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DEUTSCHE GRAMMATIK
VON JACOB GRIMM.
VIERTER THEIL.
GOTTINGEN
DIETERICHSCHE BUCHHAINDLUIXG
1857.
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DEN MITFORSCHENDEN FREUNDEN
HAUPT HOFFMANN 3IASS31ANN
SCHMELLER UND WACKERNAGEL
GEWIDMET.
VORREDE.
Wenn ein wandersmann, über öcle heulen, sonne und last
des tages getragen hat, und in der dänimerung durch eng-
gewundne gartenpfade heimzieht; legt er an ihi'es grases
thau den staub seiner fiiße abstreifend mit sclion erfrisch-
ten gliedern und sorgenfreier die letzten schritte zurück.
In solch einem kühlenden behagen werden epiloge, welche
wir unsern büchern voran zu setzen pllegeii , niederge-
schrieben, um rechenscliaft von dem geleisteten zu geben,
verfehltes zu entschuldigen, allgemeineres nachzuholen. Oft
erst zwischen jenen hecken fallen uns die leser ein, an die
ich, still vor mich hingekehrt, unterwegs wenig gedacht
hatte : urtheilen sie nun, ob ich ihrer nachsieht wiederum
theilhaft werden könne.
Wer sich in Untersuchungen über die deutsche spräche
begibt, und darin aushält, wird mit freuden gewahren,
wie das wesen und die geschichte unseres volks in den
eigenschaflen und Schicksalen unserer spräche sich abspie-
geln. Es sind zwei entgegengesetzte grundzüge, welche
deutsche Sinnesart von jeher auszeichnen , treues anhängen
an dem hergebrachten und empfängliches gefülil für das
neue, wenig geneigt der angestammten kraft ihrer natur
zu entsagen waren die Deutschen immer bereit alles gei-
stige in sich aufzunehmen, hieraus folgt der unterbrocjine
und schwierige gang unserer biklung, zugleich der weile
lebensvolle grund den sie mit der zeit gewonnen hat. liei
allen Völkern des mittelallers stehen zeichen sanfter Ver-
feinerung und starrer wildlieit grell neben einander; welches
andere hätte soviel sinnliches im recht, heidnisches in der
poesie, altvaterisches in der spräche zu hegen gewust?
Die deutsche spräche ist nicht ohne schnuick, und birgt
ihn oft, nicht ohne flecken und narben, und versteckt sie lüe.
Das unsre spräche durchdringende System der ablaute
bewahrt ihren Wortbildungen bis auf heule die frischeste
iärbung, davon ui den übrigen spiaihen bloUe spuren
sind, all unser vocalischcr wollaut beruht darauf, sieht-
VI vorrede.
Iiar oder fiililhar, mehr im großen als im einzelnen, oline
(laU ^vi^ nütliig liiillen, ihm in geschmeidiglen foinien nach-
ztigehn.
Von der tiefslen inncrslcn regsanikeit der spräche
zcngl aber unsere laulverschiehiing. während andere Vol-
ker bei den stufen ihrer consonanzen beharrlen, liöchslens
einzelne ausweichiingen davon geslalteten, haben wir Deut-
sche in folgerechter entfaltnng, ohne Verwirrung des gan-
zen, den kreis aller combinationen erschöpft, wie natur-
iiothwendig die laute steigen und sich senken hat Iiudolf
von llaumers bündige forschung jetzt vollends bestätigt,
warum zeigt die geschichte der griccliischen spräche keine
solche Verschiebung? weil ihr ebner ungehemmter fort-
schrilt Verwilderungen nicht ausgesetzt wurde, barbarei
war es , daß die deutsche spräche zweimal aus ihrer
fuge gerieth, wiuiderbarer tact , jedesmal wieder in der
bahn geleise sich zurückzufinden, auf den neuen stellen
ordneten sich die laute alsbald zur gewohnten harnionie,
lind nur einzelnes irrte ab luid gieng verloren, wie die
niederdeutsche mundart der zweiten lautverschiebung sich
enthielt, erfuhren die romanischen sprachen ihre wirkung
überhaupt nicht, ein beweis minderer rührigkeit.
Eine der vorslechendsten eigcnheilen iinsrer formlehre,
den unlersrliied starker und schwacher declinationen thut
nun erst die syntax in seiner Wichtigkeit dar. gleichwol
scheint sie ihn beinahe einzuschränken auf das adjectiv,
luid ich konnte nur spuren geltend machen, die seine pra»
ctische bedeutung auch für das Substantiv ahnen lassen,
dahin weist die form selbst, und alles was verwandte
sprachen analoges darbieten (1, 823. 832. 833.) vielleicht
wird es unsern blicken noch einmal vergönnt sein, in dies
räthselhafte, sicher uralte Verhältnis näher einzudringen;
vor äugen liegt, wie sehr dadurch der adjectivische aus-
druck an feinheit gewinne und au niannigfalligkeit.
Es lag mir an , solche elgenthümliche slructuren lier-
vorzuheben , welche , wie mich dünkt, aus dem kriegeri-
schen leben und trachten unserer vorfahren erklärt wer-
den müssen, und alle Sinnlichkeit des alterthums athnien.
ich meine die infinilive mit ez (s. 333 il.) , die dative bei
kleiden und füttern (s. 693), die ausgefallnen accusative
bei lassen (s. 64o) , die ellipsen bei können (s. 137) und
andres mehr, was in die entlegenste zeit zurückführt, zwar
ließ es sich einigemal erst aus den mhd. dichtem nach-
vorrede.
rii
weisen, nicht aus alul. deiiknialeni ; diese aber geben ims
nur ein sclnvacbes bild von dem stände der 6|>raclie vind
müssen, nacli ihrer ganzen arl und weise, eine menge le-
bendiger ausdrücke grade von sich ausschließen, man wird
bei beurtheihiiig jener redensarlen selbst pailikeln wie zi
henti, zi speri (3, 147), simbles (3, 128) erwägen, derglei-
chen sich freilich in allen sprachen, aus derselben Ursache,
treffen. Es ist dies nur der an fang von Wahrnehmun-
gen, die fortgesetzt zu werden verdienen.
Hohes alters, und nicht ohne wildenzenden beischmack
scheint mir auch die ausdrucksweise für schmeichelnde und
scheltende anreden, welche 8. 295 und 955 besprochen
worden ist.
Den anbriich neuer epochen in der spräche, d. h. ihre
geminderte Schwungkraft, dafür aber wachsende Sicherheit
und deutlichkeit bezeichnet eine ganze reihe von ereignis-
sen , vorzüglich aber der aussterbende gebrauch passiver
und medialer formen , der absoluten participien und der
accusalive mit dem infiniliv. Je mehr der spräche die Hü-
gel geslutzl weiden, durch deren gewalt sie sich ehmals in
die luft erhob, desto nülhiger hat sie ihren gang und schritt
auf dem boden abzumessen, zu regeln und zu festigen, w^as
sie an schnelle einbüßt gewinnt sie an gleichmäßiger, gefahr-
loser ruhe ihrer bewegungen. Die alle spräche koiuite
stellenweise glänzen , die neue strebt nach einer milderen
ausgebreilelen klarheit.
Ich habe getrachtet keine dieser richlungen , zwischen
welchen die wechselndste abstufung liegt, zu verkennen,
sondern jedweder ilir recht angedeihen zu lassen.
Einsichtigen nicht entgehn wird die mindere ausfülirung
des seiner wichligl<cit wegen vorausgesandlen eisten ab-
schnitts von den verbalverhällnissen. anfangs wiihnte ich
die gcsanile synlax in einen band fassen zu können; zu-
mal dürllig ausgefallen ist nun das zweite ca|)ilel. doch da
die lehre vom modus gewissermaßen den indineien/punct
bildet, in welchem sich eigenlieilen des einfachen unil mehr-
faclien Satzes durchkreuzen, so wird in der folge (\cn\
mangei leichler abzuhelfen sein. Alier auch ilie beiden
ersten capitel des nomens erschöpfen ihren stof lange nichl.
Unbesorgter um die ausdehnung des ganzen übeiließ ii li
mich vom drillen capilel des zweilen absrhnills an ilcr
ausarbcilung, und die erörlerung der schwierigen leine
ö
A'iii vor rode.
von arllkol und floxton hn\ wol atn ersten ansprncli auf
aiic'ikennuiig. Jlei den capilcln, wcIcIk; folgen, zwang die
fülle des malcrials wieder zu gewisser schianke : ich slreble
für den casus durch gewählle und Iriflige beispiele vorerst
der wallenden regel niiichttg zu werden ; den Wortregistern
inid glossareu darf vieles andere JiciMilallen , so wenig zu
zvveileln ist, daü in der fast unabsehlichen menge des ein-
zelnen , auch nocli manche niodificationcn der aufgestellten
^rundsiUze werden enthalten sein. meinen eignen weg
konnte icli bei den praposilionen einschlagen, nachdem
Grall' einen ganz andern so lehrhaft schon verfolgt halle.
Zur lesung nlid. grammatiker, welche, wie man weiß,
ihr talent vorzugsweise auf die Syntax wenden, bin ich
wieder nicht gelaugt, luid selbst Adelung ist nur sparsam
nachgeselui worden, was mir aus diesen werken abgeht
wird eher ergänzt werden können , als zu ersetzen gewe-
sen wäre, was ich meinem quellenstudium ab hätte bre-
chen müssen, weder von den mir zur seile liegenden be-
Strebungen anderer denke ich gering, noch weniger ver-
kenne ich den jetzigen slandjninct unsrer spraclie mit al-
len seinen vortheilen, den nachlheilen gegenüber aufweiche
die geschichte hinweist, wenn die alte spraclie oft nur
spärlichen slof besitzt, der sich halb in die erde vergraben
hat, stehn uns heule alle enlfaltungen deutscher poesie und
prosa offen , deren ergründung und darstellung erst den
gipfel und krönenden schluft einer deutschen grammatik
geben wird, wer aber will, bevor sie sich zum giebel
erhoben hat , ihr die kröne aufstecken ?
So habe ich denn die weiten ungebahnten strecken un-
serer alten synlax zu durchmessen begonnen , des ziels nur
die hälfle erreicht , und einige meiner ansichten verlieren
an Zusammenhang, der rückständige theil ist verwickelter,
nicht schwerer, ich hoffe davon nicht so lange abgehalten
zu werden, meine lust an der sache hat nicht abgenom-
men , aber meine Zuversicht; da ich die ersten reiser im
wald unserer spräche zu lesen und flechten begann , war
ich des erfolgs froher und gewisser als jetzt w'u ich ein
schif halb aufgezimmert habe, dessen last noch nicht flott
werden kann , sondern eine zeillang mit seilen zu land
sich fortschleppen muß.
Geschrieben den siebenten lag vor dem Jubiläum.
VIERTES BUCH. SYNTAX.
In den vorausgelienden bücliern sind die Wörter an
sich , nacli ihren elemeuten , betrachtet worden. Laut,
Wurzel, wort, bildung und ilexion des worts enllialten
sinn und bedeutung , die aber erst durch das geschäft des
denkens lebendig werden. Reden lieiUt gedachtes aus-
sprechen, jeder gedanke verbindet einen gegenständ mit
einer Vorstellung, jeder satz der rede fordert daher ein
subject und ein prädicat. Wesentlich gibt es nur zwei
Wortarten , nonüna und verba. nomen ist das subject
welches aussagt oder vpn dem ausgesagt wird, verbuni
die aussage, parlikeln sind nichts als noniina , zuweilen
verba, mehr oder weniger verdunkelt. Das verbum schließt
die aussage entweder vollständig in sich ein, z. b. der
mensch lebt, oder es liefert eine bloße copula durchweiche
dem subject ein anderes nomen pradlciert wird: golt ist
ein geist, der mensch ist sterblich, dies beigelegte nomen
nennen wir prädicat. das verbum substanllvuni trägt die
aussage auf das prädicat über.
Das subject wird \interschleden in casus rectus (noni.
voc.) luid obliquus (gen. dat. acc.) *) beim aclivum ist,
dem begriffe nach , der obliquus abhängig vom rectus,
beim passivum der rectus vom obliquus. des casus rectus
entbehrt auch nicht der einfachste salz, häufig kann der
oblicjuus mangeln, der casus rectus ist im verbo entiiallen,
oder gehört dazu, bloß participla oder infiuitive beziehen
sich auf oblique casus.
Einfach heißt der satz, wenn er nur einen casus
rectus als subject, und eine aussage in sich faßt, z. b. ich
*) französisclic {;rnmninlikor nennen den rasiis rectus sujet, den
obliquus regime; scliicklidi fürs actiMini, iinseliieklieli fürs passivuni.
ij syiiUix.
I(l)e; ich liebe ilicli; dual uiul plural gellen für logische
einlieit, ^vir lassen a])er auch den nielirere snhiecle und
piÜLlitato iinniillellKir diircli conjimclion verknüpfenden salz
giainiualisdi eiMlacli sein, z. h. niensclien nnd tliiere atli-
inen; der hauin hlülil und triigl. 8iiid auf andere als die
eben bc/cichnelc weise casus recli und verba gehäuft, so
ist der satz mehrfach, z, b. der mensch geJit, der vogcl
fliegt; ich lebe, wenn golt will; bitle ihn, dali er komme.
Die wärme der rede beruht auf der aussage, ViiQ
verba aller wörler wiirzel sind, wir würden schwelgen,
wenn wir nichts von den gegenständen auszusagen, wir
■würden sie nicht benennen, wenn wir ihre eigenschaflen
nicht zu melden hätten. Der casus rectus (nie der obli-
quus) kann oft zugleich in der verbalform enthalfen sein,
bloße imperative wie lauf! geh!, ja der einzige buchslab
des lat. Ü, bilden vollständige sätze. Nie vermag umge-
kehrt im nomen die aussage zu stecken; etwas anders
sind ellipsen. Die syntax hat also die verbalverhällnisse
vor den nominalen abzuhandeln.
Ich schreite nach folgendem plan zu werke, die bei-
den ersten abschnitte sollen den einfachen satz im ver-
bum und im nomen untersuchen ; der dritte wird den
mehrfachen satz, der vierte die verbindende conjunctiou
und die negation erörtern, der fünfte sich endlich über
die Wortfolge verbreiten.
einfacher scitz. 3
ERSTER ABSCHNITT.
VERBUM IN EINFACHEM SATZ.
Hier sind wiederum in fünf capiteln genus , modus,
tempus , numerus und person zu betracliteu. lauter
Verhältnisse , die in spraclien mit vollkommuer llexion,
für den eiufaclien satz , wenig oder keine erwäguug for-
dern würden, denn die bedeutenderen verbalwirkungen
entfalten sicli erst im mehrfachen satz, während die nomi-
nalen fast schon im einfachen zu erschöpfen sind. Die-
ser ganze abschnitt steht in der geschichte unserer sprä-
che keinem andern an Wichtigkeit nach , in den urver-
wandten älteren sprachen könnte er weit kürzer sein und
beinahe wegfallen : mit der reichen fülle ihrer formen
richten sie einfach aus, was wir durch manigfalte äußere
mittel zu ersetzen haben. Es kommt also fast nur auf
darstellung von Umschreibungen an , aus denen sich frei-
lich sogar einige neue formen zu erzeugen scheinen.
CAP. I. GENUS.
Jedes verbum activum drückt eine innere thäligkeit
ans-, bleibt diese bei dem lliätigen wesen selbst ruhig
stchn, so heißt das verbum intransitiv, wendet sie sich
aber auf einen gegenständ, transitiv, das transitiv kann
durch erhebung des von ihm abhängigen casus oblicpjus
zum rcctus , wobei dann der vorige rectus ein obliquus
wdrd, in ein passivum imigegossen werden, der salz amo
te ist, obenhin genommen, gleiclibeik'ulend mit Acm salz
amaris a me. ihr l'eiiiercr unterschied lault dahin aus,
daß jener den begrif des wirkeus, dieser ilen der w'iv-
kung hervorhebt.
Zu tier umwandkmg ist gewöludlch kein dringendes
bcdürfiüs vorhanden, es läßt sich denken , ilaß eine sprä-
che überall mit der activen form ausreiche ; wir sehen,
daß viele sprachen die passive form allmälich wieder fah-
ren lassen, eine glücklich gebiUhUe wii'd ihrer niciit ent-
rathen , und es bh'ibt ein grolk'r unterschied zwischen
der annalune, die einzelne spräche habe das passivum nie
besessen oder sie habe es verloren, im letzten f.-iU >vör-
A 2
\ ein J'iichar f>a/L.
den b'nM ilircJ" gati/cii ;iusdruck8wei.sc iiriiscljreilniJiyf/i oin-
piayou, die öoiisl iiidit zum Vorschein gekonmieii ^vureu.
Der (IciiIs'.Ihmi sprndie ist früher ein passiviuii cigori
"ONvcseii; wir f^cwahicii seine scJion geschwächio, (hm
nusslerhcii ciilgegeJi eilende i'onn noch bei L'ililas, einige
jalirhundcrlc später war sie erloschen.
Das iiilransiliv hczeichiu'l eine slille, innere ihiiligkoil,
das Iransiliv ein «ich iitiLicrndcs Avirkcn, handeln, insolcrn
nun jene ihiitigkeil siclr in sich seibor riihii, oder gcgcnsland
dieser einwirkung Aviedor der wiikende selbst isl, (Ut tluicnde
••leichsam zwei eindrücke, des thuns und dcsleidens, an sich
zu empfinden hat, cntspi'ingt ein gemischter millelznstand. der
be"rii"vcrlü me liegt den begj-iilen vcrlo luid verlor beiden
sehr nahe und kann , ilen iniiÄtamlen nach, in den einen oder
den andern aufgelöst vverilcn; scharf gcnonnuen sagen alle
drei etwas verschiednes ans. Einige sprachen haben liir den
zwischen activ und passiv fchwebcudcu begrif eine eigne
form, das medium, entwickelt, und sie aus den llexionen
beider gemengt. auf welche weise die deutsche spräche
sidi dem wesen des mediums zu nähern suclüe wird die
folgende Untersuchung lehren.
Activ und passiv sind entweder bestimmt oder unhe-
stimmt. bestinunt ist das activ, wenn das object auf Avel-
ches seine thäligkeit gebt, im satz ausgedrückt wird, z. b.
ich liebe dicli; unbestimmt, so oft dies nicht geschieht: ich
liebe, ich weine, bestimmt ist das passiv in dem satz, wel-
chem der aufs verbum bezügliche casus obliquus niclit fehlt:
ich wei'de von dir geliebt; unbestimmt, wo er fehlt. In
dem medium liegt von naiur Unbestimmtheit, und es kann
nur mit einem unbestimmten passiv tauschen, nie mit einem
bestimmten, zuweilen aber ninunt es bestimmtheit an. das
intransitiv, aus dem es aufsteigt, wir3 dadurch transitiver,
das transitiv intransitiver.
ACTIVUIM.
Das activum hat die vollste, reichste form, deren dar-
stellung im ersten theil geliefert worden ist. hier kann
nur noch von ihrer umsclireibung die rede sein , insofern
sie durch das gesamte activum reicht, denn Umschreibun-
gen einzelner lempora wird das dritte cap. behandeln.
Wenn der begrif des verbxnns in das part. präs. und
das verhum sahst, aufgelöst wird, so entspringt ein re-
verhum. genus. acl'unim. 5
gerer ausdruck der conliimilät, des niclit aufhöreDs der
liandlung. mau konnte die Wirkung dieser Umschreibung
der in allen slavisclien sprachen eigen thiimlich entfallelen
form für das verbum actionis imperfeclae vergleichen, wer
essend ist, der ißt in einem fort, wer essend war, der
ali nicht bloß einen bissen, sondern Avar noch im essen
begrilfen. gewöhnlich fallt dieser ausdruck zwar mit den
teniporalunterschieden zusannnen: ich kann das präS'. er
i(U eigentlich nur so lange auf den essenden anwenden,
als er zu essGn fortfährt; liört er auf, so ist seine thatig-
keit vorbei, und die form der vergangenlieit für sie gerecht,
eben so muß von einem, der nicht mehr essend Avar, statt
der form aß die einer weiteren Vergangenheit gebraucht
werden: er hat gegessen. Dem lebendigen sprachgeist ist
es aber angemessen, die bezcichuung des im tempus
gelegnen, zumal wenn sich die tenipusform 8[)arsam ent-
wickelte, noch auf andere Aveise zu versuchen.
Schon Ulf. laßt diese unischi'eibimg spüren : vas lai-
Rjands IMnllh. 7, 29 scheint gloiciiviel mit luisida; ist usful-
Ijandu II Cor. 9, 12 gleichviel mit usfulleith ; doch in beiden
stellen gev/iilirt auch der gr. lext riv ^iSuorAov, loxi nQOg-
avan'krjQOvaa. allein II Cor. 13, 11 wird etQtp'cv£T€ ge-
geben, gavaüthi taujandans siiulh! =^taiijilh! liUC. 2, 33
jah vas Josef jah aitliei is sildaleikjaiidona geht Aviederuin
der urlext schon voraus zae Tji' ^ lo)G'i](p yicu i] fi)]To;Q av-
%ov 'd-aviiciL,ovT?s- liUC. 2, 8 vcsiui vakandans jah vitan-
dans, i^aav dyQuvXovvres v^ai (fvlüaoovTSS-
Ungleich öfter begegnet die ausdrucksweisc im ahd. und
zumal beliebt ist sie bei 0.: pinnn zilenli (molinau) Diut.
1, 493; warin /ilciili (molirenlur) 1, 520; niozanli N-^urun
(usi sunt) 1, 491; was niozanli (utcbatur) 1, 499; der
glossator Avill last danüt das lat. deponens erreichen, der
Übersetzer des Is. di'ückt locutus est aus duich ist spreh-
hendi und Avas sprehhendi ; mensus est durch Avas mczssendi.
K. 22» steht erkebanler ist für -edditunis est. 20^ st
i'urimakanli (sit praevalens). Avie haiidg die formel bei 0.
wiederkehrt mögen beispiele aus einem einzigen cap. I. 4
darthun : Avärun miunönti 8; AVarun hellenli 16; Avaruii
thiggenli 17; was beilonti 22; ist sih mendenti 32; ist be-
ranlii 29; ist fastenli 34; ist kerenli 38; sint slanlenti CO;
ist kundentu 62; bist hrmonanli 6.5; abahunli bist 67;
wari Avihenli 74; was bouhnenii nales sprecheiili 77 u.s. av.
von der seltsamen beziehung dieses pari, priis. auf den
casus obliquus, die sich 0. zuweileu geslallot, im z^Yeiton
() cuiJiicJtcr aale.
nhsrliniir. AII/\ili;iiifigcr gobrnudi der uinscliroibiing liebt
aber ibic btHlculsamkeit auf, iiiul bei 0. drücUl sie in der
llial incistenllieils mir das reine toinpus aus. Im T. finde
ic!i sie mir da, wo die vulgala darauf fiihile: warun wali-
lianl<5 inti biliallenle (crant vigilanles et cuslodientes) 0, 1 ;
■was s*n faler inli inuoler wiinloronte (erat |)ater et niater
ejus niiranles) 7, 7.
Den nibd. di( lilern dient sie zur abwecbsbing der rede,
zur günstigen erweilerung des vcrses und zur feineren fär-
bung des ausdrucUs; dock nirlit alle Ijediencn sieb ilircr
gern, einige seilen oder gar "niciil: minnende Avaren INlar.
17; kiindent bin jMar. 30; sti-nde si jNlar. 33; bilcnde bia
Iw. 4172; varendistlw. 7927 ; kerende bin Iw. 7930; diende
sin (servire) Nib. 505, 4 ; habende si (liabeat) Gudr. 34» ;
luleude bin Als. 1, 8^; darbende sin ]Ms. 1, 38>^; lobende
sin (laudent)Ms. 1, 158»'; luielende sin Ms. 1, 143» ; quelnde
Sin ]Ms. 2, 206^; Avas lebende Bari. 1, 5; sich bezzernde wese
Bari. 5, 18; gelruwende -was Troj. 13373. Einigemal steht
der art. noch vor dem part. und dann nähert sich der
sinn dem substantivischen, z. b. ich bin der klagende,
der bittende Ms. 1, 70».
Unserer nhd. spräche ist die Umschreibung fremd ge-
worden *), der engl, so geläufig geblieben, Avie sie es der
ags. war. Ags. spreceutle eom (ich rede noch) sprecende
eart (du hast noch nicht aufgehört zu sprechen) ; gongende
eart (du bist im gehn l)egrillen); lleonde väs (ich war im
fliehen) ; smeagende bydh (medilabitur) ps. 1 , 2. Engl.
I am speaking, tbou art going, ridiiig, saying, writiug u.s. \v.
Seltner sein mag sie in den nord. dialecteu. Alln. er
vitandi Sa^n. 13». ein altdän. Volkslied hat: var blinkend,
var springend D. V. 1, 85.
Nahe in form vind bedeulung an die vorhergehende
reicht die Umschreibung durch xverden und das part. präs.
es kann damit das entspringen, das ebeneintreten der haud-
lung bezeichnet sein, artet aber gewühulich in den blolien
verbalbegrif aus.
Ulf. übersetzt Luc. 6 , 36 , yi'veO'&s oIütIqihov^q vai'r-
thailh lileithjandans ! orKTiQ/iiwv ist wenigstens Vein part.
Job. 16, 20 Avnri&i'.üsodf saürgandans vai'rthith.
Ahd. beispiele werden sich nachweisen lassen ; ags. finden
sich , z. b. ic veordhe geomriende (ich breche in klagen aus).
') sagen wir nlid. : das ist eln'enclitend , das war überzeugend, so
stell» uns diese part. adjectiviscli.
verhum. f^enus. acllvum.
ö
IMhtl. Avelneude wirt Mar. 42 ; wIrt vilhlnde Diut. 1,
15; wirt tliende (servil) Nib. 1150, 4; vrAgende wart Iw.
5891; jeheiide wart Iw. 2986; wurde varnde Iw. 3430;
wirt tragende Troj. 4570; wart tragende Tioj. 5304; wart
gedenkende Troj. 11392; wurde krenkende Troj. 11393;
wart buwende Troj. 13371; wirt körnende Troj. 13522;
■wurde suoclieude Troj. 13692; redejide wart Troj. 18493;
hejagende werden (acquirere) Troj. 4571; fragende werde
Berili. 195. Wenn ist weinende bedeutet: er zerfließt in
iJn-Üuen , sol iegt in wirt weinende : er bricht in tliränen
aus ; beide formelu können aber aucli nidits enthalten
sollen als den begrif: er Aveinl. der albreclitiscbe Tit.
misbraucht beide für seineu reim oluie gefiilJ. Wolfr. Tit.
hat uur ein eiuzigmal 132, 4 bin die klagende.
Unmittelbar an die Ictzterürterte umschreibong grenzt
lind ihr gleichbedcutig ist die durch werden mit dem inf.
er wart -vrAgen = wart vragende. Sie ist aber nicht im
ahd. zu suchen, und jnhd. treffe ich sie uur selten iind
bloß fürs prät. , wie aucli die verwandte franz. redensart
il fut dire, il fut demander aufs prät. eingeschränkt bleibt,
wart raten gr. Rud. I'', 21; wart fragen Livl. 7^; grifen
wart Ls. 2, 293; suochen wart Ls. 2, 294; wart welneu
Staufenl). 1092; wart tragen Ihigd. 92, 1. ein wirt vragen
halle ich jedoch nicht für iMinu)glich. Altu. \ardh huiga
Sasm. 160^; urdhom \adha 141^'.
Eigenlliümlich verkn{i[)fl aber die Sachs, spräche werden
mit dem part. präl. euman , den activen begrif des enl-
stehens auszudrücken. Ags. veordhedh cumeu (veulurus
est) C. 132, 19, das man sich hüte für das nhd. wird
kommen zu nehmen, denn cumcji ist part. prät., der Inf.
lautet cviman; worllicli sagt also die fonnel: er Avird ge-
kommen, wiri! ein gckommner, d. li. kommt eben. Alt?,
belege aus Ilel. fürs präsens: wirlhit cumau 144, 16. 14(>,
20; fürs prät.: thu ward morgan cuman 21, 1; ward thie
engcl cuman 21, 10; tho ward word cumau 23, 10; ward
thiu tid cuman 3, 14. 23, 24; ward cuman word fon lii-
inila 2&, 6; neo ne ward mau odar cuman 28, 5; ward
folc mlkil engilo cuman 33, IG ; that l)aru ward im an is
briost cumau 67, 4; ward the gcst cumau 125, 10, 171,
6; Avard that hur kumau 133,9; Avard lioht cuman 154,9;
Avard ul)and ciuuan 170, 25; Avard thie dag fargangan 171,
2; wurdi thiu tul kuniau 137, 13. daß id)crall hier nicht
der (alls. gloichtalls Uuman laulendc) inf. könne gemeint
sein lehren die pluralfäUc : ciunana AAurdun botlon 121,10;
8 einfacher salz.
^vunllln kuniana lielpa 134, 12; wiinlim eosagon alle cu-
niane 136, LS. 147, 10; NViirdiin ciimaiia wardus 173, 8.
l^icsos sächs. tverdan ist also coiislriiicrt ^vie wosaii : \va3
tliiu lul cuman (\\ ar gekoninien) 2.5, 22 ; sind tidi kiiinana
(sind die zeilen gekoinmcii) 136, 13. mit dem unterschied,
daB is cuman das präl., wirihil cuman das präs. um-
schreibt; Avas kunian und ward kuman können ganz (kas-
selbc aussagen. x\us dem ahil. weiß ich nur bei 0. seltne
beispielc dieser conslniclion zu holen ; "svenil er I. 5, 1
sagt : ward irscrilan ein halb jar (praetoriorat (h'midius an-
nus) , so wird man liier sciiwerlicli einen inl'. irscnlau an-
nelimcu wollen.
Der auxiliarbedeutung von werden nahe liegt die von
koinmeii y beide bezciclmen das nahende, sich bewegende,
kommen verknüpft sich nun wiederum deminf. , demjpart.
priis. luid part. prät. , in allen fallen fast nur die Vergan-
genheit, selten die gegenwart zu umschreiben.
Dem iiif. zugesellt ist es in der ags. phrase com gon-
gan \j. 1413; gangan cvomon B. 646; alls. suugau quam
Hei. 171, 22; suokian quumin Hei. 147, 22. 172, 35. Zum
■part. präs. gestellt, mhd. kom jagende Wolfr. Tit. 132, 3.
135, 4 und gewis noch öfter *). Allermeist zum part.
prät., analog jenem alts. cuman zu w^erdan. ahd. beispiele
fehlen, desto reichlicher zu gebot stehn mhd.: kom gegan-
gen Iw. 785. 1738. 2077. 2248. 4380. 4760. Ms. 1, 51»;
kom geriten Iw. 4530. 4916. 6349. 6900. geriten kom Troj.
1251; kam geflogen Troj. 4120; kam geslapfet Troj. 3784;
körnen dar gelribeu Iw. 7100; kom gewalopieret Iw. 2553 ;
kam gezilt Ecke 81 ; kam geswungen Rolocz. 137. Auch
im präseus : kumt geriten Iw. 5807 ; kumt gerant Ls. 3,
328. alle solche part. haben hier activen sinn, sie rühren
von Zeitwörtern , Avelche anhaltende bewegung ausdrücken,
befremdlich: du kam er üf gestanden (surrexit) Ecke 193
da aufstehn plötzliches bewegen ausdrückt. Diese formel
ist noch nhd. in vollem gebrauch, für präs. und prät. er
kommt (kam) gegangen , gefahren , gelaufen , geritten , ge-
llogen, geschlichen, gerauscht, gesaust, getanzt, geschwom-
men , angezogen. er kam angestochen (Simpl. 2, 453) ;
angehauen (das. 2, 378), wie schon die Sassenchronik 70.
91 kam her gehouwen. altfranz. il vint poignant mit dem
part. präs. Mnl. wie mhd.: quam ghelopen Rein. 503.
*) scliwed. kommer »äendcs , rldandes, löpanHes, akandes. dän.
kom gangeiidfs DV. 1,8^. 23.'>. kom lidciide, -aiigonde 1, 91. 24G.
altii. kemr tliugandi Sa^'m. lOb; kom gän-gandi 105a 12P.
verhiim. gejuis. passivum. 9
644. 732; quam glieronnen Reiu. 734; quam gliespronglien
Rein. 766; quam gheweiitelt (mühsam ge^yäIzl) Rein. 981;
quam glievloglien Rein. 1047 u. s. w.
Im mul. dialect, Avelcher gern bliven (mauere) für wer-
den verwendet, fmdet sicli eine ähnliche Verbindung von
hliven mit dem part. präs. : blcf slapende Floris 3226 ;
blef staeude Floris 1209; blef sittende Stoke 2, 253. 3,
243. 384; hieven lioudende Stoke 3, 156. JNhd. construie-
ren wir mit dem hif. : blieb sitzen , stehen , halten ; franz.
mit dem part. prüf. ; rcsta assis.
Alle hier vorgetragneu Umschreibungen des activums
sind nicht nolhwendig , sondern hervorgegangen aus ab-
weichender auxiliarischer bedeutung, die sich im häufigen
gebrauch verallgemeinerte. Ganz anders verhalt es sich
mit den Umschreibungen des passivunis.
PASSIVUJNI.
Die gotli. deukmäler zeigen uns noch eine passivfdrm,
die aber nichts als ein präs. ind. und conj. auszudrücken
vermag, und auch für diese beiden tempora die pei^sonen
viel unvollständiger als das aclivum darstellt, im sg. fallt
die erste und dritte zusammen , im pl. begegnen sich alle
drei personen. Zum dualis bieten sich keine belege dar;
er war wol vorhanden , ich wage aber die formen kaum
zu ralhen. ist iviiTtTui slabada, Tvmovrui- slahanda, so
konnte für Tvntiadov gegolten liaben slahata oder sla-
hatsa'i' Aber noch auiralleuder ist der abgang einer golh.
flexion für das präs. des passiven imp. und in f. dem imp.
möchte es wieder bloü an beispielen gebrechen, slahanda
dürfte Tvmeods, slahaza tv^nnv übertragen';' IMallh. 5,
24 wird öiaV.üyrßi vom Übersetzer zum vorausgehenden
vnaya gezogen, gagg gasibjuii , wie in der vulg. vade rc-
couciÜari. dem gr. text getreuer folgend hätte Ulf. , je-
nachdem sein gasibjun intransitiv oder transitiv war , sagen
müssen gasibjö, oder gasibjuza (?) Der inf. pass. erscheint
oft, und nie in eigner form; ich werde auf ihn zurück-
konnncn.
Die passive Vergangenheit muß in» goth. überall um-
schrieben werden *) und zwar geschieht es, wie im gan-
*) ob eine dem priis. analoge form für das prät. pnss. fri'ilior vor-
liancien war? und waruiu sie vor der des priis. erlosch"? lasse icli liier
bei seile.
;J0 einfacher salz.
'AQW lat. priit. und in der 111. ])1. tles pr. prät. (liiirli das
p(irt. priit., dem sich Icnipora von visan und vuirlhan,
(ind zwar von jenem präs. und prät., von iliesom nur das
priil. anlügen, hieraus ergeben sicli /u dem golh. piäs.
pass. niuKuhi (capior) die prälerila nuniiDia im, nuniuns
vas , iminans varth.
gabundans im Öüh/iai Col. 4, 3; iKuddllis im öaöö^a-
üpai .Toll. 17, 9; usfullilhs im 7i£n)J;Q0)fi(a llCoJ". 7, 4;
uslhrullu'llis im fUfivijfdu Phil. 4, 12: gasleilluths im t^^-
fimO-TjV riiil. 3, 8; gabundans is öid'taai I Cor. 7, 27;
qvillian ist t^j^td-oj JMatth. 5, 38 ; gabaurans ist yevvjoT^
Job. 16, 21; ist algiban Job. 6, 65,- algibana ist idöS^
II Cor. 12, 7. Eph. 4, 7; fragibau ist lyaQJGdri Phil. 1,29;
luiuhilhs ist iMäo&y Job. 13, 31; ganlelith ist yiyoccnTat
Job. 8, 17. Marc. 1, 2. II Cor. 8, 15. Gal. 4, 27; andhulith
ist unf.yAiUxp&Vj Eph. 3, 5; ist gabulida II Cor. 4, 3; nie-
rida ist Col. 1, 23 ; gamanvida ist nuQf.axevaoTai H Cor.
9,2; satidai sijum üci/it^&a I Tlicss. 3, 3; gathrafstidai
siium naQEzlrj&ijpev IThess. 3, 7; daupidai , dragUidai
sijum eßanrio&tjjtiEV ., fTTOziadijpsv I Cor. 12, 13; sijum
ganasidai ^(iftsv (so las Ulf. f. hore) osGooofieroi Eph. 2, 5 ;
rjyoQUO&)]TS I Cor. 7, 23 ; niithgalimridai sijuth Gvvor/.oöo-
/isiG&E Eph. 2, 22 ; sijuth ganasidai ioTs oeaioa/ncroi. Eph.
2, 8; gaskapana sind izTioiai Col. 1, 16; ussatida sind
avvioTrjKS Col. 1, 17; garalliana sind rjQrü-fct^fici'Cii elnl
Matth. 10, 30; garaibts gaduniiths sijau r^TSAeloj/iui Phil.
3, 12; sijaiua ustaübaufii ojci TereXeioJfiti'Oi Job. 17, 23.
athahans vas lyalaG&r^v II Cor. 11, 33; vas fraqvumans
absumebatur Neb. 5, 18; haiibiths vas IdoluGO^r, Job. 7, 39.
13, 31; gasverailbs vas edo^üad^i] Job. 12, 16; gasulitb vas
TE'8-s/iu/uMTO Matth. 7, 25 ; daui>illis vas ißumiGd')] INIarc.
1, 9; galatliulhs vas hUjd')] 1 Cor. 7, 24; rahnilhs vas
^loyiod-i] Marc. 15, 28; ushramitbs vas fGTav^o'j&i] II Cor.
13, 4; slainiths vas iAidaGdijv IlCor. 11, 25; gakanuida
vas Eph. 3, 3 ; baiditbs vas r^vayy.c'.Gdi] Gal. 2, 3 ; faiira
inelitbs vas nQoeygcUff; Gal. 3, 2; gamanvida vas Neb. 5,
18; kauridiU vcsuni tßuo'ijd'ijnv II Cor. 1, 8; rahniddi
vesum tloyiGdr^ficv Fiom.\s, 36; hlauts gasatidai vesuni
(r/M^Qo')dy/.ifV Eph. 1, 11; gauridai vcsuth iXvn7;di;T£ II
Cor. 7, 9; daupidui vcsuth lßa'JiTUid-rj%£ Gal. 3. 27; däu-
verhiim. geniis. passwum. H
pldui vesu IßamH^ovTO Älarc. 1, 5. fßamiGCivro ICor.
10, 2 ; disliabaidui vesxin ovveiyovro Luc. 8, 37 ; liugaidus
vesun i^sycifii^ovTO Luc. 17, 27; merida vesuu ÖieIcO.hto
Luc. 1, 65; galevilhs vesjau naQciöo&o) Joli. 18, 36; kaunilh
vesi yvo)o/adjj Eph. 3, 10; galagitlis vesi riOeTcu IMarc. 15,
47; bililhauai veseinia {yiaru).f.t(pd-)~^vut) I Tliess. 3, 1.
usdribana vailh l^eßliid-t] IMatlli, 9, 25; gasallivans
varth Ideüd-t] Marc. 16, 11; fravulvaris vartli i-oTcüyri II
Cor. 12, 4; gafahans vartli nuTeXi^rpdr^v Phil. 3, 12; mitli-
gatauhans varth ovvuiirj^Q^] Gal. 2, 13 ; gabaurans yarth
tysvvrjd-ri Joh. 16, 21; gabaurans varst tyevvi'j&t^c: Joh.
9, 34; gasverailhs varth id'oi(ia&'}] Joh. 13, 31; afduinilhs
varlh ndzQiiai Joh. 16, 11; uf sagqvilhs varth '/.aTr^nod-f)
ICor. 15, 54; gasvikunthida varth icpaveQO)&fj Col. 1, 26;
galathöths varth ^xh'^&ij ICor. 7, 18; gaaiviskoths varth
KCitr^Gyyv&r^v II Cor. 7, 14; anahveilalths varlh avane-
navtcii II Cor. 7, 13; gaarmaidai vaiirthum r^ler^-d^rifiev
II Cor. 4, 1; gaskapaua vaurthuu h^iiad')] Col. 1, 16; ga-
veisodai vaiirthun Neh. 7, 1; gamarzidai vailrlhun icy.av-
öaXl^oVTO IMarc. 6, 3 ; gabaurans vaurthi iyevvlyd^i] Joh.
9, 19; usfullith vaurthi nlr^QiO'df] Joh. 13, 18. 17, 12; us
vaurpanai vaurtheiua unoavvüywyot yivoivxat Joh. 12, 42.
Die mitgotheilten goth. belege zeigen , dafs auf den un-
terschied starker und scluvacher conj. nichts ankommt, wie
auch verba beider art das pras. pass. gleich bilden und
beide des umschriebnen px'ät. gleich bedürfen. ferner er-
gibt sich, daß mit jedem der drei auxiliarvcrba sg. und
p]. , ind. und conj. gebildet werden.
Allein keine einzige luiischreibung mit dem priis. valrtha
ist aufzuweisen.
Welche Verschiedenheit des sinns der Golhe mit im,
vas und varth in diesen zusannncnslcllungen vcrl)and, ist
schwer zu sagen. für natiirlicli sollte man hallen , dafs
dadurch gestrebt worden sei die abweichung der gr. tem-
pora luid namentlich des imperf. peif. luid der aoriste zu
erfassen. vorzugsweise sclieint allerdings das präl. pcrf.
mit itn y das imp. und die aor. mit vas vuid varth um-
schrieben, beachtenswerth stehn Joh, 16, 21 gabaurans
ist (womit das aclivun» ytvvr^ai] ausgediilckt wird) luid
gabaurans vaitli neben elnaiuler. abei* aurli vas unil varth
dienen für perf. des ui'lexles und hn liir aorisle. hauhilhs
im ist zwar (hdo'^acfKa ^ liauliilhs vas tdohioOrr , allein
lelzlcres wiid auch hauhiths im ausgeilrückt. gasverailhs
vas mid varlli geben ganz das uendidie gr. Icmpus wieder.
i2 eiaf (icher satz.
Tis kann mllliln kein ficlir nicrkl)arer nnlersdiled zwlsrlicri
der (IreiCaclicii golli. rorm bcslaiHlcii liahen, man jiuisle
denn anneliincn, Iflf. habe fiii" die Ibinlicit der vcrscliied-
ncn gr. lctn|)ora kein gcliild gcliabt und \villkiirlicli oder
scliwankcnd golli. formen ergrilleii. Avarum licl^ er ijc]\ aber
niclil an einer einzigen golli. form goniigen';' da er die gr.
aclivlenipora der Vergangenheit dnrch sein einziges golh.
präl. ausdrückte, so wäre auoh liir die Umschreibung des
pass. keine grölk^-e golli. manigfalligkeit zu entwickehi
gewesen. Feslzuhallen ist, daß alle diese golh. formen die
Vergangenheit uuischreibeii, und numans im niemals capior
bedeutet.
Hauptgrund der abwcichung aller übrigen doutschca
sprachen hierin ist das giinzliche absterben jener golh. ]5ra-
sensllexion luid die daraus entspringende nolhwendigkeit
auch einer Umschreibung des priisens. die millel dazu
werden nunmehr gleichsam um eine stufe liinaufgeschoben.
Dem Golhen lag der begrif passiver Vergangenheit eigent-
lich in dem passiven parlicip, das seiner natur nach ein
prät. war: slahans bedeutete an sich liivfi ^nirog, nicht
Tvmoftsvos-, galatliollis 'Asy.X7;/ifi'og, nicht '/.alovfieros, wie-
vvol alleinstehende gr. part. pras. pass. schon durch jene
goth. form ausgedrückt werden müssen , nicht anders als
das lat. tusus , invita'us zugleich für Tvntoßsvos , y.c(/.ov~
fUVOQ dienen, im lat. prät. tusus sum, invitatus sum be-
zeichnen sie aber, wie im goth. slahans im, galathölhs im,
die Vergangenheit.
Die ahd. spräche sah sich genüthigt, die goth. Umschrei-
bung der Vergangenheit bereits für die gegen wart zu ver-
wenden luid muste nun den unterschied Iieider tempora
auf andere weise zu fassen suchen, d.h. sie legte ihn bloß
in das tempus der zum particip gefügten auxiliare. diese
sind wae im golh. wesan und iverdan, invitor heißt entw.
liladot pim oder kiladot %virdii^ invitatus sum entw. A£-
ladöt was oder kiladot ward. beide auxiliaria sind von
gleichem alter, und werden schon durch ihr goth. neben-
einanderslehn gerechtfertigt; ungothisch und bloß ahd. ist
kiladot xvirda. In den ältesten ahd. dcnkmälern scheint
das wesan vorzuherschen. in K. fast kein anderes auxi-
liare für präs. und prät.: pirumes kiskeidan (discernimur)
21^; ist kenemnit (vocatur) 20-^; ist erhabau (exaltabi-
tur) 26^; si fundan (inveniatur) 20''; si kesprengit (con-
spergatur) 20** ; siutkeauhhut (adjicientur) 22*; si kiskeidan
(discernatur) 21*; ist wudarmezzan (recompensabitur) 24'':
verbum. getius. pass'n^ujji. 13
ist kelän (agiliir) 22^; sint kcwizzan (noscvmUir) 19'' ; ist
kepolau (jubetur) 25* *J; aber auch: kescriban ist (scriptum
est) 23*; kcdeouiualit pim (liunülialus suni) 25^. selten
stellt werclan: wirdit kedcouut (luimiliabilur) 26=*; keaugit
\vurtuu (monstrabantur) 26*^. Auch der liymneiüibersetzeL'
zielit Avesau vor, und braucht daneben werdan : farlazau
ist (linquilur) 2, 4; kalaupit ist (creditui') 1, 7; kasalt ist
(iradilur) 2; 8; arkepan ist (reddilui-) 12, 2; itporan ^virdit
(reuascilur) ; 5, 2 sieht bei farlripan ist (depellitur) ein wir-
dit, zur wähl, beigeiügl; intpuntan wirdit (solvitur) 25, 7.
die alle verdculschung des Älallli. in den fragin. theot. be-
günstigt werdan: farlazenu v.erdant (diniiUunlnr) aMailb.
9, 5; werdaut farlazan (reniillentur) 12, 31; wirdit gagcban
(dabitur) 12, 39; arfulÜL werde (ünplealur) 13, 13; hernach
haben die fragni. theot. .51, 22 ist gaquetan (accipilur).
sanctificetur im gebet des herrn lautet in der ältesten foi'-
mel bei Eccard p. 60 giNvthit si, und auch bei T. 34 (IMatlh.
6, 9) si geheilagut. Der Übersetzer des Is. schwankt auikn'-
ordenllich, er hat: ist chijuelnit (monslratur) ist chiqhuedan
(dicitur) ist chiqhuedan (sidjjungiUir) ; aber auch: ist chi-
scribau (scriptum est) si cliiboran (genitus sit) ist chifora-
bodot (est proplietalus) sindun chihneigidiu (subjugatae
sunt). daneben : chiboran werde (nascatur) chiborau wer-
dhan (generari) werdhant chisamneda (congregabuntur) wir-
dhit clunemnit (vocabitur) ; und: wirclhit chigheban (dalus
est) wirdhit chiboran (natus est) ; chiboran ward (genitus
est); ja sogar: chlcjhuedan \Yard (insinuatur) ward araughit
(demonstralur) wuixli chincnuiit (nuucupetur) ; hier schei-
nen sich gar noch keine teniporalunlerschicde gesetzt zu
haben. In den glosscn schwankt* der ausdruck für das
priit. zwischen tvas und tvard: farstracle warnn (jiroslrati
sunt) Diut. 1, 500; wuri kasiinlarul (j^rivaretni) Diut. 1,
505; kacliuihlcr ward (rorocdhaluR est) Duit. 1, 511''; prun-
gan ward (pcrlatus est) Diut. 1, 508. Der Übersetzer des
T. hat zwar noch oft, zumal für den conj,, wesan : ghiem-
jüt si (vocetur) 4, 11; sfn gierele (honorificcnlur) 33, 2;
gisehan sh (videamini) 33, 1 ; sin gisehai> (vidcantur) 34, 1 ;
Sit fortuoDite (judicemini) 39, 1 ; seltner für den ind. z. b.
ist gincnuiit (vocatur) 3, 5-8; ist gcmczzan (remolielur)
39, 5. allein er neigt sich zu wcrdan ; besouilers für das
') selbst der i«is;»rif des ül)ersc(/or», wenn rr Int. lU'poiicns für
liassiviim niinnit, helefft: si k((U)l(?l (patiaUir) 22'--; si kelol^tU (.sc-
i|uatur) 2^'i; siiit keleisiiiit (iiiiitHiitiii) 2.")'; sint keknstliiamil (liospi-
tantur) ÜO« ; kilialsit wesan (an)[jlecti) 2:5>; kedoIOt wesau (pati) 21iJ.
14 e'itij'dvfier salz.
luliiruin: t^ifrcnillii ^vp^(lenl (pcificieiilur) 4, 4 ; gKuUa wer-
tleiit (ini|)lt'l)unlur) 2, 0; ^vir{lit ginemnit (vocahiltir ) 3, 7;
■werdet giluoinle (jiKlicabiniiiii) 39, 1 ; wirdit glsciitit (niit-
tilur) 38, 5. Ine ich iiiclil , so erlangt im 9. 10 jli. das
werdan größeren um(ai]g. 0. Iiedienl sicli nocli oft des
Avo.saii, z. b. bin gifiaiit V. 25, 2; ist gisiiiigan 1. 1, 38;
giballaii siii 1. \, 40; ist giweizit I. 1, 67; si gidiurto I.
10, 3; ist iroiigit 1. 15, 32; ist gibiirilinut 1. 5, 61; öllcr
des wertlan : giboraii ward I. 3, 48 ; Avard gireisut I. 4,
11; Avard giwahiiiit I. 9, 1; ward irluller 1. 10, 1; giicitit
Avard II. 4, 1 ; ward giboran \Y. 21, 30; giboraa wurtiin
V. 23, 281. 24, 9 ; gisceidiner wiirti I. 1, 92; seilner des
was: was giliVut ill. 16, 1; wamin gisamanöt V, 11, 1.
der bedoLiliingen ist man bei ihm nicht überall recht sicher,
das priis. von werilan scheint er kaum mit dem part. zu
verknüplen und eben darum muß ijun ist nochliauiig das
präs. umschreiben. Klarer sieht man bei N. , mit tverden
di'ückt er das präs. imd fut. aus, mit tvesen das j^rat.,
w^ie folgende belege aus den ps. lehren : werdent ferwahet
Cprojiciuntur) 1, 4; wirt ferloren (peribit) 1, 6; werdent
ir gestungct (compungiminij 4, 5; wird in ende braht
(consumentur) 7, 10; werden irteilet (judicentur) 9, 20;
■\verdent kevangen (comprelienduntur) 10, 2; wirt kelobut
(laudatur) 10, 3 ; werdent kelobut Claudamiui) 104, 3 ;
wirdet keläzen (^conceditur) 148, 14; hingegen gesezzet ist
(plautatum est) 1, 3; ih pin gesezzet (constitutus sumj 1,
6 ; erhaven ist ('elevala est) 8, 2 ; ist kesparet (derelictus
est) 10, 14; ist erhaven (exaltatus est) 130, 1; sint fertili-
gut (absorpli sunt) 140, 7. Ebenso im Blh. kemuot wer-
dest (agiteris) 14; gewerfut werden (agitemur) 16; geleitet
wirt (regitur) 17; bedecchet sint (tecti sunt? glomerantur)
14. tvard scheint also das imp., tvas das plusq. zu um-
schreiben: erslagen ward (iuterficiebatur) Blh. 16; ue
wurte dii gesouget (nenne nutriebaris) Bth. 13 ; wurden
gescaiFen (creata sunt, d.i. creabantur) ps. 148, 5; wären
gerarte (instituti ei'ant) Bth. 16; gehalten wärist (servatus
esses) Bth. 13. im Bth. und Cap. ist der lat. text freier
behandelt, als in den psalmen. funden wirt bezeichnet
dem N. invenitur, funden ist inveutus est; funden ist xuid
funden was mögen bei ihm zuweilen gleichviel sein, nicht
aber funden wirt und funden ward.
IMhd. hat das liilfswort werden entschieden den sieg
davon getragen. in allen mir bekannten Übertragungen
lautet jenes sauctiiicelur nur geiieiliget werde. Als. 2, 136;
vevhiim. ^eniis. pas,sum/n. 15
bibteb. 1. IMooyer 79. als allgemeine regel dringt folgende
durch: ^virt (jeseit ist diciliir, wart geseit dicebaliir, ist
geseit dictum est, tvas (jeseit dictum erat; ^Yonacl^ freilich
einzelne falle nicht streng zu ermessen sind, belege aus
den j\ib.: wird Yerhouweii (percutitur) 144, 4; Averdent
besant (invitantur, invilabuntur) 5S, 4 ; wart gewafent (ar-
mabatur) 178, 4; wart gesagel (nuntiabatur) 106, 1; ist
geseit (dictum est) 1, 1. 109, i; was geheizen (dicta erat)
2, 3; was gefüeret (ductus erat). Nicht anders z. b. in
Bertholds predigten: Averelent verdampt (damnantur) 200;
sint verdampt (damuati sunt) 199; wirt verdampt (dam-
natur) 60; ist üz genomeu (exceptus est) 201; wirst ge-
vangen (caperis) 66; benomen werden (eripi) 198; wart
geworfen (jaciebatur) 197; wurden beirüebet (aflligeban-
tur) 63; würdest funtlen (iuvenireris) 194* ii. s. w. ]Nie-
nials wird die passive Vergangenheit ausgedrückt durch ein
dem part. prät. beigefügtes %vorden j wo es steht ist es
jederzeit von dem lebendigen werden (lieri) abzuleiten, z.b.
wie er worden waere herre (factus esset dominus) Iw. 2614;
dem bin ich worden gast (alienus sum factus) Iw. 3991;
sint sie worden riche (divites facti sunt) Iw. 6405 ; d. h.
hier begleitet das worden kein anderes part. prät. , son-
dern folgt aus der selbständigen redensart herre , gast , riebe
werden*). Der imp. scheint sicli tvesen vor zu behalten:
wis gelobt! (laudare); sit gelobt! (laudamini) Als. 2, 122*^;
Sit gemant! (monemini) Iw. 1857; kaum wirt gelobt, wer-
det gelobt ! Auch bleibt der inf. dem wesen oder sin zu-
gethan: guncret sin (maledici) Iw. 837. 7527; sin erlaa
(exsoivi) Iw. 4322; sin behuot (defendi) Iw. 5408 ; imver-
daget sin (non taceri) Nib. 105, 4; gewarnet sin (praemo-
neri) IN ib. 143, 4.
Die uhd. Umschreibung verleiht dem präs. xvivd , dem
inip. ward oder wurde , dem prät. perf. ist ivorden , dem
plusq. ^var worden. **) da wo wir bloßes ist oder war
dem pari. prät. zufügen, stebt das part. mehr adjectivisch,
als passiv , z. b. alles ist verloren , alle brunncn waren
erschöpft, und dann entspricht ilim das franz. präs. oder
*) so auch !il)d. woidjni wardli cliiliöric (effectus est obedieiis) Is.;
mhd. kalt was wonlcii. ßeitliold l'JH.
**) irli überlasse andern aiiszumiltelii wann dies dem part. prät,
hinzutretende steife worden in ganj;; gekommen ist. die liitiierisclie
bibel kennt es nocli nicht, d. ii. sie hat worden ist nur neben adj.
und sul)st. (er ist dein kuecht worden, ist rcicli worden), nicht ne-
ben part.
±() einJ'dcJicr ficttz.
ini)). pas9. , nicht das ijorf. , loiit csl pcrdu, tous les piilla
t'lalcMl ('piiIsL'ö, walircnd unser alles isl verloren worden
i'raiiz. lullt a ele pcrdu laulel. das lal. jienlitur, exliau-
ricl)aiiltir venuügcu Avir nicht anders als wird verloren,
Avuiilcii cj-schöpll auszudiiickeii. Doch uiilcrbleibl das
n'ordcn, aucli im Avirklichen passiven fall, überall wenn
durch das priit. niclit das vorübcryehn , sondern das ^0/'/-
duuern eines bewirkten zustandes dargcslcllt wird, z. b.
man sagt: der leind ist geschlagen, der künig [zieht als Sie-
ger heim; die rulie ^^*ar hergestellt, alle geschaflc nahmen
ihren gewoluiten gang; lat. Avürdc es heiiien : hoste caeso,
traiKjuillilalc reslilula. Sobald aber der zustand aufgehürt
liat, isl das worden luienlbelulich , z. b. icli bin oft ver-
leunidet worden, und habe gesclnvicgen. Dem inf. prät.
pass. ist das worden auf gleiche weise bald erlaßlich bald
iiölhig, z. b. die ruhe soll hergestellt sein; die ruhe soll
liergeslelll worden sein. Der einzige inip. meidet %ver-
(len : sei gelobt! sei gegrüßt! niclit werde (für wird) oder
werdet; allein der inf. nimmt nur werden au: gegrüßt
werden (salulari).
Auch die alls. spraclie besitzt beide auxiliarla und ge-
braucht sie nach der fiühcren ahd. weise nebeneinander,
nicht wie bei N. und im mhd. bium hctan (vocor) Hei.
4, 6; is antlokcn (recludilur) 94, 24; wit sind gislekit
(debilitamur) 5, 6; was lietan (vocabatin-) 3, 2. 170, 5;
Avas giseudid (millcbalur) 169,27; Avas gifullid (iniplcbalur)
169, 34; Avas giopanod (aperiebalur) 171, 8; Avas gihelid
(sanabatur) 172, 23: gimerrid Avärun (impediebantur) 174, 8.
Häufiger noch dient Averdan in gleichem sinn: Avirdid aluo-
dit, giborau (nascitur) 5, 16; Avirtbit gimerrid (scandalizatur)
170, 32; Avarth giwaraht (factum est) 168, 4. 31; Avarth
gisuorkan (obscuratus est) 168, 6; warthi tesuuugau (dissi-
palus est) 168, 10; Avarth gitugid (manifestatus est) 169,
11; Avarlb aullocan (reclusus est) 169, 31. 172, 32; gisegid
Avarlb (inclinatus esl) 170, 1; warth gisamuud (cougregatus
csl) 170, 25; Avurthun giögida 169, 6: Avurthun giscerida
170, 34. Es fallt schwer den unterschied zwischen is gi-
boran und wirdit giboran zu fassen , zAA'ischen avos antlo-
kan und ward antlokan. sanctiiicelur finde ich 48, 9 gi-
Avihid si ausgedrückt. Die and. psalmen pflegen das präs.-
iml iverthan, das prat. mit ivesan zu umschreiben: bifan-
gana Averlhin (confundanlur) 58, 13; ginereda Averlhin (li-
bereulur) 59, 7; gidruovit bin (couti'istatus sum) 54, 3;
gimikilot ist (maguificala est) 56, 2.
{-e rhu in. geniis. pcssirimi. ij
In den ninl. cfuellen finde icli werden niclit für das
])räs. ind. verwandt, nur für das präs. conj. : werde glie-
rcclit (judtcelur) Rein. 1005. desto häufiger für das prai.
waert: waert ghepronden Rein. 398; waert gelwifelt 980;
gliclieten waert 296; waert belopeii 348; waerstu giieghe-
\en Floris 1079; auch der iuf. hat werden: glieonert wer-
den Rein. 2009. Die bedeutung von es scheint in der
niilte zu schweben zwischen pras. und prät., und baid die
eine bald die andere: es onlwiset Maerl. 2, 449; es glie-
screvcn, ghebleveu Rein. 5, 6 ; es ghesciet 115: es ghesenl
Floiis 1373; es ghedaen Rein. 1695; sui ghehort Rein. 16;
sidi verbannen Rein. 2735 ; begraven si Floris 885 ; om-
berecht sI Rein. 124. Darum ist aucli sclnver anzugeben,
wie von waert sich tvas unlerscheidet : ghe]>«nt was Rein.
450; was ghegrepeu 694; was gheboreu 798; gheniaect
was 452; was gheten Floris 1079; was gheuonieu Rein.
80 ; versamet was Rein. 57. Das part. wurden laUt sich
ebensowenig als im ndid. beifügen , aviiler in selbständigem
sinn, z. b. vrient worden beni Rein. 2778. Diese mund-
art setzt auch hliven auxiliarisch = werden , und damit
scheint sie zumal gern das priis. ind. zu umschreiben : blift
entert Rein. 4046; blift gliehunt Floris 3196; hievet on-
begrepcn Rein. 199; aber auch blef = Avaert: blef ghe-
vanghen Rein. 683 und im inf. oubegripen hliven Rein.
4452; bliven onbescoren Rein. 4228.
Nnl. worden und zln ganz auf nhd. weise, jenes um
das priis., dieses lun das prat. zu bilden: Avordt gevonden
(invenitur), wierd gevonden (inveniebalur), es gevonden
worden (inventus est), was gevonden worden (inv. erat),
sancliilcetur im gebet des herrn: wordc geheiligt.
Allfries, wie irihd. brezen wcrlh (frangilur) l'r. 19;
lat werth (ducitur) As. 19. 87; werlh urwunnen (coii-
vincitur) As. 21; werlhe wrwnnen (convincatur) Rr. 21;
wrwnnen werthe (convincanlur) ; Avarth cboden (mandalia-
lur) As. 3; warlh cniahad (aL'di(icabalnr) As. 3. 5; is escri-
\in (sci'iplum est) As. 1. 6; ekeren si (ek'clus sil) As. 13.
biwernad is Br. 23; send urbeden (prohibiti sunt) As. 2;
was escrivin (^scr. erat) As. 6.
Die ags. auxiUaria lauten veortllian und vesan ^ mit
Avelchen eben wie im allfries. und nihd. veriahren wird,
veordhe fundcn (invenior) ; veardh funden (inveiüebar) ;
eom funden (inventus sum); veardh funden (inveulus eram).
gleichwol scheint aber auch, wie im alts. und ahd., eom
lündcn zuweilen invenior, is funden invenitur auszudrücken
R
j ,S riiij tir/wr sidz.
iiikI außerdem kann iliirch ein drillos LilfsNvorl heon (das
nur der priis. loiin liiliii^ ist) das ful. oder das piäs. iim-
sclirleben worden: beo Inndcn (inveniar oder in\enIoi)
beo {;ef)llcd (saliabor oder salioi) bydb oiiiilcd (inccndiliir).
das priis. pass. bal dcninacli ilreilachc geslall, auch im Inf.,
CS vs'ird sich aber iiir einzelne deid^niider nianelies l;esün-
dcre ergeben. Die engl, spräche iolgt, abweichend von
der ags., ganz der Iraiiz. eini-ichlting : l nm nanied (uo-
minor) l was nanied (noniinabar) I have been nanied (no-
niinalns suni) 1 had beca named (noniinaliis erani;. das
ags. veordlian i'^t erloschen und wird selbst Iiir den sinn
des franz. dcveiiir durch becunie verlrcten ; im allengl. be-
stand es, auch noch in seiner auxiliarbedeuliing, z.b. worlli
ysene (videbilur) Hörn 686.
Alln. bilden vern und verdha die passivimischreibuiig,
nacli ags. und nilid. weise: verdlir l'undinn (iuvenilui) vardh
fuiidinn (inveniebainr) er fiindiini (invenlus est) var fiuidinii
(inventiis fuil). luigleich häufiger erscheinen jedoch in SaMii.
edda die mit Vera als die jnil vcx'dha. gelidh verdhr (com-
meinoralvir) 67^; verdhr unifarit (agilur) 67^; verdhr skö-
piidh (creatur) 18 1^'; verdhr audhit (praedestinalur) 184'';
verdha borinn (nasci) 173^; rädhit verdha (consilium dari)
178^; gelit verdha (dari) 137^; vardh alinn (alebatur) 36^.
belege I'iir vcra stehn auf allen blättern: er uiidinn (cir-
cumvolutus est) 7^; brunninn er (igne absumptus est) 17'^;
reyiulr er (probalus est) 20^; gefin er (nupla est) 20«;
drucldt er (bibiluni est) 20*; er a^tladhr (fato decrctus est)
176*; er thakidhr (tectus est) 41^; ero taldar (nunieralae
sunt) 4^; ero kvedhin (canta sunt) 30^; var borinn (na-
Ins erat) 6'^. 34''; var ordhinn (factus erat) 2^; var druckit
(bibituni ciat) 18^; var lagidlir (positus erat) ib^ \ vferi
scnpudh (( reala esset) 34''; varc seiuh- (missns fui) 64'' u.
s. w\ r3as übergewiclit der umsclireibungen mit vera läßt
nicht bezweifeln, dai) ihnen auch nicht selten die bedeu-
tung der mit verdha zusteht, z. b. er thakidhr gewährt den
sinn tegitur, heitinn er vocatur; da avo durch das prät.
ein anhaltender, dauernder zustand bezeichnet wird göht
es über in die bcdeutung des präs. man kann sagen, wo
thakidhr er dem nhd. bedeckt ist entspricht, drückt es te-
gitur, wo es dem nhd. bedeckt worden ist gleichsteht,
tectus est aus.
In den neunord. spraclien sind diese mnschreibungen
dadurch beeinträchtigt worden , dai^ sich aus einer alin.
niedialform eine unorganische passivform erzeugt hat, von
verhii/n. geiius. passiiMun. j(^
der Icli Im verfolg liandeln werde. Neben ihr besieht nun
aber aucli in der isl. schwed. und dän. spraclie die Um-
schreibung. Im isl. geschieht diese durch vera unil verdha,
doch mit der ab-\veicluing vom altn. Sprachgebrauch, daU
vera präs. und prät. , verdha das Tut. bildet: em elskadhr
(amor); var elskadhr (aniabar); heii verit elskadJir (ama-
tus sum); hafdhi verit elskadhr (amatus eram) • vcrdh
elskadhr (amabor.) pras. und prat. stimmen liier volsig zu
der engl, einriclilung luid entfernen sich von der idid.;
die präsensbedeulung von em elskadhr ergab sich aber
auch leicht aus der schon im altn. häufigen. Die Schwe-
den geben ilir präs. pass. fast nur durch jene meiiiairorm
und lieben es nicht zu umschreiben, das iniperf. können
sie durch vara oder blifva umschreiben : jag var älskad
(amabar) oder jag blef älskad ; das prat. pcrf. jag har varit
älskad , oder jag har blifvit älskad, das plusq. jag hade
varit (blifvit) älskad. Die Dänen umschreiben, neben der
Mnedialform , gegenwart und Vergangenheit mit den iüHs-
wörtern vrtre , vorde imd hlive: jeg vorder (l)liver) elsket
(amor); jeg blev elsket (amabar); jeg er vorden (^hieven)
elsket (amatus sum); jeg har väret elsket (amatus sum);
jeg var vorden (bleven) elsket (amatus fui); jeg havde
väret elsket (amatus fui.) für das perf. und plusq. slehn
ihnen also zwei Umschreibungen zu, eine der nlul. , die
andere der schwed. analog. die mit vorde scheinen ger-
manismus , und sind wenig im gebrauch.
ühersicJit der ahgehondelten ausdiüche ßir das passivmm
datiir : datiis est :
golh. gibada ist, vas, varth gibans
ahd. ist , Avirdit kepan was , Avard kepan
N. wirt keben ist keben
mild. wirt geben ist geben
nlul. "wird gegeben ist gegeben \vordcn
alts. is, wirlhilh gobhan was, warlh gebhan
mnl. es, blift ghegheven waert, blef gheghovcn
nnl. Avordt gegeven es gogeven worden
altfr. werlli ejeven is ejcven
ags. veordhedli gifen is gifen
engl. is given has becn given
altn. verdhr gefinn er gcfmn
isl. er gefinn hefr verit gefinn
schwed. (gifves) bar varit gifven
dän. bliver, vorder given liar väret given
hieraus ergibt sich das scliwanken und übergreifen dos
Ji 2
'20 einfacher sitlz.
außJrucks \\\o. der hoiloiilung für priis. und priit. "Wir
Avordcn im cap. vom tcmpiis 'selicn , daß da8 aiixiliare we-
san auch z»ir unisclireiljuug der verj^arigeiilieil inlraiisiliver
vciba acliva gchi-auclil %vird, in Verbindung niil; dem nem-
liclien pari, priil. die formel ich Inn gckoninien (veni)
hal aulü'ilich ganz dieselbe zusanujienset/ung Avie die lor-
niel itli bin gilnnden (invenlus sum) ; jene bedeutet: ich
bin (ein gckonuucner, diese: icli bin ein gefundner; der
aclivc sirui jener, der passive dieser beruht also bloß in
der intransiliven und transilivcn kraft der beiden partici-
picn. das franz. je suis venu entspräche einem »inzulassi-
gen lal. vcnius sum, das ganz nalie an invenlus sum reicht,
man denke an das gleicldautende prät. perf, des hil. de-
ponens und pass. ; faclus sum ist so>vol prät des act. lio,
als prät. pass. von facio.
Es war darum ein bedürfnis vorlianden, den passiven
sinn durch ein anderes auxiliare stärker liei'vorzulieben,
als es durch %vesen (sein) gescliah. die meisten dialccle
wühlten dazu das verbum werden, einige bleiben und wo
sie verwendet sind, waltet der passive sinn entschieden,
er ist geliebt könnte aussagen beliebt (gratus, acceptus);
er wird geliebt, er ist. geliebt worden, lassen keinen mis-
verstand zu. gleichwol erscheinen auch active prät. mit
werden und demselben part. gebildet (s. 7.)
Den gang der romanischen spräche nutze ich zur
erläuterung. die lateinische besaß ein organisches pras.
pass., das die roman. töchler falu'eu ließen, gerade wie
das goth. präs. pass. die deutschen späteren. das ver-
scherzte datur zu ersetzen wurde das prät. datus est zum
präs. erhoben, und das ilal. e dato, span. es dado, franz.
est doune drücken nunmehr datur, donatur; das ahd. ist
kepan , isl. er gefinn drücken nun das goth. gibada aus,
nicht mehr das goth. ist gibans *). dieselben deutschen for-
men können aber aucli fortfahren der bedeutung des goth.
ist gibans zu entsprechen, oder in sie zurückkehren, so-
bald ein anderes, noch bestimmteres auxiliare für das präs.
eingeführt wird.
Die litth. und slav. zimge, gleich der romanischen eines
eigenthümliclien passivs enlialhend, umschreiben es ebenso
mit ihrem verb. subst. litth. sukü (verto) sukamas esmi
(verlor); böhm. wolum (voco) gsem wolun (vocor) ; serb.
*) icli erinnere an die vorscliiebung des prät. in das präs. bei der
ganzen zweiten anomalie.
verhiim. gcniis. passiviim. 21
pletem (plecto) sam pleten (plector); sloven. jem (edo) sim
jeden (edoi'). mau sielit also, >vie das ahd. pim kepan ein
präs. sein kann und kein prat. auszudrücken braucht, ^veil
es aber ursprünglicli ein pjat. war, gleich dem lat. datus
suni, so ervvachst die frage, ob jene verschobueu slav. fonneJn
niclit auch auf ein älteres, imtergegangnes präs. pass. hhnvei-
sen? mit der lilth. Umschreibung scheint es anders zu stehn,
sukamas ist ein part. pras. pass. und verscliieden von dem
part. prät. ^pass. suktas, snktas esnii entspricht dem lat.
versus sum; sukamas busu drückt das fut. verlar aus, und
hüsii (ero) darf dem ags. fceo verglichen werilen, das vor-
zugsweise Umschreibungen des fut. geAvährt (s. 18.) beide
aber beo und büsu geliüren zu dem slav. fut. hiidii (ero\
sloven. bum, Avomit wiederum das fut. pass. umschrieben
wird, z. b. bühm. budu wolan (vocaboc) slov. b(jm jeden
(edar). um so näher liegt das ]at. ßo , und die einmengung
unseres werden in passivumschreibung. germanischer ein-
fluU sein mag es, wenn in laleinisclien Urkunden der Lom-
bardei aus dem 9 jh. iccü Jiiint, rectas ßunt für regunlur
geschrieben steht (Lupi 1, 891. 911. a. 879. 881); das class.
liquello , Iremelio läßt sich dabei weniger anschlagen. die
Langobarden hätten also ihr präs. pass., auf ahd. und alts.
weise, nüt xverdan gebildet.
Bei Slaveu und Lilthauern sind diese passivumsclirei-
bungen wenig beliebt ; auch unter uns meidet sie der ge-
meine mann oder braucht sie gar nicht. Vor alters waren
sie selbst in der poesie wolhergebracht, wie die edda, Hei.
und 0. lehren , inid unserer gebildeten prosa sind sie von
jeher uncntbehrlicli gewesen. mit den nhd. worden , und
werde werden, hatte sich aber die altere spräche nie be-
lastet. Eine menge gr. und lat. passiva lassen sich , nach
dem genius unserer spräche , in den activen *) oder media-
len **) ausdruck aullosen.
IMKDIUM.
Das bestimmte passivum war eine Umsetzung des tran-
sitiven aclivums; es forderte jederzeit zwei gegenstände, den
ihuenden und den leidenden, wejui aber nur em sul|ject
•) der brief wird von dir ßcscluieiieii — - du .sclircibst den brief.
unpersönlich : es wird {^cscliriebeii - — nu'^ii stlireibt.
") das wird gellian -^^ das tliiit sicli.
22 ij'mj'dcht'r salz.
ist, das seine ridituiig gegen sicli selbst nimmt, so enlsprlngt
(Ins tnedintn. das medium kann bloU in das unl)cslimmlo
passiviim iil)iMli7igcn ^Yt'l•deIl , nie m das bestimmte.
JMaii liiite sich die bcgiille inlranslliviim mid nicdiiim
y.u mcnycn. das inlraiifeitiv ist die aul keinen andern ee-
j^enslaiul, aucb niclit auf sieb selbst, bezogne llialigkeil.
ein nu'dium mag sowol ans dem transitiv als ans dem in-
transitiv erwacbsen, z. b. das intransitive rulien (7ittveiv)
liilk den medialen ausdruck sich ruhen (nuveod-ui) zu.
Werden transiliva zu medien, so stößt ibr begrif selir
nahe an den j)asslven : icli nenne mich bedeutet last Avas
ich Averde genannt. Wenn sich in spiacben eigne niedial-
formen erzeugen, so wird es leicht gesclielien, dali sie entw.
in eine active oder passive bedeulung ausschlagen: das lat.
deponens liat meist Avieder activen, das nord.pseudo medium
])assiven sinn gewonnen, dem griech. medium ist sein ech-
ter gehalt melir verblieben; zuweilen wird es aber auch
transitiv.
Aicht alle sprachen besitzen für den mcdialbegrif eine
eigne form; eine solclie wird sich zwisclien der, activen
inid passiven in der mitte haltend von beiden einzelne llexio-
ncn entnehmen. Unsere spräche liat kein medium mehr,
es konnte daher im ersten band, bei den llexionen, seiner
Jiiciit gedacht werden, auf welche weise sie den medialen
begrif durch Umschreibung oder sonst auszudrücken sucht,
fällt der gegenwartigen hetrachtung anlicim.
Dem golh. pras. pass. steht keine ^medialbedeutung zu,
luiitada drückt aus er wird geheilk'n, niclit er heilU sich;
wo es auf scharfe Unterscheidung des genus ankommt, ist
gibada nicht gleichviel mit gibith sik. noch weniger ent-
halten unsere Umschreibungen des passivs : er wird gegeben,
V» ard gegeben, ist gegeben w^orden den begrif des mediums.
nur dem j)rät. (ohne worden) könnte zuvrcilen ein solcher
beiwohnen , z. b. ich bin gewaschen aussagen Avas das
gr. XovfUit.
Dennoch haben einige stellen , in Avelchen Ulf. griech.
incdiuns durch golh. passivform zu übersetzen scheint, schon
lauge verdiente aufmerksamkeit erregt. Joh. 13, 35 steht
ufkunuanda für ypo'joovTai, das fut. med. aou yii'üoy.io,
was auch die vulg. durch cognoscent Aviedergiebt; ein etwas
veränderter passiver sinn von ufkxinnanda rr: cognoscimini
ließe sich etwa hören. Drei andere stellen INIatth. 27, 42.
43. Marc. 15, 32 gewähren indessen atsteigadau und laus-
jadau füi' v.aTaßäxvi und ot'OtiüJ'w, wo die unpassivische
bedeutung klar, ja nicht einmal die gotli. passivform vor-
verhuin. genus. niedlum. 23
handen ist, sie würde atsteigaiduu, laiisiaiduu begehren,
elwas anders als der conj. kann liier uiclit gemeint sein ;
Ulf. bezeichnet von keinem inip. die dritte ])crson. slei-
gaduu, lüiisjadaii >yären also ein vom pass. abweichender
tonj. mcdii? ohnehin konnte bei '/.arc.ßä.io) cias gr. acliv
gar niclit zum pass. verleiten, bei Qvoäod-O) versichert das
beigefügte uvröi' , bei laiisjaduii das ina der acliven oder
medialen bedeutung. allerdings hatte Ulf. sich onch der
activcn formen atsleigai und laus)ai bedienen können, wie
er Luc. 19, 4 ai'fßrj iisslaig verdeutscht; schade daß uns
die Übertragung von zatüßi-d^i Malih. 27, 40 und xaia-
(iäro) IMarc. 13, 15 entgeht. Diese sjMiien des goth. vie-
diiims hatte ich bereits 1, 855 hervorgehoben.
Ich werde 1. quiq golh. verbalbildung, die den bcgrif
aber n'cht die form des mcdiuins erreicht, 2. die rellexiven
verba luid 3. einzelne active vcrba, die durch bloße Acr-
änderung ihres sinns der bedeutung des mediums nahe
kommen, untersuchen.
Gotlnsche verha auf NA.
1, 854. 2, 166 ist diese günstige luid wollaufende Wort-
bildung abgehandelt worden, ihr character war die ab-
leilung N, der jedoch kein vocal hinzutritt. aus diesem
grund fallen sie nicht der schwachen conjugation anheim,
die wesentlich auf den vocallauten 1, 0 und AI ])eruhl,
sondern sie gehören , gleich ajulern von einer würzet rein
consonanlisch abgeleiteten verbis, eigentlich zur starken form,
ilu'e präs. llexion ist darimi durchweg stark, für ieden
modus. ihr prät. kaiui nicht ablauten, sei es, weil ihr
]>räs. vocal sich dagegen sträubt, sei es, weil ihrem N andere
Aiin ablaut hindernde consonanten, oder gar mehrere silben
vorausgchn; eine Ursache, die auch anwentlung der redu-
]>lication ausschließen würde, es nuislc also derselbe aus-
weg getrolVen werden, der für die verba zweiter anomalic
gilt; diese haben den ablaut ins präs. geschoben, und bil-
den nun ilir prät. schwachformig. inisere NA ve/ba bilden
es auf INODA. eigentlich sollten sie es auf bloßes JSDA,
w'as aber des weiter vorstehenden consonanten Avegen liarl
Oller unaussprechlich gewesen wäre, warum das der zwei-
ten schw. conj. characteiislische o zwischen geschoben wurde,
läßt sich nicht vollends erklären, i war, daliir luigeeignel,
weil es an die transi-livbegriiie der ersten schw. conj. ge-
mahnt; «, weil es sich nül dem präs. der passiva berührt, es
blieb folglich nur die wähl zN\ischcn o und ai, «welche in
24 einfacher sa/c.
»Ich j)r;it. der 2. .i scliw. coiij. meist iiilroiislllva Ije/eidmen;
(.las u iibiTNVOy.
]Mil ilifscu worlhildmigCM gibt iiiiii 1 H. liUuGg gr. pas-
siv.! wit'dcr, da wo sie »ich in einen medialen begrif uni-
^vandein lassen, die golli. \eiba haben überall intransiliveu
binn. im gebet des hen-n ist veilin.ii uyiacjürjo) -Matlli. <j,
10 und die bcdeulnng des golh. aiisdvucks: emijfaiige weihe,
■wciiie sicli: iisgiilnilh tiiyHTUi Mallli.9, 17 d.i. versehiilU-l
sich; fraqvislnand uiiolovvTui d. i. gehn zu gründe ibid.;
gabalnis 0)rpe}.)^t)-i]'i; Marc. 7, 11 d. i. prolicis; gaskaidnai
yiDQiGih'/ ICor. 7, 11 d.i. discesserit ; fraqvistnani d-noV.v-
/ti&ii Luc. 8, 24 d.i. perinuis; gahailnllh tudi^nfrut IMallh.
«, .S, Luc. 7, 7 d. i. geniset; gahailnuda icc&fjlS\a[lh. 8, 13
d.i. genas; galliaursnoda t^r^ouvO)] INTarc. 4, 6. Luc. 8, 6
d.i. verwelkte; galhlahsnuda ö'ieTv.oüyßi] Luc. 1, 29 er-
schrak; uskeinoda tcfV)] (es steht das part. (pviv) Luc. 8, 8
d.i. keimte, uskeinand izcfmj INlarc. 13, 28; svinthnuda
v/.oi:ruiovio Luc. 1, 80 d. i. erstarkte; infeinuda tniUMy-
yvloUi] Luc. 7, 13, erbarmte sich; iisluknuda uv^oiyd)]
Luc. 1, 64. 3, 21, üfuete sich; iisfuUnOda i'n):>;nd->j Luc."
1, 57, füllte sich; iiUundnan "RVQOvaQai I Cor. 7, 9, sich
entzünden, angehen; gasvinlhnan y.QaTuwidip'ui Y.\)\\. 3, 16
erstarken; nnkilnan fnyulvvdf^Viit II Cor. 10, 15, bei Lu-
ther "weiter kommen.
Einigemal, Avie sicli denken laßt, trift er damit auch
gr. media oder acliva: usmeruuda J>,^^()^f;TO Luc. 5, 15 kam
aus; ailifiiith füret Job. 12, 24 d.i. relinquitur; alUrnuda
tTTtoiaoevGs (es steht das part. d.i. redundavit); usmanag-
iiuda iiTSQi'aoiVoe II Cor. 8, 2 ; gauugnan gataujai TifQia-
oevoc.i I Thess. 3, 12; keinith ßluüTÜrti Älarc. 4, 27.
Stellt man diese neutra den transitiven derselben M'urzel
und dem passiv zur seite, so ergibt sich ein beueidens-
werther formreichthum, der -wenigstens für einzelne verba
dem dreifach entfalteten griech. genus zu vergleichen ^vare.
auka ist uvlävia, aukna cii'^c'.voftai med., aukada ca'^ci-
vofiai pass.
auka aukna aukada
aukis {iuknis aukaza
iiukilh iiuknith aukada
prät. aiauk auknuda aukaus im
aiauhl auknudes liukans is
aiauk auknuda ilukans ist
ebenso verlialten sich:
skaida skaidna skaidada
prät. skiiiskaid skaiduuda skaidans im
verhiün. genus. medium.
25
andleta
prät.
andhiilöt
gataira
prät.
gatar
aüeiba?
pi'ät.
aihlif?
Iralinsa
prät.
fralaiis
giuta
prät.
gaut
luka
prät.
lauk
au d bin da
prät.
andband
intinda?
prät.
iiitaud ?
andletada
andletans im
gatafrada
galaiirans im
allcibada
alUibaus im
fraliusada
fralusaus im
giutada
gut ans im
lukada
lukaus im
audbiudada
audbimdaus im
intindada
intuudans im
andletua
audlelnuda
galaurua
galauruuda
ailifua
allifuuda
iralusua
fralusuuda
giilua
gulnöda
lukna
lukuuda
audbuudna
audbundnula
iutundna
iutuudnuda
wobei wahrzunehmen ist, daß die von ablautenden verbis
gezogenen intrausitiva jederzeit den pluralablaut, und in
den angeführten heispielen überall kurzvocalischen anneh-
men; daher auch von gataira nicht gaterna, sondern mit
dem participiallaut gataurna entspringt, so möchte auch ga-
vakna (excitor, evigüor) , wenn es aus vaka, vuk erwächst,
sich auf das part. vakans beziehen. Warum nur hat das
starke dishniupa (rumpo) ein inti-ansitiv dishnaupna (rum-
por) hergegeben statt dishnupna? Oft entspringen aber
solche intrausitiva gar nicht aus andern verbis act., sondern
aus adjcctiven, z. b. \eihnan (sanctificari) managnan (nuil-
tipücari) mikilnan (magnilicari) miuznan (minui) ganohnan
(abiuulare) fullnan (implcri) aus den ad), vcilis, manags,
mikils, miuniza, ganohs, fuUs ; obgleich wieder in auschlag
gebracht werden muß, daß neben ihnen schwacli form ige
transitivabestehn: veihan (consecrai-e) mikiljan (magnificarc)
ganohian (facere abundantcm) fulljan (iniplere); warum nicht
managjan (multiplicare) miiizjan (niiiiuere) 1* wenigstens l)e-
zweille ich, daß ein vcrbuni auf NAN aus adj. hervorgehe,
dem nicht zugleich ein Iransitivum oulsprache; nicht aber
wird aus jedem transitiv der schluß auf das iiUransitiv
kihuien gezogen werden. Also ergeben sich auch hier für
die drei genera:
fullja fuUna fulljada
fullcis fulhiis fuUjaza
fiiilcith fuUnith fuHjaila
fiillida fulluuda fullilhs im
veiha veihna veihada
priit.
2(> c'uij'iic/icr Satz.
velliuis veilinis velliaza
veilüWlIi veiliiiilli veiliad.i
])r;il, voili.iiil.i veiliiioda veiliuillis im
so (lali l)ci allen iniraiisilivcii dieser arl ein gewissoi" ver-
halbf'zutj iiiclil in alnede i;('.slelll ^vel•de^ mag. aus sl.';rUeii
vcrbis llielieii sie unmillelhar ah, aus sclnvadicn . schciiil
es, nur wenn ein adj. ins spiel tritt. Der adjecllvischeu
ist aber die größere zahl, folglich der, welchen schMadilor-
mige traiisiliva zur seile slehn , vgl. noch thaursus (sicciis)
galhaursjan (siccare) galliaursnan (arescere); svinths (forlis)
gasvinllijan (corruborare) gasvinthnaji (corroborari) ; liails
(sainis) hailjaii (sanare)h;iilnan (sanari) ; gabigs (dives) gabigjan
(ditare) gabignau (dilari) und sicher viele ähnliche. Aus den
seltnei-en , die sich von stai'ken vcrbis herleiten, ^vage ich
keine andern starken verbis zur seite stellende zu folgern;
ihrer müsle sonst eine anselmlichere menge erscheinen.
Da neben usgeisnan (stupere) ein usgaisjan (slupefacere)
auftritt, so ließe sich ein verlornes geisan , gais vermulcn;
richtiger aber scheint es ii^giiisian in usgeisjan zu emeu-
dieren: denn neben geisan sollte es gisnau heißen, da selbst
jenes hnaupnan nur ein gaisnan rechtfertigen könnte. Aus
gauipnan (moerere) folgere ich ein verlornes gancipan, ga-
naip ; kaum gab es ein adj. nips. am sclnvierigsteu fallt
die ableilung von keinan (pullularc) und infeinan (misereri),
in Avelchen man ieiclit intransitives N erkennt; nach dem
starken part. priil. uskijauata (fvcv Luc. 8, 8 ist zwar ein
keian, kai, kijum, folglich ein feian, fai, fijum zu mut-
maßen; dann aber fragt es sich von neuen), -warum nicht
kiuau, infinan, vielmehr keinan, infeinan gebildet wurde?
wahrscheinlich entsprang et aus ij (wie sonst aus ji, sokeith
für sukjilli), das j in kijuiii, lijum wurde eingesclioben, um
den i-laut zu bewahren und nicht ein diphthongisches kium,
fium zu veranlassen.
Diese untei'suchung hat uns in die formlelire zurück-
geleukl, icJi möchte an meiner darstellung der llexionen
1, 854 das berichtigen, daß sich das dort augesetzte part.
prät. veihnölhs durch keinen beleg beweisen liißl. aus
Marc. 1 , 10 usluknans G'/i^o((!:'vov^ sollte man gar ein
uslukns 5 verschieden von dem jiart. der starken fonn ns-
lukaus folgern? lieber bessere ich in jener stelle usluka-
nans, denn der bedoulung nach müsten beide pari, priit.
zusammeutreireu , und die inlransitivbildung scheint gar
kein part. prät. (das part. pras. veihnands, uslukuauds.
mauaguauus ist unbcdcnklic])) zu zeugen.
verbuin. genus. inediu/n. 27
Sie zeugt nocli ^veuige^ aus sicli ein passivum , das
allen iiilrausitiveu widerstrebt, neben aukna bestellt ja schon
ein aukada , und bedeutet liaulig dasselbe ; wie wäre ein
auknada niüglicli? das seltsame allifuanda Job. 6, 13 niuü
schreibfebler sein f. anifnuda.
In den erörterten gotb. verbis auf NA steckt , wenn
auch keine niedialforni , ein gewisses gefiibl oder naclige-
fiibl des niediunis. warum sonst liiitlc sieb ilirer Ulf. so
häufig für das mediale passiv bedient? er setzt oft hart da-
neben seine passivform, z. b. IVlattb. 9, 17 gabalrgada,
entAV. "weil kein gabaürgnan üblich war oder die dativ-
setzung sich nur mit dem passiv vertrug. Unstreitig aber
hat die häufige an^Yendlu^g dieser inlrausitiva beigetragen
zum seltnerwerden der passivform.
Die altn. spräche bewahrt ähnlich gebildete intransitiva,
z. b. slitna (rumpi) klofua (findi) hnipna (moerere) hnigna
(decrescere) vakna (expergisci) batna (melius se habere)
und wiederum aus adj. geleitete : hardua (durescece) sorlna
(nigrescere) vgl. 2, 170. Allein ibnen entgeht die goth.
eigenthümlichkeit der starken jjräsensdexion , man con-
jugicrt hnipna, hnipnar und nicht huipu , hnipnr, was
nicht wol auszusprechen wäre, dann scheint aucli nicht
jedem ein transitiv zur seite stehend , also die medialwir-
kung schwächer, obgleich sich kliufa (lindere) und klofna
(fmdi) völlig zu einem goth. kliuban und klufnan lial-^
len ließe.
Reflexive verha.
In allen sprachen kann ein verbum durch beifügung
des persönlichen prononiens auf sich selbst zui-iickgewie-
sen werden , nemlich des pronomens Avelches der person
des verbums im satz entspriclit. das subject des veibums
Avird dadurch zugleicli sein nächsles objecl. aus dieser
zurückrülirung erwächst kein formelles medium, nur ein
inalcrieller ersatz dafür. Die zuriickfidirung setzt ein noch
iinhestimnites aclivum voraus, das eben erst durch sie be-
slinmil werden soll, ein schon für ein anderes (i])U'ct be-
stimmtes verbum lälU sich in kein medium wandeln, so
wie kein medium in ein bestimmtes passivum übertragbar
ist. der medialbegrif: ich nenne mich steht gleich dem
unbestimmt passiven : ich wei'de Igenannt. der bcgriC des
bestinunlon activums: ich neinie dich muß sich in ilcn be-
slimiul [)assiven vuuselzen : du wirst von jnir genannt, das
von mir ist tlabei unerläßlich.
0,3 einfacher salz.
J"Ho dorn medium iialiirliclic imbcstimmlliclj oilcr oh-
iocllosinkcil briiii^l aber inil hieb, d.ili auf der die sleile
lies iiiediuins vorlicicndeii l)e/ielning des persünlitben jiio-
iioineiis y.ii sciiiciu subjcct /.f'//t ««c/u/i-urA: liege: denn sonst
bleil)l die Ijoilciitiing acliv. /.. b. der salz: er tödlet sieb
(inlerlicil sc ipsnm) ist kein medialer und darf nicht mit
dem passiven: er -wird gelödlet tauscbeu , Aveil bier daran
gelegen ist, diu liandbing liiblbar auf das subject zu be-
zieben, cinzelno siilzo küuncn medial oder acliv zu neh-
men sein, den umslünden nadi, und auch hieraus ergibt
sieb das vielfach« iiberslreifen des mcdiunis in acliven otler
])assiven einn. IMaa pllegt nhd. im medialen ausdruck das
be/.üglicbo pronomcn unbelont zu lassen, im acliven zu
belonen , z. b. icb nc^nne micb bedeutet Jiominor , ich nenne
mich nomino mc; er furchtet sich bedeutet er empfindet
furcht, er fürchtet sich, er fühlt sie vor sich selbst, diese
wahrnehnuuig ^verde ich hernach für das angelehnte und
verwachsno pron. nützen; zu ^vünsclle!^ wäre, daß man
auch die unjjetonlbeit oder nündcrc belonung des media-
len pronomens aus den älteren dialecten erweisen könnte.
Wir lernen hieraus, das medium ist eine gelinde , milde,
poetische bervorhebung der Innerlichkeit des verbalbegrifs,
iHid desto leichter begreifen wir, Avie durch sprachversvil-
derung die organische form für diese ausdrucksweise zur
seile gestellt und aufgegeben werden konnte, die go wohn-
liche herbere spräche bedarf ihrer nicht.
Das sie erselzeu helfende pronomen laßt sich sowol
trausillven als inivansitiven verbis lünzufügen. bei translli-
ven geschieht es am gewöhnlichsten und nur auf sie be-
zieht sich der vorhin entwickelte unterschied zwischen
belonung oder uichtbetonung. tritt das pronomen zu in-
transitiven , so steht es fast pleonaslisch und könnte ent-
behrt werden , ohne daß sich die meinung bedeutend än-
derte: es ist dann eine zugäbe von leiser wirkung, wie sie
dem wesen des mediums grade entspricht, an den transi-
tiven aber dämpft es den activeu sinn und erzeugt erst
den medialen.
Solleu einige hauplvorstellungen angegeben werden , de-
nen das medium zusagt, so sind es die verba: gehen, kom-
men, wenden, ruhen, stelm, sitzen, sprechen, freuen, trauern,
reuen, zürnen, scliämen, fürchten, kleiden, waschen, baden
und ähnliche, in ihnen allen liegt der begrif wiederho-
lenllicher, täglicher, einfacher handlung, die sich auf das
subject zuriickbezieht.
verhiim, gf^iius. medium. 99
Bei einer lüstorisclicn daj'slellung der wichtigsten re-
Jlexivverba muU das augenmerk vorzüglich auf die intran-
siliva gerichtet sein ; die reilexiv Averdeuden transitiv a las-
sen sich nicht zahlen und verstehen sich mehr von selbst.
Die goth. spräche zeigt uns zuvorderst am deutlichsten
den unterschied zwischen reilexiv gesetztem dat. oder acc.
Den dat. des persünl. pron.*) verwendet Ulf. gewühn-
lich bei dem anomalen 6(j (foßtofiiai. ni ugs tluis! fiy
(poßov Luc. 1, 13. 30. Jüh. 12, 15; ni ugeitti izvis! //?^
(foßr^d-J-re INIatth. 10, 26; ni ugeith izvis! pt) (foßeioOs Joli.
6, 20; uhta sis Iffoßtlro Marc. 6, 20. t(foßi;x)')] Joh. 19, 8;
ohtedun sis t(fnß}^&')-ociv Marc. 4,41. Joh. 6, 19. ffpoßovvio
Marc. 16, 8. Joh. 9, 22. einigemal conslruiert er den acc,
der Sache oder der andern person hinzu, wie im gr. gesagt
wird (foßilo-Qal iiva.'. öhledun sis agis, {'(foß/jO^jaav qoßöv
Marc. 4, 41; ögeith izvis ins fny] (poßi^^i^TE aviovg IRlatth.
10, 26. Die entbehrlichkeit des pron. und die Zulassung
des bloß activen ausdrucks ergeben folgende stellen: ög
ffoßovficu II Cor. 11, 3. 12, 20 stalt og mis; ogs ! (foßov
Koni. 11, 20; ni ögeith! jurj (poßeiode Luc. 2, 10; ohteduu
agisa mikilanuna i(foßt]&'};GCiV (fößov p^yav Luc. 2, 9, wo
auch der dat. der Sache statt jenes acc. nicht zu überse-
hen ist.
Bei fai'irhijan erwartet man gleiche construction , auch
heißt es ni faurhteilh izvis ! fiij iy.d-ufißi-iG&e Marc. 16, 6 (16,
5 ^^edafißr^di'üo.v durch usgeisnödedun , so frei ist die
goth. spräche); aber ohne pronomen: ni failrhlei! fir] fpo-
ßov Marc. 5, 36; hva faürhteith ri diiioi tais JMatlh. 8,
26; ni faürhliaina firj deiXtaTO) ioh. 14, 27; faiu'htidedun
£(poßr^drjGuv Luc. 9, 34.
Denselben dat. zeigt Jravaürlijan ufittQtelv: fravaürhta
mis ^j/ncfnov IMaltli. 27, 4. Luc. 15, 18. häufiger ohne
das pron. fravaurkeilh ! uficiQTuviTS 1 Cor. 8, 12; ni fra-
vauikjuid! /tu} djiiaQrarf.Te I Cor. 15, 34. Eph. 4, 26; fra-
vaürkjai u/iÜqt)] Luc. 17, 3. 4; fravaürhta i';/iiaQT£V Luc.
15, 21. Joh. 9, 2. 3. I Cor. 7, 28; fravaurhtes ö'jfiaQTes
I Cor. 7, 28 ; ihaim faura fravaurkjandam toi^; 7rQ0)^jtiC(Q-
i7;z6ai II Cor. 13, 2.
Marc. 2, 6 wird das gr. medium diaXor^iL,ofievoi aus-
gedrückt durch tlunjjijandans sis ^ Luc. 5, 21 aber d'taXo-
•) ninti knnii sich diesen dat. hi-i allen liier anfnerüliitcn intransi-
tiven verdeulliclien diiroli die umäclirciliiiiig: für sicli, bei sitli, in sich,
mit sich.
30 eiiifdchrr Sdtz. '■*
j'i'^.'nDra l)Ioß durch lliagkjan, Jaic. 3, t.5 <hu).oyfl^oiii'j (ov
tliircli lliagkjaiulani, Luc. .5, 22 ()tu?.oyiun&c durcli hillini;-
keilli, 11 Cor, 3, 5 loyiaunOct durcli lliaykjaii , 11 Cur. 10,
7. 11 }.oyi^{'oDo) durcli lliagkjai.
(ivllliau, sü1)ald der sprcclicnde seine worle an andere
richtet, siehl nicht medial, \venn' er iiu't sich selbst redet,
kann es sis zu sicli neluiien :* gaqvelhun sis, avi'tTtO-tiuio
Joh. 9, 22, gleichsajii conslituerant apud se.
In einer zweifelhaflen stelle Luc. 17, 9 iba tliank thus
fairhaitis skalka, /ly yuotv i'yei T(ö d'ov/.oj scheint thus
wegen des rolgenden dat. der andern persoii Avcnig passenil.
doch sagt mau auch gr. yaoiyioO'Ui nvi ii und das me-
diiuu yuoli^ojiiai wäre tiiaidv. niis fai'rhäita. Bei aviliudu,
dem gcwüalichen ausdruck für evyuoiatto) , finde ich nie
eiu solches pron.
leihvau sis davaicaüdai INIalth. .5, 42, aber leihvand
davsii^ovGi Luc. 6, 34, richtig unterschieden, das act. d'u-
veiC.v) ist Icihva, das med. dureH^Ofiui leiliva mis. das lat.
depoii. muluor enlspricJit dem leihva mis, nuituo do dem
leihva.
samjan sis eyngoGConr^aat Gal. 6, 12 , in der vulg.
hloU placere. dagegen samjaudaus agtazoi Col. 3, 22.
(jatdxjan sis oirpfj.fiod-ai. Luc. 9, 25, die parallelstelle
Malth. 16, 26 Diangelt, das activ^ wrpeXeiv ist iMarc. 8, 36
gegeben buljan.
gatxtiididt'dnn sis VTreOTQeipav Liic. 2, 20 ein fehler,
man bessere sis in sik.
Da wo bloß nns oder izvis vorkommt, bleibt es nn-
siclier ob der dat. oder acc. gemeint sei , z. b. bei miin^
döth izvis ay.oTieire Phil. 3, 17, sagte man mundo mis oder
mundo mik für caveo mihi, ich wahre mich?
Überhaupt aber ist der reflexive acc. häufiger, (jo'fddju
sik GVViQyeTcu IMarc. 3, 20, gewöhnlicher steht iddja ohne
sik, die bloßen intransitiva gagga , inngagga reichen zur
Übersetzung der gr. media i'^yo/iac, elgfQyofiui aus.
auch qviman , vielmehr ganviniau sik läßt sich nur
einigemal aufweisen: gaf|vemun sik GVP7;y&y IMarc. 5. 21
Gvvv.yovTCii ]MarcT 7, 1. sonst thut das einfache uubeglci-
tete qviman denselben dienst.
atnehvjan sik, h/y'i^eiv . atnehvida sik i'-yyr/.s Luc. 10,
11; nelivjandans sik iyyluovtes Luc. 15, 1; doch blolks
atuehvida -ijyyiKE Luc, 10, 9. dies verbum scheint allerdings
viel transitiver, auch das transitive gavandjan entbehrt
verhuni. gejins. medium. 31
kaum (las sik: gavaiicljai sik Luc. 17, 31; gavandjaina slk
]Marc. 4, 12; gavandjauds sik Marc. 5, 30. 8, 33. JMatth. 9,
22 ; vaiuljands sik Luc. 7, 9 ; gavandida sik Luc. 1, 664
4, 1 ; gavandideduii sik Luc. 2, 39. 43. 45 und so lies
Luc. 2, 20. gleichwol stößt man II Cor. 3, 16 auf bloßes
gavandeith tmaroiunj und erinnert sich des medialen oiQe-
(peodcii , des lat. \ ersari u. s. w.
skäidan kann intransitiv und transitiv gedacht werden,
das medium wird durch sik hervorgehoben : afskaidith iz-
vis, acfooio&'/^Ts II Cor. 6, 17.
idrei(j6n sik, bereuen, idreig^j mik /tiSTavoM Luc. 17.
4. fisTapeloftui, II Cor. 7, 8; idreigu sik /iieTCii'Oj'^ny Luc.
7, 3. unmedial ausgedrückt: idreigulli! ft^Tavotlxs Älarc. 1,
15; idreigunds fterufiehi&ei'c: Matlh. 27, 3; idreiguda peze-
ft€X6^ii7-v II Cor. 7, 8; idreigudedeina /'eTcröj^onv Mntih,
11, 21. /neravoi^owai IMarc. 6, 12; gaidreigudedeina fura-
voi]Gav Luc. 10, 13. Das eine der übersetzten gr. verba
ist act. , das andere med., also darf" auch der deutsche
ausdurck schwanken, ohne sich dabei nach dem gr. zu
richten.
shaman sik ciioyvviadai: skama mik uiayivojKat huc.
16, 3; skamaith sik iii(iiGyvrd-r,oeTui INIarc. 8, 38. Luc. 9,
26; skamuidcdeima ims (puderet nos) II Cor. 1, 8. bei die-
sem verbum, so intransitiv es ist, wird das prou. scliAver-
lich fehlen.
thrafstjan sik SuQGeip. thrafslel thuk ! 'd^üoGei JMatth,
19, 2. 22. Marc. 10, 49. Luc. 8, 48; ihrafsleilh izvis! -d-dQ-
Gdrs Job. 16, 33. sonst transitiv und -n c.Qcr/.a}.üi' , nccQu/tv-
delGd-c'.i ausdrückend (Luc. 3, 18. Job. 11, 19. 31), daher
für den medialen sinn das pron. imcnlbebrlich.
allis sik gatharhith (? gatbarbailh, wie abd. darpet)
nüvTii fyy.QaTf.verc'.i I Cor. 9, 25, vulg. ab omnibus se
abstillet, das gr. med. i^yy.Qurevoftai spricht für tharba mik.
alla (jctkunmin sik faura imma, vTtOTc.yy avTtp ta
nävra I Cor. 15, 28; fjakanu sik v^ioTayilGirui ibid.; in
diesem merkwürdigen ausdruck scbeint das sik enlbclirlich,
denn Gab 2, 5 liest man (jaknnlhcdum ufluuüvein , ei-
^afiev 17] vnoTuyyj, vulg. cessimus subjectioni. das active
vnoTccGGSfV wirti sonst haulig ufbausjan, ufbnaivian über-
setzt, gnkann nük oder auch bloßes gakann bedeutet also
cedo, fi'y.M, gakunllia 6i"^u , ich stehe nach, weiche, bin
untergeben, gehorche; wie verhall sich dieser sinn zu dem
einfachen kann, oid'a^ gakann würde seiner bildung nach
32 eiiißtcJicr aalz.
sich dorn gr. m'ij'0/()u vcrj^lclclion, ^vas aber aiifidnickt : icli
vvciliiiül (laniin. sa^l gaUanii niik ans: ich weiU oder l)fUciiiie
inicii iiiilerllian';' tlciii jnücliligcn gegenüber, fai'ira iinina.
Das inodiiiiu fvö'vottaO-ui glebt Ulf. diircli das lilof^e
vtisjan, >vol)ei dann das gr, im acc, sk-licnde uh'iccl in den
tiat. kommt: gavasjam sarvam linliadis ird'voo'j/tida tu
'ÖjiIu tov (fO)Tfjg liom. 13, 12; Jivc vasjaima? r/ ']ifQtßu-
)M/i.£t)a j IMatlh. 6, 31; live vasjailh zi ird'vGi;o&s IMallli.
(), 25. vasjan stellt aber auch acliv für ivövtiv INIallh. 6,
30. IMarc. 15, 20 und darum kann das med. wiederum
lauten gavasjdii .s//i JMatth. 6, 29. Auf dieselbe weise Avinl
mit ijaUumün verfahren. gahaniuth friuijin! i-i'dvnuaOe
tov -/.vQiov liom. 13, 13; gahamulh Jiiujamma ivd'vnc'ciieroi
IUP viov Cül. 3, 10; gahaniulh thamma niujiu mann iv-
di'(Jiio&(u TOV aairov ävdQomov Eph. 4, 24. (jahamon
sik: gahamölh Izvis sarvam iv^voao&s T)]v TiavoTiliuv
Eph. 6, 11; gahamöth izvis usbeisnein , kvdvoaad'e pir/.oo-
'dv/iuiV Col. 3, 12. das active gahamuu kann natürlich
auch passiv gesetzt werden: Christau gahamudai siiuth Xot-
tjTüV ivsdvüuüOs Gal. 3, 27; sijuima gahamudai brunjun
ivdvoafnvoi ■Oc'xjay.a I Thess. 5, 8; in diesen beiden letzten
stellen dürfte ebenwol gesagt sein gahamolli, gahanium oder
gahamulh izvis, gahamum uns. Bei oßhiupjaii sik u':i !■'/.-
d'vaaö&ai finde ich objectiveu acc. stall des dativs ; afsluup-
jaudans izvis thaua fairnjan manuau Col. 3, 9.
sUduleilijan stellt immer ohne pron. , wie •d-ciVfiu^fiv
activum ist, im fut. 'd-uv/Ku.Go/iui aber medial wird; das
lal. nurari und ahd. sih wuntarun siud medial.
anadriifkau sik /tied^'/oHeod-ai, ulul. sich betrinken, ni
auadrigkailii izvis veina , jtit} /te&vGzeüd^e oi'ro) Eph, 5, 18.
Die zahlreichsten belspiele bieten sich dar für den fall,
wo entschiedne trausitiva durch zufüguug des pron, in
den inedialausdruck umgesetzt -werden, und dann gr. me-
dia oder passiva wiedergeben: gasandjau mik nQOTcefi-
fpd')]Vca II Cor. 1, 17; galaugnida sik Luc, 1, 24; ataugida
sik Luc. 9, 8. I Cor. 15, 8; bairhtei thuk silban Job. 7, 4;
ik hauhja mik silban Job. 8, 54 ; invagida sik silban Job.
11, 33; skaflida sik Job. 12, 5; gafalh sik Job. 12, 36;
varmidedun sik Job. 18, 18; gasatideduu sik ICor. 16 , 15;
galulgiand sik Rom. 11,23; haunjan mik Twneivovadv.t
Phil. 4, 12; uslutoda mik Rom, 7, II; huiliau sik Ltic. 6^
18; gabaftida sik Luc. 15, 15; galisand sik Luc, 17, 37;
galesun sik JMarc. 4, 1; galaisida mik Phil. A, 11 ; gaslei-
thilh sik IMarc. 8, 36 u. s. w.
varhu/n. ge/ms. medium. 33
Wenn sicli zum verbiim aucli ein niclil reflexives pron.
selzeii läßt, so ist es transitiv; wenn es nur ein rellexlves
verträgt, iniransiliv. man kann sagen ik liailja thiik ; aber
qvinia tliiik, skama thuk waren oline sinn.
lc]i mache benierklich , daß Ulf. das re flexi vpronomen
fast überall dem verb. unmittelbar nachsetzt^ nur ein ein-
zigesmal stand sik gatliarban f. gatliarban sik.
Ahd. intransitiva mit dem prouomen.
Eigen ist das vorkommen eines reflexiven gen. bei ver-
bis , die sonst diesen casus objectiv setzen, zilon sin (at-
tendere): iro zilulun (attendebant , curabant) 0. II. 14, 11;
zilu dtn ! (festina) 0. III. 2, 19; zilut iuer liera! (tendile
huc) 0. II. 14, 4cS; Sin zilola (festinavit) 0. III. 17, 44;
gewölmlicli steht bloßes zilun , gizilun , ohne pron. 0. lY.
4, 6. 14, 9. 36, 17. ilan sin (festinare) : sie iltun iro (fe-
stinabant) 0. V. 16, 9; ile din ! (festina) W. 17, 14, sonst
bloß ile! W. 33, 13; genug belege für ilan gibt Graff 1,
226 fl^ so scheint auch einmal IN. den gen. statt des dat.
beifurhten: furhtent iro selbero (timebunt) ps. 51, 8, zu
verwenden *).
Der dat. steht sonst noch überall bei forlitan (liniere.)
ni forhti thü thir! (ne timeas) T. 2, 5; ni forhti thir!
T. 3, 4; ni forahtet ir iu ! 0. 111. 8, 29; ne furhte ih mir
des leides (noii limebo mala) N. ps. 22, 4; ne fnihtcn wir
uns (non timebimus) N. 45, 3; ziu sol ih mir furlitcn?
48, 6 ; sie forhtou in (trepidaverunt timore) 52, 6 ; sie ue
forliton in (non timuerunl) 77, 53. in beiden lelzlon ci-
taten ist in der dal. pl. eis , welcher ahd. bekanntlich den
verlornen goth. dat. sis ersetzen muß. das pron. unlcr-
bleibt, sobald das verbum transitiv steht, z. b. N. ^is. 3, 7.
13, 5, 21, 26. irl'urhlen (revercri) construierl N. mit dem
acc. irfurhldn sih (revereantiu") ps. 34, 4. 39, 15. intralan
(timere) steht meines wissens bei 0. immer nur transitiv
I. 13, 15. 27, 11. II. 6, 17. IV. 1, 16. 20, 7.
Auch bei borgen (cavere) hat N. den dativ: porge dir!
(cavc tibi) ps. 74, 7 ; feruer bei (feliirmcn ((juiescere^ : ge-
hirmeda imo (((uievil) N. 75, 9; doch 57, 8 bloßes gehir-
nvent (ccssanl) ; hei (jihoren (audire) : ih kehure mir (au-
•) oder nimmt er iim ohjectivei? wie er 22, 4 snjrt: fiirlite ili mir
«les leides, liiitte er auch jenes aiisdriicken köniHMi: liirliteiit in (sihi)
iro. wo zwei reflexive pronoiniiiii in einem satz stelin ist dns erste
rellexiver, das zweite objecliver, z. b. ili .senmt-n niih mfn (ich scliiinie
mich meiner); ohifjes zilö din, ili diu! lälU »ich aber Uiim erweitern
in zilu dih din, ili dih din!
c
,34 euijdchcr scilz.
(Hain) .S4, 0. ViCi ivarlcn (ca\cYv,: ^varl('l in! (.jltcnJIlc)
T. 33, 1. 44, l. 0. II. 23, 7; ihaz wir uns warlrii (ut
caveainusj 0. III. .5, 5. belog«; liir ilas bloße warlcu, ohne
pron., bei Grall' I, 950.
Das nicht rein aliil. Ilikl. lietl gewälirt den dal. in
zwei nicrkwiiidigen nillcii , bei ivesuu und ivilan : du bist
dir spaher 37; iU ini \m}1. 12.
Den acc. finde ich a!id. bei pruttaii (tcrrerc, liirbaiej:
ni brutti thili imiates (noli timere) 0. 1. 5, 17.
pelyan sih (irasci): ue bilg dih ! (noli aemnlari) N. ps.
37, 8; pelgeiU iuli ! (irasciinini) N. ps. 4, 5; i)ilget er sih
(irascetur) N. 7, 12; sih gibilgit (irascitur) T. 26, 2; balg
sih (iratus est) T. 10, 1: irbilgest du dih (irasceris) l\'.
78, 5. 79, 5; sih beige (irascalur) 1^.2, 12. Ebenso sih
zurnan gl. mons. 364; bei 0. transitiv, ohne sih, IV. 30,
6. 3.5, 2.
fveivan sih (laelari) l'rewi dliih ! (laelare) Is. ; bei N.
liäufig: IVewo ih inih (laelor) ps. 12, 5; frewent sih (lae-
lantur) 5, 12. 14, 7; ebenso bliilan sih: sih bilden (lae-
tenlur) 0. 1\'. 37, 36; blidtim siii (laelabantur) 0. 1. 17,
55. mendan sih: sih nienden (laelentur) 0. IV. 37, 35;
ist sih nicndenti I. 4, 32; uieudet sich (laelalnr) W. 55, 9;
mendent sih (laetantur) W. 78, 3. Dagegen steht gifehan
(gaudere) intransitiv, ohne pron. T. 4, 2. 21, 6. 96; gleich
dem gülh. laginou, das weder sis noch sik zu sich nimmt.
intdan sih (vereri, sich seltenen, schämen.) farmul dih!
(latita) Diut. 1, 499»^; ni nuduh mih thero worto 0. IV.
5, 8; er sih fon in firmeid 0. V. 10, 21; ni meid sih (non
erubuil) 0. I. 11, 38; miden sih (erubescant) IV. ps. 69, 4.
Nicht anders das gleiclibedeutige scameu sih ; schameen
sih (erubescant) Is. 5. 2; scameien sih N. ps. 34. 4. 39, 4.
70, 13.
arciueman sih (pavere) : ircham sih (formidavit) N. ps.
118, 161.
pichndheii sih (agnoscere) bichnaan sih (agnoscaiit)
Is. 5, 2; sih bikuati (agnosceret) 0. II. 6, 43. pideiichan
sih (cousiderare) sih bithähti 0. I. 23, 12.
piheizan sih : sih biheizssit (confitebitur) Is. 2, 2 ; I)i-
hiaz sili 0. III. 25, 22.
chlafjoii sih: Idagöut sih O. II. 23, 23; chlagöt sih
N. ps. 128, 1.
xveinon sih: sih weinot 0. IV. 7. 37.
puozau sih (emendari) sih buazla (ihat büße) 0. I. 23,
iG; biiazet iuih 0. I. 23, 55.
verbitin. gerius. ineduim. 35
rechan oder recchan sih. ue rechent iuuih! (uolite
peccare) N. ps. 4, 5. was lieiiU das eigentlich;' ps. 140^ 2
stellt recclie sih üf, dirigatiii-.
farsehaa sih (confidere). sih ferselient (coiifidunt) ps.
~> —
tviintaröti sih (iiilrari.) belege bei Graff 1 , 903.
kdhon sih (festinare.) gAliut siti. N. 7, 12.
huoliichön sih (gloriari.) guollichunt sih. N. 5, 12.
sih Jhiohiren (consolari) 'J'. 10, 2.
forligan sih (moechai-i) : ni forligi ihih ! T. 28, 1.
wanan (sperare) hat kein pron. rell., wol aber piwänan
sih (seciim reputare): biwanen niih 0. I. 25, 8.
Das sind die Avichligsten beispiele , die mir einfallen;
des sih neben entschiednen transitiven gibt es eine größere,
keiner aufzählung bedürfende menge.
Man sieht, daß das ahd. pron. häufig schon dem verb.
vorausgeht , d. h. sich nach dem allgemeineren gesetz der
ahd. Wortfolge richtet, vermöge dessen es beim imp. noch
immer nachsteht.
Mhd. weiß ich den reflexiven gen. bei zihi und üen
nicht nachzuweisen, beide stelin ohne pron., doch halte
ich ein mhd. ile din ! für sehr möglich, in Lampr. Alex.
3271 findet sich: daz du din zomvis (ut festines); Ms. 2,
56'' zoitge din! 2, 81^' zoncjt oucli iure!
Der daliv dauert noch bei /«»'/t/eu fort : nie ue forhle du
dir!, cod. vind. 653, 108*; nie ne vürhte dir I Iw. 516; ir
ne dürfet iu forlitea Diut, 3, 106; si vorht ir Ms. 2, 185^
Wigal. 6448. noch kein fürhleu sich, wol aber ein iutrans.
bloßes ich lürhte Nib. 55, 3.
dat. liei stän : ich stuont mir fsleli) Ms. 1, 38|^; wozu
man halle: ich slief mir (dormivi) Doc. misc. 2, 7.
Der acc. noch öfter, sich zürnen (irasci) zornile sich
Roth. 1639; meist bloßes zürnen INib. 119, 1. 394, 19.
809, 4. 1495, 3.
sich vrömven (gaudere.) ich fröu nn'ch Nib. 156, 3;
freuten sich Nib. 440, 4; ich vreii micli Ivv. 1754; vreute
si sich l\v. 2670.
sich khujen (queri) klagen sich Bari. 34, 40 ; klagete
sich ((|uesla est) Flore 1872; viel häufiger bloßes klagen.
sich schämen, mac ih mih scamen Alex. 3251; si
schämte sich Nib. 1622, 4; schämt er sich Tw. 3499. 6313;
hat man sich verschämt Ms. 2, 198'\ sich miden (absti-
nere) well ir luclis nihl mulen Nil). 1758, 4; der mellene
du dicli vcrniil. cod. i)al. 361, 74^\ bloßes mideu Iw. 1100.
bloßes (jähen und wwnen.
C 2
36 ein /'(tclier so/l.
Beaclilenswcrlli siml f<)li;on(1o, iiitlit in icliinilid. doiik-
Dialern , soimIcim mir in luke, JSigenol, AIoioll um! Ila-
beiisclil. iioiiiiisc lu! fornieln , die; sich dann aiidi in das liel-
denbvicli und eine lis. der jNib., den alhiechiischen 'J'il. und
sonslwo eingostldiclicn haben, sie bezeiclinen den volks-
niaUigcn slil des 14. 1') jli., klingt-n niederdeutsch, begeg-
nen aiu b blüU für das jcllexiv der drilteji person, d. Ii.
nie inil mich und dich , nur mit sich , ^veiches sich viol-
leichl mehr der nlid. dal., als der inhd. acc. isll' auch be-
schranken sicli alle mir zugiingliclicn beispielo auf die IJJ.
priit.
sprach sich ^^lo([uulus eslj TSib. 1386, 1, 1423, 1 nach
der hs. D; Kab. 268; Ecke H. 6. 47. 48. 267; Sig. L. 23.
27. 34; Otnil im hehlcnl). 9 (niclit bei Mono); WoKdiel.
143. 187; lied vom all. Iliid.; Albr. Tit. 19, 122.
ivas sich (ruiij Kcko I;. 2. If. 35; Sig. L. 14; was sicli
»nimiiezec jMorult 1707; ilcr was sich von ciclude Albr. Tit.
22, 29; sich vvas JMs. 2, 233^
h/cz sich (vocabalur) Kcke L. 1. H. 2.
xvard sich : ein buch das ward sich funden. Oln. ein-
gangs; es ward sicli ein bucli funden. Wolfd. eingangs;
du wurden sich diu nia^re kunt gelau Morolt 2979.
Nhd. hat der gebrancli des reflexivs noch melir abge-
nommen: gen. und dat. kommen gar nicht meJir vor, ziem-
lich bei fiircliten steht jetzt auch der acc. sich furchten :
icli fürchte mich, du fürclitest dich, und waluscheiidich
wurde dieses aufgeben des orgaii. mir, dir herbeigeführt
durch das auch zum dat. erhobne sich. Nothwendig ist
das pron. noch in sich schörnen , sich freuen , sich er-
innern , sich besinnen , sich ivundern , sich wenden,
sich spulen , sich rühmen , sich kleiden , sich waschen^
sich nennen (vocari , gemein auch sich sclireiben) u. a.
IN'icht mehr zulassig in meiden, zürnen (doch sich erzür-
nen), büssen , tvähnen. Beide weisen treten ein bei etVeJi.
und sich eilen j ruhen und sich ruhen (bes. sich ausru-
hen); nahen und sich nahen. lu den volksmundarten
stölit man noch oft auf intransitive rellexiva, z. b. er er-
schleicht sich, er heisst sich, er iveint sich u. s. w. ;
Volkslieder tles 16 jh. bieten manches dergleichen dar, z. b.
Försters frische liedlein : er redt sich (loquitur) klagt sich
(c|uerilur) trabe dich rüslein ! (currilo.) ^Merkwürdig ist
noch ein andrer zug der gemeinen Volkssprache: sie pHegt
gern das rellexive sich auf die erste und zweite person
des pl. zu erstrecken , d. ]i. für uns und euch zu brau-
verhiun. genas, medium. 37
cliei), z. b. wir bedauken sich, wir liabeu sicli gefreut,
ihr habt sich gewundert; vielleiclit auch für mich und
dich y doch ^vol seltner.
Die alls. spräche der Hei. zeiclinet sicli aus durch häu-
iige auwendung des reilexivunis bei intransitiven ; die ab-
wt'icliiuig vom alid. tritt hier um so starker hervor, da
ilas eigenlliclie pron. der dritten pers. niangell , also das
golli. sis durch inui und iru, das golh. sik durch ina, sia,
it ersetzt werden nuiU , und desgleichen im pl.; einem goth.
ohr würden die folgenden formeln seltsam gekhuigen haben.
Ich sclücke die accusativisclicn , als die seltneren, vor-
aus, hcilg ina (iratus est) 156, 10; xvendid ina (vertit se)
135, 4. 137, 12; sie ni mugun sie anthehhien (non pos-
sunt se sustinere) 86, 16; that sie sie tjerewidin (ul se
praepararent) 129, 23.
Dativisclie: was im (fuil) 31, 18. 35, 22. tvas imu *)
125, 12. 129, 17. 141, 18, namentlich auch bei dem pas-
sivauxiliare : was imu bewunden (circumvolutus erat) 125,
12; siu ivas iru widowa (vidua fuit) 66, 16; ic hiian uii
andiahtman (minister sum) 64, 12; bist thi (es) 175, 15;
wärun im (erant) 35, 9. 121, 13.
(juemau : cjvunum im (venerunt) 36, 4,
faran: fuor im (profectus est) 34,6. 171, 10; im förun
(proi'ccli sunt) 176, 9.
(janffun: g^ng imu (ivit) 33, 24. 34, 16. 61, I. 73, 1.
130, 14. 137, 2; im nahor geng (propius accessil) 64, 4;
gang thi hol hinan! (sanus exi) 119, 7; ganga imu (eat)
119, 20.
(jiwilan: giwel imu (ivit) 60, 21. 63, 18. 65, 21. 66,
4. 70,13. 113, 16. 119, 16. 128, 3. 13. 143, 19; im gcwet
70, 2 ; im ford giwet (abiil) 34, 5. 69, 20; inui up giw^t
129, 16; glwilun im (iverunt) 110, 1. 112, 9. im Hild.
lied stellt blol^ unreilexives gitveit (ivit.)
sithon: mäht thu thi sitliun (ire potes) 65, 15.
scridau : scrid thi! (progrcdere) 32, 17.
stüfan: inuj gistcg (ascenilil) 130, 15.
siitan: sat im (sedil) 38, 16. 19; sat imu 130, 16; sd-
inn in» (seilerunl) 35, 9. HO, 19.
slandan: slud inui (stclit) 72, 23.
andfddan (timere) : im anih-iedi (tinierel^ 4, 4; im
andrcdin (limercnl) 68, 22. 120, 18; andiadad iu ! itimote)
57, 24. 58, 4.
') im tiiiil iiiitt für den dat. sg. sdiwankeii,
39 einfacher salz.
hebhlan: sie habl)iatl im liiillicn liiii;! (aiiliiio siuil «liihio;
113, 1.5; Jiabdim im mordliugi (nctcm meditaljantiirj 129,
5; liabde imii grimmen Imgi (dira medilahaliii) 141, 17;
liabdiiri jm gewiii inilvil (rct^islere conaJjaiitiir) 130, 11.
Uhhiaii (vivfie): imu iiiahli lil)bicu 123, 13; inusti iimi
libbicn 125, 21.
■vvuniau (habitave); imu -svnnude 128, 3.
Ist in den drei folgenden stellen das im von bigan ab-
hängig oder von dem nacbslebenden iiifiniliv? im thero
dadeo bigan wundrun 4, 22; bigan im llienkcan 9, 24;
bigan im samnun 34, 15.
Vcrmiscble fälle: linudun im (discebanl) 115, 14; mende
imu (pulavit) 138, 13; wisse imu (scivit) 139, 12; feng
imu (copit) 36, 3; fiscudun im (piscabantur) 34, 20; -will
iniu sine iiiman (pocuniam acceplurus est) 140, 3; scoldi
sokicn imu (qnaesituriis erat) 137, 16; sukiad iu Cquaerite)
59, 8; ic mi gicus (elegi) 5, 3; girurun im (elegcrunl) 35,
17. in melirern der letztaiigefiilirlen beispiele lielie sich
ein lebhafterer daliv, ein casus commodi, annehmen; allein
auch der reflexive sinn genügt.
Ags. verhält sich alles beinalie ebenso ; doch -wird der
mediale ausdruck in B. und C. seltner angewendet als
im Hei.
für den acc. habe ich mir nur zwei fälle angemerkt,
vendan und restan. vend the! (verte te) C. 56, 28; vende
hine (vertebat se) C. 34, 33. restadh incit! (mancle vos
duo) C. 174, 19; hine reste (recjuievit) C. 95, 25. gerade
so sieht auch altfries. hini reste (quievil) As. 2.
Dativ, vesan: sceal vesan liim on vynne (laetabilur)
C. 23, 29.
qcvitam gevut him (profectus est) C. 106, 30. 125, 23.
126, 21. 130, 27. 174, 26. B. 466. 3202. 3803. 3924;
liim gevat B. 51. 1317. 2471. 3202; gevilon him (profecti
suntj B. 599. 2243. aber auch bloß gevilan.
tredan (calcare) : him gräsmoldau träd. B. 3758.
hveorfan (vertere) : hvearf him C. 29, 8.
ondrwdan (limerej: ic me ondr.xde (timco) ps. 3. 5.
118, 120; ne ondrcxde ic me nan yfel ('nulluni malum
limeo) ps. 22, 4; ve us ne ondrcxdadh (non timebinius)
ps. 45, 2; no he him ondred (non timuit) B. 4689: ondre-
don him (linMierunt) C. 53, 15; ne thearft thu the vilit
ondraiclan (nc linieas) C, '>?,. 15.
vitan: visie him (novit) C. 29,. 2.
verhimi. geiius. medium. 39
x^ndere intransitiva stehen ohne pron., z. h. vuntlrian (nn-
rari). Auch die engl, spräche meidet bei intransitiven das
reflexiv, man sagt: go, wonder, dread, fear, turn, reniem-
ber, rejoice, oder be rejoiced, be ashamed, l)e glad. bei
transiliven ist das pron. aber nölhig, z. b. 1 dress myself.
3iiil. beispiele des rellexivs habe ich nur einige aufge-
zeichnet; es -wird nocli andere geben, doch ist kein hem
bei Avas oder spräl\^, in solchem sinn, zu spüren.
verhehjhen (irasci) : verbalch hem Reiu. 2641.
scamen (vereri): scaems hem (schäme sich dessen) Reiu.
2232; scaemde hem (schämte sich) Rein. 1200.
ontsien (timere): ic ontsie mi (timeo) Floris 863; oii(-
sach hi hem (timuit) Floris 1399 ; hi onlsiet hem (timet)
Stoke 2, 503; doch ist das pron. zu eulbehren, Reiu. 53
bloßes onlsiet, Floris 3306 bloßes oulsach.
vei'stoten (tremere): versliet hem (conlremuit) Floris
3304, wonebeu das synonyme versat (entsetzte sich), statt
dessen auch ^vol versat liem stehn dürfte.
Nnl. ist statt hem und haer ^vieder ein reflexives zieh
eiugefülu:t (1, 539.) man sagt: zieh schämen (vereri) zieh
ontzetteti (sich entsetzen) zieh verzettelt , auch v,o\ zieh
ontzieii, daneben aber bloßes ontzien uud bloßes vrezeu.
Ungleich wichtiger für unsere ganze Untersuchung stellt
sich das alln. rellexivum, welches dem verbo beständig
nachgesetzt und angelehnt zu einem eiuverleibten , veikiirz-
len luid unabtrennbaren sufllx gcAVOrden ist. in den andciu
dialccten, wo die Stellung des pronomens schwankender
und wechselnder ist, hätte das sullix nicht so leicht enl-
spriiigen können, im altn. aber hat sich aus der mischung
des pronomens mit der activen verbalflexion eine schein-
bare conjugationsform ergeben, durch abkiirzung imd ent-
slcllung der suflixe ist die unbestimmte, feingefärbte me-
dialbedculnng allerdings noch besser, als durch die nhd.
unbetonllieil des pron. erreicht, längst unbetont muste es
auch schon im alln, gewesen sein, che es zur anlehnung
geschickt worden komile ; das i)ron. wirkt fnst nicht mehr
an sich selbst, sondciii nur als grammalischer beiielf.
y.s ist aber dabei auf niehr.'ache weise verialuon wor-
den, die eine und älteste art hat beschi-änkUn lunfnng;
sie ist nur in den edtlaliedern, nicht einmal bei ilen spätem
skalden, geschweige iu der |jrosa zu treH'eii. 8ie bezieht
sich (im jeilexiven fall) lediglich auf die eiate person. das
rejlexive inilx wird in m/< (oder mc) verUiirzl und mittelst
40 ei/tfaclier sutz.
des eiiii;cscliübnoii vocals o an ilen coiisoDaiil der erslori
pcrs. {^elicl'lf't. das gilt cigcullicli mir vom präs. und prril.
slarkcr coiij.; in der scliNvaclieii aber nmU der vocalisclic
aiisgaiig iler ersleii pcrs. in beiden leni|). sich von ieneni o
absorbieren lassen, ohne das eingescliallele o ^värc das suKIx
in der slarkcn form nicbl avisziispreclien gewesen; in der
sciiNvaclien billle sich mc an tlie vocalisclien ansgango der
llexion schlieUen mögen; n>an siebl, daß die starke form
den ton angab, zugleich niul) das zwisclientretende o ^- u
den wurzelvocal « in ö lunlauten *). hiernach \Yird man
die folgenden belege leicht fassen.
ouuik (metuo, timeo) Sa-m. 42^ 2.53», dem sinne nach
ganz das golh. og mis; hrcedhomk (mcluo) 182* 253*:=
linndha mik ; ulhromk 217*=idhra mik, golh. idreigu
mik; hoilomc (glorior) 261'^; r«(//iomc (consilior) 24. 25.
26. 261»=^r<e(lh mik, den grund des medialen ansdrucks
lehn das lat. deponens; vihiomc (desidoro) 138^ = vilnamik;
thikhjovih (arbilror) 182'; dijljomc (celo) 253^; siamc (cir-
cumspicio, mcluo) 42* 162^, gleichsam ich sehe mich um,
caveo mihi; letotnc (ich liol^ mich) 23^; helomc (ich hIeU
mich) 47'* 221''; v d nun k (im, alls. was mi)26l»; hiKjdhomk
(arbilratus sum) 188» =^ hiigdha mik; löydhomc (posui)
23^ =^ lagdha mik '•^'' ).
Eine andere, gleich alte, äußerlich mit der vorigen zu-
sammenfallende, aber völlig verschieden entspningne weise
ist bisher, wie mich dünkt, noch nicht richtig aufgefaßt
worden, sie gilt bloß für den fall, wo die I pl. den dual
ausdrückt; dem ausgang om wird dann ein k hinzugefügt,
welches aus dem acc. dual, okkv {ro)'i') erwächst, alle mir
bekannten belege gehen die 1 dual. ind. oder imp. an:
') einige betracliten diese prima sg. auf omc als eine pliiraiform,
der man nur die bedeutung des sg. überwiesen habe, erklären sie also
fius Olli , mit einem suflix. dann würde die annähme eines eingeschal-
teten vocals enti)elirlicli. Diese deutung weist al)er den nahliegenden
und wnlirsciieinliciien einfluß des pron. mik völlig ab und versteht
selbst das übrigbleibende c niclit, davon abgesehen daß es seltsam ist,
der 1 sg. ihre eigne form abzusprechen und für sie den pl. herbei-
zuliolen.
*') dieselbe form kommt aber au<h zum vorsciiein für den niciit-
reflexiven, unmedialen fall, wenn d;is omc einer driften person (niclit
der ersten suffigiert wird, z. b. breniwmc feldr (uritur mihi vestis)
40a; eronic Hell (est mihi solHtiuni) 841»; slondontc til hiarta hiörr
(stat mihi in curde gladius) l.S(;i; ,\lir oc undir slddliomc iötna vegar
(supra et inlra me steternnt giüMiituin viae) 23b; liier müste aulgelöst
Verden: brennr mik feldr, er mik liiu ». s. w.
verhiini. genas, medium. 41
eromc (siimiis ambae, Fenja oc Menja) Gruttas. 1. 15*);
vitelomc! (colloqiianuir, Vafthi'iulhnir ok Gängrädlir) 33^';
tfönijotncl (cliscetlanuis , Grimnir ok Hripiidlir) 40^; sMl-
jomc ! (discedamiis , Gripir ok Sigurdlir) 179^; hittomkl
(conveniamus, Helgi ok Atli) 144''. Ließen sicli , was ich
bezweille, falle dieser lorm liii' den pl. anfüliren, so würde
sie aus dem siiiTix des pl. pron. oss nicht können gedevilet
warden ; ebensowenig mag ich annehmen , tlaü sie aus dem
ornc des sg. erweiternd und unorganisch auf den pl. über-
tragen sei. vielmehr unterscheide ich jenes o-mc von dem
eben erklärten om-r. Der reilexive plural sollte niclil
anders endigen als auf oms (omz) , nemlich das s aus oss
Oj/tiäg) entnehmend, wirklich scheint mir diese form in
dem vöromz (caveamus) Hyndlul. 29. 32 ed. hafu. gewahrt,
Rask liest 117'^ 118^ vörunzt, verderbt, ich kenne jedoch
nur den einzigen beleg, und nelime ihn nicht für vöi'omz =
vöromsc **).
Wie verhielt es sich aber nun mit dem rellexiven aus-
druck für die zweite und drille person ? was jene betriff,
so kenne ich in den quellen durchaus kein suffix, das sich
mit dem pron. thik, yckr oder ydhr berührte. Desto häu^
liger erscheint es für die dritte pers. und lautet sc, wel-
ches sichtbar aus dem acc. sik entsprungen ist und ganz
dieselbe Verkürzung, die jenes wie für mik, erfahren hat;
schon die ältesten hss. kürzen das sc, sc noch weiter in
bloßes z ab. die anlehnung dieses sc , z absorbiert in der
111. sg. präs. ind. den conson. r, überall sonst ergeht sie
auf das leichteste, weil alle übrigen dritten personen vo-
calisch auslauten.
Das wichtigste für unsere Untersuchung bleibt aber
einzusehn, daß dieses sc odera, organischer weise nur für
die dritte person eingeführt, in der edda kaum auf die
erste angewandt wird, die sich ja ihres eignen sufiixes be-
*) eromc lese ich mit einer von Tliorlaciiis angeführten hs., Her
selbst den (acliven) pl. eroin vorzieht, und Rask (Sn. 147) ändert
ohne notli in eru.
**) häufiger ist lunz für die 1 sg. tliikjnniz ec (\ideür) 97l>; ihot-
tnmz (videbar) 16» 22'' 2:u;i; li-<Iludiiinz (luitabam) 12;'>i, lauter
luisverstandnisse und schroibft.'liler für thikjunic, tliottunic, ludludunic.
das foli^t recht klar aus dem utircllexiven lükiiniz (pepulerunt me)
112''. \s 'S iiiclits anders sein kann als räkunik d. i. rako niik. AVolito
man lin ituinz nelinieii iVir tlintUuuse, so .«.clieint die anwendung des
xc iTi. die erste pers. iil)erl;aiipt erst später und so selten, daß ihr
nicht auf einnud fünf boispiele überwiesen werden k(>nnen, die sicii noeli
anders aiiblegou lassen.
42 eiiij'aclier salz.
dient, daß also omc und .sc glelcli/oillg nebeneinander be-
sleiin und sicii in verscliiedene porsonen iheiien. alle blaller
der cdda zeigen das aiigeieiinle z liir die drille person in jedem
modus, leinpus und nunieius; kaum fiir die erste. liUflhz
(dicit) 105«; seiC (circumsincit, cavet)220'^; iez. (in gleicher
bedeutung) 143»; hijyz (arbilralur) 143''; snyz (verlitur)
8^ 196'; J'tjUiz (injplet se, iinpletur) 6*; ln'Jiz (elevalurj
8^; snüüz (verUinlur) 156''; Inttuz (conveniunt, treuen
sich) 9'^; minnaz (recordanlur) 9^^; hrwdhaz (meluunt) 8»;
tjvathz oder yyrti (loquuUis est, sprach sicii) 14?'' I62^,fanz
(inveniehalur) 1»; tetz (ließ sich) 161'^ lezk 260''; settiz
(selzlc sich) 138»; säz (circunispiciebant se) 134»; yettuz
(consiliati sunt) i^ 2» 5''; hilloz (convenerunt) 2»; (jen-
goz (giengen sich) 5^; thötluz (videbanlur) 232'' auch oft
fiir den inf. : beijaz (pugnare secuin) 7^; hreeähaz fme-
tuere). alle diese formen sind leicht in ihre beslandlheile
aufzulösen.
Hiernach lassen sich nun golli. unangelehnle formen
den alln. sufligierleu zur seile stellen:
c[Yilha mis
qvilhilh sis
qvithus ugk
qvilham uns
qvilhand sis
qvath mis
qvalh sis
qvethii ugk
qvethum uns
qvethun sis
idreigu mik
idreiguth sik
idreigus iigk
idreigoni uns
idreiguud sik
idreiguda mik
idreigoda sik
idreigudedu ugk
idreigudedum uns
idreifiudedun sik
qvedhonic
qvedhsc (qvedhz)
qvedhonic
qvedhomz
qvedhasc (qvedhaz)
qvödhomc
qvadhsc (qvadhz, qvaz)
qvädhomc
qvadhomz
qvadhosc (qvadhoz)
idhromc
idhrasc (idhi-az)
idhromc
idhromz
idhrasc (idhraz)
idhrödhomc
idhradhisc (idliradhiz)
idhrödhomc
idbrödhomz
idhrödhüsc (idhrüdhuz)
nicht alles wird sich hier nach der strenge belegen lassen,
z. b. der günstige zwischen dem sg. prät. qvödhomc *) und
*) das \oihi.i 6. 4ö angei'ülnte väioiuc sollte freilich vöronic lauten.
verbuni. getnis. medium. 43
dual, qvadliomc vermutete unterschied; im ganzen stellt
aber die theorie fest.
Zugleicli leuchtet aus den niitgetheilten beispielen , und
aus andern hervor, daß die bedeiilung der ahn. formen
ganz dem medialen ansdruck entspricht, den Avir im golh.
ahd. alts. und ags. rellexivum walirgenonnuen liaben. nir-
gends wahet ein streng passiver sinn, d.h. der niclit in den
medialen aufzulösen wäi'e.
Mit der zeit aber treten Veränderungen ein , für form
und bedeutung.
Das suffix sc oder z beginnt um sicli zu greifen, ein-
mal muß man zugeben, daß es auch für die zweite person,
bereits in der edda, erscheint, vermutlich am ])latz einer
alleren, verdrängten, deren characler th war. thu tldckiz
(videris) 167^ ITSt^ 176^; thöltisca thü (nou videbaris) 68»;
tJiihkiz er (videmini) 221^; m'mzlu (recordaris) 268'^*);
nälgazhi! (appropinc{ua) 47^; überall ist hier durch das
beigefügte pron. alle Zweideutigkeit gelioben. Sodann suffi-
giert der inf. allenthalben sc oder z, auch da wo die zweite
und erste person gemeint ist; ich habe bei den inf. nie das
suffix oinc oder mc wahrgenommen, obgleich es früher
zulässig gewesen sein mag. nam ec fvievaz oc vel hafaz
(coepi prosperare et bene me habere) 28"; nuuitu lemiaz
(coutunderis) 144^; hveljaz lezt (incitarl te passus es)
187'^; ydhr siazc (vos meluere) 143''. Diese gewohnlieit
wird denn auch endlich den Übergang auf die erste pers.
herbeigeführt haben: das einzige mir bekannte belspiel ist
ck minuiz (recordor) 138'% vörumz und ihultumz sind
vorhin (s. 41. 42) beseitigt worden.
In der Island, spräche liat sich nun onic völlig verloren
und sc (oder z) in ein suffix st verwandelt, welches un-
gcfühlt allen und jeden personcn hinzugefügt wird und statt
der wärmeren mcdialbedeulnng eine abgezogenere auch hier
für das beslinunle passiv güllig wertlende erzeugt. Die
entspringende form aber ist günstig und abwechselnd; in
jedem tenipus lallen alle drei personen des sg. zusanunen.
Die starke conj. zeigt, z. b. in takast (capi) folgende
formen :
präs. tekst pl. lökumst prät. tuUst pl. lukumst
tekst takizt lukst loUuzt
lekst lakast tukst lukust
•) iji-azlu (dixisti) 15-1'» kann nieiliale oder auch aclive form sein,
<la die 11. piiit. nct. q\nzl tür qvatlil bekeiunit.
44 el/ijacher satz.
])r;is. laklst pl. lokiunsl piül. locklsl pl. ktkurnst
cunj. lakisi lakizt kckist t</;kuzl
takisl lakisi tcckisl la-kusl
Die erste scliwailie l)ci kiii/silbiyeii :
präs. lel.sl pk h'ljiimtil pia(. laldist pl. lültliinist
telsl leli/.t talJist tüldu/.t
telst tcljast taldist töldust
conj. iclist pl. leljiitnsl prät. leidist pl, lelduiiist
Iclist lelizl leklist lekliizl
telist lelist leidist teldusl
bei laiigsilbigen :
präs. brennist pl. brennurnst prät. brendlst pl. brendun)sl
brennist brennizt brendist brenduzt
breniüst brennast brendist brendiist
tonj. brennist pl, brenniinist priil. brendist pl. Ijre/uhinist
brennist brennizt brendist brenduzt
brennist brennist brendist breiidust
Die zweite sclnvaolie aber:
präs.kallast pl. külhinist prät. kalladb ist. pl. külludhunist
kaUast kallizt kalladhist kölhidhuzt
kallast kaUast kalladhist külhidhnst
conj. kaliist pl. köllnnist prät. kalladliist ])1. köiludiiunist
kalbst kallizt kalladhist külhidhuzt
kaliist kalbst kalladhist külludhust
Die unlersclieidung zwisclien zt und st in der II. und III.
pl. macht man abhängig von dem ih der II. pl. act. , wel-
ches th mit dem sudlx st in zt verschmelze. Aniier den
inf. alast , teljast , brennast, hallast , die überall mit der
III. pl. präs. ind. zusammentreden . gibt es noch ein sulli-
giertes part. präs. und ]>rät. alandlst, teljandist, hrennan-
disty kallandist j takizt , talizt , hrenzt und hallazt. das
scheinen aber später aufgedrungne formen, keine echte,
die A'ier letzten passiv betrachtet sind sinnlos oder übcr-
Ilüssig, da schon takinn, talidhr, hi'endr , kaUadhr den
passiven sinn enthalten, der also jiiclit erst oder nochmals
durch das st ausgedrückt zu werden braucht, um des ein-
zigen hefir vauizt Saem. 276^ müste man den Gunnarsslagr
für ein neues machwerk erklären. Alle mit st suffigierten
part. präs. xintl prät. enthalten also keine passive , sondern
nur mediale bedeuliuig, und gewähren insofern eine schick-
liche, brauchbare form.
Es versieht sich von selbst, tlali die alln. spräche über-
all wo das reflexive pron. , /u transitiven gesetzt einen
nachdrücklichen, unmcdialen siiui liabcn soll, d. h. überall
perhif/n. geniis. medium. 45
\vo das nliil. rellexiv betoni bleibt, Jlir pronomen getrennt
setzt, und die suffigierle loriii vernieidel. dies iietreniite
pron. ist, wie im golh. , der dat. odei- der acc. , das suffi-
gierte schien nur der acc. So heiik es z. b. bi'egdlia ser
(mutare se) (jlöra ser (facerc sibi) Iiafn ser (liabere sibi)
was sich niclit in bregdliaz, giuraz, halaz umsetzen ließe,
Nialssaga cap. 1 liest man (itti ser (habuit) lek ser (lusit),
verscliieden von utlist (habebatur) lekst (hidebatur). ec
Jordha iner bedeulet caveo niilii und fredich wird das
(neuere?) ec fordhast nicht viel anders aussagen. Sami.
223^ von Brynhild: adhr sik tnidhl((dlii nia>kis eggiom
(antequam se mediam dissecaret gladii acie); liier liegt auf
dem sik ein Ion, und es steht auch voiaus, niidladhiz \\iirde
den sinn scliwachen. (jörd/nr thik fra-gjan (darum te fe-
cisti) 155* starker als gürdliisc. aber die grenzen der be-
deutungen verlaufen oft iu einander.
Verfolgen wir die geschiclite dieser form auch In der
schwed. und dän. spraclie , so ergibt sich ein noch ent-
schiedneres verhärten des urspi'ünglich medialen ausdrucks
in den passiven , dergestalt daß er mm auch für viele fälle
gebraucht werden kann, in welchen altn. die s. IS geschil-
derte passivumschrcibung halle nuissen zur anwendung
kommen, ich will zuerst die form erwrigen, aus der aller-
dings etwas geworden ist, warum die übrigen ilcutscheu
dialecte die nord. zu beneiden haben.
Das Isl. harte st ist ganz beseitigt luid bloßes 5 ange-
nommen worden, das jenem alln. z naher sieht, während
st seinen msprung aus sc nicht verleugnet, schon die all-
schwed. und alldän. gesetze zeigen dieses s überall. Da
die aclivlh'xioncn , gegen die isl. gchallen, im schwed. und
dän. belrächllich mehr abgescldiUen sirul, so ej'geht die
anfügung des suffixes desto leichter, ja die formen sind
dadurch gefälliger gewoiden. doch fallen sie im dän. all-
zusehr zusanuncn , das schwed. hält eine glückliche mitte
zwischen bedeutsamkeit der flexion und wollauliger er-
■weichung; einige stufen und Übergänge lassen sich hierbei
nachweisen; allschwed. dcnkmäler des 14.15 jh., wie sie
der I pl. ad. noch ilcn ausgang om l)c\valuen (l, 998)
bilden auch die sufligierlc form aid" oms , lagoms (capimur)
togoms (capli sumuis) kallojns (vocaiiun-) Ualladoms (vocali
sunuis), wälii'ontl spiiiorhin die erste pei'son ganz den aus-
gang der drillen empliingl. einen beleg gewährt z. b. die
um 1.^90 ins schwed. übersetzte \ila Anscharii (Holm. 1677)
p. 19 slyggioms (deleslanuir). auch behauplcu die IIJ pl.
46 c'lilfdcJirr Hdlz.
j)räl. der sclnvnclion conj. , \\\c der slarken, clii; onilung
OS, z. b. löddos (liniohniil) eheiulas. 111 miU ^lall iIcs spate-
ren es pllegt is /u yellcii.
Sclnvcd. starke conjiigalion , tagas fcapi):
präs. lages pl. tagas prat. logs pl. logos
tages tagoiis togs togens
tages tagas togs togos.
erste scliwaclie conjiigalion , brännas (iirl) :
präs. bränncs pl. liriiinies jjrät. bräiidcs pl. l)r;-indes
bräiiiios brämiens brändes ])r;indens
briinnes brannas briindes brändes.
zweite scliwaclie conjugation, kallas (vocari):
präs. kallas pl. kallas prüt. kallades pl. kallades
kallas kaliens kallades kalladens
kallas kallas kallades kallades.
nicht unvorllieilhafte im dän. verloreu gegangene Unterschei-
dung einzelner euduugen.
Dän. starke conjugatlon : tages (capi)
präs. tages pl. lages prät. togs pl. toges
tages tages togs toges
tages tages togs toges
erste schwache , braunes (nrl) :
brännes braunes prät. brändtes pl. brändtes
braunes brännes bräudtes braudtes
brännes braunes brändtes brändtes.
zweite, kaldcs (vocari):
kahles pl. kahles prät. kalledes pl. kalledes
kahles kahles kalledes kalledes
kaldes kahles kalledes kalledes.
für das prät. ist aber heutzutage auch kaldtes, -wie im acl.
kaldte, eingerissen.
In den prät. beider sprachen pflegt die passive bedeu-
tung häufig auch durch die Umschreibung ausgedrückt zu
werden, z. b. schwed. statt brändes: var oder blef bränd;
wo es darauf ankonnnt, den passiven sinn fühlbar zu machen,
wird lieber mnschrieben , z. b. man sagt dän. nicht jeg hial-
pes, sondern jeg blev luulpet, nicht han stalvkes, sondern
han blev stukket. Den part. präs. und prät. mit dem
Suffix gebührt überall mediale bedeutung und es besteht
ein feiner , im schwed. mehr als im dän. gefühller unter-
schied zwischen dem rein activen sinn von tagaude , kal-
laude und dem reflexiven von lagaudes, kallandes. letztere
vcrhiim. genus. rnedirnn. 47
verbinden sich gern mit dein verb. komma (oben s. 8) *),
die innere beweglicbkeit zu bezeichnen, den gebraucli des
suffigierten ])art. präl. leliren prät. , die mit ihm und mit
bafva gebihlet sind, z. b. träden hafva blomstrats , die
bäume haben geblüht, d.i. liaben sich geblülil; iag liar
hämnats, ich habe mich gerächt: in solchem fall knüpft
das reflexiv sich nie an das hilfswort liafva , stets an das
part. man könnte nicht sagen: träden hafvas blomstrat.
AVenn gleich der passive gebrauch im ind. und inf.
vorherseht , so haben sich dennoch viele wahrhafte mc-
dialbedeutungon bei intransitiven erhaben, die genau zu
den oben erörterten der übrigen clialecte passen, ja ein-
zelne verba werden nur reflexiv, niemals activ, folglich
auch nicht passiv gesetzt, z. b. schwed. r'üdas ^ dan. räd-
des j, ahn. lirsedhaz , dem goth. ugan sis u. s. w. vergleich-
bar; schwed. nahffis (appropinquare) ; schwed. hlomstras
(llorere), dän. aber bloß hlomstre. neben dem schwed.
transitiv hänuia (ulcisci) besteht das reilexiv hihnnas (ul-
cisci se.)
liier fragt es sich nach dem unterschied zwischen an-
gehängtem und getrennt gesetztem reilexiv? da jenes für
die j)assive bedeutung üblicher wurde, so nuiste man die-
ses lür die mediale zu verwenden suchen, irre ich nicht,
so drücken die Danen das schwed. hamnaü lieber durch
hävne sig , als duixli havnes aus, mid sagen eher närnie
siff als näinies. In Dänmark scheint der grüiiere einlluß
des nhd. für das reflexiv mehr die getrennte selzung her-
beigeführt und eben darum ilei* suffigierten form mehr den
passiven sinn verliehen zu haben. Inzwisclien linde ich
auch in schwed. Volksliedern, noch häufiger in dän., ge-
trenntes pronomen für das medium , namentlich bei den
verbis gehen, stehen, reiten, ganz wie oben s. 37. hau ffüf
si(j Sv. V. 1, 35; ridtr han si(f das. 1, 67; lian red sig
D. V. 1, 85. 239; du skal ditj'ndride 1, 83; vi ville vide
OS 1, 139; jeg vil lu/V/ ride llildebr. : gik sig, red sig^
slod sig. deutsche niylh. anh. s. CXLVllI. auch schon
der allschwed. hcrtog Fredrik 83: han ridJier sik. Dän.
mag es oft gleichviel sein den einen oder den andern zu
wählen , z. b. forbarnies oder forbarme sig ; det händcs
oder det händer sig. Aber die strenge bedeutung, sogar
des bestimmten passivs, wie sie mit der dän. und schwed.
*) nns <1en DV. ist norli vieles zu lielejren : küiii ridendes 1. 18;?;
kom flyvendes 1, 186; hiev sorgendes I, 195.
48 CHI j'ncJicv .s(it~.
surfigici-lcMi Forni kann voi 1jiiiu1(mi vcrdeii , wWvc in der
ursin-iini-liclicii alln. lassiiiii; des suKixe.s j^anz unmöglich
gewesen, /.. h. wenn Ilolherg sagl : man saae lurnemmc
slan(l.'5|)orsoner hjS(;s liieiii al deies i)iger. liier darf slall
lysos kein jyse sig slelni.
Ich l)cschlielk' die erörlerung des ledexiven vcrhiinis
mit allgenieinerea belrachlungcn.
A\enn sich die niediairorm an einem vcrl)um nicht ent-
wickelt lialle, so jnuslen die (kriechen wo es daran lag,
die bezielinng des snhjecls auf sich seihst zw hezciclinen,
chenfalls zu dem reliexivpronomen t/iuviöi^, atuvröv, iuv-
rov greifen; oder auch da konnten sie es, wo jener bezug
Schürfer, als durch das gehnde medium, ausgedrückt wer-
den sollte, d.h. wo wii* nlid. meist das rellexiv betonen,
der gi-olie vorralh und die gangbaikeit der medien niachle
aber die anwendung des äußerlichen bchelfs ungleich seltner
als in den neueren sprachen.
Die lat. spräche besitzt nur solche media, deren activ
außer gebrauch gcralhen ist, die folglich auch kein passiv
zeugen (passivbedeulung ablegen, deponenlia). etwa glei-
chen sie unsern deutschen, die bloU mit dem reflexivinn
vorkommen; z. b. jenes schwed. r.'idas , oder das nlid. sich
freuen (laclari), sich schämen. das ist eine historische,
nicht im begrif der Avörter beruhende entwicklung; so gut
ein altn. activ hrt«dha (terrere) besieht, oder das nhd. er-
freuen activ ist, darf auch ein älteres, längst verschollenes
lat. act. lorfuo angenommen M'erden, von welchem die me-
dialform loquor übrig bleibt, einzelne verba vereinigen mit
dem präl. depon. ein präs. intransitiver activform : gaudeo,
gavisus sum. Im ganzen aber muü das latein schon mehr
seine zullucht nehmen zu dem reflexiven pron. als das
griechische.
Seit dem Untergang der lat. depon. und passivform steigt
aber die nothwendigkcit des rollexiven ausdriicks in den
romanischen sprachen außerordentlich , wie in den deut-
schen, derselben Ursache wegen. Wenn das lat. dicitur,
legitur (wolverstanden , das unbestimmte passivum) in ein
ital. dicesi, leggesi, ein franz. se dit, se lit gewandelt wer-
den mag, wäre solch ein lat. se dicit, se legit luizulüssig
gewesen. Aber auch in lat. activen wird der intransiliv-
begrif gesteigert; das franz. se taire entbehrt das pron.
nicht njehr, dessen das lat. tacere , das gotli. thahan nie
bedarf, zumal ist die franz. spräche reich an rellexivver-
ben und ihr Verhältnis zu der deutschen darf dabei nicht
verhuin. ge/ms. mediain. 49
außer acht gelassen werden: se re'jouir, s'e'lonner, s'e'pou-
vanler, se repenlir, se plaindre, s'liabiller u. s.w. Das
ilal. und span. pron. dritter person kann sich, den umstän-
den nach, anleimen (desiderarsi, parleudosi, decirse, con-
venirse), oder dem verb. vorhergehen.
Alle slavischen sprachen, gleich Uns ohne passiv und
medium, bilden eine menge von rellexivzeitwörtern, ohne
das pron. anzulehnen, und zwar lediglich mit dem pron.
der dritten person, das (wie das altn. suffix) zugleich die
I luid II vertritt, z. b. bölim. diwjm se (miror) diwjs se
(miraris) diwj se (nu'ratur) diwjnie se (miranuir) diwjte se
(jniramini) diwi se (mirantur); sloven. I'e vel'elim (gaudco)
l'e vefeliTli (gaudes) fe vel'eli (gaudet) fe Aclelmo (gaude-
mus) fe vefelte (gaudetis) i'e vei'ele (gaudent) *}. Das lassen
die nord. reflexiva nur bei der accretion des pron. zu;
sobald es getrennt steht, richtet es sich nach dem subject,
inid das däu. jeg rider mig diirl'le nie heißen jeg rider sig.
Das medium, wie ich glaube, ist eigentlich und \\y-
sprünglich unbestimmt (s. 4.) d. h. nur auf das subject,
nicht auf einen andern gegenständ gerichtet ; ersalz in den
sprachen , die seiner verlustig gehn , wird ja eben durch
das zurückfuhrende rellexivpronomen bereitet, das medium
ist rühriger als das intransitive activum , rückhaltender als
das transitive, in beiden fallen wächst mit der medialform
die iiuiigkeit des begrifs. i](fofiai, bedeutet ich bin froh in
mir, seelenvergnügt, ein intransitives ?^'r)w, wenn os vor-
lianden wäre, würde nur aussagen ich bin froh; umgekehrt
hat sich die spräche an kein xAfi/o/fca, ich weine bei mir,
um mich gewöhnt, bloß an zXaiio , ich weine, wiederum
scheint Xov/iini, irdvo/Kai weniger als Aot;w, ivövo) tjtvav-
tov. Weil aber die activen bedeutungen so nahe an me-
diale, die transitiveji so nahe an intransitive reichen, so
ist unvermeidlich, daß lücht tue medien zuweilen die be-
slimmlheit der acliva annehmen sollten, es darf daher von
ihnen ein acc. abliängen ; nach homerischer weise wird ge-
sagt Xovfini. aTio fjQozov, ich wasche mir das blut ab, und
ebenso kann es heißen ivdvoftai yitou'a , ich lege mir das
kleid an, der sinn haftet in der vcrdeiitschung auf dem
■mir. die begrifsverselzung laßt sich durch die Umstellung
') noch auffallendpr ist uns, daß sie aiicli d.ns auf das subject des
Satzes bo/.np;li('lie possessiv in dor dritten person ausdrücken, z. h. bölim.
cli otre suclio y niatku swän (lionora pal rem tuum et raatrem tuam),
d. i. würtlicli: palrcni suum et niatreni suani.
D
5() eiiij'iic/wr aulz.
unseres ich Nvasclie mich in wasche mir, wodurch ein
.•ICC. des ohj. gpsiallol \\\vt\ , erlaiileni. darum scheint auch
(las rellexive golh. sis leichter als sik. Die nord. sullix-
forin leyicrt ebenso unhedeiiKlicIi den acc. , z. h. iialga/.tu
mic! (a|)prü|)in(|ua ad incj S;rn). 47^ ; jag rädhis ev Ihina
agha (iion mctuo niinas tuas) herl. Fred. 1001. ^^ as die
gelrennt stellenden rcllexivjjronomiua helrifl, so liinderl
der dal. keinen vom vrrho abhängigen acc., z. 1). goth. ni
ugeilh i/.vis ins {/ir (f(i'Ji;&i^T£ aiirnvc:^ INlallh. 10, 26;
neben dem |)ers()nlichen acc. ^vird der objective schwieriger.
Ganz gewohnlich (ordein die laV. deponenlia den acc. ; ihre
abgesondcilheil hat sie fast wieder dem begrif des acl.
zurückgelührt und iivu- die wenigsten z. b. laelor, morior
behaupten intransitive medialbedeutung.
Das gr. medium ^var, seinem wesen gemäß, aus einer
mischung passiver und acliver Ibrm entspiungen, der clia-
racter des jiersünliciieu j)ron. hat auf seine (lexionen kei-
nen gröi^eren einllu!^ als aul" die activischen ; das lat. de-
ponens hält sich (von den participien abgesehn) streng au
die form des passivums; ein golh. medium, wenn es darf
vermutet werden (s. 22) gründete sich auf geringe modifi-
calion der passivform, völlig anders war der weg den die
nord. spräche bis zu ihren« passiv nahm, sie gelangte da-
zu allmälicb erst durch die ersatzmitlel , deren man sich
äußerlich zum ausdruck medialer bedeulung versichert hatte.
Niemals ist den hoch und niederdeutschen , romanischen
und slavischen sprachen aus gleicliem ersatz solch ein neu-
nord. passivum erwachsen.
Medialintransitive , medialpassive bedeutuncf.
Das medium vermag in unserer spräche häufig durch
das bloße inti-ansitlve aclivum ausgedrückt zu werden,
denn die begrilFe beider sind sich verwandt, das intransitiv
ist nolhwendig unbestimmt und objectlos, das medium liebt
die Unbestimmtheit. aber das medium , wie wir salien,
kann aus transitiven und aus intransitiven hervorgehn und
ist eine neue, oft unmerkliclie verwandhing beider.
Inlransitiva und transitiva werden niclit selten durch
besondere form geschieden, dergestalt daß dem starken
verbum intransitive bedeutuug, dem abgeleiteten schwachen
transitive beiwohnt, goth. sitan (sedeie) satjan (collocare);
ganisan (servari) nasjan (servare) ; ligan (jacere) lagjau
(ponere) ; brinnau (ardere) brannjau (urei'e) ; urreisan (sur-
gere) urraisjan (erigere) ; sliupan (repere) slaupian (exuere,
verbuDi. genus» tnediali/itransit'n^um. b\
im durchkriechen abstreifeu) u. s. \v. allein die form halt
lange nicht schritt n)it dem begrif ; auch das starke vor-
bum vermag schon transitiv zu sein und dann gewährt das
abgeleitete schwache nur eine andere modification , z. b.
fraliusan (perdere) lausjan (solvere); vindan (uectere) vand-
jan (vertere) vgl. usvindan (Hectere , plectere) Marc. 15, 17.
lisvandjan (relleclere, averlere) jMatth. 5, 42. von vielen
wurzeln gilt aber nur die eine oder die andere form , ne-
ben lisan (legere) kein lasjan und neben gramjau (ad
iram provocare) kein grirnan. Hieraus folgt daß der un-
terschied zwisclien intransitivem und transitivem siiui nur
liin und wieder durch die form festgesetzt in den meisten
fällen durch den gebrauch gewahrt werden niuste, ja es
kann dieselbe Wortbildung zugleich beider bedeutiingen
fähig sein.
Es gibt verba , die bloß intransitiv verwandt werden,
z. b. sein, werden, kommen, wachsen, hungern, dürsten,
blühen, erwarmen, grüneji, namentlich die s. 23 aufge-
führten goth. auf 7ia,' eine größere zahl ist bloß transitiv,
z. b. essen, trinken, greifen, lieben, wärmen, stärken,
schwächen, verletzen, grämen, bei welchen allen nach
dem gegenständ ihrer thätigkeit gefragt werden kann. Will
sich der niedialbegrif an transitiven entwickeln, so bedarf
er dazu des rellexiven pronomens: dieses kann auch mit
intransitiven verbunden werden, häufig entsprechen schon
die haaren intransitiva ungefähr der medialen bedeutuug.
Gewisse verba, und voraus starkformige, stehn den
lunsländen nach bald intransitiv bald transitiv, z. b. schla-
ijen ist intransitiv in den redensarlen: er schlägt aus der
art, er ist zu boden geschlagen; braten: der apfel brät;
Jiochen: das wasser kocht, wälu'end man transitiv sagt:
den apfel braten, das wasser kochen, brechen bcdeulct
transitiv fiangcre, intransitiv dissilire, cnzweigehn, z. I;.
das e'S bricht, das glas bricht, mein herz, mein äuge
bricht, der faden brach, es muß biegen oder brechen.
mild, daz der walt nider brach Iw. 6.58 ; sin herze brach
Iw. 4948. ebenso reissen ; das band zwischen uns reißt,
der faden t\[\. sehiessen bedeutet transitiv cito mitlcre,
intransitiv stüizen, z. b. thränen scIiüIUmj ihm aus den
äugen, mhd. er schuz nider von dem marke, tut zc dem
lande, von dem rosse Iial). 407. 409.438: daz swerl schuz
im von banden Sigenol 18; uz der scheiden Iw. 3945; daz
viur im üz dem munde schöz Iw. 3842 u. s. w. scheiden
ist einmal das transitive trennen , separare , dann abei- das
ü 2
6Ü eUlJ'dcIliU' SillZ.
ifilraiifi. \voi;i;cliii , «liscoilcio. dicsf iiilr. hedfiiliiiig driickl
/war Ulf. (Iiircli il.is lollcxiviiiii aus skaitlan sik l.uc.'*, 33.
1 Cor. 7, 1,5, allfiii ei" liil'd daliir auch schon das bloUe
»kuidaii gellen, gerade in der zuh'izl angezognen .sielle
hcilU es skuidilh sik "/inQi'^fTui , sküitWu yjoot^f'a^/o) , und
skäidan yootnOi^i'ui 1 Cor. 7, 10 vgl. oben s. 31. nihd. Itci-
spiele des inli-. scheiden in ßeneckes \vb. zu I\v. 3.5'J : MI),
280. 2. Doch h.ihcn auch scIiNvachhjrniige (h'ese do|)|)el-
nalur, z. b. bleichen, (jliilien, rollrn, heilen^ inlransiliv:
das garn bleicht, die ilanune glühl, der ^vagen rolil, die
Winnie heill: tiansiliv : das garn bieichen, das eisen glii-
iien , die kugd rollen , die wunde heilen. Verzeichnisse aller
intransitiva y nach den verschiedncn dculscl»en sprachen
zu liefern kann hier nicht meine absieht sein, es kam nur
darauf an ihre beriihrnng inil dem medialbcgrif anzuzeigen.
Dagegen niöchlo ich aixsondern von ihnen und näher
besprechen die acliva, ^\ eiche neben dem transitiven sinn
zugleich einen passiven entfalten, und in dieser beziehung
eine vergleichung mit den lat. neulralpassivcn vapulo und
veneo gestalten, wiewol diese nur passiv, und nicht da-
neben auch acliv gebraucht werden.
Iliei-hcr geliört zuvörderst das wort heissen. doch das
gotli. liuilan finde ich nie so gebraucht, den begrif vocatur
drückte lediglich das golh. pass. iiaitada aus, z. I). baürg sei
liailada Nazaraith Luc. 1, 26; sunus hauhistins hailada Luc.
1, 32; saei haitada Didiinus Joh. 11, 16; huilans vas namin
Malkus Joh. 18, 10. das activ haitan steht rein acliv: liai-
haitun ina ixäXovv Luc. 1 , 59. Allein das alid. heizau
bedeutet häufig vocari: Johannes scal er heizan 0. L 4, 30;
Anna hiaz ein w?b thar 0 L 16, 1; Petrus scalt thu heizan
O. III. 12, 31; Ihaz wazar heizit ouh so thar 0.111.21,25;
dat Hiltibrant helti nun fater, ili heittu Hadubrant. llild. 17;
ohne daß dadurch die active Verwendung ausgescldossen
würde: heiz inan (voca eum) heilant! 0. I. 8, 27; giheizent
sinan namon T. 5, 9; gihiez sinan uamon T. 5, 10; ihiu
ist giheizan Nazareth T. 11, 4; ther giheizan ist Petrus
T. 19, 1. Auch mild, wechseln beide weisen: der was ge-
heizeu Lanzelui Reinh. 19; der lüez Diezelin Reinh. 221;
her Berlin hiez Reinh. 783 ; er ist geheizeu Heinrich Reinh.
1788; Kriemhilt -was sie giheizen INib. 2, 3; Sifrit was
geheizen Nib. 22, 1; frou Uole ir muoter hiez, ir vater
hiez Dankrat Nib. 7, 1 u. s. w. Nhd. überwiegt die pas-
sive bedeutung, und nur wo sich die rede auf ein bestimm-
tes object richtet, niuß das reine activ gebraucht \verden :
ich heiße dich meinen freund; das thier wird von den
verhum. genas, niedialpassipiun. 53
leuleii sommerkalb geheißen. Nicht weniger ahs. iiadi
Hei.: Zacharias %vas hie hetan 3, 2; Gabriel biiim ic holan
4, 7; Mai'ia was siu hetan 8, 2; Simeon Avas he hdtan 14,
12; the beten was Herodes 83, 2; Kaiphas ^^'as he beten
126, 22; aber aucli : that he Johannes hetan scoldi 7, 3;
ne bet er giewibt so 7, 5; tbiu barg Hiericlio hclid 111, 4;
ja dicht hinter einander: Snnon was he hetan, bot oc Bar-
lhoh)meus 38, 4. Aus ags. gediclilen kenne ich die medial-
passive bedeutung nicht, es lieiiU immer: sceal vesan Is-
niahcl baten C. 138, 4; yäs se grimma gast Grendel liateu
B. 204; viis nun iäder Ecgtlicov baten B. 524. 743: Vigluf
väs bäten B. 5200. doch möchte ich fälle übersehen haben,
denn auch im altfries. nl. und uord. haltet vollkommen
der doppelte brauch. Julius and Octaviauus biton As. 1 ;
ther is eheten S) nay As. 1 ; thi drosta hit Encherius As.
4; ir ben Floris gheheten Fl. 3652; h^t si 3966. In der
eddaSa'm. ist der unactive sinn der häufigste: AIvjs ec beili
48^; Vingthurr ec heiti 48^; Sigurdhr ec beiti 1861» ;
gaufugt dyr ec beili 186^^; Sigmundr bet minn fadhirl87a:
Gripir beitirl72^; Andvari ec beili, Oinn bei minn fadhir
181^, seltner: Hnikar beto mik 184^. Gleich dem heizan
abd. auch auedan (dicere) für dici. quhidit (dici(ur) Is. 4,
0, bei N. häufig taz chit (dicilur) Blh. 10. 12. cbil er Btb.
12; alsiz quit (uti dicitur) W. 6, 8. 10, 3. 16, 5. 18, 15.
Ulf. übersetzt das act. neoirejuvM durch himdila ;
bimäilan thata barn Luc. 1, 59; du bimaitan ina Luc.
2, 21; bimailitb mannan Job. 7, 22. aber er bat auch
für das pass. naoirtjiiiwftai wiederum nichts anders als
die acti\ form bimaita. baidiths yas bhnäitan TiVayyMaQii 'jie-
Qiifir^Or^Vin Gab 2, 3; naulbjand izvis himäitan uruyv.u-
^oi'üfP v/iüi; vifoiT(ftrea%)cc(. Gab 6, 12; vilehia izvis
bunäitan dtlovaiv VfiÜQ 'Jieoirf/ivf-od'cu Gab 6, 13; auf
ilen inf. in diesen drei stellen würde ich hier weniger ge-
wicht legen, ganz beweisend sind aber die folgenden: ui
bunäitäa frij vceQtiejiivcoOo) 1 Cor. 7, 18; jabäi bimditith
tav ^ngiTi/tivi^ods Gab 5, 2; schwierigkeil macht bimait
ahtaudugs moiTo/tifj oxiaij^itQOQ Phil. 3, 5 ; da er den dat.
des gr. suhsl. schwerlich durch den acc. bbnail wiederge-
geben haben kann, so vermule ich, dali er ein 7Tf(i(tTHfr)v
vor sich balle und bimähnäit schrieb, daiui isl alles in
Ordnung und das circujucisus der vulg. slinuul; wie man
sieb auch darüber entscheide, der passive sinn von bimuilan
steht ohnedas fest, das pari. prät. bimailans 1 Cor. 7, 18;
Gab 5, 3. Der neben jeJiem bimäilau 1 Cor. 7, 18 vor-
komni'^nde imp, in-nlii fTiio.iücOc) lautet golb. ufiakj.ii
5 % eiiifucJier safz.
(atl)ali;(() niic] lial kein beiloiikon. .Ier.es biiniiitan (Jir das
yr. p.TJ-iviuii war olme /woiicl iiiil allein htnlnf lil f^rwahlt,
stall l)iiJi;iilaii liiilhi die golli. f'oriii |jii)i;iil;iidaii leichl zu
yobot gcslandcii. IJ'ii alid. piinci/.aii , pisnilan auf gleiclie
weise gebraucht kenne ich iiichi.
Bei einem weiter liierlier goliörigon aiisdruck will icli
nicht von unsurer sj)rache ausgehn. in lat. lis.s. nnil^ sicli
wenigstens schon seit dem 4 jh., weiter als die palaogra-
])hie hinauf reiclit, die seltsame scliluUformel explicit ge-
lundeu haben. Ilieronymus in einem a. 3.S4 geschiiebnen
brief, ep. 28 ad Marcellam (opp. ed. veron. 1, 13.5) sagt
borcils: solenius nos complelis opuscvdis ad dislinctionem
rei alterius sequentis medium inlcrponore e.vpUcil aut feli-
ciler aut aliquid istiusmodi. was bedeutet dies unlaleinische
wort? offenbar soviel als explicitum est, aber die Römer
konnten sich der acliven formen explicat oder explicuit
nicht in passivem sinn bedienen, darum laugt die deutuug
des explicit aus explicuit (nouv. traitr de dipl. 3. 3S8) wenig.
CS scheint der beginnenden formol incipit feldeihafl nachgebil-
det, welches schon in classischem lateui passivisch gesetzt wer-
den durfte: incipit annus, incipit febris := incipitur. Nun aber
gebraucht der golh. Schreiber sein iisthihan fconsummare)
und atiastödjan, dustödjan (incipere) gerade so medial-
})assiviscli : du Rumunim ustauli; du Kaiirinthium A. us-
tiiuh , du Galatim ustuuh , du Aifaisium ustauh , du Rau-
laussaim ustauh; als eingangsformcl aber: alvaggeljo tliai'rh
Marku anastodeith , aivaggolju thalrh Lu.kan anaslodeith;
alpistule du Aifaisium anaslodeith; du Kaurinthium anthara
dustudeilh. es heilit nicht ustauhan ist, oder ustiuhada,
noch anastudjada; wol aber muß für tyoufft] am Schluß
der beiden Cor. briefe und des Rüm. briefs gesagt werden :
du K. fruma mf^lida ist, du Rumunim melilh ist. jene goth.
vcrba werden sonst, außerhalb dieser formein, reinactivisch
construiert, z. b. ustauh llio vaurda ovretlliGE TOiig }.6}'ovs
Matth. 7, 28; ui ustiuhith baiirgs //?} TeXtoijTe ras nöXeig
Matth. 10, 23; dustudida timbrjan Luc. 14, 30.
Dieselben foi'meln lauten aber auch in franz. hss. ici
comuieuce , 'n:ißuit^ wie wir heute sagen; ]nei\fiiu(ft das
buch an , hier endet die haudschrift '■').
*) in a!tii. lis». am eingang : her hcfr upp sögu, her byrjar sögu ;
IUI scl(lui>: her Ivkr sögu. der acc. sügu luifliigt in den verbis active
linleutung anziinetiinen und einen iiom. für den schreiber oder autor
/» su!)intelli<iieren.
verhum. genns. inedialpassivuin. 55
Und nicht bloß in solchen formelu, auch sonst können
Avil' nhd. die verba der begriffe hecjinnen und endigen
iiiedialpassivisch verwenden: das spiel beginnt, die Schlacht
begann, das lied hebt an, die Zwietracht endet, die erzah-
lung schlieüt u. s. av. überall sagt mau hier nicht leicht:
beginnt sich, schließt sicli, noch wird begonnen, geschlossen,
obscJion beides auch zulassig wäre.
Mhd. findet man enden bald für linire, bald für finiri,
letzteres belegen: min lip sol enden Iw. 4173; daz järzil
sol enden Iw. 2942. in beiderlei ausdruck das ahd. enton.
belege bei Graif i, 359.
Eigenthümlich der nhd. spräche ist das Impersonale e^
<fibt, was übersetzt werden kann datur, es gab, es hat
gegeben (franz. il y a, il y avail), ich Averde da wo von den
persönlichen verbis zu handeln ist, darauf zurückkommen;
schon der ndid. periode ist es ganzlich unbekannt, geschweige
der frühern.
Endlich die jiassive bedeutung von sehen, die dem lat.
videri entsprichl : das sieht gut, das nimmt sich gut aus,
erscheint vorlheilhaft. wir verAvenden jetzt häufiger dafür:
aussehen^ sich ansehen. Fischart und seine Zeitgenossen
öfter sahen =r: aussahen, z. b. Garg. 217^. Mhd. du er so
wiltliclien sah (videbatur, aspiciebatur) Wh. 270, 7; ouwi
Avie eislicher sacli Iav. 450 ; sach gar tiuvellichen Ls. 2,
648; AA'ülvischen sach Bit. 91*; AA'ie sieht er so Avnidschelch
u. grimm. H. Sachs, doch ließe sich das verbum auch activ
auslegen: er sieht (schaut) wild aus den äugen? das ahd.
einsehet (cernilur) aus Is. 9, 5 kann nicht hieher genom-
men werden, denn es müste chisihet stehn ; der Übersetzer
stellte das lat. Avort um in cernitis, chisehet.
Freilich begegnen in der medlalbedeutung sich iutran-
silive und passive; jenes das wasser kocht, der faden bricht
läßt sieht ebenwol auflassen: ac(ua coquilur, filnm lumpi-
lur*), oder er heilet, das buch beginnt ist aullösbar in: er
nennt sicli , das buch begii\nt sich, luiigekchrl aber ver-
trüge die redensarl : die thrane schießt keinen ])a8siveu
ausdruck, die: du heißest mein freund keinen rellexiven.
Niemals jedoch scheint organischerweisc dieser passive aus-
druck ein wirkliches passivum zu begründen, er kann daher
•) die bekaiiiito tranz foruicl sauvc qiii poiil! bedeutet snJvpUii
qui potest.
,56 eiiij'achcr salz.
nicht bestiiiiint ^verde^ ; man sagt nicht: icli liciße von dir
(uuniiiMir a Ic) *).
Soviel j^laul)C itli vvahrziinchincfi , (lali die nachgewie-
sene vielfache niischiing liansilivei-, iiiliansiliver und |)a.s.si-
ver hcdeulnng in iler äheren zeit geringer ist, und rnii-
um sich greill je nielir sidi die organischen vcrbaifornieii
zu gründe richten, der (Jolhe kennt bloß sein transitives
liaitilli und sein passives liuitada, er sagt nicht die wunde
heilt, sondern gahailnilh , und trennt dies intransitiv vom
transitiven haileilh (sanat). überlhiß beinalie, -wenn ihm
auUcr gaskaidiian {yo)Qi^sadai) 1 Cor. 7, 11 auch skaidan
intransitiv gellen kaiui ( s. 52. ) doch bimailan, uslauh
luid anastudeilh folgen schon der spalorn weise, die xins
jetzt allerdings einer menge von lästigen Umschreibungen
überhebt.
Übergänge aus activer in mediale bedeutung bei den
Griechen liaben etwas ähnliclies, uv^uvo) z. b. brauchen
die dichter für uv^arofiac.
Die vorgenommene belrachtung des deutschen verbalgenus
wird erst abgesclilossen durcli einen anliang über das ei-
genihümliche Verhältnis des iniinilivs und der participieu in
dieser beziehung.
Genus des Infinitivs.
Der infiuitiv ist eine art Substantivierung des verbums, des-
sen regeres leben dabei aufhört; der persönliche ausdruck
vind der numerus gehn verloren , eine Übertragung der
tempusunterschiede ist dabei noch denkbar und ich werde
darauf im dritten cap. zu sprechen kommen, hier fragt es
sich , wie und in welcher weise das geuus am inf. er-
scheine?
Die lat. spräche weiß ihre beiden , die griech. ihre drei
genera auch am inf. förmlich hervox'zuheben. unsere deut-
sche, wie sie fast nur ein activum hat, ist auch nur einer
einzigen form des inf. fähig, sie muß also das genus am
inf. entw% umsclireiben oder ganz unausgedrückt lassen.
Umschreibungen des inf. pass. laufen den für den ind.
angewandten analog. Doch ist bemerkenswerth daß Ulf.,
') Loliengr. 129 : dö die Cristeii in sweize sutea von den Sarnzin,
lieij^t nicht sovvol coquebantur a Saiacenis, als sudabant, efficientibns
id Saiacenis.
verhum. genus. iiißii. 57
der des präs. vaa-tlia dort noch nicht bedarf, hier nicht
lunliin kann , sich des vairllian zu bedienen , uatürlicli,
weil das priit. varlh auch an dem acliveii iuf. unausdrück-
bar war. (jalmlitli vairthun verdeutsclit IMattli. 8, 24
y.aXv7iT6a&ai. allein die lunschreibung ist selten und of-
Iciibar uugeläufig. ob er auch hatte sagen können: gahu-
lilh visani' ich bezweiüe es niclit, kenne aber keinen be-
leg. Ahd. Umschreibungen sind ganz in der Ordnung :
niahli chihorati werdhan fpotuit generari) Is. 2, 2; scal
xverdhan cJiihaldan (salvabitur) Is. 9, 2 ; ni scal ketin-
j'rewit wesun (uon debet conlristari) R. 16^; fnrcikau
ivesan (denegari) K. 59^ *)• wolti inan (jinemnitan ivesan
(vellet eum vocari) T. 4, 12; ih scal fon thir gitoiißt
werdan (a te debeo baptizari) T. 14, 2 ; zwei stellen der
hymn. geben bloß das particip , mit auslassung des auxi-
liars: incaleilit (induci) 2, 10; lunot (munerari) 26, 10.
Ich brauche das eintreten dieser Umschreibungen liir die
übrigen dialecte nicht durchzulühren ; aiich sind schon oben
bcispiele gegeben woixlen. man erinnere sich , daß na-
mentlich der ahn. Inf. pass. nur mit verdha und dem part.
ausgedrückt Averden darf und erst im neuuord. die form
-as und -^es dafür eintreten kann; wiewol auch noch ein
schwed. blifva kailad, ein däu. blive oder vorde kaldt da-
neben zulässig ist.
Weit wichtiger scheint die erforschung der fälle , in
welchen die passive bedeulung des Inf. gar nicht bezeich-
net, d. h. die active form auch für sie verwendet wird.
Wir haben vorhin gesehu , daß einzelne verba überall
neben dem activen einen passiven sinn an sich tragen.
Der golh, Inf. bimaitan drückte nicht bloß iieQiTifiveiVf
sondern auch nsQirt/i,pi(Ji)-ai , TiEOtT/iijx) )~rai aus. so be-
handelt aber Ulf. die Inf. anderer verba, denen sich in
den übrigen modis gar keine passive bedeutung zutrauen
läßt, ja er steht lücht an, solchen inf. den obliijucn casus
beizulügen, durch welclicn das pass. bcslinunl wird, ar-
muiun ni taujan in andvairthja manne du saihvan im,
iXerjiioavvr^v fiy noiilv l'fiirQood'ev tüiv u.vdQOi'Jiwv iioos
To '&£tit)-ijvcu uvToli; INlallh. 6, 1 , bei T. heiiU es an die-
ser stelle: ihaz ir gisehan stl ; warth than gasvillau thamma
unledm jah hr'ujijan liam aggilum , 'tyirein ()'f ihmOardp
tov umr/ov v,ai lUnvty^&ijvai avtov vno itÖv tcyyiXiov
*) man sehe aucli die talscluibeisct/ten inf. I;it. <i('|ioiicntia : kiluior-
ban wcsau (reverti) K. 39b und die s. 1:5 sdioii gcj^cheiicii i)eltf!;e.
55 einfacher aalz.
Luc. 16, 22; algaggandelm inanageliii däupjnn fram sis,
tyniooevofuvoiQ oyXoic; (j<'.;fVMS)tyvai vii uvcov Luc. 3, 7;
guriiiimiii Jiaitsjan jali leikinon fram Imiiia, owt/i'/ovio
U'/.ovfiv VAU tHouiihVtaOui ir;i avxov liiic. .5, 15; aluilmda
du ushvnmjan , iiunudnhri'.i f.f\ rn axuvQmO-rjvui Mallli.
26, 2 (l)i'( i'. lliaz lic'i- wcido erliaiigauj ; niclida du (fu-
bairhljati usd.aidciu, ^'yQa'lJU eivtuev xov (puvaQo)Q-f]vtii
TTjV anovd'tjv II Cor. 7, 12; gutli tlius ist galeifhan in libairi
lialtainnia, lliau tvans futuns habandiii tjavairpan in gai-
aitxnau , '/mIov iaii ooi iii:f-X&Eiv eig ttjv uoi}p you.uv , ?/
Tovc: ^vo iiod^us l'yovra ß}.i]dr^Tai ilg t7-v yhvvuv Marc.
9, 4.5 iMid ebenso 9, 47 atvairpan {{jh]di;vui) , ]\Iattii.l8,
8, 9 fehlt zur vergleicluuig ; vilda fram izvis (/asatidjan
mik, t/ionXo/iii^v v(p vfiöiv ngoneftffd-ijvui II Cor. l^ 16,
hier ist zwar das mik Ii in zugefügt , es kann aber keia re-
flexives sein, wie sich schon aus fram izvis ergibt. In
allen diesen beispielen hat der inf. seine vage , substanti-
vische natur, in die aucli ein passiver sinn gelegt werden
kann; man setze die subst. bescliauung, hin1)ringung, tau-
fuug, heilung, kreuzigung, olleiibarung, hinwerfung, Sen-
dung, oder gebe bloß den das subst. hervorhebenden arti-
kel bei: zum sehen, zum taufen, zum heilen, zum kreu-
zigen , so wird sicli die passive bedeutung ziemlich leicht
noch heule finden.
Unverkennbar sucht aber dennocli anderemal Ulf. die-
ser construction auszuweichen, er löst sie in eine con-
juuctionelle auf: civayvojadijvat , ei iissigvjudau I Thess. 5,
27; ^iy.ciio)&i;vat , ei garallitui dumjaindau Gal. 2, 17; oder
er wählt dafür ein gotli. intransitivuni : gagavai'rtlinan (re-
conciliari) II Cor. 5, 20; saürgan /.vni]&)^vui II Cor. 7, 11.
In der bekannten stelle IMarc. 10, 45 wo der urlext den
inf. pass. und act. unnütlelbar hinter einander hat ofK
^ß&e ^lazovfj&ijvai dXXd Siaxorijacci , ließ sich nicht bei-
demal andbahtjan setzen, der ausweg statt des passivs den
substantivischen ausdruck at andbahtiam (ad ministeria) zu
gebrauclien, Avar nicht der glücklichste, warum sagte er
niclit: ei andbahtiths sijuu oder vesjdu ? leider können wir
Mattli. 20, 28 nicht nachsehn. aber alle andern erklä-
rungsversuche des andbahtjam scheitern daran, daß die
prap. at einen casus fordert , und nach cjviman , wenn ein
inf. folgt, niemals at steht.
Auffallender für uns ist eine golh. ausdrucksweise, so-
bald es darauf ankommt, nach einigen verbis zweiter ano-
nialie den inf. i>ass. zu conslruicren. Soll auf solche vcrba
vetham. genus. infiii. 59
ein Ulf. act, folgen, so wird ganz geAvölinllcli verfahren,
7.. b. ik skal vaürkiau Job. 9, 4; nimauna mag \aürkian
.loh. 9, 4: skiiljau (s. l. für skulja) rudjan Eph. 6, 20;
skiilda fagiiiun II Cor. 2, 3 n. s. w. Allein das häufige ofl
aiixiliarische vorkommen der meisten dieser Avörter, ihr
lliichtiger siuu, gestaltele olfenhar nicht, hinter ihnen einem
Inf. passivische bedeutung zu lassen, wie es nach vüjan
ißovXeod-at) noch angieng. Wie hilft sich nun Ulf.? er
nimmt statt der anomalen verbalform ihr part. prät. , ver-
bindet es mit visan und setzt dann jenen inf. act. hinzu.
Avenn ihm also skal giban debeo dare, mag giban possuni
dnre bezeichnet, sagt er nach jener regel skidds im giban,
debeo dari , mahts im giban possum dari, und so stehn
sich auch im prät. skulda giban als activei', skulds vas giban
als passiver ausdruck gegenüber, jetzt erst kann dem inf.
activer form mit Sicherheit passiver sinn verliehen -sverden.
hier belege : thatei skal sunus maus fdu vinnan jah ushiu-
San skulds ist fram thaim sinislam jah usqviman , oTi
d'el rov viov tov av&QMiiov noXXd naS^tiv, y.tu anodoxi-
/KXü&'f/vui uno tÖ)V nQtoßvTtgMV icat airoy-TuvO-ivai IMarc.
8, 31, wenn aber folgt jah usstandan '4ai uvaGzr,vui^ acti-
visch, so hätte ^liirch ein wiederholtes skal die Wirkung des
skulds ist eigentlich vorher aufgehoben werden sollen *) ;
untc sunus mans skulds ist atyihan in handuns mannö,
o yuQ vios tov avd qojtiov jtifXXei naQciöidoadui sig ytloag
tc')'dQO)'no)V Luc. 9, 44; unle allui veis fitdiKjjuu skuldai
sijum , %ovs yi^Q Tiiii'TCiS "t^jtiäg ffui'6fjw&i~rcu d'ei II Cor.
5, 10; ik skulds vas fram izvis gakanitjan, lyv) yc.Q oxpei-
).ov i'ff) vfiviv GvvioTaodai II Cor. 12, 1 ''''''); mäht vesi liuk
thata balsan frahiKjjan , rßvvato yuQ rovro lo jtivQov
^Qa\))~ji'af Marc. 14, 5; qvino ni mahta vas fram ainunu;-
hun galeikiuun, yvrt] ova i'oyivosv vn ovöevog 'dtQwmv-
') in ähnlicher stelle wird ein andrer «niisweg getroffen. Joli. 3, 4
(Mal^ni.39, 29) ^rj dvvaxai, flq rijv y.oiXic.v rfji; /nfii^iuq ai'iov <hiTH)ov
fl(;üOn:v y.nl yfvvrjOTjrci , ibai mag in vaniba äitheins seinäizös altra
galeilhan jali gabairäidau; um hier nicht zu sagen: jah mahts ist ga-
bairan, bedient er sicli minder schleppend des passiven conjunctivs: et
renascatur, regeneretur.
") mehrmals setzt Llf. das neutrale skuld zn visan in der bedeu-
tung von opus esse und dann kann es einen inf. hinler sich haben, der
einem gr. activen oder medialen entspricht, ■/.. !>. ni skuld ist lagjan,
ovK l'ifnri, pahtv Matth. 27, «i ; fnginün skuld >as, /(toi'tai. ;()f, Luc.
15, 32; skuld (so für skulda) ist thata riurjö gahamön unriurein, <hi
TU qOuQrov hävoantlci dq.Duitaiav 1 Cor. 15, 53; jabai hvöpan skuld
sijäi. fi xai'/.7o,'>Mt (hl 11 Cor. 11, 30; thöei ni skulda sind mann n'-d-
jan i< ovx. i'iov dvÖQ(i'}:i(i) Af<Ay)«t 11 Cor. 12, 1.
(50 eiiijiicher salz.
■fyrjVtu Luc. H, 43; livaiva malils Ist niati ffahairun, Tiojg
<\vva%('.i (IvOQorjioQ yivvt^!) t^rc.i So\\. 3, 4 ( M.-ilWn. VJ, 17
vgl. 40, 4): ni nialil ist ifuläirau lliala ganuMidu, nv <)v-
VUTai XvtyfjVC'.i 7] yoiiff I, Inli. lO, 35; imlc'; livarjaloli vaMnle
mäht ifil aiitliarleilvciii iutnäldj<tn, , iiam oiniie vcrbimi |)(»-
test divcrsilülc (ich lialto anlliailoikein (lir den dal.) iniiiiu-
tari Maliin. 47, 21; von ähnliclien Inf, liinler niunds ist
(piitatnr) knnllis ist (noscitur) tliaurfts ist (cogitur?) giht
CS kein bcispicl; waiiim sollte es aber nicht heißen kön-
nen: munds ist uskiusan (repi'obari putatiir)?
Suclicn wir näher in diese golh. worlfügung zu djiu-
gcn. IJU". empfand das bedürlnis den in f. pass. nacli skal
nnd mag hervorzuheben: er stellt die hilfswörler selbst in
das passiv. Da aber skal und mag (wie alle übrigen zwei-
ter anom.) als {'ormpllc priilerila des organ. priis. pass. auf
-ada natürlich luifahig sind, so muU ihr pass. wie jedes
prät. pass. mit visan und dem part. umschrieben werden,
diese Umschreibung beliält iedoch ;\öllig den praseussinn,
der auch in dem activen skal und mag liegt. folglich
drücken skulds im, mahts im nicht aus debitus sum , ich
bin gemocht worden, sondern debeor, ich Averde gemoclit;
eine nothsvendige ausnähme von dem was' oben s. 10, 12
vorgetragen wurde. skulds im giban bedeutet denuiacli
eigentlich debeor dari, w^as nicht ungereimt ist, obwol
niemand lat. so sagt, vielmehr debeo dari. mahts im latU
sich lat. nicht ausdrücken, entspriclit aber dem gr. ^vrapui,
das eine halb passive , halb mediale form hat *).
Im ahd. ist die Umschreibung schon viel gelaufiger und
keine solche lunsetzung von scal oder mac in das passivuni
mit activischer form des Inf. nachzuweisen ; ohnehin err
scheint auch sonst kein part. prät. soult (debitus) roaht
(gemocht), wiewol ihnen nichts an sich entgegensteht, dari
debet, dari potest heißt also scal kepau wci'dau, mac kepaii
werdan, nicht mehr sculter ist kepau.
Andere fälle gestatten aber ziemlich häufig den iuf. act.
in passivbedeutung.
So oft der dat. des inf. mit der piäp. zi das lat. part.
fut. pass. ausdrückt, steht diesem formell activen inf. pas-
siver sinn zu , denn dandus est bezeichnet dari debet. ze
kavaivenne sint (praeparanda sunt) R.. 15^: ze kesezzenue
ist (constituenda est) K. 15^; za petönne ist (orandum est)
*) das perf. öidt>ij,n(u iit pass<ivisch , der aor. i^vy>;on/'i,v niediaL
verhiim. genas, inßit. 6l
liymn. 17, 1; sindun zi chilanhanne (creAeivM sunt) Is. 4, 7;
ist zi ßrstandanne (iiitelligonduin est) Is. 9, 2 ; ist arloiibit
zius zi (jehanne (licet censuin dari) T. JMattli. 22, 7. Gleich
üblicli bleiljt dieselbe conslniclioii im nilid. und nlid., nur
daß nlid. der iiif. niclit llecticrt wird: was zu tlmn oder
zu lassen sei (quae conunilti ouiiltive debeaul) ; das ist
leiclit zu sagen ^ das ist niclit auszuhallen (ferri uequil) *).
Die ueniliclie form kann aber auch activen sinn haben,
z. b. gilihhela iuwaremo faler iu zi gebanne nhlii (com-
placuit patri vestro dare vobis regnum) T. 35, 3. Bemer-
kenswerlhe passivbedeatung enthalten folgende stellen der
Nib.: d.iz er an ze sehene den fron wen wajre guot 276, 2;
sin sohlen da nilit sliln den fremden an ze sehenue 3S2,
3, genau wie Ulf. vorbin (s. 57) du salhvan im braucble,^
Avir würden heute substantivischer setzen zum ansciien,
zur schau, die worle : wa wart in dem touwe dehein
bhiome also schccne ze sehenne als mm vrouwe ]Ms. 2,
47'^ lieÜen sich aber noch so ausdrücken.
Lange begründet ist in unserer spräche , nach den Ter-
bis hören und sehen den inf. act. zugleich passivisch zu
gebrauchen **); ich liore erzählen (audio narrari), ich sah
ihn nül füllen treten (calcari), ich kann kein ihiev schlach-
ten (niactari) sehn; daü hier etwa kein subst. ausgelassen
sei, von welchem der octivc inf. abhänge, ergibt sich aus
der slallhaftigkeit des obliquen bestimmenden casus : ich
höre von dir erzählen , ich sah den mann von dem rauber
Avürgen. unzulässig wäre die steife Umschreibung, nie-
mand sagt: ich höre erzäidt werden; eher schon: ich sah
den mann vor meinen äugen ej'wiirgt werden, ferner, an
die stelle von hören und sehen läßt sich nicht leicht ein
anderes, gleichbedeuliges wort setzen, z. b. slalt ich höre
singen, ich sehe heu mähen, ich sah den künig begra-
ben, kann niclit gesagt werden: ich vernehme, ich schaue,
ich erblickte; es liegt an der geläufigkeit der formel. ]Mhd.
') aucli fjie Franzosen verleihen ihrem inf. naclr der präp. ä liiinfig
passive bedeutiing, z. b. cette ponime est boniie h maui^er (gut zu essen),
ce bois est propre k hnUar (gut zu iireiiiien) , oet honiine est pret ä
inaricr (unser liciratcn ist intransitiv); kein guter schriftstellor würde
dafür sagen a t'tre niangt'e , ä eiro brule. vgl. das vorhin angefülirte
golhische gutli ist f^tnairpan; aber freilich T. !>"> kommt in der ver-
«ic'iitschnng von Matth. 18j 9 sciion ein steifes: guot ist giseiilit wer-
dan zum Vorschein.
**) ans dem zusaminenhanj? gerisseuv? plirason sind darum doppel-
sinnig, z. b. das rätlisel: wer liat seineu \atet laufen seilen V
(y2 c'i/.[/ac//-('r .va/r.
belego erslrecken sich auch auf synonyme verba : muget
ir "wiindc-T lid-reii safjeu JNilj. 1, 4; er liurle stufen nia're
Nii). 4:'), 2; Ich han gi'liurl satjen gr. Und. B'', 9; si lioi-
ten saifen Iw. Avb. 19.'); da si niil swortexi liorlcu schal
und llwer nz Indnicn swingcn (vibrarij und siege niil krel-
ten hriiKjen (lerri) Par/,. 705, 16; man vernam nie von
tiimben noch von wisen ein froiiwe baz (jeprisen Bit, 2^;
ir möhl da striten sehn Parz. 359, 9; \vä sach man rosen
lachen (ridondo gigni) a. w. 1, 72 ; daz man die rusen
brechen (frangi) sach Suchen w. 45, 2. iMnl. saghen die
persone van knechlon hundelen onscone (viderunt eani
male Iractari a servis) JMaerl. 2, 223. Ahd. ih kihurta daz
sagen ii ik gihurda dal setjyen. Ilild. Ags. ne hyrde ic
ceol tjeijiji'van (navem inslrui) B. 75 ; ve secyan JiVrdon
B. 544. Ahn. heyrdha ek seyja 1 srJgum foruoDi S;era.
239'^; ja selbst im schwed. und d;in., wo es nun gegeben
wäre allen zweifel durch doppelle formen zu heben, wird
der acliven noch oft die passivbedeutung gelassen : jag
liörer siKja , jeg liürer siije , welches organischer scheint
als wenn neuere schriftsteiler dafür sägas , siges setzen,
freilich, die neunord. imterscheidung zwischen jag hört
förliilja (audivi narrare) und förtäljas (narrari) ist hier
und in andern anwendungen nicht gerade zu verachten.
Ist das franz. j'ai entendu dire ^ je Tai vu maltrailer ^ je
lui ai vu couper (ampulari) les jambes germanismus?
Gleich zweideutig ist die bedeulung der inf. liiuter den
Yerbis lassen und heissen , erst der Zusammenhang gibt
zu erkennen , ob die active oder passive gemeint werde,
hier habe ich bloß letztere zu belegen : uhd. laß dich von
ihm belehren, sie ließ sich nicht von ihm anrühren. ]Mhd*
daz lat iu sagen Bari. 12, 17; daz ich mich slahen laze
I\v. 6634. Ahd. lazent iuch leren (erudimini) N. ps. 2, 10.
INhd. lieißeu (jubere): heil^ die thür öfneu (aperiri) , er
Ließ den armen geld austheilen (distribui). IMlid. daz hiez
er über al sagen Iw. 899 ; er hiez die Inuke iiider liiii
Iw. 4978. Alts, het he tho ford dragan Heb 116, 24;
liet im watar dragan 137, 21; höt antlücan (recludi) 124
18; liet ine ledien (jussit se duci) 124, 16; het imu heipen
125, 12. Ags. hellt eahta mearos on flet teon (octo equos
in aulam duci jussit) B. 2063 ; hehl gokle Jorgyldan (auro
rependi) B. 2100; hebt Hrunling beran (afferri) B. 3610;
lieht liim tha gevnjrcean (parari) B. 4668; haladh hlaev
gevyreean (jubele tumuluiu erigi) B. 5600. Auch hier wäre
das fraaz. il se laissa chasser (pelli); lalsser porter (por-
lari) faire noter (notari) anzuführen, allein der gedanke
verhiim. geiiiis. injlii. ^3
an deutschen eiufluß svird niclil gegen die Avalirnehnmng
aufkonimeu, daU auch schon latein. dichter nacli sinere
und jubere, da wo das subject, au welches erlaubnis oder
befcld ergeht, nicht angegeben wird, statt des in class.
prosa fast immer geforderten inf. pass., sich den inf. act.
gestatten: urbem alii reserare jubent et pandere porlas
Aen. 12, 584; nee fortuituni spernere cespiteni leges sine-
bant, opida publice sumplu jubentes et deormn templa
novo (lecoi^are saxo ; in folgender stelle steht sogar act.
und pass. form neben einander: agnam caedere deinde ju-
bet, Sotvu[ue ex ordine funeni. Aen. 5, 773. Ganz gleicli
ist aber die läge der dinge nicht, schwerlich wird sicii zu
einem so gebrauchten inf. act. das bestimmende pronomen
(ab iis) aufweisen lassen , und sie sclieinen wirklicli nielir
activisch gesetzt, weil sich in so geläufiger forniel das aus-
gelassene subject fast von selbst versieht, ich möchte ihnen
also das mhd. si hiez balde nach im springen Parz. 46, 15;
si hiezen balde springen ]Nib, 2105, 1 vergleichen, M'as
weniger curri bedeutet als currere, nemlich iJire leute,
diener, boten.
Die ahn. spräche pflegt nach den hilfswörtern der zwei-
ten anomalie den activen inf. mit passivischer kraft zu
setzen, z. b. at kveldi scal dag leyj'a (laudari), j viudi scal
vidh liöijijva (caedi) Sa;m. 20-'; hier müchle ich nicht gern
madhr oder etwas dergleichen ausgelassen verstehn. Ulf.
würde gesagt haben skulds ist dags hazjan.
Ich schließe mit anführung zweier merkwürdiger con-
structionen aus dem ahd. und mlid. wanne sili mau fona
cote sehan inti hechundan (aestimet se homo a deo sem-
per respici et renunliari) K. 27^*; güelliclieii nnihevahen
was da vil bereit von Sivrides armen daz minnecltche kint.
INib. 570, 2. umbevahen ist kein part. prät. (welches um-
bevangen lautet), vielmelir der inf., mit passiver bedeulung
(amplexu teneri). das bei^eit was ließe sich wieder in die
goth. phrase übertragen: sculda vas bifahan mavi, wen«
icli biiahan recht rallie.
Genus der participien.
Nacli dem was eben über den inf. ausgeführt worden Ist
ergibt sich die beschränktheit der granunatiker , die alles
der gewöhnlichen ansieht von bcdeutung der formen wi-
dersprechende in der spräche zu tilgen suchen. Das par-
ticip , noch melir als der inf. , schwebt zwischen dem be-
grif des nomcns umd des verbums, es muß darum geneigt
64 einfacher actlz.
sein ik'ii lohcndig bchliiimilcii siiiii der vcil)aIforni aiif/ii-
gebcn. Da/.u kuinnil die anmit unserer spraclie an parli-
cipien : sie lial mir ein einziges liir das aclivum und ans
ilii'cr ganzen iillcren ])a,s.sivlIexioa ist ilir gerade niclils als
(las parliti[)inm veihlichen. ^vi(! nahe lag es beide unter-
einander in der bcdenlnng sicli ansliolfen zu lassen? Und
dabei ist nicht zu überseiin, daü sich ))cide parlicipia auch
nach dem Iciiipus unterscheiden, das aclive die gegen-
Avart*), das passive die vergangenlieit ausdrückt, lolglicli
zwei so nolhweiulige grammatische verliältnisse wie das
pari. prät. acl. luid das part. präs. pass. nur umschrieben,
gar nicht bezeichnet werden könnten , Avaren 'niclit über-
tragujigcn der bedeulung ausnahmsweise gestattet Avoixlen.
Unser ]iarl. präs. Avird unmillelbar aus dem inf. ge-
bildet'•''''') , in der starken conj. liat es ganz dessen laut, in
der scinvachen ganz desser» cbaracterislisclien vocal; mau
daiT ihm also, gleich dem inf,, selbst da, wo das verbum
cntschietlen transitiv ist, zuAveilen intrausitivisch passive
bedeulung zutrauen. Ein zAveilcr davon verschiedner fall
ist der, daü part. präs. selbst intransitiver verba eines ge-
wissen passivischen sinnes iiiliig werden, den man am deut-
lichsten relativ imisclireibt.
Von beitlen arten bietet indessen Ulf., meines wissons,
kein beisi)iel dar, eben weil er sich sonst noch zu leicht
im passiven ausdruck bewegt, und er in naclibildung des
gr. textes auf keine gelegenheit dieses participialgebrauchs
stößt. Für die übrigen dialecle will ich jene beiden fülle
sondern.
Partie, präs. transitiver verba passivisch gesetzt, alid.
varanter scaz (mobilia) unvarante scazä (res immobiles)
gl. emm. 382. 383 ; mhd. varnde habe Parz. 9, 21. varnde
guot Parz. 267, 10. Als. 1, 63* Walth. 8, 14. 60, 35; nhd.
Jahrende habe. ,die bedeutung ist tragbares gut, das von
einem ort zum andern gefahren, d.h. gebracht werden
kann, im gegensatz zum liegenden eigenthum. gerade so
altfries. thä drivanda and tha dregauda As. 278 , das trei-
*) die frage nach einer ausgestorbnen form des part. prät. activi
berülirt uns hier nicht.
") die schwed. spraclie liebt es adj. in part. präs. zu verwandeln, denen
sonst keine andere verbaiforni zur seite .steht, z. b. IVämmande (alie-
nus); stridande .ström (reißender ström) Fv. ,3, 142. 174; djupande
haf 3, 174; rosende lund 1, 73. 2, 178. rosende kind 2, 27. 152;
roscnblommande kind 2, 17. hvitblommaude kind 2, 51.
varhum. genus. partlcipia. 65
liende und das tragende, was getrieben und getragen wird
(daz mau niolite getribeu und getragen En. 4808.) gleicli-
wol könnte das part. varanli ursprünglich hier activintran-
sitiveu sinn gehabt haben, insofern scaz und fihu haupt-
sächlicli in lebendigen vieh bestanden , welches fahrt , d. h.
geht, und dafür spräche der ahn. ausdruck gängandi fe,
dän. gaaende fä. wegen des drivaade and dregande , und
\\'eil man sich unter falirendem schätz frülie sclion niclit
bloU vieh sondern aucii getraide dachte , gebe icii jener
deutung den vorzug.
IMhd. häufen sich einige beispiele. ditz ansehende
leit Fieinh. 1199, das mit äugen geschaut wird, vor äugen
liegt; helnde , im sinn von verholen, was geliehlt wird,
den liehidcn sprunc rennen Parz. 466, 22; lielnden muot
l^ren Parz. 634, 6; helndiu zuht Parz. 393, 3; in hehider
wise Troj. 7589: lebende tage, die gelebt, erlebt werden,
lebendez leben Diut. 1, 54; in ir lebenden jaren Doc. misc.
2, 44; in ir lebenden stunden Bari. 311, 7; ein lebender
tac Ms. 1, 72^; sine lebende tage Ulr. Trist. 16; alle mine
lebenden tage Ulr. Trist. 1832. Ws. 1, 4^; alliu dine leben-
den jar Bari. 177, 31; ivindende hende, die gewunden
werden, mit windlndin henden Diut. 1, 14. Kl. 1836.
Gudr. 3678. 3738; mit windender hant Gudr. 3623. 59x4.
Kl. 510; Magende, was geklagt wird, zu klagen ist, in
klagender swa-re Bai'l. 28, 31; klagender sw?ere pflegen
Orl. 1120; klagendez herzeleit Bari. 191, 36; kingenden
Ungemach Bari. 189, 9; klagende not Orl. 1720. Bari. 5,
37. Frauend. 69. 85; klagende arbeit Wh. 278, 28; nun
klagende leit IMs. 2, 26»'; klagendez lop Ms. 2, 225«; an
klagenden trivven Parz. 81, 4; klagende triwe Parz. 159,
24 ; doch ließe sich klagende überall auch intransitiv aus-
legen durch: \vobci geklagt wird. Alle diese fälle haben
etwas formelhaftes, sind bloß einzelnen dichtem geläufig
(vorzüglich Rudolf) und von andern gemieden, stridenden
strit hat der cülner Hagen 1046.
Mnl. ist mir nur ntnemende aufgestoßen, das ausge-
nommen, ausgezeichnet bedevilet : utMemende ere INlaerl. I,
423; met haerre i'itiicmender cliierheil 2, 61; metler ut-
nemender groele (eximia salulatione) 2, 251, PSnl. nitne-
mende und gleichbedeutig damit iiilinuntende , d. h. aus-
gemünzt, hervorstechend *).
*) in den schwed. Volksliedern: förg^Umide iiir (tuba iiiaurata) 3,
78; förgyllande stol. 3, 75.
V.
66 ei/ijut/ur saiz.
Nlid. (ntsii('lnnp)i(l ; vorhabend , \vas beahsiclitigt ^vird :
\üii dieser vorlialxMuloii herbslieise Gcitlies waliK. 1, 10-,
Id der Volkssprache, im canzleislil und in allereji biiclifrn
der Iclzleii jlili. nocli viel öfter; essende und trinkende
Avaare ; essende speise \\ alcli 3, 181; anziehende kleider;
meine führenden -svaaicn ; eine besoryende yefalir; Kraft
meines Iratjenden anils, aus tragender Ireundschafl ; ein
stillendes kind ; eine melkende kuli ; bei dem künftig hal-
tenden gcrichl ; werbende l)olscliafl; dem ehrenden 'ver-
elirlcn) publicum; der leidende schade; verkaufendes hvot,
das feil sieht; klagende Übelkeit, lütners hebanniie 411;
wieder erlangende gesvuidlieit , unw. doct. 2; bei empßn-
dender liilfe, das. anbaiig 152; sein anhabendes liemde
das. 1.56; bei verspürender besseruiig, un^^. doct. 171;
vorhabende reise das. 118; bei meinem habenden kummer
Scliweiniclicn 3, 242; Avegen noch habender giclit ib. 3,
165: anbietende gnade ib. 1, 208, 3, 200; mit einer un-
versehenden ulmmaclit ib. 3, 223; stille mit zumachenden
angen ibid. 3, 254; mit aufhebenden banden ibid. 1, 231;
tragende sorgen ib. 1, 331; essende Avaaren 1, 238; von
cssemlen und truikenden dingen MB. 1, 446 (a. 1344);
marstall, und darin habende pferde Sastrow 1, 289; ha-
bende gewer (gewer in welclier mau ruhig silzl) , in rech-
ter liebbenden ^yere. richlsleig 21. 26. vgl. Albrecht p. 7. *)
II. s. \v. Lauter heutzutage verpönte ausdrucksweisen,
allein weniger schleppend und sprachgemäßer, als wodurch
wir sie luir theilweise ersetzen , die mit der präp. zu und
scheinbar demselben parlic. gebildeten für den begrif der
lat. part. jjass. auf -ndus : die zu essende speise, das zu
haltende gericht, das anzuziehende kleid , der zu ehrende
maiui. scheinbar, weil sie nicht aus dem eigentlichen part.
präs., sondern dem von der präp. zu abhängigen dat. des
inf. entspringen, der nun höchst unorganisch wieder zum
pari., d. i. adj. geworden ist. die jeuer conslruction des
ze mit dem inf. zuweilen gebührende passive bedeulung
(s. 60) hat den misgrif herbeigeführt , die falsche analogie
des lat. part. auf ndus befestigt, unserin pari. präs. auf
end entspricht das lat. auf ens, entis , nicht das auf ndus.
Dem sinne nach unterscheiden sich diese nhd. mit zu lor-
niierten redensarten von dem hier behandelten fall darin,
*) auch im dän. hat man solche redensarten nachgeahn)t, z. b. hans
^"frygteude dodst'nid, sein (oilesrall, <ler hel'iiiclitet wird; med sit un-
der/unende niandskab, mit der mannschaft, die unter ilim steht; med
sit fvrende skib. mit dem schif. das er fülirt.
verbum. genus. partlcipia. 67
daß sie einen stärkeren begrif des soUens und nmssens,
nicht den reinpassivischen ausdrücken : die zu tragende
sorge muß getragen -werden , die tragende sorge wird ge-
tragen, daher auch nicht überall beide weisen sich ver-
treten können, z. b. statt ausnehmend gefallen, mit zu-
machenden äugen liegen ließe sich nicht sagen: auszuneh-
mend, zuzumachenden.
Part. präs. intransitiver verba ; hier ist das verfahren
kühner, man kann den sinn aju nächsten durch die präp.
worin oder wobei umschreiben , und darf das ])art. dem
sinn nach nie gerade zu auf das subst. beziehen, mit wel-
chem es construiert ist.
Auch hier bietet die alte spräche nur ein beispiel dar,
das aber hinreicht alle übrigen zu rechtfertigen, vallundiu
suht (morbus caducus) Diut. 2, 193^, die krankheit , wobei
man zu boden fällt; mhd. vallendiu suht, daz vallende
übel. S. Uolrich 60^ fundgr. 325; nhd. die fallende sucht.
Mhd. schämende arbeit doln Wh. 315, 14, wobei man
schäm empfuidet; schamenden (schemeden) pin dohi Parz.
172, 28; dagegen in schamendiu wijilieit Parz. 27, 9 be-
zieht sich das part. auf das subst. ; hi lifjendiu miuiie Tit.
147, 3. Parz. 193, 4, liebe, wobei umarmuug gestattet i^t;
M (\qt ju(j enden weide IMs. 2, 183^, wo gejagt wiixl; üf
der jagenden reise Lohengr. 148 ; sterbendiii swaere liarl.
255, 17, schmerz der den tod mit sich führt (es ist ster-
bende, nicht sterbende genau zu sclu^eiben) : iwer her
körnende varl Wh. 135, 22 die reise, mit der ihr an-
kommt; wol dem wart siuer her komenden vart AA h.
320, 29 wol ihm, daß ihn der weg hierher führte; ouavö
din eines komendiu (so lese ich statt körnendes) vart! AA h.
93, 11; disiu wider körnende vart \Yh. 330, 28; sui ku-
inende vart Lohengr. 52 ; etslicher Sterne körnende t.ige
Parz. 490, 3 die tage an welchen einige slerne kommen,
aufgehu Parz. 490, 3; der huheu sterne kujnendiu zit Parz.
493, 25; sine kumenden zit Wh. 443, 26; man sieht leirlit,
daß sich in mehrern dieser stellen das part. uninillelbar,
etwa im sinn von künftig, auf das subst. ziehen läik; doch
gellt es nicht immer, und meine auslegung scheint joben-
diger; diu erslahtnde vail Diut. 1, 15, aul Nvelcher einer
erschlagen ward, Modnrch die erkliirung der Uoinnieiulen
fahrt sich neu bestärkt: hier ist sogar ein traüsiüv in \\ eise
der intiansilive behandell ; diu minnende not I\v. 7790.
Wigal. 1185, die nolh des Hebens, der liebe, die von
liebe erregle nolh oder wie es ein kältei'cs compusiuim
E 2
6Ö einjavher aalz.
ausdriickcn wiii-de, die lichosiiolli ; der iiiluneiidc luisiti
Ms, 2, 47', dc'i- liclx'simsiiin, die lliorlioil ^venn icli iiiiiiin';
diu erde lio dio ht^hrnilc nol Slollo 14G'*, worin sie er-
bebte; er Icil IkiikjciuIc iiol, hulaiid .sich iti der nolli, datt
er hicng Ivv. 467«; wachende arheil I'arz. 246, 9, die im
wachen vcrriclilet wird ♦); in sldf'ender 7a{, d.i. zur iiaclil-
zeit, wo gesclil.ilcii wird, kann sclion Albrechl von Hal-
bersladl gesagt liaben , \\ ikrain Ijeliiidl es bei j). in. 2l.'J'',
oder berulil es auf eiiuMii misverstaiidnis des unjarbeilcrs :'
der rein» nit : zil (nicht: zeit) taugt wenig und der alle
dichte]- bediente sich vielleicht der redensarl bi slaieuder
diel (honiinihus ilornüentibus) was genauer auf niet reimt,
bei abhandhuig der absoluten construction werde icli diese
formel melirfach belegen, der irthum muß aber sicli wieder-
holen, auch im richtslcig 3.5, 47 liat die gewöbnliche lesart
in nachlsJiipender lit, in Pipeis markenrechl p. 104 sieht:
bi nachtslapender tid upgebroiken , und ohne zwcIfel
lieiüt es noch so in Nioderdeutschland.
Nhd. rvolschinfende , wohjeruhende naclit wünschen;
nach einer schlechlschlaf enden nacht kommt vor in Gölhes
und Schillers briefw. 5, 5, d. h. naclit, worin man wol
schlärt, schlecht geschlafen hat; sterbende laufte, Rommels
hess. gesch. 4, 464 (a. 1564) Maders Friedberg 2, 273, zel-
ten, wo die pest herscht; keine bleibende statte haben,
d. i. keinen ort, wo man bleiben kann vgl. Luthers Verdeut-
schung von Hebr. 13, 14. deuteron. 28, 65. eine schwin-
dehide hübe, die schwindeln macht; eine erstaunende
menge , worüber man erstaiuit , vielleicht dem franz. eton-
nante quantite nachgeahmt , aber etonner ist transitiv , er-
staunen intransitiv ; mit liandschlagendeni lob , Vossens
Luise 3, 457 d. h. lob , wobei in die band geschlagen wird;
sitzende oder (fehende arbeit, die mau im sitzen oder
gehen verrichtet ; sitzendes leben (vie se'dentaire).
Auch nnl. sind ähnliche redensarten im gang, z. b.
huisziltend leven , eingezogene lebensart, wo man zu haus
bleibt; en wakende dröm, ein Irauin wobei mau wacht.
"Wichtiger scheinen einige altn. und sciiwed. beispiele.
ä deyanda degi, am todestag, am tag wo man stirbt. Laxd.
1>. 106. Isl. sog. 2, 132. 134; schwed. det villande haf,
das meer auf dem man irrt, Fv. 2, 32; pä villande saud,
*) mla wjiclientlez gedenken Tit. 99, 4 iiclime ich nicht hielier,
weil es dem släfenden leu entfiegensteht und der waclie gedanke sclio-
iier ist, als das denken im wachen, auch engl, waking tliouglits.
verhum. genus. participia. 69
flas. 2, 162. das dan. hans ihoende Iius, das haus V/'orin
er wohnt , scheint gerinanismus.
Mhd. und nhd. fallt die form des participialen adv.
(granim. 1, 1019) mit der des pari. präs. zusammen, und
einzelne stellen können danacli einer doppelten auslegung
unterliegen. Iw. 4678 (s. 68) erklärt Ben. (anm. zu hv.
377) hangende für ein solches adv., doch die parallelen
redensarten minnende, bebende not bestärken mich in der
adjectivischen deutung; eher dürfte man wachende Parz.
246, 9 adverbial nehmen. Wenn wir nhd. sagen: die
waare geht reissend ab, d. h. daß sich darum gerissen
wird, so ist das adv. entschieden.
Das deutsche pari. prät. hat zwar in der rogel passi-
ven sinn, in einem häufigen fall aber aucli. entw. zugleich
oder ausschließlich activen. ausschließlich bei allen intransi-
tiven, z. b. gekonunen, gestorben, gefroren, geblüht, gewelkt;
wie in dem hortalus sum , fassus sum des lat. depon. dem
part. nur active bedeutung zusteht. Alle transitiva hingegen
scheinen bei Umschreibung ihres prät. act. mit haben dem
pari. prät. activen sinn beizulegen; ich habe gefangen, ge-
sungen, geliebt, gehaßt, ganz wie die roniau. sprachen
verfahren, sobald sie lunschreiben : j'ai pris, chante, aime,
hai. dies ist jedoch bloßer schein, wo das activum be-
stimmt gesetzt, d.h. der gegenständ, auf den die handlung
6ich richtet, ausgedrückt wird: denn alsdann kommt das
part. nicht in den casus rectus des subjects, sondern in
den obli(|uus des objects ^ ist also nothwendig ein jjasslves,
z.h. nhd. si eigun ginomanan druhtin minan 0. V. 7, 29;
altn. hefir thu nuc dvaldan Sa>m. 80^'; franz. je l'ai prisc
(fem.) Albnälich aber und schon oft im ahd. erlisclit die
tlcxioa der mit dem hilfswort haben verbundnen partici-
pien ; mhd. luid nhd. hört sie vollends auf, wir sagen: sie
haben meinen herrn genommen, ich habe sie gelangen,
und dann steigt wieder jenes aclivlsche ausschn der parti-
cipia. Nähere ausführung im drillen cap.
Hiernach kann nicht befi'emden, daß allein siehende,
an kein hilfswort geheftete part. prät. die aclivc vcrgan-
geuheil susdrücken.
Bei intransiliveH scheint das ganz natürlich , z. b. ge-
worden, gilcgen (silus), gewachsen (adultus) , ahd. kilitau
(praeteriliis) , kilegan (situs); indessen ist niclit jedes pari,
prät. dieser verba, das mit sein oder haben verbunden nocli
verbalkrall äußert, gesondert üblich; man bedienl sich in sol-
chem fall lieber der mit parlikeln componierlcn , als der ein-
70 eiiijachcr salz.
faclien pnrliclpl.i. es lieiüt nirlit lelclit die geblülite, gewelkle,
gf'diiricte hlunic, wol al)cr die verbliilile , verwclkto, aus-
geduflc'le; nicht die gescliieneiic sonne, elier die ausgescliie-
nene, die zu scheinen aufgehört hat. inilessen sagt man
das gesunkene Jand, wie die eingesunkene wange, das ver-
sunkene schif. andere beispielc : angesessen, vergangen,
verwiclien , nihd. vervarn Bari. 92, 6 , verflossen , einge-
treten, angekonunen, verfroren, verfallen, abgelebt, ab-
gelaufen, geronnen, verronnen, abgestanden (von fischen,
die den geschniack verlieren) u. s. w.
Allein auch transiliva können im part. prat. pass. -wie-
der acliven sinn annehmen, (jetruffena gulenna bei N. Cap.
49. sind deae grandaevae, d.h. doch, die kinder getragen,
geboren haben? mlid. geivizzen verständig, der -weiß und
erfahren hat, Iw. 7298, unverwizzen unverständig; nlid.
erfaJiren (expertus), yetvandert.) {jereistj be^vandert scheint
passivisch; mhd. fjenozzeu, der etwas genossen hat Parz.
290, 9, vgl. Nib. 875, 2. geruht, was sich ausgeruht liat,
geruhte glieder, mhd. die geruoten Lohengr. 124 vgl. 126,
129. geschworene die geschworen haben (jurali, jures),
verschworene , die sicli verschworen, es ist bemerkens-
wcrlh, daß viele mit ver (nimis oder in älnilicher schwä-
cherer bedeutung) gebildete, durcli das rellexivum medial
gewordene verba in dem activ gebrauchten part. prät. das
pron. jederzeit Avegv\'erfen : sich vermezzen (andere) part.
vermezzen (audax, procax) , der sich vermessen hat, mhd.
ein lielt vermezzen Ulr. Trist. 935. Bit. 6462.10881: eben-
so verlegen , was zu lange liegt , verlegene waare , mhd.
ein verlegen man Iw. lil^, verlegeniu müezekeit Iw.
7171; ein verschlafenes kind , das zu lange geschlafen
liat, zu lange schläft; vergessen (obliviosus) , ehrvergessen,
wer seiner ehre nicht achtet; verlogen (meutiens); ver-
sessen (nimis inientus); veriveinte äugen, die zu lange ge-
weint haben; mhd. verwarnet (arrogans), der zu große
meinung von sich hat, ein gedienter h.T[es,er , der gedient,
ein verdienter mann, der sich verdient gemacht hat, be-
dienter sogar ein dienender *). Wohin gehört einem be-
holf'en sein (helfen)? ich finde schon mhd. im beholfen
wahren (auxiliarentur ei) Ls. 1 , 465. mhd, geriten (zu
pferde) Ecke 39, heute beritten; w^ol oder baz geriten
Parz. 10, 11. 119, 5. 537, 11; ungeHlen Ms. 2, 69*^. meh-
*) Avil. 26,s, 8 ir gedienter vatcr passiv, der erworbne , Heiinrirli,
den sicii Gyl)nrg verdient Iiatte. Parz. 511 , 12 ist ungedient adverl) :
ohne verdient zu \mhen.
verhiun. genus. participia. 71
rere solcher stehn inhd. nur mit der negatlon: ungetihtet
sin Doc. niisc. 2, 51; ungesungen sin Ms. 1, 10» 162^;
ungevräget sin Bit. 13», nicht dichten, 'singen, fragen;
wie noch heute ungegessen, ungetrunken gesagt wird.
In manchen dieser beispiele drückt das part. ^veniger Ver-
gangenheit als gegenwart aus : reitend , undichtend , unsiu-
gend, untrinkeud.
Überall aber erlangt das so gebrauchte pari, fast ad-
jectivische bedeutung und kann nicht weiter mit dem casus
construiert werden , der das active verbuni regiert, daher
sind redensarteu, wie sie in büchern des 17 uiul begin-
nenden 18 jh. versucht werden, z. b. der sich selbst be-
trogene könig, die ihren mann auf gute wege gebrachte
frau, der seinen rausch aiisgeschlafene soldat , undeutscJi
obgleich weniger pedantisch , als was man oft an ihre stelle
setzte : der betrogen habende , die gebracht habende. Hät-
ten wir ein eigentliches, wahres part. prät. act. , so wären
jene constructionen vollkommen schicklich: sein ersalz be-
liauptet sich in viel engerer schranke.
Auch die erwagung des in f. und der participieu hat klar
gemacht, was als ergebnis des ganzen cap. gelten muß.
daü bei dem mangel und der diirftigkeit passiver und me-
dialer formen in der deutschen spräche, das activum nicht
seilen geradezu in medialem und passivem sinn gebraucht
wird , umgekehrt aber das passive particip iu active be-
deutung greift, dadurch gewann die spräche leichteren,
freieren ausdruck als durch gedehnte Umschreibungen zu
erlangen gewesen wäre.
Nach inid nach hat jedoch die schärfer gewordene sprä-
che jenes mittel wieder oft von der band gewiesen und
sich dafür desto mehr belastet mit auxiliarien.
Erst, in unberechenbarer zeitferne, gieng die medial-
form selbst luiter , aber gleichsam im nachgefühl davon
hielten sich noch verschiedne mediale ausdrucksweiseu ;
aidelzt wurden auch diese grölUentheils aufgegeben.
Das formelle passivum , äußerlich nothwendiger, dauerte
länger, luid seine Umschreibung hat in der prosa festere
Wurzel gefalU, obschon sie von dichtem seltner, vom ge-
meinen volU last gar jücht verwendet wird. Unsere activ-
form ersel/.l also auch die beiden anderen genera und ist
zu beinahe ausschließlicher herschaft gelangt.
72 einfacher satz..
CAP. IL JNIODUS.
Die cleutsclie spraclio vennag glelcli der latelnlsclien vierer-
lei modus zu ))il(lcii; den opt. entbelirt sie ebenfalls, allein
ihre llexionen des conj. iinp. und inf. sind Aveit unvollstän-
diger geprägt und zumal im conj. oft der älteren eigen-
thünilielikeit verlustig gegangen, der ind. vertritt dann den
conj. beinahe wie das aclivum die andern geuera.
An dieser Vorstellung ist noch genauer zu bestimmen'
daß, -während der lat. conj. formell dem gleichen gr. mo-
dus entspricht, die form des deutschen conj. zu der des
gr. opt. slinmit. aucl» in andern llexionen (z. b. dem nom.
pl. inasc. adj.) zeigt die gr. spräche Ol, I wo die deutsche
AI , I ; das AI des golh. conj. ist oifenbar das cliaracteri-
stisclie Ol des gr. opt. Im lat. xnid im späteren griecliisch
muß die conjunclive form auch die oplative vertreten; in
unserer spräche scheint die Optative form, so weit wir
liinaufreichen , zugleich für die modalität des conj. zu gel-
ten. Die deutsche grammatik sollte daher nur von einem
ind. opt. imp. inid inf. wissen, doch mag ich hier nicht
den herkömmlichen sprachgebraucli abändern. Die beuen-
nuug der form, welche für beide begiilfe des opt. und
conj. zusammen dient, ist gleichgiltig : man muß sich aber
des ursprünglichen Verhältnisses erinnern , xim zu verstehn,
daß der gr. opt. fast nur durch den deutschen conj. ausge-
drückt wird , der gr, conj. desto häufiger auch durch den
deutschen ind.
Auf das wirkliche, sichere gehen ind. und imp., auf das
mögliche, unsichere opt. inid conj. Zwischen opt. u. conj. liegt
der unterschied, daß jener subjective, dieser objective müg-
lichkeit in sich schließt, beide, das homerische ßüXoiad-a und
ßi'il'}]Gd-a verdeutschen wir mit würfest du, doch ersteres
bedeutet: ich wollte du würfest, letzteres: geschähe, daß
du würfest ! der gr. formen vortheil besteht nicht allein darin
daß sie das eine oder das andere , sondern auch daß sie es
an sich selbst, ohne beifügung weilerer Wörter aussagen.
weil aber das subjectivmögliche oft wünschend ausgedrückt
Avird , führt der ganze modus den namen optativ (7; evn~
Tf/Jj) , obgleich er sich auch auf andere fälle erstreckt.
verhum. modas. indlcatw. 73
lud, und opt. erscheinen im einfachen wie im mehr-
fachen satz ; inip' verträgt nur den unabhängigen, conj.
nur den abhängigen '^'). Sprachen die opt. und conj. zu-
sammenwerfen müssen dann freilich den conj. auch für
einfache, unal)liängige salze zulassen, d. h. einen solclien,
der dem begrif des opt. entspricht, namentlich ist der den
imp. vertretende conj. nothwendig ein optativischer.
Der ind. bedarf für den einfochen satz nur weniger be-
nierkungen, der conj. fällt ganz dem zweiten absclinilt an-
lieim. hierher wird also ganz vorzüglicli eine Untersuchung
des begrifs der optativisclien und imperativischen modalilUl^
8o wie zuletzt des infinilivs xmd der participia gehöreo,,,, ,^
INDICATIV.
Alles was geradezu, ohne ZAveifel und unsicherlieit gemel-
det vuid als ein wirldiches bezeichnet werden soll fällt
diesem modus anheim. namentlich auch der ausruf und
die directe yr«<jfe. welaga nu, wallant got, we wurt skihitt
Hild. 48; hey waz er grözer ^reu ze diser werlde gt~
wanl Nib. 21, 4; liei wie schiere erz (jehant ! Nib. 1504,
4 ; oy wie diu wäfen cluiujen l Anno 446 ; ey waz du
lasters hast getün ! Wli. 75, 4: ävoy wie dci wart gestri-
ten ! Parz. 105, 26. aucli pllegt nach den interjeclioneu
des ausrufs die conjunction daz den ind. nach sicli zu ha-
ben: uwe unde hcia liei, daz güete alsölhen kumber treyt
luul immer triwe ianier reqt! Parz. 103, 20; nhd. weli
nu'r, daß du mein feind bist! in welchen beiden beispie-
len der melirfaclie salz nur als erweiterung aus dem ein-
fachen hervorgeht: uwö güete tregt alsülhen kumber!
weh , du bist mein feind ! Für die gerade frage wäre es
überllüssig ein beispiel anzuführen ; unsere alte sprachör
liebt es aber, den erzählenden iVngcn aufwerfen ujul be-
antworten zu lassen und diese sind in der regel hypothe-
tisch , also in der form des (oplaliven) conj. gestellt ; zu-
weilen werden sie jedoch direct und indicativisch geCaUl.
waz thaz nezi zeinit? 0. V. 14, 19; wcs si du beiile ///^'-
gen? Parz. 537, 14; wie was der junge geschicket'i' Parz,
307, 7; wie sprach sin epitatlum? Wh. 73, 27; wie was
') diese letzte beliauptung wird auffallen ; icli denke sie aber für
unsere spraclie durclizufiiiuen. die griccli. kennt auch einen conj. im
einfaclieu, unnbliän<^i{;en satz, aber der «;riecli. conj. liegt uns der
form wie dem begrif nach gerade nm fero&len.
74 e'iiij'iichar salz.
geli<5rt sitis sarkes slal? Wli. 73, 29*); wer der flirifleii
schar lierre was? Wh. 32<*<, 2.} ; wie xsl da/, ruscnkinl ge-
zogen? Gcü 4776; nu wie ijewarp du Tristan? 'Irisl.
2480.
OPTATIV.
Es ist schade daß wir das Verhältnis des gr. opt. zum
golh. ausdrnck im N. T. niclil scharf verl'olgen künnen,
zu dieser zeit war die Optative form schon einigermaßen
der gr. spräche fremd geworden , wie sie späterhin (im
neugr.) völlig erlosch, das N. T. liat sehr oft den conj.
statt des alleren opt., und der modus des gr. textes muste
einwirken auf das gothische.
Am liäufigsten dürfte die dcprecatlon jn^ ytvoiTo wie-
derkehren, Ulf. übersetzt ni sijui Fiom. 7, 7. 13 oder noch
formelhafter nissijäi Luc. 20, 16. Rom. 9, 15. 11, 1. Gal.
2, 17. wörtlich hieße es ni vairthai, zum beweis daß
die Gothen selbst ni sijai, dem lat. absit ähnlicher, sagten.
yivono /toi Luc. 1, 38 lautet ganz richtig vairlhi'ii mis.
eh] gew^ühulich vesi Luc. 1, 29. 3, 15. 9, 46. 15, 26.
18, 36. Joh. 13, 24, einmal auch sijäi Luc. 8, 9.
ÖMt] gihdi Rom. 15, 5. Eph. 1, 17. 3, 16.
^eXoi vlldedi Luc. 1, 62; darum nicht vili, weil diesem
indicativischer sinn beiwohnt.
fyo) aov ovuiiiijv , ik theina niutdii Philem. 20, a te
juvari velim.
noirosiav tavidedeina Luc. 6, 1 1.
nocli einige stellen hernach beim imperativ.
Man sieht , die bloße goth. verbalform , ohne andere bei-
gäbe, faßt den begrif des opt., ja selbst in dem fall lißt
der Gothe nicht ab von diesem modus wo das X. T. ihn
durch das zur partikel erhärtete orpalov (utinam) und den
ind. umschreibt: es wird eine eritsprechende goth. partikel
gewählt, das verbum aber doch in den opt. gesetzt. b(f6-
Xov ys tßaGilevoate vainei thiudanodedeith I Cor. 4, 8;
6g). ^ver/saS-e vainei usthuläidedeith II Cor. II, 1; ocf.
Mal anoy.6xpovTai vainei jah usniältäindäu Gal. 5, 12.
ich glaube, das goth vainei hätte in sämtlichen drei stellen,
wegbleiben dürfen, wie statt ocfeXov ißaoileiaaTe in äl-
terem gr. bloß stehu ßaoiXevaane.
') der herausgebet nimmt in dieser und der vorhergehenden stelle
ausmfe an.
verbiim. modus, opfaiU'. 75
Wenn Ulf. statt des gr. Imp. oder statt des gr. fut. Ind.
seinen conj. einführt, so ist dieser offenbar optativer he-
scliaffenheit : liultlis sijiiis niis 'iläo'&r^%i fwi Luc. i8, 13;
nivailit iiimdith f,i,f^d'{r aiQETe hxic. 9, 3; ni baruiskai syVii7/i
//?/ TTCifäi'a yiveod^s I Cor. 14, 20; t/ ovt Tioiijoofif.v '. hva
tiiujäima? Luc. 3, 10; ni niaürthrjms , ni hlifdis nv
(fovevoeis, ov yJJilisis Rom. 13, 9; m fäurnndjäis ov (pc-
fiwaeis 1 Cor. 9, 9.
Ich berücksichtige vorbedächtig keine anderen gotb.
stellen, in welchen ein opt. auch gegen den gr. text ange-
nommen werden könnte.
Ahd. wären zuvörderst stellen zu vergleichen, die den
angeführten goth. entsprechen, fer st (absit) K. 20=* 24'';
ni si oder ni AAcrde könnte wol auch gesagt werden; tvese
mir (fiat mihi) T. 3, 9; ivoUi (vellet) T. 4, 12.
Der Optative conj. ist für das ahd. und die späteren
dialecte im einfachen satz ein vierfacher 1. der eigentliche
opt., 2. der jussiv, 3. der concessiv, 4. der interrogativ,
je nachdem darin wünsch, geheiß, Zulassung oder frage
ausgedrückt liegen.
oplativ: ciisscr mih (osculetur me) W. 6, 1; ih ivolti
(velleni) N. Btli. 31; ivolti got (faxit deus) N. Bth. 25. 84;
mih histi (vellem) N. Bth. 160; si sälida gimuati SAlomu-
nes guati 0.
jussiv: magis (yarQS, vale) Diut. 1, 183^; wiztst (srias)
0. 11. 11, 65; ivizit (scitote) 0. IL 20, 13; eUjit (habe-
tote) ü. IV. 10, 12; unnist mir bilentero ze geeisconne
(da nosse poscenti) N. Cap. 135, unntst hat präsensbedeu-
tung, etwan ^ttuqi'tiois uv. ni liuhte Hobt iuer 0. IL 17,
21 ; s* giheilagut thin namo T. Maüh. 6, 9.
concessiv: sus keufota diernum ye%vunne gerno Areas
(bis Psychaen opimam muneribus in connubium Areas op-
tabat) N. Cap. 15, ein solches gewunne gerno wäre ganz
das gr. Tvyoi äV.
interrogativ: miemes zi mir? (venlas ad me?) (judmis
zl nur? (venires ad me?) icli crlindc die unbeilenklichen
beispiele.
Die bcdeutungen laufen aber an einander, cusser könnte
auch' für ein geheiU *), gewunne er für einen wünsch
gelten ; eigentlicli liegt allen vier fällen ein wünsch im hin-
tersrund.
*) die LXX setzen ilonu 1, 2 dem imp. (fibjnnrm, keinen opt.
76 einfacher salz.
Aus der mild, ßpraclio .slcliii reldierc! l)eisj)icle zu dlensL
wünsch: ich .s» der Ijole! (laUl iiiicli den holen sein)
Jlerh. 2.i*; Irowc da/ ir Siv'lic .s«f / N\r.llli. 14. 34; nii
sllnre «ms got an heiih-n und ^/ete uns lal ! \>allh. 7, 16;
zno Jtiezo im aller saildeu llu/. , nilit wildes inUle sfncii
schu/ ! AVahh. 18, 25; sitKje ein guld*n liiion! Jjcn. 393;
IUI etnvelle got! Walllu 40, 12; rvizze Christ! gramni. 3,
243; got Itiiete din I Parz. 124, 17; got fialde iuch ! Parz.
138, 27; nu stiuie uns got! Wallli. 7, 16; daz niiclis noch
got ciujctzf; ! AA h. 2.)2, 30; daz (h'cli schiere got (jehrrtie !
V\aMli.(54, .54; daz mich gol er/«zf' euis soihen ingesindes! 'l'il.
18, 2: wuldest du mir hcUen ! VVaMh. 69, 12; öwö het er
mir daz houhet min liiu ah geslagcn ! Wh. 164, 10; övvd
yescehe ichs under kröne! W allii. 75, 8.
gelicil^ und hcwilligung: daz st/ (eslo) l\v.3619; daz se
getan! (hat) Ueinh. 1374. Iw. 3636; heil sislu ! (salve) 5t5<
wiUekomen! s/.9£stiDte! fragm.44b; wizzesll Ms. 2,253» Ls.
1,343; erlcesen wir daz grap ! Wallh. 77, 23; in 6i geklagt!
Iw. 3660; er si hiu! Bari. 10, 20; daz dez res uusadec st f
Iw. 3668 ; nu Idze wir si riten ! Nih. 1557, 3 : tuo si eht einez !
Ms. 1, 76^* ouwe wie weng uns dennc hllbel Wh. 147, 7.
indirccle frage: wä wa^re der? (ubi inveniam eum) Iw.
1806 d.h. ich möchte ihn finden; wer waere? (quis fueritl')
Iw. 1918; zumal aber häufig aus des diehters mund, in
der s. 73. beim ind. angegebnen weise : wer der dritte schar-
herre st? Wh. 328, 17; wie er gezimieret sH Parz. 36, 22;
üb er si hin an iht nem? Parz. 193, 9; ob stn wirt niht
mit im var? Parz. 23, 11; ob ir dewedriu xveinel Parz.
375, 10; ob ieman spreche? W^alth. 25, 26; ob sine ker-
zemvwreu sclioup ? Parz. 191, 18; wer nu der dritte «vrere?
Parz. 87, 25; waz dö treten die siu? Parz. 74, 2; wer du
zuo zim liefe? Parz. 283, 24: waz Gawan du Uete? Parz.
409, 22; Avaz der helt du üete? Parz. 703, 8; wes der hell
do ]}flfi'ye? Paiz. 567, 28; op sin schilt wfere ganz? Parz.
386, 24; op daz ihr reht iJit W{ere? Parz. 400, 28; wer
bi derküngin steze? und w^er da mit ir leze? Wh. 265, 3;
wer jener und dirre ivwre? Wh. 208, 28. W^olfrani liebt
es vor allen andern solche fragen einzuschalten, doch kom-
men sie auch sonst vor : ob er zuo den frouwen rite ?
Wigal. 8662; ob riterscliaft da rvurde vermitcn 1' Wigal.
9268; ob in diu sweit Ä«« vermiten ? Geo. 3696; waz sin
spfse Wfere? Bari. 374, 33 ; ob dirre knabe ein ammen
sutje? Troj. 6021 ; wer derselbe uuere? üielr. 2481; wer
der böte iviere ? Dielr. 3875 ; einzelne dichter , z. b. Hart-
V erb um. modus, opt. 77
manu liefern kein beispiel. Diese aiisdrucksweise liaben
wir uns ulitl. durch ein dem ind. beigefügtes wol zu ver-
deutlichen: wer ist nun wol dei* schailierr? was tliat niui
wol Gawau? ein hinlerhalt von Avuiisch liegt doch darin,
eine ungewisse Spannung des erzählers oder hürers : ich
oder ihr wir niöchlen wol wissen, was nun Gawan ihat?
es ist die aulkrste grenze des opt. , der aber auch im
griech. zur frage gebrauclit werden kann.
Heutzutage hat sich die ansieht festgesetzt , als müsse
der Optative sinn in unserer spräche auf das prüt. conj.
eingeschränkt werden: ich wollte'^ ich wünschte^ käme
er doch; tv'dre ich todt ; entschlössest du dicli dazu; hät-
ten wir vmsere eitern wieder; schlüijet ihr euch das aus
dem sinn! niemand sagt in solcher Ledeutung ich wolle,
ich wünsche , komme er u. s. w. Wo das präs. conj. zu-
lässig ist, z. b. in redensarten wie: das sei; ich sei das
Opfer; konnne er doch; daß ihrs euch nur aus dem siiui
schlaget ! wird ein bloßer jussiv angenommen.
In der natur der sache und historisch gegründet scheint
mir das nicht : die aus dem ahd. und mlid. beigebrachtea
belege für das präs. ließen sich etwan auf die gebietende
und fragende modalitäl ziaückliihren , die goth. sijui, vair-
thai, gibai, niutau tluui aber eine wirkhche optativforni
auch für das präs. dar, und wenn wir nlid, sagen: das
qehe gott, das verhüte gott , das wolle gott nicht! so ist
doch darin ein wünsch und kein geheiß ausgedrückt. Ich
bewahre also dem opt. seinen freieren , weiteren begrif,
und bringe In anschlag, daß unter präs. conj. überhaupt
seltner, fast imgebräuchlich geworden ist, weil seine form
mit der indicativen beinahe zusammenfällt.
Diese meinung wii'd auch durch die Umschreibungen
gerechtfertigt, welche für den opt. gelten, und sich kei-
neswegs auf das prät. allein bezieiien.
Den optativbegrif pflegt einmal die beginnende , fragende
worlfolgo auszuzeichnen , von welchei' tler fünfte abschnitt
näher handeln soll: ich hätte, ich thäte ist bloß conjuncti-
visch, hätte ich, thäte ich mehr oplativisch.
Sodann dienen beigefügte parlikeln den optaliv hervor-
zuheben, vorgesetzt w erden nhd. o .' ach ! iveh ! oxveh l
duss , o tlass ! o hätte ich! ach wäre er geblieben! weh
stürbe Ich! daß ich noch ciiunal sähe! nailigesotzt : doch,
nur, ijerne , vielleicht, leicht, wol, letztere für die con-
cessivbedeulung : halle ich doch ! hätte ich luu-! gebe er nur!
ich tränke gerne! ich sagte vielleicht, ich tlüile es wol.
78 einfacher sdtz.
Linillicli gcschiehl es cJurtli verba, welclie den begrif
der niögliclikeit und des Wunsches enthalten, mögen wird
dabei auf doppelle weise gesetzt , im sinn von velle mehr-
concessiv , ilann aber im pral. und priis. und in gewöhn-
licher Wortfolge: ich möchlti kommen (lubens venirem), er
tnö(je komnien; oder im sinn von posse , bloli fürs rpät.
in Tragender Wortfolge: müchttn wir da sein! und mdirect
fragend: er möchte mich hindern? auf die letzte weise
Steht auch können: könnten wir da sein! umgekehrt hat
müssen concessivoptalive bedeutung : er müsse glücklich
sein! er mwsie heule noch cintiellen ! wollen steht bald con-
cessiv, bald Optativ: ich %voUte vielleicht konuneu ; woll-
test du doch kommen! andere verba: wünschen, gefallen,
belieben: ich %vünscltte das zu hören, geßele , heliehte es
ihm zu sprechen ! *)
Oft verwandelt der einfache salz sich dadurch in einen
mehrfachen, z. b. ich möchte, daß er käme; ich xvoUte,
daß du s|)rachest; ich wünschte, daß ich hörte; wollte
ff Ott , daß es geschähe; (jcßele es gott, (jähe der himmel
daß w ir siegten ! u. s. w. nichts als Umschreibungen des
einfachen oplativs : käme er! siegten Avir! der concessive
fall erträgt auch das präsens: gebe gott, daß wir siegen!
verleihe der hinunel, daß es geschehe!
Die frage ist nun, wie sich diese Umschreibungen in
der älteren spräche verhalten?
Die goth. Partikel väinei (s. 64) begleitet das präs. und
prät. opt. , ohne für den ausdruck des Wunsches wesentlich
zu sein: sie sollte nur orpeXav übersetzen, eigentlich mag
sie einen ausruf der klage enthalten und dem adj. oder
vielmehr part. prät. vainans (infelix) vergleichbar sein, das
in der phrase vainans ik manna! raXai'ncoQOS ^yoj u.v&Q(ü-
^og Rom. 7, 24 anzutreffen ist **). vaiuei hat fast das an-
sehn eines imperativs.
Eine entsprechende ahd. interj. hat sich bisher noch
*) die bedeutung dieser den opt. umschreibenden verba reicht aber
oft schon an sich hin, ohne daß es nüthig wäre, sie selbst oder das
von ihnen abhängige verbuni , in den conj. zu setzen : ich wünsche,
da(\ er kommt; es mag sein, daß sie ihn liebt u. s.w. hier steht
alles im iad. und docli wird der optativbegrif dadurch ausgedrückt:
käme er doch; liebe sie ihn auch. So im mnl. Floris 411 : machlicLte
Floris heft ghemint = (fikoi.
*•) ich möchte für vainans mutmaßen väinags, da sich auch das ahd.
wenac von weiuOu (tlere) == goth. qväinön zu entferuen scheint.
verhuin. niodiis. opf. 79
nicht dargeboten und der verführerische Sprung von dem
goth. wort zu dem vieldeutigen nihd. vvan bleibt sehr unsicher.
Es gibt nenilich ein olt gebrauchtes vvünsciiendes ndid.
wau , neben den» immer das prät. conj. steht: ein beispiel
des präs. conj. kenne ich nicht , außer etwa dem xvan
Jürhten si ! Walth. 77, 19. Es erscheint entweder allein,
oder noch andere ausrufe sind ihm zur Verstärkung bei-
gefügt, öivi xvan ich tut tvtere l Maria 136; outvi xvan
hete ich diz geswigen ! En. 10605; xvan hete ich in ver-
braut! En. 11021; oinvi ivan sohle si nu pllegen gebfcrde
nach ir güete ! Iw. 1660; xvan künde ouch ich nü niinue
stein! Parz. 8, 24; vive xvan het ich iwer kunsl! Parz.
8, 25; oivi xvan tiete im daz niht we! Parz. 22, 9; xvan
koem mir doch derselbe man! Parz. 135, 25; xvoU et (jot
xvan xvwr daz war! Parz. 149, 11; owi xvan het ich slu
gewant euphangen! Parz. 148, 15: hei xvan xvter sis er-
vvunden! Tit. 155, 2; xvolde got xvan xviere ich tut! Wigal.
4918; xvan xvoltens an die heidcnschaft ! A'^'allh. 12, 28;
ach (jot xvan solt ich iemer leben! Ms. 1, 3^; ach ijot
ivan sohle ich bt ir sm! Ms. 1, 31^; hei xvan solt ich ir
noch SU gevangeu sju ! Ms. 1, 51^; öxve xvan xvurde er
mir! Ms. 1, TO'^; xvan xvier er von mir anders vva ! Ms,
1, 77^; xvan solt min munt ein zunder sin! Ms. 1, 184^;
xvan solt ich bi dir sin! Ms. 1, 194*; xvan xvolte (jot u.
xvier ez nun! fragm. 21^.
Zur erklärung dieses Optativen wan, das nlid. wieder
verschwindet und kaum zwei jhh. in den quellen erscheint,
ist schon manches versucht worden, neuerdings hat es
Lachmann (zu den ]\ib. s. 64. 65) auf das fragende wan
(warum nicht?) zurückgeführt, letzteres aber, statt aus
waz ne, aus dem ahd. huanta (warum? gr. 3, 184) gedeutet,
so daß huanta ni, wände ne sich in bloßes wan abgeschliü'en
hätte und neben der negativfragenden bedeutung endlich
eine posilivwünschende entsprungen wäre, hierbei scheint
mir das beseitigen der formellen negalion etwas anstößig;
die einfache negation , mit andern worten verknüpft, kann
fast oder ganz wegfallen (z.b. in unserm kein inid weder),
aber mit der fragparlikel huanta hicng sie wol loser zu-
sammen luid nicht im anlaut; bei der herleilung des wan
aus wazne haftet das wesentliche kennzeichen der Vernei-
nung und die analogie des und. wan r= wat en, dan =:: dat
en (gr. 3, 181) spriclit dafür, doch mir ist das hier gleich-
gillig, weil unser optalives wan auch wenn es aus wazne
hervorgegangen wäre, seiner älteren bedeulung auf gleiche
weise vergessen sein könnte, gegen Vereinigung des wün-
80 einfacher satz.
scliondcii mul fingcndoji wan , ^^\c sie zti stand gebraclit
werde, lial)e ich, dein siiiti dieser parlikelii nach, nicht
das geringste; die ahe kriiClige oplalivlorin eignet 8ith schon
ohne znihal liir liagc niid wiinsch. L'hiigens logt Lach-
mann die sielle Mar. 1.'j6 fragend nicht aiisrnlend aus,
was für das übergreifen der beiden bedeutungen zeugen
kann *).
Für die crliolmng des oplnliven ausdrucks durcli die
Partikel (jern ist schon s. 75 ein aluL gewunne tjcrno an-
geführt worden. niluL belspiele gibt es genug: früide
het ic\i gerne Ms. 1, 158'*; die iucli (jerne sliieyen Iw. 1746;
der er vil (jerne enhiere Im. 4527; deiswur des het ich
gerne rat Iw. 8082 : einige dieser belege sind aus dem
mehrfachen satz, beweisen aber auch für den einfachen.
Noch liiiufiger begleitet dies adv. den ind., und in stellen
wie Iw. 5837. wie gerne ich dem stige nige, laßt sich
kein präs. conj. annehmen.
Das priis. conj. megi verwendet 0. oplallvisch: Ih me(jiz
baldo sprechan (facile dixerim) IV. 12, 58; und ebenso in
mehi'facliem salz, ih nieyiz lobon harlo , ni girinnil mih
thero worlo (etsi valde laudem, veiba non deerunl nu'hi)
I. 18, 4. fragweise aber: wes merj'ih fergun mera':' (quid
amplius optem?) V. 25, 36; wio meg'ih Avizan tiianne?
(quomodo sciam ?) I. 4, 55. eines auf solche weise con-
struierten mlid. mege oder inüge entsinne ich mich nicht;
desto häufiger steht das prüt. conj. zur Umschreibung des
Optativs: möht ich getragen wapen! Tit. 2, 1; müht ich
verslafen des winters zit ! Walth. 39, 6; besonders frag-
weise: waz möhle liehter sin der tac? Parz. 243, 11; wie
mähten sich versuochen immer helde baz? Nib. 1549. 1;
wie möht aber daz nu sin? Walth. 14, 24; wer möht in
daz wider sagen? Iw. 1262; nu wer möhte diu sper elliu
bereiten? Iw, 3735; wer möhte mich erneru? Iw. 4080;
nu wer möht im gedreun? Iw. 6867; wer möhte daz ver-
kla^^en? Iw. 7279; wie inöhte sich gevüegen daz? Iw. 1613;
waz möht im geschehn? Iw. 1402. Concessiv: ich möhte
mich wol änen Iw. 3580; von der möhtez unser herre
niht verlriben Ms. 1, 144».
Von müezen wird umgekehrt das präs., nicht das prat.,
zur Umschreibung des jussiveu opt. gebraucht: mit Saiden
*) das gr. UV unserm mhd. u-an, das nach Verkürzung und eiit-
stellung aussieht, zu vergleiclien hat auch darum bedenken, weil sich
liv nur mit dem concessiven und hypothetischen opt. verträgt, nicht
mit dem eigentlichen, schlichten.
verhuni. modus, opt. gj
müeze ich hiiite üf slen! Walth. 24, 18; got müeze luneu
iu iiud ir! Parz. 169, 13; got müez iiick bewarn! Iw.
5530; nun sele müeze avoI gevarn! Waltli. 67, 20; sftlic
müeze si iemcr sin! Ms. 1, 159^. In ahd. stellen bei 0.
I. 28, 11. 111. 1, 24. III. 21, 36 scheint nniazi von ei-
nem vorhergehenden thaz abhängig, also eigentlich con-
junctivisch.
Sowol welle (jot als wohle got bilden oplativfornieln:
fjot welle daz ich gewinne ! Iw. 4046 ; tjot xvelle tiaz ichz
nilit gelebe! Iw. 4490; im enwelle yot, daz niiiMliu unzuht
geschehe! Iw. 4782. got wolde, soldo ir niündel rot mich
erlan herzlicher not! Ben. 179; daz tvolde (jot , daz iuwer
waere also gepllegen! Bit. 13^; belege für wohle (fot bei
wan vorhin s. 79; ich wohle ^ lajgestu in dein nier! Karl
88-'. warum soll hier das präs. weniger wünschend schei-
nen als das prät.? Auch N. Blh. 84 umschreibt der mehr-
fache salz: xvolti got ^ ervvundai dise luisereii zile lüna
ze dien allen siten ! (utinam modo nostra redirent in mores
tempora priscos) das bloUe erivundin! N. Bth. 160: mih
hisli , daz tu mir daz offenotist, d.i. öfnetcst du mir!
Der formel iveregot ist gramm. 3, 243 meidung gescliehn.
Dieser ganze versuch einer darstellung des Optativen
ausdrucks bleibt ungemein schwierig, weil er sich nicht
an einen unterschied optativer und conjunctiver formen,
wie in der griech. syntax , lehnen kann. Von der wahr-
jielimung ausgehend, daß in unserer spräche die einzige,
für beide modalitaten dienende form ursprünglich oplali-
visch gewesen sei, habe ich geglaubt, auch der Optativen
bedeutuug mehr einräumen zu müssen.
IMPERATIV.
Das eigentliche wesen des imp. gründet sich auf die zweite
person : einer oder mehrere werden angeredet und cmplau-
gen befehl. alle deutschen sprachen entwickeln daher für
i\en sg. und pl. dieser zweiten person des imp. eine form;
die golh. auch für den liualis.
Eine drille il, h. JÜclit gegenwärtige person kann weder
angeselm noch angeredet vvenien ; uiimillclbarer bolehl mag
jiiclit an sie ergelin. Wenn ihn aber boten vernülleln, so
bedienen sich diese wiederum iler zweiten person uiul allen
deulscheri sprachen hat eine form für die drilte person
des inip. übcrllüssig geschienen. Der gr. mul lat. imp.
82 ci/tjac/ier .sa/z.
ilrillcr person Ifil qln'clisntii ein laut {gesprochener hcfelil,
ilcr sich iini iliie abwesnilieil jiiclil kiinirnenl, sondern ihr
dücli linilerl)! ailil zu Averden erwarlet. ^^oKhe gr. und
hat. inip. driüer person müssen üherall durch den deiilschcn
oplalivischen conj. ersetzt werden , /. b. ytvi;xf-)^T(u vuirthai
Mallh. 6, 10. 9, 2'J.
An sich seihst allein richtet man keinen hefehl , daher
gebriclit dar imp. für den sg. der ersten person. -\vol aber
kann liir den dual, und pl. dieser ersten peison ein imp.
gedacht werden: das ich in Verbindung mit einem andern
oder melirern empfängt den belehl gemeinschaltüch. Gleich
der slav. und lillh. spräche besitzt die goth. einen dual,
und pl. imp. der ersten person, welcher im gr. de> N. 'J'.
durch den coni. (nicht opl.) ausgedrückt wird, dieses im-
peralivs pl. erster person gehn jedoch die übrigen deut-
scheu mundarten wieder verlustig.
Ich *vill vor alleni den goth. imp. pl. erster persoii Jiachwei-
sen : visaui vaila ! tvifOuvOötiitv liuc. 15, 23; (juleilhanil
t)'n}.do)nu' Luc. S, 21*. i\lai-c. 4, 35 ; af'slaham ! ujioy.ielpo)/i.'V
Luc. 20, 14; Iträinjain ! •/.uüicoicLofitp 11 Cor. 7, 1; iis-
vdiipam ! tl'uoOojjutöa Korn. 13, 12; gavasjam ! ivd'Vüo'i-
/le&u ibid. Ware diese goth. form nicht höchst geläufig
gewesen , so hätte Ulf. gevvis jene gr. conjunctive durch
visaima, galeithdima u. s. \v. überall wiedergegeben, was er
)iur zuweilen thut, unisumohr, da el" sogar gr. hnp. der
zweiten person öfter mit seinem conj. ausdrückt (s, 75.)
Der tlual sieht nicht zu belegen, doch würde gavasjos
unbedenklich i'rdvaoj/it&ov übersetzen, wie gavasjats tV-
dvotndor , afslahats dnoy.TsiviTOV'
Die Ilexion des goth. imp. erster person fällt vollkom-
men zusammen mit der des ind. , gerade wie die II pl.
und dual. imp. dem ind. gleichlauten ; darum sind es aber
keine indicalivc. auch im lat. act. haben amalis luid amate
große analogie , im pass. ist amamini beides ind. und imp.
im gr. ind. und imp. der zweiten person fallen ivurtiov
dual, und TviittTS pl. wiederum zusammen, ebenso für
das pass. Wer also vlsam für kernen imp. halten wollte,
düi'fle auch in der II pl. visith nur den ind. anerkennen,
so daß dem imp. wirklich nichts eignes übrig bliebe als
die II sg. Es ist aber möglich, ja glaublich, daß in älterer
zeit das indicativische visam und visith. von dem impera-
tiv ischen visam und visith durch irgend eine abweichung
verscliieden waren, wie sich iui laleiu. aiuatis und amate
scheiden.
verhiun. iiiodn,-^. imp. »^3
Bemerkenswert!! daß die franz. spräche eine solclie iii-
dicativische I pl. angeiiomnieu hat: tiimons ! (und nicht
ainüons), während im prov. und span. ein conjunclivisches
anieni und amemos dafür gilt; in dem itai. aniianio begegnen
sich die formen des ind. und coiij.
Es ist mir walirscheinlich , dal^ auch im ahd. eine I pl.
inip. auf -ames oder -am bestanden liabe; ihre spur muß
aber schwer zu verfolgen sein, weil die Übersetzungen und
glossen nur den lat. conj. vorfanden, den sie dann auch
durch den deutscheu conj. ausdrückten*), und weil bald
nachher die llexionen des ind. imd conj. lüer zusammen-
fielen. Dies letzte gilt auch von der alln. spräche, die
bald das hn der ersten persou pl. conj, fahren läßt (gramm.
1, 912), so daß man zu sehn außer stände ist, ob das
impei-ativisch gebrauchte tökum ! (capiamus) (jörnjonil (ea-
mus) Siiem. 137^ indicativisch oder conjunctivisch geuonunen
wird, uicht anders nrtheile ich von dem scliwed. ausgaug
otn der prima pl. imp. (gr. 1, 998,)
Den dual, der zweiten person beachtet L'lf. genau, wäh-
rend ihn das N. T. bereits vernachlässigt luid durch den
pl. ersetzt: saihvats oqÜts INIalth. 9, 30; (fcnjyats viiüytre
Älarc. 11, 2. Xuc. 19, 30; gateUiats unuyyeiluie Luc. 7,
22; hirjats devte Marc. 1, 17.
Den sg. und pl. zweiler person belegen zahllose shllen,
und die Verschiedenheit der coujugationen begründet einen
günstigen Wechsel der Üexion: letith (sinite) ; vavjiih i^pro-
hibele); galäuheith (credite); Jajinoth (^gaudelo); Jiisi:ulh
fservale.)
Min imp. der Vergangenheit kommt nicht vor; der form
nach erwarten sollte man ihn wenigstens von den voibis
erster und zweiter anomalie. in der that aber finden sich
alle solche fälle conjunclivisch ausgeih-ückt, für iore Ijeiiit
es niemals sijulh (cslole), sondern sijaith (silis) z. b. II Cor.
13, 11, wo freilich auch die daneben stehenden gr. imp.
in den golli. conj. gesetzt sind; I Cor. 10, 32 sijäith yi)'f(>Oe
Rom. 12, 16 vairüiailh; Kom. 13, S skulans sijmlh drfd-
AfTf. Bei der zvveiten anomalie erscheint hier das prät.
conj. mit präsensbedcutiuig, namentlich in otjs (foßov und
öijeiih (foßelüde, wofür belege s. 29 gegeben sind; dali
*) N. hnt iil)erall den conj. z. b. ps. 7:^, H coniprininnms tilc^aitn!
95, 1 jiil)ileiini.s ii/iiincic/i! 2, '.^ (iisruaiijniiiiis et ()ii>iiciaiiuis j<ii'i:i'n
«iiide wt'/p'n aba! 3:5, l cxalteiiius erholun! Audi T. z. b. iVlattii.
21, 38 arülaliOmes ; *J7, 49 giseliemes!
F 2
81- n'iiifacJiar salz.
6'^'& für (ujeis slelie lial)e ich fidion 1, 8.53 niisgefnlirL yci~
Q)]aaif- Tifiüs, capialis iios il Cor. 7, 2 dreiil 111. uiii m
(jamiUcitna in i/vis cnpiaimir in vohis, gebrauchl also kein
iiidicnlivos gainuhini impnraliviscli. (]<i[^ sich nun anch iichoti
gamoteilh (lucuni hahoic), iiobcu (jamimeiln niemcnluto,
fiV)ift()Vi-vf7£ .loh. 1,5, 20. ein sg. (jmnöls , <j<iiiutnSy Mt'l)eii
vileilh (scilole) ein .';g. vils (scilo) gcdiiidcn lialjon Nvcrih',
ilaliir slreilol alle vfiiiiuliing. cigenllich aber iliii( ken diese
formen nichts als tl«ii eonj. ans. Der ])1. inip. lielie sicli
sein* ^vol indicaliviscli denken: sijwlli, ognlh, gamunuth,
vilntli; scinverer der sg.
EJjcjiso ^venig als im golli. ist ein ahd. iin|). dieser ano-
malen verba znlässig und er innli durch k\v\\ conj. ver-
treten vverdcn : sis (sis) sil (silis) sis hiuinni(jöll (nionelor)
0. IV. 19, 47; ine(fis (valeas) vgl. oben s. 75; ineyil (va-
leatis) ; tvizis (scias) oben s, 75; ivizit (sciatis) T. 169, 2
u. s. w. >vas Grau" 1, 1095 für inip. gibl sind conj.
Aucli nihd. bei den älteren dichteiii gilt kein solcber
ini|)., uamenllich kein si ! (esto), sondern dafür entw. Avisl
oder der conj. sist. Sit (silis) Iw. 1857. 2909 halle icli
iiir den conj., selbst neben andern inip. ; z. b. tuont ai.sus
u. Sil genesen Iw. 1253. indessen werden sich einzelne
beispicle des imp. si ! nicht ableugnen lassen, z. b. nieisl.
Alex. 143'^, vuid im pl. sfl ist die indicalive form >üji
der conjunctiven nicht melir zu initerscheiden.
Nlid. ist der inip. sei .' pl. seid ! durchgedrungen, nocli
luiorgauisclier scheint der zu wissen gebildete hup. tvisse !
(scito); von nuissen , mögen, können, sollen, dürfen gibl
es aber keine.
Icli habe micli bemüht das Verhältnis zu finden, Avel-
clies Ulf. zwischen seinem (indicalivischen) imp. und dem
tonjimctivischen ausdruck des imp. beobachtet, abgesehn
von dem ebenbeliandeUen fall anomaler formen , der an
sich den conj. veranlalUe. für die dritte person bedarf
nun der Golhe überall des conj. den pl. der ersten person
fand er umgekehrt im gr. text nur conjunctiviscli, nie im-
perativisch ausgedrückt; er wählt dafür in der regel seinen
imp. (s. 82), ausnahmsweise behält er den conj. bei, z. b.
Luc. 2, 15 Üia.'ir\i(ja(j{iäima jah saihvaiina , öiiXdiOfiev
v.ai id\o/i(£V. Die gr. ißjp. zweiter person übcrselzt er
dnrch goth. imp., doch so daß er mitunter den conj. ge-
braucht, z. b. ai'geTs nimäith , tte()y60&e us(ja(j(j(dth Luc.
9, 3. 4 (andere beispiele s. 75) der imp. überwiegt auch
liier. Beide ausdrncksweisen dürfen nebeneinander slehn,
wie II Cor. 7. 1. 2 hväinjatn inid ffuttiöteima; doch II Cor.
verhuin. modus, itnp. 85
13, II. 12 v\ülilt Ulf. olTeiibar lauter conjiuiclive statt der
gr. imp. , weil er einmal durch sijuilli in jenen modus ge-
rallien war. Älarc. 10, 19 Luc. 18, 20 wird das gcbie-
teiule gr. Tut. ov (fovevong , ov jnor/srcreic, ov yJJv 'er c con-
iunclivisth gegeben: ni manrtlnjms , ni horiuös , ni Iklifäis,
der (laraiil lolgende imp. tipu aber durch den golh. imp.
svdräi. man möchte iSlatth. 19, 19 vergleichen können,
wo hinter Tifia gleich wieder in liyun'rjüeti: übergegangen
wird, auch ahd. ^vird T. 106 gesagt: ere thinan fater inti
tniniios thinan iiäliiston, nach dem lal. text honora und dill-
ges. allein der spräche geschieht durch diesen sprung aus ei-
nem in den andern modus keine gevvalt; die freiste poesie
kann dafür zeugen, z. b. Sccm. 188^ thü rädh neniir ok ridhl
Daß in der bedeutung beide ausdrueksweisen nicht von einan-
der abweichen zeigt die schwaid<ende goth. Übersetzung der-
sell)en gr. Wörter, dieX&o)fiti' gideilltani Luc. 8, 22, thafrli-
(fuijijdinia Luc. 2, 15; fiime saljdith IMarc, 6, 10. saljith
Luc. 9, 4; yivfoS-e vairlhc'dth Moni. 12, 16, vuirtJnth 1 Cor.
15, 58. ein feineres gelühl uiag den reinen imp. für stren-
gei-, den Optativen conj. für milder gebietend gehalten ha-
ben, in jener cchlischen slelic wiikt erst radli nemtr auf
die subjeclive Überzeugung ein und dann erfolgt der ob-
jective rath ridh !
Well der imp., wenigstens in unserer spräche, als form,
tlie vergangenheil ausschlielU, und auf etAvas künftiges ge-
iichlct wird, so ergibt sich auch dadurch seine bcrühi'iing
mit denx conj., der auf die maniglaltigste weise nnt dem
lut. ind. in gemeiiischaft steht. LImschreibungen des ful.
durch soUtii können also zugleich für impeiativische aus-
drücke gellen; dergleichen schon im ahd. üblich sind im
irdid. häufig, z. b. ahd. ir seulut wizan ! (scilole); ir scnhit
gehan! (conütemini); ndul. nu solt du sin verlhiochet!
l>iut. 3, 52; über dine brusl solt tu gen! ibiil. ; nu seiden
wir behuoten (caveainus) Diut. 3, 54; ir snlt willekomen
sinl = Sit willekomen; ir sidl ivachen! l'arz. 243, 30;
ir sult niht xveinenl Nib. 62, 3; ir sidt in lau genesen!
IN'ib. 2292, 1; wir siilii uns bereiten! Nib. 637, 3\i. s. w.
Ebenso nhd. du sollst es tltun! ilu' sollt kommen! Avir
sollen reden! DaU die auxiliarformen hier nicht selbst
im imp. slehn , sondeiii überall im ind., lehrl schon die
bcifügung der pcrsijidiciicn pronomens, wir wissen abei*
aul)erdem, »hiß von sollen kein imp. gcbililet a\ erden kann,
nicht anders ist das ags. ge sculon herigean (^laudatc) ps.
112, 3 zu nehmen, der Golhc würde mil demselben ver-
bum einfacher gesagt haben hazjith!
"86 einfacher seil-.
Ans solclioiu iiioiiiandcrgrcifcii des iinp. und ronj. crgibl
ßicli leinei", Avie jenes den eonj. <^eIeil(Miilc nilid. ica;/ fs.T'j)
aucli nnniillclhar vor dem inip. erüclieinl. w«ii brich nun
licrze onzwei! (brich nur mein licrzj IjIi. Tiisl. .'i.^.'i.') ; ivau
saijet mir! (sagt mir niw) Nil). 1507, .'». In andeiii von
liacliDi. /M \\allli. p. l'Jl angeliilirlen stellen Psib. 442, 5.
704, 2. 1759, ;{. Iw. 5491 ist der inip. -wegen des aus-
gedrückten j)eisünlicbcn |)ron, bedenkiicli, und die beiden
erslcn bat Lacbin, seitdem (zu den TSib. p. 64) Irellender
aus dem fragenden Avan gedeutet; auf dieses fragende priis.
ind. Iblgl dann gerade nocli ein eigentlicher inip. Darf
raaii dem ndid. ivan bei imperativen das ebenso constniierle
altfranz. car vergleichen *), so ergäbe dies eine Ijestätigung
der ableitung des wan aus huanta, da auch car aus cjuare
slannnt, nur daU bei der franz. parlikel keine verneiiuing
ins sj)iel tritt.
Icli gedenke hier sclion einiger spuren gotli. inßnitive,
die statt des imp. gesetzt sind, obgleich sie niclit im ein-
fachen salz Yorkommen und durch den gr. text veranlaßt
werden, das fi't-re lirti ovo yno)vas tyj^'v liuc. 9, 3 behiill Ulf.
geraile so bei: ni than Iveihnus puiih'is htihan, obgleicli er
das vorausgellende iciotre durch iiimaiih gegeben Jialte;
die vulgata stellt auch das i'/Eip um in liabealis. 1 Cor.
7, 11 verdeutscht er jiiereTVD üyajiiog und KuTuXhr/r^Tii)
durch visan unliugaidai '''*) und gmjavairthjan , indem er
diese inf. an das vorhergehende skuitian und folgende fra-
Ictan passend knüpft. Phil. 3, 16 verv.andelt er den cr-
mahnenden gr. inf. GTor/HV und rpoortlv in ei luigjaima
jali frathiainia, und Col. 4, 6 aid'trcu in ei vileith '■■'•'''^).
Vvie die griecli. classiker zuweilen den inf. in gebietender
rede brauchen, z. b. in der gruUformel yai'geiv, wäre
unserer älteren spräche eine solche conslruclion des inf.
vielleicht auch zuzutrauen: mir fällt dabei das bekannte
sihora armen! ein, das für arme, arnuÜ zu stehn scheint,
aus dem alul. und mlid. sind mir zwar keine beispiele b?-
*) rar nie secourez! Berte 45; car priez ore! Garin 1, 29; car
retornons! Viane 1482, vgl, Ijekker zu Ferabr. p. 164a.
") dieser dat. fem. gellt auf qvenäi.
'*') in andern stellen lag ihm kein gr. inf., sondern opt. vor, den er
auch richtig durch den goth. opt. wiedergibt, 11 Cor. 9, 10 n/.}jOvr(u
y.al nri/joai niauagjiii jah vahsjan gatäujäi (für xoQJiyt]oui , muß er ge-
lesen \\a\mn /oQi]Y)]an, weil er andstaldith übersetzt); 1 Tliess. 3, 11. 12
/.arivO-vvui , nhoväaai. Kfd nfiiinmroai , garailitjüi, manogjäi jah ganüli-
iiaii gatäujt'ii.
verham. modus, iiiip. 87
kaiuil; wir können aber noch nlid. eine beweinte, heftige
aullordcrung infinitivisch stellen, z. b., o nicht xvecjijelin,
lieber vater! nicht abschluffenl junge, dicli niclit rühren!
nichts davon sauen ! nichts angreifen ! das liegen lassen !
es gellt aber nur im kindischen ton oder im aiisbnich des
höchsten aitects. In der älteren i'omanischen spräche er-
scheinen solche imperativische infinitive gar hairiig, auch
als ruhiger, edler ausdruck '"). Ob nun in allen diesen
fällen der imp. aus einer ellipse von mau muf^, man soll
zu deuten ist?
Heutzutage pflegen wir ferner den imp. nicht sollen
durch das part. prät. auszudrücken : auftjescJiaut ! ahae-
löstl anßjemerktl niedergeschrieben! näher yetreteu !
einnesteckt ! frisch gearbeitet! mid mit vorausgeschicktem
acc. den hut abgenommen! die segel niedergelassen! die
ehren aufgethan! den athem eingehalten! die iüUe nicht
gespart! den staub von den füllen gesehüttelt! dergleichen
redensarten sind unter dem volk, Avie in der hüjieren poesie,
und zumal in der vossischen sehr hervorgesucht.
Der acc. lehrt welches hilfsvvort, von dem das part.
abliängig ist, ausgelassen sein künne ; offenbar kein anderes
als habe, habet! oder bei intransitiven sei^ seid! hieraus
ergibt sich zugleich die bedeulung: es sind umschriebene
imp. prat., die ihren guten grund haben, wenn schlaget!
lieiUt TvmeTe, so bedeutet zugeschlagen! Tervcfers oder
Vl)pi.'.if! schaut auf! ist ülnet jetzt die äugen; anfge-
schant! aber habet sie bereits geülhet! gleich als sei dir
befehl schon früher ergangen oder befolgt, es soll also
*) in negierendem sntz, altfranz. ne me nientir! Ren. 6149; iie
faire! Ren. 5204; ne tesmaier niie ! Ren. 13604; ne te liaster! Trist,
1023; ne dire a nui! Trist. 1910; ne te niovoir! Tri.st. 1914; ne celer
mi<.! Meon n. reo. 1,200; ne nie celer! Meoii 4, 58; nel <iiri'! das. 1.
379; ne Ixniler, ne ferir! das. 4, 193; andere belt";:« liat Beivlver zu
Feral)r. 15Gi; provenz. sicher niclit so selten wie R;i_Mt. 1, 333 meint,
der !)lo[\: nontenier. Maria {.m} (/o^jor, Miauufi) und no m'aucire! anführt,
ital. t)eispiele sind l)ei Üaute genn«^ : non ti crncciare! inferno 3, 94;
non tenier tn! das. 21, 62; non tarcr! das. 32, 113; nnd noch in der
lientigen spraclic: non far qnesto ! (ihn das niclit); non andar via!
(geh nicht weg.) Ich (inde aber aiioh in positivem satz altl'ranz. nach
or den gen. des inf. ini|)i'raü\isch : or du häter! l\<'ii. Hd'n'); or <U\
niengierl Hen. 4372; or dol aler! Kon. 9377; or del niontor! Ren.
20679; or de !)i(ii tere! Anhcri hei IW'kker Kerahr. lUH.i ; or du gaber!
Meon 1, 265; or del <;er(lrier; das. 4, 192; or tost du hasler! das.
4, 214; gedenkt man derabkunlt der parlike! or ans dem snbst. hora,
so erklärt sich der gen. und ur du liäter bedeutet nichts als: jetzt ist
es zeit zti eilen !
88 eiiifuclier siilz.
eigcnlUcli kein iiciici-, soiuleni cia forklaiicincltr ziislanj
dadurch angezeigt Nvorden,
JMan halle diese ausdruckswoise nicht für nciu'ifimden,
sie ist wahischeiiilitli schon sehr alt in unserer spräche.
liUllier bedient sich ihrer oft, z. b. in seinem kleinen ca-
techisnuis \\c\W\ es: und mit freude (sei) an dein -werk
ijeiianijen und (habe) ein lied ijesiiiKjeti ! um! dann (sei)
llugs und frülich eiiiyeschlafeu !
Aus unsern mhd. dichtem ist mir glelclnvol ein einzi-
ges l)eisj)iel zur hand. si spracli : f/esc'hriuive)i %vuren!
fragm. lO*-'.
Auch andere deutsche spT-achen kennen olinc zweifei
diese Umschreibung; ein lioUänd. volkslieil heginnt mit den
Avorten : vry (jevoyteu !
"W'ie alt aber ist eine jetzt selir verbreitete Umschrei-
bung der ersten person des imj). durcli die zweite des
auxiliaren lassen? statt gehen wir, trinken wir, singen
wir (goth. gaggam , drigkam , siggvam) heißt es : lasst uns
gehn , trinken , singen ! oder im sg. , wenn nur von zweien
die rede ist: lass uns gehn, trinken, singen! was dann
den goth. dual, gaggus , drigkus , siggvös unischreibt.
Sichtbar eine hüMichkeilsformel , welche die enlschei-
dung aus der hand des auirorderuden in die des aufgefor-
derten zu spielen scheint: sine, sinite iit eamus !
Luther häufig: hii\ uns dem vater wein geben! Ge-
nes. 19, 34; lai\ uns fortziehen! Gen. 33, 12; lasset uns
menschen maclien! Gen. 1, 26; lasset mu5 die dirne lufen I
Gen. 24, 57; hisst uns essen und frülich sein! Luc. 15,
23 (schon in Luthers ausg. von 1522; die altern Über-
setzungen haben hier noch kein laßt uns!)
Allein Luther muß hier einem trieb mehr der nieder
als der hochd. spräche gefolgt sein ; in den zahlreichen
mhd. deukmälern ist, soviel ich danach gesucht habe,
nirgends ein solches Itiz uns, lät uns *) anzutreffen, wol
aberin mnl. Die goudaer bibel von 1477 hat Luc. 15,
') ein ganz anderes Idt uns, nemlich kein die erste person um-
schreibendes, sondern wirkliches sinite ausdrückendes sieht Ms. 2, 102a:
Idt lins griiezen an iuch schoiuven ! (faites nous voir) ; Idf uns vir-
nemen (fais nous appreudre) cod. pal. 361, 76^; eiä Idt uns (nobis)
die dribrüeder varn! (lalUdie drei brüdor in die weit auslaliren) Geo. 158;
es könnte <len umständen nacli auch im sg. gesagt werden: lat mich
(oder in) gräezen schouwen; jenes lät uns aber, von welchem hier ge-
hnndelt wird, kann durchaus nicht in ein lät micii umgesetzt werden,
d, h. bei ihm bilden die erste und zweite person zusammen das gubject.
verhuni. modus, hup. 89
2?> laet Otts eteii ! desgleichen die antwerper von 1570,
(lelfler von 1579. folgende belege reiclien noch höher
iiiiiauf: laet ons corten ! Elcgast 457; laet ons weien !
(ilcfcndatiuis nos) Stoke 3, i*51 ; laet ons keren! Pieiuaert
J191-, laet ons toten coninc staen! Rein. 3471.
Hiernach nun auch: latet mis wedderkeren ! Reinke
1057 lind beim cölner Godefrit Hagen : balde so lais uns
hiiine gain ! 884; laist uns neder gain ! 1823.
Nnl. ist es ganz gcwülinlich zu sagen: lät ons bidden!
( orennis) ; germaiiismus scheint es aber, wenn sclnved. lilt
oss gä ! (eajnus) dän. lad os gaae ! gesagt wird, jene bi-
liclslelle laulet im dän. N. T. lader os äde og vare ly-
slige '*''). im scliwcd. nordischer; vi vilje ata! (isl. ne} tum
og verum kaier!) **) die proben hochd. volksmundarten
bei Stalder geben nichts andex's als : wir wollen essen !
mer wend esse !
In der engl, spräche wird das alter der forniel ebenso
hoch hinauf gehn wie in der niederländischeji. denn nicht
bloß die engl, bibel liest Gen. 1, 26 let iis make man!
Luc. 15, 23 let ns eat and be marry!; auch bei Cliaucer
lassen sich beis|)iele sajnmeln : let us go forth! C, T. 6602.
7751; let US ride ! C. T. 859; nur im ags. erscheint noch
keine spur davon.
Der ags. luid alts. spräche eigenthiimlich ist ein dunk-
ler ausdruck, welcher vor inlinitive gesetzt wird, die I
pl. inip. zu bezeichnen. er laßt sich also nicht jenem
j)ihd. tvau vergleichen, welches vor lleclierte vcrba , nicht
voi- den inf. tritt, und er scheint selbst eine veraltete
verbaHorm, von welcher der hinzugefügte inf. abbringt.
Die ags. geslalt dieses Wortes schwankt außerordentlich:
vulou, vntun , viitan , vutum (Thorpes anal. 262'') uton,
utun^ alts. lindet sich nur w'üa ^ uiul ich halte auch ein
ags. vilon für möglicli. nendich die ags. numdart hat nacli
V zuweilen kurzes U statt I, z. b. in vudu (lignum) golh.
vidns , ahd. witu , und so wechselt selbst in ags. deids-
mälcrn vitan (scire) vita (sapiens) mit vutan , vuta; viiloa
aber gieug des häuiigen gcbrauchs dieser parlikol halben
•) Moll)eclis altdiin. l>ibel Ceii. 19 34 wi stiullä «rifl'we drikke win ;
24, 57 wii skiillä kallä; 33, 12, \\\\ skiillä sameii^'on^Iie; dnmals nocli
kein l»d os, lader os!
'*) seltsam, wenn ncu.'-ciiwed. im pl. lalom statt liilcn gesetzt wird,
7.. b. lätom oss krossa! (l'ranf^amiis) Hailmann p. 02, wo riclitiger
stände entw. krossom! oder latcn oss krossa!
(jQ e'uij'dciier milz.
schon frühe in uloii iihi-i-. ich niijchle nun ihren siiiii
gerade in niclils anclcrm nh ih.'iii anomalen vilaii fiiovisse)
aiirsuclien, dessen pl. prii'^. ind. (hirch alle drei |ier,sonen
vilon laiilel. die drille pfrson kann liier gar niciil in
holraclil kommen, eljeiisowenig die /.weile in der hcileu-
tiiiig des voiJiiii erörlerleii mnl. lael, engl, lel , weil dann
nolhwendig das pron. iis (uns) liinzulrelen niiisle, was
aber immer fehlt, vilon isl denuiach die 1 \A. iinil drückt
aus scimus, novimns , auxiliarisch mit einem Inf. verbun-
ilen cnlliiill sie aunbrderung und geheiU; so wie sculon
"an^an wörtlich debemus ire , dann aber eamus bezeich-
nel, scheint vilon gangan eigentlich no\in;us ire, dann von
einer andern seile eamus aussagen zu dürfen, wir kön-
nen gehii ! wir wissen zu gehn ! bedeulet uns noch jetzt
ungefähr: es ist zeit zu gehn, eundum est, folglich eamus!
belege : uton liradhe feran ! (age ducamus) B. 2780 ;
viduu gangan! (eamus) B. .5293; zitou giin on thisne veald!
(eamus in lianc silvam) C. .52, 6; utuu faran ! (eamus)
liuc. 2, 15. .Toll. 11, 7; vntiin ctan (edamus) Luc. 15, 2.3;
iilon vircean niannan (faciamus hominem) Gen. 1, 26;
uton tind)rian (aedilicemus) Gen. 11, 4; uton gan üt (ex-
camus) Gen. 4, 8; uton biddan god ! (obsecremus deuni);
vuion cunnian (cognoscamus) ps. 70, 10; vutiin cuman !
(veniaimis) ps. 73, 8; vutnn hi idle gedun (exinaniamus)
])S. 136, 7; vutnn tiligean (paremus) ps. 138, 17,
alls. wita kiosan ! (eligamus) Hei. 7, 6 ; wita fragon (in-
lerrogemus) Hei. 7, 9; xvita im woniau mid! (habilemus
cuni eo) Hei. 122, H. der ausgang -a laßt sich nicht deuten,
er scheint eine verhärtete, eulstellle Uexion.
INFINITIV.
Von dem substantivisch gebrauchten , seiner verballvraft
verlustigen Inf. ist hier keine rede.
Der inf. isl das aus aller persönlicldveit tretende In sei-
ner uidjes'ämmlheit für jedwede persou zugleich gerechte
verbum : die persönlichen kennzeicheu der ilcxion hören
bei ihm auf.
Man kann sich einen ganz unabhängig gesetzten Inf.
denken, jener Imperativische (s. 87) ist ein solcher, wenn
die schleppende erklärung durch ellipse nichts gilt, es
.«scheint dal^ der Inf. auch als ausruf hingestellt wtude. 0.
111. 20. 1G3 thu bist al höner , in sunlon giboraner mit
verhaui. inodus. iiißn. Qj
allen unredinon: tliu imsih thaiine hrediffunl du veracli-
k ler , in sünden geborner mensch, du willst uns erniah-
iien ! du uininist dir heraus uns den text zu lesen ! es
könnte auch l'ragweise gesagt sein, vielleicht stehn solche
ndid. inf, nachzuweisen; nhd. ist ähuliclies im gebrauch,
/,. b. kerl , helteln l (du bettelst? du wagt es zu betteln?).
Al)gesehen vou dieser ausnähme hangt syntactisch be-
trachtet der reine inf. überall ab von dem im satz lier-
schenden verbo , und erst der dedinierte, folglich substan-
tivierte inf. mag auf andere nomina bezogen werden, je-
nes herschende verbum dürfte man das stehende nennen,
den inf. das liegende, luul die ganze nalur der infinitivi-
sclien construction ließe sich so auifassen : jeder einen inf.
enlbaltende satz ist aus zwei sätzen zusammengeilossen,
dergestalt daU das verbum des ablicängigen Satzes zum lie-
gen gebracht wird, der iiif. wirkt also Vereinfachung der
rede , er abstrahiert den concreteren ausdruck.
Die einfachen salze: ich will schlafen, ich liöre singen
gehn hervor aus den doppelten: mein wille ist, dali icli
schlafe; ich höre, daß gesungen wird, je auxiliarer das
herschcjule verbum , desto weniger fühlbar die eingetretene
Verschmelzung; doch selbst der satz: ich werde sterben,
löst sich auf in: icli gelange einmal dahin, daß ich sterbe.
Unsere unlersuchiuig lauft auf drei stücke aus. zuerst
soll der abhängige, reine inf., dann der mit der präp. zu
versetzte, drittens das Verhältnis des inf. zu seinem sub-
ject erwogen werden.
I. Reine inßnitive.
Der gebrauch des bloßen inf. mindert sich allmälich in der
spraciie ; die ältere kann mit ihm ungleich freier schallen.
Da wo das dem inf. verknüpfte verbum in auxiliarbeeleu-
tung ausschlägt oder sich ihr nähert idlegt er am längsten
zu halten: ich schicke diese auxiliarfälle voraus und lasse
dann die übrigen folgen.
Niemals steht das golli. visan oder vaiilhan neben ei-
nem inf. auxiliarisch; etwas anders ist, worauf ich unter
lil zurückkommen werde, II Cor. 7, 7 svaei nüs mais fa-
giiion varth , öwTe /le fic'.lXov ynor^rai- Ebensowenig das
ahd. wesan *) oder werdun. ]\lhd, iiudei sich noch kein
*) keine ausiialiiue begründet was (nieiiiiiii (). II, :j, "IG; <|iiciiiaii
vvari 11. 3, ;Ui; deiiii es iiätte schon «jramni. I, K(jO. 861 <;psaf?l wcr-
<len Süllen, daß außer O. aiicii K. r>:V' und ';^. mons. 3CH dem part.
prät. von qucnian das o lassen, obyleioli Is. 382 (5, (1) (lulKiniau sirlit.
92 euiJ'acJicr scilz.
wirl zur umsrlir(Ml)iiii'; des fiil. wol al)cr zu weilen wart
iiiil tloin inl. «I.is |)i-;il. ansy.irdnicUcii. {\vn hcispiclcii s. 7.
k.'iim noch l)oii;clii,i;l wcrilcn : itxnt Uarpfen 'Iroi. l.^.Sl.i;
erlcsvltcn wart I>um. 4.S. 'M. dir ivcsen in j^k-iclicr ((»n-
slriic.lion Ivciuic Icli nur einen nilul. Ix-Ieg: iiinii was triheii
(iriel)) li\!. ihr. 49'' \vie im Iran/, on fiit i)r)usser ; abei"
schon im a^s. Avar sie zulas.'^ii;: väs vutiian (habitavilj
B. OKiO. ?slid. dient werden ganz gowölinlich zu (h'eser
bczciclmung des Tut.; ich werde sein, er wird kommen.
Alle vci'ba zweiter ariomalie haben ursprünglich den
bloUen inf. nel)en sich: also auch in der s}iilax erhellt
die wichtige oinstinunung Ihrer regel. das verbuni wollen
schiielh sich ihnen in dieser beziohung vollkommen an.
Yär mögen , sollen , müssen , d'nrft'n , wollen leidet der
aufgestellte satz bis auf heute in allen ileutschen gpraclicn
nicht die geringste ausnähme, goth. may skalkinun Matth.
fi, 24; niagt gahrainjan iMatth. 8, 2; ni mag qviman Luc.
14, 20; graban ni mag Luc. 16, 3; das goth. niagan ühcj-
setzt dvi'undxu. sLal ik visan d'si fts fit'ivai Luc. 19, 5;
skal qvithan f!)jw tiTielv Luc. 7, 40; skal vinnan du iia-
•difV ]iuc. 9, 22: ik skal vaürkian f'/ft dtl loyä^eadai -loli.
9, 4; skal gasviltan 6(f£i'?.6i aTXO&avelv Joh. 19, 7; skulun
Jiuzdjan ocfstl^i ■d-'};n((voiLstv U Cor. 12. 14; skiileith and-
liafjan d'st v/iiics u<nov.Qireadai Col. 4, 6; skulda gadauth-
jian, gasvillan r^fitl'Uv d7iod)'f;nxfiV Joh. 12, 33. 18, 32;
skulda usfulljan i-'/iü./.e nh^oovv liUc. 9, 31: und in der
passiven s. 59 erläuterten bedeutung: skulds ist nsliäuhjan
sa sunus niarts , d'tl vUnoü-i^ria rov viov Tov dv&{)0):iov
Joh. 12, 34, wiewol es auch einmal liuc. 9, 22 heißt skal
uskusans vairlhan statt skulds ist uskiusan. gamutan kommt
bei Ulf. nicht mit dem inf. construiert vor. tharj' (jalei-
ihan t'yoi dvüy/.i/v f^f-XOeir Luc. 14, 18. vili tänjan diAT]
noulv Joh. 7, 17; vildediui saihvan lijü^i' '/>.); aar idtlv Luc.
10, 24. Es bedarf keiner belege aus den iibiigen sprachen.
Keine beispiele des goth. inf. nach kunnan , ;ugan , ga-
daursan, dugan, aber uiclils steht ihnen entgegen, alu!.
firneman lainni 0. L 1, 120; genennnen cluuuien N. liih.
54; ags. cunnon secgnn B. 100; cüdhe reccan B. 180; beor-
gan cndhe B. 2890. altn. fregna kann Sa^m. 14'^ ; kann segja
23^; ahd. gidorsta fragen 1". 237, 4; gidorsta ruaren 0.
IIL 14, 46 ; mhd. getar komen Iw. 1852 ; gelar kai Iw. 4888 ;
getürrc raten Iw. 5212 : getorsten keien Parz. 753. 19; gc-
torslc biteu Iw. 4325 ; ags. dearst bulan B. 1049; nhd. tnge
wise sin (sapere prosit) N. ps. 73, 17. Doch uacli taugen
und können steht zuweilen schon ein priipositioneller inf.
verhiim. modus, i/ifin. 03
Die anomalon läis und 6y sind nur der golh. spräche
eigen: läis hi'uiujdu mik old'u laiicii'OVoScu PJiilipp. 4, 12;
hiis nfarassau liabaii oJd'a nioioavtir daselbst. ohtedun
J'räihnaii iqo^iovvio hrfconijocci Marc. 9, 32.
Gülli. man ijuditvrsan loylConai- Toliir^oc.t II Cor. 10,
2; mau visaii 1 L'oi'. 7, 26 ; mau gataujau IlCor. 11, 5; altn.
mau tliyrma Sajm. S".
altn. mun {fUlloi): niun slitna Sf«m. 7^, 8*; muu falla
9'^; muuü beriaz 7^; dän. mou, monne, schwed. mände.
Nach vitan. golli. ei vili gastaldaii iid'tvni y.TÜo&ui,
I Thess. 4, 4; mhd. weste gewinnen ]\ ib. 2093, 1; enweste
>vie gebaren I\v. 2252. Gudr. 44^ Herb. 12- 48<i fragni.
17c 40»; enwisle Avaz darunibe tuou En. 15684; cuNvesteii
war enlriuneu Gudr. 46="; enweiz ^vaz me sagen Herb. 105^;
euwislen nvu bllbcn Her]). 105'=: ich euweste ^vie gevälieu
au. Trist. 4610; mnl. wiste wat doen Hein. 2826; sine ^vet
lioe gebaren Floris 745. Das nhd. nnl. engl, schwed. diin.
anomale verbum kann aber der priip. nicht enlralhen.
Audi zu dem anomalen gönnen kann ich ans der älte-
reu s{)rache keinen bloiien inf. naclnveisen, und die neuere
bedarf der priip.
Das ahn. kna (possum), das von kann (]iovi) zu nuter-
sclieiden ist, hat den reine^i inf.: kuä guna S.tm. 1^.
ebenso das schwed. und dau. tör (audeo), hör (debeo).
Ein gotli. äujan neben dem iuf. ließ sich avoI deshalb
uiciit naciiNveiseii , weil für ' die auxiliarische Verwendung
hahan dient, dies aber setzt Ulf. mit dem bloßen inf.
tätijan haha 11 Cor. 11, 12 für noii]cio, hier war es ini-
umganglich das fut. zu umschreiben, weil iinmillelbar das
priis. lauja für 7ioto) vorausgeht: tauja iah täuja "wäre un-
deutlich geworden. auch Job. 12, 26 iiberlrägt viaan ha-
hüith das ful. iorai , doch Luc. 14. 14 »uid l]|)h. 4, 28
ahmen ni Itabund iisgildan , Itahdi däiljan ilas gr. OVK
i'yoi'Oir ui7(C':io()(ivi'i:i, i'yfj jn6Tud'c()'ö)'«i nach, belege fürs
präl. : liabdlda länjan l'fitXXs noiih' Job. 6, 6; habaiila
ina galevjan 7]fif:XXev avTov nuQuöiöövui Job. 61, 71; ihuei
liabaidedun ina gadaban t« fiilXnvrv: (ivro ctvpiiulvfiv
Marc. 10, 32. alle übrigen dialeclc zeigen nach haben
nur den inf. mit der pi-äp. aber das lal. luihfo unil gr.
t'yo} conslruiereii sich nüt dem nif. in redcnsarlcii wie:
liaec dicere habui, lautum habui polliceri. scribere habeo,
ov/. i'yo) €tiu(i^, ovY. i'yot 1 1 yncil'Uf. Ich linde auch das
allengl. unght (gotli. aihla. ags. abte) bei ( haucer hiiulig
mit bloßem inf. z. b. oiujid bim drede (halle zu fürchten)
94 eiiijaclicr .salz.
C. T. fifJ2; wol oiißlii I slcrvc C. T. 1251; lliat a man
ouifhl liim j-ii^lil wel avisf^ C. T. 9.i.'i.S; wel oiujhlcn nicn
compldiuc. ('. '1'. l4fj(S7; im liciiligoii cnyl. wiril aber (Hl*
jiriil). crloitliTl.
l>L'i ihaii iiiUorsrlieide icli den jiirlit aiixillaren und aiixilia-
vew gebraucli. golli. tjnläiiju igfivis vairlhan jion'joot v/iük;
yertodui Marc. I, 17. SU. 50, 10; (juluvida ina ussüilivan
inon-aiV uvrov liVUiih-Hnu. Marc. 8, 2.5; bandans ifuU'iujilh
galu'ttisjan rrwg y.oxfovi: Tioitl cr/.ovttv Marc. 7, ;^7. al.d.
ih tuim iiiNvdi ivesan (faciani vos fieri) T. 19, 2; die ane
gol Maren liiut er sili ercltomen (niachl dali die gollloscn
ersclirt'cken) N. ps. 28, 8; er tela rinnen wazzer iizer
steine (ließ w. aus dem st. Hießen) ibid.; foue lüde niili tale
irstän (ließest mich wieder auferslelin) A. ps. 29, 2. vgl. 38, 5.
Ein mhd. dem franz. faire entsprecbendes inon neben inip.
ist jedoch niclil sehr liänfig: diu mich siiijen luol (cpii jne
fail clianter) Ms. 1, 21'^ Doc. misc. 2, 206; diu lieble sunne
diu den hinter wichen tiiot (qui fait retrograder Tliiver)
Ms. 2, 242^. Desto gewölinlicher stellt es nuil. : diene
dede crupen Reinh. 859; die mi Verliesen dede 995; Ti-
bert dede ic muse vaen 1469; dede hem binden 1490;
daer dedic Isengiin in crupen 1521; dat viesch dedi ghe-
liden (ließ er gehn) 1524; dede hem liebben (lui fit avoir)
Floris 1814. In diesen beispielen allen bezieht sich der
inf. auf einen andern als das subject des Satzes, d. h. je-
derzeit steht ein acc. oder tlat. dabei. nun entwickelte
sich aber eine auxiliaranwendung , so daß der inf. zu dem
in doen enthaliuen subject gehörte, z.h. dedi soehen Hein.
7, was dann nicht viel mehr ist als soekte; beten dede
Floris 244 =r liel; ebenso in Godelr. Hagen dede besein
904; dede voereii 905. JMir ist unbekannt seit wann dies
auxiliare did im engl, so selir um sich gegrilfen hat : it
does rain (es regnet); I do believe (ich glaube): I did go
(ich gieng) ; lie did come (er kam) u. s. w. , im allengl.
scheint es nocli nicht zu hause, geschweige im ags. Eben-
sowenig ist es ahd., wenn wir unvollsliiudigen (lueüen
trauen dürfen ; mhd. niüssen einige seltne falle zugegeben
wertlen : wie siet in ilnz, frou JMiune , daz ir manKche
sinne alsus euschninpjieren tnot? Paiz. 291, 5; daz si uns
tnon hetvarn Wallh. 6, 2. JnJuI. herscht es mehr in der
Volkssprache: essen tlinn, schreiben thun, lesen thun ; Lu-
ther beilient sich dessen niciit, oft Spreng in seiner Ilias, die
schlesischen dichter zuweilen , aus Volksliedern ist auch das
Y)r'dl.t/iiit m den romanzeuton übergegangen : gar schöne thät
er singen ^A hörn 1, 37; zu schaun mein mvrtenreis, das
■ verbum. modus. Inßii. 05
ich zum kränzclien pllauzen Uial und pflegen tliiit mit
fleili. (Bürger.)
Altn. Avird r/er« (facere) gleich auxiliar verwendet :
koma (jerdln (käme) Srem. 134^'; kyssa gerdhi (kiiste) Sl?**;
trüa gex'dliak (traute) 233'^; gerdhit liiufra (weinte nicht)
211?; gerdlii verdlia (würde) 224^. Schwed steht dafür
jenes mhitle (s. 93): mände komma, kyssa.
heijinneii (incipei'e) : gotli. diKjann afdömjcni jali svaran
IMatlli. 26, 74; dugann nicrjan JMarc. 1 , 45 ; dugann liiis-
jan JMarc 4, 1; (higunuuu riiupian IMarc. 2, 23; duginnam
anafdiian II Cor. 3, 1. ahd. bujunston sprehhau Is. 6;
biyunsta r^ihisun Is. 9,2; bigiinda laucnon Ir. theot. 31,15;
bigall gangan das. 59, 30; bigaa slei'ban T. 55, 2 ; gonda lliw;.-
hnn T. 155, 2 ; bigoiida itiwizun T. 65, 1 ; saiiian*jii bigonda
0. 11. 7, 2; biginne rediiiun, bigonda brcdiguii Ü. 1!. 1, 7;
bigonda drahlc^.n 0. 111. 14, 17 ; bigau anlwurlen O.IV. I'J, 17
bigin redinon 0. 111. 18^ 35; biginnu guallichon 0. 111. IS,
39; chleben beginnet N. Blh. 141. nihd, bekunde Tif
(jdii liolh. 1497; begunde louben JMar. 75 ; begiiiule nahen
Parz. 142, 11; begunde sagen Iw. 93 ; ])egunde liclilen Im.
672; begiiinent suochcn Iw. 1250; leiden began ISib. 5'J,
4; begunde werben INib. 27, 3; begunde klagen lleiiili.
1409; begunde draben Reinh. 1062; begonde geben Bari.
6, 3; begonde walisen Bari. 5, 40; began arbeiten Bari.
150,13. ahs. h{(jinmun reckeau liel. t, 1; bigan wuiidvon
Ilel. 4, 22; bigan saian llel. 73, 7. mnl. heyonsle slicliteu
Slüke 1, 41; bogonslen riesen 1, 97; begonsle teilen 2, 4S7 ;
began briesschen liein. 693; bcgonden roven Floris 132 ;
began siglicn 1089; began onldecken 3335. ags. cinncn
oiKjunuoii B. 486 ; onginnedh cunnian 15. 4083 ; onguniion
ra3ran C. 2, 17; ongan l'renunan C. 3, 3; ougan up ahob-
ban r. 17, 14; ongan hladan C. 175, 26. altengl. (jou
leren llorn 247; goiuic Ibunde Iloin 137. Aber schon
ahd. nibd. innl. und allengl. zeigt sich die präp. vor (k-m
Inf., und nhd. nnl. [engl, hat sie sich vor beginnen, an-
fangen, anlieben u. s. \v. völlig eingedrängt.
Die altn. spräche beilient, liir denselben begiif, sich
des Wortes neiiui (capere und dann coei)isse): uam vega,
skiola Sa-m. 6''; nam mada 162-'; aber ge\Nuhnlich wird
die priip. beigcliigl ♦).
') rias scliwed. fa (caiiere) steht als liänfi<ros Iiilfsworf, in der be-
deiitiiiig: von lassen oder tliuii: la .>e, l"a l)li, I7i lata, la itjuta S. V. 1,
38, In ga = gellen das. 1, 2. 2'). 92. dü-s diiii. faa vorlaagt die inäji.
96 cmfarhcr scilz.
Naliverwainlt siiul die aiixili.iriscli "obrantlilon vcrha
slmidnii uiul (jinilmi. alid. fniifra (jistiionl (<|iiaerc're
coepil) llild. <S; \%aiiiu;M gcslal (\Nariu wird d. Ji, auf dein
piinct , im beijril stellt warm zu werden; A. ("ap. 4.»; iseii
gcslut (zu eis wirdj N. Cap. 70. zumal bei U. gisluaiiluni
gtecliaii 1.20, .5; gislcisl irwellen II. ü, 70; gisUianlun scuwöii
I. 9, 23-, gisluani meruu II. 6, 35; gisluantun zclluii 111, 20,
30; gisluant warten IV. 18, 24; gisliiant gibiatau IV. 4,
5; giMuant lliankuii IV. 34, 16. in den aiulern und spa-
teren dialeelen idclit vorkonunond , ducli sagt mau nnl.
iels stau üix^ii ., etwas im begrif sein zu ihun, aucb inuli
das gülb. (Inslödida llmhrjan i'jr.^uio of/.oöo/itlv Luc. 14,
30 \('i-gliclien werden, Avelcbcs parallel lauft mit dugann.
(jeräten'm diesem sinn kann ich erst mlid. Jiacliweisen , ver-
mute es aber früher. /ia//eu _rye?'/e< Iieiuh. 751; zockengeriet
Reiiili. 769 ; gerieten rnpleii lleinli. 790; bilen geriet Heinli.
2120; gera'let kalten Freid. 133, 24; geratet vindeu Trist.
12436; geriete imigen Ls, 2, 528; geriet minnen Ls. 2, 629;
geriet tasten jMeyor u. iMooyer 47^; aucli in des Conr. v.
Dankrozlieim namenbuch : gerötet sich zieren 113, gero-
tent sich uf rüsten, gerötet comeii 118, geriet lassen 123;
geriet verdrieUeu Juslinger 12. *). Merkwürdig gilt es
auch in der altn. spräche: biodha raulhv (bietest) Sa'm.
142»; redli vakna (erwaclile) 252''; rudliaz geyja (latrare
iucipiunt) 254^.
Ferner slehn die verba gehen y fahren y kommen auxi-
liarisch mit dem bioi^eu inl".
gaijgan: gotli. </«</</ tliuk atancjjan vijays, ofcivrov
d'f^^oi' Marc. 1, 44; gagg gasibjun vTiuye, ihci}.?.uyi;&iMa[[h.
5, 24, in beiden beispielen verwandelt Ulf. den doppelten
gr. imp. in einen imp. nüt dem inf. , sein gasibjun liat pas-
sivljedeutung; usiddjeduth sailivan ei.>';/.0^£TS d-tviGunOut
Matth. 11, 7; usiddjedun galiaban ina ^^i;?.Sov y.gnTijaai
ciVTOv IMarc. 3, 21; itldjedun gamuljan vni]rTr^Ge Job. 12,
18; gaggands sligqvan nnQfi'Oitsrnt: avjnßcJ.eh' Luc. 14, 31.
m\\A. (j'ienc stunV\.oi\\, 1260. 3178. TSib. 788, 1. 1074, 4. fi-agm.
so'' Kolocz, 246; gienc sitzen Parz. 166, 30; giengen sitzen
Gudr. 1471; sitzen gan Ms. 2, 77» Walth. 58, 16. Rab.
108. Iw. 2722, Nib. 689, 1. 822, 1: stürmen gan Reinh.
740; ezzeu gän Iw. 351; giengen ezzen Iw. 6545; niusen
') die meisten dieser stellen rüliren von elsässischeii diclitern, in
dem Elsaß und der aiistoßi^ndeii Schweiz sclieint das anxilinre {rennten
einlieiniiscii. neuer gnind datVir d.iß der vertHSser des Reiiilip.rt Wal-
tliers von Horburg landsmann ge.veseii (Reinli. s. CIX) ; docli Freidank?
verhain. ?/iodifs. iiijin. ()7
^;U Freicl. 73, 16; trüren g;lt Freul. 117, 16; glenc baden
\lex.2205 : gie im engegeue ziio der tiii' slaiiTSib. 1166, 1 : gienc
schouwen hv. 6426; gen wir l)rechen ! IMs. 1, 81^; göt kou-
len! Bari. 90, 28; bitten gan Ls. 1, 549; sterben gäu Ls.
I, 528; ttcten gan Ls. 1, 527; Avagen gan Ecke 146. nhd.
juir in gewissen formein, -svie schlafen gehn, baden gelin,
'Spazieren gehn, betteln gehn ; man sagt aber nicht essen gehn,
liiiiken gehn, sitzen gehn, eher wol : \vir wollen gehn bliimen
hi-echcn. alts. geng inni ijisitÜen Hei. 138, 14; geng tliio-
nOn 3, 23. ags. siltati eodou B. 981; eode sittan B. 1274;
null, gawi etenl Floris 2178; ghinc slapen Rein. 3592;
I ledine sitten gaen Rein. 144; ghinc gheloven Rein. 608;
uinghen staen Rein. 1871. a\iu. gevgr vega Sa?m. 9» ; ei"a
i^unga 224»; siodha ganga 54**).
Gerade so goth. fanrsnäu salhön iiQoü.aße uvQiaai
IMarc. 14, 8; fauragaggis maiivjan Luc. 1, 76. alts. giwet
\mu ganganllel.26, 12.128,13.143, 19; giwet im gesillien
37, 13; giwitun gangan 171, 1; giwitun im sukean 24, 13.
ai;s. gevät liim secaii B. 3202; gevat lleogan C. 88, 27;
gevat liini ridau B. 466; gevat him tredan B. 3924; gevat
him drelan B. 3803; gevilon liim feran 599; geviton liim
neosian ß.2243. alts, sithön: silltödun gangan Hei. 171, 14.
Jaran: ahd. ih faru garaiven (vado parare) T. 162,
1; farant sehan hymn. 19, 8; fuar lisgou 0. V. 13, 3.
nihd. varn sehn l\v. 808; turnieren varn Iw. 2921. 3005;
vuor suochen Iw. 5760; vuoreu schauen Iw. 1596. ninl.
voer soeken Floris (.602. ahn. ferr veqa Sajm. 9'; bidja
furo 217'^. Ähnlich ritam mhd. reit jagen Bari. 12, 36;
reit vorsehen Parz. 559, 18.
(jvimam goth. gvani gatairan ak iisfulljan Matth. 5,
17; qvani lalhuii INIallli. 9, 13; C|vam skaidan Malth. 10, 35;
qvam andbaliljan IMarc. 10, 45; qvamt balvjan JMallii. 8. 29;
qvamt fraqvisljan Marc. 1, 24; qvenuin sallivan Marc. 5,
14; (|vimilh gavandjan Luc. 1, 17; qvimaiu nasjan .Malth.
27, 49. ahd. nvam scoivon 0. IV. 3, 6; cluiami didten
liynin.6, 4; paspeohon cluiamul üiiit. 1. 493'''; doch bei 'V. niid
N. schon die priip. zi vor dem iuf. alts. gangan kumoil
*) zu bcaciiten ist die oberdeutsche, besonders in Schwnlicn niid
der Schweiz j;eläii(ii;e ainvondiiii<i des atixilinrs mit' sicii sell».-t: gifuf;
pi^n , gieiifreri {»eii, gieiij? icli gehn heischen (heischte ich) in Plnfers
leben p. 9ö. 160. r>2. 37. 86-, nmsten j^jan {gangen Moiies an hiv 1, r»9;
ge sclihifo go Whoin 2, '285; poh gell, ziirch. gcd. H\\. \\\:y. gdlist
goh geh il)i(l.Tl. 74, Sclion nilid. ge gaiic dich othcnken! Ls. '2, 7»H,
wiewol dies eine bh»iie vercioppelunij des imp. ist. Aber ieh finde
auch sitzen snz IVagm. 23'».
G
pg i'i//J'iic/'iii- sdlz.
ITcl. 138, 20; qiiAiniin gangaii 78, 1; qiiüniuii ina soUeari
27, 16; (|iiaiiiiiii \>(MHliiri sNclisleaii 96, lü. ai;s. seceun
evumoii I). .iJ4; com luvoipan Mallli. 5, 17; com asyri-
ilnan JNlatlli. lü, 35; (laiieheii abei- auch niil ilor piap.
ahn. kemr veija Siciii. 9*. mlid. knuil sterben Iw. j243:
was koinen iiemen Trisl. 323'). nlul nur mit zu.
Hiciaii sclilioiU sich der begril" des eileas; -/.war das
golh. sniuinjaii bielel sich uichl ii» unserer coiistruclioii
dar, desto iiiiuliger das ahd. Hau: Uli luuj'an 0. Jll. 24,
45; ih'iues iheiiken ü. IJI. 26, 61; ih iJo haben j\. ps.
25, 6; ilel iersKzen N. ps. 102, 5; iha wesen JN'. ps. 25,
12; llto» laron jN. ])s. 27, 4; lilou besuiclien N. ps. 104,
25; illon chojnea N. Cap. 52; ilton halsen luide küssen
N. Cap. 120; iJli skeiden N. Blh. 147 u. s. Av. mhd. Ute
üf stall ]Mar. 61; ille senden JMar. 62; ilte geben ]Mar.
72; ilten bejagen ]\ib. 168, 2; illen gaben Kolocz. 264,
Aw. 3, 280; ilt entNvenken A\v. 3, 186; doch begegnet
zuweilen die nhd. uiierliilUiche i)r;ii)., welche Lulher schon
überall ilaniit coiislriiierl. mehrere mhd. dichler, z. b.
Harlmann, Uudoll enlhalteu sich des ^vorles iieu und ge-
brauclicu nur gaben, das ich seilen mit dem in ('. finde :
gältet striten ISib. 124, 2. neben dem verstärkten ilte
gaben wh\{ sich kaum ein gabte üen aufweisen lassen.
Hierher juin auch das goth. Am Idistjau .Marc. 10, 21;
das aiid. sleih irfindati U. 11. 4, 5 uuil iiiinliclies.
Weiler tlie verba lassen, Iieissen , ijebieteu. lassen:
golh. let llians daulhans ^//i«« seinans daulhans äfft^ lovg
rey.Qovi: daxpai tovg iuvTcöv vexQOVS JMalth. 8, 22; let
sada vairlhan barna ä(fi€S yoQtaad'fjVut r« rty.vu JMarc. 7,
27; frali'iilutrudjan T/y'/i Ati).6/> jMarc. 1, 34; fralailol gaggau
C((ff;x£ ovv(xy.o?.ovd-f;out INIarc. 5, 37. ahd. ihaz Idz ihir
ivesan suazi 0. 1. 1, 41; laz mili farau T. 51, 3; uns ist
kelazeu l'oi-e \\izen (nobis ])raescire concessum esl) jN". Cap.
31. mhd. Idzeu wir nu sin Nib. 721, 1; die holen lazen
riten Nib. 1230, 1; daz liezen si beliben Nib. 1248, I;
lä mich den wint an wajen jNis. 1, 6^; laza mich dicb er-
barmen Als. 2, 17^; lat in sagen Wallh. 116, 25; und so
überall durch alle deutscbeu dialecle bis auf beute.
heissen : golh. häit nu vitan v.tXtvaov ovv dacpuXi-
o&ijvai IMatth. 27, 64; baihuit galeithan ]Maltli.8, 18; hai-
liail giban Marc. 5, 43. ahd. biaz gifullen (jussit impleri)
0. III. 10, 3; hieze behuoten JN. ps. 118, 4 und wiederum
überall so.
gebieten '. golh. anabudi galeithan iiriTu^fj dnt/.Ofiv
Luc. 8, 31; anabiuda ik skäidan 1 Cor. 7, 10. ahd. gabiut
verbuin. modua. iiijln. ijij
<jtievian fr. tli.59, 20; kabeote ezzan hynin. 17, 1. mhd. gebot
coiifeu gr. Kud. G, 19; gebül die ineiiige swigeii Mar. 91.
iitul. nur niil der prajj. \iiul so bereits alid. und mhd.
erlauben: goth. usldubei niis ijaleithan jMatth. 8, 21.
l-uc. 9, 59; uslaubida giban JMalth. 27, 59: uslaubei niis
aiidcfvilhan Luc. 9, 61; uslaubjandein sik galiabanSk. 51, 3.
(jeruhen: nibd. (jeruochtest vrüijeu Iw. 519; gescheplen
ücruocbte Iw. 987; geruochte ich gen Iw. 765; geruoche
N (Mgczzen Iw. 2281; geruochet meren Iw. 6056; geruocliet
jifllien Parz. 22, 13; ruocliet sitzen Parz. 462, 3; ruoche
bewarn ]\ls. 2, 155^; geruochet nenieu Wigal. 282; ruochet
yriiezen IN ib. 399, 2. das mnl. roeken und nlid. gerulien
erfordern die prap. ahd. antjähau khverdotos liymn. 24,
3. 10. 11. 26, 13.
bitten: gotli. bidjan ina (jaleitlian JNIarc. 5, 17; bidja
gasgan Epli. 4, 1; bidia lulgian II Cor. 2, 7; bidjan» gaga-
\airlhnan II Cor. 5, 20; bidjani kunnan I Thess. 5, 12;
alls. hddiin antlücan llel. 79, 2; bad writan 7, 13. altn.
bailb giinga S<eni. 54''; badli ser fücra 52*^ ; bidh gänga ! 139".
jidid. bat riten gr. Kud. D, 17; bat nemen Parz. 162, 28.
775, 15; sineii h^rru er truren lazen bat Parz. 204, 28;
bit die brücke iu nider lazen (diniitti) Parz. 225, 29; bat
ziehen Parz. 345, 2; bane rifeu Pai'z. 355, 28; bäten be-
liben Parz. 390, 5; bat erz iihen Tit. 22, 3; bat bilen
]Mar. 95; bat den riter mit ir varn Wigal. 3154; dos bite
ich mich berihten Als. 2, 142**; ich bite mir got lielfen
Ivv. 7933. nlid. nur mit der prap. , engl, aber noch olme
sie: bid ihe jnan briutj me (bitte den mann mir zu bringen.)
mahnen: mhd. mich nmnt siiKjen Ms. 1, 134**; er maut
in ilen Mar. 215. goth. tjauumdida fjäumjan Sk. 50, 12.
nülhiijen: goth. bäidis judäiuiakön diuyxä^t/c: i'ovd\a-
^eivGa\,2, 14; buidillis vas binuütan i'^in'.yy.äcd-)] AtQii jui^D);-
vui Gal. 2, 3. ahd. peilest tu dih hehaben (conaris icli-
nere) N. Bth. 47; daz peitet sih skeiden (separat, scparare
conatur) das. 142. 182; sih peitet spalten (conatur lindoie)
das. 145; beitet sih taz sougen das. 13f}; peitet sili slrllen
N. Cap. 80. dies ahd. sili peilan scheint sicli müliei:, zwin-
gen, bestreben, ahd. notan (cogere): unsih nölon sanient
in tvesen (nos cogehanl convorsari cum ipsis) X. ps. 118, 51.
senden: golli. insandidu öiiJan niik. ^eh. 6, 19; in-
sandiilcdi ins merjan Marc. 3, 14; insandida miU duupian
I Cor, 1, 17. alid. bin (jisentit satjen '1'. 2, 9; sanla iwih
arnun U. 11. 14, 109; sentila ludoi'i fr. tli. 19, 7.
die he'^v'iWi} j'ürchlen, wältnen, denken, ijlunben. dos
goth. öijun wurde schon s. 93 crwühnt. mlul. vuvhien :
G 2
lOO c'injarlu'.r S((tz.
des voihtcn si etnjellen I\v. 7154; ich viirhlP gewinnen
Iw. 7452; vüilile N(;ili(;scn liisl. l^.jL'.'J. golli. venjati:
venja suljan i/.7ii^u) t':itfit'n'<it I ('or. 16, 7; vcneilli amlni-
niaii Luc. <). ;^4; vcn liabani luikilnan II (Jor. 10, 1.5. all«^.
iie ivundun iro ferali e</«H ilel. 171 , 25. jiilid. iviind-
icli /j"W Iw. 690; -wunder sui Inv. 3292; ich wände
mich yenieten Iw. .5642; si wände siii verlorn Iw. 5795;
du wundcsl stn Tri.sl. 4.').S0; wände sni \'\ h. 53, 21. fragni.
22'; wände rechen ]Nil). 97, 3; wände liän erkorn ßarl.
122, 28. mu\. ivanic welen Floris 395. ah(\. trüwen: du
8idial)urdi erliden iie trüwcla JN.Cap. 39; tinel enl'aren IS.
Blh. 138. uihd. triiwet ich mich erwern Iw. 415; truwe
genesen Iw. 6422; enlriiwele gnesn Iw. 998. 7811; Iriiwe
bewavn Iw. 1496; truwe henenien Iw. 1639; truwe ge.sigen
Iw. 4224; troiiwe erdwingen ]\ib. 56, 4; truwe volbringeii
Nib. 155, 4. güth. tnuiKiu (putare): munäida tlii'nrJujiujtjan
7]fu)j.s dif^oyend^ui Luc. 19, 4; niunuis gabairlitjan fii/j.n^
ffi(puvii.f:ir Job. 14, 22. nihd. meinen (opiuari) : nitiuent
leit verlrihen Ls. 3, 558. mhd. denken: si yeddJtt in hau
verlorn Troj. 13510. gotli. thiKjhjan: : thuyhjaud reikinon
d'o/.ovoiv ciQysiV Marc. 10, 42; thngkeilh visau Gal. 6, 3.
lhuhte(hin visau Gal. 2, 6 5 ihugkeith haban Luc. 8, 18.
thuhtedi ufargaggan Sk. 38, 7; tveilljau thuhta. Sk. 47, 17.
ags. dij ifanthenced P). 7 OH; verjan iJiohlon B. 1076, Luther
hat noch lIKeg. 3, 22 dauchle gut sein. In allen diesen fallen,
namentlich auch bei dem erst nhd. scheinen (videri) ent-
behrt die heulige spx-ache nicht des zu.
Die begrilTe geben, verleihen, helfen, rathen. goth.
(jehnth mutjan INlalth. 25, 42 ; gebuu inmia drigkan JNIarc.
15, 23; izvis iragiban ist galaubjan Philipp. 1, 29; izvis
algiban ist kuunan IMarc. 4, 11. ahd. (jahiit ezzan, trin-
cau T. 150; geba trincan Samarit. mhd. ezzen gehen
wieu. )b. 15, 57. aber schon ahd, und mhd. mil der präp.
IMhd. rafeH (vgl. geraten s. 96): sitzen riet I\ib. 38, 1; riet
verenden iNIs. 2, 37*. goth. ragin giba visan 1 Cor. 7, 25.
ahd. helfau: tir half crunden i\. Bth. 19; mhd. helfe
wir dir stnten Wh. 417, 10; helfet singen! Ms. 1, 57^ 2,
42'>. helfen liegen Iw. 2183; hülfen wenden Iw% 2174.
auch noch nhd. ich helfe dir das vollbringen , ich lialf ilmi
schreiben, wer hilft mir das ausarbeiten? engl, help me
sat/ (hilf mir sagen.) ähnlich steht das mul. vanden (ten-
tare, suscipere): vandet gheraden Keiuh. s. 275.
hören und sehen, oft mil passivbedeutung des iuf. (s. 63.)
mhd. si horten hüeve klaffen Nib. 1541,2; daz ros horter
verhiun. modus, liißii. 101
weien Alex. 328; niemeu horte in clagen I\v. 5426; wellet
ir lucren sagen Amur i. nlicl. icli höre dich kotnnieu ; du
hörtest erzalden. ags. (fesävon heran (videnint porlari) B.
2040. alid. einsehe dhiz wesan arfullit Is. 396. nilid. such
riteu Iw. 287; sacli komen Iw. 311 ; sihe stän Iw. 716; ich
gesach nie tage sliclienWalth. 70, 7 ; sehen verlriben IMs. 1,28-'».
ulid. icli sehe streiten u. s. >v. goth. viditoda saihvan ue-
Qie^i)JntTo idiiv JMarc. 5, 32. engl, behold liim go there,
sehet ihn da gehn. hieran schlielk sich der begriC von
zusehen, behüten, betvahren , z, b. das alid. bei T. oft
imperaliviscli gebrauchte iii curet wesan (noiite lieri) 35,
1; curet cjuedau 13, 14 u. s. x^.; goth. alsaihvith ni taujan
Matth. 6, 1.
sagen, leugnen, goüi. (jvitha ni svaran , ni andstan-
dan Mallh. 5, 34. 39. niik ajdikeis hunnuu Joh. 13, 38.
verspreehen, verheissen , sehivören. golh. qahäitan :
gahüihäUun giban Marc. 14, 11. mhd. sivern: er swuor
in wesen holt Ernst 3921.
unterlassen, aufhören. <j,oÜ\. sveiban: u'i suäij' bihiik-
jnn (non cessavit osculari) Luc. 7, 45.
traqen: ich kenne es nur in einer einzigen nihd. bezie-
bung auf den iul. behalten. ir Schilde behalten man do
truoc Nib. 252, 1, d. h. man trug sie hin , daß sie aufbe-
wahrt würden; sine larnkapi)e er beliallen (var. ze bebalten)
truuc rsib. 4421, 2; last du din golt behalden tragen jMs.
2, 250».
suchen, begehren , tvünsehen. gotli. sokjan: sokeith
USijmtiian Job. 8, 37; sukidcdun undgreipan Marc. 12, 12;
allekan Luc. 6, 19. nilid. suoclite niuwan striteu "Nib. Hagen
183. ahd. zilon: zllotun oidinon (conati sunt ordinäre) T.
prooein. 1. alul. ih kereta mit iu eüeuN. ps. 20, 3; gereta in
geluslc liabeiiN. ps.ll8, 19. mhd. «jerte einvegruMnr.fiH. ahd.
lustida sie chütoran Is. 406 ; mih luslet bringiMi N. Cap.
80; mih scunlet ahlön ebcndas. golh. usbldja (so lese
ich f. usbida, \gl. bidjam tvyofied-u ll|Cor. 13, 9) ana-
thaima visan r^vynurjV uvadefiu eivui Rom. 9, 3.
lehren und lernen. ein golh. läisei uns bidjan i%'^c(-
^ov tjiiKX^ 'JiQn^fvyeaOai Luc. 11, 1 zu vormulcn ; usgiban
uns laiseilli fSk. 46, 18. ahd. kelcre null kdn N. ps. 24, 4;
16re mih tuon N. ps. 143, 10; lerel sie kaliallan fragm.
theot. 33, 8. mhd. lartin varen Alex. 229; leie ich iuoli
bewarn tvv. 2800; Icret uns bau orbornidi' T>,ir1. 103, 21.
i02 e'iiifiicJii'r sci/c.
nlul. lehre niicli tiigoiulliart sein; sclirelhen leinen. Vom
g(jlli. niiiuiu ((liscoiC; l)oi IjH. kein hoispicl iiiil ilcin iiif.
alid. Urnen: kcliriK-ii iiiinc Heiicla niiniidii N. ps. 118, 8.
inlid. swi kiiii lernt Af slen an stiicln 'l'it. 86, 4; leriieter
jiiil dem scliille rileii Trist. 2101. iilid. lesen lernen u. s. w.
erwählen, vorziehen. golli. valjam. usleithnn f:V(]o-
v.nvf(€V ;/,d'/jii7/i(ii II ('or. 5, 8. f'rijnnd hidjan ffi/.ovni
viQO^ivyfadut Al.-illh- G, 5; alid, niiuiiuiil bclon T. 34, 1.
Ifezienien, (jehiihren. alid. ehirisla rliiinarliiol iverdhan
Is. 386. iiiliinphif. giftdlil iverdan ((le])ol iiiipleri) J". 166.3.
}>/leijen, (jewohnen. nilid. />/^"t' Leilen7\\h. 41, 2; pllac
eniilaficn Wigal. 202. goth. binhts vas fraletttn tto'jü-at
U7ioh}f-n> Matlh. 27, 15. alid. chhvon ist nidarauheman
Is. 352; chiwon was aidliinsan Is. 404; cliiwon -«urun
jM-cdiguii Is. 406; -was giwoii qiioman 0. 1. 17, 43; ^vas
giion gninden N. Cap. 46; gnon Avas feniifden j\". Cap. 17;
waniton nider slahen (solebant ])rosteinprc) N. ps. 88, 44.
Dil" hier zulelxt angeführten Verbindungen des verb.
subst. mit adj. erinnern an älinliclie gothiscbe, zu ^velcllen
der reine inf. construiert Avird. (foth ist lier visan v.a'/.hv
foxiv w^s flvai Marc. 9, 5. Luc. 9, 33.; gutli ist niman
y.aXor iari /.c.ßüv JMarc. 7, 27 ; goth ist aljanon v.u'/.uy ro
Cr,KOVGti-v.i Gal. 4, 18. golh ist mann sva visan I Cor. 7,
26; hatizo ist frnqvistjan Joh. 18, 14: aijhi ist (falelfhan
d'vsxnXöv ioTi d'fe'/.d^fh' JMarc. 10, 24. azetizo ist fjvllhan
iry.o-jKoT^QOv d-HBiv INlatlh. 9, 5; azetizu ist hindarlcithan
tv/.. d's iüTi nrzQeX&eiv Luc. 16, 17. mnhteiijs ist nfa-
rassjan övvurog iieQianex'aat II Cor. 9, 8. manvns im
(fviman iTolfiois tyo) ü.&ilv II Cor. 12, 14. fjavilja ist
bnuoji üvvnnhy.ei oizeiv I Cor. 7, 13. vaila visnn jah la-
ginon shdd vas evrpQarS^i'^rui y.ai '/aQ)]rc(i td'si Luc. 15,
32; ni skuld ist lagjan Mallli. 27, 6; frakunuau ni skuld
ist Sk. 48, 18.
ahd. mild, steht in solchen fällen meist schon die priip.,
doch gibt es beispiele reiner inlinitive: mahtly ist got ar-
welihan T. 13, 14; haturstic sclohan ^vas hymn. 1, 4; ez
ist unmiiffelich bi viure sitzen einem man Bari. 111, 39;
hezzer Si gehlen danne Irinnen altd. bl. 1, 221 ; bezzer si
minnen das. 222 ; noch Luther schreibt JMarc. 9, 5 hie ist
gut sein.
Auch nach valdiifni äih oder haba ist bei l"lf. .loh.
19, 10. IMallh. 9, 6. 1 Cor. 9, 5 der inf. gesetzt, Luc. 2, 1
nach urrajin gagi-efls gameljan^ und Phil. 1, 21 steht: mis
lihan Christus ist, jali {jasviltan gavaiirki; naudithaurfts
vas andniman 8k. 40, 14 ; nuudilhaurftiman bidjau II Cor. 9, 5.
verhniu. modus, iiifui. 103
Icli glaube die hauptsächlichsten dieser couslructioneii
vorgetrageu zu haben, lange freilich nicht alle, denn ein
jedes verburn , aus dein sich ein zweiter salz mit der con-
jiincliun da\S r=: lat. quod , gr. Öt<, zuweilen auch ==: lat.
iit eiilfaUen kann, scheint in unserer spräche das verbum
dos al)liaiigigen salzes an sich zu zielien, d. h. in den inf.
wandeln zu dürfen. Je auxiliarer die bedeuliuig des her-
scliendcn verbunis wird, desto nolhiger ist die Verschmel-
zung beider salze in einen, wiederum einl'aclien, und desto
viilbebrlicher die Zuziehung einer praposilion. INTan sagt
wül : ich habe den festen willen daß ich es ihue, ich habe
die kraft daß ich es ausrichte; desgleichen: ich habe den
willen es zu thun , die kraft es auszurichlen ; sobald aber
der ausdruck sich conceulriert , darf es nur heißen: ich
will es tluui , ich mag, kann es verrichten.
Bei aiixdiarien, oder den in auxiliarsinn einbiegenden
V erben liegt das verliallnis am ollejisten. allein auch in
audern fallen ist der gcw iiui des vereinfachten, geschlos-
senen Salzes unverkennbar: du sielist ihn konuncn, du
borst ihn singen slalt daß er kommt, daß er singt, das
alte: ich bat in nemen , ich vorhte es engclten war un-
gleich günstiger als die aullüsung : ich bat ihn daß er
iiiduiic , ich fürchtete daß ich dafür zahlen müsse.
Am seltensten steht der inf. stall der conj. daß, wo sie
dem lat. ut im sinne von aiif d(d\ , Jrtmt7 entspricht, na-
mentlich aber nach gehen, tragen und geben: gib mir
triidven (da mihi ut bibam), Irac behalten (porta ut cuslo-
diatur), ich gehe schlafen (eo ut dormiam , eo dormilunO;
docli liißt sich letzteres lunfassen in das auxiliare : ich will
soidafen. Da wo im N.T. inf. oder conjunclion wechseln,
kann sich auch Ulf. beider ausdrucksweisen bedienen , z. b.
1 Cor. 7, 8 xaAoi' avTois loriv , tdv fisirwrui' , 8<*lh ist
im jabai sind , ilürfle unbedenklich stehen : visan. Oft
aber K)st Ulf. dQu gr. inf. in conjunctionen auf, z.b. Rom.
7, 3. 14, i;3. II Cor. 2, l. Col, 4, 6. Luc. 1, 73. 4, 42.
INIatth. 6, 8. wovon im zweiten abschnitt näher zu han-
deln sein wird.
Zuweilen linden sich zwei abhangige Inf. neben ein-
ander, und dann sind drei slilzc in einen zusanunengellos-
sen. Das golli. duguniian bidjaii ina ffalellhan jMarc. 5,
17 bcdeulel also: sie liengen an, daß sie du» baleii , daß
er gienge. der erste inf. ist von dem heischenden ver-
bum, der zweite von dem erslen inf. abhiingig. nicht an-
ilers z\i nehmen sind : haihail izui (jibun mnijaii Marc. 5, 43 :
J04 ei//J'cicJicr aafz.
alid. hiaz farun %vus(jan 0. lll. l'O, 12.5; iiiIk], Innen Idzen
bat Par/. 204, 28; last du diu goll hehallen trauen Ms. 2,
250; M'üUlc uns dor liuvel helfen lieht IVcnn. 4020; er
künde ir helfen lietjen Iw. 2183; ulid. ich mag es nicht
verderben lassen^ ahn. badh siodha (jänyu Sii-ni. 54^.
Besonders wo zwei liilfswörler im spiel sind : nhd. er
wird nnlerijehn müssen, er soll es bleiben lassen; mnl.
sal ghehelpea luogheu Kein. 690.
IL Priiposilionaler inßniliv (?)
In unserer spraclie \vird dem Inf. nur die praposition ei-
nes ein^-igen begrils vorgesetzt, uud zwar in der goth. hd.
Sachs, und fries. die priip. du, s«, si, zu, '*•) to , in der
nord. hingegen at. beide iedocli bedeuten dasselbe, und
drücken aus was das lal. ad.
Die romanisclien spraclien vertlieilen das amt dieser
einen deutschen präp. unter zwei der ihrigen, indem sie
bald a (= lat. ad) bald aber de (ilal. di) verwenden, je-
nes enthält den begrif der annäherung, dieses den der
entfernung. nur das a entspricht den angegebnen deut-
schen Präpositionen.
Außerdem wird aber noch eine dritte roman. priip. vor
den inf. gesetzt: itak per, span. por , fjanz. pour , und
danach hat sich ein nhd. um zu , nnl. am te , engl, for
to, schwed. und dän. for at eingeführt, das der früheren
zeit völlig unbekannt war und zum theil erst durch den
häufigeren gebrauch des zu , to und ot statt des bloßen
inf. verankifU wurde, endlich gilt ein mlid. mnl. durch,
dor vor infinitiven.
Wesentliche eigenscliaft der präpositionen ist casus-
rection : erscheint eine präp. vor dem verbum, so ist eine
declinierbare mitlelform erforderlich , Avie sie das lat. ge-
ruudium , supinum oder parlicipium gewähren, oder im
griech. der artikel einigermaßen suppliert.
Nun befremdet es aber, daß gerade der älteste und
formgewaltigste unserer deutschen dialecte, der gothische,
die präp. du unmittelbar und selbst ohne artikel vor den
ganz unveränderten inf. hinstellt, ebenso verfährt die all-
nord. Sprache mit ihrem at und dem inf.; im ahd. mhd.
alts. ags. altfries. hingegen hängt von der vorgesetzten präp.
•) das verstärkte alid. zuo -J {Grau' präp. 242) Iiabe ich nur eiii-
iiiitl in einer glosse vor dem verliuni angetrotfen : zua zi kafuacanne (ad
uiscLuras) Diut. 1, olS-"»,
perbu/n, modus, inßn. 105
elii üeclierter casus ab , und kein andrer als der dat., wel-
chen die priip. zi, tu zu regieren pilegt.
Schwerlicli läßt sich behaupten, der goth. inf. nach du
sei als ein acc. zu betrachten. denn wenn das ahd. zi
einigemal diesen casus bei sich hat, steht doch beim goth.
du sonst überall nur der dat., und es wäre seltsam, daU
ein goth. gen. und dat. des inf. nicht bei andrer gelegen-
heit erscheinen sollten, es ist bisher eine einzige spur des
goth. dat. inl". vorgeschützt worden, nemlich du vigamia
61'^ violffiov Luc. 14, 31, der aber nichts anders als eben
unsere priip. du vor sich hat. man braucht nur vigana zu
lesen, dat. eines subst. vigans {nöXeniog), und alles findet
sich in Ordnung; ohnehin lautet das verbum veihaii
(pugnare.)
Also, es gibt im goth. und nord. so wenig eine flexion des
Inf., als im gr. undlat., und ich bereue 1, 1020 von einer
decliuatiou und noch oben s. 60 vom dat. des inf. gesprochen
zu haben. Wie könnte auch die ahd. form, -annes, -anna
gen. u. dat. des inf. auf a»i sein? woher nemlich INN? diese
ahd.gemination, wie wir wissen, tritt sehr oft an die stelle
von NI , folglicii stehen annes, anna für anies, ania (gleich-
wie chunni , chunnes f. goth. kuni, kunjis) , was durch die
volleren altweslph. formen der essener beichte liagannias,
suerinnnias (ahd. liogannes , suerrannes) bestätigt wird,
aus dem inf. an ließe das I des gen. und dat. sich nicht
begreifen.
Wir dürfen daher diese ahd. mhd. alts. ags. altfries.
vcrbalgenilive und dative mit keinem andern namen bele-
<;(Mi , als den inis das lat. gerundiiim an band reicht, das
alid. nüniuMines, niinnunne entspricht dem lat. amandi,
amando; das ergibt sich auch aus der syntactischen bedeu-
tiing von zi luinnonne r::z ad amanduvi. so wenig ein
lat. ad amare zulässig wäre, ist es ursprünglich ein ahd.
zi minnon , hin und wieder zeigt es sich aber schon, noch
liäuligcr im mhd., und nlul. ist es ganz zur regel geworden.
Die genannten idleren zweige unserer spräche stehii
hiernacli in unleugbarem vorlheil gegenüber dem goth. und
altn., die, soweit sie luis bekannt sind, eine wahrschein-
lich frühere gerundivfovm auf den iitf. zurückfühien. allein
sie folgloM iK'isclhcn richlung, die sich in sämtlichen roman.
sprachen hervorgolliau bat. ich miichte wissen , wo uml
wann ein solches ad atnttre zuerst crschoinli'
Nach dieser berichtigung und erörtcrung der fonnen
haben wir nun die fälle zu uutersuchcn , in welchen die
J06 ein Jacher nutz.
j)rä|). mit (lein genimlitiDi , oder was uns gleichviel ist, mit
dem golli. allii. und .s];;ilcieii Inf. auf andere verba folgt.
Im gotli. ist diese constrtiction bei weitem seltner als
die des reinen inC; die wichtigsten beisjnele folgen, urrann
iln suinn fti^/.iyev rov O'jrfioat -Marc. 4, 3. Lnc. 8, 5; hlauts
iinnia nirann du salian u.w/f lov ■di'iiKcnut Luc. 1, 9; us-
lidlnuda nicl diz bai'ian hiiKv^odri o yoornc: rnv rey.civ un-
t{]v Luc. l, 57; usfullnudechui dagus du bimaitan ina trrA;^-
adr^nav rjiinai rnv •jffOfTt^/ifiv uxirov \a\c. 2, 21; ushuf
sik du laiejan jimfßy lov d'i()uGKftv iMatth. 11, 1; sat faur
vig du aihti-un hMcuJr^ro •rraod T?;r od'ov 7iooguno)V Marc.
10, 46; nielida du gabairhtjan f^'yoawa eYveyev lov (paVfQia-
■d-TJvar II Cor. 7, 12; andnemum du haban jraoÜMfjor y.oa-
THV JMarc. 7, 4; xislukäi unsis haurd vaurdis du rtjdjan
aroihj t'ijiiiv d-voav tov /.oyov ).a).i-Gui. Col. 4, 3 ; tliala
du sitan nist mein du giban ro d% 'Aad-ioai ovy. i'ariv ftinv
<)ovvai Marc. 10, 40 ; atgibada du usliraiiijan u^aoadidorat
iiQ TQ axuvoiod-y^vai -Matlli. 26, 2; xisbauhleduu akr kas-
jins du usfilhan t^yÖQuouv tov uygov tov xeoa/n^ois eig
TccrfTJv INlatlh. 27, 7 ; izei skaflida sik du galevjan 6 //e'A-
hov uvTor 'rrugadidovai Job. 12, 4; andvairth vas uns du
vinnan fitllofiev S-Xißeod-ai 1 Thess. 3,4; uHo mis ist
du mcljau nsginoop fiot ioTi ro yocirpeiv II Cor. 9, 1;
rahneith manvi liabuiu du usliulian %'jijffi^ii ri]v ()'aiitivr^v
!.i i'ysi si's ana.QTiGfiöv Luc. 14, 2S; nianvuba liabandans
du fraveitan iv ixoijmo l'yovrss ty.öiy.rjoni II Cor. 10, 6 ;
saoi liabai ciusuna du hausjan , galKiusjai i'yv)V vna uy.oveiv,
a/.ovexM Luc. 8. 8; gafrilhudai du atsaljan 'n(ioaG'ti]oai
Col. 1, 22; gavaürhta tvalif du visan inolr^ae ddtd'ey.c. , l'va
ojGi iMarc. 3, 14; algaft mis du vaurkjan Ö d^ÖMy.us ftot.
iva uoo'jGCo Joh. 17, 4; bandvith du fraihnan roiei uv-
■diod-ai Joh. 13, 24; faura ist muns du viljan i) ■nQod-v/nu
rov d^fleiv II Cor. 8, 11; armuiuu ni taujan du saihvan
im TTQOS To ■,%tid-ijvai amols jMatlh. 6, 1 ; saihvilb qvinun
du luslun izos (jXfTiow ywuiy.u TiQog t6 eTiidvfitjGai avT7;v
INIattli. 5, 28; insakana vesun du galarlijau Sk. 44, 20.
Ein hauplfall ist offenbar, wo 3er gr. wenn schon un-
beugsame inf. durch den vorgesetzten artikel rov in ein
genitivisches Verhältnis gesetzt wird, welches nun die gotli.
prap. du ausdrückt; wir können nlid. in den meisten der
angegebenen belege, docli nicht in allen, unser ?/m ru ver-
wenden. Dem Gothcn muß aber die Verschiedenheit des
bloßen inf. von dem durch du verstärkten nicht allzu groii
gewesen sein, denn er schwankt zwischen beiden cou-
verbuin. rnodas. irifin. 107
slrucllouen. auf auabiiidai] folgt iliu soust der inf. ohne
priip. (s. 98) , Luc. 4, 10 heißt es gewis nur darum ana-
biiidilh du gafastaii thuk , weil in ivTuhüiai lov d'iarfv-
/MiiUi jeuer arlikel xov enthalten ist. ebenso I Cor. 9, 6
ni haljus valdufni du in vaürkian tov fii] ifr/ü^eaS^ai statt
des soust nach valdufni haban folgenden blolieu inf. (s. 102.)
Auf der andern seite kehrt sich der Übersetzer nicht noth-
■w'endig an das tov, sondern läßt aucli da, wo es vorkommt,
die präp. weg : jabai ist mis vairth galeitlian i'dv d's fj
cc^iov TOV TioQivead-ai 1 Cor. 16, 4.
Zweimal ist noos lo, einmal eig rn vor dem inf. durch
ein du wiedergegeben; ()'n\ to . fv Tiö, fitru und ttq'iv vor
inlinitiveu finde ich allzeit in eine conjunctiun mit dem conj.
oder ind. aufgelöst. Bei wäre schwankt Ulf., er setzt nach
svaei den conjunctiv: svaei skalkinuma ojgts öov).fveiv
Rom. 7, 6; svaei ni mahtedeina war« pi] övvaad-ai. 11 Cor.
3, 7; nach sve oder svasve laßt er den infinitiv: sve manv-
jan (Ögts trotjiccaai Luc. 9, 52; svasve thata skip gahulith
vairthan oioTf to vtXoIov Kalvn'ieod'ai. hier also nie du.
"Wie nah beide structuren, die mit dem blof^en inf.
uiul die mit der geleilenden präp., im begrif zusammen-
iließen, ergibt sich am klarsten, wenn wir ihr Verhältnis auch
in den übrigen dialecten verfolgen, anfangs verstärkte die
präp. in gewissen fällen den infinitivischen ausdruck: iddja
du saian sagt etwas mehr als das bloße iddja saian ; da
nun jede solche erhühung allmalich ihren reiz zu verlieren
und dem einfachen , luiverslärkten sinn sich zu nähern be-
ginnt, so geschah es, daß der präpositionale uif, oft an
den platz des einfachen rückte xuul dann jener erhöhte
ausdruck eine neue oder verdoppelte präp. forderte, jenem
golli. iddja saian würde unser heutiges: ich gieng zu saeu,
dem iddja du saian unser : ich gieng imi zu säen gleich-
bedeutig sein. Ich werde diesmal die ahd. mhd. inul nlid.
8j)rachc zusammenfassen.
Nach dem verb. subsl. tmd nach werden steht häufig
dns dalivgerundium mit der präp. (s. 60. 61.) ■/.. b. ist ze
jelienne N. Bth. 144; ist ze sagenne das. 151; za pelonne
ist (oranduni est) liynui. 17, 1; belege für sint oder tifer-
dent 7.1 wizanne gibt (iialV 1, 1089. daz wirl tir zc tuonue
N. ps. 118, 130, wörtlich bedeutet daz ist zi sagenne: lioc
est ad dicenduni. ein golh. ihala ist du ([vilhan kommt
nie vor.
Von verbis zweiter anomalie fiiule ich folgende mit der
prr!p. \ind dem inf. conslruierl. wlzzan : sanu) so dii ne
108 einfadier salz,
xvizzist ze anlwurtenne N. ps. 41, 6; utul iilid. lieifU es:
icli weiß davon mi erzählen: ihr wilU das nicht zu be-
handeln, schon Lulhor prov. 5, 2 dein nuuid weii^ iinler-
scliicd zu hehallen; 8, 2 ich weiß guten ratli zu geben.
tugau: toxuj ze bechennenne N. Bth. 128; übe imo tohta
ze lebenne N. ps. 85, 5; nihd. daz ir ze nemenne tobte
Iw. 5814; war im ze stAue und euch ze Uielienne lüge
Ms. 2, 140^'; mir touc ze klageno Tro). 12002; daz mir niht
touc ze «agene Troj. 11351. nhd. das taugt nicht aufzubeben.
unuait: unnisl zegeeiscunne j\. Cap. 135 ; unne er dir imsih
ze ir lusenne N. ps. 19, 5; mlid. ob dir ein wib mit ir ze
redenne gan Ms. 2, 149^; daz man die guoten mir ze
sehenne gunde Ms. 1, 66''; ze lernenne gan Freid. 78, 20;
nhd. du gönnst mir das auszuführen, nhd. auch vermü-
<jfe?t , das ganz in die alte bedeutung von mögen, naclidem
dieses nun vclle aussagt, einrückte: ich vermag das zu sagen.
zi nacli haben: habest ze bechennenne N. Bth. 148;
mhd. waz hat diu werlt ze gebenne? Ms. 1, 6* ^Valth. 93,
19; haut ze gebenne Ms. 2, 142*; haslu ze gebenne Ms.
2, 147^; ze lebenne lutn Ms. 1, 65*; ich han vil ze kla-
gene Reinli. 1088. Troj. 11350 ; ich hän me ze tuonne daune
bluomen klagen Ms, 1, 68^; nicht ze tuonne hat altd. bl. 1.
223. nhd. ich habe zu zeigen , zu melden vi. s. w.
nach thun: tiion zi xvizzanne Gralf 1, 1089; mhd.
luon ze wizzenne; nhd. zu wissen thun,
nach gehen und kommen: gieng zi säwenne T. 71,
1; ni quam zi lusenne uzouh zi fullenne T. 25, 4; quam
zi skeidanne T. 44, 23 ; chani zintwerinne nube ze werinne
N. ps. 18, 4; nhd. ich kam euch zu befreien.
geben: ahd. gibu zi drinkanne 0. II. 14, 40; za ez-
zanue kip (edenduni tribue) hymn. 2, 9; gib mir ze Iriu-
chenne N. ps. 118, 25; mhd. gap ze ezzen Aw. 3, 25.
beginnen: mlid, ze wägen er begunde Parz. 29, 30;
begunde ze loufen, ze lachen Reiuh. 292, 50. 299, 224
und vgl. die aum. s. 371; ich wil beginnen ze sprechenne
Bari. 4, 11; nhd. überall so.
eilen: mhd. ile mir ze sagen Dietr. 76^; nhd.
gebieten: giböt zi gebanne T. 60, 18 und Matlh. 19,7.
27, 59; nhd. nach gebieten, befelden, verordnen u. s. w.
verdriei\en : mhd. des in ze sehen niht verclruz Parz.
590, 6.
geziemen , ahd. gilimphan : mir gilimphit zi gol-
spetlönne T.22, 4; gilimphit wola zi tuonne 69, 6; gilini-
pliit zi sterbannc 161, 5; gilimphit zi wesanne 185, 6:
kazunii iu za luoanne fr. theot. 21. 18; merkwürdig bei-
verbum. modus, inji/i. -JOO
•lorlei ausdruck nebeneinander: in gilimpliit walisan , mlh
/i niinnii'uunc 'J. 21, 6. mhd. im zinit ze tuonne , ze la-
xenne Ms. 2, l4la. nhd. inuner so.
helfen: half ze (jeiuonne N. 118, 131; hilf inio ze
gewerrenne 131, 2. antreiben: nnsih za pelunue cruazit
(nos ad orandum provocat) hynin. 12, 1.
verheissen: (jehiez ze zeujonne N. Bth. 147; sih dhes
bilieizssit sia si archenanne Is. 341.
hefjehren , (jelüsten , suchen ; gerulun za (jesehanne
\r. llieot. 13, 5 ; der sih kerut iro ze gesalunue ]N. ps,
126, 5; histet lih scaz ze sanienunne? N. Blh. 137; niih
liistet ze alilunne N. Cap. 80; mir liehet ze ahtunne TS.
Cap. 80; suohtiin man zi traganne T. 54, 2.
leinen : leret sie zi bihaltanne T. 242, 1 ; mauut unsih
za archennanne fr. theot. 57, 9.
erkennen: bichnäan sih zi nemnanne (agnoscant yo-
cari) Is. 373.
lauijen (vigere, pollere): maketa fram zarziohanne
(vigiiil ad propaganduni) üitit. 1, 501^.
übernehmen, empfanyen: za arlusanue antliengi fad
hberandum suscepisli) hynin. 26, 6,
geschehen, erijehen: mhd. s?t tuis ze sitzen liie ge-
schach Parz. 189, 2; nach der ze riten im gescliacli Parz.
256, 16; dem ze liden gescliiht Parz. 557, 26; du uns ze
scheideune geschach Iw. 330 ; diu in ze rilen geschach \\\.
3367; mir ist ze spilne geschehen Iw. 4872; sit mir ze
■slrilenne gescliiht l\v. 6653; daz mir ze Itdenne geschiht
Iw. 7855; von der ze sprechenne m. g. Ms. 1, 43^; ge-
hchivlie dir umbe ce ligenc alld, hl. 1, 226. Dieses mir gc-
schacli ze gAiine entspricht dem gr. , zumal bei Lucas im
N, T. vorkomnuMuh'n tylvtio tfil (haviofn-vfudn/ , mcIcIios
Ulf. durch varlh (jatj<jan mis verdeulsclil , ohne die priip.
du. jNlid. ist der ausdruck veraltet.
amjeJin , betreffen: daz ten consulom aua (jienij ze
tuonne N. Bth. 127. nhd. es fallt mir zu, liegt' mir auf
das zu thun. ähnlich das mhd. do in sin muoter bestuont
ze tragene Alex. 161.
sich bereiten^ entschließen, bedenlen , erkühnen :
sih karali za peranne (cum parliiiiiol) gl. juii. lüS; go-
einola mih ze behuoleniie N. ps. 118, 106; ih nc irhugela
ze ez/.enne N. ps. 101, 4; gcchMichcnl ii- gold zo suochcnne
N. Blh. 141; ih nhlnn d(M> ;uin ze huiiniu« \. I'.lli. t4S;
ich ernenne ze sprechen Mar. 117.
Besonders hiiufig aber nach adj. und dorn verb. subsl. ;
ividarziiomi ist zi chilaubanue Js. 3-18; pezzcra isl an
110 ei/ijac/ier scitz.
got ze truenne N. ps. 117, 8; iiist guot zi ncincnna T.
Matlli. 15, 26; nisl biderbi zi giliiwcnne das. 19, 10; ucliru
7.1 ([mdanne T. 54, 6 ; ga/.elira za quedanne Ir. llieot. 3,
14; was giwoii xi forlazzaniic '1'. l'JÜ, 1 ; gwon was ze
skeplcune N. Cap. 17; ist arloubit zins zi gebanne:' T.
Malth. 22, 7 ; inio ist lieberu unmäre ze sinne N. Bth.
145; ist brinnanti ira za zilenne fr. tlieot. 43, 29; iu ist
ininuzze fore tage uf ze staune N. ps. 126, 2; ist unnuzze
den rat ze lielenne N. Cap. 80; iino lussam was ubelo ze
tuotuie N. ps. 108, 18; garo bin zi l'aranne T. 161, 3: i!i
piii garo ze luiotenne N. 118, 60; herza garo ze gedin-
genne 111, 7; garo ze lidcnne 37,19; garo ze irsterbenue
39, 13; dir ist herte wider garte ze sponiunne 57, 8; lang
ist iz zi saganne 0. II. 9, 73 ; imudi ist iz zi gisageune
0. V. 14, 3; sculdige (birumes) za anthabenne l'r. iheot.
59, 7 ; uns za tuanne kasalt ist liynni. 2, 8 u. s. w. niJid.
ez w(ere laue ze scujene lieinb. 1087 ; Wcxr ze stiegen da
genuoc Wh. 57, 25; daz sol niht senfte zerwerbeiiiie sin
Ms. 1, 72*; ungeloidilich ze sagene Alex. 3682; niiielich
sin was ze warten Parz. 380, 5 ; deist müelich ze \er-
bei-ne Trist. 17823; wfere zenpfähen geb<ere Parz. 546,
14; mir ist ze scheiden von in gäch Parz. 330, 16; sint
mir ze sagen ungeb;^re Parz. 657, 6; wo statt des adj. ein
adv. steht , hängt das gerundiuni nicht von diesem ab, son-
dern bloU von dem verb. subst. , und zwischen beiden
phraseu muß man unterscheiden, z. b. daz ist lanc ze
sagene bedeutet: dicere longum est, daz ist lange ze sa-
gene aber: longe dicendum est. JNhd. , wegen der meist
verscherzten adverbialform , mischen sich beide fälle : das
ist leicht, schwer zu sagen, zu thuu u. s. w.
Nach Ycrb. und subst. : muoza (fas) ist ze handelonne
N. Cap. 124; inio ist ernest ze tuonne N. ps. 118, 68; les
sin all^r ist ten budeming ze erfullene N. Blh. 136; so
zit was ambaht ze sezzenne N. Bth. 128; uns siiit kint zi
beranne daga furifaranö 0. I. 4, 51; habet giwalt zi far-
läzzenne T. 54, 7; habo ih zit ze ougenue N. Bth. 142;
ih habo willen ze machunne N. ps. 118, 1; ih tuon dir
stata ze sprechenne (loquendi) N. Bth. 54. mhd. leite vltz
mit bete dan ze varne Parz. 819, 10. nhd. es ist zeit zu
handeln; es ist meine pllicht das zu thun ; ich habe macht
es zu thun u. s. w. *)
Auch versteht es sicli von selbst, was noch nicht hier-
her, sondern erst in den zweiten abschnitt gehört, daß das
*) reichere mhd. belege im wb. zu Iw. 578. 579.
verhiim. modus, infut. j j j
gerundiuiu mit Jcr präp. nach einem bloßen nomen einlrc-
len könne, z. b. kiric zi lerncnne (cupidus discendi), fona
zihi za Wim scanne (ex studio optandi) üiut. 1, 516^ u. s. av.
Ans dem alls. ags. altfries. nink ])enierke ich folgendes.
Hei. 77, 13 steht die präp. hinter cunnan: cau te (jitheii-
keanne (weiU zu beileuken.) engl, hinter ouglit : it ouijht
to he, it üught to be recorded. altfries. hinter hebba : lia-
fjon to helpaiide (opem ferre debeant) As. 20.
ags, gedjde to vilunne Oros. 110; ic du eov tu vitanne;
engl. 1 do you to >vit. ags. com hit tu vitanne (evenit
ad cognoscendum) ; com tu gecigeanne jNlatth. 9, 13.
heijiniien: innl. te (fitne hadden begonnen Kein. 1699;
begondeu omme te gane Kein. 1713; altengl. bigou to llo-
wen , to ileolen Hörne 121. 159. to ride Hörn 140.
(jehieleu : giiebul te makene Floris 1921; verbieden te
hurne Floris 11.
Andere beispiele : mnl. dat hcm stoet te doene Floris
1851; dat haer beconit te doene Flons 77; luste te leveiie
Kein. 330; luste hem te slckene Kein. vS28; daer si oj) le
slapeu plach Floris 3102; ghevet orlof te vaerne Floris
137ti; hine roekt te gane Clignctt 29.
alts. Qod is it her te ivesaniie Hei. 96, 17; ags. tu lang is
tu receiuie B. 4181 ; bid geomorlic lö gebidanne 13.4884; n;is
thiit ydU^ ceap tu gcgangcune B. 4826. alts. it is iinc te
lat le giwinanne Hei. 4, 23.
mnl. liever hadden (malueiiuü) te leuen Floris 48 ;
hadden liever te ^vesene dut 342; ic heb liever te \erliesea
min lif 3018; hadde liever te sine 3840.
ags. nr.el is nie to Jeian B. 629; sorh is ine lö secganne
B. 940; ofost is seiest tu gecydhanne B. 511.
Auch alln. ist das at nach kunna, daija luid thora zu
bemerken, obgleich die beiden lelzlen vcrba alle anomalie
ausgezogen haben: hnnni al seijja 8iem. lOl-' 102^; kuiino
\el at ritlba lOf)!^; dugir al micia 163^; ihoriga ek at segja
137''. ferner ätto at tjialda 1 50i>.
verdha: verdha at vinna 223^*.
(jänifa: gcng at nuela 81*; gacc ac beidha! 81*; genglr
at hanga 253*^; geck at segja 172^*; hovia : comc at sia 83^;
J'ara : fara alvega 43".
nema: nani at gaiiga 100* 102*; nam al binda 101*^;
nam at felki 105«; nam al hrosa 136''; nam al vaxa 150-';
nam al sa'kja 161'.
qöraz: gördliiz al ik') ja 211'; gonlliisl al segia 209''.
lysta: lyslir at kauua 159''. söniir al vinna 218'^';
strmdi at rekja 227*.
ii'J ehiJ'acJier salz.
(jolt er ul rudUa 21K''; ddlt var nt eggja 219>; iJt er
al lii;i|).i IS,')*; lOlt er al lata 125''; skyll er at veita 114»;
Iraiullir oin ec al soj^ja IG.')»; var ek Jyslr at lila 12.5»; er
ein biuiiii al rullia 174''; s«rMiri va-ri al fVlgia 224''.
indl er al ihyljd 24'; mal er juer al rkllia 168''.
Aiicli aus vcrglciclmng der librigen dlalccte für iliese prS-
)K)silionale cüiislnittion hcslalii^t sich das schon l)ci dem ^(jlhi-
scheii gewonnene eigeljiiis; dali sie nichl als ein gegensalz
zu der rein inlinilivischen angesehn werden müsse, vielmelir
diese alhnrilich crselze und verdränge; selhsl vor einigen
auxiliarischen anomalicn pllegt sie zu erscheinen, für unser
jelziges gefülil liegt freilicli in der präpos. ein stärkerer aus-
druck von absiclit, enlschluß oder nolhigung. ich began
ze fragenne bedeutet elwa mehr accinxi nie ad interro-
ganduin , icli began fragen mehr inleriogare coepi; aber die
begrille verhiufen sicli. der (jothe würde das lat. tempus
est ire genau wiedergeben mel ist gaggan ; das ahd. zit ist
zi ganganne kommt dem tempus est eundi nah, Avürllich
heißt es: ad eundum.
Kann der gerundivische dat. aucli ohne die präp. ge-
setzt werden:* T. 53, 6 stellt quami wizinunne und iiymn.
26, 8 kelaupanne bist (crederis.) es müsle eben oflcr vor-
kommen, leicht kann die partilvel beim schreiben ausgefal-
len sein.
Wie zwei reine inf. nebeneinander , so dürfen aucli
präpositionale slehu , z. b. ir wille im was ze ezzen ze (je-
hene Tit. 155, 4.
Im mild, erscheint zuweilen die präp. durch vor In-
finitiven als ein ausdrücklicheres ze. wenn es schon ahd.
der fall Aväre, müslen mir die beispiele entgangen sein,
auch führt Graft' bei der präp. durah kelns an. lac ge-
brochen uudr Ir füezeu durch den luft süezeu (um die
hift zu versül^en) Parz. 790, 4; durch ruowen manec ge-
stüppe was uf den kullern gesagt Parz. 790, 13; da was
manec gedranc durch für hoinn ^A h. 402, 5; bete, die
man im durch hlibeu ticte (dall er bliebe) Iw. 3822; du
ich dar kom durch klaijeu Iw. 4293 ; daz ist durch vrd-
qen getan Iw. 6265; du vluch man unde wip durch be-
halten den Kp Iw. 7736; beide man uude wip duich be-
halten den lip In der apkot hiuser liefen Karl 10^; sol ha-
ben dur hceren swines uren 3ls. 2, HO'', doch ist der
gebrauch nichl häufig und bei manchen dichtem ganz weg-
fallend. Mnl. finde ich das dor dem te zugesellt: die li
daer sal vinden , dor te cortene sinen dach Floris 440.
verbitm. modus, iiifui. 113
JMan sieht, daß in eleu Aveiiigslcn der angeführten falle
der bloße inf. ausgereiclit JiriUe : es lag daran den begi-if
der absiclit schärfer hervorzulieben, aber die golli. präp. r/it
wäre dafür hinreichend gewesen. JNhd. bedienen wir uns,
zu gleicliem zweck, der doppcUcn prap. um zu, welche
Luther meines wissens noch nicht kennt; ihr entspricht das
nnl. Olli te. Piein. 1832 steht daseinfache om steten gliinc:
der nihd. spräche ist auch ein solclies umbe fremd: die
schleclite hs. eines frauenlobisclien gedichts (Bragur 2, 33 l)
liefert: wolle riten lif sielen. Der neunordisclien und
engl. Verstärkungen für at , for to wurde scliou oben ge-
daclit. in der isländ. prosa erscheint til ot : var buin tll
at springa S.um. 211. Übrigens ist bei durch und iimbe^
die den acc. regieren, das ältere -enne ausgescldossen.
Das nhd. ohne zu mit dem inf. findet sich in der älteren
spräche noch nirgends.
Wie aus dem mhd. gerundium ze Iragenne sicli nhd.
ein pari, passiver bedeutnng der zn traijende entfaltete isl
s. 66 angegeben; ich füge nur hinzu, daß schon im nilid.
die form -ende für -enne hin und wieder auftaucht, z. b.
gr. Rud. I, 16: ist svar zu trcKjende. die hs. , nach wel-
cher Conrads troj. krieg gedruckt wurde, hat lauter solche
-nde statt -nne , im 14 jh. scheint jenes ganz vorzuherscheu.
Albrechts Tit., dessen reime das pari. präs. mit ist und wirt
verblinden zur ungebühr liäiifen, ertheilt auch seinem ge-
riuidium die gleiche form: ze farnde , ze sparnde. ja
diese form ci-scheint sogar im altfries. als die gewöhnliche:
tu hetande y reszande , lestande , kelliande (zu büßen, rei-
chen, leisten, verkünden), obgleich einzelne deidunaler'
vorziehen: tu nhnane, tu farane. Wenn das isländ. neiitr.
des pari. präs. zu\veilen gerundivisch in ])assiver bedeutung
gesetzt wird, z. b. alt er seyjanda (alles ist zu sagen) varla
er trüanda (vix est credemlum), medh nefnanda manni
(cum "viro nominando), so hat es nie eine präp. vor sich,
und scheint erst für die neuere prosa, nicht ohne rücksichl
auf das latcin, eingeführt: das zu abgerechnet gleicht ihm
unser nhd. passives pari, in form und bedeulung.
III. Suhject des inßnitivs.
Wir haben den inf. bisher in seiner abhängigkeit von an-
dern verbis unil noch nicht in beziehung auf das zu ihm
gehörige siibjecl erwogen.
Hierbei isl nun das von dem herschenden verbo regierte
subject und das mil dem inf. verbundene nicht zu mischcu.
H
114 einfacher salz.
wenn 03 alul. lieilW : ih pal in queman, so bedeulot das
rogavi eiiin ut venircl, der acc. in geliört zu pat, nicht zu
queman; "nvcuu aher: ih Aveiz in Avaltan, scio eum rcgnare,
so bezieht er sicli nicht auf weiz, sondern unmittelbar auf
waltan. Im einzchien fall kann es zweifelliaft sein oder
gleichgiltig, -wohiii man den acc. zielic, z. b. die sUtze : icli
sehe dich breiuien, ich höre den vogel singen sagen ent-
weder ich sehe dich , wie (hi brennst (conspicio te llagran-
leni), ich liöre den vogcl , -wie er singt (audio avem ca-
nenlcm), oilei- ich sehe, daß du brennst (video te llagrare),
ich höre, dai^ der vogel singt (audio avem canere.) liir
unsere nlid. spraclie sclieint mir jenes das richtige Verständ-
nis, denn wir können ein lat. audio te donuim exstruere
nicht übersetzen: ich hoi-e dich ein haus bauen; diese an
sich untadelhaft gebildete [)hrase würde nur in den n)und
dessen gelegt werden können, der das geriiusch des bauens
vernähme, in der älteren spräche dürfte sie aber auch
ganz den sinn der lateinischen enthalten.
IJberall nun, wo ein im satz auscjedrilckter acc. nicht
zum herschenden verbo, sondern zu dem abhängigen inf.
dergestalt gehört, ilaU er bei aulFassung des ganzen in zwei
Sätze den nom. des zweiten , abhängigen Satzes gebildet
haben Aviirde, ist die constructiou des accusativs mit dem
inßniliv vorhanden, jenes ih weiz in waltan zerlegt sich
in die beiden satze: ih weiz, daz er wellit. auch die
phrase ih pat in queman ist zerlegbar in ih pat in, daz
er quanii, gewährt aber keinen acc. mit dem inf., weil
nach geschehner aullösung das in noch bei pat verbleibt.
Sicheres kenuzeichen der constructiou des acc. cum inf.
ist, daß sie nie die präp. zu verträgt; alle unter II erör-
terten fälle liefern durchaus keinen acc. mit dem inf., ob-
gleich sie oft das nemliche besagen können, z. b. ich hoffe
bald zu sterben drückt ungefälir aus, M^as das lat. spero
nie brevi moriturum esse, allein der acc. maugelt eben,
der deutsche satz würde dem lat. spero fore ut nioriar
näher stehn. Darum haben auch jene der construction
des acc. mit dem inf. verwandten infinilive nach sehen und
hören (s. tOO) nie das zu angenommen. Auf den vom inf.
selbst regierten acc. kommt es natürlich gar nicht au, z. b.
das mhd. ich vürhle schaden gewinnen ist kein acc. cum
inf. (nhd. ich fürchte schaden davon zu haben); es könnte
eher ein inf. cum acc. heißen.
Die abhandlung dieser constructiou fügt sich ganz hier-
her, weil durch sie einfache satze aus mehrfachen gebüdet
werden.
verhum. modus, i/ißn. j j 5
Beispiele des goth. acc. cum inf. bieten sich vorzüglich
nacli avithan dar. livaua mik qvidiand maus visan? JMarc.
8, 27; hvaua mik qvitliaiid visan thus manageins? Luc. 9. I85
jus hvana wii/c qvilhilh visanl Luc. 9, 20; qvelhuu theihvon
vairthan (^).eye ßQovTr^v yeyovivui Joh. 12, 29; qvithand USS'
tuss ni visan Marc. 12, 18. Luc. 20, 27; qvath liuhalh skei-
nan II Cor. 4, 6 ; qvath (jahanrth authara thairh thvahl
usthulan Sk. 39, 12. nach viljan: hva vileits täujan
mik igqvisi' ti &tXf.Te •noiijOal fie v/üv ; Marc. 10, 36;
ni vileinia thana thiudanon ov -dflofifv tovtov ßaaiXev-
cai liUC. 19, 14; ni vikhnlun mik thiudanon Luc. 19, 27;
ik viljau allans tnans visan sve mik silbau i9fAa> nävTag
(Ivd-Qomovs f^ivai wer za). ifoavTOV I Cor. 7, 7. nach %v'dhnen
glauben: venja uns svikuntlians visan, yvo im gr. kein
acc. c. inf. iXiii^m nefpaveQMnd-ai II Cor. 5, 11; galaubiand
Johannen praufetu visan Luc. 20, 6. nach nrtheilen,
erachten : ni vulva rahnida visan sik ovy uQuayfioi'
')]yi]GaTO t6 elvat Pliik 2, 6 ; thatuh rahnida sleillia visan
luita i^yrjftai ^-rj/itlav Phil. 3, 7; fruujins Idisein in alläim
alaniaiHiam faura visan rahnidedun (domini doclriuam in
Omnibus hominibus exislere putabaut) Sk. 51, 16; all dömja
sleillia visan 'tjyovfnii iiüvxa L,)juiitv eivai Phil. 3, 8; man
nu thata gulh visan vofi'iLo) ovv tovto '/.akov vnuQytiv
I Cor. 7, 26. nach lernen: ei galaisjaina sik andhüilan
(ut discant se conlilcri) Sk. 45, 7, da weder laisjan noch
andhaitan ein rellexives sik bei sich hat. Außerdem: sö-
koilh sik uskunthana visan Job. 7, 4; laikniauLlans sik
garaitlians visan Luc. 20, 20; ik mik silban ni lliau man
gajdhan tym fjiiavTov ov Xoyi^ofiat xcnstXtjrpfvai Phi-
lipp. 3, 13; gadob vas thanzuh tjaavissans %)airthan (con-
venit cos subjici) Sk. 38, 10; mel ist uns urreisan mqu ijjtiäg
lyeQd'tiVui IVom. 13, 11; guth ist man sva visan xuXor av-
'd-Qo'mo) To ovTO)S e'ivai I Cor. 7, 26. hingegen JMarc. 13, 29.
in den worten than gasaihvilh ihala vairllian beziehe ich tliala
auf gasailivilli , >vie auch der gr. ausdruck otuv Tufra
iöipe yivof(tva beslaligl. Nicht zu übersehen ist der acc.
c. Inf. nacli varth Zytrim, auf welchen oft im IS. T. wie-
derkehrenden ausdruck Ulf. sonst meislenlheils einen ind.
im iiaclisnlz folgen l,il\t. liuc. 4, 36 heißt es varlh af-
släiithnan alluns ^yivdo {)üfi{iog inl nümcg, wörtlich
accitlit ul omncs mein percellerentur *). Ls Avürden uns
•) norli merkwiirHijTcr in gieicliein fiill crscliciiit alicr oin walirlLifler
i (latii^^ niil dem inf.: jali v.Trtli ihairligoi^i^an iinina tlinirli ntisk x«4 tyi~
vno Ti(i^)((:Tui^in''toO-iu aviof Jt« (äiy a:ioi>inu)v Marc. 2, 23; jali vaitU
II 2
!;[() einfache;' Na/~.
nu-lu- golli. ncc. mm Inf, vorliegen, wenn nlclil schon die
■la\\\ der ij;r. im A. V. sehr heschianlvl Avüre diiicli tlie vor-
hcischenih! aullösung in oii\ ^vo Ulf. ein solches öci vor
sich halle iihersel/l er es in ihalei (wie die vulg. in cpiotl
oder gar qiiia) und ich kenne kein beispicl , daU er dalür
den golJi. acc. cum inf. aiigCNveiidel hülle. J)aher lieilU es
genau wie im urlexl ([velhun ihalei sa ist, tXeyov övt ov-
•los tOTiv Joh. 6, 14; gasalJivandei tlialei ni galuugnida
id'ovau üri oCti tXudt Luc. 8, 47; ganmida ihammei ma-
uageins fihi iddja rftuGcc/ifPOS öti noÄVQ ö//.o.c loyeTui
Joh. 6, 5; hiiusidedulh ihalei c(villian ist i]y.ovau26 vic
t{j()i9-7j jMallh. 5, 21; sai'hv ihalei praufelus ni urreisith
/»■/: Oll uQoq/jTijs ovx lyrjys^yTui Joh. 7, 52. halle sich
slalt dieser slrucluren ein gr. acc. c. iuf. dargeboten, so
wäre er auch im golh. nachgeahmt.
Ahd. acc, mit dem inf. sind keineswegs sehen, und am
wenigsten werden sie bei N. vermist, der doch unserer
spräche nIcJit Icichl geAvaU anthut. nacli sayen i ir que-
det niih Jorxverphen diuvala (dicilis me ejicere diabolos)
T. 62. 3 ; quid those steinä zi brote tverdan 0. II. 4, 40
(es stellt werden, d. i. werden, und der conj. hat hier
mehr für sich, T. 15, 3 übersetzt, quid tliaz these sleina
ze brüte werden, Dlf. Luc, 4, 3 qvith tliamma slaina, ei vair-
thai hiaibs, weil ein belehl darin liegt, wie gr, eint Iva ol
ki&oi ovTOi äoroi yk'OJVTuc Älatth. 4, 3 und ehrh roj ?.i'&o>
•loinw Iva yh')]zai uotog, auch die vulg. hat in in beiden
Stellenut, nicht quod); jehen giiot tveseit allero diugo ende
N. Rtli. 170; den ili kewaltigusten jah wesen (quem dixi
fuisse potentissimum) N. Bth, 175 ; er chad sih finden
(dixit se invenire) N. ps. 85, 5; er sih saget kot sin (se
deum esse dicil) N. 'ps. 10, 7; sageta iz so wesen ge-
scriben N, ps. 86, 6 ; daz man Marcholfinn saget sih
ellenon N. ps. 118, 85; chad ih hat ten xvesen (sagte daß
got derjenige sei) N. Blh. 38; der den chindelosen chad
gaggan iinma tliairli atisk ty, öiuuoQfvia&ui aviov 6. r, ort. Luc. G, 1 ;
vartli tlian gutniluui ihanunn unledin iy. öi cno&uvfti' vuv titüi/qv Luc.
16, 22. offenbar liätte er oben setzen können afsläutlinan alläim oder
hier gaggan ina, gasviltan tliana unledan; aber wie bei dem absolnten
casus acc. und dat. zulässig sind, scheinen sie es auch hier, auf varth
beziehen mag icii den dat. nicht (etwa in dem sinn: es geschah, be-
gegnete ihm, daJO 1 dann würde er unmittelbar daneben stehn. Auch
das schon s. 91 angeführte svaei mis nrd\& fagnion varth scheint nichts
anders als ein dat. cum inf., obwol er sonst svaei für cöan anders behandelt
(s. lOT.) In keinem andern deutschen diaiect die spur einer solclien
coustruction, wie sie auch im goth. nur nach varth vorkommt.
verhum. modus, infin. J J 7
sin Saltgen N. Bth. 136; min herza jelie sili föne dir haben
sTna giiüti ]N. ps. 25, 7. nach wollen : die ne wile du sih
fersiözen N. ps. 90, 12; der unsilt ieo AvoUa ne tvesen
wenege \. ps. 114, 4; wolla tnih ivesen N. ]).s. 17, 17;
er ne wolla ßlios dei sih rniscelon ze liliis lioniiiiuni N.
ps. p. 2H3^. nach ivissen: ili weiz meyiu i'on jnir uz
fjmKjen (novi virtulem de me exiisse) T. 60, 6, was bei
0. llf. 14, 36 lautet: ih irkanla thia hraft faran fona
mir; Avissa chuniflig rvesen nun iniproperium N. ps.
68, 21; wi/.en die stete des nicrcs gibedig sin dero
tiuionum N. BÜi. 141 ; daz tu wizfst mih es iiniene ive-
sen N. Bth. 147; den er Aveiz 5i7t nitujen fersueren N.
ps. 109, 4; weist tu dih meiinisken tvesen? N. Bth. 38;
au dero rate er iz wissa al stän N. Cap. 40. nacli wiihnen,
ifJauhen , zweifeln : sih gatrucia nuujan (credidit se pos-
se) fr. iheoU 59, 23; wäntun in wesdn (aestiniantes illum
esse) T. 12, 3. ]\. ps. 88, 52 wanlun sih geist (jisehan
T. 230, 3; si wAnent steteren Jhllen föne iiirnile (arbitran-
tur Stellas de coelo decidere lN. Bth. 185 ; utisih erstuntan
kelaubam^s (nos resurgere credinnis) hymu. 24, 5; wer sol
donne waneu die erä wesew. • sultge N. Bth. 129; wanet
taz pilde wesen N. Bth. 138; den wanent sie mit in We-
sen N. ps. 10^', 1; wandon mih wesen N. ps. 87, 7; ffot
gczvvivelot nieinau wesen alemaliligen (deuni esse omni-
potentem nemo dubitat) N. Bth. 176; den sie ne hechan-
dou tvesen JX. ps. 88, 52. Andere falle : manut unsih za
archennanne, in söwe desan antwurtun niittigart tvesati
(adinonet nos inlelligere mare praesens seculum esse) fr. th.
57,9; municliö fioriu (solltcs heißen slatthoreo) tvesan chiinui
cliund ist (monachoruni quatuor genera esse manifestum
est) K. 19»; sih cliunilida tvesan chisendidan Is. 354. fr.
th. 53, 5 ; taz eina abtun ih echert kuot tvesen N. Bth.
134; tünchet manne scöne tfetvilpreiton (^dilalari) sinen
uamon N. Bth. 133; daz wir sin zürnen ze hanilen cho-
men tvesen N. ßth. 123. ist not misselicbe uanuMi haben
diu ßnviu N. Blb. 144; screib iif<» cJnifä li(jen lollc N.
Bth. 52; hechenncst neheina wara evhufli chomen ?\. Btb.
125 ; in disa wis ist not dien chuningeu mer aua li(fen
wenegheilc daniic saligheile N. Btli. 130. 134; ih ward
guar in nah lMiik)h)gia chelen N. Cap. 44; daz pezeiche-
net unsih muyen dursiege werden N. ps. 41, 2; diu ih tir
geouget habo daz ne ijeiniujen N. Blli. 146. für keinen
acc. c. inf. halte ich den salz : ne la/.c nicht sinen hals
id)ervvunden werden N. ßlh. 132, da ilcr acc. sinen hals
unmillelbar zu la/.en tiehürl. auch in dem olfriecb- b< i\
118 eiiij'aclu'V salz.
sehet ir niih (|iien)aii (viilebllis ine veiitunim) IV. 19, 53
bezieht sich, dt-s Zwischensatzes ungeachtet, niih elier auf
sehet als aul (jueman. Jieh'ge aus K. 22*» 27* 35'» sind
absidillich iihcigangen.
]Mhd. wii'ti es schon miiJie oder vorsieht kosten eclilc
und luizweideutige acc. mit dem inf. jiachzuweisen. INach
den Wörtern sarfen , %vissen , tvolltn , wähnen sucht mau
die ersten beispiele , aber keine oder sehr wenige sind zu
fiudon. wenn es Iw. 5642 Jieißt : ich wände mich gciiieten
groczers liebes mit dir und Ron. 4S, 16 ich wände mich
wol spisen; so sind mich genielen und sich spisen relle-
xiva, das pron. liangt von genieten und spisen ab, nicht,
wie bei jedem acc. c. inf. , der inf. vom pron. Andere
scheinbare beispiele ergeben sich nach bitten : die fürsten
den schaz in (dat. pl.) bäten teilen den wretlichen man
Nib. 92, 3; er bat sicli leben läzen Nib. 188, 1; bit sie
b.ilde mit in gau Ben. 376; der bitte im got geben nach
dirre werlle ein ewic leben; bat riten sine Hute gr. Und.
