cerlaverunt)  120,  6;  ward  an 
af'ljrundiun  (subniergebalurj  59,  15;  thiu  bürg  ward  an 
hröni  (coniniovebatur)  113,  21;  tbat  ni  werdhe  tliius  nie- 
giiitliiüda,  heJidos,  an  hroru  136,  24;  ward  imu  thar  an 
ei'dn  (kam,  gelangte,  liel  auf  die  erde)  73,  20;  lliia  erlös 
wurdliun  an  'wekan  (d.  i.  wekon)  hucjie  ( pusillaniiiKS 
facti  sunt)  171,  24;  tliuo  warth  theni  wibon  an  xvillion 
(gereichte  ihnen  zur  freudo)  173,  3.  wart  en  suke  (ward 
krank)  chron.  sax.  cod.  gotli.  25^. 

mnl.  waert  in  roere  (niovebatur,  excitabatur ,  das  alts. 
an  liröru)  JMaerl.  3,  255.  256;  waert  an,  in  schine  (ap- 
paruil)  Huyd.  op  St.  2,  168.  Clign.  vorr.  zum  teutonista 
Xf-il ;  waert  in  xvene  (brach  in  weinen  aus)  jVlaerl,  2,  228 ; 
■waert  in  vroude  (gavisus  est)  Iieln.  5559  ;  waert  in  vare 
(angebatur)  Floris  1073;  waeit  in  slape  (kam  in  schlaf) 
!^laerl.  3,  251;  waert  in  tvake  (evigilatus  est)  IMaerl.  2, 
245.  259  ;  worden  in  dole  (abcrrabanl)  Macrl.  3,  272. 

ags.  on  ßjUe  veardh  (in  praeccps  datus  est)  B.  3088; 
thonue  hio  (sio  sunne)  on  si(je  veordhcdli  (vergit  ad  occa- 
suni,  declinatur)  Roelh.  169".  ohne  zweifei  manche  andre, 
z.  b.  \cürdlian  on  vi/nne ,   on  hjsle. 

allii.  veidlia  ek  d  filjom!  S;enj.  138'^  (vgl.  oben  s.  763); 
liann  vardh  ä  hakanuni  {kuni  auf  den  hacken,  aufs  äulWrstc.) 

auch  bei  werden  laßt  sich  die  präp.  mit  anwenden, 
null,  waei't  tuet  kinde  (facta  est  gravida)  jNlaerl.  2,  208. 
231;  es  worden  met  kinde  1,  262. 

7.  Althorgebraclit  in  unserer  spraclie  ist  werden  niii  zu, 
für  den  begrif  der  Verwandlung.  statt  des  priidicierenden 
noni,  tritt  zu  n)il  dem  dat.  ein.  wir  sagen  zwar:  die 
raupe  wird  scbnielterling ,  das  kind  wiril  niaiui,  das  eis 
wird  wasser;  dafür  aber  auch:  die  raupe  wird  zum  Schmet- 
terling, das  kind  zutn  mann  ,  das  eis  zu  wasser.  eine  dritte 
ausdrucksweise    ist,     das     prädicat    als     subject,     und    das 


8l6  einf'cicJier  r.a!z. 

vorige  subjoct  In  den  dal.  mit  diH'  präp.  ans  zu  setzen : 
tius  der  raupe  m  ird  v\\\  scliincllciliiii;,  ans  dorn  kinde  ein 
mann,  ans  dein  wasser  eis. 

gülli.  itt  vaiitha  izvis  du  allin,  jus  vaitlhilli  niis  du 
sunuin  y.uyo)  üw/icii  Vfiiv  iis  'nuiiou,  i'/ff/.c  toio&t  fioi 
eis  v'iov^  11  Cor.  6,  18;  vartli  du  Itäubida  vailistins  tyt- 
vij&t]  iis  iti(f(().)]v  yiovitis  Marc.  12,  10;  vai'rlliilli  tliala 
vrai((vtJ  du  ruiltlamuia,  jali  usdrusleis  du  vitjani  slalhtuini 
i'oiiii  tu  OKO/.ul  i/'.c  tit)tiuv  aiu  u't  Taaytiui  ttg  odoi'g 
Xeias  Luc.  3,  5 ;  su  saurga  izvara  du  J'a/icdäi  vai'rlliilli 
7/  ).VJC7]  vfiwv  tis  yaoclr  ysvy-atiui  Joli.  16,  20;  in  Nvelclieii 
stellen  auch  die  spräche  des  N.  T.  elvui  oder  ylvtad'ut. 
mit  eis  verbindet,  allgr.  aber  der  noni.  slelin  würde,  wo 
der  noiii.  gesetzt  ist,  z.  b.  Luc.  4,  3  i'vu.  yivijTut  icotoq 
liilU  ihn  TJlf,  ei  vairlluü  hlaibs,  was  auch  heilieu  dürfte 
du  hldiba. 

ahd.  thaz  thesö  steina  zi  hrote  werden  (ut  lapides  isii 
panes  fiant)  T.  INIatth.  4,  3,  welche  stelle  wegen  des  sg. 
schon  s.  291  angeführt  wurde;  ze  tropfön  wovlene  (s.  291); 
za  narrSm  werdant  Diut.  1,  162*;  ni  werden  zi  dz  0.  II. 
17,  4;  ni  wurli  zi  manne  0.  IV.  12,  28;  zi  nixvilile  (wer- 
dan ,  comniinui)  gl.  uions.  341,  vgl.  vorhin  s.  812  über 
enwiht;  andere  belege  sammelt  GralF  1,  985.  986.  ich 
hebe  noch  die  redensarten  hervor:  theiz  uns  zi  fvuinu 
wurti  (zum  lieil  ausschlüge)  0.  111.  21,  20;  wirdit  mir  zi 
teile  (conlingit  mihi  in  parfem,  sortem)  N.  ps.  62,  11; 
wirdit  zi  leihu  (remanet)  N.  ze  leibo  Bth.  103.  248.  256. 
Cap.  39.  48;  iro  ne  ward  einer  ze  leibo  (nullus  eo- 
rum  remansit)  N.  ps.  105,  11,  d.  h.  zum  Überbleibsel, 
zum  rest.  man  sagte  auch:  ist  za  leihu  (restat)  Diut. 
1,  503^,  iz  mir,  Zo  danke  is  Roth.  984.  wo  aber  werdan 
mit  wesan  tauschen  kann  wird  kein  eigentlicher  wandel, 
sondern  der   bloße   zustand   bezeichnet  '*''). 

mhd.  nu  bistu  ze  äse  worden  Rol.  179,  4;  daz  wazzer 
wart  da  ze  xvine  Mar.  5 ;  der  w  erde  zeinem  steine  Ms. 
1,  6*;  ze  man  werden  Greg.  559;  verbrinnel  daz  er  zu- 
sehen wirt  Parz.  469,  9;  wart  ze  bauen  Karl  17^;  wurdest 
ze  bau  Rol.  237,  15;  iz  wirt  in  ze  tinminnen  En.  4858; 
daz  wart  ime  ze  riuwen  Anno  805;  diz  lant  wirt  ze  hos- 
heite  Karl  16*;   ze   tvorte   werden  Flore   1546;    wart  ich 


*)  die  alid.  coiistniction  wirdit  zi  pelonne,  ist  zi  petSnne  (oben 
s.  60.  61.  107)  iiat  es  inmier  mit  einem  zustande  zu  tliun,  winlit  ze 
suocliene  (quaereiidum  est)  N.  Ar.  34. 


nonien.     casus,     von  priip.  ahh.     hei  perbis.     gl 7 

ze  spotte  Iw.  4169;  -wurden  si  ze  rtite  Iw.  3431;  wart 
z.e  Itide  Iw.  6751;  daz  wart  ze  schine  (apparuit)  Gudr. 
787,4;   wurde  ze  teile  JMs.  1,  193^ 

ulid.  zu  staub ,  stein ,  asclie ,  wasser  werden ;  zum 
hinde,  manne,  herrn  werden;  kein  messer  schärfer  schii  t, 
als  wenn  der  bauer  zum  htrm  wirt,  wo  Freid.  122,12 
noch  der  noni.  ein  lierre  wirl ;  zum  diehe  ^  zum  mörder 
werden;  zu  schunden  werdan ;  zu  ruth  werden  (conve- 
nire.)  anders  ist;  einem  zu  ivillen  werden  (ad  libitum 
aliciijiis  sc  conformare.) 

so  stlion  alts.  werdan  te  xvilleon  Hei.  53,  18.  73,  18. 
imo   ti  hanin  (ziun   mürder,  tüdter)  werdan  Hild.  54. 

ags.  to  deojle  veardh   C.  20,  9;    tu   handbanan  R.  2660. 

altn.  steht  die  priip.  at:  vardh  al  einni  flugw^  verdhr 
at  einni  Jlo  Sn.  356;  that  verdhr  mer  at  gamni  (gereicht 
mir  zur  Ireudc.)  das  golli.  du,  ags.  to  (und  nicht  at,  at) 
kommen  aber  mit  dem  ahd.  zi  überein. 

8.  Herkunft  und  Ursprung  auszudrücken  nehmen  sein 
vuid  xverden  die  präp.  aus  mid  von  zu  sich, 
golli.  thiudangardi  meina  nist  us  thamma  Jairlivmi  ovz 
ijniv  in  toi  aöofiov  roinov  .loh.  18,  36,  vulg.  non  est 
de  hoc  mundo,  daher  auch  T.  195  nun  rihlii  nist  fon 
thesemo  miltilgarte;  ns  thamma  uhilin  ist  ix  toi}  nni"}^- 
(loiJ  iütiv  IMallh.  5,37,  \'ulg.  «  malo  est,  ist  it.  Jon  ubile 
T.  30,  7,  Lulh.  das  ist  vom  übel;  ahd.  ihaz  isl  Jon  themo 
lieilagcn  geiste  (de  spirilu  s.  est),  Ulf.  würde  lüer  us  ha- 
ben, wie  der  text  14;  Jon  INazarelli  mag  sih  waz  guotes 
wesan  T.  17,  3;  Ih  ouh  Jon  imo  bin  0.  III.  16,  65;  er 
was  fon  kaslelle  0.  III.  23,  9. 

hieran  grenzt  uiunillclbar  der  partitivhegrif  esse  e  nu- 
mcro:  eno  bistu  /o/t  llien  jungiron  llicsses  maiuies?  T.  187; 
ihie  warun  J'on  tlieii  phariseis  T.  13,  21;  was  ein  fon 
thcn  zuelivin  T.  28;  was  quena  imo  Jon  Arönes  lohlcrun 
(de  fdiabus  A.)  T.  2,  1;  ir  ni  birut  you  minen  scafon  T.  134. 
die  alle  8|>raclie  bedient  sich  statt  der  priip.  auch  gern  dos 
gen.  (s.  652.  653),  der  neueren  ist  die  praposillonalcon- 
slruclion  geliiufiger. 

wir  sagen  heule:  er  ist  von  hohem  stände  uiul:  eines 
hohen  Standes;  er   ist  ein  mann  von  vi»'U'n   miüeln. 

null,  was  he  van  riper  oude  (eines  i-oifen  nllors)  INTaerl. 
2,  388;  mhd.  -welcli  guot  wip  wivmc  von  den  silcn  Iw.  7897, 
was  auch  hcilieu  k(»in>lc:  der  sile  w.vi-e.  wo  nicht  mit 
dem    gen.  zu    lausclien   ist,    fuulel   kein    parlllivbegril'   slalt, 

i'ff 


i51b  K'.LiiJacjirr   aiiLz. 

'i.  b.  ilcisl  iiilil  von  juime  sinne  I\v.  1656,  das  entspringt 
iiiclil  aus  m.  s. ;  ilcr  ring  ist  von  golde  (ist  aus  gold  gcniaclil.) 

Zu  werden  fügen  \vir  aus,  nicht  von,  ^venn  die  be- 
reilung  aus  dein  stof,  die  veraibeilung ,  verwandbujg  eines 
stofs  bezeiclinel  weiden  soll:  aus  dem  golde  wird  ein 
ring,  aus  dem  Hachse  das  leinen;  aus  dem  wasser  'svard 
wein. 

9.  Stehii  ,  sitzen  f  lierjen ,  ruhen,  bleiben,  xvohnen 
drücken,  wie  sein,  den  begrif  der  ruhe  aus,  und  erfahren 
ähnliche   construcllonen. 

nhd.  der  bäum  sieht  im  lande,  in  blute  j  das  koni  steht 
all f  dem  Iialm^    mein   herz  steht  in  sonjen. 

ujhd.  wie  der  walt  in  tnf'Len  slal  Ms,  1,  25'';  ein  ruse 
in  touive  Ms.  1,  194^:  ir  herze  sluont  in  bitlerlicit  Bon.  54, 
19-,  daz  laut  stuoiit  in  miiier  Jiant  Iw.  3990;  der  bouni 
stät  mit  loube;  diu  rede  mit  dürren  ztvien  slal  INIar.  11; 
daz  laut  slat  mit  sivawe  Rab.  301;  nune  viande  Stent  nu 
mit  schunden  Mar.  52  (nhd.  beslchn  mit  schänden);  ir 
munt  slet  ze  küsse  Ms.  1,  196*;  der  (rat)  in  ze  staten  slät 
Iw.  7850.  Trist.  7760;  wil  si  mir  ze  unstaten  st(?n  Ms.  1, 
50^';  daz  iu  ze  rehte  sie  Iw.  7712  (s.  J.  nach  wb.  s.  411);  ir 
sult  es  mir  ze  bnoze  slan  Iw.  721;  daz  im  ze  dieneste  sie 
Iw.  4910  (uiid,  zu  dienst  stelin);  stüenden  si  ime  ze  tje- 
bote  Iw.  5143;  ze  prise  slat  Iw.  6052;  iu  stet  diz  dinc 
ze  ivette  Iw.  1232;  ze  pjande  stan  7226,  üblicher  p/«»J</es 
(s.  680);  Irlant  slat  niwan  an  in  drin  'Jrist.  8505  (nhd. 
das  lehn  sieht  auf  zwei  äugen);  dar  an  diu  früude  elliu 
stat  Trist.  16884;  ez  stuont  an  mir  (nhd.  bei  mir)  Bon. 
11,  49;  ahd.  an  imo  släut  allero  inenniscuu  wolatate  N. 
ps.  13,  1;  iz  slal  an  dir,  uals  an  mir  N.;  mhd.  an  tleme 
stuont  stn  rät  Kolli.  53;  an  dem  der  hof  aller  stät  Wigal. 
4804;  min  dinc  verre  an  dir  stät  Rol.84,  22;  sol  ouch  an 
der  wärheit  slän  (bei  der  w%  bleiben)  Bon.  85,  71;  daz  diu 
helfe  unt  ter  rät  iiiuwan  an  in  einer  stät  Iw.  8049  ;  an  im 
stuont  al  ir  muot  Iw.  3807;  diu  stet  an  ir  (jebete  Iw. 
5886;  ezn  sie  daune  an  ir  heile  Iw.  6032;  an  den  (iu 
quibus,  penes  quos)  st^  diu  tugent  u.  diu  manheit  Iw.  4088; 
an  siner  frouwen  minne  (dal.)  stuont  im  aller  sin  gedanc 
Nib.  607,  8;  stuont  noch  iif  der  iväge  ir  leben  Iw.  7346, 
wie  nhd.  stand  atif  dem  spiel.  IMit  umbe  kann  überhaupt 
nur  der  acc.  verbunden  w  erden  :  wiez  umbe  Kr.  stät  Nib. 
65,  4;  Sit  ez  so  umbe  iuch  slät  Iw.  4077;  wie  stet  ez  Min 
disiu  ivip  Iw.  6267;  iiinl.  stonden  omine  den  seghe  (streb- 
ten nach  dem  siege)  Blaerl.  1.  276;  merkwürdiger  ist  die- 
ser casus  bei  in,  über  und  ty,  wenn  sldn  so  viel  als  hin- 


iwiiieu.     cas.'fs.     van  präp.  ahh.     hei  verhis.      8{() 

slehn,  tendere,  dln'gi  bedeutet:  stuouden  in  diu  vensier 
Nib.  Ö66,  1;  dö  sluont  er  über  den  degen  Rl.  856;  ei 
eliioat  aber  daz  kindeliu  Troj.  536;  last  uns  über  diu 
(jrap  gestea  aH.  249,  33*);  stuont  ?(/"  kainpfes  bil  Tioi. 
12557;  der  muüt  stät  nf  bosheit  Bon.  11,  58;  üf  qro- 
zen  hochvart  stuont  ir  gir  Bon.  86,  6;  und  so  nbd. 
sein  sinn  steht  aufijeldy  geht  auf  g.,  trachtet  nach  g.  es 
ist  dann  kein  ruhiges  stehn  niehr.  Jioch  enfschiedner  in 
den  begrif  der  bewegung,  des  aufstehens,  sich  erhebens 
tritt  dieses  verbuni  neben  der  präp.  von:  vom  orse  stuont 
(stieg  ab,  gieng  lieruuter)  Parz.  275,  5.  Ivv.  5568;  von  dem 
steine  sten  Viigal.  1550;  von  den  wefjen  slun  j\ib.  606,  4; 
von  den  satelen  Gudr.  1464,  4;  vgl.  das  nhd.  abstelni  von 
etwas,  laid  das  inhd.  spniugen  von  den  betten  INib. 472,1. 

das  nhd.  bestehn  aus  ist  zu  fassen  wie  das  lat.  constaro 
ex,  esse  ex;  nihd.  habe  ich  es  nicht  gelesen,  wol  aber 
oft  bei  N.,  der  es  m\\  Jone ,  nicht  mit  iiz  verbindet,  was 
allen  gedanken  an  nachahniung  der  lat,  phrase  entfernt: 
daz  argumentum  bestdl  föne  einemo  menibro  aide  Jone 
zuein  Blii.  114;  sumeliclie  c(uantilates  bestäni  Jone  iro 
slucchin  (teilen)  ein  anderen  etewio  ligenden ,  sumoliche 
föne  unligenden  Ar.  40.  48.  52;  taz  Jone  dien  bestät  Ar. 
41'^  Jone  dien  zuein  bestät  tiu  ecclesia  ps.  47,  3. 

mild,  daz  rfche  stat  mitfride',  diu  marke  Rol.74,  8;  gestellt 
tnit  fride  diu  erbe  Gudr.  1313,  1;  vgl.  da  niide  Stent  diii  ere 
(dabei  wird  deine  ehre  bestehn,  aufrecht  bleiben)  Roth.  603. 

goth.  ana  niuntha  Ivaddje  veitvude  (jastanddi  all  vaurdö 
11  Cor.  13,  1.  usstandun  hat  zwar  die  bedeutung  des  be- 
wegenden surgere,  behiilt  al)er  dennoch  den  dat.  bei,  gegen 
den  gr.  texl:  usstanilands  in  niidjäitn  dvaOTvig  e/g  fiioov 
IMarc.  14,   60,   (vgl.  s.  810.) 

sitan  hat  goth.  den  dat.  bei  präp.  z.  b.  in  garda  sat 
Joh.  II,  20;  ana  fulin  Job.  12,  15;  sitandan  at  nwtai 
INlallh.  'J,  'J;  freiiicli  sat  J'anr  vi(j  laic.  18,  35,  weil  faur 
überall   den   acc.  begehrt   (s.  785.) 

ags.  Viglaf  silcdh  ofer  liiouulfe ,  eorl  ojer  odlirutn 
unlingendum   B.  5808,    über  dem  lodlen   sitzen,    vgl.  slehn. 

ahd.  sizzanlan  zi  zolle  (sedenlem  in  telonio)  T.  20,  1; 
sizzenlci  nah  themo  tve(je  'V.  oNlallh.  20,  30;  ei-  Z(ünen 
hruunon  kisaz  J3iut.  2,  381;  gisaz  bi  einetno  Irunnen 
0.  11.   14,  8. 


•)  aber:  oh  mime  grabe  stiln  nH.  254,  12.  14;  da  stuont  er  piiote 
wile  oh  in  weiiu-nde  Trist.  18Ö54.  aber  t'ii^nmzen  kniet  er  dö  \\\\. 
61,  23,    nhd.  kniete  iihcr  Um  Iiin, 

V  f  f  2 


ö:2ü  ei/ijac/icr  .'uitz. 

nilid.  8az  ze  ilfin  hrnnuen  l\v.  7ü7;  in  den  slriitttn 
sliioDileii  linde  >^;V/.(ii  l\v.  ((089;  saz  zen  vensltnn  l'arz. 
61,  3;  saz  .'/'''«  siiiijt'  Par/.  212,  2:j;  o/>  tiscli<^  sax.  iJiflr. 
4945;  o(»  </f"«  Imoclieu  silzuii  liejtli.  10.  oll  aber  hat  sit/cii 
den  nicilialeii  sinn  von  sich  setzen:  nu  sitzet!  (setzte  iich) 
]\il).  346,  1;  sitzen  naher  baz  l\v.  22G7;  saz  dar  Trisl. 
1290;  und  dann  kann  ihm  auch  der  acc.  verbunden  Nver- 
den  :  da  hiez  si  in  silzen  an  =:  an  daz  belte  l\v.  1216; 
nf  den  lisch  silzen  cod.  pal.  341,  125*^  126<^;  wer  gesaz 
ic  nn  sinen  vidi  Parz.  797,  24;  daz  ros  vf  die  Jtiilisen 
saz  (judr.  1408,  2,  vgl.  Tarz.  197,  8.  nhd.  ist  dieser  acc. 
unzulässig. 

goth.  licjan :  ligiih  da  drusa  xeizai  eiC  monjip  Luc. 
2,34;  alts.  «n  tlieru  leian  Ifel.  73,  10;  alid.  ze  löne  liget 
N.  Blh.  195;  nihd.  an  sinem  bette  er  gelac  IMar.  140. 
den  acc.  habe  ich  niclit  wahrgenonunen,  außer  ninl.  laghen 
iip  dal  velt  INlaerl.  2,  10;  leglict  (jacet)  in  dit  selve  vat 
IVlaerl.  2,  27.^ 

ahd.  rawen  y  rawon,  ruowön  (degere,  quiesccre) :  ^ver 
räwet  in  liimile  N.  ps.  41,  1;  in  dero  (jedinyi  jN.  ps.  15,  9; 
an  deino  lone  rawet  er  N.  ps.  18,  12;  daz  ich  ruwe  in 
fride  N.  ps.  4,  9.     nihd.  ruoiven. 

die  nhd.  verba  ruhen  und  beruhen  fordern  den  dal., 
obgleicli  einige  letzleres  mit  dem  acc.  conslruieren :  das  be- 
ruht axif  den  (jrund  statt  des  lichligeren  :  auf  dem  fjrunde. 
bei  sich  stützen,  sich  (jründen  sind  beide  casus  zulassig, 
weil  durch  das  rellexivpron.  der  transitive  ausdruck  wieder 
intransitiver  wird. 

bleiben,  wohnen  mit  dem  dafiv.  er  beleip  an  kiuskem 
inuote  Mar.  72;  der  gern  an  nnijemüete  bleip  Karl  15'^; 
in  der  biihsen  nilit  beleip  Ivv.  3480;  daz  minne  bi  hazze 
belfbe  in  einem  vazze  Iw.  7020.  nhd.  im  lande  bleiben, 
in  ruhe  bl.,  aus  zu  J'rieden  (in  pace)  bl.  oder  sein  (rester 
en  paix)  erzeugte  sich  unser  luiorganisches  adj.  ebenso 
haiisen,  wohnen:  auf  dem  lande,  mhd.  dar  zo  JSivele 
hat  sie  hus  Roth.  3485;  woute  in  flisem  vazze  l\v.  7023; 
ahd.  wone  (manserit)  in  theru  winrebün  T.  167,  3;  wo- 
nela  mit  in  (demorabalur)  T.  21,  1;  wonet  in  mir  T. 
167,  3;  wonet  in  ther  (juati  0.  III.  20,  154;  woneiit  in 
gebircje  N.  ps.  10,  1 ;  giwonela  in  fjrebiron  T.  53,  3. 
tvonen  hängt  aber,  w'ie  solere  mit  sohuu ,  zusammen  mit 
dem  begrif  des  bleibens  und  seins  an  einer  statte,  syno- 
nym ist  auch  das  ahd.  arlon:  artota  /;*  theru  burgi,  artönt 
in  sinen  zxielgon  T.  JMalih.  23.  13,  32,  vgl.  art  (sohnn, 
fundus)   und  abstract  sitle,   gevvonheit.      wenn  solche   veiba 


nunie/i.     casus,      vo/i  pritp.  ah/i.     hei   uerbls.      {S21 

die  einvvirkung  auf  grund  und  bodeu  starker  herausheben, 
^verden  sie  transitiv  und  regiereu  den  bloUen  acc. ,  ohne 
präp.  j  >vie  s.  598  für  hauen  und  das  ags.  vunian  gezeigt 
Avurde ,  autli  das  ahd.  arlun  wird  im  sinne  von  colere, 
exercere  terram  den  acc.  haben  dürfen.  behauen  hat, 
gleich  besitzen,   den  acc.  ohne  präp. 

das  goth.  bciuan  treffe  icli  nur  mit  präp.  und  dem  dal. : 
baulth  ui  niis  ohei  iv  s/Liol  Piom.  7,  18;  buuandei  in  mis 
Rom.  7,  17;  baua  in  im  iroty.fjGio  iv  uvTOIg  II  Cor.  6, 
18;  buiilth  in  izvis  Rom.  8,  9;  buuai  in  izvis  Cd.  3,  16; 
in  inuna  bauan  Col.  1,  19;  bauan  niilh  imma  f^itx  av^ov 
I  Cor.  7,  12;  uf  shadäu  is  gabauan  viio  t^v  öy.iav  avxov 
KaTaüurjVovv  Älarc.  4,  32;  -wörtlicher  -wird  11  Cor.  12,  9 
inioy,i;voW')j  In  i/d  verdeutscht:  ufarhleithrjai  ana  mis, 
immer  aber  mit  dem  dat.,  von  hleithra  ay.);i'7j,  laube. 
vielleicht  gestattet  das  höhere  altertlunn  unserer  spraciie 
Verwandtschaft  zwischen  hdtian ,  baibau  (ha])itare)  und 
dem  der  goth.  nuindart  noch  fremden  ahd.  auxiliare />J/'Mm, 
pirut,  pirun  (sumus,  estis,  sunt)*);  der  begrif  des  bauens 
stößt  an  den  des  seins,  denn  auch  visan  bedeutet  mauere, 
habitare,  /(iVf/v,  visandö  in  izvis  Joh.  5,  38;  visandans 
in  tliamma  leika  II  Cor.  5,  6;   in  mis  ist  Joh.  14,  10. 

10.  Fahren,  die  präp.  mit  drückt  begleitung  aus:  ahd. 
fuorun  mit  imu  T.  49,  1 ;  fuar  mit  then  hneJiton  0.  IV. 
7,  91.  es  wird  aber  auch  häufig  auf  Sachen  und  zustände 
angewendet:  far  mit  f'iiilu  ioh  mit  guat/c  0.  IV.  14,  48; 
fuar  mit  ilu  ioh  mit  minnu  0.  I.  6,  2;  fuari  mit  ziari 
0.  IV.  4,  24;    feret  mit  loleie  C.  Bth.  100. 

n)hd.  mit  fjelj'e  varn  gi-.  Ruod.  C'',  11;  mit  Ivimven 
varn  ]Ms.  I,  48'T;  daz  sin  lip  mit  Iriwen  vert  Parz.  322, 
21;  wipheit  vert  mit  trimven  Pajz.  167,  29;  mit  rthlen 
siten    varn    Ms.  2,  251'';    ir   vart    mit    lumhen  sitn  ^^  ii. 


•)  iienilicli  dem  goth.  häihäu  entspraolie  ein  alid.  /'/o,  spiiter  (»io, 
wie  dem  stiiistäiit  sliö/,  stioz,  stie/.  aus  Hein  pl.  piöuni  (gotli.  hixi- 
liavuiii?  häihuiiin  V)  »M<;il>t  sich  jiiiuu,  pinun,  wie  iiiis  screi,  scriuiu, 
scrinmi ;   pirtiiii  ist  ein  mit  prä.seii.slicdeiiliin;^:  versihiies  priit. 

freilich  niuU  man  {lim,  pist  für  UMür;;iini.sch  orkhiren,  die  rcclile 
Ibrm  war  im,  i.s ,  oder  /uo ,  pian'i?  Iu>läli<fimf;  hriii^^t  (I.ns  airs.  Leu, 
dessen  co  aus  unterdiiicivter  redii|ilicjitioii  erwiu  hsrii,  torniell  dem  .-dtn. 
bio  {»Iciclit ,  welclies  <len  sinn  lial>ita>i  lteh;Hi|)lil ,  wälirend  jenes  hco 
h:il>ito,  miineo,  suni  oder  ero  ausdrückt,  die  terlia  boodh ,  l))dh  ist 
lelilerhfift.  bcon  (esse)  s<Iieint  leihhafler  inj.  ]<riit.  (s.  KJD.  170),  nr- 
»priinjilieii  liiisse,  mnii.>isse  liezeichncnd.  endlich  niöj^en  die  olfriedi- 
schen  hirutris  (nianeas,  de<;as,  de<;eris),  l'irunn  (de^erunt)  uramm. 
I,  880  hier  her  Rczopen  werden.      Grall  *J.  ^)'^6  stellt   sie  zur  uiirzol 


S'22  eiz/Jitcher  satz, 

lO'J,  21;  mit  zoither  varn  *)  INIs.  1,  73^';  mit  rouhe 
vavii  (praedaiu  ai^oie);  tnit  dem  (jelouhtn  varn  INls.  2, 
249'»;  mit  dem  (jeivalle  varn  Rol.  16,  26.  Karl  27»';  mit 
Sivlden  varn  \^  igal.  8634;    mit  xvovlen  varn  Inv.  708  5. 

ii:  einigen  dieser  fülle  brauclien  wir  nlid.  verfahren: 
mit  strenge,    mit    milde;    in  andern  handeln  oder  umgclin. 

ags.  mid  ha-le  für  (inceudio  terram  vaslavil)  B.  4611. 
ahn.  for  medli  laun  Su.  2;  fara  medh  launhlot  Ol.  Tr. 
2,    162. 

ahd.  aßer  Jante  farent  Avallunlc  0.  IV.  2,  2,5 ;  after 
we(je  farendo  N.  ps.  77,  57.  88,  42;  afler  xverlte  fareu 
N.   Blh.  261;  nßer  wehe  sindun  Diiit.   1,   519^   520». 

alls.  (ifler  them  ivege  fuorun  Hei.  175,  9.  mlid.  after 
tvege  varn  En.  8813. 

inhd.  var  ich  iif  discn  ^viIden  7valt  Parz.  449,  15,  ^vir 
engen  nhd.  in  den  wähl,  aber  Wolfram  bedient  sich  liier 
iniiner  der  prJip,  üf:  kom  geriten  itf  einen  ^valt  Parz.  435, 
4;  ez  was  ?//"  einem  grözen  walt  Parz.  446,  9;  itf  dem 
walt  457,  5;  er  muU  also  in  diesen  stellen'"''^)  ein  hochlie- 
gendes Waldgebirge  meinen,  denn  sonst  verwendet  er 
tn  ,  z.  b.  fiioi-  si  mit  bremen  in  den  walt  Parz.  2,  22, 
lind  auch   Ilarlmana   setzt  in  (wb.  zu   Iw.   526.) 

varn  in  den  haz  wurde  mylh.  s.  14  erlanlert;  varet 
hen  «II  godes  hat  liefert  der  alte  Esopet  bei  Wiggert  2, 
47.  der  acc.  ist  wie  beim  lat.  iucurrere  odium  oder  iu 
üdium. 

II.  Thun ,  machen,  wie  bei  werden,  gleichsam  dem 
pass.  von  thun,  den  nom.,  umschreibt  bei  thun  (facere) 
den  acc.  die  präp.  zu  (s.  622.)  golh.  taujis  tluik  silban  du 
(jutha  noifi^  asaviov  ß-eöv  Job.  10,  33  ;  jus  gatavideduth 
hadußligrja  t/iieig  inonjoare  avior  onr^Xaiov  /7;aiwj' Marc. 


räwa:  unglaublich,  schon  weil  von  biruwjan  das  prät,  biruwitun ,  bi- 
nitun  lauten  würde,  nicht  biniun;  vor  allem  zu  bemerken  war  aber, 
da(^  O.  accentuiert  biruun,  biruwis,  wie  birun  111.  3,  17,  birut  II. 
22,  37  u.  s.  w. ,  niemals  die  partikel  bi,  in  Zusammensetzung  mit  ver- 
bis,  so  viel  ich  weii^.  da  birun  präs.  bedeutung  hatte,  wurde  ein 
neues  prät.  biruun,  hinvun  gezeugt,  dessen  seltsame  gestaltiing  neben 
den  andern  anomalen  formen  der  wurzel  minder  befremdet.  Diese 
vielen  Vermutungen  können  das  finden  der  vollen  Wahrheit  erleichtern. 
*)  Zauber  treiben,  mit  z.umgehn;  gent  mit  bcesen  zöuberlehe  umb 
Berth.  58. 

")  auch  Wh. 58,  6  steht  uf  mit  einem  kfilmen  acc:  als  ob  lif  einen 
grozen  walt  niht  wan  banier  blüeten ,  d.  i.  lahnen  wie  bluten  aie- 
derficIcH. 


jio/nen.     casua.      von  präp.  abh.      hei  i^erbis.      Ö:>3 

11,  17;  du  filegrja  tlilube  Luc.  19,  46;  ei  tavidedeiiia  iiiüi 
ilu  thiudana  l'vu  nonjGOioiVt  avxov  ßaailia  Jol».  6,  15; 
doch  wird  auch  der  acc.  beibehaheu,  z.  b.  sik  silban  guths 
sunu  gatavida  Joli.  19,  7;  thiudaii  sik  siJban  teuijilh  Job. 
19,  11;  gatuuja  igqvis  vairtliaa  nutaus  JVlarc.  1,  17  was 
vielleicht  du  nutam  lieiiieii  dürfte,  doch  ist  der  praposi- 
tionalausdruck  bestimmter  und  beziiglicber ''').  ahd.  duaii 
(iiian)  zi  ktinitige  ubar  sih  0.  111.  8,  2 ;  thia  steinä  duan 
zi  hrote  0.  II.  4,  44;  duent  iz  zi  scähero  luacje  O.  II.  11, 
23;  gelela  mennisken  föne  unslirbigemo  ze  slirhiijenxo  N. 
ps.  18,  14;  sciildige  machut  ze  unscukligeu  N.  ps.  9,  9; 
ze  herreu  niachun  N.  ps.  104,  17;  iro  regena  machuta  er 
ze  Iiayele  N.  ps.  104,  32;  thaz  wazzar  zi  wtiie  gitaii  T. 
45,  7.  zuweilen  der  bloße  acc:  ther  sih  cuniiig  tuot  (qui 
86  regem  facil)  T.  198,  1.  ein  mal  stebt  auch  T.  IVIatlb. 
21,  42  ist  gilän  in  hoiibit  wiiikiles,  nach  dem  lat.  facfus 
est  in   Caput   anguli. 

mhd.  herscht  in  dieser  construclion  machen  vor,  wie 
schon  bei  N.:  mache  vier  tage  ze  zwein  Iw.  2142;  genia- 
chet  seime  riehen  herren  Iw.  3542;  zeiine  iSreit  Iw.  3554; 
er  hat  mir  gemacbet  mine  huobe  zeiner  wise  Iw.  4464. 
der  einfache  acc.  bleibt  gleich wol  zulässig:  daz  ich  iuch 
beide  riter  mache  Trist.  12747. 

anders  genommen  wird  die  prap.  in  folgenden  fällen: 
got  hat  wol  Ziio  mir  gclan  Parz.  783,  10;  gol  bat  wol 
zuo  uns  getan  Wigal.  8211  (lihd.  an  uns);  eich  ze  J'röii- 
den  machen  Trist.  5286. 

ubd.  es  ist  iiui  uns  gellian  ,  oder  gescliehn  (franz.  fail 
de  nous)  ;  mhd.  ez  ist  nmhc  mich  ergangen  Gudr.  1508,  4. 

Ganz  wie  tbun  oder  machen,  mit  zu,  slehn  ilie  nlid. 
wühlen f  ernennen,  bestellen  und  ähnliche  mehr:  zum 
künig  erwählen,  zum  amimann  ernennen,  bestellen,  ahd. 
zi  hiün  er  mo  quenun  las  0.  1.  4,  3;  man  sie  zi  horhin 
ginenne  0.  111.  7,  60;  kus  sia  zi  eigenem  vmater  O.  I. 
5,  69,  hingegen:  zua  quenx^n  (dnas  iixoies)  0.  llartm.  4; 
zi  huninije  sie  nan  quaüun  0.  IV.  4,  18;  ze  tpiole  ge- 
challust  clu  dina  erda  N.  ps.  84,  2,  ndid.  zeime  tjesellen 
erkant  Parz.  668,  22;  der  ist  ze  hruoder  mir  benant 
Parz.  746,   19;   zem  ijrdle  benant  Parz.  470,  21. 

12.  JSehmen.  w^ir  unlerscheidcn  nhd.  das  luibeslinunle : 
eine  JiY(Jt ,    ein  tveih  nehmen    von  dem  beslinuiUen  :    eine 


•)  vpl.  hcmncli  über  iiinuui  du. 


J524  eiiijuclicr  ^aiz. 

zur  J'ruu ,  ziitn  iveÄbe  nelimen.  ebenso  i\(-r  (Jollio:  nam 
qvcii  ü.u(ii  yviu'.'r/.a  Marc.  12,  20.  Luc.  20,  2'J.  J  Cor.  7, 
28;  iiani  daulilar  Maissaüllaniis  du  av^nui  JNeh.  6,  IS,  wo 
auch  die  LXX  i'/.ufie  ryv  ■i/vyuriou  M.  eic;  yinmJxu.  die 
lal.  spräche,  und  die  ähere  gr. ,  gehrauclit  in  beiden  fallen 
den  bIoi\en  acc.  uxorein  duxil,  filiarn  jM.  duxit  uxoreni. 
jenem  unU'rscIiiede  völlig  analog  ist  aber  der  vorhin  be- 
handelte: einen  konig  Avählen ,  einen  zum  hünlije  wählen, 
ijuenun  kiasan  ,  sia  zi  auenün,  und  die  regel  laUl  sich  so 
fassen:  das  präUicatiu  hinzugefügte  nonien  jiHegt  einen 
prä|)Ositionellen  ausdruck  zu  erhalten ;  die  eigenschaft  des 
priidicals  wird- dadurcli  scliärfer  hervorgehoben,  als  -wenn 
der  doppelle  acc.  stände,  nihd.  belege:  n;unen  si  ze  tv/beti 
Alex.  4972;  er  nani  mich  ze  xvihe  Gudr.  770, 2;  Orlwtn  die 
scluenen  nieit  niinet  ze  eiuie  wibe  Gudr.  1640,  2.  Hab.  101; 
ich  nini  in  zeinem  manne  Iw. 2100;  verschieden  von:  nam 
einen  man  Iw.  405.5;  ir  mau  nam  Iw.  4119.  Nicht  an- 
ders sind  analoge  fälle  anznsehn :  ein  wip  geben  und  ge- 
ben Herwtges  swester  zeime  xvihe  Gudr.  1643,  4;  alts. 
bugian  brud  (uxorem  emere) ,  giboht  te  hrüdu  (niulier 
coemta)  Hei.  9,   12  % 

Auüerdem  sind  folgende  subslantivverbindvingen  mit 
nemen  in  bezog  auf  die  weiter  dazu  gehörige  präposi- 
tionalstructur  anzuführen. 

ahd.  nam  siijii  in  dhem  liudim  (debellavit  Judaeos)  Is. 
63,21;  sid  themo  sige  then  er  in  satandse  nam  0.  V.  16, 
2;  in  tode  sign  nam  0.  IV.  3,  23.  V.  17,  15;  er  nam 
in  tudes  riclie  sigi  0.  V.  4,  49;  hier  steht  in  statt  des  lat. 
de  oder  «:  vlcloriam  reportavit  de  morte,  statt  des  nhd. 
über  mit  dem  acc. :  trug  den  sieg  davon  über  den  tod. 
mild,  den  sig  «Ji  Pharö  gewan  JMoroIt  405. 

mhd.  urloup  nemeu :  urluf  her  z6  deine  koninge  nam 
Roth.  4967;  urlöb  sie  zwo  im  nanien  En.  6597;  urloup 
nam  er  sein  grawen  man  Parz.  514,  22;  urloup  er 
zer  meide  uani  Parz.  562,  15;  urloup  nam  er  zer  kü' 
ne<jtn  Trist.  14365;  nu  iiam  si  urloup  da  ze  hus  Iw. 
5758;  ze  Josaphate  er  urloub  nam  Bari.  182,  22;  urloup 
ich  dir  zem  künege  nim  Parz.  651,  29;  urloup  ziio  dem 
riehen  man  nämen  Parz.  821,  18;  urloup  nam  ze  der 
maget  Tit.  76,  1;  urloup  nam  der  helt  ze  dem  küniye 
Wigal.   11509.     >vir  sagen  nhd.  Urlaub  nehmen,  sich  beur- 


*)  illinliclie  constnictioneii  bei  gehen  und  litten :  einen  konig  ge- 
t)en,  Jupiter  gab  den  frösclien  den  storcli  zum  könig ;  einen  gast 
bitten,  (»inen  zu  gasta  bitten  ;    nieman  ez    ze  gaste  bat  Livl.  dir.  69^. 


nonien.     casi/s.     von  prcip.  abh.     hei  verhis.      825 

lauben  hei,  und  jenes  mlid.  ze  liat  auch  liier  etwas  von  der 
slarkereii  bedeutung  des  bei,  im  goth.  Aviirde  glaublich  at 
gestanden  haben  (s.  777.)  Ulf.  braucht  zwei  bloße  verba 
mit  dem  dativ:  andavithan  thaini  thaiei  sind  in  garda 
meinamma  dnora^aoitai  roig  eig  tov  oly.öv  fiov  Luc.  9, 
61;  tvistandands  im  unoTui.Ü!ii£voQ  ayroig  11  Cor.  2,  13. 
man  beurlaubt  sich  bei  höheren,  nimmt  abschied  von  sei- 
nes gleichen,  mhd.  auch :  guoie  naht  sie  namen  zuo  der 
viaget  Lohengr.  27.  87. 

mhd.  nemen  rat  (sich  raths  erholen):  z6  rfenie  er  allen 
sinen  rat  nam  Roth.  458;  ziio  in  nam  er  rat  En.  643; 
nemen  rat  ze  dem  der  griiwe  locke  hat  Parz.  162,  29. 

Ion  nemen:  do  nam  och  niemeu  lun  da  zir  Parz.  811, 
25,    d.  i.  bei  ihr,    von  ihi-. 

herherge  n;vmen  in  daz  lant  ]\ib.  1303,  3  statt  in 
dem  lande,    wie  oben  bei  sitzen  (s.  820.) 

13.  llahen.  hier  gilt  wieder  der  bei  thun  und  nehmen 
dargelegte  unterschied.  einen  freund,  eine  frau  haben 
heiiU  es,  -wenn  allgemein  geredet  wird  und  nur  ein  acc. 
im  Satze  ist.  beim  bestimmten  ausdruck  hingegen  wird  der 
zweite  prädicative  acc.  in  den  dat.  mit  der  präp.  zu  ver- 
wandelt: einen  zum  freunde  ^    eine  zur  fran  haben. 

goth.  ailitedun  tliu  dn  (ivniüi  i'oyov  axxr^v  ywama 
JMarc.  12,  23.  Luc.  20,  33.  ahd.  zi  k-(irle  haben  0.  IV. 
6,  64;  dine  scalcha  ze  liehen  habeton  iro  steina  (bene- 
placitos  habuerunt  servi  tui  lapides  ejus)  iN.  ps.  101,  14; 
habent  ze  site  (solent)  N.  Rth.  159;  habetun  nan  zi  hualie 
(liabuerunt  eum  pro  ludibrio)  0.  IV.  30,  3.  gleich  den 
letzten  alid.  redensarlcn  iKM-uhen  aucl»  folgende  mhd.,  be- 
sonders dem  12.  jh.  angthörige  strucluren  auf  andern  ver- 
hiiltnissen:  halie  dir  tiaz  ze  (jamenel  (laelaro!)  cod.  vind.  653, 
183';  sines  valor  hunde  hete  er  ze  (jamiite  Diut.  3,  61  ;  daz 
wolten  sie  ze  liehe  han  (als  liebe  aufnehmen)  P>it.  9962;  re 
/r«5<e  han  ]Ms.  1,  199";  hat  er  zi  huohe  (irridel)  653,  122**; 
daz  habent  si  ze  härme  (id  dolent)  fundgr.  203,  13;  ze 
linzze  haben  cod.  vind.  653,  160^';  si  hal)cn  ez  ce  luizze  oder 
ee  nide  alld.  bl.  1,  229;  ze  nide  haben  (invidere,  aegre 
forre)  fundgr.  172,  21.  Piotli.  1()18.  ]Mar.  43.  P.en.  3^.. 
die  person  wird  daneben  durch  die  priip.  an  ausgeilriickt : 
an  dem  kindisken  wibe  holen  si  daz  ze  nide  JNlar.  73 ; 
ich  hete  ez  ze  ufde  an  Eglolfe  Ben.  421;  in  anderm  siiuie 
kann  auch  acc.  iler  pers.  stehn :  han  ich  den  von  schuMeu 
niht  ze  nide7  (ist  mir  der  nicht  mit  recht    verhalU?)    Don. 


826  einfacher  salz. 

383*);  daz  sl  In  ce  Iroste  lialjcliii  (daß  sie  an  Jlim  Ihren 
trosl  liallen)  fuiidgr.  24«,  4;  si  wil  der  li.s(ic;o  man  zc  ei- 
ncme  wete  (ztitu  pfände)  lian  llolh.  3003;  ^vi^  sidn 
den  gast  ze  kinde  lian  (für  unser  k.  lialten)  Jüt.  3.>'J5; 
den  liel  er  zeinein  lüijeniere  (den  hielt  er  für  eiaeu  liigner) 
Trist.  141235. 

Auf  ahiiliclie  weise  nntjiir:  die  nunnen  Jialen  daz  /üj* 
zorii  (beide  hss.  ver/.orn)  Keinh.  2147,  sie  ziiriilen  dar- 
über, nahmen  es  zornig  auf,  es  dürfte  aucli  heißen  ze 
Zorne  und  mit  glelcliem  sinn  ze  nide**);  ich  hun  daz  für 
Spot  (ich  nehme  das  für  spoU,  und  icli  spotte  darüber); 
ich  hanz  J'ür  nnhilde  (ich  halle  es  für  ungeziemend)  Parz. 
438,  26;  diz  hau  ich  Jnr  ein  ivunder  gruz  Bari.  19,  3; 
daz  heten  si  für  war  ]\ib.  1330,  3;  für  steine  liaben 
Gudr.  1129,  3;  lian  für  ere  Gudr.  1303,  3;  für  lüge 
Gudr.  1339,  4;  er  het  sin  rede  für  ein  spil  Iw.  6282;  für 
eine  gäbe  haben  Iw.  7372;  daz  ir  uns  nilit  habent  für 
einen  zagen  Iw.  7602 ;  hat  man  mich  für  einen  man  Iw. 
536;  haben  für  einen  triuwelusen  man  Iw.  3183.  in  den 
meisten  stellen  läßt  sich  hän  für  durch  acqulparnre  über- 
tragen, alts.  thu  scalt  ina  fnri  stino  hebbian  (filii  loco 
habere)   Hei.   167,  33. 

mit  huote  lian  (cuslodire)  Wigal.  8056,  was  5588 
haben  in  ir  huole  ;  daz  die  wisen  baz  mich  mit  iv  grnoze 
heteu  Wigal.  60;  da/,  er  si  habe  mit  flize  baz  ^^'igal. 
9530;  er  hat  iu  wol  tnit  l/'be  und  ouch  mit  guoie  ]Ms. 
2,  98^ 

daz  habe  ///  minem  houpte!  Gudr.  990,  3;  hab  uf 
mir!  (crede  nülii)  Dietr.  2792;  daz  soltu  itf  mir  han  Dielr. 
2691;  daz  solt  ir  iif  mir  hau  Rab.  162;  habt  nf  mir! 
(confidile  in  me)  Dietr.  5004;  daz  habt  iif  mir !  Mai  u. 
Beall.   136.  288.  309.  313. 

14.  Fangen,  ahd.  zi  lern  gifiang  (cocpit  docere)  0.  III. 
16,  2;  zi  s/neru  sprckhii  fiang  (loqui  coepit)  0.  IV.  13, 
1;  fahemes  zi  theru  redinn  0.  IV.  9,  34;  zi  weri  glGangi 
0.  II.  11,  28;  nah  zi  herzen  gifiang  (zu  hciz  nahm)  (J. 
II.  9,  116;  zi  huazu  gifahe  (zur  büße  griffe)  0.  I.  23,  8; 
zi  giloubu  giüangui    (ad  fidcm  se  verlereut)    0.  I.  23,   11; 

*)  wieder  verschieden  O.  11.  3,62:  er  Iiiar  in  übe  tliin  alitit  io 
zi  7iirlii  (er  verfolgt  dicli  liier  im  lelien  neidisch,   boshatt.) 

••)  das  mhd.  ni't  und  zorn  sind  nicht  auf  invidia  und  ira  einzu- 
schrruiken,  lieide  bezeichnen  Unwillen,  ungehaltenheit  überhaupt  und 
oft  eine  leichte,  geringe;  daz  läze  ich  aj2e  m'u  daz  läze  \ch  (ine  zorn 
drückt  nichts  aus  als:  das  lasse  ich  gescliehen,  dawider  habe  ich  nichts. 


jiomen.     cctfius.     von  prcip.  cihh.     hei  pei-fns.      ^27 

liang  er  zi  themo  andremo  man  (aUerum  aggressiis  est) 
0.  II.  5,  11;  liengen  ze  xvfcje  (pugnare  inciperenl,  pugnam 
adorirentnr)  N.  ps.  77,9;  ze  trcuji  gelienge  (pigrescerel) 
N,  Cap.  44;  nilid.  viengen  ze  hazze  (nahmen  gehässig  auf) 
Mar.  144;  dö  ez  ze  2vetere  gevienc  (gut  weiter  wurde) 
Iw.  674;   unz  er  ze  sinnen  gevienc  Iw.   3504. 

ebenso  bei  anfangen:  disdr  salmo  fahet  an  ze  freivi 
unde  gal  üz  ze  äniere  N.  ps.  94,  12;  ze  gotes  fovJilun 
fahet  wisheit  ana  N.  ps.  110,  10;  anafahendo  ze  domo 
menniscen  N.  ps.  134,  8.  wir  wissen  nicht,  wie  Ulf, 
Matlh.  20,  8  (xQ^ufiEVOS  ano  übertrug,  vielleicht  dugin- 
nands  all  nach  dem  gr.  lext  stände  J)-am?  wie  auch  bei 
T.  bcginnenti /bu  thun  jungistun.  nlul.  beginnen  oder  an- 
fangen  beif  von ,  mit.     nihd.  würde  wol  auch  ze  stehn. 

bei  dem  mhd.  enpfahen  ist  die  phrase  zu  nierhen  in 
daz  laut,  die  an  willekomen  in  daz  lant  (s.  807)  gemahnt: 
undern  in  daz  lant  enplienc  Parz.  366,  5;  wol  und  herlich 
sie  in  enplüe  in  ir  lant  Dietr.  4906  ;  nu  enpfaht  die  recken 
in  iu wer  lant  Dietr.  4916.  liieran  schließt  sich  noch  ei- 
niges ahnliclie:  die  wellent  iuch  suoclien  inz  lant  ISib. 
142,4;  mau  wil  uns  suochen  lier  iu  unser  lant  Nib.  148, 
2;  waz  si  würben  in  s/n  lant  (welche  bolschaft  sie  bräcli- 
ten)  Bit.  4871,  der  dat.  würde  liier  weniger  bezeichnend 
aussagen,  was  sie  in  seinem  lande  zu  schaffen  hätten;  so 
spottot  man  unser  in  daz  lant  Alex.  994;  die  da  wone- 
ten  in  daz  lant  Alex.  6416,  was  etwa  bedeuten  könnte, 
die  sich  in  das  land  Jiicderließen.  doch  scheinen  mir  die 
beiden  letzten  beispiele  vielmeiir  abirrungen  der  constru- 
ttion,  die  mnd.  und  ninl.  nuindart  bietet  öfter  den  acc. 
slalt  des  dat.  dar;  Maerlant  sagt  1,  314:  diere  gheslente 
vant  Alexander  in  dal  lant  statt  in  den  lande  *).  wir 
gebrauchen    aber    den    acc.    völh'g    richtig    in    folgenden  re- 


*)  solcher  acc.  sclireibe  ich  hier  noch  andre  Iier :  staerf  ///  dal  naeste 
jaer  Maerl.  3 ,  288;  ///  dit  ^raf  \e<^\\ct  (jarot)  Florisl()37;  iut  lifrle 
Fioris  444;  dar  siez  fiiiidtn  ///  duz  pras  Kii.  4();)(>;  ir  \viiiif;e  .scImmii 
als  diii  rüse  h!  daz  hlat  llcrl).22'i.  äliiilichos  niid.  ist  l)C'ij;t'I)ra(  lit  s.  H(»7. 
812.820.  man  ühersolie  nicht,  daß  alle  I)cis|iicle  das  nctilnint  aii^eliii, 
hei  welclicni  die  nd.  und  nl.  nnindart  dal.  und  nrc.  v.w  nienfien  üher- 
hati|it  {jeneij;f  v^l.  s.  7G8  aan  lict,  van  Iwt;  niiil.  wurde  na  dal  (poNtea) 
Maerl.  ;$ ,  '^\G  n;esaj;t,  wie  na  dcae  dinc  Maerl.  3,  277.  wenn  es 
alts.  heilU:  ho  ward  on  that  Jivhiil  wund  llel.  149,  1;  ndid.  nnketo 
liule  friw.sct  o)i  die  hinle  frn<jni.  15c,  so  lassen  diese  are.  schon  die 
deutnnp;  zu:  ihm  ward  eine  wunde  ans  liaiipt  jrescillafien,  iiakten  leu- 
ten  schläft  der  t'rosi  an  die  haut,  docli  steht  Rein.  13ü7  laglien  in 
die  hdg/iedochic  ganz  auf  jene  weiso,  nucli  beim  lern. 


828  einfacher  satz. 

(lensarJcn  :  er  empfipiig  den  ring  an  seine  Iiand,  den  apfel 
in  seine  hund,  tlcii  mann  in  seinen  scliulz.  alts.  hie  sra 
an  is  ^ra  anlleng  Ilel.  168,  1. 

15.  Lassen,  ahd.  ob  ir  in  muat  in  lazet  0.  II.  21,  41  ; 
niluL  an  minen  rät  la/.en  Diwt.  5 ,  92 ;  daz  siill  ir  «u 
inicit  lau  Inv.  4547;  lat  cz  an  s?ne  hüvescheit  Zw.  4572; 
diz  laze  icli  an  dich  Parz.  304,  27;  weit  irz  an  mich 
Jan  Parz.  564,  11;  daz  lat  albalde  an  mich  Parz.  6.i.i, 
23;  des  lat  iiicli  an  mich  Nib.  159,  3;  ich  \Yil  niiner 
eren  an  inch  lüzen  su  ich  minnest  mac  Wiyal.  2cSl2;  an 
goles  gndde  erz  allez  liez  Wig.  4369;  er  lie  ez  allez  an 
gotes  pßefje  Wig.  6184;  an  den  sult  ir  iucli  lazen  AVig, 
11538;  an  ein  heil  liez  er  sich  du  liarl,  124,  5;  an  mich 
gelan  Bari.  178,  26;  zuweilen  Verlan:  do  sich  an  sine 
triuwe  diu  kiinegin  verlie  Nib.  849,  4. 

aiid.  ih  lazu  tliiz  zi  thinern  (jixvelti  0.  II.  4,  85.  mhd. 
lat  die  bete  lier  ze  mir  l\v.  4553;  der  sirit  ist  lazen  her 
ze  mir  I\v.  7690;    lat  ir  daz  her  ze  mir  Parz.  716,  8. 

anders  ist:  ze  ruore  lan  Trist.  17294;  zer  dder  lau 
(oben  s.  609);  und  die  elliptische  redensart:  liezen  (die 
hunde)  zeinem  hirze  Trist.  3444. 

ich  han  /(/*  ere  lazen  nu  lange  miniu  dinc  Nib.  1965, 
2;  der  sich  lat  ///'der  Avelte  schin  Bon.  75,  54;  einer  sich 
uf  den  andern  lie  Bon.  89,  45.  dies  stimmt  zum  nhd. 
auf  bei  verlassen. 

an  den  triinven  lan  (In  der  treue  verlassen,  untreu 
werden)   Bon.  84,  34. 

daz  liez  ich  eine  haz  Iw.  338;  daz  liez  ir  vater  dtie 
haz  Parz.  555,  26.  638,30;  daz  lie  der  fuhs  eine  Arti  Reinli. 
357, 1786  ;  lazen  dne  haz  Ulr.  Trist.  1595  ;  daz  sie  ez  liezen 
eine  zorn  Iw.  2391;  lat  ez  dne  zorn  Ulr.  Trist.  2098; 
dazu  läz  ich  dne  claije  iiiht  Iw.  5736. 

das  nhd.  etwas  unter  xveejen  (auch  unterwegs)  lassen 
findet  sich  schon  nihd.:  beidiu  lazen  under  7veyen  Iw.  4SH0, 
Rül.  38,  7,  wo  es  bloß  oniittere,  negligere  ausdrückt;  die  äl- 
tere, sinnliche  bedeutung  erhellt  aus  Hol.  217,  4:  daz  si 
Roulanten  nine  liezen  unter  %ve(jen  (auf  der  reise,  dem 
heerszug  nicht  verließen.)  man  sagte  auch :  daz  iz  under 
wecfen  beslat  Rol.  86,  13;  nhd  unterivecjen  bleibt,  unter- 
bleibt, d.  h.  nicht  zu  Stande  kommt,  nicht  am  ziel  anlangt, 
sondern  auf  dem  wege  stockt,  ähnlichen  Ursprung  haben 
wird  die  sicher  alte  i-edensart :  einen  im  Stiche  lassen,  vgl. 
stich  halten,  er  ist  unterivegs  hat  für  uns  immer  den 
concrelen  sinn:  er  ist  auf  der  reise  beciifl'en. 


noineii.     casus,     pu/i  pi'up.  cihh.     hei  verb'is.      829 

16.     Sufjen ,    sprechen. 

es  unleisclieideu  sicli  zwei  äußeruugen  des  redevei'niügens: 
S(t(jeu  und  sprechen y  je  naclideiii  der  naclidruck  auf  das 
luilgetliellle  oder  auf  den  mitlheilenden  fallt,  man  hört 
etwas  sagen,  aber  man  hört  einen  sprechen ;  dort  wird  das 
gesagte,  hier  der  redende  bemerkt;  in  jenem  herscht  das 
materielle,  in  diesem  das  formelle  vor.  der  stumme  kann 
überhaupt  nicht  sprechen ,  der  sprecliende  oft  etwas  nicht 
sagen ,  wofür  er  den  geeigneten  ausdruck  nicht  findet ; 
jener  ist  allgemein  in  der  form  behindert,  dieser  in  ihrer 
anwendung  auf  die  Sache,  wer  etwas  sagen  will  muü 
sprechen  können  ,  wer  sprechen  will  etwas  zu  sagen  ha- 
ben, sagen  geht  über  in  die  begriffe  erzählen,  anführen 
(recilare),  -verkünden,  zeihen,  bekennen:  der  böte  hat 
anzusagen,  nicht  zu  sprechen,  der  reuige  seine  schuld  zu 
sagen,  sprechen  erhöbt  und  veredelt  sich  in  reden,  ein 
feierlich  sprechender  redet;  singen  und  sagen  im  millelal- 
ter  bezog  sich  auf  volksmäßige  erzählung  und  meidung, 
nicht  auf  künsllichcn  Vortrag. 

wie  siujen  uiul  sprechen  slehn  neben  einander  Xtyfiv 
und  Xalsiv ,  im  lat.  dicere  und  Juri ,  zu  fari  verhält  sich 
loaui  fast  wie  zu  sprechen  reden.  ital.  dire  ^  parlare  ^ 
Span,  decir  ,  hablar  ^    franz.  dire  ^    parier. 

der  Gollie  scheidet  avithan  und  rödjan,  letzleres  wie- 
deium  erhöhend  in  malhljan.  ahd.  tjnedan  und  spre- 
chan ,  gesteigertes  spiechcn  ist  mahaluti  (sermociiiari.) 
dem  goth.  rodjan  ist  das  ahd.  redün  vorsichtig  zu  ver- 
gleichen, letzleres  würde  golh.  ralbjun  lauten,  und  ent- 
S|)richt  dem  lat.  raliocinari,  span.  razoiiar,  fianz.  raisonner, 
liat  aber  dann  den  schwächereu  sinn  von  faii  und  h)(]ui 
angenommen.  das  goth.  rodjan  scheint  aus  dem  ablaut 
röth  von  rathjan  (niunerare,  colligere)  gebildet,  mit  jenem 
rathjün  einer  wurzel  und  fast  auch  l)i'tleulung,  es  war 
wol  eigentlich  coUigcro,  legere  veiba;'  n('l)en  quedan  macht 
sich  ahd.  sacjen  allmälich  gellend,  mhd.  ist  queden  bei- 
uaiie  ausgestorben  und  für  dicere  wird  satjen  ^  für  loipii 
sprechen  und  reden  gebrauclit.  ags.  cvedhan ,  daneben 
secffan  für  dicere,  sprecan  für  loipii ,  rädan  ist  legere, 
engl,  say  und  speak ,  vgl.  read  legere,  alln.  (jvedha  (ür 
dicere,  oft  aber  canere  (wie  jene  mhd.  Verbindung  von 
singen   und  sagen),    daneben   seijja  y    vitelu  liir  locpii '*^). 


*)  wer  sielit  niclit,  daß  das  lat.  ciutn;  (recilare')  das  potli.  <ii  il/ion, 
al)d.  (jiifdan  ist?  dicere  ist  fjotli.  tei/uiii ,  alid.  zi/uin  ;  /Jynv,  ei^out- 
licli  loycre,  colligere  zeigt  die  berüliruag  zwlsclicii  rcdöii,  riMljaii  und 


^30  einfacher  ^alz. 

l)t'I(Ie  liaiiptbcdoiitiiiigc'M  licf^oii  Jedücli  einander  zti  nahe, 
als   dai^  sie  niclit   oll  veillielk-n   sollten. 

Was  nun  die  cüiislruclion  dieser  verba  in  beziig  aiil" 
den  betrifl,  an  ^velchen  sicli  die  rede  riciilct,  so  leuchtet 
ein,  daii  satjen  den  bloßen  dat. ,  sprechen  aber  eine  prU- 
positionalliigung  begünstigt.  durch  jenes  soll  einen»  etwas 
verkiinilet  werden,  der  sprechende  will  von  dem  hörenden 
vernoninien  sein. 

unzJihligcnial  findet  sicli  jener  dat.  bei  dem  gotli.  (jvi- 
lliaii,  z.  b.  qvilha  izvis  liyu)  vfiiv  IMatth.  5,  32.  34.  39. 
44.  H,  11;  saei  qvithith  tnis  6  Jjyiov  fioi  Matth.  7,  21; 
qvilhand  mis  tQovoi  fioi  Matth.  7,22;  qvath  im  tintv 
(tvioig  Joh.  10,  65  qvath  thamma  liuudaj'atha  [£i7i£  riZ 
ty.uTOVTUQyy  JMafth.  S,  13;  qvalli  iniinu  ).fyst  uvto)  Joh. 
11,  27;  qvath  izäi  ).iyei  uvcij  Joh.  II,  23.  sehr  oft  wird 
aber  auch  die  präi).  ihi  gesetzt:  qvath  du  imma  /.iyfi 
ciVTU)  IVlalth.  8,  7.    Joh.  11,  23;    qvath  du  im    elnsv   av- 

' '      •  "  '    ■   Joh. 


—  -  7     1  ■ —  —  — /      - ,  ' 

slrucluren  folgen  dicht  aufeinander:  qvath  da  thciim  (tj-ne 
lo/V)  afarhüsljandani ,  qvilha  izvis  (}Jy(f)  va'iv)  IMatth.  8, 
10;  i<^wvL{\i  da  llianima  uslithin  eine  ttö  icaocü.v/y.o)  Matth. 
9,  2;    qvath    du   skalkam    eins   TiQOS   tovg  d'ovlovs    Luc. 

ebenso  scliwankt  der  ausdiuck  bei  rodjan,  gewolmlich 
steht  die  prap.  rfw,  oft  auch  der  bloße  dat.:  rödja  da  izvis 
)m)m  Vfüv  Joh.  8,  26;  du  im  rödida  avioig  i).äXt;oe  Joh. 
8,  12;  rödida  du  im  ihiXei  civzoig  Joh.  10,  6;  du  imma 
rödida  amiö  leläh^zs  Joh.  12,  29;  rödjan  du  thus  Xu- 
XiJGui  TiQog  G£  Luc.  1,  19;  da  im  rödjan  ).a/.f;otu  uvroig 
Luc.  1,22;  rödjan  da  maaagein  Xtyeiv  noog  Toig  oyXovg 
Luc.  7,  24.  dagegen  thöei  ik  rödja  izvis  il  tyo)  XuXm  vfüv 
Joh.  14,  10;  izvis  rödja  XciX)]üM  v/nv  Joh.  16,  25;  rödida 
izvis  XaXw  v/ilv  Joh.  6,  63;  rödida  iswis  XaXccXiy/.u  yjitiv 
Joh.  16,  1.  33;  rödida  manasedäi  iXüXr^oa  toj  xöo/io) 
Joh.  18,  20. 


rädan,  wie  buclistaben,  stäbe  zusammengelegt,  gelesen,  werden  worte 
zusammengelegt,  gesprochen,  weshalb  aucli  verwandtschalt  zwisclien 
rödjan  und  rüda  (baculus,  virga),  ahd.  ruota  anzunehmen  ist.  mathljan 
halte  ich  zum  lat.  metiri;  das  altn.  mala  bedeutet  metiri  zugleich 
und  loqui,  das  goth.  viiljan  aber  scribere,  d.  h.  wieder  buclistaben 
zusanmienlegen,  nebeneinandersetzen,  das  roman.  parlare  ist  aus  pa- 
rola  =:  parabüla,  ziauailoli],  vergleichung,  Zusammenstellung  hervor- 
gegangen,  also  griechisch;    vgl.  mhd.  bispei,  tabula. 


tiomeii.     casus,     i^un  präp.  abh.     bei  verbls.      831 

wo  roiljau  den  dat.  hat,  kommt  es  dein  begrif  von 
qvithan  nälier,  und  >vo  bei  (jvithan  die  präp.  du  steht, 
gleiclit  es  dem  rodjau.  der  gr.  text  scheint  nicht  überall 
darauf  einzullielkii ,  doch  wird,  wo  er  nQog  gebraucht, 
wol  immer  du  gesetzt;  auch  pllegt  liiiüv  gern  qvilhan  du 
übertragen  zu  werden. 

Auch  die  ahd.  construction  von  fjtieäan  bleibt  sicli 
nicht  gleich,  der  bloUe  dal.  überwiegt  *):  quhad  vimemu 
druhthie  Is.  23,  5 ;  huemu  ist  dliiz  zi  quhedanne  Is.  25, 
13;  quliad  demo  lamiu  IMaUli.  9,  2  sowol  in  der  alleren 
Version  der  fragm.  theot.  als  bei  T. ;  quod  iino  T.  Malth. 
9,  9;  imo  Joljenteu  quad  T.  IMallh.  8,  10;  ih  quidu  iti 
T.  Malth.  8,  11;  und  auf  allen  blättern  bei  0.  so.  da- 
gegen: zi  dheniu  forasagin  quhad  (ait  ad  eum)  Is.  59,20; 
quhad  zi  Moysi  (dicente  ad  IVl.)  Is.  61,  16;  quad  zi  imo 
(ait  ad  illum)  T.  2,  5;  quad  zi  theino  engile  (dixil  ad 
angelum)  T.  2,  8;  auf  solche  stellen  mag  das  ad  des  lat. 
textes  eingeilüssen  haben,  aber  auch  0.  hat  diese  coii- 
struclion:  quad  drulilin  zimo  111.  8,  35;  ja  N. ,  wenn  er 
schon  lat.  diccre  mit  dal.  Yor  sich  hat,  verbindet  mit  clic- 
den  in  der  regel  ze:  min  lierza  cliad  ze  dir  (tibi  dixit 
cor  meum)  ps.  26,  8;  ih  chido  ze  (jote  ps.  41,  10;  ih  chad 
ze  dien  unrehtun  (dixi  iniquis)  ps.  74,  5;  chad  ih  ze  dir 
N.  ps.  37,  18.  den  dat.  lalU  er,  wenn  z\io  adverbialiscli 
beigelügt  wird:  chid  nuncro  selo  zuo!  (die  animae  meae) 
ps.  .'54,  3;  chedent  imo  zuo!  65,  3,  d.h.  sprich  meiner 
seele  zu,  sprecht,  redet  ihm  zu!  woraus  klar  folgt,  dali 
das  nolkersche  cheden  nicht  mehr  dicere,  sondern  loqui 
ausdrücke. 

sicherer  ist  man  der  übrigen  ahd.  Wörter,  sagen  fordert 
Siels  blülk'n  dat.,  sprechan  und  redou  überall  zi.  jh 
saghem  dliir  (adnuntio  tibi)  Is.  83,  8;  Mar  sagen  ih  iu 
T.  Maltli.  8,  10;  zi  huemu  got  Wilri  sprehhendi  Is.  23, 
12;  spracliun  zi  themo  saligen  wtbe  0.  I.  3,  19;  ziii 
sprah  0.  I.  12,  21;  sprah  zi  theru  nuialer  I.  15,  26; 
sjjrächun  zimo   0.  II.  7,  17;    S[)rah  ziru  11.  8,   18. 

Das  mhd.  sagen  leidet  bloU  den  dat.,  keine  präp.; 
sprechen  und  reden  aber  fordern  sie,  wenn  die  angere- 
dete person  bezeichnet  werden  soll,  nach  sprechen  folgt 
gewölmlich  ze  oder  ziio ,  al)er  aucii  (b'e  Verstärkung  zuo 
ze ,    hin  ze,    ivider  ze ,    cinfaclies  tvider   (mit  acc),    (jcin 


*)  (lnf\  er  aucIi   dem  passii^  gcbrauchUn  qucdan  zustelle,  ist  ü.  53. 
C94  L'i'wieseii. 


832  einfacher  nutz. 

(mit  dal.)  er  sprach  ce  Liudegasle  ]\ib.  248,  1;  do  spra- 
chen si  ze  dem  «asle  Iw.  6tJ'J2;  se  lieni  Jweiiic  sprach 
si  d(3  Iw.  2664;  er  sprach  zer  Ironwen  Parz.  52.5,  11. 
526,  16;  ze  der  imioler  sie  nilit  ensprach  Mar.  50;  ze 
den  frowen  er  do  sprah  IMar.  135;  Ailus  ze  Braudelideltn 
sprach  Parz.  725,  17;  sprach  sArlüse  Parz.  33l,  3;  sprach 
ziio  deme  herrcn  Piol.  34,  22;  sprach  ziio  dem  keiser  Piol. 
114,  5;  s|)rach  ziio  der  maget  Iw.  7845;  nu  sprach  si 
ZHO  ir  frouwen  Iw.  3397;  er  sprach  zuo  Ortwine  .Aib. 
119,  1;  er  spracli  zuo  dem  künege  jNib.  155,  1.  diese 
formel  macht  regcl.  ziioze  muU  sicli  öder  vorhiiden,  als 
ich  es  liier  anmerke:  daz  ich  ie  so  vil  zuoz  ime  gesprach 
WaUli.   67,  34;    zuoz'mi  spracli  lion.  28,   8.  der    ^vi^t 

sprach  aber  wider  zun  Parz.  464,  7.  467,  19;  sjjrach 
aber  xvider  zir  Parz.  555,  10.  Itiii  zun  du  sprach  Parz. 
464,  1 ;  sm  siiezer  munt  hin  zini  du  sprach  Parz.  523, 
5;  si  sprach  hin  zini  Parz.  530,  3.  Tit.  163,  3;  hin 
ze  sinie  gaste  er  sprach  Parz.  558,  14;  hin  zeni  knap- 
pen sprach  si  du  Parz.  645,  8.  646,  24;  sus  muoser 
hin  zir  sprechen  Parz.  725,  8.  in  diesen  Verbindungen 
ist  ze  eigentliche  prjip.,  zuo  ^  xvider ,  hin  verstärkendes 
adverb.  einlaches  wider  steht  hingegen  präpositioneil: 
llolher  sprach  herlichen  %vider  Thiedcrichen  (s.  1.)  Roth. 
966;  xvider  in  sprach  En.  1235.  1642;  tvider  vromen 
man  gespreche  En.  4444;  wider  in  sprach  JMar.  12;  spre- 
chen wider  die  tntit  Mar.  124;  sprächen  xvider  diu  wip 
(redeten  mit  den  frauen)  Parz.  29,  13.  Iw.  65;  done 
sprach  er  niht  xvider  mich  Iw.  734;  daz  er  niht  xvider 
si  sprach  Iw.  1702;  xvider  sich  selben  er  du  sprach  Iw, 
3508.  5542  ;  xvider  sine  muoter  er  giiellichen  sprach  JNil). 
62,2;  xvider  Dietrich  er  du  sprach  den  fürslen  von  Berne 
Kl.  1218;  xvider  den  riter  sprach  er  sa  Wigal.  3342.  3436; 
sprach  si  xvider  si  Troj.  2021.  3116.  3264;  sprach  xvider 
in  Troj.  15570  u.  s.  w. '").  (jein  ir  sprach  Parz.  440,  25; 
sprach  fjein  im  Parz.  468,  18;  sprach  sunte  Peter  hegen 
den  vil  wären   Krist  Amgb.  26^*. 

neben  reden  erscheint  xvider  seltner:  reditiz  selbe  xvt- 
dir  sich  (sprach  zu  sich  selbst)  Diut.  1,  15;  begunde  re- 
den xvider  in  (cum  alloqui)  Bit.  7871.  noch  seltner  je /lew 
in  gleicher  anwendung :  der  eugel  xvider  den  ahhet  jach 
(sprach  zum  abt)  Docen  misc.  1,  121.  auch  bei  kosen: 
ir  kuset  xvider  boese  knehte  (redet  freundlich  mit  geringen 
knechten)  Gudr.   1276,  3. 


*)  vgl.  Parz.  320,  15  solcli  was  sin  rede  iridcr  sie. 


nomeji.     casus,     von  präp.  ahh.     hei  verbis.      833 

diese  xvidev  und  gegen  drücken  die  freundliche  richtung 
des  spreclieiiden  nach  (versus)  dem  angeredeten  aus,  und 
es  niuU  ein  feiner  unlerscliied  zwisclien  ilinen  und  dem  ze 
gefüldt  worden  sein.  zeinie  spreclieu  war  bloUes  anre- 
den, wider  einen,  gein  eiine  sprechen  wenden  des  liaiipls 
und  der  slininie  nach  einem.  die  verslärkungen  zuo  ze, 
liin  ze,  wider  ze  koninien  dem  einfachen  wider  und  gein 
in   dieser  beziehung  gleich. 

auirallend  daß  ein  solches  sprechan  ividar  oder  gagen 
ahd.,  selbst  bei  JSl.  abzugehn  scheint,  wenn  0.  sagt:  wio 
er  ividar  gote  sprah  IV".  19,  65,  so  regiert  die  prap.  hier 
den  dat.,  nicht  den  acc,  und  bezeichnet  ein  feindliclies 
contra,  so  bei  miedan:  quedeut  al  ubil  ividar  in  (dixc- 
i'int  omne  nialum  adversnm  vos)  T.  22,  16;  giwiznessu 
sie  ividar  thir  cpiedent  (adversinn  te  dicunt  teslimonia) 
T.  198,  5;  waz  mag  ili  cheden  wider  viinemo  shephen 
N.  pag.  258,   15. 

nicht  sehr  verschieden  von  jenem  mhd.  sprechen  wider 
war  sprechen  für  (coram):  Etzel  für  Dietr/che  sprach 
(in  D.  gegcnwarl)    KI.  736. 

unser  nhd.  sagen  verlangt  bloßen  dat.,  sprechen  und 
reden  die  piap.  zu,  wider  und  gegen  sind  vuistallliart  in 
jenem  sinn,  sie  bezeichnen  uns  bei  diesen  verbis  immer 
das  feindlich  entgegenstehende,  nicht  Zuwendung,  volks- 
inundarten  gebrauchen  aber  bei  sprechen  wider,  über  und 
vor  =  zti.  in  INiederhessen  wird  auch  sprechen  :==  sagen 
genommen  und  zum  dat.  gefügt :  ich  wills  ihm  sprechen, 
besonders  Imperativisch:   sprichs  ihm  mir! 

Alls,  seggian  nül  dat.:  saga  ns  !  llel.  28,  2;  Su  ic  in 
seggio  51,  7;  iu  sagda  172,28;  sagdun  iheio  her!  173,  10. 
sprecan  niit  tei  sprac  te  thero  nuioder  167,  31;  te  is 
jungron  sprac;  aber  auch  nüt  wid  (und  dem  acc),  das 
sich  völlig  wie  das  mhd.  wider  vorhält:  sprac  wid  thann 
engil  llel.  8,  15;  wid  thit  iverod  sprecan,  mahlien  ivid 
thesa  inenigi.  geiJi  aber  lügt  diese  niundart  andere  adver- 
bialparlikeln  zu  sprecan  luid  liißt  dann  den  dat.  folgen  : 
S|)rak  im  to  (sprach  ihm  zu  riz  spi'ach  zu  ihm)  4,  3.  24, 
23  ;  sprac  im  lliu  nüd  is  wordun  tö  29,  1 1 ;  sprak  im  tc- 
gegncs  (sprach  ihm  entgegen)  167,23;  tegcgncs  sprac  ihem 
bodon  27,  20;  sprac  im  angegin  18,  24;  S[)rac  iru  aiige- 
gin  25,  2;  spracun  im  san  angegin  172,  24.  175,  14.  die- 
ser ansdrnck  kommt  dem  ndul.  mit  der  wirkliciien  ju  iip. 
gein  ganz  nahe,  f'iir  thero  heri  sprac  (ilixil  coiam  mul- 
titiidinc)  105,  2  slimnil  zu  iler  angelühi  len  mhd.  phiasi«. 
wenn    aber    172,  8    giTuiuhM»    wird    im    gcsprac,     darf  man 


834  cinfiuher  aalz. 

diesen  dat.  iilclit  anf  dfn  angercdctrn  hoziclion ,  nur  auf 
den  redenden  S(?ll)8t ;  es  sielil  also  parallel  dem  nihd.  S|iirirh 
sich  (s.  iifi),  gotli.  ga(|velluin  sis  (s.  30.)  nhd.  spracli  f  Hr 
sich,    bei  sicli ,    viit  sich  selbst. 

ninl.  bei  segf/hen  dativ,  bei  spreken  te  oder  vorslärk- 
les  tote:  sprac  te  sinen  liouden  Kein.  466;  sprac  te  Bruno 
479.  657;  sprac  te  (Jriniberde  1766;  sprac  tote  Tibert 
19;i3;  lote  Bruue  1955.  njil.  ist  dies  S|)iak  tot  ganz  ge- 
läulig.  ein  ninl.  an  bei  spreken  :  Paulus  die  spiac  «u  heni 
säen   Älaerl.  2,  350  Nvird  sich  nocli   örter  aufzeigen   lassen. 