D, 17; diu frouwe bat sich wisen Nib. 952, 1; ir gast
(acc.) si sich küssen bat Parz. 23, 30 ; der wirt in sich uz
sloulen bat Parz. 166, 12. entw. gehört der acc. zu bitten,
oder es liegt ein inf. cum acc. vor, nirgends ein acc. cum
inf.; mau bilde conjunclionelle satze , und nie -wird der
fragliche acc. zum nom. werden, wie bei auflösung des
waliren acc. c. inf. stets geschielit. JNacli sehen und hören:
in gesach nie wip hdn su gernden Ifp INls. 1, 25*: ich sach
vil liebte varvve hän die heide INls. 1, 97^; ich sihe si
hau so süezez leben Ms. 1, 150»; des hurtet ir mich jehen
l\v. 800; ich hoer uns (nobis) geste hringeyt (alfcrri , ad-
duci) Gudr. 2542; ich hurlm wol den ersten ^m Bit. 5166;
dies alles können wirkliche acc. cum inf. sein, xind am
annehmlichsten erscheint die coustruction für die beiden
letzten beispiele, weil Hetlel die gaste nicht hört , sondern
bloß vernimmt daß sie kommen , und auch im Bit. hocren
vernehmen bedeutet, zweifelhaft scheinen die andern falle;
der sinn ich sah nie ein weib , das so erwünschten leib "*")
halte, ist fast vorzüglicher als der wenig verschiedne: ich sah
(erfuhr) nie, daß ein weib u. s. w. Nach lassen nelmie
ich wie in der notkerischen stelle keinen acc. c. inf. an
und ziehe den acc. immer zu lassen: die (quam) sich der
gräl tragen lie Parz. 235, 26. Tit. 24, 4 *=*=), wir würden
*) es steht geriidegernHen lip (corpus maxime expetibile) , welclies
gernila den participien s. 65 heiziizälilen ist.
* ') nlts. lel iiia thö ledean tliana iiudscadoii Hei. 32, 13,
pei'bnm. //todfis. infui. \\i)
heule sagen: von der sich der gr. tragen (porlari) ließ, cui ut
se portaret concessit ; lat sich den liaz verenden Gudr. 2090 ;
lal Diich zuo den vrowen gan Wallli. 91, 1. t'olgeude
beispiele des acc. c. inf. sind unleugbar, es Averden sicli
ihnen nicht viele hinzufügen lassen: ich wolte alle liute
tvesen als ich bin altd. bl. 1, 222 aus ICor. 7, 7; ich
wiinscli den kiielen hrunnen ersigen in ; ich wünsch ouch
in den ahsen yebresten den gezierten ^vfiijen Ls. 1, 411;
ich wünsch den triuwelusen ir falschez utnbej'dhen (subst.)
wib und man veismdhen Ls. 1, 413; Petrus hat gesprochen
dise tür tverden nienier liinnen für entslozzen niur noch
iif getan Diut. 2, 11; ich erkennen alle dise stücke xvdr
sin, welches aber nur eine dem lalein nachgebildete ur-
kundenformel sein mag (vom j. 1200 in Höfers saml. p. 49.)
Heute sind alle solche fügungen abgekommen, zwar im
16. 17 jh. erscheinen noch spuren, mehr in beslimmter
redensart. Luther hat II Petr. 1, 13 ich achte es billich
seiUf und Opitz: acht ich es ilas beste sein (oplimum esse
judico.) Da man xun diese zeit dem reinen inf. fast über-
all die priip. zu vorschob , bediente man sich ihrer auch
ganz unpassend in solchen conslructionen des acc. mit dem
inf., die von natur kein zu vertragen; im canzleistil und
in romanen von 1680-1730 begegnen phrasen wie : ich be-
fand wahr zu sein ^ ich habe dies qeschelni zn sein mir
erzählen lassen ; da ich mich zu lieyen vermerkte, der-
gleichen wurde aber spater mit recht gemieden, und ist nie
deutsch gewesen.
Mnl. wird es damit wie mhd. beschaffen sein, einen
echten acc. c. inf. bietet Floris 92 dar: tierst dal lii den
sanier vernam hringhen dal nuwe luf (quam prinnun iu-
tellexisset aestatem adihicere nova folia) ; alier in: nie horde
man so sconc tale vört ferm(//»ew Rein. 1874 hangt tale eher
von bringhcn ab. Der Ilandrische gerichtsstil des 17 jh. scheint
wiederum ein te einzuschalten: seclit, noint gowesl T/iettew
(ait se nun(|uam fuisse); luchent oint begeijt Chebben (infi-
cias it , se unquam petivisse); kent viermael god verluchcnl
Vhebben (conlitetur se deum quater abnegasse.) *) allein
genauer zugesehn fehlt liier überall der acc. und die fälle
gehören unter 11, nicht hierher.
Aus der alt.«., ums last nur dmch ein einziges denkmal
bekannten spiache vermag icli keiu beispiel des acc. c. inf.
•) Cainiaeits liydrogen tot lict oudc strafrcchl in Viaeiideieii. (Jcml
1835 \K 47T. 178.
]'}() e'iii fliehet salz.
7,11 ge\vliinoii ; tnrli girr;*gin folgt, wie im nlid, , dio ron-
jiinclioii lliat. Dio ->gs. lalle bescliriiiiken sich aiil hyrde
(aiKÜvi) uiul tjt'f'raupt (fanilo acccpi.) ne hyrde ic cyni-
liror ceol ije(jijrv(ni (noii audivi iiavem melius exstrui) B.
73; )ic hyril« «c snotorKcor (juman ilihifiiati (n. a. virum
prudoiUius iiilercedere) B. S'iSl; tliu ic uldor gefrfcgn fyrd
nebeodan (tum audio principem conscripsisse exercitum)
C. 118, 9; tliii ic iidi-e gefricgn siege ficge hiiledh sla-pe
iübredan (mox audivi neci deslinatos viros e somno se
eripero) Tliorpes anal. 138, 49; gefrfrga ic tha JioloJ'enius
\\n hatan vyrccan (audivi H. \inuni jussisse ])arari) das.
131, 13; tlia ic nedhaii gefroegu häledh tu liilde (tunc audio
virum fortem pugiiam adortum esse) C 124, 9'''); ic thät
vif gelraegn vordum cydhan (femiuam axidio verbis certa-
visse) C. 135, 13; tliii ic on Lolhe gefra?gn ha^dline here-
viäcijas liandum (jr'ipan (tum in Lolhum viros paganos
iiianus injecisse audio) C. 149, 29 ; ic ;cr ne gefrjpgn inen
(jeferan (l'audo non accepi viros duxisse) C. 19fi, 2; llui
ic sendan gefrtcgu svegles aldor svell of heofnum ftum
audio coeli dominum sulphur e coelo misisse) C. 153, 17;
thii ic vide gefra^gn veorc gebannan (tum longa lalecjue
audio opus edictum esse) B. 147; nö ic on niht gofi-itgn
heardran Jeohtun (non audivi forliorem virum noctii
pugnare) B. 1145; ne gelVa^gn ic IVeondlicor madhmas <jnm-
vumna Jela udhrum (fesellan (non audivi viros viris be-
nigiiius dona oblulisse) B. 2047. alle diese belege siud
lormelliaft, und scheinen aus einem alteren, allgemeineren
Sprachgebrauch übrig geblieben.
Die altn. poesie und prosa bietet zahlreiche beispiele
des acc. mit dem inf. dar. ßnnn Iiundrudh dura hygg
ec ä Valhöllo vera (quingentas portas puto Yalhallae esse)
43'*; satt hygg ec viic seyja (me verum dicere puto) Sitm.
79^; livar sattu hrüdhir hita hvassara (ubi vidisti sponsas
edere avidius) 73*^; saca ec meira miödli inetj um drecka
(non vidi virginem plus mulsi bibere) das.; engi iölnnn
ec luigdha iafnramman vera (nulluni gigantem putavi pari
virtule pollere) 31^; af hans vajugiom qvedha vind koma
(ex ejus alis perhibent ventum provenire) 35**; thar Heim-
dali qvedha valda veom (ibi Heimdallum dicunt pracesse
sacris) 41''; a; qvedha handincjja hifaz (seniper dicunt
captivum in nielu esse) 187'^; yckur hvl ek that yuU um
*) eine ancli hei Tliorpe misverataiulne stelle: Ui-Jiiaa ist das «^uUi.
»anttijiin , ainl. iitiidiin.
verham. modas. itißn. 121
gefit verdJia (vobIs )ubeo hoc aurum donarl) 137^; veit ec
ä fialli Jölkvitr sofa (scio in monte piignaiuli peritam dor-
niire) 192* •, vilkat ek mann traudhan aldri tyna (nolo
vLrum invilum perdere vitam) 223^; ask veit ec standa
(fraxinum novi stare) 3^^; tliik qvadbz hilmir hitta vilja
(te dixit rex se velle convenire) 147^; qvaztu eiigi mann
eiga vilja (dixisli le nvdluin alium viriun liabere velle) 154".
in den beiden letzten stellen muß der zum inf. gebürige
acc. pron. aus dem reflexiven verbo qvadbz z=z qvadb sik
entnommen werden. Das liäufige vorkommen dieser con-
struction in der edda verbürgt uns, daß sie der deut-
schen spräche überhaupt angemessen und namentlich im
soth. und alid. niclit erst den fremden texten abseborgt
war. ich finde sie auch nocli in den scliwed. voksliedern
zu haus: han öuskar i sitt hjerta den jun(jfrun vara sin
1, 61; nu vantar du rni(j icke komma 1, 153; aldrig sag jag
uägou stolts j«H</yrit bättre kunna dricka 1,141; aldrig säg
jag n. st. i.hafvu tvä djerfvare ögou 1, 141 ; hon säger (dicit)
sig hafua herr Axel sä kär 1, 156;, fehlerhaft mit einge-
schalletem att: säg dig att vara mitt lieniliga bud 1, 154.
In den parallelen dän. liedern wird dem acc. c. inf. jeder-
zeit ausgewichen; vielleicht findet er anderwärts statt, sicher
nicht so oft als im schwedischen.
Über das Verhältnis des bloßen von verbis ablväugigen
inf. zu der conslruction des acc. mit dem inf. noch folgendes.
Jener reine inf, .enthält, ent.w. eine vom subject des
Satzes (dem casus rectus) ausgeliende handlimg, z. b. nach
den anomalen luid auxiliaren würlein : ich mag das ihun,
ich will es thun , ich beginne streiten, er geht schlafen,
sie that weinen; ferner nach glauben, fürchten u. s.w.
liier wird sowol intransitiver zustand bezeichnet, als tran-
sitive einwiikung: er will dich lehren, du kannst iiui tadeln.
Oder es liegt in dem inf. die handlung eines andern,
auf welche eben erst durch das im salz lierschende subject
eingewirkt Averden soll. so nach dem nicbt auxiliaren
ihun, geben, lassen, lieil^en, bitten, sehen u. s. w. ich gebe
dir trinken, er heilU ihn s|)ringcn, laß ihn schlafen, du
bitlest micli kommen. INur rellexiv kann die handlinig
sich auf das subject selbst ziuiick beziclien : ich lasse mich
gehn u. dgl. ^>>;^
Erslcren inf. könnte man den subjectiven nennerr}
letzteren, weil das abhängige subject objecliv wird, den
objecliven.
Vor beiderlei infiniliv hat sicli die präp. zu eingeilrängl,
hanplsächhch doch vor objcctivein.
122 ei II Jach er nutz.
Noch ol)jecliver ersclieiui er aber In der consfriiclioneu
des acc. c. iiif. , ncDilicIi
1. er stclil aiicli nach verbis, die sonst nur den siibjecli-
ven hinter sich haben, z. b. der iinsih wolla Avesen, der
tinsih weiz rehto tiion.
2. die abliiingigkeit des sclion objeclivcn inf. wird dadurch
erliölit. jenes ich hoere gcste bringen ist objectiver als ich
hoere dich jehen.
3. er findet nacli verbis statt, die gar keinen bloßen inf.
auf sich folgen lassen können, namentlich nach sagen,
S])rec]ien , wo wir nlid. , seit dem verlust des acc. c. inf.
nothweudig zwei sätze bilden müssen.
4. umgekehrt kann nach vielen würtern , die den reinen
subjectiven inf. regieren, kein acc. c. inf. eintreten, z. b,
nach sollen, mögen, können, gehen, konnnen u. s. w.,
auch nicht nach geben.
Das verbum von Avelcheni ein acc. c. inf. abhangt hat
mehr gewicht und nachdruck als das den bloßen oder
präpositionalen inf. regierende, dieses kann auxiliar wer-
den, jenes nie: wenn auf wollen und wissen der acc. c.
j'iif. folgt, so liegt darin der sinn des ausdrücklichen wil-
lens und der stattfindenden erfahrung. so ist in dem lat.
volo solvere , scio solvere das volo und scio unbedeutender
als in volo ut solvas , scio te solvere : die beiden ersten
solvere erscheinen subjecliv, die beiden letztern objectiv.
Der Satz, worin ein acc. c. inf., zerlegt sich viel siclilba-
rer in zwei sälze als der mit dem bloßen iuf.
Soviel von dem acc. mit dem inf. ; es ist übrig von dem
nom. mit dem inf. zu handeln , in welchen jener häufig
imigesetzt werden kann.
Der inf. hat den nom. neben sich
1. wenn auf die verba zweiter und dritter anomalie der
begrif sei« oder werden folgt : goth. ni mag meins sipöneis
visän ov dvvaTCii fiov fiu^r^ir;? f/vac Luc. 14, 26. 33;
skal suuus mans uskusans vairthan dal tov v'iov t. «.
(xnoäoxt/ttaa&ijvai Luc. 9, 22; skulda spilla vairthan (de-
bebat nuntius fieri) Sk. 38, 20; lais sads vairthan oJd'a
yoQTic^tod-ut- Philipp. 4, 12. ahd. wer so wolle mero,
eristo wesan T. INIatth. 20, 26. 27; mhd. ich wil des ie-
mer sin ein zage Iw. 869 ; nu müezet ir min rihtfere
sin Iw. 1954; daz ir «im herre werden sult Iw. 7970;
der morgenstern raöhle sin niht schcener (pulchrior) Iw.
626; nhd. er soll der könig seinj du kannst der erste
f erb u/n. modus, i/ißn. 123
werden, bei adj. und part. fehlt schon alid. oft , inhd.
imd iihd. immer das nominalive kennzeicheu, z. b. mhd.
ir sult der rede sin erlan (goth. fraletans) Iav. 4322 ; iuwer
zunge niüeze guneret sin (goth. iinsveruida) Iw. 838.
2. ebenso wenn nach andern verbis, die den sul)jecliveu
iuf. regieren , sein oder werden folgt, goth. sei ustaühana
liabaida vairthan (quae perfici debebat) Sk. 37, 11; valjam
anuhdimjdl *) visan (mahimus domi esse), ahd. ni churi
Jiorsker wesan (noH citatus esse) Diiit. 1, 527^. nhd. er
fiirclitet könuj (goth. ihiudans) zu iv erden ^ der letzte zu
sein **).
3. nacti dünken und scheinen (videri) : am Schluß des
goth. 1 Cor. briefs heißt es : thugkeith melida visan (vide-
tur scripta esse) ; ahd. der kizogan tvesan -was kadiiht
(qui trahi \idebatur) Diut. l, 506^ ; mhd. waz dunket dich
daz beste sin7 cod. kolocz. 110; ez dühte sie allez schar^
lach sin, das. 99; nhd. er scheint der stärkste zu sein ^
dieser griuid scheint der wichlitjste zu bleiben. Ähnlich
ist das altn. einu ranitnari luigdhomc ölhim vera (omni-
bus aliis acerbior esse mihi videbar) Sivm. 188^.
4. wenn nach den verbis sagen und tjlaiiben der acc. c,
inf. steht , d. h. der inf. ein anderes subject als jene \erba
eulhält, können sie in das passivum und in das subject
des inf. umgesetzt werden, wodurch sich der objeclive mf,
in einen subjectiven, der acc. in den nom. verwandelt, so
entspringt auch im lat. aus dicuut regem venire, credunt
te esse felicem der passivische salz: rex venire dicitur,
felix esse crederis. Das goth. qvithand thiudau qviman,
galaubjand tliuk audagana visan niüste ersetzt werden kön-
nen durcli thiudans qvithada (jviman, thu gahiubjaza
duduffs visan ^ ich liabe keinen beleg zui- band. Statt des
ahd. kilaupant dih wesan cbumfligan (credunt te esse ven-
lurum) sollte slehn dürfen kilaupil pisl wesan ehnmf'ti-
</er j ich linde hymn. 20, 8 kelaupanne pist (f. za kelau-
paune?), was eigentlich aussagt credcudus es, unsere con«
*) in beiden hss. anahäimjaim: doch wie wäre liier der dat. zu
vertheidifjen, da nicht einmal der nco. stehn könnte?
*') äliniich das lat. rettnlit Ajax esse .lovis jtronepos .statt dos acr.
c. inf, se es.se pronepolein ; wir niii.ssen .sapen: er fral» an </</• enkel
zu .sein, da uns der acc, c. inf. liier versa^'t ist. Kililerhalt al>er ge-
statten wir heute auch neben objectiven (d. ii. nicht auf den ca.-^us
rectus l)eziif!;lielien) inf. den nom. z. b. ich hat ihn der erste und der
letzte auf dem platze zu sein, statt den ersten, den letzten. «iotli.
wol nur: bnd inu viäun fruuiisluu jali aftuniistan, und »u ahd. mhd.,
denke ich.
124 einfacher .hciIz.
siruclioii al)er donnocli ro( lilCerligl. MIl dem aufhören clor
acc. c. iiif. liilrl aiuli diese iimdroliiing in den iioni. aiil',
und CS fohlt mir schon an einem mhd. hclog. J.s eiTordorl
übrigens die volle Verhärtung des ahn. rellexivs in das isl,
passiv, wenn der salz fjvAdho alla fogna verdha (dicebant
omncs • forc laetos) verwandelt werden kann in qvadhoz
allir verdha fegnir (omnes laeti esse dicebautur.)
Die lat. spräche setzt nach verbis entw. den reinen infl:,
oder sie entfallet einen acc. und noni. c. inf. ; praposilioneri
mengt sie nicht ein, sondern verwendet da wo unser zu
gilt gerundium, supinum und parlicipium. die gipiccli.
steht ims darin naher, daß sie auch ]ira]). , jedoch nur
mittelst des arlikels , vor den unveriinderlichen inf. stelll.
beide aber bedienen sich des acc. c. inf. freier und reich-
licher.
In den romanischen ist der acc. c. inf. erloschen; zwi-
schen bloUeni und mit präp. versetztem inf. herscht, wie
bei uns schwanken, aber feinere Unterscheidung mehi-facher
präp., zumal der italienischen.
Der gebrauch von präp. vor dem inf. hat im litlh. und
slav. ebenso wenig statt als im latein , den acc. c. inf. kennt
die litth., nicht die slav. spräche. Bemerkenswerth für den
goth. dat. c. inf. (s. 115) ist das vorkonuiien ähnlicher con-
structiouen im slav. (Dobr. p. 634) und litth. (Mielcke p. 189);
weniger darf der herangezogene lat. dat. bei esse nach licet
oder necesse est (mihi licet esse felici statt licet mihi esse
felicem) *) verglichen werden. Der litth. spräche ist eine
fülle infinitivischer formen eigen , die altslav. und serbische
pflegt, gleich der lat., nach verbis der bewegung das supi-
num statt des inf. zu setzen (Dobr. 645.)
r*) auch Ulf. lälU einen solchen dat. folgen in der bekannten stelle
göth tlius ist hanfamma in übäin galeitlian, thäu tv6s iianduns ha-
handin galeithan in gaiainnan ; göth thns ist galeithan in libäin hal-
tamma, thäii tvans fotuns hahamlin gavairpan in fön: wo der gr. tevt
accusative hat: xaköv aoi IotI xt'klov fl? r>}v l;o)?jv ilqfX&ftv , tj t«?
ovo j^fty«? i'xovru iItk'/.&hv tl<i r>}v '/ifvvni , y.u/.ov iari aoi flcfkd-ftv
tlq T. C. /wAo»», ^ Toi's &V0 nööag i'xovTu ßh^&tjvai. ilg to tivo.
Marc. 9, 43. 45.
verhinn. modus, pari. 125
PARTICiriA.
In beziig auf die modalltät des verbums haben wir noch
zu erwägen , wie participia einen andern modus vertreten
können.
Ihre adjectivische natur bringt sie dem substantivischen
inf. am näclisten.
IMan muß unterscheiden, ob parlicipia selbständig für
sich, oder in Verbindung mit auxiliarien auftreten. In je-
nem fall dürfen sie an die stelle jedes modus gesetzt wer-
den iMid besonders sind die absoluten participia von großer
Wirkung. Dieses näher zu entwickeln gehört nicht hieher.
Unser part. prat. dient zur Umschreibung der Vergan-
genheit, wie in dem folgenden cap. erörtert werden soll,
von seiner Zuziehung zur passivumschreibung ist bereits
s. 10 ir. gehandelt worden.
Hier habe ich zu erwägen inAviefern participia den ab-
hängigen inf. ersetzen , und ziehe folgende einzelne fälle
in betracht.
1. part. priis. nach sein und werden (s. 5-7) steht der
construction des inf. mit diesen Wörtern (s. 7. 92) nahe,
ist aber beträchtlich älter als sie, und wurzelt von frühe
auf in unserer spräche, wenn vairthand malandans Luc.
17, 35 dem gr. i-oortai uh'jdoviw.i nachgebihlet scheinen
könnte, so ist varlh galcvjands ina Luc. 6, 16 unabhängig
von lyivero 'noodoTr^s , nsheidauds ist Luc. IH, 7 von
fiuyiQodvfiMV , und das ahd. sindun hitnnde Is. 408 vom
lat. deprecabiuitur. ags. secyetide viis }]. 60.52. nihd. nii
si wir unvarende und ich die fieude sparende Wh. 58,
29; vlieliende wait Karl 123''; mnl. waert ruvende IMacrl.
1, 18; waert donderende 2, 99; waert wonderciule 2, 241;
w^örden hackende 2, 27; vragende waert Kästners fragni.
1. 30, waert haiende das. 6, 392.
2. part. priis. nach kommen (s. 8) dem inf. nach kommen
vergleiclil)ar (s. 8, 97.) auch ahd. (juam ruafenti 0. III.
10, 5; mnl. finamen ridende ^ seih'ndc, lovcrendc Iluyd.
op St. 3, 94; quam gacMido Hein. 291; engl, comr [fo'uuf.
3. part. priis. nncU J'ahren und ijehen ., ileni iiil. nach
beideu (s. 96. 97) ähnlich. ahd. j'uar jatjonli 0. 111. 8,
13; fuar redinonli 0. 111. 10, 14; laroiil wallonlc IV. 2,
25; sih ferit stözenti V. 14, 10; (jiautj hüsontl V. 9, 10
V. 10, 27; giangun kusuuli V. 10." 3ö; giangun inan kla-
gunli V. 9, 7 ; ir gct drüieuto [['. diureiilc, oder adv.?) V. 9, 14.
4. part. priis. nacli bleiben (s. 9.) niil. bleveu ziltcnde.
;}9(j einfacher salz.
5. part. jträs. nnrli ihuu. ., finden y sehen und älinllclien.
alul. ihaz er ihcii Nveg mit wufi manununlan (fiddli 0. IV.
4. 28, falls sich jnamimuUaii als i)art. rcchtrorligeii liißt;
sincl/.aiiü tiianli (lif|iicracioiis) Diiil. 1, 51 I^ ; rnhd.ir luot in
tünde Parz. 29 1, 4 ; den ich da slrnde vant I\v. 282 ; weinende
(plorantem) er si vant Nib. 807, 1 ; daz er ein recli slende
vant Iw. 3897; in slafende vunden I\v. 3362; in hangende
vant Iw. 4684; goth. yasahv mannan silandan at niulai
eidsv (ivSoMTrov y.ad'ljfuvov iitlto it'kv)Viov Matt. 9, 9. Luc.
5. 27; alid. gisah man sizzentan zi zolle T. IMaltJi. 9, 9
Sit daz icli inincn licrren lebende (vivenleni) gesehen lian
Iw. 4269. mnl. slapende vant Floris 3319. nhd. nur
nacli finden: ich fand ihn schlafend, sitzend, liegend.
6. alls. part. pvät. cuman nacJi werden (s. 7. 8.)
7. part. pvät. nach kommen (s. 8); icli schreibe nocli
andere nihd. belege her: {jiiam gestrichen Roth. 5081;
koni gcOogen INlar. 84; koni gegangen 31ar. 105; kom ge-
gän Nib. 806, 4; kom gesigelt Parz. 16, 23; koni geriteji
Parz. 435, 4. Wh. 379, 30; kumen im Aviderriten Parz.
399, 28 ; kumen gehurt Wh. 58, 9 : kom nach gejagt AA h.
440, 6; kom gevarn Wh. 421, 18; kam gedrungen Rab.
782. Bit. 3597. Dietr. 702; kam geruscliet Troj. 3907. 12341.
23723. 24941; kam geriieret Troj. 5097. 12046; kam ge-
süset her Troj. 11992; kämen gezoget Troj. 678; kom ge-
slichen, gestreichet und gestrichen Trist. 17541; gestuzen
kam Bon. 44, 25; kamen gedont Ottoc. 629^. überall
drücken die participia hier eine heftige oder gelinde bewe-
gung aus.
8. part. prät. nach lassen in der bedeutung des inf.,
hauptsächlich ahn. r gulli kei/pta leztu Gymis duttur (G.
tochter lieiWst du mit gold erkaufen) Sivm. 65^; Ifc^tr Sx-
hrinuu sodhinn (lälk den 8. sieden) 42^; letii hans fiörvi
farit (lieUen sein leben vergehen, d.i. tödteten ihn) 123^;
let hanü vära uiidir eik borit (ließ unser gewand unler die
eiche tragen) 228*; ansküld ec vil ethin lata (das herz will
ich essen lassen) 189^ Avie nach lassen der inf. bald
activen sinn hat bald passiven (s. 62), kann auch hier fürs
part. der eine oder der andere eintreten; in jenem fall
steht dann lelta fast auxillarisch, livtr sodhinn = sydlir,
cocjuit, obgleich die genauere bedeutung ist coqiii facit.
unsicher, ob iu der letzten stelle etinn lata heilU ödere
oder esum (edendum) dare, sinere ut edatur? Ich habe
kein ahd., und nur zwei mhd. beispiele für diesen sprach-
gebi-auch, es wii'd aber noch andere geben: diez im da
jfieten Idzen üf der tavelen gestanden (auf dem tisch sie-
vprhiim. modus, pari. :I27
heil lassen) \^ li. 275, 8 ; iiiul het si min genozzen hin
(liättet ihr sie meiner geiiieUeii lassen, d. h. ihr zum \ür-
theil gereicheil , Avas ich für euch gethan) Iw. 3142 , avo
weder nüthig ist geniezen zu lesen , noch bei genozzen
ein gan zu supplieren. Desto reichlicher ist im ahd. mhd.
und nhd. die analoge anwenduiig eines durch titi negativ
gewordnen ])nrt. priit. neben lassen : ahd. er thar niheina
stigilla ni ßrliaz ovili nnßrsJaijana 0. II. 4, 9 ; mhd. Idt
uuveftiomcn ! (ne sinatis ut patefiat) Parz. 667, 25; mhd.
der niemen unyespottet lie (eines jeden spottete) Iw. 1066;
ich w'il ir ungevluochet län JMs. 1, 179'; ich mac si inige-
vluochet lun JMs. 1, 179^; si wil mir ungelunet lan Ms. 1,
179*'; daz siz niemer ungeniten lieze Gudr. 6820; daz liez
wir iuch luiverdcit Bit. 27; der liez uns unberihte Bit. 24;
der helt liez ungezürnet daz Bit. 1300 ; ir soll si uuver-
wundet län Bit. 2506; erz ungebunden lie Bit. 3270; nhd.
etwas unerwogen , luiberücksichtigl , ungetadelt, xuigestraft
u, s. w. lassen. das kann man wieder activ nehmen für
nicht strafen, oder passiv für zulassen, daß nicht gestraft
werde (impuiülum relinquere , siliere ut non puniatur.)
9. part. priit. nach thun statt des inf. , in auxiliarischer
bcdeutung: mhd. tuo mich noch \on sorgen erlost Ms. 1,
197*; wer tuot senden man von sorge erlöst? 31s. 1,200'^;
wer t.xle nüch von leit erlöst? Troj. 22065; tuot im daz
erkant hv. 5124; tet im erkant Wigal. 3102; si tuot ver-
drert (?) Ben. 144; tuot verselt (abigit) das.; ich tuon nach
lu gesant (lasse nach euch senden) Trist. 10885 ; den er
tuot erlöst Bari. 38, 21. 147, 7 ; er mac nicnian tuon er-
löst Bari. 241, 26; in tet von z\vivol gar erlust Bari. 351,
5; unde si mit sige tet geschaut f'arl. 314, <S ; den gelou-
ben tet erkant Bari. 4, 16; luont Aon touf erkanl Bari.
103, 6. Wo inf. und part. prät. gleichlauten liilU sich bloß
aus andern gründen, welcher modus gemeint sei, entschei-
den z. 1). vergezzen tuot Bon. 94, 77. Ahd. unforhoh/n
duan 0. II. 7, 20.
10. part. prät. nach machen. ahd, iz machöut al //i-
rnstit U. I. 1, 14. mhd. Nvie mac der bililo irust von
sünden machen iuch erlöst Bari. 242, 21, ungleich scilner
als tuon in gleicher anwenduiig.
11. part. prät. nach Jromvien. ahd, in fnimeta ershujen
N. ps. 50, 1. mhd. die vrouwen verlorn vriinten cod.
pal. 361, 77**; si iVumten der hehle vil crslagen Mb. 228. l;
erstochen vrumen i;S. 3, 231; gelesen fiumen l)oc. misc.
2, 151; frumelc verlorn Flore 6524. scilner der inf.: er
vrumte manegeu vallen in daz bluol J\ib. 1908, 4.
128 cAiij'iLclier saiz.
12. \mrl. priit. nacli sc fi offen. nilid. si w.tuoiiI daz Pn
schiirf ershnicu rar/.. 20, .if).
Li. pari, piiil. nach jjeln'n, das auch sonst sicli niil tnfjii
beJ'iilnl. al)iT Jiiir nilul. bei Ilarlwig von dem Ilage: dci-
aJigcl den viscU yri;«»*//fit mit dem Isöder (•* kerder; tjilj
daz dicli nun sweil dem Inllerii tut trslatjen yit A\\. .'>,
153. eine anUerst seltne slnictur. im salz: die slüzzel er
behalloii gab cod. kolocz. 186 echeint Ijcliallen inf.
14. pari. prät. und präs. nach brhitien. der z-sveile
abscliniH liat auszuführen, daf^ ilie ältere spräche dies ver-
bum niclil seilen zu adj. fügt, ahd. aiich zu part.: de \vih-
iiassi kuhallatia prinifun \A'acUorn. Ih. 7, 14; nihd. den
(rciger) bi'iihteii valken i\ay (jelnirt Parz. 400, 21; dö siz
(das pferd) gerilen braliteu dar En. 5232 ; brühte ein tier
getragen Kv. 3326. nhd. einen (jelrayen hrin(jen. mlid. auch
beim pari. präs. : der vogel singen hat micli hiUjcvde hvältt
]\Is. 1, ITO-*; sprechende brengen II. v. 3IeilW'n 2128,
15. part. prät. nach hören, nihd. ich ijehorte nie (jelesen
Rab. 77'.)-, nu hau ich ofte hurt gesagel Amgb. 17''. ahn.
heijrdl lesil lliat.
16. part. prät. nach a\ln. fd. niclit in der edda , nur in
der prosa , z. b. ef hnnn Jäi ^funtlit Baldr (si possit iuvc-
nire Balderum) Sn. 65; lengu ei haldit liesliun (ecfiium
retinere nou potuenuit) Sn. 66; hann feck llivi orkat (per-
Jficere potuil) und ebenso dan. lian ßlc ilet ndrettet.
17. part. prät. nach sollen. inhd. \vaz sol lenger hie
qeleijen'} Herb. 27^=; ^vaz solde daz hie geredel? Hartm.
Y. gelüuben 425; waz sol golt begraben i* IMs. 1, 54^; waz
sol diu spise für mich brahtl* Renn. 5319; waz sol da niö
von gesaget? Diut. 1, 8; waz soldistu su guot geborn ?
Diut. 1, 18; waz sol in nier da von gesaget? livl. urk. 65^;
auch in der cölner weverslaicht 187 wat sal vil liin af
gesaicht? altn. thari shiilii ok talin nofn theirra (darin
sollen auch ihre namen aufgezählt werden.)
18. part. prät. nach tvollen. nilid. waz wolt ich swerts
umb dich geyiirt} (wozu ein schw. um dich gürten?) Wh.
67, 10, altn. sa er vill heitiun horskr Soem. 18-^.
19. part. prät. nach taiujen. mhd. waz foMC diu hant vol
genant? Wh. 328, 29; waz tone nu mer da von geseit?
Wigal. 2764; waz tüht cz iu gelenget? Tiüst. 9248; waz
touc diu rede gelenget? cod. kolocz. 268.
20. part. prät. nach altn. vinna ; sia viun gipt lagidh
(ea fortuna tribuetur) Sium. ng'^; samau nuino brullaup
drucldn (nuptiae simul celebrabuutur) 178*; tha mun han
komiun (dann soll er kommen.)
verhum. modus, pari. 199
21. part. prät. nach helfen, iiilid. \vaz Jnilfen alle die
(fezelt? Ben. 129; niht Iiitfet al der werlle hört gekouj'et
Ms. 2, 150"*. innd. wat hilpet nie getald? Sassenkr. 101.
ninl. wat holpe vele gesproken? Kein. 2484. nnl. wat
dient 'er nu (jedaanl (was ist nun zu ihun); wat batet
(feleeft in hoYerdicbeiti' (was liiifls in holFart zu leben.)
22. part. prät. nacli ffiit^ leicht^ schiver , Heb, nütze
sein und äliuliclien. nilid. daz ist also (juot verniiten Ivv.
4711. 5094; dar unibe ist harte guot gelesen Diut. 2, 4;
ez ist in sere guot gelesen Trist. 172; dest baz verborn
jNls. 1, 158^; ez waire dir bezzer verniiden S. Ulrich .53^;
bezzer ist diu reise verborn Dietr. 31a; J^t bezzer bilde
genonien Ms. 2, 15P; bezzer ist geinezzen zwir INIs. 2,
253^; wncren bezzer verbrant Iw. 7308; ez ist ein schedel
baz verkorn Hab. 419; da von ist mir micbels bezzer gc-
swigen Berth. 142; daz ist iu lihte geseit Trist. 6055; daz
im vll stviere was vernomen Trist. 5879; luis ist noch
liiute liep vernomen Trist. 218; obe iu nu \i\ liep ist ver-
nomen Trist. 5175; daz mir lieber wacre der truhscxzc ze
manne genomen Trist. 11627; diu waere iu liep gevvonneu
Troj. 8076; mir ist lieber tut gelegen Troj. 8245; iwer
knnft vil lieb ist ir vernomen Krauend. 75; daz si als
Wfege wneren verstvigen als Jtir brdht Trist. 5393; daz
wi^ie n)ir scitedelich versivigen Ms, 2, 249». mnl. derre
CS goet nu onlbroken Macrl. 2, 95; die claghe wäre bet
verholen Rein. 255; die hcm onnutte sin ghehört Hein.
16. nhd. besser ist geschwiegen als geredet^ das ist leicht
gelhan, leicht vergessen, wobei man leicht nicht fürs adv.
nehme, in dem scheinbar ähnlichen: das ist bald gesagt,
liilU sich das adv. nicht leugnen, aber diese plirase scheint
entw. falsch gebildet oder der franz. c'esl bienlot dit nach-
geahmt.
Die enge beriihrung aller dieser participien mit dem
iuf. liegt zu tage.
von 1-4 stellt das pari. präs. dem subjecüven inf. bei-
nalie gleich: wart (liehendc rr wart lliehen; kam rilende
r= kam rileii ; giang klagunli =— giang klagon; lilef ziltende
— blcf Zilien. nichl anders verhält sich dies part. zum
obj. inf. linier 5: sah in sldnde = sah in stöu ; bralitc
mich hügende (14): versetzte mich iu gedanken und sorpen.
auch das pail. prät. unter 6. 7 cntspiiihl wieder ilem
subj. in!.: ward cuman = ward kommen; kam gerileur^:
kam rilon. zwischen kam gerileii und kam iileiulc ist tier
uulcrschied fast unlühlljar, beide aber drücken mehr die
1
j30 eiitj'aclicr natz.
bewegung, kriin rilon inelir das factum aus. nur scheint
mir tias pari. priiU loriiiclliafter und eingeschränkter im
gebrauch: es hat nach koninien statt, nicht nacli gehen
inul Cahrcii, das pari. präs. nach kommen, gehen, (aliren.
nach linden und seilen drückt tIas pail. priit. vergan-
genheil, der inf. gegenwart aus: er sah ihn zu boden ge-
l'allen = gefallen liegen, er sah ihn z. b. fallen = cailere.
so auch 15: erzählt hören, als etwas erzähltes vernehmen;
erzählen hören, audire narrari.
erkant tuon =z machen daß el-svas erkannt -werde ; er-
slagen frumen r= verursachen , daß einer erschlagen werde;
ähidich erslagen geben, subjectiv ist das part. nach brin-
gen (14): getragen bringen =z tragen, gerilen bringen =
reiten; auch steht kein inf. nach bringen, weniger schon
nach nord. fa (16), denn fa haldit bedeutet zwar halten kün-
nen , läßt sich aber auch nehmen für: erlangen, daß ge-
halten wertle.
Bei 6 und 7 hat das part. prät. activen sinn , bei «S
bald activen, bald passiven, von 9-22 nur passiven, folg-
lich muß es sich da fast überall in einen objecliven inf.
auflösen, ausgenommen bei 14 und vielleicht 16.
Das passivisch gedachte part. prät. scheint aber in allen
solchen fällen abhängig, wie wir im verfolg sehn werden,
von einem ausgelaßnen inf. zumal erhellt das aus 15;
denn da nach hören der acllve inf. passivbedeutung an-
nimnit (s. 61), so weist das part. prät. auf einen durch
auxiliare ausgedrückten inf. pass. hin. ich hörte gelesen =z
ich hörte gelesen werden.
Nach taugen, helfen, gut sein (19. 21. 22) gleicht die
Wirkung des part. prät. gänzlich der des inf. mit zu. nach
denselben Wörtern (s. 108. 110.) waz touc da von geseil?
daz ist guot vermiten =: waz touc da von ze sagene, daz
ist guot ze vermulenne. Die construction unter 22 reicht
fast an die des lat. supinums auf u nach den adj. leicht,
schwer u. s. w. : optiniiun est faclu , facile est diclu , und
wie hierfür sich sagen läßt: Optimum est facere , optimum
est ad faciendum , stehn auch unserer älteren spräche die
wechselnden ausdrücke zu : daz ist bezzer getan, d. i. bezzer
tuen, d. i. bezzer ze tuouue.
Unverkennbar haben die meisten hier erörterten partl-
cipialconstruclionen erst in der miitleren Sprachperiode sich
entwickelt; nur einige darunter knüpfen höher an. viele
bestellen nur in gewisser forme!; namentlicli fragweise, nüu
verhiun. inodufi. eU'ipseit. 131
keiner einzigen anwendung des part. prat. 8-22 weiii die
gotli. spräche, deren lebendiges verhalten uns freilicli nicht
recht aufgedeckt ist. Unser nhd. aber, Umschreibungen
■weniger scheuend, hat jenen n»hd. conipendien, zu seinem
nachtheil; meist wieder entsagt.
J^erhalelUpsen.
Hier, am Schlüsse des cap. , scheint es der ort einiger
ellipsen zu gedenken, die jeden modus betreuen, vorzüg-
licii aber inl. und participia, von deren modalilUt eben die
rede war.
Bei allen aiislassungen ist sowol die beschaiFenlieit des
weglallenden worls als desjenigen , nach dem es wegfällt,
zu berücksichtigen, ausgelassen werden kann nur durch
dessen verschweigung keine uudeutlichkeit erwächst, frische,
lebendige Wörter unlerliegen der ellipse nicht, sondern die
deren sinn durch üllere wiederkehr erblaüt ist; an be-
slimmler stelle, neben gewissen andern, ihnen gevvohnlicli
verbuudnen ausdrücken verslehn sie sich gleichsam von
selbst. Nüthwendigkeit entspringt jedoch niemals sie zu
unterdrücken , die spräche bedient sich ihrer i'reiheit es
zu thun oder zu lassen.
Ellipsen linden sich zuerst im Sprichwort, bei der be-
iheueiung und in formein gedrängter fragen oder ausru-
iungon ein; sie hellen der durch hilfswürlcr inul wieder-
hoUuigen crschöpllen und geschwächten kraft der rede
auf, und gewähren, zur rechten zeit angewandt, nach-
drucksame kürze, ellipsen zu vernnUen ist man berechtigt,
80 oft der grammalische sinn eines Satzes ohne sie sich
nicht vollsländig erfassen lälU. allein sie dürfen nicht ver-
wechselt werden nüt dem veiniögen der älteren spräche
formen und wendinigcn ohne die schleppenden aber nulh-
gediiuigncn behelfe späterer zeit auszudrücken.
Kein verbum unterliegt leichler tlem ausfall als das
Substantive. noch heute in sprichwörtlichen rcdensarteii
sagen wir: ein mann ein worl; frisch begonnen halb ge-
wonnen; ein mann kein mann; besser ein Sperling in der
hand als zwei auf dem dach; wie ilei- herr. so dei- kncchl
u. dgl. *) nicht anders fehlt isl in der Irülieien spräche:
•) einzelne zinn adverl» oder l)Iolic« ausriir <;o\v(irili!C iioininn \er-
deutlielieii yi(-li diinli die ellipse von ist ^ ■/.. b. scliaile! kiia wunder
(iiitDirum)! wimderhiir! Iierrlitli! ii. s. w.
1 2
132 ein Jacher nutz.
inlid. ie leDijer gosulcn , ie \vlrs gel)rälen DIiil. 1, 324;
liiiUc frt-'iule, muigeu leil l'aiz. lO.i, 24, ie liulier })Ci(:, ie
lielcr lal lleiin. 16426-, ein slac, ein biiil, ein wort ein
wint Kenn. 457'J ; nuil. beler cain|) dan hals ontwe Ilein.
3510; allM. l)elri ein kraka i liendi en tvfr;r i skuyi Laxd,
96. ahn. aber aiicli aulW'rlialb dem sprichworl : verkuu-nri
at vinnu (sc. eru, die \vcrklciite sind an der arbeil) Isl. sog.
2, 342. ^venn Ulf. sagl.: sai jui/.du izvara niaii.iga in lii-
ininam Luc. 6, 23 so liiilt er sich genau an seinen text
iöov yu{> 6 /KtoOoi: v/növ ':iolvs ^v löt ovoatoi. Das op-
lalive, conjuncUve ahd. 4t püegt bei IS. wegzubleiben : gule
dang! Blh. 39; pule du, daz i'rido in erdo saino so in hi-
niile Bth. 36; liier soll tu chiesen, waz keskeidenes (wel-
cher untei'schied sei) lUh. H5 ; aucli 0. 11. 15, 16 wir iainer
bilde (sc. sinies) in würa sidicliera lera ; heil herro! lieil
meistar! 0. IV. 16, 51. nilid. daz nilr, daz dii! Diut. 1,
324; alln. vel tliu koniinn! fornald. sog. 1, 493; nilid. gote
unde mir willekonien (sistu)! Trist. 504; gesvölinlich stellt
das verbuin z. b. Nib. ^1123, 2 (vgl. mythol. s. 12); nhd.
lassen wir bei dem ausruf gott lob! das verbum weg, fiigeu
es aber bei gott sei dank! (franz. dieu merci) hinzu, vgl.
heil dir! glück auf!
Ungleich häuliger tritt die ellipse des iuf. ein und zwar
in folgenden fällen
1. nach den anomalen sollen, mögen, wollen u. s. w.
wenn ein adj. mit dem ausgelalhien inf. construiert war:
goth. ni viljau izvis unvitans (^sc. visan) ov dD.io v/iiüg
dyvotlv 1 Cor. 10, 1; ui vileima izvis unveisaus ov yccQ
■&€Xofi£t' vnäc^ (xyrotiv II Cor. 1, 8. I Thess. 4, 13. un-
veisans felilt Kom. 11, 25 aus versehu des Schreibers, ags.
uruiu sceal sveord and heim genifene (nobis erit eusis et
galea communis) B. 5315; us sceal ord and ccg a;r gcniäu
Thorpes anal. 122, 62; unc sceal vorn fela mädhnia ge-
majne (so für gemaiura?) B. 3564; unc geniitne ue sceal
elles äviht (inter nos non erit aliud commune) Lye s. v.
gemaeuc. Weder ahd. noch mhd. habe ich diese ellipse
angetroffen, wol aber ahn. in der edda : vidh sculom teitir
(sc. vera, simus laeli) Siem. 150^; sia mun rnesir rikstr
und solo (hie heros fortissimus erit sub sole) 183^; audhr
mun oerinn (afüuent divitiae) 174"; so auch in der prosa:
that mun retlara (das wird besser sein); thü muut daudhr
Isl. sog. 1, 63.
2. nach den nemlichen verbis auch In andern fügun-
gen: ahd. der erdwniocher sol den lebenden ze fuoro (sc,
Wesen) N. Blh. 79; wemo diu erda sule (sc. weseu) N.
J
verbum. jjiodns, ellipsen. J33
Cap. 88; mlid. waz sol der erde niere? I^'. 2416; waz
sült der liiivel üf daz himelriche i* Ms. 1, 25^; nun gewant
niiioz alle abc Eracl. 3838; daz nuiose allez nider Eracl.
4453; daz sol her umbe midi Wh. 296, 11; vielleicbt darf
man in inelireni stellen das sui auswerfen? z. b. Reinh.
524 würde besser lauleii : ich wolde iemer ane win. Altn.
fyrr niun ilulga dyiir (sc. vera) Sa?n). 152^; lival niun at
boloin (vera oder verdlia) 178''; vegiiin numdi 147"; that
mun nppi längnidhja tal Lofars hafat (haec genealogia
Lofaris celebris erit) 3**.
3. nach lassen, wenn ein adj. mit sein oder wescn
und dem dat. der pers. lolgt, wird das verb. subst. gern
unterdrückt. ahd. in läzet undrata (sc. wesan) llicro liuto
nüala! 0. 111. 14, 100; ni laz ihir iz ser! ü. III. 24, 21;
liaziiM in (sibi) ninbirnah 0. V. 6, 17; ih liaz mir umbi-
ruah Ibiu buali 0. V. 25, 36; in nuiate laz thir iz heiz!
O. V. 8, 32. 44. mhd. lät iu niht leit! Parz. 24, 18; läz
dir nun lasier leit! Parz. 159, 2; daz er im lieze ir laster
loil Parz. 526,28; daz lat iu dui'ch die frouwen leit! Parz.
535, 22; nu la dirz durch uns bede leit! Parz. 689, 30;
la dirz leit! Doc. niisc. 1, 115; lalz iu von mir niht swan-e!
Parz. 555, 7; nu Iu dir von mir niht su gach ; Wh. 122,
2; daz läzet iu liep allen! Herb. 69«^; lä dir die schrift
unma;re! Tit. 164, 4. zuweilen steht aber auch das verb.
subst. ausgedrückt: ahd. ihaz laz thir xvesan suazi 0. 1. 1, 4t;
ni lazet iu iz wesan suAr 11. 16, 40; latz iu von mir niht
swajre sin Parz. 555, 7 nach den hss. ; nieman liez er sin
erkant Bit. 2226. Heute ist die cllipse aul\er gebrauch.
Auch alts. galt sie: nc latail iu siUdjar ncc gold wirdig! Hei.
56, 8; letun sea iu an iuvvomu hugi lethe Hei. 135, 22. Ags.
null. altn. beispiele habe ich nicht, so wenig als ein gothi-
sches. Etwas ganz anders ist, wenn jener persönliche
dat. fehlt und ein bloßer acc. zu lazcn construiert wird :
ilann hat mau keine ellipse anzunehmen , z. b. in den
ndul. redensarlou vri la/en, ledec lazen, -war luzen u. s. w.
oder in der altn. hvern Icio their höfdhi skemra (jeden
ließen sie hauptes kürzer) Snom. 54*. Auch mit dem von
lassen statt des in f. regierten part. prät. (Si 126) darf die
eben abgehandelte cdnstruclion nicht verwechselt werden.
4. seltner nach lassen bei dem dat. der person luul
einem sulist. alts. lat ihi an ihiinnini hugi sorga (wesan)
Hol. HO, 8; liilad iu an iuwan uhhI sorga Hei. 133, 17.
nd)d. laz dir eine wilze bi ! Parz. 626, 10.
5. zuweilen noch in andern lallen: ahd. si lic daz sang
\\i (wcsen) finivil N. }'>th. 109; ndid. da/, mich bi im
-|34 einjiivher Rciiz,
\cihIiu7, Iw. 470; da/- c/. abont hognnde fwcrdetO Amis
1846; mir wivrc lieber iiuder dei- erdori Diiit. 3, lO'i;
in (eis) W'fure l)e/-/.er aiulerswu Reinli. 1112. w'w würden
er"Uiizen: zu sein j die ältere fiprachc konnte ^\o\ nocli
blolien inf. sel/en. liierlier aiicli die jnnl. forniel: bi den
hcre de nii gliel)ut (le s/'u , per doniinuiu qni jnssit me
ficri) J'ilegast 555. vgl. llollin. p. 59. nuul. got , de uns
allen (? alle) geboil; so mir gol de niicli goboit Hagens
cöln. cliron. 241. 1281. Kigcnlliiindich ist das ags. biid
liine blidhne (sc. vcsan, jiissit euni esse lülarem) B. 1227.
6. neben dem s, 127. 128 unter 9-22 abgehandelten part.
prät. muß der sidjslantivisclie inf. ergänzt vverden, -wenn
^vir die conslruclion erklären wollen, er liez in ungespot-
tet iveseii^ waz sol lenger hie gelegen s/u? \vaz vvold ich
swerls umb dich gegurl tvesen? ein acc. c. inf,; waz toiic
nu nie da von geseit werdenl Geringeren schein liat die
ellipse bei 18: daz ist lihle geseit xvesen oder werden^
obgleich auch das lat. dictu passiven sinn hat und dem
pari. prät. pass. dictnm nahe liegt: das ist leicht, daß es
gesagt "sverde. das nihd. (jeseit in dergleichen fällen würde
ich lieber für ein verhärleles supinuni erklären, wenn sicli
aus der älteren zeit eine solche form , die doch in iigend
einer anwendung erscheinen nniste, iigend aufweisen ließe.
Dies die ellipsen des verb. sidjst. , außerdem scheinen
mir noch einige andere beachtenswcrlh.
Nach sollen und m'öfjen , dem dat. der person und
einem subst. pron. läßt sich das verbum helfen^ ßomtneu,
nützen, dienen, sicli (jehören weggefallen denken, ahd.
waz solti in (eis) rihtuom':* waz solti in herscafll' N. Blh.
116; nieht ein chambritlil nube anh keisila sidn denio
unzamen N. ps. 31, 10. mhd. warzuo sol dem briesler
gemeitheit'i* altd. bl. 1, 231; waz solde in (eis) danne daz
leben? Alex. 4539 ; waz seid in (eis) dan der li'p? Reinh.
1424; waz solde in (eis) daz? Renn. 5129; zwiu solde
mir min sin? Gudr. 5546; diu weiz wol wem daz fürbaz
sol Parz. 710, 7; waz sol mir giiol unde li|) ? Iw. 1467;
waz sol der guft mir u. der ruom? Renn. 5323. alts. huat
mag that thoh thesaru menigi? Hei. 87, 10. *) noch heule
fragen wir: was soll mir das? (wozu frommt es mir, was
soll ich damit anfangen?) Dieser fall reiclit an die aus-
lassung von weseu nach sollen (unter 2) und einige der
dort gegebnen belege eignen sich auch hierher.
•) .Toll 6, 9 sed Jiaec qiiiil sunt inter tsiitos? viil-i.; liei Lnllier:
wns st (las unter o viele? gotli. akci tliata Ina ist du sva maiiag;'iim?
vevhüin. modus, ellipsen. 135
Die belheueriing sammir , semmirl Ist aus der fcierli-
clien sclivvurfoiiiiel su mir got helfe l abgekürzt. HA. 895.
ähnlicli siiul : sammir got! Troj. 4873 ; sanier got ! Ben. 438 ;
SU dir got ! Troj. 16741; so mir daz heilige lieht! Kolli. 1057;
samir leben und lip ! fragm. 24''*) ; samir daz heilige grap !
das. 24^ ; sam mir daz ölisel und daz joch ! elfenmärch. CXVIII.
man könnte auch einigemal statt des helfe supplieren : tjeniedec
Sil oder bloß stl Nicht anders serbisch: tako mi sunze !
(ila mihi sol propitius sit) ; tako mi shiv brat! (ila mihi
vivus frater): zuweilen steht der gen. und dann fehlt ein
anderes siibst. : tako mi boga! (so widerfalire mir goltes
hilfe) tako mi zemlje ! (der erde beistand.) auch die lat.
l)ellieuerungen mehercules , mehercule, medius lldius! be-
gehren ein ausgefallnes jiivet.
Nach dem ahd. ausruf cnada mir herro ! (niiserere mei
domiiie) N. ps. 85, 3 liiUt sich ein conj. ivyanye , xvaltt'y
werde oder bloßes sil verstehn. mhd. diu genäde herre !
Mar. 25 ; iwer genade iierre ! Tarz. 303, 1 1 ; her iwer
gnAde! Parz. 362, 6. 389, 22, eine bloße höilichkeitsfor-
mel, wie wir Verzeihung! gebrauchen, das mnl. here half
ghenade! Hein. 1993 muß avoI so gedeutet werden: ge-
schehe mir nur halbe gnade, um die ganze Avag ich nicht
zu bitten; es wird sich ^wol auch ein altfranz. miegrace !
oder deiniegrace ! nach lassen w eisen. Statt der conjunctiv-
ellipse steht es frei eiu ausgefalln*s khitle ich (franz. je
vous demaude pardon) anzunehmen.
Scliv gewöhnlich in unsrer spräche ist der ausfall eines
verbums der bewegiing : tjehu \n\\\ fahren.
Sclion für den imp. mhd. nach diuer muoter balde! Wh.
160,2; nu balde enwec! Bari. 11,31; nu wol her balde Trisl.
2387; nemlich (f/rtuc oder war f durch das gern den imp. be-
gleitende adv. bahic '"'), durch dar oder her, >vird die cllipsc
vorbereitet. nu har guoten knehle ! nu har vfgande !
Roth. 4066. 4644. nemlicli (janijel , fjdl ! der Spruch des
gauklers: wider in die laschen! Kenn. 22500 oder kniip-
pel in den sack! kniippel aus dem sack! (KM. 1, 188) und
alles ähnliche gründet sich auf dieselbe ellipse.
Auch für die frage im iudicaliv. der anruf wer da:'
galt schon im ]MA. und lautet vollständig: wer tjet du?
') vgl. r.elftir (so helfe dir) diu lip! Oliit. 3, f..T.
") liint dir l)nltlc! INIs. 2, 75; du solt bald.> ilon dar! Ceo. 32lfl;
rünie balde den liof! Morott r>8l. (i24. dii't. lulid. lialdel oilt r das
nliH sdinoll! gc.-ilnund! iinoUicien doit imp goli' laut!
J36 einfacher satz.
(({vii va lu?) Reim. 11468. walirsclioliilicli ist l)el dem uil-
liarlisclieu : ich allcz mit Ben. 337 «eu oder war zu verslelin.
Am haiidgslen mangeln wird der inf. , hesondeis nach
den anomalen, alid. furdir tlii\ ni malit (sc. gatnjan) 0.
V. 10, 6; ni drafiin *) tharasun (non conlendcbanl eo ire)
O. 1. 14, Iß; wara Jiiag ih? (quo ibol') N. ps. 138, 7.
ags. ic him äfter sreal (ego post illos ibo , eos soqiiar) B.
5628. alln. skal ek für vestan (ibo versus occidcntem)
Siieni. 168**. nilid. wir siilen üz discn pinen \Yh, 324, 2;
jmiüsl er vor daz gerillte Diut. 1, Iß ; du solt in kaltez
wazzer Ls. 2, 701; waz solt ieman zuozin dar i' Trist,
16855; sine mugen zuo einander jiilit Frauend. 128; si
imiosen über wazzer Nib. 1569, 3 ; du nuiost uf den sne
Gudr. 4256; min lierze muoz enzwei Ben. 159. 191; done
mühte der gast für noch wider Iw. 1126; da er üz mölite
Iw. 1147; weit ir mit uns dar? Beinh. 309, 513; du wol-
den sie heim ze lande gr. Rud. K'', 14; ich wil hin wider
alse her Parz. 610, 29; iwer leben wil in den tot Parz.
557, 10; ich wil ein reise Ms. 1, 57^»; ich wil in die erne
Ms. 1, 60*; min herze wil enzwei Ben. 169; diu tagewcide diu
Avil hin Amgb. 2* ; diu naht wil hin Ms. 2, 88 ; ich wolt e iinder
die erde Bit. 97*; sie lilnt die scharfen ecken gr. Rud. C^, 3.
Auch da wo wir jetzt den inf. mit zu setzen; thaz worl ward
liera in worolt funs 0. II. 2, 32; ir was uife den liof liep
Roth. 1819; ich ht i«ite dar Parz. 225, 23. leich des v.
Rüge p. 460; stet din herze in den strit Wh. 348, 16; da
hin was Riwalines ger Trist. 452; dar was nilit sin wille
Gco. 3227; ich liän gedingen in daz laut Ms. 1, 91*; über
mer hastu gedälit (ze varne); luigelen heim ze lande cod.
pal. 361, 70^1 Roth. 29^ 49*; herre , erloube mir überu
man pf. Chuonr. 2134. Diese anslassungen sind auch noch
nhd. in voller Übung: ich muß über das wasser; ich will
aufs laud; ich mag nicht in die w^einlese; ich darf nicht
dahin; ich denke morgen aufs land (cras cogito in subur-
banum Cic.) Mnl. ic hebbe liever in de risere (te vaerue)
Rein. 3469. Altn. fystoz a myrkqvan vidh (sehnten sich iu
den schwarzen wald zu fahren) Sa;m. 134*.
ellipse des part. prät.: ahd. inindiu w\is Plicebus ioli
hiiia über dia luft (sc. gegangen , interea tractus aerios Pli.
jani exierat) N. Cap. 39 ; der winter ist hina, der regan ist füre
W. 17, 24; die ^r hina warun Hild. ; diu forezeichenunga ist
') flies dräfun hat nirlit die «.HMiogste berüliiuiig mit thurt'an (au-
♦jent), >onHerij ist das prät. mhi divfaii (teadere.)
verhum. modus, ell'ipsen. J37
liina N. ps. 39, 7 ; ther scaz ist sfnes sindes {(jifaran) 0. V.
19, 60 ; iioveni libroruin zwei liina sint jN. Cap. 169 ; inhd. Ol-
niles ävenliiire ist nu diu ander liin ; der iiieie ist in diu laut
Ben. 364; anders waere ir beider hende einander in daz liur
{(jevarn) Ben. 377; dö \va^re er gerne hin wider Karl 58^;
du Ava^re er gerne von dan Karl 64'' ; ez ist hiute hin ein tac
lw.'7439; der wirt ist sine sträze Troj. 21857: du wsere hin
iiz'^iiliden plan Parz, 118, 20; wa^r er gerne nach der beiden
be't>M'b.227, 11 ; erist nu bin Anigb. 10t> ; der zorn ist mnibalp
da bin Iw. 8093. nbd. er ist dabin ; eristbinweg; alles ist vor-
bei; geld ist bin, gut ist bin; icb wäre gerne bin. auch bier
deuten parlikelu wie biu und gerne das ausgelassene wort an.
Einigemal laUt sieb fallen oder neigen ergänzen, wenn
man sieb uicbt mit fahren begnügen Avill ; nibd. muosea
üf die erden Parz. 471, 20 (ahn. til moldar hniga); müe-
zen alle zuo der erden pf. Cluionr. 4179; muoser ze der
erde das. 5862; mnl. ter mouden nioeten (sterben müssen)
Huyd. op St. 2, 418. nbd. er nuiU hinab, hinunter.
Wie mau im lat, elliptisch sagt scire hdibus, nemlich
canerc, so Ijat auch unser können, noch in der alten be-
deutung von scire, mhd. \uid ninl,, dio. präp. mit und das
subst. neben sich, worauf die fertigkeit gebt: man drirf ei-
nen inf, supplieren , der xingefabr was unser nbd. %itnuehn
aussagt, da es aber mhd. bieü : mit triuweu varn Parz.
167, 29, 322, 21. nüt warten varn Iw. 7685. mit ir varn
Iw, 3160; mit s.-vlden varn AVigal. 8634 *) ; so kann ganz
die üblicbe ellipse von fahren beibehalten werden, ich
kan ein teil mit sänge Parz. 114, 13; der mit den liulen
kan I>en. 184; nibt nüt IVouwen kan Dir. Trist. 280; der
w^ol mit riterscefle kan Parz. 66, 10. Wigal. 8456 ; der
niht mit litlers l'uore kan Parz. 152, 12; die wol mit
slrite künden Parz. 210, 22; der wol mit scarpfen slrilen
kan Parz. 348, 24; mit der tjost si bede künden Parz. 704,
6; si künden euch mit tjoste Parz. 738, 23; die künden
mit gescbülze avoI Troj. 6271; swer mit gejegede künde
Trist. 14361 ; lat niuie wunden schouwen elswcn iler du
künnc mite Parz. 577, 9; swer mit disen scbanze'i allen
kan Parz, 2, 13; der nibt mit arnuiele kan (nichts von a.
weiß) Parz. 62, 24; er künde wol mit schallen Parz. 317,
25; die wol mit züblen künden Parz. 493, 18; daz ez mit
tiuoj)beit künde (sich aufs trübe verstcbn lernte) Tit. 90, 3;
zwcr uu nibt wan mit triuwcn kan ]Ms. 1, 51^; nocb spa-
•) vgl. mit triwcii lel)en Parz. 499, 17. mit krelten leben Parz.
332, 4; der mit beiden wol künde lebe» Ms. 2, iti-'.
138 eiiifaclier satz.
!er bei Königsliofen p. 333 die %vol domlUe kiinnent (sich
gul daraiil' versleliii.) "svenn Flore 660.5 stellt : der sich
nilit mit rede kau, so verlangt das reflexive pi-oii. ein an-
deres ausgelassenes verburn , z. b. entsagen, wem -, und der
grundsatz der ellipse wird dadurch bestätigt. Veldek hat
die priip. an ; künde avoI an rileVschaft En. 9006 ; /To-
massiu se : iler iht ze guoleii dingcu kan Wgast Tl^^'j^der
viel spätere Sastrow 2, 622 auf : konnte wol auf der fei-
gen, ganz jenes scivit fidibus , und nach niaßgabe der. pi ap.
hat man andere verba anzunelimen. Es ist bemerk-ens-
wertli , daß unter den mlid. dichtem nur einige sich die-
ser redensart bedienen , am häufigsten Wolfram ; andere
z. b. Ilartm. xind Rud. meiden sie. IMnl. de mester con-
ster niede wale (der in. konnte -wol damit umgehu) Stoke
3, 196.
Das verbum sprechen , golh. cjvlthan scheint in der
älteren rede und dichlung niemals auszufallen, erst in der
neueren hat man diese ellipse den classischen sprachen
nachgeahmt, z. b. also der greis; also der vater; nemlich
sprach, redete, auch bei den redensarten : schönen dank!
im vertrauen! ist sage ich, sei es gesagt, zu ergänzen.
Etwas anders, wenn schon in dem raschen dialog alid.
und mhd. dichter die phrase tiiiat er , sprach er ausge-
lassen wird, z. b. im gedieht von der Samaritanerin, Iw.
1939-1944, denn dabei mangelt zugleich das pron., wäh-
rend in jenen beispielen das subject greis und vater aus-
gedrückt war. Oft aber wdrd, aucli in schnell wechselndem
Zwiegespräch, das sprach er, sprach sie hintereinander
wiederholt, vgh En. 97«=.
ns; Hiermit glaube ich die liauptsächlichsten verbalellipsen
des einfachen salzes angegeben , von der des auxiliaren haben
und sein beim prät. liat das folgende cap. \uid von ellipsen
des mehrfachen satzes der dritte abschnitt zu handeln.
Andere ließen sich noch aufwerfeu , z. b. die des präs.
man soll oder muß vor infinitiven (s. 87. 90) ; es ist aber
geratheuer ihnen zu entsagen.
verhuni. iempus. preis. J39
CAP. III. TEMPUS.
Wenig spraclien sind für den ausdruck der zeitverliältnlsse
beim verbuni sparsamer ausgestaltet als die deutsclie: sie
besitzt mir formen des präsens und eines einzigen Präte-
ritums. Aveder das futurum noch die in andern sprachen
vielfach gegliederten stufen der Vergangenheit vermag sie
imumschrieben zu bezeichnen.
üieser empfindliche niangel hat sich niclit erst später
liervorgethan , er reicht in ihr höchstes alterthum so weit
uns hinaufzudringen vergönnt ist. Ulf. übersetzt alle und
jede gr. tempora der Vergangenheit durch sein prat. untl
gibt das gr. fut. zugleich durch sein präs. wieder; nur
äul^erst seilen, luul im fall dringender Zweideutigkeit, be-
fpiemt er sich das fut. zu innschreiben. Selbst in der be-
deutend jüngeren ahd. periode verhalt es sich beinahe noch
ebenso, und eigentlich et'st bei 0. und N. entscheiden sich
die umsclireibungen. mhd. und nhd. haben sich diese pe-
riphrastischen tempora viel unentljehrlicher gemacht, obwol
auch selbst heule der alle giiiiulsalz hin und wieder vor-
briclil, die teniporalverhälljüsse einfacher und rolicr auf-
zufassen.
Ich trete dennoch der ansieht n'iclit bei, daU diese
mangolhaftigkcil der tempusformen von jeher in unserer
S|iracbe gelegen, oder dali in anderen der reiclithum daran
sich ei'st durch verfeinenuig ausgebildet habe. Sprachver-
feinerung Schaft nie neue formen, sondern läßt sie unler-
gelin, indem sie bestimmtere äuüerliche ersalznntlel dafüi'
gewährt, wie diese sich freilich auch bei uns hervorgelhnn
liaben. Einzelne spuren frülierer deulsclier tempora Können
vielleicht doch augezeigt Nverden,
PFiAESENS.
Das jiräsens erscheint, auch seiner form nach, als grund-
läge aller übrigen tempora; es lauft am vollständigsten
durch jeden modus, während andere tempora niir im ind.
und COM}, ontbaltcn sind, dem inip. und inf. abgchn.
140 e Ulf (icher salz.
Es clriickt die gogeiiwarl aus, zuweilen aber die al«
gegeinvürlig getlaclite vergangciilieil oder zukiiiirt. von dem
häufigen gebrauch der präsenslorm für das f'uluruni hernach
bei diesem, von dem prä«. für das lat. porfecl. conj. lier-
nach boim pral.; hier behandle icli das indicative präsens,
Avolches vergangne dinge darstellt,
JMau nennt es das erzählende oder historische präsens :
in der -wärme einer rasclien erzälilung wird zwischen an-
dere prälerlta ein pras. gestellt, \im dem zuhorer das vor-
gegangene lebendig unter die äugen zu rücken, auch kann
das plötzlich und unerwartet eingetretene scliickiich durch
das blolie präs. vorgetragen werden.
Im . griech. ist der aorist das eigentlich erzählende teni-
pus , bei lebhafter rede tritt aber oft das pras. an dessen
Stelle und wechselt niit ihm ab. Schade, dalli wir die
goth. Übersetzung des iöov uyyelos (falverai IMatth. 2, 13
nicht nachsehu können; im apparuit der lat. vulg. ist der
nachdruck des urlextes schon verloren gegangen und so
auch im ahd. arangta sih T. 9, 1 ; selbst Luther Iiat das
präs. niclit hergestellt.
Das im N, T. unzähligemal als histor. präs. vorkom-
mende Xi-y^i überträgt Ulf, stets durch das prät. qvath z. b.
Matlh. 8, 4. 7. 20. 26. Marc. 5, 19. Joh. 19, 9. 10; ebenso
Xtyovoi durch qvethun z. b. IMarc. 4, 38. die vulg. gibt
dafür ait oder dicit, also lat. praesenlia (obgleich ait sonst
etwa auch prät. sein könnte); in den ahd. Versionen finde
ich aber nur d.as prät, daÜir; c|uhat fr. theot, IMatth. 9, 6,
T. Malth. 9, 6. 23.
Ebenso wird h'Qy^frat, l'QyovTui zu einem golh. iddja,
qvam , iddjedun, qvcnuui JNlarc 2, 3. 3, 31. 5, 1.5. 35.
Joh. 11, 29. ausnahmsweise ist Luc, 8, 49 yaijijith für
i'Qy(%at gelassen. auch ■d^iMQovot JMarc. 5, 15 bleibt ga-.
Sdihvaud und ayovai Joh. 9, 13 ijatiuhand^ doch Joh.
18, 28 dafür taühun. allein folgende gv. präs. werden
überall zu goth. prät.: yxdwoi insailidcdun INfarc. 2, 4;
dicyeiQOVOi urraisideduu ]\Iarc. 4, 38; nKolorDovai laisti-
dedun Marc. 6, 1 ; ovvaynviai gaiddjedun Marc, 6, 30 ;
iyuQSTUL urniis Joli. 11, 29 u. s. w, zum klaren beweis,
dali Ulf. nicht knechtisch übersetzte, sondern das wahre
präs., welchem stets auch ein goth. entspricht, von dem
lüstorischen aufmerksam zu scheiden verstand. oiTenbar
also hnt die golh. spräche wenig neigung zum letzteren,
und ilulür lälU sich ein sattsamer grund denken: da sie
ihre prasensform äußerst oft für das gr. ful. und den gr.
verhuin. tenipiis. preis. 141
aor. conj. verwendet, so wäre Verwirrung entsprungen,
hatte sie es zugleich in allen jenen stellen der indicativen
Vergangenheit anpassen wollen. Späterhin, als sich die
Umschreibungen des fut. fester gesetzt hatten, konnte das
erzählende präs. eher aufkommen.
Wir werden es also auch nicht In ahd. prosadenkma-
lern , die der vulg. anhängen (und diese braucht in jeneu
Stellen meist schon prät. statt der gr. präs.), oder ihres präs.
noch oft für das fut. bedürfen, erwarten; elier in den ge-
dichten. Doch 0. ist kein rein erzählender dichter, sondern
überall seine belrachlung anzuknüpfen geneigt, für die
dann das präs. gerecht ist : wo er aber erzälilt bedient ef
sich stets des prät. INoch weniger verliert sich aus diesem
der alls. Verfasser des Ilel. , luid >venli er ganz am schlul^ö
seines werkS 176, 4. 5 auf giwet imo up thanan , suhia
Imo is helagon stul das präs. sitil imo thar, eiidi thanan all
gesihil folgen lälk, so forderte der sinn, hier die daucr
des hinunlischcn reiclis den vorausgegangnen ereigiiis?eii
entgegenzusetzen; atich diente das sedet a dextris der vulg.
IMaiT. 16, 19 und erit sedens Luc. 22, 69 zur richtschntir
(obschon T. 244 saz in zeso goies , dem gr. i'/Md-ioe der
ersten stelle näher forierzählt wird.)
INlehr der poesie gemäß scheint, daß zu elngang des
Ludwigliedes nach dem "weiz des dichtei'S noch drei präs.
heizit , thionot , lunot folgen, inid dann erst ins prät. ein-
geschritten wird, der Säuger geht von der gegenwart aus
zur Vergangenheit über, an diesen rand oder Vordergrund
befestigt er seine fäden und so darf er auch am .Schluß
nochmals benierklich werden. jenem weiz ih gh'ich steht
das lesen wir ihaz fuori in der Saniariteriii. Im boyinii
des PSib. lieds, bevor die erziihlung angehoben hat, kann
CS heilk'n: uns ist geseit, oder nachdem sie zu ende geht:
hie Itiit daz nnere ein ende , ditze ist der ]Nibelun{;e
not. mit diesen worteu tritt der dichter auf und ab, zur
crzählung gehören sie nicht. oft unterbleiben sie völlig
uiul selbst im beginn ist gleich das prät. angemessen, wenn
der vortragende sich als bloßen rhapsoden kiuid gibt: ik
gihurta seggen llildebr.; wir hurten dicke singen, An-
nolied.
Von solchen etngängen und schliisscn abgeselicn sollte
die freiere natur der nihd. poesie aber auch sonst im ge-
dieht das nicht rellexivc, sondern eigentlich er/älilenile präs.
vermuten lassen. ich linde es, einen einzigen fall ausge-
nommen, niriieuds.
142 eiiifaclier nutz.
Dieser fall tritt alsdann ein , wenn aus tlen erzalilten
begebenlieilen ein etwas anhaltender zustand liervurgcgan-
gen ist, dessen bild sich dem luHer vergegenwärtigten soll,
an den sich der erzählende damit wendet, hixi riltl 11er-
zeloyde Iruiit Parz. 451, 3; der rit nu ilf die niwen slä
Parz. 455, 23 ; der burcgrave nu vil wönic des verbirt
Parz. 20, 28 ; Gaschier siii kumii ouch niht verbirt Parz.
42, 7; nu gel der künec an sineu rat Parz. 422, 19; ez
ntt'ht nu wilden m.eren , diu huchgemiietc bringent Parz.
503, 1 ; im uuhl der kristeu ungeval Wh. 45, 23 ; ez
na'ht nu vreude unde klage Wh. 215, 1; nu muoz sUi
freude dem jämer u. s. w. Wh. 214, 28; nu kamt dem
Zwickel hie sin schop Wh. 396, 3 ; nu Heimrich u. siuiu
kint von der künegin empfangen s int '■''■) Wh. 251, 3; der
niarcrave ist durch si komn ane schaden Wh. 109, 1 ; nu
ist ßlantscliellur diu guote mit vaste trurigem muote in
der stat Flore 1744; nu stdt er üf und (jdt mit der kun-
gln an die stat Flore 2217; nu ist Flure schune bereit
kuinber u. gröze arbeit ze lidenne Fl. 2879; Pieinhart tvirt
noch hiute betrogen Pieinh. 824 ; diz ist geschehen , ez
muoz nu sin, er ist tut der guote Pviwalin Trist. 1701;
nu Tristan (terst ze huse komen Trist. 3377; nu Küal
unde siniu kint belehent und gerbet sint Trist. 5849; nu
herre Morolt der ist tut Trist. 7200; nu Tr. der ist ze
fride komen Trist. 8901; her Wigalois hie bluzer stätf
niht mere er ze schirme Iiät (s. 1. für stet: Iiet) wan sin
barez isengewant Wigal. 6987; hie ist diu äventiure ge-
holt Wigal. 7904; nu ist umbehabet IMorolt der degen, er
muoz mit gruzen listen fristen sin leben Mor. 1814; nu
ist verraten künec Salomun, daz hat sin elich wip getan
das. 2274 ; nu wil man den künec Salomtju sliezen in
zwu fezzern freissam, dar inne muoz er Verliesen sin wer-
dez leben das. 2412; nu liget der tugendhafte man vor dem
künege Princian u. muoz Verliesen sin leben das. 4123;
er lud den tut an der haut das. 2799. Der volkssänger hat
also diese Wendungen gemein mit dem höfischen dicliler, nur
daii jener die in der erzahlung durch das vorgeschobne prii-
sens gleichsam entstaudne pause ungescheut für seine labung
mit einem frischen trunk zu nutzen weiii (Mor. 2416.
2798. 4127.) die spätere poesie, oder die italienische,
würde hier einigemal sasen: nun lassen wir den beiden
*) empfangen siiif , und in den folgenden beispielen ist geschehen,
ist komen u. s. w. bilden kein eigentliches präs., sondern ein um-^
scliriebues prät. , das aber Lier dem präs. gleich steht.
verbum. tentpiis. präs. . 143
reiten, doch aucli diese, redensarl war dem 13 ih. nicht
unbekannt •') ; den abgebrochnen faden ninunt das nächste
prät. von neuem aut. durch die partikehi nu oder lue
wird die eintretende gegenwart angekündigt '*''^^ , der er-
zähler liaU einen augenblick ein , den zuhörer beschäftigt
unterdessen das ihm vorgehaUne bihl und LäiU ihn den Zu-
sammenhang nicht verlieren, durch anscheinende Unterbre-
chung der rede wird die aufmerksamkeit nur gesteigert.
Grade so ist auch mnl, dieses naive pras. und noch
häufiger gebraucht, nu Jeyhet Coppe ouder niouden Rein.
465; nu es Brune up die vaert ende hevet in siere liertcn
onwaert Kein. 497 ; dit scehleu hevet Reinaert ghehiten
Rein. 029; Iioe Sdl nu Brune te liove comen? Rein. 961;
uu nioet Tibert doen die vaert, die sere es droeve ende
vervaert Rein. 1043; dus gaet Grimbert te Mauiierlus Rein.
1363 ; nu es die biechte ghedaen , die lieren hehhen den
wech bestaen Rein. 1695; nu (fiiet Reinaerde ai liuteu
speie Rein. 1890; die staet ende scunivet daerwaert, ende
si spviinj1ien\ ende si keren Rein. 2038 ; nu wert R. pel-
grin , ende sin öm Isingrin ende Brune die liij(jhen ghe-
bonden Rein. 3017 ***); nu es Blancelloer in vremden
lande, hoe sere wrinct si haer hande! Floris 738; si ne
tvef van rouwen hoe ghebaren Floris 745; nu es die coninc
haerde verdroeft, hem dinct , dat lii raets bohoefl Fl. 1394 ;
Floris heß sine tale gheent , die coninc heni droevelike
omme ivent ende doet ghereiden Flor. 1480; nu es Floris
comen buter slat Fl. 1606; nu es Floris comen dacr hi
wesen soudc, hem hedaerj wel dat hi hem houde mit
sinne u. s. w. Fl. 2091. Auch bei Maerlant ersclieint die
Wendung nicht seilen , z. b. nu es die bisscop dacr comen
ende hevet capiltele ghenomen 2, 210; nu waent die bis-
*) nu lät Heil kiinppen wider komcn Parz. 652, 15; im lAt Arlüseii
stille li};iii l'arz. (JttT, 1: mi lät in riteii Parz. 443, 5; iiu l;U Tcriii-
niereii liteu VVli. 3(jO, 29; älmlicli ist: im daiict es dem wirte Parz.
63t), 13.
'*) aber nu stellt nirlit iiotliweiidin; vor dem präs. , fast iiocii lifter
vor dem prät., z. b. nu diz wart <i;etAn Parz. 57!), 1; nu diz was er-
gangen Parz. 591, 22; nu diz was et alsus konieu Parz. (>7(). 1 ; nu
diz was äne strit Parz. 808, 1; nu was Parz. 513, 1. 7 U), 9. 7K4, 23;
nu wären AVIi 351, 21; nu liet Wli. 133, 11. 138, 23. 325, 13; nu
lac Uli. 111, 15; nu sali Wli. 240, 13; nu kom Wii. 329,21. bei
Gutt'ried unzäliligemal.
*") 80 viel ich sehe, Iiat der säclis. bearbciter des Reineke in die-
sen stellen allen das präs. aiif^fegeben und dafür präterita, obgleich
selbst die nl. prosa jenes zuweilen beibehält.
144 einjdcher salz.
scop van den Ilcdeii 2, 211; mi soe el wat doen eii wct,
hert soe Jiarc au oiiser vromveii 2, 250.
Die auirallencle einslimmung zwischen Flore 1744 iiud
Floris 738 liilU venmiten, (lali hier und aIl(ler>^a^ts auch
im welschen original das priis. sland. wirklicli ersciieint iu
der allfranz. poesie das erzählende pras. ganz in derselben
Verwendung: or li esluet enging por([uerre Hon. 853 ; or
est Iienart dedens sa tor, sl filz li f'ont nioult graut ator
Ren. 917; or est Renart ea graut peril Ren. 1668. 1830;
or a Renart au(iues la horde Ren. 1816; or covient que
Tyheis se laise Won. 1944; or /'a R. tant aniuse , ({uc
arnbethii sont acorde Heu. 1981 u. s. w. Aliein außerdem
liat das historische pi-iis. m der allFranz. spräche ungleich
tiefer gewurzelt mid ninnnt neben dem prät. fast ein diillcl
oder viertel der ganzen erzahlung ein, vgl. z. b. Reu. 680-
708. 761-769. 826. 27. Berte p. 42. 43. 52. 54: niouIt
fit cele jornee felon temps et cuvert, et, la royne pleiwe,
cjui siiefre ^ li joiirs va a declin, si aproche la nuit, quant
ce voit la royne, el parfont bois s^eujuil; und so wahr-
scheinlich dmch alle oder die meisten gedichte.
In dieser heziehung ergibt sich also eine hauptverschie-
denheit zwischen altd. und altlranz. slil. Jener kennt das
historische pras. nur in dem auseinandergesetzten fall, y\o
es gei'ingen Spielraum hat, und lange nicht von allen dich-
tem verwendet wird : außer bei Wolfram, Gotfried, Wirnt,
Flecke und einigen andern habe ich es kaum getroffen,
zumal nicht bei Harlmann, Rudolf, Conrad, geschweige
in den TS'ib. oder Gudrun. Die allfranz. poesie erstreckt
es aber, wie gesagt, noch auf viele andere fälle und braucht
es geradezu als erzählendes tempus da, wo alle mhd. und
mul. dichter nur das prät. setzen, man sclilage den Trislran
auf, oder halle die fabeln der Marie de France zu den
strickerischen , bonerischen imd dem mnl. Esopet. dort
überall untergemengte prasentla, hier nirgends. Ohne zweifel
widerstreben sie auch reinepischem Vortrag, und färben ihn
zu subjectiv oder dramatisch: in jener niäliigen anwendung
der mhd. dichter tluin sie desto größere wirknng. das
eigentliche epos duldet kein präsens aui^er zu eiugang und
in den reden der handelnden, d. h. überall nur wo nicht
erzählt wird.
Auch die cddlsche erzahlung streut kein pras. ein, und
hat es lediglich im gcspräch oder wenn ganz am Schluß
die reflexion des dichters heraustritt: nü er um genginn
verhiim. lempus. preis. 145
gratr Odclrunar Saem. 243^*). zu eingang; yj-e/i /*e/?/- iiUl
251», wie^ol soust: är qvadhu 100^; lieyrdha ik segja
239». auf gleiclie weise verhält es sich im ags. Beovulf.
Für den bewegteren ton der neueren volksh'eder eignet
sich das liistor. priis. weit mehr, in den schwed. und daii.
ist es gar niclit selten, beim beginn wie in der mitte, und
ohne daU es dabei auf betrachtung abgesehn wäre: alles
ist alsogleich handlung. fröken Adelin hon guiigar sig i
rosende gärd, hon plockade rosor Sv. vis. 1, 95; och Grim-
])org tar juugfrun vid fagergulan lock, sa hinder han henne
vid sadelknapp, sa rider han öfver den trelümila skog,
und gleich darauf im prUt.: slett inte s?i talle han ett
endaste ord Sv. vis. 1, 19; skün Anna hon (jfir tili sjöastrand,
och der spatserar hon sä vida, til henne sä kom en fager
unger man, han helsade pä henne sä blida das. 1, 24. hier
stellt in den beiden ersten versen das präs. den ausgang
und das spazieren der Jungfrau als ein bild hin, mit dem
prät. des dritten luid vierten beginnt die handlung. Agnete
Stander paa hüjelofts bro , strax kom der en havmand D.
V. 1, 313; Algreven blasser i sin lur, det hörte dron-
ningen i sit biu' das. 1, 316. nicht anders in nhd. Volks-
liedern, z. b. es liegt ein scliloU in Osterreich, das ist
ganz wol erbauet, darinnen liegt ein junger knab , sein
vater kam von Piosenberg u. s. w. Alle diese beispiele he-
ben vom präs. an imd gerathen dann ins prät.; kein mlid.
dichter würde sich solche Sprünge im tempus gestattet ha-
ben, in solern er erzählt und nicht redcclierend vortritt,
die benierkung gehört eigentlich in die lehre vom mehr-
fachen satz, und nur darum hierher, weil ich das allmäliche
Umsichgreifen des bist. präs. schildern wollte.
In dem heuligen stand aller deutschen sprachzweige hat
vielfache einwirkung der classischen so wie der neiieren
fremden literatur diese tempusanwendung freier und manig-
falter begründet, überall wo der erzahler seinen gegen-
ständ näher bringen oder das überraschende darstellen will,
mag er gleich mit dem präs. beginnen oder aus dem prät.
»uinüllclbar in das präs. übergehn , z. b. wir giengen un-
besoigt, da Jährt ein wcllerslrahl aus luntorer luft, und
SiUcsJlieht auseinander. Was aber dem leichleren vertrag,
der prosa und dem drama gestattet ist, dessen wird die
gemessene epische dichtimg sich zu enthallen haben: ihr
*) man könnte diese worte aucl» nocb der O. sciijst in den numJ
legen.
K
'\4f) einJ'acJier salz.
taugt das pi-iis. nur für finijaiig ''anriif der nuise) , {^leirli-
nis lind rede ticr Iiandi-Iiidcii |i(M-8()iifii , iii( dt liir die ans
des dulilois niiinde gehende er/;ililiiiig. in (jöllios Merin.
und Dorullica isl kein einziges liisl. präs. , iii Vossens l.iiiso
wird blüU zu anfang des drillen gesangs aus der er/.ählung
gewichen, wie in jenen \olUsliedern eine l)es(:lireibuiig vor-
ausgesendet , und daiaul" ins pral. eingelenkt. \A'ielands
Oberon , nach welscher weise , hat ihrer im Übermaß.
PRAETERITUM.
Einige Vergütung für die in unserer spräche gleiclisam un-
ausgeax'bcilet gelassene oder lialb verschlossene form der
vergangenheil wird ihr durch das reiner als sonst irgendwo
entfaltete System der ablaute, luid die damit verliehne
größere durchsichtigkeit ursprünglicher und abgeleiteter,
intransitiver und transitiver bedeulungeu gewährt. was
iu der grieclüschen conjugalion zu dem ablaut stimmt fallt
gerade auf zwei teiiipora, das perfectum und den zwei-
ten aorist, so wie leduplication nur das perf. mid plusq.
einninuiit. sollten in viel früherer zeit als der gothischen
unsere ablautenden und rechipiicierenden formen uiclit auch
für bestimmte tempora der veigangeidieit gedient haben?
waren, im gegeuthed, unsere schwachen praeleiita ursprüng-
lich nieiir für das imperf. und den ersten aor. geeignet
gewesen:' einer solchen mutmalUmg steht nicht weniges
entgegen; olfenbar hal sich die ganze Unterscheidung, wenn
sie so bestand, völlig anders gewendet und niclit mehr
tempora sondcjn zwei durchgreifende verbaiclasseu bezeicli-
net. INlerkwüi-digeu auscliein hätten einige spuren starker
und schwacher prät. an einem und demselben verbo. das
gotli. gaggan bildet nicht gaigagg, vielmehr gaggida, obschou
auf jenes das ahd. gianc, gienc führt: '(ja(j<jida verdeutscht
Luc. 19, 12 i'7ioo6V&/; (aor. 1), das ge\\öhiilich gebrauchte,
aus anilerm slanun entlehnte ])räl. iddja aber Luc. 7, 6. t l
iCTO()f/?/f ro (imp.) JMatlh. 9, 9 jjzoAovdr^ne (aor. l), iddjeduu
Luc 7, 11 inoQtvovTO. Das ags. gongan vereinigt drei
präterilivfornien: die häufigste ist eode = nldja, dann gilt
yeong, giong z= gaigagg B. 3568. 4034. 4424. 4813. 5427 *),
endlich gengde =z gaggida B. 2825. C. 47, 27. 52, 9. für
den unterschied der bedeutungen ist kein gefühl mehr vor-
*) gang B, 2591. 2632 sc/ieint feliler für gieng, giong und auch
C. 39, i4 fordert der sinn gieng, giong statt gien.
vei'hum. iempiis. prüt. j47
liandcn , sonst könnten eot-le \\\\\ geong ivit, gengile ibnl
ausgediiickt haben. 0. bedient sich für hringan des /^vei-
lachen prät. hrahta I. 14, 20. \\. 14, 87. 99. IV. l'O, 31
und bruufj, hrMiyun IV. 18,36. 20,40. 35.19. Allein icJi
iiberselie nicht, dali weder gaggida noch golh. brahla (für
braggida?) iinniiltelbar aus gaggan und briggan hergefülirt
Averden dürlen; sondern ein niemals erscheinendes gaggjan
und bi-aggjan begehren, wie sicli in liaijan , liuf schwache
und starke form nu'schen, können es in gaggan, gaggida
starke luid schwache. die analogie der lat. verba weist
unsere starke Torrn auf die dritte conjugation , unsere drei
schwachen foi'inen auf die drei übrigen; es hängt also gar
nicht mit temporalunlerschieden zusammen.
Naher zur unlcrsuchung unserer praterila schreitend be-
seitige ich vorläufig, was erst im dritten abschnitt, bei dei
lehre vom conj. , vollständig kann erörtert werden: daß
die gesammte deutsche spräche den begrif des lat. perj*.
(nicht des imperf.) coiij. meist din-ch das präsens ausdrückt,
und zwar (welches uns hier gleichviel ist) am liebsten ind.,
zuweilen conj. Im N. T. steht dafür ein aor. conj., ge-
wöhnlich der erste, seltner i\er zweite: (jalairith "kvüVj
Matlh. 5, 19; läisjäi dtöüi.)-^ täujith Tioii^rtt] das.; mauagizo
vairtliith TiiQ/notva/j 5, 20; riianrlhreith (fovevat] 5, 21;
fjvithith shnj 5, 26: ajletui uii(\ ajlelitk an o).vof] 5, 31. 32
u. s. w. an diesen stellen hat die vulg. solvent, docuerit,
fecerit, abundaverit, occiderit. dixerit, dimiserit und der
alul. T. zUösit, Icritf tuot , (jlnuhisnmo , nnidit , farliizc^
J'arlazit. alid. belege aus K. audierilis hörrtt 17-''; fecerilis
tuelir 17^; fueril ist 20*'; docuerit lerit 20''; iuvenerit ^mflfe
21''; scierit wizzi 22^; judicaverit snanit 22''; visum fuerit
kiduht ist 22''; praesiimpserit erpaldct 23*; ])erieril Jar-
tverilc 23''; fuerit is/ 24''; murmiu-averit nuirtnulol, rmen-
(\a\Gv\{ puazit 25^'^ observavero pihdlln 27^; celaverit _/«»-
hele 28''; cvenerit clmmit 32'^; pidhibuerit piiverit 40-'';
supervenerit upar<7A//ü){<7 45''; audilum fiu-rit kihurlaz
ivlrdil 45''; fucrinl siut 45''; occurrciil kakan hiiifit 45'';
consliluerit liesezzit 4i\-^\ jusserit hipitdit 48*; consensiMit
kiheiihtt 54'': habuerint e'ujun 57''. beispicle aus Is. cre-
didorit chilauhil 348; dornneris slaßs 400; i-epleli fuei'int
arlüllide tverdhanl 400; zumal merkwürdig ist die Über-
tragung des Salzes rpü tetigorit vos, tangil pupillani oculi
ejus 354 wo beidemal derselbe modus und dasselbe tempus
gebraucht werihMi: dher ewih hvlnlt^ hruül sfnos augin schun.
In all<Mi diesen beispielen ist weder das formelle deutsche
prät. conj. noch eine Umschreibung anwendbar und es er-
K 2
j|48 ei II Jacher salz.
hellt daft tinsci' pi-ül. coii). well clngescliränkler sei als dos
des ind. ; iibcilliissig würde sein hier auch die anderen
dialccle zu heriicksichligen.
T3io gnn/e n.'irhfolgerule belrachfung hat es nun wcsonl-
licli niil dei- iudicnliven verijmKjeulieil zu ihuii.
Ulf. ii])orlr;igl alle und jede gr. lenipora der vergangen-
heil durch sein einziges priil. gleichviel starker oder schwa-
cher form , und davon müssen wir hier ausgehn. niemals
bedient er sich in dem activum einer Umschreibung, im
passivum aber jederzeit.
Die goth. unischreibimgen des prät. pass. sind s. 10. 11
angegeben und es ist dort ausgeführt worden, daß sich
aus den wechselnd gebrauchten hilfswörtern im , vas und
vartli durchaus kein sicherer Schluß auf eine tempusun-
terscheidung ziehen laut.
Gegenwiirlig habe ich zu belegen daß auch das nnuni-
schriebne prät. act. für alle gr. tempora der Vergangenheit
auslangt.
tniperf. : vas %v IMatlh. 7, 56. 61. Luc. 1, 7; vesun ?;aaj/
Malth. 7, 55; cjvalh tleys IMatth. 9, 21; qvelhun e'Xeyov
Job. 9, 8; sat ha^fC^ro Job. U, 20. h.ä&r^TO INIarc. 3,
32; bar fßäoTuCs ioh. 12, 6; sukida i^yret Luc. 6, 19;
gauasida läro das.; laisida edIdao'AS Marc. 1, 21. Luc. 4,
15; sildaleikidedun iüuv/ia^oi' Luc. 1, 21.
per/.: sat Kena&r/.s Marc. 11, 2; qvani^ iXrj).vd-a Luc. 5,
32; gaf d'fC^M'ACi Job. 17, 22; gasahv iojQay.e Luc. 1, 22;
gatavida nenohjy.s Liic. 1, 25; insandida ccnlaraXy.E Luc.
4, 18. 7, 20; gadiiuthnuda reß-vr^KS Luc. 8, 49; fastaida
TET'rjor^y.a Joh. 12, 7; rudida lelciXrjya Job. 8, 40.
aor. 1: sat ixäd-tos Luc. 19, 30. gasat Luc. 4, 20; gaqve-
mun ovrtjyß-i^aav ]Mallh. 7, 62; gasvalt lTe).ivxi;r>E IMatlh.
9, 18; luiluik iay.!Qr7;ae Luc. 1, 44; gatavida tuolr^os Luc.
1, 49; niclida {'yaaWs Luc. 1, 63; gavandida sik vniGTQSXj.)6
Luc. 1, 56; ushraniideduu i.a%avQO)Guv Gal. 5, 24.
aor. 2: vas iyareto Luc. 1, 5. varth Luc. 2, 1. 13; qvalh
eJ7T6 IMatlh. 8, 10. 13. 22. 6(p^ Matlb. 8, 8; qvam 7;X&ov
Matlh. 5, 17 qvanit TjX'd-eg jMatth. 8, 29. qvemum ^X^ovMarc.
1, 29. 3, 8. Luc. 2, 16; gasvalt d-nl&ave IMarc. 5, 35; galauh
i'jyaye Luc. 4, 9; gabar eTexe Luc. 2, 7; matida £(faye
Luc. 4, 2.
Schon diese wenigen beispiele lehren hinreichend , daß
alle vier gr. tem'pora, ohne unlerschieil , in der einen goth.
form zusammenfallen : vas, qvalh , bar sind bald imp. bald
verhani. ienipus. präf. I49
aor. 2; sat isl imp. perf. aor. 1; qvam peif. aor. 1 und 2j
gasvall aor. 1 und 2; gatavida perf. und aor. 1. für das
gr. plusquamp. kann ich keinen beleg auflreiben.
Auch dem goth. präfix (ja ^ das unverkennbar mit dem
begrif von dauer und vergangenlieil zusammenhängt (2,
843. 844) luid einigermaßen dem gr. augment gleicht, laut
sicli wenigstens kein gefühlter einlluij auf eine feinere lui-
lerscheidung dieser tempora beilegen, denivalle viei- zeigen
es , obwol aulfallend in den gesannnelten belspielen das
imperf. am seltensten, sulllc aber sat mehr das imperf.,
gasat mehr den aor. ausdrücken, warum wären so viele
perf. und aoriste ohne ga gelassen ?
In dem damaligen stand der goth. spräche scheinen also
die abweichenden farbungen der Vergangenheit gar nicht
emjjfunden worden zu sein, so wie das lalein zwar imperf.
imd pei-f. unterschied, nicht aber die gr. aoriste wieder-
zugeben verstand. Ganz unglaublich wäre, vsenu unter
den Gothen irgend eine Umschreibung des prät. acl. im gang
gewesen sein sollte, daß ein so umsichtiger Übersetzer wie
Ulf., bei dem häufigsten anlaß dazu, sie nicht augewen-
det hätte.
Auch in den frühsten erhaltenen ahd. quellen verhält
es sich, in dieser beziehung , keineswegs anders, das lat.
imp. ])erf. und pliisq. werden auf gleiche weise einförmig
durch das prät. vei'deutscht, und niemals umschrieben, einer
belegsamlung dafür bedarf es nirht, überall steht es damit
so bei K. Is., fr. theot. , in den hymnen und ältesten glos-
scn ; bloß das seltnere pluscj. schreibe ich einigemal her,
weil es zugleich auf das goth, tenipus zurückschließen lälU :
(•ondixerant kisaztoa Diut. 1, 519**; conjurasscnt kihaiil-
reihlin Diul. 1, ,522'^; remiserat widrisenla gl. Jun. 223;
coacervassent giiuMulin gl. Jun. 178; decreverat arleilla
das. 201 ; lluxerat lluz das. 205 ; praevalucr.it ubarmegi-
notadas. 217; reliquisset firleazssi Is. 392; irrepserat durah-
snuoh Is. 394 u. s. w. Wenn K. 25^ das imp. agebant
durch das präs. tuant gegeben wird, so ist das Ungeschick,
Is. 340 sieht praeparabat garawida, vallabat lunbihringida,
apjiendebat wac , ciam was, 3.54 dheonodon serviebaiit und
so y. 43, 3 admirabantur wuntarulun. Also fiuad bedeutet
dreierlei: dicobal, dixit , dixcral; nuädi zweieilei: diceret
und dixissel, denn dixeril ist quidil otler (piede.
Dennoch, violleicht schon im aclilen. sicher iin neunten
)h. steigen einzelne spuren \ün »unscliicibung , und zwar
einer zwiefachen, icdcr aber nül ticin pari, prät,, auf; gegen
i:)0
einj'iicher salz.
das endo ilcs iiennltTi ncliiiieu sie iiljcili.ind mid Im zehii-
Ic'Ji lidl)en sie sicli vollii; Icstgcsclzt.
Das iViiliste l)(is|)it'l der einen Melel wül die exlioit.
an liand, unbedonKlicIi noch ans dem 8 jli.,: inffanfian
ei(jul (acccpislis) J'lcc. calecli. 74. Dur, misc. 1, 6, \N ackern.
II). 5, 18.; das iilleste der andcjii (Indcl sicIi Musp. 60:
diu niarlia ist farprunnan (regio conllagravit.) für die
ersle hat T. nur einen einzigen beleg : haben (jistiiiinit
(liicratus sum) 145-, für die zweite drei stellen: frani ist
ij'ujUiKjan (processii) 2, 8 und %vas (jiworlan (factnni est)
13, 1. warun giworlan (factae sunt) 207, 1 5 Avährend die-
ser Übersetzer sonst immer nach jener allen Aveise verfahrt
und nanieiitlicli lucratus est ganz daneben gislriunita Nvie-
dergibl.
Reichllclien gebraiicli niaclit davon 0. : ih haben iz
fuJitan in mir, ni fand ih liabes wiht in thir I, 18, 28; lia-
ben ili gimeinit I. 5, 39; habet irdeilit I. 5, 57; thoh lia])et
therer thiz faste binagilit Lud. 71; allthiam habet ubarsti-
gana in uns juguud managa I. 4, 54: thcr liut sih habet
gicinot IV. 1, 2; wir eupin iz farldzau I. 18, 11; ir
eigiit gihorit 0. IV. 19, 67; ir eigut iz gisculdit V, 20, 71;
ir eii^ul giloköt V. 20, 76; sie eiguu mir ginomanan lioltou
druhltn niinaa V. 7, 29. eigun funlan 1. 1, 8; siez JlrnO'
man habetun III. 20, 88; sie habetun iz gimanacfaltut
IV. 6, 48; bisperrit habeti IL 4, 8. Belege der zweileu
Umschreibung: bin geherit (rcversus sum) V. 25, 3; tliaz
hl thiu fruma (iiieinan was I. 16, 18. II. 3, 26. 3, 36
(oben s. 91 anni.) ; uns siut daga furifarane I. 4, 51,
Hiernacli ergibt sich für beide pai-aphraseu , um diese
zeit , folgendes paradigma :
pl.
pl.
pl.
iiaben funlan.
eiguu funtan.
liabeta funtan.
habetun funtan.
bin cjueman.
bii'un c|uemane.
was cjueman.
wärun quemau^.
habes funtau.
eigut funlan.
liabelös funtan.
habe tut funtan.
bist cjueman.
birut quemaue.
wäri quenian.
"svarut cjuemane.
habet funtan.
eiguu funtan.
liabela funtan.
habeluu funtau.
ist queman.
sint r|uemane.
was ([uejnan.
waruu quemaue.
pl.
der ersten Umschreibung schien das auxiliare eigau mehr
zusagend als das abstractere haben , dieses aber nuiste zu-
gezogen werden , weil jenes tlclcct ist. die eutsprecbeudeu
Gouj. formen lauten :
verburn. tempus. prät.
iol
eigi fiintan.
pl. eigiu funlan.
habeli funlao.
pl. liabeliii l'uutau.
si queinan.
pl. siii quemane.
wuii qiieman.
pl. warn) quenian^.
eigis fuiitan.
eigit fuiitan.
eigi fiinlaa,
eigin fuiitan.
liabeli funtan.
habetiii funtau.
61 queniau.
8111 ([ueniane.
wäri quenian.
waiiin quemauö.
habetis funtan.
habelit funtau.
gis queinan.
Sit quemane.
waris quenian.
wallt quemane.
Von der bedeutung dieser formen und der llexion des par-
tic. im verfolg; ich will jetzt erst ihre allmäliclieu Verän-
derungen ausführen.
belege aus N. : ih liaLo getan 50, 5; ih Irclninnet liabo
72, 15; ili begunnen lia])o Btli. 109; ih habo uLerNvarlöt
53, 9; Labest dana gewendet 84, 2; du lialiesl ketän 51,
4; fergeben habest 50, 14; habest du (1. '") gefristet 88,
39; fergcben habest 50, 14; habest intsezzet u. ferzorn 88,
40; habest irluset 76, 16; habet kerechonul 83, 7; habet
ergezzen 10, 10; habet niili kesezzet 22, 2; li,al)et in frez-
zcn 79, 14; habet mih keleret 53, 9; die er in iroH'enot
habet 89, 10; \\ir haben durch kaiigen 80, 11; haben wir
fernomen 49, 8; wir eigen gesuudol 105, 6: wir eigen ge-
saget Bill. 114; wir eigen funden 131, 6; si liabent kozei-
gut 120, 1; habent kedanchot 76, 20; liabent mih kelröstet
21', 4; habent kevangen Bth. 111; gewehselot habent Blh.
112; habeta gieiscöt 104, 20: habeta ungelirnet Blh. 83;
daz ih fcrsciddet habe 50, 6; ferzorn eigist 79, 16; danne
du gesprochen eigtst 101, 24; erzigen habeti Cap. 8. Zu
nierkon, dal\ das auxiliare haben hier schon in den pl.
eiiuhingt und mit eigen abwechselt, es kann heiUcn wir
haheii fundmi nnd wir eigen fluiden , in der Icrt. pl.
linde ich nur haben l , ol)gleich N. sonst noch eigen kennt
(48, 12.) Kbenso schwanken nun lieule im conj. , wo doch
die sec. sg. dem eigist etwas länger anzuhangen s<heint.
Die andere Umschreibung lautet: ih pin gegangen, du bist
kogangen , er ist kegangen; pl. wir birn gegangen (131, 7),
irt birt kegangen , sie sint kegangen , und so fort : z. b.
sint fersuinen (delecerunt) 89, 9.
Bei W. wird das auxiliare abgewandelt: habo, habest,
habet oder hat; ]A. haben, habet, habent; hier ist eigen
vollends verschwunden, das andere aux. : bin, his, ist;
pl. bin, bii-t, sinl. mit beiden wird häufig umschrieben.
mild, und nlid. umsdireibungen , bei ihrer gangbarUcil.
bedürfen keiner darsiclluii".
j52 ein jacher scitz.
Diu aUs. spraclie des Ilel. verw(Miclct sie glolcli liäiilig
oder noch liuiilii^or als der alid. 0.; ihr ersles aiixiliaic lau-
Icl: hebbiu , habe;, habad (habcd, hal)id); pl. durch alle
drei porsonen habad (auch hcbbiad) ; daneben scheint aber,
wenigslens für die terl. pl. einigemal iUjtui im gebraucli,
die 1 und 2 würden nicht anders heilien. heispiele : ic
hebbiu giögid 33, 9; ik hebbiu giwisid 144, 2; habad gi-
niarcud 4, 12 ; liabad hinoman 5, 5 ; habad algeblian 23,
12; gibüden habad 32, 18; habed he sundea giwarhta 44,
16; habed mfnan willean giwarlilen 40, 1; pl. hebbiat far-
geban 162, 13; aber auch bihlidan cgun (cooperuerunl) 2,
5. das prät. überall habda , pl. Iiabdnu , obgleich als un-
aiixiliar noch ehta (25, 30) vorkommt: habila bilolhan 1,
14; habda farliwan, gisterkid 2, 13; liabda forsewan 6, 7;
habda forgeban 7, 22; habde ina gineridan 23, 2; thar
habda Jordan enna se geworhtan 34, 17; habda ahlo salda
gesagda 40, 1; halulun bithungaua 2, l4; gitald habdun 3,
14; liabdun gilestid 24, 5; liabdun thes mannes Inigi un-
dergripanen 157, 19; habdun ina gicoranen 126, 23; that
he ina gicoranau habdi 30, 4. beispiele für das z>veile
auxillare, dessen formen hekannt sind: ic bhwi cuman 27,
5; is antfallau, is gilidan 5, 7; is ginahid 26, 15; is cii-
inan 26, 21; wärun agangan 2, 9 u. s. \v.
Ebenso im ags., wo das erste hilfswort hautet: häbbe,
hafast , hafadh ; pl. durch alle geschlechter habbadh ^ ah
und agou werden nie so gebraucht; prat. hiifde, pl. häf-
don. belege: habbe ic ongunnen B. 811; häbbe ic geah-
sud B. 860; liaiast ihü gefered B. 3706 : liaiadh gefremed
B. 943; hafadh onfunden B. 1183; he liäfdti us tlias leoh-
tes bescyrede C. 25, 12; habbadh nie gecorene C. 19, 3;
forscrifeu hafde B. 212; häfde cempan gecorone B. 408 ;
gevaden häfde B. 439; forsvoren häfde B. 1602; häfde
gehested B. 1650; häfde gegongen B. 1779; häfde gefa?lsud
B. 1643; häfde engelcynna tyne getrymede C. 16, 20; ge-
sett häfde C. 16, 32; häfde renne gevorhtne C. 17, 14;
häfde gevunnen C. 19, 33; hyld häfde his ferloreue C. 20,
1; gebun häfdon B. 233 ; häfdon gefrunen B. 1331 ; häfdou
gesreged B. 1759. fürs zweite auxiliare : is cunieu B. 748;
väs gegongen B. 1637; väs gevorden C. 7, 8; sint wilcu-
mau B. 774; her syndon gef^rede feorran cuniene B. 719.
Ahn. ei'Stes auxiliare: heß ec bedhit Sxm. 112*; nu
hefi ec hefnt 138»; hefi ec buit 1431»; hefic studdan 108^;
ek hefnt hefik 148^; thu feiigit hefir 85^; hefir thu ollifat
107*: llui hefir etnar idfa krasir oc lireVlhr thtnom at bana
verbu/ii. tempus, priit, 153
orrlliit 154^; liefir lliu kannadha koni 152^; ihu fengit
lielir 851^; er heür aiikit 94b; freit hefir 25 1'^; nier lieilr
slillir steykl 146»'; niik liefir sendan 147^; liefir lieitit 151^;
er lieiir öriio sadda 154^; hafdha ec a^lladfi 86^; jna'lt
hafdlia ek 148*; liafdlii borit 149'^; farit Jiafdlii liaini allri
a!lt 151»; brotidh liafdlii IS?'^; hverr liefdhi blandit edlir
jney gefna 5^. zweites auxiliare: ec ein kominn , tliu ert
kominn, liaun er kominn; ver eruni koninir ; ec Yar kominn
u. s. w. ert kominii 146*^; va;ri liiin aptr komiu 135^.
"Überllüssig wären beispicle aus der scliwed. dün. engl,
mnl. und nnl. spraclie.
Nach dieser gewonnenen übersieht aller umschriebenen
formen sind nun naliere be trachtungen zulässig.
1. ihr Ursprung, niemand übersieht, wie imgezwungen
Schon die iilteslen poetischen denkmäler sich in der Um-
schreibung bewegen, eine ausdrucksweise, deren Otfried,
Heliand , ßeovulf , Cädmon , die edda pilegen , muß vor
ihrer zeit in der spräche zu haus gewesen sein ; in steifer
ahd. prosa , in glossen des 8 jli. mangelt sie nur, Aveil die
Übersetzer ihrem lat. text zu strenge folgten?
ich würde das für diese vuilebendlgen ahd. prosaquellen
eher eiiiräumen (wiewol sich immer anschlagen liißt, daß
sie das lat. präs. pass. umschreiben, vind freilich nicht
anders können, aber darum doch an abweichungen \om
original gewohnt waren); widerstrebte nicht die einstim-
nuing der goth. spräche. Ulf. kann unmöglich eine Um-
schreibung der Vergangenheit, die etwa in goth. llederu
gangbar gewesen wäre, bei seinem werk versclunaht haben,
für welches sich nichts mehr geeignet hiiltc. man darf
getrost annehmen, daß noch kein goth. mund, so laiigo
dieses volk bestand, eine lunschreibung des priit. mit habau
oder aigan und dem part. [)rat. ausgesprochen hat, und
ich hnde hier wieder die oft wahrzunehmende nähere vcr-
wandschalt des goth, und ahd. dialecls darin bestätigt, daß
auch dieser bis in das 8. 9 jh. hinein die Umschreibung
noch nicht scheint gekannt zu haben.
Vor dieser zeit schon mag sie sich bei andern deutschen
Stämmen, namentlich Franken und Sachsen, noch viel frü-
her aber unter dem benachbarten romanisch rodenden volk
eingelührl haben und so konnte es kaum ausbleiben , ilaß
wir auch ienen oinzolnen ahd. spuren l)egogneten. im 9
jh. drang der gebrauch durch und lierschle nun nuth bei
den Prosaschriftstellern.
1 ')4 eliijuclwr iiulz.
Ilel. "wird zlenilirli von i^leicliem aller sein diil 0.;
(adiu. iiiitl J5eov. sind, ^vcn^i•.slens in erster, nachlior nni-
f^oarbcilelcr aiiila-^snng , allci- als er, die uns \orliei;ende
JHulaclion der eddalietler geliöri noch spateren jhii. an. es
ist dennoch nuiglicli , dali in allen diesen dialecten unsere
iiinsehieibuiig eher als Im ajid, eingang fand.
Der i'ünianlschen spräche wurde das mit habere \\\\\-
schrlebene prat. -wahrsühelnlich bereits im 6. 7 jh. zur sille
und regel.
es halle in beslinimten redensaitcn der classischen spräche
sein weil alleres vorl)ild : cogniliun, perspecluni(pie liabeicl;
experluni habeo; si habes jam statutum, ([uid tibi agenduni
jiutes; de Caesare salis dictum liabeo; domitas habere libi-
dines ii. s. \v. *) allein hier steht die Verbindung immer
mit frischem, lebendigem iiachdruck, nicht in der abge-
zognen bedeulung bloßer Vergangenheit *'•'). statutum habeo
verhält sich niclil zu slaliii wie unser ich liabe beschlossen
zu beschloß 5 sondern es gCAvalirt ganz die nieinung eines
priisens: das ist mein entschliiß, das steht bei mir fest,
daher auch im abhängigeu salz wiederum jiur eiu pi'^»«.
lüigi. _ _ ^/■;;.^!i.::,7i;f
allmällch war nun aber jener p7\ilerillve sinn daraus
hervorgegangen : quem legitime habeo adinallatmn lex sal.
53, 3; anlequam eum habeat admallalinn; si qiu's eum ad-
mallalum non liabueril 54, l ; si vero de leude eum ro-
galum habuerit 7 6, 1; le habui desponsatain, IMarcuIfi form.
2, 16; quanlas juslitias factas habent capil. a. 781 (Peitz
3, 4o); siciit judicatum habemus cap. a. 783 (Pertz 3, 47);
sicut domnus Imperator mandalum liabet capit. a. 803 (Pertz
3, 123) : nullus fidelitatem , quam promissam habet donuio
imp., infrangat, aut c(ui inTractam habet non consenliat,
das.; quia auditum habenuis, quod alit[ui homines illorum
beneiicia habent deserta et alodes eorum restaiiralos cap.
a. 807 (Pertz 3, 149); locum cjuem repertum habetis Pertz
2, 367; habetmis in soHludine quae Bochonia nuncnpalur*,
juxta Iluvium qui dicitnr Fulda, locum aplum servis der
inhabltandvun repertum Pertz 2, 370; conservatum liabent
Pertz 2,370; lu habebas mihi factam \uiam plagam in ra-
pile (langob. formel zu Lothar 1 gesetzeu Georgisch 1240.'
*) Raynouanl choix 1, 81. Forcellini s. v. liabeo.
'*) rlie stelle des atiibrosiüiiisclien liedes: quae evstinctas iinheiit laiii-
padas, afiii. deo ariasctiii eiguii leolilkar liyniii. I. ft sagt in heideti
spraclieii iiiclit soviel wie exstinxeninl , arla?ctuii , sondern: die welclie
erloschene lanii'cu Irngtn, mit sicli fiiiiren.
vevhuin. tenipus. prilt. 155
Alle romanlsclieii spraclieu haben durch einfiilirung die-
ser paraphrase in ihre conj, ein tenipus niolir gewonnen
als die lat. ])esali. \veun dem lat. amabarn das franz. fai-
iiiais, dem amavi j'aimai entspricht, so muU amavi zugleich
j'ai aime ausdrücken , wahrend das eingebiilite aina\ eram
durch favais aime vertreten wird, docli die span. porlug.
imd provenz. spräche hat sich auch das unzusammenge-
selzte plusq. ind. bewahrt: amara, amera. außerdem gilt
noch in allen roman. zuugen ein pluscp conj. (franz. almasse)
und eine fuiigefiihrle umsclneibung {'iir ind. und conj. j'eus
aime, ebbi amato u. s. w. ein rcichlhum au ausdrücken
für das tempus der vcigangenheit , welcher fast der gr.
fülle (nur freilich nicht formell) gleich kommt und den
stand unserer deutschen conj. weit überbietet.
Raynouard 1, 77 glaubt einen einduft der golh. aili,
algun auf die provenz. und franz. form ai ; doch die pl.
avem, avons kündigen sich deutlich als von habere stam-
mend an , imd so der span. ital. sg. he , ho ; folglich steht
auch ai für hai, wie avons, avais und aveva für havous,
liavais, haveva. ich bemerke dies, weil mir die nicht un-
wahrscheinliche einwirkung der roman. auf die deutsche
iMUSchreibung zu erklären scheint, warum Angelsachsen
luid INordniäuner sich dafür nur des dem lat. habere glei-
chen habban und hafa bedienten, nicht des ugan und eiga.
ahd. wurde anfangs eigan neben haben verwandt, doch bald
drang letzleres durch ; eigan liat den concrelen sinn des
span. teuer, und wirklich ist das porlug. ter als lülfswort
eingeselzl worden. nu'sverslandne nachalunung des franz.
sg- ai in dem ahd. pl. eigum wird nian nicht annehmen
wollen.
Bisher ist noch nichl von der zweiten , mit dem verb.
eubsl. gebildelcu Umschreibung des priit. gehandoll worden,
diese lag den sprachen insofern niiher als sie sich mil der
passivumschreibung berührt.
Das lat. amalus sum von amor ist genau fornüeit wie
loculus sum, morluus sum von lo([uor, morior. die bei-
den lelzlercix haben aber den acliven sinn aller dcponcn-
lia. die formet morluus est pllanzle sich in den roman.
sprachen fort , auch nachdem die passive form von niori-
tur langst erslorben war. il esl mort isl also präl. des
acliv gewordnen fi'anz. mourii", und hal die bedeulung des
priit. behalten, wahrend il esl aime amatur, nicht mehr
amatus est ausdrückt.
Ks ist nicht hinlänglich er wiesen , tlaß ein golh. pas^^iv
156 ' alnfiicfier acitz.
Dieilial steliiT könne, wart* .'il)er slei^ada nitigllcli für ich
steige mich (s. 21!. 2.'5), so ilüil'le auch slitjaus im sein i::^
siaig, d.h. ein zusanmiengcscl/les jjriil. uiigoCahr (Jei-.sclljen
bededliing, ganz was unser nhd. ich hin tjeslietjen. mir
sieht indessen kein einziger golh. beleg f iir diese niiil-
iiialWing zu gebot, welclie aUc niil dein veib. siil)sl. inii-
schiiebnen priil. act. «MS ursj)rün(jlichcn mtdien lierleilen
würde.
Nhd. lassen die mit demselben hilfswort umschriebnen
priit. pass. transitiver und prät. act. intransitiver verba sicli
daran leicbt iintersclieiden , daU jenen noch worden, die-
sen aber nicht zugefügt werden kann : ich bin verloren,
gofnnden worden, hijigegen ich bin gekommen, genesen;
dcxh die allere spräche kannte kein solches worden (s. 15.),
heule darf es oft unterbleiben, und im einzelnen mag dann
zweifelhaft sein, welcher von beiden f;illen gemeint werde,
z. b. ob ih bin gimiarit 0. V. 25, 2 zu nehmen sei für ap-
pulsus sum (wie bin giliarit, oben s. 14, vgl. sih uz liar-
tun III. 17, 46) oder für navigium lilori aj)puli (wie bin
glkeril)? nu was da gestanden Wh. 231, 27 kann bedeuten
wurde gestanden oder stand.
Da unser heiUen medialpassiver bedeutung fähig ist (s.
52), so dürfte ich hin (jeheiiSen für beides, das priit. act.
oder pass. gelten können ; es bezeichnet inis aber mehr
vocor als vocatus sum , was durch ich bin geheilten "vvor-
den auszudrücken wäre. allein das alts. warun hetana
Hei. 1, 13 könnte dem genus nach gleichslehn mit waiun
kuniana. ich hin ijcivovden (je suis de venu) ist umschrieb-
nes prät. act. , nicht pass. , obgleicii es was das lat. factus
sum bedeutet , welches man für ein ]irät. pass. von facio
oder priit. med. von fio nehmen darf ").
Wenn wir sagen: er ist vorbei gegangen (praelcrlil)
wnik er ist vorbei gegangen w^orden (praelerilus est), so
rührt ersteres von dem intransitiv her, letzteres von dem
transitiv; ich bin ermüdet ist das neben ich ermüdete ste-
hende periphrastische prät., langui, aber ich bin ermüdet
worden das passive defatigalus sum; doch kann auch das blolie
*) für den passiven sinn des was giwortan bei T. (belege s. 150)
scheint zu sprechen, daß daneben aucli wart giicorfan T. 12, 2. vor-
(an wart 212, 1. wurtun wortan (facti sunt) 217, 4 gefunden wird,
wie sonst in der passivunisclireibiing was und wart wechseln, man
Kann aber aucli sagen was giwortan stehe eben activisch, wart giwortan
|yassi\iscli. T. 2, 3 wird factum est auf alte weise durch bloßes uard
gegeben.
verhiim. lempus, praf, I57
icli bin ermüdet olnie werden, passivisch stehen, langul-
dus, lassus siim *). Wo mit ward umschrieben ist, findet
imnjer passivbedeutung statt, außer in ward cunian (s. 7.)
Gegen jene Vermutung eines medialen Ursprungs dieser
präterita streitet, daU sie der gotli. wie der früheren ahd.
spräche unbekannt sind. Sie sclieinen demnach gleichzei-
tig mit den Umschreibungen durch liabeu erwachsen, und
aus dem nemlichen bediirfnis: weil man den transitiven
ein prat. mit haben biklete forderten die Inlransitiva ein
auf gleicher stufe stehendes mit sein, man wird also audi
hier wol tliun , medialen und intransitiven begrif nidit
ganz zu vermischen, ihrer verwandlscliaft unbescliadet.
2. fragt es sich nach der elgentliclien tempiishedeulium
dieser beiden Umschreibungen, da sich kein griechischüi;-
thischer text vergleichen läßt, der lat. ausdruck des prät.
aber in gewisser Aveise dadurch übertroffen wird, so ist be-
sonders der Sprachgebrauch der quellen selbst zu berück-
sichtigen, nur liiile man sich das lat. Imperf. und peif.
unserni unumschriebnen und umschriebnen prat. zu ver-
gk'iclien. N. verdeutscht mit beiden, oft liinfcreinandoi-,
das lat. pcrf. , z. b. ps. 51, 4 iniuslitiam cogilavit lineua
tua, sicut novacula acuta fecisti dolum: unrelit ahtöta diu
zunga, du habest mir trugeheite getan u. s. w. ps. 55, 11
übersetzt posuisli in conspectu : sähe du ana ; 55, t5 eri-
puisli: du irluset habest, ganz consecpient kann also auch
das prät. depon. mit unserm einfachen prät. gegeben wer-
den , z. b. gloriali sunt: sih kuolKchuton 73, 4.
Man muß also sagen : die nu't hatte und war um-
schriebnen tempora entsprechen dem lat. pluscpiamp.; die
mit habe und bin gebildeten treten neben dem einfachen
prät. für das lat. i)erf. ein, dergestalt, daß das erzählende
])erf. (tlor gr. aor.) nu't dem einl'aclieu prät., das dem gr.
perl, gleiche lat. perf. aber mit der deutschen iimschreibung
ausgedrückt wird, unser ein f. prät. dient zugleich für das
lat. imperf. In dem mit habe und ])in zusammengesetzten
prät., wie in dem begrif vollendeter Vergangenheit, liegt
etwas präsensarliges ; das plus([. aber nähert sich wieder
•) dns part. kann aucli ganz adjectiviscli, als pradicnt zu dem vcil».
subst. stclin, lind MIHet dann keine tempnsl)edcutnnj!;, ?.. Ii. er ist will-
kommen, VDlIkdinmen ;rilt niclit IVir ein |)riit. , da man niclit s!i<;t: er
willkam, vollkam. (). II. 4, 22 tliaz was al <,'itlii|:ana/, , nlid. das war
gedief^en, niel;«! das war fiediciieii, wie wir jetzt adje(ti\is(lie inid par-
ticipiale bedeiitiing dieses Wortes untersclieiden. <iic alid. plirasc konnte
den umständeil nach sehr wol prolecerat, creverat sage».
j5i'S ein l'dcficr snl'.:.
ilem Imp. Dalier bci^elnl die orziililimg eiilwcder das eiii-
lac-lio doiilsclio priil., oder das Diil li.aic imd ^v^r iini-
sc'lirici)iio : das nill habe und hin ertrügt sie niii- in deiii-
st'lbeii lall, \NO sie aiicli das eiiilaclie pras. vei-wendct, d. Ii.
wen II sie sicli vergegenwärtigen "svill (s. 142.)
Hierzu lialle man das s. 15 von der bedcutung der
)iassiviinisclireibungen gesagte: auch da bezciclmcn ivird
und ist das priis. uinl piiil. i>err., ivanl und war das imp.
und phisq., so wie zugleich das er/.aldende [lerfectum. ].l-
vvas anders Ireilich die gotli. und ahd. para|>lirase, die siib
noch nicbt recht sdieinen gesetzt zu haben, wie s. II. 12.
14 ausgeführt worden ist. gleichwol lierschte wenigstens hei
TJH". vor, die Umschreibung mit im lür das perf., die mit
vas und varth iiir imp. luul aor. anzuwenden.
Jiei allen diesen verbaliunschreibungen hat die liour-
tlieilung sich inuiier vorsugsweis^e au ilas wesen des ein-
facheu tempus zu hallen, mit welchem sie erzeugt sind.
Noch das ist bemerkenswerlb , daß In imperativlscli op-
talivem modus beide Umschreibungen aus dem sinn des
pi-iit. heraus in den des priis. oder gar in das fiit. treten,
inhd. swer nu disiu liet singe vor ir, der luthe si (je(friie~
zet von mir Ms. 1, 1*; tuot alsus iwid sit (jenesen (ihr werdet
unverletzt bleiben) Iw. 1253; dirre schal der sI gelegen (hure
auf); swer ez sehe der habe geswigen (sage nichts davon);
gerade wie im lat. das fut. exaclvun mit dem perf. conj.
sich berührt und jenes liabe gegrüezet salutaverit gegeben
\verden ktinnte. heute setzen wir das präs. der grüUe.
Ein unumschriebnes einfaches prat. conj. vertritt nicht das
priis. auf diese weise. Doch in abhängigem salz nacli vor-
ausgeliendem präs. kann mlid. wie nhd. das umschriebne
prät. ind. eben so den sinn eines futurischen pi'äs. erhalten:
mild, wirt er des libes gereit, er hat in schiere liin (jeleit
Iw. 3415; nhd. faiU er sich ein herz, er hat es bald aus-
gerichtet, wovon noch bei abhandlung des mehrfachen
Salzes; vgl. auch fut. n° 7.
3. Die dem auxiliaren haben und sein hinzutretenden, den
wahren begrif des verbums, dessen tempus umschrieben
werden soll, einschließenden parlicipia sind jederzeit parti-
cipia priil., starker oder schwacher form; allein sie be-
finden sicIi in ganz verschiedner läge.
\i\ der Umschreibung mit haben ist das part. prät. noth-
wendig ein obliquer acc. (s. 69), in der mit sein eiuMom.,-
das li^ansilive haben fordert jenen, das intransitive sein
diesen casus.
vorhiim. lempiis. prüf. \^i)
Uiisei'e lieuligc mul die nilid. spräche lassen freilich
diese beschallenlieil der pari. Jiiclil recht sichtbar Averden,
weil sie ihnen die llexion entzogen haben. im nhd. er
hat genoninien, geliebt, fühlen wir den acc. , d. i. die be-
ziehung auf den obliquen casus nicht mehr, und das part.
priit. erscheint uns beinahe activisch. die ahd. alts. ags. und
ahn. belege zeigen aber daß es hieß: er habet in ginonia-
nan , sia ginoniana, iz ginoinanaz, siö giniinnute, siu gi-
niinnutu, siu giniinnuliu , nachdem die bedeulung war cepit
euin, eani , id , aniavit eos, eas, ea. diesen passiven acc.
besliiligen auch die beigebrachten lat. und roinan. stellen;
noch lieute ilecliert die franz. spräche ihr pari, neben dem
aiixil. avoir wenigstens in gewissen fällen, in soweit sie es
zu lleciieren \ermag, d. h. fürs fem. und den pl.
War aber kein casus obl. im satz enlhallen, galt es
den bloiWn begrif er nimit, er niinnut unbezogen auf ein
anderes subj. ins prät. zit umschreiben, so wurde das pait.
in die wißectierte neutralform gesetzt: er habet ginoman,
giniinnut. dieser fall trat sehr häufig ein, und da ohnehin
auch sonst die spräche oft den adj. und part. ihre llexion
wegnahm, so begreift sich, wie allmiillch tlie unveriinder-
lichkeit der zum verb. haben conslruierten part. priit. ali-
gemeine regel werden konnte, aber in diesem sclieinbar
subiecllüsen er hat genommen ist das part. eigentlich der
neutrale acc., bei welchem man suppliere etwas (allcjuid.)
Für die mit sein umschriebnen lempora, des act. und
pass., ist die natur des nom. klar, inid auch hier ließ die
älleie Sprache, wie die heutige romanische, dem part. seine
gebührende llexion. wir sind davon frühe schon abgewi-
chen und bald zu einem unlleclierbafen part. gelangt.
IVahere darslellung dieser anfangs noch beachlelcn, dann
erloschenen llexionen für beule auxiiiaranwendungen muß
gegenwiii'lig ausgeschlossen und in den niichslen abschuill
verwiesen bleiben.
Einleuchtend beslatigt sich das eben entwickelte dop|)el[e
verhiillnis beider parllcipien au den nordischen spi-achen.
I~)a nenilicli in der alln. die llexion des ])art. priil. forl-
(.lauert inid nicht weggelassen werden darf, so tritt bei
der umschreibiuig nüt sein nolhweiullg die unlerscheidung
der drei geschlcchler vor: ek em homhin (masc.) komin
(fem.) komit (neutr.V, lici dci- mit haben aber gewohnlich
lujr der acc. neuü. : ek hell ijeiutjil, ck hdi elskat *).
•) anulo}^ int fiaiiz. il est \emi, eile est vcimo, aluT j";ii ninir.
j[(j() ei/ijac/icr safz.
Die Scliwedcn, der noiilialllcxion nidit eiitsagoiul , verniü-
ceu in ileii meisten liilleii (Ins zu li.ilieii coiistriiieiie pari,
von dem niil sein verbiiiKliieii zu nnler.sdieideii : jag iii-
Jwmmeu, jag liar (fiUl, jag liar shifvit, jag liar alskiit,
iiiul ihre graninialiker trennen bei scinvaclien verbis ein
aclives pari, älslait , hört, Hirt (welches jedoch nichts an
ders ist als jener acc. neutr. part. pass.) von dem passiven
üishad, Iiörd, lärd, das vorzüglich bei der pa=sivunischrei-
bun" "ill (s. 19.) Im diin. einlud lallen die schwed. fonntii
zusammen, aber in der starken conjiig. slelm noch immer
die i)art. beider Umschreibungen voillieilhalt von cinandei'
ab: je" er kommen und jeg bar shrevet , Nvähreml wiv
oloirlilVirmig sagen, ich bin (jekommeu und ich habe </e-
schriehen. skrifvit, skrevet Aväre hochd. = gescliriebencs.
4. ITIer liegt luis ob die concnrrenz und den widerstreit
der beiden auxiliare zu erleiligen. denn der leitende
"rundsatz, dali Iransiliva mit hahen, intransiliva mit sein
umschreiben reicht nicht aus, weil gewisse verba bald
transitiv bald intransitiv angesehn werden und sich danach
bestimmte richtungen für die bildung des prat. , in einem
dialect so, in dem andern anders ergeben können, mit
welchen man sich vertraut zu machen hat.
Das verhitm suhst. , höchst intransitiv an sich, sollte
man meinen, dürfe sein priit. nur mit sich selbst umsclirei-
ben. ein auxiliares haben scheint dabei imi so unlogischer,
da das part. prat. dieses verbums weder einer passiven be-
deutung noch jener obliquen Stellung fähig ist, welche ur-
sprünglich zu dem begriire haben gehört. Inzwischen sind
eini"e munilarten zu der kiihuheit einer solchen Verbindung
gelangt, indem sie den begrif der existenz auf ein bewust-
sein von selbstthatigkeit gründeten und sein z:=: leben oder
wolinen setzen, wobei vielleicht die etwas concretere nalur
des Stammes wesen , Avelcher im prät. und part. jenes sein
suppliert, angeschlagen werden mag. aber in früher zeit,
als man den obliquen casus bei haben noch fühlte, kann
die Operation nicht versucht worden sein.
Wie die deutschen zerspalten sich aucli die romanischen
dialecte in dieser beziehung, wol nicht ohne gegenseitigen
einfluU.
Ich kenne keinen einzigen ahd. alts. ags. beleg . und
keiner ist zu erwarten ; die Schriftsteller reichen immer
noch mit dem bloßen einfachen was aus.
Dai^egen erscheint die mhd. Umschreibung oft genug:
ich bin "^jewesen Iw, 1951. INIs. 1, 42'\ Bari 157, 31. Troj.
verhiiin. tempiis. priit. l61
16621; ist gewesen INIs. 1, 66^. Trist. 14<S; siut gewesen
]Ms. 2, 173». AAiga!. 8596; was gew'csen Mar. 133. 212.
Troj. 4487; wären gewesen Mar. 179; WPere gewesen Par/.
169, 8. Troj. 747. 15964; Wigal. 7361. 10685. Ulr. Trist.
1965; gewesen wfcre Parz. 455, 5. *) sin wir (jewest Geo.
5166 liat keine beglanbigung; aber einige schwabiscbeclicliter
setzen </e5t/t;, neben gewesen: bin gesin Bari. 158, 12; sint
gesjn Bari. 287, 3i.]\ls.2, 186'>; was gesin Troj.16837. Bari.
36, 30. 378, 28. I\ls. 2, 185»»; wrere gesin Troj. 6514. Ls.
1, 463. Heule noch scheidet sicli das nordschwäbisclie i
bi gwea vom siidschwrib. i bi gsi.
Die niederd. inid niedeil. spräche umschreibt aber mit
haben, so heves gewesen Pioth. 1991; hette ges*n Roth.
1798; gewesen hallen Ernst 3532; lieft gewesen, het We-
sen, l)adde gewesen, in Bruns saml. p. 242. 145. 155;
liadde gewesen brannschw. cliron. 41. 174; hndden gewesen
Ssp. 3, 44; hebbet gewesen Höfers urk. 72; hat geweist
das. 334; auch in einzelne mhd. gedichte scheint dies auxi-
liar aus niederd. Sprachgebrauch eingeführt: hat gewesen,
halte gewesen livl. urk. 88* 71'^ (neb(Mi waren gewesen
61* 94^^); wolle liün gewesen Flore 6297 neben solle ge-
wesen sin 6977 **). In der heutigen niederd. Volkssprache
hat umgekehrt die hochd. gewohnheit eingewirkt: ik bin
wesen brem. wb. 5, 240. wi sunt wesen Schulze holst, itl.
4, 341; auch Neocorus 1, 27 schreibt sin gewesen, aber
das niedei'Sächs. volk hangt noch an seinem: ek häive wesen.
Mnl. stehn bei haben die drei parliilpialformen qhetvC'
sen , yheivest, (jhesin: liadde ghewcsen Maerl. 1, 108.
Stoke 1, 478. 3, 163; liadde ghewest Maei-i. 3, 205. Floris
1387; hebbe ghestn Sloke 1, 448. 449. hadde ghesiii JMaorl.
1, 104. Im Ulli, mag der hochd. eiulluU wieder das heu
') oben s. 15 hätte aufgemerkt werden sollen, daß Hie mlul. iim-
sclireilxing des passiven ])riit. einigemal, wiewol selten, durch f^ewesen
verstärkt wird , so da|\ also statt ich bin gemiiinet (amntiis sum) ein
ich hin gcininnet gewesen statt findet, was dem franz. i'oi elf ninie
genauer entspricht, als unser nhd. ich bin geliebt wor<len, z. b. ich
bin begraben gewesen (j'ai ete enseveli) Troj. 169.37. Indessen heilU
es auch nhd. ich bin im schnee begraben gewesen , die saclie ist lange
verloren gewesen u. s. w. nierklicli initerscliieden von: ich Itin begraben
worden, ist lerloren worden, jenes be/,ei<'lniet. mehr das lange ver-
liarren , dieses nielir <lie bewirkung des vergangenen leidenden zu-
standes. icii bin geliebt worden ist gleichsam das prüf, zu ich werde
geliebt, ich bin geliebt gewesen das prät. zu ich bin geliebt
'*) ein thüring. aufsatz des 15 jh. in Förstemanns neuen mitth. 2,
74 gibt was gewest und hadde gewesen zusammen.
L
'\C)'2 eiiij'iiclier satz.
<^eNY<5öt vorlici-scliotid mMiiaclil lialjcn, iinler dem volk iincl
in Flandern i;ill Ik1> f^cwcsl. im liillit lisclieri : ich Jio gONvesl.
Allliics. /it'hhiilh vwtsen As. 5, iinil heule ^vesl^lie8. ik
iiab >vesl; nordlVies. he8l ^vessen (luislij ^Yessc^ lied (l'iiit.)
Im engl. 1 huve beeil fallt die form des pari, auf, das
ags. nur gevcson lautet; doch l.iUl sie sich ins allengl. hiiiaul
verfulgen: liave heue l'iistr. 2; liadden yheiie (wie der reim
für yben lorderlj das. 69; liade bc Ilornc ll'J; bei (hau-
cer stellt ben und bc hart neben einander, z. b. hadde be
C. T. 56. 60. hadde ben das. 61. 64.
Ahn. schon in der edda : tliat hefiv verii S;cni. 110^.
schwed. jag hafver verit; dän. jeg har väret.
Unter den roman. sprachen neigt sich bloß die ital. zur
hochd. weise: sono slalo, era stato; alle übrigen haben
das transitive auxiliare, prov. ui cslal, eslal ai IIa} n. 1,
128. 268; franz. ui eie; span. he sidü; ein millellat. habeo
stalum wird sich schwerlich darbieten.
Alle slav. sprachen ujnschreiben , gleich der liochd. luid
ital., mit dem verb. subst. selbst: serb. bio sam , sloveu.
sim bil, bühm. byl sem u. s. w. , aber sie kennen über-
haupt kein anderes hilfsvNort für die periphrase des prät.
Ebenso litlh. esmi bü\v?s und büw?s buwau.
Selbst sprachen, die sich bei dem verb. subst. des haben
bedienen, lassen bei dem begrifverwandten %verd€n nur
sein zu, z. b. ahn. ec em ordhiun, scliwed. jag iir vorden,
dän. jeg er bleven; auch franz. je suis devenu. «ihd. -wit
u. lanc waren worden Parz. 69, 3; worden waue Parz.
436, 4. Wigal. 9624; wären worden enein \Yigal. 10893;
suone was worden schin Parz. 271, 29.
Gleich diesen intransitivvorstellungen des Seins und Wer-
dens gebührt nun auch allen des entstehens und veryehens
ein prät. mit sein. nhd. ich &t/i entstanden, entsprungen, ent-
sprossen, gewaclisen, gediehen, geralhen, erschienen, und um-
gekehrt: vergangen, verdorben, verschwunden, gescliwun-
den, entschwunden, gestorben, mhd. %vas gedigen Parz.
190, 27; wären gedigen Wh. 50, 12; bistu gedigen Troj.
13181; ist gedigen Ulr. Trist. 2716; ist erstorben Iw. 16.
alid. sint fersuinen N. ps. 89, 9. ebenso des hlühens und
welkens : nhd. die blume wi erblüht, veiwclkt, doch geben
wir den einfachen verb. liaben: hat geblüht, ausgeblüht,
gewelkt, was die wirkende kraft des gewachses ausdrückt,
wie es heißt: der same, die pflanze hat getriebeji. mhd.
du hast gewahseu Ms. 2, 220^; nhd. dieser bäum hat lange
gewachsen, eh er seine hohe erreichte; er ist hoch auf-
gewachsen.
perbnm. iempiis. prüf. 163
Nicht anders verhalten sich die verba für beginn und
aufhören des Uchts und des Schalls : wo der bloUe Ur-
sprung hervorgehoben werden soll steht sein, wo die leuch-
tende, schallende thätigkeit, haben, der stern ist erscliie-
nen , das feuer ist entbrannt, erloschen, die kohle ist
erglüht, das haus ist verbrannt, die asche ist verglommen,
die färbe ist erblichen. aber: die sonne hat geschienen,
geglänzt, der tag hat geleuchtet, der stern hat geblinkt, ge-
sclüniniert, ihre wange hat geglüht. Bei privativer bedeu-
tung, weil sie leidend ist, wird öfter sein angewandt, wo
die entsprechende posilivlhälige liaben vorzieht: mhd. nun
küche ist mir verbrunnen Ms. 2, 69'^; nhd. die llamme
hat geglüht, die flamme ist verglüht, wie die rose hat
geblüht, sie ist verblüht. Schall und laut: der ruf ist er-
schollen, der laut ist hergedrungeu , die stimme ist erlönl :
aber der wind hat geweht, das wasser hat gerauscht, das
feuer hat gezischt, das hörn liat gclönt, das gelachter hat
geschallt, und wiederum privativ: das wnsscv ist verrauscht.
Man sagt: ich habe geredet, gesprochen, gesungen, ge-
schwiegen; ich bin verstununt. doch mhd. unterschiedlich
er hat geswigen und ist geswigen: helet ir gesAvigen Iw.
7434; hetö ich diz geswigen En. 10605; diu nahtegal ist
geswigen Trist. 477'J ; geswigen sint diu vogeliu INIs. 2,
25^; ob ich geswigen an sangc bin Ms. 2, 52*; der crye
-^^■as geswigen Wh. 50, 11; nu sich, w^ie die kempheu gein
miner rede geswigen sin Bari. 261, 15. geswigen sin ist
mehr zum schweigen gebracht w^erdcn , geswigen hau das
schweigen aus freiem willen, verschwetgen nur mit haben:
hau verswigen Wh. 390, 4, und in jener stelle aus En. ist
swigen rr verswigen. unser nhd. verschwiegen sein ist
adj. part. und drückt ein präs. aus, kein priil. Abslracte
begriile des anfangs und aufhörens bilden nhd. ihr prlil.
nur nnt haben, well sie keinen sinnlichen zustand des
Seins darbieten : ich habe angefangen, begonnen, angeho-
ben, unternommen, geendet, aufgehört, unterlassen, doch
mhd. ist erwunden (renüsit); w.rrc erwunden Mar. 81.
mhd. ist gelendet I'arz. 307, 28, liat aufgehört, allein ge-
niüezet hwten (der nuiße gcpllogeu) Cudr. 985, 1, 1529, 1.
Wie sich die Vorstellungen werden und konunen viel-
fach berühren (s. 8. 12G) so steht auch das NMMilen unil
verwerden ilenj hommen und weijtfthti in unserer bezie-
liung gleich, verba der beweyninf und ruhe, ich bin ge-
kommen, gegangen, geritten, gelaliren, wenn es den erfolg,
nicht die bewegende, anhaltende thätigkeit bezeichnet; hin-
gegen: der bereiter hat gut geritten, der kutscher gut ge-
L 2
Iß4 einfacher s{tfz.
faliieii. niliJ. icli bin komcii Mar. 107. 110. 124: bin Iipr
hekomcMi Nil). lOfi, 4; konieii \varen l\ib. 140, 1; bin üz
gevarn Wigal. 3125; -vvas gevani Wigal. 2749; sin \vii'
gevarn her Ail). 400, 2; v.fPien beim gevarn W'b. 3<S9, 6;
ich bin gerilon VA'igal. 2587. 4200; waren gerilen das. 648.
4951; was gegangen Iw. 1705; ein vesperie isl erbten (er-
gangen) Parz. 8f), 21; der strikt was ergangen VN'li. 50, 10;
innl. leden es (praetcriil) Floris 1995; dagegen: hahent
gevarn (haben sich aurgetiilirl) ISib. 231, 3; duicli wes
liebe die beide lier gevarn hän Nib. 393, 4; ich her gevarn
hun ISib. 401, 3; der lial wol gevarn Wigal. 7761. 8178;
sone lielenl ir niht wol gevarn Iw. 1495; nu liänt ir sd
mit mir gevarn (mich behandelt) Iw. 3160; swie ich mit
Worten habe gevarn Iw. 7685 ; wir her gerilen han Nib.
1169, 4; habent gerilen Nib. 232, 3; ich hun gerilen AVi-
gal. 3401. Parz. 812, 15. Bit. 44''; het im uf den lip ge-
rilen Wigal. 525; nu hat gegangen nuner kiinsle rnole
Amgb. 28\ ahd. Iram ist gigangen T. 2, 8; wir birn ge-
gangen N. 131, 7; wol aber wir haben durhkangen den
mere N. 80, 11 wir haben durlifaren 65, 12; er habet ims
mite gevarn 102, 10. alts. hahdon gegangan Ilel. . . ; ags.
gegan haldon ß. 5257. luifdc eine agongen ß. 1779; gefaren
liälcle C. 43, 12; gefaren häfdon C. 123, 26 ; gevaden häfde
B. 439 ; innl. adde ghegaen INlaerl. 1, 268 ; altn. ek gengit
liefk Stern. 186^; hafdhi gengit Isl. sog. 1, 45. 47; heli ec
farit Sccm. 32* 49*. Nhd. ich ii» gelaufen , aber: das pferd
hat stark gelaufen; mhd. ivas geloufen Trist. 3230; mnl.
hadde ghelopen Pieiii. 894 ; lievet ghelopcn Rein. 3335 ;
ebenso traben, springen. nhd. der vogel hat den ganzen
tag geflogen, ist über die mauer geflogen; ich habe in der
schwinimschule geschwommen , bin über den fluU ge-
schwommen; die ameise hat so lange gekrochen, bis sie
aus der Schachtel kam, sie ist über meine band gekrochen,
ich habe gestiegen und gestiegen , bis ich auf den berg
kam; ich bin auf den thurm gestiegen; mhd. was gestigeu
Trist. 5835. Gudr. 59''; doch ersteigen mit haben, mhd.
ich bin erbeizet Parz. 184, 29; erbeizet siiit Parz, 670, 24;
erbeizet sin W igal. 4643 ; doch wir hau erbeizet Troj.
7077. mhd. ist gestrichen Iw. 4723. Parz. 67,21; bist ge-
strichen Parz. 767, 23; gestrichen was Parz. 496, 10; sit
her gestrichen Troj. 7052; allein auch: ich hete gestrichen
Parz. 491. 25; gestrichen haut INIs. 2, 218'--; ich han durch-
strichen Tit. 100, 1, Nhd. ich bin geflohen, transitiv aber
ich habe ,• mhd. geflohen hete Wh. 432, 30. nhd ich bin
eutsvithen, und nicht mit haben; mhd. beides: ich bin ent-
verbuin. tempus. priit. l65
wichen Tit. 100, 2; ich was entwichen Parz. 491, 26; ist
entwichen Iw. 2479; hete eutwiclien Mar. 24; halen ge-
wichen livl. urk. 71' 72^^. nhd^ ich &in gefolgt, doch bei
Luther stets noch mit haben; nihd. het gevolget \^ li. 226,
13. 388, 2; den wir her gevolget hän IS ib. 644, 4; ich hun
gevolget Trist. 17105 Troj. 16619.; der niiiies lAles gevol-
get lucle IMor. 745 ; der in gevolget hele Troj. 507. nhd.
ich hin in den koth getreten und ich habe das in den
kolh getreten ; nihd. si xvtere getreten in die helle Flore
5783; ich hun den reien getreten Trist. 17118; ha;te ge-
treten Ysh. 170* (ed. cass., bei Lachni. 378, 26 anders.)
Nhd. ich biii genahet; ahd. niin Kp ist kenahet (appropin-
quavit) N. ps. 87, 4. nhd. ich hin zurückgekehrt; nihd.
ist gekeret Iw. 1590; gekeret wrere Iw. 5880; wahret vür
gekeret Iw. 6097; wrere gekeret Troj. 7100; aber hete ge-
keret (reversiis esset) Ulr. Trist. 19 66, gleichsam halte den
fuß zurückgewendet, nhd. ich habe geschwebt, nihd. aber
ich hin geswebet; wrere geswebet Wh. 48, 25. nlid. ich
hin gelallen; mhd. ist gevallen Iw. 1579. Troj. 17014; was
gevallen Iw. 2626; und das scheinbar transitive: wie sit
ir mich gevallen an (nhd. habt angefallen) Trist. 1396 ist
zu nehmen: wie seid ihr an mich (über mich) gefallen,
nhd. ich habe gestanden , aber ich hin aufgestanden , ab-
gestanden , erstanden , bei Luther auch noch ich hin ge-
standen ; mhd. xvwr druIFe gestanden Parz. 589, 9 ; waren
gest. Pai-z. 706, 6; nu was da gestanden vil "VN'h. 231, 27;
warn von den betten gcstan ]\ib. 1789, 4^; w\as ich uf ge-
ölan INls. 1, 7*'; höhe wrer erstanden, klage 107; hingegen:
ich hän gestanden JMs. 2, 127^; häte i'if gestan livl. urk.
43"; ros diu sich haut verstanden Gudr. 59''. nhd. ich
habe gesessen , denn ich bin gesessen enthält adjeclivische
priisensbedeutung; mhd. was gesezzen (consederat) Iw.
1217. Turl. Wh. 1, 112*; gesezzen sin Iw. 135; ich hdn
gesezzen Parz. 438, 20. 563, 19; ags. geseien hrifdon B.
4204. 4254. nhd. ich habe gelegen; mhd. xvas gelegen
Iw. 80. Ln. 12503. Wigal. 8390. Troj. 16470: Wh. 20t,
25; bist gelegen JMs. 2, 52\ ir sit gelegen Iw. 5(Uü; i.st
gelegen Wigal. 8576; sint gelegen Ms. 2, 58-'; wrere gele-
gen Iw. 4258. Parz. 628, 5. Wigal. 11472; hdn gelVgen
l'.n. 8215; in der bedeulung von niederliegen, erliegen
immer mit sein, z. b. Nib. 253, 4. 996, 4. 1003, 4. mhd.
tlu hast erbiten Parz. 782, 29; lull gobilen Wh. 190, 28;
het gebilen Parz. 473, 24. nhd. ich habe slill gehallon ;
mhd. het er gohalden Wh. 228, l. uhd. ich hin geblieben;
mhd. was bclibcn Wh. 202, 2.
l66 euijaclwr ndtz.
Hierher auch wachen und schlnftn. iilid. idi habe
gewacht, gcsclilareii , aljcr ich hin erwaclil, riiir<;e\vaclil,
eingeschlafen, cnlsclilafen. iiihd. icli hdn gcslälen ^^'.•lllll.
124, 4, l\v. 3.510; liel goslafen Iw. 880; sin w'iv cnJslafeu
Troj. 1G504; ich hin erwachet I\v. 3.541 ; ^vas erwachet
Iw. 881. erkranken und (jenesen. iilid. icli hin erkrankt
und genesen, nnil. ivas ghencsen Rein. 245.
Aus diesen beispielen mögen die bedeutendsten schwnn-
kungen beider anxiliarien erkannt ^verden. icli habe mich
dabei fast aul die nlid. und ndid. mundart cingescliriinkt
und nur einiges hervorstechende aus den übrigen ange-
merkt. Unverkennbar neigt sich die hd. mehr zur anweu-
dung von sein, die nd. melir zu der von hahen. die
nord. brauclit fast immer haben luid mir selten sein. Im
ganzen aber entspringt aus der hd. abwechselung beider
vcrba eine günslige mischung.
Die hilfswürler der impersonalieu soll das fünfte cap.
näher angeben.
Alle lunschriebnen prälerita der mit dem rellexlvpro-
nomen gebildeten transitiva und intransillva vertragen juir
hahen, z. b. er hat sich gestellt, gelegt, gesetzt, geeilt,
gefürchtet, gefreut *). von den transitiven versteht es sich;
die ursprünglich intransitiven aber empfangen durch das ac-
cusative rellexivum eine zuthat von iiußerlichkeit oder thä-
tigkeit (s. 4) , die sie für das auxil. sein nicht mehr eignet,
verba mit reflexivem dat. und das prät. mit sein kann icli
mir denken, weiß aber keinen einzigen beleg; ein alls. ist
imu gigangan , gI^vitan scheitert daran , daß schon das ein-
faclie gangan und wol aucli giwitan ihr prät. mit hahed
formieren ; es wird also nicht anders heißen als habed imu
gigangan. niemals erscheinen die mhd. sprach sich , was
sich, ward sich (s. 36) im umschriebnen prät.
Auch die nord. suffigierten verba, sobald sie mediale
bedeutung behalten, imd in keine passive übergehn, um-
schreiben ihr prät. bloß mit hahen, aus gleichem grund,
z. b. schwed. de hafva slagits (sie haben sich geschlagen),
det har lyckals mig (es hat mir geglückt) , träden hafva
blomstrats (oben s. 47.) Tritt passivbedeutung ein, so wird
im isl. und dan. für die perlphrastischen lempora das suflix
aufgegeben und die gewöhnliche j)assivumschrelbung fort-
gesetzt, z. b. isl. ek hcfi verit elskadhr ()'aie'le aime) dan.
•) gegensatz zur franz. refrel . ille für .lie reflexiven iiamcr sein
verlangt: ii s'est coMrlit-, rejoiii «i. ^s. w.
verhiun. tempus. prüf. I67
eg liar varet elskel; scliwed. aber laßt sich außer jag Iiar
varit älskad zugleich sagen jag har älskats, wobei wegen
der gauz leideudeu bedeutuug das Jiaben widersinuig d. h.
ohne eni])faidung der ursprünglichen beschallenheit ange-
wendet scheint.
Die siav. sprachen umschreiben alle und jede priit. pei-
fecta mit fe*7t=:sein, ohne rücksicht auf iulransiliveu oder
transitiven sinn, und verwenden für letzlerii niemals iJir
iiiieti, nijü (haben.) sie können es, weil sie sich dazu
eines wahrhaft acliven pari, priit. bediejien , das voa dem
passiven das passiv umschreibenden (s. 20. 21) völlig ab-
steht, z. b. böhm. wolal gsem (vocavi), serb. pleo sani
(plexi); sloven. sim jedel (comedi) und dieses part. ist der
drei geschlechler fähig, daher im fem. sim jedla, im ueutr.
sim jedlo stelin muß. Ebenso geschieht aucli die litth. Um-
schreibung nur mit dem verb. subst. und einem pari, prrit.
act. z. b. esmi sukes (ich habe gedreht) sukes buwau (ich
halte gedreht.)
5. Alle verha zweiter anoniaUe , als begriffe innerer thii-
tigkeit, nehmen im zusaminengesefzlen pral. nur haben zu
sich, niemals sein. nhd. ich Iitihe (ftkonut , gemocht, ge-
giiunt, gedurft, genuist, gesollt, gewust, ge^^üll^. um aber
erklaren zu können, warum in gewissen fallen statt dieser
pari, der inf. gesetzt wird, muU eine beni,erkung über ihre
form vorausgeh n.
Insofern diese anomala ein prät. ind. starker und schwa-
cher conj. besitzen scheint ihnen auch ein doppeltes part.
zu gebühren, doch die golh. spräche bildet bloß von nuinda,
kuiilha, skulda, mahta die part. munds , kunths , skzilds,
mahls (s. 59), von vissa wahrscheinlich viss (cerlus) und
von den übrigen ohls, aihls, mösts, thaürfls, daürsts, daiihls
welche nie vorkonunen ; nicht aber von man munum, kann
kunnum, skal skidum, mag magum , väit vilum ein denk-
bares munans, kunnans, skulans, magans, vitans. Beiderlei
lorm gewahrt das ahil., neben chund (notus) ■Ji't'.s (certus) *),
die freilich adjeclivische gellung haben, wezzan (scilus) T.
44, 18; pigunnaa (inceptus) und (fitorrau (ausus) gl. vir-
giliau. (wo ungitorranes inausi), ja das adj. eigaii darf für
ein ursprüngliches pari, genonunen werden. INlhd. , von
dem adj. kunt und gewis weggesehn, wechseln die wirk-
•) warum nicht aucli tollt (vnlidus)? ;nis O. laßt es äicIi niiiit l)e-
weiseii , denn 111. 20, C8 tiiie dulitun lu'ißt (|iii valtlmnt, und V. 23,
236 muß dulita biibät. »ein, wie die subst. malit, scult, kiniun*, kiturst,
Olli, ciuiubt , diult iliri'ii ui«j)iuii!? aus dem pari ucIuiilii,
1(33 eiiiJacJier salz.
liehen palt, ijewist (gewest) und (jewizzen (<lc^\fy.7.eu)•,
Lachniann zu iSil). 2241, 4 lial bedutft (^niid kein bedor-
leii), Wül al)(M' e/knnneu , <je(junntn , erbninn^n , (tithiiw
nen nachgewiesen: lauler sellc-ne, kaum /,ii gebot sicbeiule
l'ormen. unorganiscli , weil diese verba keinen ablcilungs-
vocal haben, scheint die Verlängerung gewizzet und crkun-
net, und lieber führe ich erldinnet auf ein regelmalWges
erkünne zurück '*'). zu suln und inügen mangeln belege
der schw. wie der starken form. daU aber beiderlei pnrt.
sich mit haben verbinden, tluin folgetule stellen dar: htt
ich (jexvist INls. 2, 67^^; Trist. 4434. Troj. 16879. Ls. 1,
239; hete hedorß INIarner b. Laclmi.; hat erhunnen Ms.
2, 170^; het ijefjunneti Nib. 1811, 4; hapt erbunnen iNib.
2241, 4. 2267, 3.
AYenu n»ui nhd., nicht das allein stehende sondern das
mit einem iuf. (nach s. 92) verbundne pari, scheinbar selbst
in den inf. verwandelt wird, so begreift sich eine so sell-
same slructur bloß aus der zufalligen ähnlichkeit starker
parlicipialformen mit dem inf.; der wirkliche inf. wäre
widersinnig, wir sagen: ich habe es ihun können, sollen,
wollen, uÜHjen , müssen, düi'fen statt gekonnt, gesollt,
gewollt, gemocht, genuist, gedurft **). bei wissen, taugen,
vermögen unterbleibt die freiheit, vielleicht weil wir nun-
mehr den von ihnen abhängenden inf. durch zu bestimmen
(s. 108): ich habe es nicht zu sagen gewust , vermocht,
es liat nicht anzuführen (jetauijt ; doch hört man unter
dem volk : er hat es nicht auszuricbten wissen. Den
schein jener inlinilive müssen parlicipialformen ohne ye
vern)ittelt haben: er hat küinien , sidn , mügen , dürfen,
und wirklich findet sich bei Suchenwirt 10, 144: er hat
ez türren wagen, statt getürren oder getorren. bei der
häufigen anwendung solcher Wörter überhob mau sich gern
der kleinen parlikel.
Diese auslegung wird glaublich, weil noch einige andere
oft gebrauchte starke verba, heil\en , lassen und sehen,
zum auxiliareu haben construiert, ihr ye wegwerfen und
dann wiederum gleichheit des part. mit dem iuf. entspringt:
ich habe ihn kommen heü\en, ich habe es bleiben lassen.
•) gemi/ezet Giidr. 985, 1. 1529, l stellt nicht etwa für «remiiost
(debitus), sonderi» ist pait. de» scliwaclieii iiiüezeii, rulie halten, müßig
geliii; vielleicht läse man beaser gemuuzet von muozeii
*•) so können sicli selbst drei iiif. hänfen, z. b. ich habe ihn singen
liören sollen; er hat es nicht dürfen sagen lassen.
verbiini. tempits. priit. I69
ich hahe Ihn fischen sehen slalt geheißen, gehassen, gesehn;
aber tlie beiden ersten verba pllegeu schon ihr nilul. j)arl.
ohne das. pralix zu bilden.
Endlich ^vurde der nilsverstandne inf. noch auf fünf
andere falle erstreckt, die sich keineswegs (so ^venig als
wollen für gewollt) aus einer gleicldieit mit dem part. recht-
fertigen, avif die verba helfen, hören, lehren, lernen,
Jiihlen: icli habe ihm lesen helfen, er hat. den stürm
lieulen hören, un'cfi hat die noth beten lehren, sie hat
tanzen lernen, ich hahe sein herz schlagen Jtihlen, statt
geholfen, gehört, gelehrt, gelernt, gefühlt, doch in den
drei letzten fallen wird heute das wirkliclie pari, vorge-
zogen, für den ersten bietet sich ein altes, kaum erwar-
tetes Zeugnis dar Gudr. 637, 3 ich hdn des iehen Jiceren
(hs. hocren jelien.) diese beiden inf. stehn gleichsani gegen-
über den beiden participien in der phrase : ich hän htjrt
gesaget (s. 128.)
Die ersten spuren der ganzen Unregelmäßigkeit reiclien
also schon in das 13. 14 jli. und es lassen sich wahr-
scheinlicfi noch mehr beisplele ermitteln, in keiner andern
mundart ist sie sonst zu spüren als in der nnl. aucli liier
stehn die inf. diu-ven, zullen , kunnen, moeten, mögen,
willen, laten, beten, zien , huren, lerenf helpen nach dem
auxiliaren hebben, sobald ein andrer inf. darauf folgt, statt
der part. jiriit., z. b. : ik heh iiiet durnen zeggen ; ik heb
inoelen gän ; wij hebben hen nog zien beddelen; ik heb
liem hören zeggen; u. s. w. Weder die schwed. diin. noch
engl, spräche kennt etwas ahnliches; überall steht hier das
wahre part. z. b. schwed. jag bar ej kunnat haliinka', dän.
jeg bar ikke knnnet arbeide, jeg bar hört singe; engl. I
have heard teil. mul. belege sind mir noch nicht auf-
gestoßen,
6. Unser inf. zeugt kein förmllclies prdt. , und doch sind
die mit bedetilung des priis. versehnen anomalen piät. kann,
mag, soll »1. s. w. , inlinitivisch gesetzt, nichts anders als
ur.'^prüngliche piUt. formen, das lehren schon ihre ablau-
tenden vocale, die keinem pras. geziemen, man sollte dem-
nach für sie in der vollen alten spräche das charactcrlsti-
sche tm aller prat. statt an erwarten, aber schon bei den
Gothcn herschl an , wie sich aus kunnan yriörccf, eidfvut.
Marc. 4, 11. Luc. 8, 10. Job. 14, 5 und vilan yrojvca
INlarc. 7, 24 ergibt, auch aus den pail. ])riis. vitands, ugands,
nuinands, uigands , viljands folgern laßt, sktilim däv aus
J70 eiiiJ'acJicr nutz.
JiHc. 18, l wäre ci'wiinsclit, wenn tli'e in skiihmi scliwan-
Kctide lesarl reslslüiule. ahd. gilt wizzan (scirc) K. 21^';
■makan (possc') K. JS^; scolan (cleberej K. 46^ (scolun
2.S'i v(M-lc.sc'u oder vorclnickl , wie das o dei- peiiult. be-
weist":*); iiherliaupt aber werden jalid. und goth. iiiT. iinp.
und pari. pial. dieser anoniala gemieden; alts. ist cijan liaulig
Hei. 80, 9. 83, 10. 8.5, t. 21. 157, 17. 167, 2. 17 1, 26. unter den
übrigen dialecten verdient hier der altu. unsere auCnierksam-
keit; z%var lial aiicli er die inL vila ^ ine(ja, titjdy kiinna,
Unna, thnrfa, vilja, allein für zwei wüiter wirklich jenes
verniiitete m beibehalten, für inunii {/liXXtiv) und skuhi
(debere), wie sie noch in der isl. prosa vorkommen, z. b.
jnuiui Nialss. 19: aus der edda gewahrt Ilarb. 45 (uacli
der ed. hafn.) ein beispiel. hieraus folgere icli nun nicht
bloli ältere inf. vitu , niegn , eigii u. s. w. , sondern auch
frühere goth., der 3 ])1. gleiche formen viticn, kunmuif
6(jun , daiirsun , dutjnn u. s. w. Allein die alln. spräche
bleibt bei jenem nninn und skulu noch nicht slehn; sie
bildet, da ihnen nur präs. bedeiilung gebührt, für den
ausdruck des wirklichen priit. inlinilive ans den schwachen
prät. , -welche w^iedernm mit der 3 pl. ind. oder conj. zu-
sammeutreHen : mundo S<vni. 80» 241* 243" mnndu Nialss.
12; mijndo SaMU. 242^ mijndii Isl. 1, 19; skijldo^xm. 162»
242^*. sollte also nicht auch die goth. schwache form in
den inf. eingegriffen und früher ein vistcdun , kiaithednu
(scivisse , novisse) hervorgebracht haben ? dies zugegeben
müste nun aber für alle regelmäßigen , starken und schwa-
chen, verba ein inf. prät. angenommen werden, z.h.Jttn-
thuu (invenisse) sökidedun (quaesivisse.) dafür läßt sicli
wieder ein freilich überaus seltnes altn. foro (ivisse) studlio
(stetisse) Egils saga 104 anführen, jene altn. hinneigung
zum innlaut der conj, form in skyldo , myndo gleicht ei-
nigermaßen der berührung des lat. inf. prät. amavisse,
legisse jnit dem plusq. conj. amavissem, legissem.
Doch solche mutmaßungen verlieren sich im dunkel
der vorzeit, kein goth. oder ahd. denkmal zeigt uns einen
formellen inf. prät.; seit die Umschreibungen üblich werden,
dient das hilfswort haben oder sein zu seiner bezeichnung.
Bei K. und in den glossen wird noch nicht umschrieben,
sondern das präs. inf. aucli für das lat. prät. gesetzt, z. b.
wenne lesamcs wihe fatera unsare daz er/uUeii (quando
legamus sanclos patres nostros hoc implcsse) K. 35^; per-
petrasse kifriimman Diut. 1, 518; redeniisse arlosan das.
519'»; vidisse ijisehan T. 226, 2; vgl. die s. 117 aus T.
und 0. beigebrachten uz sangen und farau für exiisse.
verbiun. leinpus, prüf. 37 1
Den Inf. prät. jiass. konnte das ins ])ral. geslellle wer-
clan näher erreiclien : cliiscliel aiTullil worihtn^ ceiiiilnr
fuisse coni])]eliim Is. 408, Nvobei dann der inl'. Avesan ge-
dacht werden kann.
]Mhd. ist die Umschreibung völlig im gang, weil aber
mir sehr seilen noch acc. c. inf. gcNvagl werden , so finden
die zahlreichslon beispielo nach den prät. der (uiomalen
verha stall: mohlen sie htiven (jescliozzen Rolh. 1792; du
jnohlest gedagel lian ]Nib. 792, 2; nuiht ir unschult ge-
Jiozzen hau Parz. 355, 24 ; muhte hau ledec lan Parz.
382, 20; der mohtez gerne hun Yermilen Parz. 484, 22;
daz müht ir gerne han verdagt Parz. 464, 6; möht ir euch
gesezzen sin Iw. 135; ich niühle gcvrnmct hau Ivv. 5513;
niöhle benomcn han Iw. 6507; möhtet ir liau gesehn Iw.
7446 ; mohte sin gewesen "VN igal. 735 ; mOlit ich daz e
gewizzen han Bari. 191, 11. Troj. 1805; mohte lian ge-
sehen Troj. 15780; mohte liun crziuget AVigal. 8310.
der hunde sc baz (jelohet hun Parz. 404, 30; ir en-
kunde leider sin geschehen iSib. 13, 4; künde er minne
hau gepflegen Bit. 23^; künden si iian gedaht Wigal. 3979.
solle halt üherliomen INIar. 134; soldez liaben lan Nib.
120, 3; du sold ich gesungen haben den leien P>en. 441;
sollen han gcnoincn Nib. 1242, 2 ; solde her abe stn ge-
varn Ceo. 3996; solle han bevunden u. crvain Troj. 17203.
dürfte han (jeijert Parz. 185, 24.
viuosen sin verlorn IMar. 145; mösle den liph haben
virlorn J'iolh. 82. 335. 1681; muoser lian gelernet Parz.
453, 16; miiesn lian gegebn Parz. 603, 27; miicser han
gedolt Parz. 617, 30; müescr han braht Parz. 643, 25; die
er muosle hau verlorn Bari. 52, 16; miieste sin gewesen
Troj. 17092.
du woher hau (jevrdijet baz Parz. 247, 25 ; woldicli
gesprochen han Iw. 7436; wolt in hau crslagen Iw. 2045;
woll in gerne lian crslagen Iw. 6767; er woldin gclrocstet
lian Iw. 3243; den wolden si gelästert hun Iw. 4292; woldc
si hau erhangen Iw. 5846; woldes der kiinec vcrhengct
lian; Iw. 7334; wold ich gesprochen han l\v. 7436; iclin
wollez han gelilen e Iw. 8084; woldc gcliirslcl hau \> igal.
1010; wolden gchabcl hau ^^ igal. 2075; woUle sin gcrilen
das. 4200; woll cibcizct sui das. 4643; wolde geflohen
8in das. 6750. 7006 ; wolde gegeben haben das. 6155;
wolde crslagen han das. 7927; wolde erworben han das.
yi88: mil in gcHiercl wolden han das. 9228; wolden hau
verseil Bari. 31, 9; wolde han gegeben Bari. 53, t8; wolle
J72 ei iij acher salz.
zerspalten s*n Troj. lf»072; \vo](e s*n gegangen Troj. 16tS42;
der wolle sicli lian gevverl Hoze 426 5 si woUlen haben niicli
geslagen livl. urk, 128'^; ich woltle si alle irslageu liaji
Iiülli. 1679; Wühle geine han gesieii Kolh. 3029; ii h wolt
mich gcklusent lian Doc. niisc. 1, 52 '^).
Wo in diesen heispielen , und es wird nieislenliiiils
jeiü , das priit. toiij. sieht, pllegen wir nlid. den salz iini-
zuslellen, d. h. das auxiliarc haben zum herschenden verbo,
das part. prät. zum inf. und das anomale verbum zu jenem
scheinbaren inf. statt des part. zu machen, aus ich mühte
gescheu hau wird uns ich hätte mögen sehn; aus ich künde
baz gelobet hau, ich halle besser loben küiuien ; aus dörfle
lian gegeil : hülle begehren dürfen, aus müese hau brahl:
lialte bringen müssen; aus wolde erbeizet Siu : halle ab-
steigen wollen; man sieht zugleicli ; warum in der ndid.
Sprache diese anomalen inf. statt der part. ungleich seltner
sind. Ist das nilid. anomale prät. der ind. , so können wir
nhd. entw. das präs. inf. gebrauchen, oder auf ähnliche
weise innstellen, z. b. die er nuiose hau verlorn: die er
verlieren musle, oder die er halte verlieren müssen.
Diese mhd. anwendung des umschriebnen prät. inf. be-
ruht in dem gefühl, daß das anomale prät. die vergangen-
lieit nicht bestinunt ausdrücke **). andern spraclien genügt
liier das präs. inf. z. b. potuissem dicere, j'aurais ])U dire,
nicht dixisse, avoir dit. consecutio temporum ist nicht im
spiel, denn unzahligemal darf nach jenem prät. auch das
mhd. präs. inf. stehn, z. b. muose ich gelun Iw. 352; muo-
sen zücken Iw. 1018; lorslicJi vragen Iw. 3020; dorfte
geschehn Iw. 1313; bewenden künde Iw. 24; muhtet leben
lan Iw. 174. zuweilen stehn beide nebeneinander, präs.
u. prät. inf.: nuioste dulden u. hau verlorn Bari. 7, 15.
Audi kann nach dem präs. des anom. verb. der vnnschriebue
inf. prät. folgen, z. b. niügest hän erriten Parz. 442, 23;
du muost in schiere vlorn hau TSib. 14, 4; mäht befunden
ban Bari. 14, 30; ich sol si im schiere hun benomen Iw.
4650.
Wir verfahren auch noch nhd. nach mhd. weise, wie-
wol weit seltner, z. b. das wollte ich hiermit ausgespro-
*) nach denselben prät. tolgt das prät. inf. paus, gern mit siu,
nicht mit werden, z. b. eiimöhtet ir niht baz geroclien sin l\v. 7558;
uiuost im sin verkcret Troj. 16551, wieder ein zeiciien der sich bc-
rüiirenden activ und pass. umsclireibung (s. 156.)
••) nicht unverwandt sein mag die nacli denselben verbis eintretende
Verstärkung des inf. präs. durcli die parlikel gs (gramm. 2, 817. 8i8.)
verhum. tempus. praf. :I73
clien Ilaben z= das habe ich aiisspreclien wollen; das -will
ich dir geschenkt halben :=z habe ich dir seh. wollen ; das
mag ich nicht gesagt haben = habe ich nicht sagen mögen,
tlen unterschied beider phrasen drückt das franz. je ne
veux pas l'avoir dit und je n'jri pas voulu le dire aus: in
jenem fall liat man gesagt und will es nicht wort haben,
in diesem hat man es nicht gesagt.
Ich linde auch ahn. denselben inf. piät. z. b. thann
eldli scal han svorit hafa. üulalh. 379. des einslimmigcn
engl, she might liave been nz si mühte sin gewesen ge-
denkt schon Ben. zu Wigal. p. 660.
Weniger begegnet der mhd. inf. jjrat. nach andern ver-
bis, z. b. nach waenen : wanden ez hau verhornen Wigal.
.5502; die er wände hau erkorn ßarl. 122, 8; und den
diu'cli ze bestimmten inf. prät. finde ich mhd. kaum oder
gar nicht, nhd. wird er häufiger: ich wünsche das nicht
vergeblich (fesaijt zu haben ^ er glaubt da gewesen zu sein;
er bezweilelt nicht ihn gesehn zu haben u. s. w. Vor-
ziiglich aber ist die nnl. spräche stark in inf, conslructio-
nen , wie sie auch nhd. nicht nachgealinil -sferden dürfen:
ik belufde u niinen zun te zullen schriven, m?ir, na zulks
(fetlän te hehben , en vel moeile darmede te Iiehben tje-
hady zeide nu mine vrouw, zulUs nimmer toeijelaten te
•zullen hebben, indien zi liet vöiaf gewelen hadde *). acc.
c. inf. sind diese klappenden Infinitive nicht (s. 119.)
7. Ellipsen des auxlUars. kaum enlbohrt seiner die
ahd. und mhd. spräche, auch nicht in relativem satz. Nur
wo zwei gleichartige verba, durch parlikeln verknüpCl, iiu-
mitlelbar auteinander folgen, braucht das hiliswott bloU
einmal ausgodiiickt zu werden. mhd. er hete sich gelen-
ket u. geschepfel Troj. 16418; hast empfüeret u. geriicket
Tioj. 70064, ungleich öfter bedient der worlreiciie Conrad
sich ilieser auslassung für das hilfswort der passivumscbrci-
buiig. Süllen aber verba verbiuuleii werden, ilenen ver-
schiediies anxiliare gobiilut, so ist sie unslallhait, z. b. wenn
man nbd. sagen woillo: er ist gekommen und (bat) gesiegt;
er hat geschlafen und (ist) erwacht.
Außer diesem fall erlaubt die ältere spräche nie den
Wegfall, auch im relativsalzc nicht. JNhd. aber ist, seit
*) Liilolfs <»ver nederlniulüclic sprAkkimst. Groiilnf^rn 1S23 p. 186 :
icli verspracli lliiien ineiiicin .solm y.ii .sclireiln-ii, iilior naclnlcm iili es
pefliaii iiiiri viel niiilie dnmit Reliaht hatte, siv^te mir iiioiiie frnii , sie
uünle er iiimnior zugelassen lial)eii, wenn sie es vorRirs gewiist hätte.
i74
e'infdcJnn' salz.
«Ion sclilcslschcn dicliferri , liorgcbraclit, das dem part. iiii-
inhltilbav J'olffendr ''niemals das voranstellende) /iahe oilcr
bin njaiiclimal /n uutordrückcii , voiziii-licli in indirectcr,
i'claliver rode, z. I). der ring den du mir gegeben liasT,
der tag an welchem er gekommen (ist); er wird es iIiph,
sobald wir uns ei-KI.-irt (haben), sobald ihr ihm wilH'iihii'^
geworden (seid.) Ghichwol hat ih'ose ellipse nirht durch-
dringen können , unil wird heute mehr gemieden als ge-
braucht, der schleppenden auxiliarhaufung entriellie man
gern, aber die spräche sträubt sich wider duidvelheiten und
Zweideutigkeiten, die dabei entspringen. baldig fallt uns
die 3 sg., 2 und 3 pl. mit der participialforin zusam-
men (z. b. iu erblickt, vertraut, verheizen) und dann dient
das hillswort ilen zweifel zu leisen, auch wegen des er-
örlerlen wechseis beider hillsverba scheint die auslassin^g
bedenklich, z. b. wenn gesagt wäre: der wagen in dem
wir gefahren, ^\ iisle man nicht, ob haben oder sind zu
verstehu ist, und des ausdrucks feinere fäjbung gienge
verloren. IVIäUig gebraucht, bei unzweifelhaficni auxiliare,
mag es hingehn auszulassen.
In der scliwed. spräche hat sich diese ellipse völlig ein-
geführt und überall begegnet sie uacli relativen und con-
junclionen : hau fürtarde hvad hau i härnad eröfrat (hade) ;
en allmän anda, som ej sällan (bar) visat sig ; da jag hört
(hade); pu tillfrägan luiru lian (hade) lärt detla; sedan
den (har) upphürt att vara u. s. w. der zusanunenhang
muU lehren, ob har oder hade gemeint sei, und wie man
sieht kann das weggelassene auxiliar dem part. vorangcliu
oder nachfolgen , die phrasen ins nhd. übersetzt würde es
jederzeit naclifolgen. Dieser schwed. auslassung sieht nichts
von dem entgegen, was ich wider die nhd. gellend machte;
keine verbalformen treffen hier mit dem part. zusammen,
und da fast nur liafva, selten vara, auxiliar steht, kann
auch nur jenes ausgelassen vermutet werden, mir ist kein
beispiel einer ellipse von vara vorgekonunen.
Die Dänen bedienen sich aber einer solchen auslassung
gar nicht, und das bildet eine auffallende ab weichung zwei
so nahverwandter sprachen.
Dagegen ist Danen und Schweden gemein die ellipse
des inj', have und hafva nach den onomalen verbis. dän.
jeg skulde gaaet derben; jeg künde forudseet dette; jeg
maatte taget mig i agt. schwed. malte jag aldrig kant
henue! (haue ich sie nie gekannt.) weder die nhd. noch
unl. Sprache vermag dergleichen.
verhum. tempus. priU. 1 75
Ob die Qiislassung der auxUiarien bei der nhd. weise
des iniperiilivischen ausdrucks : roseu auf den weg cfe-
streut und des harnis veryessenl (s. 87) hallbar sei. wird
\üu genaueren nacliforscliungen abhangen. iu der älte-
ren spraclie miiste die uuelliptische redensart nachgewie-
sen werden.
Nachdem ich ausgeführt liabe, wie die Vergangenheit mit
haben luid sein lunschiieben Avird , wi:ire nun noch die
Umschreibung des prät. conj. mit sollen, wollen und wer-
tlen darzustellen; sie soll nachher bei dem fut, bcsproclien
werden. Dafür erwähne ich hier eines besondern falls , in
welchem die allere s})rache das (nnumschriebne) prät. statt
des präs. der heuligen anwendet. es geschieht bei sey-
nunyen und verxvünschnnijen , der zustand gilt nicht für
einen neubeginnenden, sondern für einen längstbestandenen,
alid. xvola ward thio brusti tliio Krist io gikusti! 0. i. 11,
o5; xvard tvola sie O.V. 23, 280; ward xvola ihie selbuu
iiienniägon 0. V. 19, 11; wola ward ihia lebenla 0. V.
26, 36; alls. xvah xvard thesaro weroldi ! Hei. 167, 1; xve
ward tili! nilid. xvol mich ivarll AA'h. 135, 21; wol dem
wart! Wh. 320, 28; ei wol mich wart! Ms. 1, 185^; wol
mich siner künfle wart ! Ben. 333; ö wol mich warl ! Wigal.
32'J ; wol im wart der \il gereit! Freid. 80, 14; wol si
wart! Ernst 19*^; so wol mich wart! das. 4**; des wol mir
liiut und iemer wart Ls. 3, 61. Suchenw. 28, 166 ; wol mich
nu wart! cod. Uolocz. 149; wol dich nu wart, daz dicli
diu nuioter ie gelruoc an dise wcrlt! Ijcrih. 200: wol iuch
wart! Ijerlh. 129; ei wol iuch wart, daz iuch iuNver muo-
ter ie gelruoc Jjerth. 285 ; xve dir xvart y daz dich duj
muoter ie getruoc an dise werll ! Berth. 165.
Ahnlich ist das ins priit. geslelllc vcrbum gesehen (curam
habere) eryczzen [lu'il dem dal. mahHiicore?) unil vertjezzen
(mit dem gen. negligei-e) , vojj gott in bezug auf die men-
schen gc'brauclil. ijesavh in got (w ol ihm , gotl segnet ihn,
ist ihm gnädig) der ir vil reinen libes hat gewall! l)cn.24;
der riebe gol mich ie tjesuchl v. d. wibe list 114; we dir,
daz dich got ie (jesachl fragm. \5^ Bon. 81, 16; (jesach
mich got, daz gelegen ist der liute spot ! Bon. 53, 67; wol
daz mich got ie tjcsach ! JNlooyer 40"^; su mir got ertjaz !
(so wahr nu'ch gotl venlerbe!) Herb. 10 U 'l'roi. 14072; e)--
guz dir got! Bon. 28, 19; ergaz cm gol! cod. viiul. 154
n° 35 am ende; daz des lewen got v ergaz ! Ls. 2, 596.
176 ei/ifac/ier salz.
Ferner: />/"/, tl.iz dich diu eide iiihl vf.rslanll Berth.
273; />/V dich, daz ie loufwazzer ui dich /i«m / Jicrlh. 4.'J2*
daz der tievel uz dir ]nd\ Ben. 440 und gewis iinch in
andern fallen mehr.
Segen und ihich sind um so stärker, da sie als einge-
treten und lorlwirkend vorgeslellt wertlen.
FUTURUM.
Unsere spräche Ist, wie sclion s. 130 gesagt wurde, keiner
eignen form für das fulurum lahig, sie liilU es also ent-
weder ganz unausgedriickt, d. ]i. bedient sicli an seiner
stelle andrer tenipora, oder sie umschreibt es.
In der ältesten zeit gereiclit das preis, ind. zugleich für
den begrif des fut. kaum bedarf es der belege.
goth. gahauid yevvi'jr)£i Luc. 1, 13 ; drigkid (bibet) Luc.
1, 1.5; galuUjada n'/.i^OiPt;c}£Tai das.; faginund yaotjaorrut
Luc. 1, 14; fauraqvimid nooiXf.VGiT(4i Luc. 1, 17; gavan-
deith iniOTQiipti Luc. 1, 16; kuunum yro)o6,ni'd-a Luc. 1,
18; ganimis avXX/jipfj Luc. 1, 31; gabairis Tf^tj das.; liai-
tada y.Xrj&ijfi6iUi Luc. 1, 32 ; gibid d'inaet Luc. 1, 32|; tliiu-
danuth ßuGiXtvofi. Luc. 1, 33 u. s. w. überall. Selbst wo
gr. präs. und fut. nah zusammen stehn , z. b. II Cor. I, 10
Qvsia.i. und qvg^tch bleibt das eine golh. temp. galauseith;
die Verschiedenheit des sinns ruht nicht einmal aul dem
unausgedriickt gelassenen tri bei Qvoercii.
ahd. (jihit (confilebitur) K. 27*: nemnis (vocabis) T. 2,
5. ist (erit) T. 2, 6. 77, 18; giwerbit (convertet) das.; int-
phuhis (concipies) T. 3, 3; pi/it (mordebil) Diut. 1, 524;
biwisel (vitabilis) Diut. 1, 496^; fiudis (invenies) Is. 342;
ih faru (ibo) Is. 347; ghibu (dabo) das.; ih hepfu (levabo)
Is. 354; ih ardun (habitabo) Is. 355. ist -widarniezzan (re-
compensabitur) K. 24b; wirdit kedeonut (humlliabitur) ist
erliaban (exaltabitur) K. 26a; fartribaner wirdit (condemna-
hitur) gl. jun. 200; pirum piwanit (existimabiiruir) Diut. 1,
502; ist pacurlit (anücietur) Diut. 1, 532; ist kawiilit (ve-
stietur) Diut. 1, 524'^ u. s. w. Dali das kein bloIWr glossen-
stil ist, sieht man leicht aus stellen bei 0., die das präs.
im sinn des fut. setzen, und nicht umschreiben: ist be-
rautu (pariel) I. 4, 29; wirdit mari (celebris erit) I. 4. 31;
ist niendenti (gaudebit) I. 4,32; ni fullit er sih wines (noii
implebitur vino); ja bei N. herscht das präs. entschieden,
denchet (medilabitur) ps. 1, 2-, gediehet (erit) 1, 3; gibet
verbuni. iempus. ful. 177
(dabit) rfset (defluel) das.; fram dielient (prosperabunliir;
finstrent (tenebrabuntur) 138, 12 ; sago ih (explicabo) Cap.
6; lerent, zeiguut, fennident (asserent, anuotabunt, veta-
buut) Cap. 170.
Selbst bei den mbd. dicbteru , und nbd. wird noch
Läufig präs. für fut. gebraucht, z. b. wenn wir es mit adv.
construieren , welclie die Zukunft ausdrücken : ich komme
bakl , ich komme morgen, -nvo lat. veniam, franz. je vien-
drai slehn muß *). ebenso mbd.: kiimt er morgen Wigal.
382 ; als tuon ich iu morgen I\v. 4260 ; vüeret er morgen
her Iw. 4485; nu verliuse ich morgen alle mine ere Iw.
4737; gesihestu in in kurzer zit Iw. 563. Auch folgende
stellen, und zaiillose andere, belegen das präs. statt des fut.:
tuostu Iw. 558; bislu Iw. 559; hjislu Iw. 596; laze ich iu
schouwen Wigal. 285; kumt er vruo Iw. 4795; beslö
Iw. 4792.
IVächst dem präs. ind. hilft auch das präs. conj. ver-
schiedentlich das fut. auszudrücken , wie wir schon s. 85
bei dem iinp. sahen ; auf gleiclie weise steht der gr. conj.
für das fut. '**), Ulf. bindet sich aber im einzelnen nicht
an den gr. text, sondern schreitet sowol da zum conj.,
wo das gr. fut. ind., als ei- sein präs. ind. statt des fut.
verwendet, wo der gr. conj. gebraucht wird, beispiele :
häiläis %aXfGeig Luc. 1, 13; sijaina tooriai Marc. 10, 8;
bidiaii fQMT'tjaoi Job. 16, 26 ; fragihhÜdau avTano(h^);a£Tat
Rom. 11, 35; sijau eao/itat Marc. 9, 19; sijai inrat Marc.
9, 35. Luc. 1, 34; bileitbai ^taxalbhiJei IMarc. 10, 7; af-
valvjai (InoxvXiasi IMarc. 16, 3 u. s. w. Den übrigen deut-
schen dialeclon gebriebt diese golb. construclion , docli im
zusammengesetzten prät. kann noch si (sii) für erit gel-
ten (s. nachher.)
Nie vermag das einfache prät. ein fut. zu vertreten,
wol aber das zusammengesetzte.
Bcmerkenswerth sind die vorsucbe der älteren sprarlie,
das Jut. verb. sahst, mit dem worl eines aiulern slaiiuus zu
erreichen; so überträgt Ulf. /'orai , statt durili ist, vaiilhilh
Matth. 8, 12, Luc. 1, 14. II Cor. 11,15; iooftui vairtha, i'aovTac
*) dassellio gilt von doii ül)ti^on liciitip^pn sprnrlicn, z. l). schwecl.
efter fyra iniinadcr raxar p<; tili Stockliolin (Tiiilbor^ p. J02.)
") wie nnlie das Int. fut. dein präs. conj. liege, zoi^t die form dtr
3 und i conjiig.
JM
J78 einfacher salz.
vairlhand II Cor. 6. IG *); und so pHegt ilas aps. fteo,
hysl, bydk ero, eris , cril , vorscliictlcn vom piiis. com,
eart, is (siim , es, est) auszudrücken. das äiiid Ircilicli
cifine fiiliira, aber keine fiUiirischc loi-nien. auch l)f;(U'iilct
vairllia außerdem (io und das ags. beo /.uweilcn sum.
alid. lindel sich ist in der bedeutnng von eril.
llnislandliclier ist von den unisclireibungen des Tut. zu
liandeln.
1. Ulf. bedient sich einigemal, obgleich selten, des ver-
bunis haban , wie schon s. 93 gelehrt worden ist ; doch
bewirkt dies auch in andern fällen einen bestimmteren
sinn , nicht den des fut. die ahd. spräche hat bei diesem
hilfswort den reinen inf. versclierzt und beslimnil ihn über-
all durch die piiip. 7.1. sie verwendet aber auch, was ich
s. 108 vergaß anzulühren, den pl. eiyiin zu dieser Um-
schreibung, ganz wie beim prät. (s. 150): ci arslandanne
eiaiin (resurgent) Ecc. cat. th. 72 ; zi sorganne eiytin wir
(vereiuUnn nobis est) 0. V. 19, 2. der begrif ist also bald
fut., bald ein schärferer, so auch im mlid., z. b. nu liabet
iu ze raten Wigal. 6862 bedeutet: nun rathet , nun mögt,
sollt ihr rathen. in den nhd. redensarten : icli lialie zu
tliun, zu sagen entfernt sich der sinn fast noch mehr vom
bloßen fut., wiewol er ihm verwandt bleibt.
2. das goth. miinan , munaida (putare), nicht das nah-
verwandle anomale munan (?munun) man, muuda (re-
cordarl), übersetzt /luXXiii'. numais gabalrhtjan fil'/j.ng
ifKpuviCiiiV Joh. 14, 22, wie wir noch sagen: du gedenkst
zu ei'scheinen, was beinahe ist apparebis, f/tiffaviaets.
aber ein eigentliches fut. begründet es niclit, das auxiliar
kann auch im prät. slehn : ich dachte, gedachte zu kom-
men, munaida thairhgaggan i^/ieD.c öÜQyeo&ai Luc. 19, 4;
munuidedun iisgaggan sogar für fitU.ovoir toytod-cu Job. 6,
15, was eigentlich nnniand wäre. Die altn. spräche ver-
wendet deutlicher Ihr anomales niunii zu einer wollautl-
gen imischreibung des fut., niuno berjaz (pugnabuut) Sfcm.
7^; man thyrnia (tuebilur) 8'"-; mun slitna (rumpelur) das.;
koma muuu (venieut) 8*'; munt vera (erls) 66^ u. s. w.
Das schwed. dän. fragende nioJin , moii hat weit geringe-
ren umfang und eine mehr fixierte bedeutung (grannn. 3,
762.)
') für ioo/iiai gibt es vier gütli. aiisdnicksweiseii . dieses vnlrtha,
jenes conjunctivisclie Fi)äu und die peri[)lirastisclien skal pairtluni,
haha tisan (s. 93.)
verbuni. iempus. ftil. 570
3. goth. sJiuIan (skulim) umschreibt im goth. fast noch
niemals das gr. fut. , es wird für dsh' , offsi'/.nv und /tu-).-
luv , freilich nah au das fut. slreilende begrilfe gebraucht,
oder enlsj)richt auch jenem habau; ik skal briggan i^Ca d'ei
uya.yüv Joh. 10, 16; saei skulda cjviman o jitiX}MV l'Qyj>-
o&at Älatth. 11, 14; andere belege sind s. 92 niilgelheilt.
Indessen enthält eine merkMilrdige stelle unleugbar die Um-
schreibung: h\a skuli lliala barn vairlhan %(. lcqu tü tiui-
öiov tovTO earai; Luc. 1, 66.
Dieses skal ist nun auch in alle übrigen dialecte ver-
breitet und unsere iilteste art das fut. zu bezeichnen, sein
langsames um sicli greifen seit der goth. periode verdient
beachlung: noch K. Is., die glossen, meiden das hiUswort,
T. meistentheils. waz sculum wir tuon 13, 16 ist nicht
faciemus, sondern quid debemus facere , ^vieJScal drawen
K. 21^ debet arguere. nur T. 4, 6 übersetzt scal sin eih,
und 112, 25 trincan scal bibiturus sum. Ileichlicher zeigt
sich die pcripiirase bei den dichtem, im nuispilli: scal
(jiieman 36; scal stanlan 39; scal [jivallan 50; scal arsten
87 ; suonnan scal 90. bei 0. : thu scalt heran I. 5, 23 ;
muater scalt thu wesan I. 5,22; ili scal tliir sagen I. 5, 43;
er scal gimuntun I. 5, 51; scal diuren I. 7, 3 ; ih scal sa-
gen I. 12, 9; ir sculut findan I. 12, 17 u. s. w. Aber aus
der prosa bei N. wird es schwer viel beispiele dieser xnn-
schreibung aufzuNveisen, sie bedient sich, wie vorliin ge-
sagt wurde, lieber des allen präs.; nur die participiale
wemUuig erarmen sulendev Ar. 22 lülut den belielf heibei
oder der conj. wio ili tib heilen sule Blh. 36 ;r doch auch
im ind. sol ih tili luchcnun. W. der auch noch das präs.
braucht (wir sprungezen unte frewen unsih, exultabinuis
et laelabimur 7, 8; ih skenkun dir, dabo tibi poculum 69,
18; lunbegriphet null amplexabilur 11, 27) hat scal ih mili
unlerwintan 42, 18; scal ih mih geloiban 42, 24.
Desto häufiger erscheint scal im alls. llel. : scal dhilan
4, 12; ödan scoldi werdau 4, 11 ; scoldi gisld wesan 4,
14; hebbean scoldi 4, 17; scalt sprekan 5, 17; scalt wesan
8, 8. 11; scalt fodean 8, 12; scal cuman 8, 19 u. s. w.
Auch Wiggerts spätere psalmcn haben j). 5. 7 sal geereii
(glorificabo) sal ervullen (ostendam) salin verNverlhen
(peribunl).
Ags. ist sceal seltner in R. und gern noch in der bedcutuug
von oportet, debet: sceal gevircean 39; sceal vesan 541;
futurisch aber sceal (jetholian 6211; sceal frelan (vorabil)
6223. Viel öfter begegnet die Umschreibung in C. z. b.
IM 2
j 80 c'uifacliev scitz.
sccall tredan (calcabls) Sn, 2; sccall claii (niandiicaljis)
jfi, 9; ficeall vcsaii (cris) 50, 2'J ; scealt succan ((jiiaoies)
57, 12; svellau sceall (niorleris) 57, 35. von jjrosaislcn
nmle icli iiocli oll das ])räs. slall des liil. gebraucht.
Ganz gelaiifii; isl die inliil. imisclireibiiiig : sol dienen
Nib. töO, 4; sol lielfen 161, 1; sol iilon, sol füpren IGl,
3; ich sol erzeigen 1404, 4; icli sol sagen Tit. 32, 4; ich
sol Sin i'arz. 362, 1; sol gcAviinien 363, 9; icli sol mich
arbeiten 371, 27; sul wir beide gen 458, 16; nu snlt ir
gaben 512, 22; ich sol dich innen bringen 567, 9; sol ich
mich bewarn 572, 27; ich sol lian 625, 2; ir swlt jicnien
war AAh. 17, 15; er sol geschehen Iw. 4230; sol sin 4220;
sol ich ligen 4224; ir sull lazen Wigal. 376; siilt gern 423;
siilt btlen 499; sol ich bewaclien 'lioj. 17144 ; sol ich wen-
den Troj. 18685 und uiiziibllgemal. daneben bebalt aber
aiicli sol seinen ursprünglichen nachdruck, z. b. si sol sich
!aii gerluwen Ms. 1, 1*^, wo es verpllichtung und Verbind-
lichkeit bezeicliuet.
l'^heiiso mnl. , einige bcispiele aus Floi-is genügen : seit
hören 43. 89. 246; ic sei beghinnen <S8 ; ic sal doen 299;
Jii sal weueu 452; sal ic brekeu 714; ic sal mi doden
1204.
Wichtig ist nur zu bemerken , daß in der engl. nnl.
und nnd. spräche diese lunschreibung sicli beliauplet, in
der nbd. aber wieder fast verloren hat. dem engl. I shall
be, nnl. ik zal zjn, nnd. ik schall wesen stellt kein nlid.
ful. ich soll sein zur seitc; unser soll hat meistentheils die
beslimnitcre bedeutung von debeo oder nie oportet.
Auch die schwed. und dän. spräche bilden ihr fut. fort-
während mit skall und shul ^ nachdem es schon im altn.
üblich gewesen war: sl^ul rädha Smiw. 40*; heill skaltii
vera das.; thu scall geta 40''; skal vera das.; sculo um gela
60^; scolo binda 67*; scaltu ganga, sitja 84''; gneypa sculo
85 ; scaltu segja 68*, obgleich noch zuweilen, wie in dem
letzten beispiel, der sinn bestimmter ist.
4. Das golli. vifjau drückt den begrif des wollens aus,
der sich nie in ein bloßes fut. verliert, auch übersetzen
die früheren alid. cjuellcn noch kein lat. fut. durcli solch
eine Umschreibung, doch ilir beginn Uitk sich bei 0. nicht
verkennen: nu tvillih scrihan I. 1, 113; Avillih hiar gizellen
1. 3, 45 ; willih irzellen 11. 9, 3 ; w illih widoron 111. 12, 42 ;
^yttlih Irewien niih III. 23, 51. ebensowenig bei W. : wir
ue wollen nieht vergezzau 7, 11; wil ili gehuchcan (com-
verhujn. iempus. fat. JSl
nieniorabo) It, 25; wil Ib neniau 23, 8; Avil ergcban 69,
l.j 5 wil skeinan (ostendani) 69, 23.' 28; ^vile ih singen
(cauam) N. Blb. 117. bestimmter sind folgende wollen:
Avili werpan liild. 39; ni Avili lirn^n' (non velit legere) K.
49'^; wir wollen giseliau (videre voliimus) T. 57, ,1 ; ne
wilc du boren (si non vis audire) N. ps. 49, 7.
IMlid. bäufen sieb die falle der iimscbreibnng nocb
mebr: %vil icb ebenmazen (comparabo) Diut. 3, 67; wil
icb niicb reeben 3, 75; wil icb nemen Nib. 49, 4;
die tvil ich in nennen Nib. 139, 1 ; so wil icb riten u.
wil der warte pflegen Nil). 178, 1. 2; icb wilz iu sagen
Nib. 344, 4; oucb wil icb nibt engelten Iw. 213 ; icb wil
enpfäben ]Ms. 1, 6^ Wigal. 296; wil icb morgen boInWigal.
291; die wil icb iucb wizzen lau Wigal. 361. Zuweilen
folgen beide anxiliare aufeinander z. b. Kp unti gnol, t!re
und leben wil icb bie bi dir wAgen , gevorscben nocb ge-
fragen sol icb ze lande uiemer TroJ. 17165; icb sol unde
%vil gedienen Iw. 4787; die wil icli reeben, sol icb leben
(ulciscar si vivam) Wh. 194, 18. Es leuchtet ein, daß
abd. wie mbd, diese Umschreibung eigentlich auf die erste
person beschränkt ist, dejui nur wer von sich selbst redet
ist seines entscblusses und willens so gewis , daU er eine
künftige bandlung zu melden vermag. von der zweiten
lind dritten person gebraucht bleibt wollen bei dem bloßen
ausdruck des willens stehn, die volle Sicherheit des gfschehen
Werdens mangelt , z. b. ir weit wizzen kann nicht bedeuten
scietis, nur scire vultis. Nhd. wird indessen er ivill kom-
men wol auch auf den begrif.von veniet übertragen, wäh-
rend du willst konunen kaum liir venies, sondern für du
bist gemeint, willens, zu kommen gilt.
Alle übrigen deutschen dialecte beharren bei der be-
stimmten bedeutung, z. b. das ags. biddan ville (rogare
Yolo) B. 849; he ville etan (vult cdere) B. 878. So steht
auch das franz. je veux niangor ab von je mangerai.
5. Die nhd. spräche , und sie allein unter allen , pile^t
das ful. durch werden zu umschrelbeu; die rein ndid.
kennt noch kein solches auxiliar, was man auch so aus-
drücken darf, sie conslruiert werden (den s. 7 und 92 be-
bandellcn, seltnen fall ab<;procbnel) nie mit dem inf. der
zeitpunct, wo dies nhd. futurische werden aufkam, nud^
für den gellen , wo die organische uml bessere \unscbrei-
bung durch sollen in abgang gerielb. gewonnen ist nicbts
dabei, sondern verloren , weil die passivumscbrcibung schon
überflüssig viele werden iu \uisere rede bringt, und ab-
Ig2 eiiij\icher huIz.
wccliselung zwischen nvoihIcm für das präs, pass. uiul sol-
len lür das liil. act. fi iihcrliiii günstiger war. viollciclit
lial jene passivnmschroibuiig aber aiilal\ da/.ii gegehcn:' das
unischrlelMic piiis. pass. miisle alid. und nilid. /ngleicli lür
das fnl. dienen, z. b. abd. Avirt lerloren (periblt) N. ps. 1,
6; werdcnt lerliligot (pcribunl) 10, 16; irlusct wlrdo (eri-
j)ia!) 17, 30; ebenso kann das nihd. wirt verlorn perditiir
inid pcrdelur aussagen, wirt gegeben dalur und dabilur.
die spraciie gcrictb darauf, aucli statt des pari, priil. iiass.
den acliven inl". mit Averden zu conslruiercn und wird ijt-
hen für dabit zu setzen. Das fiit. pass. nabm dann ein
steifes wird (jecjeben xverden , dem man gerne ausweicht,
an. Doch darf auch das wart mit dem inf. (s. 7. 92),
schwerlich noch jene neigung des golh. vairtha für den
sinn des fut. (s. 177) in anschlag kommen. Lbrigens um-
schieiben Lutlier, H. Sachs und Fischart allenthalben das
lul. mit werden luid schon vor ihrer zeit muli es längst
bei uns einheimisch gewesen sein, es ist, wie ich glaube,
allmälich in dem 14 und 15 )h. aufgekommen, in des Cunr.
V. Dankrotzh. nanienb. p. 127 liest man xvirt sicli mereii
(augebitur) ; in Wackernagels leseb. folgende beispiele : wirt
geben 70,5, 20; wirt ligen 706, 8; werden richten an 706,
13; wird gießen 771, 27; wirt liindern 782, 3; wirt ergen
782, 10; wirst nemen 784, 37; werde sciielten 784, 39.
um gleiche zeit hatten sich freilich aucli die constructionen
des ward mit dem inf. gemehrt : ward nemen ^yackex•u.
777, 21; ward bezwingen 776, 24; raten wurden Trist.
2297 , doch sind einzelne beispiele dieses ward älter als
die ersten des wird.
In der bedcutung findet allerdings ein unterschied statt
zwischen den drei nhd. w^eisen das fut. mit soll^ will und
werde auszudrücken, quid faciam ? kann nicht wol anders
lauten als was soll ichthun? wollen bezeichnet mehr den freien
cnlschluß, sollen das imperativisclie futurum (s. 85): du
sollst warten (exspectabis); werden mehr die reine, ab-
stracte zukunft: das wird geschehn (eveniet.) wollen sagt
vorzüglich der ersten person zu, sollen der zweiten, wer-
den der dritten *): insofern liat die nhd. spraciie den begrif
der Zukunft genauer erschöpft als eine der übrigen, doch
in nicht wenigen fällen stellt freie wähl zu unter allen,
z. 1). (jnld taudem de te fiet mag heißen, was soll oder
•) hierzu stimmt freilicli das engl. fut. nirlit, welches von dem
defectiven sollen nur die erste person, von wollen die zsveite und
dritt*; liildet.
verhiun. tempus. fut. Ig3
uiU oder wird aus dir werden? Luther schreibt statt
wird werden lieber will werden, soll aber ist am meisten
beschränkt: cras veniani haßt sich nur ausdrücken ich will
oder ich werde koininen, nicht ich soll, amabo te, oscu-
labor te ist nicht anders zu übersetzen als ich will dich
lieben, dich küssen; dagegen muß man sagen: ich werde
dich lieben und wenn du mich hassest, eine Unterschei-
dung, die das nnl. ik zal beminnen nicht erreicht.
Die mhd. spräche liebt es, zuweilen mit dem innschrieb-
n^n fut. unnnllelbar das fuluiische präs. zu verknüpfen,
z. b. ir siilt morgen kumeu her u. holt den gürlel \^ igal.
300, was in der lehre von der consecutio lemporum noch
näher auszuführen bleibt.
6. Bis liierher ist die lunschreibung eines conjunctlven
■pr'ät. zu behandeln aufgespart worden, deren volle erledi-
guiig erst dem dritten abschnitt anheim fallt, da sich aber
dieses tempus mit dem fut. berührt, so bemerke ich folgendes.
Wie luisercr alten spräche für das lal. imperf. und
perf. ind. nur ein einziges tempus der veigangenheit zu
gebot stand, drückte das golli. V(?sjau, qvenijdu, gutjau
beides aus, essem und fuerim , venirem und venerim, fun-
derem luid fuderini; ebenso das ahd. wari, cpu'imi, ktizi.
ja sie dienten auch für fuissem, veuissem, fudissem (s. 149),
doch püegte der dirccle begrif des lat. perf. conj. durch
das deutsche präs. ind. wieder gegeben zu werden (s. 147.)
Nachdem die umsrJiriebnen pralerita eingang gewonnen
ballen, verrückte sich der gesichlspunct. das mlid. ich si
gewesen, ich habe gegozzen entspracheii ilem fuerim, fu-
derim , icli wiure gewesen, ich h;ete gegozzen aem fuissem,
fudissem, wie im ind. bin gewesen, hau gegozzen dem fui
und lüeram. aber weder was und göz hallen sich in die
hedeulung des lat. eram, fundebam, noch wfere und güzze
in die von cssem inid lünderem euiengenlasscn , sondern be-
haupteten ihr alles recht auf das perfcclum fort. im ind.
entsprang nun die rcgel, daß was, goz neben dem iiiipi'ii'.
auch das aoristische perf. bezcichnelen , bin gewesen, habe
gegozzen die absolute, fast wieder als jjräsens eisclu-iiionde
vergangenlicil; dabei sland die Unterscheidung zwischen
imp. und aor. im naclitheil, die zwischen aor. und perf.
imvorlheil, und da für das lat. eram, fundebam, fui, fudi
nur eine form was, goz orhanden war, spallelcn fui um!
fudi sich in zwei formen: was \\i\d bin gewesen, goz und
han gegozzen. die franz. und alle roman. sprachen über-
treü'en hier die deutsche und lat. durch ihre drei Icmpora
184 e'uifdclier safz.
fc'lais, jo fiis, j'al il6 , j« fondais, jo foiidis, Tai foiulti.
War abei' liir den ijid. die unlersclieidiing zwischen aor.
und perl", wicliti^er und wcsentlicJier, als zwischen iuiperf,
und perf. , so niuii sich das bei dem conj. umdrehen, wo
wenig zu erziilden , aber an schärferer bebliinmung unvol-
lendeler und vollendeter veigangeidiell gelegen ist. unser
■Nva,'re und güzze koniile liir das iniperl. niclit ausreichen,
tun so weniger, da (birch unmäßige abnulzung der form
des conj, präs. übergrilfe des einfachen präl. in das präs.,
was zu entwickeln hier der ort nocli nicht ist, unvermeid-
lich wurden, es kam also zu einer neuen umsclireibung,
vermöge wcichei* alle jüngeren deutschen sprachen ihren
conj. um ein tcmpus reicher maclien, als der ind. ist.
Das priit. conj., worauf diese bclrachtung gelenkt ]iaf,
führt in den romanischen granunaliken den namen des
coHtlilionalen. nur zum theil entsprechend dem lat. imperf.
conj. stellt es dafür in entschiedner analogie des fut.
Auch in unsern sprachen dienen eben die das fut. bil-
denden auxiliarc zu seiner Umschreibung, und im begrif
trift es ganz zusammen mit dem roman. conditionale. es
kann nicht früher aufgekommen sein als das periphrasti"
sehe fut.
Zuerst wurde es mit sollen gebildet, und so geschieht
es noch in allen dialccten, die sollen für das fut. verwen-
den, das franz. j'nimerais wird nnl. gegeben ik zoiide be-
minnen, engl. I should love *), schwed. jag shiUe älska,
dän. jeg shiilde elske. nicht anders mhd. ich sohle min-
nen , und so selir häufig: wesen solde Iw. 1142; sich wem
solde Iw. 1005; solde pflegen Iw. 1660; daz soldich ^ bc-
warn Iw. 2922; wer solt iu des gnade sagen? Iw. 2276;
u. s. w. daneben aber auch mhd. ich wolde minnen; ich
woldez clagen Iw. 40; er wolde komen Iw\ 903. 910.
ein mhd. würde nüt dem inf. ist bei den dichtem des 13
jh. ebenso unerhört als das präs. wirde zur Umschreibung
des fut.; im 14. 15 jh. begegnen einzelne beispiele: tvür-
dent schätzen (aestimarent) Ls. 1, 15, und im 16 jh. steht
würde sagen in der spräche fest Avie werde sagen, die
bei dem mangelnden undaut an solUe and woUte weniger
deutliche conjunctive form ist an würde unverkennbar; es
muü dannn als ein conjunclives teujpus, nicht als ein in-
dicalives betraclitet werden '■'*).
*) in zweiter und dritter person wouhJsi , would (s. 182).
**) aber ein eignes tempus (nur keine conjuaationsform) bezeichnet
verhnm. tempus. Jiit. j|g5
Dei' bedeutung nach trift es, zumal iti der früliern zeit,
uocli ganz mit dem eiufachezi prüt. couj. zusammen, dns*
inlid. disiu zuht (jiencje billicher über micb Iw. 1678; vor
im geniese niemeu Ben. 380 '*') eutspriclit eiuem nlid. würde
ergehu, würde genesen, obgleich wir auch noch heute das
einfache tempus brauchen dürften , wie schon nihd. halte
gesagt werden können : sohle ijän. beide tempora, das
einfache und umschriebene, concurrieren den umständen
nach so, wie im ind. gieng und ist gegangen. nur hat
gieuge weitere ausdehnung und lüüt sich in vielen fällen
gar nicht durch würde gehn vertreten, während für letzte-
res meistentheils auch jenes stehn kann. Namentlich ge-
bührt dem conditionalen würde gehn, Avürde lieben nie-
mals optaliver sinn , und dadurch unterscheidet es sich
von der passivumschieibung des piät. conj., die durchaus
nicht mit ihm auf gleiche linie zu stellen und viel friiJier
in der spräche gangbar gewesen ist. würde iif (fetdn (ape-
riretur) Iw. 1264 und dergleichen findet sich allenthalben
im 13 jh, und früher, niemals xvilrde iif tnon (apeiiret)
und beider umschreibimgen Ursprung ist ein andrer, würde
aufgelhan erfüllt ganz die rolle des prät. conj. mid gilt
auch optativisch; ein passives conditlonale verlangt weitere
Umschreibung durcii : würde atifgethan tverdeti , luid erst
dieses steht dem activen würde auflhun parallel. Hieraus
ergibt sich zugleich, daß würde aufthun kein bloßes in
den conj. gesetztes ward aufthun sein kann, wie sich denn
auch diese indicative Umschreibung in der spräche nicht
behauptet hat.
7. Das sogenannte fut. exactutn unterscheidet sich von
dem gewöhnlichen iiidicalivcu fut. dadurch, daß es mit
dem prät, des inf. umschrieben wird, sobald die s. 180. 181
gegebnen mhd. beispiele von sol, solde, wil, woltle fulu-
risch stehn, bilden die hinzugefügten Umschreibungen des
diese unisclireüjung so gut als die des fut. Adelung hat inconseqiient
ein fut. icli werde lohen aufgestellt und kein prät. conj. icli u-itrde
lohen (ielirgel). 1, 781. 782.) soll ein paradi-iina rlie tcnipiisbcdeu-
tuiigcu darstellen, so fordtMt jede periplirasi; imlnaiinie, die iiir liills-
wort aus seinem eigenlliiiniliclicn .><inn in den nlijieineint ren , h\o[\ teni-
porellen versetzt, icli niöclite loben, künutc loben, gcliüren darum
niclit ins paradigma, obsclion sie zuweilen das bloße laudarem aus-
drücken.
*) 'gl. ^'"' Troj. 14239 = erwälilen würde oder erwählt hätte, und
noch vielmehr ahd, beispiele: so ne slunchc iz (würde es iiiciit stin-
ken) N. ps. 5, 11,
18'3 e'uijarher sulz.
jtrlit. iiif. (Inmil ein fiil. cxnflmii. dnz «ol [rli l).-iMe liAri
t;"Soil (dixfMo.) iilid. icli •wurde gf'VNuseri soiii Mticio ; ich
werde gulichl linhpii (aniavcro); setzt man die liilfsveiba in
den conj. so erwiiclisl ein zweites ronditionale : ich ^^ij^de
i;ewesen sein, icli würde gelieljt liabon , das mit der nin-
schreihiing des ])his([. ich -wäre gewesen, icli hätte gflichl
concurriert, wie icli wäre mit ich würde sein. Die noch
lastigeren passivumsclireibungen: ich werde geliebt worden
sein (amatus fuero) finden sich mehr bei den gramniatikcrn
als in der spräche. IMlid. wird dafür, vorllieilhart , das
umschriebne fyr'nt. ind. verwendet, z. b. su Sit ir schiere
ffeler/eu (so w^eidet ihr bald unterlegen sein) Iw. 5016;
daz /tat man schiere gesehn (das wird man gleich geschn
Ilaben) Iw. 4988; daz ist schiere (jetcin ^ dcist getan Iw.
243 (factum ci-it) *). denn da. wie schon Ben. im wb. zu
Iw. s. 176 angemerkt liat . das ]-)räs. oft unser prät. er-
setzt, so muß auch das zur umsclireibung des prät. ge-
brauchte ist und liat crit und habebit bedeuten dürfen,
das adv. schiere, oder ein ähnliches, weist auf die zukunft
hin. Auch noch nlid. imler dem volk: das liat man bald
getlian, das hat er bald ausgestanden (oben s. 158.)
8. Zu vergleichen , wie die romanischen sprachen bei
umsclireibung des fut. zu werke gehn , hat ein besonderes
interesse, und neuere Untersuchungen sind darauf gewandt
worden , sie zu beleuchten **).
Man gewahrt leicht, daß das franz. aurai und serai
keinen Zusammenhang mit dem lal. habebo und ero haben,
vielmehr erscheinen ausnahmsweise nach allfranz. und pro-
venz. die formen er, ert als Überreste des organischen fut.
ero, erlt (Rayn. 1, 277. Reimnitz 56 ff.) an dessen stelle
sich allmälich überall das neue fut. diäiigte. Dieses wird
mit dem inf. und dem hilfswort avoir umschrieben, welche
beide in der älteren spraclie noch zuweilen getrennt vor-
kommen, gewöhnlich aber verschmelzen sie , für küi'ze
des ausdrucks und wollaut ebenso günstig wie prapos. und
pronomen bei der roman. decliuation , und es entspringt
der anschein eigner flexionen. in der ital. 3 pl. ameranno
(amabunt) zeigt sich klar das suffigierte hauno (habent).
*) zu iiiiterscIieiHeii von dnz ist guot getan (gut zu tliun) s. 129;
liier begleitet ein adj, dort ein adv.
" *') Raynouard clioix 1, 71. Schlegel observatious p. 33. üiez
|)0eSie der troub. p. 303. Reimnitz über die bilduiig der tut. und
condit. in den roiuan. spr. Pütadiini 1835 y. 72 ff.
verbiiin. leinpus, fnt. 187
Gerade so ist das roiiiau. conditionale aus dem Inf. und
dem imperf. ind. zusaniniengewacliseii , denn wenn auch
ainierais, aiirais naher au aniarem , Jiaberem zu grenzen
sclieint, entfernen sich esseni und serais deutlich, die ital.
spräche zeugt aber mit ihrem perf. ebhi (habui) uocli ein
anderes conditionale , dessen 3 sg. und pl. anierebbe und
amerebbono wieder ihre abkunft aus ebbe und ebbono
nicht verkennen lassen.
Ob auch die lat. amabo und amarem aus analogen,
älteren Suffixen vielleicht hervorgegangen seien? bleibt hier
iinerwogen.
Uns geht einmal die gleichförmige Umschreibung des
fut. imd condit. an, welche zu dem verfahren der deut-
schen spräche stimmt; dann aber die frage, inwiefern der
goth. Periphrase mit dem inf. und haban (s. 93. 178) einlluß
auf die romanische zuzusprechen sei? oder ob die Deut-
schen ihre weise von den welschen entlehnten? augen-
scheinlich ist die läge der dinge verschieden von der bei
dem zusammengesetzten prat. (s. 154. 155), welches den
Gothen unbekannt, späterhin um sich gegriffen und bis auf
die jüngste zeit allgemein sich behauptet hatte, die Um-
schreibung des fut. hingegen wu'd grade nur bei den Gothen
angetroffen mid stirbt nachher aus, denn das spätere haben
mit zu darf als eine entarlung gelten, der fast nie bloß
futurischer sinn zukommt. halten die Gothen ihr taujau
haha einem zu ihrer zeit noch mehr trennbaren roman.
far ho ( faru , facere habeo) abgesehn , so würden sie sich
dieser Umschreibung nicht so selten bedienen, noch weni-
ger kann das verschmolzene und unfühlbar gewordne ro-
man. fut. eingewirkt haben auf das hin und wieder mit
zu verwendete haben der ahd. oder mhd. periode. Gleich
fern bin ich aber von der mcinung dcrienigcn , die im
roman. fut. einen gcrmanismus wahrnehmen wollen; gewis
hat keine roman. spräche diese ausdrucksweise von i]cn
Gothen empfangen, vielmehr war sie ebenso wie die con-
sti-uction von habere mit dem part. prät. in dem classi-
sclien latein begründet : *) liabeo intrare , affirmare habeo,
haJjeo curare, mori habiüt u. s. w. wie sich nun auch
ein gr. i'yo) (hdü^ai ^ anod'nvpai. \ovr\u(\cl , konnte die goth.
spräche, iniabhiingig von der gr. oder lat. auf die auxilia-
risclie Setzung ihres haha gcralhen.
•) bei Forcellini belege penng für lial)ere mit dem inf. ; die fort-
dnvier der constiuctioii im laleiu des MA. Iiabe icli Kciiili. s. XC mirli
188 einfacher salz.
9. Lehtreicli isl aucli «lie belraclihing der slavischcn
Sprache. einer eignen llcxion iiir das int. ^Icirlilalls er-
mangelnd bediente sie sich in der äheren zeit oll der i)ia-
senslorni ftir den l)eyiir des Int., so jethjcli , (la(\ gern ein-
zehie verba ini piiis. ihn ansdiiickten , das eigentliche präs.
aber durch besondere ableitungen erreicht -wnrde. so be-
deutet das priis. hudit ero, unterschietlen von jcsni (suin),
in bemerkenswerlher einslimniung mit dem golh.vai'rtha xnid
ags. beo (s. 177. 178); nicht anders dam (dabo) daiu (do) ;
padti (cadam) padaju (cado); slaJiu (stabo) stoju (sto) u.
a. ni. (Dobr. insl. 375.) dies greift nun in die slav. unter-
sclieldung zwischen perfecliv und iniperfectivverbis ein,
solche futura stellen die einmalige gleich vollendete liand-
lung vor, die priiseutia ihnen gegenüber die fortwahrende
(oben s. 5.) oft aber gilt, wie im goth. und alid. dieselbe
präsensform zugleich für präs. und fut. (Dobr. 376.)
Außerdem wurde häufig das fut. der perfecllva durch
präfigierle partikela von dem präs. hervorgehoben, z. b.
liju (fundo) vliju oder naliju (infundam) ; mru (morior)
oumru (moriar) Dobr. 377; ungefähr wie das goth. giuta
mehr dem präs. fundo, usgiuta melir dem fut. effundam
gemalt sein könnte, nicht anders böhm. mru (morior^ vniru
(moriar); kradu (furor) pokradu (furabor.)
Alle diese bezeichnungen reichen aber der spraclie noch
niclit aus, sondern sie gebraucht aucli Umschreibungen, die
unsei'n verscliiednen deutscheu höchst analog sind, altslav.
werden drei auxiliarla /.u dem in f. gesetzt: imam^ (habeo)
choschtu (volo) hudit (ero), Dobr. p. 579 hat nicht genug
ausgemiltelt, ob alle gleichzeilig, oder welche früher luid
später angewendet wurden, z. b. imam' tschesti (legani) =:
goth. haba lisan ; choschtu pisati (scribam) = alid. willih
scriban ; budu djelati (operabor) = nhd. ich werde arbei-
ten, budu dem part. prät. act. zugefügt drückt das fut.
exactum aus: budet stvoril (fccerit); dem pavt. prät. pass.
das passive fut.: dano budet (dabitur) , wie das ahd. kepau
wirdit sowol datur als dabitur aussagt.
In den jüngeren slav. sprachen erlischt die iimsclirei-
dung mit imati, bei uns die goth. mit habau. Russen und
Böhmen umschreiben durch budu mit dem inf. z. b. böhni.
budu pjti (bibam) ; budu nuvjti (moriar) budu krasti (fura-
bor). Polen gebrauchen dazu das part. prät. act. oder den
inf. b?de pisal und pisac b?d? (scribam), Slovenen bloß
bas part. prät. act. : bom jedel (edam.) den Serben abei'
ist das auxiliar odschu (allsl. choschtu) verblieben , wel-
pe. üiim. iempus. fut. ip,9
cLes slo dem iuf. bald vorsetzen: odschu dali (dabo),
bald nachfolgen lassen, und dann accresciert es, genau
>vie das roniaii. ho, hai : dadschu (dabo) iniadschete
(habel)itis) pleschdschu fplectani) pleschdschemo (pleclenius),
so daU schein von ilexion entsteht.
Schlußbcnierkung. Dem niangel an tempoi^alOexionen in;
vniserer spräche -wird durch mehrfache Umschreibungen ab-
geholfen , welche den ausdruck verlängern und ermüden,,
übwol ihm hin und wieder^ eine feinere bestinuntheit zu
^yege bringen.
Die hochdeutsche mundart steht in dem vorthcil, daß
ihre auxiliarien habe luid hin, hat und ist, wird, ward,
tviii'den, samt dem überall dazwischen tönenden und, in unse-
rer rede die wollaulende vocalleiler A, I, U festhalten, indem
uiederd. heb und hen , heft und is , xverde ^ xvord, wor-
den^ in dem schwed. hcn' \ind iir klingt dieser Wechsel
niclit so rein, doch hätte das hochd. soll nicht dem werde
weichen dürfen.
Die untersclieidung zwischen haben und sein für das
prät. scheint in der hochd. mundart mehr als in den übri-
gen ausgebildet, welche das haben vorwalten lassen. Wie
die slav. spräche prat. und fut. fast nur mit dem verbum
subst. lunschreibt , überwiegt in der romanischen haben,
accrelion zeigt sich nur in dem roman. und scrb. fut., zwar
bei ganz verschiednem hilfswort.
Was ich s. 139 andculcle, (die Umschreibungen, so ge-
läufig sie geworden sind, können selbst heute den älteren,
weiteren, auf mehrere tempora gerichteten sinn der ein-
fachen formen (nicht ganz vertilgen. unser präs. drückt
noch oft das fut., unser einfaches prät. zugleich imp. porf.
und plusq. aus. Im ndid. ist diese eigenheil unscrc>r spräche
freilich weniger verwischt als im idid.; den s. 14'J angegeb-
nen ahd. prät. mit |)lus([uamperfiHibiHk'iilung wären viele
mhd. beispiele zuzufügen; enbeiz (gegessen halte) Iw. C2 ;
jach (dixerat) Iw. 622; ivwre (fuissem) 656; gesaz (sede-
ram) 773; 6e<r«/t<e (consideraveram) 774; meinterte (lixbvi-
caverat^ 1098 inid so allenthalben.
j(j(j ein jacher salz.
CAP. IV. NUMERUS.
Das gcnus liat in unserer spräche iiieJiiim und fast aucli
passlvuni, der modus oplaliv luid fast auch conjuncliv, das
leinpus aber imperf. aorist und iul. oiiigehülU; aiil" ähnliche
NVeise verliert der numerus den dualis, und bleüjt auf sing,
und plur. eingeschränkt.
Des dualis, welchen andere, lilterc und neuere, deut-
sche dialccte noch am persönliclien pron. bezeichnen, ist
am verbum nur allein der goliiische mächtig *), jedoch nir-
gends mehr für die drille person. Da in den paradigmen
•der conjug., zum theil aus mangcl an belegen, die duale
der ersten und zweiten person unvollständig aufgewiesen
sind , -svill ich sie hier genauer millhoileu , da auch an den
unbeleglen formen die analogie keinen zweifei laut. ein
starkes vorbuni , z. b. hilpan würde im pi'äs. ind. haben:
hiljios, ItUjxds^ im prät. huljm ^ hnljmts ^ im pras. conj.
hili)('ilva, hiljx'dls^ im prät. lutlpeiva, Indpeits. ein scliwa-
clu's verbum erster conj. im präs. ind. nasjus, nasjats; prät.
nasidedu, nasideduts; im präs. conj. nasjaiva, nasj;als; prät.
nasidedeiva, nasidedeits. zweiter conj. hingegen: präs. ind.
salbus, salbuts, prät. salbudedu , salbudeduls ; conj. salbuva,
salbuts; prät. salbudedelva , salbudedeits. endlich dritter
conj. präs. ind. liabus (I Cor. 9, 6), habats (kaum liabaits);
prät. habiiidedu, liabaideduts. präs. conj. habaiva , habaits-,
prät. habaidedeiva, habaidedeits.
Sobald nun zwei personen reden (oder einer von sich
und dem zweiten) oder angeredet werden , sieht das goth.
verbum im dual, du imma galeithös (icli^ und der mich
liebt) Job. 14, 23; ik jah atta meins :iin sijic Joh. 10, 30;
svasve vit ain slju Joh. 17, 22; ik jah Barnabas ni hahös
valdufni 1 Coi\ 9, 6; hidjös Marc. 10, 35. Häufiger sind
belce der II dl.: du hve andbindats (ihr zwei jünger)
ihana fulan? Luc. 19, 33; ni vUuts hvis hidjats (du Ja-
cobus und Johannes), magutsii drigkan? Älarc. 10, 38; gag-
*) in der altn. reflexiven 1 pl. aiif omc «glaube icli ein suffigiertes
duales pron. zu linden (oben s. 40. 41) z. b. bädliir vi<ili cumumc (ich
und du pferd) Sa2nt.82l}; was aber keine organisclie ile.\iou begründet.
verhutji. numerus, pl, für sg. IQl
(lals (ihr zwei jiniger) jah ingaggandans higilats IMarc. 11,
2; (jafeiluits (ihr beiden inänner) tlialei (jusehviils jah </«-
hüusidetluts Luc. 7, 22; hirjats (du Simon laul Andreas).
afar mis Marc. 1, 17; (faläiihjatsl (ihr zwei blinden) JMatlh.
9, 28. Man erkennt hier die Unabhängigkeit des golh. von
dem griech. text, der im J\. T. überliaupt keinen dual mehr
gewährt. Dem Golhen ist die dualfurnj, wie fürs pron.
dritter person , für die dritte pcrson erloschen, darum ge-
braucht Ulf. Luc. 1, 6, von Zacharias und Elisabet redend,
den pl. vesun, ayo das N. T. freilich auch i^ouv hat, die
altgr. Sprache aber rjXTjV {JjOirjv), insofern Z. imd E als
gleichartige gatteu zu betrachten sind, haben würde, -wel-
che form der dritten pers. dl. hiitle ^vol ein älteres go-
thisch dargeboten? es ist schwer zu ralhen : im pras. ind.
Yielleicht hilpal im prüf, auch hiilpii? man erwäge die
vollständigen lillh. flexioneu.
Da Avo nun in den übrigen deutschen sprachen der ort
wäre zum dual des verbums, setzen sie entw. den pl. oder
construieren das verbum zu einer der beiden personen im
sg., z. b, alts, hvat iviUiad (pl.) gll Hei. 109, 7; ahd. hit-
hinlet joh. hrincjet ! 0. IV. 4, 10; mhd. ich und iuwer
kajjelai] suhl g;ui llcinh. 1741; nu sende uns, vater unde
sun, den rehten gcist herabe! "NVallh. 6, 28; gotli. würde
stehen sandjats.
Soviel vom dualis. die beiden andern nximerl sind liier
zu betrachten insofern sie sich einander zuweilen vertre-
ten, regel ist, da(^ mit einem subst. im sg. auch das ver-
bum im sg. , mit einem im pl. das verbum im })l. \crbun-
den Averde.
L phir. statt des sing.
Zu einem Ru1)ioct im sg., welches aber an sich sollisl oder
wegen eines ihm verbundnon adj. den begrif der meluheit
enthält, hann das vcrbiun im pl, couslruiert woidon; nolh-
wendig geschieht es nicht, sondern häulig bleibt auch das
verbum im sg. Folgende einzelne fälle:
t. nach collectlveu f wie sie gramm. 3, 472-476 ver-
zeichnet slehn.
goth. setun bi ina wanarfei }y.uO)Tn (r/loi; r/fo/ axiov
Marc. 3, 32; usgaggandoi alla mancnjei dnguuiiiin bidjan
dvccßoijaas *) o 'öyj.og i^q^uio cctTüo&ai IMarc, 15, 8; alla
*) so las !»l)er Ulf. nicht, vielmehr fO'(!,?i<c. was auch Lnclmi. auf-
nimmt; vulg. cum asceudisset, nicht cxolamasset.
J92 eifij'dvlicr salz,
inanaffei sokldedun allekan iiniiia -^rr.,; o öyXos O,"^**
(CTiriaOui UVTOV ^Mc. 0, 19; all nianayeius {p^cu. 8g.)
iddjedun du ininia nüg oyj.os 'i'-ir/eto nrjcQ uvxöv iMarc.
2, 13; galcsuu s\k du imma manageins (gen. sg.) ßhi avv-
r//')ij uüos uviov ö'/los •no'/.v^ iMarc. 4, 1; (jn(p)ihmin
sik matKitjclns JIIh avvty/Ot- ö/Xoc: 7io///^ jNIarc. .5, l'l; idd-
jedun alar imma uianatjeins ßlu jali thraihiin iiia )'jy.o'/.or-
S-ti uvio) ö. 11. y-^u owitlhcJov uvxuv INlarc. 5, 24; ziinial
bemerke man einige stellen, die zum collecliv noch ein
aiicli in den pl. gesetztes part. priis. fügen: alla manmjci
uüsidlwnnduns ina usjeisnudcditu irric 6 oy/.os id'ojv uv-
'lov {Irfyuiidijdr] Marc. 9, 15; ulls hiuhma vas manageins
heldundiiHS '") näv to nh~&og 9';v lov luov icoos^vyn-
turov Luc. 1, 10; und diese part. slelin im masc, Aveil
maus (homines) zu subintelligieren ist. Nun aber auch
beispiele, daU Ulf. den sg. des lextes liitU : varth managei
liarjis himinakundis eyevsTO nh';&og öTQCiiiüg ovouviov
Luc. 2, 13 (hier bei engehi wäre der gedanke an menschca
luipasscnd gewesen); usdribana varth so managei i^tfjh'j'd'tj
6 öylo^ iNlalth. 9, 25; gaiddja sik managei ovvioyejuc
oyXog jMarc. 3, 20. Wo managei oder hiuhma schon im
gr. texl den \i\. hat, behalt diesen der Gothe bei,
dann ist aucli der pl. des verbums ganz in der Ordnung:
laislideduii afar imma jumjons managos 7Jy.o).ov&?;oc:r
avTiö oyXoi noV.oi IMatlh. 8,1; manageins bihvai'rband
thuk oloyloi ovviyovoi oe Luc. 8, 45; gasaihvandeius
than manageins öhtedun tdövreg öe oi öylot i&avinaauv
Matth. 9, 8 und hier muü sich das part. nach dem Aveib-
lichen manageins richten; garunnun liiuhmans managai
luiusjön ovi'iiQyovio oyXoi noX/.oi dxovetv huc. 5, 15; mith-
iddjedun imma biuhmans managai ovveTioosvovTO aino)
'öyXoi nolloi Luc. 14, 25; gadraiihteis galaühun ina oi
OTQuimrat anr^yuyov uviov IMarc. 15, 16; gaqvemun sik
aftra manageins du imma ovfinoQevovrai ncUuv öyj.oi iioog
uvTOV IMarc. 10, 1.
Wie managei darf auch hairda den pl. bei sicli liaben,
und dann ist schweine, schafe u. s. w. zu verstehn : ruu
qavaiirhtedun sis alla so hairda ojQjinjGs nüaa f] uytXrj
Matth. 8, 32. dagegen steht im sg. vas hairda sveine
haldana, rann so hairda IMarc. 5, 11. 13, und rann so
*) man wird wol hidjamlanx zu lesen liaben (viilg;. omni.s imiiti-
fiulo populi erat oratis); beiciandans konnte der Schreiber irrig setzen,
um es auf den gen. manageins zu ziehen.
verbum. numerus, pl. für sg. j[03
vrithus , jah afhvopnodethin vjQ/iiTjGev y ayih] , y.ui
dnsTiviyyj Luc. 8, 33.
Alid. beispiele der construcllon Labe ich nicht aufzu-
weisen, bei meuigi und heri stellt das verbum nur im s°.:
al thiu menigi was thes foJkes betunti T. 2, 3 ; fuar imo
- ingegini niichil woroltmenigi 0. III. 6, 8 ; iugegini imo
fuar unfirslagau heri 0. IV. 16, 17 j thö quam eugilö heri-
scaf, himilisgu nienigi 0.1.12, 21, wiewol oft ein folgen-
der satz pron. adj. oder verbum in den pl. überträgt, z. b.
uze stuant ther liut ihar , was Sie fdu wuntar I. 4, 71-
nienigi , sus alle singenti I. 12, 22 ; tho fleiz thara ingegini
thiu michila menigi, zi kuninge sie nan (juatlunW. 4,17.
Im alts. Hei. aber begegnen mehrmals plurale bei den
collectiven ihat werod, that folc und thiu heri. hidiui
allan dag that werod 5, 22; su ivrofjdnn ina mid Avordun
%verod Judeono 160, 5; %verod Judeono saijdiut 163, 6"
Tverod Judeono cfvipiiu thu an thene godes sunu, grimma
thiodn , hatandiero hop , himrhun ina umbi muclag manno
folc 150, 4; thu wurdun thes so malsca mudag folc Ju-
deono 150, 12, hier ist das adj. mudag mit folc construiert,
der nom. pl. masc. nialsca auf Judeon bezogen; wurdun au
forhlun folc Judeono 148, 5 ; thiu Aeri Judeono hahdnn thia
aramiui man gispanana 163, 28 ; vgl. 12, 22. 19, 1. Auch hier
darf der sg. slehn, z. b. that werod ni mahle antstandan 148
7; sprikid that werod 134, 14; gern hat das erste verbum
den sg. , das im nächsten salz folgende den pl.: werod si-
thude thu, anlhat sie te Crisle kuniana ivurduii 147, 9-
bigan thia heri Judeono, Lhcii folc fragoian , thar sin im
fora stuodun 163, 26, in diesen beiden letzten stellen ist
freilich ein plur. pron. sia eingeschaltet, von welchem der
pl. zunächst abhängt, es kann jedoch untei'bleiben : thar
thiu menigi slud , ni tveldun an that hüs cuman 158,3;
than stuod thiu wrellia thiody Judeoliudi, endi wurrun^
wo wieder der pl. liiuli eingeschoben sieht. überhaupt
nuifi der parallelisnius dieser allilcrativeii jjüesie durch zwi-
schcnwörtcr den verlialplur. noch leichler herbeiführen.
Ags. beispiele mangoin mir; C. 218, 25 steht der sg. :
ihät verod gef^n-; und R. 1841 niedusltg gemäl niagdha
liuse (callem nudsi emetiebatur virorum cohors, i. e. Sym-
posium ailiiO, huse ist nz golh. hoiisa.
IVlhd. plurale bei her und diet j^ind gowis nocli niehr bei-
zubringen als: hin von tkn zinneii vielen uiul qiihlen zuo
den kielen daz hungere her Parz. 200, 7; Idl genesen
übeliu diet dise magct ! Iw. 5178. sonst steht,, auch
N
J94 einfacher salz.
der sg. : ob im ßn/. ^^ll)»^ liers ein <luot Parz. 353, 7; da
ist der doi f\vii)i' ein inicliel liiimu! f5cn. 394.
Wenn bei doiii subst. /t/> , ^velches, wie dor fol_:;('iide
abscliiiill zeigen wird, niclil seilen das persünb'cbe proii.
verlrill, ein tjen. pl. slelit, so kann auf diesen das vcr-
buni bezogen gleichlalls im pI. geselzt werden: ju miiosten
Sin cnkelleii vil giiotcr wjgaiule ///> jNib. 943, 4; mit ir
hörnen ln:iliclie vil maucges guoten recken l/'p iNib. 1243,
4, wo zwar der gen. .sg. , aber mit beifiigiuig des adj.
jiiancc stellt, in dieser stelle lesen jedocli ilie meisten liss.
](om , und so findet sicli auch dor sg. in folgenden: daz
inuoste s?t beweinen vil nianeger juucvrouweu lip Nib.
1648, 4; daz unser viude Kp müge des engelten Nib. 2165,
2 ; einen beleg aus Liclitensleiu , samt allen vorigen stellen,
tbeilt Lachm. zu INib. 1243, 4 mit.
Nhd. dürfen wir noch mit menge oder häufen , ziunal
bei liinzugeriiglem gen. pl., den pl. des verbiuiis verbin-
den: eine menge menschen (jienyen vorüber; ein häufen
leute hohen die rede mitangehört; auchwol: eia schtvarni
bienen sind vorübergellogen. üblicher sein mag der sg.
Diese lebendige construction , welche in grammalisclier
einheit die Vielheit des begrifs erfaUt, begegnet auch in
den meisten übrigen neuen und alten sprachen, .«o folgt
zu dem provenz. gens (volk) der pl. : amor blasmon fola
gens (Rayn. choix 1, 336.) Hatte das N. T. in den ange-
lülirten stellen keinen pl. mehr, so kennt ihn die gr.
spräche *) bei coUectivis sonst genug: ojs (päüuv ?; tt ).'>;-
■ß-vs II. 2, 278; ?uc6s 'yiyi'-iwv neiaovTcii 11.23, 156;
yaiQ€T£ ylvyxijos y^vo'; Hes. scut. 327; sogar im abso-
luten casus: rov otÖXov TileovTOiv Demoslh. jMiil. j). 86
Spald. Lat, inde pars per agros dilapsi, pars urbes pe-
Uint fiuilimas Liv. 5, 40; pars in frusta secant Aen. 1, 212;
pars adilus xirhis ßrmetit Aen. 11, 466-, magna multitudo
coHvenerant ^ quo ruitls geneiosa dotnus? Ovid. fast. 2,
225; unde tuum potant naxia turha merum Prop. III. 15,
2S. auch hier kann das erste verbum im sg. , das zweite
im pl. stehn : pars stupet — et molem mirantur equi Aen.
2, 31. gleichviel ist, ob das collectivum dem vei'bo vor-
angehe oder folge.
2. Kühner noch ist die construction, wenn der pl. des
*) auch noch die jüngere; in der bonner aiisg. des Agatliias p, 418
sind collectiva singolaria sequente praedicato ubiqiie fere plurali ge-
sammelt.
verhum. numetus. jjL Ji'tr sg. 195
Viei'bums sich auf die in dem adj. nianec nebeu einem
subst. enlhaltne mehrheit gründet.
jnbd. da liefen uude (jiencjen tnanec wei'der man Parz.
7.5, 4; manec riler kurleis die küngin huiit mit ziibten
bräbt J'arz. 797, 14; \il inmiic ungetoufter gast haut ir
zoi'u bie nibt gespart "Wb. 264, 5. diesen pl. zeigt dann
aucb ein naclifblgender relativsatz : «janec ^vol geriteii
templeis, die tvären so kurteis Parz. 792, 21; do wart
vianec clariu liant geAvunden, daz si heguiiden kracben
Wb. 152, 5 ; icb gedenke an m(mi(jeti Avünecliciien tac,
r?ie'mir 5m« enpfalleji Waltb. 124, 15; vgl. Nib. 25, 3. 31, 3.
96, 2. docb idie meisten dicbter cntballen sieb der pbirale,
uamentlicii construiertjHa^tmä^in zu manec nu^ den sg.
3. Wenn das mbd. proBomcn neutr. swaz (quodcunque)
noni. ist und einen persönlicben gen.pl. bei sieb bat, kann
das verbum im pl. steliü'j- sjuaz, mit al den fiirslen riter
sint Wh. .185, 3; sivaz -der lebende sint Ms. 1, 149^;
rswaz hie "vvei-der liute sint Parz. 761, 18; swaz beiligen
sint bie Aw. 3, 162; sivaz der von 8t. bie sin, die snln
warten dem vanen diu IVab. 537. wie die letzte stelle
den pl. zugleicb im relativsatz folgen JälU, stellt sonst aucb
bei swaz der sg. luid im vorbiergelienden salz der pl.: iiacli
urloube dvitii(jen zem kiinege smtiz du lursien was Parz.
53, 13; sis«;eu, swaz da rller was Parz. 794,, 21. Hartm.
fügt zu swaz wiederum nur den sg. : E^yyaz rilep lebte Iw.
7008. Audi bei bloßem waz findet sieb die conslruction :
woz ir von den liben xvnrden du gescbeiden Kl. 148,
denn die bedeulung ist wie viel iluer, folglicb ein mebr-
lieilsbegrif. bat aber swaz den gen. sg. bei sieb, so darf
das verbum nur im sg. stebn, z. b. swaz bie varndes vol-
l<cs si Parz. 785, 12.
4. Da die pronominalbegrilFe jeder und «// coniplexiv
sind , würe aucb nach ibrem sg. ein j)l. moglicb. so bei
dem gr. ixaaTog: aiyiXovTO d'h oioiv iy.ciozng Yiinoie H. 23.
3i71; Ötöfnjfifüda i'xuoTog II. 5, 878; yccXeor te ftiv et'e
€..i'yMOTOQ il. 23, 203; 01 filv üay.y.eiovTeg l'ßuv ory.6röe
i'yMOTos^ docb beziebl sieb bier f'j'iav minder auf i'y.tanos
als auf Ol naxu. ,. und so kann es aucb in andern fallen
schon durch vorausgehende pl. eingcleilet sein , wie wir
sagen: sie brachten ihm jeder eine gäbe dar, oder lat. :^
redieruut in suam ((uisc|ue donium. zum imabbangig ste-
henden golh. hvazuh, hvarjizub, habe ich keinen pl. ge-
fügt angetroH'en, es beißt z. b. hvariatob bunsle sallada
IMarc. 10, 49, nicht saltanda; gleiches gilt von dem oft mit
J\' 2
jQÖ - (einfacher salz.
dem gon. j)l. rotjslniicrlcn neiilr. nll, /. h. all fai'rniinj«'
galin;ii\j.i(l;i J.iic. ;> , 5, nirlil galiiiaiviantla. 80 :iii< li in
den übrigen dialcdcn, doch kann ich inlid. pl. nclxMi allcz.
anführen: CK enmuijen niht allez küiieae sJn AVh. 1 5«, 18,
stall einiiac ; daz wurden allez choudulcDiut 3,66 slatt-warl.
5. Slaü der gowölmliclicn Verknüpfung zweier snbsf. durdi
die conjunclioii und ]>(legl die nihd. si)raclie bisweilen das
zweite snbsl. nütlelst einer präp. in den casus oblI({UUS zu
setzen, wie der vierte abschnitt näher aufführen wit^,
z. b. für: daz wazzer und der •win liclßt es daz wiazzer
zuo dem \viue. wenn nun in solchejn fall das erste subst.
subjcct des Satzes und ein sg. ist, so würde es graninia-
tiscii auch ein verbum im sg. begehren; allein es darf, in
bezug auf das praposilionale siib&t., der pl. dazu conslruiert
werden, z. b. ez wären b£ ir viure under ,wjlen tiure
vleisch mit ten \ischen Iw. 6215. dem sinne nach gleich-
viel als ob gesagt wäre: vleisch un de vischc, und dann
hätte der pl. keinen anstand. Ahnlich das lat. : dux cum
principibus capiuntur Liv. 21, 60. Uas ez bei dem pl. wird
im folgenden cap. erlauteruug iluden.
n. sg. statt des pl. :
Hier müssen mehrere fälle gesondei-t werden, zuerst fragt
es sich nach dem sg. , der iuif ein einziges pl. snbst. folgt,
dann nach dem auf melirere subst. sich beziehenden.
1. ein suhst. im pl., das verhum itn S(j. dies bildet
den gegeusaiz zu dem unter I abgehandelten pl. statt des
sg. , und auch hier ist ein colieclivbegrif erforderlich, wie
dort die grammatische einheit sich zur Vielheit erweiterte,
so sammelt hier die grammatische niehrheit sich zur ein-
lieit ; dort ausdehuung, hier einengung des begrifs. klei-
der, Aögel werden gedacht als kleidung, gevügel.
Doch Ulf. weicht gerade einer solchen coustruction, wo
sie im gr. text vorliegt, aus. das i^/.d^s tu Timeivü IMarc.
4, 4 lautet goth. qveniim fuglus ^ und so auch ahd. T.
Matth. 13, 4 quämuu fugalä , nach Vorgang der vulg. ve-
nerunt volucres.
Ahd. beispiele lassen sich aber sonst aufweisen, dhes
dheodhun hidil (quem exspectant gentes) Is. 393 nach
Kostg., doch hat Graft" 83 bidant (Palth. 263 bidinit); wio
iz iuwo huali singet 0. I. 17, 28; noh thih ddti thino in
ewon ni pino 0. I. 23, 62; then in liutö ddti su scuno
gihereti 0. IV, 4, 25 ; in muate tvas in thrati thiu egisli-
chün ddti IV. 12, 15; bedii thisu bilidi 9u jueinit thio irO
verbum. numerus, sg. für pl. 197
fravili IV^. 6, 21. Steht bei einem collecliveu gen. pl. das
üdv.ßluy so ist der sg. des veib. granimaliscli gerechtfer-
tigt: was liiilu filu in ilize 0. I. 1, 1.
IMhd.: da Inne tvas siniu huoch Parz. 4ö9, 22; dem
iiugclidi ivas jeniu kleit Parz. 447, 6 ; baUle tvart du
Gabnuirele ri'clün Meider dar getragen Parz. 22, 30; ir
Jiarnasch xvas Sumercleider *) llab. 413; an disen aht
frouwen tvas röche grüener denn ein gras Parz. 234, 3;
ir snüere unz an die sine ^ienc Parz. 305, 15; vor tages
%vart von in bereit 7.\\e\i ziiKjel wile Parz. 376, 10; sel-
ten froelichiu %verc >vas da gefriinit Parz. 227, 15 ; do
quam in schiere sehse 3nan Reinli. 516; dar nach gienc
du zer tiir dar In \ier clare juncfrouweu Parz. 243, 20 ;
nach den selben reit jnisnner , der man onch bedarf Parz.
19, 7; für daz pouhui dö reit zwen ritter Parz. 85, 5;
im kovi hehle zen Iianden Parz. 48, 29; fünf tusent ritter
der fürsteu bi'ut da «i Franend. 3 ; du sprach in bedeu
Iiern die tviseu Parz. 695, 1 ; du ndhete im bcese incere
l\v. 3096; Aristuleles was kunt diu mccre Ms. 2, 14*; bi
im gle nnner jare hin vieriu Frauend. 2; xvart al die
strazen beriten AA h. 209, 9 ; freude und jiinier such al die
daz sehen wühlen Parz. 672, 16; du xvart mit sporn ge-
nomen diu ras üietr. 90^'; ezu hete niht wan d'ors getan
Parz. 363, 18 ; du verjach ir oiujen dem herzen sän Parz.
28, 30; v/'ii. (/esach ie mannes ouijcii ]Ms. 1, 178-^ j vil
nianege wunden \vit wart gehoiiwen Kl. 656; in beiden
wart tvunden gcslagen Bit. 12^; ez wart die scharfen ije-
ren uf gczilt TJieli-. 97^; ilu wart gar diu sper zebrocheu
Iw. 7114; tlriu fjrozia ßtver gemachet ii'«5 Parz. 808, 12;
du stoup viz dem helme die viwerrute vanlcen IN ib. 185,
2; mit marmel tvas gemüret dri iierecke fiwerrame Parz.
230, 9 ; vil tiirne ob den zinncn stuont Parz. 565, 5 ;
wwre ir beider hende einander in daz liar JJen. 377 ; hun-
dert kröne da geiiangen tvas Parz. 229, 24; in des haut
gar elliii dinc beslozzen stät INls. 2, 10"; daz alle men-
schen, junc und alt, gcfuort wirt von siuem labe Aw. 2,
275. Überuli enthalten diese plurale eine n)chrheit gleich-
artiger dinge: äugen, bände, kleider, rocke, schnüre,
Speere, ipitter, inäuner, die in eius zusammcngcfalU wer-
*) wenn das verb. bulisl. zwischen zwei iioni. stellt, so ist der
eine subject, der andere prüdirat, worüber weniger die »vorirol-je alsder
hinn entscheidet; hier aber stellt sumercieider prädicioroiid , wie die be-
deu(un<^ lelirt: der bamisrh war sonmierlieh, bestaii<l ;iiis soninier^ewiind.
(jleich diesem |)i. sninereleider sind aucli die pinrale kiine^je, rhoulliUe
so wie die Verbindung vleiscli mit den vlschcn (ü, IDüJ prüditat.
198 eilt jacher satz.
den kann, oft elclm zalilwörl«r (Iniicbcn, die dann NvicMler als
cinlieit godarlit weiden, da/, cz vil liuto Srflie I'aiz. 68H, 5 ist
wie was liulo lihi lioi 0. zu nehmen, zu den alid. bcibpiclen
bnali , dali, dlieodliun stimmen die mlid. huoch, "vverc, utile,
und es scheint eine gewisse id)eiliercrung dabei stall zu lin-
den. Dali aucli der plur. des verb. gesetzt werden darf, ver-
slchl sich von selbst: da lagen zwei kreftigin herParz. 16, 28;
zwölf wolgeborner kinde riten Parz. 18, 26.
Nlid. luirt der sg. in diesem fall auf, und allentbalben
stellt der pl.; wir sagen: kinder sind der muUer frcude.
2. verbmn im sg. hei mehrern suhst.
a. zivei oder mehr suhst. im sg. gotli. nsleithith hinilns
iah ai'rlha ttccqi'X&i] 6 oiioaroc: vw.) ?; yij IMatlh. 5, 18; jula
jiins ailblhau ains sfriks ni iisleilhilh (rcacü.d-tj) das.; tlicina
ist (.^'oT/) thiiidangaidi jali nialils jah vultlius Maltli. 6, 13;
tliarei malu jah mdvn ^fravardeilh [uffaTt^ii) Mattli. 6, 19;
vairlliilh (^f-'orci) greis jah krnsts lunlliive Matlli 8, 12;
in thiiimei vas (7;j') IMarja so IMagdalene jah jNIarja so Ja-
kobis IMatlh. 27, 56; vas (?yj') jainar IMarja Magdalöne jah
so antbara Marja silandeins {^nud-Vifievui) IMatth. 27, 61; bi
tlie {jvimilh aglo aithtluiu vraUja IMare. 4, 17. ahd. ^r zi-
Jctre himil inti erda T. Matlh. 5, 18; ein i odo ein houbit
ni furferil das.; tbar ist wuoft inli zeno stridunga das.
8, 12; untar ihen tvas IMaria niagdalenisgu inti Maria Jacu-
bes 27, 56; was thar Maria 31. inli ander M. sizzeut^
(1. sizzenlo) das. 27, 62. mhd. fröud ii. angest vert ta b{
Parz. 4, 1; groz müede und slaf in lerte Parz. 166, 17;
denie gezimet sin schimpf u. siu maz Iw. 2691; hehum-
berte minen lip nie so sere inagt nocli wip Iw. 345; da
der wirt saz u. diu burcravin Parz. 34, 9 ; in hiez mit
kleidern zieren Signiunt n. Sigelint Nib. 26, 2; Dielricli
unde Elzel weinen dö hegan JNib. 2314, 3; reit er und
sin niarnaere Parz. 19, 15; do sprach uz einem munde der
sieche und der gesunde Parz. 17, 15; hie stiiont der reiger,
dort der visch Parz. 33, 3; im rvas der pfeffer tiure, daz
salz lind der ezzich Iw. 3337; nu het dem risen geseit
sm Sterke u. sin manheit Iw. 5017. nlid. dein ist das reich u.
die kraft u. die herlichkeit ; da tvird sein heulen u. zähnkla])pen.
Das verbum ist als zu einem der beiden subst. construiert
gedacht, und das zweite subst. fügt sich an; kein collectiv-
begrif findet statt, da beide subst. nicht einartig sind. Alle
dialecte gestatten aber auch den pk, z. b. goth. jah vinds.
jah marei ufhausjand {vnccy.ovovaiv) imma IMarc. 4, 41;
alid. thar iz rost inti iniliwa furmalent; mhd. ir hövescheit
verhuni. numerus, sg. für pl. 199
u. ir güete beswarten ir gemüete Iw. 3387; daz ors und
ouch diu struze iu truogen Parz. 162, 12; nianec frouwe
u. manec nieit im wünschten Nib. 25, 2; Sit daz noch
beide lebten Sigenuint und Sigelint Nib. 44, 1. nbd. ist
es vülb'g einerlei zu sagen: wind und nieer geborcbt ihm
oder gehorcl'.en ihm. ob das verbum den subsl. Vorausgehe
oder folge, darauf komjnt niclits an.
b. ein stihst. im sg. , das andere im pl. , gotli. ihala
uuk ist vilolfi jah praiifeteis Älatth. 7. 12; hvo ist sCi aithei
nieina ailhlhiui ihai brölhrjus nielnai Marc. 3, 33, obgleich
hier thata und hvo den sg. einleiten, wahrscheinlicli bieten
andere stellen bei Ulf. einleuchtendere belege, ahd. thaz
ist ewa inti wizagoii T. Matlh. 7, 12; wart irscritan ein
halb jar, majiudo thiia sluntä zuenc 0. 1. 5, 1; thar ist
lib ana lud, lioht ana finstri (vgl. musp. 16), engtlKchaz
kunni joh ewuugu wunni 0. I. 18, 9; ten sölen ne brütet
nieht tiu ungebarda u. die Irouwün des nieres N. Ar. 18.
Sehr beliebt ist diese conslruction im mhd., zumal bei
Wolfram : ein linde u. olboume unden bi tlor muore stuont
Parz. 352, 58; du in gesprach ßeue unt diu kint Parz.
720, 27; von treten hat die selben nut al iiuiie wiseu n.
diu sat Wh. 178, 6; pusine und ander schal uf dem palas
erhal Parz. 627, 19; palas unde turne von ij' siegen döz
Nib. 2296, 2; wie rvas gebajrde unde ir wort Parz. 33,
15; wart daz tou zerfiierel tuit die helme geiüeret Parz. 704,
9; hie ivirt von im verhouvvcn vil manic helme u. rant Nib.
144, 4; wem ist nu bekaiit luidcr iu bi IVtne die liule u. ouch
daz laut Nib. 1087, 1; dem ist wol bekant sttge unde strilze
Nib. 1534, 3; tal u. Uten daz was allez vol Kab. 474; daz
in niht enschadete die ünde noch diu lluot Nib. 1318, 2; so
]cumt beide bluomcn unde kle Ms. 1, 146*^; ir tunibe sinne
ir wibcs wip verwistin an des lievels rat Ben. 109; des
Sprüche n. des getilite dich hat hohle l'en. 11 1; mine wei-
degenge u. cUiu mine vreude ?'sf nur benomen Jjen. 433. Nbd.
liilk sich in diesen mhd. beispielen der sg. des \erb. nicht
immer setzen, in dem golh. beispiel : das ist das geselz inui
die propheten ; wer ist meine nuitter luid meine brüder:*
darf der sg. bleiben. Den pl. zieht Ulf. auch sonst vor:
vindös jah marei iifhiiusjand inuna Matlh. 8, 27; alläi prau-
feteis iah vitolh faüra qvelhun Matlh. 11, 13; (jvemun
aithei is jah brothrjus is Marc. 5, 31; aithei lheiu;'ii jah
brölhrjus theinai jah svislrjus iheinös suUjaiul lluik Alarc.
5, 32. ahd. alle NVizagon inti ewa \vi/.a^ulun '1'. IMatlh.
11, 13. mhd. der löre luid diu kint vil lihle zc wcneiuie
sint Iw. 3321.
200 e'uiJ'acUcr salz.
c. htuie Slthst. i"» pl- l'i'i' Nvinl um- nilid. ziiwcllcu der
8". gcwa"l: du /Je/' Jicr ab die gn-do all u. junge IhmIc ^^ li.
139 21- ros uiide ck-idcr daz sloup in voix der liaiit ,"Nib.
42 2" dein sol cz allez dienen, die liiile u. oucli diu lant
]\ib. 113 3", niccre \i. nuxrinne was l)eidiii wip imde man*)
Parz. 19 9, doch die pron. daz, allcz, bede, beidiu stützen
den s". Ccwölinlicli steht der ])!.: da vahten wisente nndo
iirriiuler Iw. 4U9; da ligent ähte kaise bt \\. zwei biizzel
mit wtn Parz. 190, 12; ^Yaren grancn ii. bra Iw. 445; die
rchten wruheit wizzen min gote ii. oiich die sine Parz. 27,
7- leien iinde pfafl'en die vuoren Ivv. 1595; im rieten sine
ma'e II. ander sine man Nib. 49, 1; garzune, koche ti. ir
knaben licten sich hin liir erliaben Parz. 18, 23. So aucli
der pl. in den übrigen dialeclen : nianagai inutarjus jah
fravaurh'iui mithanakiimbidedun iMatlh. 9, 10. INIarc. 2,
15- runa ncinun alhii gudjans jali tliai siiiislans ]Malth. 27,
1 • wesun sipuiijus Johannis jah fareisaicis faslandans jMarc.
2, 18 u. s. w.
Übrigens ist auch in den fallen b, c nichts au der stel-
luntT cles sg. verb. gelegen, es kann vor oder nach dem
subsl. gesetzt sein und bei b dem singularen oder pluralen
subst. zunächst sielin, z. b. statt in gespracli Bene und
diu kint dürfte es auch heißen: in gesprach diu kint imd
Bene oder statt in enschadele die ünde uocli diu iluot:
in enschadete diu Iluot noch die ünde.
Dadurch unterscheidet sich hauptsäcldicli der neuere
spracliaelirauch, der zu zwei pluralen subst. gar kein verb.
im s"."verslaltet, zu einem singularen und pluralen nur,
wenn der sg. verb. dem singularen subst. nahe steht, wir
sa"eu z. b. uns leuchtete der mond und die Sterne, nicht:
uns Icuchlele die sterne und der mond; wol aber leidet
das plur. verb. beide Stellungen: uns leuchteten die sterne
und der mond , oder uns leuchteten der mond und die
Sterne. Altn. finde ich nur nach iihd. weise: vara sandr
ue Sicr ue svalar unnir (war nicht sand noch see noch
kühle wogen) Soem. 1^; armar lysto, en af thadhan all
lopt oc lögr (die arme leuchteten und davon all die luft
und das wasser) 82^.
*) liier ist moere und moerinne prädieat: alle, maaner und weiber,
bestanden aus niohren.
verhuui. pet\sü}icii. prono/tLen. 201
CAP. V. PERSONEN.
Wenn die vollere gestaltung der verbalflexion in unver-
kennbarer beriihriing stellt zu dem persönlichen prononien
(l, 1052), sei es durch des letztern leibliche agglutination
an das verbum, oder, wie ich mir es lieber denke, ver-
möge eines in verbum und pron. waltenden analogen bil-
dungstriebs; so ergibt sich, daß in den personen des ver-
bums zugleich schon der casus rectus des persönlichen
pronominalbegrifs enthalten sein werde.
So lange das gefiihl oder nachgefühl dieses Verhältnisses
in der verbalilexion lebt, scheint das subject des satzes,
ziuual für die dem hörenden und redenden stets gegen-
wartige erste xuid zweite person , immer auch in dem
blüiien verbum hinlänglich ausgedrückt, ohne daß es eines
gesonderten pronomens bedürfte, der ersten person wird
an sich kein nomen beigefügt, außer bei starkem nach-
druck, und dann nie ohne pronomen daneben, z. b. ich
der lierr will das ; ich der vater rede. die zweite person
liat zwar häufig das nomen in der anrede neben sich,
z. b. brich mein herz! kind, höre des vaters stimme! und
auch ein du mag hinzugefügt werden ; es geschieht aber
wiederum nicht zum Verständnis der verbalform, die ab-
wesende dritte person nuiß zuerst durch ein nomen in die
rede eingeführt sein , dann aber kann sie gleichfalls in der
verbalform selbst haften. Nur der erhöhte nachdruck mag
begehren oder nüt sich bringen , daß ein äußerliches pro-
nomen, gleichsam plconasllsch, vortrete.
In ihrem entrückteren alterlhum genügte der deutschen
spräche, wie der griechischen , lateinischen, litlhavüsclien,
slavischen , für alle personen die reine verbalform, bloß
da, wo ein besonderes gewicht auf die person fallen sollte,
wurde ein pronomen ausgedrückt, seine \virkung war dann
desto stärker, uns heutzutage, die wir das pron. f;ist über-
all hinzugeben , bleibt, \on andern äußerlichen nülloln ab-
gesehn , nichts übrig als durch erhöhte belonung oder gar
Wiederholung jenen nachdruck zu erzeugen.
Eine den urverwandten sprachen gleiclie cinrichlung
gibt ungetrübt sich nur nocli im gothischen kuud. belege
202 einj'itc/icr salz.
»I.ilür aus Ulf. 7.11 saiinnclii AvÜro übL-itliili : nllriillinlhon
liciiU ihm qvillia ).fy(i), bairais <jino()(f!t)t]e, 8li'|jitli nui) tv-
()'f.i^ scIiviiiM fi()'()(tifv^ liausidctlulli i^'/.ovouTe , liijoiul f(i-
).ovüi, oliiic /-wischentrill pcrs. pi-oiiomina. Aber das ^vt'il
snltnei- gcbram-hle naclicIrucUsanie i)roii, will ich belogiMi :
ik (pilha i-yvt /j'yo) iMallh. 5, 22; ik lra(|viina tyo) du7i<i-
injnti) H Cor. 1.2, 15; ik taiija uquoüo) J'^ph. 6, 21; ihn
(ivilliis Qv llytis AlaUh. 27, 11; is ist umöc: lori Jlpii.
5, 23; veis allelam 7;/f£/c u(pufiev Mallh. 6, 12; veis
allailuluni 'r]fitiQ ufpi/Kafiev Marc. 10, 28; tliaiubum
veis yQeiav t'yoft£V Marc. 14, 63; ei mageima veis dg
10 ö'vvaGd-ui t'jfiüg 11 Cor. 1, 4; veis gahuusidediim i'^judg
t}zova(iji(ev Marc. 14, 58; veis \iiinan ^;//e/V nuoyo-
fiev II Cor. 1, 6; veis usinetuni {/iiig uvtoTOLiCfvjiev
Eph. 2, 3; veis sijum t]/itJs {'o/tier JPhil. 3, 3; veis aviliu-
dom -ijjiisis cvyaQiarovpsv I Thess. 2, 13; jus initulh v/tea;
ivdvfitia&e IMatlh. 9, 4; jus saihvilli v/ii'n: ß/.i'jieTa INlarc.
13, 23; eis vauthand uvxol Icoviai II Cor. 6, 16. der
verdeutscher konnte in die stapfen des gr. textes treten,
that es aber nicht iingsllich , Avie INlarc. 14, 63. Eph, 6, 21
zeigen, wo das dem gr. text mangelnde pron. dem goth.
beigefügt ist. überall sieht das pron. nur ausnahmsweise.
Ja, Ulf. läßt es unbedenklich auch da Aveg, avo zusanunen-
treflende goth. flexionen ohne das pron. schein von Zwei-
deutigkeit haben könnten, der indessen durch den Zusam-
menhang leicht entfernt wird, z. b. im präs. ind. lautet
die III sg. gleich der III pl. Noch aulfallender ist das im
goth. passiv, wo das präs. I und III sg. , und alle drei per-
sonell des pl. schon einförnu'g bildet. dessen ungeachtet
wird auch hier gewöhnlich kein pron. zugefügt, so bedeu-
tet Joh. 12, 32 ushaühjada vilmdw; Marc. 4, 24 biuukada
adaugetur: 4, 31 saiada sorilui-; supuda condietur; 4, 17
gamarzjanda scandalizanlur ; II Cor. 1, 6 ihreihanda aflli-
giniur; 2, 11 galiginunduu decipiamur; 5, 3 bigitaindau
inveniamur; Matth. 6, 2 hauhjdindau exallentur; 6, 5 gauin-
jaindau observentur. allen zweilel über die person hebt
der zusanuuenhang, z. b. liuganda INlarc. 12, 25 könnte
an und für sich heißen uxores ducimur, ducimini, ducun-
lur, allein nur das letzte ist gemeint, da das unzweideutige
liugand vorausgeht; II Cor. 12, 15 wird fraqvimada (im-
pendar) klar durch das vorausgehende ik fraqvima (impen-
dam.) wo misverstaud möglich wäre, gesellt Ulf. das pron.
hinzu, z. b. II Cor. 6, 12 ni threihanda jiis iu uns, der
gr. text halle nur ov aievoyioQüod-£ tv i^füv. II Cor. 9,
4 war gaaivisköndäu veis bereits veranlaßt durch das gr.
verhuin. personen. prononien. 203
yMTcifayvrO-iojLiii' ^j/ieig , und Marc. 10, 38 entspricht ih
daupjada dem eyio fiitml^oftai.
Die gotli. spraclie zeigt uns also dieses ganze Verhältnis
noch in seiner natürlichen läge, die falle sind leicht zu be-
urtheilen. desto ver>vickelter wird alles späterhin.
Wie die eben erörterten goth. formen darthun , das
beginnende abschleifen der flexion hat die anhäufungen des
pron. noch nicht unmittelbar eingeführt, nur im einzelnen
hin und wieder veranlaßt. Ist die verbalform ganz oder
meist erloschen, gleich der englischen oder dänischen, so
kann das Verständnis, ohne pronominalzusatz , nicht mehr
aufrecht erhalten werden, aber zwischen dieser endlichen
unentbehrlichkeit des pron. und seinem ersten überilüssigen
auftreten liegt eine menge von bestimmungen, auf welche es
der historischen grammatik ankommt, in der ahd. spräche,
bei noch scharf genug geprägter verballlexion , sehen wir
gleichwol die einschaltung des pron. schon zur regel, sein
wegbleiben zur ausnähme geworden.
Ich will die deutlichsten ausnahmen , In welchen sich
das ursprüngliche Verhältnis , der späteren regel gegenüber
behauptet, voraussenden und dann die übrigen, schwan-
kenderen fälle behandeln.
1. Der iinpei'ativ f weil geheiß und befehl sich an gegen-
wärlige richten, auch durch den ton hervorgehoben werden,
entbelirt am allerleichlesten das jnonomen. nicht! daß es
seinem begrif widerstrebte, sondern es kaiui , schon in
der ältesten zeit, ihm nachdrücklich zugesellt werden.
Zwar aus Ulf. (der außer dem sg. dl. und pl. der zweiten,
noch den dl. und pl. der ersten person Imperativisch aus-
drückt) entsinne ich mich keines falls der bcifügung ; un-
zäliHgcmal ist der iinp. und iiinncr ohne pron. gesetzt: lot!
Mallh. 27, 49; sil ! Marc. 12, 36; civilh! Luc. 4, 3. 7, 7 ;
liail! l\lalth. 27, 64; hilp! INIarc. 9, 22; ni grct ! Luc. 7,
13; afju.üt jali vafrp ! INIatth. 5, 30; ussukci jah salhv I
Job. 11, 34; visam! Luc. 15, 23; hrainjam ! 11 Cor. 7, 1;
gaggam ! Job. 11, 8. 11; gaggats! atliuhals! Marc. 11, 2;
ninülli! Luc. 19, 24 u. s. w. Doch nichts lündcrt daß
auch damals schon tler Gothe beim imp. eine erlonlerlichc
Verstärkung durch das pron. gebraucht hätte.
Ahd. beispiele schränken sich auf den sg. und ])1. II
pers. ein, deren lloxion übeiall klar gosrhieden ist: forlAz!
far! bring! T. Matth.5, 24; wis! 5, 25; hou! wirf! 5, 30;
9()4 e'uij'iicher salz.
yiJ)! 6, II; i'iiila/ 6, 12; salbö! 6, 17; {■islli ! 8, 4; folyu!
«, 22. 9, 9; JK'ili! 8,2.5; giloubi ! y,.2 ; laz ! 27, 4'J ; gi-
l)iiit! 27, 6,5; iii ciirel! C, 8; iii sjl ! 6, 25; arwizel! 7, 2:^ ;
^ol ! f», 24. 11, 4; gisehcl! 9, 30. niclil anders der allere
IMallli. fragm. tlicol.: galrüc! 9, 2; arslanl euli ganc! 9,5;
arslaiil! nim! 8, 6; und so in den übrigen quellen bis auf
N. liijiab: diia! 0.1. 2, 3. 48; ihen i. tlieiii! I. 2, 4; laz!
I. 2, 40; liugi! I. 2, 27; ni bruUi! I. 5, 17; iii Avenii ! 1.
5, 18 ; andere beispiele von probibilion giamni. 3, 74 1.
Seltner trid das pron. liinzu: ni zuivolo tliül Ü. 1. 5, 28;
ui forhti thu thir! T. 2, 5 (aber 3, 4 ni forhti thir!);
heil wis thiil T. 3, 2; wls r/ii/ Diut. 1, 513^
In nilid. quellen wird man auf wenige dii und ir bei
dem inip. stoßen, in den meisten fallen stellt er allein,
gloub du iz mir! Diut. 3, 72; tuo dul das. 3, 73; wis ilü
mir luiderlun! Diut. 3, 47; du sprinc! Ben. 364; sit ir
•willekommen! Wallh. 11, 30 (falls Sil! ein imp., vgl. s. 84;
die stelle lautet IMs. 1, 103'' ir sit, indicalivisch); ir hei-
zet! Ben. 308; ir gäbet! Ben. 326; »• gebet! I\ls. 2, 221=«;
ir wünschet! ]Ms. 2, 199^; du nim! JMs. 1, 175»^; du silze,
du staut, du wat , du swim ! ]Ms. 2, 166'^. Alle pluralfor-r
men sind unsicher, sie künnleu auch dem conj. (opi.) ge-
hören, steht das pron. zwischen dem imp. und einem voc.,,
so ist es zu lelzterm zu schlagen: sam tuo, du mensche!
Ms. 2, 166».
Auch noch uhd. setzen wir den inqi. ohne pron., außer
bei besonderem nachdruck , z. b. gib du mir, so gebe ich
dir; geht ihr voran, wir folgen, es könnte auch da weg-
bleiben ; wo wir aber das hölliche er und sie der dritten
}3erson statt der zweiten gebrauchen , kann der imp. nur
durch den conj. ausgedrückt werden und dann ist uns das
pron. unentbehrlich, z. b. thue er das! geben sie mir!
stehen sie auf! hierin liegt gar kein wahrer imp.
Bemerkenswerth , daß die alls. spräche des pi'on.zwar
enträth, es aber ungleich häufiger beifügt, als die alid. und
mhd. es mangelt in gibh ! Hei. 48, 11; scrid! 32, 17;
hilp! 15, 9; ne lät! 48, 14; sendi ! 103, 16; geheli! 32,
4; gerihti! 48, 4. steht aber in: hcl wis thu\ 8, 6; lat
thül 86, 17; ni du thu l 46, 22; ne habe </««/• 8, 9; ne
forhti thül 8, 9; gehugi thül 103, 21; ne galbu thü\ 47,
3; gebad gil 86, 22; kumad gi l 134, A'^<m wanjat </i /
42, 20; und nach diesem Verhältnis durch das ganze ge-
dieht.
Ags. wie alts. der ags. INIatth. hat: lael! gang! 5, 24;
vevhiun. personell, pvoiiomen. 205
dceorf! aveorp ! 5, 30 ; syle! 6, 11; forgif! 6, 12; smyra I
Uiveah! 6,' 17; gcvitatlh! 7, 23; varna the ! 8, 4; la^t ! 8,
22; hingegen: cum tim! 5, 24; ne gel;«cl thii ! 6, 13.
.die^e prosa sclieint das pron. lieber auszulassen , in den
altern gedicliten herscht ganz die alts. weise: hat! B. 770;
gesaga! ß. 774; onscnd ! B. 898; ne sorga! 13.2767; ge-
Jhen'c! B. 2947; bio ! B. 5490; nim ! C. 33, 11; bit and
bürge! C. 33,. 12; et! C. 35, 33; saga! C. 54, 6; gehyge I
C^; 35, 29'; ongin ! C. 78, 33 ; vend the! C. 56^ 28; gevit !
C. 89, 28;ge.vitadh! 13. 580; Ifctadh ! B. 789; dudh ! B.
■2464; hatadh! B. 5599; onginnadli! C.26, 18. Dann aber:
ves thii! B. 536. 2959: beo thü ! B. 769. 2453; ves tini
häl B, 808; ne frtn tJnil B. 2644; tJm gong! B. 5483;
Span thii! C. 36, 22; thü gevyrc ! C. 79, 5; Ixd thü! C.
90, 3; geyk thü! C. 172, 23.
Ganz unerläßlich wird das pron. thü dem sg. des altn.
imp., daher es auch Rask §. 243. 256 schon ins paradigma
.der llexioneu mit aufnimmt; es pflegt sich mit vocalkürzung
anzulehnen und bei anstoßender ten, oder Spirans in tu
iiberzugehn : {avthu! Siem. 80». ^; icrthii ! 75"; heyithu !
7p«; hidlithu! 130^; segthu! 32'' 81'^ 173^; lhigg^/<?t/ 173»;
ihtu! 251'»; vhlii! 51» 81-«; IaIIii! 74». doch ist die anleh-
juing nicht nolhwendig und unterbleibt ganz bei schwachen
imp. mit vo.calischem ausgang: gack thti! 139»; radh thü
mer! 31»; vaki thü! 138'' ; ^hirdha thü! 234'»; thegi thü!
62». l» 65». b 66» 67l» 68»; selten steht das pron. vor dem
imp.: vega thü gacc ! Bei der II jik finde icli aber kein
pron. ausgedrückt :.lili(.lh! 194»; gehl! das.; hvelidh! 209»;
bei der I pl. lulom! 72» kann der modus zweifelhaft sein
(s. 83.)
;,, Die schwed. und dän. spräche hält es mit dem imp. wie
/|4ie nhd.
■''Von dem wahren imp. urilorscheide man die imischrGi-
IJUng durch den ind. des avixiliaren sollen , die schon alid.
i^Tid mhd. das pron. im geleite hat (belege s. 85); nur sei-
len 'wird es hier mangeln: jungen, (ir) siill iiich aber zen
Vröiulon strichen! Ben. 329, wo (h'r unmittelbar vorher-
etehende voci, und das gleich folgende obli((ue iucli allen
;!weifel über die person hebt; so diiilen wir nucli nhd.
vertraulich sagen: junge, (du) sollst mitgehn !
2. Dem imp. zunächst steht der oplalive coiijuiiclii'^ und
auch bei ihm hat sich lange zeit die enlbohiliclikeit des
pron. behauptet , vorzugsweise in den pci'sonon , wehlic
206 e'uij'dcher sdlz.
niangeliule ii)i|). formoii ersetzen. darum iiuiU liier iiiil
iinlcrsclieidung der pereoneii zu werke gegrvngpn wertlen.
a. linier allen isl keine impcralivlsclier als die aiiü'or-
dernde, wüiKstliendc prima pl. , sie enl^alh dalier, gleicli
'dem inip., des persönlichen pro|i, '
j,,, alid. chued<5m lop! (dlcanuis laudcs) li3'nin. 1, 1; fra-
■\vuein! (laelenuir) das. 1, 6; duriiliwacliciii ! (ijervigilemus)
1, 10; siiigem! (canlenuis) 2, 7; (jueniet, inli arslaliemes
inli lialn-iiies sfn erlii! T. IMallli. 21, 38 ; er§lel, liiti geniö^!
(eanius) das. 26, 46 ; weljenies gascUan fr. llieot'. JMallli. 12,
38 (zNvar voUinuis-, der deulsclien loiiu n.':|ch al#ci; veliiuus,
golh. vileinia, doch T. gibt au dieser stepe, ,eiu indicnlivos
rvtV wollen); Siiiies zi sauiane giiuagle ioh folgemesl 0. p.
15, 137; nu singemes alle! (canlenuis) 0. I. 6, 15; lliahe-
nies ! 0. \. 23, 75. I. 13, 3; caniiscanies zungiin sinal (con-
fundanuis linguam ejus) Diut. 1, 491: clionient, pcloen,
fallen nider ibre inio, weinoen! N. ps. 94, 6 ; nn falidn
zuo! N. Bill. 35; suochdn tiefur! das. 37';' nu stuz(?n ze-
saniine! , (jungamus) dds. 143; rin seliöil des wir bedigcn !
(quae proposuirtius intiieanuir) das. 173; ergebdn (reddii-
iiuis) denio man sih wip! das. 181. diese notkcrsclien
stellen Ifeliren , daü die frühere llexion aufwies hier nicht
einwii'ke , da sie zwar den character der I pl. deutlicher
enlhält, aber auch dem ind. zustehl. llinigenial fügt 0.
doch das prononicji hinzu: duemes wir uns in muht, ivir
th^r zua Gull huggen ! V. 23, 71; und so schon Is. 377
suohhem(?s avur %vir\ (qnaeramus.)
Auch die mhd. spräche entschlägt-sich noch gern seiner,:
nu inenden und wescu fru! Diut. 3, 24; nie ne slaheu in!
werfen in! Diut. 3, 92; nu dingen ir gnaden; I\lar. 19; hu
haben manlichen muot ! Wh. 458, 11 ; aVoI uf'herbei'gen!
Wh. 458, 3; nu brechen die wil iwin gras! (colliga'mtis)
Parz. 485, 13; iiu zeren daz si uns liezeu! Wh. 264, 19;
da wesen beide von genant! (noininemur, vielleicht auch
ind. noniinamur?) Parz. 6, 28; da sterbent wan die veigeu,
die lazen ligen tot! Nib. 149, 2; nu binden üf die helmel
Nib. 1541, 4; swä wirz danne vinden , du legen uns au
ein gras! Nib. 1563, 3; wol dan gangen! Ulr. Trist. 168^
2176; ahten üf die beide! Ms. 1, 26^; ahlen ! JNIs. 1, 27=»;
breste uns der pfifen , so vähen ze sauge! Ms. 1, 83''; nu
ziehen üf , und läzen in ir gogelheil zerinneii ! Ben. 345 ;
und gön mit vanen für den gräl ! Lohengr. 11; nu sagen
von der i-einen, clären herzogin ! Lohengr. 18; noch im
15 jh. nu sehen im au sui hende ! Wackeru. Ib. 755.. die
verbuin. personell, pruiiotiien. 207'
auirorderuug %vircl in diesen belsplelen durch die parlikeln
nu, wol üf, wol an eingeleitet, was aber auf die entbelir-
lichkeit des pron. gerade nicht einfließt.
Allerdings steht auch schon oft das xvir ausgedrückt:
slahen xvir den selben hunt! Diut. 3, 92; und enbizen
%vir darinne! ]Mar. 37; nu rinnen xvir den tan! ]Nib. 887,
1; galien wir zen vriunden ! INib. 1557, 4; den volgen
rvirl Wigal. 29; cnpfahen xvir in! das. 1536; nu kizen
ivir den riter sin ! das. 320 ; lazen xvir die bluomen rut
beliben ! Ms. 1, 5*; nu läzen xvir bellben wie ez im erge!
Gudr. 33* 55**; läzen xvirz beliben! Ben. 357; lazen xvir
ez euzit ergän! Dietr. 79*^; läz xvir dar strichen! Dielr.
98** u- s. w. einzelne solcher xvir mögen durch spätere
abschreiber eingeschwärzt und zu tilgen sein ; in gett^ir /
(eamus) Parz. 485, 2. Wh. 129, 9 läßt es sich nicht weg-
denken.
Heute ist das pron. unerläßlich, rs sei denn daß zwei
fälle unmittelbar auf einander folgen, dann reicht es hin,
wenn wir das erstemal steht, z. b. nun gehen wir und
säumen nicht ! freilich ist seit abstumpfimg der ilexion die
ohne wir gesetzte I. pl. von dem unpei'Süulichen inf. nicht
mehr zu luiterschciden ; liäufig wird die Umschreibung mit
laßt uns! (s. 88) vorgezogen.
Mnl. finde ich mit beigefügtem pron. so gaen xvi dan]
(eamus) Rein. 1160; gawi/ Rein. 1854. Floris 2178.
alts. nu xvi faran! (proficlscamur) Hei. 122, 17; ags.
aber bloI\cs gedun! (aganitis) C. 26, 10; wegen des vulun,
ulun ! oben s. 90.
Die alln. und schwed. spräche bedürfen keines pron.;
göngom ! (oben s. 83); lulom ! S<i'm. 72^; bindom! das 72*3
typpom ! 72^ u. s. w. schwed. väntom! (exspeclemus) ; sö-
kom ! (quaeramus) lalojii ! (sinemus.) dän. wird umschrie-
ben mit lad os! ' ( •
b. Ferner kann die ///. sg. und pl. in der älteren spräche
das pron. sparen.
ahd. wcse mir! (fial milii)T. 3, 9; nluse*)! (expcriatur)
Hlld. 60; zile (studcat) kehuckd ! (menior sit) K. 24''»; daz
zualu<5! K. 15*^; delso tue mir trulilin inti dciso zuaouhol
(addat) Dliit. 1, 508=»; beigelügt ist es In fulgoiidcn stellen:
cusser mih! (osculetur me) W. 6, 1; nu cunio er sell)ü
unde cusse mih! AV. 6, 3.
•) vgl. uius also ist iiut! Diut. 3, 105.
208 einfacher salz.
mlitl. im si aisu! (mm sei es also) Ms. 1, 64' AVallli.
64, 37; 8ü st (es) sl.xte! so si (es) verborgen! JMs. 1, 68»;
si (es) aber Waltli. 28, 24; si abe 'Wigal. 289; nu si (er)
ouch min! Ms. 1, 15^; nu si (er) uns ^villeko^lel)I ^ib.
103, 1; nu lazc (man es) cht sui ! Ms. 1, 37^: nu laze fer)
ez tlorl! 31s. 1, 4.5^; lize (er) elit eine rede! Ms. 1, 71-i;
nu la/.e (sie) ein teil ir zornes abe! Ms. 1, 67^; lue (sie)
des icb si bite! ]Ms. 1, 51'^; su lue (sie) geliche ; M. 1, 68^;
so tuo (er) mit allen sinen sinnen! 31s. 1, 78"; uu luo
(sie) ez und laze! Ms. 1, 64*; kern (sie) da sl den vinde!
Ben. 349; breche (sie) ir einen sciialeliuül! Ms. 1, 14*; daz
.priuge (er) liere ! Diut. 3, 88; nu lunc (er) als ich gedienet
hau! 1, 76'^; habe (er) üf niuieni schnohe! lien. 422; da
von so hab (sie) ir roten nmnt zesameii! 31s. 2, SO*; ge-
lüube (sie) eht mir! ]Ms. 1, 65«: (er) lege sich! 31s. 2, 125'»;
nu gedenke (sie)! 3Is. 1, 144b; so winde (sie) ir herze in
rotes numdes gruoz ! 3Is. 1, 16ö''; so lege (sie) mich rasten
hin üf den röst ! Ms. 1, SS'»; daz neme (sie) dur got von
mir für ein flehen ! 31s. 1, 52** ; sä so schupfe (sie) mich
ze haut! 3Is. 1, 70»; >vil er daz hönic ezzen , so souge
(er) den angel ! altd. bl. 1, 231 ; so tuo (er) ouch under Aviieii
schin! I\v. 2854. Auch hier beginnt der satz gern mit nu,
oder es ist ein mit so anhebender, nachsatz , und dann er-
scheiiit die person durch den Vordersatz bereits bestimmt.
Zuweilen ist aber das proii. ausgedrückt: sus lache er mir !
3Is. 1, 45b; so nenne er mich! 31s. 1, 79^
Nhd. kann es nicht enlbelirt werden, außer etwa, wenn
unmittelbar auf das vei-bum ein bestimmendes relativ folgt,
z. b. das thue, wer da will!; daran gedenke, wer mich
lieb hat! doch fehlt hier nicht sowol ein persönliches er,
als ein demonstratives, mit in das wer aufgenonnnene der,
nihd. würde gesagt sein: sw^er. ags. hy'de se the ville ! B.
5529; vyrce se the möte! B. 2774; alts. aber: he niete,
of he mote! I^el. 7, 7.
; PI. ahd. gangen näh eroui N. Bth. 141; Avuusglun,
muasin ruian ! 0. III. 9, 9.
mild, uü sui (sie) ouch mai ! Iw. 3590; dos SiU beide
frö ! 3Is. 1, 45''; nu haben daz si erwerben mite! 3Is. 1,
leS**; des läzen sich gezemen! Parz. 143, 28; nu hüeten
sich! 3Is. 2, 59*; so heren dan, luid helfen mir die sünde
büezen ! 3Is. 1, 72^*; rückeuz vorne hocher, decken baz
daz neckelin! Ben. 376.
c. Von der I sg. habe ich keinen beleg gesammelt; doch
scheint mir nichts dem wegbleiben des ich entgegenzustehen;
verhuni. persojien. pronoTiien» 209
er könnte z. b. heißen : nu st ^^ lllkomen ! (möge ich ^vIIl-
koninien sein), nu habe des ich ger! (möge ich erlangen,
was ich ^vünsche.)
d. Die zweite person kann zAvar imperativiscli ausgedrückt
werden , wenn aber für sie der conj. gewählt wird , so
darf das pron. ausbleiben, zumal die verbalflexion hier
noch besser bezeichnet, als in den andern personen. ahd.
wizist! 0. III. 21, 25. wizist thaz ! IV. 1, 20. V. 18, 12.
23, 126, doch steht auch das pron. ausgedrückt: wizist
thü thaz! IV. 1, 23. thaz wizist thii l V. 23, 37. andere
stellen schon oben s. 75. pl. wizJ t ! 0. III. 16, 13. 63.
zumal steht der conj. bei der negation: ni strites! (ne aller-
ceris) Diut. 1, 527'*; ni trakes ! das.; ni ana farstözes das.
527»>.
mhd. so müezest einen trost doch haben! Parz. 743, 15
aber sis du ledic! Diut. 3, 68.
3. Den nicht Optativen, eigentlichen conjunctiv setzt die
ahd. Sprache, gleich dem ind., häufig ohne pronomen. ein
hauptfall ist, wenn nach den Wörtern sagen, wähnen, kün-
den, bitten und ähnlichen die conjunction </«s unterdrückt
wird, und der bloUe conjvuictiv folgt: quedent sum gi-
wäi-o, (daU du) IlcHas sis ther niaro 0. III. 12, 13; quad,
(daß sie) inan irknatin 0. III. 16, 62; in töd, quad , (daß
sie) ni gigiangin 0. II. 6,-15; güih, quad, wurtin thanne
0. II. 6, 21; quad, mit werkon sih gigarötiu 0. I. 23, 13;
fuar er kundenti thaz , so wilo so thaz laut was, (daß ?ie)
zi giloubu giliangin 0. I. 23, 10; ni wuniu ili , (daß er)
iu lib habbe IliUl.; indessen wird das pron. oft gesetzt:
quätun, iz so zaiiii 0. 1. 9, 13; is ni zunü I. 9, 20; er
quad, er wolti I. 19, 21; quad, sie thaz ni wollin 1. 20,
29. Es fehlt aber auch in andern lagen des conjunclivs:
denne kisehe (cum viderit) K. 23^; daz nalles miesilue (ut
non delinquam) K. 27»; daz ncmes (ut capias) K. 16*; min
odowan lurtretcn sie (ne forte conculcent eas) T. INlatlh.
7, 6; ni mag ihaz man duan nihein , thaz (er) ihiono zuein
0. II, 22, 2; llrworahlin, thaz (sie) sulih kind i;ibaiin 0.
III. 20, 6. andere stellen haben es: noUos wir sin far-
vehöt in unehti (ne consumamur inedia) Diut. 1, 493";
suntar sie irkantin 0. IV. 3, 4; thaz sie gisahin IV. 3, 7;
oba sie thaz gifiumilin IV. 3, 13; daz ih arsuahti (ut ex-
petcrem) Diut. 1, 520'T; soso ih chode (iit ita dixenni) das.
517^; daz er piluiarabc (ut avertat) R. 43''; (ihuatl , ih ke-
halle K. 25^; qhuede er (diral ipse) K. 22''; denne eigit
ir (dum Iiabeatis) K. 17».
o
210 eiiiJacjLe.r aatz.
Mlul. mangelt das prori. seltner. Docli jjflegt es im 12
und ziiNVfileii iiocli 13 jli. nach sprechen und siujen /u
nnlerhlciben , wenn das unmillelbai- Jolgende verhuin dem
.selben subjecl angeheilt, und die conjiuu lion daz nicht aus-
gedrückt wird. V.v chüd , (dali er) ne Avcsse Diut. 3, 58;
sprach daz weineule, (daß er) muose chiesen den cnte 3,
93; er sprach, (daU er) suohte sine bruodcie 3, 91; cliod,
(daß er) wolte sin mendcnle 3, 101; wir choden, (daß
es) unsecli riuwe 3, 55; sprachen, (daß sie) daz gerne
taten 3, 87; wir sj)rachen , (daß wir) fride brühten 3, 103;
du spraclie wir, (daß wir) ne durften niere here koinen 3,
109; wir spraclien , (daß wir) ne getorsten gesuochen 3,
109; wir spräciien, (daß wir) lielen einen alten vater 3,
108; si jdhen, (daß sie) wollen tragen Nib. 2272, 1, aber:
si jach, si tict ez gerne Nib. 2302 stall jach, t;cle. aucli
jiacli xvüJinen : ez wante , (dal^ es) niemei^niere gesalie si-
nen vater Diul. 3, 108. Ferner in einigen anderen con-
slruclionen: daz wane mir ein richer soll, und (idi) n;cme
cz für des keisers golt iMs. 1, 90^; nnt slüegen (sie wür-
den schlagen) oucli danne mich Iw. 4333 ; (sie) ged.vhten
Walth. 10, 28; sehest (si videas) Ms. 1, 90^; gewöhnlich
wird es gesetzt: so wahren wir erlöst Iw. 6371 ; mühtens
niemer han getan Karl 59\
nhd. ist es unvermcidlicli.
4. Indicutiv.
I3ie frühsten alul. c[uellen fulgen noch meislentheils der
goth. weise, zumal R. : quidu iu (dicam vobis) 17^*; niwillu
(uolo) l«"^; ni kijjarac (nou abscondi) 20'^; ni qhuam (non
veni) 25^; sazla (posui) 25**; ertumbela indi kedeomuatit
pim 25b; ni erlliuhis (non fugis) 25^; fai'Stuanti (intellexisli)
27^; deisu tati (haec fecisli) 27''; mer sprehhan deiuie pi-
derbil (als es nützt) 26''; denne cjhuidil (cum dicil) 26^; in
deru qhuidit (in qua dicil) 25«; ibu puazit 25^'; pitlames
15a, Avellen)es, pirumes 15^; nidarremes (damnamus) 26*;
ibu wellemes 26a; quhedames (dicimus) 26^; lesames 35*'j
nalles sih kebaut 18*; denne su huazzö wannaut (cum
quicquid putaveriut) 19^.
niinneola inan Diut. 1, 493^; caulaguta inan (ditavi illum)
1, 491; pim nrstiuphit (orbabor) 492; piin kanutit 504^;
ni eigunics (non liabenuis) 507*; ]Miiuahut(5s mili (illusisli
me) 500; Iramfluhtiger wisis (profugus eris) 491; sar iu
loröm wisit (slaiim in l'oribus erit) 491; ist kaliiatit (pasci-
lin*) 504''; kisuuarut (conjurastis) 509^; wuohsuu (puJiu-
labant^ 493: clujad (dicit) 514b.
verhiim. personeu, proiionieji. 211
im Ts. uud den folgenden aber schon seltner: dir ghlbu
347; ni gliibis 408; quhad (dixit) 342. 363. 365. 369;
qubidil (dicil) 344. 390. 370. 407; nieinida 360; arangliida
374; baiibnida 388. 406; baulinit 404. 405; cliidliinsit 408;
sagliet 396; arbevit 390; ui was 374; setzida 383; archen-
jienies, cliilaubani^s 360; cbicluindem^s, araugbenies 371;
iliigun, dbebbidon 368; bigunslon 387.
fragm. ibeol. IMatlli. 9, 4 qubat (dixit); huanta sprihhis
13, 10; bulun inio 9, 2.
bin nü gifiarit, bin nü gikeiit 0. V. 25, 2. 3; bin mir
niendenti Y. 25, 100; drublm bist es alles V. 24, 6; thar
lisist I. 1, 30; ui habes II. 14, 27; tbaz dreso giburgun
IV. 35, 38.
Beispiele des prononiens: ni keanc ih (non ambulavi)
K. 26»; tVt suigeta (laciii) 27^'; qliuad, ih lorakechundu
(dixi, pronuutiabo) 28»; ih kewisso pim wurm (ego aulem
sum verniis) 29»; du errablios (tu euarras) 21» j ibu di\
horres (si tu audieris) 17»; er sclbo qliuidit (ipse dicil)
18»; denne er selbo ist kenemnit 20»; er ist keluan (ipse
eflicitur) 22*^; ivir inpinlanies (nos peisolvimus) 35^; ibu
slinnna sina hurret ?»' (si vücem ejus audierilis) 17»; denne
desiu tuet ir (cum liaec fccerilis) 17'^; feislaz ir zua na-
rtiut (crassum adsumebalis) 38^. hier ist aber nicht zu
übersehen, daß in mehreren dieser stellen auch der iat.
text dem Übersetzer das pron. darbot, und dali in der III.
sg. sein er ipse ausdrücken soll, wie sich aus 23» 24»- ^
33'' 40» ergibt *).
arsluac ih inan (occidi illum) Diut. 1, 491; kisazla »7t
dei (consuevi oa) 525»; daz ih kisazta (quod pepigi) 532'';
ibu da kipliwis (si contuderis) 524''; dei cualiu dei du mir
lali (bona quae l'ecisti) 509''; ir chu/imut (venislis) 493;
latul ir (fecistis) 494; lödliafliu ir bawisct (morlicinia vi-
ta])itis) 496: ir kiharindal (exaspcraverilis) 507''; ki^ahut
ir selbun (vidistis ii)si) 507''.
lA quhimu Is. 955; was ili sprchliciidi 365; »7/ was
dhar 365; ih gab 366; ih iuau infahu 366; ih bim 370;
ih dhih chibar 374; ih bibringu 392; ni weizs ih 392;
sctzu ih , suor ih , ni liugu ih 397; ih saghcMU 397; i7t
arwehhu 398. 400; ih clürcslIiHwi 398; iJi scal imu wesaii
*) aiuli bei O. ist «las er zuweiteii (ionu)tistrali\or, z. 1). Adam <-/•
firkcis niiii I. 25, 19 = jener, gegen iil>ci- dem tlicivr = dieser «Ics
folgenden verses.
0 3
212 einfacher salz.
;i!i8; ni iiiimi i7i 398; ih inan clilstilUi 308. 399; So dhti
slalis 399. 400; Ahn ('iiiiuimierfxles 374; ir fjiihaiJ (ilixil)
341. 349. 3.59. 370. 374. 402; ir chiscuor 350 ; iV sciulil
361; ir gab 366; warilh ir uns chiboran 373; ir arida-
lida 374; ir vvardh 383; cliuudida ir 391; augliidom wir
371; voir Jlndenies 386; sie qiiliedaiit 377.
iinz ih bin Mai' in \verolli , so bin ih lioht beraiiU 0.
III. 20, 21; so thü weist V. 12. 131; lisist ihü lliir tbaz
III. 19, 16; tliaz er quemau scolla IV. 3, 20; tliar er sign
uam IV. 3, 24: wir lazenies III. 3, 13; wir warun in gi-
bentin T. 11, 61; sie dnent ioli niezent sie I. 1, 21; eigiin
sie iz bilhenkit I. 1, 23: iob wurlun sie inliulile 1. 12, 4;
wullunse (volvebant) IV. 35, 37. *)
Es scheint luiclist bedenklich, nach dem versclüednen
alter der deuknuiler, einvvirkiingen der construclion , viel-
leicht auch noch der verbalilexion, auf die weglassung
oder Setzung des prononiens zu ermessen und den größe-
ren oder geringeren iiachdruck des sinus zu unterscheiden.
Daß die Verwendung des pron. im fortscluütt begrüFeii
ist, leuchtet ein: N. und W. , aus welchen ich belege zu
geben für überllüssig hielt, entrathen seiner selten.
Unter den flexionen priigt keine den persönlichen cha-
racler scharfer aus als lÜe II sg. präs., daher wol nicht
zufällig ist, daß bei ihr, wie im conj. (s. 209), auch im
ind. , das pron. oft fehlt, z. b. izn Hild. lied , welches mit
dem pron. sehr freigebig ist, findet man: spenis inih , pist
also gialtet man, freilich aber auch: doli mäht fZ/inu, ibu
du mi enan sages. der jüngere N. gewährt häufig stellen
wie: habest tu, chlagetost tu Blh. 34; und noch mehr
zieht der vocalische ausgang der II sg. prät. das pron. nach
sich: piege Au ^ pate Au Blh. 34. inzwischen läßt N. auf
die frage : ne chad ih tär fore na gnuht pegriü'en werden
mit bealitudine? die antwort folgen: so tute 'ita fecisti)
Bth. 173. Ohne zweifei erleichtert auch die \ulle llexiou
der I pl. auf mos das weglassen des pron. , wiewol es
nicht nur ueben ihr erscheint, sondern unterbleiben kann
da wo die llexion bereits gekürzt ist. man bemerke: ii'jV
sculun , ich sculumes 0. I. 24, 13, 14. Bei K. und an-
') man halte stellen des Ulf. zu ahd. bei T. : goth. andnemun, alid,
sie inphiengun Mattli. 6, 2; gotli. ei gäunijäindäu, ahd. tfiaz sie sin
giselian Mattli. 6, 5; goth. habaud, ahd. sie inphiengun Matth. 6, 5;
jabäi afl^lith, ahd, oba ir farläzit Matth. 6, 14.
verbiun. persü/ieii. pronurneu. 213
(lerwärts fallt die einscliallimg des ir in der H pl. auf,
selbst Avenn sich die llexioii sicher von der 111. sg. präs.
uiilerscheidet.
Unabhängig von der beschaffenlieit des verbnnis kann
das prou. desto eher entbehrt werden, je deiillichcr es in
eineju vorausgehenden salz enthalten war. am leichtesten,
wenn eine bloUe conjunction das verbinn mit dem pron.
von dem verb. oline es trennt, z. b. ih quhimu endi in
dhir ardön Is. 355; er selbo iz sus gimeinta, ioh juugoron
sinen zeinla, ioh selbo in sagela 0. V. 20, 3; die sätze
können aber auch mehr abslehn und nicht durch conj. zu-
sammenhängen : tharaua datun sie ouh ihaz duam, oug-
tun iro wisduam 0. I. t, 5 ; unz sie thar tho sUiantun,
thar after luagetun 0. V. IS, 1: thö sie hiar thaz biwur-
bun, bi thia selbün sconi irsturbun 0. V, 23, 64. den
umständen nach darf Indessen die auslassung vorausgehn,
die setzimg folgen: iro saro rihtun, garutun se iro gudha-
mun Hild. auf das ausgedrückte pron. dö letlun se askim
scritan, darf ohne pron. folgen: dö slöpluu tö samane,
hewun harmlico Hild. "Wichtiger ist, daU nach förmli-
chem Vordersatz das demselben subject angehürige verbuni
des naclisatzes ohne pron. stehn darf; ich wähle belege
aus T. Malth.: thö si gihörlun then cuniug , /"«orrai 2, 9;
inti thö her thara quam , artola in theru burgi 2, 23 ; thö
her gisah manage thero Phariseörum, miad in 3, 7; mil-
tliiu ther hcilant gihörta thaz Johannes giselit was, J'iior
4, 12; mitthiu ther heilant gisali thiö menigi , steig ufan
berg 5, 1; milthiu ther h. c]uam in P. hüs , gisah 8, 14;
inti so ther h. thu gisah iro githanca, fiiiad 9, 4. der vor-
dersalz kaiui auch in participialconstruclion aufgelöiU sein :
inti giolfonotcn iro tresofazzon, hrühlun imu geba 2, 1 1 ;
i,t es ein part. präs., so beruht in diesem die deullichkeit
des SMbjecls: inti gimanut in troume, J'uor 2, 22; inti in-
gangante in lius, Juntun , inti nidarlallanto belötnn inan
2, 11. Nicht anders haben fragm. th. JMatth. : enli su dhuo
J^sus danan fuor, gasah man 99; ph. daz gahörrenla, miu-
tiin 12, 24; so auch daer unlireino gheist uz argcngil lona
manne, feril after durröm stelim 12, 43; hwamla iniian
dhiii ir was in gotes farawu, ni ivrtsls. 374; endi dhoh dhiii
hwedheru nu dhaz ir dhea einnissa gotes araughida, hcar
sär after auhad Is. 363. . P>ei 0. begegnen solche coti-
structionen seltner als man denken sollte, wo sie aber
stattlinden , wiederholt auch sein nachsalz das prouomen :
thoh er ni wfui guater, tlioli gieiscöla er thia nuiater II.
QiA ciiij'ciclicr sctlz.
4, 25; 80 er lliu gisah lliia nieniyi , mit uuguii blidöii er
sie inlflaug 11. 15, 13; so er zl tliiü th i giliaiig, (on lliciiio
berge er nidargiatig 11, 24, 7. ISocIi ciilscliiedncr isl bei
N. , der liäung diese vorder uiul iiaclisiilze gcN%alijl, die
iiueiilbelirlichkeil des jhoii. : iinz ili li/ siiigendo in nii-
neino niuole alilola, sali ili ein -Nvil) sl;lii olje mir liih. 7;
8(3 si gesali — li/igcla si V){\i. S | iiiide ih fiii'e mih jiiiler
sehende, pegonda ih Va\\. 11; lo liitemon nalior gande, ge-
saz «i, das.; iinde aua sehende min analuUe, cldageta si
sih , das.; iinde mih tara n.nh cnölo ana seheiiliu, f'r^igcla
51 r>lh. 13; so si mih lö gesali, so legela si , da?.
Bei fratjen pflegt die ahd. spraclie oft *) das jiron. zu
unlerdriicken : deisö erkibis? (hacccine reddis:') üiut. 1,
498; ist y\Cai pikau anlfragön? (iuiih cüejji cüiisiilei-e':')
1, 509'^; wio lango hincliat? (usque quo claudicalis':') 1,
513^; wio lango ubarlrunchaniu pist? (us({iio quo cbria-
ris?) 1, 521^; ueo in sincnio neniiu gataufic ui birut? fr.
theol. 27, 8; -vvanan ßiidis? (unde invenics?) Is. 342; ^Yexsal
dlies nemin liuazs bauhnida? Is. 388; cno ui in th?nen)o
nameu wiziKjotunies , inli i. \\\. n. iizivurpJnnncs diuvaln,
inli i. tlj. n. nianagiu megin tätiinics? T. IMlli. 7, 22; zihiu
thenhit ubill* das. 9, 4; waz tvdnist themo irgange 0. V.
21, 10; Yi'io dätV} 0.11.8,45. Ausnahmen: zahuiu denket
ir ubil in iuwerenio muate? fr. th. IMallh. 9, 4; luiaz ^Yel-
let ir? das. 20, 32; hueo quanii du hera in? das. 22, 11;
forsluontut ir daz al? das. 13, 51; ziu in ralissun sprahhi
thü zi in? T. JNlatth. 13, 10; welihha micta liabet ir?
das. 5, 46; ziu birut ir sorgfolle? das. 6, 28; \vaz ezzen
wir? das. 6, 31; ziu birut ir forhiale? das. 8, 26; fur-
stuonlut ir thisu elliu? das. 13, 51; waz wollet ir? das.
20, 32; wio giengi tliii hera In? das. 22, 11; wio sihist
thu? 0. 111. 20, 43; war mäht thü neman? Samarit.; ziu
sulgest tu? N. Blh. 13; ne ^veist tu? ne sihest tu? ne
feresl tu? ne stuondin wirl grainni. 3, 755.
Das in die rede eingewojfene auad (dixi, dixit) sieht
*) die gotli. immer: Iivo mizdoiio liabaitli? Mattli. 5, 46; liva saär-
gäitli? Mattli. (), 28; liva niatjam? Mattii. 6, 31; liva faürliteitli V
Mattli. 8, 26; iiiu usvaiirpumV Mattii. 7, 22; niii liäuseisV Mattli. 27,
]:{; Iivana liieitli? Mattli. 27, 17; du live niis biläistV Mattli. 27, 46;
iiva aiilijötli jaii gretith':' Marc. 5, 39; livis l)idjäu? Marc. 6, 24; iiva
täiijäu? Marc. 10, 17; du live tliata liäiisja? Liic. 16, 2; livaii filu
scaltV Luc. 16, 5; livau lier qvaiiit? Joli. 6, 25; niu vitutliV Kuni.
7, 1; Ina im qvitliain? Kuiii. 7, 7. außer wo es der naclidruck for-
dert und der gr. text hat: du live jus mitwtli? Mattli. 9, 4; thu is?
Marc. 15, 2; t/iu qvitliisV Marc. 15. 3.
verhuni. personen. proiionmii. 215
bei 0. gerii oliiie proii.: wer ougta iu , niiad , firloraiK*,
I. 23, 37; (juud , hinillriclii nähli I. 23, 12; gidua unsif»,
(nnUiin, tliüh iiii \vis I. 27, 29; oba tliü s?s, tpiail, golcs
suu II. 4, 5.5; in töd , tjuad , ni gigiangin II. ö, 15; gib^h,
(jiiad, wurliu lliaiuie 11. 6, 21; dua iiiisih, qudtun , \vii>i
jII. 20, 51; er ist, fjiiad, gotes lioldo 111. 20, 73; biginncr,
(pidtiai, scöwun III. 20, 81; wer ist, aiidtan, Iberer man':'
iV\ 4, 61; ir btjrtut, auad , tbaz unginiab lY. 19, 65;
sprib , (juad, niezworle IV. 19_, 15 u. s. av. aiiderenial
wird aucb das pron. beigefügt: nemet, quad er, barlo
gounia ibero wortü I. 24, 3; waz wollet ir uu, qiiad er,
tbes 111. 20, 123; ni bin iii Krist, quad er zi in I. 27, 19;
ni st ibir es, quad er, not I. 21, 7. N. aber lälU das
pron, nie aus: niebt freison , cbad si l'lli. 13; unde wa/,
cbad ih , woltost lu das. 14; solli ib nüb tanne, cbad si,
tiu gelouben? das.; solli ib , cbist lu , mina leidiuiga fiirb-
lenl* das. und so bäuiig. liierber aucb das sö&ü ahuido
(vei'bi gralia) gl. Jun. 260. bei spi^ecban , sagen wird aber
das pron. in gleicbem fall nicbt enlbebrl : ni bin ib tlier,
ih sagen iu 1. 27, 28; das unterbleiben bat also etwas
fornielbafles.
j\ur in der ersten person werden halto , raeino einge-
scboben , jenes seilest bei N. obne ib , dieses bei ibm mit
ih , bei 0. obne ib ; wdnan siebt, in allen personen, baulig
obne pronomen, den 3, 240 gegebeneu belegen ist beizu-
fügen: wänu sie iz intriatin 0. 1. 27, 11 ; ni wdmc iz wola
inlllangm I. 27, 21; wann, iagilili tbö illi V. 4, 11; ni
tvdti , es iinlar manne iamer drust giwinne V. 7, 28; in
nniat iz wunt'/i ruarti IV. 4, 60. waz wamst tbcnio ii'-
gange V. 2t, 10; waz wdnist tbaz er werde I. 9, 39;
waz xvunis ibese knebt si T. 4, 13; udo ni tvänis T. 185,
5 ; waz wdnet werde tlianne 0. IV. 26, 54. N. aber gibt
das pron. hinzu: also du, wäuo ih , kehugest Blb. 5; wes
sun, wanet ir, ist er ps. 77, 2. auch der verbiiulung iii-
iveiz (gramni. 3, 72), die das pion. ausscbliel'.l , walucnd
ich weiz steht (granun. 3, 242.) sei hier gedaclit. von
mag kesceben (2, 242) im verfolg. 0. aber goliraucbl bin
obne ib V. 25, 2. 3. 7. 100 von sich selbst, tVi bin von
andern 1. 4, 59.
Dies scheinen mir die hauplmomente worauf es bior
bei dem abd. inilicaliv ankommt. nocb eingescbrankler
wird die nuigliibkeit sein, ibn in der mlul. spracbe obne
beg'.eitung des pron. zu gebraueben.
a. wenn zwei vcrba durch eine conjundion , rim gcwöbu-
2l6 eiiij'dclier .salz.
liclislen imcl , vcikiiii|)ft sind, hcdaif bloli (Ins ciiiP des
iiomens oder pioiioiiiens : was si geliei/cn und wds Wh.
2, 3; icli l)iii oucli ein recke und solde Uronc tragen Ail).
108, 1; liagneii banl dö Dietrich xiwAq j'aort in Nib. 2290,
1; si entwiclient unde kcrent Parz, 2, II; der rebeizte
nidor unde zoch Parz. 181, 26; genuoge haut des einen site
»Mule sprechent Parz. 180, 9; er lialste in und huste Diut.
3, 77; gnadeten si im sere iint bitten im I\v. 5441; daz
ir SU ungerne Icl)i uut sus uucl» dem tfkle strebt Ivv. 4995;
und so allenthalben. Das verbiim ohne pron. darf aber
auch voratisstehn , z. b. : z^va Ut luid ^velhsch gerihle lac
Parz. 4, 28; siue wunden xvuosch unde bant der wirt
Parz. 165, 13. Sogar mag die conjunclion felilen; in einem
gedieht des 12 jh. die bemerkenswertlie formel: er sluont,
bette Dint. 3. 68; daz si stuont, traue 3, 80; daz chint
sluont, iveinöle 3, 108 für stand und l)elete, stand und
trank, stand und weinte. man aclile ob nicht aucli in
andern beis|>ieleii nach sluont ein verbum oluie und folge;
es ^var schon ahd. brauch : er stuant, suiijeta 0. IV. 23, 33.
b. die auslassiuig erfolgt dann noch oft, Avenn zwar an-
dere subjecte vorausgehn, aber ein obliquer casus oder ein
possessiv an das subject des folgenden verbums gemalinen,
bei welchem das pron. wegbleibt : mir ist leide, und Jnrhte
(ich) des Ms. 1, 62a; swenne ich bi ir bin, daz t(Ctel inir
den muot, und (ich) stirbe aber rehte IMs. 1, 9^: dem ist
iuwer leben leit, und (er) tvil sich an iu gerochen han
Iw. 5000; daz was sin spot, unde (er) sprach Iw. 4992;
dd im min name wart genant , dö nande er sich sa unde
rümde vientschaft da, luit gehellen (ich und er)*) iemer
mdre in ein Rv. 7619; daz er (der riese) sich neicte der-
nuch — dö het sich her Iwein an im \il wol gerochen
unt daz swert durch in gestochen, diu wunde gicnc da.
daz herze lit, dd was verendet der strit, unde viel (er,
der riese) Iw. 5063-74, in diesem letzten beispiele ist mehr
Verwickelung und uuterbrecluuig durch andere grammati-
sche subjecte, die aufmerksamkeit des hörers aber fort-
während dem eigentlichen gegenständ der erzählung zuge-
Avandt, so daß das fiel nicht misverslanden werden kann.
Wenn ich mich nicht teusche, so liebt Hartmann diese aus-
drucksweise weit mehr als Wolfram , der gern das pron.
•) hier war der platz für den älteren dual; ein gotli. galiillös, falls
ein solches verbum bestand, hätte alles, mit einen ruck, ausgerichtet,
und ebenso Iw. 7432. T695.
Verl) um, peraoiieji. prorwnicri. 217
hrauclit, und z. b. Parz. 1, 17 sine nuigen setzt, wo jener
vielleicht und ennuigen gesagt liätte. Aber aucli die andern
dichter entbehren des pronomens, so oft dnreli das voraus-
gegangiie oder unmittelbar folgende das Verständnis gesichert
ist, um zwiscliensälze unbekümmert, z. b. si kunien alle ir
viende an mit manlichem muote; ^varnu^ge unde liuote
der nam dii liilzel ie man -war, wan drungen eht mit
liüfen dar, unt tütens alle Trist. 5472.
c. die vorhin s. 213. erörterte ahd. Setzung der verbums
im nachsalz ohne pronomen ist um so mehr erloschen, da
sie schon bei 0. und N. aufgeliürt lialle. das pron. muß
also Aviederholt Averden : chunde wir ioch wol scup]ihen
(dichten), su scolte %viv doch ettevvaz uberluipphen Diut.
.3, 89; im w^ellet Verliesen — so müezet ir kiesen Iw. 1823;
dö er in dd töten vant, dö versweic er iuch daz m;vre
Iw. 1834; Sit ir durch rutes schidde her komen, iwer hulde
inüezt ir mir durch riiten lan Parz. 163, 3; weit ir in
gerne liegen, ir muget ir vil betriegen Parz. 172, 13; dö
sich der starke Tilurel mohte geriieren , er getorste Tit. 1,
1; dö ich den gral enphienc , da vant ich Tit. 6, 1; dö
der herre diz vernam , schiere er zö deme rosse quam
Alex. 358; dö si zesamene quiimen, bi henden st sih nä-
men Alex. 394 ; also si in verrest sahen , zuo einen ande-
ren si sprachen Diut. 3, 91.
d. wenn das verbum unmittelbar an den eigennamen sei-
nes subjecls im vorhergehenden satze stöIU , kann das pron.
unterbleiben: daz ist Irnper, vert \on Botenbrunnen her
Ben. 425; da ist Diethöch, IJolant und leilunc, spranc da
manegen geilen sprunc Ben. 328. man könnte aber auch
ein ausgefallnes relallvum annehmen.
e. das unabhängige, indicalive verbum bedarf in den mei-
sten fällen des pronomens. wie viele lieder heben mit ich,
du, wir, ir oder mit einem pron. dritter person an, und
können ihrer da nie eniralhen: ich grücze mit gesange
Ms. 1, 1*, wie schon das llild. lied : ik giliörla dal seggen.
Alle Urkunden deutscher spräche beginnen mit ich oder
xvir , von der ältesten des jalirs 1240 an: wir Cuonral in
nimschen kunc erweit, obgleich unmittelbar nacli dem tilel
dann ein: tiion kunt, ohne pron., Iblgt. dieses /?/ou Ai/ij£
(noium facimus oder nolum facio) ist die siehende formel
der meisten Urkunden, aucli der folgenden jhh.
f. die zweite person liäll in einzelnen fällen noch an ih-
rer allen freieien slcllutig. bei dem bekannten selbe ta'te,
selbe habe (mythol. 254) wehrte das Sprichwort dem piün.
218 e'uiJ'dcJur üdtz.
den ciiii^niJi;, oder will iii.ui in scllx- d.is pioii. finden •' ob-
gleich wir lieiile sn^pii niiissL'ii : du llialesl es .seihst. Zii-
jiial wirkt das 81' dieser peisou im pj-äs.: /e^ii in senedeii
riiivveii, so volgo mir l»en.447; »Jt/tf/e.sf iciiian Ms. 2, 126^,
.-zr wenn du lehsl , iindest*); aber auch sonst in fraye oder
ausruf: wes bist im gchaz? Ms. 1, 59^; gol, wie teilst s«)
jingclichcl INIs. 1, 25'\
g. auch wtene , ohne icli , wird noch eingeschaltet: des
Wd'it , die phall'en nilit beste altd. hl. 1, 222 ; so, Wune,
man uns armen hie in not wil ttion Diut. 3, 106; ja, tvwne,
imz der tievel gap ,Ben. 377; des, tviene, min leben iht
lange stö Ms. l, 40^; daz, xv(en, bitler ist JMs. 1, 175^;
ez , uuene ^ ouch inmier werde so manic kiiener wigant
Kl. 609; helt also loblicJi , wamne , ie würde geborn Kl.
617-, ja; wand, ich ergeizet \v;ere Parz. 177, 1.5. Doch
steht anderenial das pronomen : dar an lit, wivn ich, g''ic-
zer kraft Iw. 5279, besonders wenn das verbum eingeschaltet
ist: ich wasue altd. bl. 1, 218. 225. Nib. 42, 4. 71, 2 (einge-
schaltet INIar. 10); woent ir , daz ich eine sil' Iw. 52/4.
sprach =z er sprach Diut. 3, 42; gewöhnlicher mit pron.:
sprach er Wh. 421, 2; sprach st Xib. 17, 1. Wegen
imveiz. , i)ieiveiz darf ich mich auf gramm. 3, 73 bezichen,
mnl. scheint auch das positive 2vet so vorzukommen: dat
tvet (ic) Wale Florls 3367.
Für die nhd. spräche dauert eigentlich nur noch der
mhd. fall a in voller maße fort: der könig kam und sieyte,
alle jubelten, tanzten und sprancfen^ das hoffe und wün-
sche ich. aber die fälle b, c, d kommen kaum in betracht.
die erste person darf in einigen formein ohne pronomen
stehn : bitte, danke (engl, thank you, pray thee) </e-
schiveiye (laceo, gramm. 3, 242); auch im kaufn)ännischen
Stil: anbei «/^e/'se^rfe, inhalt /<«6e empfangen. Güthes spa-
tere prosa neigt sich nicht selten zu solcher auslassung des
ich: so zolle den besten dank u. dgl. auch bei der zwei-
ten person pflegt vertrauliche rede, oder balladenton das
du zu unterdrücken: und willst doch falscher lierzendieb;
hast lieb gehabt herzchen ? ; siehst dort das zelleufenster
nicht?: bist wahrlich nicht der feinste gast u. s. w. Häu-
figer bei H. Sachs, z. b. III. 3, 18<=: ach bist so elend
dort mein man, hast nit ein pfenning in ein bad ! Weit
ungewöhnlicher für die dritte person; doch hat die neuez-e
') vielleiclit sind lebest, vindest cunjunctive, und dann gehören
sie zu sehest (s. 210.)
ft
perbmn. personen. proii. 219
poesic, in edlem, reierlichen Ion, cingefülnl : Äy^rocA« (dixil),
wobei a1)er das oblique es iiicbt Mcgiileibeii darf.
Alis der alts. spraelie, wia sie uns im liel. ersclieint,
geiniiJ^e es liier anzumerken, daß sie das pronomen \iel
seltner auslaßt, als die alul. , und es namenlliili bei dem
eingescliobncn ([uedan all/.eil liegl : quad Ae 4, 4. 4, 23. 7,
6. 8, 8. 10, 3. 12, 12. 143, 13. 146, 20; quad siu 8, 17.
9,2; f|uaduii sie 13, 3. Den dual uiilersclieidet das eigen-
ihümliclie pronomen: wit liabdun 4, 24. Avarun wil 5, 2.
ivil molitun b, 3. xvil sind 5, 5. (jil lielin 4, 17. (jit fahat
34, 23. sculun </t< 34, 23; dagegen der pl. ivi muguu 17,
7; iji sind 17, 2 u. s. -w.
Im ags. Beovulf fehll bei der III. sg. und pl. das pron.
ziemlich oft , wo die Erzählung über das subject keine
nnsicherhcit laßt: aUidon tha leofne theoden 67; Ihanon
eft (jevtit 246; (jevitoii him tha feran 599; hiiyon tha
tö bence u. s. \v. stets aber h5'^rde ic 75. 123; ic gelViegn
147; auch heißt es he cvädh oder cvädh Ae, eingeschaltet.
duale wie im alts.: vit sculon 1360,' vit gecvredon 1063;
ijit reoii 1019; </t7 svuncon 1027.
Ebenso wenig zum auslassen geneigt ist schon die altn.
cdda, ja sie liebt es, das pron. der 1 sg. zu hiiufen, indem
sie es erst gesondert und dann noch einmal suüigiert aus-
drückt: hve ec at anspilli komic 8;vni. 82^; thö ec einn
um konic 83^; em^al ec (non sum) 83^; doch hat in der
ersten stelle eine vai-. komumc, was an die mcdialumschrei-
bung (s. 4o) gemahnt, an den vocalischen ausgang schwa-
cher pr.'it. lehnt das ek sich an: dtemdhac, (jladdac, har-
dhac 78^^ =: doemdhi ec u. s. w. auch die zweite person
behält das thu, selbst in fragen: hvi ihn einn um comll*
83^, oder lehnt es an: hvat vantu? 78*^- ^ = vant tliA.
Den dual bezeichnet, wie alts. luid ags., die eigne prono-
minalform: at id/i mik fundil 137-^, wobei zu merken ist,
daß nicht der naine iler redenden oder angeredeten person,
sondern mir der jnit ihr in den dualbegiif zusammenge-
faßten abwesenden dritten ausgedrückt wird, z. b. idh
Gymir linnizt (du und Gymir iindel euch) 84'^; vidh Freifv
byggiom bajdhi saniau (ich und Freyr, wir beide hausen
zusanuneu) 84=*.
Die größere inienlbehrlichkeit des pron. bei dem nord.
verl)um möchte sich selbst daraus ergeben, daß die schwed.
\olkssprache es sogar dann zu setzen i)llegl, wenn das sub-
iect durch ein nomen ausgedjückl ist: haus brynja hon
var ny 8v. vis. 1, 139; herr Axel hau sofver sä sölelig
220 einfacher scitz.
1, 150; Norge det är iiiill luderneslainl 1, 151; Valborg
hon ai- en juiigtVu sä skön 1, 152; cbeiisü daiiisc li : her
Axel lutn sover I)v. 3, 260; Norge det er niil (adenielaml
3, 261 *). Soll auf die peison iiaclidniclv fallen, so -svie-
derliolt man das pronoineu nach dem verbalen, z. b. jag
vägar dcl j(i(/ , ^^äll^cnd wir nlid. das ich stärker betonen,
das schvved.'jag vagar liat folglich die bedoulung des golh.
gadars, und das scliwed. jag vagar jag die des golh. ik
gadars. das gesch^vacllle pion. muß verdoppelt \Yerden,
um den alten sinn des einfachen zu erreichen.
Nach dieser entwickelung des allmälich zum belnalie noth-
wendigen begleiter der verballlcxion gewordnen persönli-
chen pronomens sind noch einige puncle naher auszufüh-
ren, welche bloß die dritte person betreffen.
I. ßlan.
Sobald ohne bezug auf ein bestimmtes subject Im allge-
meinen ausgesagt werden soll, Avas zugleich von mehrern
gelten kann, da wo die lat. spräche sich der III. pl. act.
oder der III. sg. pass. bedient, ist in deutscher zunge schon
lauge her die ausdrucksweise durch ynan hergebracht, dem
lat. dicunt (homines) oder dicitur (ab liominibus) entspricht
unser: man sagt. die ausgelassenen oder zu verstehenden
lat. substantiva geben zu erkennen , daß ursprünglich ein
begrif der mehrheit gemeint sei; nicht bloß ein einzelner,
luigenaunter hat es gesagt, sondern mehrere. daher wir
auch noch jetzt dieselbe bedeutung durch andere plural-
substantive erreichen: die leute sagen, die menschen sa-
gen; oder durch den sg. der collective: das volk , die
rnenqe sagt, gerade so heißt es z. b. ags. tha nu veras
Eufraten vide nemnadh C. 15, 16, der fluß, den die leute,
die mäuner Eufrates nennen.
Daß die goth. spräche ihr man oder manna immer
nur concret, und erst in der Verbindung mit ni pronominal
gebraucht, ist 3, 6 bereits gesagt worden.
Im ahd. mag das häufigere ioman und nioman (3, 67) mit
gewirkt haben, auch das einfache abstracte man für den
*) ein nhd. Norwegen das ist mein Vaterland läßt sicii nicht ver-
gleichen weil unser das mehr demonstrative krat't hat als das nord.
det ; jener phrase entspräche : JN. es ist mein v. , was niemand sagt.
verbtim. personen. man, 221
sg. zu befestigen, belege slelin 3, 7. indessen ist der
gleichlautende pl. miin nicht völlig verdrängt, sondern zu-
weilen noch mit dem pl. des verb. gesetzt: vxan thaz westin
0. V. 4, 29. vielleicht gälte die Vermutung, daß der neben
man stehende sg. zu dem collecliven pl. in der s. 196 er-
ürterleii weise, construiert worden sei? wäre dies auch
anfangs der fall gewesen, so niiiste doch selbst diese con-
slruction und die zusammenfallende form des nom. pl. und
sg. bei diesem anomalen wort bald den wirklichen schein
des sg. hervorgebracht haben. Kurz, das ahd. mhd. und
nlid. man stehen, gleich dem völlig analogen franz. on
(3, 6 anm.) allenthalben als wirkliche singulare ganz in
dem sinn des älteren pl. und mit unbestimmter, nicht mehr
auf die einzelne person gerichteter bedeulung. ja nlid. kann
dieses man im vomiehmen und versteckten ton mitunter
die erste und zweite person bezeichnen: man wird das
gerne thun; man geht wol mit? für welchen gebrauch ich
aber kein mhd. beispiel weiü. in solcher Unbestimmtheit
darf es denn, wie jemand und niemand, auch von frauen
gesagt werden, da der wirkliche begrif mau =r vir unge-
lühlt darin enthalten ist.
In die alts. ags. schwed. und dän. spräche hat sicli das
nemliche man auf dieselbe weise verbreitet, im altengl.
war es in der verkürzten form nie üblich, die einigemal jnhd.
schon begegnet (daz me, so mc Docen misc. 1, 27); ninl.
und nnl. erscheint men , zuweilen auch mhd. inen, nnd.
wie. engl, ist es ausgestorben, und zum iheil durch one
(einer, aliquis) ersetzt, dessen ausspräche an die mhd. ne-
benform wan , xven erinnert, mit welcher es sonst nichts
gemein haben kann, auch über das altn., nicht selir oft
gebrauclite madhr habe ich mich schon 3, 8 erklärt.
Dieses 'man gereicht nun von der ahd. periode an bis
auf lieule zur Umschreibung solcher passiva , deren casus
obliquus unausgedrückt ist; der verschweigung des hanileln-
den subjects konuiit die nennung eines ganz unbeslinunt
gelassenen in der wirkung fast gleich. Sind im passiv beide,
das leidende und das thätige subjecl angegeben, so kann
kein abstracles man eintreten. liben so wenig statt lindet
es, weiui der ausgelassene obli(|ue casus sich gar nicht auf
handelnde menschen bezieht , z. 1). der salz ileine siinde wird
dir (von gott) vergeben, er wurde (von der glul) versengt, ist
natürlich keiner Umschreibung durch man fähig.
Indessen bedienen sich ihrer überiiaupl weder K., noch
die ältesten glossen, noch die liymnen; Is. 370 wiril aber
222 i'iiij'dclii'r salz.
praecllcaiula est: scal mau hcodaii, mul 392. 393 Cliiislii'?
exspeclaiulus osscl : tnaii Clirisles bMaiuli was iibeili'ayon.
Iiiiiifigcr greift der veideulscher des T. zu dieser aiisdiiitks-
weise, die sich lieniaili mit recht in der S|>rache Ijohaiii'lcl
liat, und uns dei- steiferen passivuinschreihiniy durch au\i-
liare oft überliebt, jnaii gibiulil z::z praecipiliir ist Nvollau-
lender als: wirdil gibolaii, und wenigstens die abwechsc-
luug zwischen beiderlei ausdiuck lial ihren vorlJieil.
II. Es.
Einen Im verfolg -weiter abzuhandelnden grundzug unserer
spräche bildet, daii sie nculralfornien des adj. vorzüglich
aber des prou. da verwendet, wo entweder ein bezug auf
das männliche und weibliche geschlecht zugleich nothweii-
dig wird (vgl. granun. 3, 315-317) oder unenlschietlenheit
der persou stalllindet.
Das pronomen es (zuweilen auch das^ dies) kann allen
drei personeu des sg. wie des pl. durch das verbum subst.
als präiiicat verknüpft werden, wenn in dem satz die frü-
here Unsicherheit der person aufgelioben wird, z. b. der
thäter war vorher nicht bekannt oder nicht genannt, und
nun folgt: ich bin es, du bist es Heinrich!; er ist e.s" allein
der uns beisteht; ihr seid es, die ihr den zorn de? him-
mels auf euch gerufen habt! liier bezeichnet es das zuvor
unbestimmt gewesene. Die gr. und lat. spräche lassen in
solchem fall das prädicat ganz uJiausgedrückt , und setzen
bloß: tyo) eißit, ego sinn, und ebenso auch die gothisclic :
ik im Marc. 14, 62. Job. 6, 20. 8, 18, 9, 9. 13, 19. 18, 5;
im auk 6i\(il yuQ Joli. 13, 13; ni im oi'x eifil Job. 18, 17.
25; niemals fügt hier Ulf. ein ita hinzu. Ahd. aber gilt
das iz allenthalben: ih bim iz T. IMatth. 14, 27; ob thui
bist 14, 28 ; eno ni bin ih is? 26,22; euo bin ih js? 26, 25;
ih bin iz 0. III. 20, 37; meistar ja, ih iz ni bin 0. IV. 12,
24; wer ist izl 0. III. 20, 175. IMhd. ich pin iz Joseph üiut.
3,110; ich bin es Iwein Iw. 26 1 1. 7483 ; ich bin e; .Minne
Iw.3016; du bist ez der böte frone JMar. 111; bisluz Iwein
ode wer? Iw. 3509; daz ez sl der recke INib. 87, 4; ich
bins der sun Waltli. 26, 36; sit irs der beste ibid., und so
häufig. In diesen beispielen bildet ez, gleich andern prädicaten
gewöhnlich den Schluß des Satzes oder folgt doch erst hinter
dem verbum. Alls, ef thu it waldand sis Hei. 90, 5. Ags.
ic hit eom iNlallh. 14, 27. Job. 6, 20. 9, 9. 13, 19. 18, 5;
eom ic hit iMatlh. 26, 22: thu hit eart iMallh. 14, 28; zu-
weilen auch ohne hit: ic eom Marc. 14, 62. Job. 8, 18;
ne eom ic Job. 18, 17. ic ne eom Job. 18, 25. Die heu-
verhiim. personell, es. 223
tige engl, spräche liiiU entw. das neutralpi-on. aus: 1 am
IMarc. 14, 62. so 1 am Joli. 13, 13; oder fügt das niäun-
liclie pron. bei: 1 am he Job. 9, 9. 13, 19; oder setzt z^va^
il ^ aber als siiljject mit dem verb. dritter person , nicht
als prädicat: it is llVIalth. 14, 27. Joh. 6,20; is it I ': INIatth.
26, 22. 26, 2.5; if it bc tliou INIallh. 14, 28. dies engl, it
is I wäre nhd. es ist ich, doch Jiie sagen wir so fiir icli
bin es, nocli die EngUinder I am it. die nhd. weise stimmt
aber zur ags. und das engh it is I wurde oil'enbar dem
franz. c'est moi nachgebildet. Nnl. wie nhd. ic ben't jMatlh.
14, 26. Joh. 6, 20; indien gy het zijt IMatth. 14, 28. Die
nordischen sprachen, weil sie kein dem goth. ita , alid. iz,
ags. hit paralleles pron. besitzen, müssen dafür das demon-
strative that verwenden, oder andere ^vege einschlagen; in
dem isl. N. T. finde ich IMarc. 14, 62 bloiies eg em ; Joh.
6, 20 eg em thad, JMatth. 14, 28 ef tlui ert tliad., 3Iatth.
26, 22. Marc. 14, 20 er eg thad iiuckud? ^ iMattli. 14,
27. Joh. 13, 19. 18, 5 eg em hanu ^ Job. 8, 18. 9, 9 eg
em 5«. auch der schwed. und drin, ausdruck scliwankt,
am gewöhnlichsten heißt es (analog ilem engl, it is 1) schw ed.
thet är jag Matlh. 14, 27. Joh. 6, 20. 9, 9. 13, 19; diin.
det er jeg IMatth. 14, 27. Joh. 6, 20. 9, 9. 13, 19. 18, 5.
merkwürdig ist das schwed. suffix dret tu? IMatth. 14, 28;
jag äre* Joh. 18, 5. dän. steht Matth. 14, 28 det er dig,
sogar jiiit dem acc. für du , und wahrscheiidich sagt mau
auch im gemeinen leben det er mig f. det er jeg.
Das selbe neulralpronomen es kann aber nun aucli
als scheinbares und unbeslimmles subject in den beginn
des Salzes gestellt, und vorliiuler des eigentlichen subjecls
werden, das dadurch in das verhiillnis eines pradicals zu
jenem pron. tritt, statt: der könig starb, drei ritler rillen,
Artus hielt einen hof wird gesagt: es slajb ein künig, es
ritten ilrei rilter, es hielt Arlus einen hof. die anlicbende rede
liiUt noch unsicher, welche beschalfenheit es um das wirkliche
subjecl habe uiul stellt ein ludieslinuntes wesen vornen hin,
das sich gleich darauf In ein beslinniites audösl. jener salz
bedeutet streng genommen: et^^as lill einher, drei riller
)ilten. JMan sieht, dieser (Md)eslinMnle beginn Ist nicht we-
sentlicher als der unbeslinunlo ausgang, von dorn ich vor-
hin handelte, und sowol die griech. und lal, als die golli.
Sprache zeigen ihn ebensowenig: er wiril hloli ilann ge-
wühlt, wenn mit einer gewissen empliase, lile Ircllicli tluicli
den hiiuligen gebrauch an starke verlor, gcsjiroclieii nmi-
den soll.
224 einfacher salz.
In dem alid. und in allen übrigen deulsclien dialecton,
die ein solches, der bedeutung nach iiheilliisslgcs neuliiim
des persönlichen pron. in den eingang der salze zu schie-
ben pllogen, lial es Avaluscheinlich seine erste anwendiing
da gefunden, wo sonsl gar kein suhject ausgedrückt gewe-
seii wiire, d. h. in salzen, wo ein unbcslinunles neulnuii
zu verstehn und zu ergänzen wäre, naineutlich bei den
sogenannten unpersönlichen vcrbis, z. b. in den lat. salzen
verum est, fulgurat, die wir verdeutschen: es ist wahi-,
es blitzt. Der zweite schritt war, dieses e* auf fälle zu
erstrecken, wo kein neutr. , sondern ein niasc. oder fem.
ausgedrücktes subject ist, z. b. es spricht der herr, es rauscht
die welle. Drittens endlich bediente man sich seiner, wenn
subject und verbum im plur. stehen, z. b. es sagen die
leute, es sterben alle menschen. Überall jedocli nur voi"
die dritte person, und nie vor die erste und zweite, kann
ein solches es zu stehn kommen.
Die ganze ausdrucksweise hat in dem nlid. iind mlid.
nielir um sich gegrilfen als in dem ahd. wo sie seltner,
wiewol völlig entschieden erscheint. die gotli. spraclie
kennt durchaus noch kein solches vorgeschobnes ita. hier
ahd. belege: iz sprichit ouh Ilierunimüs 0. V. 25, 69, iz
was iher liiar forna tliie liuli bredigula II. 1. 3; iz ist
ther selbo III. 20, 33; iheis wärt sin gilicho III. 20, 36;
was iz ouh giwäro (nicht giwaro, wie Graft' 1, 910
schreibt) gotes drüt ther maro 11. 7, 7 ; iz lieizit bluama
II. 7, 50; iz ist wunderlih N. Bth. 105; iz wären
aber die (risen) N. Bth. 175; iz sint ouh andere N. Ar.
(von Graff 1, 40 nicht naher angeführt.) wo das iz vor
dem verb. subst. steht, ist der nom. unzweifelhaft, in an-
dern fällen wahre man sich, damit nicht den acc. zu ver-
wechseln, z. b. in: iz dätun gomaheiti 0. 8al. 15; iz deta
imo thiu fasla 0. II. 4, 45. JNlhd. beispiele wähle ich
vorzüglich für das ez neben masc. fem. und plur.: iz was
iur fiUe Diut. 3, 110; iz ni si Jusebes wille Diut. 3, 100;
iz ist Dariüses rat Alex. 2225 ; ez euruoche got scheiden
Mar. 137; ez was ein man buse IMar. 13iS; iz si enbezzere
denne diu toufe Diut. 3, 65'^ iz sint zuei jär Diut. 3, 110;
ez mühten die tievel ir spot haben altd. bl. 1, 221; ez
reiten sine liiite Nib. 51, 2; ez fu orten scharpfe geren
die riter Nib. 74, 2; ez sint in mune huse luikunde degene
Nib. 84, 2; ez giengen ze dem liüse die iwer degene Nib.
2270,2; es wären tiure vleisch mit den vischen lw^ 6215;
ez liefen garzüne gnuoc Iw. 7104; ez verdienten niemer
verbnin. persoiwn. es. 225
tösent wjp Iw. 8004; ez enwizzeii alle lliile iiiht Ms. 1,
165*; €Z sinl giioliu niuwe nicXire jMs. 1, 18-*; ez siut gruzc
wunden ]Ms. 1, 95^'; ez siut manger liande doene Ms. 1,
32^; ez sint noch lierren eteswa gesezzen ]Ms. 2, l4l^; ez
spreclient zwivchere Ms. 17o**); ez >YUixlen einem mau
siniu scliaf m getan Ls. 2, 3; ez Avaren zeiuci' zit zwu ge-
vatern Ls. 1, 6lö. Für den sg. neulr." bedarf es kai.m
der belege: iz ist alliz ein ileKcheit Alex. 25', ez ladete vil
der gesle in Gunllieres laut Aib. 46, 4; ez enwart nie niht
als unfriiüt su alter unde armiiot Parz. 5, 15 u. s. av.
Die eben nacligewiesne conslriiclion des pron. ez nut
dem pl. des verb. halte ich für entschieden hochdculscli,
lind sie vergleicht sich anderen Stellungen des pl. zum sg.
Alle übrigen mundarten meiden den pl.beiiltesem pron.; zwar
slehn aus Ilcinke meiner behauptung drei beisplele cnigegeii : it
syn (Hakem. id synt) twe böse quade ketyf 2795; it wereii
van dem merkatten gesiecht 5864; it synhunre 6405; in wel-
chen abcrwol hochd. einÜuü anzunehmen sein wird, ungleich
öfter und fast allenthalben faulet sich it vor dem sg. des verb,,
selbst bei folgendem pl. subst. z. b,: il is wol seven jar 234;
it is nu twe jar 4579; wo hochd. lieber gesagt würde: es
sind. Auch die mnl. cjuellen haben mir kein het vor dem
pl. dargeboten, nicht selten vor dem sg. : het was Rein.
41. 79. 2321; hels = het es Rein, 1391. 1806. 2062; hets
in jaer Rein. 2736; het stunt 1590; sief hoenre 3915 um-
gestellt, in der mit Reinke 6405 paraljelen zeile. Da
wo im nhd. N. T. es vor dem pl. sich iindet, ninunt die
nnl. eine andere wendung: jMatth. 7, 21 es werilen niclit
alle, niet een yegelick en sal; Luc. 13, 29 es werden kom-
men, daer sullender komen; Luc. 13, 30 es sind (die)
letzten, daer zijn laetste ; Luc. 13, 14 es sind sechs tage,
daer zijn ses dagen; Job. 21, 25 es sind auch viel andere
dinge, daer zijn nog vele andere dingen; Rom. 9, 6 es
sind nicht alle Israeliten, die en zijii niet alle Isranl. Doch
der volkslietierstil , nach hochd. mustern, wagt den pl. zu
bei: het ghiiighen lirie ghespeelkens goet ; het waren Iwe
coniiicskinderen IloH'm. bor. belg. 2, HO. 112. het liad-
dense bei Mel. Stoke 2, 8 ist etwas anderes.
Alts, erscheint it ziemlich oft da wo das subiect neu-
tral, zuweilen auch wo es männlich ist: it undar iro han-
dun wuohs meli llel. 87, 20 (meti m. 87, Ib); belege lürs
•) Ms. 1, 2i)!' oz liioiit diu vofii-liii scliin, isf al)or ez der vor»
srliin tiiou ;il)lirm^cnil<' acc. , iirul Ms. I, 20l> <•-- lialjciit die knlteii
»eilte getan könulc beides uoiii. oder acc. angcnomiiie» werden.
1»
226 tii/ifacJicr salz.
iKuilr. il is iinc al li lat 4, 23; liwo il glwordaii iinitii 5,
10; l)einciUc'iis\vcrlli ^11)1 lür: llial if scoldi ■wcsaii harn Ixo-
des 17, U2 die atulere lis. llial hie. niemals il vor dem j)l.
Ags. hit y engl, il, \vie alls. i7, z. b. sva Inl gedelc väs
R. 3339; hit ull gelimped li. 3504. nie vor dem pl. jcin;
slfUen liaheii ags. gar kein vorgeschobnes ])ron.: six dagas
siiil Luc. 13, 14; siiit ylemesle Juic. 13, 30; odlu-e mauega
ihiiig siiil Juli. 21, 2,5; engl, aber \vlrd das adv. ihfre vor-
geriickl: liiere arc six days, there are last, liiere are also
many olher thiiigs.
Die nord. sprachen verwenden ihr demonslralivuin iliat,
det zwar seltner im beginn der salze, als die liochd. ihr
es, sonst aber ebenso, und namentlich vor pluralvei hen.
isl. Koni. 9, 6: thad eru icke allt Israels nienii; schwcd.
Luc. 13, 30: tlitt uro nogre yltersle. Oft in den volks-
lledcreingüiigen : och dtt var ridder Tynne Sv. vis. 1, 33;
del voro tva ädla konunga barn 1, 103; dtt bodde ea
grefve 1, 60; det bodde eu fru alt söder ujider o 1, 70;
det sxiio Iva kämjjar 1, 16. T)\x\\. det var S. Oluf Dv. 2, 15;
del var höjen Ijcrner rise 1, 55; det var slollon fru
Grinüld 1, 117. Im schwed. behält einigemal das verbum
den sg. , obschon ein pl. l'ulgt: det var Iva säta viinner (es
waren zwei thcure freiaulej Sv. vis. 2, 3.
Statt des neulralpron. findet sich zu eingang des salzcs
oft ein localadverb: thiir eru og marger adrcr hluler iV. T.
isl. Job. 21, 25; däii. der ere sex dage Luc. 13, 14; der
ere sidsle liuc. 13, 30; der ere og mange andre ting Job.
21, 25; zumal in den d;in. (nicht in den schwed.) Volks-
liedern: der boer cu frue i Sielland 3, 209; der boer eu
jarl i Engelland 3, 291; der var drik paa Heile 3, 225,
und hier wird eigentlich angezeigt, daU an einem gewissen
ort sich etwas ereigne. Ein solches daar (oder dafür er)
gewahren auch häufig nnl. liederanfdnge : ^^rtrti-ging ceji jager uit
jagen; daar voereJi drie zoldaten Hollm. 77. 15«; nicht aher
hochdeutsche, es enlspiicht dem engl, there, Nvelches, gleich
dem diin. der, gein bei umschreihungen lat. passiva ge-
braucht wird; there are men (sunt ipii •, there is no devil
(es gibt keinen teufel); dän. der siges (dicitur) u. s. vv.
Die ältere spräche scheint dafür auch zeitpariikeln zu
setzen: mhd. dö wuohs in TViderlanden Nib. 20, 1; alts.
than was thar Hei. 2, 23; thaii habda thuo 2, 12; than
was im Juliannes 26, 3.
Unter den romanischen sprachen kennt bloß die fran-
zösische solch ein vorgeschobnes prou., und lange in'cht
verhiuii. porsoiien. hiipersojinlia. 227
60 allgemein ^vie die unsrige, lediglich bei Impersonalien,
hier verbindet sie es aber in der redensart il y a noch
zugleich mit dem localadverb, so dali daun beide, das engl.
it und ihere, nebeneinander ausgedrückt erscheinen.
Die ital. und spau. spräche lassen die begleitung eines
pron. nicht zu , wie seiner unsere ältere in vielen fallen
entrieth. ist lilu mannö wuntar 0. V. 1,1; was liutu filu
in llize 0. I. 1, 1 u. s. w. würden wir heute durch es ist,
es war wiedergeben, indessen können wir luis des pro-
nomens überall noch durch eine bloße Wendung der phrase
überheben, sobald wir das folgende subject, oder auch den
obliquen casus eines pei'sönlichen pron. vorausstellen, z.b.
statt es ritt ein reiter, es verletzt mich sagen : ein reiter
ritt, mich verletzt, hierzu werden die unpersönliclieu verba
gleich noch eine menge von beispiclen liefern.
Impersonalia.
Gewisse verba werden nicht aniicrs als unpersönlich d. h.
lediglich entw. im infiniliv, der keine person bezeichnen
kann (s. 90), oder in der drillen person des sg. gebraucht,
diese dritte person ist aber nur in dem unbestunmlen neulr.
denkbar, daher ihr wiederum in den sprachen, wclclie, wie
eben gezeigt wurde, ein unpci'sonliches Jieulralpron. vor-
schieben, dieses vortritt oder wenigstens vorlrelen darf,
granunalisch betrachtet ist die drille pers. sg. auch eine
person und insofern schiene der naine unlreflend, logisch
erwogen soll das unbestimmte neulr. hier alle wirkliche
persönlichkeit ausschliefen, luid das rechtferligt ihn.
Die unpersönliclicn verba beruhen also in dem begrif,
nicht etwa in deicclivcn iormen; manche verlia können
persönlich zugleich und unjiersönlich gebraucht werden,
viele abei' gehen nur unpcrsönlicli.
Entw. slehn sie völlig absolut, oder es tritt eine von
ihrem begrif abliiingige be/.ichung, in ol)li«[ucm casus, hinzu.
Jener art sind vorzüglich die impeisonalia , Nvelche na-
turerehjnisse ausdrücken, der iillcren spräche waieii hiei*
oll iukIi einfache verba eigen, welche die jüngere zu um-
schieiben gedrungen ist. doch liilU sich der unzweifelhafte
reichlhum des golh. dialecis hier gerade, ^^cil das N. 'l".
wenig gelegcnheit dafür daibot, incht ermessen.
Anbruch oder schlul^ des tagcs innschreilien wir heule:
es wird morgen, abend, nacht, es wird spüle, hell, dunkel,
iinster, doch wol auch es duhiell , und es tagt =z es
r 2
228 cl//J'acher seile.
Avircl tng. inhd. ei laijeA Ms. 2, M^\ do cz lagcle INIar.
77. Par/.. 70.'5, 10. 7'J'J, Ifi; ei dhemht Gudr. 106.5, 1;
ei monilnul Diiit. 2, 2'J3; ezna/itet lilr. Trist. 2589. aiicli
c/. Ijel.igot Gudr. U'Jl, 4; ez orlagel Iw. 5867. alid. li
<f/;f/M(Z<*f (vcsperascil) T. 228, 2 (lliu i/. ahaiid worlan \vard
212, l); und sicher auch iz utorUanet , takct , nahtet^ da
alle solche verl)a driller scliw. cüiij. lolgeii ; zu inulinaUen
sind goUi. dag;iilh, niaurgiiiuilli , nahtailli. inhd. unisclirei-
bung: also Iz zuo deine abande seig Diut. .'J, 70. ags. hit
duijadJi , hit (cfnadh :, engl, it tlaivns. ahn. thut datjarf
kvüldar y ndtUn\
Jahrszeilen, nihd. es sumeret Gudr. 260, 3: ez ^vin-
terel; ei ineujet JMs. 2, 84''. nhd. es wird sominer, hin-
ter, herbsl , mal. alln. nu sinnrar (adest aeslas) , vtlrar
(hieniat.) ahd. so heiz wirt ze suniere j\. ]>lh. 31.
Luflcrschclnungen. nhd. es donnert, blitzt, wetter-
leuchtet, ivittert, reijnet, hayelt ^ schneit, thaut, reiß^
in volksnuMularlen noch andeio, z. b. es ßssclt (regnet
fein), rorimt (der ihau gefrierl), iihert (der schnee schmilzt.)
nilid. ei sniet (ningit); ei regenet (pluil): ei woJhent
(wölkt sich) Ülut. 3, 61 wo das prjit. Iz wolchenule. goth.
ricfueith fj{ii''//J IMalih. 5, 45; ri(jnida ('ßoels Luc. 16,
29, in der ersten stelle vielleicht nicht Inipersonell,
doch läßt es sich auch so fassen; merkwürdig die erste
sclnvaclie conj., wozu das ags. hit rindh und alln. that
i'ignir slininit, man verband wol einen mehr transillven
begrif damit, wenn Biürn ilic redensart beibringt: Jiann
rignir i allan dag, so ist das ijcrsünllch, und auf das masc.
himinn zu beziehen, ahd. aber reijauöt T. 32, 3, inul
ebenso donarot; N. ps. 28, 3 hat j)ersönlich: got irdo-
iierula; hingegen iz plecchazit (cortiscat.) ags. hit thun-
radh (lonat) prat. thunrude. mlid. ei wittert Ms. 2, 37^^;
persönlich 2, 31^. altn. that snioar (ningit"); ags. hit
snivdh. engl, it thundcrs , lightens, raineth , snnws,
tlrizles. nnl. het dundert, bliksemt, haijelt, sneeuwt,
dooil, refjent. schwed. det nskar, ddu. det tordner u. s. w.
Ebenso vom winde es xveht, es stürmt, nnl. het tvaait,
engl, it hiows ; vom gewüsser es ebbet, ßiitet; nnl. het
ebt , vloeitj mnl. het ghinc vloet Stoke 3, 137, wie nhd.
es geht wind, nhd es ist (wird) kalt, warm, heiiS, kühl;
es friert.
Einige dieser Impersonalia können auch ein persönli-
ches pron. bei sich haben, namentlich einen dat. comniodi,
«. b. es tagt mir zu frühe, es regnel mir zu viel, es wird
verhuin. pcrsuiien. iinpenivfudia. 229
mir spät, es fiiert mir diesen wintei' iiiclit genug, aber
CS friert mich (algeo), von der iunern cnipündung, wie
altii. hell mik 1 liöiudh (alget mihi caput) Sfeni. 16S^.
Ohne abhängiges pron. stehii auch gewöhnlich die Im-
personalia, welche das bloL\e ereiejnis ausdrücken: es f/e-
sc/tiefit, es he(je(j7iety es kommt vor, es ereiifiiet sich,
träijt sich zu, heijiht sieh:, iinl. het (jeheiirt , was evenit
bedeutet, wälireiul das iilid.' es gebülirl Cüuvenit, das ags.
/«7//eiyro^?/t aber beides evenit und convenit, decel aussagt,
ahd. kepiirit (coiitingil) K. 58"^, ohne sih , vgl. rdts, that
giburida (das sicli zutrug) ifel. 67, 14. wahrscheinlich gab
es ein goth. starkformiges tfadahilh GVf(ßuiv(i, prät. gadof,
womit das. ags. schwache (jedafenudh (oportet, decet) zu
vergleichen. Wiederum darf aber aucli der dat. oder acc.
hinzutreten, jener in dem nhd. es begegnet, geschieht mir,
und auch das mhd. mir ijeziuhet nehme ich hierher, dessen
bedeulung wiederum schwankt zwischen evenit und con-
venit (oder noch besser conducit) mihi, zwischen conlingit
DÜhi und decet me: ez geziuhet mir also Iw. 4452; ez
gezoch ir also Iw. 5446; iju geziehen sol kein ander Ion
Ms. 2, 204''; ratt als ez geziehe nii (uli deceal, conducat)
Parz. 7, 25 ; als sie an gezöch (sicut eos decebal) Wigal.
9550. Der acc. steht bei dem golh. gadaban , denn aus
ihöei habaidcdun ina gadaban ]Marc. 10, 32 scheint man
ein mik gadabith l'olgern zu dürfen befugt. Nur bei 0.
Ireiren wir ein ahd. mih (fiivirdit an , für contingil mihi,
es wird mir zu theil : ob inan giwurli thaz er heil wujli
(an ipsi contingcrel iit sanus evadejcl) lil. 4, 20 ; die übri-
gen belege gel)en einen gen. der sache hinzu: giweidati
mohla siu es Iho (evenire eis poluil) II. 8, 9; so sie ihes
broles giward (dum eis panis cojilingebat) III. 6, 44; gi-
werdan mohla sie thes IV. 9, 20 *). auch alts. einmal :
thea gumon alle gitvard (islis vjris tontiglt) Ifel. 88, 12.
eben dieses goth. und ahd. acc. bei gadaban \mu1 giwerdan
lialben wollte ich s. 91. 115. 116 kein golh. unpcrscinli-
i:]]i;ä misvalrlhith, mis varlh für ylverat und i^ytreio an-
setzen, Sondern den dal. lieber auf den folgenden iiif. zie-
hen; auch haben die gr. verba das pers, pron. ollenbar
nicht neben^ sich, auf allen lall slehl varlh (accidii) im-
personell. Übrigens können die meisten solcher verba auch
•) der acc. bei ivola ward, z. b. tliili Itbeiiti (>. 1. G, 6 (inclir be-
le-ie s. 175) scliciiit mit abliiiugig von «üla, da bei mc ward der dat.
stellt.
230 einfacher salz.
persönlicli , z. b. in ilcr ■> \>\. liclHMiiclit wcnloii : es gc-
achehea dinge, es tragen sicli begcbeiiLeilen zu n. dgl.
IIIfT ist denn nun auch das seltsame nhd. es ißhl an-
zurühren, dem i.iaii wc<ler in der alleren spiaclie begegnen
wird, nocl» in den andern liouligen dialecleu ganz auf unsere
weise, es enlsprlchl dem sinn des l'ranz. il y a, oder des
span. !iai, und hat den acc. der Sache neben sich, was
man also bloß im sg. masc, gewahren kann , z. b. es gibt
einen wald namens Solling. wir frftgen aucli : was sibls':'
qu'y a-t-il:* ^:^ was gescliielit? es gibt regenweller {\\ y
aura phiie) : was arlieilest du dal* es gibt einen bunten
rock, d. h. ich mache daraus einen 1). x. Ich liahe dem
ältesten vorkommen dieses impersonale nachgespürt, die
schriltsteller des 17 jh. bedienen seiner sich schon häufig:
es gibt allerliand zu thun, Weises drei erzn. 133; nun gab
es einen voi^lrenichen anblick das. 14,5; zu 31. gibt es
unterschiedene gassen Gryphius im Squenz p. 728; gab
es so ein wunderlich gelüne das. 776; gab es Phil. v.
Slllew. 1677 p. 123; dal^ es bald einen arm gab (ein ai-m
daraus wurde) das. 228; gibt es noch der verdammten
kipper und wipper? Philand. dedication von 1650. Im 16
jh. ersclieint es weit seltner, bei H. Sachs wollte sich kein
beispiel finden, und Luthers bibel gewährte keines; doch
Fischart liefert gewis noch andere als das folgende : es
(jibls podagram (es wird das p. daraus) Garg. 98*^ und in
gleicher bedeutung braucht ers auch pluraliler: welche nit
gern spinnen, die (jeben gute wirtiu Garg. 95^. diese lialb
futurische bedeutung halle ich liir die ursprüngliche, man
sagt auch franz. cela donnera des allarmes, das wird lärm
geben, cela donnera la fievre**), das gibt ein fieber. es
gibt heuer einen guten wein, nicht viel anders als : die trau-
ben geben vielen wein, das erklärt den acc. hinreichend,
man wandte hernach aber die redensart auf fälle des blolieu
Vorhandenseins, nicht des entstehns und h.ervorgebraclit-
werdens, an: es gibt leute = sunt homines, sunt qui, oder
wie die Juristen sagen, dantur, und so entspringt passiver
sinn (s. 55.) Darum haben Schweden und Dänen, als sie
iniser es gibt nachahmten, ihr sogenanntes passiv gebraucht:
ilet {jifves , det gives (oder der gives, es gibt, der gaves
es gab) , wobei jiatürlich der acc. wegfällt , dessen form
') in Niederliessen hörte ich fragen : wöttii cii billhauer gäwen?
(willstu ein Steinmetz werden?)
") gewöhnlicli cela to«* donnera = cnusera, procureru.
verhiun. pemuneti. inipersonaiia. 231
in diesen sprachen ohnehin iiimuterscheidbar ^Yare. man
sagt aber scliwed. richliger dtt ßns (es findet sich), wie
nnl. 'f is oder ^t is 'er (il est = il y a.) im 16. 17 jh.
verdeulsclite man auch das franz. il y a in es half z. b.
Saslrow 1. 324. 345. das engl, give sieht nie auf diese
nhd. weise, zu vergleiclien aber ist das vorhin (s. 229)
erwähnte: es begibt sich (contingit.)
Zu den impersonalien, bei welclien nolhwendig das ab-
luingige pron., meist im acc. , zuweilen aber auch im dat.,
ausgedrückt wird, gehören vor allem die innerlichen em-
pßndunijen des luingers iind dursles, des schlaferns, schwin-
deis, der Ohnmacht, des ekels, verdrußes, der reue, des
mitleids, aber auch der lust, des behagens und vei'laugens.
golh. inik hiigyreith Joli. 6, 35; mik ffredöth Rom. 12,
20, doch heiik es fast lieber persönlich gredags vas oder
varlh. ahd. mih hungirit T. 15, 2. 68, 3; hungeret mih
N. ps. 49, 12. ags. me hijnijradlt. mhd. nhd. iniclt hun-
gert, alln. mik huugrar.
golh. mik thaürseith Joh. 6, 35. 7, 37. Kom. 12, 20.
ahd. viih dursiit T. 152; der dal. ihemo Uuirslit üiul.
2, 382 sclieiul luisicher. auch mhd. nur der acc. in dürstet
Ms. I, 102» Frcid. 71, 21; priit. in durste IS'ib. 919, 3.
ngs. wie ihyrst. alln. mik thyrslir. volksmundarlen mich
dürslert, auch wol mich trinkert, esserl (= esurit.)
ahd. mih slaphöt (dormiturio) N. ps. 118. 28; niili
slufeiot Diul. 3, 23. sonst steht lieber das nur persönlicbe
nailez-an. nhd. mich scliläj'ert. nuil. mi vaect: hen (eis)
vaect Floris 2491; alls. wol mi Jaköd? alln. mik doHar,
mik syfjar.
ahd. mir suintilot (verllginc circumagor) gl. mons. 396
wo: uns suiulilul (nporiamur :') uU(\. mir schwindelt, noch
stärker das ahd. mir gisuinlit (dcficio); mhd. mir geswin-
det, gesivant blore 2178. 2241. Ms. 2, 186\ alul. mir
zinmnhtet N. Bth. 131; in (eis) uninalila fore zailele N.
ps. 106, 5. mhd. mir entsunchet; im entswoich vomc
bluote Reinh. 564. ndul. mir entwichet^ ir enUveich von
angest Flore 6301; oder ist eine der beiden lel/.len for-
men fehlerhaft:* die eine hs. Rcinli. 564 gibt auch ent-
weich: entweich. Alle impcrsonalia dieses bcgrifs fordern
den dat.
Auch wol die ekel und Unwillen bc/cichnen ; es ist
richliger zu sagen mir ehell y als jhi<7» ekcll; früher liieU
es mir erkelt Reinh. s. 105 j mhd. mir gdl über erklich
232 ciitj'inlwr nutz.
rioiiili. HO. r.liil. )Ji/r wlildt (nnosco) Diiil. 1, 189. mlifl.
mir wüllet rmis. 1, 148; Arm luolite ^vo!lell allen den In;^
IMoroir !)7, vgl. nlul. %vulli<l<), willido fnaiisca.) a})t'r »mV
nnwillot slainnil vom iiiiwillo: iiiio iiii\\illula N. lilli. 21").
ml. mi waiiel ?icocov. 1, 410; mir \valyt 15. AYahlis 276'';
\<;1. ahn. vei^ia. das sonst dunkle niiid. mir (joUet stlieint
lastidil: im bogiiiiict gi)IU-n Dint. 3, .53. jilid. mir stöM
inij'; mir tvidersteht. nilid. mir smechet (male odoralj
Trist. 12009. 1201.}. allii. mik hasar fnanscam inilii movet.)
mild, mir (jriiset M. 2, 132« cod. \iiid. 1.59 iir. 20.5.
nhd. mir grausety hess. es gnisell mir Km. 1, 14. man
ßagl: aber beides: mir uud mich (jrauet (liorrescoj; mhd.
mir (jrthvet iieinh. 81. Renn. 47.54; alid. mih hrüet , in
griicl (abiiorrel) gl. lirab. 954''; mich (friulet ^Is. 1, 13 1\
in Albr. Til. ancb mich iiimct griide. das mlid. mir e/se< Amgb.
43« setzt ein alid. i>ur e<//.sof voraus, nlid. mir schaudert.
nlid. mich juckt (^pvuiii)), gCAvis ein altes ^vürl, da schon
ahd. juhhido (priirigo) galt, es kitzelt mich (lilillat.) mhd.
ez (trimmet mich zem herzen (coli doloribus laboro) cod.
kolocz. 137. nlid, es reii\t mich im leib, vielleicht ein
ahd. iz siiidii mir (urilur liiihi peclns)? ich kenne es nur
personlich gebrauch l ans 0. V. 23, 149.
Die vorslellimgcji von äiger, Verdruß, Überdruß, ini-
willeu des gemiils haben stets den acc. bei dem imjjerso-
uale und den gen. der saclie. artrdket (laedet) gl. hiab.
975*^. mhd. mich betraget INIar. 69. 96. hv. 520. 6275.
Parz. 554; 26. Ben. 332. ahd. mih pidriiizit^ sia (eam)
hedriuzot dero herebirgun N. ps. 110, 6. 70, 13. mlid.
mich verdrinzetlw. 470. 2875. 5990, 8158. Parz. 801, 18.
Bari. 214, 10; nhd. m/t'/i verdriei\t. Lieblingsausdruck der
meisten mhd. dichter (nicht aller, z. b. Ilartmann hat ihn
iiiclit) ist mich hevllt (es ist mir dessen zu viel, ich bin es müde)
Parz. 24, 28. 60, 12. 719, 10. 730, 12. 757, 20. 775, 24.
AVh. 356, 24. Ms. 1, 29» 192» 2, 12'' 141'* 204» 206'' 252''.
\Yigai. 166. 4045. 5636. Flore 2837. Bark 6. 72. 12, 26.
168, 20. 233, 23. 246, 3; einige setzen vervilt Roth. 4678.
Geo. 235. 1089. 3670. das Avort war weder ahd., so viel
wir wissen, noch hat es sich im uhd. erhalten, auch ist
es in Ivcinem der übrigen dialccle nachgebildet. ATie beviln
von vil, stammt betüren von tiure , mich hetiiret \\e\\S\.:
es ist mir zu kostbar, kostet viel Parz. 230, 7. 351, 25'.
nhd. iJJit7i dauert (je regrette) oder ])ersönlich Ich bedauere,
welche wir fehlerhaft mit D schrcll)e;<. diese falsche Schrei-
bung sclion Flure 4412: in silbev nocli golt Kitzel düret.
nhd. miiih ärgert (piget me) , es betrübt mich , schmerzt
verhuin, personen. impersouaUa. 033
mich, reiity gereut mich, das goth, idreiguii slk (s. 31)
steht nicht uupersönlich, auch niclit das alid. riiiwan, eben-
sowenig wciU ich ein inhd. enlschiednes iinpersonalc ez
riuwet mich (poenitet nie) aufzuweisen, iihei'all steht ein
subject dabei, z. b. si rou in also sere Bari. 328, 29; in
rou ein sündc Bari. 60, 24. 343, 24; daz riuwet mich Iw.
8103; doch wil micli (daz) nit riuwen Ms. 2, 190»; daz
■was in du gcriuwen Troj. 16720; daz ist mich nu geriuwen
Troj. 16872; daz gerou si \Yh. 321, 12. mhd. mich jam-
mert^ mhd; vil harte in ämerot Diut. 3, 53. 75; mich jä-
inert siner verte Parz. 101, 24; mich jamert Parz. 164,
17. Iw. 48; nach einio dinge jamert in Iw. 3216.
Für den begrif schämen enlhallen unsere meisten dia-
leclo kein dem lat. pudet me gleichendes impersonale; man
sagt golh. skaman sik (s. 31), ahd. scamen sih , nudau sili
(s. 34) persönlich. nur die ags. prosa gewährt wje scea-
inadh^ inonigue mon sccamadh (midlos pudet.) nhd. mich
beschämt.
Das golh. gaarman giU lusr personlich, z. b. gaai'iiialda
tluik (miserlus est tui) JNlarc. 5, 19. ebenso das ahd. ir-
paramen, mhd. nhd. erbarmen, mögen sie den dal, oilej*
acc. regieren, z. b, ahd, mir irparmet diu menigi gl. Doc.
225'^; iiihd. ja erbarmet im diu gäbe Nib. 2135, 2; be-
gunde ime erbarmen Diut. 3, 85 ; luiz iz inie mab.t eibar-
men Diut. 3, 56; wicz mir crl)armct Ben. 397; nu eibaiir.el
in ir ungomach Iw. 6407; tlu erbainicsl mich Bari. 13,
21; ich erbarme dicb Bail. 301, 28; daz ez erbainien miicse
die Kr. man Nib. 806, 3. ein ez erbarmet mich (niiscrel
me) n)il dorn gen. des objecis kenne ich nicht.
lust und \erlangen nach etwas, ahd. mih hislit '^ luslida
sie Is. 406; SU thih es wola luslit 0.1. 1, 14; tara luslot mih
ze chomenne N. jis. 26, 4; iro consorlii lustet mih N. j^s.
100, 6; den des libes luste N. ps. 33, 13; wie möble mt-
ncn lip immer dos gelüslcn ]\ib. 1178, 1; do begundo in
gelüsten Flore 6377. nhd. mich yelüstet. ahd. mich htu-
(jet (desidero): thaz luisih heim lange 0. I. 18, 31; dia
(quam) des erbes langet N. ps. 5, 2; darumbe langet mili
lara N. ps. 26, 4; übe dih winebero langet IN. Blh. 36;
tero langet tib N. Btli. 42; des si langeta N. ps. 106, 5;
linde si (eos) dara langoe N. ])s. 86, 1, alls. lang()da ju-
dcon llel. 163, 1. mhd. mich (jehtiKft't: i\cs enlät iuch
lüht gelangen Nib. 2206, 1. nuil. bcnl langbel Rein. 1960.
nhd. mich verlantjt. ahd. J»u7t pelanijcl N. ps. 34, 17;
mhd. nu belangoten vil sere Trist. 18608 ; man sagtabcrauch
234 eiiiJ'cicJwr Satz.
|)crsü)ilicli ich blaiige Ijcii, l-lO und /weifcllian .sieht: ein
JiLMze muo/- I)C'laiigtMi Iragiii. o5\ iiihd. j«ir,7t vfldinjel
(laedet mc, mir wu\\ zu lange): su erlaiigcl iiich ih-s iinrres
iiihl Trisl. 8'J05 ; in inac Jiie slens erlangen Parz.218, ;J0 ;
wil iuch nii jiihl eilani;cn Paiz. 232, .5,; si mühl iedoch
erlangen Parz. 327, 5. auch das alln. lenyiz mer hodcnicl
taedct nie, es niaclit n)ir lange weile, es laiKfiveiU mich.
Unlust, widoiwillc. alid. m/r .Sinft/zt-f (displicelj oll persön-
lich: Ihaz tlicn ihiu buah nirsinah(;l?n 0. I. 1, 0; besinahela in
displicuit vobis) N. ps. 13, 6. nihd. swie haz'le sie iu versniuhet
INIar. 84; diu rede iu solde smahen Parz. 133, 26; im ver-
sniühle scre Parz. 705, 20; iu solte versmahen daz gemeine
nach gaben Ivv. 4651; daz vciysmahte in vasle l\v. 5185;
ich fiirhl ez im versmiihe Trist. 3892; nu begunde/. in
(eis) versmahen Trist. 7554; ob ez iu ndit versmahet ]\'ib.
704, 3; iu versmahet daz? ]\ib. 1565, 1; lat iu uiht ver-
smahen j\ib. 1659, 4. zu unterscheiden davon das transi-
tive versmadien Nib. 309, 3. 1098, 3. Bari. 97, 3«. 101,
13. 214, 19. 376, 17. mlid. mir leidet (mir ist leid): ez
leidele Liudgasle Nib. 167, 4. juhd. mir ivirrct Trist, 11961.
11988. 12086.
lust, gelallen, vergnügen, beiViedigung. nilid. mir lie-
bet: ich enweiz waz den phiilen an in liubet altd, bl. 1,
236; im liebele üf die vart Flore 7658; du liebte in diu
reise Nib. 40, 4*). nihd. mir behaget steht persönlich:
min laut iu iiiht behagt Parz. 178, 10; mir behagt ir
wüune baz Ms. 2, 190^; in behagte nie riter also wol
Iw. 2384; er behaget im baz Iw. 7366. ebenso ahd. mir
(jilichel: ist imo gelicliet (placuil) N. Cap. 82. golli. mis
galeikäith : galeikaida mis Luc. 1, 3; ihatei leikailh imnia
Job. 8, 29-, valla galcikaith gulha llom. 14, 18. mir fje-
vellet: dem er wol gevalle Iw. 4565; diu in muose wol
gevallen Iw. 2762. unpersönlich aber mit gen. der sache,
und acc. der person. ahd. mih iiiotöt (^ine delectat): sines
obezes nietet mih W. 14, 4, womit die im verfolg anzu-
führende redcnsarl: mih ist niot verglichen werden muß;
gewöhnlicher begegnet der persönliche ausdruck : sih nio-
tön , und so auch mhd. sich nieten , einen beleg für die
mhd. impersönliche construction kenne icb uiclit. nhd.
mich freut , mich ergötzt (gaudio me afficit.) mhd. mich
gemieget oder gemioget: des nu uiht wil genuogeu mangiu
wjp Parz. 201, 22; des hele mich gcnüeget ie Parz. 202,
') äliiilicli von andern adj, gebildete veiba: mir süezet (duice sa-
pit}, uiir uHSuezt^i ; mir unmceret, sifctret , gavtet , u. s w.
-m
verhum. personen. iinpersonaUa. 035
10; daz iuch des nilil genuoget Parz. 407,18; des in für
war geuiieget Parz. 701, 14 ; der (cujus) in gniieget I\v.
2746; mich ger.üeget reliter maze Iw. 4792; iucli des avoI
güüegct Iw. 7651 ; ir lull des iuch geiuiegen sol Iw. 2799;
der eren mich geuiieget \Tigal. 8951; des in hetjnüegen sol
]*on. 25, 53; den beginioclc nie Bon. 88, 9. nhd. mir
ijeniujl daran, ahd. subjecliv; tliaz niinna sie ginuage (zu-
Iriedcn stelle) 0. V. 12, 68.
Hierher auch das goth. ganahthuk (sufficit tibi): ganah
iiiisis ciQüfl t'jfiiv Joh. 14, 8; ganah sipoui aov.i^Toi' tw fia-
■1/ rTTJ INlalth. 10, 25; mit subjecl: ganah ihuk ansls nieina iIq-
v.ü 00t ')] y/.ois polt llCor. 12,9. ahd. (janaJi inun (abun-
dabil) fr. iheot. IVlatlh. 13, 12; kinah (sulikit) gl. jun. 225.
Das nahverwandte hinah inik bedeutet o])orlet nie.
livopan binah 'Auv'/ü.üdv.i ö'tl 11 Cor. 12, 1. ahd. auch mit
(iein acc. (jidarf inih (nie oj^orlet): inan githarf T. 220, 5;
gilharf Christ T. 227, 2. 232, 2; ein seilner ausdruck.
nin!. aber auch kern hedaerf (oportet eum) Floris 2092;
Lern bedorste (opus erat) Cbgn. 334. nhd. ich bedarf, er
bedarf persönlich.
An dieses unpersönliche genügen, müssen, dürfen schlie-
ßen sich die begrille von geziemen, helfen, nützen, ge-
lingen , angehen.
ist ein golh. mis (jatiinith zu folgern aus Luc. 5, 36
thaninia fairnjin ni galiniid ihata af thanima niujin? ahd.
mir zimil (me decel): so iz zam 0. IV'. 11, 9; sös iz
zam V. 18, 3; so zam V. 7, 14; so imo zam V. 6, 20;
SU gutes sune zam 11.2, 34; persönlich der zimet niinemo
trute W. 65, 22. mlid. mit dem acc. der person sobald
ein gen. der sache ausgedrückt wird : weinens si gezam
(cam decuit) Nib. 1101, 2; daz si des beidiu zrcme Iw.
3757; in geziniet der arbeit Iw. 3079; der (cujus) in dö
allerbeste gezam Iw. 64; uu beginnt gcnuoge des gezemen
]'ar/.. 463, 27; SAves so si gezieme Trist. 7976; daz ir (gen.)
IMarken (acc.) gezam Trist. 17594; so si des spils ie mer ge-
zimt Trist. 17834; swen des gezimet Bari. 5, 1; la dich des
gezemen Bari. 183, 25. sonst aber mit dem dat. der pcrs.
und dann ist die sache subject (nom.): daz gczaMuc iuwcrm
namcn wol Iw. 163; daz gez.vme miner froiiwcn baz Iw.
1663; der ir wol gezam Iw. 4120; si ge/.;iMnen avoI dem
riche Iw. 4376; als im daz wol gezam Aib. 24, 1; diu
im niölite zenien Psib. 49, 3: im ziviiie wol ze ininnen der
küniginne lip ]Nib. 50, 4; daz im wol gezinil ]\ib. 1112,
2; als im wol gezam JNib. 1126, 3; der giirlel gezam der
23Ö eiiij'iic/u;r an/z.
wiKtc Wigal. 709; als im -;(;/.aiii ^^i,^al. 10.', l. 210.0; als
ir gc/.ani Wi^al. G'.VJ'i ; da/, /.inict dir wol Jiarl. 04, fS ;
der uns sol gc/cmcn liarl. 272, 2.) *). man liaKe also di»;
wähl zwisclieii zwei Wendungen, zu sagen: weinens si
gezani , oder weinen ir gezani ; la dicli des gezenicn, odei-
lii dir daz gezenien ; fürstin (acc.) es iihele ztcme , oder
rürslinne (dat.) ez iibele zicnie Parz. 133, 27; ohne zweifc!
ist die erste ininier in)|)ei'?onelI, die andere meist |)ersoiiell;
die bedcMilir.ig lauft au( eins li in aus '''''). vernuillich bestand
die do|)j)elle redensait schon alid. , licute können ^^•ir hloU
sagen es ziemt , geziemt mir.
Audi die iibiigcn vorba desselben begrifs ziehen den
dat. vor. alul. mir ijidiuplnl; horran diskin kelimfit Tau-
dire discipuluin convenil) K. 20*'; gilimphil mir wesaii
(oi)ortel nie esse) T. 12, 7; liniphit mir 0. I. 22, 54; mir
limphil 0. 111.20, 13; uns limpliit 0. I. 2.5, 12; su limphil
0. U. 12, 67; iz limphit ü. II. 23, 16; liarto limphit iz
so 0. IV. 29, 2; so limplient imo quaedam stillicidia N.
])s. 64, 11. ahd. iz sizit mir (decet nie): iz imo sazi 0.
1. S, 12; sizit uns 0. 111. 26, 4; uns iz harto wola saz
111. 26, 31, vgl. das franz. il mc sied bien und das nhd.
aber nur noch sinnlich von kleidcrn ge])rauchte: es sitzt
mir wol, dagegen wir die ähnlichen: es steht mir wol aii^
es kleidet mich wol auch abslract verwenden.
ahd. mir girisit (decet nie): lerran nicistre kerisit (do-
ccre niagislrum condecet) K. 26*; deisu kerisit diem (haec
convenit eis) K. 24^^; geriset si wola dinero houbellialti
(lua auctorilate est dignissima) N. Btli. 233; der in (eis)
gerise N. ps. 9, 21; gnuda diu dir gerisct N. 24, 7; soli-
chiu geriset imo N. 44, 12; diu imo gerlsen (quae eum
deceanl) N. 95, 7, beinali überall persönlich, bemerkens-
werth der acc. tlih kirisit lob, te decet laus K. 31^; ke-
risit (oportet) R. 58*; er chirisla (oj)ortuit eum) Is. 386.
mhd. nur noch: ime geriste Diut. 3, 67.
mhd. ez vüeget mir (convenit mihi) : ez mir wol vüeget
Iw. 7652. Ernst 5384; als ez mir vüege und tüge Trist.
10354.
•) Ben. 395 daz ir lip zaeme wol ze miniie eineji gräven; man
lese einem, oder ir Uhes.
**) Ben. vvb. zu Tw. s. 161. 586 nimmt für 'mich zimet es' den
sinn an : icli finde es mir gemäß ; das sclieint mir aber in die worte
zu Icjten, was nicht darin liegt, weinens si gezam kann nicht lieißen:
Cot lind fand es angemessen zu weinen, sondeiu nur: es gebülute ihr
wol, war ihr uiclit unanständig.
vcrhuin. personen. impersonaUa. 237
allii. her mer (decet nie, oporlet nie.)
iilid. es (jeh'dhrl mir ^ es kommt mir zti ^ Avegen ge-
bühren, geziehen und des golli. gadaban vorhin s.229., Ulf.
verdeutscht iiQÜiei durch das adjcctivische gddof ist Eph.
5, 4. Tit. 2, 1.
goth. hoteith mih (juvat mo, prodcst mihi) IMarc. 8, 36.
111 bolellh vailit Joli. 6, 63. alid. piderbit (expedil) K. 26^;
mii* tone f prodcst niilil.) iidid. mir vrümet, nhd. es frommt,
nützt, hilft mir; alle diese slehn meist persöiii'icli, iiiiper-
sünlicli gebraucht hat iieHen gern den acc. es liilft mich
nichts. Audi mhd. schwankt bei hellen der dat. uiui acc.
ungemein: ezn hilfel /«« aher niht I\v. 6170 ; ^vaz hall' juic/i,
daz ich golt vanl? I\v. 4251 ; waz mäht st gehelfen Nib. 2313,.
4; alid. unsili hilpit Is. 372; Avaz hilfet sie iz N. ps. 87, 11;
iii hilfit iuih thiu ila 0. IV. 13, 6; icli werde im folgenden
abschnitt darauf zurückkommen, mhd. er. vervwt mich (ju-
vat nie): daz si vil wenic doch vervie Ba]!. 58, 4; ez vervie
micli niht Bari. 315, 17; kuniie uns niht vervahen daz
Bari. 216, 3. ahd, iz ilihit mir (prodest, prolicil): nu iz
fdu manno inlhihit 0. I. 1, 31 ; tlier douf uns allen thihit
0. I. 26, 1; ahd. to imo des ne spitola N. Bth. 94; mhd.
wole ime spuote (proccssit, successil) Diut. 3, 93. ndid.
mir' zo(jet (succedil): in zogte avoI ir verte Nib. 681, 3;
daz in (eis) so übel zogle Is'ib. 1261, 2; d() liezens zogen
desto baz Aib. 1589, 3. nhd. mir tjeht es wol , voit stat-
ten, (jelin(jt. mhd. mir misse<jät (male succedil) : daz mir
an dir so missegie Trist. 3968; daz ir an im missegie l\v.
4059; daz ez ir sus missegangen ist Iw. 4126. ahd. mir
zaivct (succcdit): ni zawela imo es iiiawiht 0. II. 5, 12;
tlies in (eis) zaweti 0. V. 13, 9; thaz in es wiht ni za-
weta V. 13, 12; ihaz in ihannc zaweti V, 13, 14: weiz
Ihemo ouh baz zawela V. 5, 5; man vergleiche das mhd.
zouwe din! (spule dich) ol)en s. 35, um sich zu ülierzeu-
gen , daii diesmal Schiltei-, und nicht Scherz, richtig über-
setzt halte. Das ahd, und mhd. mir erschiuzet kann auUcr
succedit mihi allgemeiner aussagen: evenit , conliiii^it mihi,
jiediu ist mir rejito irscozzen (ist mir reciil ergangen) N,
ps. 101, 4; sol min weihen niht erschiczeii mir (von sl.-iltpii
gehn) Ben. 173; sol mir erschiozeii JMs. 2, S9^'; wivr ir
lun gegen mir baz erschozzen IJen. 263; uns ist nicht wol
erschozzen gclücke Troj. 12392.
Ein ganz ähnlichei- ausch'uck leitet auf die un[iersün-
lichen Vorstellungen von angehii, belrenVu , kümmern, ach-
ten, die aber nun den acc, nicht den dat. erfortlern. ahd.
238 euifiiclier salz.
mih ist, waz isl lliili llios'i' (luid ad le? T. 4.5, 2. 239, 3.
iuih haßct (special ad nie): alles tes mih liafKll N. lilli.
4'J. mild, ez bftsclnuzet mich fmea refert , iiitorcsl) lioii.
1, 7 ; vil kl(;incii in ein oi bcschuz Mon. 80, lö. aiid. m//t
pitjnimtt (nie muvoi;: !)(>( hiimet tili ta/, iolitl' jN'. lilli. 1').
iilid. es rülirl viicli , li'iji mich , erficht mich an. iiiIrI.
ez sldt , besldt mich: st» stiieiidez iuch alze verre (kostete
euch zu viel) l\v. 4316; daz ez in (cum) hohe slat (iheiiei'
zu slelin kommt) Nib. 329, 3; ez ensluont in niht verge-
bene sin drüun (sein drohen hatte er niclit unisonsl) Vavz.
443, 28; daz beslat uns wencc ihl (geht uns wenig an)
IJarl. 147, 28; diu rede kleine mich bestut Bari. 401, 1,5;
■v%'az beslc't iuch:* Kab. 389. Auch neben andere dieser
Wörter werden gern die naher bestimmenden adv. hohe,
ringe, wenec und dgl. gesetzt, mhd. ez tviget mich: swie
luihuhe iuch daz wigt l*arz. 287, 24; min not iuch ie vil
ringe wac l'arz. 292, 12; die zwene ez ringe Avac Nib.
21.51, 3; des lere dir ie ringe wac Bari. 14, 25. mich he-
bet: daz hebt mich unhö cod. kolocz. 29; daz huop den
Christen (Chrislianum) vil iinho das. 225; sin gruoz der
luiop mich vil unhö Frauend. 52; doch anderwärts zieht
Ulr. von Liclitenstein den dat. vor: liüebe iu umbe suieu
lip unliö 81; daz iu min huldc hebt gar unhö 82; daz im
sin leben huop gar unhö 85 ; im huop umb frowen lo|)
unliö 100. ez ahtet mich : daz hlt iuch ahten ringe Nib.
158, 1 ; ez ahlet mich vil ringe Nib. 942, 4. \Tie nun
auch ein transitiver gebrauch von ahleu und wegen vor-
konunt, finde ich das mhd. ruochon (curare) immer tran-
sitiv, und nie unpersönlich; mul. aber heißt es; so ne
rocket hem Floiis 1368; Lern enroect Floris 2354; mi ne
roek es niet (niea nihil refert) Rein. 1120, nemlich roek
steht lür roekt, rocket, nhd.mich hiimmerts, srheeils \ie],
wenig. nicht unverwandt ist es kostet mich ^iel, wenig
doch mit etwas stärkerer bedcutung: es liegt mir an,
kommt micli zu stehn , wie denn auch viele den dat. daxu
conslruieren; mhd. daz kostet mich ein sterben ALs. 2, 21''.