Ags.  secgan  mit  dem  dat.,  cvedfiau  und  sprecan  mit 
td.  auch  auf  nialhlian  folgt  es:  madhelode  to  bis  dryhtnc 
B.  717.  einigemal  ofer  (mit  acc.) :  oj'er  henne  spriic  (de 
vulnere  locutus  est)  ß.  5445;  sägde  ofer  ealle  15.  5794. 
ejigl.  bei  say  und  Sjicak  to  oder  auch  uiito. 

Alln.  bei  seyja  dat.,  bei  ma'Ia  til  (mit  gen.)  und  ^vie- 
derum  vidh  (mit  acc):  mivlli  til  theirra  (ad  eos);  til  ko- 
iiiings.  mailir  Odhinn  vidh  Mimis  hofut  Sitni.  8^;  mrxdti 
einmncli  vidh  Geirraudh  Srem.  39 ;  vidh  inik  ninpla  Srem. 
172";  vidh  thik  sialfa  at  nvAa  Sa.'ni.  147*^;  malti  vidh 
thann  äs  Sn.  23.  auch  bei  rwdha  :  vidh  födhur  ra;dha 
Sicm.  139^.  dieses  vidh  hält  mitle  zwischen  der  bedeu- 
tung  gegen  und  mit,  es  kann  alloqui  und  colloqui  aus- 
drücken helfen.  einmal  finde  ich  at:  hrafn  qvadh  nt 
hrafni  (corvus  dixit  corvo)  Srem.  149^. 

Es  bedarf  kaum  der  bemerkung,  daß  Unterredung  und 
gesprilch  durcli  die  präp.  mit  ausgedrückt  Averden :  alid. 
ih  bin  iher  sprichu  mit  thir  T.  87.  vorzüglich  bei  choson 
(blande  loqui)  erscheint  gern  dieses  mit:  mit  themo  du 
kusulis  Diut.  2,  381;  kosuu  bigonda  mit  then  ewartuu  0. 
II.  3,  29 ;  cliusuta  mit  mir  selbemo  N.  ps.  76,  7.  mlid. 
reden  mit  Etzeln  Nib.  1956,  2;  sich  sprechen  mit  sime 
wibe  Reinh.  402.  nhd.  bei  kosen,  sdnvätzen ,  phniderii 
und  ähnlichen,  bei  liehkosen ,  vielleicht  aucli  früher  bei 
kosen  der  bloße   dat.  (s.  685.)  *). 

Soviel  von  anrede  und  Unterredung,  bezieht  sich  das 
sagen  und  sprechen  auf  einen  dritten  oder  auf  eine  sache, 
so  gebraucht  der  Gothe  die  präp.  hi  (s.  779,  782):  tliuei 
rudida  vesuu  hi  ina  Xa).ovfiiVoiQ  iieQi  ccvtov  Luc.  2,  33; 
rodida  hi  ina  i?.u).£i  ncQc  aviov  Joh.  7,  13.  12,41.  ahd. 
gelten  hier  drei  präp.  pi ,  nmpi  (s.  798),  fona  (782): 
sprah  druhtin  hi  then    sinan    siachan    driit  0.  III.  23,  41; 


*)  niclit  anders  bei  uhil  qfithan  (s.  686)  ubil  uaürdjan  der  bloße 
dat.  Marc.  9,  39. 


noineii.     casus,     von  priip.  abh.     bei  verb'is.      Ö35 

ht  thia  zit  tlier    forasago    quit  0.  V.  19,  21;    tliaz  ih  thir 

zalla  ht  tlien  sun  II.  9,  87;    unihl   dheii   qiiliidit  (de  quo) 

h.  73,   16;    iimhi  inan  quhad  Is.  53,  7.  55,  9.  16.    73,  16; 

tnnbi  dlieii  selbun  quliad  Is.  29,  4;    bigunslon  iimhi  sinati 

iiaimin  sprehhan    Is.  69,  21;  Jona  iniii   qiiliad   Is.  75,   19; 

Jon   lliemo    toufare   quad    T.    IMaltli.   17,   13;    thaz  her  iz 

Jon  in  quad  T.  Matth,  21,45.    ags.  ynibe  tliu  fii^hdhe  spräc 

B.  5233.     alts.  umhi  huilica  sia  saka  sprakin  Hei.  175,  13; 

Jon  Uli  seggeau  Hei.  28,  4.     iiihd.  meistens  von,  zuweilen 

noch  unibe :  von  einie  riler  sage   I\v.  5504;  von  dem  liuse 

sagen  Ivv.  1135;  geseit  von  iuwer  vriimekeit  I\v.  3156;  von 

dem  si  wunder  hurten  sagen  Iw.  7743;  retten  von  seneder 

arbeit  Iw.  71;  retten  von   des  sumers  tugent  Iw.  6528 ;  ge- 

sprechenl  von  iv  selbe  getät  Iw.  2475;  sprichet  vonme  dinge 

Iw.  2496.     seltner  ist  utnhe :    het  geseit  nmh    den   recken 

Dictr.  5163,    vgl.  seile    timbe   daz   luindelin  Trist.  16338; 

ze    rede    bradite    umbe  sine    swaere    Iw.  5559.      nlid.    von 

und  aber:  von   einer  saclie  reden,  über  eine  Sache  reden, 

weiches  über  an   das  ags.  ojer  gemahnt  und  an  das  franz. 

bei    parier,  neben  de,    zuweilen  statthafte  snr  (super.) 

in  allen  diesen  strucluren  gleicht  bi ,  mnbl ,  über  dem 
gr.  negi ,  von  dem  lat.  de;  jene  bezeichnen  umfassen, 
dieses  berühren. 

wie  mit  reden  verbindet  die  altere  spräche  mit  swiqen 
die  präp.  umbe,  wahrsclieinlich  auch  von:  ich  wil  geswi- 
gen  umb  ein  kint  Iw.  5784.  nhd.  nur  von.  es  kann 
aber  bei  diesem  swTgen,  schweigen  auch  der  (jen.  statt 
der  priip.  stelin  (s.  677.)  bei  sagen,  reden,  sprechen  wäre 
er  nicht  zuliissig,  wol  aber  hei  jehen ,  erwähnen  (s.  668.) 
Bemerkenswerth  ist  neben  dem  gen.  das  durch  die  präj).  ze 
ausgedrückte  pradicat  bei  jehen :  balde  er  nun  ze  brnoder 
jach  Parz.  497,  24;  sit  du  nun  ze  brnoder  liast  verjehca 
Morolt  819;  des  man  der  naht  ze  boten  jach  Parz.  638, 
4;  der  man  im  ze  loltter  jach  Parz.  806,  20;  undc  ir 
(ejus  fem.)  ze  J'rouwen  jach  (sie  als  frau  anerkannte)  Ivv. 
5192;  des  ich  ze  hören  gilie  (tlcn  ich  für  meinen  herrir 
erkenne,  d.  h.  von  dem  ich  aussage,  daÜ  er  mein  lierr 
sei.)  dies  prädicative  ze  herren  ist  ganz  zu  fassen  wie 
bei  werden  und  nehmen  (s.  816.824.)  und  in  der  früheren 
spräche  lieüe  sich  ein  doppelter  gen.  deidicn.  Auf  solche 
weise  fuidet  sich  auch  die  i)riip.  für  bei  jehen,  sauen  und 
zeln ,  nur  daÜ  die  beiden  letztern  den  acc.  statt  (k«s  gen. 
regieren:  des  man  für  höhiu  ina're  jach  Parz.  780,  30; 
daz  maus  in  gihl  /Vir  ere  KI.  172;  für  tvnnder  sol  manz 
immer   s.igcn    Kl.    159;    ich   hurt    ie  sagen    für  ein    wnzzer- 

(Jon     •> 


836  einfacher  sdtz. 

■mosre  Gudr.  1128,  3;  daz  sag  i'cli  in  für  ninjclo(jen  Parz. 
5,  18;  zeit  mich  jür  dit  armen  Parz.  95,  .5.  I  it.  113,  2. 
mnl.  ovcr:  scgglieii  ouer  waer  Rein. 239.  Kloiis  11 1.5. 1800. 
3670;  ic  segghem  ouer  waer  ende  over  plechl  Floris  3420. 
leidlich  sind  die  ndid.  sprechen  niil  ilen  prap.  an  und 
nach  zu  erwülincn.  an  drückt  anspnicli  und  foidorung 
aus:  an  Gahniuretes  lij)  si  spracli  Parz.  94,  2;  nicnien  au 
tlie  SHone  spracli  (auf  die  sühne  antrug)  Ivv.  6930  ;  belei- 
digend und  drohend  %vlrd  die  ^Yendung,  M'eun  ein  dat. 
pers.  dabei  steht:  sprach  im  an  sin  ere  l\v.  112;  ir  sprechet 
alze  sere  den  ritern  an  ir  ere  Iw.  167;  so  spr.ucher  im  an 
sin  ere  Iw.  1071.  Geo.  3090;  dazs  ime  an  die  triuwe  sprach 
l\v.  3207;  einem  an  sinen  lip  gesprechen  iiocli  an  keinlu 
siniu  ewerk  augsb.  st.  83.  nicht  unähnlich  itf:  ob  si  niht 
gruz  herzeleit  iif  in  ze  sprechenne  hat  hv.  5478;  der  dicke 
iif  Rome  sprach  Wh.  443, 29.  nach  bezeichnet  bittendes  ver- 
langen: ö  diu  herzoginne  spraiche  n«c/i  siuer  s/>/.se  Tit.  15ö, 
4;  begunde  sprechen  hin  ze  im  nach  der  schrijle  am  seil 
Tit.  163,  4;  nach  s/netn  harnasch  er  sprach  Parz.  196, 
20;  ntich  (jeijsnsluol  da  niemen  sprach  Parz.  309,  24; 
der  verje  nach  dem  orse  sprach  Parz.  598,  14;  ob  Nveit 
man  nach  ir  helfe  sprach  Parz.  766,  10:  wie  sere  er 
spr<«che  nach  Isote  (anspruch  machte  auf  I.)  Trist.  9577.*) 
zu  vergleichen  steht  unser  nhd.  rufen  nach  etwas  (begeh- 
ren, verlangen)  und  das  mhd.  bitten:  daz  ich  nach  den 
habechen  bat  Bit.  7025  statt  des  gewöhnlichem  umbe  die 
habeche. 

17.  Fragen.  der  gegenständ  der  frage  wird  zumeist 
durch  den  gen.  ausgedrückt,  goth.  hvis  inik  frailinis?    Job. 

18,  21;  frehun  ina  thizos  gajukuns  Job.  11,  56  (oben  s. 
632.  655.)  doch  erscheinen  auch  die  präp.  hi,  umpi,  näh^ 
fona.  goth.  frah  Jesu  bi  siponjans  is  jah  bi  Idisein  is 
7jQMT7]Ge  n£Qi  Jüh.  48,  19.  alts.  und  ags.  mit  aftar,  üfter: 
häledh  oretmecgas  äfter  häledhum  frägn  B.  662  ;  ne  frin 
ihü  äfter  siclum  B.  2645.  ahd.  Jona  ;  frageta  sie  Jon  then 
worolt  mannon  0.  III.  12,  2.  mhd.  vragen  von  sus  ge- 
tanen mceren  Parz.  655,  14;  er  fragte  in  von  der  künde 
Parz.  468,  21;  will  du  mich  fragen  von  diner  mage  lande 
Gudr.  1169,  3;  fragen  er  begau  von  hiunischen  riehen 
Bit.  704;  fragte  von  sinen  landen  und  von  den  >vigandeu 
Bit.   4307.       vragte    umh    guote    videhere    Parz.  639,  4j 


*)  anders  zu  nehmen  livl.  rliron.  65b:  nach  gruoze  (nach  gescheh- 
nem  grüß)  er  Ijeplfcheu  ziio  in  spracli. 


noiiien.     casus,     von  präp.  ahh.     bei  verhis,     837 

vragt  in  selben  drunibe  Parz.  653,  10;  er  vraget  umbe 
ilaz  hhidelin  ,  -wie  sin  iiame  solde  sin  Trist.  1975.  iimhe 
lind  von  verhallen  sich  liier  wie  bei  sprechen ;  es  Nvird 
oft  ein  feiner  iinterscliied  zu  fühlen  sein,  die  über  ihnen 
bekannte  gegenslände  erkundigiing  einziehen  fragen  voti 
(de);  umbe  ist  in  betref,  in  beziehung.  unser  nlid.  nach 
bei  fragen  verliitt  jene  beiden.  nichts  danach  fragen 
lieilU:  sich  nicht  darum  kümmern.  Das  nihd.  zuo  ebne 
j'ri'iijen  bedeutet:  den  weg  zu,  nach  einem  erfragen:  ich 
hau  durch  genade  (mn  bei  dir  gnade  zu  finden)  her  zö 
dir  gevragit  Roth.  1434.  man  kann  des  xveyes  dabei  aus- 
gelassen annehmen;  es  gibt  noch  melir  stellen,  die  icli 
jetzt  nicht  auftreibe. 

18.  Denhen.  das  innere  bei  sich  selbst  denken  wird 
am  krafügslen  durch  eine  medialform ,  oder  das  sie  er- 
setzende persönliche  pron.  im  dativ  ausgedrückt:  sich  den- 
hen  ,  ich  denke  mir.  *)  mhd.  gedaht  er  ime  Bari.  27,  8; 
ich  liet  nianiger  fröidcn  mir  gedaht  JNls.  1,  194*;  goth. 
tluifjJijan  sis  (s.  29.)  wahrscheinlich  durfte  aber  auch  mit 
der  priip.  gesagt  werden  thagkjau  bi  sih  oder  at  sis,  wenn 
von  gaslau'ida  thala  at  mis  ixotru  f/acfTw  11  Cor.  2,  1 
der  schluU  gilt.  '■■*)  bei  mehrern  stellt  mith :  thahteduii 
milh  sis  missu  (hsloyi'CovTO  ngo^  lavrovg  Luc.  20,  14, 
vgl.  qvelhun  du  sis  missö  flnov  JiQog  lavrovg  ]Marc.  12, 
7.  ahd.  hogazi  pt  dih  sclpan  (cogila  de  te)  gl.  cass.  855'^; 
thahtun  unlar  in  T.  Maltli.  16,  7.  21,  25.  mhd.  gedahle 
wider  sich  Trist.  12059.  16371.  Troj.  1340.  16283.  16596. 
bei  sich ,  bei  sich  selbst  denken.  umschreil)ungen  sind: 
thagkeilh  in  h;u'rlam  izvaraini  iaic.  5,  22;  lliagkjandam  tu 
hairlam  seinaim  Luc.  3,  15;  gcdahte  in  sinem  muole  l\v. 
1609.  Troj.  16273;  si  gedahle  in  ir  muole  I\v.  5971. 
dahla  in  nunemo  herzen  (medilalus  sum  cum  cordc  meo) 
N.  ps.  76,  7. 

der  gegenständ  des  dcnkens  kommt  gewöhidiih  in  den 
gen.  (s.  662.):  ni  gaman  thi/us  agiuns  Job.  16,  21;  ga- 
munda  vaurdis  INl.Ulh.  26,  75,    ahd.  giiu»glla  worles;    goles 

*)  dieser  form ,  und  der  äliiiliclioi»  sicfi  vorstellen,  sich  einhil'len 
liiilte  s.  35.  :^ü  orwiiliiiiin^  ;;es(lieliii  sollen,  «las  .sirh  ist  der  dat., 
fol'^licli  ein  mild.  im.  vorsttlU-ii  und  einliildiMi  (=  einpriipifM)  .sind 
indes  transitiver  als  denken,  und  ktiunen  den  dat.  wirklich  regieren;  wie 
man  sagt:  eiitcin  etwas  vorstellen,  lieilU  es  aueli:  .vii7t  etwas  vorstellen. 
**)  verscliiedeii:  tliagkjan  af  uns  silbain  (^dureli  uns)  «V  /«rioi»' 
).oyioao&(u  U  Cor.  3,  5;  tliagkjäi  uf  sis  silbin  )Myi'^ioi>«>  ««V  '"'i»" 
11  Cor,  10,  7. 


838  e'iiifiirJicr  S(ttz. 

irlmgola  Ih  N.  ps.  76,  7;  iilmgeta  unser  N.  ps.  135,  23; 
diu  irluigeta,  geelenclio  dui  N.  ps.  62,  7.  docli  ersclit'iiien 
auch  präposilionen,  nach  nielirfaclien  beziigen,  alid,  (l;ilita 
ih  an  die  alten  daga  (cogitavi  dies  anti(juos)  N.  |)s.  76,  6; 
dähta  hl  nianigiii  (niulta  relractahat)  N.  Cap.  88.  nilid.  als 
ich  gedenke  an  nianegen  \viinnecliclien  tac  Wallli.  124, 
15;  an  die  Hagnen  vrage  denken  si  began  jNib.  949,  2; 
gedalit  ich  an  nitne  vart  \\v.  384;  gedaht  er  an  einen 
scliaden  I\v.  1522;  gedenket  an  iuwer  öre  I\v.  1930.  iu 
allen  beispieleu  wäre  auch  der  gen.  statthaft.  *)  zuweilen 
hat  die  präp.  aber  auch  den  schärferen  sinn  des  an  bei 
sprechen  (s.  835):  daz  ir  im  niht  su  sere  geda'lilet  an  stn 
ere  Trist.  14993;  entscbeidend  für  diese  bedculnng  ist  der, 
wie  bei  sprechen ,  beigeÜigte  dat.  der  person.  uf  aber 
leidet  keinen  solclien  dat.:  gedalite  iif  des  andern  ere 
(suchte  des  andern  ehre  zu  stürzen)  Iw.  2578;  daz  icli  uf 
iuweru  schaden  sol  gedenken  Iw.  7460;  bügen  iif  die 
bluomen  rot  JMs.  1,  44^.  seltner  finde  ich  von^  und  zwar 
in  der  schwächeren  bedeutung  des  lat.  de :  von  der  ge- 
denke ich  vil  n.  genuoc,  icli  meine  aber  von  ir  dienen 
Trist.  4782;  einigemal  nach:  so  gedenke  icli  nach  dem 
gruoze  Ms.  1,  197**.  ahd.  hi :  waz  si  bi  inan  tliahthi  0. 
IV.  18,  3.  %vider  mit  dem  dat.  unterscheidet  sich  von  je- 
nem für  den  rellexiven  ausdruck  gebrauchten  wider  mit 
dem  acc. :  tvider  mir  dähton  sie  ubel  mir  (adversum  me 
cogitabant  mala  mihi)  N.  ps.  40,  8.  mnl.  ovime  vlien 
peinsde  niemen  daer,  maer  onime  den  seghe  IMaerl.  1, 
278.  ein  mhd.  denken,  liügen  umbe  würde  nicht  befrem- 
den :  gedenken  umbe  die  schnenen  Lavinen  En.  10823. 
sinnen  hat  uf  und  nach:  uf  wibes  lob  sinnen  Ms.  1, 
200*^;  nach  ir  gesinnet  hän  Gudr.  1340,  2;  swer  nach 
eren  sinne  Wigal.  20;  nach  der  regel  sinnet  Ms.  1,  190*; 
nach  liebe  siruiet  Ms.  1,  196^;  versinnen  an:  ich  versan 
an   nilnne  mich  Ms.  1,  203^. 

Das  alte  heimwehgefühl  liegt  in  der  phrase  des  12  jh.: 
der  kunic  u.  sTne  man  die  hugeten  heim  ze  laude  cod. 
pal.  361,  70^;  die  tiuin  wjgande  hugitin  du  z6  lande  Roth. 
2848;  dö  hugede  iegelich  man  heim  in  sin  laut  Roth. 
4799;  hier  hängt  die  präp.  eher  von  dem  ausgelassenen 
varn  ab  (s.  136),  als  von  hugeu.  wir  sagen  nhd. :  trach- 
teten heim,  sehnten  sich  heim,    gedachten  beim. 


•)  stellt  ein  gen,  der  sarhe  und  an  mit  der  pers.  ziigleicli  im  satz, 
so  regiert  sie  den  dat.  (nicht  acc):  ir  siilt  iuwer  zühte  an  uns  ge- 
hügen  Gudr.   1J90,  2. 


tioinen.     ccisas.     von  prclp.  ahh.     hei  verhis.      839 

IMit  dem  pari.  geJaht  wird  die  impersoiialredensarl  mir 
ist  tjmldht  (ich  denke  mir)  gebildet  (s.  244):  ia  (eis)  was 
andeis  iiilit  gedaht  Iw.  2651;  wes  was  iu  gedäJit  (was 
dachtet  ihr)?  Iw.  1493;  des  woere  im  gedaht  Wigal.  404S ; 
belibens  was  in  (eis)  uugeduht  (sie  dachten  nicht  zu  blei- 
ben) Wigal.  8845;  ist  mir  noch  vil  ungeduht  INls.  1,  62^; 
dannoch  was  im  vil  iingedaht  Trist.  916;  swie  ungedalil 
ez  in  doch  si  Trist.  6328;  daz  ez  im  gar  was  iingedaht 
Trist.  8525.  hieran  schlielk  sich  nun  oft  ein  prädicalives 
subst.  mit  der  prap.  se:  der  (cujus)  mir  ze  froiveii  ist  ge- 
daht Ms.  1,  43*^;  mi  ist  ze  sorgen  nur  geddht  (nun  steht 
mein  sinn  axif  sorge)  Ms.  1,  194^;  vil  mauiger  muoter 
kinde  ist  ze  dem  iode  alhie  gedaht  (ist  der  tod  zugedacht) 
Bit.  9720. 

19.  Die  begrilfe  des  denkens  und  Sinnens  gehn  über  in 
die  von  sorge  ^  freude  und  trauer.  das  mlid.  hügen  be- 
zeichnet freudige  eriimerung,  hügeliet  ist  freudenlied  ,  mir 
hiigot  der  miiot  3=  schwebt   in  freuden  IMs.   1,   189'^   199-'». 

alid.  iralitöta  föne  allen  creaturis  N.  Cap.  100;  mhd. 
trabtet  nach  Trislandes  gange  Trist.  13578;  ime  liebete 
i/J'  die  varl  Flore   7658. 

nibd.  begunden  sorgen  ttf  den  herten  tot  Nib.  1530, 
3;  ich  sorge  ?«/' degene  Psib.  1497,  2;  sorgen  i\f  den  tac 
morgen  Iw.  7414;  si  hellen  uf  die  vinde  kleine  sorgen 
Rab.  258.  ich  sorge  um  min  wip  Iw.  2836;  sorget  %imh 
ir  ere  Iw.  4616;  soi-get  umh  ir  ere  luide  umh  ir  Ifp  Iw. 
7274;  sorgen  umhe  vriunt  und  umhe  ere  Karl  12';  sor- 
gen nmbe  guol  INls.  1,  200^.  sorgen  itf  heißt  etwas  be- 
sorgen,  befürchten;  sorgen  umhe  für  etwas  besorgt  sein, 
statt  jenes  uf  auch  zuo :  sorge  zuo  dem  rifen  han  Ms. 
2,  83^ 

mlul.  von  des  risen  \alle  vreiiten  si  sich  alle  Iw.  5075; 
ich  solle  trürn  umh  dlne  klage  l*arz.  442,  5;  nach  ir 
minne  ich  trüre  vil   Tar/.  441,   11. 

alts.  bethiu  ne  ihurbun  gi  umbi  iuwa  giwaili  sortfon, 
ne  (fornut  umbi  iuwa  gegariwi  llel.  51,  1.  Dlf.  hat 
JMallh.  6,  28  bi  vastjus  hva  saürgäilh  ^  bei  maurnan  aber 
6,  25  den  bloßen  daliv :  ni  niaürntiith  siiivalai  izvanii. 
alid.  ni  sit  sorgfolle  iuvvares  feralies  Mallli.  6,  25;  fon 
ihemo  giwille  ziu  biriit  ir  sorgl'oUe?    Mallh,  6,  1.'8. 

20.  Sehnen,    begehren,   verlangen  ^    streben. 

mhd.  ir  senl  iiuh  nmben  gial  l'ai/..  -IfiS,  10;  si  senle 
nm  ndch  "VN'h.  287,  20;  ich  sen  nüili  nach  »Icr  künegin 
l'ar/,.  90,    18;    ich  sen  mich    mich    ir    zuht   Tar/..  441,   10; 


840  eiiijacher  salz. 

nach  ilen  beiden  6ont  sich  iinii  gcliist  Parz.  4f>7,  30 ;  ndc/i 
ir  senen  Troj.  15554.  2200;  senferi  gicli  nach  iniiine  hv. 
6523.  hier  stelin  beide  prüp.  umbe  und  nach  gleichbedeu- 
lig  vor  personell   und  Sachen. 

andere  verba  ziehen  7idch  vor:  niicli  janiort  ]\ih.  1337,  l ; 
nach  der  süezen  Ms.  1,  202*;  nach  drn  Uleidcii  IM,«.  1,23^'; 
jaincrl  mich  nach  der  sclurnen  Ms.  1,200^':  nach  eiiiie  dinge 
jainert  in  Ivv.  3216;  nach  der  nun  herze  krachet  Ms.  1, 
11'';  nach  der  nun  herze  (jiiill^  sin  herze  nach  rlter- 
scliefte  sival  Parz.  35,  38 ;  ir  nuiot  nach  iiren  'stviurjet 
Ms.  1,  191^»;  dürsten  nach  der  viende  bhiote  Troj.  17841; 
nach  ir  tohete  fragni.  17^;  tobe  nach  der  ininne  INls.  1, 
194^;  nach  ir  Jiulden  rhujen  IMs.  1,159^.  IS'j'';  nr/c/t  der 
min  herze  lull  gerungen  Ms.  1,  194*^;  nach  gote  IMs.  1, 
54^;  ich  spanne  nach  eren  Ms.  2,  135';  wer  solte 
mnolen  nach  siiien  landen  Gudr.  1424,4;  ncich  gewinne 
dringen  Gudr.  1498,  3;  vor  personen  dringen  ze :  du  ir 
gesinde  zuo  einander  dranc  JNib.  207,  2;  zno  Walen  in- 
gesinde  dringen  Gudr.  1411,  2. 

zuweilen  steht  iif  statt  nach:  sin  niuot  iif  die  reise 
ranc  Frib.  Trist.  2358;  des  herze  i1J  niinue  liran  3Is.  1, 
195'';  enbrennet  ist  er  it^f  keiserliclie  tugent  Tioj.  1741; 
nf  daz  "wip  enbrennet  fragm.  13*;  der  uf  den  gast  senet 
Trist. 8674;  ir  gedanc  was  /(/'einen  slrit  versent  Troj.  12758. 

gern  hat  den  gen.  der  saclie  (s.  655),  zuweilen  aber 
auch  die  präp.  nach  oder  uf:  nach  bluomen  in  den  au- 
ger gern  ]Ms.  1,  203*  :::=:  der  bluomen  in  dem  anger  gern, 
der  lebendigere  ausdruck  gern  in  den  anger  lieli  den  gen. 
der  Sache  nicht  mehr  zu;  alle  mine  stunde  enger  ich  t/f 
niinne  deheines  friundes  mere  Gudr.  770,  4,  der  gen.  friiin- 
des  hängt  hier  von  minne  ab.  für  die  person ,  von  wel- 
cher und  bei  (an)  welcher  etwas  begehrt  wird,  gilt  die 
präp.  an  mit  acc.  und  dat.:  gereut  steter  snone  an  mich 
ISib.  312,  3:  siner  tohter  gerte  au  in  Bari.  150,  34;  daz 
ich  an  iu  niht  wandeis  ger  Iw.  2900;  des  der  wünsch  an 
W'ibe  gert  Iw.  6469.  jenes  an  mit  dem  acc.  kann  ebenwol 
durch  se  mit  dem  dat.  vertreten  werden:  des  er  hin  ze  iu 
du  gerle  Nib.  1464,  4;  ahd.  eines  tinges  kereta  ih  ze  gote 
N.  ps.  26,  4.     mhd.  zuo   dem  gräle  gern  Parz.  454,  30. 

streben  hat  nach:  nach  eren  streben  Ms.  2,  135^; 
nach  dem  pnse  strebten  Wh.  19,  28;  nach  dem  tude 
streben  Wh.  41.  29.  Iw.  4996  ;  nach  vuigemache  strebest 
Iw.  545.  slraben  wider  ist  niti  contra:  wider  dem  garte 
Ware  stiebende  Mar.  87;  dtn  herze  wider  dinen  ^reu 
strebt  Iw.    158. 


nomen.     casus,     von  pr'c'tp.  ahh.     hei  per  bis.      Sil 

rämen y  alid.  r ebnen  ^  rdman  (tendere)  regiert  den 
gen.  der  sache  (s.  6.56),  N.  gibt  ihm  praposilionen :  ze 
dero  diu  niartera  ramet  ps.  21,  1;  segeu  rämet  ze  ma- 
cluingo  iiiaiiigi  ps.  66,  8;  ze  anderiu  ne  ranieta  ps.  76,2; 
räiJieii  ad  l)eatitndineni  Blh.  182;  daz  rainet  an  die  ps.  33,  1. 

bei  golli.  vcibis  diirfle  man  (if'av^  vielleiclit  hi  er^var- 
ten.  mir  fällt  bloß  hunjan  ajar  faiiiau  (nach  dem  gute 
trachten)  aus  Marc.  10,  24  ein,  wozu  das  engl,  hone 
slininit,  aber  kein  ags.  ausdruck.  gairnjan  zeigt  überall 
den  sachlichen  gen.,  und  (wie  jenes  mhd.  streben  Avider): 
gairneith  leik  vithra  ahmau  Gal.  5,   17. 

21.     TJ^erhen,    hanjen. 

dem  mhd.  werben  folgen  umhe  und  nach,  jenes  vor  per- 
sonen,  dies  vor  Sachen,  da  wirb  nmb  uns  Parz.  647,  21  ; 
si  hete  geworben  umhe  in  Iw.  3811;  umhe  den  würbe 
Iw.  381.5;  umhe  ander  vrouwen  warp  Ail).  1083,  2; 
^Yai|)  umh  niin  wip  Reinh.  1092;  der  wirt  lu'ez  werben 
uuib  einen  kocli  cod.  kolocz.  131.  der  werbenden  nach 
ir  minne  Nib.  47,  1;  würben  nach  ere  Gudr.  1467,  4; 
werbent  nach  dem  sige  Gudr.  14.58,  4;  würben  nach 
dem  guole  Gudr.  1499,  4.  nach  richtel  sich  unmiltclbar 
auf  die  Sache,  umhe  drückt  das  werben  bei  personen  und 
die  Verhandlung  zwischen  beiden  Iheilen  aus.  *)  indes 
kommen  ausnahmen  vor:  umh  in  (den  lohn)  werben  Troj. 
2.530;  warp  umh  sinen  gruoz  Parz.  779,  23;  würben 
umh  ere  Gudr.  1468,  4;  werben  umhe  daz  liimelrich 
Berlh.  243.  24.5;  die  iiberschiift  zu  Mb.  XI  liat:  wie 
kiinic  Etzel  nach  Kriemhilde  warp.  nhd.  sieht  inuner  die 
pi'äp.  um,  wenn  der  gegenslaiul  der  Werbung  bezeichnet 
werden  soll,    man  wirbt  hei  einem  %im  etwas. 

sehr  ähnlich  ist  dem  weihen  \unbe  das  lonjen  umhe, 
doch  nicht  ganz  gleich,  bei  Averben  umbe  ist  die  [)eison 
selbst  der  gegen.sland  des  geschälls,  bei  koufcn  iimljc  der  Ver- 
käufer gemeint ,  und  das  object  lies  kaufs  steht  im  acc.  ich 
liabe  nur  eine  alul.  stelle  angemerkt:  wände  wir  gechoufeii 
umhe  in  (ainid  deum)  mit  tenio  werde  rehlero  deumuoti 
Bth.  244;  desto  häufiger  sinil  mhd.  belege:  eiti  kramer 
sitzet  vor  dem  tor,  kouft  umh  in,  einniochet  wa/,  (kauft 
ihm  etwas  ab,  was  es  auch  sei)  Parz.  .5ni,  7;  ir  gunst, 
ir  gruoz  ein  armer  umh  si  koufcn  nuioz  Kenn.  10871;  ich 


•)  verscliieilen  i.st  etwas  on  nnt]  ///'einen  werben:  warp  iz  spj'ite 
u.  vriio  an  die  vrowtMi  .sröne  cod.  pal.  360,  73c ;  die  n.'de  icli  ilf  in 
werbe  (:  erbe)  (Jeo.  3354. 


8112  einfacher  salz. 

liaii  iillil  wol  xonh  iiirli  gekoiiri  fragm.  22^;  Jacob  koufle 
ein  vell  itmhe  (Jen  kiiiicc,  limJoIfs  Nvcllcliiuii. ;  iiu  koiiite 
bi  (Ion  zilcii  nmht;  die  Jsinaliclileii  .iosi'i >''<-'"  i"  Kgi|ileiilaiit 
ein  man,  was  rulifar  genanl,  ibid.;  .losej)li  der  wolgc- 
borne'Uonfle  du  mit  körne  muhe  al  die  lanlliule  daz  lant, 
ibid.;  din  dienest  ?ul  konfen  umhe  sie  ir  vil  süeze  minne 
Tiirb.  AVh.  cod.  cass.  234^;  so  du  ettewaz  keufen  will 
umb  oinfellige  liule  Berlh.  45.  viele  Urkunden  bis  in  das 
1.5  jli.  hinab  cnlhallen  die  formel :  wider  koufti  umhe  die 
lierschaft  von  Fiibui-g,  II.  Schreiber  n"  <S1  (a.  1310);  koufle 
tunbe  die  kindclerinen  ibid.  n°  101  (a.  1316);  kouftea 
umme  Hermannen,  Höfer  p.  264  (a.  1333);  daz  er  daz 
guot  gekoufet  habe  timb  einen  der  des  guotes  malit  habe 
Dreieich,  wildb.  (a.  1338);  [item  min  herre  der  pfalzgraf 
hat  Eiche  kouft  um  Heinricli,  Alzeier  salbucli  (a.  1429); 
sollen  die  eulner  ieglichem  inmarker,  der  dn[)fen  7tmb  sie 
kauft,  gel)en  etc.  rodheinier  weistli.  (a.  14.54.)  auch  Kei- 
sersberg  conslruiert  noch  so :  ein  wiser  bllger  kouft  nlt 
friintschaft  umb  den  vvirt  und  umb  die  wirtin ,  umb  dio 
dochter,  umb  die  kelleriu  im  wirtshus  (Amnion  p.  153.) 
nhd.  sagen  wir  von  oder  bei  einem  kaufen,  um  vviire 
ganz   unverständlich.  *) 

nicht  anders  steht  umbe  bei  dem  mhd.  gedingen,  wenn 
es  mercari  bedeutet:  lihte  ir  megt  gedingen  um  mich  Parz. 
564,  1. 

altn.  kaupa  at  einum. 

Den  kaufpreis  drückt  die  alle  spräche  durch  ihren  in- 
strumental aus  (s.  711),  zu  welchem  sich  dann  noch  die 
präp.  mit  fügt,  bei  dem  ahd.  ßrcoufan  und  alts.  sellian 
findet  sich  aber  auch  %vidar:  fircoufit  widav  thrin  hunt 
Pfenningen  T.  138;  alts.  gisellien  wider  silubre  Hei...; 
iiabduu  medmo  filo  gisald  wider  salvun,  silubres  endi 
goldes  werthes  wider  wurtion  Hei.  171,  15.  in  dieser 
letzten  stelle  steht  die  präp.  vor  der  erkauften  sache:  sie 
hatten  geld  und  kostbarkeiten  hingegeben  für  salben  und 
gewürze.  da  aber  ursprünglich  aller  kauf  ein  tausch  war, 
überall  sache  gegen  sache  geboten  und  genommen  wurde, 
braucht  die  älteste  spräche  keinen  unterschied  zwischen 
kaufen  und  verkaufen  zu  machen.  '"'•')  nhd.  verNvenden 
wir  hier  Jür  und  um,    beide  in  gleichem  sinn. 

*)  äliiilich  das  mlid.  umle  bei  entUlien  (borgen) :  umh  in  entlehen 
(hei   ilini  leilien,  borgen)  L.«.  .3,  544. 

♦*)  iiieraus  erklärt  sich  etwa,  daß  das  nilid.  kaufen  einigemal  uer~ 
kaufen  l)edeutet:  er  li:et  in  eine  raste  von  der  stat  gekoufet  lilr.. 
Trist.  2649,   nieilcnweil  weg  liingcgeben. 


nomen.     casus,     vnn  pr'dp.  ohh.     hei  vcrhis.      g43 

22.  Rathen  (consulerc.)  beim  mlid.  raten  kommen ,  au- 
ßer dem  dat.  (s.  691),  fünf  praposilioueu  in  beli-acht:  ze, 
nach,   timbe ,    vf,    an. 

daz  si  ir  rate  her  ze  mir  Iw.  1651;  daz  sl  im  raten 
wolde  nach  Ortrüne  juinne  Gudr.  1617,  3. 

raten  iimhe  (consnlere  de):  da  ratet  ximhel  Parz.  424, 
27;  gebt  mir  umh  ir  miiine  rat  Parz.  812,  4;  der  umhe 
lins  getlirre  raten  Iw.  5212;  nü  ratent  alle  mine  man  xivih 
eine  schoene  fromve  JMorolt  123  ;  der  umh  din  leben  ra- 
ten sol  Bon.  90,  36. 

raten  ?//  einen  (consnlere  de  aliqito  eligcndo):  rieten 
iJ/"  einen  lieinriclien  cod.  pal.  360,  101=*;  Sit  ez  Ilörant  /// 
mich  geraten  hat  Gudr.  254,  1  ;  iif  den  was  im  geraten 
(sicli  den  zum  gegenkampfcr  zu  wählen)  Bit.  10554.  vor 
Sachen   gleichviel  mit  an:  rielen    ?//' ir  ere  En.  1937. 

bei  raten  an  scheiden  sich  zwei  bedeutungen,  eine  ge- 
lindere und  härtere,  jene  ist:  rathen  sich  an  etwas  zu 
machen,  zu  wenden,  es  zu  nehmen,  vorzunehmen;  wenn 
ein  dat.  dabei  steht  bezieht  er  sich  auf  den,  welchem  der 
ralh  gegeben  wird:  diu  riet  an  wibes  vingerlin  Parz.  130, 
30;  an  die  (meine  söhne)  wil  ich  ir  ralen  ]Mar.  89;  der 
minne  rat  riet  mir  an  dinen  werden  lip  ]Ms.  1,  33^;  daz 
si  mir  an  die  minneclichen  riet  IMs.  1,  196^;  an  huch- 
gcsliiele  man  geriet  (rielh  ein  gericht  zu  halten)  Reinh. 
1328.  in  sirengerem  sinn  aber  drückt  es  aus:  gefälirli- 
chen  ralh  geben,  verrathen ,  nachstellen:  warumbe  ratest 
«ne  mich';'  jNib.  1960,  4;  si  raten  ait  die  geste  began 
]\'ib.  1961,  4;  daz  du  mir  ie  riete  an  den  Kp  Hol.  50,4; 
den  (iis)  riet  rieinliart  «n  den  lip  Beinh.  40 ;  daz  ir  iwern 
iiwigen  ratet  an  den  l*p  Wib.  1839,  2;  der  dir  ratet  an 
daz  leben  Bon.  90,  42;  riete  ich  nu  an  daz  riche  (ver- 
riethe  ich  den  künig,  das  Vaterland)  cod.  pal.  360,  40'"; 
swer  an  daz  riche  ratet  augsb.  stadtb.  68.  liier  gehl  ein 
beigorüj;tor  dat.  auf  die,  gegen  welche  doi-  ralh  geiichlel 
ist.  dort  ist  es  ein  vorlheilhafler  lalh,  hier  ein  büser  an- 
schiag.  ich  rate  im  an  dinen  lip  heilW  :  ich  rathe  ihm  zu 
dir;  ich  rate  im  an  den  lip :  ich  verralhe  ihn,  mit  der 
zweiten  bedeulung  muß  man  das  ahd.  subst.  anarati  (pro- 
dilio)  zusanunenhalten  (gr.  2,  711.)  auch  linden  sich  bei 
N.  die  redcnsarlen  raten  an  den  lil),  raten  an  den  gcwalt 
(Grair  L',  458.)  0.  gebraucht  die  präp.  in  :  riatun  in  thaz 
ferah  siiiaz  (insidiati  sunl  vitac  ejus)    Hai  Im.  91. 

niid.  zu  etwas  ralhen,  iil>er  etwas  beralhen ;  unser 
auf  eU\as  ralhen  isl  ganz  vcrsohieilen  von  jenem  mhd. 
raten  üf,    es   bedeutet  conjicere,    Aermnlen, 


^S44  eiiijiiclu'.r  salz. 

23.  Slrriteu ,    liämpfcn. 

iJlf.  sel/.l  iiacli  vf^ihdu  die  i)räp.  du:  du  diiizam  vaih 
i{)-};niofiir/r;nu  1  Cor.  1.5,  32,  viilg.  ad  bestias  piignavi. 
alid.  mit  lAAyale  Jl/zan  (contendere)  K.  23'^;  wolle  jiiil  liiir 
in  slnle   ba(jen  T.  31,  4. 

auf  das  ags.  viuuan  folgt  vidh:  se  llie  vidh  Brernii 
vuniie  B.  1007;  väf/t  gode  viiniioii  fi.  226;  vaii  i\ na.  vidh 
ealliim  I).  2(S7.  alid.  widav :  xvidar  imo  wan   0.   Liul. 

ÖO ;  xvidar  lliir  io  winiK-  0.  11.  3,  58.  docli  slelit  aiicli 
mit,  an  und  zi:  mit  diiifele  wumuiii  0.  III.  14,  62;  €in 
dili  winnetite  s*n  (grassautes  in  te)  ]\.  i)S.  56',  6;  lü  läse 
iii  spelle  die  risen  ze  hiniele  velilen  N.  Rlh.  175. 

nilid.  ivider  und  mit:  ivider  sui  selbes  sa^lden  streit 
Trist.  295;  hau  gestrilen  ivider  in  Ivr.  7611;  daz  er  eine 
vanille  wider  dri  Iw.  4108;  va^lilen  xvider  in  Iw.  6711; 
der  mit  mir  slrite  Iw.  532;  mit  in  allen  drin  slrile  Iw. 
4151;  mit  den  ich  da  slriten  sol  Iw.  5135;  solde  mit  in 
liän  gestriten  Iwi  6350;'')  mit  im  vtelite  niemen  da  Iw. 
5299  ;  den  strit  erliuoben  mit  den  von  Ormandinen  Gudr. 
1398,  3.  selten  an:  diu  kint,  au  diu  sie  vuhten  "Mar.  219 ; 
der  lip  wil  gerne  vehten  an  die  beiden  JMs.  1,  93*^;  (jein: 
vihtet  geiii  dem  winde  Geo.  3451. 

nlul.  können  die  drei  priip.  xvider,  gegen,  mit  ge- 
braucht  werden. 

das  wonach  oder  warum  gestritten  wird,  drücken  nach 
und  Minfce  aus :  slriten  nach  sines  herzen  trute  Gudr,  1401, 
3;  nach  dem  grale  Parz.  428,  26;  nach  lobe  striten  Iw. 
7;  swä  zwene  vehtent  nmhe  den  lip  Iw.  1956;  mit  im 
ringen  nmb  ein  niuwez  krenzel  Ms.  1  ,  22*.  ags.  füll- 
ten äßer  frofre  C.  130,  3.  mhd.  bei  ilizeu  auch  an  und 
nf:  ich  bän  getlizzen  an  iegelichem  seitespil  Trist.  3663. 
z//":   sich  ?(/ ir  aller  willen  vleiz  Iw.  61. 

die  Präpositionen  bei  siegen  sind  s.  824  augegeben. 

24.  Klagen,  richten,  pfänden. 

der  älteste  ausdruck  unserer  spraclie  für  anklagen,  ver- 
klagen ist  das  golh.  vruhjan ,  welches  mit  dem  blofsen 
acc.  der  person  conslruiert  wird:  du  vrobjan  iua  i'vu  eij- 
Q(»ai  zuTijyoQiav  winov  Luc.  6,7;  vrubidedun  iua  '/mttj- 
yoQOVr  tiVTOV  INIarc.  15,  3;  ei  vruliidi?deina  ina  /V«  v.u- 
%7lj'OQr;acoaiv  amov  Marc.  3,2;   saei  vruhida   izvis  o  y.u- 

*)  mit  frouwen  veliten ,  ringen:  mit  der  Iierzoginne  ranc  Parz. 
130,  28;  "daz  ir  mit  mir  ringet  nilit  Parz.  194,  1;  mit  der  minneii 
valit  tin.  1375;  gerenge  haben  mit  den  wiben  Ben.  379;  vgl.  Waltli, 
118,  8,    Parz.  555,  12.     Fraueud.  80.   Trist.  16749. 


jiomen.     casus,     von  prilp.  ahh.     hei  verhis.      845 

T^yoQiöv  v/töJv  Joh.  5,  45,  einmal  setzt  aber  Ulf.  vruh 
balrau  mit  der  prap.  iina  i  livö  vröhe  bairilh  ana  tliaiia 
man?  riva  y.c>.%i-yoQluv  (fSQ/^te  aaru  tov  ccV'O'ow'nov  701- 
tov;  Joh.  18,  29.  das  lat.  quam  accusatiouem  aü'erlis  ad- 
versus  liominem  huuc  ?  wird  T.  194,  1  verdeutscht:  Ave- 
lihhan  ruogstab  bringit  ir  tvidar  thesau  maul'  bei  0.  aber: 
Avelili  ruagslab  zellet  i;*  in  thesan  man?  IV.  20,  10;  ther 
liut  zaha  in  tlüh  then  ruagstab  IV.  21,  13.*)  das  alts. 
und  aos.  tvröyati ,  vre'yan  haben  den  bloUen  acc.  tliena 
godes  sunu  \vrugdiiu  Hei.  159,  24.  160,  5;  hvar  sint  thu 
ihe  the  vregdon:*  Joh.  ü,  10,  ebenso  auch  das  ahd.  ruofjaii: 
bigondun  sie  uan  ruagen  0.  IV.  20,  15;  ruogcn  sih  sel- 
ben (accusenl   se)  IL  ps.   66  ,   4. 

mhd.  verliert  sicli  der  ausdruck  rüe(jen  (vermelden  noch 
verriiegen  Troj.  17213),  es  wird  daliir  klayeii  gebraucht, 
welches  aber,  wenn  es  klagen  gegen  einen  bezeichnet, 
meist  die  prap.  ZHO ,  ze  oder  verstärktes  hin  ze  (wie  spre- 
chen s.  831.  832)  bei  sich  hat:  zuo  ir  klagen  Ls.  1,  200. 
206;  hinz  der  minne  kleit  Ls.  1,  201.  204;  clagl  der 
darumlje  Idnzini^  swer  hin  ze  den  Juden  cKiget,  clagt 
iemen  hin  zeiner  wilewen  augsb.  stadtb.  68.  77.  129; 
viele  belege  stehn  in  den  Urkunden,  z.  b.  ze  einem  klagen 
tradit.  s.  Galli  p.  585.  586.  (a.  1341.  1358.)  doch  kommt 
auch  das  sliirkere  ii f  \oi':  ich  clage  iif  die  sa'lderlchen,  ich 
clage  iij'  der  nünneclichen  ir  ''''')  wol  stonden  roten  munt 
Ms.  2,  52'^;  si  klagten  alle  üf  den  buch  Bon,  60,  5;  wer 
mac  nf  dich  klagen  Bon.  61,  22;  chümt  ein  fraw  für 
einen  richter  und  chkagt  auf  einen  man,  Uuprcchts  rechlsb. 
174;  im  Ssp.  ist  das  die  gewöhnliclie  austlrucksweise :  up 
ine  kknget  1,  61.  63.  einigemal  «it :  (ni  swen  er  da  chlagt 
Rnpr.  rechtsb.  145;  und  über:  swaz  man  hie  über  si  {uj' 
sie  A.)  clagt  Iw.  5180.  ab f  von  einem  klagen  ist  über 
einen  kk:  ich  lurr  vil  liute  ab  iu  klagen  r>on.  55,  23; 
daz  ich  mich  von  in  klagen  muoz  (iil)er  sie  bekhTgen) 
Ben.  123;  wenn  schwanrilter  85  ,steht :  von  dem  von  Bali- 
sen dö  gckhiget  von  in  beiden  wart,  so  hat  Conrad  gowis 
nicht  dieses  dreimalige  störende  von   verschuldet,  man  bes- 


*)  darf  aus  ruoi^.ilap  gefolticrt  werden,  (Ia(\  im  nitoii  ro(litsn;nnn; 
der  tvliijrer  einen  sUil)  Iniir,  und  damit  an  den  lKkl.if.'ten  oder  an  die 
gericlitsbanii  klopfte?  \vt'niy;sttns  würde  dadurcli  di-r  ansdrnek  juilsarc 
für  kla<;eii  (ItA,  854)  .sinnii.iicr  erkliirl.  icii  bemerke  oucli  aus  alten 
«flössen  hist.iliöu  (arj^tiere) ,  widar.stab  (controversia) ;  man  vf^l.  eidsiap, 
iiarmstap  und  andere  eomposila  mit  stab  (;^r.  2,  ö'i.'»),  tue  iVcilicIi  oll 
in  abstracte  bedoulunj^iii    iiber{;;elin. 

")  dies  //■  i^t  ein  beleg  liir  s.  '6b\. 


g.JÖ  einfacher  salz. 

sere:  ze  dem  von  S.  gekl.  von  in  beiden  wnit,  lu-iile 
klagten  gegen  den  von  S.  iilid.  yetjeii  einen  klagen,  ihn 
gericlillicli  veiklagcn;  über  einen  klagen  ist  mehr  das  alU 
gemeirjcre  sich   beklagen,  beschworen. 

ähnlich  dem  klagen  wird  zuweilen  sprechfu  und  scujeii 
vcrwendel:  an  Gahnnireles  Ifp  si  spi-ach  (nahm  iliii  in  an- 
spruch)  l'arz.  94,  :\  vgl.  oben  8.835;  hat  iemen  hin  z<t  dem 
andern  iht  /.e  sprcchenne  augsb.  st.  58;  ist  das  ein  gast  hinz 
einen»  purger  spridiet  Kupr.  rechtsb.  144  ;  daz  lantvolc  hat  iif 
mich  geseit  eine  schult  so  swiere  Iw.  4050;  ?i/'siseit  Ls.  1,200.'') 

vor  dem  gegenstände  der  klage  steht  nach  oder  umbet 
dilagt  nacli  seinem  guot  Uupr.  rechtsb.  145;  spiichet  um 
guül  ibid.   144;  iiui  ungerichte   klaget  Ssp.    1,  61. 

den  richter,  bei  dem  die  klage  angebracht  wird,  be- 
zeichnet der  bloUe  ilaliv:  ich  clage  dir  meie,  ich  clage  dir 
sumerwujHie  Ms.  1  ,  3^;  (jote  (als  höchstem  richter)  clageii 
Iw.  1348.  1890.  3976.  4728.  5906.  6956;  iu  uude  (jote 
von  himele  klage  ich  unser  Jeit  Nib.  1889,  3;  ik  klago 
qode  ende  iu  [\ichtst,  lar.dr.  16.  17.  37.  doch  findet  sich: 
began  ze  ffote  klagen  Trist.  2585,  weil  hier  der  begrif  des 
höchsten  weseiis  allen  misversland  ausschlieft,  zeime  klagen 
würde  gewöhnlich  nicht  sagen  bei  einem,  sondern  gegen  einen, 
nach  dem  älteren  vruhjan  kann  vor  dem  richter  die  prap. 
stehn ,  eben  weil  der  angeklagte  in  den  bloßen  acc.  koumit: 
vröhidödjuu  izvis  die  attin  ^Qog  tov  nareQU  Joh.  5,  45; 
alls.  thea  thi  her  wrugdun  te  mi  Hei.   119,  2. 

Der  richter  richtet  dem  klager,  über  den  beklagten, 
rlhle  niirl  vei-langt  der  klagende  tlieil ,  rihtet  über  mich! 
Trist.  775  der  angeschuldigte,  daz  ich  ir  über  mich  sel- 
ben rillte  Iw.  4234;  lühtet  selbe  über  mich  Iw.  2289;  wol- 
der  daz  rihlen  über  mich  Iw.  4503 ;  über  in  rihten  augsb. 
St.  57.  58;  auch  mit  dem  dat.  nach  über,  wenn  ein  an- 
drer acc,  vorhergeht:  rihte  daz  unreht  über  dem  herren 
imd  über  dem  kneht  cod.  kolocz.  266.  ebenso  bei  erteilen: 
swie  mir  der  hof  erteilet  Trist.  9966.  13239.  andere  be- 
lege oben  s.  692.  statt  über  darf  auch  ab  oder  von  stehn: 
er  rihle  ab  unser  eime  JMs.  2,  2^;  rihte  von  ims  beiden 
INIs.  1,   17^.     einmal    steht   in  mit  acc:  daz  rihte  in  mich 


*)  auch  wol  Zilien  e//"  einen  (einen  zeihen)?  ich  weiß  nicht,  wo- 
von in  der  redensart:  op  der  kiinec  wolde  iän  biziiit  uf  ir  sweher  Löt 
Parz.  728,  6  iif  zunächst  abhängt,  von  dem  bloßen  biziht  (anschul- 
diguii":)  oder  dem  bizilit  Iän?  ähnlich  sclieint  das  nhd.  die  klage  ai.f 
einen  fahren  lassen,  und  da  geliurt  auf  zu  klage,  nicht  zu  fahren  las- 
sen (omittere.) 


nomen,     casus,     von  prap.  abh.     bei  per  bis.      847 

Crlst!  Ral).  1092.  Alicl.  rlhle  got  uler  «le  N.  ps.  5,  11; 
irteile  über  niili  N.  ps.  42,  1. 

Bei  pfenden  kann  der  gegenständ  der  wegnalime  geni- 
liviscJi  ausgedrückt  sein:  daz  got  nilit  ^virt  gepfeiidet  der 
s^le  Parz.  827,  20;  \var  lunbe  uns  gol  habe  gepfant  ereii 
linde  guoles  Wackern.  Ib.  456,  26.  von  prap.  gelten  uii 
und  Uiiihe:  daz  iiuioz  mich  an  freuden  phendeu  Tit.  93, 
4;  gepfendet  umh  triuwes  dienstes  lun  Ls.  2,  714.  da  aber 
die  pländimg  oft  auf  der  stelle,  wo  der  frevelnde  belrelcu 
wird,  erge'iit:  pfendet  in  ?//*  sune  giiole  augsb.  st.  58;  pan- 
den  up  sune  lande  Ssp.  3,  20;  ^lp})e  sime  gOde  Ssp.  1,54; 
die  burger   pfanten   se  iif  der  siit  Parz.  ;    so  ,i;estat- 

tct  sich  Wolfram  auch  zu  sagen :  daz  sol  mich  ?//'  cren 
pfenden  Parz.  416,  16,  gleichsam  auf  dem  gruud  und  bo- 
den  meiner  ehre. 

25.     Schwören. 

golh.  svurau:  hi  himina,  hi  airthai,  bi  haubida  IMatlh. 
5,  34.  35.  36  wo  der  text  oftöaai.  er.  alts.  suerean  cdslaf 
li  himile,  bi  erdu,  bl  is  selbes  liofde  Hei.  45,  9  —  12. 
ahd.  sueri  bi  hiniilischin  gote  Is.  75,  6;  thaz  man  ni  suerö 
noh  bi  himile  uoh  bi  erdu  T.  30,  3;  noh  bi  ihinemo  hou- 
bile  Sucres  'J'.  30,  6;  föne  diu  ne  nuioson  die  gota  sih 
nielit  fersuereu  be  Slige  (beim  Styx)  N.  Cap.  73.  mlul. 
daz  er  keinen  eit  bi  sines  vater  sele  swuor  Iw.  895  ;  bi 
ime  swuor  er  Iw.  898;  swern  bi  dem  manen ,  bi  der 
sunne  u.  s.  w.  Geo.  3364.  so  noch  heute:  schwören  bei 
golt,  bei  dem  schwert.  hierher  das  belhcuernde  bei  golt 
(per  deum),  ahd.  be  gote  N.  ps.  105',  33;  das  nlul.  bei 
meiner  treue  (per  iidem  meani);  ahil.  ili  sprichu  bi  iheu 
wanin ,  bi  then  gidougncn  seginin  ().  Jl.  14,  89.  91:  goth. 
bi  sunjai  uXijdwg  INIallh.  26,  73.    27,  54. 

altn.  at:  eidha  vinna  at  skips  bordhi  S;rm.  138^^;  at 
valni,  at  sieiiii  165';  at  Iningi  248*;  at  baugi  u.  s.  w. 
schwed.  stellt  vid ,  dän.  ved. 

ags.  tliiirh :  sverian  thitrh  Iieofon ,  thurh  eordhan, 
thurh  thiu  lieafod,  vielleicht  nach  dem  lat.  per.  das  ongl^ 
N.  T.  hat  swoar  bi/  heaven ,  bi/  thc  earlh',  bt/  thy  hcad. 
doch  auch  0.  IV.  19,  48:  sis  bisuoran  ihnriih  ihes  furaliln, 
tlier  alla  woroll  woralila. 

einmal  ahd.  in:  sueril  in  himile  goles  scdale  T.  141. 
mhd.  ?«/':  nj  den  heilegen  er  swuor  (ad  sanclorum  loli- 
quias)  Uli".  Trisl.  3670;  der  eide  het  gesworn  ?//' di-ni 
bluole  suchenw.  9,  141;  w/"  des  riiilen  zeneii  sich  enlschul- 
digcn    (reinigungseid    schwüren)    lieiidi.    1124.      ehvas   an- 


tSiS  einjacher  salz. 

dcrs  7//  jult  dorn  acc.  der  lul  Iict  ///  si  gesworn  (liatle  go- 
schwüieii  sie  \vegzunelimeii)  PSib.  2017,  3 ;  doch  (jeo.  .'iOlG 
swuor  lif  sia  sele  =  bt  siner  scle,  iialim  den  eid  auf  seine 
seelc.  nlid.  sicli  wider,  </^5f^'*  einen  verschwüren,  mlitl. 
swuor  sich  zuo  ze  in  (verschwur  sicli  mit  ihnen;  Hol.  86,  l'J. 

26.  Kiesen,  verhiesen.  kiesen  hat  in  der  allen  spräche 
den  begrif  des  späliens,  ersehens,  auswiihlens.  ich  hebe 
zumal  seine  beziehung  auf  nalurerscheluungen  und  das 
"wetler '•')  hervor,  es  hat  aliwccliselnd  die  prap.  an,  Li, 
von  zur  seile:  ich  kiusez  (das  ez  wäre  eulbehrlich ,  oder 
steht  pleonastisch  wie  s.  333)  von  (Jh.  an)  dem  lufle  ?Sib. 
1787,  3;  Fruote  hi  dem  lufle  kiesen  dö  began  Gudr.  903, 
2;  ich  kluse  an  dem  walde  INIs,  1,  9'^.  dann  aber  auch 
bei  andern  gegenslünden ,  Ilartm.  sagt  im  Erec :  man  sol 
einem  wibe  kiesen  hi  dem  Kbe,  ob  si  ze  lobe  stat,  luid 
iiiht  hi  der  wal;  ich  kiuse  hi  dem  boten  Iw.  6067;  daz 
muget  ir  kiesen  bi  suieni  ambete  Iw.  2570. 

verwiesen  heißt  über  etwas  wegsehn,  es  nicht  wählen, 
verachten,  und  diesen  sinn  von  reprobare ,  spernere  zeigt 
das  ahd.  fircliiosan  gewöhnlicli.  das  mhd.  verkiesen  ist 
aber  häufig  soviel  als  hintansetzen,  vergessen  und  verzei- 
Iien ,  es  kann  dabei  schulde,  haz,  zoru,  gerich  ausgcdrükt 
sein  oder  auch  wegbleiben,  die  pei-sou  dessen,  dem  ver- 
ziehen wird,  steht  mit  üf  und  dem  acc.i  luigerne  so 
verkiuse  ich,  ie  doch  verkiusicli  disen  zorn  Trist.  10670; 
si  verkus  uf  si  alle  Nib.  1055,  3  ;  ich  wil  nf  dich  verkie- 
sen Iw.  7320;  er  bat  si  daz  se  uf  in  verkiir  Parz.  58,  9; 
al  nun  gerich  sol  »(/'dich  sin  verkorn  Parz.  441,  18;  daz 
nun  schulde  min  swester  i'if  mich  verkiese  Parz.  428,  16; 
Kyngrimursel  och  verkös  iif  den  künec  Parz.  428,  27;  ir 
sult  ?(/*  in  verkiesen  Parz.  465,  11;  ich  enweiz  op  got  ilf 
si  verkös  Parz.  471,  23;  des  verkus  Kingrimursel  vf  Ga- 
wän  Parz.  503,  20;  daz  er  zorn  gcin  ir  verliir  und  ane 
kus  uf  si  verkiir  Parz.  779,  25;  verkorn  si  nun  schulde 
XJlr.  Trist.  2389;  verkiir  ir  schulde  Ülr.  Trist.  3673;  alle 
schuld  verkiesen  Troj.  17924;  da  wait  durch  liebe  leit 
verkorn  Parz.  728,  24.  ez  verkiesen  sollte  man  auch  er- 
warten, ich  habe  keinen  beleg  dafür,  die  präp.  t/J"**)  ist 
vielleiclit  aus  einem  allen  rechtssymbol  zu  verstehn,  der 
entsagende,    seinen    anspruch  aufgebende    warf  einen  halm 


*)  der  eigenname  Kiesewetter  bedeutet  wetterspiiiicr,  wetterpropliet. 
")  verschieden  war  i!f  bei  bizilit  iän  (s.  84ö.) 


noine/i.     casus,     von  präp.  uhh.     bei  i^erbis.     S49 

oder  derglelclien  auf  den  andern  ?  beim  einfachen  kiesen 
steht  kein  solclies  iif.  die  aufgegebne  Sache  ^vird  bei  ver- 
kiescn  diircli  umhe  bezeichnet:  du  muose  Gramoüauz  ver- 
kiesen  umhe  sinen  kränz  Parz.  728,  12. 

27.  TJ^ulten  ,  (jehieten.  diese  verba  regieren  ge-wohnlich 
den  dat.  (s.  691.  692),  es  kommt  aber  aucli  uhar  vor. 

ahd.  waltan  wollö  ther  keiser  ubar  alle  0.  IV.  24,  22; 
uhar  sie  gibiate  0.  I.  1,  96;  gebut  er  uher  den  hellewiht 
Geoigsl.;  uher  diete  richesöla  tnihten  N.  ps.  46,  9;  der 
lud  ne  hcrit  sih  furder  über  in  N.  ps.  71,  5;  ne  herisut 
mur  uher  in  N.  ps.  88,   52. 

nihd.  gebietet  üher  mich:  swaz  ir  gebietet,  daz  luon 
ich  Iw.  3621;  gebietet  üher  mich:  swaz  ir  gebiet  daz  leist 
ich  Parz.  554,  17;  gebietet  üher  mich:  swaz  ir  gebietet 
daz  bin  ich  Trist.  3371;  formein  die  ursprünglich  das  ver- 
liältiiis  des  befehl  empfangenden  dieners ,  dann  aber  blosse 
liöllichkeit  ausdrücken.  GollV.  sagt  oft:  gebietet  viirl 
Trist.  1420.  2779.  14495.  14563.  14865  ;  swaz  ir  gebietet 
Trist.  3367;  ob  ir  gebietet  (wenn  es  euch  gefallt)  Trist. 
14003  '").  uns  ist  ein  gebot  gegeben  üher  guot  und  üher 
leben  Iw.  6142.     nhd.  üher  einen  gebieten,  befehlen. 

das  mhd.  gebieten  an  den  lip  heiiU  bei  verlost  des 
lebcns,  auf  das  sirengste:  diu  vrouwe  gebut  ir  an  daz 
leben  Iw.  3439;  nur  gebut  min  muoter  an  den  Kp  Parz. 
148,  2;  den  gebut  si  allen  an  den  lip  Parz.  117,  22;  dö 
hiez  er  dem  gesinde  mit  dru  gebieten  an  den  lip  Bari. 
23,  23;  w.xrez  im  an  den  lip  geboten  Trisl.  3516;  be- 
valch  ir  an  den  lip  Trist.  1894.  ebenso  dröuwen ,  dro- 
hen: druweden  ime  an  den  lif  Roth.  3960,  vgl.  sprechen, 
raten  an  den  lip.  der  gegenständ  ,  womit  gedroht  wird, 
hat  ze  oder  von:  ze  dcme  drut  ir  mir  Iw.  5285;  drüiwen 
von  golc  Bari.  214,  22.     nhd.  mit. 

28.  JErlanhen.  bei  dem  mhd.  vcrbo  stöhn  verschiedent- 
lich die  i)rä|).  üher  und  ze  ;  ijloubc  nur  ühern  man  (gib 
mir  gewalt  über  ihn,  gestalte  mir  ilui  anzugreifojO  Kol. 
78,  1;  erloubet  mir  üher  m  Karl  30^;  su  crloubc  icii  ir 
üher  mich  (geslalle  ich  ihr  nücli  zu  priifeiO  IMs.  1,  159''; 
SU  ist  %ihir  die  Crislun  irloubel  lloirm.  fundgr.  2.  120,  14; 
in  was  ze  hove  erloubet  JNib.  687,  4;  (k'u  erloub  ich  zno 
den    Irouwcn    nu'n  int.  6875.    es    ist    hierbei  schon   s.   136 


*)  vgl.  nu  tiiot  als   ir  gebietet  Wignl.   '2-IH9;    swaz  ir  gcMcti't  dos 
Sit  ir  alles  gewert  Iw.  4545;   swaz  ir  gel>ictet  dcist  goläii  Iw.  2i;». 

H  h  h 


850  einfacher  satz. 

ilio  elllpsc  von  fj/^ti  angenoinnien  worden,  wie  sie  neben 
dem  nilKl.  lassen  elntiill:  lass  mich  nach  haus,  zu  ihm, 
womit  mau  nocli  das  mhd.  er  erloiiple  im  heimc  Dinl.  3, 
79;  er  iiloiiple  in  minnekllclicn  (In  frieden  zu  sclieidcn) 
Diut.  3,  83  vergleiche,  von  dem  AveggefaMiien  (jcn  hiengc 
dann  die  priip.  zuniichst  ab,  indessen  künnle  sie  einigemal 
auch  unmillelbar  atif  erlouben  bezogen  ^Yerden,  z.  b.  jMs. 
1,  159-\ 

ähnliche  slructuren  bei  gebieten  und  hitlen  :  si  gebu- 
ten  im  ze  Rume  cod.  pal.  361,  39'';  nlid.  sie  enlbolcn 
ihm  (nicht  ihn)  nach  Rom;  ich  gebot  im  JVire  ih'ch  fleinli. 
1615;  Hettel  bat  dö  Hageueu  uiit  im  in  sui  laut  üudr. 
544,  1. 

bei  dem  goth.  usLiubjan,  ahd.  arloupan  findet  sich  im- 
mer das  galeithan  oder  gaggan  ausgedrückt. 

29.  Jiitten,  beten,  vnser  für  einen  bitten  (intercedere 
pro  ali((uo)  M'ird  mhd.  bald  durch  Jur  ,  bald  durcli  über 
laid  umbe  gegeben.  merket,  swer  vür  den  andern  bile, 
sich  selben  loeset  er  da  mite  Freid.  39,  18,  welches  Ilarlin. 
so  ausdrückt:  man  seit,  er  erkcse  sich  da  mite,  swer  übej' 
des  andern  schulde  bite  aH.  234,  28;  swer  limbe  den 
sündaere  bile,  du  locser  sich  selben  mite  Gregor  3038; 
Hugo  von  Trimberg:  s\rer  Jiir  des  andern  schulde  bile 
sin  selbes  sele  hcser  du  mite  Renn.  26;  er  sol  biten  über 
niicli  ]Ms.  2,  107^;  dar  nach  bat  er  über  al  die  schar 
Bari.  368,  15;  vil  tiure  si  got  baten  umbe  ir  herren  l\v. 
6859;  sprach  ze  gote  sin  gebet  umbe  daz  ewige  heil  Rarl 
91*;  bat  umbe  sinen  vriunt  Reinh.  2098;  er  srprach  ze  gote 
Sin  gebet  über  des  niuwen  küueges  leben  Bari.  368,  12.  mnl. 
Oven  seidi  dat  niet  en  diede  (dixit  nihil  proficere)  dat  men 
over  dode  liede  bade  Blaerl.  3,  277. 

ahd.  umbi:  llehunde  umbe  unsih  (interpellans  pro  no- 
bis)  N.  ps.  19,  7.  Juii:  heivt  furi  lliie  ahtentou  iu  T. 
Matllh.  5,  44;  ih  betuta  furi  thih  T.  160;  ags. /or:  gebid- 
dath  for  eovre  elileras  INIalth.  5,  44 ;  ic  gebäd  for  the  Luc. 
22,  32;  ic  bidde  fov  big,  for  thu  Job.  17,  9.  einmal  be: 
bidde  be  eov  Job.  16,  22. 

goth.  hi:  bidjaüh  bi  tlians  usthriutandans  izvis  ngogsv- 
yea&s  vntQ  loiv  m'?;Qsa^6inoj7'  v/täe  IMatth.  5,  44;  ik 
bidjau  attan  bi  izvis  icontjou)  lov  nareQu  nsni  v/tiö)V  Job. 
16,  26;  ik  bi  ins  bidja,  ni  bi  thu  manaseth  ak  bi  thans 
iyio  nsQt  aviüv  igiOTOj'  ov  nfol  tov  noofiov ,  aXXa  negi 
wv  Job.  17,  9.       hieraus  erhellt  wieder,  wie  nahe  sich  bi 


nomen.     casus,     von  pi'äp.  ahh.     bei  per  bis.     851 

und  ahd.  umpi  liegen  (s,  797.  798),  zugleich  aber  in  umpi 
ein  und  =z  ccvtI  enthalten  sei  (s.  791.) 

nlid.  verwenden  wir  um  für  den  sachlichen  gegenständ 
der  bitte,  wo  die  alte  spräche  den  gen.  setzt  (s.  655.) 

Dos  ahd.  peton  in  der  bedeutung  von  adorare  hat  den 
bloßen  acc.  0.  II.  4,  86.  14,  63.  70;  das  mhd.  heten 
die  präp.  an :  der  an  ein  kalp  bette  Parz.  454,  2 ;  si  bet- 
ten an  des  mänen  schin  Bari.  53,  34;  betten  an  diu  ah- 
got  Bari.  72,  4.  daraus  ist  das  uhd.  anbeten  hervorgegan- 
gen ,  das  wieder  den  acc.  regiert.  alts.  bedun  te  Hei. 
33,  6. 

tvünscheu  regiert  nhd.  nur  den  acc.  der  Sache  ;  uihd. 
bald  den  acc.  bald  den  gen.  (s.  655),  außerdem  aber  wie 
bitten  auch  präp.,  zumal  titnhe :  wünscliet  umh  diu  leben 
cod.  kolocz.  224 ;  genude  wünschende  umhe  got  Trist. 
1782;  wünschte  nach  der  frouwen  nun  ]Ms.  2,  44^.  sol- 
che präp.  duldet  das  nhd.  wünsche  thun  für,  um  einen, 
etwas  anders  ist  mhd.  des  ich  wünsche  mir  ze  kramen  iNls. 
1,  203^ 

30.  Kleiden ,  anziehen.  die  mhd.  spräche  fügt  zu  bri- 
sen ,  strichen  ,  xvinden  ,  tivingen,  sniden  und  iioejen  die 
Präpositionen  an  und  in,  diese  zur  bezeichnung  des  be- 
Ideidenden  stols,  jene  um  was  bekleidet  wird  auszudrücken, 
truoc  zwei  schüehelui  reine  gebrisen  an  ir  beinlin  wol 
fragm.  27*;  zwo  scharlaches  hosen  streich  er  an  mit  gro- 
zem  ilize  an  diu  bein  "Wigal.  4088;  zwo  scharlaches  ho- 
sen an  siniu  bein  man  schuohle  Lohengr.  22;  an  ir  vil 
wize  arme  si  die  ermel  want  ]\ib.  427 ,  1 ;  daz  henide 
was  gelwungen  an  ir  lip  En.  1695;  sneit  im  hemde  und 
bruoch  iHiz  eumillen  an  sju  blankez  bein  Parz.  127,  2; 
einen  pfell  mit  golde  veslen  den  sneit  man  an  daz  freu- 
welin  Parz.  375,  8;  diu  het  ein  klcinez  hemde  an  si  ge- 
brisen Wigam.  2564.  einigen)al  nf  oder  ze:  den  lij)  bri- 
sen mit  sideu  iif  die  Linken  IMs.  2,  78';  briset  iuwer 
liemde  wiz  mit  siden  wol  zen  lanken  Ben.  342. 

in  selche  wat  gebrisen  hat  mich  din  zarlez  mündel  rot 
Ms.  1,  192*^;  du  hat  si  sich  gebrisen  in  Vrib.  Trist.  736; 
dii  was  si  gebrisen  in  Wigam.  4481,  4904;  do  n;vlen  sicli 
die  recken  in  alsu  guot  gewaut  Nib.  1790,  1.  so  auch 
slii'ftn  in  die   wat. 

vergleichbar  ist  das  nhd.  anziehen,  anlegen  an  und 
kleiden  in.  er  legt  das  gewand  an  seinen  leib,  zielil  die 
slj  ümpfe  an  den   fuß  an ,    kleidet  sich  in  luch  ,    in  leinen. 

die  allere  spjaclie    hat    ))ei    vasjan    den    inslniiiiciil.ilen 

II  hh    2 


852  einfacher  satz. 

tlal.  otlei'  die  präp.  mit  (s.  712.)  so  ancli  mlid. :  wol  go- 
slrlclicti  iMul  güUIcit  mit  der  allerl)esteii  nv/II  Trisl.  1075^). 
iihil.  geUlcidiil  in  das  beste  gewaiid ,  oder  l)ekleidet  mit. 
scli(x;nc  und  \\'o\  gcslriclien  Trist.  10365;  (jcn  den  unknn- 
den  strichen   si  ir  lip  Nib.  383,   1. 

31.  Essen,  trinken,  diese  verba  fordern  den  acc.  oder 
jiarlitiven  gen.  der  saclie  (s.  649),  statt  des  lelzlern  laUt 
unsere  lievitige  spräche  von  zu  (s.  651),  und  bereits  die 
ältere:  ahd.  iii  drinku  ih  Jon  thenio  wahsnien  0.  IV.  10, 
5,  nachdem  uninitlelbar  vorausgegangen  war  tlies  rebekun- 
nes ;  ni  trinku  ili  Jon  ihesenio  berde  Minrebün  T.  160; 
Irinkit  fon  tliesetno  wazzare  T.  87 ;  Jone  chliiigcn  (de  tor- 
reute) getrang  Clu'istus  N.  ps.  65,  6;  ^vel^a  ezzant  Jon 
brosnion  T.  85 ;  su  wer  so  izzit  Jon  thcsenio  brüte ,  ir 
uzut  Jon  theu  bruton  T.  82.  gleiches  Verhältnis  bei  neh- 
men  (s.  648)  u.  a.  m. 

32.  Lehen  und  sterben,  zu  leben  kann  der  gen.  (s.  672), 
zu  sterben  der  gen.  (s.  673)  und  inslr.  (s.  714)  gefügt 
werden.  Ulf.  hat  jedoch  bei  liban  hi  mit  dem  acc.  (s. 
672);  altn.  begegnet  vidh :  nuinom  vidh  veidhimat  ver 
tlmr  lifa;  vidh  vlu  eitt  Odliinu  sc  lifir  Sxm.  42^';  that 
fair  vito  vidh  livat  eiuherjar  alaz  Sfeni  54^.  ahd.  Jon  io- 
giwelilienio  Avorte  lebet  ther  man  T.  15,  2.  nhd.  von 
brot,  oder  aucli  bestimmt,  von  dem  brot  leben,  bei  ster- 
ben von,  vind  gewöhnlicher  vor:  er  starb  von  dem  hun- 
ger,  vor  luuiger,  vor  kälte,  nihd.  genitivisch:  hungers  ez 
erstürbe  Doc.  niisc.  1,  98;  hungere  cod.  kolocz.  117;  vro- 
stes  sterben  Diut.  1,  419. 

33.  Lesen ,  schreiben,  daß  hier  der  früheren  spräche 
liäufig  an  statt  des  späteren  in  gemäß  war,  wurde  s.  773 
gezeigt  und  zu  erklären  gesucht,  den  belegen  ließen  sicli 
viele  hinzufügen:  si  lesent  an  Tristande  Trist.  8605;  an 
dem  buoclie  schriben  Mar.  162;  doch  sagt  \Yolfram:  las 
mme  gestirne  Parz.  454 ,  22 ,  Gotfried :  an  dem  gestirne 
sehen  Trist.  14247.  wenn  En.  13246  steht:  der  iz  ilz 
dem  walischen  buoche  las,  so  ist  wol  an  zu  bessern  ?  be- 
merkenswerth  Trist.  14248  als  ichz  an  dem  buorhe  nim 
nz  lerne,  erkunde,  in  einer  gewühnlichen  bedeutuug  des 
ahn.   neina, 

34.  Küssen,  auch  bei  diesem  wort  unterschied  man  vor 
alters  casus  imd  präp.  genauer,  das  goth.  Ji^thjan  regiert 
den  dat.  der  person  (s.  684),  das  ahd.  chiisson  den  acc. 
ebenso  wird  ndid.  gesagt:  niuut,  haut,  ouge  küssen,  z.  b. 


iLonien.     casus,     von  prc'ip.  ahh.     hei  verhis.     853 

Bari.  44,  11.  Troj.  15958.  16725.  von  präp.  galt  beson- 
ders mit  kustin  an  den  munt  Parz.  119,  12;  an  sinen 
töten  munt  Wigal.  7699;  küss  ich  dich  an  dinen  niunt 
Reiuh.  195;  kiiste  an  den  fiioz  Geo.  2300;  ir  munt  ^Yas 
heiz  dick  unde  rot,  dar  an  Guwan  den  sinen  but  Parz. 
405,  19;  gip  mir  her  an  muien  munt  einen  kus  v.  d. 
miune  190;  enpfahen  ir  kus  an  minen  munt  Parz.  635, 
2;  ir  munt  er  an  den  sinen  twanc  Parz.  131,  13;  mit 
minem  röten  munde  an  stnen  balde  galten  INIs.  1,  22*; 
leit  ir  munt  an  sinen  munt  Trist.  1309;  er  koste  si  an  ir 
minnecliclieu  munt  En.  12752;  custen  an  die  wigen ,  da 
ir  herre  inne  lac  INlar.  209*).  es  Avird  aber  in  die  Avunde 
gekiist:  in  ir  wunden  kuste  die  jungen  künege  Piab.  1088; 
kuste  in  ir  wunden  und  an  ir  munt  Fiab.  1127,  nhd,  küs- 
sen an  ,  anf  den  mund  **). 

35.  Zeugen ,  gebären,  liier  stehn  die  präp.  hf ,  von 
und  ahn.  vidh  (^s.  783.)  weitere  belege:  aUs.  warun  iro 
kiiid  udan  barn  he  is  brödor  Ilel.  83,  6.  mhd.  gewan  ein 
kint  hi  im  Ms.  2,  88*;  alts.  idis  fan  erle  kind  gebirid  Hei. 
.  .  .;  mhd.  ein  wip  von  einem  manne  ein  kint  gebirt  Geo. 
2545;  diu  truoc  si  von  im  Geo.  2578;  enplle  ein  kint 
von  miuem  libe  Trist.  1323;  mnl.  ghenas  van  kinde  Flor. 
239. 

36.  Fiel  den  verhis  leuchten  ,  glänzen^  iluflen ,  Jliei\en, 
iriejen ,  starren  gebraucht  misere  spräche  ein  zweilaches 
von,  sowoi  vor  dem  Icuchlenden ,  duftenden  stof,  als  der 
den  glänz  und  dui't  erzeugenden  sache.  das  letzte  ist  ein 
causales  von  und  wiirtle  goth.  /"ram  lauten,  das  erste  aber 
dem  goth.  af  entsprechen  (vgl.  s.  781.) 

a.  die  blimion  glänzen  von  der  wiese ,  gold  und  silher 
schimmert  von  dem  kleide;  die  sierne  leuchlun  votn  hini- 
mcl ,  roscu  chillen  von  der  beide,  honig  llioUl  ihm  von 
*.\on  lippen,  blul  Irielt  von  der  wunde:  hiei-  liilU  sich  zu 
(Umii  von  noch  her  oder  ab  fügen,  von  der  wiese  her,  von 
der  wunde  herab. 

b.  die  wiese  glänzt  von  blunicn,  das  klcid  sciiiinmcrl  von 


*)  maz  er  dicke  sinen  munt  zuo  ir  munt  rcpsolclite  Troj.  IMMt') 
ist  der  acc.  der  pcrs.  aii.<};edrii(kt,  so  darf  <///  mit  dem  (Inf.  folp;cn: 
diu  also  Ulissewenden  lip  an  siiieni  munt  küsse  ISIs.  2,  1  lUl>  (xj;!.  ä. 
H3«.  anni.) 

**)  altn,  hi-rrfa  til  ri/is  sich  zn  ciiuni  wenden  =r:  ihn  küssen, 
umarmen:  hvart"  til  Ingibiargar  Lnxd,  s»},'a  p.  11)0;  livcilf  til  idhn 
manna  Nials&agn  p.   112. 


854  e'uifdcher  scifz. 

gold  und  ßllljcr,  der  liiinniel  Iciiclilet,  strahlt  von  ßfcrnon, 
die  lieidc  duftet  von  rnscii,  die  lippen  iliesseu  ihm  von 
honig,  die  ^vunde  trieft  V07i  blut.  das  scinvert  ist  von 
blute  rotli.  der  üuss  slairl  von  eis,  die  Kleider  starrten 
von  gold. 

die  conslruclion  a  Avürde  im  ahd.  gewühnlicli  aha  er- 
fordern, mhd.  noch  ab  haben  können:  du  er  vil  turleltu- 
ben  sach  glesten  ab  Cundneu  wat  Parz.  792,  26.  es 
stellt  aber  schon  meistens  von  t  jd  Mitte  ir  von  ir  wnHe 
vil  nianic  edelstein  Nib.  281,  1;  dö  sach  man  von  in  (von 
den  ritlern  hei')  schinen  manegen  rant  Nib.  196,  4;  sahen 
riechen  daz  bluot  von  einer  starken  wunden  Psib.  1.506, 
3;  diu  hehnbant  stuben  von  heim  nnde  och  von  schilte 
]N'ib.  2224,  3 ;  daz  stoup  üz  den  helnien  sam  von  brenden 
gruz  Nib.  185,  2;  stieben  du  began  diu  molte  von  den 
strazen  Nib.  196,  3;  ros  unde  cleider  daz  stoup  in  von 
der  hant  Nib.  42,  2. 

das  causale  von  der  fügung  b  würde  ahd.  nur  fonn, 
mhd.  nur  von  dulden  :  diu  müre  von  rotem  golde  schein 
Wigal.  7275;  daz  (gewand)  stiiont  von  golde  als  ein  stoc 
Tnrl.  Wh.  1,  121''*;  ßouc  daz  schiltgespenge  von  Sifrides 
hant  Nib.  213,  1;  du  sach  man  fliecjen  manegen  ger  \on 
der  beide  hant  Nib.  211,  3.  ahd.  allaz  guat  Jloz  fon  imo 
(entsprang  von  ihm)  0,  III.  14,  82;  £ur  iiibrinnit  _/bne 
sinemo  anasiune  N.  ps.  17,  9;  wir  hirii  föne  sundun  fin- 
stre N.  ps.  17,  29;  waren  suarz  föne  sundun  N.  ps.  146,  9. 

statt  des  ersten  von  kann  auch  in  oder  ?/s  stehn, 
z.  b.  riz  der  vinster  gleste  ]Ms.  1 ,  47* ;  j1z  iegeltcliem  orte 
schein  ein  rubin  Iw.  624;  der  s^  mit  dem  Ise  llöz  Gudr. 
1219,  1. 

das  Verhältnis  beider  gegenstände  a\if  einander  wird 
mhd.  durch  gein  oder  wider  ausgedrückt:  sahen  gKzen 
den  heim  gegen  dem  nuaien  Wigal.  5417;  g^g^'^  i"* 
schein  Wigal.  7275.  altn.  vidh:  skildir  bliko  theirra  vidh 
en  skardha  mäna  Saem.  134^. 

es  gebricht  für  alle  diese  fälle  an  goth.  belspielen. 

37.  Sehen,  hören,  riechen,  schmecken,  greifen. 
die  unmittelbare  richtung  des  sinns  wird  durch  nach  be- 
zeichnet: nacli  den  Sternen  sehn,  schauen,  nach  dem  ge- 
räusche  hören,  lauschen,  nach  dem  Stabe  greifen,  schme- 
cken und  riechen  haben  wenigstens  als  neutra  die  gleiche 
präp.:  das  schmeckt  nach  wein,  riecht  nach  essich,  stinkt 
nach  pech  ,  duftet   nach  blumen. 


ILO  tuen,     casus,     von  prup.  ahh.      hei  verhis.     855 

ich  vermute  alirl.  aflar  y  nicht  nah ,  iii  gleicliem  sinn: 
(ißer  inio  sahuu  0.  V.  17,  23  hinter  ihm  her  sahen,  ihm 
nach  schauten,  nihd.  si  warte  nach  den  niagen  Nib. 
1654,  2. 

ags.  he  (ijler  recede  vlat  (schauete  nach  dem  liaus)  B. 
3144;  stonc  tha  nfler  stane  (roch  nach  dem  stein)  B.  4570. 
im  goth.  wäre  ojar  zu  gewarten. 

"unser  nlid.  «?«/"  einen  sehn,  liören ,  schauen  ist  das  ahd. 
selian,  lioran ,  warten,  hloseu  zi.  belege  bei  Graff  präp. 
;?52. 

ahd.  sie  warlent  alle  an  dih  N.  ps.  144,  15. 

nihd.  an:  warte  an  dise  schöbe!  Roth.  2048;  des  wart 
an  mich!  (das  erwarte  von  mii')  Wh.  49,  26;  ir  sult  triu- 
wen  an  mich  warten  Wigal.  11500.  zwo  porten  warten 
(giengen ,  scliaiilen)  ^//' des  mers  stat,  sehs  lier  iiz  an  daz 
velt  AYigal.  10759;  des  warte  öf  midxl  Geo.  3230;  se; 
du  der  bounigarte  hin  ze  velde  warte  Trist.  9330, 

hören  im  sinn  von  vernehmen  regiert  auch  utnhi: 
dhar  dhu  chihuris  nmhi  dhen  chisalbudon  got  meinan  (dum 
enim  audis  deum  unclum)  Is.  19,  8,  wo  aber  aucli  umbi 
auf  meinan  (putari)  gezogen  werden  küniile?  mhd.  luerent 
umhe  daz  ros  sin  fragni.  29^;  ir  Iwicrent  timhe  des  rosses 
zoum  fragni.  3 0^.  alinitcli  ist  Sehen  nmhe  (curaie):  der 
ineister  um  daz  sine  sach  üvl.  chron.  17*^;  ebenso  warten 
umhe. 

38.     Erwarten,    hoffen,    qlauhen.     warten    gehl  über  iix 
erwarten,  sehen  in  sich  versehen. 

a\nl.  ßrsuh  er  slh  in  got  0.  IV.  30,  31  ;  an  in  fersah 
ili  mih  N.  ps.  27,  7.  ndul.  \van  er  sich  hilfe  an  si  ver- 
sach  Bari.  7 ;  24  ;  wandich  micli  wol  nmhh\  versach 
(ich  sleillc  vertrauen  auf  ihn)  Iw.  4131.  die  erwartete 
Sache  steht  im  gen.  nhd.  sich  eines  diiiges  zn  einem  ver- 
sehen. 

ahd.  n'i  ßrliaz  sih  Krist  in  thero  liulo  fara  0.  11,  II, 
61.  mild,  wamle  si  sich  gar  vcrliez  ze  sinem  hoverehle 
Iw.  7340;  hat  sich  her  ze  mir  Verlan  Iw.  7693;  ich  wände 
mich  gar  hau  verlan  an  diner  triuwen  giiete  Bari.  181, 
28;  nun  sele  hat  sich  verlazen  gar  an  in  Bari.  223,  4(>; 
iilid.  auf  ihn ;  verschieden  doch  verwandt  ist  etwas  an 
einen  lan,  verlan  (commillere):  habt  irz  dannc  an  mich 
Verlan  1'  Trist.  10C40  (oben  s.  828.) 

das  golh.  trduan,  (faträuan  ist  ^rei lOeodici  und  hat 
bald  du  bald  in  nach   sich:    Iräuaida    du    gutha    ntJioiOtV 


^56  einjacher   nutz. 

Itj)  t()v  deuv  ÜMallli.  27,  43;  ei  nl  sljalma  tranaiulans  du 
\ms  silbain  ak  du  gullia  'juttoiO ores  t(p  tuvroic ,  u'/.?.  ine 
TW  i9£W  11  ('oi'.  1,  9-,  galraiia  in  franjiu  ntntinftai  iv 
y.VQiM  iloni.  14,  14;  ik  galraiia  in  izvis  in  fniiijiii  fyi» 
ninoidu  sie;  Vfiüc;  fv  k^iqio)  Gal.  5,  10.  alul.  lier  gllru- 
wet  in  got  T.  INlatlh.  27,  43;  in  slli  seibon,  also  mit  dein 
acc,  nicht,  wie  beim  gotli.  in,  dem  dat.,  ^vel(ller  sich  aber 
Matlh.  12,  21  findet:  in  sinemo  namcn  tliiota  gilruint. 
N.  am  wanda  an  dili  nun  eela  getruet  ps.  56  ,  2,  beinj 
mhd.  truwen,  getruwcn  i)flegt  der  bloüe  dat.  zu  stebn, 
wie  schon  beim  golh.  lr;iuan  (s.  697)  ,  der  präp.  aiisdruck 
ist  starker,  nlid.  aiif  einen  trauen,  aicf  einen  ,  zu  einem 
vertrauen,  alts.  ik  getrüon  sal  an  tlii  (sperabo  in  te)  ps. 
54,  24;  an  gode  gilruoda  ic  (in  deo  speravi)  ps.  55,  5. 
altn.  trua  ä  hvltakrist  Ol.  helg.  cap.  215. 

golli.  venjan  iXnl^stv:  du  thammei  venidedum  f/V  ot^ 
TjXnl'/.afiev  11  Cor.  1,  10:  du  thammei  jus  vL-iicilh  li^  ov 
VfuU  'i]).niyiare  Job.  5,  45;  flu  imma  tliiudus  venjand  in 
avro)  ed-vi]  iXiTtovoi  Rom.  15,  12.  im  sinne  von  erwarte 
ngogchaem  genügt  bei  venia  der  bloße  acc.  Luc.  17,  19. 
20.  ahd.  "wäni  tu  inan  (spera  in  eum)  K.  28^;  wänlumös  in 
thih  (speravimus  in  te)  iiymn.  26,  15;  in  thih  wanta  (in 
te  speravi)  26,  16.  das  nihd.  wainen  hat  die  bedeulung 
von  sperare  aufgegeben  und  drückt  nur  opinari,  arbitrari, 
credere  aus. 

mhd.  hoffen,  ein  nuhänfiges  wort,  das  aber  nach  einer 
stelle  in  Hoü'm.  fundgr.  376^  mit  zuo  verbunden  wird, 
nhd.  auf  elwns  hoIFen.  der  mhd.  ausdruck  ist  (jediufjen: 
daz  wil  ich  an  iuch  gedingen  Geo.  2913;  kh  gedinge  an 
gotes  kraft  liarl.  166,  1.  ahd.  gidingu  in  dih  (spero  in 
te) ;  an  dih  gedingent  alle  N.  ps.  9,  11;  an  den  er  ge- 
dinget 20,  8;  an  dih  kedington  sie  21,  6;  der  an  dih 
kedinget  25,  1;  ih  kedingta  an  dih  31,  15  u.  s.  w.  auch 
bloik-s  dingen:  dington  an  dih  ps.  21,  5.  ags.  Jwpiaji 
mit  tö:  liopiadh  to  dryhtne  ps.  4,  6;  liopiadh  tö  ihe  ps. 
9,   10  u.  s.  w. 

nalüuhjan  niGTsveiv  construiert  Ulf.  mit  dem  bloßen 
dat.  (s.  697),  wenn  es  glauben  und  vertrauen,  mit  der 
präp.  du,  wenn  es  das  bestimmte  christliche  glauben  und 
bekennen  bezeichnet,  wie  wir  noch  nhd.  unterscheiden 
zwischen  einem  glauben  und  an  einen  glauben,  galaubeith 
du  gutha  jah  du  mis  •niOTavsTe  eig  top  d-sov  v.cu  eiQ  f/'£ 
Joh.  14,  1;  galaubeis  du  sunau  guths?  urrnraveis  fig  ruv 
v'iov  Tov  S-eov  Joh.  9,  35;  galaubeith  du  mis  eis  ifi£  Jol^- 


jionieji.     casus,     von  pr'c'tp.  ahh.     hei  verhis.      857 

7,  38;  galciubjanclans  du  inima  Joli.  7,  39;  galaiibjau  du 
imnia  Joli.  9,  36;  liairtu  auk  galaubeith  du  garaihtilliai, 
Pioni.  10,  10  was  bedeutet  }(ß(;()/«  yuQ  Tiiorevct  fii:  ()'i~ 
y.aioavvr^v  statt  des  im  lext  stehenden  yMQÖia  niGraieiar. 
Ulf.  hallo  bei  der  -wähl  der  prap.  du  hier  ge^Yis  das  gr. 
eis  i'"  äuge,  nicht  das  Lit.  credere  in,  nach  welchem  sicht- 
bar das  ahd.  hiloupan  in  gebildet  wurde:  gilaubiu  in  got 
faler  alniahligou  scephion,  endi  in  heilenlon  Christ,  suno 
siiian  ,  in  atum  wihau,  wiha  ladhnnga;  gelubislu  in  got 
almalitigan?;  giloubistu  in  then  gotes  sun?  0.  III.  20,  173; 
in  mih  giloiibit  0.  III.  24,  29.  N.  zieht  dem  in  das  an 
vor:  gloubint  alle  an  in  ps.  13,  5;  übe  sie  an  dih  ke- 
loublin  20,  12;  die  gerno  an  mih  keloublin  30,  12;  ke- 
loube  an  in  36,  3;  die  an  in  geloubint  88,  5;  wir  golou- 
ben  an  in  63,  9.  nihd.  herscht  dieses  an:  ich  geloube 
an  got  u.  an  sJnen  sun  bihtebuoch  p.  1  ;  f'n  wen  geloubet 
ir  Geo.  1945;  an  den  geloube  ich  Geo.  3074;  an  got  ge- 
louben  Bari.  80,  33;  vgl.  an  Cristen  wirt  er  jehende  ge- 
louben  Bari.  22,  34;  vgl.  ahd.  jähen  an  einen  got  N.  ps. 
54,  14.  doch  wird  sich  auch  noch  in  nach  lassen  wei- 
sen: wan  sie  geloubent  in  got  niht,  Lauriu  bei  jNyerup 
28.     uhd,  bloß  an. 

ags.  gelyfdon  on  hlne  Job.  2,  11 ;  on  hine  gelyfdh  Job. 
3,  15;  gelyldh  on  sunu  Job.  3,  36.  engl,  believed  on 
liim  Job.  2,  11;  believelh  in  bim  Job.  3,  15;  believed 
o)i  bim  Job.  3,  18;  believed  in  the  name  3,  18;  believelh 
on  llie  son  Job.  3,  36. 

Ulli,  gcloven  in   them ,  in  den   name. 
alln.  Irua  ä  bann,      sclnved.  tro   />ä  bonom;    dün.  troc 
paa  harn. 

der  Golhe  zieht  also  bei  trauan  ,  vcnjan  und  galaubian  die 
])räp.  du  \ov ,  dem  gricch.  iic;  und  lat.  in  konmil  das  ahd. 
in  näher  als  das  nihd.  nlul.  an  ,  welches  mehr  dem  golh. 
du  gleicht. 

39.     Rächen,     die  sacho  im  acc,   die  person  ii])cr  Nvclche 
die  räche  ergebt,  mit  an. 

mhd.  wie  s^re  si  daz  räch  «u  ir  nrehstcn  mugcn  INil). 
19,  2;  ir  habet  iwern  zorn  gerochen  an  dem  libe  nun 
]\ib,  931,  3;  nu  riebet  an  uns  diu  küncginnc  ir,  zorn  ISib. 
2049,  4;  waz  räch  der  an  den  buochen  M'risl.  8626;  er 
riebet  an  mir  nun  \ingc\vi/./,eiiheil  Iw.  859;  oucb  wart 
diu  vrouwe  an  ini  gerochen  Iw.  1545;  waz  si  an  ir  g<»ll- 
varwen  (1).  gollfarwem)  bare  u.  an  ir  selber  riclul  iw.  1672; 
waz  si  an  in  selben  rechcnl  l\v.2473;  daz  mich  min  selbes 


858  einjacher  satz. 

swert  zeliant  an  im  r;pclie  Iw.  3996;  an  ilen  ich  imli 
rochen  sol  Iw.  4241-,  daz  er  mich  an  ime  räch  l\v.  5849; 
enmohlel  ir  iiilit  baz  geroclieu  su)  an  mir  \\\.  7358.  liier 
immer  dal.  bei  an,  es  sclieint  auch  acc.  zulässig:  so  ^vil 
icli  mich  rechen  an  ir  ruteu  munt  Ms.  1,  14'',  falls  nicht 
rutem  zu  leseJi,  oder  roten  für  die  schwache  dat.  form 
(wie  vorhin  goltvarwen)  zu  nehmen?;  unzweifelhad  ist 
der  acc.  bei  dem  ähnliclien :  lege  an  in  min  geiich  (ver- 
hänge räche,  strafe  über  ihn)  Geo.  3347,  obgleich  hier 
gerich ,  und  sonst  räche,  n)ehr  die  bedeutung  von  zorn 
bat:  daz  ist  stn  räche  ?|/  mich  Parz.  529,  1.  über:  daz 
sol  icb  rechen  über  dich  Gudr.  1278,  2. 

40.  Zürnen,  hassen,  nmrren. 

mhd.  den  golen  was  uf  mich  zorn  Geo.  2117;  truoc 
tJ/' si  haz  Parz.  779,  29;  Sit  ich  gein  dem  trage  haz  Parz. 
450,  18;  doch  steht  auch  der  bloße  dat.  iS'ib.  138,  3. 
143,  2.  biter  herze  vf  einen  tragen  livl.  chron.  97^;  ob 
ieman  mit  iu  zürne  Nib.  1792,  4.  merkwürdiger:  be- 
gundenz   an  si  hazzen  Parz.  824,  15. 

alid.  ziu  griscramuton  an  Christum  ebraicae  genles? 
(quare  fiemuerunt  gentes)  N.  ps.  2,  1.  ri.hd.  murmelt  uf 
die  andern   Berth.   99.     nhd.  zürnen   auf,  über  einen. 

41.  Reizen,  antreiben,  mhd.  reizen,  wetzen,  locken, 
manen ,   spanen.     die  prap.  sind  nf  und  xe. 

reizete  si  der  nit  nf  die  vil  reinen  Mar.  150;  wetzen  u. 
reizen  iff  den  tot  Wigal.  3825;  reizet  in  iif  den  strit 
ATigal.  4448;  reizest  ?(/  langez  leit  Trist.  1406;  i/f  ir 
miiine  reizen  Bari.  291,  30;  reizen  z// aller  froudcn  süeze- 
keit  Troj.  2191;  warder  dar  üf  gcreizet  u.  gemant  Troj. 
15844. 

spuon  im  sm  sinne  sir  liebe  und  zir  minue  Trist. 
17600;  ze  tugende  reize  Flore  89;  locket  u.  reizet  mich 
zuo  dem  zil  Troj.  15939;  mich  ze  früiden  liicket  IMs.  1,  87^. 

mhd.  nur  zu,  nicht  mehr  auf. 

42.  Die  hauptanwendung  der  prap.  mit,  wenn  sie  vor 
xverhzetiqen  stehend  den  alten  insirumenlalcasus  anfänglich 
begleitet,  dann  ersetzen  hilft,  ist  schon  s.  708-713  behan- 
delt worden,  älter  scheint  gleichwol  die  gesellige  bedeu- 
tung (s.  780.)  es  hält  manchmal  schwer  den  rechten  sinn 
des  mit  zu  fassen,  z.  b.  bei  dem  mhd,  broffen ,  sich  gei- 
len, sich  gesten ,  welche  stolzieren,  prangen,  schmücken 
ausdrücken:    beert    wie    (er,    der    beide    vogt)    mit   winde 


iiojnen.     casus,     von  prcip.  ahh.     hei  verhis.      g59 

broget  ]Ms.  1,  193';  ilie  valken  gellent  sicli  mit  clor  sunne 
Ms.  1,  191'^;  so  si  sich  init  bhionicu  gestet  JMs.  1,  87^. 
es  mag  zuweilen  dem  (jtin  und  ivider  nahe  koniineii 
(vgl.  bei  stiiten  und  veliten  s.  844j;  Freidauk  147,  7  steht: 
schätz  tvider  schätze  broget. 

ich  var  mit  und  icli  kan  mit  wurde  s.  137.  13S  er- 
läutert; da  letzteres  zumal  vom  instrumentenspiel  gilt,  sei 
liier  noch  ein  verwandter,  obwol  verschiedner  redebrauch 
angefülirt:  ein  juncfrouwe  mit  der  lidein  sanc  Geo.  2460 
drückt  genau  unser  nhd.  sang  zu  der  geige  aus,  ihre  sliiiune 
und  die  geige  begleiteten  sich,  also  wieder  ein  geselliges 
mit.  es  gibt  gewis  hierfür  noch  andere  belege,  wenn 
aber  mit  bei  spielen  den  altern  gen.  vertritt  ist  es  säch- 
lich:  mit  dem  ball  spielen,  mitten  blumen  spielen;  schon 
ahd.  mit  sinwelbemo  rade  spilun  ih  N.  Blh.  50. 

geselliges  mit  steht  neben  lassen  in  der  redensart:  laß 
mich  mit  frieden ,  gewöhnlicher  in  frieden ,  zic  frieden, 
einen  zn  frieden  stellen,  woraus  sich  seltsam  genug  unser 
nhd.  adj.  zufrieden  (contentus)  bildete,  mnd.  mit  vrede 
laten  Brandan  916.  Eilharls  Trist.  1110;  mit  fride  lazen 
En.  7524.  mhd.  lu  mich  mit  C'ren  leben  cod.  pal.  361, 
64^^;  ir  sult  mich  mit  gemache  lan  Frauend.  10:  ir  sult 
si  mit  gemache  lun  Geo.  2438;  lat  si  mit  genudcn  cod. 
pal.  361,  65*.  Ben.  385;  nhd.  laßt  sie  in  ruhe  d.  h.  bei 
ruhe,  so  daß  die  alte  spräche  auch  az  oder  zuo  verwen- 
den könnte,  da  von  s{  der  mensch  mif  ruo !  Ls.  3.  138"). 
Idt  ir  mich  aw  not!  (ungenölhigt,  ungezwungen)  ]Ms.  2,  SI"». 

43.  Bei  den  mit  mir  ist  gebildeten  unpersönlichen  rcdcns- 
arlen  (s.  242.  243.  244)  finden  sich  melirfache  präp.  ein. 

zumeist  um.  mir  ist  itmhe  dich,  als  dir  ist  muhe 
mich  (ich  kümmere  mich  um  dicii ,  wie  du  um  mich), 
ohne  beifügung  eines  uomens,  man  könnte  soige  supplicrcii 


')  iilinliciies  sine  me  paiisnrc !  Rcinnrdiis  1,  229;  poriiowrt  l;"in 
Bpii.  :V22;  lüz  iitiI)('toul)et  iiiicli  Ls.  I,  Ö3H;  «inscquelt  \i\i\  Ainls  2:<ri(i ; 
iilid.  uiifiepliifiit,  Hiificsclioroii  lassen;  hei  M.  Snriis  ial^  niicli  iiiikoit 
(iiMKcIicit),  uiifierrett!  sonst  iiucli,  iinp;el>riit,  uii;j:c|)iiiit !  (vf,'l.  üben 
s.  127  ül)or  liin  und  participia.)  ////'/  «lor  nictteii  du  inicli  mit  (lali 
mich  in  niiic  damit.)  cod.  kolocz.  2^V^.  alid.  tiiaz  si  uiisili  la/.c  lialx'ii 
h'I>  (uns  das  lcl)en ,  (\.  Ii.  in  rniie  lasse)  O.  MI.  1«,  li);  woran  nahe 
prenzt  unser  nhd.  I)lcihen  lassen,  nilid.  län  belihen  MI).  (511,  1.  2004, 
1.  15en.  .Tt;t;  »inder  wegen  läzen  Wackern.  II).  457,  1').  Ben.  :J44. 
304  (v<;l.  olicii  s.  S28.)  wir  war^-n  läzen  undcr  wcften  (verlassen) 
Rn^e  457.  endlich  etwas  sein,  ialiren  lassen,  schon  nhd.  linz  tht\z 
wnaslwcldi  sin  (\  erließ  die   wüste)   ().   1.  2;?,  D. 


800  eiiijacher  salz. 

oder  lelt.  alls.  ni<5r  Is  im  umhi  tliit  Jiclldo  ciinni  (melir 
liegt  ihm  an)  Jlel.  50,  22.  oliiie  mir:  alid.  >vaz  ist  uinhc 
daz?  (was  ßcJiadcls;*}  N.  ps.  26,  10;  nlid.  was  ist  daruHt? 
(was  liegt  daran?);  mhd.  waz  daruHiie?  Flore  1797.  1821 
(giamm.  3,  180.)  im  gcleit  eines  nomens :  iihd.  was  ist 
nolh  darwHi?  ndid.  c/Ji  ist  nilit  ivtinder  umhe  einen  man 
Iw.  2770  *);  mirst  lanbe  daz  bilde  kliul  IMs.  1,  19,5'^;  ob 
im  iht  kiint  wan-e  tunhln  l\v.  .59;j9;  si  dir  nii  kunt  uuihe 
seihe  wage  iht  Iw.  538 ;  iu  ist  niht  niere  wilze  kunt 
iiiuwan  diu  eine  umhe  den  munt  Iw.  3270;  ir  wncre  um 
sin  geverte  kunt  Iw.  3613.  mir  ist  leit ^  stv(ere ,  umhe: 
dem  was  getriulicheu  Icit  umhe  den  küenen  Alpliarteii 
Rab.  10;  )a  ist  mir  harte  svviure  umh  den  tugenlhafteu 
Beruoere  Rab.   17. 

alid.  mir  ist  leido,  Ueho,  zi  bei  N. :  ze  demo  uns  leido 
ist  Bth.  106;  ze  dien  dir  liebo  sl  ps.  105,  4.  146,  10; 
mhd.  in  was  z6  deme  stürme  liep  Roth.  2683.  4188;  in 
was  liebe  z6  der  vart  livl.  chron.  30'^;  Scluonatulander  was 
leide  ser  verle  Tit.  75,  1 ;  der  frowen  was  ze  der  verle 
ger  Wigal.  5782;   ze   slrile  was  in   beiden  ger  Wig.  7351. 

mhd.  mir  ist  leit  nach  den  frouwen  Gudr.  828,  4;  ez 
ist  niii-  von  iu  beden  swfcre  Parz.  422,  4;  ir  was  i{ffe 
den  hof  liep  Roth.  1819;  der  armen  juncfrouwen  was 
nach  ir  friuden  leit  imd  ande  Gudr.  983,  4;  der  alten 
küneginne  wart  nach  ir  tohter  ande  Gudi\  446,  4.  ir 
was  ger  an  in  Wigal.  6995. 

44.  Einige  privativbegrifFe,  intransitive  sowol  als  transitive, 
pllegen  statt  des  gen.  der  Sache  auch  die  präp.  an  zu  sich 
zu  nebmen:  mangeln  ,  Jehlen ,  gehrechen  ,  rauhen. 

nhd.  es  mangelt  mir  an  lust,  fehlt  ihm  an  mut,  ge- 
bricht ihm  an  geld.  die  prap.  drückt,  gleich  dem  älteren 
gen.,  hier  wieder  das  partilive  aus,  im  gegensatz  zu  dem 
casus  rectus:  es  mangelt  mir  die  lust  geht  auf  den  begrif 
der  totalität. 

ahd.  mir  bristet  an  minen  frehten  N.  ps.  30,  7;  mhd. 
iu  an  ir  zühten  vil  liitzel  ie  gebrast  INib.  104,  2;  im 
an  tugendeii  niht  gebrast  Bari.  128,  31.  wenn  aber 
die  präp.  vor  der  person  steht:  wisheit  an  dir  gebrichet 
Docen    niisc.  1,  122,    so    hat   an    die    bedeutuug  von   bei, 


*)  den  wirt  wundert  umh  ir  vart  Iw.  5816;  uns  leien  wundert 
}tin}>e  der  pfaffen  lere  Waltli.  12,  32;  ulid.  über,  sonst  auch  mit 
dem  gen.  der  saclie  (s.  2it.  246.  247.) 


nunien,     casus,     von  präp.  abJi.     hei  verhis,     86l 

illeser  salz  könnte  freilich  aiicli  ausgedrückt  sein:  dir  ge- 
bncliet  an  Nvislielte,  jenes  ist  total,   dieses  partiliv. 

so  kann  nun  nilid.  gesagt  werden:  ich  roiihe  dich  des 
guotes  ,  ich  siane  mich  des  räles;  und  Ich  roube  dich  an 
guole ,  ich  sünie  niicli  an  räle ;  Ir  hunt  iuch  versvimet  an 
dem  rate  Ms.  1,  195^;  diu  minne  sich  selben  an  dir  roubet 
Tit.  94,  4;  roubet  «/ fröude  und  an  froelichem  siune  Tit. 
107,  4 ,  das  vf  wie   bei  pfenden   s.  847. 

Die  verba  scheiden  y  Icesen  ,  nern  ^  fristen  und  ähn- 
liche liaben  von:  daz  si  su  manogen  werden  man  von 
dem  libe  scheiden  kan  Parz.  514,  8;  von  dem  ich  des  mor- 
gens schiet  I\v.  784;  von  den  scheidet  sich  der  muot  Iw, 
3126;  mich  von  gruzein  kumher  luste  Iw.  5835;  von  dem 
rösl^e  lösle  Iw.  7871;  von"  grözer  herte  Iweinen  iierte  Iw. 
2720;  vriste  von  des  weteres  not  Iw.  655;  wolteu  sich 
■vristen  von  den  vögeln  Flore  1092.  mit  einer  kleinen 
Wendung  des  begrifs  kann  bei  nern  und  vristen  auch  vor 
stehn,  sin  lielfe  mich  vor  sorgen  ner  Parz.  451,  20. 

golli.  af:  afskaiskaidun  sik  «/*imma  Luc.  9,  33;  lausei 
uns  af  thanima  ubilin  IMallh.  6,  13.  ahd.  arlusi  unsih 
fona  ubile,  andere  belege  sammelt  Graff  präp.  228. 


Hieran  genüge,  ich  denke,  es  sind  die  bedeutendsten  und 
lehrreichsten  erscheinungen  der  präposItlon  beim  veibuni 
ausgehoben*);  zu  erschöpfen  oder  auch  nur  die  mohrzalil 
aller  falle  zu  erörtern  war  uumüglich.    allmälich  nuds  aber 


•)  bauen  821;  begehren  840;  beten  850;  bitten  850;  bleiben  820; 
bringen  811  ;  brogen  858;  denken  8.37;  duften  8'):^  ;  enii)riuigeM  827; 
erlauben  849;  erwarten  855;  essen  852;  fahren  mit  821;  fallen  808; 
fangen  82«;  llielien  785;  fragen  836;  fristen  861;  gebären  783.  853; 
gebieten  849  ;  pelin  776.  79;J.805;  glauben  856;  haben  zu  825;  has- 
sen 852;  hersehen  849;  hotlen  856;  liiiren  855;  jehen  835;  kaufen 
841;  kiesen  848;  klagen  844;  kleiden  851;  künmien  776.  804;  küs- 
sen 852 ;  lassen  828;  lassen  mit  8.'i9 ;  leben  852;  logen  80!);  lesen  773. 
852;  leuehten  853;  liegen  774.  819;  locken  858;  maelien  zu  823; 
mangeln  860;  nehmen  zu  823.824;  pfänden  847;  prangen  858;  rä- 
chen 857;  ratlien  843;  reden  829;  reizen  858;  retten  861  ;  riehteu 
846;  riechen  853;  ringen  844;  sagen  829;  seheiden  861;  schreiben 
773.852;  scinvcigeu  835;  schweren  847;  sehen  855;  sehnen  839;  sein 
aus  817;  sein  in  812;  sein  um  860;  setzen  809;  siegen  825;  sitzen 
774.  818;  scrgen  839;  spielen  859;  sprechen  829;  stehn  818.  854; 
sterben  852;  streben  840;  streiten  844;  thun  zu  822;  tranern  839; 
trinken  852;  vcrkiesen  848:  werben  841;  «erden  814;  wonlerfl  aus 
818;  werden  zu  815;  willkommen  8ü7;  wohnen  820;  wiiustiicu  851; 
zeugen  783.  858;  zürnen.  858. 


S62  ei/i/acher  salz. 

nach  größerer  vollaliindigkeit  gctraclitet  werden,  da  eelbst 
iiiisclieiubare  und  leichte  conslructioneii  scliarl  zu  nelunen 
und   liir  die  beiuiheilung  des  ganzen  zu  erwägen  sind. 

Graft'  hat  in  seiner  IreHichcn  beliandhing  der  alid.  ]ira- 
posllionen  nur  nach  ihnen  ,  nicht  nach  den  verhis  ürdnen 
können,  für  den  zusaniincnhang  der  syntax  scln'en  es  ge- 
r.-'lhen,  die  begrifTc  der  einzehien  prap.  vorauszuschicken, 
dann  die  verba  ins  äuge  zu  fassen,  mit  welclien  jene  ver- 
bunden werden,  unler  die  zwei  oder  drei  hier  waltenden 
casus  alle  nianigfaltigkeit  der  falle  zu  bringen,  wäre  vollends 
unausfühi'bar  gewesen;  wenn  bloße  casus  unmittelbar  vou 
verbis  abhängen  gilt  diese  riicksicht  mit  recht :  piapositio- 
nen  aber  sollen  das  casuelle  Verhältnis  nicht  nur  ersetzen, 
sondern  auch  verfeinern. 

Es  sind  noch  zwei  bemerkungen  zurück: 
a.  die  präposilion  verxvandelt  sich  oft  in  ein  adverh^ 
d.  h.  die  partikel  wird  deni  bezug  auf  das  nonien  entrückt, 
und  tritt  in  ein  freieres  Verhältnis  zum  verbo  des  satzes, 
welches  nun  seine  intransitive  natur  mit  einer  transitiven 
tauscht  und  jenen  vou  der  präp.  abhängig  gewesnen  casus 
unmittelbar  regiert  (s.  767.  769.  803;  vgl.  2,  917.  918.) 
der  ausdruck  wird  dadurch  bewegter,  zugleich  inisinnlicher, 
wie  sich  auch  in  andern  sprachen  ergibt,  z.  b.  das  lat.  loqui- 
tur  ad  euni  ist  umsetzbar  in  alloquitur  eum:  alloqui  wendet 
sich  immerund  sogleich  an  den  angeredeten,  loqui  beginnt 
ruhig  und  intransitiv,  die  beziehung  auf  den  andei'U  tritt 
ihm  erst  hinzu,  aus  dem  näheren  Verhältnis  zwischen  ver- 
bum  und  partikel,  das  sogar  in  Zusammensetzung  übergehn 
kann ,  erzeugt  sich  aber  leicht  ein  besondrer  sinn  ,  und  so- 
bald dieser  vorhanden  ist  und  entschieden  vortritt,  hört 
jener  Wechsel  auf.  bei  unserm  iihd.  er  spricht  zu  ihm 
scheint  der  unitausch  in:  er  spricht  ihm  zu  schon  niclit 
gleichgiltig,  weil  zusprechen  zwar  noch  anreden,  daneben 
aber  auch  tröstend,  beschwichtigend  reden  bedeutet,  das 
alts.  sprac  im  tu  war  nichts  als  alloquutus  est  eum  (s.  833.) 

Den  hauptfall  gewährt  an.  statt  ich  greife y  rühre, 
fühle,  fasse  an  den  stein,  ich  sehe  an  den  mond,  ich  blase 
an  die  kohlen,  der  wind  weht  an  den  bäum,  kann  gesagt 
werden:  ich  greife  den  stein  ai^  sehe  den  mond  an,  blase 
die  kohlen  a»t,  der  wind  weht  den  bäum  an  j  ohne  einen 
aulfallenden  unterschied  der  bedeutung,  nur  die  kohlen 
anblasen  scheint  stärker  als  an  die  k.  blasen,  und  drückt 
aus,  daß  sie  sich  entzünden.  ITiizähligemal  kann  aber  die 
lunsetzung  nicht  erfolgen ,  weil  mit  der  einen  oder  andern 


nomen.     casus,     von  prcip.  ahh.     hei  verhis.      863 

ausd^llck6^Yeise  ein  fester  sinn  verbunden  wird,  z.^b.  die 
])iäpositiouale  ^vendung:  ich  denke  an  dich,  icli  rieche  an 
die  blinne,  geht  nicht  in  die  adverbiale  über,  ebenso  we- 
nig die  adverbiale:  ich  hebe  das  lied  «n,  fange  das  werk 
«n,  nelinie  die  gäbe  an  in  die  pr.'iposilionale.  es  koninü  dabei 
selbst  auf  die  gewohnheit  gewisser  accusativverknüpfungen 
an,  z.  b.  wahrend  jenes  den  stein  angreifen  umsetzbar  ist, 
darf  den  feind  augreifen  (adoriri  hoslem)  niclit  vertauscht 
werden.  Etwas  anders  ist,  wenn  neben  dem  vom  verbo 
regierten  acc.  die  präp.  an  mit  einem  zweiten  acc.  er- 
scheint, ß.  neben  dem  einfachen  verbo:  ich  lege  die  band 
an  den  pflüg;  ß,  neben  dem  componierten  verbo:  band 
anlegen  an  das  werk,  wo  die  parlikel  zweimal  als  präp. 
und  adv.  verwendet  wird. 

mhd.  bemerke  ich  die  Umsetzung  des  an  bei  geloiihen. 
gewöhnlich  heißt  es  mit  der  praposilion:  got,  ayi  den  du 
geloubcst  (s.  857);  mit  dem  adverb  aber:  got,  den  du 
gloubest  an  IMorolt  3427.  3434.  ferner  bei  fallen:  dö 
geviel  diz  laut  an  in  Trist.  5889  =z  geviel  in  diz  lant 
an  ^  (diu)  lant  in  waren  «itgevallen  Trist.  5213  '*').  bei 
erben:  daz  hat  iuwer  vater  ari  iuch  geerbt  Trist,  5193; 
diu  Suhl  «nerbcn  dich  cod.  kolocz.  147.  bei  komen:  ez 
kumt  an  mich,  ez  kumt  mich  «h  j  ez  ist  mich  komen  an 
Orlenz  5240;  man  wirt  uns  komende  an  Trist.  8706.  bei 
weiue» :  du  hast  an  dich  genomen,  du  hast  dich  an  ge- 
nomen  Bari.  17,  18.  bei  veliten:  si  vahlen  an  die  beiden 
(s.  844);  si  valiten  si  an  Iw.  5405;  du  vabten  si  in  an 
Iw.  6785.  bei  tjän:  der  slaf  gie  in  an  Wigal.  6841.  bei 
laufen:  er  lief  an  den  wurm;  lief  den  wurm  an  Iw.  3862; 
lief  den  man  luisitelichcn  an  Iw.  5051;  lief  ilen  man  un- 
barmeclicben  an  Iw.  5li77.  bei  sehen:  dö  in  ein  eher 
an  gesach  Hon.  19,  14.  bei  hellen:  der  bunt  den  diep 
ser  an  bal  Hon.  27,  7.  bei  satjen:  an  einen  sagen  (ibn 
beschuldigen,  s.  846);  hat  si  an  geseit  (angcUlagl)  l;h-.  Trist. 
2831;  und  so  bei  andern  mehr,  es  kann  niancbmal  zwei- 
felhaft sein,  ob  das  adv.  oder  die  präp.  gemeint  sei,  z.  I). 
mit  der  vackcl  stiez  er  an  daz  ötrö  Bon.  16,  32. 

ahd.  sie  sahen  mih  anu  **)  N.  ps.  108,  25;  ivähel 
sie    anu    sin    geist    N.    ps.   147,  7;     aband    unsih    anaijeit 


*)  liie  von  geviel  niiii  Iieiz  an  in  Trist.  l();Ui;  dürfte  muh  lieiltcii: 
in  {jeviel  m.  Ii.  «//. 

'*)  N.  lind  W.  lassen  dem  ndv.  die  volle  form  nna,  ane,  wiilireiid 
sie  die  pnip.  fast  ül)erail  in  an  kiir/eii  (2,  GDH.)  frnlier  Iniitcton 
präp.  und   adv.  beide  anu,  wie  heule  beide  un. 


864  einfacher  sutz. 

0.  V.  10,  5;  wanda  sie  mazleidl  aiiacham  N.  ps.  106,  18; 
flur  gieng  ir  niaiiigi  ana  N.  ps.  105,  18;  iirtlnizzcda  cliam 
luili  ana  N.  ps.  118,  53;  iniji  kat  der  gericli  «na  (niea  est 
uliiü)  N.  ps.  p.  265^  35;  du  riete  Jiiih  ana  N.  ps.  54,  14; 
rieten  niili  ana  N.  ps.  139,  8;  cluonle  zandeien  anaj'ul- 
/üuf  sie  N.  139,  10;  Ihaz  sie  iiian  ana  wurfin  ü.  18,  70. 
liier  würde  immer  auch  die  priip.  slaltlialt  sein,  z.  b.  au 
den   gewalt  raten  N.  Blh.  24  (oben   s.  843.) 

goth.  belege  sciieinen  mir:  afi^gWvis  anaavani  ins  äyytXos 
trÜQi')]  avToig  Luc.  2,  9;  inanagei  anatramp  ina  inixeno 
uv'iöi  Luc.  5,  1.  ich  kann  zwar  kein  qvani  ana  ins, 
Iramp  ana  ina  jenen  plirasen  zur  seile  setzen  *). 

Nun  ist  aber  nocli  eine  selir  eigentliümliche  ahd.  alls. 
und  nihd.  construction  wahrzuneluiien.  jener  inntausch 
wird  auch  bei  einigen  iransitivis  gewagt,  dergestalt,  daß 
dem  adverbialen  satz  zivel  accusative  zustehn  ,  der  sache 
und  der  person,  in  welchem  letzlern  gleichsam  die  reclion 
der  prap.  nachwirkt.  das  verbum  eines  solchen  Satzes 
regiert  also  einen  doppelten  acc.  und  ist  oben  s.  621.  622 
nach zu  tragen. 

Hild.  5:  guriiin  sih  suert  ana  rr  gurlun  siiert  ana  sih; 
jenes  sih  kann  kein  dat.  pl.  sein ,  der  nur  im  lauten 
dürfte,  es  ist  acc.  pl.  sente  sia  stein  ana  (la|)ideni  in 
illam  mittat)  T.  120;  luintdiegun  Santa  er  sie  ana  (misit 
in  eos  muscani  caninam)  IN'.  77,  45;  er  Santa  sie  ana  dia 
abülgi  sines  zornes  N.  ps.  77,  49;  sende  sie  ftna  dine 
apostolos  N.  ps.  143,  6;  blias  er  sie  ana,  su  thü  weist, 
then  selbon  heilegon  geist  0.  V.  11,  9;  er  lud  sih  ana- 
wentit  (mortem  in  se  convertit)  0.  L  15,  34;  siu  nan 
iiur  anaivente  (eum  in  ignem ,  oder  lieber:  ignem  in  euni 
vertat)  0.  I.  23,  54  ;  so  er  sih  iz  (thaz  giwati)  analegiti 
(quam  primum  eani  vestem  induerel)  0.  IV.  29,  37,  was 
wieder  heilten  kann  das  kleid  an  sich,  oder  sich  an  das 
kleid  legte;  du  lecjetöst  mih  ana  dina  hant  (posuisti  super 
nie  inanum  tuam)  N.  ps.  138,  5,  der  sinn  ist:  du  legtest 
deine  band  an  mich,  nicht  aber:  du  legtest  mich  an  deine 
liand;  er  legeta  sih  ana  starchi  (induit  fortiludinem)  N.  ps. 
92,  1  ;  du  legetost  tili  ana  gejiht  nnde  zierda  (confessio- 
neni  et  decorem  induisti)  N.  ps.  103,  1;  ziu  Idzest  dii  dih 
ana  deheiu  leid  ?  (warum  lassest  du  ein  leid  an  dich  kom- 


*)  agis  disdräus  ina  qößoq  infrriaiv  in'  raVö«  Luc.  1,  12,  mit  dem 
untrennbaren  dis.  es  Iiätte  wol  aiicli  an;i<!räiis  ina,  oder  (Iräuä  ana 
ina  lauten  dürfen?  T.  2,  4  loriita  aiiafiel  ubar  iiian,  wo  ubar  zu 
entbehren  stünde. 


HO  ine//,     casus,     i'o/i  präp.  ab/i.     bei  i-^erbis.      ^65 

inexi  ?)  N.  p.  42,  5;  des  tlefelcs  saevillaui  la.z,o  ili  sie  ana 
(lasse  ich  über  sie  koiimieii)  N.  ps.  p.  264*,  24;  wanda 
er  sih  in  (den  tod)  ana  liizet  (er  lalst  ihn  über  sie  h  kom- 
men) N.  ps.  40,  9;  sciuz  sie  aiia  dine  sträla  (en)ilte  sa- 
giüas  tuas)  N.  ps.  143,  6;  warf  er  sie  ana  fleisg  (phüt 
super  eos  carnes)  N.  ps.  77,  27;  Egyptios  warf  er  ana 
(inslri  (misit  tenebras  super  eos)  N.  ps.  104,  28;  die  sin 
sili  anenimet  (die  sie  an  sich  nimmt)  W.  24,  20. 

alts.  sie  erl  mid  is  liandun  slen  anawerpe  (mittat  la- 
pidem  in  illam)  Hei.  118,   16. 

mhd.  daz  selbe  viur  warf  ü  in  an  \Tigal.  6962;  min 
dienist  hiede  ich  dich  an  Roth.  935;  ir  muoter  bot  ir 
dienest  in  \il  güetlichen  an  jNib.  523,  i  ;  si  bietent  mich 
ir  sorgen  an  Ms.  3,  159';  er  bot  si  die  herberge  an 
I\v.  5925;  du  bot  in  der  wirt  an  sine  tohter  u.  sin  laut  I%v. 
6800;  daz  iclis  ie  iuch  an  (jehot  Iw.  6831;  diu  man  den 
riter  ane  bot  Wigal.  3172;  dö  si  in  baten  an  ir  guot  Bit» 
1933  ;  in  erbte  an  öre  Bit.  197;  du  welle  si  im  die  besten  wat, 
unde  leit  in  (euni)  die  an  Iw.  2199;  swelher  sich  daz 
nimet  an  Iw.  1850;  der  sich  so  gruz  arbeit  genanne  an 
Iw.  1918.  4090.  5712;  er  sichz  het  an  genomen  Iw. 
2482;  der  sich  ez  wolde  nenien  an  Iw.  4167;  Sit  ich 
nüchz  an  genomen  han  Iw.  4662;  er  hat  sich  unser 
swtcre  an  genomen  Iw.  4771;  waz  nemet  ir  iuch  an  i* 
Iw.  4994.  6100;  daz  sicli  wip  nodi  man  neme  deheinen 
gast  an  Iw.  6145;  er  nani  sich  arnuiot  an  Bari.  150,  5; 
er  nam  sich  ir  senede  leit  an  Trist.  1433;  iiam  sich 
den  weisen  an  Trist.  2035;  die  sich  Tristan  ze  gesel- 
len wolle  nemen  an  Trist.  4552;  der  sich  cz  an,  ge- 
nanne  Trist.  9582  "');  mancgiu  ziuliet  sich  daz  an  iw. 
2873 ;  swaz  ^ren  ich  mich  ane  tilge  Iw.  3574 ;  du  hast 
mich  zc  dienste  dich  an  gezogen  (an  dich  gezogen)  Nib. 
785,  2;  die  (eam)  brdht  in  sin  vater  an  Wigal.  3672; 
etswer  seit  Trislaiulen  an  dise  schuUle  'J'rist.  15384.  bei 
solchen  verbis  ist  das  priiposilionale  an  ungleich  seltner, 
obgleich  es  noch  vorkommt,  z.  I).  der  dise  bürde  an  sicIi 
neme  Iw.  7859;  nu  wil  ich  die  crisleiihcil  nemen  an 
mich  Bari.  15,  17;  daz  hat  Kan^I  an  iucli  gerbet  u.  brüht 
Trist.   5193. 

es  kann  zweifei  erwachsen,  welcher  von  beiilen  aoc. 
der  crsle  oder  dei"  zweite  sei?  dei*  zusammciib.uig  ent- 
scheidel,    nicht    ganz    sicher    die    vorslelhuig.      gewöhnlich 


*)  bei   einigen:    sicIi    eines    nnncnicn  (s.    (iüT),    «iclit    im  iilid.  sinn 
von  prospicere  aliciii,  sondern  von  ag^redi,  ad  i»e  recipere. 

I  i  i 


(SfiO  e'injactwr   H(itz. 

sieht  der  acc. ,  welcher  im  präpositionalsatz  von  dem  au 
abliiiiigig  gewesen,  also  auf  es  gefolgt  wäre,  jetzt  »niiiiillel- 
bar  vor  ihm;  in  den  beispielcn  aus  N.  fast  jedesmal. 
meist  auch  ist  der  erste  acc.,  d.  li.  der  schon  im  prilp. 
Salz  vom  verbo  abhängende  sachlich,  der  zweite  persönlich. 
ich  habe  einige  Ungewisse  l'alle  bezeichnet,  im  ganzen 
aber  unterscheidet  sich  der  jetzt  abgehandelte  doppelacc. 
von  dem  s.  621.  622,  dort  war  der  erste  persönlich,  der 
zweite  sächlich,  hier  umgekelirt. 

wird  die  aclivconstruction  mit  einer  passiven  ver- 
lauscht ,  so  wandelt  sich  bloÜ  der  eine  der  acc.  in  den 
noin.^  der  andere  bleibt  steint,  folglich  wieder  die  s.  643 
entwickelte  regel  *).  ist  iiich  disiu  arbeit  an  (jeborn  Iw. 
6307 ;  von  der  hüsvrouwen  wart  tjeboten  an  (jetrive- 
l/chen  dienest  daz  Etzelen  wJp  Aib.  1265,  2  n=  diu  hus- 
vrouwe  bot  getr.  dienest  daz  E.  wip  an;  einige  hss.  geben: 
getriwelicher  dienest,  und  dann  ist  Etzelen  tvip  acc.  gleich 
zulässig  sein  inüste:  ir  sit  dise  arbeit  an  geborn,  sowie 
präpositionell  beides:  ir  Sit  an  die  arbeit,  diu  arbeit  ist  an 
iucli  geborn. 

unsere  heutige  spräche  kennt  keinen  doppelten  acc. 
mehr  bei  verbis ,  die  mit  trennbarem  an  zusammengefügt 
werden,  entweder  braucht  sie  den  dat.  der  person:  ich 
gürte  mir  das  schwer!  au,  lege  mir  das  gewand  an,  biete 
dir  meinen  dienst  an ,  es  ist  ihm  angeboren ;  oder  die 
präp. :  ich  w^erfe  den  stein  an  die  mauer,  gürte  das  schwert 
an  mich,  bei  annehmen  wird  die  sache,  wie  schon  mhd. 
nicht  selten,  in  den  gen.  gesetzt,  in  der  Volkssprache  hört 
man  noch:  ich  nehme  mich  das  an,  der  manu  nahm  sich 
das  trinken  an. 

Die  übrigen  in  gleicher  weise,  jedoch  alle  zusammen 
seilner   als  an ,    verwandten  präp.  sind  in ,    auf,   iliireh, 

*)  an  der  ich  hier  einiges  genauer  bestimme,  die  structuren :  icli 
bin  den  list  geleret  und:  der  list  ist  mich  verswigen  sind  einander 
darin  ungleich,  Aa\S  jene  den  zweiten  acc.  des  acti^. en  .satzes,  diese 
den  ersten  behält,  jene  den  sächliclien,  diese  den  persönlichen,  wenn 
der  active  satz  lautet:  du  lerest  mich  den  site,  du  verswigest  mich* 
den  site;  so  ergäbe  das  den  passiven:  ich  bin  den  site  von  dir  gele- 
ret, ich  bin  den  site  von  dir  verswigen.  statt  des  letztern  heilk  es 
aber:  der  site  ist  jnich  von  dir  verswigen.  durfte  nun  ancii  gesagt 
werden:  der  site  ist  ndc/i  von  dir  geleret?  icii  kenne  keinen  beleg 
dafür,  so  wenig  als  für  ich  bin  den  site  verswigen.  doch  die  oben  im 
texte  angeführte  stelle  aus  den  Nib.  scheint  beide  ausdrucksweisen  zu 
reclitfertigen.  lat.  gilt:  istam  arteni  doceor,  istam  artem  celor,  nicht 
ars  ista  me  docetur,  celatur.  wol  aber  findet  sich:  mihi  aliquid  ce- 
tatur,  niemals  mihi  docetur. 


nomen.     casus,     von  präp.  abh.     bei  uerbis.     867 

um,  ßir ,  ob ,  ü&er,  hinter,  ivider.  in  wird  aber  adver- 
bial zu  goth.  inn ,  ahd.  bleibt  in ,  mhd.  ein  schwankt  in 
und  in  (2,  759.) 

iihd.  mit  ein  coniponierle  verba  scheinen  aus  keiner 
Umsetzung  der  präp.  in  hervorzugehn,  sondern  fügen  diese 
noch  hinzu :  in  den  garten  eingehn  (ingredi  horluni),  in 
das  haus  eintreten  (inirare  domum.)  so  auch  goth.  in 
thana  gard  inngaggan  Luc.  10,  5  eiseoyead^ai  eis  t?;v 
oiziaV'  ahd.  aber:  thanne  ir  incfanget  thaz  hüs  (cum  in- 
tralis  in  domum)  T.  44 ,  8 ;  so  er  erist  thia  arka  in  gi- 
giang  0.  VI.  7,  51  (iugieng  in  thia  arca  T.  IMatth.  24, 
38.)  mhd.  beispiele  habe   ich  nicht. 

das  nhd.  auf  bei  verbis  ist  ein  ursprüngliches  adv.  (s. 
775),  die  bedeutung  der  präp.  iif  =  üfana  gebührt  ihm 
darum  nicht,  etwas  aufhauen,  den  köpf  auffallen,  das  feuer 
aufblasen  unterscheidet  sich  sehr  von  auf  etwas  hauen,  auf 
den  köpf  fallen,  auf  das  feuer  blasen,  mhd.  sagte  man 
inzwischen  iif  erben,  vf  erbern  im  sinne  von  an  erben, 
an  erbern  ,  und  folgende  beide  stellen  gewähren  sogar  die 
Umsetzung  des  doppelten  acc.  in  den  passiven  nom.  und 
acc:  ist  mich  von  Karle  M  erborn?  Wh.  455,  11;  von 
■wem  ist  mich  üf  gerbet?  Wh.  455,  15.  ich  folgere  dar- 
aus einen  üf  erben,  üf  erben,  üf  erbern  =  iif  einen  erben, 
üf  einen  erbern:  stt  H.  diu  junge  in  het  üf  gerbet  triuwe 
Parz.  451,  7.  die  präposilionale  fügung  findet  sich  IMs.  1, 
149*:  üf  wen  erbe  ich  danne  dise  nut?  und  Tit.  126,  2: 
vil  sa^lde  nf  in  gerbet  hat  sin  valer.  nhd.  bloß  auf  einen 
erben,  kein   auferben. 

goth.  Iheina  silbuns  s;iivala  ihairh  (jcKjcjith  hai'rus  cov 
(Tf  civrijS  Ttjv  ipvyiiV  d'itXtvceiai  ^o/Kfuia  Luc.  2,  25; 
thairhläith  laircikun  dirjoyeio  rr^v  ^hoiyto  Luc.  19,  1 ;  da- 
gegen Ihairhleilhands  ihairh  mitljans  ins  Luc.  4,  30;  thafrh 
ihairkö  nethlus  thairhlcilhan  Luc.  18,  25,  in  welcher  letz- 
ten stelle  dieselbe  wur/.el  dreimal  gebraucht  wird.  ahd. 
Isan  durh1den(j  sina  sola  N.  \)S.  104,  18.  mlul.  dei  diu 
lant  durchrunnen  iNIeriuarlo  9;  schilt  durchstechen  Parz. 
199,  2;  sm  wange  hat  durlihort  des  kiiules  tot  Bari.  79, 
4;  die  wilden  wüesle  durchstreifen  P>arl.  258,  13  u.  s.  w. 
statt  der  präpositionalon  fiigiingcn  runnen  durch  diu  lant, 
vgl.  reimen  durch  diu  lant  llenn.  2.  auch  hier  nüislc  der 
doppelte  acc.  statthaft  sein,  z.  b.  i!az  ich  daz  swert  in 
durchbor  (das  schwort  durch  ihn  bohre V,  gelosen  liabe 
ich  es  nicht,  nhd.  ilen  garten  durchlaufen  ,  den  zäun 
durchbrechen,    den  dämm  durchfjraben ,  das  I)nil   tlurrh- 

lii  ? 


808  einfacher  satz. 

schneiden,  ileii  scliild  durchstechen,  mir  liält  die  ]));i|), 
iiitlit  überall  gleichen  eilirilt,  es  lieilit:  durch  den  garlea 
laufen,  niclil  aber  durch  das  buch  laufen  für  daa  buch 
durchlaulcii. 

alid.  Vinheijunl  sie  dia  bürg  (circuibunt  civllalem)  N. 
p8.  58,  7;  daz  wazzer  umbej'dhet  die  erda  (anipleclilur 
lerrain)  N.  ps.  103,  6;  luid  so  lassen  sich  andere  anneh- 
men. unipihlouFan,  unipiwintan  r::r  kangan  »inipi,  hloufaii 
unipi.  lange  nicht  immer  gelingt  die  Umsetzung,  man  sagte 
kaum :  daz  wasser  fahel  umbe  die  erda ;  noch  weniger 
lialbon  umbe  statt  umbehalbun  (circumdare)  N.  ps.  7,  8. 
21,  13.  117,  10.  ein  doppelter  acc.  findet  sich  T.  200,  1: 
rutlahhan  umhi  bigabun  intiu  (chlamydem  coccineam  cir- 
cujndederunt  ei.)  ndid.  wir  suln  den  rehten  (justum) 
uinhegdn  (circuniire,  circumvenire)  Bari.  73,  3;  den  huho, 
breite,  liefe  timhegrijeu  molite  nie  AA'alth.  36,  27.  nhd. 
einen  umstehn  r=:  um  einen  herum  stehn.  in  den  melsteu 
fällen  aber  ist  die  Zusammensetzung  fester,  und  kein 
Wechsel  mit  der  prap.  thvmlich,  z.  b.  bei  imiarmen,  um- 
fassen, umringen,  umschlielkn;  ebenso  wenig  bei  dem 
mhd.  umbesliezen,  lunbevan,  umbesweifen  (Trist.  Frib. 
3644.  Wh.  Turl.  122^')  u.  a.  m. 

ahd.  Jiiriliof  Petrüsan  (praecucurrit  Petro)  T.  220,  2 ; 
Mercurium  fureloufet  tiu  sunna  N.  Cap.  36 ;  J'orofuor  sie 
(autecedebat  eos)  T.  8,  4 ;  fori  farent  iuwih  T.  123;/orrt- 
auam  inau  (praevenit  eum)  T.  93 ;  du  ftireüest  die  snelli 
dero  windo  N.  ps.  103,  3;  miniu  ougen  furejiioren  dia 
uohtüu  vude  fureivach^'ton  sia  N.  ps.  118,  148.  mit  dop- 
pelacc. :  thiu  mau  iuwih  Jini  sezze  T.  44,  7 ,  die  man 
vor  euch  setze,  uhd.  euch  (vobis)  vorsetze,  keine  beispiele 
aus  der  mhd.  spräche,  uhd.  steht  der  dat. ;  lief  ihm  vor, 
eilte  ihm  vor. 

ahd.  er  ohesihet  sie  (sieht  auf,  über  sie)  N.  ps.  33,  6; 
wazzer  ohestdnl  die  berga  (super  moufes  stabuut  aquae) 
N.  ps.  103,  6. 

goth.  ui  livanhun  anabusu  theina  ufariddja  Luc.  15, 
29;  ahd.  mit  thiii  er  thaz  laut  al  ubargiang  O.IV.  20,  30; 
thia  sunnün  ioh  theu  mänon  so  ubarjuar  er  gahon  0.  V. 
17,  25;  daz  sin  obero  suabel  den  nideren  so  ubertvah- 
set  N.  ps.  102,  5;  die  minna  uberstephest  du  (amorem 
transscendis)  N.  ps.  103,  3;  so  wer  irdischiu  gelüste  uber- 
nephet  unde  übersprungen  habet  N.  ps.  38,  1 ;  2tbersprin- 
•jenäe  die  werft  (transsiliens  munduu))  N.  ps.  38,  7;  sie 
uberstafton    daz    zil  menuiscin    chunnis   (excesseruut  metas 


iLoinen.     casus,     von  präp.  ahh.     bei  ue/  bis.      SöQ 

liuniani  generls)  N.  ps.  72,  7.  mhd.  ühergdi  den  rät  Trist. 
.5671;  sicli  selben  übersiget  Trist.  855;  er  überhörte  u. 
übersach  swaz  man  da  tele  ii.  sach  Iw.  3093.  nhd.  über- 
(jehn,  übersehn,  übertreten^  überspj'ingen,  überivachsen, 
u.  s.  \v.;  wo  \\hQV  die  bedeutung  von  zu  sehr  hat,  gehört 
es  nie  hierher,  z.  b.  in  überti-eiben  (exaggerare.)  fälle  des 
doppelten  acc.  lassen  sich  ahd.  und  inlid.  denken,  so  k{)nnte 
gesagt  sein :  dö  er  daz  vihe  den  bach  übertreip  (über  den 
bach  trieb),  daz  wazzer  in  übergoz  (über  ihn  gofs.)  ahd. 
hintarsehan  (retrospicere):  sih  ne  lündersehe  (nicht  hinter 
sich  sehe)  N.  ßth.  181;  aries  hindersihet  sih  ze  tauro 
(sieht  hinter  sich  an  den  taurus)  N.  Cap.  66;  hintarstan- 
tan  :  mih  habent  hinderslandeu  (irruerunt  in  me)  N.  ps. 
58,  4.  mhd.  hinderten  (circunivenire.  seducere)  :  ein  schale 
den  andern  liinder  gät  Bon,  35,  41  (geht  hinter  ihn);  nüt 
dopj)eltem  acc. :  des  meisters  wort  in  (euni)  hindergreif 
siner  freuden  zil  (nalim  es  hinter  ihm  weg?)  Bari.  26,  2. 
uhd.  einen  hinler (jehn. 

golh.  vithra'iddja  iiia  vni^vtr^Giv  uviöi  Job.  11,  20; 
bei  \ilhraganiuljan  imiiia  Joh.  12,  13  hangt  der  dal.  von 
dem  begriil'e  ganiöljan  ab.  ahd.  sie  xvidersprdehcn  gotes 
wort,  siuen  willen  N.  106,  11  r=:  spraclien  wider  g.  w. 
mild,  daz  xviderredet  Ilagne  Nib,  113,  4;  noch  widerreit- 
ez  Ilagne  Nib.  1147,  4;  si  widerreilez  sere  Nib.  1159,1; 
doch  widerreite  er  cz  s?t  Nib.  1635,  4;  daz  widerrelle  der 
künec  Iw.  4555 ;  daz  mahlu  Widerreden  iiiht  Bari.  233, 
25;  swer  daz  Widerreden  wil  Bari.  235,  39;  daz  wil  ich 
%viderrdten  Nib.  329,  1;  ob  du  mirz  widerrätes  Ulr.  Trist. 
2162.  widergAn ,  widerloufen ,  widervarn  haben  den  dat. 
pers.  Bari.  32,  10.  Wigal.  6201.  6185.  Trist.  7640.  nhd. 
liört  man  noch  den  acc.  der  Sache  bei  rvidersprechen  und 
Widerreden^  die  Schriftsprache  duldet  ihn  wem'gstens  bei 
tviderrathen. 

Den  doppollen  acc.  ersetzt  unsere  hejillge  Sprache  entw. 
so,  daU  sie  den  persönlichen  in  den  dal.  vciwandell  oilor 
den  sachlichen  durch  inslrumenlalcs  mit  uniscluoibt :  einem 
etwas  vorsetzen,  einen  mit  dem  schwort  durrlihohren ,  ei- 
nen mit  Wasser  übergieUcn,  mit  bhuncn  umstroiieii,  diese 
letzte  weise  ist  bereits  der  allen  spräche  für  oiitschicdno 
transiliva  gelaulig,  ilie  sich  tiicht  inlransiliv|)ra[)Ositionoll  wie- 
der gehen  lassen  :  mhd.  die  vil  miiuioclKlien  der  holt  mit 
armen  umbesloz  Nib,  585,  4;  liiez  \mil)ohengen  snien  sal 
iin't  s|)erlachei>  Kril).  Trist,  252t;  da/,  her  was  mit  her  al 
umbcmczzen  Trist.  5542;   ahd.  unlirlcget  mih  nüt  bliionion, 


4<^70  einfacher  sal-^. 

umbelcget  inih  nill  epfclon  IV.  14,  15;  dlianne  ir  mit 
ercna  ewa  abgrundlu  wazssar  iimbi  liringida  Is.  11,  4. 

solche  conslnicllon  crfaliren  keine  verba  häufiger  als 
mit  untrennbaren»  hc  zusammengesetzte  transitiva:  mit  erde 
bedecken,  mit  golde  beladen,  mit  tuch  behangen,  mit  was- 
ser  benetzen,  mit  dem  schwert  begürten,  mit  faden  befin- 
den, mit  der  axt  behauen,  aucli  hier  mag  früher  einmal 
Umtausch  in  die  präp.  luul  doppelter  acc.  zulässig  gewesen 
sein,  das  goth.  birinnandans  thata  gavi  iieoitinufiovTeQ  Tr^v 
neQi'yoQOV  IMarc.  6,  55  ist  =  rinnandans  bi  thata  gnvi, 
dQajiiovT€S  TisQt  T.  71.  die  hüfle  mit  dem  schwcrt  begür- 
len,  goth.  gairdan  hairu  bi  hup,  könnte,  wo  nicht  goth. 
lialru  hup  bigalrdau,  wenigstens  ahd.  lauten :  suert  huf  pi- 
kurtan  ? 

Überhaupt  aber  sind  fast  alle  umselzbaren  präp.  den 
acc.  i'egierende ;  bei  den  dativischen  entspringen  leiclit  nc- 
benbedeutuugen,  z.  b.  ich  spiele  dir  mit,  rede  dir  ZJt  ist 
verschieden  von  ich  spiele  mit  dir,  rede  zu  dir.  ich  stehe 
dir  bei  oder  nach  würde  jedoch  fast  einerlei  sein  mit  ich 
stehe  bei  oder  nach  dir.  N.  ps,  5 ,  5  fore  slan  ih  iir 
(astabo  tibi.) 

b.  Die  ganze  vorausgegangne  erorterung  bestätigt,  welch 
ein  genaues  band  zwischen  präposilionenreclion  und  parti- 
kelzusammenselzung  bestehe,  nachzuweisen  aber  wie  es 
geknüpft  wurde  hat  große  Schwierigkeit,  man  nimmt  bald 
w^ahr,  daß  die  subst.  anebet  (idolum),  anebuz  (incus),  ane- 
hanc  (pruina)  gerade  gebildet  sind  wie  die  verba  anebeten, 
anebuzeu,  anehaugen ,  welche  der  Vorstellung  nach  sich 
von  selbst  auflösen  in  beten  an,  buzen  an,  hangen  an. 
hinzufügung  des  abhängigen  subst.  ergäbe  die  phrasen : 
got  anebeten,  daz  fsen  anebuzeu,  dem  grase  aneliangen, 
und  mit  präposiliouen  ausgedrückt:  au  got  beten,  an  daz 
fsen  buzen,  an  dem  grase  hangen,  allein  nicht  jedes  ist 
gleich  üblich ;  es  heißt  nlid.  gott  anbeten,  nicht  beten  an  got, 
sondern  zu  gott,  wie  dem  lat.  adorare  kein  orare  ad  deum, 
vielmehr  orare  deum  zur  seile  steht,  neben  incus  ist  in- 
cudere  ungebräuchlich,  cudere  ferrum  oder  cudere  in  ferro 
heißt  es,  mhd.  buzen  ze  dem  Jseu.  doch,  die  präp.  kann 
gewechselt  haben,  dem  bloßen  casus  gewichen  sein,  vgl.  mhd. 
beten  an  (s.  851);  leitet  uns  das  componierte  nomen  auf  die 
allere  construction?  entnehmen  wir  aus  unseru  subst.  anerbe, 
anklage,  daß  früher  gesagt  wurde  an  einen  erben,  klagen  statt 
uf  einen  erben,  klagen?  die  geschichte  der  präp.  uf  stimmt 
hierzu,.   Es  scheint  dem  gang  unsrer  Wortbildungen  augemes- 


nomen.     casus,     von  präp.    ahh.    hei  subsi.      §71 

sen,  daß  solche,  überall  uueigenlliche  Zusammensetzungen  mit 
Partikeln  aus  lebendigen  redensarleu  keimten,  die  präpo- 
sition  steht  aber  lebendiger  im  satz  als  das  adverb. 

ich  hatte  2,  698.  918  andere  ansichten  aufgestellt,  und 
bin  auch  vorhin  s.  803  geneigt  gewesen,  die  adverbiale  be- 
deutung  der  partikel  der  prapositionalen  vorausgehn  zu 
lassen,  es  soll  damit  noch  nichts  entschieden  werden ;  so 
viel  leuchtet  ein,  daß  für  die  beurtheilung  der  präposi- 
tionsfiigungen  das  Studium  der  partikelzusammensetzungen 
nicht  zu  versäumen  ist.  dabei  hat  man  auch  zu  erwägen, 
daß  die  mhd.  und  nhd.  trennbarkeit  vieler  partikelu  im 
ahd.  weit  weniger  entschieden  ist,  und  im  goth.,  wie  im 
lat.  fast  gar  nicht  stattfindet,  obgleich  die  jüngere  spraclie 
hier  mehr  im  vortheil  als  im  nachlheil  sich  zu  befinden 
scheint. 


Präpositionen  neben  dem  nomen. 

Wie  die  nonünalrection  für  den  bloßen  casus  (s.  717) 
viel  unbedeutender  ist  als  die  verbale,  stehn  auch  bezie- 
hungen  des  nomens  auf  die  präp.  denen  des  verbums  an 
einduß  und  Wichtigkeit  nach,  ich  werde  erst  die  einzel- 
nen fälle  vortragen,  und  mich  dann  darüber  äußern. 

/.  Präpositionen  heim  suhst. 

1.  den  vom  subst.  abhängenden  gen.  umschreibt  in  der 
nhd,  spi-achc  die  präp.  von^  lange  nicht  so  häufig,  als  ihn 
das  ronian.  de,  engl.  <>/*,  nnl.  van  vertreten  hilft,  wir  dür- 
fen nicht  sagen:  der  vatcr  von  diesem  kind ,  die  sjjitze 
von  dem  berg,  die  hübe  von  dem  ihurni  statt  dieses  kin- 
des,  des  bergcs,  des  ihurms,  obschon  gemeine  mundarten 
sich  ein  solches  von  gestatten,  doch  lassen  es  einzelne 
redensarten  auch  in  der  gebildeten  rede  iü :  das  ende  vom 
liede  Avar,  der  ganze  vortheil  von  der  sache  ist,  keine 
spur  von  diesem  iiamen  iiiulel  sich,  statt  des  lieds,  der 
Sache,  dieses  namens.  i;t'\\i)hnlicher  zeigt  sich  iliese  jn'äp, 
beim  beiirif  diM-  hcrschaft  oder  des  *jchit'lens :  der  lievr 
vom  hause,  die  Iran  vom  hause,  obwul  ilas  weniger  aus- 
drückt als  der  herr,  die  frau  des  hauses,  landes,  gutes, 
mhd.  die  herren  von  dem  lande  V.w.  1917  und  gewis  öf- 
ter. Veldek  sagt  auch:  diu  gotinne  von  denic  wilile  l'!n. 
1790;  der  gol  von  dem  viure  En.  .')<')32;  die  eigentlich 
mhd.  dichter    ziehen    den    gen.   \or:    des  windes  gut  l);»!!. 


872  einfacher  satz. 

245,  15;  der  suiinen  got  Bari.  245,  16-,  des  wfnes  gof. 
'l  loj.  0«6;  die  götlinne  aller  berge  Troj.  1013;  und  Vel- 
dek  selbst:  dei-  wjgcs  gol  Kn.  5591;  iiiclil  anders:  der 
Heiden  gol,  der  Crislen  got,  der  Heiden  künec ;  der  bliio- 
meji  kiiiieginne  Troj.  1064.  mnl.  würde  hier  stets  van  ge- 
braucht sein. 