Die impersonalia der Vorstellung von mangel und ge-
brechen begehren den dat. ahd. mir mengit: dien ne
menget neheines kuotes N. ps. 33, 11; dar ne gemaugia
suegelsanges N. Cap. 106; tir mangta N. Bth. 120; mir
menget N. Bth. 158; mangalön aber, mhd. mangeln nur
persönlich, nhd. es mancjelt mir. ahd. mii' prisiit: ni
breste imo thes 0. ad Lud. 82; ni wAn ih , imo brusti
grözara angusli 0. IL 4, 36 ; brast in (eis) thär thes wines
0, IL 8, 11 5 thes bröles iu üi brislil 0. IIL 6, 32; imo
verhuin. persojien. inipersonalla. 239
tlics gisiunes glbrusli 0. III. 20, 84; in ni brislit min nier
0. V. 16, 46; thes uns furdir ni brast 0. V. 23, 104;
brosllnio thes V. -23, 139; niehtes ne bristet mir N. ps. 22,
1. 121, 6; niebtes nc bristet in N. ps. 33, 10; mbd. siiezer
rede in niht gebrast Parz. 405, 24; aller s.neiden mir ge-
brast Parz. 688, 24; im des sinnes gebrast Iw. 3564; der
gebrislet mir beider I\v. 3583; daz im nibtes gebrast \y\.
3702; daz mir des Avunscbes niht gebrast Iw. 3991 u.s. \v.
nhd. mir yehiicht. ahd. iz ziyentjit (es gebt aus , gebt zu
ende): tbö zigianc thes lides 0. II. 8, 11. mhd. dö diu
vreise zergienc I^v. 673, persönlich. alid. »»»■ 'zirinnil :
ni zirinne (ohne iz) herrin noh berizobiii (non deliciet
prlnceps nee dux) Is. 393; ähnlich das posilive: ni (jirhi-
nit mih Ibero Avorlo (es strcimt n)ir nicht zu an ^vorlen)
0. I. 18, 4. mhd. dö mir des grundes ceran cod. pal. 361,
73^; des Itbes was mir cerunnen das. 73^^; des udmes im
ceran das. 88^; in was des tages zerruunen Nib. 1540, 1;
in doch der naht zeran Nib. 2057, 1 ; mirn zcrinne miner
friunde Nib. 164, 4; daz mir des guotes ode der tage ode
beider zerinne Iw. 7982; mir der sinne gar zerruntie INls.
1, 191''; der spise was in zerrunnen ]Ms. 2, 14^; der früide
ist mir zerunnen Ms. 2, 68»; des liöis ist mir zerunneu
Ms. 2, 69^. noch bei H. Sachs: es ist mir der kunst zu-
riinnen. Hierher gehört auch das seltne und dunkle wort
mir zehrötet., das ich nur aus Diut. 3, 66 belegen kann:
so ir des wazzeres zucr()le, als ihr, der ITagar, das was-
ser ausgieng, mangelle. doch die bisher aus rechlsdenk-
mälein späterer zeit bekannte bedeutimg von krot (hin-
dernis, irrung, beschwerde) HA. 14. 16, Ilaltaus 1127. 1128
ist damit nicht leicht zu vereinbaren, nhd. mir entstellt,
geht ab. etwas anders das mhd. inieh venjet (nie praeterit,
me fugit, a nie alienum est) \A igal. 8612; aller pris mich gar
vergat IJlr. Trist. 1760. rjeachlenswcrlh ist, wie sich in
einigen im[)eisoiialien die begriil'e des mangels und des
miissens aus einander cnlwicUeln : was fehlt das niul\ her-
bcigeschafl werden , wessen nolh ist, das hat man luithig.
das IVanz. il me faut (me oportet) bedeutet eigentlich: es
geht mir ab. vgl. mih githarf s. 235. die voi-stellimg des
müsscns erwuchst also von zwei enigcgengcscizlen selten,
ans dem mangel und iiherlluli (gaiiah, hiiiali.)
Nirgends herschl griiliere Unsicherheit liir ileii arc. oder
dat. des prouomens als bei den impersonalien der inneren^
(jeisliyen ewpßnduiKjen des scheuiens, düiiUcns, ahnens.
zwoilelus, erinnerns, Iriiumens, wundcrns. nhd. es scheint
210 eiiifuchar scitz.
mir (inilii vitleliii), oft oliiie j)ioii. <^s scheint (vMetiir),
liiiiilig aiu:li persönlich: Icli scheine dir, du scheinst mir,
sie scheinen. nihd. iz schinil wole Rolh. 2061. Iw, 81.).
3127; wie schinel da//;' Iw. 2511; meist hat dies wort
noch die sinnliche hedeiilinig von klar wenleri, eiiikMichlcM,
und vollends im ahd. kommt es unpecsönlich nirgends vor.
golli. lluttjlieilii im d'oy.ovni IMattli. 6, 7; liva izvis llingkeitli
Ti Vjutv fpuh'STui; IVlarc. 14, 64. 11 Cor. 12, 19; thulita
im (videbalur eis) Lnc. 19, 11; aber auch persönh'cli ihng-
kcllli Luc. 8, 18. Joh. 16, 2. liuigkjaiid Marc. 10, 42.
ags. lue ihincdh (mihi videlur), me ihincdh selFnm (mihi
ipsi V.), tliuhle him (iis viilehaUii); maiiegiim lliulile (multls
visiun est.) alln. nier Ifii/cLir, hönuin ihyckir, mer thotri.
ahd. mit dem acc, viih iluncliil: sos i/, ihih gilluinkit 0.
111. 13, 26; bei N. aber mit dem dat.: luulda si mir den
himel ruoren Bth. 8; jie duucliet lir mih haben gerecchet
Bth. 22; waz tünchet tir is meislra'i' lilh. 24; ne dunchet
in (eis) Bth. 29; mir dunchet Blh. 30; dar dunchet tir
relilü Bill. 34; ne duohli in (eis) gnuoge Blli. 53 u. s. yy.
einmal auch mit dem acc. mili tünchet Blh. 13 und viel-
leicht oller. bei \V. 55, 21. 23. 56, 1. 3 schwanken die
hss. zwischen acc. und dat. mhd. entsciiiedner acc: micli
diinkit Rolh. 1083; duhte sie JMar. 68; die menige do zit
dLihie JMar. 81; belege aus Iw. in Ben. wb. 84. 85; es
dahle in (eum) mere denne gnuoc Parz. 12, 23; su dunket
micli ir wilze kranc Parz. 115, 14; si diihle Parz. 103,28;
mich dunket ]\ib. 102, 13; daz endnuket mich Jiiht guot
Mb. 150, 1; daz diuhtes alle guot j\ib. 1192, 2; daz in
daz dulile guot Nib. 1240, 3; diuhtez si uiht ze verre Nib.
1344, 2; daz dunket si Bari. 10, 17; so dunkel micli Bari.
111, 13; Gawunen des beduhte Parz. 400, 13. nhd. ist
es ebenso unrichlig im pras. däucht zu sagen, als gegen
unsere muudart statt des acc. wieder den dat. dazu zu
setzen, was aber viele gute sclu-iftsleller thun. mnl. lassen
die meisten pronominalfalle den casus nicht untersciieiden :
dinket u Floris 361; persönlich uu dincli mi Fioris 3068.
auch im schwed. mig tyckas , diin. mi(j ttjhhes fallen dat.
und acc. zusammen, ebenso in dem gleichbedeuligen mig
synas f mig synes. nhd. es kommt mir vor, was wir
auch, von erscheiuuugen des traums redend, gebrauchen:
es kam mir im träum vor. so ags. me metle (occurrit
milii) mir träumte, wieder mit schwankendem casus, Lye
hat him metle und hine metle. mhd. waz ime in troun»e
zuo chome Diut. 3, 90 ; als nu'r in mime troume schei:i
Iw. 3534. ahd. mir troumit: demo daz Iroumel N. ps.
verhuui. persoiien. impersoiialia. 241
72, 20; imo troiimda N. Blli. 51. nihd. inir trotimet z mfv
troiiuiilo Roll). 3851; mir ist gelroumot Roth. 2339; ez trounirle
Rrieiiiiiilde Nii). 13, 1; ir troumte jNib. 1333,2; mir gelroiiD t
ein {rouin INis. 2, 209^; troiime in clanne ilit s^vit^e Isv. 828;
SU mir mi troumte Iw. 3530; dem muose von eigern trounien
Turl. Wh. 87^. nhd. wiir trimmt. ahn. mik dreijmir:
dreymdlii jiiik Soem. 263^; thik dreymir 253^ ; haua dreymdhi
Isl. sog. 1, 43. Auf die zukuuft gerichtet ist das unhhuiigc
mild. iJjfV anet (ich selie voraus) : mir anet liarle groz
leit Horl). 62''; oder mich (uiet: mich ouet sere Trist. 9359.
iihd. mir iiluit , mundartlich auch mir sclnvant. altn.
Viik (jrunar (suspicor.) Auf vergangnes aber beziehen
sich nhd. mich (jemuhnt ^ mir erinnert, mir gedenkt.
alln. mik minnir (recordor.)
Das ahd. zueliön, zuivalon , mhd. zwiveln kenne icli
nur persönlich gebrauclit, doch hätte ein linpersüuliches
mir zuchot, mir zwivelt nichts gegen sicli, da man auch
nhd.hürt: mir zweij'ell nicht daran; Ettner sagt häufig mir
Ztveifelt nicht (hebamme 184. chymicus 827) vgl. das mlid.
mir gezAvIvelt der muot Bit. 17'^ 78^^ 80^- ^' 106''. ags. me
tvynudh (ihibilu) ; hini tvynodhe (dubilavit.)
Ein ahd. mih ^vuntar6t hat Grad' 1, 903. 904 nicht
beigebracht, es wäre dennoch müglich , da das mhd. und
nhd. mich wundert ganz verbreitet sind: mich wundert Parz.
49, 18. TMs. 2, 171^ 2\oi>; mich verwundert Flore 2261 ; oucli
wundert mich Iw. 4062; es wundert mine sinne lw.2344; des
wundert in l\v. 3586; des wundert mich Iw. 4959; si
wunderte Troj. 16831; sie Avunderuie Mar. 177.
Alle bisher angeführten Impersonalia sind einzelne verba;
es gibt aber nun anch solclie, die aus subsl. oder adj. uml
dem Substantiven so wie einigen andern verbis erzeugt
werden, uml dann dieselben conslructloncn darbieten.
üas verbum subst. hilft folgende bihlen. golh. mis ist
vuJthrs (oder vullhr? wenn dies seltne wort neutral) tifiu-
([(Qii. fioi , ni valhl mis vidlhris isl, ovd'iv fioi öiaiptQii
(jal. 2, 6. die bcdeulung von vulthr, ags. vuldor, ahd.
woldar, war splendor, glorla , spocies (vgl. lat. vuUus), nus
ist vullhrs hielie hiernacli mir sciieinl , leuchtet ein, für
mich hat schein? oder mir biiiigt rühm, ehre':' es bleibt
mehr zu wünschen als zu hoH'en, daU sich für diese re-
densart noch andere belege auffinden mögen, golh. xijjö
mis ist 7ii(jioa<')V fioi icii II Cor. 9, 1, ufi'» scheint ein
fem., und bedeutend überllui^, die ganze redensarl bildet
i\Qn gegensalz der folgenden, golh. mis van ist VOTIQÜ
242 ein jacher salz. <
f{()i , iiiiii.s llms van isl (iimiin tibi tlcofit) Marc. 10, 21.
Luc. 18, 22, iiiil doin gen, der saclie Nvic bei brislit (s. 238.)
wenn al)cr alnJ. slolil: %vuz\%\. mir waji'i' (quid niilii deesti')
T. Mallli. 19, 20, und nicht was ist mir wan, so eclieint
\vau adjccllviscli gciioninion für deficicns , und die phrase
wenigei- unpersönlich als bei dem golh. vau (dcfeclus.)
darum (indel sich auüer wan isl (dcesl) auch waa siiit
(dcsuiil) Crall 1, 854, was golli. unmöglich wäre, im ags.
wie IS feos vana (dcest mihi pecuniaj sclieitil das subst.
(und zwar ein schw. masc.) unverkennbar, doch ver-
scliweige ich nicht, daß außer dem gen. (feos) sonst auch
der nom. dazu gesetzt wird: an thing ihe vana is (una res
tibi decsl) ; die couslruclion muß sicli verhärtet haben.
nhd. mir ist rnaufjel^ uns ist mangel daian. goth. mik ist
kara fit/.ti fioi, wie die iinpersonalia mich kümmert, mich
wiget, nüch ahlel (s. 238) den acc. forderten: ni theei ina
thizö tharbaue Ivara vesi ovy^ öti ^ciQc tojv iitiir/iav i'fiO.ev
uviM Joh. 12, 6 ; ni kar *) ist ina thize lambe ov /iü.ti
cwTV) nenl imv iiQoßt'.royv Joh. 10, 13; niu kara tluik?
ov fUXiL coi; Marc. 4, 38; uiu kara thuk maushun, ov
{üXti oot neoi ovöeröfS Marc. 12, 14; hva kara unsis? il
nQog rj/Uii^ ; -Niatlh. 27, 3; bemerkeuswerlh die ellipse von
ist in den drei letzten stellen (zu s. 132.) ein ahd.
cliara in gleicher verweiiduug kenne ich nicht , wol
aber steht mit dem dat. der pers. : nist tJiiv suorcja fon
niheinigejno? T. iNIatth. 22, 16. alid. mih ist %vuntar:
ist filu mannö wuntar 0. V. 1, 1 ; wuntar was thia nie-
nigi 0. 1. 9, 27 ; ni si thih Ihes wuntar 0. I. 22, 13 ; was
sie filu wuntar O. I. 4, 71; wunlar was sie liarlo 0. I.
22, 35; sie wun'ar was Ihes thinges 0. II. 14,81; sie was
es filu wunlar 0. IV. 7, 6; tili ne darf nehein wunder
sin N. Blli. 16; nii ist mih liarlo wunder N. Blh. 37. übe
dih wunder ist (si miraris) ; mih ist wunder N. Blh. 109.
232; mhd. mich ist michel wunler Diut. 3, 91, aber nicht
bei späteren, außer in einer eniendierten stelle (Reinh. s.
377.) dafür wurde nun das ebenso mit dem acc. der pers.
und gen. der saclie gesetzte mich wundert (s. 241) ü])lich.
auf solche weise verhält zu dem einfacheren mih niotöt
sich das zusammengesetzle mih ist tiiot (nie deleclal):
thes thih mag wesan niol 0. V. 6, 14 ; thes ist sie iamer
filu niot 0. V. 22, 7. ich nehme hier ein subslanlivisches
niot an, und nacli N. ps. 139, 8 ist das unzweifelhaft:
fore niete, a desiderio. bei W. aber steht es adjectivisch,
%) dies kar für kara wie t/iat iit für tliatu ist.
verbu/n. pcrsoiien. iinparaoTKilia, 243
da er nicht bloli sagt: des ist uiisich niet 57, 25, sotulcrn
auch: daz iiiisich desde nieter si 45, 27; daz iii (eum)
allernielesla ist 20, 28. mhd. wedei* ein subst. niet, noch
ein adj. niet (delectabilis, jiicundus.) alts. linde ich ein
sübst. niud, wie im ahd., nur mit dein dat. der pers.
verwendet: tvas im (eis) niud mikil Hei. 6, 3. 13, 8; was,
im thero Nvordo niud Hei. 41, 22. 47, 19, sie vernahmen mit
Freuden, begierig, die worle des hcilands. ahd. niih ist
J'uriivizzi (iinportuna nie curiosilas movet) : in (eum) was
furewizze N. Blh. 94. mhd. mih ist ßrwiz: si (eas) mi-
chel lirwiz was cod. vindob. 653, alid. mih ist 6t ^ nur
zweimal nachzuweisen: er zeinta, llies sie was ouh od,
siues lichamen töd 0. IV. 19, 35 ; bizeinut hiar thaz selbA.
grab, thur ther lichamo lag, thes thie liuti was filu öd,
selben druhtines tod 0. V. 6, 10. beide stellen beziehen
die redensart auf Christi tod: der den menschen heil
brachte? durch den sie selig wurden? so habe ich den
sinn schon Reinli. p. 377 gefaßt, öt, goth. auds, alln.
audhr, ags. ead ist felicitas, beatitudo. oder soll die be-
deulung sein: deß sie fi'oh waren, den sie begehrten? *)
Ein ahd. mir ist not (opus est mihi, necesse est) habe
ich nicht angemerkt, wol aber ein tes ist tiirft aus N.
Blh. 2. mhd. erscheint jenes oft: des enwas nilit not Nib.
69, 2; des ist not Iw. 1931; des was im ouch Jiut Ivv.
6552; des im not was Iw. 1781; des in (iis) was not Iw.
3343; nu ist iu lihte guoles not Iw. 6615; iu ist beiden
ruowe not Iw. 7725 ; mir was not Ls. 1, 138 und auf der-
selben Seite: wie not ist disem; den hundcn was niU Bon.
56, 29. ahd. mir ist zorn (ira moveor): theiz imo zoru was
0. IV. 19, 59. mhd. mir ist zorn (irascor) ]\ib. 2284, 4. Wh.
118,14; ime was an mich zorn lvv.702; ir ist ilfniich vasle
zorn Iw. 2225; diz ist dime vater zorn Bari. 27, 31; im
was diu rede an im zorn Bari. 16, 28. ahd. mir ist anado
(mir widersteht): der dir lilo ando was (([ui indignissinius
tibi videbatur) N. Bth. 204. alts. mt iä ando: lölh was thnt
suitlio, allon them ando Hei. 105, 14. mhd. mir ist ande
(niilii repugnat) : iu ist ande iuwer arnuiol \\ igai 5948;
daz was in allen ande "N'N igal. 1 1484 ; nu was im aber als
ande daz spcr Trist. 8992; ir was das leben aiule Trist.
11795; der troum was im sere ande Trist. 13543; diu läge
was Trislande vil inneclichen ande Trist. 15164; iu was
*) gleicli der {jotli. und alid. ronstrnicreii sIa\is(Iio spiaciien sub-
slaiitiva mit sein und dem aec. des pcrsünl. pronomens, z. I). scrl).
ft(f;a me je (lionesco , buclistäl>licli: mich ist scliaiider) ; sloven. mc
Je z/iuda (oiicli ist wunder); i^a Je grösa (ibii sclinudert).
(.) 2
214 einfädle r salz.
(16 ztio/ciiiniiilcr \il an^cr inul vil .uiilcr '] ritl. 1784.5;
ioduch was im nilil 8o aiide Mar. 22; mir ist aiidf Kail 2iJ^ ;
wa'rez iinscuii lienoii aiide iMs. 1, 174'^. inelircre ditlilcr
bedienen dicserredensarl sich niclil. alls.iniisi /uirm (dolore
jiie af(icil) : tlial Nvas allun llii-m liudlun iiaiiii, tliein niaiinwn
an iio iiiude Hol. 83, G. ags. wje j5 sär: lliiil nie Js on nilmini
mrulc svii sär ('.27, 30, mlid. mir ist tnujemach : ilii was
ix iine ungeinacli. IJiiil. 3, 77. nilid. mir ist rdl : iu ist
des nlclielM viil Jlii. 3989. nilid. mir ist erucst iw. 7902;
nhd. mir isl es ornsl damit.
Sclion bei einigen dieser ausdrücke habe ich das
ficlnvankcn der siibslaiillvischen )>eueutung in die adjeclivi-
sclie angemerkt, nameullicli bei van, niet :, eI)eiiso schei-
nen not,) dürft, scr , zorn , ja selbst autle d;:rclj die vei-
lührcrischf gleiclistellung solcher slructiii'en mit andern, in
welchen cnlschiedne ndj. wallen, adjeclivisiert , wie sich
bcsouders au der bildung comparaliver Junnen ergibt, oder
man miisle, die Substantive ualur festhallend, jiach grie-
cliischcr weise, coniparation der subst. annehmen, iencni
nieter , uiclesta zur seile steht ein ags. superl. siiröst C.
122, 19, ein mhd. comp, ander, dürjiter , nteter , wofür
h«ruacli noch belege erfolgen sollen. auch mag den ad-
jectivisch gewoidnen sinn bestärken, daÜ sich der allere
gen. der «acli« in einen uom. wandelt, so gut W. zwi-
schen des ist luih niet und daz ist xnih niet unterscheidet,
darf neben daz ist »lir zorn , daz ist mir ande w enig-
slens ein früheres : des ist mir zorn , des ist nur aude
vermutet werden. indessen entscheidet hier nom. oder
gen. weder für das eine noch für das andere, da sich
sowol neben dem subst. der uom., als neben dem adj. der
gen. verlheidigen liißt. wenn Ben. wb. zu l\v. s. 326. 588
bei not und zorn überall nur den adjectivbegrif behaup-
tet, scheint mir das zu weit gegangen.
Von den fallen, wo cntschiednes adj. mit dem vcrb.
subst. einen impersonalbegrif bildet, gebe ich hier nur
einige beispiele an, da noch spater, bei der frage zwischen
adj. und adv. , auf diese redensarten zurückzukommen sein
wird. mhd. mir ist qer (mich gelüstet) ; mir isl leit (mich
schmerzt); mir ist tiure (mich betürel); mir ist vremde
(deest mihi): in waren aller hande cleit \remde Ivv. 4920;
mtV is,t uniiuere ^ mir ist swwrej mir ist fj ach {ich eile);
mir ist yewant Parz. 11, 8. Trist. 1657. 1874. 1908. 4072.
4547. 11841; u. a. m.
Außer dem verbi subst. hilft nun aucli werden ähn-
liche imn^rsonalformen ex'zeugen.
verhuin. personen, inipersonalia. 245
merkwürdig ist die ahd. und nilul. forniel mir xvhdii
■piuiz, mir ivivt hiioz (satfsraclioueni retipio , daiimuin
i-esarciUir niiJii) deslialb, Aveil in ihr (und analogen Avei-
teren auwendungen) niü das volle (wort puoza, nihd.
buoze , immer jene Verkürzung gebraucht Avird; gchwer-
lich laßt sich das gotli. kar für kara (s. 242) vergki-
clien. ein masc. '*) oder neutr. puoz, neben dem fem.
puoza zu vennutcn ist man nicht berechtigt, denn es 'svärc
schwer zu begreifen, warum der impersonelle fall das fem.
aussciilielien , sonst aber nie die einsilbige form erscheinen
sollte. thes warlli imo sdr buoz (dafür ward er bald
schadlos geliallen) Ludw. 6.; es wirdit mir buoz N. , .
in den mhd. belegen reicht man besser nn't der erklärung
aus: ich werde von etwas frei, komme davon los, ohne
an ersalzleistung dafür zu denken, so w^irt iu des tuskens
buoz ]Mar. 104', ime des niemer mere sol werden buoz
Eu. 3526; iz en mac niht wesen buoz En. 3990; doch
wart im selten kumbers buoz Parz. 12, 24; mir w'irt vil
selten kumbers buoz JMs. 2, 26«^; als im des danach wir-
det buoz Wh. 188, 28; der (ejus) wirt iu buoz Iw. 3412;
der (lisl) sol uns leides werden buoz Wigal. 3785; daz
im werde buoz siner schände "VVigal. 3836; mirn wirt
niemer jAmers buoz Wigal. 8488; dem wirt selten sorgcu
buoz Frcid. 83, 4; dem wirt ouch niemer sorgen buoz
Freid. 87, 3; dir wirt der sorgen buoz Bari. 18, 1; sus
wirt ir beider buoz Fieid. 127, 7 ; daz im wirt sinne
buoz (er um seine sinne kommt) Ms. 2, 124^; es wirt dir
Ithle buoz Bari. 17, 25; der 8Nv;v:re wirt mir niemer buoz
Bari. 290, 2 ; dem ist genuden worden buoz (der hat nicht
auf gnade zu rechneu.) **) weder ein ninl. boet noch boelo
*) wenn der späte Siulienwirt 2, R wirklich setzt: wer mnclicl
sorgen siiezen puoz, so liat er 3;i, 21 die iiuiosten leiden swrere puoz s
unmuoz ! kaum ist lliiu .siic/.en scliwaeliö weil)l. form.
**) liier jene anaJoj^ien, wobei kein eiiieiiUielior impersonnlbcrrrif
waltet: alid. tö tela in (euni, den L'lysses, in» text: niisernns dnren»
peste solvent) is Wercuiins puoz (Itel'reite ilin davon M.) N. litli. 200;
mild, der tet uns (acc. ?) nianger sorgen buoz Freid. 12, 14; ioti
sage iuclis iasters buoz (exsolvo vos a eriniine) Parz. 673, 27. iiacli
diesen ace. des subjecls niöciite man ein adjectixisclies buoz, im sinne
von frei luid ledig annehmen, al)er von dein gangbaren mir wirt buoz
war es ein leichter scliriu auf: ich tnon dicii buuz, ich sage dich
l)uoz, um so mehr, da ANoltVani auch den dat. des sul)j. dazu con-
struiert: ir I • t mir site buoz Parz. 315, 17; einen» luot min dienst
buoz Parz. 320, 2(5; zwcilellialt , wie in <ler slclle Krcidanks, ist <lcr
casus iu folgender: die täten buoz des lebeus nianogcn kri^^lcn^lall
(acc. sg. oder dal. pl.) Wh. .3i;ü, 20. den schaden buoz mache»
(resarc'ire damnum) Martina 20H.
2/1 () ei II Jacher Sdtz.
in glelclier vo'wendiuig. Par.illt'l inil mir wirl Imoz lanfl das
iiilid. mir tvirt int, und wie lin. 3989. 90 beide siibsl.
vcrbiiiulcri werden, heißt es Ivv. 3412 der (nol) >virl in
biioz linde r;U; ferner: des wirt danne giiot rat l\v. 944;
CS ^virt gnot rat Iw. 4629; der andern wirl. guot rat Iw.
.'>2!)0; ni?ner vrouwen (gen. oder dat.l') wirt -svol rat Iw.
3107; so wiirdes dcsic bezzer rat Iw. 1643. nlid. etwa
noch in der forniol : dafür wird ralli, dem kann geholfen
werden, uilid. mir ivirt ernest : ob es iu ernest wirt
oder ist Iw. 7902; daz im wart ernest Troj. 3554: nhd.
CS wird mir ernst aus der sache. alls. nii wirdid luirm:
tlio ward llial lievencuninges büdon liarm an is müde Ilel. 5,
1 1. mhd. viir wirt dürft oder not, Par/. 35, 1 1 : adjeclivisch :
nie rosses dürfler (al. nn'ler) wart \A \\. 42, 23 ; uns wart
im nie niht so noles (: brutcs) Aw. 2, 236. m\n\. mir %virt
Zorn Bari. 11, 20. Unverkennbar ist das adj. in dem alid.
iz wirdit sein (apparet) : lliaz ward lilu scui 0. ad Lud.
39; thaz wurli goles werk io sctnaz 0. 111. 20, 12; daz
wirdit Silr demo skin N. Ar. 106. mhd. ez xvirt schinz
daz wart wol schiii an in zwein Iw. 7369 ; daz wart
wol an dem knappen schJn Iw. 5583 ; daz ist dicke wor-
den schin Nib. 10 1, 4; daz wart vil balde sclii'n Parz. 27,
14; auch mit dem dat. des subj. : ieslichem man wart nie
so tlurlu gäbe sclun Parz. 786,25; ich wände daz mir solte
ir Irust du werden schm ]\Is.2, 196^*). was scMnM\"\gn{ 10443.
Beides sein und werden dienen zur umsclircibiing ein-
faclier zeit und wetterverliaUnisse mit subst. und adj. nlid.
e* ist (Avird) ta(f , nacht, morgen, abend ^ es ist (wird)
spät, frühe, hell, dunkel, halt, warm, hei\S , kühl.
goth. than seitliu varth oil'iag d'h y6V0jtiev7;g INlattli. 27,
57; itli sve seilliu varlh oig ^h o'pia iyeraro Joli. 6, 16.
Einigemal vertritt haben, und noch öfter nehmen oder
fangen, zuweilen geben, thuu die stelle des mit einem
nomen und dem acc. der person verbundnen sein.
mhd. mich hat wunder (mlror, gleichsam: wunder liat
mich eingenommen, sich meiner bemächtigt): michel wun-
der si hOte fandgr. 147; deheiuen des wunder habe (nemo
mirelur) das. 183; den künec hele wunder Nib. 110, 1 ; wun-
der nach des hatjNib. 906, 1. 1521, 4; gröz wunder mich liAl
•) hierzu veilialt sicli das Iiäufif^e scliiii tuon wie zu biioz werden
l)noz tiioii : ich tiioii iu helfe stliin AVij;al. 7989; daz tuot or nlle ta{!;e
scliin das. 10291 ; tAteii schin das. 10457; tit schiii Trist. 12714. Ganz
substautivisch ist alier das nhd. c? hat den schein, dr.s ansehn, aussehn.
verhiun. persojien. uiipeviionalia. 247
Flore 1146; luicli nuioz wunder liuu RIs. 1,200^'; ei beide
hut des wunder Bit. 4832; vil nvicliel wunder niicli des
lial Bit. 10330; die ander Iiete *) wunder Bit. 11767. slalt
des acc. den dat. der person nur einmal: inie des wunder
Lete Alex. 3143. nlid. mich hals wunder.
inlid. inxch hui hiula: si (eani) liet es vasto lifcle (rem
penilus occulere studebat) Nib. 1311, 3, in welclier stelle
aber auch si für den nom. genommen werden darf, und dann
entspringt eine pei'sönliclie conslruction; und in (eum) des
niht lirele hat (ncque celare cogilat) Freld. 70, 13, \vo mein
bjuder die lesart vorzieht: luid des h;vle niht enhal, wie
Bit. 2188 stellt: httlc het er des geiuioc. auch scheint der
persönliche ausdruck: icli han es ]ii\;le fast naliijüclicr als
der unpersönliche: n)ich hat es lucle, wie wir nhd. nur
sagen können : icli habe es hehl, der hehlende wird nicht
durch das geheimhallen (wie der sich wundernde dvu'ch
das wunder) ergriffen, sondern er will auf andere einwir-
ken, doch ist das impersonale gerechtfertigt in dem paral-
lelen: mich niml es lüde.
nhd. micli hat freuide : den rlltcj- iiet frembd , da er
sah sein wesen. weiii riller StraUb. 1514, 10*^.
mhd. mich niml ivunder: Abram wunder genam Diul.
3, 64; michel wunler in genam üiut. 3, 74; nuchel wun-
dei' si des nam Kolli. fi!i3. En. 9280; michel wuiuler mich
nam Alex. 5110; nimit mich michel wiiiider Alex. 3155 vgl.
5792; si na;me des michil wunder Alex. 2299. 2707; des
mac u(h) nemen michil wunder Alex. 4896; den kunec
nam dos wunder Aib. 81, 1; mich nimel des wunder PSib.
1,53, 1; des lat iuch alle wunder nemen Ms. 2, 127*; die
*) es stellt /lallen, was sicli in srliutz nuiiiueii \l\[\t , da die pei-
sünliclie redcnsart innnlar liAn auch .sonst vorLomnif, •/.. 1). Alex. 5lö<>
.si wunder liabeten. Mruschaeli tluilt mir ans Jen» 15. l(i jli. fol^etnli'
helepe mit: das icli .ser wunder lia!). IJrants iianeiiscliir I5as. 1494 An ;
das ich daran ein wunder lial). IMurncis narrenl)esehw. StralU». 1512
Cii; wie wol ich lial) ein ^moIWs wunder. IN'nrneis niülle von Scliwin-
delsh. 1515 Avh , f^eiicliiiiat Bas, 1519 in ; lia.s icli ein wunder lia!>
darab. Murners lutli. narr Stra[\b. 1522 biiii ; di.-^c lierren !)esnndiT
hellen dar ah ein <^\o[\ wunder. Lnrekers lli.^t. von TlioreÜe. SlralU>.
(um 1500) AviTi; jict er wunder. Esopus lel)eii h'reil). l.'»39. KU» ; dinr
ziikunllt ich gro|^ wunder hau. .Tac. RiiÜ' das \y\^\\ .lesii (^Inisti /iirirli
1545 K lU»; das ander drunil) ich wunder, han. .Jac. Iliill's spil von
Adamu.Heva Zur. 1550 T\ii; druml) llcva soll kein wuiulren han <ins.
Tviii; ich liab wunder das. \j 2; des han ich wunder das. I.. 5''; ich
liab kein wunder wailich druinb das. M 5; valter des soll iiit wnnrier
han. .löifi; Wickrains Tobias Straj^b. 1551 Eiib. Zweidentifj ist «lic
iiinl- conslrii« tioii : bedi eiKlaert nienicn hel)i)en wonder l''ioris 82,
iiachdein iiiaii nienien l'iir den iioin. oder atc. hiill.
248 einfacher salz.
(illoa) iiani wuntlor Trist. ;>057; daz es den Jirn-plior \s\n\-
dcr nam Trist. SfiTJ. iilid. »«/t/t nimmt wunder *). vgl.
das lat. iniraii suhit.
nilid. mich niintt Jirtvitze : gcnuoge iiiniel' liitr uDdur
virwil/ uiulo \viimlti" Trisl. lüHll.
mild, mich nitnt hiale (occido, tego?) des nani in ini-
cliil li;ile Eu. 559'J-, des niinl dicli iniclicl li;ile Wn. 10418;
des nain si miclicl lulle Kii. 10644; des nam si grCy/.a h/ile
Ell. 8.53; des uam in nilit linele Tit.l.5S, 2; iiinils incli nilit
liiul (wolll ihr nicht gelieim hallen) Parz. 467, 20. nlid.
mich mimmt hehl: veiiraw vnder tanset kanni eiin , Avas
dich hei niinpt (du lichlen sollsl) belialt in gheiiii. Tlioin.
liircks conioedia von doppelspilcrn Tübingen 1590 p. .51.
ndid. mich nimt äugest (angor) : niichel angest in nam
Diut. 3, 83; K.rlniele(n) des lülzel angest nam Kcinli. 1781;
daz e,z Brangnenen angest nam Trist. 12077.
nihd. mich nimt J'reise (horreo): in nam der kurzen
reise gröz angest unde freise Trist. 9120.
nihd. mich nimt griiile (horreo): es nami ein armen
griule Albr. Tit. 8, 46, in einer andern stelle aber persön-
lich: manger niinet im griuleu ab der richeit *'").
mild, mich nimt tnr (aegre fero): Avaz tur nam in des
(es war ihm nicht eben recht) Diut. 3, 108; des nam in
Kitzel ture (: müre) En. 9169, er achtele darum keine kosten,
häufiger steht: mich nimt untiir (aegre non fero): nimt siu
vil initur altd. bl. 1, 223; den herren nam vil untur Parz.
19, 10; die (quos) hoher tat nam iintur Turl. ^Vh. 44*;
die (({uos) untur nimt das. 7.5^ mich nimt luitur das. 87^;
des nam si vil unlure Giidr. 3160; mich nam des initure
Bit. 6547: des mac iuch nemeii untüre Bit. 12668.
nhd. mich nimt fremde (mich befremdet) Schm. 1, 613;
kenst du mich nit, daz nimpt mich frempt; das den künig
fremde uam; in noch fremder nam; in daz frojnde nam
Decamoron (Ulm) 16^^ 45'^ 56^^ 111^; laß dich das nitt
fremd nemen Reisersbergs poslill SlralUj. 1522. 2, 14. 4,
16^': dcrhalben nimpt michs sehr frembd Tischarts biueu-
korb 1588, 741^*-*).
*) sich wunder iielimen := sicli wunHern: des soll sich Djeniant
v^under iiemeii. decamcroii 23»; du soitest dicIi sein groß wunder ne-
men da.=. ;^23d; sie namen des groU wunder "Weiß ritter 89a; mau
nam wunder Keisersl)ergs postili 1522. 3. 51.
") vgl. das franz. il nie prend envie ; envie lui en prend.
"*) aber auch sicii eines fremde nelimrn: der aht sich des iniinches
fremde nam. decameron l.^d; soliclier fieiintschafte Andreurzo sich
fr(ia>de nam und sorc wundert das. \Q^>.
verhum. persoiieti. i/npersoiialia. 040)
alid. tiiih hifultit tviintar (mbor) : sie wunlar gifiang
0. ]11. 16, 4; ni'ili kefaliet ^vunder N. Btli. 211. nhd. mich
piiKjt verlanijen : uns lieng nacli dir scliier verlangen.
Val. J3ollz ohuig Davidis Bas. 1554. C^
nlid. mich (jiht wiindtr. Siniplic. 2, 63. 285 und noch
üflcr; CS gab niicli wunder, so gibt mich wunder. Spring-
insf. 23. 77; daU mich nocb wunder gibt. Courage cap. 121.
unl. het ijcf't mi vremd (miror) : in der aus Fischarts
bienkorb angeiührlen stelle hat des Marnix original 1572
s. 70: derhalvcn gceft het my seer vreemt.
nhd. mich kommt die reue an, die (tnqst ^ die lust.
die nolh heyreift mich. Simplic. 2, 166.
nhd. mich sticht der Jurtvitz , die neunter,
ags. nie hricdh Jyrvit (mich bricht der lürwitz^ ich bin
neugierig): hine fyrvit briic. B. 463.
iilid. mir thnt noth (egeo); vgl. das transitive: ther
hungar duit hno es nut 0. IL 4, 33 ; mhd. es titot mir not
Bon. 16, 17. 32, 25. 35, 10. 48, 43. 51, 6. 52, 42. 58,
61. 72, 27. 72, 41. 85, 16. 89, 43.
mild, mir (jet not (necesse est): des gie in wncrlichen
not Nib. 71, 4; des gie dem beide not ]\ib. 460, 1; des
get mir wecrliche nut JNib. 864, 4; der vrage get mir gruziu
not Rl.
Es ergibt sich, daß mit verschlediien ausdrücken für
denselben impersonalbegrif abgewechselt werden konnte,
z. b. mich wundert, mich ist wunder, micli liTit wunder,
mich nimt wunder, mich gevtut wunder, mich gibt wunder,
neben dem personalen ich liiin wunder.
Nach aufzahlung sämllicber impersonalien, wobei ich
freilich den hochd. dialect eher*) erschöpft liaben werde
als die übrigen, ist noch zu bemerken
1. das zusanmiengcscl/.le priit. wird meist mit haben, zu-
weilen mit sein gebildel : es hat golngt, gedonnert, ge-
blitzt, gescbiieit, geregnel; ez hat gesnigel Anigb. 1 1'' (vgl.
Farz. 446, 4)-, in Albr. Tit. aber einmal: sam all ilie wochen
Irunzen wtere gesniel; morgen dö cz wus erläget \\\. 5867,
ganz wie andere mit er- componierle inlransiliva sein er-
') nooli nianclie müssoii sicli n:\clitra p;oii lassen, für <lie es mir
IVA pificntlicil iiniuTSÖnlichen bclefioii {rchriclit : mir heciiitotU-Lu niincs
wiiies stimnia (iiülii iiinotcscit vox dilotti) W. 41, 2(!; mir fi;dt (nietuo) :
ticri er c^öt ((jiios terrct, a (iiiilms tinietur) N. lUli. KU; mi/i ]>ruler
(iiH)vet, turl)al): tiii sol.u ne hriilet nii-lit liii iiiij,'i'li:iril:« des men-s;
in iie brütet ler sciiz N. lUli. 18; luih c/n-löt (aflli^jor): daz sie cliclot
N. ps. lOiJ, 6; mich miicl : njüct iiicli dazV Nib. 121, 2.
1>50 ciitf'civlur sdlL.
iortlern (s. 162. 163.) die iinppts. dof, ckels iiml Unwillens
nehinon haben: iiiii- liul gei'kcll, gt-giaiiscl ; ilic der olin-
niaclil sein: ir iras gcswniideii l'rngtn. 42''; doil wirkt
innere lll.ili^k(•il , liier liorl alle auf. rnicli ist geiiiiweii
Troi. lf).S72; daz 7vas in du geriuwen 'J'roj. 16720, mich
bevilt bildet das priit. niicli hat bevill: cz hele eiu armen
man hevill Wh. 356,24; ebenso : mich hat belürct, mich
hat gcniiegel. dagegen heilU es: mir ist erscliozzen; mir
ist zerunncn; mir ist geKchel (geliehen Mar. 7'J; mir ist
missegangen, bei träumen schwankt das anxiliare: mir ist
getroumot llolh. 2339; mir ist getroumet Nib. 144'J, 3.
Ben. 343; ist mir getroumet min leben':' Iw. 3577. W allh.
124, 2; als ez im getroumet wicre Iw. 3568; al)er: mii-
hat getroumet michel lugeiit 3517. der unterschied faUt
sich so auf: wenn bloß das creignis des träuniens gemeldet
wird, heißt es: mir ist getroumet, wenn aber der gegenständ
des trdumes erzahlt werden soll: mir hat getroutnet. be-
merkenswerth noch die redensarl: ^vaz iuwe ivära tjescu-
inet Diut. 3, 96 (mythol. 667.) nhd. es hat mir geahnt,
geschwant.
2. in vielen fällen steht uns die wähl frei zwischen ])cr-
sünlichcm und unpersönlichem ausdruck , z. b. ich friere
= mich friert; du frierst =z dich friert; er friert = ihn
friert; icli träume = mir träumt; ich bereue = es gereut
mich, genauer genommen besteht aber eine Verschieden-
heit des sinnes, das persünliche wort ist innerlicher, als
das impersünliche, Avelches gleichsam erst ein unbestimm-
tes drittes setzt, wodurch auf das subject eingewirkt wird.
Findet dem reflexiven verbo gegenüber sich ein iniperso-
uales , z. b. ahd. ih niotun mih = mih niotut, oder nhd.
ich wundere mich, freue mich, ärgere mich = es wun-
dert, freut, ärgert mich; so hat das mich der letzteren
ausdrücke eine ganz andere beschalTenheit , als das der er-
steren. dieses ist reflexiv, jenes lücht. daher auch dem
Dichtreflexiven ich friere , ich träume docli ein luipersönli-
cher ausdruck mit mich zur seite steht. noch deutlicher
lehrt das die dritte person : er ärgert sich = es ärgert
ihn 5 sie freuen sich = es freut sie.
3. gleich den lat. oportet, taedet, piget, pudet, poenifet,
nur impersonal gebräuchlich sind heutzutage wenig oder
keine solcher verba. denn wir können nicht nur sagen :
mich reut, mich verdrießt, mich erbarmt, mir scheint, son-
dern auch: du reuest mich, diese schritte reuen, ver-
drießen nüch, diese dinge scheinen mir abgethau ; wie ne-
verhidii. personell, iinpersoiud'ui. 251
bell dem lal. niiseret me noch niisereo und niisereor statt
fanden, so begegnet auch das nihd. mich bevih persön-
lich: ir betet iuch bevih Parz. 415, 28 ; von allen wart bevilt
Parz. 174, 16; svvä im kumbers wftre bevilt Parz. 687, 19.
die obne begleitendes pron. auftretenden Impersonalia es
regnet, es donnert u. s. \v. können leicht persönlich ge-
dacht werden: gott donnert, die wölke regnet, wegen
dieses Zusammenhangs beider ausdrucksweisen habe ich
kein bedenken getragen unter die belege einzelner unper-
sönlicher verba auch persönliche fälle mit aufzunehmen,
4. die unpersönlichkeit ist desto entschiedner, sobald ein
gen. der sache oder ein prapositionenverlialtnis Iiinzutritt:
es reut mich dieser liandlung , es verlangt mich nach dir.
insofern es (= das) nominativisch stellt, ist eigentlich erst
das neutr. der dritten person vorhanden, z. b. es freut,
betrübt, wundert mich; daraus aber erwachst unmittelbar
das impersonale. auf diese weise erscheint die zahl der
unpersönlichen verba ganz unbeschränkt, imd fast von je-
dem intransitiv und reflexiv lätU sich die dritte person
des sg. unpersönlich gesetzt denken, z, b. es glüht, es
brennt, es lauft über, es eilt, es hat eile, es versteht
sich u. s. w. bei nicht wenigen aber hat der Sprachge-
brauch sich gegen die inipersönliche anwendung entschie-
den , niemand sagt z. b. es schämt mich, es erholt mich
für ich schäme mich, erhole inich.
5. streng genommen können die von s. 241 an aufge-
führten, mit einem Substantiv und andern verbis gebilde-
ten Impersonalia nicht für solche gelten, sie lunschreiben,
ersetzen bloß eigentliche Impersonalia. In den sätzen : es
ist tag, es wird nacht, es nimmt mich wunder ist ein
prädicierles siibject vorhanden , das man sich sogar perso-
nificlercn kann. da sie aber in der gewöhnlichen ab-
stracllon den impcrsonellen sätzen: es tagt, es nachtet, es
wundert mich völlig gleich stehn, so schien mir ihre ab-
handlung hier unvermeidlich, wird mit einem adj. uin-
schricbon : es ist kalt, es nimmt mich fi-enule , so leidet
die Inipcrsonalltät keinen zweiFel; weil mm adj. und snbst.
liier nicht selten schwaiiUcn, war die aiisscIilielWmg der
substantivisch gebildeten redensarten noch weniger lluinlich.
6. nach dem vom inipersonale abhängigen tlat. oder ncc.
ließen sich die reihen nicht ordnen , Nveil beide casus dia-
Icclisch wechseln. im "anzen zeigt die alul. mundarl
'^S2 einfacher salz.
auch hier grölk've iieli;ung /um arc. der eine oder der
andere casus iu zusamnieiigesel/.tcn rcdensarlen sliiunit zu
dem der einraclieii iini)er6onah'a ; so licilU es mich uiiiit
lOlr wie mich beU\ret , und mich ist, lial, niinnil, fangt,
gi!)l wumler, wie mich wundert. doch will ich den acc.
in mik ist kara , inih ist wuntar, mili ist iiiot aus diesci-
analogic allein uiclit erklaren, da "vvii- zwai- ein alid. inili
■WMinlarul , mih niolut, aber kein golli. mik kar;iilh oder
karulh aufzuweisen liabcn , und der acc. auch bei den»
einfachen sein und werden: mih ist, mih wirdit auftritt.
Von einem persönlichen gen. bei impersonalien kenne icli
kein beispiel. denkbar wäre vielleicht ein ahd. min zilöt,
tnin ilit, mhd. mhi zouwet (nach s. 33. 35.) doch alid.
mir zawet (s. 237.)
7. durch vorschiebnng dieses persönliclien pron. wird je-
desmal das xinl)eslimnite neulral|)rnnonien iinnölhig: mir
mangelt = es mangelt mir; mich dünkt = e^ dünkt mich,
obgleich die Wiederholung nacli dem verbo zulassig (nicht
erfordei'lich) ist: mir maugelt es, mich dünkt es. imper-
sonalia, die kein persönl. pron. begleitet, müssen das es
schon seit dem ahd. immer behalten: es tagt, es scheint
(videtur). nur im goth. fehlt das ita überall: rigneilh,
seitlui varlh , kara mik ist. Unter den romanischen spra-
chen bedarf bloß die franz. des vorgesetzten t7: il pleut,
il neige, il g«le, il fait chaud, froid , il est besoin ; auch
wenn das persönliche pron. voran gerückt wii'd : il m'im-
porte, il me suffit, ii me faut, il me tarde, il me parait,
wie wir nicht sagen können. im ital. und span. unter-
bleibt, wie im lat. , das pron. immer: ]>iove, gela, tuona,
nevica, grandina, fa caldo , freddo ; llueve , hiela, uieva,
amanece, anochece, aconlece, basta , es menester u. s. w.
8. auch die III sg. fiass. kann im personell gesetzt wer-
den, d. h. ohne beifügung des subjects im oblicjuen casus,
doch kenne ich kein goth. cjvithada im sinn von dicitur.
die späteren dialecte müssen umschreiben: es vrird gelau-
fen (curritur), es wird gesungen (cantatur.) oft erhält hier
die ausdrucksweise durch man (s. 220. 221) den vorzug.
Der liiennit schließenden erörlcrung aller einzelnen perso-
nen habe ich nur noch eine aunterkuug beizufügen über
ihre gegenseitige Vertretung.
verhum, persojien. 253
die erste pcrsou kann nie au der ZNveiten oder dritten
stelle gesetzt werden.
die dritte lilugegen, nur aber in dem unbestimmten
man, vertritt zuweilen die erste oder zweite (s. 221.)
- wichtiger ist der gebrauch der zweiten person statt der
ersten: lali uns gehn, laiU uns gelin! für eainus ! was ich
s. 88 abgehandelt habe.
im gr. und lat. epos wird die dritte ]jerson nicht sel-
ten, durch förmliches anreden, in die zweite verwandelt,
ohne daU dies den erzählenden ton stört, außer lat. dich-
tem des JMA. (Reiuh. XCl. mythol. 185. 186) haben es
auch neuere epiker nachgeahmt: also redetest du, ehr-
würdiger pfarrer von Grünau! *) ; aber du sagtest indeß,
ehrwürdiger richter, zu Hermann; aber du zaudertest
noch, vorsichtiger nachbar, luid sagtest.
Von dem liöllschen pron. der dritten person für die
zweite im nächsten abschnitt.
*) bei Voss oft bloße anrede und pron. zweiter person, ohne ver-
bum: wann er im {Trauenden haar dir glich, miidredender Spener!
Luise 3, 22; wo dicli, redlicher greis, uaischwebeten träume der
aiiiidung das. 2, 4.
254 eiujaclier sulz.
ZWEITER AIJSCIlM'rT.
NOMEN IN ElNl ACHEM SATZ.
Was von ticin veibmn, in bcziig auf den eiiifachon
salz, zu eioitcni Mar ließ sich alles unter die grundej-
sclieinuiigen der verballorni Ijringen; iibeiall -wurde das
verbuin (.labei als unal)li;iiii;ig yedailil. und die belratlituny
seiner abhiiui^igkeit bleibt dem diillen abscbnill vorbehal-
ten, der einlache salz gewahrt keine läge in welcher das
verbuni regiert erschiene, den infin. abgerechnet. Anders
beim nomen , dessen abhängigkeilsverhiillnissc sich meist
schon im einlachen salz enllalten.
Nach auseinandcrselzung des nominalbegrifs (cap. 1) soll
die lehre von der einslininiung in geschlecht und numeius
(cap. 11), dann aber die von dem })ronomen , insonderheit
dem arlikel (cap. III. IV) und den beziehungen der llexions-
form (cap. V) vorgetragen ^verden. Nun erst kann sich
die belrachlung zu dem casus wenden. der casus ist enl-
^veder ein regierter, abhängiger (cap. VI) oder ein abso-
luter (cap. Vll) und hieran schließt sicli eine nähere er-
wägung des nominalen adverbs (cap. VIII.)
CAP. I. BEGRIFFE DES NOäIENS.
Das Substantiv gibt den nanien, das adjectiv die be-
schairenheit eines gegenständes an. sicher war auch ienes
bei seinem Ursprung von einer eigenschaft des benannten
dinges ausgegangen , deren bedeutung sich allmälich ver-
dunkelte und in einen vielseitigeren begrif auilöste, Avährend
der einseitige sinn des adjeclivs fester beharrt. aus dieser
Ursache können einer spräche eher fremde sidjstantlva zu-
gebracht werden als adjectiva, welche größere Verständ-
lichkeit fordern, eben darum veralten auch adjectiva leich-
ter, weil sobald ihre bedeutung ei'bleicht, ihre auweudung
stockt.
Obwol beide, subst. und adj., aus dem verbum ent-
sprießen, so steht seiner durchsichtigeren bedeutung wegen
das einfache adj. dem stamm noch näher als das einlache
subst., und auch syntactisch wird dieses engere band zwi-
nonien. begriffe. 255
sehen verbiim uud aüj. zu erkennen sein. Die friiliere
spraclie beclarl" -Nvenlger adjecliva je melir verba ihr noch
eigen sind ; das verbuni selbst prädicierl was nachlier das
adj. mit dem Substantiven verbo umschreibt: unser alles
niac oder maket, das lat. >'iget, valet, pollet drücken un-
gefah]- aus was: er ist stark, fortis est, aber die sonderung
des adjectivisclien begrifs wurde nolhwendig^, weil er mehr
das ruhige Verhältnis zu bezeichnen hat, das verbum mehr
das thalige. in diesem sinn sind die salze: der bäum ist
grün, das feuer ist heiß fühlbar verschieden von: der
baura grünt, das feuer brennt, obschon sie oft ein luid
dasselbe aussagen.
Den verbis ist das eigne vermögen eines luimltlelbareu
Übergangs in das nonien durch die purticipia \ erliehen,
aber so lange im participium der verbalbegrit waltet drückt
es das Verhältnis der handhaig immer lebhafter aus als
das nomen , und in gi'üuend , brennend liegt darum wieder
mehr als in grün oder heiß , ja die salze : der bäum ist
grünend , das feuer brennend heben die continuität der
ihällgkeit noch stärker hervor als der bloße verbalausdruck
(s. 5.) veraltete, im nomen haftende parlicipia haben sich
dem festeren nominalbegrif genähert; so sind unsere subst.
freund, feind aus allen part. präs. liervorgegangen , in
lieiland ist selbst die vollere endung bewahrt, während
andere nur in elgennamen verhärtet fortdauern : Wigand,
Wieland, Voland, Berend. ursprüngliche part. prät. sind
unsere adj. eigen, kund und gewis (s. 167), inisere subst.
macht, schuld, kunst, list ; vielleicht darf man andere no-
nüna auf ganz verlorne participialformeu zurück beziehen.
Wie sich das subst. macht, schuld mit dem älteren adj.
mäht, sculd berührt, so sind noch viele andere Übergänge
des subst. in das adj. und inngekekrt, nacli form und be-
deutung , wahrzunehmen.
Subslantiva, die den character oder die lebcnsart ei-
nes menschen von übeler seile ausdrücken , nidiorn sich
oft dem adj., z. I). der mann ist ein lügner, spülter, dieb,
räuber, esser, fresscr, trinkei", wo die lat. spraclie sich
gern der adj. auf ax bedienl , niendax, rajjax, cdax, vorax,
bibax. die goth. Hebt in solchem fall scliwachformige masc.
die sich zugleich subslanlivisch unil ailjeclivisdi auflassen
lassen : /<'//(< Luc. 120, 20; //«<y«y<i Job. S. 44 ; t'Ji'tjn Matth.
11, 19; ve.indriKjlja Luc, 7, o4; aßlnKjhjd ibid. Kor. .5, 11;
manna ilane])en entscheidet fast für ilas adj. viKa (raptor) Ist
der form nach eher subst., und noch entschieduer ihiubs (fnr)
256 riuj'iiclter salz.
hßrs(ailiillcf.) muh ille «lid. inlid. iilid. I'orm aiil' nri. :iT(>,
er gcliörl tlem siibsl., l.ilU sicli aber jiiclil seilen diiicli ein
adj. \vle diel)iscli, spöllisch erselzcn.
Schwaclie adjccliva iiehnieii siibslanlivlsclie Itcdciilung
au: der reiche ^ der blinde, der arme driicUt uns ans:
der reicbe mann; die arme, die blinde: die arme, blinde
f]"au ; das jniuje: das jimi^e lliier. JMaii vergleiche das
golJi. nshüisla (^egenus); tinhullhu uui] nnhullhü (daeniün);
alid. heiluiju (homo sanclus) , vielleiclit heidano (elhnicns)
gramm. 1, lü7S; mhd. ein stumbe l\y. 4^1. 225'J; ein blinde
Bar]. 37.S, 27; gotes dihjliije ßarl. 133, 11; ein zaye (lu-
gax), dessen adj. form seltner isl : tie /^agusleu A. Blli. 'Jl.
92; ein zager inuot ]Ms. 2, 246^*. die molion ^veibli(•ller
aus solchen männlichen MÖrlern isl ^vIederum subslanli-
viscli: mhd. heidenin (pagana), diirffecjin (egena) kaiserchi-,
15^; dürjleijinne Iw. 6403; Iteilitjinne (sancla.) hierher
gehören auch die comparalive und Superlative ahd. heriro
nilid. lierre, nhd. herr (dominus); jnnijiro (discipulus);
ajtaro (podex) aftero N. ps, 77, 66; eldiron (parenles)
nhd. ehern; vordaron (majores); furislo ([)rinceps) mhd.
fürste, nhd. fürst; ndliisto (proximus) nhd. nächste, goth.
mit eigner ableitung nehvundja.
Auch im freund und verwandtschaftsvei-hallnis steht
einigen adj. subslantivbedeulung zu: der (jeliebte , die ge-
liebte (früher friede), friedele); der liebste ^ die liebste.
das gedieht von Dietrichs ahnen (sonst kein anderes) ver-
■\vendet mehrmals das adj. zart (teuer, carus) für das subst.
söhn: Bltorolfes zart! 6732; Dielmares zart! 4126; der
höhe Dietmares zart 5406; Dietmares zart 6313 j des un-
get^iu^ven Gibechen zart 8368.
Andere zu Substantiven gewordne adj. findet man nach-
her bei der ellipse unter 3 aufgezahlt.
Einzelne masc. und neutra , seltner feminina starker
form pflegen, voraus in mhd. spräche, umgekehrt adjectivisch
verwendet zu werden, dahin zahle ich kint =z: kindiscli, mich
. duuket des, ir sit ze kint "VYigal. 3384; swiget, ir Sit gar
ze kint Frauend. 10; niemen ist su kinder Ben. 315; die
alten süln sin desle kinder Ben. 437. scinn (splendor) =
apparens , inanifestus, belege vorlün s. 246. licht (lux)
:= lucidus , ahd. liohtu ziti (lucida tenipora) 0. V. 22, 5 ;
mhd. diu liehte heide, der lieble tac Iw. 644. 1326; die
liehten maget Trist. 10893; nhd. der lichte tag, an dem
lichten galgen; Ulf. hat die adj. bildung liuhadeins. nhd.
zier (decus) mhd. ziere, ahd. ziuri (decorus.) nhd. (jlcmz
(splendor) = mhd. splendidus, fulgidus, einen hehuea
iwinen. sub.st. imd adj. 257
glänz Nib. 1779, 1; nacli glänzen bluomen ]Ms. 1, 3^: ein
glaiizer engel Troj. 2926; ir gcreile ^vas von golde glänz
\\ igal. 8888; der schilt ist im ze glänz Wigal. 8544;
ez niaclilc ,^vibes ougen glänz Parz. 476, 8; des sper
Avas Hellt von varwe glänz (glänzender färbe) YV'h. 86,
4; anch alid. vermag ich bloI\ das adj. cufziuvcisen ,
glanzaru (nitidiiis) gl. nions. 350. mhd. hVic (splen-
dor) = splcndidus , reht als ein siinnenblicker schür (re-
genschaucr den die sonne beleuchtet) Parz. 514, 20; ein
beleg für den adj. gc])raiich des einfachen vvorls geht mir
noch ab*), mhd. j/e//>/ (snperbia , faslus) ]\ib. 409, 1 nr
lucidus, superbns, (ragen gelpfen muot Nib. 621, 3; ein
gelpler rublu I-w. 625 : liant ir gelpfen schm verlorn jNIs.
2, 201''; gelpfer danne ein gluot Wigal. 10544; des lieb-
ten meigeu bliiot gelpf in diu herze gltzet 'iioj. 15685;
\on gelpler bliiete Troj. 16211; alts. und ags. ist gclp, gilp
nur ein svdjst. (jaclantia, gloria) : spracun gelp micil llel.
154, 7. jidid.diu^ej- (cupido)Parz. 29, 7. 32, 6. Trist. 196.
242. 452. 1104. 1355. Bari. 9, 27. 21, 38. AMgal. 10499.
11358 =:= cupithis, ahd. gerur (ardenlius) gl. mens. 388.
ger Ware (cupiila esset) N. Cap. 88. in der mhd. nnper-
snlichen redensart : mir ist ger kann man ein subst. oder
adj. annelinien: in was zuo einander ger Ivv. 1013. J\ib.
1548, 2; der frouvven v\'as zer verle ger Wigal. 5782; in
beiden was ze samen ger A\ igal. 6629; was im ger Wig.
6699 ; ze slnte was in ger Wigal. 7351. hierlier auch
die s. 244 behandellen niet, not, ser , thirfi , zum. nbd.
ist ernst bald sidjst. bald adj., und ebenso das engl, ear-
nest. mhd. der vidsch (fraus) Trist. 9579. 17518 = falsus
]\v. 199; ir sit vri valscher rede Iw. 2511; ane valsclien
list Iw. 7901. Zuweilen gebraucht ein dialect das subsl.,
der andere das adj.; jthnar ist ahd. planclus, moeslilia,
geomoi- ags. mocslus, (picrtihis.
In gewissen lallen liebt tUc. allere spräche das subst.
als pradicat zu setzen wo wir uns heute eines adj. be-
dienen, mhd. daz heiz Ich sin (das nenne Icli verniinllig)
Aw. 3, 24; daz ist sin Trisl. 11469; was daz wislulL unde
sin Trist. 12383; daz sint sinne Ms. 2, 154'*; daz beiz ich
giiote sinne Ms. 1, 161^; daz wrcren sinne !Ms. l, 39^: daz
sint nnslnnc (das ist luiklug) INls. 2, 148'*; (hinkel dich daz
ein guot slni' ^^ igal. 5517; dal sin obcle sliuie lulliarls
Trist. 2705. daz was ein unifcntule Gudr. 153S, 2; so
*) wnrimi wol gerade die ho^irilVe lielit , scliiii, zier, ;;Inn/, . Mio
in dieser doppelbedeutuug zusammciistiiiiinciiV aiuli jjelpli {^eliört dnliiii.
II
2,55 ci.'ij'nclicr salz.
wau' nun 1)0slrr sin ein luv I'arz. 37, 20. t]*Vsl ein rii//e'(las
ist ausgcniaclil, darüber wallet kein zwcifcl) Wallli. 44, I«.
73, 13; (laz ist ein ciidc Wallli. 74, 11. ez ist ein nit (os
ist ärgerlich, gehüssig':') JMs. 1, 61''; war iimbc rede irli
soIicIiL'M Uli? fso eiMlIeil) iMs. 1, 81". dnz sint sin rvc Mas
ist ihm ohrciivoli) Ms. l, 83'^. Hierher nelime ich das ahd.
iliiain, , das 0. bald iieiilral , bald niännlicli setzt: tliar ana
ilaliin sie thaz diiaiu (etwas rühmliches, prciswerthes) J. 1,
,5; gidali eiiian duam III, 15, 17; tii dalun snlili diiam JV.
5, 46; sie wolliin diian In cinan duam IV. 6, 29; er wolla
duan imo einan dnani IV. 8, 18; vgl. ihaz Avas allaz ihln
duam IV. 1, 50 und bei N. luomheit (magnificentia), tuo-
mcn (inagnificare.) Auch noch heute gebrauchen wir ein-
zelne suijst. In ähnlicher weise: es ist ein riiinn , eine
ehve = riihndich, ehrenvoll; ein wunder y ein jammev,
eine freude^ eine last.
Mancliou miserer jetzigen subslanllvzusammensefzungcn
zog die frülierc spräche den adjeclivischen ausdruck vor,
nanienllicli bei zeit luul Ortsbestimmungen oder angaben
der slolVe.
zi ihcn ostvujen gizitln 0. II. 11, 59; nilid. an den
österlichen lagen En. 12609; der österliche tac Trist. 17559;
an dem österlichen läge IVIs. 2, 230^; diu österliche zit
IMar. 54; in den österlichen tagen Krolzcnburger weisth. v.
1415; an dem pßiKieslJichen tage Lohengr. 50; ebenso diu
suuterliche, winterliche zit. In der rillesten deutschen Ur-
kunde von 1240 wird die lal. formel a die nativilalis do-
miiii ausgedrückt: von unsors herrcn (jeburtl/chevi tage;
geburllicher tac Flore 2263 ; an unser vrouwen geburtli-
chem tage (urk. v. 1288 in Längs reg. 4, 384) ; an dem
äbende des geburlllchen tages des heiligen licrren sand Jo-
liansen des toufers Schreiber freib. iirk. n^ 280 (a. 1368);
huntliche tage (hundstage) Wackern. Ib. 609, 16; die hei-
lecl/cheu tage Parz. 447, 14; der xirteiliclie tac (dies ju-
dicii) Geo. 5174; ein iirteillicher tac Dielr. 9702 vgl. daz
iirleilliche wal Parz. 210, 28; von Iren (jedechiUehen tagen
Günther cod. dipl. 4, 600; bis an seinen sterblichen tag
(urk. bei Rindlinger.) Wir sagen heute oslerzeit, oster-
tag, pfingsttag, hundstag, geburtstag, sterbtag, Sommerzeit,
winterzeit, und iene formen könnten dem lat. dies pascha-
lis, natalis, canicularis u. s. w. nachgebildet scheinen, ich
finde aber auch: ein nieiijesch gras Trist. 2547 ; an einem
meigescheii dinge (maigerichl) dreieicher weisth. p. 11.
Die alle wirzburger grenzbesllmmung liefert : daz ha-
(janind söl, zi dero haganlnün hulia ; diu /atriv/wa struot;
noineii. .subsf. und in f. 259
iji Jen w/d/non sco; In tlcn rorinon sco ; in den stehii-
nou fürt; eine lianielbnrger grenznrk. lliaz steinlnd lioiig,
tber eichino berg, tJien lintinon seo; Äleicbelbeck n"
507 ad dorniKjin pab ; n° 716 ad potimiiiiiu cliircbün ;
1059 stein/null cbiricbün, und äbniicbes viele andere urk.
des 8. 9. 10 jb. bieraus erklären sicli beutrge Orts-
namen, z. b. Weidensee, fiöbrenfurt (fürt im llnß, wo
robr wäcbst.) indes darf ancb das adj. in eigentliclie com-
posilion treten und statt der wMino seo , der eicbino berg
gesagt werden der widiuaseo, der eicbinaberg (granim. 2,
626. 647.)
tvazerhie zasamen (wassertropfen) N. Cap. 115; mit
der fjeizinuu milcbe Diut. 2, 270 (geißmilcb); in denio buc-
chinen bluote (bocksblut) N. Cap. 69; alts. silo/'rin scat
Hei. 105, 1; (juldine scattos Hei. 98, 19; erine scattos
Hei. 115, 10. in pendeschen weren (im pTiuidbe sitz)
liebben (urk. von 1456. 1475 in Spangenbergs arcb.
1828. 2, 169. 178.) mbd. diu frihnvfne scbar Trist. 9349.
11652; mit fröuwineu benden Trist. 6562.
Neben diesen constructionen kommt aber aucb oft die
zusannnensetzung vor, z. b. öslcrlac Amgb. 3^ 47^^ Trist.
925; pfingesttac Turl. Wb. 8'^; sumertac Wigal. 987; gi-
biirldag Dtut. 2, 284* ahd. kipurti dago gl. }un. 214; wo-
raus sieb eben ergil)t, wie nah der adjectiviscbe ausdruck
an den subslaiiliviscben grenzt.
Außer in den participien berühren sicli verbum und
nomen aucb in dem hijlniliv. es ist schon 3, 537. 538
vorgetragen worden, daß der substantivisch gesetzte inf.
die natur eines neutrums annehme : diz l)agen I\v. 4566 ;
daz jagen Wigal. 185; scluxMiez striten Wig. 552; daz We-
sen Wig. 730; langez bazzon Trist. 11389 und al'.onliial-
ben so. der goth. und nord. S[)rache mangeln solche inf.
Werden die infinitive rellexiver veiba sul)slaiuivisch,
so pdegt gern das pronomen wegzufallen : iindt-r winden
mich daz lerte Parz. 146, 25; du wart vll iiucbel,///:::ejt
getan INib. 261, 4. 1593, 4; dö wart in dem laude ein
michel nahen Nib. 1462, 2 ; obgleich es sonst lieiJU : sieb
unterwinden , sich lltzen , sich uoben. liacbmann hat diese
bemerkung zu Nib. 1462, 2 aju ersten ausgesprochen.
Auch heute noch sagen wir wol ricbliger; freien und
trauern hat seine zeit; erinnern ist süß; als: »ich freuen,
sich erinnern, denn die subslanliviscben inf. bedürfen des
verbalpronomcns beinahe so wenig als die eigentlichen
substanliva freude und erinuerung. die nui disrheti sprachen
11 2
200 einfacher salz.
I)ci ilircni siiljsl.uiliviscli \ erwaiuhcu pail. ])r;is. z. b. scliwcil.
lalaiiilt' (das icilcii) lasseii Ueiii rellexives S zu.
Nach T,a(;liiii.imi (/.ii Nib. 1, 3) isl die vt'rljiiidiiiig des
siibslaiiliviscliL'i) iiil. iiiil andern subsl. in der nilid. sjuaclie
sebi- seilen, nendieli in iler i)lirasc: von ^veinen und \()\\
klagen sebeinl lel/leres dal. j)l. des snbst. klage, ^vie Kl.
273 Jj('. ^^einens und klagen (gen. pl.) indessen siebl Kl.
702 der lu««»/' und daz hlinjen , und iiocii öCter wird sich
hhen unde ///> l\v. 2422; Up und leben Trisl. 11973 au(-
weisen lassen. zwei inGiülive nebeneinander fallen niclil
auf inid linden sich oll: dilze AvüefcJi unde klagen Kl.
725; weinen unile klagen Kl. 273. 975. 1683. 2Ü75 ;
schowen unde klagen Kl. 333.
In dein subslantivischen in f. slcckl also nocli innner
ein kleiner lest seiner verbalnalur, der sich wider die
giiuzliche gleiclisclzung mit dem uomen sträubt.
Den im vorigen abschnitt s. 131 behandelten verbal-
ellli)sen slehn folgende
ISoniinaleUipsen
zur seife, alle aber gehen bloß das snbst. oder pron. an,
den ausfall des prädicierendcn , nicht die sache, bloß die
eigenschaft angebenden adj. würde niemand errathen.
1. es sclielnt, daß in gewissen redensarlen , gleichsam um
ihn durch allzuhäufigen gebrauch nicht zu entheiligen, der
name (jottes ausgelassen winde, statt des gr. 3, 74. 244
erläuterten gott gebe wird nicht selten bloßes gebe gesetzt,
Schweiz, gebwie Slald. 1, 433. 434; schwed. gifve! sv. vis.
1, 2. 96; auch Burcai-d Waldis bedient sich bald der for-
niel gottgeb, bald des geb allein. schon Vax. 9705 sclieint
ein solches elliptisclies gebe enthalten. INicht anders heißt
os: behüte! bewahre] für gott behüte! gramm. 3. 303; und
sanunir, semmi! für gott helfe mir (3, 243. vgl. oben 135.)
Das wichtigste beispiel liefert ims aber die goth. partikel
vuitei (3, 243. 761), die sich nun auch I Cor. 16. 6 vorge-
funden hat. sie wird völlig klar, wenn man (juth daneben
versteht.
2. das subst. felilt neben dem (jenit'iu , den es regiert, die
begriffe von haus, geschlecht und Jamilie lassen sich nach
solchen genitiven am leichtesten ergänzen. Viele alte, geniti-
nonien. elUpseii. 2Ö1
viscli gestellte Ortsnamen bezeugen uns die elllpse des Wor-
tes haus, in der obergrafschaft Hanau liegen zwei döi-fer
Herolz und Sannerls, in allerer zeit liießen sie: zum He-
roldes, Sandrilles d. i. hüse, nacb des iiUesten gutsberrn
oder anbauers wobnung *). Sanct Gallen bedeutet: ze
sente Gallen büse. mnl. tote Ijamfroils bi den tiuie Kein.
646; lote Lamfroils an der lieiden Kein. 879. statt des ei-
gennamens kann aucli ein biolies appellativ slelin: volgbe-
dcn\ al tole des bisscops (buse) int bof INlaerl. 2, 146; tote
dos papen (buse) Kein. 1513. docb aus keinem der mbd.
dicbter babe icb diese auslassung angemerkt, desto ölter
kommt sie im altn. vor: at Oegis Saim. 52* SS''; til Oegis
Sium. 53-'; til Hreidfimars Sn. 136. gotb. franj tbis iau-
ramatbleis {(jarda?) Luc. 8, 49.
es scbeint, daß bei dem gen. pl. der orts luul völkernameii
zuweilen das sidjst. /«»f ausgelassen wird : kom er zeime lande
mit micbilre mabt bundert langer raste und dannocb libte
baz: daz biez Niblunge. Nib. 453, 4. bier gebt es zwar,
aber durcb andere würter getrennt voraus. mit dieser
ellipse läßt sieb auch der sg. des verbums bei Ki'iecben
Parz. 563, 8 und öfter leicbt erklaren, vgl. gramm. 1,' 779.
780. gotb. US allamma luduias (Jauda) laio ntxoi]s t/;i;
'Jovdaias Luc. 6, 17; so: af Belbanias Job. 11, 1.
Sk. 43, 17 konnte bei dem gotb. gen. pl. alamanne
das subsl. kuni ausgelassen sein: onuüum bomiiuim genus.
doch bat diese ellipse in dem zusammenbang der worle
obne ein vorherstebendcs adj. oder pron. etwas scbwieriges.
]Nib. 1694, 1: du von icb wol erkenne alloz llngnen sint,
liißt sich zu allez Imune ergänzen, bingcgcn NiJj. 1303, 4:
icb wicii man alle zite bl dem Kriembikle vant Dielricben
würde sich \or dem gen. tue ellipse von ijtsinde fügen;
Lacbm. vermutet ganz abweicbcnd.
Deutlicher fehlt der pl. Hute oder mau nach d(>m gen,
des eigennamens, docb mir in einigen beldenlledeiii , nicbt
bei den boilscben dicbtei'ii. die Kijuriclies Hab. 255. Diel]-.
6483. 7330. 9771; swaz ii- der Lrnuicbes (maniu') vindet
Dietr. 6459; die Heimen Dielr. 3429. der den» iiamen
vorbeigehende arlikel (wie vor jenem Magnen allez, und
vor Kriembilde dem) verständigt den weglall. nlul. abiM-
ist es ganz üblicb, obne artikel , zu sagen: iib wuluio bi-i
Bbunes; icb gehe zu IMiillers, zu oberlorslci s u. ilgl. , und
es wird darunler fanulie, liausgcnossonscliall gciiioiMt.
*) \gl. zum (.iricnlciiis und spillcr («rieiilas Ihm Sclini. 2, 471,
2(52 ein J'dclwr tmlz.
l'liiie menge »inserer cigcnnnnien elclin im gen., das ab-
8lainr)iungsv(Mli;illnis aus/.iidiiickon , ^va8 i\'u\ ellipcc von
so/iu y lochlcr , ./'■"'« oder wilive voraiissetzl (heisju'elo
i^ranini. 3, 340.) in der alleren spräche und in den ge-
diclucn wird jedocli, meines wisscns, mit dem gen. des ei-
geniiamcns und dem arl. der, diu niemals verwandlscliafl,
freiindscliart oder iiherliniipl angeliörigkeit bezeiclinel, wie
bei den Cricclien so liiiiifly niil 6, y und dem gen. '') Jiloß
das alln. konia munu JMuspells (nendich synir) Srcm. 8'*
darf ich noch anführen.
Andere genilive deutet die eUipse von zit oder eines
iiluih'clien subst. bi Rarion (zite ^ tafjen) Ben. 430 *•*=),
od(>r will man sich mit der bloUen pnip. I)egniigcn, wie
wir noch heute sagen: unter Karl;' auch die bekannten
adverbia: vor tages, vor abendes (gramm. 3, 130), nach
mittags, vor mittags; nach ezzcns Kab. 112. Dietr. 3060
(wo es aber auf besserung beruht); nacli esseus Job. v.
Soest (bei Fichard 1, 91) Kantzow 2, 434 und noch oft
bis ins 18 ih. nach essens Ettners apolh. 158. 276. unw.
doct. 543. 663. 832. vor essens imw. doct. 352. felsenb.
3, 209; samt andern ähnliclien schicken sich zu dieser aus-
lassung. inzwischen ist ihre erklärung zweifelhaft und icli
Jialte 3, 130. 131. 143 eine abweichende versnclit. es
wird, veranlassung sein später liierauf zurückzukonnnen.
3. neben adjectivenf zu welchen es gehört, uemlich so-
bald durch den adjectivischen begrif der substantivische
augedeutet wird.
Ulf. braucht die ad), talhsvu und hieidumel ohne haii-
dns , wie der gr. text y (h^nc luid uQ/OTeoa ohne yato
Mallh. 6, 3. ]Marc. 15, 27.' Eph. 1, 20; "nicht anders
*) nachdem man sonst abgescl)mnclite und unnütliige elüpsen in
der granimatik j;eliiiurt fiatte, ist die reaction gegen sie zu weit ge-
gangen, wenn zwei eigennamen neben einander \iiid einer im gen.
stelin, so kann dadurch die abhängigkeit auf das mannigfaltigste aus-
gedrückt sein, z. b. Meiers Conrad den umständen nacli einen söhn,
oder kneclit oder andern angeliorigen des Meier bedeuten, und hier
ist nichts ausgefallen, ebenso wenig bedarf es einer ellipse bei 14//-
h(vdQog o 'f>i/u:tnov, weil der gen, durch den nom. 'AXfiuvd noq regiert
wird, und <ler sinn ergibt, da]^ riöi;, nicht etwa naOijTi'j^; oder <fD.o~
gemeint sei. steht aber bloß ö /iioq, bloß i] Aijiov:-, so muß noth-
wendig ?'Io? und &i'yüi)jQ-, oder des sohns und der tochter eigenname
iiinzu gedacht werden. voQ dem artikel allein kann der gen. nicht
iibliängcn.
**) einige declinieren Karle, Karlen (Ms. 2, 121») statt des übii-
clieren Karl , Karies.
nomcn. ellipsefi. 203
slclin alid. zesawä und >viuislra , Dilicl. diu zes^ve und
diu winsler; nlid. die rechte und die linke subsUuilivisch
ohne haud.
nsQißeßhji.lvoQ üivööva inl yv/nvov Älarc. 14, 51 Avird
golli. ausgedrückt Ijivaibiths leina ana iiaqvadanaj zu yi'jii-
l'ov nuil\ man coj/tdiTOi:, zu naqvadaua den acc. eines golh.
jnasc. ergiinzen, etwa leikluanaii7 lieber haltj? y wenn balgs
von der jnensclilicheu baut galt.
die gr. ellipse nori'jQiov ipvyoov INIallb. 10, 42 ist in
dem goth. stikls kaldis vatins verwiscbt, wie aucli die
\ulg. calix atjuae frigidae. setzt, und nach ihr alle spateren
\erdeutscluuigen. wie Jac. 3, 11 ro ylvy.v '/.cu ro Tir/oäv
lauten würde, ist uns nicht ersichtlich, die Gjiechen lassen
vd'oQ sonst auch bei ■d^eQftov aus, in der vulg. lautet jene
stelle wiederum dulcem et amaram amiam.
Luc, 3, 5 bei tarai tu oy.o}.ici ti's £vSeiar, vairthith
ihatd vraiqvu du raiiilanuiia ist die gr. ellipse nicht gerade
nachgealunt, raibtamma kann neutral gemeint und dem thata
vraiqvu entgegengesetzt sein, obgleich sich auch der dat.
masc. vüja ergänzen läßt *), wie zu dem acc. WifiJav das
fem. ödof' vulg. prava in directa. noch in Tschachllans
berner chronik s. 75: nu trug die brief ein bott luid wollt
eneut nider den nächsten (we(f) gen Zürich, bei den adv.
rehtes, gerades, siebtes, strackes, twerhcs, krumbes (gramn).
3; 91) nehme ich lieber keinen ausgefallnen gen. xve(jes an.
die redensarl: den kurzem ziehen erklärt sich aus der
allen sillc des loosens mit släljcn oder halmon, welche
Hallaus 782 urkundlich beschreibt; es ist also haha weg-
gelassen.
einen blozen legen Fichard 3, 274 fordert die ellipse
arm und njag ein lechterausdruck gewesen sein für: sich
bloß geben, aussetzen. Ilenisch hat 423 ein bloßen legen
periclilari. anders scheint es nach dem von Frisch 1, 112
niigcfiilirten spiichworl: ein escl meidet die Straßen, darauf
er einmal einen l)loßen gelegt (hingerallen ist':') Frisch
ci'kUirt einen blol^en schlagen: schändlich fallen, fehlen,
daß die kleider über dem köpf zusammenschlagen, einen
bloßen schlagen bedeutet sonst: übel aid^ommen, vorgeblich
arbeilcu (lütners liebanuue 216), keinen bloßen schlagen:
nicht vergeblich arbeiten (pedanl. irthunj p. 32.)
den letzten (schlag) haben, einem den lolzlen geben.
*) dafür slrcilel sugar daß iiiclit stellt: du llminina ruililin.
'2C)\- einj'acher satz.
in andcrm be/iig: 08 gelit auf die Iclzle (IkdkV/) • zu
gulcr Iclzle.
nilul. wird der ausdruck diu nicisle meiicge (Ssp. I, IS
de iiieire inciiie) öfler I'üi' liccr, volk gebranclil, doch
eiilsiiine ich mich dabei iiiclit der auslassuiig des subst.
lunl, reicht aber das bloße adj. hin: daer die coiiiiic sat
eiilie nieste {menujhc) IMaerl. 1, 263; eiis sat lii ende
jncttcni die nieste 1, 306; daer lach hi ledich ende sin
mesle 1, 33'->.
die allfranz. poesle bedient sidi einiger weibbMien adj.
subslanlivisch: ce est la voire (etwa chose ^ riausi ilen.
17. 669. 1382. 1499 u. s. >v. ; cest la \nivc (vtrilc) Ken.
14. 64.55. das zweite adj. gemahnt au chis lat. puraiu
toUilo (herham) Liv. 1, 24.
alle 2, 374 aufgezählten sclnvachen feminina der ab-
leltung isk scheinen xirspriinglich adj., und beruhen auf
ellipseii. namentlich bcnennungen nationaler sprachen und
Avail'en : diulisca, frankisca, chriahhisca (rarta , sprücha) j
mhd. diu welsche, nielisca (cantilena mellensis) Perlz 2,
735. frankisca vernuUlich aJciis , (goth. acjvizi) securis, bi-
pennis francica, den ags. dichtei-n genannt france C. 119,
20. Thorpes anal. 123, 29. 125, 19; alln. frakka.
einem ein volles (tjJcis) zubringen; icli habe bei der
nord. und sächs. beneuuung füll (poculum) an das adj. ge-
dacht (3, 457.)
mhd. ein niuwez (spil?) erheben, etwas neues beginnen
gr. Ilud. B^, 5. C^, 11; doch bestehe ich hier nicht auf
der elllpse, da das unbestimmte nculr. an sich diesen und
andere begrili'e ausdrücken kann, man vgl. ein niuwez vinden
Ben. 351; ein niuwez briuwen Ben. 352; ein niuwez liehen
Ben. 441, gerade wie man sonst sagt: ez ticlieu.
selbst bei den redensarlen : das kalte (weh) j das weite
{fehl) suchen kann man sich ohne die ellipse mit der bloßen
Unbestimmtheit des neuii'. behelfeu.
wenn wir sagen: auf allen vieren gehu, alle viere
strecken, so sind hände und Jai\e gemeint, die alte spräche
setzt aber das neutr. elliu vieriu in der zusammejibeziehung
auf das w eibl. band und männl. fuß: bant im elliu vieriu
AYli. 286, 13; üf allen vieren gen INIs. 2, 131^ Mooyer
32. 34. dagegen hieß es wol schon mhd. alle uiune! (nem-
ich hegel.)
4. außer diesen beiden durch den gen. oder ein adj. bc-
tlingten hauptfällcn der subslantivellipse gibt es noch ein-
jiüineii. eUlpseji. 055
zelne andere, mituuter nur für bestimmle sprachen, die
altn. z. b, pllegt gern das subst. kostr (wähl, ausweg) nach
dem art. sä wegzulassen : sä nuin nü gncnstr at segja satt
(es wird der J)esle ausweg, das beste niillel sein, die Wahr-
heit zu sagen); ok er sä til, at sigla undan (das einzige
niiltel ist, davon zii segehi.) einige ellipscn sind euphe-
niislisch, und von dem anstand geboten.
5. die alle spräche kann bei der III. sg. und pl. des ver-
bunis nicht nur das persönliclie pron., sondern zuweilen
auch das substautivsubject unterdrücken, wenn es allgenjcin
bekannt ist. so fehlt bei tonat eigentlich Jupiter, oder
bei ßooviü 0 '/jf^V'i vind erst aus der häufigen ellipse gieng
der unpersönliche gebrauch solcher wtirler hervoi'. als
ober das ahd. unbeslimnUe is donarot aufkam, \erlrat dies
])ronomen die stelle des subjecls, und nun hört alle el-
lipse auf. bei dem lat. dicunt mangelt homiiies. Die altu.
spraclie selzt zuweilen segir (dicit) ohne subject, und dana
ist zu verstehn skäld (der dichter) oder höfiindr (der Ver-
fasser) Rask. f. 481. eines ähnlichen falls bei den verbis
lieft upp und lykr wurde schon s. 54 gedacht.
6. wie nhd. in den redensarten gott bewahre, behülo,
helfe, lohne, segne! der oblique casus des pronomcns
wesgelassen werden kann, so schon mlul. gut segene!
Trist. 13674.
7. wegen der ellfpsc bei adjeclivadverbicn verweise ich
auf gramm. 3, 121.
'2bb cu/Jac/ief nutz.
CAP. II. GENUS UND NUMJTJIS.
])as vorllcgciulc rapilol soll die vcilialliiisse von i^cniis iiiul
minicriis heim Jioincii ziisainineiifasscii, Avcil iciicl und aus-
jialiincii für beide sehr aualoy lauleu, auch auderc be-
liihriiiigen cintrelcii.
I. GENUS.
Das grammallsclie gcschlechl des noniens Ist in unserer,
wie in der lal. und gr. spräche ein dieiraches, inul davon
liat schon das sechste caj). (h>s drillen bnchs näher gehan-
delt. Den unberechenbaren \orlhcil dieser nalürlichen,
die gesamte ilexion durchdringenden unlcrscheidung deckt
aber die syntax vollsländiger auf. ohne den Wechsel der
drei fornieii würde nicht nur der wollaut der worle , son-
dern aucii die Sicherheit aller consü'uclionen der älteren
Sprache großentheils verloren gehn. die einfachsten niitlel
haben hier einen bewundernswerllien erfolg.
Dem pronomen der ersten und zweiten person, so wie
dem reflexivum , steht gar kein geschlecht zu , eben weil
sie für alle dienen. das selbständige Substantiv bedarf
immer nur eines der diei geschlechlcr , die aber für ein-
zelne begriffe schwanken können, von diesem schwanken
und von der austheilung des genus iniler die sidjslantiva
liabe ich rechenschaft zu geben gesuclit. Jedes der übrigen
pronomina und sämtliche adjectiva sind aber des dreifachen
geschlechls theilhaftig, weil sie sich nach dem genus der
Substantive zu richten liaben.
Es gilt die bekannte regel, daß alle adjectiva und alle
geschlechtifjen pronomina zu dem genus des subst. stim-
men müssen, auf welches sie sich beziehen.
Diese beziehung kann eintreten im Verhältnis des prä-
dicats, oder im mehrfachen und namentlich relativen satz.
Ein prädiciertes subst. braucht sich durchaus Jiirht
nach dem genus seines subjecls zu richten, z. b. der künig
ist die hülnung des reichs, die frau ist ein enge], dieser
berc ist ein unübcrsteicliches hinderuis.
iionieii. ^enus. 207
Alle ausnalimen , die von dem aiifgestelllen geselz für
adj. partic. und proii. eintreten, bedürfen l>ier der ent-
Avickehing. ich bin gciiüthigt einzelne belege aus dem
inehrfaciien salz mit in ansprach zu nehmen.
Nicht selten darf von dem grammatischen geschleclit
des subst. abgewiclien werden , wenn die bedeutung auf
ein anderes natürliches führt. es wird in\oc. xo otj/iiaivo-
/icvop construierl, der sinn überwiegt die form.
Hauptfall ist, wenn aus der imbestimmlheit des iieu-
ti'ums sich ein männliches oder weibliches geschlecht ent-
faltet, das schon 3, 324 beigebrachte habe ich zu ergän-
zen und zu berichtigen.
unser ahd. parn , mhd. harn, ahd. citint , mhd. kint,
nhd. kiiid sind neutral, d. h. es bleibt unentschieden, ob
ein söhn oder eine tochter gemeint sei. den zweil'el löst
der einzelne fall, und nun kann zu dem neutralen subst. das
adj. oder pron. im masc. oder fem. gefügt werden, ist thiz
kind iuer , tlier hlinter ward giborancr 0. III. 20, 82;
eines kindes swanger, e si den gebare Diut. 3, 56; ein
dinc daz ich von einem kinde sach , der sprauc Ben. 416;
ich armer Dietmares kint Dielr. 102^; do gebaere du daz
goles kint, der unsih irluste Hoffm. kirchenl. 25; daz kin-
del/n , den ich iu genennet han Dielr. 480 ; der Adel-
lieide harn Ernst 115, wo der kein zum gen. A. gehöri-
ger arlikel ist; dirre kiiules parn \\ igam. 130; du allijri-
ser harn! Moroll 1071; der listige harn JMorolt 1739;
der vil reinen megede harn was zuo der golheit gevarn,
diu in da her halte gesanl Bari. 5, 31. fürs fem. habe
ich keinen klaren beleg: Ilonjö miner swester harn "•'),
diu kan ir weinen wenec sparn Parz. 718, 25, auf swe-
ster ist das relativ nicht bezüglich , aber doch mehr von
Itonje abhängig als von harn. \'\ ichtig eine stelle bei Ulf. :
barnilona meina , thanzei aftra hla Cal. 4, l'J, zwar nach
dem gr. lexria fiov ^ or/\c 'in'O.iv oxh'i'io (vulg. lilioli mei,
quos iterum partuiüo.) der Golhe halle die constiuclion
nicht beibehalten, wenn sie der gewohnheit seiner spräche
entgegen gewesen wäre. Nicht leicht wird die nhd. Syn-
tax ein männliches adj. oder pron. bei dem neulr. kind
zulassen.
In dem grammalischen neulr. weih, so viel wir wissen,
liegt iüuncr der begrif des femininums.
*) uiadclicn, (ticlitcr werden lam aiij^cicdcl Ms. 1, 5öl\
26(^ einfacher uilz.
die allere ßpiaclic liUU aber gern das weibliMie proiio-
iiicii dar.lut" IoIi^l'U. alid. ein ivib ^ liu Adraslca lieizol N.
('aj). 55; wdil» tvib habet zelien draginas, oba aiu forliu-
sit T. 96; iügivvelili lliie thar gisibil wib sin zi gerönne
T. Malth. 5, 2«; des ivihes , diu luh ira vahsen Iructbc-
nuJa, des w/bcs ^ diu vooe derc beriiorida sines kewAlis
keliellit ^vnrd , alle hoiiiiiie b. Kcc. Fr. or. 2, 947, 94« ;
ails. eil w/J', lltiu liabda warn gefriiniid llel. 117. IH; eii
lu//*, thiu eiias judeon was IIcl. 151, 9; lliat ii'//' spraU
nud iro worduii llel. 124, 7. ags. ade ihiura ihe f //* ge-
sylidh , and Iure gcvllnadh INIallh. 5, 28; thä väs suni v/f,
seo fordielile Luc. 8, 43 ; lliii com an vff and liäfde hire
seallbox Luc. 14, 3. nilid. sin w?/', diu liiez Scnuraniis
Anno 149; ein wib , diu \\i\ mich freude ersterben üen.
72; ein wtb , diu hat miih i^ebiinden Ben. 115: uml)e ein
wfp , der er geliuret NViwre lien. 34.» ; ein «'»/>, diu lo.«Kch
laclien kan Ms. 1, 6*; ein ifz/^, diecU e genennel han Farz.
76, 1; im d?ihle aber Parzival an sin w/'p die lieht genial
und an ir kiuschen süeze Parz. 732, 1 ; ein ivi'p, von der
ich wart geborn Parz. 750, 24; für diu wip stoze ich disiii
zil, swelliiu nun ralen merken wil , diu sol wizzen war
si kere Parz. 2, 25; ein tvfp^ die man viiulet so, diu wPer
vil Klite eins Schimpfes vrü Parz. 515, 5; ii'/'/> , diu ie stj
kürlichen lip gehrere ^^h. 4ßl, 11; daz ander mer?i'/)>,
diu hiez Sigelint Nib. 1479, 1: diu ie unvalschiu wort bete
bi ir übe, siiiem werden wibe viel er an die brüste, ir
wizen hende er kuste Kl. 405; stet als ein blcTcde iv/p,
diu ir zuht und ir lip liiit gesent Kl. 511; dem wibe, diu
im diu liebest ist Frauend. 36; ein daz allerschcensle w/'p,
die man fant fragm. 32^; ein wip, diu sich ir geliche .\^ i-
gal. 3766; munt von wibe nie gelas, diu genzlicher künde
pflegen Wigal. 11571; ein tf/Z», der (cui) sin lip sich mac
gesellen zuo IMs. 2, 194b; ez ist ein spmhev ivibes sin, diu
sich vor valsclie hat beliuot jMs. 1, 75*; man siht vil dicke
an manger stat , daz wfp gewaltes pdiget, und daz ir sei-
len wibin man striles an gesiget ... ein 'ivip , diu guofe
wilze habe, diu teile ir manne mite Ms. 2, 161^; ez eu
ist niht ein biderbe U'?p , tliu ir ere diu'ch ir lip lat Trist.
18001; ja gespi'ichet lihle ein iv/p des Si niht sprechen
solde l\v. 7674; ezn mühte nimmer dehein w/p gelegen au
iV selber lip von klage seihe swaire, tler niht eruest wane
Iw. 1313; ern laze sich euch ein %V/p sehn, wan waz
müht im von der gescliehn? Iw. 1401 ; deheinen man ze
sclucncm wibe ziehe, der sf su sere vlielie Iw. 2265; vioii
Laudine hiez sin ivfp , si kuude Iw. 2421 5 ein tvip , die
nonien. geniis. OßQ
man hat erkant Tw. 2890; von sincm wihe, Ir gebot liet
er übergangen l\v. 308.5; ein tv/jt y diu sere sorget iinihir
ere I\v. 4615; Avie selten ich daz tv/p , beide ir nmot
imdir lip , innr.er geprise Ivv. 5471. Belege für den pl.
des >veibliclieu pronomens: guoliu rv/p, hant die sin Parz.
827, 25; ez -vvereu \vol nüt/iii iv/p , die ilisiii zwei geba-
ren Parz. 187, 24; lat schellen iingezogeniu wip , die iie
jiuigen nilit gevehten Iw. 5012. Auch noch nlul. lälU sicli
sagen : ich sah nie ein weih^ die schöner wäre ; ich gieng
zu den» weih, und handelte mit ?7jr; das weih enlelirt ih-
ren mann (nnl. het wif ontert huren man.) *) im pl. ist
der unterschied des geschlechls niclit mehr zu erkennen,
gewohnlicher jedocli ändern wir auch im sg. das genus
nicht, und coustruieren ein neutralpron, hinzu: ich sah
nie ein weib , das schöner wäre, die ältere spiache darf
gleicliCalls das neulr. beibehalten, z. b. xvip y lliaz thar
tholeta T. Matlh. 9, 20; mhd. zumal beim pl.; ow ol diu
wfp ^ diu dich suln sehn Parz. 749, 1; diu sclucnsten -u'/w,
diu er ie me gesach Iw. 6852.
Kühner ist wenn zu w^ip sich gleich schon das adj. im
fem. gesellt: ein wip volliu iJcher sinne cod. viud. 428
no. 154; ein ojfeniu , süeziu wirles wtp INls. 1, 147*; rei-
ner tvihes giietc sint für Irüren guot Ms. 1, 7''; reiner
tvihes güete kan l'röude leren lien. 51 '**).
Am weitesten geht die altfries. spräche, welche zwar
das wort xvtf neutral decliniert (wives Are, feniinae auris
As. 179), auch den neutralen arlikel damit verbindet (thet
olher wif As. 277); aber nicht nur das w^eibliche pron.
daiauf folgen lalU : en wif tiucht tuene tamar, and hin
steift Br. 116; en wif sd on efuchten and hin se mith
berne As. 99; sa hweisama en ivij' nimi ovir wold and
ovir willa and hin Ion hini kiasa As. 235; am! ther en
wif Iv hla])t, aiul hiu sa iir on efuchten werlb As. 277;
sondern auch beides, den bestimmten und unbestimmten
arlikel, so wie das possessivum, in weibliclier form damit
verknüpft: thä vif (feminam) Br, 181; there ivive (femi-
nae) Br. 206. 208; there wjve liiri withirjeld As. 223;
eure w/'ve (feminae) Br. ll.'i; milh s/'in-e wive \a. 181.
in allen diesen stellen ist wivc dat., nicht gen. (der wol
nur wives lautet.)
') Götlie in den rüm. elegien : Penelopeia redet zu mir, diu treuste
der weiher.
**) Ben. 21 von der wibes ougcn biiciien bezioiic man den nrtilvcl
auf den gen. |)l. ougcn.
270 c.'inj'dr.ln'r sdiz.
Analog Ix'liniidcll Nvcidcn nun die ncnira J'riiiilciiiy
m'i'ujdh'in , liic Uteri ein , dif oin<Mi Avosentlicli Nvcibliclu'ii
l)t'grif iMUhalten. in nlid. scliririspraclie setzen wir /war
nur den nculralen ai'likcl liin/.ti, lassen iedoch ein j)I(im.
feni. folgen: ich eihiicUle das Irünlein, und icdele mit ihr:,
ich begegnete dem mridclicn , und sah sie genauer an; (Üm
Volkssprache ^vagt aber bei IV.iulein auch den ■\veibli( h<ii
artikel : die Iriiujein ; nicht bei den beiden andern, ndid.
des burcgraven loliterlin diu sprach Par/,. 372, 15.
Nicht anders dürfte nach diminutiven des männlichen
begrifs ein pron. masc. stehn; docli wüste ich es nicht
aufzuweisen nach mäiiiihin , herrlein, söhnlein, wir
l)ediencn uns inuncr des iieulnims. nur jinl. heilU es: het
vianneljen lachte dat hi/ schudde (das münncheu lächle,
daÜ es scliütlerlc.)
Da die golli. spraclie ihre diminutivform nicht auf das
ncutr. einschränkt (3, 666) und es sich auch im ahd. frü-
her ebenso wird verlialten haben; so war die construclion
solcher subst. mit dem pron. und adj. viel geregeller, und
die formen maijula oder mavilu entsprachen dem begrif.
havnilo hingegen, wie wir salien (s. 267), konnte gleich
dem einfachen barn ein männliches und wahrscheinlich
auch ein weibliches pron. erlangen.
Bei unsern heutigen verkleinerten eigennamen neutraler
form und weiblichen begrifs schwankt der artikel, inileni
sowol das als die jMariechen, Dortchen *) gehurt wird,
diminutiva männlicher bedeutung leiden nur den neutralen:
das Häuschen, das Rürdcheu (wie sühnleiu, männlein.)
Was von weib **) , barn iind kind erörtert Avorden ist
könnte auch auf die Unbestimmtheit einiger neutralen thier-
benennungen (gramm. 3, 328. 329) anwendung finden, z. b.
auf huon. Ls. 3, 407 finde ich nach dem grammatischen,
freilich durch Zusammensetzung näher bestimmten neulr.
sivin das vveibliclie pron.: ein rwuoXevswtn [gruz u.] schoene,
diu was SU rehte hoene, daz si kein wolf erbeiz.
Umgedreht richtet sich einigemal, wiewol selten, das
pron. Statt nach dem vorausgehenden lebendigeren männ-
lichen (oder weiblichen) geschlecht, nach dem allgemeineren,
') dem gr. ij rXvy.iQiov vergleichbar.
") auch wenn epitheta auf frauen angewandt werden, die anderes
graniuiatisclies geschlechts sind, läßt sich ein weibi. pron. dazu con-
struieren: niins herzen tröst (mnsc), an der vil gar iit niins libes
zuovcrsiht Ms. 1, 35b; so nlid. nach mein engel, mein herz u. s. w.
nomen. gcnus. 27 1
jene mit umfassentleii nciilralbegrif. daz er Im bra'hle
(Jririguljeleu (acc. sg. niasc. eines pferdeuamens), daz be-
gunder leiscliieren Pärz. 678, 10; ez was ein siin , daz
si gebar Hartin. Gregor 486; in jenem fall erklart sicli
das neutrale pron. aus ors ^ in diesem aus kint oder harn.
Ulfilas gestattet sich, auf einen weiblichen colleclivbegiif,
nanienllich auf manatjei- ein männliches adj. pailic. oder
pron. im pl. folgen zu lassen; es wird dann das bestimm-
tere maus (homines) verstanden, wie ich schon s. 192
bemerkte: alla rnanagei (jasaihvaiidans ina JMarc. 9, 15;
vas nianagei heidandans i^v d /«d? -noogtJoy.iöp Luc. 1, 21;
kühner ist die fiigung, wenn aucli nianageins im pl. steht:
sildaleikidedun nianageins avilhandans iß^ai^Kccoav oi ö'/).nc
XtyovTes INTatth. 9, 33 ; gasaihvands thos nianageins infei-
nuda in izc (nicht izo) unle vesun afdäuidäi Aiatth. 9, 36;
oder wenn das part. schon weiblich gesetzt ist imd docli
ein männl. pron. folgt: thos nianageins fuithandeins laisti-
dedun afar imnia, jah andnimands ins (nicht ijus) rodida
du im Luc. 9, 11 , wo der text oyj.oi und amovg hat.
im alid. und mhd. lassen sich solche structuren, bei größe-
i'er abstunipfinig der llexionen, Aveder so leicht bilden noch
erkennen. Matth. 9, 33 hat T. inti wunlarulun thiu me-
nigi quedentu, nach der regel; 9, 36 gisehenti thu thiu (so
für thie) menigl niillila in (dat pl.), dann aber folgt der
freilich leichtere Übergang ins niasc. : wanta sie warun
(jhveigite.
Wie das golh. gcnus zwischen nnJniUho und iinliuUJia
schwanke ist niytliol. 553. 554 gewiesen; ich halle das fem.
für deutsclier, bei dem niasc. mochte Ulf. leicht an ahma
denken, darum wird die an sich gewagte conslruclion : ?/.s"-
dribans varlh iinhullhu IMatth. 9, 33 wenig befremden,
und man darf weder usdribana noch unhullha cmciulieren.
auch bei dem )>arl. niasc. neben dem neulr. ihö skuhski
bedun ina avlthandans INlallh. 8, 31 schwebte ahnians
vor, der text hatte öuiftoves Xiyovxes, wie T. thie iliuvala
quedante, wie vorlicr uzarworphanemo diuvale.
Ulf. übersetzt o? ;'07'f/'i: durch Ihäi fadrein .]oh. 9, 20. 22
(acc. thans fadrein ,]oh. 9, 18) oder durcli h\oi\c>^ fad rein Iaic.
8,56. 18, 2'J. Job. 9,2. 3, ja den pl. nouW. fad'rciiia UVor.
12, 14. fadrein ist sg. ncutr. des substantivisch gesetzten adj.*),
und es scheint wiederum synesis, daß dazu der männliche arl..
*) verschieden von dem fem. fadrcins (familia) gen. fmlroiiiais
Luc. 2, 4.
272 ciiißu-lwr fidtz.
tlci' acr. ])). Zus., inul das vcrbiim im \)\. (iisgeisnotlrdiiii Liir.
8, 56) Cüiislriiicrl ^viiul , vgl. giiinoiii jali (|viiit'iii {doai v
VAU iffj/.v) i^larc. 10, 6. ein alid. valaiui Uciine ich niclil,
ein ags. rudcrcii bloU aus zusaiiiniciiselzuiigeu.
^^ Clin die lal. spraclie das gcsciz der congriieii/. Nci
7.11111 i;c'ii. |)l. der swbsl. geslellleii superltilivtn slrengc Maliil,
d. Ii. lolzlercii immer das geiius der ersten erllieill (virortiin
lürlissiiniis, feniiiianim piilclierriDia , nialonini siimnMiiny;
SU bietet /war die golh. syntax hiervon keine abweichnng
dar, in andern ihaleclen aber, ol)gleith anch sie die legel
anerkennen, ersclieinl eine doppeüe und sicli entgegenge-
setzte ausnalune. Jüninal gcslallen jene allgemeineren neulia
parii , cliint und \v*[j in solcher snperlalivisclien begleilnng
den Übergang ins bestimmtere genus, und aus dem gülhi-
sclien : die treuste der ueibcr folgere ich ein inltd.: diu
gelriuwesle der wibo. einem ahd. \v?bo eristii (feminarum
prima) ^viirde aber im nom. ?g. nicht an/uscliu sein, ob
der supcrl. im fem. oiler neulj-. stehe, die übrigen casus
könnten den zwcilel heben. ebenso gültig -wäre parno
liopi'tslü (üliorum carissimus) statt des auch richtigen pai-no
liopustii; Avie es nhd. von einem sehn lieilien dürfte, beides,
der liebste und das liebste unter den kindern '•'). Ganz
auf umgedrclite weise wird aber nun auch in der fiiihern
Sprache dem gen. pl. statt des im genus congrucnlen su-
j)erlalivs ein luibestimmt neulvaler , und zwar schwach-
formig, zugesellt, und hierfür sind noch belege beizubringen.
ahd. manno liohöstu 0. I. 22, 43 statt maimo liobuslo;
tödo tvirsestu (morlium deterrima) N. ps. 33, 22. nihd.
clö gaben si im zeleste aller rouche heste Ilolfm. fundgr.
146 statt aller rouche besten; stei-kest aller recken (omnium
lieroum fortissimum) iSib. 1671, 3 st. sterkesten. man sehe
Lachm. zu dieser stelle, der auch die vorhergehenden be-
lege hat. iu dem neutr. liegt gleichsam die Vorstellung:
das beste oder schlimmste stück, beispiel. diese con-
struction scheint vorzüglich auch alts. : thegno hesta (pugi-
lum optimus) Hei. 95, 13 5 allero thegno hesla 151, 7;
gumono heztn 74, 14. 153, 10; dago liohosta 14, 24;
allero williuno mesta 174, 11 in welchen stellen die va-
rlanteii nachzusehu sind, wenn es aber Hei. 23, 5 heißt
Nilstrum, Iludo Jatjorosta (lluviorum pulcherrimus) , so
steht iu^ zweifei, ob der dichter den superl. neutr. oder
*) Bootes Jieroslo dero iiord/.eiclieno N. Cap. 85; zeiciien i.st
neutr., dachte er beim masc. heiusto an sterao?
iioiiieit. ireniis. 273
weiblich nahm, dasselbe gilt von arabeito tneistd 0. II.
14, 20. für das fem. (ich meine den gen. pl. fem. beim
neulr. des siiperl.) habe ich sonst noch keinen beleg, und
im mild, entscheidet nur der acc, , ^Yeil der nom. alle drei
geschlechter gleich macht, es gälte also ein: aller frouwen
scha'iiest (mulierum pulcherrlmam) aufzuzeigen, statt des
gleich untadelichen : schcensten.
Alan erwäge die mit allen drei graden des adj., haupt-
sächlich aber des neutralen, gebildeten adverbia.
Wenn zahhvörter mit einer präp. den begrif der thel-
lung ausdrücken, so setzt sie unsere spräche, gleich der
griech. , ins ueutrum. goth. faürhah alhs disskritndda in,
tva , 10 'iiutiiTiixuöfia tov vaoO ioyiG&ij ei's ^vo Matth.
27, 51. IMarc. 15, 38, und nur nach dem lat. ausdruck
der viilg. scissum est in duas partes steht bei T. Matth.
27, 51 in zuei teil, statt des deutscheren in zuei , dem
kcii:e ellipse von teil unter liegt, wie schon daraus folgt,
daU dies goth. subst. gar nicht neutral ist. auch lautet
die ags. version : ou tvegen dadas. der alts. dichter sagt
viel besser: that fehanlacan te brast an middion an tue
Ilel. 169, 1 und so auch: gisuhun fuüstri an tue tehltan
an lüfte 12, 7; tilet tliie liift an tue 96, 21; skcdid that
werod an tue 136, 3. ahd. m zuei teilet N. Cap. 118. 138.
lür die mlid. zahlen bedarf es der belege kaum , sie wei-
sen sicher auf ahd. zurück: en zwei Trist. 5691. Troj.
2025; en driu lleinh. 2243. fragm. 30^; en vieriu Parz.
177, 18; en niuniu Ueinh. 2244. nhd. ist mit der pliiraleii
neuiralform iliese ausdrucksweise verloren , und mir das
verhärtete e'ntzwei geblieben. ahd. aiu-h : in maniyiu
cheren N. Blb. 35. Ganz jenen pluralen ents|)richt der sg.
en ein Parz. 57, 17. lien. 375. 425. 427. \YigaI. 9469.
jNlan zählte schon ahd. einez, zuei, driu, ßeriu IS. Vn\). 155
im neulr., wie wir heute sagen: es schlägt eins, z^vei u. s. w.
An diese Verwendungen des neutralen adj. im blolWa
nominalverliällnis reiht sicli nun eine des neutralen pro-
nomens , welclies im förmlichen satz als sul)i(H:l oder als
prädical die stelle euies andeiii geschlechts cinnclimen kann.
von dem persönlichen pronomen es neben ilem verbo
tler drillen person , auch wenn ein männliches oder weib-
liches, otler gar ein plurales subject im satz erscheint,
wurde s. 222 il". , luid von seinem gebra\ich vor imperso-
nalien s. 227 IF. gehandelt. bei diesen letzteren war, der
natur der Sache nach, idierliaupt kein wirkliches genug
ausdrückbar, und nur die uiibesliMunlhoit des grammali.
sehen neutrums konnte sich dafür eignen. hingegen da
274 ei II fache r salz.
wo ein bcsliimnlos snhiocl \orhaiHlen isl , sollte ihm da
\iiil)cstiininle nciilriiiii ylciclisain noch zum yeleitc voraus
güscliickl oder nacligcsoiidel werden.
wenn CS iiilid. IkmIU : ez (iior ein biitlen.'crc vil verre
in rreindiii lanl licn. 66; ez nain ein wilivve einen man
Wallli. 106, 24; ei sproclienl gniioge linle ir selber sclia-
den Freid. 121, 26; ez giengen küin'gcs kindelin zwei dar
liit. 3333; so wird dadmcb nichts anders ausgedrückt als
was In den salzen liegen würde: ein biillcnfere fuor i. fr.
1.: ein wiliwe nani e. ni.; gnuoge liutc sprechenl i. s. seh.;
zwei k. k. giengen. in der älteren spräche hatte frei-
liah auch noch mit dem unbegleilelen nakten verbo
begonnen werden mögen: fuor ein b. , nani einiu wili-
wa, sprechant ginuoge (s. 227), fuar drulilin bredigunti
0. II. 12, 1. allein man zog schon in der ahd. conslruclion
vor, das anhebende verbum , wenn es nicht etwa duich
eine parlikel aul" das folgende subject zurück gewiesen
war (z. b. dar fuor e. b., iomer S|)rechaut, nü sprechant),
mit einem unbeslimmten persönlichen pron. einzulüliren,
welches das zu erwartende subject anzukündigen, nicht
aber in genus und numerus nach ihm sich zu richten hatte,
dies neutrum iz ist also auch ein nom., nicht etwa ein
vorgeschobner adverbialischcr acc. , aber von tler leisesten,
unmerklichsten bedeutung, die sich so fassen ließe: ehvas^
neniHch ein büllner, etwas ^ imd zwar eine witlwe , das
subject empfängt dadurch oI)jective richlung. ein zugefüg-
tes adv. hat schon festeren sinn : da (an diesem ort) fuhr
ein b.
die nonünativqualität des es erhellt luiverkennbar aus
Sätzen, in welchen das verbum subst. aufli-itt, z. b. es ist
ein mann, es ist wahr, ez was der voget von Sc wen
Gudr. 1674, 1, und hier gebührt ihn» wieder stärkere be-
deutung, obgleich es der älteren oder z. b. der lat. spräche
immer noch entbehrlich wäre: vir est, verum est. man
konnte umschreiben: das von dem ich reden will ist ein
mann, etwas das ich sagen werde ist wahr. und in die-
sem fall braucht denn auch das nnbestiiiimte neutrum aus
dem umgestellten satz nicht zu verschwinden, sondern darf
hinter dem verbo nochmals uachdrückllcherwelse wieder-
liolt werden: Ih bin iz , wizit thaz ! 0. III. 20, 37; scal iz
Krist sin, fro min 0. II, 14, 89; ich bin ez diu triuwe
Stolle 147^; sit irz diu maget Ms. 2, 214^; ja ist ers, den
ie min lip versprach Ben. 386; alsdann nimmt es die stelle
eines fühlbaren prädicats im satz ein: Ich bin es, von dem
die rede golit. auf gleiche arl kann es in abhängigen sätzen
iioineii. genus. 275
nadi coii)iinclIonen haften, z. b. wenn icli es bin; daz iz
riiiloloyia was .\. Cap. 33; daz ez wrere SiIHl j\ib. 611, 4.
jenes andern verbis als dem Substantiven sein oder werden
vorgesetzte es laßt sich ihnen niemals nachstellen, sondern
verschwindet jedesmal bei der Avendiing des Salzes : es fuhr
ein büttner, aber: daß ein biiltner fuhr; hingegen: e* ist
wahr, daU es wahr ist, es ist ein mann, ob es ein mann
ist. Auch das es der impersonalien weicht bei der satz-
w^eudung nicht, z. b. e* schneit, daß es schneie, schneit
es? denn hier vertritt das pron. den Avirklichen nom. des
subjects, während das neben dem subj. vorausgeschickte
nur iiberilüssig begleitet. Bloß die Volkssprache gestattet
sich dann auch zuweilen das es im umgeslelllen satz, z. b.
sie sagt nicht nur: es geht ein mann ins heu, sondern
auch fragend: geht es ein mann ins heui* el%va wie das
dem es analog verwandte localadv. (s. 226) auch bei der
satzwendung haftet.
man achte, das begleitende nominative es nicht zu ver-
mengen, weder 1. mit dem sich auf ein Avirkliches neutr.
beziehenden ; ein solches es kann nicht verschwinden, son-
dern muß auch bei der lunslellung haften, z. b. Berthold
redet p. 186 von 'einem ding', das er naher beschreibt und
fügt hinzu: ez heizet tugeiit, tugent heizet ez. noch 2.
mit dem accusativcn , im satz bedeutsameren, welches auch
wol vorausstehn (s. 225 not.) und mit dem begleitenden
es zusammen vorkommen kann , z. b. wenn wir auf die
ii-age: regnet es? bejahend erwiedern : es ihiits. hier steht-
thun auxiliarisch (s. 94) und das zweite es accusallvisch
fiii- den inf. regnen, die ältere spräche läßt (.las zweite es
weg. njhd.: wir suln uns, sprach er, dicke sehen, si
sprach , daz nuioz also geschehen, ez iuol , sprach er,
suKvir leben lüi. 12711. engl, il does.
Gleich dem neutr. des persönlichen pron. sieht inin,
in ahnlich objectiver beziehung, mit enlscbiechierem nach-
druck , aber nur bei dem subslantiven verbiim und Sub-
stantiven, das neutr. demoustrativer pvonotuiiiti. tlas ist
der mann, das ist die Iran von denen geiedel wurde;
das hier sind meine kinder; dieses sind die leuie , jenes
siiul die hiiuser; ist dieses nicht der berg, auf den wir
steigen:* die lat. spräche richtet ihr ileiuoiislraliv nach dem
subject des sat/.es in genus inul nuuu'rus: hie (ille, isle)
est vir; islae sunt donuis. auch wir können das jiron.
gerade zu auf das subject beziehen: der ist der rechte
maiui , diese dort ist die fi-au ; aber die gewöhnliche rede
S 2
2 76 einfacher saiz.
j^ohl gorn in tlou uiiljostinimlcn noutralausdruck ein, der
aiiuli sclioM vollküiDiiiLii iii iiJiscrer allen sprarlie ^vallct.
iiiliil. diz, ^Yas des huscs lierre Iw. 285; duz ist iiiwer
jiiiigestc ztl l\v. 11.08; diz was sin ersle swerles slrit I'arz.
197, 3; daz was einer Lazaliez Parz. 56, 15; duz was
sin neve Kaylet Parz. 58, 2!); daz ist der stolze Hiuleger
Parz. 32, 8 ; daz \va« von Troneje Hagene Nib. 9, 1 ; ja
ein schon elngolclteles bestininiles geniis tritt unmittelbar
wieder in das neutrum : der ni.'crc bringet daz bin ich
Ms. 1, 119''; der des voresingcns pilac daz was Friderich
Ben. 378; der ich gerne hege bi , duz ist diu wolgelane
Ben. 427; der -\ierde daz si Dancwart iSib. 339, 3; der
vierde daz was INuodunc Bit. 3337; oder das neutr. wendet
sich wieder ins niasc. : ilaz ist den ir da meinet Parz. 98,
28. alid. ihiz ist min liobo sun T. JMatlh. 3, 17, des lat.
hie est filius mens *) ungeachtet; thiz ist ther fon tliemo
gikundit was T. IMalth. 3, 3; tJiiz ist min sun diurer 0.
I. 25, 17; thiz (s. 1. für this) ist ther selislc manod, thiz ist
ther von tlicnio ili iu quadT. 3, 8. 13, 8; dhizs ist dliiu saclia
Clu-istes cJiiburdi {^haec est causa) Is. 385 ; tlat was su friuntlaos
man Hild. 24; thiz sint buali frunu , siu zeigunt filu scono
0. I. 3, 1; thaz was David 0. I. 3, 17; thaz ist giwara
mera (haec est major fides) 0. II. 19, 9; thiz was thiu
iu inbant thaz ira fahs 0. IlI. 23, 11; taz sint duo meni-
bra N. Bth. 114; iro beta daz wären suil'iagia ]\. Blh.
128; une zuivel sint tiz liu N. Btli. 116; daz sint die ki-
hielin (hi sunt matrimonio juncti) Ecc. Fr. or. 2, 944.
alts. that was so sälig man Hei. 3, 2; ik selbo bium ihat
thar saiu 79, 5 ; Salanas selbo is that thar said 79, 8. ags.
thät väs vi'ajc (fem.) micel B. 338; thät väs Vendia leod
(masc.) B. 694 ; thät is Ilrädlan läf B. 903 ; thät vas torn
vere C. 60, 10 (wo keine noth ist zu lesen tliä): thät vas
veallfaslenna a>rest C. 64, 30; hu nis this (neutr.) sc smidh
Marian sunu? INlarc. 6, 3. solch ein ahn. that aus den
eddaliederu aufzuweisen vermag icli nicht ; ich finde nur
das bestimmtere gesclilecht: sä er ther makligr madhr Sa^m.
145'*; var sü ein va^ttr das.; sä er varga vinr Sajm. 150^;
aber in der prosa wird das neutr. üblich : that voro val-
kyrjor Sa»m. 133 und oben s. 226 ist aus dem isl. N. T.
die stelle beigebracht worden : thad eru icke allt Israels
menn, und INlarc. 6, 3 steht: er thetta ecke eirn triesmidur?
Indessen lauft in der isl. und neunord. spräche überhaupt
*) die ags. Version, ä/c für das adv. nelimead, gibt //er. aber
Mattli. 13, 55 stellt sovvol bei T. als ags. das iu;isc. theser, thes.
nomen. genus. 277
die bedeutnng unseres das und es zusammen , und diese
liauiigere schwed. oder, däu. prononiinalforni dtt leidet nur
dann vergleichung mit dem liochd. unbestimmten das, wenn
sie sich neben dem verb. subst. findet, nicht aber sonst,
X. b. in der redensart : det siito tvä kämpar. wir können
nur sagen : es saßen , nicht : das saßen.
Ulfilas , wiewol kein unbestimmtes ita kennend (s. 224),
hat merkwürdige spuren des unbestimmten thata in den
eben erörterten constructionen. niu thata ist sa timrja, sa
sunus Marjins? ov/ ovrog ioTiv 6 Tizriov , o v/o? il7ti()/«.c;
]\larc. 6, 3, vulg. nonne liic est faber filius Mariae':'; meina
andahafls thai (=z thata) ist, 7; Ifiij unoXoyi'a uvti] iart
(vulg. mea defensio haec est) ICoi-. 9, 3. *) könnten wir
]>latth. 3, 17 nachsehn, würde sich vielleicht tJtata ist, viel-
leicht aber auch sa ist {ovtög igti) sunus meins sa liuba
darbieten.
Die ahd. und mhd. spräche tluui aber nocli einen schritt
■v\'eiter. mit ihrem auf solche weise unbestinmit gesetzten
ueulnun des demonstrativs verbinden sie zugleich Ordinal-
zahlen, in einer homilie (Ecc. Fr. er. 2, 945) Iieißt es:
daz ander (s. 1. für andere) daz siiit die worltlichen wunne;
daz dritte (tertii) sint die gotes irweliten magide. bei auf-
zahlung von rittern : daz sehste (sextus) was Kalogreant
Iw. 92; daz dritte was Pinel Wli. 45, 20; Karriax daz
Jumjte was Wh. 32, 14 vgl. 32, 17. 151, 25. die nhd.
Schriftsprache zieht den bestimmten ausdruck vor: der oder
die erste, uiul auch die frühere war nicht nothwendig zum
neulr. golialten , sondern durfle wühlen , oder gar aus dem
beslinu»iten genus übergehn in das unbesliminte (s. 276.)
Am deutlichsten, wie mir scheint, hat sich endlich bei
dem interro<jativprononieu die objective bezichung entfal-
tet; wir bedienen ims des %vas eingeschränkter als des
das. dem tlas ist der kchüg (hie est rex) steht ein was
ist der künig? nur insofern parallel, als darin das ob-
}ective (päd est rex? liegt. wird persönlich gefragt, so
mul^ gesagt werden: tver ist der köiüg';* quis est rex?
wer ist die königin'i*, ia , tver list das kind ? die frage:
ivas ist das kind ;* würde eine definition des kinds begeh-
ren, hingegen bei süchlichcu fragen gilt was für alle ge-
*) Philem. 12 tliat ist meinüs bnists toHt' tan rd i/nl anlüyxvu
geliorl nicht lierlier, denn bnists wie o-iA. muß als nppoiiierter acc,
zum vürauspelieiidtM» ina, cvun- peiioinmcii werdeii, und tlint ist hat
(wie Marc. 7, 2) ilcn advcrbialisclien sinn von niniiruni, ucDipc, datier
aucli die vul^. "t mea viscera.
278 einj'iichcr scilz,
schlecljler, in jedwedem nuinerus. %vns isl der erfolg da-
von*:* weis die Ursache? was sind die wiiUiiiigcn ■' mlid.
W(iz IV gewerp Wii-re':' Ivv. 5cS18. ahd. tf^i \vaii latlia
iiMMul' (was wäre meine 8a_clie, d. li. wie stünde es um
uiich?) 0. JII. 17, 61: waz siiil toh lui mine sculde ':' N.
i>lJi. 24. alls. IViiguda Imal is namo scoldi wesan (was
sein name sein sollte) llel. 6, 21. Auch das ])ersünli(he
xver geht auf jedes genus und jeden numerus, aber nicht
aus einem S) iitactischen grund, sondern dem hlol^ foiinol-
len, dali das proiiomen delectiv ist: wer sind die irauen*:*
xver ist das kind? xver sind die kinder? eine für diesen
gpracligebraucli entscheidende alid. stelle iindet sich T. 59, '^
(Matlli. 12, 48): xver ist min muoler inti xver siut minc
bruoder? das lat. auae est niater mea, et <nii sunt fralrcs
meii* konnte nicht andcis verdeutscht werden, goth. würde
tiier fürs fem. livö , für den pl. masc. vielleicht steha
hvui?
Ulfdas gebraucht ein unbestimmtes hva ganz in weise
des lat. quid? und gr. tI ; für den objeclivcn bcgrif auch
wenn ein masc. oder fem. oder ein pl. folgen : Jwa kara
(ist) unsis? t/ tioos i^ftüg^ INIalth. 27, 4 und nicht hv()
kara? Ebenso läUt sich lat, fragen (juid cura nobis? quid
est femina? quid sunt reges? insofern objective , unper-
sönliche antwort erfolgen soll, niemals aber dürfte jenes
persönliche das ist mein söhn ausgedrückt werden hoc est.
Auch ihr neutrales adj. vermag die lat. spräche nur in
rein objectiver beziehung mit einem masc. fem. oder pl.
zu verbinden, z. b. triste lupus stabulis, maturis frugibus
imbres; tiirpe est senex miles: omnium rerum mors est
extremum: der tod ist das letzte, der wolf im stall ist
etwas (jefahrhrinijendes :, theist dages heizistd 0. 11. 14,
10, der heißeste theil des tags (oder will man hier das
adj. auf das vorhergegangue zit wenden?)
Aber daß wir das neiitrum weit allgemeiner, auch da
'WO solch ein sachlicher bezug gar nicht vorhanden ist,
brauchen, daß wir gern alles subjective objectivisieren,
scheint von frühe an ein grundzug unserer spräche, jin
welchem vielleicht die reale gesinnung des volks sich sj)ie-
gelt. von dieser eigenheit haben wir nun noch in den
beziehungen auf ein mehrfaches subject die einleuchtendste
bestätigung wahrzunehmen.
Nemllch wenn adj. und pron. auf zxvei oder mehr sah-
jede gehn, entgj)ringen folgende falle, die sich aber in der
noineii. genus, 279
jüngeren epraclie immer -weniger*), nur noch au proii.
und Zahlwort, nhd. gar nicht mehr ermessen lassen:
1. die subjecte sind desselben tjeschlechfs. hier Hellten
sich adj. und pron. bei belebten dingen stets nach dem
iiatiirliclien genus, z. b. ahd. müste jnan sagen: DIotrIh
inti llilllpranl rilun pede j Cluuiigimd inli Sigilint quämun
pedö^ daz hrint inti daz scaf lepent ki-ases pediu. Bei
abstracten **) gegenstanden gestattet sich die mhd. vielleicht
aucli die ahd. spräche aber den Übergang aufs nexitrmn :
diu liebe stet der sclucne bi baz danne gesteine dem golde
tuot: nu jeliet, -waz danne bezzer si, hiint disiii beide reh-
ten nuiot \^'allh. 92, 25 ; der wise minnet niht so sere
alsam die gotes hidde unt ere , sin selbes lip wip unde
kint diu lat er, e er disia zwei Verliese Walth. 22, 27 ;
mit der vreude wart versaut zuht und ere; disiii drin sit
leider nienien vant Ben. 415; da was kunst luule kraft,
srelde unde manheit, diuhel got an in geleit Wigal. 2894 ***).
das sind niehrfache salze, deren letzter objectiv zusam-
njenfaßt.
2. Z7vei subjecte sind verschiednes geschlechts.
a. ludsc. und fem. im S(}. hier gilt der uralle grund-
satz, dal» ein auf beide zugleich bezügliches pron. adj. und
parlic. in den pl. des neutr. zu slehn kommt, und gerade
vorzugsweise bei personen. dieser pl. entspringt aus zu-
sanMU(Mifassung des doppelten sg. Ulf. redet von Zacharias
und Mlisabct: ba [v^maldra vesun ufirpöifgoi nQoßeßr^yj')-
rfc ynuv liUc. 1, 7; vesun (jaraihla ba i^oav d'e <)'ixi(ini
vcjurpmeQot Luc. 1,6; jah vas Josef jali ailhei is sildaleik-
juudouu ijv \Io)mjrp v.ul o'j ftfjTT^Q uvrov •d-av/ia^ovres Luc.
2, 33; sa alla theins jali ik viuiiandona sökidedum thuk
o nutiiQ oov Huyo) fxhnnö/ifvot iyijrov/iifV oe Luc. 2, 48 ;
lösef jah uilhei is hutjjandöna vo/tioavzeg Luc. 2, 44; ni
•) (las beginnende abnehmen nlfer furmsrliärfc nnterpräbt nianclio
.syiitactisclie tc<^c\. wenn bicli j;otli. no<Ii <:,cnn\i Sündern läßt veis all.'ii,
allus, alla; alul. wir alle, allö, aüiu , so fällt s*iK>n seil N. iiiul nilid.
in wir alle niasc. und fen\. znsaninien, nur wir elliu bleibt zu be/.eioli-
nen; im nlid. wir alle liört jeder unterschied auf. (). von den zehn
tliiirielitcn junj^'JVaiicn redend hebt l\^ 7, 65 mit l/iio finfi an, fälirt
aber fort thie unj^iwarc wärun, st. tliiü ungiwarö, «lann folgt 67 wieder
ein nachhelfendes l/uo.
") wenn Ms, 2, 7r>l> der dicliter uns zu-fil auf »ich und den wintcr
bezieht, so scheint mir das unerlaubte licenz fiir uns zw/'uc
••') doch schreibt liarlmann nacli den vier fem. zunge, hant . bete,
dro Iw. 508 das j)rün. die, uidit diu.
280 einfacher salz.
h'ujilandona Luc. 2, 45; jali //« nl (Vullmii v.lu anoi ov
üVvPj'/.uv Luc. 2, 50; jali sijuiiia tliö Iva du Icika saiiiin
nai i'aovxai ol ovo li^ oaoy.u /ilup Marc. 10. 8, uml so
wird aucli I Cor. H, IG und llph. 5, 31 geslandcn liabcu.
in allen diesen slellen abweicliung von der gr. conslruclion,
die das niasc. setzt. alid. wärun siu hedii (Zach. u. 1",1.)
gole filu dvülu 0. L 4, 5 ; siu wArun rthtiu heidu fora
gote T. 2, 2; tholi waruii einstimmu 0. 1. 9, 2H; so siu
(Jos. und INlar.) giwon wärun 0. L 22, 5; ni ^vurlun siu
es anawait 0. L 22, 9; so siu ihu lieini qiianinn 0. L
22, 19 '^')] thiu hiün (s|)onsus et sponsa) wärun lüu IVu,
giwerdan mohla siu es ihö 0. IL 8, 9, "\%ill man liiun liii-
den pl. eines neutralen subst. sclnvaclier form Jielimen , so
laut sich kein sg. tliaz liia dazu auCzeigen, vielmehr tias masc.
liio (sponsus) und das fem. liia (sponsa) vci'einigcn sich in
dem neulr. thiu hiuu *'■'") und besliitigen unsern salz auf
eine neue Aveisc; thiu selhun thiu nan barun fater inli
muater 0. HL 20, 77; ir hedu 0. IIL 20, 83: ob er siu
zuei (himil iiiti erda) gisceidit 0. V. 12, 76; inli sint (man
inti quenä) zueim einemo lleisge T. JMallli. 19, 5***). mlid.
■wir hediu (Scliionalulander ii. Sigüne) Tit. 70, 3; wir
beidiu Tit. 166, 2; si mohtens hediu wesen fro (Gawan
und die lierzogin) Parz. 624, 24; diu hediu (mann
und frau) Parz. 446, 14: lat ir daz peidiu her ze nu"r
Parz. 716, 8; wir waren kinder heidiu dö (Galimurct
und Amphlise) Parz. 94, 27: sie entsliefen heidiu (der
könig und die künigin) \\\. 85 ; schouwen die schocnen
juncvrouwen (puellam), des erba^ren wirtes kint, diu
heidiu also liövescli sint Iw. 929 (hier geht das relativ
auf wirt und Jungfrau); daz si des heidiu (ilin und die
frau) za;nie Iw^. 3757; heidiu (mann und frau) Inv. 6452.
6533; do si heidiu swigen (Iw. luid die iungfrau) Iw. 2255;
uns heidiu Iw. 351; wir heidiu Iw. 4336; ir zivei ^Gawän
und Bene) Parz. 549, 4 ; si heidiu (W. und Larie) Wi-
gal. 9484. 9743 ; si zivei (Gawun und die lierzo-
gin) Parz. 643, 1 ; Heimricli u. Irmschart diu zwei "^Th.
121, 20; Heiniris und ich (Irmschart) wir z^vei AYli. 168,
19; wir ztvei (Calogreant und die Jungfrau) Iw. 331; diu
zwei jungen Iw. 6524; ir zivei (Tristan u. Branga;ne) Trist.
10887 ; wir zivei (Tristan u. Isöt) Trist. 12112; sl ztvei Trist.
*) O. läßt aber einzelne fsie hier mit unterlaufen, vers 7. 21. 22.
**) N. Cap. 132 hat ein neutr. /n'en =: mancipia.
"*) N. verstüiU wider die rege!, wenn er von Merrur und Pliilo-
iogia re<icu(l Caj . IIS' setzt: ir beide.
uüinen. geiins. 281
11722. 13681; si zxvei (zuiige und sinn) Trist. 4831; disiu
zwei (Achilles und Deidanu'e) Troj. 17000; disiu zwei (kri-
slentuom niasc, kristenlieit fem.) Wallli. 7, 3; uns zwei
(manu und fiau) INls. 1, 28''; diu zivei Ms. 2, 88^ Ben.
370; swa sich ztvei gebeut zesamen JNls. 2, 126^*); diu
lAgeu (Anus und Ginover) Parz. 285, 17; guot spise luit
dar nach senfler slaf diu ^vureu im bereit Iw. 4818; liier-
lier darf man auch nelunen, "svenn auf man und wip das
j)ron. diu folgt, insofern wip in der construction für ein
fem. angeselui >vird (s. 268), z. b. Iw. 8139. 8146 **). nhd.
liürt, mit dem Untergang der formen diu, zwei und beidiu,
dieser regel anwendung auf; doch M'ird sich ohne zweifei
aus H. Sachs und andern, die den unterscliied zwisciieu
zwen, zwo und zwei beibeliallen , die beziehung des zwei
auf ein masc. imd fem. nachweisen lassen. Luther schreibt
IMatth. 19, 5. INIarc. 10, 8 vollkommen richtig die zwei^
das ist die letzte spur der uralten construction. alls. gi-
witun im tbö thiu gudun tue Joseph endi Maria bediu foii
Bethleem Hei. 14, 5; bediu Hei. 23, 16 ''''''*'). ags. sorgedou
hälvd Adam and Eve C. 47, 23; \it her haru slandadli
C 50, 20; vit thus haru ne magon hütii ät sonuie vesan
('. 52, 3; hvurfon hie hdlvu C. 52, 8; hie on gebed feollon
hulü ät somne C. 52, 21; Ihenden vit lifiadh hü (solange
wir beide leben, Abraham inid Sara) C. 136, 11; lijg
\<eron htWi rihtvise Luc. 1, 6; hi on hira dagum hiitü
fordh eodon Luc. 1, 7 -f). alln. vidh (i-oki ok Freyja)
scolom aka tvö Siem. 71^ 73^; ue vidh Frcyr (Gerdlir ok
•) siis maclient iimbe «leii fliegen ic zwei und ztrei ein Iiopelrei
Ms. 2, ~y\ je tänzer und tiinzerin gepaart, ie zwene l)ezeirliMt't niiinn-
liclie. ie zwo weiWiclie paare (ie zwo und zwo Trist. I()47K), ie zwei
geniiselito paare, oder liimler (l'arz. 23, iy.) um die aii.Miru<ks\olle
untersclieidung zwischen zwene, zwo und zwei (man erwäjre nur .»tei-
len wie: dö lieten wir zwo zwei gewant 'l'ri.st. 12810) i.st die nlid.
.spraclie gehraelit, zwene und zwo .sind durch zwei verdrängt; den
sieg des letztem eriiiärt uns eben das .»jntactiselie überwiegen der
iieulralt'orm.
") indes gestatten sich die nihd. diditer, noch öfter als O., von
der neutralfoini abzuweielien: wir beide (Iwein und Lunete) Iw. 2279:
leide; gesAzen beide (Iwein und Laudine) Iw. 2;!H7 ; weliselten beide
(: besclieide) Iw. 2990; si beide (: lieide) Iw. COTS; iucii beide (; leide)
Iw. 6H)ö; si /'t'iJe lw.6529. a.Heinr. 25;i, 1 1; (//<■ alten lw.(;.^)31. viele
dieser ausnahmen mag der reim versciiulden so wie er die lesartx erbürgt.
"•) dagegen; Avärun so gihönga Hei. 3, 6 und sie statt siti 3, 8
U, 7. 23, IG.
f) aucii liier steht das per.sönliche pron. nicht im neutr. : hie (statt
lieo) C. 45, 22. 4H, 25. 49, 3. Luc. 2, 50; vit /ireorige C. 19, 29.
282 eiiifiichcr .salz.
I'reyr) byggiorn bo'dhi sainaii Sirin. 8-1''; ilcl^i (jk Svnva
fi" sagt at viiM'i endfhotiit 8inii. 14.S''; er vidli /lörniuff
Ivö liiiiqoiii al ruiioiii ((Midniii tiiul f)i('lri(li) Sii'iii. l'.JT'';
vüUiiodlio vclhoria (üöi^iii ok Koslhora) .Sa>iii. L'ö.i'' ; rckkiii
gönllui Tliiii'll ok Tliyr, büi-n uln ihü Sa;iii. 10 1'' "y.
h. masc. oder ,/«^«i- mit dem neutr. im s(j. kömieii iii»'.
so leicJiler ilii* [)ioii. oder adj. in das nculr. pl. stellen, da
dies geschlerlit schon mit in einem (\ct beiden s»d)jecle
vorhanden ist. Sk. 40, 20 scheint sv(''sa bezüglich anf
die folgenden beiden subst. valö und aluna? inlid. der lac
der da liiule schein, daz swert daz den slac truoc, diu
iniiezen gunerel sin I\v. 7524; daz inz laster nniole nie
da-iHie in der schade l;vte , diu er heidiu samt li.rte Amis
2462; ir gebot und \v bete diu Jiel er übergangen Iw.
3087; Gaweius swcsler und ir kint, diu mir ze herzen
^eiide sint Iw. 4905; heidiu sin leben und sin tot Parz.
112, 14. docli wird in diesem fall auch ein unneu-
traler pl. constrniert: in iiie ros noch der niuot, wan
die waren beide guot Iw. 2555; der sclucne bluot, "daz
reine gras, die b;iren im vil siiezen sniac Iw. 6446;
und was im vil sw.cre ir laster und ir arbeit, die si von
sinen schulden leit Iw. 5164 (auch kann hier das relativ
bloß von arbeit abhängen, und im sg. stehn); unser leben
II. unser geburt, die sulu wir iu vil gerne sagen Iw. 6320.
c. steht eins der subjecle, oder stehn beide int ■phiral,
so fällt die regel weg; denn nun kann der adjectivische
oder pronominalpl. unmittelbar auf einen der substantivi-
schen bezogen werden. ahd. dhes tlheodhün (fem.) endi
liudi (masc.) hidande warun Is. 394; fora dhemu sindiin
dheodhiin ioh rilihi chineitjidiu (ubi ei subjugatae sunt
gentes et regna) Is. 347; alliu riche u. alle andere gewalla
(masc.) wesen sälige N. Bth. 20. in diesen drei stellen
richtet sich das adj. nach dem genus des ihm zunächst
stehenden letzten subst. mhd. bogen unde bülzelin die
sneit er Parz. 118, 5; vreuden unde kleider die sint gestalt
Iw. 2814; wa nu riller unde frouwen , die man man bi
mir solle schouwen Walth. 25, 2; beide ir bwrde und ir
*) daß in der auf zwei siil)jecte bezognen neutralform kein alter
dual liege, ist schon .^, ?)17 gesagt; die eigenlieit der construotion
bezieht sich bloß auf das genus, nicht auf den numerus, es ijeiiit
wir zwene (hv. 7G95. Ernst 2303), wir zwo (Wh. 180, 15), und
wir zwei (zwei iieutra, oder ein uiasc. usid fem.) gotli. vit tv;'ii, \it
tvos, vit tva. aitn. idli tveir (vos duo ni. S;eni. (i2'i 63s); \idli bädiiir
üos anibo ni. 87») vidli l);edlii (m. et f.) öia Büb,
nuineii. gemts. 233
site Parz. 115, 1; man iiiule wip die mitenz al geliche
Parz. 116, 26, wo die siibst. plurale sind (niiiinit man sie
für den sg. so würde diu folgen.) wenn es Wigal. 4216
heißt; ir liabt mine sinne gevangen u. daz lierze min, diu
müzen bi in iemer sin , so zöge ich die vor.
3. drei oder ineJir suhjecle verschiednes gesclilechts.
sind sie alle im sg. , so kann auch hier wieder die con-
version in den pl. netitr. ergehn. ahd. kaiitas, reht, inli
fridu . . . elhi tliiu ihriii 0. V. 23, 128, da ihre schwesler-
scliaft ohnehin nicht für die deutschen würter recht und
friede past; daz io ratio driu gescafut, ih meino aiiagenne
linde mitli iinde ende N. Cap. 93; Beallurs, Pansamurs
lurd daz kint elliu driu Parz. 88, 1 ; ir driu (zNvene knehte
und diu magel) Trist. 12730; si driu (Isot, Tristan, Cur-
vcnal) Trisl. 16683. Sind es plurale, oder stecken plurale
daiiniler, so scheint das coniplexive neulr. unerfürdeilich ;
dar rusä nnde ringelen (masc.) nnde violae wahsent, lie
den garten brunent N. Blh. 3.5. docli mhd. dichter haben
es nnladelhaft, weil die vielheit der gegenstände das zu-
sammenfassen nüthiger macht, als bei bloß zwei subjectcn :
knappe, swert inide sporn iintz ors, wuiden diu verlorn
Parz. 648, 12, kranchcs hals, ebers uren , slrilzes ougcn
diu driu JMs. 2, 131».; vgl. elliic vieriu (s. 264.) iw. 3214
folgt auf viele vorausgeliende subsl. ein pronomen die. Ulf.
Pioni. 8, 39 bezieht malileiga auf das leizlc gaskafls.
Außer dem pl. neutr. in allen drei eben erörterten
fällen kann aber, und noch objectiver, zuweilen der Sfj.
neulr. gesetzt werden; die melirern gegcnslünde erscheinen
dann, ohne eigenllichen bezug auf ihr geschlechl, hlo\.\
zusanuuengefaßt. mhd. tut der iwer friunde iinde och diu
arbeit, ob ez in zieren recken besvvarl ihl den muot ]\ib.
2268, 2; do teilt diu küniginne goU und ouch gcwant,
silbcr linde gesteine, swaz si des über liin nnl ir zeii
Rinnen brahle, daz muose gar zergehen sin Nib. 1324, 2;
lieht gesteine, rolez golt, liule, wapen, ors, gewaiU , des
nim sf3 vil Parz. 9, 6; kröne, zepler unde ein laut daz
ist nücli an erstorben Parz. 77, 2; freude u. jamer daz
was hie Parz. 99, 6; gewin und lUisl wie duz gcste J'arz.
102, 24; het ich dienst od huhle, daz ich ui solle bieten
Parz. 135, 28, wiewol man einigemal versucht sein konnte,
das inon. mit einem einzelnen der vorausgehemlen subsl.
zu consituieien. bei personen wird ein solches ez oder
daz Stilen sein; aiil sie aber bezieht sich oll das iieulralo
dewederz oder ieiivcderz: Artus unt diu künecin ir iel-
234 ciiiJacJier salz.
wedevz under in sidi uf ir .iIIl-i- \villcn vIcmz I\v. 5'»: unser
icliuederz (Iwoiii mul J.aialiiie) l\v. 2;i.5ß; er viioile d;iz
^Vl|J unl den man, wnl volgel inie dcxveddvz daii l\v. 2987;
daz si dewederez env.'uil, den man noch diu n);i're Iw. 5763;
ja das fragende wederz kann unbeslimnit fi'ir weder, in
])e/iig auf zwei pcrsonen stelin : xvedevz (Kardeiz oder
Loliciangrin) ist der knabel' Parz. 803, 2. aber aucli
tias beslimnile gesclileclit ist zulassig: ir ietwederre Wigal.
544; ir ielwedcr l\v. 2.575. Wir bedienen uns beulzulage
des noulralen singularprononiens auf gleiche weise, zumal
mit hinziigefügleni alles: silber, gold , edelsteine, alles das
wurde ihm entrissen; schönlieit, ehre, reiclilhum, dies
alles ist vergänglich; welches liat den vorzug, rülnnlicher
tod oder ehrloses leben ?
Die liauptverschiedenheit der deutschen syntax von der
lat. und gr. liegt hier darin, daß diese ein mehreru sub-
jecten beigelegtes adj. und pron. dann nur ins neulrum
selzen, wenn von sacken die rede ist: pax et concordia
vidis tttilia, vicloribus tantuin pnlchra sunt; nicht in be-
zug auf personen. die deutsche spräche gestattet aber das
neutr. a^lch für personen.
jMhd. sieht das schwache adj. masc. subslanlivisch auch
für die iveihliche bedeutung : der tote, der heili(jene[uh.
1488. 1510; der sieche Flore 1921.
II. NIJIMERUS.
Bevor icli von der congruenz des numerus handle, ist zu
untersuclien, welche sidjslantiva entw. nur im sg. oder
nur im pl. gebräuchlich sind.
der tlual gebricht hier unsrer S[)rache; er würde sich
gerade für subslantiva eignen, die hauplsächlich in der
zweiheit gedacht werden, wie z. b. äugen oder eitern,
welche Homer auch im dual auszudrücken pflegt: öoo£ ,
'coy.j's. wir liaben demnach bloß die eiuheit oder die mehr-
heit zu berücksichtigen.
Nur des sij. fähiij erscheinen
1. eiyennanien f die einem bestimmten gegenständ bei-
gelegt sind, einzelnen menschen, thieren (in der fabel),
llüssen, Wäldern, bergen, ländern , örtern : Sahsuut, Rein-
hart, Rhein, SoUing, Brocken, Elsaß, Tii'ol. sobald aber
derselbe eigenname auf mehrere übeitragen wird , kann
er auch im pl. slchn: die Heinriche, die Ludwige.
noinen. nitinerus. 285
2. subsl. deren Vorstellung für das liulivlduuni zwar von
der eiuheit ausgeht, -wie niund, nase, herz, können, von
niehrern indiviiliicn gebrautlit, den pl. annehmen. die
munde waren ungespart Parz. 100, 16.
3. subst. des begrifs der niasse , wie fleisch, blut, milch,
galle, schäum, schimmel, rauch, fett, sand, mehl, stroli,
slaub , llachs , garn, gold , silber u. a. m. haben keinen
pl.; auch nicht erde, wenn es pulvis (niolla) ausdrückt*).
4. die heutige spräche versagt vielen ahstraclen würlern
den pl. z. b. verstand, Vernunft, wille, zorn, glück, dank,
trost, rühm, hunger, durst, besonders aber den aus adj.
gebildeten fem. wie gute, liebe, rüllie, schwärze, obgleich
von gröUe, hüIie der pl. grülicn, höhen statt findet, golh.
alul. luid ndid. haben fast alle diese pl. kein bedenken,
namentlich auch bei den mit i abgeleiteten fem.: thinö
guati 0. V. 23, 13; sinu guati 0. V. 25, 46; sinu liubi 0.
V. 7, 38; ir güeten (gen. pl.) Walth. 115, 21. der pl.
hungera T. 145.
5. dem suhstanlivischen inf. gebührt nhd. nur dann der
pl., wenn in dem begrif die abstraction vermindert Ist
(gramm. 3, 537) ; der ndid. pl. war häufiger.
6. bei (jewicht, maß luid zahl gebrauchen wir heule
einen sclieinbaren sg. für den pl. selbst solcher subst., die
in andern fällen ihren pl. gehörig bezeichnen, drei plunil,
zwölf mark, zwei band breit, sieben fuü tief, drei schuh
lioch , vier zoll breit, neun rieß oder buch papiqr, zwei
faU hier, drei mali wein, acht schritt lang, zwei acker
lang, zehn stein wolle, zwei eiiner honig, zwanzig j)aar
schuhe, luHuierl mann; die beiden letzten bleiben auch
im gen. und dat. unverimdert: in ein paar lagen, ein haulen
von lunidert mann. Von diesen formen urtheile ich so.
in einigen, wie pfund, buch, faU , maU hat sich der alle
dem sg. gleiche jjI. neulr. bewahrt, in andern der alle pl.
masc. (acker statt des idid. acker), in man die mhd. ano-
male form (i, 6S6.) fuli und band wurden fchlorhafl in
die nendiche analogie gebracht, ndul. fuukM sich nur: drior
heiide breit, siben vüeze lanc IMs. 1, 5)8^, niilil haiil oder
\uoz. wohl aber ist das ludleclierle fem. mavc (^marca
auri, argenli, altn. mörk) schon in ndiil. spräche herge-
bracht: dri marc Freid. 132, 27. 15«, 15; tusenl marc:
*) (lii! Italien, sprnclie sieht solrlie stoCartifrcn pef^eiistiinde viel
roncreter an, und liililttt iinbeileiii^li^i iliicn |iiural: le cum), le arcne,
le |iubeii, i latli , i Inrdi , i lini ii. s. w.
286 einfacliai' salz.
bare cod. kolocz. 158; zwo innre von golde Crcgor 8S0.
1002- /.\vu niarc von rolein gokle* Trisl. 8217; /.olieii innre
voü i^üUlo ^Nib. ~4l, 3; liiiiidcrl nmrc: starc \\ i;^nl. G0ß4;
drill liuiidcrl innre inessinges Trisl. .5Ü.')1 ; niinet den j>rc'iiinc
für die niarc Freid. 148, 3; niaelieiit von dem ijAiiide niarc
Froid. 167,21; es isl ein aiionialcs fem., dessen iiotii. und ace.
1)1. ilcm sg. gleichlaulct, der gen. pl. liat marke: tüsent
marke W'ignl. 66. Freid, 170, 25. luancger marke Parz. 71,
6- dal. 1)1. marken JNib. 316, 3. Jii keinem dieser siibst.
lalUsielialso ein wirklieher sg. niierkenneii, dei- den pl. veilräle.
Pluralui tan tum.
1. jene iirspriinglieli im dual gebraueliliclicn nomina lei-
den so gut Vereinzelung , als erälrcckiing auf dei\ plur.
hcrnsjos bei Ulf. Lue. 2, 27. 41. 43. Job. 9, 23 neblet sieh
naeb dem gr. yovels , ein beruseis mit der bedeutung von
yovfvs , roKevg wäre slallbnlt, wie das Int. ])arenles iinbe-
denklicb den sg. parens geslnllet. das alid. uUiron , eldi-
7'on (GralF 1, 195) für parenles drückt eigeullicb aus seuio-
res , und der sg. altiro giU bloßfür senior, nieht für parens.
In den mbd. quellen begegnet der Substantive pl. gewis
äußerst selten, es wird lieber gesagt vater unde ninoter
als eitern (aueb Ssp. 1, 17); docli lint Freid. 174, 9: dinen
aUern sollu ere bern. das ags. N. T. gibt parentes überall
durch rtuujas d. h. verwandte, und engl, gilt das roman.
nnrents. a\[n. Jorehlrar , scbwed. föraldrar, dän. foräl-
dre; uns hat vorellern den weiteren begrif der ahnen über-
haupt, goth. aber dient zur Übersetzung von yoveig, außer
jenem b^rusjös, zugleich Jadrein wovon vorhin s. 271.
2. die namen einiger jabrsfeste stehn im pl., weil sie
mehrere tage begreifen: ostern , pßmjsten , Weihnachten j
auf ähnliehe weise wird der pl. xvochen von der zeit des
kindbeltes, das mehrere wocheu anhält, gebraueht. auch
die ivehen M^lveg sagt mau von dem sich wiederholenden
geburtsschmerz.
3. die krankheilsbenennungen blättern , masern , röthehi
liaben die mehrzahl, weil sich dabei eine viellielt von blät-
tern und flecken äußert.
4. aus demselben grund des gewöhnlichen Vorkommens in
der mehrzahl gelten noch andere subst. im pl.: alpen, ho-
sen (bekleidung der belne); uiehls aber hindert den sg. zu
gebrauchen, von nisse (l^des) ist der sg. nur veraltet,
wie von le te (homiues.)
iiüineii. numerus. 287
5. Ulf. iil)crse{zt den sg. rö GTi~dos Luc. 18, 13 mit ilcm
pl. hrusts y A\ü auch die viilg. peclus hat; ebenso den pl.
QiiUiyyyu IMiilem. 12. eine Variante zu letzlerer stelle he-
l'ert hairlhra , wie viscera im pl. auch ahd. in herdanim
(inteslinis) Diul. 1, 239. lierderen (visceribus) N. Cap. 17.
sinalalierder (inguina) gl. Doc. 218'^. und so scheinen noch
andere ausdrücke füj' den bcgrif \iscera, intestina, exln,
ilia hauplsiichlich nur im pl. gewöhnlich, für pectus hat
N. wiederum den pl. bniste z. b. Cap. 124.
6. wie neben eldiron der sg. eldiro, neben wocheu, l)lnt-
tern , alpen der sg. woclie, blatter, alpe besieht, und lür
den pl. nur eine beslinuntere bedeulung sich entwickelt
hatte ; so gibt es noch mehrere w^örter der alten spräche,
deren pl. den begreif ds sg. abändert. Das golh. fem. buka
bezeichnet y^üftfiu, litera II. Cor. 3, 6; der pl. 6üA.os aber
(jifiXIov , }'()ü/ii/iiuTa , literae Matlh. 5, 31. JMarc. 10, 4.
Luc. 3, 1. 4, 17. .loh. 7, 15. durch aneinanderreihung ein-
zelner buclistaben wird erst die schrill, das geschriebne
gebildet. Den gr. sg. (Ül,u , so oft sinnlich die wurzel der
pllanze gemeint ist, überträgt der goth. i)l. vanrteis IMarc.
4, 6. 17. 11, 20. Luc. 3, 9. 8, 13. 17, 6; (j/l,« , abslract
genonunen, drückt aber der golh. sg. vm'irts (gen. vaurl- ^
sais, dal. vai'irlsai, acc. vaiuls) aus E.üm. 11, 16. 17. 19.
15, 12. '*") auch das ahd. würz, ags. vyvt , altn. lU't be-
deuten nie radix, sondern herba , wofür golh. aurls, des-
sen wahres verhalten zu vaüits noch im dunkel liegt, wie
diese mundarten den begrif radix wiedergeben habe ich 3,
371 gezeigt. Älit dem sg. aviliiid verdeutscht Ijlf. '//(Qi^
11 Cor. 2, 14. 8, 16. 9, 15; mit dem pl. avUinda evyuot-
gtIu (graliarum actio) II Cor. 9, 12. Eph. 5, 4. IThess. 3,
9; nur einmal 11 Cor. 4, 15 ist auch letzteres durch den
sg. aviliud ausgedrückt, nach dem eben ansls für '/jiQtC
(wie sonst Luc. 1. 30. 2, 40 u. s. w.) vorausgegangen war;
es mochte unschicklich scheinen , hier den sg. und pl. ne-
beneinander zu verwenden. die im gr. yjiQic; vcreinlen
begrille von gnade und dank unterscheidet das goth. anlsls
und aviliud.
Genau erwogen gibt (es also wenig oder keine subsl.
die blol^ auf ilen sg. oder den pl. eingesdiriinkl wären,
entw. ist ilie form des einen lunuerus >eralli't luul liiUl sich
historisch nachweisen, oder es beslehn eigne inodiiicalloncn
des sinnes für den pl. , die der bcgrif von mein heil und
*) ilas S eingeschoben wie in veilis, vcilisiü oder in gnitsa.
288 eilt fachet' sctiz.
Avic'(lorlu)liing \\\v\ andere uns verliorgnc iirsaclicn vcran-
JalWoii. Ich will iiorh einige piincle herühien, die den ge-
hraiicli lies sg. und pl. angelin.
Die alid. und nilid. spräche sel/.en {jevn die leininina
woiiue ^ ehre, muine , ijuade ^ sa-lde , hiild, treue ^ reue,
pjlcije im phir., so oft auch ihi- sg. vorkoninil. allu %vujuid
thiu Sin 0. V. 2.'J, 209; mit wunnön 0. II. 9, 1.5; zi wun-
iiun 0. II. I4, 2f) ; s* darbela ungerno dero irdiskun wunnuii
N. Cap. 89; dcie Nvunnone besliez Diul. .3, 55; afler pa-
raiKses wuniuMi Diul. 3, 51. ^vaid imo zi scunen eron
gidan 0. II. 9, 39; zi thiues selbes cr»5ii 0. III. l, 28;
mit eron N. ps. 8, 7; in eron -was N. ps. 48, 13; gote
ze eron N. ps. 80, 2 ; dir zc eron gel)0i-ene N. ps. 44, 10; ze
uneron N. ßth. 24; vil der dren Nib. 1321, 4; mit eren PSib.
1327, 1; nu daz s?n iuwer ^re Iw. 2528; sui ei'e sin unstete
Iw. 4564; sin ere sint breit JMs. 2, 59^; er ist der eren wirt
das.; daz siu zil den eren tiige Jroj. 18301; daz er den eren
wol gezeme Troj. 18329; nocli nlid. dir zu ehren, zeichen
siner minnone Diut. 3, 61; snier miiniune gebe cod. vind.
653, 118^; sin minne waren feste fundgr. 168, 10; »niser
zweier minne gaben inide namen Parz. 109, 29; dicli inie-
rent mannes minne Ben. 363; des minne sint niht heinlich
misc. 2, 306; ze minnen joch ze ^i'en Diut. 3, 68; si ge-
torste in der minnen niht bringen innen En. 1649; ze
minnen NiJj. 1368, 1. 1499; 2; s\va der liaz wirt innen
ernestliclier minnen Iw. 7035 ; ez ist von minnen kernen
Iw. 3405; mit minnen Iw. 2886. 5731. 7294. 7702; mit
iuwer aller: minnen Iw. 6118; scheidet er mit seihen iin-
minnen Iw. 4576, mit tjitiädono ginuhti 0. II. 24, 22;
ze ungniidon N. Bth. 26 ; bat kinädone fundgr. 63, 10.
341, 16; die gnade waren stn Diut. 3, 43; ob ez iuwer
gnade sm En. 11473; dir sint genade beschert cod. pal.
361, 75^; genaden gert Parz. 87, 3; ichn han genaden
niht Iw. 6001 ; von dinen genaden was icli frö "NYigal.
4924; nlid. aus gnaden, von gotles gnaden. sdlidd in
gilungun 0. I. 2, 36; zi salidon gizalte 0. J. 11, 28; zi
salidou gizalter 0. I. 15, 1; saldä N. Cap. 153. Bth. 68.
69. 72. 73 ; sinen soclden Nib. 300, 2 ; sich Sivlden verzech
Parz. 488, 25; der hat der s.xlden niht Iw. 2778; aller
siner Si^lden wän Iw. 7072. sani mir dinu huJdi ! thiu
huldi 0. ad Sal. 14; ime sui des kuninges hidde lieb
Roth. 2045; des gnadet er ir hulden Iw. 2730; keren im
ze sinen hulden Iw. 4809 : mir was ze sinen hulden alze
liep Iw. 4186; kum ich nu ze hulden Iw. 8111; icli bän
wider iuNvern hulden niht get".n Iw. 726; daz ist nach
iionien. numerus. 289
iweru luilden getan Nib. 303, 4; mit liuldeu Nib. 1341, 2;
iiiügez au imvern Luiden sin Bon. 54, 12. 57, 52. daz
si ir gruzen triutven eugalt Iw. 2012; von nuuen triuwen
Iw. 1979; mit triuwen hv. 2069. Nib. 302, 3; mit ir
triuNven Iw. 5556; mit üiwen sin Wh. 122, 23; Iriwen
jacli Parz. 101, 20; geborn von triuwen Parz. 140, 1; üz
triwcn kraft Parz. 150, 26; genade unda triuwen mant
iuch Nib. 1387, 1; mit untriuwen bcliben Iw. 1984. muo/.
er mich ergetzeii ininer riutveil Iw. 2070; nach riuAveu
Iw. 8107: Jane suhi dir duie riuwe wescn nilit ze veste
cod. pal. 361, 72^1 ich muoz bi riwen sin Parz. 90, 17.
die fiirsten lietens in ir ]]fletjen Nib. 4, 4; vil maiiegcn
degen lieren het der kiiuic in sinen pflegen Bit. 4(!33 ;
ich liez daheim in gotes pllegen zwei kindelin Bit. 4204;
kocme mir daz ze miiien pllegen Bit. 8530. In allen diesen
Wörtern, die sich noch durch andere vermelircn lassen
werden, scheint der pl. keine vom sg. merklich al)weichende
bedeutung zu gewähren.
Bemerkenswerlh ist auf welche weise örtliche hegriße
durcli den plur. anderer, und selbst persönlicher, würler
ausgedrückt werden.
ati den (jriezen Gudr. 1253, 3; zuo den griezen Gudr.
424, 3. 1205, 3; iif den wilden griezen Gudi-. 847, 3. 905,
3 bezeichnet das niceresufer, wo viel sand zusammen liegt;
ze den süezen rielehen Bcrth. 221 gibt eine orlsbeslim-
mung. wir sin her von seiven (laciMjus) Gudr. 1484, 4
:=. von Selant; vgl. helt von Sewen 1257, 1; voget von
SiSwen 1214, 1. 1674, 1; Herwic von Sewen 706, 1. 867,
1. so lieiUen in lat. urk. ürlcr ad hiciis ;, ad vineas,
ad auercus.
aus dem wald wieder zen linlen bringen Iw. 5794 be-
deutet: an einen von menschen bewohnlen ort, wie man
sagt: zu den UrsuUnerinnen, zu den li'ranciscnnern
bringen := ins nonncnklosler, mtincliskloster ; vor die sclioj-
fen geliilul werden = zur gericlitsbank. so übersetzt schon
IH. rji'i TQUiiei^av (zur wechslerbank) passend durcli du
shalljaui (ad mumdarios) und I Cor. 10, 25 tr fiu ■/;).).(•)
(zui" lleischbank) duich <tt sliiljaiiiy was apud laiiiiis, vicli-
marios sagen nuil\, obgleich der ausdrurk skilja bisher
völlig unbekannt ist. eine von lleiscliern, webern be-
wohnte slraUe nannte die vorzeit einlach: zen nifizehoren
(rue aux bouchers), zen webivren, vgl. rue «5 escrivains
Meon 2, 241.
nicht aiulers gewann man nan»en für ganze liinder,
290 einj'aclur salz.
wie schon iJ, 4l'0. 4Jl ei I.itiU'il wurde. Veujirä (Ravni-i)
bezeiclinel ziif^lcicli das laiid, wo si wohnen, iiiul desto
leichter kann hei dem iicn. pl. Pei^irö das woit lant aus-
bleiben (s. 2ßl.) in fJ'itllnun^ in ß'rnnkum, zen Hes-
sen =. in Welsc'hland, IranUreich, Ifesspnland ; v<ni tj'al-
htn Ms. 1, 23'' iJen. 351; geia den Berleneijsen Paiz.
142, 4. 214, 30; zen Sarrazin Parz. 98, 21; zen lliuuen
Nib. 1322, 4. 1330, 4. so bei Marc Aiirel 1, 17 iv Korü-
d'ais, a|)ud Quados, und bei Ulf. in niarktis Ti/re jah Sei-
done (in fuies Tyriorum et Sidonum) wo der texl die
];indernan)en setzt: etg T« fiedoQtu TvQOV '/mc ^ed'ujvoQ
Marc. 7, 24; aikkl^sjum Galatie (ecclesiis Galalaruni rz:
T)je FaXarlciS I Cor. 16, 1; in landa Akaje (in terra
Achaeoruin) =: ri^c: ^ylyaiug 11 Cor. 11, 10, welclie beiden
stellen ich 3, 784 nicht gehörig erklärt halte.
Nach dieser erürterung des allgemeinen Verhältnisses
zwischen sg. und pl. ist nun auch ihre syntactische ab-
liangigkeit zu prüfen.
Ein ■prädiciertes sahst, hat sich schon etw^as mehr nach
dem numerus als nacli dem geuus des subjects zu richten.
IMit einem subject im pl. mag unbedenklich ein unper-
sönliches prädicat im sg. verbunden w erden : ihr seid das
salz der erde; wir sind Gin sj)iel der winde, ein spoll der
leute, aller weit ein beispiel; ihr seid ein leib; alle häuser
"Nvaren ein feuer; wir alle sind ein olir; zwene sint eines
her; hlauts gasatidai v^sum, ixX^joojO^tjjitep , sors fuimus
positi Eph. 1, 11; inde genus durum sumus; Cereris su-
mus onu)ia munus. von allen in der mehrheit cnthaltnen
wird etwas gemeinschaftliches ausgesagt. Ein persönlicher
sg. des prädicals würde aber dem pl. des subj. widerstrei-
ten; es läßt sich nicht sagen: ihr alle seid ein löwe, son-
dern nur: seid löwen. Noch weniger unangemessen kann
für den pl. der liöHichkeit der beigelegte sg. erscheinen
und er darf auch einen individuellen begrif ausdrücken :
ir Sit ein kluoger fuhs cod. kolocz. 108; ihr seid ein narr!
ein tapferer mann I
Schwerer schon construiert unsere spräche den pl. zu
einem sg. des subjects. lat. läßt sich sagen : tu es deli-
ciae meae; Rein. 1, 1230 steht: vulnera totus erat; wir
drücken uns nicht aus: du bist ganz wunden, sondern:
eine wunde, vielleicht aber wagte die ältere spräche : du
pist miuö wuuna? Wolfram sagt: briunde zäher (lacrimae
ardentes) was sin §uz Parz. 104, 6. Zulässig wäre: du
lionien. iiauieriis. 991
bis meine eitern . meine kinder , im sinne von: du bist
mir an eitern, kinder statt.
man verwechsle niclit das voransgestellle pradicat mit
dem subject, z. b. wenn wir erklären: das Avütliende meer
sind die leidejiscliaften , oder wenn 0. sagt: tliaz gras sint
äkusti 111. 7, 63; so bilden die pl. leidenscliaflen \\u{.\ aku-
sli das subjert, wie aus dem pl. des verbums erhellt, das
sich stets nach dem subj. richtet, die ahd. Übersetzung giu
ustrün unsar Christ ist (jam pascha nostrum Christus est)
hynin. 21, 4 verhält sich unrichtig; ist pascha das subjecl,
so müste gesetzt sein: ustrun unsaru Chr. sint; ist Chri-
stus subject : ostrun unsarö Cliiist ist, und das wäre ein
beleg für das pl. pradicat zum sg. subject.
Die alid. spräche, wenn sie bei dem bcgrif des habons
und verwandelns das pradicat durch die priip. zi einleitet,
drückt es dann gern im S(j. aus, obschon das dazu gehö-
rige subj. im pl. steht. der lat. satz : die ut lapides isli
pa)ies liant, lautet T. 15, 3 quid ihaz these steina zi brüte
werden, luid ebenso: ([uid lliese steina thannc zi hröte
werden alle 0. II. 4, 40; bat ernan, thie sleina «lnan zi
brüte II, 4, 44 ; ags. cvedh tliät thas stäuas tö Iitdfe ge-
vurdhon IMatlh. 4, 3, und nicht zi brötum , lö lilafum.
got mag lhes(5 kisila joh these steina alle irquiken ioh zi
manne 0. I. 23, 48; noch aullallender in folgemlen stel-
len: thie dumbon dual ouh thanne zi xvisemo manne 0.
I. 4, 44; thiu (quena) habeta zi harte sibuii biuadci- 0.
IV. 6, 32; hier scheint wieder der pl. sleina, (hunbon,
bruader ein zi mannun , karlun zu begehien. aiiein die
phrasen zi bröte werdan , zi manne duan, zi karle haben
sind abgesondert und (iir sich genommen, und dann ist
der acc. bloU hinzu conslruiort. wir dürfen noch nlul.
sagen: die steine werden zu lnot , sie liatle sieben briider
zu mann, nicht aber: er macht die diunmen zu weisem
mann, er macht die kiesel zu maiin, sondern hier ist uns
der dat. pl. männcrn nolhwenchg. mhd. belege siiul mir
nicht zur band, es wird sich wol ein ze wibe hau, ze
wibe nenien, von mehrern ausgesagt, auf lassen weisen,
ohne zweifei konnte schon ahd. statt des sg. der pl. stehn,
vgl. Diul. i, IG2'^ za narr<)m werdanl (stuUi Hunt) statt zn
narrin j sid tie zagusten ze amhahten. choment. IN. i)lh.
92; nu ladunt in ze hiiön selljen die z?te (illum connubio
ji'garier sundcnt saeda) J\. Cap. 82 ; wazeruie zasamcn ze
trupj'öu worlenc N. Cap. 115.
T 2
292 e'uifacher salz.
Soviel vom miiiifriu der .snhslaulivc. wti?, tlcti der lie-
/ii^liclit'ii .'uljeclivf aiiuI |)i-oiioiniiia bclilft, so veislelil os
sich, daU ilir |)1. niclil bloi) auf doii \i\. der snbst. crfolgl,
sondern auch daiiu slall liat. wenn mehrere einzelne siihsl.
zusanimengenomnien •werden, iiiervon ist schon vorliin bei
dem geiuis geredet.
Zu coHectivbcgrifren kann anlier dem verbo auch das
]irädicierende adj. oder ))arl. in den pl. konmicn , \vährend
(las begleitende adj. bei dem subj. im sg. steht. beispiele
s. 192. 193: alla nianagei ijasaihvandans usgeisuödedun ;
wurdun nialsca mödag folc.
Der sg. des defectiven Interrogativs hat in der con-
struclion zugleich den pl. zu vertreten: huer sinlun mine
bruoder? (qui sunt fialres mei';') fr. tli. ]Matlli. 12, 4S ;
ne -wiziut xver ir sint N. Bth. 227; xver sint die gesellen':*
Nib. 350, 1; nhd. wir sagen nicht, wer wir sind. vgl.
oben s. 278.
Von viel eingreifenderen Störungen des natürlichen nu-
merus bei dem pei-sönlichen prouonien soll sogleich das
nächste cap. recheuschaft geben.
iiüinen. prujiumeii. pers'öidicJies. 093
CAP. III. PRONOMEN.
EigeiUliche besliminuug des pronomens ist das nomen zu
veiireleii, dessen besländige Aviederholung lästig fallen -würde.
es ist die frühste und unenlbelirliclisle abstraction alier
spiaclien, an die stelle der eigennanien und appellalive
leichte und gefiige Nvöfter zu setzen, welche die lebendige
bedeulung jener niäßi^^en und dadurch der Ireien rede den
weg bahnen, ohne prononiina würde diese ganz unbehol-
fen , und ohne hiutergrund bleiben , weil sich die näheren
von den ferneren gestalten gar nicht sondern und hervor-
hebexa könnten. die pronomina sind aber so alt als die
Sprache eine geschichte hat, ja ihre ilexionen scheinen
großenlheils nrfornien, die mit allen andern des nomens
genieiuschariüch laufen oder ihnen selbst voran gehn.
Auik'rdcni stellt nun dem prononien ein anderer beruf
zu, den wir liistorisch verfolgen können: es ist allnialicli
zum begleiter der llexion geworden , und zwar stützt das
persönliche prou. die verbale , das demonstrative die no-
minale.
Aufweiche weise, und immer fester, das persönliche
pron. sich an das veibum geschlossen hat, ist bereits im
vorigen abschnitt s. 201 ff. untersucht worden.
Im gegenwärtigen cap. wird die belrachtung dem per-
sönlichen pronomen an sich selbst zugewendet werden ; in
dem folgenden soll das demonstrative, voi/iiglicii dessen
einduU aufs nomen zur spräche konnnen. das relative fällt
iiiuncr dem melufachen salze zu, und geluhl eist in den
dritten abschnitt.
Das persönUche prononien erzeigt sich daiin noch sub-
slaiitivisclier als die übrigen, daU es für die beiden
ersten pcrsonen , wie für die dritte rellexive, der adjecli-
vischen Spaltung in drei geschlechlcr nicht unterliegt, es
läßt sich auch als subslanlivabstraclum lassen '*).
'] diis icli, da.» liu, ein er, ein sie. ärauiin. 3, 312. 535.
Oiji ei/ij\iclier f>(i/z.
Es gibt nur drei pevsonen in der gianimatik, und iiiclil
etwa noch eine vierte, aber tlic erste persou kann ßitb zu-
weilen als zweite sel/.eii , die zweite als dritte gesel/l werden,
jenes, wenn der mensch in gedanken sich gleiciisafji s|)altel,
und ein gesprach mit sich selbst beginnt. daß schon bei
den inhd. dichtem solche selbstanreden vorkommen, hat Ben.
wb. zu Iw. 83 aus Iw. 3509. 6566 nachgewiesen.
Des persünliclien pronomens nahes verliällnis zu dca
eigennamcn erscheint noch recht frisch in der alln. pocsie.
einigemal wird nachdrücklich der eigenname selbst, nicht
das pron., gesetzt. Bragi sagt S;em. 61'^: mar oc ma'ki
gef ec ther mins fiar, ok boclir thci^sva hangt Jiracji (ich
gebe dir, und so büßt dir Bragi — so liüße ich dir.)
Gerdhr sagt dem Skirnir: thar man ]\iardhar syni Gerdhr
unna ganians (Gerdhr wird wonnc gewähren, d.h. ich)
Sicm. 86'*. diese anwendung der drillen person statt der
ersten wäre s. 253 anzumerken; sie ist aber noch heule,
besonders unter dem volk, sehr im gang: nein, das thut
Conrad niclit zz: das thue icli Conrad niclit; eli sich Mül-
ler das gefallen laßt zzz eh ich M. mir das g. lasse, kommt
wol in mild, gedichlen je diese redeweise vor? ich zweille.
Umgekehrt verschweigt die altn. spräche bei dem dualis
erster und zweiter person den namen des redenden und
angeredeten, und drückt den des zw^eiten aus, der ge-
meinscliaillich mit ihnen genannt wird. vidh Freyr be-
deutet Siem. 84'': ich und Freyr. vidh llriintjnir = ich
und Hr. Sfiem. 76'*. vidh Siijiirdhr = icli u. Sig. 229^.
idh Gymir = du und Gyniir 84^*. thit Thiothrekr z= du
mid Dietrich 237". So auch im obliquen casus : medh
ockr Arna (mit nur und Arni); vinätta ochar Hdkonar
konüngs stendr gruant (meine und H. freundschaft steht
schlecht.)
Da sich dieselbe art des ausdrucks aucli in der ags.
poesie nachweisen läßt, so wird sie, meines erachtens, all-
gemein deutsch gewesen sein, und sich erst mit der dual-
form des pron. verloren haben, im travellers song 205
ist zu lesen vit Scilling = ich und Scilling; Beov. 4000
dteht der gen. uncer Grendles = mein und Grendels, so
dürfte nun auch ein ahd. lied den Dieterich ausrufen las-
sen: wiz Hiltipranl = ich und H.
Altn. wird aber auch auf ähnliche weise mit dem phival
der beiden ersten personen, und der dritten, die keinen
dual hat, verfahren, hier darf neben der prononünalform
ein eigenname im sg. oder im pl.stehn, z.b. ver JJnkon he-
iiüinen. proiioinen. persö/iliches. 295
deutet wir undllakon, verßaglar = ich und die Beglinge.
lundr vor Bacjla = mein und der B. begegnung. their
JIreidhar = er und Hreidliar; their Bell = er, nenilich
.Freyr und Jjeli (Sn. 41); skildu Uieir iarl inedh vinatlu
= er und der iarl trennten sich als freunde, kann, dem
zusammenliang nach, das plural pron. dritter person nicht
auf ein bestimmtes individuum bezogen werden, so pflegt
es die hausgenosseuschaft, das gefolge des dazu gefügten
singulareigennameus auszudrücken , z. b. their Karl =z
Kari und seine leute (Nials saga p. 312); theitn Sifjtirdhi
r= ilini S. und seinem gefolge *).
Alle diese gedrängten ausdrucksweisen ist die spätere
spräche in das singulare pron. und die conjunction aufzu-
lösen gezwungen, in der alten forme) ist keine ellipse, denn
so gut vit: ich und du, bedeutet auch vit Scilling: ich
undScilling, oder wenn man will: ich und du Scilling.
Eine andere altn., sehr eigonthümliche bezoichnung des
persönlichen pronomens durch das possessivurn, beim
ausrufe zumal dem scheltenden und sclnneichelndeny
haben beide neunordische sprachen in lebhaltcsler Übung er-
halten, das verbum pflegt dabei in dritter person zu stehn.
Sfxiin. 76^ heiLU es: scylda cc launa köfforsveini thi-
notn , ich sollte deinem kobold , deinem kneclil , lohnen,
d. h. dir selbst, du kohold! wie auch die lat. Übersetzung
richtig tibi pusio! wiedergibt. eine andere gleich merk-
würdige stelle lindet sich forum, sog. 7, 127 : tliu rciddisl
konüngr ok maelli , alUUarfr er thiojrinn thinn , er thi\
talar svu til vär, kühn ist dein dieb, daß du so mit uns
redest, d. h. du bist kühn, du dich, so mit uns zu reden.
daU die schelte wirklich so verslanden weiden muß, ergibt
die antwort: ckki hefir ek ihal nafn hall iicrlil at heita
thioir (nie habe ich bisiier ein dieb gelnilU'n.) es wird
nicht an mehr stellen fehlen; noch hat sie niemand ge-
sammelt oder zur erläulerung des schwcd. und dän. Sprach-
gebrauchs verwandt.
ich wähle beispielc aus vulkslictlorii , oder aus dichtem
wie Ilallman und llolberg, die der lebeiuligen spräche an»
niäclitigslen sind.
*) (lies t/ieir Si^iirdlir ver\ve.«;lislf. mau iiiclit mit dem im simi, iilier
ii'h.lit in der constnictioii zulrclVeiidi'H dir l'.nnrulids (s. 2(51); l'lrm
riclies ist der gen., Si<;iir<llir der ikhii., und tlioir Si^iirdlir s!i|^t <;rii;iii
gefalU: sie (^die Icute und) Si<^iirdlir. der untiMscIiied beider fülle
cigil>L hielt aiicli ilaiaus, das unser die »lomon.^tiativ ei natur ist, da»
altu. ///ff/ aber den |d. des personl. pron. erselzl.
>2(jQ einfacher satz.
gcliwed. min Rtakare! (ich armer!) min gamlc narr!
(icli aller narr!) diu ganile tok ! (du alter narr!) din ganilc
loilörarc ! (du alter verliilirer!) din stygga ! (du liiißliclie !)
diu slyna! Ilallni. p. 100. Ihre s. v. shina.) din (jolla! (du
gecUiii!) f//uut;icka! (du garstige!) r//u n.isp.'irla ! (du nascfi-
perle!) dilt nüt! (du rind !) ditt doniedags nül! (p. 322.)
dit fjcdl! (du geck !) dit ]iainpelroIl! (p. 317.) nlcrk^viil dig
zuweilen mit boiliigung des pcrsnnl. jirononiens : dti din
krinniül! (p. 132) du din pedant 1 (p. 153.)
diin. din lille engel! (du kleiner eiigel!) fort din litnid!
(fort du hund!) din dumme huiidl diii doviie slingcl ! gid
du faaer en ulykke din slingel ! jpg kjcnder dig nok, din
spotlcfugl! (du spollvogel!) ei din uforskammede ktiegtl
meener dit beest, at du er paa landet';' din forlvivlede
skielm! skain saa faae din skallede munk ! Dv. 1, 16'J ;
skiilde jeg lijelpe din arrige höre! Dv. 2, 41.
keine andere deutsche mundart zeigt die geringste spuv
dieser conslruction. denn in die nordfriesische ist sie oll'en-
bar eist aus Diinmai'k her eingedrungen; Hansens geizhals:
din rakker! din tumperdt! din arem stakel ! din fenneu!
din arem ding! din aalken! (p. 21. 22. 55. 56. 61. 88.)
die mutmaßung (mylhol. 509), aus der Vorstellung von
folgegeislern , auf die lob und tadel falle; sei die gramma-
lisclie eigenheit zuerst entsprungen, hat mindestens den ed-
dischen kögrsveinn für sich. und Nvie lieUe das verbuni
dritter person sich sonst begreifen? es ^väre ein dem alter-
tluini auch bei andrer gelegenheit nicht fremder eupliemis-
mus. wie der geraden nennung eines gefahrlichen namens
M'urde der unmittelbaren sdielte ausgCNvichen. daneben
mangelt es auch nicht an beispielen des geraden und di-
icclen ausdruckst thegi ihn , rüg "vaJttr! Saun. 68^; ligge
du der, du fule spaakvinde! Dv. 1, 119; und Avahrschein-
lich folgt das volk in Schweden und Dänmark noch heute
einem unterschied in der anwendung von du und din !
Den mhd. dichtem ist dagegen eine andere, gleichfalls
durch das possessiv bewirkte, verstärkende Umschreibung
des persönlichen pronomens geläufig, das subst. Kp (corpus)
wird zu 43m possessiv gefügt.
beispiele: sl jähen, daz gesunder unser deheines lip
nimmer ze lande kivme Nib. 1529, 2; Sifrides Up (Sige-
fridum) Nib. 982, 3. 980, 4; Dietriches lip Nib. 1687,^2;
niissetät, die vifn lip begangen hat (ich begangen habe)
Freid. 13, 18; ez bekuHibcrte minen lip 1\t. 345; got
tiomen. pronoinen, persönliches. 297
hazze sinen h'p I\v. 2262; mir riet ez laiuwau min selbes
Up Iw. 2348 (das folgende übe, oliiie possess. , bedeutet
aber nicht dir); nu durch wen mülile ein frunier man
geruer wirdcn shien lip? Iw. 2860; beiianien sime Übe
VJ-eude und den sin l\v. 3214; ahle niuwau üf sin selbes
lip Iw. 3226; min h'p w;ere des wol wert Iw. 3995;
dnz er niemer sinen lip beslaitet ze holiernie werde Iw.
4203; w.Tre si sime Übe gelich Iw. 4208; er wart sime
l/bc ze dicneste gekeret Iw. 4401; daz als unwerliaft ist
mi}i lip Iw. 5650; des was ir lip so ungewon Iw. 5789 ;
ez ist an sime libe gar Iw. 5911; ir einer Übe (ihr allein)
Iw. 6810; des oucli sin lip Aveiiec genoz Wigal. 1202:
daz ir der lierre was liep alsani ir eiijen lip Wig. 1347;
dar i\f was sin lip bereit Wig. 3430; iuivern niinuocltchen
lip Wig. 8763; tlin selbes lip INIs. 2, 250»; iuiver lip
ist ungeseit (ihr bleibt unvermeldet) Ben. 388. ninl. te
dinen live (dir) Floris 1329; te minen live Floris 3444.
auf ähnliche weise bedienen sich die allfiauz. gedichte
des Wortes Corps, und mon Corps bedeutet ich, ton corps
du , u. s. w. es mag aber eine viel allere , echtdeutsclie
rcdensart sein , die auch sclion in aiid. quellen zu finden
ist: ioli laz thcf::, Hb minaz in scuni riclii thinaz 0. IV.
31, 20 *).
einigemal dürfte man dem subst. hant verwandten sinn
beilegen: sin hant (er) Iw. 743; nigen siner hende (ihm);
ze buoze siner hende stän Troj. 18070 ; obgleich hier,
aul^er der sinnlichen bedeutvuig, die von gewalt in an-
sclilag kommt. seine tapfere band hat die that voll-
bracht, vor seiner gewalligen band wird sich geneigt, in
seine band soll die buUe entrichtet werden.
Noch andere das einfache pron. verlrelende ausdrücke
sind aus stolz, demut oder unterwürfigkeil hervorgegangen,
und haben sich, luilcr verschiednen standen, zum tlieil als
litel geltend gemacht.
so verknüpfen sich nu't possessiven, oder auch mit ge-
nitiven, die subst. mnjestiit, hoheit, dnrchlaiicht, erlaucht^
gnade, lieb de , heirlichkeit , streinje, feste u. a. ni.
gnade sieht gern pluraliler: iuivern (juatlen si genigen!
Gregor 1510; ebenso das span. merccd , mercciles, und
aus vuestra merccd erwuchs die abkürzung usleil. ei/.^re
iveisheil! euere wolweisheit! viil. ßil. 15^: des Ijilcrolfcs
*) niirli im cliines. steht kong (Icil)) für das jiroii., w^o kong (nici
corpus) = icli.
298 einfacher aalz.
Nvtsheit *). euer slrenij oder (jestreufjl goi griiik' des
lieireii vesle !
beselieiden lioiUt es: meine weiiiffheit für irli. frlioii
0. tinsii srnd/iH nidiri ad Lud. 26; lliiti m/nes selbes
nidii'i ad Jlarliu. 155.
Die Jil. nuiiidart pllegt dem persünliclicn proii. im \A.
gern das subst. Uede , Heden (gr. 1, 693) als Verstärkung
bpizufügen. da scliou iniil. hem Heden filmen) Floris 3778
vorkommt, so ergibt sich mindestens, dali es nicht auf
die zweite i)erson einzuschränken ist. allerdings unterscliei-
det sich der dat. sg. hem (ihm) von dem oft gleitlilavilen-
den pl. hem (statt lien, ihnen) durch ein Joizlerm beigegebnes
lieden, M'ie das nnl. den sg. vertretende gij (tu), u (tibi)
von qijHeden (vos) tiHedeii (vobis.) das war aber nicht
der giund seiner ein Führung. eine gewisse analogie hat
das span. nosotros, vosotros und fianz. uous autres, vous
autres.
Ausführlichere darsteUung fordert die gcschichte der in
j;e wissen fällen an den platz des sg. eintretenden hijfischen
plnrulformen (pronomen reverentiae.)
Die goth. spraclie, soweit wir sie aus Ulf. kennen ler-
nen, weit^ davon noch nichts; sie bedient sich, gleich der
gr. luid lat. überall des naturgemäßen sg., aber auch in
den ahd. Übersetzungen aus der heil. Schrift findet sich gar
kein anlaß zur anrede vornehmer weltlicher. Dem hei-
dcnthum genügte sicher in allen fällen der sg. erster und
zweiter person ; das bezeugen auch die noch in späte zeit
hinabreichenden acclamaliouen.
dem könig oder beiden rief das volk einfachen gruft
zu: hails thiudans! Job. 19, 3 (hails thiudan ! Marc. 15,
18.) heil herro, heil liebo ! Pertz 2, 87; wola herro , hello
gnadtgo! gl. trev. 19 **) ; hcl ves! Diut. 2, 193^'; heil sistu
keiser here ! pf. Chonr. 711; ags. ves thü hal B. 808; ves
hal hlaford cyuing! redet Hengests tochter den Vortigern
beim schenken an, und er versetzt: driuc hal! alln. lillhu
heill konuugr! Stvm. 174^; sittu allra konünga heilaslr!
01. helg. cap. 78: komlhu heill! Sann. 146«; heill tiiu nü
Sigurdhr! Sa^m. 189«; sit heil fru! Sann. 200; heill herra!
") O. IV. 19, 41 thiu sin tliulti, vom duldenden Iieilaiid ; IV. 20,
1 1 tlies argen willeii lierti (die böswilligen.)
**) lierro! zwischen adj. in die mitte geuoiunieu; so im Renner
18960 \rö lierre vrö!
iioinen. prouoinen. persunlicJies. ogQ
fornm. sog. 11, 276. Selbst uuter den unsterblichen galt
dieser heih'uf: heilir lesir. heilar asynjor, ok üll ginnhei-
liig godh! Saun. 61*; heill tliü farir, heiU tliü aplr koniir,
lieill lliu äsyniom ser! Saun. Sl''; lieill tliü nü Vaflhrüdh-
nir! Sa^ni. 31''; heill herra ! Vilk. saga cap. 100. man vgl.
das bloi^e heilo ! (Zeuo 870) und heil alle! (gr. 3, 297.
RA. 877.)
für gott und göttliche wesen waren die ausdrücke
truhtin und fru vorbehalten. dabei ist benierkenswerth,
daß in der formel fro min !, auch wenn sie aus dem
munde vieler kam , der sg. des poss. behalten und nicht
durcli iinsar ersetzt vs^urde , gerade wie bei der anrede
monsieur, madame ! kein notre nöthig wird, so oft sie im
iiamen mehrerer geschieht, frö inhi the guodo! quedat
sie Hei. 134, 15; quädun waldand fru min! Hei. 148,
13 *). umgekehrt gilt dieselbe formel auch für den fall, wo
mehrere angeredet werden: Jro min, s6 ih iu (vobis) re-
dinun, sagt Maria zu den engein 0. V. 7, 35 statt fröhon
mine! doch dies bildet nur eine ganz einzelne ausnähme.
Die erste eingreifende verrückung des numerus beim
pronomen kann nicht unserer spräche selbst zur last gelegt
werden, sondern ist ihr von auUeuher zugebracht worden.
In den canzleien der gothisclien , fräidvischen und deut-
schen künige pflanzte sich der rünüsche oder byzantinische
geschäflsstil fort.
so wie Constantin, Theodosius, Justiuian ihre impera-
toria majestas dadurch bezeichneten, daU sie von sich re-
dend pron. und verbum in» pl. gebrauchten ''"), thaten
Theoderich, Pipjjin , Carl luid alle nachfolgenden. ver-
schieden , und noch älter ist der pl, der Schriftsteller, die,
den leser in gedanken habend, sich gleichsam mit ihm zur
mehrzahl vereinigen **'•'). schon imsere frühsten lateini-
schen auloren , Jornandes und Grcgorius, pllegen dieser
Schreibart, und seltsam ist es, wie der letztere mit dem
sg. vmd pl. Tuimittelbar liintereinander wechselt, z. b. lii.^l,
Franc. 9, 6: atque in loco , cpio ttjo stare eram suliUis,
*) vergleicilbar ist: Gernöt iinde Gisellier sprächen: swoster ///////
Wl). 990, 1.
") man seile den tlieodos. codex , das proo^miiim iiK>titiit. , Tlioo-
dericlis briete l)ei Cassiodor u. s. w.
***) das rocer.senten wir folgt aber daraus, dal) sie im nnnien «ler
redacti(»ii oder der bernusgebei sclireibcn, und das ich einzelner cii-
tiker ist also keine besclieldenlieit.
300 einfacher huIz.
tiiit ac 60|)()re \iii(>f|iiü oppri-ssiis ohdoniiivil : hos vero
itjiiari facti, media aunji'Hli's nocle ad red'lcmlas lUjiiiino
yralias, inv(^iiiitms emu dorniiciitem .... sed ncc nus ...
polueranuis ... dchiiic cxcusalmii rtddidi eaceidoli. AII-
Dliilich drang diesei- pl. vor in die schreiben der biscJiöfe,
übte, herzügc , liirslen, grafou und Ireiherrn *j.
Mil der crslen person hat also der unnaliirliche pl.
ant;olioben ; haiiptaiigeninork der unlersiicluing bleibt, wann
sich ihm gegenüber ein enlsprecliender pl. der anrede ent-
iallete i.'
Da die köiiigc bloß in Ihren förmlichen ausferligmigen
des pl. sich l)edieiilen , niclit leiclil miiiidh'ch **) , so wird
auch die lebendige rede im gespräch mit ihnen langer des
pl. überhüben gewesen sein. bei Gi-egor gilt nocli tu für
köiiige und künigiiinen , Jornandes cap. 57 legt dem goth.
Theodericlj in der i'ede mit Zeno , den er pietas vestra
betitelt, bald den sg. bald i\c\\ pl. in den mund: diruje
cum genta mea, si pruecipis ... expedit namqne, nt ego,
qui sum servns vesler et lilius, si vicero, vobis donanti-
bns regnnm illud possideam. Im neunten jh. scheint lat.
S(hri(l?tellern das irzen der könige geläufiger, merkwür-
dige beispiele an band gibt der monachns saiigallensis (zwi-
sclien 884-887) in den gestis Karoli : donüne, lioc in dei
nutu et polestate vestra situm est obsecro , doiniiie
dnlcissime, nt detis episcopalimi illum fideli famiilo vestro
(Pertz 2, 732j ; darauf aber: domine rex, teile fortiludi-
nem tiiam, ne potestalem tibi a deo collatam quisquam
exlonpieal (das.^ ; justum est donune , ut quocnnque vos
veneritis , omnia expurgentur (73ß); domine, ila estis in-
houorali y sicut nunquam anteriores veslri (749); obsecro
*) nicIit gleichzeitig mit der anwendiing des pl. im contexl ist
die eintülirung des pl. proiioiiieiis vor dem eigeniianieii gleich im 1)6-
giiiii der Urkunde, die ältesten diplome der nieroviiigisrlien , cnroliii-
gisclien, sachsisclieii, fränkischen kt/iiige lieben h\o'i\ an mit L)agü!)ertus,
Carohis, Otto, Henricus. so viel ich sehe wird erst im 12 jli. ein
no.'i vorgesetzt, ef^o, aucli in priraturkunden schon in der frühsten zeit,
die älteste deutsche urk. von 12-10 fängt an: wir Cuoiirat. in Höfers
samlung n° 2 von 1248 ich Arnold, u° 5 von 1261 ich Chuonrat;
n° 6 von 1261 icir Engeihreclit, n° 8 von 1270 «'ir Rorich. bei
Schöpflin Als. dipl. n° 24:$ von 1117 es:o Diepoldns ahbas, n° 247 von
1120 ef^o Bertha, n^ 252 von 1125 ego Bnrcardiis, n" 637 a. 1266
uir Heinrich bischof zu Stralii)urg; n° 65;> a. 1269 uds Henricus
episcopus. neben dem ego des tltels kann aber sonst in der uik. der
pi. gebraucht sein.
**) in dem feierlichen eidsch-.vur von 842 reden beide küiiigc im sg.
iwuieii. pronouien. persutiUches. 301
domne Iniperalor, ut secuiuUun proniissioneni vestravi cau^
cedutis mihi unaiu pelicioncui parvulaiu (das.)
Es verdient anfmerksamkeit, \vie sicli die lateinistlien
zur zeit des 9. 10 und 11 jli. von Deutschen verfaßten ge-
dichte in dieser beziehung verhalten. Ekkeliards \\ altha-
rius lälU üspirn ihren köiu'glichen geuialil mit vos anre-
den: idcircoquc meani peipeudite nunc rationem, cunique
primuni veniat, haec illi dic/te vcrba (129. 130); quod si
eonipletis , ilhim stabilire potestls (139); ATalthai-ius gibt
dem Attila vos (304) , Hagano hingegen dem Guniharius
tu (572. 615. 1067. 1094), und alle kämpfenden beiden
duzen sicli. Im bruchslück von Ruollicp erhalt eine frau
vos: in qua, si vultis , rithmos modulare ixdetis f34) ;
Schmellcrs vollständigere ausgäbe \vird mehr beispiele lie-
fern. Auirallend, daU die späteren Iseugrinus und Reinar-
dus nur den sg. der anrede^ auch gegen den künig, ge-
währen.
Unter büilingen und gelelirt gebildeten -wurde nun der
fremde pl. der anrede gewis schon frühe iu deutscher
zunge versucht, zeuge dafür, statt aller, ist unser jejiem
Sangaller noch um zwanzig jähre vorausgehender 0., des-
sen Widmung an bischof Salomon bereits den pl. durch-
führt, wie sich seine lat. vorrede an erzbischof Luilbeil
des vos bediente. lekza ih tlierera buaclii, sagt er, iu
senlu in Suaboriclii , Jhaz ir irkiasct ubar al , oba siu
fruma wesan scal ; mir wanui ihio iö (vestrae) vvizzi iu
ofto lilu nuzzi . . . oflo irhuggih muales tlies managfaltcu
guales, lliaz iv mih hh'liit harlo u. s. w. zwar liaben
Sladens und Schillers lal. Versionen diese pl. bcil)elialten,
gleich als wäre nicht Salomon selbst, sondern die kostcnzer
geistlichen gemeint; aber mit großem unrecht, wie schon
die auf Salomon allein gehende Überschrift, und auch der
übrige iiihall dailiiul, Otfried wendet sich bloß an seinen
persönlichen lelirer. Aus Nolkers Schriften weiß icli kein
gcgenslück, er übersetzt nur, eignet seine büclier nieman-
den zu; da er aber in einem lal. briefe den abt von Sitten
irzt *), warum hätte ers in deutscher spräche niclil gethan?
Hieraus ergibt sich nun, daß die anrede mit dem pl.
zweiter person wenigstens seil dem neunten ih. unter ge-
wissen stäntlen in Deutschland ül)Iich war, uml nicht eist
aus dem spätem cinlluß der romanischen poesie auf die
*) gütt. aiiz. 1835 \K f)11.
302 einfacher aal'^.
unsrige erkliirl wcM-deii il.nf ^). iiiilci- dem f^aiizcri vülk
halle sie sich ahcr schweilich sclioii vcrhroitel. f^eider
reichen die üllVicdischen slelleu iiiclil aus, und von (k'id<-
inälern des 10. 11 jh. in dieser hinsieht sind wir ganz
vcilasscn, um uns über einen wichtigen unterschied auf-
zuUl.ircn, welcher für die äUere und spätere synlacti^clie
conslruction dieser anrede bestanden lial. icli niuU die>se
verschiedenheil, eh ich weiter gehe, anzeigen.
jene stellen aus Gregorlus luid den) monaclius sangall.
weisen, dali zu dem [)l. pron. nicht allein das \erbuni,
sondern auch das adj. und pari, im pl. gefügt wurde: nos
i(inavi, vos eslis inhonoratl, und das erscheint dein gram-
matischen gesetz angemessen, die liciilige romanische spräche
verbindet aber mit dem den sg. verlielenden j)l. pron. der
aurede zwar das verbum im pl., das priidicierende adj. oder
part. hingegen im sg. , z. b. fi-aiiz. vous eles certain (cer-
tus es), vous ötes certaine (certa es); vous avez ete aimc
(amatus es) , v. a. ete aimee (amata es), ital. c|uando siele
ritornato (quando reversus es?) quando siele ritornata?
(quando reversa es?) hier wird nach der bedeutung. frü-
her wurde nach der form conslruiert ; man gewann dadurch
eine Unterscheidung von dem pl. pron. des wirklich plura-
len begrifs: vous etes certains (cerli estis) vous etes cer-
taines (certae estis); siete ritornati (reversi estis) siele
riiornate (revei'sae eslis.) warum aber im prät. unterschei-
den wollen, da das pras. es niciit kann:* da vous aimez
so wol amas als amalis, voi riiornate sowol reverleris als
revertimiui ausdrückt ?
Das worauf es hier ankommt L^ßt sich weder am nhd.
ilir seid (jelieht erkennen, noch am mhd. ir sit (jeminnety
weil diese part. unveränderlich geworden sind, und ge-
nus und numerus nicht mehr anzeigen (s. 1.59.) ahd.
ist aber ein kiminuuler (amatus) kinnunutiu (ama-
ta) kiminnut^ (amati) kiminnolu (amatae) ausdrückbar,
,und nun fragt es sich, wie 0., was uns seine slelleu
nicht lehren, ein hößsches vous ^tes aime, vous etes
aimee gegeben haben würde? entw. ir Sit ginünnu-
te , giminnolu , oder ir Sit giminnuter, ginünnoliu ?
(wo er nicht schon, nacli mhd. art, überall ein abgestumpf-
tes giminnut vorzog.) ich mutmaße den ersten dieser beiden
fälle, da der sangaller niünch olfenbar amati, amatae estis
*) noch Reinh. CXI setzte ich den Ursprung des irzens ganz
falsch ins 12 jli.
noineii. pronoiiien. persdnUcJies. 303
halle sagen niüsseu, nicht aiiialiis, aniata estis. Im 10 jh.
scheint aber schon jene romanische construclion aufzu-
konunen.
nur schwache imterslützung gewälirt dieser ansieht vor-
erst die stelle eines (aus lat. und deutschen versen gemeng-
ten) gcdiclils des 10 \\\. (Iloilm. fundgr. 341, 10): rvili-
cumo sid gi nii (bene veiicrilis.) gl sid nehme ich für den
liüfischen pl. , wobei schon der sg. wilicumo steht; der
wirkhche pl. liatte wilicumon gefordert, vgl. Nib. 517, 1
wo B liest: sIt willehoni, lier Sifrit. oder läiU sicli ein
im pl. unveränderliches wilicumo erweisen? auch Alex. 2836
steht der uiillcctierte acc. sg. : hiezen in 'ivillecome shi.
Diese jüngere, für die ahd. spräche noch näher zu be-
weisende, liir die romanische völlig erwiesene construclion
nach dem sinn ist ein aulFallendes beispicl zu den aus-
nahmen von dem grundsatz der congruenz des numerus.
Ich kann nun fortfahren und die mhd. Verhältnisse des
höfischen pron. entwickeln.
Das majestätische wirzen ist In der poesle des 12. 13
jh. überall gemieden, weder Günther und Etzel in den
Nib., noch Nobel Im Reiiihart reden im pl. Einige ge-
dichle des 12 jh. enthalten sicli aucli des irzens : die be-
arbeitung des ersten und zweiten der bücher IMoses (in
Diut. 3), Wernhers ]Maria und pf. Conrads Karl, jene
beiden aber offenbar des Inhalts wegen: da alle lat. texte
der lieiligen schrift nur den einfachen sg. gebrauchen, so
Jieli sich hier nicht das gepränge welllicher höllichkeit an-
wenden, im 13 jh. imd später wird es ebenso wenig einem
dichter einfallen, den heiland oder die mutier goltes mit
ir anzureden, auch Kudolfs Barlaam, und andere gedichle
des 13 jh. von diesem schlag, sind olme ir , dem jedoch
Keinbot in seinem riltemiäüigen Georg eingang geslattea
konnte. Was den Karl belrift, so wird pf. Conrad sich hier
genau an sein welsches original gehallen haben; der um-
arbeitende Slrikcr durfte irzeu lassen, z. b. 12* 15**, wo
der dichter des 12 jh. 425. 448. 711 du setzte. Allen
übrigen diohlungen des 12 jh., wenn sie welllichen, ritler-
lichen slof bchandehi, Ist das irzeu gemein, der kai-
serchronik, tlem Alexander, der lüieil, dem Uothcr, MiU
liarls 'l'rislan , u. s. w., obgleich sie es seltner luid un-
geregelter verwenden, als die mhd. poesle des 13 jh.
Die liau|itregeln für den damaligen gcbiaucli des du
und ir nebeneinander *) scheinen nur folgende.
*) 'iclia weiz ob kii dicli />- gder tiuz' ln:i[\t es in einiMii im-
30 i eiiij'achcr salz.
1. gogensciligos duzi'u gall uiilcr seitenverwandlen.
Avie die si|)|>c oiii r(!cli( aii( Uns '•'), auf l7-aiicTlraclil , auf
\Yoi-g('ld giiindelo, gaben und naiiinen gescliwislei' '.ind gc-
schwistcrkiiidcr dn. Parz. 74'J, 17 .'verlangt Fcirefi/. \on
dem wiedereikaiiuleii bruder: du soll nibt inere irzen
niicli, Mir holen bed doch einen valer; Parzivai weigert
sich ihm als dem alleren und reiclicren duzen /.u hieltn^
erst spiiler als Fciredz laufe bcgclirl, Paiz. selbst durch
den gral reiclier geworden ist, sagt er: ich mac nu -wol
duzen dich (Sl4, 19.) Albr. Tit. 13, 107: nein herr also
iiiiit sprechent, si ez an iuwern liulden, dnz ii- an uns
iiihl brechent jnil itzen nähe sifjpe, die \on schulden
duzende iuwer imint liie solle bieten. als Pajzivjil auf
8igune, seine niflcl, slölU, irzt sie den unerkannten, duzt
i\on erkannten Parz. 250. 251. 2ö2. Iwein duzt seineu
nofFen Calogreant l\v. 807 , die schwcsler ihre Schwester
l\v. 5644, Gernöt und Gisellier die Iviicinhild JNib, 990, 2.
1018, 3. die künigswiirde macht einen unterschied, Kriem-
liild und Gernot bieten Giinlliern ir JNib. 287, 3. 346, 1.
er aber Kriemhilden ir 351, 1. 986, 3, zumal als siegen-
der künigin 2300, 1; sonst du 982, 1. Arlus und A\ iga-
lois , obschon neuen, geben einander ir Wig. 11492: den
jieH'en Gawein nennt Arlus du Iw. 7723, und den "\"\ ulf-
liart Diclerich Bil. 8144. ähnlich ist wenn Willelialm seine
Schwester, die künigin irzt Wh. 166, 28; Alisen aber,
ihrer tochler seiner niftel gibt er du 156, 6 und sie ihrem
üheim du 157, 10; auch die künigin ihm dem bruder du
175, 1. W'illielm und Arnalt, die bruder, tltizen einander
119, 17. 19.
1. eitern gaben den kiuderu du^ der vater empfieng von
Sühn und tochler ir , die mutler vom söhn ir , von der
tochter gewühnlicli du, weil zwisclien muller und tochler
grüßere Vertraulichkeit fortdauert. das gedutzlwerden der
kiuder bedarf keines belegs. Alexander irzt seinen valer
Alex. 403; Flore vater und multer 2663. 2520; Siegfried
vater und multer Nib. 60, 3. 62, 3; die toclitei den vater
arnj. Heinr. 248, 28. Wilhelm bietet seiner mutier Irm-
schart ir 161, 11. 174, 26, sie ihm du 160, 26. die kü-
Kednickten gedieht von der {];rasmeit; wie Iieiite: ich weiß nicht, wie
icli ihn anreden, betiteln, wohin ich iiin thun soll.
*) ähnlicli dem röni. jus osaili unter cofjnaten und affinen : die in
mdga waren kustens au den munt iNib. 1233, l ; cognatum oscn latus
est. Wippo p. 465.
nomeii. pronomeTi. personUches. 305
nlgiii ihizl Ihre mutter Wl). 168, 8; Alise ihre miilter 148,
19. 174, 15; die tocliler ihre mutter, arm, Heiur. 249, 38.
254, 9. fragiu. 22^ 2^^; tlo^h Kriemhild irzt fraii Uoten
Nib. 15, 1. Diellieb als kiiabe irzt seine mutter Bit. 2078.
2111, l)eim abschied duzt er sie Bit. 2265. -warum nennt
Gyburg ihren vater du} Wh. 218, 2.
3. ehleiite irzen sich. Marke und Isut Trist. 13687.
13695; Iwein und Laudine I\v. 2935. 8122. 8133; Parziväl
und Cundwiraniurs Parz. 223, 17; Mores eitern Flore
893. 940. 1451. 1915; der französische künig und die kü-
nigin Wh. 169, 21. 180, 8; \^ igalois und Larie Wig.
9886; Etzcl und Rrienihilt Nib. 1341. 1342. 1344; selbst
in der thierlabel Isegrln und Hersant. doch Wilhelm duzt
Gyburg 90, 2. 92, 25. 233, 10 und sie ihn 103, 9. 104, 2.
232, 16. 234, 24; einmal irzt sie ihn auch 91, 27. Helche
und Etzel duzen im Bit. 1760. 1766.
4. liehende , minneiverhende nennen sich ir, gehen aber
leicht in das vertrauliche du über Flore 1075. 1107. 1119;
Gudr. 661. 662. in minneliedern wird meistens du an-
gestimmt: einer fraget Khte nu, war unibe ich dich heize
du? dast von rehter liebe; frouwe S))rich , hab ich dar an
iender missesprochenV daz laz ungerochcn, wau ich mac
des lazen niht. Ms. 1, 58^
5. der tjeriiiijere gibt dem höheren ir und erhält du
zurück, in der keiserchronik duzt der pabst den kciser -
und wird von ihm (jeirzt. sonst gebührt allen königen
imd fürslen pl. der anrede, auffallend duzt lUidiger Elzelii
Nib. 1093. 1096. 1097, dann irzt er (1099.) war jenes
noch älterer slil im epos? auch gegen T3ielrich gehl Rüdiger
aus dem ir üljcr in du Dictr. 4763-73 u. s. w. Der konig
mag jeden ihm untejgcbncn füislen und diLiislmann du'
zen , z. b. Günther den Hagene Nib. 84. zwischen jedem
fürslen und seinen leuten wiederholt sich dasselbe ver-
liällnis. dicner werden vom herrn , dienende frauen von
der herrin stets geduzt, z. b. Brangiene, Lunele von Isöt
und Laudine.
6. zwischen ^/reMJtr?en und gesellen gilt du^ Parziväl und
Gawan unbekannlerweise irzen, sobald sie sich erkennen,
duzen Parz. 303. 304.305. Nisus duzt En. 6532. 6537, als
aber Euryalus tjeirzt liat 6562, irzt auch Nisus 6583.
Ifnrlmann \\\\\\ Iwcin und Gawein überall irzen Iw. 7476.
7570, ein zeichen hö/ischer riller. einer suchte dem an-
dern es darin zuvorzuTliun : mit irzen si du beide ein an-
U
3()6 eiiif'aclicr satz.
der hohen piis iiii wollen niören. 'I'it. I.'J, 108. I's glhl
liiei' nianclic aljNveichiiii^^cn , iiacli jedes gcdiclils hc&oiidror
art. die hmgiindisrheii helilcn, aulier ihrem ktini:: (Nib.
82) iKul dem IitukUmi .Siegfried, (7(i. 10.5. 123. tl>r,j irzen
keinen der genossen, das sclieinl tibenx'äl des volksin.ilWgeii
elcinenls (vgk Wallharius ol>en s. 3ülj, mit welcliem sich
hernach das höfische zu misclicn snclite , "svas luUerscfiei-
dnngen crscliwerl. nacli Ladimanns Jjcnierkung irzen sicli
Günther und Siegfried im echten lied , ihr duzen kündet
Überarbeitung an (jAib. 312. 313. 331. 332. 33S-41.) Sieg-
fried fallt gegen Giüilher aus ir in du (100. 112. 113);
dem Hagene gibt er iv (121), dem Ortwiu du (117.)
7. frauen , geistliche wnA J rem de erliallen ir. dafür sind
frauen und geislliclie gegen geringere leicht hölliclier, als
niiinner luid wehliche. (lüdigers tochter irzt den boten
(Rl. 1590), auch Tilgriu (Ivl. r712. 1729); doch rHÜnhikl
gibt ihm du (Kl. 1807.) Alexander irzt einen fremden
mann des Dariiis Alex. 2396.
8. personificierte wesen werden vom dichter fjeirzt, z. b.
frau JMinne, trau Abenteuer Parz. 294, 21. 433, 1 ; sie aber
duzen Iw\ 2974. Parz. 433, 2. ungelücke, waz ir mir lei-
des tuot ! Alex. 3065. doch dem Tod wird der anruf dal
Flore 2347, wie dem träum Iw. 3549.
9. das geraeine volk hat noch gar kein irzen unter sich
angenommen , sundeni bleibt beim duzen stehn.
10. leidenschaftliche, bewegte rede achtet der sitte niclil,
vind entzieht bald trauliches du, bald hüliiches ir. Si-
gune, ihrem nelfen zürnend, iizt wieder, und behandelt
ihn damit fremd Parz. 255. Ilildebraud, der seinen schwe-
slersohn Wolfh.irl überall duzt, irzt ihn schellend Bit. 7892.
10020; Dielrich im zorn nennt ihn gleichfalls /i- Bit. 8144.
12443. Kriemhilt und Prünhilt, einander verwandt ge-
wordeji, duzen (759. 760-773J, aber nach der enlzweinng
irzen sie sich (789. 790), im zorn dtizt Kriemliilt wieder
(792.) in gesteigerter stinnnung geht Dietrich aus dem ;ir,
mit welchem er Etzeln anredet (Kl. 521. 575) in du über
(526. 593); ebenso irzt Ilildebraud Dietrichen (Kl. 715),
im alTcct duzt er ihn (Kl. 765. Bit.7959. 8067. 9301.) auch
den königsbruder Geruot scheint Hagene im iirger zu duzen
(Nib. 120, 2) und als sein lebenseud,e naht, duzt er Kriem-
Lüden (2307, 3.) in heftigem zorn nennt die künigin den
Keii du Iw. 137, den sie sonst irzt (^38.) Doch die schel-
nomen. pronomen, personliches, 307
tentle Cundrie und Lunete behalten gegen Parziväl und
Iwcin das ir bei Parz. 315. 316. Iw. 3136-3200. *)
\\\\ laufe des 14. 15. 16 jli. blieben die Verhältnisse der
anrede ungefalir wie sie das 13 geregell halle, nur daß bei
Königen , liirslen und andern trägem hoher würden im 15.
16 }h. die titol majeslat, fürstliche gnaden, strenge, feste,
Weisheit und dergleichen über band nalunen, und wenig-
stens beim beginn der rede das uiuniltelbare ir verhinder-
ten, zu jenen titeln wurde , nachdem sie im sg. oder pl.
angewendet waren, das verbum in der dritten person des
sg. oder pl. conslruiert : euer keJserliche majeslat hat be-
lolen , euer fürstliche gnaden sind der nieijiung; aber schon
das beigefügte possessiv euer zeigt, daß daneben immer
noch geirzt wurde, aus der dritten person konnte im ver-
folg der rede in das directe ir übergegangen w^erden. sol-
che titel galten auch für den fall der wirkliclien dritten
person, beim erzälden, und dann wurde das entsprechende
possessiv damit verbunden: seine majestat (nemlich des
keisers, künigs), seine (des fürsten) gnaden, wobei man
aber irrig durch den pl. des verbums zu dem pluralen
possessiv ire (iro) verleitet wurde , da doch das possessiv
von dem ausgedrückten oder verslandnen sg. künig oder
fürst, nicht von dem titel, abhieng. Schweinichen hat
z. b. überall 11*' G (iro fürstliche gnaden.)
Aus sogenannten 'relhoriken' jener zeit laßt sich lun-
ständlich ersehn wie es mit dem irzen und duzen gehal-
ten wurde. die Slraßb. 1311 gedruckte ertheilt unter rin-
dern folgende anweisiuigen. der keiser duzt alle geistli-
chen bis an den pabst. die geistlichkeit irzt sich in ihren
Schriften; ebenso irzen sich gleiche wellliche fürsten und
grafen; rilter werden von füislen geirzt, außer von hö-
heren (gebornen) fürsten. alle edelleutc duzen einander,
wen sie nicht für edel hallen den irzen sie, 'zu merken
das er ein burger oder nit tuzens von inen gnoß sei.'
keinem nnedeln (ungebornen) mann, wie hoch verdient
oder verfreit er sei, geziemt es einen cdelmann zu duzen,
er sei ihm deiui nahe verwandt, kinder irzen ihre eitern,
doch die kinder der edelleule duzen. eitern duzen ihre
kinder, solange sie nicht in einen höheren Stand treten.
Daß ehleule sich irzten , zumal die frau den mann.
*) für die (k'utsclie lielHeiisnge lial)e icli Iiior Lnriininnns unter-
^snriiuiificii lniivitzt, ii'ir Jwei» BiMulics wl) s. H:?. vj;;!. gr. Rudolf
p. 20. lleinliart CXI.
U 2
30(S c'iufdclicr salz.
/.fiyl ScliNveliiu lieii , «Icii ficlii weih auf ileni ludbctic aii-
i-edct: liebes Iror/,, »V sclicl, daß kein liiiiycr bleiljen mit
mir ist, goU gesegiie euch (3, 251. 25.'i.) der herzog duzt
seine gcni;ddin (l, 124.) Jm Unwillen ir/tc man den sonst
gedu/.len: Svan er mich irsete und junl^er liielie, wüste
ich -«01, das die Sachen zwuschen ime und mir übel gc-
>vant weren.' Sastrow 1, 77.
So stand es bis etwa In den beginn des 17. jh., um
Avelche zeit, ^vahrsclleinlIl.h nach Iranzüsischem beispiel,
die benoiiMiing herr iiml ,/)'«** nichl mehr wie früher eine
\virkllchc superlorilril des angcroih-len üljer den anredenden
zu erkennen gab, sondern y.n einem bloUen lnHIIchkeits-
zeichen herabsank, in uumillelbarer anrede ließ sich nun
freilich mll diesen titeln das pron. ihr verbinden; allein
man fieiig an, sie gleich den übrigen höliejn titeln indirect
in der drillen person zw verwcnilen, und als sie Immer
weiter um sich grilfen , bald juil ausgelaßncm subst. das
baare pron. er und sie, zu dem verbum dritter person
coustrulert, statt der direclen anrede zu setzen. dieses
er oder sie *) überbot denn nun die hüflicld^eit des ihr,
welches fortan eine bloße mltlclslufe der Vertraulichkeit
oder geringschalzung abgab, während du die unterste stufe
ausdrückte.
im Isac \'\'inkelfelder (Augsb. 1617) p. 185 beginnt
einer so zu reden: 'wann es dem herrn nit zuwider were,
oder er zu antworten nicht bedenkens, so müchl ich gern
wissen, wo der herr dahcimb, wohin er zu raisen Vor-
habens imd was ungefährlich sein thun inid lassen were':"
lind so wird unzahllgemal in diesem buch der herr nnt
dem pron. dritter person gesetzt, dazwischen aber unter
denselben leulen geirzt. Goldast, in deutsclien briefcn
an freunde, vom j. 1616 irzt (Senkenbergs sei. 1, 409.)
Slmplicissimus (JMiimpelg. 1669) p. 276: Uler herr wird
ihiu belieben lassen,' Uler herr wird ihm nicht zuwider
sein lassen ,' anredend. aber aucli nüt ellipse des herr p.
370: 'dieweil er ein junger fiischer soldat ist, ... will
ich ihm ein Fähnlein geben, wann er will.' in Christ.
\\ eisens erznarren haben alle hölHchen gespräche zwischen
männern und Iraueu nichts anders als dieses er und sie,
ohne dal^ erst die subst. herr und frau vorausgehn. als
eine ehfrau ihren maiui scheltend duzt, antwortet er be-
*) niclit (las ueutiuui es, da die unbestiiumilieit dieses genus keine
würde darhoti
nome:n» ijronomen. pernünliches. 309
sänrilgond ihr (p. lo); eine adlldie ehfrau , freundlich
tluicjid, erzt den mann (s. LS.) den abstand z^viscllen ihr
und. er lehren slelleu aus der felsenburg und dem lelpz.
avanlurier, büchern, deren meiste begebenlieiten Im letzten
drittel des 17 jh. spielen, der allvaler Avird mit er an-
geredet, gibt aber nur ihr zurück (felsenb. 2, 518); vater
lind groüvater irzen solin und etdvel (das. 1, 5. 23.) 'auch,
anstatt uns der rector zuvor ihr betitulte, so nennete er
uns bei empfang des degens e»''; 'der rector und seine
frau nennten uns nicht mehr ihr sondern e)', dieses machte
uns doppelt stolz.' (leipz. avant. 1, 72, 75.)
Hierbei blieb die verschraubung der natürlichen pro-
nosninalverhältnisse aber noch niclit stelui : gegen den
schhil^ des 17 jh. wurde eine neue Steigerung ersonnen, die
mit der eben auseinandergesetzten beobachtung des er, ihr
und du, eine zeillang zu kämpleu halle, endlich aber, un-
gefähr zwischen 1730-1740 den sieg davon trug, und
durch den jetzt mächtig elnlrelenden aufscluvung der prosa
in unserer spräche, leider, befestigt wurde.
ncmllch in jener zeit kam als die feinste liölllchkelt
auf, das er und sie der dritten person aus dem sg. in
den pl. zu rücken, wonacJi sich denn auch das \erbuni
zu richten hatte, man war also von dem du auf das ihr^
von dem ihr ziuiick auf den sg. er und sie, von ihnen
wiederum auf den pl. sie geinngl, und halte die zweite
person statt du bist anzureden: sie sind! das alle ihr
begreift sich als erwiederung auf ivir , das er und sie des
sg. erklärt sicli aus dem subsl. lierr und frau ; das nhd.
plural Sie, bei dem keine ellipse: die lierren, die frauen
waltete, wird sich schwerlich aus einem weggefallenen pl. ihro
gnaden *) rechtfertigen lassen, es scheint vielmehr baare Ver-
sündigung Widersinn und geschmack , bei der man iKichstena
gewann, dal\ nun beide, im er und sie gclrennlen, geschlech-
ler wieder auf gleichen fuü kamen. die Wiederholung
eines lilels ist freilich schleppend, wenn aber das blolie
pron. gelten soll, wozu frommt uns statt des ihr ein noch
seltsameres sie der drillen pluralperson'i*
Die ersten einzelnen spuren des pluralcn sie mögen
zwischen 1680-1690 aufzuweisen sein; Schmeller 2, 680
*) diese formcl ist nur in Östreicli und IJair>rn, iiirlit in dem llieil
von DeiiLscIiland /u haus, der mhi lüHO-lTÜO im slil Ion anj^ab ; muh
niiiste eine zcitlan-i das ilire {^nadcii neben dem sie iu den hüchcrii
erscheinen, was uicht der lall ist.
310 einfacher salz.
scheint füll bcisplol von 1GS3 zu kennen. Casp, Sllelcr (der
spale) in der ■\vidnuini; seines spraclisclial/.es von 1691
sitzt den kurfüisl von 6acliseii, in der ani^eliiini^len grani-
malik erthcilt er keine auskiinft über die verliallnisse der
anrede; i\och weniger der frühere SchoUel. in liödikers
grundsiil/AMi (zuerst 1690, vcrm. von Irisch Berl. \12?i p.
117) ist 'ich gebe ihnen^ (do tibi) sclion als etwas fest-
stehendes angesehn. felsenb. 1, 17 wird ein vorneliniercr
qesieztf der anlworlend irzt : 'mein lierr, sie belieben
allzu vorlheilhallig von ihrem dieiicr zu sprechen;' und
besonders im briefslil 1, 9: ^ ihnen werden diese zeilen
\iele Verwunderung verursachen , sie werden zu begreifen
■wissen' u. s. w.
Neben diesem sie ließ man aber die beiden andern
stufen der hüdichkeit auch nicht faiiren , sondern behieU
sie bei, nur daß ihr und er, sie allnirüich ihre bedeutuug
etwas änderten.
um das jähr 1780 ungefähr beliauplcte noch das er,
sie (sg.) seinen bisherigen rang vor dem ihr.
der edelmann erzte seinen gerichtshaller und pfarrer *),
der anitmanu den büllcl, der pCarrer den kiisler, der Schul-
meister den Schüler , der Schwiegervater den eidam (herr
Sühn), selbst der ehmann siezte (sg.) seine frau in ver-
ti'aulicher laune (höre sie, bestelle sie mir), in der Schweiz
redeten damals gel)ildelc mädchen den fremden mit er an
(er tanzt wol gern?) ehrendes er wurde dem handwerks-
luelster zu tlieil (plurals/e etwa nur goldschmieden, Uhr-
machern, barbicin, wirlen.)
t'/tr hingegen bekamen liandwerksgesell , fuhrmann, gärt-
ner, soldat, bauer, knecht und magd; du Avar für alte
dieustboten ein zeichen längerer Vertraulichkeit.
sie erhielten alle , die vom anredenden weder abhängig,
noch ihm näher vertraut waren*").
Heutzutage, seit wieder ein halbes ih. abgelaufen ist,
hat sicli die läge von ihr und er verrückt, das er ist unter
das ihr herabgesunken, die in der vorigen periode geerzt
wurden, erhalten jetzt plui-ales sie, die damals geirzten
aber er. ihr hat wieder eine edlere geltung, gleichstehende,
in höhereu ständen, bedienen sich seiner nicht selten; man
fühlt daß es weniger steif als das plurale sie ist, oder der
blick auf den französischen und ensllschen gebrauch hat es
*) Friedrich der große seine liölieren civil und miiitärbeaniten.
**) Bertuchs modejourr.ai Weimar 1787 2, 363-374.
nomeji, pronornen. persönliches. 311
emporgehoben, aucli datlurch daß das siezen allgemein,
bis in den bürgerstand , als gegenseilige anrede eingedrun-
gen ist, liat das irzen einen uiisdruck des gesonderten und
elirenwerlheren empfangen, bin und nieder, unter dem
volk, dauert die frühere bedeulung des ihr fort.
\vir besitzen also vier stufen der anrede :
1. du wird von ellern gegen die kinder, von ebleuten,
geschwislern , freunden und cameraden unter einander, von
der herscliaft gegen vertrautere dienslboten gebraucht, voi-
hei'schend duzen auch kinder ihre eitern, nach älterer
weise gilt oft noch siezen (pk)
2. in allen übrigen fällen waltet das sie, selbst gegen ge-
ringere.
3. nur die geringsten erhalten er oder sie im sg. ; ihr
kommt ausnahmsweise, unter gleichen, vor.
4. im affect kann, statt des sie, ein herabscizeudes du,
nicht aber, statt des (\u , plötzlich ein entfremdendes ihr
oder sie angewandt werden.
5. in einigen gegenden, namentlich Tirol, hat das ganze
volk an dem du festgehalten, luid sich zu keinem sie be-
quemt, in Baiern und Ostreich wendet es seine dualfor-
nien eß, <eß höllich an.
6. in die ernste und edle poesie ist das sie nicht einge-
lassen worden, wol aber das ihr und selbst er '''). Lich-
tenberg (verm. Schriften 4, 182-185) hat zu gunsten dieser
abslulungen geschiieben ; ich leugne nicht, daß aus ihrer
wechselnden farbung die rede, der comische ausdruck ne-
benvortheile ziehen kann**); aber die Unnatur des ganzen
und der schade, den unsere grammatische construction
überhaupt darunter leidet, sind mit nichts zu beschönigen,
zumal führt das erzen und siezen Vermischungen mit der
wahrliaflen dritten person , folglich Zweideutigkeiten herbei.
übrigens steht das begleitende adj. oder partic. bei sie
wie bei ihr im sg. , welches man zwar gewulmlich , d. li.
in allen fällen nicht wahrnimmt, "WO auch die wirkliclien
pl. personen unllcelierte form zu sich nehmen. nicrkbar
ist es in lolgenden beispielen : tilücllieher ., der ihr seitl !
der sie sind! während im fall der wirklichen zweiten und
*) Götlies IkTmaiiii irzt seine eifern; in Vossens Luise erzl der
pfarier den scliwie-^ciholin.
**) wie aus der <;csi:liniack.losesten niode die Iratlit, oder nus dem
gtüi\sclireibcn der subst. ein uiibtiliuil'iier Vorleser.
312 einfacher salz.
drillen person gesagt wcrikn nuiii: (jUichlicIm , ille ihr
seid! tjlüchliche , die sie sind!
Die lueisleii übrigen europäischen volkcr, selhsl uns
näher zugewandte , haben darin mehr gesunden sinn he-
>v;ihil, dal^ sie bei zwei abslufungen der anjedc , dem du
und dein |)!. der ziveilen person, slelui gehlielien sind.
In der jnnl. poesie verhallen sicli du und (jhi kaum
anders als das ndul. du inid ir. valer und iiuilter gebrau-
chen du, der söhn ijhi Floris 1342. 1420. 1425. viele be-
lege für sg. und pl. bietet Heiiiaert an hand. Auch der
mutier gottes geben die dichter tjlii ]MaeH. 2, 214. 3, 142.
die nnl. spräche slelit darin ini nachlhi'il . daß sie dem
vertraulichen da ganz entsagt hat ") , und überall den pl.
tjij verwendet, daher auch im veibuni die Jl sg. so gut
wie ausgestorben ist. statt des nhd. Wechsels zwisclien
vier stufen ist die holländische anrede gegen jedermann
liüllich, und kommt dadurch der lat. einfacldieit wieder nahe;
störend wirkt aber die völlige Vermischung des scheinbaren
mit dem wahrhaften pl. nicht nur wird golt, dem wir
nhd. nie das würdige du entzogen haben, (jij angeredet,
sondern auch tliiere , ja abstraclc dinge: poes, (jij zult
slagen hebben (katze, du sollst schlage haben); o tijd, wat
zijd (jlj schraal ! (o zeit, wie schlecht bist dn !)
Das engl, thou und you verhalten sich wie das franz.
tu und vous. ob sich aus einzelnen ags. denkmalcrn in
der anrede vornehmer schon statt des thu ein (je (ähnlich
dem otfriedischen ir) aufzeigen lalU , weiß ich lücht.
In den altn. sagen tvirzen köuige oder iarle mitunter,
uncl werden (jeirzt. Laxd. saga p. 80: 'Olafr sagdi, that
skal eJi ydhr kunnigt gera, at ver yttum af Noregi ... enn
ydhr er that fra a-tt minni at segja.' forum, süg. 11, 103:
'eigi nion ek svikja ydhr, herra , enn fara verdlii tlier nu
jnedh oss.' 'that muno ver nu tliekkjast, segir konüngr.'
das. 11, 151. 154 braucht Ilakon iarl ver von sich; man
könnte annehmen, daß er darunter zugleicli seine leute
verstehe. andere belege des irzeus liefert Vilk. saga z. b.
cap. 77. 213. nicht zu iibersehn aber ist, daß mit diesem
altn., die stelle des sg. vertretenden pl. zugleich auch das
adj. in den pl. gesetzt Avird , ganz wie in den s. 300 bei-
gebracliten lat. slelien. lißdh Iieilir , herra I (lebt wol
heril) heißt es fornald. sog. 2, 366.
') in der friesisclien und obensselschen Volkssprache dauert das
du fort.
nomen. proiiumen. persoidicJies^ 313
Heule verwenden die Schweden In der vertraulichen
lind würdevollen anrede du, in der hüOiclien ni (vorllieil-
haft abweichend von dem wirklichen pl. j!)
die Danen unterscheiden drei stufen , außer dem du
lind j (ihr), ist bei ihnen auch der pl. dritter person de
üblich geworden; dieses de setzen sie da, wo wir nhd.
sie, es scheint eben erst durch den näheren einiluß der
nhd. axif die dän. spräche herbeigeführt.
nur in einem punct weichen die nennord. liöüiclikeits-
prononiina von den hochd. nl. und französ. ab. mit dem
schwed. Ml, dem dän. j und de wird das verbum hn S(j.,
nicht im pl. verbunden. es heißt schwed. ni hotutner
(nicht: lü kommen), dän. j kommer, de kommer (nicht:
j komme, de komme.) damit ist eine sichere Unterschei-
dung von den wahrhaften pl. j kommen , j komme , de
komme erlangt; die construction der pluralen pronominal-
form mit dem sg. des verbums macht aber starke aus-
nähme von der allgemein erforderlichen congruenz im nu-
merus, nhd. würde ein solches : ihr kommst (venis) sie
kommt (venis) so fremdartig klingen -wie ein franz. vous
vieus St. vous vencz *). Daß es sich jedoch früher hier-
mit auch im schwed. anders und ebenso wie bei uns ver-
liielt lehrt schon der Ursprung des anredenden ni aus dem
schließenden N der verbalform , d. h. der deutlichen II pl.,
in skolen i , troen i wurde das N dem verbo abgerissen,
und mit dem vocal des pron. vereinigt. der altschwed.
liertog Frederik hat auch beim höfischen pron. stets die
pliu-alform des verbums, z. b. 223 i viiin (ihr wollt);, 265
i skulin (ihr sollt), 512 görin (thul), 5S5 nu hiälpin (nun
helft) u. s. w.; nicht anders schwed. bücher des 15. 16.17
jh. seghin mik (sagt mir) , Uren i (seid ihr) und selbst äl-
tere Volkslieder; hören j (hört ihr) 1, 106. 107; sägen j
(sähet ihr) 1, 108; ni satten (setzt) 1, 96; ni bedjen (bit-
tet) 1, 97 u. s. w. ganz xinunlerschicdcn von dem wahrhaf-
ten pl., während die ncuschwed. höllichkeitsform lautet:
ni skall , ni är, ni hörer, ni bedjer , ni süller. diese neue
form scheint sich etwa erst im verlauf des 18 ili. niedergesetzt
zu haben. Auf gleiche art wird man im dän. den Übergan
aus dorn pl. des veil). in den sg. nachweisen können.
Eine bemerkung über die romanlsclteu sprachen scheint
hier an der stelle, sie alle, bei ihrem ersten auflx'elcu,
•) ohne miterdrückiitijT «Irr clinrnrlorisi iicii (loNion der 11 s^. in
allen iionl, sprachen würde dieser sg. gewis uuinöylicli geblieben sein.
3i4 einfacher satz.
besitzen den liofisclien plural der anrede, wie man nach
dem oben (s. 300. 301) gesagten crwarlen wiid. im laleiii des
MA. hieli di<"ses ir/.en vobisare (Marlene et Durand collecl.
ampl. .S, 177'*); wie verbroilct es in iialien wai-, zeiyl das
beispiel der glossaloren , die bei erkliiruiig des röui. iiiler-
dicls Uli possidclis iinler anderm auch darauf veriielen,
daß hier der gesetzgcber irze *). Gleich damals schon ver-
banden Italiener mit ihrem voi , Provenzalen , Spanier,
Franzosen mit ihrem vos zwar das verbum im pl., das
adj. aber im S(j. (s. 302), und jenes alln. lifidli Iitilir darf
nur in ein franz. vivez stihi, nidit vivez sains, übertragen
werden, da docli auch in dem hülisclicn lalein gesagt wurde
vivite sani , nicht sauus! Die absliilüiig der hödiclikeit
zwischen tu und vos ^ nacli Verschiedenheit des Standes
oder der slimmung , weiclit von den mhd. regeln wenig
ab; doch wird in diesen welschen ländern, überhaupt be-
trachtet, das vertrauliche du lange schon geringern iniifang
behalten haben als in Deutschland, wie es denn auch die
epische und dramatische dichlkunst der Franzosen bald
gänzlich aufgab. Ludwig des heil, lebensbeschreiber mel-
det, daß dieser könig (in der ersten hälfte des 13 jh.)
bereils 'cuilibet in plurali' zugesprochen liabe (gesta Ludo-
vici noni 395.) Niemals aber lastete s'ch eine romanische
Sprache die bürde des anredens in dritter person auf, und
die Spanier, welche am nächsten daran waren, haben es
doch nie zur elUpse ihres häufig in die rede einJlieUenden
serior und merced (jehracld. diese ellipse ist eben das
störende, was den sinidiclien eindruck der conslruclion
verletzt **).
Nicht weniger zu den slavischeu sprachen drang im
niiltelalter die sitte des irzeiis, und noch heut zu tage be-
dienen sich gebildete Russen, Böhmen, Slovenen und Ser-
ben des pl. VI/, tvy , vi (vos) in der anrede, nur dali der
nom. prou. bei dem verbum gewöhnlich unausgedrückt
*) gl. zu cod. 8, 6: vel die, quod erat unus, sed gratia honoris
ei loquitiir in pliirali, vgl. Savigny reciit des bes. erste aiisg. p. 346.
**) ancli in orientalischen spraclien wird ein sogenanntes j-roiio!ne?i
reverejitiae angetrotlen, das sich mit der dritten person verijindet und
an die stelle des pron. zweiter person tritt, z. b. das sanskr. adj.
bhauat (excellens, praeclarus) , vgl. Bopps glossariuni 124^» Schlegels
ind. bibl. 2, II. der unterschied von unsrer weise liegt darin, daß
ein solches adj. als titel in dem satz wirklicii erscheint, das niid. sie
aber selbst ein völlig abstractes pron. ist, daß jenes nur in gewissen
fällen sparsame und desto bedeutsamere anwendung leidet, das uhd.
sie aber die gesamte, gewülinlithe spräche durclidriugt.
nomen. pronomen, persönliches^ 315
bleibt; Im oblicpien casus wird das vam (vobis) vas (vos
acc.) sichtbar. auch steht das verbum jederzeit in der
II ph, das part. und aclj. zwar im pl. , allein nur im pL
masc. , selbst wenn eine frau angeredet ^Y^rd; z. b. serb.
redet man zu mannern und Frauen: jesie Tdobro spavali?
(habt ihr wol geschlaieu) vi ste rauo iisUdi [\\iv seid irühe
aufgestanden), während bei dem wahren pl. alle drei genera
am part. unlerschiedeu bleiben, ja die Slovencn, wenn
sie ihr vi an geringe leule (bauera und diener) richten,
fügen adj. oder part. im sg. bei: Ite predrag (ihr seid sehr
theuer), auf deutsche oder franz. weise. Kopitar p. 289.
die städtischen Slovenen (denn das landvolk bleibt bei
dem vi stehn) haben aber auch von den Deutschen die
höilichkeit des pluralen oni (==: sie) angenommen, wozu
sie das verbum der 111 pl. construieren, z. b. kaj oni po-
vejo? (was sagen sie?) und wiederum stehn adj. und part.
dabei zwar im pl., aber nur im männlichen*): fo predobri
(sie sind gütig), i'o i'pali (sie haben geschlafen, dormivistis).
hiergegen und gegen alle sla\ischen dialecte vortheilliaft
ab sticht der polnische , in welchem sich die natürliche
II S(f. für die anrede bis auf heute erhalten hat. ob frü-
her auch ein poln. ^vy galt? ob es im 15. 16 jh., als das
studiimi der classischen sprachen aufbliilite, von den ge-
bildeten aufgegeben wurde? lasse ich hier dahin gestellt
sein, reden die Polen mit pan (herr) oder andern titeln
an, so folgt doch das verbum in der II Sij. d. h. pan gilt
für den vocativ , und nur in der grüßten höilichkeit be-
handelt man den litel als nom. und construiert die /// S(f.
dazu. adj. luid part. stehn in jedem fall siugvdarilcr luid
nach dem unterschied der gcschlechter.
Endlich hat auch das nengriechische den höüichen
plural nicht von sich ausgeschlossen, man merkt ihn we-
niger an dem meist entbehrlichen nom. Geig, als an dem
obliquen aüj,' und dem plur. der verbalform, z. b. ).('cßeTS
tfjv Y.aloovv'i^v (liabt die gute), hymc {'yetav (bleibt ge-
sund), d'lv oÜq i.y.uTiilaßa (ich habe euch nicht verstanden.)
das hinzugeslcUlc adj. fordert gleicldalls den pl.: ftsime
fiorov ^joi'yoi (bleibt nur ridilg, restez tranquille !^ ; partic.
kommen niclit in lielratht, da kein tempus, weder acl. noch
pass., mit dem verbum subst. innschrieben wird. in den
Volksliedern (wie in den slavischen) gilt bloii duzen.
*) das folgt liier scliou üus dciii iiuisc. oni (ii), nie oiie (eae)
otia (ca.)
3 1.6 ein jacher scilz.
Aus tllescr verglcicliung der ^vichlisslen europäiscliea
sprachen ergibt sich nun scIilieUlich
1. dal\ durch den höfischen pliiral nrspriiiiglu h die con-
gruenz in geniis und numerus nichl beeinlr.ichligt wuide.
so im latein des JMA., im alln. luid neugriech., vielleicht
im ahd.
2. ani geiingslen ab Avelclicn lilervon die (nielslen) slavl-
schen sj)raclien , indem sie zwar verbum und adj. in den
phu\ setzen, letzleres aber bloß nuinidich ausdjiickc;n.
3. einen scliritt Aveiler lliut die ilal. und franz. Sprache,
die zum verbalplur. das adj. im sg. fügt, docli mit genus-
bezeichnuug.
4. nocl» weiter gebt die nilid. und jilid., die den pl. des
verbums beliält , an dem beigefügten adj. aber genus und
numerus uubezeicluiet liiUt.
5 am allerweitesten die schwed. und dan., \velclie zum
plur. des pron. schon das verbum im sg. construiert.
^QVi wirklichen pl. von dem liüfischen unterscheiden
1 und 4 gar nicht, 5 durchaus, 2 und 3 nur halb, nem-
lich sobald adj. und part. in die construction kommen,
nicht aber bei dem blolien präs.
anfänglich gieng die liüfliclikeit gewis niclit auf Unter-
scheidung der walirliaffen und scheinbaren mehrlieit aus;
ein einzelner sollte durch erficbung in den pl. geehrt wer-
den, und der pl. des pron. forderte auch den des verb.
mid adj. auf gleichem fuü. dieses reale Verhältnis wurde
allmälich immer formaler aufgefalU, inid der nicht durch-
geführte pl. gieng seiner eigentlichen wirkung verlustig.
Zuletzt will ich anmerken, daß vielfach abstufende far-
hungen zutraulicher odei- frcmdlluiender . schmeichelnder
oder verächtlicher anrede durch siihstunliva wie freund,
gesell, vater, nuitter, veltcr , schwager, gevalter, lieber
mann, liebe frau , juugefrau, kerl u. s. \v., durch dimi-
nutive oder augmentative formen, ja durch verschiedne
betonung solcher würter gewonnen ^verden. die verän-
derliclie bedeutung der einzelnen ausdrücke läßt sich aber
nur nach zeit luid ort angeben; manche sterben ganz aus,
andern bleibt eine enge anwendung , wie z. b. schwager
als vertraulicher name jetzt auf fuhrieute eingeschränkt ist.
Dergleichen anreden sollen gar nicht das eigentliclie Ver-
hältnis der freundschaftj Verwandtschaft ii. s. w. bezeich-
jiomcn. pruiioineri. dritter persou. 31/
neu, sondern eine bloße hölliclikeit gewähren; sie sind
lebendigere niul bestimmtere prononilna. die unlerschoidiuig,
welche zwischen unserm er und iJir liegt, wird durch eitt
solclies : mein freund, lieber freund, guter mann! treilcDdcr
erreicht, nicht unriditig habe ich daher Reinh. XXVIII
gesagt , daß in unsrer alten ihierfabel oheim irzt , ii(Jf'e
duzt. die kosenden inid scheltenden anredewürter der
älteren spraclie verdienten eine Zusammenstellung: liier sei
nur an das nihd. und mnl. miune erinnert: siieze minne!
gr. Rud. 1, 17; süeziu minne! Tit. 114, 4; Florls p. 116.
Nocli folgenreicher für die deutsche syntax als die ebea
abgehandelte verrnckung der persönlichen pronomina zwei-
ter und dritter person ist eine andere aus dem \ermengea
des Migeschlechtifjen und (jeschlechtujen proiiomens drit-
ter person hervorgegangne , lief eingreifende Störung ge-
worden.
Dem geschlechtlosen pronomen erster und zAveitcr per-
son zur Seite laufen eiinnal in ganz parallelen formen ein
wiederum ungeschlechliges, dann aber in abweichenden
formen ein geschlechliges pronomen dritter person. da
die dritte person ihrem begrif nach der bezeichnung des
genus viel weniger entrath als die beiden ersten; so er-
kennt man leicht, daß unter jenen beiden das geschlechtige
pron. eigentlich für den ausdruck dieser Verhältnisse be-
stimmt sei, und obwol der form nicht, doch der bcdeu-
tung nach dem pron. erster und zweiter person entspreche,
eben die nothwendigkeit an ihm das genus zu bezeichnen
führte die grundverschiedenheit seiner llexion herbei, denn
diese ist ganz adjccllvisch, jene der belilen ersten p/crsonen
abweiclienil unil nur hin und wüeder (namentlich dem noni.
und acc. pl.) verwandt.
Das andere, kein geschlecht ausdrückende, dagegen
formell dem pron. erster und zweiter pers. vclllig analoge,
pron. ist von dem spradigelst deutlich bloß für d(>n fall
gesrhaden, in welchem die dritte person sich seihst ivie-
der setzt, bezug auf sich zurück nimmt, darum heißt es
das rejlexive pronomen *).
') auch ajif <lcii bcjirif prr.ioii Ist liier prwirlit zu Iej;cn. so wie
dns pron. erster und zweiter person nicht auf soclicn »rclit (wird ihnen
rede und auredu verliehen , ao geschieht dns erst mittelst einer per-
3i8 einfacher salz.
oliiH? (llosc hosondcre rollexive form ^^iiI■(^e dio n'ick-
bczieluiiig der drillen person iinverslandlich und iinklnr
bleiben, deshalb, weil es der erslen und zweiten pej.son
im salz nur eine (sei sie als cinlieit oder mchrheil aiifge-
faiU), der drillen personen aber eine ganz luibeslimnile
menge gibl. lieilU es: ieh sehe mich, du siclist dich, so
licrscht über den sinn dieser worle kein zweifel. der salz
abei-: 'ersieht iiin' würde, wenn uns die rcdexive form ab-
gieiige, bedeulen können: der drille sieht den diillen (d.h.
sich selbst), den vicrlcn ii. s. w. darum ist nun vollkommner
entwickelten spi'achen das reflexiv nolh wendig, daß gesagt
werden könne: er sieht sich; den ausdiuck dieser zurück-
beziehung der dritten person würde der redende, ohne
zweideuligkeit oder lästige imischreibung, kaum entbehren.
gleichwol lehrt die geschichte unserer spräche, dali
einzelne dialecte dieser rellexivform, w^enn sie solche auch
früher besaßen, verlusiig gehn können und dann init dem
hloi\en geschlechtiffeu pronoineii auch für die zurückbe-
ziehendc bedcutuug aiisreiclien müssen, daliin geliört na-
mentlich der ältere niederdeulsclie und noch lieute der
englische luid friesische dialcct. soll in ihm die stalllin-
deiide rellexion deutlicher gemacht werden, so bleibt nichts
anders übrig, als das verstärkende wort selbst hinzuzufügen.
Aus jenem wcsen der reflexiven form aber folgt wei-
ter, daß ihr nur ol)lique casus zuslehn, niemals ein rectus.
sie bietet stets defective formen dar, keinen nom. und
voc; wir werden aber sehn, daß nocli andei-e defecte
eintreten.
für die bezieliende funclion dieses pron. reicht es nem-
licli vollkommen hin, daß nur ein einziger numerus, der
sg., ausgedrückt werde, dessen formen denn auch zugleich
die stelle des dl. und pl. vertreten, der (nicht reflexire)
casus rectus liefert allemal die erforderliche weitere be-
stinunung, deren nochmalige bezeichniiug an den rellexiv-
formen liöchst entbehrlich wäre.
Es lierscht die auffallendste einstimmung zwischen der
deutschen spräche und den ihr urverwandten übrigen in
soniflcation) , schließt auch das reflexivum eigentlich Sachen von sich
aus, was besonders an dem ahd. und nihd. gen. sin sichtbar wird, der
rcilexiv oder unreiiexiv lediglicli von subjectcn gilt, zwar den acc.
sich verwenden wir heute auch vöiiig objectiv, z. b. in der redens-
art: es versteht sich^ ich bezweifle aber daß sich ein solches goth.
sik darbiete.
Uüinen. pronomen. dritter jper so n. 319
der ganzen gestalt und einiiclitung des reflexivnms. man
halle zum gotli. seina, sis , sik, das lal. sui, sil)i , se; das
gr. oi', Ol, t; das liith. sa\v?s, saAV, sa^V5; das altslav.
sehe, sebje , sja (serb. sebe, sebi j se ; polu. siebie, sobie,
si? ; bülim. sebe, sobe , se.)
alle diese sprachen zeugen bloß die angegebnen sg. for-
men des pron., die denn auch für den pl. gellen. Avenn
im gr. besondere ilexionen des dl. und pl, aul'lreten, so
gehören diese olFenbar zu einem andern stamm als dem
sg. , was ich hier niclit Aveiter ausführe.
In der slavisclien spräche erfolgt nun aber auch eine
bcträchlliche ausdehnuiig dieser reOexlvfoinien der bedeu-
lung nach, sie sind alltjemein ziiriickbezithend und gehn
nicht nur auf die drille , sondern eben wol auf die erste
und zweite person. ich v/ill diesen slavismus deutsch aus-
drücken, es heißt, wie bei uns, er sieht sich, dann aber
aucli: ich sehe sich, du siehst sich, statt unseres: ich sehe
mich, du siehst dich; im pl. nicht nur sie sehn sich, son-
dern auch wir sehn sich , ihr seht sich. im zurückbezie-
henden fall werden 'die oblic[uen casus der beiden ersten
pron. gar nicht verwendet, unverkennbare analogie hat
die nur weniger durchgedrungne construction des gr. iav-
toi) lür das pronomen der beiden ersten personen.
icli mochte feinen augenblick bei dieser alhjemeinheit
des slav. rejlexivs verweilen, Avelcher schon oben s. 49
gedacht wurde. sie scheint nicht ganz ohne anklang bei
ims. wir haben s. 43 gesehn , daß das nord. reflexivsufiix
der verba ebenfalls nur von dem drillen pron. cntnonmieu
w^ird, und zugleich für die beiden ersten gilt. ferner
kommt in hd. volksspraclie ein wir freuen sich st. freuen
ims vor (s. 36. 37) und selbst in büchcrn werden sich
spuren cheser ausdrucksweise zeigen lassen. Schweinichen
schreibt 1, 268: gehe ich ia IFG. zImmer , sich (statt
mich) mit IFü. zu unlcrreden.
CS ist schon clwas mehr als volksspraclie, wenn einige
Präpositionen, zur bezeichnung räumliclier riihlung, auch
da mit dem acc. sicli verbunden w'erdcn, wo midi oder
dich siehn sollte. man hört: ich gehe hinttv sich^ du
must nicht unter sich sehen, ich sähe nudersich Phil. v.
Sittew, 1677. p. 127. wan ich hintersich sech H. Sachs
III. 1 . 6^, und bei ihm öfter. ich liel fursich , fieng Ich
an nidsich gehen; da ich iiidsirh möchU' laufen, wohl Ich
hintersich l'lalers leben p. 22. 28. 29. 23. im ackermann
V. Böhmen p. 8 liest Ilagens ausg. hau nicht über dich,
320 einfacher salz.
eine lis. aber: liaw (lil über sich! I/iulier des IG. 1.5. 14
jli. wcrilcti noch inaiiclie belöge licftTn kdiiiicii. wci- wcili
ob niclit Wallliei-s o7, 24 wail iimbc sich! so zu iieliiueii
wäre':* wenn gleicb man aucli mil dem herausgeber wait
iiinbe, sieb! inlerpnngieren , und siel» für den imp. von
seilen nebmeji darf. oder sind alle jene beis|)iele nielils
als adverbiale verbiutnngen , deren sich, au der drillen
persüu enlspiungen , bernacli iingefübll mit der piäp. auf
andere falle erstreckt wurde?
unserer ältesten spracbe indessen liißt sieb durcbaus
nocb keine neigung zu solcber Verwendung des rellexivs
für die beiden ershen personell beimessen , da Ulf. selbst
wo ein gr. lavTov die stelle von i/tuvroü oder oauv-
Tov vertritt, das gotli. pron. erster und zweiter j)ersou
setzt, keineswegs aber mit dem rellexiv der diillen vor-
sclireitel. so wird II Cor. 1, 9 ((f ic.vroJi; verdeutscbt du
uns silbam; I Cor. 11, 31 laVTOVg silbans uns i, II Cor. 10,
12 das doppelte iavTovg sebr wol unterscbieden in unsis
silbans und sik silbans; Joli. 18, 34 ihf' iavrov gegeben
abu thus silbin, Col. 3, 16 iavrovs izvis silbans; in wel-
chen stellen allen aucb die lal. vulg. pronomiiia erster und
zweiler j^ersou gewrdirt.
Dies vorausgeschickt kann ich nun die verwlckellca
Verhältnisse des reilexivums und des geschleclitigen pro-
nomens dritter persou in uusferer spräche näher beliandeln.
Die alhjemeine reyel lautet: wenn ein pionominalbc-
grif dritter person sich auf den im satz ausgedriicklen oder
verslandnen casus rectus bezieht, so niuU das rellexivum,
geht er aber auf eine andere drille person, so nniii das
geschlechlige pron. gesetzt werden, z. b. die erde bewegt
sich, der blitz hat Hin erschlagen.
dieser grundsatz erfährt nur dadurch einschränkungen,
wenn aulier dem verbum des casus rectus noch eine an-
dere verbalform im satz erscheint, und es sich um das
,auf sie bezügliche pron. handelt. dann ist uemlich der
einfache satz zusammongellossen aus einem mehrfachen
und es kann widerstreit entspringen zwischen der bezie-
hung auf das stehende oder auf das liegende verbum (s.
91.) das liegende verbum ist entw. ein inf. oder ein part.
präs. (da unsere spräche kein actives part. prät. besitzt
und mit unserm part. prät. pass. kaum pronomina ver-
knüpft werden.) die reclionskraft des liegenden verbums
ist zwar durcli die des stehenden gedämpft, allein nicht
völlig überwältigt und der alle zwischensalz wirkt gleich-
nomen. pronomen. dritter persoji. 321
8am nach, ist er durch aullüsuiig hergestellt, so hört aller
einiluß jenes stehenden verbums auf^ das liegende wird
selbst zum stehenden, und über die beziehung des pron.
herscht kein zweifei. alles schwanken besteht also bloU
für den unaufgelusten einfach gewordnen satz.
Ich muß jedwede form, die reflexive und geschlechlige,
obgleich sie in den meisten dialecten sich mengeu, be-
sonders erwägen.
A. reflexive form.
Bei unsern Gothen hat sich alles am reinsten und ur-
sprünglichslen erhalten, die drei reilexivcasus sehia , sis,
sik gelten für alle (jeschlechter und für jeden numerus,
ganz wie die lat. sui, sibi, se.
beisjiiele in menge liefern die s. 29 - 32 aufgezählten,
eben durch dies pron. erzeugten reflexiven verba; der an-
merkung werlh scheint, daß zumal ihr particip gern das
pron. ausstoße, vgl. idreigunds, sainjandans, fravaurkjan-
dans, wiewol auch thagkjandans sis, nehvjandans sik.
hier noch andere fälle des rcllexivs. sumai thize bokarje
qvßlhun in sis silbam rivhg roiiP yQUfi fiuTtMV ainov iv
iavTOig Matlh. 9, 3 ; qvathuh auR iii sik (besser wol 5is)
i'Xeye yu.Q iv iuvrfj Matlh 9, 21; lesus ufkuntha in sis
silbin thö us sis mäht usgaggandein o 'hjoovs iniyvovs
Iv £'o:t;TW ir^v i^ aviov (%vapiv f-^slQovaav IMarc. 5, 30;
ith vitands lesus in sis silbin iii)(<)<; öh 6 \h-aovQ iv luvriji
•loh. 6, 61 5 ei habaina fahed melna usfulUda in sis Iva
l'ywüt Tr^v yuQiiv T)]r ifd^v iis'Jih^QWHivi-v h' uvrols Job.
17, 13; sva tliai niludodun sis *) ovtioq avTo) dialoyi^ov-
rai iv iuvTOic INIarc. 2, 8 ; anthar antharana munands sis
auhuman aXhjlovs t]yovfiBVoi iTieQtyovtciS iavTÖrv Phil. 2,
3 ; gasaihvands thau Icsus managans hiidnnans bi sik iSoiV
d'h 6 \f}jOOvg iiollovg öyXovs "^n^Qi avznr (Lachm. uvröv)
Mallh. 8, 18; jabui ihiuilaiigardi vithra sik gadailinda iuv
ßiWiXf.ia i(p iavrrjv jiteQiaü >'/ IMarc. 3, 24. durch uinslcl-
lung passiver constrnclion in aclivo wii'd Marc. 5, 4 das
reflexiv möglich: galuusida af s/s ihus naudibandjus i))(( to
(iuonüü&cci vn avrov ras (xXvasts.
Besondere aufmerksamkcit verlangen die golh. prono-
*) dem gr. text näher in sis, wenn mich ein nllcvivcs niitün sis
(wie tthagkjan sis s. 29) besteht, <in»n bliche tv inwotf; iiünnsgedriiekt.
X
322 euiJ'iicIiL'r salz.
minalconslruclionen in Sätzen , die auch liegende verba
haben.
ji. inßn'div. grht der Inf. auf den casus rerfus, so ver-
steht sich (las icllexivuni von selbst, z. b. in viilva lahnida
visan sik galciko giiUia (laj)inan» rion arbitialiis est , sc
esse siinihlei' doo) Phil. 2, ti ; niiinandans sik agiuns iir-
ruisjan bandjum jneinaiiu (existiniantes pressurani se susri-
tare vincuiis meis) Phil. 1, 16 j jabai hvas gatraiiailli sik
silban Christaus visan (si quis confidit se ipsuni Christi
esse) II Cor. 10, 7. Gelit der Inf. auf einen obliquen ca-
sus, so entspringen für das pron. zwei falle
u. es gehört zum subject des iuf. , nicht zu dem casus
reclus. ich erfinde ein unbedenkliches beispicl , da ich
keines antreffe: sahv niannazi stA; gavandjan (vidil homi-
nem se vorlere.)
ß. es liiingt zwar vom iuf. ab, wird aber auf den casus
i'ectus bezogen, auch liier ist mir kein beleg zur band ;
nach analogie selbst noch der mhd. spräche unterliegt es
aber keinem zweifei zu sagen : bad iua kukjau sis (roga-
vit ut se, i. e. rogantem , oscularetur.)
b. bei dem oblifjiien part. präs, unterscheiden sich die-
selben falle , ^
«. das rellexiv wird auf das ])art. , oder vielmehr das im
part. enlhaltiie subject, nicht aber auf den casus reclus des
Satzes bezogen, gasaihvandei Pailru varmjandan sik iö'ovou
l6v JlizQOV '&tQftairo^iuvov Marc. 14, 67; insandidedun
ferjans ihans us liulein taiknjandans sik garaihtaus visan
untGzetluv (-y/Md-tTovs vnoy.Qivofilvovs iavrovg d'i-
'/Miovg elvai Luc. 20, 20; ni gadaursum gadumjan uns du
thaim sik silbans anafilhandam ov icXfiiöiifV cvyxoh'ai
iuvToit^ Tioi TO)V luviovg GvviüTavovitov II Cor. 10, 12;
galeikai sind barnam thaim vupjandain seina niissd ödoioi
£101 naidloig roig nQog(p(jorovoiv u?.).yXois Luc. 7, 32. iu
der ersten und vierten stelle braucht der gr. text gar kein
pron., in der dritten hat er gleichfalls das rellexive; der
lat. gibt: calefacientem se , c[ui se justos sinuilarent, lo-
queutibus ad invicem.
/?. das reflexiv bezieht sich auf den casus rectus des Satzes,
nicht auf das subject des part. : gaf thaim mith sis visan-
dam l'dtoxs roig oi'v cciiro) oi'ot Älarc. 2, 26. Luc. 6, 4;
qvath du thaim galaubjandam sis ludaium €?.ey£ noog ne-
iiiGxevyjnas uvT(ö lovö'ulovs Joli. 8, 31; \andjands sik
du thizai afarlaistjaudeiu sis mauageiu cjvalh ozQuffelg Tio
nomen. pronomen. dritter person. 323
anolov&ovvTi avTÖi oylco «/Ve Luc. 7, 9 ; sipuniam seinulm
qvilliandaiu sis , laiseith ins löhannes (discipulis suis di-
cenlibus ei , docet eos J.) Sk. 43, 4 ; bisaiJivands bisunjan^
thans bi sik sitandans neQißXerpäfievos y.vzAcö Tot'.c vrfpt
avTov na'dijfiivovg Marc. 5, 34 j saei sukeith hauhitha this
sandjandins stA: ^r^tötv rrjV d'o^av tov ne/irpavTOS avTov
Joli. 7, 18; iiisl apaüslaiiliis niuiza llianinia sandjandin sik
oväh imoorolog fdi'Coiv tov nlfnliavTog avxov Job. 13, 16;
habaid thana stujandan sik l'yei tov zoivovta aviöv Job.
12, 48 ; qvath tbamnia bailandin sik eXsyE tio neKXrjxött
avTov Luc. 14, 12; siäiu niabteigs ganiötjan tliamnia gag-
gandin ana sik et dvvaios ioriv anarrijoai tw eQyofiivip
EU avTov Luc. 14, 31; frauja gabigs in allans thans bid-
jandans sik zvqioq uIovtmv eis nävTag tovs in r/.aXov-'
fiivovs ct.VTOV Rom. 10, 12; ei tbui libandans ni thana-
seiths sis silbani libaina ak ibamma faur sik gasviltandia
l'va Ol ^o)VTes fii]zlTi iavioig ^cöoir, ukla toj virlg avzöJv
UTioQ^civom II Cor. 5, 15. in diesen slellcn hat der Golhe
das reflexive, der Grieche das nicht reflexive pronomen,
und beides liißt sich rechtfertigen. das goth. verfahren
ist der aufgestellten grundregel gemäß , das reflexiv richtet
sich nach dem casus rectus und diese beziehung wird
durch den obliquen casus des part. nicht gehemmt, das gr,
uviög wird nach dem im obliquen part. euthaltnen subject
gefügt, es ist so, als wiire die aullüsung des pari, in einem
^wiscliensatz erfolgt. Die lat. vulg. löst in den meisten
dieser stellen den participialnexus wirklich auf in relaliv-
sälze und braucht dann natürlich das uni^eilexive pron.: qui
cum illo erant, qui in circuitu ejus sedebant, qui credi-
derunt ei, qui misit illiun, qui invocant illum, qui pro
ipsis morluus est. nur in den stellen aus Ijucas setzt
sie das reflexiv : sequentibus se lurbis dixit, dicebat ei qui
se invitaverat, occurrere ei qui vcnit ad sej in (jer ersten
auf goth. weise, in den beiden letzten vuibcfugtcr als der
Gothe, der das parlicip nicht aufgelöst und keinen rela-
tiven casus rectus zu scheuen halle '*).
Hält man beides (« und ß) zu einander, so erscheint
die auifassung des rcllexivs zweideutig, luid erst dei- gan-
zen rede zusanuncnhang kann sie beslinuiien. sandiaiuiin
sik heiiU den lunständeu nach sowol (pii mittil illiim, als
') sobald Lir. das part. aHllöst, cntliält er sicli des reHexivs. Joh.
18, i lesiis vitaiids alla tliüei qveniuu ana inn itdioq nioKt ru Iq/Ö-
iiiva In uvTQv. er hätte sagen dürfen: alla thö qvimaudöna ana sik.
X 2
324 e'uifac/ier nutz,
qiü nilltit se'y varnijamlan sik hnltl (|iii cnlofacit .se , halil
illum. la keinem der beiden falle veihinilel alicr der
(Jollic nüt dem parlieip sein gesclilecliligcs pron,, vielmehr
wo er ihm dieses zufügt, findet weder ein beziig des pron.
auf das siihjcct des Satzes nocli auf das im ])arl. cnlhallne
statt, z. b. Marc. 1, 10 gasahv alimaii algaggandan ana
ina iii uvrov, liier diirlle iiidit ana sik stehn (wie IjUC.
14, 31), v%eil das pron. nicht auf den sehenden Johannes,
noch auf alima geht, sontlern auf Christus; IMarc. 16, 10
gataili thaim mith iuntui visandam rnlg fifi' uvtov yero-
filvois, bier kann, Avie aucli das abweicliendc genus ver-
rälh , imma iu keiner bezieluing slelin auf das verkün-
dende weib , aucb nicht auf die jünger, sondern wieder
auf den boilaud , also wäre sis unmöglich.
das doppelsinnige golb. reflexiv rührt also bloß aus
dem syniactiscben cinfluß des inf. und des parlicips, nicht
aber aus niangelliaüigkeit oder vermengung der prono-
minalformen her.
2.^ Gaiiz anders im ahtl. hier hat das rcflexivpronomen
große besclnänkung erfahren, ein casus nur, der acc. siA,
besteht in der allgemelnlielt des golh. sik, d. h. er gilt
für alle gencra in jedem numerus. ; der dat. hingegen (der
nach der analogie f:ir lauten sollte) ist vüllig verschwun-
den, der ^cn. sm zwar noch vorhanden, allein auf den
Sg. masc. und neulr. eingeschränkt, in der bedcuiung aber
ausgedehnt worden. folglich mangeln dem alid. rellexiv
dat. sg. luid pl. in allen gcschlcchtern, gen. pl. in allen
geschlechtern , gen. sg. im fem., und diese fehlenden casus
müssen sämtlich durch das geschlechtige pronomen ver-
treten werden, in ihnen allen steht also für die rellexive
und nichtrellexive bedeütung bloß eine gcschlechligc form
zu gebot und der Zusammenhang hat, welche gemeint sei,
zu entscheiden.
eine so auffallende abweichung von dem organischen
Verhältnis wird sich nur alJmälich eingeschlichen haben;
zur zeit der frühsten ahd. denkniäler aber steht sie schon
fest, man kann theilweise cinwirkung des alts. dialects,
dem das rpllexivum völlig fremd ist, annehmen, vielleicht
ist aber auch die in dem lalein des JMA. staltfindcMide Ver-
wirrung des rellexiven pron., von welcher ich hernach
noch reden werde, nicht ohne einduß auf unsere spräche
geblieben.
die falle , in welchen das echte reilexiv fortdauert , be-
jiüineii. pronoineji. dritter persoji. 325
dürfen keines belegs ; eher die casus die sich an seiner
stau des gesclilechligen pron. bedienen. für den dativ
stelin überllüssige zu gebot.
dat. sg. masc. susu noh Paulus imu eddeswaz kizelita
(sicut nee Paulus sihi aliquid imputavil) K. 18*; cliortres
inili pifolahanes (detrinieulum gregis sihi coninüssi non
patialur) K. 22'; daz i^mi liuelili \vesan ni welle (quod
sihi quis lieri non vull) K. 23'^; cule zua pifalde, nalles
iuiu (deo applicot, non sihi) K. 23^'; angul imu tud far-
slinte (hanium sibi mors devorel) bymu. 20, 7: galialut
sibuni audre glieislu mit inio (assumit alios Spiritus secuni)
fr. ih. Maltli. 12,45; antwurla denio za imo sprali (respon-
dens dicenli sihi) das. Älallli. 12, 48; habet in imo (in se
habet) das. jMatlli. 13, 21; fona imo (a se) fr. ih. 61, 1. 11;
der sih fona imo selbenio gafulit unfeslan (qui se a se
ipso sentit iiifirinum) das. 61, 19; imu selbamu (si6/met)
Diut. 1, 516-' =■).
dat. sg. fem. den iru eocowelih sanianimc erwelit (quem
sihi oninis congregatio elegerit) K. 57^; cbilildicda irii (com-
placuit sibi) Is. 45, 18 **); ni archeunit nibu daz eina daz
mit iru durahwerct (charitas dei non cognoscit nisi quod
secum pcrmanet) fr. th. 45, 4.
dat. pl. die neowebt im fona Christe tiururin eowelit
wännant (qui nihil sihi a Christo carius existiinaut) K. 24^;
quhätun \nilar im (dixerunt inlra se) fr. ih. IVlatlh. 9, 3;
daz folgclin iui (ut succedant sihi) hyuui. 8, 2; kaaucteiu
im wuulon (ostensa sihi vulnera) hymn. 19, 10.
den gen. sg. fem. uud gen. pl. aller geschl. vermag ich
aus den ältesten (|uellen wenig anzuführen. Jeue gen.
kommen in der coustruction selten vor, gleich dem lat.
sui und goth. seina. vermuten aber darf ich, .schon nach
analogie der possessiven ])ron., daß es heiUen ^Yiirde: diu
frouwä farkizit ira (obliviscitur s«/); die liuli farkezanl
h'o (obliviscuntur sui.) den pluralfall belegt Olfrieds iro
zilötun (üben s. 33) wirklich.
die frage wäre, ob für den reflexiven dativ hin und
wieder lücht spuj-en des organischen pron. fortdauern soll-
ten? R. 23^' hat fona sih (a se) , nicht fona inni, doch
der lat. acc. könnte den ungeübten Übersetzer verführt haben,
') das im gotli. «^anz klare: Iiäiilioilli tun in !<is «loidoff nvio» tv
hämo Joli. 13, :i2 winde ali<!. iimlcutlKli wcrdrii : iiiaii in iniit ; man
fügt also zu iiiiii ein seljcmu (clnrilicahit euin in scnietipso.")
I*') ich citicrc von liicraii tiolzmanuä nll^g. iiacli den Seitenzahlen.
326 einfacher salz.
den tleutsclicn acc. zu gobraiiclien , der sonst der praj).
loua nicht gebiilirl. in sih (in se) K. 23*» mag wirklicher
act. sein. aiicli würde dem ällertn dat. ja die form sih
widerstreiten und nur das gcnuitnialUe siv gerecht sein;^
Wenn eine glosse Diut. 2, 286^ hat: zu st'/i nenieiule (sus-
cipienlcs); N. ps. 17, 17 nam er mih ze sih (assumsil
me); ps. 45, 10 mtn ze sih nemo ist got (susceptor mens);
W. 65, 12 ze sih lokchet, so erklare ich das lieber aus
einer alten construclion von zi mit dem acc. (Grall prap.
242), die in gewissen redensarlen anhielt, als aus einem
dativischen sih, das hier statt inm , im, im Stande, für
die spätere zeit muU dieser dat. freilich eingeräumt werden.
\\ as nun jene infiniliv und particijjialconstructionen
angeht, die im golh. das reflexiv begünstigen, so kann
überall, w^o das pron. im dat. steht, ahd. keine rede mehr
davon sein, es findet sich nur in imu, iru oder im, z. b.:
quementan zi imo (venientem ad .se) T. 17, 4; imo fol-
genten cpiad (sequentibus se dixit) T.47, 6uach INlatth. 8, 10.
für den acc. unterscheide ich aber wieder die goth. fälle
«. das pron. bezieht sich auf das subject des liegenden
verbums : daz man Marcholfum saget sih ellejiun (oben
s. 116); er ne w^olta filios dei sih misceluu (oben s. 117);
thesan fundumes quedentan sih Crist wesan (hunc inveni-
mus dicenlem se Christimi esse) T. 194, 2; nu bechennest
tu daz analutte des sih pergententrugetieveles IS. Bth. 44.
in der stelle T. 14, 4 gisah goles geist quementan ubar sih,
venientem super se, wird IVIatth. 3, 16, nicht Job. 1, 32 ge-
folgt, wonach es iuan, super eitm heißen sollte wie T. 14,
6 gesagt wird, und wie auch Ulf. Marc. 1, 10 nimmt.
ß. auch wenn das pron. auf den casus rectus des satzes
bezüglich ist, sollte noch sih statt inan vorkommen, mir
ist für den fall des inf. kein beispiel zur band , es dürfte
aber wol heißen: er pat dia frouwun sih chussan, er bat
die fran , daß sie ihn küsse, für den fall des part. finde
ich wirklich inan und nicht mehr sih in folgender stelle:
wio nühhiles mer iuwer fater gibet guot inan pitenten
(quanto n)agis pater vesler dabit bona petentibus se) T. 40,
7 aus IMatlh. 7, 1 {rolg uItovöiv uvtÖv.) der Übersetzer,
von dem lat. text sich entfernend , constriüert hier auf gr.
weis*;; Ulfilas würde sagen: bidjandam sili.
Endlich ist nun die schon erwähnte ausdehnung des
ahd. gen. sg. sin, was die bedeulung betrifl, zu criirlern.
das goth. seinu gieng auf alle genei-a, auf jeden numerus,
nomen, pronometi. dritter peraon. 327
stand aber uie unreflexiv, das ahd. sin geht weder auf
den pl. noch auf das fem., sondern bloß auf den sg. masc.
\ind neulr. Da nun aber, wie liernach beim geschl. pron.
tlargolhan werden soll, dessen gen. sg. masc. erloschen ist,
der neutrale nur in absoluter, säciilicher Setzung fort-
dauert; so muß für das masc. überall, für das neutrum,
so oft eine subjective beziehung vorwallet, mit sui ausge-
liolfen werden, das ahd. sin steht also bald reflexiv^ wie
im goth., bald tmreflexiv für es (ejus.) die belege des
unrellexiven gel>rauchs sind inihäufig, weil das von subst.
abhängige ejus überall durch das possessiv ausgedrückt
wird: huedhar ir iu quhanii , odho wir noh sculim sin
(|uliemandes bidan (ulrum jam advenerit , au venlurus
adhuc exspectetur) Is. 59, 9*); daz fona shi selbes mei-
slerluam linicnte teiluemcn (ut ab ipsius magislerio dis-
cenles participemus) K. 163.
3. Das mhd. rellexivum verhalt sich gleich dem ahd., d.h.
es vermag nur den gen. sg. masc. und neutr. «m, und den
acc. sich für jeden numerus und jedes genus auszudrücken •
alle übrigen casus ersetzt das geschlechtige pron.
meilvNVÜrdig sind einzelne ausnahmen, welche, nach
nhd. weise, einen dat. sich statt im gestatten, hierher ge-
hört schon das mit sin, werden, sprechen und heizen
rellexiv verbundne sich (oben s. 36), dem ein alls. im (s.
37) entspricht, auch in Killiarls Trist. 292: was sich ]Mo-
rolt genant (M. vocabatur.) bei demselben dichter 1941
steht: liiez sich ein trinken geben (jussit sibi potum
dari.) **) zumal aber wiid solch ein dativischos sich bei
pra[)0S. getrollen : von dem liebten schine derzuct im ne-
ben sie/t sin bcin Parz. 64, 6; alle sine recken der wirt zuo
sich gewan Nib. 729, 2 Bt^D. Reinh. 596 ; im welschen gast
195'' haben einige hss. an sich, andere an im, luul an der Seite
von präp. erblickten wir (s. 319) jenes anomale die bedeutung
der beiden ersten pcrsonen verlieleiule sich, ja, neben
prap. sieht sich auch für den nichtrellexiven acc: si kuste
mich, dd vielen hin ze tal ij- Irehonc lüdoi- sich (subler
cam , also ^^i:: nider si) INls. 1, 56''; ilaz dem wilden
voln (masc.) wirt ein zoum an geleit luid ein satel ikf sich
(super eum, = uf in) Troj. 15066; ich nünne gol ein unib
*) in dieser stelle kiinntc auf die parlicipialstiiiclur gewicht gelcgi
weiden, in <lcr ro!}::('nden nirlit.
") einige tliiiiiii;^i.sclic didiloi ;;cslalteii sich auch tnic/i für mir
Anit^l). 12l>, 41)2; :$0, 1073; ja W\/.[m di (.til)i): l>i 29o und Hetz
holt mi (mihi): si Ms. 2, \H'\
328 einfacher salz.
sich (iiinbc in, um solnclwcgen) Ls. 3, 27. ^VcIllgcl• auf-
lallcii kann das rcdcxiva und acciisalivisclie sich: iv iu
lui'j)l('r sint in under sich clicicl Wackern. bas. Jiss. 25 ;
sie llicllen mir ein neNVcn hiind mit beiden benden binder
sich Wackern. Ih. 773, 8. vgb Nil). 887, 4.
Ein r(!llexivcs sich bei ohli(juen parlicipien *) knnn
icli niclU aullicibcn , zweifle aber an seiner gilligkeit kaum,
es wird lianplsaclillcb in der jn'osa zu suclien sein, den
diclilern sind solche redensarlen schleppend. Wol aber
lälU es sich bei dem inj', nachweisen
a. bezogen auf den oblltjuen casus: der wIrt in sich uz
sloufen bat Parz. 166, 12; lut sich den haz verenden Gudr.
522, 4.
ß. bezogen auf den casus rcctus: ir gast (acc.) si (nom.)
sich küssen bat; die sich der gral tragen lie (oben s. 118.)
Auch das verliältnis des luirellcxiveu gen. sg. sin ist
wie im ahd., nur daß seine anwendinig für das ueulr.
darum liauliger geworden ist, weil der neutrale gen. es
seltner als im ahd. vorkommt. belege fürs masc. : seint
Anno wart slnis (des stuls) '"*) vili gemeit Anno 725; er
wolde sin (der knappen) biten Iw. 956; daz sicli miu
\rowe sin (ejus) underwant Iw. 4196; ir sIt mit im gecret
luid endurfet iucb sin jiie me geschameu Iw. 2105; du ich
sin rehte war genam Iw. 422 ; nune hau ich sin deheinea
rat Iw. 5826; diu frouwe phlac sin wol Parz. 33, 14; sin
iHiderwant sieb Gurnemanz Parz. 165, 8. Substantive, ab-
gesehn von der formel 'sin selbes,' regiereu den gen. sin
uiclit ***) , es tritt dann immer das possessiv ein; in den
Worten 'der ougen süeze sin"* (seine augenweide, was sei-
neu äugen siiü war) Parz. 186, 18 bezieht sieb das un-
fleclierte poss. entw. auf den notn. süeze oder den gen. pl.
ougen. belege fürs neutrum: du sin den vater belangete
Diut. 3, 91; er hat sin iemer danc iw. 2138; geruochet
sin unser trehten Iw. 4773; unde wil sin unser tr. plle-
gen Iw. 5014; icb hän sin gesworn Wlgal. 6038; des tages
waren sin zwei jar Wigal. 1218; gleubent sin W^ackern.
') das zum snbject des part. geliörige sich scheint, wie im gotli,
(s. 321) imd beim inf. (s. 259) gern wegzubleiben, eine nrk. von
1321 (Kindlingers liürigk. 382) liat rvrande liave, d. i. bewegliclie,
sicIi rülireude.
") die form siiiis f. sin geht uns hier nichts an; reflexiven sinn
darf man sciivverlich behaupten.
**') die in Ben. wb. zu Iw. p. 383, auf der untersten zeüe, ange-
fülirten beispiele lassen sich anders erklären.
nortien. pronomen. drUier person. 329
Ib. 535, 18 u. s. w. , hier Avürde ahd. und auch nihd. bei
Wolfram ein es oder des vorgezogen worden sein.
4. Nhd. ist die wichtigste Veränderung, daß für den dat.
S(j. und />/., in allen geschlechteru, die accusalivforni sich
gilt. damit wurde freilich die redexivform wieder in ihr
alles recht gewiesen und das ihm, ihr, ihnen auf den un-
leflexiven sinn eingeschränkt ; allein die vermengung des
reilexiven dat. und acc. wäre ein größerer übelstand wenn
nicht auch das siezen einen überlluß [von ihnen herbei-
führte, derentwegen man dem sich gern mehr eingeräumt
sieht. dies sich scheint, aber schon lange vorbereiteter,
einlluß des nd. dialecls, der auch für die beiden ersten
pei's. dat. und acc. zusammeurinuen läßt,
einzelne hd. Schriftsteller haben noch bis in das 17. 18
jh. das rellexivc ihm, ihr und ihnen festgehalten, z. b.
der verf. des Simplic. und Eltner: hielt ihm (sibi) die sei-
len, chymicus 430; manche bildet ihr (sibi) ein Simpl.
476; da sie ihr (sibi) gutes thun soll. hebannne 796;
welches sie ihnen (sibi) gefallen ließen das. 74; hießen
ihnen (sibi) geben, chymicus 496 u. s. w.
ienen mhd. präposilionalverbindiingen zu sich, neben
sicJi, steht heute gar nichts entgegen.
auch zu dem inf. oder obliquen part. präs. construle-
ren wir imbedenklich ein auf ihr subject bezügliches re-
llexives sich: lasset das feucr sich ausbreiuien ; wir sehen
den himmel sich aufklären; er beobachtete den vom him-
mel herab sich senkenden nebel ; den sich aufgebenden
gab auch sie auf; er schaute der stf/i drehenden fahnezu;
man gedachte der sich entfernenden freuiule. doch auf
den casus rectus ein solches sich zu beziehen wagen wir
nicht mehr , sondern gebrauchen das geschlechtige pron. :
er bat seinen freund ihm zu sagen ; er bat sie ihn zu
küssen; ihren freujul bat sie, sie (ipsam) zu küssen.
der gen. sein '(oder seiner), auf pcrsonen bezüglich,
vind von verbis abhängig, kann rellexiv oder unrellexiv
gesetzt werden ; hängt das lat. ejus von einem subsl. ab,
so wählen wir das possessiv. statt des ahd. und mhd.
iieulralen es, gebrauchen wir die relative form dessen:
er ist dessen fi-oh (ahd. er ist es fru '•'').
*) mhd. auf dreifaclie weise: er ist es vro, er ist sfn vro, er ist
des vrö, welcliein It'lztereii das nlid. üesa^:/i mdio koinint. des ver-
wendet ziiuuil gern Wollram: wer lougciit des'.' Pnrz. 5Ö8, 15; d6
330 c'uijciclier salz.
5. Die alts. ags. und allfrles. spräche, wie In vielem an-
dern, trelleii aiicli darin iil)ereiii , dali ilinen die lellexlv-
forni des persöidiclien pron. völlig ahgclil, Mas aher nur
ein liisloi'isclier kein organischer ahgaiig ist. sie müssen in
frülierer zeit sämtlich ilieses pron. besessen hahen , Avie
daraus unwiderspreehlich erwiesen ^vird , daß sie das ab-
geleilele rellexivpossessiv nocli nicht gänzlich enlbeliren.
von der alts. niundarl gilt jene behauptung nicht ein-
mal für alle denkniälcr; eigentlich nur für den Ilel. die
psalmen bieten 63, 5. 72, 27 siij in der bedeulung se und
sibi dar; das jüngere wiggerlsche bruchstück 15, 9 Siu
(ipsius) 9, 9. 20 sich (se) , aber sicher rührt dieses aus ei-
ner ganz andern gegcnd als dem Vaterland des Hei.
das geschlechlige |)ron. leiht also seine formen zugleich
für die rellexivbedeutung her, d.h. sein gen. dat. und
acc. können bald unredexiv bald reflexiv gesetzt sein.
beispiele des rellexiven gebrauchs sehe man s. 37. 38.
das alts. wendid iua würde dem Gothen sowol gavan-
deith sik als gavandeilh Ina ausdrücken, der zusammen-
liang muß alles regeln. geng imu heißt reflexiv nichts
als ivit, 131, 2 thd genguu imu is jungoron tö bedeutet
imu ei. höt ina ledian 124, 16 ist jussit se duci; h^t ina
iipstanden 125, 9: jussit eum surgere. nicht anders ags.
altengl. und engl.
In den nd. cpiellen spaterer zeit ist, wie in Wiggerls
psalmen, die reHexivform wieder zu hause. jenem s. 32<S
aus Anno angeführten gen. sinis entspricht sfnes En. 6635
und bei andern s/ner Zeno 1321. braunschw. ehr. 163.
allenthalben steht sik, nicht bloß für den acc, auch für
den dat. sg. oder pl. vgl. z. b. mit Sek (secum) Zeno 616;
to sik Reinke 190. in der form dieses sik oder sek , die
nicht mehr dem mi und di der beiden srsten personen
gleich laufen (obwol das auslautende K wie in ek ich und
gik euch ist) erscheint einwirkung des hd. sich , so wie
die anwendung auf den dat. umgekehrt aus dem nd. in
das hd. übergegangen sein mag. der cölner Hagen schreibt
sich, wie ich, mich, dich.
Aus dem mnl. blieb der reflexive dat. und acc. noch
d^s want zit Parz. 166, 5; unt des mit triwen galien Parz. 580, 18;
ich wil iucli baz besclieiden des Parz. 420, 9; willen icli des liAn Nib.
1921, 2; wie wol ich iu des guiide ISib. 2118, 1; als ich dc's liete
~wkn Nib. 2118, 3. von diesem des uiustäudliclier lieruach bei dem
possessivuui.
nomen. pronomen. dritter person. 331
ferngehalten, nur der gen. sitis erscheint INIaerl. 2, 12.
Stoke 2, 181. 3, 360. Rein. 3374 (: Belins) Floris 782.
787 ; allein , gleicli dem mhd. sin auf den sg. niasc. und
ueutr. beschrankt, die mangelnden casus werden also von
dem geschlechtigen pron. entlehnt.
]Nnl. gen. zins (nur für den gen. sg. niasc); dat. und
acc. zichy für jeden num. und alle geschlechter. die re-
llexivform ist also beinahe völlig hergestellt und besteht
wie im nhd,, aus dem auch das zieh eindrang, da der
auslaut CH neben dem mi (mich), der mundart hier nicht
entsprach.
Nur die engl, und fries. spräche gehen bis auf heute
des rellexivs völlig verlustig und ersetzen es in allen fäl-
len durch das geschlechtige pron. ich liabe weder in west
noch nordfries. stücken, aller nahen einwirkung der hol-
länd. hochd. und dän. spräche ungeachtet, eine spur von
sein und sich angetroffen.
6. Die altn. spräche erfreut sich des ungetrübten Verhält-
nisses, gleich der golhischen. ihre drei rellexiven casus
Siii, ser, sik entsprechen den goth. seiua , sis , sik in form
und bedeulung, und es ist ganz unrichtig, daß Rask mit
diesem , nur der [obliquen casus fähigen rellexiv den nom.
sä, stj, sjä eines demonstrativen pronomens verbindet,
sollte auch Verwandtschaft der stamme statt linden.
beide beziehungen des sik nebeji dem iiif. sind auch
liier zulässig, sowol auf den obliquen casus, z. b. ok huii
leit Petrum verma sik (vidit Pelrum calefacientem se) JMarc.
14, 67; als auf den rectus : badli hann SiHar ver ser
foera hver (rogavit Sifa; maritum, ut sibi lebetem alferret)
Ssem. 52'».
In beiden ncunord. sprachen Ist der rellexive gen. außer
gebrauch gerathen , und nur si(j übrig geblieben, das aber,
wie nhd. sich, für den dat. und acc. jedes geschlechls und
numerus gilt.
B. (jeschlechtige form.
Wie das goih. rcHexiv dem lal., entspricht auch das goth.
15, St, ila dem lat. is, ea, id ; der form und der anwen-
dung nach, alle casus sind vollständig erhallen, alle con-
struclionen sondern sich klar und einlach von den re-
llexiven. seina, sis, sik geiil auf eine nahe drille person,
die im satz zu den» slehendon verbo gchörl, oder in einem
332 eiiiJ'acJier satz.
licgciulcn eiilliallon ist. i.?, imma, ina bezielil sich auf
eine ferne, diillo jierson , dio mit keinem \eil)o des salzes
ziisaiiimeiiliiiii^l. bi sik ist 'Jifol aviöv, Tift/i uinov Mallli.
8, 18. Joli. 9, 22; bi ina 7ii()i umov Job. 9, 18.
In der alid. spräche ist dem nicht mehr so, und ans
düinxdleni grund. einmal ist der gen. sg. masc. des ge-
schleclillgen pron. mangelnd und muß durch sin ersetzt
werden, daiui fehlen dem rcllexiv melu-ere casus, iiir -welche
nun das geschlechtige prou. einsteht (s. 325.) alle solche
Vertretungen beeinträchtigen die syntaclische regel. sfn be-
deutet nicht bloß s»ii sondern auch ejus (masc); in itnu
nicht nur in eo, sondern auch in se. für die gesonderten
formen dauert aber der golh. grundsatz nnd in inan (in
cum) bleibt geschieden von in sih (in se) '■').
Mhd. verändert sich die läge der dinge insofern , als
der gen. sfn für den neutralen gen. sg. es, in unrellexiver
bedeutung, häufiger wird (obgleich nicht ganz durchdringt '"'"),
auch schon einzelne spuren des rellexiven dat. sich (statt im,
ir) erscheinen, von des für sfn hernach beim possessivum.
Nhd. hat durch die vollige Zulassung des sich für den
reflexiven dat. das geschl. pron. beinahe wieder seine na-
türliche begrenzung erlangt; in sich (in se) steht ab von
in ihm (in eo.) doch der gen. es (masc. nnd neutr.) bleibt
verscherzt, und haftet nur unerkannt in einzelnen gen.
consiruclionen , von welchen im verfolg gehandelt -vAerdcn
soll, vertreten wird er bald durch sein , bald durch des-
sen (s. 329.)
Der hochd. dialect hat sich also bemüht, die Unter-
scheidung zwischen dem rellexiven und unreflexiven pron.
aufrecht zu erhalten, obgleich es nicht ganz damit gelungen
und statt der organischen rellexivform des dat. zuletzt die
accusalive aufgcgriU'eu worden ist.
In der sächs. uiul fries. mundart hingegen Avaltete das
geschlechtige pron. für beide bedeutungeu, mit gänzlicher
beseiligung der reflexiven form*"*), wie diese jedoch, auf
verschiedne weise, ins mud. mnl. nnl. wieder eingeführt
*) die bloß in die formlelire, niclit iii die syntax, geliörenden ab-
weichungen des ahd. gesclii. pron. von dem goth. bleiben Lier un-
beriicksiclitigt.
") es (ejus) steht noch ziemlicli oft, z. b. mi tuet is goume Diut.
3, 90; si sint es frö Parz. 23, 13. 47T, 15. 564, 3. 568, 1. AVh. 21,
25. 40, 5. Nib. 670, 3.
'") strenger gegeusatz zu der großen ausdelniung des slavischen
reflexivs (s. 319.)
jioinen. pronomen. dritler persoii. 333
worden Ist, habe Ich vorhiu gezeigt. das paradigma des
mul. gesclilechligen prou. (gramiu. 1, 786) leidet die be-
ricliligung, dal^ der gen. sg. fem. haers lautet, iinterscliie-
deu von dem gen. pl. aller gesclilecliter haer.
Einen hauptunterschied des nord. dialecls von dem goth.
und allen übrigen deutschen bildet der gänzliche niangel
des geschlechügen prouomens, das dem is, si, ita, abd.
es, siu, iz entspräche. es wird dafür im sg. masc. und
fem. ein anderes wort kann vmd hon (gr;imm. 1, 786) *),
für den sg. neutr. und den plur. aller geschl. aber das
demonstrative pron. thul u. s. w., their u. s. w. gebraucht.
Nicht anders verhalten sich das schwed. hau, hon, detj
däu. han , htm , det. Syntactisch aber lialten sie gleiche
linie mit dem goth. geschlechligen pron. und stehn geson-
dert ab von dem redexivum.
Von dem auftreten dieses geschlechtigen pronomens drit-
ter person neben der verbalilexion ist cap. 5 des vorigen
abschnitts geredet worden. die besondere anwendung der
neulralform ez im eingang unbestimmter sätze und bei
Impersonalien wurde s. 222 ff. s. 227 ff. abgehandelt.
Hier scheint es der ort auszuführen, auf welclie Aveise
die nihd. spräche das nenüiche ez, zwar nicht wie dort
Im noni. (224. 274), sondern im acc. mit acliven verbis
zu verbinden pflegt, ohne daß es sich auf ein vorausge-
hendes subst. bezieht, oder ihm noch eine bestimmte be-
deulung beigelegt werden kann, folgende verba geliören
dahin, und es ist besonders ihr Ursprung aus sinnlichen
verrichtiUKjen wahrzunehmen :
ex rümen (loco cedere.) Ysaac unde sin w?p niuosen
IZ rumen Diut. 3, 72; daz err. schiere rumte En. 1964; die
herrcn rümtenz. dar Pioth. 4736; smorgens vor der veste
rümdenr. gar die geste Parz. 54, 7; iS irr. gcrumet hie jNib.
1396, 1; beguudiz. dar rümen Alex. 6336. 6613; er rümdes
im oucli SU l\v. 3314; ich rumez. nicmer hie Gregor 337.5;
ir sults hie rümen Gudr. 1345, 4; winder hat ez hie ge-
rümet Ben. 437; rüme ez winler! INls. 2, 82'; swcnuc
CYZ hie mit scliaiulen rümet IMs. 2, 225^; du rüiucst ez
hie Kall 57''; die boten rümtenz da Karl 97''; er nc
woldis ime rümen Alex. 1709. u. s. w. *) sonst licilU es
*) ob sich ctynioIon;iscli dieses Iiann , Iion mit is, si , brsoixiors
durch verniiltc'luiig des ags. Iic, hco verciiibiucii lasse V bloilit hier
bei seile.
••) N. ps 101, 7: waiida nndere fii^ela rumcnt, sparo ist lieiiiie;
hier hätte sich ein ;'~ rünicnt erwarten lassen.
334 einfacher salz.
oTl: den wcc, Jaz laut, den tau fVib. 887, 1) daz vaz
rumen ; unsrc rcilcnsarl gierig, wie ich glaube, anfangs auf
das gegenseitige ausweichen der tiinzer oder Fechter, ge-
•Wühnlich bcslinunen es beigefügte localadverbia naher.
• es scheiden: nuigct ir iz gesceiden pf. Chuonr. 589;
mölilen six in beiden hun gescheiden l\v. 7275; wir suhi
€Z hie iiiil handfii, wir zvvene under uns beiden, iu einem
ringe scheiden Trist. 6450; su niuoz ez gut scheiden mit
kämpfe under in Schwabens)). 219, wie auch sonst: tlaz
scheide got, daz niuoz got scheiden Freid. 6, 10. 158, 27,
die Vorstellung von gerichtlichem entscheiden liegt nahe,
scheint aber doch jünger als eine sinnliche: das holz spal-
ten, Nvitu sceidan (lignum findere, vgl. alln. skeid, holz-
löllel)? lind dann wäre die bedeutung: zerhauen, den
knoten lösen, etwa wie wir heute sagen: es klein kriegen.
ez siienen: daz six suontiu HofFm. merig. 98; süene
ez Nib. 2273, 4; ich bringe diesen ausdruck nur zweifelnd
hierher, denn in der ersten stelle ließe ez sich auf das
ein paar verse vorausgehende urliuge ziehen, suonan ist
ahd. judicare und componere, versöhnen, dürfte man das
ez deuten aus dem zeichen der sühne, dem sühnkus (os-
culum pacis), so wäre ez süenen soviel als : den sühnkus
zuerkennen und dann geben, nnl. ist zoenen gerade zu
küssen, zoen , zoentje osculum. doch fordere ich noch
weitere belege des scheinbar beziehungslos stehenden ez
bei süenen.
ez irren: ir irret iz pf. Chuonr. 1486; sonst den wec
irren (RA. 633.)
ez nemen y benemen: ne hete iz in diu naht benomen
Diut. 3, 81; iz ne beneme ime der tut oder ehaft nut
Roth. 4925 ; ehaftiu not hat irs benomen Iw. 6042 ; it ne
neme ime echtnut Ssp. 1, 70; auch hier muß an eine
sinnliche wegsperre gedacht werden, ohne ez Alex. 2585.
ez rihen (molliter attrectare): du begunden si (di vide-
laere) ez riben nüt kuusleclichen grilTen Wigal. 8479, künst-
lich aufstreichen; er ist an dem tanze ein rehter treibel,
mit dem fuoze evz walket imd r?bet IMs. 2, 57"^, mit dem
fuß streicht der tänzer auf dem boden leicht einher *).
ez walken (pulsare, tundere): die andern teiten rlter-
schaft, daz sie:, wielken vaste unz an die naht Parz. 82, 7;
die kameran-e bi der lur wielken ez mit starken siegen
Wigal.- 9490; sie wielkenr. hin u. her (schretel u. her 254);
*) liinter zispet muß ein comma stelin.
nomeii. prononieii. dritter persoji. 335
si begondeiii relite walken als dri Avilde falken under den
kleinen vogelKn Geo. 142; nvi luz wir ez walken! Otloc. 512^
er. rvikisen, ein ähnlicher, noch unerklärter ausdruck
erst in einer stelle bei Nilhart aurgefunden : wir siUn es
üf den auger wol wikisen Ben ^41. dem verhiim liegt
ein subst. zum gründe das ein eisernes geräthe ausdrückt,
wahrscheinlich xvukistn , tvejisen (pflügen) ]N. ps, 64, 11.
ez rüereiif ein gern von saiten und andern Instrumenten
geltendes wort: si kundens anders rüeren mit den eckeu
\Mi. 450, 26 ; die vinde hefßuidenz (so lese ich) rüeren
Gudr. 701, 2; ahi wie er ez ruorte in deni strite ! Rab.
558; wir sülu ez mit strite vaste rüeren Rab. 590; aller
erest siez manlichen ruorten Rab. 741; ah* ^vies "VTolfhart
dii ruorte ! Rab. 749 ; si sidnc mit llatschen rüeren den
beiden üf den renden Bit. 8449 ; alii wie si ez ruorten uf
die helme mit ir siegen Dielr. 3418; aln wie mans do
ruorte nüt strite! Dietr. 8854; alu wie sies du ruorten
mit den siegen! Dietr. 9136. lauter Übertragungen der
redensarteu vom saitenspiel auf das spiel mit den schwcrten.
ez strichen'} aufstreichen, aufspielen, wird vielleicht
auch vorkommen.
ez klengen? ich finde nur das intransitiv mit lan: der
llez ez euch mit strite erklingen Rab. 730. jenes wäre
schöner.
ez tichen ; swer mir ez mit den vuiden liiule hilfet
liehen Gudr. 1389, 3; wies Gtsel da mit tanze tichen sol
Ben. 385. 2, 83^; da sis nüt jamer muosten tK-hcn JMs. 2,
15^; wie sie ez tichen i\f dem wal Oltoc. 158^. schon
wegen der, wie bei riben, walken, rüeren, hinzu con-
struierten präp. mit mui\ auch für tichen eine sinnliche,
von spiel, tanz, gesang oder einem andern geschaft aus-
gehenile bedeutung gemutmaUt worden, wekhe hcrnacli in
die a1)slraclion : es vcisuclien , probieren mit etwas? oder
vielleiclit vollführen, zu ende bringen? übertrat *).
•) stolze mnfide, ir siilt ein niiiwcz (s. 2fi4) tichen (neues spiel,
lieH anflehen ?) IJen. 441; die vopcl went ir {lesnnr aber ticlirn den
siinier laue, (wieder ersclinilcn lassen, anstimmen?) I5en. 4:Ui; da
wider lAzent naiitifinl dar tiilien (ihre stimme erseiiallen, srlilapen anV)
Ben. 440. Nun aber hei Her!). 51c: niit sieben und mit stiehen die
lebenden daz liehen, dnz die töten waren tot; irli deutete 1, 9;<7 biil^len,
imd wirklieli weist Schni. 1, .S.tI ein deieiien = biil^en, vergüten anf;
kann man sa{,'en : den •lesanji bii|ieii, sieh satt sinj,'enV wie den linn-
ger biil',en, .stillen V dazu stimmt das 'ein iiiuwez' nieht. \.s. 3, H'irt
ticlict := geht langsam, schleicht, bei Schm. ein bair. deichen, tardo
336 einfacher aalz.
ez liehen: lal ez lieben die lliuncn Nih. 1824, 3; an
der liehen briilcM-rmcn Imobez. Ijigoliuur IJeii. .'iOO; du
liusl iz eihaben \)[. ('Iiiiour. 5505; daz ez erhalieii ^vlII•de
Nib. 1817, 7. ^vahrscheinlich zuerst vom anheben bei
spiel oder gelag, erliuop daz liet Pieinh. 249.
ez enblandeii: wil ich iz mir enplanden fr. l)cll. 1382;
wurde iz in enj)Ianden das. 1503; got eine niac in helfen
hin, ob er imi enl)landen wil I\v. 6342; wir niüezcn ez
slai'ke cublaudcu den armen unt den handen Iw. 6391;
daz volc niohts den ougen nilit enblanden Parz. 231, 25;
nu muose imr. enblanden Tnrl. Wh. 15^; si liezen inr,
enblanden Pvab. 599. 662. Olloc. 255'^; er muozs enblanden
an den liden JMs. 2, 254^; swer volget dem Schilde der
sol ez enblanden dem Kbe, dem guole, dem herzen, den
handen JMs. 2, 29^; der sol ez dem Kbe enblanden Ms. 2,
37^; der werlde ze minnen eublienders saien sinnen Wigal.
142; doch enblieudensz den ougen Flore 7729; ja em-
plienden siz, ir banden Bit. 9120; statt des ez kann auch
daz, oder ein bestimmtes subst. siehn; der knabe enplient
dem rosse daz Bit. 2954; kint, laut in den reien wol en-
planden! lAIs. 2, 81''. die abstracte bedculung ist: bemü-
hen, anstrengen, sich kosten lassen *) , (nur Wolfram, in
der angeführten stelle, scheint es abweichend für ei'sparcn
zu nehmen.) es muß aber wieder eine längst verdunkelte
sinnliche dahinter stecken, die vielleicht von der bereilung
des getrankes hergenommen ist? plantan heißt niiscere
(schon das golh. blandan 1 Cor. 5, 10. 11) und 0. IV. 12,
passii incedere, bei Stalder 1, 280 tichen schleichea, lacern. galt
das wort von einer langsamen, sclileifetiden , feierlichen bewegung des
tanzes und gesanges? es ist ein ablautendes verbum, und doch lassen
die übrigen dialecte dabei im stich. — Nur das erst neu wiedcrge-
fundne goth. gadikis (nAüa/f«) Rom. 9, 20 konnte auf ein deika,
däik leiten, zu welchem sich däigs (massa) Rom. 9, 21. 11, 16 ver-
hielte wie zu tiche das subst. teic (gen. teiges) obwol ich nicht ver-
stehe warum n?.i'.nnc durcli digands statt deikands oder wenigstens
deigands gegeben wird. Zusammenhang dieser Wörter angenommen,
würde tichen ursprünglich auf die bereitling des teiges, der brotmasse
gelin, was ganz von der vorhin versuchten erklärung ablenkt und
eine sehr kühne üliertragung auf den gesang voraussetzt.
') ahd. kiplantan (confectus, abgearbeitet) Diut. 1, 493^ 496a;
waren mir inhiandene (moiesti mihi erant) N. ps. '3i, 13. 54, 4;
tiu inblandena (niolesta, adversa fortuna) N. Bth. 105; inblandeno (adv.
«iifficulter, mit mühe, schwierig) N. Bth. 202; nist themo thar in laute
tod io thaz iublante, tiiaz sinan frinnt biweinö (keiner ist in dem land,
dem der tod die boschwerde zufüge, daß er seiaeu freund zu be-
weineu habe) O. V. 23, 245.
nomen. pronomen. dritter person. 337
23 sagt von dem verräther : tLer tlilseu ecaden blianl
(braute , stiftete.)
er. hrimven folgere Ich aus: wiv siiln ein nIu^vez briu-
wen Ben. 352, wie ein niuwez ticlieu (s. 264.)
es. bieten, erbieten (laute tracfare): ich erbiuli iu, daz
es AiiiplKse Gamurete nie baz erbut Parz. 406, 3 ; nu sol
ein ieslich sa'lec wip erbietens guoten liuten wol Parz,
660, 23; mit Avorten und mit sinne erbuten sis einander
"wol Wigal. 3144; daz es nie Avirt niere sinem gaste baz
erbut Iw. 6550; ir erbutet mir es liie su wol Trist. 1537;
nie lieben gesten nians su giietlich erbut Nib. 734, 4;
kan, als ein erber toliter sol, es iederman erbieten wol Ls.
1, 383; unde bietes sime gaste so Amgb. 6^; ein biderber
w^irt sol es wol erbieten dem biderben unde euch dem
Schalke Amgb. 32^; empfieng in in sin hus und buls im
W'ol Bon. 91, 9; er wolcls im bieten dennoch baz Bon. 91,
24. die redensart stammt aus der bewirtuug der gaste
her, und gilt vom darbieten des tranks.
es bi'inijen , ursprünglich: einem das glas, den bechcr
zubringen, propiuare, noch im 16. 17 jh. liäuflg : ich
bring es dir, ich bring dir das *). doch ist mir kein mhd.
ez bringen in diesem sinn erinnerlich, dagegen sieht ab-
stract: sus het ers umbe si alle brüht Iw. 2652, es um
sie alle verdient.
es tiion : si hetens dicke wol getan an maneger riter-
schefte Wigal. 9140; diu maget tcls da harte guot Wigal.
11016. in beiden stellen ist von heldenarbeit die rede;
so auch in der passiven redensart : du wart es w ol getan
Gudr. 184, 2. vgl. Parz. 726. 9.
es triben: ez hals getriben w^ol zehen jar Wigal. 4316,
von einer gespenstigen erscheinung; ich tnbes kurz ode
lanc Iw. 7792.
Wahi'scheinlich noch andere. aus unserer hculigcn
Sprache etwa: es aushalten, es ausliaden, es treiben, e*
einrühren, es eintranken, es einbrocken , es brauen u. s. w.
Mnl. het riimen ; si musteiif rumeu te hären scanden
Stoke 3, 153; muslenf daer rumcn 3, 162; ic ue rumef
dur ghene nut 3, 383.
Diesem Itet rinnen inid dem mhd. es rinnen cnispricht
das im franz. noch jetzt gellende /e ceder ; auch /'empörter
gehört dahin , wofür ioH den parallelen deutschen ausdruck
') woher das ital. far briiidisi.
338 einfacher satz.
niclil fiiule , (lonii unsor: es davon trogen wlrcl nicht XAiAS
vom sk'ger gobiauclit. urs|)riingli(;li wol : die faluic, die
rüstiing (spolia) davon tragen, aus dem feld als sicger
lieimkehrcn *).
Das in der spateren ahstraction bedeulungsleer gewordne
es drückte also in dem sinnlichen begrif der vor/eil gerade
etwas allgemein bekanntes aus, worauf es bei vollbringuny
der Sache ankam, alle diese rcdensarten weisen auf ein
frühes allerthum, das an kämpf, s|nel, tanz, gesang und
trinkgelagen seine größte freude liatle. sehr hoch hinauf-
reichen werden sie darum sclion, weil Notkers inblanden
bereits ganz abstract erscheint, von den ahd. dürren Schrift-
stellern lernen wir solche constructionen nicht, so verbrei-
tet sie zu ihrer zeit gewesen sein müssen.
Für etwas anders halle ich unser iihd. ebenfalls ac-
cusatives es , das wir in redensarten wie : ich ziehe es
vor, unterlasse es nicht, schiebe es nicht länger auf, zu
sagen, ii. s. w. dem infinitiv voraussenden, das also in
der folgenden construclion gleich seine beziehung faulet,
nicht wie jenes es in etwas un ausgedrücktem , aber ver-
stauduem.
Possessives pronomen.
Ans dem genltlv der persönlichen pronomina werden ad-
jectivische abgeleitet, welche sich bec|uem zu Substantiven
construieren lassen, während jener gen. selbst sich mit
verbis verbindet, unentbehrlich waren die adjecliva nicht;
man hätte auch bei subst. mit dem gen. ausgereicht.
Die ältere spräche zeugt aber bloß aus dem iinge-
schlechtlgen pron. possessive formen, keineswegs aus dem
geschlechtigen uureilexiven pron. dritter person, dessen sechs
genitive zur bezeichniing aller possessiven Verhältnisse ge-
nügten, demselben organisnuis begegnen wir in der gr.
lat. und in den übrigen urverwandten sprachen; auch die
') das franz. le in diesen plirasea halte ich nicht für den acc.
masc. (illiiin) sondern für einen Überrest des neutr. (illud); das foljjt
klar aus je le suis == ich bin ez (s. 274), wo der acc. unstatthaft
ist. aber aucli in il y a (s. 227), il pleut (s. 252) läßt sich il als
jieutr. durciifiiliren, weil im beginn des siitzes die beiden anlautenden
buchstaben ;71ud erhalten blieben , in dem zwischen' andere Wörter ge-
sciiobneii le die beiden folgenden (il/ud.)
nomen. proTiomen. possessives. 339
ronianisclieu sind nicht davon abgewichen. Unter unsern
imuidaiteu bleiben ihm treu die goth. ahd. sächsische, frie-
sische, nordische, kurz alle außer der nhd. und nnl., deren
abirrung sich aber schon auf die nihd. und iiiul., wenig-
stens dem beginne nach, zurückführt.
Hieraus ergibt sich schon im allgemeinen, daß Störungen
der possessiven construction hauptsächlich für die drille
person zu erwarten sind.
Auf alle possessiva erstreckt sich folgende bemerkung:
mit Substantiven verbindet unsere spräche, gleich der lat.,
und von frühster zeit an nicht den gen. des persönlichen
pi'ononiens, sondern überall das adjectivische possessiviini^
erst für die dritte person, im unrellexiven fall, wird jener
gen. gesetzt, so lange sich aus ihm kein unorganisches poss.
erzeugt hat. demzufolge heißt es z. b. gotli. svera atlan
meinana, sverais altan theinana , sverailh altau seinana,
aber svera attan is (honoro patrem ejus.) Die gr. spräche
zieht auch bei der ersten, zweiten, so wie der dritten re-
ilexiven person den gen. des persönl. prou. dem possessiven
vor: tifio) %6v naiioa fiov, Tifiäs t. n. oov, Tijitä t. n.
iavTOV , so daß diese conslructlonen mit der unrellexiven
iißiöi tov iiaTiQu uviov paralleler laufen. Ulf. löst aber
jederzeit die gr. gen. (außer im unreflexiven fall) in goth.
possessiva auf, wofür es kaum der belege bedarf, da sie
sich allenthalben darbieten: [nov ftadr^rrjC , tneins siponeis
Luc. 14, 26; ol fiuOr^Tai cov, thai siponjus theinäi JMarc.
7, 5; iz 'Veöir^iös fiov , us jundai meinäi Älarc. 10, 20.
liuc. 18,21; nuT£Q i'^/iüi\ atta iinsar ! JMaltli. 6, 9. dieses
unsar ist klar das poss., denn der gen. pl. des persönlichen
pron. würde inisara fordern, das ahd. fatar unsar könnte
zweifelhaft scheinen , weil mit der possessiven foi'm hier
der gen. pl. zusanuiienlrift, aber schon die Übersetzung
aus dem pater nosler der vulg. hebt alles bedenken, weiui
daher noch jetzt im lutherischen gebet gesprocheu wird:
valer unser, so ist das kein gracisnuis, sondern allerlliüm-
liche nachsetzung des posscssivs (IMatth. G, 9. Luc. It, 2
stellt es Luther voraus: unser vater.) Die ndul. diciiler
lieben, wie im verfolg gezeigt worden wird, unjleclierte
U(1j. den subst. nachzusetzen; das gilt auch von den pos-
sessiven , die zumal im reim haulig voikon)men : der biuo-
dcr S/n ISil). 9, 1; der neve s/n iSib. 11, 1; vil liel)iu
nuioter viin IN'ib. 15, 1; vrouwe vi/n TSih. 17, 1. I\v. 2162;
vil lieber vater m/n JNib. 53, 1; lieber hcirc ml'n l\v.
7528; durch den willen min j\ib. 62,3; vor allen vteudcn
\ 2
340 einfacher satz.
sin Nih. 62, 4; ez isl iiilit von den ßcluilden sin ^ von
den iinSii;lJcn uiin, Iw. 4067; al die üvenliure sin l^arz.
3, 18; der «larlcr d/n Wli. 49, 12; den Inuioder min l'arz.
6, 25; der valcr sfn Parz. 14, 14; und allcnllialben so-
man liiile sich, diese dem sahst, iiacligeselzlon possessiva
für gen. des ])ersünl. pron. zu hallen; das Aviire eine völlig
iindeulschc liigung. liciile ist die poslposilion unslallhall,
oder würde, selbst in liedern, aUecliert allerlhümlich
klingen.
Dies vorausgeschickt kann ich nun die possessiva der
elritten person abhandeln.
das golh. sein, seina, seiuata hczielit sich gleich dem
pcrsünl. gen. seina, auf je'des genus und jeden niuuerus,
aber nur im wirklich rellexiven fall, es geniigl n)ir belege
für das fem. und den pl. niilzulheilen: jMarja bisvarb foluns
is skufla seinamma ßluQ.-u i^tjiia^e ratg -if^oi'^iv avTiji;
tovs nodas ccviov Joh. 12, 3; gabar sunu seinana iiexs
lov vlov avT'ijS Luc. 2, 7 : (jvenes seinäim abnani uf huus-
jaina ai yvvuutp Toig id'iofs drd'Quoi Eph. 5, 22 ; garun-
nuu leikinuu saühte selndizö ovvi]Qyovto -O-taw^ifvcüitut-
ano rojv aoOsveiMP aviüJv Luc. 5, 15; lel thans dauthans
filhan seinans duulhans arpsg zovg vexQovg ■OüU'ut rovs
iavTMV vexoovc Luc. 9, 60, so gut nemlich sik neben
dem inf. steht, darf es auch das poss. seius. nicht anders
bei dem obliquen particip : vaürkjandins bl muna viijins
seinis IveoyovVTog tcaru rr/p ßov/.iv tov DiXijfturoQ uuxov
Eph. 1, 11. Der noin. dieses reflexiven poss. ist nur dann
denkbar, wenn zu dem nom. des subjecls ein andrer nom.
prädiciert wird, z. b. in redensarten wie: er ist sein eigner
feind, sein eigner ankläger, ille ipse suus fuit accusator,
dürfte auch der gotli. nom. seins stehn. Überall wo
keine reüexion statt findet, muß der gen. des geschlech-
tigen pron. steliji.
Weit beschrankter ist das ahd. sin auf der einen, aus-
gedehnt auf der andern Seite.
a. reflexiv gilt es ledigllcli im bezug auf ein männliches
und neutrales subi. im sg. , nicht mehr aber im pl., und
ebenso wenig für das fem. überhaupt, es heißt also z. b. er
eret si'wrtu fatar, sinn m\io{nT\ hingegen: sie erent /»'o fatar,
siu eret ira muotar; laz tute bigraban iro toton ]Malth.8, 22.
b. unreflexiv auch für den sg. masc. , dessen gen. im ge-
schlechligen pron. mangelt, sme ebanluzon (ejus discipuli)
R. 16*. jenes (?ret sinan fatar kann außer colit patrem
suum den sinn haben; palrem ejus ^ dea vater eines an-
iLomeii. pronomen. possesswes. 341
dcrn, da sich nicht mehr wie im golli. eageii ließ: sveraitli
allan is. T. 2, 5 vocabis nonien ejus: iieinuis ihii sinun
iiamou (golli. liaituis uamo is Luc. 1, 13.)
dieser einscliränkuug und ausdelinung zur seile lauft eine
gauz analoge des geschleclitigen prouoniens:
a. iinreilexiv kann es auf alle gesclilcchler, nur niclit auf
den sg. niasc. gehu,
b. reflexiv aber aucli auf den sg. fem. und den pl. aller
gescblecliler, z. b. filia colit patrem suum lautet: tolilar
eret fatar im , filii colunt patrem suum : suni erent falar
iro , in welchen beiden salzen, dem Zusammenhang nach^
aucii ejus verstanden werden kann.
die entfernung vom goth. Sprachgebrauch ist so stark,
daß oft gerade die un)gekehrten pronomina statt fuiden,
z. b. jenes Marja bisvarb loluns is skufta seinmnma wäre
ahd. ]Mar. gisuarp sine fuozi mit ira iahsü,
Mhd. verhält es sich , der hauplsache nach , wie ahd.,
doch ist folgendes wahrzunehmen :
1. das possessivum Sin läßt sich vielleicht noch bei ein-
zelnen dichtem und als seltne ausnähme in seiner älteren
alltjeineiiiheil nachweisen. ich habe nur eine stelle aus
llerbort 15'^ angemerkt, wo es für den pl. fem. gebraucht
stellt 5 es ist die rede von Venus, Juno und Pallas und heißt
dann: ir iegeliche mir sine gift bot. Parz. 659, 24: diu
fruht sinr muoter muoler wirt.
2. gewöhnlich und in der rcgel hat es nur beziehung
aufs tniisc. und neutr. , sowol für den fe/lexiuen als den
unvejlexiuen fall, letzteres z. b. : des (cujus) vater hiez
Sigenuuil, sin (ejus) muoler Sigelint Nib. 20, 2; in si'nen
besten ziten, bi sinen jungen tagen man mühle michel
wunder von Sifride sagen Nib. 23, 1 ; der künic klagte
sere, sam tet ouch sin wip Nib. 2017 , 1; sin valer Parz.
5, 25 ; sin eller sun Parz. 6, 2 ; daz er het e gesehen di-
sen ritter oder sinen schin Parz. 18, 12; daz ir sigelus Sit
gesehen, daz ist ^von siner kraft 'geschehen Wigal. 613;
und damit reichen die meisten gedichte aiis. lun* nicht
Wolfram, dessen slil schon so gedrängt und gedankenvoll
ist, wie die bessere nhd. prosa; ihm wird, für die nicht
rellexive bedeutung, neben dem ])ossessivum ein demon-
stratives des ^ aber im sinn von ejus, ziun bediirlnis , und
zwar, so viel idi sehe, in nachstehenden fällen:
a. wenn in dem salz ilas poss. sin bereits enthalten isl
luid beziehung auf ein weiteres djitles subjcct nOlliig wild:
342 einfacher salz.
nuiotor, bruotler, noch des laut sin ouge nlninicr ni(*r er-
kus Parz. 12, 16; shis valcr fremle und des not l'arz.
112, 13; sins valer helfe und des rat ^Vh. 'JS, 20;
Sin ors von Iscr truoc ein dach, daz was für siege des
gemach Parz. 36, 22; S/ii sweher u. fies wip Wh. 175,23.
in allen diesen bcispielen würde sfn misverslaiid erzeugt,
nemlich falsche beziehung auf das subject, dem sclion das
erste sfn gehurt, veranlalU liaben.
b. wenn , oline ein andres sin im salze, der bezug zwi-
schen mehrern subjeclcn schwanken könnte: si enphien-
gen von im ir laut u. des geniez Parz. 52, 5; der wise
man enzelt dechelne sippe zwischen vatcr u. des kinden
Parz. 752, 12; Tybaldes laut u. des w?p du liast ^A^h. 457.
16; got halde iuch alle, benanm den künec vi. des wjp
Parz. 148, 1 ; din niinne ist sluz unde baut miiis herzen
und des fröude Parz. 76, 26; er dersach eins turnes gujifen
tint des dach Parz. 161, 23; er enbut Artuse ii. des wil)e
Parz. 625, 17. auch in solchen fügungen würde sin leicht
Zweideutigkeit herbeiführen, das des ist gewöhnlich von dem
ininiiltelbar vorliergehenden subst. abhangig.
c. bei einfacher abhängigkeil, da, wo ohne misverstand
auch sfn gebraucht werden könnte : der nieister j^onielras
soll ez geworht han des haut Parz. 589, 14: Tybaldes
räche u. des nit ist alrerst um den wurf gespilt Wh. 26, 2 ;
den künec u. des kint verliez Wh. 102, 15; der regen u.
des guz Parz. 603, 7; Tybalt und des gerich AVh. 44, 22;
got selbe u. des kuust Tit. 104, 2; guol man u. des guot
wip Parz. 740, 29; wie Tilurel u. des sun Frimulel den
gräl braeht üf Amfortas Parz. 455, 17; nu kom Tibalt u.
des sun Wh. 364, 1; zumal liebt Wolfram die phrase:
luid des wip : da der wirt saz u. des wip diu burcrävin
Parz. 34, 9; der künec u. des wip Wh. 129. 8; der künec
Artus was alda u. des wip diu künegin Parz. 644, 17; ich
vant den künec u. des Avip Parz. 653, 28; Artus u. des
wip diu küngin Parz. 684, 17. hier würden alle übrigen
dichter sagen sin wip ; doch einmal hat Wolfr. diu küne-
gin sfn wip Parz. 671, 1 und mit nachgesetztem poss. : Ar-
tus u. daz wip sfn Parz. 698, 17. *) er verwendet auch
des^ voUkonuiien richtig, in bezug auf subst. eines voraus-
gehenden Salzes: hie ist ouch Gäwan des sun Parz. 66,
15; Clinschor, des ueve, Avarp alsus Parz. 656, 18; des
tut schoup siufzen in diu wip Parz. 161, 3.
') so aucli: icli bat den künec mit sine man Parz. 528, 11.
iiomen. pronornen. possessit^um. 343
(]. einigemal bezielit er shi und des nebeneinander auf
dasselbe subjecl: sin herze und des sinne ranc nach wibe
lune Wh. 22, 24 (oder des herzens sinne?); Amor der
niinnen got und des bühse und sin ger Wh. 25, 14. Wenn
Wh. «SO, 4 zweimal s/n von verscliiednen subjecfen ge-
braucht wird : von welheni laut sin iiberval üf sinen scha-
den wfiere getan? so war hier gar kein des statthaft, da
sich das erste sin auf den gefragten, das zweite auf den
fragenden richlet *). Überhaupt kann man annehmen, daß
näheren subjccten sin, ferneren des gebühre; auf den casus
reclus geht niemals des , nur si7i , aber dieses auch auf
den obliquus, d. h. stn steht bald rellexiv, bald unrellexiv,
des immer unrellexiv.
2. der gen. ir gilt für den gen. sg. fem. und den gen. pl.
aller geschlechter, d. h. für das goth. izus , ize, izu, für
das alid. ira, iru (bei N. und W. schon iro , iro, im 11,
zum theil 12 jh. ire, Ire.) er steht aber beides, in un-
rcllexiver \md rellexiver bedeulung. dieses z. b. diu kü-
lu'gin lie liegen den künec ir man Iw. 99; sus schieden
si sich von ir valer \\ h. 6, 18. jenes: ir enschadet der
winter an ir schrriie Iw. 579; daz ez ir keiner wart ge-
Avar Iw. 102. reiche belege im wb. zu Iw. s. 106. 109.
■Selbst mit dem arliUcl kann dies unveränderliche ir ver-
bunden werden: ich laze iu iuwer guot luide iuwer swester
habe daz, ir Iw. 7688; den luwern ])jis an den ereu, unt
den ir anme guole Iw. 6058, wo wir heulo sagen: das
ihre, den ihren.
An die stelle dieser beiden possessiv gesetzten ir bildet
nun die reine luid höCsche mhd. spräche eigentlich noch
kein adjeclivischcs ir , irin , irz, und wenige slcllen da
wo es abschrc'iher einschwärzten zwingen zu dessen bei-
behallung. im ganzen Iw. kein beisplel. doch M olfrani
bat iriu bein Wh. 25'J, 9; Wirnl: vor irre juncfrouwen
Wigal. 4042 ; irre muoler (matri ejus) AA ig. 7440; ireni
lobe Wig. 10473. bei Golfried, Rudolf, ('onrad und den
meisten andern lauter unveränderliche gen. ir. eher ge-
slallet der volksmäUige slil das possessiv: iren lip Nib.
1473, 4; iriu (in der rasur) TS'Ib. 1290, 2; iren JNib. 1956;
3 (in einigen hs.); iriu dinc Kl. 189.
') solche sin in niiicni fcal/ :iMt' verscliiedncs subjecl bezogen sind
frcllicli l)ci ancbrn (ridilcin weit liiiii(i<;er, ■/.. h. llarlninnii sa«;!: <lö
antv.urt er uiit i>in wip beide giiol «incle b'p vil gar in ttne gewalt
Iw. &097.
344 einfacher satz.
unlciigb.ir Avarcn solclio formen schon unter dfn JIcli-
tern des 12 jli. zienilicli gangbar; 7Avar die gcncsis Diiit. 3
liat jiiii' den gen., 7.. b. smiii chiiit und irc. bniii 3, 82;
ininlu ^Vlb und ire ])arn 3, 83; mit allen ire cliindcn 3,
83; so auch ire burchveste pf. Chuonr. 874; ire krapht
das. 1216. hingegen: daz si ernie (so die hs.) lierrea
vuren Roth. 144; iren ruof si du liuben Roth. 179; ich
wil es gerne iren rat lian Roth. 531; zu iris vatcr keme-
iiaten Roth. 2332; iren walt Alex. 662; an im Jibe Alex.
1313; an im guolc Alex. 1315; di swesler im bruoder
Alex. 3010; nurli iren holden Alex. 1853. 1905 und in
diesem gedieht öfter; iria wort (ludes gehugde 205); iriii
swert (das. 958); iriu tougeii fundgr. 130; im magetuom
fundgr, 194; mit heiligem irin bluode Anno 89; bi im vater
Diul. I, 9; in der kaiserchron. ohne zweifei verschiedentlich.
man darf annehmen, daß dieses unorganische possessiv,
welches die erhebung der spräche im 13 jh. nicht ganz
niedeihalten konnte, im laufe des 14 und 15 vollends um
sich grif. eine solche bezeichnung gebührt ihm, weil es
sich weder in einer der luverwandten spraclien, noch ein
paralleles aus dem männlichen oder neutralen gen. es ent-
faltete, nicht einmal die sonderung einer weiblichen und
pluralen form wird damit erlangt. für das melnmi und
die deutlichere beziehung des in gleichem casus stehenden
subst. mögen kleine vorlheile daraus erwachsen; das syn-
tactische Verhältnis, welches wir hier erörtern; d. h. der
reflexive oder nicht reflexive begrif bleibt unberührt, wo
der iniveränderliche gen. ir stand, steht auch das flexible
adj., in beiden fällen.
Hier mag gefragt werden , warum Wolfram seinem fies
= ejus (niasc.) zur Seite nicht auch ein der = ejus (fem.)
und eorum, earum verwendet? warum er nicht, wie sia
bruoder unde des sun, auch sagt: ir swester unde der
loiiter, ir liufe unde der hus? ich erinnere mich keines
solchen der bei ihm, und müste die stellen übersehn ha-
ben; umgekehrt, sind mir andere zur band in welchen
der passend gewesen wäre, und deiuioch ir gesetzt wird:
Arntve, ir toblcr luide ir kint Parz. 670, 23, hier wird
Arnivens tochter und die kinder dieser tochter gemeint (vgl.
590, 19); Ginovcr in ir pflege enplienc Itonje und ir anus
Parz. 731, 2, den geliebten Ilonjens; die manec sper c
brachen durch ir (ejus, illius) minne gcr Parz. 730, 22.
es läßt sich nun sagen, daß man mit dem ir für den un-
reflcxiven sinn weiter reichen konnte als mit dem Ursprung-
nomeii. -pronomen. possesshujn. 345
lieh reflexiven sin , neben welchem ein des nolhwendiger
erscheinen niusto; ferner, daß sich des für die construction
günstiger absonderte als der ^ welches zugleich auch noch
dat. sg. fem. uud nom. sg. masc. war. Wenn Iw. 1548 gesagt
■wird: ez ist der wunde alsu gewant, so darf dies pron.
zwar nicht als artikel auf wunde, vielmehr nur auf minne
bezogen werden, ich halte es aber eher für hujus, als ejus.
Was nun die nlid. läge dieser beiden pronomlna be-
trlft, so merke man
1. das possessivum sein behält den umfang bei, der ihm
in der ahd. und mhd. periode angewiesen war. die Volks-
sprache gibt ihm hin und wieder, im reflexiven fall, seine
alte organische ausdehnung (Schm. bair. niundarten §. 742) 5
selbst in einzelnen Sprichwörtern der Schriftsprache sitzen
hiervon noch spuren fest: sein thor kennt jede kuh (Garg.
50^) ; untreu schlug seinen eignen herrn (Schweinicheu
3, 162), wofür H. Sachs II. 2, 38<i: untreu ihren herren
schlug ; man dürfte freilich auch Untreu als männlichen
eigennamen fassen, die redensart: es hat damit seine rich-
tigkeit, wendet Etlner im iniw. doct. 791 auf ein fem. an:
wenn die erste verdauung nicht seine richtigkeit hat. das
sind aber geringe und gemeine ausnahmen , die der regel
nichts anhaben.
2. der mhd. gen. ir lautet ihrer (wie aus dem gen. mTn,
din, sin meiner, deiner, seiner geworden ist) und dauert
in verbalconstructionen fort: er ninunt sich ihrer (oius)
an, oder neben adjoctiven : ihrer aller (eorum onuiium)
wolfart u. dgl. bei subst. gilt überall das ileclierbare
]>ossesslv.
3. neben sein wird, nach Wolframs mhd. weise, auf
enlfernlere subiecle der gen. des demonstrativums, jedoch
nicht in der artikelform, sondern in der des rclativs, be-
zogen, da wo sonst Zweideutigkeit oder uiisinn erwachse!*
konnte : mir begegnete der gärlner mit seinem bruder inid
dessen frau ; wir redeten von seinem toil und dessen,
folgen. ist aber nur bczug auf ein drittes subject, so
klingt dessen steif und Aviid sein vorgezogen, niiMuanil
sagt: der maiui und dessen frau, aiiUcr etwa bei vor-
nehmen pcrsonen: der künig mul dessen geinahlin ; der
gewöhnliche natürliche ton fordert: der niaiui und seine
JVau. in der pocsie können die dessen nu'isl gespart, in
dem gellecht der i)rosa nicht ganz vciiniedcri werden; un-
gebildete schriflslcllcr haben sie nicht selten geiuisbraucht.
346 eiufacJier satz.
4. wie zwisclieii sein uiul dessen darf nun aucli /.wisrlien
ihr und deren nntcrscliiedcn ^verdon : die griiliii , ihre
verwalleiin und deren locliler; die fürsloii , ihre unler-
llianon und deren aI)ftal)(Mi ; dagegen gesagt ^vird : der graf,
seine verwalleiin und ihre locliter; der fürst, seine »inter-
llianen und ihre abgaben, l)ei ganz gleiclier ferne des
subjecls, A,veil hier das erste ihr wegfallt.
Überall kann, sobald im zusaninienliang der rede die Ver-
hältnisse feslstehn , auch da sein und ihr gesetzt werden,
wo die erste niclduug ein bestimmteres dessen und deren
anzuwenden hätte.
Soviel von der liochd. spräche in diesen bezieliungen.
In der alts. und ags. dauert, obschon das reflexiv|)ronoinen
und namentlich der gen. sin verschwunden ist, das davon
hergeleitete possessive sfn fort; und zwar steht es, soviel
icli weiß, immer nur rellexiv, aber wecliselnd mit dem
gen. 1*5, während dieser mehr den unrellexiven fall zu
vertreten hat. beispiele: so hie ihuo lunbi thena altari
geng, mid is rukfatuu, fremida frohon sines jungarskepi
Hei. 3, 22, hier hätte auch das erstemal stehn können
mid rokfatun sfnun , oder das zweitemal is frohon, das
organische poss. scheint lieber mit ])ersönlichen subst. sich
zu binden als mit sächlichen; lie lobude im word godes,
herron sfnes Hei. 29, 3; Johannes lobuda them liudiun
lera Krisles, herron si'nes Hei. 30, 23; thu geng aftar tliiu
Simon Petrus, weide it seggian thu lierron sfmimii Hei.
98, 13; thö frägude Petrus tlieodan sfnan Hei. 99, 23;
einigemal von Sachen gebraucht, bezeichnet es innigere ab-
hängigkeit : Johannes slud *), dopte allan dag, liandun
sfnun Hei. 29, 19, die bände sind dem menschen eigner
als das rauchfaß; quad (goltes stinuiie) ihat he ina gicora-
nan habdi selbo fon Siuun jikea Hei. 30, 4. Die ags.
belege sind nocli seltnei', und gewöhnlich reicht bis, hire,
hira auch für den rellexiven sinn aus. im ganzen }3eovulf
nur: stnne geseldan 3963; to hofe Sinum 2472. öfter bei
Cädmon: vidh /iis hearran , vidh drillten 5?"KHe 19, 22; Abra-
ham tha andsvarode drihtne sinnm 131, 8; freonutg ofsluh
brudhor sinne 60, 19; Abraliam sägde freondum sinuni
122, 11; lieht him fetigean tu sprecan sfne 161, 18; neode
Sine volde neosian 53, 1 ; vealdend scufedh folmum smiitn
170, 14; brego engla beseah eagum sinuni 60, 6; handum
*) wieder ein sfod, cUpfe zu den beispieleu s. 216; die alliteration
mag diese structur begründet haben.
nomeji. pronomen, possesshum, 347
sinnm 34, 29 ; thüt \if thin heafod trededh fah nud fotum
sinuni 56, 15; liet tliä tu sonme s/we leode 245, 27. einige-
mal aucli iinreflexiv: myntedli in gethancum that me äfter
sie eaforan sine yrfeveardas 131, 27(; agif Abrahame idese
5^*116 160,23, docii in nächster beziehung auf das object.
Im späteren englisch erlischt das possessivum, im mnd.
hingegen kommt es, neben den reilexiven formen sines
lind sig (s. 330) \vieder mehr in gang. außer ihm aber
hat die mnd. mundart wahrscheinlich schon frühe, und
früher als die mhd., ein adjectivisches er, ere, er (or,
ore , or) gebildet. Auch alle mnl. quellen kennen ein
possessivum haer, hare ^ haer , das sich wie jenes aus-
nahmsweise erscheinende mhd. ir, iriu , irz überall ver-»
hall; Sin aber hat ganz die mhd. luid nhd. bedeutung.
Nnl. endlich ist zu dem poss. haar, Jiare, haar, ein
neues noch mehr unorganisches hun, hunne, hun hinzu-
getreten, das aus dem gen. pl. masc. neutr. hunner gebil-
det wird, der selbst wiederum nach dem dal. pl. hun an-
genommen ist. freilich wird damit der bogrif eorum und
earum geschieden : de landbewoners zijn reeds Averkzaam,
rook slijgt lüt hnnne daken (aus ihren dächcrn) ; de wöl-
ken zenden hären zegen (ihren seegen) naar beneden ; an
einer solchen Unterscheidung liegt aber eigentlich nur im
luireilexiven fall.
In den nord. sprachen fuidet sich alles nach dem nalur-
gemäUen zustand geregelt, wie er bei der goth. spräche
geschildert worden ist. sie besitzen für den reilexiven fall
der dritten person nur das einzige poss. alln. sinn, shi,
sitt, welches sich auf jeden num. und jedes genus bezieht,
für den unrellexiven fall hingegen besieht mit recht kein
adjectivisches possessiv, sondern alles wird duixh die gen.
dritter i)ei'Son ausgedrückt : altn. hans, hennar, thess, pl.
theirra; schwed. hans, hennes, dess, pl. derasj dän.
hans , hendes , dets , pl. deres. folgende beispiele lehren
den absland von der hd. nuindart: hon kallar barn sitt
(sie ruft ihr kindj; their kalla barn silt (sie rufen ihr
kind); ek kalla hans barn (ich rufe sein kind) ; ek kalla
hennar barn (ich rufe ihr kind); ek kalla iheirra barn
(ich rufe ihr kind.) scliwed. min bror, hans luistru och
hennes sUigtingar (mein bruder , seine frau und ihre ver-
wandten.) Indes wird dän. fast inuner der gen. pl. deres,
statt sin, gesetzt, wenn der casus rectus im pl. stellt: der
sloge de deres ijald (da sclilugen sie auf ihr zeit) Dv. 1,
3; saae de deres (iender glandse (sahen sie ihre feinde
34Ö e'uijacher salz.
i>]aii7.cii) Dv. 3, 284, wo es scliwed. lieißl: ocli s3go sina
ii(Mulcr gljinsa 1, 171; wieder eine cliaraclei islisclie »iiiler-
sclieidwny heider iieunord. dialecte. /.iiNveileii veiliitl dei"
scliwcd. gen. nenlr. dtss die stelle von haiis oder lieiuies :
harnet med alla dess leivsaker (das kiiid mit allen sehic.u
Spielsachen.) dieses dess , wie die Zuziehung des noiil.
demonsirativs in das pron. der diitten pevsoii üherhaupl
vergleicht sich dem mlid. des, uhd. dessen und deren in
den erürlcrleu coiislruclioiieu.
]Man muß bei anwendiing aller tibcr das reflexive oder
nicht reflexive prononien gegebnen legeln liauplsiichlich den
eindruck beachten, den das stärkere oder schwächere hervor-
treten einer persou in der (janzen rede macht. Auf den lield
eines gedichts kann selir leicht ein pron. bezogen werden,
wenn er aucb nicht subject des vorhcrgelienden satzes war.
Was daher s. 216 bei auslassung des pron. neben dem
verbum gesagt wurde, daß der sinn sich leicht von selbst
zu dem gemeinten subject zurückfinde, gilt aucb in uiisrer
beziehung. hierfür voll von belegen sind die mhd. dicli-
tungen, Avenn es z. b. Reinh. 351 beißt: Diepreht über
die Valien spranc und gestuont ixn widerwanc, an shien
neven stiez er sieb, so gebt dies sinen und er scbon nicht
mehr auf Dieprebt, sondern auf Reinbart selbst; ebenso
in folgender stelle : Isengrin begunde draben ze läge Reln-
Larte; er (der fuchs) Iiuop sich au die warte. Reinb. 1062.
Nach dieser auselnanderselzung de.? scbwierigen pronoml-
nalverhaltnisses für die drille person folgen hier noch ver-
schiedne allgemeinere bemerkuugen über das persönliche
prononien.
1. es wurde scbon s. 219. 220 angeführt, daß die iieu-
nord. sprachen das pron. dritter person neben eigennamen
und appellativen, selbst solchen, die schon ein pronomi-
nalsuflix haben , gern iviederholen, so daß alsdann das
subject zwei, drei oder gar viermal ausgedrückt scheint,
z. b. schwed. äu fogeln han flog Sv. vis. 2, 70 ; den fogeln
han flog sig 3, 175; när svanen han svartnar 3, 6; nar
Rosen han kom 3, 137; Karin hon stär 3, 195; jungfiun
hon sprang 3, 123; att blodet det raun 2, 146; hvar gul-
nomen prouome/L. persönliches. 349
dct det lag 3, 138; sä bergen de remna 3, 133. dän.
Grimmer lian gaaer Dv. 1, 104; Alf hau bocr 1, 139;
ravnen hau flyver 1, 195 ii. s. w. zuweilen wird das prou.
sogar hinter das verbuni gesetzt: prästen er luirlig han
(Hallman p. 333.) Altn. findet sich bloß bei der ersten
person, neben ausgedrücktem pron., noch ein dem verbo
anlehnendes: varca ec fiarri, nema €C daudr siac. er ec
saddac, ef ec eilic sva (s. 219.)
Ein so nachdrucksanies pron. würde sich nihd. eher
sclion bei der zweiten person aufzeigen, z. b. liocrest
duz du? (schretel und her 320. 321.) für die dritte per-
son aber lassen jenen neunord. constructioncn sich nihd.
vergleichen , in denen aber gewöhnlich das subst. nicht wie
dort unmittelbar dem pron. vorausgehl, sondern erst, nach
mehreru zwischen tretenden Wörtern, am schluU des satzes
folgt: sin houbet er iif rihte der lobema^re wi'gant En. 223 ;
in die phorteu sie do giengen Eneäs u. Sibille En. 3256;
mit hurte vlouger undcr sie der valke Parz. 282, 15; daz
ros, du er u( saz "^rurpin , Karl 85''; nu was er komeii
über nier der groze künec das. 92^ ; nu erheizter nider an
das gras der keiser das. 100^; wenn der eigenname voraus
geht und das pron. folgt, ist die fügmig minder auffallend :
Premunda diu künegin ze sinen füezen si sich bot Karl
95* ; Cotfrit ein degen lobesam des keisers baner er do
nam Karl 100*'. ]\lnl. hl den grave dit goet gaf Lodewlcli ;
Jii slaerf, als ment bcscicven siet , Dideric; doe nam Jii
orlof in Sirixe jonchere \\ illem ; doe ret hi vaste al over
dwers Walcwein; doen word Iil onthöft die heie ; na dien
winler ghcretlde hi die vaert Vcspasiaen; dat hl van do-
gheden in dogheden gaet die mensche; in sinen tiden wa-
ren si gheloglien die Nedersassen; ghinghen si scaven die
Vricsen ; auch im ;obliquen casus : dat was /rem en blide
U|)sien Waleweine ; dus was hein davonlure teghen den
onsen. *,) In der ndid. inul mnl. fügung eilt die rede
schnell zinn prädical des salzes und muU dann am ende
das subjecl hervorheben; in der neunord. liatte sie umge-
kehrt mit dem subjecl angehoben und will dann das pra-
dicierende verbum noch durch ein prononien vcrdeulliclien.
Ganz etwas anders ist, wenn dem persönlichen pro-
nomen unmittelbar ein suhst. als prädicat heufejugt steht,
zu tndel oder loh: nihd. ich gouch! ]Ms. 1, 72'; er gouch!
•) bplepe bei Huyd. op St, 1,226. 227 und in Clisnolts Tciilün'usta
LIX-LXIV; jeuer merkt eine analoge altfranz. stelle an.
350 einfacher saiz.
Wallli. 22, 31; er tore! Ben. 422; er gebAre ! Ben. 454;
er schale! warll). kr. Jen. 2'J ; er bldoriie au niaimcs sclur-ncl
Parz. 39, 22; ir gans ! Tarz. 515, 13; gewülmlich aber
treten dabei adjeclive ins spiel, alid. ir goucha! N. ps.
93, 8. diese constniclion ist auch noch heule vollkomnien
üblich, s. 295. 296 aber wurde gezeigt, wie die nord.
Sprache in gleichem fall gern das possessiv anwendet.
2. die sinnliche alle spräche verwendet gern die subsl.
leih, hand und fuV\ zu einem verstärkten und lebendigeren
pronominalausdruck. von leih wurde schon s. 296 geredet,
iu gescliihet von uihien lianden we (von mir) JNib. 614;
4 ; ja sol si mit nur teilen maier lieben bruoder haut
(meine lieben br.) NIb. 641, 4; daz sol Sifrides hinit (er
Siegfried) underslän Nib. 827, 4; dö werlez sin haut (er)
NIb. 625, 2; da sol din haut (sollst du) minen man be-
hüoten Nib. 847, 2; guotcr beide haut NIb. 1451, 2; mir
die liande inine (ich mir selbst) den tut ta;ten Diut. 1, 15;
iu lult erworben imver haut (iiir liabt euch) ein scIkpuc
wip Iw. 2781; iu hat verdienet iiiiver haut ein kiine-
giiuie Iw. 2879; mir ervaht min eines haut ein schcene
vrovven Iw. 3527 u. s. w. für iiiiver J'iieze (vor euch)
Nib. 915, 3; daz ich dinen fiiozen (dir) also nahen bist^u
IVIar. 39; dar nie ir ßioz (sie) an getrat Diut. 1, 8.
3. die im possessiv bereits ausgedrückte beziehung pflegen
besondere relativsätze noch hervorzuheben. ich thue der
mehrfachen formein schon hier erwahnung. a. mit Jiahen:
Sine liste, die er hat Relnli. 105; mune kumber, den ich
hän Iw. 4732; daz ist sin bort, den er liät Freid. 56, 8;
sin gewalt, den er da hat Freid. 23, 25; ir swarze varwe,
die si hat Freid. 88, 20; iuwerme zorne, den Ir hat Flore
942; iuwcr ungelouben, den ir liat Karl 17^; siu Stücke
daz er hate Karl 40^; an sinen Hüten, die er hat Wlgal/
4735; sin fürbiiege, daz er häte fragni. 30*; von miner
swfere, die icli hän Wigal. 1081; Ir voget, den si ha-ten
Gudr. 875, 1. b. mit pflegen: bi sinein ambet, des er
pilac Iw. 2571; si brach ir släf, des si pilac Parz. 553,
28; Sin helllctuom, des er pilac Amis 931; mit siner rotte,
der er pflac Orl. 688; sin fröude, der er pilac Orl. 4480;
Siu meister, der sin pdac Trist. 2257. c. mit tlain: ir
üf loesen, daz si tet Tit. 155, 3; umb ir scheiden, daz
si tuont Parz. 242, 17; von sinem kerren , daz ez tet
Wigal. 6891; sm toben, daz er tuot Troj. 8188. d. mit
he(jehn: siner tugeut, die her begut Amgb. 14«^; shi gewalt,
den er begie Wigal. 8577. e. noch andere formein: nach
nojnen. pronomen. persönliches. 351
siuem willen, als er wll Wigal. 8433; dur siuen willen,
ob er wil IMs. 1, 21''; nach sinein willen, als er gert
Wigal. 8998; fr varwe, diu von ir schein Herb. 107^;
mit sinie lieble, daz er gap Wh. 377, 19; ir wut, die
sie truogen Giidr. 605, 2; sin swert Schoyüse, daz er truoc
Wh. 40, 17; sin keppel, daz ez truoc (schretel und her
317); ir pfert, diu si rilen Iw. 4934; an ir bette, da si
lac Eracl. 3394. 3509; ininiu leit , diu nun herze treit
Bit. 46^'; sine stimme, diu get uz sineni munde Gudr.
383, 3. Zuweilen fehlt auch das poss. : der wille, den.
ich hän INls. 1, 108^; von weinen, daz si du begienc Flore
1350; diu groeste swasre, der er pflac Bari. 7, 33; au dem
bette da er lac Eracl. 3247 ; an dem bette, da si lac Kracl.
279; an dem bette, da si lagen Eracl. 235; gruzen kum-
her, den ich trage Ileinh. 425.
4. in seltnen beispielen wird schon mhd. dem gen. der
eigenheit, der bezug auf ein folgendes subst. enthält, noch
ein gen. des persönlichen pron. oder das poss. nachdrück-
lich hinzu (jejii(jt. durch zweier biscofle ir rat JMar. 5;
noch scherpfer dan der bin ir zagel Parz. 297, 12; der
zerfuert uns meigen siniii wunneclichen kleider Ben. 223,
wenn nicht in beiden letzten stellen sich ein dat. b?ii und
nieigen vertheidigen läUt *). luibedeuklicher steht auch
mnl. der Sarrasine haer rike Maerl. 3, 7 und ich vermute
in diesem dialect noch andere belege. Wenigstens bedarf
es älterer stützen zur erklärung des heute zwar in der
Schriftsprache geächteten, unter dem volk aber weit um-
gehenden redcgebrauchs: des vaters sein buch, der muller
ihr kleid, der kiiider ihr Spielzeug, in biichern des 17.
18 jh. wird angelrollen: ich habe mich mit des grafen
seinem koch verlobt; er gedacht ihm, wie des goldschnn'ds
sein jung u. s. w. **). Ja, in Oberdcutschland wird der
vorausgehende gen. in den dat. umgesetzt: dem valer sein
buch, das kiiid schläft in der muller ihrem bell, dem
Göllie sein gedieht ist doch schüner als dem >\'ioland seins ^
bair. im sein valer, der fr au ir kind, den eitern ire sorgen;
alles gilt aber bloli liii- die drille |)ersün , oder die anrede
der zweiten in der drillen, z. b. das ist ihnen ihr rock,
nie kann es heißen: mir mein, dir dein. so auch in
') <lic falsclie lesnrt Parz. llSfiS der «rircn ir bcjnc und 13')r»5
ieslicluis steiii(3ii siii ^!;anc ist bei Lacliin. 3H7, 2ü in: den girea und
454, II in: ///';;}^;inc l>criclitin;t.
") ein zu Giofrau nnd IJssa 1829 gedrnckti's biicli fuhrt den titel:
des alten scliüter Tlionia;s neinc knien an pferdc-n.
352 einfacher salz.
nacliliisslgcm bücliersill: dem verwaller Prcuscn sein wa-
gen (Spiels archiv .'i, 145.) wenn in der prosa von 'l'rislau
p. 12 sieht: lieflele sein scliif an, und slieU lierr 'Instanen
seines fern liindan, so mag dieser dal. niiahliängiger ge-
nommen werden: slieii dem Tr. das scliif fort (wie: gib
dein valer sein buch.) Schm. §. 732 führt als osllechisclie
mundart ein iner (ital. loro, franz. lenr) an, das er aus
in ir (ihnen ihr) erklart, in einigen gegenden Nieder-
deulschlands wird dem liödiclien äe (ihr) der anrede nocli
ein se vorgeselzt: dat is se äe tiillel (das ist ihr panloilel,
oder genau: sie ihr j^antoirel), liier vertritt nun gar den
dat. der acc. (Rillers mekl. gr. p. 80.) dem dat. slatt des
gen. vergleiche ich den allfxanz. la feme au j)reslre (dem
priester seine frau) JMeon 1, 98, Avas aber noch nicht hier-
her geliürt.
5. wenn dasselbe possessivwn bei zwei unmittelbar auf
einander folgenden durcji und verhundnen subst. gleiches
geschlechts und numerus sich tviederholt , so kann seiner
die mhd. spräche vor dem ersten subst. entbehren und
braucht es bloß vor dem zweiten auszudrücken: balde
komet naher, mäge ii. mine man! Nib. 438, 3; ez miiezen
e bevinden milge und mine man Nib. 444, 2 ; daz sulen
gerne dienen beide mäge unt mine man Nib. 1136. 4; kla-
get gote dem riehen sorge und itver not Nib. 1793, 3;
ddfe ennam in nieman ros noch iv gewaut Nib. 1434, 3.
einigemal finde ich das ir vor dem ersten subst. gesetzt,
vor dem zweiten mangelnd: des kan ich nicht bescheiden
ir silber unde gewant Nib. 1369, 2; si besande ir friunde,
inage unde man Nil). 445, 2, wie wir noch heute con-
struieren dürfen. Häufiger steht das jjossessiv zweimal:
Sin golt u. Sin gewant Nib. 1430, 3; diu sin u. ouch d/'n
niuot Nib. 381, 3; min silber u. min golt Nib. 482, 2; ir
ros u. ouch ir klcit Nib. 384, 2. wo verschiedne posses-
sivflexionen eintreten , geht die auslassung nicht an , z. b.
min wip und miniu kint Nib. 2103, 3; sin bürge und
sfniu laut Nib. 2110, 4. Eine ganz analoge construction
wird sich hernach beim artikel zeigen.
6. Alle persönlichen pronomina können durch den zusatz
von seih oder selbst verstärkt werden, die formen sind 3,
5. 647 7A\r spräche gekommen.
Ulfilas , der überall nur der schwachen flexion silba,
sllbo, silbö sich bedient, verwendet sie für das gr. uviog,
ciwy , ciVTo ,
a. neben subst. (eigennameu u. appellaliyen) vollkonmieu
nomen. proiiomen. persönliches. 353
adjectlviscli : silha auk Daveld qvatli avxoQ yciQ /jiaud
eins Marc. 12, 36; silba Daveid quitliitb avTog /dav'ld
Ityei Luc. 20, 42 ; iali silha vas lesus sv^ jerö thrijeti-
give y.Ki avTOS '^v 6 ' ItjCovq (uoel liojv TQiay.ovTa Luc. 3,
23; silha satana avrog yag 6 caravccs II Cor. 11, 14;
silba atta fiijölh izvis uvxos yaQ b iiaT7]Q rpiXel v/iüg
Job. 16, 27; silba fraiija atsteiglth avTog 6 y.VQiog y.uTCi-
^yoerai I Thess. 4, 16; silbö auk alrllia akrau balrilh
avTO/Ltdz't] yaQ y yy y.aQnocfOQec IVIarc. 4, 28.
b. auf das verbum des Satzes bezogen, wird sie im casus
rechts ohne heijleitendes peisönliches pron. gesetzt, aus
dem selben gruud, der es beim verbum überbaupt entbebr-
licb macbt (s. 201. 202.) ein ik silba qvinia , tbu silba
qvimis, is silba qvimilb wäre ungotbiscb , es beißt: silba
qvima, silba qvimis, silba qvimilb. belege: silba spnuitu
qvima avTog rayioig (Xtvoofun Pbil. 2, 24; bigitanai si-
]y\n\ S^ssilhaiis fravaurbtai evQidrjftv yai avToi <i/f«OTW-
Ao/ Gab 2, 17; jali silba fauraqvimid in andvafrlbja is '/«i
ciVTog 77 QoeXsuoerai ivomiov aviov Luc. 1, 17; silba bi
sik rudjai avTog nsQi avrov XciXr^aei Job. 9, 21; tban gre-
dags vas silba jab ibaiei milb imma v(5sun onore iireivaaev
avxog yMi 01 fn% uvtov ovreg Luc. 6, 3; ith silba vissa
thata babaida taujan awog yuQ j]öei ti tfielXe noieip
Job. 6, 6; silba usvabsans ist, ina fraibnilb aviog rXi-
'üiav ty^fi, cnnov njon^joa^re Job. 9, 21; tbaib gaslulbun
fairratbru , )ali silbans iisbufun stibna 0? tOTi^oav 570^>^w-
Sev nac av^oi f^Qav (pü)r!iV Luc. 17, 13. Nacbdriickli-
cber ist: uiba tbatel ik silba ni kaurida izvis, wo aucli
der gr. text das personlicbe pron. beiliigt ti pi^ öri ati-
16 g iym ov v.aT£vuQy.r^Ga Vfiülv II Cor. 12. 13; jab sl
silbo vidövu nai avit) yj'jQu Luc. 7, 12, weil dem satz
das verbum mangelt, liätte der Gotbe gelesen xal uvtr^ 'tjv
y. (Lacbm.) wie die vulg. bat: et liaec vidiia erat, so
würde er übersetzt babeii : so vas v. ]Marc. 1, 8 nimmt
er aviog de wie das bäufige d dl y und überträgt: itb
is *).
c. im obliquen casus gebt aber silba im (]eleit der per-
sönlichen pronomina. liäufig sind die formelii : mis silbin
Job. 7, 17. 8, 42. 10, 18. 14, 3 ; viih silban Job. 8, 14. 18 ; thus
silbin Job. 18, 34; thuk silban ^lallb. 8, 4. INlarc. 1, 44.
') vgl. Uli is o 6f Marc. 1, 45, 14, 61. Luc. 7, 43; itli .«' >/' Ji
Marc. «, 24. 7, 28. Luc. 1, 29; Uli st tü'xf/ di Luc. 7, 44. 45. 46;
is üiiis Miuos' h^yj'i Joli. 6, 15.
354 einfacher satz.
15, 30. Luc. 4, 23. Joli. 7, 4; sls sUhin Luc. 9, 25. Joli. S. 22.
Kpli.2, 15; .«fc .si7/;awIMarc. 8, 34. 12,33. 15,31. Luc. 9,23.
14, 11. Jol». 11, 34; für den gen. sg. nieina, theina, seiiia
silbins oiilsitme ich mich keines belegs, auch nicht liir
den pl. unsnra, i/.vara, seina silbane. dat. pl. uns silbam
(s. 320), izvis silbam, sts sUhcnnUCoT. 5,15; acr. pl. MW5
silbansU Cor. 5, 1 2 (s. 320), izvis silbans Luc. 16. 15 : sik sil-
bans li Cor. 10, 12. aut" gleiche weise muß es sicli beim
fem. und neulr. verlialteu. alle diese beisplele zeigen re-
Jlexive bedeutung und in der Verbindung mit sis, sik nolh-
wendig; für die beiden ersten personen ist unreflexive
denkbar, z. b. rßdja bi tliuk silban (de tenietipso loquor)
und auch zu dem ge-cblecbligen pron. Avird sich silba
fügen lassen, z. b. saiiiva ina silban (video illuni ipsuni.)
Lir. bat kein iinma silbin, ina silban, \veil der gr.lext
imd die gr. spräche kein uvrainöi, avTUViöv kennt. Übri-
gens geht das persönliche prouomeu dem silba meistentheils
voraus; nur I Cor. 11, 31 hat silbans 7ins. niemals
\vird , nach lat. brauch , das obliipie silba umgestellt und
zu dem subject geschlagen , z. b. statt ik fram mis silbin
rudja gesagt ik fram mis silba rödja.
d. mit dorn possessiv wird noch kein silba verbunden
^venu es ICor. 10, 29 heißt: thuhtu ni silbins ak antharis
üvveid'i;Gi7> ovyl rr^v iaviov, dXXci iijV lov tTfoov, vulg.
conscientiam nou tuam sed alterius, so ließe sich auch ein
golh. ni theiiian silbins setzen, aber das bloße silbins ist
einfacher, und vielleicht -würde der gen. theina silbins vor-
gezogen worden sein? '/'(^log übersetzt sves , z. b. zTQoßara
i'dici lamba svesa Joh. 10, 12, doch steht auch bloßes sein
dafür Eph. 5, 22.
Ungleich schwankender und verwickelter scheinen die
ahd. constructiunen wegen des wechseis zwischen schwa-
cher und starker flexion , dessen darslellung dem fünften
cap. auheim fällt, hier genüge vorläufig, daß der casus
reclus die schwache form feslliiilt, in den obliquus aber
die stai'ke vorzudringen pflegt.
a. adjectivisclies selpo, sclpii, selpu beim subst.: selbo
druhlin Is. 27, 7. 0. IL 8, 35. IIL 10, 16; druhtin selbo
Is. 87, 4. 0. IL 12, 64. 15, 15; selbo got 0. L 4, 72;
selho Petrus fr. th. 25, 11; selbd thiu sin muater 0- IL 8,
7; selhoH Krist 0. IL 8. 10. IIL 11, 25-, selbün Mariün
0. I. 5, 7. 7, 25; fou selben gole 0. 1. 8, 23; mit sel-
bomo geisle 0. I. 4, 39; goles selbes brediga 0. I. 1, 4;
nomeii. pronomen. persönliches, 355
seihen gotes IV. 15, 61; mit seihen Krisle 0. II. 14, 12;
selhes clrulilnies, selhenm gotes sune, selhem angiluni, az
selhem turim Is. p. 231.
b. bei verbis -wird dem casus rectus selpo mm auch die
begleitung des persönlichen pron. nolhwendlg: ih selho T.
Maltli. 21, 27; ir selho Is. 17, 10. 41, 7. 47, 5. 53, 2; er
5e/to K. 241' 0. II. 9, 79. V. 1, 8; se/6o er 0. 1. 3, 3;
xvir seihe 0. II. 14, 65. nur da, avo überhaupt das ver-
bum ohne pronomen stehn darf, mag dieses aucl» hier weg-
bleiben, namentlich beim imperativ, z. b. lis selho l 0. II.
9, 71 und nicht: lls ihu selbo.
c. obliquer dat. und acc: hnu selhenm Is. 53, 18; fona
imo selbemo fr. th. 61, 19; in Imo selbemo T. Matlh. 12,
25. 13, 21; in im selhem (In Ipsis) Is. 81, 6; voiina in
selpen gl. mons. 387; sih selhan K. 23» Is. 31, 15; sih
selha (se ipsam) fr. lli. 45, 14; sih selhun (se ipsum) Is.
55, 14; inan selhun Is. 67, 21; sih seihon T. Älalth. Iß,
24. 0. III. 7, 15. alle diese belsplele sind reflexiv, bis
auf iiuan selbiui (eiim ipsum) Is. 67, 21, wenn man hier
nicht selbun für den noin pl. (eum ipsi) nehm.eu will *).
d. besondere aufmerksamkelt fordert der gen. und sein
Übergang in das possessiv, nendich ein von verbis abhän-
gendes tnin selhes , din selhes u. s. w. Ist unbedenklich,
diese formen stehn aber aucfi , gleich dem lat. mei Ipsius,
tui ipsius u. s. w. , sehr häufig neben subst. , z. b. fona sin
selhes melstertuam (ab ipsius magisterlo) K. 16*; in siii
selbes kawallidu (in ipsius poteslate) K. 52^' ; In sin selbes
sculdrum (propriis humei-is) Is. 55, 2 ; fona din selbes wor-
tum (ex verbis tuis) fr. th. Mallh. 12, 37 ; ihiu sin selbes
guati 0. II. 12, 76; sin selbes Icra 0. II. 14, 116; min
selbes armuati 0. III. 20, 40; sin selbes sin N. Blh. 171;
81U selbes eilen N. Cap. 82 ; und das ist der schon s. 327
berührte einzige fall, in welchem unsere spräche den gen.
des persönl. pron. neben subst. nicht in das possessiv ver-
wandelt, auf gleiche weise im fem.: mi'ii selpera , din
selpera, wofür ich keinen beleg habe, im selpera: enli
SU huaz so siu in andrenjo guotes gasihit so sama so im
selhem frumuno des mendil (per iioc quod rectum in aliis
consplcit quasi de augmenlo proprii proveclus liilarescit)
•) uni.scfzuiig in «li'ti casus dos siibjccfsi Msorgct sili srlho (stat
sili selboii) T. Mattli. (>, n4: sollicidia crit sil)i ipsi.
Z 2
356 einfacher salz.
fr. tli. 45, if». nicht andors würde im gen. |)1. slolin : vn-
sar selpero, iinvav selperd, ho selptrö^
iiidcsseii k.inn aucli tlic vcrwaiullung in das poss. sl.nlt
finden niul zwar auf doppelle arl. enlw. wird Moli der
gen. des persönlichen pion. ins ad), umgosel/.l und selpcs
im gen. gelassen, z. b. sineru selbes stinuui urchundid.i
(propria voce leslalur) Is. 47, 2 ^:z sin selbes stininu, wie
sich lal. sagen ialU sua ipsius voce r= sui ipsius \occ.
oder auch selb wird in den casus des persönl. pron. ge-
stellt, z. b. in selbaz gewi Sinaz 0. II. 14, 2 z=z in sin
selbes gewi :=z in sinaz selbes gewi. also ein dreifaclier
ausdruelv, doch so, daU der genitivische si'ii selbes über-
wiegt, zuweilen kann es unsicher sein , ob nian min, din,
sin für den gen. des persünl. pron. oder die uulleclierle
adj. form zu uehmeu hat, z. b. ih bin selbes boto sin 0.
II. 13, 7.
0. und unter allen ahd. Schriftstellern er allein bietet
nun aber noch eine vierte construclion dar, die ihm sogar
die geliiufigsle ist: für nun selbes gebraucht er tnines sei-
bes : thiu nunes selbes iiidiri llartm. 155 5 in niines selbes
lienti III. 22, 26; mines selbes redina II. 18, 13; mit nii-
nes selbes herie IV. 21, 24; hurit mines selbes stimmu
IV. 21, 34; ihines selbes lantthiot IV. 21, 12; mit sines
selbes huldi Sal. 35; in sines selbes lera Hartm. 88; sines
selbes worto Hartm. 147; in sines selbes brusti Lud. 15;
sf^ies selbes werkon Lud. 30 ; sines selbes dato II. 13, 17;
Siues selbes guati IL 14, 50. IIL 20, 117; zi sines selbes
gange IIL 9, 20; mit siues selbes bluate V. 1, 45; selten
steht die schwache form: sines selben guati V. I, 5. Es ist
nicht leicht diese formel zu fassen und zu rechtfertigen,
in der ahd. wie in der goth. mundart steht der gen. des
persönlichen pron. ab von dem gen. masc. des possessiv?,
miu_, dai , sin von nunes, dines, sines, w^ie meina, theina,
seina von meinis , theinis , seinis. wäre im otfriedischen
^mines selbes- miues adj. , so niüste ein subst. daz selp
(die selbheit) angenommen werden , wie wir uhd. sagen :
mein selbst , mein eignes selbst ; hierfür zu streiten scheint
iues selbes dato 0. Harlm. 152. IL 17, 20 *) , wo die
nichtpossessive construclion fordern würde iuwar selbero.
umgedreht einen gen. des pers. pron. mines, dines, sines,
nach analogie und denkbarer einwirkung des lat. mei, tui,
sui (wo gleichfalls pronominale und adjectivische form zu-
') belege iär iues selbes, wen» er irzt, iu einer der folgenden DOten.
iionien. pronomen. persdnliches. 357
sammeiu'innenj zu vermiilen verbietet fast tler »inisland,
daii dileiuslehend dieser casus bei 0. immer min, dm, sin
lautet (IV. 11, 35. 36. 15, 28.) allein der annalinie des
subst. selbst widerstrebt noch mehr die schwaciie flexioa
iu dem angefülu-ten sines selben guati *). Entsclieideu da-
gegen miisle ein fem. niiuera selbem , das sich nicht fin-
det, aber ags. analogien (s. 360) für sich hat.
In der mhd. spräche verhalten sich die unter a. b. c
behandelten puncle wie im ahd. '*'*), was die genitivische
construction betrift, so ist fürs niasc. min selbes regel :
min selbes Kp Iw. 2348. 4758; min selbes swert Iw. 3996;
in min selbes schöz Wh. 93, 28; nun selbes nul Wh. 217,
17; von min selbes arebeit Wallh. 72, 38; mit min selbes
guote ]Vib. 1093, 4; nun selbes siinde Freid. 37, 2; ze sin
selbes ereu JMar. 18; von sin selbes munde Mar, 1 15 ; an sin
selbes libe jMar. 149; sin selbes ubile Diut. 3, 59; sin selbes
libe Diut. 3, 95 ; sin selbis suster Anno 863 ; doch was ir lip siu
selbes Itp Parz. 29, 14; Artus mit sin selbes hant Parz. 118, 5.
665,11; Sin selbes wip Wh. 8 1,30; sin selbes wer Wh. 2 11, 2;
sm selbes llp Nib. 336, 3; sin selbes man Wallh. 106, 35;
sin selbes sin, vient , schände Freid. 78, 15. 113, 26. 118,
3; Sin selbes hulde Iw. 3221; mit sin selbes ereu Iw.
7646; sin selbes tohter Iw. 5774. fürs fem. gilt nifn sei-
her, din selber, wenn frauen reden oder angeredet wer-
den: min selber herze Ms. 1, 181^; min selber zuht Parz.
275,30. 369, 16; in dritter person ir selben an ir selber lip
Iw. 1318; ir selber eren Iw. 2893; mit ir selber hant Iw.
3425; mit ir selber trosle Iw. 7788. für den pl. gleich-
falls ir selber: gesprechent von ir selber gelfit Iw. 2475 ^
die wurden beide ir selber spot Iw. 4706; ebenso unser
selber, iiiwer selber, nur wenn geirzt wird, sieht im
jnasc. bei iuwer nicht selber sondern selbes : nach iuiver
selbes hulde Parz. 343, 14; vor iwcr selbes zuht Parz. 369,
25i iuwer selbes leben Troj. 24339 ''"*'*). jenes ollriedische
*) wir kennen also bei O. fiuilVrlti »iisdruck für (Ins niasc: mit sin
selbes bluate, mit sines sell)os bluiite, mit sines selben blualo, mit
siiienio selbes bliiate, mit sinemo .sclbcmo bluate.
'*) belen;e im wb. zu Jw. s. ;5(>S-370.
•*') und ebenso wird zu jedem andern casus des lii'ifisi-licn pron.
das verstärkende selbe im s^. (UMisliuierf : wie sit ir srihe penantV
Iw. 5495; in .sclhnm Iw. 2;)2 ; beim imp. fällt das |>ron. weg (s. 355"):
rilltet selb,-! Iw. 2289; alitet si-!l>^! Iw. (JlSI ; ein soUlier sp. de»
adj. bei dem irzen war gewis schon seit dem 10 jli. !ier<];ebrnilit (s.
;U!3); der wahre pl. würde fordern ir selben, iu selben. Wie hätte
aber (). geirzt: ir selbo, selbä; dat. in selboino, selboruV oder noch
358 einfacher salz.
iiic8 selbes scheint niclil zu verglcldieii , well dort ein
wahrer pl. vorliegt uml iuwea (iiichl wie hier iuNver^ da-
neben steht.
Au O. gemahnen vielmehr die mhd. ausnahmen , wie
sie bei cinzehioii dichlei-n des 12 jh., zumal solchen, deren
niundarl ins nd. greift, gefunden werden, diese gewähren
süwol vi/iies lür min , als selbes für selber, von niines
selbis handeu Alex. 5937; niines selbes lip 2415; durh tli'
lies selbis guolc 3508; sines selbes tohter 1061; in siaes
selbes lande 1292; in sines selbes munt 1718; an stnis
selbis siten alld. bl. 238; dur dinis selves frumicheit Roth.
114 (so die hs.); mit m?nes silbes swerle Roth. 196. bei-
sjjlole von selbes auf frauen bezogen: mines selbes Vip lüi.
2258; in ir selbis palas En. 635; im pl.: mit ir selbes
bluüte INlar. 221. einigemal suchen die Schreiber in ge-
dichte des 13 jh. ein solches selbes für selber einzuschwar-
zen, vgl. Parz. 275, 30. Walth. 12, 25, Troj. 571 *).
Die nemlichen lormeln können auch vom bloßen verbo
abhängen: Reiuhart sin selbes niht vergaz Reinh. 941;
Siues selbes ist er gire Alex. 1270 ; ich min selber bat
Parz. 369, 16. wenn En. 6635 steht: daz er selber sines
vergaz, so braucht man nicht selbes zu emendieren, da
selber auch der aufs subject gezogne nom. seiix kann.
Da in denkmälern, welche mtnes, diues, sines mit sel-
bes verknüpfen, jene form auch in andrer läge, ohne sel-
bes, vorkommt, z. b. Diut. 1, 36. Roth. 4426; so hört
aller schein eines subst. selp auf, und man muß minde-
stens annehmen, daß aus dem älteren adj. mines um diese
zeit ein gleichlautender gen. des persönl. prou. sich ge-
bildet hatte.
Nlid. verstärken wir zwar noch die persönlicheil pro-
nomiua durch selbst (oder zuweilen selber)**), nicht aber
die possessiven, man sagt; ich selbst, du selbst, er selbst,
ir selbon, selbüii; dat. iu selben? auch zu Salomo sagt er 12. 15. 24
iues nelhes worto, iues selbem guati , ii/es niuates, was für den sg.
entschiede, gälte gerade diese forniel niclit ebenso von pluralsubjecten.
eine menge von andern adj, liönnte den zweifei lösen , wenn die Zu-
eignung ihrer darböte; sagt er: ir sit gisuiiter? oder gisunte?
*) miner selbes, bei AVinli 2, 22^ von einem manu ausgesprochen,
scheint bedenklich.
") vielleicht sind weder seiher noch idhst comparationsformen,
obgleich mir 3, 647 diese ansieht überwog, das selbst erklärt sich
liiiireicheud aus dem frühem geo. selbes.
nomen. pronomen. personliclies. 359
sie selbst, es selbst; pl. tvir selbst ^ ihr selbst, sie
selbst j und ebenso im obliquen casus : mir, dir, ihm,
ihr ,• mich , dich , sich , ihn , sie selbst, diese liarte su-
peilativische form sieht überall unverändert, der gen. lau-
tet: meiner, deiner, seiner, ihrer selbst, doch kann die
gebildete spräche noch mein, tlein, sein selbst gebrau-
chen, nicht mehr ihr selbst f. ihrer, meiner, deiner, sei-
ner gelten aber, gleich dem selbst, für alle geschlechter.
den possessiven fügen wir das adj. ei<jen hinzu: mein
eignes haus, seinen eignen söhn, aus ihrem eignen munde,
niemand sagt mehr: meiner selbst haus, mit seiner selbst
band. sclion einige mhd. dichter bedienen sich desselben
eigen in gleichem sinn, besonders Wirnt: alsam sin eigen
lip Wig. 1020; alsam ir eigen lip 1347; besazen du ir
eif/en laut 11607 u. s. w. , wo Hartman gesagt hatte: sin
selbes lip. die ahd. und alts. spräche würde das adj. sniis
(proprius) gebrauchen, neben eikan, egan.
Für die niederdeutsche und sächsische spräche verändert
der gesichtspunct sich hauptsächlich darin, daß wegen ab-
gang oder beschränkung der rellexivform das vei'Stärkende
selb diese bei der dritten person zu vertreten hat. von
den beiden ersten personen ist daher wenig anzumerken,
sie verhallen sich wie im hochd. w'enn aber das goth. sik
silban , das ahd. sih selpon immer reflexiv war und da-
neben ina silban , inan seljion unrellexiv gesagt werden
konnte; so muß das alts. ina selb an , ags. hine selfiie
vorzugsweise reflexiven sinn annehmen, obschon es auch
unrellexiv gütig blieb. es steht also damit inigefähr wie
Diit dem ahd. gen. sin selpes, und dat. inui selpemu, die
gleichfalls beider bedeuUmgcn fähig werden.
folgende alts. beispiele sind rellexiv: god gibud that
it Krisles gisid werdan scoldi is selbes sunies Hei. 4, 19;
mid is selbes lidion (suis ipsius artubus) 46, 3 ; (Pelrus)
is selbes word weo|) 152, 22; is selbes woid hrnvan
153, 2; sie scoldin iro selboro sundea botean 34, 8. un-
rellexiv hingegen: thurh is selbes word (ejus ipsius) 154,
16; giungaro Kristes, is selbes (ejusque ipsius) gisid 151,21.
Auch im ags. behält der casus rectus noch gern schwache
form: thü selfa C. 36, 12; he selj'a B. 58. 1005; god
selfa C. 22, 16; selfa dryhlen C. 83, 36; selfa sealde C.
68, 4; selj'a oncvädh C. 53, 23. 63, 22; thu scealt selfa
C. 57, 26; doch erscheint auch he seif C. 34, 10. 35, 18.
41, 35; seif bcbead C 49, 31. Die obli(piea casus sind
starkformig : thiti selfes bearn C 176, 34; his selfes liuAii
360 einfacher salz.
JJ. 2288, 4645; lils eelfes bearii C. 90, 12; lils sclfes sunu
li. 4021; hire selj'ie siimi Ji. 2223; hlm selfum i. 18, 5;
drylitne scHiim C. 37, 9; \iclh Itiua selj'ne C. 32, 5; Jiine
»elfne B. 5746; gen. pl. hira sel/'ra feorh ß. 4076. die
bcdeiiluiig bald iinreflcxiv, bald reflexiv, bemerkenswcrlh
die aiislassung des his in dem gen. inasc: selfus niilitnin
B. 1.VJ3. C. 4, 26; selfes dorne ß. 1783; seißs slol C.
34,4; selfes heoroiicyniiigcs C. 52, 12; ^vic das lat. ipsius
allein slclit. Ich linde aber auch im gen. fem. nihire selj're
eidli Conybeare 246 ; im gen. pl, uncra selfva stdh C. 49,
14 slatt niin selfre, nncer sellVa, und danach wäre im
gen. masc. mines selfes f. nun selfes zu erwarten; man
halle dazu das alid. nunos selbes bei 0,, wo gerade der
gen. sg, fem. und gen, pl. niciit aufzuweisen waren. Die
iimselztnig des selbst aus dem oblicjuen casus in den nom.
des sujjjccts begegnet ziemlich oft: bim selfa sceaf reaf of
lice (er schob sich selbst das kleid \oin leib) C. 94, 20
?^i^tt him selfum; relc hine selfa begrindedh C. 91, 32;
andere structuren sind zweideutig, z. b. tlun seif \ic the-
cest C. 54, 15, wo seif der starke nom, oder der auf l*c
bezogne adjectivische acc. sein kann. TVicht selten steht
auch agen (proprium): thurh his ä(jen word C. 9, 30; his
at/eu bearn C. 177, 16.
In dem heutigen engl, hat sich diese läge der dinge
geändert, für die erste und zweite person gilt im casus
reqlus gar keine einfache und unmittelbare Verknüpfung
des persönlichen pron. mit dem verstärkenden seif, sondern
es wird jedesmal auch noch die possessive form hinzuge-
iiommen. slatt des ags. ic selfa heii)l es: / inyself, slatt
des ags. thü selfa: tlioic thyself^ gerade als wollten wir
uhd. für ich selbst, du selbst sagen: ich meinselbst, du
deinselbst; ebenso im pl, %ve onrselves (wir selbst), you
yourselvcs (ihr selbst.) dieser anschein des possessivs und
das dem engl. adj. nicht mehr zustehende plurale S hat
die grammatiker dahin gebracht, seif für ein subst. zu
erklären, wogegen aber von Tyrwhilt, der die spräche
schon historischer betrachtet, mit recht die schwache form
des altengl, / ^lyselven, ye youvselven eingewandt worden
ist. da die engl, possessivform my, thy überhaupt durch
abstumpfung aus dem älteren min, thin erwuchs luid ihre
mischung mit den geniliven des persönl, pron, min, thin (die
noch heute, absolut gesetzt, nüue, thine lauten) nahe lag;
so muß auch jenes myself, ihyself entsprungen sein aus
einem alleren minselves , llüuselves, das anfänglich zu
subst. (minselves band u, s. w.) bald aber unabhängiger
nomen. pronojnen. persunliclies. 36 1
coustrulert wurde, das S gebührte zuerst dem sg. wie
dem pl., und auch izi ours, yours ist es kein phirales,
vielmehr das des gen. sg. (ags. üres, eoveres.) analogie
gewährt das franz. moimeme, toimeme, soimeme, luinieme
w^obei nur der dat. des pers. pron. ins spiel trat, im,
engl, muste es eher auf den gen. hintreiben , da die dritte
j)erson des adjectivisclien possessivs verlustig, für den re-
flexiven und unrellexiven fall, ihren gen. verwandte: liis
friend (amicum suum oder ejus), her fiiend (amicum suum
oder ejus fem.) , tlieir friend (amicum suum vel eorum), dies
their ist der ags. gen. pl. thdra des demonstrativs, das, nach
nordischer weise, in den pl. des engl. pron. dritter person
eingreift. die absolut gesetzten engl, formen hers und
theirs sind dem ours, yours nachgebildet, unorganisch, da
lier und their an sicli schon genitive waren, aucli schreibt
man, in gleichem fall. Ins und nicht his's.
die Verbindung mit seif ergieng jedoch nicht ohne neue
anomalie, deren grund aber in der auflüsung der engl,
casusllexionen zu suchen ist, für das neutr. blieb der alte
nom. it seif (^as,s, hit seife), nur daß, wie bei den andern
geschlcchtern, mit wiederholtem pron. gesagt Avird : it itself.
da schon der ags. gen. und dal. sg. fem. in hire selfre
zusammenfließen, so entsprang herseif. von dem ma&c.
des pers. pron. he war überhaupt der gen. his nur noch
in possessivem sinn üblich, der dat. hbn ungleich liäufiger,
man zog also hunself (ags. liim selfum) vor und nicht
hissclf (ags. liis selfes), wobei vielleicht das ronian. luimeme
angeschlagen werden mag. beide wiederholen auch das
persiinl. pron,: he himself, she herseif. hiernach richtet
sich nun ganz der pl, Ihey themselveSf denn theni (ags.
tham) ersetzt überall das ags. him. die anwendung dieser
dalive him und them gemahnt an das nnl, posscssivum
hnn (s. 347) und kann darauf eingedosscn liaben. im
ob]i(|ucn casus geben himsclf, herseif luid themselves vor-
zugsweise rellcxiven sinn.
sehr gewöhnlich ist die lieifügung von oxvn für den
possessiven nusdruck; im/ oivn child; zuweilen auch für
den i)ersi)idichen noch neben seif: 'tis she lier oivn seif.
wclclie Umschweife, das einfache ipsa est, golh. silbu ist,
auszudrücken !
INInl. finde ich bei TNlaerlanl s/n selves scat 1, 182;
Sin selves kemcnade 2, 245; sin seivos wil 2, 332, obgleich
dem bein) verbum siehenden gen. sins gegeben n\ ird 1,
'J7, 139; im Ueinaert liingegen mins selves lif 1408 j mins
3G2 einfacher salz.
sclfes hfts 1547; sins selvcs Lof 1428; slns g41fs lif 1656;
»?iis solvcs mcsdael 254'J; iiiul so auch iiii diillL'ii bände
.M.u'rlaiits : siris sclIs Ji.iür 112; eins selve» Iicrle212. fürs
lein, haer aclß laiil iMaerl. 3, 4. lür den ],\.: bi huers
selj's list inakedeii si FlüHs 'Jl4; hatrs saives ghemaecs
si doe plaghea FJoris 1852. in diesen beiden fallen also
nicht selver. beim irzeii ist selves in der Ordnung: dor
hu selues ci-e Ileinh. 9'J2. Auch liier tritt eighen au den
plalz von seif: haje eigliino kiiil Maerl. 2, 22.^.
Nnl. werden, wie nhd., die conslructioncn gemieden,
welche das possessiv durch ze//" erhöhen , und man setzt
gleichfalls das adj. cujtn: \\\m eigen liuis etc. bei dem
])ersönlichcn pron. aber sieht zolf, pl. zelvea: ik zelj", tvi
zelveiiy hl zelj', zt selve.
In den nord. sprachen lierscht , weil liier die reflexiven
imd unrellexiven formen unvermengt bcstehn , die cinfach-
licit der golh. fügungen. meines vvissens gebraucht die
altn. niemals den durch sialls , sialfiar, sialfra verstärkten
gen. der persönlichen pron., um damit das possessiv zu
lunschreiben. noch weniger geschieht es im neunord., wo
die gen. min, din erloschen sind, aber dem pei'sönliclien
prou. selbst mag die Verstärkung hinzutreten. das poss.
kann durch eujen erhöht werden, altn.: sitt tirjit lif;
schwed. sit ecfet lif.
Sollte nicht in die alid. alts. ags. mundart ieues ver-
wirrende Sin. selpes, ii'a selpera u. s. av. , mit allen seinen
Schwankungen, aus dem lat. sui ipsius gedrungen sein?
der Golhe hat es nicht, und wurde durch das gr. iaVTOv
nicht dazu verleitet. auch die nord. spräche erhielt sich
frei davon, und die heuligen dialecle haben es, als un-
deutsch, wieder fahren lassen.
7. Heute nllcgen wir nach verbis, zumal imperativen, den
datlv der pronom. heider erster personen nicht selten
einzuschalten, ohne daii ihm überall eine bestimmte be-
ziehung zukommt, z. b. ich habe mir eine rechte lust
daran; ich habe dir da viel leute gesehn; du bist mir ein
rechter held!; komm mir nicht wieder so!; habt ihr mir
alles ordentlich ausgerichtet":'; ich lobe mir die rothe färbe;
wir loben uns das schöne; das war dir eine lust; das ist
euch eia jubel; das war rfjr der fremde, von dem ich eben
sprach; höre dir!', Aeukcdir! glaube rftV nur nicht alles von
der Sache ! ; der weiß dir viel dinge zu erzählen ; in diesem
letzten fall könnte statt des dir ebenwol ein ganz uube-
noTnen. pronomen, persunllcJies. 303
sllninites einem gesetzt sein, einigemal ließen sich dative
comniüdi auiiehnien, diese sind aber stärkerer bedeutuug;
andereinal ellipsen, so dali ein solches dir etwa aussagte
was die ganze redensart: das sage ich dir,
ich linde schon ahd. beispiele: lis thir ! 0. III. 7, 75;
lis thir IMatllieuses deil! 0. 111. 14, 65; mi chius tir ! (re-
spice) N. Bth. 158; lose dir! das. 181.
inhd. besonders nach dem wort hau: nu habet in ze
rate Wigal. 6862; die habe dir von golde! Trist. 8218;
liabetj IM von dem wibe! Trist. 5710; habet iu spil u.
Verlust! Frib. Trist. 4186; nu habe dir daz din, ich viil
behalten daz nun. Eilliart im Trist. 456 sagt: du enwas
dir nieman under; sanc unti wunne ^vas dir gruz Anno
717; lebe dir sanlte ! En. 12479. eingeschaltetes mir steht
bei Berthold 195 : hal)t ir mir den hungerigen zezzen ge-
ben? Amur 1302: daz bring m.ir dem hcrren din! und ge-
wis noch öfter.
Man könnte zunächst den dat. bei verbis medialer be-
deulung hinzuhallen (s. 29. 33. 35) besonders das sich bei
wesen , werden, sprechen, heizen (s. 36); wie auch nach
haben ein solches sich eingeworfen werden möchte : sie
sollen sich es haben! Auch das in relativsätzen auf das
pron. folgende dir (gramm. 3, 21) hat eine gewisse ana-
logie, von welcher im verfolg noch näher die rede sein wird.
Sollte in der oben 8. 30 angeführten goth. stelle : iba
ihank thtis fairluülis skalka jainamma ein solches encliti-
srlies thtis liegen? die neusten herausgeber finden darin
ebenfalls Umschreibung des mediums.
mehrere slavische sprachen schallen die dative mi und
ii ein (Vuks serb. gr. 56. 57.)
8. Schwächling vmd anlehnung persönlicher pronomlna.
ein golli. beispiel ist mir nicht vorgekommen, in der ahd.
])oesie wird, nach erfordernis des metrums sie in 5e, sia
iu sa geschwächt, z. b. irfultunse 0. llarlm. 102. V. 7, 32;
SU 0. V. 7, 37. 55. für e*', imo, inan kann bloik'S s, mo,
nan einlrelen, z. b. wol er imo.S lunut Tiudw. lied 2; lui-
hdiiio, hewcmo 0. liud. 6; thiunaii 0. Lud. 54; sinflu 0.