2.  vor  örtlichen  eigennamen  drückt  von  weniger  lier- 
seliafl  und  eigenlbuni,  n\s  herktinj't  unH  abst(imvutn(f  aus: 
A\'illioIin  von  Nassau,  lierr  t;on  Dürnberg,  fiau  von  Baum- 
bacl) ,  graf  von  Hanau,  fürst  von  Henneberg,  herzog  vom 
Sdnvaben,  künig  von  England,  lat,  rex  Angliae,  dux  Sue- 
viae,  comes  Hanoviae.  nihd.  von  Troneje  Hagene  INib.  9, 
1;  Volker  von  Alzcije  Nib,  9,  4;  von  Napels  Virgilnis 
Parz.  656,  17;  Heinrich  von  Rispach  Parz.  297,  29 ;  Hein- 
rich von  Veldeke  Parz.  292,  18.  404,  29.  Wh.  76,  25  ;  Ifernian 
von  Dürgen  Parz.  297,  16.  Wh.  3,  8.  417,  22  ;  Welfvon  Swa- 
]Ms.  2,  64^;  von  Brennen  ein  gräve  Dieterich  2,  64'';  der 
graf  von  Werlheim  Parz.  184,  4;  der  künec  von  den 
bergen  Bit.  649.  809.  1193.  1629;  helt  vo7i  sewcn  (oben 
s.  289);  der  von  dem  swarzen  dorne  l\v.  5629 ;  von  Kunie 
roys  Loys  Wh.  103,  13.  >venn  es  heißt:  der  chunc  von 
den  Iren  Rol.  180,  14,  so  vertritt  der  volksnanie  hier  den 
örlliciien. ''')  ohne  zweifei  galt  ein  solches  von,  nur  spar- 
samer, schon  ahd.;  seit  dem  11.  12  jh.  haben  lat.  Urkun- 
den de  vor  orlsnamen,  z.  b.  Berjihardus  de  Lippia,  domi- 
nus de  Berincastele,  was  den  Schluß  auf  ein  deutsches 
Jona,  und  noch  früher  aha  rechtfertigt.  alts.  thie  kesor 
fon  Piumuburg  Hei,  2,  18  und  vorher  jfrtJi  llunuiburg  riki 
2,  15;  iro  herron  bodo  fan  Rumuburg  Hei.  156,  14.  ahd. 
wir  findumes  heilant  Jusebes  sun  fon  Nazarelh  (invennnus 
Jesum  filium  Joseph  a  Nazareth)  T.  17,  2.  goth.  Lazarus 
ri/"  Bethanias  ylü^agog  <x7i6  B)jh-a.viae  Job.  11,  1 ;  in  bei- 
den folgenden  stellen  mag  die  präp.  lieber  auf  cjviman 
bezogen  werden:  qvam  manna  gabigs  af  Areimathaias 
IMalth.  27 ,  57 ;  quiniands  Jusef  af  Areimathaias  Marc. 
15,  43.  die  goth.  gen.  Belhanias ,  Areimathaias  scheinen 
aus  einer  ellipse  von  landa,  veihsa  oder  baürg  (s.  26 1) 
herzurühren.  Deutliclien  beweis  daß  diese  art  des  von 
abkunft  bezeichne  liefert  seine  anwendung  bei  Stoffen,    die 


*)  bemerkenswerlh  die  häiifuiig  des  ron  und  üher:  die  küueiie  von 
übe/-  nier  Wli.  32,  22;  lierre  i'o/i  ither  Rin  cod.  kolocz.  207.  so  in 
spaii.  liedorn:  reyes  de  allende  ia  mar;  franz.  les  rois  d'oiilre  iner,  le 
sieur  d'outre  le  poiit.  über  mer,  über  Kiii  gilt  ab  ein  fester  begrif, 
der  nun  wieder  von  einer  neuen  prüp.  abiiäugig  geniaclit  werden  kann. 


jionien.     casus,     von  prclp.  ahh.     hei  suh^t.       873 

von  einem  orte  hergebracht  werden,  z.  b.  seideuwaare  von 
Lion,  mild.  Scharlach  von  Gint  Wh.  63,  22 ;  seit  von  Gran 
Ivv.  3454;  side  vou  Zazanianc  der  guoleii  Nib.  353,  2; 
von  Marroch  die  aller  besten  slden  INib.  355,   1. 

3.  aber  auch  in  andern  fällen  zeigt  von ,  vor  ürtliclien 
und  persönlichen  begrilFen,  herkovimen  und  ursprunij  an. 
inhd.  ein  kaufnian  von  der  slat  Wli.  130,  7;  ich  bin  ein 
böte  von  Rriste  Gndr.  1167,  3;  sfn  art  von  der  feien 
Parz.  96,  20;  liute  von  dem  hove  Flore  7424;  smac 
von  äsen  AYli.  222,  13;  daz  bette  vou  dem  wunder  Parz. 
566,  15  verdeutscht  lit  marveile  ( lit  du  marveil.)  mnl. 
erscheinen  solche  van  allenthalben:  die  vrouwe  vaw  der 
port  (stadt)  bloris  433  ;  joncvrouwen  van  der  port  Floris 
511;  die  kiudre  van  dem  dorpe  Rein.  1588;  vrouwe 
van  der  orloghe  INlaerl.  1,  69.  liierher  nehme  ich  auch 
das  nihd.  ein  kus  von  rotem  munde  INls.  1,  47^;  ein  um- 
bevanc  von  zwen  armen  ]Ms.  1  ,  47"' ;  nhd,  ein  kus  von 
ihren  lippcn  ,  ein  druck  von  seiner  band;  zwar  ^Yäre 
der  gen.  zulassig,  die  präp.  ist  aber  lebhafter. 

4.  von  bezeichnet  den  slof,  woraus  etwas  besieht,  gemacht 
ist :  ein  becher  von  gold,  ein  liaus  von  stein,  eine  peitsche 
von  leder,  ein  dach  von  schiefer,  ein  kran^  von  blumen, 
ein  Spiegel  von  glas,  hier  dürfte  nicht  gesagt  werden:  ein 
becher  goldes,  ein  haus  Steines,  inhd.  ein  schrni  von  golde 
Ms.  1,  20^^;  von  struwe  ein  schapel  IMs.  1,  85^;  von  loube 
ein  dach  IMs.  1,  198'^;  von  golde  ein  becke  Iw.  587;  ho- 
sen von  sei  Iw.  3456.  zuweilen  wird  der  slof  in  den 
gen.  gesetzt:  scharlachcs  hosen  (gr.  2,  607),  was  sich  dann 
mehr  'dem  [adjcctivischen  ausdruck  ( s.  259)  nähert.  das 
inhd.  ein  hiily-tn  schit  ,  ein  erlin  schft  geben  wir  nhd.  ein 
Scheit  von  holz,  von  erle.  solche  stoll'e  werden  aber  je- 
derzeit allgemein  genonunen  und   haben  keinen  artikel. 

5.  diesen  »mbcstimmton,  arlikelloscn  aupdruck  mittelst  von 
verwenden  ^^ir  auch  noch  in  andern  liillen,  gcgoiiiilicr  ilom 
bestimmten  und  articulirten  geniliv.  ein  geräiisch  von 
menschen  ,  ein  gcschnatter  von  gänsen,  ein  Schimmer  von 
licht,  ein  strahl  von  hofiuing,  eine  fülle  von  gcdanken  ; 
aber  das  geräusch  der  menschen  ,  ein  Schimmer  des  lichts, 
die  fülle  der  geilanken.  weder  sagt  man  ein  geräusch  von 
*\in\  menschen,  noch  das  geräusch  \on  menschen;  in  jenem 
fall  steht  franz.  biolies  r/<' ,  iu  diesem  de  mit  artikel,  un 
bruit  (riioiumes,  le  bi'uil  des  hoinmcs,  une  foule  d'ijees, 
la  foule  des  idees.     nur  steht  unsejer   beslinnnten  rede  der 


874  einjac/ier  salz. 

^vil■klIclle  gen.  zu  gebot,  die  franz.  spraclie  ist  aiicli  ihn 
mit  de  zu  unischieiben  genülhigl.  J'evpr  aber  durch  ein- 
fiihrung  und  lange  Übung  des  unbestininiten  art.  ein  gefühl 
für  solche  Unterscheidungen  sich  gebildet  liatte,  stand  es 
damit  fast  wie  im  lalein,  wo  sonilus  acjuae  sowol  rauschea 
von  vvasscr  als  das  rauschen  des  Nvasseis  bedeuten  kann  ; 
nicht  viel  andei'S  würde  das  golh.  thuls  vatins  stehn,  doch 
könnte  sa  ihuts  ihis  vatins  für  den  bestimmteren  begrif 
gesagt  werden,  ahd.  kommt  es  auf  weglassen  oder  setzen 
des  bestimmten  art.  an,  geräusch  von  wasser  ist:  wazzarcs 
duz,  geräusch  des  wassers:  des  wazzares  duz;  nihd.  steht 
swertes  doz  ab  von  des  swertes  döz.  erst  bei  dem  nach- 
setzen der  genilive  mag  das  von  für  den  unbestimmten 
ausdruck  gewählt  worden  sein  ,  geräusch  des  wassers  ließ 
sich  sagen,  nicht  mehr:  geräusch  wassers.  die  mhd.  spräche 
wird  indessen  schon  einzelne  beispiele  dieses  x)on  darbie- 
ten: ein  ast  von  ölboum  (ein  ülbaumast)  \Yh.  138,  28; 
marc  von  golde  (s.  286.) 

6.  endlich  siebt  von  In  seiner  eigentlichen  bedeutuug  nach 
den  subst,  ahstand,  ent/'erniing ,  trennimg  luid  derglei- 
chen: der  abstand  des  niondes  von  der  sonne,  die  entfer- 
iiung  von  diesem  ort  that  mir  leid,  mein  abschied  von  dir. 
hier  würde  auch  die  ältere  spräche  bei  der  präp.  kein  be- 
denken haben. 

7.  nächst  dem  von  scheint  mir  zu  den  meisten  nmfang 
neben  subst.  zu  haben,  es  wird  dadurch  vor  Ortsnamen 
ivohnst'dlte  und  aufenthalt  angegeben,  wie  es  daher  in 
lat.  Urkunden  schon  des  8  und  9  jh.  heißt:  ecclesia  ad 
Sprendilingun,  ecclesia  ad  Suenheim,  capella  ad  Nerestein 
11.  s.w. ,  wurde  ahd.  auf  gleiche  weise  zi,  und  noch  früher 
az  verwendet ,  beide  mit  dem  dativ  (s.  778.).  wenn  T.  7, 
11  steht:  In  Ira  bürg  Nazarcth ,  so  ist  das  ganz  nach  dem 
text :  in  civitatem  suam  N. ,  die  freiere  spräche  würde  ge- 
fordert haben:  in  ira  purg  zi  N.  auch  IJlf.  gibt  us  baürg 
Nazaraith  Iz  nohwc  Nu^aQtd-  Luc.  2,  4,  hier  ist  es  schon 
gewagter  ein  goth.  at  N.  zu  mutmaßen,  die  alts.  spräche 
zieht  vor  die  composita  Rumuburg ,  Nazarethburg  zu  bil- 
den, mhd.  wird  das  ze  selten  fehlen:  diu  burc  ze  Beche- 
Llren  Nib.  1238,  1,  Bit.  943;  der  stuol  zuo  Ache  Geo. 
2173;  üf  den  stuol  hinz  Ache  Wh.  450,  24;  diu  stat  ze 
Wormze  Nib.  966,  4;  in  der  stat  ze  Dianazdrun  Parz. 
525,  13;  gegen  der  stat  ze  Winden  ]Ms.  1,  23=»;  dienstmau 
was  er  ze  Ouwe  ;  ze  Pvume  keiser  Ms.  1,  78^';  ze  Friesen 
herre  Gudr.  208,  1;    im  lande  ze  Wäleis  Parz.  77,  9;   ze 


nomen.     casus,     von  prcip.  ahh.     hei  suhst.       875 

Brltanje  in  daz  lant  Iw.  1182;  ze  Arabia  in  tlem  lande 
Bit.  8962;  reit  ze  Breziljun  in  den  walt  I\v.  263;  in  den 
walt  ze  Breziljan  Iw.  925  ;  in  beiden  letzten  stellen  geliürt 
ze  nicht  zu  nten  und  varn ,  sondern  zu  walt  *).  Llwas 
anders  ist  ze  bei  subst. ,  in  welchen  ein  begrif  der  bewe- 
gung  enthalten  ist :  mhd.  zen  Hiunen  iuwer  vart  Nib. 
1575  2;  iihd.  die  fahrt  oder  reise  zur  hochzelt,  der  gang 
zum  eisenlianimer.  aiicli  bei  den  abstracten  begriffen  nei- 
nung,  abueigung,  hofnung:  daz  er  herzeminne  triioc  ze 
siner  viendlnne  Iw.  1541;  haz  ze  den  vnuiien  Iw.  150; 
Lan  ouch  noch  ze  vreuden  wan  Iw.  1756;  het  gruzen 
trost  ze  den  zweln  Iw.  5168.  nhd.  die  liebe  zu  golt,  der 
liang  zur  siinde.  auch  drückt  uns  zu  das  gehörige  aus: 
der  Schlüssel  zum  thor ,  der  deckel  zum  topf.  die  mhd. 
redensart:  ein  lielt  zer  haut  ist  s.  727  angeführt,  von  dem 
zu  vor  in  f.  nach  subst.  lassen  sich  schon  goth.  beispiele 
geben ,  noch  häufiger  werden  sie  in  den  späteren  dialecten 
(s.  106  jf.) :  ei  bigcteina  til  du  vruhiam  ina  /V«  evQOüi 
■nair^'yoQUiV  uvtov   Luc.  6,  7,  til  ist  das  hd.  zil. 

8.  die  prap.  üher  pflegt  ahd.  und  mhd.  mit  den  subst. 
köui(j  ,  Jiirst ,  herr,  richter  luid  ahnlichen  verbunden  zu 
■Nverden,  ahd.  furstcn  sind  uhcr  crda  N.  ps,  44,  18;  chu- 
lüiig  mahtig  über  alla  crda  N.  jis.  46,  3;  wollun  inan 
«hian  zi  kuniiige  tihar  sih  0.  111.  8,  2  ;  tbeiz  si  nun  ani- 
bahl  nbar  thih  0.  1.  25,  8.  mhd.  ist  künec  über  den  berc 
Ms.  2,  15^;  fürst  über  Zscringen  Dietr.  563  ;  bin  ich  lu-rre 
worden  überz  lant  Parz.  49,  21;  wan-  ich  herre  übern 
gral  Parz.  476,  16;  diu  ist  frouwe  über  diz  lant  Iw.  3640; 
diu  was  frouwe  überz  lant  Parz.  514,  28;  ir  sult  ouch 
werden  frotiwe  über  managen  werilen  man  j\ib.  1176,  1; 
frouwe  über  heize  Frauend.  80;  Venus  diu  frouwe  was 
über  die  miiuie  En.  45.;  diu  frowe  ist  über  die  niinnc 
Diut.  1,  11;  gütinne  über  die  minne  Frauend.  36;  wer 
sol  schirmer  sin  über  des  grules  tougcn  Parz.  480,  22;   du 


*)  nhd.  lassen  wir  nacli  Stadt,  hnr?,  Horf  den  clprrniinmpn  \m- 
mittell)ar,  oline  zu,  folpcn:  die  stadt  Frankfurt,  das  dort  liiulihoim; 
in  andern  fällen  aber  nmfs  zu  stelin :  die  kirclio  zu  S|iriii(lliiip:en, 
die  capelle  zu  Fraiikenberp; ;  an<lereniai  pilt  i'iui :  der  \vi\ld  icn  lires- 
siliande.  ronianisclie  sprariien  setzen  überall  (le:  Ir  ville  de  l'nris, 
re^lise  de  Rlieims;  »ind  dieser  pe^'ensatz  zwiselien  dem  inlid.  dalivi- 
selien  ze  und  dem  romanisrlien  {^enitiviselien  d-  darf  liier  nie  lit  iilier- 
sclicn  werden.  das  iinl.  de  sind  ran  \ni.sterdani ,  das  en^l.  tlie  eily 
<'/'  l.onditn  i-sl  liaarer  {jallieisnins.  lüinsernamen  lial>en  zu,  franz.  ii : 
gastlinus  zum  scliwan,  zum  li'iwtn  .    au  <i.c:nc,  uu  lion. 


«576  elnjacher  salz. 

wirst  niolsler  nher  ille  Ijialeii  Rcliih.  G87.  iilid.  kom'g 
ühtr  das  volk,  her  ühtr  die  leute  sein.  schwed.  kling 
öl'vtr  alla  dvergar  sv.  vis,  1,  34.  liieß  es  nilid.  auch  :  gast 
über  den  tisch:'  in  der  phrase:  er  in  ziio  einie  gaste  eins 
lagea  über  tisch  luot  fragm.  SO**,  läßt  sicli  die  präp.  noch 
anders  beziehen,  man  n\\\[\:  über  wirtes  hrut ,  «6er  ein 
velt,  über  ein  lant  silzen  ([leiiili.  p.  104)  vergleichen,  \vo 
die  präp.  mit  dem  acc.  vielleicht  aus  den  subst.  gast,  frau, 
herr  zu  deuten  wäre?  sie  darf  aber  unmittelbar  an  das 
verbum  sitzen  geknüpft  werden,  da  es  auch  hieU  über 
einen   stehn  oder  knien  (s.  819.) 

9.  ob  mit  dem  dat.  drückt  bei  andern  subst.  das  oben- 
Uegeiide,  übertreffende  aus.  mhd.  ir  sit  sluz  (schlußstein, 
gipfel)  ob  dem  sinne  Parz.  293,  27;  ein  sluz  o6  dem  prise 
Parz.  160,  17;  er  balsem  ob  der  triuwe  Parz.  476,  2; 
da  ist  not  ob  aller  not  Parz.  556,  16;  ein  vensler  ob  im 
Iw.  1450;  ein  sulit  ob  allen  süliten  Ms.  2,  135*;  ein 
bluome  ob  allen  wibea  Troj.  13099.  auch:  was  herre  ob 
in   Bit.  89. 

10.  an  mit  dem  dat.  fmdet  sich  mhd.  bei  lobenden  oder 
scheltenden  subst.  (s,  443),  denen  fast  adjectivische  bedeu- 
tung  zusteht:  er  ist  an  schänden  gar  ein  maget  Wh.  III, 
343;  an  den  truwen  ein  wolf  llolrich  51^;  ich  waere 
gans  «u  wizzenlichen  triuwen  AA  li.  13,  22;  obsclion  in 
gleichem  fall  auch  der  gen.  gilt,  welcher  gerade  den  nähe- 
ren be/.ug  auf  das  subst.  bestätigt:  der  jare  ein  kint  ]Ms. 
1,2^;  der  sinne  ein  kint  Wigam.  691;  ich  wajre  aller 
sinne  ein  bok  Turl.  Wh.  33*;  aller  sinne  ein  gouch  das. 
111*;  rehler  witze  ein  gouch  ]Ms.  2,  124'^;  der  mnere  ein 
guuchelin  Ben.  209;  ein  löuvve  muotes  Doc.  misc.  1,  70. 
«lid.  ein  lüwe  an  mut ;  sie  ist  an  reiuheit  eine  taube; 
ij»an  dürfte  auch  von  setzen. 

an  mit  dem  acc.  erklärt  sich  aus  der  dem  subst.  noch 
anklebenden  verbalkraft,  nhd.  mein  glaube  an  gott ;  ein 
einziger  blick  an  das  fenster.  mhd.  mir  tet  su  wol  diu 
angesiht  an  daz  vil  reine  siieze  wJp  Frauend.  8»,  vgl.  s. 
756  über  ansichtig  werden. 

11.  in  mit  dat.  hin  und  wieder  statt  zu,  für  den  aus- 
druck  der  statte,  man  pflegte  sonst  wol  der  könig  in  Dä- 
nemark, in  Preußen  zu  sagen,  lieber  als  von.  mhd.  künec 
in  Beheimlant  Ms.  2,  64^^;  fürste  in  Brabant  Parz.  826..  1; 
fiirstüi  in  Brabant  824,   27;    der  hof  in  Beigerlande   Ms. 


iiomen.     casus,     von  prap.  abli.     l^el  sithst.       877 

2,210''.  ahd.  clilnd  in  cliuniiicnclie  Hild.  13.*)  nlid. 
gott  i»*  Liainjel,  die  Jungfer  im  giütien. 

in  mit  dem  acc.  gleicli  jenem  au  zu  beurlliellen :  ein 
slich  ins  herz,  ein  scliuß  in  den  leib,  ein  iliig  in  die  Jiifl, 
ein  böte  ins  land.  inhd.  böte  in  daz  herze  Parz.  370,  20; 
ein  slac  in  einen  bach  ]Ms.  1,  155''  2,  253'' ,  altfrauz.  cops 
en  eve  IMeou  4,  137. 

12.  aus.  mild,  des  kiineges  kint  ritz  llngerlant  l\Is.  2, 
llO'^;  der  fürste  üz  Ostericbe  IMs.  2,  1*;  üz  Peiei-lant 
ein  fürste  wert  Ms.  2,  65^;  der  tiuvel  iiz  der  helle  Ms. 
1,  i?>5^-^  Nib.  419,  6;  siieziu  Wort  ilz  liebes  munde  INIs. 
1,  IS'',  nhd.  alle  werte  «zts  seinem  mund ;  der  trunk  aus 
der  quelle  ;     retlung   aus  der  notli. 

13.  vor,  mit  dat.  und  acc:  vor  misscwende  ein  wariu 
llulit  Parz.  4,  22;  si  ist  vor  allem  valsche  meit  (Jungfrau, 
d.h.  rein,  sicher)  Frauend.  112;  diu  muoz  gar  sin  vor 
Wandel  meit  Frauend.  126  ;  vor  schände  ein  maget  Doc. 
misc.  1,  70**);  du  haniit  vor  den  ewigen  tot  Geo.  2749. 
nhd.  das  schloil  vor  der  ihür;  ein  mittel  für  die  kraukheit. 

14.  auf.  mhd.  daz  ist  sin  räche  iif  mich  Parz.  529,  1. 
nhd.  das  gedieht  aiif  Carl  den  groReu ;  baisam  auf  die 
wunde;    ein  schlag  auj  die  band. 

15.  nach.  mhd.  sui  dienst  nach  minne  Parz.  26,  27; 
der  jamer  nach  dem  wibe  Iw.  3213.  nhd.  durst  nacli 
ehre,   begierde  nach  rühm,  die  walllahrt  nach  der  kirrhe. 

16.  um.  ahd.  rcda  umhe  diu  ticr»  nhd.  die  bindt'  %im 
das  haupt,  der  kämpf  %im  die  braut,  die  sorge  lun  das  geld. 

17.  fjegen.  mhd.  (fein  sirtle  rehte  lllnse  Wh.  76,  7;  hat 
(fein  iu  llucht    Parz.   488,   8. 

18.  mit.  mhd.  der  riler  mit  dem  Icun  (s.  721);  diu 
biilise  mit  der  salben  l\v.  3441;  becher  mit  wazzer  otler 
7nit  biere  Iw,  822.  nhd.  daz  zeichen  mit  der  band ,  die 
bewegung  mit  dem  köpfe. 

Hiernach  wird  man  sich  auch  leicht  bcispiele  zu  den 
übrigen,    hier  nicht  angeführten  priip.   sanmicln  können. 

Die  meisten  dieser  consiruclionen  lassen  mehrfache  be- 
urtheihing  zu.     das  subst.  nemlich ,    auf   welches    die  priip. 


*)   Cliuonradus   senior  in  Hcssia.  Rcgino  nd  n.  006  (Pcrtz  1,611.) 
*•)   auch    i-on    kanu    es   lieilsen:    si   ist   poii   valsclieu   diugea   iiitit 
Frauend.  118. 


378  einfacher  salz. 

zunächst  bezüglich  scheint,  tritt  gewohnlich  neben  einem 
verbü  des  sal/.cä  auf,  und  es  sliinde  anziinelinien,  daU  erst 
von  solcher  \crkniii)riiiig  beider  die  priip.  abhänge  in  dem 
sinn,  "vvie  der  bloUe  casus  vom  verbo  ahhiingt.  könig  sc!u 
ist  :^:=.  lierschen,  und  weil  auf  herschen  über  folgt  (s.  849), 
darf  es  auch  auf  könig  sein  folgen.  bei  von  und  zu, 
vveiui  sie  nelien  subst.  herkunft  und  wohnung  ausdrücken, 
ließen  sich  die  participia  kommend,  wolinend  ausgelassen 
denken,  und  darauf  die  priip.  ziehen,  gott  im  hinmiel, 
der  leul'el  aus  der  liülle  würde  durch  die  ellipse  der  ist 
oder  seiend,  der  kommt  oder  kommend  verständigt. 

näher  auf  das  siibst.  zu  beziehen  nüthlgt  hingegen 
theils  die  annähme  ,  daß  jenem  die  kraft  des  entsprechen- 
den verbums  mitgetheilt  werde,  also  z.  b.  auf  herr  über, 
auf  glaube  an,  auf  dienst  nach  folge,  weil  herscheu  über, 
glauben  an,  dienen  nach  etwas  gesagt  wird,  theils,  und 
noch  mehr,  die  vertauschuug  der  präpositlonalen  mit  geni- 
livischer  structur.  wenn  das  ende  vom  lied,  ein  mantel 
von  sammet,  der  könig  von  England,  das  geräusch  von 
den  leulen ,  an  juren  ein  kint  gleichviel  ist  mit  den  phra- 
sen:  das  ende  des  lieds,  ein  sammetsmantel,  Englands  kü- 
nig,  das  geräusch  der  leute,  der  jare  ein  kint,  hier  aber 
der  gen.  unmittelbar  von  dem  ihm  zur  seile  stehenden 
subst.  regiert  wird;  warum  sollten  nicht  auch  jene  präpo- 
siliouen  auf  das  uemliche  subst.  zurückzuführen  sein? 

//.  Präpositiotien  neben  adj. 

1.  zu.  ahd.  wis  hursam  io  zi  guale  0.  1.  18,  40;  thaz 
was  zem  opphere  gimah  0.  II.  9,  59  ;  stat  zi  thiü  gilum- 
flichu  0.  II.  14,  60.  mhd.  hu  civi  poume  (baumeshoch) 
Anno  366;  so  den  rossin  waren  si  gereht  (oder  gereit?  es 
steht  im  cod.  gereih)  Roth.  2975;  ze  sänge  snel  Ben.  179; 
ze  sünde  noch  ze  buoze  halt  Bari.  220,  18;  im  wart  ze 
dem  slage  gäch  Iw.  5063;  wart  raeze  ze  sinen  kampfgenu- 
zen  Iw.  15391;  der  frouwen  was  zer  verte  ger  Wigal. 
5782;  diu  Im  ze  tude  was  gehaz  Iw.  1543;  der  mir  zem 
tude  ist  gehaz  Iw.  1613;  mir  was  ze  sinen  buhlen  liep 
luid  gäch  Iw.  4186;  gereit  saller  guoler  küudekeit  Iw. 
2182;  wurden  ze  strite  gereit  Iw.  5308;  was  ze  were  be- 
reit Iw.  478;  ir  sit  zer  boteschaft  vil  redeba-re  Gudr.  239, 
4;  dar  zuo  was  er  gedankaft  Trist.  272.  19195;  ern  was 
du  niht  gedankaft  sernste  Trist.  19053;  guot  zer  demuot 
Parz.  479,  1 ;  zer  wunden  schedelich  Reinh.  263  vgl.  zer 
wunden  schaden  Parz.  490,  8.     mnl.  te  seghe   salich  Rein. 


nomen.     casus,     pon  präp.  ahh.     bei  aclj.     879 

3496;  ten  wapenen  vroct  INIaerl.  2,  2.5.  nlid.  bereit  zur 
büße;  zur  gesundheit  diensain ;  gut  zur  speise,  häufiger 
verwenden  wir  dieses  zu  vor  inf. :  gut  zu  essen,  leicht  zu 
sagen;  belege  aus  der  alten  spräche  s.  109.  110.  einige- 
mal hat  ze  die  schärfere  bedeulung  usque  ad:  zeni  tode 
geliaz,  zem  boume  buch,  ze  verlie  wunt  Iw.  7785. 

2.  an.  ahd.  welche  an  dcio  geloubo  N.  8,  3;  an  in  (den 
worlen)  bin  ich  sündig  N.  ps.  21,  2;  dir  ne  ist  keliclier 
an  dinen  gedanclien  N.  ps.  39,  6;  lukke  siut  nienniscuu 
chint  an  dien  vvagun  (niendaces  in  slateris)  N.  ps.  61,  10; 
scone  bist  tu  an  reinen  gedankon  W.  12,  16.  nihd.  ist 
got  an  siner  helfe  blinl  Tarz.  10,  20;  an  fröiden  kranc 
JMs.  1,  199»;  an  dem  ge!ouben  laz  fundgr.  2.  115,  12;  an 
ii enden  wunt  \Yigal.  8726;  an  den  witzen  kranc  Parz. 
463,  2;  an  den  wilzen  toup  Parz.  475,  6;  an  eren  die 
weichen  ]Ms.  2,  29^;  belibet  diz  laut  an  erben  fri  (der 
erben  entblüIU)  Trist.  8569;  bluz  an  beinen  unde  an  ar- 
men I\v.  4930;  da  was  ich  an  meineide  xi.  triuwelus  Iw. 
3185;  wart  golich  einem  mure  an  allem  sime  libe  l\v. 
3348;  unwandelb.cre  an  libe  u.  an  sinne  Iw.  3253;  vesle 
an  lierlexn  gemiiete  Iw.  7704;  si  was  an  grozen  eren  slaele 
Gudr.  1024,  4;  icli  solde  stfuter  sin  dar  an  Iw.  3978;  du 
ist  daz  herze  schuldec  an  Iw.  197.  1384;  du  was  ich  uu- 
schuldec  an  Iw.  758.  1675;  ist  got  an  slrite  wise  Parz. 
472,  8;  an  allem  dienesle  bereit  Trist.  5762;  an  riuwcn 
ilizec  u.  an  clage  Flore  4002.  nhd.  reich  an  geld,  gesund 
an  leib  und  seele ;  arm  am  beule],  krank  «mlierzen;  taub 
an  beiden  obren;  bloß  an  den  fußen;  nacket  an  den 
liänden;  an  dem  mord  unschuldig,  dies  an  mit  dat.  un- 
terscheidet sicli  sehr  von  dem  vorausgehenden  zu,  welches 
geschick,  fug  und  neigung  zu  einer  Sache  ausdrückl;  an 
aber  schildert  gute  und  schlechle  eigcnschaflcn  an  etwas,  zu- 
mal steht  es  bei  privalivbegrillen  *).  mit  ilem  acc.  con- 
slruiert  kann  es  jenem  ze  gleichbedeulig  werden:  im  was 
an  den  riscn  gacli  Iw.  4989  z^  ze  dem  riseu. 

3.  von.  ahd.  sihluiv  Jona  wane  K.  28\  daz  was  von 
stme  duzze  hei  Parz.  180,  22;  von  fieuden  wart  rut 
Nib.  424,  2;  von  nfen  gru  JMs.  1,  13^;    von   manigem   al- 


•)  wenn  liier  einigemal  an  und  von  gctnusclit  wrnUMi  ilnrf:    krniik 

an.  von  herzen;  weieli  an,  von  der  selinle,  frei  an,  von  scIiiiM  ;  selieiiit 

«las  wieder  die  l)eiiilirun'^  zwischen  beiden  präp.  (s.  7H2.  ;ö;i)  zu  be- 
stärken. 


0*50  einfacher  salz. 

ter  ist  der  wall  giise  fragm.  l'>'';  von  schäme  r(5t  Wli. 
274,  9;  von  siiier  vrouwcu  luiiino  >viinl  I\v.  7784;  swer 
voll  vvufeii  will  wunl  Iw.  15.51;  siech  von  aUer  Flore 
2.)26;  von  uiuiülzeii  gengen  isl  der  wolf  wise  fragm.  15^; 
von  liungcr  lot  cod.  koloc/..  117;  von  vleisclie  die  lililen 
Farz.  200,  22;  diu  von  süiiden  frie  Mar.  157;  i'ri  ist  er 
von  siiiideii  Mar.  188;  von  tiem  iii.x'r  was  er  der  frte 
Parz;.  478,  29;  von  in  sicher  was  Bari.  127,  17;  ir  golt 
wart  von  trelien  sal.  Nib.  362,  3;  von  dem  sei  er  ledic 
Sin  Par/.  8f),  17;  ir  wert  wol  ledic  von  Gahmiirele  89, 
29*);  voti  werke  was  immiiezec  Nib.  31,  3.  nlid.  das 
kleid  isl  rolli  von  blut;  sie  isl  schön  von  antlilz ,  giil  von 
herzen  ;  er  isl  frei  von  allem  leid.  alln.  fidlr  af  harmi 
Sn.  40  ziz  harmsfiillr.  das  von  ist,  wie  sonst,  bald  ein 
caiisales,  bald  ein  schilderndes,  uud  würde  entw.  goth. 
fram  oder  af  lauten. 

4.  vor.  nihd.  vri  vor  spülte  und  vor  leide  Iw.  1533;  vor 
zagelieit  der  vrie  Parz.  27,  26;  vor  valscheit  diu  vrie  Parz. 
413,  2;  vor  valscheit  die  vifen  Parz.  427,  8;  vor  zorne 
niht  diu  vrie  Parz.  353,  24;  die  sint  vor  missewende  fri 
Parz.  62,  10;  kint  vor  missewende  vri  Parz.  87,  18.  234, 
27;  in  gelieze  vri  vor  spotte  u.  vor  leide  Iw.  1532;  vor 
wilzen  vri  Parz.  296,  4;  vor  mir  al  ze  fri  Ms.  1,  öl''; 
von  schänden  der  nacte  Parz.  102,  26;  vor  hmiger  tö, 
cod.  kolocz.  164;  vor  den  andern  bleip  si  hure  Parz.  423t 
3;  sicher  vor  leide  IMar.  167;  vor  wildem  valsche  zam 
Parz.  160,  14;  vor  jugende  geil  Parz.  181,  10.  dies  vor 
entspricht  dem  lat.  prae ,  kann  aber  in  den  meisten  fällen 
mit  von  tauschen,  z.  b.  Nib.  419,8  geben  die  hss.  beides: 
vri  vor  (von)  miner  minne.  nhd.  sicher  vor  der  gefahr; 
roth  vor  freude;   bleich  vor  angst. 

5.  nach.  mhd.  wirt  tiäch  der  viaster  var  Parz.  1,  12; 
var  nach  wize  Parz.  237,  5;  nach  helle  var  Parz.  463, 
14;  nach  mannes  kumber  **)  gevar  Parz.  673,  17;  7iäch 
dem  viure  var  Ernst  4735 ;  daz  er  wirt  iidch  bluote 
var  Bari.  241,  36;  man  sach  da  var  nach  bluote  vil  ma- 
negen    herlichen    rant    Nib.   21i,    4;    im   wart    we    nach 


')  mnd.    lie  were  lös   man  von  en.    Delius   liarzb.   urk.   p.    13   (a. 

laoö.) 

••)  mannes  kumber,  ganz  in  nordischem  tropiis,  wunde,  weil  sie  den 
lield  zu  streiten  hindert;  so:  mannes  leitvertrip  =  tVau  Morolt  1145. 
Ben.  172;  mannes  heil,  wibes  heil  Waltb.  72,  26,  16. 


nomen.     casus,     von  prap.  ahh.     hei  cidj.     881 

ir  Iw.  1G06;  ger  nach  dren  ]Ms.  2,  154^  nlid.  gierig  JiacÄ 
juliiii,  durstig  nach  ehre. 

6.  (fccjen.  alid.  karo  [fdgen  dir  N.  ps.  10,  17.  nihd.  sin 
]ip  (jein  valsclie  nie  ^Yart  palt  Parz.  364,  2;  </em  valsche 
laz  Parz.  217,  12;  </eiu  wihea  laz  Parz.  820,  2;  (jein 
■valscheit  der  tra>ge  und  der  snelle  tjein  dem  prise  Parz. 
66,  12;  min  fröude  w.vr  (jein  sorgen  her  Parz.  431,  24. 
l\v.  2641  stellt  aber  gcin  einem  harc  absolut,  und  unal)- 
hängig  von  unvru.  uhd.  blöde  tjegett  frauer.,  frech  gcqen 
den  prIester,  kühn  gegen  den  feind ;  bei  schnell  und  träge 
steht    zu. 

7.  tvidev.  mhd.  machet  in  unschuldec  xvider  si  Iw.  2053 ; 
si  sint  unschuldec  w/<?er  die  man  Trist.  17790.  der  gegen- 
ständ der  schuld  Avird  durch  den  gen.  oder  die  präp.  an 
ausgedrückt. 

8.  (luf.  mhd.  mit  dat.  und  acc. :  mir  wfere  uf  den  trl- 
wen  niat  Parz.  275,  28,  nehme  man  nun  dies  mat  für  das 
adj.  fessus,  oder  für  das  subst.  aus  dem  Schachspiel.*]  das 
///  verstehe  ich  ^vie  bei  pfenden  i'tj  eren  (s.  847),  rouben 
t\f  fröude  (s.  861),  auf  dem  felde  der  treue,  ganz  anders 
der  acc:  vf  Aan  stril  giflic  Troj.  12346;  ir  ietweder  was 
gereit  i'if  des  andern  schaden  \\\.  1008.  uhd.  zoi'jiig  auf 
einen. 

9.  oh,  wie  beim  subst.,  mhd.:  sit  ir  zwene  oh  minnen 
her  Parz.  532,  14;  diu  minne  ist  oh  den  andern  liuch 
Parz.  533,  30;  hohe  (adv.)  oh  allen  listen  Bari.  50,  14. 

10.  lim.  ahd.  pehuctJger  si  tiuihi  kidanchä  sine  abah^  K. 
27'^;  suorcfol  nmhi  managu  T.  63,  4. 

11.  mit.  ahd.  mit  thiarnuduanu\  reiner  0.  IV.  32,  5. 
mhd.  mit  silen  die  wiv?hen  Parz.  296,  28;  mit  golde  veste 
Parz.  375,  8;  mit  vrenulen  wufen  var  I\v.  6892;  was  mit 
rede  bereit  Parz.  418,  26;  \vir  sin  mit  gesehndcn  ougea 
blint  Iw.  1277.  7058.  auch  hier  also  verleugnet  sich  nicht 
die  doppelle  ualur  dieser  priip.,  in\  lol/.leu  beispiel  drückt 
sie  hei,  in  dejj  üi>rigen   instrumentales  7nit  aus. 

12.  IM.  ahd.  funser  in  lahlere  (promiitus  in  risu)  K.  29-'; 
hlutreisler  in  stimnui  K.  29^;  mahtig  in  werke  T.  225,  2; 
in  Silin  fruater  0.  I.  8,  10;  in  daün  lind  0.  II.  19;  mah- 
tig in  cluelte  N.  ps.   102,  20.     nhd.  sanft  in  Worten;  gott 


*)  auch  jenes  adj.  ist  undcutscli,  und  aus  dcMu  roman.  niattus,  nint. 

kkk 


Ö82  eirij'nclier  satz. 

isl  in  den  scliwadien  slark ;  froh  in  goll ,  sclion  inlul.  in 
gole  vr(j  llvl.  clir,  17''  3<)*,  \Yie  man  sa^jl:  fcich  lu  gull 
l'reuen   (üi-alU  priip.  43.  44.) 

Auch  bei  diesen  construcllonen  der  ])räp.  nach  adj.  cr- 
gi])t  sich  aus  der  zugleich,  und  früher  slallliiidendon  geni- 
livreclion  (s.  729-34)  der  unniiUelhare  bezug  auf  das  adj. 
valsclies  vn,  helfe  halt  isl  z=l  vor  valsche  \ri,  gein  helle 
halt,  in  andern  fallen  vertritt  der  gen.  den  instr.  (lat.  abl,), 
z.  b.  in  grä  des  hares  (canus  crinc) .  libes  gröz  (niagnus 
corpore)  ri:  gru  von  liare ,  gröz  von  Übe.  statt  mit  thiar- 
nuduamu  reiner  wird  früher  diornduonui  hreiiier  gegolten 
haben. 

auf  einige  lat.  adj.  folgen  gleichfalls  präposilionen,  z.  b. 
aptus  ad,  soUicitus  de  oder  pro.  oft  stinunt  auch  die  con- 
slruction  des  adj.  zu  der  des  entsprechenden  veibums,  z.  b. 
durstig   nach,  ger  nach  wie  dürsten  nach,  gern  nach. 

sehr  merkwürdig  ist  der,  nur  bei  einem  einzigen  adj. 
wahrgenonnnne,  Übergang  der  prapositionalen  slruclur  in 
die  adverbiale :  wirt  er  mich  sihtic  an  statt  des  nicht  mehr 
üblichen:  wirt  er  sihtic  an  mich,  belege  s.  756.  ganz 
analog  dem  Wechsel  zwischen  in  an  gesach  und  gesach  in 
fin  (s.  863.)  dies  ansichtig  erscheint  immer  neben  dem  verb. 
subst.   werden. 

Den  gen.  bei  gesteigerten  graden  (s.  735.  736)  ersetzt 
in  der  späteren  spräche  nicht  seilen  die  präp.  nhd.  die 
schönste  von  allen  frauen ,  unter  allen  frauen.  mhd.  diu 
sclitrnst  oh  allen  frowen  Oswald  574.  Orendel  229.  1192. 
nhd.   das  beste  hei  (von)  der  saclie. 

liei  parlicipien  darf  man  die  prap.  erwarten,  die  auf 
das  verbuni  iibeiliaupt  folgt;  hier  ist  also  die  coustrucliou 
verbaler  als  bei  den  adj.  es  werden  kaum  belege  erfor- 
derlich sein:  niuot  se  zorne  gestalt  Wigal.  2240  5  %uo  hö- 
viocheit  gewant  Trist.  5633;  gordent  ?//' den  grill  Parz.  820, 
14;  vor  (?  vonj  schänden  gereiuet  U'roj.  250;  betrüebet 
nach  ir  Ti'oj.  15632;  yein  der  helle  ir  sil  benant  Parz. 
316,  7;  din  vart  gein  slrhes  reise  ist  ungespart  Parz.  331, 
26  (vgl.  swer  den  lip  gein  nlerschefte  S])ar  Pai'z.  333,  20) ; 
min  lip  gein  tode  was  verselt  Parz.  218,  12;  ir  pfert 
qein  kumber  was  verselt  Pai'z.  256,  17;  Guvvan  gein 
kumber  was  verseil  Parz.  397,  30  ");    gein    werder   iuore 


*)  bloßer  dat.:  der  miune    was   versPlL  Paiz.  287,  6;    wir    sia  nie 
(d.  i.  dem)  sdiadei»  docli  \ersdt  AVir.  52,  28. 


HO  inen,     casus,     von  prlrp.  ab/i.      bei  proTi.     883 

iiilit  betrogen  Parz.  348,  12;  (jeln  prts  erkant  Parz.  678, 
8 ;  von  niete  ii.  ouch  von  wine  die  ai'men  waren  mit 
vlize  beraten  Giidr.  1329,  4;  ir  anker  waren  von  tsen 
niht  geslagcn ,  von  glockenspise  gozzen  Giidr.  1109,  1; 
nhd.  Avillkonunen  ins  grüne  (s.  <S07)  und  so  in  unzäliiigen 
beispielen.  \vie  nah  aber  solche  parlicipien  an  das  adjec- 
tlv  streifen  leuchtet  von  selbst  ein. 

SchliefUich  eine  beiiierkung  über  die  unniiüelbar  auf 
ein  prouotnen  oder  zahhvoi't  folgenden  präposiiionen. 

statt  des  alten  gen.  bei  demonstrativen  (s.  441)  braucht 
die  spätere  spräche  präp.:  die  von  den  leuten,  die  unter 
den  leuten.  nihd.  häufig  vor  Ortsnamen  :  der  ziz  Osler- 
riche  INIs.  2,  S^-'';  die  von  Fjechelaren  Bit.  8777;  von  den 
von  Frankrichen  Bit.  8792.  hier  würde  freilich  schon 
Ulf.  sa  iis,  thai  its  gesagt  haben,  wie  er  das  gr.  ol  ^leol 
uinöv  unbedenklich  lluli  hi  ina  JNIarc.  4,  10  verdeiitscht. 
allins  in   himinam  JMallii.   5,  45   u.  s.  w.  (oben  s.  393.) 

nicht  anders  ersetzt  die  priip.  den  gen.  bei  wer,  wel- 
cher, jeder,  mancher  (s.  737  11'.):  wer  von  döii  leuten? 
weicher  von  ihnen?  jeder  von  ^  unter  ihnen,  jciler  aus 
ihrer  mitte   u.  s.  w. 

in  welcher  zeit  ist  die  seltsame  nhd.  Verbindung  der 
Partikel  Jjir  mit  dem  fragenden  was  (weder  mit  wer,  noch 
mit  welches)  entsprungen?  was  ßiir  einer?  (t2ualis?).was 
für  ein  wort  hast  du  gesprochen?  was  für  ein  wunder 
ist  das?  was  für  ein  geschrei?  priip.  scheint  dies  für 
nicht,  weil  kein  casus  davon  abhangt,  es  darf,  gleich  ad- 
veibien,  seine  stelle  wechseln:  was  ist  das^wr  ein  geschrei? 
was  sind  das  für  leute  ?  =:  was  für  leute  sinil  das?  was 
schreibst  du  luiv  Jür  briefe?  =■  was  für  briele  schreibst 
du  mir?  auch  außerhalb  der  frage:  was  Jiir  griimle  du 
haben  mögest  u.  s.   w. 

nicht  nur  Opitz  kennt  diese  ausdruckswcise  langst : 
was  schönes  hör  ich  doch,  was  ist  es  ////•  ein  klang?  was 
ich  Jür  ehr  und  ruhin  (welche  ehre  ich  inuncr)  durcli  hocli- 
deulscli  werd  erlangen;  sondern  auch  II.  Sachs:  was  h.alt 
ii-  für  ein  engen  rat?  (r[uid  secreli  consilii  capitis?);  ich 
i\nii\  den  puls  auch  greifen  dir,  was  der  //Vr  kiankhoit 
zeiget  mir  ((pialrni  nioibuni  indicet) ;  es  sei  _/«;•  kranklicit 
was  es  woU  (({uallscuiupie  sit  morbus);  so  gern  er  sonst 
noch  den  gen.  zu  was  setzt,  einigemal  steht  auch  vor: 
was  bringst  vor  neue  niiir  ?  Fischarl:  was  gibst  mir /»r 
ein  bscheid?  Luther:    was    ist   das    für  ein  ding?    Luc.    4, 

K  k  k  2 


^1^54  ein  Jacher  salz. 

.IG;  was  zeigst  du  uns  für  ein  zeichtMi  ?  Job.  2,  18;  was 
tliiisl  i\\\  Jtir  ein  /.ciclion  •'  .foli.  H,  .io.  bei  KcisersbiMg  linlx.' 
icli  vergcblicli  danach  gcsuclil,  uiul  scliriflsteller  des  15  jli. 
gewälucn,  meines  wissens,  neben  was  luir  den  deutliclien 
oder  undeulliclien  gen.:  was  wnnders,  was  liebs  und  gtits, 
was  eren,  was  wunder  (gen.  plur.)  auch  im  Teuerdank: 
was  poszheit  12,  96;  was  er  poszlieit  hat  gclriben  14,  84. 
die  construction  scheint  mir  gegen  den  schhiß  des  15.  oder 
im  beginn  des  16.  jh.  aufgekommen;  in  der  mhd.  spraclie 
wiire  sie  unmöglich. 

aus  dem  nlid.  ist  sie  dem  nnl.,  d;in.  und  scliwed.  mit- 
gellieilt  %Yorden.  zwar  hat  die  hollund.  bibel  in  jenen 
stellen  wat  wurt  luid  wat  teken  ;  sonst  aber  ist  das  nul. 
wat  vor  ön  gangbar  genug:  wat  is  dat  vor  en  man?  wat 
zin  dat  vor  reden ;  unmittelbar  nach  dem  interrog.  kann 
vor  unterdrückt  bleiben:  wat  jnan  1*  (was  liir  ein  mann?), 
wat  hiiden?  (was  für  leute?)  Das  dän.  hvad  for  bezeugt 
wieder  den  einfluü  des  nhd.  auf  diesen  dialecl :  hvad  er 
delte  for  en  ting?  hvad  viser  du  os  for  et  tegn  ?  hvad 
giür  du  da  jor  et  tegn?  die  schwed.  spräche  hat  slcli, 
wenigstens  in  diesen  bibelslellen,  davon  frei  erhallen :  hvad 
skal  thetta  vara  ?  hvad  tekn  laier  tu  oss  se?  hvad  tekn 
gor  tu  tä?  sonst  aber  begegnet  in  dem  heutigen  schwed. 
die  fügung  genug:  hvad  jör  eu  vacket  flicka!  welch 
schmucke  dirne  I 

den  ganzen  jetzt  tief  eingewurzelten  redebrauch  mag  ein 
misverständnis  erzeugt  haben  ;  jenes :  was  thust  du  für  ein 
zeichen?  laut  sich  buchstäblich  fassen:  quid  facis  pro 
sigao  ?  dann  ist  Jür  wahrhafte  präp.  und  der  folgende 
acc.  davon  abhängend ;  auch :  was  gibst  du  mir  für  einen 
bescheid?  drückt  vollkonunen  aus:  pro  response,  was  gibst 
du  mir  zxiut  bescheid?  allmälich  verdrehte  man  dergleichen 
redensarten,  zog  für,  von  seinem  acc.  ab,  zu  dem  intero- 
gativ  selbst,  und  bildete  nun  ein  an  sich  sinnloses  xvas  für 
einer  mit  der  bedeutung  qualis.  dies :  was  für  ein  mann, 
was  für  ein  fand,  was  für  ein  wort  ?  ersetzt  uns  übel  ge- 
nug die  mhd.  genitivconstruction  (s.  451.  737) :  waz  niannes 
was  ich  du !  waz  landes  ,  waz  Wortes  ?  obgleich  die  ver- 
änderliche Stellung  des  für  einigen  vortheil  gewährt,  golh. 
hva  vaürde  thala  ?  hva  taikne?  auch  engl,  wliat  a  word  ? 
what  sign?  und  nimmer  what  for  a  word.  die  ags.  Über- 
setzung von  Joh.  6,  30  hvät  dest  thu  td  täcne?  bestätigt 
meine  mutmaßung  pro  signo. 

bei  Luther    und    andern    zeigt  sich   vor  dem  dai.  weib- 


nomen.     casus,     von  prap.  ahh.     hei  pron.     885 

licher  siibst.  ein  ivaser  (quali) :  aus  waser'  macht  j'  .Mallii. 
21,  24.  27.  Marc.  11,  29.  33.  Luc.  20,  8,  ganz  im  siune 
jenes  %vas  ^für,  das  auch  neuere  ausgaben  au  dessen  stelle 
setzen,  dazu  gehört  das  weiter  gebildete  Wrtser/ei;  waser- 
lei  thiere  ?  1  Mos.  9,  10;  in  waserlei  unreinigkeit?  3  Mos, 
5,  3.  dies  waser  deutet  8chm.  4,  IÖ9  richtig  aus  dem 
angelehnten  arlikel  des  folgenden  genitivs:  Avaser  macht  =:: 
Avas  der  macht*),  es  lial  viel  engern  unilang  als  was  für , 
und  schwerlich  ist  letzleres  aus  ihm  Iiervorgegangen.  alle 
solche  behelfe  veranhilUe  grolientlieils  die  mangelhaHigkeit 
unserer  einfachen  interrogativformen;  waser  ist  schon  ver- 
altet, xvas  Jur  klingt  unedler  als  ■welcher. 

Bei  Zahlwörtern  kommen  statt  des  gen.  (s.  741-45), 
aiicli  die  präp.  von  und  unter  \or :  einer  von  uns  (s.  766;, 
iler  dritte,  der  tausendste  unter  ihnen. 

Nicht  uuähnlicli  dem  ze  nach  demonstralivpron.  scheint 
ilas  nach  der  demonslralivpartikeL  da  i  da  ze  hove  Iw. 
43.  1192.  4272.  7807;  da  ze  hus  Iw.  2696.  5660.  5758; 
du  ze  lande  Iw.  2615.  2728.  4525;  da  ze  kemenäten  Iw. 
5211;  da  ze  stat  Iw.  2919;  da  ze  haut  Iw.  950.  2178. 
3825.  5747.  7146;  da  ze  slunt  Iw.  3429.  7352;  da  ze 
Kuie  Bit.  8954;  da  ze  IMichelnhusen  ]\ls.  2,  72^';  lantgrave 
da  ze  Diiriugen  Hab,  730;  künic  da  ze  Engellant  Kab. 
728;  da  ze  Swabeii  Gudr.  744,  2;  da  ze  luuwenlal  Ms. 
2,  77^;  da  zen  Burgonden  INib.  5,  3.  127,  4.  bei  der  aii- 
h'hnung  aber  kürzt  sich  der  vocal  und  es  jjUegt  tz  ge- 
schiieben  zu  werden:  datze  Davidis  lu^s  fundgr,  1,  145; 
datz  dem  fauln  pawm,  I\lainhart  dalz  ])railenfurl,  i'ilgreinj 
dalz  sacher  (ad  caiecliun,  gr.  2,  312),  llaiiueich  dalz  den 
veldcrn,  datz  den  drin  prunncn,  dalz  dem  nuzpant)i  Kaucii 
scr.  rer.  austr.  1,  411.  421.  423.  424.  444;  andere  bei- 
spiele  sind  schon  3,  425  milgclheilt.  seltner  bei  hie:  hie 
ze  lande  Iw.  7815;  nhd.   liier  zu  latul. 


Das  gebiet  dei-  lehre  \om  ahhängigen  casus  ist,  seinem 
ganzen  umfang  nach,  nunmehi-  duvchlaulen.  überwiegend 
zeigte  sich  die  verbaliection ,  als  die  kralligste,  unmiltel- 
hai'Stc,  gleichsam  seelc  alles  übrigen,  bei  der  nominalen 
reclion  führte  der  acc.  am  sichlbaisleu  auf  ein  verlnun  im 
bintergrund,  und  auch  der  dal.   lieii  es  ilunhblicken  ;    selb- 


•)  v"l.    die  s.  '.Ui8.   A09  eiHiipilcii  aiilclmtiiigfi) 


886  einfacher  scitz. 

stäutliger  vom  nonien  ausgelieiul  scliion  der  gen.,  so  daß 
mau  sogar  vcisiiclil  sein  Uöiiiile,  diesen  casus,  wo  er  sich 
l)cin»  verbo  ciiilimlcl,  einigemal  ans  snl)sl.  ellipsen  zu  dcu- 
leu  ;  eine  erlilarnng,  die  icli  abgelehnt  habe  (s.  651.654.) 
vmigekelirt,  lielie  sich  vielleicht  geniliven  beim  nomen  die 
aiislassnng  des  Substantiven  verbums  unterlegen  ,  der  salz 
2.  b.  dei  sprach  Sigmiindes  barn  wäre  zerlegl)ar  in  den 
mehrfachen:  dö  sprach  daz  barn,  daz  Signnindcs  was; 
wogegen  iedocli  einzuwenden  stände,  dal\  eben  in  dem  be- 
giiiVe  barn  das  die  abliängigkeit  begründende  verlialliiis  zu 
beruhen  sclieint,  die  aullosung  also  so  zu  fassen  sein  würde: 
da  sprach  der,  welcher  S.  kind  war,  und  in  diesem  lall 
bliebe  dein  regierenden  subst.  sein  reclil.  wenn  sich  aber 
auch  die  abliängigkeit  des  gen.  vom  nomen  nicht  leicht  der 
verbalrection  aneignen  läiU,  so  erscheint  sie  doch  über- 
haupt weit  begrenzler.  Was  die  parlikelrection  belrilfl,  so 
hoile  ich  anschaulich  gemacht  zu  haben ,  wie  groß  dabei 
der  mittelbare  einfluli  des  verbums  und  nomens  sei,  so 
daü  die  den  casus  vertreten  helfenden  präpositionen  zwar 
zu  unmittelbarer  gewalt  über  ihn  gelangt  sind,  immer 
aber  jene  kraft  verborgen  fortwirkt,  ohne  das  wäre  auch 
nicht  gut  zu  bogreifen  ,  wie  in  verschiedner  läge  dieselben 
präp.  verschiedne  casus  regleren.  allmälich  wird  diese 
rection,    )e  äuÜerlicher   die  präp.  selbst  vortritt ,  eingeengt. 


twinen,     abaoluinr  canu^.  §37 


CAP.  Vir.     AßSOLUTEPv   CASUS. 

Absolute  casus  sind  welche  niclit  regiert  werden,  "weuu 
ein  casus  weder  abliaugig  zu  luacliea  ist  von  dem  lier- 
sclienden  verbo,  noch  you  einem  noniea  oder  einer  parli- 
kel  des  Satzes,  so  verdient  er  jene  benennung.  er  tritt,  für 
sich  bestehend,  in  den  satz  ein. 

solche  absolute  casus  haben  die  natur  des  adverbs,  luid 
man  darf  auch  alle  aus  dem  nomen  entsprossenen  adver- 
bia  absolute  casus  heilten.  bestirnmung  des  adverbs  ist 
nun  überhaupt  eine  nebenvorstellung  auszudrücken  ,  ent- 
weder rasch  und  gedrängt,  oder  zu  eineni  belebteren  bikl 
erweitert,  jedwedes  adverb  könnte  in  einen  selbsfaniligeu 
satz  entfaltet  werden,  inid  trägt  den  keim  dazu  bei  sich  *). 
dieser  keim  liegt  uiiontNvickelt ,  weiui  einzelne  casus  das 
adverb  bilden,  er  hebt  sich,  wenn  im  adv.  liem  Substanti- 
ven casus  ein  adjcctiver  begegnet,  er  wird  vollends  er- 
schlossen, sobald  ein  parlicip  die  stelle  des  adj.  einnimmt, 
solch  ein  parlicip  braucht  sich  juu'  aufzuschwingen  und 
als  freies  verbum  zu  entfliegen,  so  gut  aber  Zwischensätze 
aus  dem  absoluten  casus  hervorgehn,  können  umgekehrt 
selbständige  rcdcsälze  in  die  schranke  des  al)soluten  casus 
zurückgedrängt  worden  sein,  lune  aullallende  analogie  ge- 
währt das  Verhältnis  des  inlinilivs  (s.  9  l):  auch  er  vermag 
sich  in  einen  neuen  satz  zu  lösen,  oder  aus  einem  andern 
salze  zusamnienzurinnen ;  nirgends  aber  sieht  das  luiselb- 
ständige  verbum  seiner  freiheit  näher  als  bei  der  conslruc- 
tion  des  acc.  mit  dem  inf.  (s.  113.)  wie  dort  der  ziitrilt 
des  accusativsubjccts  zum  inf.  die  möglichkcit  iles  Über- 
gangs bedingte,  bedingt  sie  hiei'  der  zuliill  des  partici|)S  ziua 
absoluten  casus,  beide  sliuctui-en,  des  acc.  nnt  inf.  und  des 
absoluten  particips  vermitteln  also  zwischen  einfachem  salze 
und    mehrfachem,    lieide    enlhallen    ein    liegendes    verl)Uin. 

Nach  der  vorslelhuig,  ilie  wir  hier  nül  einem  absoluten 
casus  verknüpfen,  scheint   der  casus  rectits  ausgeschlossen. 


*)  ich  tliuc  es  j^ern  =:  wril  icli   luguliic    es    zu  lliuii;  icli  komiiio 
uaciits  =  wem»  es  uiiclil  winl. 


888  einjocher  salz. 

uliiiL'  y.welfel  ist  er  glclclifalls  unaliliÜnglg,  ja  in  liolicrcm 
grade,  als  die  absolut  gescl/.lcii  oblifiuen  casus;  der  noin. 
wird  niemals  regiert,  sondern  ist  entweder  herscliendes 
subjcct  oder  diesem  liin/.utreleiides  prridicat.  aber  er  zeigt 
sich  zugleich  iiolliwendig  als  hauplbegrii  des  satzes  und 
kann  keine  nebenslelle  einnebnien,  d.  li.  niemals  adverb 
werden,  adverbia  aus  dem  blolien  nom.  eines  subst.  oder 
adj.  gebildet  sind  undenkbar;  im  geleite  des  part.  scheint 
einigemal  der  nom,  absolute  läge  anzunehmen,  diese  falle 
sollen  nachher  besproclicn  wei'den.  Ganz  etwas  anders 
ist,  wenn  im  vcrliiillnis  des  mehrfachen  salzes  verschie- 
dentlich nominalive  auftreten,  die  man  absolute  nennen 
mag;  sie  beruhen  auf  elliptischer,  abgebrochner ,  anacolu- 
thischer  rede  *). 

Vorhin  wurde  auch  die  Unabhängigkeit  von  partikeln 
als  kennzeichen  des  absoluten  casus  angegeben,  eine  be- 
deutende und  häufige  ausnähme  ist  jedoch,  wenn  der  ab- 
solute casus  durch  präpositionalen  ausdruck  iniischrieben 
wird,  dann  hangt  freilich  der  casus  zunadist  von  der 
präp,  ab,  z.  b.  wenn  es  heifU :  mit  freuden,  bei  leibe,  al- 
lein hier  gehört  die  präp.  mit  in  den  absoluten  begrif,  und 
hilft  ihn  hervorbringen,  man  kann  sagen  ,  sie  selbst  steht 
absolut  und  miabhangig,  während  sonst  das  verbum  oder 
Dornen  des  satzes  auf  sie  wirkt,  in  den  sätzen :  ich  schlage 
mit  der  band  und:  ich  thue  es  mit  freuden  hat  mit  einen 
sehr  verschiednen  bezug,  dort  hängt  es  von  schlagen  ab, 
hier  nicht  von  ihua,  die  dative  band  und  freuden  werden 
unmittelbar  von  der  präp.  regiert,  die  aber  bloß  ein  be- 
helf  der  späteren  spräche  ist,  goth.  könnte  gesagt  sein 
slaha  handuu,  tuuja  lustum  {=.  us  lustum)  ,  und  so  weist 
sich  liandäu  als  abhängiger,  lustum  als  absoluter  casus  aus, 
durch  diese  auseinandersetzung  wird  von  neuem  bestärkt 
was  im  vorigen  cap.  über  das  eigentliche  wesen  der  präp. 
gesagt  w^irde;  ich  gestehe,  dal^  es  in  einzelnen  fällen  Schwie- 
rigkeit haben  kann ,  die  abhängigkeit  oder  Unabhängigkeit 
eines  casus  zu  bestimmen,  der  abhängige  casus,  weil  er 
zur  hauptvorstellung  gehört,  hat  stets  mehr  stärke  und  le- 
ben als  der  bloß  in  die  nebenvorstellung  fallende  absolute ; 
ein  folgendes  relativ  kann  auf  jenen,  nicht  auf  diesen  be- 
zogen werden :  z.  b.  es  heißt :    ich    freue    mich  eines  tags, 


*)  l)eispiele  sind  der  vorausgeschickte  nom.,  auf  den  sich  ein  pro- 
noni.  des  folgenden  glieds  bezieht  (wie  Parz.  3.'>,  14.  "6,  1  und  sonst 
sehr  oft),  oder  der  nom.  nacli  nilid.  wan  (  Laclim.  zu  jNib.  s.  245); 
von  solchen  constructionen  umständlich  im  nächsten  theil. 


nomen.     ahsol.  casus,     subst,  889 

der  Iieller  Ist,  Ich  schlug  dTiI  meiner  hand ,  die  mir  davon 
noch  weh  lluil.  in  deu  phrasen ,  ich  reise  tags,  bei  tag, 
ich  liebe  dich  von  herzen,  gestatten  die  absoluten  casus 
keine  naclifolgende  relation.  den  arlikel  meiden  absolute 
noniina   meist,  doch  nicht  immer. 

Die  darstelliing  der  al^soluten  casus  könnte  nach  den 
vorhin  angegebnen  drei  stufen  erfolgen,  insofern  nemlich 
einzelne  casus  des  nomens  für  sicli  allein  auftreten,  oder 
sidjst.  und  adj.  zusammen  ,  oder  endlich  nomina  von  par- 
tlcipien  geleilet  werden,  beide  erstere  classen  sind  gleich- 
•Nvol  schon  3,  88-163  zusammen  abgcliandelt,  und  ich  habe 
nur  einiges  nachzutragen  ;  hauptsiiclilich  aber  wird  es  auf 
erürterung  der  dort  noch  ausgeschlossenen  absoluten  par- 
tlcipia  ankommen. 

yibsolute  nomina. 

Nicht  leicht  fallt  es  die  grenze  abzustecken  zwischen  ei- 
nem absolut  gesetzten  und  einem  im  satz  anliängigen  ca- 
sus; mit  andern  worten  :  zu  sagen,  ob  er  adverbial  stehe 
oder  von   einem  worle  des  salzes  regiert  werde? 

daß  die  rein  adjectivischen  adv.  mialitalis  hier  nicht 
in  betracht  kommen,  versieht  sich,  sie  sind  sleigerbar  (3, 
585)  und  in  der  rcgol  keine  casus,  die  Untersuchung  der 
casuellcn  aus  adj.  gebildeten  adv.  werde  Ich  anderswo  wie- 
der aufnehmen,  alle  adv.  der  beschallV-nheil  bchauiilcn  im 
Satz  eine   unabliiingige   stelhiiig. 

der  Zweifel  trift  vielmehr  die  »uo*?a/j7nfsadvorbien, 
welche  auf  die  frage  wo?  wohin?  wann?  wie  viel?  wie 
hoch?  wie  alt?  wie  lange?  antworten,  sie  werden  durch 
casus  ausgedi'iickt. 

die  örtlichen  adverbla  des  wohin  und  wo  schließen 
sich  luiverkennbar  dem  verbo  des  salzes  oder  einem  ver- 
balen subst.  an;  sie  sind  als  in  abhiiiigigkeit  stehend  zu 
betrachten:  Ich  gehe  in  die  Stadt,  auf  das  land  ;  die  reise 
in  die  Stadt,  auf  das  land;  ich  beiße  in  den  apfel,  der  biß 
in  den  apfel;  Ich  bin  auf  der  erde,  wohne  auf  den»  fehl, 
hier  sind  eigentlich  noch  keine  adverbia,  sondern  alles  ist 
lebendige  rection  *).  je  al)siracler  sie  aber  werden  ,  desto 
mehr  nehmen  sie  adverbialnalur  an,  z.  b.  die  mhd.  for- 
nieln  zc  berge,  ze  lal  n;ih(Mn  sich  dem  begrille  oben  inul 
nieder  oder  unten,     und    dann    ^iid  üue   Ncrkunplung   mit 


•)  Hits  zein;!:  sich  nocli  deutliclier,    uoiin    tVir    iie    in  torrnm   gc^a^^t 
wirfl  iiitrarc  terriini. 


890  einfacher  salz. 

dem  Rubst.  ungcwolinlich,  man  eagt  der  gang  an  deix  borg, 
a\if  den  berg,  Jiiclil  aber  der  gang  7m  berge.  aucK  urisoi- 
bergan,  bergauf  ii.  .s.  w.  isl  abslraetcr  geworden,  nicht 
sehen  erzeugen  sich  aber  besondere  Jocale  und  correlalive 
formen  (3,  199  If.),  welche  völlig  i\an  kreis  des  casus  iiber- 
sclireilen,  obsclion  das  gotb.  dalallirö,  das  ahd.  lieiinina 
soviel  als  vom  ibal  lier,  von  beini  her  bedeutet.  Da  der 
gen.,  seiner  natur  nach,  im  satz  freier  und  unabliängiger 
ist,  so  haben  auch  örtliche,  in  ilim  ausgedrückte  begrilVc 
nielir  die  art  eines  strengen  und  absoluten  adverbs,  >vie- 
wol  ich  sio  nicht  ganz  vom  verbo  losreißen  möchte ;  hier- 
her fallt  das  s.  680  besprochne  gaggan  landis,  uslei- 
thau  sladis,  iiisandjau  haithjus.  gaggida  laiidis  ist  ivit 
peregre,  was  wir  nlul.  ausdrücken:  gieng  nherlands^  d.  li. 
die  formel  über  land  (per  agrun>)  wird  durch  genitivische 
fassung  adverbialer  gemacht.  Anderemal  kann  inngekehrt 
der  gen.  einen  festeren  anschluli  an  das  subst.  des  salzes 
bewirken,  z.  b.  wenn  statt  der  herr  im  hause  gesagt  wird 
der  herr  des  hauses. 

Soll  das  Verhältnis  der  zeit  bestimmt  werden ,  so  pflegt 
auf  die  frage  WMun  ?  in  der  allen  spräche  ein  gen.,  auf  wie 
lange?  ein  acc.  zu  folgen,  goth.  ihis  tlafjis  (eo  die),  ulid. 
den  tag,  auf  den  tag,  an  dem  tag,  zuweilen  noch  des  tags, 
der  acc.  bezeichnet  dauer  der  zeit:  goth.  vintru  visa  ^ru- 
gayei/iuoii)  1  Cor.  16,  6,  vulg.  hiemabo,  nhd.  ich  bleibe 
den  winter  da,  den  winter  hindurch,  den  winler  über, 
dieser  begrif  wird  zwar  zumeist  neben  intransitiven  verbis 
vorkommen,  welche  sein,  leben,  dauern,  währen  ausdrücken  : 
das  thier  lebt  nur  ein  jähr ,  der  zug  dauerte  eine  stunde, 
die  hochzeit  währte  drei  tacje ,  mhd.  diu  höchzit  werte 
den  vierzehenden  tac  Nib.  633,  1;  nhd.  in,  bis  in  den 
Y.  tag.  da  intransiliva  keinen  acc.  zu  regieren  vermögen,  so 
leuchtet  hier  die  absolute  luid  adverbiale  natur  des  acc. 
ein.  aber  auch  transitive  können  außer  dem  von  ihnen 
regierten  acc.  einen  andern  absoluten  neben  sich  haben: 
er  haut  den  ganzen  tag  holz,  schreibt  die  nachj  briefe. 

Bei  den  adj.  alt,  hoch,  scheint  mir  der  gen.  abhängi- 
ger, der  acc.   absoluter   (s.  730.  757.  758.) 

Noch  häufiger  fragen  lassen  wird  sich,  ob  die  mit  präp. 
und  nomen  erzeugten  adverbia,  deren  eine  große  zahl  ist, 
xniabhängig  stehn ,  oder  dem  hauptsatz  angehören,  ich  ^YiIi 
liier  ein  schon  3,  154  vorgetragnes  beisplel  nehmen,  wenn 
wir  sagen:  etwas  in  eine  spräche  übersetzen,  in  ein  buch 
niederschreiben,    so  hat    der  acc.  guten  sinn  und  steht  mit 


nomen.     ahsol.  casus,     suhst.  891 

seine}"  priip.  in  dem  salz,  sagt  aber  N.  ps.  80,  3:  claz  sal- 
tirsang  lieizit  nu  in  dmtiscun  rotla,  meint  er  gewis:  theO' 
lisce.  iidcli  deutliclier:  canuir  (^ya/iös,  '/Mfinioc)  grece, 
in  chriechiscihi,  curvum,  clirunip,  clüt  Inline^  in  >valescün 
ps.  31,  9.  der  liier  zu  in  construierle  casus  kann  seiner 
iorm  nach  dat.  oder  acc.  sein ,  daß  er  -\virklicli  nur  der 
letzte  ist  (vgl.  oben  s.  707)  folgt  aus  Otfrieds  scriban,  sin- 
gan,  duani  Avirkan  in  frenldsya  zungün  u.  s.  w.  (Gralf 
präp.  53),  dieser  acc.  wäre  sinnlos,  wollte  man  ihn  unmit- 
telbar auf  die  verba  der  sätze  ziehen,  die  phrase  bedeutet 
also  absolut:  in  frankisclier  spräche,  auf  fränkisch  ;  in  mina 
zungun,  auf  meine  spräche,  in  meiner  weise;  niclit  anders 
muU  das  mhd.  en  tiuschen  (3,  155)  gefaßt  werden,  selbst 
im  heutigen  auf  deutsch  ist  der  acc,  nicht  der  dat.  mit 
auf  verbunden,  wie  wir  sagen  :  aitf  diese  tveise  (in  luinc 
modum).  scnban  in  ßenkiscjon  0.  I.  1,  46  kann  nichts 
anders  sein  als  acc.  eines  masc.  frenkisgo,  wobei  vielleicht 
situ  (mos  francicus),  wie  bein"i  fem.  frenkisgu  das  subst. 
spraclia  (lingua  francica)  zu  verslehn  ist;  cod.  F.  liest  fren- 
kiskun.  ganz  analog  scheint  die  redensart  redinon  in  ei- 
nan  livol  0.  ill.  1,  2,  in  einem  buch  erzählen,  alle  solche 
phrasen  halteich  für  absolute ,  die  heutige  spräche  ver- 
wendet nur  den  dat.  statt  des  acc,  etwa  wie  hoc  modo 
gleichbedeutig  mit  in  hunc  niodum  gebraucht  werden  mag. 

Die  ahd.  mundart  setzt  gern  absolute  fjen.  pl.  statt  des 
lat.  abl.  und  des  nhd.  dat.  neben  mit,  z.  b.  xvorto  (verbis, 
mit  Worten.)  man  hat  auf  der  hut  zu  sein,  daß  dieser  ab- 
solute casus  nicht  mit  einem  andern  gen.  des  safzcs  ver- 
mengt werde,  0.  111.  8,44:  rafslanan  tliu  zvoito  tliera 
iMigilouba  verwies  ihm  mit  Worten  den  Unglauben:  der 
gen.  pl.  worto  steht  absolut  (3,  135),  der  gen.  thcra  uugi- 
louba  wird  von  refsan  regiert. 

Oft,  und  jemehr  die  casusformen  zusanunenfallen,  kann 
zweideutig  sein,  welcher  casus  absolut  stelle;  in  den  spä- 
tem S])rachen  entscheidet  dann  der  vorgesetzte  artikel. 
schon  im  goth.  zeigen  sich  solche  ungewisse  casus ,  z.  b. 
rntlijon  sva  svö  fimf  thusnndjus  Joh.  G,  10  könnte  accj 
wie  dat.  sein,  für  jenen  spricht  das  gi-.  joy  u()iß/(6v  loael 
TifVTa^iigyD.iof,  für  d-^n  dat.  das  lat.  nuinoio  quasi  (juinijue 
milia. 

Absolutes  suhst.  und  adj. 

Die  ahd.,  zumal  die  otfriodischo  spräche  liel)t  den  gen.  pl. 
in  den  vorhin  bozeichnelo'i  absoluten  genilivfornieln  :  in 
herzen  betöt  iiarlo    hurzcro  tvorto    0.   11.   21,     17;    nu    1er 


892  einfacher  salz. 

ih  itilli  liarlü  hurzei'o  xvoi'lo  0.  II.  2'i,  1 ;  breitet  bin  slli 
Jiarlo  (jPAsllicharo  ivorto  O.  JI.  *J ,  2 ;  bigcoltan  isl  er 
liarlo  hnuliclitro  xvorlo  IV.  23,  11;  zalliz  in  ofonoro 
ivovlo  ().  IV.  1,  17  (vgl.wortoii  olonorü  IIJ.  1,5.48);  er  zalliii 
sumln'ltttro  xvorlo  V.  9,  53;  Icita  sc  scoiiero  xvorlo  III.  17,4; 
frenkisijero  xvorlo  zi  gisageiine  V.  14,3.  noch  s[)äter :  er 
sprach  scarfWe  xvorle  Diut.  3,  54;  anlwurtinie  du  thir- 
nalilerc  xvorlo  Diut.  3,  82.  wir  würden  nhd.  sagen  :  mit 
kiM/.en  \\  orten.  Anderemal  hat  0.  den  dat.:  sjiracli  sco- 
ucii  xvorlon  II.  8,  16;  alilun  kleinen  xvorlon  IV.  8,  3; 
si  tliiiigulon  stis  tliö  theseii  xvorlon  II.  12,  ß;  spenlon 
sincs  selbes  xvorlon  II.  15,  21;  scowöii  fraxva liehen  ou- 
ffon  II.  15,  23,  welche  dulive  sich  aber  auch  lür  inslru- 
nieulalc  und  abhängige   nehmen  lassen. 

mhd.  cliod  Irvritjes  muoles  Diut.  3,  108,  einige  Zeilen 
vorher:  sprach  mit  i'inxviyeni  muote^  si  begundcn  eines 
innndes  jelien  Trist.  3474.  jioch  nhd.  er  sprach  Iraiiritjes 
herzens,  alle  sprachen  eines  vinndes.  steht  aber  Avesen 
dabei,  so  hiingt  von  ihm  der  gen.  ab  (s.  653):  spteher 
xvorle  wesen  Ulr.  Trist.  2058 ;  ninl.  iilelre  hantle  wesen 
Elegast  440;  wollte  man  die  absolute  redensart  den  letz- 
tern gleichstellen,  so  miiste  man  xvesende  supplieren :  er 
spracli  truriges  niuotes  wesende. 

mhd.  verkoufen  mit  bcrademe  nuiode ,  gesundes  lihes 
Böhmers  cod.  dipl.  francoi'.  1,  478  (a.  1324j;  laret  (juotev 
heile  üiut.  3,  101;  mangen  kus  bot  rotem  munde,  kurzer 
stunde  IMs.  2,  167'';  du  huoben  heilicfer  dinge  {s\ta  S])onte?) 
die  vogel  an  ze  gellen  Diut.  2,  91.  nhd.  trocknes  f'uWes 
über  die  wiese  gehn,  im  chron.  saxon.  goth.  IS''  druges 
votes  y  Schweiz.  JuiUv arm s  (statim)  Slald. 

mnl.  stiMit  al  hloter  hut  Hein.  1262;  doe  moeste  si 
vlieghen  hloter  hüt  Esopet  241;  dat  lii  haer  overholpe 
ganser  hüt  das.  18;  vlieghet  iit  hloter  hüt  das.  323;  da 
er  was  menich  moderbaren  hloter  hande  Clignelt  244;  al 
harsser  hen  liep  das.;  gesonts  lifs  das.  247 ;  hlots  hovels 
plach  lii  henen  rönnen  JMaerl.  2,  25 ;  nnl.  hels  huids  (mit 
heiler  hautl;  hlols  liofds  (nudo  capite) '"''). 

nlid.  lichter  lohe  (in  hellem  feuer)  brennen;  gleicher 
CT'de ,  ebner  erde  wohnen. 

es  ist  zu  bemerken,  daß  solche  absolute  gen.  haupt- 
sächlich bei  sinnlichen  gegenständen  haften,  und  von  ihnen 
nicht  auf  andere  überlraobar  sind,     nur  mit  xveise  können 


*)  franz.  mit  absolutem  acc.   il  eiitra  la  tele  nue  j    il  passa  la  mer 

Ic  pied  sec. 


jionien.     ahsul.  casus,     suhst.  inul  adj.       893 

wir  nlid.  eine  menge  nielirsllblgpr,  auch  abstracler  aili.  ver- 
binden: thöriehtev  iveise,  hartherzüjer  weise,  treuherzi- 
qer  weise,  qrausamer  tveise,  diebischer  weise,  unijlnck- 
\icher  weise,  uuveratitivoftlicher  weise ,  mit  kurzen,  ein- 
silbigen adj.  geschieht  es  nicht  leicht.  die  oberdeutsche 
spräche  in  Baiern,  Ostreich,  Böhmen  und  Schlesien  pllegt 
schon  seit  dem  16.  17.  jh.  das  subst.  weise  gern  auszulas- 
sen und  den  blolien  gen.  des  weiblichen  adj.  in  solch  ad- 
verbialem sinn  zu  setzen,  z.  b.  man  hat  xvirklicher  (re 
vera)  behauptet;  die  sache  ist  diehischer  (furtim)  Avegge- 
kommen,  vergl.  Schm.  4,  176.  bei  participieu  ist  die  el- 
lipse  noch  häuliger. 