V. 7, 55; mannan 0. V. 7, 31. 33; die hs. trennen zwar
mo und nan, es scheint mir besser, aiu;h in der Schrei-
bung die inclinaliün auszudrücken. IMlid. werden st, es
und cz, angelehnt , zu bk)ßom s, ä, s, z. b. bequndriis
kann begunden si oder beguiulen es aussagen, bctjundciiz,
ist b, c/. der nom. er incliuierl hauliii an verl * mil vor-
304 einfacher satz.
hist des toiis , z. b. van</er (: ander); baier f: vater) im,
in, ir "Nvird geschwächt in e»n, en, er t begundem sagcMi
u. s. w. belege im wb. 7Ai Iw. \). 101-105. du wandelt
sich l)ei der aidehnung in l)lol^e8 li : hhlü, kansfu, (bei-
S))iele ebendas. p. «4.) i'n, Vn, mVs, er^r luv ich in, ich in,
«licli es, er ir sind in Jiaclini. Parz. zu Ired'cn. ]N'och weit
geläufiger sind die mnl. anlehnungen , Iloüni .bat am schhil^
seines Floris sie lleiüig verzciciinel. Des altn. sullixes «Jf,
mZf sc, z, at geschah s. 40 Jl". erwähnung.
9. Die letzte anmerkung soll sich auf das Verhältnis der
icflexiven und iinrellexiven formen in der lal. und roma-
uischen spräche beziehen.
auch im iatein geht das reflexiv auf das subject des
Satzes, doch wird diese regel in lebendiger rede nicht
ängstlich durchgeführt, sondern wenn im zusammenliang
eine person hervortritt, selbst in Zwischensätzen, die an-
dere subjecte einführen, das rellexive pron. nach ihr ge-
richtet,, z. b. IMilo Ciceronem rogavit, ut se defenderet;
hier gehört se zu Milo, obschon Cicero subject des zwei-
ten Satzes ist. gerade wie in dem s. 322 aufgestellten ro-
gavit,, ut se oscularetur. der Gothe kann bloß wenn der
zweite satz in einen infinitiven aufgelöst wird sagen: bad
ina kukjan sis , unaufgelöst würde es heißen: bad ina, ei
kukidedi imma (und nicht mehr sis.) die golh. syntax
meidet also die Zweideutigkeit; welche die lat. in diesenj
fäll gestattet.
ferner, die lat. spräche verbindet zuweilen das relle-
xive possessiv mit dem luuinltelbar nachstehenden obliquen
casus, statt mit dem rectus des subjecls, z. b. aquila passe-
rem in nido suo oppressit , d. h. in des Sperlings nesfe.
schwerlich würde man goth. sagen: ara usqvam sparvin
in silla seinamma, das wäre zu zweideutig , sondern nur
in is. sitla. ahd. müste es heißen in Sineino neste, aber
weil sich ejus nicht mehr ausdrücken ließ.
In lat. Sprachdenkmälern des IMA. *) stößt man nicht
selten auf den dat. sibi nüt unreflexiver bedeutuug für ei,-
eis, während der acc. se stets reflexive behält. erklärt
sich das aus der mischung beider bedentuugeu in dem ahd.
ilttu^ im, so wie in dem männlichen possessivum sin?
' •*) z. b. dem gedlclit von Ruotliep, dessen bruclistück Haupt heraus-
gegeben hat«
nomen. * pronomen. persn/iliches. 365
oder liat tlle venvimmg Im lalein begonoeii und auf das
deutsche eingewirkt i' (s. 324.)
Alle romanischen sprachen verfahren mit dem reflexi-
ven possessiv ungleich freier als die lal. , und gebrauchen
es in der ausdelniung des hochd. sein auch für den unre-
flexiven sinn, ohne es jedoch auf den sg. niasc. einzu-
schränken *). so heilU es z. b. franz. ses yeux brillent
[seine äugen leuchten, oculi ejus micanl); on parle de sa
mort {ejus morte) ; j'ai vu Pierre et 5« femme (ejus con-
jngem); ital. vidi Pietro ed isuoi figli (filios ejus), span.
vi Pedro y sus hijos. v\^o Zweideutigkeit entspringt , ist
die itak spräche mit ihrem di lui, di esso, di lei sorgfäl-
tiger, als die franz. mit anwendung ilires gesclilechligen
pronomens : egli vide Pietro colla sorella di lui {P. mid
dessen Schwester), weil colla sua sorella auf egli bezii^-
lich wäre, franz. wagt man lieber das unsichere : il vit
P. avec sa soeur fnhd. P. und seine Schwester,) und läßt
vom Zusammenhang den zweifei lösen , wie sich insgemein
die neuere syntax mehr dem ganzen zukehrt das einzelne
vernachlässigend.
*) in seiner ursprünglichen allgemeinlieit für sg:. «nd pl, aller ge-
schictliter besitzen es jedoch nur die spanische und portugiesiscl)e;
die ital. und iVnnz. entsagen ihm, wenn das suhject im pl. stellt, und
setzen dann loro , hur (= lat. illoruni) für beide bedeutungen. alt-
ital. galt noch suo. jenes loro, leur vergleicht sich dem alid. gen.
pl. iro ^ nihd. ir und loro bleibt ebenso unverändert, leur, insofern
es den pl. kurs bildet, darf ein unorganisches possessiv heißen, wie
unser nhd. ihr, pl. ihre.
366 einfacher satz.*
CAP. IV. ÜBRIGE PIIONOMINA.
Näclist dein persünliclien ])ronomen ziclil das demonslra-
tive die aufnierksanikeit auf sich, vor allem der sosenannte
artikel. ich Nverde in diesem cap. zuerst von iJim, lier-
nach von den andern dcmonstraliven formen und endlich
von den inlerrogativeu und sonsligen prouominalfiigungen
handeln.
A. Arllliel.
Der artikel, in seinem Ursprung, ist nichts als ein demon-
stratives pronomen, und nur allmälich zu einer fast bedeu-
tungslosen gramnialischcn form herab gesunken, nicht hat
die geschwaclite llexion des nomeiis ihn zuerst herbeige-
führt, wol aber sich an ihm gestützt, ihn fest gehalten
und vervielfältigt (s. 293.) gleich dem persönlichen pron.
beim verbum steht er anfangs beim nomen, in besonde-
ren fällen, als herzugerufner seltner geleiter nachdruck-
sam; bald zur bürde geworden schleppt er sich fast allent-
halben mit. der deutsche artikel ist meislentheils ungelen-
ker form. Während in den ronianischeji sprachen durch
günstige Verschmelzung mit präpositionen er schnell gefäl-
lige , sogar den wollaut der rede erliöhende gestalten an-
nahm, gibt der unsere ein bild schmuckloser gründlichkeit.
wir sind zu unbeholfen, ein gebrechen zu bergen, das uns
lästig wird, noch weniger wissen wir es so zu wenden,
daß es wie ein vortheil aussehen konnte, wo sich gelegen-
heit und neigung zu kürzender ausscheidung einzelner buch-
staben zeigte wurde sie mit ängstlicher absieht bald wie-
der gemieden.
Die lat. spräche hat, gleich der slavischen, gar keinen
eigentlichen artikel an sich entwickelt, desto entschiedner
eingedrungen ist er In die romanischen, schon frühe eignet
ihn sich die griechische an , und zwar entspringt er ihr
aus demselben pronominalstamm , wie uns. doch haben
wir ihn ihr nicht abgesehn, sondern von altersher besessen:
der goth. artikel weicht eigenthümlich ab von dem gi'ie-
chischen und wird anders angewendet.
nomen. prouomen. arlilel. 307
Man kann nie sagen, daß clor arllkel die nominnl-
flexion vertrete, die kraft verlorne casus zu ersetzen beruht
in präjjosiliüuen. aber der artikel, indem er die dem
übrigen nomen ganz oder meist erloscliene flexion an sieb
seilest festbält (wiewol auch das nicht nolhwendig geschielit),
erleiclilert und regelt diesen ersatz.
Zuerst von den formen, dann von dem gebrauch.
Der artikel tritt sowol dem subst. hinzu als dem ad].,
ja er kann auch andere prouomina näher bestimmen hellen,
gewöhnlich aber erhält er seine stelle vor diesen Wörtern,
unmittelbar, doch ohne anlehnung, die nur in seltnen
fällen statt findet, der nord. überhaupt zu Suffixen nei-
gende dialect besitzt hingegen einen nachgesetzten, mit
dem nomen innig verwachsenden artikel. endlich versieht
auch die cardinalzahl ein das amt eines unbestimmten
artikels.
Unser vorstehender artikel, wie ihn die meisten deut-
sclien mundarten keimen, hat, zumal in der gothischen,
die auilallendste analogie mit dem griechischen, sa , so,
thata, gen. this , thizos , ihis u. s. \v. gleicht dem o, 7},
To, Tov, lijS, 7 0V vorzüglich dann auch, daß der männ-
liche iMid weibliche noni. einem andern stamm folgen als
der neutrale und alle übrigen casus, jenen beiden , man
könnte sagen lebendigeren, subjectiveren fällen steht die
hauchende oder sausende Spirans zu; den andern mehr
objectiven genügt eine lingualmula. allein der gr. artikel
scheidet auch ebenso im nom. pl. ot , ai imd tu, während
hier im gotii. thui, ihus , thu jene nuita vorgedrungen ist.
TJnter unserji übrigen dialecten tiiigt nur noch der ags.
luid alln. das oigauische ehrwürdige geprage : se , seo,
thät^ sä, Sil, thal; ahd. und alts., so weit hinauf unsere
cpieUen reiclien, ist es verwischt und der muta ein vciUiger
vordrang gestattet: der, diu, daz; thie , thiu, that.
was die muta betrift, so muß man einräumen, daß
für ein liäufig der rede einzufügendes wörlchen die gr.
tenuis sich besser schicke, als die zischende goth. uml
säcbs. aspirala; Avider die hochd. media ist, in diesem
betracht, nichts einzuwenden, docli die auslautende aspirala
des neulr. daz scheint luigünsliger als die golh. uiul sächs.
tenuis an (hMselben stelle. ro steht nach dem gr. laut-
system für t()(S\ dessen ausspräche früher so nühl gewesen
sein muß. daß die auslautende nunlia bald ganz schwand,
sämtliche llexioneu des gr. artikels liaben günstige einsilbig-
keit und haulig vocalauslaul erreicht; in \\cn "formen des
368 einfacher satz.
iinsrigen erscheinen oft zwei sllben und häufig zwei con-
eonanten.
ich gelie darum In die laulelenicnle dieses prononiens
ein, weil sie mir zu erklaren scheinen, wie wenig sicli
luiser arlikel zu gewandter Kürzung, anleluiung und Ver-
schmelzung hergab. ungleich vorllieilliafler für den wol-
klang war die liquida des lat. demonstrallvs ille ^ aus
•welclieni , durch manigfaclie Veränderungen und Verschmel-
zungen, der romau. artikel erwuchs.
Der goth. vollen arlikelform geschieht nirgend abbruch,
obgleich dasselbe dejnonstraliv in einem andern fall (wo-
von späterhin) kürzwng leidet.
das ahd. ubar ix. wazzer (trans frelum) T. IMalth. 16,
5 r= ubar thaz wazzer ist bemerkenswerlhe, gewis nlclit
allein stehende spur, eines Sprachgebrauchs, der schon unter
dem volk lebendig hcrschte, und liier einmal dem geist-
lichen schriftsteiler entschlüpft; auch N. meidet ihn noch.
Die mhd. dichter lassen ihn aus dem metrischen gesetz*)
•viel genauer erkennen, in folgenden fallen ist die anlau-
tende lingualmedia des artikels wegwerfbar und sein vocal
erleidet zugleicli Schwächung.
a. zwischen prapositlon und subst. , so daß jener der ge-
kürzte artikel sich anlehnt
ß. tlntiv: aume swerte Nib. 1898, 2; ame glase Parz.
1, 20; inme lande Nib. 1892, 3; assimiliert im«ie lande
Ulr. Trist. 2718; ime golde Parz. 3, 14; vonme Piine INib.
794, 2, vonme dinge Iw. 2496; vonme lande Iw, 3707;
vome gral Parz. 239, 7 ; vorne hove und vome lande Trist.
15451; bime grabe Iw. 1438; bime se Parz. 340, 3; hu
cim poume (baumes hocli) Anno 366; zem Kbe Iw. 1781;
zem hellefiure Parz. 2, 8; vorem grale Parz. 236, 1; iifem
esele Wh. 303, 25; ufern kle Trist. 4919; ebenso abem ,•
uzem^ m'ütem leun Iw. 5263; mhleni swerte Iw. 6734;
die Verschiedenheit der behandluug laßt sich leicht ermes-
sen.. , in mittem f. mit dem ist nichts weggefallen, bloß
med. der ten. assimiliert, mehrsilbige prap.: hinderm orse
Parz. 596, 18; ebenso imderm 5 üloerm. dat. ])1.: abe»i
ougen Parz. 692, 17; uze» ougen \Th. 242, 13; üzew
schalen Wh. 120, 15; ein eriu (ze den eren) Anno 277;
*) dessen findung und lierstelluug wir aber erst Laclimanns Scharf-
sinne verdanken.
nomen. pr onoinen, ariilel. 369
>:iii Durlngiu Anno 334: cm ewigin glnädin 771; zen
^venden Parz. 237, 25, zumal bei völkernanieu zen Salisen,
zeu Hinnen; vonw gelouflen Wh. 255, 1; m'iüen oiigen
Iw. 5189. Seltner lelint der dat. fem. an, am Läufigsten
in der Formel zer :==. ze der, schon im Annolied cir hellin
60. 257; cir Eilbin 331; zi?' erdin 747; dann in üzer
niaze Iw, 6633, deutlich rz: iiz der niuze Iw. 3274; auch
mit/er hant kommt vor. nie ein aner, iner, voner, noch
anre, iure, vonre oder gar aire, irre, dem imme analog.
Ahd. sind bloß bei 0. die fornieln zemo I, 9, 6. IV. 2, 7. Y. 1 1,
5. 25, 67; zen I. 22, 5. IV. 34, 26, V, 7, 65. 8, 17. 25, 67.
ß. acc. masc: umben stein Iw. 1203; umbeii tut Iw.
1895; ul'en acker Parz, 379, 25; ufteti Iw. 5862; überu
ronen Parz. 295, 19; iiberu gral Parz, 474, 22. 476, 16.
acc, neutr. ans ende Nib. 205, 2; ans venster Parz. 437,
19; ins münster Nib. 786, 2; üfes lant Parz. 544, 1; ufs
ors Parz. 595, 29; hinderz ors Parz. 379, 25 u. s. w, im
Anno ein einzignial auii lant 229.
b. zwischen persünl. pron. und subst. , In welcliem fall
jenes |)ron. den folgenden art. an sich zieht: warf erz. ors
Parz. 437, 5; und wie erz harnasch gewan Parz. 170, 2;
drang imz ors Parz. 295, 2; da mauz ambet tele Iw. 1409
und ahnliches.
c. zwischen verbum inid subst. in imperativisch gebilde-
ten eigeiinamen , wie ScIiiuheMtac , Ltvrennapf, Hacken-
tiuvel, Suocliendanc , Zerrezsluz und vielen solclien.
außerhalb dieser Zusammensetzung, die dem Volksleben an-
gehört, aber weder im imp. li«rcn napf, nocli weniger im
ind. ich huren napf, indes sagt Waltli. 9, 15 ohne anleh-
nung: setze en weisen uf!
d. vor dem gen. masc. wird zuweilen tles in s gekürzt
luul an das subst. gelehnt, gleichviel was vorhergeht, auch
ganz im beginn des satzes: «morgens Parz. 32, 11. 54, 7,
143, 16. 676, 11; «abenls Parz. 175, 19. 282, 24; «nahtes
Parz. 272, 25. 376, 26; «künges Parz. 391, 23. 416, 13.
524, 24. Nib. 1897, 3; shevs Parz, 786, 16; srichcs Wh.
212, 17. 297, 10; shcldes Parz. 72, 14; «kriuces Wli. 332,
29; ssclieliss Wh, 243, 1 d.h. des scliclis. Steht der gen.
zwischen priij). luid ihrem casus, so lehnt sich jener das
pron. an, z. b. zes küneges huldon =. ze des; eis >iaiiti9
truwiu Anno 805. Ahd. ze« pu/.zcs 0. II. 14, 45.
c. aphiiresis ohne anlehnen: iz, allermeiste cod. pal. 361,
3''; da iz gestuole was bereilit Diul. 1, 11; ez swcrt er
gein dem herzer« hui xMs. 2, 155^; Keie es ors liez in den
walap Parz. 295, 10; er holt och an ir letze en tut Parz.
Aa
370 einfacher satz.
205, 12. in der stelle: liet eis ors au siiiei' Imnl Wli.
l.iO, 4 incliiiicii der arl. an die ])arükel et, wie: cinz
iiiulz. ander muoz ich klagen Parz. 91, 9 an und.
Nächst diesem wegfallenden aidaiit des artikels if^l die
iinjgcdrelile apocopc der rönnen die und diu in bloßes d
wahr/.unelinicn , wenn sich dieses tl einem folgenden vo-
calanlaut inclinieren kann. schon im 12 jh.: untir t/an-
dere Anno 571; rierda (lerram) merlg. 1. 2; unter Jerda
das. 89; fioheran (die oberen) das. 107; häufiger nun auch
bei Wolfram und sonst: f/aiidern l'arz. 434, 19. 613, 18;
*Ziizer (die äui\cre) Par. 86, 25; </uzern (exteriorem) Parz.
663, 21; Jrivenliure Parz. 101, 30. 115, 24. 210, 18. 400,
1. 453, 8; fZerde Parz. 40, 30. 470, 15. 722, 22; rZerden
Parz. 605, 12; rfougen Parz. 91, 14. 179, 22. 253, 10. AMi.
55, 17; r/ungclriuwen Parz. 404, 13; al Jengele (omnes
angeli) Wh. 454, 16; ffandern (alteram) Freid. 124, 6;
rierslen (primam) Freid. 155, 2; <Zerde FVeid. 179, 10.
Audi wül vor anlautendem H: über alle rfheidenschaft
Wh. 434, 17.
Endlich ergeht, oline aphärese und apocope, bloße
Schwächung des vocals A im neutralen daz. sehr oft gibt
das Annolied dafür diz '. diz eilen 305; dur diz (da er
das) ulizui iutfieng 309 ; diz richi 327. 676 ; diz lieristi
volcwfg 442 ; diz buocli 443 ; diz liüir ölei 524 ; diz olei
856; diz liut 612; diz golt 648; auch nach prapositionen :
in diz vingerlm 573 ; an diz hoibit 760. den dichtem des
13 jh; dez: dez houbet Iw'. 460; dez maere Iw. 1836; dez
ros Iw. 3668; dez isen Iw. 5379; dez ruoder ISib. 1493,
4; dez ors Parz. 295, 20. 22; dez niinneclichste wip Parz.
441, 7; dez minre Wh. 15, 9; dez herzeichen Walth. 12,
2&; dez Heisch das. 22, 15. Parz. 191, 2; dez n)ez das. 27,
4; dez bluot das. 37, 10; dez herze nun das. 72,30; nach
präp. üf dez gras Parz. 37, 28.
Auf solche weise strebte die lebendige und dichterlsclie
spiMchc den arlikel zu scluneidigen. in den beiden letzten
fällen liegt die artikelform am tage, bei der apharese des
D hingegen könnte zweifei walten, ob nicht vielmehr ca-
sus des pron. dritter person den artikel vertreten? mi-
schungen dieses persönl. pron. luid des demonstrativs er-
folgen vielfach ; jenes ahd. ubar iz sieht in der that mehr
nach wirklichem iz aus als nach entstellung des art. dazl
dazu kommt ein grund, den uns hernach die nl. spräche
an band geben wird, auf der andern seite lebrt aber die
Schwächung des daz ia diz und dez übergöinge des A in
nomen, projiomen. artilel. 371
I und E, aus an diz Loubit wurde an iz lioubet, aues h.,
anz, h. , diese formcln scheinen völlig identisch, -warum also
ein mit dem neutr. des persönl. pron. gebildetes an iz li. an-
nehmen i* noch weniger scheinen sich zem , zen, zer aus
der präjf. im, in, ir zu deuten, am allerwenigsten zes, da
kein gen. niasc. es statt findet (s. 332.) das I in dem cim,
ein, cir, eis des Anuoliedes erklärt sich besonders aus
der neiguug dieses gedichts auch in andern fällen diesen
vocal für E zu setzen: dir ari 773, dir goltsmid 646, uze
dir bürg 664 für der ave, der g. , uze der bürg; ich ver-r
weise noch auf das dir beim relativ.
llnseie heutige Schriftsprache läßt nun zwar die pra-
posltionelleu anlehniuigen i»«, am, vom, zum, beim, un-
term, überm, hinter«i gelten, kaum voi'm , gar nicht
aufem, ausej/i, obgleich sie in aller munde sind, von den
weiblichen besteht das einzige zur^ die pluralen sämtbch
sind verschwunden uamenllich zu»t. luiter den accusati-
ven dauern fort ans, in5, ums, fürs, aufs, durchs 5 iiiclit
die männlichen, inilcrschieden von den acc. ans, ins, aufs
(mhd. anz, inz, üfz) sind die genitivischen ans, ins, aufs
(mild, ans, ins, üfs) rr: an des, in des, auf des. noch
weniger ist von den übrigen fällen erhalten , außer etwa
dem acc. e», der in eigennamen haftet, falscher anstand
hat uns dieser behilflichen kiirzungen meistentheils beraubt.
Alts. ags. anlehniuigen oder Schwächungen des artikels
habe ich lücht anzuführen, durch die allileralion scheinen
sie weniger veranlalU, als durch das rcimsyslem *).
Höchst begünstigt werden sie aber in der mnl. poesie
und noch baldiger angewandt als in der mhd., aber ganz
analog ciUspringend ; für die hier unbeleglen beispiele gilt
HoHmauns Verzeichnis der anlchuungen.
a. nach präposItionen ,
ß. dativ niasc. : ulen =: ut den; melleu rrr mel den;
teil :r= te den. dat. fem. ult'i*, mctle»", \er nr ul der, met
der, tc der. ß. acc. neuti-. an<, iwt, op^, vorf n: an dat,
in dat, op dat, vor dat, und nicht an het, in hei, op hct,
•) selbst in der chkI. , sonst keine kiirznnp; selieucnden , spräche
wcil\ ieli nielit (\n[\ sie der i\rtikel erleide anl^^r in /otlier für tlic
otlier. aueli l)ei den Kn"nl>''>rsten i)rii|)ositi(.>iien unan^ielelmtes tlie, es
lieilk: 011 the (ield , in tlic wntcr, of tlie man, U» tlie land , eher
wird die |)rä|). {gekürzt: i' tlie air (ia der lul't), fall o' tlie milk statt
of tlie. tu't i^t tu it.
Aa 2
372 eiiijuclier sutz.
vorlict, wie HolVm. aiidosl; der iniil. artikcl hat dat, iiirlil
lict , vgl. dal laiil l Iuris 7;J5, dal silver Floris 841, al dal
hof Kaiii. 58, dal Icllc ilier Kein. 88, in dat gial Hein.
451. nach niclrischer riicksicht leliiil sich nicht seilen die-
ses T an das lolgcnde subst. , slalt an die vorausgehende
pr.i|>. /.. I). /ghelal Hein. 410; an fgraf flein. 457 ; und so
bei llollin. <seil , <S\vacit, fwater, <kint, fhout, frmglieiltn
=::: dal seil u. s. w. diese lelzle art von anlehnung isl beim
mhd. Z unlhunlich.
b. nach persünl. pron.: hebbics :=: hebbic des; kl := ic
dat.
c. vor dem gen. masc. : smergliens; 5coninx Rein. 140.
196; Aiils; nz des nieighens, des conincs , des |lifs. te5
couinx liovc = te des Kein. 48.
d. dalfi'e, cutie für dat die, en die.
apocope des auslautenden le; fZammlracl, Jander, r/an-
dre, Javenture, d^n , fZerde, fZoghen nz die amniüael, die
ander u. s. w. (nicht de.)
In der nnl. spraclie hat sich eine für unsere Unter-
suchung besonders merkwürdige al)Nveichung von der nuil.
eingefühlt, das neutr. des artikels lautet het, unterschieden
von dem denionsfrativereu dat. statt des mul. dat graf,
dat dier heilk es het graf, hei dier; die formel des arti-
kels ist also de, de, het =z nuil. die, die, dat =z nhd. der,
die, das. auf den gen. dat. 'sg. imd den ganzen pl. er-
streckt sicli dieser eindrang des persönl. pron. nicht *).
die imorganische ausdehnung des nnl. het ist nun oifenbar
erst aus der häufigen inclination des ilat hervorgegangen ;
wie das nhd. ins, ans den schein von in e*, an es hat, so
nahm die nnl. mundart ihr int, ant entschieden für in het,
an het, und setzte dann ein solches het auch im fall der
nichtanlehnung, ohne sich daran zu stoßen, daß im dat. den,
der nicht verdrängt wurden von liem und haar. Ob sich
in mnl. gedichlen schon einzelne solcher unangelehnten
het für dat nach lassen weisen? den Übergang des dat in
het muß die geschichte der holländ. mundart näher aus-
mitteln. die präpositionellen anlehuungen tew, ter dauern
*) ich maclie aufmerksam auf die beim pron, mehrmals eintretende
abweicliung des neutralen Stamms von ibeiden übrigen geschleclitern.
wie neben dem goth. sa , so ein t/iata ; neben dem altn. kann, hon
ein tliat , erscheint neben dem nnl. de, de ein het. der sächliche be-
grif leidet eine andere l'assuug als die persönlicheren.
nomen. pronomen. artiiel. 373
fort; de (statt des friihereu die) erfährt, wenigstens in der
prosa, seltner apocope.
Viele eigenlhüniliche kiirzungen des allfries. artikels
thiy thiu, thet erscheinen selbst in der spi'ache der reclits-
bücher, sie uiüsseu darum sehr gangbar gcAvesen sein *).
der dat. niasc. und neutr. thd verschmilzt mit präposi-
lionen: üta, ela, milha z=: ixi thä , et thä, milh thä, z. b.
ütu hüse, ahd. üz demo huse; ebenso der dat. fem. there :
eler, milher r= el there, milh there; oppare r=z oppa there,
z. b. oppare stede, ahd. üfan deru steti. acc. masc. </«ene ;
oppane, unibene = oppa ihene, umbe theue; thrucliwe
(durcli den.) die anlehnung des acc. sg. fem. tha. ist gleich
der des dal. masc.
anlehnung des arl. an andere pronomina : thett =:: thet
thi (daß der); hine =:= hi ihcne (er den); thel/ff (daß das.)
an verbalformen: istet , nistet 1= is thet (ist das) nis thet
(ist das nicht.) des genitivs : wilhes erwa \vilia (mit des
erben willen.) beiläufig erv\'ähne ich der haullgen kiirzung
des advejbialen ther (da) in bloßes R: bariemar umbe =
barie ma ther umbe; liuchtmar (licht man da.)
dagegen lieißt es ohne inclination : thi other (der an-
dere) thcs nachtes, namentlich steht bei in und an das un-
angelehnte thet. in der heutigen nordCries. Volkssprache
lautet dieses thet dit, in der weslfries. freilich r7, nach
dem einlluß des holländischen het. doch auch in Dilmar-
sen begegnet it , z. b. it land to Iladelen (Neoc. 1, 328),
in den übrigen nicdersachs. nuindarten fast nur dal.
Die ganze bisherige unleisuchung hat ergeben, daß un-
ter allen deutschen dialeclen der nml, und allfries. den
arlikel am freisten behandelt; zunächst steht der mhd., doch
wendet er die ihm mit dem mnl. gemeinschaftlichen falle
seltner an.
Völlig eine verschiedne erscheininig gewähren aber die
nordischeil sprachen, ihnen eigen ist ein doppelter artikel,
und zwar ein voianlretendcr bei adjecliven , ein sujjujier-
ler bei 8ul)slanliven; von lelzlerm rede ich zuerst.
Das demonstrativ, welches diesen suhstanlivmtihA bil-
den liilft, lautet in den frühsten alln. deid<mälern, für
sich , so :
') nuHaüeniler gegcnsatz zum ng;-. , fla sonst bciile dinierte so vie-
les Kcmcin liabeii.
374 einfacher saf:
iiin
in
i(t
pl.
Inir
Inar
In
ins
innar
Ins
Innn
Innn
iiin.i
IlUllU
iniii
In um
Iniini
Inuni
IniMii
In 11
ina
ilt
Ina
Inar
in.
slalt ilt wird i7 , fchlcrliaflcr auch ülh geschrieben, wie
sonst im dual, des persünl. pron. vidli für das richtigere
vIt. einige (Icxionen zeigen gern K slalt I, zumal die weib-
lichen enar y enni , ena:, der dat. pl. enouf^ docli aucli
enn und et im masc. und neutr. Spater wird überall die
aspirala vorgeschoben und das ist die in altn. prosa übliche
form: liinn ^ hin, hilt u. s.w. die unaspirierte sehe Ich
für die ältere an, darum schon weil sie dem ahd. ener, eniu,
enaz oder gener, geniu, gcnaz näher steht; das goth. jälns,
juina, jainata weicht Im vocal ab, denn nichts berechtigt zu
der annähme eines kurzen, dem golh. lautsystem wider-
streitenden jains, wofür jins geschrieben sein würde, das
N Ist der Wurzel wesentlich und assimiliert sich nur vor
dem neutralen T, ilt für int, wie inilt für ni?nt, eilt für
eint; darum hat auch dieses Itt, hilt nur zufällige, keine
wirkliche ähnlichkeit mit dem golh. ita, ahd. iz, ags. liit,
dem neutr. des pron. driller person. aus der nicht aspi-
rierten form begreift die sulflxlou sich leichter.
Suffigiert wird luin dieses pron. an alle casus aller de-
clinatlonen , nach folgenden regeln
a. die flexion des subst. bleibt tinbeeintrachtlgt, wenn sie
vocalisch auslautet, Immer; wenn consonantisch, mit ein-
ziger ausnähme des tun des dal. pl. , welches zu dem pro-
nominalen inicni in iinuui (st. umiiium) verschmilzt.
b. der wurzelvocal des pron. wird von dem vocalauslaul
des subst. absorbiert, dieser mag nun A, I oder U sein,
er haftet aber nacli den consonanten des subst.; ausgenom-
men ist der nom. pl. masc. und nom. acc. pl. fem., deren
ar, ir, ur wiederum den Wegfall des pronominalen vocals
verlangt, statt arinir, irinir, arlnar, Irinar, iirinar wird
stets gesagt arnir , irnir, arnar, iniar, urnar. im gen.
sg. fem. bleibt hingegen arinnar, da sich vor dem NN das
1 nicht ausstoßen ließe.
c. im neulro '^ wandelt das pronominale itt überall sich
in it.
hieraus entspringen nun Avechselude und wollautige for-
men, die ich nach Ordnung der einzelnen starken und
schwachen decliuationen raittheile.
sg.
pl.
sg.
pl.
pl.
nomen. -pronomen. artikel.
37
dagrinn
hirdiriiin
sonrina
belgriun
dagsius
Ilirdisius
sonarins
beigjarins
degiiium
hirdinum
syninum
belgiuum
daginn
Lirdinn
souinn
belgina
dagaruir
hirdarnir
ßynirnlr
belgirmir
daganna
hirdanna
sonanua
belgjanna
dögunum
hirdunum
sonuuum
belgimiui
dagaua
Lirdana
sonuna
belgina
giöfin
fesliii
botiu
ästin
giafarinnar
festarinnar
butarinnar
äslariunar
giöfinni
festinni
butinni
ästinui
giöfina
festiua
bulina
ästina
glafarnar
festarnar
boetrnar
astirnar
giafanna
festanna
butanua
ästanna
giöfunum
feslunum
bölunum
astununi
giafarnar
festarnar
bcEtrnar
Astirnar
fatit pl.
fötiu sg.
rikit pl.
rikin
falsins
fatanna
rikislns
rikjanua
felinu
fütunuin
rikinu
rikiununi
fatit
föliu
rikit
rjkin
lianinn
tungan
augat
lianans
tuiiguiinar
augans
hananuiu
lunguniii
auganu
lianann
lunguna
augat
hanarnlr
tuiigurnar
augun
hananna
tungan na
auganna
liöiiunuiu
tÜngUIHMU
augunui
1
Iianana
lüngurnar
augun.
Zu diesen paradigmen bemerke ich :
1. die enlsprungnen formen haben den scliein einer flexion
es Sinei aber nur zwei aneinander gerückte luid verwacli-»
scne ilexionen. in der syntactischen wirkung kommen sie
den subsl. bei, vor wclclie in den andern dialccten der
artiUcl tritt; fatit bedeutet was das ahd. daz faz, fülin
was diu faz ; bulin =r: diu [)UOza , butnrinnar ::= dera
piioza ; wie viel gefälliger sind aber die altii. foiiiien! nur
die seltneren aidehnungon , wie mlul. sküiicges, mnl. sco-
nincs können es aufnehmen mit dem ahn. kunungsins. ei-
nen Vorzug jener dialecte möchte die aidohnung an priipo-
silionen geben, woraus ein gewisses ebenmaU zwischen
priip. mit art. luul dem subst. erwuchst , w.iiuend die altii.
einsilbii'c priip. absteht von der vi'Iglicdriukeit des siitVi-
376
einfacher salz.
glerlcn subst. , man liallo z. b. das mlid. inie lande zum
alln. t landimi; nilid. zcr buozc , allii. til bulariniiar.
2. die siilügierlcii formen nnterscheiilen sicli von dem We-
sen der stliwaclion decliiiation. der gen. liatians, acc. lia-
nann eriimcrl obenhin an den gotb. uiisnirigierten gen.
lianins, acc. lianan ; aber die gescbicble und das laulver-
liüUnis beider sprachen, der nord. und golh., lelirt die
grundverscbiedenlieit der falle, dem goth. hanins, banan
eiilspi-icbt ein alln. liana, liana. dem noni. sg. sclnvacher
form gebührt nie das N, liier aber bat der nom. masc.
BOgar NN.
3. man übersehe nicht die umlaute, sie bleiben genau
Avie im llectierlen casus vor der suffixion ; anders ausge-
drückt, das I und U des angebängten arlikcls äuiiert nicht
den geringsten einlluß auf den ^vurzelvocal des siibst. so
erklart sich wie die formen falit, fütin eintreten, und
nicht felit, fetin. Daraus entnehme ich den späten Ur-
sprung der suifixe, als sie aufkamen, war der einzelnen
ilexionen laut oder umlaut lange geregelt, und konnte durch
den vocal des noch so nah zutretenden pron. nicht anders
bestinuut werden.
4. auch die Verschiedenheit der denkmäler bestätigt diesen
neueren und allmälichen beginn der sufTixe. in der edda
erscheinen erst wenige spuren, und die altn. prosa bedient
sich ihrer wiederum ungleich seltner als es die neunord.
sprachen thun. näheres hiervon unten, wenn ich den ge-
bi'auch des artikels erörtere. es verhält sich also damit
nicht anders als mit dem vorgesetzten artikel , der früher
sparsamer angewendet, der neueren spräche fast unent-
behrlich wird; gleichzeitig sind aber beide erscheinun-
gen nicht.
Die schwedische spräche zeigt uns zwei lehrreiche ab-
stufungen der sulFixe. Altschwedisch:
pl.
dagen
solen
fatet
dagsens
solens
fatsens
dagenom
solenne
fatenom
dagen
süleua
fatet
dagarne
solarna
faten
dagarnas
solarnas
fatenas
dagomeu
solomen
fatomen
dagarna
solarna
faten
nomen. pronornen. ariikel.
377
pl.
lianen
hanans
hanaiiom
hanaa
lianarno
lianarnas
lianonien
lianarna
tungan
tungones
tungonne
tuneona
Ögat
ögans
üganom
ögat
oeonen
tungorna
tungornas ogonenas (?)
tiingonien ogoinen
tungorna ögonen
die meisten dieser formen sind noch in der bibeliiber-
selzung, der dat. sg. fem. auf enne, onne gründet sich auf
ältere denkniäler, die bibel gibt dafür schon ene, oue;
auch hat sie im pl. masc. arna statt arne. doch den merk-
würdigen dat. pl. omen (ahn. iiniini) liah sie überall fest,
im gen. sg. masc. und neutr. fehlt zuweilen schon das
erste S. bedeutsam ist die abweichung des schwachen pl.
neutr. von der ahn. form, ögonen, hiertanen von augun,
hiortun ; sie wird aber durch eine Verschiedenheit der
starken flexion in beiden dialecten begründet, deren erör-
terung nicht hierher gehört.
Neuschwedisch folgendergestalt :
«S-
pl.
dagen
solen
fatet
dagens
solens
fatets
dagen
solen
fatet
dagarne
solarna
faten
dagarnas
solarnas
falens
dagarna
solarna
faten
hauen
tungan
ögat
lianens
tungans
Ögats
hauen
tungan
ögat
Iianarne
tungorna
ögonen
hanarnas
tungornas
ögonens
hanarne
tungorna
ögonen
pl.
liier sind die formen noch mehr als im allschwcd. zusam-
mengesunken, ohne au wollaut einzubüßen; dat. und acc.
nirgend luiterschieden. das suilix als solclies unfülilbar,
oder nur noch im nom., von welchem dann die obIi(HUMi
casus auf gewöhnliche weise weiter gebihlct werikMi. für
sich bestehend ist das demonstrativ hin (jener) lieule ganz
imbiegsam, wie lielie sich aus ihm jene sull'ixion deuten?
Die danische spräche kennt auch den schönen vocal-
wechsel der schwcd. nicht, sie setzt überall einförmiges
E, inuner aber bleiben die formen noch sehr behiillich :
378 einfacher sutz.
sg. (lagen Bolen faJct
dageiis soleiis Tadels
dageii solen fadet
pl. dagenc solcne faden
dagenes solenes fadenes
dagene solene faden
Sg. liarien tmigeii üjet
liaiiens tiingeiis ojels
lianen tungen ojen
pl. liaiierne tungerne öjenen
lianernes tungernes öjeiiens
baiienie tungerne öjenen
der pl. schwacher neutra scliwankt; aus älteren dan. Schrif-
ten lassen sich einzelne anniiherungen an die altere vollere
form gewinnen, namentlich der gen. sg. masc. und neiitr.
mit doppeltem S, dagsens, lifsens; ja dies -sens wird selbst
ursprünglichen femin. zu theil : iordsens (terrae) solsens
(solis), siiilsens (animae), weil das gefiihl für den unter-
schied des mannl. und weibl. geschlechts in der spräche
auf hurt.
Dieser angehängte und mit der casusnexion verwachsne
arllkel bildet nun in den nord. sprachen die regel. "Wenn
in der edda, nicht selten, ein dem subst. vorgesetztes sd,
Sil, that erscheint, so ist es mehr als arlikel, wirkliches
demonstrativ: sd ior 32^; sd vallr 33*; sd gardhr, sii
grind 108^; that harr 109^; thcer meyjar llO''; und man
niuU übersetzen ille equus, ille campus u. s. \v. Anders
verhält es sich vielleicht in der alten spräche der gesetze
und rechlsbücher, zumal der altschwedischen; in ihnen
wird ungleich seltner der suffigierte artikel gesetzt, als in
den Island, sagen, dafür aber das demonstrativ weit öfter,
dem dann auch geradezu die minder nachdrückliche be-
deulung des arlikels zukommt. Dieses demonstrativ liat
außerdem im altschwed. und altdän. schon frühe eine ab-
geänderte form empfangen und bildet den noni. sg. masc.
thdn (tlien) , d. h. die ursprünglich accusative form ist in
denn nom. vorgerückt ; das neulr. lautet thätj der pl. the -
die obliquen casus haben meist noch ihre altere flexion
bewahrt , fangen aber bald auch zu verhärten au. bei-
spiele findet man in den glossaren der altschwed. gesetze
oder im herzog Frederik (thäu skogh 78.) dieses thän,
that wird nun, ganz in weise des hochd. und goth. ar-
tikelö subslauliveu vorgesetzt.
nomen. pronomeji. artUceU 379
Schwed. und dan. gramniatlker nennen es den heslinx-
nienden arlikel, gegenübei* dem hestininiten ^ durcli das
Suffix. seine bedeulung mag demonstrativer lieißen , als
die des bestimmten, allein sehr unmerklich, seine formen
sind zusammengesunken , für den ganzen sg. niasc. und
fem. gilt den ^ im neutr. det, für den pl. aller geschlechler
de , und diese drei Avcirler gelten (im schwed. und dan.)
als casus rectus und obliquus, z. b. schwed. den van (der
freund) den ilicka (das mädchen) det lüfte (das gelübde) ;
gen. den väns, den llickas, det lüftes; pl. de vänner (die
freunde), de vänuers (der freunde.)
Soviel vom nord. sidjstantivarlikel. Bei dem adjectiv
verwendet die altn. spräche keinen angehängten, sondern
einen vorantretenden :
a. gew^öhnlich dasselbe hin, in, it, welches den Sub-
stantiven suffigiert wmde , z. b. inn gamli thulr; in n5'^ta
vigdrött; it aldua tre ; gen. ins gudlia hugar; dat. inoin
niHcra brunni u. s. W. auf allen blättern der edda, wie in
der späteren prosa, wo nur die aspirierte form hinuy hin,
Int herscht.
b. zuweilen wird diesem inn, In, it nocli das erste dem
golh. .artikel entsprechende demonstrativ sä, sü, tJtat vor-
angeschickt: sä inn storüdhgi iülunn Saem. 76*^; thess ins
alsvinna iütuns 31''; thann inn alsvinna iütunn 31-^; a
thann inn hcidha himinn T?**; thes iiins mtcra vidhar
109?; theirri enni linhvtto mey 78^; that it eina 33^;
thann inn hvita hadd 267^; thoer enar dückvu koiuir
12.S'T; thcini inoni aldrcrnom 79^; börn thau in blidho
240*. die bedeutung empfängt dadurch nachdruck, wie-
wol keinen allzugroßcn.
c. seilen erscheint, mit weglassung des inn, das bloße
sä: eptir thann dapra dag Sa;m. 126»; der sinn wird
dadurch demonstrativer, etwa wie wenn es vor subst.
steht (s. 378.) Si);ilerhin nuiß es aber häufiger geworiien
sein, Vilk. saga cap. 98 liest man z. b. sd fyrsti madhr
statt des alleren hinn fyrsti.
In der schwed. luul dän. spräche ist das pron. hin
vor ailj. fast ausgestorben, inid fast überall gilt den und
det, in deP s. 378 beim subst. angegebnen weise. so
schon im hcrtog Frederik: tltän äillile forste 12; thän
lille koMung 769 u. s. w. schwed. den blinde (coccus),
den blinda (cocca) , det bliuda (coecum); dan. den blinde
380 einfacher satz.
Ccoecus, coeca), det bliiule (coeciim.) Audi dieser arllkcl
lial sich also ^vieller dem hoclid. in form und aiiwciiduiiy
genrilicrl.
die Volkslieder liaheii noch sellne spuren des hin :
Hainiiiar hin gra (lornsiuiger 1, 50. 51. 52. 53) *); Vidiicli
hin Iromme 1, 52, wo die andere aufzeiclinung schreibl:
then gia, ihen fromme 1, 61. 62, dän. Iiin unger svciid
1, 59. 62; hin graa 1, 75. 78; hin fronnne 1, 78; Am
unge llafbur 3, 15.
Ungleich lianflger bieten aber dieselben lieder eine
snj/ixion des adjectivs , die in der ahn. spräche iiiier-
liuit, und in der neunord. schriflsprache ebenso wenig
zu iiinlon ist , dar.
schwed. vor eigcnnamcn : licrr Stollen Alf forns. 1, It;
sloltan Villborg folkv. 1, l.il; stoltan Siguil 1, 143; slul-
tan Adeluds 2,87. 110; üflei- vor Sachen: pä hvitan sand
forns. l, 167; vid hredan bord 1, 163; öfver iredaii
bord 1, 338; iiti hredan by 1, 132; pä höijan bar 1,
136; hügan mur (die hohe mauer) 1, 151; ät högan loft
1, 278; i liögan loft 1, 392; pä högan lofts bro 1, 385;
pS högan liast 1, 282. 312; I snöhvitau band 1, 288;
i hvitan lin 1,370; i tjulan lock 1, 309; \^^ jemnan niaik
(auf dem ebnen feld) 1, 140. 417; med klaran vin 1, 345;
pä hlekan kind 1, 355; i sallan sjö 1, 326; {övffijltan
spiut 1, 157; i liiisan laga 1, 412 sä langan vag 1, 366;
sä langan tid 1, 224; i längan trä 1, 269; i svai'tan iord
1, 181; lüi Julian dus 1, 174. 282.
dan. vor eigennanien : iin<jen Helmer 1, 139; ungcn
Roland 1, 224; ungen Hammer 1, 75; iingen Ulf. 1, 72;
ungen lierr Karl 3, 29; ungen hr. Axelvold 4, 4; yoden
Hammer 1, 77; goden Ijurmand 1, 54; du fjoden Olger
danske! 1, 51; stärken Diderik 1, 72; hüjen ßerner rise
1, 36. 55; Sorten Bunnand 1, 51; stolten fru Grimhild
1, 109. 117; slolten Brynhild 1, 133; stolten Mettelille
3, 24. 29. 32; stolten fru Görild 3, 42. 43; slolten In-
gefred 3, 64. 65; stolten Adelin 1, 93; (jodeu fargekarl
1, 110, vor Sachen: hviden gaas (ein scliif) 1, 224; paa
grönnen bord 3, 29; med höjen lioft og hreden bring 1,
154; i Iiöjen lolt 1, 135; paa hviden sand 1, 138; yoden
ieruaare (das gute eisenruder) 1, 111; til Sorten joid 1,
119; mig tviuger haarden uöd J, 146 (mich zwingt die
harte noth.)
•) Adolf Ivar Arvidsson sveiiska loriisangcr d. 1. Stockli. ISöl.
nomen. pronomen. arl'd-el. 33 J
die scliwed. Unterscheidung zwischen dem niasc. stolten
und fem. stoUun stimmt zu hanen und tungan; docli nicht
reclit erklärlich ist mir, wariun im obliquen casus überall,
ohne riicksicht aufs genus, der ausgaug an slatt findet? da
man fürs masc. en erwarten sollte. wäre dieses an ein
unsuffigierter acc. masc. (nach der allerthümlichen form
blindan granun. 1, 755), so sind die beiden andern geschJ.
nicht wol zu begreifen, aber nocli andere stellen nölhi-
gen, unorganische ausdeluiung der suffigierten form anzu-
erkennen: sä storan en qvida 1, 232; ena stolsan jung-
fru 1, 415; liier scheint der unbestimmte arlikel das suf-
fix des beslijnmten auszuscliliefJen. das einförmige dan. en
fülirt auf keinen solchen anstol\.
Von der form des iinheslbnmten arlikels ist wenig zu
sagen übrig, er wird aus der cardinalen einzalil entnom-
men; doch die gotli. spräche kennt ihn durchaus nocli
niclit, und bedient sich für analoge, aber schwacliere und
seltner vorkommende begriffe andrer unbestimmter prono-
mina, die zum tlieil mit jener cardinalzalil gebildet wer-
den (gramm. 3, 32.) Alid. ist, w^enigstens seit dem 9. 10
jh. der artilvcl ein, nicht zu verkennen, obgleich noch in
geringerem gebrauch, iingefalir ebenso verhalt es sich mit
dem alts. en, ags. an. Allmälich greift dieser artikcl um
sicli, und das mhd. ein, mnl. en sind schon so unentbehr-
lich und häufig wie heutzutage; die form weicht von der des
des Zahlworts nur in der schwächeren oder ganz mangeln-
den belonung ab. Auch hier lauft der unbestinunte arli-
l<el der romanischen sprachen, den die cai-dinalzalil gleich-
falls liergibi, parallel. Schon im altengl. hat sich eine
günstige sonderung des artikcis a von der zahl ow, one
hervorgelhan , die im engl, fortdauert. Der altn. spräche
war dieser unbestimmte arlikel, wie der goth., fremd;
auch die neunordischen haben das en eingeführt.
Diese erürterungcn der form des artikels muslen die müh-
same und verllochtene Untersuchung seines gebrauchs ein-
leiten.
Sprachen die ihn nicht kennen legen der)i nomen noch
überall einen individuellen sinn bei, iler keiner hervorhe-
bung bedarf, ihre demonstralion durcli pi'onomina ist sel-
ten, dafür aber emplundner. man kann diese aulVassung die
lebendigste und älteste nennen , sie herscht z. b. im lalein.
382 euijacher satz.
Wenn die liervorgoliol)nc ])ezeicliining einzelner nomina
forlscliioilciul si(;li so sehr liiinfl, daU sie regel wird, 80
treten die iinliezeiclinel gelassenen nur in eine allgemeinere
bedeulung, auf der andern seile verliert die eigentliche
deniünslralion an kraft, der arlikel liält zwischen beiden
die niille. auf solche weise zeigt er sich im grieclüschen
und golhischcn , wiewol mit meiklicher abweichung. er
bildet eine jüngere stufe der sprachent Wickelung, wie man
schon daraus gewahrt, dali sein wachsthum sich historisch
verfolgen liilU. der homerische artikel ist beinahe noch
keiner, und kaum aus dem sclioße des demonstrativs her-
vorgegangen ; ia der attischen prosa hat er sich vollends
entfallet, späterhin aber, namentlich in der spräche des
N. T. noch manche erweiterung angenommen. In der
gricch. und goth. sjjrache empfangen nun die nomina durch
den begleitenden artikel ihre bestiimntJteit, d. li. sie rücken
der anschauuug des redenden oder hörenden näher, wäh-
rend die davon unbeglciteten ferner stehn bleiben, und all-
gemeinere geltung haben, bei seiner ersten nennung pflegt
das wort noch ohne artikel, hernach aber als eingeführt
und bekannt mit ihm aufzutreten. Älehrern Wörtern steht
jedoch an sich eine so ausgezeichnete Individualität zu, daß
sie des artikels entbehren, und dennoch beslinnnt genug
erscheinen, sie sind aus jener frühem periode übrig, die
neuerung hat sie nicht berührt.
Die golhische syntax kennt also nur einen einzigen
artikel, den bestimmten oder bestimmenden, dessen Wirk-
samkeit bei dem adjectiv noch durch die beziehung auf die
schwache flexion erhöht wird, dabei hat es aber unsere
spätere spräche nicht bewenden lassen, sondern für einen
fall des früher xuibezeichneten nomens jenen, aus der car-
dinalzahl entnommenen unbestimmten artikel eingeführt,
der jedoch, seiner nalur nach, auf den sg. eingeschränkt
bleibt, für das nomen erwächst also in dieser dritten pe-
riode ein dreifaches Verhältnis, entw. steht es ohne artikel,
oder mit dem unbestimmten, oder mit dem bestimmten.
Da der pl. keinen mibestimmten art. leidet, und auch,
seinem weniger individuellen begrif nach, oft des bestimm-
ten unfähig scheint, so erfreuen sich manche pluralcon-
strucllonen uocli größerer ungebundenhelt.
Auch die fortsctzungen der lat. spräche in den roma-
nischen haben beide arlikel , den bestimmten und unbe-
stnnmten erzeugt, imd der letztere hat sich im ueugriech.
zu dem allen bestimmten eingefunden.
Jiomen. pronomeji. ariikel. 383
Es ist nicht zu leugnen, daß durch die verschiednen
arllkel manche feine inul genaue Nvendung des ausdrucks
erreicht wijxl ; wie andere vorlheile der neueren syntax
erkaufen wir sie mit der ahnalime sinuliclier fülle und
gediungenheit der rede.
Noch das sei im allgemeinen erinnert, daß der artikel,
wie eigentlich alle demonstration , auf die dritte person
eingeschränkt hleibl; die beiden ersten enlrallien Avie der
bezeichnung des geschlechls so auch jeder andern hervor-
hebung: sie sind durch die gegenwart des redenden luid
angeredeten hinhingllch bestimmt, der vocativ also ertragt
keinen arlikel, inid wo er ihn in jüngeren sprachen an-
nin)mt, da liegt eine Vertretung der zweiten person durch
die drille zum gründe *).
Golhischer arlikel,
1. folgende subslaniiva schlagen ihn ganz aus: giith
(deus), auch da wo er das gr. 'diös begleitet z. b. Maltli.
5, «. 34. 6, 30. 8, 29. 9, 8 und in viel^en andern stellen.
Jrdiija (dominus), den himmlischen herrn bedeutend, z. b.
Matlh. 27, 11. Marc. 1, 3. 5, 19. 11, 3. 12, 29. 30. Luc.
1, 25. 28. 32. 4, 8. 19, 31 obschon hier der Grieche häufig
seinen artikel setzt; bezeichnet es aber einen irdischen
lierrn , so darf auch der golh. sleliu: sa frauja Luc. 16,
8. 20, 13. atla (pater), wenn darunter golt verslanden
wird, man sehe Job. 5,' 21. 22. 6, 46. 47. 14, 10-16 und
andere stellen mehr, in welchen der gr. text oft den art.
beifügt; von einem menschliclien vater kann sa atla ge-
sagt werden, z. b. Luc. 15, 22; thana allan Job. 14, 8.
sunnö Luc. 4, 40. K|)h. 4, 26; acc. suniiun IMallli. 5, 45;
der dat. von sanna luir in der forinel at sunnin unin-
iiandin Marc. 4, 6. 16, 2; säml Marc. 1, 32. 13, 24; bei
i'jXios sieht bald derart., bald unterbleibt or **). hiinius
(coeluru) Mallh. 5, 18. Luc. 3, 21; 4, 25; hiniin acc. Luc.
16, 17; himinis INlallb. 8, 20. Marc. 13, 25. 27. 14, 62; in
lümin Luc. 2, 15; uml hiiniii ]Mallh. 11, 23; bi liimina
Matth. 5, 34; us hiinina Marc. 8, II. Luc. 3, 22. Job.
3, 31. 6, 31. 32. 33. 38. 41. 42. 50. 51. 58. 12, 28; du
lilnüna Marc. 7, 34; ebenso bei den häuligen pl. formen:
*) aiicli wenn Kur ersten oder zweiten pers. ein niideres iiomen
prrwiicicrt wird, ist dies eine dritte ]>erxo)t , z. I>. {jotli. ik im liulind
.lull. K, 12; ik im Idäifs .leih. 6, :>! ; tiiu is liiindiins INIntlii. 27, 11:
tliiudans is tliilV Joii. IH, 37; und liier darf nueli der nrtikel stelin:
ik im sa liiäifs .loh. (i, 48.
•*) vgl. deutsche niytliol. p. 400.
384 einfacher satz.
acc. lilniinans Marc. 1, 11; gon. liinune ■Nlalth. 7, 21; in lil-
iiiiiiam iMallh. 5, Ki. 4.5. 4«. Marc. 11, 2.5. 12, 2.5 u. s. w.;
der gr. text entbehrt ileu art. zuweilen in der forniei tv
ovQCiVoi^ , t^ nvonvoM oder nvouvojv ^ docli die ans Job.
angegebnen stellen setzen ihn auch da. airlha (terra)
INlatlli. .5, 18. JNlarc. 4, 28. 1 Cor. 10, 26, in welchen stellen
immer das gr. rj yfj steht; acc. airtlia liUC. Ifi, 17; aiia
airtha Malth. 10, 29. 34; fram andjam airthus un (<xpot;
y7]^ Marc. 13, 27; dal. airlhai Matlh. 11, 24; ana airthai
Mattli. 6, 10. 19. 9, 6; bi airthai Matth. 5, 3.5. faitufuni
(nions) kommt im nom. nicht vor und der acc. pI. fairgunja
1 (y'or. 13, 2 entspricht dem unbestimmten oorj , doch sonst,
nach priip. , meidet Ulf. den artikel : in fai'rguni Marc. 3,
13; ana fairguni Marc. 9, 2 ; af fairgunja Malth. 8, 1. Luc.
9, 37. 19, 29; at fairgunja Marc. 11, 1; in fai'rgunjam Marc.
5, .5, obgleich der gr. text überall ilarbot: fig lo öoog, ijon^ to
ö()oc,', aiio Tov oooi's, tv jnl$ öoeoi. Marc. .5, 11 zog das jainar
ixetden art. in thamma fairgunja 7tQoc: loj boei nach sich, Luc.
4, 29 der folgende relativsatz, und Luc. 19,37 ist von dem
nanihaflen ülberg die rede, halja (orciis), und halja 1'o)q
iid'ov INlatlh. 11, 23. Luc. 10, 1.5; in haljai fV tw üd'tj
Luc. 16, 23; der liier nichts beweisende voc. halja ud'tj
1 Cor. 15, 55. däullms (mors), in allen folgenden stellen
auch das gr. d-uvurog ohne artikel: acc. duulhu Luc. 2. 26;
Joh. 8, 51; in dauthu II Cor. 4, 11 ; gen. dauthaus Marc.
9, 1. Luc. 1, 79; dat. dauthau Marc. 7, 10. 14, 64. Luc.
9, 27. dags (dies), wenn damit die er.scheinung am him-
mel , als gegensatz der nacht, ausgedrückt wird: Marc.
6, 21; varth dags Luc. 4, 42. 6, 13; dags atnehvida Rom.
13, 12; unte dags ist Joh. 9, 4; dags naseinais II Cor. 6, 3;
in daga uslauseinais Eph. 4, 30; der gr. text schwankt zwi-
schen ?;/ff()« und »; v;/ff'()«. bedeutet es aber ein bestimmtes
zeitnial^so kann der art. zutreten : 5« dags IThess.5, 4; thans
dagans ivcs t'/t/gas Luc. 2, 43; in f/tamma daga iv Ttj t^/ifoci
Luc. 9, 37. nicht anders nahts (nox): nahts framis ga-
lailh Rom. 13, 12 ; C[vimith nahts Joh. 9, 4; vasuh than
nalils (nom. nicht gen.) i^v öh vv^ Joh. 13, 30; in naht
Joh. 11, 10 u. s.w. niaurgiiis : vas maurgins ?;j/ dh nounu
Joh. 18, 28; in maurgin iMarc. 11, 20. 15, 1. 16, 9^; at
maürgin Matth. 27, 1. In diesen beispielen, welche sich
noch vermehren werden, meidet Ulfilas den artikel rein-
licher als es die gr. spräche thut, obgleich auch sie hier
zur auslassuög neigt; die goth. regel hängt also nicht von
der gr. ab. alle vorgetragiien uomina bezeichneten aber
dem heidentluun, wenn ich nicht irre, göttliche, mythische
noinen. pronomen. artilel. 335
wesen, deren besonderhelt fest stand und durch keinen
arlikel belebt zu werden brauchte, in der späteren sprä-
che , je mehr der alle begrif solcher ausdrücke schwand,
wurden sie allmälich des arlikels fähig, und traten in die
reihe der übrigen subst.
2. vielleicht gehören noch einige dahin, in denen aber
sclion der Gothe schwankt, ich habe hier zumal die aus-
drücke unlmltha luul unhulUio im sinn, jenem, als dem
seltneren, verleiht er bereits im nom. den artikel : sa uii-
hultha Luc. 4, 35. 9, 42 ; tltäi unhultlians Luc. 8, 33 und
oblique thamma unhullhin Luc. 8, 29, doch neben unhul-
thin Malth. 25, 41. Eph. 4, 27. I Cor. 5, 5. das fem. aber
enträlh seiner noch: unhullhö Marc. 7, 29. Job. 10, 21.
JNIatlh. 9, 33;-ipl. unhulthuns Marc. 16, 9. Luc. 4, 41, 8,
30. 35 ; und oblique im sg. unhuUluin Marc. 7, 30. Luc. 7,
33. Job. 7, 20. 8, 48. 49. 52. 10, 20; gen. unhullhöns Luc.
4, 33. acc. pl. unhullhuns Matlh. 7, 22. Marc. 1, 32. 34.
39. 3, 15. 6, 13. 9, 38. 16, 9. Luc. 8, 27. 9,41; gen. un-
hulthunu Mallh. 9, 34; dat. unhulthöm Luc. 9, 1. aus-
nahmsweise mit arlikel : acc. sg. tho unhidtlu^n Marc. 7,
26; nom pl.f/tos unhullhuns Marc. 5, 12. Luc. 8, 38. das vor-
hersehende weibliche genus, ohne art., scheint die alte regel.
3. eujeniKunen liabcn im golh. keinen arlikel, wo! aber
im griechischen, o 'Jr^oorc:, 0 TIItqoq, t] ^Eliaiißer ^ lov
j^ayuQi'ut^ , 17"^ MuQiCiQ laulen bloU lesus, Paitrus, Ai'lei-
sabailh , Zakarian , Marüns ; sie sind an sich hinlänglich
individualisiert. nur bei besonderem nachdnick tritt ih*e
demonstration hinzu: thamma luhanne Job. 5, 36; tJiana
ludan Job. 6, 71; sa Barabba .loh. 19, 1; thaua Barabban
Marc. 15, 15; ]Marja so Magdaleni* Marc. 16, 1; JMarjin
hizäi Magdalcn(? Marc. 16, 9. Der llufUiame Jai'irdaniis
ohne art., aber Job. 18, 1 ufar rinnön tho Kaidrun ntoav
%0V )l€t/ili'i()()OV TOV KtÖQiOV.
4. die unter 1-3 genanjilen nomina weichen dem ai-t.
aus, weil ihre individualilät zu entschieden und bekannt
war; aus dem entgegengeselzlen gnind nehmen atuleie ihn
nicht an, deren begril" in der albjemeltihvil schwebt, nicht
speciell gefalU wird, z. b. faihu uQyvQtov IMarc. 14, 11;
drigUan vein Marc. 15, 23; vein usgutnilh (y olvoc: t/.-
Jfcirta). Mallh. 9, 17; reiio jah uslilnuu tqÖ/ioc: y.at txnranis
Älarc. 16, 8; augö luul augin, lunlhu unil lunlluiu Mallh.
5. 38; slain ana staina liUc. 19, 44 und alles solches for-
melhal'lo. nichts aber hiiulerl, anderemal diesen subst.
beslinunlere bedeulung beizulegen.
r.b
386 euifacher salz.
5. (ür die gc\v()liiillclicn , des nrlikcls nihigcii siihst. kommt
luiii der nalüiliclic gnuidfialz in nmveiitliiiig, dali slo da«
crsloiiial ohne ort. e'imjefVihrl , dann al)er dnn-h ihn be-
slinnnl Nverdcn. einige bcispiele ^vel•den hiiirciclien : llia-
rnli vas nianna in lairusaleni , lliizei uainu Svniainii , jali
sa nianna vas garailils Luc. 2, 2.5; äimlicli Marc. 3, 1. 3.
erst aggiliis Luc. 1, 11, hernach sa aggilus Luc. 1, 13. 19;
thamma aggilau Luc. 1, 18; ebenso Luc. 2, 9. 10. 13. f/w
Hiagalhai, hernach thizös niagadais Luc. 1, 27. in heitum,
dauu so hello INIallh. 8, 14. 15. garda lanibe Joli. 10, 1;
liernach thii lainba 10, 3. 9; thize lainbe 10, 7; thüiin
lainbam 10, 12. in skip INTallh. 8, 23; thatu skip 8, 24;
ebenso Joli. 6, 21. liairda IMaüli. 8, 30; in tho hai'rda 31.
siponjani Mallh. 9, 10; thäiin sipunjani 11. brulhfatlis
Malth. 9, 15; sa brulhfalhs. ana snagan ; af thamma
snagin IMatlh. 9, 16. faura kindina; sa kindins Mattli. 27,
11. 14. 15. hundafaths INlatth. 8, 5; 5« hundafalhs 8;
thamma hundafatha 13. fareisuieis, hernach //uii fareisuieis
Job. 7, 32. Ls gibt eine menge von niiinnern , engein,
iungfrauen u. s. w. , von ilinen ^vinl ein einzehies, (oder
aucli nieiirere zusamniengefalU) in die rede gebiaclit, und
dann, durch beilügung des art. , als individuuni beliandelt.
Das griechische stimmt meistens, nicht inuiier. einslimmung
ist in ävOQomog und ö ih'i^gwnog^ uyyeXos i"id 6 i'cyye-
Xog, 7i()og nuQdivov und ii^^ Tiuodtpov , uyth^ unil tig
tfjV uyO.r^v , ini i/iuTup und u7io rot' i/t((Tioi>, iy.uxov-
iciQyog und 6 i.vi,a'iov%(iQyng. genau treffen Übersetzung
und text zusanuneu in folgender stelle: livas haldith ave-
thi, jah niiluUs this avelhjis ui maljai? %!g noinulvei
noifiVTjV , Hat tx rov yäXccuTog Tijg noi\nvi;g ovy. ia&ieif
I Cor. 9, 7. liingegen steht der gr. artikel beidemal iu :
eig TO nlolov und i6 nlaiov , avlrj züv TiQoSinoiv und
TU, 'iXQÖßaTa, lolg fiad-ijtalg , 6 vVfKfiog^ o ryijiio'jv^ 'o*
^agioaloi. mit feinem gefiihl läßt Ulülas den evangelist
berichten: l;iil;iik barn Luc. 1, 41, Elisabet aber, die nocli
bestimmter an ihr kind denken muste, selbst erzählen:
lailiiik thata barn 1, 44; -Nvälirend der text zwei mal iayjgT7'0e
70 ßQf(f<og hat. Es ist nicht nölhig, daß das durch den
art. individualisierte nomen , wie in den gegebnen beispie-
len , unarticuliert vorausgehe, seine bloße andeutung reicht
Ijin : INLarc. 14, 14 kann alsoglcich gesagt sein thamma
lieivafraujin , weil von dem eintreten in ein haus eljea die
rede war; liausa jah sa thusundifaths, da sich der cliili-
arch auf die liansa bezieht Joh. 18, 12. ebenso reicht hin,
daß ein folgender beisalz oder i-elativer salz die beslim-
nomen projiomeii. artikel. 387
iming veranlasse: sa liuudafaths sa alstaiidands JMarc. 15,
39; ni kann ihana mannan, thanei qvitlulh Marc. 14, 71;
und ai'ihuniislu tliis fairgunjis , ana tlianiniei su baiirgs iz^
gatimrida vas Luc. 4, 29. Zuweilen unierläßt aber der
Gothe den art. bei der zweiten nennung des subjecls , z. b.
IMarc. 4, 12 sagt er: liaua lirukida, wie 4, 68, weil un-
sicher ist, ob derselbe halui nochmals, oder ein anderer
krähte; auch liat liier der gr. lext jedesmal uXixrioQ i(fo'i-
Vi;o£, vgl. Job. 13, 38.
6. da der casus rectus subjecliver und lebendiger ist als
die uhlüjueii , so mangelt letzteren oft der art., wo ihn
jener haben ^wüi'de, oder der gr. text ihn gebraucht.
a. der auf das nomen, von welchem er abhängt, unmit-
telbar foJijende gen. steht ohne artikel. Ulf. sagt überall
sunus maus oder sa sunus mans , obgleich der gr. text d
viog Tov av&Qi'inov gewährt; ferner: in andvaü-thja mannö
tfin()oa&£V T(jjv uvi)Qomü)V Matth. 5, 16. 6, 1; sunum
manne Toig vloig tojv ßVt9(JW57wr Eph. 3, 5; garda lambe
y avXi] iö)V nQoßä'io)V Job. 10, 1; blömans luüthjös t«
y.Qtrci TOV ayoov JMatth. 6,28; tbata havi luüthjus d yoQTOS
TOV \ayQOV JNlatth. 6, 30; kaiirnö hvaiteis d nönxos tov
ohov .loh. 12, 24; ana giblin alhs tTrl %6 mtQVyiov tov
hQov Luc. 4, 9; hlaifs libaindis d uQTog 'T)']S C^ijs Job.
6, 35; at vaürtim bagnn!; viQog ir^V ^[t,aV T^iV öivÖQiov
Luc. 3, 9; malma mareins i) äjKjtiog Tijg 'd-aXaamjg Kons.
9, 27; astans peikabagm^ rd ßa'ta tmv (potriHMV Job. 12,
13; hallii gamarzeiiiais riö Xih-(p %ov iiQOOyMn ftaiog Koni.
9, 33; frathi leikis rd (fQOVrjia Tijg GciQXog Rom. 8, 6;
häubith qvcnais mrfah] t ij g ywamog Lph. 5 , 23; bi
muna aivc y^aru iiQÖ&taiv riöv amvwv Lph. 3, 11; bi
biuhtja dulthais v.ciTa, t6 i'&og t fj g eoo2i;g Luc. 2, 42 und
in vielen fällen mehr. es künnen zwei solcher gcnitive
hintereinander folgen : bi gibai anslais giilhs aard ti]v ^o-
QSKv xijg yuQtrog tov -ötov Lph. 3, 7, wo drei griecb.
artikel weggelassen sind ; ilu hazeinai vulthaus aiistais
eig t'nciivov dn^rjg Tijg ydoirog Lpli. 1, 6; du fauragnggia
usfulleiiiais mele fi'g oinovoftiav TOV 'Ji'h^QM/iiu'Tog T lö v
'MiiQwv Kph. 1, 10; gasteis gabaite trausteis i,ivoi roii' ötu-
■dr^yiMV Tfjg enayyeXiag Kph. 2, 12. Umso vielmehr fehlt
dci- güth. art., wo auch der griechische: svam akeitis
mioyyov o^ovg Marc. 15, 36; in vasljom lambc tv ivdv-
fuwf viooßn'iiQV Matth. 7, 15; in slika mclis ri> OTiyjii?'
y(i)Or(W Luc. 4, 5; suiijus liuhadis vio) ffiorog .loh. 12, 36;
lamba slai'ihlais viQoiJUta oyjay/;^' Rom.«, 36; kasam tlivair-
l'.b 2
388 eiiifadiev salz.
heiiis ay.fi'n; 0{>yt'i: l^om. 9, 22; ns v.'tuiblTaui vilotli» t'^
i'oyior vöfinv lioin. 'J, 32; aua ruliii asiluii» ioü ^ioj).ov
övov Joh. 12, 15; kuni naclr^ yevvi'jfiura iytdviLv Ia\c. 3,
7; liaitloiin allanc y.uQdiug nuTiQO)V Luc. 1, 17. Die uiit-
gelhcilleii beispiele lassen nicht iiberseliu, wie auch das
den gen. regierende vorstellende subsl. den arl. meldet, also
eine gewisse analogie oder Nvecliselwirkung zwisciien bei-
den snbst. in der arlikelaiislassuug eintritt, wahrend iiin-
gckelut heule gr. subbl. gern den art. zeigen : blunian»
haithjus, T« ■XQlva xov uyQOV; stana invindilhus o y.()i-
tTJS ti}^ ild'iy.lcic; Lnc. 18, 6. ausnalinisweise liat ihn das
erste goth. subst. : sa snnns nians, thana siin\i nianj Joh.
8, 28; thata havi liulthjus. Nur selten (jeht der abhän-
gige <Jtiit. voraus, und auch ohne ajl. : afslassais biikus
(xnoOTiiCiov Matlh. 5, 31; dagis \ig, 7^fiio(cg o()öi> L\.ic.2. 44.
b. auch der dallv, gleichviel wovon er abhänge, steht
gern ohne art.: skula vairlhith stauai t^ y.oioei Malth. 5,
21; algibai thuk sa andaslaua stauin tw »jo/Tj^ Matlh. 5, 25 ;
sa slaua thuk algibai audbaiita tw vvoiqi'dj das.; usgibands
andbahla T(Ö vTiyjQtJ)] Luc. 4, 20 ; thans canialvidans hair-
tin ti)v 'AU()d\'ciV Luc. 4, 18; naniin oroituTi Luc. 1, 5;
rathjon lov C'.Qi&pov Joh. 6, 10; handuni Luc. 6, 1; lö-
iam sluhun JMarc. 14, 65; slahs lufiu Joh. 18, 22. 19, 3;
rausa Kula/Lto) Marc. 15, 19; vaurda Xöytp INlatlh. 8, 8.
c. vorzüglich nach präpositlonen : in ftjn li^ 77 ro Joli'
15, 6; ana lukarnastathan v-rio T-i-v /.vyviuv oMatth. 15,
15; bi staina itqos Xidov liUC. 4, 11; du Iraiva iis antnau
Rom. 9, 8; af thaurnum d^o dxavdojv Matlh. 7, 16; us
slepa Rom. 13, 11; fram urrunsa jah saggqva uno tcraio-
Xmv 'Aal övoßtöJv IMatth. 8, 11; in runai fp tw fivarr^Qioi
Eph. 3, 4; ana handum ml yeiQÖiv Luc 4, 11; bi kinnu
enl rrjv aiayöra Liic. 6, 29 ; und niel ilyoi y.uioov Luc. 4,
13. die hiiufige Verbindung der unter 1 angeführten subst.
mit präp. konunt hier nicht in betracht.
7. einige würler treten fast immer im (jeleit des artikels
auf, weil sie einen ganz individuellen begrif bilden , der
sicli aber nicht schon vor allers, wie bei denen unter 1,
festgesetzt halte; darum bedürfen sie äußerer bestimmung.
dahin so manaseths, 0 Y.öaiiag: Joh. 7, 7. 12, 19. 14, 17.
15, 18. 19; thizos niauasedais Joh. 1, 29. 6, 51; thhiii
manasedai Joh. 6, 33. 7, 4. 1 Gox-, 4, 9; tho manased Joh.
6, 14. 16, 8; nur ausnahmsweise gebricht der art.: mana-
söths Joh. 16, 20; manased Joh. 12, 47; nianasedais Joh.
8, 12; manasedai Joh. 18, 20. Eph. 2, 12. ebenso für
nojjien. pronomen. artikel. 339
tlen nenillclien gr. ciusdruck $a fairhvus Joli. 17, 5; this
fairliviius Joli. 15, 18; in thainma fairhvau iig tov
xoo^uov Joh. 12, 46; in thana fairhvu Joh.'lO, 36. 11,
27; nur Joli. 18, 24 faür gaskaft fairlivaus ngo rMra-
ßohrjs yoo/tov entweder nach dem gr. text oder in
der genitivcoiistruction. beiden ausdrücken verleiht auch
der gr. text beständig den artikel, ja erhöht ihn noch
durch ovxog , was aber Ulf. nur mit seinem arlikel wie-
der geben kann , wie wir im verfolg sehen werden.
Hütte sich der beginn des goth. evang. Joh. erhalten , so
wüsten wir sicher, wie das dem Gothen fremde 0 ?.oyog
übersetzt wurde? ich denke, durch thata vaurd, und halte
liier den art. für inierlälUich, obschon die ahd. Übertragung
liefert: in anaginne was wort, inti tliaz wort was mit
gole T. 1, 1. bei Ulf. hat vaiird, auch sonst, den artikel:
in ihis vaürdis dtcl tov loyov Job. 15, 3; andbahtus this
vaürdis vTir^Qi-iai tov Xöyov Luc. 1, 4; thamma vaürda
Luc. 2, 50; thize vaiirde Luc. 1, 4; thö vaurda Luc. 2,
19. 4, 22; aber meist folgen relativsatze, die den bestimm-
ten ausdiuck bedingen, sa reiks Joh. 12, 31. 16, 11; this
reikis Matth. 9, 23; pl. thdi reiks Joh. 7, 26. Rom. 13, 3;
thize reike Joh. 7, 48; der gr. begrif 0 tcQyov war wieder
luigothisch, und bei reiks wurde vielleicht ans lat. rex
gedacht, geläufiger sein muste thiudans , w^as auch meist
ohne art. steht, IMatlh. 27, 11. Marc. 6, 14. 22. Joh. 18,
37 ; obschon ihn das gr. 0 ßaoiXevs liat ; doch Matth. 25,
40. Marc. 6, 26. 27 sa thiudans.
8. wenn von zivci in gleichem casus auf einander fol-
genden suhst. das zweite die bestiinmung des ersten ent-
liält, so gebührt ihm der bestimmende arlikel. dahin ge-
hören die unter 3 zuletzt genannten beispiele: Marja so
Magdalene; ferner lesvis sa magus Tijoovc: 6 ticüs Luc.
2, 43; löhannen thana daupjand Luc. 9, 19; Herudes sa
taitrarkes Ijuc. 3, 19. 9, 7; ihivi so dauravard«^ Job. 18,
17. doch licifU es: Chrislus sunus gulhs Luc. 9, 20; Mar-
kus gadiliggs r»arnabiiis Col. 4, 10; in dagam Herudes
thiudaiiis, töj) fjtxGtXiwg Luc. 1, 5, nicht this thiuilanis,
sei es weil der gen., oder das wort thiudan.. lieber ohne
art. stellt.
9. werden zivei von einander unabhängige sahst, durch
jah verknüpft, so ergeben sich folgende formeln,
a. beide meiden den arlikel : and baürgs jah h.IiimVs Luc.
8, 1; in baürg jah in veihsa Luc. 8, 34; baürg*' jah sladc*
390 einfacher aatz.
Luc. 10, I5 mahl jali valdufni Luc. 9, 1 ; af Baulillm joh
slahim Luc. 7, l'l; skalkus )ah andljalil«*R Joli. IH, 18;
nalitain jali ilagain Luc. 2, 37; at gutha jali inannain Luc.
2,52; vitidani jali niarein Matlli. 8, 26. 27; ufaru vaurinö
(all skaiiii)iuiiö Luc. 10, 19; in galv<*Mi8 jah staigos Luc.
14, 21; atid vigans jah fallius liuc. 14, 23; frijönds jab
garaznans IjUC 15, 6; (rijundjus jah garaznuns Luc. 15, 9;
nials jah dragk iioni. 14, 17; gabauruin jah dragkameiin
Rom. 13, 13; niilli agisa j^h reiruu II Cor. 7, 15; rcikja
jah valdufnja Col. 2, 15; jah gudjain jah bukarjani Luc.
9, 22 ; bukarjus ize jah fareisaieis Luc. 5, 30 ; fareisuieis
jah bukarjus Luc. 15, 2; fareisaieis jah viludafasljus Luc.
7, 30; gudjam jah sinistam IMallh. 27, 3.
b. das erste subst. liat den arlikel: bi thö tlieihsa jah
mdla 7t€Qi TÜv yoöriov y.ui twv y.aioäJv IThess. 5/1; thäi
bukarjus jah fareisaieis Luc. 5, 21. 6, 7; thäi auhurnislans
gudjans jali bukarjA» JMarc. 11, 27; thäi siiiistans jah bu-
karjus JMarc. 14, 54; niilh thnim sinislain jah bukarjam
Blarc. 15, 1; fram thäim gudjam jah sinistam IMallh. 27, 12.
c. das zweite hat ilin: allai gudjans jali tlidi sinislans
Malth. 27, 1 ; auhumistaus gudjans allui jah thdi sinislans
IMarc. 14, 53.
d. beide liabeu ihn ; thäi fareisaieis jah thäi bukaijus
IMarc. 7, 5.
Oifenbar ist die erste ■weise die häufigste und der spräche
angemessenste, in den drei übrigen scheint der art. meist
veranlaßt durch die fremden begrille fareisaieis, bukarjus,
sinistans, gudjau», nemlich beide letzteren in jüdischem
siun genommen, auch treten einigemal schon adj. ins spiel.
10. die nähere darstellung des unterbleibenden oder ge-
setzten artikeh vor adj. erfolgt im fünften cap., weil der
hauplgesichtspunct dabei die anwendung der starken oder
schwachen üexion ist. hier bloß einige bemerkungen über
das Verhältnis des goth. zum gi'. arlikel iii dieser rücksicht.
a. gehört das adj. zu einem subst., so entspricht der aus-
gelassene art. sich häufig in beiden sprachen , z. b. ahma
veihs ist nnv/ta ayior Luc. 1, 35. 2, 26. wird er gesetzt,
so genügt es dem Gothen ihn vor das adj, zu stellen, der
Grieche hat ihn aber auch gern vor dem subst. , z. b. ahma
sa veiha, to nvevpa t6 Hyiov Luc. 3, 22; etwas analoges
wurde s. 387 bei der gen. construction wahrgenommen.
Nächstdem verwendet der Gothe oft die unarticulierte , wo
der Grieche die articulierte form , namentlich nach der
nomen. pronomen. artikel. 39 1
unter 5 ausgeführteu Unterscheidung das erstemal , wäh-
rend das zweitemal der art. folgt, ein beispiel gewährt Joli.
10, 11, wo es heilU : iyo) ei/tn 6 noiftyv 6 itaXog. 6
noi/in;v o yM?.6s i'tjv ipvyjijv aVTov %id^^]aiv vneQ tiöv ngo-
ßä%o)V. goth. ik im hairdeis göds. hairdeis sa göda sai-
vala seina lagjilh faur laniba *). mau vei'gleiche die übri-
gen im cap. 5 gegebneu belege.
b. größere übereinslimmung findet statt, wenn das adj.
für sich steht, keinem subst. verbunden ist. ivcpXög \er-
gleicht sich dem gotli. bh'nds, 0 tvffXog dem goth. 5«
blinda. blindai Tt;<^Aoi IMatth. 11, 5; thai blindans 01 rv-
(pXoi Matth. 9, 28.
11. einige <idj.^ deren begrif schon et^vas genau be-
stimmtes ausdrückt, weigern sich dem artikel: all, voll,
halb j mitte , obgleich unsere belege nicht ganz ausrei-
chen, all schiebt, wie Tiüg , den art. jederzeit hinler
sich, vor das subst. oder adj., nüt welchem e* sich bin-
det: alla so halrda nüou t) ayely JMalth. S, 32; alla
so baürgs näoit t) noXiS Matth. 8, 34; alla so gafaurds
oXov t6 ovriiioiov Marc. 14, 55; allai thäl hausjandans
nuvxes Ol axovoarreg Luc. 1, 66; allaiz^ thlz.e hatandanö
navTMV \tmv fitoovvtiov Luc. 1, 71 ; allaizö thize veihane
navTiov TOJV uyiiov l'^ph. 3, 8; nülh alliiim thdim veiham
cvv nuai TOig uyi'oig Eph. 3, 18; allans thans unhailans
wo der text bloi^ rovg cioO^tvovvxug Luc. 9, 2; umgekehrt
ufar allaim unhulthum tn\ iiuvra ra öatfiovta^ weil vor
unhulthu der art. nicht gern steht (s. 385.) wenn es JMatth.
26, 70 heißt faura tlu'ilm alluini e/HTiQoaOsv ainoii' ijä.v-
ro)V , so wird hier tiiaim für im gesetzt. tainjuiis fullos
gabruk«* Korpivovg nXi'ofig nXciG/tccTOW Marc. 8, 19; ahnnns
veiliis fulls nviv/i(nog ayiov nX'r]Qi;g Luc. 4, 1; nianna
fulls thrulsfdlis m'tq viXi-QVjS XtnQag Luc. 5, 12; banju
fulls f}Xxo)/itvog , vulg. ulceribus plenus Luc. 16, 20; sa
gards fulls varlli d.iunais 9} oinia i'JiX^jQoyO-t] ex %};g oa/i-fig
Job. 12, 3; fuUai vaurlhun hiXijod-rioav L. 4, 28. 5, 26;
und halba ihiudangardja nicina t\»g i]fiioovg rrg iiuöiXtlag
fiov IMarc. 6, 23; halbala aiginis nieinis 7« 'i^itiio')} iö)V
VJiuQynviiDV f(ov Lvic. 19, 8. thai'rh midia Samaijan Sul
jLtiOOV ^('./ia{)tu(g Luc. 17, 11; tluiiih midians ins diu fü-
oov ciVTMV Luc. 4, 30; in midjaim laisajjam Luc. 2, 46,
*) wenn Lutlicr ühcitin^jm liillt««, : i< li liiii </// hinter liirli , dir f;iite
liiitc. lasset siiii Ulifii fiii' «lie Mliale, so »imic er iiiil bll. sliniiiitii ;
allein er siif^t aiu li das ^woitonial : eui {^iittr ii. , im jjcytiisalz zum
giiccli. tcxt, der btidcntnl iiat : der iiuU- li.
392 einfacher satz.
liieilicr geliört nhov vor/,iiiiIicli die i'lllptlsclie Toben 8. 263
iiacli/.iiliülciiclc) redoiisarl in viidjnim (vairnm , innnnam:')
Marc. 14, 60. Luc. 5, 19. 6, 8, die für etlit{;otliiscli gelten
uuil^, da im gr. tig t6 /daov , in der viilg. in medium
steht, dies erinnert an das ganz ahnlicli construierle us
däuthäim, neben den verbis urreisan und urraisjan Matth.
27, 64. Luc. 9, 7. Job. 12, 1. 9. Rom. 7, 4. Col. 2, 12, ^vo-
bci allerdings das gr. in vex{)üv (auch ohne arl.), lat. o
Diorluis nachgeahmt sein künnle. in andern fällen nimmt
dies adj. den art. an, z. b. thaus duulhans rovg vettoovg
INLillh. 8, 22.
12. die possessiva werden auf doppelle weise mit andern
8ubst. verbunden
a. gewöhnlich ohne arlikelund nachgesetzt, wobei der
nom. und acc. neutr. die llexion ablegt : bida theina Luc.
1, 13; qvens llieina das.; iif hröt mein ^^attll. 8, 8; vitöth
iiusar Job. 7, 51 ; vasljus seinus Marc. 14, 63; aithei meina
jah brölhrjus meinai Luc. 8, 21 ; atlan theinana INlarc. 10,
19; brutlir theinanima INIatth. 5, 23; brutlirs theinis Luc. 6,
42; und so auf allen blallern. zuweilen geht das poss.
voran: mein leik JMarc. 14, 8; in tlieiuamma Jiugin Luc.
6, 42.
b. seltner mit arllkel , und zwar
a. Vor jilem subst. : tho giba theina INLilth. 5, 24; s6\ veit-
vudllha theina Joh. 8, 13; so armahairlitha theina JMattli.
6, 4; sa alta theins Luc. 2, 48. J. 8, 19; thata yamd thei-
nata Joh. 17, 7; t/iana ligr theinana IMattli. 9, 7; thana
sunu theinana Luc. 9, 41; tho vaürda nieiua Joh. 14, 24;
thai siponjus theindi JMallh. 9, 14.
ß. vor dem adj. : so meina laiseins r; ijinj diSayJj Joh.
7, 16.
y. concurriert zugleicli ein adj. , so kann ihm das po.ss.
vorausgehn oder folgen ; augö thein thala ta/hsvö JMattli.
5, 29; sunus meins sa liuba Luc. 9, 35; in thamma liu-
hin sunau seinamma Eph. 1. 6 (wo die letzten worte dem
gr, lext fehlen, nicht aber der vulg.) ; tailisvö theina han-
dus Matth. 5, 30. INIan gewalirt in allen diesen fällen den
einlluÜ des Originals auf die golh. construction, ohne dali
sie dadurch entschieden geregelt wird.
13. der gen. des geschlechtujen pron. steht liiuter dem
subst., es mag ein art. voraus gehn oder nicht.
jiomen. pronomen. artikel. 393
a. ohne arlikel: vaurd is Luc. 4, 32; qv^ns is Malth.27,
19; US niuntha is Luc, 4, 22; ana vlit is Marc. 14, 65;
skuhis is Matlli. 3, 11; bi akranam ize Matth. 7, 16.
b. mit artikel; 5« ihiumagus is Malth. 8, 13; so uithel is
Luc. 1, 60. 2, 48; tliata thrulsfill is Malth. 8,3; thäi
brulhrjus is Jph. 7, 5, 10; thai siponjus is Job. 6,'62; thäi
börusjus is Job. 9, 23. Luc. 2, 41; bi tho laisein is Luc. 4,
32; thans innakundans is IMatlb. 10, 25; bi thuna brulliar
izu Job. 11, 19; tho liaiidu izus TMarc. 1, 31.
diese nachsetzuiig des gen. stimmt zuiiv^gr^^c^i.. lext ;, nup,
^venn ein adj. mit vorkommt, kann er.in die mitte gelan-
gen: Ibaim veiham is apaüslauknu Epb. 3, 5.
14. wie im grlecb. text siebt endlich der art. nicht selteiij
vor einer präposition und deren casus ; er selbst bezieht
sich auf ein vorausgegangnes .«• ')St. , neben welchem die
gr. Sprache den art. meistentheils schon ausgedrückt liat,
die gotli. aber meidet diese haufung und setzt ihn nur das
zweitemal : atta izvar sa in himinani o natfjQ v/iöJv o Iv
TO'is ovQttVo'iS Matth. 5, 48 ; attins izvaris litis in himinam
tov naxQOQ vfiöJv rov iv ovQccroic: Malth. 5, 45. 7, 21;
fram attin izvaramma thinnvia in blminam nuQU tw na-
iq} Vfitiv TW tv lols ovQ. Matth. 6, 1; attan izvarana
thana i. h. top narcQa v/imv tov e. t.' ovq. Matth. 5, 16;
atta izvar sa ufar h. o ntnijQ vjiiöJv 6 ovoapios iNIalth. 6,
14; du atlin theinamma thmnma in füllisnja roj nüTQi cov\
TW £v TW KQVnrw Matth. 6, 6; linhatli thata in thus to ,
(fd)^ TO er aoi Matth. 6, 23; gramsta thamma in augin'
brothrs thoinis to ■aaQrpos to iv tw o^dal^iCi 7ov dd'tX-
rpov aov Luc. 6, 42; du Filippau thamma Iram B. 0/-
Xinnijj toj uno B. Job. 12, 21; garalfitein tho us galaubei-.
nai dtyMioavvi^v dl ttjv in nloTdos liom. 9, 30; sa (nem-'
licl» sunus) US thiujdi 6 ix rijg niiidiaHijs Gal. 4, 23. Ke-
lative kraft liaben diese pronomina nicht, sondern demon-
strative, arlikelhafte; man setze nur ein adj, statt der j)räp.
mit ihrem casus, z. b. sa himinakiuids , wie Malth. 6, 14'
o oVQunog steht , auch liilU sich durch ausgelassene parti-
cipia die conslruclion erläutern: Sa in himinam visanda,
thala in thus visando, sa us thiuiai gabaurana, wiewol
die annähme der cllipse unnülhig ist. • ,' ''
15. absolute constructionen haben den artikel gewöhnlich
nicht, da sie eine allgemeinere, fast adverl)iale gcltung er-
halten; docli kann er stattfinden: al ustauliaiiaim ihäint
dagani Luc. 4, 2 ; at galeilhandani ihäim auum Luc. 7, 24.
394 einfacher satz.
16. das golli. zalilwort äinSy äina, üin vor PtiJ)9tantiven
überselzl das gr. ;/",,•, /tlu., i'i\ sowol da wo es wiiklicli ziilill,
z. b. ülns aliina, äina gal;iiil>ciii.s, ttin Icik V.\)\\. 4, 4. 5,
als wo es eich der allgenieiiieien piüiiominalbedeulnng von
quidam uähert; reiks äins iloyiov tis Malth. 9, 18; äins
thiz^ synagogafade eic; Tcir uoyiovr((y('>yo)v Marc. 5, 22
(Luc. 8, 41 l)Ioü qvani tair 7//.,'hi' ('»'/,'(/); dina thivi /da
nai(J>(JXf; IMaUh, 26, 69; iiiagiila äins mciduoioy tV Joli. 6,
9; in Nvelchen stellen allen mich die vnig. iinus , una,
UHiim braucht, liiille es, in solchem xinbestirnmteren sinn,
der gr. text ihm nicht dargeboten , Ulf. würde sein Zahl-
wort dann gar niclit rorwandt liaben. niemals verdeutscht
er %ig durch ;lins , «ondorn stets durcti sums, wol aber
setzt er dies letzte zuweilen für das unbesliinnite eh z. b.
Jöh. 7, 50. 12, 2 (12, 4 sums.) hieraus folgt, daß ihm
sums in dieser bedeutung j^assender schien ; docli in den
meisten stellen wagte er nicht von dem gr. fjg sich zu
entfernen, bemerkenswert]! ist ains sums eig di ns ]M«'»rc.
14; 47, ilg Tig 14, 51.
''[[Md. artikel
fie manigfaltigkeit der denkmäler erschwert den überblick.
I. stets ohne art. gebraucht werden die benennungeu des
höchsten wesens eot \ind tnihliu *), auch wo sie unmittel-
bar nebeneinander stehn : druhlin got 0. II. 19, 15; gol
ioh drulittn Is. 17, 11. 19, 5. he'i fatar hat sich oft schoii
der art. eingeführt; zwar in dem alten glaubensbekenntiris
liest man: gilaubiu in got fater, ci ceswi'm gotes fateres;
ferner: almahtigo fater, truhtui fater, fater foua niuwihtu
ist gilan (Ecc. calech. 68); alle stellen bei \s. (Holzm. p.
191) meiden den art., und noch 0. II. 9, 97 sagt: fater
ioh tlien sun , welcher art. aber genommen werden kann
wäe hernach unter 9, c; anderwärts setzt er unbedenklich:
belun then fater II. 14, 63. 72; ther fater, then fater IV.
1.5, 26 11'.; noch unbedenklicher ist vom irdischen vatcr :
ther fater Y. 20, 42. Bloßes siinnä im wessobr. geb.:
noh sunna ni seein noh mäno ni liuhta; sunna ne skinet
N. Bth. 14; sunna hymn. 3, 2 und sonst; merkwürdiger
zu eiugang des cap. : sunna irbalg sih 0. IV. 33, 1 vgl. 1.
II, 17. 49; mäno vallit IMusp. 58; N. Bth. 135 aber dia
sunniin, f/eu maneu ; Bth. 11 dero sunnön, des manen.
himil enti erda gaworahlus wessobr. geb.; scephiou himiles
') Is. 21, 8 ist d/ier drutttia ilL- dominus.
noiiien, pronomen. artikel. 395
endi erda Ecc. cat. 65; der hiinll Musp. 57, wo aber den
art. die critik tilgen dürfte; hiinilu Is. 11, 2. 39, 1. 57, 18;
liimil Is. 45, 8; so wit su himil unibi warb 0. IV. 11, 7;
den liimel N. Bth. 8; der hiniel N. Bth. 14; im beginn
des cap.: erda bibinöta 0. IV. 34, 1; erda 0. V. 23,275;
erda liialt uns scazzo diurislon 0. IV. 35, 41; sih scutita
diu erda 0. V. 4, 23; thia erda V. 17, 21; fou ther erda
II. 13, 19 neben: fon himile II. 13, 21. day inan ni
rinit I. 11, 49. tod 0. V. 23, 245. 249; tud (niorlem)
V. 14, 8; in tude V. 17, 15; ther tod IV. 5, 47; then
tud II. 11, 50; thes tddes II. 12, 66; finstri des ttjdes K.
17^ Bloßes hellia? ci lielliu cat. th. 65; in liellu 0. V.
16, 3; aber thiu hella 0. V. 23, 265: dera hella K. 15»»*).
Ich stelle auf, daß alle persönlichen masc. , die den acc.
sg. au bilden können (granim. 1, 613), des art. sich ent-
liallen , so wie aus seinem beslUndigen wegbleiben ein sol-
cher acc. gefolgert wei-de« darf.
2. wie das golh. diahulus den art. abstößt, so auch wol
das ahd. tiuval in früher zeit, in der bekannten abren.
heißt es: forsachislu diabolae? den gen.pl. diubilö gewährt
Is^ 67, 23, bloßes diufal 0. V. 16, 43, hingegen der tiuval
JVlusp. 74; ther diufal 0. II. 4, 101. IV. 8, 18. V. 2, 12.
11, 2. 23, 154; themo diufele V. 20, 101. T. 15, 1. sa-
tauäs liat eigennamenart , luid stellt ohne art.: satanäs 0.
I. 11, 60; satanÄse 0. IV. 12, 39; satanasä V. 20, 114;
doch pt denio satanase Musp. 49.
3. alle eigennamen ohne artikel, z. b. Krist 0. II. 14, 1.
IV. 11, 5; wol aber der aulichrislo Musp. 42. 48; ihes
antikristen 0. IV. 7, 28; Ygl. iher Barrabas T. 199, 8.
eigennamen deutscher llüsse, in lebendiger construction,
bieten sich kauni dar, die fremden llüsse Tagus , Ilernius
und Indus (lern.) führt N. Bth. 163 ohne art. auf, und
T. 13, 12. 25. 14, 1 heißt es umbi Jordanen , in Jordane,
ubar Jordanem, mit lat. llexion ; T. 180, 1 ubar tliaz waz-
zar Cedron.
4. (ilhjemeiu tjenonimene suhst. ohne art. : dhar honec endi
niiliih springant Is. 73, 3; ardut wolf mit lambu Is. 89, 21;
nidarsleic rcgan T. 43, 1; gold noh silabar T. 44, 6; re-
') pecli lijnin. 19, 1; becli O. ad Hnrtni. 24; peclics hymn. 19, 4;
in lieclies einuti O. V. 21, 2t; foiia pelilie Musp. 5; foii beclic O.
111. 24, 1)9. V. 9, 2; in beclie O. 1. 5, 5H. V. 21, 5. Kl; innnn berlie
0. I. 10, 25. V. 20, llö; diu pech liymn. 21, 5; des pclihcs Diut.
1, 505b.
396 euifacher satz.
i1ati *) 8i> man korii in ßil)o diinl (J. IV. 13, 16; gnist ioli
waxar ü. li. 11*, ^i l ; aiia seilt iiili aiia sper 0. IV. 17, 9;
orl widar orle lliid.; goniinaii iiili ^v?l) ü. V. IG, 30;
bliiat inli wazar 0. IV. .S3, .U ; tliar >va8 fiur 0. IV. 1«,
11; tliurst inti Iningar 0. V. 23, 78; und unzaliligciiial.
naiiientli«]i haben die snhsl. nie den arf. , \volclie inipcrso-
iielle rcdoiisailcn bilden helfen, Avie sorga, "wunlar, niol,
dürft s. 242. 243.
5. Avenn von einem gegenstände das erstemal gespiochen
wird, so kann der arl. mangeln, bei der zweiten erwah-
iiung eintreten: welih iuwer habet frinnt (quis "vestriim
liabebit amiciim) T. 40, 1; brulloufli gitunu warun , danii :
zi thero briilloufti T. 45, 1; fiober habenta, liernach: thaz
fiebar T. 48, 1. 2; in shef, in themo shcfe T. 52, 1. 3;
rnlli suino, thaz cuüi ihcro siano T. 53, 9; steig in shifi-
lin T. 54, 1; scalca, llne scalca 'F. 72, 4. 5; sterron, thes
sterren T. 8, 1. 4; sterro, ilien slejron T. 8, 5. 6; thie
knehl (puer) then knelit T. 8, 5. 9, 2. 3. Seltner schon
bei 0. und JN. : boto, ther boto 0. I. 12, 3. 7; hirta 0.
\. 12, 1. thie liirta I. 13, 1; dr liano kriihe, er tliaz huan
singö IV. 13, 35; smiddt imo selbemo chetenna N. Btli. 18;
imd noch seltner nntei-bleibt der art. I)ei Miederholung des
Subjecls, z. b. engil iloug ze himile 0. I. 5, 71. In den
meisten fällen %\ird aber bei der ersten einfiihrung dei"
iinbeslimmte art. gesetzt, bei Wiederholungen der bestiminle:
zi einem buig 0. II. J4, 5. in titia buig 85; ein ewarto,
ther ewarto I. 4, 2. 18; et» wib , thaz ^^lh 0. III. 10, 1.
16; sterron einan, ther sterro 0. 1. 17, 19. 23; nani eiiia
snilun , thiu snitiin IV. 12, 38. 39; ein centenari, f/ier
centenari T. 47, 1. 4; ein wib, thnz wib N. Blh. 7, 10;
ein man 0. iV. 17, 1; eina klaga 0. II. 8, 21; bi einemo
brunncn 11. 14, 8; in einan garlon IV. 16, 1; nbar ei«rtu
klingon IV. 16, 2; ein csilin IV. 9, 9; in einnz hüs V.
11, 2; bi einaz fisgizzi V. 13, 1; einaz dagathing V. 19, 1;
einigemal, wiewol selten, steht er hinter dem sujjst. : kuning
ein 0. IV. 6, 16; driit ein II. 8, 37. Das wichtigste scheint,
den steigenden fortgang dieses artikels ein wahrzunehmen,
bei Is. konunt es noch nie vor, sondern ein drückt entw.
solus oder inius aus; auch bei T. hat es noch mehr die
natur von quidani, der iibeisetzer schwankt zwischen ein
lind sunt j ein lieri und daz andar IMusp. 4. 5 zahlen,
mehr belege für diesen gegensntz gibt Graff. 1, 310; bei
•) cribraie, sonst ritrOn T. 160, 4; ags. Iiridrian.
nomen, pronomeii, ariikel. 397
0. und N. scheint ein bereits lebloser und völlig artikelhaft
geworden. daher verwenden sie es auch in der plural-
forni , die dem ursprünglichen begrif der einheit Avider-
slrebt (s. 382); eino zjli 111. 15, 5; eino brulloufti II. 8,
3; in einew buachon I. 1, 87; bi einen libun V. 4, 36;
bi einen ruachun IV. 1, 33; fora einen ustorun III. 6, 13;
zl einen gihuglin III. 15, 9; zi einen duron IV. 18, 5;
einen wjgniannen N. i)S. 36, 28 *). dieser pl. ist noch
um ein Aveniges demonstrativer als der sg.
6. ohliane casM5 lassen gern den artikel;
a. beim yen. unterscheide ich zwei lalle :
((. entw. steht der gen. hinten, wie gew öhnlich im gothlschen.
comnian adales; stuchi Steines (fiagmen molae) Diut. 1, 511'';
leps chelihes (labium calicis) 1,512*^; dionost hiniiles (niililia
coeli) 1, 514''; leip prules 1, 515^; drupo cipres (botius
cipri) 1, 525^; hus snialafiiilies 532^; lolo rosses 1, 528^;
drost seres 0. IV. 13, 19; buoh thanatribes T. Matlh. 5,
31; accar bluoles T. 193, 5; wehsal ziles N. Bth. 265; zit
saniin N. ps. 36, 34; tal salzo (vallis salinarum) Diut. 1,
511*; hus hirlo (caineram pastorum) 514^'; porta lisco 521*;
crintila puriklo (vectes urbium) 524* ; lucchirum leuno (cu-
bilibus leonum) 526*; erhabani auguno (extollentia oculo-
rum) 528*; in giwiilin scäfo T. INlallh. 7, 15; thaz nezi lisgo
T. 236, 7; zu?g ulibounio 0. IV. 3, 21; in folc sceolanlero
Hild.; dal zaharo 0. V. 23, 103. bei fem. sg. : salz erda (sal
terrae) T. 24, 1; in weg sibba T. 4, 18; ea sundo N. ps.
84, 2; fou anagenge worolli 0. I. 3 , 35. 7, 11; scepheri
Morolli 0. I. 5, 25; hörn belli T. 4, 14. N. ps. 17, 13.
ß. oder vornen, was der alul. mundart besonders zusa^':
liimiles fogala T. 51, 2; mitlelgartcs Hobt T. 25, 1; mannes
sunu fr. th. JVlatlli. 9, 6. 12, 31; in M'ales Avambu ibid.
12, 40; in hacrda brewc (in ten-ac corde) ibid.; in oppiie-
res ^vjsun 0. II. 9, 34; weraldi alusnin Is. 69, 7; zeno
stridimga T. 47, 7; geslo guati O. II. 8, 6; naUono chnoslcs
fr. tli. Matlli. 12, 33; fou Itanlo hanton 0. V. 1, 4; cn-
gilo nienigi I. 15, 39; sterröno slraza I. 5, 5; fon hellono
thiole 0. 111. 24, 100; palmuno gerinn 0. IV. 3, 21. der
vorsiehende gen. ninmil oll die millc ein zwischen dem
uomen , das ihn regiert, und dem zu diesem geluirigoii
artikel: dher goles fuiasago Is. 13, 6; dhazs goles lejnpil
Is. 65, 1; dher Naues sunu Is. 73, 8; duz satanases ki-
sindi IMusp. 9; ther diulelcs gisindo 0. IV. 12, .42;, tkie
,■.■■' ' ■ '"" ^'•,' .'.y d imt .j
■i'') vgl. den gen. pl. cincro bei giwelili (grniani. 3, 38.) >! 0>(<»i>
398 einfacher saiz,
gotes bolon 0. IV. fi, 7; ihm gotos liAs 0. IV. 4, fTS;
Ihti'o tlnililiiics worto O. IV. 12, 14; wo zwei gen. glei-
clies gesclileclits und niiin. auf cinaruler folgen, geliort der
art. xii dem regiereiuleii , nicht zu dem abhängigen nomen:
thes keisort'S zinses 0. IV. 6, 30 ; thes Kribtes grabes
0. IV. 37, 2.
Glelchwül findet sich aiicli schon genug der art. vor dem
gen. ein, und in beiden fallen,
«. vor dem nacligeselzlen : ahir des weizes (spicas tritici)
Diut. 1, 510''; ioh des jierages (jugum montis) 512^; oba-
nonliki des dornluhes (cacumina tribuli) 528''; clu'nd des
hiwaskes 532''; sun des nialarres 521»; furisto des zim-
baies 528b; kizimbii des cadaches 514''; thaz gras thes
accares T. Matth. 6, 30; nianigi thes liulcs 0. IV. 8, 12;
in ghirin dhes riclies Is. 79, 2 ; in liaubide dhes libelles
Is. 31, 8; wexsal dhes neinin Is. 71, 12; scuala dem deo-
nosti K. 15b; wec dera heilt K. 16*; chanzwagan dem
sunnün (currus solis) Diut. 1, 515*; piladi dem epistulun
(exemplarepislolae) 520*; porta rfer« mistinun 521*; suaridu
dera erda (inolen» terrae) 531*; dhiu wurza dhem spaida
Is. 13, 22; thiu diurt thera salba 0. IV. 2, 19; mit estin
thero w aldo 0. IV. 5, 54 ; thaz bilidi thei'o nagalo T.
233, 3; lilia dero telero W. 13, 10.
ß. bei dem vorgesetzten, wiewol unhäufiger: fona thes
baumes obaze fr. th. MallJi. 12, 33; thes accares lilia T.
Malth. 6, 28; thes skefes nezi T. 236, 3; thes lanlllutes
menigi 0. IV. 3, 19.
ich bemerke ausdrücklich, daft in einüp'nen beispielen die
we^lassung oder beifügung des art. andere gründe haben
kann , als die in der genilivconstructiou liegen, in bezug
auf den art. sind für die beiden subst. überliaupt sieben
fälle denkbar: poum waldes , waldes poum, poum des
■Waldes, der poum waldes, der waldes poum, des waldes
poum , der poum des waldes ; unzulässige formein wären :
waldes der poum, des waldes der poum, der des waldes poum.
b. dative , ohne begleitenden art., lassen sich nur in ad-
verbien nachweisen, die 3, 135-137 angegeben worden
sind, aber auch in solche adverbiale redensarten hat sich
schon der art. mitunter 'eingefunden: dem wortum , then
nieinon, sar then sluntun ; ich füge hinzu: sär then ga.n-
gon 0. IV. 22, 31; sar then wilon 0. V. 25, 62.
c. nach pr'dpositionen pllegt liäufig der art. auszubleiben,
desto lieber je fonuelhaiter die redensart ist. in huuf 0.
nomen. pronomen. artikel. 399
II. il, 15; In öru III. 17, 70; untnr fiiaz V. 14, 17; un-
tar nuitti T. Älalth. 5, 15; in erda 0. IV. 7, 36; in liou-
bile inti in bruslin 0. V. 1, 10 ; zi Stade ioh zi saiile 0.
V. 13, 18; zi Stade V. 13, 31; in Stade V. 14, 1; zi zolle
T. 20, 1; ze himele N. Blli. 17; föne himile N. Btli. 14.
135; föne bodenie N. Bth. 18; in Lende (in manu) N. Btli.
20; in lienti 0.1.7,22; zi Nvege 0. III. 11, 58; bi sewe fr.
th. Matlh. 13, 1; bi manne 0. IL 14, 93; in banne IV. 8, 9;
fon kunne zi kunne I. 7, 12; ur lante, ar arme, in lante, in
bure, bi huldi Hild. ; in troume T. 5, 8; zi liuge 0. 1. 7, 1 ;
zi scähclie (zum raub) Is. 31, 2; pricbet aba boume N. Ar.
244, hingegen: slah ten ast aba detno boume N. Ar. tl;
vor denio muspille IMusp. 62; zi themo grabe T. 221, 1;
sar si themo Avipplie 0. IV. 16, 28; lu dero liillu Hild.
üba wazsserum Is. 41, 3: oba dlietn \vazsscrum Is. 41,
13; fon enlum lantes fr. th. INlalth. 12, 42; fon fiauton 0.
V. 1, 3; zi then fnazoii, zSti houbiton 0. V. 7, 15; in
then fertin 0. IV. 3, 1 ; in grehlen N. Bth. 106 ; in dien
gereclien N. Bth. 94 ; in dem scilliin Hild. ; und in zahllosen
andern beispielcn ; man vgl. die jjräpositionalen adv. im
dritten band, allgemein betrachtet linde ich, daü, Avie beim
bloUen dat., auch hier die plurale leichter den ai-t. anneh-
men als die sg.
7. Von subst. , die insgemein den art. bei sich haben,
nehme ich folgende wahr, ther Hut 0. I. 1, 92. 4, 71. 9,
26. III. 6, 31. 13, 16. 15, 20. 16, 61. IV. 3, 1. 6. 17. 8,
28. 19, 59. 69; thes liules I. 2, 34. 4, 15; fora themo
liute III. 20, 112. IV. 7, 21; thie liuti I. 3, 10. 10, 10.
24, 1. 27, 1. 111. 14, 105. IV. 17, 25; thero liuto I. 3,
20. IV. 5, 2. 12, 53; dhero liudeo Is. 93, 19: then liulln
0. I. 23. 6. H. 1, 18. 2, 1. IV. 36, 12; zen liutin IV. 22,
5; weil inmter bestinimte loule gedacht werden, nur wenn
ganz allgemein davon die rede ist, mangelt der art.: liulo
lilu (). i. 1, 1; liuti 1. 11, 19; dheodun endi liudi Is. 79,
7; doch vor Iindi Is. 63, 14 hätte ich eher dliie erwartet,
und Is. 93, 22 steht lludeo zeiline. Auf ähidiche weise
verhalten wiid es sich mit diot, folc , monig* , deren be-
grif auf die besonderheit gerichtet ist: elliu dhiu folc fr.
th. Malth, 12, 23; za dem folchum 12, 46; dhero folcho
Is. 57, 12. bei weralt liiulet sich bald derart, thtu woroh
0. IV. 7, 8; thia worolt II. 12, 71. 22, 4. V. 15, 22;
oder gar das strengere demonstrativ : ihesa worult 0. IV.
2, 1; in thesa Mcralt T. 13, 4; in therro weralli 13, 5;
bidd mangelt er: woroll 0, I. 3, 42. 4,32. 11, 59. 15, 18.
400 euifaohar salz.
JI. 9, 20. 12, 38; iii woroll 0. I. 3, 3. 4, 61 ; wcrolt T.
172, 4. 17.5, 6. I)nig lial gern den art. , wie im golli,,
dhiu l)iirc Js. 0.5, S; lUiaa biirc Is. 63, 22; in ihttra burgi
T. 244, 1; in Una biiig O. IV. 9, 9. T. 3, 1. 222, 1;
auch heilU es alid. immer thev lieilant, tlue jwngoron, ihn*
^warlon 0. IV. 1, 1. IV. 16, 13, dher psalmscuf Is. 75,
20. 9.5, 21. aiicli der substantivisch genommene inf. wird
articiilierl : thaz weinuii 0. 1. 20, 10; ihm salbun 0. IV.
2, 17; thaz drinkaix iV. 10, 13; in themo niinnönue IV.
13, 9.
8. 0. liebt es hinter dem arliculierlen subst. das pron.
zu wiederholen: ther geist iher bläsit stillo (s]iirilus lene
spirat) IL 12, 40; iher geist ther ist drulitm il. 14, 71;
thaz kind thaz druag tbaz wilu mit (infans portavit lignum)
II. 9, 43; thie muater thie '*) riiziin (inatres plorabant)
I. 20, 9 ; thiu wib thiii giangun snntar (fiMiiinae seorsini
incedebanl) 1. 22, 13; thiu kind thiu folgelun (infantes
sequebanlur) I. 22,15; thiu wori thiu wiirtun muri (verba
isla divulgabantur) IL 3, 31 j thie ungiloubige thie abaliont
iz alle (inlideles id omnes perveiiunt) I. 15, 43 ; thiu faz
thiu jiamun Hdes zuei mez (bydriae capiebar.t potns duas
metretas) IL 9, 95; thiu nalit thiu quimit ubar tliaz III.
20, 16; ther stank tlier blasil thar in miiat siiazi fihi nia-
naga (odor spirat ibi niultam dulcedinem in nientes) V. 23,
277 ; ther duali ther wirdit funtan zisan)ane biwuntan (hnteum
solet convolvi) \. 6, 61. in diesen beispielen entspringt kein
relativer satz , folglich kein melirfacher, das zweite pron.
steht überllüssig, bleibt jedoch demonstrativ, wo! aber kom-
men ganz äbnlich gebildete relativsiitze vor: thaz ser thaz
thar ruarit mili (dolor qui me tanglt) V. 7, 25; thiu werk
thiu ih wirku ( opera quae operor) III. 22, 17; thiu
werk thiu si bigan (opera quae incepit) IV. 2, 31; thaz
•wib thaz ihero duro sah (femina quae porlam custodiebat)
IV. 18, 6; thia mihi thiu Davul druag (leuitatem, qua
usus est D.) ad Hartm. 139; tJiia heili thia thu garolus
(salutem, quam tu parasli) I. 15, 18; thie disgi thie thar
stuantun IL 11, 13; tJier kneht ther thaz allaz druag III.
7, 37 ; thia bluat, thia erda fuarit (üorem quem terra
cmitlit) V. 23, 275.
' *) daß O. versrliiedentlicii sclion thie für thlo setzt, wurde be-
reits s. 279 angemerkt; da sicli dies vervrisclien der weiblichen flexioo
vorziigS;Weise am artil^el zuträgt, so hätte es s. 368 aiudriicklich an-
gegebei^ werdenj niögeii.
nomen. pronomen. arlilel. 40j
9. verbinden sich zwei suhst. , 60 stehen
a. heide ohne tut.: leid odo smerza 0. V. 23, 254;
harpha ioh rolla V. 23, 199; sulida inti heili III. 9, 12;
fater endi simu Is. 35, 8. 19; sunu endi fater Is. 37, 17;
dages inti nahtes 0. 1. 16, 13; fehes inti maunes V. 24, 6;
gommanne loh Avibe I. 16, 18. IV. 31, 16; ser ioli smer-
zün V. 21,24; licliamou ioh sela V. 23, 106. 116; engilon
ioh manne II. 1, 26; hanton ioh ouh oiigon V. 20, 63;
in eigan loh in erbi 11. 2, 22; in luige ioh In muate 11.
24, 16; in munde ioh in henli 111. 6, 36; zi zuhte ioh
zi >vjze II. 7, 76; in erdu noh iu himile II. 3, 10; in
erdii ioh in himile V. 1, 28. 25, 95; in hinu'le int in erda
V, 16, 19; mit engilon ioh mannon V. 25, 96.
b. seltner heide mit artikel: thiu scäf ioh thiu rlndlr II.
II, 16; thia sininün ioh theu nuuion V. 17, 25; thie
rehlö ioh thie guale V. 22, 2; thero fisgo ioh thero leibo
III. 6, 55.
c. zleiidicli oft das erste nomen ohne, das ztveite mit
artikel: mano ioh iliiu siinnu IV. 7, 35 ; Avazar ioh iher
golcs gcist II. 12, 31; hoiibit ioh thio henti V. 3, 10; sela
ioh thaz. herzu IV. 22, 42; ougun ioh thie fuazi V. 3, 7;
fater ioli then sun II. 9, 97; erdun ioh tJies sewes IV. 35,
16; scalka ioh thie riebe V. 19, 53; arme ioh thie richi*
V. 16, 29; zit ioh thia regula I. 1, 42; intlieng brut inli
sama then lisg T. 237, 5.
d. für das erste nomen mit, das zweite ohne art. habe
ich kein beispiel.
10. adjeetiua. auch liier muft auf das fünfte cap. ver-
wiesen werden.
a. adj. zum subst. gehörig, bei der ersten, unbestimmten
nennung subst. und adj. ohne arlikel: er was thiob hebi-
ger (ein schwerer dich) 0. IV. 2, 29 ; Avart gifidlil heila-
gcs geisles T. 4, 3; iii sagen iu mibhelan giCelion T. 6, 2;
feliuian bruolihah T. 13, 11; scunen worlon 0. II. 8, 16;
samo so folwassan nulno Is. 83,2; in liure uiiarleskcnlemo
T. 13, 24. es kann aber auch der unbeslimmte arl. ein-
treten: ein armaz wib 0. II. 14, 84. Bei wiederliolcnl-
licher erwiihrunig nüt bestimmtem arlikel, uiul zwar
«. gewöhidich das arlikuHerte adj. vorausgehend : i/^r b ei-
lige geisl, des heiligin geisles; dero wihono pib(Uo K. 15'.
fj. das sul)st. vorauslrelend und der arl. vor dem subst.:
Iher sun gualer 0. II. 1, 1. III. 20, 78.
y. subsl. vorausgehend und der arl. vor dem adj. : gimma
Cc
402 einfacher sutz.
thiu wi/.a 0. I. 5, 21; allari then diiiron 0. IV. 33, 35;
bounie themo thiirren 0. IV. 26, 52.
(J. snbst. vorausgeliend , arl. vor siilist. und adj. zugleich:
thiu tiiiiiclia thiu guata IV. 29, 15.
b. adj. für sich gesetzt: pllut(5r, der plinlo; einan «Ilan
III. 4, 15.
11. adjpcliva, die dem art. und meist auch der schwachen
form avisweiclien. liicrher gehört \viedcrum nl ^ das den
art. hinler sich, auf das subst. zurück, Nvelst : olliu diu
juanagi fr. th. INlallh. 13, 2; al thiu nienigi T. 13, 2; al
thiu bürg T. 53, 12; alluz thaz gisidili 0. II. 11, 18. der
art. kann aber völlig uulerbleibcn : er allem AVeraldini Is.
11, 12; und «/ ganz zuletzt slehu : sinu kiut ellii 0. 11.
14, 32; thaz Ion allaz II. 20, 13; thiu selbun tliiiig ellu
11. 20, 5 '''). Auch dem golli. us daulliaim und in midjaini
enlspreclien alid. formein: arsliiat ^oh« totem (cat. tli. 65
nach der hs. boichtigt); doch T. 215. 3 und 220, 5 >vird
das lat. surrexit a morluis verändert in: arsluont fon tude.
stuaut er untar mitten 0. V. II, 4; sluant thar mitten
untar in 0. V. 12, 14; vgl. in millemo iro ringe 0. IV.
19, 8; in milt^ wolvä, in medios lupos T. 44, 11, wo der
text hat in medium lupoiiun. T. 12, 4 untar mitten then
lerariu (in medio doctoriunj, vvo das iheu besser fehlte.
12. possessiva.
a. ohne art., gewöhnlich vor, zuweilen nach gesetzt: si-
ner scimo 0. II. 12, 93; sinan sun 0. I. 5, 36; mina worolt
I. 5, 40; miner drüt II. 7, 38; sinaz gibut I. 4, 6; sine
eldiron T. 12, 2; stnu lentin T. 13, 11; nanio lluner 0. II.
21, 28; geist miner I, 7, 3; rjuenatliinu 1.4, 29; scalk tliiiinii
I. 25, 7; anan mund minau I. 2, 3; sunnun sina II. 19, 21;
giburt sunes tlunes I. 2, 6 ; ^Yort sinaz III. 18, 7; in thio-
nost sinaz I. 26, 14. beide fälle gestalten, für alle ge-
schlechler, meist nur im nom. (beim neutr. auch acc.) sq.,
selten im nom. acc. |)1. die llexion zu unterdrücken : thin (juenu,
min queua T. 2, 5. 8; min kind 0. I. 6, 12; ubar thui
houbit I. 6, 14; scalk tliin 0. 1. 2, 1. III. 17,59; bin ih
smalier scalk thin I. 25. 5; thü ]»ist einego min I. 22, 50;
eigan thiu ist st thm I. 2, 2; selba muater sui 1. 6, 10;
muat mm I. 2, 29; jungoron siu (discipuli ejus) III. 20, 127.
•) nur wenn al selbst substanti\iscli und unabhängig steht, leidet
es den art. vor sieb: t/iaz allaa O. 11. 14, 87.
nomen, pronomen, artikel. 403
b. mit art. , und zwar
«. vor dem subst.: thie forasagon stn^ 0. I. 10, 7; ihie
juugoron sin^ II. 15, 18; zhi goimiöu sinen III. 7, 89.
ß. luigleicli öfter vor dem poss.: thfiz minaz bluat IV.
10, 14; thaz ihinaz lieruti IV. 36, 5; thiu stu giwalt V.
12, 30; thm siu sllnina V. 12, 57; thiu sin muater II. 8,
7; diu nun sela N. ps. 21, 31; ihen sinan geist II. 13, 32;
then unsen altmagon I. 10, 11.
y. sind auch noch adj. mit im spiel, so kann ihnen das
poss. vorangehn oder folgen : in dheru sinerii lieilegiiu
chiburdi Is. 11, 20; oba dheru dhtneru lieilegim burc Is.
61, 1; thaz mInaz heilä miiat 0. II. 13, 15; thaz sinaz
Üb niuwaz IV. 37, 24; ze denio duiemo heiligen hus N.
ps. 5, 8; thaz suaza liabaz sin 0. V. 11, 30; thie selbun
driita siJic V. 11, 34; thie selbun kunfll sine II. 12, 46;
thie jungoron selI)on sine II. 13, 2. in beiden fällen hat
der art. die vorderslelle , er kann aber auch unterbleiben:
zeichan sin scunaz I. 17, 18; in selbaz gewi sinaz II. 14,
8; emmiziger scalk thin III. 17, 66; mit liabeu drüton
Ihinen III. 5, 19,
c. unbesliinmler art. vor dem poss.: ein ihiii gisibbu 0.
1. 5, 49, und ge^vis öfter.
d. sleliu zwei subst. hintereinander, so kann
ct. das poss. bloß vor dem ersten stehn : minu henti inti
fiiüzi (manus meas et pedes) T. 231, 5; ihin thiota inti
bi.*golla (gens lua et ponlilices) T. 195, 3; beidemal nach
dem lat. text. auch T. 15, 4. 5.
ß. deutscher scheint, daß es bloß vor dem zweiten ge-
setzt wird: gisuaso ioh thin kiuido ist 0. V. 8, 30; nach
der mild, analogie (s. 342) und gleich dem artikel (vorhin
9,c.)
13. gen. des geschlecht, pvon. ira (sg. fem.) und iro
(pl. omn.)
a. ohne artikel, in der rcgel vorgesetzt: Ira nama (nomen
ejus) T. 2, 1; in ira dagun T. 2, 2; in iro samnunglio Is.
65, 4; iro meghine Is. 39, 4 und so allcnlbalhcii. nur
üulkMSt seilen nacligesclzt : si gole iro (ail deiun ipsoruin)
T. 2, 6. =^0
•) ich hätte s. 341 schreiben sollen: im fafar, ho falar, slalt
fatnr ira , fatar iro.
Cc 2
401 einfacher satz.
b. mit arlikel , (Innii iiinunt der gen. die iiiltle ein : tht^r
ira snii 0. I. 14, IG; ihaz iia sör Jll. 10, 28; ihaz iia
lib III. 10, 1; ihaz iro ruainisal IV. 5, 35; thio iro iieuli *)
iV. 16, 56; dJievo iro lugiiio Is. 79, 15.
diese alid. vürsel/.img des gcJi. ira, iro steht der golli-
nachsclzung des is , izus, izc , izu (s. 393) luerklicli cnl-
gegen.
c. ein alid. daz ira, daz iro (\vie mlid. daz ir, s. 343)
habe ich jiicht getroll'en, liahe diese cüiistniclion aber füi-
zulassig. iilmlich ist: allu ira (oinnia sua) T. 60, 3 (es
stellt: allu iru.)
14. kein ahd. art. vor präposilionen , nach goth, -weise
(s. 393); es lieilk inuner in» rclalivsatz : thcr in iiimile isl,
thaz in thir ist T. Rlatth. 5, 45. 6, 23, freilich der lat. vulg.
gemäß.
15. absolute casus lieben den art. nicht, doch kommen
genug beispiele seiner Zulassung vor: dlieru ewu zi Taren eru
ioh dhein aldom gotes chibodum bilibenem Is. 71,14; dem
pözu argcpaneru (pretio dalo) gl. mons. 402 ; ^vanenten1ü
theino lolke T. 13, 9; ihemo heilante geloufiteino T. 14, 3 ;
gienluleiii allcru therii coslungu T. 15, 6; dcmo chuninge
Avizenteino N. ßlh. 22: demo dorne stechenlcnio \. ps. 31,
4; dtmo \vinde diezenlemo N. Cap. 20; dien ächusteii
waltesonlen N. Blh. 183.
Mhd. artikel.
1. subst. ohne ihn. got allenthalben **), ausgenommen
wo es einem heidnischen beigelegt -wird: Kahün den got
Wh. 441, 4; daher auch diu gülinne Bari. 246, 2. treh-
ten und herre , von golt gebraucht, können nie den art.
haben; es heißt gewöhnlich: unser trehten I\v. 4773. 5014 ;
unser trehtui Trist. 2721; unser herre l\v. 4632. 5798.
5910. 7889; unser herre got Iw. 1808. 5482. 7564; got
unser herre Iw. 4854; doch außer solcher Verbindung mit
dem possessiv, und außer der an sich arükeüosen anrede
herre i Iw. 1382. 3511, werden diese wörter kaum vor-
kommen, aus gleichem grund muß auch gesagt werden:
got vater Bari. 3, 2, nicht got der vater; doch nur ver-
bunden mit got, oder in der anrede, nie sonst alleinste-
•) = sie, illi, vgl. oben s. 297. 350.
•*) wol aber diu gotlieit Parz. 466, 20, obsclion auch ohne art.
gotheit Parz. 467, 2.
nomen. pronomeji. artikel. 405
liend wird vater von gott gebraucht. Die übrigen : sunne,
iiKine, himel, tac, tut, helle entrathen des art. nie, z. b.
diu sunne Nib. 1564, 2; des niänen Parz. 490, 7 ; auch <?er
liuvel heißt es überall Nib. 1930, 4. 1938, 4. 1988, 2.
2. eujennamen ohne artikel. nur vor hinzutretendem
atlj. mag er slehn ; wenn Gudr. 451, 3 der Wate; 1115, 4
den Crist in der hs. gelesen wird, so liegt die besserung
nahe: der alte Wale, den riehen Crist. das adj. kann dem
eigennamen vorausgehn oder folgen : der küene Liudger
Nib. 169, 1; der schocnen Siglinde Nib. 178, 4; Jer küene
Sifrit Nib. 209, 3; der leidege Ilagene 1200, 4; r?er wilde
Hagene Gudr. 447, 1; Rriemhilt diu scliccne Nib. 224, 2;
W^^te der alle Gudr. 465, 1; Iwein der arme Jw. 4213;
Rriemhilt diu arme Nib. 994, 1; Albrich der küene Nib.
462, 2; Sifriden den starken 215, 3. auf gleiche weise
darf der art. vor einem beigefügten appellaliv sicli einlin-
den: der herre Sifrit Nib. 126, 4; der herre Riiediger
Nib. 1288, 1; der herre Iwein Iw. 803; der künec Sifrit
Nib. 635, 1 ; der künec Liudgast Nib. 139, 3 ; der künec
Etzel 1290, 3; des künic Etzelen man 1276, 4; der hirz
Handolt Reinh. 1105. *)
Die conslruction des eigennamens im gen. zu dem no-
men, von welchem er abhängt, will ich hier in beziig auf
den art., vorzüglich nach dem stil des .heldenlieds, naher
entwickeln.
a. das regierende nomen hat gleichfalls keinen artikel :
Sigemundes sun Nib. 123, 4. 227, 4; Sigmundes barn 637,
2; Sifrides wip 967, 1; Sifrides Jip 982, 3. 989, 4; bi Si-
iVides ziten 1208, 2; von Rüedigeres friunden 1233, 3; in
Jiiiedigercs laut 1239, 3; an Etzelen man 2178, 2; in hove
Sigemundes 35, 2.
b. oder dieser art. wird gesetzt, und zwar
u. vor das herschende siibst. , ohne den eigennamen zu
berühren: der hört Niblunges 90, 1; der sun Signumdes
640, 1 ; die siege liiudgeres 209, 1 ; diu slerke Dietcriches
1924, 4; der gedinge llartmuoles Gudr. 608, 4.
ß, nach dem hcrschenden subst., unmittelbar vor den
*) wenn in den unter ß und y nilt^^etlieilten stellen die Iiss. eini-
gemal auf <\i:\\ }?cn. des eipennamens den art. bezielien, statt nuf das
liorsciiende siilist., /. 1). Nil). 21 '>, 2 siin des Si^toniimdos ; (Jiidr. 156, 3 des
Härenen toliter; 457, 3 in c/c-.s llaj,'enen lande ; 1272, 2 der ii. .sal)ne ;
1631, l snn des Ludewiyes; so bezeuf^t das weni;j;>lens, dal^ die nb~
sciireiber schon frülic mit einem eigcunumcnartikel vertraut wurden.
406 e'infacJier aatz.
gen.: 6un äen Slgcmiindes Nil). 21,5, 2; stm r^T S. 640, 1 ;
siin den Sigchaiidcs Oiidr. 110, 4; stin ^/er Si-^chniidcs 185,
1; snii der LndewJges 16.'il, 1; valer der Hilden 526, 3;
golt daz Krioniliilde i\ib. 1217, 2; gcvangcn die Guntliercs
239, 2; gewalt der Ludewiges Gudr. 800, 4.
y. am liiinfigslen vor den gen. mit nachgosetzlem regle-
renden siihst, , so daß der eigcnnamc m die mille Iritl:
der Kumoldes rat 1409, 4; duz Signmndes kint 433, 2.
451, 3; daz Siglinde kint 134, 3; f/«i JNibiimges swert 94,
1; daz Elzelen \vi)) 1687, 1. 1847, 3; der lluwarles man
1989, 3. 1999, 2; der Elsen man 1492. 3; r/er Elsen verge
1501, 4; diu Sifrides varwe 154, 4; diu Siirides liant 95^
3; diti Elzelen tiire 1916, 3; diu Kriemliilde sorge 1836,
2; Aaz Nuodunges \vip 1843, 3; dem Elsen vergen 1531,
2; den Gelfrules zorn 1558, 4; den J:ltzelen sun 1849, 3;
ilen J'ltzelen rant 1962, 3; die Sifrides Nvat 66, 3; die
Jiiiedigeres marke 1572, 4; die Nihlnnges jnan 99, 3; die
rsiblunges helde 1463, 1; die Gunllieres man 1464, 2; die
Kriemliilde man 1775, 3; tlie Etzelen man 1701, 2. 1909,
1; der Dancwarles man 1873, 3; vor den Kriemliilde man
1774, 4; den Elzelen recken 1906, 4. 1907, 3; den Etzeln
man 1955, 2; von den Kriemliilde scliarn 1798, 4; von
den Guntheres man 1555, 4. ebenso in der Gudrun: duz
Herwiges trut 1395, 2; duz Lude\v*ges wtp 988, 3. 13S4,
1. 1471, 1; daz Hartmuoles her 985, 2; daz Hagenen
künne 1270, 1. 1281, 1. i486, 3; r/ris Waten künne 1416,
3; daz Hetlelen kint 1000, 2; daz Hilden zeichen 1421,
2; daz Hilden kint 1508, 1; diu Hilden tohter 1052, 2.
12G8, 1. 1473, 1. 1482, 1. 1509, 1 ; diu Ortwines swester
1273, 4; bi dem Hilden zeichen 1416, 3; zem Hilden zei-
chen 1392, 4; in detn Hagenen lande 457, 3; in der Het-
leln bürge 791, 4; mit der Hilden tohter 803, 3; vor der
Hilden tohter 1630, 3; die Hagenen tohter 456, 3; die
Ludewfges helde 1447, 1; die Hartmuotes man 1411, 1;
die Gerlinde sabene 1272, 2; die Waten anker 444, 3;
den Hartmuotes beiden 1070, 3. Die höfischen dichter
meiden diese slructur, bei Hartmann würde man vergeb-
lich nach einem einzigen beispiel suchen; nur "NVoliram hat
sie sich nicht ganz nehmen lassen, wiewol er sie selten
anwendet: der Clinschores walt Parz. 601, 13; diu Jos-
>veizes heres krall \'N h. 33, 27; diu Gahmuretes art Parz.
174, 24; des Heimriches gesiebtes \Th. 43, 4; von ilem
Adämes rippe Paiz. 82, 2; vor dem Karls kinde Wh. 182,
12.; den Gawänes nuuit Parz. 432, 3; die Tybdldes räche
Wh. 39, 6; die Willalms uiage Wh. 11, 3.
tiomen. pronornen. artiket. 407
d. auch der unbesllmmte art. kann die eben eröiterle
stelle des bestimmten einnehmen : ein Kriemhilde man Nib,
1582, 3. 1691, 1; ein Dietriches man 2172, 3; ein Re-
genspiirger zindul Parz. 377, 30; ein Cesaris man Anno 506.
f. Völkernamen werden articuliert : rfer Nibekmge 2313,
4; den Hinnen 1804, 3; mit den Burgouden 1811, 3; der
l^Vanzoisinne Tit. 37, 3 ; die TronjtBre ISib. 233, 1 ; der
Troniiaere 644, 2. die ahd. stehn meist ohne art. : Kriachi O.
I. 1, 13. 60; Franken 1. 1, 33. 103 ; doch «/u'eRomäni I. 1, 59.
L,. benennungen von Schwertern und rossen bleiben ohne
art.: Balmunc Nib. 96, 1; Balmungen 1736, 4. Bit. 7228;
Nagelringen Bit. 12274; Mimingen Bit. 12272; Brahane
Wh. 360, 13. 398, 21. 440, 30; Schemmingen Rab. 958;
Falken Rab. 961. von den acc. auf en gilt das s. 395 be-
merkte, beigefügte adj. können aber den art. haben : den
guoten Balmungen Nib. 206, 3; den guolen Schemmingen
Dietr. 7175.
3. flui\namen nehmen im casus rectus stets den art. zu
sich: der Rin Diut. 1, 62; rfer Pfut Ben. 85; der Sabbins
Parz.. 681, 7; der Poynzaclins 681, 8; diu Tuonowe Nib.
1260, 3. Diut. 1, 65; diu Greian Parz. 498, 30; iliu Ti-
gris Parz. 479, 17; duz. In Nib. 1235, 4. im obliquen mei-
stenlheils: des Rines Diut. 1, 62. Nib. 1455, 2; zuo dem
Rine Nib. 218, 4. 1095, 4. 1362, 1; bi dem Riue 327, 2.
6, 1. 20, 4; gen dem IMüune 1464, 1; von dem Piine 194,
1. 232, 3; von dem Pfade \^alth. 31, 14; bi dem Feche
Ernst 1485; üf dem Poynzaclins Parz. 686, 16; von der
Tuonowe Diut. 1, 61; cir J^ilbin Anno 331; zuo der'Yiei-
sem, bi der Treisem Nib. 1271, 1. 1272, 1; zuo der l]nse
1241, 2; von der Elbe 1184, 2; von rfer Seine Wallh. 31,
13; bi der Ganjas (am Ganges) Wh. 35, 12; den Rin
Anno 392; an den Fun Nib. 1853, 2; den Roten (Rhoda-
num) Ms. 2, 66»; den Rin u. den Rüleii Wh. 404, 22;
an den Rolen Wh. 86, 21; in den Pfat Ijcn. 142; umbe
den Rin Ms. 1, 94^; an den Rin Nib. 105, 3. 143, 3. 237,
3. 239, 1. 174, 1. 1231, 3; muhen Rin 369, 2; in den
Jordan Wh. 4, 28; über Jeu Sabbins Parz. 686,15; unz an
die IMuore, unz an die Traben Wallh. 31, 14; an <//e Salzu
altd. bl. l, 334; die Tuonowe Ms. 2, 66»; in die 'I vionowe
Nib. 1235, 4; an </ie Tuonowe 1231, 1; über </je Trune 2 144,
1; in die'VvX Parz. 49S, 30; über daz In Kl. 1651; an duz
Lech P>it. 5654. üIktz Loch Bit. 5745. JnzNvisrhi'n darf in
präpositionaler construction, inid hei bekannten llüssen, dei*
art. auch ausgelassen werden: gen Piine Nib. 721, 3; ci
408 einfacher satz.
Rinl Anno 110. ze Rine Nib. .59, 2. 234, 4. 2f)7, 3. 514,
4; von Fune IGß, 3. 17.5, 1. 32«, 1. 478, 1. 122!>, 1. 2015,
4; In Uini Anno 387. 500; hi Hine MI). 6G2, 1; iihor Hin
943, 1. 1G52, 3. M,s. 2, 66^; an Tuonowe .st.it TSib. 1228, 3;
bj Tuonowe 1281, 1. 1650, 4; b» Ense 1244, 1; von Ko-
ten 1184, 2. noch bemerke ich : Larkaut daz wazzcr, über
Larkant daz wazzer Wh. 403, 19. 404, 2; den bach hie-
zin si Sante, Anno 390.
lügennanien von w'dldern , her(jen , Seen scheinen de«
art. bald zu entrathcn , bald nicht: Setmunt (Siebengebirge)
Trist. 12220; INlonsolivet Geo. 817; Sclieftwalt cod. pal. 360,
91c; dar Swarzvvall und Virgiuit W\\. 390, 2; der Swarz-
walt u. der Spehtshart Troj. 24975; der berc Tahennuint
Wh. 439, 7. oblique: den Kieinense Geo. 1717; iif den
Jetten (Jettenberg) 1718; für tlen IV6ha.s (wenn dies ein
berg) Parz. 496, 15. 498, 20. 21; iiffin Sigebcrg Anno 11;
uf dem IMendelperge cod. pal. 360 ; ane dem berge Siievo
Anno 284; vor dem Wasgensteine Nib, 2281, 2; \ov dem
ülcnwalde 939, 8; bi dem Günzenle Bit. 5747; zem Kr-
steiu Reinh. 2123; vonme Heitstein Parz. 404, 1; üf, ze
Minilsalvatsche Tit. 12, 4. 26, 2. in Spehteshart Parz. 216,
12. bemerkenswerlh folgende fügungen, deren erklarung
gpriter versucht werden soll: Swarzwalt ieslich sti\de Parz.
379, 6; die boume Spehtshart AVh. 96, 16.
Eigennamen von l'dndern^ städten und örtern weigern
sicli dem art. mehr, z. b. Sauten Aib. 653, 4; Otenheim
]\ib. 939, 7 ; Tulel Bit. 77 ; Hagenouwe Bit. 5792 ; ge-
wöhnlich stehn sie oblique mit der präp. ze ; treten
adj. hinzu, so mögen diese den art. haben: üz der star-
ken Berbester Tit. 42 , V ; Wurniez diu vil wile Nib.
751, 3; ze Heimburc iler alten 1316, 1; ze INIiseu-
burc f?er riehen 1317, 1; dies gilt zumal auch für die mit
adj. gebildeten : zem hesiliuen brunnen , zem steininen
fürte, eben so, wenn sie aus andern lebendigen subst.
hervorgehn, z. b. zer tanneu (ad pinum.)
Sucht man sich von dieser verschieduen behandlung der
eigennamen rechenschaft zu geben , so scheinen die localen
der flüsse, berge, wälder weniger lebendig als die der
menschen, rosse und Schwerter; ihre bestimmlheit wird
nicht mehr durch den namen selbst hinreichend bezeich-
net, sondern bedarf des äußerlichen artikels. vülker und
slänuuenamen liaben etwas allgemeineres weil sie den pl.
annehmen und nicht auf das iudividuum beschränkt bleiben.
4. Auch die verliallnisse der übrigen subst. rücksichtlich
nomen. pronomen. arlihel. 409
des artlkels liabeu sich nun deutlicher und zum tlieil an-
ders entwickelt als in dem vorhergehenden Zeitraum. in
der goth. spraclie gab es nur zwei falle, wegbleiben des
art. oder setzen des bestimmten. ahd. trat noch der un-
bestimmte art. liinzu, aber die spräche schwankte zwi-
schen ihm und der nichtsetzung. nihd. lassen sich ent-
schiedner drei fälle annehmen: nichtsetzung des art., un-
bestinunter und bestimmter, dergestalt, daU das nichtsetzen
der bestimmtheit näher tritt. -wenn eS z. b. Parz. 2, 3
heißt : als viur in dem brunnen unt ilaz tou von der sun-
nen, so stelm sich die ausdrücke viur und daz tou gleich,
es könnte auch gesagt werden daz viur oder bloß tou,
nicht aber ein viur, ein tou, ebenso scliwanken Tit. 46,
3. 48, 2. 4. 51, 1 minne und diu minne. der art. fehlt
oder kann fehlen , wo etwas nicht scharf bestimmt werden
soll, ohne daß es ein unbestimmtes ist. im allgemeinen
läßt es sich nicht genauer angeben, ich liegnüge mich fol-
gende constructionen zu bezeichnen , die des art. ent-
behren :
a. wenn ein persönliches subst. bei Siti oder tverdefi
prädiciert wird: ez ist schiere tac Nib. .1787, 3; ist zwivel
lierzen nächgebür (vicinus) Parz. 1, 1; ritter wesen Freid.
57, 6; herre was Iw. 2728; herre wurde Iw. 1787; wor-
den wan'e herre Iw. 2614; ist kiinec über den berc ]Ms.
2, 15**. in solcher redensart lege ich den Wörtern tac,
naht, dbent noch ihre alte persönlichkeit zu, etwas ^n*
ders ist, weini es heißt : der lichte tac wart ir ein nalrt
Iw. 1326; er laze die naht ein tac sin Iw. 2136; hier hat
naht ganz sächliche bedeutung luid Sachen nclimen bei stn
oder werden gern den unbestimmten art. an: hie wart cm
geselleschaft Ivv. 2757; wart da ein jtcmerlicher schal Iw.
1413; darnach wart ein stille Nib. 2015, 1.
b. Umschreibungen itnpersonaler redensarten : mir ist not,
zorn, ande (s. 243), wohin sich freilich auch: ez ist, wirt
tac, abent (s. 228) rechnen läßt.
c. formelhaft verhundne siihslantiva: palas undc sal Nib.
35, 2; palas iu\de türue 1976, 3. 2172, 2. 2296, 2; lant
linde bürge 40, 1. 639, 2; Hute undc lant 10«, 3; wJp
unde man 68, 2. Parz. 3, 25; man \inde wip Parz. 311,
29; riter unde frouwen Tit, 11, 1; riler nnde kiu'ht Nib.
76, 1. 646, 1; naht unde tac 66, 2; ros unde kleider 42,
2; wafen u. geweint 68, 4; schilt uiuk' sclcle 1422, 1;
sillier unde golt 650, 2. 1843, 2; vriile unde suone 1934,
2. 2027, 4 ; sielde u. crc Tit. 32, 3 ; fröuJ u. ungest l'arz.
410 einfacher sntz.
4, 1; und üborr\lI so. iliro vorkniipfiing cntziclit der be-
stiinmlhcit; Avaro mir eins f^curuiiit, so >viirilc (lahoi oft
der art. stelm , z. b. biolct duz golt Nib. lf>58, 3. sind es
mehr als zwei siibst. , so kann die conj. mangeln : wirken,
habern,' klcher Wb. 59, 2; hiilschen, kiiilen, bogen, swert
Wb. 60, l; Hute, wapon, 6rs , gewant Tarz. 9, 7; künge,
graven, herzogen Par/.. 4, 17. *)
d. der ton des beldcnb'eds liebt ein subsf. ohne art. vor-
nen in die zeile zu bringen , bei nacli folge iidein
ct. gen.: zubt des jungen beiden ^ib. 46fi, 4; kint der
edelen fiirslen 1135, 1; gewalt des grimmen Jlagnen 1221,
1; frijude eilender diete 2195, 4; sun des Sigebandes ($.
406); wine der Gollinde 2072, 2; bort der iSiblimge 1679,
2 ; vgl. dö was tot des vergen 1536, l.
ß. adj.: Avin der aller besic 38, 3; kleit daz aller beste
341,1; gewalt den aller hccbsten 1177, 3; bort den aller-
meisten 665, 1; niete den vil guoten 1127, 3; ros diu vil
guoteii 1279, 8. so nach eigennaiuen : Hornboge der snelle
1284, 1; Gotelint diu sclicene 1245, 1; Albricli der vil
küene 1058, 2 u. s. w.
y. vor pi^apositlotialer construction : urbor üf der erdieii
1001, 1; leit ane maze 1011, 2.
• ■ r.vl -jt:'
5. der unhestimmte artikiel findet statt, ■♦v'enn etwas be-
stimmbares vorerst unbestimmt genaiuit wird , der bestimmte
kann hinterher folgen: ein küiiec; vojx Amelunge JNib. 1918,
3 (wo andere lesen dev k.) ; ein scbcene inagcdin 2,. 1;
der minncclicben meide 3, l; diu maget 18, 2; einen
valken 13, 2; der valke 14, 3; ez was ein künec Wigal.
Jl45;..<ies küneges 165.
Im obliquen casus darf jedoch die unarliculierte form vor-
ausgehn , der beslinuute art. folgen: huclizile hän jNib. 2jS,
3; durch die höcligezit 29, 3; vou der bochzile 3.0, 1;
diu buchzit 41, 1. bi Niblnnges horde 89, 3; der bort
Nibluuges 90, 1. von hülten 1296, 2.; zuo den hütten
1299, 3; ze miete 1843, 2; die miete 1845, 1.
Der unbestimnue art. unterbleibt bei allen die hlo[\e tnasse
ausdrückenden subst, , von welchen auch s. 285 gesagt
wurde, daU sie keines pl. fähig seien: ihr sg. bezeichnet
*) docli bekommt zuweilen ziirl.r» li das dritte subst. den artikel:
ich cnli.üi ros, esel , nocli duz liiit; gciisel, scliäf, iiocli duz jwiii
cod. kolocz. U2. vgl, unten s. 415.
nomen. pronomen. artikel. 4J1
sclion- eine inebrlieit, sie lassen sich gar nicht individua-
Hsieren , Avol aber beistimrheu.
indessen setzt die nihd. spraclie dennoch zu Stoffen das
ein ^ wo wir es heute verwerfen, wenn sie dadurch rer-
stiicliung oder zertheihing bezeichnen will : ein wazzer
(einen irunk Avassers) iesch der junge matt ; Parz. 22H, 1;
er trank eines wazzers I\V. 3311; dar ■wart em Wazzer
(ein gefäii mit w.) getr'agen Karl 113^; den rAni \on ini
getwiioc mit einem brunnen Parz. 186, 3 ; ein brunne;
ein wazzer Wh. 176, 13. 14; ein mist (ein stück mifel) si
nain Keinii. 203*); da legen uns an eiJt gras (auf ein sliick
grases) Nib. 1563, 3 ; '■ sich uf ein gras leit Wh. 136, 13;
er warp daz man im brrehte ein gras (ein wenig gras) Wh.
132, 22; in einem körn, (stücke ikornfeld) Ben. 359; wart
prslagen unibe ein ingewer (ein stück ingwer?) Ben. 360;
merkwürdig Frauend. 77 : an eine sunne min lip du saz
(ich setzte mich dahin, wo ein wenig sonne schien); au
ein wahs, in ein wahs drücken, ein wahsnenicn Ulr.
Trist. 2904. 3025. Frib. Trist. 5887. 5908, nhd. iu wachs
drücken, ein stück wachs fiehmen. . ' ■
Kevfjleichunyen haben, \yie iin nhd,,. den T^nbestimoiten
art. , weil sie sich nur auf die art, nicht auf das bestimmte
e,inzelne beziehen ^ z. b. alsam ein eher wilde Psib. 1938,
3; alsam ein eberswiu 1883, 3; algam c,iu Avise nl es horii
1924, 2; walgen als ein riul A\h. 1^2, 23; stille alsan^
ein stok Wigal. 5345 ; luter sapi ein, is En. 8744 ; komt
geloulen als ein bok pqd,,^ülocz. .92; swankej aJls eWt4Ä?
Wh. 154, 13.^ „r,,^,, „; ^ •.;... _ ,,r,.....'i,uM
Der /i/. von ein hui auch hier mehr die kraft eines unbe-
slimnilcn pron. quidam : in einen ziten Nib. 1083, 1; zua
einen zilen \in. 1020; meinen pfmgesten Ivv. 33; zeinen
stunden l\v. 3361 ; -/.einen eren Parz. 336, 28 ; gezilt mit einen
Sachen Parz. 152, 26; ze eitlen tuiieweiideü Nib, 32, 4j
einer dinge iMs. 2, 140^; :;.'-• . '• ■;'■'•' "•'' : '' •
6. ohlitjue casus meicleii den beslimmteh ar^. , . .
a. ^<?»' von> snhst. abhängend , , .
u. vorstehend ^ sehr hiiufig, eine meiige von'beispielen ist
2, 605. 606 gegeben, denn aus solchen gen, entsprang spa-
ter die luieigentliche Zusammensetzung: nach mannes knm-
her (blut, wunde) gevar Parz. 673, 17; siegeis Urkunde
180, 12; mit zornes gir 48, 11; ein bracken seil 141,- 16;
Segens wort 254, 15; nach rabens \arwe 20,6; bi lerrhen
saue 378, 7 ; von speis krache Tit. 2, 2 ; an vriundes arm
•) wüiahtcr ein lioro O. IH. 20, 23.
412 einfacher salz.
Tir. 13, 2; kfiides spil Ms. 2, 17'j''; kmnbers Avelcr Iw.
TSOH; erden klu/. Aiiii;!). 4l''; ellens liaiil Dielr. 'J'J'» lOt-";
iiiliiii^es \Y4> Alex. 602.5. filOli; und überall so. die srliwa-
clie llcvion , und die starke des sji. inasc. jieutr. niaclil den
gen. deullicli, dotli hat es kein bedenken auch den gen.
8g. fem. und pk aller gcschl. in starker form vorzusetzen:
von siccheite ungemache 'Jit. 12, 2; näcli l)escheidenheile
lere Bis. 1, 87''; von schcfte brechen ?Sib. 1295, 1; nacli
polze silen Parz. 180, 29. nicht seilen kommt der gen. in
die mitte zwischen das rei;ieiende stdist. und dessen arli-
kel: dixL lobes jar Tit. 32, 4; dia ringcs gespan ZS ib. 2009,
2; dtn goles vliz Parz. 140, 5; daz. goldes ^vcrc Parz.
157, 11; die kampfes smide Parz. 210, 4.
ß. nachgesetzt selten: becche blnolis Anno 449; becche
jniliche (rivuli lactis) das. 855; voget witwen u. ^veisen
pf. Cliuonr. 2859; boten kiineges ]\ib. 1375; zit lunes
Ben. 55 *); eine wage malienes (libra papaveris) Alex.
1697; malder weizes Herb. 102-''; gchibe salzes (augsb.
stadtr. 17. 21. Schreibers freib. urk. 2, 69); soum , eim-
ber honiges (dtis. 17. 22. 23); ein stein wollen (das. 18);
ein stübich niizze, obezes (das. 18. 23); ein schillinc phengc
Morolt 3502. 3665. 3737; dri pfunt vingerline fragm. 21;
driu hundert niarc messinges Trist. 5951; ein poinder lan-
des Parz. 775, 14; drizec poinder landes Parz. 31, 27.
Diese im goth. (s. 387) so gangbare, im ahd. (s. 397) noch
ziemlich liaufige structur mag aus dem 12 jh. einige belege
mehr erwarten, im 13 ist sie fast bloß auf zählende nial^e
und gewichte*''') eingeschränkt, in welchen sie sich verliär-
tete. nian vgl. die nachgesetzten 'eigennatnen (s. 405) : die
boten Kriemhilte Nib. 1419, 1.
Dagegen findet sicli der art.
a. bei dem vorgesetzten subst. : des beides ger Parz. 145,
26; des landes wirt 212, 11; ^/es laudes herre Tit. 16, 1;
des toufes lere Parz. 107, 23; des spers ort Parz. 106, 15;
bi des manen sclune Parz. 676, 15; sküncges wfp Mb.
140^ 29; des orses zoum Wh. 138, 17 u. s. w,
ß. bei dem nachgesetzten: der wirt des landes Nib. 1937,
1. 1798, 1; gewis in der prosa öfter als bei den dichtem,
die lieber ein possessiv oder anderes demonstrativ verwen-
den: diu Zierde unsers landes Parz. 52, 29; die fiirsten
Sinps landes Pai'z. 344, 23; her diss landes 558, 17.
•) ahd. tag itlönes T. 18, 2.
'*) kadriiü livditeis (s. 387); corn liukiles (granum fruxnciiti) T. 13^-
nomen. pronoinen. ariikel. 4j3
b. </^«' abliängig von «'(/•: liäres groz, tages alt, bluotes
naz, sti-ites sat, lobes bei u. s. av. ; man siicbe die belege
im secbsteii cap., docli ■wird aucb der art. beigefügt, znmal
wo das adj. prädicaliv stebt: dtr jare alt, des iimotes
sinewel, des roubes gemeit.
c. (jen. bei verhis ^ z. b. toufes pllegen, pfandcs steii,
bungers sterben, kindes iinie ligen u. s. w. aucli davon,
an seinem ort, umstaadlicber.
d. tlativ obne artikel, in adverblalisclien pbrasen , oder
aucb in abjiäiigigkeit von verbis: du wart erde (terrae)
ir lip ervriscbet IVIs. 1, 87*.
c. acc. obne art., oft bei verbis, nanientlicb bei bau: babt
ir sin Parz. 461, 27. 506, 30. 582, 22; babt ir zubt Parz.
660, 2; büs ban Wigal, 150; aber aucb bei vielen andern:
swert nemen jNib. 29, 4; kuinber wenden Tit. 61, 3; uiloup
nemen Nib. 317, 1. 319, 1. 646, 1. 848, 4. 1433, 1; iirloup
geben 1361, 3 n. s. w. andere falle fordern oder leiden
den art. z. b. die kröne tragen Tit. 26, 4. 28, 2 ; icb bän
ilie sinne Tit. 18, 4.
f. pröpositioiialfortneln obne art. sind ungemein biiufig
und können lange nicbt alle aufgezablt werden
«. beim acc: über bort \Yb. 32, 2. Trist. 5246; über
beide Trist. 4800. Ben. 170; über sant Nib. 1485, 3; über
sc Troj. 19315; über wert Gudr. 1275, 3; über laut ISil).
1534, 1; über bei-ge (trans alpesj V.n. 8328; über berte (in
scapulis) Bit. 225; über lluot TSib. 1488, 1. über die lluot
1490, 1; über absei Nib. 1874, 2; über bart und über
kinne Nib. 2194. 4; üf baut Tit. 64, 4; under arm Nib.
1932, 1; under rZougeu Nib. 1802, 2; en laut Ueinb, 415;
en ouwe Nib. 103, 2; en erden Anegcnge 210'*; eu danc
altd. bl. 1, 233; in danc Diut. 3, 57.
ß. beim dat.: ze walde Nib. 1883, 4. Pxeinb. 312. 2144;
ze ncste Alex. 2851. Pveinb. 709. Gudr. 122, 3; ze tacbc
INls. 1, 87"; ze kcmenaten Gudr. 1269, 3; ze brücke cod.
pal. 361, 89«; ze wcgc pf. Cbuonr. 1110. 7038. AVallb.
108, 12; ze buse JMs. 2, 25** Kn. 832. ze siocblius AVallli.
6, 31; ze iiure Waltb. 19, 35; ze winkel Ms. 2, 251'; ze
gazzen iMar. l44 ; ze gazzen u. ze cbircben T.gebugile 319 ; ze
locliel)iul.3, 33. 34. Ls. 3, 385; ze tal Jiil. 5790; zc velde
Diut. 3, 58 ; ze ringe Frauend. 76 ; ze bile Alex. 4220; ze fuoz
W'b. 439, 12. 444, 24; ze orse Wli. 47, 17; zorsc u. ze
fuoz Parz. 668, 3; ze balse INls. 2, 252^; ze berzen Nib.
1172, 2; ze munde Anegenge 182'*; ze belle Tit. 51, 3;
414 einfacher satz.
Ms. 2, 254''; ze lilniol Wh. 16, 24. 17, 1. 437, 22; zc
baiiou Alex. 20'J0; zo tudc Kn. 192; ze slurine \in. 6S48.
6«85. Keiiih. 1.57.^. Nib. 2311, 3; ze treiike Ditit. 3, GS;
ze tische ßil. 741; ze scliiiolc cod. kolocz 108 5 ze scIicHe
Wli. 443, 9; ze slade Alex. 1336; ze valwische JNlar. 222;
ze kiiulo Wh. 47, 17; ze gesellen Keiiih. 396; ze >vei*
Wh. 438, 26. 441, 22; ze teile Mar. 152. Nil). 1113, 2;
ze falle AAalth. 33, 23; ze stiure A\ allli. 80, 23; ze rale
Ell. 658. 6412. Aiiegenge 180^ 208^; zi rate 11. zi spili
INIcngaito 71; ze nide Mar. 43. ze hazze, ze nide altd,
bl. 229; ze spotte Iw. 2625; ze friihte Parz. 110, 1; ze
guote Flore 1102. Reinli. 73; ze miiose Alex. 5588; ze
Irituome Anegeiige 191^; ze ruofe Tod. geluigde 174; ze
stücken Ms. 1, 46''; Nib. 2314, 2; ze schänden En. 8409;
ze genaden (d. mythol. 427); in stürme, in aller Tit. 1,
2. 3; von schar ze schar Nib. 1530, 1 ; von kinde Nib. 1356.
Parz. 667, 21; von nuinde Ms. 1, 1"; von sträze Tit. 92,
3; von sedele Nib. 1125, 4. Gudr. 685, 1; von schalen
Wh. 189. 4; von landen ze landen Bit. 527; alter goNve
Diut. 3, 86; en erde Anegenge 207'^; IMar. 47; üf erde
Tit. 51, 2. Wli. 17, 1; iif straze Tit. 117,2; bi bare
Nib. 2306, 3; bi sunnen noch bi maiien Tit. 14, 2; bi
Siclden Parz. 676, 2; ibi strazen Wh. 200, 20; bi linden
Ben. 170; üz stürme Parz. 443, 16; üz not AA h. 3, 3;
üz banden Parz. 685, 19; nach zinse Alex. 2095; under
brüste Wh. 51, 28; under krune Gudr. 1295, 2; under
vs^egen Anegenge 220i>; mit bhiote Wh. 439, 19; mit sporn
Wh. 441, 19; mit armen Gudr. 1251, 1; mit listen Gudr.
1284, 1. Diese redensarten vollständig zu beurtheilen m\ii\
man das hier, der kürze wegen, weggelassene verbum
hinzunehmen; der art. ist hauptsächlicli bei sinnlichen ge-
genständen zu entbehren. er kann aber eintreten: zuo
dem walde Reinh. 1033; an der biniste Tit. 25, 3; gein
der muntane Wh. 436, 4; üf der sla Wh. 436, 13; abem
fnrte Wli. 436, 25; hui zem bade 436, 8; gern auch im
pl.: zen brüsten Nib. 1672, 2; üz den sorgen Parz. 679,
6; zen banden Nib. 1905, 4; sobald bestimmter geredet
werden soll und irgend ein, noch so leiser bezug auf das
besondere waltet, bisweilen mag auch das metruni, das
einer silbe mehr oder weniger bedarf, bei der Setzung
oder nichtsetzung in anschlag kommen.
7. welche siihst. hängen vorzugstveise dem art. an, und
erscheinen mit ihm? scharf persönliche wie der künec, der
helt, der recke, tler degen, der wigaut, der videhnere
nomen. pronomen, artikel. 415
und solche , außer wo sie ganz allgemein ausgesagt wer-
den , z. b. küueges wort sol war siii , er IJt erslagen von
lieldes lianden. gewöhnlich wird arliculiert: der tut ]Nib.
2004, 4; Ulis nuhet der tut 1793, 4; des tudes wesen
1988, 1; des tudes zeichen 2006, 1; kiesen den tud 2005,
4; ich hän den tut au der haut 1920, 4; andere belege
im wb. zu Iw. p. 433. 434, unter welchen ich zumal z.
2934 hervorhebe : siechtuom, vaucnüsse ode der tut, wobei
mau auch die s. 410 in der nole bemerkte fiigung erwägen
darf. ist aber der unpersönliche begrif des Sterbens ge-
meint, so kann der art. mangeln, wie in jenem ze tude
slahen und tut des vergen. ferner hciiU es diu werlt
z. b. Tit. 10, 2. Walth. 124, 14. Ben. wb. zu Iw. p. 549,
550; man vgl. das vor dem Wigal. abgedruckte gedieht
Conrads, worin z. 192 sieht: diu werll bin geheizzen ich,
in dessen eingang aber die gen. conslruction gestaltet: ir
werkle niinnjcre. ein wort das immer den art. hat ist
auch: der gräl Parz. 235, 23. 27; des grales Tit. 7, 1;
dem grale 7, 3; tlen giäl 6, 1 u. s. w\ , das Hießt aus der
bestimmtheit seiner Vorstellung. substantivierte inf. sind
meistens articulicrt: daz dröuweu ]Nib. 1880, 1; tlaz trin-
ken 1885, 2; daz biten Bit. 434.
8. auch jene ol friedische rviederholung des pron. er-
scheint in dem heldenlied sehr häufig: der wirt der hiez
du sidelen Nib. 32, 3; der hört PsibUmges der was gar
getragen 90, 1; die riehen künege die sluog er beide tut
ISib. 97. 1; den schätz den hiez er fiieren 99, 2; diu
swert diu sniten sere 197, 3; den stein den ^varf si verre
326, 1; den sciiuz den scliuz mit eHen 433, 2; der stein
der was gevallen 436, 1; der hell der fuor aleiiie 454, 1;
diu huchztt diu werte 633, 1 ; daz herliche gesinde daz
vie sich bi der haut 737, 1 ; daz swert daz lust er schiere
918, 2; der Inunne der was kücle 920, 1; die edelon
biMgivre die kumen gahende dar 977, 4; der wünsch der
lac dar under 1064, 1; den schilt den rucle er lurher
1875, 3; diu burc ze Jicchelaren diu was uf getan 1258,2;
der lac der hele lui ende 1300, 1. 1756, 1; diu hochzit
diu weile 1307, 1 : die not die het ii- llagne gelan 1335,
4; der kamern der pilac Ekkewarl 1338, 3; der palas
der was vol 1378, 1; diu kint der scluiMicn Hüten die
lictcn einen man 1457, 1; diu ros diu suli ir lazen 1533,
2; diu junge marcgravinne diu nam bi der iianl 1606, 1;
rf/e stolzen eilenden die seitens \'olkeie daiic 1772, 4.
einzelne dieser belege lolgeu nicht der rccipicrlen lesart.
4l6 elnfachor salz,
sontlcrii (Ion varinnlon. So rinn niioli andore pedlrlito:
der gasl der sprarli liil. 1952; die küiieginiie Diellinl diu
liicz stn plilcgeu iül. 1995; der diese rede lihte der He/,
lins unherilite iJil. 23. unler den höfischen diclilern lioferl
Colfiied die meisten beisj)iele : der liof der was sin vol
Trist. 50.S; diu seiifle suinerztt diu hete an si geleit 54G;
diu sfV'lige oiigen weide diu niacliete 640; der jiingclinc
tler ist 702; den traue den nani diu wtse 11449; diu
scliani diu jagt ir ongen liin 11826; diu schani diu wolte
niiiinen 11831; diu rede diu wart gewisset 12747 und
allenthalben. Wolfram, Ilarlmann und andere meiden
solche Wiederholung; doch hat Hartmann: got der müeze
YÜegen l\v. 6584, wie Bit. 2110 got den laz wir phlegcn,
oder: Sindolt der was schenke ]\ih. 11, 3; Dancwart der
was marschalc 11, 1; Herwic der haMe Gudr. 641, 2;
weil got und eigennamen den arl. ausschlagen. INIan
könnte dieses doppelte demonstrativ hallen zu der neu-
nord. zweimaligen Setzung des persönlichen pron. (s. 220.
348); relative kraft messe ich dem zweiten nicht bei, imd
unterscheide von der construction wirklich relative fügun-
gen wie: den ger, den si geschozen hete JNib. 432, 3; diu
maere, diu ich bringe 1131, 4,
9. zwei suhst. verbunden
a. beide ohne artihel :, hierher die formein unter 4, c:
bürge unde laut Parz. 4, 24; riter unde diep 8, 22; dienest
unde niuot 11, 11; fröud und angest 4, 1.
b. beide mit art. : der palas und die wende Nib. 527, 1 ;
die bouge mit den borten 275, 3; der kost und der tat
Tit. 14, 3; des liimels und der helle Parz. 1, 9; an dem
lande luid üf dem se Troj. 18707 u. s. w. im Hede der
Nib. wird dann gern vor dem zweiten subst. rmd auch
gesetzt: der herre und ouch diu frouwe 292, 4; die fiieze
und ouch die hende 588, 1; der walt und ouch die st?ge
857, 3; daz laut und ouch diu krune 1015, 3; daz herze
und ouch ilen muot 1800, 2; der rouch und ouch diti
hitze 2055, 3.
c. das zweite mit art. : liute und ouch diu lant Nib.
1458, 2; libes und der sele tot Ms. 2, 252» : zwischen
Tuonowe und dem In Kl. 1644; bi Riue und bi r/er Elbe
Troj. 17452; ern ist gige noch diu rotte Parz. 143, 26;
weder hamer noch der smit Parz. 592, 17; weder ors
noch den man Wh. 2, 184«»; weder regen noch der sue
Parz. 565, 11. Bon. 57, 18; vleiscb mit den vischeu Nib.
nomen. pronomeji. art'del. 417
870, 3. Iw. 6217. sl ne vorcliten vür noch daz swert.
Roland 7, 28. iu solchen formehi zeigen sich sonst ab-
gelegne gedichte einstinnnung.
d. das erste subst. mit art. seltner: der SwarzAvalt und
Virgunt Wh. 390, 2.
s. mehr ah ztvei siibst. meist ohne, einigemal das dritte
mit arl. (s. 410), nach aller weise der trilugie , die beiden
ersten gliedern gleiche, dem dritten abweichende behand-
lung widerfahren läiit. zuweilen sind alle drei articuliert:
daz lier, der vogel und der visch Troj. 19985.
10. adjectiva und snhstanliva ,
a. art. vor dem adj. : der blinde man ; der tngeuthafter
man Wigal. 3748.
b. arl. vor dem subst.: der knappe guoler Parz. 138, 7.
156j 29.
c. subst. vorausgehend: alsam tier diu wilden Nib. 1700
1; vogel die hellen und die besten Wolfr. lieder 7, 19-
sin vart was diu verstolne Tit. 79, 2; du bist ez diu ver-
lorne Rolocz 113. von dem allem genauer im fünften cap.
d. unbeslimmter und bestimmter art. vor Superlativ und
subst.: ein der schcenest n)an Wigal. 995; ein der tiursle
man Wigal. 3721; ein daz schtmiste gras Iw. 334; ein
daz iTesle wort IMs. 2, 142'^; einen den liebesten man Iw.
1315; einen den küenisten man Bit. 7746. nhd. einer der
schönsten mänuer oder von den seh. männern.
e. luibeslinunler art. zwischen adj. und subst.: ellenlhaft
ein man l'arz. 296, 22; so wert ein Fraiizeis Wh. 11, 26-
so gemuot ein wip Frauend, 126 ; so wtvr er küen ein
man Nib. 1993, 3. C; su übcle ein man En. 10217; wie
unreine ein lun En. 10498; wie btüs ein man! Ms. 2, 11 0^»;
was so gezimiert ein man Parz. 513,2; ist luinülze lebende
ein man Trist. 999; wie trureklicli ein leben Trist. 2009*
so rehle siiezen einen leich Trist. 13325; ach rein ein
tugent! Golfr. mii.nel. 2, 50; so guot ein plert Frib. Trist.
2160; s6 kostbivr ein klcit das, 4485; mit gulde bcwnnden
ein gere Karl 18*; m. g. b. ein s\nc/. Knil 49»; gow^iicnt
einen man Giidr. <S9, 1; wol zcbliiiwen ein man I>il. 12449;
in rein ein twelicl wiz Aw. 3, 153. aus den belegen er-
hellt, dali ein solches ein gern nach den conjunclionen so,
wie steht , oder nach inlerjectionen.
11. adjectiva ohne arl. al : elHu frenulin laut Nib. 83,
1; allez daz gesinde Nib. 507, 3. 686, 1. 718, 1; allez ir
gowanl 72, 2. allez sin gewant 1888, 3; allv'z (tuiilherfs
l)d
/^jg einfacher aalz.
lanl 306, 4; allcz SIgmnncles lanl 39, 4; alle Harlmiiolcs
lieldc Giidr. 79.5, 4. von vol und in'üle nielir taj). .*> ; liior
blol\, dali der alte, arlikellose dat. \\. mitten noch ad-
verbialiscli forltlaiicrl (3, 95. 106. j ich trage einige hei-
spiele nacli : gic in allen mitten under sie Karl M* ; viel
enuiitten iindcr si l\v. 104; durch die liute enniilien I\v.
2386; in alnn'tlen under in Iw. 419; des nahtes wol eu-
nütlcn Nilj. 1775, 1; freilich das gefühl des dat. ist er-
losclien, Nveiin entw. eine andere piäp. mit dem acc. liinzu-
gefügt, oder ein srichliclier gen. davon abliängig geniaclit wird,
nach einem 'ersluont von töten' lialje ich umsonst gesucht,
halte es aber nicht für unmöglich, es heißt gewöhnlich:
von töde.
12. possesswn.
a. oUne art. , sehr oft. doch pflegt im heldenlled -wieder
zuweilen das demonstrativ hinter das subst. gesetzt zu
werden: sin sarc der was bereitet INib. 991, 1; sin vart
tliu wart erniuwet 1884, 1; sin lip der ist so schcene
102, 3: Sin nuioter diu hiez Hole Gudr. t, 3: siniu jar
diu giengen hin Bit. 98. solche sätze stehn gleich : diu
sin vart, der sin Kp, iliti sin muoter, und liiermit bestätigt
sich die demonstrative natur des nachgesetzten pron. vol-
lends (s. 416.)
b. mit art. , und zwar
«. vor dcHi subst., das poss. nachgesetzt, beispiele s. 339.
ß. vor dem poss.: die sine mau Nib, 83, 3; bi tlen sinen
beiden 79, 3; in der siner zesweu 1298, 2; die müie her-
zogMi Roseng. 228.
y. vor dem adj., so daß das poss. mit dem subst. voraus-
geht: sfnen schilt den guoten (und mit Wiederholung: den^
leint er von der haut Nib. 1771, 2', sfnen sun den jungen
Gudr. 55, 4.
c. unbestimmtes ein vor dem poss.: ein sin sliefsun Anno
482; ein sin friundin Parz. 12, 11; ein sin kappelan Parz.
36, 7; ein din fiirste Parz. 128, 8; ein min gast Parz.
143, 24; ein sin lant Parz. 328, 18; ein sin helfa;re Parz.
665, 27; ein sin nachgebür Ms. 2, 229^; ein sin lantman
Trist. 3933; ein min gelit Trist. 14747; einen sInen mac
Nib. 1953, 2; ein sin dienestman Wigal. 8615; eine sine
lohter Flore 428; welches alles Vvir iihd. wiederum geni-
tiviscli ausdrücken: einer meiner Stiefsöhne, eine seiner
freundinnen, gleich dem vor superlat. gesetzten ein der
(s. 417); darum heißt es auch; ein sin liebesler man Bari.
iLoinan. pronomen. artikel. 4I9
375, 11 , nhd. einer seiner liebsten leute. wie ein kann
dehein beliandelt werden : dehein sin ander kampfwerc
Trist. 6918; kein nun ungefelle Flore 4721.
d. bei zwei suhst. steht das poss.
«. entw. vor dem ersten : s6 wol sin bröt und euch den
win Bit. 6307.
ß. oder vor dem zweiten : ros und iuiver särwut Bit.
6731; andere belege s. 352; unverkennbar analog dem
setzen des art, vor das zweite subst. (s. 416.)
y. gewöhnlich vor beiden: sin schimpf u. sin maz Iw.
2692; min helfe u. viin rät Wigal. 11497; sin wunder u.
Sin genade 11521; vuu zorn u. min imgemach Bit. 6190;
und allenthalben,
13. der gen. sg. fem. oder gen. pl. aller geschl. ir geht
a. meistentheils ohne art. voraus: ir vater (pater ejus);
ir laut (terra eorum) ; doch wird auch hier zuweilen der
art. nachgesendet : ir vater der hiez Dankrat ]>(ib. 7, 2 ;
ir ros diu w ären schcene 69, 1 ; ir ros diu sint schoene
86, 3 ; ir nuiot der ist getihte gram Troj. 106. ebenso
nach dem demonstx-ativen gen. sg. des : des vater der hiez
Sigemunt JNib. 20, 2. Zuweilen tritt das adj. voran , und
der gen. gelangt in die mitte: in liehtez ir gevvant Nib.
1770, 1; iif liehtez ir gewant 1975, 2,
b. der bestimmte art. geht voraus : Sifrit der ir man Nib.
667, 3.
c. der unbestimmte: ein ir werder got Wh. 18, 18, daz
ir (s. 343.)
14. art. vor priip. und deren casus: tler von Spane Nib.
1735, 1; von dem von Biirgunden lant 2010, 4; den von
Berne 1927, 4; die von Knie 1058, 1; der von lune 204,
1 ; von den l^z Berne Bit. 5707. einer ellipse von n>an,
holt und dgl. bedarf man niclit , nur ist dem pron. eine
stärkere demonstration, als die im bloßen art. lit'gl, bei-
zumessen.
Nhd. artikel.
1. tjoU behauptet sich ohne art., auch im nachgesetzten
gen.: ein maiui golles, der engel golles, die gute gotles.
aucli heißt es noch: golt vater, neben gott der sülun
wiewol einige sagen: golt der vater, und schon liUllior
im übli([uen casus iil)erselzt : gottes des valers IMiil. 2, 11;
golt dem vater Gal. l, 3. 11 Tim. 1, 2; golt den vater ICor.
Ud 2
420 einfacher salz.
8, 6. allgemein aber: goll der lierr, und nur im voc.
lierr gult ! Pcisonilitalionen euliinlk-rn sich des ail. spar-
sam im romanzenlon : rösicin spracli ich sieche dich ; oder
im kiniloiinärclicn : liähnchen sprach.
2. ei(j<'ini((tneu der mcnsclien im casus rcctus gcwülmlich
ohne aj't., doch der veitrauliclie Ion des Umgangs (iigl ihn j
hinzu: </ei' \\ ilhehn , die INlarie, rfe?" Wieland, ^/er Gellerl, '
lind in einem güthischen gedieht steht: so kommt der
Carl nach haus, es würde im obern und mittleren Doulscli-
land geziert lauten, wenn man den art. hier nicht aus-
spreclien wullle, obgleich iJin gebildete im schreiben weg-
lassen, die oberdeutschen volksdialecte bedürfen seiner
vollends, Hebel sagt: der l'rioderli, sVreneli, der l'rilz,
sMeieli, es Eveli, dein Evcli, nicht anders, nur der voc.
bekoninit ihn nie (s. 383.) '*) im obliquen casus enträlli
seiner auch die Schriftsprache häufig nicht. zwar im g^n,
heißt es: Gtilhes werke, Ciceros briefe, auch wol im acc.
deutscher nanien : ich lese (jötheu, aber im acc. fremder,
wie im dat. aller namen ist dem art. kaum auszuwei( hen,
weil die llexion mangelt oder abgenutzt ist: den Cicero,
ilen Livius, dem Wilhelm, der Agnes, deutliches beispiel
dafür, daß durch den art. einigemal derflexion aufgeholfen
werden soll (s. 293. 366.)
Jinis und hertjnamen ha])cn den art., außer wo zwei hin-
ter einander stehn, z. b. Rhein und iMain Hießen bei Mainz
zusammen, auch in der formel: plalzgraf, herzog bei iiheiu
dauert das mhd. bi Rine.
ör/er und Städte meiden den art., obgleich es im 15. 16 jh.
hieß: aus dem Berlin, aus dem Jauer, in dem Hamm
(3, 422.)
3. titelhafio appellativa vor eigennamen , in der rede
einmal eingeführt, entbehren den art.: kaiser Heinrich,
könig Ludwig, graf Rudolf, herzog Albrecht, ritter Ger-
hart, meisler Walther , herr Dietrich , vater Lebrecht, bru-
der Auguslin; frau ]MüIler, nnitter Weber, Schwester Aga-
*) aiicli in der aiireHe iiacli /lerr und frau setzen wir keinen art. :
lierr p^raf! frau gräfin ! franz. aber: nionsieiir le comte! nnl. niiu lier
de gräf! deshalb, Aveil man liüflicli in driüer person sprach. diese
ausdrucksweise bej;(^j^net zwar nicht in mhd. deiikniälern, aber hin
und wieder im 15 jh., z. I). I»ii llosen|)iüt lierr der wirt! lierr der
richfer! (Gottsched p. 51. 58); bei Keisersperg : lierr der könig! Iicrr
der fuchs! (bäum der sei. 27c. _)
nomen. proiiomeii. ariikel, 421
tlie. nicht aber ließen sichklnd, söhn, tochlcr auf gleiche
weise vorsetzen, weil diese keine würde ausdrücken, es
wird genitivisch construiert: Heinrichs söhn oder der söhn
Heinrichs. Jenen titeln ist eigen, daß sie im gen. unver-
ändert bleiben, und die ilexion des namens hinreicht, z. b.
könig Heinrichs tliaten , vater Lebrechts leben. *)
4. tillgeniehie heyrijfe , wie sie z. b. in Sprichwörtern
häufig niedergelegt werden, überheben sich des arlikels,
zumal abslracta wie freude, liel)e , tugend, Freundschaft.
Auch bei seiu und werden (s. 409) mangelt er: es ist tag,
es wird winter, der gesell ist meister geworden. da der
pJiiral eine mehrheit oder Vielheit bezeichnet, minder in-
dividuell als der sg. ist, so darf er oft den art. weglassen,
Avo ihn der sg. nothwendig setzt. **) z. b. man kann sa-
gen: storche nisten auf dachern; der sg. aberfordert: der
storch nistet auf deui dach, ferner: wenn scuchen einfal-
len, erfolgen todesfille ; im sg. : wenn die seuche einfallt,
erfolgt der todesfall. ich will boten senden, briefe schrei-
ben; im sg. nuil^ stehn : einen boten, einen biief. Hier-
mit berührt sich, dal) einzelne subst. zwar den art. be-
gehren, zwei nebeneinander stehende ihn aber beide auf-
geben können, z. b. man sagt: leib und seele halten zu-
sammen, glück und glas zerbrechen; gott schuf Ihiere und
menschen; wenu volk luid fürst einig sind; soime und
mond werden vergehn. dagegen muß es heißen : die seele
lebt ewig; das glück zerbricht; gott schuf die tbiere;
wenn das volk einig ist; die sonne wird vej-gehn. eben
dahin gehört das vorhin angeführte beispiel : llhein luid
Main, das allein stehende subst. stützt sich an den arl.,
beide verknüpfte gewäliren sich einander hall, \uid noch
fesleren, sobald alliteralion und reim niitwirken : Mind und
weiter, dislel und dorn, stein und bein , saus luid braus.
5. ein nomeu, von welchem zuerst geredet wird, hat
*) iiilid. wird (kr nrt., niicli hei wipderiiolunKen, gesetzt: <^/<r kiiiiec
Ijöis Wli. 148, 3; ilr, kiiiiec IVimliz 1'2r>, 28; der küncc Mnlrit)lei/,
»8, 14; den künec Tibalt 121, 2; der keiser Karl 117, H; mit dem
keiser Karle 108, i:<; der <;r;ive Ariialt 115, 2'>. 118, 21 ; d.-r iiiiuiräve
AVilinlm IGö, 2'.>; drr pfiillenzfrrave Bertram J)3, 17; nur (Ins fremde
rois sU-iit, nnnrliculiert 20(5, ;<. 210, 1. Alier die milMe-isniiikeit des
{:teii. <:ilt bereits: dt-s kiiriic Terrameres iier 11, 2: drs kiiiie<; Gor-
liaiides her 35, 20; J.'.v kiiiicc Tampeiiteires parii l'ar/.. 211, 1; des
küiiec Ijutes siiii 597, 2ü.
*•) s. yjB. 3l)l)cr<;ab, im widersjinnh liiiriiiil, daß' bei udverbial^U
dativcn der arlikcl sitli eher dein |)1. ab doiii sg. i-iijiesellte.
422 einfacher scitz.
keinen oder den unbcsllmmlen art., wälircnd der %vleder-
liohing der besllmmte zusagt. winde reinigen die Inft,
sobald die winde sich erheben weiclit der dunst, ein kÖnig
herschte lange , als der könig starb u. s. \v.
6. ohlique casus ohne arlikel
a. ffcn. nachstehend, nur in: kind gottes, mutler gottes,
man gottes; mark goldes *), eine menge fische, ein häufen
leute; auch im adverbialen zeit lebens (per omnem ritam)**).
vorstellend unzähligenial: gottes gute; königs wort, und in
allen fällen, svo sich uneigenlliclie composition bildete,
z. b. wenn Göthe sagt: mit gemsenfreche. a.uch in die
mitte genommen werden kann dieser gen.: das gotteshaus,
die königsburg, der fürstenstul. Hiiufig aber geleitet den
vor oder nachgesetzten gen. der arlikel: des vaters freudej
die freude des vaters. von den s. 398 angeführten sieben
fiigungen sind bloß viere zulässig: waldes bäum, bäum des
Waldes, des waldes bäum, der bäum des waldes; oder: (die)
erntezeit, zeit der ernte, der ernte zeit, die zeit der
ernte ***).
b. den unarticulierten acc. haben mehrere verba bei sich,
z. b. schatten werfen , frucht bringen , brot essen , wein
trinken , körn schneiden , heu machen , holz fällen u. s. w.,
einige bloß im pl. (wie vorhin erklärt wurde): trauben
*) gewöhnlich mit aufgehobnem gen.: zwei eimer honig, zwei metzen
körn, salz, eiu leib brot, ein faß essig, ein glas wein, ein krug bier.
•') früher auch: zeit meines lebens, zeit ihres lebens (Felsenburg
1, 105.)
***) der feinere gebrnuch hat jedesmal zu wählen unter diesen vier
formen, leise unterscliiede hängen daran. Göthes werte: 'wie athmet
hier gefühl der stille' würden schon geschwächt, wollte man setzen:
das gefühl der stille, und noch mehr durch der stille gefühl; Hie all-
gemeinheit gefühl will den art. nicht, die bestimmtheit der stille will
ihn, das allgemeine aber geht voraus und wird dann auf das besondere
angewandt. eine uneigentliche Zusammensetzung stillegefühl wäre
ganz unerträglich, die geringe dichter grade gewählt hätten.
Wenn ich s. 366 vom herabsinken des pronomens im artikel zur
fast bedeutungslosen form rede, so habe ich die manigfalte färbung
nicht gemeint, die unsere neuere spräche aus dem art. gewinnen kann,
vielmehr dort nur auf die unbeholfenheit seiner äußeren ersclieinung
gesehn, für sich betrachtet ist ein lat. sensus silentii einfach schöner
als jenes gefühl der stille, im Zusammenhang aber hat der deutsche
ausdruck den vorzug. silentii sensus würde unserm: das gefühl der
Btille näher kommen, man gewahrt aber, daß auch die heutige spräche,
nach allen ihren mittein und behelfeo, unübersetzlich ist ia die alte
«implicität.
iiuinen. pronouien. artikeL, 403
lesen, beeren pflücken, briefe schreiben, schlage geben,
weil der sg. auf etwas zu einzelnes oder bestimmtes geht,
doch zwei sg. nebeneinander können des art. entbehren,
z. b. beere und traube brechen; füllt wieder berg und thal.
c. pr'dpositionale Jortneln : über laud, über meer, über
bord , über leid, über tisch, überhaupt; zuwasser, zu land,
zu band, zu fuli, zu pferde, zu. schif, zu haus, zu wege,
zurück, zu theil werden, zu recht machen, zu dank bezahlen,
zu asche werden, zu gevatter slehn, zu gründe gehn, zu kraft
kommen; bei tag, bei nacht, bei licht, bei niondschein ;
\on herzen; vor liebe sterben, vor furcht zittern; in furcht
slehn, in person (en personne) erscheinen. noch öfter,
wenn zwei subst. verbunden stehn : auf tod und leben,
über berg und thal, in blitz und wetterschein, in kummer
und leid, in Jammer und noth, in wind und wetter, zwi-
schen waizen und körn, zwischen hecken und gras, hinter
thoren vuid thüren , aus zimmer und haus , zu land und
Wasser, zu mark und bein, zu staub und asche, ohne rast
luid ruh, trepp auf, trepp ab; man sieht, dai^, wie schon
im mhd., die meisten und geläufigsten formein für die
präp. zu gellen, unser zurück und überhaupt haben ganz
die enge der parlikel, man fühlt lüchl mehr darin das an-
fängliche: zu rücke, über haupt. bei schriflslellern des
16 und 17 jh. sind noch viele, jetzt verlorne, artikellose
formein zu lesen, z. b. bei Bure. Waldis 10*: lief zu loch,
95': lief zu holze, wir sagen heute: ins holz, wie wir
uns oft des der präp. angelehnten art. bedienen : ins thal,
am berge, im wasser, der freilich eine gewisse bestinuntheit
mit sich führt, statt des mhd. ze künege kiesen, ze schalke
machen lieiUt es: zum könig erwählen, zum knechl machen;
allerdings wird hier beslimmt, nicht formelhaft geredet.
7. die zahl der besonderen begiülfe , die den art. fast
überall verlangen, hal sich, gegen das mhd. gehalten, ge-
mehrt: der heiland, tlie jünger, der könig, der tod, das
glück, die weit u. s. w. nur in gewissen fillen weicht
dei- art., z. b. vor könig in der luUer 3 besprochnen Ver-
bindung nüt eigennamen, die genug bestinuntheit gewähren,
das lied darf zuweilen die wcgiassung wagen : knabe sprach
ich ])reche dich; erlköiüg hal mir ein leids gellian.
8. jene alul. und mhd. Wiederholung des pron. zeigt
sich noch in »uigc/wungnrr prosa hin urul wieder, Volks-
lieder lieben sie: das rad das ist gebrochen, die liebe die
hat ein cnd, und häufig so. üülhe: die steriic </tV begehrt
man niclil; auch stall des dcmonstr. das pcrsünlicjie pron.:
424 einfacher saiz.
ilas hcer es kommt gezogen, die rede gewinnt dadurcli
ruhe und nachdruck.
9. zivei sich verknüpfende siihst.
a. beide ohne art, : fürslen und Völker; land und leute,
b. beide mit art.: ilev könig imd die königin.
c. bloß das erste mit art.: der herr und vater; die ricsea
und zwerge.
d. bloß das zweite? wird kaum vorkommen.
10. adjectiv: blinder mann, ein blinder mann, r?er blinde
mann, der mann der blinde.
11. mitten dauert als parlikel fort: niltlen unter eucli (iu
mediis vobis.) auferstehn von den lodten hat die lutheuische
bibel :Malth. 14, 2. 27, 64. Älarc. 6, 14. 9, 10. Luc. 9, 7.
14, 26. ICor. 15, 1.
12. die possessiva werden ohne art. vorgesetzt, weder
nachgesetzt, noch arliculiert. auch das unbestimmte ein
leiden sie nicht. stehn zwei subst. zusammen , so kann
der art. vor beide, oder bloß vor das erste, nicht bloß
vor das zweite kommen.
13. der gen. ihrer steht nicht mehr bei subst., sondern
überall dafür das possessiv, das sich gleich den übrigen
verhält.
Alts, artikel.
1. ohne art. sind alle benennungen des höchsten wesens,
nicht bloß (fod , sondern auch drohtin , metod , Iievan^
cuning und ivaldand , desgleichen heliand und fader lil,
15. oft werden sie nebeneinander gestellt : wakland god,
drohtin god. das beigesetzte adj. kann den art. haben:
drohtin tlie gödo 131, 9 ; the berlito drohtin 79, 14; the
hölago heliand 70, 4. der weltliche, irdische vater iiiid
könig wird articuliert: the cuning 83, 5; thene werold-
cuning 83, 13; thie keser 2, 18,' fon them kesora 11, 15;
thes Msures 2, 20.
2. Wörter wie sunne 86, 12; erde 131, 21; mutspelH
133, 4 ersclieineu zwar noch ohne art., während es lieißt
that fiur 133, 9. 14. the dag 133, 5. auch trilt im obli-
quen casus gern der art. vor: an theru sunuou, an themo
mänon 131, 19,
3. vor allem muß hier noch der eiitßiiiS der alliteratlon
anerkannt werden, welche im beginn der reiheii (sowol
der langzeiligen als kurzzeiligen) die anlautenden subst.
nomen. pronomen, arllkel. 405
gern rein, von keluem art. gehemmt, herausstellt, unbe-
kümmert um den bestimmten oder unbestimmten sinn, die
gewobnlieit der alten, friilier fast ganz artikellosen form
(wie die ags. und altn. poesie bestätigt) ist noch zu mäch-
tig, zumal zeigt sich das, Avenn die mehrsilbigen phirale
anheben: helidos gispräcun 13, 17; helidos an hiopoii 53,
2; helidos iro herron 92, 15; gestos an godes wang 56,
18; fuglos alasun 73, 17; erlös an iro armun 70, 6; er-
lös enwordie 157, 24; Averos gengun tu 125, 13; erlös
lindar ederos 151, 1; erlös huurbun 85, 18 u. s. w. selt-
ner schon beim sg. : helid an helsid 72,4; erl mid is urun
80, 1; blud aftar sprang 149, 2; fisknet an llud 80, 17.
etwas anderes, wenn solche pl. in die mitte oder den aus-
gang der reihe treifen , dann mögen sie des art. theilhaftig
werden: tJiea erlös 86, 14; thein erlon 78, 6; thero erlo
liugi 82, 10. innner heißt es: tliat barn godes 74, 2. 149,
5; aber fridubarn godes 73, 2 eingangs dei- reihe, tluit fri-
dubain godes 13, 23. 93, 2 am scIilulL im eingang: tliat
ger furdor skred 13, 23. Nähere crwägung mag bestäti-
gen, was Ich hier bloU mutmaße, daß es dabei auf den
unterschied zwischen langer und kurzer reihe ankommt :
in der langen zweiter hälfte wird der art. zulässiger sein,
als in der ersten, man selie den letzten beleg, oder: thea
wardos hurdun 13, 1; thca hirdios forstudun 13, 6. die
alliteration der ersten hälfte ist schärfer, gedrungne!', die
zweite lialfle neigt sich zur ausdehnung.
4. zwei suhst. , durch die alliteration gebunden , versagen
sich gewöhnlich dem art.: landes endi liudeo 69, 23; wordo
endi werkeo 80, 3; bucan endi bilidi 14, 19; aber auch
andere, unalliterierende, nach ahd. weise: himil endi ertha
2, 4; gold endi wilirug 20, 16; silobar nee gold 56, 9;
regan endi sunna 75, 22; dädiun endi wordun 91, 7. sel-
ten zeigt sich der art. : that giwit eiuli the wisdöm 56, 3,
es geht thiu dÄd vorher, und folgt thea giwald.
5. der iinarticulierte (fen. kann dem hcrschenden nomeu
vorausslehn oder folgen: waUlandes geld 3, 1 1 ; himilos
riki 72, 15; waldandcs crafl J.4, 13; sunu drohtines 72,
14. 86, 5; craft drohtines 125, 2; bodo drohtines 13, 20.
23, II; lioht dages 150, 1; engilos godes 79, 17. er darf
al)iM' auch zwischen ienes nomen und dessen art. in die
mitte treten: ihat liudeo folc 73, 5; under that erlo folc
72, 20. 127, 23; the godes sunu 127, 24; ihle gebcnes
Strom 131, 22; the drohtines sunu 69,21; //i*»«« drohtines
sunu 70, l; t/jene güdes sunu 150, 5; ihiu Crislcs wurd
426 einfacher aalz.
5.5, 20; f/tem gotles vvilia 14, 4; thes godes liAses 126, 24.
arliciilitTten gen. finde ich dem hei-sclieiideii siiltst. voraus-
gehend: lUes walik'S hiea 73, 23; thes billes hili 149, 4,
20; te ihes kuninges hoho 16, 12; seltner naclislehend :
licrla Utes mannes 77, 14.
6. präpositionale formtlm under bac 148, 6; an seo
80, 16; le baka 71, 13; Ic dale 150, 23; le thanke «3,
23; te farlora 54, 3; le hus 78, 2; te brudi 5, 3; an diu-
ma 10, 2 u. a. m.
7. sonst wird auch liier bei der ersten nennung eines iio-
iiiens der unbestimmte, bei Aar zweiten der bestimmte art.
verwendet: ^n adales man 77, 20; tJne adales man 78, 5;
«5n erl 73, 6; an enera crÜjbiun 12, 19; cna ides 8, 2;
en thegan 8, 3. doch stellt zuweilen das 6/oße subst. statt
des unbestimmten art.: kind 4, 10 und darauf that kind
4, 18; suuu (ein söhn) 14, 4.
8. Wörter, die den art. zu haben pflegen; an ihene
gastseli 57, 20; umbi thena allari 3, 22; aflar theni alaha
3, 22; an them alahe 4, 2. 15, 5. 129, 22. at them wihe
6, 1. 129, 1; an them wiha 5, 20; for them wiha 5, 22;
thena wih 3, 15; an thena wih 14, 17; umbi thene wih
130, 17. that werod 3, 20. 5, 22. 148, 7. undar themu
folke 69, 16. thea liudi 79, 3; them liudiun 56, 16.
undar theru menigi 1, 7 ; for theru menigi 124, 19. 127,
8; thiu thiod 131, 23. 157, 24; undar theru thiodu 57,
13. 76, 11; wol aber heiiU es irmintliiod 80, 21. 81, 1.
thiu werold 2. 7; obar thene middilgard 74, 23. lauter
ganz bestimmte , die allgemeinheil ausscliließende begriffe,
dalier auch schäi'fere demonsti'. zutreten : thesa w^erold 2, 3 ;
thesaro weroldes 17, 23; an thesan middilgard 2, 11.
9. hauptsächlicli vor adj. stellt sich der bestimmte art.
ein: the ubilo bum 53, 3; fan them ubilon man, fan
themu gudan manne 53, 11. 14; the helago gest 9, 8. 57,
23; the glawo wurm 57, 3; an that lielnge lioht 54, 18;
an that langsame lioht 81, 4; an thea wirson liand 54, 3;
thiu mikile mahl 125, 22; thiu sniale thiod 129, 8; selt-
ner geht das subst. voraus: godspell that guda 1, 17; fern
that heta 27, 7; nadra thiu feha 57, 4; crafte them mi-
kilou 1, 24. beispiele des unbestimmten art. vor adj.: an
ena starca strätun 73, 13; en muri berg 129, 14.
10. das possessiv hat in der regel keinen art. und steht
bald vor, bald nach dem nomen : nn'd thlnun wordun 5,
10: an uucro weroldi,. an uncro jugudi 5, 1. 4; an uncuu
nornen. pronomen. artikel. 427
flettea 5, 5; fraon sines 3, 24 j fraou siuim 5, 23; junga*
ron nune 74, 16.
11. is und h'o treten dem nomen voran: mid is wordun
4, 3; is engil 4, 7; an is weroldi 4, 12; an is lierton, an
is liiigi 54, 22; is bil 148, 22; te is handun 69, 17; an
iro hertau 1, 15; fon iro cnuosle 2, 10. zuweilen aber
zwischen das nomen und dessen art. : bi them is lerun 128,
11; an thea is mikilun craft 69, 22.
2. jener ahd. mlid. wiederliolung des art. (s. 400. 415)
bin ich im alts. ebenso wenig begegnet als seiner Verwen-
dung, wenn zwei subst. verbunden werden, bei dem zwei-
ten derselben (s. 401. 416.)
Mnl. artikel.
ich hebe bloß hervor , was von der mhd. weise abweicht,
oder zu bedeutenderen eigonheiten des mhd. art. stimmt;
in allen gewöhnlichen fallen treffen mhd. und mnl. spräche
zusanunen.
1. eigennanien stehn ohne art., doch dem beigefügten
appellativ oder adj. mag er hinzutreten: Nobel die coninc
Rein. 44. 2756; Tibert die cater 107; Grimbert die das
177. 1339; Beliu de ram 1851. 2335. 2947; Reinout de
ries 2672; Reinaert die velle 614; Rode die vroede 331;
Coppe die mare 417; und oblique: Brun den bere 479;
an ('uwaerde den hase 138; vor Nobele r/iew coninc 1773.
Seltner geht das articulierte appellativ dem eigen namen
voraus: die ram Belin 3205; meiten ram Beline 3422;
die coninc Fenus Flor. 102; die coninc Caerle Flor. 3971.
die titel here und vrauwe nehmen keinen art. an: vrauwe
Vulmaerle Rein. 788: vrauwe Ogernen 803; vrauwe Ju-
locke 831; vrauwe Sante Flor. 433. 507; vcr Yeve INIaerl.
1, 11; doch steht Rein. 3447 «here Belins maghe. *) be-
merkenswerlh, daß zwar Reinaert die vos 463 gesagt wird,
bei diesem namen aber das appellativ, ohne und mit art.,
vorauszugehn pflegt: vos Reinaert 50; lieve vos Reinaert!
575; den bösen vos Rcinacrdc 857; die feile vos Reiiu'rdo
3502; den vos Reinaert 6794; aiich die iiberschrifl des
gedichls lautet: van den vos Reinaerde. **)
*) inliH. her Isengrln Reiiili. 453. 507 ; ver Pintc 56. 75 ; vcr
Herserit .508.
'*) der (itol '■fo.t Reinaert' ist Hnriini vorziiplirlior als 'Reinaert <ic
vos,' der lield einer der gaiifjharsJcii falieiii ijednrf keines nrlikels , er
ist für «ieli jieini': Iiervür"ctiul»en. dalier aticli Gliclicacr ihn Reiithart
428 einfdcJier salz.
2. Ortsnamen oline art. : Aken Tioin. 2634; Tilicnt 2260;
lirile 2268; Hulslorlo 2.579. 2664; Krlekepil 2.5H2 ; INlaii-
pertös i;5,Sl. te IMniiperlns 514 (wie niluJ. IJbelloch Hoinh.
1.523); te Nicie FJoris 604. 609. nur einzelne neliincn ihn
au: van dtr Elmare Rein. 373. 1497; ter Montorien Flor.
476.498. (luUnamen auch liier mit art.: tiissclien ditr
Elve enti'e/' Sonime Hein. 2446.
3. dem siibst. nachijesetzte gen. ohne art. erscheinen so
seilen \vie im mini. (s. 412), d. h. nur in der formel Int
jacr gods (anno domini) Stoke 1, 118; und bei mal^ oder
gewicht: Iwe pont gelts Sloke 1, 102. vorgesetzt sind sie
häufiger, doch minder als im mhd.: elfs ghedroch Maerl.
1, 6; kinds kindere Maerl. 1, 17.
4. nnheslininiter und hesllmmter art. vor superlat. : en
die mesle overdaet Kein. 137. (vgl. oben s. 417.)
5. unhestimniter art. zwischen adj. und suhst. : so reine
en lif jMaerl. 1, 70; so hovesch en cnajie Rein. 1221. spä-
terhin scheint mau den art. dem vorausgegangnen adj. an-
zulehnen, was dann fast dem nord. suffix gleicht, in der
letztangeliihrten stelle liest die jüngere hs. : so huesschen
man. wie im mhd. (s. 417) findet auch diese lügung statt
■wenn die partikel so vorheigeht.
.^(jS. urtikel.
dieser verlangt, für die ältesten, poetischen denkmälcr, eine
von uusrer bisherigen Untersuchung ablenkende, selbst in
dem was wir von der golh. spräche übrig haben mag der
artikel imgleich häufiger vervAcndet sein, als es in goth.
liedern der fall gewesen wäre. weun er in der griech.
dichtung, zumal der älteren epischen weit seltner auftrilt,
als nachher in der prosa, so muU er der deutschen allite-
rierenden poesie noch weniger zugesagt haben, zu diesem
scliluß berechtigt schon das alts. gedieht, dessen alliteratio-
neu für den fremden stof sich nur eehemml entfallen.
fuhs nennt (10., in der späteren übersclirift : fuhs Reinharf) , was
dem lat. Reinardus rulpes (Iseiigr. 23. lüi)) ganz gleirlikoiiimt; bei
den übrigen tliieren stellt das appeilativ voran: Inpns Ysengrimii.s, an-
ser Gerardus, gallii.s Sprotinus (Isengr. 625. 537. 539), docli einmal
Y.sengriiiiu.s liipiis (565.) st;itt Bri'iii ilcr bere Reinli. 1369 würde es
niclit lielljcn Bnin i)ere, iiocli bere Bnin. in der späteren nieder-
rliein. fabel (lleinli. p. 388) findet .sich Reinairt di^ vois, und ancli
im nieder-säclis. gediclit: Reinke dd vos 41; Reiukeii den vus 22.
Gütlie : I ibiueke fuciis.
nomen. pronomen, artlkel. 499
viel freier und natürlicher ihun sie es in den ags. und
ahn. liedern.
ein ungefährer durchschnitt wird das vcrhiiltnis über-
schauen lassen. 0. im ersten cap. seines ersten buchs , in
126 langen , also 252 kurzen Zeilen verwendet den be-
stimmten art. 27 mal ; der alts. Hei. auf den drei ersten
selten, Avenn ich recht zahle, in 217 kurzzeilen 33 mal.
noch ungünstiger werden die nomina im alliterierenden
niuspilli behandelt, 194 kurzzeilen führen den art. 64 mal
herbei, ich zweille nicht, ein guter theil davon wird dem
Schreiber zur last fallen, die 114 zeilcn des Ludwiglieds
haben ihn aber nur 9, die 68 lang {pz 136 kurz)zeilen
des liildebrandliedes sogar nur 5 mal; in diesen beiden
bewegt die spräche sich mehr nach ihrer alten eigenthüm-
lichen weise.
der ags. travellerssong gewahrt in 286 zeilen den art.
nur zweimal, Ijcüv. in den ersten 537 zeilen 19 mal, Ciid-
nion in 268 zeilen der neun ersten seilen 12 mal. will
man die menge der eigennamen, aus welchen trav. song
besteht, in anschl.ig bringen, so hcrscht in Cädm. der art.
deutlich sclion mehr vor als in Beov. ; dies gedieht ist noch
volksmäUiger, jenes gelehrter. unser ahd. Ilild. würde,
nach dem gcfiinchien Verhältnis, auf 544 zeilen 20 arlikel
liefern , was der zahl in» lieov. grade gleichkonunt.
erwägt man nun weiter, dali die ags. prosaquellen deu
art. viel öfter, fast so oft wie die ahd. gebrauclien, so darf
nicht gezweifelt werden, daU gedichte, voraus die älteren,
alliterierenden, hier einen ganz andern malUlab fordern,
an die wenigen ahd. lieder ließ er sich aber noch nicht
setzen, an den ags. will ich ihn versuchen.
1* ich finde dali der art. zuerst und liauplsachllch vor
adj. auflrill, in dem s. 390. 401 angczeiglen lall; das ist
die iiolhwc'Mdigste beslinuniu)g, durch weh he ein adj. auf
ein folgendes oder vorausgegangnes subsl. genau bezo-
gen wird.
jene beiden art. des trav. song trcfl'on sich vor Superlati-
ven : tlin seleslan 220; ihn s;vmcstnn 250. so nun auch
Se yldesla li. 513; tlione yhloslan 723; thä st-loslan 826;
i/ione deorcslan 2618; tlione seleslan 2811. 4759; t/iivni
Sivlestan 3368; tham yldestan 4865; tlioue leofestan 5641 ;
se yldesta C. 75, 16; ihn yldeslan 97, 22. 100, 26; thn
S('!eslan 15, 2; se hehsla 22, 21; tlione hehslan 17, 15;
on l/itUn hehslan 32, 32; sco belsle 36, 28. dann vor
430 einfacher satz.
posiliveii: se älinlhllgfi J5. 1.S3; se grimn)a grvst 203; thi'is
ladhaii 263; .se guila 4üS. 707. 1343. 1.509. 23«1. 3035;
tluem giVlaii 766; se iica 618. 793. 3946; se hearda 798.
3610. 39JI; se agiicca 1471. 1994; thäs alilrucan 1972;
thwm ahliecan 1286, .5033; se miwra 1.517.4017?; 5e niudega
1619; se siioltra 2627. 3.570; se sriella .5937 ; se visa 3395;
se goincla2794; thd granian 1548; se iiKvra C. 4, 13; se
liAlga 18, 8; se laillia 31, 23; tliii hileran recas 21, 17; ou
*/««sveartan helle 20, 21; on thd liAtau liell21,26; vealdend
se guda 52, 27 ; thd m.cran gesceafl 6, 24.
2. nahe lag es nun , gewisse personliche oder sächliche
verlKiltnisse , die durch adj. naher beslinunt wurden, auch
mit dem bloßen art. zu bezeichnen. da es liieU : in (on,
tu) sele thchn hean B. 1410. 1832. 2026. 3964; warum
nicht auch: tu thtem heahsele 1287; tu tha'in goldsele
3276; se vinsele 1536, oder bloli se sele":' (vgl. das alts.
thie gaslseli s. 426.) so werden z. b. arliculiert se secg
B. 167; se llieoden 4257; se elleng;est 171; se ellorgaist
1608; se aldor736; se synscalha 1407; se nianscalha 1417;
se liearmscallia 1525; seo theod 2501; thtcre idese 3297;
thdni vife 1271; tlia ädhelingas 5; tlid diilitgunian 197;
thd lidhende 440; thd leode 382; thdta ynibsiltendra 18.
beispiele von saclilichen : th'dt lic 4250; se lichonia 1617.
3505; thät vinreced 1980; thäs recedes veal 650; thone
hafelan 3227.3567; thd hill3228; </üi< svurd 1774 ; thone
gifslul 334; thone b7egostul 4773; se frumstol C. 59, 14;
se mere B. 2724; thone grundvong 2991; se leoma 619.
3139. auf solche weise bilden sicli gewisse subst. heraus,
die geNvühnlicli einer gelinderen oder stärkeren denionstra-
lion bedürfen , z. b. seo veorold , se niiddangeard , th'dt
verod , seo nienegeo u. s. w. , man findet bald thone niid-
dangeard, bald thisne ni. B. 150.
3. der subst. liingegen, die ganz ohne art. auftreten, ist
eine weit größere zahl als in den bisher behandelten dia-
lecten. aul»er god, drehten, metod, vealdend, nergend,
scgi>pendf und den vielen zusannnensetzungen dieser (sige-
dryhlen, sigemetod u. s.w.), finde ich deädh, vgrd, hild,
dag, niht , sunne , inöna noch im besitz ihrer alten Per-
sönlichkeit des artikels unbedürflig. nur wo eine nähere
liiuNveisung zutritt können einige sein gcleit fordern, z. b.
in der wiederkehrenden formel: on tha'm däge thysses
lifes B. 392. 1573. 1605.
4. ohlUjue casus, zumal nach Präpositionen^ entratheu
nomen. pronomen. artiheL 431
des art. melstenllieils; es würde überllüsslg sein belege zu
geben.
5. den alid. doppelt gesetzten, oder den unter zwein subst.
dem zweiten beigefügten art. finde ich auch hier nicht
hergebracht •, beides scliickt sich nicht für die allilcrieronde
zeile. zufallig erscheint C. 16, 5 : lista und thara lara.
eher findet das possessiv sich zum ersten subst. ein: thin
abal and cräft C. 32, 9; thine dacd and vord C. 32, 23.
6. das possessiv steht auch sehr gern nach dem siihst. :
sunum thinum 0. 78, 28; mundum sinuni 82, 19; eaforan
thine 80, 24; scüi-bogan minne 93, 5; iiergend usser 80,
12. 82, 24. 89, 20. 90, 22; scyppend usser 84, 1. beliebt
ist die anredeformel : vine nitn Adam! 51, 10; vine mm
Beovulf! B. 909. 3407; vine nun Hunferdh! 105.5. aber
des art. vor possess. entsinne ich micli niclit, wiewol in
der prosa (nicht in den gedichten) einigemal das possess.
dem articulierlen adj. voraus steht : on Ihinum thtim häl-
gum (? halgan ) naman (in nomine tuo santto), was der
golli. conslruction s. 392, 12. b. y äluiclt.
7. vor eujennamen hat se , seo, thät immer demonstra-
tive kraft.
Altn. artikel.
der ags. poesie gleicht die eddische, nur daß sie noch
freier von dem eigentlichen art. erscheint.
1. hauptsachlich wird inn^ in ^ it vor adj. gesetzt, ganz
in der weise des ags. se, seo, thät; hinn aldni Sa^m. 4";
t inoni ma>ra brunni 4*; hin aldna 5"*; Jan frodha 7*; at
Jtino ganila 8"; it aldna tre 8*; inn mikli , inn nwrri 9»;
inn riki, inn dinuni lO*"; at ins frudha 12^; inn setli
16^; ins tryggva vinar 18^'; it sama 19^; ins liosa mans
21^; en horsca mar 22*; inn gandi thulr 32-*; i«m fiuilbi
iolunn 33''; und so durch die ganze edda. Das subsl.
darf auch dem articulierlen adj. vorausgehn : seggr enn
iM)gi 81*^; seggr inn snarradhi 183^; reccr inn raillisviiuii
75^; audh inw fagra 174*; vidhr enn vindlburri 135'^; zu-
mal eigennamen Alfr inn ganili 115*'; llrulfs ins gainla
llü'^; dücli die nachselzung erfolgt hiiuliger. Fügt sich
diesem inn, ;in , it noch ein «a , am, ihat bei, so eilinht
das die demonslralion (s. 379): sd inn mallUi nuiiu" 22';
5a inn frAni ornu' 189**; ormi theim enoni friina 13(3'»;
es ist ziendich oft der fall. *)
•) selir niiji^cvvölinlicli stellt «las bloRc sa , sil , tlmt vor adj., \\\u]
oll'eiibar (IcniüiislrativiMli: ihcini ciiiiii (illi soll) 30''; that t-iiia (il-
432 einfacher ficilz.
2. sdy sii, tlial Irlll ^crii vor sii1)St. , denen ein rclallvcr
sal/. iiaclilolgt, iitid li.-il daim die bcdiMiliing des lal. ille :
iir llifim sal, vv und iliolli stendr (ex illa aula, qiiae slal
elc.) 4"*; Sil iördli , ci- ügi^r 4!^^; sii iiiiiiinii , er a keiidi
49**; SU niaiii, er niemi sia 49^'; 5« viiidr, er forr 50^;
zumal in den Iraycn des (jrMnnis und Alvisrnal, ^\o nacli
laiiler bestininit ge/.eiehnelen geyeiisliindeii geforsclit wird.
Diese slructtir vergleicht sich allerdings dern ahd. und ndid.
art. vor siibsl., denen die relation nachfolgt: thaz ser,
tliaz ihar ruarit niih (s. 400) ; diu nuere, diu ich bringe
(s. 416), und leicht lassen sich solche stellen auch aus
dem goth. alls. und ags. aufweisen. der relative satz
schlielU den allgemeinen sinn aus und führt auf eine be-
sonderheit des begrifs , welcher das sciiiirfere demonstrativ
wie der gelindere art. zusagt. im altn. ist aber die rela-
tive form unterschieden von der demonstrativen, während
ahd. inid mhd. beide zusammenstoßen. Zuweilen steht
aucli \Srt ohne daU ein relalivum folgt; sä iötunn 55'; Sti
flskr 55*^; sd seggr 135'; thann thiodhkonüng 173' und
dann ist es wiederum rein denionslraliv.
3. der an suhst. siifficfierte art. ersclieint nocli liüch^t
sparsam, godhiii üll (dii omnes) 5^- ist das einzige bei-
spiel in der ganzen Völuspa und an sich verdachtig, weil
der art. nicht für den begrif götler taugt , vgl. oll godh
61', vidh godh 52', niedh godhom 49*', es wird also auch
in jener stelle zu bessern sein: godh öll. Havamal , Lodh-
fafnismul, runatallhatlr , Vaflhiudnismal , Grimnismal, Al-
vismal , Hymisqvidlia gewähren keinen fall. Lukasenna
liat 67' vömmiii var (flagilia noslra.) kein arlikelsuffix in
Thrymsqvidha , Skirnisfür, lirafnagaldr, Veglanisqvidlia,
Gröugaldr, Rigsmal, Hyndluliodh , Sölarliodh, Fiölsvinns-
mal 108^ bietet dar: fyrir /öwrfm, wo aber leicht zu lesen
wäre: fyri land ok lim, vgl. 109'. für die criiik des Har-
barzliodh von gewicht ist, daß ihm allein mehr beispiele
des Suffixes eigen sind, als der gesamten übrigen edda :
Sov sundit 75'; um snndit 75' 76' 78'; yfir sandit 76^;
■mntrinn betri 75'; verdhmom 75': eihjonni 75^; a ski-
i)it 75*'; vidh landit 75^; um viujinn 76'^ 80'; höfudhit
76''; hutinom 80'; leidhina 80'; til stocksins 80'; til
steinsins , til vinslra veijsins 80^'. rühren sie vom dich-
ter her. oder hat sie ein Schreiber eingeführt? warum
lud umim) 95^; su eiiia nott 126^; uud statt tliat it liosa Hk 122&
liest die copenli. ausg. tJiat liusa iik.
iioineiL. prüiiuinen. artikel. 433
sollte nicht for sund, u skip, vidh land^ til slelns ii. s. \v.
slelin dürfen? einige varianleu kommen dieser vernuiliin"
Avirklich zu stallen. Der andere tlieil der edda iiefert
gleich ^venig fälle oder noch wenigere: orniinn fräna 11 6^'
akarnin (glandes) 234^; murina melgreypo (equos lupatum
alteren les) 246^5 at söUuni sudhrhöJlo 248'«. Diese enge
schranke des angehängten arl. in den cddaliederu ermäch-
tigt zu der folgerung, daß er in der ältesten nord. spräche
noch gnr nicht vorhanden war *) , uiid erst alhnälich ent-
sprang; die prosadenkmäler verwenden ihn häufig, ent-
sprungen sein könnte er zuerst aber aus dem nachgesetz-
ten arliculierten adj. z. b. dagr hin liosi, ghjf in mikla,
fat it diupa führte leicht auf dagrmn , giüfm, fatiY, und
iene orminn frana, niarina melgreypo, sulinni sudhrhöllo
lösen von selbst sich atif in: orm inn frana, niari ina
melgreypo, söl inni sudhrhüUo. man hieng hernach das
pron. an sidjsf., denen kein adj. folgt.
4. die jüngere prosa laut auch hinter oder vor articulier-
teni adj. nochmals das suffigierte siibst. zu: hinn ungi
madhr/ww 5 hll diapn fatit , statt des einfachen hinn un^i
madhr, liit diupa fat; in folgenden beispielcn häufen sich
drei arlikel: } fir lufßt that it diupa Sn. 50 ; mwriii su hin
mikillala Har, härl. saga cap. 21; ja es fügt sich, vviewol
seilen , das starke adj. ohne arl. zum suffix : heilagr audinu.
5. eijenuaineu leiden keine suffixion, docli ist bemcr-
kcnswerlii, daU zwei oder mehr eigcnnnnien durch ein
vorstellendes demonslrativ verknüpft -werden : synir Afla
vorn iheiv Erpr ok lutill; tlieirra synir vorn theiv Sölarr
ok Suftvarr Sivm. 230; hans synir vorn their Gudrödi-,
Haukr, Iladdingr ok Ilringr lornald. sog. 2, 9; füdor
tlieirrn Inginiundar ok llysteins 2, 9.
6. possesaiva slehn in den liedern beides vor oder nach
dem subsl. : minn fadhir 181''; nun muilhir 75''; minna
verka 77''^; minnar xf\ 175*; a>U minnar 174''; nafns ihiiis
76'; liürvi mino 76^; funil llünn 173b; aslir minar 74';
saltir llunar 48'' u. s. w. Ist ein adj. im S|)iel, so stellt
das possessiv jederzeit sich vor ihis (irlicnlirrlc otlj.^ mag
das subst. vorhergehn oder lulgen : lluicll minn iiin bc/.li!
139''; thinn inn frana nueki 186'; miiui inii livassi tiiiirr
187"; minn inn livassa hiür 189''; lluns ins livassa liiörs
*) nncli die küiislliclien ^'csiiiijre der üKeroii skaldni cnllx liroii
seiner, z. l). in TliiudoHs liöstlöiig und I'lilils Tliorsdnipa konintt er
nie zum vorsclicin.
E e
434 einfacher scitz.
190«; s?n« ins lic'ila lingar 23^; ähnlich der goth. und ags.
coiisliuction (s. 392. 431.)
7. in der prosa wird das setzen oder niclifsetzen des ruf.
mehr von der besliiimillieit oder unbeslininillieit des bc-
grifs abliJingen , inigelahr nach den grundsälzen, die in
den ncunord. sprachen gellen.
Neunord. arliJiel.
1. das sullix tiill zum subst. eUva in den fällen, \%o der
nhd. bestinnnte art. vorgcselzt wird, schwed. i beginneisen
skapade gud hiinniel och jord, och jorden \ar öde och
tom , och niürker var pä diupef, och guds ande sväfde
öfver \alne< (am anfang scliiif golt himniel und erden, und
die erde war wiisle und leer, inid es war fnisler auf der
tiefe und dei' geist goUes scliweble auf dem wasser.)
blüli ande sieht ohne art., nicht anden, wie nhd. der
geist, aber Luther hiitle auch sagen mögen: goltes geisl.
dän. : i begindelsew skable gud himnielen og iorden , og
ioi'den var öde og tom , og der var mörk oveu over af-
grundejt , og giuls aaiul svevede oven over vandewe.
}i,ier ist schon bei der ersten nennung hininic'.ew und jordeit
bestinujit woiden. IjMos. 3, 2 lautet scliwed.: ta sade
qvinu«Ji til ormen, vj älc af tlie Iräs fiukt, som är i lust
gärdeuoiu (da spiach das wcib zu der schlangen, wir es-
sen von den fruchten der bäume im garten.) dän. da
sagde cpindew til slangen , vi niaa ade af träers frugl i
haveK. hier hat das nhd. zwei art. mehr als dan. in den
Worten: von den fruchten der bäume, durch die Wen-
dung: von der bäume fruchten würde der eine vermieden
worden sein. das scliwed. the (de) vor träs wird veran-
laßt durch den relativsatz: som är. mangelte er, so könnte
stehn : af träs frukt i lustgärdenom.
2. die schwed. spräche nemlich setzt gern tlen , det vor
subst., die durch einen folgenden satz näher bestimn)t wer-
den : den kärlek , som jag hyser (die liebe , welche ich
hege); det hjerla, som e| röres (das herz, welches nicht
gerührt wird); det ord , hau sade (das wort, welches er
Sagte); hier würde die suffigierte form kärleken , hjertat,
erdet nicht hinreichen , wol aber kann sie nnt dem vorge-
setzten pron. zugleich angewandt werden: den kouungew.
som ififörde christendomen (der könig, der das ehr. in
Schw. einführte); det äggei som du ätit (das ei, welches
du gegessen hast.) die schwed. Volkslieder liaben art. luid
suffix oft auch ohne daß ein relativ folgt : den dödeu var
nonien. pronomen. artikel. 435
intet min goda fader vard 1, 8; de oi'den ej förr liade
Gulleborg sagt 1, 8; lian tog den jungfniM« gullgula liär
1, 84; iiiedan jag följer den jiingfruH 1, 141; hon svepte
det barnei, hon satte det skrinef 2, 182. das dan. den,
del linde icli nicht vor suffigierten subst. , auf jeden fall
ist er seltner.
3. beispiele des den oder liin vor adj. sind s. 379. 380
gegeben, nicht seilen tritt zu solch einem articulierten
adj. aucli noch das suffigierte subst.: tlen ganile halte«
(der alte hui); deti upgäende solew j det högsta väsendet
(das liöchsle wesen) ; ganz wie jenes isländ. hiun ungi
madbrinn (s. 433.) Job. 10, 11: jag är the7i gode herde»,
analog der griech. coustruction , die subst. und adj. be-
stimmt (s. 391.) der dän. spräche genügt es hier am ad-
jectiviscben art. : jeg er den gode liyrde , =: nbd. der gute
hirt , oder wir müsten sagen : ich bin der hirt der gute
(wie ahd. s. 402 thiu lunichä thiu guata.)
4. das sjfjjfiijierte adj. der Volkslieder (s. 380) leidet, so
viel ich weiU, kein den vor sieb.
5. nach den partikehi sä, huru , für (nimis), dan. saa,
livor, for stellt der unbestJnunte art. sich nach dein adj.
und vor das subst., ninunt also zwischen beiden die niitte
ein: s?i Valdig en herre sv. vis. 1, 153; sä väut etl vif
1, 138. dän. saa stör en slad ; hvor skiön en pige!; hau
har alt l'or stör en umage (er hat eine allzu große mühe.)
ein gleiches geschiebt nacb sädan , hurudan, hvilkcn, mäu-
gen; dan. saadan, slig, hvordan, hvilken, mangen, z. b.
diin. : saadaii en dyd , slig cn gierning, hvordan en mand,
livilket et dyr, paa mangt et sied (an manchem ort.^
En(jliseher arlihel. ich hebe nur einiges aus .*
1. der art. unterbleibt, wo allgemein und spi-ichwürtlich
geredet wird : love is slronger tlian death. healtli is above
weallb.
2. häufig felilt er in pi^apositionalcr slruclur : at lionu«,
to uigbt, to morrow, in time of need u. s. w.
3. slebn zwei oder mehr subst. liintereinander, so braucht
ihn bloß das erste auszudrücken : ihe king aiul lord (vgl.
ags. s. 431.)
4. der unbestimmte art, wird öfter und ausgedehnter als
in andern dialccten verwamlt ,
a. zwiscbcn adj. und subst., wenn ilie paitikeln so, as,
how, loo vorhergehn: so great a laiul, as wisc «man as,
Ke 2
436 cnijaclier salz.
Saloniü ; how poor o man! too gootl a ir.aii, fui so hail
« Nvilc (vgl. 417. 42:i. 435.)
b. nach such niid inaiiy : siicli a foilvine (solch ein glück);
many « (ricnd (nianchei' fieund.)
c. nach Nvlial trill a vor das adj.: whal u triie filcnd
is that!
5. nach all, liall", double, bolli nimmt der lieslimmle odei-
iinbosliiuiiile ail. seinen plalz unniillclhar vor dem subsl.:
all tlie da\ , half the world , half«« hour, double thc
nioney , bolh the sides (beide seilen.)
SchluiShemei'kungen.
1. die gewonnene iibersiclit der wichllgsfcn synlac'isclieii
ersclieinungen des arlikels (alle Mcrde ich niclit erlalU
haben) bestätigt das wovon s. 366.367. 381. 3^^2.i383 aus-
gegangen Avurde. er ist ein demonstratives pronomen, das
die Vorstellungen von beslimnitheit und inibcslimmlheit leb-
hafter oder abgezogner, fühlbarer oder leiser in nianig-
facher abstufung auszudrücken hat. anfangs sind sich alle
uomina bestinunt genug, dann ajjer beginnen sie den arli-
kel, gleichsam einen titel, anzunehmen, -welcher, je meh-
rern er zu theil wird, zwar an bedeutsand<.eit abnimmt,
doch sie nie ganz einbüßt. der unbestimmte artikel tritt
daneben auf, nach und nach entspinnt sich ein System von
unbezeichnung und zwiefacher bezeichnung der noniina,
das, abgesehn von seinen formellen vorlheilen und nach-
theileu , die rede verfeinern hilft.
2, warum der artikel mehr den casus rectus ergreife, als
den obliquus (s. 387. 397. 411. 422. 425) behandelt cap. 5.
allein weder das casus noch das genusverhallnis wird
durch ihn wesentlich aufrecht eihalten , höchstens zu-
fällig inid nebenher, das bestimmende pron. hat, wie an-
dere pronomina, seine ilexion besser, als der groUe liaufen
der adj. oder gar der subst,, doch nicht so bewahrt, dati
alle einzelnheiten dadurch gesichert werden könnten, der
unbestimmte art. wird oft sogar ungenauer llectiert als das
gewöhnliche adj.; wie etwa sollten die englischen, überall
zu einförmigem the und a lierabgesunknen artikel den
verlornen ausdruck des casus und genus erstatten? der
hochdeutsche art. trägt freilich noch dazu bei, die drei ge-
schlechter auseinander zu hallen, und casus, die nicht mit
jjräpositionen bezeichnet werden , liervorzuheben. vuiser
gen. sg. masc. und neutr. ist durch sein eignes S, so gut
iLoineri. pronomen. artikel. 437
^vie der des art. , kenntlich; dem dat. und acc. 8g. der
rnänulicheu , dem gen. dat. acc. sg. dei' weiblichen subst.
geht schon die llexion ab, in solchen fällen erspart uns
der art. die prap., zu welcher alle dialecte gewöhnlich
greifen, deren arlikelform die casusllexion nicht mehr dar-
stellt, wenn es engl, heißt of the hunger, sagen wir nhd.
hungers, des hungers, und conslruiei'en auch noch: hun-
gers sterben. unsere fem. hingegen, im sg. aller llexion
entbehrend, greifen nothwendig zum art. es heitU: der
Sühn gottes, die mutier Wilhelms, aber: die mutter der
Adelheid (wenn nicht Adelheidens gewagt wird) ; allmäch-
tiger Schöpfer hinunels und der erde, in solclien fällen
wird der art. bloUes casuszeichen. Doch die synlax kehrt
sich nicht uniiiillclbar an das erlöschen der form, die ab-
handhmg der genilivfiigung wird darlhun , daÜ der mhd.
gen. fem. noch häulig ohne arl. forlgebraucht wurde, ob-
gleich er sich äußerlich von keinem andern casus des sg.
unterschied, z. b. ich maneu dich bruodertriuwe lloseng.
552, wo wir nhd. sagen müsten: der bruderlreue.
?i. mir leuchtet ein, daß die frühsten artikel vor dem
ndj. sich entfalteten, die alln. luid ags. poesie verkündet
t'S. vor subst. gestellt hat das pron. länger sinn und nach-
lialt eines lebendigen, wirklichen demonstralivs , 5« aggiUis
will sagen ille angelus, de quo loquimur, das pron. be-
zieht sich auf etwas schon gesagtes, oder gleich nachfol-
gendes oder in gedanken eigäüzbares , weshalb auch re-
lativsälze für , das subst., worauf sie gehn , gern den art.
iiorbeilühren. Beim adj. sieht das pron. schon bedculungs-
lüsor und rein formaler , luid so hebt der eigentliche ai't.
an. ahma sa veilia drückt ungefähr aus was ahma veihs;
die sju-aclie suchte nach einer deutlichen Verknüpfung des
ad), nüt dem subst. und fand sie im artikel. in ahma
veihs steht das adj. loser, in sa veihu wird es herausge-
lioben und naclulriicklicher: der geist, neinlich der heilige,
vorzüglich aber bedurften die ohne ihr subst. auflrelenden
adj. eines solchen halts, einer solchen gelinden beziehnng
oder hinweisung auf das nicht ausgedrückte subst. sa
guda, sa nükila ist der mann, der held u. s. w., von dem
die reile geht, nüt dieser articulalion hangt in uusrer
spräche zugleich die schwache adj. llexion zusanunen , wie
das füllende ca|). nühoi- untei'.suchen wird. allerdings sind
auch lue adj. eines noch besliinnUiMcn , schiii leren be/.ugs
fähig. wie aus arliculierlcn adj. ilic nord, subsl. sullixe
erwuchsen, glaube ich nachgewiesen zu Iiaben; so mag
438 einfacher satz.
dae golh. sa veiha , sa guda vorbild für ein sa aggiliis ge-
worden sein. Zur bcsliiligiing der hier aiisoiiiandorgesetzlon
ansiclit kann gereiclion , daU die liltlianisclie spräche keine
eubst., wül aber adjecliva arliculierl, d. h. ihnen gewi'-se
beslinunlheit verleiht, nicht diircb das vorgesetzte, sondern
wiederum suffigierte pron. jis, ju = sa, so, z. b. geras
ponas bedeutet guter herr, gc'rasis ponas der gute hcrr;
szwiesi rankii leucbtende band, szwlesoji ranka die leucli-
tende liand. in dieser spräche war also gleidifalls nielir
bcdürfnis den adjectivisclien ausdruck zu bestimmen als
den substantivischen.
4. wie durch assimilalion dieselben vocalc oder consonan-
ten dicht neben einander hervorgerufen werden, so scheint
auch gern ein art. in der nähe des andern zu entsjiringen.
die form liebt in manchen fallen sick zu wiederholen,
man erwiige die s. 400. 415. 416. 421. 425 bemerkten
redeweisen imd den doppelten griech. art. s. 387. ISach
nrticuliertem subst. pflegen wir auch den davon abhängigen
gen. wieder mit dem art. zu versehen : die worte des le-
bens, die fruchte des feldes, im gegensatz zu lebensworle,
feldesfrüchte.
5. wenn also das System des arlikels im ganzen auf der
bedeutung beruht, so machen im einzelnen sich dabei noch
einflüsse der form sowohl als der früheren sprachgewohn-
lieit geltend, so kann die regel, dali gott artikellos bleibe,
eines folgenden relativs halben ausnähme erleiden . z. b.
wir sulu ze diensle s*n bereit dem gole, der uns geschaüen
bat Roseng. 585. ein älterer dichter hatte wol bloß gote
gesetzt, doch läßt das mehr demonstrierende pron. sich
hier entschuldigen.
6. den romanischen sprachen entspringt der art. aus dem
lat. demonstrativum ille, welches schon in den denkniälcrn
des 5 bis zum 9 jh. häufig die sinkende und ge?cliNväclite
flexion begleitet; ille quartus, der vierte, ille homo, der
mann, man vergl. die allen volksrechte und formelsam-
lungen, so wie zahllose Urkunden, aus denen Raynouard
1, 39. 40. 49. 50 belege verzeichnet. Allmälich sind nun
die flexionen, mit ausnähme des I und E, -welclies den
ital. p]., so wie des S, welches den span. luid franz. pl.
ausdrückt, gewichen; die provenz. und altfranz. mundart
folgte einem andern, hernach wieder aufgegebnen unter-
schied, indem sie dem nom. sg. und dem obliquen pl. masc.
S beilegte, dem obliquen sg. und nom. pl. masc. hingegen
entzog. Den gen. und dat. aller romanischen sprachen
nomen. pronomen. arühel. 439
bezeichnen weseutlicli präpesitionen, mit denen in vielen
lallen der art. verschmilzt *). die ital. formen lauten im
masc. i7, del, al, tlalj pl. i, deiy ai, dai^ wenn das
subst. vocalisch, oder mit SB, SF , ST 11. s. \v. anlautet:
lo , dello , allo f dallo^ pl. tjli, deyli, (ifjli, dayli^ im.
fem. /« , della , alla ^ dalla; pl. /e, delle , alle ^ dalle^
es bestelin also durchgängig vier casus, nom. gen. dat. abl.,
den gen. bildet die präp. r/i, den dat. «, den. abl. r/a,
und dieses da scheint selbst zusammengedossen aus de und
a (lat. de und ad) wie das ahd. fana aus af und ana (gramni.
3, 262. 263.) weil die übrigen roman. mundarlen kein
da entwickelten, begnügen sie sich mit nom. gen. und dat.
provenz. el , del ^ alj ])1. eis, dels , als ^ fem. /a , de la,
a la ^ pl. las, de las, a las. franz. /e, du, au, fem. /a,
de la , ä la ; pl, beider geschl. /es, des, aux. span. e/,
fiel, al^ pl. los, de los, a los j fem. la , de la , ä la^
pl. las, de las, ä las ^ für den sg. aber gilt noch eine
neutralform: lo , de lo , ä lo, die dem jclzt mehr vom
wollaut abhängigen ital. masc. lo , dello, allo verglichen
werden mag, welches früher ungleich weiteren umfang
hatle **). Außer diesen, zumal in der ital. spräche, günstig
ausgebihielen arlikelformen besitzen alle auch den unbe-
slimnjten in der cardinalzahl , deren pl. vorzüglich gern
von deji Spaniern pronominal verwendet wird, ländlich
hat die franz. spräche noch einen sogenannten parliliv-
artikel erworben, d. h. den gen. du, de la und des wieder
als nom. gesetzt und daraus mittelst der prap. a neue da-
tive ä du, a de la, a des gezeugt. Diese parlitiven casus
haben ganz die bedeulung der artikellosen, deren sicli
auch die ital. span. und allfranz. spräche an ihrer statt
bedient, ilaher ihnen franz. grammatiker den bloß mit de
(ohne art.) gebildclen gen. zur seite setzen. es bestellt
(oder bestand) aber ein unterschied zwischen manger pain,
mangor du pain, nip.nger le pain (ndul. bröt ezzen , des
broles ezzen, duz. brul ezzen.
•) reines casiiszeiclicn geworden ist der art. niclit, fliells weil jene
üexion fortdauert, tlieils immer nocli eine tVililhare denionstrntlon in
dem art. liefet, da auch iinartioiillerte nomiiiairormen nelxii und unter-
scliiedeu von ilim gelteu. wenn es in diou , de dien. ;i dieu die
präp. ist, die das casu.sverliäitnis /.eu};t, so niu^ sie es nuoli sein in
l'lioninie, de Tlionune, ii l'lKininic. Psur in jicwissen un(i seltnen füllen
fiUlt die präp. wo;;, z. b. im franz. fefe dieu , im provenz. per larnia
nion payre Ferabr. ü75. 12H); altfranz. Cortoise fame iJelin llcii.
28404; und hier ist grade kein art. im spiel.
••) vgl. ö. 338 anm. über ein franz. ncuti. /f.
440 ei nf (icher satz.
icli fiilirc diese roiriari. aiiikcl an , um einige Ilirer ab-
weicliungcii uilcr iil>oi(!insliniinnngen mit dein unsi igen aus-
liebcn zu können. den namen gottes articnliereu auch
die roman. sprachen nicht ; das ilal. iddio ist mir noch
unversliinillicli (inythol. 689.) eigennamen aucli hier oline
art., und ihre casus durch I)lolie |)r:i|). bezeichnet: Gio-
vanni, di (Jliovaiuii , a Giovanni; Juan, de Juan, a Juan;
Jean, de Jean, a Jean; ahfranz, lienart, de Renart, a l»e-
nart (und erst ini spateren ai)pellativ h? renaid, du rcnard,
au renard.) städtenanien ohne art., mit ilun aber die von
laudern , Völkern, flüsscn. stets den art. liat il jiapa , el
papa, le pape, auch il re, el rey, le roi, selbst wenn der
eigenname hinzutritt. formelhaft verknüpfte subst., auch
ßubst. jnit präp. entralhen , wie bei uns, oft des art.
ein hauptunterschied des roman. inid deutschen art.
liegt darin, daß dieser, gleich dem griech., ein demonslra-
tives, jener ein niehr persönliches pron. ist. denn wenn
auch das lat. ille demonstrativ war , so hat der rom. art.
il , la; el, la; le , la offenbar gleichen Ursprung mit egli,
ella; el, ella; il, eile, und die letztern slelm auch vor der
verbalflexion, während unser der, die, das bloß vor nomina
tritt, die verba er, sie, es begehren, die unmittelbare Wie-
derholung unsers art. der wirt der hiez (s. 415) ist in
jede roman. spräche luiiibersetzbar , am nächsten kommen
würde das span. el huesped el se dezia, weuu so gesagt
werden kann.
die ilal. eigentliümlichkelt, dem possessiv vor subst. den
art. beizugeben: il mio padre, la mia madre vergleicht sich
dem ahd. der min fatar, diu nun muater (s. 403.) Spanler
luid Franzosen ohne arl. mi padre, mon pere ; freilich
mit dem verkürzten possess. , welches Italiener nicht kennen,
das allein stehende possess. fordert auch im span. und
franz. den art.: el mio, le mien, wie ital. il mio.
B. eigentliche demonstrativa.
Es lassen sich drei demonstrativvorstellungen sondern : die
bloß anzeigende, welche das hier oder dort unentschieden
läßt, und zwei andere, die richtung nach der nähe oder
ferne schärfer aussprechende, so entspringen uns die pro-
nomina r/er, dieser und jener, den gr. 6, ovtos und ixeiros
parallel, das erste drückt da, das zweite hier, das dritte
doi't aus. dieser und jener macheu einen gegensalz, der
hält neutral die mitte zwischen beiden.
nomen. pronoinen. demonstraihum. 441
das gr. 0, ')}, %o behält, außer seiner arükeleigenscliaft,
auch noch zuweilen die dejnoustralive bedeutung, in der
alleren zeit öfter. es kann sich dann bald dem dieser,
bald dem jener nähern und empfängt durch die zutreten-
den Partikeln ()'£ und /<fV genauere farbung. der deutsche
arl. unterscheidet sich \on dem gr. darin , daß seine de-
monstrative anwendung leichter in den sinn des pronomens
dritter pcrson streift, während die obliquen casus des gr.
v.möq^ umi] , avxo jenem 0, ^, %b ferner liegen.
die lat. spräche hat kein pron. im vollen sinn von
der (0) und gebraucht für die nähe /j/cj dagegen spaltet
sie den bcgrif der entfernung nochmals feiner, in ein vor
äugen stehendes isfe, und weiter abgelegnes Wie.
zu der gelinden, kaum fiilill)aren demonstration des
artikels niusle sich vorzüglich </er eignen , luid es hängt
mit der unterbliebnen entfaltmig des art. im latein zu-
sammen, dal^ dieser spräche das neutrale demonstr. abgicng.
die romanischen, als das bedürfnis des art. immer stieg,
grillen zu i7/e , das schärfer als der, doch weniger scharf
als dieser ist. der nord. art. hat sich aus beiden pron.,
aus der (s. 378. 379) und jejier (s. 374. 3S0) hervorgelhan.
in der goth. spräche scheint eine einfache form für
den begrif hie frühe untergegangen (gr. 1, 794), es gibt
zwei denioustrativa sa luid jäins , deren ersteres zugleich
für hie dient, luid ein sulligierlcs sah auch für hie.
I. der, die, das.
Wie aus diesem ersten demonstrativ der art. sich erzeugte,
ist im vorhergehenden gewiesen worden, in nicht wenigen
lallen bleibt die grenze zwischen beiden zweifelhaft, nach-
folgende bemerkungcn ])cziehen sich auf die syntax des
strengeren und entschiedncn demonslralivums.
1. Ulf. verbindet einigemal mit ihm' den gen. andrer subst.:
tluii thiudu Ol rthövcii JMalth. 5, .46; 01 tOvmoi Matlh.
6, 7 •, wahrschciidich las er let/tern gr. ausdi luk aiich in
in der ersten stelle, .5, 47 aber rthniHit , weil er niutarjus
übersetzt. bloßes thiudus (nicht tlius ihiudos) braucht er
für TU t&V)] Matlh. 6, 32. Viom. 15, 9. i:|)h. 3, 6; thui
ihiudu soll das adjeclivische genliles crieichcn, etwa im
sinn iMiscrs heutigen : die aus der heidenschaft , leute aus
den beiden, franz. ceux de la gentilitc "). ein anileres
') warum aber ist fOvixol nicht übcrtrnf:rn tliiiiHiskäi, wie Cinl. 2, 1t
ff>vixiZt; thiiuliskö? galt damals sclion tlihidisks, in gewisser aiis-
sclilicUung, von iniscrni volkV
442 einfacher salz.
bpispiel ciitliält die redcnsarl : niul ihala livcilus /«// onnv,
(jiiaiiidiii JMaltli. 9, 15, wörtlich i)er hoc toiiipoiis. ihala
skalhis %)^v u^iy.'mv luvTr^v II Cor. 12, 14, würtlicli hoc
iujiiriae. thala fravaurhlc xu afKK/ii'jfmrii INlarc. 3, 2S,
hoc pcccatorum. vgl. hernach beim inlerroyaliv die ver-
biiiduiiq hvö so. Ahd. thaz giiales (id boni) 0. V. 23,|26.
luhd. daz cien (soviel ehre) I\v. 7640. altn. that orda (ca
verba) SiXMii. 70»; that äyra (illiid aniinalium, illud aninial)
fornald. sog. t, 484. ähnliche fügiingen bei sum, dem re-
lativ, vorzüglich aber dem interrogativ.
2. berührung mit dem geschlechtigen persönlichen pron.
das lat. is, hie und ille liegen sich näher als unser er, der
und jener, docli vserden auch die deutscheu demonstrallva,
vor allem aber der, statt des bloß persünlichen prou. gesetzt.
Das goth. sa, so, thata verdeutscht
a. den nom. «wo^, avTr, , ccvio'. so inkilthö civzrj
avV6ih;ffviu Luc. 1, 36;
b. nocli häufiger die obliquen casus dieses gr. pronomens:
ihai fruujans this ol y.VQioi avTOV Luc. 19, 33; fraveita
tho i'Ad'ixt'jno} avTrjv Luc. 18, 5; gasaihvands thö Idwv
uv%'l]V Matlh. 9, 22; afmait tho t'y.noijjov uvirjV INIatth.
5, 30; lagjan thans ßaXelv avrii IMatth. 27, 6; ei ik lauja
tho li'ic re/.siojoio avTu Joh. 5, 36; ei aftra niiua thö
ii'ci iiuXiv }.aß(a avT7jV Joh. 10, 17; adagjan tho, ninian
tho dtlvcii avtrjV, Xaßtiv ciV%i']V Joh. 10, IS; fnui"
tho vriiQ avxijg Eph. 5, 25; kauu tho yivo'jaxo) ccvtÜ
Joh. 10, 27; fastuid thos tijqwv avxüs Joh. 14, 21.
anderemal wird aber is, si, ita gesetzt: ana ija in av-
X'ijv IMatth. 9, 18; löt ija ärpeg ui'Ti'jv Joh. 12, 7; us-
stigg ita 6'|«A£ avtor Älatth. 5, 29; bi akranam ize uf-
Kunnaith ins ano rwv ■acionÖiv avTiör '^i'^ityvowiod^t
«t/TOi'<: Malth. 7, 20. beide Übersetzungen finden dicht
nebeneinander statt, wie IMatth. 5, 29. 30 lehrt.
, Das ahd. der, diu, daz z=z er, siu , ez steht
äi bei verbis: ahd. bichna sih dher (cognoscal) Is. 21, 18;
d/ier bigunsla i*ihhisön (ille coepit regnare) Is. 85, 16; chi-
frumida dhen (creavit illuni) Is. 23, 19; dhi^l ist bighin
(sie ist der beginn) Is. 15, 1 ; chiweihhit dhea (liquefaciet
eos) Is. 39, 15; huuer sih dhes biheizssit (quis conliteljitur)
Is. 13, 8; zumal wenn ein relativer salz folgt: innan dhiu
dher quhimit, dher chisendit wirdhit (donec veniat, qui mit-
tendus est) Is. 77, 15; dher ist dhazs, dher sih chiodmuo-
dida (ille est qui se humiliavit) is. 91, 15, wie wir auch
nomen. pronojn^n. demonstrativum. 443
tleu arl, in solchen fallen fanden (s. 400.) mlicl. begegnet
liauplsäclilich bei Wolfram des in dem sinn von ejus: des
volge ich Parz. 421, 13; wer lougent des 598, 15; ich
^vau^ des 670, 22 vgl. oben s. 329 die note; daz was dem
Icit Parz. 58, 26; beispiel , wo ein relativ folgt: hat aller
der (eoruiii) gewalt, die wonent u. s. w. Parz. 658, 26;
mir ist als dem, der üf den boum da stiget Ms. 1, 8^.
b. bei subst. : ahd. dhes eudi wirdhit odhin (et finis ejus
vaslilas) Is. 68, 15; ih chifestinun dhes (hus , firmabo
Sülium ejus) Is. 93, 15; in dhes dagum (in diebus
ejus) Is. 87, 9 ; hier würden die meisten denkniäler das
jioss. Sin verwenden, dieser Übersetzer aber wählte, wie
inhd. Wolfram, den gen. des demonstralivs. iidid. belege
sind s. 342 mitgetheilt; der Golhe braucht lieber is. auch
bei Is. findet sich kein paralleles dhera und dhero, eben
weil dafür noch ira luid iro zulässig ist.
c. nach praposilionen : ahd. in dhemu daghe (in die illa)
Is. 93, 18; üba dhemu (super eum) Is. 89, 10; iora dhemu
Is. 21, 10. wiederum gern, bei folgendem relativ: fona
dhemu , dher was Is. 83, 20.
in allen drei fällen (a. b. c.) sehen wir das lat. is, zuwei-
len ille gesetzt, einigemal auch gar keüi pron. ausgedrückt,
man erwäge wie sich schon formell das persönliche und
demonsti-alive pron. einander aushelfen (s. 372 nole.)
3. wo wir heute, lobend, klagend, scheltend, subslanll-
ven und adjectivcn das demonstr. beifügen: der held! der
engel! der glückliche! der thor! der narr! der unsiniu'ge!
die elende! wird mhd. das persünliche pron. gesetzt: er
bluome an mannes schccne ! Parz. 39, 22; er stahel! Parz.
4, 15; er küene ! Parz. 4, 18; er, torc! Wallh. 22, 28.
Ben. 422; er goucli Wallh. 22, 31; er schale! Walth. 28,
21: er gebure! Ben. 454; er aucholf! Ben. 384; er ar-
man ! IMs. 2, 227»; er snürrinc Aw. 3, 282; er tumber
man, si tumbez wip ! er sadic man! IMs. 1, 64". 2, 236^;
er süezer man vil guoler! Parz. 374, 22; si stvMc wip!
Ms. 1, 30*' 37^' 58* 66b; si vil sa^lic wip! Ben. 390; st
imgenadec frouwe ! Ms. 1, 30^; si rehiüi vastenkiuwe!
Wallh. 17, 27. Da in ganz gleicher läge die pronomina
erster und zweiler pei-son slchn , z. b. ich armer ! ich un-
sa^lic man! du gouch ! du sirlic wtp! (vgl. s. 296 das nord.
possessiv) so sclieint auch das pron. dritler person ange-
messener als das demonstrativ, die lat. spräche bedient sich
«nlw. gar keines pron. oder des illc; die romanische nicht
der pcrsönliihen , sondern des arlikels: le fou! rinscnsc!
444 eliifiLcher aatz,
4. Eino cigeniliüniliclio iihhI. iiiul iiinl. conslnicllon for-
dert hier erwahniiiig: iiiiiiiillclljar vor dem verbu und des-
sen prori. (also vor dem satzheischcnden nom.) wird ein
bedentuiKjstuses tlut eingeschoben, ich ^vill die ninl. be-
lege voraiissenden : met Firapcl dal si ginghen Hein. .^473 ;
siedende water dal hi nam Hein. 4I.S.S ; in groter bJisc.ip
dal si leven Kein. 4476; na den man daticl scnt liein.
4896; Jio eleu no drinken dal lii mochte Flons 10,57;
met deser lalen dal si schieden Elegast 1040; jeghcn
deseu dal hi vacht ]Maerl. 1, 3«l; scepe dal hi makeii
liiet 1, 206; te sincu voeten dal soe quam 2, 253; in
dien weghe dal hi VMit 2, 282; groten rouwe ilat si
drevea 2, 374; sin ridderscap dal hi outbiet 2, 379;
die slal van rouwen dal soe lict 3, 290; enen vicaris dat
hi sct 3, 256; iit sieie celleii dat hi quam 3, 319; toten
broeder dal hi gaet 3, 322; iiten closlren tlat hi seiet 3,
323; drie daghe dal liie endranc nocli at 3, 333; van deser
werell dat lii seiet 3, 350 ; liaren lup dat si doe namen
Stoke 3, 256 und noch viel anderwärts; auch nach vor-
ausgegangnem wat : vvat levene dal lii conde leden IMaerl.
3, 270: wat eren dat lii werdich ^vare 3, 281. ]Mud. zu-
mal in lülharts Tristan: bt sime hubde dat se swur 3193;
vil gerne dat ict dade 677 ; tu dem koninge dal se gingen
499; tu sinem marschalke dat he sprak 1244; dicke dat
he dat swör 7704. bei Bnins: to dtüi garden dal ek ret
111; lu Langberte dat se karden 57; de susler dal he
beiden bad 44; üt der wegen dat he vlocli 46; dogellil^e
dat se tu or sprak 228; vor oren herren dal sese broch-
ten 236; gar luisochte dal ik eme bequam 242; in de
kameren dat se cpiam 264; vruliken dat sese bad 265:
gruter vroude dat se plagen 270; vil drade dat ek tö di
quam 299; melk iin honechsem dal i\t dem bornen vlut
185. ferner: tu deme von Engelaud dat he sprak Sasscu-
chron. 158; wo frulik dat se säten das. 217; sine hosen
dat he lit tuch Staphorsl I. 4, 182; de )uncvrowen daz
se von er trep ((ragrn. von Susanna); nach IieinoU dat er
»lug Heimonsklnder 41; in eins vischers liuis dal sy ((iia-
inen Godefr. Ziagen 1924; bi den rait dal si gingen \\ e-
verslaicht 230; van den husen dal hie leif 357; sent Bry-
den dat sy c[uamen 414; over den Weilmart ilat sy tra-
den 449. In die mhd. gedichte sind nur seltne lalle die-
ser structur eingegangen ; vil gezogenliche daz. er sprach
gr. Piuod. G\ 27; mit lüften duz er ifse gie INls. 2, 248^;
ze sinem herren daz er reit Ruiocz. 132; daz silbcr duz
sie du wirkten Orendel 292; ob ini daz er swcbclc Orend.
noinen. pronoinen, deniojistrativiun. 445
722; ob im daz. do swebele ein falke Oreml. 1006. Die
leiclilesle eikläruug >väre nun, dal) man einen ausgefallnea
vordersalz: nihd. ez was, ez ^Y;a•en, ninl. het \vas , liet
waren annahnie: het ^vas niet Firapel, dat si ginglien; it
was bi sune hubdc, dat se swur ; ez was vil ge>.ogenlicbe,
daz er sprach ; was besonders der gelaufigen franz. redens-
art entspräche : ce fut avec F. c{u'ils allerent , ce i'ut par
sa tele ([u'elle jura. nnl. Volkslieder haben wol solche ein-
ginge wie: twas op en avond lat, dat ik dacht an mm
liel". auch dürfte man die eddischen phrasen : sättir tlnnar
er ec vil snenima hafa S:cni. 48^; nio rüstom er thu scyl-
dir fara uedharl 144'» hinzuhalten, der einfache satz wäre
dann aus einem zweifachen entsprungen, und dat die re-
lalivparlikel? Gleichwol liat die ellipse , mich dünkt, liier
etwas hartes, und niemals fallt jenes Tranz. c'est, ce fut
weg, man sagt nicht: au jardin que nous allames statt: ce
fut au i. que n. a. da es (s. 225. 338) und das (s. 275.276)
sonst beigefügt werden , so könnte auch hier dat ein de-
monstrativer acc. oder einigemal nom. sein? nur stellt er nie
im beginn des Salzes , sondern immer erst nach voiherge-
gangnem obliquen casus oder wenigstens einem adverb.
II. dieser y diese, dies.
In der golh. spräche wird das gr. ovroc; , avTr, , tovto durcli
sah, Sü/i, thaluh (gr. 3, 26. 27) gegeben, ofl aber auch mit
SU, lliala dafür ausgeholfen: vupeith sa (fiovs'i ot'Tns- JMallfi,
27, 47 5 ist sa tyj/ oüto^ JMatlh. 27, 54; jah sa mcnulhs mu
oiiios ftr^v Luc. l, 36; thala *) ist su gajuko /'oti JA
ui'jTij ij 7UiQußo).y Liic. 8, 10; tlialei habaida so o iuysv
UVT7] INIarc. 14, 8; tlialei gafavida so 0 tTioir^atv ccw?; IMair.
14,9; hvaiva t^ijai thala -j^iojg larut tovto Luc. 1, 34; thatu
vauikjaith tovto vioitlie 1 Cor. 11, 25; galeilhand tlu'd
ihicXtvooi'TC'.i ovToi JMallh. 25, 46; iizuh thamma mela .'■;:
TOVTOV Job. 6, 66; in ihizäi sijai iv tuvtij fieviTM ICor. 7,
20; ihala galeiku thäim tu Ö/ioiu TovTOfc: Gal. 5, 21.
Sieht nun, wie im gr. text meislentheils der art. bei ei-
nem suhst. und das demonslr. daneben, so begnügt sich
Ulf. für diese beiden pron. mit seinem einen: meritha
.so 7y fpVf'V f^'^''^V ^l'Tttli. 9, 26; ansts so ?J /«'(".C ui'TtJ
]"!ph. 3, 8; so gajuko 7; iiuodiio).)] Mnij Luc. 8, 9;
thata vaurd outoj; 6 Xoyog .loh. 6, 60; tho vaiinla tu
())'-fiiCT(.i TCiVra liUC. 2, 19; alla tho vaürda ':n;)'i(c tu
Q^jfUiTtt lavia Luc. 1, 65. IMalth. 26, 1 ; lliala vaurd
*) (las iiculr. stellt uacli der s. 277 criirlcrlcii cüiistruclion.
446 einfacher satz.
rovTov TOP Xoyov Joli. 19, 8; lluila Imzd %r,v Oi;narnop
TOVTOV 11 ('or. 4, 7; in cliillli lltö oder aiitli in tliö diilth
ii's Tfjv toQir^v TiiViijV Joh. 7, 8; </tis lairlivaus toi»
wofiov romov Jüli. 12, 31. 16, 12. 1 Cor. 5, 10; ihis
iiivis tov nöa/iov lovzüV Epli. 2, 2; iis llianinia loika
duuiliaiis ih'ts iz tov oo')/ticao^ tov ■O^icrdTuv tovtov Küin.
7, 24; ri(|vi/.is f/u"s tov ozÖtovs iovtov Eph. 6, 12;
thanima sluina roj A/i9^w rovrio Luc. 4, 3; us thnmma
falilivau iy. tov nöa/iov roviov Joh. 8, 23; tinzdi ma-
nasedai lov nöo/iov tovxov Joh. 12, 31; in thamma aiva
iv Ti~) aiviVi TOVTW Eph. 1, 21.
das golh. sa, so, thata kann demnach viererlei gr.
prononiina ausdrücken, sowol o, ■)/ , 7o, als ovtos > o.vt%-,
10VV0 und «VTO?, ainr/, lahn, endlich aber auch die hau-
fung der beiden ersten bei einem subsl. thata vaürd be-
deutet entw. t6 QijjKCi t oder tovxo ^ij/KCC, oder to Q7Jiu
TOVTo , vielleicht liitit sich annehmen, wenn Ulf. die letzte
goth. lorniel : thata vaürd übersetzt, so berücksichtigt er
bloß das TO, nicht das tovto. verdeutscht er hingegen:
vaürd thata, so sieht er auf" tovto , nicht auf to. die
nachsetzung des goth. pron. hinler das subst. weist immer
auf ein gr. tovTO und der gr. arlikel wird nur durch
V07'fiesetztes goth. pron. gegeben, dieses kann zugleich aber
Tovio mit enthalten. \To kein subst. im spiel ist, schwebt
zweifei zwischen der bedeulung oi'Tog und aiirö^ , z. b.
thala galeiku thäim darf bedeuten tüvtois und avTolg.
Der ahd. und den übrigen sprachen ist auch ein besonderes
pron. für den begrif hie, liaec, hoc eigen (gramm. 1, 795 ff.);
so schwierig seine, offenbar aus zwei stammen zusammeu-
geüossenen formen (gramm. 3, 27) zu deuten sind, so
leicht fassen sicli alle seine fügungen. Nicht ^ unbemerkt
bleiben darf, daß die gr. häufung des o und ovrog überall
in diesen dialeclen unzulässig scheint. navTct la Qrjiuru
%av%a lautet ahd. thisiu Avort allu INIatth. 26, 1, gegen-
über dem goth. alla thö vaürda; thiu thisiu wort, oder
Ihiu wort thisiu wäre nicht verstaltet, in deser, desiu, diz
steckt der stamm der, diu, daz selbst, und das uachgefühl
davon hindert jene häufung.
III. jener y J^"^? jenes.
Das golh. jains entspricht dem gr. ty.üvog und wird zu-
weilen allein gesetzt, mit weglassung des vorstehenden gr.
arlikels: in jäinäi hveilai tV rf] ÜQCi ty.etr/j JMalih. 8, 13;
in jäinamma daga iv t/; vj^ieQci liieivt] IMarc. 2, 20. Luc.
nonien. pronomen. demonstrativum^ 447
lOj 12; in dagans jdinans tv ruis 7]/ii'quis r/eiraig Luc.
2, 1. Häufiger noch ahmt der Gotlie die gr. constriiclion
treu nacli : bi ihamma razna juinamma lij oiy.iu ty.eivf]
Mallh. 7, 25; fram thizäi hveihÜ jäinai clno li^g ö')Qag
tXEiv'}'S IVlatlh. 9, 22; thizdi hauig jüi7i(n rfj iiolfi ty.eivy
Marc. 6, 11. Luc. 10, 12. darin h'cgt nichts undeutsches,
die altii. hiiufinig sä inn (s. 379. 431) scheint ganz analog,
wenn auch ihr sinn abgezogner luid artikelhafter i.«t.
ahd. und nihd. finde ich dieses demonstrativ nicht mit
dem art. verbunden.
null, aber steht de goiie nachdrücklich demonstrativ:
lii was hare döt gheseit de ijone (ille quidem) Maerl. 1,
396; Jhesum diendi ghe\Yil]ike die (jone 2, 243; hi eu
Avoude nie gheloven die gone Rein. 5618: van den qeneii
Iiein. 4950; dor -der fjore *) tale , die boven laghen lliiyd.
op St. 3, 33. nnl. de (jene, het (jene, besser als das nhd.
derjeni(je , diejenige, dasjenige (gr. 3, 10.)
jäins kann für sich, ohne sidjst. , gebraucht werden,
z. b. .loh. 5, 46. 6, 29. 7, 11. 8, 44. 16, 14 und ebenso
in den übrigen diaiccten. Ulf. überträgt auch wol iy.eirog
durch das persönliche pron. is Joli. 9, 9.
IV. ent(je(jens€lzun(j der drei demonstrativa.
Das gr. ovzog 0 , v/.iivog 6, das goth. sa jains, alln. sii
hiiui , mnl. de gone, in den eben erörterten zusainmen-
slcllungcn, bilden einen vereinten begrif, keine gesonderten.
Ti'ilt aber sonderung ein, so kann sie verscliiedentlich aus-
gedrückt werden,
a. durch Wiederholung des ersten demonslrativs: alul. in
di(i int in did slat (in ilUun et illuin locum) Diul. 1, 50«'';
ddz undc d(iz N.Ar. 97; mhd. der init der (todes gehugde
356); waz der und der sprechen sol welscher gast 200'*;
der und diu (der mann und die fi'au) triegent sich gar
ibid. 13^. ebenso nhd. der luul der, den und den, die
laul die, das uwA dds , wenn die namcn gemieden werden.
es sind zwar vcrschiedue gegenstände, aber gleichartige
genieint.
1). steht das zweite demonstrativ neben dem ersten , so
wird danüt das unniillelbar nahe und ein etwas abliegen-
des ausgeiirückt : ahd. noh thizi luih llmz (keins von bei-
den) gl. .hin. 239; nihil, dirre und der ^^ li. 123, 19. 207,
5. 264, 12. Dir. Trist. 1126; t/üre oder //t-r l'arz. 613, 4 ; ez
•) {^ore = goine, wie ylicrc, sirc =:: glicnic, sliirc Rcinii, s. 268.
448 einfacher salz.
rief dlrre xind rief der Iw. 4fi25; dlz undc duz Diiil.
1, 472; ze disein noch zc detnc V\ li. .i 18, 2; von disfin iiiid
*Zem Ulr. Trisl. 308*J; <//se und r/te VVIi. 186, 17. 225, 1.
250, 22. 278, 10. 300, 6. 312, 24. 316, 22. 328, 4. 337,
30. 358, 2. 396, 10. frauend. I8i' 20\ nhd. dies und das.
innl. du noch dal lioin. 3536. 3730. da es nalürlich ist
den nJichslen vor dem bloß nahen zu erwähnen, so lautet
die foi-uiel dies und das, und nicht das und dies, indcii
stellt ausnahmsweise ndid. d<'r und dirre Wh. 223, 9.
c. das drille und erste (k'inonslr. verbunden, der begi'If
des lernen und näheren : ndid, jene und die altd. bl.
1, 333; ene und die ib. 337. idid. sagt, mau beides: der
iiud jener oder jener und der.
d. häufiger das dritte und zweite demonstr. (der ferne
und nahe als entschiedner gegensalz) : jener haldet dort,
dirre hie alld. bl. 1, 337; jener und dirre Wh. 19, 4. 207,
27; jene und dise A^ h. 233, 15. IMs. 2, 146»; jenen und
iliseii Wallh. 81, 8. auch in umgekehrter Ordnung: -wie
dirre sluoc, \s\e jener stach Iw. 1036.
e. alle drei demonslrativa zusammen, das nächste, nahe
und ferne zu bezeichnen : nihd. dise , die und aber jene
Parz. 582, 1. nhd. ich meine diesen , den und jenen ^
nnl. ik bedoel dezen , dien en (jenen.
In den s. 393. 419 berührton fällen kann , gleich dem
arlikel, auch das zweite und drille demonstr. stehn , so
gut es mhd. heißt: die von Berne, laßt sich sagen: dise
von Berne Nib. 1813, 1. eigentlich isl jener art. selbst
das stärkere, erste demonstrativ, wie daran erscheint, daß
im nhd. gen. dat. pl. die verlängerte form derer und denen
gebraucht werden nuiß : rfeierdort, denen dorX , goüi.thize
jainar, thdim uta (Col. 4, 5), thüim jainar (JMatth. 26, 71.) Die
franz. spräche setzt nicht den art., sondern ce, celui: cenx
d'ici die von hier; le roi de France et celui d'Anglelerre (der
könig von Frankreich und der von England), la voix de la
uature et Celle du sang (die stimme der natur und die des
blules.) um so weniger ist hier ein gallicisnius ; mhd. wa
liät irgen riterschaft an prise also gruze kraft als r/m
Tristandes hat. Ulr. Trist. 133.
C. Jnterrogativ2im.
Eigenheit der sächsischen spräche Ist, das neutrum des In-
terrogativs gern in den beyinn tles Satzes nnmillelbar vor
das persönliche prou. zu stellen.
noinen. pronomen. interrogaii{>inn. 449
alts. hiiat ik givvald liebblu Hei. 105, 19; hiiat Ik \\\ seg-
gean mag 73, 6; hual ik in godes riki gihet 139, 22; hual
\vi the liei" wilun 81, 11; hxiut \\\w west garo 25, 3; /utaf
tliu Saldos liluUar corn 78, 2; Auaf tliu bist eosago allun
thiodim 116, 10; huat thu ihik biwänis wisaro trewuiio
143, 10; hnat tbu niahtis man wesan 151, 11; huat Ihn
"west 170, 26; huat gi that niugun uudarwitan 50, 10;
hxiat gi witim alle 136, 12.
ags. hvät ic liodha fela lustlice geo sang Boetli. 152^^;
hväl ve Gurdena thrym gefrunon B. 1 ; hvät ve the thas
Sfwlac luslum brohton B. 3302 ; hvät ve feor and neali ge-
frigen liabadh Moyses domas C. 177, 127; hvät ve nu ge-
hyradli C. 57, 36; hvät ve for drylitene iu dreumas hef-
don C. 267, 26; hvät ve ealle viton Boetli. 159^; hvät ve
oft gesiodh liadrum niliturn 179^; hvät\\\\\ vorn fela spr.vce
B. 1054; hvät lliü ludlilice vrohte onstealdest C. 57, 21;
hvät thü läder vercest sumorlange dagas Boelh. 153^; hxnd
thu ece god vel gescöpe 173^; hvät thü liuilg fader voruld
gescupe 174**; hvät thü vuldres god eft tuda'ldes 175'^;
hvät thu thäiu valere foldan gesettest 176^; hvät ihü dhrie-
fealde on us savle gesellest 178*; hvät thü tha suvle thus
gescupe 179^; hvät thü ece god eard forgajfe 179^; hvät thü
^ce god edc gemengest 180»; hvät thü softe gedest 181»;
hvät thü meaht ongilan 197^: hvät ge nü eagum tu on-
lociadh C. 195, 17. Seilner vor der dritten persou: hvat
lii firenlusta frecene vteron Boelh. 158^*; hvät hi eac vi-
ton 1733; hvät hi theah eorlhlices ävht ne healdeth 178».
einigemal auch vor subst. : hvät sio forme eld fold-
mdum a'ghvivm dohle
fela svithe vmidralh 193^.
einzelne phrasen kehren formelhaft wieder: huat >\I
wilun; huat thu west; huat gi vitun ; hväl ve vilon; hväl
hi viton.
Der sinn dieses Inlerrogallvs ist hier nicht fragend,
denn nie bekommt das verbum Stellung einer frage. liäll
man den lat. Beda zu stellen der ags. version , die ein
solches hvät zeigen, z. b. 1, 27 (cd. canlabr. 1643. p. 87.
88): hvät thü thät sylfa leornedest on bcbode tliäie oal-
dan cydiinisse (icslainenli veteris ]iracc<'ptione didicisli);
hvät ve tlionne lliät sylfe sAr and vile htro on syniie
lelladli (i|)sam ei poenam sviain in cul|)ani dcpnlanius);
hvät ve vilon and leorniadli on Crislos Ixtcuiu (iiovinuis
nainque); so folgt, daU ihm eine ganz, unmerkliche bc-
buendum a'ghvivin dohle Boeth. 158*; hvät nu häledlia
450 euijaclier salz.
deiiliing beivvüline. es wird von dem Angcl.carhsen ge-
braucht, ohne daIV ein wort des urtcxtes da/u «ölliige,
bloß das nainqne des Ict/teii belegs könnte dadurch er-
reicht werden sollen.
liier sind nocli stellen aus den nielrlschen ^salinen, die
freilich ihren lext schon freier behandeln: hvät nie ealne
dag socon (tola die nie exsecrabuntur) 55, 5 : hvitl ihii hold-
lice aspiace (deus loculus est) 59, 5; hvät he is god nun
(etenim ipse est deus nieus) 61, 2; hvät hi on heofon
setton (posuerunt in coehini) 72, 7; hvät the viildres god
Väter sceavedon (viderunt le a(|uae) 76, 13; Jivnl thii eart
min dryhlen god, diiuhun niildlieort (et tu doniine deus
nieus miserator) 85, 14; hvät nie sodhfästnes mui scylde
vidh feondum (scuto circumdabit te veritas ejus) 90, 5;
hvät ic on tyn streiigum gelogen liäfde (in decachordo)
91, 3; hvät nie ealne dag edvitspra'ce on niaie feondas
faste brohton (tota die exprobrabant me ininiici mei) 101,
6 ; hvät he Abrahames cynii geveordhude (senien Abraliam)
104, 6; hvät thii eart se sylfa god (nonne tu deus) 107,
10; hvät nie eagan mine atule gevurdou (oculi niei defe-
ceruntj 118, 23; hvät tliu sodhfäst veorc synible hele
(mandasli justitiam) 118, 138; hvät tunge min teala fore-
sägde (pronuntiavit lingua mea) 118, 172; hvät thät savl
min symble anefnde (suslinuit aniina mea) 129, 5; hvät
thu eart Babilune bitere älfasied (filia Babilonls misera)
136, 8; hvät me thin band thider Inededh (etenim illuc
nianus tua deducet me) 138, 8. zweimal wird hier hvät
für das lat. etenim gesetzt.
dies hvät muß in der ags. spräche vollkommen einge-
übt gewesen sein, da es so leicht, und mit unmerklicher
bedeutung, hinzutritt. immer aber steht es vonien im
satz, oft als das erste wort einer begonnenen rede (B. 1054.
3302. Hei. 73, 6), ja es hebt ganze gedichte an (wie Beo-
vulf.) daß keine frage darin liegen kann, wuide schon
behauptet, es scheint ein bloßer ausruf, jedoch in sehr ge-
mäßigtem sinn.
ohne zweifei hat es auch noch in der späteren spräche
fortgedauert; ich linde ein beispiel in Shakspeares Henry
IV part 2 act 2. sc. 4: what we have seen the seveu
Stars, andere werden sich sonst nachweisen lassen.
ein vergleichbares goth. hva oder ahd. htiaz kenne ich
nicht, nihd. zeigt es sich wieder im eingang des Rosen-
garten: waz man von riehen künegen gesinget unde ge-
seit ! vielleicht gehören auch einige nhd. rvas in den re-
jiomeii. pronomen. iiiterrogaiwnni. 451
densarlcn : iviis man doch alles liörl ! was ich euch sagen
wollte! hierher, relativa sind es nicht.
Gleich dem Aas und es steht das fragende was für
den sg. und pl. aller geschlechler (s. 277. 278.) goth. hva
ist unsara veus i* %[$ o-fioiv iXni'g; ITliess. 2, 18; Iwa ist
so sunja? ri. tativ dlr^'d-tiu; Joh. 18, 38. ags. hvät tliu
men viuron? (wer die leute waren ?) B. 464; mhd. waz
bislui' alld. bl. 1, 246; tvaz ist got? Parz. 119, 17.
Gleich dem das (s. 442) , nur noch viel häufiger, hat
das fragende %vas den gen. bei sich. nhd. was raths?
(quid consilii:') *) ; xvas ist leides ihm geschehu? ; was
teufeis':' (was für ein t.) ; xvas neues? (quid novi?); xvas
anders? xvas machst du hier gutes? obgleich man diese
adj. auch für den noni. gelten lassen dürfte, ndul. waz
rutes? Parz. 475, 20; waz ankers? Parz. 461, 14; xvaz
gotes? Wh. 291, 14; xvaz wunders ? Flore 1130; xvaz
mannes? Flore 3506; waz mannes was ich du? Ms. 1, 80^;
waz Wolfharles? Parz. 420, 22; xvaz tuvels? En. 11247;
xvaz ma;res? En. 10473; xvaz Steines? Flore 4659; xvaz
kumbcrs? Flore 3850 ; xvaz verzagten herzen? Ms. 1, 32*»;
xvaz siles? Parz. 788, 12; xvaz ampiere Trist. 9157; und
mit dem gen. pl.: waz salben? En. 10044; xvaz ereu?
Wallh. 17, 25. 21, 16; xvaz dinge? Walth. 21, 11; xvaz
gote? Troj. 859; xvaz genaden? Ben. 309; merkwürdig
auch obli(|ue , statt des dat. oder instrumenlalis : mit xvaz
gelegenlieile Trist. 8690; mit xvaz gezoges , mit lUrti gesel-
len? Frauend.88. **) mnd.iuaf anvalles? Delm. 1,4; mnl.
wat talen? Hein. 246. ahd. xvaz thionosles? 0. V. 7, 41;
waz warnungo? N. ('ap. 102; it;«s wirsiren? T. 88 ; huazs
andres? Is. 51, 1; und wiederum mit dem gen. pl.: xvaz
zeihnu? T. 117, 145; xvaz wortu? T. 129; xvaz scandaiio
ist? (({uid ijupedit?) gl. mons. 327; xvaz wuntoru? 0. V.
12, 25; seltsam aber mit auf waz und nicht auf ilen gen.
pl. bezognem possessiv: xvaz ungifuaro tlu'iiaz ist? (quid
tibi molesliae est ?) 0. V. 7, 20. alls. beispiele kenne ich
nur mit dem pl. : hiial njaniio? fiel. 93, 16; hiial tlui
manno sis? fiel. 28, 2. altn. mit sg. und pl.: livat var
ihat drykkjar? hvat er thal undra? fornald. sog. 1, 466.
468; hvat er ihat llagdha? Sirm. 108\
Die goth. Sprache verbindet nüt dem interrogativ gleich-
•) was ratlis? Ettii. hebamme 2:VJ. Siiupl. 2, 37.')? u-as volks?
Sinipl. 2. (17 ;
") inil. tcw.s cliroiilto/cMi^nnponV I'-lliiors uiiw. (lo( t. 3G; in u;is
(welclieii) stiilacliteii icli gewesen war Simpl. l.r>l)2.
Ff 2
452 i'i/ijacher salz.
falls doli gen. (und zwar überall j)l. , niemals sp.), pelzt es
aber In den sg. des jenem pl. etitsinechonden gesc lilechts.
hvas izvara':' ((|iiis \eslriim:'j iMallli. G, 27; livo mizdunu ?
(quam meixcdem':') Mallli. 5, 4ß: hvö lliaurlle ({jnain uli-
lilalcm?) liUO. 9, 25 ; hvo d.iilo? ((juae parlicipatio ;') H Cor.
6, 14; hvii gamaindiilhe? (qiiae commuiilo :*) JlCor. 6, 14;
/iwo galliralsleiiK» , galhlai'lile, gam;iindullie, inildilli(), gablei-
tlieino I'liii. 2, 1; hvo godeiiio, Awo hazeinu Phil. 4, 8; hva
vaurdc lliala? Luc. 4, 36; hva aviliudei' (quam graliam?)
1 Thess. 3, 9. ja es wird mit dem inlerrog, nocb das de-
monstrativ verknüpft , wenn ein arliculicrtes adj, nachfolgt :
hvo so handugeinö so gibanu? r/ff ?/ ao(fia t] ()ori^f.iau ;
INlarc. 6, 2; hvo so laiseinu so niuju? lig ">] öiöuyr^ ?;
y.atv)] ciVTi;; ]Marc.,l, 27.
ein gotli. ncufr. liva, nach ahd. nilid. weise, mit dem
gen. sg. oder einem gen. pl. masc. und fem. constrnierl
kommt nicht vor. ein goth. hva vaurdc? stimmt zum ahd.
huaz wortö ? nur deshalb, weil hier auch das subst. neu-
tral ist. das goth. h\ö thaurflö? würde aber ahd. lauten
huaz durflu :* , das mhd. waz mannes? umzusetzen sein in
ein goth. hvas manne':* Doch hier erscheint noch eine spur
der goth. fügung im ahd. hinter mannul* (quis hominum?)
Is. 15, 5; wer mannö? T. 40, 6; iver menniscon? JN. ps.
24, 12; hingegen alls. schon huat manno ? und mhd. end-
lich ivaz mannes? man sieht, wie das ueutr. allmUlich vor-
rückt und grüUern Spielraum gewinnt.
Das gofh. hvas, hvo, hva geht nachjabal, oder andern
coujuuclionen , wie das lat. quis, quid nach si , in die be-
deutung von aliquis, aliqua, aliquid über, z. b. jabai hvas
(si quis) INIarc. 4, 23; thatei habaith hva IMatth. 5, 23. da
auch in diesem fall, wie bei dem ahd. so huer so, mhd.
swer, die gen. construction statt findet, habe ich mir ge-
stattet, unter die vorhin gegebneu belege einige solcher
bedingten prononi. zu mischen, das hvo Phil. 2, 1. 4, 8
ist ein jabai hvo. ebenso ahd. huer, luiaz, z. b. T. 61, 4.
das "weitere hiervon gehört indie lehre vom mehrfachen satz.
D. unhestimmte pronomina.
1. Wie die cardinahahl ein in die Unbestimmtheit des
pronominalbegrilFes und endlich des bloßen arlikels über-
geht, ist s. 381. 394. 396 gesagt worden, das goth. äitis
ist noch fast ganz gleichbedeulig mit sums, das alid. ein
ist es vorzüglich in den pluralfalleu. der Gothe verbindet
sogar äins sums (ein gewisser) vgl. s. 394.
nomeri. projio/nen, unbestimmtes. 453
Das verliältnls beider artikel, des bestimmten und unbe-
stimmten, habe ich auseinander gesetzt, die mlid. spraclie
kann sie zusammenstellen , aber nur in iiielirfachem salz,
d. h. bei nachfolgendem relativ *) , z. b. ein diu frouwe,
die er noch nie gesacli Nib. 131, 3; ein den man, der nie
dehein triuwe gewan W'igal. 3690; der sinn Avird alsdann
\erst;irkt und nachdrücklicher, es geschieht besonders \or
Superlativen: ein der beste, der ie üf ors gesaz Nib. 666,
3; ein der allerbeste, der ie kiineges lant gewan 1157, 2;
ein den besten, den ie frouwe gewan 1173, 4; ein der
tiursle man, der riters namen ie gewan Wigal. 3921; ein
daz schoenesle gras, daz diu werk ie gewan Iw. 335; an-
dere belege oben s. 417. fehlt der relativsalz, so muß er
in gedanken ergänzt werden : minne ist ein daz beste wort
(das mau anführen kann) Ms. 2, 141''; so wolde ich für
truren einz daz beste leren (das man lehren kann) ]Ms. 1,
171^; en die meste overdaet (die man begehen mag) Rein.
137. die nhd. spräche macht, mit geringer änderung , aus
dieser construcUon eine genitivische. Verschieden ist das ahd.
umbe eina dia saligheit (ob solam beatitudinem) N. Bth. 113.
Im ganzen hat das unbesliinmle ein lebendigere bedeu-
tung als das bestimmte der, beginnende siitze schicken je-
nes voraus, und lassen dann erst dieses folgen, daher auch
ein anfangs noch den subst. nachgesetzt werden konnte,
goth. reiks üins , magula äins (s. 394); ahd. drut ein (s.
396); mhd. nur in jener Verbindung mit Superlativen: zuo
dem besten riter em Wigal. 4795 ; oder in genilivischer
conslruclion. Daß ein in gewissen fällen hinler das adj.,
aber vor das nachfolgende subst. zu slehn kommt, ist s.
417. 428. 435 ausgeführt, hier noch mnl. beispiele zu den
s. 428: so cleineu dier Kein. 3499; so swarew leven 4524;
so viken gave 5318.
auch vor stofarligen subst. (s. 411) hat das ein noch
lebhaftere bedeulung, ein wazzer bringen heißt: etwas-
wasser. die beispiele werden sich sehr mehren lassen : ein
viur schürfen Iw, 3905 , nhd. feuer schlagen , aiunacheu.
die ahd. und mhd. spraclie laßt ein vor possessiven
oder dem gen. des persönlichen pron. liergehn (s. 403. 418.
419): ein min wange Walth. 8, 8. aucli das wird hevite
iu die genilivconslruclion luiigefaßt.
bür sich, ohne begleitendes subst., stehet mhd. einer,
einiuy einez, in voller llexion, wiederum nur in njehr-
') vgl. das allii. r.u vor subst (oben s. 432), das schwcd, den (s. 484
4. '',4 einfacher satz.
iacliem salz, wo es sich auf ein folgendes relalivuni sliitzt,
das aber bei iinniillelbar ansloUendcm verho gern Nvcpge-
^vor(en wird: da vililet einer inne, der heizet Volker Nib.
1938 2" si hat mir gesprochen uz ir ruten munde elnez,
daz mir in min lierze bracli Ms. t, 34*; einez , lieizet ro-
lunda cod. pnl. 361, 2'^; einez, lieizel IVarles tal 9n-, ei-
7iez, liei/.el lippeclicher niuot Ben. 317; einez heizet sorge
Ben. 318; einez, heizet der durst Berlh. 260; einez, daz
heizet werrc Renner 21673; olnie llexion : dannen hiiobe-
wir uns dö an ein, lieizet Accia Alex. 4707. es ist leicht,
bei einer man, bei einez ort und wort zu erganzen, alle
gegebnen belege, einen ausgenommen, gehören der redens-
art mit heizet. nhd. sagen wir auf gleiche weise: einer,
der heißt; eine, die heißt; eins, das heißt, in bezug auf
vorausgegangne oder ergänzliche nomina. aber auch ganz
unabhängig: da hat einer seine last mit; das kann einem
zu schallen machen.
Neben ander (conjunctiv oder disjuncllv) gesetzt behauptet
eiH noch mehr die natur des Zahlworts, ahd. belege hat G raff
1,310. nhd. eins und das andere; das eine oder das andere
(unum alterumve.) Veldek : dur sinen willen tuon ich eint (f.
einz) und anderz nihl IVIs. 1, 21*^. es kann aber das zw eilemal
auch ein wiederholt werden, statt des ander: äinana us
thiujai jah dinana us frijai eva ix TJ^g ^aiö'iGxijs v.ui l-'va
1% tfg iXevd^tQccQ Gal. 4, 22. die construclion einander
■wurde 3, 82 — 84 abgehandelt, der ahd. aus N. s. 83 mit-
gelheillcn fügungen lassen sich viele beispiele mehr geben:
diu du in einanderiu gellohten liabist Blh. 177; sint ein-
anderen contraria Bth. 186: die gedohtenen ringe in ein
andere Cap. 161. Die alte spräche kann oft das ander
entbehren: gifuagit in ein (in einander, zusammen: wie in
zuei s. 273) 0. I. 1, 16; vgl. GralT 1, 312; wider ein Diut.
1, 349 ; under ein Troj. 726. 1260. 1404; i'jp ein gr. 3, 773;
noch spater sagt Kantzow 2, 167 von ein gestoßen, und
Er. Alberus mit ein 1550, 7. 11. 17. 39. Merkwürdig ein
und ein Trist. 17419.
Der gen. bei diesem unbestimmten pron. findet statt
a. mit nothwendiger nachsetzung des ein in dem nhd.
unser einer, euer einer, ihrer einer '^ bei der voranstel-
lung muß in präp. aufgelöst werden: einer von uns, einer
unter euch , einer von ihnen.
b. vor oder nachgesetzt werden kann bei subst. : einer
meiner leute , eine ihrer frauen , einen der besten ; mei-
ner leute einer, ihrer frauen eine, der besten einer. Lu-
ther: und nahm seiner ribben eine Gen. 2, 23; da kam
t
nomen. proiwmen. unbestimnüea. 455
der obersten einer JMaltli. 9, 18. mlid. der frouvven einiu
Wigal. 5515; der allerbesten riter ein, den diu suune ie
bescheiu Wigal. 4014. es darf aber das ein auch zu dem
iiüin. construiert Averdeu : ein der beste riler ; ein des
Hiuuen niage j\ib. 1832, 1 , wo wir heute setzen müssen :
einer der besten r. , einer der verwandten des H. Ahd.
gomonu ein 0. II. 7, 5; thcrö gomonu ein 0. I. 3,- 17;
ein fon then (unus de his) T. 205, 4; ein fon th^n zuein
16, 3; ein fon scalcun 188, 4; wie nhd. eins von den
wenigen beispielen ; eine von den edelsten frauen.
c. in der redensart: sich ein leids ihuu (band an sich
legen) Musäus 4, 130; ich wollte mir ein leides thun
(Geliert.) aus der älteren spräche noch nicht nachzuweisen.
2. ordinalzalil ander, organischer weise nur der starken
l'orm fähig , nicht der schwachen , der art. mag voraus-
gehn oder nicht, ohne art. hat es die bedeutung des lat.
ulius und steht dem ein oder suin gegenüber; mit art. die
des lat. alter. golh. qvalh anthar Luc. 8, 61 ; antharäi
qvethun Job. 7, 12; antJiaros tbiudus Eph. 4, 18; antha-
räini aldim Eph. 3, 5; du anlharamnia Luc. 9, 59; in
antharamma (3al. 6, 5; du antharamuia aivaggelja Cal.
1, 6; thö anthara IMatth. 5, 39; thdi antharäi Eph. 2, 3.
ahd. ander Is. 51, 15. 85, 22; andrem gotes chiscaft/m
67, 1; ein zi andremu 49, 14; in andreru siedi 45, 14.
47, 5. 22. 73, 16. 77, 5. 83, 3; in «ur/m wjs 21, 12; dher
ander bcit 27, 6; ihaz andar T. JMaltli. 5, 39; thio an-
drö tbiornün Matlh. 25, 11. ebenso ags. odher und se
odher. mlul. rcilU aber bei vorgesetztem art. die schwache
form ein : des andern , dein andern , den andern , pl.
die andern u. s. w. (wb. zu Iw. 13. 14); in nom. sg.
masc. und nculr. der ander, daz ander lassen sich starke
und schw. Ilexion nicht unterscheiden, auch nhd. gelten beide.
Die alliterierenden gedichte lassen gern dieses pron. un-
mittelbar auf das subst. lulgen , welches sie lebendiger statt
des gogeiisatzes ein gebrauchen : alts. mag that man odrnmu
giseggian llel. 125, 17; ags. äditelintj odherne biid C. 100,
10; gTctle (juma odherne ß. 1297; altn. veila fuUting sem
fulr ödhrom edhr hönd annarri Sa>ni. 270'' 271'^; seggr
annan (der eine den andern.) noch kralliger ist die wie-
derliulung des subst.: man manne (einer dem andern),
wovon im verfolg. Qo\h. anthar anthanina uXX>';loi'i; lMiil.2,3.
liomaiiiscbe >'^|)rachen fügen dem pl. des pron. erster
und zweilei- person , wenn ein gegensalz zu andern per-
sonen soll hervoigehobcn werden, dies aller hinzu: span.
%
4j6 einfacher satz.
iiosotroSy yofiotros j franz. nous (tutres, voiis autres. ein
solclies wir andere, ilir andere liiulel sicli auch wol nlid.,
obgleich sparsamer. dagej^en ifieilt die nilid. inul altn.
spräche mit mehrern romanisclien den gebrauch , bei ver-
gleicliiingen dem subst. ein ander vorzusetzen. beispiele
liabe icli Keinli. CCLVU gegeben, diese construction ist
auch nlul. nicht ganz ausgestorben, im 16. 17 jh. -war sie
aber \iel gangbarer: da hig er wie ein ander scliwein
Grobianus 1572, 97*; lluchen wie ein ander sohlat Simpl.
2, 122 ; wie ein anderer narr 2, 140; wie ein anderer
Schmarotzer 2, 174. iieute mit weglassiing des ander:
fluchen wie ein soldat. Sollte das golh. alizii hörs {7iüg
^loovog) Eph. 5, 5 ähnlich zu fassen sein?
Cardinalien stehn nhd. vor dem ander: zwei andere,
fünf andere ^ ahd. aber nach : andere zwene T. ]Matth. 4,
21. 5, 41 '"); anderö zua 25, 17; anderö fimf 25. 10.
auch mhd. wird es lieißcn : ander dr* , und nicht dri an-
der; die andern zwene Parz. 237, 18. drie herren an'
der Mar. 229 führte der reim herbei.
Der gen. wird zu diesem pron. gefügt von der ältesten
zeit bis auf heute , goth. anlhar sipunje is sxeQog röjv
/LiadijTiov avTov Matth. 8, 21; nhd. ein anderer dieses
Volks; ein anderer seinei' schüler, neben; unter, von sei-
nen Schülern.
Unschlüssig ist die beurlheilung des nihd. ander bei
iemen, niemen und manec. kein zweifei, daß anderre,
sei es gen. sg. oder pl. , in ander gekürzt zu werden
pflegt '**)\ wenn Reinmar ]\ls. 1, 63^ sagt: 'und wfcr ich
ander fernen also unmaere manigen tac, dem hnet ich ge-
lazen den strit,' so kann hier ander nur gen. pl. sein, ab-
hängig von dem dat. iemeu, 'd(5 sach man ander niemen'
Nib. 437, 6; 'in selben noch ander niemen geben' JNib.
1084, 4; 'versagt iu ander iemen' jNib. 348, 12. ***) auch
steht der sg. anders: üf niemen anders Iw. 3223; niemen
anders sach Iw. 6237 , oder soll dies , wie im nhd. je-
mand anders, niemand anders, das adv. sein? da wir
auch sagen: jemand sonst, niemand sonst. Zu mancher
construieren wir noch nhd. den gen.: mancher dieser
leute , manche dieser menschen , folglich wird beim mhd.
') Ulf. hat liier bloß tvos, wie der gr. text bloß di'a.
**) iu ander (aliorum) künege lant Nib. 28, 3; Laclim, schreibt
anderr Parz. 50, 19. 70, 12. 170, 12. 515, 7, 610, 27. >Vh. 241,
22, vgl. vor ander heres fluot "Wh. 18, 7.
"*) von dem analogen iemcn guotcr, niemen guoinr im verfolg.
nomen, pronomen. unbestimmtes. 457
manec der gen. ander slelin dürfen : manic anderr Wh.
197, 2; ander nianegen man Nib. 470, 2; vil manec küe-
ner man Nib. 439, 3 , in -welchen beiden letzten beispie-
len auch man gen. pl. sein könnte. in folgenden stellen
nehme ich ander für den nom.: manic man ander Alex.
885. 2705. 6795; manic ander Alex. 1123. 1334. 2207.
6360; denn es finden sich subst. daneben, die den gen.
ausschließen: manic ander lant Alex. 1275; manec vilie
ander Diut. 3, 62; manec wib ander Diut. 3, 66; manec
maged ander Diut. 3, 68; ander manic puneiz Wh. 214,
26; ja es heiiU ganz klar: anderes maniges Diut. 3, 94;
■ undriu vil manigiu riche pf. Chuonr. 6855. vgl. noch aus
i^lexander: umbe vil manec ander 252; nehein man «M-
der 1487. 6532; nieman ander 3446. man wird beide
constructionen einräumen müssen.
3. Auch das goth. sums regiert den gen. pl. : manne sums
tivSQOJTiog Ttg Luc. 15, 11. 16, 1. 19; sumamma baurg-
jane ivl lojv noXnwv Luc. 15, 15; suma qvinu rtg yvvy
(für Ttg y.) Luc. 15, 8; in suma haimu ei'g tiva xiöjtnjV
Luc. 17, 12; sumäi thiudu jiveg " Ellr^vtg Joh. 12, 20 *);
hundafade sumis skalks iy.arovTU.Qyov de Tivog ö'oi'Xog
Luc. 7, 2; sums thize tvalibe Marc. 14, 43; sums thize
airizane Luc. 9, 8; sumdi thize bokarjc INIatlh. 9, 3; su-
mäi thize standandane Älarc. 9, 1. Luc. 9, 27. Doch kann
sums ebenwol adjectivisch zu dem subst. conslruiert wer-
den : niauna sums gudakunds üv&Qvmog Ttg 6vy6vi]g Luc.
19, 12; unleds sums nrioyog de Ttg Luc. 16, 20; viluda-
fasteis sums vofttKog Ttg Luc. 10, 25.
ahd. sume (quidam) T. 241, 1; zi sumemo (ad aliquem)
157, 2; sum jiuigo («dolcscens quidani) 185, 12; sum wib
(quaedam nuilier) 58, 1 ; sumer biscof (quidam saccrdos)
2, 1 ; sumiu wib (mulieres quaedam) 226, 1 ; sume fon
th^n buoliharin (([uidam de scribis) 57, 1. den gen. linde
ich nicht dabei, doch wäre ihm nichts entgegen, sum si-
bun we (quaedam scplem mala) 0. IV. 6, 47 stellt wie-
derum die zahl hinler das pron., vgl. bei ander s. 456. **)
dies vorausgesetzte sum gemahnt aber vorzüglich an
alts. und ags. constructionen mit dem persönlichen pron.:
*) wie thni tliiudü (oben s. 441) ubereinstininiung des genus it>t
also nicht nötlii<^.
*') O. braiiclit sum für sume III. 12, 13. 1.'», 41 ; vgl. alt.s. sunt
Rapaiili Hei. Ö3, 19. sonst steht sume 1. 11), 21. 111. 12, II. 12
iiiui öfter.
458 einfacher salz.
alls. snm it fi*! fciiiliics davon fielj Jlel. 73, 7. 10. 13, ^vo
man siim niclil liir ein adv. (zum llieil) lialle. ags. suine
(je (ilir cinif^c, d. i. einige \on euch); «ume /»i ((jiiidam
illoiuin); niclil uniilinlicli: siimt Ivegen (einige zwei, ein
sliick zwei, d. li. ungefähr zwcji) was alid. sume zuene
wäre.
die ags,, dieses prononiens sicli liaufig bedienende spraclie
verbindet subst. damit bald wie zu andern adj., bald im
genitiv. smn man, sunt geongling , sunt vif, stime men
(qnidam liomines), siinine niannan (([iiendam.) belege für
den gen.: ricra suni (quidam divituni); vnullira sian C.
63, 1«S-, eorla SHui (virorum aliqiiis) B. 2624 ; gumena sian
B. 2998; hordiiirna suni (tliesaurum qnendani) B. 4.5.54;
gylpvordd suui (luniidoi'um verborum aiiqnod) B. 1344;
tliät väs vundra siun (res fuit ihira) ß. 3204; merehrägla
Siim (velorum aliquodj B. 3807 ; eover suni (vestrum ali-
quis) B. 494; hier geht überall der gen. voraus, die ])rosa
liitU ihn auch nachfolgen : to siimre thara stuva (ad ali-
quem istorum locorum) ; on sumere his böca (in quodam
ejus librorum.)
Wenn sum auf den gen. pl. von zald Wörtern (insofern
sie ilin bilden) oder von adj., die vielhcit und weniglieit
bezeichnen, folgt; so drückt es den begrif der begieilung
aus: lie Jeura sunt beforan gengde visra monna vong
sceiivian (paucis comitatus viris prudentibus praeivit specta-
tum canqium) B. 2823 ; veard a>r ofsluh /eara sumiie (cuslo-
dem aniea percussit cum paucis) B. 6116; he mec thner
on innan iinsynnigne deor d<odfruma gedun volde vianigi'a
sunine (me innocentem cum pluribus aliis infus recludere
vohiil auclor facinoris) B. 4173; alts. hie giwet im f ah ovo
siun (profeclus est cum paucis aliis) Hei. 68, 10. Slchn
zahlen vor sum, so fragt es sich , ob die hauplperson schon
mit in der genitivischen zahl begriil'en, oder auUer ihr ent-
lialten und hinzuzuziihlen seii* ich nahm 2, 951 letzteres
an und übersetzte eahla sum durch selbneunte, bin aber
jetzt für die erste auslegung. C. 132, 30 sagt gott zu
Abraham : ic the alfedde of Caldea ceastre feovera sumne
(eduxi te cum tribus aliis e Chaldaea), offenbar dich selb-
vierlen, deiui mit Abraham zogen nur aus Tliara , Sara
und Lol (Gen. 11, 31.) ebenso heißt es, daß Jacob nach
Aegypten gekommen sei htmdseofontigra sum, er und 69
andere (Gen. 46, 26. 27.) hiernach sind nun folgende
stellen zu beurtheilen :^fenrt sum sundvudu suhte (quatuor-
decim comitatus peliit iiaveni) f). 413; code eahta sum (ivit
nonien. pronomen, unbestimmtes. 459
cum Septem aliis) B. 6240; ilireora sum (selbdrltte , zu
dreien) tvegen on faderen magas and tliiidda on niedren
(Sclimids ags. ges. 74); tvelfu sume (sell)ZAvölfte, duodecim)
das. nocli heute hat sich in Schottland twasiim, ihreesutiiy
fivesiun im sinn von two together u. s. w. erlialten. auch
in den altfries. gesetzen findet man: tvira sum (selbander),
tolva sunt (selbzwölfte.) feara sum lieilU also: er und
seine begleitung machten wenige aus; ftftena sum, er und
die ihn geleitenden waren fünfzehn, zu fünfzehn.
Mnl. stellt som bald sich selbst gegenüber, bald ein-
schränkend dem al: somen gaf hi mer, somen min Floris
186; hem allen ende met hem somen Rein. 3748. zu be-
achten ist auch hier die vorausstellung: some gaen si ter
maerct Floris 1622. sommich en verbunden Rein. 3602.
4. von dem heutigen unbestimmten man ist schon 3, 6.
4,220 gehandelt, die ags. mundart verwendet (funia, oder
den pl. Veras in ähnlicher weise; so die altn. bragnari
Lana Brynhildi bragnar nefua Saem. 176*. Daß die ältere
spräche dergleichen subst. , statt des heutigen ein, mit
ander verbindet, bemerkte ich s. 455, sie setzt sie aber
noch sonst dafür, z. b. wanda si guot niaime (einem)
dunchet N. Bth. 162; den man ('aliquem) N. ps. 69, 4;
mhd. den man (einen) Trist. 567. 4763 ; ein man (jemand)
Trist. 6982. Ulf. überträgt Älarc. 7, 15 uTi avtoü durch
wiederholtes us mann.
4i50 cinj'ac/icr nutz.
CAP. V. FLEXION.
Andere spraclieii, namentlich die gr. und lat. , besitzen für
ihre noniina zwar manigfalle aber feststehende und in allen
syntactischen lagen sich gleichbleibende llexionen.
Dem gesamten deutsclieu sprachstanim ist außer der,
wie sich kaum verkennen läßt, alleren und vollendeteren
starken ilexion noch eine andere secundare, die scinvache
eigen. beide declinationsweisen beziehen sich aul' subst.
und ad)., mit dem unterschied jedocli , daß einzelne subst.
jener oder dieser form zufallen, alle adj. hingegen in der
regel. beider zugleich fähig erscheinen. Hieraus folgt, daß
die substantivische starke oder schwache Ilexion für die
Syntax beinahe gleichgiltig sei, die adjectivische aber durch
ihre abhangigkeit von Verhältnissen der construction eben
erst ihre rechte bedeutung erlange.
Allein noch eine weitere betrachtung bleibt anzustellen,
die starke ilexion erblicken wir, so weit die geschichte
unserer spräche hinauf rücken kann, in fortschreitender
auflösung; nicht wenige fälle gestatten es dem nomen, ihr
völlig z»i entsagen. die schwache, zwar auch dem Ver-
derbnis ausgesetzt , hat in den dialecten , welche sie über-
liaupt noch von der starken unterscheiden, grade ihr kenn-
zeiclien liervor zu heben gewust, und erleidet kein schwan-
ken , gleich einzelnen starken formen, an ihre stelle tritt
nie ilexiouslosigkeit.
Von der syntactischen bedeutung völlig unflectierter nomina
ist zuerst, uud dann von dem unterschied starker und
schwacher ilexion zu handeln.
I. TVeggexvorfne starke Jtexion.
Wenn wir die lat. oder gr. declination des subst. und adj.
vergleichen , so ergibt sich eine fast vollständige einstim-
niung beider in allen geschlechtern. nur, daß die lat.
spräche zwei eigenlhümliche subst. formen (der 4. 5 deck)
aufweist, welche beim adj. ausfallen, so wie daß ihrerseits
nomen, ßexion. weggeworfne. 46I
die gr. vielen männliclien adj. dritter decl. anders abge-
leilele >veibliclie erster decl. beinnsclit , Avas einen zu-
samnieunuü der reihen, keine verschiedenlieit der formen
selbst begründet.
unsere spräche, scbon bei ib.rem ersten auftreten, zeigt
neben unleugbarer analogie zwischen subst. und adj. we-
sentliclie abNveichungen beider, in den meisten fällen aber
scheinen die adjectivllexionen vollständiger bewahrt, inid
man darf der Vermutung räum geben , daß die substanti-
vischen ihnen m'spriinglich gleich gewesen seien, möglicli
indessen wäre, daß auch die adjectivische formhin,und wieder
erweiterung empfangen und sich so von der substantivischen
entfernt liätte. darum ist die 1, 801-807 versuchte zu-
sanunenstellung und das erratheu älterer ausgänge der subst.
declinalion , nach analogie der adjectivischen , immer noch
liüclist gewagt, unbezweifelbar nur, dünkt micli, ist beider
flexionen anfängliche einstimmung, auf welchem wege sie
nun später von einander gewichen seien.
In der ganzen schw^achen decl. treffen dagegen adj.
und subst. vollkommen überein luid erst durch ollenbaren
misgrif sind im verlauf der zeit einige unterscliiede zwischen
ihnen aufgekonnnen. diese Übereinkunft scheint mir schon
ein hohes aller der schwachen form zu bezeugen, die beide
nomlna auf gleichen fuß setzend deren damals noch be-
stehender parität folgte.
So wichtig und bedeutsam für die geschichte unserer
Sprache die prüfung aller verschiedenheilen zwisclien der
starken decl. des adj. und subst. sein müge , ich gehe
gegenwärtig nicht darauf ein, sondern fasse nur die er-
scheinungen der starken declinalion ins augc, welche gänz-
lichen Wegfall aller llexion kund geben, d. i. die haare,
unjlectierte tvortffestalt darstellen.
unter flexion aber verstehe ich jedwede Vermehrung,
die das nomen ziun ausdruck seiner gcnus und casusvcr-
hällnisse empfängt, sowol das dem casus reclus eigne ge-
schlechtskennzeichen , als die zeichen der Obliquität; ihrem
Ursprung inul dem dafür eintretenden crsatze nach beide
höchst verschieden.
Jener abwurf der flexion hat nun, anfangs noch gering,
in der folge innucr größere forlschrille gomacht. um bloß
die beiden extreme anzugeben, am golh. subst. linilet er,
allgemein erwogen , für den nom. luul acc. sg. neulr. so
wie den acc. und voc. sg. der beiden andern geschlechler
462 einfacher salz.
statt, am golli. adj. für den Tieiitralen noin. acc. sg. le-
diglich /iiwejlen. im engl. adj. hingegen herscht diinh-
greifende llexionslosigkeit , während dem snbst. norh ein-
zelne leste der llexion verbleiben. dies stufenweise er-
löschen der fornj darf auch für die syiilaclische bedeuliing
nicht uiil)eriiclvsicli(igt bleiben, und es giU hier, seinen /ii-
samnienJiang mit der conslructiou , namentlich mit dem
aul'konunen des arlikels in erwiigung zu ziehen.
A. Suhslanlivcüsiis ohne Jlexion.
1. alle golh. neulra lassen den nonx. , folglicli aucli acc.
sg. iiullecliert ; von männlichen und weiblichen subst.
thun ein gleiches nur die anomalen (julh, Jadar, hrolhar^
svistar ^ dauldar:, ierner käisar, i»««- (vir), 5/i«r (viliilus),
Jruniahaür {fi QonoTOXOs) ^o\. 1, 15. 18. In den übrigen deut-
schen sprachen, mit ausnähme der altn. , ist dieser Dexionslose
nom. acc. sg. für sämtliche (starke) subst. männlichen geschlechts
regel geworden, xmd er hat gleicherweise statt in der dritten
und vierten weiblichen decl. die andern fem. behaupten ihren
weichen vocalausgang besser, und zwar im ahd. fast durch-
aus, während golhische zweiter decl. ihr A im. nom ab-
zulegen, im acc. wieder aufzunehmen pflegen (tnavi^ tinvi),
andere jedoch es für beide casus bewahren (halja , suiija.)
ags. und altn. fem. entsagen dem vocal meistentheils im
nom. und acc, er muß aber früher da gewesen sein, dies
schwankende Verhältnis der männlichen und weiblichen
flexion characterisicrt merkwürdig die verschiednen dialecte.
die nominative, das genus ausdrückende flexion, S, A,
ATA findet sich in dem adjeclivischen blinds, blinda, blin-
data am deiitlichsten ausgeprägt, neutra , das wenigst leb-
hafte geschlecht, konnten ihr zuerst entsagen, jene goth.
anoriialieu durften das S aufgeben, weil ihr blof^er begrif
schon das geschlecht ausdrückt. Als die übrigen masc.
diesem ^beispiel folgten, so war das zulässig, weil das
genvis in der spräche überhaupt als etwas bekanntes vor-
ausgesetzt werden darf, und der vocalausgang der meisten
fem. gegenüber dem fast immer consonantischea der masc.
die unlersclieidung beider im allgemeinen sicherte. um-
gekehrt mochten tlie altn. fem. ihren vocal fahren lassen,
da hier die masc. das H fortführten, und aus ähnlicher Ur-
sache entäußern sich goth. fem. wie mavi ihres A, da sie
durch dessen wiederaufnähme im acc. von neutralen Wörtern
wie havi, kuui genugsam sich entfernten.
außerdem aber stützte sicli die Unterscheidung der ge-
schlechter an die festere flexion des in der conslructiou
noinen, ßexion. weggeivorfne, 46^
znlreleiulen ntlj. so wie an den allmälicli iinigrcirenden
urliktl. des ailikels anlali und der des gesclileclilszeichens
waren nicht derselbe, aber die Wirkungen beider konnten
sich berühren, hier waltete geheime macht der form, dort
logisclie bestinimiiiig des gedankens. die im arlikel liegende
individualisierung des begrifs begegnet sowol der nomina-
tiven llexion , als sie an deren stelle treten kann.
wir haben gesehen , daß der noni. vorzugsweise und
mehr als die obliquen casus vom art. ergriffen wird (s. 436);
das rührt sicher auch mit daher, weil die spräche zuweilen
eines Surrogats für die ausgesloibne nominalivliexion be-
durfte, bei niiherer prüfung wird sich vielleicht, was ich
mutmaße, bestätigen, daß der älteste art. gern sich vor
dem llexionslosen neulr. entfaltete; man gedenke jener eddi-
scheu landit, sundit, skipit, höfudhit, godhin, löndin (s. 432.)
freilich lauft der goth. art. nocli neben der männlichen luid
weiblichen flexion , der ahd. neben der letzteren her, denn
der Ursprung beider bezeichnungen ist verschieden. aber
auch der doppelte ausdruck sagt der spräche zu, wie sich
artikel wiederholen (s. 402. 413) oder, häufen (s. 433.. 435.)
im goth. können vier fälle eintreten a. subst. ohne
nexion inid ohne art. z. b. (jtilh (deus). b. mit llexion
und ohne arlikel, wie hin»ins, airlha (s. 3H4.) c. mit
llexion und mit art. wie sa aggilus (s. 386.) d. ohne flexion
inid mit art. wie thata harn (s. 386.) beide bezeiclinungeri
sind hier überall ganz verschieden m erklären.
Es ist schon 1, 1076 angemerkt worden daß K. den
fem. auf imga im noin. S(j. das A enlzieht: diso seawunc
(haec consideralio) .51^; arnunc (merilum) 57*; samanunc
(congregatio) 57*'; neben dem gen. dera samanunga (con-^
gregationis) 57^. liatle ihm der acc. samanunc oder sa-
manunga? es scheint letzteres, denn auch Is. 41, 20. 45,
16 gibt denx nom. bauhnunc (signilicantia) , dem acc. dhea
bauhnunga 35, 4. 51, 22, wiewol der männliche dal. in
dhcmu baiihiuMigc 51, 6 jeue annähme stCtrt, insofern der
nom. bauhnunc masc. sein könnte, bismarung (blasphemia)
T. 62, 8; bismarunga (blasphemias) 54, 5 sg. oder pl.;* Des
seiner llexion in gewissen redensarlen verlustigen ahd. puoz,
mild, buoz (f. puoza, buoze) wurde oben s. 245 erwähnt;
vielleicht gibt es solcher fem. noch einige, wie mhd. qoiim
f. goume in der reilensart goum nenien IMs. 2. S.'i'' (vgl. Tar/..
352, 27, wo sich ändern ließe) ahd. nami ijoiini fundgr. 1,3.
furch nom. Geo. 3641. Tioj. «162. acc. l'arz. Ho, 18. dal.
Wh. 83, 28 kcinnte in die Nicrlc deck ausgowiclien sein;*
464 eiiiJacJier salz.
2. voc. lind acc. stolin zu dem jiom. nocli i'rj "ewlsscr
bcziflimig, im gcgc/isalz zu ücni ficliiiiior davon Rotrcnnlcn
gen. und dat. sc liun der golli. voc. Iial dunligoliciids die
niannliilie llcxion aufgogcljen , die \vcil)litln' in der ci-sicn
decl. beliallcn, in der zweiten bald abgelegt (mnvi ! llnvil)
bald behauptet (halja!), den art, meidet dieser casus gleich-
falls. Umgekehrt stellen mavi, thivi im acc. mauja, thinja
die llexion wieder her; Avahrend alle den nom. mit 8 bil-
denden niasc. oder fem. es im acc. abwerfen. Ijemerkens-
werth ist die volle, adjcclivische llexion ahd. und mhd.
niasc. , die belebte ^vesen ausdrücken, zumal der eigenna-
mcn *). auch diese formen kotan , truhlinan, Ilartmuotan,
lünlänglicli durch sich selbst bestimmt, halten den art.
von sich ab. des nicht invwalirscheinliclien ahd. acc. fem.
samanunca vom nbm. samanunc geschah eben meidung.
3. den (jen. S(j. entblößt die goth. spräche niemals und
bei keinem geschlecht seines characteristischen S, obwol
sie die ihm vorhergehenden ilexionsvocale einigemal Aveg-
'Nvirft, namentlich bei gutlis, fadrs, bruthrs, svisters, danhtrs,
mans, alhs, baurgs, brusts , nahts; und danach gelangt
die ahd. spräche unnültelbar zu den unJIeclierten gen.
hot (obwol ich diesen nicht aufweisen Vann), faiar, pruo-
dar, muotar, tohtar, suestar, man, piirnic, ptiist , naht,
"welche formen ganz sich verhalten wie die ilexionslosen
nom. masc. zu den goth. mit blofiem S. die llectierten
gen. kotes, fatares, mannes kommen aber auch, und der
erste sogar gewöhnlicli war. mhd. sind die gen. man,
Vater, hrnoder, swester, mxioter, naht, hnrc unbedenk-
lich; (jot (dei) läßt sicli etwa Nib. 2308, 3 annehmen? be-
lelirend für das Verhältnis des art. ist, daß die uuilectierte
form nur mit ihm , die flectierte mit vind ohne art. statt-
haft ist: des man Iw. 2873. 6765. 7089; des selben man
2064; des mannes 110. 1583. 4390; mannes 2330. 3003.
in jenem fall leistet also der art. wirklich ersatz für die
lintergegangne ilexion.
Nicht ganz imanalog dem articullerten und unflectier-
ten des man ist die mhd. formel. des künec , doch nur
sobald der flectierte eigenname folgt: des künec Etzelen
•wip INib. 1301, 4; des künec Deseu tohter Dietr. 28^;
*) während die mhd, ausgänge welbl. eigennamen im acc. sg. Kriem-
hilde Nib. 332, 3. 608, 3. 654, 2. 563, 4. 565, 1. Priinhilde 3H0, 4.
33T, 4. 608, 2, neben den nom. Kriemliilt, Prünhilt, ebenfalls ad-
jectivisch zuiietimeu?
nov.ien. fiexion. ahgeworfne.. 465
des küuec Vijciies I\v. 2111; des kiinec Artüses 4513*);
andere belege oben s. 421. ohne den eigennamen aber
lieitU es: des küneges Iw. 4722, während avif: des man
kein weilerer gen. zu folgen braiiclit. der tilel kiinec wird
glciclisani als verwachsen niil dem eigennamen bctraclilct,
so daß die Ilexioii erst hinter letzterem auftrilt. nhd. ini-
bedoiiklich: hönig Heinrichs, herzog Friedrichs, meisttr
AVallhers, wenn der art. wegbleibt; sieht er, so pllegen
wir, gegen die mlid. weise, das appellativ zu lleclieren,
den eigennamen nicht: des königs Heinricli, des meisters
AVallher. folgt auf den eigennamen präp. mit Ortsnamen,
so wird jenem die ilexion zu iheil: die lieder Walthers
von der Vogehveide, der frauendienst Ulrichs von Lichten-
slein; und nur da, wo beim neuen briefadel die präp.
sinnlos gesetzt wird, tritt das 8 liinten nach: Friedlich
von Scliiilcis werke. ähnlich verhält es sich bei Setzung
der ländernamen: des künigs von Dänmark samlung *''^),
doch engl, geht es an zu sagen: in the hing of Denmarks
cüUection, luid ich finde auch nnk: de graaf van Hollandls
zaken statt des richtigeren : des graven v. H. z. von mehrern.
eigennamen (vor oder zunanjcn) wird bloß der letzte flectiert:
*]ohann Heiniichs, Ixarl Lachmanns***), in unserer äl-
teren Sprache begegnen Avenig beispiele gehäufter eigen-
namen, es sei denn der zweite bloßer beiname, mid dann
lleclicren beide, wie im latein alle namen nebeneinander
gleicli Ilediei't werden: IMarci Tullii Ciceronis. ich zweille
auch, daß jene mhd. formel: des kiinec Dietertches schon
ahd. gall; es hieß wol Diotriches des chuninges, oder
des chuninges Diotriches.
auch bei örtlichen eigennamen scheint einigemal der
ndul. undeclicrtc gen. zulässig: Swarztvalt ieslich stüde,
die boume Spchls/t«>-f (oben s. 408.)
mhd. fem. vierler deck können im gen. sg. die ilexioii
ablegen (granun. 1, 677), ebenso weibliche cigeiuiainen
*) l)ei(Ie stellen iincli wb. 227 hpiirlitigt.
•') iiücii nieiir im niliH., wo man zwisclien appollnliv und «irtliclic
bcnciniun^ "crn nndere würter ronstriiiert: des !\iiiii^:is kiiit i'iz L'n-
«,'erl.int I\Is. 2, 21()l'; der des kiiiii<;es linnier tnio;; von Krniikruiic
Sviclieiiwirt 18, 2i)') ; waz n\nc diu kiiiic;;iiiMe wol jelieii M>n ljn<ier-
laiil; Ms. 2, ir)2l>; des koniges vnter von Polnn, Lindenbl. p. 20:». u. s.w.
•••) niciit ülier darf von zwei nndcrn im ffen. stehenden subst. das
erste uiillectievt l)lfil)en , z. h. es muß licilU'n: krie^'s und friedens
böte uielit etwa: krieg und friedens lioto.
466 ciiijachcr saf~.
dieser decl. /. I). Kv'nmJuH lelt daz alle Ml). 1849, 2.
nhd. Iiabeii alle diese fern, der genilivnexioa eiilsai;f.
4. dem <h(t. stf. enl/.ielien die llcxioii jene f;olIi. J'mJi'f
brtUhr, ilaü/ilr, svisir, umun, al/t, haihuj^ hrnst, nu/il,
niiluk* menölltj milalh und wol noch andere. ebenso,
(loch niclit nolii\v(Mulig die alid. Jolar, prnodar, man,
puriiCy vrust, naht. Al)gese}in von diesen anornalien er-
lischt auch in den gewöhnlichen sidjst. die nihd. dalivlle-
xion sehr oll, nicht bloU da, wo nach den regeln der
laullehre sUinimes K wegfallt, sondern auch sonst; man
findet z. b. die dat. niasc. tarn, haz f. tannne , hazze; lip
Nib. 336, 3; (jrdl Parz. 433, 10. 438, 29. 468, 25:, will
Parz. 362, 19; (jenoz Parz. .547, 7 u. s. w. noch liHidiger
bei fem. \ierter decl., wo die formen haut, livaft, uuiyet,
riterschaß, sa-lecheit und ahnliche mit heiuie , krefte,
ine°ede, rilerschefle , Sitdecheile wechseln; oft slehn beide
diclit neben einander: mit der liende sin, mit der hant
Troj. 16057. 16059; mit ir hende Parz. 422, 24; an ir
liende 426, 27; an der kiineginne hant 422, 28; an der
haut 310, 9. den unüeclierten fallen pllegt meistentheils
der art. oder ein possess. voranzugehn, doch nicht überall,
wie die s. 413. 414 angeführten stellen: ze fuoz, ze siech-
liüs , üz uöt und andere lehren, wie häufig wird gesagt :
ze hant, sä ze hant, sA ze stitnt. nhd. niasc. und neu-
tra dürfen die ilexiou kürzen oder behaupten , fem. vier-
ter decl. liabon sie, wie die dativische, stets eingebüßt,
es heißt nie anders als: der macht, hajt, hand. dage-
gen scheint ahd. die gekürzte form noch äußerst selten,
anst ist gr. 1, 620 beigebracht.
5. unflectierte pluralformen In goth. spräche gibt es nicht
(fadrein s. 271 wird sich kaum als pl. annehmen lassen),
wol aber ziehen einige jener anomala den nom. und acc.
pl. zusammen: maus, baiirgs , brusts, und ferner reiks.
hieraus ergeben sich die aller llexion verlustigen man,
wahrscheinlich auch puruc , prust für den nom. acc. pl.
im ahd., doch so daß puruki, prusti daneben statthaft
bleibt, der mhd. pl. man (nom. gen. dat. acc.) bedarf keines
bele^s, der acc. pl. sine hrnst bede steht Parz. 35, 30. kann
ein mhd. gen.pl. hiinec zugelassen werden? Troj. 1241. 1721.
durchgreifend entzieht die alid. und mhd. spräche dem
nom. und acc. pl. aller neutra die llexion , es heißt wort
und chunni statt der golh. formen vaürda, kunja. vielleicht
sind mit darum die epenihetischen pl. auf ir^ mhd. er so
gangbar geworden, um den sg. vom pl. zu scheiden.
nomen. ßexion. woggeworfiie. 467
ich weiß keine nlul. inasc. (außer jenem man), welchen
im pl. die flexion enigienge. auch mhd. werden sie un-
gemein selten sein. Ben. 347 liest man : daz im die Jmnt
daz liirne ab der erde müczen naschen. die hunde daz
hirne klang vielleicht hart. Wolfram, und nach ihm Rein-
bot brauchen die fremden wörler Sarrazin und cheriihin
nicht nur im nom. luid acc, , sondern gleich jenem mau,
auch im gen. und dat. pl. luiveränderlich: nom. die Sarrazin
Wh. 224, 4. 283, 11. 304, 17; voc. ir gunerten Sarrazin
58, 15; gen. der Sarrazin 435, 17; dat. den Sarrazin 367,
17. 440, 17; nom. die cherub?n Geo. 3954.*) anderemal
wird gebogen: die sarrazuie Wh. 124, 15. 220, 22. 238, 1;
voc. ir gunerten sarrazine! 110, 21; gen. der sarrazine
10, 9. 361, 13. 367, 29. 417, 15; dat. den sarrazlnen 23,
26. 78, 11. 214, 14. Trist. 2535. vögelliugen. pl. l\ls. 2, 91^.
auch unilectierte fem. vierler decl. erscheinen wol: ir
macjet wol getane! Ben. 342; ich warne geliche sin die
not Parz. 417, 8; zwo volle Sicledieil Trist. 4704; in bede
haut altd. bl. 1, 341 ; in den lelzlen beispielen sichert die
zufiigiing zwo und bede das Verständnis des pl., vgl. das
vorhin angeführte: sine brüst bede.
lilerher gehört endlich das schon s. 285. 286. zur sprä-
che gekommne fem. inarc , welches neben Zahlwörtern im
nom. imd acc. ])1. luiilectiert steht.
nhd. subst. ileclierea in allen geschlechtern , auch im
nculro wieder, außer da, wo aus andern gründen das
llexions E abgefallen ist (z. b. in becher, sommer, engel)
und bei den maßen und gewichten (s. 285.)
6. man wird die luilersuchung der subst. flexionslosigkclt
leicht auf die übrigen, hier nicht besonders abgehandclleu
dialecte erstrecken. die engl, spräche hat allen llexions-
milleln außer dem 8 cnisagl, diesem aber eine größere
ausdehnung ertheilt, einmal auf alle plurale (fast nach ro-
manischer weise), dann auf alle gen. sg. '*'*), jedoch nur
*) iirspriiiinrlicli ist clienibim der Iiebr. |)I. von clicrnh, scrnpliim
von seriipli. tliiii zerubiin O. IV. 33, 34.
**) fl<r erst seit den let/ten jlili. nnl'<i;('l>rnclite ii.nckeii für das <;oiii-
tivisclie S nutzt liilrlistens dem anp:e derer die untersnclien wollen,
ol) einer z. 1), \\iikin oder Wilkins heiße; an sieli nl)er selieint es
pedantiseli Wilkin's nrid Wiikins's zu nnterselieiden , da die \oile lorni
Wilkines, AVilkinses nie trehört wird, und <ler pl. mit fiieielieni reelit
s's Ibrdern konnte, tlie >\ ilkins's (die NMikinse), dann also aneli tlic
king's (diekönige) zu sclireil)cn wiirc.den gen. nlnl. eigennanien zn liäekelii
Oü 2
406 alnfaclier acitz.
i:i Urin Bclliicicri f.ill, wo dci- abliängige gen. .«^cIiktii re-
t^ioiendcii siibsl. nniniUcibar voraiisgclil : kings beiuli, gods
urace, licavciis fiic, llic dcvils chilil, a iiiidsiiuimeriiiglil«»
(Ircani, (|u(h>iis gilliduwcr, und iiiil sohliciii 8 Können iiicli-
rerc vorausiiclK'iidc Nvüiler an einander geliiingl ^verden :
tlie wir ol liallis lalc, tlie king of Swedens Jieir ('8,465.)
Audi die neunord. si)raclien haben ihr S unorgauiscli aiil"
den ])i. angewandt, anl'x-r dein neiilr. sclieiden sie aber
alle pl. von den sg. durch llexiün; dagegen ist iliiicn in
jedem nuni. dat. und acc. zusainnieiigefallen.
7. dennoeli bleibt die uiilleclieile fünn , solange sie mit
iieclierlen wechselt, walirer casus, wie schon im golh.
verbo nam die I und III. prat. ind. oder nim ! den imp.
ausdrückt, erst, wenn in einem ganzen nunieiiis alle lle-
xioncn erloschen und priip. mit art. an ihre stelle getreten
sind, wie in den romanischen sprachen, liürt die casus-
form auf, und es beruht alles auf dem äiilieren ersalz.
■wäre nicht der unlcrscliied zwischen sg. und pl. , so fiele
die gesamte ronian. declijialion bloli der s} ntax anheini.
da in keiner deutschen spräche die lossagung von der ile-
xion vollendet ist, so erklärt sich mit daraus die schwan-
kende, lebhaflere natur unseres arlikels. schon das eine,
dali den romaii. sprachen alles geliihl für das hefleiide ge-
iiitiv S a])gehl , begründet einen wesenllichen iinlersrliied
ihrer und iler deulsdien syntax, wie sich zuiiial in der
lehre von der Wortstellung ergeben wird.
B. Ungleich wlchliger ist die erwägung der falle, in wel-
clien das adj. die Jlexion abletjt.
1. der Golhe entzieht sie in gewissen fällen wiederum le-
diglich dem iioin. sij. masc. und iieulr. , also auch dem
acc. sg. neutr., höchst seilen dem nom. scj.fem.; nie aber
sonst einem obliquen, nie einem i)luralen casus, es gilt
demnach genaue aualogie zwischen der ilexiouslosigkeit
des subst. und adj.
a. der nom. scf. masc. wirft überall S weg in authar,
unsar, izvar, iKjhar, iijqvar und Itvatlutv. hier sind be-
lebe, die aucli auf das unbelegle schließen lassen: antluir
Marc. 12, 21. Joh. 18, 16. Lu^c, 7, 41. 14, 19. Rom. 12, 5
Eph. 4, 26. Phil. 3,4; wisar Joh. 8, 39. 64. 1 Tiiess. 3,
11; izvar Matth. 6, 26. Luc. 6, 37. Eph. 3, 13; hvathar
ist vollends Unsitte, und sieht aus als wollte ein Pole statt przez
Macieiöwskiego scliieibeii przez Macieiowski'ego,
noinen. ß'^xlon, weggen>orfae, 469
Luc. 7, 42. nieikwürdige formen, auch in tlleser ahlegung
der flexion slinunoMd zu den lat. alter, nosler, vesler,
uter, Avälirend die gi\ evsoos, '?;/«£T£Oo,c, vfttraooQ , vonxa-
Qog, orpoJiTfOos, noJioog flectieren. der Gothe sprach ebenso-
Avenig anlhars, unsars als der Lateiner alterus, nosferus, und
auch das lat. vir zeigt sich auf einer reihe mit valr. docli
bleibt das goth. S nach R. in gaius, liurs,und wenn muta vor-
hergeht, z. b. in akrs, was mit tr/oog übereinlrift und von
agcr (f. agerus) sich entfernt, der llexionsabfall bat also
bei den lat. subst. und adj. zweiter decl. auf er größeren
imifang. die anomalen Jadar, hrölhar sind dem anlhar,
xinsar , hvathar ahnlich, nicht gleich, wie auch die lat.
pater, frater der di'illen decl. geh.ciren, nicht der zweiten,
luul das gr. l'reQog, norecjos anders geht als tiut/^q^ des-
sen honieiischcr gen. und dat. tkütöOs" , nurol genau dem
goth. fadrs, fadr und lat. paliis, patii entspricht, so daß
wir durch diese golh. anomalie uiunlUelbar auf die gr. und
lat. drille decl. geleilet werden, darum haben die obliquen
casus von anlhar, unsar nichts weiter mit der anomalie
fadar gemein, der gen. lautet antharis, uusaris (nicht au-
thrs, iuiärs!) die volle ilexion der fem. anlhara, uusara,
izvara ist wie altera, noslra, vestra. *)
1). der noM. sij. fem. kann in der ersten decl. so wenig
liier wie beim subst. seiner Ilexion cntblüiU werden, ana-
stödeins frumabaiir aus Col. 1, 18 biklet keinen einwand,
denn beide gar nicht zusammengchürende worle werden
in der neusten ausg. fehlerhaft übertragen principium pri-
mogenitum. fiumabaur ist subst. und man interpungiere
nach dem gr. text f'()/v;, r/pw7oro/i0.c iv. liöv ve'/.Qiöv, ana-
studeins, IVumabaur us daullu'iim (ohne art. wie s. 392),
(k i. principium, primogcnitus e morluis , was auch die
vulg. gewährt. Dagegen mag in zweiter deck, wie bei
mavi, Ihivi, das A abfallen: dauus sljuiu v^thi (odoi- dul-
cis) 11 Cor. 2, 15.
t. der nom. acc. sg. iientr. enlbehrt ATA überall im
inlerrog. hva für hvata (neben ihala), dann aber gerade
in jenen auf «r , die sich des miinnlichen 8 ontiiuiWrlon.
es heißt also anlhar (allerum) liuc. 3, 18. 8, 0, Job. 6,
22. Eph. 6, 10; izvar (veslrum) jMalth. 5, IG. 37. 6, 21.
Phil. 2, 30; hvathar (ulrum) JMatlh. 9, 5. jMaic. 2, 9. Luc.
5, 23.
') die gen. riat. alier'ms, iiliius, neiilriiis, nllcn, ufri. iiPiitii sind
pronominal nadi iiliiis, illi geformt; es galt nbtr aucli für ciiizeluu
iälle die zweite duei.
470 einfacher satz.
iiiasc. und nciitr. Nvonlca dainil im nom. f-leirlilauloml, allein
die abwcil'ung der llexion ist, hei der ührigcii cinstirninung
dieser beiden gcschlecliler, folgcriclilii;; während das lal.
alleriim, nustruni, vcslnini, iilnini liier zum gr. i'rtaov
II. 8. \v. stimmt. niemals aber ersclieint ein gülli. anlha-
rala, unsarala, hvalharala.
d. in den übrigen adj. bleibt für den nom. acc. stj. das
neitlrale zeichen bald, bald fallt es ab, und für beides
die regcl zu finden scheint nicht leicht. sie muß zum
theil in der beschallenheit der adj., zum thcil in ihrer
construction gesucht werden, der gr. tcxt hat keinen einlluU
darauf.
«. das neutr. der possessive meins, tlieins, seins ersclieint
meist attributiv, und tragt alsdann willkürlich die llexion an
sich oder legt sie ab. belege auf allen bliittern, ich wähle
solche aus, die beider fülle glcichheit darlhun : nim thala
batli theinata unöv oov i6v y.Qu[jßaTOV Marc. 2, 9; uim
tliala badi thein uqov tov xq> oov Marc. 2, 11; ushafjands
tbata badi theinata aQccg ro y.Xtvidiöv oov Luc. 5, 24,
in beiden letzten stellen ist die gr. Wortfügung völlig die-
selbe, und doch sagt der Gothe Luc. 5, 24 wie INIarc. 2, 9
theinata, die vor und nachsetzung des oov bewegt ihn
also nicht zur wähl des einen oder andern goth. ausdrucks,
niel mein Job. 7, 6; nieinata mel Job. 7, 8, beidemal gr.
o 'ACiiQog 6 t/iiös, mau sieht, auch das vorausgehende
oder nachfolgende subst. wirkt nicht ein. saei niatjilh
mein leik o tQMyo)V fiov ti]v ouQy.a Job. 6, 54; thata leik
vieinata [y gi<o^ fiov Job. 6, 55. driggkith mein blulh
niviov fiov 10 ui/ia Job. 6, 54; thala bluth mein [ro ciljnci
f(oi> Job. 6, 55, hier wird blulh mein gesetzt, wo in ganz
gleicher construction leik meinata. vaurd mein rov }.6yov
rov f/fOJ' Job. 8, 51 ; mein vaurd rör löynv fiov Job. 8, 52 ;
thata vaurd theinata Job. 17, 6; vaurd theinata 17, 17.
Für das priidicatlve possessiv vermute ich lieber luifleclierte
form : vairthith thein all Luc. 4, 7. Zugleich erhellt, daß der
Wegfall des kennzeichens bei unsar, izvar u. s. w. in der
form ar begründet liegt, nicht in dem possessiven begrif,
da meinata, theinata, seinata (wie meins, theius, seins)
lässig sind , nicht aber unsarata u. s. w.
ß. adj. die mit I abgeleitet sind scheinen die volle form
-jata zu meiden, selbst da wo sie attributiv gebraucht
werden. einige seltne beispiele kommen jedoch vor: niu-
jata Matth. 9, 17. Luc. 5, 37 und manvjata IMarc. 14, 16.
doch prädicaliv würde nivij wie manvu , steliii.
nonien. Jlexiüti. weggeworfene. 471
y. für alle übrigen adj. gilt die Unterscheidung
aa. das prädicierende neuli-. streift die llexion iu der
regel ab: (jod ist uiisis her visan Luc. 9, 33. Älarc. 9, 5;
guth Salt Älarc. 9, 50. Luc. 14, 34 wo nacli dem gr. x«P.öv
26 äXas das verbuin ist ausgelassen wird (s. 132); jabui
sah baud valrlhilh Luc. 14, 34 ; bräid (istj daur Matth.
7, 13; livan tujifvu tliafa daür Matlli. 7, 14; livan Ukjij
mel ist Marc. 9, 21; ni suns vili jiig(l Luc. 5y 39; ni
niagt ain tagl hveit ailhllu'ui svart gatuujan Matlh. 5, 36 ;
hald vas Job. 18, 18; havtlu ist thala vaurd Job. 6, 60;
ni valbt hräm (ist) Tit. 1, 15; nist mihil 11 Cor. 11, 15;
allata mahtehj (ist) tbamma galaubjandin Älarc. 9, 23.
Luc. 10, 27; munvu ist allata Luc. 14, 17; svikuuth
vartb namu is Marc. 6, 14 u. s. w. Ausiiabriisweise aber
wird die llexion gesetzt: vitulh (ist) veiJiata Rom. 7, 12;
däubatei babaith hai'rtu izvar ]Marc. 8, 17.
bb. das begleitende, attributive adj. liat die wabl zwischen
beiderlei ausdruck ,
aa. die unllectierle form gebt dem snl)st. voraus: leitil
mel Job. 12, 35; all leik I Cor. 12, 17. Epb. 4, 16; (jutU
vaurstv Marc. 14, 6; inanatj mel Luc. 8, 21; manag akran
Job. 12, 24; veih namu is Luc. 1, 49.
^ß. die iniflcclierle folgt nach: akran (jölh Job. 15, 2-
Matth. 7, 19. Luc. 3, 9. 6, 48; akran nbil Luc. 6, 43;
fairguni haäh jMarc. 9, 2; mel v;üla andaaem llCor. 6, 2j
akran manaij Job. 15, 5; fai'lui manag jNInrc. 10, 22; liavi
manag Job. 6, 10; \is mihil Maltb. 8, 26. INlarc. 4, 39;
agis JHi/ii7 ]Marc. 4,41; mililb villhi j häil/iivisk ]Marc. 1, 6;
vatö hräin Sk. 42, 2.
yy. die lltclierte gehl voraus: allata leik Ibcin INIatth.
5, 29. 30. 6, 22. 23. sellcnslf! formel.
öd. die Ilcclicrte steht nacb : fairguni hanhata Luc. 4, 5;
vein ninjata IMallb. 9, 17. Luc. 5, 37; wlw jaggata IMattli.
9, 17. Marc. 2, 22. Luc. 5, 38; akran vah thala Luc. 3, 8;
kelikn mikilata INlarc. 14, 15,
diese vier formein nnt einander vcrgliilicn ergibt sich,
auch bei dem attributiven adj., ein überwiegen des ilexions-
losen ncutr., zumal des dem subst. nachgesetzten, manag
akran und akran manag stimmt zu -jiclvt' y.uonov uiul
iiU()'HO)' iio'/.vv. den wecbsel zwisclien ana faiiguni liauh
uiul faiiguiii hanhala kann aber der gr. te\t incbl viiur-
sacben , Nvelcber beidemal liest f/V öooo •j'i.''/;Poj'. da die
beis[^)iele der vollen form minder zabh'cicb sind, darf es
472 einfacher saiz.
iiirJit bcfrotndcn ilaU sie von ciii/cinoii ndj. hislior nicht
aiirgoruiuletj Nvorcleu ist *). so zeigt sich kein niaiiag.il.i,
ul>ilala II. s. nv.
8. absoltile oder ])ronoiiiinale adj. fügen sieh Nvicth'riitu
in beiderlei ausdriick : allata vairlliilli INlalth. .5, IS. Marc.
4 11- (illdta mahteig Marc. 9, 23; all nn's atgil)an ist
Luc. 10, 22; all llialei gaf niis atla Job. 6, 37; docli bei
fol"endein gen. steht nur all, niemals allata: all baqtiK?
Mallli. 7, 17. Luc. 3, 9. all leiUe Liir. 3, G. all vaurde
llCur. 13, 11. all manne Col, 1, 2S. all taine Juli. 15, 2.
all ahanc riiil. 4, 7. all fiiüslubnju Luc. 4, 13. all saivalu
Rom. 13, 1 U.S.W, inaitoff , zunial im acc. , ma7ia(f ga-
ibulandei INIarc. 5, 26; manay galavida Marc. 6, 20 u. s. w.
BeachtcnsNVorth die einmisclmng einer fleclicrten form un-
ter luilleclierte: jali anlliar galeik svaleikata manag tau-
iitb y.cu i'.Lhu Tiv.oouotu loiuicu tjo'/J.u iioiüts IMarc. 7,
«• jab galeik svaleikata manag lauiilh v.iu zrcctönoiu
Toruvicc TToXXti nniiUe Marc. 7, 13. dadurch fallt größe-
rer nachdruck auf svaleikata.
s. nacb dem neutr. gotb. /jorf. pr'ds. kann hier keine
fra"e sein, da sie nur in schwacher l'on)i aultrelen. pari,
pvät, hingegen mügen die starke ilexion sowol beibehalten
als \ve"%Yerlen, und wieder unter ganz gleicher bedingung :
raus fram vinda vafjidala IMallh. 1 L 7 ; raus fram vinda vacjid
Luc. 7, 24 ; kelikn niikilala, (jastvavitli, manvjata ]Marc. 14. 15.
e. außer den unter a, b, c, d bemerkten fällen hat das
"Olli. adj. stets ßexion als pradicat oder attribut, nanieut-
lich auch im nom. acc. pl. ueulr.
2. Die ahd. spräche liält es mit dem luifleclierten adj.
schon viel anders, nicht nur räumt sie es dem nom. sg.
aller geschl. reichlicher ein, sondern auch scliou dem nom.
pl. hin und wieder, vielleicht sogar dem obliquen casus.
a. vorerst bemerkt sei, daß die männlichen und neutra-
len formen andar, unsar, iuivar, Iruedar, gleich andern
adj, im nom. sg. die Ilexion sowol ablegen, als annehmen,
z. b. andrer R. 32^ anderer 0. V. 15, 42 ; nnderaz 0. V.
4, 32. andaraz IL 22, 30. die analogie zu den unllectier-
ten subst. fatar, muotar (s. 464) ist also verwischt, ein
goth. anthars, unsars oder antharata, unsarala war uner-
hört, auch das ahd. huaz bildet gleichen abstand von dem
gotb., seiner Ilexion verlustigen hvu.
*) fliese und alle iintersiichnngen über das gotli. adj. erleichtert
etzt Wellmaniis sorgfältige arbeit.
jiomen. ßexion. weggeworfne. 473
b. der uubestlniinle art. pflegt im nom. sg. aller gesclil.,
beim neiitr. auch im acc. sg. , uiillectiert zu bleiben: ein
lieristo (princeps iiiuis) T. 60, 1; em ewarlo 0. 1. 4, 1;
ein man 111. 25, 25; ein man alter I. 15, 1; ein scal II.
9, 59; ein wib I. 16, 1; ein armaz Avib IL 14, 84; ein
werk IIL 16, 33; ein scaf 11. 9, 59; ein horo III. 20,23;
ein lioubit T. 25, 5; namentlich also im fem.: ein \\u\\
gisibbu 0. I, 5, 59; ein (jinäda V. 1, 10; ein esilin IV.
4, 9; ein bürg N. ps. 147, 1. selten, und nur im gedieht,
erfolgt nachsetzung: kuning ein 0. IV. 6, 16. wo jlexioii
statt faulet, mag die pronominalbedeutung lebliafler sein:
Ivuelit einer (quidam servus) 0. III. 6, 27 ; bi einaz lisgizzi
(de quadam piscalione) V. 13, 1. Auch wenn gen. dabei
stelin gelten beide \veisen : therd gonionö ein I. 3, 17;
iheru forasagonu einer III. 12, IS; ein theru sibhio I, 4, 59.
Neben possess. darf der art. vorausgehn oder folgen : ein
thin gisibbä (s. 403.); muier drut ein II. 7, 38; sin wort
ein HI. 11, 16. gen. dat. aller gesclil. und acc. niasc. fem,
ileclieren immer.
c. auf gleiche weise verlialten sich die pronominalen adj.
sum^ einic und Iiuelihj so wie deren weitere zusammen-
selzuugen: suvi rilitari T. 55, 1; smn wib T. 63, 1; /*«e-
lih got (quis deus) Is. 23, 20; Imehh drulitm Is, 25, 19;
io(jiivelih sunta T. 62, 6. beispiele des flectierten swn s.
457, wo in der anmerkung zugleich sinn für den nom.
pl. masc. nacligewiesen wurde.
d. auch bei den liäufig wiederkehrenden possessiven nun,
din , stn hat die eulbehrlichkeit der ilexion forlschrilte
gemacht;
a. wenn sie dem subsl. vorausgehn, so zeigt der nom.
sg. masc. und fem. meistens luillccliei-te form : lliin i^Wouho
(lides tiia) T. 60, 9; thin dohler (filia lua) T. 60, 10; sin
sun , sin faler 0. I. 3, 16; sin fatci' inli muoter T. 7, 7;
thin quenu (uxor lua) T. 2, 8; sin qucna T. 2, 11; thin
.miigin (cognata tua) T. 3, 8; inhi dohler T. 60, 2; min
geisl, min sela T. 4, 5; min sela , min zunga N. ps. 70,
23. 24; thin sela 0. V. 23, 213; min brculiga II. 13, 23;
sin namo T. 4, 6. doch hat 0. siner samo II. 12, 93;
thiner ihank IV. 1, 49.
das neulr. kann zwar auch der (lexion cnlralhen : sin
]\\\s T, 2, 11. 62, 6 u. s. w. ; T, , öfler 0. lassen sie aber
gern slelin; sinaz folc (populniii snuni) T. 5. S; siudz
körn Ü. 1. 1, 28; sinaz mual II, 12, 81. 91. III. l. d'J ;
siuax, hiis IV, 7, 58 ; minuz ihing IV. 7, 87 ; in siuuz grai)
474 einfacher salz.
IV. 35, 3,5; shinz, lioliila/, II. 17, 30; thinaz miiat IM. 7,
36; iueraz giiilli JI. 17, 2.
alle übrig<Mj cisiis , ii>-itiieiillii:Ii acc. sg. ni. und f., notii.
acc. |)1. nllcr gcsclil. niiisscn die Ilexiou an sich trayeti :
sinau wisUiom T. 12, 5; sfna diiirida T. 13, 7; siiia
imioler T. 11, 1; shie bnioder T. 59, 1; sine eldiron T.
12, 1. 2; s/ne tlieganu 0. JV. 7, 1; mmu Nverk 11. 13,15;
siiiu werk III. 22, 59; sinti kind 0. II. 13, 32; mimi
oiigtin T. 7, 6 ; mino heuti T. 230, 5 ; mfne liende (ma-
nu3 meas) N. ps. 72, 13.
ß. iiachqesctzt dürfen sie im casus rectus der llexion ent-
ratben: lU inti fator min 0. III. 22, 64; forasago sin I.
10, 19; drublin mm l IV, 33, 17; scalk tlt/n I. 2, 1; tber
>vidar\verlü ihi'n I. 2, 29; tbiii arma nuiater tnin I. 2, 2;
ginada thiu 1. 2, 28; gilouba thhi IV. 37, 15; giwonabeit
Sin V. 14, 26; balo sin I. 2, 32; arunli min I. 27, 53;
tbionost thin II. 24, 40; iiniat tbin V. 21, 15; niiiat min
I. 2, 29. V. 19, 8; tbaz worl thin I. 15, 15. seltner inx
pl.: jungoron sm III. 20, 127; niauslagon shi IV. 20, 39.
Die llexion ist gleiclnvol noch geliiiilig : geist miner 1.
7, 3; gisiuni miner III. 20, 50; sekihlri siner IV. 2, 29;
ther alto scalk siner I. 15, 13; gilouba thi'nu III. 10,
43; unkust sinu I. 2. 31; lob thinaz I. 2, 5; tbionust
thinaz I. 2, 38. 26, 4; wort s/naz III. IS, 7; nniat f/tf-
naz III. 2, 33; wort minaz III. 18,21; in lierza, magad,
thinaz I. 15, 27; nom. pl. tbie drütu sine IV. 7, 33; tbie
jungoron sine II. 8, 56. 15, 18; scalkä Sine III. 20, 142;
scäf minu V. 15, 9; tbiu werc minu III. 22, 39.
nacbsetzung bat, wie die belege Aveisen , überhaupt nur
im gedieht bei 0. statt, nicht in der prosa . es sei denn im
voc. : got miner l N. ps. 70, 12; got mini T. 207, 2. '■')
oblique casus werden flecliert : bruader sinan 0. II. 7,
41; fingar thinan I. 2, 3 ; lingar sinan II. 7, 9; dobter
tnina (fdiam meam) III. 10, 31; ihuruli ginada thina
*) bei K. oder in glossen wird die lat. Wortfolge ängstlicli bei-
behalten: stimma .si'na (vocein ejus) 17-«; ubiliim unserem (malis
nostris) 17a; tätim unsereiu (actibiis nostris) 16^; kiwäti slnaz (lia-
bitum smini) Diiit. 1, 510^: «ntruati sluern (vecordia sua) SlSa u. s. w.,
während bei Is. der Übersetzer das poss. vorsetzt, scliweriicli ist jenes äl-
tere und freieie deutsche eonstruction, wie wir sie bei Ulf. aiiiielinieii dür-
fen, denn sobald z. b. der glossator liiciit nachahmt und sich geiin lassen
darf, stellt er das adj. voran: siuizaz wort (rliythnios) Üint. 1, 519a.
Umgekehrt, N. der in seiner prosa Kein poss. dem subst. nachstellt
thut es vcrse aululiiend: zeuc 6i)iC ^Vatkern. Ib. 52.
noinen. ßexion. weggeivorfiie. 475
(gratlam tuain) das.; hant thina iu lliia zungun'm/Ma I. 2,
4; thia selbiui sela tlifna 1. 5, 46; tlies drulitiues mines
V. 7, 62; in iianion latei' mfnes 111. 22, 17; wega Sine
(vias suas) 1. 10, 20; bolon sine (mintios suos) I. 11, 3;
tliie jungoron sine V. 12. 98; dati siiiö II. 12, 93; sunt;t
minö I. 2, 20; zen jungoron shieu III. 23, 42; giloubi
■w'orton uiiiien V. 13, 4; mit selis gisellou sineu das.; unt
liabeu drüton thinen 111. 5, 19.
einige stellen scheinen auch dem nachgesetzten casus obllquus
llexionsabfall zu gestalten, wenn nur niclit zweifei Avider sie
stattfände. Ludwigslied 2 1-24 lieilk es : liez her heidine mau
obar sc lidan , thiot Franconö mannon sin dionun. kann
aber mannen sin hier lioniinlbus suis (eins wäre vollends
luipassend) bedeuleui' gott liei\ die Heiden über see fah-
ren, und verhängte, daß das Frankenvolk seinen eignen
mannen (dienslmannen ? das waren die Nordman nicht)
unterwürfig wurde? ich halte die drei letzten worle des
textes für verderbt und schlage vor: manun sundiunij,
gott ließ die Heiden den stamm der Franken an seine Sün-
den mahnen, durch diesen nordmannischen einbruch soll-
ten die Franken ihres strällichen wandeis erinnert , geprüft
und gebessert werden, damit wäre der dat. pl. sin besei-
tigt. 0. V. 3, 3 hat: in allun anahalbön mm , auf die
Schwierigkeit welcher redensart ich schon 2, 77 gewiesen
habe, da in allan anahalba V. 3, 12, in allen analialba 111.
14, 26 vorkommt; wie man davon urtheile, dem obliquen
poss. wird sich hier kaum lassen ausweichen, gen. des
j)ers. pron. mag ich nicht annehmen, in einer dritten stelle
scheint 0. den acc. sg. oder pl. fem. tlun zu gewähren:
in gidrahta quemcn thin V. 23, 209. da er sonst über bloß
das fem. draiita kennt 1. 1, 18. II. 9, 94. IV. 31, 17, hin-
gegen V. 25, 27 ein auch anderwärts erscheinendes neiilr.
gidrahti; so möchte ich lesen: in gidrahli queinen tliiu,
und für den acc. neulr. ist die unllectierle form ohne
allen anstoß.
e. für die übrigen adj. ist wiederum zu unlerscheideu
zwischen attributiver sel/.ung und prädicaliver.
«. für tittribittives SLi\\. in der ahd.jirosa gilt, wie beim pos-
sessivuni, die vorselzung des adj. als dnrchgeheiide regel ;
nur K. oder glossatoren ,. die lat. woitfiigung nachahmend,
stellen es hiiilen hin, bedeutsnnior scheinen einzelne aus-
nahmen bei J\.; in den gedichlcn mag es vor oder uach-
stehn.
476 e'iiifdcher satz.
an. vornns<f('st<-Jlt. dor nom. sg. aller gosclil. \\x?A oft (Ho
ilexioii lalircii: ijuot boiini T. 41, 3. 4; fjuot man T. 41,5»
(i2, 11; tjuat l'liL-;.')ii p. IV. 3 5, 2; htiot mau j\. ps. 6«,
20; ?<^// huiiiii T. 41, 3; m6// man T. fj2, 11; /<m6 kiiid
iniii U. 1. 'J, l'i; ein liatz snn'il j\. c.i]). 7G; ein röt juniic-
ling (las. 73; mifilii'l niularsclicit Is. 25, 2; inilihil \vul-
nlssa 1». 2,5, 11; iiilhhll worollmeniyt 0. HI. 25, 4; ivfh
(loliler 1. 6, .5; inicliil ungiwilirl IJl. 8, 10; viic/iel Inniger
]\. jis. ßS, 7; linzil ciiind Is. 'Jl, 14; /j*ii7 ewil T. 35, 3;
liuihliij druliliii 0. I. 7, 9; suntiij scalk III. 17, 59; inu-
IKKJ gnat III. 17, 69; pahvic dinc IMnsp. 30; virinlih
ding Mus(). 12; »Jitfi grab (monumentiim iioviim) T. 213, 1.
seilen der unllcclierle nom. pl. : Hob liereruii viine 0. II.
15, 18; tniehel arbeite N. ps. 68, 7.
der casns rectus ersclicinl aber aiicli fletli'Mt : //ff/ej.s//ej'
man 0. 11. 14, 17; einjaltu wunna V. 23, 165; atlaz,
giial 111. 14, 82; thuHüjaz herzä 111. 11, 18; rozfKjaz
lierzA 11. 16, 12; siiazaz anlNvnrli 111. 18, 37; mauaijc
licliamon T. 209, 3; vianayu ^Vlb T. 210, 4.
ül)li([ne casus lleclleren beständig: uiihhilan soleri T.
157, 4; in (jiiota herda T. 75, 4; lliuruh ihnnö stcli
T. 57, 6.
das adj. al zeigt einen merkwürdigen forlscliritt der
flexionslosigkcil:. es kann nicht blol^ im nom. sondern
auch im acc. sg. aller geschlecliter , so wie im nom. acc.
pl. der flexion entratlien. gewöhnlich steht es al)er vor
dem arlikel oder einem andern demonstrativ, dessen fleclierte
form jede undeullichkeit abschneidet, z. b. al ther liut,
al ihiu bürg, al ihaz folc, und im acc. al then liut, al
thia Nvila; pl. al lliie fianta , al thio suhti. Graft" hat
I, 211 belege gesammelt. einmal erscheint ein solches al
sogar vor dem gen.: fon al slahto linte (ex omni natione)
N. ps. 64, 3 statt allero slahto. daneben darf aber auch
stets die Ilexion eintreten.
bb. nachfjesetzt. der unüeclierte nom. ist nicht sehr
häufig: ther liut al 0. IV. 3, 7; forasago mail 1. 6, 16;
der salanas altist JMus. 25; forasagin cjual 0. I. 16, 3;
salida (jiiiuag 111. 16, 40; murmulunga michil 111. 15, 39;
barn umvahsan (prolem inadullam) liild. ungleich öfter
ileclierl : Krist (juater 0. II. 8, 7; ther sun giiater II.
II, 1. III. 20, 78; ther gotes sun guater III. 1, 44; cdil-
thegan (juater II. 12, 1; ther forasago fjuater I. 15, 26;
-was thionustman guater I. 19, 2; ein ma.n j'ruaterXl. 12, 1;
hiob hehifjcr IV. 2, 29; scuchAri hebiger IV. 22, 13; heri
Tiomen. ßexion. weggeworfne. 477
redihaftev IV. 4, 38; alt Täter marer I. 3, 6 ; wazar liitaraz
II. 8, 42; liliu lilu diunbaz, IV. 5, 8; leii lliaz gaduin
ffdvaivaz IV, 9, 12; gisiuni blidaz IV. 33, 6; gisliz Iie-
büjaz 111. 20, 67; tliaz giscrib foUaz V. 11, 47; tliaz
liiniilrichi Iiöluiz II. 16, 3. 110m. pl. tliie ewarton alle
III. 2.5, 5; tliiu zcicliaii seltsdnn III. 1, 5; tliiii zeicliau
lilu inäiu 111. 1, 5.
oblique unfleclierle casus (außer dem acc. sg. neutr.)
kenne ich nicht; die flexion fehlt nie, namentlich in den
dat. pl. nicht: mit ouguu bliden 11. 15, 34; zeu stetiu fihi
willen 111. 15, 36.
cc. mehrere atljectiva, es begegnen wenig belspiele dieser
in den mhd. gediclilen so gangbaren liauCung, auch bei
0. nicht; entw. hätten die beiden adj. dem subst. voraus-
zugehn , oder zu folgen (wie im goth. manna siuus (joda-
kunds Luc. 19, 12), oder das eine vornen, das andere
hinten zu stehn. dieser letzte fall kommt einigemal bei
T. vor: suui man olatj (cpiidam homo dives) 212, 1; (jnot
man inli relit (vir bonus et juslus) 212, 2 ; beide adj.
sind unilectiert. -wahrscheinlich bietet N. noch andere,
den mhd. Uhnliche fiigiingen: üzer f/uemo reldchrüte'Jt'<-e»io
(ex lierba quadam rureslri) Cap. 130, einemo ist ihm hier
mehr als arlikel, was bei 'V. sumemo wäre, so gelangt
das subst, in die mitte zweier adj.; üzer feldchrute wizemo
hätte er nicht gesagt, sondern dann: uzer wizemo feldchrute.
Anmerkung. es gibt demnach für das attributive adj.
vier ahd. formein: hlutaraz wazar, hlular wazar, wazar
hlularaz , wazar hlular; nur beide erstcre stehn der prosa
zu gebot, im gedieht gellen alle, doch an» seltensten vor-
kommen mag die letzte, der ol)lique ausdruck hat bloli
die wähl zwischen mit ougon bilden niul bliden ougun ;
es lälU sich weder sagen: mit ougon blidi, noch viel
weniger: mit blidi ougon. JMan gewahrt, daft die nach-
sctzung (jern erfolge, wenn ein arl. oder anderes adj.
voraussteiil , so dai\ juui das subst. in die nulle genommen
wird: ther liut al, ther sun guater, ein man frualer, Ihaz
himilrichi holiaz, thiu zeichan sellsanu *). ebenso würde
gesagt werden fdürfen : xibil thiob liebiger, hreini wazar
hlutaraz, und diese Wendung auch der prosa verstatlel sein.
') wie heim nacliprosetzten possessiv: tiier nlto sralk sliior, tliiii
arniA nuiatcr nifiiii, lliic (lriit;i sine, tliiii wtrc iniiiii, tlit'ii jiiri^oroii
siiu'ii, yn;! fjotli. sa siiiuis tlicins l^uc. 15, 30; lliaiia sunu tlieiiiaiia
Luc. 9, 41 11. s. w.
478 eiiijdchcr salz.
chciiwol kann ein iiiplirsilbiges, namcntllcli /ii^ninincnpe-
scl/.lcs siiljsl., oder eine aiiC das suhsl. folgoiule p.Mlikcl
die lleclicile foiiu anregen: cdillliegaii gualei-, Ulm lilii
diiniba/. , lieri oiih rediliafler.
ß. yldji'cllu als pri'ulltat.
aa. ISoin. S(j. und />/. dürfen in allen gesclilerlilern die
Jlexion aufgeben: ili pin arm N. ps. 87, 16; humiij bin
ili jaru 0. 1. 4, 49; v^irdu ib heil T. 60, 4; bvcil ist
pliorta inti tvit weg T. 40, 9 ; säll(j waniba T. 58, 2 ;
jiob wirig ue ist iro cbesliga N. ps. 72, 4; diu erda ist
Jol N. ps. 103, 24; mihhil ist ir ubili 0. II. 12, 81; si
ist heili<i N. ßth. 113; tot ist tbui dobler T. 60, 10; (jtiot
ist uns bier zi wesanne T. INlattb. 17, 4; alt Avas si jaru
O. I. l^, 2; tbcr selbo wag tber was sfn ill. 19, 17; daz
■was fol alles sunien N. Cap. 29; wirt sal diu erda xS. ps.
103, 10; tber wibl werdan sdluj 0, V. 23, 54; tber hlinl
liiar saz III. 20, 37. beispiele des pl. : tliaz wir birun al
ijilich III. 3, 17; wollun wir ijilos sin 1. 18, 15; siclmr
jiiugun s*n wir tbes ad Lud. 74; Sit ivachar ! V. 7, 53.
62; iben ir birut filu zeiz II. 19, 25; iii s?t irbohjan wibe!
V. 8, 58; warun tbes (jiwon I. 1, 65: kbenfun sint su
JireJ't/c IMusp. 45; sie sint goles \\or[6 Jl/zuj 0. I. 1, 107;
sie sint uhil II. 12, 89; oba iu tbio ininna sinl nu heiz
II. 9, 25; pediu sint sie arm iinde dxirftiej jN. Blb. 121;
tie wellen werden geivallfg N. Blb. 112; werdent sat
N. ps. 147; scamerj werden (confundantur) N. ps. 69, 3.
Ist das subject selbst ein adj. so unlerscbeidet seine llexion
es vortbeilliaft von dem undectierten pradicat: säl/g birut
ir arme 0. II. 16, 1; salig tbie armberze II. 16, 17;
sälr'g sint armuoligö N. ps. 71, 2.
allein die llexion kann aueb bebarren : tbü bist al ho-
ner IV. 20, 163; wird tbii stummer sCirl I. 4, 66;
tbaz er suntiloser si III. 17, 39; tber licbamo ist in füler
III. 24, 83; tbes ist der dag al füll er V. 19, 30; des munt
foller ist ubelo sprecbennis N. ps. 10, 7; so ist tber wizod
alter iizana herier III. 7, 29; tber puzz ist lllu diufer
II. 14, 29; trübten ist hoher N. ps. 112, 4; tir ne ist
helkher N. ps. 85, 8; der geznngeler ist, der ist diccbo
lukhe'r N. ps. 139, 11; tber hlinter Avart gihoraner 0.
II. 20, 82. III. 21, 3; wurti heiler IV. 21, 27; gat mitle'r
dero planetarum N. Cap. 43; giang Rrist hithurnter ioh
hißlter IV. 23, 5; wart si sar io heilu III. t4, 25; wart
tbiu dobler sar io heilii III. 10, 45; ibiu quenii nunu ist
kindes urminnu I. 4, 50; ist iuwer mieta mihhilu T.
» nomen. flexum. weggeworfne. 479
32, 8; tliisu lt*ra iniiiu, wizU, nist 81 minu 0. III, 16, 13;
gihaltinu wurli IV. 29, 16; imo was iz heizaz IV. 21, 25;
thaz uns iz oj'anaz ist IV. 33, 40; iz ist gole filu leitlaz
II. 18, 24; thaz imo ist io (jislahtaz II. 23, 15; tliaz wig
thaz ist so hehUjaz IV. 13, 31; heile weset! T. 223, 2;
säluje birut ir T. 22, 16; siat alle dole 0. III. 18. 30;
säliije siiit niandware T. 22, 9; säli<je tliie niilte 0. II.
16, 5; alemahlicje sint N. Bth. 103; wtirtun heile 0. 111.
14, 66; wanin siu betlu gole fihi driilu I. 4, 5; alliu
diniu gebot siut wuriu N. ps, 118, 86.
INIau sieht, daß beginuende, dem subject voraus gehende
prädicate lieber unllecliert, ihm nachfolgende und schlie-
ßende lieber llectiert gesetzt werden, wiewol mit mancher
ausnähme, überall, wo ein unbestimmtes neutrum steht,
z. b. in den lat. Sätzen verum est, bouum est, niu[\ die
unfleclierte form gebi-aucht werden, sobald das subject
gar nicht ausgedrückt wird: guot ist uns (pracstat), wo
nicht guotaz gesagt werden könnte, tritt aber das ))ronomeu
IS als scheinbares subject voraus (s. 224. 274), so kann dahin-
ter nun das flectierte prädicat folgen : iz ist uns fdu guotaz.
bb. Ungern entbehrt ein pt^'ddicativer acc. die flcxion:
thu findist fol then salmon fon thesen thingon (invenies
psalmum bis rebus referlum) 0. IV^. 28, 23 wo das subj.
nachfolgt; gewöhnlich wird sie ausgedrückt: sinan slual
liaz er italau IV. 99, 44; er det in dag leidan Hl. 20,
168; er habet alegaro (jespannenen siiien bogen N. ps. 7, 13;
sih sata giruzi 0. llll. 24, 26; iz habet ubarstiqana in
uns jngund managa I. 4, 53; er thar niheina sligilla in
fuHaz ouh nnßrsUujana II. 4, 9 ; gerlo dia er io lorbou-
mina treget IN. Cap. 13; ih habcliz io (jiwissaz 0. III. 24,
93; duit ims iz urwdnaz I. 4, 52; machunt iz su rehtaz
I. 1, 15; ih az daz prut hidunchötez N. ps. 101, 9; Ihaz
er gigarawe thie liuti tvivdirie 0. I. 4, 45 ; ahlun blinde
(coecos) N. Blh. 206; nuchel hunger tuot pröt siioze^ mi-
chel arbeile tuont cnada suoza N. ps. 68, 7. hier ist suoze
unllecliert, suoza lleclierl, an jenes sl.ilt dürfte auch ste-
hen suozcz. in folgcMiier stelle wird das erste ad), (lertlcrt,
das zweite nicht: thu ni mäht ein bar thes falis(\s tvizaz
giluon odo snarz T. 30, 6, es schien geinig die (l('\i(»ii
einmal auszudrücken. golh. ni magt liia lagl hveit ailh-
thau svart galaujan Mallli. 5, 36.
y. Wenn sich mittelst dos adj. oder paiiirips ein Zwi-
schensatz anknüpft , gebührt ihm innner die llexion. die
belege werden bei abhandlung des moliriachcn sat/.os voll-
480 einfacher salz.
stäiullgcr folgen, iliier blelel zumal N. an liaiid : mir tlaz
«iiqa liniI)oiL'la /ü//«?i liilno Ulli. 10; tcr, lone (iailia /.c
liüiiia chomcncr, y.o coiisiilalu geslcig Klli. 124 ; in einemo
hadiinc , J'oUano wazcies Cap. 08.
3. I\lli(l. vcili; Ilcii sich
a. andtr , unser, imver , xvedcr w'm im alul.
b. der Ijcstiiiinilc arl. gclit seiner llcxion nie verlustig,
tlcr nnheslimmle im iioni. sg. aller gesclil. und acc. sg.
jieulr. iiimier. im acc. sg. masc. und lern, iibcrwiegl zwar
tlie lleclierle form einen, eine, doch gilt aucli lür beide
undeclieiles ein (beispiele hal ilas wb. zu I\v. p. 91. 92.)
conslruclioiicn wie: ich laze die naiil ein lac sin Iw. 2136;
icli hall ein toliler Iw. 4470 waren a!id. unslaühaft. geu.
und dat. fordern aber auch mbd. slels die Jlexion. ^venn
in. einer s. 453 aus Wigai, 4795 angezognen stelle nach-
gesetztes ein für einem steht, so ist es weniger die ui\-
ileclierte form, als erweichung des auslautenden INI in N:
ein = elm, eime, wie sonst heiu , boun für heim, bouni.
c. possessiva
a. dem subsl. vorausgehend üectleren den nom. sg. aller
geschl, luid den acc. sg. neuti". fast niemals, und wie
beim unbestimmten art. wiift auch acc. sg. masc. und fem.
hin luid wieder seine llexion weg: allen din (wo nicht
den?) lip Diut. 3, 54; zwure ez get im an s/n Kp Iw.
4644 (wofür das wb. p. 385 siiien vorschlägt) ; sfn
gesunt (sanilatcm) Iw. 5635; dechein sin richeit X'N'h.
5, 19; durch sin güete Iw. 5537; s/n rede Iw. 5282;
viin senede ntjt Iw. 1811; mm guote salbe Iw. 3689;
Sin ere Diut. 3, 48; al min ere Iw. 4832. 4875. 7398.
auch diese ilexionslosigkeil ist dem alid. noch fremd, von
flectierlem nom. habe ich mir nur ein beispiel gemerkt :
miner sin Ben. 194. gen. und dal. lleclieren slels, nom.
und acc. pl. häufig: siniu werc Wallh. 33, 27 ; 5mii< rör 33, 8.
ß. in den ged lebten, nicht in der prosa, folgen sie häufig
nach dem subst. , und dann hört alle llexion geAvölinlicli
auf. daß diese iinverändeiliche possessiv form nicht für den
gen. des peisönl. pron. genommen werden dürfe, wurde
schon s. 339. 340 angemerkt. es bieten sich belege zu
jedem casus dar, doch am wenigsten zu dem gen., dessen
festere llexion gewis den längsten ^Yide^stand leistete,
jiom. sg. : der man dhi Diut. 3, 50; der sun min Parz.
56, 5; der vater sin 'Yro]. 563; diu helle min a Ileinr.
239, 18; daz erste tagewerc s/n Diut. 3, 42.
nomen. ßexion. weggeworfne. 481
voc. sg. : herre linde bruoder mtnl Parz. 7, 19; vil Iiebiu
vroiiwe mini Gudr. 1489, 1; meister mini Trist. 3541-
lierre mini Trist. 4015; lieber herre mtnl aHeinr. 242,
39. 255, 41; friunt lieber und geselle mtnl Frib. Trist.
369 *).
acc. sg. masc. : den stuol min Diut. 3, 41; den bruoder
sin 3, 58. 59; den bruoder intn Parz. 6, 25; den neveu
min Parz. 46, 9; durch den willen min Trist. 18585;
den leptagen sin Troj. 541.
acc. sg. fem.: üf die triwe din Parz. 21, 9; die müezige
jugende min Trist. 4412; die Itpuarunge sin Troj. 535;
die cläreu swester sin Troj. 821; durch die saelde min
Wh. 48, 28.
acc. 8g. neulr.: iuz herze sin Wh, 13, 19.
gen. sg. niasc: des vater min Parz. 11, 2; des ankers
din Parz. 50, 1; gen. sg. Tem.: der marter din Wh. 49, 12.
dat. sg. masc. : zem wirle sin Parz. 460, 1 ; zem gaste
sin Parz. 170, 9; üzeni buosem sin Parz. 51, 15; nach
dem bruoder sui Wh. 12, 13 ; zuo dem gruzen ringe sin
Wh. 21, 30; au einem friiuide min Trist. 752; nach dem
willen min Trist. 4405; nach dem stamme sin Troj. 633;
mit dem siiezen lluzze sin Troj. 1152; dat. sg. fem.: zer
swester sin Parz. 422, 13; der triulinne min Nib. 2142, 3;
■von der geselleschefle sin Troj. 738; bi der vil hulien
Sivlde min Troj. 1809; der liebten \arwe sin Troj. 1685.
nom. acc. pl. masc. fem.: die hende min Parz. 51, 8; noni.
acc. \A. neutr. : chint din Diut. 3, 59; diu ougen sin
Parz. 301, 27. voc. pl. lieben mini Diut. 3, 42.
gen. pl. ...
dat. pl.: nach gruzen <?ren sin Trist. 334; von den schul-
den min Trist. 14!.)9; ze den beinen sin Ti'oj. 1658; von
den schulden sm , von den unsiulden min \\\, 4067.
Nur ausnahmsweise findet Ilexion stall: andern goten
sinen Wli. 9, 9; durch die gnade sine blore 314; vriunde
tnine ]\ib. 1851, 3; nihl weine, lohler mine , diu klaren
ougen dine diu en suln nimmei- werden rot Trisl. 92S3
(vielleicht zu lesen niiniu : dliiiu?); die Irable sine Trist.
870; die geste mrne : die dtcnc sine Gudr. 387, 3; die
niage mine Gudr. 610, 4; den vater dinen Gudr. 1479, 3;
•) in Hiesem voc. Iä(\t aiicli «lie prosn nocli nnclisetzunj zu: vnter
unser! Bertli. 154. vgl. oben s. 'X\9.
Uli
482 einfacher satz.
Ulli tk'ii giselu sineti (»iidr. 15.VJ, 4; zuo dtr g('^[)ilii mt-
iieu: (Jen liclilen dinen (nulr. 16Ü3, 3. 4; diu Irotiwe
tni'nc: die Iiclde sine Giidr. KiSS, 4. in diesem letz-
ten gedieht niaclil der klingende reim die beispiele liäu-
liger, die ISib, würden in gleichem fall sl«ls unllcclierte
i'orm gewJifiren. henierkcnswerih steht der art. nacli dem
subsl. : Iride den in/neu (pacem nieam) Gudr. 1539, 3, Nvas
auch heiiicn dürfte: den fride minen *).
d. Übrige adjecliva
ct. atlributiv gesetzt, und zwar
aa. dem siibst. voraiisaehend. hier büIU der nom. sg.
aller gcsclil. und der acc. neulr. ziemlich oft die lloxion ein.
gnot man Walth. 44, 10. Tarz. 740, 29. Anigb. 4ö''; guot
bruoder Ms. 2, 111»; (fuot rililasr Parz. 826, 6; (juot
Jrust Wh. 268, 30; (/uöt rat l\v. 944; (jrdz jamer Tarz.
127, 10; (jruz wint Parz. 200, 12; sus 'jröz unpris Wh.
71, 16; (Jiöz schade Parz. 27, 28; niichtl gedranc Aib.
594, 4; einte man Parz. ?4, 25; manec man I\v. 198.
1094. 2776. 4558; tnanec stich I\v. 1374; vianic degen
]\'ib. 636, 4; stoiihec sunt Parz. 679, 28; luoter muot
I\ls. 1, 88»; ßeiselUich zorn Ms. 2, 143^ j iverltlich prls
Parz. 412, 18.
tfuot gebicrde Parz. 414, 23: (ßiot gescUescliafl I\v. 5110;
tjroz sorge Parz. 511, iOf yröz sa^lde Parz. 545, 8; (Jt'oz
inüede Parz. 553, 1; fjt'öz liwe Parz. 509, 6; fifSz rulieit
Parz. 107, 2; </»'«- liebe Parz. 78, 23; reht genade 'J'il.
60,4; hoch pure Parz. 292, 30 ; stvuch geburt INls. 2, 160^';
inichel freude ]Nib. 596, 3; manec maget Iw. 47; si
liuhtec bluome Tit. 103, 3; halsemmwzec statte Parz.
427, 17; roimisch krune Wh. 434, 11.
(fUOt wip Parz. 740, 29; (juot gemach Iw. 1693. 1783.
4383; (juot heil Iw. 596; Uep kint INIs. 2, 160=«; ijroz
dinc Amis 1481. Berth. 88; tjroz her Wh. 378, 7; ijroz
herze Parz, 317, 26; tjroz leben Parz. 6, 6 ; su (jroz wip
Parz. 584, 13; so lane wfp 5S4, 19; snell ors Parz. 292,
30; rot golt Parz. 37, 7; lieht gesleiiie Parz. 335, 18;
arrehesch golt Parz. 100, 28; hellesch uiigemach Parz.
482,2; michel guot Amis 1591; sidiu hemde Nib. 1792, 2.
beispiele von adj. zweiter deck sondere ich, weil ihr E
zweifelhaft sein, luid (im sg.) auch für die schwache form
gelten könnte: uf grilene velt Parz. 64, 25; al griiene
*) den gekürzten dat. pl. von den witzen sine Parz. 300, 17 setzt
Laclimann, \gl. von sineni wibe und n/A- ir kint AVIi. 44, 15.
noinen. ßexion. weg^eu'orfne, 483
klö Parz. 679, 28; hvese nuEre l\v. 3096; hoese weler
Parz. 448, 29; so schcene heil Wallli. 122, 6; su ^vtse
■wort Amis 1350; nnstppe geselleschaft Iw. 2704. doch
das alid. uluwl grap (s. 476) entscheidet für die starke,
uiiÜectierte form.
Zumal ergeben sich diese unlleclierten adj. im casus reclus
nach dem unbestimmten art.; ein guot kueht Iw. 2901;
ein guot sile Iw. 1872; ein vrum mau Iw, 559. Aw. 3,
170; ein groz schal Amis 928; ein sxvach sin Parz. 524,
23; ein scelec man Iw. 1118; ein grimmic man Nib. 1736,
3 ; ein geivaltec man Parz. 429, 5 ; ein scliellec hase Parz.
1, 19; ein zornic got Parz. 43, 28; ein heilic man Amis
959; ein heilic pfafle Amis 1544; ein erhaft phail'o IMerig.
61; ein heideiisch man Parz. 813, 17; ein michel diet
Iw. 1488; ein (jlüendic ghiot Parz. 81, 22; ein touivec
rose Tit. 110, 1; ein hluotie vackel Troj. 23504; ein erlitt
skit Merig. 81; ein guld/'n vingerlin Nib. 627, 3; und
zweiter deck: ein xvise man Parz. 5, 11. AYh. 325, 28.
WigaL 6344. Amis 48; ein küeue man Nib. 1993, 4;
ein tjevüege man Amis 14; ein kämpf beere man Parz.
335, 2; ein schiene liorn Nib. 892, 4; ein schäme rilter
fundgr. 265; ein r/che künec gr. Rud. D^; ein schcene
frowe Wahl«. 27, 23; ein schcene wip Nib. 16, 3. Walth.
86, 22. 92, 19; ein siieze wip Parz. 90, 21; ein reine
wip Ms. 1, 184* 2, 49a 259^'; ein schcene bilde :Ms. 1,
195**; ein schcene hus Ms. 2, 160^'; ein veste hus Pieinh.
1683; ein vesle baut Parz. 299, 5; ein kleine bremc Wh,
335, 8; ein kleine wunder Reinh. 332, 1125; ein bcese
buoch Amis 233; ein seltswne kunder Walili. 29, 5; ein
vrenide miere Iw. 4528; ein kleine pelzelin Wh. 84, 23;
ein kleine vingcrliu Parz. 76, 14; an ein grüene gras
Reinh. 715.
zweifelhaft, ob im einzelnen fall das lose adj.: ein
arm man, ein alt mau, ein junc mau, ein junc frouwe ;
oder Zusammensetzungen: armman, alluian, juncman, junc-
fi'Ouwc anzunehmen seien.
Oblique casus entsagen der llexion seltner. der voc.
liat kein bedenken: trat geselle! Iw. 1471. 2146. 2159.
Reinh. 909; triit mac! Reinh. 1073; tnU sun ! Trist. 3958;
trüt vater min! 3969. auch acc. sg. masc. und fem. nicht:
rot schilt Parz. 211, 9; heidensch ordeh Parz. 13, 28;
höh avt Wh. 346, 2; wetiic ^re Nib. 591, l; magtlich
sorge Tit. 56, 2; an schiltli'ch vart Tit. 147, 4; gruz
gebe Parz. 421, 26; ein übel varl Iioinh. 1212. zwei-
II h 2
484 c'uifachf.r safz.
tlcdli^ liir (I<!n acc. 8g. fem. .^ii)tl acjj. /.weiter decl.: oiii
nusi^nfla iialil Amis 2.54'J : ein schwiie baren Amin 937;
(las kann iiiillcc licrl uiiil llettiert sein, Nom. acc. [)l. aller
gesclil.: hhmc lieiide Tit. 15ti, 2; micliel ören Diiit. .3, 39;
siimelich iimo lleinli. 2258," schanut wip Wallli. 50, .5.
für den dat. pl. lindet sich: mit (jtildin nagelen Tit. 141,
4; dtMU Sarrazin (s. 467) vergleichbar; mit wentc Hüten
l'aiz. 700, 26. für den. gen. ?g. etwa : snt'wec bliiotes
/.aller dri Parz. 296, 3; in(tne(f orscs fiioz i'ar/. 379, 20,
doch braucht man nicht auf den gen. zu beziehen, sondern
dürfte CS beidemal auf das ihn regierende subst.
DaU ul im casus rectus »inllecliert stehn könne (s. 476)
wird man erwarten ; es muH nun auch entschieden für
i\e\\ üblit(uen fall zugegeben werden : al der Kp Parz.
625, 3; al ir nuiot Iw. 3807; über al daz lant Iw. 3700;
al die vrist Iw. 1205; al die ere Iw. 5442; in al der
AviJe Parz. 633, 2; al der riter Parz. 644, 10; al der
frouwen Parz. 561, 14; in al den landen 556, 10; in al
mitlen Rol. 42, 5 (granim. 3, 106.) daneben aber: aller
sui smerze Parz. 584, 6; in allen lajiden 632, 3 u. s. \v.
Neben solclien der llexion verlustigen wurtcrn stehn auch
sonst die Hectierlen.
für den casus rectus ist bemorkenswerlh : während nom.
inasc. und neulr. lieber die ilexion abwirft, behält sio
nom. fem. und pl. neutr. lieber, hier wirkt wieder, was
ich s. 462 sagte, die weiche vocalische ilexion des fem.
unterschied sich von dem consonantischen masc. und neutr.
genug, ohne dali diesem erst ilexion gegeben zu werden
brauchte.
nom. masc. : tjenuoger rat Parz. 78, 2 ; mitter morgen
Parz. 710, 22; vil kleiner list Iw. 1300.
nom. acc. neutr.: allaz. reht IMerig. 58; halbez pKalt
Parz. 235, 10; gfobez pfant Wh. 373, 12; w/pl/chez
lachen Tit. 5, 1.
nom. fem.: rehtiu niinne Walth. 22, 5; rehtiu slnctekeit
Doc. niisc. 2, 184; volliu haut Wh. 389, 27; volliu tugent
]Ms. 2, 210'; lan(jin wile Parz. 403, 7; %visiu zuuge Troj.
13908; tverdiu minne Waiht. 98, 40; nidriu niinne JMs.
2, 25'»; krankiu wünne JMs, 2, 195^; swachiu wünne
Parz. 484, 20, Wh. 94, 18; (jamiu richeit Parz, 508, 13;
siechiii freude Parz. 531, 28; yetneiniu klage Parz, 755,
2; xväriu ntilte Parz. 297, 20; wäriu zuht 319, 5: wäritt,
triwe 532, 10; tväriii melde 592, 8; ellenthaßiii tat
542, 4.
iLOinen. Jlexioii. weggeivurfne. 435
iioin. acc. \)\. ueutr. : reiniu \vip Waltli. 45, 18; wisiti
vvfp Nib. 1473, 35 irriu wip J\v. 289.5; volschiu wip
Ms. 1, 22''; Uehtiu Avange Nib. 572, 4; hcesin niaere Nib.
960, 2; leidiii nutre Keinh. 778: tfuotiu iniire Aw. 3, 170;
breitiu velt Ms. 2, 162^; scha'niii laut Wallh. 15, 6;
(juotin Averc INIs. 2, 142''; vrischiu kleider I\v. 3454.
viicheliu kint Diut. 3, 60; kleiniu vogelKn Ms. 1, 75^.
reiniu herze Ms. 2, 127'^; unkundiu wort Parz. 115, 23'
nazziu ougeu Parz. 155, 14; kinziii jar Parz. 292, 3.'
Wli. 242, 10; hlanhin waslcl Parz. 423, 21; (j(ehiu pliaiil
67, 20; süeziii wort 94, 19; bloziii bein 63, 15; hlöziu
liär 232, 16.
Dasselbe ergebnis bei vorslelieiidem ein für masc. und
fem.; noiilra liaben im pl. keinen unbestimnilcn art. und
im sg. beliaiiplen sie die ilexion liingcr: noni. masc: ein
tvizer i)riuiiio Merig. 126; ein richer bisdiol" Amis 2029;
ein sdiärpfer gart Parz. 90, 11; ein vrnmer man Iw.
2860; ein btvser man Iw. 38; ein also geJpf'ev riibin Iw.
625; ein ultiviser man Parz. 109, 13; ein reiner touf
Parz. 28, 14; ain tinsihtiger gcist Iw. 1391.
nom. acc. neutr. : ein lantfez mtcre Parz. 3, 27; ein
hreitez geriule Iw. 401; ein vestez hac Wigal. 649; ein
(l'tcUez liac Wigal. 2125; ein xvdrez nein Waltli, 15, 6;
(111 Uehez ende Wolfr. lied. 7, 32; ein helfelichez wort
das. 7, 38; ein (jueckez fiwer Parz. 71, 12; ein anfjest-
lichez wip Nib. 604, 4; ein dürkelz wenken Tit. 89, 4;
eiu iverdez wip Parz. 81, 25; ein tjanzez her 131, 20.
nom. fem.: ein tveichiu wamba Diiit. 3, 46; ein süriu
ougenweide Tit. 23, 2; ein xvdriu fliilit Parz. 4, 22; ein
fremdiu zcclie 5, 21; ein vil nclriidiche ger 29, 7; ein
.swarziu Irouwe 41, 18; ein heinliclnu (>re 44, 23; ein
tverdiu volge 54, 25; ein sürziii zit 136, 21; ein si'teziu
maget 806, 24; ein holiiii linge 177, 6; ein Inntjin \iric'
183, 8; ein (jroziu miiede 162, 15; ein niöziu scliai
183, 5; ein iverlichiu schar 469, 1; ein stvemjin nut
296, 7; ein krankia koste 530, 24; ein werdiu bruoder-
schafl 473, 5; ein riutfiu sat 372, 8; ein darin sul 589,
5; ein kurzin want 584, 18; ein tjemeiniu sage 668, 28;
ein elhnlhaßin vart 603, 28; ein' nülzin arbeil 827, 24 ;
ein veniu ziiovarl Wli. 121, 19; ein kUinin zise 275,30.
es heilU also meislcnlheils : gnot man , giiotiu froiiwc,
giiot kint; ein Irum man, ein frnmin IVoiiNve, ein frum
kint; kann aber amh licil^en: gnolei- man, ein frumcr
man, so wie gnol frouwe, ein Irum frouwe. melirsilhigo,
4^6 ein Jacher tailz,
zumal die auf ec, escli, Hch wciclien der flexion niis. für
einzelne ausdrücke Jial sich auch durcli gcwolinlieit bald
die eine bald die andere fonn festgeselzt.
wälireiul der voc. l)ci trut keine flexion annimmt (s. 483),
hat er sie bei liep : licher herre liol. 38, 17. I\ib. 672, 1.
865, 4. Iw. 431.5. 5460. 5856. 6016. 6130. 6835; lieber
bruoder! Nib. 287, 3; Uehiu vrouwe! Nib. 795, 3. 1344,
liehiu niuoler! Nib. 15, 1. Kl. 1433. 1450. 1533; Uthiu
swpster! Nib. 1020, 1. 2039, 3. 2300, 1; liehcz wip!
Reiiili. 1053. Ebenso: ir vil tiiinher man! l\v. 4993.
Bari. 11, 31; du vil tumhez wihl! Bari. 11, 21; si'iezer
sun! Tit. 7, 2; schcenev vriunt! Tit. 69, 1; süeziii maget!
'Jit. 66, 1. 68, 1; sielujez wip alleiur. 251, 27. pl. snelle
degcne! Nib. 1784, 2.
die übrigen casus, da sie nur selten ihre flexion ab-
legen, bedürfen keiner belege; namentlich steht der gen,
))l. überall llectiert: lichter ougen Nib. 573, 2; (jrozer \eiCle
587,4; sneller degne 608, 4; starker rigele 612, 4 u. s. ^v.
bb. Nachgesetzte attributive, unflecliert.
liom. sg.: der künec her Parz. 6, 29. 48, 4. Nib. 2116, 1;
der knappe ivert Parz. 187, 21 ; der beiden buntgevar 764,
14; der juncherre lyünneuar Troj. 698 ; der lielt </mo^ Nib.
2135, 2; der degen guot Parz. 30, 4; der knappe unbe-
t^vungen Parz. 137, 21; diu künegtn genial Parz. 31, 7;
diu lierzoginne lieht genial 764, 20; diu beide rd< Wallh.
122, 31; diu frou^ve zulit geleret Parz. 131, 7; ein mUze
"W'ola breit Diut. 3, 45; ditze \\\h lussam Diut. 3, 49;
daz jar also lanc] alfeinr. 253, 1; in diz getihte groz
Troj. 239; decklacheu hennin Nib. 1764, 1.
voc. sg. : hell guot! Nib. 2121, 4; riter lobelichl Nib.
517, 1; vrowe liep \ Nib. 976, 4; gevatere </i*of/ Reinh.
1232; küneginne richl Nib. 1729, 1,
acc. sg. : ein kolben also groz Iw. 469; für einen anker
groz Parz. 18, 9; üf einen kuller riche "STigal. 2761;
den apfel rfche Troj. 1839; in einen rok pf ellin Wigal,
700; die küneginne wis Parz. 44, 9; sptse xvarm, spise
halt, spise nixve und dar zuo alt Parz. 238, 15; üf die
gütinne richerkant Troj, 2020.
dat. sg. : an deme himele 7vit Diut. 3, 44; an dem
künege her Nib. 2074, 2; üf dem helme hoch Parz. 36,
16; von dem belle glänz Troj. 9186; nüt ir bluote i'ol
Troj. 12874; mit golde rät Troj. 514; in eime walde
wilde Troj. 4874; mit einem pcllez hermin Wigal. 701;
jLonien. jlexioii. weggeii^orf/ie. 487
uf einem kuller rtclie AVigal. 3331; der kiineginne riche
Parz. 23, 22 ; von der kiineginne rieh Parz. 48, 1 ; ze
der wiieste (jröz Tro). 467; bi der hende ivH Troj. 5620 j
in der Averlte breit Diul. 3, 60; mit ir vackeln heiz Parz.
.532, 15 ; von einer hiule vischm \\ igal. 809 ; an einer snüere
$idin Parz. 51, 16; der meide tvo/^e<«/i A\igal. 2466. 2929.
gen. sg. : mau pdac des heldes unverzatjt Parz. 426,
II; si pHägen varwe glänz 765, 9.
uom. acc. pl. : die fürsten her Parz. 52, 17; die beide
vil yemeit INib. 1815, 1; die lielnie (jtiot Nib. 2296, 3;
ir arme blaue, ir ougcn hliir jNls. 1, 25-'; da ligent inne
phelle breit Parz. II, 17; die Schilde tjlanz Troj. 4076;
umbe krapfen breit Parz. 207, 2; da stuonden kerzen
harte (jroz Parz, 35, 17; des pldagen beide unverzagt
(H), 22; in diu venster wit Parz. 24, 3; daz wären tier
ijuldin Wigal. 781; diu wazzer wilde Troj. 6173.
voc. ])!.: ir bekle vil gemeitl Nib. 2045, 1; recken
vil her! Nib. 1794, 3.
dat. pl.: von den winden scharf Ms. 2, 243^; ob den
porlen hoch Parz. 31, 13; den rosen rot , den lilien tviz
INI«. 1, 3^; mit den ekken bluolvar Wh. 385, 29; mit
swerten bar Wh. 387, 28; diu senewe gelichet magren
sieht Parz. 241, 13; mit seilen Si'din Wh. 16, 9; l^z Hin-
gen herte Troj. 6416; Az den ilinsen herte Troj. 12556;
von aventiuren tvilde Troj. 283.
gen. pl : deie wurme ^/»'emam üiut. 3, 47; die gülinne
aller berge hoch Troj. 1012.
Doch findet auch noch die llexion bei der nachselzung
statt: der knappe guoter Parz. 138, 7. 156, 30; der degen
</MO<er INib. 341, 5: der vater vil (juoter Mar. A7 ; ir kiini-
ber manieoaller ^^ allh. 102, 23; neina herre guoter !
Parz. 476, 14; friunt (juoter ! Troj. 5203; ein licrze
trürigez Gudr. 1309, 4 ; trinken nxaneijez Wh. 326,
15; ein wölken so triiebez Ms. l, 33^; eine zungen
lange Diut. 3, 44; ein arciie wuiulon starclte (foiteni)
Diut. 3, 60; an eine wise lange Ms. 2, 55*'; durch
die werk breite Mar. 201; eine slimnie grimme Wigal,
2042; eine tobter guote JMar, 42; schiUle wol gemäle
Parz. 66, 30; pfaffen geuuoge aHeinr. 270, 20; rinder
feiztin Diut. 3, 99; wazzcr genuogiti ^lejigarl 7; zweifeU
liaft sind aber in diesem fall die ausgiinge -ew , da sie dei-
starken oder schwachen llexion gehören können, namonl-
licb im acc. sg. masc, und dal. pl.: einen rok iviten
Wigal. 746; vor den litern allen ^^ igal. 1895; mit vriuiden
48S ein Jacher huLz.
inanecvalleu Keiiili. 3f)0, 2034; mit 6j)crn ttoI fjeinäleii
l'ars, 5'J, 5; uz den sorgen also sivivren .Mar. 40.
CO. Mehrere allrihutive.
Ersler fall : dem sitbst. vorausgehend,
(icc. (las erste 'm\]. Jtecliert , das zweite niiflecllerl t ein
iverdiu xvindisch diet l*arz. 496, 17; ein edeliu schosne
frowc W'allli. 46, 10; inanifiiu süeze zunge Trist. 17.'J74;
ane fjroze diu iiiiere l\v. 55<S.
ßß. beide ßectiert: ein kleinez hellez hörnelin Trisf.
3202 (aber bei Müll. 3089 kleinez helle, bei Üroote 3203
deine hellez); in heller siiezer slininie Tit. 132, 2; si'ner
kleiner toliter Tit, 22, 3; von innerm niinem lierzeu
Aw. 3, 152.
yy. das erste un/lectiert, das zweile Jlectiert : ein stolz
tverder man Parz. 102, 1; valsch (jeselleclicher nuiot
Parz. 1, 17; sin jungin loliler Tit. 20, 2; ein vil swlec
werdez Ingesinde Tit. 9, 2 ; reideleht lanc priinez har
Parz. 253, 30; mit hrim reidem hare Trist. 3919; zumal
merkwürdig ist, bei zwischentretendem und, der gen.: tviz
lind sivarzer varwe er schein Parz. 57, 18.
d'J'. beide imßectiert, und das ist die gewöhnliche Avelse :
ein (jrä wise man Parz. 127, 21; ein strenge scharpf
gericli Parz. 330, 10; da stuont al kurz griiene gras Parz.
75, 18; ein menlich h'öfsch man Parz. 677, 24; ein rein,
hoch gemüete INls. 1, 169^ ; ein offen süeze wirtes ^Yip
Wolfr. lleder 6, 9; ein reine stelec Wip JMs. 1, 84^; ein
kleine geßiege seitiez» Parz. 826, 7; ein schcene ^vol ge-
zieret lieide Wallh. 21, 4; so manec guot riter Iw. 42.
2453; nianec vruni riler Iw. 1828; vianee bcese man Iw.
2485; uianec wert amman Parz. 205, 15; manec sin
genuz "VVIi. 214, 3; manec hoch bcrc Diut. 3, 48; manec
kämpf ivise man Iw. 7262; manec sfn rotte Wh. 35, 30.
Zweiter fall: dem subst. nachfolgend. diese structur
fordert fast Immer eine verbindende conjunclion.
««. das erste^ec/ierf, das zwe'üe Uiiflectiert. ohne beispiel.
ßß. beide Jlectiert: siben eher sconiu unde volliu Diut.
3, 98; suu lieber unde guoterl Troj. 14377; ein Stange
vil gvüze nnde vil lange Reinh. 977; zumal im dat. pl.:
mit steinen grozen unde kleinen En. 8362 ; mit sulen um-
behangen breiten mide langen En. 12727; under den
oucbr.ln lanqen unde grcin En. 2713; mit Stangen grozen
unde lanqen Reinh. 353, 1674. ähnlich ist: goltspangen,
gevuogen niht langen Diut. 1, 12.
nomen. ßexion. weggeworfne. 4^9
yy. das ersle uiiflectiert , das '/.weile Jlectiert: sin niuot
J'ruot und (juoter Frib. Trist.; creatiureii zum und tvilden
Ms. 2, 242».
(yj*. beide unßectiert: der riter fcwe»i unde giiot Nib.
2156, 4; der Jierre hübesch und (jemeit Prib. Trist. 1959;
einen roc swarz phellin Nib, 893, 2; den bern (jvoz unde
5/arc Nib. 898, 4; der jungelinc schcene und s^o/z Troj.
603; ein messe schoene unde /«nc Amis 1464; sin varwe
liiter unde (/tcol Trist. . . ; durch eine brücke
steinin (jroz Tarz. 354, 6; ir brüstel linde unde %viz Parz.
110, 25; ir hende Inter inide weich Troj. 4137; die lielde
hiiene unde giiot Nib. 1741, 4; die gesle r/c/te unde wert
Troj. 1172; Striemen rot unde </e/ Wigal. 1441 ; mit plielle
^vit unde /awc Parz. 39, 19 ; zuo dem mer tief uiule naz
Troj. 14011; mit vil riclien betten ianc unde breit Nib.
1762, 3; mit worteu /«fer unde glänz Troj. 275; den
guten bescheiden unde 'tyf5 Troj. 1583.
Dritter fall: siibst. in der mitte.
an. das vorstehende^ecfierf, das nachstehende unßectiert t
ein ÄMe//er helt (juot Nib. 2210, 2; zierlicher {\cgen fniotl
Frib. Trist. 2872; ein grmver priesler alt Parz. 817, 8;
ir dicker muut heiz rötgevar Parz. 435, 26; ein trüebez
wölken unde die aHeinr. 237, 35: ein ragendez här
ruozvar Iw. 433; guote schilde tvit Nib. 1792, 3; lange
seke unde wit Avv. 3, 187; reide loke goltvar AA igal.
877; zivene schuolie rinderin Ti-oj. 1657; allin -wa/zer
nianecvalt Troj. 840; von roteui goldc </«of Nii>. 1733,2;
manegen kolter sjxche Nib. 1763, l ; mit guotem sj)ecke
eberin Pieinh. 1936; mit getriuliclier liebe ganz Parz.
765, 22; von ziven scluxMien armen i!>/anc ]Ms. 1, 47"; mit
lichten Sparren rot Gudr. 1371, 1; mit sivinden siegen
grimme Nib. 2232, 1 ; mit su gnoten Schilden niic unde
breit Nib. 81, 3.
hierher auch wenn das possessiv oder inanec , aber
nur in obliquem casus, die ci'Ste stelle cinliaben : mit sfneni
swerte also bar Karl 77^; mit sime (luzze kalt Troj.
1062; an siner Freude breit Parz. 84, 17; mit siner liende
Sartre Troj. 6060; an s/ner hende blanc Troj. 20613; mit
siner wizen hende dar Troj. 5518; von siner chwheit
iizerivelt Troj. 1684; ui' si'nen knien also bar Karl 5-^;
miner sorgen fie/" (profumlarum curarum) Troj. 18816.
maneijen kilnec her Wh. 11, 14; mauqen jdiolle lieht^
gemdl Wh. 33, 16; manigen sinlzen tiefen nlleinr. 245,
17; under inanegem pliells Uehlgemal Wh. 16, 5: uiil
490 e'uijacher salz.
$n(t)ie(j€tn fürsle^n riche W'igal. 191; mit inmiyer siinder-
«torjc ß»u/ Wh. 21{, 13; inil man'ujtr Ijaiiier litliltjtvar
Parz. 69, G.
ßß. hc'tde ß edier t : Ttianefjcn biz tiefen Reinh. 326, 974;
manitjcu sauiit röten V^ igal. 1702; sine viiii^cr ivize Trist.
3.599; valwe Icikc reide Ms. 1, 23"; zwene liseu starke
Wigal. 206,5 ; nül snellen spnuigcn ritnjen Ken. 3.52; mit
alten silen MiMweu Tai-z. 291, 2ü; mit «me» lislen </r<iseu
Kolocz 178.
y^. das erste nn/Iectiert, das zwe'ile Jlectiert. beispiellos.
<M. tei<ie unßectierti ein ifte/ hone nc/t Aw. 3, 181;
unser vater «^f Tioj. 10947; mfn bemde stJ blanc Nib.
618, 2; ein siere wafen breit Nil). 896, 1: vil nxunec
vürste halt Troj. 13fiO; nianec \ibe ander Dint. 3, 62;
rnanec giildtii Irache kleine Tarz. 262, 9 ; s/u locUc ret<
Troj. 1677.
^Anmerkungen über die nihd. uttrihntion. vergleicht mau
zu der vorigen periode, so lial die JlexionsJosi(jkeit von
inehr als einer seile zugenommen. einmal iiberwicgl sie
im miinnliclien und neuüalen casus rcctus , was mil deu
lorlschrilleu des art. zusanunenstimmt (s. 436); dann aber
i;ilt sie nun aucli entschieden , obgleich seltner, Inr den
obliquen casus, auch im fall melirei'er attribute h ersehen
iiiiflectierte formen vor.
Die nachsetzbarkeit des adj. gewährt den diclitern groUen
vortheil und günstigen Wechsel, da sie in der golh. jjiosa
wie bei 0., auch in den gedichten des 12 )h. beobach-
tet wird, kann sie im 13 nicht befremden. es gibt hier
aber aulFallende stilverschiedenheilen. dichter, deren rede
einfachen, schlichten schmuck an sich trägt, weichen gleicli
der prosa dem nachsetzen der adj. aus : man liest viele
blätter Hartmanns und Gottfrieds, ohne auf beispiele zu
stoßen ; Wolfram oder auch Conrad würden solcher structu-
ren nirgends entralhen, dem ton des heldenlieds scheinen
sie ebenso nüthig. durch nachsetzung der adj. wird die
unflectierte , dem stumpfen reim willkommne form haupt-
sächlich verbreitet. da jene entlialtsameren dichter am
ersten noch das possessiv unllectiert hinter das subst. stel-
len , möchte man folgern , am possessiv überhaupt habe
die coustructiou sich zu entwickeln begonnen und sei als-
dann auf andere adj. analog ausgedehnt worden.
fühlbar bewirkt das voranstellende und llectierle adj.
innigeren auschluU an das subst. als das nachfolgende.
nomen. ßexion. weggeworfne, 401
die ausgedrückte ilexion laßt ein beslimnites geniis, einen
bestininitcn casus des liauptNvorts im voraus erwarten, das
hintennach gestellte adj. bildet schon eine losere, unab-
hängigere zugäbe , einen ansatz zu erweiterung, eine art
von apposition, welche jedoch durch die mangelnde ilexion
gemäUigt wird. zumal deutlich erscheint dies Verhältnis
sobald zwei adj. nachlreten: 'mit pfelle Wit und lanc' ß.ngt
nicht gerade: mit einem weiten und langen mantel, son-
dern etwa: mit einem mantel der weit und lang ist; aber
die unfleclierten adj. beziehen sich unmittelbar zurück,
und der ausdruck ist darum geringer, als die eben ver-
suchte aullösung. da aber die ordnende prosa halbe und
versteckte Zwischensätze meidet, so ergibt sich warum sie
das attributive adj. lieber in seine regelmäßige, versländ-
liche läge bringt, nur beurtheile man hiernach nicht weder
alle Wendungen noch alle gefühlten Feinheiten der pocsie.
in zehn fällen kann das nachgesetzte adj. nichts anders
aussagen, als das vorangestellte enthalten würde, mctrum,
reim , abwechslung der rede haben es veranlaßt, andcic-
mal aber liegt auch darin eine der gewöhnlichen ausdnicks-
weise unerreichbare färbiuig und abstufung des feinuieii
gedankens. wenn zwei ihrem subst. vorangehende adj.
den begrif der aüribution «larker, zwei ihm nachfolgende
schwächer bezeichnen, so entspringt ein mittlerer ausdi uck
da wo das subst. zwischen beide adj. gestellt ist.
Schade daß aus den mhd. dichtem schon niclil nu-lir
alle Verschiedenheiten des flectierten und undeclieiicn adi.
in der schärfe aufgefalU werden mögen, die vcMdüiüiuiig
der ausgänge -e und -en läßt starke, schwache und llexions-
lose formen oft zusammenrinnen, luul daraus sind oline
zweifei auch abirrungen der construction entsprungen. cIik»
freiere ahd. poesie würde uns hier manches übersehene,
das wahrgenommene aber sicherer lehren.
theoretisch finden für das einfache adj. neben dem subst.
vier formein statt: ein schocnez wip, ein schiene w*|), ein
wjp sclurnez, ein wip sclurne (vgl. s. 477), und hier
wird die dritte die seltenste sein. für zwei adj. hingegen
zwölfe: 1 ein stolzer wert man, Z ein stolzer werder
man, 3 ein stolz werder man, 4 ein stolz wert man, S ein
man stolzer und wert, 6 ein mau stolzer und werder,
7 ein man stolz und werder, 8 ein man stolz »uidc wert,
9 ein stolzer man wert, 10 ein stolzer man werder, II
ein stolz man werder, 12 ein stolz man wert, ilarunler
sind geläufig 3, 4, 8, 9, 12, meist unllccticrie; kaum wer-
4<)2 eiiijacher salz.
den ."j und 11, sclloii 1. 2, 6, 7, 10 vorkoinineii. beim
\uizug der einen oiler der nndei'u isl aul genus, ablei-
tendes c und silbenzald des adj. groUe riiUsiebl /u neh-
men. unverkenid)ar wirkl aiidi in ein/einen Wörtern lange
spracbgewülinlicil und analogic zwisilien ad), »ind subsl.
auf das ablegen der llexion ein. so »uiU für den un-
lleclierlen gen. tuul dal. tnunec , wenec u. s. \v., das Sub-
stantive kUnec (s. 464. 465), und selbst in anschlag kom-
inen, da(^ nur ein goth. manay galt, kein inanagata. denn
•wird gleich ein ahd. managaz, ndid. manegez verwendet,
so erzeigt sich die alle (lexionslosigkeit wenigstens in an-
derem casus, und noch mhd. liebt der Jiom. einec, maiiec,
stoiibec j liuhteCf stehii schon die ilcctierlen foiiiien zu-
weilen daneben. ans Substantive Sarrazin 'wurde bei den
dat. pl. (fuldiTif Si'din erinnert.
begleiten endlich drei adj. das Substantiv, so verviel-
lachcn sich die conibinationen ; ich habe schon beispiele
angegeben, weil zugleich die einfachere Ibrniel in ihnen
liegt: al kurz grüene gras; reideleht laue prunez bar;
liurz kleine grüene gras Parz. 96, 14; ir dicker iiunit
heiz rotgevar Parz' 435, 26; nianec (ßildin trache kleine
Parz. 262, 9 ; einen videlbogen starken, miehel unde lanc
Nib. 1723. 2 u. s. w.
verschieden von der haufung zweier adj. neben einem
subst. ist die unmittelbare aufeinanderfolge zweier subst.
mit ihren adjectiven, z. b. (jiiotiu rede und (juot gctat
Wigal. 97; daz er al bereite vant spise tvarm^ spise kalt,
spise nixve und dar zuo alt Parz. 238, 15.
ß. Mhd. pr'ddicative adjectiva.
aa. dem nom. Stj. und pl. mangelt die ilexion in der
regel ; als ausnähme ist sie aber vorhanden.
beispiele der abgeworfnen lesen sich allenthalben: daz
du bist biters eilers vol Iw. 156; ist got au siner helfe
blint Parz. 10, 20; er ist der wunne so sat Diut. 3, 48;
so dunchit daz mere rot Merig. 36; ir muul was heiz
dik unde rot Parz. 405, 19; sin munt was reble rosen-
rot Trist. 3332; birn wir fjemeit Diut. 3, 56; dö si des
wurlin sat Merig. 96; si wurlen sivarz Diut. 3, 59; rieh
und arme sint an ercn worden also blint Troj. 10; die
mit ir sänge wären cluoc Troj. 58. und hier sei die be-
merkung (s. 478) wiederholt, daß adjectivische subjecte an
ihrer nolhwendigen flexion von den meist unfleclierten prä-
dicaten zu unterscheiden sind, z. b. ein tumber ist der
iLomen. ßexion. weggeworfne. 493
sinne Ao/j arme sint an ören hlint. Der fünfte absclinitt
liat zu erörlern, wariun das subject dein piädical voraus-
ziigehn pflege, dali es ilim aber auch nicht sehen nach-
folge, z. b. ul frisch rück helherin von einer hüt zwei
ribbalin nacli sinen beinen wart gesnilen Parz. 127, 7.
belege der haftenden flexlon: er ist doch ehenjunqer
Diut. o, 48 ; nides Avas er voller Diut. 3, 58 ; mm gewalt
ist sihler Parz. 213, 14 *); daz er sater was Reinh. 343,
1420; du muoser &in ßühtujer Diut. 3, 58; daz daz wite
\elt voller, frouwen w;ere Parz. 671, 19; alsam ez voller.
balsmen si Walth. 54, 14.
der ahe wirt jiinijer ( juvenescit) aHeinr. 252 , 34 ;
niht nazzer wart sin sok (soccus) Uohich 62*; stn turen-
rok wart nazzer Frib. Trist. 5196; su teerscher nienien
wart Ben. 391; nie deheiu tac stj lan(jer wart Trist. 3867;
SU tumber nie kein ture wart Troj. 3146; kint diu nu bi
disen ziten also sivinde (für swindiu, vgl. diue s. 481
für diniu) worden sint Ms. 2, 130*^.
du Hgist in disem wazzer kalter unde nazzer cod. pal.
361, 64*^; er muoz bi nanien toter geligen Troj. 8102;
daz er da gestructer lac Iw. 5048 BD; ob ez hie herei-
tez liege Parz. 485, 18; beidiu wise und velt vollez riler
schefte lac "VVigal. 9786; die da tviinde lugen INib. 307, 1.
gienger Minder Tit. 49, 2; weit ir dar hlözer gan
]Nib. 2186, 1; also nazzer muost icli scheiden Ms. 1, 113^;
SU nuioz er danne hlözer scheiden \A igal. 1952; daz er
ifesunder wider kam Trist. 8232 ; er lebet ffesnnder unde
j'ro Trist. 10739; niemen lebet su starker ]\ib. 1022; swa
ir Itp blozer schein Iw. 1331; er w;vM'e dii toter gesehen
Iw. 6358; daz er aller prinnet Diut. 3, 52; Gunthar be-
stuonl in müeder Kl. 1947. daz gevilde vas vollez pave-
lune geslagen Wigal. 2646.
ungleich seltner ist der fleclierle nom. sg. fein. , und
doch niiiste ebenfalls gesagt werden dürfen : nides was
si volliu, diu alle wird jungiu. ich habe mir bloU eine
stelle gemerkt: diu nalit was halhiu hin AA igal. 2056.
sclion bei dem masc. und ueulr. war liier weniger
*) dieser nihd. nom, mnsc. fallt oft zusammen mit dem compnrativ,
und im einzelnen knnn zvveil'ellinft sein, welcher von I)ei(len ^rrmeint
werde, in der stelle: er wns des niiiotes resler Parz. ;<7(>, '22 l)e-
deutet es firmior, weil denne t'olj;t; wis diner worte ti-xler! ^\ li. 2n'J,
6 kann firmiur und lirnius ansdrücken. nncli ^^altll. 51, 35 du bist
harzer, ich bin langer fordert der sinn melir den cünn>.
/i94 einfacher salz.
(lurcligolieiulc iihtiii^ der lleclicrlen forjii, als fürmdliafles
hL'ibolialtfii in Ixsiiminleii lallen, sei es I'iir gewisse adj.
Avie Yol, lialp , blu/, na/,, sat, lul, gesiint, sei es liir ver-
bairügiiiii^eii wie gen, ligeu, scheiden, ohne daii selhsl von
diesen die llcclinle form ausgeschlossen wäre. Ilarlniann
sagt überall: iot lac, nicht mehr toter oder tulez; auch
im noni. pl. kommt die llexion unliäiifig vor, und nament-
lich bei pavlicipien fallt das -e aus allgemeinerer tirsache
\veg: (je/ialsen gen Ulr. Trist. 675, was alid. lieißen würde
gilialsane gangan.
1)1). /.iemlich gern Ilecliert der acc, zumal im sg. luasc. :
dnz si nüch /lelj'eloseu alsus verderben lut INls. 1, 77*;
du er in du töten vant Iw. 1834; er leit in tuten uffez
gras I*arz. 475, 1 1 ; den man toten truoc her dan Parz,
215, 16; daz ros in honbettdsen truoc Bit. 94^; warf in
iiider töten Karl 74*^; er sach in bluoles roten jNib. 947,
1; diu micli aisu tnhifjen siet IMs. 1, 'JH^ ; daz ir in tje-
sunden vindet Iw. 5915; du er gesunden sinen leun
von dem slrite bralite Iw. 6869; den lip ich noch gesun-
den hau Sigeuut 28 ; den (tut) wänden sie geivissen hau
3u'nsl3599; funden ligen den rjter wunden Parz. 521, 20;
daz er den lewen tvtmden sach Iw. 5415 ; swä er in hlo-
zen sach Iw. 6762; er wante manigen man gewissen ifnd
[>erei7enhanLohengr. 162; minschrini'o//eit tocken Tit. 30. 2;
einen garten vollen rusen Amgb. 48^; der minen scliaden
halben nie gewan Walth. 20, 29; daz micIi armen niht
geschuof diu gotes liant, -wau si geschuof mich riehen
Ms. 1, 85*^; den man so liehen und so werden hat
Trist. 19207.
acc. neutr. : daz er daz ors da totez liez Trist. 8986;
swä er ir gebeine blozez fände Walth. 22, 13; schuof
ez (daz becke) vollez brunnen Iw. 2531 BD*^; sam ez habe
funden ein nest vollez vügelliu JMs. 2, 91^; si gaz iz hal-
bez Diut. 3, 51; gar nemest oder halbez Berth. 155; er
zucte halbez iiz sin swert Karl 50''; ob icli nun herze
hie ganzez trage Wigal. 8073 ; ir kint gefrumeten so ge-
sundez hin aHeinr. 258, 33; der westez wdrez als den
tot Trist. 17751. 19147; die vuuden daz ros halbez abe
geslagen Iw. 1260.
fast dieselben adj., welche schon bei dem nom. aufge-
geführt wuiden. Jleclierle weibliche acc. sind vorhanden,
wie auch das attributive fem. im acc. die llexion länger
als im nom. hegt, die hiezen si gesunde sin Trist. 16635;
daz er al bereite vant spise Parz. 238, 15; valle die maget
tote nider A'S'igal. 11030; besonders in einer parlitipial-
nomen. ßexion, weggeworfne. 495
construclion , die spiitei' veiliandelt werden wird : der dtn
guole hut ijezulle JMar. 39; so hat er stii gäbe geregente
Mar. 119.
fleclierler acc. pl. : er muoz iu widere iuwer süne ge-
sunde geben Iw. 4985; ich han die beide holde (caras)
Trist. 19160, und wiederum in jener partic. liigung: der
sine liebe niage so verre nach froun Hilden het *) gesunde
Gudr. 523, 4. merkenswerth, daU der abschreiber fragm.
390 42b zweimal setzte: der die bir unbeschelt halber
(f. halbe) in den munt warf.
aber aucli der unflectierte acc. finclet statt: war iimbe
deckt ir mich su bl6z7 (cur me retegitis?); der liat iuch
an den witzen krank Parz. 463, 3; er schuof daz becke
vol des bruunen Ivv. 2531; su läze si mich iemer mere
Jj'i Als. 1, 77'"'; si müezen iuch luzen vri Iw. 4347; si
wolde daz getvis hau Iw. 6924; er h;lt sie selten sat (sa-
tiiros) getan Ms. 2, 179=»; in leite tot (mortuum) Orus
Bari. 263, 33.
es liiUt sich zuweilen erst aus dem Zusammenhang be-
stimmen, ob ein subject oder ein adj. präciicativ gemeint sei.
wenn Wallh. 50, 5 sagt: liebe machet schcjcne wij) , so
kann das bedeuten: liebe macht schöne weiber, oder liebe
macht die weiber schön. iu der heutigen sjuache ent-
scheidet hier llexion und Stellung, das subject wird vorange-
selzt, das unllccliorte priidicat steht hinter dem siibst.
y. absolute fidjectiva ^ die weder attribut noch prädicat sind,
tragen ihrer grölieren luiabliängigkeit und IVciheit halben, meist
volle llexion an sich, es sei denn, da(\ ihnen diese aus an-
dern gründen entzogen wäre, sie gehören oft zu Zwischen-
sätzen, oder lassen sich in solche aullösen, ziuiial pnrticipia.
got ir iewedereme einen pellcz gap, getan (besser getanen)
iV> feilen IJiut. 3, 54; Adam aver einen sun gwan , 8elli
genanten Diut. 3, 59; daz wir ungebuozte (ohne bulie
gethan zuhaben) werden sine (des teul'els) giuV.e Diut. 3, 53.
hiervon wird der zweite abschnitt mehr beispielc liefern.
Ucin pradicaliv unter den vorhin behandelten ad}, sind,
streng genommen, nur die zu den vcrbis sein und werden
construierlen. wenn es heilU : er lit toter, er get bluzcr,
so bedeutet das eigentlich: er ist liegend todt, er ist gehend
l)loU, und die adjocliva treten apposiliv zu den juädirie-
renden participien liegend, gehend, noch in höheioni grade
•) (lies /ict darf aiicli liatli «Icni niclriiin iiiilil j^clilgl worden.
496 einfacher satz.
gilt das von ticin acciisaliven prUdicat : ich vant In lijteu
lieilU: ich fand ilin, da er lodt ^va^, todt seienden; so
erscfieinen aucli diese adjectiva unabliiingiger, nnd das mag
der griind sein, warum sie langer ihre llexion heliauplelen.
■weil indes pracliscli: er liegt todt, er lebt gesnnd gleichviel
gelten mit: er ist todt, ist gesnnd; habe icli vorgezogen
jene formeln hier znsammenzufassen.
absolute, der ilexion bedürftige adj. sind auch alle
solche, die ohne das subst. auftreten, und von denen andere
casus abhiingig sind , z. b. dem ich (jtlichez nie gesach
Parz. 758, 9 ; manf(jez er der gadem erlief l'arz. 247, 4.
ich erwähne ihrer jetzt nur beiläufig.
4. Die nhd. synlax ist in dieser lehre regelmäßiger und
steifer geworden, das nachstellen der adj. liat großen-
theils aufgehört, und danüt ihr unlleclierler gebrauch,
liauptunlerschied bleibt w^iederum die attributive oder prä-
dicative selzinig.
a. das (tltrihut lassen wir heute fast überall seinem snbst.
vorancjehn. was ahd. und nihd. für die prosa galt ist
nunmehr für die rede allgemein eingeführt, die nüchterne
poesie fügte sich von selbst in solche schranke, und im
vorigen jh. war es längst zu spät die ältere freiheit "wieder
zu erlangen, man nuil^ auch eingestehn , daß seit der all-
mälichen abstumpfung der adverbialendungen es gefähr-
licher wurde, unllectierte adj. liinter das subst. zu stellen,
■wie ihm sei, von der anmutigen beweglic]d<eit der mhd.
Sprache in der adjectivselzung stehn unsere dichter fern ab.
dem voranschreitendeu adj. wird nun alle llexion zu
theil, deren das heutige adj. fähig ist; nur dem possessivum
und unbeslinnnten arlikel bleibt sie im nom. sg. masc. und
neutr. nothwendig entzogen, das ist der einzige rest der
älteren einrichtung. es heilU : ein mann, ein kind, und
niemals einer mann, eines kind, und ebenso: mein vater,
mein haus , unser konig , unser land ; im nom. fem. hin-
gegen, und sonst überall muß die llexion zutreten. alle
andern adj. begehren sie durcligehends, selbst im nom. sg.
masc. neutr.: ein reicher mann, ein armes kind, eine
schöne frau; (jroi\e herren , kleine länder. selbst ablei-
tungen mit er geben im nom. masc. die ilexion nicht auf,
aller härte zum trotz: ein heiterer morgen; im compara-
tiv: kein heitererer (clarior) morgen brach an. mhd.
■würde der positiv heiter , der comp, lauten heiterre.
oM wird vor dem artikel, demonstrativen und possessiven
nomen. ßexion. weggeworjne. 497
noch iinflecllert im nom. masc. und neutr. zugelassen: all
der Jammer, all das land, all mein geld; schwieriger sclion
im nom. fem. all die freude (übliclier alle d. f.) und ol)li-
que: all den januner, all des Jammers. bei Liitlier war
die Uexionslosigkeit des all weil entscliiedner. sclilecluer
scheint alle ^ was Geliert braucht und Adelung vorzieht:
€ille mein bhit, alle ihr vermögen ; diese form gieng aus dem
allen instrumental hervor: mit alle dem, von alle dein,
liilU sich also nicht auf andere casus erstrecken.
Außerdem verslattet sich heute wol der vertrauliche ton,
das neutrale -es abzustreifen: ein lieh kind, ein (froiS
geschenk, ein schön gedieht, zumal bei anreden: lieh
kind! auch mag, ohne begleitendes eui , gesagt werden:
qrün kraut, halt eisen, jun(j kind u. s. w% in sprichwört-
licher, formelhafter rede, in Luthers spräche ist dies un-
llectierte neutr. unbedenklicher: ein %veit feld , ein (jroiS
Leer u. s. w. steht bei ihm allentlialben; sparsamer damit
thiin schon die schlesischen dichter. A. Gr)phius s. 240
mein inordlichi eisen, mein hoch verlangen, s. 192 ein
thöricht weih, ein mema] Jriedlich herz, und dergleichen mehr.
Auch neuern diclilern ist es vergönnt bei mehrsilbigen
ad), (zumal auf iV/, vergl. s. 492) und bei parlicipien : ein
traia'i(j herz, ein liislig licd, ein ivolerzoyen kind, ein
avohjeartet miidchen. noch in einigen andern fallen mag
selbst der feierlichen prosa die auslassung der llexion zu-
sagen, ich denke an den, wo einsilbiges adj. mit mehr-
silbigem subst. verbunden wird: ein J'r oh gelingen, euer
J'roh gemüle, nicht aber: ein froh herz.
sloUen zwei adj. mit gleicher llexion unmiUelbar auf
einander, so laßt sich zuweilen die des erslen ablegen:
ein iveil\ und schtvarzes feld, ein scharf und herber tadel.
was der nihd. struclur s. 4vS8 gleicht. im canzleislil ist
diese vei'küizung alllierge])rachl : herzo(jlich siichsischor
lehnhof; (jriijlich isenburgtsche regieruiig; ivollieijriiudfl
aber abgedrungencr beweis und dgl. was man auf \\W\\\
von deduclioncn lintlen kann. doch (uilhe in seiner lai-
genia: 'der besitz ererbt errungncr gii^^^^'j' '^'^^ freilich er-
erbter hart gewesen wäre.
Nachsetzen dürfen wir selbst posscssiva nicht (s. .■i40),
es sei denn in der anrode gotles: vater unser! (^s. 339.)
in allen kii-ohenliedern ])egegiiet man enigiingen wie: o
wundet firoiW o Jesu zart! o Jesu süß!; weltliche Volks-
lieder des IG jh. bieten genug ähnliches dar, in voc. nom.
selbst obliquem casus : ein miindlein roth , ihr iiugloin
Vi
49Ö e'iiijdchcr sniz.
Ihn-. OS l)raii(lil kniiiii g08agl zu Nvcrdcn , daß If. .Sachs
1111(1 sein« zeilgeiiosscn fast iiocli völlig in iiilid. ^^cis(• coti-
slniieren : das lier/.e »iif /** j der imiUer */em j sagt 8aloiiion
in spriiilieii scinj lreil)l dich dein iinimil «>'</ ^ licDi^eii
im fehl den Iculel ./»"et n. s. \v. unter den schlesischen
tlichtern hangen vorzüglich Opitz spuren der alten (ügung
an: lel)l vvoi mit cuern tiefen gründen und grünen ^viesen
tnanuifalt (s. 2ü0 Bresl. 1625.) das mögen andere nälier
zeigen, und einzelnes selbst aus Göllies liedorn anführen:
röslein völlig der halt ein aimes madel juiKj gar oft in
arm genommen ; du bist mir zwar ein schönes bild von
mancher jungfj'au rtiii und mild. die wendung geht an,
mäßig gebraucht, jemehr sich das gediclit dem volkston
iiiiliert, für die vornelune pocsie weniger, im miltelaltcr
war sie der höfisclicn kuiist wie dem heldenlied gleich
angemessen.
vom nacligcselzlen : mein vater seelüf , oder seelujer,
meine mutter *'ee/i</, nachlier bei der schwaclien, in dieseju
fall unserer älteren spraclie gerechten flexion.
bei nennung der münzen pflegen wir das die wälirung
ausdrückende adj. nachfolgen zu lassen : zw ei gülden rhei-
nisch^ drei thaler siichsisdt, vier niark liibiscli. vielleicht
nach der alleren sille, den Schillingen das appellaliv der
schlagenden slädte, freilich mit zufügung von pfennige
nachzusetzen: ein Schilling Frankjiirter pfennige, ein
Schilling lieiienshuryer pfennige.
h. das prädicierte nhd. adj. bleibt hingegen immer un-
llectiert und unterscheidet sich dadurch von dem attributi-
ven, nicht aber von dem adverb. meist steht es nach:
der tag ist schön, der abend wird kühl, die berge sind
hoch, die leiden waren schwer j doch kann auch vorge-
setzt w^erden : schön ist der In'j., unzählbar sind die folgen;
seeliij sind die armen, ebenso oblique: er schlug ihn todt,
sie w^einte sich satt j weinte sich die äugen roth , lachte
sich krank, der guguk hat sich /o^/i gefallen, er trank das
glas leer, goß es voll, ritt sich wund , zog das kind fjyolS,
arbeitete sich müde, er machte sie alle ijesund.
einzehie flexionen, die schon mhd. als feststehende er-
schienen , haben sich eine zeillang forterhalten. H. Sachs
gehraucht stiller und nasser, ja sogar fürs fem., was an
jenes halber erinnert (s. 495): er stund stiller, stockstiller j
blieb er stiller slan 11. 2, 55^; die göttin welche war
triefnasser, die schwang aus irem haar das wasser II.
2, 98". weil es ungewöhnlich war, dem pl'ädicativen
nomen. ßexioji. weggeworfne. 499
masc. -er zu veilellien, iialim man es, wo es sldi zeigle,
nicht für flexivisch, sondern dem adj. selbst zuständig (wie
in heiler, lauter), daher auch dem fem. verbleibend, ein
noch länger anhaltendes beisi)iel ist voller. -\vir sagen
nicht luu': der anger steht voller blumen, sondern auch:
die wiese ist voller blumen , das haus ist voller wassers,
der himmel hangt voller geigen. Luther gewährt genug bei-
spiele: mein anllitz ist voller schände ps. 44, 16; ilire häuser
sind voller tiicke, wie ein Vogelbauer voller lockvügel
ist Jer. 5, 27; ihre feigen waren voller äugen Ezech. 1, 18;
ein weit fehl, das voller beine lag Ezech. 37, 1 ; inwendig
sind sie voller todlenbelne IMallh. 23, 27; lag für seiner
thiir voller schweren Luc. 16, 20. nicht anders im 15.
14 Jh.: so wird ich J'oller aller pin Joh. v. Soest b. Fichard
1, 94. Luther bezog sein voller unrichtig auf den fol-
genden gen. fem. oder gen. pl., und setzt in andern fällen
bloßes voll. Adelung will einen art. postpositivus darui
erblicken, rälh aber der edlen Schreibart es zu vermeiden
an. der gemeine mann construiert auch halber auf ähn-
liche weise: die nacht ist halber hin, ich habe mein geld
halber ausgegeben; vgl. die JHi7/ernacht.
c. Mnabh'dn(ji(je adj. werden gewöhnlich, je mehr sie
die stelle von subst. vertreten, llectiert, z. b. ein blinder,
ein tauber, oder im pl. ohne artikel : lahme, doch ist zu
beachten , daü zwei formelhaft verbundne adj. zuweilen
als ein zusammengehöriges collectiv behandelt werden, luid
selbst im obliquen lall undecliert bleiben : klein und qro[\
meldete sich; man hört \ on juntj \uul alt behaupten, statt
kleine und groUe leiile, von jungen und alten leuten.
auf einen folgenden gen. bezügliche adj. der menge
oder Wenigkeit werden stets llectiert : manche dieser frauen,
von manchem dieser leute, wenitje dieser ihicre.
5. In der alts. spräche hat der nom. sg. aller geschlecliler
überall seine llexion eingebütU: ein groUer initersihied
von der ahd., welche sich bald llectierter, bald unllectierler
formen in diesem casus bedient. nur einzelne alts. j)ro-
nomina haben das neutrale T gerettet: tlial , hual , it, thil;
kein adj.; denn wenn im llild. suasat chind erscheint, so
gehört dies denkmal schon nicht jnelir der reinen sächs.
mundarl. der alts. nom. sg. fem. steht also durch seine
tlexionslosigkeit stets von dem Ilectierlcn acc. sg. ab, blind
(coeca) von blinila (coecam); ahd. kcinnen diese casus lauten
])liiit, plinla oder plintu , jtlliita. im golh. war der un-
lleclierle nom. sg. fem. mu- bei adj. zweiter deck geslat-
li 2
500 e'mfacli.'r satz.
\o\ (s. 4G'j), alls. nun aucli l)ei ilcr (!i-.sl''n ded. gleicli
«l'.'iu noin. sg. (ein. wird der noni. pl. neiilr. die llc^ion
ab; ül)li(jue casus (außer dem acc. neulr.) beliaüen sie.
llicrnacli crgel)en sich rolgencle niiliere beslimniiuigen :
a. das possessiv bat überall llexion, aulk-r im noin. und
voc. sg. ; der dicbler des llel. J.'iiU es bald voraus gebn,
bald nach folgen, belege für die nachsel/ung: fraon sints
3, 24; fraon mines 28, 8; berron miues 9, 5; lierron
ihines 21, 16; berron slnes 29, 3. 30, 23; drobtiiie ttit-
miuni 28, 12; licrron niinumn 27, 22; ibiojuun ihinaro
10, 4; fraon shinn 5, 23; drolbin th'men 21, 18; bi'udar
thinan 51, 18; an willcon thinun 51, 18; lera ?»i/"h« (doctri-
nanimeam) 49,4; fromm/ 15,3. 29,12; niedmos «/«nia 44,
8; jungron iJunc 48,2; liudi sine 41, 20; baiidun s/min 20,
19; jungoron s/mm 40, 8; gesldos niinel 41, 4. 24.
b. attributives adj. vorausgehend
li. im casus recUis: «j«/i</(/ drolilin 2, 2; hclag drobtiii
18, 10; märi drobtin 34, 4; riki Ibiodan 2, 18; lu'lafj
god 5, 13; waldand god 19, 18; fruod gumo 2. 21;
slidmöd cuning 19, 7; nulbugdig man 18, 22; helay ibiorna
13, 14; säliy tbiorna 24, 10; tv/d slrata 54, 1; hard
harmscare 7, 18; «/ irminlbiod 53, 24; (/odiic steinna
26, 7; (frdt crafl 88, 3; odar liobt 40, 5; Jicl(i(j luwiski
23, 1.9; berht bucan 20, 6. n)it unbeslinmilem arl. : en
(felhert man 7, 4 ; eu (jiherod man 126, 20; en </«</«-
malod man 2, 2. noni. pl.: w/sa man 3, 14; magnjnnge
man 22, 18; sidworiije gumon 20, 19.
8. im casus obliquus: helufjna gest 1, 8. 15; starlan
bugi 1, 2; himiliscan fader 42, 9; obar bredan berg 21,
21; odran weg 21, 24; mamnja buila 7, 22; lanfjn butla
30, 2 ; s?*/jt'rt leia 42, 10 ; 1/obIica lera 38, 9 ; slrmuju
stemna 28, 10; holia beridomos 33, 6; c.rofliya wibli 30,4.
c. attributives adj. nachgesetzt, besonders bäulig mikil
lind manag,
a. recte: god tnahtiy 11, 9. 3 1,9; erl oburmodiij 23. 15;
Nilstrom mikil 23, 5; man odar 28, 5; god enj'nld 31,
21; willeo mikil 10, 15. 35, 4; idis armhugdiif 25, 1;
craft inikil 6, 10 *); maukraft tnikil 24, 3; iolc miA»7
*) das genus von craft schwankt auf^erordentlicli, neben dem alid.
fem. erscheint ein aitn. und ags. niaso.. , ein alts. neutr. haixj icii 3,
515 angenommen, weil der acc. sg. craft mikil 25, 13. 33, 21. (JS, 2
vorkommt, und ein unflettiertes mikil für den männlichen oder weib-
lictien acc. nicht zulässig scheint.
nomeu. ßexlon, weggeworf/ie. 501
33, 16; folc manaff 34, 24. 41, 8. 42, 2. 52,7; niancunui
tnanatj 16, 3; liiiiiillungal huit 18, 2; liolit o<?rtr 17, 17;
Höht mtAt/ 15, 1. 42, 7; werk mt'/aV 15, 10; llarm^verc
uianaij 34, 9; iiienwerc inanaij 51, 17; fliinwerc inantuj
26, 14; lirinwerc mikil 48, 20; sine mikil 50, 16; gelj)
niikil 32, 16; wilspel mikil 15,23. 16,4; lofNvorJ manaij
12, 23; spuhword manntj 38, 18; giwit m/Ai'/ 6, 21. 38,
10; tecau niaitag 36, 7; Ickan miA:// 88, 3. plurale : erlös
manaffa 13, 18; giinion dstronea 17, 7. 20, 12; thegnos
snelle 16, 16; erlös ostronie 21, 7; bodon öströuie 21, 9;
erlös maniuja 27, 12; liiidi munuije 29, 9. 36, 13; wegos
tueua 53, 23; qiiidi matKnja 175, 8.
/?. obliciiic: Jacobas sumeas 3, 1; godes selbes 6, 19;
cunnies (jodes 5, 16. 18, 18; for tlieni folke odhrum 38, 5;
weg odiau 21, 7; tliiod or?rrt 21, 20; thea idis anthellea
9, 12; tliegiuiii mancujnn 53, 18; wlbun mancKjnn 22, 22.
d. mehrere aC.]. altrihiiiert,
u. beide vorausgehend: heiag hiniilisc word 1, 10; li^lag
liimilisc barn 13, 17; su mauag kiiidisc man 22, 11; so
manag wisiic word 36, 6; manag marlic thing 38, 22; war
waldand Krist 27, 21; fon tbuiera alderii idis 4, 10. 5, 16.
/j. eins vor, das andere naclislehend : adal ordfrunio alo-
inalilig 1, 22; manag lliegan so göd 36, 21; wid slrala cndi
bred 54, 1. folgen zwei, unloreinander niil endi verbundne
adj., so bilden sie vielnielir apposiüon : en wis cuning, muri
endi malilig 17, 20; liabda slaikan hngi, niildean endi gödan
1, 21. noch deiilliclicr in folgender stelle: iro egau baru
armun bivcngi, Hof endi luUil 22, 15.
e. das prildicierle adj. isl im nom. und voc. sg. jederzeit
unlleclierl, z. b.: ihal lie hifolalian was 124, 23; lik was
iui sconi 6, 14; hol wis ihu! 8, 6 n. s. w. im nom. pl.
masc. und fem. hingegen llecliert: wurdun gicoraiiu 1, 9;
wiiiun helana 1, 13; warun gode licha 1, 14; warun
ijihoritju 3, 6; wCivun Jasa 10, 21; slodun tjurmvi 20, 17;
wenlan hrenea 2G, 15; siiliija warin 39, 4; sdlitja sind
39, 8; lliea ciinuma wriiun 11, 5; warun im waldandcs
Icra so ledd l'Jfi, 6; salini im yamovninodd 174, 32; iiui
gangat gi su tjornondia 175, 13. eine bedeuteiule abwei-
chung von der ahil. spräche, die das prüdicat zwar oft
ilecliei't, aber auch schon unüecliert zuiiilU (s. 478.) Da
der pl. neutr. ktinc llcr.ioii aiuiiaunl, z. b. wariui im
Krisles word sw wirditj 35, 14; so scheini mir das von
Zacharias und füisabcl j;('biau( hie adj. : warun im barno
los 3, 9; nu wil sus (jij'rodüd sind 5, 5 nach der s. 27'.'.
502 einfacher satz.
2S0 entwickelten rege! zu beinilieilen , obglelcli 3, 6 nicht
giliurig, eondcrn gihuriga gesetzt wird. Der acc. wird be-
ständig llcclicrt, namentlich bei den zu dem auxiliaren
liaben geliiglen parlicipien : iro aldan fader enna forletun
35, 15; habda ina craflag god (jineiidaii 23, 2; that he
ina (jicovanan liabdi 30, 4; habdiin ina (jicoraneii 126,
23- habda enna seo ijeAvarahlan 34, 17; sie habdun hi-
thiuuKjana thiedo gihuilica 2, 14; habda ahlo (jitalda svLlda
(jisaijda 40, 2 u. s. w.
f. wenn mehrere adj. dem subject naclifolgen, so bilden
sie weder prädicat noch attribut, sondern apposition : thar
fundun sea enna gudan man, aldan at tliem alaha adal-
boranan 14, 9.
g. dieser alts. poesie Ist es sehr geläufig, den absolut oder
snbjecliv gebrauchten Superlativ dem von ihm abhangigen
gen. pl. nachzustellen: idiso scuiiiost «, 16; allaro wibo
ivl/l'uföst 8, 16; barno strancfost 11, 18; altero ciiningo
criitujüst 11, 18. 29, 13. 34, 5; wibo sc('>ni6st 11, 24; barno
rikeosl 12, 17. 37, 14; fridugumuno hezt 18, 23; htjfno
hlüdosl 22, 20; allaro giwitleo mest 23, 19; allaro barno
liohost 30, 6; allaro barno bezt 32, 4. 22; au allaro huso
hoJiost 32, 15; cvuiingo rikeost 34, 7 u. s. w. Nur selten
geht er voraus: bezt allaro giboranero niauno 30, 5.
6. Das mnl. adj. geht im nom. sg. masc. und neiitr. über-
all, und ohne ausnähme, der llexion verlustig; im uoni.
sg. fem. schwankt der cousonantische imd vocalische ;aus-
gang. die übrigen casus unterscheiden zwüscheu vor und
nachsetzung.
a. das nachgesetzte possessiv steht meistens iinllectiert:
die ghesclle si'n Rein. 3205; therle sfn Maerl. 1, 40; die
nioeder sin Floris 242; na den wille min Rein. 2749; den
wille sfn Floris 354; den wille min Floris 1173; den or-
luf mm Floris 1418; den tempel sfn IMaerl. 1, 35; int
herte mfn Floris 795; doch wird dem nom. und acc. pl.
-e gegeben: die maghen sine Floris 236; die ghesellen
sine Rein. 2453. IMaerl. 2, 181; de pade sine Rein. 504;
XV kindre mine Rein. 412; die kindre mine 1412; die
kindre sine 1866. auffallender auch bisweilen dem acc.
sg. masc: den lachame sine IMaerl. 2, 145; den namei «ine
Maerl. 1, 31, was ich für ein verkürztes sinen nehme,
sehr merkwürdig Rein. 3374. bi der dompheit sins : Be-
lins, der deutliche gen. des persönlichen, nicht des posses-
siven pronomens, w^as gegen die ?. 339 480 von mir auf-
710 nie n. Jlexion. weggeworf/ie. 503
gestellte ansieht streitet; der reim scheint aber diese forn»
herbeigeführt zu haben , die allenthalben und im mnl.
desto unverkennbarer hervortreten müste, da sich hier der
persönliche gen. durch sein S scharf von dem unflectier-
ten poss. sondert.
b. beispiele nachgesetzter attributive: ^n hane wide vxare
Rein. 294; jamer </r6i 308; die coninc wiiWe 2193; waer-
heh fin IMaerl. 1, 45; honecli menecJtfout 1, 44; ene mi-
racle dlere Maerl. 1, 93; w?ädoeni (jröt Floris 79; wonder
gr6t 1493; pine grot Maerl. 1, 90; scunheit grot 1, 8S;
nature (jrot Floris 971; tekene (jrut (acc. pl.) IMaerl. 1,
90; desen berc laue Kein. 552; over die werelt /«»c Maerl.
1, 19; den niaerber ivit Maerl. 1, 48; zumal im voc:
helt innre! Rein. 615; helet vri! 1072.3241; coninc vri!
3351. belege für den dat.: van goude f'/n JMaerl. 1, 71;
van goude i-ot Floris 930; bi haers selfs Ust ijrut 914; in
sorghen (jrot 341. 537; met rouwen tjrdt IMaerl. 1, 14. 80;
in houte haert 1, 52; van elken crude diere 1, 22. da-
gegen hat der weibliche luad piurale casus rectus wiederum
oft -e : die vrotiwe ßiie Rein. 1865; stene fiiie IMaerl. 1,
69; plaghe menechj'oiide Maerl. 1, 90; die VII aerten U-
heialc 1, 63; coppe (jitldine Floris 617; die niantele rode-
ptlline 845; plaghen fjhemene IMaerl. 1, 90.
c. zwei adj. nachgesetzt: manech serpent «»vi ende *£ranc
IMaerl. 1, 24; die lande grot ende cleue 1, 33; bome clene
ende <ir6t 1, 44; van lieden clene ende (/rot 1, 91; vlescli
no wilt 110 lam Rein. 271; ene gaclghe staerc ende vast
1887; alle die diere grut ende clene 49. Seltner das
subst. in der niille: meneghe mergarilu diere IMaerl. 1, 45;
en ^vis meslcr ende vroei Floris 301.
d. der unllecliciic noni. pl. som Rein. 2199 gleicht dem
ahd. und alts. sinn (s. 457 anm.) und vielleicht ist auclt
anderwärts diese form dem lleclierlcn some vorzuziehen,
z. b. Floris 1622. der dat. pl. hat llexion : somen Floiis
186; andere belege oben s. 459, wo auch van hem sonwn
JMaeil. 1, 56 an/.iiiiihren i,Nvar. jeneni somich en gleicht
menech en Maerl. 1, 22. 36. 52.
e. al steht, wie das mhd. (s. 484) undectieit, z. b. «/ den
landen Maerl. 1, 70, luul auch das verkürzte alle {■^. 482
anm.) erscheinl: in alle laut IMaerl. 1, 13; van alle welda-
den Rein. 3050.
F. prüdicaliues adj. wird im rcctiis nie llecliei I , ancli niciit
im pl. : die voele waren hem su sc'v Rein. 754, der oli-
504 einfacher satz.
li(|iie casus schwankt, in folgender slclle slolil rin adi.
oline , das andere mit llcxion , da man scliwerlich ein adv.
annehmen darf: hadde gcslcghen sine pade crom ende
mQtiCchfoude Kein. 505.
7. Die nnl. prosa setzt keine altribulivon adj. dem suhfit.
nacli fcs sei denn in dem lilel: de Staaten (jeneraal , les
etats generaux); die poesie nur im volksliederlon : \vachter
niiju!^ joncfrou stoulij clein voghel sloitH; onder de
linde (jroene u. s. w. das verliiiltnis kommt also dem nlid.
nahe, außer daU dem nom. sg. überall die starke llexion 'ge-
bricht, dafür aber im mannliclien und weibliclien geschlcclit
die schwache gebraucht wird. es hellU: ecn (joede man,
eene goede vrouw, oder ohne artikel : <joede wijn (guter
wein), ivitte wol (weiße wolle.) das neulrum bleibt uu-
llectiert: een goed kiud, een 7eiH liart, i'eiti water.
8. Die atjs. spraclie und dichlkunst halt es beuiahe ganz
wie die alts. im nom. sg. haben niasc. und neutr. aller
llexion entsagt, das fem. behauptet sie: geomnru idcs B.
2143; väs seo theod tilu 2501; mieru cveu 4028. diesem
sg. fem. gleich ist der nom. und acc. pl. neutr.: lädhl/cu
Idc 3167. oblique casus llectieren immer.
ich theile aus dem ganzen Beov. die beispiele des nach'
gesetzten attribulivs mit, es sind häufig formein der alli-
terationspoesie, die angemerkt zu werden verdienen, in
der ags. prosä steht das adj. so wenig nach, wie in der
liochdeutschen.
a. possessiva: theoden min! 727. 4185; vine min Beo-
\ulf! 909. 3407; vine min Huuferdh! 1056; ingenga mm
3550; suua minnm 5454; suna simim 4315; cyninge mi-
num 6180; tu hofe sfmim 2^72. 3014: ealdre thimim 689.
1178; ealdor thinne 3693; hhlford thinne 532; hlaford
sinne 4560. 6352; dryhten sinne 5574; frean üserne
6209; lleam eoverne ^11 ^\ leode mhie 825. 2672. 2690;
leoda minra 4497; leodum thinum 3415; on sefan mi-
num 942; mudsefan minne 4019; edhel sinne 3915.
b. von andern adj. zumal micel und mouig (wie alts. s.
500): niagodryht micel 134; medoarn micel 137; vra>c
micel 338 ; mud micel 2332 ; mudceare micle 3553 ;
güdhrinc monig 1670; scealc monig 1830; adheling monig
2218; sidrand manig 2579; eorl monig 6149; heim mo-
nig 5521; thegne monegum 2682. 2838; hierher auch der
negative ausdruck : torn unlgtel 1659; dum unlgtel 1764;
gold unrime 6019.
c. außerdem: gledegesa grim 5296; niagothegn modig
nomen. ßexioiu weggeworf/ie. 505
5510; nierevif mihtuj 3037; vif wn/tjre 4236; tacen sveo-
tol 1660; ihfodeii micrne 70^. 5438; liluforcl leofne 6279;
r<«d eenujne 6156; liring (jyldenne 6614; segen (jijldenne
94. 2035; byniau siih 2582; sttge nearve 2818.
d. zwei adj. mit dem subst. in der mitte eald sveord
eotenisc 3115. 5228. 5953; eald sveord edceii 3324;
heard sveord hilted 5969; snotor ceorl monuj 1810;
ceni(j mon odher 3120.
e. häufige Superlative nach dem gen. pl.: liusa seiest 290.
568. 1310. 1863; nilithealva meest 385; Iiealärna nuest
155; vedera cealdost 1087 ii. s. w.
f. das pradicat wird im männliclien und neutralen casus
rectus sg. niclit llecliert, wol aber im weibliclien. alle
obliquen casus, und auch die nom. pl. nelunen Jlexiou
an: that ve hine sva (födne gretan möton 691; gesnndne
geseon 3991; bad hine bl/dhne (vesan) 1227; gehealdc eo-
vic gesunde 633; häfde cenipan (jecorone 410.
9. Das engl. adj. weiß von keiner (lexion , es stehe attri-
butiv oder prädicativ, recte oder oblitjue. nachgestellt wird
das attributive von den dichtem im volksmriiWgen Stil der
bailaden: among the leaves green:, under tlie shadowes
greeu'y wilh strokes great and stroiig; a knight füll <jfoof/ j
my lady dear'tj to my master deur^ wilh a colour so
redy sparsamer in der übrigen pocsie : wilh looks pro-
J'oundy paradise lost y und dergleichen.
10. Die altn. synlax steht in dem llcctiertcn gebrauch
der adj., so wie deren beliebiger vor oder nachsotzung der
gotli. sehr nah, und näher als einer der übrigen dialecte.
wegwarf der llexion hat nur im nom. (nicht acc.) sg. fem.
und in dem nom. acc. pl. neulr. stall, nicht selten mit
haftender nachwirkung des umlautes ö für aj außerdem
auch zuweilen, in den gramm. 1, 736 angegebnen fällen,
beim nom. sg. niasc. , wo aber mehr wollaul und assimila-
tion der consonanlen, als ein andrer granunalisclier gruiul
obwaltet. der nom. sg. neulr. bewahrt sein T slrenger,
als der golh. sein A'VA, oblicpie casus, vom acr. pl. neulr.
weggesehn, geben nie die llexion auf. darum ist nun auch,
wie im golh., giülkMc freiheit in der stclhuig möglich, und
nicht bloß das lied , sondern die gewöhnliche prosa darf
das attributive adj. seinem subst. nach lassen folgen.
a. die possessivn slehn häufig nach: a\iga fall lliill 8a-m,
4"; rlki sill 18'; fiar sfns 15''; ovinar si'ns 16-^; viiii th/-
uom 25''; \in sinom 15''; vapnom s/'noni 15"'; vadhir nii-
506 eliijacher saiz.
nur 16^' XI. 8. w. belspiclc aus der prosa : füilurs Sins
öiuui. 39 ; eskiiney sinn, gcsli .SiM«. 3'J.
b. nicht anders bei den iibilyen adj. : hordonir milcill
8'^; barmslüg holUiij (j^ ; reyiii «7/ 3''; mal ö// meijiiilüj
5^'; halii- allir 'J'^; giimiiar mmujiv 14''; miolvidli niaraa
la; niidgardh ma'raii V' ; vidh liiniiii sudfan 9^^; nenn
tneinsvnra 7^; gallir «//«/• 11'^; litii (jüdliu 3''; forviliii
niicla 31»; Isi einuieltom 20^; I fcldi t>/«m 40 u. s. w.
c. auch das unhesllnimle pron. sieht nacli : grey eilt 22^;
colbonda einii, 39; ja das beslinunte: ordha iheirra 18*;
oder Zahlwörter: fet nio 10^.
d. das prädicierle adj. wird gleich dem allril)uliven llectiert,
d. Ii. nur in den vorhin ausgciiomnmen fallen nicht: vardh
madhr acfretr 39; at eiiigi hiindr var svu olmr 39; skildir
ro hlofniv 8*; nu ero taldar nounor 4*^.
11. In den nennord. sprachen ist die starke flexion der
adj. durchweg untergegangen, mit einziger ausnähme des
neutralen T, welches fortbesteht und sogar auf den obli-
quen sg. erstreckt wird, ein characterislischer nnterschied
-von allen andern deutschen mundarlen. der pl. liat über-
all schwache form angenommen.
Die ältere schwed. und dan. spräche, so wie die Volks-
lieder, enthalten noch spuren des nom. sg. niasc. auf -er *),
besonders in der forniel nntjer sven , aber auch in andern
beispielen: «/ro/ber syndare; en stolter si^ii', han vnr vaner
alt gänga; varbortresfer j dan. r«s/i:e»' helt, en /trt«rJeJ' giäst
II. s.w. ja diese form wird ungefühlt auf das fen). angewendet :
min moder hon är sä vreder; hon blef sa tnnger^ solen
sken sä hviter -^ hon är sä bleker ; sä väiier en mü ; i(n-
ijer brud; jungfrun vard döder **). sie kann dann auch
dem acc. sg. zukommen: lät sätta tärnan (jvicker i jord.
Dagegen ist in beiden neunord. spraclien die nachsetz-
barkcit des attribulivs noch sehr entschieden , imd nicht
bloU dem Volkslied verstaltet, sondern auch der höheren
poesle. in schwed. Volksliedern heißt es z. b. Holger
dnnske, Ifvar 6/ä, Hannnar </rä; en kiampe skiöuj kiam-
pe (jod^ hasten fjodj ormen stark ^ pä gängare gi'^j tili
') s. 468 hätte bemerkt werden können , daß in den scinved.
Volksliedern einigeninl aiicli bei dem männlichen snbst. dieses -er vor-
kommt: när ihtger stod Ijus (als der tag leuchtete); ulfi'er woif.
") älinlich dem nhd. voller, (iialber s. 498.)
HO inen, ßexiou. weggeiPorfne. 507
fadren sin. in dän. : Olger danske, Iver hlua j den
kiämpe godj konning^n^ jomlru ^« ^ stalbroder tro j
kaaben hlaiij I kiortel //röjt j paa ganger (r/ra« ^ fader mm,*
sonnen diu. bei Tegner: niiu drake </ü(fj vid bölja blkj
linder silke (frönt u. s. \v.
auch die zablen slelin oft dem subst. nacli: kämpar tvu^
söner tre^ diin. sünner tolv- rifben syv ^ med fingre to.
Tritt der unbestimmte art. zwischen adj. und subst. (s.
435) , so muß beim neutrum er sowol als das adj. ilectiert
werden: sä stört ett under; saa stört et mord ; ganz ge-
gen nhd. und mhd. weise, wo man i\nr sagte: su quot
ein pfert (s. 417), nie: su guolez eiuez pfert.
Die nimmehr gewonnene übersieht der allmälich in allen
deutschen mundarlen , wiewol auf verschiedene weise, vor-
sclireitenden ilexionslosigkeit der nominalformen veranlaßt
noch folgende betrachtungen.
1. die geschichle unserer spräche zeigt uns weder eia
vollständiges Vorhandensein, noch eine ganzliche abwesen-
heit der llexionen. schon das goth. nomen enlbelnt sie
hin luid wieder, das engl, und neunord, hingegen hat sie
noch in einigen fällen aufrecht erhallen, immer aber wei-
sen die älteren mundarten viele, die neueren wenige ile-
xioncn auf. am reichlichsten vorhanden sind sie in der
goth. und altn., dann aber in der hochd.; die niederd. ist
ihnen zu entsagen am frühsten geneigt.
2. subst. imd ad), hallen oft, nicht überall, gleiche linle.
im ganzen haftet ilie adjectivische (lexion fesler, obwol das
engl. adj. aller form verlustig geht , wahrend das subst.
noch einzelne resle bewahrt.
3. unter den' drei gcschlechtern besitzt das neulrum die
unvollkonuiHMisle llexion, da in ihr überall nom. inid acc.
zusammenfallen , in den nord. sprachen aber auch die
dauerhariesie. dafür hält sich in den niederd. vorzügÜcli
der weibliche vocalausgang.
4. die casus erwogen, so scheint der rnsüvunenlal am
irühsleu unleizugehn , der goth. laßt sich iibiMhaii[)l nur
in [JionomiiialarliUeln spüren, der alid. isl a»if masc. vuid
50vS euifiirJier satz.
neiili'. eingpscliniiikt *). naclisldem orlüsclien ])ci Jcm maiin-
liclien uiiil iiculi-.iIiMi siibsl. stiilcnNvcise iioin. arc. und ilat.
sg. , (lauern aber clarieheu im adj. fort, am läiigsteii li.ilt
sich die llexiou des gen. sg. masc. und neirtr.
5. das goth. neulr. vunril hat im num. und acc. sg. keine
ilexiun , das golli. fen). tjiha behauptet sie in jedem dieser
casus, das goth. masc. Jishs im ihjuk, nicht im acc. Jisk.
grade mngekeliit wirlt sie der weibl. nom. inavi ab, und
der acc. indtija Jiält sie fest.
6. auch die romanischen sprachen entledigten sich nacli und
jiach der lat. flcxioii. sie begannen sie aber im ül)li([uen
casus %vegzu\verren und ließen sie anfangs noch dem reclus,
da doch unser genitivisches S bis auf heute fortwahrt,
den Aveibh'clien \ocal hegten sie, gleich den niederdeut-
schen dialecten, und entsagten wie diese der neutralfle-
xion. das Verhältnis des noni. amics (amicus) zu dem acc.
amic (amicum) ist analog dem des gulh. fi^ks (piscis) zu
fisk (piscem.) den pl. amic (amici) luid amics (amicos)
könnte man dem golh. fem. mavi (virgo) und mauja (vir-
ginem) vergleichen. Auch die adjeclivllexionen bons (bo-
iius) bon (bonum); pl. bon (boni) bons (bonos); bona (bo-
aa) bona (bonam); pl. bonas (bonae) bonas (bonas) reichen
nahe an die goth. guds , gudana; pl. gödai, gudans ; guda,
guda ; pl. gudus , gödos , vom acc. sg. und pl. masc. abgeschn.
lieutzutage ist alles einförmiger und der nom. fallt immer
mit dem acc. zusammen, dergestalt, daß die franz. und
Span, mundart dem sg. masc. das S entzieht, dem pl. er-
theilt, die ital. aber im pl. vocalischen ausgang statt fin-
den läßt.
7. bei dem attributiven adj. überwiegt in den romanischen
sprachen die nachsetzung, was eine bedeutende abwei-
chung von der deutschen, zumal uhd. ausmacht, doch geht
oft auch das adj. voraus, z. b. das possessive, und es ent-
springen feine Unterscheidungen, deren erörterung nicht
hierher gehört, auf die häufigkeit der nihd. nachslellung
unllectierter adj. scheinen französische conslructionen nicht
eingeüossen zu haben; an dem arme blaue wäre zwar au
bras blanc, aber an den armen blanc : aux bras blancs,
mit ilexion , die der deutsehen fiigung mangelt, es ist also
jede Sprache ihren eignen weg gegangen.
') Holzmanns deduction eines wtibliclifii instr. (la. p. 112- 147 j
unterliciit crhcbiicJiein zweilel.
iioinen. ßexion, starke und schwache, 509
II. Starke und schwache ßexion *),
An der beliaupliing Avird sich nicht zweifeln lassen, daß
die schwache form jünger sei (s. 46ü.) eine richlung die
vordringt und sich gellender zu machen sucht -svird die
spätere, die Ton ilir eingeengte und zurückweiciiende aber
die frühere schon darum sein. Das alle muß auch in
der Sprache neuen einJliissen nachgeben. Im golhischea
hat sich die starke declinalion in der regel frei gehalleu
von aller einmischung schwacher Ilexionen, mit ausnähme
jedoch des anomalen mann , das im casus reclus des sg.
und pl. schwach flectiert werden darf, so Avie des neutr.
iun, das umgekehrt ini obliquen fall funins und fujiiu
darbietet. Die gewöhnliche llexion des ahd. alts. luid ags.
fem. erster und zweiter starker subst. deck fordert aber
für den gen. pl. kepuno, gebuno, gifena u. s. w. statt der
organischen goth. und altn. formen gibu, giafa. das mhd.
hält es ebenso ; im nink und nhd. wird nun der ganze
pl. solcher fem. der schwachen llexion, im nnk endlich
selbst der pl. masc. überwiesen **). Ahnliche erscheinungen
beim adj. die goth. und ahd. spräche scheidet den dat. pl.
beider llexionsarlen genau; in allen übrigen dialecten men>
gen sich beide, neunordisch ist die starke form für den
gesamten pl. aller adj. erloschen und durchgängig dafür
*) aiipjefoclitene beiieiinunsen ; al)er mit besseren niclit leiclit zu
vertausclieii. der eine will düs starke adj. dcjinit, das scliwarlie ni-
ih'Jiiiit, der andere iini;;ckelirt jenes indejinit , dieses dcjinit geheilten
wissen; das würde völlig verwirren, indejinit und di-Jinit gemalmt
an eine terniinulo};ie der slavisclien {jraniniatik lieim adjectiv ; ancli
Rask bediente sich des ansdrncks imlu-sliinmles und hestiiumtes ndj.,
und daß jenes der unbestirnnile , dieses der bestininitc arlikel lieriiei-
fiilire liop;t auch <j;anz nahe, reicht aher nicht bei der betiaelitnng
aus; wiederum ist dafür abx/nict und co/uret (zuweilen emiha-
iiscli) pebrauclit, neulicli adjectifisches und suhstniitii-ixc/n-s ndj.
vorgeschlagen worden. beim subst. sell)st benannte Rask liie starke
form die kiiu.sllichere , die schwache einfciclicrc , abgesciien von dem
für nauien untauglichen conipaiativ sonst auch niclit |iass('n<! ; wor
ein adjectivisclics und siilist;mli\ inches a<lj. annähme müsfe das starke
subst, das suh.sliniliiiacln' , das schwache das adjtt tiyi.srltc beißen,
und so entsiiriinge ein nicht unebner gcgcnsatz. mir lag aus inclir
als einem grund daran, für suhstantiv und adjc<'li>dccl. i:^lcirliinnssif^e
namen zu wählen ; wie kann ich aber (b'n alleiithalhen zu iästifier
umsciireilnmg IVilircnden ausdruck I\d<-c/i/i<r/i(iii \erwcndcn, <la die
friesisciie und nordisclic spräche dieses N gerade nicht mehr haben V
") ich sehe liier al) von einzflncn starken subst.. die ganz oder
tiieilweise zur schwachen form übertreten, z. b. das mlid. iielin bildet
den acc. Iielmcn Alex. y:>Ü. Nib. 177'), 2. 177"), I.
510 e'uijacher salz.
die scliwaclie elngcfülirt. So selieii wir glcidifalls ])elin
vcrbuin nicht mir ablaiilc und rediiplicaliunen aiisslerbeii
und diircli schwache llexion ersetzt werden, sondern diese
auch in das präscns vieler starken veiba sicli eindrängen,
die starke luid schwache conjugation ist l'reilich ganz etwas
anderes als die gleicfi benainite declinalion, aber es blickt
doch eine, nicht ohne gewinn, festznlialtende analogie
zwischen ihnen durch: der älteren kräftigeren form tritt
eine jüngere weniger \erniügende, in das weseii der spräche
nicht so elngreii'ende zur seile.
AA'äliJ-cnd in der regel alle adjecliva beider form, der
starken und scliwaclien, fähig sind, selien vvir die eine
oder die andere einzahlen Substantiven überwiesen, auf
ahnliche weise drückt jedwedes adj. an sich die drei genera
aus, einzelne subsl. gehören diesem oder jenem genus.
beide erscheinungen sind in der allgenieiueu uatur des
adjectivischen, n der besonderen des substantivischen prin-
cips gegründet.
Überhaupt genommen ist die zahl der scliwacben svdj-
stanliva weit geringer als die der starken, sie waien eine
bloß ergänzende forlbildung, die nicht den umfang der
älteren erlangen konnte. ihr secundärer character zeigt
sich iniverkennbar bei der motion , d. h. wenn schwache
feminina aus starken masc. und neutris entspringen (3, 333)
z. b. ahd, friudila aus friudil; liuorrä aus luiori' folglich
goth. liorjo aus hörs ; altn. kona , vina, qviga aus konr,
vinr, qvigr. das ahd. neutr. chalp (vitulus) verhält sich
ebenso zu dem fem. chalpa (vilula), das goth. fem. kalbö
setzt folglich ein neutr. kalb voraus; von dem goth. neutr.
daür {pViHi) l\latth. 7, 13. 14. 26, 71. Luc. 7, 12. Job.
10, 7 erwächst ein fem. daürö {&VQu^ nv?.i;) JMalth. 27, 60.
Marc. 16, 3. Job. 18, 16; aus dem ahd. neutr. rur (arundo)
ein fem. rorra (tubus) , nhd. rolir laid rühre, ja ein star-
kes neutr. kann durch motion in ein schwaches übergehn,
das goth. kaürn bedeutet oiroe JMarc. 4, 28. Luc. 3, 17.
16, 7-, kaürnö aber y.()y.y.os Marc. 4, 31. Luc. 17, 6. Job.
12, 24. Sogar aus starken fem. entsiiringen schwache:
bandva bedeutet orjulov I Cor. 14, 22, bandvo ovaarjiov
JNlarc. 14, 44.
Anderemal stehn die männliche und weibliche schwache
form sich zur seile , z. b. goth. garazna (vicinus) garaznu
(vicina); unhultha und uuhulthö; svaihra (socer) *) und
•) wenn das hit. socer (für soceriis, .-zjoJ?) nacli s. 469 auf ein
goth, svaihar starker form weist, so ei-^ibt sicli aiicli daraus die
numen. ßexion, starke und schwache. 511
svailiro (socrus) ; aus dem fem. viduvu (vidiia) laßt sich
ein niasu. vkltiva (vidiiiis), aus dem iiiasc. frauja (dominus)
ein fem. fraujo (domiua) folgern. inerk\A-iirdig zumal ist
das doppelte suuna und sunnu für dieselbe bedeutung (gr.
.3, 349.), oder lindel eine theilung beider formen unter
verscliicdene casus statt, so daU dem nom. sunnu, dem
acc. suunun, dem gen. und dat. aber snnnins, sunnin zu-
stande? Ulmlich, nicht gleich, dem vorhin angeführten ob-
liquen funins, lunin. in allen fallen wo niasc. nnd fem.
beide scliwachformig sind, mögen sie eine verlorne Ultei-e
starke form voraussetzen.
Nicht übersehn werden darf die ganz enge grenze neulia-
ler subsl. scliwacher dcclination. die wenigen vorhandneu
schwanken liin und wieder selbst in das weibliche ge-
schlecht, zu der schwachen pronominalform sa, su findet
sich gar kein neutrales so, vielmehr ein starkfonniges
thala wird aus aaderm stamm beigegeben , der zugleich
alle übrigen casus des masc. und fem. einninmit. Schwache
subst. (von dem goth. fem. auf ei abgcsehn) scheinen vor-
nehmlich für lebendige oder belebt gedachte dinge zu die-
nen , wobei natürlich das ungewisse neutrum in den ge-
ringsten betracht konunt; bei augu, ausu , hairtö (3, 399)
wählte es der Sprachgeist mit aller absieht.
Dies vorhersehen des persönlichen bei dem schwaclien
subst. hangt aucli damit zusammen, daß schwache adj.
gern substantivische tjeltiaifj annehmen, aühunu'sts veiha
ilrückl aus summus sacerdos , hierher gehören ushaisla,
iisgrudja, usillma, usvena, skula, bandja, ingardja, siuisla
lind andere vorhin und s. 255. 256 angeführte beispiele.
Aus allem gehl für subsl. und ailj. die identität der
schwachen llexion sattsam hervo)-. es gibt keine cigenheil
derselben , die nicht bei beiden sich wiederfände. der
diphlhong ei, welcher in der substantivischen auf die
dritte weibliche decl. bescliriinkt bleibt, hat auch in der
adjeclivischen geringeren umfang, indem er nur In den»
weiblichen comparativ \uid pari, priis. sich entfaltet, \()i\
den andern graden ausgeschlossen bleibt.
Gleichhell der form liiUt aber auf gleiche gründe ihres
enlslehens in beiden fallen, und wenigstens auf iihnlichc
anwendungen schlieUen. wir haben voihin gesehu, daß
scliwache l)il(Iiiii{>; als eine jüngere, im iai. socer, socius, Miror stellt
SO liii- SVO.
512 einfitcher scitz.
tlio nexloiislosli^kcll sicli beim adj. wie l)C'i dem .si!T)Pt. licr-
\()i'llial, (\'A\ sie zwai- ilueti syiilaclisclien gebrauch liaiipt-
säclilich liir das ailj., einigemal doch auch für das siihsl.
bewiihrlc. die gcii. des man, der mau, des künec (s. 464)
stehii zur seile adjeclivischen snewec bhujtes (s. 484),
des beiges liöch, der berge hucli. daß siel» die coiislructioii,
da wo sie eines nomiiialivs l^edarf, die neulra vaurd, liva, all,
die masc. fadar und aniliai', oluie das nominallve zeichen ge-
fallen lassen miiU, isl eine und dieselbe erscheinung. an dem
vielseitigen adj. aber entwickelte sich die lehre von dem
■wegwurf der llexion erst eigentlich fruchtbar. dieser
größeren bedeutsand^eit halber für das adj. sollte man
denken, daß die unll edierte form zuerst am adj. entsprun-
gen und hernach auf das subst. iiberliagen ^vorden seii'
schwerlich; sie ist gerade bei subst. liefer eingerissen.
Eine solche annähme würde vielleicht mehr scheui ge-
winnen für die erklarung der schwachen form, die un-
leugbar am Substantiv etwas adjectivisches , am adjecliv
etwas substantivisches hat (s. 509) und den Übergang beider
iiomina in einander erleichtert, wenn schon auch stark-
formige adj. und subst. sfch begegnen (s. 256. 257.) dabei
wäre die einscliräidvung der schwachen llexion beim subst.,
ihre fast durchgreifende allgemeinheit beijn adj. niclit zu
vergessen. dann ließe sich auch fassen, warum der un-
terschied zwischen starker inid scliwaclier form für das
adj. große syntactische bedeutung, für das subst. fast gar
keine erlangte.
ich will jedoch nicht zu früh entscheiden, sondern erst
die praxis dieser, in unserer spräche so merkwürdigen
Unterscheidung für das adj. darstellen luid zuletzt noch-
jiials das subst. berühren.
die darslellung hat, wie mich bedünkt, von den fällen
auszugehn, in welchen das adj. nur die eine oder die an-
dere der beiden formen, unbekünniiert um alle Verhältnisse
der Syntax, zuläßt, hier zeigt sich der unterschied gleich-
falls mehr formell als syntaclisch.
Lediglich starke ßexion gilt
1. für alle proiiomiiia. einzige ausnalime scheint das
vorhin schon angeführte goth. demonstrativ sa, so im nom.
sg. masc. fem., und der nom. sg. des weiblichen Interro-
gativs hvo (neben dem masc. hvas) zu begründen : sa
stimmt zu hana, blinda; so, hvu zu luggu, blindu. in den
spätem dialccten schwindet entw. diese pronominalform
nomen. ßexion. 8tarhe und schwaclie. 5i3
selbst, oder ihre aiialogie zu dem übrigen iionien, das
ags. se, seo *) slehu ab von hana, blinda, tunge, blinde:
das ahn. sä, sü noch mehr von hani, blindi, tiinga, blinda.
ob das goth. inasc. hvas ein golh. sas , oder umgekehrt sa
ein liva folgern lasse? bleibt hier unerwogen; die gr.
Formel ö, ^, %o verbürgt der golh. sa, so, thata ein hohes
aller (s. 367), und durch das sanskr. sa, sä, tad verstäjkt
sich der einklang, wenn gleich dies persönliches pron. ist,
jene beiden demonstrativ sind '*'*). zudem mangelt gerade
jenem sa, so, und allen nom. sg. der schwachen form
überhaupt, ihr sonst characteristisches N; die ausnahn)e
verliert also an gewicht.
Da nun die pronomiua zu den ältesten wortern der
spräche gehören, und das wesen der schwachen flexion
von sich ausschließen , so ist das wieder ein grund für das
nicht primitive vorhanden sein der letzteren.
Auch für die possessiva nimmt der Organismus unserer
alten spraclie ausschließlich starke form in anspruch , sie
mögen allein slehn oder nach einem artikel: gazds theins,
sigis thein 1 Cor. 15, 55; voc. guth meins! Matth. 27, 46;
sa thiumagus meins Matth. 8,8; ihai theinai INlarc. 2,
18. Luc. 5, 33; ahd. thaz llunaz giräli 0. IIP. 17, 18;
thaz minaz IIb IV. 26, 29; thaz nitnaz nuiat 111. 1, 32;
thie englla sine V. 8, 11; thero sinero worto IV. 12,
22; worton ihinen V. 7, 59; then minen fianton IV.
12, 12; und ohne subst. thaz sinaz III. 16, 19; tes ei-
nes N. Cap. 17; dien sinen N. Btii. 99. 129. andere da-
neben folgende adj. können stark oder schwach ilecliereii,
das possessiv behau|)let starke form : st cmmizfgcr scalk
thin 0. 111. 17, 66. IV. 31, 36; ih bin suntig scalk llun
111. 17, 59; managu sin megin T. 65, 1; thaz sinaz ma-
nagfallä guat 0. 111. 18, 10; iu scuni ruhi thinaz IV. 31,
20. alts. thurh thius min rehtun word llel. 57, 16.
weitere belege sind bereits s. 392. 402. 403. 418. 426.
431. 433 geliefert worden.
Bei N. linde ich nicht die erste nbweichung von dieser
regel. zwar entsinne ich mich keiner stelle, in welcher er
•) die !\<^s. form ^eo gleicht dem nlid. sin , das aber fem. dcH pe-
sclilecliti<i;fn persidiliclicii pnmomoiis ist, und «lolli. si , n^js. /leo Inuict.
ninii meike die zur .starken form des nlid. >veil)li<lieii nom. .«<j. diu,
pliiit/a eiitscliiedeii .stimniendeii sra und /ico , so wie das siihst. nie-
nigeo, alid. niaueglim Is. 43, 7. hier ist nocli vieles zu lö.seti.
••) vgl. die vorausgehende anni. über niiscliungeii des pron. drilter
pcrsüii mit dem demonstrativen.
Kk
514 eiiijcicher salz.
mit dem arJicnlierleii min, dln, sin scliwaclie form verbände,
wol aber slchl BlIi. 84 dise unseren zile (hacc noslra
tenipora) und \ermullich gibt es noch andere beispiele,
wenn schon (JraH Ix'i unser und iuwer 1, 392. 577 keine
namhaft macht. Selbst U. IJI. 18, 50 liat llten vunon dag.
Um so weniger kann befremden, daü aucli mhd., wiewol nicht
sehr zahheiche spuren schwacher ilexion vorkommen, be-
sonders in IN'ib. hss.: die sinen degene 102, 7; die nunen
videhi;re 1347, 3; der minen wünne 1351, 4; des unsern
ijigesindes 15'J8, 3 ßCüJgli; die iwern schniien toliler 1614,
3; des suien willen 1976,4. hölische dichter meiden es aber.
nlid. wii'd zwar das |)üss. vor dem subst. nicht so ge-
braucht (s. 424), wol aber das allein, ohne subst. ge-
setzte: der meine ^ die deine, das seine, der ihre, der
unsere, euere, danejjcn ist die adj, bildung: der meinige,
deinige, seinige, uusrige, eurige, ihrige aufgekommen, in sol-
chem fall pllegen auch romanische sprachen ihre unverkürzte
und nachdiiicUliche possessivform zu verwenden: il mio, le
inieu (s. 440.) mhd. der min, daz sin, daz ir (s. 343.)
analog diesem der meinige ist das nhd. sclnVachformige
der jenige: pl. die jenigen (gr. 3, 10.) schon die ninl.
mundart gestattete sicli de (jone (s. 447); nnl. de f/ene,
liet gene, und naclidiücklicher die (jene, dat gene. nicht
anders ist de welke, het welk. der welche wäre nhd.
unzulässig. alle diese schwachen llexionen aber wider-
streben der allen spräche, die nicht vor hvcleiks, aber vor
svaleiks art. mit starker form gestattet (s. 527.)
Es hängt wahrscheinlich zusammen, dall wüe alle goth.
pronomina auf ar im nom. masc. und neutr. die starke
Ilexion abwerfen (s. 468), sie überall, in jedem genus und
casus der schwachen entsagen. namentlich hat diese an-
thar (s. 455) niemals nach dem arlikel: sa antliar, so an-
thara Matth. 27, 61. Luc. 6, 10; iho anlhara JMallh. 5, 39;
thata anthar IMarc. 4, 19. Phil. 3, 1 ; th;ü anfharai "Matth.
27,49. Gal. 2, 13. IThess. 4, 13. 5, 6; thaim anlharaim
baurgim l^uc. 4, 43 u. s. w.
ob schon ahd. die volle starke form diesen pron. auf ar
wieder erlaubt ist, so unterbleibt in den alleren denkmalen
auch bei ihnen stets die schwache ilexion: thaz andaraz
allaz 0. II. 22, 30; thie ändert IV. 7, 79. V. 13, 27; diu
anderiu slahla N. ps. 77, 6 ; des anderes N. ps. 10, 2. Bth.
97; diu anderiu finviu Bth. 160. gleich jenem unseren
gestattet sich aber auch N. schwache Ilexion bei arliculier-
tem ander: diu andern geburt ps. 77, 4; die auderuu ge-
nomeii. ßexioji. starke und schwache, SiS
burt 108, 13 5 an denio anderen 24, 10; ze denio anderen
41, 8; in dero auderun werlle 32, 19; die anderen salnieu
118, 1; diu anderen linviu Blli. 161, unmittelbar nach je-
nem: diu anderiu linviu. er schwankt also deutlich; W.
verwendet bloß starke form.
nihd. herscht nach dem art. die schwache form völlig
vor: der ander (mit wegfallendem stummen e), des andern,
dem andern , pl. die andern , der andern (s. 455.) ebenso
nhd. der andere , wie der unsere, das organische Ver-
hältnis ist vergessen , und ander fallt in die categorie der
gewöhnlichen adj.
alts. ags. und alln. possessiva bleiben der starken form
unter allen umständen treu; auch heilU es alts. nur thie
odar, ags. se odher.
2. die halbpronominalen adj. äins (s. 452) und sums
(s. 457) versagen sich dem arlikel wie der schwachen form,
jenes auch in dem sinn von solus Luc. 9, 36. Joh. 6, 15.
12, 9. 24. 16, 32. das ahd. ein behauptet starke llexion
nur da nothwendig, wo es als unbestimmter art. auftritt;
in andern fällen, namentlich in der bedeulung solus, kann
OS den bestinuiiten art. und schwache form annehmen
(Grain, 315.) alle übrigen cardinalzahlen ilecüeren, Yfie
aiiis, nur stark.
3. auf gleiche weise gebührt dem adj. alls und ganohs Ixai'og
weiler art. noch schwache form, die starke kann dem subsl.
bald vorlrelen , bald nachfolgen: alls hiuhnia Luc. 1, 10; alla
buitrei Eph. 4, 31; alla nianagei Luc. 18, 43; all leiklCor.
12,17; alluizos manageins Luc. 8, 47; allanuna aigina Luc. 8,
43; allai managein Luc. 2, 10; in allai alrtluii Matth. 9, 31;
allana niidjungard liUC. 2, 1; alla managein Luc. 3, 21;
alläi gudjans iMallh. 27, 1; allus thiudus Neh. 6, 16; alla
kunja liUc. 1, 48; allaize abne 1 (,"or. 11, 3; albu/.o nia-
nagcinu JiUC. 2, 31; allai/.e grase ]Marc. 4, 32; niilli all;iim
niaiinam llom. 12, 18; allaim tliiucium INlarc. 11, 17; allans
nialins JMarc. 7, 19; allus sauhiins JMalth. 9, 35; in a!Ia
ni(51a Lph. 6, 18. seltner nachgesetzt: unliraiiiithus allai/.«*s
Eph. 4, 19; stana alla Sk. 45, 19; and baurg alla Luc. 8,
39; valduliii allata Luc. 4, 6; gudjans allai JMarc. 14. 53;
lilhjus allai Rom. 12, 4. I Cor. 12, 12; lagla alla IMallh.
10, 30; manne alhiize Rom. 12, 17; apaustaulum all. um
ICor. 15, 7; l'ram bai-nam albiiin Luc. 7, 35; ganlins allans
Tit. 1, 11; baurgs allus Matlh. 9, 35. Soll das subst.
aber ailiculiert werden , so geht entw. das adj. dem art.
voran, oder folgt erst hinter dem subst. (s. 391) alla so
Kk 2
5l6 einjachar salz.
managel Marc. 4, 11. 11', 37; alla so bai'irgs ]\IaUlj. 8, 34;
nlläi tlil/.ai iiianasctlai Luc. 9, 13; alla Uio siiiija Marc.
5, 33; all lliala gavi IMarc. 6, ;i5; all;ii thai liausjandans
Luc. 1, '>6; allus llios unliiilüiuiis Marc. 5, 12; alhiim
ihaiin allbmiuslini IMaic. 12, 3.i; allus llius gajiikuiis IMarc.
4, 13; alla lliu vai'irda Luc. 2, 19. 8u baurgs alla ]Marc.
1, 33; thana falrlivu allaiia ]Marc. 8, 36; tlio nianased
alla Luc. 9, 25; fiam barnam allaim T-uc. 7, 35; tliö
vauida allaLuc.2,51. aul' die verscliiedenheit dieser >vorl-
slelluDg kann der gr. text eiiilließen , z. b. alla so baurgs
nüaa ?; 'nölis viwJ su baurgs alla ?' iiöhs o).7] , sie ent-
springt aber auch unabliangig davon, no.viu iu [it^/iaiii
ravici Vtird Luc. 2, 19 übertragen alla thu vaurda, Luc.
2, 51 thö vaiirda alla. in beiden fallen findet sicli der
art. unmittelbar vor dem subst. da, wo er vor dem adj.
steht, hat er meist stärkere demonstrative bedeutung und
gibt das gr. ovros (s. 445): thu alla idiiluna nuvra tccvra
T(i nov7jou JMarc. 7, 23; thata allata iuvtu näviu Luc.
18, 21; thu alla tuviu navTa JMarc. 10, 20. Luc. 16, 14;
vgl. fall ra thaim allaim s. 391; einigemal jedoch ist es, nach
dem gr. text zu urlheilen, wiiklicher artikel: thu alla
T« nüvra I Cor. 15, 27. 28. Eph. 4, 15. Am meisten
auf fallt das einzige beispiel schwacher form : fiands unsarai
allans ^icivreg oi iyj^aol rjiviv Neh. 6, 16; sollte der
Übersetzer hier eine Variante nävias vor sich geliabt, und
diesen acc. vom vorhei'gehendea hausidedun r//.ovaav ab-
hängig gemacht haben?
Auch das ahd. al leidet keinen art. vor sich und nimmt
keine schwaclie form an (GralF 1, 206. 212.) iu : daz
allez, des alles, demo allemo (GralF 206) ist das pronomen
demonstrativ gesetzt, und in: der allo tag ist N. ps. 70,24
nehme ich alio für das adv. jjenitus, prorsus. von der
stelle, die al in der construclion empfangt, war s. 402
die rede, und GralF 1, 206 iF. liefert zahlreiche belege.
Nicht anders in den übrigen dialeclen ; dies adj. wei-
gert sich dem artikel und der schwachen llexion. Gleiches
gilt von (funölis , ahd. kiiiuoc, das wie ails einen ge-
messenen begrif hat.
4. die goth. adj. niids (medius), halhs (dimidius) luid
Julis (pleuus) ei-scheiuen nur starkformig und artikellos,
wie letzteres schon s. 391. 392 angegeben wurde. selbst
da, wo ein gr. art. ausgedrückt steht, bleibt er unübersetzt :
halhata aiginis meiuis ra 'ij/tiior] vnaQyövtmv jttov , vulg.
dimidium bonorum meorum Luc. 19, 8; und halba ihiudau-
nomen. ßexion. starke und schwache, 517
gardja f'coff rjilüovg tTJg ßaaileiag INIarc. 6, 23. ahd. be-
Jege für inilti scliou s. 402; in dliir mitteru Is. 33, 1;
iindar eu mittein Is. 43, 13; in miten dagen N. ps. 73, 4;
in niittero brüt sanienungo N. 43, 13; iimbe mitten dag
W. 9, 6. Indes will ich nicht leugnen, daü alid. die
schwache forhi von lialp und fol vorkoninien könne, da
sie nihd. keinem zweifei unterliegt: daz halbe teil Iw. 7207;
daz halbe ors Iw. 1269 (1261 alterlhünilicher: daz ros
halbez); und sogar iinibe den mitten tac Iw. 4753 statt
des üblicheren umbe mitten tac gesagt wird, beachtens-
werth, daü grade in diesen adj. das prädicat gern die
starke llexion auch noch nhd. beibehält (s. 493. 499), obschon
es nhd. ganz gewühnlich ist, sonst die schwache zu ver-
wenden: der halbe theil, der volle mond.
Stellen wir die unter 1-4 aufgeführten adj. zusammen,
so entdecken wir noch eine ihnen allen gemeinschaftliche
elgenheit: sie sind ihrem bcgrif zufolge tinsteiyerbar, ihre
bedeulung ist so genau begrenzt, daii sie nicht er-
höht noch gemindert werden kann, weil sie dann nicht
mehr zulrclVcn würde. darum zeugen prouomina und
pronominaladjecliva (mit einer gleich nachher zu behan-
delnden ausnähme) weder comparaliv noch Superlativ; ihr
siiui ist nolhwenclig positiv * ). Ebensowenig Steigerung
leiden ein , all , halb und mitte. gäbe es ein halberes,
alleres, so würde der positiv halb und all noch nicht aus-
drücken was er enthalten soll. etwas anders steht es um
mitte und voll, mitte ist ein mit halb nahverwandter begrif,
da von zwei enden aus in der lüilfte sich auch die mitte
trift (tnedius , dimidius); die Vorstellung des halben schnei-
det jedoch scharf ab, mitte hingegen bildet gleichsam einen
kreis um (.\vn punct der eigentlichen mitte. wir sind ge-
wohnt zu diesem ininct uns gröiierc oder kleinere annähe-
rungen zu denken , folglich von einem mittleren und mit-
telsten zu sprechen. aul ähnliche weise bezeichnet voll
zwar ein bestimmtes maß, dem kein tropfen mangeln,
noch, ohne überllielkn zu bewirken, zutreten darf; prac-
tisch aber wird die letzte aimaherung zur fülle schon für
voll, ihre erste abnähme noch für voll gtMionunen. inul in
solchem sinn mag wiederum ein voll, voller und vollst
*) nhd. versnriit man froilicii <ler Hclnigste, der ilirigslp, wie
tuissiiiuis, v(sl('iriiiiii>i (vestcr ist selbst «-in <om|). , kein positiv wie
iiiger!), aln-r n;uliiieni Iniiiifi stlioii duicli l)il<lung der scliwarluii
formen: der deine, der dciiii-jc , ciirigc, ilirigo die organisciie reyi-l
verletzt worden war.
5] 8 e'nijachvr sutz.
iinleischicden werden. Daraus erkläre Icli mir nun, warum
diese beiden adj. leichler die schwache form und den arli-
kel zulassen.
Die eben entwickelte ansiclit von imthunliclikeit der
coniparalion bei dem pronomen luid den übrigen hier zu-
sammeiigefalUen adj. scheint dem zu widersprechen, was
im siebenten cap. des drillen buchs vorgetiagen worden
ist. dort mutmaßte ich in dem pron. hvathar (3, 621), in
den possessiven auf -ar (622), in anthar (621. 635. 636)
comparalivformen , in niillaro, imiduma (622. 630) compa-
rative und Superlative. dies waren aber lauter alte, in
der Sprache inigefiihlte Steigerungen. die lebendige, füh-
lende Sprache [will hier nicht steigern, nebenbei, jaus an-
dern rücksiebten kann jedoch die comparalive form er-
wachsen, wie wir an dem begrif der mitte und fülle sa-
hen, voll entfallet Iieutzutage alle vergleichmigsstufen, der
mittele, mittlere und mittelste aber drücken beinahe das-
selbe aus. so hatten sich die comparalivformen anthar,
hvathar, unsar, ganz mit beibelialtner positivbedeutung,
schon in ui'aller und so früher zeit erzeugt, daß iluien
überall die starke form verblieb und die vielleicht noch
nicht enlsprungne schwache entzogen wurde *). dieser Zu-
sammenhang einzelner adjectivischen und pronominalbil-
dungen mit formen der Steigerung läßt sich noch Aveiter
nachweisen , hier lag es bloi^ daran die erscheinung auf
die abwesenheit des artikels luul der schwachen llexion zu
beziehen. Es ist fühlbar, daß aucli bei andei'n adj., min-
destens in einzelnen construclionen derselben, der artikel
da unterbleibt, wo zugleich die comparalion ausgeschlossen
ist. jenes us daulhaim (s. 392) hält den art. von sich ab,
obwol in andern lallen sa dautha für o Ttdvr^yMS Job. 11,
44. 12, 1 gesagt werden mag; so lälU sich auch dduths
nicht gut steigern.
Aus dieser erwägung der adj. welche organlsclier weise
überhaupt bei der starken form beharren und den artikel
ablehnen folgt von neuem, daß die starke llexion die ur-
sprüngliche sei. solche adj, sind in sich selbst gemessen
imd bedürfen keiner bestinunung durch art. oder formver-
änderung. Wir wollen ihnen nun die adj. entgegenstellen,
denen nur die sclnvache form angemessen ist.
*) fVfoo?, nÖTiQoc;, 7}f(hf(>oq Ilaben völlip biidiiiig und flesion der
gewöhnlichen comparative. das lat, alter steht jwie anthar und unsar
Ton der («bendigen comparation weit ab.
nometi ßexiün. ^iarle und scheuche. 519
1. unter den ])ronomInalen gehören zwei dahin, das gotli.
sauia und silba [^v. 3, 4. 5.) Jenes , so oft es das gr. o
tivzös übersetzt, liat den art. vor sich: tlunnma samiii
ahniin II Cor. 12, 18; thana saman niat I Cor. 10, 3; thi-
zäi samÖH niitadjun Luc. 6, 38 ; thata sanio di-agk I Cor.
10, 4; in thumma samin landa Luc. 2, 8; thata samo
INIallh. .5, 46. Marc. 10, 10. Luc. 6, 33. Rom. 12, 5. 16;
tho samüna Pliil. 3, 1; nur II Cor. 13, 11 hndet sicli un-
arliculierles samo, welches sonst dem gr. etg entspricht :
du samin Epfi. 2, 14 und dem subst. nacligeselzt wird:
du k'ika samin lig oafjy.u /ii'ar IMarc. 10, 8; ana ligra
samin ini %Xivr^Q /timg Luc. 17, 34. Silba hingegen drückt
das gr. (ivrög aus und nimmt nie den art. zu sich (belege
s. 352-354.) in den übrigen dialecten schwanken schwache
und starke llexion (s. 354-362), das ])rononien neigt zur
geminatioii selpseipo (3,5), njlid. selbestlbe, nhd. selbselbst,
inid nlid. zur Superlativen form (gr. 3, 647): vgl. die gr.
Steigerung avioreoog , auTOTcrng. unser selbst hat den
begrif des golh. silba, unser der selbe den des golli. sa sama.
2. alle comparalloe , z. b. minniza , minnizei , minnizö
(gr. 1, 756. 3, 566.) der coni])araliv ist seiner nalur nach
eine fortrückiuig und bestinunung des positiven grads, was
Cmr Sprachgeist am leichtesten durch die bloUe scliwache
l'orm ausdrückte. eigenlhiindich jedoch war, dai^ dem
weililiciien geschlecht in der golh. spräche nicht der ge-
wöiuiliclie vocal u gelassen, sondern dafür das auch in Al'V
dritten sul)st, deck waltende ei vcilichon wurde, woduicli
sich nun nom. inul acc. fem. dcutiicli von der schwachen
neulralllexion »uilerscheiden.
Die scliwache (lexion des goth. comparativs tritt klar
\or augon in dei- ))r;idicaliven , \on keinem art. bciilcitelen
constrticlion : hlasiV.a (hilarior) IMiik 2, 28; svinlhu/.a (lor-
tior) liUC. 2, 16. 3, 18; insiza (potior) (Ja). 4, 1; framal-
druzei (proveclior aelate) Luc. 1, 18; usduudo/.a (soUicitior)
llCoi-. 8, 17; azetizö (facilius) IMnttii. 9, 5; athrizans (po-
tiores) IMatlh. 6, 26; iruduzans (piiidcntiores) \mc. 16, 8
u. s. w. beispiole des begleitenden arliUels: sa juhiza Luc.
15, 12; sa juhiza sunus Luc. Lt. L3 ; sa altliiza Luc. 15,
25; lh;iim alrizam IMallli. 5, 2 1 ; lliize airizane Luc. 8,9. 19;
thaln maiiagizo IMallli. 5, 37.
ahd. ist die schwache llexion der comparative zwar ro-
gel , einzelne ausnahmen aber verletzen sie bereits: /i Im-
ziremo thinge 0. 11. 6,45; alteriu (anti<pii()r.i) iN. Arisl. M'
und j\. muU luxh mehr beispielc liefe)') ; daz diu gnad.i
520 e'inßtcJier scitz.
siiozer est W. 7, 12-," ih bin i'mo desde holder W. 11, 22
bezzer siiit dtiie spunne W. 34, 22; bezzer isl diu siioze
W. 34, 24; diu circuincisio bezzer ist W. 63, 1; daneben:
euüze ist be/.zera 6, 7.
nilid. häufen sich die fälle der starken form immer mehr,
obgleich sie den grundsalz der scliwachen noch nicht um-
werfen, die 1, 759 gegebnen beispiele lassen sich beträcht-
lich ergänzen: mit leidereme leide Trist. 1751.
nhd. hat das organische Verhältnis aufgehört, und allecom-
paralive werden gleich den positiven llectiert und construiert.
wegen der übrigen dialecle verweise ich auf die form-
lehre; doch ist die merkwürdige einslinimung des ahn. zu
dem goth. ausdrücklich hervorzuheben , daß das fem. nicht
die schwache form des positivs annimmt, sondern überall
auf i endigt , was sichtbar dem goth. ei , eins, ein ent-
spricht, aber auch der pl. aller geschlechter bequemt sich
diesem einförmigen i, abweichend von der goth. -spräche,
vgl. 1, 758.
2. Die alterthümlichen Steigerungen auf UlM, deren be-
deutung zwischen positiv, comp, und superl. schwankt, de-
clinleren ganz wie goth. comparallve, d. h. nur schwach:
frunia, frutnei, ß'iono y hleiduma, hieidumei, hlcidttmo ^
ebenso aftuma, miduma u. s.w. (gr. 3, 626-630.) der art.
mag voi'stehn oder nicht: sa fruma manna o iiQÖnos c<v-
■d-oomos ICor. 15, 47; airzitha vairsizei thizai frumein yei-
Qon' rijg nQono^g 'Matth. 27, 64; mik fruman tph ttoojtov
Job. 15, 18; in sabbatu frumin iv Od/jßaro) •rqojto) \jUC. 6,
1 ; bi frumin nsmela xar« T7JP nQoxioav iiVuOTOorfi;v Eph.
4, 22; vairthand frumans aflumans i'anvTai ttqivtoi iayaroi
Marc. 10, 31; du Kaürinthium fiume (d.i. frumei) melida ist
nooe K. •iiQMT')] e}'QCi(p7]. thata frumö Gal. 4, 13. ein goth. star-
kes adj. frums ist nicht nachzuweisen. ICor. 15, 47 war es feh-
lerliaft ediert, und auch das sonst bedenkliche frumuzu Rom.
11, 35 sind wir durch die neuste vergleichung los geworden,
aus der nochmaligen, öfter vorkommenden'steige'-uiig frumists
nQMTOS ließe sich ein positives frums begreifen, doch vermag
ich ahd. weder frum noch frumo aufzuweisen ; das mhd.
starkformige und positive frum hat kein bedenken, bedeu-
tet aber nicht primus sondern dexter, probus und könnte
nach der sclireibuug fruom, und dem altu. frömr, ablaut der
Wurzel fram sein?
3. Auch das goth. part, priis. folgt dieser weise , seine
formel lautet sa avinianda , s6 avimandei , thata tfvi-
nomen. ßexion. starke und schwache. 521
mando. sa qvimanda o eQyof.isvos Mallh. 11, 3. Luc. 7,
19; rums vigs sa brigganda £VQvyo)Qog y odog Tj dnu-
yovoa IMattli. 7, 13. 14; so qvinu ugandei jah reirandei,
vitandei lliata \artli ■j^ j'vvrj (foßr^&üaa y.ui ini-jnovna, el-
dviu 6 ylyove Marc. 5, 33; sei vas ufkunnandei r^tig i}V
iniyvovGu, Luc. 7, 37; briggandei jali standande] y.ojiiiouocc
icai oräoci Luc. 7, 38 ; qvinö visandei yvv)] ovca Luc. 8,
43; habandei '{-'/ovoa Luc. 15, 8; su buuaiidei 7; oixovocc
Rom. 7, 17; so ni fitandei ?; ovx 0)d)'vovGu Gal. 4, 27; so
unbairandei y ov TiHTOvaa Gal. 4, 27; gaggandö Luc. 9, 53;
tharei vas thata harn ligandö ]NLirc. 5, 40 ; tliata havi visandö rov
yoQTor' örru Mattb. 6, 30 ; akran iirrinnandö jali vahsiandö
HixoTiov civußuivovra y.cci av^üvorTCi Marc. 4, 8; iu ainis
fravaurhtis idreigundins Luc. 15, 7; tbis saiuljaiidiiis Job.
9, 4; tbis usfulljandins Epli. 1, 23; tbis duupjandins IMatlb.
11, 12; tbamma daupjandin Mattli. 11, 11; qvimaudin
imma Mattb. 8, 28 ; raginondin Luc. 3, 1 ; tbaninia bäilan-
din Luc. 14, 12; tbamma viljandin INlattb. 5, 40; ibamma
bidjandin ]\Iattb. 5, 42; mann timrjandin , Luc. 6, 49;
mann tlianuiia galbaiirsana babandin bandu INlarc. 3,3;
ibana magandan IMattb. 10, 28; tbana sandjandan iMattb.
10,40; inannan silandan Mattb. 9, 9; tluik taujaiulan INlatlli,
6, 3; gasaibvand tbana vodan sitaiidan jab fratlijandan
Marc. 5, 15; ibizai vaurkjandein Epb, 3, 20; nwnagein vi-
sandein INlarc. 8, 1; gasabv svailiron is ligandein IMattb. 8,
14; nialit usgaggandein ISIarc. 5, 30. TiUC. 8, 46; "tbai un-
galcilbandans JMaltli. 7, 14; tbai liablaiidaiis Mallli. 8, 33;
vuHos vilvandans Mattli. 7, 16; ni niagandaiis IMntlb. 10,
28; jiünar silandans Marc. 2, 6; qvilliandans Mallli. 6, 31;
tbai unbaili babandans IVlaltb. 9, 12; tbai inn galoitliandans
INlallb. 7, 13; tbai baldanilans Marc. 5, 14; tbai l)igitan-
dans IMattb. 7, 14; gasai'livandcins manageins IMatlli. 9, 8;
tvos vafrtliand nialandeins J^uc. 17, 35; tbiudos tbos ni
laistjaiuleiiis Rom. 9, 30; tbö \isaniluna Uom. 13, 2 ; ausuna
gabausjanduna JiUC. 14, 35; laniba ni bal)aiulona IMatth. 9,
36; bagnic ni laujandane IMattli. 7, 19; ibizo auakunibjan-
danö Luc. 14, 15; tbaim lialjandam IMattli. 5, 44; tbaiin
afarlaisljandam IMattb. 8, 10; lliaiin galaubjaiulam Epb. 1,
19; tliaiin visaiidain Epb. 1, 1; tliaiis vrikaiuiaiis IMattb. 5,
44; thans (ViiiMidans IMattb. 5, 46; llians uliilliabandans
IMattb. 8, 16; thans us(iviniaudaii8 Mallli. 10, 2S.
aus diesen beb-gon ci-gibt sieb das statllinden der scbwa-
clien form für die part. priis. Jedes casus iiiul jedes ge-
scblecbls. für das in«sc. wird aber aucb, und zumal gern
für den noin. sg., mit oder obnc artikcl. die SJtbst(i)itivisehc
522 einfacher salz.
ilexioii gebraucl\l: 8a gaggaiuls jali liausjands iah taujatids
o toyö/iievos y.u) (C/.ovoiv y.u) noiö)V Luc. 6, 47; sa liaus-
jands jali iii läujaiuls o dy.ovaug y.ai fiij iion^aue 1-uc. 6,
49; sa latijaiuls viljan o iionnj' %() -ih'/.ijiu Mallli. 7, 21;
sa uiik anduiniaiuls o i-fil ör/onfvog INlalth. 10, 40; sa ga-
levjands ina o nuQudid'ous aviöv JMallli. 27, 3; sa laura-
standaiids o nQoi'OTUfievos, sa armands 6 iltoiv Rom. 12,
8 ; vilands ihus mitunins izc ido)V Ta<? ivdvfitjaeis uviöiV
Matll). 9, 4; jali galiaiisjands y.ai dxovauQ Marc. 2, 17;
inaiina galhaursana habaiids liandu ('S.}^Q(i/i fiivr^V J-yiov t7;v
ye'iQti ]Marc. 3, 1; galeilliands tiaeXdoiV -Marc. 3, 27 und so
auf allen sehen, im nom sg. iiiasc. überwiegt oUcnbar die
starke form, zuweilen concurrierend mit der schwachen,
z. b. wenn o igyojtuvog sovvol durch sa qvimands als sa
qvimanda gegeben werden kann; sonst aber steht jenes
mehr subslanliviscli , dieses mehr adjeclivisch. das gr. subst.
o (junTiOT7;g ist Luc. 7 , 33 übersetzt sa ilaupiands, und
80 bedeuten die 1, 1017 angefüinMen frijönds , lijands, nas-
jands, gardavaldands rpllog, r/dQCjg, aont'jQ , oiy.odeo':iOT');c:,
IVcUijinunds öeanör^s, gibands (Vot?;?, talzjands inioTccTJjg'^),
l)isilands nsQi'oiy.oc. diese declinieren denn auch substanti-
viscli nach menulhs (1, 610), nicht adjectivisch , z. b. der
acc. sg. lautet giband II Cor. 9, 7; der nom. acc. pl. bisi-
taiuls IMarc. 1, 28. Luc. 1, 58. 7, 17. dagegen zeigt sich
ihre verbalkraft noch in der rection obliquer casus: sa mik
andnimands, sa galevjands ina, ussalhvands ins ISlarr. 3, 5;
atluÜtands alla iho nianagein Älare. 7, 14; so wie in der
abhängiskeit folgender säfze, z. b. gasaihvands than Jesus,
thatei samath rann managei ]NLarc. 9, 25.
es verdient alle aufmerksamkeit , daU diesen doppelfor-
nieu männlicher part. präs, durcliaus nur die eine schwa-
che form weiblicher und neutraler zur Seite steht. ein
subslanlivischcs frijunda (amica) gibanda (dalrix) wäre un-
niögiich. sollen weibliche subst. aus pavticipien präs. ge-
bildet werden, so muß es durch niotion geschehn , d.h.
aus frijunds entspringt frljundi (amica) pl. frijundjus Luc.
15, 9, nach analogie von thius (servus) und thivi (an-
cilla) **); das weibl. part. aber lautet bloß frijundei, das
neutrale bloß irijundu. (\en verbalkräftigen niasc. vitands,
liabands entsprechen überall fem. vitandei, habandei , neu-
tra vitandu, habandu. das princip der part. präs. ist also
*) von taizjan (adnioiiere) vgl. talzjandans Col. 1, 28.
'*) warum nicht srliwacliform;?: iiij('ii(1jö . pl. frijoiiHjöiis ? wie nitlijö
aus nitlijis, kalkjo au» kalkcis (?) vgl. s. 510.
Tiornen. Jlexion. starke und schwache. 523
im fem. und neutr. völlig das der comparalive; im masc.
gilt neben der comparativisch schwachen llexion eine sub-
stantivisch starke.
Auch die ahd. mhd. und nhd. Sprache fährt fort ge-
wisse part. präs. , wiewol in geringerer zahl, als männ-
liche subst. zu verwenden; allein für das atljectivische und
verbale particip ist jener goth. grundsalz aufgegeben und
überall, wie bei andern adj. , starke oder schwache form
zulässig. nur die eigenthiimlichkeit findet statt, daß ahd.
sämtliche part. präs. aus der ersten in die zweite decl.
übertreten , also bei weggeworfner flexion im nom. sg.
aller geschlechter auf -i ausgehen: auetnanti , qutmnnti,
(luetninUi , vvclches i oder e dann im nom. schwacher tlecl.,
bei den frühsten ahd. Schriftstellern , hervorbrechen kaiui,
z. b. Jierrendeo Is. 33, 11. Im inhd. hhidende, btiideiide,
bindende ist das alte i und die schwache llexion ües nom.
nicht mehr zu scheiden; nhd. folgen alle part. präs., gleich
den meisten andern adj. zweiler decl. , w ieder der eisten,
folglich steht die schwache form deutlich von der llexions-
losen starken ab.
hängt das i der ahd. pari. präs. zusammen nüt dem ei
der gothischen weiblichen schwachen? es scheint so, ob-
gleich die ahd. comparalive keine spur eines solchen t zeigen,
erwächst hier jedes goth. ei aus ji7 vgl. 526.
auch in der ags. spräche werden jiarlicipiale subst. fürs
masc. gebildet und substantivisch dcclinicrt, z. b. vcaldend,
demend , im pl. entw. veahlcndas, demendas , oder was
allcrlhündicher aussieht im pl. ohne llexion vealdend , d^-
nieiul. das adjectivische part. aber zeigt in allen drei ge-
schh'ohlcrn jenes -e zweiler declinalion: vesende^ vesende,
vesende , dem ahd. -i cnlspiechend. die schwache ilecl.
stimmt zusammen mit der des positiven grads.
ahn. währt, wie beim comp., die organische goth. ein-
richtung wenigstens für den sg. fort. masc. luul nculra
folgen der gewöhnlichen schwachen foiin : lifiindi ., g(^i>.
lifanda ; neutr. Vif'unda ^ gen. lifanila; il.is ieni. erhidl aller-
wärls -i, lifitndi , gen. lifandi, gewis ein verschiednes von
dem des nom. sg. masc. alle pluralcasus nehmen einför-
miges -i an in allen geschlechtern , ja die heutige isl. sprä-
che verleiht es sogar dem ganzen sg.
4. sämtliche Ordinalzahlen , mit ausnahn'.e von aiithar
(s. 514) hängen der schwachen form an, -ei aber hat unter
ihnen nur das golh. fruiuei (s. 5'20) , -6 alle übrigen fem.
524 eiiifdcJicr salz.
lhnd!tf6 , snlhsto (."i, 637); aiicli das altn. fom. lautet
Uuidlija, si()tla. ^vat■mn wol die ordinalien den unler 1.
2. 3 genannten fem, hierin unälinlich sind?
5. je liiiiifiger gewisse adj. in snhslantivische hedeultnifß
überzulrelcn pllegen (s. 511) desto seltner oder gar nicht
mehr erscheinen sie in starker form ; eifi gegensatz zu je-
nem nur starke form an sich tragenden substantivierten
part. präs. masc. die meisten sind männlich, und viele mit
Partikeln oder sonst zusammengesetzt: its(/7'itdja ^ iisfai-
rina, iisßhna, uslilha, ushäista, usvena, unhultha, iin-
Jiurja, unvita , J'iillavita , {iKiardja , (tf^'tja •> (ifflruyhja^
(/adäila, (jajaka , (favilja, iiehvnndja , alaUiarha :, ein-
lach sind sliiila , haiidja. weihlich: stairo, inkiltho, in-
{ffituljo, xinhultho y mithin auf o, nicht ei gebildet. von
einzelnen liilU sich das simplex in starker form aufweisen:
hulths , iharbs Phil. 2, 25. solche Zusammensetzungen er-
scheinen natürlich fast nur prädicativ; wenn sie allriI)Utiv
gebraucht werden, z. b. tlians unvilans II Cor. 11, 19, sind
sie adjectivischer. Insofern lätU sich das reinadjectivische
schwachformi^e taihsvö (fem. und neulr. , nachdem es auf
liandus, kinnus oder augu , ausö , vepn bezogen wird) ih-
nen nicht beizählen, auch hat sich Col. 3, 1 die starke lle-
xion in taihsvai fV ^i^iü dargeboten ; schwerlicli ein subst.
taihsva, wie bandva (s. 510) neben bandvu. Den späte-
ren dialecten sterben fast alle solche zwischen adj. und
subst. schwebenden Wörter aus, oder nehmen ganz ent-
schieden substanlivnatur an. neben dem ahd. schwachen
zesmuä (manus dextera) besteht das starke adj. zeso T. 2, 4;
zi zesue 0. V. 20, 60; in zesuemo ringe 0, V. 20, 56,
Soweit zurück in die formlelire schreiten muste ich,
um zu verdeutlichen, daß ein theil des Unterschieds zwi-
schen starker und schwacher flexion unabhängig sclieint
von synlactischen Verhältnissen. es hieß nicht nur antha-
rai qvelhun, sondern auch thai antharai, unmekehrt sowol
minniza imma ist, airzitha vairsizei ist tliizai frumein als
sa minniza, so vairsizei. man sagte su qvino vitandei thata
varlli bi ija und su cjvimandei '''''). Beginnt in späteren dia-
' ) desto befugter war Hie formlelire den unterschied beider
flexionen, wie sie ihn an subst. und adj. aufgreift, rein formell zu
beiionnen, unbekümmert um alle an Wendungen, die sich in der sya-
tax hernach ergeben, reden wir doch auch von ablaut, reduplication
und aiiflcrn forinverhältnissen, unterscheiden wir doch declinatione»
nomen. flexion. starke und schwache, 526
lecleu diese golli. ausdriicksweise verletzt zu werden, so
geschah es durch den einlhiU der gewöhnhchen adjecliv-
conslruction , welcher jene alte anonialie zu tilgen strebte,
um so wichtiger bleibt es für die geschichte unserer sprä-
che sie wahrzunehmen.
Ich wende mich nun zur auseinanderselzung beider
formen für das gewölinliche adjectiv. daU die schwaclie
form forlsetzung oder zweite potenz der starken sei, wurde
schon s. 509. 510 gezeigt; es lälU sich aber noch tiefer
begründen. Die schwache form überhaupt verhält sich zur
starken fast wie das feni. zum masc. im trieb der Wort-
bildungen geht die consonantisclie inuner voran der vocali-
schen , auf kurzvocalische folgt dann langvocalische. wie
aus blinds das fem. hlinda tritt, erwachst aus dem star-
ken hlinds das schwache blinda, wiederum aus diesem das
fem. blindo. es sind nolliwendige, unausbleibliche abstu-
fungen '*'). das neutrum bildet eine bloUe mischung männ-
licher und weiblicher ilexion , zugleich aber ergibt sicli,
daß der character des schwachen nom. sg. völlig durch die
vocale erschöpft wird und kein N haben kann, dessen ein-
scliallung in die obliquen casus vielleicht der erweiterung
einzelner wurzeln durch zulrelendes N zu vergleichen wäre?
oder ist das N der starken acc. masc. besonders ins äuge
zu fassen?
Für die bedeiilung müssen aber ähnliche veränderungoa
statt finden, blinds hat die vollste, freiste, imabhaiigigste ;
in der von blinda wird bezug auf bliiuls , in der von
blindo auf blinda genonunen. die schwache form scheint
mir auch in der rede eine dagewesene oder gedachte staj-ke
voiauszusetzen. v\ie der schwachen eine gewisse abhän-
gigkeit von der starken eingeprägt ist, führt auch die syn-
taclische anwcndung iener auf eine in der Voraussetzung
dieser begründete beslunmtheit. das ist was man abslraet
luul concret nennen kann; weil aber das selbsläiuligere
das stärkere, das abhiuigige das schwache heilien darf,
läUl sich die gewählte terminologie rechtfertigen.
und conju<iatioii('n ohne Ixv.iiliiinn; auf die sjntax ; warum soll die nur
Hilf eine// llicil der ndj. «^tMeciitc terminologie von indolinit und «lelinit,
von abstraft und concret, jenen lormellen eiiiklanf; stören und verwiseliea Y
') wie {^eianj^en die eüniparati\e , und was iiuien pleielit , von a
auf ei (niinniza, minnizei; (|vininndn, (piniandei) V ist o ül)er.s|)run-
genV ieli ver;;leielie das al)leitende A(i iiel)en KKJ. ein jiiinlirlier
sprunp; ist, wenn l)ei der niotioa von nillijis auf nitlijO u. s. w. überge-
Rangen wird.
526 el/ijacher satz.
Niiliere regeln.
1. obersler grundsalz ist: deiin heslimmten artihel J'oltjt
sclnvache form des attributiven adj.
ein in der rede neues nonien tritt olme art. aul', bei
wictlerliuller nennung eniplangl es dessen begleilung (s. 386.
391.) auf die form des snbst. äußert dieser arl. keinen
einHuU, auf die des adj. den angegebnen: es Irilt in scliwa-
clie form über. iiai'rdeis guds, bairdeis Sil (joda :, ai'rtba
diupa, . aiilha so diupo ^ vein jnggala, vein thata jiKj-
qo. oder oblicjue : aht)ia unbrains, alimin tliamma
unhrninjiii. OH'enbar doppeltes mittel. an und für sieb
würde tier wiederbobe ausdruciv durcb den bloßen artikel
sattsam beslinnnt erscbemen, wie nrev/ia i'.yiov beslinunt
wird in iiv. %o uyiov , obne änderung der form von ilyiov.
luisere, zu assinüialion luid verdoppcbing geneigte spracbe
wandelt aber abn)a veibs in abma sa veiha , sie bestimmt
einmal durcli den art. , dann durch die abgestufte llexiou.
weder abma sa veibs, noch abma veiba genügen.
aus den gotb. spracbdenkmiilern lassen sieb gegen die
gegebne regel drei einzige stellen einwenden. abmans
thäi uiihräinjäi JNlarc. 5, 13 ist durch die neusten heraus-
geber in tbai unhrainjans ; sa friims manna, eine doppelt
anstößige form, iCor. 15, 47 in sa fruma manna berichtigt
worden. Rom. 11, 24 steht tliis viltheis alevabagmis
dvQisXcclov , ich schlage vor viltheins. darf der starke
nom. oder gen. viltheis lauten für villbjis, so wird auch
viltheins zulässig für villhjins, wie Eph. 6, 16 eine hs. ihis
imseleins gewährt statt unseljins. sunu thana fruniabaur
Tov jTpWToroxov Luc. 2, 7 bildet keinen einwarf, das gotb.
wort ist subst. (s. 462. 469); nicht anders beurtbeile ich
sa ubillojis Job. 18, 30. Luc. 20, 13 ist allein richtige les-
art thana liiihan, II Cor. 9, 5 thana Tnanvjan. sa unbar-
nahs gadiiutbiiai Luc. 20, 28 gewährt keinen zum adj. ge-
hörigen artikel, sondern verdeutscht oviog ursy.vos ccno-
Sävy, wie noch deutlicher wird aus Luc. 20, 30: jah sa
gasvalt unbarnahs, vgl. über diesen gebrauch von sa, so
thata oben s. 445.
folgende fälle treten ein :
a. artikel mit bloi\em adj. ohne suhst. sa veiha Marc.
1, 24; sa dumba INIattlu 9, 33: sa dautha Job. 11, 44; sa
niuja Matth. 2, 21. Luc. 5, 36; sa nuildcina ICor. 15, 48;
sa mahleiga Luc. 1, 49; sa thiutheiga II Cor. 11, 31; sa
gabeiga Luc. 16, 22; sa aljaliunja Luc 17, 18; sa qvumana
riüinen. ßexion, starke und schwache, 527
Job. 6, 51; sa mllhfrahuntliana Col. 4, 10. kein beisplel
für den noin. sg. fem., viele für deu nom. ueiitr.: thata
godo llCor. 13, 17; thala IkuiIiu Luc. 16, 15; ihala fairii)ö
Luc. 5, 39; thata vraiqvu Luc. 3, 5j tliata galeiku Gal. 5,
21 *); thata riuiji) I Cor. 15, 33; tliata sunieiuu laic. 16,
11; tliata vitluavairlhu Gal. 1, 7; thata \ullhagu 11 Cor. 3,
7; ihala niaiiteigu Koni. 9, 22; tliata unmaliteigu Luc. IS,
27; thata thiutheigö Rom. 7, 13; thata qvithaiiu Luc. 2,
21; thata vaurthanö Luc. 8, 35.
übrige casus: this däuthins Job. 11, 39; this lününa-
kundius I Cor. 15, 49; this gabeigins Luc. 16, 21; this
tliiutheigiiis INlarc. 14, 61; thizös äuthjons Gal. 4 , 27 ;
thatnma hlindin Joh. 9, 17; thainma iinIeJiii Job. 16, 22;
tiianinia garailitin IMattb. 27, 19; thamnia uiujin Luc. 5, 36;
thamnia mahteigiii Epb. 3, 20; tbanima uuseljin JNIatth. 5,
39. Job. 17, 15; thamnia franiath}in Luc. 16, 12; thamnia
uiularleijiii Eph. 3, 8; thamnia anauividiii Col. 2, 10; thi-
zdi (jihiniön Eph. 3, 1; thana uhilan I Cor. 5, 13; tbana
vudan JNlarc. 5, 15. 16; tbana bliiidan Marc. 10, 49; tbana
riurjan Epb. 4, 22; tbana svinthan Maic. 3, 27; tltd (ja-
inäilanon Phil. 3, 2 '^'''•) ; ihäi veihans 11 Cor. 13, 12; tliai
blindans IMattb. 9, 28; tluü garalhlans JMallb. 25, 46; tluii
abnieinans Gal. 6, 1; tbai muldeiiiaus 1 Cor. 15, 48; tlnii
IVavaurblans Luc. 6, 33; tbai iinbeihuis Luc. 5, 31; lliui
niikilans Marc. 10, 42; tbai managans 1 Cor. 10, 17; tliai
brainjahairlans Sk. 48, 21; thös nianaijöns Luc. 7, 47;
tho allhjnna 11 Cor. 5, 17; tb*) analäugiijoiia 1 Cor. 14, 25;
tho gasailivanuna Col. 1, 16; thö vaiulhanuiia Luc. 9, 7;
thize JVudani'. 1 Cor. 1, 19; tlii/.e vcihaiie 11 Cor. 9, 12. Epb.
3, 8; tlii/e siuitrane l("or. 1, 19; thize iharbane Joh. 12,
6; tbize framathjane Job. 10, 5; thi/.e leililane INlallli. 25,
45. JNlarc. 9, 42; tbize unledane Gal. 2, 10; tliize reiUiaiie
Neb. 6, 17; thize anavairlbane Col. 2, 17. Sk. 45, 6; thize
rudidane Luc. 1, 45; ibize halandano Luc. 1, 71; ihizc
minnistane INlatth. 10, 42; thhu minnisiönö IMallh. 5, 19;
thäim veiliam I Cor. 16, 1. Epli. 1, 1. iriicss. 3, 13. Col.
1, 26; ih.iiiii managam 1 Cor. 10, 33; lliaini unb-daiii .Ich.
13, 29; thaim hiiiiinakundam Epb. 3, 10; thaim l'ailuidiUani
') ;il>fr //lata sraleik Gi\\. 5, 21 und lliaiia s\nlcikiuin (!;il. (>,' 1 ;
thize svaleikäize Marc. 9, :»7. Luc. 18, IG; lliö svaleil.n (Jal. ö, '2:\ ;
weil dies proimtniiiale adj. auch mit dem nrt. htariic iüiiii xcrbiiidct
(s. 514.) alid. (lese sülilu' (iii fides) K. 2.")'.
'*) der Goflic nahm li^v y.aiuio;i>}v für ein particij) und ühcrsetzte
conciänm für coiicisiunem.
528 ein fache r salz.
I Cor. 5, 10; ihaiiu vilvaiii 1 Cor. 15, 10; lliaiin vitudalaii-
sarn 1 Coi'. 9, 21; lliiiim unmalitei^ain I Cor. 9, 8; lliaiiii
gaboi^am Luc. 6, 24; ihaini un(agraiu liUC. 6, 35; Ihäiin
(jvitUuhnßöm ]Marc. 13, 17. der acc. j)l. iiiasc. beweist
niclits, ila er in starker und schwacher form gleichlaulel,
z. b. tlians unhUlans JMarc. 14, 7. Joh. 12, 8; tliaus sania-
kuiijaiis Kom. 9, 3 ; ihans siukaus Luc. 10, 9.
b. nrt. und adj. dem suhst. vorausijcJiend. sa liuha
brulhar Mph. 6, 21; sa unniahteiga brulliar ICor. 8, 1 1 ; sa
ubila bagnis Mallh. 7, 17; sa triggva andbalils Eph. 6, 21;
sa ailhuniista gudja Joh. 18, 19; so n'mjo triggva ICor. 11,
25; so maiiagfallhu haiidugei Epli. 3, 10; so aiveinu libains
Joh. 17, 3; thata ninjo veiii Luc. 5, 37; thala fairnju beist
ICor. 5,7; ihala diiipu uiiledi II Cor. 8, 2; tliala anasiuiijo
vatö Sk. 40, 21; this mikilins thiudanis jMatth. 5, 35; thi-
zos managons frialhvus Eph. 2, 4 ; thizus falrnjons triggvos
II Cor. 3, 14; thizös andvairthons tliaürftais ICor. 7, 26;
thamma iiiujin luaiiii Eph. 4, 24; lliainnia samin landa
Luc. 2, 8; thamma samin daiga Rom. 9, 21; tlianima liu-
biu gaskalkja Col. 1, 7; thamma liubin sunau Epli. 1, 6;
in thamma spedistin daga Joh. 6, 44; ana iJnzäi gudoii
airthai Luc. 8, 15 ; thizai hailun küseinai Tit. 2, 1 ; thana
■uei/trtHahnian Eph.4, 30; thana siukauskalk Luc. 7, 10; thana
fairnjaii niannan Col. 2, 9. Eph. 4, 22 ; thana ihaurneinau vaip
Joh. 19, 5; thana andathahtan ahman Sk. 40, 22; thana
anavairthan dum Sk. 40, 7 ; thana minnislan kintu Älatth.
25, 26; thö veihon baurg ]Matlh. 27, 53; thu veihun ga-
baurlh Sk. 39, 12; thö mikilun friathva Eph. 3, 19; thu
garaihtuu slaua Joh. 7, 24; thö leikinön gabaurlli Sk. 40, 2 ;
thö himinakundön gabaurth Sk. 39, 13; thö ahmeinuu
daupein Sk. 41, 20; thö vithravairthön haim Luc. 19, 30;
thö paurpurödön vaslja Joh. 19, 5; thö samön liaifst Phil.
1, 30; tliäi mäistans gudjans Joh. ^19, 6; tho veihona
vaurstva Sk. 47, 13; thö svesöna lamba Joh. 10, 3; thize
veihane aggile Luc. 9, 26 ; thälmveihmn bröthrum ITliess.
5, 27; thaim unhrainjam ahmam Luc. 4, 36; ihans uhilans
vaurstvjans Pliik 3, 2.
c, art. und adj. dem suhst. nachfolgend: ahma sa veiha
Luc. 3, 23. Joh. 7, 39. 14, 26 ; hairdeis sa göda Joh. 10,
11; suuus nieius sa liuba Luc. 3, 22. 9, 35; ahma sa
unhrainia Marc. 1, 26; handus is s6 taihsvo Luc. 6, 6;
vaurd thata gameh'dö Joli. 15, 25; vaurd thata vaurthanö
Luc. 2, 15; augö thein thata taihsvö INIatth. 5, 29; veina-
triu thata sunjeinu Joh. 15, 1; riqvis thata hindumistö
Tionien. flexion. siarlce und schwache. 529
INIatlb. 8, 12; luuus thizus (jafuhjinons Epli, 3, 9; nasef-
nais thizös vaiirslvciguns II Cor. 1, 6; aliniin thammn vei-
hin Luc. 2, 26. Eph. 1, 13; ahniin ilianima unliruinjiii
Marc. 9, 25. Luc. 8, 29; in daga tlianinia inlkiliii Joli. 7,
37; in uiva thamma anavalrlliin Marc, 10, 30; ana airtli;a
thizül ifotlüii JMarc. 4, 20; sunu tltana liuban Luc. 20, 13;
lileÜf tliaua sinteinau IMaltli. 6, 11; hlaif ihana sunjeiiian
Joh. 6, 32; anst tho (jibanon Gal. 2, 9; alh tliu liandu-
vaurlituu Marc. 14, 58; haiui tliu vithravairtliun Marc. 11,
2; huila tho wiUuhuua Rom. 9, 25; aggilum thäim veiham
Marc. 8, 38; aliniain thuini unhraiujaiii JNIarc. 1, 27; lilai-
bam lliaim barizeinam Joh. 6, 13.
d. suhst. ztvischen art. und adj. , eine selir seltne Fü-
gung, für die ich nur ein beispiel angemerkt habe: in
thamma daga uhilin Eph. 6, 13.
e. art. vor S2ibst. und vor adj., gleichfalls selten : thana
mal thana fralusanan Job. 6, 27; man vergleiclie die s. 452
angegebne construcllon mit interrogativ und subst. im gen.
pl. , hvu SU laiseinu so niuju, nicht aber so laiseius so niuju.
f. zwei adjectiva.1
a,' ilas subsi. in ilirc mitle nehmend : thana saman mat
ahmeinan 1 Cor. 10, 3; ihata samu dragk ahmeino I Cor.
10, 4; US thamma andvaiithin aiva ubilin Gal. 1, 4.
ß. beide vorausgehend : thamma Uuhin jah ivigqvin
bruthr Col. 4, 8; du thaini vuuuahtigam jah lialkam stabim
Gal. 4, 9.
y. beide arllculiert : thana fairnjan mannan thana riur'
Jan Lph. 4, 22; thamma niujin maiui thanuiia gaskapanin
Eph. 4, 24; in Ion thala aiveim) tliata manvidu ^Mallli, 25, 41.
ö. ohne subst. : thähn unfuijvam \t\\\ iinsvljam Luc. 6, 35;
beide mit art.: iJiaim veiliam lliaim visandam Epli. 1, 1.
annierhnufjen zu a — /'. die wortsleUungen bund c \vechsehi
ab, es heiiU thaini iiiduainiam ahmam und alimam thaiin
unlirainjam ; thi/.;Ii gudun aiilhai und airlhai llii/.;u giuKui ;
doch mögen sicli formeln für die eine oder andere \vcise
bilden und dann den vorziig erhalten, ahnia sa vciha
scheint geläufiger als sa veiha ahma , wobei ich die in letz-
terem fall aneinander rühronden a nicht anschlage, iliegr.
Wortfolge kann einwirken, man vergleiche to/s" .ivfritaac
TO/i,' (v/.uOäornii: Marc. 1, 27 und lo/s' u'/.uDicornti: virtii-
ftuai Luc. 4, 3f3; fV rij xuXi) yj] Luc. 8, 15 und iii) ri;v
yi'jV ti/V nulip' JMarc. 4, 20. den do[)peIlen gr. ail. ahmt
der Golhe selten nach (e und f. ;'.) Allcnllialhen aber
LI
530 eiiijacher salz.
braiiclit Ol- die scli\va( lie form , und nur wenn ein z\vellcs
Oller diillC'S adj. dem arl. /,ii lern gerückt isl, liöil dessen
einlluU auf und die starke form wird wieder zulassiij : lliize
ligandane veilunzc Maüli. 27. .52 ; tliain» veihani lli;iini \i-
sandam in Ailaison jali lri(f(jv(nvi to/i.' uyioig 7ois ovaiv
fV 'i^f/i'oo) aiii niOTOig Kpli. 1, 1, veihaize, Iriggväini hängt
niclit mehr \om art. ab, und doch dürfte auch stehen
reihaiic , b'iijtjvam , wie Col. 4, 7 sa liuba brölhar jah
triaava andbalits o uYaitr^ioQ licjihfog y.c.i iiiojog ()'ii'.-
'novoc. ähnlich jenem triggv.'iim , aber nach einem bloHen
subst. noch begreillicher ist : mith thuim mölarjam jah ,/»'«-
vaürhli'dni Luc. 5, 31. Daii adj., die überall nur der
starken form pllegen , auch nach dem art. sie behalten müs-
sen, versteht sich, z. b. die possessiva: in thanuua liubin su-
nan sehiamma l^jjh.l, 6. alls gehl staikfornu'g dem art. vor-
aus: alläi ihai galisanans Neh. 5, 16; «//(iiz.e thize veihane
Kph. 3, 8 u. s. \v. Lbrigens läßt Dlf. den gr. art. vor adj.
in vielen stellen luiiibersetzt und gebraucht dann ualürlich
die goth. starke form , z. b. (hu GTopccTog löiv uyi'iov, im>
an mÖ)VOS nQorpjrojv aviov, thairh nuinth veihäize, tliize
fram anastodehiai aivis i)raüfet,e seinaize Luc. 1, 70, thize
ist liier uach s. 393, 14 zu beurtheilen.
Ahd. besteht zwar die regel fort, es müssen aber be-
deutende ausnahmen eingeräumt werden. ich will erst
jene, hernach diese vortragen.
a. art. mit hIoWem adj. conslruiert: dher iviUigo Is. 43,
20; dher hohistu Is. 57, 15; dher unchilaubo Is. 65, 14;
dher alwaldendeo Is. 67, 9; ther selbo T. 14, 1; iher himi-
lisco T. 32, 10. 34, 7: ther furistsizzento T. 45, 7; ther
guato 0. II. 23, 16; ther golewnoto 0. I. 19, 18; der rehto
N. Bth. 32; thiu altd 0. I. 9, 2; diu gezogena N. ps. 86,
5; dat rehld jMusp. 74; dhazs chisendida Is. 39, 20.
des suntiyin K. IH^ ; des nivvellenlin K. 25^; dhes al-
mahtigin Is. 33, 17; dhes chisendidin Is. 45, 13; dhes bi-
fora chichundidin Is. 59, 14; thes höhisteii T. 3, 5. 7. 4,
17; des sundigen N. ps. 81, 4; des unrehten N. Bth. 32;
iu demti selhiti K. 21^; in dhemu erlstin Is. 41, 1; zi
themo doten 0. III, 24, 97; dera nkvün K. 16»; dera sel-
buu K. 26^; dero himiliscun N. ps. 86, 2.
dhea unchilaiihim Is. 23, 12; dhea xmchilaubendun Is.
19, 3; dhea aerlusun Is. 55, 5; dhea aldun Is. 59, 7; dhea
mitwarun Is. 73, 19; dia werolt rehtwison Musp. 41; thie
ahtenlon T. 32, 2; thie siechun 0. III. 14, 55; diu meisUm
(praecipua) K. 22^; dhero dodhlihhöno Is. 15, 18; dhero
uoinen. ßex'ioii. sIcirLe und scliH'uche. 531
lieilegeno Is. 61. 7; dliero \incliilaiibujio Is. 93, 7; dero
siindigun N. ps. 85, .5; dero reliluu 85, 13; dero M-enegon
Btli. 32: dhem sturirdni ]s. 91, 11; jiiit dlieni unbalawiguin
91, 3; den relitkeruun JMiisp. 46; in iheu huliislön (in
altissiniis) T. 6, 3 ; tlien altuii T. 30, 1.
b. urt' und adj. vor dem siihst.
der niaht/fjo kliuninc INlusp. 35 ; der w^iiago man Musp.
72; der heligo Christ Miisp. 104; dhese chisalbudo got Is.
19, 1; dlier aerluso man Is. 21, 21; dher ercbno sangberi
Is. 37, 8; dbei- bcilego forasago Is. 47, 13; dber hubo fater
77, 12; dber lieilego gbelst Is. 89, 12; tbie einago siin T.
13, 10; tlier wuro Isiaelila T. 17, 11; tbie morganliblio
tag T. 38, 8; tber beilego geist 0. I. 25, 29; tber abalio
gilbank 0. III. 7, 82 ; diu selhd liörsami K. 05a ; dhiu
unmeinii magad Is. 87, 22; dbiu clirumba nadra Is. 93. 8;
dliiu abobä ubarblaupnissi Is. 61, 3; dbiu zifarande cbis-
caft Is. 15, 17; tbiu arma muater nun 0. I. 2, 2; diu
niderrinnenta aba N. Rtb. 40 ; daz truhtfnlihhd ])ibol K.
24'^; daz pieita wasal IMusp. 63; daz liimiliscd liorn IMusp.
80: dhazs ahnabt^ga diirCiiii Is. 17, 3; dbazs megliinjgil
cliiruni Is. 43, 8; dbazs uiidar([buedene cliibot Is. 67, 4;
tbaz boba bimih'icbi 0. 1. 5, 56; tbaz scunu seltsani I. 9,
34; tbaz egisliclia wuntarV. 20, 1 ; daz lutreista sang N. 82,
1; daz Nvara liebt A. lilb. 40; daz rota pelfar, vind. basil.
des erhajtiii faleres K. 16''; des seibin liuses K. 18'';
des colcbuiulin relites R. 20*; des cuatin clioitres R. 22*;
des e willigen libes R. 24^; des selben petes R. 32^'; dbcs
golbbliin fater Is. 15, 12; dlies nerrcndin drubtines 31, 7;
dbes aldin wizssodes 35,7; dbes uncliideilidin megliines 35,
22; dlies lieilcgin cbiscnbes 53, 1. 69, 12; dlics judeiscliin
muütes 65, 7; dlies im tbihcizssenin arbcs 71, 10; dlics
ewigbin libes 73, 4; tbcs managfallen si-ros 0. V. 9. 35;
tbes scunen beimingos II. 5, 10; tlies wunnisanien feldes
II. 6, 11; tbes luteren brunnen II. 9, 68; tbes ilmalen ta-
ges T. 12, 2; des sib pergentcn trugeticveles TS'. Blh. 44;
demu slehtin jobbe R. 16»; demu seibin Kbbamin R. 29'';
za demu seibin tage R. 33-1; in dcmo solbin tagarudo niul.
1, 510''; dbemu almabligin falor Is. 31, 10; fona tlliomu
beilegln gbeisto 33, 13; mit dbcnui dpilabliii ([iibidc 4'J, 22;
fona ilbemu beraiulin brevc 55, 21; in ilbenui lu'ilegiii
Danibeles cbiscribe 59, 11; zi dbemu bcilogin foi asagiii 59,
20; dbemu zuobaldin herizobin 63, 15; fon tbenjo beila-
gen geiste V. 5, 7. 7, 4 ; in tlienio bcilagcn goisle T. 14, 7;
in tbesemo larleganen cunne T. 44, 22; tbenu» liinüli>;grri
1,1 2
532 einfacher salz.
kmiinge 0. III. 2, 3S-, in iliemo seihen s<!rc IH. 4, IS;
Ion llieino ])rii/.tg(ii man II. 12, 33; an deiuo jimgisten
läge N. ps. 81, »; den luzujini viiigoi* Miisp. 9*j ; lUien
cliisalbodoii gol Is. 19, 8; tllien licilegiiii gl. eist 41, 14;
dlicn illirillun licil 43, 16; dlicii elldlicoillgun clinninc 79,
1; in den sleininon fiirt , in den ruiuion sco ; llien gnolon
Win T. 45, 8; ihen liimilisgon driililin 0. 1. 11, .54.
tlera allnn ^wa K. 16*; dera Irnlilndilihrin scnala K. 15^';
dera furislun deoheili K. 26*; dci'a kanieinsaniun des nio-
iiaslrcs regulu K. 29'^; dera wiliun drfnissn K. 30^; fona
dem allun ewa K.. 31*; dera sutgenlun inlincli K. 28*;
fona dem heilagün sleli Dlut. 1, 507''; dliera gollihhün clii-
hui-di Is. 17, 4; dhera ahnaliligun S|)nodi 47, 18; dliera
güllililiun dlirtnissa 51, 21; dliera liiniiliscun cliihurdi 51,
20; dhera znohaldun ^veraldl 63, 12; dliem lleisclihluui
chihurdi 65, 13; dhera gollihhün chiliimissa 65, 19; dliera
bigiinnenun redha 69, 15; dhera heilegün daufin 71, 19;
l'ona dheru judeischün ewa 91, 7; thera selbün menigi 0.
111. 19, 18; fon thero zuowartun gibulhti T. 13, 13; Iherii
goregrin \vorolti 0. I. 10, 8; föne dirro luzzelun vernu-
miste N. Blh. 39; dero ererim saldo das. 42; dero cluiinfli-
gnn leidegungo das. 45 ; dhe<i dhrij'uldün chiliimissa Is. 47,
14; in dia liurNvinnn slriiol; in tliie heilagnn bürg T. 15,
4; ihia selbün nienigi 0. 111. 6, 16; ihia liohün wirdi 0.
I. 8, 14.
ihie ßrnfoUnu man T. 32, 4; thie allun forasagon 0.
I. 17, 38; ihie IVunisgon bluomon II, 22, 13; tliio cn-fjuii
gilusli 0. II. 7, 84; ihio bliulün gibnrli III. 21, 14; thio
wuntarlichün dali 0. I. 9, 33; thio kindisgün brusli 0. I.
II, 37; die zuligen wella N. ßlh. 32; dliiii chihonjonihi
hört Is. 21, 3; dhesiii heilegün foraspel 57, 22; thiu selt-
sänün wuntar 0. III. 1, 2; lliin sleininün faz II. 9, 1 1 ;
diu himelisken ding N. Blh. 32 ; dero selhono seluiio R. 22*;
dero wihuno piboto K. 15*; thero warono worto 0. I. 13,
22; thero nianagfallun worto 0. II. 21, 16; doio lukkun
muotpehefledun N. Bth. 40. fona diem selbün ubihim R.
24^; mit dhem huhislum salidhöm Is. 65, 18.
c. art. und ndj. nach dem suhst. avoI nur bei elgenna-
men: Lndowig ther snello ^ llclias sis ther märo 0. III.
12, 13. 13, 51; Rrist iher gualo III. 24, 35; Saloniun ther
richoll. 22, 15; Abraham ther allo III. 13, 49. in der stelle:
saligä thiu alta I. 9, 2 könnte man das vordere adj. sub-
stantivisch nehmen, verschieden ist, wenn dem subst. be-
reits ein starkes adj. vorausgeht, dann erscheint das nach-
nonien. flex'wn. starke und schwache. 533
(blgende arliciilierte als appositlon : unser driihlJii, Alier
i'ehtivisiffo Is. 87, 12 ; firinari der cuatchuiidenlo (publica-
iius ille evangelicus) K. 29^. es zeugt für ein liohes alter
des kleinen, in der vindemia basileensis gewonnenen frag-
jiieuts, daß darin vorkommt: wiruh daz tveihhä.
d. siibst. zwischen art. niid atJj. in der prosa fast gnr
nicht mehr, dera lisll ätumlthhnn R. 24* könnte dem lat.
artis spiritalis genau nacliübersetzt scheinen. im gedieht
aber bei 0. verschiedentlich: ther iro kiining jMHr/o I. 20,
31; ther kuning irdisgo 111. 2, 37; ther kuniiig liimilisgo
IV. 23, 40; ther keisor ewinigo IV". 23, 39: ther forasago
diuro I. 2.5, 3 ; ther Krisles ihegan guato III. 6, 26 ; ther
kuning niaro V. 20, 91; ther bredigari maro V. 12, 83;
iher forasago mdro III. 6, 51 ; thaz ira lioht herahtd IV.
33, 11. seltner oblique, doch steht: ihen bruador liohon
III. 24, 48 und wenigstens nach zwei hss. then kuning
liimilisgon IV. 27, 9; thcn uudun zessuntun 111. 14, 57;
aucli liiUt die prosa im titel diese Stellung: fon themo hei-
lante nazarenisgeu T. 225, 2.
e. art. vor siibst. und adj., ich habe keinen fall aufge-
zeichnet.
f. zwei adj'ectiva.
(i. ohne subst. : dher rehtwisfgo manne waldendeo Is. 37,
14; ihie hungorogon nuiadon 0. I. 7, 17.
fi. das subst. in der mitte: ther selbo duah ruto 0. IV.
25, 10.
y. beide ad), voraus : liier selbo heilego geist 0. II. 12,
43; dlien selbiin heilegun foiasagun Is. 45, 15; in dhenui
aldiii hcileghin cliiscribe Is. 37, 1; dhcra sclbuu almahli-
gun dhiinissa 51, 3.
Wichtiger sind uns die aiisnahtnen. schon bei K. lindet
sich einmal starke fonn nach dem arliUel: des chortres
inio pifolahanes (gregis sibi conunissi) 22-*, und auch sein
dei selbun ctuiliit 28^* kiinnle hierher gcnonunou werden,
diese worte berulien auf misversland des lat. abl. feni. ipsa
bona, die der verdeutscher für einen acc. j)!. ncutr. lüclt *).
nicht minder ungelenk sein mag: in dero so mihileru ur-
suahida (in illo tauto examine) Diiil. 1, 5l7'\ in Is,. wo
') aber nirlit liicrlior •^oliörcn : (icniii duiiilHliiu-fiimii (iino jier-
lecfo) K. 311'; dtimi pikiiiiKiiiteniii leolito ze tii;iiiiio siiit (k\\\\ iiui-
liieute luce ii^tndi sunt) K. ;U)'> , wo iliMiiii uiigoscliiclvt geselzt ist tiir
diu udcr dci (neiiilicli iiioii^anlob , iiiatiiliiii.)
534 euijuc/tcr .salz.
jiiaii besseres dculscli zu ciwarten hcTiigt wäre, sclioliil ciiiige-
iiial i!er starke acc. iiiasr. iiaili tk'iii arl. eiii/.iiriiiiiiieii : dhtii
heil('(jon gheisl 37, 21; dlicii lialdcndait, drulilin 8'J , 2,
obgleich die Schreiber niciils leichter verNVCcIiscdii konnten
als u \\n.<\ rtj bedenklich aber steht es um: dhefi dlirifal-
diu heilacnissa (trinani sanclificalioneni) 49, 18, weil auch
in starker form ein solcher acc. feju. unerhört ist * ),
ylenge dhiti im arl. voraus, so liel\e sicli der starke noni.
zuyol)en , wie in einer andern anstößigen stelle: dliiu selbu
maneghiu (s. 513 anni.) vhinnmidiu 43, 6. wenn es T.
34, 3 heißt: llüe heidanait man (ethuici), wer versichert
iu)s , daß nicht verschrieben oder verlesen wurde für
iieidanun ?
bei 0. ist der starke acc. sg. masc. auf -(ni nach dem
art. unleugbar, wenigstens in einigen handschriften , mei-
stens haben andere codd. in solchen stellen 'Un oder -oji^
Grad' begünstigt jenes: then altan satanasan I. 5, 52; then
ijuatan win II. 9, 16; \\\cn f remis (j an win I. 8. 44; then
mantKjfallan wewon II. fi, 35: then diuran dag III. 4,
36; thuruh then michihtn liaz 111. 15, 1 ; then (jinanan
boum IV. 26, 49; then liahau man I. 22, 41. IV. 35, 28;
then solbon tlinrninan ring IV. 22, 21; then sinan sia-
chan drut 111. 23, 41 ; then maian eigtnan geist IV. 33,
24; then kuning liimilisijan IV. 27. 9; then spthari iamer
siiazan I. 28, 16; man then Illii richan III. 3, 13. nur
in beiden letzten bcispielen mochte der reim: niazan , 11-
chan einwirken.
außerdem im nom. sg. und nom. acc. pl. : ther ira sun
qnatr'r : muater I. 6, 4 ; ther sun tjuater : muater IV. 32,
8; thei- forasago (jaater : nuiater I. 15, 26; ther fater al-
ter : irfulter I. 10, 1; ther wizod altvr : hcrter III. 7, 29;
thiu ewinhju suniid IV. 35, 43; thaz scöiiaz annuzzi IV.
33, 5; thaz himilrichi hohaz : tliaz II. 16, 3; thaz suaza
liahaz sin V. 11, 30 ; thaz mit steinon (jidänaz : thaz IV.
19, 36; thie xveneije : firdane I. ^i, 7; thie rfche : sedale
I. 7, 15; thie otmuatige : himile I. 7, lö; thie riche
: geltche V. 19, 53; thie gitate : muate V. 20, 55; thie
relite ioh thie (juate : muate V. 22, 2; thie winislre V,
20, 95; thie mute ioh inammunte II. 16, 5; saltg thie
') Holzmann sucht ilin &. 141 zu reclitfertijjen als ein relatives
diu (i|iiam), das sich vielleiclit aus der eiiiverieibung eines relativ-
siillixes erklären läßt; wie dem acc. fem, iu znstehn könne fasse
ich nicht,
nomen. ßexio/i, starke und scJiwache. 535
armherze : srnerze IJ. 16, 17; thie frldusmne ouli sallg
JI. 16, 25; tliie untiUoiihi(je : libe I. 4, 43; ihie lunjilou-
hige : allö I. 15, 43; hereroii thIe wise HI. 10, 39; dise
blinde N. ps. 81, 5; ihio seltsänö dati 0. Y. 4, 28; thio
linse thurfli tjvozo : suazo III. 5, 20; tliiu zeichan filu märit
: waru III. 5, 13 ; thiu zeichan sellsdnu III. 1, 5.
am wenigsten wird die starke form nach dem art. im
gen. und dat. sg, bei 0. ersclieinen , doch liest ein cod. V.
9, 35 llies manacffaltes seres, und N. stellt nicht an zu
schreiben: des ivacheres biscofes (niclanlis antistitis) Cap. 5.
desto hänliger erscheint die construction im gen. und
dat. pl. thero slzzenlero T. 237, 4; thero hhifjöntero worto
O. V. 7, 48; thero scunero worto III. 20, 162; bi thesen
seihen dalin III. 15, 22; zen ivihen zitin III. 15, 34;
zi ihen oslritjhi giziliu II. It, 59; zi then eiviniijctt
goumun I. 11, 58; bi then (jidouijnen seginin II. 14, 91;
mit ihen liii'ueu lachaiion T. 220, 4; ja IS. kaini im dat.
pl. sich nuf der -en form bedienen (gramm. 1, 729),
weshalb bel^e aus ihm hier nichts im einzelnen beweisen,
aber die gelrinfigkeit der conslruction überhaupt, ohne
welche ihm die schwache form in diesem adj. casus nicht
erloschen wäre: föne dien selben ßth. 41; an dien skor-
renlcn skiverron das.; ana dien unsciildufcn Blli. 32; an
dien afteroslen ps. 82, 14; dien J'urhtentcn ps. 84, 10
u. s. w. *).
Wie sind nun diese ausnahmen von der regel anzu-
sehi\V ohne zweifei mul^ der poetischen spräche, dem
zwiinc-enden reim manches dabei zugeschrieben werden.
O. sag!: I. 7, 16 thie ulmualigo weil er auf himile, 7, 17
aber Ikie hungorogon nuiadon weil er auf ewon reimen
will, 7, 18 thie odegun alle, weil aul\er dem reim die
schwacle form nach art. ihm die gerechte ist. I. 4, 43
liißt er auf ein dem reim zu gefallen gesetztes thie un-
gibublge gleich wieder das gewühnlirlie thie dumbon fol-
ge). 111.3,13 führte richan der reim herbei, wielV. 12, 21
scgar den völlig falschen acc. |)1. reiuan , für reine oiier
rdnon. ther gualer für guato, ihaz huhaz für holia stehn
eien so deutlich im reim '■'■').
•) dor Hat. pl. hciligon N. ps, 82, 4. 84, 9 stellt also Mil).slniiti\isrli.
3. Iiin^ci^en vorniag iiocli rlic srliwaclie ftdiii dioscs rasiis niii adj.
ausziidiü<'l<eii : mit sört'n nKuioi^faUon icili ti"idlii lieii worton II. 1.S,
24; v^l liolx'm 11.21, ti). 111.7,4. aucli T. .'>ü, li mit dtii .sunn'i^vu liiti
tlirn J'ti nfullon.
") wir wis.stii uLeriiaupt, dal^ es O. iiiil dcMi (lexiunbvocaii'ii nicht
5-36 vitifaclu'.r Satz.
aiulcrenial aber slclin die starken formen auch aiifler-
lialb dem icim , und n)an niuU annehmen entweder daß
durch die öllcren reime gangbar geworden sie sich vsciter
\eibieilelen , oder- dali was der reim sicii veislallele seilest
der prosa um diese zeit nicht mehr unang(Mne!?sen , also
in der muiulart überhaupt begründet war. diese letzte er-
klärung hat darum einiges für sich , weil wir aucli bei den
spiilereu Schriftstellern, zumal in N. prosa, und lieinach
bei (Wn nihd. dichtern allei'wärts solche ausnrdunen von der
regol bestätigt und ausgedehnt finden, am ersten scheint der
dat. pl. das vermögen für den ausdiuck der scliwachen form
eingebüßt zu haben, bei T. und 0. noch sclnvankend, bei
N. entschieden. N. kann also, in diesem casus, keinen
unterschied der bedeutung beider formen gefühlt haben.
wenn aber die zuletzt für den ahd. drt. pl. völlig
durchdringende Verletzung unserer goth. regel sclnvankencl
auch die übrigen casus, mehr oder minder ergreift, so
läiU sich dabei ebenso wenig ein bezug auf den sinn zu-
geben; es ist nichts als eine gerade dem feineren sinu
trotzende Verwilderung der form ''').
am leiclilestcn zu reclilfertigen sclicmt die starke form,
wenn der artlkel dem subst. vorbeigeht, und aww das adj.
halb unabhängig von dem einllusse jenes gesetzt Avird :
ther sun fjiiater, thaz himilrichi hohaz , Ihiu zeichan fdu
tnäru. härter ist: thiu etv mrifu sunnu, thaz sconaz anmizii.
folgen zwei atlribute nacheinander, so kann ihnen
zwar beiden schwache ilexion zukommen, ohne drii der
arlikel wiederholt wiid. indessen reicht auch der eirmalige
schwache ausdruck hin
ci. vorausgehend: thaz suazd liabaz sin 0. V. 11, 30;
sonderlich scharf nimmt (s. 279. 400.) gestattet 'er sich nbveicliunpen
gegen das geniis, z. I). thiö iinse thnrfti statt unsö, zumsl das fol-
gende grOzö dem ausdrucii dos weihlichen ge»elilechts naclililft, wanim
sollte er zwischen starker und schwaciier flexioti niclit mit alinliner
freiheit wählen? seine llexionen Ivönnen darum auch die alteren \i-
callängen nicht alle mehr in anspruch nehmen, die ich ihnen hpr
in der grammatik, zum froniDien der deutlichkeit, mei.stens noili
ertiieiie.
*) GralFs theorie der scliwaclien declination (Berlin 1836) p. i'
48 will in dem starken adj. nach artikeln heraushelning individua-
lisierter siibstantiva erblicken ; diese liegt aber im begritte des adj.,
des scliwacliea wie des starken, seine gofli. beispiele thana liubana,
tliäi unhräinjäi und sa l'rums sind beseitigt (s. 526); thana allnn wäre
Hnmoglicli (s. 516.) seine alid. beispiele. mengen verschiedenartiges,
zifareneru und bilibenem stehn nicht attributiv.
nomen. flexion. starle und scliwciche. 537
tUa (jeniaclmn stureda unde ouli fllo chreftiga N. Blli. 38;
ähnlich dem gotli. thize ligandanö veihaize (s. 530).
ß. naclifolgend: armer ioh ther richo 0. I. 17, 36. we-
niger gut scheint, wenn
y. luimillelbar bei dem art. starke form, und darauf die
schwache steht: thia selba kleinüii Avizzi 0. 111. 7, 62.
d\ oder wenn bei wiederhohem art. die adj. ungleich be-
handelt sind: thie xviziin man thie scone : zuen^ O.V. 20, 9.
vollkommen in der Ordnung aber ist, daß organisch starke
oder scliwache adj., unbekümmert um art. und Stellung,
ihre eigenheit für sich luid neben andern gewöhnlichen
adj. behaupten. vor allem die liäufigen possessiva: tliaz
Sinaz adalerbi 0. HI. 1, 40; tSiia inhia muadun sola 111.
1, 22; thes mines heiminges HL 1, 43; thie sine holdun
thegana 111. 20, 3; thie sine liobon holdon 111. 23, 29;
tJier unser friunt guato 111. 23 , 43 ; za demu andreinit
wehsale K. 46i^; in thia zungün mhia 0. 1. 2, 4; thaz
selbii kind thinaz 0. 1. 5, 45 u. s. w.
Mild, wird man noch größere Störung der regel zu
besorgen haben, da die Verdünnung und aullösung der
llexionsvocale noch viel weiter vorgeschritten ist als bei 0.
und N. den unterschied zwischen dat. pl. starker und
schw. adj. hatte bereits N. verloren, jetzt sind alle oblnjuen
schwachen casus eiiirörniig und nun aucli mit dem starken
acc. sg. zusanimengeronnen, dessen organische ajjweicliung
von der schwachen ilexion schon im alul. untergraben wor-
den war. das -e des nom. sg. aber begegnet in ahen thei
gcschlechtern dem ableitenden -e (ahd. -i) zweiter decli-
nalion. dazu kommt endlich die abwerfbarkcit des slum-
men -e im nom. sg. (z. b. der, diu, daz ICiler), so daf^
scliwache formen den schein starker gewiiuien können,
wie hatte unter diesen abnulzungcn der form die syn-
laciisclie bcziehung nicht vielfach leiden sollen:*
dennoch besieht die regel als soh he loit, und nur
die ausnahmen haben sich mehr befcsligl, hin luid wieiler
geordnet, jene zusammenfallenden casus abgerechnet unter-
scheiden sicli die übrigen in beiderlei ilexion.
a. einfaches adj., ohne snhst. , mit artiktl: der (jaote,
der blinile, dei- geile; tlin liebe, diu sclucne, diu Ul;1re;
daz Ideine, daz swicre ; gen. des blinden, der blintlen ;
dal. dem blinden, der blinden; ncr. den blinden, die
blinden, die schienen; pl. die blinden, der blinden, den
blinden. belc"e unnülhig.
538 eiiijucher salz.
b. itrt. und udj. xxtr detti sahst. : der (jroze voget \!b.
ll.i;i, 2; der giimiiH; llagiie J\ib. 230.5, 1; der alle llil-
dehrant i\'ib. 2312, l; der /iilillosc Keil Jw. 'JO ; der liebte
lac J\v. 644; diu bldze berzogiii J'aiz. 260, 3; duz xvile
velt Parz. 671, 19; daz Aviplicbe ^v*|) Tarz. 10, 17; daz
beste heil Iw. 741; daz starke getvverc Nib. 98, 1; des
riehen küneges \ib. 88, 3; des ruteii goldes Nib. 93, 3;
des kiieiien Sifrides Nib. 93, 4; des siiellen recken Nib.
102, 2; dem starken stuniie Nib. 212, 1; dem unge-
vücgeii manne 1\\. 444; der edeln spJse Nib. 38, 2; dem
gelriuwen friunde Waltli. 79, 37; dem nngeniuoten recken
Nib. 1485, 1; der riterlichen niagtlw. 387; mit der besten
wa'le Nib. 64, 3 ; den helj'elichen gruoz Wolfr. lied. 5, 22 ;
den manegen suudersite Wh. 314, 14; die schoenen junc-
froiiwen Nib. 50, 1; die claren niagt Parz. 333, 11; die
swarzen varvve Parz. 1, 11; die ganzen Iriwe Parz. 5, 30;
die luchsten liant Parz. 13, 13; die reliten ^varheit Parz.
86, 24; die (joltvariven zoume Nib. 75, 1; die besten
3ecken Nib. 8, 3; die liuchgemuoten degne !Nib. 35, 4; die
liclilen Schilde Nib. 211, 3; die manegen schar Nib. 145, 2;
diu (jreczUchen ser Nib. 2160, 4; diu "\v;vtliclien >vip Nib.
23, 4; diu edelen kindelin Nib. 29, 2; vil der ef?e/>t steine
Nib. 31, 4. 37, 3; der starken linden Nib. 1511, 3; den
riehen herren 43, 2. auch für diese überall häufige con-
strucliün bedarf es keiner eigentliclien beweise.
c. nrt. und adj. nach dem siihst. Rumolt der hiieue
Nib. 234, 2; Ilildebrant der alte Nib. 2313, 1. Dielr. 2537 ;
Giselher der snelle Nib. 1232, 1 ; Giselher der iunge Nib.
2308, 3; Günther der edele Nib. 2289, 4; Diether der
riebe Dietr. 2465; Wate der alte Gudr. 859. 4. 940. 1.
1349, 2. 1402, 1; Wale der vil grimme Gudr. 882, 1;
Wate der wjse Gudr. 1146, 1 ; Volker der snelle Nib. 1771,
1; Volker der starke Nib. 1809, 2; Gerlint diu iibele Gudv.
1522, 2; Wurmez diu \il wite Nib. 751, 3; Ekubä diu
junge Parz. 336, 1; Gralandes des schoenen Trist. 3585;
Sigünen der claren Tit. 139, 1; Waten den alten Gudr.
889, 1. 1397, 4.
^vin der allerbeste Nib. 38, 3; Schoysianen bllc dersunnen-
b.-ere Tit. 104, 3 ; Gawans mac der riebe Parz. 651, 1 ; fröiden
hört der süeze IMs. 2, 39' ; got der guote Trist. 10080; Niblun-
ges svvert duz <jfMo<e Nib. 2285, 4; her daz gröze Nib. 180, 1;
golldaz riche Gudr. 141,3; golt daz swfere Gudr. 29, 3. 1681,
4; golt daz beste Gudr. 1129. 4; mit rotte der ifuecken Faiz.
668, 2; durch got den riehen Nib. 1497, 1; Artus rinc
jwnien. ßexion. starke und schwuchc, 5o9
den Aviteu Parz. 670, 17; haz den allen Gudr. 140, 4: von
rilerscliall dtr tnieren Wh. 32, 29 ; swert diu scharpftn
Nib. 2107, 2; lieiden der xverden (gentlliiim praeslaiiliuni)
AVIl. 19, 10; vil knappen der jimgen \M). 276, 15; vil
Schilde der ganzen Wh. 383, 6 ; sine grane die hesanclen
"NA h. 290, 15. eine seltnere struclnr, außer nach eigen-
nanien nur noch im epos, bei Wolfram, und wenigen an-
dern zu hause.
d. suhst. zivischen art. und adj.
der engel here Tit. 6, 2; der degen küene Parz. 5S5, 2;
der degen halt Parz. 435, 2; der künec edele Nib. 2293, 4;
der Nvurni nngehiure Diut. 3 , 50; der künec riebe Nib.
183, 4; diu vrowe (juote cod. pal. 361, 69'^; diu niaget
edele Nib. 18, 2; diu schar gruze W'h. 404, 9; diu frouwe
jamers riebe Parz. 137, 21; über daz palas hreite\^\. 6432;
zweifelhaft unter diesen beispielen bleiben aber alle adj.
zweiter deck ^\ie edele, rtche, ungehiure.
für die obliquen casus habe ich keine belege angemerkt,
und sie werden unhaufig sein, es pflegt unllecticrles adj.
zu folgen (s. 486. 487) und so dürfen jene uom. edele,
riebe , ungehiui'e genommen werden *). im acc. sg. masc.
aber ist man der schwachen oder starken form unsicher,
z. b. den riler wunden Parz. 521, 20.
e. art. vor suhst. und ndj. ^ kaum vorkommend, denn
IVIar. 162 'der ein keiser ist der wäre' kann nicht eigent-
lich hierher gezählt werden.
f. ztvei schwache adjectiva
a. ohne subst.: der junge süeze ane hart Parz. 174, 23;
diu süeze kiusche Parz. 131, 3; der edeln hohen wolge-
born VS'h. 276, 14.
d. beide dem subst. voraus : der stolze hiiene man Parz.
54, 17; der junge werde süeze man Parz. 166, 29; der
küene swarze beiden Parz. 43, 4; diu lichte hinielische
schar Parz. 463, 13; diu selbe süeze unniuoze Als, 2, 36^;
daz boese niwe mivre Amis 2430 ; der cldi en siiezen vrouw cn
Parz. 607, 17; dise gruzen ungefüegen not A\ h. 325, 25;
tliu starken alten niicre Alar. 15; diu roten välwelohteu
mal Parz. 113, 6.
y. das subst. in der mitte : den küenen hehlen intcrcn
Parz. 263, 9.
*) auch naclipcsetzte pnrt. prilt. wie: der knappe iiiil)pt\viiiip;cn
Parz. 148, 15); diu liouwe zulit };eU"rcf Parz. i:U, 7; diu kiiit uii-
gcwr.lisfu Mur. 21H; sind uitlir uiiUeiticitc lüruicu, als verkürzte
stliwaclie.
540 einfacher satz.
()'. bcitle adj. arliciillorl : der (jnaduje \\. der r/c/«e Mar. .. ;
der Irurcge iiilil dt-r gcülo Pai/.4'J1, 18; vogel die htllen
11. die besten WoHr. lieder 7, 19.
AhxveicIanKfen von der legel.
a. starkes adj. nach dem artikel , ohne snhst. nur sel-
ten, lind wol irmuer des reinis ^vcgen : der (jnoter : miio-
ter Amgb. 40''; der wol geniiiolir : nuiolir Diiit. 1, 19 j
zuü der 'guoter : niuoler alleinr. 257, 12. docli im gen.
pl. der part. |)ras. außerlialb reims zulässig : der xveije-
tvernder Waltli. 26, 19. Nib. 454, 4 steht: so die tvecje-
niüede tuont. Parz. 739, 23 D : dem (jetoußem.
b. nach articuliertem suhst. uuliaufig und wol auch dem
reiin zu liebe: der vater vil guoter : muoter Mar. 47; der
knappe guoter : niuoler Parz. 138, 7. 156, 30; unleugbar
ist der acc. sg. fem. : die maget junge INIar. 86 ; zwelCel-
haft bleiben belege aus zweiter decl. : die maget edele
Nib. 135, 2; die spise kleine Parz. 201, 10, was auch un-
Jlectierle form sein könnte.
c. nach eigennamen : Constantinus der guoter : nuioter
cod. pal. 361, 45'^; got der riclier cod. pal. 361, 26^.
d. articuliertes stai'hes adj. dem suhst. vorausgehend,
ein häufiger fall, wobei man dem reim nichts zur last
legen kann: der listiger man Kolli. 2201; der gahinder
man Roth. 259; der eilender degeu gr. Rud. F, 4; der
tuniber tör Ms. 2, 248^^; der reiner got Wigal. 5157; der
tugenthafter man "VVigal. 3748; der vil tngenlhafler gast
Wigal. 390; diu tugentrichiu nieit JMar. 147; diu jamer-
breriu magt Parz. 255, 2; diu miimendiu not Wigal. 1185;
diu vil schedelichiu not Kl. 184; diu vil wcnigiu schare
INIar. 103; daz listigez wip Roth. 1950; daz nolhaflez
wip cod. jial. 361, 73'^; die meinstrenge man Anno 276;
die stnrmküene man Nib, 200, 3; diu armiu wip fundgr.
148, 28; diu sliiheluiiu baut Wh. 423, 21; diu kleiniu vo-
gellin Ms. 2, 106^-; diu vil kleiniu vogellin 1, 193''; diu
engiliskiu kiiit Mar. 31; diu irdiskiu liute Mar. 36; diu
unmezlicliiu merwunder IMar. 102.
und oblique: des ganzes apf eis Parz. 278, 15 D; des seh ce-
nes swertes Wigal. 6709 ; dem irdiskem sloube Mar. 5S; dem
irdiskem schineMar. 66; dem hebrciskem liute IMai-. 1 14 ; dem
wüuneclicliem heile Ptuge 6, 2: dem himeliskeme herren cod.
pal. 361, 82*^; dem almahligern gotDocen misc. 1, 13; bi dem
lieiitem muneu Parz. 376, 7; zem cndelösme gemache Parz.
477,25; zem urlei!l:chem ende Parz. 788, 2; dem getouflcm
nomen. ßexioii. starke und schwache. 541
lier\Yli. 72, 14; tlein lielfiicliem tageWli.215, 2; dem avIz-
zehaftem Luiden Parz. 153, HD; geiu dem arbeitliclioni zilParz.
334, 2 I); vor dem kleinem gezelle Parz. 711, 14 D; dem
reinem wibe Trist. 1782 ; in dem beloiuvetem grase Trist. 361 ;
dem millem künige Wigal. 2081 ; bi dem oberistem got\^igal.
7188; vil der varender diete Nib. 39, 2 B ; der nahe gen-
der swajre Ben. 39; in der schunislir bürge Auuo 108;
üz der heidensker menige cod. pah 361, 97 <^; der sanfte
tuonder sNvtEre INIs. 1, 50^'; der hoiibethafler zulit ]Ms. 2,
149''; der arigestlicber nut A"V igal. 5087; der ja;merlicber
geschult Wigal. 5087. oft sclnvanken die bss., in den aus Parz.
D angelührteu beispielen hat Lachm. die organische schwa-
clie form. Nib. 201, 4 sieht die strltküenen man, nachdem
die slurmküene man eben voraus gegangen war.
e. tivßectierte starle form nach dem artikel
a. bei vorausijehendeui ehjennamen: Terrajner der zor-
nic gemuot Wli. 28, 21; Artus der valsclies laz Parz. 310,
8; Yivians der lobes rieh Wh. 48, 10; Heime der unver-
zeil Dietr. 3730; P. der wol get;in Pnrz. 288, 8; \V . der
luierforht \Th. 294,2; C. diu /le/i/y/emn/ Parz. 801, 3;
Gawaiie dem wohjevar Parz. 375, 20 ; Giamollanz dem hocli-
gcnuiüt Parz. 618, 11. aul^erdem seilen, z. b. der höchtje-
mnotiguot INIs. 2, 38^; diu vil minneclich : mich l^s. 2, 211.
ß. vor dem suhst. ; der trüric man Wolfr. lieder 3, 23 ; der
schuldec man Parz. 527, 15; der bluotoc sweiz Parz. 387, 24;
</t/tM«</e/outto dielAVh. 31,27; duz Iniii(jerc\\crPniy..200, 19.
y. nach dem siibst. , sehr luiulig. bcisjjicle s. 486. 487.
f. mehrere adjectiua.
li. belieble forniel ist, das suhst. in die millo zu nehmen,
den art. mit schwachem adj. vorausgehn , und das zweite
adj. unllecliert nach(olgen zu lassen: der snelle (legen
IfHot ]\ib. 2285, 2; der küene degen halt Parz. 747, 15;
der junge degen unervorht Parz. 435, 10; der minue wunde
degen fruot Vrib. Irist. 2800; der stolze degen juiic Parz.
48, 17; der lange winter kalt IMs. 1, 23^*; iler lciiU> \\ inier
kalt JMs. 1, 31^'; der nucre hell ball Diut. 1. 13. Kn. 707;
dirrc starke Icwe groz Parz. 571, 19; diu seihe feine wilde
Troj. 713; des wilden viiircs heiz Troj. 4()'t6; (h<s argen
tudes biller Troj. 6789 ; den (jrüenen angcr hreil l';u/.. 536,
16; ilisen küenen hell unverzagt l'arz. 543. 1.1; die Uüenen
recken Cjemeit INib. 1945, 4; die blnolvoiwi'ii ludde und
ouch harnaschvar Nib. 2025, 2; die riehen kiincge -wert
Troj. 1888; die lielilen (so die meisten liss.) Schilde breit
Nib. 2107, 3. in lolgemlem Ijcispiel siehn drei adj., dein
5 \2 el/ijachcr acilz.
ersten Isl scliwaclio, dem zweiten slarke und flcrllorle,
dem iiacligesel/teii aber uiillecticrte form gegeben: die Hell-
ten liehe siunerlage reine .Ms. 2, 82\
ß. ganz ähnlicli ist die conslrncllon zweier, ohne siibsl.
gesetzter adjerllva : der eren liehe und laslers arm Parz.
.581, l; der junge unverzagt Parz. 209, 28; die Intern
truoplieile vri (die reinen, von aller triiblieit freien) Parz.
738, 8; von der reinen siiezen guot INls. 2, 38*. ebenso
gelin drei schwache adj. dem vierten unllecllerlen voraus: diu
junye siieze reine dar Wh. 154, 9 ; dali hier süeze und reine
nicht die llexionslose slarke form sind lehrt ein andrer
beleg: an dcjn chuen siiezen kiuschen vrebel AVh. 253, 29.
y. dem schwachen adj. kann aber auch unmittelbar das
starke (llecticrt oder unllecllerl) folgen, und dann erst
das subst. stehn : der selbe sivarzer he\lev>'irt Ms. 2, 254^;
die (f Hüten tvfpliche sIte gr. Fxud. I, 13; daz süeze min-
neclieh geschaf ^^ h. 251, 8.
()'. selten ist das erste dem art. zujiächst gesetzte adj. un-
jlectiert, das zweite schwach: diu liürnin yroze rotte
AVh. 395, 24, wenn hier niclit vielmehr, nach bloßen
lautverhallnissen , das e von hiirnin abgefallen ist?
£. zwei xailjecllerle adj. hinter dem articulierlen subst.:
der knappe tnmp unde tvert Parz. 126, 19; der fürste
wert u. erkant Parz. 133, 3.
^. zwei unflectierle adj. nach dem artikel, olme subst.:
der vll manlich Iwelujemuot jMs. 2, 38'. mit subst.: diu
heidensch lUKjeloiihic diet Wh. 31, 27. auch in diesen fäl-
len könnte das schwache e weggeworfen sein?
7/. starkes adj. ohne art. voraus, art. mit schwaclieni adj.
hernach: starkiu liebe diu ganze Tit. 89,4; siu vester
muot der ganze Parz. 571, 4.
S-, zwei subst., das eine mit starkem, das andere mit
schwachem adj.: diu beide rot, der grüene walt Walth.
122, 31.
Anmerkung.
das einfache articulierte adj. und subst. können ausgedrückt
werden : 1 der guote man , 2 man der guote , 3 der man
guote, 4 der guoler man, 5 man der guoter, 6 der man
guoter, 7 der guot man, 8 man der guot, 9 der man guot.
organisch sind bloß die drei ersten weisen , und die aller-
erste überwiegt bei weitem. am seltensten erscheinen 7
und 8 , dagegen 6 und 9 ziemlich in gebrauch stehn. 2.
3. 5. 6. 8. 9 fallen bloß den gedichlen anhelm
iionien ßex'wii. siarJce und schwache. 543
für /Avel nriiciilieiio atlj. entspringen zehn fornieln : 1
der giiüle bliiule man, 2 derguote man blinde, 3 der guole
man blinl, 4 der guole man blinder, 5 der guole blinder
man, 6 der guole bllnt man, 7 der guot blinde man, 8 der
guol blinl man, der man guot unde blinl, 10 guoter man
der blinde; unler Nvelclien aber ille erste und dritte die
gelauligslen , 7 luid S noch zweifelhaft sind, insolerji sie
vielleicht Idoü für die unilectierle form mehrsilbiger ad),
gellen':* unslalthaft scheinen mir die wejidungeu : der g»io-
ter blinde man, der guoter blinder man, der guoter blint
man, guot man der blinder.
was nun die Wirkung dieser verschlednen adjectlvstel-
lungen angeht, so lassen sich die des llecllerlen und uu-
llectierten adj. (s. 491), doch nicht ganz, vergleichen, den
dichlern ist die abwechselung wie dort erwünscht, hier
aber der einlluU des demonstrallvpronomens auf die schwa-
che llexion das wichligsle. in der ausdrucksweise: der guoter
man hat sich die regel freilicli unterdrücken lassen, viel-
leicht nacli n)isverstandner analogie der liaufig mit dem
arlikel, luid Innner In starker form, conslrulerlen possessiva.
eine verschiedenheil des sinns zwischen der guole man
und der guoter man ist nicht anzunelunen ; welche w are
denkbar?
wenn von zweien adj. das zweite dem artikel ferner
sieht, so hört dessen elnwlikung auf und die starke foini
tritt wieiler in ihr recht; in den formein: dei- snclle (legen
(jnot, des wilden vlures heiz sind guot ujid hei/, gleich-
sam außer den bei-clch des art. gesetzt, der seine kraft
nur auf die adj. snelle und wilden äuUeiie. es scheint
genügend daß die schwache ilexion einmal ausgedrückt
sei. noch deutlicher wird dieses vcrhiillnis je mehr andere
Wörter zwisclicn beide adj. treten, z. b. die bhiotvarwen
lielde und ouch harnaschvar, oder: der unlose Artus, niht
ze her Parz. 274, 20.
in der mlul. prosa wird man die regel. daß der be-
stinunlc arl. die schwache form des adj. nach sich ziehe,
wenig oder nicht versehrt linden.
Daraus erklärt sich von selbst, warum In dei- iihd.
Sprache die regel überhaupt wieder vollkommen hergeslelll
erscheint, die freiere adj. Stellung hörte auf, unil jedes
adj. fnidct sich launlttelbar nach dem artikel.
a. der (jiiie., die gute, das gute.
b. der ijule mann, die gute frau , das gute kind.
544 einfacher salz.
c. liinler das subst. trelen art. und adj. mir als felerlirlie
cpilhela der eigeiinaiiieii : Ollo der erste, Friedrich der
(ft'olSe i, nicht aber: haiid der ersle , tag der lieiße statt:
der ersle band, der lieii^e tag.
d. eben so wenig tritt das subst. in die niilte zwischen
art. und adj.
e. zwei oder nielir adj. beliaupten durchgängig schwaclie
form nach den» arlikcl: der (jnte blinde mann, des guten
bUnden niannes , die guleu blinden niiinner.
f. diese regclniaßigkcit hat nun aucli die ursprünglich nur
der starken form lahigen adj. ergrillen, namentlich die pos-
sessiva und ander (s. 514. 515.)
gleichwol gewähren einzelne scliriftsleller des 16 inid
17 jh. noch die mhd. ausnähme des starken adj. nach dem
art., Scholtel hat s. 236-238 beispiele gesamniell : der
<jfroUer himmelsherr, der starker adeler, der überlebender
ehgalte, zumal in superlativem ausdruck : der demütig-
ster, der allermachtigsler, der allersanflmüligster lierr.
auch in Luthers werken fehlt es niclit an belegen , doch
wenige werden sich in der bibelverdeutschung darbieten,
mehrere in den briefen.
In der alts. spräche hat sich die regcl aufreclit be-
hauptet.
a. arlikel mit bloßem adj.: the mdreo Hei. 11, 19; ihe
gudo 111, 12; that xvdre 45, 20; thes gramoii 27, 9;
thes leihon 33, 9; thes alowaldon 8, 19. 9, 10. 15, 2. 45,
11; thes dernien 164, 19; thes lelhosten 168, 23; them
bezton 29, 19; tliie hUndon 112, 7; ihea wrekklon 20, 14.
b. arliculierles adj. vor Aem subsl. : the yodo gumo 4,
16; the grulo seo 131, 22; the mareo dag 59, 13; the
frodo man 7, 7; the wiso man 9, 23; the aldo man 15, 4;
the helago gest 9, 8. 29, 23; the helago Rrist 15, 24. 32,
5. 33, 10; llie rikeo Crist 1, 2; the neriendio Rrist 23, 20.
148, 4; tlnu mikila malit 15, 17; lliiu marie bürg 111, 4;
that helufja barn 7, 14. 12, 4. 24, 11; that helage barn
15, 22. 20', 8. 21, 17. 163, 33; that helnga hus 3, 19; tliat
ewiga riki39, 13; that forgebnna land 27, 15; that idala hröm
47,11. that idale hrom47, 4; </jes Ao/jOJt hebancuninges 8, 12 ;
thes mireon adalkuninges 11, 12; thes armon mannesl03, 6;
te them hohoii himile 20, 2; fon ihem hohen radura 30,
2; an them selbon daga 17, 24; iheiiiu armon manne 46,
23; an them aldon feo 43, 5. 44, 12; to them alomahtigon
gode 27, 11. 33, 12; te themu helagon Criste 109, 9; te
nomen. ßex'ion. starke und schwache. 545
themu malillgon gode lll, 20; an tlieinu mareon daga 131,
18; then aldon eu 9, 19; thana berhton slerron 18, 11 5
au theua gruneou wang 23, 4 ; au tliana lielagoa gest 26,
24. 30, 12; thana märion Crist 37, 10; thana neriendon
Crist 38, 11. 148, 10; thera helmjun thiornun 11, 11; at
thera berhtun biirg 16, 6; fon thero helogun tungun 32,8;
an theru hetun helliu 110, 14; niid theru nükihm menigi
113, 23; an thea selhun tJd 15, 21; thea berhtun bürg
13, 12; thia lielagun peda 166, 18; thea xvison man 19,
21. 21, 2; thea feiehtnn mau 20, 18; thea blindon man
110, 4; thiu (jodun lue 14, 5; thiu berhtun giscapu 11,
16; thiu berhton giscapu 23, 17; mid them seihon sacuu
31, 13; them wisun mannun 19, 14; them is säligun ge-
sidun 97, 19. .
c. nach dem subsl. ziemlich oft, und nicht bloß nach ei-
gennan^.en : drohlin the yudo 51, 1. 12, 15; herro the gudo !
47, 23; mester the gudo! 100, 10; Joseph the godo 11, 9;
Johannes tlic gudo 28, 8. 173, 26; felis the hardo 94, 14;
godspell that (juda 1, 17; an fern that heta 27, 7; DavI-
des thes (jvdon 11, 13; bi hiinile themu hohon 45, 10;
crafte them mikilon 1, 24 ; suordu thiii scarpon 152, 7
(instr.); uppan enan berg then hohon 33, 2; JMariun thera
yodun 11, 2; idis thero gödun 15, 5; brahlmu thiu mi-
'kilun 128, 6.
d. subst. zwischen art. und adj. kommt, meines "Nvissens,
hier nicht vor. in der phrase: the sterro liohto sken 20,
7 muü liohto für das adv. lucide gelten.
e. zwei schwache adj. hinler einander gehäuft bietet diese
alts. poesie auch nicht dar.
der abweicluingen von dem grundsatz , daU auf den
art. schwache ilexion eintrete, sind aber in diesem dialect
wenige; was sich zun» theil schon aus der llexionslosig-
keit seiner nominative erkliirt (s. 499), da im alid. luid
nihd. die slrucluren der man guotcr, der guoter man un-
gleich häufiger sind als die mit den ilexionslosen starken
adj. überhaupt aber scheint die regel im alts. ungetrübter
zu sein als im ahd.
folgende ausnahmen nehme ich wahr.
das pari, priis. bequemt sich zwar auch der schwachen
flexion nach dem art.: ihe neriendo, acc. thena nerien-
don; es kann aber nicht befrcnuhn, 155, 7 tlies lihhian-
des (guden) godes zu lesen, da das mJinMliclic part. so
leicht substantivische ualur anninuut (s. 522. 523.) vgl.
]Mm
546 einfacher saiz.
thes heliandes 111, 2. walusclieinlicli gibt es nocli mehr
fälle.
auffallender Ist thanu helcKfuu 30, 12, wo aber die eine
lis. helagoii liest; und ihea ^visu man 24, 14 (al. thea ^vi-
sun.) man könnte nocli andere acc. masc. auf -an hier
lier zählen, ^\eil die alls. starke llexion dieses casus zwi-
schen -na und -au schwankt: thene craf'tayan 91, 23;
lliena mureau 96, 13. 9<S, 1.5; thana Icdaii 20, 24; thana
aldan eu 42, 21; thana JieUujan gest 20, 24 (uach einer
lis.) u. s. w. , WMS ZU dem otlriedisclieu theu guatan (s.
534) stimmen w^ürde. indessen darf dies alts. -an aucli für
einen Übergang in das ags. schivache -au gelten , und das
bestätigen andere casus, in welchen kein starkes -an denk-
bar wäre, uiclit nur der gen. und dal. masc: thes ödayan
mannes 101, 17; thes h'lhan 33, 9; llies neriandan 34,
11; themu (jödan 44, 9; themu oduijan man 103, 8; fon
them aloxvaldan 33,16, sondern auch weibliche und selbst
Substantive casus: an theru siiartan naht 152, 9; mid theru
tjüdan thiornan 21, 15. ja der schwache nom. sg. masc.
nimmt einigemal -a statt -o an: the hatola fiund 110, 8;
the niennisca mud 158, 18, wie der weibliche und neu-
trale häufiger -e statt -a. die Variante zeigt meistens die
üblichen gehwachen formen. jener alts. scheinbar starke
acc. auf -an gehört also der formlehre, nicht der syntax,
es begreift sich aber, wie leicht auch einmal helagna nach
dem art. vorkommen konnte. ein starkes thana ^formau
sld 47, 21 wäre doppelt austößig, es steht demnach nr
thana formon.
in den redensarten : thana neriandan Krist helagna
35, 17; thene craftayan drohtin helagna 91, 23 halte ich
neriandan und craftagan für die schwache, helagna für die
starke form, welche neu anhebt und von dem vorstehen-
den art. nicht weiter abhängt.
AffS. ist die regel noch weniger zu verkennen, ich
gebe alle beispiele aus Beovulf.
a. art. und adj.: se /joda 408. 707. 1343 1509. 2381.
3035. 5884; se älmihtiga 183; se rica 618. 793. 3946; se
hearda 798; se yldesta 513; se agh^ca 1471. 1994; se
maira 1517. 4017; se modega 1619; se snottra 2627. 3570;
se gomela 2794; thiit vijrse 3476; thäs lädhau 263; thäs
yldan 4474; thäs ahhvcan 1972; tha'in tjödan 766. thäm
gödan 4649; thum aghxcan 843. 5035. 5805. thaem ahlajcan
1486; tham gomelan 5629; mid tham mudigan6027; tham
yldestan 4865; tham selestan 3368; thone yldestan 7221;
iiomen. ßex'ion, siarlca und schwache. 547
thone selestan 2811. 4759; thone gomelan 4837; tlione
vidflogan 4686; thone leofestau 5641; thd godan 2320;
thä selestan 826. 6239;; lim gramau 1548; tha aglajceaii
5180; thu hildlatan 5687.
b. nachfolgendes subst. : se grinuna giist 203; se hvita
heim 2895; se nifcra niaga 2947. 5170; se \isa sunu 3395;
se hearda sunu 3610; se hearda thegn 5949; se hearda
hehn 4503; se svifta mearli 4523; se vonna hrefn 6044;
se snollra sunu 6233; sio sv/dhre hand 4191 ; thät beorhte
bold 1987; thät side reced 3957; thitm mieraii frean 537 ;
thone visun freau 2636.
c. vorausgehendes subst., nur einige belege für oblique
casus: in sele thdm heüu 1420. 1832.2026. 3964; beorh
thone heän 6189.
d. subst. zwischen art. und adj.: se maga geonga 5346;
se secg hvata 6051.
e. häufung schwacher adj. kommt in der allen poesie
kaum vor.
ausnahmen wieder nur bei dem männlichen pari, präs,,
und aus dessen hall)sul)8lnntiviseher natur erklärlich: thäs
vealdendes 6212; thu Udende 440 ; thdra ymhs'ütendva 18.
auch in der prosa heiUl es thdra vesendra , sla'pendra,
vacigendra und niclil ihui-a vesendena, wol aber nur fürs
masc. , im gen. pl. fem. würde eher slehn müssen: thdra
vesendena. ich kaiui keine stelle auftreiben.
mischung starker und schwacher formen , die beide vom
art. abliängig wären , erscheint wenigstens in den gedich-
ton nicht. wenn auf die worle : bcoih thone heän un-
mittelbar 6190 folgt: micelne luid manne, so heben diese
starkeil adj. von neuem an , ohne sich an den vor heuii
stehenden art. zu kehren ; vgl. die s. 546 besprochnen ähn-
lichen conslructionon.
üevor ich die »hm/, fügung des artikels zu dem adj.
angebe, mul\ ich das 1, 751 aufgestellte ])aradignia be-
sprechen, die llexion -en war nicht bloß für den gen. pl.
aller geschl. zu bezweifeln, auch für den gen. dat. und
acc. sg. fem.; überall wird liier, mit oder ohne art. starke
form verwendet, im ncutr. muU der acc. sg. nothNvciub'g
den» nom. sg. gleichlauten. den gen. sg. masc. (lulglich
auch neulr.) auf -en kann ich aus IMaorl. 2, 19. 53 bele-
gen, gewcilinlirh aber wird ilim cbcMil'alls starke llexion zu
theil. da nun d(>r slaiUe dal. und acc. sg. auf -en aus-
golin , d.h. diT ai(-. orgauischerweise , der dal. durch \or-
Mm 2
54Ö einfacher saiz.
(liinining des allorcn -eui (dns nur noch iinprononien hein
Ibrlwahrl); so diiille man behaupten, dali die schwache
llexion des iniil. ailj. aul den nom. sg. aller gescldechter,
auf den acc. sg. nculr. und auf jene seltne spui- des gen.
sg. masc. (und neutr.) eingeschränkt sei. Die l'olgenden
beispiele des arliculierten ninl, adj. foidern also nieisten-
theils eine ganz andre beuilheilung als die des mhd. , wo
neben der starken form überall eine slaike gilt, die Avahl
der einen oder andern von syntaclischen gründen al)hängen
kann, hier hingegen mul\ für die bezeichneten casus starke
form gebraucht >Yerden unter allen Verhältnissen der con-
struction.
a. artikel und adjectiv allein : die honde (andax) INIaerl. 2,
8; dat clene (parvum) Rein. 2111; Igrote das.; des oudeii
Maerl. 2, 19; des aernien 2, 53, des selfs Floris 1393;
rfer sconster 647; die oude acc. sg. fem. floris 449; die
heleijhe nom. pl. Rein. 83; die beste Rein. 86; die goede,
die quade, die jonghe IMaerl. 2, 18. 19; die on^YIse das. 43 ;
den stoiUen^ den aermen dat. pl. das. 46. 48; der cran-
ker (aegrolorum) das. 53.
b. subst. nachfolgend: die feile man Rein. 105; die goede
haue 299; die luslighe houde (der listige alte) 2370; die
stoute man IMaerl. 2, 9; die ghemene scat 2, 20; die lede
nit Floris 757; die scone vrauwe Rein. 242; dat stoute
diet IMaerl. 2, 6 ; dat slerke lant 2, 5 ; dat wallende gout
2, 41; dat scunste wif Floris 655; dat scone kint 1038;
dat ghebloeide velt 1205. gen. masc. int5 lets duvels name
Rein. 1280; des derdes daghes 2092 *) ; des aerms bede
Maerl. 2, 53; dies selves daghes Floris 239. gen. fem. der
starker miniien Floris 442. dat. fem. ter selver stede Rein.
150; ter selver slat 1155. 2480; bi der selver vaert 2161.
2480; ter selver wilen 815; ter selver stont 2926. JMaerl.
2, 12; ter selver huren IMaerl. 2, 36; binnen der selver
stünden Floris 120; metler langher nese Rein. 792; ter
goeder tit 1233; ter rechter Straten 1751; der rechter side
Maerl. 2, 16; ter dieper hellen Floris 766. dal. acc. masc.
ten groteii love Rein. 47; den feilen metten grisen barde
60; den goeden bake227; den feilen vraet 544 ; den mesten
Strom 851; den bösen vos 857; den roden scalc 940; van
den feilen diere 956; met goeden rade 1035; ten soeten
speie 1281; den feilen gast 1888; den feilen vodeu 1948;
den scouen dach 2390; den nauweu raet 2490; den feilen
* ) bemerkeiiswerth : des ander daghes Rein. 2932.
nomen. flexion. starke und schwache. 549
gheselle 2986; ten selven daghe Maerl. 2, 28; den liefsten
raet Floris 373; in den donkreu kelre 1257. acc. sg. fem.
ilie selve wet FJoris 195; die rechte waerheit 1058; die
grote not 1237; die bitter döt 1244. nom. acc. pl. die
hoyhe baroene Rein. 1884; die beste redenen 1880; die
grote Sonden 1721; die verssche wonden 162; die beste
pladise 211. dat. pl. den goeden lieden Rein. 1796; met-
ten croninieu vingheren 796 ; van den selven stonden Flo-
ris 225.
c. subst. voraus, nur bei eigennamen und appellativen :
Reinaert die feile 614; Rode die vroede 331; Cojjpe die
niare417; god die rike 1068; Isengrin den grisen 2266.
d. einigemal in gleichem fall auch das subst. in der mitte:
die \rau\\e ßue Rein. 1865; die coninc milde 2193.
e. zw^ei aufeinander folgende adj. werden auf gleichen
fuß beliandelt , wie sich in den meisten fällen von selbst
versteht, da es nur eine form für sie gibt: an den vroeden
houden Rein. 2398 j dcsen goeden vetten liase 3132.
Auch an dem nnl. paradigma, wie es 1, 754 aufge-
stellt wurde, ist zu berichtigen, daß der gen. pl. überall
auf -e, nicht auf -eu ausgeht, und daß starke laid schwache
form zusammengcdossen sind mit einziger ausnähme des nom.
acc. neutr. , der vor dem unbestimmten art. noch hlitid
lautet, vor dem beslimnUen blinde. man sagt een blind
kind und hei blinde kind. alle übrigen casus gehen dem-
nach unsere vuitersuchung nichts an. im gen. dat. sg. fem.
ist das -er, im gen. pl. onui. das -er, im gen. sg. masc.
neutr. das -es erloschen, statt des mnl. der goeder vrau-
wen heißt es der gocde vrouwen.
Die alln. spräche hält sich streng an die regcl.
a. schwaches adj. nüt arlikel : inn hiinski Sivin. 264'^ ;
enn frödhi 81^; inn hugom sluri 26ßi- ''• 269^ 272=«; in
godha 162»; in konungborna 168^'; in skirleila 249'; in
qvislskivHlha 269b; idh (besser geschrieben il) sama 145^»
233'^ 251=«; idh vcrgasla, sannasla 25<)=« 26'j''; idh fyrsla
196^; it funla 197''; acc. sg. masc: inn Inhisha 225=«; inn
Ungar traudha 157='; acc. sg. fem.: ena gullbiürla 78''; dal.
masc. enoin hiinskn 225''; cnoni alla 247«.
b. arl. und ailj. vor dem subsl.: lti)ni hrv/s'i Lok! .'>7''
67**; inn ganili thulr 32'; iiiii frwdhi itiUinn 33''; imiii fraiii
ormr 85'^ 188''; inn ilri aiiilhliugr 175''; inn mudliurlausi
mögr 186''; inn fiancygi sveinn IS7': inn lu-idhi dagr
224=*; inn ani crßvurdlir 2451-; inn rcginki\ngi baldur 272'';
550 einjacher satz.
vt Jorna IblJ SS''; en horsca inxr 22'; ia alsnolra am-
butt 73**; in arma syslir 74*; in illa m;cr 85**; in rika
nifxu' 157''; idh viikla men 72'; it horsca man 2.'»'; idh
fyrsla ordli l'JS''; idh giallagull, idli gludhraudha fc 187^';
ins hrhncalda niagar 66''; ens deyqva hrafns 184''; ens
unga nians 82''; inom hvita ht 220*»; at eiio liosa vatnl
165'; eno inikla meni 72''; hinn maera miüdh 83''; en
skardha mana 134''; inn hara thul 190''; inn helga niiödli
196'; enn unga gram 209''; enn blacka mar 268'; ina öldno
systor 74''; in svaso godh 33'; inar fögro brudliir 141'.
c. art. und adj. nach dem subst. : sveinn inn hviti 62'';
reccr inn radhsvinni 75''; Harbardhr inn ragi ! 78' 80';
seggr enn üugi! 81**; halr enn liugblaudhÜ 79''; vidhr enn
vindlliurri 135'; hairinn ämatlki 143''; seggr inn snarradhi
183'; verr inn atti 212'; ikonungr inn hünski 217'; Atli
inn riki 248«; Erpr inn sundrmoedhri 270''; gnmi inn
gunnliclgi 273'; all it meira 221'; mal idh efsta 241';
Hialla ins blaudha , ins frcckna 247'; vedhiirs ens mikla
ISO''; vifs ins vegliga 258'; lliodhs ens fagurglua 48''; i
borg inni ha 272'; hendi hinni hoegri 68'; audh inn fagra
174'; Helga inn luigomslura 149'; liest inn hradhfoera
268^; myrkvidli inn okunna246'; mann inn hardhara 76** ;
gr.tli in gXystömo 269'.
d. siibst. zwischen art. und adj. kommt nicht vor.
e. gern werden die beiden artihel gehäuft (s. 379. 433),
ohne daß dies die construction des adj. veränderte : sä inn
fräni ormr ISg''; sa inn hünski herbaldr 218''; sa
inn aldni iütunn 84^; sä inn sturudhgi iötunn 76''; sä
inn ämättki iötunn 82^; su in ßölnyta fold 192'; that
idh ünqa man 48''; that idh miallhvita man 49'; hrfs that
idh ma>ra 245'; ormi theim enom ßäna 136'; theirri
enni Unhvito mey 78''; thann inn aldna iötun 189'';
tbann inn hrinikalda iötun 191'; tliann inn hvita hadd
267^; tliann inn heidha himin 77': thd ina föcjro fylkis
duttor 176**; bürn thaii in blidho 240'; thessi en hnce-
filigu ordh 79'.
f. mehrere adj. Lintereinander sind der eddischen poesie
unangemessen.
g. possessiva würden auch dem art. nachfolgend starke
form behalten; sie pflegen jedoch ihm vorauszugehn: thra;ll
viinn inn bezti! 139''; minn inn hvassi liiörr 187'; acc.
minn inn hvassa hiör 189''; thinn inn fräna ma;ki 186';
thins ins hvassa hiors 190'; bcckur thmar enar blähvito
266' 269''; brödhir ockarr inn bodfrtckni 272''. Dagegen
nonien. ßexioji. starke und schwache. 551
werden einn, allir, badhir *) zuweilen artlcullerl, unbe-
schadet ihrer starken form: sä einn äss 61^; theim ölloni
77*; um thä biidha 259^. vor annarr unterbleibt der ar-
likel; es heißt 28^' 29» 196. 197 idli fyrsta , annat , idh
thridhja, idh liordha, it fimla; 236» «J/tra sio, i'na thridhjo
siö, und nicht: idh aiinat, ina adhra.
Den schein einer ausnähme von der regel hat 241*:
siä mudhr konüngr; dieses siä gehört aber nicht zu sa,
SU, that und hat nicht bedeutung des artikels , sondern
nachdrücklichere: aniniosus iste rex. da es auch bei fem.
steht, z. b. mrer sid (virgo isla) Nial. p. 2, ließe sich das
ahd. shc (s. 513 nole) vergleichen. Rein attribut, vielmehr
prädicat ist die starke form in : sä särastr, sä grimmastr
267^ 268» (der ist der herbste, grimmste härm.)
Wie soll man aber die dat. j)l. ablehnen, die ich, in
der edda, nach dem art. nie schwachformig finde? at rü-
nom enoni ros^inhuniiom 20»; theim enoni aldrcenoni 1 9^ '^
eiiom shavoroui (ignavioribus) 62^' 63». warum nicht re-
ginkunnu, aldroenu , slfcvari? was die schwache form des
positivs und comp, fordert (l, 742. 758.) entw. duldet
und verlangt der dat. pl. starke ilexion nach dem art., wo-
für ich keinen hinreichenden gruud sehe; oder man hat
anzunehmen , daß in jenen stellen die noch nicht in -u
abgestumpfte , eigentliche schwache form vorliege.
Im neunord. kann sich die regel nur noch am sg.
üben, da im pl. starke und schwache flexion zusammen-
fließen, jener nom. sg. lautet mit dem art. im schwed.
niasc. den (jode, im fem. den (joda , im ncutr. det (joda j
gen. den godcs, den godas , dct godas; pl. aller geschl. de
godu, gen. de (jodas. die pari, priil. schwacher vcrba unter-
scheiden jedoch kein gcnus, nehmen überall den vocal e an:
den kallade, den kailade, det kallade; pl. de kallade, de
kallades. Nach dieser letzten weise verfahren alle und
jede dan. adj. oder part. : den (jode, den tjodey det fjode^
pl. de gode y de godes.
*) ich hole hier dieses oben s, 514 unerwähnte pronomen nach, wel-
chem organisclierweise ebensowenig als den andern scliwaelie form
zusteht, goth. tliaiis haus E|ih. 2, Ki ; und mit iiacligeset/tcm art.
ha tho s\C\\ia Luc. 5,7; aiid. tliiii hrilu O. 111.7, 20; ilc.^cru l)riiniu'ino
bedaro Uild. ; \ind wieder voraus stehend: l'edu t/iisu bilidi O. IN'.
6, 27. ndid, die beide, neulr. diu heidi u ; gen. der beider Iw. (j4(»2.
das nlid. die beiden ist so unorganisch wie die andern, jene vorsohie-
bung ha lliü sivipa gemahnt an das en^i. hoth llie ships (s. 43ü) ;
das ahd. bt'dii thcsu hilidi, alts. I)etliiun tlirni bliniinn niaiinuni l()!>,7,theni
bliuuuii bedituit 100, 22 au dua mal. bede sine lier Hein. 745. 8ä5,
552 einfacher salz.
Wir haben nunmehr die erste regel durcli alle zweige
der deutsclien spräche verfolgt, und dürfen aus der ein-
slinunung des golhischen, saclisischen und nordiMlien , ja
aus der rückUehr des neuliochdeutsclien dialects in die
schranke, voUkotnmne beslatigung dessen entnehmen, was
s. 536. 543 von den ahd. und mhd. abweichungen gesagt
wurde, liätten diese etwas organisches an sich , so müste
es auch in den übrigen dialecten hervorgetreten sein *).
es erscheint aber selbst im ahd. und mhd. deutlich als
ausnähme, die sich eine zelllang geltend machte und zu-
letzt wieder verschwand. weniger in der prosa war sie
herschend, als unter den dichtem, welchen die große frei-
heit in der wähl llectierter oder unllectierter adjectivformen
ein gewisses schwanken zwischen starker und schwacher
flexion an hand geben konnte. dies schwanken fällt ge-
rade iu die zeit des Übergangs der endungen aus der alten
nianigfaltigen formsicherheit in die eintönigere weise der
neuen spräche. nicht selten war beiderlei llexion zusam-
mengefallen und die syntactische bedeutung des miter-
schieds hatte sich zu behaupten mühe. Wie man aber Ot-
frieds gewöhnliche rede luid die ihm vom reim auferlegte
abweichuug in der construction sondern darf, lalU sich
auch bei den mhd. dichtem erkennen, daß einige die regel
fester, andere loser behandeln, und viele verstoße dawider
bloß den abschreibern zur last fallen.
wenn der goth. acc. sg. masc. bliadana von dem schwa-
chen blindau abstand, das ahd. plintan von plinton , das
ags. blindue von blindan, das altn. blindan von blinda; so
schwankte die alls. starke form zwischen blindana und
blindan, die schwache zwischen blindon und blindan, und
es lag nahe zu sagen thana blindan , ja dies kann ein ot-
friedisches then blindan miterklären. die form des mhd.
acc. den blinden ist ganz unerkennbar.
den goth. starken dal. pl. blindalm schied die form
scharf von dem schwachen blindam , bliudum ; auch die ahd.
pllntem und plintom, plintöm blieben anfangs gesondert,
bis N. in beiden fällen blinden schrieb ; wie hätte die Ver-
schiedenheit in dem mhd. blinden und den blinden sollen
nachgefühlt werden? der alts. dat. pl. zeigt beidemal ein-
förmiges blindon, und ich mutmaße daß dem altn. schwa-
•) keine goth. poesie kennen wir; aber die goth. prosa ist im be-
sitz fast aller freiheiten der sächs. oder nord. diclitersprache, und
noch größerer.
iiomen. jlexion. starke und schwache. 553
clieu bllndu ia diesem casus ein älteres blindum voraus-
gieng, welches Aviederum dem starken blindum begegnete,
die syntax nuiste also auch für diesen casus ihre miter-
scheiduiig einbüüen. die analogie zweier casus konnte nicht
umhin auf den gebrauch der übrigen einzufließen.
andrerseits, nachdem das gefühl für die eigenthümliche
besonderheit jener organisch nur starken oder nur schwa-
chen Wörter (s. 512-524) allmalich weniger lebhaft wurde,
niuste auch ihre der regel widerstrebende abweichung die
Statthaftigkeit der übrigen ausnahmen entschuldigen, man sagte
des guotes wie des sines, dem guotem wie dem andorni, und
weil das regelmäßige des guoten, dem guoten nicht ver-
drängt wurde zuletzt reagierend: des sinen, dem andern ''').
ein mhd. des schaenes swerles, dem lichtem nianen
würde in allen S])racMen , die keine schwache ad), form
entfalten, unanstößig sein; es verletzt aber den goth. sächs.
nord . canon, und auch den im liochd. dialect deutlich
überwiegenden. durch arlikel, oft das subst. daneben,
wird die starke casusform scharf genug ausgedrückt, dem
adj. reicht die zweite potenz der llexion hin; es entspringt
auch daraus eine dem wollaut und der abwechselung zu-
sagende manigfaltigkeit. welches ohr zöge nicht niekeis
sa skaunja, mekja thamma skaunjin, runai thizai gafulgi-
nun vor den luistatthaflen phrasen : mckeis sa skauneis,
niekja thamma skaunjamma, runai thizai gafulginai;' das
goth. thö mikilun stibna hat schönern vocalwechscl als das
gr. tr^v rpo)V}]v ir^v /iieyuX'}^v. ohne zweifei verdient auch
das mhd. des schocnen swertes den vorzug vor dem härte-
ren des sch(rnes swerles.
Anders schon beurlheile ich die Verbindung mehrerer
adj. w'ie es dem einzelnen gestaltet oder geboten ist von
der starken form des arl. abzuweichen, so kann für das
zweite ferner gerückte adj. jene einwirkung des art. wie-
der aufhören, und die starke llexion eintreten (s. 530.
536. 541.) darum Ist die mhd. formel: der lange wniler
kalt , die lichten Schilde breit so oft und natürlich ange-
wendet.
Der nhd. spräche gereicht es zum vortheil , daß sie
die regel hergestellt, und den unterschied zwischen starker
') licivorzulicben ist die zwar nicht m^iU. , nlier nlid. nilul. alls.
und a{;s. construction des gen. pl. niäiinliilicr part. priis. ii.uli dem
artikel: tliero sizzantero (s. 535), der wegewerndcr (s. 5-l()), thära
vesendra (s. 547.)
554 einfacher scttz.
und -fcliwacher form der ad), in seiner liaiiptbczlelmng
pracliscli erhallen hat. im nnl. und neunord, ist dieser
Wechsel der formen und bedcutungen weit mehr, und im
engl, völlig zu griinde gegangen. man versuclie es inul
bilde in diesen mundarten vuisern luibestimmlen ausdiuck :
in grünem kleide, zu ry?'oßer freude, und den beslinunlen :
im (jriinen kleide , zur (jroi\en freude nach.
Anhangsweise bleiben für die erste regel noch folgende
puncto zu erörtern.
a. von den beiden andern demonstrativen gilt was von
dem zum artikel gebrauchten ersten; auch nach ihnen
sollte nur schwache adj. form statt fmden. sa vertritt im
goth. sogar den begrif von hie (s. 445) und jdins ist im
nord. inn artikel geworden (s. 374.) ich entsinne mich
aber keines beispiels bei Ulf. für ein von jains abhängiges adj.
ahd. folgt auf dese schwache foi'm, einige beispiele
wurden schon denen des art. untergemischt: in thesenio
J'arleganen cunne T. 44, 22. desiu alliit R. 22-^ diz al,
diz allez (Graff 1, 210) ist in der Ordnung, weil all nur
starke llexiou erträgt. luiorganisch aber folgt starke in
dise blinde und thesen seihen (s. 535.) auch hier kein
adj. nach euer.
inhd. völlige Unsicherheit, bald schwache form : dirre
triiebe lieble schin Parz. 1, 24; dirre starke lewe gruz
Parz. 571, 19; disiu grozc klage Iw. 4011; diz guote lü-
gennicere Iw. 3680; diz riterliche wip Iw. 6135; diz bekande
herzeser Wh. 71, 12; in dirre heilecliehen zit Parz. 456,
7 ; dise grozen iingefüegen nut Wh. 325, 25 ; dise riehen
prisent Parz. 77, 6; disiu süezen ma?re Parz. 466,2; disiu
strengen ma;re Parz. 686, 8 ; disiu jtBmei'licheu dinc \^ h.
120, 27. hingegen starke : dirre ungeviieger schal Iw.
4653; dirre angestltcher strit Ivv. 7237; dirre vriuntlicher
strit ivv. 7592; disiu liebiu naht Ivv. 7409; disiu bluziu
(G. blöze) frouwe Parz. 261, 22; disiu magetbfieriu (G.
magelbäre) brut Parz. 202, 27; diz jfemei'lichtz wort Wi-
gal. 5858; dise selbe sache I\*^. 7841; dise guote heiligen
Iw. 7935; disiu armiu wlp Ivv. 6267. zweitelhaft bleiben:
diz vHegende bispel Parz. 1, 15; diz gajbe trüt 314, 6;
diz spaehe werc 658, 20. man könnte im nom. masc. das
starke adj. wollautender finden, weil dirre vocalisch aus-
geht. Nach jener kommt das adj. seltner vor; ich finde:
in jenem sale xviten Nib. 79, 2; aber auch: jenir kindi-
schir mau Aegidius 59.
nomen. ßexion. starke und schwache. 555
nlid. hat sich auch hier das rechte Verhältnis ^vlede^
eingefunden; nach dieser und nach jener folgen schwache adj.
b. das mhd. adj. tnanec , insofern es aus dem begrlf von
multus übergeht in den unbestimmten pronominalen *),
kann auf die flexion der nachfolgenden adj. einfließen,
meistens zwar bleibt diese stark, d. h. manec wird ange-
sehn als ein neben die übrigen adj. gesetztes. im nom.
sg. masc. pflegt, wie bei niauec, auch die llexion der an-
dern adj. wegzufallen: vianec vruni riler Iw. 1828; so
manec guot riter Iw. 2453; manec boese man Iw. 2485;
manec kampfwise man Iw. 7202; manec guldin trache
kleine Parz. 262, 9; manec tiwer pfelle Wli. 63, 18;
manec tiwer samit Parz. 11, 19; manec wunt man "NA h.
114, 7; doch kann sie bleiben: und anders manec xverder
man Parz. 277, 7; manec unverzaget küener man "VTh.
305, 19; manec ellenthafter swanc Parz. 263, 4; manec star-
ker ger Nib. 2065, 3; am seltensten hat sie auch manec (s.
492): nianiger iverder man Ms. 2, 173*; \il maneger üz
erweiter helt Nib. 1207, 4. im nom. sg. fem. folgt lieber
lleclierte form: manec darin frouwe Parz. 636, 18; manec
tiuriu krune Parz. 638, 9; manec gröziu hurte Parz. 391, 10;
manec unsüeziu strenge Parz. 179, 17; manec gruziu rotte
Parz. 681, 24; manec riterlichiu tat Wh. 37, 12. unflectiert:
tnanec sidin gezellsnuor "Wh. 436, 12; manec fiurin doner-
slräle Parz. 104, 1; manefjiii siieze zunge Trist. 17374.
nom. neutr. ileclicrl: manec armez m.xre Iw. 2847; tm-
flecliert: manic gollvaz riche j\ib. 1268, 3; manec hoch
herze Wh. 7, 26; manec heidensch herze "NVh. 150,
16. die obliquen casus können slaik lileihen : su maneije
cldre frouNven Parz. 556, 12; von manetjetn küenem arm-
man Parz. 70, 8. I\ib. 1422, 3; mit so manger herlicher tu-
gent Reinh. 342, 1885. doch finde ich, wenigstens im dat. sg.
die sclnvaclie form vorgezogen: so manecfem süezen nninde
munde Inv. 5360; mit manegem ritcrlK'lien slage iw. 7344;
mit manegem claren libe Parz. 765, 3; iiz maiicgom draMen
lovifte Parz. 739, 28; zuo manegem -werden man Wh.
297, 2; mangcm liurleclichen punciz "VN h. 432, 24; mit
mancijer werden frouweu Parz. 61, 5. hier also tritt
abbringii^kcit des adj. ein von dem vorausgehenden pronomi-
nalen nuuiec. zwoidcutia ist der acc. sc- masc: s»5 mane-
*) wo niancc selbst scliwncliformif; winl, stellt es nnpronoininni,
reiiisKljecliN iscli: <lie tnomgcn schar INib. 112, 2; den inancgen siilidcr-
site Wli. ;H4, 14.
556 eiitjacher salz,
(jen av(jen lisl Nib. 16'J2, 2; manigeii biz tiefen Renih,
326, 974; niaiiigcii spi-unc seltsicneii Aw. 3, 22. pl. inan,'
(jiu irdenschiu laut Bari. 137, 39. andere belege schon
s. 488-490 angezogen.
nlid. steht im noin. sg. nach dem nndectierten manch
die starke form : manch tapfrer hehl , manch edle fraii,
manch schönes kind ; nach llecliertcm mancher, manclies
aber die schwache: mancher tapfre lield , manches schöne
kind. oblique die schwache: wir freuen uns manches
schönen tages ; in manchem bedeutenden worte ; mit
mancher herlichen gäbe ausgestattet, im pl. stark : man-
che SV o\unterrichtete leute.
c. zu dem golh. alls , Avelches keinen art. unmittelbar
vor, wol aber nach sich leidet (s. 391. 516. 530), sondern
das articulierte subst. entweder vorausgehn oder folgen
läßt (so baurgs alla oder alla so baürgs) muß auch das
articulierte adj. eben so construiert werden. entweder
thäi veihans alläi II Cor. 13, 12; oder, was viel üblicher
ist, alläi thäi häiisjandans Luc. 1, 66, all thata gamelidu
Luc. 18, 31; allans thans veihans Eph. 1, 15; alla thö
anabundanöna Luc. 17, 10; allaize thize halandane Luc.
1, 71; allaim tliaim veiham II Cor. 1, 1. Eph. 3, 18. 6, 18;
allaim thaim gakiubjandam Rom. 10, 4. nur das possessiv
kann unmittelbar hinter alls stehn : allamma seinamnia
Marc. 5, 26; kein anderes adj., denn in allaim unhulthum
Luc. 9, 1 ist letzteres subst. die übrigen adj. verbinden,
sich ihm also erst durch den art., und liaben nach diesem
schwache form, die nicht von alls abhängt.
dieselbe construction gilt ahd. es heilU entw. thie
odecjun alle 0. I. 7, 18 oder alle thie odeijnn. das pos-
sessiv darf unmittelbar folgen : ubar allaz sinaz richi 0.
IV. 6, 46; allemo niinemo herzen N. ps. 9, 2; andere be-
lege hat GrafF 1, 208. K. und N. gestatten aber auch an-
dere adj. in naher Verbindung, jedoch nur starke: alliu
cuatiu indi wihiu (oninia bona et sancta) K. 20^; alle
werltriche (omnes diviles terrae) N. ps. 21, 30; alle rehte
(omnes recti) 63, 11; alle sundige 118, 119; alle unrehte
wega 118, 104. 128. Is. 61, 7 dher allero heilegöno hei-
lego ist heilegöno Substantiv.
mhd. begegnet jene goth. structur selten : die besten
alle Iw. 3071, wofür unbedenklich stehn dürfte alle die
besten. gewöhnlich folgt das adj. unmittelbar, und in
starker form: al wereltlichiu schände Parz. 476, 3; alliu
tonfbwriu laut Wh. 253, 4 ; elliu riterlichiu laut Parz. 478,
3; zaller guoler kündekeit Iw. 2182. allein die schwache
nomen. ßexion, slaj'ie und scJiwncJie, 557
form beginnt sicli clnzusclilclclien : aUez heulenische laut
Wh. 21, 8; aller vremdeu huclivart Ivv. 2326; aller fjito-
ten \Vibe giiete JMs. 2, 36*. dei' fall ist überhaupt nicht
sehr häufig, aulier bei possessiven, vuul diese bleiben na-
türlich stark: aller sfn snierze Parz. 584, 16: allez s/n
gesinde Nib. 998, 3; alle miiie man Nib. 2104, 3; alle suie
man 1325, 2; elliu nnniu leit 2046, 3. 2088, 3; elllu
niiniu kint Parz. 556, 25) mit allen im friunden Psib.
2198, 2.
Luther scheint nach all das allein auftretende adj.
schwach, das neben einem subst. stehende stark zu decli-
nieren: alle gottlosen ps. 119, 119; alle heiligen ps. 32,
6; alle feiten i)s. 22, 30; hingegen alle Aei7»</e engel INlatlh.
25, 31; alle fromme herzen ps. 64, 11. 94, 15; alle \vilde
thiere ps. 104, 20; alle leuchtende steru ps. 148, 3; alle
falsche wege ps. 119, 104. noch die heutige spräche
schwankt, doch mit vorneigung zur schwachen form, man
liört: alle gute geister und alle guten geister; ohne subst.
lautet es entschieden: alle guten, alle lionimen. oblique
nur schwach : das ist das ende aller gottlosen , der erfolg
aller angewandten mühe, es geschah mit aller möglichen
Schonung.
d. mh jetler , jeglicher ycrhlnden wir lieute schwache
form '.jeder blinde mann; jeglicher scheinbaren ausilucht
entsagen, der älteren spräche wäre sicher das starke adj.
angemessener, ich habe nicht genug aufgeniei-kt. vor ies-
lichem einevi (G. einen) man Parz. 15, 23 beweist wenig,
^venn N. ps. 31, 6 sagt iegelih heiligo (omnis sanctus), so
steht das adj. substantivisch.
Von s. 526 an ist die erste rege! ausgeführt worden,
ihr gegenüber stelle ich die zweite also lautende : dein
durch keinen besliminten artikel (ffhuiidnen attributiven
adj. tiebührt die starke form, ein Idoi^ negativer gi imd-
satz , der auf dem niciileinlreten iener bedingiuig beruht,
■von welcher das schwache adj. abhieng. alsdann bleibt die
ältere, voUkommnere llexion der adj. ungestört in hei-ge-
brachtem lecht. insofern hätte auch diese regel der ersten
vorausgeschickt werden können , da sie ein piimäres Ver-
hältnis, jene eigentlich ein secundäies behandelt, und wie
bei dem subst. auch bei dem adj. der beslimmenile artikel
sich auf wiedeiholung des begrils gründet, es schien aber
von überwiegendem vorlheil die darslellung gerade nül
dem zu beginnen was in der synlax des deutschen adj.
den liauplmomenl des formlichen unlei'schiedes hergibt.
558 ei/tJacJier satz.
(.lamm l)eclarf es atjcli liier keines nalicron orweiscs der
regpl selljsl. es lieiCit z. b. golliiscli : aliiiia veihs vn'tvncc
üyiov liiic. 1, 3.5; alimins ve.ihis ■m-tv/tuTog ilytov Lur. 1,
15. 41; in aliiniii veHi<nnma Iv 7ir£l'/(«T7 «//V-; Luc. 3, 16;
stibnai inildläi (fio')')] peyüXi] Luc. 1, 41; der gr. text ent-
behrt in diesen fallen den art. ebenso. anderwärts felilt
indessen vor dem golh. adj. der art. da, wo ihn das griech.
hat, z. b. ik im hairdeis guds 6 iroifir^v o '/.uXoc: Juh. 10.
11. gleichwol ist nicht zu iibersehn , daß sich UHilas die
auslassung des gr. arl. vor adj. ^veit scJtner geslatlet als
vor subst. (s. 386. 387. 388); oll'enbar hat der arl. vor
adj. mehr Schwerkraft. daU umgekehrt der golh. art. ei-
nem adj. hinzuti'iile , dem er im gr. text mangelte, davon
ist mir kein einziges beispiel bekannt. "wol aber verbin-
den alid. Übersetzer den art. unzahligemal mit ad]., die im
lat. text unarticulierl erscheinen, z. b. T. 13, 23 heiik es:
in themo heilayen geiste (in spiritu sancto) , wo INlatlh. 3,
11 tv nvevfiaii uy/io steht, folglicli aucli golh. in alimin
veihamma gestanden haben wird, der bestimmte ausdruck
nimmt fortschreitend in der spräche zu. IMatth. 12, 32 liat
die ältere Übertragung der Ir. theot. noch: widar heila-
gemo gheiste; T. 62, 8 widar themo heiUijan (1. heilageu)
geist. wenn aber beide alte Versionen INlalth. 12, 20 rörea
qafacJita, riiihhantan llas , rora pihmsita , lin riuhheiiti
geben, so setzt Luther: ilas zerstol\ene röhr, das glim-
mende docht.
Allein diese fortschrltte des art. betreffen das Verhältnis
der beiden ersten regeln untereinander, nicht die regeln
an sich selbst, den ginndzug der zweiten, dal^ wo der
bestimmte art. unterbleibe die starke form des adj. walle,
erkennen alle deutschen dialecte an , in welchen sich die
Unterscheidung beider adj. formen lebendig erhalten hat.
namentlich im nhd. ist er durch Wiederherstellung der er-
sten regel neu befestigt: junger wein, der junge wein-,
grünes laub , das grüne lauh; leichtes mutes, des leich-
ten mules; ß'ohem sinne, dem frohen sinne: remer liebe,
der reinen liebe; gute freunde, die guten freunde; guter
freunde, der guten freunde. einzelne nhd. casus können
freilich starke und sclnvache form nicht gehörig kenntlich
machen, der acc. sg. masc, nom. acc. sg. fem. und dat.
pl. insgemein, wo bloße Verdünnung der früher geschied-
nen vocale davon die Ursache ist, z. b. im acc. sg. masc.
jungen wein, den jungen wein; im nom. sg. fem. grüne
erde, die grüne erdej muß der Organismus als erblichen
noinen. ßexion. starke und schwache. 559
niclit als aufgelioben angesehen werden, wo hingegen das
kennzeicheu schwacher ilexion zerstört Ist, wie im acc. sg.
fem. (jrüne erde, die (jrüne erde, findet sich die regel
wirklich verletzt.
Inzwischen bietet uns schon die ältere spräche schein-
bare oder wirkliche einschrankungen der regel dar, d. h.
falle treten ein , in welchen die schwache form des adj.
auch ohne bestimmten art. gesetzt wird, diese ausnahmen
erheischen alle aufmerksamkeit.
a. der attributive vocatlv , obgleicli den artikel meist von
sich abhaltend (s. 383), ist orgnnischerw eise nur der sclnva-
chen form fähuj. seiner artikellosigkeit halben sollte man
ihm gerade starke form zuerkennen? das wäre fehl gegrif-
fen, er ist von natur bestimmt, seine individuelle begren-
zung braucht nicht erst hervorgehoben zu werden; wo
sich die anrede an einen wendet, da hat sie ihn deutlich
vor äugen als gegenwärtigen, das durch den artikel einge-
führte subject kann nicht näher treten als das angeredete,
die dem articulierten adj. zusagende schwache ilexion sagt
ihm auf gleiche weise zu. noch mehr, der vocaliv geht
nur die zweite person, der artikel eigentlich die dritte
an, folglich kann jenem dieser nicht gebühren, die schwa-
che Ilexion des adjectivischen vocalivs ist weniger aus-
nähme von unserer zweiten regel als bestätigung des we-
sentlichen gehalts der ersten.
aber dieses wichtige geselz für den vocativ ersehen wir
rein nur aus der golh. spräche. alta (jnraUtUil nüreo
d'ixaiP. Job. 17, 25; atta veihal ixä^fQ üyie Job. 17, 11;
liÜsari tlnutlteüja ! (hdüoKuXe dyaS^f IMarc. 10, 17. Luc. IS,
18; hatista 'j'haiaüfeilu I y.QÜriGTe SföffrXe liUc. 1,3; ijdda
skalk! (xycidh d'ovXe Ja\c.. 19, 17; unselja skalk jah htla !
tiovxqI dovXe (et piger!) Luc. 19, 22; dvala! faoQf IMatth.
5, 21 ; ahma tinliräinjal to nv. to itxü&ctQTOT INlarc. 1,
26. 5, 8; valiso gajuku! av^iiye yvöjaie Phil. 4, 3; o knni
ungalduhjandö jah invindol tu yfi'nl ('i'yr/ffTOs' y.cu J'/e-
axQu/nftiri] Luc. 9, 41; liubans! uyanr^Toi Roni. 12, 19.
II Cor. 7, 1; brulhrjus liubans! I Cor. 15, 58; ö unfröduns
Galateis! cj uvör^Tot Viüa''.tui Gal. 3, 1. '*).
hiergegen bildet keinen einwand, daß die übeiall siaik-
formigen posscssiva auch im voc. niemals schwach decli-
nieren : gulh meins 1 {^te fiov IMatlh. 27, 46. o -L^tötf fiov
') die belege mit beigefügtem |)rüii. zwoilcr pers. folgen unter b.
500 eliijacher salz.
Marc. 15, 34; alla unsar ! viutiq ^'/folr IMaHli. 6, 9;
bröllivj\is mcinai! ilöihfoi ;inv Kom. 7, 4. I'liil. 3, 1; bar-
nilöna rneinal if/.riu fiov Gal. 4, 18; da wo den» poss.
ein andres adj. iiaclitrill, gelit dies alsbald in schwacbe
form über: brulbrjus meinai liiihans )ali ttistnsamans !
ade}jfoi fiov uyuii>^zol '/.ui ininbdi]'iuL Phil. 4, 1.
aucb liir das mannliche part. pras. lieüe sich die an-
wendung der starken form aus ihrem vorwalten über-
liaupt (s. 521. 522) erklaren; docli sclieint die wenduug:
u aa aatairands ihö alh jali galimrjands thö INIarc. 15,
29 nicht recht gothisch, sondern dem gr. lext ovü 6 y.u-
TCiXi'iov TOI' vaov VAU oiy.od'o/taöv nacligebildet , da sonst
der gr. art. des voc. inn))er weggelassen wird, außerdem
forderte die subslaulivische ilexion des part. präs. im voc.
gatalrand , gatimrjand! wie es talzjand ! fraujinund! u. s. -w.
heißt, ich müchte daher sa gatairands für den nom. neh-
men, aus welchem freilich unjnillelbar in die zweite per-
son des imp. übergegangen wird. halle ein wahrer voc.
sollen ausgedrückt werden, so wäre ein h\ol\cs (jatairanda
zulässig gewesen , wie es nach dem art. im nom. zulassig
■\var (s. 521 sa qvimanda.) wir werden indess unter b
noch auf eine ähnliche stelle stoßen.
im grüße des engeis faginö anstai äudahafta l yalae
nsyaoirioßd'v'}] Luc. 1 , 28 liatte man wiederum erwartet
äudahafto ! oder m ählt der Gothe hier statt der 11 imp.
die 111 conj. (gaudeat), so daß äudahafta der richtige nom.
fem. wäre?
ahd. belege des schwachen vocativs : ftalo ! tumho l T.
26, 1; cot ahnahticol wessobr. geb.; druhtin (jiiatol 0.
III. 4, 23; Uoho druhtui nun! III. 1; 31; lioho man! II. 7,
27; faler unser cjuatol II. 21, 27; leideyo , Krün spiles
ergazto! N. Bth. 19; manno tumbesto! das. 48; min lieba
gemageda! N. Cap. 81; lieba sin wirten ! (jugalis blanda)
Cap. 41; min sconal (pulchra mea!) W. 17, 10. Den
art. schiebt 0. vor die schwache form, wenn er sie an
einen vorhergegangnen vocativ reihen will: druhtiu min
ther guato! III. 7, 1, der syntax nach, wie andere bei-
spiele zeigen, enlbehrhch , oder dürfte diesem ther eine
mehr relative bedeutungzustehn? kühner ist die starke flexion :
magad ziet^i ! 0. I. 5, 15; (jiiate man! II. 7, 16. V. 18, 3,
vgl. guot man! Samarit. , was aber auch sein könnte guot-
nian , und dann gar nicht hicrlier fiele, das possessiv steht
nach oder vor: druhtin miu ! 0. I. 2, 1. 40. 55; wine
vuh! W. 9, 4. 12, 20 5 friunlin min! W. 10, 11. 12, 12;
nomen ßexion. starke und scliwac/ie. 5()l
miti truhtin inli niiu got! T. 233, 7; got nihi ! T. 207, 1.
nihd. gilt zwar aioch die schwache form, zuHial für
den pl. , allein die starke beginnt im sg. bald zu überwie-
gen, jene hat etwas allerlhüniliclies und scheint oft an be-
stimmte formein gebunden: (jtiote! Ben. 355; liebe vater!
Herb. 119^; wahter liebe! INls. 1, 37^ 41»; böte guotel Kl.
1486; wahter guote ! ]Ms. 1 , 48=»; tiKjenthafte schriber!
warlb. kr. cod. jen. 106. 107; u (jnädi(jiste , bezziste got!
(piissime deus) Diut. 3, 465; liebesle aller manne! cod. pal.
361, 89'; aller wibe beste! cod. pal. 361, 77*; aller ivfseste
wip! Nib. 1483, 4 ; lieben imn\ Diut. 3, 42; miw^'A lieben!
fundgr. 96, 39. 46. 97, 11; muie lieben friunt ! En. 5360;
lieben friunde! Nib. 702, 2; /j'efceu kint! INls. 1,44^; nuniu
lieben kint! Parz. 518, 23; /lefeeu liute ! Walth. 95, 13; vil
lieben wjp ! Reinh. 65; lieben süne ! Reinh. 613. 1039; lie-
hen alle! kolocz. 136; lieben giioten! Ben. 115; guoten
knehtel Roth. 4066. </MO<euliute! Parz.208, 30. Trist. 2718;
sa'liyenYuile ! ged. vom feldbauer, gleich eingangs ; (fuoten wib!
Ms. 2^, 102*; tiuren wigandel Roth. 4644; stolzen man\ iMs.
1, 44'; stolzen leigen ! INIs. 1, 14* Ben. 168; \\\ eilenden!
Nib. 1862, 3. 1867, 3; siVre/t h cid e ! [Trist. 5490; werden
kint! Troj. 18494; süezen mage min! Parz. 430, 6; xvohje-
tnuolen! tvolgeninoten leigen! Ms. 1, 200*; klaren mcgde!
Ben. 168. Bemerkenswerlh sind die fälle des vorgesetzten
arlikels: der bezziste got! (piissime deus) Diut. 3, 465; daz
aller wiseste wip! Nib. 1483, 4 B.; daz beste wip! Ben.
127; min vil liebez liep daz (jiiote ! IMs. 1, 204^^; einige-
mal wird man besser den nom. annehmen, z. b. in den
stellen: rilestu nu hinnen der allerliebste man IMs. 1, 1*;
bisluz der liebste man? IVls. 1, 16**). ganz deutlich ist
der nom., wenn es heißt: lieber man! der liebest den ich
ie gewan Karl 95*^.
beispiele starker vocallve; lieber sun ! Parz. 11, 12;
herre lieber sun! AVigal. 1348. 1362; lieber nevc ! Parz.
480, 20. 701, 17; lieber neve min! 497, 21; lieber swe-
sler sun! 475, 19; herre u. lieber tt?lieim nun! 488, 4;
lieber herre min! 547, 3. Trist. 5117; vil //efeer vater jnin !
*) ein solcher nrtikel erfolpt in dor nnrcdc von substaiitivoii , zu-
mal nncli eigennamen: (jciieirm l/n'r s\v;ij;or min! Hol. fjO, 18 A; l>ist
duz Waltlier dfr denrcnV Hit. G62 ; H!i>j;en dfr ncNcmin! Bit. 27():t ;
aber aiicli .sonst: stiert mir, der bnpst von Ilümo ! IVls. 2, 17()'^; die
Zellen .siine min! >Vli. ;U5, 2. wie das äliiiliclie lier dfr wirt (s. 420)
lassen sicli diese fülU« zwar niiiit fassen, sclieinen al)er docli nni fü^-
liclisten aus einer Übertragung nominativer Wendungen auf den vocitiv
zu erivlaren.
Nn
562 einfacher salz,
Nib. ,53, 1; Ueher wlrl! Wh. 134, 21. 13.5, 8; /iVfcer bnio-
der! Nib. 1553, 2; lieher hole! INIs. 1, li^ 7«''; lieber
man! Ms. 1, 15'' 16^ 40»; lieher geselle! Wigal. 605 ; vil
lieher vriiiut I\ls. 1, 38"' ; lieher Iruint (juoter l Höre 1078;
Ueher etie! Ben. 326; süezer nieige! JMs. 1, 35^; süezer
wünsch! INls. 2, 105''; süezer man! Parz. 11, 20. Geo. 775;
7ver(ler hell! Parz. 749, 17; xverder friunt ! Tit. 166, 1;
xverlicher man! Parz. 744, 28; werlicher helt! 745, 3;
lierre (jxioterl Parz. 476, 14; (juoter kiielil! AYigal. 2807.
Trist. 5416; rkher gol! IMs. 1, 25^; (jetrinxver lip ! Ms. 1,
27^; (jelriiver man! Parz. 522, 7; getriwer friunt Tit. 77,
1; starker lip! Parz. 453, 1; edeler riter! Wigal. 423;
wo^gelohter man! Parz. 462, 10; gnadigister got ! (piissime
deus) Diut. 3, 464; gmedeger truhtin! Reinh. 1309; alter
gouch! Reinh. 29; fumfcer gouch! Ben. 432; furnier mensch!
armer leie! altd. bl. 1, 232; leider witestecke! Ben. 388;
Utipper lierre! Ben. 374; liupper! Ben. 388; liehiu niftell
Parz. 442, 1; liehiu niflel min! Parz. 712, 5; liehiu tobte?
min! Wh. 148, 28; vil liehiu inuoter min! Nib. 15, 1;
liehiu muoter! tohter! Ben. 363; vil liehiu triutinue! Nib.
1591, 1; liehiu frouwe! Trist. 1227; xverdiu magt! Parz.
715, 21; werdiu minne! ]Ms. 1, 26^ 60*; vil süeziu senftiu
tceterinne! Ms. 1, 57^; süeziu niaget! Tit. 164, 4; reiniu.
frnbl! Wh. 60, 21; süeziu Gybnrc! Wh. 91, 2; richiu
küneginne! INib. 1215, 1; himelischiu frowe! Mar. 3;
edeliu frouwe! Wigal. 416; tumbiu weilt! Walth. 37, 24;
üheliu diet! l\v. 5179; erlösiu vrouwe! Ben. 354; cläriu
jngent! Parz. 453, 1; liehez kint ! Parz. 158, 1. 161, 1;
liehez tohterl ! Ben. 363; liehez wip! altd. bl. 1, 235.
Reinh. 1053; liehez miieterlin! Ms. 1, 59^; süezez wip!
Wolfr. lied. 4, 30; schcenez wxp! Ms. 1, 17^; xverdez wip!
Wolfr. lied. 7, 35; Ms. 1, 155''; Sfeldehaßez wip Parz.
655, 28; ricliez Botelunges kint! Dielr. 56^.
seltner die pl. : nii huret liehe ! IMar. 104 ; mine liehe ! Diut,
3,40; helde//rtofe/ En. 8874; aller liuteiesfe/ Iw.61i9; tumhe
getelinge! Ben. 359; yun</emagde! Ben. 435; stolze magdel
Ben.44, 1; //wofm lierze! Mar. 57; sfd/sm magedin! Ben.364,
iiutlectierte starke form: guot riter! Ms. 1, 27b; guot
wtp! Wolfr. lied. 7, 14. 29. 9, 3; trüt neve min! Roth.
3429; trüt geselle min! Parz. 650, 9; trüt geselle! INIs.
1, 153^»; trüt gespil! Ms. 1, 88^; ei trüt! Trist. 1226;
tritt frouwe! Trist. 1246. 1509; trüt kiut! Trist. 2925.
3122; trüt gesellen! Parz. 719, 16; vrovve liep ! Nib. 976,
4; künginne richl Nib. 1179; 1; trüric man! Parz. 168,2;
stelic wip! Ms. 1, 75''; andere beispiele oben s. 483. 486.
Tionien. ßex'ion. starke und achwache. 563
bei adj. zweiter decl. wallet aber Zweifel, ob im eg. nicht
schwache form gemeint sei, z. b. ÄcAo»te wiph ! Roth. 2410;
belt vuere! Kl. 458; im pl. ob nicht starke üexion, z. b.
ziere recken! NIb. 2036, 1.
von zwei adj. pllegt das zweite iiuflectlert zu slehn,
das ei'ste im sg. stark, im pl. schwach, das subst. in der
mitte: nuerer helt yiiot! Kl. 449; süeziii magt gehiure !
Parz. 712, 10; liebiu muoter schcene Ms. 1, 59^', edelit
Fürsten hochgetmiot ! Lohengr. 15; erivelten ritter unver-
za(jetl Troj. 18347. schlielU aber das siibst., so sind an-
dere combinationen zulässig: küeue starker man! Parz. 266,
6. ohne subst.: junge u. alt! ]Ms. 1, 200».
possessiva: die iniue ! Parz. 262, 2; inine liebe! Dlut.
3, 40; miu friunt! frauend. 99; min kint! Ls. 3, 542;
nihi trüt Ls. 3, 544; nihi friimdui Ms. 1, 41^; inine friunt!
Ms. 1, 57^^; Ben. 420. 432; mine friunde! Ben. 309. 388.
nachstehend: lierre tn?n ! Ms. 1, 15^ Trist. 5185; vil lieber
herre nihi! Nib. 1341, 1; liebiu frouwe vnn! Parz. 655,
12; trut geselle tniu! Wh. 290, 19; geselle min! ]Ms. 1,
37'. Parz. 653, 26 ; sune min ! Alex. 398 ; muoter mfn !
Ben. 364. 438; swester min! ]\ib. 1203, 1; triutinne min!
Nib. 1111, 1; vgl. Lachm. zu JNib. 812, 3 *). seltner die
formein liebez kint minez! nambüchl. 127; mit art. inid un-
organisch schwacher form : sun der mine ! Gudr. 1321, 2. der
eigenname gern zulet/.t: lieber min her Portenschei! Ms. 2,
SS''; lieber min vriunt Geori! Geo. 1777; liebiu min fiou
Gudrun! Gudr. 1302, 2; lieber min sun Flure! Fl. 1020.
nhd. hat der voc. Im sg. nur die starke ilcxion : Uehvr
freund! liehe mutler! liebes kind! auch im pl. nuiste sich
endlich die spräche dafür entscheiden: liebe freunde!
liebe kiiuler!, obgleich noch hin und wieder, häufiger im
vorigen jh., die schwache form erscheint: lieben kindcr!
guten freunde! seit der schwache sg. luuerdrückt war,
konnte diese spur des alten Organismus nicht lunger wur-
zeln, die possessiva stehn in der anrede immer voraus **).
') auch die alts, und ag». spraclie setzt das possessiv im vocntlT
iincli; nicht anders z. b. die rnssisclie (l'u<lnii:i_vi'r *iH4) und itnlieni-
■sclie: figliuül miu.' niacstro inio .' Dante int. '.^, 121. 11, 16. 4, 4Ü.
'22, 43.
") volicsdinlecte sclialten sie zuweilen ei<ientliiimlich zwisclion ndj.
iiiui sul)st. : du faules intii waiv ! faincs imii inaedle! talsriier iiuii
ineillner! Meinerts knliiändcliea 149. löJ). v<il. das ndid. vil liehiu
nii'ii gespil! Troj. 15801 und in einem Volkslied des 10 jli. l)ei Forster
20Hb feines iti,:ni liel> ! statt mein feines liel)! idiulieli ist aiirli in
sciiwed. Volksliedern: käru mi/i »jster! küra ntin broder! I, 131. IHfi.
Nu 2
564 (i'injacher salz.
alls. scliwacliformii^: lioho dnililln iTcI. HQ, 24. 143, 17.
168, l.'i; Crist alowaldo! 96, 18; maiino liobosto ! 1'4, 24;
pl. liohon liudweros! 94, 2. mit artikel gern in den for-
mcln: lierro tite (jodo l 47, 2.3. 74, 8. 78, 3; fru nini
the (jödo! 138, 1.' 7. 143. 7; niester (Ae </of?o / 100, 10.
starke form hingegen : hehig ilrolilin ! 74, 6 ; hehi(j lie-
bancuning! 168, 14; fader alomuht'Kj l 168, 13. riki lliio-
dan ! 116, 15; pl. nidvl tliiotla! 127, 1. possessiva slels
nachgesetzt: lierro mini 123, 9; fru mini 122, 2. 123, 13;
drohlin frö mini 29, 12. 145, 17; waldand frö mini 92,
3. 148, 14. 153, 8; jungaron minel 93, 15. 94, 2; gisidhos
minel 41, 4. 73, 6.
ags. schwache form: Eeovulf leofal 2433. 3513; leofa
Beovulf! 3970; Yiglaf leofal 5485; Hrudgur leofal 2965;
secg helstal 1887. 3515. in späteren prosadenknialern
nicht selten mit zwischentretendeni artikel : nien thä leo-
festanl (carissimi) Wanley p. 114. 115. starke form selt-
ner: leof hlaford! Thorpes anal. p. 102. auch hier das
possessiv in der anrede nachgesetzt: theoden mini B. 727.
4185; sunii mini C. 54, 6; hlaford mini Thorpe 103;
rincas minel C. 174, 18. eigenname (wie mlid. s. 563)
ganz hinten: vine min Beovulf! 909; vine min Ilünferdh!
1055. doch liebt die ags. poesie überhaupt das puss. nach-
zusetzen (s. 504.)
aus der alln. edda habe icli kein beispiel der anrede
in bloßer scliwacher form, immer wird der art. vorge-
schoben: Harbardhr hin ratjil Sa-m. 78* 80»; halr enn
hiKjhlaudhi l 79^; seggr enn üngi l 81^; thraell minn inn
heztil 139^. in der prosa finde ich aber starke adj.:
godhr sveinn! fornm. sog. 1, 78; (jodhiv nienn! (jodhir
drengir! 11, 275. 260; die nomina propria und appellaliva
pflegen in der anrede meist ohne adj. gebraucht zu wer-
den, possessiva slehn vor und nach: mmw drültinu! ^xm.
81^; sou minn l fornm. sog. 1, 76.
b. Wenn auf persönliche pronomina tinmittelhar ein
adj. folgt, so scheint der Organismus unserer spräche auf
gleiche weise schwache form zu fordern, xmd in der that
ist auch bei der anrede das vorgesetzte pron. zweiter
person dafür ein neuer grund. da man hrainja! (pure),
hrainjans! (puri) sagte, muß auch thu liraiuja! jus lirain-
jans! gesagt worden sein. der analogie zweiter person
folgten aber die erste und dritte.
Ulf. bietet jedoch nicht ausreichende beispiele. deutlich
sind die pl. zweiter person: jus Sudans l Luc. 6, 25; jus
nomen. Jlexion. atcirhe wlcI schwache. 565
tmledans! Luc. 6, 20; jus gredagans! Luc. 6, 21; jus
J'raavithancms ! JMallli. 25, 41 ; jus vaürhjandans ! INlatth.
7, 23 ; jus Jilahjandans l Luc. 6, 25. liieruach zu folgern
wäre: ik unleJa, veis unledans, tliu unleda, is luileda,
81 unledö, ila uiiledu, eis iniledaus, ijus uuleduns , ija uu-
leduna, uud oblique: nieina unledius u, s. \v. starke form
fmdet sich inzwischen JMarc. 9, 25 : thu aluna tliu un-
rodjaiuh jali häuths für unrudjar.da jah bautlia; das part.
ließe sich substantivisch nehmen , und an es schloß sich
das gewöhnliche adj. in derselben form, tritt zu dem per-
sönlichen pron. noch der arlikel, so ^vird die schwache
llexion des adj. nölhigcr: izvis thäini guheigum Luc. 6, 25 ;
gasnuÜl inima ana auguna thata fani thamma blindin Joh.
ahd. ih suntigo l (ego peccator) K. 29'' ; thü lezzisto Theo-
phile ! T. prol. 3 ; ir huhisto Ls. 57, 5 ; ivirtvenegou weison 0.
1. 18,24; ir diindo liupostoH ! exh. Doc. misc. 1, 6; irguoten
sela ! W. 27, 28; waz wirdit itnser «rmon .' W. 27, 4; unsih
niuadon 0. V. 21, 26. starke form hingegen: ir arme! 0.
IL 16, 1; der ze zeswuu in/n armes sluont N. ps. 108,31.
nihd. ich arme! Iw. 3299; ich vil aime ! ]Ms. 1, 981^;
ich tumhe! ]Ms. 1, 100*; ich tuqenthaße schriber >vartb.
kr. cod. Jen. 28; ich arme, verlorne! Iw. 4139; ich arme
magel! Gudr. 1180, 4; ich vil eilende Gudr. 1184, 4;
ich vil arme künegin Nib. 1204, 1 ; si freudeu eilende
J*arz. 262, 28; waz woldes du mfnis armen n)an Roth.
4426 ; geruoche dich erbarmen min menschen armen !
Jlartm. vom gelouben 3115; gedenke min vil tumheu
niannes! überl. de Conr. herb. 11; gedenke miner armen
sundicren! cod. pal. 361, 94'^; mir armen JNls, 1, 98'^;
\vie sol ez armen dir ergan IMs. 1, 93*'; mir armen man
INls. 1, 39*; an mir jungen INIs. 1, 84^^; an mir vil ium-
ben Ms. 1, 57''; mir armen wibe IMs. 1, 68*; mich armen
Iw. 4091. [)1. ir armen! Parz. 209, 5; ir vertanen!
J'nrz. 284, 15; ir guoten liule! Wigal. 5361; ir Inesen
zagen! TS'ib. 930, 1; ir guoten recken! Nib. 309, 1. 475,1;
ir vil guoten recken! ]\ib. 930, 1; ir \\/. (fesanlcn bruo-
dcr! JNls. 2, 129*; gen. pl. unser eilenden IN ib. 2130, 4
liCD. 2159, 4; der uns vil armen scliuof liarl. 36, 1.
Ls. 2, 354.
doch die starke form überwifgl im sg, zumal: »<'/< arnirr!
Ms. 1, 27* 145^ Psib. 2256, 3; i'<7i armer l)iolm;ircs kint
Dietr. 102^; ich tumber! IMs. 1, 56' 1901^2, 48^ 167''. IJen.
389. cod. kolocz. 9!; ich tumber gom h ^Is. I, 65*; ich
tumber man Ms. 1. 43''; ich sündrhafter ! heu. 354;
566 einJacJier salz.
ich seiider man INIs. I, 30^; ich klagender man INTs. 1,
37^; ich xinso'liqer man Geo. 851; ich ivent-gev man
Diiit. 3, 92; ich brehender k\(i Ms. 1, 3^'; ich uuswlec
man Parz. 71'>, l'J; wax tiion ich daniie unsa'lec man
IMs. 1, 65^; ich ariniu ! Parz. 194, 26. Keinli. 1060.
Tro). «967. 22453; ich unreiniz wifit Diut. 1, 13; ich
anuei wip! Parz. 616, 27. Ms. 1, 28*; ich vil nrmez wtp
Parz. 28, 6; ich ceiidez ^\'^\)l Ms. 1, 16^^; ich jamer-
haflez Avip Nib. 1199, 3! ich unstelec Parz. 488, 19;
ich seelic wip ]Ms. 1, 87^^; du Irin wen /d.ser. vaz ! Karl
125^; du sfclic wip INIs. 1, 77*; er sw/ic man INIs. 1,
64* A.mgb. 33''. 2, 236*; er siiezer man vil (juoter Parz.
374, 22; si reiniu fniht Tit. 33, 3; si rehtiu vastenkiuwe
Walth. 17, 27; si sielec ^vjp Ms. 1, 30'' 37'' 58* 66'';
51 ne wände tvenegez wtp üiut. 3, 56; si uiiffenwdec
frouwe ]Ms. 1, 30''. infn tuiyihes mannes munt, leicli des
V. Puige 452; min vil eilendes liant Nib. 2081, 4; min
vil armes Karl 40^; ttiin vil armes sündicres Bail. 5, 20;
ez ist nun tumhes mannes rät Frauend. 57; min armer
Kriemhilde not Nib. 997, 4; und mit zuletzt gestelltem
pron.: gedenke vil armer diuer geschepfde mini Avv. 3,
152. kein beispiel starker männl'cher ilexion nacli dem
dat. angemerkt, wol aber weiblicher: mir «rmer Nib. 1638,
4; an mir tumber Ms. 1, 92*; so we mir tumber ]Ms. 2,
207*; wol ir vil siiezer Ms. 1, 49''. liölisclier pl. : ir
tumber man! Parz. 468, 11; ir untfetritver liunt Parz.
693, 22 1 ir veiger dahs! verl. pfalle 283. wahrer pl. :
ir juncfrouwen siiezel Parz. 450, 27; ir jungiu wfp! Ben.
452; gen. pl. waz mac gehelfeii Elzein unser eilender tut
Nib. 2130, 4; nach unser armer liute siten Frauend. 75.
das schwanken der lesart, in einzelnen fällen, zwischen
schwacher und starker form ist zu beachten.
bei anhäufung zweier ad), wird einigemal das erste
schwach, das andere stark flectiert: ir werden man, ir
reiniu wip! Walth. 81, 16; ir werden hohe liute! Troj. 18023.
nhd. liat sich auch liier im sg. überall die starke form
festgesetzt, namentlich im dat. aller geschlechter: mir ar-
meniy dir armer, der pl. bedient sich zuweilen noch der
schwachen, besonders wenn ein subst. auf das ad), folgt:
ihr armen leiitel ohne subst. aber: ihr arme! ihr un-
glückliche! anwendungen des gen. sg, und pl. werden
überhaupt keine mehr vorkommen , abgesehu von unser
aller ^ wo das adj. nothwendig stark ist.
c. Anilers ist der fall, wenn nach einem possessiv weitere
nomait. Jlexiün, alarke wid schwache. 567
adjectiva folgen, auf diese gestattet die ältere, organische
spräche dem possessiv keinen solchen einlluü, daß ihre
starke form dadurch in die schwache verwandelt würde.
Wenn Ulf. Malth. 6, 11 lilaif unsarana thuna sinteinan
tov tlgzov ')jji((fjv 10V iniovoiov überträgt, so rührt die
schwache flexion her von dem beibehaltnen gr, artikel,
und ohne ihn würde es heißen unsarana sinteinana. der
phrase seinans däulhans Matth. 8, 22 läßt sich nicht au-
sehn, welche von beiden formen gemeint sei, es ist aber
die starke, und im acc. sg. würde slehn seiiiaua dauthana,
nicht daulhan. die golh. vorstelhing laßt aber jenes zweite
adj. dem poss. auch voraussehn: in iilujittntna seinamma
hlaiva Mafth. 27, 60, was ebenwol heißen dürfte: in sei-
namma niujamma hlaiva.
auch in den ahd. quellen wird zwar noch nach diesen»
grundsalz verfahren : iinsar brut tagahhhaz T. Matlh. 6,
11; mfu suii (juatcr 0. I. 22, 46; mit temo dinemo heili-
yemo bluodie Diut. 2, 382. Häufig aber findet sich schon
die schwache form ein: iu m/nemii heileyhiu (in sanclo
meo) Is. 81, 19; min lioho sun T. 14, 5; unser druhlin
(jnato 0. V. 12, 35; unser lioho druhlin 111, 21, 1 ; in sinemo
nixven grabe T. Matlh. 27, 6 1 ; dines ungerno heilenten s^res
jN. ßlh. 62. geht ein art. dem poss. vorher, so erklärt sich
tiessen einfluß auf die schwache form des nachfolgenden adj.,
während er auf das poss. selbst nicht vermag einzuwirken :
oba dheru dhineru heilegiin burc (super urbem sanctam
luam) Is. 61, 2; ihaz minaz heilä mual 0.11.13, 15 u. s. w.
Dieses schwanken dauert nun im mhd. fort, starke
formen: din minneclicher zorn Wojfr. 7, 36; din orden-
licher site Parz. 116, 13; din süeziu güete Wolfr. 7, 35;
diu uz erwelliu güele W'olfr. 8, 40; min rilcrlichiu sichei--
heit Parz. 15, 12; sin manlichiu kraft Parz. 15, 15; nun
■wariu frouwe Parz. 94, 21; min grüeniu freude Parz. 330,
20; din snelliu wirde Parz. 315, 4: nun ersliu belc Parz.
89, 30; sin vrechiu ger Parz. 32, 6. 109, 23; din süeziu
jugent Parz. 139, 26; din süeziu wer Parz. 49, 25; iltn
süeziu güele "W'olfr. 7, 35; min ungcfüegiu hanl Parc. 146,
22; mfu werlichiu hanl Parz. 472, 6; min siiiuleb^M-iii
hant Parz. 475, 10; min llaneclichiu jugent Parz. 495, 15;
sin liebiu lohter Mar. 19. Nib. 1106, 1; sin hdiiiii fuor
Walth. 20, 13; din huhiu wcrdeckeil altd. bl. 1, 330;
sin liebiu frowe Mar. 19; sin gruziu triuwc Iw. 3210;
sin heiligiii sele fiiiidgr. 177; sin gruiulIiVsiu w.'rheil Dinl.
3, 4; bin >>isiu kunsl Pari. 58. 34; din voUiu tugont Ms.
568 einfacher salz.
2,200''j diu relnui harniekeit.lSIs. 2, 139*; min sl.ncliii güele
Keinli. 316, 702; nun aUiii klage iMs. 1, 166'; sin vil scharrai
snidcTroj. 4015; A/M6t7ta'Mez,lioul)et ?Sil).1009,2 ; luin langez
gern \\'ulfr. 7, 32 ; sin IjlanUez bein l'arz. 127, 4; sin ellent-
liaClcz leben J'arz. 344, 2,5; shi beilcclichez leben Par/. 4.52,
23; min liuliez lasier Parz. 158, 22. noni. \A. min ivilde ge-
dankc Tit. 116,4; sin heidenschia ougen Parz. 752, 24 ; siniu
^vu[)enlK:lliu kleil Parz. 761, 24. Wh. 83, 22. oblique:
sincni tii(jeniliichem wibe Mar. 43 ; gein sime unsiiezeni
zarte Wli. 277, 10; von s/ner tiunplicher bete ]Mar. 138;
von siner ellenricher haut Troj. 11400; in siner kiinec-
Kcher liant Troj. 21074; von diner scliedeKclier ^ar Troj.
23232; durch sin gröze lieilikeit Amis 947; dui ritter-
liche Sicherheit Parz. 198, 25; gen. pl. siner unqeteilter
spil Kl. 806 C D.
scluvache lormen : unser rehte rihtaere Pieinli. 1859;
ß*u eiste swerles strit Parz. 197, 3; min hcthste leit Parz.
98, 6; sin liuhsle kraft Parz. 469, 30; sin lierzenKche liebe
Tit. 81, 1; min guote lere Reinh. 356, 1779; Sines stceten
muotes Iw. 3211; sins edelen svvertes Wh. 430, 14; dlner
rviplichen giiete Parz. 115, 4; diner bruoderlichen ger
Parz. 323, 26; mit siner ellenthaften haut Parz. 197, 21;
mit miner bluzen hant Parz. 302, 11; mit sinie zorninen
sile Iw. 6695; mit sinem halben grifen Parz. 68, 9; ob
stme lichten Iibe Parz. 126, 27; din edelen kunst Walth.
83, 6; durch sine valschen gitecheit Reinh. 362, 1941. pl.
nifn armen kindelin cod. kolocz. 93; miniu werden kint
Parz. 177, 23; iuwer edelen kint Trist. 6147; unser kur-
zen jar Ms. 2, 150*; gen. pl. siner ungeteilten spil Kl. 806.
man sieht, im uom. sg. , besonders fem., herscht die
organische starke form, im obliquen casus aber schon die
schwache vor.
auf ähnliche weise zu beurtheilen sind die fälle in
welchen ein adj. auf den gen. ir folgt. starke form : ir
stolzer bruoder Parz. 178, 19; ir %verdiu kiusche Parz.
90, 22; ir wariu manheit 185, 15; ir gruziu nut 185, 26;
ir bloziu hüt 270, 8; ir gruziu triwe 499, 23; ir scharpfiu
salliure 531, 19; ir werdeclichiu gir 427, 18; pl. iv hlankiic
bein W^ofr. 4, 3. oblique : mit ir sehoenem libe Parz.
178, 17; mit ir bluzem vel 268, 19; zir liebstem vater
Wh. 252, 29; mit ir krefteclichem sinne Parz. 396, 22;
an ir hohem vluge 282, 19.
schwache form. : ir clären bruoder (fralris) Parz. 722,
29; ir (jüetli'ehen spise 623, 9; ir werden handelunge Parz.
40, 33 ; geiu ir umverlichen hant 526, 7 ; an ir kiuscheu
nomen. ßexion. starke und schwache. 569
sücze 732, 3: an ir werliclien letze 40, 25. pl. ir süczen
wort Parz. 450, 10.
folgen zwei adj., so wechseln gern beide formen neben-
einander: minem seneden klagentltm libe Tit. 3, 4; geia
ir werdeni clären iriiinde Tit. 168, 2; ir blanken liende
linde Parz. 178, 18 ; ir linden liende wol (jevar 332, 22.
empfangt das adj. neben dem possessiv den art. so folgt
die schwacLe form nothwendig: viin sun der lieht (jemiile
Tit. 7, 4; Sin tler daz, erste Nib. 878, 2; sinen sin den
reinen Trist. 4697, vgl. s. 418. auch vorausgehend: der
(frozen dinen heilecheit, der milten dliien vatercheit Aw.
3, 152, in -welchen beiden beispielen die schwaclie form
unrichtig auch auf das poss. erstreckt wird.
Heute pflegen wir nach possessiven nur im nom. sg.
niasc. und nom. acc. sg. neulr. starke llexion zu gebrauchen
(denn der nom. fem. ist zweideutig), sonst aber durchgangig
scliwache: mein (juter freund, mein liebes kind; deines
lieben kindes ; ihrem treuen herzen ; tinsern ijeliebten
valer ; seine klugen anschlage ; seiner klaren äugen 11. s. w.
Auch alts. schwanken beide formen: tliina heUuja
helpa (acc. sg.) 48, 12; iuiva (juodun werc 49, 17.
d. Es fragt sich in wiefern der unbestimmte art. schwache
form des nachfolgenden adj. bewirken könne? an sich und
dem ursprünglichen sinne seiner anwendung nach sollte
er es nicht vermögen, da er gerade die unbesllnunlheit
des ausdrucks hervorzuheben hat. er tritt allniulicli da
ein wo die allere spräche durchaus kein prononien ver-
wendet, also die starke iloxlon des adj. erforderlicli ist.
bei den Gothen kommen noch keine bcispiele des iin-
beslinnnlen arl. vor, die ahd. sind unhäuHg. innner be-
hauptet das adj. die starke form daneben: ein man alter
U. 1. 15, 1; ein werc mdraz 111. 16, 33; ei)i snlifj lewon
liilile ]N. Ca|). 153; einan a\t\n>altnilan sccpbcri 1. 5, 23;
einan wUmdran T. 199, 2; in eina bürg ziera 0. 1. 21,
13; in einemo fcldc sconemo N< Cap.; einemo diuremo
mciigrioze T. ]Matlli. 15, 46. nicht anders alts.: en mdri
berg Ilel. 129, 14; an ena starca strAtun 73, 13. nur
in einer stelle W. 24, 6 bietet die mehr niedord. hs.
ein cleina riuchgerda dar statt der gewöhidichen bessein
lesart : ein chleiiiiu rouhgerla.
mild, stellt noch die regel , leidet aber srlioii ausnali-
iiien. der nom. sg. zeigt meislentheils starke adj.: ein
reiner touf Parz. 28, 14, ein schiirpfor gart 90, 11; ein
570 elitfctc/ier satz,
iiiwer irmier 126, 15; ein ir wcrdci' got WTi. 18, 29; ein
alter jiigere Nib. 876, 1; eiti wiser liene Amis 152; eiu
richer bischof Amis 2020; eiu %väriu lluht Parz. 4, 22;
Olli fromiliii zeche 5, 21; ein swarziu frouwe 41, 18; ein
vil gelriiiltcliiii ger 29, 7; ein heinlichiu ere 44, 23; ein
Averdiu volge 54, 25; ein siieziu zit 136, 21; ein süeziu
iiKigl 806, 24; ein giöziu miiede 162, 15; ein gruzin schar
183, 5; ein huhiu linge 177, 6; ein langiu virre 183, 8;
ein slrengiu nut 296, 7; ein jungiu küneginiie 146, 2; ein
"werdiu briioderschaft 473, 5; ein -werlichiu schar 469, 1;
ein ringiii sat 372, 8; ein clariu sul 589, 5; ein nülziii
arbeit 827, 24; ein kiusclüu niaget Wh. 190, 1; ein litbez
ende Wolfr. 7, 32; ein helfelichez wort 7, 38; ein langez
nicci-e Parz. 3, 27; ein queckez fiwcr 71, 12; ein werdez
yvip 81, 25; ein ganzez her 131, 20; ein also gruzez lier
663, 25; ein starkez halpsvsuül Nib. 878, 3; oft wird die
llexion abgeworfen: ein schellec hase Parz. 1, 19; ein
zornic got 43, 28; ein gewaltec man 429, 5; ein swach
sin 524, 23; ein liwer slern VVli. 328, 9; tin (flüendic
ghiot 81, 22; und den schein schwaclier form kann dann
der vocalische ausgang zweiter deck annehmen : ein ivise
man Parz. 5, 11. Wh. 325, 23. IMs. 2, 160^; ein veste
hersenier Wh. 422, 20; ein veste bant Parz. 299, 5; ein
kleine vingerlin Parz. 76, 17; ein kleine pelzelm Wh. 84,
23; ein strenge scharpf gerich Parz. 330, 10; ein kleine
gefiiege seitiez 826, 17; ein kleine breme Wh. 335, 8;
ein siieze wtp Parz. 90, 21; ein reine wtp 146, 6; ein
veste hüs Reinh. 1683; ein niwe lier Wh. 327, 9; ein
scliücne hörn Nib. 892, 4. vgl. oben s. 483.
oblique casus: eins süezes slafes Reinh. 351, 1641;
einer küneclicher bürde INIar. 30, in einem holeni steine
Wigal. 4774; an elm isenuiem ringe Parz. 408, 23; mit
eime geruowetem here Wh. 53, 23: zeime also verrem
rucke Wh. 423, 27; mit einem also be wandern vride Parz.
193, 11 D; uz einem heidnischem nuior Parz. 335, 23
D; gein eime grözem walde Parz. 735, 6 D; in einer
kurzer stunl Nib. 876, 2; mit einer lutziler schar gr.
Rud. G^, 14; ze einer stfeter Sicherheit Amur 1554; ein
Meine stat ]Mar. 112; eine kunincllche kröne Rol. 4, 6
ein also clare frouwon Parz. 508, 19; üf eine liebte heide
Parz. 516, 22; ein swarze slrale Parz. 673, 15; ein swan-
kele gerleii Wh. 202, 7. der acc. masc. ist auch hier
zweideutig.
ausnahmsweise erscheint schwache form. beim noni.
sg. entferne ich aber hier noch den fall, wo eiu adj.
nomen. Jlexion. atarke und scJupache. 571
ohne subst. , also in substantivischer bedeiitung auflrilt;
davon wird iui verfolg die rede sein, als attributiv neben
dem subst. findet es sich schw^ach förmig im nom. sg. selt-
ner: ein arme mau Aw. 3, 176; eiu vil guote sin Aw. 3,
232 ; ein grise man Mar. 78 ; ein vohe karge Heinh. 382,
47; eiu kriechische diet Amis 1692; eiu tjroze alle oede
steiuhus Aw. 3, 199.
häufiger im gen. und dat.: eins angestlichen slafes
Parz. 103, 26; einer rfchen küneginue Parz. 81, 2; einer
höfschlichen bete 45, 30; gein eime grözen walde 735, 6;
gein eime riehen gaste Parz. 735, 8; einem bcrsen manne
Iw. 2866; zuo eime kalten brunnen Nib. 860, 3; in einem
schoenen brunnen Nib. 1473, 3; zuo einer stolzen witwen
Nib. 1083, 4; üf einer liebten waste Parz. 735, 7; an ei-
ner siiezen zuht 148, 26; in einer wilden habe 736, 26.
folgen mehrere adj. aufeinander, so pflegt bei dem ersten
schwache, beim zweiten wieder starke flexion cuizutreten:
einer kranken ernstlicher bete Parz. 6, 13; einer werden
süezer minne 44, 28. wiewol auch beide in scliwacher
oder starker form lieharren : bi einem claren snellen bach
Parz. 663, 1, wo D clärem snellem.
Nhd. hat sich der vorhin beim poss. entwickelte grund-
satz gellend gemacht, daU im nom. starke, im gen. und
dat. schwache form eintritt; der acc, kommt nicht in be-
tracht, weil er beim masc. und fem. beide formen vermengt
und es sich von selbst versieht, da(i der acc. neulr. zu
dem nom. stinnne. man sagt also: ein guter mann, eine
gute frau , ein gutes kind; eines guten mannes, einer gu-
ten frau ; eineui guten manne , einer guten frau. im ob-
li(}uen casus hat demnach der unbeslimmle art. auf das adi.
ganz die Wirkung des bestimmlen. mehrere adj. hinter-
einander folgen alle derselben rcgel : ein guter gerechter
mann , eines guten gerechten mannes.
Y);\i\ im mnl. gen. und dat. nur mit starker form steht:
in ens arems siecs wisen Rein. 1324; eure heiilinre voe-
stre b'loris 257; mct ere scaerper bilcn Kein. 816; in cre
belokciu'c nacht Hein. 558; met cre vremder niower spise
Rein. 558; ist nach dem s. 547 gesagten zu erwarten.
e. Persönliche adjectiva, die in substantivische hedeu-
tung iibergebn , d.h. selhstiiiulig , ohne subst. verwendet
werden, pllegen schxvacJie form anzuneiunen (s. -56. 5li\
welche denn nvni auch ohne bezug auf den vor^esolzlen oder
nicht vorgesetzten bestimmten arl. cinlriil, folglich in der
572 einfacher satz.
späteren spraclie cljeiiwol nach dem luibcslniiintcn ail.
eiutrelen kanu.
die gotli. spräche bewegt sicli hier selir frei zwischen
gebrauch niul wcglassiuig des art., zwisclieii starker und
schwacher form, wo der golh. art. steht, vitt[\ die letz-
tere folgen, wo er fehlt, kann sie es. ich habe also vor-
züglich die falle des feldenden art. zu berücksichtigen.
ibui mag hlinds hlindana liuhan? fn]Ti iYvvutui tv-
fpXog iV(pX6v oöiyt-lp; Luc. 6, 39; hingegen hlinda sums
sat rvfpXög TfS Ixc'.tf^ijTO Luc. 18, 35. hliudäi ussaihvand
ivcpXof dvaß)Jnov(H IMatlli. 11, 5. Luc. 7, 22; hingegen
tvai hlindans ovo ivcfXoi IMatth. 9, 27, wie tfiäi hlindans
Ol zvrpXoi IMatth, 9, 28. häudäi gahausjand y.offOi ay.ovovoc
Mattli. 11, 5; halläl gaggand yjnAol nfoincnovai ^latlh. 11,
5; däuUu'u urreisand nyon/ f'ysi'onvTui INlalth. 11, 5; hin-
gegen : thatei urreisand däidhans '6ti dh fyfj'oovrui oi ra-
KQol Luc. 20, 37; jabiii auk däuthans ni urreisand «/ yclo
'yexQoi ot'jc iyelgovTCii I Cor. 15, 16. 29. 32; livaiva urrei-
sand dauthansl TiöJg iyeiQoi'tui ol vexQoi I Cor. 15,
35; däuthans »isslandand oi v^'^tgol fyeQdfjöOVTcci I Coi*.
15, 52; gif tharham dog nTcoyoig INIarc. 10, 21; fra-
daililh vesi tharham tö'ödi] Tnoyyolg Job. 12, 5; ga-
dailei unUdähn ö'iudoq 7TTor/oig Luc. 18, 22; unhds
sums vas mwyog (Ji rig r^v Luc. 16, 20; unlcdäi vaila
merjanda uiTMyoi e\iayyeliL,ovrai ]Matlli. 11, 5; in kunthaui
iv lolg yvioatoig Luc. 2, 44. besonders gern stehen Su-
perlative auf diese weise schwachformig : sinistani noeg-
ßvTtQOig Malth. 27, 3 ; fram sinistani tlno löyr Tiofgßvxe-
QO)V Luc. 9, 22 ; sunus hduhistins viog v^Üütov Luc. 1,
32; niahts häiihistins övrapig v\l)ioTov Luc. 1, 35; praii-
fötus hauhistins Luc. 1, 76 ; sunjus hauhislins Luc. 6, 35.
einigemal wird das gr. articulierte adj. durch die schwache
form des goth. adj. wiedergegeben, und das dient zur be-
stätigung des bestimmteren begrifs der schwachen flexion
an sich, dduthtd s\n(\. rey.ooi , däuthans o't rey.Qol , also ^=
thäi däuthans 3 es geschieht jedoch nicht immer *).
*) beachteiiswertli ist, daß H!e starke form ihns nt^cvoc, das sinn-
lich flache ausdrückt, die sciiwaclie ibno hingegen taoc: ihiian.'! aggi-
him sind Luc. 20, 36; ni ib/ui nili gak'iks Sk. 37, 6; ni il»iün ak
galeika sveritha Sk. 46, 17. hier hängt die schwache flexion lediglich
vom begrif und durriiaus niclit von der construction ab; Sk. 37, 20
wird ibnaleiks statt ibna gebrauclit, und dann in starker form gesagt:
ni ibnaieika friathva ak galeika. also gehört dieses ibna nicht in glei-
che reihe mit den oben behandelten subslanlivischeu blinda , däutlia.
nomen. ßexion. starke und schwache. 573
einzelne gotli. adj. haben aber nocli fesler substantiv-
natui- angezogen , d. h. sie kommen fast gar niclit mehr
als starke adj. zum Vorschein, und behalten auch prädica-
tivisch gesetzt schwache form bei, wovon liernach unter
den ausnahmen der drillen regel. Wellmann bemerkt s.37
mit recht, daU bei der grenzabsleckung zwischen schwath-
declinierendem subst. und adj. riicksiclit genommen wer-
den müsse auf die daneben vorkommende starke form,
auf ihr mehrfaches geuus und auf die beschalfenheit des
überlragnen gr. worts.
schwache neutralform, bei unpersünlichem begrlf, kommt
verschiedenllicli vor: nih andvairthö nih anavairtho (nee
praesens nee fulurum) Rom. 8, 38 *) ; und aithtnisto this
lairgunjis 6wg 6(pQvoQ zov oQovg Luc. 4, 29; in iindarnisto
airlhtjs ilg r« auTo'jTtQa /ifQr] T'tjg yijg Eph. 4, 9; mis iu
viinnistin ist ipoi (ig eAc'.yiarov ioti ICor. 4, 3.
Ahd. beispiele solcher conslruclionen bieten sich wenig
dar. T. JMalth. 11, 5 liest man nur starke formen: hlinte
gisehent, Iiahe gangent, taube giliurent, tote arstantent;
aber auch Matth. 9, 27 zuene hlinte. Aus den mlid. stel-
len lassen sich aber mit voller Sicherheit ahd. formen wie
plinto, toupo, latno, heilico u. s. w. , mit oder ohne unbe-
stimmlen arlikel folgern.
Mhd. ein blinde Wh. 303, 26. Bari, 378, 27. Als. 2,
162»; ein stumhe iw. 481. 2259, beidemal pradicaliv , um-
so mehr auch für das allribut beweisend; ein tumhe Alex.
2573; ein lahler stumbe fragm. 41''; ein heiliije Bcrlh. I4l.
^42. 224. es gilt aber auch starke form: ein tumher
Wallh. 96, 28; ein tumbiu 96, 27.
Nhd. ist überall nur das starke adj. zugelassen: ein
blinder, ein heilicjer.
Auch alts. mnl. ags. habe ich keine falle des substan-
tivisch ohne arlikel veiwaiidlen schwacluMi adj. angemerkt.
]Mallh. 9, 27 ags. tveijen blinde, nicht blindan.
f. Adj., die durch Iiäujifie verbindunif nül demselben
subst. gewisse (janijbiire ansdruehsweisen bilden, erschei-
nen auch ohne aii. in schwacher form. der beslinnncnde
art. ist hier gleichsam ausgefallen, seine Wirkung auf das
adj. dauert fort, von Welhnann, der s. 38 den grundsatz
schon aufgoslcllt hal, enllehne ich folgende beis[)iele. da
es heißt so äiveinö libuins Job. 17, 3; darfauch libuins
*) dpr p;r. tr\t lint den pl. , ihata annvnirtliö stellt Joli. IG, 13; die
nebeiieiiinnderfolge zweier adj. niaclito den art. cntbcliriicli.
574 e'iiiJacJicr scitz.
üiveino Uom. G, l'ii; lihaiiiuis (uveinons Marc. 10, 17. Luc.
10, 25. IH, 18 Joli. 0, 6«. Tit. 1, 2; libain mvt'mun INlarc.
10, 30. Mallh. 2.5, 46. Luc. 18, 30. Joli. 6, 40. 10, 28. 17,
2; in libainai äiveinon Job. 6, 27. 12, 25 gesagt werden,
der gr. text ist dabei nicbt ubne eiiiRiili, Job. 17, 3 bal er
7/ uioWioQ ^of'; f liüiii. 6, 23 L^o))} ahnviog, aber in einem
minder gelaufigen ausdruck würde LJf. Jetziere -vvorle ge-
geben baben libains aiveina, wie er Tit. 1, 2 sagt faür
mela aivaina und nicbt aiveinona. für den Cbristen war
der begrif des ewigen lebens ein so beslininiler, gewisser
geworden, daU der allgemeinere sinn jener pbrase ver-
scbwand und die bloße scbwacbe form auch oliue art. bin-
reiclite solcbe beslimmlbeit auszudrücken: auf äbnlicbe
weise verbalten kann es sich mit adj. Avelclie bei eigen-
nanien vorkonnnen : af fairgunja tlialei bailada alevjö Luc.
19, 29, folglicJi nun aucli at fairgunja «/euyi'n INLirc. 11, 1 *).
in der redensart vl{ fairnin jera 11 Cor. 8, 10. fram j'air-
nin jera II Cor. 9, 2 clno niQvat, liegt deutliche binwei-
sung auf das verwicliene jähr, es könnte stehn af thamma
fairnin , nicbt aber af fairnjamma. Wiederum sind Super-
lative an sicli bestimmlere begriffe als positive (obgleicli
minder bestimmt als comparative) und darum zu schwa-
cher form geneigend: baubista von gott gebraucht entbelirt
den artikel: sunus lu'nihistins Luc. 1, 32; sunjus höulii-
stins Luc. 6, 35; mabts lunilnstiiis Luc. 1, 35; doch steht
Marc. 5, 7 guths this häuhislins. sa aühumista gudja o
ugyisQsvg steht INIarc. 14, 60. 61. 63. Job. 18, 19; thdi aühu-
inis<«H5 gudjans ol <xQyi£Qti>i^\airc. 11,27.14,55. 15, 1. 3. 10.
11. 31. Luc. 20, 19. Job. 7, 32. 11, 47. 12, 10; this aühumi-
sfinsgudjinsiMarc. 14, 54. 66. Joli. 18, 10; tluiim aülnimistam
gudjam Marc. 8, 31. 14, 43. Job. 7, 45. mm aber auch
ohne art. und doch in scliwacher form : aüliutnistans gud-
jans Ol clgyieQfig INLilth. 27, 62. Marc. 14, 53; aühiimistins
gudjins Tov agyjsQHos Marc. 14, 47; du aühianistin gud-
jin Marc. 14, 53 ; aühmistam gudjam i^ii clgyiegkov Luc.
3, 2. aßumista fijands i'oyjUTog iy&gös ICor. 15, 26.
So ergeben sich auch ahd. auwendungen der schwachen
form neben subst. , ohne daß ein bestimmender art. vor-
ausgienge. wenn 0. sagt: ira sun giiato I. 11, 53; engil
gotes quato 111. 4, 10, darf zwar dem reim gimuato ein-
lluß beigemessen werden , und auf muater würde unbe-
denklich guater gereimt worden sein. I. 5, 21 reimt magad
•) vgl. zem liesilinen bruuaen s. 408 und gramm. 2, 647.
nomen. ßexlon. starke und schwache. 575
scinentd (virgo splenilens) auf tlilii ^Ylz^ , bei dem pari,
pras. fem. hat aber die schwache form etwas organisches.
Is. 33, 11 steht auch das iiiasc. : dlier selbo druhlni ver-
rendeo Christ; und damit man hier nicht dem vor selbo
stehenden arlikel noch das schwache nerrendeo zuschreibe,
so findet sich 47, 2. 61, 13. 65, 12 bloUes drulitui ner-
rendeo Clu-ist. ISicht anders sagte man hiniilisco cot , hi-
milisco truhtin , ohne der, um so mehr als diese subst.
den art. von sich ausschlössen (s. 394.) bi hiniilischin
gote Is. 75,7; himilischun druhtin Is. 75, 8 ; himiliskin
gote JMusp. 33; mau halte dazu r/er heiligo Christ, der hei-
lego geist (s. 531.) K. 26* sieht exviijin piloh (aelenia
clausura.) superlalive finden sich nach vorausgehendem
gen. pl. gern in schwacher form: manno mi7<j5<o Wessobr.;
degano deehisto (virorum carissimus) Hild. 26; manno
aristo 0. I. 3, 5; iDarno hezislu 0. I. 13, 10; allero wibo
gote zeizostä 0. I. 5, 16 (wo zwei hss. in genauerem reim,
aber ungranunatisch zeizusto.)
Audi alts. liest man , jenen ahd. formen entsprechend,
neriendo Crist Hei. 89, 12; helagon Ciisle (sancto Christo)
166, 29. aber diese niundart sciieiiit überhaupt im dat. sg.
niasc. und neutr. die schwache form zu begünstigen: J'er-
nnn jura (gr. 3, 618); xvintarcaldon sn^we 171', 32 ''^).
schwacher superl. bei vorausgesetztem gen. pl. : gumono
hezto 30, 14; thiodgumono hezto 29, 13; welouo thana
meston 30, 23; i\udo Jiujorosta 23, 5; au erduno heztun
2d, 4; rikeo mesta 2, 13 u. s. w.
Noch mehr beispiele des unarliculierten scliwachen adj.
bietet die ags. luid altn. poesie , zumal in cpisdicn epithe-
tis : gomela Scylding B. 3581.4206; </ome/a Sc} Hing 4970.
5931, bei "wiedeiholeutliclier nennung des iiidividuunis
■wäre die starke form des ad), unzuliissig , dor art. aber
kann vor der schwachen wegfallen : snotra fengel 4307 ;
liriifn hldca 3599. ebenso auch oblique: gode tliancode
inihliijan dryhlne 2795; ecean dryhlne 3555; n)ihligum,
ecum würde sich hier gar nicht lügen. heardan ce;ipe
4959; leohlan sveorde 4979; miclan ihearfe 5694; nivan
stefne 5184; Itcnan lifes , iiiehstan sidhe 5017; hhideman
stdhe 4094. 5030, wo freilich die schwache foim an sich
geboten war, wegen unzulässigkeit der starken überhaupt.
•) aiiÜ'ailend und iinor{;aiiiscli 50«!;nr im dat. des donioiistrntiven
pron. tliese: an t/wsn/i liolite , aii t/iesuii Iniide 16-1, 2. 16ü, i f. the-
siimu. 74, 12 gibt t-iiie lis. stilicii f. t>ulicuiiui.
576 p'iiifdchtr s(/fz.
.-illii. Hakon tjatnli foriim. sog. 1, 74. 8.); Ilalfdan
svarti , ^i'ii. 1 lAlliIaiKir svdvla j llilUori tjütllil ^ AUiliir
üiKid Silin. l.'J.i'* 1;>-1-'; amlc'iii ei^ciuiaiiieii Nviiil li(ili(li
der aii. auch voigosclzl, z. b. llaraldr Aiitu hdrj'uijri vl;I.
oben s. 550.) häva liiillo i Sitni. 30'^; niegi mibkoiblinda
52'; hiiinstn sitini (ulliina vice); mey na J't^fjursto (virgi-
Jiuin ijulcheriiiiiain) I4O' und so beim supeiJ. immer.
Aus der mhd. spräche, gescliweige der nlid. , werden
sicli kaum fälle dieser conslruclioii miltlieilen lassen, es lieiUt
z.b. mild, im nom. und gen. überall: der himelisclie lierre Kol.
103, 33. 156, 16; den himilisclicn herren 104. 32; der liimi-
lisclie hole 108, 21. haben doch schon die ahd. epilheta der
eigennamon arliculierle schwache form (s. 532. 533.) in
alid. hcldenliedern würde es vielleicht anders sein ; da
Ivünnle ein kavuilo Hilliprant oder Hiltiprant hamalo statt
gefunden haben. iMiniögiich scheint mir zwar im ej)ischen
Stil auch ein mlul. Ilildcbrant alte nicht; für die meisten
casus laufen starke nnd schwache flexion allzTisehr in ein-
ander, heutzutage mul^ so oft wiederholt wii-d: der red-
liche pfarrer von Grünau, der edle bescheidne Walter,
die alle verständige hausfrau, auch der artikel ausgedrückt
stehn.
Wie aber alts. und ags. gediclite im dat. Sg. niasc.
nnd neutr. der schwachen form mehr einräumen (s. 575);
zeigen auch die Nib. hss. in gleichem casus nach präposi-
tionen schwaches ad).: mit herlichen site 856, 1; in her-
lichen site 860, 1. Lachmann, dem wir diese Wahrneh-
mung verdanken, bemerkt zu 856, 1, der starke dat. er-
scheine in der letzten Senkung des verses nur wenn INI
fol"e, und führt die beweisenden stellen an. dabei wal-
ten also mehr metrische rücksichteu , als dali der art.
ausgefallen wäre.
nhd. gestatten sich einige im cjen. sg. masc. und neutr.
ohne art. schwache lexion : frohen mutes sein, leichten
herzens statt frohes, leichtes (s. 558.) weder im gen. sg.
fem., noch im gen. pl. aller geschlechter, auch in keinem
andern casus sonst zulässig.
Nach diesen Untersuchungen glaube icli annehmen zu
dürfen , daU die unter e und f erörterten einschränkungen
xuiserer zweiten regel oft keine ausnähme davon begründen,
vielmehr eine nähere ausführung der ersten enthalten , d.h.
daß in einigen fällen der nicht ausgedrückte bestimmte ar-
tikel hinzu gedacht werden muß.
noinen. flexion. starke und schwache. 577
Es ist übrig die dritte regel aufzustellen : dem prüdi-
cativen adj. iftbührt starke Jorni,
iu der aussage liegt etwas allgemeines, das auf ein be-
stinuntes subject angewandt w^erden soll. die äpfel sind
roth , die beeren sind si'dS. daher auch das prädicat sich
am meisten eignet die llexion abzulegen , d. h. casus und
genusverhältnisse, die sich aus dem subject hinreichend er-
geben, unausgedrückt zu lassen.
auf welche weise bereits im goth. neutr. diese abstrei-
fung der llexion am prädicat beginne, ist s. 471 gezeigt
worden. ahd. nihd. nhd. steigt die llexionslosigkeit des
l^rädicativen adj. fort (s. 478. 479. 492-495. 498.) alls.
ags. alln. Verhältnisse s. 502. 505. 506.
attributives und prädicatives adj. können sich neben-
einander auf doppelle weise unterscheiden. einmal da-
durch, daß jenes in schwacher form, dieses in starker
(tlectiert oder unllectierl) auftritt, dann auch so, daß beide
starkformig, jenes aber flectiert, dieses unllectiert gesetzt
werden.
das prädicat kommt am häufigsten Im casus rectus vor
neben den verbis sein und werden, es kann aber auch in
jedem obliquen casus erscheinen, namentlich sind die ab-
soluten participia als prädicative formen zu betrachten.
ein adj. hingegen , das zu einem substantivischen prä-
dicat gefügt wird, ist attributiver natur, z. b. es wird
lieute ein schwüler tag. alleinstehend pradicativ : es wiid
heute scinvül.
Die Stellung entscheidet an sich und ursprünglich nicht
zwischen attributivem und prädicativem adj., das letztere
kann vorausgelm oder folgen.
Beispiele goth. prädicaliver adj.: ditdaga (ist) so gahiu-
bjandei Luc. 1, 45; asans m«Mrt(f/a (Ist) JMattli. 9, 37; qvens
frija Ist Rom. 7, 3; vas dumbs Luc. 1, 22; hlinds vas
Job. 9, 25; saei vas hlinds Job. 9, 13. 24; tlnutheüfs
(sijal) frauja Luc. 1, 68; häils thiudans Job. 19, 3; hails
thiudan ! Marc. 15, 18; slj.ii afliimists Marc. 9, 35; veis
(sljuni) dvalni ith jus (sijuth) frodäi K'or. 4, 11 *) ; fiii'
d(ujäi (sijuth) jus unledans Luc. 6, 20; (ind(i<ia (sliul) au-
guiia Luc. 10, 23; vesun (jaraihta ba jah utivaha Luc. l,
6; vafrth hramsl Matth. 8, 3; vairlhilh mikils Luc. l, 15;
•) dies prädicative vcis ihohii unterscheidet sich von dem attribu-
tiven ueis di;ciluiis!
üo
578 einjacher salz.
hUnthii vairlliclna Joli. 9, 40; d;iutli.iiis iisslaiidand tin-
riurjdi ICoi. 15, 52; vairlhith tliata vraiqvö du r«<A/«»nna
Luc. 3, 5 *) ; golh ihus ist hunf'amnia in libain galeilhan
INlarc. 9, 43; bigulun tliana siiikan skalk hciilana laic. 7,
10; liva niik qvitliis ihinlhfujana Marc. 10, 18-, raihtös
vaurkeilli slaigus Marc. 1, 3. liUc. 3, 4; Ict sada vairthan
bania Marc. 7, 27 u. s. w. beispiele des unileclicrlen neutr.
sind s. 471 gegeben. daU das vcrbuni siibst. in solchen
slructuren häuiig ausfalle wurde s. 131. 132 bemerkt.
Den belegen für das ahd. prädicative adj. (s. 478. 479)
füge ich hier noch einige fleclierte falle bei : ttiot rehtö
siiiu stiga T. 13, 3; gisah tliiu linuiun lachan yUecjitiu T.
220, 3; gisah druhtin eiiian man hlinlan ijihoranun 0. Ili.
20, 1; SU tliaz heri ihaz brut (fiseifonolaz az III. 6, 35;
thar findist inan gizaltan 0. I. 23, 17; werden abahu in
rehtu T. 13|, 3; geleta mennisken föne unstirbigemo ze
stirhiijenio N. ps. 18, 14; sculdlge machut ze unsciildigen
N. ps. 9, 9 **).
pai'ticipia prät. f die zur Umschreibung des prat. den
beiden auxiliarien sein und haben hinzutreten , sind noth-
wendig prädicativ, und zwar ist das mit sein verbundiie
jederzeit der nom., das mit haben der acc. (s. 69. 158.)
beide part. Ilectiert die ahd. spräche noch liaufig, und das
zu haben conslruierte accusalivische part. namentlich gern
alsdann, wenn der acc. des subjects, worauf es sich be-
zieht, in dem satz enthalten ist (s. 159): sie eiguu mir
ginomanan liabon drulitin minan 0. V. 7, 20.
0. pllegt auch das activum mit dem verb. subst. und
dem gleichfalls prädicativ hinzugesetzten part. präs. zu
umschreiben (s. 5.) dies part. muß dann, dem begriiTe des
verb. subst. zufolge, im nom. stehn : waruu se tliaz IIb
leitenti 0. I. 4, 10; wäruu iro henti zi gote heffenti 1. 4,
16; quena tlunu ist thir kind herantiil. 4,29; ihiu quena
sun was flracjenti I. 4, 85; ther se ist sih selbon missi-
hahentl III. 7, 15. Wenn sich aber 0. gestattet, dieses
part. im casus und genus vom subject abzulenken und auf
den vom verbo abhängigen casus obliquus (hier den acc.)
*) die «. 263 für möglich gelialtne eilipse verwerfe ich lieber;
schwerlicli dürfte es aucli heilen du thamma raiiitiii statt raihtaniQia.
*') T. 3, 2 heil wis thü geböiio foilu! ave gratia plena ! ist heil
prädient, foUu subject, für welches sich besser die schwaclie vocativ-
form fülla ! schicken würde, aber auch Ulf. hatte hier audahafta statt
äudahaftd! (s. 560.)
Homen. ßexion. starke und schwache. 579
zu beziehen, so ist das eine nicht zu rechlfeiiigende,
überall durch den reim herbeigeführte, verirrung der con-
structioJi. er sagt: thaz ih lob thinaz si liitentaz I. 2, 5-
wärun sin iogivvar sinaz gihot Julloitaz l. 4, 6; wizod
sinan io xvirkendan 1. 4, 7 ; ioli werk iilu hebigu ist (er)
iru kundentii 1. 4, 62; wo hätte stehn sollen lülenti,
fullenlu, wirke n d u , kundenti. im verfolge des werks wird
auch dieser Seltsamkeit entsagt, die sonst in der spräche
unerhört scheint.
Unter den mhd. beispielen pradicativer adj. (s. 492-
495) ist keins für den dat. nach der präp. ze. vermutlich
sagte man jedoch: daz krumbe wirt ze rehteni, wie «^oth.
du ralhtamma, und nicht zem rehten? wie nhd. der groUe
wird zum kleinen, das krumme zum geraden, und kaum
gilt: zu geradem, kleinem.
Auch in den übrigen dialecten fordert das prädicierte
adj. regelmäßig starlie form, beispiele der absoluten casus
bleiben bis zu deren näherer abhandlung aufgespart.
Ausnahmsweise tritt schwache ilexion ein
a. in allen fällen, wo die starke überhaupt für gewisse
adj. unstatthaft ist (s. 519-524.) comparative z. b., Ordi-
nalzahlen erscheinen auch prädicativ in schwacher form.
b. bei den adj. die sich substantivischer bedeutung nähern
und die starke Ilexion gewöhnlich fahren lassen, z. b.
goth. jus unvitans sijulli Marc. 7, 18; sijaima Mlavitans
Phil. 3, 15; inkiltho varth Luc. 1, 24; vas stairo Luc. 1, 7;
M5/j/i»«Jis vaurlliun Marc. 1, 22. Luc. 9, 43; ni vairlheiina
usfjrudjans 11 Cor. 4, 1; visands nsjairina Phil. 3, 6; vi-
Sauds tisliidsla 11 Cor. 11, S; usvenans vaurlhan;ii l!pli. 4,
19; auch dann, wenn gewisse bedeutungen schwache form
heischen: ibnuns aggilum sind Luc. 20, 36.
c. 0. erlaubt sie einigemal dem reim, z. b. si druhlin
got (jidiurlo iherejo lanlliulo 1. IV, 3. sie nuiU abei- fester
begründet sein , da sie bei ndul. ilichlern nicht Moli im
reim angelroH'en wird. JNlar. 113 liest man: sie ist mit der
erde tjemeintef zuo der sich alsus vereinte der liiniol; das.
heilU es auch attributiv: diu gotheit uuffeswachte die
menniskeit anerlachle; und 119: daz diu Intrige wiirile
tjttr(vsley diu bclwungen helwste , diu dürre wol ijfse-
ijente, so hat er sin gäbe geregente, in diesen slcllon lalU
sich weder gemeintiu,, noch gemeiiiet, weder gesegenliu
noch gesegent emendieren. INil). 1663, 2: er lii ze tude
ershujene: Hagene; INls. 1, 9^: da von diu beide betivnn-
</ene lit; das wäre ahd. arslahano, piduuukniia.
Uo 2
580 einfdcher satz.
(]. iiocl» öfter vcrlcilioii inliJ. dicliler dein prädiclerenden
adj. artikf.l und s» liwaclie Ibrni : ir pris will vor anderiu
prtse der helle 'l'il. 'J, 4; daz icli nuioz sin an fröuden
diu kranke Tit. 67, 2 ; daz sin varl was diu verslolne
Tit. 79, 2; daz er sit wart vil seilen der (jeile Tit. 154, 3;
solch kunsl ist niii- niht diu hlibene Tit. 164, 2; Arnive
wart diu (jeile Parz. 652, 26; daz iclis wtere der yeile
Parz. 562, 26; des diuhle icli in der lumhe Parz. 6.5.i, 9;
der schade in duhle der volle ]\il). 2000, 3; er ist mit
rede der wäre Parz. 659, 8; daz ich der unsadiije bin
Parz. 213, 8; si warn gein strit die herten Parz. 664, 28;
so wurde ich der verlorne Parz. 198, 18; sIt ir der ver-
lorne Parz. 467, 8; des was er der verlorne Iw. 5630;
oder er ist der verlorne Flore 2476; su wirst du von mir
der verlorne Ms. 2, 10*; wir sint die verlornen XiXr. 'J'rist.
1130; bin der unerlöste Parz. 488, 12. zum tlieil fornieln,
nicht beliebig auf andere wörter übertragbar. unliauli-
ger ist die construclion im obliquen casus: zeit mich für
die armen Parz. 95, 5. in der bedeutung entfernt sicli
nun die ausdrucksweise: er wart der (jeile wenig von der
gewöhnlichen: er wart </ei7j er ist der verlorne wenig
von: er ist verlorn. das arliculierte schwachformige jirä-
dicat gewinnt etwas substantivisches, ungefähr wie wir
heute luiterscheiden zwischen : er ist ein verlorner uianUf
und er ist verloren, dies arliculierte adj. berührt sich aber
mit dem untere gedachten bloßen schwachen, selbst in
einzelnen Wörtern : ö w^ langer dienest so verlorne l
Ms. 1, 17^; ich armer mensch verlorne! Greg. 3381.
nhd. hat diese construclion niclit mehr statt; etwas an-
ders ist , wenn wir sagen : die schönsten apfel sind die
rothen, die besten trauben die sülSen. denn hier gilt das
subst. des subiects zugleich auch für das prädicat , das adj.
bleibt ein attributives, ordinalien prädicieren wir nur er-
ticuliert : er ist der erste , der ziveite. ebenso : der heu-
tiqe, der gestrige.
nihd. kann auch jenes neutrale es oder daz eingescho-
ben werden, von welchem s. 222. 274 gehandelt ist. sit irz
der beste Walth. 26, 32; die vervluochete daz bin icli
Iw. 4031, im letzten beispiel tauschen nur prädicat und
subj. die stelle.
Hiermit ist die darstelhing des Verhältnisses zwischen star-
ker und schwacher ilexion erschöpft, und eine allgemei-
nere betrachlung mag sie schließen.
nomen. flexion, starke und schwache, 5öl
Ausgegangen wurde von den adj. die, um syntactische
fügungen unbekümmert, stets nur der einen beider flexi-
onsarlen folgen , also iiothwendige ausnahmen von den für
diese gütigen gesetzen bilden. ihrem inneru gehalte nach
sind sie entw. luibestimmbar oder von selbst bestimmt.
Für die gewühnliclien adj. bedurfte es dreier regeln,
der bestimmende art. zieht die schwache flexion des attri-
butiven nach sich, ohne ihn gilt aber die starke, und diese
gebührt auch dem prädicativen.
practisch schien diese auflassung der Sache die vorzüg-
lichste, theoretisch hätte es an zwei grundsätzen genügt:
das attributive oder prädicative adj. entfaltet seine starke
flexion so oft keine hemmung des art. in den weg tritt,
wo diese obwaltet wird die schwache verwendet, dann
reihen sich auch die ausnahmen , welche dem prädicat arl.
und schwache form gestatten , unter die regel.
Ich habe geglaubt die abhandlung der adjectlvflexlon
beginnen zu müssen mit der weggeworfneu luid gekürz-
ten, sie fangt eigentlich bei dem prädicat an , das am leich-
testen überhoben ist schon im subject euthaltne Verhält-
nisse des geniis und casus zu bezeiclinen. von dem prä-
dicativen verbreitet sie sich aber dann auch in das attri-
butive adj. manigfache Wechsel zwischen ganzer und ge-
kürzter form konnnen den dichtem zu stalten , ohne daß
sie auf die bedeutung sehr fühlbar einflössen.
Substantiva überhaupt >verden durcli adjectiva Indivi-
dualisiert, d. h. in angegebnen kennzeichen näher ent-
wickelt, ein guter, ein blinder mann ist genauere bezeich-
nung des bleiben ein mann, solche ausführung gilt aber
allgemein , nicht für den besondern fall , von dem die rede
geht. Die schwache form scheint mir nun von dem be-
stimmteren , in der rede individualisierten begrif abzuhän-
gen, insofern dieser schon in der unliii'licheu bescliailcn-
lieil des wortes selbst entlinlten ist, braucht er Jiiclit erst
durch den artikcl hervorgerufen zu werden. gewiduilich
aber ist eben dem arlikel auferlegt die bestimmte form zu
wecken.
alle cinschränkungen dieses grundsatzes beruhen ent-
weder auf späterer Verdunklung des oiganisinus , odtM- auf
jener schon unabhängig vom art. eingelretnen besliinnitlu-it.
doch mag in einzelnen stiucluren die schwache ohne art.
auftretende llexion aus dessen wirklicher initcrdi ück\nig,
der in geläuiigcrn formelu eutbelirlich schien, erläutert
werden.
582 einfacher satz.
sclljst in den alnvelcluingen waltet noch eine gewisse
einstiinnuing. da der oJjIique casus an sich besliniinter
als der rectiis ist, so scheint es in der Ordnung, daß in
jenen beide formen mischenden Fügungen der reclus liel)cr
starke, der oblH[uiis lieber schwache aiinelnne. wir haben
dies gefunden nacli dem nhd. manch (s. 556), ein (s. 571)
und dem possessiv (s. 568. 569.) freiHcli bei demahd.selpo
(s. 354) war auch das umgekehrte wahrgenommen worden.
In dem fall, wo mehrere adj. in gleichem genus und
casus neben einander gehn , ist es zwar angemessen daft
der art. seine wirkung auf alle äußere, d. h. alle in schwache
form versetze; jedoch erklärbar, daß er bloß das ihm zu-
nächst stehende ergreife und für das folgende sein einduß
aufhöre, mithin die starke flexion wieder gelte, so zu
beurtheilen war das goth. thize ligandane veihaize, das
ahd. tliaz suazü liabaz (s. 537), das mhd. der küene de-
gen balt (s. 541.) häufiger behielt auch das zweite adj.
schwache form bei : goth. thaim unfagram jah unseljani
(s. 529); ahd. thie hungorogon muadon (s. 533); mhd. der
Clären süezea .vrouwen (s. 539); nhd. des blinden tauben
mannes.
Analog Ist das Verhältnis der flectierten und unflectier-
ten form, beide konnten neben einander wechseln, z. b.
din reideleht lanc prünez har Parz. 252, 30; ein stolz Wer-
der man, ein gräwer priester alt (s. 488. 489); ebenwol
aber auch die eine oder die andere für jedes adj. durch-
geführt werden : in heller süezer stimme, manec guot ri-
ter (s. 488.)
Das sonst wol in der spräche vorblickende gesetz der
Sparsamkeit, wonach es an dem einmaligen ausdruck ir-
gend einer form genügt, läßt sich also nur bei einem ge-
ringen theil dieser erscheinungen , lange nicht bei allen
waltend annehmen.
Man hat das wesen der starken und schwachen ad-
jectivdeclination überhaupt durch die bemerkung zu erfas-
sen getrachtet*), daß in jener ein pronomeu enthalten sei,
in dieser nicht, es heiße (futer, (jxites, fjnttni, aber der
qutey des guten, dem guten, nicht der guter, des gutes,
dem fjutem, weil selbst unsere heulige spräche in der er-
sten construction das einverleibte pron. nachfühle, in der
zweiten der äußerliche artikel die fmiction der inneren
*) üopps vergl. grauim. §. 281.
nomen. ßexiun. starke imd schwache. 5§3
ilexlou übernelune, das Laufen beider mittel sprachwidrig
sei. aus diesem gründe werde auch nach flexionslosem
nom. ein das starke adj., nach dessen starkflectierten obli-
quen casibus das schwache gesetzt : ein (juter ^ eines gu-
ten, einem tjuten. Hierwider wende ich nun nicht ein,
daß ahd. vnid mhd. wirklich der guoter, des gnotes u. s. w.
gesagt werden kann ; ich halle diese Fügungen Tür Verletzung
der regel. wol aber bleibt zu erwägen
a. daU guter und der gute verschiednen sinn ausdrücken,
nach jener deutung aber beide dasselbe auszusagen scheinen.
b. dali die schwache flexion zwar eine secundäre , min-
der kräftige und bezeichnende, dennoch auch eine innere
»ei. wenn weder der uhd. gen. des guten, noch der ahd.
des guotin am adj. das characteristische S entwickeln; so
mangelt dies dem goth. this godins keineswegs, man ver-
gleiche den nom. pl. thäi godans , den mit der starken
form zusammentreffenden acc. pl. thans godans. offenbar
also ist im articulierteu goth. gen. sg. das S, im acc. pl.
NS doppelt vorhanden.
c. daü der goth. nom. sg. masc. fem. sa gSda, so gddo
jener auff'assung von der gute, die gute entgegenstehe, da
in den gotli. formen gerade völlige analogie des schwachen
adj. mit dem art. obwaltet.
d. daß die flexionslosigkeit der nlid. nom. masc. neutr.
ein (s. 671), tnanch (s. 555), mein, dein, sein (s. 569)
das starke adj. nicht veranlasse, da sie organischcrweise auch
flectiert ebenso constrniert werden, man bedenke das goth.
dins Sims (s.394.); ferner, im nom. sg. fem. ist eine tlcctiert,
folglich stark (mhd. ahd. einiu, goth.aina) und hat wiederiun
starkes adj. neben sich, endlich sagen wir umgekehrt n)it
unllectiertem adj. im nom. neutr. ein lieb kind (s. 497.)
im obliquen casus ist aber nach diesen Wörtern schwache
form erst misbräuchlich aufgekonunen , da ihnen gar nicht
die volle einwirkende kraft eines art. gel)iihrt , sondern sie
lU'sprünglich bloß im Verhältnis der apposition zu den
folgenden adj. sich befnulen. das gefühl der heutigen sprä-
che allein ist unsu:her, denn auch im obliquen casus for-
dert sie des meinen , des unsern , des andern statt der
organischen formen this meinis, this unsaris, this anlharis.
llberhaupt muß wol der ansieht entsagt werden, daß
luiserer staikcn lorm agghilination eines pronomens zum
gruiid liege, in gewissem sinn niöchlc icli es eher für die
schwache llexion behaupten. Bopp hat sich dadurch ver-
584 eliifdcJicr salz.
leiten lassen, die slavisclicn iind llltlinulsclicn iiuleflnllcii
adj. den deulsrlicn schvvaclicn, dio dcfinileii den deiitÄclien
starken gleicli/.u^lellen. es veilialt sich gerade imigekeliit.
die indelinilen adj. dieser beiden sprachen entsprechen un-
gern starken, ihre dellniten unsern scliwaclien , nicht bloU
der bcdeiitung, auch der form nacli. denn die slaviscli-
litlhauisclie definile declinalion stellt sich noch deutlicher
dar als eine secundrire, sjiäter entwickelte und die inde/iiiite
voraussetzende, in iniserer sclnvaclien form, die jiiehr zu-
saniniengedräugt scheint, tritt dies fürmliche Verhältnis we-
niger vor.
eine merkwürdige, entscheidende einstimniung zeigt sich
darin, daß die slavischen comparative und ordinalien nur
definit fle'ctieren , eben wie die deulsclien schwach. auch
die slavischen vocative ziehen delinite form vor, die pos-
sessiva tragen indefinite an sich gleich den unsrigen '*').
Diese doppelgestalt des slavischen und litthauischen adj.
ist für die geschichte der europäischen sprachen bedeutsam,
sie bestätigt den frühen Ursprung unsers Unterschieds zwi-
schen starker und schwacher llexion. auch die albanesi-
sche grammatik hat für das bestimmte adj. eine erweiterte
form entfaltet **). dem celtischen stamm, wie dem grie-
chischen und lateinischen (auch romanischen) mangelt diese
eigenthümlichkeit.
In einem punct weicht die slavischlltthauische definite
llexion des adj. ab von der deutschen schwachen: dieser
lauft eine substantivische declination völlig parallel, jene
bleibt eingeschränkt auf das adj. umgekehrt zeigen sich
Verwandtschaften luiserer deutschen schwachen form grade
mit. dem griech. lat. und selbst slavischlitlliauischen subst.
(gramm. 1, 832. 833.)
Hiermit nehme ich die schwierige frage nach dem
Verhältnis der adjectivischen schwachen llexion zu der sub-
stantivischen (s. 512) wieder auf. bloU formell betrachtet
stehen alle schwachen subst. in gleicher reihe mit den
s. 519 if. verzeichneten adj., die auf die schwache llexion
eingeschränkt bleiben, wie diese werden sie mit oder
*) Ich habe diese Übereinkunft in der vorrede zu Vuks serb. gramm.
Leipz. 1824 s, XLII-XLIV bemerkt; auf die dabei hingestellte ver-
motung über das verliäitnis der siav. obliquen casus beider formen
kommt es hier nicht wesentlich nn; Mcggeräunit sclieint sie noch
keineswegs.
'*) Xylander p. 21 nach Lecce.
nomen. flexion, starke und schwache. 585
ohne artikel constrnlert. es heißt z. b. frduja und sa
J'räuja, aviiiö und so qvino^ jratijmis und thdi Jrdnjans,
fjvinons und thos qvindns. niclit anders verlialten sich
die slarken subst. zu den nolhwendig starken adj. s. 512 ff.
aber das den gewühnlichen adj. eigeutbüniliche zusainnien-
trelFen der starken und schwaclien flexion mit der unbe-
stimmten und bestimmten bedeulung, das ist es \vas den
subst. mangelt.
oder sollten sich spuren aufweisen lassen dieses Zusam-
mentreffens? ich habe 2, 542.543 dargethan, daü hei siib-
stantivcompositionen niclit selten schwache form vortritt;
das zusammengesetzte wort führt eine ausdehnung und
erweiterung des begrifs mit sich, wofür die form zweiter
polenz ganz geeignet scheint, so wird in den gl. ker. 142
frigidum übertragen frost edho kruntfrosto *) , viele an-
dere beispiele sind dort mitgetheilt. das merkwürdigste
ist nun aber die einigemal durchblickende abliiingigkeil der
schwachen subst. form von dem artikel. Job. 18, 16 setzt
Ulf. daüravardai rij dvQMQOj , 18, 17 hingegen jaina thivi
so daüravnrdo y) natd'ioii7j r^ ■&vq(i)qÖs. war es ihm aber
gerecht, den umstanden nach zwischen starkem daüravarda
luid schwachem dauravardo abzuwechsehi, so könnte auch
für das masc. beides daüravards und daüravarda im biauch
gewesen sein, daüravards steht Job. 10, 3 für o ■Oi'00)()oc;,
und Marc. 13, 34 würde sich wol der dat. daüravarda tw
■O^VQojQO) gefunden haben. Y.sr. 2, 42 dauravarde 7w;' 7iv-
XiDQi'jr, Neil. 7, 1 daüravardos o/ nvXtoQoi. ein gotli. masc.
daüiavarda darf um so sicherer gefolgert werden, da aucii
im ahd. beide formen sich darbieten turiNvart und tnri-
tvarlo, im fem. turiwarla (?) und tiirnvartd (Gralf 1, 951),
und nicht anders in ähnlichen zusammensclzungen cwnrt
und (hvarto ^ bei K. aber wird der gen. j)l. ewarlo (sa-
cerdotum) ohne art. , des ewarlin nnl art. conslruiert
(gramm. 2, 543.) ein drittes beispiel in den» ahd. za suo-
nulage und za demu suonaUKjin ist nicht weniger be-
incrkenswerlh. ich glaube niclit, daß man daiaus auf eine
iirsi)rüngliche doppelilexion aller subst. schlit'l^rn düife,
doch auf reichere enlfallung der bald ganz erloschenen
construction '''*') in früherer zeit ; die idenlilat der schwa-
*) Diiit. 1, 236 frigidum frost, kruntfrost,
") an sicii stiirkforniiKo subst. zcifroii in »Icii nilid. pcdirhion vcr-
stliledoiitlirli scliwaclie (loxion, vj;l. IioIiiumi .s. 5(H) imkI die von L»<:lini.
zu Nib. 4(51. 2 gcsanimeltcii gen. |)!. wenn ein nrt. >ornu5g«lit, wie
586 einjacher salz.
clien form beides für adj. und subst. \vlrd dadiircli in lio-
hem grade wabrs( lieinlich. für adj. lassen sicli dauravardu,
ewaiiü, suonatago nicht ausgeben, wenn sie auch etwas
adjectivisches an sich tragen *).
Man liat zweierlei scliwacbc subst. zu sondern, solche
die sich nach art und weise der scliwachen adj. gestalten,
ohne jemals eigentliche adj. gewesen zu sein , von denen
die anfangs adj. waren und durch weglassung des zu ihnen
gehörigen subst. n)it der zeit selbst substantivgellung an-
nahmen, diese letzteren sind aber wiederum verschieden,
jenachdem ihnen noch eine gangbare adj. form zur Seite
steht oder nicht, dtr höse bedeutet den teufel, auch ohne
beigesetztes feind , ebenso alts. the gramo Hei. 32, 16,
oder goth. unhultha. diese sind substantivischer als die
rein adjectivischen formein sa däutha, sa hlinda, sa veiha
VI. s. w. ; beischmack des subst. tritt aber auch dann ein,
wenn ihr männliches geschlecht auf das weibliche ei'Streckt
wird, mhd. der töte, der heilige s. 284. noch substanti-
vischer erscheinen solche , deren adj. gebrauch aufgehört
hat, und die dann auch pradicativ beider schwachen form
beharren (s. 579.) eine merkwürdige goth. stelle findet sich
Eph. 3, 6 , wo der gr. text die prädicate im genus auf das
siibject bezieht: eivai tcc t&vi] ovyuXr^Qovofta Kctl ovo-
oiofta aal öV/i/UToya rijs inayysXiag , der goth. aber
nicht, sondern nach dem vorausgehenden weiblichen sub-
ject im masc. folgen laßt : visan thiudos gaarbjans jali
qaleikans jah gadäilans gah.iitis , wie wir jioch heute
sagen können : die Völker sollen niiterhen , genossen sein,
das prädicat ist substantivisch ausgedrückt **). Auch dies
Nib. Tl, 1 der swerten ; 545, 4 der getrhiwen vriundt-n ; 1035, 4
der küenen Niblun^en ; wäre dessen eiiiwirkung denkbar, auf die
meisten beispiele ist es aber nicht gerecht,
•) in Graffs theorie der schw. decl. bleiben diese fälle nnerwogen,
sie scheinen mir aber seine Scheidewand zwisclien schivacher flexioD
der subst. und adj. umzustürzen.
••) der bemerkung über thiudos s. 441 füge ich bei, daß sich
neben dem männlichen pronomen thäi thiudö und sumdi thiudo (s. 457)
der Übergang ins masc. leicht macht, es heiik Joh. 12, 20 sumäi
thiudö t/iize iirriTniandanr. Eph. 2, 11 wird man namnidans und uni-
bimäitanäi richtiger auf jus ziehen als auf thiudos, namnidans steht
nach jus in scliwacher form (s. 564. 565), unbiniäitanäi als prädicat
in starker (s. 577.) anderwärts i^t das fem. unbedenklich: tliiudös
tliüs Rom 9, 30; aliös thiudos Rom. 1.5, 12; antharös thiudos Eph.
4, 18. uian erwäge das schwankende geschlecht dieses subst. im ahd.
noTiien, ßexion. starke und schwache. 587
bestätigt den Zusammenhang zwischen der schwachen fle-
xion des subst. und des adj.
tJher Stellt.
starke form gilt
1. oline rücksiclit auf artikel a. beim pronomen (s. 512) ausnnlinien
8.514.575. b. bei ein und cardinalien (s. 515.) c bei ander (s. 514.)
d. bei all (s. 515.)
2. wenn kein artikel stellt a. für attributive adj. (s. 557.) b. für
prädicative (s. 577.)
schwache form
1. oline rücksiclit auf artikel a. bei sama, silba (s. 519.) b. bei den
altertliümliclien auf unia (s. 520.) c. beim pari, präs, (s, 521.)
d. bei ordinaiien (s. 523.)
2. nach bestimmtem art. (s. 526) auch als prädicat (s. 580) ; nach
dieser und jener (s. 554) und nach persönlichem pronomen (s. 564.)
späterhin theilweise a. nach possessiven (s. 566.) b. nach unbestimm-
tem art. (s. 569.) c, nach manec (s. 555.) d. .'.»ch all (s. 556.)
e. nach jeder (s. 557.)
3. ohne artikel a. beim vocativ (s. 559.) b. als prädicat (s. 579.)
c bei persöniichsubstantivischen adj. (s. 571.) d. in gangbaren re-
densarten (s. 573.) e. im dat. sg. ni. und n. (s. 575.) f. im gen.
8g. (.s. 576.)
588 einfacher salz.
CAP. VI. CASUS.
Die lehre vom abhängigen casus kann unter drei geslchts-
puncle gebracht werden, je nachdem ihn ein verbiun, oder
ein anderes nomen , oder eine partikel erfordert, nach
diesen rücksichten alle casusverhältnisse zu erörtern scheint
ratlisamer als jeden einzelnen casus gesondert ihnen zu
iinter\Terfen.
Zwar sind es die obliquen casus , -welche bei diesen
Untersuchungen vorzugsweise in betracht kommen ; aber
auch nom. und voc. gehn nicht ganz leer aus.
In der formlehre nicht zu verkennen war ein näheres
band zwischen nom. und acc auf der einen, zwischen
oen. und dat. auf der andern Seite, es sei an die eigen-
thüinlichkeit der neutralen llexion erinnert, die sich im
uom. und acc. mehr der weiblichen, im gen. und dat.
mehr der männlichen zuwendet, wie denn zumal in der
schwachen form gen. und dat. neutr. völlig der männlichen,
nom. und acc. in allen wesentlichen puncten der weib-
lichen begegnen, pron. und adj. entfalten im gen. und
dat. nicht selten vollständigere formen, im ahd. geschlech-
tigen pron. dritter person verbreitet sich der mit S be-
ginnende stanmi allmälich in den nom. acc. sg. fem. siu,
sia, in den nom. acc. pl. aller geschl. sie, sio, sin ; während
gen. und dat. sg. und pl. in allen geschlechtern dem vo-
calisch anlautenden stamm treu bleiben. Selbst in einzel-
nen anomalien zeigt sich der gegensatz, z. b. im golh. gen.
dat. funins, funin, neben dem nom. acc. fun.
Solche Unterscheidungen beruhen auf etwas nicht un-
wesentlichem, sie müssen auch in der Syntax obwalten.
im vorigen cap. sahen wir daß unorganische schwache
llexion in mehr als einer läge sich leichter am gen. und
dat. hervorlhat als am nom. Die folgenden abhandlungeu
der casusrection werden bestätigen, daß genilivische und
dativische structuren oft zusammenstimmen und sich von
denen des nom. und acc. entfernen. Verhältnisse des gen.
und dal. fordern am frühsten die Zuziehung von präpo-
nomen. casus, vorn verh. ahh. nom. 589
sllionen ; der nom. verträgt keine präpositiou und der acc.
hat sicli davon wenigstens großentheils frei erhalten, in
den romanischen sprachen sind gen. und dat. vülh'g er-
loschen und dem praposilionalen ausdruck gewiclien.
Allgemein betrachtet sind nom. und acc. ruhiger, släter,
gen. und dat. beweglicher, lebendiger. in jenen dauert
der ausdruck des geschlechts anhaltender fort.
A. VERBALRECTION.
Das verbum des satzes äußert seine einwirkung auf das
darin enthaltene nomen dadurch, daß es einen beslimmten
casus desselben begehrt, es können aber zwei oder drei
beziehuugen auf einmal durch das nemliche verbum aus-
gedrückt werden , d. h. es vermag zwei oder drei ver-
schiedne casus hinter einander zu regieren , z. b. er gab
der göttin den apfel; er beraubte den feind des gewandes;
er hieb dem besiegten mit dem schwert (ahd. suertu) das
haupt ab. jedoch nur reine abhängigkeit vom verbo ist
hier gemeint, nicht solche wobei präpositionen ins mittel
treten , wie das zuletzt gewählte nhd. beispiel schon eine
präp. statt des haaren instrumenlalis verwenden muß.
Es sind hier fünf casus zu erwägen : nominaliv, accusa-
tiv, geniliv, dativ luid instrumeutalis ; auf den vocaliv
äußern verba keinen einlluß.
I. Nominaliv.
Stihjecl ist der nom. in zahllosen fällen , beim activen,
intransitiven luul passiven verbo, z. b. der vater schlägt
das kind, das kind weint, das hind wird geschlagen,
diese Verhältnisse bedürfen keiner darslelhing. INäher aber
ist von dem prädicativeu nominaliv zu haiulcln. Stehu
zwei nominative im satz , so lassen sich subject luul prä-
dicat leicht erkennen: das kind wird des valers erbe,
das kind wird <jf»'oß. steht nur einer ausgedrückt, so
konnnt es darauf an, ob im verbo zugleich das subject
enthalten ist , und dann bildet jener nom. das prädicat,
z. b. in der lat. phrase: factiis est re.v , wie die Ver-
deutschung: er ward könitj lehrt. hcilU es aber z. b.
lis orla est, so ist dieser nom. subject, streit entsprang,
ob wir gleich diese redensart umzuwandeln pllegen in die
fast identische: e* entsprang streit, dann tritt das vorausge-
schickte es subjediv auf und streit wird präilicativ (s. 223.)
590 einfacher satz.
Die einzelnen fälle in welchea der noni. erscheint sind
folgende :
1. bei sein und ivcrden. belege allenthalben ; so dal^
ich mich auf einige golh. beispiele beschränke. ik im
dmtr thize lainbe Job. 10, 7; ik in» thata dunr Job. 10,
8; ik im hairdeis (jöds Job. 10. 14; alla iz.\av JhltaUljis
ist Mallb. 5, 48. vailh vis ,^yi'vtio yuXyvy] Luc. 8, 26;
varlh vis inikil ty, y, f^iiyäh] JMallb 8, 26; vaiih huliinis
ahrs Luc. 1.5; 14; sab vairlbilb tnikils Luc. 1, 32; jainar
yairlbilb tjrcts jab krtists luntbive Matth. 8, 12.
persönliche subst. , diesen verbis hinzutretend, stehn
ohne arlikel (s. 409.)
die alle spräche liebt es ihnen schivuchformige (zwi-
schen subst. und adj. schwebende) nominative zu verbin-
den, und damit einfache verbalbegrille auszudrücken, gotli.
usßlmans vaurthun i^enXijaoovro INlarc. 1, 22. Luc. 9, 43;
ni vairthaima tis-jrudjans j/iy iy.xayMfiev II Cor. 4, 1. Gal.
6, 9; ni vairthaiih usyriidjatis /n) iy.ycixeiv Eph. 3, 13;
ui vairtham ustfrudjans ovy, fUHaxov/tiav II Cor. 4, 16; ni
vairthan iis(jrudjans jttt; ixyayeiv Luc. 18, 1; alatharha
valrthan voTeoela&ai Luc. 15, 14; usvenans vaürthanai
unrjXyi]y.6T€g Kpb. 4, 19. einigemal entspricht der gr. text
näher: ni sijau unvita ovz i'ao/icu aq^Qiov II Cor. 12, 6;
varth unvita ytyova äffQcov II Cor. 12, 11; vgl. sijaima
fullavitans tlXtioi Phil. 3, 15. auch die s. 586 angezogne
stelle visan gaarhjans , cjaddilans , galeikans kann hier-
lier genommen werden. Aus der ags. poesie entsinne ich
mich der redensart : thü bena eart (rogas) B. 702 ; hi
henan sint (rogant) B. 726 ; svä ic bena vas (sicut rogavi)
C. 135, 26; sva thu bena eart (uti rogas) C. 141, 6. Ahd.
beispiele w^erden wenig vorkommen, etwa: thaz thü es
weses wizo (ne id ignores) 0. IL 9, 19. mhd. und nhd.
stehn mir gar nicht zu gebot.
Die bedingung unter welcher dieser nom. auch In der
infinitivconstruction bleibt ist s. 122. 123 aufgestellt und
erläutert worden: der Inf. muß sich auf das subject des
Satzes beziehen, z. b. goth. ni magt faih^agacjgja visan
ov y(xQ d'vv^'jGij oixovofulv Luc. 16, 2. hingegen: venja
svikunthans visan uns, iXnl^o) iTe(faveQ(JJa&ui vulg. spero
manifestos nos esse II Coi'. 5, 11. fehlerhaft ist darum
die lesart Nib. 1071, 4 Clh lät mich der schuldige sin
statt den schuldigen. Goth. auch nach du vor dem inf. :
gaarmaiths fram fraujin du triggvs visan ojs ijXe^jitvog
vno yvQiOV tjio'ioq uvai I Cor. 7, 25. nhd. treu zu sein
(nicht aber: zu treu sein.)
noinen. casus, vom verh. ahli. noin. 591
2. bei scheinen und dünlien. nlid. er scheint der yröWte^
dieser weg scheint der beste, nihd. daz ich imver Itvein
ienier schine Inv. 7543; swu ir der lip hiozer schein I\v«
1331. nlul. dieser ralh dünkt uns der heilsamste. ^ mhd.
doch danket ez niicli ein giiot site Iw. 1872. ohne zwei-
fei eljenso bei dem ahd. dunrhit und golli. thugkeilh.
Auch hier gilt der noni. beim inf. , z. b. nhd. du scheinst
mir der (jUickUchsle zu sein, er dünkt sich der beste zu
sein. golh. thaiei ihugkjaud lithive leikis lasivustäi visan,
andere belege s. 123.
3. bei allen eines prädicats fähigen passivis , sowol der
wirklichen golh. form, als den lunschreibungen ; vorzüglich
bei den würlern nominari , vocari. thatei gaskeirjada
insandiths Job. 9, 7; pruüfetus huuhistins haitaza Luc.
1, 76; uiikils haitada Malth. 5, 19; sunus hauhislins haitada
Luc. 1,32; raz7i bidu hailada Marc. 11,17; sei haitada stairo
Luc. 4, 36; saei haitada Christus Malth. 27, 17. Ahd.
minnisto ist giheizan, ist inihhil giheizan T. 25, 6; thie
dar ist ginemnil Christ T. 199, 1. mlid. beispiele oben
s. 52. ]\hd. er wird der köniij genannt, geheißen. Auch
bei dem part. prät., dem an sich passivbedeutung zusteht,
kann ein solcher nom. erscheinen, und zwar unbedenklich,
sobald das pari, selbst im nom. conslruiert ist, z. b. künig
Carl, genannt der (jro\Se. im obliquen fall pllegl freilicli
das priidicat den casus des pari, beizubehalten: von dem
künig Carl, genannt dem tjroiSen (a rege Carolo, diclo
magno.) ich denke aber dali auch beispiele vorkonunen,
wo das part. als ein zwischcnsalz behandelt und mit der
allen passivis eignen kraft den nom. zu regieren begabt '''),
wo also zu sagen geslallet wird: von dem künig Carl,
genannt der ijro[\e , d. i. qui vocatur niagnus. auf diese
weise fasse ich eine einigermaUen schwierige stelle, in
welcher Ulf. sich mehr an die lat. Version als an den gr.
text hiilt, Eph. 2, 11: fram thizai nannüdön (sc. thiudai)
biinitil in Icika.'^ handuvaiirht , ab ea (gcnte) fpiae dicilur
circumcisio in cai-ne manufacla. bimait handuvaurht ist
der zu dem obliquen part. nanniidun gelügle nom. es
hülle gesagt werden küiuicn: fram ihizui namnidöu bimaita,
oder fram thizai söei nanuijada bimait.
4. besläligl finde icli diese ansieht in der wahrnclimung,
daß die mhd. spräche sogar nüt dem acliv gebiauchlen
*) nicht iinannlonf der bezicliung des reflexivpronomens auf ein
obliques part. präs. (s. 322.)
592 einfacJier salz.
heizen und nennen den nom. conslnilort, also diesen
wiedei-um auf eiiicii ohlüjueu casus bezieht. \>ir liaheii
8. 52 gesehii, daU lieizen häufig in |jassivein sinn genom-
nieji wild und dann aucfi den noni. bei sich hat: ii' valer
hiez Dankrdt steht gleichbedeulig niit: ir vater was ge-
lieizcn Dänin ät. bei der activen construction hingegen :
mau hiez ir valer UanJa'ät kann das prädicat für den
acc. oder den noni. gehallen werden. in den nieisteu
füllen ist freiiicli der acc. gemeint, folgende belege zeigen
aber die Zulassung des nom.: daz man in hiez der hdruc
Parz. 13, 21 D; der nennet sich der rtler rot Parz. 276,
21; den man da hiez der riter rot Parz. 206, 16 D;
ir nennet in der ritler rot Parz. 315, HD; der sich
der riter rot iiaiile Parz. 280, 9; ich heize herre einen
man Parz. 303, 15; du man micli heisre lieizet Parz. 184,
30; man sol mich ein zage (: tage) nennen Wh. 181, 17; daz
man in der rasper hiez Turl. Wh. 18**; darumbe man
in der messer hiez Geo. 113. daneben wird auch der
acc. gesetzt und in mehrern stellen schwanken die hss.:
daz man in hiez den baruc Parz. 13, 21; den roten riter
man in hiez Parz. 145, 16; den röten rilter er in liiez
Parz. 170, 6; den man den roten riter hiez Parz. 202,
21; den man da hiez den ritler r6t Parz. 206, 16; ir
nennet in den ritter rot Parz. 315, 11, und Lachm. gibt
meist dem acc. den vorzug *). in Urkunden des 14. 15
jh. lese ich öfter den nom., z. b. manet den man heißet
tler ogest , cod. dipl. zaringobad. n« 203 (a. 1307); des
mandes den man ncnt der atvst y beschr. von Hanau urk.
n"' 152 p. 121 (a. 1384); Hans Lör den man nenipt der
schuoch., Pupikofers Thurgau \\° 71 (a. 1398); einer heißt
man lieher ivurst, Schreibers bundschuh p. 53. ohne
zweifei sind der heuligen Volkssprache bei eigennamen
solche nom. noch geläufig. Es läßt sich auch dafür an-
führen , daß eigennamen und anreden eine gewisse iin-
veränderlichkeit behaupten; wie man die formein fru min!
mein herr! beibehielt, wenn sie von mehrern ausgesprochen
oder an mehrere gerichtet wurden (s. 299), kann die be-
nennung im nom. stehn wo die gewöhnliche construction
den obliquen casus fordern würde, 'da mau mich herre
*) die mild, spräche pflegt vor dem passiven lieizet, hiez, ist
genant, was genant, das relativum auszulassen (wovon im verfolg um-
ständlicher); nach dem activen heizen aber man oder der liut: mich
heizet Äntyloye aitd. bl. 1, 235 vgl. 420. es treffen also bei diesem
verbo mehrfache aiiomalien der bedeutung uud coustruction zusammen.
iionien. casus. vo/Ji verh. ahli. noiii. 593
heizet' sagt gewlsseriiiaßen: da man mich lierre! anredet.
ahd. belege für den nom. bei heizan könnten sich um
80 eher darbieten, als diese construction auch vollkommen
ags. ist. im Boeth. p. 4 : tlione beorlitan eteorran the ve
huladh mortjeiisteovra ^ p. 114 : tlione iingemetlice möde-
gan tliü scealt hiltan leo, na'S mann, and thone Six^nan
(segnem, mlid. den seinen) thu scealt hatan assa mä thonne
man, and thone iingemetlice eargan (pavidnm, fugaceni)
thü miht hätau liara nrX thonne man. im Orosius : ihä
väs snm consul, thät ve heretoha haladh; forthy hit man
luct Vislemudlia (darum lieilU man es AVeichselmündung.)
5. mit einigen verbis, namentlich (jehn und sterben^
wahrscheinlich aber noch andern (z. b. leben), verbindet
die alle spräche priidicative suhst. im nom. mhd. aller
wibe wnnne diu (jet noch metjetin *) JSls. 1, 39-^; ich >vil
oucli immer maijet ijän llolh. 2231. ein mensche mac
wol sa^lic sin, daz da stlrhet meyet/n (iingcdr. ged. von
Juliana 16); swelich kristen stlrhet maget (ungedr. ged.
von Stricker); des starb er mensche und starb niht tfot
Ms. 2, 122''. heute müssen wir die partikel als beifügen:
sie gellt als iungfraii , stirljt als Jungfrau, aber alln. ganz
Avie mhd. : er met/jar andaz (die als Jungfrauen sterben)
Sil. 36. jenes nlid. als steht auch bei i)assivis : da wui-de
ich als frau empfangen, mhd. da wart ich empfangen here
frouwe Wallh. 39, 34.
6. das adjectivische pradlcat kann viel freier nicht nur
bei sein und weinleii im nom. stehn , soiulern auch bei
andern verbis, z. b. (je/in, stehn, liefjen, hommen, fah-
ren, leben: ahd. er gut mitti'r (medius) , blilurnter (spi-
nis circumdatus) ; mhd. er liget totere gestrafter, lebet
gesunder, gat blozer, blinder u. s. w. den s. 478. 493
gegebnen belogen lüge ich einige hinzu, daz er gestracler
vor im lac Hab, 804; daz er sinneluser lac l'il. 2434; dii
er (jesunder widov reit Bit. 1725; er gehabte sich vil sivin-
der liab. 11; daz ez vil kunie vollez geran dreg. 2S!>7.
ebcuNvoi darf aber auch die unllcclierle form, ^vie in der
nhd. spräche immer, stehn, ausnahmsweise selbst schwa-
che : er ITt erslagene (s. 579.) bemerkensworlh i?l die i-e-
densart tot sterben: daz wir sleiben tut Dielr. 4003; daz
Elzel sterbe tot Dielr. 5060; J'lckewail starb oucli do tot
Dietr. 9690. nicht uniduilich heiiU es in spiilereii lechts-
•) iinvorlieiratet, was Mnr. 97 lirißt : glonc uiigol»iiii<l(«ii.
594 ' einjachcr satz.
Urkunden: die giilcr sterben los oder aiicli Jollen los.
nlid. es <feht los, der 8lreil geht los, die ilinlc gclil los,
vgl. los worden : der lunke, das feuer, der teulel wird los.
II. Accnsaliv. ^
Der acc. ist eigenlllclier beglcller des actlvunis, erbozeicli-
net die einwirkiing des im verbo enlliallnen begrifs der
tbäligUeit aiil einen andern, jiersünliclieii oder satlilichen,
gegenständ : der valer lein t den söhn , tlcr knahe wiilt
den stein. der acc. gewiilirt die einfaclisle und leiclilesle
obli<|uierung des noni. und beide casus stehn in Nveclisel-
beziehung. jeder satz mit nominativ, aclivem verbo und
accnsaliv ist umselzbar in einen mit nominativ, passivem
verbo inid präpositionalem daliv, dergestalt, daß der acc.
zum nom., der noni. zinn dat. wird: der söhn wird vom
vater gelehrt, der stein vom knaben geworfen (s. 3. 4.)
intransitive verba , deren ihäligkeit innerlich bleibt,
nicht auf einen andern übergeht, leiden keinen acc. außer
den des reflexivs, wodurch gerade iiire intransition ver-
stärkt wird: ich freue mich, er schämt sich (s. 30. 34.)
durch dasselbe rellexiv können auch transitiva auf sich
selbst zuriickgelenkt werden: ich berge mich, er bewegt
sich (s. 32.) alle diese acc. stehn unpriidicativiscli , doch
kann [ihnen auch noch ein pt'ädicat , im subst. oder adj.,
hinzutreten.
1. Einfache rection des acc. es ist mir daran gelegen
aus der unübersehbaren menge von fällen solche zu wäh-
len, die etwas formelhaftes annehmen.
thnn. ahd. Imo angust giduan 0. IV. 6, 29; ni dua tliir
thia arabeit 0. V. 10, 5; thaz arunti gidalun 0. I. 27, 69;
iro arende tuon N. Cap. 40 ; ni dela si thes thu bita (mo-
ram non fecit) 0. V. 7, 65; ni det er thes tho bila V. II,
21; ni datun sies thö bitün V. 4, 10; bruli tuot den selon
(terrel animasj N. Cap. 130; cheli tuon Caftligere) N. ps.
16, 9. 36, 28; ihinc tuon T. 153; datun ein^githingi O.
IV. 8, 4; eiver tuont^n (^amaricantibus) N. ps. 105, 1; eli-
mosinam tuon T. 33, 2. 3; gouma tuon T. 79; härm tuon
T. 13, 18; dien der heizo wint hizza tuot (quos notus
torret) N. Bth. 94; uns duat ein man gilari (donumi pa-
rat) 0. IV. 9, 10; managfalta lera duat druhtin uns O.
Hartm. 47; not tuon (tribulare) N. ps. 26, 2; girati dati
0. IV. 1, 42; ih duau es redina 0. II. 7, 19; reht tuon
T. 33, 1 ; riwa tuon (poeuitenliam agere) N. ps. 58, 13.
noinen. casus, vom verh. abh. acc. 595
93, 2; si woltun duan in einan ruam 0. IV. 6, 29; ihu
niohtis eiiiau ruaiu iüh ein gifuari gidiiau II. 14, 43; duan
samalichaii scrank 11. 5, 13; scail'unga tuoet iro feileu
(causas, leges dabis) N. Cap. 107; Arisloteles tisa scrift
teta N. Allst. 78; giclali ser llienio bniader 0. Hartiii. 34;
dalun nücliila slahta 0. I. 20, 4 ; du däti sliz des riclies
N. i)S. 88, 45; dätun eiiia sprucha 0. III. 25, 4; welen eiud
Nero tela (quanlas dederit ruinas) N. Blli. 94; ne Uiea
neheina tara (nihil oflicianl) N. Cap. 83 ; det er thön liutin
dröst 0. II. 15, 22; tuoni tnon T. 88; datun tliaz duani
0. I. 1, 5 ; thaz er gidati inio einan duam 0. 111. 15, 17;
tödes ubarwant duan O. V. 10, 12 ; dero ist uberwint ze
getuonne N. ps. 70, 1 ; daz du is uberwint ketuoesl N. ps.
75, 9 ; uberwint ketän habet tero burdi N. Blh. ; willon
tnon T. 42, 1 ; duit unwunna 0. IV. 7, 35 ; then urheiz
datin 0. III. 25, 19; vers duan (versus facere) 0. I. 1, 44;
wio nianige widerzuccha er tue an demo Stade (quantos
rapiat marglue cardines) N. Cap. 81; Avacha tuon N. ps.
101, 7; duo minero selo wara (intende animae meae) N.
ps. 68, 19; wara ne tuot er gotes N. ps. 10, 4; ne tuont
des nicht wara W. 8, 7; iuot wara W. 20, 13; ih wara
tale W. 56, 11; ih des wäre tuo W. 56, 26; tuon des
wara 66, 17; ih tuon sin wara W. 76, 27; thes fehes da-
lun warta 0. I. 12, 2; weg lue (viam paret) N. Bth. 43;
ward lliaz wehsal gidan 0. II. 9, 82; wehsel tuon N. ßlh.
72. Arist. 199; wtc tum (bella gero) gl. Ilrab. 955^; den
wie luou (conimittere) gl. mens. 364. JMhd. daz anibet
tuon Iw. 1409; den aneganc tuen feldbauer 241; die bete
tuon Iw. 2915; den boten tuon (nuntium mittere) Trist.
526. 18163; den brten tuon (pulteni coquere) Diul. 3, 57;
bruch an dem lobe tuon ]Ms. 2, 124''; den bu tuon Freid.
157, 9; daz criuze tuon (signuni crucis facere); dankere
tuon Parz. 390, 1; entwich tuon Parz. 573, 13; gedon tuon
Troj.4081. Olloc. 490^^ 566i> 654^ Beham in Ilagens saml.
153; gemach tuon Parz. 7,22; genade tuon Iw. 5729. 7420;
gencii tuon Parz. 330, 10; gerilile tuon Parz. 475, 24;
gewalt tuon En. 7572. Parz. 293, 5. 300, 24. 441, 15.
Ms. 2, 250^'; goume tuon Parz. 738, 26. Krnst 2808. 3071;
itwize tuon Gudr. 1441, 4; lasier tuon l'n. 5367; loit tuon
Parz. 604, 13; messe tuon Ms. 2, 248»; minne tuon 'J'url.
Wh. 149»; niorl tuon W'igal. 2009. Iw. 6686; die not tuon
Iw. 7441; opler tuon En. 1027; pfiulsl tuon Parz. 572, 6;
räche tuon \Vh. 371, 10; den rat tuon Kn. 5575. Iw. 4591;
rede tuon Iw. 2389. 6131. 7435; min rehl tuon Iw. 4750;
die reise tuon Iw. 7940; ritorschall tuon l!n. 5033. Parz.
Pp 2
59() einfacher stitz.
203,18; runiluon Wh. 127, 8; schaden tuon En. 6654; schia
luon : ruhos willen scli. l'aiz. 297, 7. räche seh. Parz. 207, 2 1 ;
den segeii tiiun l\v.5'JH7. Ms. 2, 5^; stich tnoii Parz. 572, 18;
sluz luon Iw, ,'j296; snone tnon Parz. 728, 5; den swanc lium
Wolfd. 1763; den tut tuon Parz. 585, 29; ein tuyent tuon
Dielr. 5335; iiberkere tuon Wh. 120, 10; ungeinach tuon
Parz. 29, 18. Troj. 16865: unniinne tuon JNIs. 2, 86^; un-
pris tuon Wh. 131, 12. 136, 24; val luon Wh. 154, 2«.
Geo. 3305; venie tuon Gudr. 1170, 2; vrist tuon Wigal.
8606; den wän luon Trisl. 6235; den wanc luon i\v. 5326.
6502. Troj. 14890. Parz. 458, 4; den abewanc tuon Wolfd.
1754; war tuon Iw. 7141. Ken. 187. liit. 9150; werdekeit
tuon Parz. 546, 25. Wh. 23, 2; diu werc luon I\v. 5009;
\viderdriez tuon ]\lus. 2, 44; widerkeie tuon I\v. 557. Parz.
401, 30; widerslac tuon Iw. 2478; widersltjz tuon Geo.
2509; widerwanc tuou Parz. 470, 8; eine wise tuon En.
8557; der freude zuc tuon Parz. 533, 2. JNhd. sind diese
redensarlen viel beschränkter, wir sagen: bitte, abbitte,
botschaft, abbruch , büße, gefallen, fall, liieb, schaden,
schnitt, Seufzer, streich, willen, zug lliuu. ]Mnl. bodscap
doen Rein. 1359; gheslille doeu 1135; pant doeu JMaerl.
2,329. Rein. 1269; toren doen 1478. 1796; wedeiker
doen 1728. 2692; wislieit doen 3402 u. s. w. einigemal
greift die bedeutung über in die von geben, ^vie im mul.
pant doen, oder im nihd. täten ir hande livl. ehr. 55'';
leitsagen tct man in, das. 19*.
goth. täujnn: armaion IMalth. 6, 1. 2. 3; lustuns Joh.
8, 44; mahl Marc. 9, 39; garuni IMarc. 3, 6. 15, 1; taiknins
Joh. 7, 31. 9, 16; viljan T\latth. 7, 21. Joh. 6, 38. 9, 31.
tvirhen. goth. staigus vaiirkjaa INIarc. 1, 3 ; ruM ga-
vaurhtedun (cursum fecerunt) IMattli. 8, 32. ahd. gibet
wii-kan 0. II. 21, 2; kralt wirkau 0. I. 4, 61; sunla wirkan
O. II. 21, 36; duam wirkan 0. I. 1, 44; then wju wirkan
0. II. 10, 2; worahlin wuachar 0. IV. 7, 73; zeiclian
wirkan 0. III. 1, 10; noch andere falle zählt GraiT auf
1, 967. 968. mild, eine bürg wirken Anno 486; worhtin
Troje Anno 376. 388; sedilhove wirken Anno 500; worlitc
einen sun Dlut. 3, 79; ein liet wirken Alex. 1; diu kleit
wurken Nib. 349. 3; einen sarc wiirken Nib. 979, 1;
worhte ein swert Bit. 157; wunder wirken En. 7374. 8854;
worhte ceicliiu Anno 782; wat wiirken Iw. 6387; ein werc
würken Wigal. 2524. 7443; ein brut wirken Wigal. 4471.
nhd. den teig wirken; ein tuch , einen teppich wirken,
alts. gouma wirken (mahl bereiten) ps. 67, 4. mnl. dese
overdaet wrochte Rein. 1338. viele andere beispiele sind
nomen. casus vom verb. ahJi. acc. 597
aus clen Zusammensetzungen mit werk und wurhto (gramm.
2, 53.5) zu euliiclimen, jenem liet wirken entspricht ganz
das ags. leodhvyrlita (poeta.)
(f erben y alid. karawau, altn. güra. ahd. garetun s?ii
muas 0. IV. 2, 7; lliia heili garotos 0. I. 15, 18. alls.
guma garawan (epulas parare) Hei. 139, 1. 6. nhd. haut,
leder gerben. \gl. die ahd. composila eitargerio (veneficus)
ledargarawo (coriarius) u. s. w.
schaffen, ahd. scuaf namun (nomen imposuit) gl. Jun.
215; ags. scup him Heort nanian B. 156. ndid. gemach
schallen En. 6481. 7215. Iw. 1693. 1780. 3648. 5601.
6854; nahtselede schalleii gr. Rud. B^, 6; die schare scliaf-
fen gr. Rud. B'', 8; liarnscliar schaffen cod. pal. 361, 46^;
were schaffen En. 6308. 6812; vart scliaffen En. 5499.
9219. ere schaffen Iw. 5853; ir diiic schaffen Iw. 1596;
sicherlieit schaffen Iw. 4157.
machen, opfer machen En. 2307. 2816 ; wunder machen
Kn. 2890; Wirtschaft njachen En. 4128; wec machen Iw.
5187; vreude und spll machen Iw. 4805; salben machen
Iw. 3425; wcter maclien Iw. 7808. nhd. liäuiig.
frommen. mhd. wunder vrumen En. 2317; söna
frumen Merig. 123; rat frumeu Rol. 70, 9; swanc fnimen
Parz. 542, 5; diu nmn'e vrumen Iw. 5515; gebet vrumen
"Wigal. 8283. Gudr. 1133, 1; ahd. llcha ze himele frumen
N. Rlh. 271. ags. eilen fremmean B. 6.
stiften. ndid. hervart sliflen Anno 127. 683; bürg
stiften Anno 143. 380; wunder stiften En. 3503. INlar. 27;
leil stiften Diut. 3, 56. nhd. brand, uiilioil, elend, übel
stiften; ein kloster, eine gesellschaft stillen.
üben. ahd. got uoben (deum colere) N. ps. 43, 18;
abgolir uoben Diut. 3, 26; die acchera uoben (agros colertO
Ecc. fr. or. 2, 942; gonunan \iaban (habere niarilun)) O.
11. 14, 53; thionost uaban O. I. 16, 12; abkoldicnisl
Hüben N. ps. 77, 58; briilloiifti uaban 0. 11. 8, 3; uaban
Ihnz sang 0. I. 12, 29; ^\va uoben Diut. 3, 93; reht
uoben N. ps. 118, 48; luireht uoIxmi N. ps. 25, 10; uaban
willon 0. 111. 20, 153; guoliu wcrch \ioben N. ps. 72, 13;
fre\vi uoben N. ps. 94, 1; slritspil uoben N. Blli. 107;
und andere mehr, aus dem subsl. Nvlnuopida (lemulculia)
ist WIM »loban zu folgern. alls. lliau ul)can (iiioreni ser-
vare.) mlul. eilen uoben Rol. . . ; uop iiehon
Rarz. 319, II; den alten silc iicben cod. pal. 361, 90"=;
die alte gcNVonhcil iieben ; den sumcr iielien JNls. 2, 193*;
598 einfacher satz.
swcii iic'I)en Enisl 901; den lirackcn nnil daz armbrnsl
ücben Trist. 17271-, den schilt üel)eii meist. Alex. H.S^^;
Schildes ainhet iiehcii i'arz. 333, 27; «pot iielien INih. 11.58,
3;«hunde ücben Diiil. 3, 90; schimpf üehen 'l'roj. 3471;
lop lieben liS. 2, 712; daz nifcre iieben I'arz. 402, 4; stnes
171)05 kraft iieben Otto hart; blicke iieben Trist. 19068;
geren und buosen iieben g. schm. 1538; liirs und riiobe
iioben Dint. 3, 57; manKche tat iieben I\v. 3004; manlieit
unde ^vafen iieben Iw. 7388; die jugent iieben Trist. 4413;
iinreht iieben Dint. 3, 59; fremde ziingen iieben Troj.
22486; jamer iieben Troj. 22539; ein liemede iieben Trist.
12787; ziinberwerc iieben Herb. 110*^; strazen iieben
IMarlina 215=»; den sch?n iieben Ms. 1, 39''; -wippers sweif
iieben Ms. 2, 225^; schulde iieben Gregor 2068; tumpheit
üeben Parz. 489, 7.
hetjehn. mhd. daz ors hegen Parz. 488, 1; den sun
began' (scpelire) En. 8296; jamer began Kn. 8039. Diut.
1, 15; pris hegen Iw. 3355; unhövescheit bogen Iw. 4318;
genade hegen Iw. 8123; diu werc Nib. 429, 3. nhd. eine
that, ein fest begehn.
bauen, daz laut biiwen Karl 50^. Trist. 9532. Gudr.
873, 1; daz enelende büwen Roth. 2346. cod. pal. 361, 631^;
diu riebe buwen Bit. 229 ; daz künccrfche buwen; die iinde
buwen Gudr. 287, 4; diu wazzer buwen Troj. 14005; den
liac buwen Troj. 806 ; den tan büwen Wigal. 5835 ; die str;ize
buwen Gudr. 1458, 3; der minne slraze buwen Aw. 3, 25 ;
die banc büwen Aw. 3, 14; daz wal büwen Bit. 3614;
daz siechhüs büwen Iw. 7778; die helle büwen Karl 41^;
büwen ein vaz Iw. 7031; diu freude bouwet niineu muot
Aw. 3, 20; die niinne büwen Trist. 12241; den arcwan
büwen Trist. 16490; hüte si ir art Trist. 17955. nhd.
nur den acker, das feld, das land bauen, ags. fold büan ;
iiieduseld büan B. 6126. altn. hverr bj-ggir borgir thessar?
Sa^m. 172''. auch das ags. viuiiau (habitare) wird mit dem
bloßen acc. construiert, z. b. väteregesan vunian cealde slrea-
nias B. 2520, das ahd. wonen nur mit in und dem dat.
habeil. goth. saürga haban Job. 16, 21. 22; gavairthi
haban Rom. 12, 18. ahd. lip hapen (vila frui), ni waniu ili
iu IIb habbe (non puto eum amplius in vita esse) Hild.; thaz
iz nniasi haben lib (ut vitani servare possei) 0. I. 20, 19;
thia jugund haben (in juventute esse) 0. V. 5, 5; iluht
liabeu (refugium habere) N. ps. 31, 7; habent thurfli (ue-
cesse habent) T. 80. mhd. danc han Iw. 2138; undanc
hiui Nib. 90J, 1. Wallh. 117, 31. Wh. 140, 8; ere han
Parz. 460, 13. 506, 22. belibens ere han Parz. 449, 24;
\
Tionien. casus, wum verb. abh. clcc. 599
den lip hän , er hei ein schoenen alten llp Iw. 6449; sin lian
Parz. 506; 30. 461, 28. Geo. 5207 ; haz han Wh. 141, 1. 349,
39; hulde hau Giulr. 1502, 4. Iw. 5469. 7903; urloup han
Parz. 450, 24. 30; angest han En. 2681; vorhte hän Iw.
7708; vreude hän 690; riiowe hän Diut. 1, 33. Gudr.
1151, 1. 1328, 2; frlde hän Bit. 3202; kiimber hän Iw.
7404; klage hän Wigal. 2047; ein ende hän Iw. 4237. 8101 ;
der spise het er keinen nuiot Parz. 452, 21; wän hän Turl.
Wh. 75*^; wände! hän Iw. 1901. 4155 ; ir teil hän Iw. 7694;
tugent hän Parz. 139, 25; pflihl liäii Freid. 48, 5. 98, 8. 116, 2.
Ms. 2, 145a. pllilile hän Wli. 150, 26; die helfe hän Parz.
452, 5; gerich hän Ben. 152; vhiht Jiän Ben. 166. 175.
180. Parz.467, 4. 488, 8. Wh. 254, 12; ker hän Wh. 2b, 16.
Parz. 569, 6; vliiz hän Freid. 35, 16; wilden art hau
Parz. 489, 5; ahte hän Iw. 8081; siinde hän Parz. 456,
30. 583, 3; scal hän Diut. 1, 9; strit hän Iw. 5224; rede
hän Iw. 7278; jage hän Ms. 2, 25 1^; und andere mehr,
nhd. dank, theil, streit, angst, ruhe, verlangen, das leben,
die gnade, die absieht, den mut, das herz haben u. s. w.
halten, goth. haldan (pascere) hairda (gregem) Matth.
8, 30; sveina (porcos) Luc. 15, 15. ahd. fdui haltan, noch
nhd. vieh , külie, Schweine halten, weniger im sinn von
weiden, als untcrhallen. nihd. fride lialtcn; wärheit halten
Iw. 8069. nhd. ruhe halten, waclie hallen; rat, rede halten;
versamlung halten; maß halten; den jnund halten (tacere.)
niul. spot houden Rein. 585. 587. 1145; den niont houden
liüin. 596; den j)at houden Bein. 633. ags. heahlan lufan
B. 3904; niädhmas healdan B. 4824; niuras healdan (pa-
ludes habitare) B. . . ; hlijnbed healdan B. 6063;
lyltvynne healdan ].. 6082; sceftnylto healdan B. 6231;
cordhan healdan B. 6327.
(jfthen. goth. Icv giban (occasloneni dare) II Cor. 5, 12;
Slalii gibilh Uoni. 12, 19. ahd. segan goban 0. V. 3, 1 ;
gab allen heiligun thank liudw. lied ; stal kcpan (ccssare)
Diut. 1, 191=' 202\ stal gepcnt gl. mons. 387. gab slal zi
rinnaiinc 0. IIT. 14, 26. gab th es ruafenncs slal 0. III. 11, 20;
sälda geben (benedicere) N. ])S. 111, 2; giräli gcban 0. 111.
25, 21 ; zala geben N. Blh. 190. nihd. schin geben l'arz.459,
13; gl.ist geben Paiz. 398, 29; brehen geben Bai/.. 71, 1.
Wii. 367, 27; ruUe gel)en Wigal. 9294 ; lieht geben l':n.9392;
schal geben Parz. 35, 27.63, 5; gedcrne Parz. 39, 21; d(")zes
klac Parz. 379, 11; schale geben; rouni geben Parz. 1, 22;
Wie gt*l)en Barz. 57, 9; wich geben Ms. 2, 1" 3» 4*; guz
geben Parz. 572, 1; saf geben Wh. 251. 7; vluz geben
(){){) ei/ij\icher Sdtz.
K\. . . ; \ro.sl geben Pniz. 440, H; dienest ge-
ben Parz. 511, 17; ßlime gel)en Ms. 1, 87". l'aiz. 703,
14; Kmi geben Parz. 449, 1«; pin geben l'arz. ^«a, 2«;
zorn geben Apollon. 12745. 12749; slril geben Wh. 165,
4; Wandel geben Tarz. 499, 18; vride geben 1^1.9210.9218;
ral geben Faiz. 456, 29; rede liarl. 127, 4; aulNVort Troj.
14304; messe geben Parz. 378, 24; geleile geben Parz. 568,
24; b-re geben I\v. 4; scgen geben Iw. 6424; sa'lde geben
Inv. 5531. 8166; gruoz geben Iw. 2822; den eit geben Inv.
7208; die vhiht geben Iw. 1055. Geo. 5488; ein ende
geben gr. Rnd. G^ 9; gesellescliaft geben Parz. 303, 8.
565, 8; ritcrscliaft geben Gudr. 1469, 2; sippe geben Wli.
1, 19; triuwe geben Gndr. 1162, 1; zil geben Pari. 302,
12; daz swert ze beiden banden geben 'Irist. 7086. Troi.
12054. 12838. iihd. segen , rat, schalten, räum, statt
geben, engl, glve ground (loco cedere.)
nehmen, golh.lev ninian (occasiouem siimere) Piom. 7, 8.
1 1 ; qven ICor. 7, 28; garuni niman (concilium inire) ]Mallh.
27,7. alid. cüuma nemau (animadvertere) gl. Jun.233 ; nemaa
gounia 0. I. 24, 3. 11. 3, 22 ; nenian sign Is. 63, 21. sigi 0. V.
4, 49. sign IV. 3, 23. V. 16, 2. sigo nemen N. Btli. 65 ; neman
faslun (jejunium celebrare) Liidw. lied ; pilde nemen (aenui-
lari) N. ps. 36, 1. nihd. aulliilze uenien Parz. 464, 28; arbeit
nemen Iw. 7489; bilde nemen Doc. niisc. 2, 296. 297.
Ms. 2, 256^; buoze Parz. 499, 27; ende En. 749. Iw. 999.
Trist. 8922. 9242; habe (portuml nemen En. 234. 500; die
obern hant Iw. 1537; herberge nemen En. 5272. Parz.
353, 11. Iw. 976; gemach nemen En. 246; gesellescliaft
nemen Parz. 381, 21; gevelle nemen Parz. 60, 20; goume
nemen Parz. 352, 27. 447, 10; kämpf nemen Iw. 6822;
kere nemen Trist. 6851. 8941. 9132. 10046. 11809. 14290.
17499; kint nemen (concipere prolem) Gndr. 1254, 1;
kouf nemen En. 944; kriec nemen IMs. 2, 172*^; lantveste
nemen Parz. 750, 9; lere nemen feldb. 493; list nemen
]Mns. 2, 44; man nemen Iw. 2094. 2151. 4055. 4119.
Walth. 106; nil nemen (concipere invidiam) Parz. 463, 7;
pUihle nemen Parz. 264, 11. Wh. 130, 16; den poinder
nemen 197, 4; pris nemen Iw. 3062. Parz. 4, 16; rat
nemen En. 643. Parz. 162, 29; daz re nemen Parz. 744,
15; reise nemen Trist. 18615; roiip nemen En. 4794.
Gudr. 1546, 3; rüm nemen Parz. 655, 8; ruow^e nemen
Trist. 13438; schaden nemen En. 6652. 9467; schouwe
nemen aH. 233, 24; schrecken nemen Berlh. 253; Sicher-
heit nemen Iw. 3777; den sin nemen Iw. 1487; slaf nemen
Ujut. 2, 32; sprunc nemen Gudr. 98, 2; strit nemen Wli.
noinen. casus, vom verh. ahh. acc. 601
145, 22; 8wanc nemen coil. pl.341, 47<= Trist. 17161 ; tlen
tut Wigal. 4203; touf neincn Geo. .5212; turnei nenieii Wh.
127, 21. Wigal. 1447; twale uenieu Wigal. 8721; unhllde
uemeu WoHd. 1825. 1836; urloup nemen Iw. 1257.3824;
val nemen lv\-. 1091. A\v. 3, 171. Greg. 2037. Trist. 10918.
15592; valt nemen Trist. 10918. 10950; vesle nemen Kl.
; den iliiz und die ilieze nemen Trist. 13277.
13332; Pride nemen gr. TUid. O, 21. D^, 14. livl. clir. 5^;
wanc nemen Ms. 2, 83^; wandel nemen W'igal. 8968;
war nemen Parz. 148, 22. Iw. 1298. 4531. 5902. IMs. 2,
171''; den wich nemen livl. ehr. 71^ 74*; wip nemen
Jw. 6628. nhd. abschied, anlauf, bad , beispiel , ende,
Iran, freiheit, flucht, mühe, platz, überhand, rath, scliaden,
sitz, trunk, Urlaub, weg, weih. alts. wara neman. ags.
niüde niman B. 4227; geleafan niman (fidem habere);
sibbe niman (pacem teuere.) alln. stadhar nema ; verdhar
oc sumbl nema Srem. 52*.
goth. liugan, liugaida yuftelv, liugands anthara yafiwv
itfoav Luc. 16, 18; ihu galiugdida ciVTr;v ^ya/iii;os INlarc.
6, 17; liugaith anthara yu/m'^üy uXh;v Pilarc. 10, 11; afsa-
lida liugailh dnoXslv/niv);!' ya/tt'jny INIallh. 5, 32; cjven
liugaida yvvalza tyi]fia Luc. 14, 20; ni liugand ni linganda
ovta yafiovoiv oike ya/iiGKorzai Marc. 12, 25; liugand
iah liuganda yufiovoi. v,u) iy.yu/tday.ovrat Luc. 20, 34; liu-
gaidechui jah liugaidus vcsun ^yüfiovv i'S^eyaftl^ov'io Luc.
17, 27; liugada antharannna yuftr^dj] iD.hn INIarc. 10, 12;
liugandau yufn;aäTO)Guv ICor. 7, 9; balizö ist liugan ihau
intundnan aQeiaoov yaQ ioTi yafn';acci i] •ni'Qovn\)ui 1 Cor.
7, 9; jabai nimis qven, ni fravaurhlcs, jah iabai liugada
niavi, ni fravaurhta tav öh y.al yijftr/St ovy^ yfiaQTcg, y.ul
luv yrjfirj i) iia^divos , ovy ^j/KUQie 1 Cor. 7, 28. Ein
merkwürdiges vcrbiun , seiner wurzel \uid construction
nach, ob sich \cr\vanillschaft zwischen dem starken liuga,
IvM^ i!)fVÖ0f(C(i II Cor. 11, 32 und dem schwachen liuga,
liugaida yafiiM behaupten lalU (giamm. 2, 8S) , bleibt hier
dalangestellt '*'). aber das aclive, den acc. regierende liuga
qv(5n entspricht dem gr. ya/iio) yvvuixa, das mit dem da-
liv consliuicrle liugada abln dem gr. ycififOficct iivd'oi\ inid
dieses ein j)assiv ausschlielkMuUMi dalivs halben wuW das
gülh. worl, gleich dem griechisclien , wahic mcdiiilfona
sein (s. 23.) mavi liugada sumamma heißt /; nui^ü tiüQ
•) liiij;!! ücicr liiigö inatrimonium , iiacli dem «hil. i>l. Iiiit;öm ICor.
T, 10.
()0'2 el/ijachar suiz,
yufithal Ttvt, Ulf. übersetzt clen conj. des aor. y^J/fiy
durch sein [jräs. itul. 1 Cor. 7, 28, er bezieht a.her ya/tti;oä-
rmaav , das I Cor. 7, 9 die unverlieirateten inaniier angeht,
auf die witwen , und sagt liugaudau , niclit liugaiiia, wie
auch die vulg. nubanl liat, nicht ducant. im griecli. ist keine
lesart yajmjoüodwauv. liugaidus vesun Luc. 17, 27 ist passi-
visch, vulg. dabanlur ad nuptias, obgleich i^eya/iii^ovro me-
dial genommen werden dari' iiir nubebant; aber wie konnte
eine golh. Umschreibung des priit. pass. medialen sinn geben?
faiKjen. ahd. thia beldida gifiang 0. V. 5, 9 ; drust
gifahan 0. 1. 20, 30. mhd. genade vahen Iw. 2303.2309;
lierberge vahen Parz. ß3(S, 6. Wigam. 6003. Laurin b. Nye-
rup 55; ein herze vähen IJIr. Trist. 1141; eine küele van
Diul. 1, 33; lant gevdn En. 243; einen slic gevälien Iw.
274. Wigal. 4867; den sniac empfan IMs. 2, 248»; slaf
empfan Bari. 116, 2; jugent empfan Parz. 469, 27; vorlite
enphan Troj. 5561; verlust Troj. 6131. nhd. ein kind em-
pfangen (concipere.) ahn. fd son , fa duttir (filium , fdiam
concipere) ; f.! niat (cibum capere); fä sveita (sudare.)
iiiei\en. goth. niutan liskans (capere pisces) Luc. 5, 9.
ahd. tlien spihari niazan 0. \. 28, 16; liubi niazan 0. V.
7, 38; ihaz gisidili niazan 0. V. 9, 19. mhd. den schätz
niczcn Nib. 1077, 4; daz bröt niezen INIar. 62; milich nie-
zen Diut. 3, 57. mnl. nutten olye INlaei'I. 1, 321.
leiten, ahd. quenun leitan (uxorem diicere) T. Matth.
19, 9 ; dinc gileitan (litem gerere) Hild. 33 ; leitta ira daga
0. L 16, 7; lioht leitan 0. Hartm. 104; lieri leitan (ex-
ercitum ducere); cart leitan (chorum ducere) ; lip leitan;
wazar leitan. mhd. den Itp leiten Diut, 3, 54; lant leiten
(fiiies circumducere) ; swert leiten cod. pal. 361, 50*».
Stolle 149* ; diu wäpen leiten Tit. 72, 1; eine scar leiten
En. 5012; jugent leiten Iw. 6379; laster und leit leiten
Trist. 16581; minne leiten Trist. 18277; leben leiten Trist.
18354; andaht leiten Trist. 18330.
führen, ahd. balo fuaran (fraudem agere) 0. IV. 12,
20 ; inwit furan (dolum struere) Hild. 40. mhd. unreht
füereu Trist. 6937. nhd. sagen wir: list, trug, böses im
Schilde führen ; vgl. anführen (fallere.) ags. sidhfat feran
(iter aggredi.) mhd. diu man-e füeren Nib. 28, 3.
richten. ahd. saro rihtan (arma inslruere , parare)
Hild. 4; fiua rihten (dolum struere) N. ps. 63, 4; striccha
rihten (laqueos tendere) N. ps. 9, 17. 139, 5; nezze rihten
(rete tendere) N. Blh. . . ; den stuol rihlen (throiuuu pa-
\
jioiuen. casus, vom verh. ahh. acc. 603
rare) N. ps. 9, 8; -svega rllitan f\ias parare) 0. I. 23, 27.
II. 7, 8; päd rilitau 0. I. 27, 42; tlien sin rihtan (regere
meutern) 0. II. 11, 42; tuigu rilitan (nientem dirigere) O.
Harlni. 28; thaz wort rihtan (linguani regere) 0. IV. 1,
5 ; die bedeutungen schwanken zwischen richten (regere)
und einrichten (dirigere, instruere.) mhd. läge rihten (in-
sidias parare) ; stricke rihten Ben. 1.54. Trist. 13685. 13865 ;
den galgen rihten Pin. 6783 (aiicli alts. galgon rihtan);
niangen rillten En. 6831; den tisch rihten (vgl. tisclige-
rilite y\\i. 173, 28); spot rihten (spolt treiben, anstellen)
En. 2018.
stellen, ahd. stellan niinö federa Diut. 2, 375. nilid.
läge stellen Herb. 111''; netze stellen; bogen stellen Kn.
4607; jamer stellen Eilh. Trist. 4592. Troj. 24167; wunder
stellen Herb. 36^» 38* 39'^ 43« 49^^ 701^ 74« 107^ Alex.
4008. 4424; nut stellen Herb. 63^ 105^ 118«; ein leit stel-
len Herb. 43^ 63*^; ungebajre stellen Herb. 63«; mein und
mort stellen Troj. 12985; bercfride stellen Alex. 644. nhd,
fallen , netze stellen ; briefe stellen.
dehneil. alts. netti thenidun (rete extendebant) Hei.
34, 19; ahd. then fingar thenita 0. II. 3, 38; thenis thinö
lienti 0. \. 15,41; thenenli stna hant T. 46, 3; thaz suert
thenita 0. II. 9, 51.
reellen, ahd. träne recchen (movere lacrimas) N. Bth.
9; rahton risuin (moverunt risuni) das.; fic winda recchen
(movere ventos) das. 12'; gelüste recchen (excitare) j\. Cap.
5; den dag recchen (curruni dioi i)rovehere) N. Bth. 107;
howe unde gras recchen an dien bergen (focnum et her-
bam producere in niontibns) N. ps. 146, 8; den wuoft
rahta (liictiim excitavit) N. Bth. 180; tronnia recchen?
(soinnia exponere) , nach dem subst. troiimrochare zu fol-
gern, mhd. die hant recken Iw. 3304. lüib. Trist. 1821;
alte schulde recken (excitare) Trist. 5428.
schhujen. ein zeit slan Anno 283. En. 5276. cod. jial.
361, 2« 'l'arz. 668, 20; hiiltcn slan Ulr. Trist. 634. ülto
hart ..; eine miil slahen (molam oxstruerc) INIB. IS, 83
(a. 1315); swert slahon Karl 25' 32^» Bit. 137; anker von
isen slahen (iudr. 1109, 1; hclmc slahen (Judr. 1107, 3;
schuo slan (schmieden) Holh. 2137; gcsmidc slan Uoth. 775;
kctcne slahen Iw. 531; niuwe tugcnde slahon ( priigen )
Diut. 1, 318; was heißt einen slif (slef) slahen? AMi. 3,
3''' cod. cass, ; die schiben slahen Trist. 7165; einen swanc
slahen Karl M)^ (iudr. 1446, 1 ; einen slac slaluMi Iw. 5047,
6505; wunden slahen Iw. 1105. 5045. 5410. 6776; die
604 einfacher salz.
hendo slati Kn. 8070 •, die liant sliiog er für die scliam Ls.
3, 226; ein kleiiii)liii slalion \AigriI. 2376. iihd. zeit,
])nicke, sclivverl sclilagcii ; laule, harfe , tromniel schlagen;
ball sclilagcii; geld , niüiize sclilagcii ; feuer schlagen (aus
dem stein, exculere igneni); liolz schlagen (mit dem bell,
fällen); ein rad , einen burzelbaum schlagen; ein kreuz
schlagen (mit der band); die thiire schlagen (zuschlagen.)
mnl. die clinke , den clinc slacn Huyd. op St. 3, 284.
mhd. harn (ferire, subigere.) '•'') daz kint bern IMs. 2,
176*; die jungen bern Wallh. 24, 9; Cunncware zerbern
Parz. 153, 3; den rücke bern; Adamen üz erde bern (aus
der leimmasse kneten , zusammendrücken) Diut. 2 , 25 ;
man engit iu kein stro dA mite fr den ziegel bert (knetet)
Kud. weltchr. ; wahs bern (ceram fingere, subigere) INIs. 2,
168* 177* Bit. 9270; die str.lze bern (viam terere) Freid.
66, 11; die wege bern Ernst 3507; den pfat bern Wh. 38,
14 *'''•); der grasewec iingel)ert (wenig betreten) Greg.;
den esterich mit triten zerbern Tiist. 17123; (das gewürz
auf dem teppich) mit triten bern (zertreten) Parz. 790, 5;
der wint bert bouma gras u. sa'te (irift, bewegt, durch-
streicht) Bari. 240.
mhd. h'im (ferre.) schate bern (umbram praebere) Rol.
2, 16. 12, 31. Karl 12» Ms. 2, 58* Trist. 4671. 4911. 16740.
Troj. 10015; schin bern Karl. 89^»; lieht bern Roth. 4947.
all. 236, 26. Freid. 71, 7. Bari. 234. 235; glast bern Troj.
3002; schocne bern Trist. 6635; vroude bern Trist. 19191;
lust bern Trist. 17175; wnocher bern Trist. 16471. 16821;
bilde bern Trist. 1802; vride bern Iw. 1915; tugende bern
Nib. 1579, 2; saelde und ere bern Iw. 4855; ere bern
Freid. 174, 9; autpfanc bern Iw. 18628; leben bern Parz.
469, 10; smao bern Iw. 6447. Karl 117^; schaden bern;
riuwe bern Trist. 9673. ahd. era heran Is. 95, 11; fruma
heran 0. V. 12, 21. alts. mildean, bittran hugi heran Hei. 100,
13. golh. vargllha bairan (danuiationcm ferre) Gal. 5, 10;
akran bairan (fructum ferre); sunu bairan (fdium parere).
mhd. sun gebern(gignere, auch von mannern, z.b. Bari. 55, 33.)
tragen. ahd. milti dragan 0. Hartm. 139; ih trago
dinen sito (niorem tibi gero) N. Bth. 233. mhd. danc tra-
gen Alex. 593; rät tragen Walth. 105, 18 ; var tragen Ernst
2107; werre tragen ]Ms. 2, 251^; haz tragen Bari. 29, 4;
*) oft ohne acc, mit siegen bern Troj. 4036; tengeln und beru
Troj. 4085.
••) IVniiz. battre le sentier. Mt'on 1, 100. ITl.
nomen, casus, vom verb. ahh. acc. 606
imiol tragen Iw. 7468. 4768. Bari. 27, 11; willen, Unwil-
len tragen Iw. 3483. 4867; gunt tragen Tioj. 882; eilen
tragen Eracl. 4693; glänz tragen Nib. 742, 4; scliin tragen
Parz. 581, 8; varvve Diut. 1, 318; kuniber tragen Iw. 7800.
8100; angest xinde leit tragen Iw. 4395; schände tragen Iw.
4326; swieren tac luul iibele zit tragen Iw. 1740; zadel
tragen Parz. 190, 8; niageluom tragen Parz. 458, 2. nhd.
angst, last, sclimerz, sorge tragen; ein kind tragen.
heben. abd. liuabun sang 0. IV. 4, 41; wig irhuabi
0. IV. 8, 7. 14. nibd. bralit heben Iw. 682; schal heben
Mb. 1846, 2. Iw. 1225; sirit lieben Iw. 871; spil heben
Iw. 824; Spot heben Pnige 467; zorn heben Iw. 1381. nhd.
krieg, streit, gesang anheben , erheben, ahn. hefja orroslu.
lecjen. goth. lagian gavairlhi, hairu ßaUiv eiQr^vi;Vy
fitiyuiQuv ]\laUh. 10, 34; lagjan kniva IVIarc. 15, 19. iiihd.
grünt legen; daz gesinde legen ]\ib. 743, 5. nhd. grnnd
legen.
setzen, goth. gasaljan grunduvaddiu Luc. 6, 48. 14,29;
gasaljan naniu (nonien iniponere) Marc. 3, 17; bislugciv
satjan (ollendicuhuii ponere) Koni. 14, 13. vgl. solsalire.
xvenden. ahd. Tarawa wenlan 0. I, 4, 25. 5, 18. nihd.
sorge wenden Ls. 1, 183. Gudr. 997, 3; swa^re wenden
Wallh. 113, 1; truren wenden Wallh. 109, 6; kiiniber
wenden; riioni wenden Parz. 195, 26; val w^enden Ls. 1,
638; strft wenden (uidr. 783, 2; not wenden; ere weiulen
cod. külocz. 249; leit wenden /Viiigb. 23'^; spisc und wtn
wenden Anigb. 4''; leger wenden \A h. ... ; zomu wenden
Ulr. Trist. 1946.
xverfen. goth. vairpan nalja Luc. 5, 5. ahd. werfet
wcppi! (texile lelani) gl. nions. 334. nihd. daz blat wer-
fen (vcrlere) Amis 253. 263 ; loup uz werfen (folia einit-
tere). ninl. luf werpen INLierl. 1, 42. nhd. junge werfen;
licht. Schallen werfen.
treiben, ahd. reda tribcn N. P>th. 179; arendo Iribeu
N. Cap. 44; bolescaf trtben N. Cap. 50. nhd. goschiift,
handel , wirlschafl treiben; spoll treiben; un/ucbl treiben;
mnl. claghc, janier driveu Hein. 308; bliscap driven
Rein. 908.
brechen, nihd. den slaf brechen Parz. 554, 11; huole
u. läge lircchen >Vallli. 11, 23. 15, 28; ziiht und site
brechen Iw. 3234. 180. 2329; gebande brechen Iw. 5416;
eit brechen Iw. 7966. nhd. ehe, eid, vertrag, wort
brechen.
606 einjacher satz.
zehren f zerren, golli. gatairan vittjlli (solvere legem.)
mlul. diMi li[j zcin (vilain consumeje); daz leben zeru Ls.
3, 58. 102; guol zern Nib. 1019, 2. Amgb. 2^; lüge ge-
zern Ms. 2, 14* (wie iibd. lüge reißen); den roup zern
Frcid. 150, 1. ulid. sein geld, sein leben Yerzeliren.
sliirzen. iiilid. den heim stürzen Wh. 127, 13. nnl.
blud slorten, tränen störten (fundere.)
messen, alid. kouf mezzan 0. II. 11, 14. iiilid. bilde
niezzen Troj. 19626; sanc niezzen Parz. 337, 6; den boum
mezzen Parz. 292 , 19; den acker niezzen (der hinge nach
zu boden lallen) Parz. 174, 30, ags. slrajte nielan (viam
emetiri) B. 3266; merestricta metan ß. 1022; medustig ge-
nietan B. 1841; lifveg metan (viam vilae percurrere) C.
184, 9; Vicsleal melan (caslra ineliri) C. 183, 16.
suchen. ags. ham secean (domum visitare) B. 1428 ;
sefenreste secean (lectum quaerere) B. 1284; secan sund-
gebland (aequor visilare, navigare) B. 2899; secan deofla
gedreeg (i'gedreag) B. 1505'; dum secean B. 5635. alts.
lioht odar suokean (in aliam vitam migrare) Hei. 17, 17;
erda sukean (in terram cadere.) alid. bita siiachan 0. 11.
14, 58. mhd. äventiure snoclien Iw. 377 ; gerillte suo-
chen ; dinen viioz suoch ich (um zu knien) Eracl. 3269;
mit Yalle suochler den grüenen kle, mit valle besuchter
den sant. Wilkens kreuzz. 4, anli. 41. 43. nhd. den bo-
den suchen (fallen); die thiir suchen; das bett, die ruhe
suchen (schlafen gehn); heimsuchen.
ijervinnen. ahd. kint gewinnen N. Cap. 139. W. 53,
15; brut givvinnan 0. 111. 6, 17; hrusti giwinnan Hild. 56;
pii givvinnan; scaz giwinnen N. Bth.; guat N. ps. 23, 4;
heriscaf giwinnan 0. IV. 17, 15; grehti giwinnen N. ps.
139, 11; heilida giwinnan 0. III. 11, 29; dr«jst giwinnan
0. V. 7, 28; mendi gewinnen N. ps. 136, 1 ; frowi N. ps.
35, 9; gedingi gewinnen N. ps. 118, 43; hulde gewinnen
W. 75, 5; seli gewinnen N. ps. 87, 16; antlaz sunteuno
giwinnan; sichurheit giwinnan 0. III. 25, 36; rawa gewin-
nen N. ps. 38, 14; truobe muot N. ps. 76, 5 grunni gi-
winnan 0. I. 20, 16. mhd. kint gewinnen Bon. 10, 12.
19, 2. Bari. 52, 39. 292, 7. Dietr. 8« 26^^; einen sun ge-
winnen En. 3633; daz kelbel geAvinnen Lohengr. 12;
recken gewuinen Nib. 106, 3; den degen Nib. 288, 4; ein
her En. 4506; herberge En. 5200: hus Iw. 2825, 7584;
daz swert Iw. 5040; die kröne Wigal 3867; die tür Nib.
2011, 3; daz polenbrul Parz, 577, 17; kunecriche Wigal.
1442} mäht Iw. 5622; den lip Iw. 6851; tac Iw. 1743.
rtoinen. casus, vorn verb. ahh. acc. 6 07
233.5; tage Iw. 7989; guot gemach Ivv. 1783; heil Kii.
7402; ruoiu Diut. 3, 56; ere Nib. 7, 4. Iw. 3970. 6607;
frunien Trist. 2301 ; genuht jMar. 16; sige l\v. 1039. 6799;
gelüiiben Wigal. 622; rilers nainen l\v. 1456. 3038; hiilde
Iw. 1619. 4046. 5446; kuiule Wigal. 5444. liarl. 26, 30;
ort Bari. 1, 19; daz nia-re Bari. 5, 6; zit l\v. 8147; huch-
zit Iw. 35; vrist Iw. 6026; urloiip Diut. 3, 76. En. 4532;
varwe Anno 653. Bon. 100, 74; sin JMar. 64. Wigal. 5885;
triiiwe Wigal. 3691; angest En. 7047; arbeit En. 6907. Iw.
5776; kuniber Iw. 5785; leit Wigal. 2474; nut Iw. 4392.
7451; schaden En. 4483. Iw. 7368. Wigal. 1172. 3221.
Bari. 14, 21; schände Iw. 7834; lasier Iw. 757; lasier
u. un^re Iw. 1769; huclivart Wigal. 10539; valsch \\'i-
gal. 1487; unrat Wigal. 7421; wunden gr. Riid. H», 3.
iilid. blätter, zweige gewinnen; heu, gelraide, erz ; brol ;
sieg, Schlacht, spiel, sache , weite; preis, loos ; freilieit,
gnade, huld , liebe, rühm, vertrauen; anfang , forlgang,
ende, aiisgang; geschmack; rath u. s. w. alls. winnan
wundarquala llel. 167, 28. ags. \fle vinnan (poenam con-
sequi.) altn. eidh vinna (juranientuni praeslare); viuna
sigr; hialpir vinna (auxiliuni praeslare) Sivni. 239*.
golh. Idistjan (secjui), ags. laestan (sequi, exsequi.) go-
des villan licslan C. 16, 16; x godes gela^slan C. 229, 18;
v;i!ie gela;slan C. 139, 10; hestan treovra-denne C. 139, 5.
alts. fridu lestean (exsequi paceni) llel. 160, 11; geld 6,
9; Iura 6, 6; ajnbalitscepi 33, 18; lie!;eniiki 31, 18. alid.
huldi lelslan 0. IV. 12, 9; triwa leisten ^^. 33, 20. 52, 8;
gnada leisten W. 52, 3; Avillen leisten W. 43, 28; gebot
leisten N. ps. 102, 18; intheizza leisten (vota reddere) N.
ps. 45, 16; den eid leislan. nihd. leisten gotcs tougen
Diut. 3, 66; gesellekeit leisten Trist. 1431; gewonlieit lei-
sten Iw. 6595: gebot leisten Bail. 281, 8; werk unde wort
leisten Bari. 81, 21; vait leisten Iw. 6588. nhd. dienst,
eid, gewähr, verzieht leisten.
bieteil. nihd. antwort bieten Troj. 14208; dienest
bieten Iw. 6300. Parz. 576, 20; ere bieten Iw. 750. 2725.