Ags.  und  altn.  absohite  gen.  solcher  art  sind  gleichfalls 
aufzuzeigen,  doch  im  ganzen  sellncr,  da  diese  dialecle  den 
gen.  weniger  begünstigen,  ags,  nssa  tida  (noslris  tempoii- 
bus)  franz.  de  notre  tems.  altn.  nut'lli  hann  Thur  inidhra 
gardha  (mitten  im  hof)  Sicm.  71*;  thd  köriir  iylkir  J'dra 
nätla  (in  wenig  nachten)  Stcm.  152a;  thriijejja  ncttta  (in 
drei  nachten.) 

Der  priiposilionale  ausdruck  mit  adj.  nähert  sich  oft  dein 
mit  part.,  z.  b.  das  alid.  wunstemo  des  chai-les  ^)elte  (de- 
serto  marili  ihoro)  Diul.  1,  497^;  demo  scdpere  trucche- 
nemo  N.  ps.  71,  6;  louijenero  Jerte  X.  Bth.  118;  trdlero 
spiiote  (cito)  N.  Cap.  55;  das  mhd.  hr  dem  lehentiijeu 
man  (homine  viventc)  Uolrich  65^;  b/ im  lebentiyen  Mar. 
24;  ags.  be  me  cvicum  (nie  vivo);  das  altn.  at  hönuni 
ovörum  (co  incauto)   ül.   Tr.  2,  172. 

ylbsolute  participia. 

Wenn  nomina  sich  participia  zugesellen  inul  mit  ihnen  in 
den  satz ,  ohne  von  dessen  construction  berührt  zu  wer- 
den, eintreten,  so  entspringt  ein  nebenbild ,  das  ille  rede 
anschaulicher  zusanimendraiigl.  der  einfache  ei'ziildende 
ton  führt  gegenstände  und  ereignisse  unverllochlea  nach 
einander  auf,  und  schwächt  die  vorausgehende  durch  die 
folgende  Vorstellung;  ein  gewählter,  künstlicher  vorti-ag 
ordnet  und  gru[)picrt  die  einzelnen  objectc,  und  stellt  jedes 
in  ein  besonderes  angemessenes  licht,  ein  subject,  dessen 
verbuni  herscht,  erscheint  im  vorgrund,  das  absolut  ge- 
setzte, mit  niedergelegtem  verbo,  weicht  zurück;  slalt  com- 
plosit  nianus  et  sigiüücavit,  aperuit  janiiam  et  intravit  hciUt 
es:  complosis  nianibus  slgnidcavit ,  aperla  janua  intravit, 
und  der  hauplgedanke  gewinnt  durch  beselllgung  der  ne- 
benvorstellung,     an    krafl.       Ich    habe    hier    die    leichteste 


394  einfacher  salz. 

aiidcisiing  tlcs  aT)Solulcii  pait.  gewalilt,  die  den  clnfaclien 
salz  hcslolm  liiiU  und  Mol)  diircli  eine  verijliidiiiig  (;r\voi- 
leil ;  mau  diiille  cI^cunvoI  aniiehincn:  cum  apcruissel  januam. 

In  bezug  auf  das  svd)jcct  der  beiden  siilz-e  treten  nun 
zwei  falle  ein,  eulweder  haben  beide  dasselbe  subjecl  odej" 
ein  verscbiedues.  im  erslen  fall  ergeiit  die  Verwandlung 
in  lien  absoluten  casus  weil  leichter,  wie  aus  i\{:n  vorhin 
angerülirlen  oilcr  aus  folgenden  beispielen  ersichtlich  ist: 
bis  diclis  abiit',  victo  a  se  hoste  abiit.  im  andern  fall  liat 
der  absülule  casus  größere  kühnheit  inid  starke:  pulse 
hoste  abieruut,  sole  orlo  discesserunt ,  sole  Oriente  disces- 
serunt,  eo  adliuc  loquenle  mulliludo  discessit.  das  wich- 
tigste aber  scheint,  dali  liir  den  zweiten  fall  parlicipia  piüit. 
und  präs.  ,  für  den  erslen  lediglich  part.  prät.  zugelassen 
werden;  der  grund  leuchtet  ein:  die  pait.  pras.  sind  ia 
lat.  und  deutscher  spräche  auf  das  aclivum  eingeschränkt, 
die  gleichheit  des  verbalen  geniis  würde  daher  bei  der 
aullüsung  in  das  part.  dessen  nominaliv.  keinen  oblic|uen 
casus  begehren,  z.  b.  der  satz :  ista  dixit  et  abiit  laßt  sich 
umsetzen  in:  ista  dicens  abiit,  nicht  aber  in:  isla  eo  di- 
cente  abiit,  was  ganz  etwas  anders  ausdrückt,  vollkom- 
iiien  richtig  hingegen:  bis  diclis,  oder  bis  a  se  diclis,  abiil. 
Da  wo  verschiedne  subjecte  in  beiden  salzen  wallen ,  kann 
das  absolute  part.  der  gegenwart  oder  Vergangenheit  oben- 
hin betrachtet  dasselbe  aussagen,  z.  b.  jenes  Oriente  sole 
und  orlo  sole ;  genauer  genommen  bezeichnet  aber  erste- 
res   dum  sol  oriebatur,  letzteres   cum  sol  ortus  esset. 

Ein  neben  dem  absoluten  parlicip  ausgedrücktes  sub- 
ject  erfordert  die  deutsche  und  lat.  s)  ntax  nieistentheils; 
die  griecli.,  freier  und  ungezwungner,  gestaltet  jiamentlich 
auch  unpersönliche  verba ,  deren  subject  im  dunkel  gelas- 
sen und  nicht  gesetzt  wird,  absolut  zu  stellen  :  z.  b.  vop~ 
Tog  nolXüj  (nicht  noXXov),  als  es  tüchtig  regnete;  oaXni- 
^ovTOS,  als  es  trompetete,  ich  weiß  wieder  ein  lat.  pluente, 
iiingenle,  buccinante  in  solchem  sinn  beizubringen,  noch 
weniger  ein  goth.  rigniandin  oder  at  rigniandin,  haurnjandia 
oder  at  haürnjandin,  obschon  dergleichen  absolute  con^tru- 
ctionen  denkbar  wären,  am  allerwenigsten  würden  sie 
dialecten  zusagen  ,  die  ihre  Impersonalia  mit  einem  unbe- 
stimmten es  (s.  227)  begleiten,  man  hatte  dem  absoluten 
parlicip  immer  ein  bestimmtes  subject  beizufügen,  z.  b. 
ahd.  reganunlin  himile,  golli.  at  rignjandin  hinüna,  lat. 
coelo  pluente.     nur  ausnahmsweise    dulden    einige  lat.  und 


nomen.     ahsvhiler  casus,     partlcip.  89^ 

deulscbe  fornielu  die  weglassung  des  subjects,  z.  b,  con«- 
perto,  posilOj  nbd.  gesetzt,  kauui  gesagt,   anders  ausgedrückt. 

Das  al)Solule  particip  bleibt  erkennbar  daran ,  daß  es 
immer  pr'ddicat  ist  (s.  577.)  wo  ein  altribulives  part.  das 
subsl.  begleitet,  worüber  oft  erst  der  Zusammenhang  ent- 
sclieidet,  steht  es  unwirksamer,  z.  b.  vei'uante  silva  heii'it 
wann  der  wald  grünt;  veruaute  silva  caremus  aber;  wir 
ermangeln  des  grünen  walds.  in  der  phrase :  veruante 
silva  coullagrata  w^äre  daher  conllagrata  absolutes,  ver- 
nante  bloU  attributives  particip,  insofern  sie  aussagt:  als 
der  grüne  wald  abbrannte;  soll  sie  aber  bedeuten:  als  der 
abgebrannte  wald  wieder  grünte,  so  verhält  es  sich  mit 
beiden  parlicipien  umgekehrt,  unser  nhd.  im  blühenden 
luai  enthält  nothwendig  eine  attributives  part. 

Dies  vorausgeschickt  schreite  ich  zur  anfülirung  der 
absoluten  participien^  nach  den  einzelnen  spraclien. 

I.  Goth.  überwiegt  der  absolute  dat.,  dem  auch  häufig  die 
präp.  til  vorausgeht;  seilner  sind  die   übrigen  casus. 

1.  ein  paar  stellen  werden  für  den  notn.  in  anspruch  ge- 
nonnupu.  Job,  11,  44  liest  man:  jali  urrann  sa  d;iutha 
gabundaiis  handuns  jah  foluns  faskjam,  jah  vlils  is  aüralja 
bibiindans  y.cu  i^i/Aüev  6  tadvr^y.ujs,  d'td'ejiih'og  tovs  nöd'ug 
'Acu  tag  yjl()ng  y.ciolcag'  y.al  rj  aipig  civrov  oovö'c.oio)  "jie- 
Qiediöe%o.  daU  hier  gabundans  luiabsolut  steht,  leidet  kei- 
nen Zweifel,  der  dazu  gehörige  acc.  ist  s.  645  erklärt 
worden;  läse  man  für  vlits  den  acc.  v/t7,  so  konnte  dieser 
auf  ähnliche  weise  zu  bihundans  construierl,  das  ])art.  auf 
sa  daulha  bezogen  werden,  bleibt  aber  vlits  slehn ,  und 
gebort  bibundans  zu  ihm,  so  möchte  man  vas  für  ausge- 
lassen halten,  schwerlich  hätte  der  Gothe  hier  vlits  l)ibun- 
dans  absolut  =:  vlita  bibiindanamma  gesetzt,  zumal  der  gr. 
text  keinen  abs(jlulen  casus  vorhielt.  IMarc.  6,  2'i  :  iah 
(fuürs  vanrtlians  sa  lliiudaiis  ....  ni  vikia  enlspiicht 
ganz  dem  original:  y.c/  ':(ioi}A"j(og  ytrofisrog  o  jiuoi/.ivg 
..  OVA  i]Oü.t]a£,  und  hier  ist  nichts  absolut  ausgedrückt, 
scheinbaier  ist  die  gleiclivorhergehenile  stelle  IMarc.  (>.  21: 
jah  vaüxtlutns  dags  (jatils,  than  lierodis  nahlamat  vaürhla 
HUI  yevofitpijg  il/ii'org  txr/.aiQov,  öis  .Iloiod'iig  ()V/'.7joj/ 
tnoiec ,  die  vulg.  hat  aulgelöst:  et  cum  dies  opporlunus 
accidisset.  hier  ist  die  betleulung  von  vaürtlians  dags  ga- 
tils  3:=  vaürthannnuna  daga  galilamma,  wie  auch  hätte  kön- 
nen gesagt  weiden,  ilio  iibeiiiaupt  l)e(lciikliche  ellipse  von 
vas  würde  bei  Umschreibung  eitu's  activen  prät.  noch  weniger 


896  elnfaclier  satz. 

zu  billigen  sein  (s.  17."^),  ja  Ulf.  liiilte  scliwerlicli  vaurlliaiis 
vas  i^esagt,  \ielnu;lir  Jjloli  varlli.  ist  man  aljer  dii^seii  ab- 
soliilcn  noin.  einzuräumen  genötliigt,  so  darl'  er  auch  lür 
vlils  bibundans  behauptet  werden. 

2.  für  den  absoluten  (jen.  liifk  sich  nur  eine  einzige  un- 
sicliere  stelle  anliihren:  invisandins  sai>bate  da(jis  diuyi— 
vofiivnv  %ov  nußiiürov  Marc.  16,  1,  vulg.  cuni  transisset 
sabbatuin.  Ulf.  j)in)mt  öiayiveodai  für  tniyh'fodat ,  in- 
starc,  scheint  aber  invisandins  attributiv  mit  dem  absolut 
gesetzten  dagis  zu  verknüpfen,  dagis  steht,  \vas  auch  die 
neusten  Iierausgcber  bemerken,  ganz  wie  16,  2  a\if  die 
frage  wann?  der  sinn  ist  also:  am  vorsabbat.  wäre  das 
particip  priidicativ,  so  würde  der  dat.  invisandin  daga,  auf 
gewöhnliche  weise  gebraucht  sein,  freilich  mit  wenig  ab- 
•weicliender  bedeutung. 

3.  absolute  dative  sind  selir  häufig,  zumal  mit  dem  part. 
präs. 

a.  fairra  hnma  visandin  avTOv  n6o(iO}  ovros  Luc.  14,  32; 
ni  fairra  visandin  imuia  uviov  ov  [lay.Quv  unr/ovio^ 
Luc.  7,  6  ;  us(j(i(](iandin  imma  txiioQsvo/ifPov  avTOV  IMarc. 
10,  17.46;  (jiujijandin  ihan  imma  noQtvofiivov  6%  avtov 
Luc.  19,  36;  icsleithandin  lesua  diamoü.oovios  lov  ' Ir- 
oov  Marc.  5,  21  ;  in  alh  hvarhondin  imma  tv  riji  ifooj 
nsQinuTOvvTos  uviov  IMarc.  II,  27;  sitandin  than  imma 
ana  stauastula  yAiä');/tivov  äh  avroviTTiTOi'ßtjjnajogMaüh. 
27,  19;  sva  fdu  imma  taikne  gatäiijandiii  lOGama  öh 
liVTov  orjida  ^jeiioDjxÖTOS  Job.  12,  37;  thata  ihau  imma 
(jvithandin  icäna  öh  avrov  Ityovios  Luc.  9,34;  thata  ijvi- 
thandin  imina  taVTCi  öl  avTOV  einovTog  Job.  18,  22;  naüh- 
tlianuh  imma  rodjandin  iri  avTOV  Xn'/.ovvxos  Marc.  5, 
35.  Luc.  8,  49 ;  vinda  rnikilamtna  väiandin  di'fjuov  jiie- 
yälov  nvtovTOS  Job.  6,  18;  i-acjinondin  Saiirim  Ihjrei- 
ndidu  rjE/iovevovTOS  t7;s  J^VQiag  KvQijViov  Luc.^  2,  2; 
raginondin  Puntidu  rjy.  Wovriov  Luc.  3,  1  ;  mithveit- 
vodjandin  mis  milhvissein  meinäi  ovnftuQjvoovor^s  /loi 
rijS  avPiid'i;<J£W(:  fioi>  Korn.  9,  1;  gaygandam  im  •noQtvo- 
fiiviüv  avTOjv  Luc.  9,  57;  tistfaf/tfandam  im  us  skipa 
t^fX&crrMV  civTwv  ix  rov  nXoiov  JMarc.  6,  54;  thdim 
than  afijacjfjxindam  roviiov  ös  nogevo/ihnov  IMatth.  11,  7; 
dalatb  atyaijyandam  ivi  af  falrgunja  ■nax^Xüoinrnv  kvtojp 
dno  rov  o^ovi:  Luc.  9,  37;  samatlujaijyandam  izvis  jah 
meinamma  ahmin  ovvayd^rroyv  vfiior  v.cu  lov  iftov 
•nvtviiuioQ  I  Cor.  5,  4;  (ivimandam  unsis  iX&6vT0)r  t]- 
[xüv  II  Cor.  7,  5;    usstaudandam  im   us  Bethaniin    l^tl- 


jiomeii.     absoluter  casus,     parlicip.         897 

•ty6vTV)V,  vielnielir  uvciOtdvTiov  avjöiv  ano  Br'd-ur lag  Marc. 
11,  12;  andhindandcun  llian  im  }.vcivrü)V  d'h  uvrwv  Va\c. 
19,  33;  laugtijaiidam  tlian  ulluim  uQvovfiivoiv  ()'!■  •näv- 
tiüv  Luc.  8,  45  ;  usfjagffundam  Uian  im  jah  usliuhandam 
ihans  dagans  uva[jdvzvjV  uviöJv  y.al  TeXeKüOccvTwv  lui; 
')';fu'Qag  Luc,  2,  42. 

1).  andauahtja  tlian  vaiirthanamma  otpiag  ^h  yevoinfvi;Q 
jMarc.  1,  325  (jtujviimandiin  ihan  im  cvi'Tjfüviov  ovv  ci'- 
Tcir  JMatlh.  27,  17;  (jaijvumandim  hiuniam  maniujdim 
ovviovTog  öe  dyXov  iiq'käov  Luc.  8,  4.  attributiv  aber 
neben  absolutem  subst.  steht  das  part.  in  folgenden  beiden 
stellen ,  die  auch  im  gr.  text  nicht  den  gen.  sondern  dal. 
haben  :  unthvnhandim  lutndum  maljand  uvi-moig  yfonlv 
iodiovGi  Marc.  7,  5;  veis  alhW  andhulidamma  aiidvairlhja 
vuhhu  fraujins  thairlisai'hvandans  ingaleiUunda  i^fitlg  de 
ndvres  avwAey.alv fi fi Ivo)  770o.cw7/w  rrp'  öüt.uv  y.vqiov  y.a- 
lomQfCÖjiievot  peiaiioQfpovfisd-a  II  Cor.  3,  18,  d.  h.  mit 
iingewaschnen  liäiulei\  essen,  mit  enlhülltem  antlilz  schauen  ', 
wovon  sich  unterscheiden  würde  fit]  V6Vtji(f^((V(»v  ystowv 
i'nO (Ovar,  sie  hatten  die  liände  nicht  gewaschen,  und  essen, 
i'.vnyjv.uXvf^ifuvov  nooi^ojiiov  v.ixromoiL^f.a&ai ^  das  anllitz 
enthüllen,  luid  schauen,  der  letzte  salz  würde  golli.  auch 
bei  pradicierendem  pari,  lauten  nndliulidamvia  andvairthja 
thaiihsaihvan ,  der  erste  aber  verändert  Averden  müssen  in 
ni  ihvahanäim  haiidum  matjau ,  mit  lebendiger  vei-balne- 
gation.  die  Zusammensetzung  mit  un-,  lat.  iti-,  gr.  d-  ver- 
leiht dem  part.  attributive  geltung. 

c.  das  siihject  neben  dem  part.  darf  nicht  fehlen  (außer  in 
jenem  unpersönlichen  ausdruck  s.  894,  wofür  die  golh. 
Sprache  keinen  beleg  hat);  wenn  es  also  II  Cor.  4,  18  ni 
Jdiri)eitjcnidam ,  fo]  oxonovvzcov  ojfiÖiV  heißt,  so  gieng 
imsis  t)füv  unmittelbar  voraus  ,  und  der  dat.  part.  konnte 
noch  darauf  bezogen  werden ,  Avahrend  der  gr.  gen.  das 
rjfiviv  unerläßlich  machte,  aurh  II  Cor.  8,  20  hivandjan- 
dnm  thata  stützt  sich  auf  das  vorausgegangne  fram  uns, 
eine  andere  lesart  gewährt  bivandjandans,  was  sich  ganz 
an  das  gr.  aisXXöfievni  schlielU,  und  wol  den  Vorzug  vor- 
dient, gewagter  ist :  ni  Iiabandam  thnn  livathro  usg^- 
beina  /i/))  tyovxMV  dl  aviolr  diioiiovrcii  \a\c,  7,  42,  wo 
das  pron.  im  nach  ihan  ausgefallen  scheint,  vulg.  non  ha- 
bentilnis  Ulis  inide  reddcreul.  auch  INlarc.  8,  l  ein  solches 
ni  hal)andam  ,  doch  das  subjecl  liegt  in  dem  vorausgehen- 
den  managein. 

d.  nicht  selten    entspricht    der    golh.   dal.  einem  gr.  dal.  in 

LH 


ßC).<i  einjacher  salz. 

t.alzen,  auf  welclie  ein  zweiter  satz  mit  wleilerlioltem  dal. 
i()l"l:  qvittiaiidin  initna  hiudar  iiiarein,  gamutidedtiii  iiiniHt 
iki^övTi  aviöi  li^  'CO  7ii{)uv,  v7itjrTi,atiV  uvtiö  Matili.  8, 
22-  innatqiKjfjandiii  inima  in  Kalarnaiim,  diiatiddja  im»j« 
elQeXiJ^ovTi  ai'iö)  tis  K.  ,  viooy'ij'/.if^tv  avioj  IMr.Uli.  8,  .3; 
tltamuin  stiiulandhi,  tliuk  bi  liiiuui,  galevei  ininia  jali  an- 
tliara  rw  Tviiiovri  oe  ini  ztjv  niuyovu,  ^läotye  y.ui  ir^v 
uXXrv  Luc.  6,  29 ;  dalatli  ihan  aUjtnjijandin  imma  al  iai'i- 
gunja,  laistidedun  af'ar  imma  y.axu^juvTi  d%  uvto)  ano  lov 
ö(jovs  t'jY.o'Aovdr^aav  avTÜt  INlalth.  8 ,  1  ;  innatja(j(jandin 
imma  in  skip,  alariddjcdwn  imma  Ifißavxi  uvjoj  e'ig  'i6 
iiXolov,  %Ko).ovirt^oar  uvroi  Mallli.  8 ,  23 ;  ns(jaij(jandin 
imma  ana  ai'rllia  ganiutida  imma  ilü.dovii  <)'.•;•  winö)  f7ii 
11  V  yi]v,  vnt'jvri^atv  uvto,  Luc.  8,  27;  iistjaijijandin  imma 
\is  skipa,  suns  ganiulida,  imma  t^tXdovii  uvröj  iz  %ov 
ti'/.oiov,  ev&tMS  c'.ii>]vT%oiv  avriÖ  Marc.  5,  2  ;  huarbondin 
lesua  jainthiu,  laistidedun  afar  imma  ^luoüyovTi  iy.ii&tv 
liö  'iraov,  i//.oXovd-fjauv  uvtoj  Mallh.  9.27.  hier  braiiclil 
man  keine  absolute  couslruction  anzunehmen,  das  partici|j 
kann  wirklich  im  dat.  slclui,  welcher  hernach  nochmals 
zur  Verstärkung  pronominal  ausgedrückt  wird:  einmal 
scheint  das  pron.  überlliissig,  daher  es  auch  der  gr.  text 
liUC.  6,  29  das  erstemal  AvegläiU.  dies  thun  beide  texte 
IMatth.  9,  28:  avimandiu  in  garda  duatiddjedun  imma  fX- 
■O^ovii  eis  tr^v  oly.iuv  ':c()Oc;ij).&ov  ai'rw  und  dann  ist  wiik- 
lich  nur  ein  satz,  ohne  absolutes  pait. ,  vorhanden,  hier- 
her gehöi't  auch  :  atgaggatidin  in  gard  theinana  vato  mis 
ni  galt  Luc.  7,  44,  abweichend  vom  original:  ii^iy/.Oöi^ 
aav  eis  tV/V  oizluV  vd'o)Q  ovx  ed'ooy.as  Luc.  7,  44.  Indes- 
sen könnte  auch  jenem  goth.  dat.  die  kraft  des  lat.  abl-, 
tolglich  absolute  gellung  zustehn  ,  wofür  streitet,  daß  ein- 
mal bei  völlig  gleicher  goth.  construction  nüt  doppeltem 
pron.  der  gr.  text  den  absoluten  (Jen.  darbietet :  thata 
imma  rödjandin,  jnanagai  galaubidedun  imma  Tuvru  uii- 
lov  /.iilovrios  TioD.oi  tiiiOTtvouv  eis  civroj'  Joh.  8,  30, 
vulg.  haec  illo  loquente  nuilli  crediderunt  in   eum. 

4.  absolute  dative  mit  der  präp.  at;  gleichfalls  häufig. 
a.  at  visandin  hindina  Syriais  Ixyreindidu  ■};yepoi'6ioi'- 
Tog  frjc  ^.  Kvq);i>i(jv  Luc.  2,  2;  at  andanahtja  visandin 
hveihii  orl'icig  ijd't;  ovoi^s  t^i'S  ö'ioas  JMarc.  11,  11;  at  imma 
rodjandin  aviov  /.uAovvtos  JMarc.  14,  43;  at  qvimandin 
Teimaüthäin  f/.d^övTos  TiuotJ^ov  I  Thess.  3,6;  at  sun- 
nin  thau  urrinnandin  r^Xiov  dt  uvccreiAciVTos  Marc.  4,  6  ; 
at  urHnnandin    snnuiii    dvciTeD.ccvTOä    tov    i^Xiov    Marc. 


nomen.     absoluter  casifSi     particip.         809 

16,  2;  at  lihandin  ahln  ^wviog  lov  cciÖqo!;  Rom.  7,  3, 
mit  denselben  worlen  war  aber  auch  vorher  7,  2  tw  ^dJvJt 
ch'd'oi  übertragen,  worin  das  pari,  mehr  attributiv  stellt; 
at  ijiitha  guthlaihandin  lov  -O-eov  •^laccr/.aXovvToc:  II. 
Cor.  5,  20;  at  lilu  inuuacjäi  manageiu  visandein  iiaju- 
noU.ov  öyXov  ortog  Marc.  8,  l;  at  nvirnandein  anahus- 
iiäi  t}.dovG7;s  TJjc;  ^pto/S;s  Hom.  7,  9;  at  venjandein  tbiui 
alläi  inanayein  jah  tliacjkjandaui  alldim  Tioosd'oyMVJo^ 
de  i(iv  '/.c'.ov,  y.id  ötu'J.oyi^opü'oyv  ttccptojV  Luc.  3,  15;  at 
(fahäusjandein  than  alläi  matiayeiti  dxovovios  f^f  iiiiV- 
i6g  70 ('  '/mov  Luc.  20,  44;  at  vahsjandein  (jaldubeitun 
izvariii  ia'^uvof(iV7jg  tz/s'  niGTeojg  v/tujv  II  Cor.  10,  15; 
at  thäim  aj)ja<j(jaudam  rovioiv  ö%  •Rooevofttvwv  iMalllu 
11,  7;  at  (jaltithandam  Ihan  thdim  a/'riitii  uite'/.&önoiv 
öh  iojp  uyyiloiv  Luc.  7,  24;  at  yahdusjandum  tlian  im 
(xKOväpTojv  d'h  uvTOjv  Iaic.  19,  11;  at  alläim  sildaleilijan- 
dam  iiävcoiv  ^h  &aVfiiiL,öv%v)V  Luc.  9,  43;  at  Inlpandam 
jah  izvis  ovvv'3iov()yoivio)v  y.ai  v/iüjy  U  Cor.  1,  II. 

b.  at  andanahtja  than  vaiifthaiiamma  oipi'ag  [ttqoj/'uc)  d'h 
yirofu'j'is  IMatlli.  8,  Iß.  27,  1.  INlarc.  4,  35.  15,  42;  at 
Ifarunjon  than  vanillianäi  iiXrji fivQc.c:  öh  yfroiih'7;g  I-uc. 
6,  48;  at  desii  vfddiipidainma  jah  bidjaiidin  ' h^odv  {ju- 
miodiviog  y.ui  'noo$tv/j)fiivov  Luc.  3,  2  l ;  at  ustaühandim 
thdim  daijam  ovpn/.tOi/iiooyp  uvrojv  Luc.  4,  2. 

ijberall  ^vo  hier  golh.  at  steht,  fügt  der  gr.  text,  Nvas 
sehr  wo!  hätte  gescliehu  können,  seinem  absoluten  gen. 
die  prap.  tili  nicht  bei,  uiigeaclitet  es  die  classisr:lie  spraclie 
zuweilen  thut,  das  golii.  at  raginunilin  Kyreinaiau  würde  ge- 
nau dem  gr.  i^ii  KvQtjVtov  rjtftortvoi'Tog  ents[)reciien. 
die  Präpositionen  sollen  dann  zumal  den  zeilbegrif  (iilil- 
barer  machen,  sie  verandern  jedoch  wenig,  wie  einzelne 
golli.  formeln  darthun ,  in  welchen  die  priip.  gleichgültig 
gesetzt  oder  weggelassen  wiril.  es  heilU  bald  andanahtja 
vaürllianannna,  bald  at  a.  v.  Der  Gothe  bindet  sich  auch 
nicht  streng  an  den  gr.  absoluten  ausdruck  ,  soiulern  löst 
ihn  hin  und  wieder  «»(/*,  z.  b.  lavru  uinov  ).a).ovii ng 
(WJOii:  nülhlhanei  is  rudiila  tliata  du  im  INlatth.  9,  18;  tx- 
(ihjdivjog  lov  ()'ui/iori'(JV  bithe  usdribans  varth  unhiilthi^ 
iMattli.  9,  33;  /it^Jiu)  ydo  yitvi;dn'ii<n> ,  /nrßh  •jioui.üvuDV 
it  uyadöv  alhlhan  naühtlianuh  ni  gabaüranai  vesun,  ailli- 
thau  tavidedeina  hva  llüuthis  Rom.  9,  11.  die  lat.  vulg. 
löst  den  letzten  salz  gleichfalls  auf,  hingegen  INIalth,  9,  18. 
33  hat   sie    absolute   ablative. 

5.  ahsulnle  accnsativi'.  sind  selten,   abei-  unbestreitbar:   ilh 

LH  2 


(jOO  einfacher  salz. 

thnk  täiijandan  arinaiuii ,  iii  viti  Iileldiimei  tlioina,  liva 
laiiiilh  tailisvö  lliciiia  aov  ()'h  'noioipzoi;  ^Xei^iiooüt/t^if ,  /Dj 
yvo'no)  fj  uQioTfOci  aov,  rl  noiti  ?/  öt^iü  aov  INlaitli.  6,  3  ; 
jah  at(jfi(j(jandein  inn  duühtar  IJcruiliadins  jah  plinsjan- 
ilcÄn  jali  ijaleikandem  y.ai  fis€).0'ovoi;c  t?^s'  ^'JvycTOdc:  ui'- 
Tt'^g  'lr.low()/t<()'üs"  neu  coyi^auftivi^g  }£ai  t<n60tiO?;<?  3Iarc.  6,  22, 
die  pari,  könnten  liier  ancli  dat.  sein,  aljer  das  subst.  for- 
derte dann  daiihtr;  ilh  thö  vcihuna  vaüi'Stva,  unandsakana 
visandtjna,  (lasvihunlhjandona  tliis  vaurkjandins  dorn, 
bai'rhtaba  gabandvjanduna  (sed  sanctis  opcribiis  irrefula- 
tis,  operanlis  iudiciiim  niauileslaiUibus  et  clare  signiGcanli- 
bus)  Sk.  47,  22,  in  welcher  stelle  ich  visanduna  für  attri- 
butiv nehme,  vielleicht  ist  es  auch  gasvikunlhjanduna  ?  alle 
diese  acc.  konnten  ebenwol  noniinalive  sein  i*  Kein  abso- 
luter acc.,  sondern  ein  abhängiger,  im  nachsatz  wiederhol- 
ter (wie  vorhin  beim  dat.  s.  S98)  erscheint  in  folgender 
stelle:  iisgaggandan  ina  in  daür  gasahv  iH«  antliara  f^iA- 
S-övTot.  dh  uviöv  eh  lov  nv'/MVU  tJöev  avrov  u/.h]  INlalth. 
26,  71,  hier  steht  auch  ein  gr.  accusativ.  zweifelhaft  hin- 
gegen bleiben  zwei  andere,  die  im  goth.  ebenso  sich  vei-- 
lialten,  im  griech.  aber  absoluten  gen.  zeigen  ,  so  daU  man 
auch  den  goth.  acc.  für  absolut  halten  dürfte  :  duatgacj- 
qnndan  ina  gabrak  ina  sa  unhultha  iroosfoyonliox'  uv- 
70V  6jp^?;|fJ'  civiov  to  d'ai/icriov  Luc.  9,  42;  nauhlhanuh 
tlian  fairra  visandan  gasaliv  ina  alla  is  tri  (Tt  avxov  fta- 
y.oav  dniynvros  eidev  ccvtov  o  nartjo  avTOV  Luc.  15,  20, 
wo  Ulf.  durch  weglassen  des  ersten  pron.  das  part.  in 
größere  abhängigkeit  von  gasahv  setzt.  Einmal  findet  sich 
vor  dem  absoluten  acc.  wiederum  at  ein  (s.  769):  at  manr- 
cfin  than  vaürthanana    TTOwTug    6'h   yerofnivijs    Matlh.  27, 

I,  so  daß  mit  vier  ausdrücken  gleichgiltig  gewechselt  wer- 
den kann:  nr  maiirgin  vaürthanana,  maurgina  vaiirthanam- 
nia,  at  maurgina  vaurlhanamnia. 

II.  Alid.  ragt  gleichfalls  der  absolute  dativ  vor,  und  die  übri- 
gen  casus  treten  selten   oder  zweifelhaft  auf. 

1.  absoluter  noni.  läßt  sich  entschieden  nur  in  einer  ein- 
zigen stelle  der  alten  Übersetzung  des  INIallh.  finden  ,  wo 
fragni.  theot.  15,  14  oder  Matth.  13,  46  invenia  autem 
una  jM-eliosa  margarila  abiit  übertragen  wird  :  fnntan  auli 
ein  tiurlih  niarigreoz  genc.  der  Verfasser  dieser  Version 
ei'sclieint  sonst  so  geschickt,  daß  man  ihm  nicht  das  versehn 
zutrauen  darf,  die  lat.  abl.  für  den  nom.  gehalten  zu  ha- 
ben, sein  tiurlih  marigreoz  kann  aber  auch  kein  acc.  sein, 
da  dieser  ausdruck   unniiflelbar  vorher  als  niasc.  vorkommt. 


nomen.      absoluler  casus,     pailicip.  QQ] 

verdächtiger  ist  diu  durulileranhi  =z  qua  jjerlecta  K.  31^, 
mit  beziig  auf  leclio,  lecza ,  der  viel  uiibeliolfeiiere  Über- 
setzer könnte  liier  allerdings  einen  lat.  noni.  quae  perlecla 
verstanden  haben  ,  zumal  er  gleich  voiher  den  entscliied- 
iien  abl.  quo  perdicto  verdeutscht  demu  durulichuetamii  *), 
und  nicht  der  duruhchuetaiier.  müglichkeit  muß  man  aber 
auch  dem  abs.  iiom,  diu  duruhleraniu  zugeben.  Eine  stellt.- 
in  N.  Atist.  79  kann  iioni.  oder  acc.  sein:  aber  quincjue 
sensiis  zefjanijent  ue  zegengent  alliu  corpora  nieht. 

2.  wo  der  ^^».  vorkommt,  scheint  er  mir  attributiv, 
d.  h.  bloUe  begleilung  eines  absolut  gesetzten  subst.:  dua 
thiu  selbun  thing  ellu  (jihorcjenero  tvei'ko  (mit,  in  stil- 
len werken)  0.  II.  20,  6;  waz  suahli  si  su  harte  thero 
kla(j6ittero  xvorto  (mit  so  kläglichen  worten)  0.  V.  7,  48  ; 
iz  (thaz  gadum)  was  gare  zioro  (jistreivitero  stiiolo  (das 
gemach  war  ausgerichtet,  bereitet,  mit  hingesetzten  stillen) 
0.  IV.  9,  13,  stualä  strewian  ist  triclinium  sternere,  com- 
ponere  ad  discumbendum.  das  grenzt  freilich  nahe  an  ein 
absolutes  j)arl.  stualon  gistrewiten.  N.  sagt  Aiist.  127: 
allero  guissust  mugen  doh  keskehen  war  unde  lugi  in  con- 
trariis.  wenne  ist  taz?  so  man  siu  sprichet  ze  saniine 
(jeleitero  xvorto,  d.  h.,  wie  auch  unmittelbar  folgt,  in  ze- 
samiue  gelegten  werten,  hier  würde  kaum  das  absoluta 
pari,  des  dat.  slehn. 

3.  dieser  dativ  ist  ungemein  häufig,  von  der  frühsten  zeit 
l)is  auf  N.  herab,  es  wird  geralhen  sein,  die  belege  nach 
den  quellen  zu  sondern. 

a.  K.  erwechenteru  unsih  kescrijli  ioh  qhuedetileru  (exci- 
tanle  jios  scriptura  ac  diccnle)  17*;  intlohhuuän  ainjom 
unserem  ze  colchuiulemu  leohete  znaluslrenlcm  örom  hur- 
rames  (apertis  oculis  noslris  ad  ilcihcum  lunien  adloiiitis  au- 
ribus  audiamus)  17'';  qhiitdenlvmn  potiu  18'';  kote  helßni- 
temii  \{)^'  \znahelfanttmH  fruliline  20';  deshn  J'arlchzannn 
20^;  plliaßnii  hanlum  (^occupatis  manibusj  23'^;  desf'm 
allem  sti(i(jnliin  Cii'  kistikaiicm  (\ns  omnibus  gradibus  as- 
censisj  2'j'';  sizzaiilcin  allciu  in  scr.innun  (^sedeniibus  Om- 
nibus in  scamnisj  30^;  staHtem  allem  (stantibus  omnibus) 
31^';  und  in  mehr  andern  stellen. 

b.  der  alle  Matth.  in  fr.  th.:  (sunnAn  dannej  i\(  str'gan- 
teru  (.«ole  autem  orto)  13,  6;  cnti  im  i\z  Jarautem  (et 
tgiedientibus  illis)   20,   29;     kinomanem   leohtJinruin  (ac- 


*)  für  «tiiiiilicIiiuliTiionni 


(JÜ2  einjacher  salz, 

ceptis  lampatllfjusj  25,  1 ;  imo  diio  uz  cangentemo  (exeunle 
illo)  26,   71. 

c.  Is. :  selhemit  (llipiiiu  goles  sime  (jiihedendem%i  (tlicento 
eodcm  lilio)  4.5,2;  (1/ievn  eiin  zifurftneru  ioli  dlieiii  aldinn 
güles  chiboduiu  bilibeuein  (delniula  lege  et  legali  |)riie- 
ceplo  cessante)  71,  13  ;  allem  suiiduiiü  chnnnmn  ardribe- 
nem  ioh  allem  herrnta  iihilero  angilo  (nJlaiKjideni  (omni- 
biis  vitionim  geiieribus  expulsis  vel  angelornm  maloriim 
lioslibus  eirugalis)  71,  20;  dliazs  imo  ursterbandemu  stn 
Heise  iii  cliisali  eintgaii  imwillim  (qiiia  inoiiens  caro  ejus 
aon  vidit  corriiptioiiem)  95,  19;  vgl.  unseremo  triilitine 
eiscötitemo  fiagm.  tli.  57,  14;  demo  üulillne  frayentemo 
57,    17. 

d.  liymnen :  pilochaneim  giu  iiclies  tiiri  (clausa  jam  regni 
regiaj  1,  9;  petoutein  scalchnm  dniem  ( oranlibus  servis 
Ulis)  8,  4:  slredenleinu  fuusenui  dtunie  (ferveiite  promptu 
spiriluj  12,  1;  peittentemii  \\Cihnn\stevne  (urgente  vesperoj 
14,  2;  tudes  kaprochanem  chreflim  (mortis  confractis 
viribus)  19,  2;  aridstem  giu  nniajtim  (solutis  jam  geiDiti- 
bus)  19,  4;  hanozzauemu  wnrje  sinemu  (consumlo  ictu 
suo)  20,  8;  1vizz^^m  Jirmaiietem  licliamin  (poenis  spretis 
corporis)  22,  3:  tlui  kerihttmo  tödes  an(jiile  (tu  devicto 
mortis  aculeo)  26,  7;  henin  singentemo  (gallo  cauente) 
25,   6. 

e.  Diut.  I:  fram  kivaranemu  o/fare  (pro vecta  aetale)492a ; 
dera  xvocharhafti  farvehoteru  (i'ertililale  consinnta)  493^; 
wahsuntem  kimvioii  (hiigenlibus  gemniis)  497^;  kifulda- 
ncm  finrjarum  (^llexo  poj)lite)  499^^;  wuUantemo  take  {Jftr^ 
veiili  die)  510*^;  patime  kiscoftemn  (ligno  lanceato)  512^; 
hikunnanemo  strite  (iuito  certamine)  522*;  deru  pozu  «»'- 
(jepanerii  (pretio  dato)  gl.  mons.  402  ;  üantern  farti  {cwtsvi 
rapido)  ibid.  406 ,  in  welcher  letzten  stelle  das  part.  wol 
nur  attributiv  siebt. 

f.  T. :  imo  tbo  lliaz  thenkentemo  (eo  cogitante)  5,8; 
iiitphanganemo  antwuvte  (responso  acceplo)  8,  8;  in 
xif  stiijanten  (ascendentibus  illis)  12,  2;  tväneutema 
themo  J'olke  ( exisliinante  populo )  13,  9;  themo  hei^ 
lante  (jitonßtemo  inti  betontemo  14,  3;  tougolo  (jihalo" 
teil  mcUjin    (clani  vocatis  niagis )    8,    4;    gihaloten     zuelif 

jungii'on  44,  2 :  (jioffonoten  iro  Xre^ofazzon  (apertis  tlie-» 
sauris  suis)  S,7  -,  Jhi'ldzanero  bürg  (relicla  civitate)  21,  11; 
sie  thu  sViumo  J'orldzencn  iiezziii  folgelun  imo  (illi  conti-- 
nuo  relictis  retibus  secuti  sunt  eum  )  19,  2.  3;  arleitten 
Ion  erdu  sheffun  .,   farläzeneu    allen  folgelun  imo  19,    9; 


nonien.      absuliiter  casus,     pcirtuip.  ()03 

(jientolero  allen»  llierii  costuniju  ( consiiinniala  omni  teii- 
talione)  15,  6;  J»"o  nolillianue  sprehhciileiuo  (adhuc  eo 
Jo(|ueiik')  .59,  1.  60,  I;  inio  sizentemo  in  liuse  ö6,  2:  imo 
sliijantemo  in  slief  folgc'tuii  imo  snie  jiiugiroii  (ascendcnte 
oo  in  navictilani  seculi  sunt  cum  (ii^cipiili  ejus)  .52,  I;  iji- 
se/ianemo  imo  (viso  eo)  .53,  12;  fiiiidmii-mo  einemo  diu- 
lemo  ineri(jrioze  77;  thir  tuouknio  elimosinam  (to  fa- 
ciente  eleemosynam)  33,  3;  c'ihnnde  (jnvoittinemo  50,  1; 
bislozuuhi  thinen  turiu  (clauso  ostio  tuo  )  34,  2  ;  itfadn- 
lern  sunnon  71,  3.  216,  3;  ijitdnftrii  arbeiti  wirdit  bi- 
suihhan  (facla  tribulalione  scandalizalur)  77,  2;  iHarivor- 
phanemo  diuvale  sprali  tlier  stummo  (cjecto  dai-mouio  lo- 
cuUis  est  nuitiis)  61,  ,5;  forivorfancn  sHaharliuijon  iu 
tliaz  tenipal  193,  3;  nidar  (jlheldilemo  Jionhite  santa  tlicn 
geist  (inclinato  capile  cmisit  spirilmn)  208,  6  ;  tjisehenemo 
erdijiriiornesse  lorlituii  in  (viso  terrae  niolti  liniuere)  210, 
1 ;  (jihalolemo  widlambnlde  frageta  inan  212.  5;  ijiräte 
int/anijauemo  (consilio  accepto)  222,  2;  tnilithie  eboti- 
wirkeiitemo  (doinino  coopeianle)  244:  und  iiodi  in  ^iel 
andern  stellen. 

g.  gegen  diesen  Überfluß  absoluter  slrucluien  sticht  die 
entlialtsamkeit  ab,  womit  sie  0.  zuläiit.  es  werden  ilirer, 
in  seinem  ganzen  werke,  kaum  mehr  als  lolgende  .«ein: 
sie  habetun  nan  in  hanlon, /terzoH  zuivoloiiton  (und  doch 
zweifellen  ihre  herzen)  V.  II.  32;  diiron  su  bisparteii 
stuant  er  untar  mitten  V.  II,  3;  in  diesen  beiden  stellen 
leidet  die  absolute  parlicipialconstruclion  keinen  einwand. 
Avenn  es  aber  111.  21,  33  heilU:  scuwun  ofenjin  ongon, 
hiddnemo  annuzze,  ofenemo  nuiale ,  so  steht  das  part. 
deullich  allribuliv.  in  der  absoluten  rcden.sai  l  gole  hei- 
f'ante  0.  V.  25,  7  ist  ilas  pari,  subslanlivisrh  .  ilie  bedeu- 
lung  also   deo    auxilialore,   nicht  auxiliante   (^hellanlemo.) 

li.  N.  aber  gebraucht  ilie  absoluten  pail.  w  ictU-r  allenthal- 
ben, und   Selbst  wo  sie  seine   texte  nicht  halien. 

JoHelnuevo  farle  ps.  15,  8;  v\ir  suujeuteuio  16,  4; 
ehnllentevo  luinno  24,  17;  demo  dorne  slechenteuio  [dum 
configitur  Spina)  31,  4;  ivio  ehedeutcmo  32.  9;  in  znose^ 
henten  (coram  ipsis)  68,  23;  dt-mo  tjelduftno  (hoc  facto, 
nicht  im  text)  77,52;  scadunnis  /I1/7»  .//n/</<'«<'ro  ( not  ondi 
occasione  inventa)  82,  7;  hina  wordenen  dien  fin.shiuon 
ungcluubigi  87,  14;  aber  dir  lone  im  sehenlemo  (aver- 
tente  autem   te)    103,  20;  imo  umvizzeutnuit    IM.   4. 

sar  liina  vertribenero  naht   l»lh.    14:    zesioh(  nemo   tir- 
lele   14;   imo   Irbrndemo    15   (Ari.'^l.    IJ8);    blezznt   d.ir   al».i 


904  einfacher  satz. 

nfzuhlen  15;  verhrochenitn  muntlochcii.  IS;  demo  chii- 
nitnje  ivizenlemo  22;  (fote  zuo  sthenttmo  2b;  der  aiia 
Sthcntero  28 ;  lien  dcltusten  waltesonteii  (  iniperante  ne- 
qiiilia)  l(S;i;  (jote  helfenttmo  184;  denio  iufarntmo  (hoc 
sublalo)   169. 

llitnenco  diu  sang  fore  sin(jentemn  Cap.  6;  aba  (jenn- 
nienaro  spenelnu  12;  dcro  bricvaruii  scrifle  daz  ht-hiil- 
tentero  S  \  Jriskhifjf^n  irslayenen  17;  irlilenero  hoferte 
19;  temo  winde  diczentemo,  boiimon  %vu(j6nlcn  20]demo 
hraoder  zuze  irno  (jesaztemo  »iiule  stncs  ^verkes  ze  gehel- 
feii  ijcuomenemo  31;  </eJt  suf'telaren  (jeswit?iffeneii  37; 
sinemo  lachene  in  ruti  bechcitemo  40;  erbureteu  u.  </e- 
stvungeneii  fettachen  47.  u.  s.  ^v. 

i,  noch  in  einer  dem  12  ih.  angehörlgcn  liberselzung ,  die 
Diut.  3.  abgedruckt  stebt,  finden  sidi  beis|)iele  :  der  wider- 
wärtigen dchuste  vanchnussiile  vertribener,  vone  gestoze- 
ner  (adversa  vitioruni  captivitate  depulsa)  464;  den  yeivie- 
ten  mit  lijze  geteilten  (veslinienlis  sorte  divisis)  466;  ver- 
wantelteni  chlagehantsUige  (converso  planctu)  468 ;  ze- 
brochenem  dere  sunten  averhacken  (confracto  peccati  acu- 
leo)  468;  dir  gebenteme  (le  tribuente)  470;  dir  gote  dero 
fugende  uns  insaniit  %vechenteme  (le  deo  virtutum  nobis 
cooperante)  472. 

k.  die  belege  zeigen ,  daß  der  gotli.  gebrauch  dem  part. 
noch  die  präp.  at  vorauszuschicken,  ahd.  nicht  gilt,  we- 
der «i,  noch  dessen  stellvertreterin  zi  kommt  auf  solche 
weise  vor.  auch  />/,  welches  zuweilen  vor  absolutem 
subst.  und  adj.  getroffen  wird  (s.  893)  nur  selten:  dher 
chiwisso  bt  sinemu  fatere  lebendeimi  bigunsta  rihhisön 
(ille  enim  patre  suo  viveute  coepit  regnare)  Is.  85,  16. 

4.  absolute  ahd.  acc.  kenne  ich  nicht,  man  müste  denn 
einige  vorhin  beim  nom.  angeführte  structuren  für  accusa- 
tivisch  halten.  N.  Bth.  31  vom  abendslern:  ter  wilon  in 
ane  gdenda  naht  üf  kät,  d.  h.  bei  anbrechender  nacht, 
wie  er  sonst  sagt:  in  nullen  tag   (niedio  die)  Cap.  70. 

5.  Auch  axiflösnngen  des  lat.  absoluten  part.  kommen  vor, 
bei  einem  Übersetzer  häufig,  bei  dem  andern  selten.  Esaia 
testaute:  Isaias  so  festinuda  Is.  13,  3;  ipso  dicente  in  Za- 
charia:  so  ir  selbo  quhad  dhurah  Z.  Is.  29.  16;  dicente 
Abraham:  huueo  Abrahümes  chibot  was  Is.  75,  3;  viso 
eo  :  so  inan  gisahun  fr.  theot.  IMatth.  8,  34  (T.  imo  gise- 
hanenio)\  facta  tribulalione :  wirdit  imo  galän  sum  pina 
13,21;  CO  adhuc  loquente  :  innan   diu  er  daz  sprali  ]Matl!i, 


iioinen.     cihsoluter  casus,     jjart'icip.  (}05 

12,  45  (T.  imo  sprehhenlemo) ;  nilssis  exercilibus  suis: 
saiila  siiiiu  lieri  22,  7  5  acceplis  laiiipadibus :  Daiiuin  iro 
leohtcliar  25,  3  ;  niorain  faciente  sponso  :  katuälula  <lcr  brü- 
tigoino  25,  5;  inaiie  auleni  facto:  duo  niorgau  ^val■lh  27, 
1  (viorgaiie  giivortanenio  T.  189,  1.)  einigemal  löst 
aiitli  JN.  auf:  daiile  le  illis:  su  du  in  gibest ;  aperiente  le 
maiuiin  tuaiii :    su  du  geollenust  ps.   103,  28. 

III.  Alls,  absolute  participia  stehn  aus  dem  ganzen  Hei. 
nicht  nachzuweisen,  die  alliterierende  poesie,  überhaupt  die 
poesie ,  kann  sie  wenig  brauchen;  sie  eignen  sich,  ihrem 
Wesen  nach  ,  für  die  verschlingungen  der  prosa,  daß  sie 
der  alts.  spräche  an  sich  weder  widerstreben  noch  fremd 
sind,  zeigt  das  kleine  essener  fragineiil  (Tiarombl.  12)  in 
welchem  zu  lesen  ist:    helpaniltuio  iisemo  drolitine. 

IV.  auf  ähnliche  weise  verhält  es  sich  damit  bei  den  An- 
ffelsachsen.  die  gcdiclite  werden  wenig  beispiele  lifforn. 
}j.  5327  be  tlin  lijiijeudinn  (te  vivo),  mit  he,  wie  ich  es 
vorher  aus  Is.  nachgewiesen  habe,  reine  absolute  constru- 
clion  kommt  C.  ')5 ,  26  zum  Vorschein:  hie  iha  radhe  slu- 
pon  lieora  andvl'ilan  inbevri(feiiiiui  under  lodhuiu  (facie 
sub  vestibus  occidta.)  voll  davon  ist  aber  die  prosa.  im 
proIog  eines  gesctzes :  yHilvicde  vLviijenduui  (Vihtrado 
regnanie)  Sclimid  10.  der  ags.  Matth.  liefert  folgende  bei- 
sjjiele :  hlui  iheucendinn  1,  20;  forUclenre  thi'tre  ceastre 
4,  13;  ihinre  dura  htlocenre  6,  6;  üt  ddrij'ettuin  thani 
deoße  9,  •ii;  lo  sonuie  (jeciijdma  bis  leornimjcnilduvi  10, 
1;  npspriuiijenrc  siinnan  13,  6;  (jevordetire  (jedrrf'ed- 
nesse  13,21;  forla'tnnm  ihrt-älnm  13,  36.  so  aucii  die 
üljrigen  evangelien  :  (iehi/(jt'dinii  eneovum  (dcxis  genubus) 
JMarc.  1,  40;  Itiin  g)  t  sprevcndnui  (eo  adhuc  lo(|uente) 
ÜMarc.  5,  13;  he(iyuic.ndinn  Pilale  Luc.  3,  1;  tluiin  f'olce 
veiicnduvc  and  tallum  llicncendiim  Luc.  3,  15;  tliän  hw- 
lend<;  ijcf'uUtdum  and  tjtiiddendum  Luc.  3,  21;  iham 
datjuui  (lefijllednui  Luc.  4,  2  u.  s.  w.  him  gesomnadum 
(illis  (oliectis)  ps.  103,  26.  mitunter  wii'd  die  lal.  con- 
slruclion  aufgelöst:  relidls  relibus  :  forh'lon  hira  net  Matth. 
4,  20.  22.  Nui-  i\cn  dal.  (liide  ich  ,  keinen  andern  casus, 
absolut  gebraucht,  jenes  be  Ihdni  lijiijciidiim  war  eine 
gelUuligo  formel,  deren  sich  aucli    Heda  2,  5   Ix-dicnl. 

V.  Aus  den  altfrles.  gesolzen  gehurt  eine  Ibnnel  lu'erher, 
welche  dem  absohiten  dat.  wiederum  bi  vorausschickt  :  bi 
siepandere  thiade  and  bi  iinwissa  wahondon  (hominibus 
tlormienlibus  et  incerlis  vigilanlibus)  As.  100,  d.  ji.  wenn  die 


y06  einfacher  salz. 

leulc  sclilafen  uiul  man  iiiclil  wissen  kann,  wer  waclit.  andere 
j)aralleIlo\le  gibcn :  he  slepandu  itiunniim  and  be  un- 
tvissa  tvakaudum. 

VI.  Die  alhi.  edda  hat  einige  wenige  fornieln  absolntcr 
casus,  Siels  wird  dabei  die  prrip.  al ^  wie  im  gülh.,  zuge- 
zogen. 

a.  Hill  dem  acc. :  at  iiifor  fnUinn  (orciso  principe)  234''; 
al  iitUiinn  f;ilki  (morluo  duce)  148i'.  insofern  das  adj. 
daudhr  nocb  die  j)arliciplale  kraft  von  mortiius  liat,  füge 
ich  die  hhnliclien  conslruclionen  bei :  at  Hrununi  dau- 
dhmi  (morluo  II.)  76^;  at  Ihinn  födhr  daudlian  (morluo 
patre  luo)  234'^;  at  frwndr  daudha  (mortuis  amicis)  236^ 

b.  mit  den)  dat.:  at  svä  göro  (hoc  facto)  175*^;  178  ,  ei- 
gentlich: ila  facto,  olme  subject*);  at  npjwerandi  solo 
(oilo  sole)  .S0'\  in  der  sniileren  spraclie  öller:  at  enda- 
dhuui  siuhdömi  (linito  morbo.) 

an  jenes  ags.  slup  andvlilan  inbevrigennm  gemahnt  die 
altn.  Formel:  for  hiddu  höfd/ii  (ivit  capile  ojicrlo)  Egils- 
saga  406.  forum,  sog.  2,  73.  in  lieiden  laßt  sich  das  pari, 
auch  altiibuliv  nehmen,  wie  man  ndid.  sagt:  barhaupts, 
bloiihaupls  gehn  (s.   892.) 

VII.  Mild,  hat  die  absolute  conslruction  der  parlicipien 
geringen  umfang,  reicliere  prcsadenkniale  des  12  jh.  wür- 
den uns  erst  den  nöthigen  aufscliluü  geben,  jene  unter 
den  ahd.  quellen  zidetzt  angeführte  Übersetzung  ist  viel- 
leicht nach  einer  idteren   umgearl^eitet. 

1.  von  absolutem  nom.  nicht  eine  spur. 

2.  dagegen  zeigt  sich  einigemal  der  gen.  Herman  der  Da- 
men vom  heiland  redend:  äö  er  geiieigetes  hoiihetes  üf 
gap  den  geist  61^,  womit  das  inclinalo  capile  emisit  spiri- 
tum  der  bibelstelle  nachgeahmt  scheint;  in  dem  ungedruck- 
ten niederrheinischen,  und  erst  dem  14  jh.  angehorigen  ge- 
dieht von  den  llainionskindern  steht  15:  gthanden  heims 
(nüt  aufgebundnem  hehn,  ohne  den  hehn  abzubinden)  ein 
kind  winnen.  wenn  zu  dem  gen.  pl.  dinge  verschiedent- 
lich part.  prät.  gefügt  werden,  die  mit  un-  zusammenge- 
setzt sind,  so  slehn  sie  schon  deshalb  (s.  897)  attributiv: 
und  unvertvizter   diuije    kam    Gregor     1155;    daz   ir    mir 


')  es  heißt    aucli    sonst:   at  thri  göri^u,   at    ^va  bitiiii ;    \gl.    vid/i 
svd    biÜt. 


jiüineri.     cLÜsoluler  casus,     parlicip.         907 

intii  grüfc]  numet  unverdienter  din(jen  Ben.  348  (vgl. 
Laclini.  z.  JNib.  461,  2);  die  \v  iinverschnlder  dinge  tiiot 
7\l|)liart  133.  243;  unvei'clacjeter  dinge  Gaiipp  juagdeb. 
j-echt  262  *). 

3.  kein  beispiel  des  blof^on  dat.  "*"*),  aber  einige  mit  der 
präposition  :  Li  im  lebenden  Orlenz  2053  und  vvol  öfter; 
ze  anegdndein  merzen  (incipiente  niartio)  liaben  zwei  urk. 
der  liölerscbcn  sanihmg  p.  38.  38  vorn  ).  1288,  was  man 
attributiv  oder  pradicativ  nobnien  kann,  jene  formel  des 
fries.  rechts  begegnet  aucli  wieder:  he  iidchtslaj'ender 
diete  Gaupps  niagdeb.  r.  263.  290;  hei  schlafender  diet, 
Schott  1,  63.  67.  daraus  entsprungen  scheint  das  spatere : 
bei  nacliischhifendcr  zeit  (oben  s.  68),  indes  liat  schon  die 
gandersh.  chron.  bei  Leibn.   3,   166"   sUlpender  lid. 

4.  auch  der  acc.  wird  sehr  selten  sein,  in  Turlins  Wl». 
5*  sieht:  kürzlich  rjeseit,  mit  der  bedeutung  von  kurz  zu 
sagen,  breviler  dicto,  was  aucl»  für  den  nun),  genommen, 
und  aus  der  eliipse  von  daz  st!  erkliiit  werden  könnte. 
AVolfram  sagt  \^'h.  255,  30:  der  unijezalt  die  warn  er- 
korn  zeskelirn,  d.  li.  olme  zu  zählen,  wo  schon  der  gen. 
pl.  hindert  an  eine  absolute  construclion  zu  denken.  Avas 
regiert  aber  den  gen.?  die  Substantive  kraft,  welche  die- 
sem adverbialgesetzten  part.  beiwohnen  ktinutei'  ich  lege 
gewicht  auf  die  zusauunensetzung  mit  un-,  die  auch  jenem 
WKjetrelende  den  gen  verbinden  lieli.  der  gezalf,  der 
Stegreife  gelrctcnde  würde  kaum  gesagt  sein,  es  mul^ 
gewis  noch  melti-  beispiele  geben  ***).  Trist.  17765  unde 
west    es    unueseheu    gnuoc    (wusle,    ohne    es   gesehn    zu 


')  All)r.  Tit,  16,  24  hat  die  reilensart:  sie  niiiosten  oiicli  crlielzeri 
der  xlegrfif  it/igelrclcnde  (sie  umstell  von  den  pferdeii  lierab  ,  olme 
in  den  stei{,'t)ÜKt^'l  z»  treten);  ist  d:is  =  iinfjetretener  stofireilV?  oder 
nncli  einer  nlid.  constrnelion  =  den  stejireif  nnjietreten?  mit  dem 
part.  präs.  oder  dem  Kerniid.  vmj;etretende  weil\  ieli  den  gen.  niclit  zu 
einigen,  giljt  es  solciier  rügim<>:en  mehr?  >oiliq  versehieden  ist  das 
aiid.  dcro  fuozo  gewailendo  g;U  iS.  ütli.  18!>,  wo  der  gen.  >on  gewill- 
ten regiert  wird. 

'*)  wenn  os  üint,  l,ft  lieilU:  daz  ein  magit:  ziio  .iffiiiide  den  liifin, 
tritlt  an  die  stat,  dar  nie  ir  vuoz  an  getral ;  so  mochte  ich  diese  for- 
me! anf  ein  alid.  zuo  .•<c'/iantt'iit  liulim  (aspieientihns  id  honiinilms)  zn- 
rückfüliren.  indes  liU't  sich  anch  deuten!  zf  .'f/n-ne  den  liutcn,  con- 
.spicienda  liominihns ,  mit  passiver  hedentiirig  des  sehen  (oben  s.  Gl.) 
üietr.  527;?  den   unten  ze  sehen  (:  si)eiien.) 

•**)  si  fnndon  voikes  nnf^ezalt  Parz.  7f>4,  1  ;  des  liant  trnoc  prises 
uni^ezalt  Tiirl.  Wh.  S6'» ;  galeiden  imv^rzidl  ,  «las  7(i'.  sollte  nicht 
auch  iler  gen.  bei  un^-cntdc  (s.  75t))   hierhci  gehören  V 


908  einfacher  satz. 

liaben,  genug  davon)  beziclie  icli  den  gen.  Heber  auf  gniiuc 
als  auf  iiiigeselicii. 

VIIT.  Mnl.  ersclieincn   absolule  pail.  elwas  liaiifiger. 

1.  (jenitiv :  waert  al  (jetjordes  riemen  (loro  cincto)  ge- 
Avoipen  neder  JMaerl.  2,  159;  ghesletens  ( glietrockens) 
haers  (scissis  crinibiis )  JMaerl.  2,  225;  tjhetrects  Sivcrls 
(ense  stricto)  Sloke  2,  352;  {fJithu(jen  kuies  (genu  ilexo) 
CIi:;nelt  243 ;  hvens  Uves  (I.  levcndes,  vivenle  corpore) 
Cligiielt  246;  vecUiendtv  haut  (manu  pugnanle)  Sloke  2, 
503.3,  149;  heslutenre  (jrave  [dniiso  sepulcro,;  besloteiire 
diire  Maerl.  2,  61;  beloheurc  diire  fdauso  oslio}  das.  244, 
im  leven  van  Jezus  p.  241  belokender  doeien:  (jlniscör- 
dev  cledere  (scissis  \estibus)  IMaerl.  3,  286  ;  verhouijherder 
lede  (mend)iis  fame  extenuatis)  JMaerl.  2,  240;  ivakendev 
ocjlicu  (ociilis  vigilantibus)  Cb'gnelt245;  werendtr  hunde 
(manibus  defendeutibus)  Sloke  1,  399.  einige  dieser  ])arl. 
dürlen  aber  aueb  attributiv  erkkirt  werden,  wie  besonders 
aus  der  redensarl  erliellt:  elen  onfjhediverjhenre  hande 
(manibus  iliotis  edere,  mit  ungewascbnen ,  unreinen  ban- 
den) Clignett  243. 

2.  einigemal  stellt  gleicldDedeutig  der  dativ:  verres  heslo- 
tene  (frave  (clauso  sepulcro  resurrexii) ,  Cristus  niocbte 
heslolene  sinen  (jrave  risen ;  quam  heslolene  lacliame 
tonser  vrouvvcn  (clauso  corpore) ;  alle  diese  formein  fuideu 
sieb  IMaerl.  2,  159  und  mau  darf  niclit  beslotenre  grave 
emendieren,  was  andere  iikiI  (Clignett  244)  vorkommt, 
graf  erscbeint  bald  neutral,  bald  weiblicb.  aucb  hehou- 
den  ininen  live  ende  mieve  eren  (salva  vita  et  lionore) 
bloris  2132,  behoiideu  oiiseit  live  Floris  2340,  behoiiden 
siere  eren  ( salvo  bonore  suo)  Elegast  633  sind  jdative; 
docb  Stoke  setzt  den  acc. ;  behoiiden  lif  ende  lede  (viia 
memhrisque  salvis)  2,  207.  391.  468.  3,  34.  191.  367:  6e- 
houdeu   lij  ende  (joet  2,  365. 

3.  priip.  luid  absoluten  casus  finde  icb  in  der  redensarl: 
viet  Imnieren  al  otitplokkeu  (mit  entfalteten  j  lliegeudeu 
labnen)  Helu   1968.  2549. 

]X.  Nhd.   folgende   casus: 

1.  gen.  klingendes  spiels  auszieben;  stehendes  fni\es 
aniwovlcw  ;  fliegendes  haars  laufen;  eilendes  selrriltes 
kommen;  verhängtes  zügels  reiten;  gesenktes  hauptes  re- 
den; baben  des  biiefcs  inball  beschivertes  gemiils  ver- 
standen   (a.  1614);    unverwandtes  J'uWes   durcbgeim;    ge- 


nonien.     cihsolater  casus.     par/Icip.  90Q 

spannter  hank  geiichl  liallen ;  ivährenden  essens  ;  wiilt- 
render  meiner  hrankheit  (felseuburg  2,  330);  /'ol(jeuder 
tnai^eu  reden ;  unbesonnener  tveise  liandeln ;  in  Uber- 
deiitschland  -sviederum  n)lt  imlerdriickung  des  subst.  *), 
vgl.  s.  «93. 

gen.  pl. :  unversehrter  fai\e  (pedibus  illaesis)  geschicbf- 
klilt.  105^;  unverrichteter  din(je\  ungenöter  dinge  (non 
coacte  CCC.  32);  unverrichteter  Sachen  (Schweinicben  1, 
23  5.  250.)  unverivarnter  suchen,  ungenötheter  Sachen, 
unverschnldter  Sachen  y  ungesclialleder  sakeii  (Kaiilzow 
17);  verrückter  tagen  (nuper)  Schreibers  bundschuh  73; 
letzt  verxvichener  tage,  viele  dieser  formelu  sind  veral- 
tet, und  in  den  meisten  hat  das  part.  nur  adjeolivischattri- 
butiven  sinn  '*'*). 

2.  bloßen  dat.,  absolut  gesetzt,  kenne  ich  fast  nirgends, 
man  miisle  die  conslnuiion  von  unbexvnst  hierher  neh- 
men: er  gelangte,  mir  nnhewust  (me  inscio),  in  das  Zim- 
mer; ritt,  unbetvnst  seinem  vater  (patre  nesciente),  aus. 
ahnlich  ist  :  ohnwissend  ihrer  (illa  nesciente)  leipz.  avant. 
1,  132.  der  dat.  scheint  aber  Nveniger  neben  unbewust 
und  damit  auT  gleicher  linie  zu  stehn,  als  davon  abzuhän- 
gen, weil  man  sagt,  das  ist  inir  bewust,  nicht  bewust,  un- 
bewust :=  bekannt,  unbekannt,  wenn  es  nun  heißt:  er 
verdiente  sich,  mir  unbekannt  wie,  dies  geld,  so  wird  nie- 
mand mir  unbekannt  für  einen  absoluten  dat.  erklären. 
Häufiger  prnp.  und  dat.,  im  16.  17.  jh.  zumal  mit  zwi- 
schengeschobncm  jiossessiv :  bei  scheinender  sonne ,  bei 
anbrechender  nacht  kommen  ;  nach  (jelhaner  arbeit  ru- 
hen; nach  aiisgeschlafnem  rausch;  nach  vollendeter  sei- 
ner rede',  nach  gehörter  ui\svi  er  veiantivortumf  (Luther); 
in  ivi'direnden  flammen ;  unter  wahrender  muhheit;  hei 
xvährendem  essen;  an  ingcndem  megen  (l'schachtlan  5)  • 
ich  werde  mich  über  diese  präposilionalstructur  noch  nach- 
her auslassen. 

3.  acc.   dies  gesagt  (hoc  diclo);  dies  vorausgeschickt  (hoc 

praemisso);  dieses  gesagt  (Vossens  Luise  l,  42);  kaiuu 
geredet  das  wort  (das.  2,  112);  kaum  gesagt  (das.  I,  185); 


*)  «ienkwiirdiskt'ifen    «tor   lierzogin    Dorotliea   Sil)ylla,  Bricp;    1830 
ohvermeldelcr   \i.  JJl  ;    imveinwikfer  p.   48;     uiii-enintli'rtcr    p.   65);  uu- 
vorsehner  p.  71);   lerxtcikter  das.  anliaii;;  23  ;  verdccLler  2ü  ;   ^cxchrin- 
be/ier    34. 

*')  die  redonsart.  lucines  icisxeiis  ,  unseres  u'i.ssens  ist  zwar  absolut, 
aber  oliiie  pnrticip;  sclion  mild:  der  unseres  unuizzenes  in  den  seckeu 
lac  Diut.  3,  106. 


910  e'uij acher  salz, 

dieses  aiisgeredl  (franz.  Simplic.  IH.'i);  dls  geredt  (das.  fi?) ; 
so  bei  mir  (jedficlil  und  (jertdt  (das.  70;;  sohhs  urcdL 
(V\  ikrains  Ovid  250'»  251'^  246*;;  das  ausgenommen  (lux; 
cxcepto) ;  heinen  aus(jrHommeu  (nnllo  exceplo)  ;  ihn  uti- 
ausfjtnomnicn  ^  (jesttzt  ,  den  Juli  tjesrlzl,  das  abtji'icch- 
nel ,  vorausijrsclzl ,  bti  stite  tjtstlzi -^  alltt  forcht  liini- 
an  ijesclzt  i^Jiislinyer  114);  dits  iinuiKjtscIin.  liijnlig, 
schon  in  hrielen  des  16  jti.,  bis  auf  lienle  ist  die  scldnß- 
lürniel :  hieniit  goU  befohlen,  >vobei  der  acc.  dich  oder 
euch  ausgelassen  wird,  er  kann  aber  aucli  ausgedrückt 
werden:  dich  und  deine  an(jehövi(jen  (jolt  befohlen,  der- 
gleichen acc.  verwendet  Hüllen  üller  in  seiner  deulsclien 
prosa ,  z.  b.  hin(jele(jt  den  ernst  (seposltis  relnis  seriis), 
ausijeschlacjen  alle  sorij  (abjeclis  curis)  werke  5,  345. 
353.  diese  blumen  alle  tage  anyeselin  (^liis  iloribus  (juo- 
tidie  aspeclis)  inylhol.  CLXl;  seine  ancjelefjenheiten  un- 
versiiumet  (ohne  seine  geschafte  zu  veisaumen)  flugschr. 
von  16'J2.  das  buch  kostet  vier  gülden,  den  einband  mit 
gerechnet,  die  heulige  spraclie  brauclit  diese  conslructio- 
nen  gern  zur  Schilderung  einer  gebärde  oder  kleidung  bei 
stehn,  sitzen  luul  idiidichen  Wörtern:  er  stand  da,  </je /<«»i<Z 
an  das  rüder  jelehnt^  da  steht  sie,  die  auyen  gen  iiimniel 
gerichtet,  die  h'dnde  empor  yehoben ;  dort  sitzt  sie,  die 
hände  im  schoß  (jefaltet-  in  seiner  Werkstatt  sonntags 
früh  steht  unser  theurer  meister  hie,  sein  schmutzig  schürz- 
J'ell  ab(jelegt.  Alle  solche  structuren  scheinen  der  mlid. 
und  ahd.  spräche  beinahe  fremd,  und  romanismen,  obgleich 
die  Gothen  schon  absolute  acc.  besaßen,  eine  groUe  Ver- 
schiedenheit liegt  aber  darin,  daß  der  golh.  acc.  immer 
part.  prJis.  ist  (s.  900),  der  iihd,  umgekehrt  fast  nur  das 
part.  prät.  *)  zulaiit,  woraus,  nach  dem  s.  894  geltend  ge- 
machten grundsatz,  weiter  folgt,  daß  die  goth.  absoluten 
acc.  ein  anderes  subject  haben,  als  das  des  hauplsalzes,  die 
iihd.  hingegen  dasselbe:  der  meister  steht  da,  der  sein 
Schurzfell  abgelegt  hat,  in  jener  goth.  phrase  tanzt  die  kci- 
iiigslochter  und  der  könig  spricht  zu  ihr.  die  nhd.  abso- 
lut gesetzten  part.  prät.  sind  beinahe  sämtlich  transitiver, 
den  acc.  regierender  verba.  sollte  nicht  zusanmienliang 
stattfinden  zwischen  ihnen  und  der  s.  87  beim  imp.  ange- 
gebnen construction?  es  liegt  ganz  nahe,  in  beiden  fällen 
einen  wirklich  vom   part.   prät.  reijierten  acc. ,  keinen   ne- 


*)  in  einem  briete  Philipps  von  Hessen  an  Lutlier  vom  j.  1525? 
(Roniaiel  5,  862)  die  forme!  ilc-nd  mein  haiid  (festinante  manu)  ge- 
sciiriben. 


notneji.     absoluter  casus,     particip.  C)\\ 

ben  ihm  gleich  absolut  auftretenden  aiizunelinien.  ^v!e  In 
der  redensart  rosen  auf  den  ^veg  geslreul  ein  habet !  küiinte 
bei  dies  gesagt  ein  habend  ergänzt  werden,  und  dann  ver- 
scliwände  aller  schein  des  absoluten  ausdrucks.  ich  werde 
bei  den  ronianisclien  sprachen,  hierauf  zurückkommen; 
entgegen  stehn  die  freilich  schwachen  spuren  des  part. 
priis.  (eilend  mein  band),  wo  das  intransitive  verbuni  die 
rection  des  acc.  abweist,  aber  auch  beim  part.  prät.  den 
abhängigen  acc.  zuzugeben ,  brauchte  man  die  ellipse  ha- 
bend noch  nicht  einzuräumen,  sondern  könnte  wenigstens 
das  i)art.  für  einen  absoluten  casus    hallen  ? 

Bemerkenswerth,  dai^  jenem  mhd.  der  ungezalt  (s.  QO?) 
vergleichbar,  in  fornieln    des    16.   17  jh.  zu  dem  acc.  part. 
prät.  gern    das  subst.    im   tjen.     construiert,    nicht    in    glei- 
chem acc.  beigefügt  wird''),    iinverricht  üev  Sachen  (Schwei- 
nichen   2,  239.  3,    65.    101);    iintjeschivächt    seiner    nalur 
(Schneiders  Erbach  301);    unbeivarnet    aller  eren  (Mones 
archiv  2,   21«);  unersucht  des   herzogen   (Kanlzow  2,  305) ; 
unser  nnijehört;  unaticjehürt  seiner  rechtferligung ;  wiver- 
niiitet  des   falls;    arnjesehn    seiner    treuen    dienste;    unbe- 
schadet seiner  einrede;  hindau(jeselzt  alles  gebeis  (Etlners 
hebamme   612);  unbeijrü[\t  seiner;  unbeeidiijel  der  gezcu- 
gen  u.  s.  w.,  redcnsaileii,   die  wir  heute  mit  ohne  zu  um- 
sclireiben  :    ohne    ilie    zeugen    zu    beeidigen  ,    ohne    ilin    zu 
begrüUen.      erhallen    hat  sich   noch:    dessen  nnerachtet,  al- 
ler klagen  umjeachtel.    dergleichen  parlicipia  haben  substan- 
tivisch  präpusitionale  nalur  angenommen,  und  i-egieren  nun 
den  gen.    der  subst.,    zu    welchen    sie  sonst  altnbuliv   hin- 
zugefügt   wurden  **).       unstallhafter    scheint     die    vorkoni- 
inende    redensart:  unerlaubt  iles  heindjürgen  (ohne  erlauh- 
nis  des  h.),   wo   dem   pari.  pral.  aclive  bedeutung,  iingefalir 
wie    in    den  s.  70    verhandelten   conslruclionen  untergelegt 
wird.     In   diesem  sinn  fasse    ich   einen  scheinbaren  absolu- 
ten  nom.    auf,     welchen    Sasliows    leben    1,  319   daibielel : 
wir   auch   beide ,    der  eine    den   andern   untfesehn   und   un- 
qesj)yuchen  f    veirelsel    sein,    d.  i.  ohne    dali   der  eine   ileii 
andern   geselin    und  gesprochen  halte,  zm  nichl  sehend,  spre- 
chend ;   part.  präs.  würden  aber  hiei*,  unabsolul,    als    echle 
nom.  in  die  redensart  passen,     man  denke  sich  griech.  part. 
prät.  acl. 
X.  einige  temerkungen    über    die   andern   heuligen   dialecle, 

*)   v<;i.   das  voriiin   l>eip;el)raclittj   iiiIkI.  der  Stegreif  uii^etretfitdt'. 
**)  äliiiruli    construiert    lvri>ti>l)i'r{i    zum    ndj.    aiisic/itig   den    gen.: 
anxichlii^  (im  aiigesicht)  aller  dtrer  (I''ri>eli  2,  272b.) 


912  einjacher  salz. 

in  bezng  auf  absolute  fiigiing.  hei  nl.  sclirlflslolleni ,  In- 
soiulois  alleren  dos  16.  1 7  jli.  eilialleii  sich  im-liroie  _'/''"• 
formein:  slaaiidcs  muiirs ,  vtcliltndt'.r  liund  ^  iielirtntlxlcr 
Jfiiie  ,  aanzi(t}ider  outjeu  ii.  s.  w.  al).soUile  <icc.  siml 
kaum  in  gebrauch,  vielmehr  den  pai  l.  \n:il.  wird  dann  ein 
gerundivisches  hchbcude  und  zijnde  beigegeben;  dit  gi'- 
zegl  hebbende ,  dil  opgesteid  zijnde ,  was  nicht  ausdriicUl 
cela  dil,  ccia  regh',  sondern  unabsolut  ayant  dit  cela,  ceci 
elant  regle.  Englisch  lassen  sich  zwar  absolute  part.  priil. 
accusalivisch  bihlen ,  z.  b.  jenes  ags.  bevrigennin  andviilaii 
übertragen  their  faces  ivrapped.  der  prosa  ist  aber  die 
nnwendung  des  pari.  |)ras. ,  sowie  die  unischreibu/ig  niil 
liavuKj  und  hehuj  viel  geläufiger:  saying  this  he  went; 
bis  molher  hearing  bini  had  conipassion ;  ihe  knave  doiug 
this  burst  out  inlo  laughter;  having  supped  we  relurnd, 
being  disliked  by  theni  he  was  rejecled.  keine  dieser 
structuren  kann  absolut  genannt  werden.  Die  neunord. 
sprachen  haben  wenig  aljsolnle  part.  aufzuweisen.  das 
dan.  dette  forndsadt  scheint  dem  nhd.  dies  vorausgesetzt, 
mi(i  icvldtnde  ienem  mir  unwissend  nachgeahmt,  in  deu 
schwed.  Volksliedern  aufgefallen  ist  mir  die  redensart  in- 
nan  upprunnen  sol  (ante  soleni  ortum,  sole  nonduui  orto) 
SV.  fülkv.  1,  44.  47. 