2759. 6547. 7638. Parz. 750, 13. guot bieten Iw. 4841 ;
gruoz bielen Parz. 446, 22; laut bieten Nib. 188, l; lou-
gen bieten Parz. 133, 11. augsb. stadlb. ; kanq)! bieten ]'.i\.
9453; Ijost bieten Parz. 383, 23; tjostieren bielen Parz.
384, 28; nunit bielen Parz. 4()5, 20 ; wan,:;en bielen \N altli.
32, 18; ougen bieten Troj. 15931; oren (i;u bieten Iw.25l;
lachen bieten Parz. 304, 16; du/en bieten Parz. 749, 29;
schinen bieten Nib. 1564, 2; sdiin bieten ^^ igal. 10481;
nigcn bieten Turl. Wh. 84'; den oui:on ru.:k' bielen Parz.
608 einfacher satz.
144, 18; siclierlioil bielcii Parz. 401, 21. 418, 24; tinscultle
biclcMi Diiil. 3, 102, sogen bicleii 'Irisl. 17010; Ixise icile
bieten Jüi. 8972; die slage bieten Parz. 379, 20 *).
kiesen. nilid. ilen t()t kiesen tod. pal. 361, 74*^ gr.
Rud. C^ 15. IUI. 12874. Parz. 2,59, 14 D. Karl 80-^ lOfj»,
123'^ Isv. 730). ]Nib. 1685, 4 BDJli. AMgal. 4728. 5147;
ein sterben kiesen Parz. 750, 25; sin ende kiesen Geo.
1259. Karl 90^; linst kiesen Wh. 370, 29; schaden kiesen
Reinh. 1404. Parz. 142, 2; wunder kiesen Wh. 423, 6;
namen kiesen Parz. 746, 7; rnowe kiesen Parz. 249, 9;
die sniii'he kiesen Wh. 185, 8; den sige kiesen l^v. 7069;
listvreude kiesen Ivv. 4419; einen list kiesen Amis 1333;
klage kiesen. alls. nanion kiasan Hol. 7, 6. ags. godes
leoht geceas B. 4934; ecne r;ed geceds B. 2403. altn. lif
kiosa Schein. 4*; val kiosa Sivni. 36*. IMan kann jenes
ende kiesen dem lat. sortiri exiluni vergleichen; doch heißt
es nicht sortiri mortem, und die auiFallend hänhge , gewis
alte rodensart 'den tut kiesen', zusammengehalten mit dem
ags. odher leoht ceosan , dem altn. lif kiosa, val kiosa ge-
stattet beziehung auf heidnische Vorstellungen, vgl. 'den
tut nenien.'
priijen. mhd. daz leit (den schaden) und daz unge-
niach prüeven Kl. 255; schimpf priieven Parz. 392, 15;
die hervart priieven AVigal. 10475; die bauier prüeven
Wigal. 10902.
sprechen, alts. thia liudi sprucun hoscword manag
liölagon Criste Hei. 166,29; sum iro lastar sprac Hei. 166.
34; wahrscheinlich auch bismer oder härm sprecan. mnl.
dat hi gode lachter hadde ghesproken JNIaerl. 2, 174''; dat
mi ifolc ghen lachter en spreke Floris 3476 ; dat hi gherne
lachter spreket dien hi haet Stoke 2, 412, spreken lachter
Stoke 3, 350; ik mochte sulken spreken lachter 3, 354**).
ein ahd. lastar sprechan, mhd. laster sprechen habe ich
nicht aufzuweisen, bezweifle es aber kaum, da man sagte
einem laster tuon I\v. 7838 , wie mnl. lachter doen. ahd.
luiredina sprechan 0. II. 4, 70; thio unthulli sprechan
(ungedult, verdruß aussprechen) 0. V. 7, 17. mhd. ich
sprach iu leit Parz. 614, 6 was das ad], sein könnte; 614,
1 steht das adv. ob ich iu leide sprach, lieber jedoch wird
*) bemerkenswertli wie gern dies wort den Inf. bei sich hat.
**) dies lachter, a^s. leahter stammt ans lalian , ieahan (vitnperare,
criminari); ot» sicli lastar aus hladaii leiten lasse «iiid für hiastar stehe,
weiß icli nicht, es könnte aus lahstar hervorgegangen sein.
nomen. casus, vom verb. ahh. acc. 609
mhd. statt des dat. der person ein possessiv oder gen. ge-
setzt: der wirt sprach sm ere Parz. 173, 11, sprach ilini,
dem gast, ehrenvolles? oder was ilin , den wht selbst,
eltrtei* letztere auslegiing begünstigt A'N h. 343, 2: ir spre-
chet iwer zuht, \vie es von eurer hüllichkeit zu erwarlen
ist. allein es heilU auch: gotes ere sprechen (golt in der
kirche preisen) Parz. 461, 5. Karl 21^*), wie gotes ere
raten Karl 18^, laid wiederum: ich rate dir din ere (dir
zur ehre gereichendes) cod. pal. 361, 39''; gerade so liest
das bruchst. einer hs. Rother 5148 für ich ne rade dir
iiilit ovele *•'). einem ere sprechen , gole ere sprechen
würde nicht minder zulassig sein als die gangbaren rcdens-
arteu : einem genude sagen, einem dank sagen. uiirat
sagen Karl 37^. mhd. erbeschaft sprechen iif ein laut
Parz. 145, 14.
fjelteti (pendere, rependere.) alls. sculdl endi scatlos
geldan Hei. 99, 3. ags. goinban gildan B. 21. mhd. boro
gellen I\v. 7156; 6ie gelten I\v. 6558; die arbeit gelten
Iw. 3334; den slac gehen Iw. 6735.
lassen (enüttere, dimiltere.) ahd. träne lazen N. ])S.
38, 13. mhd. zäher lazen; sweiz lan Parz. 145, 6. 161,
12; siufzen lan (suspirium ducere) Troj. 15936. 16081.
altn. lata bludh; ags. blöd l.etan. mnl. traen Jäten (lacri-
mam fundere) Macrl. 1, 230. nhd. ader lassen y) ; blut
lassen; seufzer lassen i"Y); haare lassen (schaden leiden);
*) Rol. 136, 2 ist lierjjcstellt: spar Atn ere, wo frai^ni. 2460 .f/irßc/r.
*') daz ist in ere {lotAa := das bringt encli elire so zu liaiideln
ISib. 203:$, 4. Flore 64:54; dnz was ir t-re n;('läii Ml). 14:!H, 4; daz
wäre ime ere {^efAa Kolli. 392:$; daz ist dir »-re <i:etiin llotli. 'XM)0.
ol) es sonst nucli bedeutet: das wird eiuli von andern zur clire ge-
tlian , weiß ieii nitiit; unser iilid. das «^ereielit eiieli zur eiire ixann
l>eides aussan[en. ohne den persönlichen <Iativ : daz dulite niieli ein
ere {jetAn Rotli. 1547. äluiflelie stnuturen, mit und ohne dat. : daz
was ir liebe getan Mb. I4'ir), 4; daz w;vr ir liebe getan !Sib. WM,
4; daz dülite mieh wistuom getan Ilotli. 16;}5; daz ist tVinntschaft
getan . . . ; disen scliuohen ist niissegril'e getAn Roth. 2074 u. s. w.
überall streift hier der substantivische begril" «"re , wi>tuoni, liebe au
den adjectivischen 'erlicli (NÜi. 14:<8, 4 1). 2oX\ , 4 D) wtse, liep,
vgl. oben s. 2r)7. 2r)8; liebe in den an^'eliihrten stellen liel\e sicii
aucii für das ad\erb nehmen , ein nlxl. liupi oder liopo würde ent-
sclieiden. für den nacligewiesnen sinn von daz ist iu T-n- getAn = ze
tuonnc wird man aber die s. 121) eriirterte lügung in anspruch nehmeu
dürfen, zumal auch dort das perscmiiche pron. im dat. beigegeben ist.
f) zer Ader und zem verlie lAzen Wh. 44i», :$ , wie iihd. zur oder
lassen.
•}••)•) aueli seufzer tluin, iiolen, ausstol^-n. mhd. maiiigen siuften tie-
fen nam si üf von herzen. Wigal. 76 1:^.
M4
C)i() ei II Jacher salz.
den harn lassen; wasser lassen ii. s. w. es ist i1al)ei keine
ellipsc llieUcn , laiilen, gelien, fallen, soiuJern ilie alte,
foncrele bcdeulung von lassen. beUaniiler sind die zu
lassen, Im sinn von onn'licre, relliiquere , perdere olt con-
slrulerlen acc.
Diese von s. 594 an anfgefülirten veiba, und inanclie
andere ihnen ähnliche, sind die clgenllichen acliva , wel-
che einen rein objeclivcn acc. regieren, ihre objeclivilät
macht es eben, daß sich bei ihnen leicht (oimeln bilden,
d. h. der auf den acc. eng bczogne veibalbegrif selbst ge-
schwächt inid fast m dem snbstanliv aufgegangen erscheint,
das verbuni dient dann gleichsam nur das subst. zu verba-
lisieren ; was ist spoll üben, einen fall ihun , euien wank
nehmen anders als spollen, fallen, wanken? darum küuueu
melirere fornieln tauschen , der ganz verschiednen bedeu-
tungen des verbums luigeachtet; den val nemen,tuon; goume
nemen, han,tuon; kere nenien , hiin , tuon; den lluz geben,
nemen ; die lluht neincn , geben; schale bern , geben; kint
Jiemen,gewiiuien, empfangen u. s. w. anderemal gewährt das
verbum Unterscheidungen des sinns, und desto weniger läßt
sich aus dem subst. ein gleichbedeuliges verbum bilden.
aber auch außerhalb dieses kreises können von den-
selben verbis, die dann ihre bedeulung frischer bewah-
ren, unzählige andere acc. abhängen, z. b. von geben oder
nehmen jeder gegenständ, der wirklich gegeben oder ge-
nommen wird.
alle solche gegenstände der abhängigkeit mögen sowol
personen als Sachen sein, doch mit merklichem überge-
wicht der letzteren; ja es llei^e sich annehmen, daß die
ein Wirkung des verbums auf die person sie zur Sache
mache, hebt sich der persönliche begrif, so ist die structui*
geneigt, aus der rein accusallvisehen in eine gemischte,
oder in die eines andern casus überzutreten.
jedwede von dem activen verbum ausgehende accusatl-
vische conslruction kann daran geprüft werden , daß sie
sicli in ein passivum mit dem nom. umsetzen lassen muß.
2. Es tritt jedoch bei solclicr bezieluing auf das object
unterschied ein zwischen (janzer oder theihveiser ahhün-
giijkeit: richtet sich die einwirkung auf den gegenständ
überhaupt, so bleibt der acc. ^ wenn aber nur auf einen
unbestimmten thell desselben, so nimmt das veibum den
gen. an. Auch der griech. spräche ist diese regel nicht
unbekannt {niveiv olvov, nlveiv otvov), in der deutschen,
nomen. casus, vom verh. ahh. acc. 6ll
nameullich der golliisclien , scheint sie reiclier entfallet.
Die lalle des parlitiven gen. sollen im verfolg nacligewieseu
"werden; hier habe ich vorläufig bloli den ihnen zur seile
stehenden acc. zu belegen. es sind vorziiglicli die verba
^velclle hiihan, nehmen^ (feiiieiSeUf essen, trinken u. s. w.
ausdrücken; der acc. bei ihnen bedeutet ungelheiltes haben,
vollen genuli *).
hahan. valdufiil haba t^ovaluv t'yu) Joli. 10, 18; lilliuns
managans habain jiiih] noXXu tyoniev Iioin. 12, 4; ni
liabaida alrlha inanaga ov'it elye yi^v noWr^v JMarc. 4, 5;
uiile ni habaida vaurlins t)uJ 10 fii] eyeiv Qi^av IMarc.
4, 6; vaurlins ni haband ^i^av ovz l'yovoi Luc. 8, 13;
ni habaida qvrammilha diä »o fO] l'ysiv iz/ii('id\i Luc. 8, 6;
hlaibans ni habam liojovg ova e'yofiev Marc. 8, 16; hlaibans
ni halj;aih lioTOVS ovx tysie JNIarc. 8, 17. ahd. ni liabtllun
jnibhila erda, ni habetun ^vurzala T. 71, 3.
niman. nani hlaif i'Xccßev äorov ICor. 11, 23; ni-
niands tlians hinf hlaibans ).c'.ßo]v tovc; iiivTB uqtovs Luc.
9, 16. ahd. nemet then kelih 0. IV. 12, 13; inlfieng
hrut T. 160, 1.
matjan. hlaif nialjan llorov (payüv INL^rc. 3, 20; hluif
niatjands Luc. 7, 33; matjaith thaiia hhiif ICor. 11, 26;
matida thranisteins iad-imv dy.Qidas IMarc. 1, 6.
itan. ahd. brut az T. 68, 3. 0. IIL 6, 35; brut ezant
T. Matth. 15, 2; nitn Heise izzil N. ps. 33, 1; nihd. si
gaz iz halbez (aß es halb auf) Diut. 3, 51; az daz brut
Ivv. 3310. nhd. aß das brot; aß einen bissen.
j'iailan. frei thein sves yuniffc.yojv GOV Tov ßiov
Luc. 15, 30; frelun tliala y.ari:(puy£V avTO IVlarc. 4, 4.
liUC. 8, 5. alid. ni frazuu si iz allaz Ü. 111. 6, 56; frazuii
tldu T. 71, 2.
dritjifhan. driggkan slikl ihanci ik driggka nieTv t6
viOTi(ji()P, o tyo) ^lii'O) Marc. 10, 38; driggkailh thana
slikl ICor. 11, 26. ahd. driiikel lliaz nuna/. blual 0. IV.
10, 14; niin bluol Irinchit N. ps. 33, 1. nlid. Irinkl den
-svein, ein glas meines.
nintan. alnl. then spihari niazan 0. L 28, 16; niazan
thaz 0. 11. 5, «J; iz niazcnl 0. V. 20, 52; frunia niazcnt 0.
V. 22, 12. 23, 7. jnhd. nuz daz hiinelbrut INIar. 62; nöz ir
•) dos olijccts voll wolcliom die rode -^olit ; <!ns rrt>iliili sellist wie-
der tiu'il eines },'r.«liiieii {innzeii sein mng. die liiiille kiinn für sich
als eine \ollsliin(ii>,'e <,M;diielit werden.
(jj2 einfacher salz.
siiezeu jungen Itp fragni. 223; ^vic er si \\iJer nuz fragm.
24^; tlie spise lüezoii Con. 42, 51. kleit verniozen (vosles
consiimcre, conlercro) Trist. 4001; diu jsenlialle hei oh
dem fiioze daz vleisch \il unsuoze unz an daz hein ge-
nozzen Greg. 3208. nhd. die speise genießen, vgl. 8. 602.
liäiisjun (guslare.) k;iusjand daulhau (f, daulliu) yfvaov-
lui ■Oururov Luc. 9, 27. .loh. 8, .52; kausjan ihans (len-
tare eos) Luc. 14, 10. nhd. den tod schtnachen.
ags. hiji'fjau (guslare.) äppel nenne hyrgdest (einen
apfel vers'uciilesl) C. 54, 20.
3. Die ältere spräche gebraticht einige, doch Avenige verha,
deren intransitiver sinn vorhorschl, zuweilen transitiv,
und fügt ihnen dann den ohjccliven acc. bei. (üe jüngere
bedient sich dafür zusanunengeselzlcr \erba, oder con-
struiert praposilionen. jener acc. hat eine gelinde, oft
entbehrliche bedeutung.
ahd. iveinön. weinula thaz ira lib 0. III. 24, 8; ^YeI-
uulun ihaz ser 0. III. 24, 55 ; -sveinuta then bruader 0.
III. 24, 8; jungiu wib ne Nveinota nioman N. ps. 77, 63;
weinota thaz cliint N. Cap. 156 ; lunbe ^vaz scollu nü de-
cheinen man weinön? Ecc. fr. er. 2, 947. mhd. Avelnen
den minen lieben weisen Dlut. 3, 93; die began er wei-
nen heize Mar. 171; swer si weinet, derst ein kint, ein
schade den wir michels gerner mohten weinen Kuge 456;
den smerzen weinen Rab. 4öO ; in weinten ]Nib. 70, 1 B ;
waz weinent dise vrouwen? Nib. 799, 3; in weinde Trist.
1157; diz weinde IMarke, diz weind ouch er Trist. 4262;
weinen sünde Bari. 103, 17. 106, 26. nhd. etwas bewei-
nen oder über etwas weinen, das goth. qvainun n^vdüVy
nönTso&at Matlh. 9, 15. 11, 17 kommt nicht mit dem
casus vor.
goth. (jretan y.laleiv auch ohne acc, die präp. gaigrut
bi thu Luc. 19, 41 ist nach dem gr. e'yj.avoev in arnfj.
altn. grata einn. alts. karon , kümian Hei. 153, 3.
goth. ßekan mit dem acc. : faiüukun thu lyiomovro
avTfjV Luc. 8, 52.
ahd. chlagÖH, mhd. klagen, daz ich gole iemer clage
Iw. 6956; ich mac wol klagen min schcene wlp Iw. 3993;
die rede begunde Iwcin clagen hv. 7636 u. s. w. nhd.
klagen mehr für causari als lamentari, deplorare (beklagen.)
schon bei dem goth. hlahjau kein acc. im sinne des
lat. ridere aliquid, es steht bihlahjan: bihlöhun ina y.ure-
yeXwv UVTOV Malth. 9, 24. Luc. 8, 53.
nomen. casus, vom perb. ahh. acc. 6i3
goth. arman (nilscreri.) arni;ii inik ! üJr^üuv fie IMarc.
10, 47; gaaruuücla tliuk 'tjlir^o^ as lAlarc. .5, 19; arniai
iinsis! Luc. 17, 13; allans gaarinai ndvrus O.e^jO}] lioin.
11, 32; das part. pass. gaarniaitlis ist i^lsr^füvog , nii-
sericordiani conseculiis 1 Cor. 7, 25; gaariiiaidai vaiuilmih
o^Xeijdvßa Rom. 11, 30; das pras. pass. gaarniaindau u.^r-
-Ovioi Hom. 11, 31. die conslructiou ist ganz die unseres
lietiligen beniilleiden. bei dei)i ahd. irparnieii wird aber
der acc. des goth. Irausilivs in den noni., das subject in
den acc. umgesetzt, statt gaarma tliuk: du irparmest mili.
ebenso mhd. (ich solt iuch erbarmen Parz. 95, 6) und nhd.
auUer dem acc. erscheint ahd. und mhd. aucli der dat.
(s. 233. Graff 1, 123.)
ahd. leiden, leidon (delestarl, aversarl, aucli scliwa-
cher bloU dolere.) leiduta sea (aversatus est eos) {JraH" 2,
176. mild, er begundez sere leiden (valde dolere, tpierL
coepll) Parz. 703, 6; dtiien knniber "\vll icli leiden Wh.
150, 2. und nun wieder umgesetzt, statt daz leiduii ili :
daz leidut nüh (quält mich, thut mir leid) N. ps. 50, 6,
vielleicht auch im sinne: das klagt mich an, macht mich
\erhaUt; N. scheint leidun (acc.usare) von leiden (invisum,
odiosum redderej zu trennen, lelzleres ist das nhd. ver-
leiden, mhd. diz leidelc (angebat) si beide Trist. 12410;
in (cum) leidete der zwivel Trist. 13756. si leidelen(ver-
leidelen) im die vart Bari. 165, 7; si begunden im die cri-
ßtenheit leiden Rarl. 317, 2; den gewerbt man sere dem
degne Iculen began IN ib. 52, 4. unpersönlich mit ilem dat.
ez leidet mir (ihut mir leid) oben s. 234.
ahd. ziirnan (indignari, grave ferre) , mit dem gegen-
stände des zorns im acc , heule über etwas zürnen, er
ihesö (hlli zurnla 0. IV. 35, 2; er iz zurnli 0. V, 1>, 50;
zurntun ihia giniacha 0. IV. 30, 6. mhd. daz zurnele
Kolant Uol. 38, 25; Rr. daz ziijiien began Aib. 766, 4;
zürnen erz began ]Nib. 1516, 3. die liölischeu dichter
setzen lieber bloßes zürnen.
sorfjeii (curare.) das goth. saürgan hat niclil den
bloßen acc, sondern die pr;i|). bi vasljus INlallli. 6, 28,
nach dem gr. auch das ahd. sorgen steht mit priip. : sor-
g<]t bi sih 0. V. 19, 51; mhd. sorgen lunbe. aus dem
accusalivisch consli'uierlen bisoigen , bisuorgen 0. I. 19, 2.
8. IV. 9, 12. 32, 11 lülgere ich aber die Irülieie zulassig-
keil desselben casus bei dem einfachen worl. ndid. nlid.
bcsojgen.
alls. hitwan (pocniicrc) llel. 26, 17. 15^5, 3. 157, 5,
6l4 einfacher salz.
mild, sütnen (morari.) 8i\nulcn siz nllit mcre I\v. 7009;
daz si daz iiiht eiisunule I\v. 6983; mich ciisuinc tut ISib.
2291,4; sriinetinili Parz.149,15; ob uns ein ander man sunie
dar an 'l'risl. 14142; ir suniet ez Karl 24''*. nlid. versäumen.
golli. sildahiljan (niirari) Luc. 8, 25. Gal. 1, 6. sikla-
lelkida iiia tOavjtaaev avTOV Luc. 7, 9. alid. %viinlar6n:
iil tliarflu \vuntorun tliaz 0. 1. 16, 27; wärun tliaz avuii-
*oronle T. d, 5; ii' wunlorut lliaz Averc T. 88. iiihd. nur
mit präposition oder unislcllung, sonst niüste es INib. 00,4
stall: den lielt es (oder ez) wundern bogan heilten dürfen:
der lielt ez Avundera began. nhd. \vunderu mit priip.,
aber bewundern mit acc.
Begreiflich, daU die meisten dieser verba aucli als in-
transiliva den acc. des persünlicheu reüexivs an sich zu
nehmen pflegen: sih wcinön, sih chlagon , sih zurnan, sili
wunlarun, sih irparmeu , sih sümau (s. 34. 35.)
4. Verba, deren einwirknng hauptsachlich mif personen
gerichlet ist, die begriffe von hUf'e , dienst, ehre, anbe-
tung , fohje y lehre, seijeu enlhallend, regieren einen
weniger objeclivcn acc, welcher darum in den dat. und
gen. überschwankt.
goth. nilhan (juvare). niihais thus üvXXdfißavov av-
rais Phil. 4, 3, ein außer dieser stelle noch nicht ge-
fundenes, dem anscliein nach starkes verbuni nillia, nath,
Jiethum, Wurzel von nithjis üvyyev}]s ""d andern bisher
dunkeln Wörtern.
golli. höljau (juvare.) liva boleith mannan? rt (•''iCfS'-
h]ai:t livd QVOTiov IMarc. 8, 36. das ahd. pnozan , mlid.
biiezen (emendare, reparare) fordert neben dem acc. der
Sache den dat. der person.
goth. hilpcai (juvare) hat den gen. der person, das
ahd. helfan bald den acc. bald den dat.: misih hilpit (no-
bis ]irodest) Is. 53, 20; di\ hulli viih (qui adjuvisti ine)
K. 42^; ni liillit iulh 0. IV. 13, 6; den dat. construieren
N. W. in der gewöhnlichen bedeutung von jnvare, opem
ferre, z. b. lebenden helfen (vivis opilulari) N. ps. 87, 11,
den acc. iji der etwas schwächern von prodesse: waz
hilfet sie iz? (c|uid prodest eis? was haben sie davon?)
N. ps. 87, 11. so mag denn auch mhd. unterschieden wer-
den, bei großer liüfslelstung luid retlung sieht der dat.:
er bulle mir von hinnen ]\ib. 1878, 4; wer hiille danne
mir? Psib. 2095, 1; liingegen : waz half in (eum) daz er
künec was? 1919, 4. man vergleiche die im wb. zu Iw.
p. 190 avifgezählten construclionen: ivi half diu hitze 3843,
nome/i. casus, vom verb. abJi. acc. 6l5
got lialf dem rehten i'e 7628 drückt reitende lillfe aus;
waz half mich da/- ich golt vanti* 42.>1; uü waz hilfet
uns daz?; iiiule ^vaz liulf ez in'} 4660 bloli: ^yas hatte
ich davon? Avas halle es ihm genützt ■* IJarlni. Latte also
weder geschrieben: in half diu hilze, noch waz half mir
daz ich golt vanti' zumal pllegt in solcher frage der acc.
gebraucht zu werden: waz hilfet midi diu sumerzil? IMs.
1, 1^; hilft iiicli nicmens tiosl'i* Parz. 195, 13; waz half
in küencs herzen ral i' Parz. 319, 4;, Maz half dich daz
ich bi dir was:* Parz. 330, 30; doch hellent si vil kleine
dich Bark 122, 25; aber: got lielfe mir Parz. 331, 28;
nu hilf mir got! Parz. 122, 26; du hellest mir Bari. 123,
5; und aus der elliptischen formel sammir "(s. 135), die
niemals sanunich lautet, laut sicli folgern, daß bei göttli-
cher, heiliger liilfsleislung der daliv zu helfen construiert
wurde, nur weiÜ ich nicht ob alle dichter gleich ver-
fahren, xuid nicht einige dem acc. größere ausdehnung
gestalten? Belnmar hat l, 64^ sil mich n\in sprechen nu
niht kau gehelfen; 1, 63'' got helfe mich, daz ich mich
bcvvar; 1, 69^ si gehalf mich nie, wo wenigstens die
beiden letzten stellen mir halicn sollten. dennoch ver-
wendet er auch dative: mim hülfe nionian ze wege 4,72^;
den cnhelfent si viir niht su loben 1, 72'^. nhd. ist jener
luitei'schied nicht ganz verwischt, es heißt: golt hilft i»i/r,
dein glaube hat dir geholfen, in unpersönlicher, fragender
struclur dagegen: was hilft michs? 1 Cor. 15, 32; was hilft
dichs'} Jer. 2, 18, wiewol Luther jMallh. 16, 26 schreibt:
was hülfs dem menschen, \in(\ vii-le heulige schriflsleller
vorziehen: was hilft es mir'/ das alln. liialpa fordert
meines wissens inmier i\an ilal.
dienen (servire)? ob sich ein alid. dionuii, nihd. dienen
n)it tlcm acc. der pers. , wie er beim ron)anischcn servire
gilt, aufzeigen liißt, steht dahin; gewöhnlich iindet sich
der dat., aus dem nhd. bedienen erwuchst bloß ein xni-
sicherei- Schluß. Iv. 26* liat deonun acliv für humiliare
(zum dienst erniedrigen), was er unnültelbar daneben durch
tleonuialan ausdrückt. eben so vci'schlcden ist der acc.
der Sache bei dionun (mei-eri): tha/. gillüoinUun se thar
0. IV. 9, 28; thie hiar gilliionutun ihaz O. V. 20, 51.
22, 4; ndid. den (gruoz) ich gerne dietien nuniz Parz.
149, 8. ]Nib. 505, 4; das nhd. verdienen, auch kaiui mit
jenem dienen (servire) ein acc. der saclie verbunden sein:
ich dien iu allez daz ich sol Paiz. 29, 25 (ich leiste euch
allen dienst.) ZNveitclhaft ist mir die casuslorm bei dem
6l6 einjdcher salz.
alls. llieonun. rjkcon llioDiujn Ilel. 3, 22; fraoii sinon
tliioiiun 5, 23, da diese noniina /.war acc. aber auch dative
sein könuleii (vgl. s. 575 aiim.)-, IVcilich gibt eine lis.
5, 24 einen enlscliicdiicii acc. stiiaii, und diesen casus vn\x\S
weiugslcns der Schreiber genicinl lia!)cn. aber 33, 13 siebt
auch der dciillicbc dat.: im cnum ibiunun. vielleiclil kom-
men noch bcslimnilere stellen vor. {Schwankend z-wischeu
acc. und dat. sclieint wieder das gleicbljedeutende
ahd. auihahUin (i*iinislrare.) T. 139 steht niih ambalitß
(mihi minislret), und dann wieder mir ambahtit (mihi nii-
iiislrat); 15, 6 ambahtitnn imo :, 48, 3 ambahlita hl (mi-
nislrabat eis.) das gotli. andbahtjan liat nur den dat.
golli. hloUtn oißandai^ laiQevtiv , mit acc. pers. , ags.
aber blulan (sacrificare) mit acc. der Sache und dat. der
pors. (mythol. p. 22.) vgl. uoban (colere) vorhin s. 597.
golh. svcvun iiftCiv, colere, venerari : niik sveraitli
Marc. 7, 6; sverai atlan tlieinana ! JMarc. 7, 10. 10, 19.
JiUC. 18, 20. Job. S, 49. unsveran uji/ici^eiv , uusverailli
mik Job, 8, 49.
ahd. ereu y ndid. eren , nlul. eliren, verelireu.
golh. inveitaii (adorare.) ahd. peton, tliaz kiud sie
tbar tho betotun 0. I. 17, 62; belul then faler 0. II.
14, 63; peluta inan (adoravit cum) Diut. 1, 513*^; nlid.
anbeten, niylhol. p. 19.
gotli. hidjan , ahd. pillan (pelere, rogare) mit acc. der
pers., gen. der Sache. ebenso alts. thigyean: waldand
lliiggean, lieiTon is huldi Hei. 3, 17; beim ahd. thiggan
bat 0. den acc. der sache: ginada goles thigita III. 4, 44.
11, 11; ginada sinu thigilin I. 17, 22; huldi sinu tliigilin
1. 17, 62; sonst auch den gen. der sache: ihes thigit worolt
ellu V. 53, 63; für die person eine jnaposilion : zi mir es
lliigget V. 16, 39. uusiclier ist wihi dike (benedictioneni
petat) K. 57*^,.
ahd. Jlehön (orare, precari) : den wir Ileliolon N. Bth.
178; sia (eam) üehota N. Cap. 43. mhd. liehen, liegen,
mit dem acc. Iw. 3315. Nib. 499, 8. Rl. 582. Parz. 119,
25. 421, 25; mit dem dat. aber Parz. 21, 6. Wh. 126,
30. Freid. 2, 20. 29, 16. 83, 3. 128, 15. Flore 2358;
bedeutungen zu scheiden fallt schwer.
gvälSeii. alts. grutian (verbis compellare) Hei. 145,
5, 12. ahd. cruazit unsih (provocat nos) hynm. 12, 1 ;
ihih gruozti (le vocaret) T. 17, 5: bei 0. mit dem blolien
acc. der pei's. oder einem gen. der sache daneben II. 4,
104. 12, 28. III. 13, 49. IV. 1, 24. V. 12, 1. 14, 29.
nomen. casus, vom vej^h. ahh. acc, 6 17
golli. göljaii (salutare): ina Marc. 15, 18; tlians frljtjiicls
rilallh. 5, 47. Luc. 1, 40; gulja izvis Korn. 16, 22; guljaud
izvis ICor. 16, 19. Col. 4, 10.
alid. heilazan (salutare) T. 32, 7. 44, 8.
golli. iliiiillijan, bald wie evloyeiv mit dem acc, bald
wie beiiedicere mit dem dat. der persou. der acc. ^Mallh.
5, 44. Luc. 2, 34. 6, 28. Rom. 12, 14; der dat. Marc. 10,
16. Luc. 1, 29. das ahd. se(jan6n hat immer den acc.
golli. hazjan (laudare) Luc. 2, 13. 16, 8. eben so
alid. lopoii , mild. nhd. loben.
gütli. läisljan (sequi) vorhin s. 606; hÜsIja thuk IMattli.
8, 19; luistei mik Luc. 9, 59, ina laistjaiid Job. 10, 4.
das ahd. Joljcn, mhd. nhd. folgen aber stets mit dem dat.,
ebenso das altii. fylgja , ags. fyligean.
golli. luisjan (docere), ahd. lerau, mhd. leren, nhd.
lehren.
ahd. hredifjon (praedicando docere, instruere) thie liuti
0. n. 2, 3. IV. 6, 4.
Auf gleiche weise in betracht kommen nun auch ent-
gegenstehende begriife des hhiderns , scheJtens , verhiKj-
nens , verrallieus , Verderbens.
goth. varjan (cohibere, prohibere.) obgleich y.w'/.reiv
immer den acc. bei sich hat, setzt ihn Ulf. doch nur ein-
mal; ni varjilh thol /iirj Kiülvers avxa IVlarc. 10, 14. Luc.
18, 16; sonst den dat.: ni variilh immn ! fcij y.o)h''6TS
uvTov Marc. 9, 39; varidedum iinina ty.o)XvG<.if(f:V avrov
Marc. 9, 38. 9, 49. auch der ahd. casus schwankt: ni
curet sie weren (nollle eos ])iohibcre) T. Matlh. 19, 14;
wir werilumes inan (probibuinius eum) '1'. 95; werila
inio (prohibebat eum) T. 14, 2; acc. der sache und dat.
der pers, : thia fart iru werilun 0. L 14, 18; heidenen
iro abkot weren N. ps. 96, 3. mhd. dat. der person : si
wolden im niclit dienest wern (abschlagen, versagen) Wi-
gal. 11188; den fjeslen, weren bürge u. laut (verwehren)
iSib. 197, 4; nieman im da/, weile (verwehrle) lilr. 'Irist.
2567. nhd. dal.: wehret ihnen nicht! IMarc. 10, 14.
Ganz nalie liegt der positive begrif von defeiuleie, tueri,
weil mau sich gegen den verlheidigt den man abhält, sich
dessen erwehrt, wider den man sich welirt. der acc.
bei wehren (protegere) geht aber auf die zu schützende
person, nicht auf die abgewehrle, web he im dal. stelin
kann: sich dem hunger wern (defeiulere contra famem)
Bari. 107, 22. jener acc. bei varjan (abwehren) ist also
ein anderer.
618 ein Jacher salz.
iilul. einen Iilmlern (coliibcre.) abliallen.
golli. aiizjan ^ arau-zjaii (sedticere). aliil. irran ^ jiilid.
irren. in iile los jiocli dei* inuot l\v. 2.355 5 ijlc iucli
daz guüt Jnv. 2905.
golh. holon (fraudarc): ni niannanluui liulolli liiic. 3,
14. alid. mit dai. jii liuolida inui (fiuslralus est cum)
Is. 81, 17.
golh. levjan, galevjan (fradcre, j)rodere) Joli. 12, 4.
18, 2. Älarc. 14, 42. aiicli in gulem sinn, übergeben Luc.
6, 29. ahd. gilalian, firlahan: 0. IV. 8, 19. 24. ags. Ifcvan.
mbd. verraten (prodere); nhd. verralhen.
,GOlb. iiividau uTcuovtia&ui. invidis niik IMarc. 14, 72;
invitlai sik silban Marc. 8, 34; gulli iuvidaud Til. 1, 16.
gleichbedeulond ' ist
gotli. aß'tikan: afalka ina Mattli. 10, 33; mik afaikis
Joli. 13, 38; afaiaik Job. 18, 25; afaikai sik silban Luc.
9, 23.
ahd. forsachan: forsehlils niih T. Tvlallli. 26, 34;
forsache sili selbon 16, 24. in der alten abschwürungs-
forniel aber mit dat.: forsacliislu diabole eudi allum diabol-
gelde. farloiignan verlangt den gen. pers.
golh. Jraavithaii (maledicere) : thana fraqvast INIarc.
11,21; fraqvithandans izvis Luc. 6, 28; runa guths Iraqve-
thun Luc. 7, 30.
goth. andheitan increpare: andbalt ina JNIarc. 1, 25;
andbait ins IMarc. 3, 12; andbilun ina Luc. 8, 39; and-
bitun ins Luc. 18, 15; andbeilan ina IMarc. 8, 32.
ahd. incriböii, iucrebuu (increpare): increbuta sie T.
Malth. 20, 31: iucributa inau T. 205, 5.
goth. inagjan (minari): inagida ins jMatth. 9, 30.
ahd. reßan, irrefsan (increpare): irrefse diu tier N. ps.
67, 31; irrafsta den roten mere N. ps. 105, 9; irrafslost
die diete N. ps. 9, 6. 118, 21.
ahd. sceltan j mhd. schellen, mit acc. der person ^ I\v.
4969. Nib. 2091, 3.^
goth. idveiljait 6veidiL,eiv: thuk Rom. 15, 3; häufiger
mit dem dat. INlatlh. 11, 20. 27, 44. IMarc. 15, 32. Luc.
6, 22.
goth. hdunjan (humiliare): mik II Cor. II, 7. 12, 21.
mhd. hoenen Nib. 1959, 4. Reinh. 1423. Flore 7136. Ulr.
Trist. 699.
goth. tjaawiskoii (contumelia afficere) IMarc. 12, 4. ICor.
11, 22. "leichviel damit das
goth. aanäiljan Marc. 12, 4 aus dessen passivem pari.
nomen. casus, vom verb. ahh. acc. 6l9
dei' vom acliv abhUngige acc. folgt, alid. nelzan (affiigere)
N. ps. 43, 3. 9.
alid. farseJian (dcsplcere, spernere): firslli sia (sperne
illam) N. 13 ih. 45.
golli. hilmkan (irrldere) IMarc. 10, 34. Luc. 14, 29.
alid. iiharIiH(jf/((ii: ubarluigit andaran T. JMatlli. 6, 24.
ahd. xvei(jan (allHgere, vexare): weigent lliili T. 60, 6;
weigis llieii iiieistar T. 60, 10; Avcigeiit sie T. 44, 14.
gotli. vrikan (persequi, ötor/.eiv , ulcisci) IMallli. 5, 44.
Luc. 18, 7. 8. Joh. 15, 20. Rom. 12, 14. 19. I Cor. 15,
9. Gal. 4, 29. ahd. reclian , mlid. rechen, nhd. rächen.
goih. Jraveitan (vindicare) : fraveit mik! tY.d'r/.r^ööv fis
Luc. 18, 3; fraveifa thu iy.d'fyJjGOJ uVTi'v Luc. 18, 5; doch
der dat. hei l'ravcilands l'y.öiy.os Piom. 13, 4.
ahd. ählan (persequi), mit acc. und gen. der person,
belege bei Grall" 1, 108.
golh, uskiusaii (rejicere, reprobare) muß den acc. bei
sich haben können, weil der passive ausdruck uskiusada
(reprobatur) Lxic. 17, 25, uskusans vairlhau (reprobari)
Luc. 9, 22, uskiusan skulds ist IMarc. 8, 31 statt findet,
doch steht beim activ sonst der dat.: uskusun inuna Luc.
4, 29; thammei uskusun Luc. 20, 17. zweideutig ist us-
kiusa frudeiii 1 Cor. 1, 19.
go[h. fraa vis Ij an dnoXtccu' fraqvislida allans wjiojXeaev
anuvxug Luc. 17, 27, gleich darauf aber, und sonst öfter,
mit dem dat.: fraqvislida allüim Luc. 17, 29; fraqvisteitli
izüi Marc. 8, 35; leika fraqvistjan IMalth. 10, 28; fra-
qvistjais jVh'iifiHJJJia Rom. 14, 15; unsicher fraqvisfja siuitrein
1 Coi'. 1, 19. gleichviel ist ns(ivlsljau IMarc. 3, 4.
noch mehr schwanken beide casus neben usijvimun
aiioy.rtivca : mik usqvinian Joh. 7, 19. 8, 40; tJuik us-
qviman Joh. 7, 20; ina usqviman Joh. 7, 1; ungewis bleibt
iisqvimith izvis Joh. 16, 2. enlschicdncr dat. aber: viis
usqviman Joh. 8, 37; hnma usqviman IMarc. 6, 19. 9. 31.
Luc. 18, 33; imma usf(vcmeina IMarc. 3, 6; iisqvimai sis
silbin Joh. 8, 22; thammei sokjand usqviman Joh. 7, 25;
usqviman aiiiumiuclnin Joh. 18, 32; f'räujin uscivemuu
I Thess. 2, 15; saivalai us(|viman JMatlli. 10, 28. ohne
casus; iisqvemun Luc. 20, 15, wenn man ni( iil den vor-
ausgehenden acc. noch darauf be/,iehcn nvüI; usqviniilh
II Cor. 3, 6. 13a (|viman ein intransitiv und ilas ahd.
arqui'man (obsliipcfcwie , gr. 2, 820) inliansiliv bleibt, so
liiitle sich us([viman vorliin s. 6 12. 6 13 aull'illnon lassen, zumal
ein ahd. siii arqueinan (s. 34) vorkuinml; aber auch unser
bekommen, iibcrkonunen (nancisci) werden transitiv, und
6'20 ei/ij acher salz.
das golli. usqvlmaii liifU sicli fassen: über einen kommen,
iiberwiilligen , inlcificeio.
andere ausdrücke l'iir den begrif von lödtcii, ntnlnin-
gen , regieren nur den acc., z. h. ääulhjnii , afdi'aillijan
INlaltli. 27, 1. Marc. 7, lü. Koni. 7, 4. 8, 3G. Col. ?,, 5;
aßlahan Marc. 12, 5. 14, 47. Luc. 20, 14. J-pli. 2, 16;
maürthrjan JMatth. 5, 21.
Aus diesen hauptsäcldiclisten beispielen läßt sicli er-
kennen, daU -wenn eine person gegenständ des vei'binns
ist, slalt des (icc. gern der dat. conslruierl ^vllrde. der
ausdruck erscheint dann persünliclier und lebliafler. es
ist al)er keine fahrlässigkeit, sondern glückliclie gäbe der
älteren spräche , daß sie zu dem einen oder dem andern
casus greifen darf, je nachdem sie die ruhig erfolgende
ein Wirkung auf ein object, oder das subjectivere Verhält-
nis bezeichnen will. Avas hilft mich das? ist objectiver
geredet, Avas liilft mir das? persönlicher, ni varjilh tho
barniluna! heißt: laßt die kinder; ni varjilh inima! positiver:
stellt ihm kein hindernis in den weg, dort ein gelindes
abwehren, hier ein bestinunles verhüten. usqviman ina
lialte ich für das bloße tüdten, usqviman imma mehr für
den tod geben , todesstreich versetzen, man vergleiche die
goth. fügungen bei ihiuthjan, idveitjan, fraqvistjan. der un-
terschied ist freilich meistentheils so unmerklichj, daß im
gr. text weder verbum noch casusrection sicli ändern.
IMehrere fälle, die hierlier zu gehören scheinen, zahle
ich bei dem dat. auf, weil sie, so viel wir wissen, im
goth. nur diesen casus, nicht aucli den acc. daneben re-
gieren, z. b. biuiman (auferre), bileithan (relinr^uere);
wenn schon ähnliche \erba in andern dialecten den acc.
erfordern.
5. Bisher haben wir die verba erwogen, neben welchen
im Satz ein einziger abhängiger acc. erscheint, obgleich
er den umstanden nach durch den gen. oder dat. ver-
treten werden kann, nunmehr bleibt zu betrachten, in
wiefern der selbe satz entweder zwei accusative oder ne-
ben dem acc. einen gen. und dat. enthalten dürfe.
Die construction des doppelten acc. ist schon in unserer
ältesten spräche w^eit beschränkter als in der lateinischen,
wenigstens für den fall zweier Substantive. Läufig tritt
der zweite acc. auf als adjectivisches prädicat.
a. zivei subsl. y das eine der person y das andere der
suche.
jioine/i. casus, vom verb. abh. acc. ii. ar.c. 621
lüisjan (docere.) kein gotl«. belspiel, doch konnte
unbedenklich gesagt werden: laisei niik frudeiii (doce nie
prudentian)), hilseilh sipönjans vig (docet discijiulos viam.)
ahd. leita sie tiiaz giiat ü. III. 22, 36; lertuu sienan einau
ruam 0. 111. 15, 17; du leris gotes weg T. 126; dinui
smaleii phad kelere niih kau TS. ps. 24, 4; er leret die
zamen sine wega 24, 9; ih lero iuli goles forhtun 33, 12;
Sine heruslen Iriiolheit lerte 104, 22 ; su du mih lerest
diiie rilitunga 118, 171. mhd. die site si leite Herrät diu
eilende niait Nib. 1329, 3; daz enlertc mich nun vater
niht Nib. 1684, 4; ich gelere in ruclie nut Parz. 421, 12;
Sin herze iu leret dou gedanc Parz. 719, 30; \A'olfrani
liebt die redensarteu einen pin , llust, pfat, zorn leren Parz.
317, 20.365, 26. 544, 14. 811,22.197, 14. 413, 16. Wh.
157, 12; nu lere mich die rede Iw. 5988; man sol iuch
e leren dise hovezuht baz Ivv. 6252; daz lertin diu ge-
wonheit Iw. 4976. nhd. lehre mich den pfad des rechts.
ahd. wis((n , mhd. wisen (monstrare.) mhd. hin wiste
mich der wallnian einen slic Iw. 598; hin wisler si ein
tal Iw. 5802; diu wisle in die rehlen wege Iw. 6875.
außer diesem bezug auf weg oder pfad steht lieber die
Sache im gen. nhd. dat. der pers., acc. der saclie. mhd.
auch heiviseu in gleicher bedeulung und construclion : den
(al. des) si got bewisle Parz. 824, 25. Da alle übrigen
\erba des begriüos monslrare, das golh. augiaii , alaugjan,
aiid. ougan, zeigen, ags. l;ucan u. s. w. (\i^\\ dat. pers.
fordern , so darf vielleicht auch wisan nicht iu diesem
sinne, sondern in dem von ducere genonunen werden.
mhd. leiten ((hicere.) der in einen wec leite Iw. 6431.
vi\\A. ß'diren: liilule sie einen ricliligen weg ps. 107, 7.
oder halle man l)ei fübren, leilen, uiul ienem weisen, den
acc. der saclie adverbial zu nelimcn : einen weg hin , per
viam?
ahd. hehni (celare.) thaz ni hiluh tliili (id le noii
celo) 0. III. 23,^4. V. 8, 37. 19, 51. Lud. 47; tlieili sie
lial II. 23, 28. mhd. docli hal er die mai;ct da/. Iw. 1422;
iiihien r^il ich nienian liil Puigc 456. ivlul. niil ilal. pers.
ahd. penjan , mhd. bergen , verbergen (celare.) ich
kenne kein beispiel lies doppellgefiiglen acc, bloß aus
der lesart verborgen st. verholn JNib. 2308, 4 ß isl er
zu folgern.
mhd. verdagcn (lacere, celare.) die mich/, verdagteii
Kl. 624 C; sol ich griie/.en si vcnlagen jNib. 479, 4 liC;
weit ir michz verdageu Parz. 556, 28; er hiez daz aller in
022 e'inJacJier sufz.
vcrdagoii Rarl. 24, 1, -wo tler acc. in von vcrdagcn abliängt,
nicht von Jiiez; der gen. des JJarl. 149, 22 ic inac dich des
iiiht verdagen wird von nilil regiert. auch passive con-
slruclioiien, wie Pai;^. 550, 16 ez ist si gar verdagl, beweisen.
iiihd. versivujCH. daz verswic Jiiich niht I\v. 540; du
vcrswcic er mich daz iiiftre Iw. 1836. in den stellen
Bari. 80, 12. 96, 15 scheint des wieder abhängig von
iiihl. iilid. dat. pers.
den lat. do|)peltcn acc. bei orare, rogare liat iniscre
Sprache nicht; schon im golh. steht bei hidjan acc. der
pers. lind gen. der saclie, nicht andeis alid. und mlid.,
heute setzen wir statt des gen. die präp. um.
b. zxvei suhst. heide persönlich.
aviüian. golh. Davcid qvithilh ina fraujan )Jysi avTOV
KVQiov IMarc. 12, 37; jabui juinans qvalli gullia ii iy.elvovg
eins Siovs Job. 10, 35. alid. wird, meines wissens, kein
quedan so construiert ; nocli weniger ein mlid. iihd. sagen,
das lat. ([uem regem dicitis, perhibetis, umschreiben wir:
den ilir liir einen hünig ausgebt.
häitaii, vopi'dn , nuninjan. die golli. spraclie, nacli
dem s. 591-593 entwickeilen gruudsalz, stellt das zweite
subst. in den nom.: hva mik lialtid fvauja ri /te v.alelTS
y.vQte Luc. 6, 46; ins vupeid mik laisareis jah frihija
VfitiQ ffiovelri /iis 6 d'iöäonalos y.ul o y.vQiog Job. 13, 13 ;
in der einen stelle gieng der gr. text mit dem vcc, in
der andern mit dem nom. voran, die vulg. hat beidemal
den voc. : quid vocatis me domine, vos vocatis me magister
et domine. ahd. David nennet inan truhtin T. IMatth. 22,
43. 45, wo sich nicht erkennen laßt, welcher casus ge-
meint werde , nom. oder acc. bis auf die heulige spräche
herunter wird mit heiUen und nennen ein doppeller acc.
construiert: den wir gott nennen, er nannte ihn seinen
vater, ich nenne ihn den herrn ; nicht mit rufen, noch
weniger gelit es an bei ernennen, ausrufen xmd ähnlichen,
wo die präp. zu oder die parlikel als verwandt werden
muß: einen zum grafen ernennen, zum könig, als könig
ausrxifen.
beim goth. taitjan linde ich keinen zweifachen acc,
sondern schon die präp. du gebraucht: tavidedeina ina du
thiudana non'jGOJOiv cniov ßaoü.iu, vulg. facerent eum
re"em Job. 6, 15; taujis thuk silban du gutba noieig
oeavTOV ■Ofor, vidg. facis te ipsum deum Job. 10, 33.
ahd. pilegt zwar auch construiert zu wei'den: allö ze fiente
(sg. nach s. 291) luon, zi kuuinge duan, zi kuuinge inan
iioinen. casus, vom verb. cibJi. cicc. it. acc. 623
qucllan (Graff prap. 263. 263.) doch bedient sicli N.
noch des zweiten acc.: du diue geista machost poteii ps.
103, 4 und gewis öfter. bei der hrab. gl. 958'" friunt
tois (aniiciiiii lacis) ist ein erster acc. zu supplieren. aus-
nahmsweise wird er auch ndid. erscheinen, Luther wagt
noch Joii. 10, 33: niaciiest dich selbst einen gott.
das mhd. subst. niaget, wie es als noni. bei gen und
sterben steht (s. 593), kajui als acc. zu luzen gefügt wer-
den; die muGzen mich tntKjet läzeu Rol. 117, 14; lät
mich niaget Karl 45*. ellipse von wesen (s. 133) ist dabei
nicht anzunelunen , obschon wir licule nur mit zugefügtem
inf. sagen: Jungfrau sein oder bleiben lassen. dagegen
lieiUt es noch: er fand sie Jungfrau, fand sie nicht jiuig-
frau V IMos. 22, 14. 17. Tnibe<^enklich auch mhd. er vant
si reine maget. Wahrscheinlich erstreckte sich diese con-
struction von luzen und vinden frülierliin noch auf andere
persönliche subst., die dem \vechsel unterworfne eii;en-
schaflen ausdrücken, z. b. er liez in friunt, vant in friunt
(verlieü, fand ihn als seinen freund.)
c. ziveiter acc. adjectivisch. beide acc. können auf per-
sonen oder auf Sachen gehn, und einigemal entspinnen
sich dann dopiicite consti iiclionen, da zu persönlichen acc.
die Sache im gen., zu sachlichen die person im dat. gefügt
zu werden pllcgt. Es wird aucli hier daran gelegen sein,
des formelhaflen habhaft zu werden.
goth. htüjijan , im sinne des lat. rcddeie. 1 If. um-
schreibt damit cinfaclie gr, verha auf vo) {y.f-(fu?.cct6L0,
iltvO tQoo) , (y.avüo)) , die ein maclien oder behandeln aus-
drücken, jah thana haubilhvundan brahlodun y.uy.flrov
lz€(pa)Ml(.<)Gav , vulg. ilhim in capilo vuliieravcrunt IMarc.
12, 4, eine verschieden erklärte stelle, ich habe gr. 2, 578
ein compositun liaubiihvunds (capile vulnoralus) angenom-
men, und wenn der text haubilhvundana böte, wiire dar-
über kein zweifei, da ein ahd. und mhd. adj. wunl vor-
lianden ist. die schwache form Ii;iubilhvunila liilU sich
Avol vertheidigon. liaubilh für capul , vunilan für das
j)art. neul)-. zu nehmen kostet mehr bedenken, weil vin-
dan (volvere, torrpiere) in der bedeutung vulnerare keinem
deutschen dialect bekaiuit ist*), luid ich dann nicht ein-
sehe, warum der (joihe briggan gobraJichl und nicht grado-
zu vundun gesetzt hülle, auch winl duicli das /.wischen
•) vcrwniKKscIinff, i(l(>s siilist. viiiKJiii'iii , >viiiita mit Aindiiii, Miiilnii
ist damit uiigcicugiiet (yr. 2, 3j.)
()'24 euifach(^r safz.
gesdiübnc neufjMim den» folgenden insanduliMliiii deracc. iiia
eiil/.ogcn. frijaus izvis briggilli iXtvdfnojdtf v/iüg .)oli.
8, 32. 36; izei jah vairllians bralita uns andbalitans niii-
jaizüs triggvus o.c y.iu '(-/.('.roiatv ')]fiu(: d'iuy.oi'nvc; yaivtjg
diad-tjy.i](; 11 Cor. 3, 6. mhd. njere und erde cinshafl brin-
gen (reddeie tributariam) Rol. 132, 2; die engelisclie scare
inie uiidcrlunic bringen Alex. 6280; daz sie uns sculdic
nibl ne bringen Lelan. 566; brahle si daz cliint vcile
Eracl. 74'J; du er gesunden sinen lenn von dem strtte
brahle Iw. 6868; die beiden letzten stellen verbinden mit
brahle die lebendigere bedeutung von porlavit, reportavit.
aber im 15. 16 jli. brauchte man in deutschen gerichteii
etwas war bringen n: erbringen , war machen , beweisen
(Fichards \\ elleravia 165. 166. 167. 194.) noch heute
das volk: einen los bringen (befreien); einen rock von
Hecken rein bringen (reinigen.)
golh. vaürhjan : raililus vaurkellh staigus ev&eius
noiiite %us iQißovQ IMarc. 1, 3. Luc. 3, 4.
ahd. tnoni lichizera duent sia (elemosyna) lutmari 0.
II. 20, 10; Iher willo dela iz fdu sein 0. IV. 2, 8; si
duent iz lilu suazi 0. I. 1, 21; iz Krist in deta suazi
O. 5, 48; duit in ihaz ginuiati 0. II. 16, 28; duat ermo
bitherbi thaz stnaz adalerbi 0. III. 1, 39; thaz duent buah
fesli 0. II. 3, 2; duent unsih elilenti 0. HI. 25, 18; O.
gebraucht wisi und wis duan (certiorem reddere) *). ihio
buah duent unsih Wisi I. 3, 13; dua luisih wisi III. 20, 51;
iiu duan ih thih es wisi IV. 28, 21; dua niih wisi V. 15,
13; ih ihir iz wis dati I. 4, 64; gidua unsih wis I. 27,
29. 37; min nniat duat mih wiS II. 14, 55; duent si wjs
III. 12, 11; thih deta wis III. 24, 85; unsih gidua wis
IV. 19, 49; duent in giwissi 0. II. 12, 88; gidua mih ihes
giwissi 0. IV. 21, 36. alle diese beispiele liefern \\n-
lleclicrtes adj., zuweilen aber ersclieint es noch flectiert:
ir sie giduet mir filu suaze 0. II. 17, 5: altduam duit
xins (nobis) iz (das kinder zeugen) urwunaz 0. I. 4, 52 *'^);
*) mit dem niiterscliied, dal^ er sagt einen eines 'wisi duan', aber
einem etwas 'wis thiaa', dort sind beide acc. persönlich, liier säcliiicli.
(die zweite rodensart ist übrig in unserm : einem etwas weis machen,
was wir tVeiiicii auf fi.lsclie nieldnngen einschränlcen.) wird nur die
persou , nicht die saclie ausgedrückt, so heißt es gleichgiitig: einen
'wisi' oder 'wis duan.' vgl. Graft' 1, 1069.
'*) fehlerhaft gebildete piirase gleich den s. 579 getadelten. er
hätte sclireiben sollen: alt duam duit unsih es urwAne, oder noch
besser urwänon von urwäno , wie goth, die schwaclie form usi'ena,
nomen. casus, vom verb, ahh. acc. u. acc, 625
det in dag leitlan 0. III. 20, 168; daz lioubet hanielez
k.eteta N. ßlh. 229; dela er iz scunara (pulclirius fecit)
ü. 11. 10, 11. mild, er tet ^verllcllell willen schin Parz.
38, 3; luot solhe diemuot sclun Parz. 299, 7; si täten
ritcrs eilen sclun Parz. 37, 24; er tiiot iu kraft an strlte
sclun Parz. 40, 10; daz lalen si woX scliin JN'iJj. 739, 2;
daz tuo mir schin ! Bon. 38, 12; tet im groze liebe schin
lion. 91, 2.5 *). ja gehion ich eleslicjiem noch die ringe naz
Nib. 1880, 2; er hat sie seilen sat getan INIs. 2, 179»;
tuot Ulis gewis (certiores nos reddil) Trist. 326; in hat
unsa'lec getan aller Siner SEelden wan Ivv. 7070; teterz
im kunt Iw. 3893; daz im der wirt tete kunt alle sine
swa^re Iw. 4454. nhd. einem etwas kund thun.
ahd. macliom iz machont so gizami 0. I. 1, 13; sie
niachont iz so rehlaz 0. I. 1, 15. mhd. du machest riclie
einen schwachen man Iw. 3550; lät mich iucli machen
gesunt Iw. 5464; machete si bleich unde rot Iw. 2203
u. s. w. nhd. einen frei, los, reich, arm, gesund, glück-
lich , satt machen und in zahllosen anwendungen.
mhd. vrumeii: sid frumter vil manegen lieben vrliuit
tot jNib. 1695, 4; ja vrumle er vil manegen helt tot Nib.
1906, 2; vrunite Vil der ringe von bluote vliezende naz
Nib. 1875, 4; frumt mich gnl Parz. 219, 23; eilende frumt
mirz herze kalt Parz. 659, 13; frumt in bleich Parz. 810,
30. wenn Rol. 35, 12 steht: wir gevrumen bluotigen rant,
so ist das adj. attributiv.
ahd. hapcii : ih habetiz io giwissaz (pro certo liabui)
0. 111. 24, 93; giwissaz eigut ir thaz 0. IV. 10, 12; habist
tu gewis (persiiasum habes) N. . . mhd. si wolteu daz
gewis han Iw. 1263; si wohle daz gewis hau Iw. 6924;
si wolden tlaz gewis haben Wigal. 1987; ir sull iedoch
galt (s. 590), ngs. orvena; ic com orvt-im C. 13t, 10; virroii or-
venan C. 191, 7.
') da sclun zHgloirli siibst. lind adj. ist (s. 246. 2'>(>") , so ge-
liöite srliiii tiioii zu den foimeln s. r>9(). das sid>.st. Ui an «Iimii davon
aliliängendon gen. erkonnbar: tet im undx'vi'ilions (<;d^';:i;. nnilx-välien")
scliin l'arz. 199, 24; si täten strites scliin l'arz. 2();<, ;<() ; du tet er
kranker vurlite scliin l'arz. 7r)9, 13; tet im {lanzer triiiwe scliin IJoii.
4T, 92. schwellt zweitel ol) ülier den acc. otler ^en., so Idcilit niicli
das adj. oder siilist. scliin iinsiclier, •/.. 1». tnot mir rätes >olRe scliin
Parz. 171, 26; tuo im helfe scliin Hon. 6H, 38. gleich nngewis O.
V. lij, 36 (Ina sein! das alid. sein wi-jj^nn (experiri) «'ntliält das suhst. :
Iiarto wegen wir es sein O. I. 18, 15. II. 6, 32; hartes sein wägnn
O. IV. 1, 46; sös ih olto sein wag O. IV. 31, 33; vgl. in thir wigit
sein (apparet) Sara. 55.
626 ei/i Jacher satz.
gcwls lK*ti Iw. 4256; si woldeu vll gcwis hau Karl 9'';
ez allergcwissc'Sl liaii leldhaiicr 439; ein viiinicr man sol
daz Ixrse liabcn snuvlie (vilipeiidere) l'lore 57; der alle
tugeiule miiiiii'ie hat Trist. 11146 *). llectierle lorin am
ersten aulk-rhalb solclieii formelii: daz ich dich su getriii-
•Nven hall Hab. 284; die lielc Paris holde (caiam) Flore
1618; die (quam camerain) sin vater volle liat Dielr. 39*.
nhd. einen lieb haben (caiiiin habere, ainare), nnl. lief
hebben. mnl. auch: Ict hebbcu lluyd. op 8t. 3, 41. nhd.
etwas feil hal)eii (halten.)
ahd. liizaii: vf. ilalaz la/.eiit 0. 111. 25, 16; Muan stual
liaz er Italan W. 99, 44; die riehen licz er laj e (dimisit
inanes.) mhd. war lan (adiniplere) : daz si allez war liez
Iw. 5555; w il den eil lazen war Aw. 3, 210; dal war
liet Roth. 4924; liezenz war Wigal. 3585. 11237; swaz
er geredet daz lut er war INls. 2, 59*; ich läz ez war
Frib. l'risl. 1072; die sul man sl.ele län Trist. 6370; staete
län daz wir gelobet hau Karl 13^'; iuwer wort statte liezet
Karl 39*; die eide liczen sie unimeine Roth. 824. nhd.
das glas voll, leer lassen; einen frei, los lassen.
goth. atnlhaii: hva niik qvilhis thiulheigana? Ti jus
UyeiQ äyci&öv Marc. 10, 18. Luc. 18, 19. mhd. sagen:
des sagenl in miniu niivre bluz Parz. 296, 19. nhd. spre-
chen: einen frei, los, ledig .sprechen.
mhd. vinden: den slic den K. so engen unt su ruhen
vant Iw. 927; do er in dö tuten vanl Iw. 1834; daz ir
iu gesunden vindet Iw. 5915. nhd. einen todt , lebendig,
krank, gesund finden, dieselbe fügung kann eintreten bei
sehen, erblicken, antreffen u. s. w.
mhd. legen, setzen, vellen: in leite tot (iuterfecit eum)
Bari. 263, 33; ja vellent sine dane manegen helt tot jNib.
1939, 2; valte die maget töte nider Wigal. 11030; icli
ne wil in niht trnric geselzen cod. pal. 361, 74% vgl. Gudr.
825, 4. nhd. einen todt, laliin schlagen.
*) von diesem liäii mit doppeltem acc. zu unterscheiden ist das
hAn mit einfanheiii. ich hau ez war bedeutet pro vero habeo, icli
hau war (verum dico.) dies letztere wird von den diclitern liäufig
gebraucht: du hast war aHeiiir. 245, 42. Parz. 716, 1. Triit. 2449;
du ne hast niht war \w. 2982; hast du wärV Trist. 4018. Wigal.
5668; ir hat war Trist. 6263; er hete vil war Trist. 16476; du mäht
wol haben war JSib. 102, 5; unt hän ich nu war Iw. 868; der wirt
hat war Iw. 2850. analog ist das nhd. (mit dem adj., nicht dem
subst. gebildete) ich habe reiht, mhd, auch kalt hau (avoir froid) :
si haben kalt Parz. 449, 4 u. s. w. miil. liei.er hebben (malle) Rein.
2972. 3469. Floris 48. .342. 3018. 3840.
uonieii. casus, vnjji verh. ahli. acc. u. acc. 627
uhd. tveinen, lachen: sich satt weinen, blind weinen,
die äugen roth weinen; satt, krank, kriinini, gesund lachen,
alid. thaz si ihes gillizi, sih sota thar ijiruzi 0. 111. 24,46.
nhd. essen, trinken: sich satt essen, voll trinken, die
Schüssel leer essen , das glas leer trinken.
und viel almlicher Wendungen: das blatt voll sclireiben,
einen voll wassers schütten, den brunnen leer schöpfen,
das Schwert stumpf hauen, das messer scharf wetzen, das
tuch roth färben, das kind groß ziehen, den bauni gerade
ziehen, das körn fein malen, einen bloß decken, sich
müde gehn , sich warm tanzen , sich lodt arbeiten.
lauter echt deutsche redensarten, oft aus lebhaftem
gefühl eulspriuigen und auf kühner Vereinigung des adj.
und verbums zu einem activen begrif beruhend. man
übersetze das schöne 'sich satt weinen' aus unserer sprä-
che *). nocli fiischer muslen sie sein so lange das adj.
llectiert wurde. Kaum läßt sich übersehen, wie auch hier
gewisse adj. voitreten , namentlich voll, satt, todt, ije-
sund, welche in unseren Untersuchungen öfter zusanunen-
gestellt werden muslen (s. 493. 494. 499. 593.) sie kön-
nen sich sogar einigemal vertreten, satt lachen ist gleichviel
mit todt lachen, während in andern formeln das verbum
wechseln mag, z. b. los bringen r= los machen.
man vergleiche überhaupt die bei darstellung der llexlou
schon milgetheilten beispiele des accusativischen adj. (s. 479.
492-495. 578), deren einzelne zu wiederhohleu nicht vei-
mieden werden konnte.
d. particijna präs. vorzüglich aber prät. werden häufig
als zweiter acc. einem ersten beigefügt. diese slructuren
sind zum iheil s. 125-128 erwogen w^orden , es ist aber
hier veisclucdnes nachzuholen. folgende verba kommen
in betracht :
haben mit dem part. präs. aus der älliren spräche
steht nur nur ein beispiel zu gebol : ez hele diu vil süeze
ir lieben herren füeze Stande in ir schuzeu all. 245, 4.
dafür sagen wir aber heute: sie halle die fül^e stehn,
sie hat die band im schoß lieijen , er hat ein pferil im
stall stehn, sein gold auf zinsen slelni , ein gut am Uhein
lieiien, einen niantel ül)er de)' scIhiIum- hiintjen, im schrank
drei rocke hämjen , drei kühe auf der weide [jchn , eine
•) (las franz. pleurer soii soül (wie niaiijrer soii sonl) steht naili.
die Slaveii driickeii soltlie bej!;rilVe ans diinli y.iis.tiiiiiK'risotzinigen mit
der Partikel na, z. 1). serl). lunikatise (sirli satt selueien , elaniaiido
satiari) , uaodatiäe (sicli milde <^e!iii), uapaatiae (sicli satt weiileii)
11 r 2
6^8 einfacher salz.
maus Im kaslcn sitzen^ eine feder auf dem Init, einen
ring am finger sieden. haben mit dem Inf. conslnn'ert
diiickl enlsililul\ und willen aus (s. 93); diese inlinilive
liier sclicinen mir siinillicli aus allem part. pr.is. cnlslcllt,
müssen aljcr, weil sie in unserer schririspraclie völlig
angesessen sind , selion lange eingang gefunden haben *).
Luther, meines wissens, verbindet keinen solchen Inf. mit
Laben. erklärung gewahren ihm andere, wiewol nicht
völlig gleiche fülle, namentlich der inf. bei finden. es
heißt ulid. er fand ihn am wege lieijen, fand Hin schla-
J'en, wo die altere spräche das part. priis. setzt (s. 126);
hier schwankt auch liUther, der ]\latth. 26, 40. 43. Luc.
14, 37. 40 sagt: fand sie schlafend^ Luc. 22, 45 fand sie
schlafen, bei Ulf. mangeln gerade alle diese stellen, gewis
würde slelin : bigat ins slepandans. alid. fand sie sldfente
(invenit cos dormientes)T. 181, 3. 182,5.**) doch nach linden
lieUe sich wie nach sehen, hören ein wirklicher auf ein andres
subject bezüglicher Inf. denken (s. 114), nicht nach haben.
haben mit dem part. prät. , zur Umschreibung der
vollendeten vergangenheil; iu allen deutschen dialeclcn,
den goth. ausgenommen, überaus häufig (s. 150 11".) dies
•) Meusebncli weist mir beispiele nach aus Fiscliart, Sclieidt und
Keisersperp. die {jescliiclitklitteruiin; (1.590) liefert folgende: liahen
die kerz im liiiidern stecken s. '2.'); wer ein pferd hat am harren stau
s. 90; feidgeschützes, welches er . . , auf ligerlinfjs rädern versteckt
ligea liatte S, 103; die lianenfedern , die sie ^uf den hiilen stecken
haben s. 243; liet die windeln am gesäl^ kleben s. 248; wie viel hat
sie gutten im scideier stecken? s. 243; wie ein liund, der die blater
am hindern klehen hat s. 451; als ob sie . . einen satfransack zun
hanpten liegen hetten s. 486. der ganze grobianus (Worms 1551)
nur einmal T. 1 1 1 1 ! die sitzen da, als ob sie heften gült follen
(ständige einkünf(e zu beziehen iiätten, reiche herren wären.) Kei-
serspergs postill (StraUb. 1322): der bübin halb Herodiadis, die er
liatt by im sitzen unzimlich 1, 4; Uerodi dem künig, der bey im liatt
sitzen sines brüders frow 1,4; als nun der herr im scliifflein gesessen
ist und die schar halt vor im geiiaben (gelinbt) ufT dem staden ston
J, 32; do zu hat er dry oder fyer kästen mit körn do lii^eji 2, 3;
du macht im nit gönnen, das er hab all ior zweyhumJert gülden gelts
fallen 2, 9f>; wenn einer ein kebsfrow bey im halt siizen 2, 52'';
also das er nit ein solche schar noch (rett i^an (sequentem) 2, 105'';
ein ledige fraw, die ein gesellen an ir \\7\tt liangen 3, 17ti; der richter
hett villicliter selbs ein metz zu huli sitzen 3, 54; so\il gelts korns
und wins beyeinander /laben ligen in iren kästen 3, 80b; das thyerle
treyst du am arm, du liasts im geren Itgen 3, 91; und hast ettwenn
jors zweyhundert guldin gelts fallen 3, 102; wenn einer ein dirnen
an im hangen liat 4, 221"; umb das du vil guttes doiieyra iu der
kisten liest ligen 4, 39.
'*) linde ich dich slafen Mafsm. deiikm. 133. 134; fond sie sld-
pan Hei. 145, 21.
Hürnen, casus» vuni verb. ahh. acc. ii. acc. 629
pari, ist mm acc. (s. 158) und zwar einfacher acc. neulrl,
sobald das verbuni intransitiven sinn hat oder einen gen.
lind dat. regiert, zweiter acc. hingegen, wenn von dem
It-ansiliven verbo bereits ein erster acc. im satz abhängt.
daU im letzten fall die participia ursprünglich flectiert luid
in das erforderliche genus gestellt wurden, habe ich s. 15*J
ausgeführt, auch schon verscliiedenllich belegt (s. 479. 502.
505. 578.) er habet in tliar (jizaltan drust raanagfaltau
0. IV. 15, 55. mbd. aber unveränderlich: gezalt , nhd.
(jez'dhlt.
ndid. tuon mit dem part. prät.: daz si (diu hceliste
haut) dir helfe tet erkant (faceret testatain) Wli. 4, 6; er
tuot mir alle d*ne kunst erkant ]Ms. 2, 9'\ mehr belege
üben s. 127 *). ^
ahd. ndid. luzcai , lan (s. 127.)
viachen , frommen, schaffen (s. 127. 128.)
hrinijcu^ mit pari. |)räs. und prat. (s. 128.)
(jeben , mit part. prät.? dem s. 128 angemerkten ge-
vangen geben vergleichbar sclieint unser lieutigcs preis ge-
ben, etwa ital. dar preso , franz. donner pris. an preis
(pretium) ist dabei nicht zu denken.
außer diesen formein slehn part. prät, nach manchen
andern verbis, z. h. ßnden , senden u. s. w. : sie fanden
ihn wiederhergestellt, entsandten ihn genesen, golh. in-
sandidcdun ganailidana (beschimpft) INIarc. 12, 4.
e. kein doppelter acc. Iiängt vom verbo ab in salzen,
die zwar zwei acc. enthalten, deren einer aber zum sle-
Itenden , der andere zum liegenden verbo (s. 91. 320) ge-
liört. es ereignet sich besonders nach den Wörtern heiiSen^
hilten und lassen.
alul. hiaz ihiu sehs faz gifullen wazares thie sine (be-
fahl seinen leulcn tue sechs krüge mit wasser zu füllen)
0. 11. 10, 3. alls. ina rinkos hei uusundigana fahan (be-
fahl seinen dienern ihn, den unschuldigen, zu fangen) llel.
83, 15. mild, du hiez der lumt die fron wen siner knchte
zwene binden cod. kolocz. 255; hiez si schiere baren die
liule (befahl den leulen sie auf die bahre zu nehmen)
Kl. 397; hiez si sich cloidin Dlut. 1, 8. In allen ange-
zognen beispielen , luir das letzte ausgenommen, wiril, ge-
gen die nliil. worlslellung , der acc. des liegoiulcn verbi
dem des stehenden vorausgeschickU
') ili iiiili Hiifiirliolau duan allan minan sii,'isi!ii.ini O. 11. 7, 20;
hier liänf;cii von duaii <Ut acc. .suisdiinm iiiul iiiir.irli(i';iii (f. luit'ar-
liülaiian), >o» dicaeni pari, aber der persunliclic acc. iuili al).
630 einfacher salz.
mild, ich bat inldi got gcnern l\v. 416; die er balde
>vendeii l)at den kiioiicii man J'aiz. 42, 2; Hiulcgerii bat
er si küssen Parz. 46, 4; die selben si mich griiezen bat
l'arz. 148, 6; der ^^irt in sich Ciz sloiiJen l)at J'arz. 166,
12; den bat er sich behiieten Parz. 568, 14. auch liier
Nvird gern dci- vom inf. abhängende acc. vorausgestellt.
jihd. ich bat gull mich zu erhallen.
alts. let ina Ihu thana thiodscadon gibrengan (er ließ
dem bösen zu daß er ihn brachte) ITel. 33, 1 ; ne lat us
farledean lolha M'ihti! (gestatte den bösen geistern nicht uns
zu verleiten) licl. 48, 15. mhd. la dich niht übergen den
"svtn Ms. 2, 251^'; er laze sicli ouch ein \vi|) sehn hv. 1401;
sus liez ich sich weiden mfniu oiigcn dar ]Ms. 1, 201^;
doch lat ez (das glück) sich erloufen vil manigen Ms. 2,
140*'; die sich der grul tragen liez Parz. 235, 26; lat sich
rechen den werden Wileise! Parz. 294, 26; sich liez der
gral die selben tragen eine Parz. 809, 11; got selber in
üich teufen liez mus. 2, 40; er liez die clären sich ver-
hern Troj. 14777 ; den muget im iu bringen län (s. 1.)
cod. kolocz. 136; lu dich überwinden die frouwe Berth.
278 *). mnl. dus liet god proeven sinen sin den duvel jMaerl.
3, 306. gleiche bcmerkvnig in bezug auf Wortstellung,
der acc. sich (oder das alls. ina) in solchen sätzen kann
sowol zu dem liegenden als dem stehenden verbo gehö-
ren (s. 328); ist letzteres der fall, so müssen wir nhd.
die conslruction aullösen , nendich das sich von dem lie-
genden verbo ab auf das stehende ziehen, den acc. des
siebenden verbi aber priiposilional ausdrücken. aus jener
alts. phrase wird also : er ließ sich von dem bösen brin-
gen ; ans jenem ez lat sich erloufen vil manegen: es läßt
sich von manchem erlaufen (s. 118).**) alsdann verwenden
*) da musten Jungfrauen ii. fraiien in den teigen ackern absteigen
n. sich die lierrn umfangen u. beschauen lassen. Senkenb. sei. 3, 447.
*') diese nhd. nuflösung des acc. in von mit dem dat. gemahnt an
einen äiinlichtn fall , in welchem jedoch nur einfache acc. erscheinen,
wir construieren nemlicli jene präp. zu den verbis erzählen, sogen,
sprechen, reden: ich erzahle ungern von dieser sache, ich rede von
einer angelegenheit; besonders aber in relativem satze: die sache, von
der icli erzählte, sprach, redete. der alten spräche ist der acc. ge-
mäßer, den die engegebnen verba auch sonst regieren : zaltun thaz
ira seraga muat O. \. 9, 22; thaz mez wir ufto Zeilen II. 8, 31 ;
zumal stellt das relativ accusativiscli : thie daga t/tie wir nu sagetua
1. 14, 18; in liüs thaz ich nu sageta 1. 15, 10; tliaz wirnan eigun
funtan then MOyses io sageta II. 7, 43 ; in laut thaz ih nu zalta 1.
]!», 17; ther goiiio then ir zallul I. 27, 27; thie wisun man theih
iionien. casus, vom verh. abh. acc. a. gen. {)31
wir zugleich die inT, iu passivem simi , biingen =. ge-
bracht werden (s. 62) während sie in den äheren redeDS-
arlen rein aclivisch gellen. ohne scliwierigkeit hingegen
sagen wir: lali mich dich küssen m: lali dich von mir küs-
sen, in salzen dritler [)er80n weichen wir der zweideiilig-
keil des sich aus; nilid. kann : er lAl sich in rechen zweier-
lei ausdrücken : er lälU sich von ihm riichen (gerächt wer-
den), oder: er lälU ihn sich selbst rächen. der Zusam-
menhang aber hilft dieser gvüiieren allen freiheit des re-
ilexivs jedesmal, unsere heulige construction ist zu sleif
und ängstlich.
g. Soviel vom doppelten acc. Neben dem acc. kann aber
nun zugleich ein (jen. oder dat. vom verbo des Satzes re-
giert weiden.
grundsalz ist liier: wenn acc. und (Jen. zusammen er-
scheinen, so ist der acc. persönlich, der //en. sächlich:,
wenn aber acc. und dat. zusammen slehn, der acc. säch'
lieh, der dat. persönlich. beide strucluren können zu-
weilen lauschen : ich erlasse dich deines worles , ich er-
lasse dir dein worl ; nihd. ich bcreile dich des guotes, ich
bereite dir daz guol. häuhgcr wechseln sie nach zeit und
dialect, viele mhd. fügungen mit acc. und gen. sind nhd.
übergegangen in entsprechende mit dem dat. luid acc. :
mhd. ich wer dich der bitte, ich hil dich der rede, ich
spar dich der worte; nhd. ich gewähre dir die bitte, hehle
dir die rede, spare dir die Worte, zwischen dem ahd. ih
luon (lih es wisi und ih luon dir ez wta besieht ein un-
terschied (s. 624.) ähnlich ist der gleichzeitige mhd. Wech-
sel bei einigen impersonalien : mich gezimet weinens, Avei-
nen mir gezunt (s. 2.5/). 236.) mcislcnlheils aber kann die
vertauschuiig nicht stallliaben.
in beiden fällen ist der acc. eigentlicher casus des ver-
bums, bei der accusallvgenitivischen coiislniclion liegt also
der nachdruck auf der pcrson, bei der dalivaccusalivischen
auf der Sache. ilas persönliche Verhältnis tiill vor in iler
phrase : ich heile dich dtner wunden, das obieclive in der
veränderten : ich heile dir deine wunden. nicht anders :
ich beraube dich deines gehles und ich raube dir dein
geld , der unterschied erhellt bei Umsetzungen in den pas-
sagetR I. 17, 41, wu' lat. qiios di\i, quem (ii\i. olinc zweift'l niicli
bei honin (faiido aiidiri;) : (l«'r mnii , Hfii ih lufrt.n. dtiin ich limle
noch mhd. wicz j;estt' »imhe den zor.i rfivi ir hörtet ö i^on dem ilir
vernahnil, hörtet) Wh. 162, 2.
632 eiiifacJicr satz.
siveti aiisilnick : du wii'st deines gcldcs bcrauhl , dein geld
Nvird dir gerauht.
Die ^vi(■llligslell bei spiele des acc, und gen. sclieineii
folgende.
golh. hitljmi (rogarc^: balh llils leikis yii'^nuro 10 oot/iu
IMaltli. 27, ,5<S. Marc. 15, 43, den liier niangelnden acc.
ina (i'ilaluni) darf man hinzu denken ; bidei niik ihishvi-
zuli ibei vileis ui'ir^aöv fie 6 luv -d^elr^S Marc. 6 , 22;
tlilshvah tlici bidjais mik 0 täv fts uiiy-nr^s INIarc, 6, 23 ;
ihishvah tliei bidjilb atlan öiHc uv alir^ofif. rov nuztoti
Job. 16, 23. alid. llien oba bitil sin sun brutes (cpieni si
petierit filius paneni) T. 40, 6 ; tbin kind ibiii bitte bi'utes
0. II. 22, 32; bilit er tljili fisges 11. 22, 33; bat tlies bei-
lanles licbanien (s. 1.) T. 212, 4. nibd. getorste ich iucli
siu biten Iw. 1560; Inot des ich iucb bit Nib. 158, 2; des
du mich bnete Bari. 18, 18; bitte in des 86, 36; ich bit
iucb sin Wigal. 3203. alts. gi tlies sculun drobtin biddean
Hei. 54, 12; su hues su lliu nii bidis 84, 14; liues siu
ihene burges Avard biddien scokli 85, 2; su bues su thu
biddieu wili 123, 14. ags. ic thc nu biddan ville änre
bene B. 847. altn. bidja mun ek tbik bunar einnar Saem.
225-^, in welchen beiden letzten stellen ben , bun (preces)
für den erbetnen gegenständ stehn. ahd. umschreiben wir
den gen. der sache mit der präp. lun.
alts. thicjgeun (i-ogare) : ni Nvilliu ik is sie thiggien Hei.
108, 14; statt des acc die prap, at 36, 20, -Nvie ahd. si
(s. 616.)
ahd. alts. Jergon (rogare) : so wcs so thu nan fergus
O. III. 24, 18; thu mi ihesaro heriduonio halbaro fergus
Hei. 84, 16.
ahd. elscoUf alts. escon (petere, exigere), icli finde zwar
den gen. der sache 0. II. 12, 29, HI. 14, 31. 20, 119,
Hei. 175, 15, nicht den acc. der person. vielleicht weil
sonst auch ein acc, der sache dazu gefügt wird 0. JI. 4,
,25. III. 2, 3. 29.
goth, fraihnan *) (Interrogare) : fraihna izvis ainis vaur-^
dls iQ(0T)jO0} VjiiÜQ äva ).öyov Luc. 20, 3 ; frehun ina thi-
zus gajukuns r^QMto-Gav cnhov tr^v •nuQtißoXi^v IMarc, 4, 10,
ahd. ßäfjen i ih fragen iuuih eines Wortes T. JMatth. 21,
•) hat im prSs. überall NA (s. 24), im prät. aber bleibt frali; we-
der ein präs. frailia, noch ein prät. fraihnOda. warum aber nicht
Irelina ?
noiiien. casus, vom perb. ahh. acc. u. gen. dli^
24. nilid. vraget m der niiin-e I\v. 3623; frag ich in dirre
in;cre Bari. 26, 8 ; du vragte man der nirere die unkiindea
jiiau Nib. 140, 3. nhd. stall des gen. die präposiüouen
nach oder um. alls. wita is thana fader fragun liel. 7, 9.
alid. inaiioH (nionere^: thaz maiiutanan tlies wares 0.
111. 25, 31; nianuta er sie thö alles 0. V. 11, 45. nihd.
swer miclis niane Parz. 42, 23; daz lier inant si der selben
not Wigal. 10642; er mande in siner triuwe Nib. 561, 3;
man in aller triuwe Bari. 14, 38; ebenso ernianen : daz
sie leides ermanle JMar. 100. nhd. einen an etwas mahnen.
mhd. ivarneu (admonere): daz in der frage warnet
Parz. 483, 25. nhd. verwarnen.
mild, muoten (exigere) : vil sere wil ich muoten des
(es euch zunuilen) Troj. 15158. Wigal. 2262. muolet ir
von uns iht.
ahd. (jriiozan, vorhin s. 616.
mhd. (jrüezen, heyrüezen (compellere) : des ir in wollet
begriiezen F,n. 5417; er hete ir vil (adj.) gegriiezet des
libes (vila privaverat) Gudr. 1429, 2.
ahd. peitan , alls. hediun (compellere, urgere) : ef he
ina bedid baluwerko Hol. 45, 1; sia ne thorllun drohlin
Crist dudes bedien 169, 26.
ahd, lopÖH (laudare, approbare): su lobo ih dih des N.
ps. 118, 7. mhd. des lobele er got Iw. 2564; des lob ich
got Iw. 7955. ebenso mhd. prisen. nhd. loben und prei-
sen lim, für etwas, alls. lobuni endi llies waldand god
lübun Hei. 42, 9. alls. diurean: tliat in these man ni diurean
lliero ddJeo. golh, hazjan: liaziila ina invindilhus Liiic. 16, 8.
ahd. %visan (ducere, monslrare) : er wista sie tlies wa-
ges 0- I. 3, 12, mhd. nu hat si (eam) des gewlsel diu
werlt Iw. 6035; des wil ich wtsen dich Bari. 9, 15; ich
wil es wisen dich Bari. 82, 36; mit der schrift wis ich es
dich Bari. 96, 38. hexvisem bewise mich des ! Troj. 13515;
bewise es mich! Bari. 26, 36. 27, 6; wer liet es bewfset
dich':' Bari. 24, 28; des bowiset mich Iw. 5859; des be-
wiset mich lue nieman Iw. 5890. vgl. oben s, 621.
mild, hereilen (parare^ instruere) : (\C> wolt er einer
iinminne Schanteklcren bereiten Reinli. 45 ; man sol iu( h
hie bereiten maneger nneren Iw. 6251; ich sol des wol
bereiten dicli Parz. 373, 28; der nar bin ich beroilet Parz.
439, 8; der magt man in bereite (überlielerle ilim die
Jungfrau) Parz. 818, 18; wollen den wallare beieilen ilbe-
1er nuwre Tiist. 15605.
mhd. bcrililcH (instruere): des wil ich si beriliten Trist.
16817. abcrililcn (liberare) : des rilltet in abe Üielr. 5076.
634 einJacJier scttz.
niliJ. heriilen (Iiislnicrc , coiisulercj : du nildi got dirre
inngt l)eriel Vny/.. o74, 11; Nves -svir uns liabcii beialoii
IJIr. 'Jrisl. 2179.
iiihd. nu-rn^ fjeivcrn: stn ^vl'p in geweiie eins Kindes
TIl. IS, l; willu dich toufes lazen wern Parz. 814, 17;
und den eins guolen wibes wert Ivv. 2429; gewerte mich
einer heio l\v. 1464; des Sit ir alles gewert Iw. 4545; sult
iri des gcwcrn Nil). 524, 2 ; ich \\i\ uns hergeselleu kurz-
^\1le wern Mb. 888, 1.
alls. roi-'o»* (ainicire) : ruvudun inarude3lacanesllel.l65,17.
nihd. evfjelzen (pensaie dainnuiu) : der -wall und elliu
vogeiUn die niohlen din (s. 1.) iiiht, vil lieher win , die
liiile ergeizen Aw. 3, 15; wil ich ergeizen dich des guotes
Bari. 151, 22; ergetz ich dirre werlle dich Bari. 152, 17.
golh. häUjan (sanare): hailjan sik sauhte seinaizu ia-
'd'f'VKf uno iö)V röoiov Luc. 6, 17. alls. gihele that hers
(equuni) theru spurihelli. im Ilel. stelin bei heljau präp.
stall des gen.
beim golh. nasjan , alls, neiiaii kein gen. der Sache,
jnlid. ernerti: kein arzet mag iiich des ernern Parz. 316, 15.
golh. Idiisjan (liberare, solvere), auch mit der prap. :
luusci luis «/' ihamma ubiliu ]\lallh, 6, 13 ; gahiusida uns M5
daulluim II Cor. 1, 10. ahd. meist die präp. fona . fora,
zuweilen der gen.: tliih loses thesses wizes 0. IV. 30, 18;
thera freisun sie irlusla I, 3, 12; ther mih thero arabeito
irltjsta V. 25, 97; ir löset inan thes III. 24, 104. mhd. der
iuch des rlseu belösle Iw. 4519; daz si Tristandeu des le-
benes beloslen Ulr. Trist. 2790. alts. ward aldgumo spräka
bilusid Hei. 5, 20; libes weldi ina losien 43. 12; einigemal
statt des gen. der instrum. oder die priip. af und fan.
alls. tomean, dtoniean (liberare): that iu sigidrohlin
sundeuno löniea Hei. 47, 13; that sia sigidrohlin sundiuno
tuomie 113, 19 C; scal lii ina selvon sundeuno atömean 52,
4; that he thene siakon mau sundeöno tumean weldi 71, 1
(lumean könnte hier auch das vom folgenden hitan abhän-
gige adj. sein); welda manno barn morlhes ätuomian 161, 22.
ahd. irldran (vacuos reddere): ther iinsih scolli irlären
thes mauagfalten wewen 0. V. 9, 32. mhd. erUeren :
aller valscheit erhvret Parz. 345, 4. alts. thiu scapu vvarun
lldes AI Arid Hei. 61, 12.
nhd. erledigen, eiilledigeu: eineu der haft, seiner
sorge, des leides.
ahd. inpintan (solvere) : man sia thes urdeiles inbunti
O. 111. 17, 28; ther inan thes seres inbant III. 4, 48. alts.
he SU mauagun Itchamuu balusuhteo autband Hei. 72, 3.
nomen, casus, vom perb. abh. acc. u. gen. 635
alts. sicoron (mundare) : he mag allaro manuo geliueua
sundeoiio sicoron Hei. 27, 1.
bei hräinjan (purificare) liat Ulf. die präp. nf II Cor.
7, 1. alid. rein an : niuiero missetale reine mili IS. ps. .50,
4, a delicto meo nuinda nie. nilid. von hazze gereinet
Trist. 11727. nlid. von siinden reinigen.
alts. aldtan (i-eniillere) : tlial iu waldand god ledlies
alale Hei. 48, 17; ef gi williad alülan liiideo giliiiilicnn
tliero sacuno 48, 18; alät iis niensculdeo ! 48, 13; that sie
lievancnning ledes älcti 3, 18; alet se ledes gelnies 128,
20; tliat man ina älale ledes tliinges 1.53, 20. es -wird
aber auch dat. der pers. und acc. der sache consfruiert :
that he äiiitan mag liudeo gehuilicun saca endi sundea 30,
13; scal ik im iro sundea alalen 100, 1. ahd. irlc'izan :
der sie is iilazen ne wolta N. ps. 70, 1 ; \väre erl.izen
(imninnis) alles wages N. Cap. 26. nihd. ))at sih des mer-
dis (coenae) irlazen Dint. 3, . . ; ine wils iuch erlän Parz.
396, 18; doch hant mich gruze frouwen ie ir werden han-
delunge erlan Parz, 403, 2; daz mich got erläze eins sollten
iugesindes Tit. 18, 2; häufige beispiele aus I\v. wh. 119.
nihd. sparn : die man Schockes niht \vil sparn Parz.
181, 8. nhd. einem etwas ersparen.
nihd. überheben: überhebet in nianiges gruzen snier-
sen Rab. 329. so nhd. mhd. nbertr(ujen Iw. 1404. 7870.
ahd. piteilan (privare): cuotes ne beleilet er unsculdige
N. ps. 83, 12; die beleilent in alles kuoles 108, II. alts.
hidclian : bedeldun sie iuv\aro diurda Hei. 135, 23. das
ags. bedaelan linde ich mit dat. der sache.
ahd. pisceran , ags. bescijran (orbare): he häfdh us
thäs leohtes bescyrede C. 25, 12; vuldres bescyrede C. 285,
26, aber auch mit dat. der sache: edhcle (domicilio) bescy-
rede his vidherbrecan C. 4, 34.
ags. benanunn (sjioliare) : voldon bena-Mnan nergendne
Crist rodera lices C, 286, 2.
mhd, behevn (spoliare) : do ihlhte si den recken des
lebenes behern TSib. 2310, 2; ilci' iuch des brunncn behert
Iw. 1829; wil du mich nuncs guoles und miner cren be-
hern Iw. 5646.
ahd. pislnzan (depellere) : nnsih pesluzen laiulcs unde
liuto N. ps. 62, 10. mhd, du er sie doro wuniKine bestiez
Diul. 3, 55; nutzes 3, 81. verslüzrn: daz er niili ir (ejus)
nie versliez Iw. 361 ; daz icli se iuilde min verstiez Parz. 271, 1.
nhd. entsrlzcu (destituere) : einen des amtes,
goth. hitjuH (^morari, tardarc), hva latidedi ina (quid
();iß einfacher satz.
ciuii iiiorarcliir) oliiic gen. alls. fjih'tlium llint tlil \va-
laies «:rafl tliiiics sidcs iii iiialite layiislröjii giletlii-ti HcI.
'JO, 21; Ic'tliiii sie llies gilubon Hl, 22. inlid. letzeti:
osii la/le in clialliii nol I\v. 2933; esii letze mich der tot
J\v. 7760; im liat gelelzet in daz sper des Icljens und der
liu*:li/.il \\ iiial. 0H47; daz mich frriiden letzet .Ms. 2, 92».
ahd. 7venl(in, irxvtntan (inipedire , rctinere): oh ih
Inan es irsvenden ne mag Perlz 2, 666; mhd. het er uns
der rede erwant Isv. 241 ß (aufgenonimne lesart: uns die
rede); mich ervvendes der tut Aib. 1769, 4; des wante
micli min valer Bari. 362, 21; al diu geseiht wanlin des
iiihl Bari. 37.S, 10; su wantes in der arcvvän Trist. 13775.
iihd. einen abwenden , abbringen von etwas.
mild, irren, verirren (impedire, turbare) : du er sie
slufes irle Nib. 588, 3; swenne ir die seilen min verirret
guoler d(Ene Nib. 2207, 2; wart der hure verirret Tit.
160, 4; mlchn irre sin der bitter tot Wigal. 1113. 8525.
ahd. irran: die mih dines rehtes irrent N. ps. 6, 8; die
niih irren wellen rehlero ferte ps. 139, 4; tiu heiza sunna
iie irret ten ehalten maneii sinero ferte N. Bth. ; daz ir die
des ne irret W. 15, 21; daz mih iemaa siner minnun irre
W. 15, 28; daz sie sine winion iro slafes ne irten W. 17,
17. verschieden das intrans. irron (eriare.)
mhd. xviderhrimjen (^impedire): ich wil die gesellen ir
gelpfes wideibringen Karl 73^^; des in got wider brahte
JVlar. 139. nhd. zurückbringen von etwas.
ahd. viidan (omittere, parcere) : diu alles anablastes
fermiten wäre (ab omni concursu immunis esset) N. Cap.
26. mhd. der iiiidet Spottes elliu "vvip Parz. 697, 24.
mhd. hehl, verhehl (ceiare): wir mugen in nilites ver-
ht'ln ]Mar. 93; daz du mich der guoten rede hast verholn
Bari. 143, 7; ichn hils iuch niht Wigal. 4193. sonst mit
doppelacc. (s. 621), und in der letzten stelle könnte der
gen. abhängen von niht.
alls. tvitnou , qetvitnon (punire, damnare): weldun sie
so luiederes helagne Crist tliero wordo gewilnön 118, II;
that sie thik thinero wordo witn(3n hogdun 122, 2; wel-
dun ina crafligna witnon thero wordo 129, 6. ahd. xvizi-
non mit dat. der sache : den wize tudes crimmemu sarf^
wizinulun (quem poena mortis crudeli saevi damnarunt)
hymn. 19, 5.
ahd. refsan (castigare) : rafstanan thera ungilouba liarto
0. IIT. 8, 44 J er inan suntar rafsta sulichero worto 0. III.
22, 11. der letzte gen. ist jedoch zweideutig entw. ob
talia verba oder talibus verbis, vgl. w^orto III. 8, 44.
nomen» casus, pom verh. ahh. acc. u. gen. 637
mild, zihen (argnere): sl zigen mich der valscheit I\v.
4124; daz mich delieiiier valscheit iemen zfhe Inv. 7914;
mau zeh es Gernöten Nib. 208, 4; des mich so luie ziliet
daz worlra'ze wip Nib. 788, 3; des zihet in niemari ]Nib.
1051, 1. nlul. einen eines lelilers zeilien , bezichti(jen,
ankläffen , heschuldiijen.
ahd. J*«rc/«i(JiM«M (^diifidere, argiiere) : ne fercliunnent
in genadun (nn'strauet seiner gnade iiicbt) N. ps. 105, 7.
mhd. verkunneu : der unzuht siilt ir mich verkunnen (sie
nicht argwolinen von mir) Isv. 768.
mhd. undersUefen (dolose snblraliere) : daz er in scolt
undersliefen väterliches erbes üiut. 3, 71; er underslour
mich mines erbes 75.
alls. gesuikan (decipere): gi scnlun nii gesnikan iIJ^vcs
theganscepies Hei. 142, 20, doch bin ich ungewls, ob mi
acc. oder dal, sei. mhd. heiüt es : mir geswuhen.
mhd. üherkotnen (superare) : ichn künde in nie des
iiberkomen l\x. 5954. ebenso ühergcn: mit bet er si des
libergie Wigal. 4945.
mhd. tvenen (assuefacere): des hant uns geste niht ge-
went Parz. 189, 11; wolt man in solcher spise wcneii
Parz. 572, 8.
Mehrere dieser verba haben im gr. und lat. doppeUen
acc. ahioi , fQwiuv), oro , J'ogo, interrogo, celo; jHivativ-
bedeutungen jedocli ^vie solvere, orbare, privare Nvürden
keinen acc. rei leiden. einige schwanken zwischen dop-
peltem acc. und acc. mit gen., nanienllich wisen , lielti,
verdagen. Unsere spräche, voraus die hochd. und alls.
mundart ist dein gen. der Sache bcsondeis hold. nhd.
liaben sich indeU die falle der conslidclion sehr gemindert
und entw. sind statt des gen. praposilionen im gebrauch,
oder die person wird in den dat., die sache in den acc.
gestellt. Bei den privalivbedeulungen kann auch einigemal
der acc. der pers. bleiben , der gen. der sache aber in ileii
dat. (instr.) iibergehn , vgl. die ags. bechvlan , bescyran.
unslreihg darf der persönliche acc. neben dem gen. auch
reßcxiv sein, z. b. wenn gesagt wäre: er wem sich solher
spise. Es gibt aber viele den gen. (der sache oder pers.)
regierende verba, aus welchen nicht umgekehrt geschlossen
werden darf auf unrellexive acc. der person , z. b. sich
nieten, sich bewegen. ich werde sie hernach beim gen.
aufzählen.
7. Acc. und dal. nebeneinander beherscht ein verbuni
638 eiiijiichi'.r ^titz.
auf zwlcfaclie \voise, je naclulcrn in diesem dat. der Ijegrif
des lat. dal. oilcr abl. eiillialleii ist.
Der eiat^tilliclKni dat. und acc. im einfachen satz ist
eine iineutlliclie menge, so oft das acciisative object einem
subjecl (lenälwrl oder ciilf'ftfut werden soll, findet der dal.
stall: ich zeige, bringe, gebe, I)erge, entziehe, nehme dir
den apfel; ich sage, mehle, leiste, bi-eche dir das woil.
alle solche veiba gelin zugleich auf eine sache und auf
eine pcrson. Bezieht sich dagegen die handlung bloli auf
die Sache, oder bloi^ auf die person , z. b. ich baue das
land , lese das buch, esse brot, verehre gott, liebe den
valer; so ist der persönliche dat. unzulässig, es sei denn
ein dat. conunodi (für dich, deinetwegen.)
die vorhin verhandelten acc. und gen. können oft in
dat. und acc. umgestellt werden : einen seiner pllicht ein-
lassen, einem seine pilicht erlassen; besonders zieht die
nhd. spräche letztere weise vor : mhd. einen eines wern,
einen eines heln , nhd. einem etwas gew ähren , hehlen,
mhd. einen eines bereiten und: ich sol nini kleinaie iu
hereiten Parz. 371, 28; stall: des ensol iucli nieman wen-
den heißt es auch Nib. 1392, l daz ensol iu niemen xven-
ilen. zuweilen bedient sich die eine oder die andere Wen-
dung gewisser partikelu iu der composition des verbums,
z. b. bitten oder fragen werden des dat. acc. erst fähig,
wenn man sagt: einem etwas abbitten, abfragen; umge-
kehrt bleibt von dem privativen berauben die partikel weg:
einem etwas rauben. dagegen: einem etwas benehmen
oder nehmen und schon mhd. iuir benenien mit dat. acc.
unz in (eis) iz der slaf benam Diut. 3, 69; ne hele iz in
diu naht benomen Diut. 3, 81 (wb. zu Iw. s. 32), nicht
mit acc. gen. das goth. biniman fordert objectiveu dativ.
ich beschranke mich auf die anführung einiger for-
mein, goth. varjun (prohibere) : thanuna puida ui varjais
Luc. 6, 29. mhd. belege s. 617.
mhd. lohen, geloben (polliceri): der herre loben inz
began Nib. 92, 4; als ich iu gelobte Iw. 4794; der ich ez
gelübet hun Iw. 4799. dieser begrif ist bestimmt verschie-
den von der acc. gen. construction einen eines loben
(s. 633.)
Der gegenständ des acc. w^ird zwar meist eine sache,
kann aber auch eine person sein, z. b. gib mir ihn, zeige
mir ihn, und so mögen die personen wechseln: zeige mich
ihm, gib micli ihm! bemerkenswerth ist Rol. 93, 27. 99,
14 die Verwendung von machen im sinne des heutigen
tioinen. casus, vom vcrb. abh. acc. u. dat. 639
hergeben , übergeben (prodere) , stellen : ich gemache dir
Kulanten, mache mir liolanteu! thim geht in die bedeutung
von geben über.
Verba mit dem acc. der person und dem (ablalivischen,
instrumentalen) dat. dar saclie sind in geringer zahl, und
bloU im golh. ags. und alln. dialccl vorhanden. sie ent-
sprechen denen mit dem acc. und gen. oder dem acc. und
instr. anderer mundarlen ; ags. gellen sie hauptsächlich bei
privat ivbc'grilFen.
bedwlan: Ci-ist heo (eos) dreamum bedtelde C. 269, 4;
ges<elige savle soigum bed.elde C. 282, 34 ; dreame be-
dtded ß. 2550.
benwman : nelle ic tha rincas lihle ben.cinan C. 129, 31.
beueutan: aldre beneolau B. 1353. C. 63, 32; feore
beneotan C. 110, 1.
bcleosan : leohie beloren (luce privatus) C. 6, 9.
goth. bei den begriffen langen , kaufen, kleiden, salben, die
Sache auszudrücken womit und wodurch die handlung ver-
richtet wird.
niiUan (capere): ei ina ganuleina vaurda Iva uvtov
uyQevGüjai Xöyip.
biKfjau (emere): tvai sparvans assarjau bugjanda dvo
oxQovhiu daaaQioi) inoXentu Mallh. 10, 2'J, folglich acliv:
tvans sparvans assarjau bugjan, wie sonst acc. der sache
steht: bugjan hlaibans Job. 6, 6; bugian matins Luc. 9, 12.
salbon (ungere): gasalbudedun aleva managans fjXeirpov
iXaioj nolXovs Maic. 6, 13; aleva luiubid nu'inata ni salbudes
Luc. 7, 46; balsana gasalbuda luluns meiiians das.; salbuda
fraujan balsana Job. 11, 2. der l»loUe acc. ohne den dat.
der Sache sieht Mallh. 6, 17. INlarc. 14, 8. Luc. 4, 18.
dagegen iindet sich auch der wahre (nitlil ablalivische) dal.
der person: gasalbuda luluns Icsua, salbte ihm die fiilie,
statt des gr. gen.: 7J/.eiipE rois 77Ö()'«s' tov '///oot' Job. 12,3,
wie ahd., sogar ohne acc. der Sache, liobemo manne Krist
zi salbuiuie O. V. 4, 14.
vasjan (veslire): hvä vasjaima? rl 'mof/JuXiöftedu ;
Matth. 6, 31, wo der persönliche acc. uns leicht /.u er-
gänzen wäre, wie Matth. 6, 29 gavasida sik steht; vasljai
paurpurudai gavasidedun ina Job. 19, 2, im gr. texl mit
doppeltem acc. ifiärtov iiOQ(pvonvv nfoitßn/.ov uvioy,
vulg. aber: vesle pui-|)uiea circunideilcrunt cum; gavasi-
dödun ina vasljom svcsaim yytiSvnav «rror la iuutnc tu
Wta, Marc. 15, 20. andvasjan (exuore): aiulvasidt'dun
ina thizai paürpurai i'^iövoc.v umvv Tt]v viuoifvouv Marc.
640 elitfiichcr sa/c.
15, 20. andere l)clcgo für vasjnii imd dns Rytionynic yn-
hninoii ol)üu s. 32.
hirouhdn fspoliare) Luc. 10, 30 könnlo cIjodso den
sücliliciieii dal, haben, z. h. ina vast)«')ni (cum vesliljiis.y
aiisgohi-citetor ist der alln. gebrancli , den ich nur niit
einigen heispielon l)elege : sar siiKjii svcdimi iniuiMi (Irigidu
ore vuhiera siigere) S.iun. 154''; slcclui eiiia ihorni fspina
ali(|uani trans(igere) ; grata einn tarom (plorare ali(inein
lacjiinis) u. s. w.
Slalt dieses dat. der saclie hat die alid. und alls. spraclie
bei nirinnliclien nnd neutralen starken subsl. sg. den in-
slruMiental, bei weibliehen und schwaehforinigen , so \\\c
beim |j1., bedient sie sich ebenfalls der dalivllexion. b.ild
aber werden priipositlonen üblich, die der Jidid. und nlid.
spraclie gar nicht zu erlassen sind. doch haben wir ge-
sehn, liali bei gewissen verbis, namentlich den privativen
dem ags. dat. ein hochd. gen. der sache entspricht.
8. Acc. und instv. in den eben bezeichneten fallen der
ahd. und alts. spraclie.
das Ilild. lied liefert mehrere beispiele: \vili niih dinu
spcru iverpan 39; scal mih suasat chind suertu huiiwmi
53; bouga cheisuringü tiion (parare) 33. wegen mangeln-
der instr. form steht dei' dat. pl.: spenis mih worlum 38;
zu 8 J'retgen foheni wortum darf der persönliche acc. er-
gänzt werden. -
alls. belege: atlirana aldru hineotan (alium vita jirivare)
Hei. 43, 7; hubdu hilösde erl odarna 43, 14; weldnn that
barn godes libu hllösien 82, 3; ine feraliu bilusieu 83, 17;
beim fem. bleibt der dat.: bidelieii diurdo 65, 8.
9. Hiermit sind die andern casus, die den acc. des ver-
bums zu begleiten pllegen, erläutert. es ist übrig noch
einiger eigenthümlichkeilen der acc. construcliou zu er-
■wähnen.
Unsere alte spräche übt nach dem verbum lassen eine
merkw,ürdige ellipse des acc. , auf welclie ich s. 265 zu
verweisen gesäumt habe.
nemlich wenn auf lassen ein andrer sinnliclie bewegung
ausdrückender inf. folgt: so bleibt der zwischenliegende
von lassen regierte und jenem inf. angehürige acc. gern
■weg, weil ihn sich jeder liörer alsogleicli hinzudenken kann.
im Hild. lied 63. 64 heißt es: letun askim scrifaw scarpen
sciirim, und ausgelassen wird hros (equos), der (instru-
mentale) dat. aber dabei ausgedrückt, die beiden ließen
nomeii. casus, vom verh. ahh. acc. 641
ihre rosse mit den Schäften, lanzen, in scharfen schauern
lierschreilen, vordringen, man vgl. den nicht ansgelaßnen
ags. acc<; hviUnn lieadhorufe hleüpau leton on geflil fainn
fealve mearas B. 1721. doch B. 96 scheint der acc, un-
terdrückt: leton holm heran, nenilich ceol oder scipf sie
ließen die Ihit den kiel dahin tragen, nur hangt hier ceel
nicht von leton ab, sondern von heran *). Judith 137, 66
stellt wiederum der acc: leton fovdh Jleofjan lläna scüras.
nicht anders alts. liet tväpnes ord (spitze des Schwertes)
wundun snidau Hei. . . . Auch in der edda keine ellip-
sen : laHr io (equum, alls. ehu) til iardhar taca S;eni. 83^;
lata fölvan iö Ihigslig trodha 168^; renna lelo Svipudh
156^; hverir lala Jlio tu Jlei/ (rates)? livtr iliota Hey 15Ö«.
lauter aus dem kriegshandwerk und der seefahit herge-
nommne redensarlen ; wie pjhrd, schif und sdnvert per-
soniliciert und angeredet werden (granini. 3, 331.434.441),
stehen sie auch hier auf einer liuie.
nihd. aber ist die elllpse selir hergebracht: si liezen
dar strichen (die pferde) En. 7483. 8884. 11755. 12161.
Rab. 666. 760; er liez dar näher strichen Hab. 787; dort
lier liez strichen vasle uf dem rinc \\ igam. 4844. diese
gangbare redensart wird nun auch andei's gewendet.
Wolfram sagt von zwei pferden selbst: diu liezen naher
strichen Parz. 679, 25; Herbort 57^ : er liez dar stri-
chen als ein eher mit den zenen ; Wolfram fügt einen ab-
stracten acc. bei : er liez et naher strichen sins ersten
slriles urhap Wh. 324 , 20 ; Nithart kühn: diu nahlegal
lat näher strichen Ben. 364, laut ihr lied erschallen.
mhd. er lle hin trasen fragm. 24'', eigentlich daz ors,
dann aber: er lief selbst hin. man könnte auch su[)plie-
ren : die Jueze.
mhd. liez hine <jdn (das schif) Herb. 14>; die starken
Hinnen liezen dar ffctn (die pferde oder die Schwerte) in
dem Sturm nüt schalle Kab. 748; liezen vaste näher tjän
liab. 661; Heclor liez umhe (jän llerb. 37^*; liez umbe gaii
mit spor und nüt Schilde llerb. 41'', grade wie ieiios alid.
liezun scrilan askim ; si liezen zuu ein anih'r gan N\ ignl.
1993; liezen von ein ander gan (diu ors) Iw. 5311. \\ i-
•) scIir illiiilicli nits. : lietuii wind aflar /««//"// olinr tlirna nifristn^m
Hei. (iH, 12, wo der von niaiiöii rotiii-rto aor. iiuton (cMnlmm) zu
verstolin. niannii , moiuio, iiifitnre, hier = trcitti-ii , fülinii , franz.
ineacr, nilid. laoacn.
Ss
6-15 einfacher satz.
gal. 3522-, do liez er va^te Itine (jdn Trisl. 894.'i ; er lie
wol balde lune ijnti 'l'iist. lf)04.S; lie hine ijiiii Trist.
16181; ein haldcii slnjillcr liiii x,e tal utui lie wol halde
hine <jun liist. 9113; lie hin (jdn punieren 'l'rßt. 9167;
liez er her ricldiche (fctn jjuniereii Trist. 6751; er lie her
gdn en rilile Trisl. 6840; er lie hin gdn mit den sporn
Trist. 9198; sus liez er allez hine (jän fgieng in einem
fort) Trist. 13530; si lie/.eii uz den porlen (fän Trist. 18888;
er lie vasle slrilen (jihi Trist. 5593; si liezen von ringe
gdn Trist. 5054; sos in die rotte liezen (jdn Trist. 552U;
si liezen ul ir rücke ijdn (die streiche) Tiist. 5594; er
liez mit siegen iimbe (jdn Frib. Trist. 5219; Tristan mit
dem swerle sin liez ot vasle uuibe (jdn Frib. 1 rist. 6249 ;
si liez under si gdn mit eime mezzer Herb. 107^; in der
nalit da liiez er sii gein dem slat hin lazen (jdn (daz schif)
Trist. 7418; Avas ist ausgelassen in der beim umiauleu de?
lotterJiolzes gesprociuien plirase : laz aber (l(ir (jdn fragm.
15^? wenn Herbort 111^ sagt: der ^vint liez ouch d(tre
gdn y so kann ros vei-standen und der wind als reitend
genommen werden; Slriker wendet die redensart auf die
fliege an: dö lie diu lliege hine gdn ((log eilends weg) Aw^.
3, 228. zuweilen steht der ausdriicklio.'ie acc: ich liez
nun arme al iitnbe gdn ]Ms. 1, 7*; si liez ir ougen nnihe
gdn Trisl. IIOOO. Iroj. 1326; er lie den schilt nmhe gdn
Wolfd. 1640; mnl. hi liet den stert mede gaen Rein. 2395
nihd. sie liezen hine riten. Herb. 37<^.
mhd. lat fürbaz sigenl Parz. 399, 8; liez hin sigen
Trist. 15091 IMülI. (Hag. 15229 liez in ligen.)
mhd. da liez er dar klingen (die sporn? oder die
schellen am reilzeug?) Rah. 394; er liez dar näher klin-
gen mit ellentliafter hanl Rab. 396; sie liezen dar klingen
Rab. 597 vgl. 783.
mhd. er liez dar näher stisen Apollonius 6740.
mhd. sie liezen i\f in dringen mit siegen ane zal Rab.
783. *)
aus der späteren spräche kenne ich folgende beispiele.
in Lindenblalts chronik p. 150 heilJt es: liezen rinnen
(das schif, d. h. schiften); im allen geisllichen nüileMÜed:
geuU auf die miilen , lali schroten! Jali ri'henl lali ma-
len ! nemlich die miilsleine. Selbst lieute beslehii einige
solche redensarlen : knallen lassen (die kugei, die ilinte),
*) vielleicht auch län walzen, mit dem abslracten acc. : lät walzen
wer gir! Parz. 510, 7.
nome/i. casus, vom perb. ahh. acc. 643
ähnlich dem engl. \et Jly , ßie(jen lassen, bei Shakspeare
öfter: let drive (treiben lassen = anfallen.) unter dem
Yülli, luid elunals, gewis noch manche ähnliche. Ich ver-
gleiche sie den s. 333-338 abgehandelten verbis mit ez.
wie dieses ez augenblicklich an ein sinnliches , lebendiges
subst. gemahnt, ist auch die elüpse solcher subst. bei ge-
wissen verbis verständlich, einigemal treffen die verba zu-
sammen , man sagte str/chen lau, klinyen lan , tvihen län
luid ez strichen, klingen, triben. es iiieß gleichbedeutig:
diu nahlegal ez ticket mit gesange, oder diu nahtegal lat
ilar ticken (s. 335 nole), Avie voi'hin: lat naher sfr/cAen.
Vielleicht gehört schon das ahd. laz iz su tkuntk gdtil
0. J. 25, 11 hierher: N. ps. 95, 6, mit beigeliiglem suhst. :
la J'ore (jfin confessionem. Walther sagt 42. 25: su lä
stau! Juslingers chronik s. 100: duck und laß überuan l
10. Einer besondern crwähnung zu bedürfen scheint der
acc. bei part. priit.
^\eni\ mit part. prat. und hilfswörtern passive tempora
lunschrieben werden, so kann bei verbis, die einen dop-
pellen acc. regieren (s. 621), der zweite sächliche acc. blei-
ben , während der eiste persönliche in den nom. tritt, da
uemlich auch die echte, unumschriebne passivllexion diese
struclur duldet, z. b. lat. rectam viam doceor, goth. lais-
jada raihlana vig ; so versieht es sich daß die umschrieb-
nen tempora gleiche behandlung erfahren. ahd. ili ])im
kilerit, wirdu kilerit rehlan wec; werden wir daz keleret
N. mild, den llst bin ich gelerel Bari. 13, 35; daz lant-
liut wait gelcret den geloubeit Bari. 383, 7. Ilarlmanns
bekaniile worle zu eingang des all. und Iw. ein rilor sd
geleret was, ein rtler der geleret was, drücken nicht un-
ser nhd. fast adjectivisches gelehrt, sondern das lebendige
parlicip aus : er halle gelernt ; und es könnten unbedenk-
lich acousalive dabei slehn , wie z. b. En. 4594 er was ge-
lert den sile ^ Karl 3^> er was diu biiock gelcret. noch in
den salfelder slat. (Walch l, 18): ist ein man golart tli
blick. Ebenso nun bei andern pait., deren acliv zwei
acc. bei sich hat: daz sol iuck unvcrdaget suj j\ib. 105. 4;
der sol dick verholen sin INib. 2308, 4; daz goll ist viich
iibele verlu)ln Nib. 791, 2; deiz al daz volc was vcrswi-
gen Parz. 644, 8 ; mau'eii, diu mich verswigel wicren l'aiz.
655, 16; ahd. isl firholan iuuih 0. IV. 7, 54.
aber auch wenn das pari, allein, ohne auxiliare, also
um einen grad adieclivlscher gesetzl ist, bcliarrt dieser acc.
noch: diu frowe zukt geleret Parz. 131, 7; die anlwurt
Ss 2
(344 eiiijacher satz.
Diolt vil lang clor vnl gelehrte Albr. Tit. 10, I6.'i. das alid.
6wa gilerl (legis peiiuis) 'l'. 110 kann z^var liir ein coni-
posiUim genommen werden, (3w'a aber auch der lebendige
acc. sein.
die nlid. scliriftgclelirt, kiinstgelchrt (und gar rechls-
gelelirl) sind indes wirkliche zusajjiniensctzungen , um so
mehr, da wir auch iieljen dem auxiliare niclit mein- den
acc. wagen. wenigstens sagt man nicht leicht: er wii*l
die kunst, das recht gelehrt, sondern : m der kuust unter-
wiesen , in dem recht unterrichtet.
mhd. ahd. beispiele des bloßen part. verholn, versvvigen
mit dem acc. gebrechen mir; warum aber sollte nicht slehn
dürfen: ein mich verholn mf«re?
Gleich wol ist schon in unserer allen spräche die cou-
slruclion des acc. zu parlic. eng begrenzt, da es nur we-
nige acliva mit doppelacc. gibt. part. prät. von verbis,
die neben dem acc. der person einen gen. dat. oder instr.
der Sache fordern, nehmen keinen acc. zu sich '*'). aucli
nicht part. der verba , die einen sächlichen acc. mit per-
sönlichem dat. verknüpfen.
Dennoch zeigt uns die ältere spräche bei part. prät.
der verba kleiden, (jihten^ binden, schmücken, ivaschen
eiuleemal den acc. der saclie. statt des üblicheren dat. von
Johannes heißt es bei Ulf. JMarc. 1, 6 vas fjavnsiths taglam
nlbandiius jah ytiirda ßlleina bi hup seiuana ivd'fd'vjitivog
TQtyag yM/i't'jXov aal ^wt't;v deQfian'vyv ncQi tip' 6a(fvv
avzov , vulg. vestitus pilis camelorum et zona pellicea.
abweichend von beiden texten geht der Gotlie aus dem
dat. taglam über in den acc. galrda; daß er nach jah ein
verbum habaida oder ein ähnliches im sinn hatte ist nicht
anzunehmen, und solche (ifler begegnende weclisel im
casus sollen noch im verfolg nächer besprochen Nverden.
dem dat. taglam entsprechen die dative gavasiths paur-
purai Luc. 16, 19; mann an vastjöm {javasidana INlatth.
11, 8 ; vastjum ni gavasitlis vas Luc. 8, 27; cjahmnodäi
brunjön jah hilma ivövGäfieroi S^mouy.ci xai 7ieQr/.€(fu-
Xatav I Thess. 5, 8; doch Eph. 6, 14 standaith nu iif-
gaürdandi (succincti) hupins izvarans snnjai jah gapäido-
däi hrunjon garaihteins GTijrs ov)> neQtCojoa/isrot t)]v
OGfpvv vfiöiv iv uh^&£ia xcu ivfivaufisvoi toj/ S^inoa'Ao,
f^g dixaioovvfjg bleibt zweifelhaft, ob brunjun dat. oder
*) das lat. rogatus est seiitentiam ließe sich nicht verdeutschen: er
ist gebeten nrteil, nur: er ist gebeten urteile«.
no/nen. casus, vom uerb. abh. acc. 645
acc. ist, da es dem vorhergeheudeu suiij^Ü nicht parallel
steht. die neusten herausgeber weisen freilich auf den
unterschied zwischen dem was, und dem womit bekleidet
wird, doch fand sich auch jenes gairda bei gavasiths. uf-
gaurdans hupius gleiclit dem gabundans handuns jali
Jöliins faskjam d'id'ejiitvos lovg nödug zui rüg yeiQug
xeiQtuts Joh. 11, 44.
aus dem ahd. Iiabe ich bloß anzuführen : ther man
ther fjithuagan ist tliie juazi reino 0. IV. 11, 37, der
rein gewaschen ist au den füUen ; einige zeilen vorher
heißt es: wasg mih al , houbit ioh thie fuazi. mhd. si
was ein minneclicliez wip, (jezieret wunnecliche ir Ifp
(geschmückt am leib) Diut. 1, 386, wenn man hier lip für
den acc. halten darf? es könnte auch der nom. sein.
die gr. parllcij)la erfJvGUjUivos , Tieoi^ojoujif.vog ■> Xovau-
fispog, die den objecliven acc. zu sich nehmen, sind me-
tllale (vgl. oben s. 32. 49); wenn daher neben den goth.
gavasiths, gahamulhs, gapaidulhs, iifgaürdans, gathvahans
der gleiche casus eintritt, folgeie ich, daß sie in dieser
conslruclion zu goth. tnedieu gehören, die goth. activa
vasjan, gahamön, thvahan würden das objcct uothwendig
in den (instrumentalen) dal. stellen (s. 639.) bei einem
goth. medium gavasjada tvd'vo/Kui würde wiederum der
acc. gairda, paida zulassig sein, wie wenn Ulf. JMarc. 1, 6
gavasiths in bezug auf laglam passivisch, in bezug auf
gairda medial genommen hätte? schien es ihm, daß sich
Johannes dea gürlel selbst angelegt habe, die etwas un-
verständlichen kameelhaare ihm angelegt worden seien?
auch das lal. iuduitur vestein ist medial.
11. In dei" älteren zumal dichterischen spräche llndet sich
oft die pleoiutslisclie w'u'dcrholiaKj des schon im verbo
ausgedriicUlen begrifs durch das ganz gleiche subst., und
dieser pleonasmus kommt begreillich am meisten in der
accusaliven construction vor.
ahd. wircan werc (opcrari opera) T. 132; i>luosiar
pluozil (mythol. 23.)
mhd. springen maiiigeii siniittc INls. 2, 45'; singe ich
miMcu saue JNls. 2, IbS''; vanl huhen fnnt Tarz. 74.S, 4.
Troj. 18387. Ls. 2, 699; ««/» neben, nach dem pari, gücbet
iiop Tarz. 319, li; rät raten Fraueml. 9.')^; geraten rat
Livl. 70''; rieleu swiiule r<rte Hab. 474; switzel den tot-
siveiz jMartiiia 2;>l*'; schizel einen scheh IMorull 581;
cz suiet einei» snc ^ ein t>iic vva» gesuil l*aiz. 446, 6; heleu
646 einfacher salz.
i'iiien sh'it gestrileii Bit. 2708", sij swaclieii shU ich
nie geslreit Piirz. 685, 10 : den langen släf er leider slief
cocl. külor/.. 28.5; spilt da eren spil Ms. 2, 38*'; wenken
einen xvanc Krauend. 95*^; man SNvenke den vil swinden
widersii;«/*« \\ allli. 11, 2; klenkel iiianigen hlanc Golfr.
licder 102''; ich han gevarn nianege vart Parz. 366, 9;
sluoc einen slac Piab. 681; shioc nianegen slac En. 1001;
manegen brusts/«c" sluogen Kl. 439. Bil. 2330; nianegen
slac shioc Bit. 1486; sluogen die siege Dietr. 8810. 8972;
ire gebe si ime gaben Diut. 3, 106; gab in niuie qdbe
JN'ib. 2096, 4; heften einen haß Renn. 20132; diu tut die
&i d(5 täten Karl lOO'^; sneit du nianigen snit Karl 64«=;
lusent slöz sliezen Morolt 1389; treten einen trit Geo. 1060.
In vielen dieser redensarfen wird das subst. durch ein
adj., besonders nianec, näher bestimmt *).
12. impersonalia mit dem acc oben s. 231 i^.
111. Genitiv.
Der acc. zeigt die vollste, entschiedenste bewältlgung eines
gegenständes durch den im \erbo des satzsubjects ent-
halt nen begrif. geringere objectivlsierung liegt in dem gen.,
die thätige kraft wird dabei gleichsam nur versucht mid
angehoben, nicht erschöpft, daher auch dieser gen. nicht,
w^Ie jener acc, umsetzbar in einen passiven nom. erscheint,
der acc. drückt reine, sichere Wirkungen aus, der gen. ge-
hemmte, modificlerte. in den jüngcien sprachen hat sich
die rection des acc. grölUentlicils erhalten, die des gen.
meislens verloren und ist einer präposillonalen gewichen,
dem acc. sagen transitiva, dem gen. intransitiva (oder tran-
sitiva mit sich) zu; wenn dieselben verba bald den einen
oder den andern dieser casus fordern, so erscheinen sie
dort transitiv, hier intransitiv. Aul^er dieser beriihrung
des gen. mit dem acc. tritt aber auch eine mit dem dat.
(oder instr.) ein **).
*) andere casus als der acc. werden auf solclie woi'^e seltner ge-
braucht, ich setze einige beispiele her: einer andern heie er du
bat Parz. 700, 25; belibens bete (gen.) in niemen bat Parz. 351, 15;
wil ich inch bitten einer beteb'chen hele Flore 7102; des siiles des
si gespülte Diut. 3, 71; des louhes lou!)et nianec walt Ms. 2, 50lJ;
dar nach er sich mit vUie vieiz Parz. 61, 20.
*') eine griindliclie und scliarfsinnige untersiicliung des alts. alid.
zum tlieil aucli gotli. gen. Iiat angestellt Hilmar de geiiitivi ca.'^iis
gynfaxi iVlarb. 1834, schade nur mit paradoxer beliaiiptung eines sub-
Jective» oder cansalcn gen., von dem das verbiini abhängen solle,
niemals vermag irgonci ein oblir|ner casus das verbum des subjects
iiomeii. casua. vom verb. ubh. i^en. 647
1. Den 8. 610-12 angegebiieu acc. constructioneu zur
Seite liuden sich geiiitlvische.
hahan. golh, in iliizei ni habaida diupdizos cürthos diu to
fiTJ t'y^eiv ßäd-os yr,S Marc. 4, 5. vulg. quoniam noii liabebat al-
tiludiiieni terrae, nach beiden texten liätte IHf. setzen können
diupeiu airlhus, jenes klang ihm deutsclier ; sve lamba ni
liabanduna hairdeis viau -nQÖßaTa pi) rjovxa noifiiva IMatth.
9, 36. vulg. sicut oves non liabenles pasloreni ; ni lliau liabai-
dedeilh f'ruvaürJitäis ovy. uv ei'yeje ufuiQiiuv Job. 9, 41.
vulg. non haberetis peccalum. in diesen drei stellen ist
der golh. gen. unzweifelhaft, in folgenden beiden könnte
man unschlüssig sein zwischen gen. sg. und acc. pl, : inilons
ni haband viQOfpaatv OVH fi'yovai , vulg. excusalionem noa
liabent Job. 15, 22; aylöns babaid ■&}JxUiv l'^exe vulg. pres-
suram habebitis Job. 16, 33; die sgg. des gr. und lal, lexles
glimmen für den golh. gen. Die golh. gen. der vier ersten
stellen sind unabhängig von der negalion ni , da die
fünfte einen nicht verneinenden salz darbietet, und häufig
auch in verneinenden salzen der acc. einlrilt, z. b. fra-
vaurht ni babaidedeina ufiaQTiav ovH cJyor, peccalum nou
haberenl Job. 15, 22; vgl. die s.'611 angezognen beispiele.
den gen. begründet denuiacb der unbeslinunle, parlilive
ausdruck, der sich freilich im negativen salz leichter bil-
det, nicht haben ist :=z mangeln, darben, welche gleichfalls
den gen. regieren. Ahd. belege des gen. bei hapön sind
mir nicbt zur band; T. INlallh. 9, 36 steht der acc. ui
habente hirli; Mallb. 13, 5 ni habetun mihhala eida; si ni
liabelun erda liufi (alllludinoni terrae), in der älteren Über-
setzung der fr. th. 11 ist die stelle lückenhaft, aber es
muÜ auch der gen. verwandt worden sein , da er nocb
im nibd. vorkommt: babent si grozer riterscuj't RoI. 206,
25; wand ich noch einer salben han Iw. 3423; du muost
des »rsprinffes hun Parz. 254, 6; als du hast der järe
AVh. 111, 243'' (cod. cass.); an im brast aller tugende niht,
der herre haben solde Trist. 259. Freid. 43, 10 swen
geniiegel des er bat, lasse ich das relativ lieber Non ge-
nüegel aldiangen, weil es hier keinen })artitivcn begiif,
sondern einen ganz beslinuiilen ausilrückl. nlul. enthalten
wir uns meist des gen. bei liaben , und gebrauchen die
präp. von: ich habe noch von einer salbe, du mu?l von
der tnieUe haben. nur der pronominale gen. wird in
alter weise gefügt: ich habe dessen (ejus), deren (eoruni),
zu belierschcn , sondern «iieses regiert, iincii der geMölinliolien rich-
tigen ausdrucksweibe , immer jene.
(3 48 einfacher satz.
ihrer (eoriiin); in iler diclilersprache wol : icli habe noch
des qcldi'S , des mutes. alls. >vit liabduii aldres ^r efno
tiiciitig wiiitro llel. 5, 1, wir beide hallen von iiiiserm
leben eben zwanzig winter znrückgelegt ; wenn man iiiclit
vorzieht den gen. aldres von winljo abhängen zu lassen,
vgl. das beigebrachte iiihd. du liäst der jare. im gleichnis
vom Seemann heiUt es 73, 8 erthun ni habda, was acc.
und gen. sein kann, deutlicher ags. Mattli. 13, 5 th;cr hit
na'lde micle eordhan (acc), liingegen: for tham the liig
iKeblou thcere eordhan dypnn, wo freilich deopre eordhan
siclirer wäre; es könnte ein subsl. d^'pe (pi'ofiinditas) geben.
INlarc. 4, 5 steht: najfde eordhan thiccnesse; JMalth. 9, 36
sceap the hyrde nabbadli; Job. 9, 41 na;fde ge nane synne;
Job, 15, 22 nabbadh näne lade (nuUam excusationem); Job.
16, 33 habbadh hefige byrdhena; lauter acc.
niman. goth. nenii akrauis XüßT] clno tov xaQnov
Blarc. 12, 2; dagegen Job. 16, 14. 15 us meinanuna ni-
niith in rov iftov Upvetai statt meinis oder this nieinls.
alls. nani thes möses Hei. 141, 5; that hie sia (ecid endi
galla) an eua spunsia iiam lilho thes lelhosten 168, 23.
ags. genam tha^r thes ofiites C. 31, 30. ahd. mhd. nhd.
ohne beispiel; Luther IMarc. 12, 2: nehme von der frucht.
auch beim ahd. intfähan den acc. : daz sie inphlengln
sinan wahsmon T. INlatlb. 21, 34; intfiengun oli ]Matth.25, 4.
ags. västm onfenge Marc. 12, 2. dagegen hat das alts.
fdhan den gen.: modes fastes falian Hei. 90, 1; wiirteo
iahan Hei. 73, 9. 12; das ahd. alts. /e/tou (capere) den acc:
daz wizod vehun , nius fehun (cibum capere.)
qihan. goth. ei akrauis this veiuagardis gebeina imma
h'u uno TOV zaoiiov lov d/ii'neXwi'oe öomiv avnä Luc. 20,
10. ahd. kebet uns iinvares dies (date uobis de oleo
vestro) hat JMattb. 25 , 8 die alle Verdeutschung fr. th.
p. 27; T. aber: gebet uns fon iuwerme ule. ags. sylladh
US of eovrum ele und: sealdon of thäs vingeardes vastme.
alts. hueniu ik her an band gebe mines moses Hei. 141,
2; gaf is ibenni menscaden Hei. 141, 6. mhd. ich wil im
mines hrotes geben Iw. 3301. nhd. von meinem brot.
brigyan (alFerre.) mhd. mag ich ir bringen des grie-
nes (von dem sand) Ms. 2, 66^; daz man von Rume brähte
der erden und der molten Eracl. 4311.
draijan (ferre.) alts. thes hrodes gidragan Hei. 102,
22; an is handun dragan hlüttres xvatares 138, 22. eben-
so : gefuore caldes xvatares 103, 16.
alid. scenchun (infuudere.) scancla sineu fiautou hit-
l^i'es li'des (von dem bllleren trank) Ludw.
noinen. casus, vom verb. abh. g(^n. 649
alid. pt^echan. nihd. eines prötes brechen Diut. 3, 65;
des brotes si saiuent prächen Diut. 3, 83 : brach des (jrüe-
nen loubes Wigal. 2036; ich brach der rosen niht IMs. 1,
2'^, wegen des nilit zweifelhaft, aucli wol noch nhd. ich
darf der bhiomeu, trauhen brechen statt von den bh tr.
goth. räiipjan (vellere.) es heißt aber raupjan ahsa
tlXXeiv Tovs ozdyyag Marc. 2, 23; ruupidedun ahsa stiX-
Xov Toi's CT. Luc. 6, 1 ; obgleich der gen. ahse sich tref-
lich schicken würde, ahd. abrahun ahir (vellebant spicas)
T. 68, 1 wieder mit dem acc. , doch mhd. des zohels rouhe
(piliickte, raufte, rupfte von dem zobel) Parz. 576, 3.
mhd. riheni du solt in diu körn gän , und solt des
ro(j(jen riben INls. 2, 101*, heißt das auch reife ahren rau-
fen und die eßbaren kürner daraus reiben:*
vialjan. goth. tids hläih'is maljai tz [tov ccqtov iodieiM
ICor. 11, 28.
itan. die stelle I>uc. 15, 16 galrnlda sad ilan haürne,
thuei matidedun sveina tme&VfiEi. ys/nloac ti^V xoiXiaif
avrov (xno %mv zeQaTuoVt o)V rjodiov ol yolooi , vulg. cu-
piebat implere venlrem suum de siliquis cpias porci man-
ducabant, beweist hier kaum, da der gen. vom adj. sad
abzuhängen scheint, ags. thät thu thisses ofiites xte C.
32, 8; äl thisses ofäles! C. 35, 33; heo iliäs ofiites xt
C. 37, 33. ahd. thaz iagilih thes azi 0. V. 11, 44; gibut
ihaz sies azin 0. IV. 10, 10. mhd. eins wildes ivolves
ixize ich e Freid. 23, 9 ; zweideutig sind verneinende salze :
der hunt cnizzet des höuwes uiht Freid. 138, 11 [\ai:
p. 289); ir sult min czzen niht Parz. 131, 24.
driqkau. goth. this stiklis drigkai r/. toi" iiOTroiov
nivhio ICor. 11, 28. ahd. drinkist thu thes hileren hntn-
nen 0. 11. 9, 68; ni drinku ili thes rehekunurs mcra ü.
V. 10, 5 wo der gen. von mera abhängen könnte, es folgt
fon thenio wahsnieji. mhd. eines wazzers ez gelrank Kl.
1454; er az daz brut unt Iranc du ziio eines wazzers Iw.
3310; gitriiuhit er sin (des prunnen) IMerig. 139; des
hrunnen trinken Kenn, 20043; enlrink es niht Trisl. 11470.
alls. fargebe wateres drinkan llel. 59, 23; reht su hie thes
xvlnes gedranc llel. 62, 12; sidor sie ihcs wines gcdrun-
cun 63, 3. alln. drecka dyrar veii,ar Sani. 168'^ acc.
alls. onbitan (gustare): ni scal lides anbilan , wiues
an is wcioUli llel. 4, 12; so he lliar matcs ni anlbcl 31,
19; Ihat ik ni mot mid mannon mer inöses anbtlcu 139,
17, wo wiederum mer in bclracht koninion kann ; niwelda
650 einfacher nutz.
is (neuilich ITllies) su bittres an1)Tlaii IGS, 26. rigs. ße
ihiis DÜstnies onbul C. 30, 21 ; ic thäs oj'utes oiihat {,.42.
22. nilul. iiil)i/'.zers (des i)iMiiinen) IMpiiy. 153 ; icli eiiheiz
dtis tranhus nie Ms. 1, 172^; waiiiler du vor su jVt'»i«^r-
liches (l)iolcs) nie enboiz l\v. 3308; daz es (des tiankes)
ie man ciibtze Trist. 11462; daz Sin ie man enhi/.e Trisl.
1146S; du des (wines) der arm man enbeiz A\v. 3, 226.
das i^ollu andbeitan iiomint nicht in diesem sinn von an-
bciiWn, veisuclien vor, sondern nur in dem von schellen,
carpere, mordacibus verbis lacessere, und hat dann den
acc. bei sich (s. 61<S.) aber aucli das einfache sinnliche
beitan y wenn es anbeißen, davon beißen ausdrückt, liat
den partiliven gen. statt des acc. : ags. bit Ins (so liest
Jun., Alf Thor j)e) and byrge ! (beiß an und koste) C. 33,
12. mhd. ir mühlent sitzen näher baz, nun vrouvve bizet
iuiver niht! Iw. 2269.*)
kdusjan fgustare.) goth. ni kausjand dduthäns ov pt]
yevowrxccf ■dcoÜTOV Marc. 9, 1. ahd. horön: er todes bi
Musih koruli 0. 111. 1, 4; todes 7.1 koronne 0. IV. 13, 24;
choröta er ofto thrdto thero selbon arabeito 0. Hartm.
113; choro mini N. ps. 23, 2; mfn choreton 94, 8. 9;
korun wolda 5/n god Ludw. lied. mlid. si bechorten alleres
indes Rol. 107, 23; sin anker helen niht bekort ganzes
landes Parz. 14, 29 in verneinendem satz.
niiilan. goth. valrlhai sind jäinis äivis niutan jali
usstassäis ytara^iMd-evrtg tov aivh'og ty.tirov rvyelr y.iu
ITJS äruOTÜü€MS Luc. 20, 35. alts. let ina tvunneono neo-
tan Hei. 27, 7; thes mutun gi neotan 34, 11. 39, 20;
moste is jugudeo neotan 107, 7; gi muton thesaro fru-
mono niotan 134, 8; gomono neotan (epulari) 139, 14.
ahd. lango niazer libes 0. Lud. 74; niazer ouh metmmini-
tes 82. mhd. des er genuz Iw. 1694; des sol man iucli
ceniezen lan Iw. 1177; sine kunnen vms nilit ceniezeu lau
aller imser arbeit Iw. 6383; des sol er geuiezen ISib. 103,
3; des lat niicii geniezeu Nib. 836, 3; ir suldet mtn ge-
uiezen ]\ib. 2112, 3; swie liitzel si sin doch genuz Nib.
1623, 4. das einfache niezen hat lieber den acc: in nie-
y.eii Nib. 1077, 4. nlid. eines groi\en glucks genießen;
guter gesunditeit geniel^en u. s. w.
Aus diesen beispielen ergibt sich der begrif der par-
*) so alt lind gewis viel alter ist sclion die ermaliniiiig blöder
zum näher rücken. im leipz. avanturier 1756. 1, 123 ermuntert eine
frau iiiren liebhaber: rücken sie dotli naher, ich l)<'il\e sie ja nicht!
vgl. die vorhin (s. 649) angei'ührte stelle Parz. 131, 24.
noineri. casus, vorn perb. ahh. gen. 651
titioH und eine merkliche A-erscliiedeuLelt accusativer und
geniliver structur.
dei' salben liän, des grlenes bringen, des loiibes brechen,
des brules uenien, des wines trinken gehii bloli auf einen
tliell des vonallis. heilU es: die salben liän , den grien
bringen, daz loup brechen, daz brut nemen, den ^Vln
trinken, so wird der gesamte gemeint.
diesen gen. deute man nicht aus einer ellipse von teil
oder iht , er beruht allein auf der modificierten beziehung
des verbums zum nomen. die spätere, des gen. minder
mächtige, spräche sucht dieselbe modification mit der präp.
von auszudiücken , wie schon die griecb. in einigen dieser
j)hrasen sich der prap. tmo luid ty. bedient, in andern
den acc. läßt oder auch den gen. verwendet.
im litth. wird ebenso zwischen acc. und gen. unter-
schieden, dük man düna = goth. gif mis hlaif; diik man
dflnus =3 gif mis hlaibis. nicht anders im slav., z. b. serb.
dajmi Ijeb und dajnii Ijeba.
die romanischen sprachen, welchen der gen. ausge-
storben ist, umschreiben den partitivbegrif überall durch
die präp. de: ital. dami del pane, franz. donne moi du
pain , d. h. von dem brot , während der acc. il pane, le
pain , das brot, fortbesteht.
nhd. iielfen wir uns auch durch auslassung des artikels.
statt von der salbe haben , von dem sand holen , von den
blumen brechen, von dem brot essen sagen wir: salbe
haben, sand holen, bliunen brechen, brot essen, gegen-
über dem besiinunten ausdruck: die salbe haben, den sand
holen u. s. w. beides siiul accusative, luid brot essen über-
setzt uns das franz. manger dti pain, das brot essen man-
ger le pain. aber nicht völlig gcnan, denn der unarticu-
lierte ausdruck ist allgemein unbestimmt , der parlitive nur
theilweise. wein trinken ist das ital. bere vino, weines
oder des weines trinken bere del vino, den wein trinken
bere il vino. die franz. spräche kann nicht mehr sagen
boire vin , sondeiii nuiß dnrrh boiie du vin die beiden
ersten bcgrille fassen, wie wir umgekehrt wein trinki-n
auch für beie del vino gebraiuhen *).
begreillicli laufen aber auch schon in der alleren sprä-
che die conslrucllonen lies acc. und gen. in einander über,
da es im einzelnen fall der zusanunenhang leicht gestaltet,
*) die mild, si»rn<!ie setzt zuweilen den imbeslimniten artikel l)eim
theilbegrif (s. 411), und nocli heute in Oberdeutschlaiid: cm wnsser
bringen, ein bier trinken.
652 einfacher nutz.
den allgemeinen oder den parliliven bcgrif anziinolinuMi. 80
wiiie in den aiige(iilirten golli. heispielen niil liaban eini-
gemal der acc. schicklicher verbunden als C^itr gen., nni-
geUelirl bei raupjan ein gen. dein acc. vorzuziehen. \\ olf-
ram selzl einmal beide casus neben einander: sin anker
helen iiihl bekort ganzes lands noch landes ort Parz. 14, 30,
freilich im reim, man konnte aber auch ganzes landes von
niht abhängen lassen und den acc. ort bloii von dem verbo,
oder endlich ort für den unllectierlen gen. nehmen.
durch jenes die einfaclie negalion begleitende nioivihty
niht werden fast alle ahd. und ndid. verneinenden sätze
in bezug auf die partitive conslruclion zweifelhaft. die
Substantive kraft des niht kann den gen. eben so gut re-
gieren als das verbum, z. b. in der beigebrachten stelle:
der bunt enizzet des houwes niht. heilU das le chieu ne
mange pas du foin? oder ne mange point de foin ? die
franz. syntax gestattet nach der starkern negalion point
keinen artikel; fühlbar ist auch in des houwes niht der
gen. abhängiger vom verbo, in houwes niht würde er es
mehr sein von niht. doch wäre es gewagt solch eine
mhd. regel aufzustellen.
2. Bei den verbis seht und werden findet sich ein gen.,
den man den prädicativen nennen dürfte, weil er sich
leicht in ein substautives oder adjectives prädicat aullösen
läßt.
goth. ibui jah thu thize sipönje is this maus ? /17) vmI
OV In TMP jKU'd-ljTlöp €? TOÜ UVd-QMnOV TOVTOV ; Vulg.
numquid et tu ex discipulis es hominis istius? Job. 18, 17;
ni sijulh latnhe nieinäize ov yaQ foze in tmv nQoßccTwv
röov i/twv , vulg. non estis ex ovibus meis Job. 10, 26;
thize ist thiudangardi guths töJv }'aQ to/ovjcov torlv f]
ßuGileia tov &eov IMarc. 10, 14. Luc. 18, 16; hvazuh
saei ist sunjos uaQ 6 wv v/. r-^s ahjß'ei'ac omnis qui est ex
verilale Job. 18, 37; vas auk jere tvnlibe i]v ydo eriöv
dwdsita, erat autem annorum duodecim JNIarc. 5, 42 '^).
*) Luc. 8, 42 daülitar vas imma sve vintrii-e tvalihS bezielie ich
Heil gen. lieber auf das subst. daiilitar, wie Luc. 2, 37 viduvö jere
alitaiiteliuiKi jali fidvör. I^iic. 2, 42 lesen die neuen lierausgeber, gegen
den cod. arg., vartli tvajib vintrun.s, factus est duoderini liiemes, und
man könnte die ellipse altlieis (alt) annehmen, wie wir nocli heute
sagen: icii werde drei jniire, bin drei jähre (alt.) würde aber niciit
ein (lectiertes tvalibins stehn? (thans tvalif Matth. 10, 1 ist anders)
und läßt sirli für das compositum tfclihuintrus (gramm. 2, 959)
nicIit das ags. fifbOc (pentateuchus) fitieäf (quinquefolium) und andres
anfü'ueu? adj. braucht es nicht zu sein.
nomen. casus, vom verh. ahh. gen. 653
alts. slu was im adaJujehurdeo , cunnies faii Cananeolande
Hei. 91, 22; that gi sind ediligiburdeoii cunnies fon cuösle
gudun 17, 2; sie wurun is hhviscas, cimneas godes 11, 15;
thaoaii he cunneas was 11, 2; lliiii er s/'nes brotler was 83, 3;
lie is theses kunnies hinen 81,9; huilikes hcj'olkes wari 151,
23; iii bist tliu ihesoro hnrijUudeo 151, 23; ni biuin ik theses
rik'ies hineii , cpiad Jie, judeoliudio 159, 5; bist thi iudeuno
folcas? 175, 15. alid. hneti/t Ites enuosles äu sis? HiJd. 11;
suUchero ist himilu riclii (laliuni est r. c.) T. Matth. 19, 14;
ili wamithu sis relito thcsses niannes knehiö , thes Sines
fjisindes 0. IV. 18, 7; quad , ni wari therö maniiö IV.
18, 15; thu bist tliesses niannes Jharä (coiisuetudinis,
conimercii) IV. 18, 13; ni bin ih tlierä juarä IV. 18, 17;
eleinero yitluaiko su ist ther selbo Franko 0. Lud. 17;
er ist wiseru (jithanku ^ wisera redinu (dal. wegen des
reinis : ebinü , ohne welchen redina stünde) dns. 13; ist
ellenes (juates ioh wola auekes muates das. 68 ; truh-
tenis ist diu erda (doniiiii est terra) N. ps. 23, 1 ; der
fordero teil ist w/zero sternön (besieht aus weißen Ster-
nen) N. Cap. 70. dagegen: thu bist (on then (statt tlicro)
T. 188, 2 nach dem lat. tu ex illis es. nilid. wir sint
oucli diner k'inde Rolocz. 176; ez ist so hoher mdge
der marcgravinne lip ]\ib. 1616, 2; der sölher lide was
Parz. 112, 7; si wären müeder lider Olloc. 437''; daz
selbe Hut wider mir harter halsaderen ist (durae cervicis,
exod. 32, 9) Kud. wellclir. Schulze 2, 4; sin halsperc einer
hiiite was Wh. 425, 27; sin halsperc (juoler ritKje was
Wigain. 2114; einz (ein gezell) daz Iseiiharles was Parz,
668, 17; daz riebe ist des keisers nilit P»ls. 'J, 131''; iainer,
ich inuoz immer nier wesen dins (jesindes ! WU. 60, 27;
ein kint, des disiu niivre sint Parz, 455, 22; tvelhes der
liunt 81 (wem er gehöre) liS. 1, 605; daz (vingerlin) ist
der kraft und der lucjenl Flore 7002; welcher tatje si si
]Ms. 1, 67'^; Sit si eines libes waren >\ ignl. 1857; ilaz ir
\rouwe wioio nnbekerles initotes l\\. 1996; idi bin t)ucli
des iniioles Kolo(z. 173; gol der was vil seiij'les tnnotes
Ms. 1, 17''; wie hohes nniotes ist ein man JNIs. 1. 15 1'';
so wolde icii hohes innoles sm JMs. I, 159*'; ich wil /uiht-s
mtioles stn JMs. 2, 54"; du bisl sla'ter sinne, sevjler sin-iirhe
Ms. 1, 197'' ; ir sit hoher ma-re \\ allh. 85, 6 : iirtreives rcftes
sind Siichcnwirt 113*^; e daz wir des loiles iniiesUMi wesen
Ms. 1, 222''; ich solle sin gewesen des lödes Lolicngr. 4 1. der
inf. wesen ausgelassen isl in lulgender slclle : den edcln iiiar-
graven umntnoles man du sach i\ib. 2089, 3; lial man
auch uenn es hoüU: der riller yiioler sinne IVagm. L'J'^ we-
()^)^ eiitj'dclier aci/z.
soiulc zu suppliercii? uhi\. frohes niutes , reines lierzens,
fiuter laune , (fnlcr liofntnuf sein: anderes sinnes sein;
des (ilanhens , der nieinumj ; luitl, oIiih; ailiUcl, tvillens,
Vorhabens sein; tjuler ditiije sein; des todes ^ des lenji^is
sein ; wir leben oder slerheii, sü siiiil wir des herrn liuni.
14, 8; andere jel/t veraltele redensarlen des 16. 17 jli.
mögen folgen: isl hunds (ist verloren, geht vor den Iinnd)
Fiscliarls gesell, kl. 49*'; bisUi iler leute? (einer von de-
nen); da warn wir ijutes auachs II. Sachs IV. 2, 113«';
bistn dieser har? (so gcarlel) II. Sachs II. 2, 28'*; hislu
der haari Sani. IMüllers Sangerhaiisen p. 203; der haare
sein Siniplic. 1, 4. 2, 27; des rechten hraiils sein Siniplic.
p. 71; guter kletzen sein Abele 4, 224 u. a. ni. das im
vorigen jh. und noch heule unter dem volk gebräuchliche
der ehren sein bedeutet ehre im leib haben, sich ehren-
voll benehmen: kein einziger war der ehren, mir einen
bissen brodt vorzusetzen Felsenb. 2, 191. nuid. got was
tornes (in zorn , zornig) Detmar 1, 68. ninl. (joeder
tiere , quader tiere wesen (bonae, pravae iudolls esse)
gramm. 3, 80. ags. und ahn. beispiele mangeln nicht.
für iverden gelten eigentlich dieselben phrasen. einen
goth. beleg habe ich nicht, ahd. her ward giworlan zuelif
jdrö T. 12, 2; waz wirdet unser armon? \V. 27, 4. mhd.
waz sol nu werden der armen vrouwen Dido En. 1357;
waz wurde min? l\v. 1953; waz wirdil mini JMs. 1, ISl**;
waz min w^erden sol? Trist. 11594; w^az unser werde?
cod. vind. 428. no 165 *); wirl xvilder sinne Ms. 2, 189^.
nhd. sinnes werden (sich entschlieÜen) trüdelfrau 1682 p.
36 ; andern sinnes werden ; guter laune werden, nind.
he ward tornes Delm. 1, 20. 140; vs^urden unmuodes cod.
golh. chron. sax. 6^. alls. siu mannes ward Hei. 15, 15.
diese gen. werden in der jungem spräche durch die
präp. von, aus, in umschrieben, oder durch adjective aus-
gedrückt, z. b. zornig, unmutig werden, oder durch andere
redensarfen wie: bestehn aus, gehöi-en zu. subst. ellipsen
nehme ich wieder nicht an, es müsten verschiedene sup-
pliert werden, z. b. aus der zahl, im besitz (wenn der
gen. sächlich), eigenthum (wenn er persönlich isl: diz svvert
sol K\n?,er diveders s?n Parz. 747, 14) und andere mehr, eben
diese Vieldeutigkeit bestätigt den freieren, ausdrucksvollen
casus.
etwas parlilives liegt auch in vielen. ihr seid meiner
•) älinlicli das innl, wat sal luves nu gliescien? Stoke 3, 261.
außerhalb der frage begegnen alle diese redensarten kaum.
nomen, casus, vom verh. uhh. gen. 055
liimmer, dieses gesclileclits bedeutel: ein llieil der lieerde,
ein theil des gesclileclits; das liinimelreicli ist solclier kana
ungefähr sagen: soiclie sind ein bestandtlieil des liininiel-
reichs, sie gehören zum li. der iioni. würde, wie dort
der acc. , das ganze ausdrücken: ihr seid meine länimer.
weniger gilt der parlilivbegril von den redensarlen , in
welchen der gen. eine genuilseigenschaft bezeichnet: gutes
mules, des sinnes , willens sein.
3. Begriffe des hittens , begehrens , strehens.
hidjan (rogare) , häufig mit persönlichem acc. daneben,
goth. balh this Icikis yjii'^aajo 16 cimiiu INlatlh. 27, 58; ni
viluts hvis bidjals ovz oidurs %i aiTiIu&e JMarc, 10, 38; bid-
jilh gavairthjis loonü tu iionc: eior^vr^v Luc. 14, 32. ahd.
oba bilit s?n sun brotes T. Malth. 7, 9 ; ßskes bitit IMatih.
7, 10; bulin Barrabdnes Malth. 27,20; bat thes licha.ntii
IVlallh. 27, 58; bat scribsahses T. 4, 12; thin kind tliih
bitte brotes 0. H. 22, 32. nihd. du er urloubes l)at Iw.
2920; swie selten wip inannes bile, ich btcte inwei' ^
Ivv. 2330; bat in überverte Parz. 596, 8. alls. lielpono
biddeaa Ilel. 47, 7. 12. 114, 19; helpuno bad 104, 6;
ferahes biddian 163, 27.
ahd. petalön. brotes betoluiili 0. 111. 20, 39.
ahd. tiscoii. sie eiscutiui thes kindes sär io thes sindes
0. I. 17, 11. vgl. oben s. 632.
gairnjein (cupere.) fiauja this gairneilh JMarc. 11,3.
Luc. 19, 31 0 xv{)toi: avtov yoslav tyei , weil man begehrt
dessen man bedtirllig ist; gairnjands vas alläizr izvara
tninodiöv TjV nuTTUi; vfiüc: Phil. 2 , 26. alls. thero gir-
nean Hei. 44 , 15; so wil thes gi^iirnan ni niohlun 5, 3.
alls. geron: gerut gi sinibla erisl thes godes ri'keas 51* 3;
liet thal sin wihtes ni gerudi 85, 4. ahd. es ni geroli 0.
111. 3, 10; thes muases geruta ih 0. IV. 10, 3. mhd. des
ich ger Iw. 5992. \^ igal. 271; ein gäbe der ich von in ger
Iw. 4541; des sin wille gerte Parz. 596, 3; andere bei-
spiele wb. zu Iw. s. 144.
J'raihuan (inloirogare.) alls. frtUjon, ahd. frdgrn vor-
hin s. 632. iwhd.J'rayen: saget mir des ich iiuh (rage i\ls.
2, 149'; den gar/.i\n si des vragen bat Parz. 62, 27; stves
di\ geruochlest vragon Iw. 519; wer vragcl des? Iw. 4022.
ahd. tvnuscdii (^optare) oft mit dal. der peisoii. wiiii-
schendo ilei'o chumjh'ijnii diuijo N. ps. 19, I ; tes www^vo
ih in N. ßth. iiilid. doch soUen lui goliisviu wip heiles
wünschen disein knaben Parz. 129, 2; daz im ein ander
heiles wünschte Tit. 80, 4 ; si wünschten im alle heiles
556 e'uij'dchar scitz.
nach Wigal 1844; so wirt es von mir gowünsclipl sollen
Til. 18, 4; ich ^viillsch ienier dhi INTs. 2, 19™ tlle \viiiis( lileii
imver Flore 7639; wünsche min ze vehle ]Ms. 1, 132'' vgl.
Laclini. \\allli. p. 158. 139, der 35, 17 den dal. setzt, und
dann ze velde objectiver nimmt, wünsclien mit dem acc.
der Sache bedeutet mhd. zaubern Wigal. 327. 887. 5575,
wie wir noch heule verwünschen gebrauclien. zu jenem
persönHchen dat. consliuieren wir aber überall den acc.
der saclie , statt des mlid. geiu
ahd. ilan (festinaie.) Illun sines thionosles 0. IV. 9, 15;
es ilti 0. 11. 9, 36; ihts illun sie 0. IV. 4, 30; tes sie ileiit
N. Bth. 26. mhd. woll ir nu des tonfes ilen Turl. Wh.
121'^. daü bei dem ahd. ilan und dem folgenden zilön
auch das persönliche rellexiv in den gen. zu slelin kommt
wurde s. 33 bemerkt.
ahd. zilun (studere.) thaz sie thes gizilotiu 0. IV. 4, 6;
thes giziluli IV. 14, 9; thes zilutun IV. 36, 17.
ahd. (jähon (feslinare.) mhd. sus sol man prises gaben
Parz. 503, 30; des gäben Parz. 580, 18; der spile bat si
gaben Nib. 407, 2.
abd. flizan (sludere.) ihaz sie thes giflizin 0. II. 14, 12;
thes gillizi III. 24, 46.
ahd. rdman (lendere.) thes honUtes ramta 0. I\ . 17, 3.
mhd. da ramet ich der tvUde Ivv. 398; ramet er des man
Iw. 7089; obe du wilt lere rumen Bari. 41, 7; wildu der
lere ramen Bari. 279, 5; rämte des chunujes Rol. 225, 5.
mhd. muoten (appetere.) ir (ejus) muotlen küene recken
Nib. 3, 2 DJ; nu enmuotet sin nibt mere ]\'ib. 2278, 1;
des beginnet er muoten und gern Flore 4773; aller eren
muoten u. gern Trist. 5681; daz ir mir deheiner spräche
luuolet Trist. 14725; anders sol ichs niht muoten Ulr.
Trist. 627. verschieden ist der acc. pers.: do muote er
in mit dem swerte (ense eum petebat) Iw. 5331.
mhd. ivellen (velle.) da ^^il man des man niht enwil
Trist. 12; er wil des er niht wellen solde Trist. 1047;
in beiden beispielen dürfte der gen. auch von nibt ab-
hängen, das ahd. wellan scheint nur den acc. zu regieren
(Graff 1, 815. 816.) indes finde ich Wolfd. 1889 merk
was wir dein (mit dir) wollen , ahd. waz w^ollet ir nu thes
0. III. 20, 123, oder gehört der gen. zu waz?
ahd. fdren (atlendere, insidiari.) //ie5 wärun farcnti
(paslen auf) 0. IV. 3, 19; nob ir thes ui färet IV. 22, 60;
sie hlrtnil thines ferahes IV. 23. 31. alts. that sje uses
drohtines dädio endi wordo farön woldun Hel. 36, 24.
nomen. casus, vom verb. ahh. gen. 657
mild, väicn: dune solt Sin sus niht vSrea Parz. 353, 16;
done wolder ir niht varen Wigal. 8560; ob ein l»jser
väre min Ms. 1, 43^; si kan mannes herzen vären Ms.
1, 60b; z,ite II. State vären (auf zeit und gelegenheil
passen) Trist. 11932; väret tler seihen stunde Trist. 14555;
Stades vären 11800; ir spils begunden vären Troj. 614; er
wolle rehtes varen Troj. 644; der re/tfes künde vären Troj.
2583; der süezen tninne varen Troj. 2492.
ahd. ahtan (persequi.) thfn ahtit zi nlde 0. IT. 3, 62;
abtun sin tbie liuti 111. 5, 7 ; abter tliero Krisles fianto
IV. 17, 14. alts. ablean is aldres Hei. 21, 13; is ablien
23, 13; abtien mines aldres 95, 5; eblin iro aldres 117,
20; tliat wi tili aldres abtien williad 120, 23; tliar man
mines ferhes scal, aldres abtien I4l, 4; ferahes abtiau
162, 1; llie iro ferhes tö, tberu idis aldarlayo abtien
>veldi 118, 23.
a\{&. freson (leutare.) freson is ferahes 23, 13. 137, 1;
iinvaro seolono fresun 142, 13; fresuii min 142, 17;
lihhes gilrcsön 161, 31. das gotb. fruisan regiert den acc.
der pers.
abd. koron (tentare.) tbar koräta sfn tber widarwerto
0. II. 3, 60. alts. coston: wclda is tbar lätan costön
(tentare) craftiga wibli Hei. 31, 4; ik williu is than gi-
coslun (gustare) 145, 16; vgl. oben s. 650.
fandun (tenlare.) tbu ni scalt herran thines fandön
ihines j'ruhan 32, 24; fandöda is J'rohan 32, 11; fandöt
min 116, 22; ßriho fandun 131, 15.
aiicli in den liier zusaniniengeslellteu verbis zeigt sich
einigemal nocb das i)arlitive, und das zuletzt angefübrle
tenlare bciiilirt sieb iiiil guslare. wer brules billel, brutes
bellelt, beiscbl nicht das ganze, sondern nur einen ihcil *).
der gen. bei diesem wort drückt aber andrenial auch das
ungetheille aus, z. b. batb this leikis ; und ebenso nebten
sicli gairiijan, frai'bnan u. s.w. auf das ganze. liau[)lun-
terschicd von den unler 1 bebantk^llen slrucluren ist, dali
dorl das verbum unmittelbar auf das objccl gehl , hier häu-
fig ein acc. oder dal. der [lorson zutrill.
4. Verba des tvartens, hütens, waltens, pjlejjens, ge-
ivohnens. Iiieibcr greilen die eben ani;eim'rUtrii begrille
des naclistellons und versucbens über. denn füren und
•) (iioscm ili |)ittu yiotes cntspriclit aiicli ilns finiiz. jr (leiiiniidc
(hl i>(iiii , ila» liltli. pratizau düiiüs u. ä. w.
Tt
(358 einfnchcj' aaiz.
ahtun in gnfom simi genommen l)0(lciilon auf ct\vnE solm,
aclilen, und kuiön giliiiil zu Uit'seu, das wicdemm ^clieu
ausdrückt.
sailivan (vidcre.) das siniilidic selien , niil den äugen
scliauen . lial den acc. , das absiracle und iiheiiragnc \salir-
- Jielmicn , aclilgel)en /.u\v(>ilcn den gen. der saclic. alid.
Ihaz W'U) tliaz ihero dura sah 0. IV. IH, 6, die tliiirwär-
lerin. alls. nienes ni sAlnin , wilies tliie ^vamscadon I lel.
22, 17, die gotllüsen acliletcMi niclil auf iibeltliat und slrafe;
thü eälii tili selbo thes 157, 13; ne sih thü m/ncs her
fleshes (jißhies 14.5, 18. in folgenden nilid. stellen aber
hiingt der gen, von nilil ab: do si dni l)f ii- nilit sach
Parz. 92, 29; dun silisl des rehteu nilit Parz. 147, 25.
alid. xvarlen. thes gi\varlell 0. 111. 5, 4: thes m war-
t^t II. 12, 83; sin wartetun I. 17, 56; thin warten II. 4,
59; ih gistuant lliin warleu IV. 18, 24; warlent iro vir-
tiitis j\. ps. 47, 13. alts. warden ira Hei. 10, 5; thes
wihes warduu 24, 19. 126, 24. 127, 10. nilid. wartet
min Iw. 4308. geht über in die Vorstellung von erwarten,
exspectare.
ahd. fjouinan. thar sie thes fehes goumtun 0. I. 13,
14; ih thes scolli goumen V. 25, 13 '■^). alls. wujijeo go-
mean, fehas allar fehle liel. 12, 7; thes hüses goniien
126, 24. des gotli. gauinjan bat *\cn dat.
alid. hnolan ^ alts. buodian : thes hreives Hei. 169, 14.
171, 2; thes h'chdmen huodnn 173, 9. mhd. hüelen: sin
(ejus) huote I\v. 3915; gol büete din l Parz. 132, 23; got
hüete al der ich laze hie Parz. 324, 29; wer sei des <je-
sindes hüeten j\ib. 176, 3; des andern hüeten INib. 181,4;
der xvunden hüeten Nib. 247, 3; wils (des eides) hüelen
Nib. 1071, 2. es steht auch der acc: lat die tumben
hüeten den küenen Dancwarleu Nib. 177, 1 doch CDJh
der t.
haldan hat nur den acc. bei sich (s. 599), nicht den gen,
valdan , golh. mit dem dat. ahd. wallan mitogen.:
desero hrunnono bedero wallan Hild. 62; thu wellis lintes
manatjes 0. IV. 4, 43; weltis thü thes Hutes 0. I. 2, 34;
wolles waltan 111. 7, 6; wallan alles thes wunnisamen
feldes II. 6, 11; hirti iher shies fehes weltit V. 20, 32;
thes grabes waltan IV. 36, 9; ihera lera weltit III. 16, 14;
*) und mit reflexivem gen. niannilili sin goume 1. 23, 59. zusatz
zu s. :^3 oben.
nomen. casus, vom verh. ahh. gen. 059
•waltest dero mähte des meres N. ps. 88, 10; unser \valten
N. ps. 65, 11; ni niuasun unser ^vallan 0. IV. 5, 14.
alts. landes glwaldan Hei. 2, 7; is giwaklan 7, 4; liudio
giweldun 10, 23; bodio giwaldaii 15, 16; Jolkes giwaldau
17, 4; tveroldes waldan 17, 23; Averodes giwaklan 23, 9;
Jolkes gevveld 62, 11; thera saca valdan 102, 5; tfies
Imses giweld 102, 24; thes riheas giweld 156, 14. inlid,
er ne gewielt 5mer if o?'fe Diut. 3, 74; (ßioter vreiide ys'a\-
ten Iw. 6531; ich wils (dies walten Nib. 112, 3; trmxven
wichen Trist. 1805 ; sines rehtes wielte Trist. 4515; gerilltes
•Nvalten Ms. 2, 152^; es walten Parz. 509, 24; der hreße
wallen Renn. 6111; «euzw/tfe walten Renn. 6259. die ags.
spräche schwankt zwischen gen. und dat., in denselben denk-
niälern: veold vera riees C. 258, 19; svu niicles vealdan
C. 17, 2; his vealdan C. 17, 12; vuldres vealdend B. 34.
365; niamia ci/nnes veold B. 1396; se ealles veold Creca
lices Boelh. IHS''; veolde thisses niiddangeai'des Boeth.
94; sie eax voll ealles thiis vcenes Boclh. 130; hiora velt
Boelh. 110; belege liir den dat. im verlolg. das altn. valda
hat gleich dem goth. immer den dat.
alts. rudan im sinne von regere, ordinäre: god wili
is alles radan Hei. 51, 2. mlid. der neheiner valscheit
nie geriet (wie sonst: wielt) Parz. 307, 16. in den übri-
gen dialecten nur mit dem dat.
ahd. ruochan (curare.) ni ruahta fjoniniannes mör
ü. I. 16, 8; sin Sin ruahla V. 7, 8; thes er karto ruachit
V. 7, 9. mhd. ruochen , ruochels got Parz. 578, 1; viele
beispiele im wb. zu Iw. s. 350.
ahd. /)/eY«»i- (lihortjunero dato ni pligit man hiar 0. V.
19, 39; therero ddlo plcgan 0. IV. 24, 28. alts. ne williii
ik thes U'ihtes plegan Hek 165, 4. mhd. belege wb. zu Iw.
s. 335; salel rümens pllegen Parz. 2<S8, 24; Schalles Ben.
436; des hohsten pi-Zses \A\\>j,G[Vi\rz. 576, 28; dcrschiltivache
phlegen Nib. 1766, 2. 1768, 2; ir pllagen dri küiiege ]\ib.
4, 1; pllegen des hoves Nib. 10, 2; (jrozer eren pllegen
]\il). 11, 4; getvaltes pilac AA igak 8243; rilerschcße plle-
gen Tioj. 12731i; pllcgt ir loiijcs Parz. 448, 13; der miile
l)llac INls; 2, 249^ uhd. veraltet der gen., den noch liulher
überall braucht, luul der acc. wirii gesetzt. mhd. ver-
p/h'(jen (desuescere): alles des veipllar Iw. 5338; miitne
er inuoz verpllegeu Parz. 495, 8; des shjes hole verpllegeu
Paiz. 688, 16; do man ezzens da verpilac Parz. 698, 15.
ahd. spnlgen (coiisuescere) : des sie spulgenl N. |)S. 72, 15.
nduk dere sitie l)ruo(ier spulglen Diiil. ;i, 90; sie spulgct
einer misseldl Troj. L>'i49 ; .spulgl man iles Kenn. 7216.
1 l 2
660 einfacher satz.
mhd. wonen (nssiiefierl) : siner site snlt ir woneii Parz.
474, 20; ir viiime wonen Pajz. 494, 20; (jih-tens \vonen
Parz. IG 1, 14. ivewr^u (assuefacerc): sicli briiclifs weiifn
Troj. 12S.50; sich urhujes wenen Troj. 6273; fiicli hazzes
wenen Wallli. Gl, 1; luicli hüsseus \vene Par/,. 130, 14.
an jenes warten sclilieüen sicli die begrilfc der erwar-
lung, hofiuing, des glanbens.
gülli. heldan. anl/iaiiziih bcidainia INIallli. 11, 3; bei-
aandsthluil(m(f(iiuijäsg[\[hs M.irc. 15, 43; bcidruulaiis Zaka-
rnnsljuc. l, 21 ; bcidaiuds lalhöiiäis liuc. 2,25 ; i»en«i.'« gcraih-
teins beidain Gal. .5, 5. n]n\. p/lan und peitön : ih peil tfn N.
ps. 24, 21; pil kotes 26, 14; «/tf/^re-s beilunies T. .Maüh. 11,
3; thes m l)eidudun Ludw.; S/nes worles beitiuil 0. V. 20,
60. mild, ir beten er})iten i\ib. 1816, 2; icli niiioz des
tages liie bilen l\v. 6158; des si da biten Iw. 4'Jl5; er
wolde sfn biicn Iw. 956; er well shi btlen Parz. 148, 11.
alts. hidanz bed torhtaro tecno llel. 25, 21; tliea lango
bidun tninura helpa 108, 17; bed thero torohleon tideo
t27, 24; nu ni thiirbhiin gi bidan leng yewilscepies 155,
19; bed im biniilo rfkies 170, 7; bidun sulihero htiota
173, 6. ahn. hidha: beidli bann sinnar liosrar avdnar
Sa!m. 134^
nibd. ivarten. ir warten vor dem buse alle SJfrides
man Nib. 776, 4; iclin warte ixver niht nie Iw. 2944.
nhd. eines Avarten , aber einen erwarten,
nbd. eines harren.
ebd. (jidinijan (sperare) : gedingest tu shermes N. ps.
90, 4. nihd. des dinge oucli ich Mar. 116. häufiger mit
den präp. uf, an.
goth. venjan (sperare) mit dem acc. Luc. 7, 19. 20.
ICor. 13, 7. alid. xvänan: wanili nu thes 0. 11. 14, 58;
wäntun harto thes 111. 20, 140; wer mag wänen thes
V. 20, 83 ; ne wanenl ir bezzeren dingis N. ps. 96, 12.
alts. xvdnian: ni wanua lengron libes 68, 17; hbes ni
wandun 121, 16; Jerahes ni wanduu lengiron libes Hei.
97, 5; ni wanda thes 9, 13; ni waiiiat gi thes 42, 20;
ihar siu iro nidhskepies waiiit 57, 4; is wanie 80, 15.
thA thik biwänis ivisaro tre^vöno Hei. 143, 10. das mhd.
warnen hat mehr die bedeutuug von exislimai-e, und wird
meist mit conjunclionen construiert. selten mit dorn casus:
wände des Troj. 6139; ich w.vn des Parz. 592, 2o.
goth. galdubjan (credere) mit acc. der Sache ICor. 13, 7.
alid. gilouban mit objectivem gen. \Hid meist persönlichem
dat.: gilüubel Wortes mines 0. V. 4, 56; giloubi mir thes
iioine/i. casus, uom perb. ahh. i^eii. 56 1
xvortes 0. V. 7, 4; giloubet tlies mir IV. 19, 53; gilou-
bemes thero dato 111. 26, 4; giloubtim tharo sinero worto
IV. 12, 22; ni giloubit thes (jiscrihes V. 9, 44. alts. gi-
lobean: waroro wordo Hei. 52, 17; gilubiat gi thts 141,
22; thes ni gilöbiad ini these liudi 153, 12; thes gi gilubian
sculiiu 172, 27. das nihd. gelouben, iihd. glauben haben
acc. der sacbe, ]Ms. 1, 1«» er sündet swer des niht geloubet,
hiingl der gen. ab von niht. man unterscheide von jeneffi
ahd. einem und eines gilouban die redensarl sih eines ge-
louban (sich eines ablhun, eulhalten.)
5. Verba der innern empfindungen des hürens , ßihlens,
denkenSf {jedenkeus , vergessens , Aer freude und tvauer
stellen ihr object in den gen.
gotli. hmisjun , häusjon. Ulf. verbindet mit diesem
wort dreierlei casus, den dat., wenn es auf eine person,
den acc. und gen. wenn es auf eine sache geht. belege
für den dat. erfolgen bei der abhandln ng dieses casus,
der objective acc. ist häufiger: hausjand thala vailrd aaov-
aiDOi top Xoyov Marc. 4, 16; liansjands thala vai'ird axavaus
TOP Xöyov INIarc. 5, 36 ; hausideduth thu vajamerein i]v.ov-
aaTS %ijs ßX(xgrp')]f<i'ag Marc. 14, 64; hausida gulein i'jxovoe
TOP aonuofiöp Luc. 1, 41 ; liausjandans thata ciy.ovopres
tuvxa Luc. 4, 28; hausjands vaurda meina av.oviop fiov
Tinp Xoyup Luc. 6, 47; stibna is gahausidedulh (f,o)Pf]P
aviov aX7]H0UT€ Joh. 5, 37; thuei hausida yv Ü.y.mtGu Job.
H, 40; hausida iincfvethja vaurda liy/.ovaev (cöl)7;iu QTjm'ia
II Cor. 12, 4; ihuui hausideduth ob tjnovouTe Col. 1, 23.
belege für den gen.: hvas mag ihis h;iusjun ? tlg övvaTdi
avzov a'/.ovetP Joh. 6, 60; haiisjandans thize vaürde
axouociPTii; top XoyoP Joh. 7, 40; slibiws meinäizos haus-
jand T'tjc: (f)0)pijg /tov ir/.ovoovoi Joh. 10, 16; hauseitli slihnos
nieinäizos dy.ovet fiov T}';s ffcn'ijQ Job. 18, 37. der griech.
Wechsel beider casus stinunt also meist zu dem goth., be-
dingt ihn aber nicht, umsowenigcr als auch der gi-. gen.
in den goth. dat. übeiti'agen wiiii , wenn er persiiidicli
ist. auch ahd. überwiegt der acc. weit, bei IN. in den ps.
lierscht ei- durchgängig, doch hat 0. noch den gen.: sinero
avorto er luala filu harto II. 9, 57. alts. heiidin is qihod-
.s<7yj/es llel. 69, 6; hurien ni vveldun is fjihodscepies 81, 16;
ne wolda thero judeono thuo leng tfelpes hurian , wr<?tharo
iviUion 122, 4; ni woldun Cristcs gerno gihorian 129, 2,
in welcher stelle ich jedoch der hs. den vor/ug gebe, die
nach ('risles word einschaltet, und den gen. davon ab-
hangig macht. denn sonst \NÜrde lieber tler dat. Crible
^52 einj'aclier salz.
steliti. heim inlid. luritMi liabc icli überall bloU den acc
angelroHeii.
ahd. Juo/«?t (sciilirc): fiialen wir e.v liarto 0. HL 17,26;
ei luaila sar thts (juales III. 14, 28; tves er fiialla III.
20, 110; Utes ili ollo luaila IV'. 31, 34. alls, gifuolda iro
ßijnes Hei. 168, 25; thes gifuolian 169, 8.
mild. enpJSiiden : als er der tolxvunden relite liet cn-
pruiiden l\v. 1051; dö er der liet enpriinden l\v. 5412;
des ich dA wol enpünde Nih. 297, 3; der wunden Q:n))\\Tii\\L
]\ib. 1989, 1. alul. inßndan : inliiidoiil iro N. Blh. 259;
inlindent iro leides Blli. 62; ne inlindeiit lero richun lide
des frostes uielit na? -Blb. 122.
gotli. ihayhjau (cogitare) kommt mit objectivem gen.
nicht vor. alul. denchan: tliu Krist thes wolta thenken
0. III. 20, 56; sie llialitun tliero ivorto V. 10, 9. alts.
ihenkean tliero thintjo Hei. 9, 24; sie is ne willead an
iro luigi llienkean 52, 14. mhd. mislicher mxiose er gedahte
Diiit. 3, 71; dähter des Parz. 392, 27; du gedaht ich des
zehant Iw. 630; ir sult gedenken wes mir swuor i%ver liant
Nib. 562, 1; als iclis da vor gedahteWigal. 2733 ; sich beden-
ken : ich han mich des bedahl Parz. 402, 8. nlid. ich
denke dein-^ gedenke dieser suche, mhd. auch: wes was
iu gedaht? (woran dachtet ihr) Iw. 1493; wes ist iu ge-
daht? Mafsm. denkm. 76.
goth. hugjan (cogilare, piilare) kommt nicht mit dem
gen. vor. ahd. hiigi thei-a thineru (jiscefti , liugi mines
■Wortes 0. I. 2, 26. 27; hngl thero ivorto 0. II. 9, 93;
gihugit thes ii-a Haben kindes 111. l, 36; hugi thes IV. 23,
31; kehlige unser N. ps. 43, 25. alls. hn()(jian, (jihtig-
ijian: luigid is Hei. 75, 15- fcires luigdun 116, 4; gihugde
thero wordo 152, 18; that thu min gihiiggies 167, 21;
üiliussian thero ivordo 172, 18. it gihiiggien 77, 8 viel-
leicht zu ändern in is. ahd. auca sih pihiicjan : sie be-
hugent sih sin N. ps. 21, 28.
gülh. gamiinan (meminisse): gamunan triggvos veihai-
züS seinaizos fivr^a&i^rui ^ia&t']y.i;g ayiag uviov Luc. 1, 72;
gamunands armahairleins fivr^o&fjvui lliovg Luc. 1, 54;
gamuneilh auenais /nv};fioreveTS ii;s yvvaiy.os Luc. 17,32;
ganuineilh this vaürdis /tiry;j((orvtere %ov /.vyov Job. 15,
20. aber auch mit acc: gamunda lliata vaurd urs/irt'jnd^/j
lov gr/tciTOS Älarc. 14, 72; allala mein gamiinandans sijuth
-närju /Aov fiifivr^o&e I Cor. 11, 2.
mhd. sinnen y sinn und gedanken auf etwas richten,
nach etwas trachten, folglich in die unter 3 aufgeführten
noinen. canus. vorn vtrh. abh. gen. 663
verba übergeiicnd : die unser frouwea iiuunent und ir <jfMrt'-
tleu sinnent Mar. 127. nilid. sich eines verrinnen W igal.,
und das nlid. sich eines besinnen.
uhd. ertvähnen (coninieniorare) mit gen. dio bedeulung
ergibt sich aus dem mlid. waeneu (pulare, exislimare)
s. . .
ahd. inkezan (Intelligere, cognoscere) , mit acc. oder
gen.'i* das ags. onijitun liat den acc: thone grundvong 13.
2992; clifu B. 3819; gealdor 5883. bei dem alid. tVAeirtit,
farkezan (oblivisci) findet sich der gen. überall : er ne fer-
gizet dero armun (jebetes N. ps. 9, 13; ne ^virt fergezea
dero (irmon 9, 19; ne irgiz dero armnn 10, 11; ziu er-
g;lze du viin? 41, 10; ne irgäzen wir din 43, 18; ubc wir
irgazen unseres gutes namen 43, 21 ; irgizest unserro tin-
ehle 43, 24 u. s. w. mhd. daz inhi got su lull vergezzen
Diut. 3, 93 ; sines tronmsheiden er vergaz , er irgaz trin-
wen iouch maniger riuiven Diut. 3, 97 ; der scenche des
alles ergaz 3, 97; der sporn si niht vergazen Parz. 263,
12; \ergezzen der eren nun Nib. 149, 3; des er doch sit
vergaz Nib. 383, 12; wb. zu I\v. s. 484. nhd. zwar noch
mit gen., doch liei'sclit der acc. vor. aUs. ijodes ni for-
gati Hei. 7, 19; forgatun godes rtkies 110, 13. der goth.
ausdruck nfariniinnön kommt wenig vor, luid steht Ware.
8, 14 ohne casus, Phil. 3, 13 aber mit dem dat.
nhd. sich erinnern, mit gen.
ahd. sih niolön (gaudere.) niotut er sih iibes ü. 1. 16,
20; hih niotu J'rinves mtinles IL 12, 70. nuiazin (unsih)
thes himilnclics niolön 1. 28, 15. alls. thu thi (? lliik)
giniüdun jiiusl hiuiilr/kies Ifel. 100, 22. das mhd. sich
nieten nlnunl oft die auch dem lat. gaudere eigne abstracle
bedeulung des bU)t^<-'n habens oder pllegens , dann aber
die des vollen habens »uid ersiilligcns an: du soll dich si<e
nieten Parz. 127, 19; ir müesl iuch mantjels nieten 135,
30; midi lache lüelen 324, 18; ir iuch des nietet 402, 16;
künde sieb des nielen 725, 9; unz er sich ir genietet hat
Kl. nach 1522; des kumhers wil ich mich gonlelen Ms. 2,
92*; wil' suhl uns beide nielen mnnifjer wunueclicher ztt
Ulr. Tiiöl. 84; tnani(jes kiiinhers niele sich Frib. Trist.
6424; wolt ich mich der schiifli' nielen Tit. 165, 4.
ahd. sich J'r('iv<(n (laelail.) ihcs uu'ines was sich IVewenli
0. 1. 4, 83; er llus sih muasi Irowun 111. 18, 50; slall des
bili auch einen andern acc: Ihes frewlla er hiigu sliian 111.
18, 51. jnlid. sincr eren vreulen si sicli alle Ivv. 2616;
des vreulc sie sich Iw. 5388 i do nurre vieuie sich diu
9
664 einfacher salz.
niagl lv\. 5855; den vreii ich mich J\v. 5023; des vrcut Ich
mich \\\. 6163; vreulen sidi '\v jiuje.ni Iw. 6527.
ah(i. sih j)l/'d((u (laetari): er hlülla sih lltes ü. III. 18,
49; auch lltes bluller herza stiiaz IJl. 18, 52.
golh. sveijnjan (exullare) kommt nicht mit objeclivem
casus vor, Luc. l, 47. 10, 21. Joh. 3, 35.
goth. faginuH (gaudere) stellt die Sache in den dat.,
das ahs. f'aganoii aber in den gen.: fagonude f/jes Hei. 93, 7.
ahd. sih mendan (gaudere): sih himilriches men(\(lii 0.
II. 12, 36; thaz sih es %vorolt mende II. 12, 38; thaz un-
ser muat sih nieiidc sulichera rusli V. 2, 5; mendit sUi der
erou W. 55, 9; mendeut sih dhiero praedicatioiiis W. 78, 3.
alts. mendian , ohne sich: thes tinnyes mugun mendian
Hei. 16, 3; thes mendendia sind 166, 1; des mendent ir
N. ps. 46, 2.
die goth. saürijan (lugere), (jdunön (moerere) erschei-
nen nicht mit casus des objecis. ahd. suorgen mit gen.:
er suorgata thero xvorto 0. II. 9, 46 ; suorgeta thero thingo
IV. 21, 2. mhd. des ir da sorget, des sorgich Iw. 4738.
ahd. mornen (moerere) : thera snrächa mornenti 0. I«
4, 83.
ahd. Untren^ mhd. trüren wären des gen. der sache
fähig; ich stoße auf kein Beispiel. JNib. 2289, 4 steht die
präp. unibe.
6. Verba des helfens und schonen s , deren begrif vor-
zugsweise auf persüuen geht, haben statt des acc. gern gen.
oder auch dativ.
hilpan (juvare.) s. 614 ist gezeigt, wie im hd. bald
acc. bald dat. pers, folgt, es heitU : waz hilfetmic/t? iver
Lilfet mir? wenn eine sache hilft, scheint richtiger der
acc, wenn eine person , richtiger der dat. zu stehn. also:
dhazs ir man wardh wordaii , unsih hilpit; ni hilfit imvih
thiu ila; ungenau K. du hulfi inih statt mir, ungenau wol
Hartm. ouch hilfet im der mäuschin Iw. 2135 statt in.
ist das subject persönlicli, so findet sich sehr häufig auch
die Sache ausgedrückt, wozu, wobei, worin geholfen wird,
und diese steht immer im gen. : hilf mhies werches (fac
mecum) N. ps. 108, 21; thaz sliumo sie« gehulfm (daß sie
schnell der sache abhälfen) 0. III. 18, 70; mhd. ist die
formel einem eines helfen geläufig: helfet mir der reise
Nib. 63, 1 ; so hilf ich dir der reise Nib. 64, 2 ; daz man
Hildebrande siner hreße hülfe widere Rl. 1056; dem ich
helfen sol der riterschaft Parz. 150, 25; nu helfeiit dirre
meide mir Parz. 327, 14; als helfe mir got des eidcs Karl
iiomeii. casus, vorn perb. abh. gen. 665
95* dagegen kommt die formel einen eines helfen nicht
vor. sollte bei sachlichem subject dat. der pers. und acc.
der Sache zulässig sein? Parz. 434, 30: daz swert gelialf
im priss hejac. aber dann könnte auch in, also doppelter
acc. stehn i' lieber halte ich bejac für einen seiner llexiun
verlustigen gen. (wie Swarzwalt s. 465), -weil ihm ein an-
derer gen. unmittelbar vorausgeht (wie s. 652 bei bejac.)
der ahd. oder nihd. gen. bei helfan ist demnach stets
ohjectiv. die goth. spräche hat aber auch einen persön-
lichen gen., statt jenes hd. dat.: hilp unsaral ßor^d-rfiov
r]fiiv INlarc. 9, 22; gahalp theina fßo't]d-r^oä aoi II Cor. 6, 2;
hilpan ize avXXaßeO'd-ai avjoig Luc. 5, 7. merkwürdig
Marc. 9, 24 hilp meindizos ungalchiheindis ßoi';&£t jtiov
vij uiiioriat wo der Golhe nicht dem gr. text folgte, son-
dern dem lat. adjuva incredulilatem meam. der goth. gen.
Ist hier zugleich ol)jectiv und, wegen des possessivs, per-
sönlich, zwei gen. ließen sich nicht wol häufen (liilp
nielna thizus ung.); enger dem gr. text angeschlossen hatte
sich diesmal die ahd. Version : hilf mir des ungiloubin !
auch alts. gilt bei helpan perschilicher gen.: that is
waldandes barn helpan weldi llel. 61, 23; welda is helpan
thuo 164, 10.
goth. freidjan (parcere) in der regel mit acc. astans ni
freidida, thuk freidja Rom. 11, 21; izvis freidja I Cor. 7,
28. und II Cor. 12, 6. 13, 2 ohne casus, doch freidjands
izvara (piid'öfisvog v/itöJv II Cor. 1, 23.
goth. hleibjan (juvare, parcere) Luc. 1, 54 mit dat.,
ebenso das ahd. lipan , alln. hitfa.
mild. st'/toMeit (parcere) übciallnilt gen.: scontc shierwilze
Rol. 65, 15; kunnet ir niht Jursten schonen Parz. 415, 21;
min gerne möhte schonen Parz. 719, 25, sch<3nen ir und
aller wibe Wh. 83, 2; deheiner liost er Schunde \> h.
204, 10; op si triwe künden schuncn \A li. 380, 28; sin
wirl übel an dir geschunet Karl 55-' ; und //• (eorum) liitzel
schunet Karl 80**; swie lange ir gol sihuncl IUmu», 6810;
sciiune du min, so schone ich di'n ! Kenn. 7576. nlnl.
bei personen wol noch der gen.: schone meint bei Sachen
den acc: die kleider schonen.
ahd. sparen, mhd. sparn , nhd. sparen nuv mit dem
acc. gehl auch meist auf Sachen (reservare, reliuoro\ selten
auf personen; doch Ludw. lied 69 mih selbon ni sj)aruli.
goth. gaveison (visitare) : gaveisoth nnsara rjienxtii>u70
i]ftäs liuc. l, 78; gaveisöda manaijeins seindizös y;itnxt-
ilfcno tov luov aviov Luc. 7, 16. ahd. ist er nii unser
666 eutjacher satz.
wisiHili 0. I. 10, 24; wisoii heimoi-tts , eifjunes lautes
ü. 1. 21, G; Nvtsuii thes skalhcs IJl. 3, 23; \%i,st")iiit iniii
V. 20, f8. T. INlaltli. 25, 36. 43; siii selbes riches vvisuii
V. 16, 1; liier haf'les man ni wisöt V. 21, 11; wisiist
sin N. \)S. 8, 5; wisötost sin N. ps. 16, 3; -wisu unser
N. 118, 26; dero erdo ivfsötost N. ps. 64, 10. verschie-
den ist ^Vlsall (ducere) mit acc. der persoii , und gen. der
Sache, das ags. (juntosian (visilare) hat pcrsöiilichen acc,
das alls. ivison den gen.: wisun thes xverodcs ilel. 112,24;
liiideo 121, 22; wisöduii min 134, 14; min siokes nvisüu
135, 13.
auch ein ahd. suochan, in der bedeutung von visifare,
mit dem gen. wäre möglich; alls. mit acc: Uiidi suokean
Hei. 121, 24. mhd. uns suochen ISib. 14S, 2, wie iihd.
besuchen j heimsuchen.
mhd, ziehen (educare)? zocli min din muoter Parz-
141, 13 D; für das aufgenomimie mich spricht der sonst
überall übliche acc: man zöcli in Nib. 24, 1; ez ziehen
Nib. 662, 7; ez zöch \\ igal. 1234; ziuhel sich I\v. 2738;
kint erziehen Wli. 23, 26; kindelin ziehen Giidr. 573, 3.
Trist. 1482; ziehe iuwer edel fruht Troj. 5994; ziehen
daz gesiebte Troj. 6005. denkbar aber wäre jener gen.,
bei dem freilich sehr verscliiednen begrilTe vohiehen (ad-
implere) schwankt der objeclive casus zwischen dat. und
gen.: volziehen dem muote Iw. 2908; sinem muole volle-
zuge Trist. 4519; des volzietien iwer niagede ]\ib. 348, 19;
des volzöch frou Hilde Gudr. 572, 4. desgleichen bei vol-
varn : dem muote vollevar Trist. 4443; des er volvuor
Iw. 896.
7. Gen. bei brauchen und fohjen.
golh. brukjan : allai dinis hhiibis iah äiiiis sliklis
brCikjam I Cor. 10, 17; manacjäizus baltheins brukjaima
1 Cor. 3, 12; leihtis brühta (levitate usus sum) II Cor. I, 17;
skeiris briikjands vaürdis Sk. 41, 9; is bruki;üdau Col.
2, 22. einmal aber auch der (instrumentale) dat.: judai-
visköm ufarranneinim jah sinteinö daiipeinini brükian Sk.
41, 16. ebenso ahd,: ])ruc]ian cocowelfcliü niezzü (uli omni
modo) R. 38**; si prachanli Jsarne (utalur ferro) K. 39^.
hingegen mit gen. so brache lier es lango Ludw. lied 12;
des ich scolta gebruchan W. 71, 14; des tvintemodes ge-
brucbau W. 76, 14. mhd. erscheint das wort nicht oft,
bald mit gen.: der kunnen si gebrücheu L'vl. 138^, bald
acc: brachen swacheu soll Troj. 11251. zueifelhaft Gudr.
nomen. casus, vorn verb. ahh. ^en. 667
1385, 3 ^ iclis iucli laze brachen, nlid. hrauchen^ (fe-
hrauchen , nur niit acc. , sich bedienen mit gen. alts.
brucan alles thes öthvelon HA. 33, 8; tliat sin iro harnes
brucau niusli 92, 17. 93, 7; tliat sie daejes liohtes brücan
niustin 110, 1; lätan ina brucau fort ferahes 161, 34.
ags. duijudha brucau C. 161, 13; häines 273, 18; metes
Job. 4, 9.
ahd. folgen (sequi) mit gen. der Sache, oft auch dal.
der peison. folge mines rätes N. Bth. 18. mhd. des volge
ich Parz. 674, 17; des volgete im der grave Wigal. 8223;'
des volgete er der \virtinne Flore 3033 ; doue ^volt er«
niht volgeu I\v. 7335; des wart gevolget Trist. 11144;
des enwollen niht volgcn Gudr. 780, 1 ; der rede im do
gevolget wart Wigal. 8134; uu volge miner rwte Parz.
499, 26. Ls. 3, 219; nu volget miner rtete Gudr. 591, 4;
volge mines rutes Oieud. 3266. 3606; der mines rätes
gevolget litcte Morolt 8'*. Hartm. aber sagt: so volge minie
rate Iw. 2131; swer volget guotem rate I\v. 2153; volget
ich iwerme rate Iw. 6155; gleichsam den rat personilicie-
rend. ebenso nhd. ; die Sache wird prapositionell ausge-
drückt, einem in einer sache folgen, alls. folgö thi mi-
naro ferdi (sequere nie) Hei. 101, 7 und hier steht der
dat. tili rellexiv.
8. Verba des beginnens, sich erkühnens und ahnliche.
ahd. biifinnan. es bigituian 0. I. 1, 76; es biginnö
I. 1, 81. 95; thes bigiunen i. 1, 109; biginnes thes thines
heiminges I. 19, 6. alls. biginiüt gnadaro werho Ilel.
106, 17. mhd. eines sites si du begunde INlar. 65; be-
ginnet ir der spil Nib. 442, 5; swes man ie begunde Nib.
131, 1; sis begunden l\v. 6990; der si begunden Ivv. 7258;
du si der vurl begunde Iw. 7'J45 ; sives ich wolde ic be-
ginnen Bari. 218, 8; des ich nie bcgan 'Irisl, 2365. das
golh. duginnan erscheint nicht mil siichlichem casus.
die mhd. heben, aue heben, ul heben, vaheii, gev;ihen,
im sinn von incipere rcgieien den acc. der Sache; ebenso
die nhd. anheben, anfangen.
mhd. ane gdn: swes ir wellet ane gau Trisl. 12140.
sich begdn (abgeben, beschäftigen mit etwas): wes ir iuch
heget Parz. 438, 27; daz ir iuch hanj'es nilil hcgat l'lore
3117; daz ich mich mines houf'fS lniiaiiiic l'ioie 3518;
sich ronbes boi;cn lleiui. ()8ll; ihi luVst thch hranher spise
begangen (»reg. 2678. sich an nemen: des iv iuch neniet
an Flore 3118; der drier J'riunde nam suii an I5arl. 120,
24. nhd. sich einer sache anuehnieu.
668 e'mfdcher satz.
mild, sich ^inihinvindeu : niines luiides icli midi uu-
(lerwaiit l'arz. I4fj, 21; sich iiiulerwant siutf am/'en \> i-
gal. 9005; des Icnahcn iiii(ler\viiiiclen sich 'Iroj. .5'J'JO ; du
icli mich dar xvoUjeldufii underwant Ms. 2, 108^.
lihd. sich iinterfatKjen eines diiiRcs.
mhd. 6it7t beließen (befassen): wiltu dich des behefleu
Ms. 2, 10''.
ahd. hilhihan (efficere, promovere?): wilit es bilhilian
0. I. 7, 27; ni mag ihes hüaes wiht bilhihaii IV. 30, 14,
wo der gen. aiicli von wihl abliuiigen konnte. alts. su is
elcor ni ihorsli bithtlian mann llel. 167, 4.
goth. «nauaMf/yan (andere), kommt nicht vor mit casus;
seltsam ist die fast entgegengesetzte bedeiitung von ganaiithjan
iiavEiv Luc. 5, 4, während das ahd. kinindan und kinen-
dnn immer andere ausdrückt: todes ginand 0. I. 2, 12;
sie thes ginenden 0. II. 12, 36; thes sar nu ihn ginendes
0. 111. 4, 28. insofern der kiihnangreifende bewältigt mid
bezwingt, bringt er auch zur ruhe, das ags. genedhdou
C. 214, 17 scheint subjugarunt, und tudes ginand kann
sowol heißen mortem adortus est als oppressil , vicit.
ahd. sih gihertan (indurare): er herzen sih giharla
(indnravit animum, falUe sich ein herz) 0. IV. 17, 2;
niuates thih giliartis IV. 13, 18. ebenso conslruiercn miisle
irpulden oder sih irpoldan und ähnliche.
ulid. sich erdreisten, erkühnen, unterfangen.
9. Verba des sagens , antwortens, schivörens , Ver-
sprechens, dankens , lohnens.
ahd. jehan (faleri, affirmare), jali thu sines selbes dato
0. III. 14, 42; jehent dero sundön N. ps. 146, 7; ih jeho
gote Ulmes unrehtes N. ps. 31, .5; sie jehen iro unrehtes
N. ps. 46, 4; daz ih iemer din jehe N. ps. 118, 11;
ni iahun e5 T. 143; bigehente iro santönu T. 13, 12;
thie mih (:' mm) bigihit thes bigihu ih T. 44, 22,
mhd. sives mir der waltman jach Iw. 632; der ir guotes
drumbe jach Iw. 7322; ich -vvil in niuwau guotes jehen
Iw. 1887; swer in danne unstfcte gibt Iw. 1885: daz er
des siges muose jelin Iw. 6357; so müese ich iu des siges
jehen Iw. 7448; do si unrehtes selbe jach Iw. 7602; der
volge wurde im niht verjelin Parz. 189, 23 ; daz man des
ir zite jach Parz. 345, 22; man muoz im sölher varwe
jehen Parz. 469, 19; da man mir gerihtes jach Parz. 526,
14; diu muoz mir süezer ivorte jeiin Parz. 827, 30; euch
liccre ich iu selben der degenheite jehen ]\ib. 107, 1;
des soll du mir der wiirheit verjehcn jNib. 84, 4; daz
nomen. casus, vom perb. ahh. gen. 669
man In* lohes ja^lie NIb. 219, 3; dem jaelien si der herte
Ms. 1, 162'^; ich gilie von im der intere Parz. 297, 5 und
überaus liäufig. alts. (fehani gehe thes Hei. 45, 21; ni
^vas thero tliegno enigumu siiUkes imviddies uthi te ge-
lianne 140, 14; bigi4iil ina (cl. i. sich) su gruotes 158, 14;
in der essener foiniel: ik giuhu goda minero snndiono,
ik iuhu nfthas endi avunsles. dies nur dem ahd. alts.
und mhd. dialect eigne verbum (denn die Verwandtschaft
ties goth. Jiikan ist -wenigstens keine uiuniltelbare) zeichnet
sich also auch durch seine constriiction a»is ; sagen, spre-
chen, reden, cjvithan, nieljan, zellan liaben objectiven acc,
iiiclit gen., jehen aber nie den acc, sein gen. nuiß in dem
starkem begrif der aussage, des bekenntiiisses odej; ge-
sländnisses gegründet seni. das ags. andettan (coufueri)
hat den acc. der sache , vgl. ps. 31, 6.
indes wird auch bei antworten das worauf mit dein
gen. ausgedrückt, ahd. bloli bei N. : des lohes antwurlet
aller der Hut N. ps. 105, 48 5 ih ne antwurta t,s' N. ])S.
37, 15; er antwurta tles N. Cap. mhd. besonders im
epos: des antwurlc dem künege ]\ib. 82, 1; des antwurte
Sifrit 121, 1; des antwurt ime do Sifrit 123, 4; des ant-
wurte Gernöt 148, 4; des antwurt im dö Günther 153, 4
\\. s. w. aber auch sonst, wenigstens bei den alleren:
antwurt es mit güele Iw. 343; des antwurt im her Iwein
SU Iw. 5007. 6620. '•') in den bei Conrad beliebten redens-
arten : antwurt but Achilles der frouwen luiveluhen des
'l'roj. 14208; gab ir der rede y\\ schiere antwurt Troj. 14303
l.'ißt sicli der gen. auf das subst. beziehen.
mhd. swern (juraro.) er hete der vart gesworn Iw.
2410; des swüer ich wol einen eit l\v. 4202; ich lian es
gesworn Iw. 8114; des swuoreu si du eido j\ib. 334, 1;
des Ich iu sweion wil jNib. 1215, 4; ob ich r/e.<f swern solde
Nib. 1893, 4; ich han stn gesworn AA igal. 6038.
') altn. gil)tder instriim. niclit das worauf, sondern dns womit f;onnt\vortot
wird: eino tliwt Hii-^ni andsNiir veitti Sn'in. 2ISi' 22'2'' 'J'2:^'. die ags.
und alts. pocsie pUt^t weder das eine iioeli das andere auszudrücken , der
dat. der pers. <:eniint : liire tliä Adäni andsvaroilc C. 51, 1">; liim tli&
Adam eft andsvarode C. r>4, 25; liim tlia Cäin nndsvarodc (i2, 30.
yern al)er wird {»esa^^t, da|\ die antwort uriferzi'frrrt erl'olfjt sei: liiin
tlia (itlrc (conreslini) <;od andsvarode C. 54, 5. KU, 32; liire (lia iidre
nnds\ar(>do (.". 13G, 7; lie«» liim ädre andsvarode C. 137, 10; iidre
äfler tlion andsvarode C. 61, 30; nndsvare ädre gee)dlian l>. 705.
auch die alts. rorniei lautet: tliö lialxla eft is word {jarii (rcsponsum
in proniiiUi hal)uil) Hei. (il. 17. 71, (5. HÜ, 23. 92, 9. 141, 1. vgl.
das mild, .vr/z/c/i* in der oben nn"efiilirfe i steile.
670 einfacher salz.
nihil, sichern (vcrsicliern.) den gr/iven liiez er sichern
des \>'igal. .'>0'j;i. tje/ieizen (prorniuere) hat nur den acc.
nihd. danken ; dune darit mir diensles danken nllit
Parz. 49, 11; danket dem fiirslen des (fnolen rdles Bari.
204, 38; des ijrnozes si du danclen Ailj. 1125, 1. nhd.
für etwas, ahd. tiiaiikuiit es O. II. 10, 18.
ahd. /o«oh; inio.s lun«jt Ludw. lied ; ili lunun in e5 0. V.
20, 72. mhd. Ionen : daz er siner niuomen sus der sippe
wolde Ionen Wli.82, .30; lune miner jdrel Ben. 310; daz ich
iu lonc der erbteren ln-öne I\v. 4247; der ich iu hie Ionen
sei I\v. 1197; der Ivnt er im da l\v. 67.55. nlid. für ehvas.
10. Verha des Indiens, spotlens, schimpf ens , meist mit
persönlichem objcct.
nhd. lachen: ich laclie deiner droliunij. mlid. iles er-
lacliet (s. 1. nacli dem wb.) du der lielt \A igal. 2833. alid.
lach'et si des sußodes N. Blh. 47.
mhd. smielen, smieren. der rede tougen smierte Achil-
les Troj. 15271; sniiclt der rede Bit. 12718; des ei-smielle
Günther Nib. 671, 3.
keine solche siructur bei weinen und erNveinen, die den
acc. der saclie fordern (s. 612.)
n\\A. spotten: ich spotte ^/em. mlid. waz spottet ir wii*«?
nihd. schimpfen: ich wolt ungeriie schimpfen diu Troj.
1808.
ahd. huohon (irridere): huolon niin. N. ps. 34, 15;
liuoen min 37, 18. 79, 7; sines calvitii hnondo 46, 1;
tles wir huoii ne suln 84, 1.
goth. haunjan , ahd. hunan, mhd. hoenen ; alid. bismaron
T. Malth. 27, 29. 31 liaben den acc, ebenso Uistern und
schellen; Iluchen den dat.
ahd. refsan (rejirehendere) mit acc. der j^crsun (oben
s. 618), gen. der sache: rafstanan theraiUKjiloiiha 0. III. 8,44.
11. Intransitiver begrif des genesens und erledigt tver-
dens, sicli erholens.
ein goth. gahäilnan saiihlais , ganisan sauhtais hilk der
transitive ausdruck (s. 634) mulmaUen. Marc. 5, 29 stellt
indes die präp. «/. mhd. dö diu bilit was getini, du was
geheilt der man der suche (seuche) au stnem libe cod. pal.
361, 75*1.
mhd. genesen (sanari) : da mite ich sohle miner siihte
genesen all. 244, 25; er misl/'cher not genas Iw. 2726;
swie er der marl^'r dort genas Bari. 11, 36; wie ich der
Übeln not i^enese Bari. 96, 35. es gilt ahcr Ijesonders vom
nomeji. casus, vom verh. ahli, gen. 671
kliulgebären : hindes genesen (edere partum) INIar. 120 ;
giiist sie khides Mar. 128 ; diu eines kiiides sol genesen
'J'risl. 1911; einer tohter genas Flore 583; schon das bloi^e
genesen, ohne beigelügten gen., hat diese bedeutuiig. nhd.
sie ist genesen eines ktiahens Esaias 66, 7. noch heute:
sie ist eines kindes genesen , und ebenso: iiiedergekum-
incn ^ entblinden, erlöst worden; obgleich gewöhnlicher
die präp. von oder mit gebraucht werden. auch mhd.:
vor hunger genas Iw. 3882; daz si vil küme Arun genas
Tarz. 112, 8. hierher gehören noch die gen. bei liijen,
(jeli(jen, innelltjen: eins kindelins gelac, eins .sm«,s Parz.
112, 6; des hirten wjp da kindes lac Troj. 564; eins
schocnen kalbes gelac IMalsni. denknj. 107^; ein w'ip kindes
inne lit Trist. 1897. 4245 ; laege eins sunes inne 1930;
spdler : kinds einliegen IIA. 446. *)
mhd. tvider komen (in integruni restitui): done mohle
sIs nilil wider komen Iw. 2923; daz irs nihl >vider niuget
komen Iw. 7667; daz ich niiner ijewctrheit iht wider ko-
men künde Iw. 8116; des siiit si vaste wider komen Parz.
337, 21.
verwandt ist die conslruclion mehrerer s. 634. 635 ver-
zeichneten transiüva.
12. Fürehten , erschrecken, an/fahren , erivachen. das
golh. 6(jan regiert den acc: ug izvis (timeo vos) (lal. 4. 11;
ui ugeis valdulni (ne timeas |)0leslalem) Rom. 13, 3. ebenso
fanriiljan und das nhd. Jorhtan: ni forlilet sie '1'. MaUh.
10, 26; Torlüen wir ihie menigi T. INlallh. 21, 26; got
furliten N. ps. 21, 24; in furhlcnt 21, 26; die dih (urhlent
60, 6. doch wenn Sachen befüichtel werden stehen diese
auch im gen.: nc fuihte ih mir des leides (non tiniebo
mala) N. ps. 22, 4; des der argo (uihtct daz pegatot in
(quod tinu't inipius vejiiel super euin) N. 62, 10. den
mhd. acc. bei vürhten belegt das wb. zu Iw. s. 524; der
gen. kommt aber auch vor: er vorhtc Turpines u. des
beilegen imfesindes Rol. 226, 17; doch \orhter des Iw. 3850;
si vorhie siner kinllieit AA igal. 246 t; daz ich des scre
fürlile j\ib. 55, 3; si furhtenl des liarl. 132, 17. I'arl.
365, 9, 10 folgen acc. und^gen. aufeinander. beim acc.
•) jiikIi firiifie rodensarten für sclivvnngersrlinft. Iinl)cn <len gen.:
sie Iji'l'iUKl sich eiiK's i(///(/t;.v ^^<l|^liiet. DG; eins kindes wart sie lu'it-
lialt Diiil. 3, t)4 , \vi<'W()l liier dor casus vom nilj. nl)|iän{!;eii mag. ans
»lern pari, ini.'it sin ;;il)nr(iiiK')l kindes (). 1. f), 61 . folgt niclit notli-
wendig, (ial^ man ancli sagte: gil)nn!inön l\iiHles.
672 e'iiij'achc.r scitz,
Ist das verbuni Iraiislliver (llinere), z. b. wenn w\r nlid.
sagen: goll fiii( lilcii , den feind fürchten; lieiin gen. in-
transitiver (pavescere), und dann verwenden vvir heute
Präpositionen: sie fiiiclitete seiner Kindheit wegen, für
seine Kindheit.
ahd. scinhan (pavere) : sciulilt ilü'ii 0. V. 2, 18. njhd.
diu louf der siindtt schiuhet Ms. 2, 200^; liäuliger mit
acc: dur die icli schiuhen nnioz ir zartez l)ilde IMs. 1,24^;
diu mich schiuhet IMs. 1, 204*; den biderben scliiulict
fragni. 26*; ir süeze minne schiuhet JNls. 198^; schuhte
daz Wigal. 7342. nhd. etwas scheuen und vor etwas.
mhd. erhoinen: der JWuje erkani der nieisler du Bari.
27, 7; des erkoni er sere \\ igal. 4640. jihd. erschrecken .,
eigentlich aufspringen, vor, von, über etwas, auch ahd.
mit präp.: föne dinen worlou irchani sich min herza N.
ps. 118, 161; mhd. von dem antluz ich ersdirak Malsm.
denkni. 109. aber hiniariiuement muates 0. V. 20, 83.
mhd. entspruKjen (expergisci) Diut. 3, 49 ; des troutnes
ich inlspranc Diut. 3, 98; erivachen: eines troumes ir-
wachele cod. vind. 653, 107. ebenso släfes erwachen.
ahd. przittan (pavere): ni brutli ihih muates 0. I. 5, 17.
13. Schon bei einigen der bisher verliandellen bcgriiro darf
der gen. ablalivisch genonunen werden, d. h. die lat. spräche
verwendet seiiierstalt den abl., deutsche dialecte hin luid
wieder auch den instrumental, diesen sinn hat der geu.
ferner bei den Wörtern leben und sterben.
golh. liban. ovn in ccqto) fiürip ^ijOerca o livd-oioiiog wird
von Ulf. übertragen : ni bi hlaib ainana libaid nianna Luc.
4, 4 ; ahd. in themo einen brote ni lebet ther man T.
INlatth. 4, 4; ags. ne leofedh se man be hlafa anuni. deut-
scher klänge: ni hlaibis ainis 1. m. ahd. sonst: Kotes ka-
laubu , dera lebames hymn. 10, 1; an des fehes pilde,
daz hexves lebet N. ps. 105, 20. mhd. schouwet wie der
hüse an der Tuonowe gründe lebt des rures sneze gar,
also lebe ich wol des lujtes von ir nuinde Als. 2, 44»
(IVauend. 127: der huosen lebt des trures süeze): xvazzers
gelebet der herinc Geo. 3873; ja sol man alleine uiht des
brotes leben, iocli sol man des gotes xvortes leben Berth.
196; tves lebte da her Tristan? Frlb. Trist. 3348; des
si da lebeten Giidr. 82, 3; hfrides leben Parz. 394, 16.
alts. ni nnigun eldibarn enxvaldes brudes libbien Hei. 32, 6.
von dem parlitivcii gen. bei ezzen (s. 649) ist dieser hier,
dem kein acc. zur seite steht, verschieden.
nomen. casus, vom verb. cihh. gen. 673
golli. fra(jvistnan (perlre) : liuhrau fraqvlslna Xtjim.
(xnoXXvfUii Luc. 15, 17. ahd. irne sterbiut todis N. ps. 29, 7;
bei irsterhan der iiistr. 0. II. 22, 22. nilid. daz wirnilit Jiun-
(jers sterben I\v. 6394. Geo. 1901; daz er der tjost niht staip
Parz. 797, 21. nlid. /ufH/yer« sterben ; eines jähen for/es ster-
ben ; todes verbleiclien. des hiunjeres eutwalen (fanie peri-
bant) c. p. 361, . .; daz ivs huntjeres sulet quelen Uiut. 3,
101; des Inuiijeves warten llorn Diut. 3, 104; stvilhes todes
du ferwirdest c. p. 361, 78c. inhd. siu schrifi ivdrzeichens
nilit verdarp Parz. 785, 29«
des lehenes verwandeln Diut. 2, 290, wie sonst: den
Ijp verwandeln; lihes wandeln JMs. 2, 225^. dies genialint
an andere gen. bei tvehselu: si wehselten beide der herzen
Iw. 2990 (tauschten mit den h.) das ahd. wehsalun hat
acc. (Grair 1, 718. 719.)
14. Spielen, das lal. ludere fordert den abl.
ahd. wurfzäveles spilun N. Blh. 20; tisses spiles s\Vilön
ih N. Blh. 50. mild, des halles spiln Ben. 436; des (jräsliits
Ls. 1, 146. 2, 214; der vinjerliu kolocz. 165; der keijel das,
188; der lochen Wh. 222, 18; spilten ich weiz wol •Ji'^s IMs.
2, 80-'; spilten (juotes Ben. 340. Fisclinrts Spielverzeichnis
liefert eine menge belege: des schullheil\en, des (jauchs,
des kolbens , der honen, der nuj'ar u. s. w. spiln. nhd.
ist der acc. eingerissen: schach, karten, die geige, die liarfe
spielen; doch bei Kinderspielen wird der alte gen. zuweilen
behalten : k'dmmerchens spielen.
es hiel\ auch mhd. der harpfen kriuwen (krauen, kratzen)
Düc. misc. 1, 123; Ao/i-e blasen Wigal. 10878. Bit. 8661.
das ahn. leiko. linde ich nur mit der prap. at con-
slruiert, z. b. al handsüxum.
wenn wir nhd. unterscheiden die harfe spielen (des
harfenspiels kundig sein) und auf der harfe, zur h. spielen
(ein stück aufspielen), so bezeichnen uns diese prhp. wieder
den partitivbegrif (s. 651), und es könnte mlul. ebenso
zwischen die harfen und der harfen spiln geschieden wor-
den sein, jene lertigkeit aber drückte man mhtl. auch aus:
er künde mit der harfen (s. 137. 138.)
15. l'lntscliiedcn instrumentale krafl hat der gen. bei den
Wörtern laden .^ kleiden, Julien, tverj'en und einigen
ähnlichen.
ahd. hlalan (onerare): luad sia harte (jnates ioh suaz-
l/ches mnates (begabte sie mit g. und s. m.)0. V. 12,
90; sih \'m\c Jonilitennes (mit fuiclit) V. 23, 138, ogs.
beamas v;vron oj'üles gehladene (mit obsl) C. 30 4; ge-
Uu
(374 einfacher satz.
hlüdon lilin to liudlie /J^a aml fre.os (beliiden sich zur beeile
mit dem gut und den leuleii) C 220, 1. nihd. mit ede-
lem gesicine ladet mau ir diu schiin ?sib. 489, 1.
goth. (idvasjan (vesiire) nur mit dem dat. (s. 644) das
ahd. (jiivtitdii hat die präp. mit ((riilier gewis den Ijlolk'u
inslr.): mit wiü ir iuili watet 0. JI. 22, 6; mit giwatu ni
giwalila sili T. 53, 3; walo ih nu't N. ps. 131, IH. ebenso
bihelan (amicire): mit febi umbihelliu (circumamicla varie-
tate) N. ps. 34, 15-, biheleler mit liebte 103, 2. ags. scry-
dan : scryddon bine mid readtun scycrelse INlatlb. 27, 28;
scryddon liine mid puipuran Marc. 15, 17. nur alls. der
gen.: ruvödun ina rötles lacanes Ilel. 165, 17. auch der
privative begrif des alid. intwdtaii (exiiere): inlwalilun
inan lalihants T. Maltli. 27, 31; goth. n)it dal. aiulvaside-
dun ina thizai paiirpurai Marc. 15, 20; ags. onscryddon
hine tbäm puipuran. nibd. sollte wol auch noch eiu ent-
Wteteu mit dem gen. der Sache zulassig sein.
der walt niuwes lonhts riebet (wird reicli bekleidet
m. 1.) Ben. 436; des luuhes loubet niaiiec \valt Ms. 2, 50^*,
serb. gorilza listom (inslr., lulio) lislala Vuk 1, 65.
inhd. hvveneni den niuwen reien sanges Ms.2, 74''.
ahd. tvarnou (ausslatlen, versehn.) er sih thes leides
nl warnuti 0. 111. 74, 76; ib xvisero worin giwdrnon iuih
Larto 0. IV. 7, 23; sih dero liirzo gewarnut N. ps. 28, 9;
Labet sih kewarnut s/'uero ijlesi'nön hullön N. Blh. mhd,
des was der wirt gewarnet Iw. 2194; warnet iucli der
were enzit Iw. 1860; so sulnt ir iuch zwenzic pptnde
goldes bau gewarnet Flore 4638.
goth. füll null (impleri.) ei fullnaitb hmtlijis (ut imple-
amini cognitione) Col. 1,9; fuUjan (implere) : ainnins vei-
his gafulljada Luc. 1, 15. ahd. fullan: ni fullit er sih
wines 0. I. 4, 35; thiu faz gifullen xvazares 0. IL 10, 3;
herdtiames irfulti 0. II. 5, 22, alls. thes motun sie wer-
dan gifullit Hei. 39, 10; skireas watares thiu faiu fuUien
62, 6;ferahes gifuÜid 123, 13.
goth. (jasothjan blaibam (satiare jianibus) IMarc. 8, 4;
mit gen. aber gredagaus gasuthida thiuthe (saliavit bonis)
Luc. 1, 53. ahd. kuotes kesateta N. ps. 106, 8; sateton sie
sih unsühri N. ps. 16, 14. mhd. daz ich rede mich mit iu
gesäte Flore 5955. nhd. sich des gutes sättigen.
ags. veorpau (werfen): Line ongan väteres veorpau mit
Wasser besprengen) B. 5578.
16. Piivative begriffe, zumal intransitiver verba.
goth. thai'irhan (indigere.) ui ihauibuu liailai (svin-
nomen. casus, vom verh. ahh. gen. 675
ihal) Ukeis jMaltli. 9, 12. Marc. 2, 17; thizei tliaurbeima
Job. 13, 29; thizei thaurbutli Matlli. 6, 8; 7ii üinishun
hvis tliaurbeith I Tbess. 4, 12. abd. pidurfan: billinrf
thera reinidu 0. II. 12, 34, alfs. tbar tbü is Tango bitbarft
fiKjuroro frumöno Hei. 47, 1 ; hites tbea bilburbun 50, 9.
jibd. bedürfen, mit dem gen.
abd. darpen (egere.) tbarben thes Hohes gomman 0. 1.
16, 5; tbarbeti suertes 0. IV. 14, 7; himilr/cliis Üiarheut
V. 20, 116; er subb es ni Üjarbe II. 12, 26; tbaz ili th/n
gilbarbe IV. 11, 35. alts. tbarbun welon endi ivillioti
Heb 40, 4; welon tbarbudun 110, 12. mbd. si darbint dero
wnnna merig. 74; du ne wellest dicb unser aller darben
Diul. 3; 104; der darbe icb heider Ms. 1, löl^; si nmosteii
sinne darben cod. kolocz. 68; nu darbe icb J)-eude u. ere
Parz. 214, 27.
abd. (jinian(fol6n (carcre) : tbeib io glmangolu f/tm 0-
IV. 11, 36. mbd. mmKjelnz der mangel icb an scbiilde
I\v. .'>470. IIb-. Trist. 2030; übe si des himelriches scolten
mangelun Diiit. 3, 89.
abd. inperan (carcre, jjrivari.) si ni mobla inberan
S/n 0. I. 8, 3 ; wir ne nuigen doli niebt enbern dinero
heljo N. ps. 78, 9. mbd. der icb cnbir (qua careo) iMs.
1, 1'; es enbfere (es aufgäbe) ßarl. 217, 36; des man gerne
enber Bari. 395, 22; andre beispiele wb. zu Iw. s. 95. nbd.
eines diiiges enthehren.
ndid. (jeräten (carere.) der imver nibt geraten kan I\v.
6124; ob icb des nibt geraten kan I\v. 1899. nbd. eines
entraton.
das golb. thiilmiy abd. dol^n, mbd. doln., allii. thola
bedeuten tolerare , pati , »nul regieren den arc. der sacbe.
gleicbergestalt das alts. tholon, ags. tholian, z. b. tboludnn
NVili Mel. 110, 5; manarbcdi HO, 2; tbat tbolode 147, 15;
byiulbo tbolian C. 198, 16; \ile tbolian ii. s. w. diesen
beiden dialeclen ist aber eigcutbündicb , aucb den gen. da-
mit zu verbinden, inid dann bedeutet es piivaii, carere.
alts. Hohles tboludun (luce careljant) Hei. 109, 2; wi scu-
lun iises l/bes tliobln , beUdos ilisaro hnhdo (vlla piivabi-
mur) 126, 19; ef ik scal hnldeo ihinaro eniU hehcurikeas
tlioloian 153, 5. in tlen ags. gcsetzen bäufig : tboiige bis
hytle (careat cute, d. b. werde gestraft an baut und baar);
bis freotes (libertale sua); bis scire (provincia); bis lati-
des (agro suo); thara äcra (agris) u. s. w. Scbmid p. 15.
22. 23. 26. 29. ollipse eines etwa j.utura, privalio aus-
sagenden subst. liegt nicbl tiabintor , es ist ilie bU)l\e Nven-
1 i u 2
676 einfacher salz.
(liijig des verbalbcgrifs. lliollge lils ]i5'(le = trage, diiltle,
leide es an der liaul, mil der haut, d. i. verliere sie.
alin. saJiiin (desiilerare.) eins sakiiadlii Sivm. 13.5'^;
sclivved. sakiia, dan. savne. geht über in den begrit des
begcbrens (s. 655.)
alid. irrun (errare) verscli. vom transitiven irran (s.
63ß.) wir irr«Hi lln-ra hiinji 0. 1. 17, 21; ili nieJites ne
iiTuta N. ps. 29, 7.
nihd. missen, vermissen (a scopo aberrare.) din strale
viin mi-sel l'arz. 532, 12-, daz da veriiiisset wa-re l'arzi-
vdls des Mienen 704, 24. nlid. vermissen (desiderare) mit
acc. altii. missa : Gunnars missir S;em. 245''.
abd. sih midan (vereri, absliiiere, vgl. oben s. 34.) nl
niidiib niili tliero worlo 0. IV. 5, 8; aber liloßes midan,
himidan mit acc: tbesan midan 111. 20, 134; iz biiiudaii
11. 7, 41; bimiden tliesa arbeit IV. 23, 14. 82; bimidi tbio
arbeitt 11. 14, 46. hingegen alts. das bloße niilhan mit
gen.: mithe thes mdyes 45, 3; sculun midan erlös ed-
ivordo 45, 15; nudad is 49, 6; mid iro 83, 10; niidun i.s
129, 10; is bimitban 150, 20. zweifelliaft ist weroldsaca
mitbit 106, 2 und mitbti; menethos 45, 7 (? meiielhes.)
mbd. miden (vitare) mit acc. daz ir dise burc niitet \\y.
6141; icli sol si mlden beide JNib. 17, 4; daz ez vvaire
bezzer vermiten Nib. 232, 4: vii küme ich daz vermtde
Bari. 5, 8; wir sonz nuden 31s. 1, 86*. vgl. oben s. 636.
golh. slcaman sik (oben s. 31,) skamailh sik meina,
meinäize vaurde , is Marc. 8, 38. Luc. 9, 26. abd. mhd.
sih schämen, sich schämen: der sieb lasters künde scliamen
Iw. 2631; er kan sich lasters niht schämen Iw. 4965;
schämt sieb ir Iw. 6313; si schämte sieb der vrdge Aib.
1622, 4. nhd. sich eines d. schämen.
gotb. I(iiiffnja7i (negare) ersclieint IMarc. 14, 70. I-uc.
8, 45 niclit mit objectivem casus; die verwandten aJYnkan
(abnegare) IMatlb. 10, 33. Luc. 9, 23. Job. 13, 38. invidan
Marc. 8, 34 aber beide mit persünlicliem arr. ahd. Joufj-
nan , farlougnan mit gen. zumal bei personen : louguis
vihi Ö. IV. 13, 35; ther m/n furlougnit T. 44, 22; tli/ii
lirlougneti 0. IV. 13, 48; (jotes ferlougeneii N. 78, 1: bei
Sachen meist mit dem acc: ni mohtih ihaz firlougnen 0. V.
25, 13; wio mag thaz sin firlougiiit II. 13, 20: die re-
suri^ectionem lougenent N. ps. 88, 33. doch setzt N. auch
Sachen in den gen.: lougenet dero täte, ferlougenen mi-
nero forte, mhd. lotKjem si mac shi gerne lougen, des
si hie verjehen hat Nib. 774, 4; sone lougen ich iles niht
noineii. casus, vom verb. abh. gf^ii^- 677
I\v. 4128; wer lougent des'} Parz. 598, 15. iilid. leugnen
iiiitl verleuijuen mit acc. ahd. j'arsaclian (abiiegare) mit
acc. T. Älallli. 16, 24. 26, 34. leugnen ist gegensalz zu
jtlien (s. 668) und bestätigt dessen conslniction , denn es
kann aucli bei loiignen ein dat. dei- pors. neben dem gen.
der Sache stehn, alts. andsacun (rejuintiare): nienij'Uhalheo
antsuük Hei. 140, 15.
alid. xvenhan (divertere): thes senses ouli ni wenkö
O. III. 1, 14; in (eis) tjiiules nio ni wankta 0. II. 10, 6;
thero ininnoiio ni wenke O. IV. 15, 52; itmaies giweid^eii
111. 8, 45. alts. Avenkid Utero wordu Heb 41, 16. 139, 24.
N. fügt schon gern die präp. an oder föne hinzu, und so
mhd. wenke an dtner rede niht Bari. 201, 29; er wankte
mit gedanken Trist. 832; an stner liebe wenken Trist.
15117. das ahd. hiiveiikau ^ hiwanknn (declinare) hat
den acc. (Graff 1, 693. 696.) wie noch heule die formel
wanken und weichen beide veiba veiknüpft, so gleichen
sie sich auch in der fiigung.
ahd. xvtchan, inhviehan (recedere.) ich kann neben
dem dat. der pers. den gen. der Sache niclit belegen , be-
zweifle ihn aber nicht, mhd. wichet imvers (jemötis! (laiU
ab vom zorn, XyyfTS ynXo/o) Holh. 1685; ich entwiche
viines rehtes ürist. 11242; wolder kainpfes niht entwicheu
Parz. 398, 12.
ahd. (jihivnien (quicscere.) lilrmet er sines loseiinls
N. Ar. 153; ungehirmder sirites N. lilh. 198. mhd. nim-
mer des gehirmen Wh. 182, 22. die Synonyma ahd. rä-
weity mild, ruoiven, geruowcn, gerasteu, (jeslillen schei-
nen des gen. gleich fiihig.
goth. thaltan (taccre), ahd. dagrn: dero worlo gpila-
göndo N. ps. 76. 7. mhd. daijen , yedatjen: man sol ir
gar u. gar gedagen Gotfr. lieder 2, 63; daz ich« iemer
muoz gedagen Ms. 1, 66''; si möhlen« wol gedagen \A'allh.
121, 37; der rede er niht godagele liail. 388. 21; der liuje
muosl ich hie gedagen liarl. 401, 9. verdageu aber lial
den acc. (s. 621.)
ahd. suiiien, mhd. sivujeii , (jesivigen: der rede si
geswcic Flore 1222; der hhitje si geswigen >> h. III, 143^
cod. cass. vcrsivhjen mit acc. (s. 622.) so nocii nhd.
mhd. idfe (jdn (omitlcrc.) iles wil ich abe gan INib.
321, 2; auch mit dat. peis. daneben: ob du mii- niht abe
gast des ijeheizes }>arl. 168, 7; diensles im niht abe gast
Bari. 177, 30; ungcrne giengich dir es abe Vii\i\. 183, 40;
67^) einfacher satz.
wie iiu'Jlil ich im des abe gÄii? ßail. 304, 27. liiiigegen
eriortlert uhe lau (relii)qiiere) den acc. : ifleihclinfl abe
lau Nib. .580, 1; des (ideo) lazen allen zwffel abe Troj.
20495; die sim wir iiilil abe lau Jioii. 62, 23; abe lau
iiijs her/en leit Hoii. 57, 62.
inhd. sich abe tuou: luo dich tliner habe abe Bari.
134, 8.
mild, änen (carere) : ich mac ir nlht aiien ]Ms. 1, 108*.
sieh änen (privare, renumiare): lui aiiet iiich der heiden-
schdj't Parz. 94, 14; sich aiien vüililccKclier zaqeheit Parz.
376, 8; ich möble mich wol auen rilcrlicbes vmu tes Iw,
3580; sich teiles änen Ben. 314. sich enliinen: du solt
dich siner helfe niemer entänen Ms. 2, 166*; ahd, intänun
(privari) ambuhles indänuter (exutiis) N. Blh.
ahd. sih uzon (renuntiare, excludere sese.) sih uzun
iro getvaltes N. Blh. 132; sid sie sih des iro geüzut eigiu
N. ps. 103, 30; tes lih tiu ualiu'a habet keüzul N. Blh.
iihd. sich eines entiiui\ern.
mhd. sich heiv'egen (renuntiare, dcserere, abjicere) :
sich niinne gar bewac ]\ib. 18, 1; 7-iioive sich bewac Nib.
39, 2; heten sich der ruoive bewegen Nib. 1304, 2; daz
ir iuch (jendden siilt an uns bewegen Nib. 2114, 2; der
antlitzes sich bewac Parz. 119, 20; ir sult des pferdes
iuch bewegen Parz. 514, 2; die helen sich S/n gar be-
wegen Wigal. 530; des libes bei er sich bewegen Wigal.
4466. 9990; ich bei mich iuxver gar bewegen Wigal. 5641 ;
sich dirre xverlte hat bewegen JMs. 1, 176''. ganz dieselbe
constiuctiou bietet aber auch den entgegengesetzten positi-
ven sinn: zornes sich bewac (gerielh in zorn) Parz. 121,
3 ; des het ich mich bewegen (dazu mich entschlossen)
Parz. 418, 4. Wigal. 3427. 5018; der sich strites ouch be-
wac (zum streit entschlol^) Wigal. 10819. der Zusammen-
hang mul^ eutsclieiden , ob zornes sich bewac bedeutet: er
wurde von dem zorn weg , oder zu dem zorn hin bewegt.
sich begeben (renuntiare): ich hele mich des libes be-
geben Iw. 667; der friiinde sol ich mich begeben Bari.
11, 11; dirre xverlte sich begeben Bari. 113, 32; wan er
sol sünde sich begeben Bari. 214, 5; des han ich mich be-
geben Ulr. Trist. 2304.
sich mdzen (abstiuere) : sich bceses Schimpfes mäzen
Wigal. 11539; wil sich des niht inazen Troj. 15937.
ahd. sih gilouban (renuntiare, recedere): der sih sun-
dön gelüubet N. ps. 39, 11; ih mih geloubon mmero von-
uüineii. casus, vom verb. ahh. ge/i. 579
stantiae W. 8, 12. 42, 24. inlid. er geloiibel sich der bei-
der Iw. 2813; er geloupte sich des man Iw. 6745.
nihd. sich vevziheu (reniuUiare) : icli verzige mich i;
der crone ]\ls. I, 1^; hat er sich even verzigeu Iw. 2863.
auch passiv: vo» in wart des xviderziKjes gar verzigeu
Troj. 3899.
iiihd. sieh horyen (abslinere): ir solt iuch des wol boi-'-
geii iVab. 184.
iilid. sich eines enthnllen, enlsclilaijen, erivehren.
inhd. sich siimen (dillerre) : daz du des loiifes sumest
dich Bari. 82, 12; des sohu niht sumen dich Bari. 199,
15; hl dich niht din(jes sumen Flore 3214.
ahd. zuivolüu (dubitare.) drof ni zuivolu thu thes
0. I. 5, 28. IV. 29, 53, wo etwa der gen. auch von drof
(gutlam , |nincliun) abhängen konnte. schon das mhd.
zwiveln hat die prap. an statt des gen.
Dies scheinen mir die haupt.sachliclislen intransiliva und
rellexiva negativer bedeutung mit dem gen. des objecls.
von transitiven verbis gleicher conslriiction sind s. 634-
636 luierschöpfeude bcispiele gegeben, und statt des auf
ein anderes subject gerichteten acc. läßt sich auch ein re-
Jlexiver denken ; aus den fiigungen : der unsih wendet
{fdher reise Parz. 121, 6; des meisters wort in hinder-
greif siner huhesten freuden zil Bari. 23, 2 folgt zugleich
ein statthaftes: ich mich >vende g. r. , ich liindergrife mich
des zils. Bei einigen Iransilivis ist der gen. nur neben
dem part. gewöhnlich; so findet sich kein ers/hen (ex-
haurire) einen des bluoles, \vo\ abei-: des bluotes was er
gar ersigen (exhauslus) WignI. 7767. 10970. AVigam. 523,
und ersigen steht fast adjectivisch r= bcre.
17. Aufgespart liabe ich noch einige kühnere vetnven-
dwKjen des tjen. in unserer altera 6|)rache. sie reihen
sich zunächst an die inslrunicnlalen unter 15, und wäre
luis der volle umfang des allen instr. beUaiinl, so würden
sie sich bestimmter dorthin verweisen lassen. doch ge-
wähi-l die spätere aullüsung der struclur zum ihcil andere,
den inslr. niclit regiereiule piäposilionen. es kommt dabei
ebensoviel auf die fast formelhaften subst. als auf die
verba an.
sliirmes : si suochle slunnes Clamid(* (suchte heim mit
sliMin, im Sturm) Barz, 205, 26. ich habe auch gelesen:
sltirmes gewinnen.
stilles: wellent slrites uns besldn 'Iroj, 124^8. iVlorolt
303, mit strile266; strites gü'u\ mir slrchteti r.ii/.768, 6.
680 eiiifaclier satz.
hampfes : die grimmen cocalrillcn hesluont er hnvipfes
Trui. 6215; ich wil in hampfes hie Ijcstaii Troj. o66,5.
lirieiffS : Ijcsliionl hiietjes Troj. 2551.
roubes : si fütrent rouhes (im raub) eine magt Parz.
122, 20.
ztiyes : ze lielle zocli er eines ztujes (auf einen zug)
■vil unnelouftcr geisle Troj. 12572.
Stiches: daz im daz ros nider des Stiches (von dem
sllcli) struchte Bit. 2961.
JliKjes: balder denne si laemen ßiicjes (im ilug) Troj.
3898; daz er dar über JIu ff es /le/' Troj. 6106; die Schen-
kel hwTler Jltiffes Troj. 12571.
>veder Stupfes noch drahs kojn er gevarn (im slapf, im
trab) Wh. 390, 10.
jämersi da von der palas jchners (von, vor jammer)
klanc Parz. 492, 18.
Pfandes: sin freude diu stiiont phandes (zu pfände)
Parz. 52, 30; swaz frouwen liie stet pfandcs Parz. 558,
18; unerlceset pfandes stnont sin ellenlhaftez leben Parz.
344, 24*); ez stet iucli ('i' iu) hohes pfandes Geo. 5701;
wizzef, daz er nie versten sin triuwe lie pfandes Lohengr.
80. noch in der limb. chron. 134: die (bürg) stunde dem
bischof Pfandes.
dincfes (auf geding, borg): nieman dincjes gehen Ls. 3,
546; dinges (jehen Berlh. 69. 129. 224. 271; noch heule
in der Schweiz dings geben St. 1 , 284; ebenso dinges
nemen. \g\. fih'grifs Laufen St. 1, 480.
goth. landis: gaggida landis timQtvdv eis '/i'iQCiV f(ci-
KQCiV Luc. 19, 12. vulg. alnit in regionem longinquam, lan-
dis bedeutet also in ein land? oder vielmehr aus dein laud?
weil sonst der begrif der ferne unausgedriickt wäre.
stadis : usleithani jäinis stadis d'n}.&o)jiur fig io tts-
QKV , vuIg. transeamus contra IMarc. 4, 35, also: aus je-
ner sielle.
hdithjos : insandida ina häithjos seinäizos i'nsfiibsv
uviov eis Tovs uyQoi'S avTOV, vulg. et niisit euni in villani
suam Luc. 15, 15.
alid. sindes: gang ouh thines sinthesl 0. IIL 4, 28.
nhd. geh deines xveges, deiner ivege !
nihd. des cndes : ich viior d. e. (illuc) Iw. 600; ich sol
des endes varn Iw. 924; sich hiiop d. e. Tit. 74; d. e.
*) ohne die andern stellen würde man hier pfandes auf uner-
lceset beziehen.
nomen. casus, vom verb. ahh. gen, 681
Mrle Iw. 5799; d. e. </ie Trist. 14513; reit d. e. Trist.
9333; 9333; d. e. er dö ijälite Trist. 7407; er (was, vuor)
d. e. Trist. 5346; miige sin d. e. Iw. 4034; sin venie er
viel d. e. dar Parz. 793, 24; mich jaget d. e. miu gedanc
Parz. 329, 28.
Melirere dieser gen. sind schon 3, 127 ff., und nicht
mit iinreclit, als adverbia aufgeführt worden; denn auch
dort iiliergangne lassen sich adverbialiscli fassen, z. b. Stur-
mes suochen bedeutet etwa mit stürmender liand, roubes
füeren raublicher weise, nur sind sie alle ursprünglich, ^vle
wir jetzt sehn, keine eigentlichen absoluten adverbia, son-
dern lebendig auf sinnliche verba bezogen gewesen.
geh deinen weg 1 ist merkbar verschieden von geh
deines rve(js ! jenes sagt: verfolge deinen weg, bleib ihm
treu, dieses bloü : mache dich auf, geh fort! also wieder
die s. 646 gestellten kcnnzeichen, der acc. hat das er-
schöpfen, der gen. das anheben auszudrücken. einer der
sich schon nulten im w ege befände könnte nur sagen:
ich gehe diesen ivey ; wer im begrif steht einen weg ein-
zuschlagen sagt: ich gehe dieses tveys.
18. Impersonalia , d. h. ohne bestimmten nom. gesetzte
verba drücken neben dem acc. oder dat. der pcrson die
Sache im gen. aus. so findet sich dieser casus bei mich
bedriuzet, belrAget, bevilt (s. 232), lusiet, langet (s. 233),
nietet, genüeget (s. 234), zimet (s. 235) , ist (s. 238), wun-
dert (s. 241.) aber auch bei mir spuotet (s. 237), menget
(s. 238), bristet, zegat, zerinnet (s. 239.)
einigemal lal\t sich die uii|icrsöiiliclie wendimg mit der
j)e]sönhchen vertauschen , inul dann v/ird der {)l)jective gen.
zun» nom. des satzes, statt mich geziniet ir (ejus) heilit es:
si gezimet mir (s. 235. 236); statt mir menget wtiies : mir
menget win (N. Bth. 158 beide construclionen <h"chl neben-
einuiuler.) bei solcliem Wechsel muH also das mich des
luipersönlichen ausdnicks inunei' in ein mir des peisön-
lichen gewaiulell werch-u , wrilnend das mir des unpeisim-
lichen auch ilcn» pcrsöiiliclien bkMben kann, man vergleiche
die analogie der s. 631 verhandelten abwechslung , luii il.ili
der dortige acc. der Sache liier als nom. erscheint.
die bedeutung von mir gezimt diu arbeit mag wicdcium
ein wenig stiirkei' als die von mich geziml ilei- arbeite
S(nn. jenes köiuite von der gesamten aibeit gelten . dies
von ihrem übernclunen. docii wird die unleisi hcidung
gewis nicht ia alle kille gelegt worden sein.
(3y2 einjacher scitz.
Hiermit sclilielU tlie übersiclit der genluvisclien vcrbal-
fiigimgeii.
dei'gcn. isl iiiclir objecliv als der dat., minder als der arc.
die übjecliviliit des acc. griindel sich auf transitive verba,
die des gen. auf intraiisilive und rellexive. jene äußern
ihre ganze ^virkung auf den abhangigen gegenständ, diese
mir eine gewisse, vielfacli deutbare, vgl. z. b. versiv/tjen,
verdagen mit (jesxviijtn , gedagen , ahd. midau mit sih
liüdan. da die abliiiugigkeil der personen stets geringer
ist als die der sachen , so ei-klart sicli , warum bei verbis,
die beiderlei conslruction darbieten, z. b. loxKjnen der gen.
mehr für personen, der acc. mehr für saclien gebraucht
wird, ohne zweifei dürfen aber nicht selten beide casus
willkürlicli einander vertreten , z. b. golh. (jamiinan ihata
vaiird und this vaürdis. verschiedne . dialecte ziehen den
einen oder den andern vor, goth. yenjan regiert den acc,
ahd. wanan den gen.; ags, ongitan den acc, alid. erkezan
den gen. im ganzen neigt sich die hd. spräche zu dem gen.
wenn also meislentheils der gebrauch des einen oder
des andern casus keuie groUe abweichung der begriffe nach
sich zieht, kann diese doch manchmal stark hervortreten,
wie bei dem alls. tholon, ags. tholian (s. 675.) wir sahen aber
an dem mhd. heiveijen (s. 67«), dal\ sogar eine und die-
selbe reclion fast enlgegengeselzle bedeutungeu zu erzeugen
vermag, vgl. golh. nunthjun (s. 668.)
bei jehen hat der gen. einen ganz andern sinn als
bei antworten. dort drückt er aus das was gestanden,
hiei- das worauf geantwortet wird.
Beachtenswert]!, daß die medial gesetzten rejlexiva
(s. 29-39) das pronomen gewöhnlich im acc.., seilner im
dat. und noch seltner im (jen. bei sich haben, ja dieser
auf einige ahd. und mhd. falle eingeschränkte gen. (s. 33.
35. 658) ist vielleicht unorganisch zu nennen, auch bei den
Impersonalien erscheint blol^ mich und mir, nie min.
Die golh. und altn. spräche zeigen den dat. bei mehrern
verbis, welche ahd. und mhd. den gen. annehmen, z. b.
valdan, faginon , und der dat. mag da alterthündicher,
echter sein, merkwürdig ist die concurreuz der drei obli-
quen casus bei dem goth. hdusjan.
Wenn der verbalbegrif ausgedrückt wird nicht durch
bloße verba sondern unter Zuziehung von subst. oder adj.,
so ist der abhängige gen. auf das nomeu und nicht mehr
aut das verbum zu beziehen, z. b. iro und min in den
folseuden stellen: eiguu iro forahta 0. 1. 1, 80; eigun min
nomeii. casus, vom verb. uhh. dat. 683
iiiinua 0. 111. 22, 22. inhd. beispiele : wir haben rilens
wän Nib. 1075, 4; swer is fliz welle hän Alex. 2641;
des het icli gei'ue rät I\v. 8082; tuten im des Sicherheit
Wigal. 3579; but des nisugen eit Parz. 343, 1, dins strits
ich vvenec angest hän Parz. 747, 2; des enkunde iu uienien
gar ein ende geben Nib. 12, 4; ir enplälit es lihle unere
Parz. 509, 14; und sult im des genäde sagen Iw. 5120;
der tuon ich im \il guoten rät -Iw. 3422; des vil hulien
gruüzes lit vil inaniger wunt Nib. 297, 2; wart vil huhes
nuiütes rieh Troj. 17044; ob si leidec wan-e der sache
Troj. 17046; lä si niht ir sedeles irre gen W allh. 102, 22
und in unzähligen fallen mehr. dieser vom nonien aus
regierte gen. kann zuiallig überein treffen mit dem welchen
das entsprechende einfache verbum fordert: swer sich es
llizen welle, des nioht ich gerne geraten; sult im des ge-
näden, lä si niht ir sedeles irren (irrön.) er weicht aber
auch ab: eigun min minna n^ mih niinnunt, inid oft wird
sich gar kein verbiim zur seite stellen lassen. Hierher ge-
hören auch die mit dem nomen gebildeten im|)ersonalia
(s. 241-249), z. b. alts. im is thero woi-do niud rr: ina
giniudut th. wordo ; mhd, des nimt mich wiuider ^= des
wundert mich. die genitive oft wiederholter nominal-
formeln könnten ctwan aucli beim einfachen verbo den-
selben casus herbeigeführt haben , wiewol ich keinen fall
weiU, der zu dieser annähme zwingt.
Darf das häufige mlid. des vnid xvts nicht zuweilen
unabhängig vom verbo des satzes für die absolute pailikel
ideo, inde und cur genonuuen werden? ich glaube aller-
dings, so oft der darin ursprünglich gelegne gen. unliihlbar
geworden ist und kein lebendiges subst. an seine stelle
gedacht werden kann, z. b. wenn es heilet: des vuort er
niin ros hin Iw. 740; des truogens ouch die krune iiler-
licher eren Iw. 6952; des wuohs ir eie und ir heil Iw.
7208, wo sich der gen. wedcj- auf veibum noch nomen
ziehen lälU. in folgenden Sätzen hingegen : des nuiose
mir misselingen Iw. 762; des volgel mir Iw. 2912 und
vielen ähnlichen nehme ich einen wiiklich regierlon gen.
an. in einzelnen construclionen wird Ireiliih zweifel blei-
ben, für welche der beiden deutungen n»an sich entschei-
den solle.
IV. Dnliv.
Zuerst von dein eigentlichen, dann vom ablativis^chen oder
instrumentalen ilaliv.
Die richlung des acc. war völlig objecliv, und dieser
684 einjacher salz.
casus beliaiulelt ])crsoneii so selir wie Sachen, daß slo in
das beiiersclile subjoct eines passiven sat/es verwandelt
werden können, auch dei- gen. ist o])jecliv, nur in scli\\a-
cliereni grade, und selbst die perj^önlicben gen. empfangen
diesen gelinderen objectiven anfing. umgekehrt hat der
dat. seinem wesen nach etwas jiersönliclies , und säcldiche
dalive erhalten gleiclisam persönliche färbung.
wo sich acc. und dat. in einzelnen slrucluren berühren
und vertreten scheint der dalive ausdnick inmiei frischer, le-
bendiger lujd in der spräche aller (s. 620.) aucli dem gen.
zieht in einigen fällen die frühere spräche den dat. vor
(s. 682.) dies Verhältnis möchte icli sogar mit gebrauchen, um
in der forndehre das progressive erlöschen der daliven und
genitiven (lexion zu erklären, die praxis des acc. greift in
den neueren spraclien immer um sich, imd was von dativcn
vuid genitiven begriffen übrig ist mu!A sich im prapositionaleu
ausdruck halb entsinnlichen und halb verfeinern lassen.
Es sind die Vorstellungen des näherns und enlfernens
(s. 638), der liebe und des hasses , der hilfe und des
Schadens u. s. w. , die den dativ erfordern.
1. JLieheti , kosen, schmeicheln.
das goth. ^/i'i/on, ahd. minnon, mhd. niinnen, nhd. Heben
haben wie (xyuTiäv , (piXtlv , diligere, amare den acc;
vielleicht regierte frijun in der auch dem gr. (fi).tiv eignen
bedeutung von küssen, die f'ch aus frijuns in (pHrjdt
(11 Cor. 13, 12. IThess. 5, 26) en!aehmen läiit, so wie hdjan
(osculari), auch den dativ? kukida /mm« (gab ihm einen kus)
naTeffi'Xijosv amop Luc. 15, 20, Marc. 14, 45 ; thammei kuk-
jau ov liV (f<ili]GO} ]Marc. 14, 44: kukida fotum is y.cns-
(plXet rovg nödug avTov Luc. 7, 38; ni kukides mis rpih;/id
fioi ovK i'^o'^ag Luc. 7, 45. bikukjan aber sieht mit dem
acc: ni svuif bikukjan luluns meinans ov öiilcne y.ccra-
r/flovoä fiov Tovg iiodue liUC 7, 45. das ahd. chiissan
hnde ich nur mit acc. T. 183, 2. 3; then ih küsse 0. IV.
16, 26; cusser mih, cusse mih W. 6, 1. 3; ili.dih kussan
muozc W. 68, 23; alts. cussiu ine Hei. 147, 6. mhd.
küssen mit acc: kusler siner juncfrouwen munt, hende
linde ougen Iw. 7977; küssen den man Nib. 296, 3; da
si sich kusten beide Nib. 544, 4; kuste in also lulen jVib.
1009, 3. wenn es Parz. 806, 1 heißt: der knabe sin
wolde küsseJi uiht, scheint der gen. von niht abhängig.
ahn. Unna (amare, favere) : unna ek hroedhrom Sneni.
230''; unua einoni ne ymisom (amavi unum, nee plures)
nomen. casus, vorn verb. ahli. dat. 685
222^; ek Guimari gatc at iinna 242*; hon mmi tlier unna
(le aniabitj 224^'*, ii» dein relalivsalze : theiirar ek unna
vel (quam probe aniavi) ist der gen. stall des dat. theirri
aus dem vorliergelienden gen. meyjar zu erklaren. das
alid. unntin wird nieislenllieils nicht mehr allein auf per-
sonen, sondern zugleich aul ein in den gen. gestelltes object
bezogen, und bedeutet dann concedere , z. b. er onda lu (eis)
guates ü. 27, 31; oba thu mir unius alles guates 0. V.
13, 14; des er dir unne N. ps. 8.5, .5. doch steht ohne
solchen gen. 0. ]I. 7, 2 tlier iins onda, was sich über-
setzen lalit c(ui nos dilexit. mhd. fjunnetty nicht ohne
gen. der saclie , oder folgende conjunclion: ob du mir nu
schaden ganst Parz. 524, 20. (wb. zu Iw. 125. 126.) nhd.
(jihiiieu mit dat. pers. und acc. der sache.
ahd. liupon (diligere) GralF 2 , 60 gilt v/ol nur von
Sachen, und hat dann sicher den acc. auch das mhd. lie-
ben in diesem sinn ist nicht sehr hanfig Itlst. 12.>5 l. l.S'JS?.
ich unterscheide davon das intransitive mhd. lieben i:= ahd.
liopen, caruin esse, placcre, mit dem dat.: aliesl liebet ir
der man Iw. 2674; sus liebete ir iliz hemede an 'Jrist.
12823; und das wiederum tiaiisilive lieben = ahd. Uiipiin
(conuneiidai-e , beliebt machen) mit acc. und dat.: wir un-
sih (jote Hüben 0. 111, 26, 12; mir in miiale sie liubet 0.
11. 17, 6; ndid. im liebez im Iw. 2146; t»t (eis) lieble den
hof und den lip manec maget Iw. 45. analog jenem in-
transitiven lieben ist das vom sul)st. anst gebildete nihil.
ensten : sinem valer er da mite enslule (erwarb sich die
gunst s. V.) Diul. 3, 71.
golh. (jatlihiilian , kosen, frenndlidi zureden, demul-
cere, •jitnju/.uXtlv iit. l, 9; gathlaihands liii, vom heilaiui,
der die kinder herzt, ivayy.aXiaäfitvoc: cana INlarc 10, 16,
also auch streicheln, schmeidieln , halsen, wie mhd. halsen
und küssen verbunden werden. galhlai'hls ist Luc. 6, 24
iJUQa/.Xraii; zurede, trost. thiaihun scheint aber ganz das
i\\\d. Jlehon (dehon), mhd. Ilelien , das precaii atisili iicki
und bald den acc. balil den d.d. regiert (s. 616.) auch nuch
im heutigen liehen liegt schmeichelnde bille.
alid. C'h6s6n , mhd. kosen, eigentlich h)(|ui, dann aber
vorzüglich blande hxpii, plaudern, Tumi. 165. Ms. 2, 2(t2'^
205-' Troj. 10516. 16536. Trist. r»247. ze liebe Uuseii AMi.
387, 15, woraus sich leiclit das nhd. liebliosen oder autb
bloUes hosen ^ blandiri, mit dem dat. der pcrson , den ich
aber aus der altern spraciie nicht belegen Uanii, enl-
w icke lt.
686 einfacher nutz.
alul. znrton (l)lnndlrl) : dir zaiiuta N. Blh. 4.3. mlitl.
zarleii Trisl. i7'J()7 oline casus; die megde iv alle zarleii
begüiiden Troj. 1,5.} 13.
mild, smticheii (adularl.) Parz. 115, 21; lui began .si
sineichen, mi zarten unde weinen Rud. wellchr. (Schulze
88); Bari. 208, 32. 287, 20. 320, 15 ohne casus; iinge-
snieichel (ohne zu schmeicheln, zu schonen) Wh. 429,19.
nhd. einem schmeiclieln.
nhd. seyueu nut acc. ; nilid. got dicli gesegene Diut. 3,
74; swaz er geseginut ibid. ebenso tveihen und benedeien,
wie das franz. benir und millellat. benedicere den acc.
annimmt, mhd. tv/hen : mich wihen Diut. 3, 73. 74; und
henedien g. schm. 1826. Geo. 3929. acc. liaben nicht an-
ders QO[h. thiutlijan , vgl. oben s. 617. goüi. veihan, ahd.
tvfhe'n, doch gebraucht hier T. den dat.: wlhitu in (bene-
dixit illis) 7, 7. 244.
2. Hassen, zürnen, drohen, ßtichen.
Ulf. conslruiert ^j"rt>t fiineir , gleich jenem frljön, nur mit
dem acc. ISlatth. 5, 43. Luc. 6, 22. 27. 14, 26. Job. 7, 7.
12, 25. Rom. 12, 9. Eph. 5, 29. er untersclieidet aber zwi-
sclien einem transiliven hatjan IMalth. 5, 44. Rom. 7, 15
oder htttan Luc. l, 71. 6, 27, die gleichfalls fiicfir über-
tragen, und einem intransitiven hatizon yoAÜv , jene haben
den acc. thatei hatja (quod odi) , dies den dat.: mis hati-
zölh ifioi yoXÜTS Job. 7, 23. hatizon ist also einem feind
sein, grollen, beim ahd. hazzon T. Matth. 5, 44. 6, 24.
mhd. hazzen, vehen (Parz. 441, 17) finde ich nur den acc.
goth. hvötjan , {jahvötjan (minari.) gahvulida ahmin
Marc. 9, 25; hvötidedun u»iwia Marc. 10, 48; gahvCljands
im Luc. 9, 21. vgl. das folgende ahd. wuzan.
golh. (jasakan (minari.) gasuk vindam INlatth. 8, 26.
gasuk vinda Marc. 4, 39; gasakands im Luc. 4, 41; gasuk
thizäi hrinnon Luc. 4, 39; sak thäim sipönjam ! Luc. 19,
39; gasak immal Luc. 17, 3.
ahd. drouivan (minari): threwifa in (eis) T. Matth.
9, 30. mhd. wart den rechen gedrüut Nib. 409, 1; daz
er MUS drewe Ivv. 6694; ze deme (mit dem) drut ir
mir Iw. 5285; dröuwe ich im Bari. 289, 35. nhd. drohen.
ahd. argchöson, gegensalz von liebkosen. die mir
argchusunt (maligna loquunlur) N. ps. 34, 26 ; argchusulon
mir (delrahebant mihi) N. ps. 108, 4.
golh. ubil avithan (r.ialedicere): ubil cjvithai altin
seinamma Marc. 7, 10, wo man aber den dat. schon von
dem bloßen c|vithan abhängig machen kann.
nornen. casus, vom verb. ahh, dat. 6^7
alid. iväznn (maledlcere.) tu wäre iro ouh sllig ze
wäzeune mit koinelicheu worten (solebas eam virilibus in-
cessere verbis) N. Bth. 43. mhd. kein xväzen, und vtr-
wäzeii (verlluchen) regiert den acc.
aUd. Jluochou : llnochut sincino fater T. JMattli. 15, 4.
mhd. si ir vluochete I\v. 2014; der nvuuscIi vliiochet hu
Iw. 7066 5 verlliiochen hat den acc. z. b. Diut. 3, 73. uhd.
Jlucheii. mhd. erijezzen (maledicere) oben s. 175.
andheitan , sceltun mit acc. (oben s. 618.)
golh. lailuun imma i/.oidögijGav avtuv Joli. 9, 28 viilg.
maledixeruut ei. der inf. schwerlicli hiian , sondern Itiin
oder Ithan , vgl. alts. lahan Hei. 83, 6.
ahd. sih heUjan (irasci) vgl. oben s. 34. den persün-
licheu dat. kann ich bloU vermuten, nicht nachv^eisen ; auf
jeden fall war die präp. zi gebräuchlicher. T. JMallh. 5, 22
liest man: ther sih gibilgit zi sinemo bruoder, obgleich
der text halte: ({ui iiascilur fratri suo ; sih zi iamanne ni
beige 0. 11. 18, 15; N. 79, 5 conslruiert gleichfalls mit ze.
nhd. zürnen (irasci) mit dat., allere belege mangeln,
der gegenständ des zorns steht mlul. und akd. im acc:
daz zurnde der halt Nib. 117, 1 vgl. oben s. 613.
3. Genade, schoniUKjy schirm, hilfe, nutzen und dienst.
ahd. (jinddun (misereri) : thaz er uns ßr deinen giwerdu
ginädun 0. 1. 7, 28. mhd. ich enmag iu nilil geiiaden
Nib. 2040, 1; den höfischen dichtem aber häufig in der
fast lungekehrteu bedeutung für eine gnade dank sagen,
vgl. die vvbb. zu Iw. und 'V\ igal.
goth. (/ahleithjan (misoreri): gablcilliiaiuls unsis INlarc.
9, 22, das zweideutige unsis ist wol .vidier der dat.; ein
ahd. giblldan in gleicher bedeulung wäre slallhalt, dafür
aber gilt das folgenile.
ahd. tniltan : millida tlnr (miseilus est lui) T. 53, 14;
mihi uns! T. Matth. 20, 30. 31, kein mhd. nullen.
golh. arnian (misereri) mit acc. (s. 613.) die m)ii
bleilhjan und nüllan abweichende construclion liegt in ilcr
verscliiednen bedeutung der verba. jene beiden sagen aus
milescere, arnian etwa meminisse [5aui)eris.
golli. hleihjan (opilulari) : hleilüila Jsraela lliiuuKKju
seinauntia arrfAcp'iio lc{)a),?. viaido^ ainov Lvic. 1, 54.
ahd. libun (parcere): Itbe dinemo scalclie N. ps. 18, 14;
er libel i'mo N. 71, 13; iro libe ne libta er (vitae coruni
non pepercit) 77, 50; daz sie menniscen liblin 85, 4.
0. hat ein starkes vcrbum liban, leib: themo einetjen
688 einfacher salz.
ni leib (iinlco filio non poppicil) II. 9, 78. alln. hh'fa:
tjrami lilildlio S;i;in. 157*; uLiöldom lilKdlioz 25fi''.
gülli. hahujan (servare) : Ijai'/yilli izäi ffn'/.ülti ui'tiv
Joh. 11', 2.5; ei bairgiiis im '/ic. Tt/ji^of^c: uvioVi; Joli. 17,
1,5, vulg. iil seives eos ; hajdl/nim galjaiigada u/tfföjtoot
ovvTr^oovrTui JMallli. 9, 17, wöillicli : es wird beiden ge-
borgen, amijübiis prospiciliir. das abd. pergaii, i\\\n\. ber-
gen bedeuten fast nur abscondere mit acc. der saclie, nicht
iiieiir servare, das alln. biarija erscheint aber nocli so
und hat persönlichen dii[. : Jiörvi biarga Sreni. 243*; tmeroin
biarga 243i^.
ahn. et/i-a (parcere) niil dat.
golh. frtidjun (parcere), nihd. schonen mit acc. und
gen. (s. 66.5.) wuizelbaCl dem lolgentleii^ verwandt.
?A\(\. ffidon (servare, protegere): sincmo Hute; ze ge-
fridunne N. ps. 104, 27. alts. f'ridudi ira f'trahe Hei. 118, 6.
golh. inundon (prospicere): niundulh izvis (betrachtet
euch, vol)is) fhil 3, 17. ahd. muntön : er scal s/nen
(Irüton thrato ginuinlun 0. I. .5, 31; si imo niuntu 0.
111. 1, 34.
alul. scinnan: scirnit mir! 0. III. 1, 41; scirmdost
mir (prolexisli me) N. ps. 63, 3. nihd. schirmen: des
schirmet im ein linde Iw. .572; du begund im (sibi) schir-
men der herliche gast JNib. 459, 3; ze schirmen ir Wi-
gal. 8026.
ahd. Iieljan, mhd. helfen (s. 614. 664.)
mhd. stein, gestdu (stare a parle alicujus): si gestent
mir l\v. 5277; der lewe gesluont im l\v. 3881; got ge-
stuont der tvärheit ie Iw. 5275; daz er mir n)iieze ge-
slän lw\ 4731; er gestuont dem rehten ie Wigal. 2773;
auch mit gen. der sache : der mir der rede gesle Iw. 1034;
der rede gestuont im Hai;eiip "Nib. 1137, 4. hat sich aus
dieser bedeulung von heipjlichten (assentiri) die des nhd.
qeslehn (faleri) entwickelt:' jenen sinn von helfen drückt
uns jetzt beistehn aus.
ahd. foUeistan (auxiliari, suirragari) : foUeisli mir! fave
mihi, serva me, asside mihi! ahs. fullestian, ags. fi/lstan:
him fylston (halfen ihm.)
alls. fiilfjrinfjan (auxiliari, jnvare, servire): herren
fulgangeu (domini servilium implere) Hei. 4, 1.
m\\d. frumen (prodesse, mederi) : damit er scolte fru-
men sineme xvibe Dlut. 3, 87; daz ez i/u lange vrumet Iw.
2139; waz fi-iunl dem riehen man Wigal. 64; daz frumet
im Wigal. 89. verschieden ist der transitive, den acc. der
nomen. casus, vom verh. ahh. dat. 689
Sache oder pers. regierende frumeu (s. 597.) nlid. einem
frommen, nützen.
ahd. dionön (servire) : tliie sancte Gallen thionunt 0.
Hartni. 168; zueiii herron thionon T. 37, 1. alts. gode
thionude Hei. 15, 20. mhd. da wil ich iu dienen nat'li
Parz. 163, 1; ich han gedienet disem iv/he Parz. 202, 6;
mag ich iu gedienen \il Parz. 223, 24; ich dien iu allez
daz ich sol Parz. 29, 25. vgl. oben s. 615.
goth. andbahtjan (JiaHOveJv : andbahtida imma Matth.
8, 15; andbalilidedun hn Luc. 8, 3. ahd. amhahtan: am-
balitita in (niinistrabat eis) T. 48, 3 ; ambahtitun imo T.
15, 6. vgl. oben s. 616.
goth. siponjan ftudi^TEVeiv ' sipunida lesua iMaUli. 27, 57.
v^oXh. skulkinon dovliveiv. ninianna mag tvinm JWiujam
sk. IMallh. 6, 24; sk. imma Luc. 1, 74.
a\n\. Jolgen (sequi): i'olgclun imo fr. ih. und T. INIalth.
12, 15; ebenso fr. ih. Mallli. 20, 29. dagegen steht der
acc. folgcta iiian T. 201, 1 und INIallli. 20, 29. 34; auch
kefolge den (fridu) persequere eani (pacem) K. 17^. bei
Sachen gilt ferner der gen. (s. 667): folgheines dhera hi-
(junnenün redha (sequainur debituni ordinen)) Is. 69, 15.
mhd. volijen mit dal, (\vb. zu I\v. s. 502); mit säclilichem
gen.: e ich es gevolge Trist. 9290; done -Nvolt ers nilit
Yolgen Ivv. 7335, neben niht. verschieden ist ein iransili-
ves vohjen, im sinn unseres nhd. verabfolgen, mit acc. der
Sache und dat. der person : ja niuosen si der gallen ir her-
zen du gevolgen Kl. 150 CD (Lachni. hat aufgenommen:
der gallen und och ir herze volgen). altn. Jl/l'JJf'^ • i'lf'i
fylgir Sa-m. l4l^
goth. läisljan mit acc. (s. 617.)
4. Verachten, plarjen, schaden, verlassen.
c,o\\i. J'rakunn<iu yniT(i([oo)'ih> , icOtti^n''- anthtiraininu
frakann Matth. 6, 24. Luc. 16, 13; fraUann mis Job. IL',
48; frakant brulhr theinamma liom. 14, 10; thamma
vialjandin frakunni Joh. 14, 3; aikklcsjon Irakuiuicilh
ICor. 11, 22; imma frakunni Kor. 16, 11; JWuslubnjdi
iii frakunlhoduth Gal. 4, 14; praüfeljaui ni frakunnuilii
IThess. 5, 20.
goth. ußnikan uOfTdr: ni vilda izäi ufl)riUan M:\vc. 6,
26; saei ulbrikilh izvis niis uri)iiUilli Lui. 10, 16; ulhri-
kilh (jutha 1 Thess. 4, 8.
goth. uslhrintan (molcsliam cxhibcre) : izäi uslhriutilh
Marc. 14, 6; uslhriulitb mis Luc. 18, 5. ein alul. ardrio-
590 einfacher satz.
/an mit dat. kenne idi niclit , vgl. das uiipersÖnllclie niili
pidiin/il (s. 2:^2.)
"ülli. ns(i(jlj(in (perinoleslare): usagljai ntis Luc. 18, 5.
"Olli, hdlojcn fj'uouvl^.':iv (lor(|neie) : balvjan uii.sis
MaUli. !'. 29; ni balvjais mis .Marc. 5, 7. liUC. 8, 28. alln.
böhd (vliiis devovcro): boJvadlü ovin shioni 8;ciii. I8fja.
von usliiusau (leprobare) , J'rutjvisljan , ns(ivistj<tn.
(perdere), iisavimau l\)cvdere, occidere), die zwar den acc,
nocb lie!)er al)er den dal. pcrs. regieren ,» s. 619.
abd. lianneu (nocere , biedere) : belot furi tbie barinen-
lon iii (jMo cabininianli])iis vos) T. 32, 2. ags. Iieufinian.
abd. teriaii (nocere): niosviiit lerit m T. 67, .5; ni sint
tbie hno oub dericn (non sunt ([ui ei noceaiil; 0. I. 1,
103; ib ui derni iJiir diof 0. 1. 4, 27; tban imo frost
derita 0. I. 11, 45; llia/. imo wilit ni derre II. 4, 65;
Ibaz Haut mir ui derre 111. 1, 42. V. 3, 8; lliaz subt ni
derre uns 111. 5, 6. N. sagt laron: du ne tarust nie «irtUHe
ps. 17, 26; demo unsunditjen taron 27, 4; ie manne 7.0.
tarönne 32, 8; die niiv tarunt 34, 1: niebt den einen ne
tarelaVV, 72, .5. mbd. selten : laret demo liirle Diiit. 3, 121;
eins niannes herzen (cordi) derl Ls. 1, 344. ags. derian.
abd. scddön (nocere) gl. Jun. 182, wo der casus nicbt
zu ersebn. mbd. schaden, (jescJuiden : ir enscbadet der
winler nocb envrunit Isv. 578; unde enscbadest niemen
nie Iw. 138; ez cnkunde im nüil gescliaden l\v. 2638. golli.
gaskatbiilb izvis Luc. 10, 19; imiua Luc. 4, 35.
gebort liierber das mlid. tuon mit dem bloßen dat. der
person, im sinne des nbd. einem etwas antbuni* diu süezen
wort diu babent mir getan ]Ms. 1, 92*; ist mir getan Ben. 305.
golb. hileithan (relinquere) : mis bilaist JMattb. 27, 46.
Marc. 15, 34; bilailb misdinamma Job. 8, 29; bileilbai atlin
sei««mmrt Marc. 10, 7; aucb bei sacben : bilaitb /)v«'y« INlarc.
12, 21. 22 ; bililbi wn&h fr äiva Rom. 9, 29, iu welcber letzleji
stelle unsis der bloÜe dat. commodi scbeint. ein abd. pili-
dan kommt nicbt vor. man deute sieb bileilliau durcb re-
cedere, secedere, mis r=: mibi, a me.
mbd. ahe gdn, mit dat. der pers. und gen. der sacbe:
ine gäu dir nibtes abe Trist. 1235 ; lui enganc dir selben
nibtes abe Trist. 4472; wil dir nibtes abe gau Trist. 6964;
im solle Gyläii sines geliibedes abe gan Trist. 16092; eugö
nocb dem nocb dise)ii abe! Trist. 18006. ubd. einem ab-
qehn, weniger relinquere als desiderari.
mbd. (jesivichen (deficere ab aliquo.) der lip gesweicb
in (eis) Iw. 6211; nu geswicbent mir zunge und der sin
nomen. casus, vom vorh. ahh. dat. ßQl
Wigal. 36 ; du luoliten sl dem libe so geswichen nilit Nib.
1012, 3; im uu geswicheut Aib. 1964, 2; daz ist mir nie
geswichen NIb. 2122, 1; gesweich hn nie Reiuh. 1115.
nihd. enhresten: da mit ich iu enbr.tste gar Parz. 94, 9;
daz sim harte küme enbrast Parz. 282, 17.
nihd. emjanz begunde im engan Reinh. 808. nhd.
entyehn 5 euüuuj'tn , entfliehen , entweichen.
^oi\\. fr aliusan (perdere): äinavima Luc. 15, 4. 8. 9.
5. Jlerschen , xv allen , streiten, sieben.
goth. reikinön agyeiv: reikinön thiudum uQyiiv liöv
tdro)V Marc. 10, 42. Piom. 15, 12-, saei thizäi nianasedäi
reikiiiuih o %ov v.oa^uov agyiov Joh. 14, 30.
golh. thiudanön jjtini/.evtfp, niclit mit dat., nur mit der
präp. ufar: ulargarda Luc. 1, 33; ufar unsis Luc. 19, 14;
sis Luc. 19, 27; ohne casus I Cor. 4, 8. 15, 25.
^oüi. ßdujinön y.vQiivtiv. vitulh iraujinuth mann (dat.)
o vofios YyVQitvti toi) iivd(jü'mov Rom. 7, 1; gafraujuuuul
im y.aruy.vQitvovoty aviiöv Marc. 10, 42; fraujinunds
golh. raginön i'jyi-iiiopfVfiv , garayinön avjußovXevsiVl
raginundin Soinim |Syris) '^ysfiovfvovTog %rjS ^VQius Luc.
2, 2; raginuiuliu Iiidaia i^y. ti^g 'lovd'aias Luc. 3, 1; saei
garaginöda Iiidäium 0 ov/tßovXevoag TOig ^lovdaioig Joli.
18, 14.
^o\\\. (javaldan^ valdan (imperare, agysiv, UQy.eh') gaval-
dandim Marc. 10, 42; vaklailli annöm izvaräim Luc. 3, 14.
das ahd. tvallan liat den gen., das ags. vealdnn auUer
dem gen. (s. 659) auch noch den dat., zumal bei i)orsonen:
eallum vclt Jjoeth. 88; vealdan Gealena leode l>. 879;
im trav. song: Atla veoUl Jlüniim ^ Vitta veokl Svaj'um
und so überall. ahn. valda (valere , efficere, aucloieni
esse) nur mit dat.: valda m/no hölvi Sicm. 214*; thu qvedli
ek n'öcavi noinir vahia 164-^; vchlr thvi (jiuiihildr 179*';
\cldr einn Alli öllo hölvi 214*^; üdiiinn thin vohlr 192l>.
ahn. rcldha (cüiisiderc, inii)erare) : radha lailhuni (con-
silia conrerre); radlia draum (^sotniiiuin inlerprclari) ; redh
Danaveldi (regnavil in Dania) rädlia sigri:, raiidlio ijuHi
radlia (aurum liabere) Sumu. ia2^]Je ok ßörvi radlia 189'';
Rtn skal radha ruijmdUni 248^. ilas golh. (jarMan, im
siiuie von i)rocui'.ire, proviilere fuulc ich mit acc. : garö-
damlans guda vionroov/it)'of y.ala IK'or. 8, 21. vgl. laura-
garairulli uns injonoiacci: i-/i(üg Lpli. l, 5 fauiagarrdaniii
ii{)0()()ioOh"i€g llpli. 1, li. mlul. rälrn, (jerälen (oonsu-
lere) mit dal. der pers. , auch der sachc: dem tmijesnnde
Xx 2
692 einfacher safz.
geraten all. 243, 3. in der hedonhmg von anstiften mit acc.
der Sache: ez lial geialcn I5r. ]\ib. 951, 4.
ein gotli. sliurjan (frenare) ergibt sich aus dem adv.
iissliiiriha. ahd. alinran , sliurran fgiibernare) mit acc. :
miiat sliiirre (mciilcm gubeniet) hymn. 3, .5; stiiiii dma
8calcha (giibcrna liios lainulos) hymn. 16, 5; sliuret mih
W. 14, 21. ndul. 'wer sol mich zo Ireuden sliuren ? Ms. 2,
106^; nu mac iuch got wol sliiiien Iw. 1803. Parz. l'JO, 1.5; si
stinrlc sich Trist. 1 1"J74. nhd. steuern das schif , aber steuern
(cohibere, compescere) der (jeivall <, dem unrecht. ags.
steorau, ahn. styrai Jletjom styrdi S;em. 228'\
ahd. richison (dominari, regere) T. 11, 3 kommt wol
sonst mit casus vor. auch das mhd. rihseu IMs. 2, 198^*
steht mit einer prap.
ahd. herrison (dominari) N. ps. 71, 8; mhd. einem rilter
gehersen Ben. 445; daraus das nhd. herschen, mit über.
güth. hiudan (praecipere) anabiudan (imperare) funr-
h'mdan und so in allen deutschen dialeclen mit dat. der
person.
ahd. rihtnn, mhd. rihlen (regere) mit acc. z. b. Nib.
720, 1; in der bedeulung von judicare, senlentiam pro-
nuntiare mit dat. der pcxson, welcher etwas zuerkannt wird :
daz ich ir über mich selben rihle Iw. 4232; nu rihle mir
min leit \'\ igal. 2600; nu kuine vil grimmeclicher tut, und
rillte gote von uns beiden (sprich uns beide gott , d. h.
dem himmel zu) Ms. 1, 17^. hier tritt der tod als richter
auf, sonst als klager oder beklagter (myth. 492.)
ahd. irleilnn (judicare) : thaz man iru irdeilti 0. III.
17, 10; irdeilet imo 0. IV. 20, 32. mhd. nu erteilet mir
Iw. 1955; daz ir erteilet manic man Wigal. 2940; dem
erteile ich magt u. laut Wigal. 7970; dem erteil ich Wigal.
9529. nhd. zuerkennen.
mhd. ijestriteu (superare, certare) : do kund im niht
geslriten daz starke getwerc Nib.' 78, 1; ich mac <Zir niht
gestriten Ms. 1, 80^; so mac ich ime wul geslrften En.
8795; ich ne mac noch niht gestriten dem {fuoten Farise
gr. Rud. 1 , 3 (oder heiiU dies beschreiten , wie mnd. ge-
striden Ssp. 2, 28, ags. gestridan ?); hie mit der slaf im
an gestreit Wigal. 6860; si mühte ime überstrJten fragni.
31<=. nhd. tviderstreiteu (repngnare) mit dat.
mhd. an (jesigen (vincere) : gesige ich aber im an Iw.
535; hat ein man gesiget mineme herren a\\ 1\v. 1964; ge-
sigten ir vreiiden an Iw. 4426; dem risen an gesigen Ivv.
4778; meie hat im an gesiget Ben. 449; dem ateinhul an
nomen. casus, vom verh. ahh. dal. 693
gesiget A\v. 3, 199. nicht anders ane velden : im ane
vuhtin Anno 656.
golh. vtihan (pugnare) mit der präp. du : du diuzam
vaih id-ijQio/iüyj;ou 1 Cor. 15, 32. andveUian (repugnare)
mit dat. : andveihaudö vitöda ahmins Ilom. 7, 23.
6. Einige verba des (jeräUie mdecjens (der toilelle), Inner
und nahriuuj (jehens liaben dat. des subjects.
alid. ifurtan (eiligere): ihaz thii Ihir selbo gurlus 0. V.
15, 40, gleich darauf aber 42: so gurtit anderer thih
(: thih.) ndid. er gurt dem orse Parz. 603, 19; und er
dem orse gurte Parz. 61t, 19; ebenso enijnrten (dis-
cingere) bedeii orseii wart enkurt Parz. 197, 6.
nihd. binden: bint dir balde, Irut gespil ! Ben. 439;
wie si der briule bundeu Wallh. 106, 27; baiils ir selber
das. 28. 30.
mhd. sehuoheu , entschuohen : kint im entscliuolitca
Parz. 191, 27; entschuohten im Wh. 278, 24 z, die bes-
sern hss. hier iti.
ndid. abe ziehen: er künde im ab gezielien niht Parz.
155, 21, vul. 243, 17.
alid. sulbon: liobemo manne zl salbönne 0. V. 4, 14.
ich vermute andere, z. b. kemben (peclere) Iwahen
(lavare) mit solcliem dat., bekam ist schenken (infundere.)
mild, bellen (lectum sternere) : her gebetlidi iri selbe
scuno Anno 623; du belle man in allen drin Iw. 6571;
im was wol gebetlet Frib. Tiist. 3084; lat in schone bet-
ten fragm. 41''; Nib. 251,2. so noch nhd. : bellet ich mir
in die'hölle |)S. 139, 8; belle dir selber Act. 9, 34.
nhd. Sirenen: dem viehe streuen.
mild, juolern : do si den rossen wollen fuoteren Dlut.
3, 103. nhd. vonjeben: den kiihen, den pf erden.
liicrher nehme ich noch das ndid. hentjen (laxaie fre-
num) und enlhallen (inhibere fi.) : dem rosse er hancte
Karl 2H^ 58^; den rossen wart gehenget Karl 69-1; den
orsen was vcrhenget Troj. 12204. enthielt dem orse
Wh. 58, 1.
diese dative erkliiren sich meist, wenn man den nns-
qelassenen acc. der sache hinzu denkt. dem manne daz
swerl giirlen, dem urse i\in\ salel ijiirlen . der briule daz
liüubel binden, ilom rilei- diu beiii (l'ar/.. 243, 16) die hosen
(Parz. 157, 8. Wh. 137, 5) schuobon, die lielmes snüere abe zie-
hen, daz har salben, kemben, die liende lNvahen,dem orse ilen
ziigel beugen uiul enthallen. wiederum kiinnle dies objecl aus-
gedrückt sein durcli jenes ez, (s. 333 11'.), zumal aucli einige der
694 cinj'acher salz.
dort aiigefiiliiicu vorl)a mit )icr.siiiili(Iicni drit. ciscliciriei), z. b.
tili liAst ez mir gerumel liie, cz mir crbolcn. doch kenne
ich kein: ez. gürten, ez binden; höclislens folgere ich es
verhengen aus \\ igal. 8432 : und im (dem ros) duz wol
verlicngel. für dergleichen verba , welche lauter tiigliclie
verriclilungcn ausdrücken , war die wcglassung des sächli-
chen subst. oder ein bloßes ez an dessen stelle iinnültel-
bar verständlich.
nicht so ungezwungen macht die ellipse sich bei Ijcllea
und fuülern, oder sagte man: einem daz leger betten, daz
hciuwe fuotern? hier liegt in den verbis schon das volle
object : liett machen, fulter geben; vuid wir dürfen heute
sagen: du hast mich wo! gebettet, die pferde gefüttert,
insofern aber gürten die Vorstellung cnthiilt den gürtel an-
legen, war sclion ahd. sih gurtan zulässig, wie es nlid. ist:
einen schuhen oder enlschuhen. zumal werden mhd. verba
des eulkleidens unbedenklich mit dem bloßen acc. con-
struiert, z. b. engerwen (enkerwen) Wigal. 4386; enpfet-
len Ms. 2, 761^; entnacteu Wigal. 5341. 5360. 5426; ent-
na^jen ; cnlwiifen ii. a. ni.
7. Heiraten, ehhrechen, hiilden.
oben s. 601 ist gezeigt worden, daß das goth. activum
liuga von dem heiratenden mann gilt und den acc. regiert,
liuga qven, uxorem duco. das medium aber wird von der
lieiralenden frau gebraucht und mit dem dat. coustiuiert :
liugada abiii , ya/iu-n/iut dvi^Qi , auch das lat. uubo fordert
den daliv: nubo viro.
golh. hdrinon (moechari): galiorinuda izüi sjKoi'yevaev
aVTi'jV JMallh. 5, 28; liurinoth du thizai Marc. 10, 11. alid.
mit acc. er huarut sia 0. H. 19, 5. ebenso ah{\. furl ig an:
]iabet sia forlegana (moechatus est eam) T. 28, 1. das ags.
hcvman nimmt prap. zu sich.
nhd. buhlen mit prap., doch bei Schweiuichen findet
sich: dem früiäein buhlete 2, 33; meinem weihe buhlete
2, 138.
8. Sagen, absagen, benennen, antworten.
ahd. aiiedan (dicere) zumal in der passiven bedeutung
dici (oben s. 53): ter tougeno faret ieht ze gwinnenne mit
undriwun, demo chit (dicilur) fuhs N. Bth. 198.
mhd. f^prechen in der bedeutung von namen geben,
welcher name dann im nom. (s. 592) zu stelin pdegt: so
sprechents einem wuocher. spätere belege stehn gesammelt
Reinh. s. 112. fundgv. 392. ein steinin stocke, dem mau
Uüineii. casus, i^'u/n verb. ahli. dat. 695
r.|» Hellet zu den knöpfen Climels reg. rupert. n^ 1085 (a
1401); man sagt dtm bock (nennt ihn bock) Fischarls
gesch. kl. 109\
goth. andijvithan : ni nialitedun andqvillian imnia ova
ij()vvavio üvi'jvyti)' avroj Luc. 8, 19 ; andqvillian thäiui
aiiücai,uaO-cc( to/s" Luc. 'J, 61.
golli. andJiäitan (faleri) : andliuita im INIallli. 7, 23
andliaitith mis JMallli. 10, 32. iiihd. ja lian ich (jot enl-
beizen niin sele Mar. 70. alid. ye/i«n; gihih m (eis) T. 42,
3. mild, swer dem iiiht gilil (den nicht als herni erkennt)
Ms. 1, 157*.
goth. andhafjau (lespondere): anJhuf imma IMarc. 7,
28 u. s. w. eheiisü ahd. aiilwiii'tan.
mild, entsaijen. Parz. 179, 5. AYigal. 6688; wldersatjeu
wb. zu Iw.; vevscujen ßen, 408. nhd. enlsiujen ., ab-
stKfen.
nhd. entsprechen, versprechen, verheilten, versichern.
mhd. sichern: nu siclier der knneijin l'arz. 198, 15.
267, 19. l\v. 7586. bekannt sind die dalive ih'r verba ver-
kUndi(jen , goth. teihan , riij'cn, meiden ii. iihidicher.
9. Verslehn, vernelimen , hören, gehorchen, glauben.
cchlgülhisch erscheint die veihindung des dat. mit fra-
ihjan (pQovtiv , sapere , da die s^v. und lat. verba den acc.
vorhielten. auch das gr. uyvoiii' übersetzt lüf. einigemal
durch ni Irathjan. der dal. ist jetloch überall objccliv und
uiipersiinhch : ni Iralhjis ihiiim gulhs ak th(iim manne
JMarc. 8, 33; ni J'röUuni ihamiiiu vanrda INlarc. 9, 32.
Jiuc. 9, 45; ni frolheina imma (dem vvorl) Ijuc. 9, 45; ni
vaihläi ihis fruthun Luc. 18,- 34; {vM\\'yM\ frudein meinäi
l'.ph. 3, 4; airlheinäim fralhiaiul Plill. 3, 19; Uuii m ei n\\)-A
sind IValliiiiilh Col. 3, 2; ihaininnh ni frulh JNikauih'nius
(hoc iion ii\lelle\il, hoc ignoravil iN.) Sk. 39, 14. ich habe
ci\v()i;en, ob nicht ein ablalivisclioi' (Kai. anzunehmen sei,
so dali Iralhjan vaürda bedeulele: ilurcli das Nvort kbig
sein, kUig werden? aber afrlhoinaim iValhiaii kann niclit
aussagen durch das irdische khig sein ,• sorukMMi nur das
iidisclie verslehn. ein \vahier abk (indel sich Job. 12, 40
ilaneben : tVullieina hairlin o'oi^nooi rfj iii(()t)iu , inteUigc-
rent corde, nichl cordem, was der golli. ausdiiuU an sich
auch beileuten kiinnle. eiiunal sichl der acc. stall des ihu.:
ni hauliitha fralhjandans fi)' Tu ininjXu f/{)f)ro(>;'rf.c Uom.
12, 16 , wenn es nicht iiir liauhilhai verschiielien ist. nf-
kunnan yipwoHnv hat immer den ad. der person odei
sarlie.
\
69^) einfacJier aalz.
inliil. vernemen ini simic von gcliör sclienken, einen
über etwas veinelimeii : einen valer er bat, daz man i»ie
veniünie waz inie in Iroiune zwo chrime Diiil. 3, 90 ; si bat
daz si ire vernanien 9.5; si suübicn sine gnade, daz er in
fernauie 102; si balen den chanieraie, daz er in fernänie,
er feinani in duo 106; .hidas bat, daz er dnicli sfne gnade
im ein hitzel (ernaine; lirnini ?hij' / (irnainin ime cod. vind.
653, 116'' 129'; lieire, du sah mir vernenien Alex. 2144;
da von solt du mir vernenien \A gast 40'' ; herre ir solt
mir vernenien mere 135''; vernim mir 174a; Keinliarl,
vernim mir, gewrerliche sag icli dir Keiidi. 1131, in wel-
cher stelle ich mit unrecht geloube für vernim gesetzt
lialle. ohne zweifei ist diese im zwölften jh. geläufige, im
dreizehnten selten werdende fügung auch Bari. 40, 36 an-
zunehmen, wo ein acc. der sache dazutritt : daz du mir
verneinen wilt die edelkeit (gehör geben willst für die ed.)
alid. farneman mit demselben persönlichen dat. bezweifle
ich nicht, habe aber keinen beleg dafür; der sächliche acc.
steht öfter, z. b. fernim mine träne N. ps. 38, 13; fernim
diu wort 53, 4.
golh. hdnsjan (vgl. oben s. 661.) hauselth mis allai jah
fralhjaith WAOiUTe /lov Tiürrtg ymi ovvUts IMarc. 7, 14,
wo der Golhe das iiiis vielleicht auch noch auf frathjailh
bezog? *); qvernun hausjan imma Luc. 6, 18; nehvjandans
sik hausjan imma Luc. 15, 1; es ist das wirkliche hören
luid vernehmen, nicht das gehorchen gemeint, welches
durch iifhäiisjan, auch mit dem persönlichen dat., ausge-
drückt wird: ainamma ufhauseith ivos dvdt^eTai INIallh.
6, 24 ; ufhausjand imma v<nuyiovovaiv ccvtoj IMatth. 8, 27 ;
sunjdi ni ufhausjan r/y ilhj&sia jiiy neideo&ui Gal. 3, 1.
.5, 7; ufhausjaith vairam vnoTÜnafoß^e rolg dvd'QÜai Col.
3, 18 vgl. 3, 20. 23. auch andluiusjan (exaudire) regiert
den dat.: andhausides mis 'tjnovoüs fiov Joh. II, 42; .es
hat ebenwol die bedeulung von obedlre Luc. 17, 6. INIarc.
6, 20. Das ahd. horan , mhd. hwren haben im sinn von
vernehmen selten den persönl. dat., häulig in dem von ge-
horchen, z. b. h«5rent imo (obediunt ei) T. 52, 7. doch
findet sich N. ps. 50, 7 ne wili du mir huren (auf mich
hören); Trist. 3193 swenue ich an hebe, so Inxret mir 1
(hört mir zu , hört auf mich) was jenem verneinet mir
mid dem goth. hauseith «1/5 entspricht.
ahn. lydha: mino muH SaMii. 148^.
• ) indes übertrug er den ersten gr. imp. durch den goth. imp.,
dca andern durch den goth. conj. (s. 75. 85.)
nomen. casus, vom vevh. ahh. dat. 697
gotb. galcmhjau (credere) : galaublda gutJia InloTSVoe
TW '&iO) Gal. 3,6; galaubida hänstindi luisardi Koni. 10,
16; gakuibjam iniuia JMatlb. 27, 42. ebenso ia allen übri-
gen niundarten.
gotb. trduani Irauaideduu sis Luc. 18, 9. nocb nbd.
einem trauen.
10. Begegnen, sich nähern und entfernen.
gotb. (jnmotjan (occurrere) : ganiutidedun imtna IMattb.
8, 28 ; ganiulida imrna Luc. 9, 37 ; ganiuteitb iijavis JMaic.
14, 13.
nibd. honten, bekonien: in bekom da wip nocb mau
Iw. 8018; cz ir allez becbuniet JNlar. 200; konx in INib.
508, 2. 974, 4.
nbd. begegnen.
nibd. widergen: im widerglenc ein riler alt Parz.
446, 10; mir widergienc ein gra man Parz. 457, 11; diu
iu da widergangen sint 457, 18.
mbd. verren (abesse, fern sein) nahen (appropinquare):
sol mir diu minne verren Parz. 76, 29; der goles gruoz mir
verre Parz. 486, 28; da von er gote verret u. der helle
jiabet Gotfr. lieder 3, 7; do nabet ez dem mitten tage
Parz. 95, 28; mir nabete lastcr unde leit Iw. 693; sus
nabet ime s*n lelt Iw. 3101.
mbd. eilenden (fremd sein): jane dorft in (eis) nibt
eilenden Parz. 167, 8. tvilden: da von böber inuot mir
wildet Ms. 1, S6^.
nbd. gehrechen y mangeln, ent(jeltn mit ]>ersünlicbem
dat. äbniicbe impersonalia oben s. 238. 239: alul. des
willen brast imo N. ps. 35, 4. das abd, gehresten mbd. en-
hresten (deesse) stebn aber aucb persünlicb : demo un-
rehten wege was er ungebrosten (non defuit, d. i. astitit
omni viae non bonae) N. ps. 35, 5. mbd. da mit icb iu
enl)r<r'slc Parz. 94, 9; daz sim barte kume enbrast (enlgieng,
entkam) Parz. 282, 17; dem tjalien lüde enbresten W igal.
3724; icb vva;rc wol enbrosten tler iverlt Iw. 2842. un-
lerscbiedcn von diesem enhresten , enbrasl ist das audi
mit ''em dat. construicrtc enbreslen, enbieste (dorn mangol
abbclfen): er künde wol enbresten (: geslen) iegvlichem.
Wigal. 1706.
viele verba des begrifs der enllVrnnng. tue mit ent
gebildet sind, regieren bis auf beute ib-ii dat.: etiigt-lnt,
entrinnen, entlaufen, enljliehen , eiiliveiciten, entjallvu,
entsinken. einige werden, gleicb jenem ungebrosten, im
verneinenden pari. prät. verwandt: es ist mir unentgangen,
()98 einjdchcr salz.
uiit'iiirallen ; in aclen von K'.i4: es \vcrc den herrn iiii-
ciilsiiiikeu (wolljewiisl.)
alul. mild, füinen (cedcro loco): du rrinuloii s\c Jidf/Ihns
N. |)S. 10.5, 2J; nilid. dö diu giii/.o ineiiige geruinde denn;
koulnijc l'iolli. 3060; meist mit hcigefüglefu ez (s. 333.)
CS kann aber auch ein acc. ausgedrückt sein: daz du itn
da/ laut rumest Ileinli. 1670-, rümenl deu wec der uiintn
liehen fiouwen ! JNls. 1, 4^'; rume dir daz nclie Jiarl.
213, 1; runict vroiin 3linnen daz vaz J\v. 7037.
11. Cef allen ,f mi s fallen ^ widern.
gotli. leilian, (jaleikani thatei leik;iilli ivima .loh. 8,29;
gali'ikandoin Jleroda (placenteni Jdlerodi) IMarc. 6, 22; ga-
leikaida mis jali alnnin veihamma liUC. 1, 3; (jntlia ga-
leikan ni niagun Uoni. «, ^S ; laiir« galcik.iida iinma üpli.
1, 9. ahd. liehen, (jUiehen ^ belege bei Grau'. 2, 120, 121.
mild. nlid. (/evallen, gefallen, behagen ]\ib. 584, 4.
alid. liitpcn (';*) mlid. lieben: alr(?st liebet ir der man
I\v. 2674; liebet si mir JMs. 1, 160f5; die selben la dir
lieben Ben. 332 (oben s. 685.)
ahd. leiden: leident iiiio ihio eriiün gilusl* 0. V. 23,
143. mild, leiden: da von daz ich ir so leide INIs. I, 160^.
mhd. unnucren: unma;re ich {/• (bin ich ihr verhaßt)
i\1s. 1, 67''; daz im sin eigen lip '.mma^rete Trist. 7281;
mir unmivret allez Trisl. 12028 '*).
ahd. farsmdhen (displicere) , mhd. versmdhen : kund
cz iu nihl versniahen Tarz. 395, 7; disiu spise sol dir
ruht versniahen Parz. 486, 22 ; ez endorft im uiht ver-
smiilien Parz. 12, 10. andere ahd. mlid. belege oben s. 234.
nhd. widern (repugnare): die Sache widert mir, wi-
derte i'Aiu. setzt ein ahd. tvidaren voraus, ^velches fehlt,
widarun mit acc. der sache bedeutet reiuiere, res|niere: ni
widaro iz (ne abnuas) T. 31, 6; widorola iz harlo 0. I.
25,4; oba sie iz ni widorölin (uisi abnuerenl) 0. IV. 6, 56;
iz woltun widarun 0. II. 12, 86. "vvidarun mit dat. der
jierson und gen. der sache ist repugnare, contradicere:
Ihaz Rriachi in (eis, deu Kranken) thes widarun 0.1.1,60;
wai" sinl ihie widorulin thir 0. HI. 17, 53; ther widorut
fhemo keisore IV. 24, 10; ni ^villih themo widorun III.
12, 42. mhd. daz si min gebot nilit wideren (recusent)
Wh. 211, 16. vgl. den acc. bei Widerreden Iw. 1867. 4555.
*) die transitiva lieben, leiden, (s. 685) uumaren (gratum , in-
gralurn rcddeie), gclicii nacli andrer conjiigalion , regieren aber eben-
wol den persüul. dat. Darl. Iü5, 2. Parz. 6t)5, 27.
noinen. cdfms. vom verb. ahh. dal. 699
12. TJ^ilirnelimen^ beobachten.
gotli. gdiimjan (videre, observare): gaumida viann
blindainnia Joh. 9, l ; gaunieis ijranista Luc. 6, 41 ; gaumi-
dedun tJunnmei afvalviths ist JMarc. 16, 4; gaunijands
thainmei lirains varlh Luc. 17, 15; gaumjaindau inannmn
(appareant, videantur homiiiibus) INIatth. 6, 5. das in die
engere bedeutung des hütens übergehende ahd. gounian
hat den gen. (s. 658.)
gotli. vitau: t'};q£iv, naQar^jQsiv, GVVTt]Qüv: vitandans
lesiia IMallh. 27, 54; vilan thamma Iddiva IMatth. 27, 64;
vilaidedun iuinia (observabaut euni) INlarc. 3, 2; vitaida
imnia Marc. 6, 20; vitandans vahtvorn (fvXccöOovTeg (fv-
XuKÜg Luc. 2, 8; sabbate dufja ni vitaith Joh. 9, 16. man
liat vitands (sciens) von vitands (observans) wol zu iin-
tersclieiden , jenes regiert den acc, dieses den dat. das
verbiun vilan, vilaida mangelt allen übrigen dialeclen.
ahd. tvarten (attcndere): thaz hirta sine uns warten
0. I, 28, 9; thaz wir uns warten 0. IH. 5, 5; warlet iu!
0. IL 23, 7; T. 33, 1. 44, 1. 12. nihd. mir wartent
(nehmen mein wahr) lange nun vater u. nunc man Nib.
938, 3; warte im (gab auf ihn acht) Nib. 1997, 4; die
warlent iu Wigal. 3443 ; ze warten dem herren Gaweia
'V^ igal. 10427 (sein wahrzunelimen , d. i. ihm zu dienen.)
liat sonst den gen. (s. 658.)
13. Erlauben, gestatten, xvehren^ tveigern.
goth. usläubjan: usläubel mis IMallh. 8, 21; uslaul)ida
unsis Marc. 10, 4; uslaubidcdi im Luc. 8, 32. ebenso
ahd. arloupan , mhd. erlouben.
ahd. hengan: ni liangta er in iz furdir 0. IL 11, 16;
thaz er iz iu ni hengö IV. 4, 11; ihionost thir gihenge
IV. 11, 30; in selben liiaz ni hanglin IV. 13, 51; iuweren
ubelen willen hongon ih iu ze skeinene W. 39, 13. mhd.
des henge icli (ohne dat.) Ms. 2, 3P; daz ich ir beugende
wart Iw. 2977 ed. INliill. (lien. 2986 iehnde) ; wol bände
im Velentich Kol. 212, 26; häufiger Verheugen, nlul, nur
verhängen (zulassen) über einen, liengen isl hangen las-
sen, nachlassen, nacligeben ; hat man die abslracle bedeu-
tung überall aus der siiuillchen vom lösen des v.iigels
(s. 693) zu eiklaren? doch jene acc. iz haben hier im /.u-
samnuMihang noiliwendigkeil und 0. IV. 1 l, 30 steht selbst
ihionosl. lu)!. 212, 26 gestaltet sogar das ros dem beiden
schnell zu reiten.
nlul. zugeben^ nachgeben y zu gesteh n ■, einräumen.
700 euifacJier salz.
nilid. stnlcti, (jcstatcH: ich slale in sclicns Parz. 536, 7;
die gclüiolcn inic wolc gesl;il(Mi liol. '^'.i, 11.
gulli. Vitrjiin (|)ioliiljeiej alul. iveran , iiihd. wem.
ülid. tvtn-nait [renueve): der r/tV im wtges warne Mild. 59.
mild, tveüjern ; niölit ich es im geweigert lian ISib.
401, 4. iilul. 'ivtuijeru, veriveujeru.
mild, ivcndcn (averleje) : daz eiisol in iilemen wenden
Nil). I.VJ2, l; ez wende in siaf Parz. 194, 13; 8u daz ir
Terramere leger wendet (ihn ncilliigt tue helagening auf-
zugehen) Wh. 169, 19; die tnir/. huKen wenden Iw. 4174;
liet er uns die rede erwant Iw. 241. parallel der s. 636
angegehnen füguiig, statt ez wende iu siaf könnte stehn:
ez wende iiich slales.
alid. uutui'fähau (suhdiicere, surrijiere, relinere): thaz
bad mir untarfahent 0. 111. 4, 26. nihd. iindei-vdn.
mild, undergun: diu waren iii (eis) undergangen Parz.
429, 2.
mild, xverren (impedire): hn werre, wirre Nih. 363, 3.
598, 2.
14. Verba des nehinens, scheideiis , trennens haben iu
den älteren dialecten zuweilen den dat. statt des jüngeren
acc. , wenigstens in gewissen bedeutungen.
goth. tekau (längere, d. h. einen beim kleid , bei der
liand fassen, nehmen): lailuk mis sums ijipuTÖ fiov ns
Luc. 8, 46; attailuk itnma ijyuiro aVTov Matth. 8, 3. Luc.
8, 47; sa tekands rtxis Luc. 8, 45; sei tekitli imnia Luc.
7, 39; altdkan imma Luc. 6, 19. nicht bloß bei perso-
iien , auch bei Sachen: attailuk vastjoui is INIarc. 5, 27;
atlaitük hvilflrjoni Luc. 7, 14; aiuütök sküiita vasljos is
Luc. 8, 44. sind persoii und saclie zugleich auszudrücken,
so stehn beide im dat.: livas mis tailök vastjom? rig fiov
öjiJJUTO TMV iftciTi'wv; Marc. 5, 30, wo man vastjum für
den ablalivischen dat. hallen muß. das altu. taka (capere,
zuweilen noch längere) regiert gewöhnlich den acc, aber
auch den persönlichen dat., namentlich in der bedeulung
von aufnehmen (recipere , suscipere): taka eiiiutn vel (be-
nigne aliquem suscipere); bann tuk mev ecki (me non
resalutavil.) andere verba für den begrif berühren finde
ich nur mit acc. z. b. ahd. lirinan: tlier nol then dal
riiian 0. L 23, 23; mau zi i-inanne 0. il. 15, 7. ebenso
das ags. Iirinan: sum me äthrän ; athran bis reafes fnaed.
ags. onföu (capere, accipere) liat den acc, im sinn
von suscipere, recipere den dat.: Lameh onfeng /?ef</e-
steuldum C. 65, 31; horde onfcngou and adhelom cat
noinen. casus, vurn verh. ahh. dat. 701
C. 86, 32; tlucn Jdiiste onfeng B. 104-, brunvylm onfeng
hilderince B. 298H; oiifuli ihissum falle (suscipe hoc po-
ciilmn) B. 2338; tliäui (jeleäj'an oiiföii (lidein recipere);
thäm (jevynum onluii (mysleiia suscipere.) beispiele des
acc. onfeng lielle and liinsidh C. 44,31; veorcsumne väslm
C. 37, 20; the bis gast onfeng C. 73, 30. Das ahd. intfä-
hau, nihd. enphdn , nhd. empjamjen regieren bloU den
acc., die bedeiitimg sei acci|)ere oder suscipere. ebenso
das gotb. andnimau in beiderlei nieinung. dagegen hat
das gotb.
hiniman (aufcrre) dat. der person : blniniaina {mtna
vJJ\po)Oiv amnv IMaltb. 27, 64. ob auch hUf'an (furari)?
lüUt sich aus Mallb. 6, 19. JMarc. 10, 19. Epb. 4, 28 nicht
entnehmen, ahd. stelan , nihd. stein nur mit acc.
alid. arßrrun (aulerie): arfirrau minamo ilhviz (op-
probrium nieuni) T. 2, 11.
gotb. shäidan (separare): ihatei nu guth gavalh, nianna
ihamma hi skaiddi üi'&QMTiog /ii] y^wQi^fTm IMnrc. 10, 9
(man ni zisceidö T. Matlh. 19, 6.) hingegen skaidan nian-
nan (^r/aocu ciV&Qomov Mallb. 10, 35; aCskaiskaidun sik
af imma Luc. 9, 33; fairra abin ni skaidan 1 Cor. 7, 11.
die gotb. (jfthrikan (IVangere), (jatairan (solvere, rum-
pei-e), tulijmi (lacerare) linde ich nur nut dem acc.
ein gotb. sleilan (nunpere, lerei-e, consuniere) ist nicht
vorhanden, wol aber *'Arei<«Ji. ngs.slitnn: nu slit me liunger
and iburst C. 50, 2, wo wie dat. und acc. sein kann; slal nn-
veaniiim {\acGrü\ii incaulum) 1>.1476. altn.Ä//frt: ervidbslila
skub)iu (C'vi oc aldri saiuan Sicni. 112^; vidb sculom ockri
aldri slita 229^*; badh liaiiii sltla svcfni micloin (rumpei'e
soporem forlem) 228"^; miilom slita 177'S slila fdlitin (vesles
allerere); slila barn.s/ioiu (die kiiulerscbiilie /.i'nciUeii); aber
auch mit acc: thilt skyli hiarla hrafiiar sKla Sumd. 232'';
er llögna hiarla slila 235^. mhd. sl/zeti , versitzen mit
acc: min friez leben sll/e Troj. 14522; vil tage versKze
Troj. 218; sohl ich verslizen mine iugent Bon. 141; hat
diiu rosses aller versli/./.en INTs. 2, 135'\ darf man in die-
ser conslrwclion dem dal. iiaiiilive bedeulung, die der bd.
dialect durcli den goii. ausdrürkl , l)eimf\<;sen ':' abhi sltla
ist gleichsam vom leben ^vegzehrcIl , skom sltla an den
schuhen zerreilkMi. dann aber schiene der casus mehr
abl. als eigenlliclior dat.
ich verbinde hiermit das ags. svelijnu (giuliie), da ver-
schlingen dem verzehren gleich stehii darf. t'ordlie svealh
Rivdbeieiides 8elhes l/ee (die erile schlang des fiiiclillra-
gendeii 8elhs leichnain) C'. 69, 32; cvealm </iV'0)r svealh lliis
702 ciiiJacJicr s(tlz.
nikldaiigeard niomies svale (diese erde trank das niordbliil,
«las IjIwI lies inaiiiis) ('. 60, 12; väU/rrore svc.illi ('. U2, Jfi;
valslieaiiias verodiim svelgadli svcadlunn sc>/l<IJ'iillum (die
slrciiiie stliliiii^cii die menge, die siliuldvollcii leiile) C. 7S,
30; sy nsnadiim svealli (schlang iingelieure bissen) li. 147'J;
mit acc. aber: leofes iiiannes lic eali foisvealg J5. 4156.
jene annaliine eines abl. wird dadurch besläligt, daU wir
iilid. keinen acc. mit schwelgen verbinden, sondern die
präp. /it: der al scljwelgl in den crbsen, der feind schwelgl
im blule.
15. SehUe{\en.
gülh. (j(t(iil{(tn: galukaiids haunhii tlieiiidi nXelaag
qVjV -tJ voav oov JMallh. 6, 6. sonst aljer mit acc: galukun
ihala hiaiv '>]0(fuliauv%o %6v rdr/ov IMallh. 27, 66; galauk
luhannen in karkarai v.uri '/.).}■ laa tor ^ Jo)U.vri]v tv tf]
rpvluy.v liUc. 3, 20. auch beim alln. Inka Wechsel beider
casus: Inka nösum ((laudere nares, d. i. sterben, wie wir
sagen die äugen sclilieUen); luka Satfnm (soindere pacem);
tha var lokid manndrupuin (tum caeiiibus liiiis fuit); luka
vistnm (consuniere cihnria.) hingegen luka skuldir (nomina
expedire); lauk liurdli (clausit portam) Sn. 39. in der
ahn. schlul^forniel : Irer Ij'ki' sö(fu (s. 54) kann das subst.
für den acc. wie den dat. gellen, die statlhafligkcit iK-ider
casus zeigt der sulfigierlc artikel oder ein andres prononien.
man findet bald accusativisch : lykr svä söguua , thessa
sö"u ; bald dalivisch : lykr sva sixjuiuini, oder tlies&ari
sönu, thessum thwtti. bei dem gleichbedeutenden endar
(llnil) , so wie bei byrjar, hefr iipp (inci[)it) , so viel ich
weiß , stellt immer der acc. auch in dieser structur hat
der dat. instrumentale färbe.
16. ZuriiclihaUen , mäßigen.
ahd. (jistumou (cohibere) : gestumo dir (animaefpiior
esto) Diut. 2, 287^ mhd. (jestemen : ich enmac ir krcf-
ten niht gestemen Ben. 139.
m\M\. enthalten: Keie sfner tjost enthielt Parz. 293, 28.
mhd. senften: senftet iiverem muote Nib. 158, 2B
statt der gewöhnlichen lesart: ivver gemüete.
17. hnpersonaUa mit dem dat. der persou s. 229 IT.; es
lie"t daran die concurrenz des acc. zu erwägen, goth.
thugkeith mis .> ahd. dunchit »ut'A j mir und mich ekelt;
mir und mich graut; goth. mis varth, ahd. mih wart;
neben 'mir ist' sogar ein 'mih ist:' waz ist thih tbes inti
nonieiL. casus, vom verb. ahh. dat. 703
inih7 (c|uid inllü et tibi est?) T. 45, 2; aber y\az Ist luis
iuli thii? ((|uitl nobis et tibi?) T. 53, 6.
ein üigaiiiscliei' acc. mit sein mid werden verl)unden
läUt sich kaum begreifen, und da dünken sonst jenen gleich
constriiiert wird, so hahe ich auch iiim den dat. hier liir
angemessener als den acc, die liochd. mundart hat aber
diese abvveicluuig beinahe durchgesetzt.
schon die im griecli. inid lat. belieble conslrucüon des
dat. zum verh. siibst. in der bedeulung von haben sagt
unsi'er spräche wenig zu. zwar beliäll ITlf. einigemal die
Wendung des urlextes bei: hva uns jah thus ri i)yh' y.at
GOi ; (quid nobis et tibi?) Marc. 1, 24 5 hva mis jah thus?
Luc. 8, 28; dauhtar ainohö vas hinna d-vyuir/^) fiovoytvi]Q
i]v uvTO) (unica filia erat ei) Luc. 8, 42; ni vas itn barnö
ovx i)v uvioig i^v.vov (non erat illis iilius) Luc. 1, 7. an-
deremal aber wird abgeändert: ovn iio'/V ipii' "^O.elov y
nivxe aozoi, vulg. non sunt nobis plus quam quinque pa-
nes, golh. jiist hindar uns maizu fjnif hlaibam Luc. 9, 13;
Tt 001 ovofia; ([uod tibi nomen est? hva naniu them?
INlarc. 5, 9; 11 ooi iaiiv ovojna: li\a ist namu tliein ? Luc.
8, 30. auch das ahd. ni ward in sun (non erat illis h-
lius) T. 2, 2; welih nanio Ihii' ist (cpiod est tibi nomen?)
T. 53, 7 übersetzt nach, das nihil, diu bein warn im lanc
]\ib. 1672, 3 hat auf dem priidicat lanc den nachdrucU; im
enwaren bein für er eiihele b. würde kaum ge-agl sein,
zulässig schiene: mir will, mir wart, weil werden nicht
bloU lieri, auch accidere, evenire ausdrückt, nlul. dürfte
man sagen: nie ward ihm ein söhn, ihm wird ilas glück;
nicht aber nie war ihm, ihm ist.
J'Jier als jenes ahd. ^inih ist' zu fassen , aber immer
noch kühn bleibt der acc. in den zusammengesetzten un-
pei-s(Hilichen ledeiisarten 'inik ist kaia ,' '»ij/7» ist wunlar,'
'luih ist niot.' wenn ein acc. weder von ist, iiotli weni-
ger von ilem dazu gestellten nomen abhängen kann , so
scheint es auch mislich ihn aus ihrer Vereinigung zu er-
kliiren. s. 242. 252 habe ich versucht, dabei die con-
slniction vorhandner oder vermuteter einlarher verba,
gleichsam als fortwirkend, anzuschlagen. weil es hiel^
'mi7i wuntarul' sagte man auch 'mih ist wuntar,' und aus
dem golh. '•inik ist kara' liel^e sich ein ^ntik kar/iilh' fol-
gern: nicht anders sieht 'uu'r ist mangel' neben 'm/r man-
gelt' untl wiederum scheint das goth. 'mis ist vana' ein
'vamiilh m/.v' voraus zu setzen , ol)gleich bei ilem dat. eine
solche annähme weniger tiringend ist. auf wunlar und
kara müsle aber die kiafl {\l'i\ acc. zu regieren aus ilen
704 einfacher salz.
vorhis wimlaruii iiiid karaii übergegangen, oder wenn man
ilios verwirft niintlcsleiis eine unoiganisclic iihcrtiagnng der
casusreclion von der einlachen auf die ziisaniinengesel/.te
j)hrase eingelrclen sein. Bei wola wart nüh und \v(? wai-l
mir (s. 22'J) liiingt der verscliiedne casus ab von wola und
wo, da schon der bloUe ausruf wola mihi we niirl ein-
tritt, auch begi-eifl sicli der acc. in den redensarlen mich
fial wunder, micJi Jiiml wunder (s. 246. 247), und selbst
sie könnten, gleich dem mich wundert, auf jenes mich ist
wunder eingellossen haben.
18. Der dat. liat überhaupt in der rede eine viel freiere
sleihuKj als der (jen. und acc. allerdings gibt es auch ab-
solute gen. luul acc, allein die grenze zwischen ihnen und
den abhangigen gen. und acc. läiU sich leichter stecken als
bei dem dat.
a. für den gen. habe ich s. 6<S2 angenommen, daß er in
zusammengesetzten redensarlen auf das nomen, nicht auf
das verbum zu beziehen sei, wiewol ich niclit leugne, daU
aus der Verknüpfung eines nomens mit einem verbum ein
dem einfachen verbum adäquater begrif, folglich gleidie
reclion entspringen könne, z. b. der gen. in: des bot er
antwurt (s. 669) mag von dem vereinigten bot anlwurt ab-
hängen , wie er von dem bloiien antwurte abhängt. Der
dat. hingegen lälU sich zwar noch von dem adj., Jiicht von
dem subst. ableiten, mit dem eine solche phrase gebildet
wird, mir ist lieb ::= mir liebet ; mir ist leid = mir lei-
det; auch das einfache lieb und leid regieren den dat.
wenn aber gesagt werden darf: ich thue dir schaden r=
ich schade dir^ und weiter: ich ihue dir einhält, eintrag,
abbiuch ; ich gebe dir antwort =. ich antwoite dir, so
kann der dat. nicht auf die subst. schaden, einlialt u. s.w.
gezogen werden , sondern entweder auf ihre Vereinigung
mit ihun und geben, oder auf thun und geben allein, ich
ziehe das letzte vor, weil thun, geben und ähnliche verba
ganz für sich den dat. bei sich haben. Hiernach entspringt
also die Unterscheidung: wenn solche Umschreibungen mit
adj. gebildet sind, gehört der dat. zum adj., wenn nüt
subst. , zum vei'bo. dem adj. wohnt insgemein größere
verbalkraft und rectionsfähigkeit als dem subst. bei.
b. der dat. beruht vorzugsweise auf dem begriffe des ge-
bcns und nützens. nicht selten geht nun sein bestimmtes
casusverliältnis über in ein allgemeineres, mehr adverbiales
[dat. commodi s. 638.) er läßt sich dann verwandeln in :
für mich, zu meinem vortheil, zu meiner freude. wenn
nomeu. casus, vom verh. ahh. dat. 705
es heißt: ich gebe (Ur^ ich bringe dir, so ist eine solclie
umwandhing in jur dich unthunlich , sie Nvürde etwas an-
deres aussagen, liingegeii der salz: die sonne leuchtet viir
bedeutet völlig: für mich, oder ^vie Fre)'r in der edda sagt:
at minum tniuiom Saem. 81^. es ist nicht mehr ganz der
fixierte casus, sondern ein zu dein absoluten, ungebundneii
ausdruck sich hinneigender. Solcher dative, die zwischen
dem von verbuni abhängigen casus in der mitte schweben,
gibt es in der alten imd neuen spräche eine menge ^ und
der verschiedensten abstufung. ich Avirbe dir swaz du ge-
sprochen hast ze mir Parz. 147, 9; daz ir mü" werbet Parz.
428, 21; diu hül imo glizit Älerig. 135. in diesen bei-
spielen dürften wix'kliche subst. gesetzt Averden : icli wirbe
detn Minec, diu hüt glizet dem man. zuweilen aber ist
der dat. auf die j)ersönlichcu pronomina eingeschränkt,
xuid nicht auf eigentliclie subst. zu übertragen. dann hat
er eine noch schv\;ichere und geringere bedeulung. bei-
spiele sind s. 362. 363 aufgefülirt. in der redensart : das
habe ich mir, das habe du dir (daz habe dir ze bolschefle
]\ib. 1900, 4; daz habe r/iV des von R. Ben. 440) ist der dat.
iiothwendig rellexiv, und schliefk sicii an den zu intransi-
tiven verbis gefügten rcHexivon dal. (s. 29 IT.) überhaupt, "nvo
die dative kraft die allergelindestc ist. *)
c. ob sich ein dat. mit dem in f. : mis faginön vartli,
varth gaggan imma , varlh galeilhan imma (s. 115. 116.
229) durcbfüliien IrilUl' in diesen stellen gibt ihr gr. text
den acc. jtd und u{itÖv. nicht ganz iiluilich sind also an-
dere, in welchen auch der gr. dat. slatldndel, z. b. na-
seins tliamma yaida varth ooni;Qia iin or/.o) Tovro) (ytvtTO
Luc. 19, 9.
d. die verba sein, werden, (jehn und stehn liabcn,
meist impersonal gebraucht, neben adverbien der bcschaf-
fenheit, und auf die fiage wie'} den ilaliv. wie ist es dir'}
wie v\ ir<l es dir'} wie gehl es dir'} wie slclil mir das
kleid':* es ist mir wol , wird mir besser (nihd. haz), geht
mir iihel, sieht mir wol. im ausruf: wie ist, wird mir!
dem ist also (damit verhüll es sich , ilarum sieht es so),
detn ist nicht so, dieser sacke ist nicht also. mhd. wie
*) auf <Iie frn«;e zu autworlen, movoii liei iiilrniisitivi-i der iille-
xivf (uc. al)liän{;cV ist eben nielil leielit. (^otli. sknma ;////-, iiilid. ieli
scliamc tniili. \oin vorhoV a!)er mir transiliva rej^iereii den aee. ; ist
es also eine iinnierkiieii lie^innende Iransitive kraft solcher intraiisiti>a?
oder stellt ein solelier aee. frei, ahsoint? wer dios mik aufklärt ;reian{»t
vic'lleiclit auch zur > ollen \crstiiudiguuy; des in kara inik ist (s. 704.)
706 einfacher satz.
ist disem niwre? im ist also Trist. 12495. t/ ovp tmi;
(quid ergo?) 1 Cor. 14, 26 iibeiselzl Liilher: wie ist ihm
denn niiu? der Gotlie folgt dein text: hva nii isli' ahd.
belege würden vitdleiclit slalt jenes dem und diseui eine
instrumenlalloiin zeigen, da wir autli die pirij). mit ver-
wenden: es geht, steht wol mit mir (bene mecum agitur.)
Wir iiahen nuiwnehr, glaube ich, die lianptf'alle erwo-
gen, in welchen der dat. bei dem verbo erscheint; was
s. 684 und 620 voraus gonieliiel wurde, daß er sich zumal
auf persoiieuvei'hällnisse beziehe, wälirend acc. und gen.
mehr auf sachen gerichtet sind, hat sich bestätigt.
auch wo mit dem dat. ein gen. oder acc. concurriert
wird diesen gern das sächb'che, jenem das persönliche über-
wiesen, vgl. lieben (s. 6iS4), walten (s. 691.) '*') ja sogar
das persönliche subject pllegt den dat., das sächliche den
acc. zu veranlassen (bei helfen s. 664.)
nicht wenige dativconslructionen sterben in der jünge-
ren sj)rache aus. die goth., dann die altn. und ags. haben
die meisten aufzuweisen.
Soviel von dem eigentlichen dal. (s. 683), die darstel-
lung des ablativischen nuiii mit der des Instrumentals ver-
bunden werden,
V. Instrumental.
Die form dieses casus hat in deutscher spräche nur gerin-
gen umfang, sie ist im aussterben begriffen.
am keiujtlichsten tritt er noch im ahd. und alts. liervor,
aber bloli für den sg. starker masc. und ueutra. weder
das fem. überhaupt, noch die gesamte schwache Ilexion,
noch der pl. vermag ihn auszudrücken, in allen diesen
fällen hat ihn der dat. zu ersetzen.
*) es ist eine in der gescliiclite der romanischen sprachen niciit
außer acht zu lassende eigenthümiicliiveit der spanischen , daß sie mit
vielen transitiven verbis, die an sich den acc. begehren, statt dessen
bei personell den dat. (d. Ii. die unisciireibung des casiiellen verliäit-
nisses durch die präp. ä) construiert. unriclitig nehmefi die spanischen
grammatiker einen doppelten acc. an , den wahren (unpersönlichen)
lind den falschen (persönlichen.) es ist nichts al-s das bedürfnis den
persönlichen ausdruck hervorzuheben, was durc'i den dat., als den
stärkeren, lebhafteren casus ausgerichtet wird, der Italien, und franz.
spräche scheint diese weise fremd , oder nur hin und wieder bekannt,
von unzähligen beispielen nur eins: pues que vo ä ella pierdo, wo
ital, stehn würde hi perdo, franz. la perds, es kann aber auch span.
la pierdo gesagt werden, sobald weniger nachdruck darauf fällt,
diese spanische neigung zum dat. ist weit allgemeiner als die in unse-
rer Sprache nur bei einzelnen verbis, oft aucli schwankend entfaltete.
jiomeii. casus, vom vcrh. ahh. instr. 707
schon im golli. dialect ist er aber auch dem masc. und
neutr. da wo er ahd. statt findet entzogen, man würde
zweifehl, ob er den Gollien bekannt gewesen sei, wenn
sich nicht die pronoininalfornien the und /tfc, die dem ahd.
tliü und hiiiü entsprechen, als partikehi geborgen liätten.
ob thö und hve für thei, hvei stehn , folglich die partikel
ei (3, 14) ihnen an die Seite zu setzen, und wie eine Ver-
einbarung der hier aus aller fuge gerathnen goth. und ahd.
vocale zu versuclien sei? lasse ich unerwogen; vgl. auch
sve.
die ahn. mundart zeigt uns ein diesem thd und hve pa-
ralleles tlivt und hvi (i , 792. 798), welche sie aber aufs
neutr. einschränkt und bei diesem zugleich den eigentlichen
dat. vertreten UilU , ungefähr wie sonst die Überreste alter
dualform auch für den pl. zu dienen pflegen, das neutr.
des deinonslr. thessi zeigt in gleicher casnsanwendung ein
älteres thvisa, ein jüngeres thessii (l, 796), und dem letz-
teren gleich lauft [durch das gesaninile starke adj. ein auf
den dat. neutr. beschränktes hlinäu (l, 736), der ahd.
inslruiiieiUalforni der adj. völlig ähnruh. sehr natürlich
scheint diese Zurückziehung der form auf das neutr., da
die anwenduiig des instr. liauptsächlich neutra trilt.
ich habe schon s. 508 meinen luiglauben an eine neu-
lich versuchte erslreckung des instr. auf den ahd. sg. star-
ker fem. gestanden, llolzmann will diesen instr. in stellen
hnden, die ni(;hts als den acc. sg. fem. erster st. deck dax'-
biolen. wenn nemlich Is. 11, 4 mit ercna öwa gelesen wird,
so kann der acc. nach der prap. mit in den ältesten denkma-
lorn nicht bezweifelt werden, nicht bloß K. hat mit colan (apud
deum), das wessobr. gebet mit inan, das Jiihl. lied 32 nüt sus
si[)|;)an man, soiulern auch iler ags.C26S, 25 mid ihcc (apud
le.) die olfriedisclio redensart scriiian, singan in frenkisga
zungun enthält wiederum den haaren acc, wie aus thaz ih es
bigunni in luiseraz gi/.ungi V. 25, 11 hervorgeht, und es soll
im verfolg näher gezeigt w'erden , wie der acc. in derglei-
chen reilensarten den dat. zu vertreten i)llegf.
Aus iliesen bemeikungon über die forn) des inslrumen-
lalls llieUl, daU aus solchen Überresten die s) ntailischc
Wirksamkeit untl beileutiuig dieses casus nur unvnllsläiuh'g
luul oft unsicher entnommen werden kann. nanumllich
nuiU sein Verhältnis zu dem eigentlichen ilat. in manchen
fäUen dunkel bleiben, das lun so feinerer aullassung be-
durft halte , <la ihn die dalive form meislenliieils verdrängt
und ersetzt hat. Wie viel klarer lälU sich die natur dos
Yy 2
708 einjcicher salz.
I!lt]i. 1111(1 slnv. Iiisir. orkfMincn , obgleich Iti einigen neueren
slav. (lialccleri , /.. h. dem scihisclieii dalive und irislniiiieii-
tale llexioM dir tien \)\. ebeiilalls ziisaniineiillicUt. iiiilil an-
ders luiil amli im lal, pl. die iinlersriieidiing zwisclien dnl.
und al)l. g.iii/.licli, In sg. alier liiiiifig auf. den Orieclicn
isl, wie uns spälerhiu , nur ein dal., kein aljl. eigen.
Im ganzen wird das w esen des inslr. so beslimml wer-
den können, daü er zwisclien gen. und dal. eine mitte
liallc. er ist \\a\{ oljjectiver als der letzte, seine fi-nttio-
iien sind, nach crlüsclien der form, theils dem gen., iheils
dem dat. überwiesen, oll aber durch präpositionen ver-
treten worden, deren einzelne aucli die wirkliche in-
str. form zu regieren pllegten. die allere , zumal golh. und
alln. spräche hat den voJllieil, noch häufig bloik-r dativ-
formen sich zu beilicnen, wo schon die ahd. und nihd.
präpositionen verwenden müssen.
meine darslellung instrumentaler Verhältnisse hat also
die foi'men lies wirklichen insirumentals und die des abla-
tivischen dativs zusammen zu fassen, letztere , im einzel-
nen fall, nicht ohne Unsicherheit, ob ihnen wirklich in-
strumentale kraft, oder nur dative beiwoline:' luid dieser
zweifei musle sich schon hin und wieder bei abhandluug
des dat. selbst erheben , insofern einzelne seiner äußerun-
gen bereits instrumentale deutung gestatten, zugleich wird
aber schon vorläufig auf den ersalz durch die präp. mit,
vreil dieser für den alten bloUen instr. zurück beweist,
riicksicht zu nehmen sein.
1. der Instrumentalis führt seinen namen davon daß er
das iverkzeucf ausdrückt womit etwas verrichtet wird.
werfen. goth. thana stdinaui vairpandans lid^oßolr,-
Gaj^reg ]Marc. 12, 4; alla su managei stdinain afvairpith
unsis näg o )m6s zatuXid-uaei ')]fiä.s Luc. 20, 6; vairpilh
frdiva ana airtha ßüX't] tov üijÖqov inl li-g y)~g IMarc. 4,
26; atvalrpands thdiui siluhrani in alh qIxIiciq t« doyvoic
iv TM i'aiö INlatth. 27, 5 ; vairpandans hldiita ana thos
ßi'iXlovrsg yiXijfJOV in avvi'c JMarc. 15, 24. der gr. acc.
wird hier immer in den goth. instrumentalen dat. über-
tragen, wirklicher dat. steht Marc. 7, 27 vair[)an Imiidani
ßcilHV Tolg 'ADVuQioig. auch bei usvai'rpan nehme ich ei-
genliichen dat. der persun luid sache an (wie bei usqvi-
man s. 619): usvairpaiuis alldim fnßcÜMV üncci'rag Marc.
5, 40; usvaü'p tldzcii thiujdi i'y.ßaXe rijv naid'iay.r^v Gal.
4, 30; usvairpam nu vaiwstvani i'iqvizis cc7io&(öjii£&a ovv
noine/i. casus, vom verb. abh, i/is/r. 709
tu tQya rov ocotc?';; Rom. 13, 12 obwol sich vaurstvam
iiisti'uinental fassen ließe. einigemal wird aber auch der
acc. gesetzt: llio iiiduiUlion usvaurpi IMarc. 7, 26; iliu in
vatu \air|)andaus liiaiu (illani jac.ienles in aquani piiraiii)
Siv. 42, 2. nur aus dem unrein alid. Hild. lied 39 vermag
ich den instr. nachzuweisen: wili mih dinü sperü werpan.
sonst stellt überall der acc. (GralV 1, 1027.) nhd. sagen
wir beides: den stein, den ball werfen und mit dem stein,
mit dem ball werfen , aber nicht ohne Unterscheidung,
etwa wie zwischen die harfe und auf der harfe spielen
(s. 673.) den stein werfen ist objectiver geredet als mit
dem stein werfen, dort fallt der nachdruck auf stein , hier
auf werfen, ohne zweifei galt solch ein unterschied schon
fiir die nihd. spräche. aus dem alls. habe ich mir nur
den acc. l)ei werpan angemerkt: segina werpil, hscnet, au
llud He!. 80, 17; wari) angul an udheon 98, 22; that si-
luhar wai'p an thena alah innan 157, 16; sie sten ana
werpe 118, 16; doch l)ei awerpan erscheint neben per-
sönlichem acc, inslnunenlalcj- dal.: that sie (eam) ihaa
awurpin weros nud handun slai-hin stemm 118, 3. alts.
hiwerpan: ivurtioii biwerpan 77, 5; habde ine tliiu smale
Ihiod iverodü biworpen 129, 8; biwurpun ina »uiri •Ji'eroJe
156, 5. ags. vearp viilfyre B. 5160, warf mit feuer, wie
wir s. 674 den gen. bei veorpan fanden. alln. iipp ec
vatp anijom AllvaUla sonar a thann inn heidha himin öaun.
77^; er a himin verpa ludsa slanitom (in coelum iaciunt
cervicum pepla) 95*^; verpa lauld i lüg (allium iacere iu
liquorem) 195^; adhr ihu verpir södhli af mar 87^; luin-
tlum verpa (canes emilleie) 105*^, verschieden von jenem
golli. \airpan hundam. das gleichbodeulige hatild wird
ebcMiso consliuieii : kasta sleini , Sjnoli ; fyrr enn ihu
hlodliiKjri bri/nju (loricam cruenlalam) kaslir 8iem. 167''.
hauen, ahhaucn , schneiden. das golh. mailan , us-
inailan, afmailan begegnet nicht mit dem casus des Werk-
zeugs, ohne zweifei hieU es ni;iitan hafrau. alul. snertii
liauwan Ilild. 53. im alln. KraUum*.! schon die prüp.:
liiuggu ver medh hiöt'vi. ebenso mhd. liouwen , snidea
mit dem s^verte; daz ros liiew ei- mit den sporn V.n.
11809. 12119.
sehh'ii\en, zen'eii\en. Hild. 63 do leUun se cvhi <ishim
scrilan, scarpen sciirim darf scritan nirhl, wie bisher
geschehn, durch schreiten (piogredi, curreie) erkliirl wer-
den, es ist das golh. shreildn (scindere) ein slarUes, bei
mir einzutragen vergclUies verbum, wovon distUrcilan JNlarc.
7J() ein] (teil er acttz.
14, 63 und dlsskriUian (sciiuli) Mallh. 27, .51. die alid.
form würde scrizan, screiz lauten und lebl noch in dem
liculigen schreilien olierdeutscher dialecle (8l. 2, 351. Schm.
3, 522), der bedeulung uiul wurzel nach unniiltelhar ver-
wandt mit slfzan, schleiUen (scluilz zzz schlitz.) der ver-
schwiegne acc. ist nicht etwa pferde (s. 640), sondern
etwa arme, liiinde, und askim , scürim past besser zu
zerreißen als zu schreiten.
siechem ahn. Stack thorni. mhd. ir ietweder s*n sper
durch des andern schilt stach \\\. 1014. nhd. den speer
siechen und mit dem speer st., unterschieden wie bei werfen.
leyeit (ponere, siernere): altn. leggja sh'emji Sivm. 10^^ -^
leggja spioti (lancca confodere.) lagdi medh sverdhi 186.
kann das golh. lagidcdi imma Jinnddu tnixJ'r] uviö) ty-p
yüou Marc. 7, 32 liierher gehören? oder steht handau
fm* haudu?
altn. hregda (stringere): sverdhi^ hiötn){ 105*.
ahn. herja (fei'ire, subigere): gi'ioti their mic bürdlio
(lapide nie feriebaul) S.vm. 78»; Füfiiir bardiii höfdlii ok
spordhi (capite caudaque feriebal) 186. mhd. mit sttö
den Ziegel bern (oben s. 604.)
altn. sld: höndom 211'^. alts. Iiandun slug (palmis
feriebat) Hei. 66, 15. mhd. slahende mit swerten Iw.
1292; der si sluoc mit siner geistlriioteu Iw. 4925. nhd.
die liände (aneinander) schlagen, mit den Jiänden schl.
goth. hliggvmi (caedere, llagellare): bliggvands sik
stdinam JMarc. 5, 5; vandiim usbhi;;gvans (virgis caesus)
llCor. 11, 15. ü\\Ci. pliiiwan^ mlid. hlimven, \\\\A. hUhien.
goth. hnäuan (contererc) : bnauandans handum ipw-
yovTag lalc: ye^ai Luc. 6, l.
nlid. reiben: die liande , mit den h. reiben.
alts. hr'eton (conterere, confodere): bretun (mh) Sinii
hilliu (mit seinem belle zermalmen) Hild. 53. ags. gilt ein
brittan, gebrittan (conterere); ahd. prczön? kann das altn.
bretta (retorc{uere) dazu gehören ?
golh. strdujau (sternere): vastjom sema»» stravidedun
T« Ißfäria uVTMv soTQwoav Marc. 11, 8; ufstravidedun
vastjom seindim imeoTQMVVVOV T. L civr. Luc. 19, 36. ahd.
acc: strewhun iro giwati T. IMatth. 21, 8. auch mhd. nhd.
acc. doch hat 0. mit suertii sia al gistrewita L 1, 89.
gotli. Äflirtit (serere) : urrann sa saiands du siiiau frdiva
seinamma i^ijX&ev 6 onsiQiov lov arrüoai Marc. 4, 3,
auch im lat. bloß ad seminandum, der Golhe fügt den ca-
sus hinzu, vielleicht nach Luc. 8, 5, wo den nemlichen
goth. werten der gr. ausdruck Gneiqai tov anoQov näher
nuineiL. caaus. vom verb. ahh. instr. 7J 1
entspricht, suian fruiva gleicht genau dem \airpau fraiva.
die ags. version liat Luc. 8, 5 den acc. his said seov, die
isJ. aber den instr. sa smu scede und Malth. 13, 24 säde
ijüilu scede. alls. acc. saian hreii corni mid is handun
Ilel. 73, 7; saidi hhittar hreti corni liandon sinon 77, 21,
hier wird beidemal die liand als das Nverkzeug in den instr.
dat. gestellt, hingegen: niid durthii (lolio) obarseu 77, 23.
ahd. zi sawenue sämon sinan (sejiiinare semen suum) T.
71, 1 ; säta guotan samon (seminavit bonum semen) T. 72, 1.
ags. spivan: gledum B. 4619, gluten Sjjeien. nhd. mit
acc: gilt speien, llanime speien, oder mit tfiß ^ ilaninie
um sich speien, ebenso nhn. JiKesa (flare): ei7i't ek fna^sta
Sivm. 188^'; und bldsa: bles eitri 186; spjllu lirdka si-
niiui Sn. 83 ; viidhinum Sn. 87.
altn. taka (capere) : höndoni (manibus.) ist der dat. des
goth. tehau (längere) s. 700 vielleicht aucli instrumentaler
beschail'enheit ?
ahd. neman (capere): noti niniit (vi capil) T. 134; mit
in*t(jiim nami 0. IV. 36, 20.
golli. biKjjan (emere) ft'ahiujjan (vendere) , der kanf-
preis stellt iiii instr.: niii ivai s|)arvans assarjdu hug\a.i\(\Ti''^
ovyi d'vo oioov&ia daaccolov inoXeizat; IMallh, 10, 2'J. der
erkaufte, verkaufte gegenständ verlangt den acc: bugian
hhülians Joh. 6, 6; usbugjands lein Marc 15, 46; usbauh-
te(hin thana akr IMatth. 27, 7 und zwar iis tluiim (silu-
bram), wo bloßes thciim genügt halte. wenn es aber
Marc. 11, 15 heiiU thizc frabugiaiidaiid aliahhn löJv no-
lovviwv Tag iieQiOTtQÜg , so würde iler acc. ahakins rich-
tiger sclieinen , es sei deiui , dali frabui^jan hier weniger
im sinne von verkaufen, als von handel treiben (mercari)
genonunen wiire.
alls. copon, farcopon : ferahü copun (vila redimere) 162,
5 ; gicu|)ot »mV/ dtore 157, 10 ; farcupiis mid llunu ciissü 147,
19. ahn. ijulli keypa Sa^n. 65**. ahd. c/iou/au : clioufit
man zueiio sparon mit scnzzu T. 44, 21; mit linsiiiin ge-
chonfla N. [)s. 46, 15; mit sinemo tode chouila er sia N.
ps. 114, 15.
ahd. iiijahan: mit tjcni scal man gcba iiifiihan llild. 36.
verba der bewegung : mit den. fiiWen laufen, treten,
f'otiin spiuiial lli'l. 41, 12; mit der Itand weisen, mid is
suidion hand wisda Ilel. 6, 5; mit den fiiKjfin spitlen.
fingrum al leika Sa-m. 103'' (vgl. s. 673); mit diU uiujen
sehen, winken, ags. edffuin slarian B. ..; mit den olnen
hören; mit dem munde reden, gemahlien mid is nu'uh\
712 einfacher salz.
Ilel. 5, 15; mit den hiien sich beugen, goüi. knivam
knussjan Marc. 1, 40 u. s. W.
nähren^ pille.rn, speisen, tr'dnhen: mit erzic/*M drank-
tun, mit hillcremo liile (: iiide, ohne wclclien leini im
instr. hillnri'i lidii halle köiuicn fortgofalircii worden) Ü.
IV. 33, 19; mit ivisduumii drankla 0. IL 10, 6.
kleiden, schmücken, bereiten^ salben, waschen, golli.
hvc (hier deuliicher Überrest des alten instr.) vasjainia?
Malth. 6, 31; vastjum gavasilhs INlallh. 11, 8 vgl. oben
s. 639. 644. alid. wätan: giwaliliin inan sinen (jiivdtin
T. Matth. 27, 31; giwulitan mit wizii (jiivdli T. 196, 7.
altn. binda brudliar Uni Sfem. 71^. alls. gigariwid mid
SU liohlicü blomon Ilel. 50, 21. altn. iosu vatni (aqua
consperserunl) S;cm. 104^.
goth. qvithau: qvith vaürda ! «/sre Ao/w vulg. die verbo
(mit einem wort) Blatlh. 8, 8, Luc. 7, 7. alid. quid mit
ivortü T. 47, 4; aber noch ohne präp. quhad heileijü (jhei'
stu Is. 81, 1. alts. sprecan: sprac ivisun tvordnn Hei.
25, 2 ; niid is wordii gisprac 7, 12 ; thristion wordon
sagduu 78, 2.
goth. hropjan: stibnäi mikildi Mnrc. 1, 26; ufhrupida
St. ni. Matlh. 27, 46. ahd. riof michileru slemmn T. 207,
1. alts. hreop starkaru stemniu Hei. 125, 9.
altn. grata (plorare) : (jrimmoni tdrom Sii^m. 167''.
nlid. mit licir)en thränen.
alts. kümian (lugere) : mid hofnii kuniid 107, 10; ohne
präp. hoj'mi künide Lazarüses farlust 124, 13.
alts. biodan (iubere): xvordn gihud Hol. 7, 2.
verba des (juälens , strnfens: mit ßiirü sinan brantui,
mit tvazarü ouh irquallin 0. V. 1, 11; mit tödü weigent
(morte alficiunt) T. 44, 14; alts. Ina witnodi wapnes eg-
(jiiin Ilel. 156, 21; witnoie wilpucs egginn 160, 3.
Eine menge von andern beispielen lalU sich anführen
oder denken ; ich verweise auf die in Gralfs ahd. präp.
s. 120-128 gesammelten fälle der angewandten präp. mit.
einige goth. alts., altn. und mhd. constructionen mügeu
hier noch folgen.
golh. vairilöm mik sveraith ToTg ysD.eat jiis ii/tä INIarc.
7,6; (jamäinjam handiim matjandans v.oivaig ysQo\ eo&i-
ovTCig'^i^vG. 7, 2. gasleithcith sik sdivaldi seindi ^larc. 8, 36.
alts. farslandan mid stridu Hcl. 137, 1 (vgl. nihd. stri-
tes bestan s. 679); all biiieng mid eiiii wordn 2. 4;frostii
bifangan 134, 11; mid ßnistre bifangan 131, 20; suerdd
gimalöd 148, 23; mid is rocfatun thiouuu 3, 23; mid
noinen. casus, vom perl', ahli. instr. 713
miJdiii Jnigi tliionodun im 128, 18 ; ähebbean helagaru
stemnun i, 17 ; ßiw/i bifallen 59, 15; iro dag fuUiad mid
iio J'tr all II 132, 7; brugdiin hediiin handun thiii iietti 35,
11; handun lielde 69, 12; ivordun Avehslean 123, 8 (iibd.
mit acc. worle wecbseln); mid eni/ J'elisii helucun 170, 20,
wozu s. 702 das gotb. lükan verglicben werden muß, wir
sagen nocb nbd. das fest scbloß mit einetil mahl, die rede
scIiIoU mit dem %vunsch, altn. lauk lianu mik skiüldoin
Sicni. 228^^. laden, lullen (oben s. 673.)
altn. rua hatinom (mit dem boote rudern) Sicni. 80^;
hrisi vex oc ha (jrdsi land (das land bevvaclist mit reis
und bohem gras) 42'*; sär siuga svülum munni 154'';
leggja eggjiim, hvolpum (eier legen, wellen.)
mild, geben falid. kepon , largiri): Josej)li sinen bruo-
deren gebete mit sabeninere xväte Diut. 3, 111; gebete
nur dar mite ein min gnijz Diut. 3, 112; ber gebite sinin
lioldin mit pellin iocli mit <j aide Anno 473 (vgl. Roi. 99, 8.
En. 13122) *) ; der griiene wall mit louhe stat Ms. 1, 78'' (vgl.
oben 674); allez velt mit sneive lit INls. 2, 209^; der se
allenlbalben mit dem ise vluz Gudr. 1219, 1. nbd. der
lluU gebt mit eis.
Wovon ist die zuliissigkeit der Umsetzung des instr. in
den acc. abbangig? man j*agt : mit dem stein werfen, den
stein werfen ; mit der band scblagen^, die band scblagen ;
mit gift um sieb speien , gift speien ; mit stroli streuen,
strob streuen; wabrend es unstallbalt scbicne die plirasen :
mit dem beil bauen, mit dem mcsser scbnculen, mit der
nadol stecben auf jene weise zu verwandeln, dort war
das geratli zugleicb object der bandlung, liier aber nicht,
tritt daber dort nocb ein andrer acc. liinzu , so gebt die
luusetzung nicht an, z. b. wenn es hieße: einen mit dem
stein werfen, dagegen werden rcdensarlen der zAvcilcn art
durch eine kleine veriiiiderung des verl)ums ilenen der er-
sten .'ibnlicb, man sage statt bauen, siechen einbauen, ein-
stechen, dann ist beides zidassig: mit dem beil einhauen
luid das beil einhauen. vgl. den dat. und acc. beim altn.
luka (s. 702): mit der sage schließen, die sage schließen.
Auch liier will ich fragen, worauf man den instr. bei
zusanimengesot/ten redensarlen bezieluMi solle? einen stich
mit dem scliwert versetzen, einen schlag mit der hand
*) man l)t';ulitc den rl;>t. der pcrsoii, wodiircli sirli dies nilid. {;cl)en
von iinscrni l)e;i;al)i'ii iintorsclicidet. uie aber wird das starke geben
(alid. kepan) so coustiuicrt.
714 ei/iJiLcJier satz.
geben Ist -was: mit dem schwert stechen, nnt der liatid
schlagen, golh, gal' shdi lo/in i'd'oTiS QuniOfiu Joh. 18, 22;
gehiiu imma slahiiis lnß}t i()'i()'oin> uvTOi (lU^iiOfiiiTu Joh.
l'J, '^. hier könnte freilich lufln abhängen von gaf, da wir
aber noch heule zu dem blolien subsl. die prap. mit fügen :
ein schlag mit der band, slich nu't dem schwert, lielie sich
auch ein golh. slahs lo/lti annehmen, so daß die kjafl der
reclion aus dem verbo slahan in das nomen slahs über-
gegangen wäre.
2. Der instr. liatle in der älteren spräche, glelcli dem lal.
abl. , verhälUiisse zu bezeichnen, die später mit der präj).
von ausgedrückt werden, w^elche prap. daher ahd. noch
zuweilen mit dem instr. construiert wird: fon llnsü T.
180, 2. aus diesem fon thisu folgere ich ein früheres
bloßes thisü mit ganz gleicher bedeulung und beziehung.
hierher gehört zuvörderst das evzeii(jl und (jthoren
rverden , wobei freilich in unsrer spräche fast nur das
])art. prät. , weil die passivllexion aufhört, in betracht
kommt, wie das lat. naUis, editus, orlus, satus den blo-
L\en abl. bei sich hat, findet ahn. der bloße dat. statt:
Nutt var Nörvi borin Sivm. 34^; Hervor borin var Illöilhve
13.5^; Sigurdhr ec Iieiti borinn Si(jinundi 172^; Codhrün
Giuka borin 269^. ich kaiui keinen golh. beleg anführen,
JMalth. 1, 16, Joh. 1, 13 würde Ulf. nach dem gr. ix sich
der präp. us bedient haben , wie er Joh. 3, 6 gabairada
US vatin jah alimin setzt, in welchen stellen auch der lat.
texl ex gebraucht, indessen sagt noch 0. 1. 5, 26 Jatere
giboranan , schöner wäre faterü. aber T. Malth. 1, 16
fon thero giboran ist heilar.t; niclit anders: fona fater
Avard chiboran Is. 11, 13; thie nalles fon bluote ouh fon
gole giborane warun T, 13, 6; fon nataron giborane 0. I.
23, 37.
werden, golh. vailrthanana ms qviuun ytvofuvov tz
yvvaiy.6^ Gal. 4, 4.
machen, bereiten. ahd. cheisurinffü gilln Hild. 33.
sein: sie sin (sint) Alexandres slahtii (von A. geschlecht)
0. I. l, 88; Ihie (sind) rozagemo uuiate 0. II. 16, 8; thie
liuti s'mi Jehemo ninatt (varia mente) 11. 19, 47. vgl. den
gen. s. 653.
leben und sterben. auch hier concurrieren gen. und
instr. (s. 672. 673): goth. huhrdu fraqvislna ; ahd. thü
hungirü nirstirbist 0. II. 22, 22; ih forwirdu Jmmjere
T. 97. nhd. entw\ hungers oder vor hunger sterben, alls.
ik bithuuugan was thurslu indi hungrü 134, 11.
noinen. cctst/s. vom verb. abJi. iasir. 71 5
ithsteJin j aujsteltn y erivachen. nlitl. vorn streite ab-
steliii, vom lisclie aurstcliii, vom schlafe erwaclien. altn.
bregdha hüi (desistere a rusücalu) ; bregdha hlundi (ex-
pergisci) ; bra ek. svefni Sa;m. IQS'*.
essen, trinken , stall des gen. schon ahd. zuweilen die
präp.: trinket /b?i thisii, T. 160, 2. nhd. von etwas essen
oder trinken.
3. Instrumental bei privativen heijriffen , wo die alid.
mhd. spräche, den gen. vorzieht, lat. abltitiv y in seinei-
eigentlichen bedeuluug.
alts. hineotan ; libii Hei. 58, 2 ; altlre 43, 7. ags,
belege oben s. 639.
alts. hilösien: lihü 85, 10', Jerahii 85, 17; aldiii 127,
4. ags. s. 639.
alts. heniuian: Uhu 119, 3.
hefeallan, hesleän: f'reondiini befeallen B. 224.5 ; /?Yon-
durn beslrigen C. 121, 15 ; besluh sujore and (jevealde C. 4, 17.
altn. stela (beslchlcn) : slolinn hamri Siem. TO'"*.
4. Freuen, tranern, stolz sein. ahd. mlid. gen. (s. 663.
664.) nhd. an, über etwas *).
golh. Ja(jin6n (gandere): thamma faginölh liuc. 10,20;
faginulh invindilhai yaiQei tiü ttj ud'r/Jtc I ('or. 13, 6.
sonst auch mit der präp. in: faginönd in gabaiirlhai is
Luc. 1, 14; in thammei Luc. 10, 20.
golh. niaürnan ; ni maurnaith säivaläi izvardi jin} jke-
Qijtivüre xfj '*pvyi] v/tojv Matlh. 6, 25; ni väililäi maur-
naith ftrßlv fieoifivÜTS Phil. 4, 6.
altn. una lijr (gaudere vita.)
ags. yelpan (superbire): siijore gulpon C. 121, 29.
ags. vinnan (laborare): adle vinnan (morbo.) ahd.
riten winnen (febricitare) Diut. 2, 283-^.
schleiWen, scinvehjen, schliei\en vgl. oben s. 701. 702.
Dies scheinen mir die noch jetzt erkennbaren umrisse
des allen inslr. , der sich schon frühe in den dat. aufzu-
lösen und mit priip, zu versetzen begann, sein eigent-
licher begrif wandte sich aber auch oft in den gen.
Nach beendigter Untersuchung der ganzen vcrbalrcctloii
bleiben noch zwei allgemeinere fragen über den iiif, und
die parlicipia zu erledigen.
•) ob frathjan (sapere) liierlicr gelulrt? v«;!. s. 61).>. l'r. uiithei-
näim könnte Iciclit bedeuten: /'// irdiächeii dingen klug sein.
7l6 eiiijavher scitz.
Der inßnlllv iilniiiit in der jüngeren spräche gern die
eigcnlieil eint-s neulralen sitbsl. an (.i, .536-38) und miisle
dann aiuli iu der synlax nur die Wirkung anderer 8id)st.
zeigen. Die nilid. (nni so viel mehr die alid.) sj)rache lalU
aber diesen» inC. noch zn>vei!en den verbalcasus, vorneni-
licli den acc. : du wart vil iiiichel yrüezen die lif.btni
qestc, getan PSib. 729, 4, wo D den lieben gesten scliieibl,
•welcher dal. nach 104, 4. 160,5, 4 gellen konnte, indessen
j^ewrihren die lesarlen auch 2300, 4: daz ir mich inide
JliKjotcu \il swacliez (jrüezen geluot, wo der acc. wieder
\on griiezen abhängt und ich swacliez dem von liachm.
aulgenoinninen swache vorziehe. INib. 288, 3 steht: diu
sol in griiezen pdegen ; es dürUe auch (jriiezens lieißen,
lind dann schiene der inf. substantivischer, wie Parz. 288,
24 saltl vihnens pllogen. Gudr. 584, 2 möclite ich lesen:
daz r/'teu uianige slrdze. So oft das verbum noniinal-
flexion annimmt, oder von einer präp. abhangt, nenne
mau es nun lleclierten inf. oder gerundium, ist es nicht
mehr reines vei'bum , obgleich der häufige gebrauch der
präp. ze lind durch (s. 112) den verbalcasus nicht stört:
durch den luj't siiezen Parz. 790, 4 ; durch nuden ein w/p
Ms. 1, 61*; durch vragen (ler mcere Kl. 1780. liier steht
der gen. weil vragen ihn regiert (s. 65.5), und unabhatigig
vom substantivischen vragen. nhd. müsten wir setzen :
durcli fragen nach den mären , oder erfragen der märe.
"VA enn noch in einer chronIk des 15 jh. vorkommt: land-
graf Ludwig von Hessen liieU der abenteuerlich landgraf
um sein leicht ufselzen land und leut (Senkenb. sei. 3,
431); so wagen wir heule diesen acc. nicht mehr, sondern
sagen: wegen seines leichtsinnigen aufs spiel setzens von
land und leiilen , oder lieber umschreibend: weil er 1. u.
1. aufs spiel setzte, von land und leulen vertritt uns aber
den vom substantivisclien verbo aufsetzen abhängenden gen.,
d. h. die alle, freiere accus, construction ist unthunlich.
nach inf. vor welchen zu oder um zu steht lassen wir
aber noch unbedenklich den zum verbo gehörigen casus
folgen, z. b. um dir zu sagen, um dich zu eliren.
Alle part. präs. und die daraus gebildeten adv. be-
haupten den verbalcasus, dessen freiere mhd. Stellung zu
bemerken ist: die reit icfi suochende in diu laut Iw. 4163;
daz ich suochende rile einen man Iw. 531.
INichi ganz so verhält es sich mit den port. priit.
zwar hängt auch von ihnen, wo sie zur Umschreibung des
pass. gebraucht werden, der verbalcasus ab, z. b. der
acc. i ju sulen wir niht verdeit vvcseu unser mccre Nib.
noincn. casus, vom jioin. ahh. i^an. 717
1651, 2, vgl. bei geleret, verlioln ii. s. w. (s. 643.) oder
der (jen.: wirt e*" gewiinschet, diu \virt vergezzen, sin
wirt gesclioiiel, des wart gevolget, shi Wtvre vermisset,
des xviderzu tjes wart von in verzigen. der dat. ; dem
orse wart engurt, gehengel; im wirt gesnieichet ; und da
es golh. lieilit gaunijanda mannum (observanlur boininibus)
warum niclit aucb gaiunidai sind inannani? aus dem activen
bairga thus (prospicio tibi) folgt bairgada thus (prospicitur
tibi) bairgailb ist ihns (prospeclnm tibi esl) ; aus fraliusa
imma (perdo cum), fraliusada imma (perdilur), frakisan
ist imma (perdilus est), aber ein golh. frahisans ist (per-
diUiS est) scbeint ebenso unstallliaft, als ein lal. parcitus
est, neben parcilur ei, parcilum est ei. Als bloße adj. be-
tjacbtet läUt inzwischen die goth. spräche part. prat. von
verbis, die den dat. der person fordern, zu: lamb tliata
J'ralusaiio Luc. 15, 6; niat thaua J'ralusanan Job. 6, 27;
nasjan tUaus ßahisduans Luc. 19, 10; ja es \icii\\ J'raln-
sans vas laioXoiXwg TjV Luc. 15, 24, wo man (Valusnuda
(periit) erwaitet halle, liieher gehört auch (jasahans fram
imma iXeyyöfievog vn «t'/otJ Luc. 3, 19, obschon gasakan
den dat. der person fordert (s. 686.) icli habe hierfür aus
den andern dialeclen keine belege zur I)and. der gen. der
Sache verbleibt auch adjeclivischen parlicipien, z. b. ahd.
andjahles indanöler (al) oflicio seposiUis.)
B. NOMINALRECTION.
Nomina hiingen von einander ab; liier konunen vorziiglicli
gen. und dal. in bclrachl, weniger acc. , welcher bei iler
verbabcclion gerade die bedeulendsle sielle einnahm, in-
sofern steht die nominale abhiiiigigkeil der verbalen gegen-
über; sie wendet sich vorzugsweise an die bewegten, leb-
haften casus , beim verbum herscht der ruhigere acc. vor.
die rede wird durch hau fang der nomina drastischer, dem
epos sagt mehr das vcibum zu.
I. Genitiv.
Den gen. regieren sowol subslanliva als adjcdiva und pro-
nomina.
A. Gen. ahhängiff rton sahst.
Jeder zu einem, gleicbviel in wehlicm casus siebenden,
6ul)sl. gehörige gen. drückt eine verI)imUing beider gegen-
slUnile, eine niiherc beslinunnng jenes casus aus. folgende
Verhältnisse sind zu erwilgen.
718 eiiifdclior salz.
1. /l'rwandlscJiafl, zumal abfilfiinniimg: Bunus fjulhs ; alls.
Siiiiu diuhtines , bain drohlints. golli. simius Ihc/ilivuus
Marc. 3, 17 ; alul. thonares kiiid T, 22, 6. das kind ln'ii\l nach
dem vatcr oder der mutier , z. b. Sigfrit : daz Süjimindrs
killt INilj. 433, 2. 451, 3; SiymundfS harn 637, 2 ; Siye-
vumdes sim 123, 4. 227, 4. 332, l; der siiii Siijtnundfts
640 l; sun der Sujemundes 21,5, 2; daz Si(/lind(i kint
48, 1. 134, 3. 208, 3. 285, 1. das kiiid halle Öigmunt zum
vater, Siglint zur muller. allii. 1 </</5 barn 8;em. 52*;
Loki Laufeyjar sour Sii. 64. in der alten dichtung ^ver-
den die kinder, wenn die muller den valer überragt, oder
überlebt, gern nach ihr genannt: diu Jlelclien kint Kab.
340; der schnenen Voten kinl Nib. 290, 3; der sun Arni-
ven Parz. 764, 28; Ilerzeloyden barn. *)
aus gangbarer bezeichnung des kindes nach dem valer
entsprangen eine menge von eigennamen , z. b. Jacobs,
Philipps y IleinricJiS , oder mit lat. llexion Jacobi, Plii-
lippi, Henri ci , die, eigentliche genilive, allmälich >vieder
zu noni. wurden. dabei ist söhn , wie bei ähnlichen
frauennamen (gi'. 3, 340) tochter, ehfrau, witwe zu erganzen.
die auslassung des regierenden subst. war schon in der
frühslen zeit hergebracht. golh. lakobu thana Aljüimis
'läamßov tov %ov 'A).(paiov INlarc. 3, 18.
eitern wui'den nicht leicht nach kindern benamt; das
Verhältnis der zeugung auszudrücken dient aber der gen.
ebenwol: Sigmunt Siijfrides vater.
beiderlei genilive können nun auch auf unwirkliche
Verwandtschaft angewandt werden : atla bleilheino o TTcnr^Q
tmv oiüTiQ/LiMV II Cor. 1, 3; barn natröno T. INlatlh. 12, 34.
2. Herschaß ^ eitjenthum, die vom lierrn abhängigen
leute, die dem eigner gehörigen Sachen kommen in den
gen. zu stehn. der herr der xvelt, der köiiig der Juden,
drohlin manno Hei. 119, 6; der herr des lundes , des
goldes; des hordes herr Nib. 98, 4.
umgekehrt regiert das uomen des untergebnen oder
der Sache den gen. des herrn und eigners : die jünger des
herrn, die leute des grafen, tjodes engil Hei. 146, 9;
bodo kesures 158, 2; satandses jungoron 69, 13; das gold
des herrn ^ daz Harlunge golt Dietr. 7835; der hört
Niblunges Nib. 90, 1; der JSibhuKje man 90, 3. so nun
aber in einer menge von anwendungen , z. b. ein Salemö-
•) wie 'Pfljjq Ox'yÜTTjQ. im roni, de Renart 10368 le fils ä l'orse
(der bärin söhn) = ours.
iioineii. casus, vom nom. abh. ge/i. 719
nis niuot (wie er S. eigen war) Lanipr. Alex. 20 ; alts.lnigl
tvulbo (ein grausamer sinn, den wölfe haben) Hei. 154,11.
auch hiei- gelten ellipsen, wenn die Vorstellung des re-
gierenden subst. geläiilig ist, namentlich liute, man, lant,
burc-, hüs: die Dietriches Rab. 598. Dietr. 3739; künec
von AmeliuKje ISib. 1918, 3; von Amelunge der degen
Nib. 2196; andere beispiele s. 261. 262.
nhd. wird bei benennung der regimenter der name des
anfiihrers ohne Ilexionszeichen gesetzt : regiment A"»'on/>rmr,
reghnent Blücher'*) , ve2,hnent Lichtensteiu ^ die franz. sprä-
che erläiU hier kein de. ich weiU nicht wie alt diese con-
slruction ist, sie gleicht ganz der bei maßen und gewichten
(unter 7.) man sagt auch; ein regiment Franzosen , was
freilich der gtn. ist.
3. Auslluß dieses eigenthum und besitz bezeichnenden gen.
ist der pronominale , neben den possessivis geltende.
s. 3.39 il'. ist ausgeführt worden, daß luisere spräche
mit subst. die possessiva erster und zweiter, so wie das
ursprünglich nur retlexive pron. dritter persou verbindet,
für unreilexive beziehungen dritter pers. aber den gen.
eintreten laßt, nicht anders im lalein und bei Homer;
später verwenden die Griechen oft die unbetonten gen.
fiov, aov statt der wärmeren, und nachdrücklicheren pos-
sessive, die nihd. zum iheil noch nhd. dem subst. nachgesetz-
ten m/n, tlhiy S/n, mein, dein, sein (s. 480. 498) sind
keine gen.; unsere spräche hat vielmehr das gebiet der
possessiva zu erweitern gestrebt, theils indem sie sin, sein
auf den unrellexiven fall mit erstreckte, ihcils für das ftin.
iHid den p1. ein unorganisches poss. ir , ihr einführte, im
13 jh. überwog noch der gen. ir (ejus f. und eorum, earuin)
8. 343. außerdem aber galt hin und wieder ein gen. des
(s. 342) neben subst., und auch der (s. 344) wird sich
nachweisen lassen: vil sclnene Avas der (earum) lip ]Nib.
492, 2, wo ir zweideutig gewesen sein würde.
Indessen konunen doch einige fülle vor, daß der gen.
mUi , dtn , S/n von subst. abhängen kann,
a. wenn unmittelbar darauf ein adj. luid subst. apponierl
werden, z. b. m/n armer RriemhiUle not (belege ol)eii
s. 566.) hier ist nun kein possessives, mit nul in gleiciu'm
casus stehonilcs adj., sondern iler abh.-ingige gen. (mei
wie ich mit einer jüngeren, im 14. 15 jli. oll wiederkeh-
') wenn es im preussiscben Iicer ein solches gibt; innn zfililt lieber.
720 e'infaclier salz.
rciulcn nolarlenformel beweise: in gcinwoitiUeit mfn offen
scluibcrs: in gcgeiiNvart uiein oifen schrclljcrs. nlul. mit
possessiv: in nioiiier, des öjrentlichen sclireibers, geyen-
%varl; meine, der armen Kr. nolb.
b. iu der verbiiulimg mit stlh : abd. fona diu selbes
worliun (s. 355); mlul. min selbes swert (s. 357.) ein
golb. beispiel kommt jedocb nicbt vor, sondern in diesem
dialect wird das poss. auf das regierende subst. , uiclit
auf silba bezogen: ibeina silbuns saivala (tuam ipsiiis ani-
maiii) Luc. 2, 35; sein silbiiis leik. Irijulb (suum ipsius
corpus ainal) Epli. 5, 28 ; nicht nach abd. weise seina sil-
biiis, folglicli ist in der andern stelle tbeina tuam, nicbt tui.
Auch hier sei wiederum an der volkssjjracbe eigenlieit
erinnert, dem genitiviscb construierten subst. ein verstär-
kendes poss. beizufügen (s. 351): des amtmanns sein gut
r=: des amtmanns gut.
4. u4rt und heschajfenheit. wie die golli. possessiva
meins, ibeius, seins in synlactischer bedeutung den gen.
is, izus, ize, izu zur seile steliu , ließe sich auch jeuer
subslantivgen. der herschaft hin und wieder in ein adj.
umwandeln, z. b. für künig der Juden sagen der jüdische
küuig, für böte des kaisers der kaiserliche böte.
Au sich ist der adjeclivisclie begrif geringer, er hebt
bloß eine seite des gegenstauds hervor, ohne ihn in ab-
hiingigkeit von einem andern zu setzen, dennoch künuen
auch genilivischer ausdruck und adj. einander vertreten.
Die ältere spraclie zieht nicht selten das adj. vor, wo
die jüngere den gen. oder eine Zusammensetzung wählt;
oft verhält es sich umgedreht.
beispiele solcher adj. sind s. 258. 259 mitgelheilt; sie
lassen sich selir vermehren. abd. {firsthiu brut 0. III.
6, 28; mhd. garbe hüberin Parz. 265, 14; heherhier ranft
Renn. 9777; erlin skil JMerig. 81; mit heijininen liacken
Diut. 3, 85; eschinen Schaft Nib. 537, 4; ßmin regen
Tit. 129, 4; iinder schiltUchem dache Tit. 129, 2. Wh.
220, 7; österliche zit INIar. 54. heule: gerstenbrot, haber-
garbe , eflenscheit, eschenschaft , feuerregen, Schildes dach.
dagegen : goth. daiihtar vintrive tvalihe Luc. 8, 42
(oben s. 652 anm.) abd. comman adales Diut. 1, 506 ;
comman unadales 1,521^; alts. adholes man Hei. 77, 20.
80, 5; iiinnciinnies wib 171. 14; (jiioderii slahdu man
Diut. 2, 283^; an crdun adoicunuies Hei. 73, 11; abd.
bolon ffuotes ^villin T. . . ; mhd. boten (jiiotes willen
Gudr. 272, 1; der ritler (jiioter sinne fragm. 22<=; hoves
nomen. cassi/s. vom nom. ahh. geit. 70 ]
man Diut. 1, 348; zwu hosin schonir rinfje Rolh. 1115;
mit maiiigem helnie hruner vuriveu Hol. 119, 6; mit liebe
sUeter minne IMar. 121; ein lailen tuoches von Sunn Parz.
301, 28; samites niantellin und älinliche bereits 3, 607 an-
geführte, heute: zwölfjährige tochler, edler, unedler mann,
gutartiger mann, gute erde, gutwillige boten, hülisehei-
mann, sinniger ritler, braunlarbiger heim, samtnes mänt-
lein , oder aucli mit der prap. von: tochler von zwcilf jäh-
ren, mann von adel, lierr von hol", mantel von sanimet,
•wie gesagt wird : brot von gerste.
diese structureu gleichen dem gen. beim verb. gubst,
(s. 652. 653); man könnte beides sagen: daz prot ist kir-
slin und der man ist adales , ohne daß darum die elii|)se
eines solchen verbums untergelegt zu werden brauchle.
der altributive gen. lügt sich hier eben so frei zu dem
nomen, wie dort der pradicalive zum verbuni.
der nhd. spräche verbledjon wenig oder keine solclier
gen., entw. hat sich ein composilun» gebildet oder wir
brauchen von. allenfalls kann der höiiere slil im gen. pl.
sagen: ein mann herrlicher, aber unausgebildeler anlagen.
5. In zahllosen fallen gibt nicht der (jen. eine eigenschaft
an, er ist umgekehrt ein gegenständ, welcher durch das
sidjst. , von welchem er abhiingl, tjeschlldert wird, z. 1).
die lange des ^ve(fes , die kiilile d('S rcijens. so drückt
auch der herschende casus , was von dem im gen. enlhall-
nen gegenständ bewirkt otler geleistet wird, aus, z. b. dust
ein swacher hüneijes vunt ]Ms. 2, 250^, eine erfindung, die
dem köiiig wenig ehre bringt.
6. Andere genitive lösen sich in mehrfache präpositional-
vcrhällinsse auf. die vögel des ivaldts (in dem wähl,
wiewol sich auch verslehn liilU : die der waid hat, die iimi
eigen sind); ivines dursl (nach weiu) ; der jdre ein Uint
(an jaliren) Ms. 1, 2\ ich I)emcrke, (\al\ unsie mhd. diih-
ter stets sagen: der ijler inil dem leiin Iw. 5263. 5502.
5510. 5685 "*"}; mit dem rade \^ igal. 627*J; mit dem Siran
Aw. 3, 96; und nie ilen gen. verwenden, auf den iler ro-
n)anische ausdruck chevaliers au lion, a ia roe (:'), au
eigne zur nolh auch hülle führen können.
7. Nnd. pllegen wir dem von siibsl, ilcr llteHnuij oih<r
vereinzeln uuij abhängigen nachgesclzlen gen. die männliche
und neutrale llexion zu enlziehen : ein slück btot , hissen
•) ilcr riter clor des Icvvo» pHac Iw. 47 H. I'.)')«.
Z/.
722 c'nifaclipr aatz.
Jteisch, sclmft pulver, tniiik wein^ glas %vasser, maR Korn,
eiiij«r lioni(i, leib brol, Inder heti, -wagen holz, gul)iiiul .s/)'o/»,
fallen zivirn^ eine eile luchj ein j)runcl hlfi, eine ni.irk silhtr.
bei fem. isl ja iiberliaupt die llexion erloselien, also ein selieil'el
qersle, ein liiirei |.sj//>/^e, eine lasse jni7t7t nicht aii(rallenil. je-
nes brot, Heisch dail nur nicht für eineji /u Stück apponierten
casus angeselin werden; sonst niiisle es heißen : ich bedarf ei-
nes glases Wassers, statt eines glases wasser, wie gesagt wird,
im gewählten ausdruck, in der poosic lindet aber auch die
llexion noch statt : ein stück brotes, trunk tveines, und so
allein in der alteren spräche: lides zuei niez 0. 11. 9, 9.5;
ivazzares zuibar (amphoram aquae) T. 157, 2 ; slucchiu
hrötes N. ps. 147, 6; leip prötes üiut. 1, 51.5^; faz wines
1, 186*; alts. in der essener lieberolle: nigen niudde nial-
tes , tian ember honegas , tuena sostra efito , viar vother
hohes, nihd. im augsb. stadtr. ein sclube saizes , ein fuo-
der Salzes , ein blähe salzes , ein soum honecjes u. s. AV.,
immer llecliert (s. 412.) es isl demnach ein erst spät vor-
konunender abfall des gcnilivischen -s, welcher s. 465 nach-
zutragen wäre, ähnlich dem vorhin (s. 719.) bemerkten
regiment AroM/>r/«s. daU auch die dem gen. vorausgehenden
Wörter des niaUes und gewiclils meist unveränderlich slehn
wurde s. 285 besprochen.
den eigentlichen gen. bestiillgl endlich der hier wie bei
der verbalrection s. 648. 649 wallende partitivbegrif. ein
stücke hroles gleicht dem brules ezzen. in der stelle : thiu
faz nämun lides zuei niez 0. II, 9, 95 ließe sich der gen.
sogar unmiltelbar aus namun herleiten.
Im pl. läßt sich der gen. überall nicht verkennen, ob-
schon ihm die jüngere spräche längst tlie unterscheidende
llexion entzogen hat: ein häufen ieute^ eine menge men-
schen, eine heerde kühe , külte vögel, ein schwärm hie-
nen, ein becher erdheeren, ein regiment drayoiier, ein
regimenl Franzosen, golh. und ahd. würde der gen. leicht
hervortreten, z. b. kas veinahasje, ahd. faz iv/iiperro,
impi piano (examen apum); alts. huarf ^vero Hei. 154, 20.
die urkundenspraclie des 13. 14 jh. rückt dem gen. pl.
gerne noch sein adj. nach : drlzec mark pfennirnje ijenijer
u. (jteher (Böhmers cod. dipl. francof. 1, 477, 478. 483);
drizic garben rück/ner, drizec garben girstiner (Schilters
cod. alem. feud. 366^) und ebenso wird ein zweiler sub-
stanliver gen. pl. nachgesetzt, die nn'inzende Stadt zu be-
zeichnen: zwene Schillinge Basilere, zwenzic pfunde
phenninge Strdzbuvgfere , Regenspiirgrere. ich habe mir
nomen. casus, vom noni. ahh. gen. 723
verstattet hier gleich einige beispiele niilzunehnieu, deren
erster gen. unmittelbar von der zahl abhängt.
8. In subst. deren verbalsinn noch rege ist kann active
oder passive hedeiitung gelegen sein, wodurch auch der
mit ihnen verknüpfte gen. zweideutig wird. den Zweifel
hebt gebrauch oder zusannnenhang der rede, alloculio iin-
peratoris dürfte an sich ausdrücken sowol was der feld-
her spriclit als was zu ihm gesj)rochen wird; die gewohn-
heit bestimmt sich für jenes. eine ermahnung blöder (s.
650) wird au sie ergehen , nicht von ihnen ausgehen, eben-
so ist die ermahnung des Sünders die an ihn gerichtete, die
ermahnung des predujers aber die von ihm ausgesprochne.
ir heider grüezen Nib. 736, 3 ist das, welches Kr. unil Br.
der menge zu theil werden lassen. der substantivisch ge-
setzte inf. behauptet in der legel activen sinn; doch sagen
■Nvir unbedenklich: das begraben der todten, das nieder-
brennen der häuser. auch hieraus bestätigt sich die freiere
natur des gen., der gewissermaßen den activen begrif des
acc. und den passiven des nom. in sich vereinigt.
9. Verschiedne subst. werden formelhaft mit geiüliven,
besonders pl., zur erhehuntj des begrij's verbunden, oft
vertreten sie einen adjectivischen su[)eilaliv.
vuter (origo, protector) : valer vlWcy lugende Nib. 2139,
4; ja du aller tugente valer Piol. 225, 33; eilendes valer
ist er Kgge 28 , wie wir noch lieute sagen vater aller ar-
men und unglücklichen, der Tiroler nennt seinen Stutzer
hroivaler (bruedvada), ernährer.
mutler (oiigo, causa): si was ein uiuoter sincr not Tioj.
15643; ein uiuoler des bildes und des lebtagen Tioj. 15656;
der sich auch daucht aller reuler uiiitler sein (der beste
reiter) Göz von Berl. 103. so heilU die arleinisi.t herba-
rum niater (das beste unter den kraulern) IMacer 2. Wa-
lafr. 181, altfranz. la mere des herbes (INleon nouv. rec. 1,
190.) Heinrich der I^etle ad a. 12 10 p. 85: traiiseunt Hu-
men quüd dicitur »iu*/er acpiarum (eslhn. t'iiwna jüggi, bei
Doipat.) hebr. die mitller des wegs (^dei- Scheideweg); die
vtuller des arms (der ellbogen) uiul ähnliches, gr. ji(i'^Ttj(t
fiijXcov, schale nährendes Weideland.
kiud: der tugende harn Troj. 5331; der tugende kint
Geo. 4261. 4388 *); des Wunsches harn, der Sivldeu
*) ganz etwas niidors AValtli. 99, 8: relitor früide gar ein kint,
d. i. kindiäcli , unerfaliren, unwissend.
Zz 2
72 i einfacher salz.
harn (niylli. 507); iilul. ein hlnd des glucks, des todts,
der iiülli. vgl. die lesart : dudes sunu Hei. 155, 23.
gtvutter : er ist ininer sorgen lote, die hat er alzc liuhe
erhaben Parz. 461, 10, ^vie tüuflinge aus dem ^vasser er-
hohen werden.
amuie (nulrix.) ich meine gelesen zu hahen : ein anime
silier nul.
vo(it (palronus): sins herzen vo(jet (seine geliebte) Parz.
514, 27.
haupt: alles guales houhit (sunimum bonum) 0. III. 24,
29; liouhit winkiles T. 124; ein ort am Fihein hiel^ Ilines
houhit^ des strites houbet N. ps. 105, 17; aller sorgen
hüiibet Flore 3278.
(juellci nrsj)viinij : aller freuden , aller leiden; des gu-
ten oder bösen; itrsprunc aller missetat 31s. 2, 223'^; ein
quecprunne der tugent Parz. 613, 9; er ist hrunno alles
guates 0. III. 14, 81.
xvurzel : ein iviirzel der güele Parz. 128, 27.
bautn , stamm, altn. in förmlicher Zusammensetzung
royapaldr (arbor dissidii) Sicni. 142'; Juldimeidhr (arbor
pugnae) 191^, beides epilhefa des beiden, manlaher triwe
ein 5/rtiu \Yli.254, 15; ein stam der diemiiele Parz. 128, 28.
reis: niannes sclucne ein blüende rls Parz. 195, 4;
her is niiner vröiden ris IMafsni. beitr. 102,
blume : des fiures phiomo (Ilos ignis) N. Cap. 163; der
Dürnge bhiome Walth. 35, 15; aller ritter bluome Parz.
109, 11; aller wibe bluome Pilatus 113; diu bhiome aller
frouwen Troj. 22437; wipb'cher kiusche ein bluome J'arz.
252, 16; der werdekeit ein bluome Parz. 598, 7: er bluome
an mannes schcene Parz. 39, 22 ; ein bluome der jugent
aH. 235, 24. der triuwcn ein rose Dielr. 102^. Ygl. das
gr.äv&og ^;ßj;s> üvdog Vfinor, tlvd-og oi'vov, \at. Jlos
villi, Jlos lacüs , Jlos llammae.
kränz: aller wiplichen giiete Parz. 394, 12; aller manne
schocne ein bliiomen kränz Parz. 122, 13.
kröne: aller Avibe ein kröne Ms. 1, 49^; ein kröne Hör
zuht aH. 235, 27.
Jlins (silex): Jlins der nianlichen krefle Parz. 678, 20;
Stajler triuwe ein adamas aH. 235, 26.
schauer (procella) : er schür der ritlerschefte Parz.
678, 22; diu ininne ist hoher fröiden schür, swa man
si lidet äne tröst Troj. 8579; vgl. unlriu'weu reijen INIs.
2, 223b.
hagel (grando) : daz was der helle wuochers hagel
(das hagelte auf die frucht der hölle, verdarb sie) "^^ h.
jiüiiieii. casus, vom nom. cihh. gen. 725
332, 4; der eren luKjd A\v. 1, 73. IMs. 2, 223'^; du began
sich machen Jaliel üf, siner sfcldeii hatjal Rud. wehchr.
Scliiilze p. 24; ein rise wicre lunjal aller lande Bit. 6482;
der Heiden luujel \A olfd. 1150. 2289; vgl. die redensarten
ohne gen.: daz i&t der sele ein liagel ]Ms. 2, 119^; ist iji
ein hagel Ben. 429; was sin liagel Geo. 4504.
xvonnei er ist alles guates tvunno (: brunno) 0. III.
14, 81; thesses liedes xvuniia IV. 4, 55; si ist aller wibe
xvunne Hollin. fundgr. 132, 20; aller \vibe xvünne JMs. 1,
39-' ; aller obeze ivunne Diut. 3, 47 ; alles spiles wunne
Diut. 3, 70; nuner oiigea xvünne Beu. 432; aller mau ein.
wünne Wolfd. 1465.
ehre: allero nianno er«, Syinniaclius (preliosissimuni
generis liiiniani deciis) N. Btli. 68; ja du aller Cristen ere
Rol. 225, 31; su des nieigen ere (veneratio) varwe reret
stolzen leigen (wenn das xnaiiest alle tanzenden bleich
macht?) Ms. 2, 22^.
(jüte y das nihd. (jüete Ist oft huld , milde: lob Ich uu
des nieigen (jüete , der uns nianige fluide git IMs. 1, 162^;
sich froit nianic vogellin wilde gen des liehlen meien fjüeie
IMs. 2, 22''; gelpfer bliiete, diu von des nieigen cjüete w^as
in daz gras geniischet Troj. 16212; rcht als des nieigea
qüete diirchfrühlet anger und den walt Suchenw. 15, 18;
ez was in des meien fjiiete, so iegUch Iruht Ir bliiete gegen
dem sinner treil ^^oltd. 618; ez geschach ins meien (jüete
(und dann wie in voiiger stelle) \A olfd. 1965; des siiczea
meigen (jüete was in dem govihle IMooycr 30^'; iliera zili
ijuati (von der osterzeit Ü. IV. 9, 1 *).
kraft: üf den alben weliset reines obezes gar diu kraft
Turl. Wh. 80».
hört: hochverle hört Parz. 683, 25; iAniers hört A\ li.
306, 6; Zornes hört Ls. 1, 542; gewinnes hört Peilz airli.
3, 148; des löncs hört Bon. 45, 43; kliioger sinne hört
l>on. epil. 14.
wal (auswald): der guoleii niarhe die wul Hol. 14, 32'
ros und mocre die xvat Karl 13".
*) diese stellen sind ausriiluliilier an{ic/.op;on , als liiorlior «iclioit
weil mir in fiicigiui i'ro iinil meii^cn i^ui'lc nocli das lioidni.sriie
soninieirt'.sl natiiklinj't ; der ausdruck lunleut^'t einijjemal <j;onidi'/ii die
epoclie der eoclK'iiumjj; der milden gotttieit, und nicrkwiirdifi ver-
bindet auch O. {^HiUi mit zit. des suiners f;iu'te konunt in ;;leiclier
liezii'litinj; vor: AVailii. . , .; der siimer .siner ^i/c/r- liete nilit ver-
•ioz/en traj^m. 2S).i ; der siinnr srnt^nilf niiiwer f^lif/e (wenn so zu
besatrn ist) Klure ltir>j de? ouincrs /icil Dankr. nainhurli 117.
7!26 einfdchcr scttz.
tvimder: aller untriwen wunder DIelr. 45"; gcdcjones
wunder Troj. 15347; sonst hrauclit (Conrad die piäp. von:
ein wunder von hletera 16492; ein zvunder von nzer-
weltcr sjvlecheit 16453.
Jlut: iv liabt lile hers gruze vhiot A'N'li. 342, 23; mit
hers Jliiele Wh. 375, 15.
liierher auch das subslanlivisch gebrauchte und mit gen.
pl. construierte neutruni des Superlativs: manne liobustuy
sterkest aller recken , wovon s. 272.
zu solchen verkjiiipfungen des gen. mit subst. statt der
einfacheren adj. neigen sich die orientalischen sprachen im
Übermaß; in den occidentalischen erscheinen; sie sparsamer,
und mit um so größerer Wirkung.
10. Zu ähnlicher Steigerung findet sich in der edda ein
subsl. mit seinem eiijnen gen. construiert, vorzüglich bei
fragen: hvat er that hhjm lilymja (sonus sonoruni), er ec
lilymja heyri nu til ossom rünnom i;' Sann. 83^; hverr
er sä sveinn sveina? hverr er sä karl karla? Sivm. 75^;
aber auch sonst: nu er rlik rökra 113^; nner var ek meyja
230'i. ahd. wird sogar bei R. 45*^ scin-rililas durch des
skcrnes skern übertragen, und noch nhd. heißt es: das
ist ivind von einem wind^ der dampf eines dumpfes ;
in der Volkssprache veiächtlich en dreck sei dreck (lulum
luli) Schm. 1, 413. einen bestimmteren begril eiitliält unser
heljers helfer. alle diese hochd. bcispiele haben den gen.
sg., jenem altn. pl. gleicht das bekannte servus servorum^
7'ex regtim ^ Iseugr. 239 für J'arnm. franz. le brave
des braves.
so werden auch nomina, verba und adverbia unmittel-
bar auf einander, durch bloßes und getrennt, zur Ver-
stärkung des ausdrucks, wiederholt, wovon anderswo zu
reden sein wird, nicht minder berührt sich die wieder-
liolung des positivs nach dem comparativ und die Verwen-
dung von subst. und verbum einer wurzel in demselben
Satz (s. 645. 64ß.) nach jenem hlym hlymja folgt noch
hlymja (sonare.)
11. Eigenthümlich ist die mhd. Verbindung der persön-
lichen benenuiuigen man, degen, hell mit den sächlichen
gen. llp , muot, herze vuid ähnlichen.
man: er was des muoles gar ein man \'N igal. 1963;
des h'bes ein man Wolfd. 1537.
degen: der des li'bes was ein degen En. 12198; er
iionien. casus, vom noni. abh. gen. 727
was des Ithes ei» (legen Eii. 12411; er was ein tlegtn des
libes u. yuotes Tioj. 6495.
Ae/Z: des libes ist er gar ein helt A\ igal, 3926; er
>virt des libes gar ein helt Troj. 4579; er ^vas su gar ein
kiirlich /te/Z des l/bes u. des herzen Troj. 6529 ; der «//es
dinijes was ein /te/Z, des man ze frümekeite darf Troj.
6875. noch spiiter : ein held sines libes Jiistinger 50 *).
die ausdrucksNveise wird sicli auch bei ninl. diclitern
aufzeigen lassen, denn INlaerl. 2, 10 sagt von Induciomar
lind Cingelorix: elc was suis lives Alexander , jeder war
\on leib, an tapferkeit ein Alexander.
12. Das subst. vaihts **), ahd. iviht ^ fahrt, wenn es mit
der Partikel io , le und der negation ni versetzt in die be-
deutungen ulujidd und nihil abstrahiert worden ist (3, 8. 64.