XI.  Die  romanischen  sprachen  kennen  keinen  andern  ab- 
soluten casus  als  den  acc,  bedienen  sich  aber  dessen  sehr 
vorliieilhart. 

1.  ital.  /rt//o  (jnesto  (hoc  facto);  detto  (jiiesto  (hoc  diclo); 
ßnito  iniesto  Dante  irif.  3,  130;  aperti  (jli  occlij  foculis 
aperlis)  ;  vennta  la  mattina  j  oppressi  i  snoi  nemici  ri- 
torno  (oppressis  ininiicis  suis  rediit.)  mit  jiart.  pras.  dn- 
rante  la  ijiierra  j  inediante  Pajnto  S2io  ,•  cio  non  ostante, 
die  allere  spräche  viel  öfter:  durante  il  caldo  ^  vivente 
il  »'e,  nie  vivente^  vecjfjente  hii ,  was  man  heute  durch 
das  gerundiun»  ausdrückt  oder  umschreibt. 

2.  Span,  puesto  el  caso  Cposilo  casu,  ohne  subject  gesetzt 
zur  conjunction  geworden);  mnerto  el  padre  (mortuo  pa- 
tre);  nnierta  su  madre  (morlua  malre  sua);  la  pnerta  cer- 
rada  (ianua  clausa);  (janada  la  batalla;  auilada  la  causa; 
trasladadas  las  cortes  a  Cadiz  escribio  u.  s.  w.  so  schon 
im  poema  del  Cid:  la  oracion  fecha  luego  cavalgaba  54. 
367;  hinoios  Jitos  (genibus  illexis)  sedie  el  canipeador 
2040;  hinoios  lilos  las  manos  le  bcso;  ellos  niediados  (jal- 
los  (beim  zweiten  hahnschrei?)  piensan  de  cavalgar  325. 
pari.  pras.   fallt  mit  dem  gerundium  zusammen. 


nomen.     absoluter  casus,    particip.  913 

3.  franz.  cela  dil  il  paiiii;  cela  coiwenu  eile  me  dit;Mo/;'e 
travuil  achevc  nous  noiis  coucliames;  Vinstmction  com- 
inencee  le  juge  ordonna;  la  danse  finie  on  se  niet  ;i  table; 
le  voeti  J'ait,  crac,  voila  le  colFre ;  excepte  le  roi  *)j  ees 
paroles  achevees  il  sortit.  noch  liäufigei-  bei  älteren  Schrift- 
stellern: passe  la  pestilence  Piabelais  4,  45;  venu  le  temps 
de  la  cueillete  4,  46  u.  s.  \v.  auch  im  franz.  begegnet  die 
form  des  part.  pras.  der  gerundiven.  in  einzelnen  redeiis- 
arten  ^vird  aber  nach  analogie  des  ital.  das  particip  wahr- 
scheinlicher, z.  b.  durant  la  gzierve ,  durant  ces  des- 
ordres ,  inoijennant  cette  somnie ,  obgleich  das  part.  seine 
llexiou  einbüßt,  vgl.  unser  währendes  krieges. 

4.  da  die  heuligen  romansprachen  acc.  und  nom.  nicht  un- 
terscheiden, also  zweifei  entspringen  konnte,  welcher  von 
beiden  in  dieser  absoluten  fügung  walte;  so  wird  es 
wichtig  den  altfranz.  und  provenz.  dialect  zu  vergleichen, 
in  welchen  nom.  und  acc.  meislenlheils  gesondert  sind, 
männliche  part.  prät.  haben  im  nom.  sg.  und  acc.  pl.  s,  im 
acc.  sg.  und  nom.  pl.  kein  s.  hiernach  ist  das  allfianz.  le 
col  hessie  (gebücktes  halses)  sen  va  Ren.  1295;  commence 
8a  melodie  les  eiilz  clujiiiez.  (mit  blitzenden  äugen)  Reu. 
1599  uothwendig  acc.,  nicht  anders  das  provenz.  cavalguet 
lo  fre  ahandonat  ( laxato  freno)  Ferabr.  3712.  3729; 
Frances  esperonan  lors  fres  ahandonatz  (laxatis  frenisj 
Ferabr.  410.  467.  490.  601.  671.  aus  absoluten  part. 
prät.  fem.  kann  man  dies  nicht  ersehen,  denn  beide  casus 
Iiaben  im  sg.  kein  s,  wol  aber  im  pl. ,  z.  b.  fiert  leenz 
teste  levce  (capile  ereclo)  Ren.  20172;  der  pl.  würde  lau- 
ten iestes  levees.  Vüv  das  part.  präs.  konunen  einige  we- 
nige, oft  wiederkehrende  formein  in  erwägung.  altfran/'., 
voiant  le  pueple  (vidente  populo)  **)  se  despollcnt  Trist- 
3866;  voiant  le  pueple  nos  vcut  prendre  Trist.  2123; 
vuiant  (jenl  Trist.  575;  se  lor  faisoic  sairement  a  ta  cort, 
voiant  la  (jeiit  Trist.  3240;  niert  nüe  tanz  de  tencier 
vuiant  la  (jeut  V\.(i\\.  19641;    nioult   doit    on  felon  chastier 


•)  waniin  al)er  auch  excepte  les  rois  (exceptis  rep;il>iis") ,  und  niclit 
cxceptes  les  rois'^  weil  ovcepte  (wie  mojcnnaiit,  toiicliant,  tinraiit  nml 
unser  vvälireiid)  sicli  zur  präp.  voriiärtete  (3,  2i())  und  es  schon  init- 
tellat.  hcilU  exccplo  porlione,  excepto  ,dnal)ns  villis,  exccpto  niancipiis, 
excepto  illa.  e!)enso  liei,^t  es:  sw/'/'w^ln  cliosf,  v  contfiix  les  toinnies, 
nachgesetzt  aber:  la  cliosc  supjwsee ,  les  rois  cxceptes,  les  fcinmus  y 
coinprises. 

")  das  streitet  für  ein  absolutes  zuoseheuden  H:ilen  (s.  907.)  auch 
ein  zuolitt'rendeii  liuteii  oder  zuohterende  den  liuten  konnte  erwartet 
werden. 

jNI  m  m 


()J4  einfacher   Sd/z. 

le  rol  Volant  (((jrain  legc)  'J'risl.  .^4'JS ;  veant  nus  fnohlfi 
vnJt'iililjiis) ;  coiiinienl  la  rrnntlic  se  tloil  deraisnci- t»üi«Mf 
les  rois  et  lor  hnrniitje  (coram  regibiis  cl  viris)  'J'risl.  4110; 
voiaiit  les  (jtnz  V\.ci\.  227 14  -^ses  iimz  veaiiziociiVis  videnlllxifi) 
Heil.  5'JS;  (|iii  l'a  lioiii  ses  eulz  vuiunl  lien.  681;  lor  tf.r 
volunt  IMcuii  4,  6;  mes  ianx  vuiant  iicii.  19595;  prov. 
vezeti  tot  lo  hamat  (viileiile  tola  viioniiii  lurba)  Feiabr. 
4918.  4928.  4939;  vezen  tolz  U  haro  Fcrabr.  3326;  ve- 
zeii  SOS  apostols  siis  el  cel  sen  iiioiila  (videnlibus  aposto- 
Jis  in  coeluui  ascendit)  Ferabr.  4857.  alllranz.  li  coimiant 
oiant  vos  (audieiitibus  vobis)  IMeoii  nouv.  rcc.  1,  136;  H- 
siez  li  brit'f  oiant  nos  toz  (coram  iiobis  oninibus)  Trist. 
2551;  oiant  tote  fjent  Bcrle  127;  va  le  col  haissant  (in- 
üliiiato  cüUo)  lieii.  1313.  das  subjecllose,  zur  bloUen  par- 
tikel  vcrluiricle  j)roveiiz.  manltnent  Ferabr.  102.  2762. 
4753,  franz.  maintenanty  scliciiil  ein  ilal.  niano  teueiite,  d.  li. 
indem  einer  die  band  liält,  in  voller  gegen  wart  1*  dies 
nianlenent  könnte  aber  auch  gcrundinm  sein,  lal.  tenendo 
nianum,  ital.  niano  tenendo.  in  allen  übrigen  romanistbcn 
dialeclen  fallen  part.  präs.  und  gerundium  zusammen,  letz- 
teres ist  aber  stets  unabsülut  und  subjecllos ,  daher  jene 
formeln  voiant  le  penple ,  vezen  lo  hamat  nolhweiulig 
absolute  parlicipia  enthalten,  ebenso  die  spanisclien  vinien- 
do  la  inanana  Cid.  324;  andando  los  tiempos  (temporibus 
progredientibus),  yendo  dias  y  viniendo  dias  (diebus  eun- 
libus  et  redeuntibus)  d.  i.  mit  der  zeit,  die  formelle  be- 
rührung  zwischen  part.  pras.  und  ger.  hat  aber  die  llexion 
des  ersteren  meistens  aufgehoben  ,  und  nur  jenes  altfranz. 
ses  iauz  veanz  zeigt  den  angemessenen  plural. 

5.  einigemal  ei'scheint  die  pri^ip.  a  vor  dem  absoluten  ca- 
sus, und  diese  Umschreibung  entspricht  dann  naher  dem 
lat.  absoluten  abl.,  z.  b.  franz.  prier  ä  mains  jointes  (pli- 
calis  manibus);  alllranz.  a  meins  joiittes  merci  li  crie 
Ren.  27022;  a  eulz  clitjniez  Ren.  1595;  prov.  montelz 
als  cels  u  tolz  lors  hiielhs  vezan  (videnlibus  omuibus  eo- 
rum  oculis)  Ferabr.   1267. 


Auf  diese  darlegiing  der  einzehieu  Verhältnisse,  wobei  sclion 
im  voraus  der  romanischen  erwähnt  werden  musle ,  soll 
eine  allgemeine  betrachtung  unserer  absoluten  part.  folgen, 
die  wechselnden ,  frühe  veraltenden  foiinon  dieser  con- 
struclion  pflegen  für  undculsch  und  der  spräche  von  aulien- 
her  aufgedrungen  gehalten  zu  werden,     gleich wol,    da  ab- 


tioinen.     (ibsoluter  casus,     particip.  915 

solute  casus  überhaupt,  wie  dl'e  geschiclite  unsrer  adver- 
bien  lehrf,  im  deutsclien  von  ältester  zeit  an  heimisch  und 
iiatürlicli  waren  ,  wie  halle  es  gescliehen  können ,  daß  die 
participia  davon    ausgeschlossen    blieben? 

den  geringsten  schein  hat  hier  fremder  einfluß  für  das 
golhische.  Ulf.,  dem  der  gr.  tcxt  absolute  gen.  vorhielt, 
setzt  an  deren  stelle  goth.  dalive,  einigemal  auch  accusa- 
tive;  ja  er  wechselt  mit  bloßem  dat.  vuid  der  präp.  af,  wo 
die  gr.  construclion  wieder  keine  prap.  darbot,  dies  weist 
uns  schon  auf  eine  lang  geübte  an^venduug  solcher  aus- 
drucksweisen, und  man  niüsle  sie  der  goth.  spräche  etwan 
aus  der  lat.,  vor  Ulf.  zeit,  zugebracht  wähnen,  wenn  mau 
sie  ihrem  eignen  genius  absprechen  mag.  ohnehin  ist  Ulf. 
an  den  gr.  absoluten  casus  so  wenig  gefesselt,  dal^  er  ihn, 
wie  gezeigt  worden  ist,  verschiedentlich  auflöst,  er  konnte 
aber  immer  auflösen  ,  falls  er  gefahr  lief,  durch  eine  neu 
eingeführte  und  nachgeahmte  Wortfügung  den  Gotheu  un- 
verständlich zu  werden  ;  wir  wissen  daß  bei  vielen  andern 
gelegcnheiten  er  völlig  frei  verfahrt  und  seiner  spraciie  kei- 
nen zwang   thut. 

Die  ahd.  absoluten  dative  nehmen  sich  unbeholfen  aus, 
w^eil  Übersetzungen,  in  welchen  sie  siehn ,  meislentheils 
steif  gerathen  sind,  dafi  die  behenderen  verdeutscher  sich 
ihrer  oft,  nie  ganz,  enthalten,  bezeugt  nn'r  grade  ihr  vor- 
liandensein  in  der  spräche  selbst,  jene  ungeschickten  hünde 
werden  durch  das  lat.  vorl)ild  verführt  eine  structur  zu 
häufen,  die  niälUger  angewandt  in  der  einheimischen  spräche 
guten  grund  hat.  das  verbürgt  N.  ,  dessen  gefüge  prosa 
ihrer  so  wenig  enlrathen  kann,  dal^  er  sie  auch  da  an- 
bringt, wo  der  lat.  text  sie  nicht  gewährte.  N.  überträgt 
sowol  das  absolute  in  unabsolulcs  als  das  unabsolule  in 
al)Solulcs.  Warum  sie  sich  bei  0.  sehr  sparsam,  im  alls. 
Hei.  gar  nicht  darbieten,  meine  ich  richtig  aus  dem  unter- 
schied zwischen  poesie  uiul  prosa  zu  begreifen,  denn  auch 
die  ags.  luid  alln.  gedichle  haben  nur  wenige  für  ilic  über- 
zeugiuig  hinreichende  beispiele,  daß  sie  diesen  mundarten  an 
sich  nicht  fremd  waren.  auch  stimmt  das  eddische  at 
vor  dem  abs.  part.  genau  ziu-  golii.  weise ,  und  bestiiligt 
wie  lange  her  diese  construclionen  unsrer  si)rache  einge- 
prägt gewesen  sein  müssen. 

Freilich,  den  mhd.  dichtem  sdieinen  sie  beinah  ganz 
entfremdet;  'wenn  einer,  so  würde  Wolfram  aus  ihnen 
vortheilc  gezogen ,  und  falls  sie  damals  noch  in  der  prosa 
lebten ,    nündestens    einzelne  formoM  daher  enlnommen    ln- 

:M  IV  nt  2 


yiö  einfacher  aatz. 

beil.  CS  vcrbält  eich  fast  wie  mit  dem  (6c}ion  8.  8H7  ver- 
glicluicn)  acc.  c.  ini. ,  der  den  iiilid.  dichtem  aiissliihl  («. 
119.)  die  ilexion  -war  für  solche  scharfe  anwendiuigoii  der 
casus  zu  sluinpf  geworden. 

Der  ahd.  und  ags.  dat.  stinunen  völlig  zu  dem  dci- 
golh.  absohilen  conslruclion ,  und  es  ist  nicht  nüliiig  bei 
ihnen  greisere  eiuwirkuiig  des  lat.  casus  gellend  zu  ma- 
chen, die  absühiten  (jen.,  welche  zwar  der  alteren  spräche 
nicht  unbekannt,  der  spateren  geläufiger  werden,  erscheinen 
mit  dorn  part.  ziniieist  in  allril)uliven  scliiUlerunjen,  selten 
für  den  ausdruck  des  zeitverlü'iltntsses ,  d.  h.  aullüsbar  in 
Sätze  mit  da.  als,  naciideni  u.  dgl.,  wahrend  die  nhd.  ab- 
soluten acc.  auch  wol  dieses  bezeichnen,  zwischen  i\en 
phrasen :  gesenktes  auges  geht  sie  einher  \ind:  gesenkt  das 
äuge  g.  8.  e.  ist  der  unterschied,  daß  jenes  aussagt:  mit 
gesenktem  äuge,  dieses:  naclidem  sie  das  a.  niedergeschla- 
gen hat.  indessen  bleibt  der  nhd.  absolute  acc.  inuner  auf 
das  subject  des  hauptsatzes  besch.ränkt  (s,  910)  und  findet 
nicht  statt,  sobald  der  nebensalz  ein  anderes  subj.  hat,  z. 
b.  wir  setzen:  dies  gesagt  (als  er  dies  gesagt  hafte)  ent- 
fernte er  sich,  nicht  aber:  den  himniel  aufgeklärt  (nach- 
dem der  hinunel  sich  aufgeklärt  hatte)  reisten  sie  weiter, 
die  romanischen  sprachen  diiifen  ihren  absoluten  acc.  auch 
auf  ungleiche  subjecte  erstrecken:  ilal.  venuta  la  nialtina 
diese;  span.  pasadas  las  noches  de  invierno  partiose ;  franz. 
Toraison  faite  on  se  mit  a  table,  die  wenigen  formein  mit 
dem  acc.  part.  präs.  (voiant,  olaut)  gründen  sich  überall 
auf  ungleiches  subj.  und  können  nhd.  nicht  nachgebildet 
werden. 

Dieser  engeren  schranke  des  nhd.  absoluten  acc.  un- 
geachtet führe  ich  seinen  gebrauch  hauptsächlich  ans  den 
romansprachen  her,  wenn  schon  die  goth.  und  ahd.  mnud- 
art  solche  constrjictionen  kannte,  hiengen  sie  nocli  damit 
zusammen,  so   dürften    sie  der  nihd.  spräche  kaum  fehlen. 

Den  ronian.  acc,  abs.  deuten  die  granimaliker  aus  ei- 
ner ellipse  von  aveudo,  essendo*);  habiendo,  estando 
(siendo) ;  ayant,  etaut;  so  daß  z.  b.  cela  dit  verständigt 
werden  müste,  entweder  ayant  dit  cela  oder  cela  etant  dit 
(ayant  etc'  dit.)  diese  ausdrucksarleu  würden  den  nnl.  mit 
hebbende  und  zijnde,  den  engl,  mit  having  imd  being  (s. 
912)  gleichkommen,  und  sind  ohne  zweifei  sehr  gebräuch- 


')  Fernow  ital.  spraclil,  690,  vgl.  592.  593. 


nomen.     cthsoluier  casus,     pariicip.  9J7 

lieh,  allein  jene  absoluten  part.  scheinen  doch  etwas  an- 
deres; ihr  acc.  steht  unabhängig,  neben  avendo,  ayaut  wird 
er  vom  verbo  des  Satzes  regiert,  daher  auch  die  Veränder- 
lichkeit des  particips  in  beiden  fallen  nicht  gleichen  schritt 
hält,  z.  b.  es  heißt :  ces  paroles  prononcees  ,  proiioncees 
ces  j:)aroles ,  aber  ayant  prononce  ces  paroles ;  aperti  gli 
occlij  und  avendo  aperto  gli  occhj  *).  noch  weniger  läUt 
sich  bei  intransitiven  verbis  essendo  oder  e'lant  supplieren, 
das  den  absoluten  fiec.  ir.  einen  nom.  umwandeln  würde, 
z.  b.  essendo  venuta  la  maltina  *).  am  allerwenigsten  end- 
lich würden  sich  part.  piäs.  auf  solche  weise  elliptisch  er- 
klären ;  gibt  man  aber  einen  absoluten  acc.  durante  la 
guerra  zu,  wird  man  auch  ein  finita  la  guerra  einräumen 
müssen,  ohne  daU  nöthig  wäre  diesem  avendo  oder  ess(M)do 
unterzuschieben.  Nicht  anders  beurtheile  ich  darum  die  nhd. 
absoluten  acc.  (s.  910),  es  ist  gar  nicht  einmal  gewühiilich 
vollständige  phrasen  mit  habend  und  seiend  zu  bilden,  ge- 
schweige sie  zu  unterdrücken. 

der  romanische  Wechsel  zwlsclien  sg.  und  pl.,  zwlsclien 
männlichen  luid  weiblichen  formen  dieser  part,  präl.  hin- 
dert unser  einförmiges  unveränderliches  aiiSfjenomiiicu  für 
ein  bloUes  adverb  des  particips  zu  hallen  und  auf  ein 
ahd.  üzginomano  (l,  1020)  zurückzuleilen.  part.  präl. 
schwacher  conjugalion  stellen  ahd.  luid  mhd.  adverbial 
oluie  -o  und  -e,  wie  es  scheint  in  dem  bloßen  undectierteti 
acc.  neutr.,  z.  b.  nngifergut  (gratis)  T.  170,  6;  luigesculdot 
(sine  causa)  N.  ps.  108,  3;  mhd.  unbekant  Wh.  119,  21; 
ungeschouwet  koufen  IM,  2,  227^;  vgl.  ungezalt  (s.  907.) 
Da  wo  dies  pari,  im  adverbialen  gen.  vorkommt;  unvev- 
schuldes  (immerilo)  Amgb.  11*^;  aUlVies.  umhethimjndis 
(ohne  gerichtliche  klage)  vVs.  14;  nnclalhadis  (ohne  la- 
(hing),  würde  durch  beiriigung  eines  subjecls  ilcr  lürm- 
liche  absolute  gen.  entspringen. 


*)  nllcrdinjis  fordert  <lie  iirspriiiijiliclie  structur  des  part.  prat.  bei 
lialxMi  (Ion  acc.  (s.  15!>),  l'olpilirli  nyaiit  proiioitcces  i-ea  |tnrüles,  was 
al)er  im  Iran/..,  so  weit  seine  gesclii<:lile  reielit ,  iinstattliat't  {rewordeii 
isr.  ital.  darf  sesapt  \v<>rdeii :  avendo  apcr/i  {i,\\  ix-clij.,  avendo  inh/c 
iiiolto  eose,  weiches  nielir  dem  franz.  avant  Ics  _>en.\  ourerts  nlsa\,)iii 
ouvert  ics  yeiix  ^'leiclit,  ivülin  verknti(>ri  die  liulicre  ital.  .spräche  lias 
part.  präl.  mit  dem  sul)je('t  des  hanptsatzes  im  nvni. :  Ic  viitii  il  me.-it(> 
letto  «•in;j;ean,  Inii^nati;  i  rai ,  sc.oinpostu  il  erinc,  stall  des  iililicheii 
lja<i;nati  i  rai,  scoin|)osto  il  criuc.  dann  IumI  die  altsolutc  ton»lriulioii 
'^twvi.  auf. 

**)  an  den  nom.  mit  ellipse  des  vorh.  siilist. ,    licßo   sieli  .sonst  aiicli 
denken,   im  nU.-;pan.  Cid   1181:  csto  cra  rluho,  picnsan  de  caval^rar. 


910  ciiiJcicJu-r  atitz. 

Aufmerksamkeit  erfordert  das  verliallnls  der  präpusi- 
tion  neben  dem  parlicip.  es  ist  noch  in  der  heuligcn 
Sprache  ganz  gewölinlich  ])räposilionen  mit  part.  und  8ul>.st. 
zu  veikMii|)l"eii ,  woraus  redensarlen  entspringen,  die  dem 
gelialt  absoluter  parlicipion  nahe  kommen  ,  und  docli  et- 
was anders  sind,  sie  gebranclien  il)r  part.  alliibuliv,  und 
lassen  allen  nachdruck  auf  ])rap.  und  nomen  fallen,  z.  b. 
7iach  gethaner  arbeit  ist  gut  ruhen  ,  nach  gelialtner  mahl- 
zeit  entfernten  sie  sich ;  hei  einbrecliendem  morgen  reiste 
er  fort,  hei  eingebrochner  dammerung  liielten  sie  an;  un- 
ter wahrendem  regen  wurde  der  berg  erstiegen;  mit  l)e- 
bendcj-  stimme  sprach  sie;  in  luiabgebrocliner  rede  trug 
er  seinen  entschluÜ  \or.  Das  drückt  uns  nicht  viel  melir 
aus,  als  das  bloUe :  nach  der  arbeit,  nach  iler  mahlzeit, 
bei  morgen,  unter  dem  regen;  mit  furclitsamer  stimme, 
in  steter  rede;  nirgends  tritt  der  eigentlich  verbale'  zeitbe- 
grif  dabei  hervor,  die  beifügung  des  part.  ist  daher  nur 
zulassig,  wenn  die  forniel  auch  ohne  es  beslchn  kanri,  da- 
her z.  b.  nicht  gesagt  werden  dürfte :  nach  besiegtem  feind 
lierschte  ruhe  im  land.  jene  phrasen  dulden  auch  keinen 
artikel  vor  dem  part.,  v/eil  ihm  dieser  eine  lebendigere 
beziehung  versclialfen  würde.  Der  scheinbar  gleiche  fall 
des  goth.  «f,  das  absoluten  participien  vortritt  (s.  898.  900), 
ist  ollenbar  ganz  verschieden,  weil  dort  in  ihnen  die  kraft 
des  pradicals  liegt. 

Die  lat.  spräche  bildet  ihre  absoluten  part.  allein  mit 
dem  tihl. ,  was  zu  dem  goth.  und  ahd.  dat.  stinunt,  aber 
in   keine  der  roman.  sprachen  übergegangen  ist  *^. 

Weit  inannigfalter  sind  die  gr.  constructionen.  vor- 
lierschend  zeigt  sich  der  yen.  aller  participien:  i'ccQOS  e).- 
'dövTos  tu  Qoda  d-älXei ,  T£).ivj ijGavTog  d'h  Kitgov  nctQi- 
Xaßs  Trjv  ßaai).ei7]P  Ka/ißvG7]g.  absolute  dative  lassen 
sich  attributiv  fassen, ''z.  b.  ntoi'ioVTi  iviavriö  im  Schluß 
des  Jahrs,  im  scließenden  jähr;  neouöi'jos  iviavrov  sagt: 
als  das  jähr  ausgieng.  absolute  acc.  enthalten  Zeitbestim- 
mungen: TaVTU  d'h  yii'Ofni'u ,  aber  auch  andere  Wendun- 
gen ,  solche  neutralformen  können  für  nom.  gelten  und  der 
Zusammenhang  des  ganzen  nuil^  den  casus  näher  bestim- 
men, beim  masc.  imd  fem.  ist  der  nom.  an  sich  klar, 
Buttmann  führt  aus  Herodot  an:  cd  vvy.reg  i-füoui  noitv- 
fuvui  (die  nachte    zu  tagen  gemacht),    doch  scheint   danu 


*)  irrig   nennt  Fernow    p.  589    das  ital.  diirante  il  cnido  einen  lati- 
nenius,    da  il  caldo  deulliciier  acc.  ist. 


nonien.     absoluter  casus,     parlicip.  919 

der  nom.  immer  sicli  auf  etwas  vorausgehendes  zu  stützen, 
und  nie  kahl  zu  stehu ,  wie  das  s.  900  angeführte  funtaii 
uiarigrioz. 

Die  altslav.  spraclie  zeugt  absolute  constructionen  mit 
dem  dat.  ihres  pari,  präs. ,  welches  bald  gerundiv ,  bald 
transgressiv  genannt  wird  (Dobr.  inst.  636.  637),  nirgends 
mit  dem  eines  part.  prät.  in  den  heutigen  mundarten  ist 
aber  auch  jene  Verwendung  aufgegeben. 

Litt,  und  lelt.  steht  das  unveränderliche  gerundium  mit 
dem  dat.  absolut,  z.  b.  liuh.  diewui  dudant  (deo  danle); 
jam  sedint  (eo  sedente)  Malth.  27,  19;  lett.  saulei  lezzoht 
(sole  Oriente);    azzim  redsoht  (oculis  videntibus.) 

da  der  slav.  und  litth.  dat.  von  dem  abl.  unterschieden 
ist,  so  bleibt  unsicher ,  ob  unser  goth.  und  ahd.  dat.  hier 
mehr  die  natur  des  lat.  abl.  oder  des  slav.  litlh.  dat.  au 
sich  trage. 


920  einjadicv  a^fz. 


CAP.  VIII.     ADVl'RB  UND  ADJECTIV. 

Wir  verlassen  den  casus,  iinvollsläntllg  dargestellt  schei- 
nen würde  das  verliält'nis  des  noinens  im  einlachen  satz, 
wenn  nicht  auch  noch  die  grenze  und  begegnuug  zwischen 
adverb  und  adjectiv  zur  spraclie  käme. 

Substantive  werden  durch  adjective,  vcrba  durch  ad- 
verbia  näher  bestimmt,  d.  h.  das  ad),  ergänzt  den  begrif 
des  subjects,  das  adv.  den  des  prädicals.  das  adj.  erscheint 
dann  bloß  attributiv,  eine  dem  subject  schon  zuerkannte 
eigenschaft  ausdrückend,  das  adv.  modificiert  die  aussage 
des  vcrbumSj  bildet  also  einen   theil  des  prädicats. 

Nimmt  aber  das  verbum  substantivum,  d.  h.  die  ver- 
balabslraction  den  platz  lebendiger  verba  ein,  so  muß  es 
durch  andere  Wörter  belebt  werden,  dies  sind  gewöhn- 
lich wiederum  adjectiva,  allein  pradicative,  und  ihnen  kön- 
nen gleichfalls  adv.  zutreten,  so  wie  adv.  sich  zu  adv,  ge- 
sellen mag.  begleiten  adv.  attributive  adj.,  so  hat  man 
sich  eine  vorausgegangne  prädicierung  hinzuzudenken,  noch 
leichter  gesellt  sich  das  adv.  zu  dem  seine  verbalkraft  nicht 
bergenden  particip.  Andi'erseits  lassen  außer  dem  verb. 
subst.  verschiedne  verba  begleitungen  des  adj.  statt  des 
üdv.  zu,  was  den  Substantiven  uachdruck  erhöht,  den  prä- 
dicativen  schwächt. 

Adjectiva  treten  also  neben  subst.  und  verbum,  adver- 
bia  neben  verbum,  particip ,  adjectiv,  adverb,  ja  zuweilen 
neben  subst.  auf,  in  welchem  adjectivische  bedeutung  rege 
ist.  die  ähnliche  und  gleiche  anwendung  beider  läßt  aber 
übergriffe  und  Schwankungen  der  coustructiou  erwarten. 

Alan  sieht  leicht,  daß  die  Untersuchung  dieser  concur- 
reuz  zwischen  adjectivischem  und  adverbialem  ausdruck 
hauptsächlich  auf  adv.  gehen  müsse,  welche  unmittelbar 
aus  adj.  entspringen  und  ihnen  parallel  laufen  (s.  889); 
nicht  auf  die  übrigen  durch  absolute  casus  und  praposilio- 
nen  au«  subst.  erzeugten.     Die   geschichte    unserer  spräche 


adi^erb  und  ctdjecüu.  921 

lelirt  nun,  daß  die  form  der  bescliaffenlicilsndvcrbla  gleich 
der  flexion  der  adj.  Läufig  verschwindet  und  '  besonders 
nhd.  viele  adv.  und  adj.  ansriieinend  zusainnienfalleii.  Aveil 
aber  die  flexionslosigkeit  der  adj.  liauplsachlich  beim  prä- 
dicierteii  adj.  vortritt  (s.  498),  und  adverbia .  ihrer  natur 
nach,  das  pradicat  begleiten;  so  muß  dadurch  jene  beriih- 
ruug  und  Vermischung  beider  redetheile  noch  mehr  begün- 
stigt werden. 

Statt  seines  irrigen  Satzes,  daß  alle  nhd.  pradicierfen 
adj.  adverbia  seien  (vgl.  3,  116.  117)  und  aus  adverbialer 
gruudform  sich  erst  die  adjectivisclie  entfalte  *),  hätte  Ade- 
lung mit  mehr  fug  behaupten  können,  daß  die  nhd.  adver- 
bia zu  adjecliven  geworden  sind,  auch  dies  wird  sich 
zwar  nicht  streng  durchführen  lassen,  da  der  adverbialen 
form  gleiches  recht  der  abstumpfung,  wie  der  adjectivi- 
schen  zusteht,  augenscheinlich  hat  sich  aber  im  nhd.  das 
gefühl  für  den  adverbialen  ausdruck  geschwächt,  wie  z.  b. 
die  vergleichung  des  franz.  auf  der  stelle  lehrt,  der  lat. 
gegensatz  von  longus  und  longe  war  eingebüIU,  aber  nun 
wurde  doch  dem  adj.  long  ein  neugebikletes  und  durchge- 
lührles  adv.  longuement  zur  seite  gestellt  ;  während  wir 
den  ahd,  unterschied  zwischen  lang  inul  lango  fahren  las- 
send beide  begrill'e  durch  einförmiges  lang  ausdrücken, 
dies  lang  ist  sicher  ein  so  gutes  adj.  wie  das  franz.  long, 
aber  ein  unkräfligeres  adv.  als  longuement. 

Dem  Gothen  schied  sich  adj.  und  adv.  genau ,  laggs 
und  laggaba;  daß  er  aui^erdem  noch  einzelne  oblique  ca- 
sus des  adj.  adverbialisch  verwandle,  zumal  den  acc.  der 
schwachen  neutralform  (3,  101),  trift  wieder  mit  gebrau- 
chen der  classischen  spi'achen  zusammen.  ohne  zwcifel 
drückten  diese  casuellen  adjectivischcu  adv.  ursprünglich 
nicht  die  reine  iniabhängige  cpialität  aus,  sondein  hatten 
einen  festeren  bezug  im  salz,  allmiddich  aber  fielen  sie 
in  die  bedeutuiig  jener  abaadverbien  ein.  llf.  setzt  an- 
duugju  Marc.  1,  45.  Job.  7,  10.  18,  20  gleiclibedeulig  mit 
andaugiba  Job.  7,  26.  10,  24.  16,  25  für  r/«r6(»ij.c,  7\u({i};~ 
cid,  ja  er  laßt  beide  bihhmgen  hinter  einander  folgen:  ni 
andaugjo  ak  sv<?  analaugniba  Job.  7,  10.  gewisse  bihlungen 
luid  Zusammensetzungen  scheinen  sich  jedoch  nur  dem  ö 
lücht  dem    aba    zu  bequemen,    man    würde    iür    ihiudiskO 


*)  ninn  sehe  iiarli,  \vcl<licn  i'.iilialtharcn  iintcrsclii<Hl  zwisrlicn  (ii-iit- 
sclieni  und  italiciiischctn  adj.  Fcriiow  p.  35)8  aus  dioser  fnlsclien  lehre 
zieht. 


922  ciiijacfu'.r  ndtz. 

I0j'f/o)(:  koin  tliliidiskaba  zu  erwarleu  liaben,  auch  zeigen 
alle  comjHjsila  iiiil  leiks  adv.  auf  u:  saiualeiko,  aljaleiku, 
lalliaUüki),  vafraleiku.  dagegen  wol  alle  aus  part.  priit.  ge- 
bildeten adv.  aba  fordern  :  unfai'riiiudaba  djiiejiimojg  I  Tbess. 
2,  10.  ein  punct  der  golb.  fornilebre  liegt  uns  im  dinikel, 
die  sleigcrung  der  adv.  auf  a})a ,  bildete  man  von  laggaba, 
raililaba  den  com]),  laggus,  rai'htos?  dann  begegneten  diese 
comp,  denen  der  öform,  aljaleikö,  sniumniidu,  wovon  zu 
aljaleikös,  sniumundos  gesteigert  wird  (3,  596.)  wie  die  lat. 
duriter  und  dura  beide  den  comp,  durius  ausdrücken. 

Ich  habe  3,  HO  die  alid.  lange,  rehlo  aus  laggaba, 
raHitaba  geleitet;  wenn  aber  die  ags.  longe  und  rilile  auf 
ein  gotb.  laggu ,  railitu  zurückzuführen  sind  (3,  102),  so 
sclieint  es  allerdings  leichter,  das  ahd.  rehlo  für  goth. 
railitö  zu  nehmen  als  für  rai'hlaba.  die  ahd.  mundarl  sollte 
freilich  rehla  (wie  lierza  nr  hairlu)  zeigen,  aber  rebtu 
könnte  altcrlhümlich  (wie  Im  uoni.  pl.  fem.)  geblieben  und 
dann  nur  ni  rehto  gekürzt  worden  sein  ?  daU  gotb.  rafh- 
taba  und  nicht  raflilö  gesagt  wurde,  steht  der  ahd.  form 
wie  der  ags.  entgegen;  man  muf^  einen  progressiven  Über- 
gang aller  adv.  auf  aba  in  die"  öform  annehmen,  wie  er 
schon  in  der  gotb.  S])rache  beginnt,  nach  Vernichtung  der 
abaform  fieng  auch  die  öform   an  sicli  abzunützen. 

ahd.  behaupten  zwar  die  adv.  auf  o  ihr  volles  recht 
lieben  den  unllecllerten  adj. ;  als  aber  o  in  e  verdünnt 
wurde  und  mhd.  nach  kurzen  silben  zu  verstummen  be- 
gann, reißt  die  Scheidewand  zwischen  adv.  und  adj.  Immer 
mehr  ein.  Avenn  es  Ben.  308  heißt:  eigen  unde  leben 
sint  mir  da  geme^zen  snial ,  so  würde  ahd.  smalo  gesetzt 
sein,  in  den  zweisilbigen  mhd.  formen  bitter ,  tougen,  of- 
fen (3,  114)  begegnen  adj.  und  adv.  einander  noth wendig, 
man  verfiel  zur  ausbilfe  darauf,  daß  mau  die  häufige  Zu- 
sammensetzung mit  lieh  vorzugsweise  für  adv.  verwandle, 
weil  nach  dem  langen  vocal  dieses  worts  das  adverbiale  e 
keinem  Wegfall  unterlag,  balllicbe,  snellicbe  (Parz.  285,  11) 
sind  luiverkennbare  adverbialformen  (3,  115.)  noch  ent- 
schledner  Ist  dieses  hj  und  liga  in  der  engl,  und  nord. 
mundart  zur  bezeicbnung  des  adv.  gebraucht  worden  (3, 
103.)  iihd.  aber  hat  lieh,  sobald  der  unterschied  zwischen 
kurzem  und  langem  vocal  aufhörte,  und  das  adverbiale  e 
durcbgehends  unterdrückt  wurde,  jenen  bezug  wieder  ver- 
loren (3,  117.)  wir  pllegen  heute,  wenn  das  adv.  recht 
deutlicli  hervorgehoben  werden  soll,  die  Umschreibung  mit 
weise  (s.  893)  ru  wöhlen,  welche  aber  an  gefügigkeit  weit 


adverh  und  adjectU'.  923 

hinter  dem  roman.  tnente ,  ment  (3,  162)*)  bleibt,  wie 
sebr  stiebt  unser  iibd.  verstoinerweise  vom  lal.  fiirlim, 
vom  franz.  furtivemenl  ab. 

Nur  die  unregebnaüigen  und  altertbümlicben  adv.  vaila, 
bals,  vairs,  mais ,  nüiis ,  ufla  und  einige  andere  (3,  118. 
119.  603-620)  in  ibrer  abweicbenden  eignen  iorm  baben 
sieb,  zum  tbeil  bis  auf  beute,  als  reine,  von  dem  adjectiv 
gesonderte  adv.  erballen ,  luid  können  im  zweifei  einen 
jnaßstab  für  die  formell  unerkennbaren  adv.  liergcben. 

In  den  nordischen  mundarten  liat  sich  der  acc.  sg. 
neutr.  des  Heclierten  adj.  als  bäufigsles  adv.  eingefiibrt  (3, 
100),  ursprünglich  mag  er  die  bedeutung  des  lebendigen, 
vom  verbo  des  salzes  abbangigen  casus  gebabt  baben,  z.  b. 
die  worfe:  rikt  gul  Oddrun,  ramt  gul  Oddrün,  bitra  goldra 
Snem.  240*  können  nicbt  eigenllicb  potenter  cecinit,  vebe- 
menler  cecinit  gegeben  werden,  weil  der  acc.  pl.  bitra, 
galdra  ebenso  von  göl  regiert  wird ,  wie  der  acc.  sg.  rikt 
und  ramt.  wir  könnten  nbd.  sagen:  sie  sang  ein  starkes 
mid  sti-enges,  wie  es  beiiU:  spracb  ein  langes  und  breites, 
was  Ireilicb  in  den  engeren  adverbialsina  lang  und  breit 
übergebt. 

Unsere  spräche  bat  eine  eigne  form  für  den  conipara- 
tiv,  nicht  aber  für  den  supeilativ  der  adv.  entwickelt,  letz- 
tcrem liilU  sie  die  unlleclierte  geslalt  des  neutralen  ad].  (3, 
586),  doch  kann  sie  in  gewissen  fallen  das  adv.  durch 
eine  prapositionalumscbreibung  hervorheben  ( az  cristiu, 
zum  ersten,  am  ersten  3,  106.)  auch  das  adv.  comp, 
nimmt  zuweilen  den  acc.  des  adj.  an  (3,  587  if.)  Die  lat. 
Sprache  bat  ilem  Superlativen  adv.  die  form  e  des  posilivs 
bewabrt,  wirft  aber  den  comp,  (melius,  durins)  jederzeit 
mit  dem  neulr.  des  ad),  zusanunen.  im  griecb.  gilt  zwar 
ein  besondres  TtQO)  und  rixTV)  für  den  comp,  luid  sup.  der 
adv.,  gewöhnlich  wird  iedoch  wiedeium  der  adjeclivische 
acc.  neulr.,  bald  im  sg.  bald  im  pl.   angewandt. 

Nach  dieser  allgemeinen  bctrachlung  des  forniolloii  ver- 
bällnisses  zwischen  atlj.  und  adv.  kann  ich  zu  den  »niler- 
suchungen  forlschreilen,  auf  welche  es  liier  eigenllicb  ab- 
gesehen ist. 

1.  Das  vevh.  sithst.  bat  zwar  mclslcnlheils  adj.  neben  sieb, 
in  folgenden   fallen   aber  auch  adv. 


')  lat.  scIiriflstelltT  dos  10.  11  jli.  liohcn  soltlic  mcnle ,  z.  !>.  Ro- 
pino  (l'erlz  I,  '18!)  iixn  iin-iitc  .statiiliiin  linhcs;  Dicttiiar  v.  Mersel). 
jie(iiia  moiitc  '.V^;  tievota  iiiente  44;  laiita  iiiciite   I.')ö.. 


924  einjacji.er  salz. 

a.  wenn  iilclil  die  cigeiiscliafl  selbst,  sondern  in  Avolclior 
eigenschaft  eich  elwas  verlialle,  priidiciert  werden  boll :  si 
\ale8,  heue  est;  ei  aegrolas,  male  est:  hier  könnte  nicht 
bonnm,  nialiun  est  mit  gleicher  hedeiitimg  gesagt  sein,  siip- 
])liert  man  factum  oder  actum,  so  steht  das  adv.  neben 
diesem  pait.  auf  gewöhnliche  weise,  ebenso  wird  franz. 
unterschieden  c'est  Ijon  von  c'csl  hien  (nendich  fall);  c'est 
inaiivais  von  c'est  mal.  nicht  anders  würde  golh.  stehn 
vi'nla  ist,  uhiJaha  ist;  ahd.  wola  ist,  upilo  ist;  im  comp, 
aber  güth.  htils  ist,  vairs  ist,  ahd.  /)«z ,  rvirs  ist.  mhd. 
daz  ist  xvol  Frcid.  95,  11.  179,  6;  daz  ist  ühele  (versch. 
vom  ad),  iibelj;  iihd.  aber  gebrauchen  wir  gut  für  bonum 
luul  bene,  übel  für  malum  und  male,  besser  oder  schlech- 
ter für  den  comp.  adj.  oder  atlv.  beim  superl.  zeigt  sich 
gern  die  advcrbialumschi-eibung :  das  ist  «m  hasten^  die 
keinen  adiecliven  sinn  leidet,  ailn.  vel  er  tliä  (bene  tuiic 
est)  fornm.  eög.  11,  145. 

Gleich  diesen  einfachsten  adv.  laßt  sich  nun  auch  jedes 
andere  aus  adj.  erzeugte  verwenden,  z.  h.  goth.  hvaiva  vei- 
haba ,  jah  gavaihtaha  jah  iinfa/rmadaha  izvis  vcsum 
t'5,c  noiios  y.cu  diy.uioiQ  y.cu  c'.filfi7nv)s  vfüv  fyevr^d't;ftev 
I  Thess.  2,  10,  vulg.  c[uam  sancte  et  juste  et  sine  cpierela 
vobis  afTuimus.  bei  Luther  in  dieser  stelle  ist  adj.  und 
adv.  nicht  zu  unterscheiden. 

b.  ich  hebe  noch  andere  adverbialformen  aus. 

ahd.  iz  was  spcito  (erat  sero)  T.  230,  1,  d.  h.  in  der 
späte,  so  dali  ein  folgender  gen.  thes  tages  auf  das  adv. 
gezogen  werden  könnte  ('oben  s.  759),  der  adjectivisclie 
ausdruck :  iz  was  spiiti  würde  sagen :  erat  serum  diei. 
Bihd.  nu  was  ez  ouch  also  spate  Iw.  6542;  nu  ist  ez  aber 
ze  späte  (nimis  sero)  Iw.  6156;  doch  Wolfram  adjectivisch : 
cz  ist  uns  niht  ze  spiele  Parz.  173,  18;  ez  was  dennoch 
so  spiele  Parz.  194,  5  (so  leicht  hier  geändert  werden 
könnte  spate:  krate,  vgl.  437,  6  ez  diiht  in  alze  spule.) 
nicht  anders  muß  beides  statthaft  gewesen  sein  ;  ez  ist 
vriio  und  ez  ist  vriieje.  nhd.  überwiegt  das  adj.  es  ist 
spät,  früh ,  doch  hört  man  unter  dem  volk  noch  hiiufig 
das  untadelhafte:  es  ist  spat,  jruli.  goth.  konnten  die 
adv.  air  iiQw'i.,  und  seithu  orpe  ohne  zweifei  zu  ist  und 
vas  construiert  werden ,  scheinen  aber  selbst  acc.  des  adj. 
(3,  97.)  Das  adverbiale  lat.  satis  est  reicht  nahe  an  das 
avljeclivische  sufficiens  ;  unsere  älteste  spraclie  halle  für  je- 
nes das  unpersönliche  verbum  ganah  (s.  235);  (jauöh  {un- 
zeiüv)  ahd.  kinuoc    sieht  ueljeu  wesan  immer  adjectivisch, 


(uherb  und  adjectiv.  925 

d.   h.  nie  findet  sicli  die  advereialform  kinuogo  ,   man  darf 
aber  ganöli,  kiuuoc  auch   als    den     adverbial    geselzten  acc. 
adj.  anseliu   (3,   97.)     ebenso  verhalt  siel)  das  inlid.  (jeiuioc, 
ich  kenne    kein    adv.    genuoge;     das    uhd.   Ijeniiy    ist    slels 
adv.,  und  nicht  mehr  adj.     N.  verbindet    sein  adv.  gevaijo 
(contente,  zufrieden)  mit  {\em  verb.  subst.   und    lälU  einen 
gen.  davon  abhangen:    wile    du    des    kevago    sin   Blh.  79; 
anderiu    tier   sint    alliu    (jevago    iro    guotes     Bth.    81;    tiu 
<5rera  werk  was  filo  sälig,  si  was  iio  erdchuste  (jevatjo  (Fe- 
lix nimium  |)rior  aetas  ,    conlenla   lidelibus  arvis^    Hlh.   83. 
in  der  ersten  steile   wäre    ein  schwacliiorniiges   adj.  gevago 
statthaft,  aber  dann   würde    die  zweite  gevagun  ,    die  dritte 
gevaga    fordern,     also    gevago    weseu    :^z   in    Zufriedenheit, 
in  vergnügen   sein,     wahrscheinlich  sagte  mau  auch  unper- 
sönlich:   ez   ist   kevago  des  kuotes,  es  ist  des  gutes  zu  ge- 
tes  zu  genüge  (allalini)  da.     Auch  die  vielen  adv.,    welche 
den   begrif  fruslra  ausdrücken   (3,  16  Ij,   fügen  sich   zu   dem 
verb.  subsl. :  es  ist  umsonst,  vei'<jehens,  j'fustra  est.  Dem 
gr.  adv.  tyyvs,  lat.  prope  entspricht  das  goth.  adv.  neliva : 
nehva  ist  asans  iyyvs  to  d-iQOS  to^/lMarc.  13,  28  ;  vas  ne/tva 
dullhs  fjp  de  eyyvi;  t]  to^T»;  Job.  7,  2 ;  bi  the  neliva  vas  thau 
iinnia  c'yylaavTog  oi-  ccv%ov  Luc.  18,  40;  suns  ei  nehva  vas  (ug 
"i'jyyioehut.  19,  41;  da  in  den  letzten  stellen  das  verbum  auf- 
gelöst wird,  könnte  auch  IMatth.  3,  2.  4,  17.  10,  7,  wo  der  goth. 
lext  verloren  ist,  i'jyiy.ev  i)  fjaoiXeiu  verdeutscht  sein  :  neh- 
va vas   thiudangardi   oder  atnehvida  sik   ihiuilangardi.    glei- 
chei-gestalt  verhalt  sich  Jairva  fiu'AQar^  7iÖ(i[m,  ])rocuI :  vas 
fuirra  im  hairda  sveine    i^v   ö'h    pciHQai'  uii    avirnv  dyiXt] 
yoiocov  Blatlh.  8,  30;    in  Jairra    is  thiudangardjai  ov  fna- 
ZQav  ei  dno  rijs  ßaaileiug    Marc.  12,  34 ;     ni  jairra   vi- 
sandin  jfrt/'r/-rt  imma  thamnia  garda  avTov  ov  fiuy.Qo.}'  diji- 
yovTog  dno  xi]s  o/xiag  Luc.  7,  6;    Jairra    imma    visandiu 
uvTOV  n6(i()(JD  ovios  Luc.  14,  32;  fairra   visandan /u<:;<p(Jv 
diilyovios  Luc.   15,  20;    juzei    simle    vesuth    fairra  vaür- 
ihuth  neliva  vfiels  oi  norc  örieg  ftaxQav  ^yyvg  iy£V)]&7;re 
Jilph.  2,   13;    juzei  fairra    izei    nehva    v/iir    toic;    /iia'/.Qui* 
y.cu  Tols  iyyvg    l'.ph.  2,    17.     ahd.    nah    ist   sumar  (prope 
est  aeslas)  T.  Mallli.  24,  32,  die  iiltere  Übersetzung  der  fr. 
ih.  mit  veränderter  wenduiig:    nah    ist   sumere.     was   ihar 
nalles  ,/eJ-  fou  in   cutti  suJno    T.  IMatth.   S,  30;    iro    iier/.a 
ist  verro   fon  mir  JMallh.   15,  8;  diese  adverbialform    ferro, 
wahrscheinlich    a\icli  naho,   machen   glauben,     daU  Jt'r   unil 
nah  im  ahd.  gcltung  des  adj.  ,    die  ihnen    im  goth.  versogt 
ist,    erlangt   liaben ,    uahislo    iieißt    proxinais,    wofür     iler 
Gollie    nehvundja   setzt,    weil    er   kein    adj.    nehvs    besitzt. 


926  e'infdchcr  )iatz. 

»las  alul.  adj.  ndh  und  fcr  erweisen  sicli  aber  auch  durch 
obIi((iie  formen  (3,  119.)  nihd.  crsclieiiit  n«Ae,  na  (prü})e) 
und  der  adj.  superl.  nuliesle  (pioxinuis)  genug,  kaum  ein 
adj.  posit.  nach,  so  dal^  diese  form  besser  für  ein  adv. 
gilt*);  jiocb  weniger  liilU  sieb  vtr  I)eweisen ,  und  verrc, 
ist  überall  adv.  *'*'),  aber  die  nlid.  nahe  und  f'mi  sind  bei- 
des, adj.  wie  adv.  Die  golli.  ncliva  und  Julrra  eikalten 
zur  bloÜen  praposilion  ( s.  7S.^.  784);  sie  mögen  dann 
auch  als  prapositionaladv.  stall  des  bjbcndigeren  qualilats- 
adv.  betraclitet  werden,  so  gebt  iieitva  ist  ganz  über  in 
«fist  (adest),  das  ich  niclit  golh.  aufweisen  kann,  wol  aljer 
alul.  «z.  ist  (GralF  1,  523,)  Diese  engeren  parlikeln  zeigen 
die  Uülhwendigkeil  des  adv.  in  unserer  conslruction  über- 
haupt. 

c.  0.  setzt  einmal  das  adv.  eines  mit  h'h  componierten 
adj.  zu  wesan  :  sin  (des  geistes)  kunft  ist  uncjiseivanlicho 
(erfolgt  unsichtbarer  weise)  II.  12,  44;  gewis  dürfte  auch 
gesagt  sein;  ist  ungisewanlichu  fest  invisibilis.)  nihd.  wie 
iiürtcliche  ez  was  (es  sich  zulrng)  Trist.  2005;  daz 
ir  vll  werliche  stt  (in  guter  wehre  seid)  ***)  iS'ib.  1792,  4, 
zu  welcher  stelle  Lachmann  folgende  beispiele  aus  Berlh. 
anführt:  wan  diu  (ir  gruziu  martel)  ist  gar  ja-merlichen 
und  eugesl/chen  37 ;  si  dunket  daz  er  ze  innellchen  si  99; 
und  (er,  gut)  in  als  heimelicheii  ist;  als  unnüigelich  und 
alse  iiuknntliclieii  eime  kinde  da  von  ze  sprechen  waere 
283;  alse  uiihilUchen  sint  dise  drte  sünde  295.  gerade 
so  bedient  Justinger  sich  der  adv.  hilf'lichen  ,  zbnlichen, 
piylicheu :  daß  sie  ihnen  hilflichen  sind  23;  der  ihnen 
hilflichen  war  163  ;  dali  sie  ihm  hilßichen  warent  79;  daß 
sie  im  fürderlich  hiljlichen  wären t  150;  wo  das  zivilichen 
wäre  99;  als  dann  das  nit  unzimlichen  war  35;  wo  ih- 
nen das  fiifjUchen  wäre  98.  luid  noch  späterhin  bei  Ett- 
ner :  worzu  das  feite  hier  gar  dienlichen  ist  (hebamme 
872.)  man  versiehe:  von  nutzen  ist,  zur  zierde  gereicht, 
oder  nehme  die  ellipse  eines  pari.,  wie  beschairen  an,  ne- 
ben   welchen    das    adv.    seinen    gewöhnlichen    platz    fiudel. 

d.  häufig  schwanken  adv.  und  adj.  in  den  größtenlheils 
unpersönlichen  formein,  welchen  der  dativ  des  subjects 
beigefügt  wird. 

das  gr.  xaAoy  tan  überträgt  Ulf.  auch  durch  das  goth. 
adj.  (joth  ist  uusis    her  visau  Blarc.  9,  5.  Luc.  9,  33  ;  ein 

*)  ia  was  diu  kampfzit  also  nd  Iw.  6878. 
**)  mir  ist  vreude  verre  Parz.  477,  22. 
***)  schwerlicli  ist  es  nom.  pl.  masc. 


adi>erb  und  adjecth.  92  7 

y.aliJiQ  oder  tv  Nvürde  er  väila  verdeutscht  liaben.  alid. 
ijuot  ist  uns  hier  zi  ^vesanne  (bonum  est  nos  hie  esse)  T. 
iMallli.  17,4;  iiist  hiderhi  zi  gihiweune  (non  o-5;|)edil  nu- 
bere)  T.  Mattli.  19,  10;  sonst  aber;  mir  ist  wola  (icli  be- 
linde  mich  wol)  und  mir  ist  upilo :  den  iifilo  was  (qui 
male  se  applicuerunt)  gl.  Fiions.  396.  nicht  anders  lio]}o 
und  Itido :  zi  dien  dir  litho  si  (in  quibus  bene  placitum 
tibi  est)  N.  ps.  105,  4;  inio  ne  ist  lieho  ze  dero  slarchi 
des  rosses  (non  in  viribus  equi  volimlaleni  habebit)  IN.  ps. 
146,  10;  ze  demo  uns  leido  ist  iS.  Blh.  106.  mhd.  da  mite 
ist  mir  doch  nilit  tvol  Iw.  1894;  da  uns  tvol  wesen  sol 
l\v.  57;  istieman  haz  Ms.  1,  24»;  mir  ist  /eiV/eßen.  319.  IVls. 
1,  62^»;  was  mir  Itlite  leidcy  du  was  ime  noch  leider  Wallh. 
32,  21;  Schtoiiatulander  was  leide  zer  verle  Tit.  75,  1; 
Ilelchen  was  uilit  leide  Bit.  4648;  dem  Berncr  was  so 
Zeüie  Rab.  904 ;  ein  teil  was  ez  ir  leide  jNib.  Il0l,2;  des 
ist  mir  leide  genuoc  Nib.  1343,4;  mir  ist  leide  IMs.  1, 
12".  diese  adv.  sagen  aus:  mir  ist  wol,  übel,  lieb, 
leid  zu  mute,  im  herzen;  die  adj.  hingegen  prädiciercn 
bestimmter  und  schon  mehr  in  bezug  auf  ein  übject. 
ahd.  ist  mir  guot  (bonum  mihi)  N.  118,  71;  war  in  liuh 
0.  IV.  22,  16;  was  harlo  in  leid  thaz  wuntar  0.  ITI.  24, 
112;  demo  maz  leid  ist  (qui  nauseal)  N.  ps.  118,  20,  will 
man  subst.  und  adj.  componieren ,  so  würde  ich  das  adv. 
mazh'ido  vorziehen,  das  abgeleitete  subst.  heißt  bei  jN.  maz- 
leidi  (cibi  laslidium);  mhd.  daz  wa^r  ir  Avanlichen  gtiot 
Nib.  1159,  4;  daz  was  im  wtcrKche  leit  Nib.  377,  4;  ez 
was  im  harte  leit  Nib.  51,  3;  dtn  rede  ist  \v.\r  leit  Nib. 
57,  1;  daz  w<vre  mir  vil  leit  Nib.  59,  3;  mir  wane  leit 
Farz.  557,  15;  deist  mir  leit  Parz.  673,  22;  den/,  was 
leit  Parz.  513,  11;  daz  Avas  dem  leit  Parz.  23,  10.  44, 
1;  ez  wa>re  .ir  liep  oder  leit  Parz.  23,  27.  38,  30; 
ez  wa-i-e  mir  liep  ode  leit  Iw.  8115;  ez  was  im  liep  Iw. 
46S6;  mir  ist  leit  \Vigal.  562;  do  was  im  leit  ^^'igal. 
585;  ez  wa'ic  in  liep  ode  leit  Wigal.  2155;  swie  ez  in 
doch  wit-re  leit  Wigal.  3578;  daz  was  im  /e/7  Wigal.  9162. 
überhaupt  überwiegen  hier  die  mhd.  adj.,  auch  wo  sie  ganz 
den  sinn  des  aiiv.  gewiiliien.  alls.  liiule  icli  inii-  /<'///,  Kein 
lelho:  leih  is  imu  wJli  le  iholonne  ili-l.  .  .  ;  Ictli  was  that 
suilho  allon  ihem  ando  llel.  t05,  13.  hier  lielie  sich  auch 
cia  subsl.  leih  annehmen,  wie  der  parallelismus  von  ando 
begehrt,  vgl.  oben  s.  243.  244.  nhd.  vcrmcigeii  wir  noch 
zu  unlersclieiden  :  mir  ist  Ji'o/ (bene)  von  mir  ist  //»/f  (heil- 
sam); bei  lieb  und  leid  riiuien  uns  aber  adv.  und  ailj.  beide 
untereinander,  allii.  honuiu  er  Hin  vidh    lliik  Ul.   1  r.  2,  lOS. 


928  einfacher  sdtz. 

ebensowenig  veiniügen  wir  bei  den  'würtorn  saiiß  iinil 
siii\  beide  redelbeile  xn  sondern,  nihd.  mir  ist  saufit 
gnuoc  da^iite  Troj.  211;  mir  ial  senfle  ein  wit  ]Ms.  1,  lOo*  ; 
mir  ist  Siioze  und  mir  ist  siieze;  siire  und  5«r;  zarte  und 
zart:  in  was  daz  beide  leben  siir  ßarl.  310,  37;  daz  yfOiV 
mir  z«H  Docen  misc.  2,  102;  diz  ist  dune  valer  zorn 
Bari.  27,  36.  alid.  sd  ist  nnscmße  aide  ioli  uiiinahllili  ze 
versagene  N.  Ar.  82;  daz  ist  utisemfle  ze  sagenne  ib.  140 
(diclu  diflicile.)  war  in   Ruh  ioh  suazi  0.  IV.  22,   16. 

schon  im  mhd.  UlUe  fallen  die  alid.  Jihto  imd  lihti  zu- 
sammen :  des  mac  lilile  sin  Freid.  127,  3;  jii  ist  des  harte 
//7t<e  Nib.  809,  4;  der  ture  unt  diu  kint  vil  lihte  ze  we- 
nenne  sint  Iw.  3321;  du.  mac  des  lOnes  lihte  sin  Freid. 
127,  3. 

ahd.  dir  ist  herte  widar  garte  ze  spornunne  N.  ps.  57, 
8;  wolaga  elilenti  Jiarto  bistu  herti  0.  I.  18,  25.  mlid. 
halte  ich  beides  für  statthaft  zu  sagen :  mir  ist  harte  und 
herte. 

ahd.  ni  läzet  iu  iz  in  Avar  wesan  liarlo  ßhi  suiir  0. 
II.  16,  40.  mhd.  lutz  iu  von  mir  iiilit  siviere  Parz.  555, 
7  ;  ir  kuniber  was  im  sxvivre  Pai-z.  440,  22  ;  diu  rede  was 
mir  sivcere  Parz.  619,  6;  diz  was  dem  liuvel  swiere  Bari. 
375,  2;  diz  was  dem  keiser  sivcere  Geo.  2266;  daz  nuioz 
mir  wesen  sivtere  Iw.  6830;  nu  was  im  daz  mtere  sivcere 
Iw.  4340.  alle  belege  geben  das  adj.,  ein  ahd.  adv.  suciro, 
mhd.  saubre  (IMar.  42.  Trist.  13665)  in  dieser  redensarl  kamx 
ich  nicht  aufweisen,  wol  aber  ein  alls. :  was  imo  unodho  an 
is  breostun,  au  is  sebon  sudro  Hei.   101,  11  *). 

ahd.  imo  was  iz  heizaz  0.  IV.  21,  25;  mir  ist  lieiz 
ze  imo  N.  ps.  28,  7;  ist  imo  hiiaU  thrato  0.  II.  14,  42. 
mhd.  vor  zorne  was  im  lieiz  IMs.  2,  10^;  im  was  xvarm 
Parz.  581,  2.  auch  liier  habe  ich  kein  adv.,  und  es  ist 
die  schuld  des  reims,  daß  selbst  der  beisalz  in  muale'  das 
adv.  nicht  heranzieht:  in  muate  läz  thir  iz  heiz  (:weiz) 
O.  V.  8,  32.  44;  thaz  thir  in  muate  tliaz  iiist  heiz  (:  weiz) 
V.  9,  18 ;  man  vgl.  die  für  das  alts.  suuro  mifgetheilte 
phrase.  ein  andermal,  wo  der  reim  dem  adv.  zusagt,  steht 
es,  in  gleicher  läge,  unbedenklich :  in  herzen  w  as  in  (eis) 
a»</o  (randeremo)  0.  IV.  12,  13.  Graff  1 ,  341  ninnnt 
liier  unrichtig  ein    männliches    subst.    ango  an  **).     ebenso 


')  Veldek  Ms.  1,  20"  daz  ist  mir  swdr  (:jar.) 
**)  bei  dem  vers:    in  muate   was    in   thrdti  tliie  egisHcIiün  däti  IV. 
12,  15  stellt    das  verbuni   im  sg.,  das  subst.  im  pl.  (s.  196),    um    so 
iiütliiger  war  das  adj. 


aduerh  niid  ad\ect'w.  c)29 

niilsto  sicli  nocli  mlid.  unleisclieitlcn  :  ez  ist  mir  enije  (au- 
guslum),  und  ez  ist  mir  aiKje  (anguste)  iu  herzen. 

wie  zu  nehmen  ist  die  hiiiilige  nilid.  redensarl :  mir  ist 
gäch  (ich  habe  eile)?  si  tii;le  als  ir  wxvc  fjäch  l\v.  3612; 
nur  was  gewesen  ze  ffdch  l\v.  4154;  ouch  sol  mir  niht 
wesen  gäch  I\v.  4G02  ;  diu  da  suochle,  der  was  gdch  Iw. 
5925;  herze,  dir  ist  ze  guch  INIs.  2,  71^;  tut,  dir  was  ze 
gäch  Flore  2315;  swems  ze  siiocheu  wsere  gäch  Parz. 
287,  2;  ist  iu  nu  zornes  guch  Parz.  515,  17;  wie  ist  iu 
tretens  mich  su  gäch?  Parz.  522,  21;  iu  ist  mit  der  rede 
ze  gdch  Iw.  827  ;  daz  im  ze  gäch  mit  dem  giezen  wa^re 
gewesen  Iw.  996;  uns  was  n)it  iu  ze  gäch  Iw.  3164;  mir 
was  ze  sinen  hulden  alze  Ucp  und  alze  gdch  iw.  4187; 
ist  mir  doch  gäch  Troj.  8715;  ir  was  in  ungemüele  gdch 
Troj.  9478 ;  du  was  im  snellichen  gdch  Parz.  60,  3 ;  ir 
ist  lilite  niht  su  gäch  Parz.  442,  22  ;  dem  liute  was  so 
gäch  Nib.  1541,  2;  lat  iu  sin  niht  ze  gäch  Nib.  404,  2; 
lazet  iu  niht  sin  ze  gäch  Trist.  3183;  la  dir  nach  mir  we- 
seu  gdch  Bari.  135,  3;  nu'r  was  nach  dir  su  gdch  Bari. 
42,  20.  dies  gäch  kaiui  adj.  oder  adv.  sein,  unil  letzteres 
wie  nach  (prope ,  post)  =:=  golh.  ncliva  aufzufassen,  als 
adv.  steht  es  deutlich  in  der  reden?art:  ein  gdch  geteiltez 
spil  Iw.  4873  und  das  adj.  lautet  sonst  gtche  Iw.  3202. 
7791;  doch  weist  das  adverbiale  gähes  wieder  auf  gach, 
riicht  auf  ga^he.  das  nuil.  ga  ist  persönlich:  nu  eu  wesl 
iiiet  le  ga  (nicht  zu   eilig,  hastig)  Flore   1284. 

ebenso  ahd,  ih  pIn  eines  her  (cupidus):  Sid  sie  beide 
guotes  kev  sint  N.  lUli.  188;  ne  laz  in  des  nlderen  ger 
shi  (nicht  begierig  nach  dem  niederen  sein)  N.  ps.  8!),  3. 
mild,  aber  uni)orsünlicli :  ze  di  >  alnnioscn  was  ime  gcr 
!Mar.  16  ;  in  was  ze  ein  ander  ger  PSib.  1548,  2  ;  sus  was 
in  zuo  ein  ander  ger  Iw.  1013;  in  beiden  was  ze  samen 
ger  Wigal.  6629;  im  ist  nach  cren  ger  Ms.  2,  154'';  der 
irouwen  was  zer  verle  ger  VN'igal.  5782;  du  \Nas  im  zu 
dem  gaste  ger  Wigal.  6699;  ouch  was  ir  su  ger  an  in 
Wigal.  6995;  ze  sir'le  was  in  beiden  ger  Wigal.  7351. 
das  subst.  ger  oder  gir  (\Mgal.  35.  7130.  9241.  10943. 
11609.)  ist  kaum  hierin  enthallon,  aber  lias  adj.  (ahd.  kcr) 
oder   das  adv.  (ahd.  kero)  ?  Iclzlereb   wahrscheinlicher. 

das  mild,  mir  ist  tinre  lalU  adj.  oder  adv.  nicht  'jiUen- 
nen :  daz  was  ir  aber  tiitre  ze  sus  getaner  siure  'lii>t. 
10251;  der  list  was  aber  tlure  Trist.  8659;  iiure  und 
wert  isl  mir  der  man  Trist.  17;  da  was  im  vrcude  fii.re 
Bari.  86,   25;    im    was    der    pfellcr    Iiure    Iw.    333S ;    da/. 

N  n  n 


930  einfacher  safz. 

si.;li<niier  crealiiij-e  al  der  ^v^rl(le  wirrs  tiure  .-iTf.  2r,2, 
80;  j^ciiacle  was  im  Ihtre  "VXigal.  5689;  diu  avotitiiire  ist 
ze  holen  liurc  VA  igal.  3387.  wo  das  snbject  ausgedrückt 
steht  darf  man  aljer  adjcclive  aiiuehrncn.  auch  linde  ich  das 
jiihd.  mir  adverbiale »i'eWew  (raro)   nie   hei  dem  verh.  sn])st. 

ez  ist  reht  bedeutet  jusliu)i  est,  dccet  I\v.  207.  228. 
2405.  4247.  6463;  mir  ist  leht:  mir  geschieJit  recht;  mir 
ist  rehte,  mir  ist  gelegen,  mir  kommt  reclit ;  daz  iii  Gene- 
liui  SU  rehte  ^vas  (so  gelegen  kam)  Karl  28^'.  nhd.  sagen 
Avir  auch  in  diesen»  sinn:  das  ist  mir  recht,  ein  solcher 
unterschied  nml)  mhd.  gelten  zwischen  ez  ist  mir  eben 
und  ebene,  (jelich  und  (jeliche.  cz  ist  im  cfet/ch  (simile); 
dem  Avas  diz  wol  (jUche  (similiter)  Iw.  3860.  golh.  visan 
(juleiko  gutlia  Phil.  2,  6,  wie  gott  sein. 

mir  ist  unnifere  (unlieb,  zuwider,  gleichgiltlg)  eine  be- 
lieble redensart  der  mhd.  dichter,  und  halb  ironisch,  da 
die  eigentliche  bedeulung  des  worles  ist  non  perspicuum, 
incelebre :  daz  im  gar  iininiere  elliu  diu  ere  Ava-re  \\\. 
1733;  nu  ist  iu  triuwe  tinmtere  l\v.  3174;  mir  ist  un- 
tncere  der  Ijp  Iw.  4456;  mac  mir  min  leben  niht  avoI  uu- 
mcere  sui?  Iw.  4498;  diu  ir  von  rehte  waere  snuehe  u. 
nnnicere  Iw.  1576;  lä  dir  sin  unmtcre  spot  Bari.  369,  39; 
ir  was  der  lip  umncere  Wigal.  9975  ;  im  was  da  heim 
unniarve  sich  ze  veriigen  Wigal.  2871;  mir  hi  ^W  nnuiiere 
3Nib.  942,  2.  1709,  4.  lauter  adj.,  ein  adv.  uiimdre  kenne 
ich  überhaupt  nicht,  die  drei  letzten  stellen  wiiiden  es  zu- 
lassen, ahd.  SU  ist  imo  diu  fuora  unnidre  fliegt  ihm 
nichts  an  dem  fuller)  N.  Blh.  118. 

ahd.  thaz  imo  iu  (jisuds  was  0.  11.  5,  9 ;  dar  imo  </e- 
suäs  ist  N.  ps.  101,  6. 

ags.  me  fjlfedhe  bydli  (est  mihi  dalum .  concessum): 
svylcum  (jifedhe  bidh  B.  596;  him  thät  (jifedhe  ne  vas 
B.  5361;  thät  eov  is  tir  ijifedhe  Judith  136,  5;  gifedhe 
veardh  Abrahame  C.  103,  31 ;  thät  unc  seo  edhilstaf  veordhe 
gijedhe  C.  134,  13.  die  abstammuiig  dieses  adj.  von  gi- 
ian  (dare)  ist  unzweifelhaft'''),  ein  ahd.  kepidi,  kipidi 
kommt  nicht  zum  Vorschein ,  alts.  aber  wird  nicht  gibidi, 
sondern  mit  w^eiterer  ableitung  gesagt  (fibidüj :  was  im 
thiu  fruma  gibiduj  (war  ihm  das  hell  verliehen)  Hei.  110, 
2.   130,   13.;  ahd.  tjibeduj  (particeps)   oben  s.   117. 

ags.  yecynde  (naturale,  ingenitum):    him   vas   lond   ge- 


')    erklärt   sich    dadurch    der    volksname   Gepideii?     vgl.    B.    4983 
GifdhuBj   und  trav.  ]19  Gefdliuru;  dann  aber  stände  Gepide  für  Gibida. 


adverh  und  adject'nK  931 

cijmh  V).  439;  sva  liini  (jecynde.  väs  B.  5389.  C.  216,  8. 
sehr  ahnlicli,  niclit  völlig  gleich,  ist  ahil. :  ihaz  Avas  imo 
(jekuuni  (in  der  art,  im  geschlecht)  Liidw.  lied  102. 

alid.  mir  ist  yislahl  (naliira  insiliini) :  ubil  büuni  birit 
tliaz,  thaz  imo  ist  io  (jislahlaz  0.  II.  23,  15.  allero  diiigo- 
lih  sinuet  io  dara,  dara  imo  ijeslahl  ist  N.  Bth.  HS.  nihd. 
daz  was  im  uiht  gesla/U  von  valer  noch  von  niuoler  Paiz. 
414,  6;  diu  vrumecheil  was  ime  von  sime  vateje  wol  </e- 
slaht  Ell.  5048;  ime  ist  sulclier  (?reii  niht  (/e5/rt//<  En.  4172  ; 
waz  iesKcher  (würze)  was  yeslaht  Parz.  518,  10;  dem 
was  der  sig  wol  geslaJit  Parz.  717,  22;  dir  was  der  sig 
ovich  wol  yeslaht  von  mir  Wh.  421,  6;  deiz  der  sunnen 
ist  fjeslaht  Parz.  776,  2;  den  (quibus)  schccne  was  yeslaht 
Parz.  796,  10  ;  ob  mir  ie  trivve  wart  yeslaht  \VJi.  164, 
18;  nu  ist  mir  der  toul"  niht  yeslaht  Wh.  193,  19;  als 
dir  von  arte  si  yeslaht  Ms.  2,  2521^;  als  im  von  arle  ist 
yeslaht  INIs.  2,  253^;  als  in  (eis)  von  arte  was  yeslaht 
Geo.  5575;  im  waerez  danne  von  dem -vater  <jfes/a/i4  Gudr. 
959,  3. 

ich  habe  hier  zuletzt  vier  ad),  angeführt ,  bei  welchen 
sich  keine  concurrenz  des  adv.  vcrnuilcn  laut,  geslahl  ist 
sogar  particip,  wie  die  oll  dazu  geliigle  prap.  von  anzeigt. 

e.  bei  comparativen  sind  adv.  und  adj.  noch  unsicherer, 
und  alle  sprachen  treten  dann  gern  ins  adj.  über,  vgl.  das 
lat.  ius,  gr.  lenov,  das  häufiger  ist  als  Tfow.  golh.  rathi- 
z6  ist  ulbandau  thahhleithan  avv.o'jniyieQov  iarc  y.icurXov 
fi(:!l&£iv  Luc.  18,  25  ,  iwo  Ulf.  den  acc.  in  den  dat.  ver- 
wandelt und  so  näher  mit  ralliizu  vcibiiidet;  izvis  hatizo 
ist  vfüv  cvfi(ptQ£t  11  Cor.  8,  10.  jnhd.  was  im  hezzev 
danne  6  Iw.  3332;  luigeborn  wivre  xuis  haz  ]Ms.  2,  220"; 
andere  stellen  für  diese  conslruction  des  part.  prät.  mit 
haz  luid  hezzer  sind  schon  s.   129  angezogen. 

f.  für  den  zweifei  zwischen  adi.  und  subst.  (s.  244.  257) 
kann  nützen,  daß  die  parlikeln  wie,  swie,  so  (ila),  ze  (iii- 
mis)  sich  nur  vor  crsterem,  nicht  vor  lelzterem  elnUnden. 
wenn  es  also  z.  b.  heilU:  swie  zoni  mir  wan'c,  so  leidet 
das  adj.  kein  bedenken. 

g.  wo  der  acc.  mili  statt  des  dal.  mir  in  xnipcrsünlicher 
redcnsart  auflrilt:  mik  ist  kara,  mili  ist  wunlar,  mih  ist 
niot  (s.  242.  243),  ist  immer  ein  subst.,  kein  adj.  anzu- 
nehmen, folglich  gar  kein  Übergang    ins  adv.  slatlliall  *). 

■)  ninn  i)iitors<-lieitic    von    doin    vcrb.  siih.sf.  die  prasrnslompora   vi.-,n 

N  u  u   2 


932  euijacher  satz. 

2.  Das  verbiim  Wf.fdan  kann  neben  denselben  adv.  und 
adj.  auflrelen,  Nvelclic  sein  zulassen,  da  der  begrit  von 
•werden  sich  dem  von  gesclielien  (fieri)  nähert,  so  sagl  ihm 
das  adv.  eigeiillith  noch  jnelir  zu  als  dem  abslracleren  sein, 
alid.  \vanne  imo  haz  wurti  (quaudo  ei  melius  fieiel)  0. 
111.  2,  30,  liiernach  iiuiß:  mir  ^vi^dil  xvoJa  l)edeulen  valeo, 
revaleo  ;  von  wo\n.  selbst  kann  hier  aber  auch  ein  acc.  der 
person  abhängen  (s.  764.)  mhd.  im  wart  von  rehlcr  liebe 
newcder  xvol  noch  xve  Wallh.  14,  1 ;  daz  iu  nimmer  ^vir- 
det  Wfi  Nib.  1202,  2;  den,  euch  von  minne  ist  worden  xve 
Parz.  586,  15.  ahd.  ward  mir  xve  mit  niiunu  0.  V.  7, 
37.  doch  zeigt  sich  auch  das  ad). :  ez  wirt  iu  WJcrKclien 
(juot  Nib.  1180,  4.  goth.  Tyrim  sutizo  vairthith  Mallli. 
11,  22,  eine  fast  crloschne  stelle;  ahd.  Tyio  furlazaueru 
wirdit  T.  Maltli.  11,  22;  ahd.  thaz  Krisle  iz  wurti  suazi 
(ad).:  sazi)  0.  IV.  5,  30;  mhd.  so  suoze  (adv.)  in  minea 
engen  wart  nie  von  angesichte  Parz.  366,  10.  ahd.  ward 
in  sar  thö  fdu  leid  (:  firmeid)  0.  V.  10,  21;  mhd.  der 
iiuioter  der  wart  leit  Ben.  45  J  ;  dö   wart  ime  vil   liebe  Diut. 

3,  77.  ahd.  so  heiz  ward  mir  N.  ps.  38,  4.  mhd.  so  heiz 
ir  von  der  suiinen  wart  Tiist.  12818;  im  wart  ze  dem 
slage  so  gcieh  Iw.  5063 ;  einem  riter  wart  vil  (fach  W  i- 
gal.  1519;  du  wart  dem  küu«ge  zorn  Bari.  11,20,  cTaz  ist 
im  worden  vil  s?«'  En.  474;  daz  muoz  der  sele  werden  sur 
Parz.  1,2;  keiner  slalUe  uezzelkrut  nie  wart  so  bitter  noch 
so  sür  (s.  1.)  als  der  süre  luichgebür  Trist.  15053;  diu 
vart  wart  manipem  manne  siir  Wigal.  10719;  Gyburge 
siieze  wart  in  sur  Wb.  12,  30;  diu  habe  wart  sinen  lideu 
sür  Wh.  244,  30;  da  ist  in)  dicke  worden  sür  iuwer  swe- 
ster  minne  Wh.  346,  10.  doch  blecke  und  Reinbot  setzen 
das  adv. :  dise  ireud^  und  diz  spil  wirt  uns  wol  ze  süre 
(:  Irüre)  Flore  5544 ;  daz  der  vipern  geburt  im  wart  also 
süre  (:  müre)  Geo.  1380  ;  daz  wirt  ir  vil  süre  Geo.  2546  ;  ez 
en  wirt  uns  nibt  so  sure  Geo.  3420.  nlid.  es  wird  mir 
smier.  mhd.  do  wart  im  harte  siviere  (:  ma?rej  Dietr, 
2713.  diese  belege  zeigen,  dali  weder  von  dem  setzen  des 
subi.  das  adj.,  noch  von  seinem  auslassen  das  adv.  abhängt, 
obgleich  bei  gesetztem  subject  das  adj.  lieber  steht:  der 
stic  wart  en(fe  Iw.  267;  ahd.  sint  sie  arg  worten  N.  Cap. 
142.     alfs.    thuo  ward    im  tlie  halola   te   näh  Hei.   110.   9. 

3.  INIir  geschieht,     ahd.   mir  geseihet  xvirs  N.  ps.  118,71; 

(nianeo,  existo) ,  Luc.  1.^,  23  ist  visam  vaila  nicht  simus  bene  (was 
ausgedrückt  sein  würde  sijiüma  väila")  sondern  ivqnavO-w^ifi',  vu!g.  epu- 
leinur,  vgl.  15,  24  dugiinnun  visaii  ijn'ii/.vio  iV(ffjuLvia&Lu-,  ohne  väila. 


adverb  und  adjeciiw  933 

iiilul.  SU  ist  mir  iibele  geschelm  Iw.  3498 ;  müese  leide 
mir  gesclielieu  ]Ms.  1,  42*;  nu  gescliibt  mir  leide  I\ls.  1, 
98^ ;  nie  geschach  so  leide  mir  Ben.  443 ;  leide  mac  dir 
hie  wol  geschehen  Nib.  1468,  1;  im  so  relite  leide  nie 
gescliach  Nib.  2235,  4;  iru  gescha^he  nie  so  leide  Parz.  31, 
4;  da  von  ist  leide  mir  geschehn  Parz.  258,  6;  \vandim 
SU  leide  nie  gescbacli  Parz.  558,  13;  mir  gescliach  so  reble 
leide  nie  Parz.  560,  3;  irn  gescliach  du  vor  su  leide  nie 
Wigal.  516;  daz  ir  leide  was  geschehen  Migal.  2423;  swie 
leide  in  von  im  ^vic^e  geschelien  Wigal.  3586 ;  ezn  ge- 
scliach nie  man  so  leide  ^Vigal.  4277;  mi  geschach  mir  bi 
minen  lagen  nie  su  leide  Piab.  8'JO;  von  dem  niir  liehe 
vil  geschach  Nib.  712,  4;  su  reble  liehe  im  nie  geschach 
Parz.  43,  10;  wände  im  su  liehe  nie  geschach  Parz.  397, 
4;  ich  wnene  im  liebe  dran  gescbacli  Parz.  758,  30;  da 
von  ime  liehe  sit  gescbacli  liarl.  14,  8;  da  was  liehe  ge- 
niioc  gesclieben  Hildebrande  IMi.  9278;  im  liehe  dar  an 
gescbacb  Eracl.  2192;  wie  ist  mir  von  im  geschehen  so 
leide  und  also  siväve !  Trist.  1007;  vil  werde  ir  da  ge- 
scah  ]Mar.  213;  iinvehte  geschah  dem  wibe  Parz.  139, 
22,  einigemal  siebt  das  adj. :  leit  und  liep  (D.  leide  u. 
liehe)  im  dran  gescbacb  Parz.  193,  20;  Gawaii  ^Yas  ouch 
liep  geschehen  Parz.  637,  27.  dies  leit  und  liep  können 
aber  auch  subst.  sein,  wie  der  vorgesetzte  arlikel  oder  ein 
anderes  adj.  beweisl :  swenne  ein  liep  geschieht  sineni 
fiiunde  Parz.  675,  19;  dir  sol  grdzez  liep  geschehen  Gudr. 
1169,  2;  vgl.  gramni.  3,  538  daz  liep  geschehen,  daz  ivol 
geschehen. 

4.  INlIr  ergeht,  mhd.  ich  vürht  ez  mir  niht  wol  ergc  I\v. 
2161;  u.  Wiurc  iu  %vol  ergangen  Iw.  6814;  daz  was  im 
liehe  ergangen  Parz.  390,  18;  genwdeclt'chez  lihle  ergel 
Parz.  407,  30. 

5.  TImn.  ahd.  thenio  allen  deler  snazi,  ihaz  er  thaz  obaz 
azi  O.  II.  5,  15,  verschieden  von  der  s.  624  bemerkten 
consliuclion ,  wo  suazi  als  zweiler  acc.  auf  ein  vorausge- 
henib's  iz  sich  bezog,  liier  aber  siebt  es  für  snazo.  mbd. 
iclin  ban  nibl  haz,  wider  iucli  getan  Iw.  7993;  also  gerne 
mac  ein  man  iihete  luon  also  ivol  Iw.  2524;  lel  icmaii 
valsche  minne  haz  Ms.  1,  24';  ich  luo  dir  leide  cod.  pal. 
361,  70^;  maiiigem  herzen  tet  der  kalte  wiiiter  leide  !\ls. 
1,  22^;  luot  mir  vil  dirUe  leide  INls.  2.  178^';  s\\  er  dorn 
man  leide  la-te  'liist.  5421;  so  leide  als  ir  mir  habt  getan 
'l'risl.  5425;  su  liehe  habt  ir  uns  getan  Parz.  554,  22; 
daz  was  ir  liebe  getan  INib.  1425,  4;    daz   ich  ilcr  sriingeii 


934  einfacher  f;alz. 

unrtilde  tiio  I\v.  843;  im  luot  ir  im  unrehte  Iw.  2.514; 
SNva  er  rehte  tiiot  Iw.  2494;  ich  wuMie  si  rthtt  tuicii  Iw. 
2400;  diu  so  hescheidenliclieu  tele  Iw.  2718;  swer  gerne 
vrihneelichen  tiiot  Iw.  2732.  3077;  diu  gerne  hövesch- 
l/'cheu  lele  Iw.  5894;  ich  luo  dir  sanße  dar  Ms.  2,  39». 
Außer  diesen  adv.  stellt  al)ci',  ohgleich  sellner,  das  adj. : 
die  Uilcn  ir  nül  snui^hen  worlen  also  heiz  (isweiz)  Iragni. 
13'';  der  tiiot  mir  vil  {jevtcre  IMs.  2,  179^,  wie  iiherhaiii)t 
nihd.  adv.  auf  -ure  selten  sind;  ir  haht  mir  liep  und  leit 
getan  Farz.  308,  12,  welches  wieder  Substantiv  gefaiU  wer- 
den künute  *).  noch  in  einem  liede  von  1537  (Doc.  misc. 
1,  279) :  der  luifall  thut  mir  zoren.  wenn  es  aber  N. 
Cap.  122  lieilU :  su  w.iz  sie  gcliengen  daz  kelaten  sie  er- 
sum  (  quictjuid  apprehenderant ,  venustabant)  ist  ersam 
nothwendig  adj.,  weil  taten  reddebant  ausdrückt. 

6.  Jlaheti.  goth.  thai  uhilaha  liabandans  oi  '/M'/Jög  t'yov- 
res  Älarc.  2,  17;  ak  mais  vairs  habaida  cV/./.u  /iiüV/.ov  eig 
10  yalQOV  iXdovaa  Marc.  5,  26,  vulg.  sed  niagis  deterius 
liabebat.  IMatlh.  9,  12  wird  Kccy.cös  cyovrss  verdeutscht 
thai  unhaili  liabandans,  das  adv.  durch  ein  subst.  Aus  den 
späteren  dialecteu  kenne  ich  keine  Verbindung  des  adv. 
mit  intransitiv  gesetztem  haben,  nur  mit  sich  hau,  gewöhn- 
licli  sich  gehaben,  mhd.  gehabe  dich  tvol !  Iw.  6566; 
geliabet  iuch  ivol !  Wigal.  8006:  doch  gehabet  sich  ze  gru- 
zer  not  nie  man  haz  daiine  ir  tuot  Iw.  1175.  auf  die 
frage:  wie  gehabet  sich?  (wie  befindet  sich?)  Kib.  712,  4. 
1381,  3.  Gudr.  561,  4.  815,  4.  Parz.  92,  24.  cod.  kolocz. 
254  wird  mit  wol,  haz,  übele,  %virs  geantwortet,  in  Eilh. 
Trist.  2759:  \vie  hat  sich  diu  kuneginne?  ähnliche  liöf- 
lichkeitsfragen  sind :  tvie  mac  ?  (quomodo  valct  ?)  wie 
vert?  (commentva?)  wie  tuot?  tvte  lebt?  nhd.  zfie  gehts? 
was  macht  ? 

7.  Die  verba  ejehn,  stehn,  sitzen,  liegen  halben  zwar  ge- 
wöhnlich adv.  cjualitatis  neben  sich,  können  diese  aber  zu- 
weilen in  das  lebendigere  persönliche  adj.  umsetzen ,  wie 
man  lat.  sagt:  eo  tutus,  slo  erectus,  sedeo  tranquillus,  ja- 
ceo  supiniis.  * 

belege  für  das  adv.  mhd.:  die  nocli  su  ledicliche  vor 
ir  vienden  gent  Nib.  2275,  4;  ir  ros  in  giengen  eh7ie  ISih. 
72,  4;  ir  scliif  gienc  ouch  e6e»e  Nib.  369,!4 ;  ir  ros  stuon- 
den  ebene  Nib.  369,  3;  sin  dinc  sluont  ebene  Diut.  1, 
13;    diu    sunne    stet  l)ouiiies  ho  (:  du)  cod.  kolocz.  68;    so 


')  man  vgl.  flie  dem  part.  petän  iiiiiziitretenden  iiominative  ere,  u>i6- 
/i/oin,  missegri/'e  (oben  g.   ö09.) 


advevh  und  adjecili^.  935 

siel  mir  daz  herze  liö  (:  vru)  IMs.  1,  35^;  der  wibe  nniot 
sliiende  ietiier  ho  Freid.  103,  27  *);  vile  scäielfehe  daz 
r*clie  sUioiit  Anno  C28  ;  du  gestuont  diu  nun  (garbe)  vil 
herisJien  Diut.  3,  90 ;  waz  (jtriiochhche  (digne)  stal  fragni. 
41^;  ez  enstuont  in  feiim)  iiilit  venfchene  sni  dröun  Farz. 
443,  28;  daz  wir  stille  sazen  Iw,  133;  durch  got  silzeiit 
stille  Iw.  1498;  l;lt  Artusen  stille  ligeu  Parz.  G67,  1;  La- 
ger dii  iht  warme  Parz,  657,  18;  diu  heido  hm'  der  bluo- 
niei)  llt  Ms.  2,  22^'.  liier  ist  einigemal  das  adv.  unsicher, 
sliile  könnte  ahd.  stilli  sowol  als  slillo  sein,  bar  ahd.  par 
und  paro.  bei  jjart.  prät.  starker  forni  habe  ich  s.  579 
an  ein  schwaches  adj.  gedacht,  richtiger  wird  man  mit 
Lachm.  zu  Nib.  2227,  2  adv.  behaupten:  min  helfe  lit 
erslaijene  von  des  beides  haut;  er  lit  ze  lüde  erslarjene ; 
diu  beide  lit  belwiingene. 

ahd.  gibut,  sie  stillo  sAzui  0.  IV.  11,  15;  quad  iino 
nhilo  iz  gisazi  0.  II.  6,  7.  alls.  lag  heto  au  iheru  helliu 
Ilel.   103,    13. 

belege  des  adj.:  stn  nuiot  stuont  hoch  Parz.  320,  10; 
der  grüene  (bouni),  und  der  da  dürre*')  slat  j\ls.  2,  248-^; 
diu  (nahlegal)  sitzet  tot  ob  ir  fröiden  sanc  INTs.  1,  15^;  dan 
ich  durch  si  gelige  tut  IMs.  1,  21^;  dö  im  daz  ros  tot  lac 
Iw.  1119;  sol  ich  schiere  tot  ligen  Iw.  4223;  du  ich  tot 
w.cre  gelegen  Iw.  4258;  ligel  tot  Iw.  6616;  si  lagen  beide 
scre  7VHut  Iw.  5957;  der  hie  lit  erslayeit  Iw.  5119;  der  uf 
den  Itp  gevnngen  lit  Iw.  1750;  wände  si  tjevaiKfen  uf  den 
lip  lac  Iw.4016;  diu  da  durch  h\  (jevamjen  lac  Iw.  5092; 
da  si   (jcvainjeu  lac   Iw.  5149. 

kialliger  in  diesem  fall  wirkt  das  lleclierto  adj..  wie 
es  golb.  itbeiall,  ahd.  mhd.  uml  sell)St  uliik  vni-ziiglich  gern 
bei  gohn,  stehn ,  sitzen  und  liegen  erscheint  (^beispiele  s. 
478.  493.  498.) 

*)  //(*  ist  immer  arlv.  und  vom  adj.  /lor/i  vcrscliiedcii,  \p,\.  in  liiltrii 
Jio:  vrö  Ms.  2,  !)2'> ;  vlicffe  weder  zc  iiücli  ze  iiidiT  /ti>  l""ieid.  IIH,  2:>; 
sin;;oii  niiler  ii.  /id  Ms.  l,20<i;  viiidct  er  da  /lö  Ms.  I,4()l»;  swebel  /in 
Ms.  1,  12r>l);  diu  eine  pclinrt  ist  also  /;<!  (Iiocli  picslollt)  Kreid.  l>,  H); 
hesoiidcrs  in  den  redeiis;irt(  ii:  dnz  Iifl)c  ieli  hü,  d;iz  lielil  micli  liö,  mir 
liol)ct  Iiö:  d.'iz  ein  riciier  liebt  uii/id  Kreid.  4:<,  2;  man  lieliet  manse 
saclie  hd  Kreid.  I2;<,  22;  daz  luio])  den  Ivrisleii  fjar  u/i/id  ei»il.  koloez. 
220;  da/,  hebt  mich  iin/io  fr;uioiid.  2;);  sin  jiriioz  hiiop  mich  ;//./.<} 
«las.  r>2 ;  im  liuop  uii/,d  das.  8;").  100.  <las  mildere  II  des  adv.  /ii'Jif 
(ahd.  Iiuho)  ISib.  21S>,  2.  ü()7 ,  2  kann  sihuinden,  niehl  das  stärkere 
<les  adj.  hoch.  Klicnso  t'iilut  sieh  <las  nilid.  //•/  auf  ein  ahd.  nrdie^ 
«^olii.  nehva  zurück,  ob}!;leit  h  nuUer  <ler  bedetitiiii;^  propc  (Ms.  1,  }>">.. 
iw    ()H7H)  es  auch  <lic  von  post,  nadi  hat  (^Iw.  «Jül.  ',\'.i\li.  '»tJ7J.  5U(i2.) 

*^)   das  adv.   wäre  darre.. 


036  e\ II f (icher  r.aiz. 

zvvisclien  adj.  niul  adv.  wird  lilor  oft  die  "walil  frei 
sleliri,  z.  b.  alul.  fil'iiii  sizil ,  sl'dUt  slzit,  Avie  lat.  stdct  ta- 
cilus,  sedet  lacite-,  jenes  lieht  die  pcrsünliclikeit  hervor, 
(lics(;s  den  Vorgang.  beide  bcgrille  kommen  sich  nahe, 
■wenn  im  adv.  die  active  qualitat  des  adj.  entwickelt  wer- 
den kann,  er  sitzt  stille,  die  sonne  sieht  hoch,  gleichsam 
tacendo,  scandendo.  ich  glaube  aber  nicht,  daU  man  sagen 
(liiilte:  er  lac  tulo,  statt  tut  odc^r  tuler,  so  wenig  im  lat. 
jacet  mortue  /Ailassig  ist  statt  niorlims.  dies  scheint  denn 
wieder  gegen  das  adv.  erslagene  ligen  zu   streiten. 

-S.  ähnliche  falle,  unserm  nhd.  der  niond  scheint  hell,  das 
licht  brennt  hell  ist  das  adv.  nicht  mehr  anzusehn.  mhd. 
litht  schein  der  mane  En.  9140;  kerzen ,  die  du  litht 
branden  En.  9289,  wo  sich  aber  lithle  emendieren  läßt; 
Wülfiaui:  die  haiie  liehte  brnnnen  Parz.  807,  13;  si  brau 
üf  schone  sam  der  Abent  rot  ]Ms.  1,  34*;  do  vielen  beide 
ersUifjue  Gernot  u.  Puiedeg^r  Nib,  2158,  2,  scheint  pl.  des 
part.,  nicht  das  adv,,  wie  es  anch  heißt :  er  viel  toter  uf 
daz  gras,  nicht  tute,  diz  kumt  uns  reJite  (adv.)  Trist. 
9612,  wie  bei  erget,  ceschihet ;  dagegen:  er  kumt  (jeswi- 
r/erhelm;  dö  er  (jesimder  wider  reit  liit.  1725.  beide, 
adv.  und  adj.,  können  verbunden  werden:  ein  gast  der 
also  späte  und  also  müeder  kumt  geriten  I\v.  58U4 ,  wo 
weder  spseter  nocli  weniger  muode  angebraclit  wäre;  tiefe 
vmd  xvit  blicte  si  dem  lielde  uAch  Troj.  9477,  wo  sich  wit 
für  tlen  adveibialgeselzten  acc.  nehmen  ließe,  iiieman  le- 
bet SU  siecher  Gudr.  383,  2  drückt  mehr  aus:  keiner  ist 
so  krank,  als  lebt  in  krankheit  (sieche),  wie  etwa  lat. 
beides  gesagt  werden  könnte:  vivit  incultus  und  inculte. 
dö  ez  ir  halbez  wart  gesagt  Iw.  1757  dürfte  auch  halbe 
lieißen.  Bei  singen  hat  die  alle  spräche  adj.,  wenn  der 
gegenständ,  adv.  wenn  die  art  und  weise  des  lieds  bezeich- 
net werden  soll:  daz  ich  dir  beide  singe  al  ktirz  od  wiltii 
lanc  Wolfr.  Iieder7.  34;  ininnecl/cheii  ich  von  der  niiune 
snnge  Ms.  1,  33^*;  schone  singent  IMs.  1,  34^;  schöne  sanc 
Gudr.  375,  1;   daz   er  nie  gesanc  so  rtfer//c/ie  Gudr.  388,  3. 

9.  lat.  adv.  temporis  lassen  sich  zuweilen  in  das  persön- 
liche adj.  umstellen,  z.  b.  hodie,  mane,  vespere  in  folgen- 
den redensalten:  sie  venias  hodierne  TibuU.  I.  7,  53  (vgl. 
Bissen  2,  163);  Aeneas  se  viatutinns  agebat  Virg.  Aen. 
8,  465;  vesperliniis  pele  teclum  Ilorat.  ep.  I.  6,  20.  mir 
ist  wenig  dergleiclien  aus  unserer  alteren  spräche  bekannt, 
Hartman n  in  der  vorhin  beigebrachten  zcile  sagt  absichtlich 
späte  (sero)    und    nicht   spieter  (serotiuus.)     in   der  volks- 


ach'erb  und  adjeciw.  9-37 

spräche  habe  ich  gehört:  er  spracli  tler  erste  fdlxlt  pri- 
nius)  slatt  zuerst  (primum);  er  thal  es  der  letzte  (iilli- 
iiuis.)  zweideutig  ist  das  eddisclie:  ok  hun  that  ordha 
vlWz  fijrst  um  qvadh  Snem.  239^,  da  fyrst  hier  fem.  und 
neutr.  sein  kann,  ein  masc.  hann  fyrstr  wäre  deulh'ch 
piimus.     Egilssaga  684  steht:  vark  drvakv  =:  dr  ek  vakti. 

10,  adv.  zu  siibst.  fügt  unsere  spräche  höchstens  dann 
Avann  in  dem  subst.  noch  der  begrif  des  adj.  rege  ist,  aus 
wclcliem  es  geleitet  wurde,  so  ISib.  46,  1  diu  ir  iinmd- 
zen  (immodice)  schocne  was  vil  witen  kunt;  323,  1  durch 
ir  unviäzen  schocne  der  herre  da  beleip;  weil  unniäzeii 
8cli(cne  (immodice  ptilrher)  gesagt  wird  jNib.  325,  3.  das 
nlid.  ihre  schünheit  ohne  (jleichen  ist  schon  ein  verschicd- 
ner  ausdruck,  weil  die  priip.  mit  dem  nomcn  zwar 
ein  adv.  vertreten  mag ,  sich  aber  weit  freier  im  satz  be- 
wegt, ähnlicher  wären  die  alid.  subst.  iinmez  cähi  (prae- 
cipitalio)  Diut.  1,  280^,  uiimez  Hut  (diluvium)  Diut.  1, 
183%  wenn  in  unmez  ein  adv.  niinium  angenommen  wer- 
den darf;  ich  zielie  zusamniensel/.ungen  vor  (gr.  2,  .553.) 
»lie  geläufige  frciheit  griech.  conslructionen  wie  -^  i|a/- 
(fiVijQ  jtifTÜoTCiOic:  1  tu  n  i  }.  a  s  VAnfmi  mangelt  uns.  viel- 
leicht ist  das  noch  unaufgehelllc  golh.  hisuujane  (3,  134) 
hier  anzuschlagen  i* 


938  eiitj'acfier  seih 


ANMERKUNG    ZI)     BEIDEN  ABSCHNITTEN 
ÜBER  GEMISCHTE  CONSTRUCTIONEN. 

Allzu  ängsllich  pflegen  wir  heute  gleiche  verbal  und  uo- 
niinalbegriire,  welche  durch  conjuiictionen ,  hauptsächlich 
durch  verbindendes  und,  aneinander  gereiht  sind,  in  dei-- 
selben  graninialischeu  constmction  zu  belassen.  die  alle 
Sprache  gestattete  sich  dabei  weit  leichter  Übergänge  aus 
einer  in  die  andere  fügung,  sobald  nur  jede  derselben  an 
sich  erlaubt  ist. 

So  k(hinen  gjnus,  modus,  tempus  ,  numerus  und  per- 
son  vertauscht  werden,  ohne  daß  die  vorsleUuug  selbst  eine 
wesentliche  ändcrung  erführe;  namentlich  dürfen  auch 
einfache  und  utnscliriebne  formen  gemengt  auftreten.  Ulf. 
überträgt  ganz  parallele  gr.  verba  zuweilen  verschieden, 
s.  59  wurde  mag  (jaleithan  jah  gahairäiddii  övvaxai 
eis^^^&^h'  'Mu  yei'vijdijVtci  aus  Joh.  3,  4  bemerkt,  wie  aus 
einem  in  den  anderen  ausdruck  für  das  passivum  überge- 
Echritten  wird,  ist  s.  59  nachgewiesen,  man  halte  INlaic.  8, 
31  zu  Luc.  9,  22.  Joh.  15,  6  wechseln  passive  luid  ac- 
tive,  intransitive  und  transitive  formen:  usvairpada  jah 
(jathanrsnith  jah  (jalisada  jah  in  fun  fjalagjand  jah  in- 
branjada  mehr  als  im  lext:  IßXy^d^t]  •riui  i^i;Gccvd'}]  y.cu 
ovvayovaiv  uvia  aal  fig  nrQ  (ju/.lovci.  y.ui  -/.uisrai.  aus 
dem  satze :  dimittite  et  dimillelur  vobis ,  date  et  dabitiu' 
vobis  verdeutscht  N.  ps.  III,  5  die  lat.  ])assiva  abwechselnd  : 
fergebent,  so  xvirt  iu  fergehen ,  gebeut  so  (jihet  man  ouh 
iu ;  das  ist  ein  mehrfacher  satz,  aber  in  einem  einfachen 
könnte  ebenso  gemischt  werden,  mhd.  du  badete  man  in^ 
xuid  %vart  fjehleit  V\  igal.  5974.  Den  griech.  imp.  übersetzt 
der  Gothe  unmittelbar  hintereinander  durch  seinen  imp. 
luul  conj.  (s.  84.)  beispiel  einer  verknüphuig  des  in  f.  mit 
dem  part.  prat.  aus  R.  20*  im  nachtrag  zu  s.  129;  man 
übersehe  nicht  die  Statthaftigkeit  beider  fügungen.  Das 
gr.  präs.  loyovTca  wandelt  der  Gothe  iu  sein  prät.  atiddje- 
dttu  (s.  140)  läßt  aber  unmittelbar  darauf  (jasaihvand 
■deaQoi'Oi   folgen    Marc.  5,   15.      mhd.    wechseln    einfaches 


gemischte  constructionen.  939 

und  zusammengesetztes  prät.  niclit  seilen  al) :  Ou  (jchim- 
deii  ivas  der  degen  und  eine  wile  tvas  (jtlrijfn  und  einen 
s\ai  (jetet  Wigal.  8390.  Die  zellen  :  nejno  luiralur  /lamhia 
cori  Jilus  frementi  tundere  llnclu,  nee  nivis  duiarn  frigore 
moleni  fervenle  Flucbi  solvier  aeslii  übersetzt  IS. Btli.2ll: 
ueist  tes  niornannen  ^vunde^,  so  der  wint  ^väliel ,  taz  tiu 
tvella  an  den  stad  slahet  uoh  taz  is  smeheu  foue  dero 
sunnün  lieizi,  den  ersten  acc.  c.  Inf.  aiillüsend,  den  zweileii 
behaltend. 

Beim  nometi  wird  von  casus  auf  casus,  von  bloßem 
casus  auf  priiposition,  von  einer  präposition  auf  die  andere 
übergesprungen. 

1.  oblique  casus  wechseln  hintercinandor.  golh.  vas  ga- 
vasilhs  taglam  ulbandaus  jah  (jairda  ßlleina  bi  hup  sei- 
nana  7;r  ii'd'eö'vfttvog  loiyug  -/.afi);}.ov  y.c.i  ^öivr^v  SeQf{cnivr,v 
moi  ir,v  ocfpvv  uviov  JMarc.  1,  6,  der  Grieche  fügt  zu  dem 
part.  zweimal  den  acc.,  der  Gothe  erst  den  dat.,  dann  den 
acc.  (s.  644.)  bedenklich  scheinen  Luc.  10,4,  11  Cor.  12,  21, 
wo  beidemal  aulValleiul  mit  einem  gf^n.  pl.  (jeschlosseu  wird, 
nachdem  zwei  acc.  und  zwei  dat.  voiaus  gegangen  siiul.  wie 
wäi-e  ein  solcher  gen.  pl.  zu  fassen  ?  doch  selbst  die  lesarlen 
sind  verdächtig,  ahd.  lerla  se  sconero  tvorto  ioli  vxaiKuj- 
J'alten  harlo  Ü.  IIT.  17,  4,  die  regelmäßige  structur  wäre 
hier  gewesen  entw.  scunero  worto  ioh  managfaltero,  oder 
scunen  worton  ioh  manngfallon ,  keins  von  beiden  ließ 
aber  reim  und  accentuation  zu;  noch  kühner  und  an  sich 
unerlaubt,  ist  das  inimittelbare  zusammenstolien  des  subst. 
im  dat.  mit  dem  adj.  im  gen.  worton  ojonoro  IIJ.  15,  48 
(s.  892.)  mhd.  ze  nemen  sines  Silbers  u.  sin  galt  rot  Bit. 
7371,  weil  nemen  sowol  den  partitiven  gen.  als  den  acc. 
regiert,  weniger  gut  scheint  es  mir  diese  worte  mit  z. 
7373  zu  verknüpfen,  ob  ir  zen  Iliunen  hetent  niemen 
dainie  min  und  ander  miue  vidtje  und  nun  (jeli-iim't-  man 
JNib.  1196,  2  Jh.,  hier  wiid  aus  dem  unbeciuemen  gen. 
vvicdennn  in  den  einlachen  acc.  übergcschritlen ,  doch  die 
gewöhnliche  Icsart  bleibt  im  gen.;  auch  Parz.  14,30  scheint 
ein  acc.  ort  auf  den  gen.  landes  zu  folgen,  die  zweifel- 
liafle  stelle  ist  s.  6.52  besprochen.  Aus  andrer  Ursache 
und  gewisseinialkni  nothwendig  erfolgt  solche  mischung, 
wenn  sich  einzelne  casusfornuMi  abgenutzt  tuul  verluieii 
haben,  z.  h.  neben   dem  ahd.  instr.  mnsc.    und  ncutr.  sg.  *) 


*)  mit  ezzichii  dranktuii,  mit  lillirnno  luh-  (:iii.!f)  ().   1\'.  ;!:«,  i;>. 
man  möclitc  sicher  sein,  ol)0.  ezzicli   iu.iilial  t^eluauciit,  lid  iiiiiniiliilr!' 


910  einjaclwr  Siatz. 

sieht  mivcrnu' 1(11  ich  ein  dat.  8g.  lein,  oder  ein  dal.  \A.  al- 
ler i^eschlecliler.  Iiicrlier  auch  die  neiguiig  der  niiil.  iniiiid- 
art  dal.  und  av.c.  /.usanunenziiwerfeu  ( 8.  807.  812.  827;, 
so  dali  es  nicht  belrenideii  kann,  wenn  Picin.  1369  gesagt 
ist:  groetle  hi  sineu  oeui  on  siei'e  moieii.  niclit  ganz  un- 
aluilicli  diesem  acc.  und  dal.  ist  tlie  narlidrucks;inie  Wie- 
derholung der  schon  im  acc.  ansgedriicklen  person  iiocli- 
mals  durch  den  datlv ,  z.  b,  por  verme  caer  ä  iiii  (um 
mich  fallen  zu  sehen),  \vas  elwan  auch,  jedoch  ungleich 
seltner,  im  franz.  gegeben  werden  konnte:  pour  me  voir 
tomber  »tot  (mniilii);   vgl.  die  s.  706  gemachte  aumerkung. 

2.  oblique  casus  wechseln  mit  praposilioneu.  golh.  gahai- 
lida  managans  af  saühlim  ]ah  slahim  jah  ahmaue  uhiläize 
idsoünsvoe  noV.ovc:  ujIo  voaiov  nai  fiao%iyoiv  y.ui  nnv- 
/.laTOJP  novijQMV  Luc.  7,  21.  hailjau  regiert  den  gen.  der 
Sache  (s.  634),  liilU  sich  aber  auch  mit  der  priip.  «y  und 
dem  dat.  verbinden  (jMarc.  5,  29.  34),  der  gr.  text  hat 
überall  uno  mit  dem  gen.,  vereinigt  also  beide  structuren. 
das  merkwürdigste  scheint  mir  der  im  salz  schliel\ende 
gen.  pl. ,  wie  vorhin  gasköhe  und  aglaiteinö  Luc.  10,  4. 
II  Cor.  12,  21.  der  gr.  salz  ixXsiad)]  6  ovQnvos  ini  kXt] 
TQia  '/Ml  inr,vae  l'^  Luc.  4,  25  wird  von  Ulf.  verdeutscht: 
galuknoda  liimins  du  jeram  thrim  )ah  meiiulhs  saihs ,  d. 
li.  er  beharrt  nicht  bei  dem  von  du  abhängigen  dat.,  son- 
dern gebraucht  nvui  den  auf  die  frage  wie  lange:*  (s.  890) 
zulässigen  bloUen  acc,  statt  du  menölhum  saihsim.  Eiu 
ahd.  beispiel  aus  0.  IV.  10,  5  ist  s.  852  beigebracht.  Ein 
mhd.  beleg  wird  JMs.  2,  220»  getrofTen :  als  der  tocheii 
spilt  der  Walh  mit  tiutschen  fiirsteu ;  hier  ist  zu  spilu 
erst  der  gen.  (s,  673),  dann  die  prap.  mit  conslruiert,  uhd. 
würden  wir  sagen:  wie  mit  pu[)pen  spielt  der  ^^  elsche 
mit  den  fürslen.  I\Is.  2,  25»:  über  minen  lip  frouwe  (s. 
875)  und  al  des  herzen  mni.  gerade  so :  daz  er  ir  Ubs 
und  über  ir  laut  herre  wnere  Parz,  730,  18.  Hartni.  ver- 
bindet aH.  233,  27-30  mit  iht  erst  den  gen.  </es,  dann  die 
präp  von  so  gewanten  sachen.  die  mnl.  spräche  gibt  fol- 
oeades  beispiel  an  band :  die  bare  von  gherochter  ghebor- 
ten  wäre  alse  van  der  vioeder  dau  des  vader  JMaerl.  2, 
79   statt:    van  den  vader. 

3.  verschiedne  casus  von  derselben  präp.  nebeneinander 
abhängend.  N.  vexbindet,  zwar  nicht  in  einem  salz  ,  doch 
iu  unmittelbarer  folge,  so  daß  man  alles  in  einen  salz  drän- 


für neiifra  scliirkt  sich   vorzugsweise   der    instr.;    aber   gewölinlich  ist 
umgekehrt   ezih  masc,  lid  ueutr. 


i^einiscJite  cojislructionen.  941 


ö 


gon  könnte,  dat.  und  acc.  mit  der  präp.  an:  tero  einiu 
chusla  sia  an  deuio  iinderhraivc.  ^  nndeiiu  cliusta  sia  an 
den  inunt,  tiii  dritla  ati  die  hrnsle  (quarnni  iina  deoscu- 
lata  Pliilülogiae  f'ronleni  illic  ubi  pubeni  ciliornm  discnnii- 
iiat  glahella  niedietas,  alia  os  ejus,  terlia  pcclus  apprehen- 
dit)  Cap.  122.  mit  jenem  dat.  will  er  den  lat.  z^Yiscllen- 
salz  ausdrücken ,  denn  nach  küssen  fordert  unsre  spraclie 
cigeullich  an  und  den  acc.  (s.  8.53.)  nilid.  erscheinen  zu- 
mal hei  der  präp.  zivisclien  verschiedne  casus  :  diu  sippe 
diu  ist  üz  gezall  zwisciien  hl  unde  5/u  Dielr.  2S05;  ez  sol 
uienier  suone  zwischen  in  und  tinser  werden  Ls.  2,  420 ; 
uiul  so  hat  noch  Hans  Sachs  mit  nachgesetztem  gen.:  zwi- 
schen mir  und  dein  (Güz  1,  118.)  statt  dieses  dat.  und 
gen.  steht  auch  dat.  luid  acc:  zwisclien  der  ivende  und 
einen  sclirin  Nib.  620^  4  CDJh.  die  stelle :  Avan  yot  uude 
min  Nib.  2308,  3  ist  schon  oben   s.  762  angelührl. 

4.  etwas  anders  ist,  wenn  die  piiiposilion  geändert  wird, 
nicht  aber  die  casusrection  :  ahd.  mit  fuozin  ioh  hi  hanton 
(Grair  priip.  120j;  mhd.  uilüup  nain  dci-  junge  man  von 
dem  fürsten  unt  zal  der  masseiue  Parz.  179,  7;  als  ob  si 
von  im  si  gesniten  und  ab  im  gehouwen  Troj.  15287; 
man  sacli  si  tvider  niemen  wau  ycn  Orlrun  ^Yol  gebaren 
Gudr.   981,   4.  *) 


')  die  alte  spraclie  wiederliolt  ihre  priiposilionen  nach  der  conjiin- 
<tii)ii  oft,  aller  nicht  immer,  gofh.  iii  svaran  l>i  himina,  ni  l>i  airlliäi 
IVlattli.  .'),  34;  rni/h  a<;i.sa  jah  reirciii  11  Cor.  i,  15;  ;/;///;  skeininm  jah 
liaizani  jah  vcpiiani  Joli.  18,  4  ;  (it  j;iilha  jah  iiiannani  I.iic.  2,  .'j'i ;  in 
^atvöiis  jah  staigüs  Luc.  14,  21  ;  and  haiirjis  jah  häimös  Luc.  H,  1  ; 
in  hnÜT'r  jah  ///.  veihsa  Luc.  8,  34;  aiuierc  licispielc  olirn  s.  3S}).  390. 
ahd.  mit  oi'.pilon  ioh  maniion  O.  V.  25,  J'6;  bc'lei;e  für  die  wicdorho- 
luiijr  s.  401.  (Jraff  1,  «38  u.  s.  w.  mhd.  lielepe"  s.  413.  414.  41<;; 
Jien.  wl).  zu  Jw.  507.  582.  nlid.  ist  die  wicderholuup  unuotliif;  alier 
zulässi". 


912  itachlrät^t' 


N  A  C  II  T  Vx  A  G  E. 


s.  G.  nus  Wolfram  :  wimsehcndc  sin  Tit,  77,  2;  nitiosen  valleiule  sin 
Parz.  151,  au.  in  einer  urk.  von  i;i20  bei  Hülinier  cod.  francof.  451.  452  : 
si  so!<lea  iz  (hesser  es)  üf  dem  selben  liiisc  warlcn  ii.  alle  zit  n'«»- 
fejtrft'  .vt'ji,  die  imisclireibung  ist  stärker,  nlid.  norli  in  der  redensart : 
vermutend  bin  =  vermute.     Ettners  iiehamme  761. 

s.  7,  passend  wird  die  umsciireibunjr  mit  werden  für  iiatiirerscliei- 
liungeu  verwandt:  dö  ez  Uchleudc  wart  Trist.  8837;  als  der  tac  sli- 
tfctulc  wart  Trist.  8942;  do  ez  nahUndc  wart  Trist.   14617. 

S.  7.  vuiit  sich  scheiden  Ls.  1,  298;  wart  (jiezen  1,  298;  vinrt 
an  sich  haben  Christopii  625;  yen  wart  =  gien^  das.  117;  wurden 
in  hazzen  das.  1459;  ward  crwcinen  Görres  meisteri.  185. 

s.  7.  noch  andere  part.  prät.  intransitiver  verba  erscheinen  auf 
solche  weise  im  aits.  neben  werdan:  v/arth  bifallan  (fieij ;  tlies  wibes 
Jiugi  warth  gihiiorban  (wandte  sich) ;  tlio  warth  tiieru  mngad  mod  <-/»'- 
huorhati;  liugi  warth  tfi.suoilan  (trii!)te  sicii)  ;  thiu  suniia  ward  f/i- 
siiorhan  (verfinsterte  sicii)  ;  tliin  sünna  (jiscijid  warth  (neigte,  senkte 
sich)  ;  iviirdun  undcrhadude  (wurden  getröstet,  erholten  sicIi.)  ags. 
sva  hit  dijantjen  vcardh  (so   ergieng  es)   ß.  2468. 

S.  8.  quam  rjaende  Rein.  291. 

s.  9.  blef  li(j!jhende  Rein.  1607. 

s.  15.  nihd.  uns  ist  ein  vrumer  man  erslagen  ( occisus  est,  niclit 
occiditur)  Iw.  1802.  inf.  mit  werden:  verloren  werden  Bon.  16,  8; 
erhoert  werden  Bon.  22,  45.  für  den  conj.  die  Unterscheidung  wol 
so  zu  fassen:  ich  si  ershigen  (occidar,  occisus  sim);  ich  wäre  ersla- 
gen (occisus  essem) ;  ich  würde  erslagen  (occiderer.) 

s.  23.    zu    diesen  gotli.    medialformen    gehört    noch :    liugada  yu- 

fiiofiai,  s.  601.  694;  liugandäii  yai(>jO(''.Tb)odv  1  Cor.  7,9;  hva  fäianda? 
ri  fii/ii(f(TUi;  Rom.  9,  19;  vaürhjada  y.t'.rfiiyä^frai,  11  Cor.  4,  17,  wo- 
für 9,  11  vatirkeith;  ustiuhada  y.uTe()yü'^niu  11  Cor.  7,  10;  ifavusjada 
ivövaijTui,  I  Cor.  15,  54. 

s.  27.  den  altn.  intransitiven  auf  na  entspreclien  zumal  viele  schwe- 
dische: Iivitna  (albescere)  svartna  (nigrescere)  l:ärdna  (durescere) 
surna  (acescere)  blekna  (^pallescere)  stehia  (rigescere)  styfna  (id.) 
rodna  (rul)escere)  lättna  (levius  fieri)  tröttiia  (fatiscere) ,  alle  diese 
von  adj.  gebildet;  mulna  (nubibus  obduci)  svullna  (tumescere)  vakna 
(evigilare)  stammen  von  den  part.  mulcn,  svullen,  vakeii.  Dan.  hvidne, 
sortne,  blegne,  stivne,  mulne,  svolne,  im  gan:-,en  seltner,  einigemal  mit 
Übergang  in  M :  rödme  (rubescere)  svolme  (turgescere) ,  wodurch 
man  au  das  ahd.  subst.  rotamo  (ruber)  gr.  2,  147  erinnert  wird. 


nachtrage.  943 

s.  30.  bngjaina  sis  tnatiriä  iT'(io)niv  imarcuy/iuv  Luc.  J),  12;  stan- 
flands  sis  orahi-lq  niiuq  lu.vriv  I.iir.  18,  11  ;  sis  bei  gavandjaa  küiiiite 
verllieifJigt  werden  aus  afvaiidjan  sis  Tit.  1,  14. 

s.  33.  sin  gouniaii  (s.  G58.)  si  insaz  im  (dat.)  torn-.iiiavit  N.  Cap. 
99.  hin  mir  niendenti  O.  V.  25,  100;  folfrende  nocli  mit  acc. :  lirau 
sik  (poenitiiit)  fr.  tJi.  31,  28;  siK  pilnaii  O.  111.  8,  37;  üf  erstiiont 
sih,  (jieorgslied. 

s.  35.  mhd.  zouwe  Aitil  Kenn.  11373.  mlui.  dat.:  stuont  imi  \\i 
Anno  612;  unz  er  imc  gtiiioc  weinöte  Diut.  3,  107.  acc.  sich  verwiE- 
iien  altd.  bl.   1,  337. 

.«.  36.  sprach  sich  Etzels  Iiofh.  59.  Maüm.  denkm.  124.  133.155; 
was  sich  das.  132;  wart  sich  das.  125.  134;  es  gieng  sich  unser 
Iraiie  linil).  cliron.  p.  14. 

s,  37,  7.  I.  da  die  eigentliclie  reflexivform  der  dritten  person  man- 
gelt, beispiei  des  alts.  acc.  ist  noch:  hrau  ina  (doluit)  153,  11:  <ies 
dal.  :  kiin  imu  (puilnlavit)  73,  21;  bigan  iinu  (incepit)  102,  10;  su- 
kead  eu  (quaerite)  28,  20,  ags.  reste  hine  Thorpes  anal.  162,  12, 
165,    8. 

s.  40  anm.  **) ,  dabei  richtet  sich  der  ablaut  nach  dem  pi. ,  der 
bedeutimg  des  sg.  ungeachtet:  badhumz  :=z  baiidh  mer  (obtuiit  milii) 
Egilssaga  430;    tjdfamz,  niclit  gafuniz  (dedit  niilii)   das.  641. 

s.  41.  deutliclien  dual  Iiat  Viik.  saga  cap.  75:  livad  vidh  haj'iimk 
(besser  liofnnik)  at  (was  wir  beide  vorhaben.) 

s.  43.  im  Isleiidingabök  noch:   luUash,  slarash  f.  takaz  oder  takast, 

s.  47.  gangar  siif  sv.  vis.  1,26;  gick  sitf  1,  46;  siij  gar  1  ,  71; 
rede  .vi//  1,  67;  rede  siy  1,  9;  begynte  .w/y  1,  13».  diin.  vppede 
(Um  (liuben  sicii)  Dv.  3,  3. 

s.  49,  7.  die  russisclie  lelint  an. 

s.  53.  im  altengi.  gediclit  von  Leir  wocliseln  hchic  (Iiicß)  und 
tves  ihdtcn  (war  gelieii^n)   Tliorpcs  anal.  143  11". 

S.  58.  melida  izvis  ,  ni  hlandan  i'yi^atia  v,ulv ,  /i/y  ovvc-y^niyrvoQuL 
11   Cor.  5,  11. 

s.  59.  ei  siuis  skulda  vesi  tliind.uigardi  guths  (fasvikuttlhjan  Zu 
7i(tn(t/i)i^fta  lAflhv  7}  [lanü.fia  ror  Ofof  («ird/u/ifoflra  Luc.  19,  II.  in  der 
parallelslelle  zu  Marc.  8,  31  wird  aixr  anders  übertragen:  skal  sinuis 
maus  manag  vinnan  jah  ushusans  fram  sinislnin  vairlUau  j.iii  usijviituni 
jidi  urrcisHu  \au\  9,  22;  hier  folgt  auf  .>kal  ganz  ritlilig  d;is  active 
viniinn  und  die  active  umsciireil)nng  uskusans  va.'rllian,  dann  aber  kiilin 
.  us{|vinian  pnssi>iscli,  oline  voraiisgclicndcs  skubis  ist,  zulet/t  wieder 
das  active  urreisan.  man  iiat  also  anzuneiimen ,  ^\n[\  LH",  die  plirase 
reprol)ari  dcbet  auf  drcii'aclie  weise  auszudrücken  vermoclite  1.  .sknl 
uskusans  vairlliaii,  2.  skulds  ist  u>kiusan,  3.  skal  u>kiusan ,  letzteres 
nur,  weiui  durch  den  Zusammenhang   der  passive  sinn  gesichert  «ar. 

s.  62.  mnl.  sult  sivti  brslormen  (sollt  sehn  bestürmt  werden)  Hein. 
1381.     mhd.  ich  ijchiivlc  nie  toten  min   (jcUuijcn   (plangi)   llcnn.  6r53. 

s.  62.  ndid,  lät  htncn  undo  selten  (auiliri,  videri )  Mb.  I5):'<i,  3; 
1,'it  iuch  niht  hcsli/'cn  15it.  331.  so  nocIi  Fischart  gesell,  kl.  961':  da 
(im  bade)    laiU  ims  reihen  (abgerieben  werden)  »on  schonen  weihen. 

s.  65.  er  fürchtet,  dnz  er  nimmer  mc  keinen  ijehcnden  fnc  gebbo 
(an  dem  gegeben  wird)  jb.  der  berlinischen  s|>rachgesellschaft  2,  87. 


944  Jiachträge. 

s.  66.  nocli  im  16  j!i.:  in  s!cihvndi:r  not.  das  nlul.  slllhchuiei- 
€fi-iidc  erlaiibiiis  Iiabe»  ( cJäu.  stilleti«  iifio  lillaiiclse )  Äclitiiit  niis  dem 
ndv.  .stillscliweif^eiids  entsprungen,  ein  nilid.  swüjmdc  urloup  "ewiii- 
iien  ließe  .'<icli  gut  sagen. 

s.  70.   einem   hcholfen  sein  Böhmers  cod.   franrof.   1,  .T19.  444. 

s.  71.  der  auf  den  tliurm  (jeslinjnc  daclidecker  klingt  uns  steif, 
franz.  kann  ohne  bedenken  gesagt  werden:  un  couvreur  inonte  sur  le 
tüit.  doch  heilU  es:  das  auf  die  erde  rjcfnllne  niesser,  der  aus  dem 
kätich  enl/lotjnc  vogel    u.  s.  w. 

s.  77.  deutlich  ist  unser  nhd.  ;»«.v.  opt.  in  dem  ausrnf  der  kOnig 
lebe!  vivat  rex !  vive  le  roi !  schvved.  Icf'vc  konungen!  man  sagt 
schwed.  auch:  blifve  du  lytklig!  was  sich  von  dem  imp.  blif!  unter- 
scheidet. 

s.  80.  gleicli  nnserm  mögen  hilft  pouvoir,  welcliem  die  alte  bedeii- 
tung  jenes  ents|>ri(lit,  im  altlVanz.  den  opt.  unischreiben:  iVmx  \&  puist 
cravenler!    Berte  ai,  und  oft. 

s.  84.  guth.  tliu  vilcisl  ov  oi/'f»  Matth.  27,  4,  eigentlicli  videbis, 
vuig.  tu  viiieris. 

s.  84.  mild.  imp.  wi^^el  ijünncl  enkimne !  führt  Lachm.  zu  Isib. 
2241,  4  an. 

g,  84.  gotli.  Hilhäis  av/.Xu/^ißävov  PImI.  4,  3. 

s.  85.  goth.  conj.  für  fut.  (s.  177):  stjäu  i'aoncu  Marc.  9,  13. 
Joh.  8,  55.  thammei  kuhjäu  ov  uv  qiih'^av)  Marc.  14,  44. 

s.  86.  cnr  bevez  !   Marie  de  Fr.  1,  266. 

s.  87.  diesen  imp.  heben  uns  beigefügte  adv.  hervor:  fort  gegan- 
gen! geschwind  niedergesetzt!  frisch  gewagt!  auf  auf  in  die  freihcit 
gezogen  ! 

s.  90.  dies  xdon ,  vuton ,  witu  bietet  sicli  aucii ,  was  man  bisher 
ganz  verkannt  hat,  in  mnl.  spräche  dar.  die  stellen  hat  Huyd.  zu 
Sloke2,  :!30:  wetcn  hem  volglien !  (age  sequamur);  wclen  vechten ! 
het  es  wel  tit;  Iiere,  «jc/ch  aaen  ! ;  wcien  ons  wachten!  (caveamus.) 
die  bedeutung  laat  ons!  oder  wy  nioeten !  ist  nnbezweifelbar,  und  die 
siellung  vor  dem  iiif.  wie  beim  ags.  und  alts.  wort,  vulon,  wetcn  aus 
einer  contraction  von  ve  muten,  wi  nioeten  zu  deuten  liegt  nahe,  un- 
gefähr wie  alid.  neiz,  ags.  nät ,  niton  aus  ni  weiz,  ne  vät,  ne  vitoi» 
entspringt;  warum  aber  heiUt  es  nicht  vöton ,  wueten?  und  wie  alts. 
wiin'i  selbst  e  in  weten  streitet  für  die  ai)leitung  aus  vitan  (novisse.) 
häufig  genug  ist  m'id.  wiszen  mit  dem  inf.  (s.  93),  doch  nicht  zi:r 
Umschreibung  des  imp. 

s.  91.  über  nnl.  und  franz.  inf.  im  vieldeutigen  ausruf,  z.  b.  af- 
plnkkenl  iiuirajer  l'herbe !  vgl.  Bornians  zu  lldnardus  p.  128.  Et- 
was anders  ist  der  lat.  lu'stori.iche  inj'.,  welcher  für  anhebende,  schwan- 
kende, unterbrochene  zustände  verwandt  wird,  und  aus  einer  ellipse 
von  coepit,  coeperunt  zu  deuten  wäre.  Caesar  und  Tac  haben  ihn 
oft,  z.  b.  de  bell.  gall.  3,  4.  Agricola  15:  namijue  absentia  legati 
Britanni  arjilHrc  inter  se  mala  servKutis,  confcrve  injurias  et  inferpre- 
tando  accendere.  so  noch  im  franzi,  aber  mit  de:  n:es  deiix  gens 
nussitct  de  Viiccoslcr  et  de  lui  proposcr  une  pnrtie  =  Taccosterent 
et  lui  proposerent,  oder  commeufaient  de  l'accoster  (Legrand  fa- 
büauN:  2,  273.)  in  unserer  spraciie  kann  beginnen  mit  bloßem  inf. 
oder  mit  zu  coustruiert  werden  (s.  95.  108),  uiclit  ausgelassen. 


nacliLrage.  945 

!?.  93.  sie  ne  westen  wie  tfchdrcn  n  i1.  267,  31;  wesfp  nilit  wen 
siioelicn  l'iist.  8625.  ninl.  liadden  si  glieAveteii,  ^vaer  an  cumcn  Rein. 
6232. 

s.  Oi.  täiijitli  tliü  hurinun  Mattii.  5,  32.  alid.  stichhan  tätut  (foe- 
tere  fecistis)  Diiit.  1,  49+ > ;  nilxl.  clap;en  täten  :=  klagetta  Gudr. 
1065,  4.     gotli.  vaiirkeitti  anakuinbjau  Sk.  49,  11. 

s.  96.  rjislunnt  er  thinyön  O.  I.  17,  42;  stuoiit  ili  jieclieiinen  N. 
ps.  31,  4;  stuonden  slifeii  N.  Btli.  2;  biten  stuoiit  2;  cliiesen  gestät 
163;  Sturzen  gestät  47;  sttiont  sorgen  Cap.  99.  uocli  ßraiit  (narrenscli. 
127)  stond  schwätzen. 

s.  96.  tjeiiel  man  diuten  Diiit.  1,  357;  des  sie  gerieten  !)aMen  1, 
358;  gerieten  sweimen  1,356;  geriet  tuon  Ls.  1,  260,  oft  auch  im 
>Volfdieterich. 

.<;.  96.  ijini  wison  (visitare)  K.  23a.  mhd.  tanzen  gen  Renn.  6670; 
Leteln  gen  6898;  riiküzen  gen  7019.  man  %crgifioiie  das  !at.  «o  mit 
<lein  su|;iiMini  auf  v.tn:  iic  amaturii,  und  das  pa.ssivo  amatuni,  tri.  altn. 
Ladh  siudlia   fjd'Kjn  (jussit  coctum  iri)  S;cm.  ö+J. 

s.  97.  was  (jevareii  siniu  scäf  sceren  Diut.  3,  81.  ancli  nach  si- 
tzen: Sitzen  ricwen  ]Sib.  2016,  1;  karten  sitzt  (um  k.  zu  stiieien} 
Brant  narrensch.  127.     nacii  leijen:  lege  micii  ra'stea  Ms.  1,  35b. 

6.  98.   heizan  üf  stän   O.  IV.  3,  14. 

s,  99.  ir  wart  erloubet  küssen  ]Nib.  296,  3;  beispiele  des  Inf.  ne- 
ben giwerdön  liefert  Graff  1,  1014.  15. 

S.   100.  mutuiidedun  usgaggan  .Toll.  6,  15. 

s.  101.  tfeslillc  chinden  (liörte  zu  gebaren  auf)  Diut.  3,  79.  für 
behfillen  Iruijen    vgl.  noch  fragm.  30c.  Morolt  2la. 

s.  101.  liislen:  so  ne  lastet  micii  mere  leben  Diut.  3,  109. 

s.  102.  wie  zwiuc  uns  mit  iu  stritenV  iSib.  123,  1  ;  spuhjen  (solere) : 
gpuiget  honen  Diut.  3,  62;  sfnihjle  trinken,  wonele  liezen  Diut.  3,  107; 
spulget  fluociien  Renn.  4697.  ahd.  kalieilisöt  wesan  kiwonel  Diut.  1,  493l>. 

s.  106.  giband  taiknins  du  iif'airzjnn  Marc.  13,  22;  gavaiirlita  t\a- 
lif  du  visiin  mitli  sis  Marc.  3,  14.  übrigens  ist  das  gotb.  d-A  von  sei- 
nem verbo  treiud)ar:  du  in  aljana  britifjnn  Rom.  11,  11;  du  faiir  mik 
liatlijan  Phil.  4,  10;  du  gareiisn  däupeinäis  andninian  .Sk.  40,  14;  wir 
iimgekclirt  halten  das  zu  l)cim  vcib.  lest  und  schieben  es  zwischen 
4lic"parlikel:  um  auf  zu  nehmen  (gr.  2,  871.882.887),  goth.  </ii 
nfairzjan  (2,  899.) 

s.  108.  ez  tohlc  im  ze  sprcclien  Mar.  65. 

s.  109.  von  uns  eiiziml  duz  m:ere  niht  wol  zc  sagenc  Nib.  2278,  2. 

s.  109.  Sit  cz  :<■  riten  im  geschiht  Parz.  540,  13;  da  von  go- 
ficliach  Gurzgrien  sun  vil  nu-le  sit  ze  dolne  Tit.  158,  4, 

.s.  110.  Paul.  Diac.   1,24  persona  satis  ad  videndum  gravis. 

s.  110.  das  zu  oder  vtn  zu  kann  sich  aucli  auf  einen  vorau.-jgelicn- 
den  salz  überhaupt  beziehin,  z.  b.  wenn  wir  sagen :  man  mnl\  fromm 
sein,  Ulli  in  den  himmel  zu  luinnneu  ;  tritt  vorsiclilii:,  um  nulil  ;i(  /'al- 
len; man  stellt  den  wein  in  wasser,  um  Ümi  alizul.ulileu.  ahd.  (neme) 
zua  llasgun  wincs,  deo  wurzi   ana  zi  rilntune  (\  indem,  basil.) 

s.  116.  nocli  beispiele  aus  N.:  ti/i  ssgent  sie  siui/en  diu  brütesang 
Cap.  4;  du  läse  rfic  risen  ze   liimelc  /c/j/ch  Hth.  175;  wer  ne  bechcnnet 

()  o<> 


946 


nachtr(i<fe. 


taz  nllez  wcscn  Btli.  167;  lougenest  tu  duz  wvscn  werig  lUh.  189;  daz 
riinii.>.ka  liertuoni  miU  keriio  (jculivn  gehaltenem  ziliet  man  niili  lUli. 
24;  «iiii  wäiient  ir  inh  mutjcn  iiitiioii  ps.  61,  4;  taiiiiän  skinet  ofl'eiiu 
<;iii  (linn  wc.sen  t/tiol  iiiiile  sAli;;lieit  Htli.  162;  daz  ili  Im  Inomifot  tes 
tuonilicliusten  giiotes  cliad  t'ol  wcscn  Btli.  136;  daz  tu  fore  cliäde  </«7i 
HC  viizzcn  Ulli.    172. 

s.  117.  andere  alid,  heispiele  des  acc.  c.  inl'.  iiacli  viollcn  bei  G raff 
1,  HI6.  iiacii  wüliiien :  Wiuuie  xih  man  tona  cote  sclian  (aestimet  se 
respici)  K.  27a.  narli  «elien  und  hören:  s5  sia  athaiiasia  {resah  ke- 
triiiKlieu  hüben  dia  uiidödij^i  iN.  Cap.  129;  daz  hört  ih  rahhün  dia 
werollrelitwisou  (ich  liürtc  daß  die  weisen  sagten)  musp.  41. 

s.  118.  Eilh.  Trist.  2923  wiste  in  heilen  (wüste  daß  er  wartete); 
aber  keine  arc.  c.  inf.  sind:  er  wand  in  niugen  twingen  (er  glaubte 
ihn  zu  bezwingen)  ISib.  1977.  2;  ich  wa^ne  in  reht  ersehen  hän  (icli 
glaube  ilin  gesehn  zu  Iiaben)  Trist.  9386,  da  in  von  twingen  und  er- 
jselien  nbliängt.  sie  wären  es,  sobald  der  acc.  des  subjects  auch  aus- 
gedrückt stände:  er  wände  sich  in  m.  tw.,  icli  waene  mich  in  r.  ers.  Ii. 
folgende  sätze  entiialten  ebensowenig  acc.  c.  inf. :  päten  sich  ze  rede 
läzen  Üiut.  3,  108;  do  pat  er  den  zoru  län  der  alte  disen  jungen  mau 
Bit.  6Ö5 ;  daz  vorhte  si  Verliesen  Nib.  61,  3;  des  uiuge  wir  an  der 
kerze  sehen  ein  warez  bilde  geschehen  aH.  236,  23. 

s.  119.  echte  acc.  c.  inf.  mnl. :  nu  hebben  die  Gallen  vernomen, 
Cesar  in  den  lande  comcn  JNlaerl.  2,  5;  mhd.  bat,  ir  einen  urleil  lä- 
zen werden  (bat  daß  ihr  ein  urteil  gesprochen  werde)  Böhmer  cod. 
francof.  1,  492  (a.  1327.)  das  nlid.  noch  völlig  geläufige:  ich  weil^ 
einen  schätz  lieyen  scheint  ein  guter  acc.  c.  inf.;  Fischart  glückli.  seh. 
1007.  u.  welcher  aus  der  art  will  schlagen,  den  soll  kein  Teutschen 
sein  man  sagen,  wenn  Ihitten  (werke  1,  117)  s.igt:  daß  man  sehen 
mag  teutsch  blut  nocli  niclit  vcrsierien  ,  das  a<ielig  gewäclis  tentsclier 
tugent  ganz  (ivstje^uurzelt  sein,  so  klingt  das  bei  ihm  wie  latinismus. 
in  redensarten  des  17  jh.  wie:  er  vermerkte  tödlich  wund  sein  u.  a. 
mangelt  das  pron.  *ü7i. 

s.  120,  alts.  thar  mugun  gi  cnitn  man  sehan  an  is  Iiandun  ditKjen 
Iiluttres  watares. 

s.  121.  keiner  deutschen  spräche  ist  das  vermögen,  wirkliche  acc. 
c.  inf.  zu  bihien  so  selir  \erblieben,  wie  der  schwedischen  *)  nicht  nur 
in  Volksliedern,  auch  in  der  heutigen  prosa  sind  beispiele  allenthalben : 
säger  siff  ha  lärt  (dicit  se  didicisse) ;  svarade  han  siy  hn  plägat  besöka 
(antwortete,  daß  er  gepflegt  habe  zu  besuchen) ;  han  menar  si<j  hnfvn 
gört  (meint  dai^  er  gethan  habe)  ;  jag  vet  mi(j  intet  ondt  hnf'va  gört 
(icli  weiß  nicht  Aa[\  ich  etwas  böses  gethan  iiabe)  ;  du  k'awnev  di(j  dijn 
kraft  (du  weilU  daß  du  kraft  iiast)  sag  hlodct  pä  berget  hufvu  run- 
nit  (sah  daß  blut  geflossen  war)  u.  s.  w. 

s.  123.  mnl.  dit  tekin  dochte  Tibert  niet  wesen  goet  Rein.  1055; 
schvved.  jag  tycks  aldrig  kunna  komma;  altn.  Iiann  kvadhst  vera  brau- 


*)  ältere  dänische  Schriftsteller  construieren  zuweilen  den  inf,  aber 
mit  vorgesetztem  nt,  auf  ähnliche  weise,  z.  b,  Peder  Sy v :  om  denne 
jomfrue  siges  efterstaaende  vise  nt  väre  sjnmjet.  auf  die  romanischen 
spuren  des  acc.  c.  inf.  lasse  icli  mich  niclit  näher  ein,  es  mag  genü- 
gen an  einem  franz.  beispiel:  ce  n'est  pas  la  faute  de  mon  coeur, 
(lue  je  roi  sait  bien  Jui  t/'c  et  lui  avoir  toujours  ete  entierement 
devoue. 


nacltlriige.  (j4'J 

tliuji  cinn  ok  nllcndr    (forum,  sog.  ,2,    T3.)     alid.  dannaii  wirt  er  sie 
yesa(j(ii  zuiidcn   N.   Cap.  85. 

s.  125.  :<ltfranz.  neif  va  neiant  (es  schneit),  alast  guerissant  (würde 
Leileii.) 

s.  126.  finden  mit  pari.  pväs.  (s.  628),  haben  mit  part.  präs.  (627. 
628.),  beidemal  aber  scinvankt  die  coiistriiction  in  den  in/'.  ,  für  wei- 
chen ich  liier  noch  alte  belege  iinriihole:  thar  he  sillcnn  fand  Andreas 
Hei.  3-i,  17;  sumeliche  vant  man  siil/'cn  Wh.  'Mb,  '6;  der  was  ein  so 
übel  man,  daz  in  nienien  lachen  vant  I\ol.  195,  4.  neben  finden,  se- 
hen, \k[\t  der  inf.  sicii  leicht  fassen,  kanni  neben  haben,  und  für  iiin 
gibt  es  auch  keine  alten  beispiele.  ein  krüt  Gäwän  da  stände  sack 
Parz.  516,  23;    nhd.   da   stehn  sah. 

s.  127.  dazs  uufjcstoubct  liezc-.i  din  vil  schcencn  kint  ISib.  .'')54,  3; 
ahd.  (ein  mih  Lchirltcncn  Js'.  ps.  17,  20;  ndid.  dö  tet  er  in  f/chil  (ver- 
heiratete in)  Diut.  3,  100.  nihd.  mache  ich  ir  min  leit  eiLanl  .Ms.  2, 
89b;  in  weia  wanne  din  güete  mir  min  breiten  ungemiiete  welle  »»i«- 
chen  vcijuijt  Ms.  2,  yi*. 

s.  123.  dän.  jeg  faaer  brevet  last;  im  Iiar  lian  fnaet  opfyldt  sine 
önsker;  scluved.  fi'i  fätt  pä  tiufven  (den  dieb  haschen.)  <i;in.  nach 
(jide  (aitn.  geta)  :  jeg  ffidcr  giort  det  (ich  mags  thun) ;  jeg  gud  vä- 
ret  der  (möchte  da  sein.) 

s.  128.  einmal  auch  part.  prus.  nacii  touc:  waz  touc  icli  nu  le- 
bende-.' Wh.  64,  25. 

s.  129.  ahd.  pezzirä  ist  suigen  denne  hisprohhan  (melius  est  silere 
quam  loqui)  K.  20.i.  gemischte  construction,  statt  pezzirä  ist  kisniget 
danne  kisprohiian  oder  statt  p.  i.  suigen  daiine  sprehhan.  n\\u\.  ez  ist 
ein  schedel  (kleiner  schade)  baz  verhorn  Hab.  419;  daz  mir  noch 
lieber  wa;re  der*  truhsKze  ze  manne  genomcu  Trist.  11629;  \il  bez- 
zer  w;tre  gra  (jctratjen  Renn.  2532.  noch  in  Frankes  wellbiich  129b  ; 
ist  giiot  anfieriio/'l.  altlVies.  bettera  is"t  stvigel  Ikttema  2,  26"2.  altn. 
betra  er  dreijmt  enn  eigi,  forum,  sog.   11,  49. 

nach  hti[\en  oder  nennen  können  wir  nhd.  part.  prät.  und  inf. 
verwenden  in  folgenden  phrasen:  das  heilU  (jchxjcn,  nuj'ijeschniHen, 
ijeschwiirml  und   das   h.   liUjen,   aufschneiden,   sehwärmen. 

s.  132.  gotli.  Ina  kara  unsis  {ist)  Mafth.  27,  4;  bräid  daiir  jali 
ninis  vigs  {ist)  Matth.  7,  13;  Hsans  nianaga  ilh  vaiirstvjans  faväi 
(sind)  Matth.  9,  37;  mild,  wie  guot  ez  {ist)  lierlh.  44;  das  priit.  vas 
füllt  aus:  sve  biuhts  «!,•  ni'iOn,  Marc.  10,  1,  man  darf  biiihts  (solitus) 
auch  unmittelbar  auf  lüisida  ziehen,  häufig  fehlt  war  in  der  spräche 
des  16.  17  Jh.,  z.  b.  in  dem  bmh  von  der  scliles.  Dorolh.  Sibvlle: 
wenn  grolle  hitze  (war)  8;  denn  sie^  in  der  kriinterci  hochbcwaiulcrt 
(war)  22;  daf\  der  hcr/.og  nit  einiieimisch  (war)  21.  das  scheint  der 
ellipse  (Xci  hilfsverbnms  nach  parlic.  (s.  174)  analog,  mlid.  wannen 
•  iwer  reise  waMC  (ijcwcscn)'!  Parz.  169,  28.  nusliis>ung  des  optnti\eii 
sei:  gotli.  gullia  a\iliud  (sijäi) !  wie  im  text  i lö  IhiZ  -/äiiK  II  Cor.  2, 
14.  8,  16.  9,  15.  aiid.  goto  dang!  N.  Htii.  39;  nhd.  gott  mit  uns! 
mhd.  so  ime  sin  lip  (m)  Alex.  2163.  was  alter  ist  zu  ergiin/eu  in 
der  redcnsart:  wer  d;\  fiüw^r  dan  der  tinvelY  üerlh.  215.  211,  sit 
wwrc?  oder  was? 

s.  132.  mnl.  het  mach  liclil  {wesen)  Rein.  5!)29 ;  si  eiimociit  niet 
lös  {wcscn,  werden)  Rein.  6300.  nlln.  skyldi  af  kauplnu  (vera)  Sn. 
46.  47;  at  fullstcikt  mundi  (vera)  Sn.  138;  nf  niundi  nu  iiöfudhit 
(Vera)  Sn.   141. 

Ooo2 


948  nachtrage. 

8.  133.  alts.  ne  lAt  tliu  sie  tlii  tliiii  ledaron  (wesan)  Hei.  10,  7. 
vgl.   anm.  ym  Iw.  3142  p.  430. 

mild,  lä  si  mit  riiowe  (wesen)  Hol.  48,  8 ;  lät  ivvern  willen  des 
bewart  Parz.   170,  24. 

8.  135.  vil  wiindcrliclieii  balde  !    Bertli.   158. 

s.  135.  die  redeiisart  zum  teufel !  i.st  elliptiscli :  tjehest  du.'  ^f/i  •' 
sie  wird  aber  oft  bloU  als  aiisruf,  .selbst  in  fra}i;eii  eiii^escliaitet :  wenn 
ilir  nur,  zum  teufel,  still  schwieget!  wo,  zum  teufel,  bist  du  gewesen'? 

s.  13(5.  erloupte  ime  heim  (ze  varne)  Üiut.  3,  79;  er  irloupte  in 
miniiekiklien  (:e  vame)  Diut.  3,83;  erloube  mir  über  Roianden!  Rol. 
12!),  22.  in  was  ze  hove  erloubet  JNib.  687,  4;  vgl.  erloubet  uns  die 
botcschal't  (ze  sayenc)  JNib.  689,  1. 

s.  137.  muose  zuo  der  erde  (vam,  valJen)  Rol.   12,  2. 

auch  da.s  part.  «/cfrtjt  läJU  sich  hinzudenken:  mlid.  daz  stl  (häufig 
im  Trist.)  wie  nlid.  das  seil  ebenso  oft  aber:  daz  .«'  ijetünl  Jw.  7717. 
AVigal.  295.  11319.     daz  hän  ich  {<jclün)  Diut.   1,   16*. 

s.  137  varn.  mit  vgl,  s.  822:  mit  gewefene  varen  Alex.  229;  vert 
mit  sa'lden  lere  Parz.  175,  28,  hunncn  mit:  der  da  mite  kan  Alex. 
4026;  konde  mit  hebchen  nilit,  kan  vil  wol  mit  rederspil  (jb.  der 
berlinischen  gesellschaft  2,  85.  90.)  nlid.  die  zimlicli  wol  uuf  der 
lauten  konte  Simplic.  194. 

s.  141.  N.  Cap.  5.  übersetzt  das  erzählende  präs.  cano,  intervenit 
in  die  prät.  sang,  pecham. 

s.  142.  swar  sin  ors  nu  kere,  er  »««</  es  vor  jämer  niht  enhaben 
Parz.  179,  30;  Sclierules  nilit  verbirt  Parz.  397,  24;  da  ne  mar  niiit 
mer  gesläfen  sin  Parz.  802,  21;  der  marcgräve  nii  mht  des  Idt  Wh. 
441,  1  ;  nu  Idzen  wir  den  riter  sin,  den  gürtei  hat  diu  künegin  Wi- 
gal.  320;  er  sihet  wä  ein  rone  lit  Reinh.  308;  nu  ist  er  komeu  Reinh, 
864;  aus  Iw.  weiß  ich  nur  eine  .stelle:  sus  sint  diu  wort  hin  geleit 
4307. 

s.  143.  Eli  CS  thüswaert  gliegaen  Maerl.  3,  126;  Puppin  die  staet 
up  glieret  ende  doet  dat  man  heni  het  3,  133. 

s.  159.  wenn  sich  im  ital.  beides  sagen  läi't:  ho  fnil^i  ia  mia  let- 
tera  und  ho  finita  Ia  mia  I.;  ha  poduti  i  suoi  denari  und  ha  perduto 
i  s.  d,  (B'ernow  590.  591);  so  ist  die  erste  weise  die  ältere,  ursprüng- 
liche, die  zweite  aber  entspricht  dem  franz.  j'ai  fini  ma  lettre,  il  a 
perdu  ses  deniers,  und  unserm :  ich  habe  meinen  brief  (fecndiyl,  wäli- 
rend  ahd.  hier  stelin  würde  hicntölan.  ailniälicli  schwand  das  gefülil 
für  den  acc.  des  part.  und  dauerte  zuletzt  nur  im  relativen  bezug, 
und  selbst  in  diesem  liaben  wir  es  nlid.  verloren,  nhd.  der  brief,  den 
ich  (jcenditjt  habe,  franz.  Ia  lettre,    que  j'ai  finie ,  ital.  che  ho  finita. 

iJas  feststehende  ho  finito,  ai  iini  gleicht  dem  isl.  ek  hefi  endat, 
scliwed,  jag  har  ändal,  dän.  jeg  har  endet,  diese  neunord,  sprachen 
brauchen  dann  eine  deutliche  nentralform,  die  nhd.  in  der  unflectierten 
gestalt  unkenntlicli  geworden  ist,  und  im  roman.  nirgend  ausgedrückt 
werden  kann,  im  altn,  herscht  aber  noch  der  genauer  Hectierte  acc  , 
wie  die  s.  152.  153  angeführten  stellen  und  \iel  andere  zeigen:  mik 
liefir  marr  la-nlan  (nie  niare  spoliavit)  Egilss.  621. 

s.  161.  haddcn  gewesen  Ssp.  3,  44.  miil.  hebbic  ghewest  Floris 
3668;  hebben  gliesin3115;  haddc  .qhewest  3134.  3598;  haddik  ghesin 
2039.    bemerkensvverth  das  neugr.  i'/u  otuOf/  (war  gewesen.) 


nachtrage.  949 

s.  1G4.  alid.  gefaren  hnhdton  N.  Cap.  145.  mlid.  icli  hdn  {reritea 
Karl  49f^  D4'*;  hete  entwichen  Mar.  24;  geliüppet  hat  (geliupft  ist) 
Ms.  2,  lü5l>. 

s.  168.  mni.  IiaHfle  ijhcmoi/hcti  Rein.  1736.  Kaiitzow  (ed.  ßüli- 
nier) :  darjegeii  lieft  de  niarggraft"  nicht  klioncii  (nichts  gekonnt)  205; 
liedde  bllven   moU-n  (bleiben  müssen)  211. 

s.  168.  (/(innen  iiätte  (gegönnt  h.)  Jnstinger  122;  hat  sich  mit 
mir  sönen  ihii(fcn  (a.  1533);  bei  Fisc'iart  unl)edenklich :  hett  tragen 
möfjcii,  tiiiix.scn  sein;  Luther:  haben  müssen   sagen  Hiob  31,   31. 

man  hört  aiicli :  das  liiitte  icli  nicht  zn  lliiin  Iratichen  (gebraucht); 
er  hat  es  zu  thnn  pflcijcn  (gepflegt) :  iiaben  sie  /i/leyen  dies  gebet 
zu  tliun  (Arnkiel  1,  17».) 

iiiciit  zu  übersehen  auch  thun  für  rjethan  in  der  urkundlichen  For- 
mel:  ich  hau  min  ingesigel  dmi  henken  (a.  1377  Senkenb.  sei,  3, 
622)  =  Jan  henken;  haben  tlmn  henken  (Neugart  no  1170a.  1444); 
Justinger  5:  si  band  ihnn  vermuren    (vermauern  lassen.) 

Im  geiirauch  dieser  participialformen  sind  heutige  schriftsteiler  oft 
ungeschickt,  und  verwickeln  sie  mit  andern  inf.  so,  dali  aller  sinn  ver- 
geht: wir  rechnen  es  dem  Verfasser  zum  verdienst  an,  niclit  mehr  ha- 
ben heslhnuien  :»*  wollen  (gött.  anz.  IK22,  896);  jedes  ^erbum  com- 
positum scheint  die  reduplication  hnhen  vuujwerf'en  zu  hönnen  (Struve 
über  decl.  und  conj.  161.)  es  muU  heiUen:  nicht  mehr  bestimmen 
pewüllt  zu  haben;  weil  in  solchen  fii'teu  die  deiitlichkeit  fordert,  sich 
der  gewohnten  parlicipialform  zu  bedienen,  das  zu  läi»t  sich  von  ha- 
ben, dem  es  angehört,  nicht  trennen. 

s.  171.  getorste  ich  in  hun  luissel  ISib.  526,  3. 

.s.  174.  schon  in  einer  runinschrift:  iian  uft  sikit  r=  schwed.  Iian 
ofta  seglat  (Liljegren  runlära  81.) 

s,  175.  Laclim.  Iiat  schön  wahrgenommen,  dal)  präterita,  die  im- 
ier  piiisenlta  geschaltet  werden,  auf  ein  bekanntes  beispiel ,  auf  eine 
fabel  deuten  (über  den  eing.  des  Parz.  s.  14):  sin  triwe  hat  so  kur- 
zen zagel,  daz  si  den  dritten  biz  nlht  ijitll ,  f'nm-  si  mit  brcmen  ia 
den  walt  Parz,  2,  20;  audaces  fovfuna  juvat,  diz-spricliet :  der  t/e- 
iiinule  der  ifenits ,  die  wil  er  unverzaget  was  Amur  198.5;  der  fje- 
wilijle  der  (Jenas,  die  wil  er  unverzaget  was  Ls.  2,  701  vgl.  IJon. 
16,  28;  dröuwer  sint  in  daz  laut  konien,  nu  (jenas  der  tinvel  (loch 
vor  den  vorloufen  noch  Ls.  2,  702.  So  werden  noch  heute,  mitten 
in  der  rede  m^\  gegenwärtigen  dingen,  anspicliingen  auf  gangbare  fa- 
beln gleich  im  priit.  an^'ebraclit :  der  krug  (jien;/  so  lange  zu  was.-er 
bis  er  Inaeh  ;  ol)sclion  auch  im  priis.  gesagt  wir<l:  der  krng  (fcht  u.  s.  w. 
Dieser  Übergang  aus  präs.  in  priit.  ist  das  gegenstück  zu  dem  aus 
j)riit.  in  priis.  (s.  142),  und  beiile  machen  den  \ortrHg  lebendig,  dort 
wird  der  liorer  aus  der  bloßen  erzählmig  in  dramatische,  anschauliche 
jiähe,  hier  aus  der  trocknen  lehre  schnell  in  das  gebiet  der  erziihliing 
gerückt. 

s.  175.  din  got  verijnz  (^eo.  3505;  we  mir  yviull  licd  xom  schrc- 
tel  339.  dies  segnende  und  verwünschende  piiil.  hat  elni;,'e  älmlich- 
keit  mit  dem  eben  bcsprochnen,  soll  aber  nicht  bloß  die  fabeliiafte  Ver- 
gangenheit bezeichium,  >ieluKlir  die   wirkliche. 

s.  180.  fut.  pass.  umschrieben:  si,l  ,siu  vcrkoru  Parz.  441,  19;  <<'i 
Wesen  widerseit  ISib.  816,  4. 