65), vermöge seines nominalen Ursprungs fort den gen. zu
regieren. in dem gen. steckt dann wieder das partitive,
ein iheil von dem bejahlen oder verneinten etwas. goth.
ni vailitai this frullum (iiiliil ejus intellexerunt , gr. ovdtv
TOVTior) liUC. 18,34; ei ni vaiht ubilis tuujuilh II Cor. 13,7;
thalei ni vai'lit aljis hugjilh Gal. 5, 10. ahd. ni mag er
findan ivehseles wiiit 0. 111. 13, 35; tliar nist miolöno
wilit, ouh rvehsales niawiht 0. V. 19, 37; wir ni eigun
hi'fses wiht noh wiht selidöno 0. IV". 9, 7; ni was thar
wilit (jinätes noh ijibosotes ü. IV. 28, 7; nielit freisön
(nihil pericli) N. BlIi. 13; viele andre belege bei Grall 1,
733-736. gemisbraucht erscheint dieser geläufige gen. iii
stellen wie T. 1, 2 üzzan stn ni was wiht ffildnes (sine
ipso factum est nihil); T. 44, 18 niovviht nist bilac.tes (nihil
est occulluni), wo bei Ulf. richtiger: ni vai'ht (und hier
die neulralloi ni, nicht vaihts) ist gahulilh (nicht gahulidis);
jene Verdeutschungen gCNvähvcn den abweichenden sinn :
') er i.st ein Itflt ze shien liantcn l\t)l, 10(), 12; du bist ein helt
ze (iiiieii liiiudeii Hol. 131, 10. 2(i."», 2;$; Sifiideii , den lielt ze siiieii
Iiaiideii INii). 1728, 3; zuo äiiieii liaudeii einen lielt Nili. I'>24. 2; der
lielt zuo sinen lianden ISil). 15');?, 3; er was ein iielt zeii liandcii Nil).
190'), 4; was ein tiurer lielf ze sinen lianden Ciidr. 20, 4; er was
ein lielt ze sinen lianden (iiidr. 185, 4; er ist ein ni;vrer li. z. s. Ii.
Cndr. 348, 4; ein lielt zt^ .shu-r IihikL' Ciiidr. 475, 4; wären vil ;ruote
reckr/i ze ir lianden (Jiidr. ftOii, 4; er wjut ein <lfi:;en iiiivrc ze siner
liande (iiidr. 574, 4; der ist ein lull zrr liandc IJit. 50H0 ; si wären
die liiiiislni zir lianden Dietr. 8582; daz wären recken zuo ir /iniil,
die man heizet f:;t;iiolig(U wi;;ant Dietr. 9278. aus den hidix lien diih
tern habe i<h nur an^enierkl : beide zi'ii /unnlrii Vnr/.. \H,.\(). nie heiUt
es ein hell siner bände, noch ein lielt zc siiieni übe.
") meist leni., aber aucli iieutr. t-ui/it Matlh. 10. 2G.
7 '2b el/iJCchi^r acifz.
sine i|)SO nihil ernt crcali, nihil exslslll ocrulli, cIj^UmcIi
sicli hciile aus(hiuks\v(M'sL'H l)eriilireii. aiicli statt jenes:
ni was thar wihl ginales (es war iiiclits gciiiililes, nitlils
\on genähten» daian) cliiille es lieiiien : ni ^\a& thar wilit
ginal (es war nitlils daran genaht.) INlhd. ez enlebt niht
■ivihes also giiol JMs. 1, 75^; diu liaiit nilit (jetstes als wir
Freld. 10, 14; nie gesach man niiit su wol fieldnes Ginh-.
1700, 4; uz der ketzerte gel niht tveyes zein hiiiiehiclHC
Jjerlh, 2; zer kilchen nilit pfndts gal Ls. 1, 247; niht
J'urtes dar über gie \^'igal. 6267; do enwas niht pj'ijfi'ii
\n im dil Wigal, 8208; daz si hindes niht gebaren Mar. 20;
(hiz in allen landen niht schoeners niohle sin ISib. 2, 2;
daz in niht leides geschiht Iw. 1237; der ist niht verläzen
aller hluomen (der heide ist nicht soviel von allen bl.
vorblieben, dali) Ben. 356; von siner hant es niht ge-
scliibt (niclits davon) Parz. 60, 14; und unzähligemal, man
solle die belspiele aus \\\. wb. s. 311. weniger oft, doch
hiiulig genug erscheint das ))Ositive iht mit dem gen.: daz
si iht hceses rnochet Iw. 1573; op si iht siverte fuorten?
Parz. 739, 11; ist iht liehters denne der tac Parz. 24, 6;
ist iht din(j€S daz ir wider ste? Aw. 3, 198; guotes iht
Pmrl. 41, 35; iht nutzer dbuje Bari. 139, 33; habet ir
iiit (fuoter frinnde JNib. 144, 2; ihtes iht Trist. 2806. 3533.
.lenen ahd. aus T. angeführten liigungen gleicht: nicht ^ni-
ersuochtes er da lie (er lieli nichts unversucht) Diut.
3, 82. Zweifel über die abhangigkeit des gen. entspringt
da, wo er sowol von dem iht und niht, als von dem
verbo des Satzes regiert sein könnte: der hunt enizzet des
höinves niht (s. 652), dun sihst des rehteu niht (s. 658),
swer des niht geloubet (s. 661.) wiikt das verbum den
gen. j so ist nilit bloße negatlon (nhd. nicht), 'svirkt ihn
das niht, so bedeutet es nihil (nhd. nichts); im ersten fall
würde sich die ältere, namentlich golh. spräche mit der
einfachen negatlon begnügen. auf gleiche weise ist iht
entw. bloßes irgend, oder bedeutet etwas. überall nun,
wo ein verbum notlnvendig den gen. begehrt und keinen
acc. verträgt, sind iht und niht bloße partikeln, zu welchen
iler gen. nicht darf geschlagen werden, z. b. daz wir niht
liungers sterben (s. 673) oder e daz ich iht welle jehen
shier Kraft dem herren min Bari. 39, 8. denn da man
sagt einem eines jehen (s. 668. 695), würde die prono-
minale bedeutung von iht hier selbst den gen. ihtes fordern.
Nhd. unterscheiden wir die negierende ])artikel nicht von
dem pronominalen nichts, statt des aufgegobnen iht ge-
brauchen wir etwas j beide, nichts und etwas, werden
noineii, casus, vom noiii. ahh. geri.. 729
aber mit der prap. von^ etatt des gen. conslrulert: ich esse
iiichls davon, oder etwas davon, stärker als das bloU vernei-
nende lind aussagende: ich esse niclit davon, icli esse davon.
Mnl. muü zwar früher der gen. bei ieivet, iet (aliqiüd), iiie-
tvet, niet (nihil) gegolten haben , wie sich aus der forniel it^ts
iet, liiets niet ergibt; doch wird gewöhnlich die prap. van
verwendet, z. b. niet van dien Rein. 2123; niet van lieme,
van Uli Floris 77 9. 780. in andern stellen, wo sich der
gen. findet, scheint er vom verbo abzuhängen: niochdi
shouiclis iet? Rein. 1119; dies niet ne bewaent Rein. 176;
eusal hu niet vernoien des onrechts Rein. 1370.
B. Gen. ahliäiiffuj von adjectiven.
Viele adj. der älteren spräche nehmen das sie näher be-
stimmende subst. zu sich, während wir heule die hin und
wieder auch schon früher auftretenden prap. von luid an,
verwenden.
1. färben, der aldevs blanke Wh. 266, 3; gra des htives
Ben. 129; goldes rut JNib. 69, 1; hhioles rot Nib. 947, 1.
Herrn, d. Üämen 142; ßöuden rut INih. 713, 1; lösen r»jt
Nib. 240, 1. 281, 2. daneben: von aller gra Bari. 32, 17;
von schäme rot \Vh. 274, 9 ; von Irünken rul Parz. 209, 3;
und in feslerer Zusammensetzung gollrul j\ib. 267, 1 ; schamc-
rut Iw. 6299. 7637; sncblanc JNib. 384, 2; snewize Aib.
380, 2. der ireie gen. hält ungefähr die niitle zwischen
couiposilion luid präposilionalumschreibiMig. hierher nehme
ich noch (jevar : man will ir {(Xqv nar) oiich nihl wol
gevar Parz. 551, 24; aber bluolvar Bil. 2864 u. s. w.
(gr. 2, 558.)
2. heile, trnhheil: lohes bei Parz. 550, 28; sauijes lut
Ms. 2, 13'; der minnen blinde Trist. 15190; des (jelnuhen
hlint livl. ehr. 24-', aber von vuihlen blint das. 25^ ahd.
muotes bliiulc (monle coecnli) Is. 79, 14.
3. nässe und dürre: Unnves naz Hauend. 114; naz towes
das. 92; bliioles naz IJil. 2884. Aib. 1559, 4; dodi biuoU
naz Bil. 3571; von bluole naz ]\il). 1557, 3. ags. deävuj
fedhera C. 119, 24, ihauig an den federn, oder ein roiupof-.
([(•avigfedhera , lliaufediig':' für dürre nur c omposita (2, 577.)
4. fülle, leere, holhtlt: goth. ainnins velhis fulls I.uc.
4, 1; full;'ü modis laic. 4. 28; fnihii vaürlhun aijisis Luc.
51. 26; iaiiijoiis fidh^s ifiiUruUö Maic. 18. 1 ',) ; spyreidans
lullans (jahrnhd Marc. 1*8. 20; fulls (hrutsfllls Luc. 5, 12,;
fullai vaürlhun nuf'rödeins Luc. 6, U; haiijö fulls Liu\
16, 20; fulls varlh daunäis Job. 12, 3; lliizc vanäi (vacui,
730 elnjaclu'.r satz.
ex|)crtes) v<>seilh II Cor. 12, 13. alid. wtsdumnes follö
0. 1. 1, 112; lül vundi iiiule Jietvi N. ps. 12.5, 2; fol
viielün N. ps. 2.5, 10 5 zittrtdön lol J\. p. 23,5''; inaiic-
geii schilt vollen man das Schatzes Inioc INib. 316, 1;
wazzers \ol Wh. 188, 3; tuuwes vol frauend. 11.5; liules
\ol Gudr. 1123, 2; du bist billers eilers vol hv. 156; oucli
gienc der walt ivildes vol Iw. 3272; schuof ez vol Wf'S
hriinnen I\v. 2.531; xvines ein becher vol Iw. 818. der
l)ouin wart loubes also livre Iw. 661; sin ziiher wart
ivazzers here Wh. 190, 10; witen garten tuot si ruohen
la;re Ben. 397; der armüete \xre Parz. 674, 30; aller
ynaune I;i;re Ulr. Trist. 3151; icli bin nocli (janzer sinne
hol Wigal. 46; hol an rehten wilzen Bari. 318, 12.
5. (jrö\Se, länge f breite, höhe: landes unde liute groziii
frouwe Tit. 62, 1; sunnenstouhes kleine IL d. Dam. 145;
zucio elnon lang aide breit N. Arlst. 22 ; drier ta(jeweiden
!anc En. 919; daz diu ualit drfer jdre wa;re lanc gr. Rud.
I**, 13; spanne lanc Tit. 140, 2; halbes vingers lanc noch
spanne Parz. 678, 27; mite lanc Parz. 681, 16; halber
oni'le breit Parz. 681, 17; hende breit Ben. 349; häres
Lreit H. d. Dam. 210; vimjers breit Tit. 140, 3; halmes
breit Ls. 2, 711. bern gruz (wie ein bar) INls. 2, 152^;
dicker eines turnen IMs. 1, L'^e-" ; des muotes sinewel Ms. 2, 5''.
6. alten goth. ba framaldra dage seinäize vesun v.ft-
(poTtQOi 'JTQoß(ßi-)iOTes iv lulc; 7j/itQais avTüjv ii]oav Luc.
1, 7. 2, 36; ahd. alt was si jdro joh filu vianagero 0. 1.
16, 2: ward altero (für alter) zuiro sehsjäro 0. I. 22, 1 ; jdres
alt (annicnlus) gl. Doc. 220^; mhd. der jdre unmäzen alt
Troj. 12254; tayes alt Ws. 2, 256^*; sünden virne (in s.
alt) JVIart. 159^; nhä. Jahres , tages alt. kein beleg iür
junc, doch würde stehn dürfen junc der jfire y nhd. von
jalu-en. goth. dögurs eins gamall 8iem. 150*.
7. stärlie , schwäche: ahd. Udo starchiu jN. Ca]K 115;
mhd. gewaltes starke risen JMart. 148'^; was des libes also
kranc Iw. 6355; aber kranc von alter Troj. 10306; besser
(jesellen wirt man houbetsiech Geo. 31^; ich lasters sieche
IJlr. Trist. 3230. ge%valteci megt ir5 su gewaldec sin Parz.
546, 23; diu ist gar gewaltcc tnin ]Ms. 1, 26»; wurde ich
ouch gewallec ir Ms. 1, 15'J'. nhd. ich bin meiner mäch-
tig, ahd. mahtig forawizzennes unde ananendennes N.
Cap. 144. nhd. geistes schwach.
8. reichthiim , armiit : ein ellens richer man Nib. 7, 3;
der sinne sit ir riche, des goiites u. der eren \^ igal. 422;
guots ivillen riche Parz. 308, G; der sorgen machen riche
noineii. casus, vom noiii. ahh. gen. 731
Parz. 547, 17; der uns geschuof des seihen guotes riebe
]Ms. 1, 157*; der was vo(jele rfche Gudr. 1096, 3; nun
iiiuoter jreuden arme Parz. 92, 25 ; der eren riclie und
lasters arm Parz. 581, 1; der wirt ellens rieh Parz. 55, 30;
der lohes riclie Parz. 161, 1; diu (jotes arme Nib. 1020, 4;
der (jotes arme priester Nib. 1515, 4. gotb. aiidagui jus
unledans abmiu fUiV.UQioi 01 mioyol L\ie. 6, 20, abmin
binzugefügt nacb Mallb. 5, 3. T. 22, 8 pauperes spiritu
arniö in geiste , und so aueb N. ps. 10*, 8 arm in muole;
alts. an iro müde arme Hei. 39, 2. aber: werden riclia rfes
umvehsallichen kuotes N. ps. 23, 4. nml. aerm van goede
Maerb 2, 240; mbd. rieb von guote Heil. ehr. lOO*».
9. nacktheit, hlöi\e ^ enthehrnnij: mbd. nacket heider,
der sinne und der kleider Iw. 3359 ; er ist iviser sinne
bar Bari. 196, 38; daz si ir bede wurden bar Iw. 1028;
da si der Schilfe wXien bar Iw. 7142; vrönden bar 15en.
187; ougen sajj'es bnr Wb. 69, 28; du ist er triuwen l)ar
Ms. 2, 157^; des lehens bluz lllr. Trist. 3268; aller
schimpfe bluz Parz. 437, 17; hende bluz Nib. 1066, 3;
decke bluz Ms. 1, 118'' 2, 38'' 234^. hieran fügt sich der
begrif eine (solus, expers): der sne hat gemacbet die beide
hluomen eine IMs, 1, 78''» 99^; alles mines trostes des bin
ieb eine bestan Nib. 2266, 4; diu ie stuoiit fjelichen eine
(ohne gli'icben) Ms. 1, 28*; alles valsches eine Gotfr.
lied. 2, 12; diu siieze tvandels eine Frib. Trist. 6362; da
si ir vrouwen alters eine vant Iw. 8025; a/<iVs eine Alex.
3351; alters aleine Karl 14*. abd. die schwaebe form
eino : thero friunto was er eino 0. IV. 19, 4; dancl)en
die starke: stuant (joviöno ein 0. 11. 7, 5 (: zuein.) fei-
ner mlul. eilende (alienus, orbalus): ni/ner vicuie^ hinds
und Hute eilende Til. 61, 4; der vrenden eilende Parz.
320, 11. gulb. ibarhans leikinassäns Luc. 9, 11.
10. ,frei, ledi(jy sicher sein: ich ]iin des nuri'S noch vif
Parz. 672, 23; der knappe valsches vrie l'arz. 147, 17;
arinüete vri \A h. 125, 11; diu valsches vri l'rauoiul. 4. 9;
nu schalle niicli ir vri Ben. 383; vil gerne wii'ie icbs fri
INls. 1, 98*^ ; alles arijes vri Gudr. 983, l ; zornes vri Bit.
7010; min lip ist vri aller manne AA olfd. 1660; ir sit vri
valscher rede Iw. 2510; aller unlriuwen vri iw. 5270;
unser laiil ist kamphes .sicher Parz. 43, 22; ilaz si sins
herzen uiule Sin gewis uml sicher wiliule sin Ti ist. I'.)4()5;
iv sull vor schallen sicher sin Iw. 1201; des ileivizes uiulc
vi/n ledie Trisi. 1490; dirre mwre ledic Tiisl. 11055;
siner aventiurc ledic Trist. 15855; ^iMUf/t* lus Triöl. 9367;
732 einjdclwr safz.
iu(j('nde los Tilst. llü'M. nlid. bei loos iiiul ledig, nudi
])ei ([iiill tlc'i' goii., bei frei iiiul sicher die prap. vun iiml
voi". iiiil lus eine menge eigeiillicher ziisuniineiiselzuiigeii
(3, 565. (')().) gotli. (jvens frija isl tliis vilndis Hom. 7, .'i ;
frijaiia bialila inik vitodis Woiu. <S, 2; vilodis laus 1 (Ju)".
8, 21; fiainalbjai lihcHnäis J'lph. 4, 18.
11. Iiiilmlieit, J'reude , inui: alul. wahsennes iiiandag (ac-
cessibiis gralulaiis) N. Cap. 73; thes (juates bald 0. 1. 17, 61.
lulul. helfe ball (rasch mit dei- hille) ; jdmti'S ball ; das wirl vil
tnuic herze halt ]\Is. 1, 4-'; was mit rede ball Freiln Trist.
5099; des iiueres bin ich vi-u ; des todes vru Iw. 1751 ; si «int.
des vil vru l\v. 2167 ; des trosles wurden si vru Iw. 4803 ; eins
Schimpfes vru Tarz. 515, 6; des roiihes gen)eit Parz. 132,
25 ; w as des vil gemeit Nib. 290, 1 ; des wart gemeit W i-
gal. 2221; nhd. lehens froh; ich hin dessen IVoli, gewühn-
licli aber darüber, nihd. der was es geil Jjarl. 264, 25;
icli bin es geil Bari. 334, 27; die sines ortes waren geil
Wigal. 9523; so wirde ich an stielen früiden geil jNIs. 1,
14*^. auch in der häufigen jilirase : mir ist gach (wenn das
adj. ausgemacht ist? sonst ga;he) erscheint der gen.: ist iu
nu Zornes gach Parz. 515, 17; wie ist iuch (statt dieses
aullallenden acc. schlagt "NTackern. die seltne dualform ine
vor) tretens mich so gach Parz. 515, 17.
12. traner y iiberdru[\ , nxüdiykeit: des nuioz ich trurlc
geslän Nib. 135, 4; mache uns alle strites sat Parz. 359,
12; (jedanhe sat fmiide weiter nachzudenken, milde von
vielen gedanken) Flore 3156: Schatzes sat Flore 4747.
mnl. sceldens sat INIaerl. 1, 268. mhd. des niht ze laz
Bari. 296, 34; lebender witze laz 322, 28. nhd. des le-
hens Salt, müde, überdrüssig. ahd. denchennes muodiu
N. Cap. 115,
13. Weisheit, dnminheit: diu lobes wise Parz. 279, 11;
tump der taije Frauend. 11. in mnl. gedichten häufig:
des Sit vroet (scitote.) mhd. ob ir des gewis sit Iw. 4748 ;
des wart der herre wol gewar Nib. 25, 4; daz man des
wuofes wart geware Nib. 977, 3; wurden si sni gewar
Iw. 6221; der warte sp;ehe Wh. 247, 14 nach Casparson
2, 111'^, Lachni. hat wortspadie.
14. frei(jebi(jheit , fjeiz , fjier : si was lies goldis milde
Roth. 3051; si wäreJi der schilte einander harte mibe
l\v. 7131; si waren ir lebens milte Wh. 20, 17; si was
ir (juotes milte "NVigal. 9175; si WH>rn ir libes milte Frnst
4858. gilcc i'thler dinge Ben. 359. alul. sines selbes
mihi 0. III. 19, 12.
noinen. casus, pom nom. abJi. gen. 733
15. schuld, reue, sehain: das gotli. skiila, welches l'vo-
yog und reus überselzl liilk sich als eins jener substanllvi-
schen adj. neliineu, die nur in schwacher form vorkommen
(s. 255. 579.) Ulf. verbindet daniil bald den dat. (wovon
unten), bald den gen.: r/«/</is skidans I.nc. 7, 41 ; sknla */cm-
thäus ]Matlh.26, 66 ; skiihi ist diveinaizosfravaürhtais IMarc.
3, 29 ; skula valrlhilh hikis jah blötJiis fraujins 1 Cor. 11, 27.
das ahd. und alls. scolo haben immer den gen.: des'libes scolo
0. IV. 22, 7; ni wilhh s/ues hluates scolo sin 0. IV. 24,
27; is thes ferahes scolo Hei. 43, 13. 155, 24; was
iro l/bes scolo (von einer frau , vgl. oben s. 284); thes
l/bes scolo 152, 11. ebenso schuldig: ahd. sculdic ist tödes
T. Matth. 26, 66; duomes thhxjes, heUaJiures 5, 21; alts.
is ferahes sculdig Hei. 159, 20. 161,, 29. mhd. der (cujus)
du unschuldic bist Trist. 9847. uhd. des todes schuldig,
des Verbrechens unschuldig, goth. vairlhs ü^ios' vautlis
ist vaürslvja viizdöus seinäizos Luc. 10, 7; nist meiua
vaii'lhs IMatlli. 10, 37j ahd. des sie werd sin N. ps. 9, 21;
des werd ne sint N. ps. 87, 12; daz wir wert sin des dis-
kesideles W. 27, 9 ; mhd. ich w ane ir tjruozes wert Iw.
1191; S(3 Sit ir aller eren wert Iw. 5523; lones wert Iw.
8156; nhd. ehren werlh; alls. thes sind thea fruma werda
leobliccs lones Hcl. 56, 15; ef he s* düdes wcnl 158, 18;
so he is mordes werd 160, 3. '^■) ebenso wirdic (^digiuis) :
wiidtgcr ist munistres K. 20^; wiidtger sol/hhera eru K.
57^; iher ist ouh wirdtg scowes engilo (jisiunes 0. I. 12,
32; alls. ik thes wirdig ni bium Hei. 28, 14. 64, 5. 153,7;
ne lälad iu silobar ncc gold wihli thes wirdig 56, 8; ef
sie than thes wirdige sind 58, 24; wari wirdig wcluno
gehuilikes 88, 10; xvihtes wirdig 88, 14. 122, 11; is he
düdes nu wirdig 155,23; wilies wirdig 156, 1. nhd. /o/t-
nes würdig, mhd. riuwec: des w il ich iemer riuwcc stn
Iw. 3149; des wart so riuwec stn lip Iw. 3936, alid.
scamac: sinero sundon scameger N. ps. 73, 21.
16. schivautjerschaß, nufruchlbarheit: mhd. Lhidcs h.ift
Flore 569; alid. er st thes kiiides hall wurti O. I. 14. 6,
]>loUes halt steht 0. 1. 8, 2; eins hindes waii si iiolhall
Diul. 3, 64; wart swanger einis hindis, eitiis sdliifin har-
nis Iiolli. 2945; daz sie hindes swanger ist J\lar. Li'i; im/,
tlaz iliu IVouwe swaiigor wail bi in» eines liiiides ^^ igal.
1022; daz sie des hindes swanger wail l'loie 565; der si
liez liindes groz l'Iore 431; eins Lindes swauo Ai)olh)ii.
•) liicrlier aucli : iinii tliriii //ics \ver(I (<\\. wirdij;") wo si Hol. HP,
11, wenn es ilim «iclit der luülic wcrtli ist (s. 245. 2lü liiiziUmgcii.)
734 einßicJiar satz.
6106; ^va^l diu erde vreuden vriihle swanger Ms. 1, 87^
ahd. iiiibera hindu ztizero 0. I. 4, 9; (|ueiia iiniiii ist
h'nidi'S urmiiiiui 0. 1. 4, 30; rewes uiiberenta 0. J. 5, 5'i.
mild, wild iilid. bei swanger schon oft die j)r;ii). mit.
17. vermischte fülle: ahd. kumtg bin i\\ jiiro joh filu »»la-
neqero 0. i. 4, 49; inuates mammunli 0. 111. 10, 12; er
Avas thes apJiules fron O. H. 6 , 23 ; sines ivortes fiö 0.
111. 11, 31; sie sinl goles xvorto lKz?g 0. I. 1, 107; thaz ili
giwar si thero sinevo xvorto 0. I. 2, 8; v^'as unlliihll'g
thero Judeono dcito 0. IV". 1, 10; unzoriiei^iu luintvo
chhiijo N. Blh. 33; fermidennes mariu (berühmt durch
enlhaUsamkeit) N. Cap. 120. nihd. oifen sinir xvorte Anno
596; minne und xvunden wa-re ich tot Parz. 655, 23;
drier xvunden wuiit Kab. 423; ir sit tnanlicher eren
schiech Parz. 316, 13; ir niunt wart selten luchens lut
Parz. 486, 3; der vogel wirt niht samjes lut IMs. 2, 13';
ist si bete voUje kurleis (erfüllt sie gern die bitte) Parz.
327, 16; sines muotes toi Wigani. 5954; viannes toi Ls.
2, 587; der helt was Zornes dra;ie Parz. 155, 1; lobes
snel Parz. 324, 22; wirt er des l/bes gcreit I\v. 3415;
brude Sines lihes 78; lihes unkreftic AVigani. 1205; ich
wirde inhier phte niemer wol gesunt Ms. 1, 59^; der ie
was zayeheite kraue Parz. 584, 10; vahcheite laz Parz.
236, 10; vrdgens laz Parz. 256, 1; frouwen lunes laz
Parz. 334, 10; der xvilze laz Parz. 416, 29. iihd. der
Sache eingedenk, gewärtig; des gliiches theilhaft; des gel-
des habhaft u. a. m. alts. idis enstio ful Hei. 8, 8; iie ic
gio niannes ni ward wis 8, 18; the gio the(jnes ni ward
wis 85, 16; xviijes su Wisaii (belli gnartiiii) 149, 10; ni
mahla is werdan giwar 25, 20; he was is giwaro 98, 13;
tho wurdun thes firiho barn giwar 111, 16; Avarth thes
giwaro 164, 4; thes wirdit su fa<;an (laetus) 27, 8; wur-
dun tlies so malsce 150, 12; ward thes so hruineg 150,
13; wesan is tjeha mildi 19, 6. 43, 17: was is helpöno
inannun mildi 66, 8; wesad iuwaro Jcruno inancunnie
niildie 76, 8; warun mi iiixvaro geha mildie 134, 10;
sprdcnno spähi 17, 13. 75, 14; warun im hämo lus 3, 9;
sundiono lus 22, 12. 30, 17; tliat he wurdi h f erlies lus
82, 9; liohtes luse 110, 5: gisiiinies luse 111, 17; lihes
lusan 125, 21; sted xvammes lus 167, 17; that gi hluUra
werdan leduro (jilesto 26, 21; hlultran sundeöno sicoran
32, 6; sundeuno sicora 128, 20. 164, 12; thero snndiöno
sicoran dadi 165, 3; aUaro sundiono sicur 167, 17. Eine
menge ags. und altn., meist zu deu ahd. und alts. stimmender
Uüiiitfii. caaiis. vüin iiüin. abli. gen. 735
belsplele muß unaugefülirt bleiben : sadhr em ec enn Üiess
Siem. 75\
18. Alle partictpiu der verba, die den gen. regieren,
liaben ihn gleiclilalls. für die pari. pras. bedarf dies kei-
ner ausführung, für die pai-t. prät. noch einiger bemer-
kiingen, in xvines trunchener N. ps. 77, 65 liegt also die
jjailitivbedeutung von wines trinchan (s. 649) und den gen.
\erlritt auch beim part. die spätere prap.: von liebe trun-
ken Troj. 10114. die ahd. suntöno biladane (peccatis
onerati) 0. IV. 5, 11; hiiocho geladenui (onusla libris)
N, Cap. 115; giburdinut kindes so dmres 0. I. 5, 61 ent-
sprechen der construclion s. 672. die mhd, wisheit der
lunberuohte Parz. 155, 28; ellens unbelrogen Parz. 356,29;
Sit ir vräyens sit verzagt Parz. 255, 4 setzen voraus : einen
eines beruochcii, betriegen, eines verzagen (sonst dar an verz.)
doch könnte beim part. prat. , zumal dem mit un- negativ
gewordnen, der gen. sich auch xuiabhangiger einfinden,
z, b. KI. 542 des iniiotes unverdrozzen, womit bloi^ das
unpersönliche: nach verthiuzet eines vergleichbar wäre,
alts. was im iro hugi balmves giblandan (mit bosheit un-
termischt) llel. 161, 9.
19. Den gen. hei comp. %ind snperl. beurtheile man vor-
sichtig, an sich kann der zum p(js. construierle casus auch
den gesteigerten graden verl>leil)en. gleich den) alts. spra-
kono spahi wird auch gesagt spräkono spahiro Hei. 60, 19;
spräkono spahosto 18, 20. mlul. spannen lenger W igal.
7350; langer dner siege I\v. 7406; eines loclies nalier
Parz. 161, 15; muniges bezzcr Trist. 1004; maniges erger
Trist. 1474; Avir setzen nhd. um drei schlage länger, um
ein loch naher, um vieles besser, schlimmer, aus lohs
die besten Parz. 187, 16; slHls die besten Parz. 263, 6
folgere ich ein lobes gtiot, lobes bezzer. solche gen. liän-
gen ab vom adj. als solchem, nicht vom conip. oder superl.,
sie geben die beschaironheit zu crkeiuien , nicht den grad.
Ks soll im verfolg gezeigt werden, daß unsere alte spräche
den comp, nie den gen., sondern den (insirumcntalon oder
ablativen) dat. regieren läUl ; hierin stinunt die deutsche
Syntax zur lat., und weicht von der griech. ab. si>ätere
dialecte gebrauchen aber nach dem comp, partikeln. den
xmteischied jenes rein adjeclivisrhen gen. von dem compa-
rativischen ergeben sätze, die beide neben einander auf-
zeigfMi: der spanneu Icngcr ist daune er (longior illo)
Wicak 7350.
736 einfacher ftatz.
20. Vom supevl. nls solclicin hangt alior iii .'illoii dciil-
solicii spraclifii liiiiilig <'Iii //«^'t- />/• «il), hihI /.\^a^
a, der l)loUc gen. |)1. suhsl., slaü dos zu doni adj. ^liiii-
iDonden casus. 8"^''* ^'* sinalisla apmtstunlc o i).(C/ii>io^
%0)V d'Jioai()).i')V 1 Cor. 15, 9; ihaninia loikistin unhnllltüttö
TW lioyovii 10)}' duf/ioviojt'lSlaic. d, 22, eine in beziig aulclas
genns merkwürdige cünslrnclion , Ulf. sagt weder tliamma
reikislin nnliullliane , Docli lliizai reikislun unluillhuno.
Aväre lliamma reikislin der neiilrale casus und hier doch
ein golh. beis|)iel für ilie s. 272 erörterte conslrucliou ? ge-
wohnhcli l)lcibl das golh. siibst. im casus des superl., z. h.
ihanuna reikislin gudjin Joli. 18, 22 (niciit gudjane); in
sptHÜslin daga (nicht dage) .loh. 6, 40. 44. ahd. saiujn
scunista gl. llrab. 953^; barno bezislü 0. I. 13, 10; manno
mihislo Wessobr.; wibo scunesta W. 9, 26. alls. lico
lielgust Ilel. 170, 19; cuninyo riköst 168, 7; Iielemlero
best 159, 20; tlieuno snellust 153, 14; manno the beste
160, 7; hämo lliat besla 165, 31. ags. hreova tornost
(dolorum acerbissimus) B. 4254; nianna niildust B. 6357.
altn. liesta bczlr Sieni. 32'^; v*sastr vera 38^'; Jlt-sca bezt
42^; scipa bezt, ocztr vidha 45^. mhd, uiciit sehr beliebt,
es heiiU daz schoeuesle gras, der besle man, kaum: daz
sclucnesle der grase, der besle der manne; der unent-
behrliche art. macht diese redeusarten steif, und auch nhd.
Avird ungein gesagt: der beste der niännev , die schönste
der fr allen, eher: der schönste des lands (im land.)
b. der gen. pl. von all \vird für sich oder in vei])indung
mit dem subst., gleichsam zur erhöhung des höchsten gra-
des, gesetzt (2, 676. 3, 564.) golli. alläize aflumisis INlarc.
9, 35 ; spedumista alläize gasvalt so qvens T\larc. 12, 22.
Luc. 20, 32; spedislamma alläize I Coi'. 15, 8; minnist
alläize fräive Marc. 4, 31; zuweilen umschreibt der gen.
die pr.'ip.: sa miiinista in allaim izvis I,uc. 9, 48. ahd.
allero udhmuodigusto Is. 57, 7; allero meist K. 45*; allero
ivihö gole zeizusla 0. 1. 5, 16; aller tv/ho sconeslaAY. 45, 2 l.
51, 9. aUs.allaro dago druovost 168, 7; allaro h.i'iso huhost
154, 23; allaro hämo beizt 154, 6. 160. 19; allaro gumono
thea beslon 166, 30; egislicost allaro ihingo 80, 4. mhd.
aller dirnkinde besle JMar. 50; liebist aller xvihe Ben.
310; aller Heide beste Trist. 17072.
Dies scheinen mir die hauptsächlichsten adj., mit wel-
chen der gen. verbunden winl. Von den iieutris einiger
adj., die ihn gleichfalls regiereu, später bei dem adv.
wiewol alle zweige unserer spräche den gen, bei adj.
kennen, begünstigt ihn doch vorzugsweise der liochd. dialect.
nomen. casus, vom noin. ahh. gen. 737
der goth. schwankt einigemal zwisclien gen. und dat. (d. h.
abl.) , wie sich l)ei skula und unleda zeigte, andere bei-
spiele dieses dat. werden hernach noch, besonders bei part.
prät. angeführt werden.
übergange in losere prapositionalslruclnr, auf der andern
seile in festere coniposition sind verschiedentlich angemerkt.
von jener wird die abhandlung der präp. noch eine menge
beispiele darbieten.
C. Gen. votn pronomen abhängig, einiges davon sclioa
oben beim prou. berührt.
1. gen. bei dem ersten demonstrativ (s. 441. 442.) im
ganzen selten.
2. gen. beim relativ, golh. in thuei haürge gaggailh eis
r^v ff U.V noXiv tistQy'}jcd^f Luc. 10, 8 vulg. in qiiamcunque
civitalem intraverilis. vernuillich halle auch stehn dürfen
in thuei baurg. das relativ hat hier die bedeutung eines
unbestimmten pron. eine ähnliche roclion bei dem ahd.
relativ kenne ich nicht. Iw. 3909 'daz ime da üheriges
schein' hangt der gen, von dem rel. daz ab, doch aucli
diese nihd. conslruclion begegnet sehen.
?>. gen. beim interrogativ (s. 451. 452.) ein sg. bei dem
golh. hva (nicht dem fragenden quid , sondern dem unbe-
stimmten quid(]uam) findet sicli JMarc. 4, 22: nih allis ist
h\a J'iihjiiiis Ol' yän HrTi 11 y.ovnrov.
hier nocli ahtl. und mhd. belege: vvaz tnuoses'i T. 236, 2;
waz heivalto N. Bih. 13 1. hei, waz der weinen began
(wie viel deren, oder iluer) INib. 492, 4: in weiz waz
hrieves er ir las ]Ms. 2, 208^^; waz hers Wh. 8, 1; waz
hartes Dielr. 81'^; waz leiden tnannes Ben. 80; waz Übels
fragm. IS'*; waz bonmes , waz vögele? frai;nj. 14*^: waz
kleider IMs. 2, 126^^; waz an(jesle Trist. 9223; waz bildes
cod. kolocz. 180; waz mannes er wa-rc (Jregor 2726;
waz hindes ich st Amis 765; waz kref'le? INIoroU 313;
waz Iriwen er pilac Dietr. 2694; w n/. frotven Troj. 19691;
waz krütes Troj. 10867; was Hute Troj. 11735; waz
tüten Alex. 2669. mnd. wal suchden Godefr. Ilagen 385;
wat helfen lfU4; nuil, wal groler an\l Kein. 5633.
bemerkensweilh eine aUs. slclle: luiat skal ik mfnes
diian :' (was meinerseits, mit mii-' Hol 100, 11, die andere
lis. liest mauages, was von vielem':')
im allii. dialect hat hvat wiederum ofl die bedeuliuig
von cinidquam, ((uod(|ue, z. b. sva al ther brolnar beina
hval (jeder knochen) Sivm. GS', inlerrog. livat megins l^.
Aaa
'738 euifacher satz.
aber auch Jem sg. rver kann ein gen. beigesetzt wer-
den: alid. wer ist mtnino in laiile? 0. V. l'J, .'iü. schön
verbiiulcl die nibd, spräche einen (gleicli jenem alts. mines)
vom Irai^ciulcii n>n' durch andere würler gelieiiiilen gen.
1)1. (jHoler (^lU'iuhch hule.) wer hal mich ijiiolt'.r u( getan?
iJilU \\ iriU im beginne sein buch selh.sl liagen . und Ku-
dolf, als er den eigeiUlichen Ürlenz anhebt: tvtr hat mich
qitoler her gelesen? Orl. 2120 (Doc. misc.2, 150.) ein ahd.
Iiuer quotero? ein golh. bvas (jödäizc'* livu (/odüizo? ist
nicht zu bezweifeln, mnl. in relativem sinn : ivien sit moch-
ten beveleu vroeder (cui prudentiori id conunillerent) Jbloris
250. golh. hvazuh ijuniakaiuluize Luc. 2, 23.
4. dem mit su versetzten interrogativ kommt der gen.
ebenfalls zu. ahd. so wer maniio so giloufe 0. I. 26, 5;
so wer so maiiHo so es giwuag 0. IV. 26, 26. mhd. swer
quoter (quicunijue bonorum) des gerl Iw. 6003; häufig bei
swazi SNvaz tvihjes \\ h. 135, 4; swaz hie varndes t;o/-
fce5 si Parz. 785, 12; swaz hliiete meie bringet, swaz hluo-
tnen beide Iroit Als. 2, 240»; swaz ich vert und hiure des
hohes an dich getruoc Aw. 3, 202. alts. su buat so go-
daro manno Hei. 18, 19; so buat so ßriho 133, 23; so
huat so sia im tionono tuo tuogian woldun 161, 10; so
huat so sie babdun (jetviuistes 35, 3. huat ik mcnino si
93, 16; buat be im sodlikes seggean ^veldi 6, 3; fjodcttn-
des luiat 6, 7; luttiles buat 80, 14; buat ihu is willies
118, 14.
5. das golh. svaläud (gramm. 3, 48) bat den gen. bei
sich: svalaud viclis mitli izvis vas ToaovTov yQorov /{(&
Vf((JüV 61/11 Job. 14, 9.
6. goth. sums: izvara sumäi Joh. 6 , 64 (oben s. 457);
ags. siuiif besonders mit Zahlwörtern (s. 458. 459.) ein ahd.
beispiel steht 0. III. 20, 33: cpiätun sume ihero knelito^
alts. sum sösalig ward manno 115, 23; sum so mödeg was
Jude'ojblkes 130, 9.
7. golh. ainsJinn driggkandane oi'Sf}<: tiioji' Luc. 5, 39;
valdiifnje ainbun Job. 19, 11; du ainuluin thizo Luc. 4,
26; ni uinsbun manne jtiindize Juuc. 14, 24; doch ainsluui
US izvis Joh. 16, 3 statt izvara.
8. alts. gihiie, gihidlic (quilibet) : alloro manno gibues
Hei. 49, 23; alloro thingo gihues 50. 4; alloro giluies 55,
12; thes alles gebuat 46, 17; allaro thegno gehuem 35,
18; undar huilicunui be si thesaro ciinneo afödit 18, 15;
nomen. casus, vom norn. ahh. gen. 739
luiilic thero 80, 12; huilic iro 166, 16; ef tlm tliero,/brrt-
siKjuno ciiliiiilic iii bist 28, 7 ; eiihiiilic sis edilero nianno
93, 22; d(i(jo liiiilikies 69, 21; allaro dago gelmiJikies 102,
14. 18, alls. huedar: liuedeioii thero tueio 163, 27.
iiiclit anders alid. und iiilid. prouomina desselben begrifs,
z. b. der vroxven isliche Nib. 607, 2; vgl. die alid. allero
giwelih Graif 1, 205. noch bei dem iilid. jeder und je</-
lich concurriert der gen. mit der piap. von.
9. alid. ioman y nionian: nicnian anderro N. ps. 21, 12;
nieinan guotero ne ist N. ps. 80, 8. nilid. iemen , nie-
rneu: daz in da nietnen sach aller die da ^varen Nib.
411, 4; nienien anders Iw. 6237; da Avas manne nienieii
Gudr. 394, 4; ninl. niemen anders Älaerl. 1, 285; nhd.
ieuiaud fremdes , bekanntes, jemand anders. Auch liier
merke man die nilid. gen. pl. (jnoter, kunder und frem-
der: daz sol nienian (juoler klagen Wigal. 7000. 101.^8;
daz sie ze relile nienian gnoter scheiden sol Walth. 18,
33 ; einen nom. niasc. wird wer die oblifjuen casus er-
wägt nicht annehmen: die nidcnt daz, ob ieman (dat. sg.)
tjuoter lieb gescha-he ]Ms. 1, 61''; ('er mir noch nienian
(dat. sg.) (juoter touc ]\ls. 1, 181^; du minnest nieman (acc.
sg.) guoter jMs. 1, 59^'; hau ich (fuoter iemeu jNib. 146, 3.
sie hiule nieman kunder blove 516; iemen vremder Iw.
6229. diese constniclion ist auch mnl.: niemant <jfoef/er Hein.
4500; lernen (joeder Floris 1112; nochtan so nes nicmont
vroeder de dal verwit iemen l cyoef/cr Sloke 2, 278; nienient
hovesseher Sloke 3, 16. in dieser niundarl wäre ein nom.
niasc. auf -er vollends unmöglich.
10. manags mit gen.: nianagai thizos manageins tioIXoI
IM Tov öyloii Joh. 7, 40; (jvainö managans thize faüra
J'ravanrkjandune iievdijüi') imlloVi; loiv "Ji ooi;,i(icqt'}j-/.Ötmv
11 Cor. 12, 21. ahd. manage thero l*harisa'orum T. 13, 13;
doch in der regel lial golli. aliil. , zumal nihil, das subst.
mit manec gleichen casus, alls. mancnnuies manag llel,
37, 9. ags. rinca nianige B. 1450; häledha nioneguni
B. 6217. nhd. kann zu manche und viele iK'r ])arlilive
gen. construiert werden.
11. da das ad), all sich ganz dem pronominalhegrif <pils-
que, quicuiupie nähert, so kann der gen. bei ihm nicht
befremilen. goth. alla razdo 'juam yhöoau Born. 14, 11;
meisl aber steht der sg. neulr.: hinW vaürde fVi/ ^lavTt ())';i(h7i
Luc. 4, 4; all vnnrdf'. näv ()>':/iu 11 C'or. 13, 1; all haijme
ni läujandiine akiaii nüv (ttvi^Qov fn] iintovr yMo^iov
]Malih. 7, 19; all h'iine unhairandanc uicv y.lt,nu fn]
A a a 2
740 eliifdch^r salz.
(fi'nov '/.c.imüv -loli. 1.5, 2; all ilalei , all faivfjnuji: jah
lihiinr iiüiut (fuQuy^, itav onot: y.ai fJovröc; \.\ic. .'i, 5;
all f'iäistnhujo -^lüviu -ntioun/iov Luc. 4, 1;^; :ill ahane
'jiuvTu rovv Pliil. 4, 7; all viaiine vrärru iiv&ooniov (ol.
I, 28; al" allainnia vuilitc nbildizo cIjIo iiuvTOi: ti'doi'S
iiovrooi' l'llicss. 5, 22. die liiyuiig iniiU sehr deiitscli ge-
>vesen sein, weil sie gegen die griecli. weise gehraiiclil wird.
selUier stehl ein gen. sg. neben all: all dagis ö'/.i-v t?;v
'ijfiiouv Uoni. 8, 36; all fadrtinis nC'OU nccroiu l'lph. 3, 15.
alle beigebraclilen beispiele des gotli. gen. pl. haben im gr.
text einen sg. , wo der gr. phir. subst. steht, liilit llf. sein
adj. das sulisl. begleiten , z. I). allans thans veihans iiavTus
TOVQ äyiovg Eph. 1, 15; allus ihiudus ixaviu Tel tdvT]
Fioni. 15, 11. Ahd. linde ich nur in wenigen' stellen den
gen. sg. und ])1. neben neiilialeiu al : al (jizitufjilu tliaz
ist (oninis lingua) U. 1. 2, 33; al (jiJiKjiles tliaz ist 0. 11.
22, 18; tliaz imo al liebesten ist O. ]i. 13, 33; al (juotcs
daz er habet N. i)S. 39, 17; al dhazs cJnscaffanes ist Is.
II, 17; immer also in Verbindung mit relativen. nilid.
scheint die cunsiruction ausgestorben, wenn es Iw. 1795
heilU: al ir vrouwen, so steht das unllectierle al für aller
und gehört zu vrouwen, das nicht davon abhangt, sondern
von dem vorausgehenden lere. ISib. 545, 3 allen die wir
lian t/er (jetriiven vriunde ließe sich der gen. pl. auf allen
beziehen, aber auch aus dem bloßen han erklaren (s. 647.)
alts. al ihat sea bihlidan egun (jiwarahtes endi (jhvah-
sanes 2, 5; al sulic . orfe* so thius erda bihabad yitr/rtro/'o
Jrumono 33, 4; al that sie thar Jeltas elitun 35, 16; al
tv/ties endi ivmnmes 46, 5; al that siu habde xvtlono ge-
wannen 115, 15.
Anmerkung zu dem gen. beim pronomen. er hat etwas
partitives. wenn "wir nhd. sagen: manche, viele, einige
dieser nühmer, so sollen sie in dem begrif der menge
liervorgehoben werden; daher auch die umsclireibung: vom,
unter diesen mannern. war aber die Vorstellung der Viel-
heit unangeregt, so heißt es bloß viele, manche, einige
niänner, und dann liegt der nachdruck auf dem adj., dort
auf dem gen. im eiugang wird gesagt: einige leute, im
fortgang : einige von den leulen. doch bei allgemein be-
kannter mehrlieit darf schon partitiv begonnen werden:
viele unter den menschen, wie lat. mulli hominum. aber
viele menschen, multi homiues klingt uns einfacher.
der gen. läßt sich meistens durch die prap. von, einige-
mal auch durch aus, in, unter umschreiben: jeder von
ILO nie IL. casus, vom jwin. ahli. gen. 741
den leuten, unler den leulen , jeder aus dem häufen, alle
in dem luiufen, manche des haufens, aus, in dem häufen,
gülh. managai thizus manageins noKKol i-y, tov oy/.oi'. an
die stelle dieses aus oder in kann aber uiciit das pron.
adjeclivisch zu dem nomen gesetzt werden, da aus und in
mehr als den bloßen theilbegrif angeben.
der parlitive gen. ist auch eigentlich ein pluraler, d.h.
der adjectivische ausdi-uck jede blume, jedes wort ist um-
setzbar in jede der bhimen, jedes der ivorte , und so das
gr. nüv ()7]\ii(c in ein goth. all vaürde. doch gilt ahd. al
(jifmjiles , goth. all Ja dreinis , weil in gifugili und fadrein
eine mehrheit liegt':' oder nuil^ das Jieutrale substantivische
al angeschlagen werden? auch bei thata und hva kaiui der
gen. sg. stehu : thata shathis, ihaz guates, huaz andareSy
vgl. niomau andares und anderro.
An den gen. bei adj. und pron. schließt sich der bei Zahl-
wörtern.
man hat zwischen einfachen und zusammengesetzten
zu unterscheiden.
steckt in der Zusammensetzung ein subst. , so hängt von
diesem der beigefügte gen. ab, ohne riicksicht auf die syn-
tactische bedeutung. doch kann alliniihlich das verdiui-
kelte compositum wieder den schein einer einfachen zahl
annehmen vuul dann auch in bczug auf rection den übri-
gen gleiclistohn.
mit einer einfachen zahl soll entw. bloß gezahlt, oder
der kleinere theil einer größeren menge bezeichnet -wer-
den, im letzten fall ist der zahlbegrif partitlu ^ und das
subst. kommt in den gen.
der erste, \u)d gewöhnliche, fall liißt das zahlwort ad-
jectiviscli und so weit es ilecticrbar ist llecticrl mit dem
subst. verbunden werden.
goth. uinana bandjan IMaltli. 27, 15. IMarc. 15, 6; drak-
min uinamma Luc. 15, 8; tvai blindans IMatth. 9, 27; fis-
kus tvui Luc. 9, 13; vairus tvai Luc. 9, 30; tvai dulgis
skulans Luc. 7, 41; tvans foluns Marc. 9, 45; tvans da-
gans Job. 11, ö; Ivans siuuuis liuc. 15, II. (Jal. 4, 22;
tvans vaicU^djaMS JNlarc. 15, 27; Ivos paidus l-uc. 3, II;
tvuiin p;iidum ]Marc. 6,9; dagans ihriiis IMarc. H, 2; idi-
jans thrins iMarc. 9, 5; thrim sintham II Cor. 11, 25; jerain
thrim Luc. 4, 25; fidvur dagans .loh. II, 17; af lidvor vin-
dam JMarc. 2, 27. 13, 27; 'limf skallans l,uc. tO, 18; linif
»742 einfacher salz.
lilaibani Lnc. 9, 13; juka ai'ilisno fimf I.nc. 14, 19; in^-
iiollis limf Luc. 1, 24; dagaiis sai'lis I\larc. 9, 2; im-iHjlhs
sailis JiUC. 4, 25; sibuii hluibans INlarc. 8, 20; sibun spyrci-
tlaiis Marc«, 8; jcra sil)iiii Luc. 2, 36; dagt'is ahtau Luc.
2 21. 9, 2<S ; drakinans tailuin liUc. 15, 8; lai'lnin tliiiils-
filhii Luc. 17, 12; lai'hun dailus liUC. 19, 13; XJI vinljims
]Matlli. 9, 20; Ivalil' hveilus .loh. 11, 9; thäini tvalif si',ioii-
jani Mallli. 11, 1; ana spaurdim finiflaihunim Joli. 11, 18;
bi fidvurlaihun j^ra Gal. 2, 1.
abd. in elneinu hantgriila Is. 47, 8; einan nutbciidigoa
Mallh. 27, 15; iro sueslcr zua 0. IV. 29, 57 ; zuei jar 0.
L 19, 24; zucnc blinle iMallh. 9, 27; dhri goda Is. 51, 7;
dhrim beidciu Is. 35, 21; fünf dunibo iMaUb. 25, 3; zuelif
jär MaUb. 9, 20; zuelif ibegaua 0. 111. 14, 85; zueliviii
Sinei! jungiron Mallb. 11, 1.
alls. fiscüs tuene 87, 10; gebrudar tuene 37, 19; tliria
tlicgnos 144, 21; fiuvvar naht 124, 23; giisltn brud fivi
87, 9; sibuu sulun 100, 5; tehan sidun 102,8; tuelili man
37, 15; birllos luelivi 88, 2.
inlul. kann die llexion des nom. acc. und gen. pl, meistens
nicht unterschieden werden , daher iinzahlige stellen , wie
dri tage, vier pfenninge, z^^elf rlsen , für unsere Unter-
suchung zweifelhaft bleiben ; schon eher laßt sich bei fem.
und neutris der gen. pl. erkennen, also z. b, ein nicht
parlilives zwo nitle, driu wort von dem parliliven zwo
nulen, driu vvorte sondern, doch löst überall, auch beim
masc, die beifügung von art. oder adj. den zweifcl : dri
der tage, driu der worte. bei starken subst. stellt die
flexion des dat. pl. gewöhnlich von der des gen. ab, folg-
lich ist drui tagen, vier tagen inuuer unpartiliv.
uhd. fallt die form des gen. pl. durchgängig zusammen
mit der des nom. und acc, und nur der art. hebt für diese
casus die parlitivconstructiou hervor: zwei der männer,
drei der tage.
Ich habe nun auch für die allere spräche den partitiven
gen. neben einfachen zahlen zu belegen,
goth. ains visands thize tvalibe eis top ix Tiöv ()'c)^fy.ci
Job. 6, 71; izvara ulns Job. 6, 70; ainana asnje theindhe
Luc 7, 19; Ivans siponje seinäize ovo röiv fiad-r,TO)V avtov
Marc 11, 1. 14, 13. Luc 7, 48. l'J, 29; faur jere fidvör-
talhun (s. 1.) II Cor. 12, 2.
nachlas8i<T ist T. IMallh. 11, 2 duos de discipulls suis
übertragen suie jungiron zuene, es sollte heißen: sinero
jungiröno zuene; Malth. 18, 19 steht die prap. zuene fon
iu = in war. umgekehrt wird Is. 45, 11 das duae personae
iiü/nen. casus, vom nonu ahh. gen. 743
des textes partiliv iibeiselzt zwene tlhero htido. in zua du-
btjno gimacliou 0. 1. 14, 24 hängt der gen. ab von giniachon.
alls. en iro (eins der Zeitalter) Hei. 2, 8; thero erlo
en 74, 3; en thtro tiiellßo 47, 22. 122, 6; inwar tutlibio
en 140, 1; thero jiuujrouo tuena 175, 6; thero ijumono
iiiguni 38, 2; ijertalo tiielibi 23, 3.
nihd. der zivelve einer Kol. 7, 26; der zweier einez
Iw. 1650; ir einer I\v. 1037. 6911; unser einie Iw. 4980;
starker rujele zwene Nib. 612, 4; zwcne strlticjer man
6950; iinver dn Iw. 5273; unser dri l\v. 5259; er hat ir
noch viere Iw. 4483. es wird aber auch von gebraucht,
z. b. diu eine von den driii Iw. 3395.
nhd. unser einer; zwei dieser leiite^ drei der frauen.
gewöhnlich: einer von uns, drei von den frauen.
Was niui die decaden angelit, so haben die goth. 20.
'6Q. 40. 50. 60 jederzeit den gen. bei sich, der aber, wie
vorhin gesagt, nicht von dem parlitionsbegrif abhiingt, viel-
mehr von dem sidjst. tiyjus: milh tvuini ligum thüsiindjo
fitTa ei'y.ooi yi)aädv)V Luc. 14, 31, d. h. niclit cum vii;inti
milliuni, sondern luipartiliv cum viginli millibus, wie auch
die vulg. gil)t; thans thriiis liguns sihihrinäize ra i<}iu-
xovTu ccoyvota , triginla argenlcos INlallh. 27, 3. 9; vas
jcre thrije tigive Luc. 3, 22, hier wird tigive von vas (wie
Ivalibe s. 652) regiert, jere von tigivö , wiewol auch die
parlilive structur zulässig wäre; daye fidvor liguns, ganz
iMii)arlIliv INlarc. 1, 13. liUc. 4, 2; fnnl liguns jere Job. 8, 57.
nicht anders verhall es sich, weiui zu den decaden noch
einzelne jähre gezählt wcnlen : spaitrdc XX jah V Joli. 6,
19; LH. d(hj(' Neh. 6, 16.
das ahd. zuc verwächst bereits mit der einfachen zahl»
regiert aber gleich jenem ligius den gen. pl. : zuein/.ug
selmo 0. IV. 28, 19; ihic ditzuc pf'enniuijo T. INlallh.
27,3; (hi/.uc sllabarlintjo T. INlallh. 27, 9 ; lioru inli ahlu-
7A\s, jaro r. 7, 9; thero jaro fiarzug ui was 0. 111. 4, 17;
hm fzuc jV/'i'O Is. 61, 20; zehenzug phtinto (libras cenlum)
T. 212, 6; ih walluta sutnaro enti winlro sehslic llild. 49.
alts. thrilig scatlo Hei. 157, 7; silubar scatlo tluilig
137, 10. ihrTlig winlro 29, 7. thr?lig (jero 25, 15; fiarlig
daao endi naiilo 13, 24. eiiunal sieht alx-r auch schon
ein unparlitiver dal.: aftar them llwartig dagun31,24, der
fiubsl. bogrif lig niusle also erloschen sein.
ags. ihrilig thetjna Jj. 245; Hllig vinira ]). 5462.
mhd. werden die decaden, gleich den einfachen zahlen
meist un|)artiliv, zuweilen partitiv behandell. entschieden
744 einfdcher satz.
jenes z. b. zwcinzcc inile ?sib. 370, 2; nlizcc röte bare Nil).
238, 3; in vier u. z\vc'iii/-cc tngcn Aib. lO'J'J, 2, >veil hier
der gen. pl. zu laulcii liiille: inileii , ruler bAren , ta^je.
eiilschiedcu parliliv , ^velm es z. 1). beitU zweiiizec />/auf/e.
nie bis eiilscbeideii slelleii wie: drizec megde J\v. 6367;
vierzec laye l\v. 4153. 5744; drizec gar])eii (oben s. 722);
sehzec man iSib. 245, 3; sebs u. alizec froiivven Nib. 532,
1; zNveiiizec Irununen Parz. 571, 2; fünf u. zweiiizec ber
Parz. 736, 28.
nlid. muß ein vorgesetzter art. oder ein adj. den gen.
pl. für die parlilive slnulur liorvorliebeii : zwanzig der
mi'mner, dreilWg edler lente, unserer leiite.
Die büheren decaden 70. 80. 90. 100 und vielleiclil 110.
120 wurden golb. nicbt mit ligius, sondern mit tehnnd,
im frübsten abd. nicbt mit zuc sondern mit z6 gebiUlel.
neben diesen 1)ildungen erscbeint wiederum der gotb. gen.
pl.: JcW ablaulcliund iab fidvur Luc. 2, 37; in niuiilebun-
dis jab niune (jarailitdize Luc. 15, 7; talbuntcbuiui Jambe
Luc. 15, 4; taibunlebund inltade kauniis Luc. 16, 7; vgl.
tbai sibunlebund Luc. 10, 17; antbarans sibuntebund Luc. 10,
t. abd. sibunzu ivehhono Is. 59, 22. 61, 9; zebanzu endi
feorzuc wehhono 63> 1 ; zebanzu hipiintaUno winperro rifero
(centuni ligaturas uvae i^assae) Diut. 1, 509^; aullallend ein-
mal obne gen. after dbeni sibunzo webbuni Is. 63, 5.
Für die liunderte gilt im gotb. das neutr. hund, mit
dem gen. pl. des gegenständes: tbrija bunda skatte ]Marc.
14, 5; skatte fünf bunda Luc. 7, 41; yurnane CL Neb. 5,
17. *) abd. zuei bunt eliiiöno T. 236, 7; niun bunt zfto
O. IL 4, 3. alts. siluhevscatto tue bund Hei. 87, 2. mbd.
der howne bundert Parz, 690, 23. vorberscbend aber un-
partitiv: driu bundert wip Iw. 6191; bundert sper Iw.
3352. so auch nlid. , zur bervorbebung der kleinern aus
der gröüern zabl aber: drei bundert der tveiher.
Das gotb. subsl. tluisnndi verlangt den gen. neben sich,
ohne riicksicbt auf die ibciKveise Vorstellung: finiftbusund-
iös vaire Luc. 9, 14. eine andere wendung der construction
ist IMarc. 8, 9 ; vesun thai matjandans sve fulvur thüsund-
•) neben dem decimalen liiinda (centuni) sclieint ein diiodeciniales
liunda tailiuntevja bestanden zu haben (wien, jl). 70, 44), wobei aucii
der aen. p!. : fif bundam tailimitevjam hruthrt' 1 Cor. 15, 6. dies tev-
l'am kann nicht der dat. pl. von teva oder t('vs 1 Cor. lö, 23 sein,
welclier tevöm oder tevini lauten würde, sondern entw. von einem
neutr. tevi, oder die schwache adj. form.
nomeii. casus, vom iio/n. abh. gen. 74ö
jus, "WO auch hätte stelin küniieii: tliize inaljantlane. alid.
finif thusunta ijommuno T. jMallli. 14, 21. die inlul. bei-
spiele sind wiedei' liäiifig unsicher: drizec tüsent deijne
]\ib. 159, 2; iiiun Vxisent hnehte iSib. 1447, 3. alls. </?<-
mono fif tliusuiidig Hfl. 88, 4. Im goth., so oft docadeu
von tausendcn angegeben werden, nniU tliusuiidi selbst im
gen. pl. stehn : niilh tvaim ligum tlmsundjo Luc. 14, 31,
aber inith taihun thüsundjum. hundertlausend würde also
lauten: hunda thüsundju. mhd. aber drfzec tüsent (statt
tüsende) Nib. 159, 2; zweinzec tüsent Nib. 168, 4.
Ordinalzahlen werden , was aus ihrer form folgt, den
Superlativen gleichgestellt, können also den gen. bei sich
haben, oder nicht (s. 736.) der evs>\G des haufens (im
liaufen); der erste der Jimifen (unter den häufen) r=: der
erste häufen, während sich jenes: der erste des haufens
nicht in das bloUe adj. aufleisen läßt (s. 741.) goth. hveila
saihstö jMarc. 15, 33 ; in nieiiuth saihstin Luc. 1. 26, un|)artiliv.
goth. anlhar sipövje is (s. 456); ahd. tJiero zueio an-
der 0. 11. 7, 23; ags. odhcr tveija (eins von zweien.)
häufiger inipartiliv, bloß adjecliviscli.
Auch bei dem mit ordinalien verknüpften seihe (2, 950)
findet sich der gen. pl. ein: selbander richer künecje W'\\.
30, 11; selbe lümlie shire tjenöze Wh. 33, 7; der selbe
sehsle hnneije was Wh. 27, 25 ; du selp sibende starker
man Wh. 457, 12; selb zchende miner man Bit. 11552;
selbe vierde de(jene Nib. 388, 11. noch später in weis-
thümern : selbe sibende untjesehollener Utile u. s. w.
Endlich bemerke ich einen gen. sg. bei cardinalien ,
der von jenem ))artitiven gen. pl. verschieden ist. wir
sagen nhd.: deiner zwei heben diesen stein niclit auf;
seiner vier würden die ganze weit umkehren; der sinn
ist: zwei deines gleichen, wie du, vier wie er, also ein
veryleicheuder gen. ni'id. wiser dan Salmönes dri Frcid.
83, 18; nu lat mtn eines wcsen dri l'arz. 4, 2; er er-
friiie, wa^rn sin eines dri l'arz. 449, 5; shi eines wivreii
dri Wh. 108, 7; min vier mühten nilit gesagen Hab. 76',),
wieder anders ist: so werden einer rede zwo (zwei aus
einer rede) Gregor 3086. der gen. pl. wird aucli auf sol-
che weise stehn dürfen: unser einer weiß das wol , d. h.
einer wie wir, nicht einer von uns. mlul. ob ich der
sinne liaMc zwelle der ich einen hau 'l'iisl. 4(ii)2. Iw.
5259 lieiiU : da/, nnser i\v[ sint, ilaß wir aus tiiein be-
slehn, zusammen drei sind, und so nhd.: es sind nnser
zuei. der gen. «Irückl dann feine beziehungen aus, die
sich oft nur aus ilcm ganzen der rede enlnohmen lassen.
746 ein J liehe r satz.
I.f. Datii). hier lici-sclioii Avioder porsüiiliclie Verhältnisse
(s. ß''^4), im gcgoiisalz zu den oljjt.'clivcn des gen.
A. von sahst. ahhii)i(jend. Ein eigenUiclier dat. ^vi^(l mir
seilen neben siibst. slehn Können, in welclien ein veibalrr oder
adjcclivischer begrir lebendig ist, von dem der dal. abhängl.
1. gotli. bei J'rduja (dominus): fianja ist sa suniis ni^ns
jah Ihamuia sahbato nv^^ioi; laziv 6 vioQ lov ai'OQOiiiov
y.(u rov ov.[ißäji)V Marc. 2, 28; ebenso JiUC. 6, 5 wo nur
ifianima sabbalu daija. Nvie der gr. lexl hat die vulg. in
beiden stellen den gen. sabbali. Ulf. aber selzle niclit
frauja ihis sabbato dagis , sondern thamma daga, weil ilim
frauja ist zz: fraujinölh (s. 691) gilt, so würde auch bei
iH?iks ist, thiudans ist ein golii. dat. zugelassen werden,
nihd. stellt die präp. über: isl herre übern gral , ist kiinec
über ilen berc Als. 2, 1.5'\ wie es iieiiU herseben über den
gral, wovon im verfolg Jioch. Ebenso golli. bei sipöiieis
(disci[)ulus) : thu is sipoueis thamma Job. 9, 28, ^gl. si-
punjan s. 689. ;,
2. mhd. bei nrtcAf/e&//r (vicinns): ist zvvivel herzen utich-
gebur Parz. 1, 1 ; herzeliebe ist dem libe ein heiler nach-
gebur Wigal. 9418 ; der Kriechen rilerschefte was er ein übel
iiucligcbur Troj. 160c. noch nhd. der ist mir ein guter iiach-
bnr, dem andern ein schlinuner nachbar. nachbar be-
deutet einen nahe wohnenden , und mit nahe wird , wie
mit dem lat. vicinus der dat. construiert. zum golh. ga-
razna würde sich kaum ein solcher dat. schicken, wol
aber sieht er bei nehviindja (propinquus), da wo der gr.
text wieder keinen dal. bul : hvas ist mis nehvundja? ti's
ioTi fiov nXijGiov; Luc. 10, 29, vulg. quis est mens proximus 1*
3. nilul. bei vorJoufe (praecnrsor) : ein vorlouf allen
swelhen A'N'insw. 461, 21; du ividerstrite (ch'Ti'/iayos)
vieiides rate, bosser qer Ren. 111. ähnliche slrucluren
denkbar bei subst. wie helfer, rathgeber, beistand und dgl.;
so lal. bei auctor.
4. es ist s. 351 bemerkt worden, daß beim persönlichen
pron. in der Volkssprache oft der dal. statt des gen. ge-
setzt wird. aUfranz. la feme an prestre (s. 352), le fils
a Porse (s. 718) und viel solches.
B. vom adjecliv ahhäntjend.
1. adj. der liebe und des hasses. goth. Hubs (carus):
sunu liubana sis v'tov dyanrjov aviov iMarc. 12, 6; brö-
thar liubana mis Pliilcm. 16. ebenso ahd. liop, inlid. liep,
nhd. lieb. goth. hullhs (propilius) sijais mis Luc. 18, 13;
nomen, casus, vom no/ii. ahh. cUit. 747
ebenso In allen übrigen dialecten. ahd. zelz : </ofe zeJzu&la
0. I. 5, 16. ahd. liuri, nihd. tiiire , nlid. theuer. golb.
vas iniina svers (gratus, acceplus) Luc. 7, 2. alid. werd
(carus): den liuten werd N. ps. 18, 9 vgl. Graff 1, 1011,
die bedeulung von dignus fordert den gen. (s. 733.) eben-
so nhd. mir ^verth , allen werlh. nilid. vieiit: daz ich hn
vtent 81 I\v. 2Ö41; swie vient man in wrere Nibi, 151, 2;
ime vinder Nib. 1079, 4; wurden si im su vteat Nib. 1642^
4; nhd. er ist tnir feiud. das goth. iijanils, eigentlich
part. präs. , kommt nie adjectivisch , wol aber substanti-
visch vor, aber nicht mit dem dat., da aiicli hjan den acc.
regiert (s. 686.) mhd. gehaz : ich enbin iu doch niht ge-
baz Iw. 1179; daz iu alle sint gehaz I\v. 1240; den schil--
ten waren si gehaz Iw. 7133; vgl. golh. liatizun mit dat«
(s. 686.) ahd. leid, ags.ladh (invisus); mhd. gevtere Tit. 63, 1.'
2. (jüle, milde, strenge, härte, zorn: nhd. ich bin dir
gut, ganz wie hold oder geneigt, aber auch es ist mi/'gut,
im sinne von fürderlich, nützlich, mhd. werdez iu guot
(proficiat tibi) Iw. 884. goth. gölh ist imma KaXör Igtiv
(wvo) Marc. 9, 42; goth thus ist Marc, 9, 43; g»j«h ist un-
sis her visan naXör loriv '}]/iüs toch dvai Marc. 9, 5, wo
sich freilich das zweideutige unsis auch als acc. zu dem
inf. beziehen liel\e; balizö ist auch thus cvfKfioH yuQ oot
Malth. 5, 29. 30. ahd. guot ist thir T. IMalllu 18, 8. 9;
biderbi ist iino Matth. 18, 6; bilherbi ist thir IMalth. 5,
29. 30. in diesen redensarten berührt sich der abliängige
dat. unnüHelbar mit dem allgemeineren dat. commodi (s.
704.) ags. /eof/Hiu lidhost (nütissinuis, gelindester) B. 6358.'
mhd. den vienden was er herle, noch heule: ei- isl uns
(gegen uns) hart. goth. mödags (iratus): hruthr seinamma
Matth. 5, 22.
3. nähe und ferne: alid. was Petruse gilanger (propin-
quus) 0. II. 7, 23. III. 6, 25. nhil. er ist mir verwandt;
er ist uns nahe, lerne, der nächsle, der fernste, so würde
wol auch das golh. sves (pi'oprius) ahd. suas einen |)ei'-
söidichen dal. regieren Ucinnen. liierlier nehme ich noch
das golh. svulta vairlhja (morli propinquus) laic, 7. 2.
wenn es nicht Zusammensetzung.
4. (jleichheit , ähiilirhheil. goili. hvamma gnlciUs ist?
liUC. (), 47; galeiUs ist mann limrjanditi l,nc. 6, 48. 49;
sijiiu galeiks izvis liugnja Joli. 8, 55; galeiks thamma ist
Joli. 9, 9; anllirua galoiUa thiza'i Marc. 12, 31; galeikai
sind harnam Luc. 7, 32; galeik ist barnam Mallli. 11, 16.
ahd. wemo luon ili iiilihhaz thiz cunnil' i;ilih isl kuchton
748 einjacher salz.
sizenttn in slrazii 'l\ i\laiih. 11, 16-, cliilihlian (fotc Is.
2iy VJ. 41, 17; giUh ijotuu würiu ü. 11. 5, 17 ; fulisrn
AverdoDl sie gcjili N. ps. 61, 11; dir ne ist keltcliör iN. ps.
39, 60; iltu gcNvast ist glich Jero y>«/mou mite dirie sj)iiiin(!
sinl ulich (Irn tviulnihun VV. 63, 25; llieist Icidon ullc'it
ungilili 0. V. 7, 25; ungcliii ist er diett iN. ps. 11, 7.
eheiiso nilicl. gelicli , nlul. gleich, iiilul. ez ist dfii liiile-n
golich JMs. 1, SH*^*; dem lade si betle wain gelich I'arz. 573,
28. die juhd. spräche coiislruiert aber dies adj. auch geni
zu alwjtracten begrillen : ir hur was dem ivunsclie geltch * )
Iw. 1334; aventiure diu dventiure wrcre gelich Parz. 648,
22; er was ffer werden tver geltch Parz. 532, 28; alrerst
stritc ist er gelich Parz. 5G2, 6 ; siii tat dem pr/se ist gar
gelicli Parz. 717, 28; ez was den f'reiiden da gelich Parz.
638, 24; ziihte site gelich Parz. 167, 4; daz wiere gelich
der ivurheit Geo. 4004; die zwea dem töne welru gelicli
Wh. 249, 20. diese ausdrucksvollen redensarten müssen
>fvir nlid. anders wieder geben: nach etwas aussehn , einem
gewachsen sein (parem esse alicui.) DaU mit gelich eini-
gemal auch der instr. verbunden stellt, werden wir nach-
her sehn, den gen. bezweifle ich. denn im ahd. sin gili-
cho 0. III. 20, 36; min gilicho 0. V. 20, 12; ther min
giliclio 0. V. 25, 56 *-)\ mhd. sin geliche Wigal. 1329.
2857 stecken possessiva und ein schwaches siibst. , V(jn
dem wie von jedem subst. der gen. abhängen kann : iro
geliehen N. ps. 138, 20 ir geliche Wigal. 2468, ahd. Adü-
mes kelicho N. ps. 8, 5. entscheidend sind die Ilecliorlen
possessiva: Ihaz min^ gelichon leibent 0. III. 7, 52; sinen
geliehen Wigal. 1035. '■^■**) Parz. 295, 5: sines wibes gli-
chen schin, muU der gen. nicht auf glich, sondern auf
Schill bezogen werden: den gleichen schein seines weibes.
Nicht anders liudet sich der dat. beim ahd. anagalih (si-
milis): diioemes mannan uns anacliilihhan Is. 23, 14. goth.
ibna (oben s. 572): ibnans aijtßlum sind Luc. 20, 36;
beim ahd. epano , epaner, mhd. eben, kein dat. aufzuNvei-
sen, obschon er bei giepanon (aequare) steht.
5. angemessenheit y einslimmumj ; gadof ist veihdini
ngi'nii dyion Kph. 5, 3; thalei gaduf ist thlzäl Iidilon
Idiseinüi ci nQinei ri] vyiaivovoij didaay.a)Jci Tit. 2, 1;
*) xo//.«t Xaoirfaaiv ofioUu II. IT, 51 = y.öfiatq XuQiro)v, also:
dem liare des ^^ uiisclies.
**) uubegreiflicli ist mir muiu giliclio O. 111. 7, 53. "^
•••) aus diesem min geliclie das iiiid. meines gleicliea (grainni. 3, 81.)
nofiic/i. casus, vom nom. abh, dat. 749
gadob vistdi Sk. 40, 14. alitl. gimazi, mlitl. gcrnneze : im
ist von einei" Wirtschaft ze reden baz geniaize Tro]. 19048;
ulid. mir ist geniiiü, angemessen, goth. gaqviss (consen-
tiens) in» vitoda llüin. 7, 16 : gavizneigs im vitöda llom. 7,
22. auch beim alid. gihengic Avird eia solcher dat. stehu
dürfen, ahd. nulfolgig lien N. ßlh^,204.
6. haß, festheit : golh. limj 6m liafls (niatrlmonio junctiis)
] ('or. 7, 10. ags. segl sule fast (resll lixiis) B. 3808; hen-
dum fast B. 1990. 28 3 2. 4168; deddhhedde fast B. 5798.
leijerhedde fast (ans lager gefesselt) B. 2008; deädhe fiist
B. 6086; crüjtiim fat B. 4482; \\ys,ehendum fiist B. 3753;
stajmlum fast B. 5434; vi/rtnvi fast (in den ^vnrzeln fest)
B. 2727. C. 247, 19; eordhun fast C. 248, 22; vitum fast
C. 186, 17; tirum fast C. 235, 27; hremhrum fast (vepii-
bus infixus) C. 177, 12; häufig erfolgt auch gleiclil)odeulige
zusanimenselzimg, z. b. lirfast, vuldarfast. einigemal laut
sich jener dat. auch ablativisch fassen, nhd. fest, an oder
in etwas.
7. gemeinschaft : thamma gamaln ist Ivelvoi y.oivov^.oxn.
14, 14; ganiuins thizüi vaiirtsai jah smairthra alevabr*gniis
vast Gvyy.oivi'ivos ri^g QiC't/S Jtcä rf^g iin'nijTos ri^g i-Aidui;
lyl-vov llom. 11, 17, wo man (jamdins elwan ai'ich für
das in der vulg. gebrauchte subst. soclus nehmen d;\rf, und
dann würde die consti uction den subslantivischcn beizi'.-
zälden sein. ags. iis oder i(nc gem.une (oben s. 132.) mhd.
lins allen gemeine Bari. 90, 29. so noch nhd.
8. knnde: vas kunths thamma (jiidjin Job. 18, 15; Sit-
num manne ni kiuilh vas ilph. 3, 5; cliüd was er chön-
nem mannnm Hild. 21; cliüd ist mi al irmiiuliot lli'id. 13.
ags. ne vas wie on modc cudh C. 164, 4. iiihd. und nhd.
liäufig ; ebenso bei bekannt.
9. möfjlichkeit : golli. allala mahtelg thamma (jaldithjan-
din iMarc. 9, 23; nist unmahleig </J<<Aa ainluin vai'.rdc Luc.
1, 37. nhd. ihm ist alles möglich, unmöglich.
10. schuld: gnlh. skula vai'illülh sldita'i Mallh. 5, 21;
skula fjativnmthdi INlallh. 5, 22; skula däufhäu INlarc. 14,
64. nimmt man den sinn von verfallen, obnoxius, haf-
tend an, oder den substanlivischen von Schuldner, ilcbi-
tor, so nast der dat., auch hat der lext irnyoi: ry; yoi'ofi.
wenn aljer sonst der gen. steht (s. 733), wie INlarc. 14, 64
i'voyoi' '\)aini'iov, liclW; sicli eine insir. beileulung denken,
wozu das lal. dignus niorte stimmt, und der beim ahd.
wirdic mit dem gen. wechselnde dat.: wirdic tude T. 197,
3. ags. mit gen. ealdres scyldig B. 4117.
750 einfaclu'.r fiutz.
Wir gelangen lilerniit zu den f.illcn ^vo ein entscliled-
iicr instr. , cl. ii. l.il. abl. cünsJiuierl werden muß.
1. nleiclihcll : merkwürdig, daß Luc. 7,31 Idf. sowol zu
den» veilxj galeiUa (o/iiotowo)) als dein adj. 'galeikai den
insir. Itvc {rlvi, cui) setzt, und in'clit hvainnia, \vie er
sonst llianuna hei galeiUs hat. aber aucli im lal. Avird bei-
des gesagt coniparaie »licui und cum ali(|uo; nlid. einem
und nn't einem vergleichen. liiernach ersclieint eiii goth.
/lue sijaiiia galeikai \(illig staltlialt, und selbst das einlache
leiks schon in livi-ltilis (grannii. 3, 46) mit dem instr. ge-
bildet, nicht anders ist es um das alid. hiiiol/h bestellt,
tili/} gilichü ü. IV. 22, 28, nihd. al diu gelkh Iw. 753
befrenxk't nicht.
2. (jriiWe f klein/ieit. icli "svill liier die prononunalfidle
zuerst angeben, goth. /jfelauds , Afaiva nianags (3, 46);
ahd. huro niihhil, Iniro inaJiac, Avenn ich dies liueo aus
liwiu CO richtig erklare, goth. vahsläu leilils vas zfj i)).iy.'ici
niXQOS rjp Luc. 19, 3, vgl. das lat. |)arvus, magnus corpore,
altn'. litill vexti. mhd. lieber ein gen. (s. 730), nhd. die
priip.: gfoi^ klein von leibe, an leibe, ahn. inn JiiKjoui
sturi (magnaninuis) S.xm. 269i' 272^-»'.
3. heideidung : gotl». gaskohai suJjom vnod'e(h/ir''}'oi'g üctV-
ÖKiha. j^larc. 6, 9; gaskohai Jnliim vjioCly^üüptvni rotg
nod'as E^uh. 6, 15. nhd. geschuht mit sandalen , geschuht
an den i iißen , lauter instrumentalbegrilTe (s. 712); ohne
z%Yeirel noch bei andern ähnlichen adj.
4. rciclitlneni , arnmt: goth. anstai audahafta -/.eyaonoi-
plv)] i'-.uc. 1, 28, vulg. gratia pleua, was T. 3, 2 gebuno
fulluge!;,eben wird, luiledans rt/njJiH (pauperes spiiitu) schon
oben s. 731 angeführt. alul. mhd. entw. mit gen. oder
präp.; nlid. reicli oder arm an geist , an gut. so hat auch
die mhd. spräche bei dem verbo riehen den gen. (s, 674)
anstatt des instr.
5. iveislu?it, erfahriinef. neben dem goth. fröds könnte
ein beslininiender dat. slehn , Avie im lat. sapiens corde,
mente, prudens consillo gesagt Avii'd. ags. vintrum frod
(klug an jähren, durch das alter) Ben. 3446. 4223. 4548.
C. 14t, 31; dngrime fröd (numero dierum prudens C.
131, 9; (jearum frud C. 143, 19; missm-iim frod C. 104,
30. 141, 16; ii öd fip-ndayitm C. 65, 26; %</e frod C. 117,
23; doch fröd on ierhdhe C. 200, 11., hierdurch wird die
ansieht s. 715 bestärkt, daß der dat. bei fraihjan (s. 695)
ein iiistrumenlaler ist. Ganz verwandt sind die begrilFe
nonwil. casus, vom iioin. ahli. inslr, 751
von alter und jugend: ags. vintrtim geong (jung an jähren)
C. 174, 33.
6. hranhlicit, ermattung. alls. umndon siok (vulneribus
confectus) IJel. 170, 28; ags. {Qovhhenniun seoc B. 5476;
henmiui seoc 13. .5804. C. 118, 29. einmal der gen.:
mödes seoc ß. 3205. ags. verig (confectus, lassus): vun-
dtini verig B. 5869; hclUreyiim verig C. 5, 18. Aviederum
genitivisch: sidJies verig (itinere fessus) B. 1152. 3586.
7. ruhtn. ags. dceduui ruf (virlulibus clarus) B. 5329;
mode ruf (animo clarus) C. 192, 3; doch niudes ruf C.
183, 28; niägiies ruf B. 4163. Imdhe hreniig (praeda clarus)
B. 247; since hreniig (opibus clarus) B. 3760; frätv^ttn
lirenu'g B. 4103. synmiui thriste (peccalis elatus) C. 116,13.
duyudimm vlanc (virlule superbus) C. 146, 8 ; hors liöjum
vlanc(equus ungulissuperbiens)ruuenlied. vgl. s. 715 gelpan.
8. mehriaKj und ahnahme. altn. harni aukin (gravida,
eigentlich aucta)Sivni. 139'. golh. %vird 11 Cor. 11, 24 lecau-
QÜ'/.ovici iraou filav (vidg. una minus) gegeben : fidvör tigiuis
äinamnia \ an AUS , bei Lulher vierzig weniger eins, ^YÖrtlicll
40, denen eins abgeht, mangelt, gen.: thiz(5 vanai veseith II Cor.
12, 13. mhd. niiner krafl ich bin worden wan Oswald 1783.
Diese beispicle des instr. bei adj. mögen geniigen, viele
davon, und andere mehr, waren schon 2, 621. 622 an-
gegeben, sie ließen sicl> nur aus der goth. ags. und altn.
Sprache schöpfen, nicht aus der ahd. luid mhd., welche
dafür den gen. oder priip. verwendet. hin und wieder
tauscht aucli gen. luid dat. im ags.; wo aber diese beiden
objectiven casus einander begegnen , ist ein instrumenlaler
dat. zu vermuten , kein reiner dat. Wo im ahd. neben
einem adj. die priip. nitl und der instr. gebraucht wiid. liilU
sicli, wie bei dem verbo s. 708, annclimcn, daß früher
zu einem solchen adj. dor bloße inslr. conslruiert woi'den
sei, z. b. stuant mit tliiarmiduamü reiiicr 0. IV. 32, 5,
d. i. virginilate purus.
Es versieht sich daß die jiart. der verba , von welchen
ein inslr. abhiingt, ihn ebenfalls regieren. den wenigen
s. 715 gelieferten beispiclen mögen hier andere foI:;en : ags.
(fh'dntn forgiiinden B. 5350; since licreafcd J>. 54S9;
heore druncen l>. 955. 1056; v/ne diuncen l>. 2'.t33. (\
94, 18, vgl. den ahd. gen. bei trunchnn s. 735; daulum
gedvolrn (". 116, 15; ijimmnm gefriitevod C 3(?5, 20;
mundum bevnnilen (manibus comprehensus ) B. 6040;
flwsce bevunden (carne circnmdalns) B. 4845; virum be-
vundcn B. 2055; vt/nnnm bevunden C. 305, 2t; vclan
752 cinJacJier salz.
bevnrulori (felicllate clrcunulaliis) C. 42, 2 *); inld vehin
beviiiiiloii (,'. 27, 10. alln. 'jaijni urdhü tlieir iL-gnir
Sicm. 78«, ^venn man feginn luv ein part. präi. gellen
lassen will; feginn _/uHrZi ockriim (vgl. l'aginun s. 71.5);
olboiin vrrLjoin iSieni. 2^9"^; skiöldum lliakidlir 4l>; giuiu
qrwHUiii lauki i^ u. s. \v.
His znlelzt anfgespart habe icli einen lianplfall des instr.
bei adj., den bei comjxtralioeu.
-sveiin die bescliallcnheit zweier gegenstände vergliclicn
werden soll, enls[)riMgen eigenllicli zwei siitze: die sonne
ist grüUcr, als der n'.oml ist. dieser nielufaclie salz ver-
stliwindel nicht durch die gewöhnliche ellijjse des zweiten
ist , wol aber durch die Verwandlung des zweiten noni. in
einen obli(juen casus. auf ahnliche weise erzeugt der inf.
einfache sülze aus mehrfachen (s. 91.)
in xvelchen obliquen casus? die griech. spräche Avahlt
den (jen.^ die lat. den ahl.y die deutsche den instr. oder
an dessen stall den instrumentalen dat.
dai^ von dem eigentlichen dat. hier nicht die rede sein
kann sieht man leicht, seine subjeclive nalur taugt niclit
für das völlig objective gescliaft der comparalion. es folgt
auch aus der anwendung des lat. abl. und des gr. gen. , da,
wo unser dat. einem gen. begegnet, der ablative d. h. in-
strumentale zu verstehn ist.
wir haben gesehn, daU bei dem adj. galeiks neben dem
dal. ein instr. erscheint (s. 750), wie der gleichung wird
er also auch der vergleichung angemessen sein.
*) warum aber gold vdon vimden C. 116, 4. 258, 9? es wird
»Inljei auf einen älteren, noch unerklärten bep;rir von rela (felicitas,
opes) ankommen. Wenn B. 6100 in der draciieniioie n;efnndeiie.s gold
der Vorzeit galdm hevuiuU'ii, mit zauber, in zauber pewundnes lieilU,
so ist das ein <ie}rensatz zu dem im besitze des meiisclien, das zum
lieil oder glück gewunden ist. das gold wurde bei Angelsaclisen und
Altsaclisen überhaupt häufig runden gold genannt, B. 2.387. 62()2.
C. 124, 30; ii'undan guld Hei. 16, 24, weil sie das metall in ringe
(beägas) zum sclimuck verarbeiteten, hauptringe, iiajsringe , armringe,
ohrriüge und fingerringe; solche ringe dienten zu geschenken, zu
tauscirn.id kauf, vgl. wuntane hougd Hild. 32; goltgewunden (mit
ring(?n umwunden) sper Rol. 179, 7. goldringen mag wie Schwertern
oft zauberhafte fertigung zugetraut worden sein. B. 2763 ist für vun-
duni guide zu lesen vundenc (Tliork. vundini) golde , nach der alten
instrumentalform, die vom dat. vundenum abweiclit, und auch nocii
sonst bei ags. adj. walirgenommen wird, z. I). orMr.* sidlie (altera vice);
niid oodciindc fultunie. (unter göltlicliem beistand); die versuclite ^iel-
leicht auch auf das subst. zu erstreckende accentuatiou bleibt proble-
matisch, diesen Überrest des ags, iustr. hatte ich s. 707 unbemerkt
gelassen.
nomen. casus, vom iwin. ahh. insir. 753
von jenem galeiks waren zumal pronomina der instr.
form abhängig; dieselben pronomina linden sich zu com-
parativen ein, vorzüglich jenen alterlhünilichen adveibien,
von welchen 3, 589 11'. gesprochen wurde, goth. tlie hal-
dis (eo amplius) Sk. 44, 16; folglich aucli ihc muis, tlid
mius , tlie seilhs, ahd. dhl halt, mer, min, paz, wirs
(3, 591); alls. tldü mer, min, bet, les (3, 592); ags. ihe
ma, bet, las, sei (3, 593), zuweilen ihy, z. b. thy las B.
969 ; tAy spemra B. 5755 ; ahn. thvi heldr u. s. w.
aus der allgemeinen vorneigung hd. mundart, den alle-
ren inslr. durch den gen. zu ersetzen (s. 75U), erklärbar
ist das jenem verdunkelten und ungelühlien diu pleona-
slisch vorgeschobne des. daher entspringen die ahd. for-
nieln des diu tiier, min, paz; mhd. desle mdr, min, baz
(3, 594), desle wirs Parz. 369, 14. \Yh. 156, 11; nhd.
desto mehr u. s. w. oder bedeutet das ahd. ihes thiü tarv
O. I. 22, 47 etwas anderes als das l:)loUe thi/r mer II. 16,
34. IV. 7, 69? mit gleichem sinn halle ihes mer, was frei-
licii nie vorkommt, köinien gesagt werden, ich linde auch
es statt thes hinzugegeben: e*' Ihiu wirs (eo pejns^ 0. 1. 1,
86, falls hier nicht der gen. bestimmter auszulegen isl.
einige ebenso enlschiedne inslr. formen des übrigen no-
mens zeigen sich beim comp. ahd. Sid UuzHil (post pu-
sillum) fr. th. IMatlh. 26, 73, wenn hier sid das 3, 591 ge-
suchte adv. comp. ; dhü chiminnerödes inan liuzelü min-
nerun dhannc got (tiiinuisli eum paulo minus a deo) Is. 55,
9; miviltlü min (nihiio minus) gl. Jun. 240. alls. lioboron
mikil/} liel. 50 , 23; inikilii belera (niullo melius.) alln.
lengr litlo 8;em. 208-^; lillo lengra 255^^; mildo belri 138'.
in allen diesen foi-meln liegt nun keine enlgegensetzende
vergleichung , diu mer (eo magis) ist nicht: mehr als das,
somlern: um so mein-, liuzilu min nicht: wenigtr als klein,
sondern : inn ein kleines weniger; die elgenlliche coinp;i-
ralion kann noch ilaiieben ausgedrückt sein, z. b. micliiiu
pe/.iro danne ih (nudlo melior ([uam ego.) ich bemerke,
daU die hd. mundarl auch hier gern den gen. stall »les
inslr. braucht: eines nu'u dhanne fimfzuc jaro Is. 61, 19;
niicJdles m6v 0.11.22, 32; mhd. mieltels gerner (bei wei-
tem lieber) Rüge 456. ähnlich ist schon das golii. fih'ius
mais (mullo magis) II Cor. 8, 22. inslr. oder gen. sind in
solchen phrascn zugäbe und nähere beslininiung lies comp,
nicht das durch ihn i)edingle oljject der veigleicliung.
Belege fiii" diesen wiiküchen, vom comii, reuin icn ca-
sus slehu aus der golh. S[ir;n.lie salls.iiu v.w gcbul ; es isl
\'j b b
*754 o.'iiifdchc.r sdtz.
immer der noin. tind (tcc. romp. , nie der gen., gosrliweige
dat. iniiiza imiiui JM.illli. 11,11; inii)iii/.a imma i\au:. 7, 2^',
sviiillio/aiis inima I Vor. 10, 22 ; in;'ii/ei tlutim Mair. 12, 31 ;
iiiaiza tltdvnna i((ii(j>j(iii(lin iMallli. 11, 11. Luc. 7,, 28;
maiza alliu unsaramma Joh. 8, 53; vairsizcl tliizai f'rii'
mein IMatlli. 27, fi4; luaizu alläim Joh. 10, 29; mantujmui
sparvatn ballzans Matlli. 10, 31; inanagizu aUüim Ihnim
allbnmslhn jali smidim Marc. 12, 33; inanagizeiiis laik-
iiiiis thnunei sa tavida Joh. 7, 31 ; dvalillia giillis liaiidu-
gu/.oi inannaui Kor. 1, 2.5; frodözaiis sxiiuim liiiliadis
Luc. 16, 8. ferner INlallh. 5, 37. 6, 26. IMarc. 1, 7. Luc. 9,
13. Joh. 8, 53. 13, 16. 14, 12. 15, 18.
ahd. mera themo tonfare T. 64, 7; niero ist liiio T. 64,
7; ^virsero themo erireii T. 215, 3; mir slrcngiro (fürlior
nie) 13, 23; thes'u nier T. 17, 6; nier thesi'n T. 238, I;
maniqc'n s/Knvnt beziron hirut ir T. 44, 21; IdiiUrur leohte
(luce clarius) Is. 27, 16; cliczzila niinnirun steinniin (lebe-
tes minores olla) gl. Jun. 211; beziron t]>eru iiiivarn (jiiati
(meliores veslra bona indole) 0. L 23, 50; wizero \snexve
(super nlvem albus) N. ps. 50, 9; scunero nienniscuii chin-
din (speciüsus prae fdiis hominuni) N. ps. 29, 9; Avaz ist
Lugelichera wine'i N. Cap. 73 ; chleinera stitpfe TS. Ar. 43;
niinniren dincn aiKjelis N. ps. 8, 6; bezzer siul diiie spunne
demo xviue W. 6, 4; smahere demo anderemo lkc.fr. or.
1, 943; waz ist suozere dem stauche unseres trehlines?
Diut. 3, 24. in den gedichten seltner als in der prosa.
ebenso ags., in der prosa fehlt es nicht an bcispielen :
mara Johanne falvihtere Mallh. 11, 11; niare eallum of-
frunijnm JMarc, 12, 33; aus B. habe ich keiiis angemerkt,
933 steht nach betera die umsclireibung.
die alln. poesie bietet aber den dat. nach comp, oft:
völlom hiwri Sa3m. 6^; öllom betri 218*; ö7/om belra 142^;
andhi betra 12*; und so auch die prosa allenlhalbeii.
nihd. ^vird stets umschrieben, und mir ist kein fall des
dat. nach comp, erinnerlich; er uiiiste in gedichlen des 12
jh. gesucht werden.
Die imtersuchung, welclie conjiuiclionen zur innschrei-
bung des dativeu instr. *) beim comp, dienen, gehört nicht
liiei'her. das aber muß noch angeführt ^yerdcn , dali im
ahd. einigemal auch der gen. statt desolat, neben dem comp.
*) wäre der walire instr. Mnttli. 5, 47 hfp managizä taujitli? ri
Tifiiianov TioiHTf; viilg. f|iii<l arn|)liiis facitis? liegt im gotli. Are soviel
als hra the (quid eo amplius, was mehr als das)?
nomen. casus, vom noin. ahh. acc. 755
erscheint : tiihi ^vJse^o eln(5r (nie excellentior) N. Blli. 220
statt mir wisero, vgl. michiles in^r (s. 753.) *)
III. Accusativ,
nur in wenigen und seltnen fällen wird abhängigkeit des
acc. von einem andern nonien des Satzes behauptet werden
können, er ist der casus des verbunis, wie der gen. des
Doniens. da wo uoniina ihre angestammte verbalkraft be-
sonders rege erhalten haben , mögen sie aucli noch den
acc. regieren.
A. Acc. heim siihstantiv.
zu vermuten stände er neben solchen subst. , die aus ver-
bis abgeleitet den begrif der liandlung jiersönlich fassen,
sich also last wie parlicipia verhallen. dahin recline ich
hauptsächlich die schwaclilormigen niasc. gotli. auf «, ahd.
auf o, von welchen 2, 616-618 gesagt wurde, daü sie
keinen wahren acc. in uneigentlicher composilion mit sich
zu verbinden vermöchten, im ahd. Nviulrincho , lantuopo,
im mild, vridebreche, liehltrage erscheinen wjtn, laut, vride,
lieht kaum als leibhafte acc; ivin trinchanli, /«7if uopanti
wäre annehmlicher, gleich jenen ableiluiigen a und o slelm
die auf areis, aii, aii.
einzxuäumen aber ist der acc. in nach gesetzten subst.,
die sich zu keiner composilion fügen würden, davon mö-
gen ein paar beispicle voihauden sein. K. 40* wird ex-
slirpator substantiae monasterii verdeutscht urriulto e'ht des
monastres. (5iit für den gen. ^hli hätte er schwerlich ge-
setzt, wie leicht aber ist i ausgefallen? oder wol gar unten
an das t geschrieben ?
mhd. zerrer gotes roh Berth. 327, gewaltthiitige die
kirchen inid heiligen ihr gut nehmen, gottes rock abieilien.
ci- was ein lieber beides kraft Suchen w. 13,56. du schlr-
nicriiine ijotes haiilijetdt , du süona'riiine Cristen , Juden,
Heiden Ms. 2, 126'*, wenn sich sciiirmen , im sinne des nhd.
besciiiiiiien , mit dem acc. nachweisen lälU, gewöhnlich
steht es mit dat. der ])ers()n (s. 68H.) du wcndirrinne der
weihe val Geo. 2 730. sicher aber ist man des aro. den-
noch niclit; roU , kraft, hantgelat, val können gen. sein,
die ihre llcxion abwerfen, weil ihnen ein andrci- gen. vor-
ausgeht i* vgl. priss bejac s. GG5. ein zugefügtei- arl. würde
') };l('icli <i(T ;4iii'ili. j;|ira(lK' .setzt ilii- .sl.uisrlif iiiicli ('onip iloii
ge/i, (Dubr. iiiht. p. (324. J
Bbb 2
756 cinfaclwr salz.
den Zweifel lösen: zciicr den gotes rok , was ich niclit
belegen kann.
nehcn andern, unpersönliclien , subst. läiU sich ein sol-
cher acc. noch weniger erwaiien. Wli. IHl, 2 slehl: ihir(h
wer lu/u laut, im fem. wer (defensio) miiste tlas verbuiri
und tier davon abhängende acc. loitwallen':' Lachm. niul-
inaül in der annierkung tverii, und bei diesem inf. würde
sich der acc. leichter einlinden, wie Iw. 7736: durch behal-
ten den lip. diese structnr ist schon s. 716 besprochen,
den dorl gegebnen beispielen des acc. beim snbstanlivischen
inf. füge ich eins aus einem ungedrucklen gedichte Strickers
hinzu: du liezest din Iwingen »itc/tsin; Parz. 522, 21 steht:
wie ist iu (oben 732) tretens inich su gacli. noch freier ist
das \on Suchenwirt zweimal gewagte: durch daz sneiden,
daz dich tet Simeönis swert 2, 70. 8, 231, der acc. wird
liier sogar in einen folgenden relativsatz übergeführt.
B. Acc. hei adj.
Einige adj., die in der älteren spräche den gen. bei sich
haben, nehmen in der s])äleren den acc. an.
ahd. bedeutet anasihtic visibilis, unanasihtic invisibilis
N. ps. 67, 16. Ar. 87. Cap. 162. so auch nihd. der ansih-
tige tot, den man vor augeu hat (Oberl. s. v.) wird aber
die parlikel an abgelöst und dem adj. nachgesetzt, so con-
struiert sich dieses mit dem veibo werden in der activeu
bedeutung von erblicken (conspicere) und regiert den acc.
des objects. wirt er mich sihtic an JMorolt 2763 ; wart er
mich sihlic an INlorolt 3989 ; wird ich den (jarle.n sihtic
an Laurin b. Nyerup sp. 3 ; werdent si dich sihtic an Al|)-
hart 248 ; biz si den (jrchven roc wart sihtic an Orendel
2098; tlie wart man scliier da sihtig an Suchenw^ 20, 179;
ich wart euch schnelle sihtig an, das. 23, 112. nur drei-
mal finde ich auch bei dem ungetrennten ansihtic den sel-
ben acc: wirstu in ansihtic Silrit 104, 4; wer sie ansihtic
v?il werden Laurin sp. 2 ; wenn er daz xvilt aiisihlig wirt
Suchenw. 26, 23. keins von beiden kommt l;ei den Iicifi-
sclien dichtem vor. die trenuung noch später bei II. Sachs:
sobald er mich ward sichtig an IV. 3, 7^ ; ob ich mein
tochter wird sichtig an IV. 3, 13*^ u. s. w. ; Fischart sagt:
ihn ansichtig ward geschichlkl. 217* *). nhd. conslruieren
wir ansicJdiij werden mit gen. und nüt acc. : sobald mich
*) nicht uniilinlicli : etwas ansprec/iig werden = ansprechen, wer
«las tiiot 11. ansprechig ist (Ins ander. SciireÜJcrb l'reib. iirk. n. 173
(a. 1339.)
nomen. casus, vom nom. ahh. acc. 757
die räuber ansiclitlg wurclen; die absonderung der part. ist
iiuslaUlialt.
hier einspringt nun die frage, ob der acc. von dem ia
sichtig enlhaltnen begrif sehen oder von der partikel au be-
lierscht werde? für letzteres zu sprecheuüscheint die Irenubar-
Iveit des an, welche ganz einem im verfolg (vgl. s. 767) zu erür-
lernden Wechsel der strucluren gleicht, jenachdem die part.
an dem verbo haftet oder davon gesondert wird , z. b. ahd.
liilk sich beides sagen: äband unsih anageit oder uband geit
atia unsili. nicht anders: ich wirde dich ansilitic oder ich
wirde dich sihtio an, d. h. ich wirde sihlic sehend,
schauend) ane dich. in folge dieser erklarung würde die
construction der partikelreclion anhehnfallen , wegen des
laitrennbaren nhd. ansichtig w^ar ihrer aber schon hier zu
erwähnen, zur bestätigung dieser Verhältnisse gereicht aber
sehr, daü das bloße, nicht mit an componierlo sihtic kei-
nen acc, vielmehr den gen. fordert: du ich ir sihlic wart
fiagm. 43*^*), luid gerade so hat das nhd., die part. lüchl
weiter fühlende ansichtig den gen. zugelassen, bloß der be-
grif von gewahr (gnarus, animadvertens) steckt ilarin.
Auch mit dem eben genannten (jeivahr verbinden wir
nhd. den acc: ich bin es gewahr worden, ich Mcrde dich
gar nicht gewahr, mhd. nur den gen.: daz es ir keiner
wart gewar Iw. 107; daz er ir niene wart gewar Iw. 3471?;
daz des niemen wart gewar Iw. 7806; alls. beispiele s. 734,
ahd. bei GralF 1, 908, der aber das bei Schilter falsch
übersetzte giwaro 0. 11. 7, 7 nicht s. 910, sondern s. 917
liätle aulführen sollen, man schreibe giwaro (re vera) :
was iz oub giwaro (erat id vere.) auch kein mhd. gewar
mit dem acc. darf aus Tit. 63, 1 geholt werden, wo Lachm.
(bis richtige gevivre hergeslclll hat. das nhd. gewahr wer-
den mit seinem acc. steht =^ gewahren.
Anders zu beurlheilen ist der nhd. acc bei all: z,7vei jähre
all, er wird zwölf jähre all, das hiinchen ist einen taij
alt. die früliere spräche setzt den gen. (s. 730): drier
jare alt Wigal. 3763. ferner bei adj. des maßes: einen-
/itU huig, hoch, tief, breit, wo wietler der ahe gen. (s. 730.)
in vielen stellen würde sich freilich der mhd. gen. und
acc. nicht unterscheiden: xvochen lanc \A h. 99, 2; siben
vüeze lanc Alex. 6926. ]Ms. 1, 98'\ jene accusative sind
adverbiale, vom adj. unabhängige, wie sie in allen s|)rachcn
auf die Trage wie lang':' wie hoch:' u. s. W. gesetzt wer-
*) tlocii Oswald 2(361$ do die Heiden wuidcn <//> K/i.sicn sihlic.
758 einfacher salz.
(loii, z. b, lat. (liiodecim aniios naiiis, iluos pedes loiigiis.
diu gen. liiii;^t'yeu Nvcrdeii vom adj. bchcrsclil und sind
darum lehlialler. dergleiclieu acc. können auch bei aiidciu
ailj. und pari, stcdiii , wo gar keine casusreclion angenom-
men wenlon mag, z. b. der valer ist schon drei jähre todt,
verreist.
wcrlli (dignus) regiert noch heule den gen., zu xverlh
sein (valere) fügen wir den acc: das ist keinen heller
wcrth , nicht die mühe werlh fne vaut pas la peine.) ge-
hört dahin schon das mhd. niht f/iHi wert Wigal. 7575
und das haufigero pfeninc wert (spater pfenwert)i*
Conslruclionen wie die gr. ljot]v c'.yuOÖs, nöduc; ojxj'S
Kennt unsere spraclie überhaupt nichl, und einem (fVi.ifios''
riva, (fv^i/tos ''iivd'vvov ist, nach der gegebneu crläulerung
auch unser einen ansichtig unvergleiclibar. schon der
deutsche acc. bei parlicipien ist sehr beschränkt (s. 644.)
Die ganzo daretellung der nominalen reclion bestUligt,
wie seiir dabei der gen. überwiegt, der dat. kommt zu-
meist bei adj. iu betracht, bei subst, nur, wenn ihnen
etwas von dem begrif des verbums eingeprägt ist. der
acc. zeigt hier noch engeren umfang, den abl. (instr.) hat
der gen. später beinalie verschkiugen, wo nicht umschrie-
ben wird.
selbst neben dem seltnen dat. und acc. darf sich aucli
der gen. gellend machen, und stalt des dat. pron. das
dem gen. verwandte possessiv. Ulf. sagt, zwar: tliu is
thamma siponeis , aber lieber thu is meius siponeis, als
mis. Rol. 149, 1 heißt es: der Cristen vorvehte stalt des
dat. den Cristen.
C. PARTIKELRECTION.
Den hauptlhell dieser Untersuchung bilden die präposl-
tionen; ihnen sende ich einiges über adverbla, conjunclio-
nen und interjectioneu , insofern casus davon abhängen,
voraus.
Wie adj. dem subst. haben adverhia dem verbo eine
bestimniung hinzuzufügen. an sich also wird von ihnen
wenig einlluU auf casus des salzes zu gewarlen sein, den
schwierigen unterschied zwischen nominaladverb und nomen
hat das achte cap. zu besprechen: alsdann erscheinen uo-
nomen. casus, von partik. ahh. 759
niina adverbial, wenn sie weder das verbum noch das
nonien des salzes beherscht.
1. adv. aus obli(juem casus der subst. gebildet können
als subst. wiederum den gen. regieren. so steht neben
ahd. hiulu pleonaslisch noch der gen. dacjes (gr. 3, 138),
das nihd. hiutes lages entspringt aus hiute des tmjes. docli
wird es wenig beispiele geben, weil adv. etwas allgemeines
an sich tragen, und die besonderheit eines abhäugigeu
casus ihnen wenig zusagt.
2. aus adj. geleitete adv. (3, 109 IT.) können den gen.
des adj. bei sich haben, z. b. wenn es heiiit: der sne lit
Jiiozes tiefe, diu sunne stet hounies hö, analog dem fuozes
tief, boumes hoch, aber beispiele werden seilen sein, und
goth. überhaupt nicht aufzuweisen; warum sollte aber nicht
gelten bagniis hauhaba? oder uiizdöus valrthaba? wie lat.
pracmio digne, dignius.
3. ich führe an dieser stelle einige zweifelhafte slructuren
an, über welche erst reichere nachsamlung entscheiden wird.
ahd. mitlliiu iz späto was thes stlhtti Uujes (cum esset
Sero die illa) T. 230, 1, wir würden sagen: spät am tage,
man braucht aber tages nicht auf spalo zu beziehen, es
kann, wie im lat. text, ein unabhängiger casus sein, gleich
zweideutig ist das nihd. eines tages vruo Iw. 3704, entw.
in der frühe eines lages, oder an einem tage früh. Dlf.
setzt Marc. 11, 11 sogar zu at audanahtja visandin nicht
hveilais, sondern hvoibü.
ndid. so Wiiu'e ir (eorum) ungerade gewesen Tiist.
16860, eine ungerade zahl, ungerade ist adv., keine scliwache
form, wie ich 1, 760 wähnte; über das adj. gerad und
ungerad (par et impar , beim zählen, vgl. gotb. rathj»*,
numerus) liii^t N. Ar. 116 keinen zweifel. construierte
man nun: unser ist gerade (wir machen eine gerade zahl),
iuwcr ist ungerade (ihr maclit eine ungciade) i* ungerade
(adv.) brechen Anigb. 48^'; doch Trist. 11960 diu rede
was under in geiado. ganz verschieden das adv. gerade
(subito) Troj. 22381. 23775, ahd. girado T. 5, 8. 9, 1
(wurzel lirad.)
nihd. ia ist des harte lihle , dar umbe zürncnt diu
wip (iindet sich leicht stof, lU'sache, dorenthalben w. z.)
]\ib. 809, 4j swa nüzze scheint diu kindelin da mac des
lönes lilile sin (da fidlt es leicht zu lohnen) Freie!. 127, 3.
ez ist */('*■ lihte bedeutet also: es ist eine leichte sache darum.
in allen drei redensarlen liiUt sich der gen. am liig-
liclisten fassen, wenn mau au die stelle des adv. sich ein
700 einj'dclic.v salz.
siihsl. Jenkl: fipiile zeit, ungerade zahl, leiclilc saclie. der
gniiul des gen. liegt also im adv., einen IjIüU iJarlilivea
niöclilc ich uiclil annclinicn.
4. adv. der vicllieil oder Wenigkeit, die mit dem neutralen
acc. erzeugt werden (3, 97.) regieren den (jcn. ich bringe
hier die s. 736 vorbehaltnen belege für das adj. selbst nach.
viel. gülh. manatfeins fdu Luc. 7, 11. 9, 37. Jüli. 12,
12. ahd. lilu liuto 0. I. 1, 1 ; lilu manno 0. I. 1, 31.
V. 1, 1; filu knehlo IV. 16, 3. alts. iviuidarlicas lilo
Ilcl. 2, 1; fdu Uudeo 3, 16; fdu wisaro wordo 6, 20;
tiras so filo 4, 15; (jodes fdu 43, 22-^ suUcaro hoijno fdu
131, 21; so filu xvintro endi siimaro 14, 10; ndid. vii
d'uujes Parz. 533, 15; vil wnzzers \Mi. 445, 9; vil bejatjcs
Troj. 14545; Schimpfes vil Iw. 879; du m/iies diiKjes
weisl alsu vil Iw. 7847; mit gen. pl. vil siverle Wh. 441,
20; vil rv/he Iw. 6296; diese überaus gewöhnliche con-
slruclion zeigt sich bis ins 17 jh. ziemlich oft: viel fjuts,
viel dampj's , viel leihs und dgl.
wenijj. goth. leilil beistis fUMOu Cpfif] Gal. 5, 9. ahd.
luzil eiijenes hesmagmen GialF 2, 318; nilid. des loubes
lützel Iw. 614; der tvafenriemen lützel ist Iw. 320.
die coniparalive ebenso, alid. nl drinku ih thes re-
bekunnes niera 0. IV. 10, 5, wo der gen. auch partitiv
auf drinku gezogen werden dürfte; es nierä (mehr davon)
O. I. 3, 30. II. 3, 50. 12, 29. 20, 14. 111. 14, 46. 20, 125.
25, 32. IV. 9, 25; iro meru 0. IV. 6, 9; manno merä
IV. 8, 21. mhd. wird dies adjeclivische mere (ahd. mera,
goth. niüizu) vermengt mit dem reinadverbialen mer oder
me (ahd. mer, goth. mais), und beide haben den gen.:
tler rede mere Iw. 2416; mei-e wandeis Iw. 2289; leides
möre Iw. 3135; me linte Iw. 3286; ir me Iw. 7260;
Daniel Wunders mer geschach Ms. 2, 248^; mer (jeziiirjes
Parz. 15, 14. Ilartm. verbindet minre und m^ Iw. 6315.
7711; auch minre (ahd. minnirä) regiert den gen. (in den
eben angeführten beiden stellen), nicht aber das seltne
min (ahd. min , goth. minz.) neben dem ahd. mer und
min weiß ich keinen gen. (denn in michiles mer oder
min 8. 753 hat er andere bedeutuug, d. h. er hängt
vom comp, als solchem, niclit vom wortbegrif selbst ab);
in der stelle : ni ruahta gommannes mer 0. I. 16, 8 von
ruahta, nicht von mer. allerdings aber findet sich der
gen. bei dem alts. mer, zumal thnn mer (goth. thanamais):
mer Jirimverco Ilel, 53, 3; helido ihau mer 1, 11; ti'ero-
nonien. casus, von parlik. abh. gen, '^ß\
des ihan in(5r 26, 4; thero wordo thaii iner 29, 15; Uudeo
llitin iner il, 2.
golh. uibai luanagho vairlliilli izvardizus aaraihteins
lav fn) TifQicaivoy ij dr/.aioovi"}] v/iiojv iiltiov (viilg, nisi
abundaverit juslilia \estra plus) INlaüh. 5 , 20 , wörtlich:
wenn eurer gerecliligkeit nicht ein melircres wird.
zum golli. neulr. ffiinoh (nuihinn) Joli. 16, 12 würde
sich auch ein gen. schicken, ahd. knuog mauujero saldoii
N. Bill. 68; tero heidero gnuog N. liih. 71. alts. ödes ge-
nug, ivelono IM. 64, 12; werodes genug 16, 18; weluno
genug, sinkas 102, 13. mhd. belege im wb. zu l\v. s. 143.
nhd. manns genug, geldes genug.
gewöhnlich aber verliert der nhd. gen, bei allen diesen
würlern seine llexion : niehr inut, mehr <jtld, wenig glück,
ein wenig aUietn^ genug tveiii.
5. gleich dem interrogativen pron. (s. 737) haben aucli die
daraus gebildeten ortsadverbien den gen. bei sich, noch
nhd. wird gefragt: woher des laudes? woher des iveijes?
in der älteren spräche gewis häufiger, ich liabe nur einige
belspiele angemerkt: wannen bistu der lande? iMorolt
2136; und neben dem unbestinunten mit so versetzten
pron.: swar ich landes kcre Ms. 1, 173^; swar er der
laude kanne Ms. 2, 230''. inibedenklich also auch: wa Jer
lande? iibinam terrarum? ahd. waiiana lanles tliu sis? 0.
IV. 23, 31; SU war gu er /a«fe5 giangl 0. iV. 8, 6. hier-
nach lassen sich golh. ahnliche coiigtiuclionen mit Sicherheit
voraussetzen, vgl. lal. cpio (ubi , iinde, usquam) locorum,
terrainim , gentium? aber auch liic (huc) viciniae (hier
in der nachbarschafl), illiid horae , warum niclit bei deut-
schen demonslrallvadverbien?
Conjuncllonen und interjeclionen gehl im gründe der
casus nichts an. sie treten in die rede ein und lassen je-
den sonst woher abhängigen casus unmiltelbar auf sicli
folgen, z. b. nach der liinler comp, geselzlen jiarlikel dan
oder als mögen alle casus slehn , welche die conslniclion
erlordert : er ist aller als ich; Ich crwiihne Hoher sein als
dein; ich gebe mehr dir als ihm; ich liebe ihn stärker
als dich.
Die conjuncllon der ausnähme und aussclillefiung stoßt
aber einigemal an das gebiel iler piiijjui^ilioii , und begehrt
dann auch einen besllnimlcn casus.
in folgenden slellen ist das goth. iilja (3. 187) rein
conjunctionell , ändert also am casus nichts: ni hvashun
702 einfacher satz.
lliiiilliclgs, alja alns gntli ovi^Ui^uyad^os, f.1 fir] eTg o ^t't^ Marc.
10, 18. ijiic.5, 21; bki|) anlliar ni vas, alja aiii 7i).on'(ntov ä).'/.o
OV'A ^jV, ei [ii] tv Joh. 6, 22; ni tlianaseilhs aiiiulmii ga.-^rli-
vnii, alja lesu ainaiia ovy.hxi ovfihni ki()ov , u/.Xu %ov lt~
oovv ftövov Marc. 9, 8; iiist valdufiii alja fram gullia ov
yuQ iortv t^ovalu ei fu] uiio -O-tov Koni. 13, 1; du ainö-
liiin, alja in Saraipla iiQug ovd'tfiluv , ei jti}] eis ^' Luc. 4,
26; nisl mein du giban, alja ihaiinei nianvilh vas ovx i'OTtV
efiov d'ovvui, uXX' ois t'^iol/iuöTut INIarc. 10, 40.
Avenn es aber LeilU: jiist antliar alja imma ov'a I'gtiv
uXXos nXi]V avTOV Marc. 12, 32, so sieht alja als prap. mit
dem dat., denn nach der bloiien conj. würde I5 gefolgt sein.
das mit alja gleichbedeulige niba dient nur als con-
junclion: ni vaiht bigat, niba lauf ov(^lv eioev, ei fU] tu
(fivXlu Marc. 11, 13; ei vailit ni neriieina niba lirugga aiiia
Iva firjö%v ai'ov)Oir f ei /<?; Qußdov fwvov Marc. 6, 8 u. s. w.
ebenso erscheint die ahd. parlikel dno als coiij. und als
priip. in erster eigenschaft kann sie jeden casus, \vie er
durch das \orhergeliende bedingt ist, hinler sich haben,
namentlich den nom., belege bei Graf! 1, 283, 284. als
priip. regiert sie selbst einen casus, gewöhnlich den acc,
zuweilen den dat. (Graff 1, 28.5. 286), einmal auch den
gen., was Graff unbemerkt laiU : äiie sin (praeter eum)
N. ps. 141, 2. hiernach mag nemo praeter eum , wenig-
stens bei N. , auf dreifache weise gegeben werden, con-
junclionell eine er (ps. 44, 3j, prapositionell: eine sin (ps.
141, 2), dne in (ps. 17, 32.)
das mhd. dne ist fast nur prap. mit dem acc, z. b.
ane Tybalden \Mi. 266, 9; doch gibt es noch beispiele der
conj. mit dem nom.: äne Feirefiz unt der hciriic A\h. 45,
15; ane der Berncere Dietr. 5261.
umgekehrt wird das mhd. nitvan, %van beinahe imn)er
als conj. gebraucht, in einer einzigen stelle regiert es mit
präposilioneller kraft den gen.: den schätz weiz nu nieman
wau got unde min Nib. 23.08, 3, wo eine h«- sogar ane
für wan gibt. die formel lautet sonst: got und ich Trist.
4151. Eschenburgs denkm. 415, altengl. no wight save god
and he C. T. 6075, vgl. mylhol. 12. auf min statt ich
führte schwerlich nur der reim , es klingt in den worlen
leicht schon ein alid. 'ano got unde min' wieder. (jot
könnte man versucht sein für einen altertliümlichen gen.
(s. 464) zu nehmen, ist es nom., so erscheint die con-
struction gemischt, got zu der conj. wan, min zu der präp.
gehörig, noch ein ausweg wäre, den gen. abhängig zu
nonien. casus, von partii-. ahh. 763
machen von nieman (s. 739), wie Nib. 1196, 2: ob ir zen
Hiuneu lici3let nieman daiine niin , getriwer miiier mage
linde oiich der niinen man; liier aber niüclite ich die ge-
nitive von ha-let (s. 647) regieren lassen, bei nieman sieht
■\vol ein })arliliver gen., in unsern beiden stellen drückt
nun das iiiigelheilte ich ans. auch wäre zu denken, daü
1196, 2 die conj. danne präpositioneil mit dem gen. ver-
bunden würde, gleich jenem ivau. von Casusmischung
führt Lachm. zu 2308, 3 andere beispiele an, ich werde
darauf zurückkommen.
diese schwankende grenze zwischen präp. inid conj.ver-
rathen uns deutlich zwei exceptionspartikeln der heuligen
spräche, das nhd. auWer und das engl. hiit.
wir sagen nhd. sowol präpositioneil: das weiß niemand
außer uiir vuid i/«mj als conjunclionell : d. w. n. außer
ich und er. dio engl. conj. but entspringt bekanntlich aus
dem ags. butau (be ütan 3, 263), das häufig als präp. gilt
und casus regiert, statt: there is none olher but he konnte
früher einmal auch gesagt werden but hini (beside him),
wie ags. nis odher büton hiui Marc. 12, 32.
Von den interjectionen liabe ich liier besonders zwei
zu erwägen: wol und weh! beide sind einander nicht
völlig parallel, wola, wela ist mehr adv. (3, 603. 604), we
bloße inlerj., subslantivischen Ursprungs (3, 292.)
wo hat gewüiuilich den dat. , wol den acc. der pers.
neben sich , aber auch ein notn. der person , und aui^er
dem persönlichen casus ein (fcu. der sache folgt.
nom. oder vielmehr voc. bei wola, im zuruf und iu!)ol:
tvola druhtin m/ii! 0. I. 2, 1. 6, 16; wola kitid iliiiri,
foras(i(jo märil 0. 1. 6, 16, wie heil heiro! accl.uiiiert
wurde. auch freundlich tadchul : wola didnpiniialc l (o
stulli corde!) 0. V. 9,41; ivola tiimhc iuii lazte ! l. 2L*7, 1.
wo blol^er ausruf des redenden, nehme ich im zwcifcl
(d. i. wenn die llexion nicht enlscluMdel) lieber den acc.
an. ein altn. nom. ist nicht ganz sicher: vel eh! verdha
ek ä fitjom ! (wolan ! wäre ich wieder auf den beineii !)
Sfcm. 138", die copenli. ausg. erklärt vel von velja (öligere),
vel ek, eligo, opto , velim; die schwed. übersel/.ung faßt
es auf: väl mig, auch ich ziehe die pnrlikel vor, halle
aber vel nicht für benc , sondiM-n für tMii;e'!
ein golh. klageiules väi iU ! könnlc slalt gefunden ha-
ben, vgl. vainags (s. 1. für vainans) ik inanna! lu/.ichKoffo^
tyio c(v{)q(ii7I()c;\ liom. 7, 24. mhd. ii'<' Ich vil lumber! INls. 1,
76'' ; d WC ich armer JVls. t, 145^ ; inv/ ich unwise l'.n. 12026.
beim ahd. mhd. wola, wol lindet sich der persönliche
704 einfacher satz,
acc. oft: wohl ihm tjilhuiini! 0. IV. 9, 19; so 7Vola thie
sine Uu'tjnna! 0. IV. 2?) 22; so ivola nan tlicr lliar ist!
ü. IV. 5, 40; iiilul. SU 11'«/ den tjthorncn , tlcr daz scol
"ariKMi Diiit. 3, 70; wol mich (13. s(j \\o\ mich), daz ich
"elcbcl h;ui Nib. 649, 1; i'nvul si , daz se ie inuoler \varl !
J'arz. 12.S, 25; wol /n , der diz verdienen Uan W igal.
1265. 5400; wol mich ^ daz ez mir ie geschach Wigal.
4783; ^vol dich, du kleiuez vogelltn ! huiides not 9; %vol
mich , daz ich dich funden hau l'rib. Trist. 1852.
schlier der dat.: tvol doch der imioter diu in truoc
Parz. 164, 19; wol dir süezeu hin de ! Trist. 3160. nlid.
überall mit dat.: wol mir! wol ihm! etwas anders ist
der dal. nach dem adv. wola : thir \voIa ist 0. V. 22, 16;
ir ist wola N. ps. 37, 21 (Graii 1, 832).
das goth. vai liat den dat.: väi Ihus! INTatth. 11, 21.
Luc. 10, 13; väi izvis! Luc. 6, 24; väi thäim! Marc.
13 17; väi izvis thäim ijaheiijam! Luc. 6, 24. ahd. wc
iu T. 23, 1; WC dir! T. 65, 2; wc themo mau! T. 158,
6; we demo! N. ps. 18, 12; ive dirro tverlte! N. ps. 68, 4.
mhd. belege 3, 292.
einmal der acc. : oive mich gotes armen ! Nib. 2090, 1.
daß beide formein , wol mich und 'ive mir gern das
prüt. ward zu sich nehmen : tvola ward thih lehenli joh
ijilonhenii! 0. 1. 6, 6; wola ward thia lebenta 0. IV.
26, 36; mir waid xvc 0. V. 7, 37; ward menningan 2ve
0. II. 6, 27; xve ward thi! Hei. 113, 6; wol mich wart
Wigal. 8954; ist schon s. 175 dargellian.
warum wola den acc, we den dat. neben sich hatte:*
der unterschied gleicht dem bei den impersonalien , ein
ahd. mich giwirdit ist s. 229 aufgeführt. da aber nicht
nur mich ward wola, sondern auch mir ward we vor-
kommt , scheint die abweichende rection bloß in der von
wola und we gelegen. das wol (subst. wola, ags. wela
s. 752) umgibt einen, das weh widejfährt einem.
beide formein lassen gen. der sache, wie jene imper-
sonalia, zu. mhd. so wol mich dirre m(ere Aib. 443, 1.
469, 1; nu wol mich mfner vröuden jNib. 1655, l; wol
uns d/'n ]Ms. 2, 248^; wol iuch der minnen gehe Llr.
Trist. 1779; so wemmir shies tödes Diut. 3, 93; owc
des ivankes cod. pal. 361, 70^; owi miner staufjin Roth.
1695; owe der schienen oinjen Flore 1843; owe danne
schu'ues wihes -Ms. 2, 81^; we mir dises leides Nib. 953,
2; owe unde heiu hei m/ns herren, den ir sluoget Parz.
407, 16; owe nn des mordes Wh. 401, 30. ahd. su we
in (eis) io thes lihes ! Ludw. licd. ganz ähnlich den con-
noincn. casus, von priip. ahh. 765
strnclioneu der verba mit gen. der saclie neben acc. und
dat. der person.
Ach iclil ach mich! ach miner tage! (3, 295) sind
ebenso aufzulassen,
Merkenswerth das dem v»^ola und -Nve gern vorausge-
schickte 50.
Präpositionen.
Die einen casus bedingenden advcrbia erinnerten an nonu'na,
casusregierende coniuncliouen und iiiteriectionen führen uns
unmittelbar auf die präposilionen , in deren bereicli sie ei-
nigenial streifen.
Wälirend adverbia Unabhängigkeit Im satz behaupten,
conjunctionen auf die Verknüpfung einzelner glieder des
Salzes, hauplsäclilich aber mela-erer salze luiter einander
gerichtet sind , erscheinen piüposillonen als wesenlliclies
dement des einfachen salzes. conjunclionen sind gelenke
der rede , in den präpositionen liegt ein großer lliell ihrer
muskelkraft.
nur ein tlicil. als die ilexionen des nomens voller
waren, erreichte das verbuni eine menge seiner beziehungen
auf das nonien allein durch die casus. dieser ausdruck
war der unmittelharslc und wirksamste. die lilthauische
xuul slavische spräche entwickelt unsere geniliv und daliv-
veiliiillnisse in dem weiteren Spielraum , den sich vier im-
terschieilne casus, genitiv, dativ, inslrumenlal und localiv
gebihlet haben; in der finnischen spräche ist noch eine
größere casuszahl vorhanden. daraus ergeben sich viel-
fache, höchst lebendige begrifsbezeichniiiigen ,, welche wir
zu umschreiben genölliigt sinil. lungokelut ist den roma-
nischen Zungen selbst die gen. um! dal. Ilexion crstoihen,
so daß sie dies verhiilhiis lu'rgcnd andei'S als mit hilfe von
priiposilionen auszudrücken vermögen; cap, ,5 hat darucMlian
wie auch unsere spräche dieselben lloxionon ah/uiciicn hin
und wieder geneigt ist. ob aber casu&llexiouen eigcnllich
aus cinverlcililon |)ni'likelii entspi-ungen waren :' die pr;i|).
äußerlich eine frülicr innerlich am worle seihsl vorge-
gangne Operation wieilerhoU :' dürfen wii- hiei" völlig daliiu
gestellt sein lassen; und auf jeden fall Mcihl schon die
sinnliche unbewusle wirkung dem worle angcwaclisner
Partikeln verschieilen von ilem sliiiker anflrelenden an-
spruch ihm unvereinigt voigeselzter. die |)i;iposili()n vr-
woiloil den ausdtuck und schleppt ihn ofl, jene Ilexionen
brachten dei- rede Kürze und i;edriiiu;enlieil.
j(]C) e'iiifacher salz.
von ilor andcTii seile soll gcslandcn ^vpr(lpn, tln(^ der
\ielia(li('ii Nvt'iicliiiig des gcdanUciis die vorllieile iler lle-
xiuii ducli iiiclil liiiireiclicii, daU sie Zweideutigkeit ver-
anlfissen können, weil die gewolinlieil des beliolfensten
juisdnuks noch liinlcr der niannigfnltigkelt des siuns und
der auslegung sleliu blcihl und das streben des spracligei-
stcs iiarli klarlieil und sicliciiing des Verständnisses immer
znnimml *). sclion in der iilloslen zeit haben daher pra-
posilionen zu bezeichnen, ergänzen und erweitern gesnilit,
was die llexionen entweder gar nicht oder nur unvolisliin-
di" ausdrücken. anfangs traten sie neben der casusiorjn
auf, im verfolg konnte diese form verringert, selbst auf-
"e"el)cn werden, weil ihre bedculung durch jene*j)arlikclii
vertreten wurde, so zeigt sich die priip. zuerst noch im
geleil des instr. , der frülier ohne sie denselben begrif aus-
drückt hätte, welchen er nun eine zeillang mit ihr ausdrückt;
bald aber scheint die besondere llexion unnütz, und die
dalivische durch jene priip. bestinunle zugleich auch das
instrumentalverhiilliüs darzustellen geschickt, den romani-
schen sprachen wurde last jede llexion entbehrlich (s. 438)
laid die priip. trat an deren platz.
Alle Präpositionen reyieren casus. syntactisch be-
trachtet stehn aber erst piiip. und ihr casus zusammen dem
llectierten nomen gleich, das sie ersetzen.
Zuweilen behaupten sie sich ganz frei, und mit adver-
bialer Wirkung, im salz, z. b. in den redensarten bei leibe,
mit frouden und allen solchen. In der rege! aber vermit-
teln sie die beziehung eines verbums oder andern nomcns
auf das von ihnen regierte nomen. wenn es heilU: ich
rede zn dir, es ist einer von uns, bringen die priipositio-
nen zu und von die begriile reden und einer in bezug mit
dir und uns. hier finden sie sich zwischen dem lierschen-
den woit des salzes und dem beherschten, und man kann
sagen, daß dieses zwar unmittelbar von ihnen , zugleich
aber auch von jenem verbum oder nomen abluinge, wie
die durch den prüposilionellen ausdruck vertretnen bloßen
(lexionen davon abhiengen **).
Eine Untersuchung der prapositionen wäre leicht abge-
than, die bloß den casus anzugeben hatte, den jede ein-
•) die alte sprnclie trift was sie erreiclit auf das }rli'nklifliste, alier
mauclies entgeht iiir; die neue ixaiiii iiiclit iiielir so scharf uetti-ii , sie
will nur im ganzen niemals felilen.
") ich sage dir = ich rede zu dir; unser einer = einer >on iius.
goth. gilt beTdes: qvath imma, qvath du iiunia.
noineii. casus, von prap. ahh. 7(37
zelne regiert; in den romauisclien sprachen, avo keine ca-
sus weiler beslelin, Aviirde dajnit noch gar nichts ausge-
richtet sein. Es ist also unumgänglich, die präposilionen
ganz in derselben weise wie die ohne sie auftretenden ca-
sus, zuerst die mit dem verbuni , dann die mit dem nomen
conslruierlen, zuletzt die adverbialen zu behandeln.
Da es der praposilion wesentlich ist casus zu regieren
lind jene mediation zwischen dem herschenden wort und
dem regierten casus zu übernehmen, so erscheinen diesel-
ben Partikeln die sonst präpositionen sind andremal als
baare adverbia. Ja in gewissen fallen laiU sich ein satz
mit der jn^ij}. in einen wenig verschiednen mit dem adv.
verwandeln^ z. b. ich schaue an den himinel, ich schaue den
himmel an. dort wird der acc. himmel unmittelbar von der
präp, , mittelbar von scliauen regiert, hier luunittelljar von
schauen, dem das adv. an hinzutritt, dort ist schauen in-
transitiv, hier transitiv. ähnlich wechseln der priipositio-
nelle intransitive ausdruck und der accusativische transitive,
z. b. ich wohne in dem haus und ich bewohne das haus.
TV^elche casus werden von präposilionen regiert? an
sich alle und jede obli([ue, nicht aber gleich häufig. wie
nemlich der eijenllii'he dat. als der freiste und persön-
lichste in der rede erscheint (s. 684. 704. 746), beugt er
sich auch am seltensten imter das joch der präpositionen,
imd eine so fein gebildete spräche wie die lat. kennt über-
all keine präp. mit dem dat. dem gr. und deutschen dat.
bei präp. lälU sich nicht immer ansciin , ob darunter der
echte dat. oder abl. (noch genauer ge.s[)rüchen , ein dat.
iustr. oder loc.) gemeint sei. auch die lilth. und slav.
spräche constriuert den eigentlichen ilal. nur mit wenigen
präp. die gewidmiichslen piiip. casus sind ohne zwcilel
acc. und abl., d. h. initer aMen die objectivsten. den
(jen. regieren ziemlich viel gr., wenigei" slav. und deutsche
präpositionen, wiederum keine Int. die bcsciu-änUung
sämtlicher lat. ])i'ä|). auf die reclion lU^s acv. und ahl. zeigt
sich noch in dem vorwalten der roman. präp. a r= nd
luul de, welche zur Umschreibung iles dal. unil gen. ge-
reichen *), während die ilal. mund.ut auiU'rdem durch
*) pidiicisniPti sind (Ins cnp;!. /o unH of, niil. aan und mit zur
linisclirciliiiiifi des dal. und pen. ins idid. ist <liescs i-oii nur zum tiieil
pedrnnfioii, dns a/i last «jar iiiclit, wiewol sich die oi^oiiliiclic ver-
wcndmifr der iiräp. fiii mit der dat. iiins(liroil)nnp: lieiiilirt. die nen-
nord. inuiidartcn l)eNtalii'le ihr angehängter ait. davor, doch Ntird im
768 einßicJwr aalz.
ein coiiihiiiicrlcs da z=z. de ad (s. 4.''.'j) das al)lalivvcili;iltiits
iialicr- (Mieiclil.
I'iir die vorhin aiisgesprocliiie hcliaupluiig , da(i die
recliüiKskrall in der j)ia|). niclil allein liege, sondern durch
das verbuni des salzes mil bedingt werde, slreilet oll'eidjar
das vermögen vieler |)r;i|)osili()nen zwei oder gar drei casus
zu regieien. gienge die reclion lediglich von diesen paiti-
keln selbst aus, so würden sie in jeder läge bei demselben
casus behairen; da ihr bezug aul lias verbum sie in ver-
schlednes licht stellt, so ist klar dai^ eben dadurch ihr
einlluU aul" den casus modiOciert oder beslininil werden
müsse. Ks sind aber zwei liauplriclilungen welclie hier in
betracht kommen : beivefjiui(j und ruhe, jene pflegt dmch
den acc, diese durch den (localen) abl. ausgedrückt zu wer-
den, so erfordern inisere prap. in, an, auf, bei, übei-,
laiter, hinter den acc. oder (localen) dat., je nachdem sie
mit einem verbo den begrif des bewegens oder des ruhens
bezeichnen wollen: in das belt gehen, in dem bett liegen,
an tisch gehn, am tische sitzen, den romanischen sprachen
ist, mit dem casus, diese Unterscheidung geschwunden:
andar in lelto , star in lelto, se meltre au lit, elre au
lit, aller a table, etre a table, bloß durch die wähl ver-
schiedner verba und präposilionen , nicht durch casus be-
werkstelligen sie den genaueren ausdruck , z. b. entrer au
lit. unser laufen in den wald laid laufen in dem wald
scheidet die begrüfe einfacher und reiner als das franz.
courir a la foret mid courir dans la foret.
die hergebrachten benennungen der bewegung und rulie
sind hier beibehalten ; eigentlicher Avürde man sageu das
hin und da, weil auch in dem räum, nach dem angelangt
sein, die bewegung statt findet: gelni auf den berg, auf
dem berg, schwimmen ans ufer, am ufer.
überhaupt aber ist diese zweifache reclion nur an
priipositionen zulässig, die ich anderwärts (2, 472) die po-
sitive reihe zu nennen vei-sucht habe, während bei denen
der neijativen einförmig ivoher? wovon? gefragt und be-
ständig der abl. gesetzt werden muß. sie machen sich zu-
mal beim passiv geltend.
däu. zuweilen mit til und af umsclirieben, besonders vor adj. übrigens
werden im engl, und nnl. pron., das noch (iexionen bewahrt, jene
präp. vor den miinnlichen und weibliclien dat. gesetzt: to liim , of
bim, to her, of her; aan hcni , van hem, nan haar, van haar; wie
im franz. ä lui, de lui, ä eile, d'elle. beim neutr. Iiingegen, wo
kein franz. Vorbild galt, steht der acc: to it, of it; aan het, van het.
noinen. casus, von präp. ahh. 769
welter, das princlp dieser doppelreclion selzt neulrale,
intransitive verba voraus, in deren begrif das liin und da
unbestiujnit gelassen ist, und die sich eben erst durch präp.
lind casus näher bestimmen, sobald sie an sich bestinin)t
sind, öderes durch parliUeln Averden, nehmen sie transitive
natur an und regiereu dann nur einen festen casus, und
hier macht sich wieder jener Wechsel zwischen präposilio-
nellcm und adverbialem ausdruck geltend, verba wie in-
trare, iugredi, eingehn, golh. inngaleithau können nur den
acc. oder eine präp. mit acc. regieren.
jNichl alle ursprünglich beider casus fälligen präp. schei-
nen sich aber diese freiheit erhalten zu haben, sondern
einzelne bloß dem acc, andere bloß dem abl. zugefallen
zu sein. *
es läßt sicli nachweisen , daß bei folgenden drei präp.
die acc. reclion in der allen zeit noch vorhanden war,
und allmälich erlosch.
das goth. at regiert den acc. in drei stellen : at tnaürcjin
vm'irthanana Trcmias yi-rofii-vr^s IMatlh. 27, 1 ; at mel to)
VMiQÖ) INlarc. 12, 2; at dulUi paska 1 fj loQzij rov vruoya
Luc. 2, 41. in vielen andern steht der dat., der auch ahd.
gilt, beispiele des ahd. «z mit dem acc, sämtlich bei un-
lleciierten superl. neutr., verzeichnet (jralf 1, 524; gl. ker.
174 bieten auch dar az erisld. at inid az entsprechen
dem lat. «f/ , welches allein den acc, keinen abl. zulälU,
merkwürdig aber gereicht das romanische, aus ad hervor-
gegangne u zur imisclireibung des dat., steht also dem goth.
at, alid. az mit dem dat. zur seite. man setze in jenen
beispielen ein nhd. auf mit dem acc: auf den morgen,
auf das fest, auf das erste; der begrif des acc. scheint so
passend wie beim lat. ad. das ahn. at regiert den acc. in
der bedcutung von nach, hinlei'.
goth. du mit acc. hat sich nun zweimal entschieden
vorgelunden : du thanei nemiith anabusnins 71 fo) ov tXu~
ßeii- i'vro)Ms Col. 4, 10, vulg. de quo accepislis mandata;
bi izvis jah du thans vntQ t'jmöv VMt twv Col. 4 , 13,
wo vniQ niit zwei golh. präp. liinter einander ausgedrückt
wird, vulg. pro vobis et pro his. IVüher bekannt war
schon: ei dislahiada hvarjizuh du seimi 'iyu nynn-:i lOx'h'Te
iyAiaios */(,' 7CC idia .loh. 16, 32, in welcher stelle ich einen
gen. pl. seina doch nicht aus der elli[)se von gardim (s. 26l)
erklären mag; warum sollte das golh. du nicht auch in
der bedcutung von ei's den acc. regieren können? schwer
läßt sich ahd. joner sinn von -jieQi luid t'^ffo nachweisen,
C c c
770 ein f (icher sctiz.
man vergleiche etwn : daz si in zi zelchanc , zi hllide (pio
signo, exeinplo?), freilich iil)orall mit dem dal. (CJralT praj).
264.) K. setzt al)cr für das lat. ad: ze inuit, ze di/iy ze
nahtal)aiid nnia<;eM (schwerlicli ze naht aljaiidmiiasen :'j, ze
J'iwistunlli/iluiz ttltar (Gralf präj). 242.) einige hedenklitlie
ze sik sind s. 326 angeführt, ich glanhc aber, daU icJi
oben s. t04. 105 den wirklichen acc. in dem inf. hatte an-
erkennen sollen, der mit du verbnnden wird. in dem
goth. du ß'ijöny du sitan, und überall so, kann dn nichts
anders als tlie wirkliche priip., der inf. aber nichts anders
als ein im nentr. unverandeiliches accusatives suijst. sein,
aus diesem du frijun , das genau dem romanischen ad amare
entspricht, IlieUt also ein wichtiger, unverwerilicher grund
für die früher vorwaltende construclion des du mit dem acc.'^)
im ahd. , wo die rection des zi mit dem dal. sich vollends
entschieden hatte, nuiste nothwendig ein datives zi inin-
nonne ^ zi sizanue erscheinen, obgleich luis der Ursprung
des NN damit noch nicht aufgedeckt ist. derselbe trieb
wirkte die verlauschung des acc. gegen den dat., der auch
aus dem lat. ad me ein franz. a moi gemacht liat. ollen-
bar waltet analogie zwischen dem deutsclien und romani-
schen prapositionalinf.
goth. vüth und den acc. kann icli nicht belegen , aus
milhthanei, der partikel (3, 166) ließe sich etwa ein frii-
lieres Verhältnis zu diesem casus folgern, aber der ältere
ahd. und ags. acc. ist unbezweifelbar (oben s. 707.) die
ags. stellen sind häufig genug , Beov. 5300 mid minne gold-
gifan (una cimi domino meo, opes mihi praebente), wo
kein niinuni darf vorgeschlagen werden, das altn. medh
fordert den gen. wenn Sachen mitgeführt werden, oder
personen gegen ihren willen. vgl. das gr. /iteTCi mit
dem acc.
Drei casus abhängig sind von der goth. präp. in, acc.
dat. gen., jenaclidem wohin? wo? weshalb? gefragt wird,
das ahd. «i. erscheint mit dat. acc. luid instr. , wenn nicht
dat. und instr. zusammenfallen. das altn. at regiert dat.
acc. gen. mehrere slav. präp. beherschen drei casus.
Die innige Verbundenheit der präp. mit ihrem casus
ergibt sich theils aus dem ahd. imd noch mhd. brauch beide
aneiuanderhängend zu schreiben (wie wir heute zwischen
*) an der gegebnen erklärung von du viganna ändert sich darum
norh nichts , wiewol das NN seitsam stimmt, aber ein verbum vio-an
fehlt !
nonwu. casus, von prc'qj. abh. "JJX
parlikel und iiif. die präp. zu ungelrennt setzen), theiis
aus dem hindeniis das der aii. fand, zwischen präp. und
subsr. einzudringen (s. 388. 398. 413. 423. 426.)
Wie alle präp. aus sinnlichen raiunhegrijfen erwach-
sen, dann aber inanigfach auf abslracte Vorstellungen aus-
gedehnt worden sind, lehrt die ganze folgende abhandlung.
Bevor jedoch die rectioii der präp. vorgetragen werden
kann, sind beinerkungen über die bedeutung der vorzüg-
lichsten niitzutheilen.
In regelrechter Stellung vor allen andern linden sich die
präp. in und ns, ana und af, da sich in zu us verhält
wie ana zu af, niuU sich auch in zu ana, wie us zu af
verhallen, in bezeichnet das inwendige, us das ausweu-
dige, ana die Oberfläche, af das ihr abgewendete, was aus
dem Wasser ist kann nicht in aber noch an ihm sein, was
ab von dem wasser ist, ist auch aus ihm weg. in und
aus enlhalten also einen stärkeren begrif von Verbindung
und trennung, an und ab einen schwächeren. die lal.
spräche luiterscheidet zwar ex und ab, läßt aber in für
in und ana gelten, auch in unsern dialecten mischen in.
und ana sich mehr als us und af; das ags om , eigentlich
ana, muß später auch in ersetzen, das die ältesten denk-
miiler noch haben.
mit feinem geiiihl wird das gr. eig r7]V yeiga und sig
mvc; nod'ug (vulg. in manum, in pedes) gotli. unterschieden
in handu , ana futuns Luc. t5, 22, weil die band den
ring in sich, der fuß den schuh nur an sich nimnit. Lu-
ther setzt beidemal an y die ags. version: on his haud,
tu his futum.
gülh. usvundun vippja jah galagldcdun imma ana luiubid
.loh. 19, 2; allagidcdun ana ina thaurncina vipja Marc. 1.5,
17 ; wie noch nbd. eine binde an oiler inn das haupt
legen. das alul. sazlun sie imo in hoiilut U. IV. 22, 21
Scheint weniger gut. alts. höbhidband hardaro thonio an
waldand Crist scllean ilel. 165, 19.
statt des goth. andnam ina ana armins selnans f/V t«^
uyxä'Ai^Q avioi) Luc. 2, 28 lalU sich auch in seine arme
denken, weil sie an sich ziehen, inid in sich schließen;
mluk an ir arme lac Parz. 131, 4; ei'warmen an iweien
ainien l'arz. 136, 2; sluh in brusis seinos ti^ ro ci)]>'hni;
avioü Luc. IS, 13, bei liUlher an seine brüst, wie alts.
hugi buri an is brooslum llel. 118, 9.
der Gothe sondert in hiniina inh ana airtli;ii tv ci'-
QCiVtü xta tut lijs yfjS IMallh. 6, 10. I'.ph. 3, 1.5. Col. 1, 16,
C c c 2
772 einfacher sdtz.
was die lat. Version in coelo el in terra, und danach T.
34, 6 in liiniile, in erilu gibt; in erdo so in liiniilc N. lilli.
33, \iing(.'kclirt golli. zweimal ana: ana liiniinain jah una
airlliai llpli. 1, 10. Col. 1, 20. dagegen noch im 12 jh.: in
denie hiniile unde an der erden Hartni. v. d. gelonben 231.
US hiniina Juh. 6, 31. 32. 33; slihna us liiniiiia Luc. 3, 22,
Slibna ^lS tbainma nwihniin Marc. 9, 7; «/'hiniina l'Ihess.
4, 16; obana ah hevane Ilild. 30, wofiir Laclini. obana
fona hevane; obana Jou lilrnile 0. Sal. 31; alts. aflar qnam
thar %vürd fon hiniile, hlud fon tliem höhon radura Hei.
30,2; Jon iheniu wolcne quam helag stenine llel. 96, 23;
ahd. quam engil ir hiniile 0. I. 5, 3.
gewölinlich heiUt es goth. usiddja in faiVguni Luc. 6, 13.
9, 28; afiddja in iairguni Job. 6, 1.5; ussuiig in l'airguni
Marc. 3, 13 ; aber auch usiddja ana fairguni Joh. 6, 3 ;
ustauh ins ana fairguni JMarc. 9, 2 ; der text bot allent-
halben eis to Öqos. beide präposilionen lassen sich er-
klaren, in fairguni ist liier nicht in den berg, sondern in
das gebirge , vgl. in allai bairgahein Luc. 1, 65.. dem ana
f. entspricht das gaggan af fairgunja INIalth. 8, 1. IMarc. 9, 9.
Luc. 9, 37. Gal. 4, 24, niemals 'm5 , wozu auch u:i6 20V
ooovs nicht verleitete , wie vielleicht jenes eig zu in.
gaggan in skip IMatlh. 8, 23 ; atsleigan in skip INIatth.
9, 1; galeithan in skip Älarc. 4, 1; inngaggau in skip
INIarc. 5, 18; gaggan us skipa INlarc. 5, 1, weil der innere
schifsraum gemeint wird, dagegen vas ana nutin {uil tf]
nf)V/(ry, "na vaggarja iTJi t6 Tioogyerpälcdov JMarc. 4, 38.
so unterscheiden alle übrigen dialecfe das wirkliche gehii
oder steigen in das schif von der bloßen anniiherung an
das schif.
in aulhidai Job. 6, 49, ana authidcii Joh. 6, 31. Luc.
15, 4, beides für iv rfj tgri/iio , ana äulhidum iv talg
iQt'jfioiS Luc. 1, 80; ana authidus liUC. 1, 16. 8, 29; in
bezeichnet die mitte ?der gegend, ana die bloi^e stalte des
aufenthalts. in waldes einöle 0. L 10, 28.
brigg ana diupilha! tiinvüytcye eis to ßi.<.doc\ Luc.
5, 4; ussteigands in hauhitha dvafjtls tis vHJog Eph. 4, 8.
in diupilha wäre dort falsch gewesen, da nicht die innere
tiefe, sondern die Oberfläche der tiefe, die stelle wo das ge-
wässer tief ist verstanden wird, ana hauhitha wäre gleich
statthaft gewesen, wir sagen richtig in die höhe steigen,
uns in den über uns gebreiteten räum erheben, urruus
US hauhithai Luc. 1, 78.
wir schreiben in bücher und lesen in büchern , aber
an das bret und an dem bret. da vor alters runen auf
nomen. casus, von prcip. ahh. 773
die fläche des slabs oder Steins eingeritzt wurden, so lieiiit
es altn. liann reist runir ä kefli , und rista « hialti Iiiörs,
d horni, ä lufa, « slafnl, ä berkl, ä skildi u. s. w. Siem.
194. 195. 196, nalürlich aber t vini oh i virlri 196^, wenn
das lieilige zeichen in wein und gewürztes hier gemacht
wurde, ich möchte aus der älteren runschrift deuten, daß
UlF. sagt gakunnan *) ana bokoni uvayivowy.eiv iv tfj
ßiß).w INIarc. 12, 26; alts. an buoc scriban Hei. 1, 9 =*•*)';
an cruce scnban Ilel. 166, 19; was an iro <3u gescribau
Hei. 117, 21; ahd. an demo Fristen salmen ist kescribeu
N. ps. 39, 9; an steinen tubilun (in tabulis lapidels) ke-
scriben ward N. ps. 90, 12. mhd. in zaldlosen stellen bei
schreiben und lesen die präp. an statt des nhd. im eiu
rilter so geleret was, daz er an den buochen las swaz
er dar an geschriben vant aH. ; diu vil liebe las dar an
swaz dar an geschriben was Amur 1222; an den buochen
las Iw. 22; daz ich dar an geschriben vant En. 11118;
waz im dar an (im brief) was enbolen En. 10828; an
disem brieve stuont niht me; an disem brieve er nüit meu
vant Parz. 77, 19. andere stellen meuien nicht biicher
und briefe, luid da würden wir auch heute die präp.
in vermeiden: diu schrift «>iie gräl Parz. 796, 18; ame
grale man geschriben vant Parz. 818, 25; diu schrift
um seil Tit. 163, 4. 164, 4; da Lese ich an 164, 3; ge-
schriben an der strängen 165, 1. Bei gameljan , das den
(jotlien mehr an die mit röhr bemahlten und be/eiduieten
pergamentblätter gemahnen musle, als den Sarhsen sein
vritan , den Alemannen sein rizan (exarare) , sagt er zwar
in: gamelid in bukum Luc. 3, 4. in viluda Luc. 2, 23.
10, 26. 1 Cor. 9, 9; in Esaiin praulelau IMarc. 1, 2; doch
auch noch ana: gamelida izvis «Ha thizai aipisiauleiii 1 Cor.
5, 9; gamclilh ana praulctum Job. 6, 45. die alid. Über-
setzer können bei dem in, (las ihrem lal. tcxt cMlspnchl,
kein bedenken haben: chiscriban i«. dhero slbuii/.o tradun-
gum Is. 23, 3; in gencsi 25, 22; in psalmöm 73, 2; in
haubide dhes libelles 41, 8; in goles ^wu '1". 7, 2. die
ungezwvmgnere spräche behielt das alle an noch lange, als
schon kein grund dafür vorhaiulcn war. 0. 111. 17, 36
*) lesen; niiakiiiiiian II Cor. 3, 2; .sonst aucli .siggvan \aic. 4, 16.
E|)l). 3,4, was eigentlicli laut lesen, <!;akniinnn still, mit den an^oii
lesen.
") der Saclise daelite bei buk noch nielit reelit nn ziisnmmonj^e ■
Itfjte biälter: lejjHa im ena bOk an barm 7, 12, vom :inaxidi i\ yolls
.sjjilda, des Zacliarias.
'77'4 e'infacJier salz.
li.it: in erdii reiz, \vtMl der fiiincr in den boden slriehc
macht, er würde <ina steine, anu slabc gesa^^t lialicn.
goth. in Jilaiva tlialei ushulucla anu staina fv fiv};/ifl(p
0 tXaro/iiijOtv fv lij •Jitiau INlatth. 27, 60, weil zwar in
ilcn felsen , aber auch bloii an der felsenwand einge-
haiien wird.
aus diesen beispielen mag die sclieidung und bcriibrung
der präp. in und una genugsam erhellen, beinerkenswertli
ist noch N. ausdruck ('ap. 93 : laz siu an drin niazon ge-
etant, ih nieino in lengi unde in breiti ; von der schwä-
cheren priip. geht er alsbald über in die sliiikere. da wo es
der blohen Hache, wand, seile gilt wiid an, wo dem in-
uern, der mitte, in vorgezogen.
US hat nun da zu stehn, wo in, af, wo ana gesetzt
wird, und so verhielten sicli us himina, ms skipa , af
fairgunja; in augin, US augin Luc. 6, 42; us baürg, in
baürg Luc. 2, 4. weil wir heute sagen in das bett gelin,
iju belle liegen, heilU es auch «ms dem belle, die ältere
Sprache braucht lieber an, wievvol ahd. in imn belle ne
st?go ih N. ps. 131, 5; aber golli. ««« ligra ligandan IMatlh.
9, 2; ana ihammei lag Luc. 5, 2.5; ags. o« bed slige B. 1346 ;
mhd. si smouc sich an daz bette Parz. 194, 4, spranc an daz
bette Parz. 131, 2; an daz belle sitzen Iw. 1216; ah dem
bette l\v. 1231. goth. sltands «m« fulin Joli. 12, 15; ana thanima
ainshun nisat IMarc. 11,2. Luc. 19, 30; ags. ou vicge sät B. 570;
altn. « SIeipni södhul um lagdhi Sfenj.93''; folglich auch
sitau af fulin ; mhd. ah dem pferde si dö trat Frib. Trist.
4562; altn. stiginu af mars baki Srem. 83^; lataz «/' niars
baki 42'*; verpir südhli m/ mar 87*, vgl. das nhd. a6silzen,
«tsteigen. doch bemerke mau sligo or södlum 134^, was
ein sl?ga i sodul voraussetzt, wie wir sagen: ivi sattel
sitzen, «ms dem sattel heben, lat. sedere *) , ire in equo,
descendere ex equo, cadere e.v equo , ascendere in equum.
iihd. trinken aus dem glas, essen aus dem napf, aber von
dem teller, weil der flach ist. altn. or kerom drecka SiiMii.
41% daneben drecka «/" horni 67^; drecka «y vedhi val-
födurs (aus dem brunnen) 4''.
Ulf. sagt silan ana stöla Matth. 27, 19; ana mutaslada
Luc. 5, 27; gadrausida (dejecit) «/" stulam Luc. 1, 52. ahd.
sizzan in themo sedale T. 199, 5; doch N. Cap. 57. 79 saz
an sinemo stuole. ags. gesät on sesse B, 5430. golh. silan af
taIhsvunmeinailMarc. 10, 40; standands aj lai'hsvun Luc. 1, 11.
') ml, sedere equum Pertz 2, 4GÜ not. 78 = insidere.
nonieiL. casus, von präp. ahli. 775
er sagt : aluna veihs atgaggith ana ihuk Luc. 1, 35 ; atidcija
ana iiia Luc. 3, 22; gadrusun ana mik liom. 15, 3; vas ana
iiiiiua Luc. 2, 25; malus «/' imma usiddja Luc. 6, 19. auch
bei besesseil sein und kranklieileu : die seuclie fallt an 5 lliata
thnitsflll alluilh q/" inuiia Luc. 5, 13; gahailida inanagaus uf
sauhiim jali slahini Luc. 7, 21; sa unhulllia urrann rj/' iniina
Luc. 4, 35; usiddjedun unluillliuns <(/' nianagaiiii Luc. 4,
41 , wiewol die stärkere präp. vorkouuut: usgagg us thamnia
l^uc. 4, 35; US thizui usiddjedun unhulthuns sibun Luc. 8, 2
parallel dem galilhun in ina Luc. 8, 30.
Das nlid. auf, mlid. vj ist keine organische pjaposi-
tion, sondern aus der adverbialen parlikel uf, die verstär-
kend dem ana hinzutrat , erwachsen , folglich aus nfanuy
iijan gekürzt durch apocope, wie das neunord. gleichbe-
deutige pa durch aphäresis aus uppä (3, 254. 262.) die
präpositionale kraft beruht also in diesem ana, ä, die
rcctiou bleibt dieselbe, die bedeutiuig bloü diuch jenes
präfix niodillciert. üf =^ i^ifana hebt an dem begrif der
flache noch das oben hervor, was sich eigentlich aus dem
gegensalz des ana zu in von selbst versieht, was nicht in
der kugcl, sondern an ihrer rinde ist, das ist auch oben
daran. Hiernach wird nun nihd. üf, uhd. auf eben da
verwandt, wo golh. und ahd ana, mit einem gewissen
iiachdruck des oben, auf den lisch , auf die bank setzen,
legen, auf dorn stul sitzen, auf dem bett liegen (verschie-
den von in dem bell 1. , was den begrif des zugedeckt-
scins mitführt, im allen bell überwiegt das au (liegen), auf
den berg, auf da& pferd steigen, nilid. ujje saz l^arz. 288,
9; heb iuch uf diz pfert l'arz. 515, 23, spranc uf G. ka-
slelan Parz. 522, 26. zuweilen erscheint noch gesondert:
li/" au den berc Parz. 352, 2. luisre nhd. formcl auf und
ab gleicht dem ahd. ana u. aha, xnid vor verbis slehn sich
noch nihil, und nhd. beide parlikeln entgegen , z. b. an
noch ab gesagt Parz. 368, 20, den bccher an und tih-
setzen.
kein goth. iiip ana (=z auf) konwul vor, aber ein goth.
lU US hauig 1:^(0 T>;c7'oAfw? INlarc. 11, 19, liinaus aus der
bürg, uiul unser nhd. dem golh. us nur zufiillig ähnlicli
gevvordnes aus eiilhidl den versliirklen ausdjuck , der all-
iniilich wieder einfaches anschn gewann. seil den) unter-
gang des ahd. «r, «r, iv wird jenes /'/z völlig prap. , be-
deutel und regicjl was das einfache us.
Wie verhalten sich du, al luid bi zu anal alle drei
verschieden, gleich dem aiia, von in ^ niodilicieren sie den
776 ein Jacher -'iiitz.
begilf der nahe, bezciclitieii aber nie das iiiiiert'. rille drei
können das lal. ad ausdrücken, ■welchem at buchslahlif h
enispricht.
at lind du, von einer seile angesehn , haben die gröl'le
analogie , und ersetzen sich , eins von ihnen scheint fast
zu enlbehren , und ^virklich ist dem noid. sprachzweige
nur at , dem hd. allnuilicli nur zu verblieben. aber die
goth. nuindarl weiU sie fein zu scheiden, ^viewol auch in
iJir der gebrauch des du weil überwiegt.
beiden gemeinschafilich ist der hiiufige bezug auf per-
fionen,»ie gleichen dann dem gr. 57po<j.
das goth. fjvbnan wird , ohne ausnähme , mit at und
dem dat., wie das gr. i'QysGd^at mit noös und dem acc,
das lat. venire mit ad luid dem acc. verbunden: INlatth. 7,
15. Marc. 1, 40. 2, 3. 3, 8. 9, 14. 10, 50. Luc. 1, 43. 7, 4.
7, 20. 8, 35. 15, 20. Job. 6, 44. 65. 10, 4i. 14, 6. 18. 28.
16, 7. ICor. 16, 5. 11. 12. II Cor. 2, 1. Col. 4, 10. IThess.
2, 18. 3, 6. Sk. 52, 5, von diesem (|viman at unteiscliei-
det sich tjanviinani gaqveniun sik du inuna Gvväyorrui
viQOS aVTOP Marc. 7, 1 ; gac[V(5niun hi JNlarthan jab Marjan
fXijAvdeioav nooä ras nf.Ql (Lachm. nooQ zi-v IM.) ]M. y.ai
IM. Job. 11, 19 vulg. veneiant ad M. et INI. dagegen steht
bei gatjfjan, ai(ja(j(jau und (jaleithan immer </«, und nie-
mals al , Marc. 5, 15. 10, 14. 11, 27. Luc. 1, 28. 6, 47. 8,
19. 14, 26. 18,3. 16. Job. 6, 5. 17. 45. 7, 37. 45. 50. 11,
15. 29. 14, 23. 17, 11, um das nemliche i'QyeoOai Tioog
zu übertragen. in der goth. spräche nuiü also diese un-
lersclieidung zwischen avintan at und (faffgan du einge-
prägt gewesen sein, so schwer es fallt, bei fast gleicher
bedeutung und gleicher reclion, den giund davon einzu-
selin , d. h. anzugeben, warum bei t|vinian das du, bei
gaggan das at ungothiscli war. abd. steht nach cpieman
wie nach gangan überall zi : T. 41, 1. 0. IV. 35, 28. T.
JNIatth. 21, 23 und nnzcihligemal; mhd. nach komen wie
nach gan ze , nhd. zu.
bei sandjan, insandjan steht dui Luc. 1, 27. 7, 20.
Job. 16, 8. ebenso bei fjavandjnn Luc. 1, 16. 17. ohne
ausuahme bei dem häufigen avithan und bei rodjan : qve-
thun du imma Job. 8, 25. 48; rudjan du thus Luc. 1, 19;
rodida du allam unsaraim Luc. 1, 55. nach )Jytiv und
dicere folgt der bloUe dat. , der auch mit qvilhan einigemal
verbunden wird, nach /.uXtlv und loqui wiederum noos
und ad.
bairan, athairan hat du Mattb. 8, 16. 9, 2. Marc. 1,32.
7, 3:2. 8, 22. 10, 13. Luc. 18, 15; bvigtjau hingegen at
iioinen. casus, von prcip. uhJi. 777
liUc. 4, 40. IMarc. 11, 7; doch einmal l)ialila du llius JNIarc.
9, 17, ein zeugnis für die nahe verwaiidtschalt des at
und du.
beide slehn nun auch auf gleiche weise, wiewol seltner, vor
saclien ; qvam al inarein INlarc. 7, 31 ; at dultliui tig tijv ioQ-
7fjvioh.\2, 12; gaggilhrZi* thamniahlaiva£/.CT0/jj^7;/( eiovJoh,
11, 38; atiddjedun die thaninia hlaiva iWii ro jiiv. IMarc. 16,
2, construclionen , die auch kein n<iOQ zeigen, und wo at
und du sich mehr deni ana nähern, merkwürdig: hairda
lialdana at thanima fairgunja ^Qos TW öoei IMarc. 5, 1 1 ;
in ihamnia faügunja iv nö oQei Luc. 8, 32 w^o deutlich
der text den Wechsel zwischen at und in verursachte,
hierher auch: so aqvizi at vaürlini hagnie ligilh noos ir,v
Qi'^av Luc. 3, 9; ät nahlamata anakumbjandans Sk. 49, 16.
nun aber verdeutscht es nagä' drigkandans thu at im
Til nuQ aviötv Luc. 10, 7; at izvis visands ??«(>' Vfilv
filvMV Joh. 14, 25; salithv«js at inuna gataujus Joh. 14, 23;
viljahallhei nist at imma TiQooioTioXijilßia ovz i'azi TiaQ ta'Tw
Epli. 6, 9. Col. 3, 2.5; ussiggvuidau at izvis uvuyrioad'rj
uicio Vfilv Col. 4, 16; at gullia usidisidai sijuth ■&t()d'i-
day.Toi iore IThess. 4, 9; niniandans at uns vaürd jiauscinais
naoaXaßövisQ Xüyov iCAOi's ixuo Tifiötv IThess. 2, 13;
thala ganinülh at Iruujin lovio y.o/i/eirai üiuqu tov y.VQiov
Lph. 6, 8; thatei hausida at inuna rjzovaa ticxq uvrov
Joh. 8, 26; hausida at allin meinamma i'jy.nvaci Tiaou rov
naT{>6s /tov Joh. 15, 15; gasahv at atlin meinanuna to'io«y.a
na()u iiij viaroi ficv Joh. 8, 38; wohin ich noch lu-lune :
gastauida lliata at nüs tv.Qivii ifinvio) II Cor. 2, I. liier
gewahren wir endlich den abstand dos at von </«, üheiall
wo at tiuqÜ ausdrückt könnte kein du seine stelle ein-
nehmen, die vulg. hat dann entw. apud: stalui apud nie,
niansiones apud eum , oder «: audi\i ab eo , a deo didi-
cislis , at kann hier gleichsam in die negative reihe über-
treteiul den gegensalz von ana, dem es sonst ahidiih ist,
ausdrücken.
wir lernen also, daß at eine nütle hüll zwischen du
vnid fci, es hat mehr von du in siih als das bi. und nudir
von bi als das du. statt dieser goth. liihigie du ^ at ^ bi
besitzt die lat. spräche nur zwei priip. ad luul apud, die
nhd. nur iit und 6et , im gr. stehn sich auch ilrei zur
seile ^QOi;, iitinu, tiil. so njeine ich n»ui eikl.iien zu
düifen, warum der Oolhe f|vima at thus und gagga du
ihus sagte: gehen ilrürkl blolk' nüherung aus, kommen
zugleleli absieht des bleibeus^ daher man noch heule im
778 einfacher satz.
vülk liörl: komm hei micl», stall zu mir. unsor hei wäre
dem Gollieii zu stark gewesen, sein at halle mir etwas
von bi. mit gaqvimari konnle tlu coiislrnieil werden, weil
hier die pari, ga den begril" von qviman stritigle.
wie at zwischen du und bi stellt, möchte icli aiicli
glauben, daU es zwischen ana und in stärker als jenes
und scliwäclier als dieses gewesen sei. das ergibt sich am
deutlichsten aus altn. beispielen. es wird unterscliieden
zwischen ganga « slul S.um. 1^ und silja stuli al 24^;
daher nocli ahd. sitzi uzs zeswun halp nun ! (sede a dex-
teris nieis) Is. 27, 20. der gast langt al hullu an, geht ein
(inn gecc) und heilit dann z" hüll kominn Siem. 31^; hava
liöllo atf liäva höUo /, heyrdac segja sva Saeni. 24'' 30'',
das wäre naga rij avXfj , dp rfj avXfj. kom at luillo
Sicni. 244^; kom at husi lOOMoia; kom al sal 103''; inn-
konia becci d (auf die bank) urecco at (bei den trunk)
46^, das Irinkgelag soll dauern. daher gilt auch diese
präp. für anhaltende verhällnisse der zeit oder des raums,
z. b. at sumri (wenn sich der soinnier eingestellt hat) mal-
stefno at Sa;m. 93*, at U|>psülum, at riülurlundi Sii3in.
165'^. so auch ahd. ortsbcnennungen : «sreode, az waldiu
(gr. 3, 424 j, erst nach erlöschen des az mit zi ausgedrückt.
genauer als die ahd. lassen ags. denkmäler den unter-
schied zwischen ät und to wahrnelimen, obgleich schon
manche i'einheiten der goth. spräche verloren gegangen sind,
so finde ich namentlich nach ciiman kein ät , sondern tu:
com to Heorole B. 25.58; tu botme com 3012; to sele
cuinon 3279; tö ham becom 5980; wie nach gongan und
gevitan: ga l6 seile! 3561; tö healle geong 1844; cvoin to
liofe gongan 3944; tö sele gangan cvömon 644; gevät to
hofe sinum 2472; sigon to shvpe 2502; nicht anders nach
heran, faran und feran : tö beado lace ät bcxron 3121; tö
brimes farodhe 56; to vyrme 5033; to earde 5304; bär
to hofe sinum 3014; geferian to iha^m sele 3276; tu scipe
furon 3787. indessen heilit es bei Ortsangaben : ät Heorote
2535. 3175; ät h;un (wie noch engl, al hoine) 2288. 3842;
ät Finnes ham 2305, und bemerkenswerth ge ät ham ge
on berge 2496, daheim und im beer, weil im haus ein
bleibender aufenthalt ist. ät ade (ad rogum) 2222; ät
sunde (engl, at sea) 1029; ät fulum sät 994. 2328; ät symle
(in convivio) 161 , doch tu synible geseten liäfdon 4203
und gesät to symble C. 259, 33; ät beore 4076, ät thfcre
beoilhege 1228 , wie altn. at biori svasom Sicin. 244*.
ganz formcUiall ät bilde 2920. 337G. 5146. 5364; ät vige
nouien. casus, von präp. abh, 779
2674. 52.54; iit s'dcce 1899. 3236. 3328. 5221. 5314. 5358;
ät gudhe 3069. 4976. 5751, meist iit giidcre 639. 772. 1452;
(it süiune 611. 799. 977. 1082; docli to yadie 5256; tö
soiiine 5132. im sinne von apud : ät niinum fadere 4854;
ät Ihäiu ädlielinge 4743 ; üt ürendle 1854.
die bedeutungen des golh. at müssen alid. (nacli Unter-
gang des az) zwischen zi und pi , mhd. ze und hi ver-
iheilt werden, doch fallt davon jejiem das meiste, diesem
das wenigste zu. wo zi und ze den begrif des </a , nicht
mehr den des hin ausdrücken , stehn sie einem goth. iit
parallel , vgl. GralFs präp. 248-250. so verbinden die mhd.
dichter ze mit in oder üf: üf erde und ze himel Wh. 17,
1; ze himel und üf der erde Walth, 7, 31; ze Europa und
in Asii Tarz. 496, 3; ze himile Farz. 316, 8. diesem ze
himele würde ein goth. at himina (das nie vorkonunl) oder
hl iümina (häufig) entsprechen; denn du himina ist nicht
tv ovquvÖj , sondern i/V ovquvov INlarc. 7, 34. Luc. 9, 15.
18, 13. Joh. 17, 1 = / jt liiiiün Luc. 2, 15. Rom. 10, 6. ob
jrüher ein du himin, at himin für die richtung liiu statt-
haft war? nicht im wahrscheinlich.
das golh. hi wird sehr oft mit dem acc. construiert, oft
mit dem dat. wenn es den acc. regiert , übersetzt es mgi
z. b. Marc. 1, 30. 12, 26. Luc. 1 , ^. 1, 4. 2 , 17. 18. 38.
4, 10. 38. 5, 15. Joh. 8, 26. 45; zuweilen Ini Luc. 4, 4.
22. 6, 29; wenn den dat. fietä Luc. 1, 58. 72; oder y.ura
liUC. 2, 29. Eph. 1, 9. 4, 24. Col. 1, 25. jenes hat die bc-
deulimg des lal. de, dieses die von cum und secundum.
man merke jedoch dal^ das golh. biy so häufig es gohr.nuht
wird, meist abstiact steht, seilen sinnliche nähe bezeich-
net, am ersten da, wo es für tWii steht *), welche gr.
präp. überhaupt dem hi buchstählicli die verwandteste ist ;
man vgl. auch das s. 776 angeführte gaqvenuu» hi M. j. INI.
(jfoo.c lag 7f£()< IM. k. M.); wo fiticc ])ersönliches beisein
ausdrückt, setzt Ulf. lieber nif7A, niiiil hi. IMallh. 11, 2
scheint in/nj'aQ d'id rviv /ludtjioir ühcilragen insandiamls
hi siponjam, und lüer wäre es ein lat. per, das man auch
in dem svaran hi himina, jiu'are per coelum , iv xöt ox<-
Qccro) Matth. 5, 34 lindel. Im ags. kälW sich das siiuiliche
he leichter nachweisen : livearf he vealle (reversus est ad
Valium, propc valbim) I>. 3145; livearf hi bence 237*';
uras hi ronde 5072; he liealse genam 3740; väs he ieaxc
•) stäiit.indiii tliiik lu kiiiiiu Luc. 6, *21); bistajjiiv aliva /'/ j.'iiiiniuiiin
raziia Luc. 6, 48 ii, s. w.
7^0 einfacher salz.
boren (beim liaar getragen) 3292; he niaslc 3.S06; he sjimii
Iveoiuiui 1710.2595. 3369; siet 6e tli;i>ni gebiudlirum lv:«"ni
2383; Siels mit dem dal. verbuiuleii. nitlit anders das alid.
vi oder ]n ((iralV prüp. 101.) in solclien fallen würde kein
gulli. i)i ■) violniclir al zu gewarlen sein, der alln. spratlii-
gellt (lie |)i;i|). hl durcliaiis ab, in der sinnlichen und ab-
straclen beileulung; das ürlliclie bei (juxta) drückt sie durch
ein eigenlhüniliches hid (3, 26<S) aus.
Die gr. prüpositionon der genieinsrliaft , fura und ü7V,
werden im goth. lüclil gesondert, milli eiilsprichl beiden:
viilh im fiiz uvriöv JMalth. 9, 15. INlarc. 2, 19. l.ur. 5, 34;
milk sis fitT avTov Tvlarc. 5, 40; inith sis fted' iuvjön'
IMarc. 2, 19; nülh imma fwi avrov Marc. 2, 25. 4, 36;
viilh diuzam /teTu to)P d-r^ou<)V IMarc. 1, 13; mith mis ovv
uioi ICor. 15, 10; tnilh inuna ovv avroi ('ol. 2, 13; sa-
jiiana inilh inuua u,i(u avv CiViiö IThess. 5, 10; mith i' Uli -
stau dvv TOi Xqkhoj Cül. 3, 3; niilli töjam oxn> rciig "jtou-
ttat Cül. 3, 9; viith anstai ovp if] yüoni II Cor. 8, 19.
wie nun buchstäblich milk r=: fuiu , so besaß luisere sprä-
che friiherhin auch für avv, lat. CMiii eine prUp. gu oder
qcnn, die nur noch als bloUe partikel, und da^u untrenn-
bare, übrig ist. und weil sich oft die Verhältnisse umdre-
hen, so ist der lat. spräche nur das einzige cum für //£?«
und avv eigen, so daU, wenn juerü geselligkeit , avv ge-
nieinschaft ausdrückt, im deutschen persönliche, im lalein
aber reale Vereinigung übeiwiegl. die persünlicliere nalur
des mith Ihut sicli auch darin kund, dali es bei den Go-
then noch nicht instrumental gebraucht wird, sondern für
diesen begrif der bloße dat. ausreicht: handau meinai uf
melida (manu niea svibscripsi); im ahd. beguint hier mit
sich einzuschleichen *) , dessen weiterer Spielraum , wie ich
glaube, den präpositioualen gebrauch eines rein pei'söidi-
chen , und sehr beschriinkten samant (GralF prap. s. 129)
veranlaiWe. aus dem ags. vidh , das eigentlich wider, ge-
gen, bei bedeutet, entfaltete sich das engl., oft für mit ge-
brauclite, tvith , während das altn. vidh bei, gegen, im
neunord. ved oft den sinn unseres von empfangt, nirgend
in der spräche erkennbarer als an den prap. ist es, wie
in die lücken verlorner und geschwächter formen, zur
ausfüllung unenlbehrlicher begriife, alsogleich andere ver-
wandle würler einziehen.
*) goth. stäinam vairpan , alul. mit steiiion O. 111. 17. 16; nlt-s.
finsron scriban Hei. 1, 23, ahd. mit tiiemo fingare reiz O. 111.
17, ae.
jiomeii. casus, von priip. ahli. 781
Wir müssen auf af uiul hi zurückkommen , um zu er-
kennen in wie fern zwei andere bisher noch nicht be-
handelte Präpositionen , J'ravi und Jona mit ihnen ver-
wandt sind oder von ihnen abslehn.
Zwischen «/ und _/)flm unterscheidet Ulf. so, daß er mit
jenen» das buclistablich identische iItio, uni. J'ram aber zV?o
übersetzt. die belege sind nicht zu zahlen, und oft diclit
nebeneinander, z. b. Luc. 8, 29 usgaggan af thanuna mann,
draibiths J'rani thanuna luiliulthin. frani ist die wahre
prap. für das passivum , sie steht vor dem thäligen subject,
welches auf den leidenden nom. einwirkt: insandilhsyram
gutha Luc. 1, 26; bauhjaindan _/)Yim mannam IMatlh. 6, 2;
viuhiths ^/»'rtm thaim gndjam IMatlh. 27, 12; daupidui vesua
fratn inima IMarc. 1, .5; daiipilhs vas fram Johanne Marc.
1, 9; fraisans fram satanin Älarc. 1, L3. aj' aber stellt
sich dem ana entgegen , luid drückt befreiung , entfernung
von etwas aus. afnimada «/" imma Luc. 8, 18 heißt: es
wird ihm abgenommen, er wird frei davon; afnimada fram
imma liieße: es wird durch ihn abgenommen, er macht
frei davon, folglich könnte gesagt werden: afnimada /)'««i
inuna aJ" ihus, es wird durch ihn von dir weggenonunen.
richtig sieht INlallh. 7, 16: lisanda «/' thaüriuim veiiiabasja,
beeren werden von den dornen herab (de spinis) gelesen,
fram thaüriunn würde sagen: durcli die dornen (a spinis).
wir drücken aber heute beide begriffe, die der Grieche und
Golhe sondert, einlörnu'g nüt von aus, und auch das lat.
ab erfüllt die bedculung von J'ram wie von «/', ja vor-
zugsweise jene, indem statt des golli, «/" zuweilen Je ge-
setzt weiden kann, z. b. gadiausida «/' slulam «V/ö i9(jo-
-roj«', de sede. vkider die aufgestellte goth. regel wird in-
des einigemal (gewis selten) gestoßen: ni gajiuUaizau afuu-
thiulha jtiij vi'/m vno rov xaxov Rom. 12, 21 sollte heißen
fratn unlhiulha, oder waltete in der ganzen sielle ein mis-
versland, da auch das Ibigende tv seltsam mit af gegelicn
isl'i* richtig aber wird Marc. 12, 11 fram für iiuvä jie-
brauchl , dessen wurzel der von fram naiie sieht, oder liir
nf:{)i (pi'o) Marc. 1, 44, die gleicM.dls verwanilt liegen, so
wie dem t'y/o vntQ, welclies im sinne von pro ihinh golh,
fram gegeben wird I^uc. 6, 28. Job, 17, 19.
der ahd. S|n'achc ist fram als priip. fa<;t ganz erloschen
(Graff prap. 24l), es dauert nur als untrennbare parlikel
fort, dafür hat sich eine liei den Gothen uncrluirle präp.
fnia erzeugt, ileren auf den ersten blick befremdeiulo
cumposilion aus afana idi wien. jb. 28, 42 und granun. .i,
782 (i'infdchcr F,aiz.
2ß2 nachzuweisen gesnclit liahe. der vorolnlj^ung /woicr
sicli enlge^cnslelicnder parlikcln «/' uiul ana /.w slallon
koDunl, dali das ilal., allen iiljiigcii rümaiidialcclcii gt—
breclicmlc da (s. 43'J) genau so ans dtt und ad zusamincn-
gcNvatlisen scheint *), und hier wietler eine ein/.ehie lie-
riihrutig deutscher und roniaii. zunge waltet. iibergiinge
zwischen positiven und negativen prüp. lassen sich leicht
wahrnehmen, ad dexlram, ad laevan» ist üil, gleichviel mit
« dextra, a laeva; das xaüiaui t'A d't^tojv y.ui i^ hioh'I'jküiv
]\larc. 10, 40 verdeutscht Ulf. sitan a/taflisvon, af hh'u\\\-
mein (s. 774), die vulg. hat aber sedere «ff dexterarn, ad si-
nistram, alul. az (s. 77<S), Luther zur rechten, zur linken; das
golh. bigasl anst fruiii gulha Tiaoujo) Oto) Luc. l, 30 ist mehr
bei als von; aus dein lat. ah entfaltete sich die roman. he-
deutung von «&, avec d.h. mit. in afana bezeichnet ana nicht
die richtunghin , sondern da; es wird zu af gesellt, um mit
ihm zusammen einen begrif zu bilden, der dem goth. fram
gleicht und dem einfachen af gegenüber steht, das einCaclie
ahd. aha bleibt uiio, und drückt das sinnliclie weg oder
fern aus, wahrend /"«m« , fona die rolle des abstracteren
goth. fram übernimmt, bei passivis steht daher h\oi\ Jona,
niemals «&«, 2.. h. fona fater cliiboran werdhan Is, 13,10;
chiboran wardh Jona fater Is. 15, 10; Jon nataron gibo-
ranö 0. L 23, 37; keboren /biie niagede N. ps. 98, 9. für
den begrif sinnlicher entfernung behauptet sich aha noch:
er nam sie aha des luirehtes wege N. ps. 106, 17; ih kieng
aha wege N. ps. 72, 27, doch wird auch in frühster zeit
schon Jona daneben zulässig, ja beide prap. wecliseln ini-
jniltelbar hintereinander: inina miltnissa ni nimu ih ah imu.
So ih fona dhenni nam (misericordiam nieani uou auferam
ab eo, sicut abstuli ab eo) Is. 33, 19.
es kann nacli allem diesem nicht aulfallen , daß aucJi
der begrif hei in von übertritt, das goth. hi mit dem acc.
sahen wir eni oder das lat. de bedeuten : ui hi lilaib iiiu-
ana libaith manna Luc. 4,4, uhd. nicht von dem brot
allein, das ahd. in mit dem acc. drückt neben sprechen,
denken, fragen, klagen häufig ^/e aus : hogazi pi dih selpan
*) oder will man da aus de und a (= ab) leiten? dagegen strei-
tet, einmal daß das dative a offenbar aus ad entspringt, dann daß
lat. in Italien abgefaßte Urkunden sogar lilol^es ml, oiine de, für den
abl. verwenden, z. b. bei Piimagalli n° I (a. 72t): petitus ad An-
strada. acrepi ad Sigirad, und oft so. wie in der alten tlexion dat.
und abl. meist znsanimentretien , lag es nahe aucli für die umsclirei-
bung beider dieselben präp. zu gebrauchen.
noinen. casus, von präp. abh. 783
(cogila de teinet ipso, oder romanisch: teniet ipsum) gl.
cass. 855''; sprah bi tlien sluan driit 0. 111. 23, 41, andere
belege mehr hat Grall" pi^äp. 107. namentlich ersetzt diese
präp. (aber mit dem dat.) das caiisale von, d. h. golh.
l'ram (nicht ai) iu den redensarteii zemjen ^ (jehären,
schivtUKjer xverden. siu nuioler gewan in be iro later N.
ps. 82, 7; Alcmene in guan be Jove N. Cap. 139; den ge-
machen widellen bi iro ne ilti gewinnen N. ('ap. 44 ; su
chindut INIercurius pe Venere N. Cap. 44; mhd. er hete bi
sime vvibe zwene sune En. 4561; luete ich doch ein kinde-
lin bi in gewunnen Eu. 2190; bi der Gahnniret ein kint
gewan Parz. 455, 21; schocniu kint bi einem man Wh.
310, 11; ein Moeriiine Josweiz bi im gebar Wli. 386, 18;
an dem hat haz bi nide ein kint Ms. 1, 75''; diu frouwe
swanger wart bi im eines kindes W'igal. 1022; si begunde
bi dem künige ein edele kint tragen Gudr. 22, 2; kint diu
ir bi Hartmuole habet getragen Gudr. 1253, 2; noch in ei-
nem vülksl. auf den winterkünig von 1620: ich trag bei
dir ein kindelein. lieule sagen wir hier von, bei zeugen
mit. wenn aber ninl. in ganz gleicher conslruclion die
präp. ane steht : dat soet (dat kint) an enen god soude
winnen ]\iaerl. 1, 261; ane hare seit nien dat hi wan enen
sone Maerl. 3, 268; rechtfertigt das nicht die voihin ange-
iiomnuie erkliirung des ana in der präp. fonal' die altn.
Sprache stellt zu solchen verbis vidh : hon alti mog vidh
nier Siem. 65''; vidh systur tliinni gaztu mög 65*; a Hiif-
vaipni iheim er llamskeipir gat vidh Gardhrofu 8n. 38,
■welches vidh im dän. ved nicht selten causales von bedeu-
tet, sonst aber ad, apud , juxla. noch häufiger gilt das
engl, by für von.
Genauer als durch at und af wird das Verhältnis der
nähe und ferne durch zwei frischeie , jüngere, dem ad-
jectivischcn begrif kaum entnonunene priiposilionen aiisi;e-
driickt, die zugleich auch als bloiie adverbia auftreten dür-
ien *): nrhvn und fmrra. schon die ailj. rcgiei en dcix
dat. (s. 747), woraus sich ihre präpositionalkiart ziiniuhst
herleiten lieUe. nehva wird nocli olt da gebrnuclit . wo
ein gr. ^yyvc; zu iiborselzen oder ein lyyi'^nr zu unisrluei-
ben war, so in folgontlcn bcispielen : nchna iinma Meir.
2, 4; nrhvH daura Luc, 7, 12; nehva lai'iiUun l.iic. 18,
35; nehva lairusalem JMarc.ll, 1. Luc. 19, II. aullallend
•) nthva ist (instnt) Mnrc. 1.^, 28; vns Tit'hra (inslalmt) .Toli. 7,
2. \a\c. 19, 41; iichuis ist iy/vtn^ov llom. 13, 11; vcsutli fuirra Kpli.
2, \',i; ]\vak\ fairra , izei tn'ln'a Kpli. 2, 17.
784 c'infdchc.r satz.
nrhv razn Luc. 15, 25 slatl neliva razna , es war liier eine
schwer zu losende stelle, aber nurli vioö^; nmi ^luou wer-
den (laiuil wieder gegeben: nehva ininia 7i(j6g uviüv i^nr.
IS, 40; ntiliva saiva iiuQu T)]v Xipvr^v Luc. 5, 1 luid so
ist nehva andja Sk. 41, 6 einlach j)roj)e fineni. nicht zu
übersehn aber, daß Luc. 5, 2 gleich hinter jenem nehva
saiva dasselbe iiaoa t/;v }.i/ii'ijv durch das schwächere at
thaninia saiva verdeutscht wird , da der bestimmtere aiis-
druck vorhergieng. ein andermal liiuifen sich beide parli-
keln: nehva nt iddaljin 7io6^ r?j y.aTU[ji'.nei. ISoch enl-
schiedner steht lali ra gradezu dem gr. djio gleich : fairra
mis un sfiov IMallli. 7, 23. Marc. 7, 7. Luc. 5, 8; fairra
imma an avTov Luc. 4, L3 ; fairra izai an' avrijs Luc.
1, 38; fairra im an aviöJv Luc. 2, 15. ]Mallh. 8, 30;
fairra tlianima garda uno ri;s oiaias Luc. 7, 6; fairra
slallia dno ti';^ yi;g liUC. 5, 3; fairra alh utto tov itaov
Luc. 2, ^7 \ fairra thiudangardjai uno trjs ßaaiXeiuQ^l'ai'c.
12, 34. das bloUe af sclieint hier etwas schwacher, lÜlU
sich aber auch belegen: «/ imma an amov INlarc. 1, 42.
Luc. 5, 13; ftf imma nao aviov Luc. 6, 19; af im an
ciViMV IMarc. 2, 20; af managuim drio nol/.v'tv liUC. 4, 41.
sehr nahe liegt ns, wie iz i\^m dnö , und beide stehn neben-
einander: »isgagg tis tliamma! i'^e/.&s f^ ai'rovl urrann af
imma ^hy/.&ev du' aiiov Luc. 4, 35. eine jenem nehva
at analoge combinatiou fairra af habe ich nicht gelesen,
sie findet sich aber im alid., wo das h\o[\e fer als präp.
nicht erscheint, wol als verstärkende part. vor dem t'ona :
fer fon in (longe ab illis) T. 53, 9.
desto größern umfang gewonnen hat die alid. präp.
näh , sie bezeichnet zwar in einigen denkmälern , vorzüg-
licli bei T. , noch die nähe: saz nah truhtines luozun (se-
cus pedes domini) T. 53, 2; fielun näh themo wege (secus
viam) T. 71, 2. 75, 1; gangenli näh themo sewe (juxta
niare) T. 19, 1. wie aber mit secus secundum zusammen-
liängt, mit dem beisein folgen (sequi), ergab sich für näh
der begrif post, in räum und zeitverhällnissen : der nach
kommende ist nicht wirklich da, sondern nahet bloi^ : ih
liuf nah in (hinter ihnen her) N. ps. 61, 5; daz sie näh
mir gangen N. ps. 39. 15; nals fore dir, noh ineben dir,
nube näh dir N. ps. 62, 9; nah siben tagen (post Septem
dies) N. ps. 6, 1; näh disemo libe chumet der lun ]\. ps.
126, 3; so daß diese präp. allniälich nicht ein stärkeres at
oder bi, sondern den gegensatz zu vor ausdrückt, also
gewissermaßen in den negativen begrif der ferne ausge-
wichen ist. der vor siehende ist schon über die gegen-
?ioint'ri. casus, von präp. ahh, 7^')
warl hinaus gelangt, der nach sielieiule hat sie noch nicht
erreicht, die nihd. priip. nach, uhd. nach bezeichnen also
niiherung, folge, nicht mehr nähe, als bloßes adv. kaiui
das mild, nach noch prope, fere , nhd. beinahe bedeuten.
verre, nhd. /er /t ist nichts als adv., und mag (wie nahe
die priip. bei, zu) von verstärken.
Ob Jairra wurzelhaft den partikeln fair und faitr,
faüra verwandt seil' '''), lasse ich hier bei seite.
festzuhalten ist die goth. Unterscheidung zwischen Janr
und faiira , jenes regiert stets den acc, dieses stets den
dat. '■■■') die sinnliche bedeutung des faür im raumverhäll-
nis ist TiuQU (circa), im zeitverhältnis -ngö (ante): faür
\ig 7iaQcc lijp od'öv ]Marc. 4, 4. 10, 46. Luc. 18, 35; J'aür
niarein na()u ii]p düXuoouv ]\Iarc. 1, 16. 2, 13, wahr-
scheinlich Marc. 5, 2 l failra in Jaür zu ändern? ***) ; juitr
mei UQO y.uiQOV jNIatth. 8, 29. Sk. 51, ^^ faür niela aiveina
n{)0 yooVMV uiowloiv Tit. 1, 2; faür gaskaft fairhvaus 'ngo
iiaTi{iJoh';s y.öü/iov Joh. 17, 24 ; faür thala (ante id) Sk. 41,
8 ; faür hanins hruk noiv cIUxtoqu q)0)vijoui Matth. 26,
75. abstracl genommen bedeutet es viiiQ, lal. pro: faür
thuk vtcIq aoü Joh. 13, 37; faür izvis vnt-Q vfnnv IMarc.
9, 40. Eph. 3, 13; faür uns virlQ r^fiojv ICor. 5, 7. Sk.
37, 8; faür ina (pro eo) Sk. 39, 1. 52, 14; faur thanei
'imlici ov Rom. 14, 15; Jaür daulhans 1 Cor. 15, 29; faür
fravaurhlins ICor. 15, 3; faür siuija I'hIq T)';g uX. ll Cor.
13, 8; ftmr lamba vneQ xwv ng. Joh. 10, 11.
faüra drückt im räum t/iviQoadev (ante), aus: faüra
ihus i'fiJiQoo&iV cov INlalth. 6, 2. 11, 10; faüra im s'nvTO,
liVTWV Joh. 10, 4; faüra mis Luc. 19, 27; faüra thaini
allaiin Matth. 26, 70; faüra kindina fi\(i7rnoai/(v to<" iy.
INlallh. 27, 11; gasaljaiida /c(*h-« stauaslula •7Juo(caTi;n(')(i£,'f-(i
TÜ) [j't]fiuti, vtdg. slabitnus ante tribunal Uom. 14, 10.
nach den verbis lliehen, bergen, hüten übersetzt es aber
dnü: galhlauh yr<?bvi im uii uvtmv JMarc. 14, 52; thliuhan
faüra ihamma haliza Luc. 3, 7 ; gafalli sik faüra im i\n
•) RR macht keine utiüberstei^rliclie srliwicrin;keit. deutlich ist
fa'irra r=z j>orro , Ttü(i(io) ^ :iüfjoiü, rtnüito) fairrallirt) := :iö()u(,f')(p, die
purp. Tifiju Tifoi, Tianü, niiü, n(töi;, per, prae, pro, prucui grenzen nn.
'") wie jenes tk'/ii^ (.«.784) den acc, TU'/na den dat.; ein fnirr
nclxii fairra hat sich nicht dargeboten, faüra als blol',08 adv. in
der bedeutung von ante.i Sk. 38, 8.
"*) doch steht niicli l^uo. J), 47 gasatida fiiüra sis tnrijotv mio'
lamm, wo man erwartet iiiilte faür sik, und mnrein kann dat. wie
acc sein.
üdd
•j^f) ci/z/dc/icr sdtz.
amöiv Job. 12, 30-, i\\\;\\\\\ J'aüra ?,m\\v\\\in uno co([otv\.\\v.
10, 21; gnfulgiii \»i fanrd ;'iugaiii dvio offif)-ii).fimi' Lue. ]\>,
42- vas galuililli Janra im Luc. 0 , 4.5; alsailivilli /«?/ra
liiigiiapiaüri'Uiiu d'.io Twr i!j- INlallli. 7, 15; alsai'livilli /'aüra
l)ukariaiii Luc. 20 , 46, auch ilie vulg. lial : Cugil ob eis,
absconiÜL sc (lO eis u. s. ^v. es ist natlicliiickliclicr gere-
det, beim anblick des gemiedeneu (corani eo , aule euni)
die llucht zu ergrcilen; die bedeulung bleibt also völlig
ttinooo&iV. auch t/, %viid nach solchen \vörtern mit
faürii ül)erlragen : ei bairgais im faüra ihanima xuiseljiu
Iva 'ir/_)'I;()i;Q uviovs tx lov novi-Qov Job. 17, 15. abslract
ist faiira im siuu von diu • laura manageim ()'ia tov ö/Xov
JMarc. 2, 4; f'aura managoia Luc. 8, 19; faürd raiels;iium
diu, 10VS fpuoKHiiovs «loh. [2, 42; faina faliedai öid 2);v
yaoäv Job. 16, 21, proplcr gaudium oder prae gaiulio, wie
überhaupt ,/«"'■ dem pro, Jatira dem prae in der anweu-
dung gleicht, beide lal. parlikeln aber meist abgeleitete be-
deutung fiiliren. lormell würde umgedreht pro dem faura,
prae dem lai'ir zu enlspreciien scheinen. ilenn prae ist
ollerdjar := nQo'i: , das nur als adv. audrill und den bloUen
zeilbegrif des vor einschlieUt, r=: ahd. /i«o *).
dem golh. f'aiir und Janra ziu* seile sieht nun das ahd.
Pari und J'ora^ wie ist in jenem das -i zu fassen? ich
denke, comparalivisch , so daß aus dem nur als untrenn-
bare parlikel gebliebnen Jor (golh. faur) ein furi (prius)
d. i. golh. fai'uis erwuchs, wie aus uir (ante) airis (ante-
rius), aus fram framis, aus nehv nehvis (3, 590. 592.)
altn. bestehn zwei comparativformen Jiji'ii' und das abge-
slumpfle fyr! nebeneinander inui gleiclibedeulig f3, 593.)
dasahd.J'wJ't wird mhd. zu viö", /br« zu vor. die rectioii
bleibt im ganzen noch die gothische, d. h. furi verlangt
den acc, fora den dat. die sinuliche bedeulung von furi
ist ante (auf die frage wohin?): ni sentet iuwara meri-
grozza ,/i<»'i sntn (ante porcos) T. 39, 8; giangi /W/'i got O.
1. 4, 11; die abgeleitete pro: J'uri cast (pro huspile) 1\.55^;
furi inan (i)ro eo) T. 7, 5; Juri ihaz kind 0. 1. 14, 23;
Jiire unsih (pro nobis) N. ps. 101, 7. Jörn drückt aus
ante (auf die frage wo?) sowol der zeil als dem räume
nach, coram, prae: ih antluhhu duri fora imu (aperio
ante eum januas) Is. 19, 20; fora turim licke (ante fores
jaceat) K.. 46^; daz fei niunichd fora im tragant gl. llrab.
') uQuioq , TtQÖKuog, alid. fnioji, inlid. friieje, iilid. frühe (prnecox,
niatiitiiuis.) der wiirzel nach berührt sich auch primiis, fninia (3,
626), fraoi, riQiy ^ dor. rzoio'.
iiunicii. casus, vun priip. ahli. 787
969^; lü luo triinibuii singan ^o?'a lliir (noli tuba canere
ante te) T. 33, 2; gikiicwe Jor« suien luazou 0. I. 21, ,59;
sili lirsjnali Jora tlieiiio liute (coraiii jiGpiiIo) 0. 111. 20,
111; tlae tliarjör« in (ante vos) %varuu T. 22, 18. gleich
dem golli. faura bei lüiclileii, ilielien, bewahren: jora
jungoron sineu Lallan O. IV. 36, 9; ferborgcn j'oi-t dir
N. |)s. 138, 3 (mehr belege bei GralF prap. 144.) "*") end-
lich bedeutet es prae = jiropter: fore niendi ne uiahta
ili gedagen N. ])s. 76, 4 vgl. Grall" präp. 137. 143. min
abej- treten iiiiscluingen ])cider priip. ein, K. iiberset/l pro
mit (ura (Grall' 138), T. und N. prae mit furi (das. I47j,
und so begreift sich auch der zu fora conslrnierle acc.
(this. 136. 142.) das sind fi-eilich ausnahmen, nebeu wel-
chen die regel überwiegt; sie erklär.en jedoch, wie alhna-
lich das nhd. ß\r airf die abgeleitete bedeutung einge-
scliraidvt, inid der sinidiche begrif allein durch vor veitre-
len werde, indem man ihm, wenn es wohin ausdrückt,
den acc, wenn wo, den dal. zul'iigl. unser nhd. vor jnich
(ante ine, prae me) steht dem golh. laur mik, ahd. i'nri
iiiili parallel, unser nhd. vor jnir dem golh. faura mis,
ahd. fora mir. noch im mhd. behauptet vür seinen orga-
ganischen größeren umfang, d. h. es drückt das sinnliche
vciliiillnis des raums und der zeit ans (wb. zu Iw. Ö2l),
aus gleichem grund aber bleibt vor anl den dat. uiu! die
richliuig wo'i* angewiesen (das. .^OS.) das nhd. jnr hat
siiudich local zu sein aufgehört, das lal. yro ist es noch,
nur weniger als das gr. j/^d.
"Wie vorhin erhellte (s. 7S4), winde der dem vor enl-
gogengeselzle begrif von nach \m goth. niemals durch nehva
ausgedrückt, vielmehi" durch «/"»'> das sich als eine iorl-
])il(iung der part. af zu erkennen gibt, in der bedeutung
von /leToc, lat. post, regiert es den acc: ajar llioJa /f^7«
TinV« Luc. 18,4. Job. 6, 1; «/Vir leilil Mallh. 26, 73; tifar
dagans saihs jiuO- 7;/f,^'()«s" .'? Marc. 9, 2; afar ihrins »la-
gans -Mallh. 27, 63; afur dagans d'i' t'jnmnv Marc. 2, t;
afar ni managans dagans Luc. l.^ , 13; (tfur thu aghai
jalna [itru 7 >]v dl'nViv Ixslvip' JNlarc. l.'<, 24; «/«r tlmhlin
Sk. 39, 2. abstract für enl , secumlum hat es ilen dat.:
afar vaniila iheinanuna fTT/ roi (trjmri cnv Luc, 5, .5;
afar namin allins t.i} ro} opö/iuTt lov ^/(iioos' J-uc. I, .5!»;
buniandam ((Jar (aihau neüiotOojiii; im yot;iiii()t iNiarc.
*) wartet iu /'"" ln^üt-'»'!» wiy./.n-^on T. II, 1 ii;i< li iltni lal. altiMi-
dilc \olii.-> <i l'alsis |ii(>|)lietis.
• Ddd J
7J58 e'uifaclier satz.
10, 24. doch riidct sich mit dat. afur uns oniuo) /tnv
]\laUh. 3, II und Mislidediin ofkv irnma INlallh. 8, 1, bei-
demal vor personcu. das ahd. af'lar kommt in allen be-
zielmngcn fast nur mit dem dat. vor, der einzige K. setzt
af'tev dih 21* |)0sl te. allmälich gewinnt iiäh die ober-
hanil, liir ])ost und secundum, und auch mit dem dat., das
ags. (ifler regiert ihn gleicherweise.
verwandt dem ofar liegt hindar. jenes onioo) /lov wird
Marc. 8, 33 hindar mik übertragen, vidg. retro me; hin-
dar markus uno riöv o()io)V INlalth. 8, 34. Marc. 5, 17;
hindar marein (trans freliun) ist die standige redensart
für eis 10 ':uQuv INlallh. 8. 18. 28. Marc. 5, 1. 21 oder auch
für ntQuv TTjS d-aläoor^g Job. 6, 22; hindar thana mari-
saiv tis 10 niQuv rV/S X//i(Pf;s L"c. 8, 22. hindar lör-
danaii iitQta' %ov *IoQ()urov Job. 3, 26. Marc. 10, 1, scheint
der dat., den man wol auch in dem nist hindar uns Luc.
9, 13 anzunehmen hat. wegen des ahd. hintar vgl. Graft"
präp. 154.
das golli. dir bezielil sich bloß auf die zeit: in den
stellen dir uhlvön usstandands ngou evj'vyov ).t'uv uva-
ards IMarc. 1, 35; filu dir this dagis afar sabbatö Xi'uv
nowi TJjg /itäs oaßßü'ion' Marc. 16, 2 künnle zwar der
dat. oder acc. uhtvun , der gen. dagis wie beim ahd. spalo
der gen. tages (s. 759) unabhängig von air gesetzt, dies
also adv. sein, wofür auch ngou (mane) spricht, eine
präp. air hingegen , welche uhtvön und dagis beherschte,
macht die analogie des ahd. und ags. er, asr annehmlicher,
air ist dann gleichviel mit faür. das ahd. er hat in e tages
den gen., gewöhnlich aber den dat. bei sich (Gral! präp.
273. 274 spr. srh. 1, 436); auch der acc. war zulässig: er
sines dages enti O. I. 15, 6; er anagengi worolti 0. V~.
20, 70. ags. finde ich den dat.: (er nie (ante me); (er
thäm ilude (ante diluvium); ebenso mhd., doch ist die
pi'äp. selten: e dem donre Herrn, d. Dam. 65^; e irme
ende meist. Stolle 148^. altn. är akla Sfrin. 1^. kein goth.
seiths (3, 590) erscheint präposilional im sinne von afar,
wol aber das ahd. sid (GraiF präp. 274. 275), z. b. sid iro
libe N. Cap. 84. mhd. sit der zit Iw. 2824; \Sit anegenge
der werlte Berth. 199. liäufiger ist das uhd. seit. ags.
werden (er und Sidh als bloUe partikeln nebeneinander-
gestellt, mit einem casus, für äfler , finde ich letzleres
aber nicht.
Reiner der bisher dargestellten prapositlonalen gegen-
sätze war durch wörter derselben wurzel erreicht: bei
iioineti. casus, von prcip. ahh. 7^9
dem, welcher die ricbtung oben und unten ausdrückt, se-
hen wir aber diesen lall eintreten. die basis liefert be-
greiüich der begrif unten. wie aus dem gr. vnö (unter)
ein viiiQ (über), aus dem lat. suh ein super gezeugt wird,
so aus dem goth. uf ein iifar. Jiach dem lat. S und der
gr. aspiration sollte nian auch ein unerhörtes goth. suf,
sufar erwarten, vgl. o, t] , sa, su ; Intu , Septem, sibun;
die gewis frühe aphäresis jener Spirans darf nur nicht ver-
leiten uf mit af {ccno) verwandt zu glauben *). im ahd.
dialect lauft der etymolog noch größere gefahr oba (super)
und opa (si, goth. jabui) zu mengen. doch dies bei seite
gelassen, in allen andern deutschen mundarlen als der goth.
waltet eine abirrung von dem oi'gauischen Verhältnis, in-
sofern iif die ihm gebührende bedeutung von sub verloren
Iiat. das ahd. oha , das ahn. of drücken umgedreht super
aus, sind also in den entgegengesetzten begrif verschoben
worden, statt der einfachen golh. luiterscheidung zwischen
m/' und ufur enthalten die ahd. oha ^ obar, iihiir sämtlich
die Vorstellung des goth. ufar. Beide goth. präp. nehmen
den dat. oder acc. zu sich, je nachdem wo? oder wohin?
gefragt wird: ?</ skadau mio i7;v axtuv Marc. 4, 32; uj'
valdufnja gasatids vito i^ovoiur Taaoöjiarog Luc. 7, 8;
usgruf dal uf mesa ö'j()vl6i' V'iioh.viov IMarc. 12, 1; ei uf
hiut mein inngaggais iva fiov viio rojv OTtyi;v n'cü.&ijg
INlatlh. 8, 8. Luc. 7, 6; ?(/" iötuns vtio iovc: nödug Kph.'l,
22; tij'ar laisarja vtiio lov du)üay.(.O.nv INlatlh. 10. 24; ufur
allai ai'rthai Inl iiüouv 7 1)?' ;/>;»' INlatlh. 27, 45 ; ufur tai'hun
baurgiin tTiüvio Mna iioXno)' Luc. 19, 17; ujur mik vTihj
ifii JNlatlh. 10, 37; ufur ija iiich'O) avri;e Luc. 4, 39. die
rection des gr. v-jiö und v'nfQ ist einförmiger. stall ufar
findet sich einigemal «/«rd gleichbedeutig : «/In-a (imf baüi--
gini t-nia'O) •nlvre iiölei')!' Luc. 19, 19; mil thiii gen.:
ufuru vaurme tnüi'i» örpuov Luc. 10, 19.
neben nf konunl aber ein den abgcleilelen foi-men
ufur, iifuro naher tretendes, die beileulung von uf wenig
änderndes undur , uudaro zum Vorschein, ja, beid« uf
und nndur verdeutschen nebeneinander ilie selbe gr. präj). :
ei iif melan saliaidau ailhlhau uudur ligr /V« i'yio lov
fiöthor 7^///;, ij viio t);v "iiXh'i^v iMaic, 4, 21. darf man
aus ilicsen wurU-n die versiliie(KMilicil cnlnclimen, dal\ uf
das lal. sub, uudur das lat. subler oder inj'ru bezeichne?
•) n/y), jilid. ///', und da.s düzu ;;i>l)oripe ofan (a|ioi(Ub) ktiiiiile
\ei\vaii(ll still; man erwäge den wecliscl zwischen D und l* im lal.
bub, sn|)or, .siihUi, sii|ira.
790 einjdclicr scitz.
•mch Pciroii. sat. 'JS aniiulinem suhler Iccltiin niillerc.
Marc. 7, 2« sieht: imitaro biiula vjioxc.to) X7;c t n(i:ii^i;c;
iiiul : niulda lliu unduro fuUim Izvaruim tov yovv xnv
m/o'/MTU Twr "ituiiö))' v;mv INlarc. G, II. v';i()x<i7oi isi sl.'ii--
ker als das h\oi\(i i'jim, suhter sliirker als sab, folglich
tindar nielir als ?(/''^). nüio) sieht dem u'i'OJ , VTioy.uTO) dem
inävo) , unduro dem ufaro gegeiiiilier. liieser goth. aiis-
gang -u zeigt etwas adverbiales**) an, daher aucli der
gen. bei ufartj, wie bei inccvo , obgleicli zu undarö, vie
zu nudar, der dat. conslriiiert ist. es hält scliwer, in den
angcführleii beis[)iclej> die kraft dieses -«5 und die eigent-
liche von luular, neben uf, zu ermessen. mir scheint
nudar die Vorstellung vnö und '/aIjo zu vereinigen, durch
das setzen unter den schellel wird etwas bloü zugedeckt,
er kann dabei hoch stehn; unter dem bett ist eine niedere
stelle, so dai^ iindar ligr eigentlich aussagt: unten unter
das bclt. naclidem al)er den übrigen dialeclen die golh.
bedeulung von uf erloschen war, trat undar vtillig an
dessen stelle. doch mag einigemal das ahd. nidar den
sinn des golh. undar erreichen: dri obe dir; dri nider
dir, vgl. GralF priip. 174.
Mit undar zusammenhängen, wie mit ufar uf, nuiU
aber die älteste sinnliche bedeulung der präp. und ^ wel-
che Ullilas in doppeller weise, zu dem acc. und dat. con-
slrulert, darbietet, beide scheinen eigentlich (jeijen auszu-
drücken, den begrif einer wendinig und näherung, die
erst begonnen zu sein braucht, folglich schwächer ist als
ana, jedoch aucli schon vollendet Sein kann '**'-^'^. und mit
dem acc. übersetzt i'wg, d. h. bewegung von einem punct
zu einem andern, aber nach allen richtungen, hinauf wie
liinab : und hinün ^'w^ rov ovQurov , und haija icog lldov
Luc. 10, 15; und auhmislo l'ois ii;g offovog Luc. 4, 29;
und allana midjungard Sk. 43, Ifi (falls nicht and zu le-
sen ist':'); und ina fug tcviov Luc. 4, 42. ebenso im zeit-
verhällnis: und mel äygt zaiQOv Luc. 4, 13; und dag /'wg
•)]fiiQug Luc. 1, 80; und hina dag fityoi ti-g oi;/ifoov
Malth. 11, 23; l'cog %i;g or^fiegov IMaüh. 27, 8; und thana
thridjau dag i'Mtf T»;g rgirr^g rjfUfQag INIattli, 27, 64; und
*) ufor drückt außer r-i^'^j auch das verstärkte {■niQÜio) aus: ufar
allans liimiiians v:lfl^l'.vo> :xi\vT(,)v rmv ovQavöiv Eph, 4, 10.
••) iu uudaräistö airtlios il'-; tu xctTiörfou /uo)/ 7^? j'?;? Eph. 4, 9.
**') mau vgl. dem und das gr. zf'.r<c, welches gmiz nalie an xürrn
grenzt, und eigentlich hiruuiter, hinab, dann aber bloÜes hin und ge-
gen bedeutet.
iioiiicii. casus. vüiL präp. abh. jg^
])aliit^kuslcii l'w^ TJys' 'nerT7;y.ocTi~\; I Cor. Iß, <s ; latd hvella
jiijinclun /'wj,' öj()ug ivi'UT%s INlarc. 15, 33 ; tuiil lliata hvei-
lus i([) öüor , quaiiKliu ^latlli. i), 15 ; und tliu jiu liveila
ir/oi %r^s uQii iÖQug I Cor. 4 , 11; und llialei L'wg , iv w
INlallli. 5, 18. Marc. 2, 19; äyoig ou 1 Cor. 15, 25; und
liva i'os nöxe ]Marc. 9, 19. Luc. 9, 41; und Lila log Ü{jti
JMallh. 11, 12. Marc. 13, 19. Job. 16, 24. Kor. 15, 6; und
liila nu SU. 43, 17. iSebeii tiem dal. einspricht und dem
gr. ilvTi , koiuint also der ahslracleu bedeuliing desfaurnr
lat. pro (s, 785) aalie , eiilliält aber den beslimnileren be-
grif eines zu leistenden ersalzes oder zu zablentlen prei-
ses*): uugo nnd angin jah lunlbii 7ind lunlliau o(fhu)^-
fiov tiVTi orfdaXfiov nal 6d'6v2a uvxi od'övrog ^Malili. 5,
38; algcbun ins luid akra töwxav avra tig lov dyunv
Mallb. 27, 10; idiil und ubilaninia y.uHor urx) y.aiiOvVxonx.
12, 17; verniullich war Matlii. 17, 27 ilvri ipov ^ai ooü
gegeben und niis jab sis. doch JMarc. 10, 45 siebt foür
nianagans saun Xvtqov avrl noXXiüv , wo und nianagiÜm
genauer wäre. diese beriihrung des und und J'uür z=z
viisQ erliiulei-t den zusanunenhang zwischen und ^mul mm-
dar =: viitQ und vnö.
wie nun das altn. of und yfh', die im golli. 7//' und
uj'ar entgegengeselzles ausdriicklen , ziisanunenllossen, nicht
anders erscheinen auch die alln. und und undir gleitbbe-
deulig, beide enlhallen den begiif des gotb. inuhir. und
kveinoni (sub molis) Sirm. 66-^; und Midligaiilhi 77'' IH'';
iind hanom (sub eo) 72'»- ^, wo die «[jülere s|tiiulie utidir
gcbratichl, wie yßr stall des iilloren of\ docli lindet sich
auch undir in der cilda, z. b. undtr einni 44'. weil man
für «/den organischen begrif 1)710 eingebüßt balle, gieng
der von und z=z i'.vii verloren, eine von und w(>ilor ab-
geleilele alln. ])r;ip. undiin bedeulet sublus : untlan aski
Su'in. 44=', in der jüngeren spi-ache audi wol cnllcj-muig,
abwemlung: undan sul (averso sole) '•'*).
außer jenem golh. und =z: .^«ng erscheint aber mit glei-
chem sinn eine conjunclion unlc, deren schon 3, 281 er-
wähnt wurde, golh. praposilion ist sie iVeilich nie. unle
allald vaiilhilh .-'(og uv "Hiiria ytt'ijTut JMallh. 5, 18; unlc
*) (Ins Int. ante = faiir bleibt Miclir in der »iiiiiiiclicii iKMloutuiig;.
buchsläblicli liegt und, undar dem ante, inlcr veruniidt.
•*) ein gotli. adv. undana würde wol x/awötv niisdriickt-ii , wie
iiijHina <i;il. 4, J) lino'hv, vcrsciiiedcn von der s. 775 {^cmkIiIl'u \vi-
biiidiiii;^ iiip iiiia ; /li/tdana .i.wk!»/, (i/Ui/hi üntoOti; niana iioOnf, LIf.
baii:t aber l'iir xiMWiVn- lieber diilallirö.
792 einßiclicr satz.
iisgibis f-'o)e av u'Jii)()\Jii; INIallh. 5, 26; unU qvimai fiaiija
io>s' UV cXOi/ ö 7tvoto<: I Cor. 4, 5; iinlc (jviiiiai «/o/c ov
i').d-7] 1 Cor. II, 26; unli: garimiaiina fii'/ot v.uiuvi i](io\fitv
ICpli. 4, 13. dieses unlc überniiumt sodann noch abslractere,
liier nicht 7.\\ erörternde conjunclionsbedentiingen. ihm zu-
nächst steht die nhd. partiUel unza , woneben aber utiZf
utizän, iinzi, nnziuy unzaz vorUonnnen ((Jrad' 1, 363-366),
entweder abgeleitete oder ziisanmiengeseti'.le formen, deren
Zergliederung sciiwer sclieint. mit dem golh. wid ver-
gleicht sich untaz, das zumal bei Is. getroll'en wird, tmti
im Hild. 67 kann für ahd. oder für alts. gellen, und ist
danach verschieden aufzufassen, aus dem ags. odh lielie
gich eiu goth. nnth oder anth folgern , das niclit vorhan-
den ist, aber am allerbesten zu ante, uvtI stimmen würde,
auch im altn. mhs mag ein th wirken, seine ähnlichkcit
mit dem ahd. M»ts ist zufallig. das gewirre dieser ]iarlikel-
formen unter den hui einer regel zu bringen wage ich
kaum, der häufige gebrauch hat hier genug ausnahmen
von der lautverschiebung gerechtfertigt. bei beurtheilung
derer, die präpositioneile kraft zeigen, muß man die suffixe
rti und in berücksichtigen, wiewol der ältere, dunkle vocal
gerade auch gangbaren prap. assimiliert worden sein kann,
das mhd. 7inz tritt für sich als conjunction auf, nicht als
präp., sondern verbindet sich nur mit andern präp., um
die richtung usque auszudrücken: iinz (lUy unz itf, unz
nach (wb. zu Iw. 474.)
Das gotli. und lenkt unsere belrachlung auf and, wel-
chem zumeist yMTa entspricht, wodurch die Verwandtschaft
zwischen and, tind , xarä , yM%0) bestätigung empfängt.
and drückt ganz eigentlich luiser entlaug , enttjeijen,
welche mit dem untrennbar gewordnen ent zusanunenge-
setzt sind, aus; es wird nach verbis des gehens, laufens,
springens, verkündigens gebraucht zur näheren bezeicli-
nung der örter, durch die, an denen her sich die bewe-
gung ersti^eckte. meritha urrann and all gavi (ftifit] i^yj/.&e
Kad-' '6h]S T^jS nsQiywQov Luc. 4, 14; usiddja meritha fram
imma and allans stadins this bisunjane landis f^tnoQSi/a^o
^)[og nsQi ciVTov *) sie nüvta totiov rije Ti^giyojooiJ Luc.
4, 37; usiddja thau meritha is suns and allans bisitands
e^ijX&e §£ rj a>iof] avrov ev&vs sis öXijv r);v nfoiycooovMarc.
1, 28 ; usiddja meritha su and alla jäina airtlia ih'^Osv
') TTfnl tanov ist (\e illo, gotl). bi Jim, Ulf. aber nimmt es stär»
ktr, von iliiii (ab eo) aiisgelicnd, und setzt darum fram imma.
lionien. casus, von i)rap. ahJi. 793
V T'//'^ uvTt] eis ÖhjV i};v yrv h.tlvrv IMattli. 9, 26 *) ;
iisiddja thala vaurd «»i<i alla Judaia t^f;}.&fr 6 löyns ovrog
IV öhjTfj'I. Luc. 7, 17; vas mörjands and alJa Galeilaiaii
H7jovaoo)V eig öXr^v irjv F. Marc. 1, 39; qvani and allaiis
gaujans ijldev eis näaav tijv neQi'yjnoov Luc. 3, 3, gollj.
ad omnes iiicolas; \raloda rtu<f baürgs d'iiödeve xazu iioliv
Luc. 8, 1; galailh und baüig alla aiir^.de vm^ '6k%v ti]v
noXtv Luc. 8, 39; nierjada and alla maiiasclU M-Qv/Oij eis
öXoP Tov y.oGfiov IVlaic. 14, 9 ; tliairliiddicdtin and liaiinös
d'iTjOyovTO zatd rus aojftas Luc. 9, 6; usgagg and vigans
jali fatlius e'^elOs eig tus oöovs y-cti (fouy/iovs Luc. 14, 23;
gateihdidau naniö mein and alla aiillia d'KiyyeXij ro ovojnu
fiov iv nüai] rvj yfj Rom. 9, 17; and alla ai'rtlia galailh
drunjus ize eis nüoav rijv yijv eiip.dev o (fdüyyos avioiv
Fvoni. 10, 18; run gavaürliledun sis and driiisun vjofiias
v.aru TOXI y.Mj/itrov IMaüh. 8, 32. Luc. 8, 33; and **) allana
inidjuiigard (per Universum terrarum orbem) ük. 43, 16;
der gr. text wechselt ab mit «ara und eis, selbst mit einem
ruhigen ev- für and z:= dw. liabe ich zwei stellen ange-
merkt, vielleicht sind ihrer noch einige; ussleigandans ana
luui and skaljos gasatidedun ina uvußtnnes esii to diniia
(hu rtnv ueQufiMV y.adij'/.uv ai'nov Luc. 5, 19, hier scheint
Ulf. and skaljus noch auf ussteigan zu beziehen , hätte er
es zu gasatidedun genonnnen , so würde wol thalrh skaljos
slehu?; and thata thaj'rhgaggan dV inei'vfjs d'/eQyiodai huc,
19, 4, daselbst, allda vorbeigehn. abslracteres'«?«/ findet
sich in den redensarleu and dnllh hvarjuh hutu dl eooT)v
Marc. 13, 6 wofür and dullh hvarjanuh ]Mallh. 27, 15;
atid hvarjanöh (ubicun(|ue) Sk. 43, Kj; anduV ihana luist
Sk, 4.5, 9.
Starker als and ist nun das golh. thairh , welclies ge-
wöhnlich für äiä gebraucht wird und einei- sinnliclieren
Wurzel angehört, von der auch das subsl. thairkö rfji'ftt;,
TQVnahu übrig bleibt, stanuu thairlia (2, 63) =z 7{)1m,
tQvyoi. gaggan lluiirh alisk ^id iiitv r/yroo/'/aur ]Marc. 2, 23.
Luc, 6, 1 heilU ilnrclis gclraidc gelin, in dem schmalen
pfade, der durch Kornfelder führt, and atisk wäre: am
*) (laß in diesen vier stellen *»//*'/» '//"?' "'"f;/ rinfcirniifi «hirch
int'ritha gegeben sind läßt etwa auf eine potli. |)or.suiiifiontioii «ier
iniiwandciiidiMi fuma sclilicßcn (mvtliol. 7()l<.) (ioiiii sonst ist c'xoy
liäiisciiis Hörn. 10, 17. 18, docli wird gicicii dürnuf ifOöyyoq über-
setzt drunjus.
**) so lese ich für und, das freiliel» Jiucli 1(5, 9 steht, um so nieiir
als die vom hcrausf^eber in der aunicrkuiig bcigeniyten hiellcii and,
nicht und, gcwülireu.
7(j4 eliijdchcr nutz.
gftlraiilo lier, onllong, und linl niclir don homif von hi,
ili*r auch per sein kann (s. 7 7!J.) thairh tlinirku mltlilus
JNlarc. 10, 25. liUC. 1«, 25 \ lluilrli aggvn tlai'ir jM.iiili. 7, t.i;
Ihidrh lliana vig iainaiia .Mallli. 8, 28; alla naiil tltuiih
()V 0/17? T7;ir vvurös i'^ic. r>, 5: iha/'rh allos gavissins ()'/(£
nüa}]s u(fr.c: Kpli. 4, 16; ik in» lliala daur, thuh'h niik
jabai livas inngaggitli Joh. 10, K. es liegt in thai'rli das
inillen, gerade durch, was a])cr noch besondere ad), her-
liorhcben mögen: lliairh midjans ins liiic. 4, 30. Joli.
8, 59; thnlrh midjti Saniaijan Luc. 17, 11. wie der be-
gril' der niille, des niiUels die praj). mit berührt, so kann
auch ihairhy gleich dem dtü und per, ein mittel oder
"Werkzeug bestimmen liolfen, wodurch etwas ausgerichtet
\sird: ei mahteis svaleikös thairh lianchins is valrlhand
Marc. 6, 2; thairh liugn (per mendacium) Sk. 38, 3;
thairh thvahl (per lavaciMim) Sk. 39, 13; thairh birunain
Sk. 41, 6; iha'nh uns ()>' i]/i(hv 11 Cor. 5, 2().|
der ahd. dialecl, welchem das goth. and als |)i;i[). man-
gelt, iiuil^ schon darum die bedeuluugen seines durah
ausdelinen. uamenllich entspringt auch die den üolhen
unbekannte von ob oder piopter (Gralf prä|). 211. 212),
auf welche ich zurück kommen werde. Den Angelsachsen
statul jedoch ein dem golh. unlerschiede zwischen and und
thairh sehr ähnlicher zwischen (jeond und thurh zu ge-
böte. Ines gesetze cap. 20 (Schmid p. 18) sagen: gif
Teorcnnd man butan vege (jeond vudu gonge, ^venn ein
fremder außer w^eges durch den wald gehet; hier würde
auch golh. es heißen : and hu\i, oder valth, vallhu *)? hielte
sich der gehende im waldpfade, vermvillich: thurh vudu,
wie ]Marc. 2, 23. Luc. 6, l : eode thurh aceras. auch
das ags. (jeond thisne middangcard ß. 150 stimmt zum
goth. and alla jirtlia , und Luc. 14, 23 wird wiederum
übersetzt : ga (jeond thas vegas and hegas {and vigans jah
fathus), aber JMalth. 8, 28 faran thmh tlione veg (ga-
leilhan thairh ihana vig.) ahd. könnte in beiden Oillen
duruh gebraucht sein. das engl, yond, hetjond hat mehr
die in and und geond mit enthaltene bedeutung von hindurch,
ultra, trans hervorgehoben. beyond ist ags. hegeondan,
welchem man gedrungen wird ein noch unaufgeklärtes
golh. hijands (gr. 3, 25. 127) zu vergleichen, buchsläbli-
chen Zusammenhang zwischen and und geond konnte uns
*) wir wissen das gofli. wort für silva niclit. für unser wald darf
aher mir valtlis oder vnliliiis geniutiuaßt werden, iiacli der alln. form
vullr (rampti.^. virctuin.)
nonien. casus, iwn p/üip. (ihli. 7()5
dien diese form janiX veriallieii. die unlieniibare paiilkel
zeigt auch im ags. das reine luul.
An dieses ags. geond greiizl nun noch eine andere par-
likel, welche, was wol zu beachten ist, der golh. spraclie
abgellt, das ags. ijuan , oiujeaii, ahd. cmjan , (jagen, in-
(jagan , nihd. (j^geii , ijebi , altn. fjdfjn , gegu , üjetjn,
i<fe(jnom , schwed. f/en , (jenom , igeiioiu, dän. iJten,
(jieunem , iijieiinein. sie bedeutet coiilra, in der uord.
Zusammensetzung ujegnoui , itjeiioni , ujitiincm aber aiicli
per, unti zwar, wie es sclioint, urspiiinglich in dem sinne
des goth. and, hernach in dem von llia/'rli, welches den
nord. miindarlen mangelt, im hd. inid nd. hat also der
begrif thairh f im nord. and die überhand gewonnen,
nicht nvu" die jenem (jegtu vortrelemlen einfachen präp.
in, on , {, sondern aucli die (lexionen , deren es fähig
wird, ahd. iii(j(i(jiue , ui(fe(jini (Grad" 200), ags. to (jenncs
V>. 1325.3001, (ujeii, engl. (i(jainsly altn. iffe(j7iHni (dal. |)l.)
lassen seine nomina clgenschaft In keinen zweife! ziehen.
Die goth. i\rap. für den begrif conlra und adversus
lautet vithra , sie hat zuweilen die stärkere bedeulung
von 'Aaiä , hiiuliger die schwächere von nQog, eiiu'gomal
auch die von nuQu , fordert aber den acc. in allen fallen.
viUua izvis zaß* v/iiu'jp INIarc. 9, 40. Luc. 9, 50; vitlira
attan, vithra aiiheln zaxu toi 7t(iT(>o?, rijg /n^Tpoi? IMatth.
10, 35 ; vitlira ins tiqoc; aviovs Luc. 6, 3. Kph. 6, 9. Sk.
51, 19; vithra thans iiqos Eph. 6, 12; vithra Ina tiqos
V.V10V Luc. 4, 4; vithra antharana r/oö.c TOi' i'zfoor H'or.
6, 1; vithra ni ainluin 'jiQog oviTi, i'v iMallii.27, 14; vilhra
ihala Sk. 38, 5; vilhra lislins iiQo^ rag fUt)o()'c/Ui; l.\>h.
6, M; andvairlhi vilhra andvairlhi itooowjiov ii(ing viQoaio-
iiov 1 Cor. 13, 12; vithra haididiairlein Marc. 10, 5;
vitlira Abraham (s. 1.) allan unsarana Luc. 1, 73 ; ja der
bloüe gr. dal. kann durch dieses gelinde vilhra übersetzt
werden Matlh. 8, 34. liUC. 14, 31. 1 ('or. 9, 3. ':nnn'i wird
belegt mit der redensarl vithra vig 'jIuqu t)^v od'or IMarc.
4, 15. Luc. 8, 12, vulg. secus viam, an dem weg her.
das ahd. ividar bezelcluiet sowol conlra, Irans als auch
erga , und liilU auUer ilen» acc. in einigen tienkmälern den
dal. zu. bei dem ndid. wider sind gleichfalls beide casus
gestallet (wb. zu Iw. 551) und es scheinl mir schwer ihre
Unterscheidung dabei überall nach liem giundsalz der bc-
wegung oder ruhe zu regeln, nhd. ist der acc. allein gillig
verblieben ; inisere Irennung dei- jirüp. ividvr von dem ail-
verl)lalcn wieder (rursus) laugt nichts.
790 eiiifdcJier satz.
vithra und ivldar «lud abgeleilete partikelii, die ein-
fache form vidli (M-schciiil in dem siichs. und nord. dialect.
das ags. vidk d rückt contra, ad versus, aber auch hlolU-s
juxla, circa aus; in der raumh'clien bedeulung hehersclit
es meist den acc. , in der abslraclen oft den dat.,
z. b, vidh ihone c^ning (contra regem), vidh tlione veg
(pro[)e viain); vidli ihiiium villaii (contra volunlalem tuam.j
aus dem vidli zzz prope , ad, apud entwickelte sicli das
engl. ■)vilfi :::= cum (s. 780), wodurcli allnialich die ags.
l)rap. inid m goth. tnith verdrängt und entbehrlich wurde,
in ilen nord. sprachen bestehn niedh und vidh nebenein-
ander, und jenes Jiat den sinn von cum, dieses von contra
behauj)let, obgleich das gelindere schwed. vid, drin, ved
häufig bei, um, von ausdrücken. ein Irischeres contra
haben sich die nord. si)rachen aus dem subst. tnot (occur-
sus, begognung) erzeugt: altn. d tnöli ^ i iuöti, schwed.
emot , dän. imod.
Gerade so werden noch andere nomina zur belebung
Tind beslimmung räumlicher nähe fast in allen deutsche/i
mundarten verwandt, anfangs treten einfache präp., na-
mentlicli in und an, vor ein solches nomen, dessen casus
von ihnen abhängt; bald aber wächst die Verbindung fester
luid nimmt selbst den schein einer präp. an, mit neuer
befähigung zur casusrection. wie aus gagan , gean , gegn,
mut ein ingagan , ingegini, ongean , Igegnum, igeuom , ji
muli, 1 möti gewonnen wurde, ergab aus ahd. in epan,
in eh an , mhd. enehen sich imser nhd. neben (juxta) , ur-
sprünglich die gleiche, ebne läge an einander gefügter dinge
zu bezeichnen '"''). das ahn. subst. medhal (medium) bringt
die präj). ä medhal (inter) hervor, wofür auch die assi-
milierten formen ä inilli =z u midhli, « millum, i viilluiH
gelten, schwed. eme//a«, d'dn. imellemj aus 6/rtMff (mixtura)
deutet sich das schwed. ibiand, dän. iblandt (inter.) unser
nhd. inmitten leite ich lieber aus dem allen dat. pl. des
adj. ab, goth. in midjäim (ig to fiioov , ahd. iintar
mitten (s. 392. 402.) nicht viel anders wird mit dem
ahd. dat. pl. ziiis(jem (binis) der praposiliouaie ausdruck
*) sclion In viel früherer zeit scheint ans Herseiben wurzel iha,
af, ehuin eine fülle von Partikeln gedossen af, ilia , ibäi, niba, nibai,
was ich liier nicht austüiire. als sich aber ein adj. ibns, epan , efen
«jei)ildet hatte wirkt in ihm nocli der alte partikeltrieb des Wortes
fort; jenem «^oth. iba, niba entspricht ein ags. efne, nefne, emne,
nemne, nynidhe, alts. nebhan, neblia, neva , newan, welclies ich niicii
immer noch nicht entschlagen kann, dem mhd. niwpn, niiiwan zu ver-
gleichen, auch nach alkm was Lachni. zu Nib. 208], 1 bemerkt.
noinen. casus, vuii priip. ahh. 797
untar zuisgeii ^ untar in zuisgeUf in znisycn für inter
gebildet (Grall" 188), iiilul. und nhd. aber ztvischen alleia
gesetzt, nhd. anstatt^ an der stelle^ alln. i stadh, räum-
lich in loco, in lociini, abstract pro. das ahd. subst. Jutlpd,
halp (latus) bei 0. und N. zu einer partikel ausgebildet,
trat hernach in den abstracten sinn von propfer über, und
wurde zur förmlichen, obwol stets nachgesetzten präpo-
sition: mina halbün (meinerseits, meinetwegen) U.V. 11, 12;
lielege aus N. bei GraiF s. 189-191. mhd. min halp (mei
causa.) die nhd. form schwebt zwischen halb ^ halben^
halber*): meinthalben, ehren halber, des fricdens halber,
und wird oft noch mit der priip. um verknüpft : ittn des
Iriedens halber. ähnlich verhält sich das altii. meyin:
ihessumegin (diesseits) ödhrumegin (andrerseits), badhu-
megin arinnar (zu beiden seilen des flusses.) ä hendr
(entgegen) regiert den dat., das ahd. zi lienli, az lienti,
uhd. zu band, zu banden, vorlianden , sind nur adverbia.
aber nicht immer erforderlich ist die Zuziehung ein-
facher Präpositionen , dem bloüen casus des nomens kaiui
jnäpositionale kraft beiwohnen, z. b. dem acc. (jagan,
halpiin, niegin. gern steliu zumal gen. und dat. absolut
auf diese weise, altn. handct, vegna, minna vegna (propter
me); sökuin (lat. caus;1.) aull'allend die schwache form
vegna, auch das nhd. wegen entsprang aus einem gen. pl.
tvegene, den die mhd. nuid. adv. aller wegeiie Diut. 1, 7.
üetm. 1, 46. 252 bestätigen, vgl. 3, 135; ein ahd. xvegono
ist unaufgefunden , wäre aber nicht unmöglich "*"*).
Den begrif circa, circum , circumcirca umschreibt der
isl. dat. liriugum, mit jiräp. ikringom ., von kringr (cir-
culus); schwed. omkring , nhd. ringsum, vgl. franz. en-
viron f. en giron (in gyro.) der alln. spi-ache genügte
das einfache um, wofür aber ahd. umpi , umbi ^Craü"
präp. 181), mhd. nmbe , zuweilen schon um (wb. zu Iw.
453. 454), nhd. Min, ags. ymbe , ymb , das im eng!, aus-
stirbt und durch about ersetzt wird, wie ist dies aliil. umpi,
ags. ymbe zu nehmen, das an ufKpi gemahnend, dem
Oothen fehlt? ujKfpi , meines wissens , konunt im N. T.
nicht vor; wo 7i.f()i nül ilem sinne von circa sieht, gibt
es Ulf. durch bi (s. 779): bi hup seinana nf()i %i]v oorpi'y
*) halhrr sclieiiit pniiz unorganisch eiifstamlcn nus ciiior vermisrliunfj
des subsf. Itnil) mit dein adj., bei welclioni die l'orai ludber j^i-rn er-
sctiien (s. 495. 498. 499.)
•*) wieder ein beispicl doppelter flcxion für snl).st. (olion r>H.>),
u'i-ge und ifi-geiic (viaruui.) Ilei. 106, 5 das adv. uppwcgo (^huräuni.)
798 ciiipirln'r nutz.
Marc. 1, 0; hi «Ik 7/fo/ av%iv I\lallli.T{, IS. INlarc. 3, .''>4*);
hi iiia 5/60/ «/'loi^ •M.'irc. 4, 10- hl ins 7//:0/ cviov,: Marc,
y, 14. sollle innju ziisammeiigescl/l sein aus dem golli.
und ii? li/Kfii aus uvTi und t'yf/? die anslolU'nde labialis
bi'aclile das m liervor. man erinnere sich, daU tJii sowol
dem golh. bi, als iinserm um enlspiichl , Luc. 15, 20
i'.iiiitoev ini tov T()uy7j?j)V uvtov uird golli. überli-agen
diaus ana hals is , %\ariim könnte es nicht auch lieii')en
bi lials isi' Luther: fiel ihm um seinen hals. was mich
aber in der Vermutung naher herühi'ung zwischen lim uiul
und beslrirkl, ist, dali in -den hss. der edda ih'e ])artike!n
um und of ganz haulig wechseln und sich vertreten, z. h.
S;cni. 1'^ wird of nani und uui nani, ur of borna oder
Ar um borna gelesen; auch in jiiaposilionaler bedenlung
42**: üumc ec of (al. uvi) Iluyinn, tho siamc nieir um
Muninn. beide slehn als bloUe parlikeln vor verbis o(l
nur enclitisch , ohne nierkbaren sinn , als priipositloiien
drücken beide ^jegi aus , wie aucli die nhd. um und über
in gewissen redensarten dasselbe bezeichnen, z. b. ich
Iraure darum, darüber, da nun das goth. und und uf
aneinander zu grenzen scheinen (s. 789.790), so laut sich um
z::z umbi als combination von und bi leicht begreifen, tun-
ihu und tunthau (s. 791) lautet bei liUther zahn uvi zalin.
.lener abslracle begrif propler, den das nhd. we<jen,
alid. diirah , mhd. durch ausdrücken, wird von der golli.
spi'ache durch das einfache in mit dem geu. erreiclit. der
text hat gewöhnlich dtä, einigemal eni, ncgl, vnig, t'veKa.
in neilhis ö'ia. (fdörov Matlh. 27, 18. JMarc. 15, 10. Phil.
1, 15; in niatis öiu ßQÖJpa Rom. 14, 15. 20; in agisis
()iu tov (foßov Job. 7, 13; in nians d'iil tov ävxfrm^iov
IMarc. 2, 27; in vaürstvis (Jiu ro l-Qyov Phil. 2, 30; in
livis (haTi 11 Cor. 11, 11; in ungalaubeinais öiu 'T)]v icni-
aciuv IMarc. 6, 6; in thizus nianageins öta lov oyXov
IMarc. 3, 9; in daubithös diu %)]V ^n'jQcoatv V.ph. 4, 18;
in ihizös nianagons frijathvos (hcc TijvnoAXr^v tcyu7i');v Eph.
2, 4; in Hairodiadlns d\a ^IfQOj^ncd'u INlarc. 6, 17; in
izvara ()>.' vfiüg Job. 11, 15. 12, 30. II Cor. 4, 15; in
Ihize aithe d'id Tovg OQHOvg JMarc. 6, 26; in Ihizei , in
ihize propler quod , proplerea Luc. 18, 5. Rom. 15, 7.
Kph. 3, 13; in gafahis int tfj cr/ou Luc. 5, 2; in allaize
y;i} näai Luc. 2, 20; in ihis vaürdis inl liö /o/w IMarc.
10, 22; in izvara vTtsQ vfiöiv Eph. 1, 16 was Eph. 3, 13
*) in dieser stelle ist das {lotli. ^ik ricliti<i (s. 322. 323), ohgleich
der text aviuv hat, iiklit t'.i'iüv.
iiüineii. caaus. von pri/p. uhli. 790
faiir izvis gegeben ist, Avahrend die golli. plirase sonst
öl v}mv übersetzt; im ize ntqi aviojv IMatlh. 9, 36; ni
in ihis ananuibljandiiis ni hl Ihis ananiahlidias nvy en'ey.tv
%ov udiY,ijouviO(i, ov()'h i'ü'eyav lov Ciöiy.r^divios llCor. 7, 12.
diese der golli. spiacbe eigne anweiulung der pr.'ip. hi
anf einen fall, den die genllivi eclion vuilkoninien keunbar
niaclit, erklart sich am leiciilesten aus ini , welches die
vulg. Luc. 5, 2 gleiclifalls in ca[)tiii"a, Luc. 2, 20 in Om-
nibus wiedergibt; der golh. gen. hebt aber den besonderen
sinn viel bessei- hervor, der begrif in führt auf den des
hei imd durchs das innerste ist zugleich niille, niitlel
lind zweck.
Die letzte unter allen hier zu erörternden Vorstellungen
ist der gegeusatz des mit ^ die entäußerung, erniangelung.
uns und ah bezeichnen gesondert und entlerntsein , ohne
verlassensein.
was ich 3, 261 über die goth. prap. in^ih gesagt habe
lialt kaum stich, nicht nur wird der kurze vocal, wie im
gl', ilviv , oigaiu'sch, also die veiliingeiung des ahd. dno
unorganisch sein, sondern es auch darauf ankommen , die
verwandlschall zwischen intih und in nachzuweisen, ccj'av
scheint sich geratle so nu't ai'cc zu berühren, wir Iiabeu
s. 782 in der cünd)inalion afana eine ausweichung des
positiven ana in (\iin enlgegenslehenden begrif erkannt,
konnte nicht auch in eine solche Wendung nelinien:' in
ist hei, dann neben, aiiWer, ohne? das siiflix: iih benimmt
an sich der bedeuluiig nichts, iimh drückt aus was das
bloUe in: inuh jainanuna möla tv ixslvio tio KC(t()oi IMallli.
11, 25; inuh llian thi/ai liveilai iv aviij ()i tfj i'öaa J.uc.
7, 21; selbst dem unpriiposilionalen , bJoU i)arlikelhaflen
in, ilas sich mit verbis bindet, mag iih suffigiert worden:
inu/tsandidedun aiuarci/MV -loh. 7, 32. ferner leidet |m
= ()'(('(, mit dem gen., diesen aidiang: inuh ihis dtu Tai' in 11
Cor. 7, 13; i'vey.ev loviov Marc. 10, 7. bei in mit deni
acc. inul der positiven bcdeutung fuulet sich aber Kein uh,
sondern inuh, wenn ein acc. darauf folgt, diiickl immer
'/(oQig , ty.iög , artv aus: inuh nnk yoinii: tfiov .h)li. 1.5, 5;
iuii l]iö yMuig toip II Cor. II, 28; inuh leik ^^{ro.o rot;
CMfiaxoQ 11 ('or. 12, 2. 3; inu leik Sk. 37, 1.5; inu ihein
ragin j^ohj/c ()'t "^^s' f^V''' J'^'"J/"/V Philem. 14; iuuli giundu-
vatldju yMiiii;; Sefitliov Luc. 6, 4'.); inuh allins izvaris
viljan ävtv lov 'Jidr^iog Vfioiv INlallh. 10, 2'J; inuh gajukoii
y^o)()}g •}iC(Qi<i'j'n)SiS INlarc. 4, 34; inu. milalli .wV tu ("i/ierou
11 Cor. 10, 1.5. als bloUe conjiniclion , wie das ahd. ano
(s. 7()2) Irin inuh noch nnhl auf.
800 einfarlicr satz.
durcli tllespn coiiiunclionelleii gebrauch sclielnt die
reclloii i\i'r alul. \ni\\), schwankend geworden. der acc.
hersclit vor, alter aucli dat. und gen. gellen, jenen belegt
(JralT 276 aus K., dessen ano niiirnuiludin (nl)S(jne mur-
imiralione) 44'' kein gen. sein kann, vielleichl verschrieben
ist für ano nniiimdüdi i* dem beispiel des gen. s. 762
mögen hier noch andere zugelügl werden: (ina ihes 0. V.
24, 13; äne des niittelösleu N. Cap. 64; äne des trianguli
N. Cap. 66. aucli dem ahn. an verbindet sich der gen.,
frühere denkmiiler sollen noch den acc. zeigen.
slalt des ano kennen die niederd. psalmen snnder :
sunilir iinrehl 58, 5; sunder saca 72, 13. diese |)räp.
erscheint n)lid. häufig genug, sogar neben ane : sniidet'
swert und dne sporn Parz. 299, 29. beide regiereu den
acc. nlid. gewöhn licli ohne, selten sonder (unterschieden
von der coujunction sondern.)
Überschaut man alle diese präposilionen, so lassen sicli
allere von jüngeren, nacli nielirfacher stufe, trennen.
als älteste erscheinen die nur aus vocal und consonanl
bestehn: in, tis , af, at^ iif^ ein folgender zweiter vocal
verschlägt nichts, ana ist so alt wie in, vgl. avci und das
alid. aha und aj'. den consonantisch beginnenden , voca-
lisch endigenden bi und dn könnte ein vocal vornen oder
ein cons. hinten abgestreift sein, man halte zu hi t<ixi und,
was viel gewagter ist, zu du das nord. til. gesteigerte
formen entwickelt keine dieser einfachen partikeln mehr,
ihre wurzeln sind dunkel, doch darf die nachweisung
einiger versucht werden (iha, af s. 796); wer aber möchte
at und ita (edo) vergleichen?
zunächst stelle ich die mit zw^el consonanten auf den
vocal: and, undj beide unsichrer herkunft und unsteigerbar.
die reihe kommt an die mit vocal zwischen zwei oder
mehr consonanten: dir, fanr und faüra, inith , villi,
fram , seith , nehva , fai'rra , thairh. den meisten be-
gegnen comparierte formen: airiza, seiths, nchvis, framis,
eriro, furiro , naliiro, einst, furist, nahist; ihre wurzel ist
noch belebt, niith könnte dem adj. mids verwandt sein,
thairh dem subst. thairkö? hierher muß auch das nord.
til gezählt werden, dessen wurzel im goth. adj. gatils
(aptus) und hd. subst. zil (scopus) erscheint; kaum berührl
sich damit jenes du und zi? eher das slav. da.
nomen. casus, von pj\'qj. abh. 801
zusammengesetzt aus einfachen präpositlonen sind Jona
(s. 782) und timhi (s. 798), wenn meine Vermutung trift ;
auch dem nhd. ««/, aus, dem neunord. ^ä liegen zNvei
parlikehi zum gründe. die gotli.. spräche kennt keine
solcher coalitionen. ich untersclieide das suffigierte imiJi.
abgeleitete, darum spätere prap. sind ({far, uj'ar, undor,
hindar, vithra j AR ist ein locales derivativ für adv. über-
haupt (3, 199 ff.) hier zeigt sich auch steigerungsvermü-
gen , und zwar im goth. nut äi (wenn das neu gefundne
Tuularuislu Eph. 4, 9 auf die übrigen zu scliließen be-
rechtigt), ahd. mit 6 (unlarusta.) die einfachen (if^ vf^
und sind älter, weil sie keine comparation leiden; wie-
derum scheint die sleigerimg mit i älter (in jenem eriro,
furiro) als mit üi und ö '''').
jüngste Präpositionen sind die aus lebendigen adverbien
erwachsenden , seien dazu einfache präp. und ein casus
oder bloU absolute casus verwandt, so verhärten sich in
ehan, in gagan, i tnoti, anstatt, der gen. pl. wegen,
der dat. sökuni allmälich zur präposition **). die goth.
spräche, der genug alle scharf bestimmte präp. zu gebot
stehn, bedarf keines solchen ersatzes; als sich einzelne präp.
verdunkelt hatten und ausstarben, blieb kein mittel als sie
durch versländliche adv. zu umschreiben , die nach und
nach wieder präpositionale abstraction annahmen, incban
ist darum völlig anderes Ursprungs als fona. bei afana
gesellten sich zwei partikeln zur Verstärkung des begrifs
wnd ana wird nicht von af regiert; bei ineban hieng der
acc. eban wirklich ab von der präp. in.
Versuchen wir die vcrschiedne entstehung der präpo-
sitlonen zu knüpfen au die frage nach der Ursache ihrer
reclion.
neue präpositionen , in welchen das nominalgefühl rege
geblieben ist, scheinen den casus fordern zu müssen, den
ihr subst. oder adj. an sich zu regieren vermag, so ge-
bührt dem prä|)ositionalen wegen niclils anders als der
gen., da das adverbiale wegen nur ihn von sich abhängig
machen köiuite. zum adj. eban fügt sich , wie zu gilih
(s. 747. 748) ein dat., ni ibna ni galeiks unsarai garaihlein
•) man erinnert sich an den cliaracter i, t>, üi der scliwnclien
conjugation.
•') die nonsten liat der canzloistll oinf^rfiilirt : kraff , in hraft (en
vertu, vipore) ; rrnin'f^r (wot l'iir V('rni(>f:t'ii V) ; hf.htif oder gar bs
hufs (propter); alle diese werden mit dem gen. verbunden.
E e c
302 vinjacfh'r sciiz.
lie'ißl es Sk. 37, 6, ibnjan (ae(|iiare) rotiert ilin niclil min-
der (Luc. 19, 44.) dem alid. inehan gcliöiie folglicli der
dat.: sizze Jiehen mir s\. 109,1; die ne imigeii nielit iiicbeti
imo sin N. ps. 1.^4, 5; iiieben dh- N. ))S. 62, 9. als aber
die pra|). kidler \\ur(le, raiiinle man ilir größere Freiheit
ein, lind liel^ aiitli andere casus zu; mhd. neben ivi 1 »v.
1817; eneben ime I\v. 3790; neben in (: sin) l\v. 5996;
ueben sich Parz. 64, 6; neben Stn ßil. 10420. Ls. 3, 300.
in der scbrinspraciie regiert werjen den gen., unterm volk
häufiger den daliv; das ahd. zuishem y in zuiskem , untar
zuiskein halle, seinem Ursprünge nacli , nur mit dem dat.
pl. verbunden werden sollen, ihn zeigen alle ahd. beispiele
(Graff 188) und die meisten mhd.: zwischen den porlen
zwein Iw. 1127; zwischen in beiden Iw. 6029; enzwischen
sinen Landen Trist. 3953; doch: zwischen S'cli Frib. Trist,
4942. beim nhd. zwischen hat weder der acc. noch sg.
bedenken.
den präp. nehva und fairra steht deshalb der dat. zu,
weil ihn die adj. nah und fern begehren (s. 747.) diesem
casus treu bleiben das mhd. nach, nhd. nach, obgleich
sich bei ihnen, wie bei aftar und hintar, die zweifache
richtung hin und da, d. h. acc. und dal. liätle entwickeln
können, um so kühner und bedenklicher die goth. aus-
nähme nehv razn (s. 784.) das mhd. hinder verstattet
außer dat. und acc. selbst den gen.: hinder min Ls. 1, 359.
2, 232. Dietr. 6997, hinder sin Dietr. 5616, vgl. das goth.
liindana laurdauaus neQav xov '/. Marc, 3, 8.
Insofern es gelingen kann den wortstamm älterer präp.
zu enthüllen, wird sich auch rechenschaft von dem eigen-
sinn ihrer rection ablegen lassen, je weniger in ihre ab-
kunft zu dringen ist, ein desto freierer einlluß auf casus
muß ihnen zugestanden werden. unverkennbar entfalten
eben die ältesten einfachsten präp. die manigfalteste reclion.
Wie es mit dieser sich eigentlich verhalte ist s. 766-
768 angegeben, nicht sowol durch die präp, au sich, als
durch die beziehung, in welcher sie zu einem verbuni
oder nomen des satzes steht, wird der casus bedingt. Je-
nachdem eine der beiden hauptrichtungen hin oder da
ausgedrückt werden soll, fordern verbuin und präp. den
acc. oder dat. in älteren sprachen war die begleituug der
präp. oft nicht einmal nolh wendig, der bloße casus hin-
reichend, man sagt lat. ire Romam , aber ire in urbem;
der bloße acc. kündet hier das wohin so deutlich wie der
acc. mit iu an; vallibus habitare drückt den begrif wo aus
noineiL. casus, von pr'ctp. abh. §03
^v^e in vallibus. nlid. heißt es: in dem tbal wohnen, in
die sladl gehii, und sogar nach Rom, nacli der Stadt gehn,
weil unser nach seinen dat. auch bei der riclitung wohin
nicht einbüßt. Mehrere alte präp. namentlich at und du
(s. 769) verlieren ihre acc. rection, müssen also das hin
ebenfalls mit dem dat. ausdrücken, eis oVQavov ist bald
güth. in himin , bald du hiinina (s. 779); ein früheres du
himin wäre zu mutmaßen *)
IMaii mag practisch festhalten, daß der auf die prap.
folgende casus von ihr abliänge; auch ist es bei den späte-
ren präp. in der that so. die alten, einfaclien präp. schei-
nen mir aber einer mehr adverbialischen geltung zu bedür-
fen , d. h. sie treten im satz dem verbo bestimmend hinzu,
und eben aus dieser beslinunung ergibt sich dann der casus,
unter solchen gesichtspunct gebracht läßt sich auch die ver-
lauschung des präposilionalen mit dem adverbialen ausdruck
(s. 767) voUkonunner begreifen: der stern lauft durch seine
bahn zu: der Stern durchlauft seine bahn, beidemal hilft
die Partikel durch dem verbo den acc. regieren. in
der ersten formel schlielU sie sich näher dem subst. an
und läßt das \erbum intransitiv, in der zweiten drückt
sie mehr auf das verbuni und macht es transitiv, man
könnte sagen, hier hängt der acc. unnüttelbar von lauten,
mittelbar von durch ab, dort unmittelbar von durch, mit-
telbar von laufen, in keinem der fälle ist aber die mittel-
bare einwirkung zu übersehen, sondern ein zusammen-
trell'en zweier gewichte, des stärkeren und schwächeren
zu erkennen.
Wenn präposilionen , gleich den übrigen partikeln,
grülUenlheils IsoIIerle, abgesprungne casus veralteter no-
mina, und vorzugsweise substantivischer sind, so ist klar,
daß sie als solche fast nur den gen. zu regieren fähig sein
könnten. der gen. hat aber gerade bei den präp. den
geringsten umfang, und die verbalen casus, acc. und dat.,
') für einige gangbare raumvcrliältnisse hatte die alte sprnclie
gewisse eigne ableitungcn um! suflixe (3, Il)i)-2I4), die den priipo-
sitionalen «iisdriiik zu vertreten im stände sind. das golli dalatli
ents[)ri(lit dem sinne des inlid. ze tni, Ulf. Iirnuilit es nl>er l'iir xant
in den redensarten dalatli aigaggandin kutkIjÜvtl Matlli. H, 1 ; ntiijilja
dalatli y.icitili/ Mattli. 7, *i'> , so sehr schon in diesen stellen der sinn-
liche begrif dnrch af fairgunjn unu ruv ci(_<ois- gclmlien war. «nch ist
ihm sonst d;d;ith xilrio. dalatlirö Kuioiüfv, diese goth ausdriu-ke halieii
die al)struction des heutigen plattd. dal = nieder, vgl. at iddaljiu
jiyds i '/ xur«("j«aft Luc. 19, 37.
Eee 2
yQ4 einfacJicr salz.
überwiegen weil. auch ilaraus folgt mir ihre adverbiale
beziohuiig auf verba iniil die dadiircb bewirkte reclioiiskrait.
Je iiller, folgbch je adverbialer praposilionen sind, desto
mehr imil^ sieb ihre reclion auf alle drei casus erstreckt,
luid liaupisäcldicb in geineiuscban mit verbalbegriilen ge-
re"eU iiaben. daiaus folgt die noiliwendigkeit , bei abhaiid-
lung der praposilionen diesen bezug vor allein ins äuge
zu lassen.
Präpositionen neben verbis.
1. Inlransitiva der sinnlichen beivegung. liier fordert
die riclilung hin den acc, das xvo den dallv , doch nur
bei solchen priip., ^velche sich die freiheit beider casus
bawahrt liabcu. Ist die rection auf einen casus beschrankt,
so steht dieser, unbekümmert um die richlung. namentlich
gilt das von der präp. su, die gewöhnlich wohin ausdrückt
und dennoch immer den dat. bei sich hat; uicht anders
fordert das alln. til den gen.
Eine der auffallendsten erscheinungen gothischer syntax
ist es , daß nach ffiKjijan , (jaleithan die priip. in und
ana den acc, uacli avirnan aber ineisleniheils den dat.,
und nur ausnahmsweise den acc. regieren, alle diese verba
übersetzen toyea&tu, wenn nun LH. z. b. tj/.&e mit iildja
oder galäith gibt, so verdeutscht er das folgende */<," t(]v
Oixov in (ffird^ wählt er hingegen qvani , so sagt er in
garda. beides muß der bedeutung nach ungefähr eins
gewesen sein, das goth. ohr aber auf cjviman den dat. er-
wartet haben; der griech. text bot hier überall lig mit
dem acc. dar, dennoch wurde goth. in mit dem dat.
construiert.
belege: qvimands in garda i/.&0)V f/.c T/;»' oiy.i'av IMatlh.
8, 14. 9, 23. 82. Luc. 8, 51; qvemun in garda i//,&ov eU
ir;v or/.ictv Marc. 1, 29; in garda qvumans iv rij oiaicc
ysroiievog Marc. 9, 33; qvam in thizai alh 't^X&ev eis to
hgöv Luc. 2, 27; qvam in veihsa ih]Xvdei eig %ip' y.o'j,(o;i'
Job. 10, 30; qvam in seinai baürg i^/.&ev eig r);i> id'itiv
nöXtv Matth. 9, 1 ; qvam in markum toyerai eig rd öoiH
Marc. 10, 1; qvemun in landa i]}.&ov eig itjv '/ojquv iMarc.
5, 1; qvam in landa seinamnia ^j/.d-ev tlg tr^v narQi(hi
avTov Marc. 6, 1 ; qvimandm in gauja i'/.&övTi eig r)p'
yiogav Marc. 8, 28; qvimith in thiudangardiai himin^
eiaeX&fjTE eig xrjv ßaoilelciV rötv ovQuvivv Matth. 5, 20;
qv^muu iaB^thaniin (sie) ägyoVTat eisBtj&oui'äavMavc. 8, 22 ;
iLunien. casus, von präp. abh. hei verbis. g05
qvimaiiLls in Trauaclai lAd-oiV ele iTjV T^Mada IlCor. 2, 21;
ik liuhad iu tliamnia fairhvau qvam iym (föig lig %ov y.öa/iov
iX't]Xvda Job. 12, 46; qvam in thamma faiihvau ü.if/.v&a
eis 'tov nöa/iiov Joli. 18, 37; qviniands in sis eig iavTov
iX&mv Luc. 15, 17; ni qvimilh in izai /(?; elotld^j] dg
avTYjV Marc. 10, 15. Luc. 18, 17; in svikunthanuna qvimai
eig (paveQOV tlO-')] Luc. 8, 17; qvam ana thamma Stada
7pi&tv tut Tov lonov Luc. 19, 5. Den acc. zeigen fol-
gende ausnahmen : qvam in Galeilaia i^Xdtv dg r7]v FaXi-
).aiav Marc. 1, 14; sa qvimanda in thö manasetli o ioyö-
fievog eig tov Koofiöv Joh. 6, 14; sa in thana falihva
qvimanda o eig tov zoüfiov tQyo/nspog Joh. 11, 27; qvam
ana l'era ijX^-ev eig Ta fÜQtj Ptlarc. 8, 10, daß hier föra
acc. sg. fem. sei, lehrt der dat. ferai Matth. 25, 41.
bei gagcfan und galeithan steht nur der acc. , und
nicht einmal als ausnähme der dat.: innalgaggandans in
thu veiliöu baiirg eio)jXdov eig ttjv ayiav ^löXiv Mallli.
27,53; atiddjcdun in gard l'^yovTui eis ohov Man: 3, 20;
atgaggands in alh eioel&MV eig to legöv Marc. II, 15; at-
gaggandeins in thala blaiv eioeXdovaui eig to fti'Jjitiov
Marc. 16, 5; atgaggaiidin in gard Luc. 7, 44; gaggan in
gard eiotXdttv eig lov oJy.ov Luc. 8, 41; gagg in hclhjuu
ihcina ei'oeXd'e eig to raftaiov üov JMatlli. 6, 6; usiddja
in fairguni Luc. 6, 12. 9, 28; aliddja sküra \indis in
thana marisaiv rucreßi] laiXail, uviftov eig ir^v Xi/iv7;v Luc.
8, 23; iddja in bairgahein iTio()evdi] dg ti]v OQtivt^v Luc.
1, 39; inngaggandin in suma bainiö eiosQyofievov eig Tira
VMfiTjV Luc. 17, 12; in thoei baurgö gaggaiih dg ijr d'av
nnXiv einiQyr^ode Luc. 10, 8; aliddja in fairguni «j'f^jcJm^Ofi
eig 10 ÖQog Job. 6, 15; aliddja in tliana fai'ihvu iX)]Xvd-a
eig TOV nönfiov Joh. 16, 28; gaUiilli in gard i'nytTUi fig
TOV oJnov Marc. 5, 38 eiai^XiJfv eig oJy.ov Marc. 7, 17.
Luc. 1, 40. 4, 38; galailb ana aullijana slath niii^Xdev eis
ÜQrjfiov Tonov INlarc. 1, 35 ; galailb iu arka eioi;X\>ev eis
T})v üfßwTOV Luc. 17, 27; galeilhan in libain dg ti)v ^(oijV
eioeXOtiv INlarc. 9, 43; galilhun in bimin (l;i)'^Xi}ov eis
TOV oi'fjavöv Luc. 2, 15; galilhun in lii'iim eiut^.Oov eig
yA'J/iijV JiUC. 9, 52; galailli in skip t/n/iug tig To 'JiXoiOV
JMarc. 8, 10; inugakMlilb in ihimhuigarclja eiaeXevoenu eig
T}]v ßuoiXfiav INlatlli. 7, 21; in lliiuilaii,t;ardia galoilhand
Älarc. 10, 23. 24. 25; galeilhan in JMakidunja äieXO^iiy eig
AI. II Cor. 1, 16.
ich habe die gr. stellen beigefügt, damit man sehe, daß
keine tcmporalunterschicdc die Nvahl der goth. ausdrücke
yOÖ f'inJ'iLclwr siitz.
beslirnmon. der gnnul des abweiclieiulen cnsiis Avird In
nichts aiulerni liegen als in der eigenlhiiiuliclieii bedeutung
von qviman ^ welches dem Gotheii nicht bloü den begrif
des gehens , sondern zugleich auch den des bleibens ent-
halten haben niiiÜ. der gaggands kann als solcher so be-
zeichnet werden von dem aiigenblick an wo er sich in
bewegung setzt, der qvimands hat das ziel erreicht oder
ist ihm nahe, der gaggands, galeithands in gard geht bloLi
tu das haiis , der qvimands in garda ist, bleibt darin, er
langt in dein hause an, was besonders aus dem avunians
in garda deutlich wird, das man nicht mit gaggans oder
galilhans vertauschen dürfte, wie aucli liier der gr. text
yfVOfiEVog tv TJj oi'xicc, mit dem dat. darbot. Diese er-
klarnng von cjviman wird bestätigt durch das s. 776. 777
über den unterschied der slrticturen qviman at und (ju(j(jan
du vorgetragne, weil qviman mehr als gaggan ausdrückt
fordert es die stärkere prap. at, mit gaggan kann at als
Partikel verknüpft w'erden , ohne daß sich unsere con-
slruction ändert: atgaggan in gard; atqviman braucht nicht
gesagt zu werden , da in qviman an sich schon die idee
von atgaggan steckt. das goth. subst. (jviims ist darum
irnonvaiu, anwesenheit: in qvumis ICor. 16, 17; in cjvuma
Teituus IT Cor. 7, 6; in is qvuma I Thess. 2, 19; in qvuma
fraujins 1 Thess. 3, 13. 4, 15, wo im lat. text überall ad-
ventus, bei Luther Zukunft, nhd, ankunft gesagt wird.
Joh. 6, 14. 11, 27 gab Ulf. dem gr. text nach, und ver-
band mit dem part. präs. den acc. in thu manaseth , in
thana fairhvn , bei dem prät. qvam , wodurch die dauer
mehr hervorgehoben wird , konnte er sich nicht dazu ent-
schließen, sondern sagt gothischer in thamma fairhvau Joh.
12, 46. 18, 37. ik qvam in faürhvau heißt ihm: ich bin
in der weit angekommen, nicht: in die weit gekommen,
will er das letztere genau ausdrücken, so muß er setzen:
iddja oder galaith in fai'rhvu.
ahd. und mhd. bedeuten zwar chumft, kunft adventus,
lind ankunft ist erst nhd. eingeführt worden; ich finde
aber hinter queman und der präp. in nur den dat., kei-
nen acc. mehr: quam in sina burc fr. th. INIatlh. 9, 1 und
so auch bei T. ; quam in hus JVIatth. 8, 14. 9, 23; quam
in lantscaf Matth. 8, 28; quamun in thia heilagiin bürg
Matth. 27, 13. die einzige stelle, wo ein dat. vorhanden
scheint, Matth. 3, 13 (T. 14, l) hat schon GrafF präp.
s. 23 besprochen. selbst das adjectivische wiliquemo
•würde jene verbalreclion behalten, wenn ein Schluß gilt
von dem alts. he is tviscumo eft au thesan mlddilgard
noineiL. casuf>. von prilp. abli. bei verbis. gy/
Hei. 28, 2, oder dem nhd. willkommen hier ins qrnne
(Bürger.) ein nibd. willekomen in ilaz laut bezweillc
ich kaum; unrichtig wäre aber auch willekomen hne Inndc
nicht, das ich freilich weder aus JNib. 1596, 3. 4 beweise,
noch dem gotli. qvima in Jauda gleichstelle, wir sagen
nhd. iinaustöUig: seid willkommen hier im lande , präp.
und dat. stehn dann unabliiingig von willkommen , ganz
adverbial, aus dem mhd. hie ^villekomell Iw. 6099 folgt
auch ein: hie ime lande, bei willekomen in daz lant würde
her geselzt sein, wenn es im rosengarten llsan 34, 4 heißt :
waz sol der müncli in daz lant? so ist komeu zu ergänzen.
in ags. mundart meine ich eine spur der goth. con-
struclion anzutrelFen. Matth. 8, 14 geben mehrere alte
Versionen: com on Peteres hüse (nicht hüs) ; Aviewol der
gewöhnliche text Marc. 1, 29 comon on hüs und Joh. 6,
14. 11, 27. 12, 46. 18, 37 on middaneard daibieleu. be-
merkenswerth ist das mnl. quam an der heiden Rein.
1435, dieser dialect vermengt aber acc. und dat. auf viel-
fache weise.
vnays , noQevov €is eiQf'jv^v überträgt Ulf. gngg in
fjavairlhi IMarc. 5, 34. Luc. 7, 50; einmal aber auch gagg
in gavairthja Luc. 8, 48. dies letzte stimmt zum lat.
vade in pace , und so auch T. 60, 9 far in sibbn. beim
ags. ga on sibbe ist der casus undeutlich, doch sicher ein
dat. gemeint, die präp. mit dem dat. steht hier wiederum
adverbialisch , macht also keine ausnähme von dem erfoi'-
dernis des acc. bei gaggan.
etwas ähnliches ist , daU ahd. der begrif des fortganas
zwar noch den sinnlichen acc, aber auch den adverbialen
dal. zu sich nimmt. T. 7, 9 wird vom lat. text haec pro-
cesserat in diebus mullis abgewichen, und der acc. gesetzt:
Ihiu gigieng fram in munmjä taijdj dagegen heiiU es fram
gigltngun in iro iagiin T. 2, 2; fram ist gigangan in ira
latjun T. 2, 8.
Völlig wie gaggan und galeilhau verhalten sich nun alle
übrigen verba der beweguiig: fahren, hehren, i'eisen,
wandeln, ivandern, schreiten, wanken „ /liehen, laufen,
springen, rinnen, ßieA\en, schwimmen , /liegen, schtreben,
kriechen, schleichen, deren zahl in ih-n iillcren dialeclen
noch viel gvüUer ist, z. b. golh. snivan , shevjan , in-atun
u. s. w. Nach allen des Wechsels zwischen acc. »nid dal.
fiihigi'u präp. wird das wohin mit jenem , das wo mit
diesem ausgedrückt: fahren in den wald , an den wald,
auf den beig, vor den berg, über den l)crg , unter den
gÖS einJacJier i>atz.
berg; fahren in dem -svald, an dem wald, auf d^m borg,
vor dem berg, über dem tljal, unter dem berg. golh.
vraludcdun in lairusalom tJiOQtvovio (ig /. Luc. 2, 41;
es bedarf hier keiner belege, nur der bemerkung, daß zu-
weilen gleichgillig sein kann, welche richtung angegeben
werden soll, statt tliai in spanrd rinnandaiis I Cor. 9, 24
hätte auch gesagt werden mögen in spanrda (oder spaurdai,
wenn das unsichere genus ein weibliches wäre':') nacli dem
gr. ol Iv OTuOiip TQr/ovres, der gotli. ausdruck I)ezeichnet
das einlaufen in die balm, nicht das laufen in der bahn,
bemerkenswerth ist die inlid. redensart : des nuioz si varn
under einer banc Ms. 2, 130^.
präp., deren reclion auf einen casus eingeschränkt ist,
z. b. and oder thairh (s. 792. 793) auf den acc, fassen
beide richtungen zusammen : vratoda and baurgs jah haimus
diwd'evs Kcczd nohv v.ui v.üjfii;v Luc. 2, 41.
2. Bei den iutrausitivbegriiren fallen, sinken, stürzen
berührt sich das wohin und wo nahe; wir sagen iilid. er
fällt aut den boden hin, auf dem boden hin, stürzt auf
die erde nieder, auf der erde nieder; auf die erde fallen
ist procidere in ten-am, auf der erde fallen procidcre in
terra, jenes bezeichnet mehr den acl des fallens, dieses
mehr den ort des gefallenseins.
schon Ulf. verbindet mit driusan , (jadriiisan beiderlei
casus, die vermittelnde präp. ist gewöhnlich ana , eini-
gemal in. belege für den acc. : gadriusith aiia afrlha
nBöelxai enl tVjV yijv IMatth. 10, 29; driusands ana ai'rlha
neawv int li^s y^jS Marc. 9, 20; gadriusandu in airtha
meavov eis f^jv ytjv Job. 12, 24; driusith ana thana staiji
neoMV in Ixeivov tov Xi&ov Luc. 20, 18; in dal ga-
driusand itg ßö&vvov neßoivraf. Luc. 6, 39; in thaürnuns
Luc. 8, 14; draus ana hals is inemoer ini tov tqw/v^Xov uv-
lov Luc. 15, 20; driusands ana andvairtlii naaoiv im nQ6oo}~
nov Luc. 5, 12; driusands ana andavleizn I Cor. 14, 25. selt-
ner ist der dat., er folgt dreimal hintereinander und zweimal
gegen den gr. acc: gadraus ana staina i'iieaev ini xr^v niigav
Luc. 8, 6; gadraus in midumai thaürnive i'niaev iv jidocp
Ttöv äüar-diäv Luc. 8, 7; gadraus ana alrthai gudai sig
yS]V ir^v ayadVjV Luc. 8, 8. die stellen gadraus faiir vig
naqu rr^v odöv Luc. 8, 5, draus du knivam irrgoatTreos to?s
yovuoi Luc. 5, 8 kommen in keinen betracht, da faür
überall den acc. regiert, du den dat.
.ilid. finde ich immer den acc: fellit ubar erda T. Matth.
10, 29; bilellit in gruoba IMatth. 12, 11; fiehin iu steinahti
nomeii. casus, von prcip. ahJi. hei verbis. g09
lant Mattli. 13, 5; lielun in lliornä 13, 7; in guota erda
13, 8; in gruoba vallent 15, 14; auch fragm. theot. 11, 7
feal in sleiuac; 11, 12 fealun in guota (erda.) ebenso alls.
an Iiardan slea fei Hei. 73, 8; au land bivel , an erdiin
73, 10; bivalleu ward au ena starca slralun 73, 13.
ags. feolluu ou thornas, on gude eordhan INIallli. 13, 7. 8.
Luc. 8, 7. 8.
das nilid. nlid. fallen haben nach hi und an den acc,
nach nhd. «it/* kann der dat. folgen, zuu)al im geleit von
hin und nieder.
niederknien (in genua prolabi) heißt ahd. Cal in sin^
fuazi 0. III. 10. 27; nihd. viel an diu knie Gregor 3376;
vielen nieder an diu knie Mar. 181; verschieden ist: an
eines vüeze vallen Karl 14^.
3. Die Iransitiva letjen , setzen , stellen haben in der
heuligen spräche stets präposiliouen mit dem acc. nach sich,
die band in den schoß, den linger an den niund, das haupt
aufs kissen, den pfeil auf den bogen legen; den bäum in
die erde, die arbeit ans werk, den fuU unter die bank
setzen. umgedreht werden die lat. ponere, collocare mit
präp. und abl.. conslrulert, seltner mit dem acc.
der Gothe gebraticht beide casus, lagida figgrans in
ausuna imma i'ßaXs töVg d'azTvXm's avtov eis icc ojTct
avTOV ]\larc. 7, 33; in'/ fun galagjada et'e nvQ ßä)J.irai
Luc. 3, 9. IMatlh. 7, 19;' in karkara galagiaza it's (fvXay.7;p
ßh-dr^(i}j Matlb. 5, 25; in auhn galagilli lis y./.Ißarov
ßaXlnfterov Matlh. 6, 30; uslagjauds handu scina ana liö-
lian f.iiißaX.wv t)]v yslga uviov in ciQOCQOV \j\\c.*},62\ us-
lagjith ana hamsans seinalis lunid'XaiP i^i lovc; vj/iovg
itivzov Luc. 15, 5; fani galagida mis ana ^auguna 7r7;ldv
t'neü^7;yJ /lov fTit tovi; orpdccX/mvc: Job. 9, 15; galagideilun
inuna ana haubid hut9-)jHuv uviov ifj y.etfnh' Job. 19, 2;
galagjilh allans (iiands is uf futiins imma lA>; •narrac: rovi:
iyÖQOvs vno jovg 7in()\cg uvtov 1 Cor. 15, 25; (ijasatjxoid)
ana lukarnaslalbaii iid-Ucaiv V'j^o iov fiodiov IMattb. 5, 15;
iif melau satiaidau , undar ligr, ana lukarnaslallian . v<n6
Tov fioöiov Ttx)-)'^,v7io n]v yliVT^Vfinl Ti]v Xv/viiiv ^\nrcA,2\ ;
uf ligr gasaljitb vtiokutio i{?.ir7;e tid-);niv laic. ft, 16. hin-
gegen: ijahujitln ila in niujanuna sciriamma blaiva txyijitfV
(XVTO iV IC) y.u(i'(i> UVTOV /tir)jt(f:i'('i -Maltb. 27, 60; g;il.igi-
dödun in hl/iiva i'd-t^y.uv tv ftvi^jiifio) JMarc. 6, 29; gnl.igida
ila in blaiva y.mtd >;ysv iv fD'rafi'io IVIarc. 15, 46; ana
gagga (vielleicht gaggam) lagidcnlun siukaiis tv ic(i(: uyoQuii:
iiiöovv 10VS KodtrovVTiiS JMarc. 6, 56; galagida ina in
ÖJU ein fache r salz.
uzelln (d'ixXivev (cvrnv i.r ifj (puivt] Luc. 2, 7; (jasatida
gruntluvaddju aiia staiiia i-Ui^^ie 'Otfiü.iov iiti %i]v jihiiav
IjUC. 6, 48 ; aiia lnkariiaslalliin saljitli f7/i Xiiyvtus tiiiiii^ijötv
Liic. 8, 16; gasalida iiia aiia giblin allis Hivii^oev int ro "sni-
Qvyiov Luc. 4, 9. ^vü j'iaX?.o), vulg. inino, durch lagja, us-
lagja ausgedrückt wird, ist der acc, wie im gr. und iat.,
iiolhw endig; das schwächere galagja, gasalja =z ri&fjfit
schwankt zwischen acc. und dat., und wählt letzteren wie
der gr. text, einigemal aucli gegen ihn; beides satjan ana
lukarnastathan und ana hd^arnastalliiii ist gerecht. \\ <»
eine person von der prap. abliängt, stellt iiatiirlich immer
der acc, weil dabei kein ruhiges beharren im räume denk-
bar ist; namentlich in der redensart allagei haudu ana ija
Matth. 9, 18; lagjands lianduns ana thu JNIarc. 10, 16;
uslagidedun handuns ana ina Marc. 14, 46; uslagjan ana
ina handuns Luc. 20, 19; uslagida ana ina liandu Job. 7, 30.
auch hat hier tid^rjii , inixl&rjii. , intfiaX?.w den gleichen
acc. Etwas anderes ist der begrif der mitte, wo ein räum
zwischen mehrern stattfindet, und Ulf. gern jenes schon
s. 392 besprochne in inidjdiin anwendet: gasatida iia 'u\
midjuim eorr^afV avxo Iv fiinip uvxiov Marc. 9, 36 ; ga-
vairpands ina in midjaim (ji'ipav aiTOv eis fi^oov Luc.
4, 35; auch noch nacli andern verbis.
wiederum werden mit dem alid. leccan und setzati
beide casus construiert. gilegita inan in crippea (reclinavit
eum in praesepi) T. 5, 13; in thia kripplia siiian legita
0. L 11, 36; in thie korbi legitun 0. IJI. 7, 56; in then
weg legitun 0. IV. 5, 4; legeiit chalber ijfen dinen altare
N. ps. 50, 21; setzida inan in sin paradisi (posuit eum in
paradiso) Is. 65, 21; in ira barm sazta 0. I. 11, 41; saztun
imo in houbit 0. IV. 22, 21; sazta anan rura T. 208, 3;
au got sezzen iro gedingi N. ps. 77, 7; er gesazta mine
fuoze an den stein N. ps. 39, 3; saztus man über liaubit
unseriu (posuisli homines super capita noslra) K. 28^; ih
sezzu minan geist ubar inan T. 69, 9. Dagegen mit dem
dat.: saztus arabeit in hrucki unseremo (posuisti tribula-
tiones in dorso uoslro) K. 28^; ze keleckanne in walhuse
(reponenda in vestiario) R. 51^; legila ihen in sinemo
niwen grabe T. Mallh. 27, 61; in herzen uns iz leggen
0. II. 24, 31; brut fora gole giseztu (panes propositionis)
T. 68, 3; sie sazton mih in dero nideröslun gruobo N. ps.
87, 7; der mina sela in libe sazta (qui posuit animani
meam in vila) N. ps. 65, 9; an dero sunnuti sazta er sine
gezelt N. ps. 18, 5; an dero huhi sazta er mih N. ps.
17, 34; gesezzet au demo wege ]N. 24, 12; iro fundameula
nomen. castus, von prap. ahli. hei verhis. ^\\
filnt keleget an heiligen bergen N. 86, 2; Christus ist ke-
legit in unseren Kcliauien ]\. ps. 34, 25.
aus dem alts. Hei. habe icb mir kein belspiel des dat.
bemerkt, der acc. steht 42, 12: ac he it (das licht) huho
scal an seli settean. auch ags. begegne ich nur dem acc:
äsettan midar bedd, ofer candelstaf Luc. 8, 16; grundveall
ofer thäne stan Luc. 6, 48 ; lede (z=: legde) hine on his
nivan byrgene INIatth. 27, 60; hiue on byrgene ledon Marc.
6, 29; hine on binne (in die krippe) alede Luc. 2, 7; lede
tha bredu on thä earce (posui tabulas in arca) Deut. 10, 5.
ebenso scheint im mhd. die dativische fügung völlig
verschwunden, beispiele des acc. sind sehr liäulig: in die
krippe legen Mar. 181; manigen gidduien zein Tegeler in
di andren scale Alex. 6768; die lege ich über miniu chniw
Diut. 3, 78; vil der edeln steine die frouwen leiten in
daz golt Nib. 31, 4; leget nider iif daz gras Nib. 1510, 1;
du legen uns an ein gras Nib. 1563, 3; daz er uns ge-
setzel in Abrahames scoze Diut. 3, 70, wo scoze acc. S".
fem., nicht dat. des masc. oder neutr. scuz ist. andere
belege sammelt das \vb. zu Iw. s. 236. 373.
den nhd. verbis können wir etwa den dat. folgen lassen,
wenn sie mit hinter oder nieder verbunden sind: geld in
dem schätz hinterlegen, den fuß in dem grase nieder setzen,
statt des gleich zulässigen : in den schätz, in das gras, bei
dem bleuen legen und setzen ist aber nur der acc. ver-
staltet, auch die alten saljan und lagian , wo ihnen der
dat. folgt, hatten mehr den sinn des ruhigen collocare, re-
ponere, als des bewegenden locare und ])onere.
4. Das goth. hri(j(jan steht meist auf diese weise mit dem
dativ. briggith kaum in baiista seinamma oi'Viiiti tov
ohov tiQ TVjV cc':iod)']y.i]v avxoy Luc. 3, 17; vigs sa brig-
ganda in fralustai, in libainai oöos t) anüyovaa fig rrv
dnoilsiuv., elii trjv ^Mr^v Matth. 7, 13. 14; ni briggais uns
in fraistubnjai fcf] riOfVeyxfjs tjim'ig tlg vrettjanjKÖv INIatth.
6, 13; thana briggandan in thiudangardjai guths vig 8U.
39, 7; briggith izvis in allai suniai o(h;y))r>ei v/iüg fit;
•nüüav TfjV ilX'Tj&iiav .loh. 16, 13; in arbaidai briggith
inuiQerat II Cor. 2, 20; ik in aljana izvis brigga tyiit
naQn^ijXomio v/iüg , vulg. in acmulalionem vos adducam
Rom. 10, 19; du in aljana briggan ins eig ro 7iaQctu:t;).ii)aai
avTOvg Rom. 11, 11; in aljana brigga leik mein •jnwu-
^tjXwoti) ftov tt^v oaQyu ad aemulaiulum provoccm carnom
nicam Rom. II. 14; in thvai'rhcin (dal. von ihvairlipi) izvis
brigga naQO{>yto) v/(üg vulg. in iram vos millam liom. 10,
^12 eiitj'achcr mtlz.
19. eine redeiisarl gowalirl den acc. : brlgg aiia dniiilllin !
inuvüyuYt ti^ to i'j'üOos' Laie. 5, 4. der gnmd des dal.
ist aber scliwer cinzuselin , bei brlggan kaum in bansla
liißt sich der bcgril" des zusammen bringens, sammelns an-
liehnieD , in den übrigen stellen liat in den begril von zu
(ad.) Aus andern dialecleu weiii ich die construclion iiichl
anzuführen, T. 13, 24 heißt es: gisamanut sinan ^veizzi in
sina schiura (congregabit Iriliciun suum in horreum suum.)
etwa zu vergleichen sieht das ahd. bringe ze sluppe jN. ps.
7 6; mhd. ich bringe ze slu|)[)e und en ^viht Aw. 3,
184; das wäre golh. brigga in slubjuti jah ni vaihlai ,
falls ein solches ni vors iibst. zulässig ist (vgl. 3, 735.)
N. ps. 77, 59 brähta sie zc niehte (ad nihilum redegit.)
wenn Ls. 1, 477 gesagt wird : bringt ein bein enwiht (richtet
ein bein zu gründe), so scheint die präp. zu mangeln, und
vielleicht ist en m in*), nicht rz: ni zu nehmen, eil xvihtzzzin
vaihtiii (ad nihilum)? man vgl. über briggan noch s. 623. 624.
5. Der intransitivste aller verbalbegriüe, das sein, begehrt
nach Präpositionen den dat., für den ausdruck sinnlicher
raumverhältnisse wie für die abstraclion. ich bin auf dem
lande, dem fehle, in dem wasser, au dem berge, vor der
Stadt, hinter der sladt, unter dem liimmel, über dem thal;
ebenso ich bin in frcuden , iu sorgen, in trauer, in der
läge, im begrif das zu lluin u. s. w. "*■"*). Nur wenn eine
präp. dem dat. überhaupt sich verweigert, sieht ein andrer
casus, z. b. goth. thai vithra vig sind nugu it^V -odov
JMarc. 4, 15. Luc. 8, 12, weil vithra stets den acc. Iiat
(s. 795.) sonst aber thui sind in garda meinamma Luc.
9, 1 ; visandans in thizai hleilhrai II Cor. 5, 4. Gangbare
abslracte redensarten verdienen gesammelt zu werden, golh.
sei iu fra.jiftim vas inuna fis/ivroitv/in'v}; uvro) Luc. 2, 5,
vgl. 1, 27. ahd. was liulu filu in Jl/'ze , in managemo
tiqaleize 0. L 1, 1 ; sie sint iu in anarälln (insidianlur
vobis) 0. n. 23, 9; her was in xvizin (in tormentis) T. 107;
birut ir in hazze allen (erilis odio omnibus) T. 44, 14;
sie sint thanne in iveiveUf in araheilin seren 0. IV. 7, 31;
wäri in banne 0. IV. 8, 9 ; was in wani (pulabatur)
0. I. 15) 23; ther io in themo arcjeren was (qui seniper
*) in geläufiger redensart wird in zu en : enbor, eneben, enein,
entgegen, enmiUen, eiisamen, entriuweii, euwec, eiizit, eiiwage, enflücke.
*•) das niul. wäre int paradis (in dem paradies) Floris 988; waren
int liof (in dem liot'e) Floris 105 1 u. a. m. beruht auf dem verringer-
ten "efiilii für die untersclieidung des acc. und dat., wie sie den»
uinl. dialect eigen ist, vgl. oben s. 80T.
iwmen. casus, von JJrap. ahli. bei verhis. 8J3
malus erat, nlid. immer im argen lag) 0. IV. 2, 21; in
guotemo ist N. Cap. 45. 58; >vir binm in wicuton 0. 1.
18, 22; biu ili ihaiina in luyinön 0. 111. 18, 46; in eron
was (in lionore esset) N. ps. 48, 13; die menniskeu kole
in unruochon sin (homiiies divinae exsortes curae esse)
N. Blb. 36; siu stimma ist bi chrefle N. ps. 28, 4; in
mähten sint N. ps. 89, 10; su er in cnujesten ist N. ps.
101, 1; daz ist in J'orsco (in quaestioue, iihd. ist, steht
in frage) N. ps. 77, 49; übe dero sunnun reita in tvago
Ware (in bewegung , an solis remigia vigilarent) N. Cap.
102; in sueibe si (moveatur) N. Cap. 33; unser wingarto
ist in bliiode W. 20, 13. 56, 12, bemerkenswertli der
passive sinn einiger dieser phrasen : in -waiii Nvesan n^ ge-
wähnt werden (unser nhd. im wahn sein steht activ =r
wähnen); in hazze wesan izz verhaut sein; in imruoclie we-
san nr unberücksichtigt werden, non curari; beide letztere,
gleich jenem goth. in fragiftim, mit dem dat. der person.
mhd. diu sunne was in seine (luxil) Diut. 3, 84; in tvatje
Ware (movereUu") Rül. 136, 20; der in dehcinem werde
was (in pieüo erat) Karl 67'; in /Uze wareu cod. vind.
653, 127^; die gein einander in hazze sint (activ: die sidi
gegenseitig hassen) Parz. 726, 26; in sxv(cre sui JNls. 1, 26*;
in unmiiote sui IMs. 1, 26'; er was et tu der alten sene
Parz. 582, 2; soll ich in dirre snuehe wesen (in solciier
Verachtung slehn) Wh. 137, 14; daz ir nach den sit in
lilaije Wh. 166, 8; des was in lilatje IHr. Trist. 1894;
lät mich sin in swacher tlol Wh. 29U, 30; was in kum-
berliohcr dol IJlr. Trist. 2946 ; der inanic herze ist in tfcv
Ulr. Trisl. 216; was in der fjetnvste (audebal) Wh. 385,
14; nu Sit in den geliirsten VVli. 210, 10; sint diu wtp
in rehten siten Wh. 322, 22; an kiuschen sifeu Parz. 201,
27; die knappen waren in den silen Kl. 1421; in pinen
was Parz. 811, 18; in frividen wesen ]Ms. 1, 26*^ 27^; in
anqesten was En. 5561; in den vdren. wcscn (in dem be-
streben) Lanz. 5682 (Lachm. zu JVib. 102,6); ir s*t in der
gebtere Oudr. 1244, 3; was in sorgen i\n. 211. 1441. i>il.
1290. 3526; daz du hie an dem lüde bist Karl 55'; die
warn an der wache Wh. 71, 23. alts. an helpiin was
(juvil) liel. 114, 22; was an J'orhtnn:, was an luslun llel.
61,5; was an ivunneonj was an f'usluiuwa Md. 31, 19; was
an iheru bedu (i)roralus esl); was an <yrjr/«;/e (cerlavit); was
an slride; was an pinu. (crucialus esl); was an flile (non
cessavil); is im an //j«n/re Hol. 4, 5 ; wis ihi an is gesithie
(.sequere eum.) ags. bio nu on öfoslel ß. 5490; väs on
ofste 1j. 2584. 5562; väs on vijnne (gaudebal) li. 4023;
gj[4 einfacher scitz.
väs on hjste Boclli. 101; tlivconi booilli on tferihte Luc,
3 5. null, is (in seine (appaiel) lliiyd. up St. 2, 1^)9;
ic was in hutjheu (in gaiuliis) Kein. 2114; sin in dule (in
eiTorc esse) Kein. 2406. INlaerl. 1, 1. 3, 268. 346; waren
in roere (in aufriilir, bewegung) INlaerl. 2, 123; Maeii.
2 123; >vas in anxte Floris 2773; was in ttviale Maerl.
3 346; was in tvene (ploiavil) Maerl. 3, 292.
nliil. bei trosle^ nlclil i)ci iro'^te sein; bei sinnen sein, inlid.
hi sinne sin l'ar/. 616, 29 ; h/ ininne sin Patz. 636, 2; ich was
bi werdecKclier won Wh. 287, 29 ; ich wil b/' sime hazze
iiti Parz. 320, 28; 6t riiven sin Tarz. 90, 17; bi tjuote was
Ms. 2, 171**. alid. ist mit snnton 0. IV. 23, 43. nihd. wären
mit choufeTihil. 3, 71 ; mit ijenäden weseii Kolh. 1236; mit
sovilen wesen; die mit liiwen siiü l'arz. 476, 20. Wh. 122,23-,
mit vuUe sin Parz. 602, 17; mit blicke sui INls. 1, 147*^; mit
füllten ähi Parz. 637, 14; diu frouwe was mit wibes wer
(konnte sich nur wie ein weib wehren) Parz. 131, 19; die
iiiht sint mit nianlicher wer Parz. 320, 30 ; mit iletvizen We-
sen cod. pal. 361, 74*; mit dem andern (bliuwen) muoser sin
Parz. 295, 30; mit töde wesen Wh. 40, 6; sin mit sam-
niuKje Rol. 118, 27; mit samnunge wären Piol. 121, 1;
mit riterschefte wesen Bit. 2618; Sit ir mit fride gerne
Bit. 5037. ahn. hun er medh barni (geht mit eiueni kiude)
vgl. bit kinde (gravida) Diut. 2, 217.
G. fJ^erden, ein dem sein nah verwandter begrif, liat
auch in der construction überall damit groUe ähnlichkeit;
zwar drückt es nicht die volle ruhe des seins aus, son-
dern deren entstehn , wobei man sich oft ein wohin den-
ken kann, viele der mit tverden gebildeten redensarlen
entsprechen einfachen inchoativformen, z. b. den goth. auf
-na (s. 23. 24), andere dialecte umschreiben durch kommen,
anfangen, ausbrechen u. s. w.
golli. thala skip varth ana airlhdi 70 nXoiov iyeveTO
iTil if;s 7"i--g Joh. 6, 21, kam ans land, vulg. navis fuit ad
terrain, Luther: war am lande; ei ni vairthaina in unlustäu
I'VU ^li] (IxtVtldÖGl Col. 3, 21.
ahd. in äbulgi sie wurlin (irascerentur) 0. IV. 19, 60
oder ist äbulgi, acc. neutr. anzunehmen? in unmahti ward
(exanimata est) gl. mous. 360; sie werdent in ubelmo (tur-
bantur) N. ps. 64, 9; wurden in ubelmo N. ps. 45, 4;
•ward si in wizero heiteri (candentibus sereuis enituil)
N. Cap. 64; der acc. nach dem lat. scheint gesetzt N. 68,23:
werde in iro tisg in stri(/ (in laqueum.)
mhd. der lufl, diu erde wirt en iviuje (movelur) fundgr.
uonieiL. casiin. von präp. abh. bei verhis. 8J5
198; sweniie diu rede wlrt in ivage cod. vind. 653, 170^;
von den (vedeien) der nuiot en Jlücke wirt Trist. 16965;
ties wart iu uuyemnete (in unniuote J}i.) Krienilulde Itp
(dolnit, irala est, aegre tulil) Aib. 1961, 2; des wart in
unniuote (s. 1.) der lewe ]w. 3950; ^ wurde ich in Un-
sinne (insaniaiu) Flore 1283.
beliebte alts. fiigung: ward thes werodes bugi on lustnn
Hei. 137; 7; warlh an wunneon; warth an Jorohion (li-
inere coepit) 67, 18. 113, 22; wurdun alle an forldun
140, 15. 172, 1; ward an sorgun 157, 4; wurdun an
J'erdi (profecli sunt) 139, 4; ward an sithie (profectus
est); wurdun an (jtwinne (cerlaverunt) 120, 6; ward an
af'ljrundiun (subniergebalurj 59, 15; thiu bürg ward an
hröni (coniniovebatur) 113, 21; tbat ni werdhe tliius nie-
giiitliiüda, heJidos, an hroru 136, 24; ward imu thar an
ei'dn (kam, gelangte, liel auf die erde) 73, 20; lliia erlös
wurdliun an 'wekan (d. i. wekon) hucjie ( pusillaniiiKS
facti sunt) 171, 24; tliuo warth theni wibon an xvillion
(gereichte ihnen zur freudo) 173, 3. wart en suke (ward
krank) chron. sax. cod. gotli. 25^.
mnl. waert in roere (niovebatur, excitabatur , das alts.
an liröru) JMaerl. 3, 255. 256; waert an, in schine (ap-
paruil) Huyd. op St. 2, 168. Clign. vorr. zum teutonista
Xf-il ; waert in xvene (brach in weinen aus) jVlaerl, 2, 228 ;
■waert in vroude (gavisus est) Iieln. 5559 ; waert in vare
(angebatur) Floris 1073; waeit in slape (kam in schlaf)
!^laerl. 3, 251; waert in tvake (evigilatus est) IMaerl. 2,
245. 259 ; worden in dole (abcrrabanl) Macrl. 3, 272.
ags. on ßjUe veardh (in praeccps datus est) B. 3088;
thonue hio (sio sunne) on si(je veordhcdli (vergit ad occa-
suni, declinatur) Roelh. 169". ohne zweifei manche andre,
z. b. \cürdlian on vi/nne , on hjsle.
allii. veidlia ek d filjom! S;enj. 138'^ (vgl. oben s. 763);
liann vardh ä hakanuni {kuni auf den hacken, aufs äulWrstc.)
auch bei werden laßt sich die präp. mit anwenden,
null, waei't tuet kinde (facta est gravida) jNlaerl. 2, 208.
231; es worden met kinde 1, 262.
7. Althorgebraclit in unserer spraclie ist werden niii zu,
für den begrif der Verwandlung. statt des priidicierenden
noni, tritt zu n)il dem dat. ein. wir sagen zwar: die
raupe wird scbnielterling , das kind wiril niaiui, das eis
wird wasser; dafür aber auch: die raupe wird zum Schmet-
terling, das kind zutn mann , das eis zu wasser. eine dritte
ausdrucksweise ist, das prädicat als subject, und das
8l6 einf'cicJier r.a!z.
vorige subjoct In den dal. mit diH' präp. ans zu setzen :
tius der raupe m ird v\\\ scliincllciliiii;, ans dorn kinde ein
mann, ans dein wasser eis.
gülli. itt vaiitha izvis du allin, jus vaitlhilli niis du
sunuin y.uyo) üw/icii Vfiiv iis 'nuiiou, i'/ff/.c toio&t fioi
eis v'iov^ 11 Cor. 6, 18; vartli du Itäubida vailistins tyt-
vij&t] iis iti(f(().)]v yiovitis Marc. 12, 10; vai'rlliilli tliala
vrai((vtJ du ruiltlamuia, jali usdrusleis du vitjani slalhtuini
i'oiiii tu OKO/.ul i/'.c tit)tiuv aiu u't Taaytiui ttg odoi'g
Xeias Luc. 3, 5 ; su saurga izvara du J'a/icdäi vai'rlliilli
7/ ).VJC7] vfiwv tis yaoclr ysvy-atiui Joli. 16, 20; in Nvelclieii
stellen auch die spräche des N. T. elvui oder ylvtad'ut.
mit eis verbindet, allgr. aber der noni. slelin würde, wo
der noiii. gesetzt ist, z. b. Luc. 4, 3 i'vu. yivijTut icotoq
liilU ihn TJlf, ei vairlluü hlaibs, was auch heilieu dürfte
du hldiba.
ahd. thaz thesö steina zi hrote werden (ut lapides isii
panes fiant) T. INIatth. 4, 3, welche stelle wegen des sg.
schon s. 291 angeführt wurde; ze tropfön wovlene (s. 291);
za narrSm werdant Diut. 1, 162*; ni werden zi dz 0. II.
17, 4; ni wurli zi manne 0. IV. 12, 28; zi nixvilile (wer-
dan , comniinui) gl. uions. 341, vgl. vorhin s. 812 über
enwiht; andere belege sammelt GralF 1, 985. 986. ich
hebe noch die redensarten hervor: theiz uns zi fvuinu
wurti (zum lieil ausschlüge) 0. 111. 21, 20; wirdit mir zi
teile (conlingit mihi in parfem, sortem) N. ps. 62, 11;
wirdit zi leihu (remanet) N. ze leibo Bth. 103. 248. 256.
Cap. 39. 48; iro ne ward einer ze leibo (nullus eo-
rum remansit) N. ps. 105, 11, d. h. zum Überbleibsel,
zum rest. man sagte auch: ist za leihu (restat) Diut.
1, 503^, iz mir, Zo danke is Roth. 984. wo aber werdan
mit wesan tauschen kann wird kein eigentlicher wandel,
sondern der bloße zustand bezeichnet '*'').
mhd. nu bistu ze äse worden Rol. 179, 4; daz wazzer
wart da ze xvine Mar. 5 ; der w erde zeinem steine Ms.
1, 6*; ze man werden Greg. 559; verbrinnel daz er zu-
sehen wirt Parz. 469, 9; wart ze bauen Karl 17^; wurdest
ze bau Rol. 237, 15; iz wirt in ze tinminnen En. 4858;
daz wart ime ze riuwen Anno 805; diz lant wirt ze hos-
heite Karl 16*; ze tvorte werden Flore 1546; wart ich
*) die alid. coiistniction wirdit zi pelonne, ist zi petSnne (oben
s. 60. 61. 107) iiat es inmier mit einem zustande zu tliun, winlit ze
suocliene (quaereiidum est) N. Ar. 34.
nonien. casus, von priip. ahh. hei perbis. gl 7
ze spotte Iw. 4169; -wurden si ze rtite Iw. 3431; wart
z.e Itide Iw. 6751; daz wart ze schine (apparuit) Gudr.
787,4; wurde ze teile JMs. 1, 193^
ulid. zu staub , stein , asclie , wasser werden ; zum
hinde, manne, herrn werden; kein messer schärfer schii t,
als wenn der bauer zum htrm wirt, wo Freid. 122,12
noch der noni. ein lierre wirl ; zum diehe ^ zum mörder
werden; zu schunden werdan ; zu ruth werden (conve-
nire.) anders ist; einem zu ivillen werden (ad libitum
aliciijiis sc conformare.)
so stlion alts. werdan te xvilleon Hei. 53, 18. 73, 18.
imo ti hanin (ziun mürder, tüdter) werdan Hild. 54.
ags. to deojle veardh C. 20, 9; tu handbanan R. 2660.
altn. steht die priip. at: vardh al einni flugw^ verdhr
at einni Jlo Sn. 356; that verdhr mer at gamni (gereicht
mir zur Ireudc.) das golli. du, ags. to (und nicht at, at)
kommen aber mit dem ahd. zi überein.
8. Herkunft und Ursprung auszudrücken nehmen sein
vuid xverden die präp. aus mid von zu sich,
golli. thiudangardi meina nist us thamma Jairlivmi ovz
ijniv in toi aöofiov roinov .loh. 18, 36, vulg. non est
de hoc mundo, daher auch T. 195 nun rihlii nist fon
thesemo miltilgarte; ns thamma uhilin ist ix toi} nni"}^-
(loiJ iütiv IMallh. 5,37, \'ulg. « malo est, ist it. Jon ubile
T. 30, 7, Lulh. das ist vom übel; ahd. ihaz isl Jon themo
lieilagcn geiste (de spirilu s. est), Ulf. würde lüer us ha-
ben, wie der text 14; Jon INazarelli mag sih waz guotes
wesan T. 17, 3; Ih ouh Jon imo bin 0. III. 16, 65; er
was fon kaslelle 0. III. 23, 9.
hieran grenzt uiunillclbar der partitivhegrif esse e nu-
mcro: eno bistu /o/t llien jungiron llicsses maiuies? T. 187;
ihie warun J'on tlieii phariseis T. 13, 21; was ein fon
thcn zuelivin T. 28; was quena imo Jon Arönes lohlcrun
(de fdiabus A.) T. 2, 1; ir ni birut you minen scafon T. 134.
die alle 8|>raclie bedient sich statt der priip. auch gern dos
gen. (s. 652. 653), der neueren ist die praposillonalcon-
slruclion geliiufiger.
wir sagen heule: er ist von hohem stände uiul: eines
hohen Standes; er ist ein mann von vi»'U'n miüeln.
null, was he van riper oude (eines i-oifen nllors) INTaerl.
2, 388; mhd. -welcli guot wip wivmc von den silcn Iw. 7897,
was auch hcilieu k(»in>lc: der sile w.vi-e. wo nicht mit
dem gen. zu lausclien ist, fuulel kein parlllivbegril' slalt,
i'ff
i51b K'.LiiJacjirr aiiLz.
'i. b. ilcisl iiilil von juime sinne I\v. 1656, das entspringt
iiiclil aus m. s. ; ilcr ring ist von golde (ist aus gold gcniaclil.)
Zu werden fügen \vir aus, nicht von, ^venn die be-
reilung aus dein stof, die veraibeilung , verwandbujg eines
stofs bezeiclinel weiden soll: aus dem golde wird ein
ring, aus dem Hachse das leinen; aus dem wasser 'svard
wein.
9. Stehii , sitzen f lierjen , ruhen, bleiben, xvohnen
drücken, wie sein, den begrif der ruhe aus, und erfahren
ähnliche construcllonen.
nhd. der bäum sieht im lande, in blute j das koni steht
all f dem Iialm^ mein herz steht in sonjen.
ujhd. wie der walt in tnf'Len slal Ms, 1, 25''; ein ruse
in touive Ms. 1, 194^: ir herze sluont in bitlerlicit Bon. 54,
19-, daz laut stuoiit in miiier Jiant Iw. 3990; der bouni
stät mit loube; diu rede mit dürren ztvien slal INIar. 11;
daz laut slat mit sivawe Rab. 301; nune viande Stent nu
mit schunden Mar. 52 (nhd. beslchn mit schänden); ir
munt slet ze küsse Ms. 1, 196*; der (rat) in ze staten slät
Iw. 7850. Trist. 7760; wil si mir ze unstaten st(?n Ms. 1,
50^'; daz iu ze rehte sie Iw. 7712 (s. J. nach wb. s. 411); ir
sult es mir ze bnoze slan Iw. 721; daz im ze dieneste sie
Iw. 4910 (uiid, zu dienst stelin); stüenden si ime ze tje-
bote Iw. 5143; ze prise slat Iw. 6052; iu stet diz dinc
ze ivette Iw. 1232; ze pjande stan 7226, üblicher p/«»J</es
(s. 680); Irlant slat niwan an in drin 'Jrist. 8505 (nhd.
das lehn sieht auf zwei äugen); dar an diu früude elliu
stat Trist. 16884; ez stuont an mir (nhd. bei mir) Bon.
11, 49; ahd. an imo släut allero inenniscuu wolatate N.
ps. 13, 1; iz slal an dir, uals an mir N.; mhd. an tleme
stuont stn rät Kolli. 53; an dem der hof aller stät Wigal.
4804; min dinc verre an dir stät Rol.84, 22; sol ouch an
der wärheit slän (bei der w% bleiben) Bon. 85, 71; daz diu
helfe unt ter rät iiiuwan an in einer stät Iw. 8049 ; an im
stuont al ir muot Iw. 3807; diu stet an ir (jebete Iw.
5886; ezn sie daune an ir heile Iw. 6032; an den (iu
quibus, penes quos) st^ diu tugent u. diu manheit Iw. 4088;
an siner frouwen minne (dal.) stuont im aller sin gedanc
Nib. 607, 8; stuont noch iif der iväge ir leben Iw. 7346,
wie nhd. stand atif dem spiel. IMit umbe kann überhaupt
nur der acc. verbunden w erden : wiez umbe Kr. stät Nib.
65, 4; Sit ez so umbe iuch slät Iw. 4077; wie stet ez Min
disiu ivip Iw. 6267; iiinl. stonden omine den seghe (streb-
ten nach dem siege) Blaerl. 1. 276; merkwürdiger ist die-
ser casus bei in, über und ty, wenn sldn so viel als hin-
iwiiieu. cas.'fs. van präp. ahh. hei verhis. 8{()
slehn, tendere, dln'gi bedeutet: stuouden in diu vensier
Nib. Ö66, 1; dö sluont er über den degen Rl. 856; ei
eliioat aber daz kindeliu Troj. 536; last uns über diu
(jrap gestea aH. 249, 33*); stuont ?(/" kainpfes bil Tioi.
12557; der muüt stät nf bosheit Bon. 11, 58; üf qro-
zen hochvart stuont ir gir Bon. 86, 6; und so nbd.
sein sinn steht aufijeldy geht auf g., trachtet nach g. es
ist dann kein ruhiges stehn niehr. Jioch enfschiedner in
den begrif der bewegung, des aufstehens, sich erhebens
tritt dieses verbuni neben der präp. von: vom orse stuont
(stieg ab, gieng lieruuter) Parz. 275, 5. Ivv. 5568; von dem
steine sten Viigal. 1550; von den wefjen slun j\ib. 606, 4;
von den satelen Gudr. 1464, 4; vgl. das nhd. abstelni von
etwas, laid das inhd. spniugen von den betten INib. 472,1.
das nhd. bestehn aus ist zu fassen wie das lat. constaro
ex, esse ex; nihd. habe ich es nicht gelesen, wol aber
oft bei N., der es m\\ Jone , nicht mit iiz verbindet, was
allen gedanken an nachahniung der lat, phrase entfernt:
daz argumentum bestdl föne einemo menibro aide Jone
zuein Blii. 114; sumeliclie c(uantilates bestäni Jone iro
slucchin (teilen) ein anderen etewio ligenden , sumoliche
föne unligenden Ar. 40. 48. 52; taz Jone dien bestät Ar.
41'^ Jone dien zuein bestät tiu ecclesia ps. 47, 3.
mild, daz rfche stat mitfride', diu marke Rol.74, 8; gestellt
tnit fride diu erbe Gudr. 1313, 1; vgl. da niide Stent diii ere
(dabei wird deine ehre bestehn, aufrecht bleiben) Roth. 603.
goth. ana niuntha Ivaddje veitvude (jastanddi all vaurdö
11 Cor. 13, 1. usstandun hat zwar die bedeutung des be-
wegenden surgere, behiilt al)er dennoch den dat. bei, gegen
den gr. texl: usstanilands in niidjäitn dvaOTvig e/g fiioov
IMarc. 14, 60, (vgl. s. 810.)
sitan hat goth. den dat. bei präp. z. b. in garda sat
Joh. II, 20; ana fulin Job. 12, 15; sitandan at nwtai
INlallh. 'J, 'J; freiiicli sat J'anr vi(j laic. 18, 35, weil faur
überall den acc. begehrt (s. 785.)
ags. Viglaf silcdh ofer liiouulfe , eorl ojer odlirutn
unlingendum B. 5808, über dem lodlen sitzen, vgl. slehn.
ahd. sizzanlan zi zolle (sedenlem in telonio) T. 20, 1;
sizzenlci nah themo tve(je 'V. oNlallh. 20, 30; ei- Z(ünen
hruunon kisaz J3iut. 2, 381; gisaz bi einetno Irunnen
0. 11. 14, 8.
•) aber: oh mime grabe stiln nH. 254, 12. 14; da stuont er piiote
wile oh in weiiu-nde Trist. 18Ö54. aber t'ii^nmzen kniet er dö \\\\.
61, 23, nhd. kniete iihcr Um Iiin,
V f f 2
ö:2ü ei/ijac/icr .'uitz.
nilid. 8az ze ilfin hrnnuen l\v. 7ü7; in den slriitttn
sliioDileii linde >^;V/.(ii l\v. ((089; saz zen vensltnn l'arz.
61, 3; saz .'/'''« siiiijt' Par/. 212, 2:j; o/> tiscli<^ sax. iJiflr.
4945; o(» </f"« Imoclieu silzuii liejtli. 10. oll aber hat sit/cii
den nicilialeii sinn von sich setzen: nu sitzet! (setzte iich)
]\il). 346, 1; sitzen naher baz l\v. 22G7; saz dar Trisl.
1290; und dann kann ihm auch der acc. verbunden Nver-
den : da hiez si in silzen an =: an daz belte l\v. 1216;
nf den lisch silzen cod. pal. 341, 125*^ 126<^; wer gesaz
ic nn sinen vidi Parz. 797, 24; daz ros vf die Jtiilisen
saz (judr. 1408, 2, vgl. Tarz. 197, 8. nhd. ist dieser acc.
unzulässig.
goth. licjan : ligiih da drusa xeizai eiC monjip Luc.
2,34; alts. «n tlieru leian Ifel. 73, 10; alid. ze löne liget
N. Blh. 195; nihd. an sinem bette er gelac IMar. 140.
den acc. habe ich niclit wahrgenonunen, außer ninl. laghen
iip dal velt INlaerl. 2, 10; leglict (jacet) in dit selve vat
IVlaerl. 2, 27.^
ahd. rawen y rawon, ruowön (degere, quiesccre) : ^ver
räwet in liimile N. ps. 41, 1; in dero (jedinyi jN. ps. 15, 9;
an deino lone rawet er N. ps. 18, 12; daz ich ruwe in
fride N. ps. 4, 9. nihd. ruoiven.
die nhd. verba ruhen und beruhen fordern den dal.,
obgleicli einige letzleres mit dem acc. conslruieren : das be-
ruht axif den (jrund statt des lichligeren : auf dem fjrunde.
bei sich stützen, sich (jründen sind beide casus zulassig,
weil durch das rellexivpron. der transitive ausdruck wieder
intransitiver wird.
bleiben, wohnen mit dem dafiv. er beleip an kiuskem
inuote Mar. 72; der gern an nnijemüete bleip Karl 15'^;
in der biihsen nilit beleip Ivv. 3480; daz minne bi hazze
belfbe in einem vazze Iw. 7020. nhd. im lande bleiben,
in ruhe bl., aus zu J'rieden (in pace) bl. oder sein (rester
en paix) erzeugte sich unser luiorganisches adj. ebenso
haiisen, wohnen: auf dem lande, mhd. dar zo JSivele
hat sie hus Roth. 3485; woute in flisem vazze l\v. 7023;
ahd. wone (manserit) in theru winrebün T. 167, 3; wo-
nela mit in (demorabalur) T. 21, 1; wonet in mir T.
167, 3; wonet in ther (juati 0. III. 20, 154; woneiit in
gebircje N. ps. 10, 1 ; giwonela in fjrebiron T. 53, 3.
tvonen hängt aber, w'ie solere mit sohuu , zusammen mit
dem begrif des bleibens und seins an einer statte, syno-
nym ist auch das ahd. arlon: artota /;* theru burgi, artönt
in sinen zxielgon T. JMalih. 23. 13, 32, vgl. art (sohnn,
fundus) und abstract sitle, gevvonheit. wenn solche veiba
nunie/i. casus, vo/i pritp. ah/i. hei uerbls. {S21
die einvvirkung auf grund und bodeu starker herausheben,
^verden sie transitiv und regiereu den bloUen acc. , ohne
präp. j >vie s. 598 für hauen und das ags. vunian gezeigt
Avurde , autli das ahd. arlun wird im sinne von colere,
exercere terram den acc. haben dürfen. behauen hat,
gleich besitzen, den acc. ohne präp.
das goth. bciuan treffe icli nur mit präp. und dem dal. :
baulth ui niis ohei iv s/Liol Piom. 7, 18; buuandei in mis
Rom. 7, 17; baua in im iroty.fjGio iv uvTOIg II Cor. 6,
18; buiilth in izvis Rom. 8, 9; buuai in izvis Cd. 3, 16;
in inuna bauan Col. 1, 19; bauan niilh imma f^itx av^ov
I Cor. 7, 12; uf shadäu is gabauan viio t^v öy.iav avxov
KaTaüurjVovv Älarc. 4, 32; -wörtlicher -wird 11 Cor. 12, 9
inioy,i;voW')j In i/d verdeutscht: ufarhleithrjai ana mis,
immer aber mit dem dat., von hleithra ay.);i'7j, laube.
vielleicht gestattet das höhere altertlunn unserer spraciie
Verwandtschaft zwischen hdtian , baibau (ha])itare) und
dem der goth. nuindart noch fremden ahd. auxiliare />J/'Mm,
pirut, pirun (sumus, estis, sunt)*); der begrif des bauens
stößt an den des seins, denn auch visan bedeutet mauere,
habitare, /(iVf/v, visandö in izvis Joh. 5, 38; visandans
in tliamma leika II Cor. 5, 6; in mis ist Joh. 14, 10.
10. Fahren, die präp. mit drückt begleitung aus: ahd.
fuorun mit imu T. 49, 1 ; fuar mit then hneJiton 0. IV.
7, 91. es wird aber auch häufig auf Sachen und zustände
angewendet: far mit f'iiilu ioh mit guat/c 0. IV. 14, 48;
fuar mit ilu ioh mit minnu 0. I. 6, 2; fuari mit ziari
0. IV. 4, 24; feret mit loleie C. Bth. 100.
n)hd. mit fjelj'e varn gi-. Ruod. C'', 11; mit Ivimven
varn ]Ms. I, 48'T; daz sin lip mit Iriwen vert Parz. 322,
21; wipheit vert mit trimven Pajz. 167, 29; mit rthlen
siten varn Ms. 2, 251''; ir vart mit lumhen sitn ^^ ii.
•) iienilicli dem goth. häihäu entspraolie ein alid. /'/o, spiiter (»io,
wie dem stiiistäiit sliö/, stioz, stie/. aus Hein pl. piöuni (gotli. hixi-
liavuiii? häihuiiin V) »M<;il>t sich jiiiuu, pinun, wie iiiis screi, scriuiu,
scrinmi ; pirtiiii ist ein mit prä.seii.slicdeiiliin;^: versihiies priit.
freilich niuU man {lim, pist für UMür;;iini.sch orkhiren, die rcclile
Ibrm war im, i.s , oder /uo , pian'i? Iu>läli<fimf; hriii^^t (I.ns airs. Leu,
dessen co aus unterdiiicivter redii|ilicjitioii erwiu hsrii, torniell dem .-dtn.
bio {»Iciclit , welclies <len sinn lial>ita>i lteh;Hi|)lil , wälirend jenes hco
h:il>ito, miineo, suni oder ero ausdrückt, die terlia boodh , l))dh ist
lelilerhfift. bcon (esse) s<Iieint leihhafler inj. ]<riit. (s. KJD. 170), nr-
»priinjilieii liiisse, mnii.>isse liezeichncnd. endlich niöj^en die olfriedi-
schen hirutris (nianeas, de<;as, de<;eris), l'irunn (de^erunt) uramm.
I, 880 hier her Rczopen werden. Grall *J. ^)'^6 stellt sie zur uiirzol
S'22 eiz/Jitcher satz,
lO'J, 21; mit zoither varn *) INIs. 1, 73^'; mit rouhe
vavii (praedaiu ai^oie); tnit dem (jelouhtn varn INls. 2,
249'»; mit dem (jeivalle varn Rol. 16, 26. Karl 27»'; mit
Sivlden varn \^ igal. 8634; mit xvovlen varn Inv. 708 5.
ii: einigen dieser fülle brauclien wir nlid. verfahren:
mit strenge, mit milde; in andern handeln oder umgclin.
ags. mid ha-le für (inceudio terram vaslavil) B. 4611.
ahn. for medli laun Su. 2; fara medh launhlot Ol. Tr.
2, 162.
ahd. aßer Jante farent Avallunlc 0. IV. 2, 2,5 ; after
we(je farendo N. ps. 77, 57. 88, 42; afler xverlte fareu
N. Blh. 261; nßer wehe sindun Diiit. 1, 519^ 520».
alls. (ifler them ivege fuorun Hei. 175, 9. mlid. after
tvege varn En. 8813.
inhd. var ich iif discn ^viIden 7valt Parz. 449, 15, ^vir
engen nhd. in den wähl, aber Wolfram bedient sich liier
iniiner der prJip, üf: kom geriten itf einen ^valt Parz. 435,
4; ez was ?//" einem grözen walt Parz. 446, 9; itf dem
walt 457, 5; er muU also in diesen stellen'"''^) ein hochlie-
gendes Waldgebirge meinen, denn sonst verwendet er
tn , z. b. fiioi- si mit bremen in den walt Parz. 2, 22,
lind auch Ilarlmana setzt in (wb. zu Iw. 526.)
varn in den haz wurde mylh. s. 14 erlanlert; varet
hen «II godes hat liefert der alte Esopet bei Wiggert 2,
47. der acc. ist wie beim lat. iucurrere odium oder iu
üdium.
II. Thun , machen, wie bei werden, gleichsam dem
pass. von thun, den nom., umschreibt bei thun (facere)
den acc. die präp. zu (s. 622.) golh. taujis tluik silban du
(jutha noifi^ asaviov ß-eöv Job. 10, 33 ; jus gatavideduth
hadußligrja t/iieig inonjoare avior onr^Xaiov /7;aiwj' Marc.
räwa: unglaublich, schon weil von biruwjan das prät, biruwitun , bi-
nitun lauten würde, nicht biniun; vor allem zu bemerken war aber,
da(^ O. accentuiert biruun, biruwis, wie birun 111. 3, 17, birut II.
22, 37 u. s. w. , niemals die partikel bi, in Zusammensetzung mit ver-
bis, so viel ich weii^. da birun präs. bedeutung hatte, wurde ein
neues prät. biruun, hinvun gezeugt, dessen seltsame gestaltiing neben
den andern anomalen formen der wurzel minder befremdet. Diese
vielen Vermutungen können das finden der vollen Wahrheit erleichtern.
*) Zauber treiben, mit z.umgehn; gent mit bcesen zöuberlehe umb
Berth. 58.
") auch Wh. 58, 6 steht uf mit einem kfilmen acc: als ob lif einen
grozen walt niht wan banier blüeten , d. i. lahnen wie bluten aie-
derficIcH.
jio/nen. casua. von präp. abh. hei i^erbis. Ö:>3
11, 17; du filegrja tlilube Luc. 19, 46; ei tavidedeiiia iiiüi
ilu thiudana l'vu nonjGOioiVt avxov ßaailia Jol». 6, 15;
doch wird auch der acc. beibehaheu, z. b. sik silban guths
sunu gatavida Joli. 19, 7; thiudaii sik siJban teuijilh Job.
19, 11; gatuuja igqvis vairtliaa nutaus JVlarc. 1, 17 was
vielleicht du nutam lieiiieii dürfte, doch ist der praposi-
tionalausdruck bestimmter und beziiglicber '''). ahd. duaii
(iiian) zi ktinitige ubar sih 0. 111. 8, 2 ; thia steinä duan
zi hrote 0. II. 4, 44; duent iz zi scähero luacje O. II. 11,
23; gelela mennisken föne unslirbigemo ze slirhiijenxo N.
ps. 18, 14; sciildige machut ze unscukligeu N. ps. 9, 9;
ze herreu niachun N. ps. 104, 17; iro regena machuta er
ze Iiayele N. ps. 104, 32; thaz wazzar zi wtiie gitaii T.
45, 7. zuweilen der bloße acc: ther sih cuniiig tuot (qui
86 regem facil) T. 198, 1. ein mal stebt auch T. IVIatlb.
21, 42 ist gilän in hoiibit wiiikiles, nach dem lat. facfus
est in Caput anguli.
mhd. herscht in dieser construclion machen vor, wie
schon bei N.: mache vier tage ze zwein Iw. 2142; genia-
chet seime riehen herren Iw. 3542; zeiine iSreit Iw. 3554;
er hat mir gemacbet mine huobe zeiner wise Iw. 4464.
der einfache acc. bleibt gleich wol zulässig: daz ich iuch
beide riter mache Trist. 12747.
anders genommen wird die prap. in folgenden fällen:
got hat wol Ziio mir gclan Parz. 783, 10; gol bat wol
zuo uns getan Wigal. 8211 (lihd. an uns); eich ze J'röii-
den machen Trist. 5286.
ubd. es ist iiui uns gellian , oder gescliehn (franz. fail
de nous) ; mhd. ez ist nmhc mich ergangen Gudr. 1508, 4.
Ganz wie tbun oder machen, mit zu, slehn ilie nlid.
wühlen f ernennen, bestellen und ähnliche mehr: zum
künig erwählen, zum amimann ernennen, bestellen, ahd.
zi hiün er mo quenun las 0. 1. 4, 3; man sie zi horhin
ginenne 0. 111. 7, 60; kus sia zi eigenem vmater O. I.
5, 69, hingegen: zua quenx^n (dnas iixoies) 0. llartm. 4;
zi huninije sie nan quaüun 0. IV. 4, 18; ze tpiole ge-
challust clu dina erda N. ps. 84, 2, ndid. zeime tjesellen
erkant Parz. 668, 22; der ist ze hruoder mir benant
Parz. 746, 19; zem ijrdle benant Parz. 470, 21.
12. JSehmen. w^ir unlerscheidcn nhd. das luibeslinunle :
eine JiY(Jt , ein tveih nehmen von dem beslinuiUen : eine
•) vpl. hcmncli über iiinuui du.
J524 eiiijuclicr ^aiz.
zur J'ruu , ziitn iveÄbe nelimen. ebenso i\(-r (Jollio: nam
qvcii ü.u(ii yviu'.'r/.a Marc. 12, 20. Luc. 20, 2'J. J Cor. 7,
28; iiani daulilar Maissaüllaniis du av^nui JNeh. 6, IS, wo
auch die LXX i'/.ufie ryv ■i/vyuriou M. eic; yinmJxu. die
lal. spräche, und die ähere gr. , gehrauclit in beiden fallen
den bIoi\en acc. uxorein duxil, filiarn jM. duxit uxoreni.
jenem unU'rscIiiede völlig analog ist aber der vorhin be-
handelte: einen konig Avählen , einen zum hünlije wählen,
ijuenun kiasan , sia zi auenün, und die regel laUl sich so
fassen: das präUicatiu hinzugefügte nonien jiHegt einen
prä|)Ositionellen ausdruck zu erhalten ; die eigenschaft des
priidicals wird- dadurcli scliärfer hervorgehoben, als -wenn
der doppelle acc. stände, nihd. belege: n;unen si ze tv/beti
Alex. 4972; er nani mich ze xvihe Gudr. 770, 2; Orlwtn die
scluenen nieit niinet ze eiuie wibe Gudr. 1640, 2. Hab. 101;
ich nini in zeinem manne Iw. 2100; verschieden von: nam
einen man Iw. 405.5; ir mau nam Iw. 4119. Nicht an-
ders sind analoge fälle anznsehn : ein wip geben und ge-
ben Herwtges swester zeime xvihe Gudr. 1643, 4; alts.
bugian brud (uxorem emere) , giboht te hrüdu (niulier
coemta) Hei. 9, 12 %
Auüerdem sind folgende subslantivverbindvingen mit
nemen in bezog auf die weiter dazu gehörige präposi-
tionalstructur anzuführen.
ahd. nam siijii in dhem liudim (debellavit Judaeos) Is.
63,21; sid themo sige then er in satandse nam 0. V. 16,
2; in tode sign nam 0. IV. 3, 23. V. 17, 15; er nam
in tudes riclie sigi 0. V. 4, 49; hier steht in statt des lat.
de oder «: vlcloriam reportavit de morte, statt des nhd.
über mit dem acc. : trug den sieg davon über den tod.
mild, den sig «Ji Pharö gewan JMoroIt 405.
mhd. urloup nemeu : urluf her z6 deine koninge nam
Roth. 4967; urlöb sie zwo im nanien En. 6597; urloup
nam er sein grawen man Parz. 514, 22; urloup er
zer meide uani Parz. 562, 15; urloup nam er zer kü'
ne<jtn Trist. 14365; nu iiam si urloup da ze hus Iw.
5758; ze Josaphate er urloub nam Bari. 182, 22; urloup
ich dir zem künege nim Parz. 651, 29; urloup ziio dem
riehen man nämen Parz. 821, 18; urloup nam ze der
maget Tit. 76, 1; urloup nam der helt ze dem küniye
Wigal. 11509. >vir sagen nhd. Urlaub nehmen, sich beur-
*) illinliclie constnictioneii bei gehen und litten : einen konig ge-
t)en, Jupiter gab den frösclien den storcli zum könig ; einen gast
bitten, (»inen zu gasta bitten ; nieman ez ze gaste bat Livl. dir. 69^.
nonien. casi/s. von prcip. abh. hei verhis. 825
lauben hei, und jenes mlid. ze liat auch liier etwas von der
slarkereii bedeutung des bei, im goth. Aviirde glaublich at
gestanden haben (s. 777.) Ulf. braucht zwei bloße verba
mit dem dativ: andavithan thaini thaiei sind in garda
meinamma dnora^aoitai roig eig tov oly.öv fiov Luc. 9,
61; tvistandands im unoTui.Ü!ii£voQ ayroig 11 Cor. 2, 13.
man beurlaubt sich bei höheren, nimmt abschied von sei-
nes gleichen, mhd. auch : guoie naht sie namen zuo der
viaget Lohengr. 27. 87.
mhd. nemen rat (sich raths erholen): z6 rfenie er allen
sinen rat nam Roth. 458; ziio in nam er rat En. 643;
nemen rat ze dem der griiwe locke hat Parz. 162, 29.
Ion nemen: do nam och niemeu lun da zir Parz. 811,
25, d. i. bei ihr, von ihi-.
herherge n;vmen in daz lant ]\ib. 1303, 3 statt in
dem lande, wie oben bei sitzen (s. 820.)
13. llahen. hier gilt wieder der bei thun und nehmen
dargelegte unterschied. einen freund, eine frau haben
heiiU es, -wenn allgemein geredet wird und nur ein acc.
im Satze ist. beim bestimmten ausdruck hingegen wird der
zweite prädicative acc. in den dat. mit der präp. zu ver-
wandelt: einen zum freunde ^ eine zur fran haben.
goth. ailitedun tliu dn (ivniüi i'oyov axxr^v ywama
JMarc. 12, 23. Luc. 20, 33. ahd. zi k-(irle haben 0. IV.
6, 64; dine scalcha ze liehen habeton iro steina (bene-
placitos habuerunt servi tui lapides ejus) iN. ps. 101, 14;
habent ze site (solent) N. Rth. 159; habetun nan zi hualie
(liabuerunt eum pro ludibrio) 0. IV. 30, 3. gleich den
letzten alid. redensarlcn iKM-uhen aucl» folgende mhd., be-
sonders dem 12. jh. angthörige strucluren auf andern ver-
hiiltnissen: halie dir tiaz ze (jamenel (laelaro!) cod. vind. 653,
183'; sines valor hunde hete er ze (jamiite Diut. 3, 61 ; daz
wolten sie ze liehe han (als liebe aufnehmen) P>it. 9962; re
/r«5<e han ]Ms. 1, 199"; hat er zi huohe (irridel) 653, 122**;
daz habent si ze härme (id dolent) fundgr. 203, 13; ze
linzze haben cod. vind. 653, 160^'; si hal)cn ez ce luizze oder
ee nide alld. bl. 1, 229; ze nide haben (invidere, aegre
forre) fundgr. 172, 21. Piotli. 1()18. ]Mar. 43. P.en. 3^..
die person wird daneben durch die priip. an ausgeilriickt :
an dem kindisken wibe holen si daz ze nide JNlar. 73 ;
ich hete ez ze ufde an Eglolfe Ben. 421; in anderm siiuie
kann auch acc. iler pers. stehn : han ich den von schuMeu
niht ze nide7 (ist mir der nicht mit recht verhalU?) Don.
826 einfacher salz.
383*); daz sl In ce Iroste lialjcliii (daß sie an Jlim Ihren
trosl liallen) fuiidgr. 24«, 4; si wil der li.s(ic;o man zc ei-
ncme wete (ztitu pfände) lian llolh. 3003; ^vi^ sidn
den gast ze kinde lian (für unser k. lialten) Jüt. 3.>'J5;
den liel er zeinein lüijeniere (den hielt er für eiaeu liigner)
Trist. 141235.
Auf ahiiliclie weise nntjiir: die nunnen Jialen daz /üj*
zorii (beide hss. ver/.orn) Keinh. 2147, sie ziiriilen dar-
über, nahmen es zornig auf, es dürfte aucli heißen ze
Zorne und mit glelcliem sinn ze nide**); ich hun daz für
Spot (ich nehme das für spoU, und icli spotte darüber);
ich hanz J'ür nnhilde (ich halle es für ungeziemend) Parz.
438, 26; diz hau ich Jnr ein ivunder gruz Bari. 19, 3;
daz heten si für war ]\ib. 1330, 3; für steine liaben
Gudr. 1129, 3; lian für ere Gudr. 1303, 3; für lüge
Gudr. 1339, 4; er het sin rede für ein spil Iw. 6282; für
eine gäbe haben Iw. 7372; daz ir uns nilit habent für
einen zagen Iw. 7602 ; hat man mich für einen man Iw.
536; haben für einen triuwelusen man Iw. 3183. in den
meisten stellen läßt sich hän für durch acqulparnre über-
tragen, alts. thu scalt ina fnri stino hebbian (filii loco
habere) Hei. 167, 33.
mit huote lian (cuslodire) Wigal. 8056, was 5588
haben in ir huole ; daz die wisen baz mich mit iv grnoze
heteu Wigal. 60; da/, er si habe mit flize baz ^^'igal.
9530; er hat iu wol tnit l/'be und ouch mit guoie ]Ms.
2, 98^
daz habe /// minem houpte! Gudr. 990, 3; hab uf
mir! (crede nülii) Dietr. 2792; daz soltu itf mir han Dielr.
2691; daz solt ir iif mir hau Rab. 162; habt nf mir!
(confidile in me) Dietr. 5004; daz habt iif mir ! Mai u.
Beall. 136. 288. 309. 313.
14. Fangen, ahd. zi lern gifiang (cocpit docere) 0. III.
16, 2; zi s/neru sprckhii fiang (loqui coepit) 0. IV. 13,
1; fahemes zi theru redinn 0. IV. 9, 34; zi weri glGangi
0. II. 11, 28; nah zi herzen gifiang (zu hciz nahm) (J.
II. 9, 116; zi huazu gifahe (zur büße griffe) 0. I. 23, 8;
zi giloubu giüangui (ad fidcm se verlereut) 0. I. 23, 11;
*) wieder verschieden O. 11. 3,62: er Iiiar in übe tliin alitit io
zi 7iirlii (er verfolgt dicli liier im lelien neidisch, boshatt.)
••) das mhd. ni't und zorn sind nicht auf invidia und ira einzu-
schrruiken, lieide bezeichnen Unwillen, ungehaltenheit überhaupt und
oft eine leichte, geringe; daz läze ich aj2e m'u daz läze \ch (ine zorn
drückt nichts aus als: das lasse ich gescliehen, dawider habe ich nichts.
jiomen. cctfius. von prcip. cihh. hei pei-fns. ^27
liang er zi themo andremo man (aUerum aggressiis est)
0. II. 5, 11; liengen ze xvfcje (pugnare inciperenl, pugnam
adorirentnr) N. ps. 77,9; ze trcuji gelienge (pigrescerel)
N, Cap. 44; nilid. viengen ze hazze (nahmen gehässig auf)
Mar. 144; dö ez ze 2vetere gevienc (gut weiter wurde)
Iw. 674; unz er ze sinnen gevienc Iw. 3504.
ebenso bei anfangen: disdr salmo fahet an ze freivi
unde gal üz ze äniere N. ps. 94, 12; ze gotes fovJilun
fahet wisheit ana N. ps. 110, 10; anafahendo ze domo
menniscen N. ps. 134, 8. wir wissen nicht, wie Ulf,
Matlh. 20, 8 (xQ^ufiEVOS ano übertrug, vielleicht dugin-
nands all nach dem gr. lext stände J)-am? wie auch bei
T. bcginnenti /bu thun jungistun. nlul. beginnen oder an-
fangen beif von , mit. nihd. würde wol auch ze stehn.
bei dem mhd. enpfahen ist die phrase zu nierhen in
daz laut, die an willekomen in daz lant (s. 807) gemahnt:
undern in daz lant enplienc Parz. 366, 5; wol und herlich
sie in enplüe in ir lant Dietr. 4906 ; nu enpfaht die recken
in iu wer lant Dietr. 4916. liieran schließt sich noch ei-
niges ahnliclie: die wellent iuch suoclien inz lant ISib.
142,4; mau wil uns suochen lier iu unser lant Nib. 148,
2; waz si würben in s/n lant (welche bolschaft sie bräcli-
ten) Bit. 4871, der dat. würde liier weniger bezeichnend
aussagen, was sie in seinem lande zu schaffen hätten; so
spottot man unser in daz lant Alex. 994; die da wone-
ten in daz lant Alex. 6416, was etwa bedeuten könnte,
die sich in das land Jiicderließen. doch scheinen mir die
beiden letzten beispiele vielmeiir abirrungen der constru-
ttion, die mnd. und ninl. nuindart bietet öfter den acc.
slalt des dat. dar; Maerlant sagt 1, 314: diere gheslente
vant Alexander in dal lant statt in den lande *). wir
gebrauchen aber den acc. völh'g richtig in folgenden re-
*) solcher acc. sclireibe ich hier noch andre Iier : staerf /// dal naeste
jaer Maerl. 3 , 288; /// dit ^raf \e<^\\ct (jarot) Florisl()37; iut lifrle
Fioris 444; dar siez fiiiidtn /// duz pras Kii. 4();)(>; ir \viiiif;e .scImmii
als diii rüse h! daz hlat llcrl).22'i. äliiilichos niid. ist l)C'ij;t'I)ra( lit s. H(»7.
812.820. man ühersolie nicht, daß alle I)cis|iicle das nctilnint aii^eliii,
hei welclicni die nd. und nl. nnindart dal. und nrc. v.w nienfien üher-
hati|it {jeneij;f v^l. s. 7G8 aan lict, van Iwt; niiil. wurde na dal (poNtea)
Maerl. ;$ , '^\G n;esaj;t, wie na dcae dinc Maerl. 3, 277. wenn es
alts. heilU: ho ward on that Jivhiil wund llel. 149, 1; ndid. nnketo
liule friw.sct o)i die hinle frn<jni. 15c, so lassen diese are. schon die
deutnnp; zu: ihm ward eine wunde ans liaiipt jrescillafien, iiakten leu-
ten schläft der t'rosi an die haut, docli steht Rein. 13ü7 laglien in
die hdg/iedochic ganz auf jene weiso, nucli beim lern.
828 einfacher satz.
(lensarJcn : er empfipiig den ring an seine Iiand, den apfel
in seine hund, tlcii mann in seinen scliulz. alts. hie sra
an is ^ra anlleng Ilel. 168, 1.
15. Lassen, ahd. ob ir in muat in lazet 0. II. 21, 41 ;
niluL an minen rät la/.en Diwt. 5 , 92 ; daz siill ir «u
inicit lau Inv. 4547; lat cz an s?ne hüvescheit Zw. 4572;
diz laze icli an dich Parz. 304, 27; weit irz an mich
Jan Parz. 564, 11; daz lat albalde an mich Parz. 6.i.i,
23; des lat iiicli an mich Nib. 159, 3; ich \Yil niiner
eren an inch lüzen su ich minnest mac Wiyal. 2cSl2; an
goles gndde erz allez liez Wig. 4369; er lie ez allez an
gotes pßefje Wig. 6184; an den sult ir iucli lazen AVig,
11538; an ein heil liez er sich du liarl, 124, 5; an mich
gelan Bari. 178, 26; zuweilen Verlan: do sich an sine
triuwe diu kiinegin verlie Nib. 849, 4.
aiid. ih lazu tliiz zi thinern (jixvelti 0. II. 4, 85. mhd.
lat die bete lier ze mir l\v. 4553; der sirit ist lazen her
ze mir I\v. 7690; lat ir daz her ze mir Parz. 716, 8.
anders ist: ze ruore lan Trist. 17294; zer dder lau
(oben s. 609); und die elliptische redensart: liezen (die
hunde) zeinem hirze Trist. 3444.
ich han /(/* ere lazen nu lange miniu dinc Nib. 1965,
2; der sich lat ///'der Avelte schin Bon. 75, 54; einer sich
uf den andern lie Bon. 89, 45. dies stimmt zum nhd.
auf bei verlassen.
an den triinven lan (In der treue verlassen, untreu
werden) Bon. 84, 34.
daz liez ich eine haz Iw. 338; daz liez ir vater dtie
haz Parz. 555, 26. 638,30; daz lie der fuhs eine Arti Reinli.
357, 1786 ; lazen dne haz Ulr. Trist. 1595 ; daz sie ez liezen
eine zorn Iw. 2391; lat ez dne zorn Ulr. Trist. 2098;
dazu läz ich dne claije iiiht Iw. 5736.
das nhd. etwas unter xveejen (auch unterwegs) lassen
findet sich schon nihd.: beidiu lazen under 7veyen Iw. 4SH0,
Rül. 38, 7, wo es bloß oniittere, negligere ausdrückt; die äl-
tere, sinnliche bedeutung erhellt aus Hol. 217, 4: daz si
Roulanten nine liezen unter %ve(jen (auf der reise, dem
heerszug nicht verließen.) man sagte auch : daz iz under
wecfen beslat Rol. 86, 13; nhd unterivecjen bleibt, unter-
bleibt, d. h. nicht zu Stande kommt, nicht am ziel anlangt,
sondern auf dem wege stockt, ähnlichen Ursprung haben
wird die sicher alte i-edensart : einen im Stiche lassen, vgl.
stich halten, er ist unterivegs hat für uns immer den
concrelen sinn: er ist auf der reise beciifl'en.
noineii. casus, pu/i pi'up. cihh. hei verb'is. 829
16. Sufjen , sprechen.
es unleisclieideu sicli zwei äußeruugen des redevei'niügens:
S(t(jeu und sprechen y je naclideiii der naclidruck auf das
luilgetliellle oder auf den mitlheilenden fallt, man hört
etwas sagen, aber man hört einen sprechen ; dort wird das
gesagte, hier der redende bemerkt; in jenem herscht das
materielle, in diesem das formelle vor. der stumme kann
überhaupt nicht sprechen , der sprecliende oft etwas nicht
sagen , wofür er den geeigneten ausdruck nicht findet ;
jener ist allgemein in der form behindert, dieser in ihrer
anwendung auf die Sache, wer etwas sagen will muü
sprechen können , wer sprechen will etwas zu sagen ha-
ben, sagen geht über in die begriffe erzählen, anführen
(recilare), -verkünden, zeihen, bekennen: der böte hat
anzusagen, nicht zu sprechen, der reuige seine schuld zu
sagen, sprechen erhöbt und veredelt sich in reden, ein
feierlich sprechender redet; singen und sagen im millelal-
ter bezog sich auf volksmäßige erzählung und meidung,
nicht auf künsllichcn Vortrag.
wie siujen uiul sprechen slehn neben einander Xtyfiv
und Xalsiv , im lat. dicere und Juri , zu fari verhält sich
loaui fast wie zu sprechen reden. ital. dire ^ parlare ^
Span, decir , hablar ^ franz. dire ^ parier.
der Gollie scheidet avithan und rödjan, letzleres wie-
deium erhöhend in malhljan. ahd. tjnedan und spre-
chan , gesteigertes spiechcn ist mahaluti (sermociiiari.)
dem goth. rodjan ist das ahd. redün vorsichtig zu ver-
gleichen, letzleres würde golh. ralbjun lauten, und ent-
S|)richt dem lat. raliocinari, span. razoiiar, fianz. raisonner,
liat aber dann den schwächereu sinn von faii und h)(]ui
angenommen. das goth. rodjan scheint aus dem ablaut
röth von rathjan (niunerare, colligere) gebildet, mit jenem
rathjün einer wurzel und fast auch l)i'tleulung, es war
wol eigentlich coUigcro, legere veiba;' n('l)en quedan macht
sich ahd. sacjen allmälich gellend, mhd. ist queden bei-
uaiie ausgestorben und für dicere wird satjen ^ für loipii
sprechen und reden gebrauclit. ags. cvedhan , daneben
secffan für dicere, sprecan für loipii , rädan ist legere,
engl, say und speak , vgl. read legere, alln. (jvedha (ür
dicere, oft aber canere (wie jene mhd. Verbindung von
singen und sagen), daneben seijja y vitelu liir locpii '*^).
*) wer sielit niclit, daß das lat. ciutn; (recilare') das potli. <ii il/ion,
al)d. (jiifdan ist? dicere ist fjotli. tei/uiii , alid. zi/uin ; /Jynv, ei^out-
licli loycre, colligere zeigt die berüliruag zwlsclicii rcdöii, riMljaii und
^30 einfacher ^alz.
l)t'I(Ie liaiiptbcdoiitiiiigc'M licf^oii Jedücli einander zti nahe,
als dai^ sie niclit oll veillielk-n sollten.
Was nun die cüiislruclion dieser verba in beziig aiil"
den betrifl, an ^velchen sicli die rede riciilct, so leuchtet
ein, daii satjen den bloßen dat. , sprechen aber eine prU-
positionalliigung begünstigt. durch jenes soll einen» etwas
verkiinilet werden, der sprechende will von dem hörenden
vernoninien sein.
unzJihligcnial findet sicli jener dat. bei dem gotli. (jvi-
lliaii, z. b. qvilha izvis liyu) vfiiv IMatth. 5, 32. 34. 39.
44. H, 11; saei qvithith tnis 6 Jjyiov fioi Matth. 7, 21;
qvilhand mis tQovoi fioi Matth. 7,22; qvath im tintv
(tvioig Joh. 10, 65 qvath thamma liuudaj'atha [£i7i£ riZ
ty.uTOVTUQyy JMafth. S, 13; qvalli iniinu ).fyst uvto) Joh.
11, 27; qvath izäi ).iyei uvcij Joh. II, 23. sehr oft wird
aber auch die präi). ihi gesetzt: qvath du imma /.iyfi
ciVTU) IVlalth. 8, 7. Joh. 11, 23; qvath du im elnsv av-
' ' • " ' ■ Joh.
— - 7 1 ■ — — — / - , '
slrucluren folgen dicht aufeinander: qvath da thciim (tj-ne
lo/V) afarhüsljandani , qvilha izvis (}Jy(f) va'iv) IMatth. 8,
10; i<^wvL{\i da llianima uslithin eine ttö icaocü.v/y.o) Matth.
9, 2; qvath du skalkam eins TiQOS tovg d'ovlovs Luc.
ebenso scliwankt der ausdiuck bei rodjan, gewolmlich
steht die prap. rfw, oft auch der bloße dat.: rödja da izvis
)m)m Vfüv Joh. 8, 26; du im rödida avioig i).äXt;oe Joh.
8, 12; rödida du im ihiXei civzoig Joh. 10, 6; du imma
rödida amiö leläh^zs Joh. 12, 29; rödjan du thus Xu-
XiJGui TiQog G£ Luc. 1, 19; da im rödjan ).a/.f;otu uvroig
Luc. 1,22; rödjan da maaagein Xtyeiv noog Toig oyXovg
Luc. 7, 24. dagegen thöei ik rödja izvis il tyo) XuXm vfüv
Joh. 14, 10; izvis rödja XciX)]üM v/nv Joh. 16, 25; rödida
izvis XaXw v/ilv Joh. 6, 63; rödida iswis XaXccXiy/.u yjitiv
Joh. 16, 1. 33; rödida manasedäi iXüXr^oa toj xöo/io)
Joh. 18, 20.
rädan, wie buclistaben, stäbe zusammengelegt, gelesen, werden worte
zusammengelegt, gesprochen, weshalb aucli verwandtschalt zwisclien
rödjan und rüda (baculus, virga), ahd. ruota anzunehmen ist. mathljan
halte ich zum lat. metiri; das altn. mala bedeutet metiri zugleich
und loqui, das goth. viiljan aber scribere, d. h. wieder buclistaben
zusanmienlegen, nebeneinandersetzen, das roman. parlare ist aus pa-
rola =: parabüla, ziauailoli], vergleichung, Zusammenstellung hervor-
gegangen, also griechisch; vgl. mhd. bispei, tabula.
tiomeii. casus, i^un präp. abh. bei verbls. 831
wo roiljau den dat. hat, kommt es dein begrif von
qvithan nälier, und >vo bei (jvithan die präp. du steht,
gleiclit es dem rodjau. der gr. text scheint nicht überall
darauf einzullielkii , doch wird, wo er nQog gebraucht,
wol immer du gesetzt; auch pllegt liiiüv gern qvilhan du
übertragen zu werden.
Auch die ahd. construction von fjtieäan bleibt sicli
nicht gleich, der bloUe dal. überwiegt *): quhad vimemu
druhthie Is. 23, 5 ; huemu ist dliiz zi quhedanne Is. 25,
13; quliad demo lamiu IMaUli. 9, 2 sowol in der alleren
Version der fragm. theot. als bei T. ; quod iino T. Malth.
9, 9; imo Joljenteu quad T. IMallh. 8, 10; ih quidu iti
T. Malth. 8, 11; und auf allen blättern bei 0. so. da-
gegen: zi dheniu forasagin quhad (ait ad eum) Is. 59,20;
quhad zi Moysi (dicente ad IVl.) Is. 61, 16; quad zi imo
(ait ad illum) T. 2, 5; quad zi theino engile (dixil ad
angelum) T. 2, 8; auf solche stellen mag das ad des lat.
textes eingeilüssen haben, aber auch 0. hat diese coii-
struclion: quad drulilin zimo 111. 8, 35; ja N. , wenn er
schon lat. diccre mit dal. Yor sich hat, verbindet mit clic-
den in der regel ze: min lierza cliad ze dir (tibi dixit
cor meum) ps. 26, 8; ih chido ze (jote ps. 41, 10; ih chad
ze dien unrehtun (dixi iniquis) ps. 74, 5; chad ih ze dir
N. ps. 37, 18. den dat. lalU er, wenn z\io adverbialiscli
beigelügt wird: chid nuncro selo zuo! (die animae meae)
ps. .'54, 3; chedent imo zuo! 65, 3, d.h. sprich meiner
seele zu, sprecht, redet ihm zu! woraus klar folgt, dali
das nolkersche cheden nicht mehr dicere, sondern loqui
ausdrücke.
sicherer ist man der übrigen ahd. Wörter, sagen fordert
Siels blülk'n dat., sprechan und redou überall zi. jh
saghem dliir (adnuntio tibi) Is. 83, 8; Mar sagen ih iu
T. Maltli. 8, 10; zi huemu got Wilri sprehhendi Is. 23,
12; spracliun zi themo saligen wtbe 0. I. 3, 19; ziii
sprah 0. I. 12, 21; sprah zi theru nuialer I. 15, 26;
sjjrächun zimo 0. II. 7, 17; S[)rah ziru 11. 8, 18.
Das mhd. sagen leidet bloU den dat., keine präp.;
sprechen und reden aber fordern sie, wenn die angere-
dete person bezeichnet werden soll, nach sprechen folgt
gewölmlich ze oder ziio , al)er aucii (b'e Verstärkung zuo
ze , hin ze, ivider ze , cinfaclies tvider (mit acc), (jcin
*) (lnf\ er aucIi dem passii^ gcbrauchUn qucdan zustelle, ist ü. 53.
C94 L'i'wieseii.
832 einfacher nutz.
(mit dal.) er sprach ce Liudegasle ]\ib. 248, 1; do spra-
chen si ze dem «asle Iw. 6tJ'J2; se lieni Jweiiic sprach
si d(3 Iw. 2664; er sprach zer Ironwen Parz. 52.5, 11.
526, 16; ze der imioler sie nilit ensprach Mar. 50; ze
den frowen er do sprah IMar. 135; Ailus ze Braudelideltn
sprach Parz. 725, 17; sprach sArlüse Parz. 33l, 3; sprach
ziio deme herrcn Piol. 34, 22; sprach ziio dem keiser Piol.
114, 5; s|)rach ziio der maget Iw. 7845; nu sprach si
ZHO ir frouwen Iw. 3397; er sprach zuo Ortwine .Aib.
119, 1; er spracli zuo dem künege jNib. 155, 1. diese
formel macht regcl. ziioze muU sicli öder vorhiiden, als
ich es liier anmerke: daz ich ie so vil zuoz ime gesprach
WaUli. 67, 34; zuoz'mi spracli lion. 28, 8. der ^vi^t
sprach aber wider zun Parz. 464, 7. 467, 19; sjjrach
aber xvider zir Parz. 555, 10. Itiii zun du sprach Parz.
464, 1 ; sm siiezer munt hin zini du sprach Parz. 523,
5; si sprach hin zini Parz. 530, 3. Tit. 163, 3; hin
ze sinie gaste er sprach Parz. 558, 14; hin zeni knap-
pen sprach si du Parz. 645, 8. 646, 24; sus muoser
hin zir sprechen Parz. 725, 8. in diesen Verbindungen
ist ze eigentliche prjip., zuo ^ xvider , hin verstärkendes
adverb. einlaches wider steht hingegen präpositioneil:
llolher sprach herlichen %vider Thiedcrichen (s. 1.) Roth.
966; xvider in sprach En. 1235. 1642; tvider vromen
man gespreche En. 4444; wider in sprach JMar. 12; spre-
chen wider die tntit Mar. 124; sprächen xvider diu wip
(redeten mit den frauen) Parz. 29, 13. Iw. 65; done
sprach er niht xvider mich Iw. 734; daz er niht xvider
si sprach Iw. 1702; xvider sich selben er du sprach Iw,
3508. 5542 ; xvider sine muoter er giiellichen sprach JNil).
62,2; xvider Dietrich er du sprach den fürslen von Berne
Kl. 1218; xvider den riter sprach er sa Wigal. 3342. 3436;
sprach si xvider si Troj. 2021. 3116. 3264; sprach xvider
in Troj. 15570 u. s. w. '"). (jein ir sprach Parz. 440, 25;
sprach fjein im Parz. 468, 18; sprach sunte Peter hegen
den vil wären Krist Amgb. 26^*.
neben reden erscheint xvider seltner: reditiz selbe xvt-
dir sich (sprach zu sich selbst) Diut. 1, 15; begunde re-
den xvider in (cum alloqui) Bit. 7871. noch seltner je /lew
in gleicher anwendung : der eugel xvider den ahhet jach
(sprach zum abt) Docen misc. 1, 121. auch bei kosen:
ir kuset xvider boese knehte (redet freundlich mit geringen
knechten) Gudr. 1276, 3.
*) vgl. Parz. 320, 15 solcli was sin rede iridcr sie.
nomeji. casus, von präp. ahh. hei verbis. 833
diese xvidev und gegen drücken die freundliche richtung
des spreclieiiden nach (versus) dem angeredeten aus, und
es niuU ein feiner unlerscliied zwisclien ilinen und dem ze
gefüldt worden sein. zeinie spreclieu war bloUes anre-
den, wider einen, gein eiine sprechen wenden des liaiipls
und der slininie nach einem. die verslärkungen zuo ze,
liin ze, wider ze koninien dem einfachen wider und gein
in dieser beziehung gleich.
auirallend daß ein solches sprechan ividar oder gagen
ahd., selbst bei JSl. abzugehn scheint, wenn 0. sagt: wio
er ividar gote sprah IV". 19, 65, so regiert die prap. hier
den dat., nicht den acc, und bezeichnet ein feindliclies
contra, so bei miedan: quedeut al ubil ividar in (dixc-
i'int omne nialum adversnm vos) T. 22, 16; giwiznessu
sie ividar thir cpiedent (adversinn te dicunt teslimonia)
T. 198, 5; waz mag ili cheden wider viinemo shephen
N. pag. 258, 15.
nicht sehr verschieden von jenem mhd. sprechen wider
war sprechen für (coram): Etzel für Dietr/che sprach
(in D. gegcnwarl) KI. 736.
unser nhd. sagen verlangt bloßen dat., sprechen und
reden die piap. zu, wider und gegen sind vuistallliart in
jenem sinn, sie bezeichnen uns bei diesen verbis immer
das feindlich entgegenstehende, nicht Zuwendung, volks-
inundarten gebrauchen aber bei sprechen wider, über und
vor = zti. in INiederhessen wird auch sprechen :== sagen
genommen und zum dat. gefügt : ich wills ihm sprechen,
besonders Imperativisch: sprichs ihm mir!
Alls, seggian nül dat.: saga ns ! llel. 28, 2; Su ic in
seggio 51, 7; iu sagda 172,28; sagdun iheio her! 173, 10.
sprecan niit tei sprac te thero nuioder 167, 31; te is
jungron sprac; aber auch nüt wid (und dem acc), das
sich völlig wie das mhd. wider vorhält: sprac wid thann
engil llel. 8, 15; wid thit iverod sprecan, mahlien ivid
thesa inenigi. geiJi aber lügt diese niundart andere adver-
bialparlikeln zu sprecan luid liißt dann den dat. folgen :
S|)rak im to (sprach ihm zu riz spi'ach zu ihm) 4, 3. 24,
23 ; sprac im lliu nüd is wordun tö 29, 1 1 ; sprak im tc-
gegncs (sprach ihm entgegen) 167,23; tegcgncs sprac ihem
bodon 27, 20; sprac im angegin 18, 24; S[)rac iru aiige-
gin 25, 2; spracun im san angegin 172, 24. 175, 14. die-
ser ansdrnck kommt dem ndul. mit der wirkliciien ju iip.
gein ganz nahe, f'iir thero heri sprac (ilixil coiam mul-
titiidinc) 105, 2 slimnil zu iler angelühi len mhd. phiasi«.
wenn aber 172, 8 giTuiuhM» wird im gcsprac, darf man
834 cinfiuher aalz.
diesen dat. iilclit anf dfn angercdctrn hoziclion , nur auf
den redenden S(?ll)8t ; es sielil also parallel dem nihd. S|iirirh
sich (s. iifi), gotli. ga(|velluin sis (s. 30.) nhd. spracli f Hr
sich, bei sicli , viit sich selbst.
ninl. bei segf/hen dativ, bei spreken te oder vorslärk-
les tote: sprac te sinen liouden Kein. 466; sprac te Bruno
479. 657; sprac te (Jriniberde 1766; sprac tote Tibert
19;i3; lote Bruue 1955. njil. ist dies S|)iak tot ganz ge-
läulig. ein ninl. an bei spreken : Paulus die spiac «u heni
säen Älaerl. 2, 350 Nvird sich nocli örter aufzeigen lassen.
Ags. secgan mit dem dat., cvedfiau und sprecan mit
td. auch auf nialhlian folgt es: madhelode to bis dryhtnc
B. 717. einigemal ofer (mit acc.) : oj'er henne spriic (de
vulnere locutus est) ß. 5445; sägde ofer ealle 15. 5794.
ejigl. bei say und Sjicak to oder auch uiito.
Alln. bei seyja dat., bei ma'Ia til (mit gen.) und ^vie-
derum vidh (mit acc): mivlli til theirra (ad eos); til ko-
iiiings. mailir Odhinn vidh Mimis hofut Sitni. 8^; mrxdti
einmncli vidh Geirraudh Srem. 39 ; vidh inik ninpla Srem.
172"; vidh thik sialfa at nvAa Sa.'ni. 147*^; malti vidh
thann äs Sn. 23. auch bei rwdha : vidh födhur ra;dha
Sicm. 139^. dieses vidh hält mitle zwischen der bedeu-
tung gegen und mit, es kann alloqui und colloqui aus-
drücken helfen. einmal finde ich at: hrafn qvadh nt
hrafni (corvus dixit corvo) Srem. 149^.
Es bedarf kaum der bemerkung, daß Unterredung und
gesprilch durcli die präp. mit ausgedrückt Averden : alid.
ih bin iher sprichu mit thir T. 87. vorzüglich bei choson
(blande loqui) erscheint gern dieses mit: mit themo du
kusulis Diut. 2, 381; kosuu bigonda mit then ewartuu 0.
II. 3, 29 ; cliusuta mit mir selbemo N. ps. 76, 7. mlid.
reden mit Etzeln Nib. 1956, 2; sich sprechen mit sime
wibe Reinh. 402. nhd. bei kosen, sdnvätzen , phniderii
und ähnlichen, bei liehkosen , vielleicht aucli früher bei
kosen der bloße dat. (s. 685.) *).
Soviel von anrede und Unterredung, bezieht sich das
sagen und sprechen auf einen dritten oder auf eine sache,
so gebraucht der Gothe die präp. hi (s. 779, 782): tliuei
rudida vesuu hi ina Xa).ovfiiVoiQ iieQi ccvtov Luc. 2, 33;
rodida hi ina i?.u).£i ncQc aviov Joh. 7, 13. 12,41. ahd.
gelten hier drei präp. pi , nmpi (s. 798), fona (782):
sprah druhtin hi then sinan siachan driit 0. III. 23, 41;
*) niclit anders bei uhil qfithan (s. 686) ubil uaürdjan der bloße
dat. Marc. 9, 39.
noineii. casus, von priip. abh. bei verb'is. Ö35
ht thia zit tlier forasago quit 0. V. 19, 21; tliaz ih thir
zalla ht tlien sun II. 9, 87; unihl dheii qiiliidit (de quo)
h. 73, 16; iimhi inan quhad Is. 53, 7. 55, 9. 16. 73, 16;
tnnbi dlieii selbun quliad Is. 29, 4; bigunslon iimhi sinati
iiaimin sprehhan Is. 69, 21; Jona iniii qiiliad Is. 75, 19;
Jon lliemo toufare quad T. IMaltli. 17, 13; thaz her iz
Jon in quad T. Matth, 21,45. ags. ynibe tliu fii^hdhe spräc
B. 5233. alts. umhi huilica sia saka sprakin Hei. 175, 13;
Jon Uli seggeau Hei. 28, 4. iiihd. meistens von, zuweilen
noch unibe : von einie riler sage I\v. 5504; von dem liuse
sagen Ivv. 1135; geseit von iuwer vriimekeit I\v. 3156; von
dem si wunder hurten sagen Iw. 7743; retten von seneder
arbeit Iw. 71; retten von des sumers tugent Iw. 6528 ; ge-
sprechenl von iv selbe getät Iw. 2475; sprichet vonme dinge
Iw. 2496. seltner ist utnhe : het geseit nmh den recken
Dictr. 5163, vgl. seile timbe daz luindelin Trist. 16338;
ze rede bradite umbe sine swaere Iw. 5559. nlid. von
und aber: von einer saclie reden, über eine Sache reden,
weiches über an das ags. ojer gemahnt und an das franz.
bei parier, neben de, zuweilen statthafte snr (super.)
in allen diesen strucluren gleicht bi , mnbl , über dem
gr. negi , von dem lat. de; jene bezeichnen umfassen,
dieses berühren.
wie mit reden verbindet die altere spräche mit swiqen
die präp. umbe, wahrsclieinlich auch von: ich wil geswi-
gen umb ein kint Iw. 5784. nhd. nur von. es kann
aber bei diesem swTgen, schweigen auch der (jen. statt
der priip. stelin (s. 677.) bei sagen, reden, sprechen wäre
er nicht zuliissig, wol aber hei jehen , erwähnen (s. 668.)
Bemerkenswerth ist neben dem gen. das durch die präj). ze
ausgedrückte pradicat bei jehen : balde er nun ze brnoder
jach Parz. 497, 24; sit du nun ze brnoder liast verjehca
Morolt 819; des man der naht ze boten jach Parz. 638,
4; der man im ze loltter jach Parz. 806, 20; undc ir
(ejus fem.) ze J'rouwen jach (sie als frau anerkannte) Ivv.
5192; des ich ze hören gilie (tlcn ich für meinen herrir
erkenne, d. h. von dem ich aussage, daÜ er mein lierr
sei.) dies prädicative ze herren ist ganz zu fassen wie
bei werden und nehmen (s. 816.824.) und in der früheren
spräche lieüe sich ein doppelter gen. deidicn. Auf solche
weise fuidet sich auch die i)riip. für bei jehen, sauen und
zeln , nur daÜ die beiden letztern den acc. statt (k«s gen.
regieren: des man für höhiu ina're jach Parz. 780, 30;
daz maus in gihl /Vir ere KI. 172; für tvnnder sol manz
immer s.igcn Kl. 159; ich hurt ie sagen für ein wnzzer-
(Jon •>
836 einfacher sdtz.
■mosre Gudr. 1128, 3; daz sag i'cli in für ninjclo(jen Parz.
5, 18; zeit mich jür dit armen Parz. 95, .5. I it. 113, 2.
mnl. ovcr: scgglieii ouer waer Rein. 239. Kloiis 11 1.5. 1800.
3670; ic segghem ouer waer ende over plechl Floris 3420.
leidlich sind die ndid. sprechen niil ilen prap. an und
nach zu erwülincn. an drückt anspnicli und foidorung
aus: an Gahniuretes lij) si spracli Parz. 94, 2; nicnien au
tlie SHone spracli (auf die sühne antrug) Ivv. 6930 ; belei-
digend und drohend %vlrd die ^Yendung, M'eun ein dat.
pers. dabei steht: sprach im an sin ere l\v. 112; ir sprechet
alze sere den ritern an ir ere Iw. 167; so spr.ucher im an
sin ere Iw. 1071. Geo. 3090; dazs ime an die triuwe sprach
l\v. 3207; einem an sinen lip gesprechen iiocli an keinlu
siniu ewerk augsb. st. 83. nicht unähnlich itf: ob si niht
gruz herzeleit iif in ze sprechenne hat hv. 5478; der dicke
iif Rome sprach Wh. 443, 29. nach bezeichnet bittendes ver-
langen: ö diu herzoginne spraiche n«c/i siuer s/>/.se Tit. 15ö,
4; begunde sprechen hin ze im nach der schrijle am seil
Tit. 163, 4; nach s/netn harnasch er sprach Parz. 196,
20; ntich (jeijsnsluol da niemen sprach Parz. 309, 24;
der verje nach dem orse sprach Parz. 598, 14; ob Nveit
man nach ir helfe sprach Parz. 766, 10: wie sere er
spr<«che nach Isote (anspruch machte auf I.) Trist. 9577.*)
zu vergleichen steht unser nhd. rufen nach etwas (begeh-
ren, verlangen) und das mhd. bitten: daz ich nach den
habechen bat Bit. 7025 statt des gewöhnlichem umbe die
habeche.
17. Fragen. der gegenständ der frage wird zumeist
durch den gen. ausgedrückt, goth. hvis inik frailinis? Job.
18, 21; frehun ina thizos gajukuns Job. 11, 56 (oben s.
632. 655.) doch erscheinen auch die präp. hi, umpi, näh^
fona. goth. frah Jesu bi siponjans is jah bi Idisein is
7jQMT7]Ge n£Qi Jüh. 48, 19. alts. und ags. mit aftar, üfter:
häledh oretmecgas äfter häledhum frägn B. 662 ; ne frin
ihü äfter siclum B. 2645. ahd. Jona ; frageta sie Jon then
worolt mannon 0. III. 12, 2. mhd. vragen von sus ge-
tanen mceren Parz. 655, 14; er fragte in von der künde
Parz. 468, 21; will du mich fragen von diner mage lande
Gudr. 1169, 3; fragen er begau von hiunischen riehen
Bit. 704; fragte von sinen landen und von den >vigandeu
Bit. 4307. vragte umh guote videhere Parz. 639, 4j
*) anders zu nehmen livl. rliron. 65b: nach gruoze (nach gescheh-
nem grüß) er Ijeplfcheu ziio in spracli.
noiiien. casus, von präp. ahh. bei verhis, 837
vragt in selben drunibe Parz. 653, 10; er vraget umbe
ilaz hhidelin , -wie sin iiame solde sin Trist. 1975. iimhe
lind von verhallen sich liier wie bei sprechen ; es Nvird
oft ein feiner iinterscliied zu fühlen sein, die über ihnen
bekannte gegenslände erkundigiing einziehen fragen voti
(de); umbe ist in betref, in beziehung. unser nlid. nach
bei fragen verliitt jene beiden. nichts danach fragen
lieilU: sich nicht darum kümmern. Das nihd. zuo ebne
j'ri'iijen bedeutet: den weg zu, nach einem erfragen: ich
hau durch genade (mn bei dir gnade zu finden) her zö
dir gevragit Roth. 1434. man kann des xveyes dabei aus-
gelassen annehmen; es gibt noch melir stellen, die icli
jetzt nicht auftreibe.
18. Denhen. das innere bei sich selbst denken wird
am krafügslen durch eine medialform , oder das sie er-
setzende persönliche pron. im dativ ausgedrückt: sich den-
hen , ich denke mir. *) mhd. gedaht er ime Bari. 27, 8;
ich liet nianiger fröidcn mir gedaht JNls. 1, 194*; goth.
tluifjJijan sis (s. 29.) wahrscheinlich durfte aber auch mit
der priip. gesagt werden thagkjau bi sih oder at sis, wenn
von gaslau'ida thala at mis ixotru f/acfTw 11 Cor. 2, 1
der schluU gilt. '■■*) bei mehrern stellt mith : thahteduii
milh sis missu (hsloyi'CovTO ngo^ lavrovg Luc. 20, 14,
vgl. qvelhun du sis missö flnov JiQog lavrovg ]Marc. 12,
7. ahd. hogazi pt dih sclpan (cogila de te) gl. cass. 855'^;
thahtun unlar in T. Maltli. 16, 7. 21, 25. mhd. gedahle
wider sich Trist. 12059. 16371. Troj. 1340. 16283. 16596.
bei sich , bei sich selbst denken. umschreil)ungen sind:
thagkeilh in h;u'rlam izvaraini iaic. 5, 22; lliagkjandam tu
hairlam seinaim Luc. 3, 15; gcdahte in sinem muole l\v.
1609. Troj. 16273; si gedahle in ir muole I\v. 5971.
dahla in nunemo herzen (medilalus sum cum cordc meo)
N. ps. 76, 7.
der gegenständ des dcnkens kommt gewöhidiih in den
gen. (s. 662.): ni gaman thi/us agiuns Job. 16, 21; ga-
munda vaurdis INl.Ulh. 26, 75, ahd. giiu»glla worles; goles
*) dieser form , und der äliiiliclioi» sicfi vorstellen, sich einhil'len
liiilte s. 35. :^ü orwiiliiiiin^ ;;es(lieliii sollen, «las .sirh ist der dat.,
fol'^licli ein mild. im. vorsttlU-ii und einliildiMi (= einpriipifM) .sind
indes transitiver als denken, und ktiunen den dat. wirklich regieren; wie
man sagt: eiitcin etwas vorstellen, lieilU es aueli: .vii7t etwas vorstellen.
**) verscliiedeii: tliagkjan af uns silbain (^dureli uns) «V /«rioi»'
).oyioao&(u U Cor. 3, 5; tliagkjäi uf sis silbin )Myi'^ioi>«> ««V '"'i»"
11 Cor, 10, 7.
838 e'iiifiirJicr S(ttz.
irlmgola Ih N. ps. 76, 7; iilmgeta unser N. ps. 135, 23;
diu irluigeta, geelenclio dui N. ps. 62, 7. docli ersclit'iiien
auch präposilionen, nach nielirfaclien beziigen, alid, (l;ilita
ih an die alten daga (cogitavi dies anti(juos) N. |)s. 76, 6;
dähta hl nianigiii (niulta relractahat) N. Cap. 88. nilid. als
ich gedenke an nianegen \viinnecliclien tac Wallli. 124,
15; an die Hagnen vrage denken si began jNib. 949, 2;
gedalit ich an nitne vart \\v. 384; gedaht er an einen
scliaden I\v. 1522; gedenket an iuwer öre I\v. 1930. iu
allen beispieleu wäre auch der gen. statthaft. *) zuweilen
hat die präp. aber auch den schärferen sinn des an bei
sprechen (s. 835): daz ir im niht su sere geda'lilet an stn
ere Trist. 14993; entscbeidend für diese bedculnng ist der,
wie bei sprechen , beigeÜigte dat. der person. uf aber
leidet keinen solclien dat.: gedalite iif des andern ere
(suchte des andern ehre zu stürzen) Iw. 2578; daz icli uf
iuweru schaden sol gedenken Iw. 7460; bügen iif die
bluomen rot JMs. 1, 44^. seltner finde ich von^ und zwar
in der schwächeren bedeutung des lat. de : von der ge-
denke ich vil n. genuoc, icli meine aber von ir dienen
Trist. 4782; einigemal nach: so gedenke icli nach dem
gruoze Ms. 1, 197**. ahd. hi : waz si bi inan tliahthi 0.
IV. 18, 3. %vider mit dem dat. unterscheidet sich von je-
nem für den rellexiven ausdruck gebrauchten wider mit
dem acc. : tvider mir dähton sie ubel mir (adversum me
cogitabant mala mihi) N. ps. 40, 8. mnl. ovime vlien
peinsde niemen daer, maer onime den seghe IMaerl. 1,
278. ein mhd. denken, liügen umbe würde nicht befrem-
den : gedenken umbe die schnenen Lavinen En. 10823.
sinnen hat uf und nach: uf wibes lob sinnen Ms. 1,
200*^; nach ir gesinnet hän Gudr. 1340, 2; swer nach
eren sinne Wigal. 20; nach der regel sinnet Ms. 1, 190*;
nach liebe siruiet Ms. 1, 196^; versinnen an: ich versan
an nilnne mich Ms. 1, 203^.
Das alte heimwehgefühl liegt in der phrase des 12 jh.:
der kunic u. sTne man die hugeten heim ze laude cod.
pal. 361, 70^; die tiuin wjgande hugitin du z6 lande Roth.
2848; dö hugede iegelich man heim in sin laut Roth.
4799; hier hängt die präp. eher von dem ausgelassenen
varn ab (s. 136), als von hugeu. wir sagen nhd. : trach-
teten heim, sehnten sich heim, gedachten beim.
•) stellt ein gen, der sarhe und an mit der pers. ziigleicli im satz,
so regiert sie den dat. (nicht acc): ir siilt iuwer zühte an uns ge-
hügen Gudr. 1J90, 2.
tioinen. ccisas. von prclp. ahh. hei verhis. 839
IMit dem pari. geJaht wird die impersoiialredensarl mir
ist tjmldht (ich denke mir) gebildet (s. 244): ia (eis) was
andeis iiilit gedaht Iw. 2651; wes was iu gedäJit (was
dachtet ihr)? Iw. 1493; des woere im gedaht Wigal. 404S ;
belibens was in (eis) uugeduht (sie dachten nicht zu blei-
ben) Wigal. 8845; ist mir noch vil ungeduht INls. 1, 62^;
dannoch was im vil iingedaht Trist. 916; swie ungedalil
ez in doch si Trist. 6328; daz ez im gar was iingedaht
Trist. 8525. hieran schlielk sich nun oft ein prädicalives
subst. mit der prap. se: der (cujus) mir ze froiveii ist ge-
daht Ms. 1, 43*^; mi ist ze sorgen nur geddht (nun steht
mein sinn axif sorge) Ms. 1, 194^; vil mauiger muoter
kinde ist ze dem iode alhie gedaht (ist der tod zugedacht)
Bit. 9720.
19. Die begrilfe des denkens und Sinnens gehn über in
die von sorge ^ freude und trauer. das mlid. hügen be-
zeichnet freudige eriimerung, hügeliet ist freudenlied , mir
hiigot der miiot 3= schwebt in freuden IMs. 1, 189'^ 199-'».
alid. iralitöta föne allen creaturis N. Cap. 100; mhd.
trabtet nach Trislandes gange Trist. 13578; ime liebete
i/J' die varl Flore 7658.
nibd. begunden sorgen ttf den herten tot Nib. 1530,
3; ich sorge ?«/' degene Psib. 1497, 2; sorgen i\f den tac
morgen Iw. 7414; si hellen uf die vinde kleine sorgen
Rab. 258. ich sorge um min wip Iw. 2836; sorget %imh
ir ere Iw. 4616; soi-get umh ir ere luide umh ir Ifp Iw.
7274; sorgen umhe vriunt und umhe ere Karl 12'; sor-
gen nmbe guol INls. 1, 200^. sorgen itf heißt etwas be-
sorgen, befürchten; sorgen umhe für etwas besorgt sein,
statt jenes uf auch zuo : sorge zuo dem rifen han Ms.
2, 83^
mlul. von des risen \alle vreiiten si sich alle Iw. 5075;
ich solle trürn umh dlne klage l*arz. 442, 5; nach ir
minne ich trüre vil Tar/. 441, 11.
alts. bethiu ne ihurbun gi umbi iuwa giwaili sortfon,
ne (fornut umbi iuwa gegariwi llel. 51, 1. Dlf. hat
JMallh. 6, 28 bi vastjus hva saürgäilh ^ bei maurnan aber
6, 25 den bloßen daliv : ni niaürntiith siiivalai izvanii.
alid. ni sit sorgfolle iuvvares feralies Mallli. 6, 25; fon
ihemo giwille ziu biriit ir sorgl'oUe? Mallh, 6, 1.'8.
20. Sehnen, begehren, verlangen ^ streben.
mhd. ir senl iiuh nmben gial l'ai/.. -IfiS, 10; si senle
nm ndch "VN'h. 287, 20; ich sen nüili nach »Icr künegin
l'ar/,. 90, 18; ich sen mich mich ir zuht Tar/.. 441, 10;
840 eiiijacher salz.
nach ilen beiden 6ont sich iinii gcliist Parz. 4f>7, 30 ; ndc/i
ir senen Troj. 15554. 2200; senferi gicli nach iniiine hv.
6523. hier stelin beide prüp. umbe und nach gleichbedeu-
lig vor personell und Sachen.
andere verba ziehen 7idch vor: niicli janiort ]\ih. 1337, l ;
nach der süezen Ms. 1, 202*; nach drn Uleidcii IM,«. 1,23^';
jaincrl mich nach der sclurnen Ms. 1,200^': nach eiiiie dinge
jainert in Ivv. 3216; nach der nun herze krachet Ms. 1,
11''; nach der nun herze (jiiill^ sin herze nach rlter-
scliefte sival Parz. 35, 38 ; ir nuiot nach iiren 'stviurjet
Ms. 1, 191^»; dürsten nach der viende bhiote Troj. 17841;
nach ir tohete fragni. 17^; tobe nach der ininne INls. 1,
194^; nach ir Jiulden rhujen IMs. 1,159^. IS'j''; nr/c/t der
min herze lull gerungen Ms. 1, 194*^; nach gote IMs. 1,
54^; ich spanne nach eren Ms. 2, 135'; wer solte
mnolen nach siiien landen Gudr. 1424,4; ncich gewinne
dringen Gudr. 1498, 3; vor personen dringen ze : du ir
gesinde zuo einander dranc JNib. 207, 2; zno Walen in-
gesinde dringen Gudr. 1411, 2.
zuweilen steht iif statt nach: sin niuot iif die reise
ranc Frib. Trist. 2358; des herze i1J niinue liran 3Is. 1,
195''; enbrennet ist er it^f keiserliclie tugent Tioj. 1741;
nf daz "wip enbrennet fragm. 13*; der uf den gast senet
Trist. 8674; ir gedanc was /(/'einen slrit versent Troj. 12758.
gern hat den gen. der saclie (s. 655), zuweilen aber
auch die präp. nach oder uf: nach bluomen in den au-
ger gern ]Ms. 1, 203* :::=: der bluomen in dem anger gern,
der lebendigere ausdruck gern in den anger lieli den gen.
der Sache nicht mehr zu; alle mine stunde enger ich t/f
niinne deheines friundes mere Gudr. 770, 4, der gen. friiin-
des hängt hier von minne ab. für die person , von wel-
cher und bei (an) welcher etwas begehrt wird, gilt die
präp. an mit acc. und dat.: gereut steter snone an mich
ISib. 312, 3: siner tohter gerte au in Bari. 150, 34; daz
ich an iu niht wandeis ger Iw. 2900; des der wünsch an
W'ibe gert Iw. 6469. jenes an mit dem acc. kann ebenwol
durch se mit dem dat. vertreten werden: des er hin ze iu
du gerle Nib. 1464, 4; ahd. eines tinges kereta ih ze gote
N. ps. 26, 4. mhd. zuo dem gräle gern Parz. 454, 30.
streben hat nach: nach eren streben Ms. 2, 135^;
nach dem pnse strebten Wh. 19, 28; nach dem tude
streben Wh. 41. 29. Iw. 4996 ; nach vuigemache strebest
Iw. 545. slraben wider ist niti contra: wider dem garte
Ware stiebende Mar. 87; dtn herze wider dinen ^reu
strebt Iw. 158.
nomen. casus, von pr'c'tp. ahh. hei per bis. Sil
rämen y alid. r ebnen ^ rdman (tendere) regiert den
gen. der sache (s. 6.56), N. gibt ihm praposilionen : ze
dero diu niartera ramet ps. 21, 1; segeu rämet ze ma-
cluingo iiiaiiigi ps. 66, 8; ze anderiu ne ranieta ps. 76,2;
räiJieii ad l)eatitndineni Blh. 182; daz rainet an die ps. 33, 1.
bei golli. vcibis diirfle man (if'av^ vielleiclit hi er^var-
ten. mir fällt bloß hunjan ajar faiiiau (nach dem gute
trachten) aus Marc. 10, 24 ein, wozu das engl, hone
slininit, aber kein ags. ausdruck. gairnjan zeigt überall
den sachlichen gen., und (wie jenes mhd. streben Avider):
gairneith leik vithra ahmau Gal. 5, 17.
21. TJ^erhen, hanjen.
dem mhd. werben folgen umhe und nach, jenes vor per-
sonen, dies vor Sachen, da wirb nmb uns Parz. 647, 21 ;
si hete geworben umhe in Iw. 3811; umhe den würbe
Iw. 381.5; umhe ander vrouwen warp Ail). 1083, 2;
^Yai|) umh niin wip Reinh. 1092; der wirt lu'ez werben
uuib einen kocli cod. kolocz. 131. der werbenden nach
ir minne Nib. 47, 1; würben nach ere Gudr. 1467, 4;
werbent nach dem sige Gudr. 14.58, 4; würben nach
dem guole Gudr. 1499, 4. nach richtel sich unmiltclbar
auf die Sache, umhe drückt das werben bei personen und
die Verhandlung zwischen beiden Iheilen aus. *) indes
kommen ausnahmen vor: umh in (den lohn) werben Troj.
2.530; warp umh sinen gruoz Parz. 779, 23; würben
umh ere Gudr. 1468, 4; werben umhe daz liimelrich
Berlh. 243. 24.5; die iiberschiift zu Mb. XI liat: wie
kiinic Etzel nach Kriemhilde warp. nhd. sieht inuner die
pi'äp. um, wenn der gegenslaiul der Werbung bezeichnet
werden soll, man wirbt hei einem %im etwas.
sehr ähnlich ist dem weihen \unbe das lonjen umhe,
doch nicht ganz gleich, bei Averben umbe ist die [)eison
selbst der gegen.sland des geschälls, bei koufcn iimljc der Ver-
käufer gemeint , und das object lies kaufs steht im acc. ich
liabe nur eine alul. stelle angemerkt: wände wir gechoufeii
umhe in (ainid deum) mit tenio werde rehlero deumuoti
Bth. 244; desto häufiger sinil mhd. belege: eiti kramer
sitzet vor dem tor, kouft umh in, einniochet wa/, (kauft
ihm etwas ab, was es auch sei) Parz. .5ni, 7; ir gunst,
ir gruoz ein armer umh si koufcn nuioz Kenn. 10871; ich
•) verscliieilen i.st etwas on nnt] ///'einen werben: warp iz spj'ite
u. vriio an die vrowtMi .sröne cod. pal. 360, 73c ; die n.'de icli ilf in
werbe (: erbe) (Jeo. 3354.
8112 einfacher salz.
liaii iillil wol xonh iiirli gekoiiri fragm. 22^; Jacob koufle
ein vell itmhe (Jen kiiiicc, limJoIfs Nvcllcliiuii. ; iiu koiiite
bi (Ion zilcii nmht; die Jsinaliclileii .iosi'i >''<-'" i" Kgi|ileiilaiit
ein man, was rulifar genanl, ibid.; .losej)li der wolgc-
borne'Uonfle du mit körne muhe al die lanlliule daz lant,
ibid.; din dienest ?ul konfen umhe sie ir vil süeze minne
Tiirb. AVh. cod. cass. 234^; so du ettewaz keufen will
umb oinfellige liule Berlh. 45. viele Urkunden bis in das
1.5 jli. hinab cnlhallen die formel : wider koufti umhe die
lierschaft von Fiibui-g, II. Schreiber n" <S1 (a. 1310); koufle
tunbe die kindclerinen ibid. n° 101 (a. 1316); kouftea
umme Hermannen, Höfer p. 264 (a. 1333); daz er daz
guot gekoufet habe timb einen der des guotes malit habe
Dreieich, wildb. (a. 1338); [item min herre der pfalzgraf
hat Eiche kouft um Heinricli, Alzeier salbucli (a. 1429);
sollen die eulner ieglichem inmarker, der dn[)fen 7tmb sie
kauft, gel)en etc. rodheinier weistli. (a. 14.54.) auch Kei-
sersberg conslruiert noch so : ein wiser bllger kouft nlt
friintschaft umb den vvirt und umb die wirtin , umb dio
dochter, umb die kelleriu im wirtshus (Amnion p. 153.)
nhd. sagen wir von oder bei einem kaufen, um vviire
ganz unverständlich. *)
nicht anders steht umbe bei dem mhd. gedingen, wenn
es mercari bedeutet: lihte ir megt gedingen um mich Parz.
564, 1.
altn. kaupa at einum.
Den kaufpreis drückt die alle spräche durch ihren in-
strumental aus (s. 711), zu welchem sich dann noch die
präp. mit fügt, bei dem ahd. ßrcoufan und alts. sellian
findet sich aber auch %vidar: fircoufit widav thrin hunt
Pfenningen T. 138; alts. gisellien wider silubre Hei...;
iiabduu medmo filo gisald wider salvun, silubres endi
goldes werthes wider wurtion Hei. 171, 15. in dieser
letzten stelle steht die präp. vor der erkauften sache: sie
hatten geld und kostbarkeiten hingegeben für salben und
gewürze. da aber ursprünglich aller kauf ein tausch war,
überall sache gegen sache geboten und genommen wurde,
braucht die älteste spräche keinen unterschied zwischen
kaufen und verkaufen zu machen. '"'•') nhd. verNvenden
wir hier Jür und um, beide in gleichem sinn.
*) äliiilich das mlid. umle bei entUlien (borgen) : umh in entlehen
(hei ilini leilien, borgen) L.«. .3, 544.
♦*) iiieraus erklärt sich etwa, daß das nilid. kaufen einigemal uer~
kaufen l)edeutet: er li:et in eine raste von der stat gekoufet lilr..
Trist. 2649, nieilcnweil weg liingcgeben.
nomen. casus, vnn pr'dp. ohh. hei vcrhis. g43
22. Rathen (consulerc.) beim mlid. raten kommen , au-
ßer dem dat. (s. 691), fünf praposilioueu in beli-acht: ze,
nach, timbe , vf, an.
daz si ir rate her ze mir Iw. 1651; daz sl im raten
wolde nach Ortrüne juinne Gudr. 1617, 3.
raten iimhe (consnlere de): da ratet ximhel Parz. 424,
27; gebt mir umh ir miiine rat Parz. 812, 4; der umhe
lins getlirre raten Iw. 5212; nü ratent alle mine man xivih
eine schoene fromve JMorolt 123 ; der umh din leben ra-
ten sol Bon. 90, 36.
raten ?// einen (consnlere de aliqito eligcndo): rieten
iJ/" einen lieinriclien cod. pal. 360, 101=*; Sit ez Ilörant ///
mich geraten hat Gudr. 254, 1 ; iif den was im geraten
(sicli den zum gegenkampfcr zu wählen) Bit. 10554. vor
Sachen gleichviel mit an: rielen ?//' ir ere En. 1937.
bei raten an scheiden sich zwei bedeutungen, eine ge-
lindere und härtere, jene ist: rathen sich an etwas zu
machen, zu wenden, es zu nehmen, vorzunehmen; wenn
ein dat. dabei steht bezieht er sich auf den, welchem der
ralh gegeben wird: diu riet an wibes vingerlin Parz. 130,
30; an die (meine söhne) wil ich ir ralen ]Mar. 89; der
minne rat riet mir an dinen werden lip ]Ms. 1, 33^; daz
si mir an die minneclichen riet IMs. 1, 196^; an huch-
gcsliiele man geriet (rielh ein gericht zu halten) Reinh.