950 


nacJUr'd'^e 


n 


s.  ISf).  man  merke,  Hnß  (Vie  alid.  und  mlid.  sprnclie  das  yhtxq. 
nrl.  meist  nicht  iintersclieidet  (s.  149.  IHi)),  wol  al)cr  das  »imsclirie- 
beiK'  plus(j,  jHi.sx.  (s.  14.  15):  viirte  iz  nilit  imdirvarii  (wäre  es  iiirlit 
•jeliiiKicit  worden)  Hol.  :<!),  10.  die  passivuiiLSf-lireibiinf;  fiewiilirte  aiuli 
ein  iinjicrf.,  ül)erlian|it  aino  drei  tenipora  der  verp:anjienlieit ;  wjilirend 
<ias  activ  .siili  mit  seiner  einzigen  eint'aclien  form  lan^e  bclnilf.  diese 
war  natüriicli  und  gelenk,  die  iimsclueiljiing  nnlieliolten,  aber  viel.sei- 
tiger.  .so  hat  die  roinanische  paraphrnse  int  aetivuni  ein  tempns  mehr 
zu   wege  gebracht,  als  das  hitein    besau  (s.  155.) 

e.  197,  198   reit  cnkegne  vil  der  Üüten  vriunde  Nib.  725,  2. 

s.  206.  mhd.  daz  hicsen  (intelligamus)   an    dem  maere,    sehen  (vi- 

deamns)  wie  trüreciiche  ez  was,  do  sin  sin  muoter  genas,  sehen  u.  s.  w. 
Trist,  2004  ff, 

s.  207.  ahd.  gcozc  zi  samane  enti  Itize  gigesen  (vindem.  basil.); 
beloe  (oret)   N.  ps.  «8,  16. 

s,  208.  mild,  nn  .sf.'  Trist.  3376;  pl.  nu  spilen  swes  si  weilen 
Nib,  424,  3 ;  daz  hüben  l  Parz,  334,  9. 

s.  216.  obgleich  <\\e  ^vcgltisstmy  des  und  nacli  stchn ,  sitzen,  fah- 
ren II.  s.  w.  eigentlicii  in  den  vierten  absclmitt  gehört,  füge  icii  hier 
iiocli  beispiele  liinzn,  weil  das  zweite  verbnm  in  solchen  sätzen  jedes- 
mal auch  ohne  pron.  auftritt:  ahd.  stuant  tholi,  vjcinota  tliar  O.  V,  7, 
6;  sluantun ,  tliar  after  lunrfctnn  O.  V.  18,  1;  slnnnt  üzana  thes 
grabes,  ruz  O,  V.  7,  1;  sleil',  loset  O,  II,  13,  11;  tiiar  saz ,  thatjcla 
O.  IV.  12,  33;  für,  hisiinni  tliih  O,  II,  18,  23;  alts.  slod,  döptetiel. 
29,  19;  mhd.  stdl,  plnol  Diut.  3,  47;  sie  stuont,  neic  im  gezogen- 
liche  c.  pal.  3G1,  2Ct>- c- ;  sn-,  ber/oz  Wh.  2()8,  3-6;  si  reit  dar,  tfc- 
habete  inie  bi  Iw.  3(i20;  diu  i\ielt  dA,  wanl  ir  liende  Parz.  262,  27; 
ein  hörn  blase,  schelle  Bit.  7589;  und  sicher  noch  oft.  zuweilen  aber 
auch  die  conjnnction  :  stuant  er  inti  tiiageta  O.  IV,  19,  42;  sat  im  thö 
endi  suigoda  Hei.  38,  19;  sAtun  endi  suigodun  Fiel.  74,  l;  mhd.  er 
saz  da  vnt  sacli  si  ane  Iw.  1697.  Man  darf  stellen  altn.  pocsIe  ver- 
gleichen: sfit  a  berfialli,  baugn  tnldi  SaMu.  13.')"';  stüdh  ä  golli,  stilti 
röddo  136a;  komo  lil  kisto,  hvöfdho  lukla  137,i;  wiewol  durcli  die 
Zwischenworte  ä  finiii,  A  göifi,  tii  kisto  der  zusamnienstol)  beider  verba 
gemindert  wird,  aber  aucli  einige  ahd.  und  mhd.  !)eispiHie  sclialteii 
Worte  ein.  so  tliaz  lieri  thö  gisc.z,  thaz  bröt  giiegnOtaz  nz  O,  III  ß,  25, 

s,  216.  den  fall  b  erläutern  noch  foigenrle  belege:  morgine  so  man 
sin  inbiit,  und  (er)  lii  mir  funden  wirt  Diut.  1,  15;  uns  dunkel  alle, 
und  (wir)  sehen  dnz  wol  Trist.  11335;  der  denke  mincr  leide,  und 
(ich)  wil  im  immer  wesen    holt  ISib,  1655,  4. 

s.  218.  (ich)  glaub  derhalben  Fisch,  geschichtkl,  53a ;  kaum  hatte 
(ic!i)  den  ranscii  ausgeschlafen,  da  machte  (ich)  mich  u.  s.  w.  (franz. 
Simpl,   I,  27.) 

s,  223.  dän.  det  er  mig  (ich  bin  es)  oft  bti  Holberg  z.  b,  Melam- 
pus  3,  4. 

s.  224,  herza  iz  sint  O.  II.  9,  12, 

s.  228.  ez  meitjet  IMs.   1,   lü2b;  iz  retjanot  N.   Cap.  69. 

s.  22ii,  tilid.  es  brennt  (ist  feuer  ausgekommen);  es  läulrt ,  e.s 
frompelfl,  es  stürmt  (mit  der  glocke),  es  Idopfi  an. 

s.  228.  tv.[\\.  tni  uheviel  (<o;itigit  mihi)  Rein.   1J9, 


nachtrage.  951 

s.  229.  iilid.  es  hat  viel  wölken  (Lutlier.) 

s.  230.  sie  f/eben  nicht  gute  baureupreilifier  (Matliesius  pr.  von  Lu- 
ther p.  m.  146a.)  du  rjist  e  lieh!  sagt  man  heute  in  der  Schweiz 
für:  du  wirst  bald  sterben,  niiid.  bist  feige. 

s.  232.  mnl.  vn  vcrnnit,  (taedet  m«) :  hoe  sere  vemoit  vn  des 
sittens  liier.  Floris  2240;  kcm  vcnioycde  iMaerl.  3,  139;  hcm  vernoidt' 
Rein.  3. 

s.  234.  altn.  that  hla-f/ir  i,n'U  (freut  mich)  fonim.  sog.  11,  23.  alts. 
mih  (jcnimUt  genugcs   Hei.  40,   19. 

s.  235.  gotli.  rjanah  thamma  svaleikanima  andabeit  thata  l/.uvov  %<Z 
Toioinoj    Tj  iniTt/üu    (tvii]    11   Cor.  2,  (). 

s.  236.  mhd.  mich  tjcstdl  eines  (decet  me) :  ine  (jcstul  des  niht 
Wh.   123,  28. 

s.  237.  ahd.  mih  jltfdhil  (prodcst  milii)  :  jirfdhnn  unsih  sroUi  O. 
V.  9,  33;  mhd.  daz  i'»i  daz  nilit  vcrviciKU'  Iw.  3852;  daz  in  ouch 
vcrvicuijc  fler  lewe  Iw.  5172.  mlid.  mich  treffet  fiir  (me  promovet, 
mihi  prodest) :  nn  waz  firit  dich  /'«;•?  Ben  23;  waz  trcit  iiich  für, 
ob  ich  erstirbe  V  Ben.  74;  unser  nU  mar  liitzel  /V/r  ijclrarjcn  Trist. 
6204;  daz  enhct  in  da  niht  für  (/elrarjcn  Trist.  6919;  waz  triioc  daz 
für?  oder  waz  lialf  dazV    Trist.   7267. 

s.  238.  alid.  tnir  v)i(fit  (nioveor),  bei  N.  stets  mit  dem  dat.,  viele 
belege  hat  Gratf  1,  656. 

s,  239.  iucrötc  ist  zu  streiciien,  da  nach  fnndgr.  2.  10,  32  die  hs. 
zuirotc  liest,  was  ich  nicht  \iei  leichter  verstehe. 

sine  siinc  was  ez  vcrfjnufjen  niht  Reinh.  533 ;  iwer  nircre  mich 
vcrffrt  Parz.  556,  29;  ob  uu'ch  diu  wunne  so  verfjfit  Ms.  1,  49.i ;  sin 
künden  nicmer  mich  \orj;i5n  1,  5\f';  sol  jnirh  diu  wcrit  also  vert/Hn 
1,  62i;  also  vprijic  mich  diu  zit  1,  63b;  swenne  ez  tnich  vcrijut  I, 
64»;  mit  den  listen  beiden  wil  si  mich  vcnjcn  1,  65b;  vcrtjct  si  aber 
mich  1,  67'';  daz  si  mich  vcrrfc],  70.i ;  daz  vn'ch  ir  genäde  also  vcr- 
€idt  1,  77^;  daz  si  mich  vcrtjc  1,  167<);  ir  genäde  mich  vcrtjc  1, 
I44b;  ouch  vcr(j:c  sin  gesciiilit  die  seneden  «ilit  Trist.  955.  ahd. 
(heiz  oid)  innn  ni  (irgcit  ().  IM.  24,24.  gleichviel  sind  die  seltneren: 
mich  verbiet,  mich  vcrsliuhct:  ob  in  sterben  hie  vcrbirt  Parz.  109, 
12;  untriwe  in  niht  rcrhirl  Parz.  119,  26;  alliu  sw;ere  dich  vcrhirt 
Bari.  100,  27,  daz  mich  leit  vcr.stiche  Ms.  1,  197-i;  hilf  <laz  trAren 
mich   versliche   Ms.    1,    199a. 

s.  240.  so  mir  thunhil  gl.  ker.  287;  mir  dunchit  (>idror')  Diut.  2, 
320a.  dunct  mir  llerni.  d.  DAin.  62  > ;  dünkct  mir  Amgb.  33  <;  daz 
dulite  mir  Lanipr.  Alex.  5477;  ez  «liinkct  mir  Kilh.  Trist.  386.  2648. 
2651;  ir  dühte  das.    1503;  dir  dnnket  guot  das.  375. 

s.  241.  es  hat  ihm  ijcdotlcrl  (geahnt)  franz.  .Simpl.  1,  64.  mhd. 
mir  hinjcl  der  piuot  IMs.   1,   189.i   1991. 

s.  241.  gotli.  mis  ist  briihja  (Inda  niihi  e.^l,  ich  mulWingen)  Kpli, 
«i,    12;  ahd.   was  iro   uöt  unde  emest    N.  t^ip.    121, 
s.  213.  ii'nv  »'"I    (eis)   tuillio   llel.   35,   4. 

S.  245.  alts.   viiird   lliat   bodoli   härm   an    is   nuidc   Ilcl     .5,   11. 
mhd.  ivart  im  des  ritten   buoz  llciiili.   1  192. 


952  nacJilrägfl. 

s.  2i7.  Jicl  hi'ß  mi  wondcr  Rein,  5083  5  dit  hefl  mi  vrcmt  Rein. 
5'J41. 

8.  'J-'i8.  das  neyen  sie  groß  arhcit  nam,  Miiriiers  gauclimal  Basel 
1519.  Xiill. 

s.  248.  waz  Inr  nam  in  f!es  fuiidfjr.  2.  HP,  21 ;  des  nimit  \n  nn- 
tür  das.  114,  19;   itili  nan  vil   utilür  das.   jß,},   18, 

s.  253-  eine  ausnalime  von  dieser  beliaiiptiing,  daß  die  erste  per- 
soii  iiiclit  für  die  zweite  gesetzt  werde,  liefert  die  scliiilspraclie  des 
I8.ili.:  "'"■  •*«'"'  ein  flegel !  antwort  des  scliülers:  .sie  lierr  rector!  auf 
äliniiclie  weise :    inun  ist. 

s.  256.  in  gieiclier  läge  mit  zart  zu  befinden  scheint  sich  das  adj. 
tiiit  lind  licp  :  des  tievols  tri'il  Wigal.  6^51;  niines  herzen  Irtit  AVi- 
gal.  8S03;  der  selbe  tieveis  trat  ^Yigal.  6577;  einen  ze  tnitn  (nicht 
trütem)  hän  Nih.  47,  3;  die  er  y.c  Irüte  (niciit  trüter)  liän  Mb.  294, 
7;  der  sclioenen  KrienilüMe  tnit  iSib.  1059,  ^^  jener  trnt  der  frouwen 
Nib.  1823,  2.  als  nentnim:  ein  liebez  lierzcn^r.-it  Nib.  223,  4;  ein 
schcensz  tiut  Gottfr.  lieder  2,  G;  daz  allerliebste  Irfil  das.  2,  39;  vgl. 
sundertrüt  Ms.  2,  170^;  ebenso  persönlich  stellt:  min  liep '.  min  her- 
zenliep !  schoenez  liep  Ms.  2,  179b ;  den  wip  ze  liebe  ie  gewan  Iw. 
13in.  häufig  gelten  licp  und  leit  als  sächliches  subst..  letzteres  aber 
nie  als  persönliches.  Auf  solclie  Übergänge  des  siieidicheH  begrifs  in 
den  persindichcn,  und  umgedreht,  ist  zu  achten,  vgl.  dem  wünsche 
gelich  s.  748. 

s.  257.  andere  solclier  adj-  sind  3,  494  behandelt,  yra  und  bunt 
werden  iNib.  60,  4  und  öfter  vereinigt,  bunt  scheint  ursprünglich  nur 
subst. 

s.  258.  daz  was  michil  kinihcit  Alex.  150();  nu  daz  sin  iiiwer  ere 
Iw.  2528;  daz  sint  tinere  Parz,  171,  12;  daz  w?ere  der  tnujctuin  Iw. 
8012. 

hier  auch  zu  erwäimen  der  subst.,  die  mit  fjanz,  all,  eitel  verbun- 
den adjectivisch  gebrauciit  werden:  ich  bin  'janz  olir  (aufmerksam); 
<janz  aiKje  (aufscIiHueiid) ;  er  war  eine  wunde  (^überall  verwundet); 
er  wart  ilel  swciiS  (blutig)  "Wackern.  Ib.  1,  739,  ß;  doe  hine  sacli 
ligghen  al  cn  bloel  Rein.  932;    vnhiera  totus   erat  Reinard.    \.  1230. 

s.  259.  pari,  priit.  pass.  stelin  für  absiracfe  nomina :  gesnuelicl  u. 
ticzieret  ist  =  smaehe  und  zierde  ist  es  Parz.  1,  3  (vgl.  Lachm.  vorl. 
über  den  eing.  des  P,  s.  6-)  wir  sagen  heute:  das  \\&\sSt  ijcschmnht 
=  ist  sciimach. 

.s.  259.  ganz  nahe  reicht  doch  der  goth.  inf.  an  das  subst.  in  fol- 
gender stelle,  wo  er  subject  des  satzes  wird  ,  jedoch  oline  den  neutra- 
len artikel  des  Originals  auftritt:  mis  Jiban  Christus  ist,  jali  (jasviltan 
gavaiiiki,  h'ban  in  leika  f.iiol  tu  C//V  A'f^uotoij  y.cd  zo  dnoUuvilv  yJoöoq, 
To  'i^i]v  h  auit/.L  Piiil.  1,  21.  22. 

s.  260.  hier  am  schicklichsten  einschalten  läßt  sich  einiges  über  das 
Verhältnis  der  cardinalien  und  ordiualicn  ,  da  jene  etwas  substanti- 
visches an  sich  tragen,  diese  entschieden  adjectivisch  sind,  die  ältere 
s])raclie  verwendet  aber  zuweilen  cardinale  zahlen,  wo  wir  ordinale,  und 
umgekelirt.  mhd.  sit  minen  eilif  jären  Trist.  17141  (seit  meinem  cilf- 
Ifit  j:<lir.)  so  noch  heute:  er  liat  seine  siebzifj  jähre  heraus.  Statt 
der  iiiid.  bezeichnung  der  dauer  :  das  fest  währte  sieben  tage,  vierzehn 
tage,  heißt  es  mhd.  werte  den   vicrzeii.ctiden  tac  Isib.  (yS3,  1  ;  beliabte 


nachtrage.  953 

den  p:ast  iinz  an  dm  sihcndm  tac  Iw.  (1S45.  älinüch  sind  foip:Pii(Ie 
stnictiiren  :  den  niinnicli  übeiz  vu-idc  lant  (über  vier  länder  hinaus) 
Freid.  9G,  16;  «!>  ez  elit  den  vicidm  düiite  giiot  (nur  von  vieren  ^e- 
Mlli^t  würde)  M.s.  1,  168^;  daz  dnnket  kiinie  den  vivrden  guot  Hon. 
3,    6. 

s.  261.  jrotli.  ei  veisi  du  faiiramnfldcis  Neil.  5,  14.  beispiele  sol- 
cher gen.  saninieit  Viiniar  in  der  zeitselir,  des  hess.  Vereins  1,  276. 
277.  isit  Curlr.  1700,  3  '""''  Matelänes  zu  verstellen  aus  der  ellipse  von 
bnrc  ?  oder  zu  lesen  üz   Mateläne  ? 

merkwürdig  die  weglassung  des  unpersönliclien  man  hei  Iieizen  (s. 
592  note)  und  des  aitn.  madhr  nocli  in  andern  constriietionen :  at 
(madlir)  niä  vefja  sanian  sem  diik,  ok  Iiafa  i  pung  sinnm  Sn.  48,  ge- 
rade wie  alid.  ein  nachstehendes  pron.  darauf  bezogen  wird  (3,  7.) 
vgl.  s.   263. 

s.  262.  über  die  Adämes  (söhne,  nnchhommen)  Anegenge  219^'. 

Übergänge  des  relativs  in  ein  andres  genus  scheinen  auf  eiiipsen 
zu  berulien :  ßalmungen  daz  (sxvert  oder  wfifcn)  er  üliele  gewan  JNib. 
1736,  4. 

s.  263.  das  goth.  xhallds  wird  ausgelassen:  tlirins  tiguns  silubri- 
näize  (shallc)  Matth.  27,  3. 

6.  263.  super  nndo  (Pez  bibl.  ascet.  8,  210.) 

s.  26 i.  nlid.  der  zehnte  (thcil)  wie  lat.  decima  (pars.)  cllipse 
nacli  possessiven:  dän.  Iiar  du  väret  hos  mit  (^hus)?  span.  la  suya ,  la 
vuestra  (voluntad)    silva  de  rem.  15.  180. 

alle  vier e  von  im  reckte  (von  sicli  streckte,  wie  ein  tliier)  cod. 
pal.  341,  125*^;  der  wolf  strecket  von  im  €tUiu  vier  Renn.  0')61. 

s.  265.  bei  gewissen  verbis  fehlen  arcusnlivc  des  subst.,  namentlirli 
bei  lassen  (s.  640.  6(1)  (jinten ,  binden  (s.  (jOo-)  nihd.  linde  reret 
(ir  loup)  Ms.  1,  203b. 

s.  265.  ausfail  des  adj.  wird  sicti  dennoch  (gegen  s.  260)  einige- 
mal ergeben,  nihd.  ist  mir  (Ucp)  als  der  lip  Keinii.  CXUl;  nhd.  ich 
war  sieben  jähre  (alt)  vgl.  s.  652  anm. 

s.  267.  goth.  quemun  bimäitan  thata  barn,  jah  häihfiitnn  ina  i^}..'}ov 
nfQin-fifVy  1(1  n('.i.f)i(ji'  y.(u  ixi'J.uvf  rtrru  Luc.  1,  50,  ^1"'*'  gegen  den 
gr.  lext;  fairgraip  bi  handäu  thala  barn,  qvatimh  du  izdi  xniu r'iua 
1  fji;  /fi()u<;  rov  nfurltüc,  llyfi  arifj  Marc.  5,  41,  hier  wie  im  griecii. 
nhd.  thaz  ma^jah'ii  .  .  .  fieng  ira  hant  iiiti  ()und  int  T.  60,  8.  0 ;  tlinz 
tünd  (Isaac)  driiag  thaz  witu  mit,  ioh  er  iz  haiirta  furi  niwiht  ().  11. 
9,   43. 

s.  270.  die  göttinger  kindermiidclien  sagen  der  jüngelchen, 

s.  271-  wie  aber  die  sellsnincn  constructioncii  zu  fassen:  ufl^un- 
thidedun  thatei  frani  gutha  u;is;iramma  varth  usfulHtlis  lluihi  raihsh' 
i'yroxsav  ori  rrftoic  inTi  ■Otov  ij/ii'if  iyivijfhij  1  !-?.fio>!) Pjtid.  ju  iiiyov  loiio 
ISeh.  6,  16V  und:  vitum  äiik,  thata  Jabi'ii  airtliciua  uusaia  ijards  ihi- 
zös  hieitlirös  galMirada  oi'()<(/(f>'  )'(ü),  un  icv  ij  i:iiyuo~;  i^in-if  uir.iit  oy.i^- 
rois"  ■/.i'.id.XrDJi  11  Cor.  5,  1  V  dort  wird  zum  nentr.  vniirstv  das  masc. 
iisfullilhs,  hier  zum  masc.  gards  das  fem.  airtheina  nnsarn  gefügt,  mit 
<h'in  Worte  gnrds  lngimit  eine  andere  hs. ,  man  sollte  vermulin  dal» 
zu  den  weililiciun  adj.  das  siibs,'.  bäuains  gcluirt  liiitto?  nirlheinn 
kann,  wie  sciion  uiisara  lolut,  keine  sclnvachc  miiiuiliche  form  beiii.    .•'o 


954  nachtrage. 

lintte  (1er  sclirciher  hei  iisfiillitl).s  auch  \vo\  ein  männliches  siil)st.  im 
sinn,  (I.TS  liernacli  durch  das  bcl^atiiitere  vaiirstv  ersetzt  wurde,  ohne 
dal^  man  das  voraiis;;<liende  part.  änderte,  es  wäre  noch  leichter  ei- 
nen hlolWn  schreil>f.   für  usfullith  anzunehmen. 

s.  272.  z«  diesem  neutr.  super!,  mit  dem  gen.  halte  man  den  gen. 
bei  waty  all,  viel. 

s.  273.  in  schsu  O.  II.  9,  20;  nihd.  in  zwei  Alex.  264. 

s.  27G-  '^«-  sol  sin  min  erstiu  bete  Parz,  89,  30;  der  böte  daz 
muostu  selbe  sin  lleinh.  177G. 

s.  277"  thuta  ist  SU  gajuko  ton,  fJ^  uintj  y  nn^ußo/.?/  Luc.  P,  11  ; 
ihfiln  izvis  täikiis  (fem.)  rovro  v/iiv  ro  arjßilov  Luc.  2,  12.  flas  alld. 
ihcr  ist  ther  jungiro  T.  239,  5  »ach  dem  lat.  hie  est  discipulus. 

s.  278-  waz  ist  got?  Parz.  332, 1  ;  wer  ist  ditz  kint  ?  Trist.  3273 ; 
wer  ditz  si  V  AVIi.  86,  2;  ahd.  w«i  wänis  tliese  kneht  si?  (quis  putas 
puer  iste  erit?)  T,  4,  13. 

s.  279.  kiusclie  und  staetekeit  diu  zwei  Tit.  5,  3« 

S.   280.   thiii  sinhiuii    tue   Hei,  31,    7. 

5.  280.  uns  zwei  (Lyppaut  u.  ObylOt)    Parz,  374,  9. 

s.  281.  Fisrhart  gesrhichtkl.  501^:  so  kuppeln  wir  zusammen  noch 
üüct  junge  leut;  Simpiic.  124=  swct  von  denen  wütenden  leuten  (tän- 
zer  und  tänzerin.) 

ß.  281  not.  •')  über  das  mhd.  bede,  alle  vgl.  Freidank  p.  321.322. 

s.  283-  gotii.  almian  jah  säivala  jah  leik  unfairinona  I  Thess.  5, 
23.  mild,  hüchfart,  alter,  liigener,  diu  driu  Wackern.  Ib.  526,  19;  ^l- 
liu  fieriu  (Sigf.  Kriemh.  Gunth.  Prunh.)  Nib.  595,  4. 

s.  284-  •««<-*  ist  der  heiligen  einer   Berlh.  142, 

s.  285-  bei  volksnamen  wird  im  gemeinen  leben  gern  der  sg.  statt 
des  pl.  verwaii'lt :  der  Schwede,  der  Preuue  f.  die  Sciiweden,  die 
PreuIWn.  so  im  \Cu  17  jh.  häufig:  von  der  Schlacht  ^sjegen  den  Tiir- 
hen  ISürnb.  1514;  der  feldzug  wider  den  Franzosen  (Lessing.)  nicht 
«nders    lionianns,    Parthus   f.   Roniani,   Parthi. 

s.  287.  brrists  (pectora)  Col.  3,  12. 

s.  288.  ein  morgen  bei  den  siechen  am  spital,  der  hof  ^i  den 
barfuiSen  (a,  1404.  1405)  Chmel  reg.  rup.  no  1727.  2094- 

s.  291.  mhd.  dö  si  sc  riter  wurden  Nib,  34,  3;  do  re  rosse  kömen 
die  künege  Nib.  1809,  1;  hey  waz  er  im  ze  vindc  der  küenen  Hin- 
nen gewan  Nib.  1903,  4;  nhd.  daU  du  mir  die  leute  zum  feinde 
machst  (Schelniufsky  1,  12-)  älinlich  ist,  daß  auch  eine  frau  sagt: 
du  hast  mich  zum  freunde  gehabt,  nun  werde  ich  dein  feind  (st.  zur 
freundin,  deine  feimiin.) 

s.  2f/2.  goth,  managei  liarjis  h/izjandanu  n/.iJOoq  OTQUTiüg  (tli'ovv~ 
Twi'  Luc.  2,   13- 

s.  292-  der  begrif  beide,  eigentlich  für  die  zweizahl  bestimmt,  wlid 
in  der  älteren  spraclie  nicht  seifen  auf  drei  erstreckt,  z.  b.  beide 
scluhii,  bluot  und  sweiz  Troj.  3894;  beide  toup,  htm  und  hlint  Karl 
KJb;  beide  man,  hint  und  ivi'p  Karl  17a,  beide  vcll,  bcrffe  und  tal 
Karl  .'i*!';  beide  stmh,  hnenc  unde  vro  Karl533;  beide  At»i?,  (fiiot  »nde 
lunt  Karl  68a;   beide  li-itc^  quot  \x.  irc    Dictr.  {yii^;    nin!.  bede  van 


nachtrage  955 

sclvcro  ende  vnn  goude  ende  van  stencn  Stoke  i,  05;  beide  ivin, 
zont  ende  coicu.  Sctiwerlich  von  vier  dinpfen:  wilzc  unde  munheit, 
dnr  zuo  slJbcr  und  daz  //o/< ,  swer  diu  l)eidin  hat,  der  belil)et  mit 
sclianden  Waltli.  13,  (1,  man  kann  liier  beidiu  entw.  l)loU  auf  silber  und 
pold  oder  lieber  auf  die  zwei  pame  witze  und  mannlieit,  silber  und 
j^old  beziehen.  AnHloj^e,  nur  noch  «iröUere  ausdehnunp;  als  beide  hat 
Glieder  enii)fanp:en,  das,  wie  uter  und  nörfitoi;  ursprünglich  nur  auf  zwei 
periclitet  war,  allein  schon  mhd.  drei  und  mehrere  bezeichnen  liann.  auch 
das  lat.  uter  und  ntcri/nc   kommen  zuweilen   von  dreien  gebraucht  vor. 

s.  294-    vartu  vidh  Lanfei/jar  syni  =  mit  mir   Saem.  67*. 

medh  ohLr  Frey  (mit  mir  und  Frejr)  fornm.  so";.  2,74;  ''""« 
Freijr  ok  kona  iians  (Fr.  luid  seine  frau)  das.  74,  hier  das  prort.  im 
iieutr.,  weil  auf  kona  mit  bezogen. 

s.  295.  für  diese  ausdrucksvolle  altn.  weise  der  anrede  bringe  ich 
«rern  noch  rcicliere  bejege  bei:  klifar  tlu'i  nacqvat  iafnan  mnnnf'i/Ja 
tin'n  (seniper  tu,  putida,  aliquid  crcpas)  ISialss.  cnp.  54;  liirdh  ecki 
lliü  that  Jiij7/.i  thinn  liverr  ec  eni  (ne  morare  tu,  ignave  lionio,  qui 
ego  sini)  das.  182;  mun  füli  thinn  nockurum  manni  lif  gcfa  (tu  stulte 
alicujus  hominis  vitain  sustentabis)  Laxd.  saga  2iÜ;  tliegi  thii  yfir 
theim  tln'u /'orynia  l  (tace  de  liis,  infelix)  das.  32G,  wo  der  gewölm- 
iiche  text  liest:  thü  arniü;  hvat  >ill  vanncnna  tliin  tliA  ?  (was  willst 
du  feiglitig  (laV)  von  nenna,  kühnes  wesen ,  und  dem  negierenden  van 
(alid,  wanniiandäV)  Vilk.  saga  cap.  92;  l'vat  nuindir  tliü  fara  vixliiigr 
tliiiin  oc  ullleri  (du  wechseibalg  und  aus  der  art  geschlagner)  da?-. ; 
tiieigi  thü  j\il  tliiltl  (sciiwciir,  du  narr)  das.  alles  sind  schwere 
Scheltwörter,  in  Schweden  giegen  iilmliciie  unter  dem  Volk,  z.  b.  diu 
h)f(iiu/erl  diu  toher  l  diu  Intliunder !  kom  UU  din  dicf'vulsiniilcr  '.  (du 
teui'el.-kerl)  Adlersparres  hist.  samliiigar5,  2(\G ,  niit  dem  alterthüm- 
liciien  -er  der  männlichen  (lexion  (s.  öoG  anni.)  heute  duldet  nur  das 
Volk  und  die  vertrauliche  rede  solche  aiisdrü<ke,  aher  auch  im  pl., 
z.  b.  edrn  staeUare  l  (\os  miseri,  wörtlich  eure  arme!)  wofür  ich  kein 
altn.  i)eispiel  kenne.  Niciit  unvergleichbar  dieser  ganzen  anwendiing 
iW^  possess.  zweiter  pers.  ist  die  des  ersten  in  der  alln.  reden.snrt : 
tiiat  Veit  trüa  miu    (das  weil^  mein  glaube  =^  das  weiU   ich)    Su.   43. 

s.  297-  alid.  dätiin  thio  iro  hcuti  (d.  Ii.  sie)  drulitin  in  gibenti  O. 
IV.  Iß,  .50.  merkwüniig  in  einem  licde  "\Volken>teiners :  an  laid  schied 
sich  /■;•  hayder  wat  (trennte  sicii  Üir  kicid  =  trennten  sie  sich)  Scliott- 
k}s  Vorzeit  s.  33. 

•s.  297.  '""  di.'lcedo!  iiölliches  du  bei  Greg.  tur.  4,  3  und  ähil- 
liciies  genug  st)nst. 

s.  29P.  liier  war  zu  bemerken,  daß  sclion  die  classiker,  selbst  in 
vertraulicher  rede,  uox  ITir  eijo  setzten,  z.  b.  Cicero  in  seinen  brieleu; 
Tibull  wechselt  oft  zwischen  cffo  und  »10.«.  andrerseits  !>raiichen  die 
alln.  skalden  von  »ich  redend  nicht    selten    vvr  (Olafsen  p.    17-j|.   175.) 

s.  301.  für  O.  kann  iiiciit  gezweifelt  werden,  er  gcbrauclit  sogar 
das  verbum  dtizau  :  wola  tliiunan  duztn  !  1.  11,    11. 

s.  303.  lat.  Schriftsteller  des  12.  13  jh.  zeigen  niclit  weniger  den 
höfisciien  pl.,  z.  b.  l'e/,  bibl.  asc.  8,  125=  caris>inia  priorissn,  tiolilc 
(lere  ! 

s.  304.  Hagen  irzi  seinen  bru.ler  Dancwart  Nil>.   18')2'   1- 


956  nachtrage. 

s.  300.  morisieiir  Sdiuiisteiii  ist  crs ,  oilor  ist  crs  niclit?  Slmpl, 
420;  wenn  nipineni  lioclij;.  herrn  beliebte,  denjenigen,  den  er  hie  be- 
vor durch  scinv.  dniiferkeit  errettet  ii.  s.  \v.  das.  434;  ist  er  sclion 
einmal  bei  der  kaiifuiannscliaft  gewestV  fragte  mich  dieser  (franz. 
Sinipl.  1,  75  (UiS'J.)  das  galt  für  den  feinsten  ton  im  17  jh.  zwei 
lioiie  generale  geben  sich  er  (a.  1(;80)  Schunings  leben  212.  213; 
der  general  redet  den  kurfiirst  sie  an  (das.  215.) 

s.  3lO.  Zeile  1.  dies  beispiel  von  10^3  findet  sieh  in  Zeillers  e|)i- 
stol.  scliatzkaninier  p.  1.  man  lese  überliaupt  die  briefsteiler  von 
1080-1740,  worin  alle  abstuliiiigen  jener  höfliclikeit  zur  schau  gestellt 
sind. 

s.  314.  vor  allem  anzugeben  war  hier  die  italienische  anrede  mit 
elJa,  und  obli(Hie  lei,  welches  Ici  in  Rom  aber  auch  für  den  casus 
rectus  gilt  (Fernow  54G.)  dies  ella  gleicht  unserm  sie,  hält  sich  je- 
doch im  sg. 

s.  319.  nachdem  wir  sich  auf  die  erde  gesetzt  hatten  (Simplic.  197.) 

s.  322.  liier  ein  beleg  für  a,  ß :  thäiei  ni  vildedun  mik  tiiiudanön 
ufar  sis  0 i-).)]ni'.vräq  /.u  ikiaihvont.  iri    uiItoik;  Luc.    19,  27. 

s.  323-  beispiel  vom  part.  prät. :  gnmunda  Paitrus  vaiirdis  lesuis 
qvitiianis  du  sis  iloi/y.örot;  uvio)  Matth.  2G,  75. 

s.  328-  "■•  sus  liez  ich  sich  weiden  miniu  ougen   dar  Ms.  1,  201^. 

s.  328.  ß-  daz  si  sich  den  recken  (von  dem  r)  über  reden  müese 
lau  INib.  1103,  4;  daz  er  sich  in  (von  Üim)  sehen  lieze  Anegenge 
20G'i;  er  läze  sich  onch  ein  wip  sehn  (von  einem  weibe)  Iw.  1401; 
ninnege  klare  frouwen  niuoser  sich  küssen  schouwen  Parz.  698»  23; 
den  bat  er  sich  wizzen  län  ^Vigal.  8620. 

s-  320.  '^ei  Luther  genug  solche  ihm,  ihr,  ihnen,  zumal  in  der 
Verbindung  mit  selbst. 

s.  333.  auch  N.  Cap.  129  riimda  diu  irdisgheit,  andere  beispiele 
bei  Graft"  2,  500,  immer  ohne  es.  aber  auch  mhd.  der  tanipf  gerümet 
liie,  ohne  <■:. 

s.  ;^34.  nu  wil  /=  got  alsns  scheiden  mit  den  swerten  En.  11509; 
si  wolden;  gerne  scheiden  iNib.  lOO^,  2. 

ez  siienen   Gudr.  1046,    1. 

unz  ins  diu  naht  benam  Gudr.  870,  !•  vgl.  nlid.  es  mit  einem  auf- 
nehtnen  (>om  boden   auf?) 

s.  336.   h<n\t  ez   cjehebet  Wacken.    Ib.  628,  6- 

s.  336.  dune  wellest  dirz  enblanden.    tod.  gehugde  893- 

s.  337.  CS  bieten  Gudr.  352,  4;  cz  enbieten  Bit.  612.  <"-  *''''"- 
ffcu:  si  brinfjet  cz  mit  gäbe  ISib.  1070,  3,  unser  nhd.  es  dahin 
brinnen  ? 

CS  friben:  swie  so  mans  tribe  fragm.  20^;  er  liats  mit  mir  fjetri- 
ben  Etzel   34.    65. 

man  beaciite  mit  und  den  dat.  bei  solciien  constructionen,  was  auf 
einen  alten  instr.  deutet:  ez  bringen  mit  gäbe,  ez  scheiden  mit  dem 
swerte,  ez  rüeren  mit  den  ecken,  ez  tichen  mit  tanze,  ez  riben  mit 
grifien,  ez  walken  mit  siegen,  ez  bieten  iTiit  Worten. 


nachtrabe.  '      Q57 

ez  verxtiochen :  daz  siz  nocli  versiiochicn  baz  hv.  2005*  na  ver- 
suoclit  ers  sä  ze  liaiit  au  die  vroiiweii  dor  se  vaiit  Jvv.  J9i3  (so  lese 
icli  nacli  der  Müll,  aiisj^.  2r!04) ;  t-  wart  an  si  vcisnoc.het  Bit.  8t8; 
cz  wurde  versHocht  an  sie  Parz.  504,  90;  die  ez  au  iii;s  vcrsnoclwnt 
Bit.  i;525;  er  woldc;  haz  versiiochen  ]Nil).  GlT,  2;  si  versnucülcnz 
vriuntiiclieii  an  vrouii  Krieniliiide  sint  ISib.  1049,  4;  si  versuocktoiz 
an  die  Hinnen  jNib.  I8l9,  4;  wold  erz  nocIi  versvoehen  Nil).  I99:i. 
2;  icii  wil;  versuociien  baz  Nib.  19!'fi.  0;  daz  es  vcrsiiochteii  baz  die 
recivcn  Mib.  2020,  2;  penuoc  veysuuv'tlcrz  an  den  kragen  Trist.  9207. 
aucli  franz.  le  tenter ,  Tessaier  in  fällen,  wo  ital.  und  span.  blotles 
tentare,  teutar. 

ez  liazzen  ?  vi!  gräven  von  ir  lande  begundens  an  si  luizzeii  Pnrz. 
824,  14,  wo  ez  nicht  von  begunden  (das  den  gen.  fordert,  s.  GG7), 
sondern  von  liazzen  regiert  ist,  und  die  person,  wie  bei  rechen  und 
versuochen,  durch  an  mit  dem  acc.  bezeichnet  wird,  vgl.  nachtrag  zu 
s.  858. 

s.  341-  selir  auffallend  O,  V.  ;},  1  (/ib  drnhtin  segan  sTnau,  entw. 
gib  für  gebe,  oder  sinan  =  thiiian,  in  slaviscl)er  weise  (s.  3iy.) 

s.  344-  JQ  daz  ire  laut  Rol.  35,  11;  »Vm  vlug  Anno  45;  irin  vluz 
Anno  47. 

s.  344-  erboren  von  fürsten  kunne  und  von  der  (eorum)  art  Tit. 
38j  2.  das  der  felilt  aber  G. ;  vgl,  tiiinnen  llust  nocIi  ir  gewinne  Tit. 
63,  4. 

s.  340-  noch  andre  beispiele  des  alts.  poss.  dritter  person:  aldroa 
sinou  '25,  13;  -^iiic^  rikies  39,21;  *««""  bröder  83,  3;  im  ganzen 
selten. 

s.  348.  die  neusten  iierausgeber  bemerken,  daß  Ulf.  den  gr.  artihel 
vor  subst.  adj.  oder  präp.,  wenn  die  zweite  person,  gemeint  ist,  durch 
(las  kräftigere  persönliche  pron.  ausdrückt:  jus  fräujans  ol  y.votoi, 
vulg.  vos  domini  Eph.  G,  9;  '/*««  ahnia  ihti  unrAdjands  r)  ^iiu'itu.  tu 
i'ihikov,  vulg.  surde  et  mute  s[)iritus  Marc.  9,  25;  äudagäi  jus  unle- 
dans  fi('./.H<noi  ol  rrtoj/o/,  und  elionso  J"i"  gredagans,  jus  gretandans 
Luc.  G,  20.  21,  vulg.  beati  pauperes  etc.;  jus  vaiirkjandans  ol  iijyu- 
i^üfifvoi  Matth.  7,  23;   ''"*  '•!  himinam    J  h  roti;  oi'ijuyoii;    Mattli.  Q  9. 

s.  3'l8.  bei  der  antwort  pflegt  das  persönliche  pron.  wieilerholt  zu 
werden  (3,  765-  766-) 

s.  351.  aus  bösem  herzen,  das  er  hat  Bure.  AValdis  p.  m.  39b. 

s.  351.  des  ambtsmanns  sein  gut  ( Kttners  unw.  doct.  132);  ists 
Orpheus  sein  gesangV    (Opitz) 

s.  354.  vgl.  s.  720. 

8.  355.  il>-  sclbo  O.  IV.  13,  17. 

8.  361.   bemerkenswert!!  Cliaucer:  myself  halh   been   C.  T.  5757. 

8.302.  das  persünliclie  pron.  steht  vor  rardinnl/.ahlen :  »imV  zwei, 
i7ir  drei,  sie  sieben,  ndid.  undcr  in  zwcin  Iw.  2709.  Trisl.  7327.  l7rJ0; 
undcr  «h.v  zweln  hv.  2Ü84-  'J'rist.  18514;  von  in  zwein  Iw.  1 1  73.  nuu. 
onder  kein  twcni  Hu}d.  o|)  St.  1,  (OS;  onder  Item  drien  Kein,  ö.")!."): 
niet  /kiu  viven  Kein,  57lG;  met  hem  tit-nen  Kein.  4308;  onder  /n/u 
beiden  Rein.  403ö.  5774;  met  hacr  vieren  Rein.  G2!J0. 

s.  ZQi'  du  liabest  dir  die  dinc  (fundgr.  2.  'JG,  15.) 


958  naclüruife. 

».  303.  ««  =  «'«  ^   IV.  IC,  :j8. 

s.  3G1-  «'"'^'*  =  '"  i*^''  'A'ri'^t.  KIOOO- 

s.  365.  lat.  Urkunden  liaben  liäufif^  das  poss.  dritter  person  stnft 
ejus,  eorum:  filius  sums,  sui  germaui,  suns  frater  (Bölinier  cod.  iVancof. 
1,  23.  64.  94.) 

s.  368.  (jci'ii=  gein  dem  Parz.  339,  25. 

8.  369.  *"■  lieinnvisti  O.  IV,  5,  35. 

s.  370.  diesem  d'  verfjleiclihar  sclieint  das  alid.  da  fiirista  spenta 
(für  diu)  Diut.  1,  513^  wie  sa  für  sia. 

s.  371.  au[_\vm  franz.  Simpi.  1,  18.  48-  52. 

s.  393.  art.   bei  cardinalien:  tailiun  thüi,  thäi  niun   Luc.  17,  17. 

s.  395.  ubar  Jordan  O.  III.  22,  07. 

s.  396.  butun  imo   laman,   quliad   dcmo   lamin   Maltli.  9,  2- 

s.  402.  N.  ps.  71,  5.  15  übersetzt  a  mortuis  föne  tude,  durch  das 
subst,     untar  mitten  in  T.  13,  23. 

s.  404.  daz  iro  statin  weliinte  N.  ps.  106,  11. 
8.  405.  do  nähte  im  der  tot  Psib.  2002,  3. 

s.  407-  bi  dem  Rine,  bl  der  Sene,  bi  Ene  Ms.  1,  200^;  bi  der 
Unstruot  En.  13318;  unz  an  die  Gerunde  Rol.  9,  14- 

s.  410.  überhaupt  wird  gern  das  letzte  subst.  articuiiert:  witze  unde 
manheit,  dar  zuo  siiber  u.  daz  golt  Walth.  13,  ß. 

s.  411.  daz  si  (diu  kerze)  zeiner  esclien  wirt  aH.  236,  25  (nhd. 
zu  asche) ;  grüener  danne  ein  gras  Nib.  1721,  3;  vgl.  s.  453. 

s.  411.  unbestimmter  artikel  vor  dem  voc:  Rlinne  ein  frouwe !  ^SIs. 
1,  200^;  ein  sseüc  wip !  Ms.  1,  201^5  lache,  ein  rosevarwer  muntIMs. 
1,  lOlJ. 

s.  416.  der  humbel  der  sol  steclien  Iw.  206;  di  viske  di  erspilten 
Rol.  10,  15;    unser  bliiunie  der  niiioz  Valien  all.  236,  32. 

s.  416.  9,  c.  beide  esel  und  der  gouch  Walth.  73,  31;  dane  stir- 
bet  ros  nocii  daz  rint  aH.  252,  30;  anger  und  diu  beide  Ms.  1,197^; 
beide  und  ouch  der  walt  Ms.  1,  197^;  iz  ne  vuorte  scliilt  noli  daz 
svvert,  heim  noli  die  briinne  fundgr.  2.  ICO,  31;  naht  und  den  tac 
^Vh.  64,  30;  ir  rechet  herren  u.  den  mac  Parz.  419,  27:  wa;re  wert 
alite  und  des  bannes  Ms.  2,  130^'-  es  werden  sich  noch  genug  andere 
belege  sammeln  lassen,  die  regel  beruht  eigentücli  auf  dem  allgemei- 
neren grundsatz,  ohne  art.  anzuheben,  und  sicli  dann  in  ihn  zu  finden 
(s.  386.  390.) 

s.  426.  alts.  sat  undar  middiiin  Hei.  24,  27;  undar  en  middiun 
26,  22. 

s.  427.  merkwürdig  der  n)nl.  art.  vor  god :  in  des  gods  ghewout 
Rein.  2873. 

s.  432.  skiöldüngr  sd  Säm.  162b. 

s.  432.  theim  sMldumtm  fornm.  sog.  7,  138. 

s.  436.  mnl.  half  fjaer  Maerl.  1,  43. 

s.  439.   vgl,  s.  651. 


nachlriige.  95g 

s.  443.  nilicl.  die  im  getrüweiit  als  die  fwie  sie,  wie  diese)  "Wli 
37,  '28. 

s.  444-  bare  ditt  nien  Maria  liiet  (man  liieß  sie  IMarla)  Maerl.  2, 
49;  op  sinen  liere  dat  lii  spranc  Rein.  5733  (vgl.  Reiiike  5(31);  op 
enen  craea  dat  iii  doe  quam  Rein.  5864. 

s.  445.  ein  nnl.  vollvslied  hei  Hoffm.  108  liat  aiisdriicklicli :  op  liaer 
bedde  wiist  dat  si  lac.'i. 

s.  447.  die  glione  Maeri.  1,  GG,  68;  dat  fjlione  Maerl.  1,  50.  87. 
das  gli  verdient  rücksiclit. 

s.  447.  waz  taz  «nde  daz  meine  N.  Btli.  12. 

8.  448-  diz.  unde  daz  Trist.  17041  ;  diu  =  disiu  Trist.  9372 ; 
der  sprach  dort  und  dinc  hie  Trist.  3G38.  alid.  diz  umbe  encz,  enez 
umbe  diz  N.  ßt.'i.  112;  enes,  disses  ^i.  ßth.  120. 

449.  huat  ihn  huargin  ni  tliarft  bispnrnan  Hei.  32,  20;  huat  gi 
niugun  wärlico  undarwitan  50,  10;  äm«^  </i  nethuanaa  ferran  sind  17, 1. 

s.  451.  nach  waz  unmueze  Trist.  18218. 

s.  455.  ol  odharna  (einer  den  andern)  Hei.  43,  14;  ags.  rinc  od- 
hcrne.  B.  50GG ;  alt»,  snemma  kalladhi  sajijr  nnnan  Sa^m.  137a.  altn. 
Iiraj'n  qvadli  at  lirufni  iSaeni.  149b. 

s.  45G.  tlian  odra  Judeon   duon  Hei.  44,  10. 

s.  465.  vgl.  ort  s.  652.  ^':/«c  s.  665. 

s.  473-  das  scluveizerisclie  in  e*-  hus  ist:  in  eine/,  liüs. 

s.  487.  gen.  pl.  wurden  swanger  vil  bluomea  ylunz  Ms.  1,  195b; 
vil  junger  voglin  rucli  Schottky    Vorzeit  32. 

s.  489.  hierher  nelime  ich  das  auÜallende:  mit  tiiiren  varwcn  :«'« 
Ms.  1,  l89l>.  ^tvö  seiner  natur  nach  ist  nur  nom.  oder  acc.  |)l.  iVm., 
und  der  dat.  pl.  lautet  für  alle  ge.-tlilccliter  zwein;  weil  al)er  zwei» 
flecticrte  form  ist  ,  so  \erfiel  man  daraiif  eine  sclieinbar  unllectierte 
zwo  anzuiieiimen.  fürs  neutr.  Iiiilte  man  ii:  glficlitr  la_<;-c  zwei  y  fürs 
niasc.  etwa  zmen  gebraucht  V  alles  unorgani^cli,  und  nur  itocin  rich- 
tig, da  si<li  keine  vocalisclie  (lexion  wegwerfen  lälU,  die  in  die  Wur- 
zelsilbe selbst  fällt,  so  wenig  der  dat.  pl.  ihn  (golli.  lliäim)  oder  in 
(gülii.  im)  kürzung  leidet,  ebensowenig  zwein  (golli.  tvnim.) 

s.  499.  nach  Scimi.  graumi.  ^.  751  entspränge  dies  voller  aus  voll 
der.  wenn  es  auch  l.ullicr  .so  gernjuiinen  hätte,  wiiler.slrcbt  doch  Jo- 
lians  von  Soest  voller  aller  pin ,  und  noch  mehr  das  mhd.  voller  und 
vüllez  (s.  493.) 

s.  535.  mit  tlu'n  siiliijen   Selon  O.  I.  2,  58- 

S.  538.   ros  diu   ifnolen    W\h.  4;G,  3. 

s.  540.  dem  ijrtizeni.  leide  JNib.  1012,2;  lif  dem  wundem  or.se  Wh. 
84,  21. 

S.   541.  der    liiienrn    lieble  unde  snel   Mb.  425,  4- 

s.  542.  vil  lieber  vriunt  der    (/uote!    liit.  7;J3. 

s.  544.  im  franz.  Sinipl.  immer  der  pl.  die  gröste  (maximi),  die 
scliünste  (pulclierrimi.) 

s.  554.  jener  alle  Gudr.  1431,  2. 


960 


iiachlr'äc'e. 


rt" 


s.  Sni.  liehen  vrlunt  unii!  Eii.  PI;  «v/tZcn  koiifman!  Tritt.  2228; 
yeltiiiwrn  rittfr!  'JVoj.  18435. 

s.  563.  si  triio','cii  vrcuuUu  wilden  mAI  Parz.  519,  Q. 

s.  565.  ili  eristo  Js.  /i5,  3. 

s.  567.  tl>i»a  f/nodun  liuldi  Pertz  mon.   3,  67. 

S.  580.  Etzel   was  der   hiiene  Mb.  1058,  1. 

s.  584.  vvcr  die  lat.  oder  gr.  erste  und  zweite  deci.  unserer  scliwa- 
tlicii  ver^'liclie,  die  dritte  unserer  stfiriveii ,  würde  irren;  diese  dritte 
•^liiulie  icii  s.  585  in  einer  deiitsclieii  anomalie  naclijjewieseu  zu  liabeii. 
unsere  eonniarative  gelieii  scliwacli,  die  iat.  i'ülgeii  der  zweiten  und 
ersten  deci.,  viele  <^v.  der  dritten,  unser  fatar,  t'atirio  entspriclit  frei- 
licii  den»  iat.  pater,  iiritnuis,  die  ahweicliung  der  riecl.  gleicht  sicii, 
iiitiit  die  untersclieiduiig  der  starken  und  scliwaclien  form. 

s.  585.  das  gotii.  ijards  (domus)  steht  ab  von  yurdn  (i'.r/./^)  Joli.  10, 
1 ;  es  sind  dennoch  ganz  verwandte  begritte,  liof  und  vorliof;  alid.  luirt 
(domus)  hntio  (liorlus),  beide  schwankend  in  den  zusanunensL-lzungeii, 
z.  b.  wiiKfuit  und  witujarto  (2,  494  )  nian  erwäge  noch  folgende  subst-, 
in  welciier  starke  und  schwaclie  fiexion  einau()er  begegnen:  mann  und 
nianna  ;  fön  und  funins ,  funin;  (jvcns  und  tjvinö ;  altn.  hamr  (exil- 
viae),  liltlutii.i  und  lichami,  in  aiid.  compositis  überall  hämo  (2,496); 
alid.  hfdiii  und  johhuhno  (loruni)  u.  a.  ni.,  welche  den  Übergang  zwi- 
schen bei<len  lle.\ionen  bei  subst.  sattsam  kundgeben. 

s.  590.  statt  des  nom.  bei  ivcrdcn  sj)iiter  die  präp.  zu  (s.  8l5.  816.) 

s.  590.  gotli.  alläim  mannam  nndaneilhans  (adversarii)  sind  1  Tliess.  2, 

45;  fjaltiislans  vaürthun  inima  y-UTidioHnv  avrov  iNJarc.  1,  ;j6;    ags.  fje- 

tha/a    (consentiens) ;    orvciin  (expers  spei)  s.  625  anm. ;   ahd.   kiloupo 

(credens.) 

s.  592.  das  ausfallen  des  mau  bei  hcincn  auch  noch  viel  später. 
Melander  in  jocoseriis  2.  p.  ni.  557.  558  erzählt  einen  schwank,  worin 
vorkommt:  mich  licil'it  (man)  Heinze;  so   licilU  (man)  mich. 

s.  596.  unfuoge  tuon.  Parz.  90,  16;  den  wanc  tuon  Geo.  3202. 

s,  597.  reht  uoben  (merig.  58.) 

s.  598.  gewald  haben  Hei.  74,  5.  nihd.  künde  han  Geo.  3367;  sin 
han  Parz,  88,  2;  sinn  liän  Parz.  431,  6;  liaz  hän  Parz.  332,  8;  pris 
hän  Parz.  4l6,  12;  werdekeit  bän  Parz.  269,  4;  si  haben  kalt  (frigus 
sentiant)  Parz.  449,  4. 

s.  599.  mnl.  glii  hout  uw  scheren   (spott)  Floris  1066. 

s.  602.  dust  enphiin  Reinli.  35G,  1768. 

s.  604.  goth.  vröh  bairan :  hvö  vröhe  bairith  Joh.  18.  29. 

s.  607.  nhd.  hilfreiche  iiand,  hilfe  leisten. 

s.  608.  unschulde  bieten  Bon,  35,9.  72,42;  schaikeit  b'eten  Bon.  37, 9, 
Jiiesen  den  tot  Roth.  596,  vgl.  käusjan  s.  612. 

s.  613.  liier  noch  einige  merkenswerthe  verba  mit  persSnlichem  acc". 
goth.  .sliijis  brothar  theinana  Rom.  14,  10.  ahd.  bruston  in  (exacerba- 
verunt  eum)  IN.  ps.  105,43;  solchen  znivclöu  (an  einem  solchen  zwei- 
feln) N.  Cap.  35;  mhd.  ftemdc  ich  si  lange  (bleibe  ich  ihr  lange  fern) 
MS.  I,  I6'i,  es  dürfte  auch  wol  gesagt  sein  fremde  ich  if  (vgl.  s.  697)  5 
mieli  heimcsuochest  Ms.  1,  801^. 


nachtrüge.  96 1 

s.  614-  flaz  mag  man  wunteren.  (merig.  17,) 
s.  G2I.  Jr  sult  ez  hiln  alle  Nib.  9^1,  2. 

s.  624.  iz  '^f^<  festi  O.  IV.  18,  16.  tlies  dann  \\\  tliili  tjilottbo 
(rliebo,  für  yiloubon)  O.  IV.  13,  28  vgl.  tim  bist  es  giioubo  I.  18,  7. 

s.  625.  einen  houbtlösen  tuon  Bit.  657;  tuot  diu  Lerze  schade- 
haft  Ms.  1,  195^. 

s.  626.  man  sol  in  holden  hau  Nib.  102,  3;  do  hete  er  willic 
sine  mnn  En.  13121. 

s.  627.  scliwed.  dansa  sig  varm,  rida  sig  trött. 

s.  628.  da  Cr  sin  tarnkappe  verborgen  ligen  vant  Nib.  410,  3;  da 
si  funden  Sifride  stAn  ]Nib.  472,  3;  vgl.  naclitrag  ■^n  s.  126. 

s.  631.  den  du  giliest,  der  din  fater  si  (quem  patrem  tnum  esse 
perliibes)  fundgr.  101,  23. 

s.  635.  einen  des  tonfes  rouben  Wh.  17,  6;  prises  bestroufen  Wh.  260. 
22;  verstiez  mich  miner  stat  IJen.  306. 

s.  643.  vgl.  s.  866  in  der  stelle:  der  wirt  virliolin  danne  beide 
wib  und  manne  fundgr.  2,  111  ist  manne  acc.  pl.,  nicht  dat.  sg.  daz 
lieze  wir  inck  unverdient  Bit.  28:  diu  si  wart  verlioin  i$itli.  2003. 

s.  645.  gotii.  nsliantli  liunlh  ijyjta/.iönvofv  ul/ftuXMoiav  Epli.  4,  8> 
mild,  er  warf  winfc  und  sluoc  .v/ciy«.-  Ulr.  Trist.   1578. 

s.  647.  In  den  mhd.  stellen:  ob  ir  zen  Hinnen  lietcnt  nicniens 
danne  nu'n  ISib.  1l9h,  2  C;  er  hat  hie  uicmcns  danne  min  Farz.  2()0, 
4,  ^gg. ;  ich  liabe  nicninis  wen  din  Kilii.  Trist,  hängt  der  gen.  ni<ht 
von  haben  ab,  und  niciit  von  niemnn,  icli  verwerfe  die  s.  763  aufge- 
stellte ansieht,  nnd  trete  I>achm.  bei,  welcher  ihn  aus  dem  (von  wan 
und  danne  abiiäiigenden)  min  in  das  erste  glied  (nieman)  voniichcii 
lälU  (zu  den  Nib.  s.  2'l5  zeile  10  von  unten.)  ohnehin  hat  die  bes- 
sere lesart  den  acc.,  und   ein  partiti\er  gen.  linilet    hier  kaum  platz. 

inzwischen  wird  der  ncijalion  mehr  einwirkung  auf  den  gen.  ein- 
zuräumen sein,  als  ich  zugeget)en  habe,  da  ihn  selbst  das  schwächere 
»Ol  der  Zusammensetzungen  iieraiizielit  (s.  907.)  vgl.  ^  ilninr  de  gen. 
syntaxi  und  die  von  iiim  aus  liel.  51,  12.  100,  l8  angcfiilirten  siellen. 
in  der  slav.  spraciie  empfangen  ne^ati>e  sätze  entscliie<lon  den  _*/cij. 
statt  des  acc.  der  positiven  (i)obr.  iii.slit.  s.  619-21.  Handlkc  p.  363. 
ich   werde  bei  abhandlung  der  negation  umständlicher    sein. 

s.  648.  Jiwenzic  man  Incten  sin  (daran)  ze  tragene  cod.  koiocz.  170. 

s.  6'l9.  sin  munt  tV  doch  niht  az  Parz.  8l3,  7;  ««'ht  waz  er 
tsi'Hs  frezze  Ms.  2,  75*^  (wo  der  gen.  vielleicht  besser  von  waz  ab- 
hängt.)    dagegen:  Eve  den  apfvl  beiz  Anigb.  2'^. 

drincan    suolics  hrnnnon  Uel.  11".),  21- 

s.  650.  htirnc  ni  bileithäi  ^fKV(l.  /(>}  tlffi  IVIarr.  12,  10,  nichts  von 
kiiidern  hinterlieJU",  bileithan  fordert  sonst  den  dat.  (s.  690.)  biunani 
bileithäi  würde  sagen  liberos  desereret. 

s.  652.  golli.  thöei  jitivuirlfijis  sind  nl  ///i;  flni]ii/c;  Rom.  1 '(.  1!). 
<!twas  anderes  ist:  ni  ras  im  Inunv  l.uc.  1,  7;  "'  ""*'  mi  »"''"">  <"  « 
iji'Kvioi^  7(');n)(,-  Lue.  2,  7'  hier  scheint  wiciler  der  gen.  \orzügruli 
abhängig  von  «/,  das  beinahe  dem   nlid.    tiiUl  gleichsteht. 

s.  653.  iio  wät  Ullis  festes  keziiiijcs  N.  Hill.  S;  ndid.  des  liides  w' 
scu  Bit.  143. 

>'1M' 


902  '  nachtrage. 

s.  G.')5.  Ijat  min  ze  wiho  Ben.  451l. 

s.  HoS.  ich  was  »V  ze  seilen  vrO  Ms.  1,  201b. 

S.  (]58.  beim  {^otli.  ijuslalditn  l^iic.  l8,  12  ^ler  •jcn.  //i/it'  gaslnldn. 
sonst  der  acc. :  tliaiirp  ni  gastäistald  Ncli.  f),  IG;  nianagiisans  gasläi- 
staidjäu  1  Cor.  9,  10;   agiön  gastaldand  1  Cor.  7,  28. 

s.  fiGO.  VHS  pitet  ir?    K\h.  4W,  5^ 

s.  6G0.  mild,  icii  in  wo!  getriiweu  dis  Parz.  302,  8- 

s.  GG2.  »11  merivet  min  Anigb.  27c. 

ß.  GG'I.  tliii  mir  liilp!    Pert/,  3,  G7. 

s.  GGS.  .v/»(V.v  eriiande  VVli.  42,  1. 

s.  GGS.  Iiierlier  auch  das  nlid. ,  nur  mit  dem  gen.  des  inf.  coii- 
stniierle  vorffcben :  er  gibt  freien.'!,  heirnlens  vor;  schon  Avrer  op. 
tlieatr.  77 li  gabt  huhm  für;  4  i3"  gibt  bulen.t  für,  oder  ist  dabei  el- 
Jipse  eines  subst.  wie  wille,  entsciiiut^,  absieht? 

s.  673.  tfes  bdllcs  spilen  Alex.  1117;  des  gensleins  spilen  Melan- 
der  jocoseria  1,   265. 

s.  680.  bestuonden  wir  iiich  strilcs  Conr.  schwanritter  424- 

s.  688.  gotli.  ufarskadveid  ihus  fmaxtüafi-  aot  Luc.  1,  3). 

s.  602.  verteilet  si  dem  stvertc  Rab.  453;  got  muo/.  mir  verteilen 
Rab.  461. 

s.  603.  man  bette  im  Geo.  2668- 

S.  605.  forsahluin  s.   6l8. 

s.  607.  anhängen,  ankleben,  ahd.  hllhnn:  kliban  tlienio  manne  O. 
111.  16,  10;  theiz  minera  sela  klibe  V.  3,  2 ;  tlier  gotes  wizzode  kleip 
O.  Sal.  20. 

s.  607.  dieser  unterschied  zwischen  enbresten  und  enbresten  wird 
.sich  nieht  halten  können,  im  angsb.  stnritbiieh  von  1276  p.  57-  82. 
83.  87:  er  ist  im  damit  enbrosten  =  liat  ihm  genug  gethan,  ist  sei- 
iies  ansiiruchs  damit  ledig. 

ß.  6ö8.  sin  jär  niemen  gewitlem  kan  Renn.  6666. 

s.  700-  was  war  ir  dnz  ?  Parz.  103,  13;  waz  leides  ir  werre  AVi- 
gal.  2437;  so  nuioz  mir  minne  werren  Parz.  76,  30;  ich  waeiie  ez 
mir  nilit  werre  Wigal.  024. 

s.  703.  die  gen.  der  constriictionen  ni  vas  im  barne,  ni  vas  im 
rümis  wurden  zu  s.  652  besprochen,  hier  liegt  daran,  den  unterschied 
zwischen  diesem  dat.  und  dem  vom  nomen  abhängigen  s  746  ausfin- 
dig zu  machen,  in  der  phrase  mis  ist  barn  rexrov  fori  /loi,  und  allen 
jihnürhen,  bildet  barn  das  subject,  in  tliu  is  sipöneis  thamma  ov  n,  jua- 
O-ijTjjq  ixfivov  sipöneis  das  prädicat  des  satzes.  im  ersten  fall  hat  der 
gr.  text  den  dat.,  Im  andern  den  gen.  der  person  ;  im  ersten  wird  der 
goth.  dat.  von  ist,  im  andern  von  sipöneis  regiert,  zu  s.  746  werde 
ich  noch  einige  beispiele  anführen;  hierher  gehört:  tväi  dulgis  sku- 
Ihiis  vesun  diilijnhailjin  sximamma  di'o  ■/oiMqftXlrut.  tjOuv  öuviiori/  rivi 
Luc.  7,  41.  lerner  mit  vairlhuti:  vairthlth  Snrrin  sunus  Iotul  rij 
^üi}(i(ii  7ilö<;  Rom.  9,  9. 

ähnlich  ist  der  dat.  in  der  ahd.  redensart  witV  (jistantit:  Detrihhe 
darba  gistuontun  fateres  mines  Hild.  23. 

s.  710.  huluudi  stäina  ufarlagida  vas  (spelunca  contecta  fuit  saxo) 
Joh.  11,  38. 

s.  723'  der  Salden  bnm  Bari.  37,  36. 

s.  724.  brjnthings  apaldr  Srem.  104b.  aller  manne  schcene  ein 
bluomcnkrfinz  Parz.  122,  13;  ags.  heim  Scildinga  B.  907;  Vedlira 
heim  B.  4020;  eorla  hleo ;  mhd.  der  eren  int^csinde  Bit,  165. 


riachlräge.  963 

s.  725.  aller  riter  cre  Rol.  21?,  20;  sweiine  in  kiimt  des  sumers 
(jüelc  IVIs.  i,  I94b;  alts,  allaro  gewädeo  cust  (aiiswalil)  Hei,  5);.  -Jg. 

s.  732.  feralies  fiutoro  Hild.  8?  sclion  im  positiv  könnte  es  heißen 
feralies  fröt. 

s.  734.  boeser  gesellen  wirt  man  Iioubetsiee/i  Geo.  3009. 

s.  74G.  bei  ratjüuls  wie  bei  ragiiiön  s.  G91 :  bvas  imma  ragineis 
vas?  Tt'e  ovf(ßovlüq  uvrov  iylifioj  Rom.  11,  35;  tliäi  äiik  reiks  iti 
sind  agis  ijödatnuin  vanrslixi  ak  xihilitinmu  ol  yuo  üit/ovi«;  ory.  flal 
(pößoq  Twv  cyaOiöi^  f'oyojv  a/./.a  liijv  ■/.i'./.(Zv  Rom.  13»  .'3.  auch  diesen 
dat.  fiiiire  ich  aiif  das  prädicat  mjis  hin,  wobei  der  dat.  bei  ö(j  (s.  29) 
erwogen  werden  muü.  ich  weil)  nicht,  ob  die  nhd.  du  bist  mir  ein 
schrecken,  greuel,  absehen  nocli  el)enso  gefaUt  werden  dürfen,  der  dat. 
könnte  mehr  von  der  ganzen  plirase :  ein  sclirecken  sein  abliängig 
.scheinen.  Den  unterschied  der  liier  verhandelten  structur  von  visaii 
mis  =  haben,  erörterte  icli  zu  703-  mis  ist  sunus  bedeutet:  ich  habe 
einen  söhn;  thu  is  sipöneis  mis:  dn  folgst  meiner  lehre.  si|)öneis 
würde  auch  ohne  visan  den  dat.  regieren  können:  thu  sipöneis  Chri- 
stau! tu  discipule  Christi;  im  mhd.  so  wirt  ab  er  den  vinilen  herter 
iiächgebür  Parc.  50,  4  beziehe  ich  den  dat.  lieber  auf  näciigebür  als 
auf  herte. 

s,  747.  ags.  pKjlc  gelicost  B.  435. 

s.  749.  wis  gihengig  ihfncmo  widcrxvarle  T.  27>  2-  aucii  bei  ge- 
slaht,  gekünne  steht  der  dat. 

s.  752.  vunden  gold  C,  128,  17  locene  beagas  B,  5985.  es  sind 
die  gewundnen  armillae,  wie  sie  bei  Klemm  tab.  2,  10.  4,  5  abgebil- 
det stehn. 

s.  743.  wenn  es  Maeri.  2, 19  lieißt:  die  joghet  valt  in  evelc  lichtre 
(Juventus  pronior  est  in  vitia)  ende  haer  evel  es  vele  bedichtre  dvs 
oudi-n  (vitii!m(|ue  ejus  multo  anxius  est  vitio  adniti)  so  hängt  hier 
des  ouden  nicht  vom  comp,  bedichtre  ab,  sondern  von  dem  ausgclciss- 
nen:  dan  dat  evel. 

s.  755.  die  salfeldpr  stat.  bei  Walch  i,  57  vgl.  72  bieten  dar: 
von  Ifxcrn  «ji'lrcidc  uf  dem  velde,  und  hier  scheint  der  acc. ,  wenn 
dem  texte  zn  trauen  ist,  alihängig  von  dem  subst.  leser. 

s.  759.  üu  vitficrndc  vgl.  s.  907,  nnd  den  gen.    bei  ucvnffo  s.  925. 

s.  7fil.  wannen  limdes  Flore  2(0. 

s.  7G2.  wesV  dne  lupi  (des  wolfes)  N.  ps.  82,  11.  dieser  ncc. 
und  tjen.  bei  äno  ergibt  sich  auch  in  den  Verbindungen  mit  sein, 
tverden  und  ihnn.  alid.  föne  diu  n'rt.v  er  110  dna  N.  ps.,  3'),  5;  er 
ist  dne  vxnlen  des  miiotes  tiigede  IS.  lith.  nihd.  daz  wir  nilit  nioh- 
ten  dne  so  t/iözrx  seliaden  sin  Nil).  982,  2;  si  wArcn  ir  beider  «ne 
Trist.  80G2 ;  eliehes  vn'hex  dne  sin  Trist.  5I5S;  des  itewizes  iinde 
min  ledic  iinde  dne  sin  Trissf.  1  |90,  in  welchem  letzten  beispicl  äne 
dciillich  die  adjeclivische  bcdeulung  \ou  los,  frei  liat.  daher  auch:  ist 
aller  sunlön  «»1/7  W.  4G,  9;  drinchenes  dnii/  W .  .'■)9,  G;  ne  wirdit 
drinchcnes  dni(f  W .  59,  18.  wer  hat  mich  tnines  Kindes  dne  getan 
JNil).  9(i4,  3;  het  mich  dne  getan  alles  Iw.  1 '((!.') ;  liAt  uns  der  sinne 
äne  getan  Iw.  13')8:  sit  ich  sin  dne  homen  bin  Iw.  4735.  belege  für 
<len  acc:  die  (illam)  was  icli  ungerne  dne  !w.  3539;  dö  daz  der 
lielt  «MC  wart  Parz.  27,   19- 

s.  7G3.  auch  bei  ah:  nli  tes  leiilos! 
s.  770.  das  ahd.  dno  scliwankt  zwischen  drei  cnsibus  (s.  762),  docil 
nicht  um  verschiednc  richlungen  des  begrifs  auszudrücken. 

S.  779.  .T'i.)"  I'rinn    l.iic.   8,  49. 

s.  782.  vgl.  kiesen  «u  und  von  s.  848- 

I>  p  ,,  2 


y(j4  7iachtrage. 


s.  R02.  wie  nelten  stn  aiicli  vor  .un  Bit.  R79. 

8.  814-  Diit  goiiAdc  siii  Ms.  2,  45'';  »IkI.  bei  gelde  sein,  im  staiitlc 
sein. 

s.  Sl/).  Ji^tn.  vcrtJhr  Iioiiiim  Visa  /  munni ;  livi  lionum  ytdhi  tliat  i' 
nunini  (form.  süfi.  11,144.  14i05  "'"!•  es  künimt  ilini  ein  iied  in  den 
niiiiid,  wie  ilim   das  in  den  miind  i^änie  ? 

s.  820.  s<i/-   iilii'i-  sinen  tisch   Ulr.  Trist.  2585. 

s.  8'22-  "/  walt  und  in  geviide  Ms.  1,  103a. 

s.  824-  "0*^1'   Keisersl)erg  omeiß  21^:    ="  dem  J)apst  urlob  nemen. 

.s.  827-  diu  minne  liebt  miL  disen  an  Trist,  120G1.  der  morgen 
taget  in   (Ifiz  lanl  Bit.  1015. 

s.  828.  äne  nit  lau  Wigal,  2819-  6196.  9465.  länt  daz  ane  liaz 
Ms.  1,  e^Ga. 

s.  8;)5-  daz  man  sin  zc  hüncijc  jelie  Geo.  2901. 

s.  839.  nuck  der  besten  niiiine  senet  min  lip  Ms.  1,  30^. 

s.  846-  ez  iiiez  in  klagen,  ir  sit  sin  voget  SValtli,  12,  9;  ir  muget 
im  gerne  rüiten  12,  12. 

s.  858.  ««  ir  röten  munt  (acc.)  ist  richtig:  unschulde  manger  an 
si  räch  Parz.  824,  21.  ««  einen  rechen,  un  einen  hazzen  (räche,  iiali 
auf  einen  tragen)  gleicht  dem  versuochen  ati  einen  (iiaclitr.  zu  s.  337) 
nn  einen  iverben  (s.  841)  r/itcn  (s.  843);  man  erwäge  ferner:  die 
frowen  nn  daz  liebte  iiol  getorsten  nilit  erneiiden  Mar.  177;  frumeta 
zeichen  unde  wunder  an  den  ehtiuinrj  unde  nn  alle  sine  man  JS.  ps. 
I3'l,  9;  swenne  icii  an  valscli  gelerne  Parz.  13112  (Müll.)  scheint 
druckf.,  Lachm.  439,  18  »"«  valscli,  ohne  var.  es  könnte  etwa  stelin 
wie  sicli  an  etwas  gewöhnen,  nhd.  sich  an  etwas  wagen,  sein  leben 
an  etwas   setzen. 

s.  859-  ein  Iied  in  die  zitter  singen  (Ettners  unw.  doct.  36.) 

s.  860.  huat  is  nii  nmhi  thesoro  nianiio  lid  V  Hei.  Gl,  18.' 

nbd.  es  ist  an  dem  (es  ist  gegründet)  ;  es  ist  etwas,  nichts  dar««, 
mild,  des  man  im  jelien  lange  gelieret  daz  ist  an  im  (was  man  lange 
von  iiim  sagen  hört  das  ist  iiiclit  ohne  grund)   Bit.  5i70. 

s.  873.  wir  verknüpfen  nlid.  zur  Steigerung  des  begrifs  zwei  per- 
sönliche Wörter  durcli  von  -.  ein  cntjel  von  einem  weibe,  leufel  von  ei- 
nem menschen,  tiiier  von  einem  tnensclien ,  ein  hiind  von  einem  be- 
dienten, ein  schuihe  von  einem  wirte  u.  s.  w.  =  ein  englisches  weib, 
tcullischer  mensch,  hündischer  diener.  meine  hundc  von  reitein  (Gö- 
tbes  Götz  p.  m.  101.)  franz.  c'est  un  diable  d'homme,  un  aiige  d'en- 
l'ant,  cliien  de  valef,  coquin  d'aubergiste;  ebenso  engl,  a  devil  of  a 
nian,  'tis  some  tyrant  of  a  distemper  and  not  of  a  man  (Yorick.)  er- 
wünscht wären  belege  für  mhd.  redensarten  wie:  ein  engel  eines  wi- 
bes,  tiuvel  eines  mannes,  ich  kenne  keine,  denn  Iw.  1690  'ez  ist  ein 
engel  unt  niht  ein  wip'  wird  zwar  dasselbe,  aber  ganz  anders  ausge- 
drückt, älinlich,  doch  verschieden  ist:  ein  wolf  an  triuwen,  der  witze 
ein  gouch  (s.  876),  weil  das  abhängige  subst.  unpersönlich,  ein  ada- 
mas  der  triuwen  (s.  724),  nhd,  ein  wunder  von  Schönheit,  weil  beide 
nomina  unpersönlich  sind.  aber  jene  redensarten  schmeicheln  und 
schelten  wie  die  nord.  possessiva   (s.  295.  955.) 

s.  878.  ahd.  garo  ze  dicchen  regenen  N.  Btli.  14. 

s.  885-  mhd.  da  von  GrAvenberc  AVigal.  LVII. 

s.  892.  a'ich  oline  art.  pieds  nnds  (nudis  pedibus.) 

s.  907.  ungezalt  des  Volkes  AVh.  325,  14. 

s,  910.  iingenetzt  und   unverletzt  seine  fnl\c  und  flügel  RA.  79- 


DRUCKFEHLER. 


lies   7,  10  so  liegt 

55,  15  unpersüiiliclieii 

77,  20  beigebrachten 

80,  12  Iw. 

82,    2  kümmert 

91,     6  wagst 

4)4,  15  inf. 
104,  16  ilirigen, 
115,  28  garaihtaiis 
173,  ^lO  Lulofs 
188,  43  das 
202,  13  viniiara 

27  der  11.  pl. 
216,  11  swä 
255,  32  umgekehrt 
25f),  22  nelivuiidja 
2Gß,     9  buchs 
286,  42  leiite 
321,  28  mitodedun 
335,  22  klenkan 
337,     1  allaii  tliesan  scadoii 
35 i,  26  theiuana 
382,     3  mm 
3!J0,  16  aiil)umistans 
393,  35  iiiniiiiakuiida 
401,  40  piboto 
422,  30  atliniet  rings 
445,   24  mit  sa,  so 
464,  19  svistrs 

27  gewoliiiiicli  vor. 

475,  12  FraiKÜiio 

507,  37  prüiiüiniiiaipartikeia 

528,  24  tliaiiriieiiian 

5(il,  38  vor 

579,  41  arsiagano 

583,  28  smiis 

609,  29  3990 

039,  36  live 

6(i5,     7  bei  ort 

701,     1   tiiaMU 

701,  18  ni 

750,  37  Ueov. 

806,  31  fairiiviUi 

831,  11   «piad 

857,  28  licm 

866,  14  gotriweiiclicn 

913,  21  bliiizcliideu 

918,  43  latiiiisinus 

925,     1  adverbial 

942,  40  rubor 


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