1328. in sirengerem sinn aber drückt es aus: gefälirli-
chen ralh geben, verrathen , nachstellen: warumbe ratest
«ne mich';' jNib. 1960, 4; si raten ait die geste began
]\'ib. 1961, 4; daz du mir ie riete an den Kp Hol. 50,4;
den (iis) riet rieinliart «n den lip Beinh. 40 ; daz ir iwern
iiwigen ratet an den l*p Wib. 1839, 2; der dir ratet an
daz leben Bon. 90, 42; riete ich nu an daz riche (ver-
riethe ich den künig, das Vaterland) cod. pal. 360, 40'";
swer an daz riche ratet augsb. stadtb. 68. liier gehl ein
beigorüj;tor dat. auf die, gegen welche doi- ralh geiichlel
ist. dort ist es ein vorlheilhafler lalh, hier ein büser an-
schiag. ich rate im an dinen lip heilW : ich rathe ihm zu
dir; ich rate im an den lip : ich verralhe ihn, mit der
zweiten bedeulung muß man das ahd. subst. anarati (pro-
dilio) zusanunenhalten (gr. 2, 711.) auch linden sich bei
N. die redcnsarlen raten an den lil), raten an den gcwalt
(Grair L', 458.) 0. gebraucht die präp. in : riatun in thaz
ferah siiiaz (insidiati sunl vitac ejus) Hai Im. 91.
niid. zu etwas ralhen, iil>er etwas beralhen ; unser
auf eU\as ralhen isl ganz vcrsohieilen von jenem mhd.
raten üf, es bedeutet conjicere, Aermnlen,
^S44 eiiijiiclu'.r salz.
23. Slrriteu , liämpfcn.
iJlf. sel/.l iiacli vf^ihdu die i)räp. du: du diiizam vaih
i{)-};niofiir/r;nu 1 Cor. 1.5, 32, viilg. ad bestias piignavi.
alid. mit lAAyale Jl/zan (contendere) K. 23'^; wolle jiiil liiir
in slnle ba(jen T. 31, 4.
auf das ags. viuuan folgt vidh: se llie vidh Brernii
vuniie B. 1007; väf/t gode viiniioii fi. 226; vaii i\ na. vidh
ealliim I). 2(S7. alid. widav : xvidar imo wan 0. Liul.
ÖO ; xvidar lliir io winiK- 0. 11. 3, 58. docli slelit aiicli
mit, an und zi: mit diiifele wumuiii 0. III. 14, 62; €in
dili winnetite s*n (grassautes in te) ]\. i)S. 56', 6; lü läse
iii spelle die risen ze hiniele velilen N. Rlh. 175.
nilid. ivider und mit: ivider sui selbes sa^lden streit
Trist. 295; hau gestrilen ivider in Ivr. 7611; daz er eine
vanille wider dri Iw. 4108; va^lilen xvider in Iw. 6711;
der mit mir slrite Iw. 532; mit in allen drin slrile Iw.
4151; mit den ich da slriten sol Iw. 5135; solde mit in
liän gestriten Iwi 6350;'') mit im vtelite niemen da Iw.
5299 ; den strit erliuoben mit den von Ormandinen Gudr.
1398, 3. selten an: diu kint, au diu sie vuhten "Mar. 219 ;
der lip wil gerne vehten an die beiden JMs. 1, 93*^; (jein:
vihtet geiii dem winde Geo. 3451.
nlul. können die drei priip. xvider, gegen, mit ge-
braucht werden.
das wonach oder warum gestritten wird, drücken nach
und Minfce aus : slriten nach sines herzen trute Gudr, 1401,
3; nach dem grale Parz. 428, 26; nach lobe striten Iw.
7; swä zwene vehtent nmhe den lip Iw. 1956; mit im
ringen nmb ein niuwez krenzel Ms. 1 , 22*. ags. füll-
ten äßer frofre C. 130, 3. mhd. bei ilizeu auch an und
nf: ich bän getlizzen an iegelichem seitespil Trist. 3663.
z//": sich ?(/ ir aller willen vleiz Iw. 61.
die Präpositionen bei siegen sind s. 824 augegeben.
24. Klagen, richten, pfänden.
der älteste ausdruck unserer spraclie für anklagen, ver-
klagen ist das golh. vruhjan , welches mit dem blofsen
acc. der person conslruiert wird: du vrobjan iua i'vu eij-
Q(»ai zuTijyoQiav winov Luc. 6,7; vrubidedun iua '/mttj-
yoQOVr tiVTOV INIarc. 15, 3; ei vruliidi?deina ina /V« v.u-
%7lj'OQr;acoaiv amov Marc. 3,2; saei vruhida izvis o y.u-
*) mit frouwen veliten , ringen: mit der Iierzoginne ranc Parz.
130, 28; "daz ir mit mir ringet nilit Parz. 194, 1; mit der minneii
valit tin. 1375; gerenge haben mit den wiben Ben. 379; vgl. Waltli,
118, 8, Parz. 555, 12. Fraueud. 80. Trist. 16749.
jiomen. casus, von prilp. ahh. hei verhis. 845
T^yoQiöv v/töJv Joh. 5, 45, einmal setzt aber Ulf. vruh
balrau mit der prap. iina i livö vröhe bairilh ana tliaiia
man? riva y.c>.%i-yoQluv (fSQ/^te aaru tov ccV'O'ow'nov 701-
tov; Joh. 18, 29. das lat. quam accusatiouem aü'erlis ad-
versus liominem huuc ? wird T. 194, 1 verdeutscht: Ave-
lihhan ruogstab bringit ir tvidar thesau maul' bei 0. aber:
Avelili ruagslab zellet i;* in thesan man? IV. 20, 10; ther
liut zaha in tlüh then ruagstab IV. 21, 13.*) das alts.
und aos. tvröyati , vre'yan haben den bloUen acc. tliena
godes sunu \vrugdiiu Hei. 159, 24. 160, 5; hvar sint thu
ihe the vregdon:* Joh. ü, 10, ebenso auch das ahd. ruofjaii:
bigondun sie uan ruagen 0. IV. 20, 15; ruogcn sih sel-
ben (accusenl se) IL ps. 66 , 4.
mhd. verliert sicli der ausdruck rüe(jen (vermelden noch
verriiegen Troj. 17213), es wird daliir klayeii gebraucht,
welches aber, wenn es klagen gegen einen bezeichnet,
meist die prap. ZHO , ze oder verstärktes hin ze (wie spre-
chen s. 831. 832) bei sich hat: zuo ir klagen Ls. 1, 200.
206; hinz der minne kleit Ls. 1, 201. 204; clagl der
darumlje Idnzini^ swer hin ze den Juden cKiget, clagt
iemen hin zeiner wilewen augsb. stadtb. 68. 77. 129;
viele belege stehn in den Urkunden, z. b. ze einem klagen
tradit. s. Galli p. 585. 586. (a. 1341. 1358.) doch kommt
auch das sliirkere ii f \oi': ich clage iif die sa'lderlchen, ich
clage iij' der nünneclichen ir ''''') wol stonden roten munt
Ms. 2, 52'^; si klagten alle üf den buch Bon, 60, 5; wer
mac nf dich klagen Bon. 61, 22; chümt ein fraw für
einen richter und chkagt auf einen man, Uuprcchts rechlsb.
174; im Ssp. ist das die gewöhnliclie austlrucksweise : up
ine kknget 1, 61. 63. einigemal «it : (ni swen er da chlagt
Rnpr. rechtsb. 145; und über: swaz man hie über si {uj'
sie A.) clagt Iw. 5180. ab f von einem klagen ist über
einen kk: ich lurr vil liute ab iu klagen r>on. 55, 23;
daz ich mich von in klagen muoz (iil)er sie bekhTgen)
Ben. 123; wenn schwanrilter 85 ,steht : von dem von Bali-
sen dö gckhiget von in beiden wart, so hat Conrad gowis
nicht dieses dreimalige störende von verschuldet, man bes-
*) darf aus ruoi^.ilap gefolticrt werden, (Ia(\ im nitoii ro(litsn;nnn;
der tvliijrer einen sUil) Iniir, und damit an den lKkl.if.'ten oder an die
gericlitsbanii klopfte? \vt'niy;sttns würde dadurcli di-r ansdrnek juilsarc
für kla<;eii (ItA, 854) .sinnii.iicr erkliirl. icii bemerke oucli aus alten
«flössen hist.iliöu (arj^tiere) , widar.stab (controversia) ; man vf^l. eidsiap,
iiarmstap und andere eomposila mit stab (;^r. 2, ö'i.'»), tue iVcilicIi oll
in abstracte bedoulunj^iii iiber{;;elin.
") dies //■ i^t ein beleg liir s. '6b\.
g.JÖ einfacher salz.
sere: ze dem von S. gekl. von in beiden wnit, lu-iile
klagten gegen den von S. iilid. yetjeii einen klagen, ihn
gericlillicli veiklagcn; über einen klagen ist mehr das alU
gemeirjcre sich beklagen, beschworen.
ähnlich dem klagen wird zuweilen sprechfu und scujeii
vcrwendel: an Gahnnireles Ifp si spi-ach (nahm iliii in an-
spruch) l'arz. 94, :\ vgl. oben 8.835; hat iemen hin z<t dem
andern iht /.e sprcchenne augsb. st. 58; ist das ein gast hinz
einen» purger spridiet Kupr. rechtsb. 144 ; daz lantvolc hat iif
mich geseit eine schult so swiere Iw. 4050; ?i/'siseit Ls. 1,200.'')
vor dem gegenstände der klage steht nach oder umbet
dilagt nacli seinem guot Uupr. rechtsb. 145; spiichet um
guül ibid. 144; iiui ungerichte klaget Ssp. 1, 61.
den richter, bei dem die klage angebracht wird, be-
zeichnet der bloUe ilaliv: ich clage dir meie, ich clage dir
sumerwujHie Ms. 1 , 3^; (jote (als höchstem richter) clageii
Iw. 1348. 1890. 3976. 4728. 5906. 6956; iu uude (jote
von himele klage ich unser Jeit Nib. 1889, 3; ik klago
qode ende iu [\ichtst, lar.dr. 16. 17. 37. doch findet sich:
began ze ffote klagen Trist. 2585, weil hier der begrif des
höchsten weseiis allen misversland ausschlieft, zeime klagen
würde gewöhnlich nicht sagen bei einem, sondern gegen einen,
nach dem älteren vruhjan kann vor dem richter die prap.
stehn , eben weil der angeklagte in den bloßen acc. koumit:
vröhidödjuu izvis die attin ^Qog tov nareQU Joh. 5, 45;
alls. thea thi her wrugdun te mi Hei. 119, 2.
Der richter richtet dem klager, über den beklagten,
rlhle niirl vei-langt der klagende tlieil , rihtet über mich!
Trist. 775 der angeschuldigte, daz ich ir über mich sel-
ben rillte Iw. 4234; lühtet selbe über mich Iw. 2289; wol-
der daz rihlen über mich Iw. 4503 ; über in rihten augsb.
St. 57. 58; auch mit dem dat. nach über, wenn ein an-
drer acc, vorhergeht: rihte daz unreht über dem herren
imd über dem kneht cod. kolocz. 266. ebenso bei erteilen:
swie mir der hof erteilet Trist. 9966. 13239. andere be-
lege oben s. 692. statt über darf auch ab oder von stehn:
er rihle ab unser eime JMs. 2, 2^; rihte von ims beiden
INIs. 1, 17^. einmal steht in mit acc: daz rihte in mich
*) auch wol Zilien e//" einen (einen zeihen)? ich weiß nicht, wo-
von in der redensart: op der kiinec wolde iän biziiit uf ir sweher Löt
Parz. 728, 6 iif zunächst abhängt, von dem bloßen biziht (anschul-
diguii":) oder dem bizilit Iän? ähnlich sclieint das nhd. die klage ai.f
einen fahren lassen, und da geliurt auf zu klage, nicht zu fahren las-
sen (omittere.)
nomen, casus, von prap. abh. bei per bis. 847
Crlst! Ral). 1092. Alicl. rlhle got uler «le N. ps. 5, 11;
irteile über niili N. ps. 42, 1.
Bei pfenden kann der gegenständ der wegnalime geni-
liviscJi ausgedrückt sein: daz got nilit ^virt gepfeiidet der
s^le Parz. 827, 20; \var lunbe uns gol habe gepfant ereii
linde guoles Wackern. Ib. 456, 26. von prap. gelten uii
und Uiiihe: daz iiuioz mich an freuden phendeu Tit. 93,
4; gepfendet umh triuwes dienstes lun Ls. 2, 714. da aber
die pländimg oft auf der stelle, wo der frevelnde belrelcu
wird, erge'iit: pfendet in ?//* sune giiole augsb. st. 58; pan-
den up sune lande Ssp. 3, 20; ^lp})e sime gOde Ssp. 1,54;
die burger pfanten se iif der siit Parz. ; so ,i;estat-
tct sich Wolfram auch zu sagen : daz sol mich ?//' cren
pfenden Parz. 416, 16, gleichsam auf dem gruud und bo-
den meiner ehre.
25. Schwören.
golh. svurau: hi himina, hi airthai, bi haubida IMatlh.
5, 34. 35. 36 wo der text oftöaai. er. alts. suerean cdslaf
li himile, bi erdu, bl is selbes liofde Hei. 45, 9 — 12.
ahd. sueri bi hiniilischin gote Is. 75, 6; thaz man ni suerö
noh bi himile uoh bi erdu T. 30, 3; noh bi ihinemo hou-
bile Sucres 'J'. 30, 6; föne diu ne nuioson die gota sih
nielit fersuereu be Slige (beim Styx) N. Cap. 73. mlul.
daz er keinen eit bi sines vater sele swuor Iw. 895 ; bi
ime swuor er Iw. 898; swern bi dem manen , bi der
sunne u. s. w. Geo. 3364. so noch heute: schwören bei
golt, bei dem schwert. hierher das belhcuernde bei golt
(per deum), ahd. be gote N. ps. 105', 33; das nlul. bei
meiner treue (per iidem meani); ahil. ili sprichu bi iheu
wanin , bi then gidougncn seginin (). Jl. 14, 89. 91: goth.
bi sunjai uXijdwg INIallh. 26, 73. 27, 54.
altn. at: eidha vinna at skips bordhi S;rm. 138^^; at
valni, at sieiiii 165'; at Iningi 248*; at baugi u. s. w.
schwed. stellt vid , dän. ved.
ags. tliiirh : sverian thitrh Iieofon , thurh eordhan,
thurh thiu lieafod, vielleicht nach dem lat. per. das ongl^
N. T. hat swoar bi/ heaven , bi/ thc earlh', bt/ thy hcad.
doch auch 0. IV. 19, 48: sis bisuoran ihnriih ihes furaliln,
tlier alla woroll woralila.
einmal ahd. in: sueril in himile goles scdale T. 141.
mhd. ?«/': nj den heilegen er swuor (ad sanclorum loli-
quias) Uli". Trisl. 3670; der eide het gesworn ?//' di-ni
bluole suchenw. 9, 141; w/" des riiilen zeneii sich enlschul-
digcn (reinigungseid schwüren) lieiidi. 1124. ehvas an-
tSiS einjacher salz.
dcrs 7// jult dorn acc. der lul Iict /// si gesworn (liatle go-
schwüieii sie \vegzunelimeii) PSib. 2017, 3 ; doch (jeo. .'iOlG
swuor lif sia sele = bt siner scle, iialim den eid auf seine
seelc. nlid. sicli wider, </^5f^'* einen verschwüren, mlitl.
swuor sich zuo ze in (verschwur sicli mit ihnen; Hol. 86, l'J.
26. Kiesen, verhiesen. kiesen hat in der allen spräche
den begrif des späliens, ersehens, auswiihlens. ich hebe
zumal seine beziehung auf nalurerscheluungen und das
"wetler '•') hervor, es hat aliwccliselnd die prap. an, Li,
von zur seile: ich kiusez (das ez wäre eulbehrlich , oder
steht pleonastisch wie s. 333) von (Jh. an) dem lufle ?Sib.
1787, 3; Fruote hi dem lufle kiesen dö began Gudr. 903,
2; ich kluse an dem walde INIs, 1, 9'^. dann aber auch
bei andern gegenslünden , Ilartm. sagt im Erec : man sol
einem wibe kiesen hi dem Kbe, ob si ze lobe stat, luid
iiiht hi der wal; ich kiuse hi dem boten Iw. 6067; daz
muget ir kiesen bi suieni ambete Iw. 2570.
verwiesen heißt über etwas wegsehn, es nicht wählen,
verachten, und diesen sinn von reprobare , spernere zeigt
das ahd. fircliiosan gewöhnlicli. das mhd. verkiesen ist
aber häufig soviel als hintansetzen, vergessen und verzei-
Iien , es kann dabei schulde, haz, zoru, gerich ausgcdrükt
sein oder auch wegbleiben, die pei-sou dessen, dem ver-
ziehen wird, steht mit üf und dem acc.i luigerne so
verkiuse ich, ie doch verkiusicli disen zorn Trist. 10670;
si verkus uf si alle Nib. 1055, 3 ; ich wil nf dich verkie-
sen Iw. 7320; er bat si daz se uf in verkiir Parz. 58, 9;
al nun gerich sol »(/'dich sin verkorn Parz. 441, 18; daz
nun schulde min swester i'if mich verkiese Parz. 428, 16;
Kyngrimursel och verkös iif den künec Parz. 428, 27; ir
sult ?(/* in verkiesen Parz. 465, 11; ich enweiz op got ilf
si verkös Parz. 471, 23; des verkus Kingrimursel vf Ga-
wän Parz. 503, 20; daz er zorn gcin ir verliir und ane
kus uf si verkiir Parz. 779, 25; verkorn si nun schulde
XJlr. Trist. 2389; verkiir ir schulde Ülr. Trist. 3673; alle
schuld verkiesen Troj. 17924; da wait durch liebe leit
verkorn Parz. 728, 24. ez verkiesen sollte man auch er-
warten, ich habe keinen beleg dafür, die präp. t/J"**) ist
vielleiclit aus einem allen rechtssymbol zu verstehn, der
entsagende, seinen anspruch aufgebende warf einen halm
*) der eigenname Kiesewetter bedeutet wetterspiiiicr, wetterpropliet.
") verschieden war i!f bei bizilit iän (s. 84ö.)
noine/i. casus, von präp. uhh. bei i^erbis. S49
oder derglelclien auf den andern ? beim einfachen kiesen
steht kein solclies iif. die aufgegebne Sache ^vird bei ver-
kiescn diircli umhe bezeichnet: du muose Gramoüauz ver-
kiesen umhe sinen kränz Parz. 728, 12.
27. TJ^ulten , (jehieten. diese verba regieren ge-wohnlich
den dat. (s. 691. 692), es kommt aber aucli uhar vor.
ahd. waltan wollö ther keiser ubar alle 0. IV. 24, 22;
uhar sie gibiate 0. I. 1, 96; gebut er uher den hellewiht
Geoigsl.; uher diete richesöla tnihten N. ps. 46, 9; der
lud ne hcrit sih furder über in N. ps. 71, 5; ne herisut
mur uher in N. ps. 88, 52.
nihd. gebietet üher mich: swaz ir gebietet, daz luon
ich Iw. 3621; gebietet üher mich: swaz ir gebiet daz leist
ich Parz. 554, 17; gebietet üher mich: swaz ir gebietet
daz bin ich Trist. 3371; formein die ursprünglich das ver-
liältiiis des befehl empfangenden dieners , dann aber blosse
liöllichkeit ausdrücken. GollV. sagt oft: gebietet viirl
Trist. 1420. 2779. 14495. 14563. 14865 ; swaz ir gebietet
Trist. 3367; ob ir gebietet (wenn es euch gefallt) Trist.
14003 '"). uns ist ein gebot gegeben üher guot und üher
leben Iw. 6142. nhd. üher einen gebieten, befehlen.
das mhd. gebieten an den lip heiiU bei verlost des
lebcns, auf das sirengste: diu vrouwe gebut ir an daz
leben Iw. 3439; nur gebut min muoter an den Kp Parz.
148, 2; den gebut si allen an den lip Parz. 117, 22; dö
hiez er dem gesinde mit dru gebieten an den lip Bari.
23, 23; w.xrez im an den lip geboten Trisl. 3516; be-
valch ir an den lip Trist. 1894. ebenso dröuwen , dro-
hen: druweden ime an den lif Roth. 3960, vgl. sprechen,
raten an den lip. der gegenständ , womit gedroht wird,
hat ze oder von: ze dcme drut ir mir Iw. 5285; drüiwen
von golc Bari. 214, 22. nhd. mit.
28. JErlanhen. bei dem mhd. vcrbo stöhn verschiedent-
lich die i)rä|). üher und ze ; ijloubc nur ühern man (gib
mir gewalt über ihn, gestalte mir ilui anzugreifojO Kol.
78, 1; erloubet mir üher m Karl 30^; su crloubc icii ir
üher mich (geslalle ich ihr nücli zu priifeiO IMs. 1, 159'';
SU ist %ihir die Crislun irloubel lloirm. fundgr. 2. 120, 14;
in was ze hove erloubet JNib. 687, 4; (k'u erloub ich zno
den Irouwcn nu'n int. 6875. es ist hierbei schon s. 136
*) vgl. nu tiiot als ir gebietet Wignl. '2-IH9; swaz ir gcMcti't dos
Sit ir alles gewert Iw. 4545; swaz ir gel>ictet dcist goläii Iw. 2i;».
H h h
850 einfacher satz.
ilio elllpsc von fj/^ti angenoinnien worden, wie sie neben
dem nilKl. lassen elntiill: lass mich nach haus, zu ihm,
womit mau nocli das mhd. er erloiiple im heimc Dinl. 3,
79; er iiloiiple in minnekllclicn (In frieden zu sclieidcn)
Diut. 3, 83 vergleiche, von dem AveggefaMiien (jcn hiengc
dann die priip. zuniichst ab, indessen künnle sie einigemal
auch unmillelbar atif erlouben bezogen ^Yerden, z. b. jMs.
1, 159-\
ähnliche slructuren bei gebieten und hitlen : si gebu-
ten im ze Rume cod. pal. 361, 39''; nlid. sie enlbolcn
ihm (nicht ihn) nach Rom; ich gebot im JVire ih'ch fleinli.
1615; Hettel bat dö Hageueu uiit im in sui laut üudr.
544, 1.
bei dem goth. usLiubjan, ahd. arloupan findet sich im-
mer das galeithan oder gaggan ausgedrückt.
29. Jiitten, beten, vnser für einen bitten (intercedere
pro ali((uo) M'ird mhd. bald durch Jur , bald durcli über
laid umbe gegeben. merket, swer vür den andern bile,
sich selben loeset er da mite Freid. 39, 18, welches Ilarlin.
so ausdrückt: man seit, er erkcse sich da mite, swer übej'
des andern schulde bite aH. 234, 28; swer limbe den
sündaere bile, du locser sich selben mite Gregor 3038;
Hugo von Trimberg: s\rer Jiir des andern schulde bile
sin selbes sele hcser du mite Renn. 26; er sol biten über
niicli ]Ms. 2, 107^; dar nach bat er über al die schar
Bari. 368, 15; vil tiure si got baten umbe ir herren l\v.
6859; sprach ze gote sin gebet umbe daz ewige heil Rarl
91*; bat umbe sinen vriunt Reinh. 2098; er srprach ze gote
Sin gebet über des niuwen küueges leben Bari. 368, 12. mnl.
Oven seidi dat niet en diede (dixit nihil proficere) dat men
over dode liede bade Blaerl. 3, 277.
ahd. umbi: llehunde umbe unsih (interpellans pro no-
bis) N. ps. 19, 7. Juii: heivt furi lliie ahtentou iu T.
Matllh. 5, 44; ih betuta furi thih T. 160; ags. /or: gebid-
dath for eovre elileras INIalth. 5, 44 ; ic gebäd for the Luc.
22, 32; ic bidde fov big, for thu Job. 17, 9. einmal be:
bidde be eov Job. 16, 22.
goth. hi: bidjaüh bi tlians usthriutandans izvis ngogsv-
yea&s vntQ loiv m'?;Qsa^6inoj7' v/täe IMatth. 5, 44; ik
bidjau attan bi izvis icontjou) lov nareQu nsni v/tiö)V Job.
16, 26; ik bi ins bidja, ni bi thu manaseth ak bi thans
iyio nsQt aviüv igiOTOj' ov nfol tov noofiov , aXXa negi
wv Job. 17, 9. hieraus erhellt wieder, wie nahe sich bi
nomen. casus, von pi'äp. ahh. bei per bis. 851
und ahd. umpi liegen (s, 797. 798), zugleich aber in umpi
ein und =z ccvtI enthalten sei (s. 791.)
nlid. verwenden wir um für den sachlichen gegenständ
der bitte, wo die alte spräche den gen. setzt (s. 655.)
Dos ahd. peton in der bedeutung von adorare hat den
bloßen acc. 0. II. 4, 86. 14, 63. 70; das mhd. heten
die präp. an : der an ein kalp bette Parz. 454, 2 ; si bet-
ten an des mänen schin Bari. 53, 34; betten an diu ah-
got Bari. 72, 4. daraus ist das uhd. anbeten hervorgegan-
gen , das wieder den acc. regiert. alts. bedun te Hei.
33, 6.
tvünscheu regiert nhd. nur den acc. der Sache ; uihd.
bald den acc. bald den gen. (s. 655), außerdem aber wie
bitten auch präp., zumal titnhe : wünscliet umh diu leben
cod. kolocz. 224 ; genude wünschende umhe got Trist.
1782; wünschte nach der frouwen nun ]Ms. 2, 44^. sol-
che präp. duldet das nhd. wünsche thun für, um einen,
etwas anders ist mhd. des ich wünsche mir ze kramen iNls.
1, 203^
30. Kleiden , anziehen. die mhd. spräche fügt zu bri-
sen , strichen , xvinden , tivingen, sniden und iioejen die
Präpositionen an und in, diese zur bezeichnung des be-
Ideidenden stols, jene um was bekleidet wird auszudrücken,
truoc zwei schüehelui reine gebrisen an ir beinlin wol
fragm. 27*; zwo scharlaches hosen streich er an mit gro-
zem ilize an diu bein "Wigal. 4088; zwo scharlaches ho-
sen an siniu bein man schuohle Lohengr. 22; an ir vil
wize arme si die ermel want ]\ib. 427 , 1 ; daz henide
was gelwungen an ir lip En. 1695; sneit im hemde und
bruoch iHiz eumillen an sju blankez bein Parz. 127, 2;
einen pfell mit golde veslen den sneit man an daz freu-
welin Parz. 375, 8; diu het ein klcinez hemde an si ge-
brisen Wigam. 2564. einigen)al nf oder ze: den lij) bri-
sen mit sideu iif die Linken IMs. 2, 78'; briset iuwer
liemde wiz mit siden wol zen lanken Ben. 342.
in selche wat gebrisen hat mich din zarlez mündel rot
Ms. 1, 192*^; du hat si sich gebrisen in Vrib. Trist. 736;
dii was si gebrisen in Wigam. 4481, 4904; do n;vlen sicli
die recken in alsu guot gewaut Nib. 1790, 1. so auch
slii'ftn in die wat.
vergleichbar ist das nhd. anziehen, anlegen an und
kleiden in. er legt das gewand an seinen leib, zielil die
slj ümpfe an den fuß an , kleidet sich in luch , in leinen.
die allere spjaclie hat ))ei vasjan den inslniiiiciil.ilen
II hh 2
852 einfacher satz.
tlal. otlei' die präp. mit (s. 712.) so ancli mlid. : wol go-
slrlclicti iMul güUIcit mit der allerl)esteii nv/II Trisl. 1075^).
iihil. geUlcidiil in das beste gewaiid , oder l)ekleidet mit.
scli(x;nc und \\'o\ gcslriclien Trist. 10365; (jcn den unknn-
den strichen si ir lip Nib. 383, 1.
31. Essen, trinken, diese verba fordern den acc. oder
jiarlitiven gen. der saclie (s. 649), statt des lelzlern laUt
unsere lievitige spräche von zu (s. 651), und bereits die
ältere: ahd. iii drinku ih Jon thenio wahsnien 0. IV. 10,
5, nachdem uninitlelbar vorausgegangen war tlies rebekun-
nes ; ni trinku ili Jon ihesenio berde Minrebün T. 160;
Irinkit fon tliesetno wazzare T. 87 ; Jone chliiigcn (de tor-
reute) getrang Clu'istus N. ps. 65, 6; ^vel^a ezzant Jon
brosnion T. 85 ; su wer so izzit Jon thcsenio brüte , ir
uzut Jon theu bruton T. 82. gleiches Verhältnis bei neh-
men (s. 648) u. a. m.
32. Lehen und sterben, zu leben kann der gen. (s. 672),
zu sterben der gen. (s. 673) und inslr. (s. 714) gefügt
werden. Ulf. hat jedoch bei liban hi mit dem acc. (s.
672); altn. begegnet vidh : nuinom vidh veidhimat ver
tlmr lifa; vidh vlu eitt Odliinu sc lifir Sxm. 42^'; that
fair vito vidh livat eiuherjar alaz Sfeni 54^. ahd. Jon io-
giwelilienio Avorte lebet ther man T. 15, 2. nhd. von
brot, oder aucli bestimmt, von dem brot leben, bei ster-
ben von, vind gewöhnlicher vor: er starb von dem hun-
ger, vor luuiger, vor kälte, nihd. genitivisch: hungers ez
erstürbe Doc. niisc. 1, 98; hungere cod. kolocz. 117; vro-
stes sterben Diut. 1, 419.
33. Lesen , schreiben, daß hier der früheren spräche
liäufig an statt des späteren in gemäß war, wurde s. 773
gezeigt und zu erklären gesucht, den belegen ließen sicli
viele hinzufügen: si lesent an Tristande Trist. 8605; an
dem buoclie schriben Mar. 162; doch sagt \Yolfram: las
mme gestirne Parz. 454 , 22 , Gotfried : an dem gestirne
sehen Trist. 14247. wenn En. 13246 steht: der iz ilz
dem walischen buoche las, so ist wol an zu bessern ? be-
merkenswerth Trist. 14248 als ichz an dem buorhe nim
nz lerne, erkunde, in einer gewühnlichen bedeutuug des
ahn. neina,
34. Küssen, auch bei diesem wort unterschied man vor
alters casus imd präp. genauer, das goth. Ji^thjan regiert
den dat. der person (s. 684), das ahd. chiisson den acc.
ebenso wird ndid. gesagt: niuut, haut, ouge küssen, z. b.
iLonien. casus, von prc'ip. ahh. hei verhis. 853
Bari. 44, 11. Troj. 15958. 16725. von präp. galt beson-
ders mit kustin an den munt Parz. 119, 12; an sinen
töten munt Wigal. 7699; küss ich dich an dinen niunt
Reiuh. 195; kiiste an den fiioz Geo. 2300; ir munt ^Yas
heiz dick unde rot, dar an Guwan den sinen but Parz.
405, 19; gip mir her an muien munt einen kus v. d.
miune 190; enpfahen ir kus an minen munt Parz. 635,
2; ir munt er an den sinen twanc Parz. 131, 13; mit
minem röten munde an stnen balde galten INIs. 1, 22*;
leit ir munt an sinen munt Trist. 1309; er koste si an ir
minnecliclieu munt En. 12752; custen an die wigen , da
ir herre inne lac INlar. 209*). es Avird aber in die Avunde
gekiist: in ir wunden kuste die jungen künege Piab. 1088;
kuste in ir wunden und an ir munt Fiab. 1127, nhd, küs-
sen an , anf den mund **).
35. Zeugen , gebären, liier stehn die präp. hf , von
und ahn. vidh (^s. 783.) weitere belege: aUs. warun iro
kiiid udan barn he is brödor Ilel. 83, 6. mhd. gewan ein
kint hi im Ms. 2, 88*; alts. idis fan erle kind gebirid Hei.
. . .; mhd. ein wip von einem manne ein kint gebirt Geo.
2545; diu truoc si von im Geo. 2578; enplle ein kint
von miuem libe Trist. 1323; mnl. ghenas van kinde Flor.
239.
36. Fiel den verhis leuchten , glänzen^ iluflen , Jliei\en,
iriejen , starren gebraucht misere spräche ein zweilaches
von, sowoi vor dem Icuchlenden , duftenden stof, als der
den glänz und dui't erzeugenden sache. das letzte ist ein
causales von und wiirtle goth. /"ram lauten, das erste aber
dem goth. af entsprechen (vgl. s. 781.)
a. die blimion glänzen von der wiese , gold und silher
schimmert von dem kleide; die sierne leuchlun votn hini-
mcl , roscu chillen von der beide, honig llioUl ihm von
*.\on lippen, blul Irielt von der wunde: hiei- liilU sich zu
(Umii von noch her oder ab fügen, von der wiese her, von
der wunde herab.
b. die wiese glänzt von blunicn, das klcid sciiiinmcrl von
*) maz er dicke sinen munt zuo ir munt rcpsolclite Troj. IMMt')
ist der acc. der pcrs. aii.<};edrii(kt, so darf </// mit dem (Inf. folp;cn:
diu also Ulissewenden lip an siiieni munt küsse ISIs. 2, 1 lUl> (xj;!. ä.
H3«. anni.)
**) altn, hi-rrfa til ri/is sich zn ciiuni wenden =r: ihn küssen,
umarmen: hvart" til Ingibiargar Lnxd, s»},'a p. 11)0; livcilf til idhn
manna Nials&agn p. 112.
854 e'uifdcher scifz.
gold und ßllljcr, der liiinniel Iciiclilet, strahlt von ßfcrnon,
die lieidc duftet von rnscii, die lippen iliesseu ihm von
honig, die ^vunde trieft V07i blut. das scinvert ist von
blute rotli. der üuss slairl von eis, die Kleider starrten
von gold.
die conslruclion a Avürde im ahd. gewühnlicli aha er-
fordern, mhd. noch ab haben können: du er vil turleltu-
ben sach glesten ab Cundneu wat Parz. 792, 26. es
stellt aber schon meistens von t jd Mitte ir von ir wnHe
vil nianic edelstein Nib. 281, 1; dö sach man von in (von
den ritlern hei') schinen manegen rant Nib. 196, 4; sahen
riechen daz bluot von einer starken wunden Psib. 1.506,
3; diu hehnbant stuben von heim nnde och von schilte
]N'ib. 2224, 3 ; daz stoup üz den helnien sam von brenden
gruz Nib. 185, 2; stieben du began diu molte von den
strazen Nib. 196, 3; ros unde cleider daz stoup in von
der hant Nib. 42, 2.
das causale von der fügung b würde ahd. nur fonn,
mhd. nur von dulden : diu müre von rotem golde schein
Wigal. 7275; daz (gewand) stiiont von golde als ein stoc
Tnrl. Wh. 1, 121''*; ßouc daz schiltgespenge von Sifrides
hant Nib. 213, 1; du sach man fliecjen manegen ger \on
der beide hant Nib. 211, 3. ahd. allaz guat Jloz fon imo
(entsprang von ihm) 0, III. 14, 82; £ur iiibrinnit _/bne
sinemo anasiune N. ps. 17, 9; wir hirii föne sundun fin-
stre N. ps. 17, 29; waren suarz föne sundun N. ps. 146, 9.
statt des ersten von kann auch in oder ?/s stehn,
z. b. riz der vinster gleste ]Ms. 1 , 47* ; j1z iegeltcliem orte
schein ein rubin Iw. 624; der s^ mit dem Ise llöz Gudr.
1219, 1.
das Verhältnis beider gegenstände a\if einander wird
mhd. durch gein oder wider ausgedrückt: sahen gKzen
den heim gegen dem nuaien Wigal. 5417; g^g^'^ i"*
schein Wigal. 7275. altn. vidh: skildir bliko theirra vidh
en skardha mäna Saem. 134^.
es gebricht für alle diese fälle an goth. belspielen.
37. Sehen, hören, riechen, schmecken, greifen.
die unmittelbare richtung des sinns wird durch nach be-
zeichnet: nacli den Sternen sehn, schauen, nach dem ge-
räusche hören, lauschen, nach dem Stabe greifen, schme-
cken und riechen haben wenigstens als neutra die gleiche
präp.: das schmeckt nach wein, riecht nach essich, stinkt
nach pech , duftet nach blumen.
ILO tuen, casus, von prup. ahh. hei verhis. 855
ich vermute alirl. aflar y nicht nah , iii gleicliem sinn:
(ißer inio sahuu 0. V. 17, 23 hinter ihm her sahen, ihm
nach schauten, nihd. si warte nach den niagen Nib.
1654, 2.
ags. he (ijler recede vlat (schauete nach dem liaus) B.
3144; stonc tha nfler stane (roch nach dem stein) B. 4570.
im goth. wäre ojar zu gewarten.
"unser nlid. «?«/" einen sehn, liören , schauen ist das ahd.
selian, lioran , warten, hloseu zi. belege bei Graff präp.
;?52.
ahd. sie warlent alle an dih N. ps. 144, 15.
nihd. an: warte an dise schöbe! Roth. 2048; des wart
an mich! (das erwarte von mii') Wh. 49, 26; ir sult triu-
wen an mich warten Wigal. 11500. zwo porten warten
(giengen , scliaiilen) ^//' des mers stat, sehs lier iiz an daz
velt AYigal. 10759; des warte öf midxl Geo. 3230; se;
du der bounigarte hin ze velde warte Trist. 9330,
hören im sinn von vernehmen regiert auch utnhi:
dhar dhu chihuris nmhi dhen chisalbudon got meinan (dum
enim audis deum unclum) Is. 19, 8, wo aber aucli umbi
auf meinan (putari) gezogen werden küniile? mhd. luerent
umhe daz ros sin fragni. 29^; ir Iwicrent timhe des rosses
zoum fragni. 3 0^. alinitcli ist Sehen nmhe (curaie): der
ineister um daz sine sach üvl. chron. 17*^; ebenso warten
umhe.
38. Erwarten, hoffen, qlauhen. warten gehl über iix
erwarten, sehen in sich versehen.
a\nl. ßrsuh er slh in got 0. IV. 30, 31 ; an in fersah
ili mih N. ps. 27, 7. ndul. \van er sich hilfe an si ver-
sach Bari. 7 ; 24 ; wandich micli wol nmhh\ versach
(ich sleillc vertrauen auf ihn) Iw. 4131. die erwartete
Sache steht im gen. nhd. sich eines diiiges zn einem ver-
sehen.
ahd. n'i ßrliaz sih Krist in thero liulo fara 0. 11, II,
61. mild, wamle si sich gar vcrliez ze sinem hoverehle
Iw. 7340; hat sich her ze mir Verlan Iw. 7693; ich wände
mich gar hau verlan an diner triuwen giiete Bari. 181,
28; nun sele hat sich verlazen gar an in Bari. 223, 4(>;
iilid. auf ihn ; verschieden doch verwandt ist etwas an
einen lan, verlan (commillere): habt irz dannc an mich
Verlan 1' Trist. 10C40 (oben s. 828.)
das golh. trduan, (faträuan ist ^rei lOeodici und hat
bald du bald in nach sich: Iräuaida du gutha ntJioiOtV
^56 einjacher nutz.
Itj) t()v deuv ÜMallli. 27, 43; ei nl sljalma tranaiulans du
\ms silbain ak du gullia 'juttoiO ores t(p tuvroic , u'/.?. ine
TW i9£W 11 ('oi'. 1, 9-, galraiia in franjiu ntntinftai iv
y.VQiM iloni. 14, 14; ik galraiia in izvis in fniiijiii fyi»
ninoidu sie; Vfiüc; fv k^iqio) Gal. 5, 10. alul. lier gllru-
wet in got T. INlatlh. 27, 43; in slli seibon, also mit dein
acc, nicht, wie beim gotli. in, dem dat., ^vel(ller sich aber
Matlh. 12, 21 findet: in sinemo namcn tliiota gilruint.
N. am wanda an dili nun eela getruet ps. 56 , 2, beinj
mhd. truwen, getruwcn i)flegt der bloüe dat. zu stebn,
wie schon beim golh. lr;iuan (s. 697) , der präp. aiisdruck
ist starker, nlid. aiif einen trauen, aicf einen , zu einem
vertrauen, alts. ik getrüon sal an tlii (sperabo in te) ps.
54, 24; an gode gilruoda ic (in deo speravi) ps. 55, 5.
altn. trua ä hvltakrist Ol. helg. cap. 215.
golli. venjan iXnl^stv: du thammei venidedum f/V ot^
TjXnl'/.afiev 11 Cor. 1, 10: du thammei jus vL-iicilh li^ ov
VfuU 'i]).niyiare Job. 5, 45; flu imma tliiudus venjand in
avro) ed-vi] iXiTtovoi Rom. 15, 12. im sinne von erwarte
ngogchaem genügt bei venia der bloße acc. Luc. 17, 19.
20. ahd. "wäni tu inan (spera in eum) K. 28^; wänlumös in
thih (speravimus in te) iiymn. 26, 15; in thih wanta (in
te speravi) 26, 16. das nihd. wainen hat die bedeulung
von sperare aufgegeben und drückt nur opinari, arbitrari,
credere aus.
mhd. hoffen, ein nuhänfiges wort, das aber nach einer
stelle in Hoü'm. fundgr. 376^ mit zuo verbunden wird,
nhd. auf elwns hoIFen. der mhd. ausdruck ist (jediufjen:
daz wil ich an iuch gedingen Geo. 2913; kh gedinge an
gotes kraft liarl. 166, 1. ahd. gidingu in dih (spero in
te) ; an dih gedingent alle N. ps. 9, 11; an den er ge-
dinget 20, 8; an dih kedington sie 21, 6; der an dih
kedinget 25, 1; ih kedingta an dih 31, 15 u. s. w. auch
bloik-s dingen: dington an dih ps. 21, 5. ags. Jwpiaji
mit tö: liopiadh to dryhtne ps. 4, 6; liopiadh tö ihe ps.
9, 10 u. s. w.
nalüuhjan niGTsveiv construiert Ulf. mit dem bloßen
dat. (s. 697), wenn es glauben und vertrauen, mit der
präp. du, wenn es das bestimmte christliche glauben und
bekennen bezeichnet, wie wir noch nhd. unterscheiden
zwischen einem glauben und an einen glauben, galaubeith
du gutha jah du mis •niOTavsTe eig top d-sov v.cu eiQ f/'£
Joh. 14, 1; galaubeis du sunau guths? urrnraveis fig ruv
v'iov Tov S-eov Joh. 9, 35; galaubeith du mis eis ifi£ Jol^-
jionieji. casus, von pr'c'tp. ahh. hei verhis. 857
7, 38; galciubjanclans du inima Joli. 7, 39; galaiibjau du
imnia Joli. 9, 36; liairtu auk galaubeith du garaihtilliai,
Pioni. 10, 10 was bedeutet }(ß(;()/« yuQ Tiiorevct fii: ()'i~
y.aioavvr^v statt des im lext stehenden yMQÖia niGraieiar.
Ulf. hallo bei der -wähl der prap. du hier ge^Yis das gr.
eis i'" äuge, nicht das Lit. credere in, nach welchem sicht-
bar das ahd. hiloupan in gebildet wurde: gilaubiu in got
faler alniahligou scephion, endi in heilenlon Christ, suno
siiian , in atum wihau, wiha ladhnnga; gelubislu in got
almalitigan?; giloubistu in then gotes sun? 0. III. 20, 173;
in mih giloiibit 0. III. 24, 29. N. zieht dem in das an
vor: gloubint alle an in ps. 13, 5; übe sie an dih ke-
loublin 20, 12; die gerno an mih keloublin 30, 12; ke-
loube an in 36, 3; die an in geloubint 88, 5; wir golou-
ben an in 63, 9. nihd. herscht dieses an: ich geloube
an got u. an sJnen sun bihtebuoch p. 1 ; f'n wen geloubet
ir Geo. 1945; an den geloube ich Geo. 3074; an got ge-
louben Bari. 80, 33; vgl. an Cristen wirt er jehende ge-
louben Bari. 22, 34; vgl. ahd. jähen an einen got N. ps.
54, 14. doch wird sich auch noch in nach lassen wei-
sen: wan sie geloubent in got niht, Lauriu bei jNyerup
28. uhd, bloß an.
ags. gelyfdon on hlne Job. 2, 11 ; on hine gelyfdh Job.
3, 15; gelyldh on sunu Job. 3, 36. engl, believed on
liim Job. 2, 11; believelh in bim Job. 3, 15; believed
o)i bim Job. 3, 18; believed in the name 3, 18; believelh
on llie son Job. 3, 36.
Ulli, gcloven in them , in den name.
alln. Irua ä bann, sclnved. tro />ä bonom; dün. troc
paa harn.
der Golhe zieht also bei trauan , vcnjan und galaubian die
])räp. du \ov , dem gricch. iic; und lat. in konmil das ahd.
in näher als das nihd. nlul. an , welches mehr dem golh.
du gleicht.
39. Rächen, die sacho im acc, die person ii])cr Nvclche
die räche ergebt, mit an.
mhd. wie s^re si daz räch «u ir nrehstcn mugcn INil).
19, 2; ir habet iwern zorn gerochen an dem libe nun
]\ib, 931, 3; nu riebet an uns diu küncginnc ir, zorn ISib.
2049, 4; waz räch der an den buochen M'risl. 8626; er
riebet an mir nun \ingc\vi/./,eiiheil Iw. 859; oucb wart
diu vrouwe an ini gerochen Iw. 1545; waz si an ir g<»ll-
varwen (1). gollfarwem) bare u. an ir selber riclul iw. 1672;
waz si an in selben rechcnl l\v.2473; daz mich min selbes
858 einjacher satz.
swert zeliant an im r;pclie Iw. 3996; an ilen ich imli
rochen sol Iw. 4241-, daz er mich an ime räch l\v. 5849;
enmohlel ir iiilit baz geroclieu su) an mir \\\. 7358. liier
immer dal. bei an, es sclieint auch acc. zulässig: so ^vil
icli mich rechen an ir ruteu munt Ms. 1, 14'', falls nicht
rutem zu leseJi, oder roten für die schwache dat. form
(wie vorhin goltvarwen) zu nehmen?; unzweifelhad ist
der acc. bei dem ähnliclien : lege an in min geiich (ver-
hänge räche, strafe über ihn) Geo. 3347, obgleich hier
gerich , und sonst räche, n)ehr die bedeutung von zorn
bat: daz ist stn räche ?|/ mich Parz. 529, 1. über: daz
sol icb rechen über dich Gudr. 1278, 2.
40. Zürnen, hassen, nmrren.
mhd. den golen was uf mich zorn Geo. 2117; truoc
tJ/' si haz Parz. 779, 29; Sit ich gein dem trage haz Parz.
450, 18; doch steht auch der bloße dat. iS'ib. 138, 3.
143, 2. biter herze vf einen tragen livl. chron. 97^; ob
ieman mit iu zürne Nib. 1792, 4. merkwürdiger: be-
gundenz an si hazzen Parz. 824, 15.
alid. ziu griscramuton an Christum ebraicae genles?
(quare fiemuerunt gentes) N. ps. 2, 1. ri.hd. murmelt uf
die andern Berth. 99. nhd. zürnen auf, über einen.
41. Reizen, antreiben, mhd. reizen, wetzen, locken,
manen , spanen. die prap. sind nf und xe.
reizete si der nit nf die vil reinen Mar. 150; wetzen u.
reizen iff den tot Wigal. 3825; reizet in iif den strit
ATigal. 4448; reizest ?(/ langez leit Trist. 1406; i/f ir
miiine reizen Bari. 291, 30; reizen z// aller froudcn süeze-
keit Troj. 2191; warder dar üf gcreizet u. gemant Troj.
15844.
spuon im sm sinne sir liebe und zir minue Trist.
17600; ze tugende reize Flore 89; locket u. reizet mich
zuo dem zil Troj. 15939; mich ze früiden liicket IMs. 1, 87^.
mhd. nur zu, nicht mehr auf.
42. Die hauptanwendung der prap. mit, wenn sie vor
xverhzetiqen stehend den alten insirumenlalcasus anfänglich
begleitet, dann ersetzen hilft, ist schon s. 708-713 behan-
delt worden, älter scheint gleichwol die gesellige bedeu-
tung (s. 780.) es hält manchmal schwer den rechten sinn
des mit zu fassen, z. b. bei dem mhd, broffen , sich gei-
len, sich gesten , welche stolzieren, prangen, schmücken
ausdrücken: beert wie (er, der beide vogt) mit winde
iiojnen. casus, von prcip. ahh. hei verhis. g59
broget ]Ms. 1, 193'; ilie valken gellent sicli mit clor sunne
Ms. 1, 191'^; so si sich init bhionicu gestet JMs. 1, 87^.
es mag zuweilen dem (jtin und ivider nahe koniineii
(vgl. bei stiiten und veliten s. 844j; Freidauk 147, 7 steht:
schätz tvider schätze broget.
ich var mit und icli kan mit wurde s. 137. 13S er-
läutert; da letzteres zumal vom instrumentenspiel gilt, sei
liier noch ein verwandter, obwol verschiedner redebrauch
angefülirt: ein juncfrouwe mit der lidein sanc Geo. 2460
drückt genau unser nhd. sang zu der geige aus, ihre sliiiune
und die geige begleiteten sich, also wieder ein geselliges
mit. es gibt gewis hierfür noch andere belege, wenn
aber mit bei spielen den altern gen. vertritt ist es säch-
lich: mit dem ball spielen, mitten blumen spielen; schon
ahd. mit sinwelbemo rade spilun ih N. Blh. 50.
geselliges mit steht neben lassen in der redensart: laß
mich mit frieden , gewöhnlicher in frieden , zic frieden,
einen zn frieden stellen, woraus sich seltsam genug unser
nhd. adj. zufrieden (contentus) bildete, mnd. mit vrede
laten Brandan 916. Eilharls Trist. 1110; mit fride lazen
En. 7524. mhd. lu mich mit C'ren leben cod. pal. 361,
64^^; ir sult mich mit gemache lan Frauend. 10: ir sult
si mit gemache lun Geo. 2438; lat si mit genudcn cod.
pal. 361, 65*. Ben. 385; nhd. laßt sie in ruhe d. h. bei
ruhe, so daß die alte spräche auch az oder zuo verwen-
den könnte, da von s{ der mensch mif ruo ! Ls. 3. 138").
Idt ir mich aw not! (ungenölhigt, ungezwungen) ]Ms. 2, SI"».
43. Bei den mit mir ist gebildeten unpersönlichen rcdcns-
arlen (s. 242. 243. 244) finden sich melirfache präp. ein.
zumeist um. mir ist itmhe dich, als dir ist muhe
mich (ich kümmere mich um dicii , wie du um mich),
ohne beifügung eines uomens, man könnte soige supplicrcii
') iilinliciies sine me paiisnrc ! Rcinnrdiis 1, 229; poriiowrt l;"in
Bpii. :V22; lüz iitiI)('toul)et iiiicli Ls. I, Ö3H; «inscquelt \i\i\ Ainls 2:<ri(i ;
iilid. uiifiepliifiit, Hiificsclioroii lassen; hei M. Snriis ial^ niicli iiiikoit
(iiMKcIicit), uiifierrett! sonst iiucli, iinp;el>riit, uii;j:c|)iiiit ! (vf,'l. üben
s. 127 ül)or liin und participia.) ////'/ «lor nictteii du inicli mit (lali
mich in niiic damit.) cod. kolocz. 2^V^. alid. tiiaz si uiisili la/.c lialx'ii
h'I> (uns das lcl)en , (\. Ii. in rniie lasse) O. MI. 1«, li); woran nahe
prenzt unser nhd. I)lcihen lassen, nilid. län belihen MI). (511, 1. 2004,
1. 15en. .Tt;t; »inder wegen läzen Wackern. II). 457, 1'). Ben. :J44.
304 (v<;l. olicii s. S28.) wir war^-n läzen undcr wcften (verlassen)
Rn^e 457. endlich etwas sein, ialiren lassen, schon nhd. linz tht\z
wnaslwcldi sin (\ erließ die wüste) (). 1. 2;?, D.
800 eiiijacher salz.
oder lelt. alls. ni<5r Is im umhi tliit Jiclldo ciinni (melir
liegt ihm an) Jlel. 50, 22. oliiie mir: alid. >vaz ist uinhc
daz? (was ßcJiadcls;*} N. ps. 26, 10; nlid. was ist daruHt?
(was liegt daran?); mhd. waz daruHiie? Flore 1797. 1821
(giamm. 3, 180.) im gcleit eines nomens : iihd. was ist
nolh darwHi? ndid. c/Ji ist nilit ivtinder umhe einen man
Iw. 2770 *); mirst lanbe daz bilde kliul IMs. 1, 19,5'^; ob
im iht kiint wan-e tunhln l\v. .59;j9; si dir nii kunt uuihe
seihe wage iht Iw. 538 ; iu ist niht niere wilze kunt
iiiuwan diu eine umhe den munt Iw. 3270; ir wncre um
sin geverte kunt Iw. 3613. mir ist leit ^ stv(ere , umhe:
dem was getriulicheu Icit umhe den küenen Alpliarteii
Rab. 10; )a ist mir harte svviure umh den tugenlhafteu
Beruoere Rab. 17.
alid. mir ist leido, Ueho, zi bei N. : ze demo uns leido
ist Bth. 106; ze dien dir liebo sl ps. 105, 4. 146, 10;
mhd. in was z6 deme stürme liep Roth. 2683. 4188; in
was liebe z6 der vart livl. chron. 30'^; Scluonatulander was
leide ser verle Tit. 75, 1 ; der frowen was ze der verle
ger Wigal. 5782; ze slrile was in beiden ger Wig. 7351.
mhd. mir ist leit nach den frouwen Gudr. 828, 4; ez
ist niii- von iu beden swfcre Parz. 422, 4; ir was i{ffe
den hof liep Roth. 1819; der armen juncfrouwen was
nach ir friuden leit imd ande Gudr. 983, 4; der alten
küneginne wart nach ir tohter ande Gudi\ 446, 4. ir
was ger an in Wigal. 6995.
44. Einige privativbegrifFe, intransitive sowol als transitive,
pllegen statt des gen. der Sache auch die präp. an zu sich
zu nebmen: mangeln , Jehlen , gehrechen , rauhen.
nhd. es mangelt mir an lust, fehlt ihm an mut, ge-
bricht ihm an geld. die prap. drückt, gleich dem älteren
gen., hier wieder das partilive aus, im gegensatz zu dem
casus rectus: es mangelt mir die lust geht auf den begrif
der totalität.
ahd. mir bristet an minen frehten N. ps. 30, 7; mhd.
iu an ir zühten vil liitzel ie gebrast INib. 104, 2; im
an tugendeii niht gebrast Bari. 128, 31. wenn aber
die präp. vor der person steht: wisheit an dir gebrichet
Docen niisc. 1, 122, so hat an die bedeutuug von bei,
*) den wirt wundert umh ir vart Iw. 5816; uns leien wundert
}tin}>e der pfaffen lere Waltli. 12, 32; ulid. über, sonst auch mit
dem gen. der saclie (s. 2it. 246. 247.)
nunien, casus, von präp. abJi. hei verhis, 86l
illeser salz könnte freilich aiicli ausgedrückt sein: dir ge-
bncliet an Nvislielte, jenes ist total, dieses partiliv.
so kann nun nilid. gesagt werden: ich roiihe dich des
guotes , ich siane mich des räles; und Ich roube dich an
guole , ich sünie niicli an räle ; Ir hunt iuch versvimet an
dem rate Ms. 1, 195^; diu minne sich selben an dir roubet
Tit. 94, 4; roubet «/ fröude und an froelichem siune Tit.
107, 4 , das vf wie bei pfenden s. 847.
Die verba scheiden y Icesen , nern ^ fristen und ähn-
liche liaben von: daz si su manogen werden man von
dem libe scheiden kan Parz. 514, 8; von dem ich des mor-
gens schiet I\v. 784; von den scheidet sich der muot Iw,
3126; mich von gruzein kumher luste Iw. 5835; von dem
rösl^e lösle Iw. 7871; von" grözer herte Iweinen iierte Iw.
2720; vriste von des weteres not Iw. 655; wolteu sich
■vristen von den vögeln Flore 1092. mit einer kleinen
Wendung des begrifs kann bei nern und vristen auch vor
stehn, sin lielfe mich vor sorgen ner Parz. 451, 20.
golli. af: afskaiskaidun sik «/*imma Luc. 9, 33; lausei
uns af thanima ubilin IMallh. 6, 13. ahd. arlusi unsih
fona ubile, andere belege sammelt Graff präp. 228.
Hieran genüge, ich denke, es sind die bedeutendsten und
lehrreichsten erscheinungen der präposItlon beim veibuni
ausgehoben*); zu erschöpfen oder auch nur die mohrzalil
aller falle zu erörtern war uumüglich. allmälich nuds aber
•) bauen 821; begehren 840; beten 850; bitten 850; bleiben 820;
bringen 811 ; brogen 858; denken 8.37; duften 8'):^ ; enii)riuigeM 827;
erlauben 849; erwarten 855; essen 852; fahren mit 821; fallen 808;
fangen 82«; llielien 785; fragen 836; fristen 861; gebären 783. 853;
gebieten 849 ; pelin 776. 79;J.805; glauben 856; haben zu 825; has-
sen 852; hersehen 849; hotlen 856; liiiren 855; jehen 835; kaufen
841; kiesen 848; klagen 844; kleiden 851; künmien 776. 804; küs-
sen 852 ; lassen 828; lassen mit 8.'i9 ; leben 852; logen 80!); lesen 773.
852; leuehten 853; liegen 774. 819; locken 858; maelien zu 823;
mangeln 860; nehmen zu 823.824; pfänden 847; prangen 858; rä-
chen 857; ratlien 843; reden 829; reizen 858; retten 861 ; riehteu
846; riechen 853; ringen 844; sagen 829; seheiden 861; schreiben
773.852; scinvcigeu 835; schweren 847; sehen 855; sehnen 839; sein
aus 817; sein in 812; sein um 860; setzen 809; siegen 825; sitzen
774. 818; scrgen 839; spielen 859; sprechen 829; stehn 818. 854;
sterben 852; streben 840; streiten 844; thun zu 822; tranern 839;
trinken 852; vcrkiesen 848: werben 841; «erden 814; wonlerfl aus
818; werden zu 815; willkommen 8ü7; wohnen 820; wiiustiicu 851;
zeugen 783. 858; zürnen. 858.
S62 ei/i/acher salz.
nach größerer vollaliindigkeit gctraclitet werden, da eelbst
iiiisclieiubare und leichte conslructioneii scliarl zu nelunen
und liir die beiuiheilung des ganzen zu erwägen sind.
Graft' hat in seiner IreHichcn beliandhing der alid. ]ira-
posllionen nur nach ihnen , nicht nach den verhis ürdnen
können, für den zusaniincnhang der syntax scln'en es ge-
r.-'lhen, die begrifTc der einzehien prap. vorauszuschicken,
dann die verba ins äuge zu fassen, mit welclien jene ver-
bunden werden, unler die zwei oder drei hier waltenden
casus alle nianigfaltigkeit der falle zu bringen, wäre vollends
unausfühi'bar gewesen; wenn bloße casus unmittelbar vou
verbis abhängen gilt diese riicksicht mit recht : piapositio-
nen aber sollen das casuelle Verhältnis nicht nur ersetzen,
sondern auch verfeinern.
Es sind noch zwei bemerkungen zurück:
a. die präposilion verxvandelt sich oft in ein adverh^
d. h. die partikel wird deni bezug auf das nonien entrückt,
und tritt in ein freieres Verhältnis zum verbo des satzes,
welches nun seine intransitive natur mit einer transitiven
tauscht und jenen vou der präp. abhängig gewesnen casus
unmittelbar regiert (s. 767. 769. 803; vgl. 2, 917. 918.)
der ausdruck wird dadurch bewegter, zugleich inisinnlicher,
wie sich auch in andern sprachen ergibt, z. b. das lat. loqui-
tur ad euni ist umsetzbar in alloquitur eum: alloqui wendet
sich immerund sogleich an den angeredeten, loqui beginnt
ruhig und intransitiv, die beziehung auf den andei'U tritt
ihm erst hinzu, aus dem näheren Verhältnis zwischen ver-
bum und partikel, das sogar in Zusammensetzung übergehn
kann , erzeugt sich aber leicht ein besondrer sinn , und so-
bald dieser vorhanden ist und entschieden vortritt, hört
jener Wechsel auf. bei unserm iihd. er spricht zu ihm
scheint der unitausch in: er spricht ihm zu schon niclit
gleichgiltig, weil zusprechen zwar noch anreden, daneben
aber auch tröstend, beschwichtigend reden bedeutet, das
alts. sprac im tu war nichts als alloquutus est eum (s. 833.)
Den hauptfall gewährt an. statt ich greife y rühre,
fühle, fasse an den stein, ich sehe an den mond, ich blase
an die kohlen, der wind weht an den bäum, kann gesagt
werden: ich greife den stein ai^ sehe den mond an, blase
die kohlen a»t, der wind weht den bäum an j ohne einen
aulfallenden unterschied der bedeutung, nur die kohlen
anblasen scheint stärker als an die k. blasen, und drückt
aus, daß sie sich entzünden. ITiizähligemal kann aber die
lunsetzung nicht erfolgen , weil mit der einen oder andern
nomen. casus, von prcip. ahh. hei verhis. 863
ausd^llck6^Yeise ein fester sinn verbunden wird, z.^b. die
])iäpositiouale ^vendung: ich denke an dich, icli rieche an
die blinne, geht nicht in die adverbiale über, ebenso we-
nig die adverbiale: ich hebe das lied «n, fange das werk
«n, nelinie die gäbe an in die pr.'iposilionale. es koninü dabei
selbst auf die gewohnheit gewisser accusativverknüpfungen
an, z. b. wahrend jenes den stein angreifen umsetzbar ist,
darf den feind augreifen (adoriri hoslem) niclit vertauscht
werden. Etwas anders ist, wenn neben dem vom verbo
regierten acc. die präp. an mit einem zweiten acc. er-
scheint, ß. neben dem einfachen verbo: ich lege die band
an den pflüg; ß, neben dem componierten verbo: band
anlegen an das werk, wo die parlikel zweimal als präp.
und adv. verwendet wird.
mhd. bemerke ich die Umsetzung des an bei geloiihen.
gewöhnlich heißt es mit der praposilion: got, ayi den du
geloubcst (s. 857); mit dem adverb aber: got, den du
gloubest an IMorolt 3427. 3434. ferner bei fallen: dö
geviel diz laut an in Trist. 5889 =z geviel in diz lant
an ^ (diu) lant in waren «itgevallen Trist. 5213 '*'). bei
erben: daz hat iuwer vater ari iuch geerbt Trist, 5193;
diu Suhl «nerbcn dich cod. kolocz. 147. bei komen: ez
kumt an mich, ez kumt mich «h j ez ist mich komen an
Orlenz 5240; man wirt uns komende an Trist. 8706. bei
weiue» : du hast an dich genomen, du hast dich an ge-
nomen Bari. 17, 18. bei veliten: si vahlen an die beiden
(s. 844); si valiten si an Iw. 5405; du vabten si in an
Iw. 6785. bei tjän: der slaf gie in an Wigal. 6841. bei
laufen: er lief an den wurm; lief den wurm an Iw. 3862;
lief den man luisitelichcn an Iw. 5051; lief ilen man un-
barmeclicben an Iw. 5li77. bei sehen: dö in ein eher
an gesach Hon. 19, 14. bei hellen: der bunt den diep
ser an bal Hon. 27, 7. bei satjen: an einen sagen (ibn
beschuldigen, s. 846); hat si an geseit (angcUlagl) l;h-. Trist.
2831; und so bei andern mehr, es kann niancbmal zwei-
felhaft sein, ob das adv. oder die präp. gemeint sei, z. I).
mit der vackcl stiez er an daz ötrö Bon. 16, 32.
ahd. sie sahen mih anu **) N. ps. 108, 25; ivähel
sie anu sin geist N. ps. 147, 7; aband unsih anaijeit
*) liie von geviel niiii Iieiz an in Trist. l();Ui; dürfte muh lieiltcii:
in {jeviel m. Ii. «//.
'*) N. lind W. lassen dem ndv. die volle form nna, ane, wiilireiid
sie die pnip. fast ül)erail in an kiir/eii (2, GDH.) frnlier Iniitcton
präp. und adv. beide anu, wie heule beide un.
864 einfacher sutz.
0. V. 10, 5; wanda sie mazleidl aiiacham N. ps. 106, 18;
flur gieng ir niaiiigi ana N. ps. 105, 18; iirtlnizzcda cliam
luili ana N. ps. 118, 53; iniji kat der gericli «na (niea est
uliiü) N. ps. p. 265^ 35; du riete Jiiih ana N. ps. 54, 14;
rieten niili ana N. ps. 139, 8; cluonle zandeien anaj'ul-
/üuf sie N. 139, 10; Ihaz sie iiian ana wurfin ü. 18, 70.
liier würde immer auch die priip. slaltlialt sein, z. b. au
den gewalt raten N. Blh. 24 (oben s. 843.)
goth. belege sciieinen mir: afi^gWvis anaavani ins äyytXos
trÜQi')] avToig Luc. 2, 9; inanagei anatramp ina inixeno
uv'iöi Luc. 5, 1. ich kann zwar kein qvani ana ins,
Iramp ana ina jenen plirasen zur seile setzen *).
Nun ist aber nocli eine selir eigentliümliche ahd. alls.
und nihd. construction wahrzuneluiien. jener inntausch
wird auch bei einigen iransitivis gewagt, dergestalt, daß
dem adverbialen satz zivel accusative zustehn , der sache
und der person, in welchem letzlern gleichsam die reclion
der prap. nachwirkt. das verbum eines solchen Satzes
regiert also einen doppelten acc. und ist oben s. 621. 622
nach zu tragen.
Hild. 5: guriiin sih suert ana rr gurlun siiert ana sih;
jenes sih kann kein dat. pl. sein , der nur im lauten
dürfte, es ist acc. pl. sente sia stein ana (la|)ideni in
illam mittat) T. 120; luintdiegun Santa er sie ana (misit
in eos muscani caninam) IN'. 77, 45; er Santa sie ana dia
abülgi sines zornes N. ps. 77, 49; sende sie ftna dine
apostolos N. ps. 143, 6; blias er sie ana, su thü weist,
then selbon heilegon geist 0. V. 11, 9; er lud sih ana-
wentit (mortem in se convertit) 0. L 15, 34; siu nan
iiur anaivente (eum in ignem , oder lieber: ignem in euni
vertat) 0. I. 23, 54 ; so er sih iz (thaz giwati) analegiti
(quam primum eani vestem induerel) 0. IV. 29, 37, was
wieder heilten kann das kleid an sich, oder sich an das
kleid legte; du lecjetöst mih ana dina hant (posuisti super
nie inanum tuam) N. ps. 138, 5, der sinn ist: du legtest
deine band an mich, nicht aber: du legtest mich an deine
liand; er legeta sih ana starchi (induit fortiludinem) N. ps.
92, 1 ; du legetost tili ana gejiht nnde zierda (confessio-
neni et decorem induisti) N. ps. 103, 1; ziu Idzest dii dih
ana deheiu leid ? (warum lassest du ein leid an dich kom-
*) agis disdräus ina qößoq infrriaiv in' raVö« Luc. 1, 12, mit dem
untrennbaren dis. es Iiätte wol aiicli an;i<!räiis ina, oder (Iräuä ana
ina lauten dürfen? T. 2, 4 loriita aiiafiel ubar iiian, wo ubar zu
entbehren stünde.
HO ine//, casus, i'o/i präp. ab/i. bei i-^erbis. ^65
inexi ?) N. p. 42, 5; des tlefelcs saevillaui la.z,o ili sie ana
(lasse ich über sie koiimieii) N. ps. p. 264*, 24; wanda
er sih in (den tod) ana liizet (er lalst ihn über sie h kom-
men) N. ps. 40, 9; sciuz sie aiia dine sträla (en)ilte sa-
giüas tuas) N. ps. 143, 6; warf er sie ana fleisg (phüt
super eos carnes) N. ps. 77, 27; Egyptios warf er ana
(inslri (misit tenebras super eos) N. ps. 104, 28; die sin
sili anenimet (die sie an sich nimmt) W. 24, 20.
alts. sie erl mid is liandun slen anawerpe (mittat la-
pidem in illam) Hei. 118, 16.
mhd. daz selbe viur warf ü in an \Tigal. 6962; min
dienist hiede ich dich an Roth. 935; ir muoter bot ir
dienest in \il güetlichen an jNib. 523, i ; si bietent mich
ir sorgen an Ms. 3, 159'; er bot si die herberge an
I\v. 5925; du bot in der wirt an sine tohter u. sin laut I%v.
6800; daz iclis ie iuch an (jehot Iw. 6831; diu man den
riter ane bot Wigal. 3172; dö si in baten an ir guot Bit»
1933 ; in erbte an öre Bit. 197; du welle si im die besten wat,
unde leit in (euni) die an Iw. 2199; swelher sich daz
nimet an Iw. 1850; der sich so gruz arbeit genanne an
Iw. 1918. 4090. 5712; er sichz het an genomen Iw.
2482; der sich ez wolde nenien an Iw. 4167; Sit ich
nüchz an genomen han Iw. 4662; er hat sich unser
swtcre an genomen Iw. 4771; waz nemet ir iuch an i*
Iw. 4994. 6100; daz sicli wip nodi man neme deheinen
gast an Iw. 6145; er nani sich arnuiot an Bari. 150, 5;
er nam sich ir senede leit an Trist. 1433; iiam sich
den weisen an Trist. 2035; die sich Tristan ze gesel-
len wolle nemen an Trist. 4552; der sich cz an, ge-
nanne Trist. 9582 "'); mancgiu ziuliet sich daz an iw.
2873 ; swaz ^ren ich mich ane tilge Iw. 3574 ; du hast
mich zc dienste dich an gezogen (an dich gezogen) Nib.
785, 2; die (eam) brdht in sin vater an Wigal. 3672;
etswer seit Trislaiulen an dise schuUle 'J'rist. 15384. bei
solchen verbis ist das priiposilionale an ungleich seltner,
obgleich es noch vorkommt, z. I). der dise bürde an sicIi
neme Iw. 7859; nu wil ich die crisleiihcil nemen an
mich Bari. 15, 17; daz hat Kan^I an iucli gerbet u. brüht
Trist. 5193.
es kann zweifei erwachsen, welcher von beiilen aoc.
der crsle oder dei" zweite sei? dei* zusammciib.uig ent-
scheidel, nicht ganz sicher die vorslelhuig. gewöhnlich
*) bei einigen: sicIi eines nnncnicn (s. (iüT), «iclit im iilid. sinn
von prospicere aliciii, sondern von ag^redi, ad i»e recipere.
I i i
(SfiO e'injactwr H(itz.
sieht der acc. , welcher im präpositionalsatz von dem au
abliiiiigig gewesen, also auf es gefolgt wäre, jetzt »niiiiillel-
bar vor ihm; in den beispielcn aus N. fast jedesmal.
meist auch ist der erste acc., d. li. der schon im prilp.
Salz vom verbo abhängende sachlich, der zweite persönlich.
ich habe einige Ungewisse l'alle bezeichnet, im ganzen
aber unterscheidet sich der jetzt abgehandelte doppelacc.
von dem s. 621. 622, dort war der erste persönlich, der
zweite sächlich, hier umgekelirt.
wird die aclivconstruction mit einer passiven ver-
lauscht , so wandelt sich bloÜ der eine der acc. in den
noin.^ der andere bleibt steint, folglich wieder die s. 643
entwickelte regel *). ist iiich disiu arbeit an (jeborn Iw.
6307 ; von der hüsvrouwen wart tjeboten an (jetrive-
l/chen dienest daz Etzelen wJp Aib. 1265, 2 n= diu hus-
vrouwe bot getr. dienest daz E. wip an; einige hss. geben:
getriwelicher dienest, und dann ist Etzelen tvip acc. gleich
zulässig sein inüste: ir sit dise arbeit an geborn, sowie
präpositionell beides: ir Sit an die arbeit, diu arbeit ist an
iucli geborn.
unsere heutige spräche kennt keinen doppelten acc.
mehr bei verbis , die mit trennbarem an zusammengefügt
werden, entweder braucht sie den dat. der person: ich
gürte mir das schwer! au, lege mir das gewand an, biete
dir meinen dienst an , es ist ihm angeboren ; oder die
präp. : ich w^erfe den stein an die mauer, gürte das schwert
an mich, bei annehmen wird die sache, wie schon mhd.
nicht selten, in den gen. gesetzt, in der Volkssprache hört
man noch: ich nehme mich das an, der manu nahm sich
das trinken an.
Die übrigen in gleicher weise, jedoch alle zusammen
seilner als an , verwandten präp. sind in , auf, iliireh,
*) an der ich hier einiges genauer bestimme, die structuren : icli
bin den list geleret und: der list ist mich verswigen sind einander
darin ungleich, Aa\S jene den zweiten acc. des acti^. en .satzes, diese
den ersten behält, jene den sächliclien, diese den persönlichen, wenn
der active satz lautet: du lerest mich den site, du verswigest mich*
den site; so ergäbe das den passiven: ich bin den site von dir gele-
ret, ich bin den site von dir verswigen. statt des letztern heilk es
aber: der site ist jnich von dir verswigen. durfte nun ancii gesagt
werden: der site ist ndc/i von dir geleret? icii kenne keinen beleg
dafür, so wenig als für ich bin den site verswigen. doch die oben im
texte angeführte stelle aus den Nib. scheint beide ausdrucksweisen zu
reclitfertigen. lat. gilt: istam arteni doceor, istam artem celor, nicht
ars ista me docetur, celatur. wol aber findet sich: mihi aliquid ce-
tatur, niemals mihi docetur.
nomen. casus, von präp. abh. bei uerbis. 867
um, ßir , ob , ü&er, hinter, ivider. in wird aber adver-
bial zu goth. inn , ahd. bleibt in , mhd. ein schwankt in
und in (2, 759.)
iihd. mit ein coniponierle verba scheinen aus keiner
Umsetzung der präp. in hervorzugehn, sondern fügen diese
noch hinzu : in den garten eingehn (ingredi horluni), in
das haus eintreten (inirare domum.) so auch goth. in
thana gard inngaggan Luc. 10, 5 eiseoyead^ai eis t?;v
oiziaV' ahd. aber: thanne ir incfanget thaz hüs (cum in-
tralis in domum) T. 44 , 8 ; so er erist thia arka in gi-
giang 0. VI. 7, 51 (iugieng in thia arca T. IMatth. 24,
38.) mhd. beispiele habe ich nicht.
das nhd. auf bei verbis ist ein ursprüngliches adv. (s.
775), die bedeutung der präp. iif = üfana gebührt ihm
darum nicht, etwas aufhauen, den köpf auffallen, das feuer
aufblasen unterscheidet sich sehr von auf etwas hauen, auf
den köpf fallen, auf das feuer blasen, mhd. sagte man
inzwischen iif erben, vf erbern im sinne von an erben,
an erbern , und folgende beide stellen gewähren sogar die
Umsetzung des doppelten acc. in den passiven nom. und
acc: ist mich von Karle M erborn? Wh. 455, 11; von
■wem ist mich üf gerbet? Wh. 455, 15. ich folgere dar-
aus einen üf erben, üf erben, üf erbern = iif einen erben,
üf einen erbern: stt H. diu junge in het üf gerbet triuwe
Parz. 451, 7. die präposilionale fügung findet sich IMs. 1,
149*: üf wen erbe ich danne dise nut? und Tit. 126, 2:
vil sa^lde nf in gerbet hat sin valer. nhd. bloß auf einen
erben, kein auferben.
goth. Iheina silbuns s;iivala ihairh (jcKjcjith hai'rus cov
(Tf civrijS Ttjv ipvyiiV d'itXtvceiai ^o/Kfuia Luc. 2, 25;
thairhläith laircikun dirjoyeio rr^v ^hoiyto Luc. 19, 1 ; da-
gegen Ihairhleilhands ihairh mitljans ins Luc. 4, 30; thafrh
ihairkö nethlus thairhlcilhan Luc. 18, 25, in welcher letz-
ten stelle dieselbe wur/.el dreimal gebraucht wird. ahd.
Isan durh1den(j sina sola N. \)S. 104, 18. mlul. dei diu
lant durchrunnen iNIeriuarlo 9; schilt durchstechen Parz.
199, 2; sm wange hat durlihort des kiiules tot Bari. 79,
4; die wilden wüesle durchstreifen P>arl. 258, 13 u. s. w.
statt der präpositionalon fiigiingcn runnen durch diu lant,
vgl. reimen durch diu lant llenn. 2. auch hier nüislc der
doppelte acc. statthaft sein, z. b. i!az ich daz swert in
durchbor (das schwort durch ihn bohre V, gelosen liabe
ich es nicht, nhd. ilen garten durchlaufen , den zäun
durchbrechen, den dämm durchfjraben , das I)nil tlurrh-
lii ?
808 einfacher satz.
schneiden, ileii scliild durchstechen, mir liält die ]));i|),
iiitlit überall gleichen eilirilt, es lieilit: durch den garlea
laufen, niclil aber durch das buch laufen für daa buch
durchlaulcii.
alid. Vinheijunl sie dia bürg (circuibunt civllalem) N.
p8. 58, 7; daz wazzer umbej'dhet die erda (anipleclilur
lerrain) N. ps. 103, 6; luid so lassen sich andere anneh-
men. unipihlouFan, unipiwintan r::r kangan »inipi, hloufaii
unipi. lange nicht immer gelingt die Umsetzung, man sagte
kaum : daz wasser fahel umbe die erda ; noch weniger
lialbon umbe statt umbehalbun (circumdare) N. ps. 7, 8.
21, 13. 117, 10. ein doppelter acc. findet sich T. 200, 1:
rutlahhan umhi bigabun intiu (chlamydem coccineam cir-
cujndederunt ei.) ndid. wir suln den rehten (justum)
uinhegdn (circuniire, circumvenire) Bari. 73, 3; den huho,
breite, liefe timhegrijeu molite nie AA'alth. 36, 27. nhd.
einen umstehn r=: um einen herum stehn. in den melsteu
fällen aber ist die Zusammensetzung fester, und kein
Wechsel mit der prap. thvmlich, z. b. bei imiarmen, um-
fassen, umringen, umschlielkn; ebenso wenig bei dem
mhd. umbesliezen, lunbevan, umbesweifen (Trist. Frib.
3644. Wh. Turl. 122^') u. a. m.
ahd. Jiiriliof Petrüsan (praecucurrit Petro) T. 220, 2 ;
Mercurium fureloufet tiu sunna N. Cap. 36 ; J'orofuor sie
(autecedebat eos) T. 8, 4 ; fori farent iuwih T. 123;/orrt-
auam inau (praevenit eum) T. 93 ; du ftireüest die snelli
dero windo N. ps. 103, 3; miniu ougen furejiioren dia
uohtüu vude fureivach^'ton sia N. ps. 118, 148. mit dop-
pelacc. : thiu mau iuwih Jini sezze T. 44, 7 , die man
vor euch setze, uhd. euch (vobis) vorsetze, keine beispiele
aus der mhd. spräche, uhd. steht der dat. ; lief ihm vor,
eilte ihm vor.
ahd. er ohesihet sie (sieht auf, über sie) N. ps. 33, 6;
wazzer ohestdnl die berga (super moufes stabuut aquae)
N. ps. 103, 6.
goth. ui livanhun anabusu theina ufariddja Luc. 15,
29; ahd. mit thiii er thaz laut al ubargiang O.IV. 20, 30;
thia sunnün ioh theu mänon so ubarjuar er gahon 0. V.
17, 25; daz sin obero suabel den nideren so ubertvah-
set N. ps. 102, 5; die minna uberstephest du (amorem
transscendis) N. ps. 103, 3; so wer irdischiu gelüste uber-
nephet unde übersprungen habet N. ps. 38, 1 ; 2tbersprin-
•jenäe die werft (transsiliens munduu)) N. ps. 38, 7; sie
uberstafton daz zil menuiscin chunnis (excesseruut metas
iLoinen. casus, von präp. ahh. bei ue/ bis. SöQ
liuniani generls) N. ps. 72, 7. mhd. ühergdi den rät Trist.
.5671; sicli selben übersiget Trist. 855; er überhörte u.
übersach swaz man da tele ii. sach Iw. 3093. nhd. über-
(jehn, übersehn, übertreten^ überspj'ingen, überivachsen,
u. s. \v.; wo \\hQV die bedeutung von zu sehr hat, gehört
es nie hierher, z. b. in überti-eiben (exaggerare.) fälle des
doppelten acc. lassen sich ahd. und inlid. denken, so k{)nnte
gesagt sein : dö er daz vihe den bach übertreip (über den
bach trieb), daz wazzer in übergoz (über ihn gofs.) ahd.
hintarsehan (retrospicere): sih ne lündersehe (nicht hinter
sich sehe) N. ßth. 181; aries hindersihet sih ze tauro
(sieht hinter sich an den taurus) N. Cap. 66; hintarstan-
tan : mih habent hinderslandeu (irruerunt in me) N. ps.
58, 4. mhd. hinderten (circunivenire. seducere) : ein schale
den andern liinder gät Bon, 35, 41 (geht hinter ihn); nüt
dopj)eltem acc. : des meisters wort in (euni) hindergreif
siner freuden zil (nalim es hinter ihm weg?) Bari. 26, 2.
uhd. einen hinler (jehn.
golh. vithra'iddja iiia vni^vtr^Giv uviöi Job. 11, 20;
bei \ilhraganiuljan imiiia Joh. 12, 13 hangt der dal. von
dem begriil'e ganiöljan ab. ahd. sie xvidersprdehcn gotes
wort, siuen willen N. 106, 11 r=: spraclien wider g. w.
mild, daz xviderredet Ilagne Nib, 113, 4; noch widerreit-
ez Ilagne Nib. 1147, 4; si widerreilez sere Nib. 1159,1;
doch widerreite er cz s?t Nib. 1635, 4; daz widerrelle der
künec Iw. 4555 ; daz mahlu Widerreden iiiht Bari. 233,
25; swer daz Widerreden wil Bari. 235, 39; daz wil ich
%viderrdten Nib. 329, 1; ob du mirz widerrätes Ulr. Trist.
2162. widergAn , widerloufen , widervarn haben den dat.
pers. Bari. 32, 10. Wigal. 6201. 6185. Trist. 7640. nhd.
liört man noch den acc. der Sache bei rvidersprechen und
Widerreden^ die Schriftsprache duldet ihn wem'gstens bei
tviderrathen.
Den doppollen acc. ersetzt unsere hejillge Sprache entw.
so, daU sie den persönlichen in den dal. vciwandell oilor
den sachlichen durch inslrumenlalcs mit uniscluoibt : einem
etwas vorsetzen, einen mit dem schwort durrlihohren , ei-
nen mit Wasser übergieUcn, mit bhuncn umstroiieii, diese
letzte weise ist bereits der allen spräche für oiitschicdno
transiliva gelaulig, ilie sich tiicht inlransiliv|)ra[)Ositionoll wie-
der gehen lassen : mhd. die vil miiuioclKlien der holt mit
armen umbesloz Nib, 585, 4; liiez \mil)ohengen snien sal
iin't s|)erlachei> Kril). Trist, 252t; da/, her was mit her al
umbcmczzen Trist. 5542; ahd. unlirlcget mih nüt bliionion,
4<^70 einfacher sal-^.
umbelcget inih nill epfclon IV. 14, 15; dlianne ir mit
ercna ewa abgrundlu wazssar iimbi liringida Is. 11, 4.
solche conslnicllon crfaliren keine verba häufiger als
mit untrennbaren» hc zusammengesetzte transitiva: mit erde
bedecken, mit golde beladen, mit tuch behangen, mit was-
ser benetzen, mit dem schwert begürten, mit faden befin-
den, mit der axt behauen, aucli hier mag früher einmal
Umtausch in die präp. luul doppelter acc. zulässig gewesen
sein, das goth. birinnandans thata gavi iieoitinufiovTeQ Tr^v
neQi'yoQOV IMarc. 6, 55 ist = rinnandans bi thata gnvi,
dQajiiovT€S TisQt T. 71. die hüfle mit dem schwcrt begür-
len, goth. gairdan hairu bi hup, könnte, wo nicht goth.
lialru hup bigalrdau, wenigstens ahd. lauten : suert huf pi-
kurtan ?
Überhaupt aber sind fast alle umselzbaren präp. den
acc. i'egierende ; bei den dativischen entspringen leiclit nc-
benbedeutuugen, z. b. ich spiele dir mit, rede dir ZJt ist
verschieden von ich spiele mit dir, rede zu dir. ich stehe
dir bei oder nach würde jedoch fast einerlei sein mit ich
stehe bei oder nach dir. N. ps, 5 , 5 fore slan ih iir
(astabo tibi.)
b. Die ganze vorausgegangne erorterung bestätigt, welch
ein genaues band zwischen präposilionenreclion und parti-
kelzusammenselzung bestehe, nachzuweisen aber wie es
geknüpft wurde hat große Schwierigkeit, man nimmt bald
w^ahr, daß die subst. anebet (idolum), anebuz (incus), ane-
hanc (pruina) gerade gebildet sind wie die verba anebeten,
anebuzeu, anehaugen , welche der Vorstellung nach sich
von selbst auflösen in beten an, buzen an, hangen an.
hinzufügung des abhängigen subst. ergäbe die phrasen :
got anebeten, daz fsen anebuzeu, dem grase aneliangen,
und mit präposiliouen ausgedrückt: au got beten, an daz
fsen buzen, an dem grase hangen, allein nicht jedes ist
gleich üblich ; es heißt nlid. gott anbeten, nicht beten an got,
sondern zu gott, wie dem lat. adorare kein orare ad deum,
vielmehr orare deum zur seile steht, neben incus ist in-
cudere ungebräuchlich, cudere ferrum oder cudere in ferro
heißt es, mhd. buzen ze dem Jseu. doch, die präp. kann
gewechselt haben, dem bloßen casus gewichen sein, vgl. mhd.
beten an (s. 851); leitet uns das componierte nomen auf die
allere construction? entnehmen wir aus unseru subst. anerbe,
anklage, daß früher gesagt wurde an einen erben, klagen statt
uf einen erben, klagen? die geschichte der präp. uf stimmt
hierzu,. Es scheint dem gang unsrer Wortbildungen augemes-
nomen. casus, von präp. ahh. hei subsi. §71
sen, daß solche, überall uueigenlliche Zusammensetzungen mit
Partikeln aus lebendigen redensarleu keimten, die präpo-
sition steht aber lebendiger im satz als das adverb.
ich hatte 2, 698. 918 andere ansichten aufgestellt, und
bin auch vorhin s. 803 geneigt gewesen, die adverbiale be-
deutung der partikel der prapositionalen vorausgehn zu
lassen, es soll damit noch nichts entschieden werden ; so
viel leuchtet ein, daß für die beurtheilung der präposi-
tionsfiigungen das Studium der partikelzusammensetzungen
nicht zu versäumen ist. dabei hat man auch zu erwägen,
daß die mhd. und nhd. trennbarkeit vieler partikelu im
ahd. weit weniger entschieden ist, und im goth., wie im
lat. fast gar nicht stattfindet, obgleich die jüngere spraclie
hier mehr im vortheil als im nachlheil sich zu befinden
scheint.
Präpositionen neben dem nomen.
Wie die nonünalrection für den bloßen casus (s. 717)
viel unbedeutender ist als die verbale, stehn auch bezie-
hungen des nomens auf die präp. denen des verbums an
einduß und Wichtigkeit nach, ich werde erst die einzel-
nen fälle vortragen, und mich dann darüber äußern.
/. Präpositionen heim suhst.
1. den vom subst. abhängenden gen. umschreibt in der
nhd, spi-achc die präp. von^ lange nicht so häufig, als ihn
das ronian. de, engl. <>/*, nnl. van vertreten hilft, wir dür-
fen nicht sagen: der vatcr von diesem kind , die sjjitze
von dem berg, die hübe von dem ihurni statt dieses kin-
des, des bergcs, des ihurms, obschon gemeine mundarten
sich ein solches von gestatten, doch lassen es einzelne
redensarten auch in der gebildeten rede iü : das ende vom
liede Avar, der ganze vortheil von der sache ist, keine
spur von diesem iiamen iiiulel sich, statt des lieds, der
Sache, dieses namens. i;t'\\i)hnlicher zeigt sich iliese jn'äp,
beim beiirif diM- hcrschaft oder des *jchit'lens : der lievr
vom hause, die Iran vom hause, obwul ilas weniger aus-
drückt als der herr, die frau des hauses, landes, gutes,
mhd. die herren von dem lande V.w. 1917 und gewis öf-
ter. Veldek sagt auch: diu gotinne von denic wilile l'!n.
1790; der gol von dem viure En. .')<')32; die eigentlich
mhd. dichter ziehen den gen. \or: des windes gut l);»!!.
872 einfacher satz.
245, 15; der suiinen got Bari. 245, 16-, des wfnes gof.
'l loj. 0«6; die götlinne aller berge Troj. 1013; und Vel-
dek selbst: dei- wjgcs gol Kn. 5591; iiiclil anders: der
Heiden gol, der Crislen got, der Heiden künec ; der bliio-
meji kiiiieginne Troj. 1064. mnl. würde hier stets van ge-
braucht sein.
2. vor örtlichen eigennamen drückt von weniger lier-
seliafl und eigenlbuni, n\s herktinj't unH abst(imvutn(f aus:
A\'illioIin von Nassau, lierr t;on Dürnberg, fiau von Baum-
bacl) , graf von Hanau, fürst von Henneberg, herzog vom
Sdnvaben, künig von England, lat, rex Angliae, dux Sue-
viae, comes Hanoviae. nihd. von Troneje Hagene INib. 9,
1; Volker von Alzcije Nib, 9, 4; von Napels Virgilnis
Parz. 656, 17; Heinrich von Rispach Parz. 297, 29 ; Hein-
rich von Veldeke Parz. 292, 18. 404, 29. Wh. 76, 25 ; Ifernian
von Dürgen Parz. 297, 16. Wh. 3, 8. 417, 22 ; Welfvon Swa-
]Ms. 2, 64^; von Brennen ein gräve Dieterich 2, 64''; der
graf von Werlheim Parz. 184, 4; der künec von den
bergen Bit. 649. 809. 1193. 1629; helt vo7i sewcn (oben
s. 289); der von dem swarzen dorne l\v. 5629 ; von Kunie
roys Loys Wh. 103, 13. >venn es heißt: der chunc von
den Iren Rol. 180, 14, so vertritt der volksnanie hier den
örlliciien. ''') ohne zweifei galt ein solches von, nur spar-
samer, schon ahd.; seit dem 11. 12 jh. haben lat. Urkun-
den de vor orlsnamen, z. b. Berjihardus de Lippia, domi-
nus de Berincastele, was den Schluß auf ein deutsches
Jona, und noch früher aha rechtfertigt. alts. thie kesor
fon Piumuburg Hei, 2, 18 und vorher jfrtJi llunuiburg riki
2, 15; iro herron bodo fan Rumuburg Hei. 156, 14. ahd.
wir findumes heilant Jusebes sun fon Nazarelh (invennnus
Jesum filium Joseph a Nazareth) T. 17, 2. goth. Lazarus
ri/" Bethanias ylü^agog <x7i6 B)jh-a.viae Job. 11, 1 ; in bei-
den folgenden stellen mag die präp. lieber auf cjviman
bezogen werden: qvam manna gabigs af Areimathaias
IMalth. 27 , 57 ; quiniands Jusef af Areimathaias Marc.
15, 43. die goth. gen. Belhanias , Areimathaias scheinen
aus einer ellipse von landa, veihsa oder baürg (s. 26 1)
herzurühren. Deutliclien beweis daß diese art des von
abkunft bezeichne liefert seine anwendung bei Stoffen, die
*) bemerkenswerlh die häiifuiig des ron und üher: die küueiie von
übe/- nier Wli. 32, 22; lierre i'o/i ither Rin cod. kolocz. 207. so in
spaii. liedorn: reyes de allende ia mar; franz. les rois d'oiilre iner, le
sieur d'outre le poiit. über mer, über Kiii gilt ab ein fester begrif,
der nun wieder von einer neuen prüp. abiiäugig geniaclit werden kann.
jionien. casus, von prclp. ahh. hei suh^t. 873
von einem orte hergebracht werden, z. b. seideuwaare von
Lion, mild. Scharlach von Gint Wh. 63, 22 ; seit von Gran
Ivv. 3454; side vou Zazanianc der guoleii Nib. 353, 2;
von Marroch die aller besten slden INib. 355, 1.
3. aber auch in andern fällen zeigt von , vor ürtliclien
und persönlichen begrilFen, herkovimen und ursprunij an.
inhd. ein kaufnian von der slat Wli. 130, 7; ich bin ein
böte von Rriste Gndr. 1167, 3; sfn art von der feien
Parz. 96, 20; liute von dem hove Flore 7424; smac
von äsen AYli. 222, 13; daz bette vou dem wunder Parz.
566, 15 verdeutscht lit marveile ( lit du marveil.) mnl.
erscheinen solche van allenthalben: die vrouwe vaw der
port (stadt) bloris 433 ; joncvrouwen van der port Floris
511; die kiudre van dem dorpe Rein. 1588; vrouwe
van der orloghe INlaerl. 1, 69. liierher nehme ich auch
das nihd. ein kus von rotem munde INls. 1, 47^; ein um-
bevanc von zwen armen ]Ms. 1 , 47"' ; nhd, ein kus von
ihren lippcn , ein druck von seiner band; zwar ^Yäre
der gen. zulassig, die präp. ist aber lebhafter.
4. von bezeichnet den slof, woraus etwas besieht, gemacht
ist : ein becher von gold, ein liaus von stein, eine peitsche
von leder, ein dach von schiefer, ein kran^ von blumen,
ein Spiegel von glas, hier dürfte nicht gesagt werden: ein
becher goldes, ein haus Steines, inhd. ein schrni von golde
Ms. 1, 20^^; von struwe ein schapel IMs. 1, 85^; von loube
ein dach IMs. 1, 198'^; von golde ein becke Iw. 587; ho-
sen von sei Iw. 3456. zuweilen wird der slof in den
gen. gesetzt: scharlachcs hosen (gr. 2, 607), was sich dann
mehr 'dem [adjcctivischen ausdruck ( s. 259) nähert. das
inhd. ein hiily-tn schit , ein erlin schft geben wir nhd. ein
Scheit von holz, von erle. solche stoll'e werden aber je-
derzeit allgemein genonunen und haben keinen artikel.
5. diesen »mbcstimmton, arlikelloscn aupdruck mittelst von
verwenden ^^ir auch noch in andern liillen, gcgoiiiilicr ilom
bestimmten und articulirten geniliv. ein geräiisch von
menschen , ein gcschnatter von gänsen, ein Schimmer von
licht, ein strahl von hofiuing, eine fülle von gcdanken ;
aber das geräusch der menschen , ein Schimmer des lichts,
die fülle der geilanken. weder sagt man ein geräusch von
*\in\ menschen, noch das geräusch \on menschen; in jenem
fall steht franz. biolies r/<' , iu diesem de mit artikel, un
bruit (riioiumes, le bi'uil des hoinmcs, une foule d'ijees,
la foule des idees. nur steht unsejer beslinnnten rede der
874 einjac/ier salz.
^vil■klIclle gen. zu gebot, die franz. spraclie ist aiicli ihn
mit de zu unischieiben genülhigl. J'evpr aber durch ein-
fiihrung und lange Übung des unbestininiten art. ein gefühl
für solche Unterscheidungen sich gebildet liatte, stand es
damit fast wie im lalein, wo sonilus acjuae sowol rauschea
von vvasscr als das rauschen des Nvasseis bedeuten kann ;
nicht viel andei'S würde das golh. thuls vatins stehn, doch
könnte sa ihuts ihis vatins für den bestimmteren begrif
gesagt werden, ahd. kommt es auf weglassen oder setzen
des bestimmten art. an, geräusch von wasser ist: wazzarcs
duz, geräusch des wassers: des wazzares duz; nihd. steht
swertes doz ab von des swertes döz. erst bei dem nach-
setzen der genilive mag das von für den unbestimmten
ausdruck gewählt worden sein , geräusch des wassers ließ
sich sagen, nicht mehr: geräusch wassers. die mhd. spräche
wird indessen schon einzelne beispiele dieses x)on darbie-
ten: ein ast von ölboum (ein ülbaumast) \Yh. 138, 28;
marc von golde (s. 286.)
6. endlich siebt von In seiner eigentlichen bedeutuug nach
den subst, ahstand, ent/'erniing , trennimg luid derglei-
chen: der abstand des niondes von der sonne, die entfer-
iiung von diesem ort that mir leid, mein abschied von dir.
hier würde auch die ältere spräche bei der präp. kein be-
denken haben.
7. nächst dem von scheint mir zu den meisten nmfang
neben subst. zu haben, es wird dadurch vor Ortsnamen
ivohnst'dlte und aufenthalt angegeben, wie es daher in
lat. Urkunden schon des 8 und 9 jh. heißt: ecclesia ad
Sprendilingun, ecclesia ad Suenheim, capella ad Nerestein
11. s.w. , wurde ahd. auf gleiche weise zi, und noch früher
az verwendet , beide mit dem dativ (s. 778.). wenn T. 7,
11 steht: In Ira bürg Nazarcth , so ist das ganz nach dem
text : in civitatem suam N. , die freiere spräche würde ge-
fordert haben: in ira purg zi N. auch IJlf. gibt us baürg
Nazaraith Iz nohwc Nu^aQtd- Luc. 2, 4, hier ist es schon
gewagter ein goth. at N. zu mutmaßen, die alts. spräche
zieht vor die composita Rumuburg , Nazarethburg zu bil-
den, mhd. wird das ze selten fehlen: diu burc ze Beche-
Llren Nib. 1238, 1, Bit. 943; der stuol zuo Ache Geo.
2173; üf den stuol hinz Ache Wh. 450, 24; diu stat ze
Wormze Nib. 966, 4; in der stat ze Dianazdrun Parz.
525, 13; gegen der stat ze Winden ]Ms. 1, 23=»; dienstmau
was er ze Ouwe ; ze Pvume keiser Ms. 1, 78^'; ze Friesen
herre Gudr. 208, 1; im lande ze Wäleis Parz. 77, 9; ze
nomen. casus, von prcip. ahh. hei suhst. 875
Brltanje in daz lant Iw. 1182; ze Arabia in tlem lande
Bit. 8962; reit ze Breziljun in den walt I\v. 263; in den
walt ze Breziljan Iw. 925 ; in beiden letzten stellen geliürt
ze nicht zu nten und varn , sondern zu walt *). Llwas
anders ist ze bei subst. , in welchen ein begrif der bewe-
gung enthalten ist : mhd. zen Hiunen iuwer vart Nib.
1575 2; iihd. die fahrt oder reise zur hochzelt, der gang
zum eisenlianimer. aiicli bei den abstracten begriffen nei-
nung, abueigung, hofnung: daz er herzeminne triioc ze
siner viendlnne Iw. 1541; haz ze den vnuiien Iw. 150;
Lan ouch noch ze vreuden wan Iw. 1756; het gruzen
trost ze den zweln Iw. 5168. nhd. die liebe zu golt, der
liang zur siinde. auch drückt uns zu das gehörige aus:
der Schlüssel zum thor , der deckel zum topf. die mhd.
redensart: ein lielt zer haut ist s. 727 angeführt, von dem
zu vor in f. nach subst. lassen sich schon goth. beispiele
geben , noch häufiger werden sie in den späteren dialecten
(s. 106 jf.) : ei bigcteina til du vruhiam ina /V« evQOüi
■nair^'yoQUiV uvtov Luc. 6, 7, til ist das hd. zil.
8. die prap. üher pflegt ahd. und mhd. mit den subst.
köui(j , Jiirst , herr, richter luid ahnlichen verbunden zu
■Nverden, ahd. furstcn sind uhcr crda N. ps, 44, 18; chu-
lüiig mahtig über alla crda N. jis. 46, 3; wollun inan
«hian zi kuniiige tihar sih 0. 111. 8, 2 ; tbeiz si nun ani-
bahl nbar thih 0. 1. 25, 8. mhd. ist künec über den berc
Ms. 2, 15^; fürst über Zscringen Dietr. 563 ; bin ich lu-rre
worden überz lant Parz. 49, 21; wan- ich herre übern
gral Parz. 476, 16; diu ist frouwe über diz lant Iw. 3640;
diu was frouwe überz lant Parz. 514, 28; ir sult ouch
werden frotiwe über managen werilen man j\ib. 1176, 1;
frouwe über heize Frauend. 80; Venus diu frouwe was
über die miiuie En. 45.; diu frowe ist über die niinnc
Diut. 1, 11; gütinne über die minne Frauend. 36; wer
sol schirmer sin über des grules tougcn Parz. 480, 22; du
*) nhd. lassen wir nacli Stadt, hnr?, Horf den clprrniinmpn \m-
mittell)ar, oline zu, folpcn: die stadt Frankfurt, das dort liiulihoim;
in andern fällen aber nmfs zu stelin : die kirclio zu S|iriii(lliiip:en,
die capelle zu Fraiikenberp; ; an<lereniai pilt i'iui : der \vi\ld icn lires-
siliande. ronianisclie sprariien setzen überall (le: Ir ville de l'nris,
re^lise de Rlieims; »ind dieser pe^'ensatz zwiselien dem inlid. dalivi-
selien ze und dem romanisrlien {^enitiviselien d- darf liier nie lit iilier-
sclicn werden. das iinl. de sind ran \ni.sterdani , das en^l. tlie eily
<'/' l.onditn i-sl liaarer {jallieisnins. lüinsernamen lial>en zu, franz. ii :
gastlinus zum scliwan, zum li'iwtn . au <i.c:nc, uu lion.
«576 elnjacher salz.
wirst niolsler nher ille Ijialeii Rcliih. G87. iilid. kom'g
ühtr das volk, her ühtr die leute sein. schwed. kling
öl'vtr alla dvergar sv. vis, 1, 34. liieß es nilid. auch : gast
über den tisch:' in der phrase: er in ziio einie gaste eins
lagea über tisch luot fragm. SO**, läßt sicli die präp. noch
anders beziehen, man n\\\[\: über wirtes hrut , «6er ein
velt, über ein lant silzen ([leiiili. p. 104) vergleichen, \vo
die präp. mit dem acc. vielleicht aus den subst. gast, frau,
herr zu deuten wäre? sie darf aber unmittelbar an das
verbum sitzen geknüpft werden, da es auch hieU über
einen stehn oder knien (s. 819.)
9. ob mit dem dat. drückt bei andern subst. das oben-
Uegeiide, übertreffende aus. mhd. ir sit sluz (schlußstein,
gipfel) ob dem sinne Parz. 293, 27; ein sluz o6 dem prise
Parz. 160, 17; er balsem ob der triuwe Parz. 476, 2;
da ist not ob aller not Parz. 556, 16; ein vensler ob im
Iw. 1450; ein sulit ob allen süliten Ms. 2, 135*; ein
bluome ob allen wibea Troj. 13099. auch: was herre ob
in Bit. 89.
10. an mit dem dat. fmdet sich mhd. bei lobenden oder
scheltenden subst. (s, 443), denen fast adjectivische bedeu-
tung zusteht: er ist an schänden gar ein maget Wh. III,
343; an den truwen ein wolf llolrich 51^; ich waere
gans «u wizzenlichen triuwen AA li. 13, 22; obsclion in
gleichem fall auch der gen. gilt, welcher gerade den nähe-
ren be/.ug auf das subst. bestätigt: der jare ein kint ]Ms.
1,2^; der sinne ein kint Wigam. 691; ich wajre aller
sinne ein bok Turl. Wh. 33*; aller sinne ein gouch das.
111*; rehler witze ein gouch ]Ms. 2, 124'^; der mnere ein
guuchelin Ben. 209; ein löuvve muotes Doc. misc. 1, 70.
«lid. ein lüwe an mut ; sie ist an reiuheit eine taube;
ij»an dürfte auch von setzen.
an mit dem acc. erklärt sich aus der dem subst. noch
anklebenden verbalkraft, nhd. mein glaube an gott ; ein
einziger blick an das fenster. mhd. mir tet su wol diu
angesiht an daz vil reine siieze wJp Frauend. 8», vgl. s.
756 über ansichtig werden.
11. in mit dat. hin und wieder statt zu, für den aus-
druck der statte, man pflegte sonst wol der könig in Dä-
nemark, in Preußen zu sagen, lieber als von. mhd. künec
in Beheimlant Ms. 2, 64^^; fürste in Brabant Parz. 826.. 1;
fiirstüi in Brabant 824, 27; der hof in Beigerlande Ms.
iiomen. casus, von prap. abli. l^el sithst. 877
2,210''. ahd. clilnd in cliuniiicnclie Hild. 13.*) nlid.
gott i»* Liainjel, die Jungfer im giütien.
in mit dem acc. gleicli jenem au zu beurlliellen : ein
slich ins herz, ein scliuß in den leib, ein iliig in die Jiifl,
ein böte ins land. inhd. böte in daz herze Parz. 370, 20;
ein slac in einen bach ]Ms. 1, 155'' 2, 253'' , altfrauz. cops
en eve IMeou 4, 137.
12. aus. mild, des kiineges kint ritz llngerlant l\Is. 2,
llO'^; der fürste üz Ostericbe IMs. 2, 1*; üz Peiei-lant
ein fürste wert Ms. 2, 65^; der tiuvel iiz der helle Ms.
1, i?>5^-^ Nib. 419, 6; siieziu Wort ilz liebes munde INIs.
1, IS'', nhd. alle werte «zts seinem mund ; der trunk aus
der quelle ; retlung aus der notli.
13. vor, mit dat. und acc: vor misscwende ein wariu
llulit Parz. 4, 22; si ist vor allem valsche meit (Jungfrau,
d.h. rein, sicher) Frauend. 112; diu muoz gar sin vor
Wandel meit Frauend. 126 ; vor schände ein maget Doc.
misc. 1, 70**); du haniit vor den ewigen tot Geo. 2749.
nhd. das schloil vor der ihür; ein mittel für die kraukheit.
14. auf. mhd. daz ist sin räche iif mich Parz. 529, 1.
nhd. das gedieht aiif Carl den groReu ; baisam auf die
wunde; ein schlag auj die band.
15. nach. mhd. sui dienst nach minne Parz. 26, 27;
der jamer nach dem wibe Iw. 3213. nhd. durst nacli
ehre, begierde nach rühm, die walllahrt nach der kirrhe.
16. um. ahd. rcda umhe diu ticr» nhd. die bindt' %im
das haupt, der kämpf %im die braut, die sorge lun das geld.
17. fjegen. mhd. (fein sirtle rehte lllnse Wh. 76, 7; hat
(fein iu llucht Parz. 488, 8.
18. mit. mhd. der riler mit dem Icun (s. 721); diu
biilise mit der salben l\v. 3441; becher mit wazzer otler
7nit biere Iw, 822. nhd. daz zeichen mit der band , die
bewegung mit dem köpfe.
Hiernach wird man sich auch leicht bcispiele zu den
übrigen, hier nicht angeführten priip. sanmicln können.
Die meisten dieser consiruclionen lassen mehrfache be-
urtheihing zu. das subst. nemlich , auf welches die priip.
*) Cliuonradus senior in Hcssia. Rcgino nd n. 006 (Pcrtz 1,611.)
*•) auch i-on kanu es lieilsen: si ist poii valsclieu diugea iiitit
Frauend. 118.
378 einfacher salz.
zunächst bezüglich scheint, tritt gewohnlich neben einem
verbü des sal/.cä auf, und es sliinde anziinelinien, daU erst
von solcher \crkniii)riiiig beider die priip. abhänge in dem
sinn, "vvie der bloUe casus vom verbo ahhiingt. könig sc!u
ist :^:=. lierschen, und weil auf herschen über folgt (s. 849),
darf es auch auf könig sein folgen. bei von und zu,
vveiui sie nelien subst. herkunft und wohnung ausdrücken,
ließen sich die participia kommend, wolinend ausgelassen
denken, und darauf die priip. ziehen, gott im hinmiel,
der leul'el aus der liülle würde durch die ellipse der ist
oder seiend, der kommt oder kommend verständigt.
näher auf das siibst. zu beziehen nüthlgt hingegen
theils die annähme , daß jenem die kraft des entsprechen-
den verbums mitgetheilt werde, also z. b. auf herr über,
auf glaube an, auf dienst nach folge, weil herscheu über,
glauben an, dienen nach etwas gesagt wird, theils, und
noch mehr, die vertauschuug der präpositlonalen mit geni-
livischer structur. wenn das ende vom lied, ein mantel
von sammet, der könig von England, das geräusch von
den leulen , an juren ein kint gleichviel ist mit den phra-
sen: das ende des lieds, ein sammetsmantel, Englands kü-
nig, das geräusch der leute, der jare ein kint, hier aber
der gen. unmittelbar von dem ihm zur seile stehenden
subst. regiert wird; warum sollten nicht auch jene präpo-
siliouen auf das uemliche subst. zurückzuführen sein?
//. Präpositiotien neben adj.
1. zu. ahd. wis hursam io zi guale 0. 1. 18, 40; thaz
was zem opphere gimah 0. II. 9, 59 ; stat zi thiü gilum-
flichu 0. II. 14, 60. mhd. hu civi poume (baumeshoch)
Anno 366; so den rossin waren si gereht (oder gereit? es
steht im cod. gereih) Roth. 2975; ze sänge snel Ben. 179;
ze sünde noch ze buoze halt Bari. 220, 18; im wart ze
dem slage gäch Iw. 5063; wart raeze ze sinen kampfgenu-
zen Iw. 15391; der frouwen was zer verte ger Wigal.
5782; diu Im ze tude was gehaz Iw. 1543; der mir zem
tude ist gehaz Iw. 1613; mir was ze sinen buhlen liep
luid gäch Iw. 4186; gereit saller guoler küudekeit Iw.
2182; wurden ze strite gereit Iw. 5308; was ze were be-
reit Iw. 478; ir sit zer boteschaft vil redeba-re Gudr. 239,
4; dar zuo was er gedankaft Trist. 272. 19195; ern was
du niht gedankaft sernste Trist. 19053; guot zer demuot
Parz. 479, 1 ; zer wunden schedelich Reinh. 263 vgl. zer
wunden schaden Parz. 490, 8. mnl. te seghe salich Rein.
nomen. casus, pon präp. ahh. bei aclj. 879
3496; ten wapenen vroct INIaerl. 2, 2.5. nlid. bereit zur
büße; zur gesundheit diensain ; gut zur speise, häufiger
verwenden wir dieses zu vor inf. : gut zu essen, leicht zu
sagen; belege aus der alten spräche s. 109. 110. einige-
mal hat ze die schärfere bedeulung usque ad: zeni tode
geliaz, zem boume buch, ze verlie wunt Iw. 7785.
2. an. ahd. welche an dcio geloubo N. 8, 3; an in (den
worlen) bin ich sündig N. ps. 21, 2; dir ne ist keliclier
an dinen gedanclien N. ps. 39, 6; lukke siut nienniscuu
chint an dien vvagun (niendaces in slateris) N. ps. 61, 10;
scone bist tu an reinen gedankon W. 12, 16. nihd. ist
got an siner helfe blinl Tarz. 10, 20; an fröiden kranc
JMs. 1, 199»; an dem ge!ouben laz fundgr. 2. 115, 12; an
ii enden wunt \Yigal. 8726; an den witzen kranc Parz.
463, 2; an den wilzen toup Parz. 475, 6; an eren die
weichen ]Ms. 2, 29^; belibet diz laut an erben fri (der
erben entblüIU) Trist. 8569; bluz an beinen unde an ar-
men I\v. 4930; da was ich an meineide xi. triuwelus Iw.
3185; wart golich einem mure an allem sime libe l\v.
3348; unwandelb.cre an libe u. an sinne Iw. 3253; vesle
an lierlexn gemiiete Iw. 7704; si was an grozen eren slaele
Gudr. 1024, 4; icli solde stfuter sin dar an Iw. 3978; du
ist daz herze schuldec an Iw. 197. 1384; du was ich uu-
schuldec an Iw. 758. 1675; ist got an slrite wise Parz.
472, 8; an allem dienesle bereit Trist. 5762; an riuwcn
ilizec u. an clage Flore 4002. nhd. reich an geld, gesund
an leib und seele ; arm am beule], krank «mlierzen; taub
an beiden obren; bloß an den fußen; nacket an den
liänden; an dem mord unschuldig, dies an mit dat. un-
terscheidet sicli sehr von dem vorausgehenden zu, welches
geschick, fug und neigung zu einer Sache ausdrückl; an
aber schildert gute und schlechle eigcnschaflcn an etwas, zu-
mal steht es bei privalivbegrillen *). mit ilem acc. con-
slruiert kann es jenem ze gleichbedeulig werden: im was
an den riscn gacli Iw. 4989 z^ ze dem riseu.
3. von. ahd. sihluiv Jona wane K. 28\ daz was von
stme duzze hei Parz. 180, 22; von fieuden wart rut
Nib. 424, 2; von nfen gru JMs. 1, 13^; von manigem al-
•) wenn liier einigemal an und von gctnusclit wrnUMi ilnrf: krniik
an. von herzen; weieli an, von der selinle, frei an, von scIiiiM ; selieiiit
«las wieder die l)eiiilirun'^ zwischen beiden präp. (s. 7H2. ;ö;i) zu be-
stärken.
0*50 einfacher salz.
ter ist der wall giise fragm. l'>''; von schäme r(5t Wli.
274, 9; von siiier vrouwcu luiiino >viinl I\v. 7784; swer
voll vvufeii will wunl Iw. 15.51; siech von aUer Flore
2.)26; von uiuiülzeii gengen isl der wolf wise fragm. 15^;
von liungcr lot cod. koloc/.. 117; von vleisclie die lililen
Farz. 200, 22; diu von süiiden frie Mar. 157; i'ri ist er
von siiiideii Mar. 188; von tiem iii.x'r was er der frte
Parz;. 478, 29; von in sicher was Bari. 127, 17; ir golt
wart von trelien sal. Nib. 362, 3; von dem sei er ledic
Sin Par/. 8f), 17; ir wert wol ledic von Gahmiirele 89,
29*); voti werke was immiiezec Nib. 31, 3. nlid. das
kleid isl rolli von blut; sie isl schön von antlilz , giil von
herzen ; er isl frei von allem leid. alln. fidlr af harmi
Sn. 40 ziz harmsfiillr. das von ist, wie sonst, bald ein
caiisales, bald ein schilderndes, uud würde entw. goth.
fram oder af lauten.
4. vor. nihd. vri vor spülte und vor leide Iw. 1533; vor
zagelieit der vrie Parz. 27, 26; vor valscheit diu vrie Parz.
413, 2; vor valscheit die vifen Parz. 427, 8; vor zorne
niht diu vrie Parz. 353, 24; die sint vor missewende fri
Parz. 62, 10; kint vor missewende vri Parz. 87, 18. 234,
27; in gelieze vri vor spotte u. vor leide Iw. 1532; vor
wilzen vri Parz. 296, 4; vor mir al ze fri Ms. 1, öl'';
von schänden der nacte Parz. 102, 26; vor hmiger tö,
cod. kolocz. 164; vor den andern bleip si hure Parz. 423t
3; sicher vor leide IMar. 167; vor wildem valsche zam
Parz. 160, 14; vor jugende geil Parz. 181, 10. dies vor
entspricht dem lat. prae , kann aber in den meisten fällen
mit von tauschen, z. b. Nib. 419,8 geben die hss. beides:
vri vor (von) miner minne. nhd. sicher vor der gefahr;
roth vor freude; bleich vor angst.
5. nach. mhd. wirt tiäch der viaster var Parz. 1, 12;
var nach wize Parz. 237, 5; nach helle var Parz. 463,
14; nach mannes kumber **) gevar Parz. 673, 17; 7iäch
dem viure var Ernst 4735 ; daz er wirt iidch bluote
var Bari. 241, 36; man sach da var nach bluote vil ma-
negen herlichen rant Nib. 21i, 4; im wart we nach
') mnd. lie were lös man von en. Delius liarzb. urk. p. 13 (a.
laoö.)
••) mannes kumber, ganz in nordischem tropiis, wunde, weil sie den
lield zu streiten hindert; so: mannes leitvertrip = tVau Morolt 1145.
Ben. 172; mannes heil, wibes heil Waltb. 72, 26, 16.
nomen. casus, von prap. ahh. hei cidj. 881
ir Iw. 1G06; ger nach dren ]Ms. 2, 154^ nlid. gierig JiacÄ
juliiii, durstig nach ehre.
6. (fccjen. alid. karo [fdgen dir N. ps. 10, 17. nihd. sin
]ip (jein valsclie nie ^Yart palt Parz. 364, 2; </em valsche
laz Parz. 217, 12; </eiu wihea laz Parz. 820, 2; (jein
■valscheit der tra>ge und der snelle tjein dem prise Parz.
66, 12; min fröude w.vr (jein sorgen her Parz. 431, 24.
l\v. 2641 stellt aber gcin einem harc absolut, und unal)-
hängig von unvru. uhd. blöde tjegett frauer., frech gcqen
den prIester, kühn gegen den feind ; bei schnell und träge
steht zu.
7. tvidev. mhd. machet in unschuldec xvider si Iw. 2053 ;
si sint unschuldec w/<?er die man Trist. 17790. der gegen-
ständ der schuld Avird durch den gen. oder die präp. an
ausgedrückt.
8. (luf. mhd. mit dat. und acc. : mir wfere uf den trl-
wen niat Parz. 275, 28, nehme man nun dies mat für das
adj. fessus, oder für das subst. aus dem Schachspiel.*] das
/// verstehe ich ^vie bei pfenden i'tj eren (s. 847), rouben
t\f fröude (s. 861), auf dem felde der treue, ganz anders
der acc: vf Aan stril giflic Troj. 12346; ir ietweder was
gereit i'if des andern schaden \\\. 1008. uhd. zoi'jiig auf
einen.
9. oh, wie beim subst., mhd.: sit ir zwene oh minnen
her Parz. 532, 14; diu minne ist oh den andern liuch
Parz. 533, 30; hohe (adv.) oh allen listen Bari. 50, 14.
10. lim. ahd. pehuctJger si tiuihi kidanchä sine abah^ K.
27'^; suorcfol nmhi managu T. 63, 4.
11. mit. ahd. mit thiarnuduanu\ reiner 0. IV. 32, 5.
mhd. mit silen die wiv?hen Parz. 296, 28; mit golde veste
Parz. 375, 8; mit vrenulen wufen var I\v. 6892; was mit
rede bereit Parz. 418, 26; \vir sin mit gesehndcn ougea
blint Iw. 1277. 7058. auch hier also verleugnet sich nicht
die doppelle ualur dieser priip., in\ lol/.leu beispiel drückt
sie hei, in dejj üi>rigen instrumentales 7nit aus.
12. IM. ahd. funser in lahlere (promiitus in risu) K. 29-';
hlutreisler in stimnui K. 29^; mahtig in werke T. 225, 2;
in Silin fruater 0. I. 8, 10; in daün lind 0. II. 19; mah-
tig in cluelte N. ps. 102, 20. nhd. sanft in Worten; gott
*) auch jenes adj. ist undcutscli, und aus dcMu roman. niattus, nint.
kkk
Ö82 eirij'nclier satz.
isl in den scliwadien slark ; froh in goll , sclion inlul. in
gole vr(j llvl. clir, 17'' 3<)*, \Yie man sa^jl: fcich lu gull
l'reuen (üi-alU priip. 43. 44.)
Auch bei diesen construcllonen der ])räp. nach adj. cr-
gi])t sich aus der zugleich, und früher slallliiidendon geni-
livreclion (s. 729-34) der unniiUelhare bezug auf das adj.
valsclies vn, helfe halt isl z=l vor valsche \ri, gein helle
halt, in andern fallen vertritt der gen. den instr. (lat. abl,),
z. b. in grä des hares (canus crinc) . libes gröz (niagnus
corpore) ri: gru von liare , gröz von Übe. statt mit thiar-
nuduamu reiner wird früher diornduonui hreiiier gegolten
haben.
auf einige lat. adj. folgen gleichfalls präposilionen, z. b.
aptus ad, soUicitus de oder pro. oft stinunt auch die con-
slruction des adj. zu der des entsprechenden veibums, z. b.
durstig nach, ger nach wie dürsten nach, gern nach.
sehr merkwürdig ist der, nur bei einem einzigen adj.
wahrgenonnnne, Übergang der prapositionalen slruclur in
die adverbiale : wirt er mich sihtic an statt des nicht mehr
üblichen: wirt er sihtic an mich, belege s. 756. ganz
analog dem Wechsel zwischen in an gesach und gesach in
fin (s. 863.) dies ansichtig erscheint immer neben dem verb.
subst. werden.
Den gen. bei gesteigerten graden (s. 735. 736) ersetzt
in der späteren spräche nicht seilen die präp. nhd. die
schönste von allen frauen , unter allen frauen. mhd. diu
sclitrnst oh allen frowen Oswald 574. Orendel 229. 1192.
nhd. das beste hei (von) der saclie.
liei parlicipien darf man die prap. erwarten, die auf
das verbuni iibeiliaupt folgt; hier ist also die coustrucliou
verbaler als bei den adj. es werden kaum belege erfor-
derlich sein: niuot se zorne gestalt Wigal. 2240 5 %uo hö-
viocheit gewant Trist. 5633; gordent ?//' den grill Parz. 820,
14; vor (? vonj schänden gereiuet U'roj. 250; betrüebet
nach ir Ti'oj. 15632; yein der helle ir sil benant Parz.
316, 7; din vart gein slrhes reise ist ungespart Parz. 331,
26 (vgl. swer den lip gein nlerschefte S])ar Pai'z. 333, 20) ;
min lip gein tode was verselt Parz. 218, 12; ir pfert
qein kumber was verselt Pai'z. 256, 17; Guvvan gein
kumber was verseil Parz. 397, 30 "); gein werder iuore
*) bloßer dat.: der miune was versPlL Paiz. 287, 6; wir sia nie
(d. i. dem) sdiadei» docli \ersdt AVir. 52, 28.
HO inen, casus, von prlrp. ab/i. bei proTi. 883
iiilit betrogen Parz. 348, 12; (jeln prts erkant Parz. 678,
8 ; von niete ii. ouch von wine die ai'men waren mit
vlize beraten Giidr. 1329, 4; ir anker waren von tsen
niht geslagcn , von glockenspise gozzen Giidr. 1109, 1;
nhd. Avillkonunen ins grüne (s. <S07) und so in unzäliiigen
beispielen. \vie nah aber solche parlicipien an das adjec-
tlv streifen leuchtet von selbst ein.
SchliefUich eine beiiierkung über die unniiüelbar auf
ein prouotnen oder zahhvoi't folgenden präposiiionen.
statt des alten gen. bei demonstrativen (s. 441) braucht
die spätere spräche präp.: die von den leuten, die unter
den leuten. nihd. häufig vor Ortsnamen : der ziz Osler-
riche INIs. 2, S^-''; die von Fjechelaren Bit. 8777; von den
von Frankrichen Bit. 8792. hier würde freilich schon
Ulf. sa iis, thai its gesagt haben, wie er das gr. ol ^leol
uinöv unbedenklich lluli hi ina JNIarc. 4, 10 verdeiitscht.
allins in himinam JMallii. 5, 45 u. s. w. (oben s. 393.)
nicht anders ersetzt die priip. den gen. bei wer, wel-
cher, jeder, mancher (s. 737 11'.): wer von döii leuten?
weicher von ihnen? jeder von ^ unter ihnen, jciler aus
ihrer mitte u. s. w.
in welcher zeit ist die seltsame nhd. Verbindung der
Partikel Jjir mit dem fragenden was (weder mit wer, noch
mit welches) entsprungen? was ßiir einer? (t2ualis?).was
für ein wort hast du gesprochen? was für ein wunder
ist das? was für ein geschrei? priip. scheint dies für
nicht, weil kein casus davon abhangt, es darf, gleich ad-
veibien, seine stelle wechseln: was ist das^wr ein geschrei?
was sind das für leute ? =: was für leute sinil das? was
schreibst du luiv Jür briefe? =■ was für briele schreibst
du mir? auch außerhalb der frage: was Jiir griimle du
haben mögest u. s. w.
nicht nur Opitz kennt diese ausdruckswcise langst :
was schönes hör ich doch, was ist es ////• ein klang? was
ich Jür ehr und ruhin (welche ehre ich inuncr) durcli hocli-
deulscli werd erlangen; sondern auch II. Sachs: was h.alt
ii- für ein engen rat? (r[uid secreli consilii capitis?); ich
i\nii\ den puls auch greifen dir, was der //Vr kiankhoit
zeiget mir ((pialrni nioibuni indicet) ; es sei _/«;• kranklicit
was es woU (({uallscuiupie sit morbus); so gern er sonst
noch den gen. zu was setzt, einigemal steht auch vor:
was bringst vor neue niiir ? Fischarl: was gibst mir /»r
ein bscheid? Luther: was ist das für ein ding? Luc. 4,
K k k 2
^1^54 ein Jacher salz.
.IG; was zeigst du uns für ein zeichtMi ? Job. 2, 18; was
tliiisl i\\\ Jtir ein /.ciclion •' .foli. H, .io. bei KcisersbiMg linlx.'
icli vergcblicli danach gcsuclil, uiul scliriflsteller des 15 jli.
gewälucn, meines wissens, neben was luir den deutliclien
oder undeulliclien gen.: was wnnders, was liebs und gtits,
was eren, was wunder (gen. plur.) auch im Teuerdank:
was poszheit 12, 96; was er poszlieit hat gclriben 14, 84.
die construction scheint mir gegen den schhiß des 15. oder
im beginn des 16. jh. aufgekommen; in der mhd. spraclie
wiire sie unmöglich.
aus dem nlid. ist sie dem nnl., d;in. und scliwed. mit-
gellieilt %Yorden. zwar hat die hollund. bibel in jenen
stellen wat wurt luid wat teken ; sonst aber ist das nul.
wat vor ön gangbar genug: wat is dat vor en man? wat
zin dat vor reden ; unmittelbar nach dem interrog. kann
vor unterdrückt bleiben: wat jnan 1* (was liir ein mann?),
wat hiiden? (was für leute?) Das dän. hvad for bezeugt
wieder den einfluü des nhd. auf diesen dialecl : hvad er
delte for en ting? hvad viser du os for et tegn ? hvad
giür du da jor et tegn? die schwed. spräche hat slcli,
wenigstens in diesen bibelslellen, davon frei erhallen : hvad
skal thetta vara ? hvad tekn laier tu oss se? hvad tekn
gor tu tä? sonst aber begegnet in dem heutigen schwed.
die fügung genug: hvad jör eu vacket flicka! welch
schmucke dirne I
den ganzen jetzt tief eingewurzelten redebrauch mag ein
misverständnis erzeugt haben ; jenes : was thust du für ein
zeichen? laut sich buchstäblich fassen: quid facis pro
sigao ? dann ist Jür wahrhafte präp. und der folgende
acc. davon abhängend ; auch : was gibst du mir für einen
bescheid? drückt vollkonunen aus: pro response, was gibst
du mir zxiut bescheid? allmälich verdrehte man dergleichen
redensarten, zog für, von seinem acc. ab, zu dem intero-
gativ selbst, und bildete nun ein an sich sinnloses xvas für
einer mit der bedeutung qualis. dies : was für ein mann,
was für ein fand, was für ein wort ? ersetzt uns übel ge-
nug die mhd. genitivconstruction (s. 451. 737) : waz niannes
was ich du ! waz landes , waz Wortes ? obgleich die ver-
änderliche Stellung des für einigen vortheil gewährt, golh.
hva vaürde thala ? hva taikne? auch engl, wliat a word ?
what sign? und nimmer what for a word. die ags. Über-
setzung von Joh. 6, 30 hvät dest thu td täcne? bestätigt
meine mutmaßung pro signo.
bei Luther und andern zeigt sich vor dem dai. weib-
nomen. casus, von prap. ahh. hei pron. 885
licher siibst. ein ivaser (quali) : aus waser' macht j' .Mallii.
21, 24. 27. Marc. 11, 29. 33. Luc. 20, 8, ganz im siune
jenes %vas ^für, das auch neuere ausgaben au dessen stelle
setzen, dazu gehört das weiter gebildete Wrtser/ei; waser-
lei thiere ? 1 Mos. 9, 10; in waserlei unreinigkeit? 3 Mos,
5, 3. dies waser deutet 8chm. 4, IÖ9 richtig aus dem
angelehnten arlikel des folgenden genitivs: Avaser macht =::
Avas der macht*), es lial viel engern unilang als was für ,
und schwerlich ist letzleres aus ihm Iiervorgegangen. alle
solche behelfe veranhilUe grolientlieils die mangelhaHigkeit
unserer einfachen interrogativformen; waser ist schon ver-
altet, xvas Jur klingt unedler als ■welcher.
Bei Zahlwörtern kommen statt des gen. (s. 741-45),
aiicli die präp. von und unter \or : einer von uns (s. 766;,
iler dritte, der tausendste unter ihnen.
Nicht uuähnlicli dem ze nach demonstralivpron. scheint
ilas nach der demonslralivpartikeL da i da ze hove Iw.
43. 1192. 4272. 7807; da ze hus Iw. 2696. 5660. 5758;
du ze lande Iw. 2615. 2728. 4525; da ze kemenäten Iw.
5211; da ze stat Iw. 2919; da ze haut Iw. 950. 2178.
3825. 5747. 7146; da ze slunt Iw. 3429. 7352; da ze
Kuie Bit. 8954; da ze IMichelnhusen ]\ls. 2, 72^'; lantgrave
da ze Diiriugen Hab, 730; künic da ze Engellant Kab.
728; da ze Swabeii Gudr. 744, 2; da ze luuwenlal Ms.
2, 77^; da zen Burgonden INib. 5, 3. 127, 4. bei der aii-
h'hnung aber kürzt sich der vocal und es jjUegt tz ge-
schiieben zu werden: datze Davidis lu^s fundgr, 1, 145;
datz dem fauln pawm, I\lainhart dalz ])railenfurl, i'ilgreinj
dalz sacher (ad caiecliun, gr. 2, 312), llaiiueich dalz den
veldcrn, datz den drin prunncn, dalz dem nuzpant)i Kaucii
scr. rer. austr. 1, 411. 421. 423. 424. 444; andere bei-
spiele sind schon 3, 425 milgclheilt. seltner bei hie: hie
ze lande Iw. 7815; nhd. liier zu latul.
Das gebiet dei- lehre \om ahhängigen casus ist, seinem
ganzen umfang nach, nunmehi- duvchlaulen. überwiegend
zeigte sich die verbaliection , als die kralligste, unmiltel-
hai'Stc, gleichsam seelc alles übrigen, bei der nominalen
reclion führte der acc. am sichlbaisleu auf ein verlnun im
bintergrund, und auch der dal. lieii es ilunhblicken ; selb-
•) v"l. die s. '.Ui8. A09 eiHiipilcii aiilclmtiiigfi)
886 einfacher scitz.
stäutliger vom nonien ausgelieiul scliion der gen., so daß
mau sogar vcisiiclil sein Uöiiiile, diesen casus, wo er sich
l)cin» verbo ciiilimlcl, einigemal ans snl)sl. ellipsen zu dcu-
leu ; eine erlilarnng, die icli abgelehnt habe (s. 651.654.)
vmigekelirt, lielie sich vielleicht geniliven beim nomen die
aiislassnng des Substantiven verbums unterlegen , der salz
2. b. dei sprach Sigmiindes barn wäre zerlegl)ar in den
mehrfachen: dö sprach daz barn, daz Signnindcs was;
wogegen iedocli einzuwenden stände, dal\ eben in dem be-
giiiVe barn das die abliängigkeit begründende verlialliiis zu
beruhen sclieint, die aullosung also so zu fassen sein würde:
da sprach der, welcher S. kind war, und in diesem lall
bliebe dein regierenden subst. sein reclil. wenn sich aber
auch die abliängigkeit des gen. vom nomen nicht leicht der
verbalrection aneignen läiU, so erscheint sie doch über-
haupt weit begrenzler. Was die parlikelrection belrilfl, so
hoile ich anschaulich gemacht zu haben , wie groß dabei
der mittelbare einfluli des verbums und nomens sei, so
daü die den casus vertreten helfenden präpositionen zwar
zu unmittelbarer gewalt über ihn gelangt sind, immer
aber jene kraft verborgen fortwirkt, ohne das wäre auch
nicht gut zu bogreifen , wie in verschiedner läge dieselben
präp. verschiedne casus regleren. allmälich wird diese
rection, )e äuÜerlicher die präp. selbst vortritt , eingeengt.
twinen, abaoluinr canu^. §37
CAP. Vir. AßSOLUTEPv CASUS.
Absolute casus sind welche niclit regiert werden, "weuu
ein casus weder abliaugig zu luacliea ist von dem lier-
sclienden verbo, noch you einem noniea oder einer parli-
kel des Satzes, so verdient er jene benennung. er tritt, für
sich bestehend, in den satz ein.
solche absolute casus haben die natur des adverbs, luid
man darf auch alle aus dem nomen entsprossenen adver-
bia absolute casus heilten. bestirnmung des adverbs ist
nun überhaupt eine nebenvorstellung auszudrücken , ent-
weder rasch und gedrängt, oder zu eineni belebteren bikl
erweitert, jedwedes adverb könnte in einen selbsfaniligeu
satz entfaltet werden, inid trägt den keim dazu bei sich *).
dieser keim liegt uiiontNvickelt , weiui einzelne casus das
adverb bilden, er hebt sich, wenn im adv. liem Substanti-
ven casus ein adjcctiver begegnet, er wird vollends er-
schlossen, sobald ein parlicip die stelle des adj. einnimmt,
solch ein parlicip braucht sich juu' aufzuschwingen und
als freies verbum zu entfliegen, so gut aber Zwischensätze
aus dem absoluten casus hervorgehn, können umgekehrt
selbständige rcdcsälze in die schranke des al)soluten casus
zurückgedrängt worden sein, lune aullallende analogie ge-
währt das Verhältnis des inlinilivs (s. 9 l): auch er vermag
sich in einen neuen satz zu lösen, oder aus einem andern
salze zusamnienzurinnen ; nirgends aber sieht das luiselb-
ständige verbum seiner freiheit näher als bei der conslruc-
tion des acc. mit dem inf. (s. 113.) wie dort der ziitrilt
des accusativsubjccts zum inf. die möglichkcit iles Über-
gangs bedingte, bedingt sie hiei' der zuliill des partici|)S ziua
absoluten casus, beide sliuctui-en, des acc. nnt inf. und des
absoluten particips vermitteln also zwischen einfachem salze
und mehrfachem, lieide enlhallen ein liegendes verl)Uin.
Nach der vorslelhuig, ilie wir hier nül einem absoluten
casus verknüpfen, scheint der casus rectits ausgeschlossen.
*) ich tliuc es j^ern =: wril icli luguliic es zu lliuii; icli komiiio
uaciits = wem» es uiiclil winl.
888 einjocher salz.
uliiiL' y.welfel ist er glclclifalls unaliliÜnglg, ja in liolicrcm
grade, als die absolut gescl/.lcii oblifiuen casus; der noin.
wird niemals regiert, sondern ist entweder herscliendes
subjcct oder diesem liin/.utreleiides prridicat. aber er zeigt
sich zugleich iiolliwendig als hauplbegrii des satzes und
kann keine nebenslelle einnebnien, d. li. niemals adverb
werden, adverbia aus dem blolien nom. eines subst. oder
adj. gebildet sind undenkbar; im geleite des part. scheint
einigemal der nom, absolute läge anzunehmen, diese falle
sollen nachher besproclicn wei'den. Ganz etwas anders
ist, wenn im vcrliiillnis des mehrfachen salzes verschie-
dentlich nominalive auftreten, die man absolute nennen
mag; sie beruhen auf elliptischer, abgebrochner , anacolu-
thischer rede *).
Vorhin wurde auch die Unabhängigkeit von partikeln
als kennzeichen des absoluten casus angegeben, eine be-
deutende und häufige ausnähme ist jedoch, wenn der ab-
solute casus durch präpositionalen ausdruck iniischrieben
wird, dann hangt freilich der casus zunadist von der
präp, ab, z. b. wenn es heifU : mit freuden, bei leibe, al-
lein hier gehört die präp. mit in den absoluten begrif, und
hilft ihn hervorbringen, man kann sagen , sie selbst steht
absolut und miabhangig, während sonst das verbum oder
Dornen des satzes auf sie wirkt, in den sätzen : ich schlage
mit der band und: ich thue es mit freuden hat mit einen
sehr verschiednen bezug, dort hängt es von schlagen ab,
hier nicht von ihua, die dative band und freuden werden
unmittelbar von der präp. regiert, die aber bloß ein be-
helf der späteren spräche ist, goth. könnte gesagt sein
slaha handuu, tuuja lustum {=. us lustum) , und so weist
sich liandäu als abhängiger, lustum als absoluter casus aus,
durch diese auseinandersetzung wird von neuem bestärkt
was im vorigen cap. über das eigentliche wesen der präp.
gesagt w^irde; ich gestehe, dal^ es in einzelnen fällen Schwie-
rigkeit haben kann , die abhängigkeit oder Unabhängigkeit
eines casus zu bestimmen, der abhängige casus, weil er
zur hauptvorstellung gehört, hat stets mehr stärke und le-
ben als der bloß in die nebenvorstellung fallende absolute ;
ein folgendes relativ kann auf jenen, nicht auf diesen be-
zogen werden : z. b. es heißt : ich freue mich eines tags,
*) l)eispiele sind der vorausgeschickte nom., auf den sich ein pro-
noni. des folgenden glieds bezieht (wie Parz. 3.'>, 14. "6, 1 und sonst
sehr oft), oder der nom. nacli nilid. wan ( Laclim. zu jNib. s. 245);
von solchen constructionen umständlich im nächsten theil.
nomen. ahsol. casus, subst, 889
der Iieller Ist, Ich schlug dTiI meiner hand , die mir davon
noch weh lluil. in deu phrasen , ich reise tags, bei tag,
ich liebe dich von herzen, gestatten die absoluten casus
keine naclifolgende relation. den arlikel meiden absolute
noniina meist, doch nicht immer.
Die darstelliing der al^soluten casus könnte nach den
vorhin angegebnen drei stufen erfolgen, insofern nemlich
einzelne casus des nomens für sicli allein auftreten, oder
sidjst. und adj. zusammen , oder endlich nomina von par-
tlcipien geleilet werden, beide erstere classen sind gleich-
•Nvol schon 3, 88-163 zusammen abgcliandelt, und ich habe
nur einiges nachzutragen ; hauptsiiclilich aber wird es auf
erürterung der dort noch ausgeschlossenen absoluten par-
tlcipia ankommen.
yibsolute nomina.
Nicht leicht fallt es die grenze abzustecken zwischen ei-
nem absolut gesetzten und einem im satz anliängigen ca-
sus; mit andern worten : zu sagen, ob er adverbial stehe
oder von einem worle des salzes regiert werde?
daß die rein adjectivischen adv. mialitalis hier nicht
in betracht kommen, versieht sich, sie sind sleigerbar (3,
585) und in der rcgol keine casus, die Untersuchung der
casuellcn aus adj. gebildeten adv. werde Ich anderswo wie-
der aufnehmen, alle adv. der beschallV-nheil bchauiilcn im
Satz eine unabliiingige stelhiiig.
der Zweifel trift vielmehr die »uo*?a/j7nfsadvorbien,
welche auf die frage wo? wohin? wann? wie viel? wie
hoch? wie alt? wie lange? antworten, sie werden durch
casus ausgedi'iickt.
die örtlichen adverbla des wohin und wo schließen
sich luiverkennbar dem verbo des salzes oder einem ver-
balen subst. an; sie sind als in abhiiiigigkeit stehend zu
betrachten: Ich gehe in die Stadt, auf das land ; die reise
in die Stadt, auf das land; ich beiße in den apfel, der biß
in den apfel; Ich bin auf der erde, wohne auf den» fehl,
hier sind eigentlich noch keine adverbia, sondern alles ist
lebendige rection *). je al)siracler sie aber werden , desto
mehr nehmen sie adverbialnalur an, z. b. die mhd. for-
nieln zc berge, ze lal n;ih(Mn sich dem begrille oben inul
nieder oder unten, und dann ^iid üue Ncrkunplung mit
•) Hits zein;!: sich nocli deutliclier, uoiin tVir iie in torrnm gc^a^^t
wirfl iiitrarc terriini.
890 einfacher salz.
dem Rubst. ungcwolinlich, man eagt der gang an deix borg,
a\if den berg, Jiiclil aber der gang 7m berge. aucK urisoi-
bergan, bergauf ii. .s. w. isl abslraetcr geworden, nicht
sehen erzeugen sich aber besondere Jocale und correlalive
formen (3, 199 If.), welche völlig i\an kreis des casus iiber-
sclireilen, obsclion das gotb. dalallirö, das ahd. lieiinina
soviel als vom ibal lier, von beini her bedeutet. Da der
gen., seiner natur nach, im satz freier und unabliängiger
ist, so haben auch örtliche, in ilim ausgedrückte begrilVc
nielir die art eines strengen und absoluten adverbs, >vie-
wol ich sio nicht ganz vom verbo losreißen möchte ; hier-
her fallt das s. 680 besprochne gaggan landis, uslei-
thau sladis, iiisandjau haithjus. gaggida laiidis ist ivit
peregre, was wir nlul. ausdrücken: gieng nherlands^ d. li.
die formel über land (per agrun>) wird durch genitivische
fassung adverbialer gemacht. Anderemal kann inngekehrt
der gen. einen festeren anschluli an das subst. des salzes
bewirken, z. b. wenn statt der herr im hause gesagt wird
der herr des hauses.
Soll das Verhältnis der zeit bestimmt werden , so pflegt
auf die frage WMun ? in der allen spräche ein gen., auf wie
lange? ein acc. zu folgen, goth. ihis tlafjis (eo die), ulid.
den tag, auf den tag, an dem tag, zuweilen noch des tags,
der acc. bezeichnet dauer der zeit: goth. vintru visa ^ru-
gayei/iuoii) 1 Cor. 16, 6, vulg. hiemabo, nhd. ich bleibe
den winter da, den winter hindurch, den winler über,
dieser begrif wird zwar zumeist neben intransitiven verbis
vorkommen, welche sein, leben, dauern, währen ausdrücken :
das thier lebt nur ein jähr , der zug dauerte eine stunde,
die hochzeit währte drei tacje , mhd. diu höchzit werte
den vierzehenden tac Nib. 633, 1; nhd. in, bis in den
Y. tag. da intransiliva keinen acc. zu regieren vermögen, so
leuchtet hier die absolute luid adverbiale natur des acc.
ein. aber auch transitive können außer dem von ihnen
regierten acc. einen andern absoluten neben sich haben:
er haut den ganzen tag holz, schreibt die nachj briefe.
Bei den adj. alt, hoch, scheint mir der gen. abhängi-
ger, der acc. absoluter (s. 730. 757. 758.)
Noch häufiger fragen lassen wird sich, ob die mit präp.
und nomen erzeugten adverbia, deren eine große zahl ist,
xniabhängig stehn , oder dem hauptsatz angehören, ich ^YiIi
liier ein schon 3, 154 vorgetragnes beisplel nehmen, wenn
wir sagen: etwas in eine spräche übersetzen, in ein buch
niederschreiben, so hat der acc. guten sinn und steht mit
nomen. ahsol. casus, suhst. 891
seine}" priip. in dem salz, sagt aber N. ps. 80, 3: claz sal-
tirsang lieizit nu in dmtiscun rotla, meint er gewis: theO'
lisce. iidcli deutliclier: canuir (^ya/iös, '/Mfinioc) grece,
in chriechiscihi, curvum, clirunip, clüt Inline^ in >valescün
ps. 31, 9. der liier zu in construierle casus kann seiner
iorm nach dat. oder acc. sein , daß er -\virklicli nur der
letzte ist (vgl. oben s. 707) folgt aus Otfrieds scriban, sin-
gan, duani Avirkan in frenldsya zungün u. s. w. (Gralf
präp. 53), dieser acc. wäre sinnlos, wollte man ihn unmit-
telbar auf die verba der sätze ziehen, die phrase bedeutet
also absolut: in frankisclier spräche, auf fränkisch ; in mina
zungun, auf meine spräche, in meiner weise; niclit anders
muU das mhd. en tiuschen (3, 155) gefaßt werden, selbst
im heutigen auf deutsch ist der acc, nicht der dat. mit
auf verbunden, wie wir sagen : aitf diese tveise (in luinc
modum). scnban in ßenkiscjon 0. I. 1, 46 kann nichts
anders sein als acc. eines masc. frenkisgo, wobei vielleicht
situ (mos francicus), wie bein"i fem. frenkisgu das subst.
spraclia (lingua francica) zu verslehn ist; cod. F. liest fren-
kiskun. ganz analog scheint die redensart redinon in ei-
nan livol 0. ill. 1, 2, in einem buch erzählen, alle solche
phrasen halteich für absolute , die heutige spräche ver-
wendet nur den dat. statt des acc, etwa wie hoc modo
gleichbedeutig mit in hunc niodum gebraucht werden mag.
Die ahd. mundart setzt gern absolute fjen. pl. statt des
lat. abl. und des nhd. dat. neben mit, z. b. xvorto (verbis,
mit Worten.) man hat auf der hut zu sein, daß dieser ab-
solute casus nicht mit einem andern gen. des safzcs ver-
mengt werde, 0. 111. 8,44: rafslanan tliu zvoito tliera
iMigilouba verwies ihm mit Worten den Unglauben: der
gen. pl. worto steht absolut (3, 135), der gen. thcra uugi-
louba wird von refsan regiert.
Oft, und jemehr die casusformen zusanunenfallen, kann
zweideutig sein, welcher casus absolut stelle; in den spä-
tem S])rachen entscheidet dann der vorgesetzte artikel.
schon im goth. zeigen sich solche ungewisse casus , z. b.
rntlijon sva svö fimf thusnndjus Joh. G, 10 könnte accj
wie dat. sein, für jenen spricht das gi-. joy u()iß/(6v loael
TifVTa^iigyD.iof, für d-^n dat. das lat. nuinoio quasi (juinijue
milia.
Absolutes suhst. und adj.
Die ahd., zumal die otfriodischo spräche liel)t den gen. pl.
in den vorhin bozeichnelo'i absoluten genilivfornieln : in
herzen betöt iiarlo hurzcro tvorto 0. 11. 21, 17; nu 1er
892 einfacher salz.
ih itilli liarlü hurzei'o xvoi'lo 0. II. 2'i, 1 ; breitet bin slli
Jiarlo (jPAsllicharo ivorto O. JI. *J , 2 ; bigcoltan isl er
liarlo hnuliclitro xvorlo IV. 23, 11; zalliz in ofonoro
ivovlo (). IV. 1, 17 (vgl.wortoii olonorü IIJ. 1,5.48); er zalliii
sumln'ltttro xvorlo V. 9, 53; Icita sc scoiiero xvorlo III. 17,4;
frenkisijero xvorlo zi gisageiine V. 14,3. noch s[)äter : er
sprach scarfWe xvorle Diut. 3, 54; anlwurtinie du thir-
nalilerc xvorlo Diut. 3, 82. wir würden nhd. sagen : mit
kiM/.en \\ orten. Anderemal hat 0. den dat.: sjiracli sco-
ucii xvorlon II. 8, 16; alilun kleinen xvorlon IV. 8, 3;
si tliiiigulon stis tliö theseii xvorlon II. 12, ß; spenlon
sincs selbes xvorlon II. 15, 21; scowöii fraxva liehen ou-
ffon II. 15, 23, welche dulive sich aber auch lür inslru-
nieulalc und abhängige nehmen lassen.
mhd. cliod Irvritjes muoles Diut. 3, 108, einige Zeilen
vorher: sprach mit i'inxviyeni muote^ si begundcn eines
innndes jelien Trist. 3474. jioch nhd. er sprach Iraiiritjes
herzens, alle sprachen eines vinndes. steht aber Avesen
dabei, so hiingt von ihm der gen. ab (s. 653): spteher
xvorle wesen Ulr. Trist. 2058 ; ninl. iilelre hantle wesen
Elegast 440; wollte man die absolute redensart den letz-
tern gleichstellen, so miiste man xvesende supplieren : er
spracli truriges niuotes wesende.
mhd. verkoufen mit bcrademe nuiode , gesundes lihes
Böhmers cod. dipl. francoi'. 1, 478 (a. 1324j; laret (juotev
heile üiut. 3, 101; mangen kus bot rotem munde, kurzer
stunde IMs. 2, 167''; du huoben heilicfer dinge {s\ta S])onte?)
die vogel an ze gellen Diut. 2, 91. nhd. trocknes f'uWes
über die wiese gehn, im chron. saxon. goth. IS'' druges
votes y Schweiz. JuiUv arm s (statim) Slald.
mnl. stiMit al hloter hut Hein. 1262; doe moeste si
vlieghen hloter hüt Esopet 241; dat lii haer overholpe
ganser hüt das. 18; vlieghet iit hloter hüt das. 323; da
er was menich moderbaren hloter hande Clignelt 244; al
harsser hen liep das.; gesonts lifs das. 247 ; hlots hovels
plach lii henen rönnen JMaerl. 2, 25 ; nnl. hels huids (mit
heiler hautl; hlols liofds (nudo capite) '"'').
nlid. lichter lohe (in hellem feuer) brennen; gleicher
CT'de , ebner erde wohnen.
es ist zu bemerken, daß solche absolute gen. haupt-
sächlich bei sinnlichen gegenständen haften, und von ihnen
nicht auf andere überlraobar sind, nur mit xveise können
*) franz. mit absolutem acc. il eiitra la tele nue j il passa la mer
Ic pied sec.
jionien. ahsul. casus, suhst. inul adj. 893
wir nlid. eine menge nielirsllblgpr, auch abstracler aili. ver-
binden: thöriehtev iveise, hartherzüjer weise, treuherzi-
qer weise, qrausamer tveise, diebischer weise, unijlnck-
\icher weise, uuveratitivoftlicher weise , mit kurzen, ein-
silbigen adj. geschieht es nicht leicht. die oberdeutsche
spräche in Baiern, Ostreich, Böhmen und Schlesien pllegt
schon seit dem 16. 17. jh. das subst. weise gern auszulas-
sen und den blolien gen. des weiblichen adj. in solch ad-
verbialem sinn zu setzen, z. b. man hat xvirklicher (re
vera) behauptet; die sache ist diehischer (furtim) Avegge-
kommen, vergl. Schm. 4, 176. bei participieu ist die el-
lipse noch häuliger.
Ags. und altn. absohite gen. solcher art sind gleichfalls
aufzuzeigen, doch im ganzen sellncr, da diese dialecle den
gen. weniger begünstigen, ags, nssa tida (noslris tempoii-
bus) franz. de notre tems. altn. nut'lli hann Thur inidhra
gardha (mitten im hof) Sicm. 71*; thd köriir iylkir J'dra
nätla (in wenig nachten) Stcm. 152a; thriijejja ncttta (in
drei nachten.)
Der priiposilionale ausdruck mit adj. nähert sich oft dein
mit part., z. b. das alid. wunstemo des chai-les ^)elte (de-
serto marili ihoro) Diul. 1, 497^; demo scdpere trucche-
nemo N. ps. 71, 6; louijenero Jerte X. Bth. 118; trdlero
spiiote (cito) N. Cap. 55; das mhd. hr dem lehentiijeu
man (homine viventc) Uolrich 65^; b/ im lebentiyen Mar.
24; ags. be me cvicum (nie vivo); das altn. at hönuni
ovörum (co incauto) ül. Tr. 2, 172.
ylbsolute participia.
Wenn nomina sich participia zugesellen inul mit ihnen in
den satz , ohne von dessen construction berührt zu wer-
den, eintreten, so entspringt ein nebenbild , das ille rede
anschaulicher zusanimendraiigl. der einfache ei'ziildende
ton führt gegenstände und ereignisse unverllochlea nach
einander auf, und schwächt die vorausgehende durch die
folgende Vorstellung; ein gewählter, künstlicher vorti-ag
ordnet und gru[)picrt die einzelnen objectc, und stellt jedes
in ein besonderes angemessenes licht, ein subject, dessen
verbuni herscht, erscheint im vorgrund, das absolut ge-
setzte, mit niedergelegtem verbo, weicht zurück; slalt com-
plosit nianus et sigiüücavit, aperuit janiiam et intravit hciUt
es: complosis nianibus slgnidcavit , aperla janua intravit,
und der hauplgedanke gewinnt durch beselllgung der ne-
benvorstellung, an krafl. Ich habe hier die leichteste
394 einfacher salz.
aiidcisiing tlcs aT)Solulcii pait. gewalilt, die den clnfaclien
salz hcslolm liiiU und Mol) diircli eine verijliidiiiig (;r\voi-
leil ; mau diiille cI^cunvoI aniiehincn: cum apcruissel januam.
In bezug auf das svd)jcct der beiden siilz-e treten nun
zwei falle ein, eulweder haben beide dasselbe subjecl odej"
ein verscbiedues. im erslen fall ergeiit die Verwandlung
in lien absoluten casus weil leichter, wie aus i\{:n vorhin
angerülirlen oilcr aus folgenden beispielen ersichtlich ist:
bis diclis abiit', victo a se hoste abiit. im andern fall liat
der absülule casus größere kühnheit inid starke: pulse
hoste abieruut, sole orlo discesserunt , sole Oriente disces-
serunt, eo adliuc loquenle mulliludo discessit. das wich-
tigste aber scheint, dali liir den zweiten fall parlicipia piüit.
und präs. , für den erslen lediglich part. prät. zugelassen
werden; der grund leuchtet ein: die pait. pras. sind ia
lat. und deutscher spräche auf das aclivum eingeschränkt,
die gleichheit des verbalen geniis würde daher bei der
aullüsung in das part. dessen nominaliv. keinen oblic|uen
casus begehren, z. b. der satz : ista dixit et abiit laßt sich
umsetzen in: ista dicens abiit, nicht aber in: isla eo di-
cente abiit, was ganz etwas anders ausdrückt, vollkom-
iiien richtig hingegen: bis diclis, oder bis a se diclis, abiil.
Da wo verschiedne subjecte in beiden salzen wallen , kann
das absolute part. der gegenwart oder Vergangenheit oben-
hin betrachtet dasselbe aussagen, z. b. jenes Oriente sole
und orlo sole ; genauer genommen bezeichnet aber erste-
res dum sol oriebatur, letzteres cum sol ortus esset.
Ein neben dem absoluten parlicip ausgedrücktes sub-
ject erfordert die deutsche und lat. s) ntax nieistentheils;
die griecli., freier und ungezwungner, gestaltet jiamentlich
auch unpersönliche verba , deren subject im dunkel gelas-
sen und nicht gesetzt wird, absolut zu stellen : z. b. vop~
Tog nolXüj (nicht noXXov), als es tüchtig regnete; oaXni-
^ovTOS, als es trompetete, ich weiß wieder ein lat. pluente,
iiingenle, buccinante in solchem sinn beizubringen, noch
weniger ein goth. rigniandin oder at rigniandin, haurnjandia
oder at haürnjandin, obschon dergleichen absolute con^tru-
ctionen denkbar wären, am allerwenigsten würden sie
dialecten zusagen , die ihre Impersonalia mit einem unbe-
stimmten es (s. 227) begleiten, man hatte dem absoluten
parlicip immer ein bestimmtes subject beizufügen, z. b.
ahd. reganunlin himile, golli. at rignjandin hinüna, lat.
coelo pluente. nur ausnahmsweise dulden einige lat. und
nomen. ahsvhiler casus, partlcip. 89^
deulscbe fornielu die weglassung des subjects, z. b, con«-
perto, posilOj nbd. gesetzt, kauui gesagt, anders ausgedrückt.
Das al)Solule particip bleibt erkennbar daran , daß es
immer pr'ddicat ist (s. 577.) wo ein altribulives part. das
subsl. begleitet, worüber oft erst der Zusammenhang ent-
sclieidet, steht es unwirksamer, z. b. vei'uante silva heii'it
wann der wald grünt; veruaute silva caremus aber; wir
ermangeln des grünen walds. in der phrase : veruante
silva coullagrata w^äre daher conllagrata absolutes, ver-
nante bloU attributives particip, insofern sie aussagt: als
der grüne wald abbrannte; soll sie aber bedeuten: als der
abgebrannte wald wieder grünte, so verhält es sich mit
beiden parlicipien umgekehrt, unser nhd. im blühenden
luai enthält nothwendig eine attributives part.
Dies vorausgeschickt schreite ich zur anfülirung der
absoluten participien^ nach den einzelnen spraclien.
I. Goth. überwiegt der absolute dat., dem auch häufig die
präp. til vorausgeht; seilner sind die übrigen casus.
1. ein paar stellen werden für den notn. in anspruch ge-
nonnupu. Job, 11, 44 liest man: jali urrann sa d;iutha
gabundaiis handuns jah foluns faskjam, jah vlils is aüralja
bibiindans y.cu i^i/Aüev 6 tadvr^y.ujs, d'td'ejiih'og tovs nöd'ug
'Acu tag yjl()ng y.ciolcag' y.al rj aipig civrov oovö'c.oio) "jie-
Qiediöe%o. daU hier gabundans luiabsolut steht, leidet kei-
nen Zweifel, der dazu gehörige acc. ist s. 645 erklärt
worden; läse man für vlits den acc. v/t7, so konnte dieser
auf ähnliche weise zu bihundans construierl, das ])art. auf
sa daulha bezogen werden, bleibt aber vlits slehn , und
gebort bibundans zu ihm, so möchte man vas für ausge-
lassen halten, schwerlich hätte der Gothe hier vlits l)ibun-
dans absolut =: vlita bibiindanamma gesetzt, zumal der gr.
text keinen abs(jlulen casus vorhielt. IMarc. 6, 2'i : iah
(fuürs vanrtlians sa lliiudaiis .... ni vikia enlspiicht
ganz dem original: y.c/ ':(ioi}A"j(og ytrofisrog o jiuoi/.ivg
.. OVA i]Oü.t]a£, und hier ist nichts absolut ausgedrückt,
scheinbaier ist die gleiclivorhergehenile stelle IMarc. (>. 21:
jah vaüxtlutns dags (jatils, than lierodis nahlamat vaürhla
HUI yevofitpijg il/ii'org txr/.aiQov, öis .Iloiod'iig ()V/'.7joj/
tnoiec , die vulg. hat aulgelöst: et cum dies opporlunus
accidisset. hier ist die betleulung von vaürtlians dags ga-
tils 3:= vaürthannnuna daga galilamma, wie auch hätte kön-
nen gesagt weiden, ilio iibeiiiaupt l)e(lciikliche ellipse von
vas würde bei Umschreibung eitu's activen prät. noch weniger
896 elnfaclier satz.
zu billigen sein (s. 17."^), ja Ulf. liiilte scliwerlicli vaurlliaiis
vas i^esagt, \ielnu;lir Jjloli varlli. ist man aljer dii^seii ab-
soliilcn noin. einzuräumen genötliigt, so darl' er auch lür
vlils bibundans behauptet werden.
2. für den absoluten (jen. liifk sich nur eine einzige un-
sicliere stelle anliihren: invisandins sai>bate da(jis diuyi—
vofiivnv %ov nußiiürov Marc. 16, 1, vulg. cuni transisset
sabbatuin. Ulf. j)in)mt öiayiveodai für tniyh'fodat , in-
starc, scheint aber invisandins attributiv mit dem absolut
gesetzten dagis zu verknüpfen, dagis steht, \vas auch die
neusten Iierausgcber bemerken, ganz wie 16, 2 a\if die
frage wann? der sinn ist also: am vorsabbat. wäre das
particip priidicativ, so würde der dat. invisandin daga, auf
gewöhnliche weise gebraucht sein, freilich mit wenig ab-
•weicliender bedeutung.
3. absolute dative sind selir häufig, zumal mit dem part.
präs.
a. fairra hnma visandin avTOv n6o(iO} ovros Luc. 14, 32;
ni fairra visandin imuia uviov ov [lay.Quv unr/ovio^
Luc. 7, 6 ; us(j(i(](iandin imma txiioQsvo/ifPov avTOV IMarc.
10, 17.46; (jiujijandin ihan imma noQtvofiivov 6% avtov
Luc. 19, 36; icsleithandin lesua diamoü.oovios lov ' Ir-
oov Marc. 5, 21 ; in alh hvarhondin imma tv riji ifooj
nsQinuTOvvTos uviov IMarc. II, 27; sitandin than imma
ana stauastula yAiä');/tivov äh avroviTTiTOi'ßtjjnajogMaüh.
27, 19; sva fdu imma taikne gatäiijandiii lOGama öh
liVTov orjida ^jeiioDjxÖTOS Job. 12, 37; thata ihau imma
(jvithandin icäna öh avrov Ityovios Luc. 9,34; thata ijvi-
thandin imina taVTCi öl avTOV einovTog Job. 18, 22; naüh-
tlianuh imma rodjandin iri avTOV Xn'/.ovvxos Marc. 5,
35. Luc. 8, 49 ; vinda rnikilamtna väiandin di'fjuov jiie-
yälov nvtovTOS Job. 6, 18; i-acjinondin Saiirim Ihjrei-
ndidu rjE/iovevovTOS t7;s J^VQiag KvQijViov Luc.^ 2, 2;
raginondin Puntidu rjy. Wovriov Luc. 3, 1 ; mithveit-
vodjandin mis milhvissein meinäi ovnftuQjvoovor^s /loi
rijS avPiid'i;<J£W(: fioi> Korn. 9, 1; gaygandam im •noQtvo-
fiiviüv avTOjv Luc. 9, 57; tistfaf/tfandam im us skipa
t^fX&crrMV civTwv ix rov nXoiov JMarc. 6, 54; thdim
than afijacjfjxindam roviiov ös nogevo/ihnov IMatth. 11, 7;
dalatb atyaijyandam ivi af falrgunja ■nax^Xüoinrnv kvtojp
dno rov o^ovi: Luc. 9, 37; samatlujaijyandam izvis jah
meinamma ahmin ovvayd^rroyv vfiior v.cu lov iftov
•nvtviiuioQ I Cor. 5, 4; (ivimandam unsis iX&6vT0)r t]-
[xüv II Cor. 7, 5; usstaudandam im us Bethaniin l^tl-
jiomeii. absoluter casus, parlicip. 897
•ty6vTV)V, vielnielir uvciOtdvTiov avjöiv ano Br'd-ur lag Marc.
11, 12; andhindandcun llian im }.vcivrü)V d'h uvrwv Va\c.
19, 33; laugtijaiidam tlian ulluim uQvovfiivoiv ()'!■ •näv-
tiüv Luc. 8, 45 ; usfjagffundam Uian im jah usliuhandam
ihans dagans uva[jdvzvjV uviöJv y.al TeXeKüOccvTwv lui;
')';fu'Qag Luc, 2, 42.
1). andauahtja tlian vaiirthanamma otpiag ^h yevoinfvi;Q
jMarc. 1, 325 (jtujviimandiin ihan im cvi'Tjfüviov ovv ci'-
Tcir JMatlh. 27, 17; (jaijvumandim hiuniam maniujdim
ovviovTog öe dyXov iiq'käov Luc. 8, 4. attributiv aber
neben absolutem subst. steht das part. in folgenden beiden
stellen , die auch im gr. text nicht den gen. sondern dal.
haben : unthvnhandim lutndum maljand uvi-moig yfonlv
iodiovGi Marc. 7, 5; veis alhW andhulidamma aiidvairlhja
vuhhu fraujins thairlisai'hvandans ingaleiUunda i^fitlg de
ndvres avwAey.alv fi fi Ivo) 770o.cw7/w rrp' öüt.uv y.vqiov y.a-
lomQfCÖjiievot peiaiioQfpovfisd-a II Cor. 3, 18, d. h. mit
iingewaschnen liäiulei\ essen, mit enlhülltem antlilz schauen ',
wovon sich unterscheiden würde fit] V6Vtji(f^((V(»v ystowv
i'nO (Ovar, sie hatten die liände nicht gewaschen, und essen,
i'.vnyjv.uXvf^ifuvov nooi^ojiiov v.ixromoiL^f.a&ai ^ das anllitz
enthüllen, luid schauen, der letzte salz würde golli. auch
bei pradicierendem pari, lauten nndliulidamvia andvairthja
thaiihsaihvan , der erste aber verändert Averden müssen in
ni ihvahanäim haiidum matjau , mit lebendiger vei-balne-
gation. die Zusammensetzung mit un-, lat. iti-, gr. d- ver-
leiht dem part. attributive geltung.
c. das siihject neben dem part. darf nicht fehlen (außer in
jenem unpersönlichen ausdruck s. 894, wofür die golh.
Sprache keinen beleg hat); wenn es also II Cor. 4, 18 ni
Jdiri)eitjcnidam , fo] oxonovvzcov ojfiÖiV heißt, so gieng
imsis t)füv unmittelbar voraus , und der dat. part. konnte
noch darauf bezogen werden , Avahrend der gr. gen. das
rjfiviv unerläßlich machte, aurh II Cor. 8, 20 hivandjan-
dnm thata stützt sich auf das vorausgegangne fram uns,
eine andere lesart gewährt bivandjandans, was sich ganz
an das gr. aisXXöfievni schlielU, und wol den Vorzug vor-
dient, gewagter ist : ni Iiabandam thnn livathro usg^-
beina /i/)) tyovxMV dl aviolr diioiiovrcii \a\c, 7, 42, wo
das pron. im nach ihan ausgefallen scheint, vulg. non ha-
bentilnis Ulis inide reddcreul. auch INlarc. 8, l ein solches
ni hal)andam , doch das subjecl liegt in dem vorausgehen-
den managein.
d. nicht selten entspricht der golh. dal. einem gr. dal. in
LH
ßC).<i einjacher salz.
t.alzen, auf welclie ein zweiter satz mit wleilerlioltem dal.
i()l"l: qvittiaiidin initna hiudar iiiarein, gamutidedtiii iiiniHt
iki^övTi aviöi li^ 'CO 7ii{)uv, v7itjrTi,atiV uvtiö Matili. 8,
22- innatqiKjfjandiii inima in Kalarnaiim, diiatiddja im»j«
elQeXiJ^ovTi ai'iö) tis K. , viooy'ij'/.if^tv avioj IMr.Uli. 8, .3;
tltamuin stiiulandhi, tliuk bi liiiuui, galevei ininia jali an-
tliara rw Tviiiovri oe ini ztjv niuyovu, ^läotye y.ui ir^v
uXXrv Luc. 6, 29 ; dalatli ihan aUjtnjijandin imma al iai'i-
gunja, laistidedun af'ar imma y.axu^juvTi d% uvto) ano lov
ö(jovs t'jY.o'Aovdr^aav avTÜt INlalth. 8 , 1 ; innatja(j(jandin
imma in skip, alariddjcdwn imma Ifißavxi uvjoj e'ig 'i6
iiXolov, %Ko).ovirt^oar uvroi Mallli. 8 , 23 ; ns(jaij(jandin
imma ana ai'rllia ganiutida imma ilü.dovii <)'.•;• winö) f7ii
11 V yi]v, vnt'jvri^atv uvto, Luc. 8, 27; iistjaijijandin imma
\is skipa, suns ganiulida, imma t^tXdovii uvröj iz %ov
ti'/.oiov, ev&tMS c'.ii>]vT%oiv avriÖ Marc. 5, 2 ; huarbondin
lesua jainthiu, laistidedun afar imma ^luoüyovTi iy.ii&tv
liö 'iraov, i//.oXovd-fjauv uvtoj Mallh. 9.27. hier braiiclil
man keine absolute couslruction anzunehmen, das partici|j
kann wirklich im dat. slclui, welcher hernach nochmals
zur Verstärkung pronominal ausgedrückt wird: einmal
scheint das pron. überlliissig, daher es auch der gr. text
liUC. 6, 29 das erstemal AvegläiU. dies thun beide texte
IMatth. 9, 28: avimandiu in garda duatiddjedun imma fX-
■O^ovii eis tr^v oly.iuv ':c()Oc;ij).&ov ai'rw und dann ist wiik-
lich nur ein satz, ohne absolutes pait. , vorhanden, hier-
her gehöi't auch : atgaggatidin in gard theinana vato mis
ni galt Luc. 7, 44, abweichend vom original: ii^iy/.Oöi^
aav eis tV/V oizluV vd'o)Q ovx ed'ooy.as Luc. 7, 44. Indes-
sen könnte auch jenem goth. dat. die kraft des lat. abl-,
tolglich absolute gellung zustehn , wofür streitet, daß ein-
mal bei völlig gleicher goth. construction nüt doppeltem
pron. der gr. text den absoluten (Jen. darbietet : thata
imma rödjandin, jnanagai galaubidedun imma Tuvru uii-
lov /.iilovrios TioD.oi tiiiOTtvouv eis civroj' Joh. 8, 30,
vulg. haec illo loquente nuilli crediderunt in eum.
4. absolute dative mit der präp. at; gleichfalls häufig.
a. at visandin hindina Syriais Ixyreindidu ■};yepoi'6ioi'-
Tog frjc ^. Kvq);i>i(jv Luc. 2, 2; at andanahtja visandin
hveihii orl'icig ijd't; ovoi^s t^i'S ö'ioas JMarc. 11, 11; at imma
rodjandin aviov /.uAovvtos JMarc. 14, 43; at qvimandin
Teimaüthäin f/.d^övTos TiuotJ^ov I Thess. 3,6; at sun-
nin thau urrinnandin r^Xiov dt uvccreiAciVTos Marc. 4, 6 ;
at urHnnandin snnuiii dvciTeD.ccvTOä tov i^Xiov Marc.
nomen. absoluter casifSi particip. 809
16, 2; at lihandin ahln ^wviog lov cciÖqo!; Rom. 7, 3,
mit denselben worlen war aber auch vorher 7, 2 tw ^dJvJt
ch'd'oi übertragen, worin das pari, mehr attributiv stellt;
at ijiitha guthlaihandin lov -O-eov •^laccr/.aXovvToc: II.
Cor. 5, 20; at lilu inuuacjäi manageiu visandein iiaju-
noU.ov öyXov ortog Marc. 8, l; at nvirnandein anahus-
iiäi t}.dovG7;s TJjc; ^pto/S;s Hom. 7, 9; at venjandein tbiui
alläi inanayein jah tliacjkjandaui alldim Tioosd'oyMVJo^
de i(iv '/.c'.ov, y.id ötu'J.oyi^opü'oyv ttccptojV Luc. 3, 15; at
(fahäusjandein than alläi matiayeiti dxovovios f^f iiiiV-
i6g 70 (' '/mov Luc. 20, 44; at vahsjandein (jaldubeitun
izvariii ia'^uvof(iV7jg tz/s' niGTeojg v/tujv II Cor. 10, 15;
at thäim aj)ja<j(jaudam rovioiv ö% •Rooevofttvwv iMalllu
11, 7; at (jaltithandam Ihan thdim a/'riitii uite'/.&önoiv
öh iojp uyyiloiv Luc. 7, 24; at yahdusjandum tlian im
(xKOväpTojv d'h uvTOjv Iaic. 19, 11; at alläim sildaleilijan-
dam iiävcoiv ^h &aVfiiiL,öv%v)V Luc. 9, 43; at Inlpandam
jah izvis ovvv'3iov()yoivio)v y.ai v/iüjy U Cor. 1, II.
b. at andanahtja than vaiifthaiiamma oipi'ag [ttqoj/'uc) d'h
yirofu'j'is IMatlli. 8, Iß. 27, 1. INlarc. 4, 35. 15, 42; at
Ifarunjon than vanillianäi iiXrji fivQc.c: öh yfroiih'7;g I-uc.
6, 48; at desii vfddiipidainma jah bidjaiidin ' h^odv {ju-
miodiviog y.ui 'noo$tv/j)fiivov Luc. 3, 2 l ; at ustaühandim
thdim daijam ovpn/.tOi/iiooyp uvrojv Luc. 4, 2.
ijberall ^vo hier golh. at steht, fügt der gr. text, Nvas
sehr wo! hätte gescliehu können, seinem absoluten gen.
die prap. tili nicht bei, uiigeaclitet es die classisr:lie spraclie
zuweilen thut, das golii. at raginunilin Kyreinaiau würde ge-
nau dem gr. i^ii KvQtjVtov rjtftortvoi'Tog ents[)reciien.
die Präpositionen sollen dann zumal den zeilbegrif (iilil-
barer machen, sie verandern jedoch wenig, wie einzelne
golli. formeln darthun , in welchen die priip. gleichgültig
gesetzt oder weggelassen wiril. es heilU bald andanahtja
vaürllianannna, bald at a. v. Der Gothe bindet sich auch
nicht streng an den gr. absoluten ausdruck , soiulern löst
ihn hin und wieder «»(/*, z. b. lavru uinov ).a).ovii ng
(WJOii: nülhlhanei is rudiila tliata du im INlatth. 9, 18; tx-
(ihjdivjog lov ()'ui/iori'(JV bithe usdribans varth unhiilthi^
iMattli. 9, 33; /it^Jiu) ydo yitvi;dn'ii<n> , /nrßh •jioui.üvuDV
it uyadöv alhlhan naühtlianuh ni gabaüranai vesun, ailli-
thau tavidedeina hva llüuthis Rom. 9, 11. die lat. vulg.
löst den letzten salz gleichfalls auf, hingegen INIalth, 9, 18.
33 hat sie absolute ablative.
5. ahsulnle accnsativi'. sind selten, abei- unbestreitbar: ilh
LH 2
(jOO einfacher salz.
thnk täiijandan arinaiuii , iii viti Iileldiimei tlioina, liva
laiiiilh tailisvö lliciiia aov ()'h 'noioipzoi; ^Xei^iiooüt/t^if , /Dj
yvo'no) fj uQioTfOci aov, rl noiti ?/ öt^iü aov INlaitli. 6, 3 ;
jah at(jfi(j(jandein inn duühtar IJcruiliadins jah plinsjan-
ilcÄn jali ijaleikandem y.ai fis€).0'ovoi;c t?^s' ^'JvycTOdc: ui'-
Tt'^g 'lr.low()/t<()'üs" neu coyi^auftivi^g }£ai t<n60tiO?;<? 3Iarc. 6, 22,
die pari, könnten liier ancli dat. sein, aljer das subst. for-
derte dann daiihtr; ilh thö vcihuna vaüi'Stva, unandsakana
visandtjna, (lasvihunlhjandona tliis vaurkjandins dorn,
bai'rhtaba gabandvjanduna (sed sanctis opcribiis irrefula-
tis, operanlis iudiciiim niauileslaiUibus et clare signiGcanli-
bus) Sk. 47, 22, in welcher stelle ich visanduna für attri-
butiv nehme, vielleicht ist es auch gasvikunlhjanduna ? alle
diese acc. konnten ebenwol noniinalive sein i* Kein abso-
luter acc., sondern ein abhängiger, im nachsatz wiederhol-
ter (wie vorhin beim dat. s. S98) erscheint in folgender
stelle: iisgaggandan ina in daür gasahv iH« antliara f^iA-
S-övTot. dh uviöv eh lov nv'/MVU tJöev avrov u/.h] INlalth.
26, 71, hier steht auch ein gr. accusativ. zweifelhaft hin-
gegen bleiben zwei andere, die im goth. ebenso sich vei--
lialten, im griech. aber absoluten gen. zeigen , so daU man
auch den goth. acc. für absolut halten dürfte : duatgacj-
qnndan ina gabrak ina sa unhultha iroosfoyonliox' uv-
70V 6jp^?;|fJ' civiov to d'ai/icriov Luc. 9, 42; nauhlhanuh
tlian fairra visandan gasaliv ina alla is tri (Tt avxov fta-
y.oav dniynvros eidev ccvtov o nartjo avTOV Luc. 15, 20,
wo Ulf. durch weglassen des ersten pron. das part. in
größere abhängigkeit von gasahv setzt. Einmal findet sich
vor dem absoluten acc. wiederum at ein (s. 769): at manr-
cfin than vaürthanana TTOwTug 6'h yerofnivijs Matlh. 27,
I, so daß mit vier ausdrücken gleichgiltig gewechselt wer-
den kann: nr maiirgin vaürthanana, maurgina vaiirthanam-
nia, at maurgina vaurlhanamnia.
II. Alid. ragt gleichfalls der absolute dativ vor, und die übri-
gen casus treten selten oder zweifelhaft auf.
1. absoluter noni. läßt sich entschieden nur in einer ein-
zigen stelle der alten Übersetzung des INIallh. finden , wo
fragni. theot. 15, 14 oder Matth. 13, 46 invenia autem
una jM-eliosa margarila abiit übertragen wird : fnntan auli
ein tiurlih niarigreoz genc. der Verfasser dieser Version
ei'sclieint sonst so geschickt, daß man ihm nicht das versehn
zutrauen darf, die lat. abl. für den nom. gehalten zu ha-
ben, sein tiurlih marigreoz kann aber auch kein acc. sein,
da dieser ausdruck unniiflelbar vorher als niasc. vorkommt.
nomen. absoluler casus, pailicip. QQ]
verdächtiger ist diu durulileranhi =z qua jjerlecta K. 31^,
mit beziig auf leclio, lecza , der viel uiibeliolfeiiere Über-
setzer könnte liier allerdings einen lat. noni. quae perlecla
verstanden haben , zumal er gleich voiher den entscliied-
iien abl. quo perdicto verdeutscht demu durulichuetamii *),
und nicht der duruhchuetaiier. müglichkeit muß man aber
auch dem abs. iiom, diu duruhleraniu zugeben. Eine stellt.-
in N. Atist. 79 kann iioni. oder acc. sein: aber quincjue
sensiis zefjanijent ue zegengent alliu corpora nieht.
2. wo der ^^». vorkommt, scheint er mir attributiv,
d. h. bloUe begleilung eines absolut gesetzten subst.: dua
thiu selbun thing ellu (jihorcjenero tvei'ko (mit, in stil-
len werken) 0. II. 20, 6; waz suahli si su harte thero
kla(j6ittero xvorto (mit so kläglichen worten) 0. V. 7, 48 ;
iz (thaz gadum) was gare zioro (jistreivitero stiiolo (das
gemach war ausgerichtet, bereitet, mit hingesetzten stillen)
0. IV. 9, 13, stualä strewian ist triclinium sternere, com-
ponere ad discumbendum. das grenzt freilich nahe an ein
absolutes j)arl. stualon gistrewiten. N. sagt Aiist. 127:
allero guissust mugen doh keskehen war unde lugi in con-
trariis. wenne ist taz? so man siu sprichet ze saniine
(jeleitero xvorto, d. h., wie auch unmittelbar folgt, in ze-
samiue gelegten werten, hier würde kaum das absoluta
pari, des dat. slehn.
3. dieser dativ ist ungemein häufig, von der frühsten zeit
l)is auf N. herab, es wird geralhen sein, die belege nach
den quellen zu sondern.
a. K. erwechenteru unsih kescrijli ioh qhuedetileru (exci-
tanle jios scriptura ac diccnle) 17*; intlohhuuän ainjom
unserem ze colchuiulemu leohete znaluslrenlcm örom hur-
rames (apertis oculis noslris ad ilcihcum lunien adloiiitis au-
ribus audiamus) 17''; qhiitdenlvmn potiu 18''; kote helßni-
temii \{)^' \znahelfanttmH fruliline 20'; deshn J'arlchzannn
20^; plliaßnii hanlum (^occupatis manibusj 23'^; desf'm
allem sti(i(jnliin Cii' kistikaiicm (\ns omnibus gradibus as-
censisj 2'j''; sizzaiilcin allciu in scr.innun (^sedeniibus Om-
nibus in scamnisj 30^; staHtem allem (stantibus omnibus)
31^'; und in mehr andern stellen.
b. der alle Matth. in fr. th.: (sunnAn dannej i\( str'gan-
teru (.«ole autem orto) 13, 6; cnti im i\z Jarautem (et
tgiedientibus illis) 20, 29; kinomanem leohtJinruin (ac-
*) für «tiiiiilicIiiuliTiionni
(JÜ2 einjacher salz,
ceptis lampatllfjusj 25, 1 ; imo diio uz cangentemo (exeunle
illo) 26, 71.
c. Is. : selhemit (llipiiiu goles sime (jiihedendem%i (tlicento
eodcm lilio) 4.5,2; (1/ievn eiin zifurftneru ioli dlieiii aldinn
güles chiboduiu bilibeuein (delniula lege et legali |)riie-
ceplo cessante) 71, 13 ; allem suiiduiiü chnnnmn ardribe-
nem ioh allem herrnta iihilero angilo (nJlaiKjideni (omni-
biis vitionim geiieribus expulsis vel angelornm maloriim
lioslibus eirugalis) 71, 20; dliazs imo ursterbandemu stn
Heise iii cliisali eintgaii imwillim (qiiia inoiiens caro ejus
aon vidit corriiptioiiem) 95, 19; vgl. unseremo triilitine
eiscötitemo fiagm. tli. 57, 14; demo üulillne frayentemo
57, 17.
d. liymnen : pilochaneim giu iiclies tiiri (clausa jam regni
regiaj 1, 9; petoutein scalchnm dniem ( oranlibus servis
Ulis) 8, 4: slredenleinu fuusenui dtunie (ferveiite promptu
spiriluj 12, 1; peittentemii \\Cihnn\stevne (urgente vesperoj
14, 2; tudes kaprochanem chreflim (mortis confractis
viribus) 19, 2; aridstem giu nniajtim (solutis jam geiDiti-
bus) 19, 4; hanozzauemu wnrje sinemu (consumlo ictu
suo) 20, 8; 1vizz^^m Jirmaiietem licliamin (poenis spretis
corporis) 22, 3: tlui kerihttmo tödes an(jiile (tu devicto
mortis aculeo) 26, 7; henin singentemo (gallo cauente)
25, 6.
e. Diut. I: fram kivaranemu o/fare (pro vecta aetale)492a ;
dera xvocharhafti farvehoteru (i'ertililale consinnta) 493^;
wahsuntem kimvioii (hiigenlibus gemniis) 497^; kifulda-
ncm finrjarum (^llexo poj)lite) 499^^; wuUantemo take {Jftr^
veiili die) 510*^; patime kiscoftemn (ligno lanceato) 512^;
hikunnanemo strite (iuito certamine) 522*; deru pozu «»'-
(jepanerii (pretio dato) gl. mons. 402 ; üantern farti {cwtsvi
rapido) ibid. 406 , in welcher letzten stelle das part. wol
nur attributiv siebt.
f. T. : imo tbo lliaz thenkentemo (eo cogitante) 5,8;
iiitphanganemo antwuvte (responso acceplo) 8, 8; in
xif stiijanten (ascendentibus illis) 12, 2; tväneutema
themo J'olke ( exisliinante populo ) 13, 9; themo hei^
lante (jitonßtemo inti betontemo 14, 3; tougolo (jihalo"
teil mcUjin (clani vocatis niagis ) 8, 4; gihaloten zuelif
jungii'on 44, 2 : (jioffonoten iro Xre^ofazzon (apertis tlie-»
sauris suis) S,7 -, Jhi'ldzanero bürg (relicla civitate) 21, 11;
sie thu sViumo J'orldzencn iiezziii folgelun imo (illi conti--
nuo relictis retibus secuti sunt eum ) 19, 2. 3; arleitten
Ion erdu sheffun ., farläzeneu allen folgelun imo 19, 9;
nonien. absuliiter casus, pcirtuip. ()03
(jientolero allen» llierii costuniju ( consiiinniala omni teii-
talione) 15, 6; J»"o nolillianue sprehhciileiuo (adhuc eo
Jo(|ueiik') .59, 1. 60, I; inio sizentemo in liuse ö6, 2: imo
sliijantemo in slief folgc'tuii imo snie jiiugiroii (ascendcnte
oo in navictilani seculi sunt cum (ii^cipiili ejus) .52, I; iji-
se/ianemo imo (viso eo) .53, 12; fiiiidmii-mo einemo diu-
lemo ineri(jrioze 77; thir tuouknio elimosinam (to fa-
ciente eleemosynam) 33, 3; c'ihnnde (jnvoittinemo 50, 1;
bislozuuhi thinen turiu (clauso ostio tuo ) 34, 2 ; itfadn-
lern sunnon 71, 3. 216, 3; ijitdnftrii arbeiti wirdit bi-
suihhan (facla tribulalione scandalizalur) 77, 2; iHarivor-
phanemo diuvale sprali tlier stummo (cjecto dai-mouio lo-
cuUis est nuitiis) 61, ,5; forivorfancn sHaharliuijon iu
tliaz tenipal 193, 3; nidar (jlheldilemo Jionhite santa tlicn
geist (inclinato capile cmisit spirilmn) 208, 6 ; tjisehenemo
erdijiriiornesse lorlituii in (viso terrae niolti liniuere) 210,
1 ; (jihalolemo widlambnlde frageta inan 212. 5; ijiräte
int/anijauemo (consilio accepto) 222, 2; tnilithie eboti-
wirkeiitemo (doinino coopeianle) 244: und iiodi in ^iel
andern stellen.
g. gegen diesen Überfluß absoluter slrucluien sticht die
entlialtsamkeit ab, womit sie 0. zuläiit. es werden ilirer,
in seinem ganzen werke, kaum mehr als lolgende .«ein:
sie habetun nan in hanlon, /terzoH zuivoloiiton (und doch
zweifellen ihre herzen) V. II. 32; diiron su bisparteii
stuant er untar mitten V. II, 3; in diesen beiden stellen
leidet die absolute parlicipialconstruclion keinen einwand.
Avenn es aber 111. 21, 33 heilU: scuwun ofenjin ongon,
hiddnemo annuzze, ofenemo nuiale , so steht das part.
deullich allribuliv. in der absoluten rcden.sai l gole hei-
f'ante 0. V. 25, 7 ist ilas pari, subslanlivisrh . ilie bedeu-
lung also deo auxilialore, nicht auxiliante (^hellanlemo.)
li. N. aber gebraucht ilie absoluten pail. w ictU-r allenthal-
ben, und Selbst wo sie seine texte nicht halien.
JoHelnuevo farle ps. 15, 8; v\ir suujeuteuio 16, 4;
ehnllentevo luinno 24, 17; demo dorne slechenteuio [dum
configitur Spina) 31, 4; ivio ehedeutcmo 32. 9; in znose^
henten (coram ipsis) 68, 23; dt-mo tjelduftno (hoc facto,
nicht im text) 77,52; scadunnis /I1/7» .//n/</<'«<'ro ( not ondi
occasione inventa) 82, 7; hina wordenen dien fin.shiuon
ungcluubigi 87, 14; aber dir lone im sehenlemo (aver-
tente autem te) 103, 20; imo umvizzeutnuit IM. 4.
sar liina vertribenero naht l»lh. 14: zesioh( nemo tir-
lele 14; imo Irbrndemo 15 (Ari.'^l. IJ8); blezznt d.ir al».i
904 einfacher satz.
nfzuhlen 15; verhrochenitn muntlochcii. IS; demo chii-
nitnje ivizenlemo 22; (fote zuo sthenttmo 2b; der aiia
Sthcntero 28 ; lien dcltusten waltesonteii ( iniperante ne-
qiiilia) l(S;i; (jote helfenttmo 184; denio iufarntmo (hoc
sublalo) 169.
llitnenco diu sang fore sin(jentemn Cap. 6; aba (jenn-
nienaro spenelnu 12; dcro bricvaruii scrifle daz ht-hiil-
tentero S \ Jriskhifjf^n irslayenen 17; irlilenero hoferte
19; temo winde diczentemo, boiimon %vu(j6nlcn 20]demo
hraoder zuze irno (jesaztemo »iiule stncs ^verkes ze gehel-
feii ijcuomenemo 31; </eJt suf'telaren (jeswit?iffeneii 37;
sinemo lachene in ruti bechcitemo 40; erbureteu u. </e-
stvungeneii fettachen 47. u. s. ^v.
i, noch in einer dem 12 ih. angehörlgcn liberselzung , die
Diut. 3. abgedruckt stebt, finden sidi beis|)iele : der wider-
wärtigen dchuste vanchnussiile vertribener, vone gestoze-
ner (adversa vitioruni captivitate depulsa) 464; den yeivie-
ten mit lijze geteilten (veslinienlis sorte divisis) 466; ver-
wantelteni chlagehantsUige (converso planctu) 468 ; ze-
brochenem dere sunten averhacken (confracto peccati acu-
leo) 468; dir gebenteme (le tribuente) 470; dir gote dero
fugende uns insaniit %vechenteme (le deo virtutum nobis
cooperante) 472.
k. die belege zeigen , daß der gotli. gebrauch dem part.
noch die präp. at vorauszuschicken, ahd. nicht gilt, we-
der «i, noch dessen stellvertreterin zi kommt auf solche
weise vor. auch />/, welches zuweilen vor absolutem
subst. und adj. getroffen wird (s. 893) nur selten: dher
chiwisso bt sinemu fatere lebendeimi bigunsta rihhisön
(ille enim patre suo viveute coepit regnare) Is. 85, 16.
4. absolute ahd. acc. kenne ich nicht, man müste denn
einige vorhin beim nom. angeführte structuren für accusa-
tivisch halten. N. Bth. 31 vom abendslern: ter wilon in
ane gdenda naht üf kät, d. h. bei anbrechender nacht,
wie er sonst sagt: in nullen tag (niedio die) Cap. 70.
5. Auch axiflösnngen des lat. absoluten part. kommen vor,
bei einem Übersetzer häufig, bei dem andern selten. Esaia
testaute: Isaias so festinuda Is. 13, 3; ipso dicente in Za-
charia: so ir selbo quhad dhurah Z. Is. 29. 16; dicente
Abraham: huueo Abrahümes chibot was Is. 75, 3; viso
eo : so inan gisahun fr. theot. IMatth. 8, 34 (T. imo gise-
hanenio)\ facta tribulalione : wirdit imo galän sum pina
13,21; CO adhuc loquente : innan diu er daz sprali ]Matl!i,
iioinen. cihsoluter casus, jjart'icip. (}05
12, 45 (T. imo sprehhenlemo) ; nilssis exercilibus suis:
saiila siiiiu lieri 22, 7 5 acceplis laiiipadibus : Daiiuin iro
leohtcliar 25, 3 ; niorain faciente sponso : katuälula <lcr brü-
tigoino 25, 5; inaiie auleni facto: duo niorgau ^val■lh 27,
1 (viorgaiie giivortanenio T. 189, 1.) einigemal löst
aiitli JN. auf: daiile le illis: su du in gibest ; aperiente le
maiuiin tuaiii : su du geollenust ps. 103, 28.
III. Alls, absolute participia stehn aus dem ganzen Hei.
nicht nachzuweisen, die alliterierende poesie, überhaupt die
poesie , kann sie wenig brauchen; sie eignen sich, ihrem
Wesen nach , für die verschlingungen der prosa, daß sie
der alts. spräche an sich weder widerstreben noch fremd
sind, zeigt das kleine essener fragineiil (Tiarombl. 12) in
welchem zu lesen ist: helpaniltuio iisemo drolitine.
IV. auf ähnliche weise verhält es sich damit bei den An-
ffelsachsen. die gcdiclite werden wenig beispiele lifforn.
}j. 5327 be tlin lijiijeudinn (te vivo), mit he, wie ich es
vorher aus Is. nachgewiesen habe, reine absolute constru-
clion kommt C. ')5 , 26 zum Vorschein: hie iha radhe slu-
pon lieora andvl'ilan inbevri(feiiiiui under lodhuiu (facie
sub vestibus occidta.) voll davon ist aber die prosa. im
proIog eines gesctzes : yHilvicde vLviijenduui (Vihtrado
regnanie) Sclimid 10. der ags. Matth. liefert folgende bei-
sjjiele : hlui iheucendinn 1, 20; forUclenre thi'tre ceastre
4, 13; ihinre dura htlocenre 6, 6; üt ddrij'ettuin thani
deoße 9, •ii; lo sonuie (jeciijdma bis leornimjcnilduvi 10,
1; npspriuiijenrc siinnan 13, 6; (jevordetire (jedrrf'ed-
nesse 13,21; forla'tnnm ihrt-älnm 13, 36. so aucii die
üljrigen evangelien : (iehi/(jt'dinii eneovum (dcxis genubus)
JMarc. 1, 40; Itiin g) t sprevcndnui (eo adhuc lo(|uente)
ÜMarc. 5, 13; he(iyuic.ndinn Pilale Luc. 3, 1; tluiin f'olce
veiicnduvc and tallum llicncendiim Luc. 3, 15; tliän hw-
lend<; ijcf'uUtdum and tjtiiddendum Luc. 3, 21; iham
datjuui (lefijllednui Luc. 4, 2 u. s. w. him gesomnadum
(illis (oliectis) ps. 103, 26. mitunter wii'd die lal. con-
slruclion aufgelöst: relidls relibus : forh'lon hira net Matth.
4, 20. 22. Nui- i\cn dal. (liide ich , keinen andern casus,
absolut gebraucht, jenes be Ihdni lijiijciidiim war eine
gelUuligo formel, deren sich aucli Heda 2, 5 Ix-dicnl.
V. Aus den altfrles. gesolzen gehurt eine Ibnnel lu'erher,
welche dem absohiten dat. wiederum bi vorausschickt : bi
siepandere thiade and bi iinwissa wahondon (hominibus
tlormienlibus et incerlis vigilanlibus) As. 100, d. ji. wenn die
y06 einfacher salz.
leulc sclilafen uiul man iiiclil wissen kann, wer waclit. andere
j)aralleIlo\le gibcn : he slepandu itiunniim and be un-
tvissa tvakaudum.
VI. Die alhi. edda hat einige wenige fornieln absolntcr
casus, Siels wird dabei die prrip. al ^ wie im gülh., zuge-
zogen.
a. Hill dem acc. : at iiifor fnUinn (orciso principe) 234'';
al iitUiinn f;ilki (morluo duce) 148i'. insofern das adj.
daudhr nocb die j)arliciplale kraft von mortiius liat, füge
ich die hhnliclien conslruclionen bei : at Hrununi dau-
dhmi (morluo II.) 76^; at Ihinn födhr daudlian (morluo
patre luo) 234'^; at frwndr daudha (mortuis amicis) 236^
b. mit den) dat.: at svä göro (hoc facto) 175*^; 178 , ei-
gentlich: ila facto, olme subject*); at npjwerandi solo
(oilo sole) .S0'\ in der sniileren spraclie öller: at enda-
dhuui siuhdömi (linito morbo.)
an jenes ags. slup andvlilan inbevrigennm gemahnt die
altn. Formel: for hiddu höfd/ii (ivit capile ojicrlo) Egils-
saga 406. forum, sog. 2, 73. in lieiden laßt sich das pari,
auch altiibuliv nehmen, wie man ndid. sagt: barhaupts,
bloiihaupls gehn (s. 892.)
VII. Mild, hat die absolute conslruction der parlicipien
geringen umfang, reicliere prcsadenkniale des 12 jh. wür-
den uns erst den nöthigen aufscliluü geben, jene unter
den ahd. quellen zidetzt angeführte Übersetzung ist viel-
leicht nach einer idteren umgearl^eitet.
1. von absolutem nom. nicht eine spur.
2. dagegen zeigt sich einigemal der gen. Herman der Da-
men vom heiland redend: äö er geiieigetes hoiihetes üf
gap den geist 61^, womit das inclinalo capile emisit spiri-
tum der bibelstelle nachgeahmt scheint; in dem ungedruck-
ten niederrheinischen, und erst dem 14 jh. angehorigen ge-
dieht von den llainionskindern steht 15: gthanden heims
(nüt aufgebundnem hehn, ohne den hehn abzubinden) ein
kind winnen. wenn zu dem gen. pl. dinge verschiedent-
lich part. prät. gefügt werden, die mit un- zusammenge-
setzt sind, so slehn sie schon deshalb (s. 897) attributiv:
und unvertvizter diuije kam Gregor 1155; daz ir mir
') es heißt aucli sonst: at thri göri^u, at ^va bitiiii ; \gl. vid/i
svd biÜt.
jiüineri. cLÜsoluler casus, parlicip. 907
intii grüfc] numet unverdienter din(jen Ben. 348 (vgl.
Laclini. z. JNib. 461, 2); die \v iinverschnlder dinge tiiot
7\l|)liart 133. 243; unvei'clacjeter dinge Gaiipp juagdeb.
j-echt 262 *).
3. kein beispiel des blof^on dat. "*"*), aber einige mit der
präposition : Li im lebenden Orlenz 2053 und vvol öfter;
ze anegdndein merzen (incipiente niartio) liaben zwei urk.
der liölerscbcn sanihmg p. 38. 38 vorn ). 1288, was man
attributiv oder pradicativ nobnien kann, jene formel des
fries. rechts begegnet aucli wieder: he iidchtslaj'ender
diete Gaupps niagdeb. r. 263. 290; hei schlafender diet,
Schott 1, 63. 67. daraus entsprungen scheint das spatere :
bei nacliischhifendcr zeit (oben s. 68), indes liat schon die
gandersh. chron. bei Leibn. 3, 166" sUlpender lid.
4. auch der acc. wird sehr selten sein, in Turlins Wl».
5* sieht: kürzlich rjeseit, mit der bedeutung von kurz zu
sagen, breviler dicto, was aucl» für den nun), genommen,
und aus der eliipse von daz st! erkliiit werden könnte.
AVolfram sagt \^'h. 255, 30: der unijezalt die warn er-
korn zeskelirn, d. li. olme zu zählen, wo schon der gen.
pl. hindert an eine absolute construclion zu denken. Avas
regiert aber den gen.? die Substantive kraft, welche die-
sem adverbialgesetzten part. beiwohnen ktinutei' ich lege
gewicht auf die zusauunensetzung mit un-, die auch jenem
WKjetrelende den gen verbinden lieli. der gezalf, der
Stegreife gelrctcnde würde kaum gesagt sein, es mul^
gewis noch melti- beispiele geben ***). Trist. 17765 unde
west es unueseheu gnuoc (wusle, ohne es gesehn zu
') All)r. Tit, 16, 24 hat die reilensart: sie niiiosten oiicli crlielzeri
der xlegrfif it/igelrclcnde (sie umstell von den pferdeii lierab , olme
in den stei{,'t)ÜKt^'l z» treten); ist d:is = iinfjetretener stofireilV? oder
nncli einer nlid. constrnelion = den stejireif nnjietreten? mit dem
part. präs. oder dem Kerniid. vmj;etretende weil\ ieli den gen. niclit zu
einigen, giljt es solciier rügim<>:en mehr? >oiliq versehieden ist das
aiid. dcro fuozo gewailendo g;U iS. ütli. 18!>, wo der gen. >on gewill-
ten regiert wird.
'*) wenn os üint, l,ft lieilU: daz ein magit: ziio .iffiiiide den liifin,
tritlt an die stat, dar nie ir vuoz an getral ; so mochte ich diese for-
me! anf ein alid. zuo .•<c'/iantt'iit liulim (aspieientihns id honiinilms) zn-
rückfüliren. indes liU't sich anch deuten! zf .'f/n-ne den liutcn, con-
.spicienda liominihns , mit passiver hedentiirig des sehen (oben s. Gl.)
üietr. 527;? den unten ze sehen (: si)eiien.)
•**) si fnndon voikes nnf^ezalt Parz. 7f>4, 1 ; des liant trnoc prises
uni^ezalt Tiirl. Wh. S6'» ; galeiden imv^rzidl , «las 7(i'. sollte nicht
auch iler gen. bei un^-cntdc (s. 75t)) hierhci gehören V
908 einfacher satz.
liaben, genug davon) beziclie icli den gen. Heber auf gniiuc
als auf iiiigeselicii.
VIIT. Mnl. ersclieincn absolule pail. elwas liaiifiger.
1. (jenitiv : waert al (jetjordes riemen (loro cincto) ge-
Avoipen neder JMaerl. 2, 159; ghesletens ( glietrockens)
haers (scissis crinibiis ) JMaerl. 2, 225; tjhetrects Sivcrls
(ense stricto) Sloke 2, 352; {fJithu(jen kuies (genu ilexo)
CIi:;nelt 243 ; hvens Uves (I. levcndes, vivenle corpore)
Cligiielt 246; vecUiendtv haut (manu pugnanle) Sloke 2,
503.3, 149; heslutenre (jrave [dniiso sepulcro,; besloteiire
diire Maerl. 2, 61; beloheurc diire fdauso oslio} das. 244,
im leven van Jezus p. 241 belokender doeien: (jlniscör-
dev cledere (scissis \estibus) IMaerl. 3, 286 ; verhouijherder
lede (mend)iis fame extenuatis) JMaerl. 2, 240; ivakendev
ocjlicu (ociilis vigilantibus) Cb'gnelt245; werendtr hunde
(manibus defendeutibus) Sloke 1, 399. einige dieser ])arl.
dürlen aber aueb attributiv erkkirt werden, wie besonders
aus der redensarl erliellt: elen onfjhediverjhenre hande
(manibus iliotis edere, mit ungewascbnen , unreinen ban-
den) Clignett 243.
2. einigemal stellt gleicldDedeutig der dativ: verres heslo-
tene (frave (clauso sepulcro resurrexii) , Cristus niocbte
heslolene sinen (jrave risen ; quam heslolene lacliame
tonser vrouvvcn (clauso corpore) ; alle diese formein fuideu
sieb IMaerl. 2, 159 und mau darf niclit beslotenre grave
emendieren, was andere iikiI (Clignett 244) vorkommt,
graf erscbeint bald neutral, bald weiblicb. aucb hehou-
den ininen live ende mieve eren (salva vita et lionore)
bloris 2132, behoiideu oiiseit live Floris 2340, behoiiden
siere eren ( salvo bonore suo) Elegast 633 sind jdative;
docb Stoke setzt den acc. ; behoiiden lif ende lede (viia
memhrisque salvis) 2, 207. 391. 468. 3, 34. 191. 367: 6e-
houdeu lij ende (joet 2, 365.
3. priip. luid absoluten casus finde icb in der redensarl:
viet Imnieren al otitplokkeu (mit entfalteten j lliegeudeu
labnen) Helu 1968. 2549.
]X. Nhd. folgende casus:
1. gen. klingendes spiels auszieben; stehendes fni\es
aniwovlcw ; fliegendes haars laufen; eilendes selrriltes
kommen; verhängtes zügels reiten; gesenktes hauptes re-
den; baben des biiefcs inball beschivertes gemiils ver-
standen (a. 1614); unverwandtes J'uWes durcbgeim; ge-
nonien. cihsolater casus. par/Icip. 90Q
spannter hank geiichl liallen ; ivährenden essens ; wiilt-
render meiner hrankheit (felseuburg 2, 330); /'ol(jeuder
tnai^eu reden ; unbesonnener tveise liandeln ; in Uber-
deiitschland -sviederum n)lt imlerdriickung des subst. *),
vgl. s. «93.
gen. pl. : unversehrter fai\e (pedibus illaesis) geschicbf-
klilt. 105^; unverrichteter din(je\ ungenöter dinge (non
coacte CCC. 32); unverrichteter Sachen (Schweinicben 1,
23 5. 250.) unverivarnter suchen, ungenötheter Sachen,
unverschnldter Sachen y ungesclialleder sakeii (Kaiilzow
17); verrückter tagen (nuper) Schreibers bundschuh 73;
letzt verxvichener tage, viele dieser formelu sind veral-
tet, und in den meisten hat das part. nur adjeolivischattri-
butiven sinn '*'*).
2. bloßen dat., absolut gesetzt, kenne ich fast nirgends,
man miisle die conslnuiion von unbexvnst hierher neh-
men: er gelangte, mir nnhewust (me inscio), in das Zim-
mer; ritt, unbetvnst seinem vater (patre nesciente), aus.
ahnlich ist : ohnwissend ihrer (illa nesciente) leipz. avant.
1, 132. der dat. scheint aber Nveniger neben unbewust
und damit auT gleicher linie zu stehn, als davon abzuhän-
gen, weil man sagt, das ist inir bewust, nicht bewust, un-
bewust := bekannt, unbekannt, wenn es nun heißt: er
verdiente sich, mir unbekannt wie, dies geld, so wird nie-
mand mir unbekannt für einen absoluten dat. erklären.
Häufiger prnp. und dat., im 16. 17. jh. zumal mit zwi-
schengeschobncm jiossessiv : bei scheinender sonne , bei
anbrechender nacht kommen ; nach (jelhaner arbeit ru-
hen; nach aiisgeschlafnem rausch; nach vollendeter sei-
ner rede', nach gehörter ui\svi er veiantivortumf (Luther);
in ivi'direnden flammen ; unter wahrender muhheit; hei
xvährendem essen; an ingcndem megen (l'schachtlan 5) •
ich werde mich über diese präposilionalstructur noch nach-
her auslassen.
3. acc. dies gesagt (hoc diclo); dies vorausgeschickt (hoc
praemisso); dieses gesagt (Vossens Luise l, 42); kaiuu
geredet das wort (das. 2, 112); kaum gesagt (das. I, 185);
*) «ienkwiirdiskt'ifen «tor lierzogin Dorotliea Sil)ylla, Bricp; 1830
ohvermeldelcr \i. JJl ; imveinwikfer p. 48; uiii-enintli'rtcr p. 65); uu-
vorsehner p. 71); lerxtcikter das. anliaii;; 23 ; verdccLler 2ü ; ^cxchrin-
be/ier 34.
*') die redonsart. lucines icisxeiis , unseres u'i.ssens ist zwar absolut,
aber oliiie pnrticip; sclion mild: der unseres unuizzenes in den seckeu
lac Diut. 3, 106.
910 e'uij acher salz,
dieses aiisgeredl (franz. Simplic. IH.'i); dls geredt (das. fi?) ;
so bei mir (jedficlil und (jertdt (das. 70;; sohhs urcdL
(V\ ikrains Ovid 250'» 251'^ 246*;; das ausgenommen (lux;
cxcepto) ; heinen aus(jrHommeu (nnllo exceplo) ; ihn uti-
ausfjtnomnicn ^ (jesttzt , den Juli tjesrlzl, das abtji'icch-
nel , vorausijrsclzl , bti stite tjtstlzi -^ alltt forcht liini-
an ijesclzt i^Jiislinyer 114); dits iinuiKjtscIin. liijnlig,
schon in hrielen des 16 jti., bis auf lienle ist die scldnß-
lürniel : hieniit goU befohlen, >vobei der acc. dich oder
euch ausgelassen wird, er kann aber aucli ausgedrückt
werden: dich und deine an(jehövi(jen (jolt befohlen, der-
gleichen acc. verwendet Hüllen üller in seiner deulsclien
prosa , z. b. hin(jele(jt den ernst (seposltis relnis seriis),
ausijeschlacjen alle sorij (abjeclis curis) werke 5, 345.
353. diese blumen alle tage anyeselin (^liis iloribus (juo-
tidie aspeclis) inylhol. CLXl; seine ancjelefjenheiten un-
versiiumet (ohne seine geschafte zu veisaumen) flugschr.
von 16'J2. das buch kostet vier gülden, den einband mit
gerechnet, die heulige spraclie brauclit diese conslructio-
nen gern zur Schilderung einer gebärde oder kleidung bei
stehn, sitzen luul idiidichen Wörtern: er stand da, </je /<«»i<Z
an das rüder jelehnt^ da steht sie, die auyen gen iiimniel
gerichtet, die h'dnde empor yehoben ; dort sitzt sie, die
hände im schoß (jefaltet- in seiner Werkstatt sonntags
früh steht unser theurer meister hie, sein schmutzig schürz-
J'ell ab(jelegt. Alle solche structuren scheinen der mlid.
und ahd. spräche beinahe fremd, und romanismen, obgleich
die Gothen schon absolute acc. besaßen, eine groUe Ver-
schiedenheit liegt aber darin, daß der golh. acc. immer
part. prJis. ist (s. 900), der iihd, umgekehrt fast nur das
part. prät. *) zulaiit, woraus, nach dem s. 894 geltend ge-
machten grundsatz, weiter folgt, daß die goth. absoluten
acc. ein anderes subject haben, als das des hauplsalzes, die
iihd. hingegen dasselbe: der meister steht da, der sein
Schurzfell abgelegt hat, in jener goth. phrase tanzt die kci-
iiigslochter und der könig spricht zu ihr. die nhd. abso-
lut gesetzten part. prät. sind beinahe sämtlich transitiver,
den acc. regierender verba. sollte nicht zusanmienliang
stattfinden zwischen ihnen und der s. 87 beim imp. ange-
gebnen construction? es liegt ganz nahe, in beiden fällen
einen wirklich vom part. prät. reijierten acc. , keinen ne-
*) in einem briete Philipps von Hessen an Lutlier vom j. 1525?
(Roniaiel 5, 862) die forme! ilc-nd mein haiid (festinante manu) ge-
sciiriben.
notneji. absoluter casus, particip. C)\\
ben ihm gleich absolut auftretenden aiizunelinien. ^v!e In
der redensart rosen auf den ^veg geslreul ein habet ! küiinte
bei dies gesagt ein habend ergänzt werden, und dann ver-
scliwände aller schein des absoluten ausdrucks. ich werde
bei den ronianisclien sprachen, hierauf zurückkommen;
entgegen stehn die freilich schwachen spuren des part.
priis. (eilend mein band), wo das intransitive verbuni die
rection des acc. abweist, aber auch beim part. prät. den
abhängigen acc. zuzugeben , brauchte man die ellipse ha-
bend noch nicht einzuräumen, sondern könnte wenigstens
das i)art. für einen absoluten casus hallen ?
Bemerkenswerth, dai^ jenem mhd. der ungezalt (s. QO?)
vergleichbar, in fornieln des 16. 17 jh. zu dem acc. part.
prät. gern das subst. im tjen. construiert, nicht in glei-
chem acc. beigefügt wird''), iinverricht üev Sachen (Schwei-
nichen 2, 239. 3, 65. 101); iintjeschivächt seiner nalur
(Schneiders Erbach 301); unbeivarnet aller eren (Mones
archiv 2, 21«); unersucht des herzogen (Kanlzow 2, 305) ;
unser nnijehört; unaticjehürt seiner rechtferligung ; wiver-
niiitet des falls; arnjesehn seiner treuen dienste; unbe-
schadet seiner einrede; hindau(jeselzt alles gebeis (Etlners
hebamme 612); unbeijrü[\t seiner; unbeeidiijel der gezcu-
gen u. s. w., redcnsaileii, die wir heute mit ohne zu um-
sclireiben : ohne ilie zeugen zu beeidigen , ohne ilin zu
begrüUen. erhallen hat sich noch: dessen nnerachtet, al-
ler klagen umjeachtel. dergleichen parlicipia haben substan-
tivisch präpusitionale nalur angenommen, und i-egieren nun
den gen. der subst., zu welchen sie sonst altnbuliv hin-
zugefügt wurden **). unstallhafter scheint die vorkoni-
inende redensart: unerlaubt iles heindjürgen (ohne erlauh-
nis des h.), wo dem pari. pral. aclive bedeutung, iingefalir
wie in den s. 70 verhandelten conslruclionen untergelegt
wird. In diesem sinn fasse ich einen scheinbaren absolu-
ten nom. auf, welchen Sasliows leben 1, 319 daibielel :
wir auch beide , der eine den andern untfesehn und un-
qesj)yuchen f veirelsel sein, d. i. ohne dali der eine ileii
andern geselin und gesprochen halte, zm nichl sehend, spre-
chend ; part. präs. würden aber hiei*, unabsolul, als echle
nom. in die redensart passen, man denke sich griech. part.
prät. acl.
X. einige temerkungen über die andern heuligen dialecle,
*) v<;i. das voriiin l>eip;el)raclittj iiiIkI. der Stegreif uii^etretfitdt'.
**) äliiiruli construiert lvri>ti>l)i'r{i zum ndj. aiisic/itig den gen.:
anxichlii^ (im aiigesicht) aller dtrer (I''ri>eli 2, 272b.)
912 einjacher salz.
in bezng auf absolute fiigiing. hei nl. sclirlflslolleni , In-
soiulois alleren dos 16. 1 7 jli. eilialleii sich im-liroie _'/''"•
formein: slaaiidcs muiirs , vtcliltndt'.r liund ^ iielirtntlxlcr
Jfiiie , aanzi(t}ider outjeu ii. s. w. al).soUile <icc. siml
kaum in gebrauch, vielmehr den pai l. \n:il. wird dann ein
gerundivisches hchbcude und zijnde beigegeben; dit gi'-
zegl hebbende , dil opgesteid zijnde , was nicht ausdriicUl
cela dil, ccia regh', sondern unabsolut ayant dit cela, ceci
elant regle. Englisch lassen sich zwar absolute part. priil.
accusalivisch bihlen , z. b. jenes ags. bevrigennin andviilaii
übertragen their faces ivrapped. der prosa ist aber die
nnwendung des pari. |)ras. , sowie die unischreibu/ig niil
liavuKj und hehuj viel geläufiger: saying this he went;
bis molher hearing bini had conipassion ; ihe knave doiug
this burst out inlo laughter; having supped we relurnd,
being disliked by theni he was rejecled. keine dieser
structuren kann absolut genannt werden. Die neunord.
sprachen haben wenig aljsolnle part. aufzuweisen. das
dan. dette forndsadt scheint dem nhd. dies vorausgesetzt,
mi(i icvldtnde ienem mir unwissend nachgeahmt, in deu
schwed. Volksliedern aufgefallen ist mir die redensart in-
nan upprunnen sol (ante soleni ortum, sole nonduui orto)
SV. fülkv. 1, 44. 47.
XI. Die romanischen sprachen kennen keinen andern ab-
soluten casus als den acc, bedienen sich aber dessen sehr
vorliieilhart.
1. ital. /rt//o (jnesto (hoc facto); detto (jiiesto (hoc diclo);
ßnito iniesto Dante irif. 3, 130; aperti (jli occlij foculis
aperlis) ; vennta la mattina j oppressi i snoi nemici ri-
torno (oppressis ininiicis suis rediit.) mit jiart. pras. dn-
rante la ijiierra j inediante Pajnto S2io ,• cio non ostante,
die allere spräche viel öfter: durante il caldo ^ vivente
il »'e, nie vivente^ vecjfjente hii , was man heute durch
das gerundiun» ausdrückt oder umschreibt.
2. Span, puesto el caso Cposilo casu, ohne subject gesetzt
zur conjunction geworden); mnerto el padre (mortuo pa-
tre); nnierta su madre (morlua malre sua); la pnerta cer-
rada (ianua clausa); (janada la batalla; auilada la causa;
trasladadas las cortes a Cadiz escribio u. s. w. so schon
im poema del Cid: la oracion fecha luego cavalgaba 54.
367; hinoios Jitos (genibus illexis) sedie el canipeador
2040; hinoios lilos las manos le bcso; ellos niediados (jal-
los (beim zweiten hahnschrei?) piensan de cavalgar 325.
pari. pras. fallt mit dem gerundium zusammen.
nomen. absoluter casus, particip. 913
3. franz. cela dil il paiiii; cela coiwenu eile me dit;Mo/;'e
travuil achevc nous noiis coucliames; Vinstmction com-
inencee le juge ordonna; la danse finie on se niet ;i table;
le voeti J'ait, crac, voila le colFre ; excepte le roi *)j ees
paroles achevees il sortit. noch liäufigei- bei älteren Schrift-
stellern: passe la pestilence Piabelais 4, 45; venu le temps
de la cueillete 4, 46 u. s. \v. auch im franz. begegnet die
form des part. pras. der gerundiven. in einzelnen redeiis-
arten ^vird aber nach analogie des ital. das particip wahr-
scheinlicher, z. b. durant la gzierve , durant ces des-
ordres , inoijennant cette somnie , obgleich das part. seine
llexiou einbüßt, vgl. unser währendes krieges.
4. da die heuligen romansprachen acc. und nom. nicht un-
terscheiden, also zweifei entspringen konnte, welcher von
beiden in dieser absoluten fügung walte; so wird es
wichtig den altfranz. und provenz. dialect zu vergleichen,
in welchen nom. und acc. meislenlheils gesondert sind,
männliche part. prät. haben im nom. sg. und acc. pl. s, im
acc. sg. und nom. pl. kein s. hiernach ist das allfianz. le
col hessie (gebücktes halses) sen va Ren. 1295; commence
8a melodie les eiilz clujiiiez. (mit blitzenden äugen) Reu.
1599 uothwendig acc., nicht anders das provenz. cavalguet
lo fre ahandonat ( laxato freno) Ferabr. 3712. 3729;
Frances esperonan lors fres ahandonatz (laxatis frenisj
Ferabr. 410. 467. 490. 601. 671. aus absoluten part.
prät. fem. kann man dies nicht ersehen, denn beide casus
Iiaben im sg. kein s, wol aber im pl. , z. b. fiert leenz
teste levce (capile ereclo) Ren. 20172; der pl. würde lau-
ten iestes levees. Vüv das part. präs. konunen einige we-
nige, oft wiederkehrende formein in erwägung. altfran/'.,
voiant le pueple (vidente populo) **) se despollcnt Trist-
3866; voiant le pueple nos vcut prendre Trist. 2123;
vuiant (jenl Trist. 575; se lor faisoic sairement a ta cort,
voiant la (jeiit Trist. 3240; niert nüe tanz de tencier
vuiant la (jeut V\.(i\\. 19641; nioult doit on felon chastier
•) waniin al)er auch excepte les rois (exceptis rep;il>iis") , und niclit
cxceptes les rois'^ weil ovcepte (wie mojcnnaiit, toiicliant, tinraiit nml
unser vvälireiid) sicli zur präp. voriiärtete (3, 2i()) und es schon init-
tellat. hcilU exccplo porlione, excepto ,dnal)ns villis, exccpto niancipiis,
excepto illa. e!)enso liei,^t es: sw/'/'w^ln cliosf, v contfiix les toinnies,
nachgesetzt aber: la cliosc supjwsee , les rois cxceptes, les fcinmus y
coinprises.
") das streitet für ein absolutes zuoseheuden H:ilen (s. 907.) auch
ein zuolitt'rendeii liuteii oder zuohterende den liuten konnte erwartet
werden.
jNI m m
()J4 einfacher Sd/z.
le rol Volant (((jrain legc) 'J'risl. .^4'JS ; veant nus fnohlfi
vnJt'iililjiis) ; coiiinienl la rrnntlic se tloil deraisnci- t»üi«Mf
les rois et lor hnrniitje (coram regibiis cl viris) 'J'risl. 4110;
voiaiit les (jtnz V\.ci\. 227 14 -^ses iimz veaiiziociiVis videnlllxifi)
Heil. 5'JS; (|iii l'a lioiii ses eulz vuiunl lien. 681; lor tf.r
volunt IMcuii 4, 6; mes ianx vuiant iicii. 19595; prov.
vezeti tot lo hamat (viileiile tola viioniiii lurba) Feiabr.
4918. 4928. 4939; vezen tolz U haro Fcrabr. 3326; ve-
zeii SOS apostols siis el cel sen iiioiila (videnlibus aposto-
Jis in coeluui ascendit) Ferabr. 4857. alllranz. li coimiant
oiant vos (audieiitibus vobis) IMeoii nouv. rcc. 1, 136; H-
siez li brit'f oiant nos toz (coram iiobis oninibus) Trist.
2551; oiant tote fjent Bcrle 127; va le col haissant (in-
üliiiato cüUo) lieii. 1313. das subjecllose, zur bloUen par-
tikel vcrluiricle j)roveiiz. manltnent Ferabr. 102. 2762.
4753, franz. maintenanty scliciiil ein ilal. niano teueiite, d. li.
indem einer die band liält, in voller gegen wart 1* dies
nianlenent könnte aber auch gcrundinm sein, lal. tenendo
nianum, ital. niano tenendo. in allen übrigen romanistbcn
dialeclen fallen part. präs. und gerundium zusammen, letz-
teres ist aber stets unabsülut und subjecllos , daher jene
formeln voiant le penple , vezen lo hamat nolhweiulig
absolute parlicipia enthalten, ebenso die spanisclien vinien-
do la inanana Cid. 324; andando los tiempos (temporibus
progredientibus), yendo dias y viniendo dias (diebus eun-
libus et redeuntibus) d. i. mit der zeit, die formelle be-
rührung zwischen part. pras. und ger. hat aber die llexion
des ersteren meistens aufgehoben , und nur jenes altfranz.
ses iauz veanz zeigt den angemessenen plural.
5. einigemal ei'scheint die pri^ip. a vor dem absoluten ca-
sus, und diese Umschreibung entspricht dann naher dem
lat. absoluten abl., z. b. franz. prier ä mains jointes (pli-
calis manibus); alllranz. a meins joiittes merci li crie
Ren. 27022; a eulz clitjniez Ren. 1595; prov. montelz
als cels u tolz lors hiielhs vezan (videnlibus omuibus eo-
rum oculis) Ferabr. 1267.
Auf diese darlegiing der einzehieu Verhältnisse, wobei sclion
im voraus der romanischen erwähnt werden musle , soll
eine allgemeine betrachtung unserer absoluten part. folgen,
die wechselnden , frühe veraltenden foiinon dieser con-
struclion pflegen für undculsch und der spräche von aulien-
her aufgedrungen gehalten zu werden, gleich wol, da ab-
tioinen. (ibsoluter casus, particip. 915
solute casus überhaupt, wie dl'e geschiclite unsrer adver-
bien lehrf, im deutsclien von ältester zeit an heimisch und
iiatürlicli waren , wie halle es gescliehen können , daß die
participia davon ausgeschlossen blieben?
den geringsten schein hat hier fremder einfluß für das
golhische. Ulf., dem der gr. tcxt absolute gen. vorhielt,
setzt an deren stelle goth. dalive, einigemal auch accusa-
tive; ja er wechselt mit bloßem dat. vuid der präp. af, wo
die gr. construclion wieder keine prap. darbot, dies weist
uns schon auf eine lang geübte an^venduug solcher aus-
drucksweisen, und man niüsle sie der goth. spräche etwan
aus der lat., vor Ulf. zeit, zugebracht wähnen, wenn mau
sie ihrem eignen genius absprechen mag. ohnehin ist Ulf.
an den gr. absoluten casus so wenig gefesselt, dal^ er ihn,
wie gezeigt worden ist, verschiedentlich auflöst, er konnte
aber immer auflösen , falls er gefahr lief, durch eine neu
eingeführte und nachgeahmte Wortfügung den Gotheu un-
verständlich zu werden ; wir wissen daß bei vielen andern
gelegcnheiten er völlig frei verfahrt und seiner spraciie kei-
nen zwang thut.
Die ahd. absoluten dative nehmen sich unbeholfen aus,
w^eil Übersetzungen, in welchen sie siehn , meislentheils
steif gerathen sind, dafi die behenderen verdeutscher sich
ihrer oft, nie ganz, enthalten, bezeugt nn'r grade ihr vor-
liandensein in der spräche selbst, jene ungeschickten hünde
werden durch das lat. vorl)ild verführt eine structur zu
häufen, die niälUger angewandt in der einheimischen spräche
guten grund hat. das verbürgt N. , dessen gefüge prosa
ihrer so wenig enlrathen kann, dal^ er sie auch da an-
bringt, wo der lat. text sie nicht gewährte. N. überträgt
sowol das absolute in unabsolulcs als das unabsolule in
al)Solulcs. Warum sie sich bei 0. sehr sparsam, im alls.
Hei. gar nicht darbieten, meine ich richtig aus dem unter-
schied zwischen poesie uiul prosa zu begreifen, denn auch
die ags. luid alln. gedichle haben nur wenige für ilic über-
zeugiuig hinreichende beispiele, daß sie diesen mundarten an
sich nicht fremd waren. auch stimmt das eddische at
vor dem abs. part. genau ziu- golii. weise , und bestiiligt
wie lange her diese construclionen unsrer si)rache einge-
prägt gewesen sein müssen.
Freilich, den mhd. dichtem sdieinen sie beinah ganz
entfremdet; 'wenn einer, so würde Wolfram aus ihnen
vortheilc gezogen , und falls sie damals noch in der prosa
lebten , nündestens einzelne formoM daher enlnommen ln-
:M IV nt 2
yiö einfacher aatz.
beil. CS vcrbält eich fast wie mit dem (6c}ion 8. 8H7 ver-
glicluicn) acc. c. ini. , der den iiilid. dichtem aiissliihl («.
119.) die ilexion -war für solche scharfe anwendiuigoii der
casus zu sluinpf geworden.
Der ahd. und ags. dat. stinunen völlig zu dem dci-
golh. absohilen conslruclion , und es ist nicht nüliiig bei
ihnen greisere eiuwirkuiig des lat. casus gellend zu ma-
chen, die absühiten (jen., welche zwar der alteren spräche
nicht unbekannt, der spateren geläufiger werden, erscheinen
mit dorn part. ziniieist in allril)uliven scliiUlerunjen, selten
für den ausdruck des zeitverlü'iltntsses , d. h. aullüsbar in
Sätze mit da. als, naciideni u. dgl., wahrend die nhd. ab-
soluten acc. auch wol dieses bezeichnen, zwischen i\en
phrasen : gesenktes auges geht sie einher \ind: gesenkt das
äuge g. 8. e. ist der unterschied, daß jenes aussagt: mit
gesenktem äuge, dieses: naclidem sie das a. niedergeschla-
gen hat. indessen bleibt der nhd. absolute acc. inuner auf
das subject des hauptsatzes besch.ränkt (s, 910) und findet
nicht statt, sobald der nebensalz ein anderes subj. hat, z.
b. wir setzen: dies gesagt (als er dies gesagt hafte) ent-
fernte er sich, nicht aber: den himniel aufgeklärt (nach-
dem der hinunel sich aufgeklärt hatte) reisten sie weiter,
die romanischen sprachen diiifen ihren absoluten acc. auch
auf ungleiche subjecte erstrecken: ilal. venuta la nialtina
diese; span. pasadas las noches de invierno partiose ; franz.
Toraison faite on se mit a table, die wenigen formein mit
dem acc. part. präs. (voiant, olaut) gründen sich überall
auf ungleiches subj. und können nhd. nicht nachgebildet
werden.
Dieser engeren schranke des nhd. absoluten acc. un-
geachtet führe ich seinen gebrauch hauptsächlich ans den
romansprachen her, wenn schon die goth. und ahd. mnud-
art solche constrjictionen kannte, hiengen sie nocli damit
zusammen, so dürften sie der nihd. spräche kaum fehlen.
Den ronian. acc, abs. deuten die granimaliker aus ei-
ner ellipse von aveudo, essendo*); habiendo, estando
(siendo) ; ayant, etaut; so daß z. b. cela dit verständigt
werden müste, entweder ayant dit cela oder cela etant dit
(ayant etc' dit.) diese ausdrucksarleu würden den nnl. mit
hebbende und zijnde, den engl, mit having imd being (s.
912) gleichkommen, und sind ohne zweifei sehr gebräuch-
') Fernow ital. spraclil, 690, vgl. 592. 593.
nomen. cthsoluier casus, pariicip. 9J7
lieh, allein jene absoluten part. scheinen doch etwas an-
deres; ihr acc. steht unabhängig, neben avendo, ayaut wird
er vom verbo des Satzes regiert, daher auch die Veränder-
lichkeit des particips in beiden fallen nicht gleichen schritt
hält, z. b. es heißt : ces paroles prononcees , proiioncees
ces j:)aroles , aber ayant prononce ces paroles ; aperti gli
occlij und avendo aperto gli occhj *). noch weniger läUt
sich bei intransitiven verbis essendo oder e'lant supplieren,
das den absoluten fiec. ir. einen nom. umwandeln würde,
z. b. essendo venuta la maltina *). am allerwenigsten end-
lich würden sich part. piäs. auf solche weise elliptisch er-
klären ; gibt man aber einen absoluten acc. durante la
guerra zu, wird man auch ein finita la guerra einräumen
müssen, ohne daU nöthig wäre diesem avendo oder ess(M)do
unterzuschieben. Nicht anders beurtheile ich darum die nhd.
absoluten acc. (s. 910), es ist gar nicht einmal gewühiilich
vollständige phrasen mit habend und seiend zu bilden, ge-
schweige sie zu unterdrücken.
der romanische Wechsel zwlsclien sg. und pl., zwlsclien
männlichen luid weiblichen formen dieser part, präl. hin-
dert unser einförmiges unveränderliches aiiSfjenomiiicu für
ein bloUes adverb des particips zu hallen und auf ein
ahd. üzginomano (l, 1020) zurückzuleilen. part. präl.
schwacher conjugalion stellen ahd. luid mhd. adverbial
oluie -o und -e, wie es scheint in dem bloßen undectierteti
acc. neutr., z. b. nngifergut (gratis) T. 170, 6; luigesculdot
(sine causa) N. ps. 108, 3; mhd. unbekant Wh. 119, 21;
ungeschouwet koufen IM, 2, 227^; vgl. ungezalt (s. 907.)
Da wo dies pari, im adverbialen gen. vorkommt; unvev-
schuldes (immerilo) Amgb. 11*^; aUlVies. umhethimjndis
(ohne gerichtliche klage) vVs. 14; nnclalhadis (ohne la-
(hing), würde durch beiriigung eines subjecls ilcr lürm-
liche absolute gen. entspringen.
*) nllcrdinjis fordert <lie iirspriiiijiliclie structur des part. prat. bei
lialxMi (Ion acc. (s. 15!>), l'olpilirli nyaiit proiioitcces i-ea |tnrüles, was
al)er im Iran/.., so weit seine gesclii<:lile reielit , iinstattliat't {rewordeii
isr. ital. darf sesapt \v<>rdeii : avendo apcr/i {i,\\ ix-clij., avendo inh/c
iiiolto eose, weiches nielir dem franz. avant Ics _>en.\ ourerts nlsa\,)iii
ouvert ics yeiix ^'leiclit, ivülin verknti(>ri die liulicre ital. .spräche lias
part. präl. mit dem sul)je('t des hanptsatzes im nvni. : Ic viitii il me.-it(>
letto «•in;j;ean, Inii^nati; i rai , sc.oinpostu il erinc, stall des iililicheii
lja<i;nati i rai, scoin|)osto il criuc. dann IumI die altsolutc ton»lriulioii
'^twvi. auf.
**) an den nom. mit ellipse des vorh. siilist. , licßo sieli .sonst aiicli
denken, im nU.-;pan. Cid 1181: csto cra rluho, picnsan de caval^rar.
910 ciiiJcicJu-r atitz.
Aufmerksamkeit erfordert das verliallnls der präpusi-
tion neben dem parlicip. es ist noch in der heuligcn
Sprache ganz gewölinlich ])räposilionen mit part. und 8ul>.st.
zu veikMii|)l"eii , woraus redensarlen entspringen, die dem
gelialt absoluter parlicipion nahe kommen , und docli et-
was anders sind, sie gebranclien il)r part. alliibuliv, und
lassen allen nachdruck auf ])rap. und nomen fallen, z. b.
7iach gethaner arbeit ist gut ruhen , nach gelialtner mahl-
zeit entfernten sie sich ; hei einbrecliendem morgen reiste
er fort, hei eingebrochner dammerung liielten sie an; un-
ter wahrendem regen wurde der berg erstiegen; mit l)e-
bendcj- stimme sprach sie; in luiabgebrocliner rede trug
er seinen entschluÜ \or. Das drückt uns nicht viel melir
aus, als das bloUe : nach der arbeit, nach iler mahlzeit,
bei morgen, unter dem regen; mit furclitsamer stimme,
in steter rede; nirgends tritt der eigentlich verbale' zeitbe-
grif dabei hervor, die beifügung des part. ist daher nur
zulassig, wenn die forniel auch ohne es beslchn kanri, da-
her z. b. nicht gesagt werden dürfte : nach besiegtem feind
lierschte ruhe im land. jene phrasen dulden auch keinen
artikel vor dem part., v/eil ihm dieser eine lebendigere
beziehung versclialfen würde. Der scheinbar gleiche fall
des goth. «f, das absoluten participien vortritt (s. 898. 900),
ist ollenbar ganz verschieden, weil dort in ihnen die kraft
des pradicals liegt.
Die lat. spräche bildet ihre absoluten part. allein mit
dem tihl. , was zu dem goth. und ahd. dat. stinunt, aber
in keine der roman. sprachen übergegangen ist *^.
Weit inannigfalter sind die gr. constructionen. vor-
lierschend zeigt sich der yen. aller participien: i'ccQOS e).-
'dövTos tu Qoda d-älXei , T£).ivj ijGavTog d'h Kitgov nctQi-
Xaßs Trjv ßaai).ei7]P Ka/ißvG7]g. absolute dative lassen
sich attributiv fassen, ''z. b. ntoi'ioVTi iviavriö im Schluß
des Jahrs, im scließenden jähr; neouöi'jos iviavrov sagt:
als das jähr ausgieng. absolute acc. enthalten Zeitbestim-
mungen: TaVTU d'h yii'Ofni'u , aber auch andere Wendun-
gen , solche neutralformen können für nom. gelten und der
Zusammenhang des ganzen nuil^ den casus näher bestim-
men, beim masc. imd fem. ist der nom. an sich klar,
Buttmann führt aus Herodot an: cd vvy.reg i-füoui noitv-
fuvui (die nachte zu tagen gemacht), doch scheint danu
*) irrig nennt Fernow p. 589 das ital. diirante il cnido einen lati-
nenius, da il caldo deulliciier acc. ist.
nonien. absoluter casus, parlicip. 919
der nom. immer sicli auf etwas vorausgehendes zu stützen,
und nie kahl zu stehu , wie das s. 900 angeführte funtaii
uiarigrioz.
Die altslav. spraclie zeugt absolute constructionen mit
dem dat. ihres pari, präs. , welches bald gerundiv , bald
transgressiv genannt wird (Dobr. inst. 636. 637), nirgends
mit dem eines part. prät. in den heutigen mundarten ist
aber auch jene Verwendung aufgegeben.
Litt, und lelt. steht das unveränderliche gerundium mit
dem dat. absolut, z. b. liuh. diewui dudant (deo danle);
jam sedint (eo sedente) Malth. 27, 19; lett. saulei lezzoht
(sole Oriente); azzim redsoht (oculis videntibus.)
da der slav. und litth. dat. von dem abl. unterschieden
ist, so bleibt unsicher , ob unser goth. und ahd. dat. hier
mehr die natur des lat. abl. oder des slav. litlh. dat. au
sich trage.
920 einjadicv a^fz.
CAP. VIII. ADVl'RB UND ADJECTIV.
Wir verlassen den casus, iinvollsläntllg dargestellt schei-
nen würde das verliält'nis des noinens im einlachen satz,
wenn nicht auch noch die grenze und begegnuug zwischen
adverb und adjectiv zur spraclie käme.
Substantive werden durch adjective, vcrba durch ad-
verbia näher bestimmt, d. h. das ad), ergänzt den begrif
des subjects, das adv. den des prädicals. das adj. erscheint
dann bloß attributiv, eine dem subject schon zuerkannte
eigenschaft ausdrückend, das adv. modificiert die aussage
des vcrbumSj bildet also einen theil des prädicats.
Nimmt aber das verbum substantivum, d. h. die ver-
balabslraction den platz lebendiger verba ein, so muß es
durch andere Wörter belebt werden, dies sind gewöhn-
lich wiederum adjectiva, allein pradicative, und ihnen kön-
nen gleichfalls adv. zutreten, so wie adv. sich zu adv, ge-
sellen mag. begleiten adv. attributive adj., so hat man
sich eine vorausgegangne prädicierung hinzuzudenken, noch
leichter gesellt sich das adv. zu dem seine verbalkraft nicht
bergenden particip. Andi'erseits lassen außer dem verb.
subst. verschiedne verba begleitungen des adj. statt des
üdv. zu, was den Substantiven uachdruck erhöht, den prä-
dicativen schwächt.
Adjectiva treten also neben subst. und verbum, adver-
bia neben verbum, particip , adjectiv, adverb, ja zuweilen
neben subst. auf, in welchem adjectivische bedeutung rege
ist. die ähnliche und gleiche anwendung beider läßt aber
übergriffe und Schwankungen der coustructiou erwarten.
Alan sieht leicht, daß die Untersuchung dieser concur-
reuz zwischen adjectivischem und adverbialem ausdruck
hauptsächlich auf adv. gehen müsse, welche unmittelbar
aus adj. entspringen und ihnen parallel laufen (s. 889);
nicht auf die übrigen durch absolute casus und praposilio-
nen au« subst. erzeugten. Die geschichte unserer spräche
adi^erb und ctdjecüu. 921
lelirt nun, daß die form der bescliaffenlicilsndvcrbla gleich
der flexion der adj. Läufig verschwindet und ' besonders
nhd. viele adv. und adj. ansriieinend zusainnienfalleii. Aveil
aber die flexionslosigkeit der adj. liauplsachlich beim prä-
dicierteii adj. vortritt (s. 498), und adverbia . ihrer natur
nach, das pradicat begleiten; so muß dadurch jene beriih-
ruug und Vermischung beider redetheile noch mehr begün-
stigt werden.
Statt seines irrigen Satzes, daß alle nhd. pradicierfen
adj. adverbia seien (vgl. 3, 116. 117) und aus adverbialer
gruudform sich erst die adjectivisclie entfalte *), hätte Ade-
lung mit mehr fug behaupten können, daß die nhd. adver-
bia zu adjecliven geworden sind, auch dies wird sich
zwar nicht streng durchführen lassen, da der adverbialen
form gleiches recht der abstumpfung, wie der adjectivi-
schen zusteht, augenscheinlich hat sich aber im nhd. das
gefühl für den adverbialen ausdruck geschwächt, wie z. b.
die vergleichung des franz. auf der stelle lehrt, der lat.
gegensatz von longus und longe war eingebüIU, aber nun
wurde doch dem adj. long ein neugebikletes und durchge-
lührles adv. longuement zur seite gestellt ; während wir
den ahd, unterschied zwischen lang inul lango fahren las-
send beide begrill'e durch einförmiges lang ausdrücken,
dies lang ist sicher ein so gutes adj. wie das franz. long,
aber ein unkräfligeres adv. als longuement.
Dem Gothen schied sich adj. und adv. genau , laggs
und laggaba; daß er aui^erdem noch einzelne oblique ca-
sus des adj. adverbialisch verwandle, zumal den acc. der
schwachen neutralform (3, 101), trift wieder mit gebrau-
chen der classischen spi'achen zusammen. ohne zwcifel
drückten diese casuellen adjectivischcu adv. ursprünglich
nicht die reine iniabhängige cpialität aus, sondein hatten
einen festeren bezug im salz, allmiddich aber fielen sie
in die bedeutuiig jener abaadverbien ein. llf. setzt an-
duugju Marc. 1, 45. Job. 7, 10. 18, 20 gleiclibedeulig mit
andaugiba Job. 7, 26. 10, 24. 16, 25 für r/«r6(»ij.c, 7\u({i};~
cid, ja er laßt beide bihhmgen hinter einander folgen: ni
andaugjo ak sv<? analaugniba Job. 7, 10. gewisse bihlungen
luid Zusammensetzungen scheinen sich jedoch nur dem ö
lücht dem aba zu bequemen, man würde iür ihiudiskO
*) ninn sehe iiarli, \vcl<licn i'.iilialtharcn iintcrsclii<Hl zwisrlicn (ii-iit-
sclieni und italiciiischctn adj. Fcriiow p. 35)8 aus dioser fnlsclien lehre
zieht.
922 ciiijacfu'.r ndtz.
I0j'f/o)(: koin tliliidiskaba zu erwarleu liaben, auch zeigen
alle comjHjsila iiiil leiks adv. auf u: saiualeiko, aljaleiku,
lalliaUüki), vafraleiku. dagegen wol alle aus part. priit. ge-
bildeten adv. aba fordern : unfai'riiiudaba djiiejiimojg I Tbess.
2, 10. ein punct der golb. fornilebre liegt uns im dinikel,
die sleigcrung der adv. auf a})a , bildete man von laggaba,
raililaba den com]), laggus, rai'htos? dann begegneten diese
comp, denen der öform, aljaleikö, sniumniidu, wovon zu
aljaleikös, sniumundos gesteigert wird (3, 596.) wie die lat.
duriter und dura beide den comp, durius ausdrücken.
Ich habe 3, HO die alid. lange, rehlo aus laggaba,
raHitaba geleitet; wenn aber die ags. longe und rilile auf
ein gotb. laggu , railitu zurückzuführen sind (3, 102), so
sclieint es allerdings leichter, das ahd. rehlo für goth.
railitö zu nehmen als für rai'hlaba. die ahd. mundarl sollte
freilich rehla (wie lierza nr hairlu) zeigen, aber rebtu
könnte altcrlhümlich (wie Im uoni. pl. fem.) geblieben und
dann nur ni rehto gekürzt worden sein ? daU gotb. rafh-
taba und nicht raflilö gesagt wurde, steht der ahd. form
wie der ags. entgegen; man muf^ einen progressiven Über-
gang aller adv. auf aba in die" öform annehmen, wie er
schon in der gotb. S])rache beginnt, nach Vernichtung der
abaform fieng auch die öform an sicli abzunützen.
ahd. behaupten zwar die adv. auf o ihr volles recht
lieben den unllecllerten adj. ; als aber o in e verdünnt
wurde und mhd. nach kurzen silben zu verstummen be-
gann, reißt die Scheidewand zwischen adv. und adj. Immer
mehr ein. Avenn es Ben. 308 heißt: eigen unde leben
sint mir da geme^zen snial , so würde ahd. smalo gesetzt
sein, in den zweisilbigen mhd. formen bitter , tougen, of-
fen (3, 114) begegnen adj. und adv. einander noth wendig,
man verfiel zur ausbilfe darauf, daß mau die häufige Zu-
sammensetzung mit lieh vorzugsweise für adv. verwandle,
weil nach dem langen vocal dieses worts das adverbiale e
keinem Wegfall unterlag, balllicbe, snellicbe (Parz. 285, 11)
sind luiverkennbare adverbialformen (3, 115.) noch ent-
schledner Ist dieses hj und liga in der engl, und nord.
mundart zur bezeicbnung des adv. gebraucht worden (3,
103.) iihd. aber hat lieh, sobald der unterschied zwischen
kurzem und langem vocal aufhörte, und das adverbiale e
durcbgehends unterdrückt wurde, jenen bezug wieder ver-
loren (3, 117.) wir pllegen heute, wenn das adv. recht
deutlicli hervorgehoben werden soll, die Umschreibung mit
weise (s. 893) ru wöhlen, welche aber an gefügigkeit weit
adverh und adjectU'. 923
hinter dem roman. tnente , ment (3, 162)*) bleibt, wie
sebr stiebt unser iibd. verstoinerweise vom lal. fiirlim,
vom franz. furtivemenl ab.
Nur die unregebnaüigen und altertbümlicben adv. vaila,
bals, vairs, mais , nüiis , ufla und einige andere (3, 118.
119. 603-620) in ibrer abweicbenden eignen iorm baben
sieb, zum tbeil bis auf beute, als reine, von dem adjectiv
gesonderte adv. erballen , luid können im zweifei einen
jnaßstab für die formell unerkennbaren adv. liergcben.
In den nordischen mundarten liat sich der acc. sg.
neutr. des Heclierten adj. als bäufigsles adv. eingefiibrt (3,
100), ursprünglich mag er die bedeutung des lebendigen,
vom verbo des salzes abbangigen casus gebabt baben, z. b.
die worfe: rikt gul Oddrun, ramt gul Oddrün, bitra goldra
Snem. 240* können nicbt eigenllicb potenter cecinit, vebe-
menler cecinit gegeben werden, weil der acc. pl. bitra,
galdra ebenso von göl regiert wird , wie der acc. sg. rikt
und ramt. wir könnten nbd. sagen: sie sang ein starkes
mid sti-enges, wie es beiiU: spracb ein langes und breites,
was Ireilicb in den engeren adverbialsina lang und breit
übergebt.
Unsere spräche bat eine eigne form für den conipara-
tiv, nicht aber für den supeilativ der adv. entwickelt, letz-
tcrem liilU sie die unlleclierte geslalt des neutralen ad]. (3,
586), doch kann sie in gewissen fallen das adv. durch
eine prapositionalumscbreibung hervorheben ( az cristiu,
zum ersten, am ersten 3, 106.) auch das adv. comp,
nimmt zuweilen den acc. des adj. an (3, 587 if.) Die lat.
Sprache bat ilem Superlativen adv. die form e des posilivs
bewabrt, wirft aber den comp, (melius, durins) jederzeit
mit dem neulr. des ad), zusanunen. im griecb. gilt zwar
ein besondres TtQO) und rixTV) für den comp, luid sup. der
adv., gewöhnlich wird iedoch wiedeium der adjeclivische
acc. neulr., bald im sg. bald im pl. angewandt.
Nach dieser allgemeinen bctrachlung des forniolloii ver-
bällnisses zwischen atlj. und adv. kann ich zu den »niler-
suchungen forlschreilen, auf welche es liier eigenllicb ab-
gesehen ist.
1. Das vevh. sithst. bat zwar mclslcnlheils adj. neben sieb,
in folgenden fallen aber auch adv.
') lat. scIiriflstelltT dos 10. 11 jli. liohcn soltlic mcnle , z. !>. Ro-
pino (l'erlz I, '18!) iixn iin-iitc .statiiliiin linhcs; Dicttiiar v. Mersel).
jie(iiia moiitc '.V^; tievota iiiente 44; laiita iiiciite I.')ö..
924 einjacji.er salz.
a. wenn iilclil die cigeiiscliafl selbst, sondern in Avolclior
eigenschaft eich elwas verlialle, priidiciert werden boll : si
\ale8, heue est; ei aegrolas, male est: hier könnte nicht
bonnm, nialiun est mit gleicher hedeiitimg gesagt sein, siip-
])liert man factum oder actum, so steht das adv. neben
diesem pait. auf gewöhnliche weise, ebenso wird franz.
unterschieden c'est Ijon von c'csl hien (nendich fall); c'est
inaiivais von c'est mal. nicht anders würde golh. stehn
vi'nla ist, uhiJaha ist; ahd. wola ist, upilo ist; im comp,
aber güth. htils ist, vairs ist, ahd. /)«z , rvirs ist. mhd.
daz ist xvol Frcid. 95, 11. 179, 6; daz ist ühele (versch.
vom ad), iibelj; iihd. aber gebrauchen wir gut für bonum
luul bene, übel für malum und male, besser oder schlech-
ter für den comp. adj. oder atlv. beim superl. zeigt sich
gern die advcrbialumschi-eibung : das ist «m hasten^ die
keinen adiecliven sinn leidet, ailn. vel er tliä (bene tuiic
est) fornm. eög. 11, 145.
Gleich diesen einfachsten adv. laßt sich nun auch jedes
andere aus adj. erzeugte verwenden, z. h. goth. hvaiva vei-
haba , jah gavaihtaha jah iinfa/rmadaha izvis vcsum
t'5,c noiios y.cu diy.uioiQ y.cu c'.filfi7nv)s vfüv fyevr^d't;ftev
I Thess. 2, 10, vulg. c[uam sancte et juste et sine cpierela
vobis afTuimus. bei Luther in dieser stelle ist adj. und
adv. nicht zu unterscheiden.
b. ich hebe noch andere adverbialformen aus.
ahd. iz was spcito (erat sero) T. 230, 1, d. h. in der
späte, so dali ein folgender gen. thes tages auf das adv.
gezogen werden könnte ('oben s. 759), der adjectivisclie
ausdruck : iz was spiiti würde sagen : erat serum diei.
Bihd. nu was ez ouch also spate Iw. 6542; nu ist ez aber
ze späte (nimis sero) Iw. 6156; doch Wolfram adjectivisch :
cz ist uns niht ze spiele Parz. 173, 18; ez was dennoch
so spiele Parz. 194, 5 (so leicht hier geändert werden
könnte spate: krate, vgl. 437, 6 ez diiht in alze spule.)
nicht anders muß beides statthaft gewesen sein ; ez ist
vriio und ez ist vriieje. nhd. überwiegt das adj. es ist
spät, früh , doch hört man unter dem volk noch hiiufig
das untadelhafte: es ist spat, jruli. goth. konnten die
adv. air iiQw'i., und seithu orpe ohne zweifei zu ist und
vas construiert werden , scheinen aber selbst acc. des adj.
(3, 97.) Das adverbiale lat. satis est reicht nahe an das
avljeclivische sufficiens ; unsere älteste spraclie halle für je-
nes das unpersönliche verbum ganah (s. 235); (jauöh {un-
zeiüv) ahd. kinuoc sieht ueljeu wesan immer adjectivisch,
(uherb und adjectiv. 925
d. h. nie findet sicli die advereialform kinuogo , man darf
aber ganöli, kiuuoc auch als den adverbial geselzten acc.
adj. anseliu (3, 97.) ebenso verhalt siel) das inlid. (jeiuioc,
ich kenne kein adv. genuoge; das uhd. Ijeniiy ist slels
adv., und nicht mehr adj. N. verbindet sein adv. gevaijo
(contente, zufrieden) mit {\em verb. subst. und lälU einen
gen. davon abhangen: wile du des kevago sin Blh. 79;
anderiu tier sint alliu (jevago iro guotes Bth. 81; tiu
<5rera werk was filo sälig, si was iio erdchuste (jevatjo (Fe-
lix nimium |)rior aetas , conlenla lidelibus arvis^ Hlh. 83.
in der ersten steile wäre ein schwacliiorniiges adj. gevago
statthaft, aber dann würde die zweite gevagun , die dritte
gevaga fordern, also gevago weseu :^z in Zufriedenheit,
in vergnügen sein, wahrscheinlich sagte mau auch unper-
sönlich: ez ist kevago des kuotes, es ist des gutes zu ge-
tes zu genüge (allalini) da. Auch die vielen adv., welche
den begrif fruslra ausdrücken (3, 16 Ij, fügen sich zu dem
verb. subsl. : es ist umsonst, vei'<jehens, j'fustra est. Dem
gr. adv. tyyvs, lat. prope entspricht das goth. adv. neliva :
nehva ist asans iyyvs to d-iQOS to^/lMarc. 13, 28 ; vas ne/tva
dullhs fjp de eyyvi; t] to^T»; Job. 7, 2 ; bi the neliva vas thau
iinnia c'yylaavTog oi- ccv%ov Luc. 18, 40; suns ei nehva vas (ug
"i'jyyioehut. 19, 41; da in den letzten stellen das verbum auf-
gelöst wird, könnte auch IMatth. 3, 2. 4, 17. 10, 7, wo der goth.
lext verloren ist, i'jyiy.ev i) fjaoiXeiu verdeutscht sein : neh-
va vas thiudangardi oder atnehvida sik ihiuilangardi. glei-
chei-gestalt verhalt sich Jairva fiu'AQar^ 7iÖ(i[m, ])rocuI : vas
fuirra im hairda sveine i^v ö'h pciHQai' uii avirnv dyiXt]
yoiocov Blatlh. 8, 30; in Jairra is thiudangardjai ov fna-
ZQav ei dno rijs ßaaileiug Marc. 12, 34 ; ni jairra vi-
sandin jfrt/'r/-rt imma thamnia garda avTov ov fiuy.Qo.}' diji-
yovTog dno xi]s o/xiag Luc. 7, 6; Jairra imma visandiu
uvTOV n6(i()(JD ovios Luc. 14, 32; fairra visandan /u<:;<p(Jv
diilyovios Luc. 15, 20; juzei simle vesuth fairra vaür-
ihuth neliva vfiels oi norc örieg ftaxQav ^yyvg iy£V)]&7;re
Jilph. 2, 13; juzei fairra izei nehva v/iir toic; /iia'/.Qui*
y.cu Tols iyyvg l'.ph. 2, 17. ahd. nah ist sumar (prope
est aeslas) T. Mallli. 24, 32, die iiltere Übersetzung der fr.
ih. mit veränderter wenduiig: nah ist sumere. was ihar
nalles ,/eJ- fou in cutti suJno T. IMatth. S, 30; iro iier/.a
ist verro fon mir JMallh. 15, 8; diese adverbialform ferro,
wahrscheinlich a\icli naho, machen glauben, daU Jt'r unil
nah im ahd. gcltung des adj. , die ihnen im goth. versogt
ist, erlangt liaben , uahislo iieißt proxinais, wofür iler
Gollie nehvundja setzt, weil er kein adj. nehvs besitzt.
926 e'infdchcr )iatz.
»las alul. adj. ndh und fcr erweisen sicli aber auch durch
obIi((iie formen (3, 119.) nihd. crsclieiiit n«Ae, na (prü})e)
und der adj. superl. nuliesle (pioxinuis) genug, kaum ein
adj. posit. nach, so dal^ diese form besser für ein adv.
gilt*); jiocb weniger liilU sieb vtr I)eweisen , und verrc,
ist überall adv. *'*'), aber die nlid. nahe und f'mi sind bei-
des, adj. wie adv. Die golli. ncliva und Julrra eikalten
zur bloÜen praposilion ( s. 7S.^. 784); sie mögen dann
auch als prapositionaladv. stall des bjbcndigeren qualilats-
adv. betraclitet werden, so gebt iieitva ist ganz über in
«fist (adest), das ich niclit golh. aufweisen kann, wol aljer
alul. «z. ist (GralF 1, 523,) Diese engeren parlikeln zeigen
die Uülhwendigkeil des adv. in unserer conslruction über-
haupt.
c. 0. setzt einmal das adv. eines mit h'h componierten
adj. zu wesan : sin (des geistes) kunft ist uncjiseivanlicho
(erfolgt unsichtbarer weise) II. 12, 44; gewis dürfte auch
gesagt sein; ist ungisewanlichu fest invisibilis.) nihd. wie
iiürtcliche ez was (es sich zulrng) Trist. 2005; daz
ir vll werliche stt (in guter wehre seid) ***) iS'ib. 1792, 4,
zu welcher stelle Lachmann folgende beispiele aus Berlh.
anführt: wan diu (ir gruziu martel) ist gar ja-merlichen
und eugesl/chen 37 ; si dunket daz er ze innellchen si 99;
und (er, gut) in als heimelicheii ist; als unnüigelich und
alse iiuknntliclieii eime kinde da von ze sprechen waere
283; alse uiihilUchen sint dise drte sünde 295. gerade
so bedient Justinger sich der adv. hilf'lichen , zbnlichen,
piylicheu : daß sie ihnen hilflichen sind 23; der ihnen
hilflichen war 163 ; dali sie ihm hilßichen warent 79; daß
sie im fürderlich hiljlichen wären t 150; wo das zivilichen
wäre 99; als dann das nit unzimlichen war 35; wo ih-
nen das fiifjUchen wäre 98. luid noch späterhin bei Ett-
ner : worzu das feite hier gar dienlichen ist (hebamme
872.) man versiehe: von nutzen ist, zur zierde gereicht,
oder nehme die ellipse eines pari., wie beschairen an, ne-
ben welchen das adv. seinen gewöhnlichen platz fiudel.
d. häufig schwanken adv. und adj. in den größtenlheils
unpersönlichen formein, welchen der dativ des subjects
beigefügt wird.
das gr. xaAoy tan überträgt Ulf. auch durch das goth.
adj. (joth ist uusis her visau Blarc. 9, 5. Luc. 9, 33 ; ein
*) ia was diu kampfzit also nd Iw. 6878.
**) mir ist vreude verre Parz. 477, 22.
***) schwerlicli ist es nom. pl. masc.
adi>erb und adjecth. 92 7
y.aliJiQ oder tv Nvürde er väila verdeutscht liaben. alid.
ijuot ist uns hier zi ^vesanne (bonum est nos hie esse) T.
iMallli. 17,4; iiist hiderhi zi gihiweune (non o-5;|)edil nu-
bere) T. Mattli. 19, 10; sonst aber; mir ist wola (icli be-
linde mich wol) und mir ist upilo : den iifilo was (qui
male se applicuerunt) gl. Fiions. 396. nicht anders lio]}o
und Itido : zi dien dir litho si (in quibus bene placitum
tibi est) N. ps. 105, 4; inio ne ist lieho ze dero slarchi
des rosses (non in viribus equi volimlaleni habebit) IN. ps.
146, 10; ze demo uns leido ist iS. Blh. 106. mhd. da mite
ist mir doch nilit tvol Iw. 1894; da uns tvol wesen sol
l\v. 57; istieman haz Ms. 1, 24»; mir ist /eiV/eßen. 319. IVls.
1, 62^»; was mir Itlite leidcy du was ime noch leider Wallh.
32, 21; Schtoiiatulander was leide zer verle Tit. 75, 1;
Ilelchen was uilit leide Bit. 4648; dem Berncr was so
Zeüie Rab. 904 ; ein teil was ez ir leide jNib. Il0l,2; des
ist mir leide genuoc Nib. 1343,4; mir ist leide IMs. 1,
12". diese adv. sagen aus: mir ist wol, übel, lieb,
leid zu mute, im herzen; die adj. hingegen prädiciercn
bestimmter und schon mehr in bezug auf ein übject.
ahd. ist mir guot (bonum mihi) N. 118, 71; war in liuh
0. IV. 22, 16; was harlo in leid thaz wuntar 0. ITI. 24,
112; demo maz leid ist (qui nauseal) N. ps. 118, 20, will
man subst. und adj. componieren , so würde ich das adv.
mazh'ido vorziehen, das abgeleitete subst. heißt bei jN. maz-
leidi (cibi laslidium); mhd. daz wa^r ir Avanlichen gtiot
Nib. 1159, 4; daz was im wtcrKche leit Nib. 377, 4; ez
was im harte leit Nib. 51, 3; dtn rede ist \v.\r leit Nib.
57, 1; daz w<vre mir vil leit Nib. 59, 3; mir wane leit
Farz. 557, 15; deist mir leit Parz. 673, 22; den/, was
leit Parz. 513, 11; daz Avas dem leit Parz. 23, 10. 44,
1; ez wa>re .ir liep oder leit Parz. 23, 27. 38, 30;
ez wa-i-e mir liep ode leit Iw. 8115; ez was im liep Iw.
46S6; mir ist leit \Vigal. 562; do was im leit ^^'igal.
585; ez wa'ic in liep ode leit Wigal. 2155; swie ez in
doch wit-re leit Wigal. 3578; daz was im /e/7 Wigal. 9162.
überhaupt überwiegen hier die mhd. adj., auch wo sie ganz
den sinn des aiiv. gewiiliien. alls. liiule icli inii- /<'///, Kein
lelho: leih is imu wJli le iholonne ili-l. . . ; Ictli was that
suilho allon ihem ando llel. t05, 13. hier lielie sich auch
cia subsl. leih annehmen, wie der parallelismus von ando
begehrt, vgl. oben s. 243. 244. nhd. vcrmcigeii wir noch
zu unlersclieiden : mir ist Ji'o/ (bene) von mir ist //»/f (heil-
sam); bei lieb und leid riiuien uns aber adv. und ailj. beide
untereinander, allii. honuiu er Hin vidh lliik Ul. 1 r. 2, lOS.
928 einfacher sdtz.
ebensowenig veiniügen wir bei den 'würtorn saiiß iinil
siii\ beide redelbeile xn sondern, nihd. mir ist saufit
gnuoc da^iite Troj. 211; mir ial senfle ein wit ]Ms. 1, lOo* ;
mir ist Siioze und mir ist siieze; siire und 5«r; zarte und
zart: in was daz beide leben siir ßarl. 310, 37; daz yfOiV
mir z«H Docen misc. 2, 102; diz ist dune valer zorn
Bari. 27, 36. alid. sd ist nnscmße aide ioli uiiinahllili ze
versagene N. Ar. 82; daz ist utisemfle ze sagenne ib. 140
(diclu diflicile.) war in Ruh ioh suazi 0. IV. 22, 16.
schon im mhd. UlUe fallen die alid. Jihto imd lihti zu-
sammen : des mac lilile sin Freid. 127, 3; jii ist des harte
//7t<e Nib. 809, 4; der ture unt diu kint vil lihte ze we-
nenne sint Iw. 3321; du. mac des lOnes lihte sin Freid.
127, 3.
ahd. dir ist herte widar garte ze spornunne N. ps. 57,
8; wolaga elilenti Jiarto bistu herti 0. I. 18, 25. mlid.
halte ich beides für statthaft zu sagen : mir ist harte und
herte.
ahd. ni läzet iu iz in Avar wesan liarlo ßhi suiir 0.
II. 16, 40. mhd. lutz iu von mir iiilit siviere Parz. 555,
7 ; ir kuniber was im sxvivre Pai-z. 440, 22 ; diu rede was
mir sivcere Parz. 619, 6; diz was dem liuvel swiere Bari.
375, 2; diz was dem keiser sivcere Geo. 2266; daz nuioz
mir wesen sivtere Iw. 6830; nu was im daz mtere sivcere
Iw. 4340. alle belege geben das adj., ein ahd. adv. suciro,
mhd. saubre (IMar. 42. Trist. 13665) in dieser redensarl kamx
ich nicht aufweisen, wol aber ein alls. : was imo unodho an
is breostun, au is sebon sudro Hei. 101, 11 *).
ahd. imo was iz heizaz 0. IV. 21, 25; mir ist lieiz
ze imo N. ps. 28, 7; ist imo hiiaU thrato 0. II. 14, 42.
mhd. vor zorne was im lieiz IMs. 2, 10^; im was xvarm
Parz. 581, 2. auch liier habe ich kein adv., und es ist
die schuld des reims, daß selbst der beisalz in muale' das
adv. nicht heranzieht: in muate läz thir iz heiz (:weiz)
O. V. 8, 32. 44; thaz thir in muate tliaz iiist heiz (: weiz)
V. 9, 18 ; man vgl. die für das alts. suuro mifgetheilte
phrase. ein andermal, wo der reim dem adv. zusagt, steht
es, in gleicher läge, unbedenklich : in herzen w as in (eis)
a»</o (randeremo) 0. IV. 12, 13. Graff 1 , 341 ninnnt
liier unrichtig ein männliches subst. ango an **). ebenso
') Veldek Ms. 1, 20" daz ist mir swdr (:jar.)
**) bei dem vers: in muate was in thrdti tliie egisHcIiün däti IV.
12, 15 stellt das verbuni im sg., das subst. im pl. (s. 196), um so
iiütliiger war das adj.
aduerh niid ad\ect'w. c)29
niilsto sicli nocli mlid. unleisclieitlcn : ez ist mir enije (au-
guslum), und ez ist mir aiKje (anguste) iu herzen.
wie zu nehmen ist die hiiiilige nilid. redensarl : mir ist
gäch (ich habe eile)? si tii;le als ir wxvc fjäch l\v. 3612;
nur was gewesen ze ffdch l\v. 4154; ouch sol mir niht
wesen gäch I\v. 4G02 ; diu da suochle, der was gdch Iw.
5925; herze, dir ist ze guch INIs. 2, 71^; tut, dir was ze
gäch Flore 2315; swems ze siiocheu wsere gäch Parz.
287, 2; ist iu nu zornes guch Parz. 515, 17; wie ist iu
tretens mich su gäch? Parz. 522, 21; iu ist mit der rede
ze gdch Iw. 827 ; daz im ze gäch mit dem giezen wa^re
gewesen Iw. 996; uns was n)it iu ze gäch Iw. 3164; mir
was ze sinen hulden alze Ucp und alze gdch iw. 4187;
ist mir doch gäch Troj. 8715; ir was in ungemüele gdch
Troj. 9478 ; du was im snellichen gdch Parz. 60, 3 ; ir
ist lilite niht su gäch Parz. 442, 22 ; dem liute was so
gäch Nib. 1541, 2; lat iu sin niht ze gäch Nib. 404, 2;
lazet iu niht sin ze gäch Trist. 3183; la dir nach mir we-
seu gdch Bari. 135, 3; nu'r was nach dir su gdch Bari.
42, 20. dies gäch kaiui adj. oder adv. sein, unil letzteres
wie nach (prope , post) =:= golh. ncliva aufzufassen, als
adv. steht es deutlich in der reden?art: ein gdch geteiltez
spil Iw. 4873 und das adj. lautet sonst gtche Iw. 3202.
7791; doch weist das adverbiale gähes wieder auf gach,
riicht auf ga^he. das nuil. ga ist persönlich: nu eu wesl
iiiet le ga (nicht zu eilig, hastig) Flore 1284.
ebenso ahd, ih pIn eines her (cupidus): Sid sie beide
guotes kev sint N. lUli. 188; ne laz in des nlderen ger
shi (nicht begierig nach dem niederen sein) N. ps. 8!), 3.
mild, aber uni)orsünlicli : ze di > alnnioscn was ime gcr
!Mar. 16 ; in was ze ein ander ger PSib. 1548, 2 ; sus was
in zuo ein ander ger Iw. 1013; in beiden was ze samen
ger Wigal. 6629; im ist nach cren ger Ms. 2, 154''; der
irouwen was zer verle ger VN'igal. 5782; du \Nas im zu
dem gaste ger Wigal. 6699; ouch was ir su ger an in
Wigal. 6995; ze sir'le was in beiden ger Wigal. 7351.
das subst. ger oder gir (\Mgal. 35. 7130. 9241. 10943.
11609.) ist kaum hierin enthallon, aber lias adj. (ahd. kcr)
oder das adv. (ahd. kero) ? Iclzlereb wahrscheinlicher.
das mild, mir ist tinre lalU adj. oder adv. nicht 'jiUen-
nen : daz was ir aber tiitre ze sus getaner siure 'lii>t.
10251; der list was aber tlure Trist. 8659; iiure und
wert isl mir der man Trist. 17; da was im vrcude fii.re
Bari. 86, 25; im was der pfellcr Iiure Iw. 333S ; da/.
N n n
930 einfacher safz.
si.;li<niier crealiiij-e al der ^v^rl(le wirrs tiure .-iTf. 2r,2,
80; j^ciiacle was im Ihtre "VXigal. 5689; diu avotitiiire ist
ze holen liurc VA igal. 3387. wo das snbject ausgedrückt
steht darf man aljer adjcclive aiiuehrncn. auch linde ich das
jiihd. mir adverbiale »i'eWew (raro) nie hei dem verh. sn])st.
ez ist reht bedeutet jusliu)i est, dccet I\v. 207. 228.
2405. 4247. 6463; mir ist leht: mir geschieJit recht; mir
ist rehte, mir ist gelegen, mir kommt reclit ; daz iii Gene-
liui SU rehte ^vas (so gelegen kam) Karl 28^'. nhd. sagen
Avir auch in diesen» sinn: das ist mir recht, ein solcher
unterschied nml) mhd. gelten zwischen ez ist mir eben
und ebene, (jelich und (jeliche. cz ist im cfet/ch (simile);
dem Avas diz wol (jUche (similiter) Iw. 3860. golh. visan
(juleiko gutlia Phil. 2, 6, wie gott sein.
mir ist unnifere (unlieb, zuwider, gleichgiltlg) eine be-
lieble redensart der mhd. dichter, und halb ironisch, da
die eigentliche bedeulung des worles ist non perspicuum,
incelebre : daz im gar iininiere elliu diu ere Ava-re \\\.
1733; nu ist iu triuwe tinmtere l\v. 3174; mir ist un-
tncere der Ijp Iw. 4456; mac mir min leben niht avoI uu-
mcere sui? Iw. 4498; diu ir von rehte waere snuehe u.
nnnicere Iw. 1576; lä dir sin unmtcre spot Bari. 369, 39;
ir was der lip umncere Wigal. 9975 ; im was da heim
unniarve sich ze veriigen Wigal. 2871; mir hi ^W nnuiiere
3Nib. 942, 2. 1709, 4. lauter adj., ein adv. uiimdre kenne
ich überhaupt nicht, die drei letzten stellen wiiiden es zu-
lassen, ahd. SU ist imo diu fuora unnidre fliegt ihm
nichts an dem fuller) N. Blh. 118.
ahd. thaz imo iu (jisuds was 0. 11. 5, 9 ; dar imo </e-
suäs ist N. ps. 101, 6.
ags. me fjlfedhe bydli (est mihi dalum . concessum):
svylcum (jifedhe bidh B. 596; him thät (jifedhe ne vas
B. 5361; thät eov is tir ijifedhe Judith 136, 5; gifedhe
veardh Abrahame C. 103, 31 ; thät unc seo edhilstaf veordhe
gijedhe C. 134, 13. die abstammuiig dieses adj. von gi-
ian (dare) ist unzweifelhaft'''), ein ahd. kepidi, kipidi
kommt nicht zum Vorschein , alts. aber wird nicht gibidi,
sondern mit w^eiterer ableitung gesagt (fibidüj : was im
thiu fruma gibiduj (war ihm das hell verliehen) Hei. 110,
2. 130, 13.; ahd. tjibeduj (particeps) oben s. 117.
ags. yecynde (naturale, ingenitum): him vas lond ge-
') erklärt sich dadurch der volksname Gepideii? vgl. B. 4983
GifdhuBj und trav. ]19 Gefdliuru; dann aber stände Gepide für Gibida.
adverh und adject'nK 931
cijmh V). 439; sva liini (jecynde. väs B. 5389. C. 216, 8.
sehr ahnlicli, niclit völlig gleich, ist ahil. : ihaz Avas imo
(jekuuni (in der art, im geschlecht) Liidw. lied 102.
alid. mir ist yislahl (naliira insiliini) : ubil büuni birit
tliaz, thaz imo ist io (jislahlaz 0. II. 23, 15. allero diiigo-
lih sinuet io dara, dara imo ijeslahl ist N. Bth. HS. nihd.
daz was im uiht gesla/U von valer noch von niuoler Paiz.
414, 6; diu vrumecheil was ime von sime vateje wol </e-
slaht Ell. 5048; ime ist sulclier (?reii niht (/e5/rt//< En. 4172 ;
waz iesKcher (würze) was yeslaht Parz. 518, 10; dem
was der sig wol geslaJit Parz. 717, 22; dir was der sig
ovich wol yeslaht von mir Wh. 421, 6; deiz der sunnen
ist fjeslaht Parz. 776, 2; den (quibus) schccne was yeslaht
Parz. 796, 10 ; ob mir ie trivve wart yeslaht \VJi. 164,
18; nu ist mir der toul" niht yeslaht Wh. 193, 19; als
dir von arte si yeslaht Ms. 2, 2521^; als im von arle ist
yeslaht INIs. 2, 253^; als in (eis) von arte was yeslaht
Geo. 5575; im waerez danne von dem -vater <jfes/a/i4 Gudr.
959, 3.
ich habe hier zuletzt vier ad), angeführt , bei welchen
sich keine concurrenz des adv. vcrnuilcn laut, geslahl ist
sogar particip, wie die oll dazu geliigle prap. von anzeigt.
e. bei comparativen sind adv. und adj. noch unsicherer,
und alle sprachen treten dann gern ins adj. über, vgl. das
lat. ius, gr. lenov, das häufiger ist als Tfow. golh. rathi-
z6 ist ulbandau thahhleithan avv.o'jniyieQov iarc y.icurXov
fi(:!l&£iv Luc. 18, 25 , iwo Ulf. den acc. in den dat. ver-
wandelt und so näher mit ralliizu vcibiiidet; izvis hatizo
ist vfüv cvfi(ptQ£t 11 Cor. 8, 10. jnhd. was im hezzev
danne 6 Iw. 3332; luigeborn wivre xuis haz ]Ms. 2, 220";
andere stellen für diese conslruction des part. prät. mit
haz luid hezzer sind schon s. 129 angezogen.
f. für den zweifei zwischen adi. und subst. (s. 244. 257)
kann nützen, daß die parlikeln wie, swie, so (ila), ze (iii-
mis) sich nur vor crsterem, nicht vor lelzterem elnUnden.
wenn es also z. b. heilU: swie zoni mir wan'c, so leidet
das adj. kein bedenken.
g. wo der acc. mili statt des dal. mir in xnipcrsünlicher
redcnsart auflrilt: mik ist kara, mili ist wunlar, mih ist
niot (s. 242. 243), ist immer ein subst., kein adj. anzu-
nehmen, folglich gar kein Übergang ins adv. slatlliall *).
■) ninn i)iitors<-lieitic von doin vcrb. siih.sf. die prasrnslompora vi.-,n
N u u 2
932 euijacher satz.
2. Das verbiim Wf.fdan kann neben denselben adv. und
adj. auflrelen, Nvelclic sein zulassen, da der begrit von
•werden sich dem von gesclielien (fieri) nähert, so sagl ihm
das adv. eigeiillith noch jnelir zu als dem abslracleren sein,
alid. \vanne imo haz wurti (quaudo ei melius fieiel) 0.
111. 2, 30, liiernach iiuiß: mir ^vi^dil xvoJa l)edeulen valeo,
revaleo ; von wo\n. selbst kann hier aber auch ein acc. der
person abhängen (s. 764.) mhd. im wart von rehlcr liebe
newcder xvol noch xve Wallh. 14, 1 ; daz iu nimmer ^vir-
det Wfi Nib. 1202, 2; den, euch von minne ist worden xve
Parz. 586, 15. ahd. ward mir xve mit niiunu 0. V. 7,
37. doch zeigt sich auch das ad). : ez wirt iu WJcrKclien
(juot Nib. 1180, 4. goth. Tyrim sutizo vairthith Mallli.
11, 22, eine fast crloschne stelle; ahd. Tyio furlazaueru
wirdit T. Maltli. 11, 22; ahd. thaz Krisle iz wurti suazi
(ad).: sazi) 0. IV. 5, 30; mhd. so suoze (adv.) in minea
engen wart nie von angesichte Parz. 366, 10. ahd. ward
in sar thö fdu leid (: firmeid) 0. V. 10, 21; mhd. der
iiuioter der wart leit Ben. 45 J ; dö wart ime vil liebe Diut.
3, 77. ahd. so heiz ward mir N. ps. 38, 4. mhd. so heiz
ir von der suiinen wart Tiist. 12818; im wart ze dem
slage so gcieh Iw. 5063 ; einem riter wart vil (fach W i-
gal. 1519; du wart dem küu«ge zorn Bari. 11,20, cTaz ist
im worden vil s?«' En. 474; daz muoz der sele werden sur
Parz. 1,2; keiner slalUe uezzelkrut nie wart so bitter noch
so sür (s. 1.) als der süre luichgebür Trist. 15053; diu
vart wart manipem manne siir Wigal. 10719; Gyburge
siieze wart in sur Wb. 12, 30; diu habe wart sinen lideu
sür Wh. 244, 30; da ist in) dicke worden sür iuwer swe-
ster minne Wh. 346, 10. doch blecke und Reinbot setzen
das adv. : dise ireud^ und diz spil wirt uns wol ze süre
(: Irüre) Flore 5544 ; daz der vipern geburt im wart also
süre (: müre) Geo. 1380 ; daz wirt ir vil süre Geo. 2546 ; ez
en wirt uns nibt so sure Geo. 3420. nlid. es wird mir
smier. mhd. do wart im harte siviere (: ma?rej Dietr,
2713. diese belege zeigen, dali weder von dem setzen des
subi. das adj., noch von seinem auslassen das adv. abhängt,
obgleich bei gesetztem subject das adj. lieber steht: der
stic wart en(fe Iw. 267; ahd. sint sie arg worten N. Cap.
142. alfs. thuo ward im tlie halola te näh Hei. 110. 9.
3. INIir geschieht, ahd. mir geseihet xvirs N. ps. 118,71;
(nianeo, existo) , Luc. 1.^, 23 ist visam vaila nicht simus bene (was
ausgedrückt sein würde sijiüma väila") sondern ivqnavO-w^ifi', vu!g. epu-
leinur, vgl. 15, 24 dugiinnun visaii ijn'ii/.vio iV(ffjuLvia&Lu-, ohne väila.
adverb und adjeciiw 933
iiilul. SU ist mir iibele geschelm Iw. 3498 ; müese leide
mir gesclielieu ]Ms. 1, 42*; nu gescliibt mir leide I\ls. 1,
98^ ; nie geschach so leide mir Ben. 443 ; leide mac dir
hie wol geschehen Nib. 1468, 1; im so relite leide nie
gescliach Nib. 2235, 4; iru gescha^he nie so leide Parz. 31,
4; da von ist leide mir geschehn Parz. 258, 6; \vandim
SU leide nie gescbacli Parz. 558, 13; mir gescliach so reble
leide nie Parz. 560, 3; irn gescliach du vor su leide nie
Wigal. 516; daz ir leide was geschehen Migal. 2423; swie
leide in von im ^vic^e geschelien Wigal. 3586 ; ezn ge-
scliach nie man so leide ^Vigal. 4277; mi geschach mir bi
minen lagen nie su leide Piab. 8'JO; von dem niir liehe
vil geschach Nib. 712, 4; su reble liehe im nie geschach
Parz. 43, 10; wände im su liehe nie geschach Parz. 397,
4; ich wnene im liebe dran gescbacli Parz. 758, 30; da
von ime liehe sit gescbacli liarl. 14, 8; da was liehe ge-
niioc gesclieben Hildebrande IMi. 9278; im liehe dar an
gescbacb Eracl. 2192; wie ist mir von im geschehen so
leide und also siväve ! Trist. 1007; vil werde ir da ge-
scah ]Mar. 213; iinvehte geschah dem wibe Parz. 139,
22, einigemal siebt das adj. : leit und liep (D. leide u.
liehe) im dran gescbacb Parz. 193, 20; Gawaii ^Yas ouch
liep geschehen Parz. 637, 27. dies leit und liep können
aber auch subst. sein, wie der vorgesetzte arlikel oder ein
anderes adj. beweisl : swenne ein liep geschieht sineni
fiiunde Parz. 675, 19; dir sol grdzez liep geschehen Gudr.
1169, 2; vgl. gramni. 3, 538 daz liep geschehen, daz ivol
geschehen.
4. INlIr ergeht, mhd. ich vürht ez mir niht wol ergc I\v.
2161; u. Wiurc iu %vol ergangen Iw. 6814; daz was im
liehe ergangen Parz. 390, 18; genwdeclt'chez lihle ergel
Parz. 407, 30.
5. TImn. ahd. thenio allen deler snazi, ihaz er thaz obaz
azi O. II. 5, 15, verschieden von der s. 624 bemerkten
consliuclion , wo suazi als zweiler acc. auf ein vorausge-
henib's iz sich bezog, liier aber siebt es für snazo. mbd.
iclin ban nibl haz, wider iucli getan Iw. 7993; also gerne
mac ein man iihete luon also ivol Iw. 2524; lel icmaii
valsche minne haz Ms. 1, 24'; ich luo dir leide cod. pal.
361, 70^; maiiigem herzen tet der kalte wiiiter leide !\ls.
1, 22^; luot mir vil dirUe leide INls. 2. 178^'; s\\ er dorn
man leide la-te 'liist. 5421; so leide als ir mir habt getan
'l'risl. 5425; su liehe habt ir uns getan Parz. 554, 22;
daz was ir liebe getan INib. 1425, 4; daz ich ilcr sriingeii
934 einfacher f;alz.
unrtilde tiio I\v. 843; im luot ir im unrehte Iw. 2.514;
SNva er rehte tiiot Iw. 2494; ich wuMie si rthtt tuicii Iw.
2400; diu so hescheidenliclieu tele Iw. 2718; swer gerne
vrihneelichen tiiot Iw. 2732. 3077; diu gerne hövesch-
l/'cheu lele Iw. 5894; ich luo dir sanße dar Ms. 2, 39».
Außer diesen adv. stellt al)ci', ohgleich sellner, das adj. :
die Uilcn ir nül snui^hen worlen also heiz (isweiz) Iragni.
13''; der tiiot mir vil {jevtcre IMs. 2, 179^, wie iiherhaiii)t
nihd. adv. auf -ure selten sind; ir haht mir liep und leit
getan Farz. 308, 12, welches wieder Substantiv gefaiU wer-
den künute *). noch in einem liede von 1537 (Doc. misc.
1, 279) : der luifall thut mir zoren. wenn es aber N.
Cap. 122 lieilU : su w.iz sie gcliengen daz kelaten sie er-
sum ( quictjuid apprehenderant , venustabant) ist ersam
nothwendig adj., weil taten reddebant ausdrückt.
6. Jlaheti. goth. thai uhilaha liabandans oi '/M'/Jög t'yov-
res Älarc. 2, 17; ak mais vairs habaida cV/./.u /iiüV/.ov eig
10 yalQOV iXdovaa Marc. 5, 26, vulg. sed niagis deterius
liabebat. IMatlh. 9, 12 wird Kccy.cös cyovrss verdeutscht
thai unhaili liabandans, das adv. durch ein subst. Aus den
späteren dialecteu kenne ich keine Verbindung des adv.
mit intransitiv gesetztem haben, nur mit sich hau, gewöhn-
licli sich gehaben, mhd. gehabe dich tvol ! Iw. 6566;
geliabet iuch ivol ! Wigal. 8006: doch gehabet sich ze gru-
zer not nie man haz daiine ir tuot Iw. 1175. auf die
frage: wie gehabet sich? (wie befindet sich?) Kib. 712, 4.
1381, 3. Gudr. 561, 4. 815, 4. Parz. 92, 24. cod. kolocz.
254 wird mit wol, haz, übele, %virs geantwortet, in Eilh.
Trist. 2759: \vie hat sich diu kuneginne? ähnliche liöf-
lichkeitsfragen sind : tvie mac ? (quomodo valct ?) wie
vert? (commentva?) wie tuot? tvte lebt? nhd. zfie gehts?
was macht ?
7. Die verba ejehn, stehn, sitzen, liegen halben zwar ge-
wöhnlich adv. cjualitatis neben sich, können diese aber zu-
weilen in das lebendigere persönliche adj. umsetzen , wie
man lat. sagt: eo tutus, slo erectus, sedeo tranquillus, ja-
ceo supiniis. *
belege für das adv. mhd.: die nocli su ledicliche vor
ir vienden gent Nib. 2275, 4; ir ros in giengen eh7ie ISih.
72, 4; ir scliif gienc ouch e6e»e Nib. 369,!4 ; ir ros stuon-
den ebene Nib. 369, 3; sin dinc sluont ebene Diut. 1,
13; diu sunne stet l)ouiiies ho (: du) cod. kolocz. 68; so
') man vgl. flie dem part. petän iiiiiziitretenden iiominative ere, u>i6-
/i/oin, missegri/'e (oben g. ö09.)
advevh und adjecili^. 935
siel mir daz herze liö (: vru) IMs. 1, 35^; der wibe nniot
sliiende ietiier ho Freid. 103, 27 *); vile scäielfehe daz
r*clie sUioiit Anno C28 ; du gestuont diu nun (garbe) vil
herisJien Diut. 3, 90 ; waz (jtriiochhche (digne) stal fragni.
41^; ez enstuont in feiim) iiilit venfchene sni dröun Farz.
443, 28; daz wir stille sazen Iw, 133; durch got silzeiit
stille Iw. 1498; l;lt Artusen stille ligeu Parz. G67, 1; La-
ger dii iht warme Parz, 657, 18; diu heido hm' der bluo-
niei) llt Ms. 2, 22^'. liier ist einigemal das adv. unsicher,
sliile könnte ahd. stilli sowol als slillo sein, bar ahd. par
und paro. bei jjart. prät. starker forni habe ich s. 579
an ein schwaches adj. gedacht, richtiger wird man mit
Lachm. zu Nib. 2227, 2 adv. behaupten: min helfe lit
erslaijene von des beides haut; er lit ze lüde erslarjene ;
diu beide lit belwiingene.
ahd. gibut, sie stillo sAzui 0. IV. 11, 15; quad iino
nhilo iz gisazi 0. II. 6, 7. alls. lag heto au iheru helliu
Ilel. 103, 13.
belege des adj.: stn nuiot stuont hoch Parz. 320, 10;
der grüene (bouni), und der da dürre*') slat j\ls. 2, 248-^;
diu (nahlegal) sitzet tot ob ir fröiden sanc INTs. 1, 15^; dan
ich durch si gelige tut IMs. 1, 21^; dö im daz ros tot lac
Iw. 1119; sol ich schiere tot ligen Iw. 4223; du ich tot
w.cre gelegen Iw. 4258; ligel tot Iw. 6616; si lagen beide
scre 7VHut Iw. 5957; der hie lit erslayeit Iw. 5119; der uf
den Itp gevnngen lit Iw. 1750; wände si tjevaiKfen uf den
lip lac Iw.4016; diu da durch h\ (jevamjen lac Iw. 5092;
da si (jcvainjeu lac Iw. 5149.
kialliger in diesem fall wirkt das lleclierto adj.. wie
es golb. itbeiall, ahd. mhd. uml sell)St uliik vni-ziiglich gern
bei gohn, stehn , sitzen und liegen erscheint (^beispiele s.
478. 493. 498.)
*) //(* ist immer arlv. und vom adj. /lor/i vcrscliiedcii, \p,\. in liiltrii
Jio: vrö Ms. 2, !)2'> ; vlicffe weder zc iiücli ze iiidiT /ti> l""ieid. IIH, 2:>;
sin;;oii niiler ii. /id Ms. l,20<i; viiidct er da /lö Ms. I,4()l»; swebel /in
Ms. 1, 12r>l); diu eine pclinrt ist also /;<! (Iiocli picslollt) Kreid. l>, H);
hesoiidcrs in den redeiis;irt( ii: dnz Iifl)c ieli hü, d;iz lielil micli liö, mir
liol)ct Iiö: d.'iz ein riciier liebt uii/id Kreid. 4:<, 2; man lieliet manse
saclie hd Kreid. I2;<, 22; daz luio]) den Ivrisleii fjar u/i/id ei»il. koloez.
220; da/, hebt mich iin/io fr;uioiid. 2;); sin jiriioz hiiop mich ;//./.<}
«las. r>2 ; im liuop uii/,d das. 8;"). 100. <las mildere II des adv. /ii'Jif
(ahd. Iiuho) ISib. 21S>, 2. ü()7 , 2 kann sihuinden, niehl das stärkere
<les adj. hoch. Klicnso t'iilut sieh <las nilid. //•/ auf ein ahd. nrdie^
«^olii. nehva zurück, ob}!;leit h nuUer <ler bedetitiiii;^ propc (Ms. 1, }>">..
iw ()H7H) es auch <lic von post, nadi hat (^Iw. «Jül. ',\'.i\li. '»tJ7J. 5U(i2.)
*^) das adv. wäre darre..
036 e\ II f (icher r.aiz.
zvvisclien adj. niul adv. wird lilor oft die "walil frei
sleliri, z. b. alul. fil'iiii sizil , sl'dUt slzit, Avie lat. stdct ta-
cilus, sedet lacite-, jenes lieht die pcrsünliclikeit hervor,
(lics(;s den Vorgang. beide bcgrille kommen sich nahe,
■wenn im adv. die active qualitat des adj. entwickelt wer-
den kann, er sitzt stille, die sonne sieht hoch, gleichsam
tacendo, scandendo. ich glaube aber nicht, daU man sagen
(liiilte: er lac tulo, statt tut odc^r tuler, so wenig im lat.
jacet mortue /Ailassig ist statt niorlims. dies scheint denn
wieder gegen das adv. erslagene ligen zu streiten.
-S. ähnliche falle, unserm nhd. der niond scheint hell, das
licht brennt hell ist das adv. nicht mehr anzusehn. mhd.
litht schein der mane En. 9140; kerzen , die du litht
branden En. 9289, wo sich aber lithle emendieren läßt;
Wülfiaui: die haiie liehte brnnnen Parz. 807, 13; si brau
üf schone sam der Abent rot ]Ms. 1, 34*; do vielen beide
ersUifjue Gernot u. Puiedeg^r Nib, 2158, 2, scheint pl. des
part., nicht das adv,, wie es anch heißt : er viel toter uf
daz gras, nicht tute, diz kumt uns reJite (adv.) Trist.
9612, wie bei erget, ceschihet ; dagegen: er kumt (jeswi-
r/erhelm; dö er (jesimder wider reit liit. 1725. beide,
adv. und adj., können verbunden werden: ein gast der
also späte und also müeder kumt geriten I\v. 58U4 , wo
weder spseter nocli weniger muode angebraclit wäre; tiefe
vmd xvit blicte si dem lielde uAch Troj. 9477, wo sich wit
für tlen adveibialgeselzten acc. nehmen ließe, iiieman le-
bet SU siecher Gudr. 383, 2 drückt mehr aus: keiner ist
so krank, als lebt in krankheit (sieche), wie etwa lat.
beides gesagt werden könnte: vivit incultus und inculte.
dö ez ir halbez wart gesagt Iw. 1757 dürfte auch halbe
lieißen. Bei singen hat die alle spräche adj., wenn der
gegenständ, adv. wenn die art und weise des lieds bezeich-
net werden soll: daz ich dir beide singe al ktirz od wiltii
lanc Wolfr. Iieder7. 34; ininnecl/cheii ich von der niiune
snnge Ms. 1, 33^*; schone singent IMs. 1, 34^; schöne sanc
Gudr. 375, 1; daz er nie gesanc so rtfer//c/ie Gudr. 388, 3.
9. lat. adv. temporis lassen sich zuweilen in das persön-
liche adj. umstellen, z. b. hodie, mane, vespere in folgen-
den redensalten: sie venias hodierne TibuU. I. 7, 53 (vgl.
Bissen 2, 163); Aeneas se viatutinns agebat Virg. Aen.
8, 465; vesperliniis pele teclum Ilorat. ep. I. 6, 20. mir
ist wenig dergleiclien aus unserer alteren spräche bekannt,
Hartman n in der vorhin beigebrachten zcile sagt absichtlich
späte (sero) und nicht spieter (serotiuus.) in der volks-
ach'erb und adjeciw. 9-37
spräche habe ich gehört: er spracli tler erste fdlxlt pri-
nius) slatt zuerst (primum); er thal es der letzte (iilli-
iiuis.) zweideutig ist das eddisclie: ok hun that ordha
vlWz fijrst um qvadh Snem. 239^, da fyrst hier fem. und
neutr. sein kann, ein masc. hann fyrstr wäre deulh'ch
piimus. Egilssaga 684 steht: vark drvakv =: dr ek vakti.
10, adv. zu siibst. fügt unsere spräche höchstens dann
Avann in dem subst. noch der begrif des adj. rege ist, aus
wclcliem es geleitet wurde, so ISib. 46, 1 diu ir iinmd-
zen (immodice) schocne was vil witen kunt; 323, 1 durch
ir unviäzen schocne der herre da beleip; weil unniäzeii
8cli(cne (immodice ptilrher) gesagt wird jNib. 325, 3. das
nlid. ihre schünheit ohne (jleichen ist schon ein verschicd-
ner ausdruck, weil die priip. mit dem nomcn zwar
ein adv. vertreten mag , sich aber weit freier im satz be-
wegt, ähnlicher wären die alid. subst. iinmez cähi (prae-
cipitalio) Diut. 1, 280^, uiimez Hut (diluvium) Diut. 1,
183% wenn in unmez ein adv. niinium angenommen wer-
den darf; ich zielie zusamniensel/.ungen vor (gr. 2, .553.)
»lie geläufige frciheit griech. conslructionen wie -^ i|a/-
(fiVijQ jtifTÜoTCiOic: 1 tu n i }. a s VAnfmi mangelt uns. viel-
leicht ist das noch unaufgehelllc golh. hisuujane (3, 134)
hier anzuschlagen i*
938 eiitj'acfier seih
ANMERKUNG ZI) BEIDEN ABSCHNITTEN
ÜBER GEMISCHTE CONSTRUCTIONEN.
Allzu ängsllich pflegen wir heute gleiche verbal und uo-
niinalbegriire, welche durch conjuiictionen , hauptsächlich
durch verbindendes und, aneinander gereiht sind, in dei--
selben graninialischeu constmction zu belassen. die alle
Sprache gestattete sich dabei weit leichter Übergänge aus
einer in die andere fügung, sobald nur jede derselben an
sich erlaubt ist.
So k(hinen gjnus, modus, tempus , numerus und per-
son vertauscht werden, ohne daß die vorsleUuug selbst eine
wesentliche ändcrung erführe; namentlich dürfen auch
einfache und utnscliriebne formen gemengt auftreten. Ulf.
überträgt ganz parallele gr. verba zuweilen verschieden,
s. 59 wurde mag (jaleithan jah gahairäiddii övvaxai
eis^^^&^h' 'Mu yei'vijdijVtci aus Joh. 3, 4 bemerkt, wie aus
einem in den anderen ausdruck für das passivum überge-
Echritten wird, ist s. 59 nachgewiesen, man halte INlaic. 8,
31 zu Luc. 9, 22. Joh. 15, 6 wechseln passive luid ac-
tive, intransitive und transitive formen: usvairpada jah
(jathanrsnith jah (jalisada jah in fun fjalagjand jah in-
branjada mehr als im lext: IßXy^d^t] •riui i^i;Gccvd'}] y.cu
ovvayovaiv uvia aal fig nrQ (ju/.lovci. y.ui -/.uisrai. aus
dem satze : dimittite et dimillelur vobis , date et dabitiu'
vobis verdeutscht N. ps. III, 5 die lat. ])assiva abwechselnd :
fergebent, so xvirt iu fergehen , gebeut so (jihet man ouh
iu ; das ist ein mehrfacher satz, aber in einem einfachen
könnte ebenso gemischt werden, mhd. du badete man in^
xuid %vart fjehleit V\ igal. 5974. Den griech. imp. übersetzt
der Gothe unmittelbar hintereinander durch seinen imp.
luul conj. (s. 84.) beispiel einer verknüphuig des in f. mit
dem part. prat. aus R. 20* im nachtrag zu s. 129; man
übersehe nicht die Statthaftigkeit beider fügungen. Das
gr. präs. loyovTca wandelt der Gothe iu sein prät. atiddje-
dttu (s. 140) läßt aber unmittelbar darauf (jasaihvand
■deaQoi'Oi folgen Marc. 5, 15. mhd. wechseln einfaches
gemischte constructionen. 939
und zusammengesetztes prät. niclit seilen al) : Ou (jchim-
deii ivas der degen und eine wile tvas (jtlrijfn und einen
s\ai (jetet Wigal. 8390. Die zellen : nejno luiralur /lamhia
cori Jilus frementi tundere llnclu, nee nivis duiarn frigore
moleni fervenle Flucbi solvier aeslii übersetzt IS. Btli.2ll:
ueist tes niornannen ^vunde^, so der wint ^väliel , taz tiu
tvella an den stad slahet uoh taz is smeheu foue dero
sunnün lieizi, den ersten acc. c. Inf. aiillüsend, den zweileii
behaltend.
Beim nometi wird von casus auf casus, von bloßem
casus auf priiposition, von einer präposition auf die andere
übergesprungen.
1. oblique casus wechseln hintercinandor. golh. vas ga-
vasilhs taglam ulbandaus jah (jairda ßlleina bi hup sei-
nana 7;r ii'd'eö'vfttvog loiyug -/.afi);}.ov y.c.i ^öivr^v SeQf{cnivr,v
moi ir,v ocfpvv uviov JMarc. 1, 6, der Grieche fügt zu dem
part. zweimal den acc., der Gothe erst den dat., dann den
acc. (s. 644.) bedenklich scheinen Luc. 10,4, 11 Cor. 12, 21,
wo beidemal aulValleiul mit einem gf^n. pl. (jeschlosseu wird,
nachdem zwei acc. und zwei dat. voiaus gegangen siiul. wie
wäi-e ein solcher gen. pl. zu fassen ? doch selbst die lesarlen
sind verdächtig, ahd. lerla se sconero tvorto ioli vxaiKuj-
J'alten harlo Ü. IIT. 17, 4, die regelmäßige structur wäre
hier gewesen entw. scunero worto ioh managfaltero, oder
scunen worton ioh manngfallon , keins von beiden ließ
aber reim und accentuation zu; noch kühner und an sich
unerlaubt, ist das inimittelbare zusammenstolien des subst.
im dat. mit dem adj. im gen. worton ojonoro IIJ. 15, 48
(s. 892.) mhd. ze nemen sines Silbers u. sin galt rot Bit.
7371, weil nemen sowol den partitiven gen. als den acc.
regiert, weniger gut scheint es mir diese worte mit z.
7373 zu verknüpfen, ob ir zen Iliunen hetent niemen
dainie min und ander miue vidtje und nun (jeli-iim't- man
JNib. 1196, 2 Jh., hier wiid aus dem unbeciuemen gen.
vvicdennn in den einlachen acc. übergcschritlen , doch die
gewöhnliche Icsart bleibt im gen.; auch Parz. 14,30 scheint
ein acc. ort auf den gen. landes zu folgen, die zweifel-
liafle stelle ist s. 6.52 besprochen. Aus andrer Ursache
und gewisseinialkni nothwendig erfolgt solche mischung,
wenn sich einzelne casusfornuMi abgenutzt tuul verluieii
haben, z. h. neben dem ahd. instr. mnsc. und ncutr. sg. *)
*) mit ezzichii dranktuii, mit lillirnno luh- (:iii.!f) (). 1\'. ;!:«, i;>.
man möclitc sicher sein, ol)0. ezzicli iu.iilial t^eluauciit, lid iiiiiniiliilr!'
910 einjaclwr Siatz.
sieht mivcrnu' 1(11 ich ein dat. 8g. lein, oder ein dal. \A. al-
ler i^eschlecliler. Iiicrlier auch die neiguiig der niiil. iniiiid-
art dal. und av.c. /.usanunenziiwerfeu ( 8. 807. 812. 827;,
so dali es nicht belrenideii kann, wenn Picin. 1369 gesagt
ist: groetle hi sineu oeui on siei'e moieii. niclit ganz un-
aluilicli diesem acc. und dal. ist tlie narlidrucks;inie Wie-
derholung der schon im acc. ansgedriicklen person iiocli-
mals durch den datlv , z. b, por verme caer ä iiii (um
mich fallen zu sehen), \vas elwan auch, jedoch ungleich
seltner, im franz. gegeben werden konnte: pour me voir
tomber »tot (mniilii); vgl. die s. 706 gemachte aumerkung.
2. oblique casus wechseln mit praposilioneu. golh. gahai-
lida managans af saühlim ]ah slahim jah ahmaue uhiläize
idsoünsvoe noV.ovc: ujIo voaiov nai fiao%iyoiv y.ui nnv-
/.laTOJP novijQMV Luc. 7, 21. hailjau regiert den gen. der
Sache (s. 634), liilU sich aber auch mit der priip. «y und
dem dat. verbinden (jMarc. 5, 29. 34), der gr. text hat
überall uno mit dem gen., vereinigt also beide structuren.
das merkwürdigste scheint mir der im salz schliel\ende
gen. pl. , wie vorhin gasköhe und aglaiteinö Luc. 10, 4.
II Cor. 12, 21. der gr. salz ixXsiad)] 6 ovQnvos ini kXt]
TQia '/Ml inr,vae l'^ Luc. 4, 25 wird von Ulf. verdeutscht:
galuknoda liimins du jeram thrim )ah meiiulhs saihs , d.
li. er beharrt nicht bei dem von du abhängigen dat., son-
dern gebraucht nvui den auf die frage wie lange:* (s. 890)
zulässigen bloUen acc, statt du menölhum saihsim. Eiu
ahd. beispiel aus 0. IV. 10, 5 ist s. 852 beigebracht. Ein
mhd. beleg wird JMs. 2, 220» getrofTen : als der tocheii
spilt der Walh mit tiutschen fiirsteu ; hier ist zu spilu
erst der gen. (s, 673), dann die prap. mit conslruiert, uhd.
würden wir sagen: wie mit pu[)pen spielt der ^^ elsche
mit den fürslen. I\Is. 2, 25»: über minen lip frouwe (s.
875) und al des herzen mni. gerade so : daz er ir Ubs
und über ir laut herre wnere Parz, 730, 18. Hartni. ver-
bindet aH. 233, 27-30 mit iht erst den gen. </es, dann die
präp von so gewanten sachen. die mnl. spräche gibt fol-
oeades beispiel an band : die bare von gherochter ghebor-
ten wäre alse van der vioeder dau des vader JMaerl. 2,
79 statt: van den vader.
3. verschiedne casus von derselben präp. nebeneinander
abhängend. N. vexbindet, zwar nicht in einem salz , doch
iu unmittelbarer folge, so daß man alles in einen salz drän-
für neiifra scliirkt sich vorzugsweise der instr.; aber gewölinlich ist
umgekehrt ezih masc, lid ueutr.
i^einiscJite cojislructionen. 941
ö
gon könnte, dat. und acc. mit der präp. an: tero einiu
chusla sia an deuio iinderhraivc. ^ nndeiiu cliusta sia an
den inunt, tiii dritla ati die hrnsle (quarnni iina deoscu-
lata Pliilülogiae f'ronleni illic ubi pubeni ciliornm discnnii-
iiat glahella niedietas, alia os ejus, terlia pcclus apprehen-
dit) Cap. 122. mit jenem dat. will er den lat. z^Yiscllen-
salz ausdrücken , denn nach küssen fordert unsre spraclie
cigeullich an und den acc. (s. 8.53.) nilid. erscheinen zu-
mal hei der präp. zivisclien verschiedne casus : diu sippe
diu ist üz gezall zwisciien hl unde 5/u Dielr. 2S05; ez sol
uienier suone zwischen in und tinser werden Ls. 2, 420 ;
uiul so hat noch Hans Sachs mit nachgesetztem gen.: zwi-
schen mir und dein (Güz 1, 118.) statt dieses dat. und
gen. steht auch dat. luid acc: zwisclien der ivende und
einen sclirin Nib. 620^ 4 CDJh. die stelle : Avan yot uude
min Nib. 2308, 3 ist schon oben s. 762 angelührl.
4. etwas anders ist, wenn die piiiposilion geändert wird,
nicht aber die casusrection : ahd. mit fuozin ioh hi hanton
(Grair priip. 120j; mhd. uilüup nain dci- junge man von
dem fürsten unt zal der masseiue Parz. 179, 7; als ob si
von im si gesniten und ab im gehouwen Troj. 15287;
man sacli si tvider niemen wau ycn Orlrun ^Yol gebaren
Gudr. 981, 4. *)
') die alte spraclie wiederliolt ihre priiposilionen nach der conjiin-
<tii)ii oft, aller nicht immer, gofh. iii svaran l>i himina, ni l>i airlliäi
IVlattli. .'), 34; rni/h a<;i.sa jah reirciii 11 Cor. i, 15; ;/;///; skeininm jah
liaizani jah vcpiiani Joli. 18, 4 ; (it j;iilha jah iiiannani I.iic. 2, .'j'i ; in
^atvöiis jah staigüs Luc. 14, 21 ; and haiirjis jah häimös Luc. H, 1 ;
in hnÜT'r jah ///. veihsa Luc. 8, 34; aiuierc licispielc olirn s. 3S}). 390.
ahd. mit oi'.pilon ioh maniion O. V. 25, J'6; bc'lei;e für die wicdorho-
luiijr s. 401. (Jraff 1, «38 u. s. w. mhd. lielepe" s. 413. 414. 41<;;
Jien. wl). zu Jw. 507. 582. nlid. ist die wicderholuup unuotliif; alier
zulässi".
912 itachlrät^t'
N A C II T Vx A G E.
s. G. nus Wolfram : wimsehcndc sin Tit, 77, 2; nitiosen valleiule sin
Parz. 151, au. in einer urk. von i;i20 bei Hülinier cod. francof. 451. 452 :
si so!<lea iz (hesser es) üf dem selben liiisc warlcn ii. alle zit n'«»-
fejtrft' .vt'ji, die imisclireibung ist stärker, nlid. norli in der redensart :
vermutend bin = vermute. Ettners iiehamme 761.
s. 7, passend wird die umsciireibunjr mit werden für iiatiirerscliei-
liungeu verwandt: dö ez Uchleudc wart Trist. 8837; als der tac sli-
tfctulc wart Trist. 8942; do ez nahUndc wart Trist. 14617.
S. 7. vuiit sich scheiden Ls. 1, 298; wart (jiezen 1, 298; vinrt
an sich haben Christopii 625; yen wart = gien^ das. 117; wurden
in hazzen das. 1459; ward crwcinen Görres meisteri. 185.
s. 7. noch andere part. prät. intransitiver verba erscheinen auf
solche weise im aits. neben werdan: v/arth bifallan (fieij ; tlies wibes
Jiugi warth gihiiorban (wandte sich) ; tlio warth tiieru mngad mod <-/»'-
huorhati; liugi warth tfi.suoilan (trii!)te sicii) ; thiu suniia ward f/i-
siiorhan (verfinsterte sicii) ; tliin sünna (jiscijid warth (neigte, senkte
sich) ; iviirdun undcrhadude (wurden getröstet, erholten sicIi.) ags.
sva hit dijantjen vcardh (so ergieng es) ß. 2468.
S. 8. quam rjaende Rein. 291.
s. 9. blef li(j!jhende Rein. 1607.
s. 15. nihd. uns ist ein vrumer man erslagen ( occisus est, niclit
occiditur) Iw. 1802. inf. mit werden: verloren werden Bon. 16, 8;
erhoert werden Bon. 22, 45. für den conj. die Unterscheidung wol
so zu fassen: ich si ershigen (occidar, occisus sim); ich wäre ersla-
gen (occisus essem) ; ich würde erslagen (occiderer.)
s. 23. zu diesen gotli. medialformen gehört noch : liugada yu-
fiiofiai, s. 601. 694; liugandäii yai(>jO(''.Tb)odv 1 Cor. 7,9; hva fäianda?
ri fii/ii(f(TUi; Rom. 9, 19; vaürhjada y.t'.rfiiyä^frai, 11 Cor. 4, 17, wo-
für 9, 11 vatirkeith; ustiuhada y.uTe()yü'^niu 11 Cor. 7, 10; ifavusjada
ivövaijTui, I Cor. 15, 54.
s. 27. den altn. intransitiven auf na entspreclien zumal viele schwe-
dische: Iivitna (albescere) svartna (nigrescere) l:ärdna (durescere)
surna (acescere) blekna (^pallescere) stehia (rigescere) styfna (id.)
rodna (rul)escere) lättna (levius fieri) tröttiia (fatiscere) , alle diese
von adj. gebildet; mulna (nubibus obduci) svullna (tumescere) vakna
(evigilare) stammen von den part. mulcn, svullen, vakeii. Dan. hvidne,
sortne, blegne, stivne, mulne, svolne, im gan:-,en seltner, einigemal mit
Übergang in M : rödme (rubescere) svolme (turgescere) , wodurch
man au das ahd. subst. rotamo (ruber) gr. 2, 147 erinnert wird.
nachtrage. 943
s. 30. bngjaina sis tnatiriä iT'(io)niv imarcuy/iuv Luc. J), 12; stan-
flands sis orahi-lq niiuq lu.vriv I.iir. 18, 11 ; sis bei gavandjaa küiiiite
verllieifJigt werden aus afvaiidjan sis Tit. 1, 14.
s. 33. sin gouniaii (s. G58.) si insaz im (dat.) torn-.iiiavit N. Cap.
99. hin mir niendenti O. V. 25, 100; folfrende nocli mit acc. : lirau
sik (poenitiiit) fr. tJi. 31, 28; siK pilnaii O. 111. 8, 37; üf erstiiont
sih, (jieorgslied.
s. 35. mhd. zouwe Aitil Kenn. 11373. mlui. dat.: stuont imi \\i
Anno 612; unz er imc gtiiioc weinöte Diut. 3, 107. acc. sich verwiE-
iien altd. bl. 1, 337.
.«. 36. sprach sich Etzels Iiofh. 59. Maüm. denkm. 124. 133.155;
was sich das. 132; wart sich das. 125. 134; es gieng sich unser
Iraiie linil). cliron. p. 14.
s, 37, 7. I. da die eigentliclie reflexivform der dritten person man-
gelt, beispiei des alts. acc. ist noch: hrau ina (doluit) 153, 11: <ies
dal. : kiin imu (puilnlavit) 73, 21; bigan iinu (incepit) 102, 10; su-
kead eu (quaerite) 28, 20, ags. reste hine Thorpes anal. 162, 12,
165, 8.
s. 40 anm. **) , dabei richtet sich der ablaut nach dem pi. , der
bedeutimg des sg. ungeachtet: badhumz :=z baiidh mer (obtuiit milii)
Egilssaga 430; tjdfamz, niclit gafuniz (dedit niilii) das. 641.
s. 41. deutliclien dual Iiat Viik. saga cap. 75: livad vidh haj'iimk
(besser liofnnik) at (was wir beide vorhaben.)
s. 43. im Isleiidingabök noch: luUash, slarash f. takaz oder takast,
s. 47. gangar siif sv. vis. 1,26; gick sitf 1, 46; siij gar 1 , 71;
rede .vi// 1, 67; rede siy 1, 9; begynte .w/y 1, 13». diin. vppede
(Um (liuben sicii) Dv. 3, 3.
s. 49, 7. die russisclie lelint an.
s. 53. im altengi. gediclit von Leir wocliseln hchic (Iiicß) und
tves ihdtcn (war gelieii^n) Tliorpcs anal. 143 11".
S. 58. melida izvis , ni hlandan i'yi^atia v,ulv , /i/y ovvc-y^niyrvoQuL
11 Cor. 5, 11.
s. 59. ei siuis skulda vesi tliind.uigardi guths (fasvikuttlhjan Zu
7i(tn(t/i)i^fta lAflhv 7} [lanü.fia ror Ofof («ird/u/ifoflra Luc. 19, II. in der
parallelslelle zu Marc. 8, 31 wird aixr anders übertragen: skal sinuis
maus manag vinnan jah ushusans fram sinislnin vairlUau j.iii usijviituni
jidi urrcisHu \au\ 9, 22; hier folgt auf .>kal ganz ritlilig d;is active
viniinn und die active umsciireil)nng uskusans va.'rllian, dann aber kiilin
. us{|vinian pnssi>iscli, oline voraiisgclicndcs skubis ist, zulet/t wieder
das active urreisan. man iiat also anzuneiimen , ^\n[\ LH", die plirase
reprol)ari dcbet auf drcii'aclie weise auszudrücken vermoclite 1. .sknl
uskusans vairlliaii, 2. skulds ist u>kiusan, 3. skal u>kiusan , letzteres
nur, weiui durch den Zusammenhang der passive sinn gesichert «ar.
s. 62. mnl. sult sivti brslormen (sollt sehn bestürmt werden) Hein.
1381. mhd. ich ijchiivlc nie toten min (jcUuijcn (plangi) llcnn. 6r53.
s. 62. ndid, lät htncn undo selten (auiliri, videri ) Mb. I5):'<i, 3;
1,'it iuch niht hcsli/'cn 15it. 331. so nocIi Fischart gesell, kl. 961': da
(im bade) laiU ims reihen (abgerieben werden) »on schonen weihen.
s. 65. er fürchtet, dnz er nimmer mc keinen ijehcnden fnc gebbo
(an dem gegeben wird) jb. der berlinischen s|>rachgesellschaft 2, 87.
944 Jiachträge.
s. 66. nocli im 16 j!i.: in s!cihvndi:r not. das nlul. slllhchuiei-
€fi-iidc erlaiibiiis Iiabe» ( cJäu. stilleti« iifio lillaiiclse ) Äclitiiit niis dem
ndv. .stillscliweif^eiids entsprungen, ein nilid. swüjmdc urloup "ewiii-
iien ließe .'<icli gut sagen.
s. 70. einem hcholfen sein Böhmers cod. franrof. 1, .T19. 444.
s. 71. der auf den tliurm (jeslinjnc daclidecker klingt uns steif,
franz. kann ohne bedenken gesagt werden: un couvreur inonte sur le
tüit. doch heilU es: das auf die erde rjcfnllne niesser, der aus dem
kätich enl/lotjnc vogel u. s. w.
s. 77. deutlich ist unser nhd. ;»«.v. opt. in dem ausrnf der kOnig
lebe! vivat rex ! vive le roi ! schvved. Icf'vc konungen! man sagt
schwed. auch: blifve du lytklig! was sich von dem imp. blif! unter-
scheidet.
s. 80. gleicli nnserm mögen hilft pouvoir, welcliem die alte bedeii-
tung jenes ents|>ri(lit, im altlVanz. den opt. unischreiben: iVmx \& puist
cravenler! Berte ai, und oft.
s. 84. guth. tliu vilcisl ov oi/'f» Matth. 27, 4, eigentlicli videbis,
vuig. tu viiieris.
s. 84. mild. imp. wi^^el ijünncl enkimne ! führt Lachm. zu Isib.
2241, 4 an.
g, 84. gotli. Hilhäis av/.Xu/^ißävov PImI. 4, 3.
s. 85. goth. conj. für fut. (s. 177): stjäu i'aoncu Marc. 9, 13.
Joh. 8, 55. thammei kuhjäu ov uv qiih'^av) Marc. 14, 44.
s. 86. cnr bevez ! Marie de Fr. 1, 266.
s. 87. diesen imp. heben uns beigefügte adv. hervor: fort gegan-
gen! geschwind niedergesetzt! frisch gewagt! auf auf in die freihcit
gezogen !
s. 90. dies xdon , vuton , witu bietet sicli aucii , was man bisher
ganz verkannt hat, in mnl. spräche dar. die stellen hat Huyd. zu
Sloke2, :!30: wetcn hem volglien ! (age sequamur); wclen vechten !
het es wel tit; Iiere, «jc/ch aaen ! ; wcien ons wachten! (caveamus.)
die bedeutung laat ons! oder wy nioeten ! ist nnbezweifelbar, und die
siellung vor dem iiif. wie beim ags. und alts. wort, vulon, wetcn aus
einer contraction von ve muten, wi nioeten zu deuten liegt nahe, un-
gefähr wie alid. neiz, ags. nät , niton aus ni weiz, ne vät, ne vitoi»
entspringt; warum aber heiUt es nicht vöton , wueten? und wie alts.
wiin'i selbst e in weten streitet für die ai)leitung aus vitan (novisse.)
häufig genug ist m'id. wiszen mit dem inf. (s. 93), doch nicht zi:r
Umschreibung des imp.
s. 91. über nnl. und franz. inf. im vieldeutigen ausruf, z. b. af-
plnkkenl iiuirajer l'herbe ! vgl. Bornians zu lldnardus p. 128. Et-
was anders ist der lat. lu'stori.iche inj'., welcher für anhebende, schwan-
kende, unterbrochene zustände verwandt wird, und aus einer ellipse
von coepit, coeperunt zu deuten wäre. Caesar und Tac haben ihn
oft, z. b. de bell. gall. 3, 4. Agricola 15: namijue absentia legati
Britanni arjilHrc inter se mala servKutis, confcrve injurias et inferpre-
tando accendere. so noch im franzi, aber mit de: n:es deiix gens
nussitct de Viiccoslcr et de lui proposcr une pnrtie = Taccosterent
et lui proposerent, oder commeufaient de l'accoster (Legrand fa-
büauN: 2, 273.) in unserer spraciie kann beginnen mit bloßem inf.
oder mit zu coustruiert werden (s. 95. 108), uiclit ausgelassen.
nacliLrage. 945
!?. 93. sie ne westen wie tfchdrcn n i1. 267, 31; wesfp nilit wen
siioelicn l'iist. 8625. ninl. liadden si glieAveteii, ^vaer an cumcn Rein.
6232.
s. Oi. täiijitli tliü hurinun Mattii. 5, 32. alid. stichhan tätut (foe-
tere fecistis) Diiit. 1, 49+ > ; nilxl. clap;en täten := klagetta Gudr.
1065, 4. gotli. vaiirkeitti anakuinbjau Sk. 49, 11.
s. 96. rjislunnt er thinyön O. I. 17, 42; stuoiit ili jieclieiinen N.
ps. 31, 4; stuonden slifeii N. Btli. 2; biten stuoiit 2; cliiesen gestät
163; Sturzen gestät 47; sttiont sorgen Cap. 99. uocli ßraiit (narrenscli.
127) stond schwätzen.
s. 96. tjeiiel man diuten Diiit. 1, 357; des sie gerieten !)aMen 1,
358; gerieten sweimen 1,356; geriet tuon Ls. 1, 260, oft auch im
>Volfdieterich.
.<;. 96. ijini wison (visitare) K. 23a. mhd. tanzen gen Renn. 6670;
Leteln gen 6898; riiküzen gen 7019. man %crgifioiie das !at. «o mit
<lein su|;iiMini auf v.tn: iic amaturii, und das pa.ssivo amatuni, tri. altn.
Ladh siudlia fjd'Kjn (jussit coctum iri) S;cm. ö+J.
s. 97. was (jevareii siniu scäf sceren Diut. 3, 81. ancli nach si-
tzen: Sitzen ricwen ]Sib. 2016, 1; karten sitzt (um k. zu stiieien}
Brant narrensch. 127. nacii leijen: lege micii ra'stea Ms. 1, 35b.
6. 98. heizan üf stän O. IV. 3, 14.
s, 99. ir wart erloubet küssen ]Nib. 296, 3; beispiele des Inf. ne-
ben giwerdön liefert Graff 1, 1014. 15.
S. 100. mutuiidedun usgaggan .Toll. 6, 15.
s. 101. tfeslillc chinden (liörte zu gebaren auf) Diut. 3, 79. für
behfillen Iruijen vgl. noch fragm. 30c. Morolt 2la.
s. 101. liislen: so ne lastet micii mere leben Diut. 3, 109.
s. 102. wie zwiuc uns mit iu stritenV iSib. 123, 1 ; spuhjen (solere) :
gpuiget honen Diut. 3, 62; sfnihjle trinken, wonele liezen Diut. 3, 107;
spulget fluociien Renn. 4697. ahd. kalieilisöt wesan kiwonel Diut. 1, 493l>.
s. 106. giband taiknins du iif'airzjnn Marc. 13, 22; gavaiirlita t\a-
lif du visiin mitli sis Marc. 3, 14. übrigens ist das gotb. d-A von sei-
nem verbo treiud)ar: du in aljana britifjnn Rom. 11, 11; du faiir mik
liatlijan Phil. 4, 10; du gareiisn däupeinäis andninian .Sk. 40, 14; wir
iimgekclirt halten das zu l)cim vcib. lest und schieben es zwischen
4lic"parlikel: um auf zu nehmen (gr. 2, 871.882.887), goth. </ii
nfairzjan (2, 899.)
s. 108. ez tohlc im ze sprcclien Mar. 65.
s. 109. von uns eiiziml duz m:ere niht wol zc sagenc Nib. 2278, 2.
s. 109. Sit cz :<■ riten im geschiht Parz. 540, 13; da von go-
ficliach Gurzgrien sun vil nu-le sit ze dolne Tit. 158, 4,
.s. 110. Paul. Diac. 1,24 persona satis ad videndum gravis.
s. 110. das zu oder vtn zu kann sich aucli auf einen vorau.-jgelicn-
den salz überhaupt beziehin, z. b. wenn wir sagen : man mnl\ fromm
sein, Ulli in den himmel zu luinnneu ; tritt vorsiclilii:, um nulil ;i( /'al-
len; man stellt den wein in wasser, um Ümi alizul.ulileu. ahd. (neme)
zua llasgun wincs, deo wurzi ana zi rilntune (\ indem, basil.)
s. 116. nocli beispiele aus N.: ti/i ssgent sie siui/en diu brütesang
Cap. 4; du läse rfic risen ze liimelc /c/j/ch Hth. 175; wer ne bechcnnet
() o<>
946
nachtr(i<fe.
taz nllez wcscn Btli. 167; lougenest tu duz wvscn werig lUh. 189; daz
riinii.>.ka liertuoni miU keriio (jculivn gehaltenem ziliet man niili lUli.
24; «iiii wäiient ir inh mutjcn iiitiioii ps. 61, 4; taiiiiän skinet ofl'eiiu
<;iii (linn wc.sen t/tiol iiiiile sAli;;lieit Htli. 162; daz ili Im Inomifot tes
tuonilicliusten giiotes cliad t'ol wcscn Btli. 136; daz tu fore cliäde </«7i
HC viizzcn Ulli. 172.
s. 117. andere alid, heispiele des acc. c. inl'. iiacli viollcn bei G raff
1, HI6. iiacii wüliiien : Wiuuie xih man tona cote sclian (aestimet se
respici) K. 27a. narli «elien und hören: s5 sia athaiiasia {resah ke-
triiiKlieu hüben dia uiidödij^i iN. Cap. 129; daz hört ih rahhün dia
werollrelitwisou (ich liürtc daß die weisen sagten) musp. 41.
s. 118. Eilh. Trist. 2923 wiste in heilen (wüste daß er wartete);
aber keine arc. c. inf. sind: er wand in niugen twingen (er glaubte
ihn zu bezwingen) ISib. 1977. 2; ich wa^ne in reht ersehen hän (icli
glaube ilin gesehn zu Iiaben) Trist. 9386, da in von twingen und er-
jselien nbliängt. sie wären es, sobald der acc. des subjects auch aus-
gedrückt stände: er wände sich in m. tw., icli waene mich in r. ers. Ii.
folgende sätze entiialten ebensowenig acc. c. inf. : päten sich ze rede
läzen Üiut. 3, 108; do pat er den zoru län der alte disen jungen mau
Bit. 6Ö5 ; daz vorhte si Verliesen Nib. 61, 3; des uiuge wir an der
kerze sehen ein warez bilde geschehen aH. 236, 23.
s. 119. echte acc. c. inf. mnl. : nu hebben die Gallen vernomen,
Cesar in den lande comcn JNlaerl. 2, 5; mhd. bat, ir einen urleil lä-
zen werden (bat daß ihr ein urteil gesprochen werde) Böhmer cod.
francof. 1, 492 (a. 1327.) das nlid. noch völlig geläufige: ich weil^
einen schätz lieyen scheint ein guter acc. c. inf.; Fischart glückli. seh.
1007. u. welcher aus der art will schlagen, den soll kein Teutschen
sein man sagen, wenn Ihitten (werke 1, 117) s.igt: daß man sehen
mag teutsch blut nocli niclit vcrsierien , das a<ielig gewäclis tentsclier
tugent ganz (ivstje^uurzelt sein, so klingt das bei ihm wie latinismus.
in redensarten des 17 jh. wie: er vermerkte tödlich wund sein u. a.
mangelt das pron. *ü7i.
s. 120, alts. thar mugun gi cnitn man sehan an is Iiandun ditKjen
Iiluttres watares.
s. 121. keiner deutschen spräche ist das vermögen, wirkliche acc.
c. inf. zu bihien so selir \erblieben, wie der schwedischen *) nicht nur
in Volksliedern, auch in der heutigen prosa sind beispiele allenthalben :
säger siff ha lärt (dicit se didicisse) ; svarade han siy hn plägat besöka
(antwortete, daß er gepflegt habe zu besuchen) ; han menar si<j hnfvn
gört (meint dai^ er gethan habe) ; jag vet mi(j intet ondt hnf'va gört
(icli weiß nicht Aa[\ ich etwas böses gethan iiabe) ; du k'awnev di(j dijn
kraft (du weilU daß du kraft iiast) sag hlodct pä berget hufvu run-
nit (sah daß blut geflossen war) u. s. w.
s. 123. mnl. dit tekin dochte Tibert niet wesen goet Rein. 1055;
schvved. jag tycks aldrig kunna komma; altn. Iiann kvadhst vera brau-
*) ältere dänische Schriftsteller construieren zuweilen den inf, aber
mit vorgesetztem nt, auf ähnliche weise, z. b, Peder Sy v : om denne
jomfrue siges efterstaaende vise nt väre sjnmjet. auf die romanischen
spuren des acc. c. inf. lasse icli mich niclit näher ein, es mag genü-
gen an einem franz. beispiel: ce n'est pas la faute de mon coeur,
(lue je roi sait bien Jui t/'c et lui avoir toujours ete entierement
devoue.
nacltlriige. (j4'J
tliuji cinn ok nllcndr (forum, sog. ,2, T3.) alid. dannaii wirt er sie
yesa(j(ii zuiidcn N. Cap. 85.
s. 125. :<ltfranz. neif va neiant (es schneit), alast guerissant (würde
Leileii.)
s. 126. finden mit pari. pväs. (s. 628), haben mit part. präs. (627.
628.), beidemal aber scinvankt die coiistriiction in den in/'. , für wei-
chen ich liier noch alte belege iinriihole: thar he sillcnn fand Andreas
Hei. 3-i, 17; sumeliche vant man siil/'cn Wh. 'Mb, '6; der was ein so
übel man, daz in nienien lachen vant I\ol. 195, 4. neben finden, se-
hen, \k[\t der inf. sicii leicht fassen, kanni neben haben, und für iiin
gibt es auch keine alten beispiele. ein krüt Gäwän da stände sack
Parz. 516, 23; nhd. da stehn sah.
s. 127. dazs uufjcstoubct liezc-.i din vil schcencn kint ISib. .'')54, 3;
ahd. (ein mih Lchirltcncn Js'. ps. 17, 20; ndid. dö tet er in f/chil (ver-
heiratete in) Diut. 3, 100. nihd. mache ich ir min leit eiLanl .Ms. 2,
89b; in weia wanne din güete mir min breiten ungemiiete welle »»i«-
chen vcijuijt Ms. 2, yi*.
s. 123. dän. jeg faaer brevet last; im Iiar lian fnaet opfyldt sine
önsker; scluved. fi'i fätt pä tiufven (den dieb haschen.) <i;in. nach
(jide (aitn. geta) : jeg ffidcr giort det (ich mags thun) ; jeg gud vä-
ret der (möchte da sein.)
s. 128. einmal auch part. prus. nacii touc: waz touc icli nu le-
bende-.' Wh. 64, 25.
s. 129. ahd. pezzirä ist suigen denne hisprohhan (melius est silere
quam loqui) K. 20.i. gemischte construction, statt pezzirä ist kisniget
danne kisprohiian oder statt p. i. suigen daiine sprehhan. n\\u\. ez ist
ein schedel (kleiner schade) baz verhorn Hab. 419; daz mir noch
lieber wa;re der* truhsKze ze manne genomcu Trist. 11629; \il bez-
zer w;tre gra (jctratjen Renn. 2532. noch in Frankes wellbiich 129b ;
ist giiot anfieriio/'l. altlVies. bettera is"t stvigel Ikttema 2, 26"2. altn.
betra er dreijmt enn eigi, forum, sog. 11, 49.
nach hti[\en oder nennen können wir nhd. part. prät. und inf.
verwenden in folgenden phrasen: das heilU (jchxjcn, nuj'ijeschniHen,
ijeschwiirml und das h. liUjen, aufschneiden, sehwärmen.
s. 132. gotli. Ina kara unsis {ist) Mafth. 27, 4; bräid daiir jali
ninis vigs {ist) Matth. 7, 13; Hsans nianaga ilh vaiirstvjans faväi
(sind) Matth. 9, 37; mild, wie guot ez {ist) lierlh. 44; das priit. vas
füllt aus: sve biuhts «!,• ni'iOn, Marc. 10, 1, man darf biiihts (solitus)
auch unmittelbar auf lüisida ziehen, häufig fehlt war in der spräche
des 16. 17 Jh., z. b. in dem bmh von der scliles. Dorolh. Sibvlle:
wenn grolle hitze (war) 8; denn sie^ in der kriinterci hochbcwaiulcrt
(war) 22; daf\ der hcr/.og nit einiieimisch (war) 21. das scheint der
ellipse (Xci hilfsverbnms nach parlic. (s. 174) analog, mlid. wannen
• iwer reise waMC (ijcwcscn)'! Parz. 169, 28. nusliis>ung des optnti\eii
sei: gotli. gullia a\iliud (sijäi) ! wie im text i lö IhiZ -/äiiK II Cor. 2,
14. 8, 16. 9, 15. aiid. goto dang! N. Htii. 39; nhd. gott mit uns!
mhd. so ime sin lip (m) Alex. 2163. was alter ist zu ergiin/eu in
der redcnsart: wer d;\ fiüw^r dan der tinvelY üerlh. 215. 211, sit
wwrc? oder was?
s. 132. mnl. het mach liclil {wesen) Rein. 5!)29 ; si eiimociit niet
lös {wcscn, werden) Rein. 6300. nlln. skyldi af kauplnu (vera) Sn.
46. 47; at fullstcikt mundi (vera) Sn. 138; nf niundi nu iiöfudhit
(Vera) Sn. 141.
Ooo2
948 nachtrage.
8. 133. alts. ne lAt tliu sie tlii tliiii ledaron (wesan) Hei. 10, 7.
vgl. anm. ym Iw. 3142 p. 430.
mild, lä si mit riiowe (wesen) Hol. 48, 8 ; lät ivvern willen des
bewart Parz. 170, 24.
8. 135. vil wiindcrliclieii balde ! Bertli. 158.
s. 135. die redeiisart zum teufel ! i.st elliptiscli : tjehest du.' ^f/i •'
sie wird aber oft bloU als aiisruf, .selbst in fra}i;eii eiii^escliaitet : wenn
ilir nur, zum teufel, still schwieget! wo, zum teufel, bist du gewesen'?
s. 13(5. erloupte ime heim (ze varne) Üiut. 3, 79; er irloupte in
miniiekiklien (:e vame) Diut. 3,83; erloube mir über Roianden! Rol.
12!), 22. in was ze hove erloubet JNib. 687, 4; vgl. erloubet uns die
botcschal't (ze sayenc) JNib. 689, 1.
s. 137. muose zuo der erde (vam, valJen) Rol. 12, 2.
auch da.s part. «/cfrtjt läJU sich hinzudenken: mlid. daz stl (häufig
im Trist.) wie nlid. das seil ebenso oft aber: daz .«' ijetünl Jw. 7717.
AVigal. 295. 11319. daz hän ich {<jclün) Diut. 1, 16*.
s. 137 varn. mit vgl, s. 822: mit gewefene varen Alex. 229; vert
mit sa'lden lere Parz. 175, 28, hunncn mit: der da mite kan Alex.
4026; konde mit hebchen nilit, kan vil wol mit rederspil (jb. der
berlinischen gesellschaft 2, 85. 90.) nlid. die zimlicli wol uuf der
lauten konte Simplic. 194.
s. 141. N. Cap. 5. übersetzt das erzählende präs. cano, intervenit
in die prät. sang, pecham.
s. 142. swar sin ors nu kere, er »««</ es vor jämer niht enhaben
Parz. 179, 30; Sclierules nilit verbirt Parz. 397, 24; da ne mar niiit
mer gesläfen sin Parz. 802, 21; der marcgräve nii mht des Idt Wh.
441, 1 ; nu Idzen wir den riter sin, den gürtei hat diu künegin Wi-
gal. 320; er sihet wä ein rone lit Reinh. 308; nu ist er komeu Reinh,
864; aus Iw. weiß ich nur eine .stelle: sus sint diu wort hin geleit
4307.
s. 143. Eli CS thüswaert gliegaen Maerl. 3, 126; Puppin die staet
up glieret ende doet dat man heni het 3, 133.
s. 159. wenn sich im ital. beides sagen läi't: ho fnil^i ia mia let-
tera und ho finita Ia mia I.; ha poduti i suoi denari und ha perduto
i s. d, (B'ernow 590. 591); so ist die erste weise die ältere, ursprüng-
liche, die zweite aber entspricht dem franz. j'ai fini ma lettre, il a
perdu ses deniers, und unserm : ich habe meinen brief (fecndiyl, wäli-
rend ahd. hier stelin würde hicntölan. ailniälicli schwand das gefülil
für den acc. des part. und dauerte zuletzt nur im relativen bezug,
und selbst in diesem liaben wir es nlid. verloren, nhd. der brief, den
ich (jcenditjt habe, franz. Ia lettre, que j'ai finie , ital. che ho finita.
iJas feststehende ho finito, ai iini gleicht dem isl. ek hefi endat,
scliwed, jag har ändal, dän. jeg har endet, diese neunord, sprachen
brauchen dann eine deutliche nentralform, die nhd. in der unflectierten
gestalt unkenntlicli geworden ist, und im roman. nirgend ausgedrückt
werden kann, im altn, herscht aber noch der genauer Hectierte acc ,
wie die s. 152. 153 angeführten stellen und \iel andere zeigen: mik
liefir marr la-nlan (nie niare spoliavit) Egilss. 621.
s. 161. haddcn gewesen Ssp. 3, 44. miil. hebbic ghewest Floris
3668; hebben gliesin3115; haddc .qhewest 3134. 3598; haddik ghesin
2039. bemerkensvverth das neugr. i'/u otuOf/ (war gewesen.)
nachtrage. 949
s. 1G4. alid. gefaren hnhdton N. Cap. 145. mlid. icli hdn {reritea
Karl 49f^ D4'*; hete entwichen Mar. 24; geliüppet hat (geliupft ist)
Ms. 2, lü5l>.
s. 168. mni. IiaHfle ijhcmoi/hcti Rein. 1736. Kaiitzow (ed. ßüli-
nier) : darjegeii lieft de niarggraft" nicht klioncii (nichts gekonnt) 205;
liedde bllven moU-n (bleiben müssen) 211.
s. 168. (/(innen iiätte (gegönnt h.) Jnstinger 122; hat sich mit
mir sönen ihii(fcn (a. 1533); bei Fisc'iart unl)edenklich : hett tragen
möfjcii, tiiiix.scn sein; Luther: haben müssen sagen Hiob 31, 31.
man hört aiicli : das liiitte icli nicht zn lliiin Iratichen (gebraucht);
er hat es zu thnn pflcijcn (gepflegt) : iiaben sie /i/leyen dies gebet
zu tliun (Arnkiel 1, 17».)
iiiciit zu übersehen auch thun für rjethan in der urkundlichen For-
mel: ich hau min ingesigel dmi henken (a. 1377 Senkenb. sei, 3,
622) = Jan henken; haben tlmn henken (Neugart no 1170a. 1444);
Justinger 5: si band ihnn vermuren (vermauern lassen.)
Im geiirauch dieser participialformen sind heutige schriftsteiler oft
ungeschickt, und verwickeln sie mit andern inf. so, dali aller sinn ver-
geht: wir rechnen es dem Verfasser zum verdienst an, niclit mehr ha-
ben heslhnuien :»* wollen (gött. anz. IK22, 896); jedes ^erbum com-
positum scheint die reduplication hnhen vuujwerf'en zu hönnen (Struve
über decl. und conj. 161.) es muU heiUen: nicht mehr bestimmen
pewüllt zu haben; weil in solchen fii'teu die deiitlichkeit fordert, sich
der gewohnten parlicipialform zu bedienen, das zu läi»t sich von ha-
ben, dem es angehört, nicht trennen.
s. 171. getorste ich in hun luissel ISib. 526, 3.
.s. 174. schon in einer runinschrift: iian uft sikit r= schwed. Iian
ofta seglat (Liljegren runlära 81.)
s, 175. Laclim. Iiat schön wahrgenommen, dal) präterita, die im-
ier piiisenlta geschaltet werden, auf ein bekanntes beispiel , auf eine
fabel deuten (über den eing. des Parz. s. 14): sin triwe hat so kur-
zen zagel, daz si den dritten biz nlht ijitll , f'nm- si mit brcmen ia
den walt Parz, 2, 20; audaces fovfuna juvat, diz-spricliet : der t/e-
iiinule der ifenits , die wil er unverzaget was Amur 198.5; der fje-
wilijle der (Jenas, die wil er unverzaget was Ls. 2, 701 vgl. IJon.
16, 28; dröuwer sint in daz laut konien, nu (jenas der tinvel (loch
vor den vorloufen noch Ls. 2, 702. So werden noch heute, mitten
in der rede m^\ gegenwärtigen dingen, anspicliingen auf gangbare fa-
beln gleich im priit. an^'ebraclit : der krug (jien;/ so lange zu was.-er
bis er Inaeh ; ol)sclion auch im priis. gesagt wir<l: der krng (fcht u. s. w.
Dieser Übergang aus präs. in priit. ist das gegenstück zu dem aus
j)riit. in priis. (s. 142), und beiile machen den \ortrHg lebendig, dort
wird der liorer aus der bloßen erzählmig in dramatische, anschauliche
jiähe, hier aus der trocknen lehre schnell in das gebiet der erziihliing
gerückt.
s. 175. din got verijnz (^eo. 3505; we mir yviull licd xom schrc-
tel 339. dies segnende und verwünschende piiil. hat elni;,'e älmlich-
keit mit dem eben bcsprochnen, soll aber nicht bloß die fabeliiafte Ver-
gangenheit bezeichium, >ieluKlir die wirkliche.
s. 180. fut. pass. umschrieben: si,l ,siu vcrkoru Parz. 441, 19; <<'i
Wesen widerseit ISib. 816, 4.
950
nacJUr'd'^e
n
s. ISf). man merke, Hnß (Vie alid. und mlid. sprnclie das yhtxq.
nrl. meist nicht iintersclieidet (s. 149. IHi)), wol al)cr das »imsclirie-
beiK' plus(j, jHi.sx. (s. 14. 15): viirte iz nilit imdirvarii (wäre es iiirlit
•jeliiiKicit worden) Hol. :<!), 10. die passivuiiLSf-lireibiinf; fiewiilirte aiuli
ein iinjicrf., ül)erlian|it aino drei tenipora der verp:anjienlieit ; wjilirend
<ias activ .siili mit seiner einzigen eint'aclien form lan^e bclnilf. diese
war natüriicli und gelenk, die iimsclueiljiing nnlieliolten, aber viel.sei-
tiger. .so hat die roinanische paraphrnse int aetivuni ein tempns mehr
zu wege gebracht, als das hitein besau (s. 155.)
e. 197, 198 reit cnkegne vil der Üüten vriunde Nib. 725, 2.
s. 206. mhd. daz hicsen (intelligamus) an dem maere, sehen (vi-
deamns) wie trüreciiche ez was, do sin sin muoter genas, sehen u. s. w.
Trist, 2004 ff,
s. 207. ahd. gcozc zi samane enti Itize gigesen (vindem. basil.);
beloe (oret) N. ps. «8, 16.
s, 208. mild, nn .sf.' Trist. 3376; pl. nu spilen swes si weilen
Nib, 424, 3 ; daz hüben l Parz, 334, 9.
s. 216. obgleich <\\e ^vcgltisstmy des und nacli stchn , sitzen, fah-
ren II. s. w. eigentlicii in den vierten absclmitt gehört, füge icii hier
iiocli beispiele liinzn, weil das zweite verbnm in solchen sätzen jedes-
mal auch ohne pron. auftritt: ahd. stuant tholi, vjcinota tliar O. V, 7,
6; sluantun , tliar after lunrfctnn O. V. 18, 1; slnnnt üzana thes
grabes, ruz O, V. 7, 1; sleil', loset O, II, 13, 11; tiiar saz , thatjcla
O. IV. 12, 33; für, hisiinni tliih O, II, 18, 23; alts. slod, döptetiel.
29, 19; mhd. stdl, plnol Diut. 3, 47; sie stuont, neic im gezogen-
liche c. pal. 3G1, 2Ct>- c- ; sn-, ber/oz Wh. 2()8, 3-6; si reit dar, tfc-
habete inie bi Iw. 3(i20; diu i\ielt dA, wanl ir liende Parz. 262, 27;
ein hörn blase, schelle Bit. 7589; und sicher noch oft. zuweilen aber
auch die conjnnction : stuant er inti tiiageta O. IV, 19, 42; sat im thö
endi suigoda Hei. 38, 19; sAtun endi suigodun Fiel. 74, l; mhd. er
saz da vnt sacli si ane Iw. 1697. Man darf stellen altn. pocsIe ver-
gleichen: sfit a berfialli, baugn tnldi SaMu. 13.')"'; stüdh ä golli, stilti
röddo 136a; komo lil kisto, hvöfdho lukla 137,i; wiewol durcli die
Zwischenworte ä finiii, A göifi, tii kisto der zusamnienstol) beider verba
gemindert wird, aber aucli einige ahd. und mhd. !)eispiHie sclialteii
Worte ein. so tliaz lieri thö gisc.z, thaz bröt giiegnOtaz nz O, III ß, 25,
s, 216. den fall b erläutern noch foigenrle belege: morgine so man
sin inbiit, und (er) lii mir funden wirt Diut. 1, 15; uns dunkel alle,
und (wir) sehen dnz wol Trist. 11335; der denke mincr leide, und
(ich) wil im immer wesen holt ISib, 1655, 4.
s. 218. (ich) glaub derhalben Fisch, geschichtkl, 53a ; kaum hatte
(ic!i) den ranscii ausgeschlafen, da machte (ich) mich u. s. w. (franz.
Simpl, I, 27.)
s, 223. dän. det er mig (ich bin es) oft bti Holberg z. b, Melam-
pus 3, 4.
s. 224, herza iz sint O. II. 9, 12,
s. 228. ez meitjet IMs. 1, lü2b; iz retjanot N. Cap. 69.
s. 22ii, tilid. es brennt (ist feuer ausgekommen); es läulrt , e.s
frompelfl, es stürmt (mit der glocke), es Idopfi an.
s. 228. tv.[\\. tni uheviel (<o;itigit mihi) Rein. 1J9,
nachtrage. 951
s. 229. iilid. es hat viel wölken (Lutlier.)
s. 230. sie f/eben nicht gute baureupreilifier (Matliesius pr. von Lu-
ther p. m. 146a.) du rjist e lieh! sagt man heute in der Schweiz
für: du wirst bald sterben, niiid. bist feige.
s. 232. mnl. vn vcrnnit, (taedet m«) : hoe sere vemoit vn des
sittens liier. Floris 2240; kcm vcnioycde iMaerl. 3, 139; hcm vernoidt'
Rein. 3.
s. 234. altn. that hla-f/ir i,n'U (freut mich) fonim. sog. 11, 23. alts.
mih (jcnimUt genugcs Hei. 40, 19.
s. 235. gotli. rjanah thamma svaleikanima andabeit thata l/.uvov %<Z
Toioinoj Tj iniTt/üu (tvii] 11 Cor. 2, ().
s. 236. mhd. mich tjcstdl eines (decet me) : ine (jcstul des niht
Wh. 123, 28.
s. 237. ahd. mih jltfdhil (prodcst milii) : jirfdhnn unsih sroUi O.
V. 9, 33; mhd. daz i'»i daz nilit vcrviciKU' Iw. 3852; daz in ouch
vcrvicuijc fler lewe Iw. 5172. mlid. mich treffet fiir (me promovet,
mihi prodest) : nn waz firit dich /'«;•? Ben 23; waz trcit iiich für,
ob ich erstirbe V Ben. 74; unser nU mar liitzel /V/r ijclrarjcn Trist.
6204; daz enhct in da niht für (/elrarjcn Trist. 6919; waz triioc daz
für? oder waz lialf dazV Trist. 7267.
s. 238. alid. tnir v)i(fit (nioveor), bei N. stets mit dem dat., viele
belege hat Gratf 1, 656.
s, 239. iucrötc ist zu streiciien, da nach fnndgr. 2. 10, 32 die hs.
zuirotc liest, was ich nicht \iei leichter verstehe.
sine siinc was ez vcrfjnufjen niht Reinh. 533 ; iwer nircre mich
vcrffrt Parz. 556, 29; ob uu'ch diu wunne so verfjfit Ms. 1, 49.i ; sin
künden nicmer mich \orj;i5n 1, 5\f'; sol jnirh diu wcrit also vert/Hn
1, 62i; also vprijic mich diu zit 1, 63b; swenne ez tnich vcrijut I,
64»; mit den listen beiden wil si mich vcnjcn 1, 65b; vcrtjct si aber
mich 1, 67''; daz si mich vcrrfc], 70.i ; daz vn'ch ir genäde also vcr-
€idt 1, 77^; daz si mich vcrtjc 1, 167<); ir genäde mich vcrtjc 1,
I44b; ouch vcr(j:c sin gesciiilit die seneden «ilit Trist. 955. ahd.
(heiz oid) innn ni (irgcit (). IM. 24,24. gleichviel sind die seltneren:
mich verbiet, mich vcrsliuhct: ob in sterben hie vcrbirt Parz. 109,
12; untriwe in niht rcrhirl Parz. 119, 26; alliu sw;ere dich vcrhirt
Bari. 100, 27, daz mich leit vcr.stiche Ms. 1, 197-i; hilf <laz trAren
mich versliche Ms. 1, 199a.
s. 240. so mir thunhil gl. ker. 287; mir dunchit (>idror') Diut. 2,
320a. dunct mir llerni. d. DAin. 62 > ; dünkct mir Amgb. 33 <; daz
dulite mir Lanipr. Alex. 5477; ez «liinkct mir Kilh. Trist. 386. 2648.
2651; ir dühte das. 1503; dir dnnket guot das. 375.
s. 241. es hat ihm ijcdotlcrl (geahnt) franz. .Simpl. 1, 64. mhd.
mir hinjcl der piuot IMs. 1, 189.i 1991.
s. 241. gotli. mis ist briihja (Inda niihi e.^l, ich mulWingen) Kpli,
«i, 12; ahd. was iro uöt unde emest N. t^ip. 121,
s. 213. ii'nv »'"I (eis) tuillio llel. 35, 4.
S. 245. alts. viiird lliat bodoli härm an is nuidc Ilcl .5, 11.
mhd. ivart im des ritten buoz llciiili. 1 192.
952 nacJilrägfl.
s. 2i7. Jicl hi'ß mi wondcr Rein, 5083 5 dit hefl mi vrcmt Rein.
5'J41.
8. 'J-'i8. das neyen sie groß arhcit nam, Miiriiers gauclimal Basel
1519. Xiill.
s. 248. waz Inr nam in f!es fuiidfjr. 2. HP, 21 ; des nimit \n nn-
tür das. 114, 19; itili nan vil utilür das. jß,}, 18,
s. 253- eine ausnalime von dieser beliaiiptiing, daß die erste per-
soii iiiclit für die zweite gesetzt werde, liefert die scliiilspraclie des
I8.ili.: "'"■ •*«'"' ein flegel ! antwort des scliülers: .sie lierr rector! auf
äliniiclie weise : inun ist.
s. 256. in gieiclier läge mit zart zu befinden scheint sich das adj.
tiiit lind licp : des tievols tri'il Wigal. 6^51; niines herzen Irtit AVi-
gal. 8S03; der selbe tieveis trat ^Yigal. 6577; einen ze tnitn (nicht
trütem) hän Nih. 47, 3; die er y.c Irüte (niciit trüter) liän Mb. 294,
7; der sclioenen KrienilüMe tnit iSib. 1059, ^^ jener trnt der frouwen
Nib. 1823, 2. als nentnim: ein liebez lierzcn^r.-it Nib. 223, 4; ein
schcensz tiut Gottfr. lieder 2, G; daz allerliebste Irfil das. 2, 39; vgl.
sundertrüt Ms. 2, 170^; ebenso persönlich stellt: min liep '. min her-
zenliep ! schoenez liep Ms. 2, 179b ; den wip ze liebe ie gewan Iw.
13in. häufig gelten licp und leit als sächliches subst.. letzteres aber
nie als persönliches. Auf solclie Übergänge des siieidicheH begrifs in
den persindichcn, und umgedreht, ist zu achten, vgl. dem wünsche
gelich s. 748.
s. 257. andere solclier adj- sind 3, 494 behandelt, yra und bunt
werden iNib. 60, 4 und öfter vereinigt, bunt scheint ursprünglich nur
subst.
s. 258. daz was michil kinihcit Alex. 150(); nu daz sin iiiwer ere
Iw. 2528; daz sint tinere Parz, 171, 12; daz w?ere der tnujctuin Iw.
8012.
hier auch zu erwäimen der subst., die mit fjanz, all, eitel verbun-
den adjectivisch gebrauciit werden: ich bin 'janz olir (aufmerksam);
<janz aiKje (aufscIiHueiid) ; er war eine wunde (^überall verwundet);
er wart ilel swciiS (blutig) "Wackern. Ib. 1, 739, ß; doe hine sacli
ligghen al cn bloel Rein. 932; vnhiera totus erat Reinard. \. 1230.
s. 259. pari, priit. pass. stelin für absiracfe nomina : gesnuelicl u.
ticzieret ist = smaehe und zierde ist es Parz. 1, 3 (vgl. Lachm. vorl.
über den eing. des P, s. 6-) wir sagen heute: das \\&\sSt ijcschmnht
= ist sciimach.
.s. 259. ganz nahe reicht doch der goth. inf. an das subst. in fol-
gender stelle, wo er subject des satzes wird , jedoch oline den neutra-
len artikel des Originals auftritt: mis Jiban Christus ist, jali (jasviltan
gavaiiiki, h'ban in leika f.iiol tu C//V A'f^uotoij y.cd zo dnoUuvilv yJoöoq,
To 'i^i]v h auit/.L Piiil. 1, 21. 22.
s. 260. hier am schicklichsten einschalten läßt sich einiges über das
Verhältnis der cardinalien und ordiualicn , da jene etwas substanti-
visches an sich tragen, diese entschieden adjectivisch sind, die ältere
s])raclie verwendet aber zuweilen cardinale zahlen, wo wir ordinale, und
umgekelirt. mhd. sit minen eilif jären Trist. 17141 (seit meinem cilf-
Ifit j:<lir.) so noch heute: er liat seine siebzifj jähre heraus. Statt
der iiiid. bezeichnung der dauer : das fest währte sieben tage, vierzehn
tage, heißt es mhd. werte den vicrzeii.ctiden tac Isib. (yS3, 1 ; beliabte
nachtrage. 953
den p:ast iinz an dm sihcndm tac Iw. (1S45. älinüch sind foip:Pii(Ie
stnictiiren : den niinnicli übeiz vu-idc lant (über vier länder hinaus)
Freid. 9G, 16; «!> ez elit den vicidm düiite giiot (nur von vieren ^e-
Mlli^t würde) M.s. 1, 168^; daz dnnket kiinie den vivrden guot Hon.
3, 6.
s. 261. jrotli. ei veisi du faiiramnfldcis Neil. 5, 14. beispiele sol-
cher gen. saninieit Viiniar in der zeitselir, des hess. Vereins 1, 276.
277. isit Curlr. 1700, 3 '""'' Matelänes zu verstellen aus der ellipse von
bnrc ? oder zu lesen üz Mateläne ?
merkwürdig die weglassung des unpersönliclien man hei Iieizen (s.
592 note) und des aitn. madhr nocli in andern constriietionen : at
(madlir) niä vefja sanian sem diik, ok Iiafa i pung sinnm Sn. 48, ge-
rade wie alid. ein nachstehendes pron. darauf bezogen wird (3, 7.)
vgl. s. 263.
s. 262. über die Adämes (söhne, nnchhommen) Anegenge 219^'.
Übergänge des relativs in ein andres genus scheinen auf eiiipsen
zu berulien : ßalmungen daz (sxvert oder wfifcn) er üliele gewan JNib.
1736, 4.
s. 263. das goth. xhallds wird ausgelassen: tlirins tiguns silubri-
näize (shallc) Matth. 27, 3.
6. 263. super nndo (Pez bibl. ascet. 8, 210.)
s. 26 i. nlid. der zehnte (thcil) wie lat. decima (pars.) cllipse
nacli possessiven: dän. Iiar du väret hos mit (^hus)? span. la suya , la
vuestra (voluntad) silva de rem. 15. 180.
alle vier e von im reckte (von sicli streckte, wie ein tliier) cod.
pal. 341, 125*^; der wolf strecket von im €tUiu vier Renn. 0')61.
s. 265. bei gewissen verbis fehlen arcusnlivc des subst., namentlirli
bei lassen (s. 640. 6(1) (jinten , binden (s. (jOo-) nihd. linde reret
(ir loup) Ms. 1, 203b.
s. 265. ausfail des adj. wird sicti dennoch (gegen s. 260) einige-
mal ergeben, nihd. ist mir (Ucp) als der lip Keinii. CXUl; nhd. ich
war sieben jähre (alt) vgl. s. 652 anm.
s. 267. goth. quemun bimäitan thata barn, jah häihfiitnn ina i^}..'}ov
nfQin-fifVy 1(1 n('.i.f)i(ji' y.(u ixi'J.uvf rtrru Luc. 1, 50, ^1"'*' gegen den
gr. lext; fairgraip bi handäu thala barn, qvatimh du izdi xniu r'iua
1 fji; /fi()u<; rov nfurltüc, llyfi arifj Marc. 5, 41, hier wie im griecii.
nhd. thaz ma^jah'ii . . . fieng ira hant iiiti ()und int T. 60, 8. 0 ; tlinz
tünd (Isaac) driiag thaz witu mit, ioh er iz haiirta furi niwiht (). 11.
9, 43.
s. 270. die göttinger kindermiidclien sagen der jüngelchen,
s. 271- wie aber die sellsnincn constructioncii zu fassen: ufl^un-
thidedun thatei frani gutha u;is;iramma varth usfulHtlis lluihi raihsh'
i'yroxsav ori rrftoic inTi ■Otov ij/ii'if iyivijfhij 1 !-?.fio>!) Pjtid. ju iiiyov loiio
ISeh. 6, 16V und: vitum äiik, thata Jabi'ii airtliciua uusaia ijards ihi-
zös hieitlirös galMirada oi'()<(/(f>' )'(ü), un icv ij i:iiyuo~; i^in-if uir.iit oy.i^-
rois" ■/.i'.id.XrDJi 11 Cor. 5, 1 V dort wird zum nentr. vniirstv das masc.
iisfullilhs, hier zum masc. gards das fem. airtheina nnsarn gefügt, mit
<h'in Worte gnrds lngimit eine andere hs. , man sollte vermulin dal»
zu den weililiciun adj. das siibs,'. bäuains gcluirt liiitto? nirlheinn
kann, wie sciion uiisara lolut, keine sclnvachc miiiuiliche form beiii. .•'o
954 nachtrage.
lintte (1er sclirciher hei iisfiillitl).s auch \vo\ ein männliches siil)st. im
sinn, (I.TS liernacli durch das bcl^atiiitere vaiirstv ersetzt wurde, ohne
dal^ man das voraiis;;<liende part. änderte, es wäre noch leichter ei-
nen hlolWn schreil>f. für usfullith anzunehmen.
s. 272. z« diesem neutr. super!, mit dem gen. halte man den gen.
bei waty all, viel.
s. 273. in schsu O. II. 9, 20; nihd. in zwei Alex. 264.
s. 27G- '^«- sol sin min erstiu bete Parz, 89, 30; der böte daz
muostu selbe sin lleinh. 177G.
s. 277" thuta ist SU gajuko ton, fJ^ uintj y nn^ußo/.?/ Luc. P, 11 ;
ihfiln izvis täikiis (fem.) rovro v/iiv ro arjßilov Luc. 2, 12. flas alld.
ihcr ist ther jungiro T. 239, 5 »ach dem lat. hie est discipulus.
s. 278- waz ist got? Parz. 332, 1 ; wer ist ditz kint ? Trist. 3273 ;
wer ditz si V AVIi. 86, 2; ahd. w«i wänis tliese kneht si? (quis putas
puer iste erit?) T, 4, 13.
s. 279. kiusclie und staetekeit diu zwei Tit. 5, 3«
S. 280. thiii sinhiuii tue Hei, 31, 7.
5. 280. uns zwei (Lyppaut u. ObylOt) Parz, 374, 9.
s. 281. Fisrhart gesrhichtkl. 501^: so kuppeln wir zusammen noch
üüct junge leut; Simpiic. 124= swct von denen wütenden leuten (tän-
zer und tänzerin.)
ß. 281 not. •') über das mhd. bede, alle vgl. Freidank p. 321.322.
s. 283- gotii. almian jah säivala jah leik unfairinona I Thess. 5,
23. mild, hüchfart, alter, liigener, diu driu Wackern. Ib. 526, 19; ^l-
liu fieriu (Sigf. Kriemh. Gunth. Prunh.) Nib. 595, 4.
s. 284- •««<-* ist der heiligen einer Berlh. 142,
s. 285- bei volksnamen wird im gemeinen leben gern der sg. statt
des pl. verwaii'lt : der Schwede, der Preuue f. die Sciiweden, die
PreuIWn. so im \Cu 17 jh. häufig: von der Schlacht ^sjegen den Tiir-
hen ISürnb. 1514; der feldzug wider den Franzosen (Lessing.) nicht
«nders lionianns, Parthus f. Roniani, Parthi.
s. 287. brrists (pectora) Col. 3, 12.
s. 288. ein morgen bei den siechen am spital, der hof ^i den
barfuiSen (a, 1404. 1405) Chmel reg. rup. no 1727. 2094-
s. 291. mhd. dö si sc riter wurden Nib, 34, 3; do re rosse kömen
die künege Nib. 1809, 1; hey waz er im ze vindc der küenen Hin-
nen gewan Nib. 1903, 4; nhd. daU du mir die leute zum feinde
machst (Schelniufsky 1, 12-) älinlich ist, daß auch eine frau sagt:
du hast mich zum freunde gehabt, nun werde ich dein feind (st. zur
freundin, deine feimiin.)
s. 2f/2. goth, managei liarjis h/izjandanu n/.iJOoq OTQUTiüg (tli'ovv~
Twi' Luc. 2, 13-
s. 292- der begrif beide, eigentlich für die zweizahl bestimmt, wlid
in der älteren spraclie nicht seifen auf drei erstreckt, z. b. beide
scluhii, bluot und sweiz Troj. 3894; beide toup, htm und hlint Karl
KJb; beide man, hint und ivi'p Karl 17a, beide vcll, bcrffe und tal
Karl .'i*!'; beide stmh, hnenc unde vro Karl533; beide At»i?, (fiiot »nde
lunt Karl 68a; beide li-itc^ quot \x. irc Dictr. {yii^; nin!. bede van
nachtrage 955
sclvcro ende vnn goude ende van stencn Stoke i, 05; beide ivin,
zont ende coicu. Sctiwerlich von vier dinpfen: wilzc unde munheit,
dnr zuo slJbcr und daz //o/< , swer diu l)eidin hat, der belil)et mit
sclianden Waltli. 13, (1, man kann liier beidiu entw. l)loU auf silber und
pold oder lieber auf die zwei pame witze und mannlieit, silber und
j^old beziehen. AnHloj^e, nur noch «iröUere ausdehnunp; als beide hat
Glieder enii)fanp:en, das, wie uter und nörfitoi; ursprünglich nur auf zwei
periclitet war, allein schon mhd. drei und mehrere bezeichnen liann. auch
das lat. uter und ntcri/nc kommen zuweilen von dreien gebraucht vor.
s. 294- vartu vidh Lanfei/jar syni = mit mir Saem. 67*.
medh ohLr Frey (mit mir und Frejr) fornm. so";. 2,74; ''""«
Freijr ok kona iians (Fr. luid seine frau) das. 74, hier das prort. im
iieutr., weil auf kona mit bezogen.
s. 295. für diese ausdrucksvolle altn. weise der anrede bringe ich
«rern noch rcicliere bejege bei: klifar tlu'i nacqvat iafnan mnnnf'i/Ja
tin'n (seniper tu, putida, aliquid crcpas) ISialss. cnp. 54; liirdh ecki
lliü that Jiij7/.i thinn liverr ec eni (ne morare tu, ignave lionio, qui
ego sini) das. 182; mun füli thinn nockurum manni lif gcfa (tu stulte
alicujus hominis vitain sustentabis) Laxd. saga 2iÜ; tliegi thii yfir
theim tln'u /'orynia l (tace de liis, infelix) das. 32G, wo der gewölm-
iiche text liest: thü arniü; hvat >ill vanncnna tliin tliA ? (was willst
du feiglitig (laV) von nenna, kühnes wesen , und dem negierenden van
(alid, wanniiandäV) Vilk. saga cap. 92; l'vat nuindir tliü fara vixliiigr
tliiiin oc ullleri (du wechseibalg und aus der art geschlagner) da?-. ;
tiieigi thü j\il tliiltl (sciiwciir, du narr) das. alles sind schwere
Scheltwörter, in Schweden giegen iilmliciie unter dem Volk, z. b. diu
h)f(iiu/erl diu toher l diu Intliunder ! kom UU din dicf'vulsiniilcr '. (du
teui'el.-kerl) Adlersparres hist. samliiigar5, 2(\G , niit dem alterthüm-
liciien -er der männlichen (lexion (s. öoG anni.) heute duldet nur das
Volk und die vertrauliche rede solche aiisdrü<ke, aher auch im pl.,
z. b. edrn staeUare l (\os miseri, wörtlich eure arme!) wofür ich kein
altn. i)eispiel kenne. Niciit unvergleichbar dieser ganzen anwendiing
iW^ possess. zweiter pers. ist die des ersten in der alln. reden.snrt :
tiiat Veit trüa miu (das weil^ mein glaube =^ das weiU ich) Su. 43.
s. 297- alid. dätiin thio iro hcuti (d. Ii. sie) drulitin in gibenti O.
IV. Iß, .50. merkwüniig in einem licde "\Volken>teiners : an laid schied
sich /■;• hayder wat (trennte sicii Üir kicid = trennten sie sich) Scliott-
k}s Vorzeit s. 33.
•s. 297. '"" di.'lcedo! iiölliches du bei Greg. tur. 4, 3 und ähil-
liciies genug st)nst.
s. 29P. liier war zu bemerken, daß sclion die classiker, selbst in
vertraulicher rede, uox ITir eijo setzten, z. b. Cicero in seinen brieleu;
Tibull wechselt oft zwischen cffo und »10.«. andrerseits !>raiichen die
alln. skalden von »ich redend nicht selten vvr (Olafsen p. 17-j|. 175.)
s. 301. für O. kann iiiciit gezweifelt werden, er gcbrauclit sogar
das verbum dtizau : wola tliiunan duztn ! 1. 11, 11.
s. 303. lat. Schriftsteller des 12. 13 jh. zeigen niclit weniger den
höfisciien pl., z. b. l'e/, bibl. asc. 8, 125= caris>inia priorissn, tiolilc
(lere !
s. 304. Hagen irzi seinen bru.ler Dancwart Nil>. 18')2' 1-
956 nachtrage.
s. 300. morisieiir Sdiuiisteiii ist crs , oilor ist crs niclit? Slmpl,
420; wenn nipineni lioclij;. herrn beliebte, denjenigen, den er hie be-
vor durch scinv. dniiferkeit errettet ii. s. \v. das. 434; ist er sclion
einmal bei der kaiifuiannscliaft gewestV fragte mich dieser (franz.
Sinipl. 1, 75 (UiS'J.) das galt für den feinsten ton im 17 jh. zwei
lioiie generale geben sich er (a. 1(;80) Schunings leben 212. 213;
der general redet den kurfiirst sie an (das. 215.)
s. 3lO. Zeile 1. dies beispiel von 10^3 findet sieh in Zeillers e|)i-
stol. scliatzkaninier p. 1. man lese überliaupt die briefsteiler von
1080-1740, worin alle abstuliiiigen jener höfliclikeit zur schau gestellt
sind.
s. 314. vor allem anzugeben war hier die italienische anrede mit
elJa, und obli(Hie lei, welches Ici in Rom aber auch für den casus
rectus gilt (Fernow 54G.) dies ella gleicht unserm sie, hält sich je-
doch im sg.
s. 319. nachdem wir sich auf die erde gesetzt hatten (Simplic. 197.)
s. 322. liier ein beleg für a, ß : thäiei ni vildedun mik tiiiudanön
ufar sis 0 i-).)]ni'.vräq /.u ikiaihvont. iri uiItoik; Luc. 19, 27.
s. 323- beispiel vom part. prät. : gnmunda Paitrus vaiirdis lesuis
qvitiianis du sis iloi/y.örot; uvio) Matth. 2G, 75.
s. 328- "■• sus liez ich sich weiden miniu ougen dar Ms. 1, 201^.
s. 328. ß- daz si sich den recken (von dem r) über reden müese
lau INib. 1103, 4; daz er sich in (von Üim) sehen lieze Anegenge
20G'i; er läze sich onch ein wip sehn (von einem weibe) Iw. 1401;
ninnege klare frouwen niuoser sich küssen schouwen Parz. 698» 23;
den bat er sich wizzen län ^Vigal. 8620.
s- 320. '^ei Luther genug solche ihm, ihr, ihnen, zumal in der
Verbindung mit selbst.
s. 333. auch N. Cap. 129 riimda diu irdisgheit, andere beispiele
bei Graft" 2, 500, immer ohne es. aber auch mhd. der tanipf gerümet
liie, ohne <■:.
s. ;^34. nu wil /= got alsns scheiden mit den swerten En. 11509;
si wolden; gerne scheiden iNib. lOO^, 2.
ez siienen Gudr. 1046, 1.
unz ins diu naht benam Gudr. 870, !• vgl. nlid. es mit einem auf-
nehtnen (>om boden auf?)
s. 336. h<n\t ez cjehebet Wacken. Ib. 628, 6-
s. 336. dune wellest dirz enblanden. tod. gehugde 893-
s. 337. CS bieten Gudr. 352, 4; cz enbieten Bit. 612. <"- *''''"-
ffcu: si brinfjet cz mit gäbe ISib. 1070, 3, unser nhd. es dahin
brinnen ?
CS friben: swie so mans tribe fragm. 20^; er liats mit mir fjetri-
ben Etzel 34. 65.
man beaciite mit und den dat. bei solciien constructionen, was auf
einen alten instr. deutet: ez bringen mit gäbe, ez scheiden mit dem
swerte, ez rüeren mit den ecken, ez tichen mit tanze, ez riben mit
grifien, ez walken mit siegen, ez bieten iTiit Worten.
nachtrabe. ' Q57
ez verxtiochen : daz siz nocli versiiochicn baz hv. 2005* na ver-
suoclit ers sä ze liaiit au die vroiiweii dor se vaiit Jvv. J9i3 (so lese
icli nacli der Müll, aiisj^. 2r!04) ; t- wart an si vcisnoc.het Bit. 8t8;
cz wurde versHocht an sie Parz. 504, 90; die ez au iii;s vcrsnoclwnt
Bit. i;525; er woldc; haz versiiochen ]Nil). GlT, 2; si versnucülcnz
vriuntiiclieii an vrouii Krieniliiide sint ISib. 1049, 4; si versuocktoiz
an die Hinnen jNib. I8l9, 4; wold erz nocIi versvoehen Nil). I99:i.
2; icii wil; versuociien baz Nib. 19!'fi. 0; daz es vcrsiiochteii baz die
recivcn Mib. 2020, 2; penuoc veysuuv'tlcrz an den kragen Trist. 9207.
aucli franz. le tenter , Tessaier in fällen, wo ital. und span. blotles
tentare, teutar.
ez liazzen ? vi! gräven von ir lande begundens an si luizzeii Pnrz.
824, 14, wo ez nicht von begunden (das den gen. fordert, s. GG7),
sondern von liazzen regiert ist, und die person, wie bei rechen und
versuochen, durch an mit dem acc. bezeichnet wird, vgl. nachtrag zu
s. 858.
s. 341- selir auffallend O, V. ;}, 1 (/ib drnhtin segan sTnau, entw.
gib für gebe, oder sinan = thiiian, in slaviscl)er weise (s. 3iy.)
s. 344- JQ daz ire laut Rol. 35, 11; »Vm vlug Anno 45; irin vluz
Anno 47.
s. 344- erboren von fürsten kunne und von der (eorum) art Tit.
38j 2. das der felilt aber G. ; vgl, tiiinnen llust nocIi ir gewinne Tit.
63, 4.
s. 340- noch andre beispiele des alts. poss. dritter person: aldroa
sinou '25, 13; -^iiic^ rikies 39,21; *««"" bröder 83, 3; im ganzen
selten.
s. 348. die neusten iierausgeber bemerken, daß Ulf. den gr. artihel
vor subst. adj. oder präp., wenn die zweite person, gemeint ist, durch
(las kräftigere persönliche pron. ausdrückt: jus fräujans ol y.votoi,
vulg. vos domini Eph. G, 9; '/*«« ahnia ihti unrAdjands r) ^iiu'itu. tu
i'ihikov, vulg. surde et mute s[)iritus Marc. 9, 25; äudagäi jus unle-
dans fi('./.H<noi ol rrtoj/o/, und elionso J"i" gredagans, jus gretandans
Luc. G, 20. 21, vulg. beati pauperes etc.; jus vaiirkjandans ol iijyu-
i^üfifvoi Matth. 7, 23; ''"* '•! himinam J h roti; oi'ijuyoii; Mattli. Q 9.
s. 3'l8. bei der antwort pflegt das persönliche pron. wieilerholt zu
werden (3, 765- 766-)
s. 351. aus bösem herzen, das er hat Bure. AValdis p. m. 39b.
s. 351. des ambtsmanns sein gut ( Kttners unw. doct. 132); ists
Orpheus sein gesangV (Opitz)
s. 354. vgl. s. 720.
8. 355. il>- sclbo O. IV. 13, 17.
8. 361. bemerkenswert!! Cliaucer: myself halh been C. T. 5757.
8.302. das persünliclie pron. steht vor rardinnl/.ahlen : »imV zwei,
i7ir drei, sie sieben, ndid. undcr in zwcin Iw. 2709. Trisl. 7327. l7rJ0;
undcr «h.v zweln hv. 2Ü84- 'J'rist. 18514; von in zwein Iw. 1 1 73. nuu.
onder kein twcni Hu}d. o|) St. 1, (OS; onder Item drien Kein, ö.")!."):
niet /kiu viven Kein, 57lG; met hem tit-nen Kein. 4308; onder /n/u
beiden Rein. 403ö. 5774; met hacr vieren Rein. G2!J0.
s. ZQi' du liabest dir die dinc (fundgr. 2. 'JG, 15.)
958 naclüruife.
». 303. «« = «'« ^ IV. IC, :j8.
s. 3G1- «'"'^'* = '" i*^'' 'A'ri'^t. KIOOO-
s. 365. lat. Urkunden liaben liäufif^ das poss. dritter person stnft
ejus, eorum: filius sums, sui germaui, suns frater (Bölinier cod. iVancof.
1, 23. 64. 94.)
s. 368. (jci'ii= gein dem Parz. 339, 25.
8. 369. *"■ lieinnvisti O. IV, 5, 35.
s. 370. diesem d' verfjleiclihar sclieint das alid. da fiirista spenta
(für diu) Diut. 1, 513^ wie sa für sia.
s. 371. au[_\vm franz. Simpi. 1, 18. 48- 52.
s. 393. art. bei cardinalien: tailiun thüi, thäi niun Luc. 17, 17.
s. 395. ubar Jordan O. III. 22, 07.
s. 396. butun imo laman, quliad dcmo lamin Maltli. 9, 2-
s. 402. N. ps. 71, 5. 15 übersetzt a mortuis föne tude, durch das
subst, untar mitten in T. 13, 23.
s. 404. daz iro statin weliinte N. ps. 106, 11.
8. 405. do nähte im der tot Psib. 2002, 3.
s. 407- bi dem Rine, bl der Sene, bi Ene Ms. 1, 200^; bi der
Unstruot En. 13318; unz an die Gerunde Rol. 9, 14-
s. 410. überhaupt wird gern das letzte subst. articuiiert: witze unde
manheit, dar zuo siiber u. daz golt Walth. 13, ß.
s. 411. daz si (diu kerze) zeiner esclien wirt aH. 236, 25 (nhd.
zu asche) ; grüener danne ein gras Nib. 1721, 3; vgl. s. 453.
s. 411. unbestimmter artikel vor dem voc: Rlinne ein frouwe ! ^SIs.
1, 200^; ein sseüc wip ! Ms. 1, 201^5 lache, ein rosevarwer muntIMs.
1, lOlJ.
s. 416. der humbel der sol steclien Iw. 206; di viske di erspilten
Rol. 10, 15; unser bliiunie der niiioz Valien all. 236, 32.
s. 416. 9, c. beide esel und der gouch Walth. 73, 31; dane stir-
bet ros nocii daz rint aH. 252, 30; anger und diu beide Ms. 1,197^;
beide und ouch der walt Ms. 1, 197^; iz ne vuorte scliilt noli daz
svvert, heim noli die briinne fundgr. 2. ICO, 31; naht und den tac
^Vh. 64, 30; ir rechet herren u. den mac Parz. 419, 27: wa;re wert
alite und des bannes Ms. 2, 130^'- es werden sich noch genug andere
belege sammeln lassen, die regel beruht eigentücli auf dem allgemei-
neren grundsatz, ohne art. anzuheben, und sicli dann in ihn zu finden
(s. 386. 390.)
s. 426. alts. sat undar middiiin Hei. 24, 27; undar en middiun
26, 22.
s. 427. merkwürdig der n)nl. art. vor god : in des gods ghewout
Rein. 2873.
s. 432. skiöldüngr sd Säm. 162b.
s. 432. theim sMldumtm fornm. sog. 7, 138.
s. 436. mnl. half fjaer Maerl. 1, 43.
s. 439. vgl, s. 651.
nachlriige. 95g
s. 443. nilicl. die im getrüweiit als die fwie sie, wie diese) "Wli
37, '28.
s. 444- bare ditt nien Maria liiet (man liieß sie IMarla) Maerl. 2,
49; op sinen liere dat lii spranc Rein. 5733 (vgl. Reiiike 5(31); op
enen craea dat iii doe quam Rein. 5864.
s. 445. ein nnl. vollvslied hei Hoffm. 108 liat aiisdriicklicli : op liaer
bedde wiist dat si lac.'i.
s. 447. die glione Maeri. 1, GG, 68; dat fjlione Maerl. 1, 50. 87.
das gli verdient rücksiclit.
s. 447. waz taz «nde daz meine N. Btli. 12.
8. 448- diz. unde daz Trist. 17041 ; diu = disiu Trist. 9372 ;
der sprach dort und dinc hie Trist. 3G38. alid. diz umbe encz, enez
umbe diz N. ßt.'i. 112; enes, disses ^i. ßth. 120.
449. huat ihn huargin ni tliarft bispnrnan Hei. 32, 20; huat gi
niugun wärlico undarwitan 50, 10; äm«^ </i nethuanaa ferran sind 17, 1.
s. 451. nach waz unmueze Trist. 18218.
s. 455. ol odharna (einer den andern) Hei. 43, 14; ags. rinc od-
hcrne. B. 50GG ; alt», snemma kalladhi sajijr nnnan Sa^m. 137a. altn.
Iiraj'n qvadli at lirufni iSaeni. 149b.
s. 45G. tlian odra Judeon duon Hei. 44, 10.
s. 465. vgl. ort s. 652. ^':/«c s. 665.
s. 473- das scluveizerisclie in e*- hus ist: in eine/, liüs.
s. 487. gen. pl. wurden swanger vil bluomea ylunz Ms. 1, 195b;
vil junger voglin rucli Schottky Vorzeit 32.
s. 489. hierher nelime ich das auÜallende: mit tiiiren varwcn :«'«
Ms. 1, l89l>. ^tvö seiner natur nach ist nur nom. oder acc. |)l. iVm.,
und der dat. pl. lautet für alle ge.-tlilccliter zwein; weil al)er zwei»
flecticrte form ist , so \erfiel man daraiif eine sclieinbar unllectierte
zwo anzuiieiimen. fürs neutr. Iiiilte man ii: glficlitr la_<;-c zwei y fürs
niasc. etwa zmen gebraucht V alles unorgani^cli, und nur itocin rich-
tig, da si<li keine vocalisclie (lexion wegwerfen lälU, die in die Wur-
zelsilbe selbst fällt, so wenig der dat. pl. ihn (golli. lliäim) oder in
(gülii. im) kürzung leidet, ebensowenig zwein (golli. tvnim.)
s. 499. nach Scimi. graumi. ^. 751 entspränge dies voller aus voll
der. wenn es auch l.ullicr .so gernjuiinen hätte, wiiler.slrcbt doch Jo-
lians von Soest voller aller pin , und noch mehr das mhd. voller und
vüllez (s. 493.)
s. 535. mit tlu'n siiliijen Selon O. I. 2, 58-
S. 538. ros diu ifnolen W\h. 4;G, 3.
s. 540. dem ijrtizeni. leide JNib. 1012,2; lif dem wundem or.se Wh.
84, 21.
S. 541. der liiienrn lieble unde snel Mb. 425, 4-
s. 542. vil lieber vriunt der (/uote! liit. 7;J3.
s. 544. im franz. Sinipl. immer der pl. die gröste (maximi), die
scliünste (pulclierrimi.)
s. 554. jener alle Gudr. 1431, 2.
960
iiachlr'äc'e.
rt"
s. Sni. liehen vrlunt unii! Eii. PI; «v/tZcn koiifman! Tritt. 2228;
yeltiiiwrn rittfr! 'JVoj. 18435.
s. 563. si triio','cii vrcuuUu wilden mAI Parz. 519, Q.
s. 565. ili eristo Js. /i5, 3.
s. 567. tl>i»a f/nodun liuldi Pertz mon. 3, 67.
S. 580. Etzel was der hiiene Mb. 1058, 1.
s. 584. vvcr die lat. oder gr. erste und zweite deci. unserer scliwa-
tlicii ver^'liclie, die dritte unserer stfiriveii , würde irren; diese dritte
•^liiulie icii s. 585 in einer deiitsclieii anomalie naclijjewieseu zu liabeii.
unsere eonniarative gelieii scliwacli, die iat. i'ülgeii der zweiten und
ersten deci., viele <^v. der dritten, unser fatar, t'atirio entspriclit frei-
licii den» iat. pater, iiritnuis, die ahweicliung der riecl. gleicht sicii,
iiitiit die untersclieiduiig der starken und scliwaclien form.
s. 585. das gotii. ijards (domus) steht ab von yurdn (i'.r/./^) Joli. 10,
1 ; es sind dennoch ganz verwandte begritte, liof und vorliof; alid. luirt
(domus) hntio (liorlus), beide schwankend in den zusanunensL-lzungeii,
z. b. wiiKfuit und witujarto (2, 494 ) nian erwäge noch folgende subst-,
in welciier starke und schwaclie fiexion einau()er begegnen: mann und
nianna ; fön und funins , funin; (jvcns und tjvinö ; altn. hamr (exil-
viae), liltlutii.i und lichami, in aiid. compositis überall hämo (2,496);
alid. hfdiii und johhuhno (loruni) u. a. ni., welche den Übergang zwi-
schen bei<len lle.\ionen bei subst. sattsam kundgeben.
s. 590. statt des nom. bei ivcrdcn sj)iiter die präp. zu (s. 8l5. 816.)
s. 590. gotli. alläim mannam nndaneilhans (adversarii) sind 1 Tliess. 2,
45; fjaltiislans vaürthun inima y-UTidioHnv avrov iNJarc. 1, ;j6; ags. fje-
tha/a (consentiens) ; orvciin (expers spei) s. 625 anm. ; ahd. kiloupo
(credens.)
s. 592. das ausfallen des mau bei hcincn auch noch viel später.
Melander in jocoseriis 2. p. ni. 557. 558 erzählt einen schwank, worin
vorkommt: mich licil'it (man) Heinze; so licilU (man) mich.
s. 596. unfuoge tuon. Parz. 90, 16; den wanc tuon Geo. 3202.
s, 597. reht uoben (merig. 58.)
s. 598. gewald haben Hei. 74, 5. nihd. künde han Geo. 3367; sin
han Parz, 88, 2; sinn liän Parz. 431, 6; liaz hän Parz. 332, 8; pris
hän Parz. 4l6, 12; werdekeit bän Parz. 269, 4; si haben kalt (frigus
sentiant) Parz. 449, 4.
s. 599. mnl. glii hout uw scheren (spott) Floris 1066.
s. 602. dust enphiin Reinli. 35G, 1768.
s. 604. goth. vröh bairan : hvö vröhe bairith Joh. 18. 29.
s. 607. nhd. hilfreiche iiand, hilfe leisten.
s. 608. unschulde bieten Bon, 35,9. 72,42; schaikeit b'eten Bon. 37, 9,
Jiiesen den tot Roth. 596, vgl. käusjan s. 612.
s. 613. liier noch einige merkenswerthe verba mit persSnlichem acc".
goth. .sliijis brothar theinana Rom. 14, 10. ahd. bruston in (exacerba-
verunt eum) IN. ps. 105,43; solchen znivclöu (an einem solchen zwei-
feln) N. Cap. 35; mhd. ftemdc ich si lange (bleibe ich ihr lange fern)
MS. I, I6'i, es dürfte auch wol gesagt sein fremde ich if (vgl. s. 697) 5
mieli heimcsuochest Ms. 1, 801^.
nachtrüge. 96 1
s. 614- flaz mag man wunteren. (merig. 17,)
s. G2I. Jr sult ez hiln alle Nib. 9^1, 2.
s. 624. iz '^f^< festi O. IV. 18, 16. tlies dann \\\ tliili tjilottbo
(rliebo, für yiloubon) O. IV. 13, 28 vgl. tim bist es giioubo I. 18, 7.
s. 625. einen houbtlösen tuon Bit. 657; tuot diu Lerze schade-
haft Ms. 1, 195^.
s. 626. man sol in holden hau Nib. 102, 3; do hete er willic
sine mnn En. 13121.
s. 627. scliwed. dansa sig varm, rida sig trött.
s. 628. da Cr sin tarnkappe verborgen ligen vant Nib. 410, 3; da
si funden Sifride stAn ]Nib. 472, 3; vgl. naclitrag ■^n s. 126.
s. 631. den du giliest, der din fater si (quem patrem tnum esse
perliibes) fundgr. 101, 23.
s. 635. einen des tonfes rouben Wh. 17, 6; prises bestroufen Wh. 260.
22; verstiez mich miner stat IJen. 306.
s. 643. vgl. s. 866 in der stelle: der wirt virliolin danne beide
wib und manne fundgr. 2, 111 ist manne acc. pl., nicht dat. sg. daz
lieze wir inck unverdient Bit. 28: diu si wart verlioin i$itli. 2003.
s. 645. gotii. nsliantli liunlh ijyjta/.iönvofv ul/ftuXMoiav Epli. 4, 8>
mild, er warf winfc und sluoc .v/ciy«.- Ulr. Trist. 1578.
s. 647. In den mhd. stellen: ob ir zen Hinnen lietcnt nicniens
danne nu'n ISib. 1l9h, 2 C; er hat hie uicmcns danne min Farz. 2()0,
4, ^gg. ; ich liabe nicninis wen din Kilii. Trist, hängt der gen. ni<ht
von haben ab, und niciit von niemnn, icli verwerfe die s. 763 aufge-
stellte ansieht, nnd trete I>achm. bei, welcher ihn aus dem (von wan
und danne abiiäiigenden) min in das erste glied (nieman) voniichcii
lälU (zu den Nib. s. 2'l5 zeile 10 von unten.) ohnehin hat die bes-
sere lesart den acc., und ein partiti\er gen. linilet hier kaum platz.
inzwischen wird der ncijalion mehr einwirkung auf den gen. ein-
zuräumen sein, als ich zugeget)en habe, da ihn selbst das schwächere
»Ol der Zusammensetzungen iieraiizielit (s. 907.) vgl. ^ ilninr de gen.
syntaxi und die von iiim aus liel. 51, 12. 100, l8 angcfiilirten siellen.
in der slav. spraciie empfangen ne^ati>e sätze entscliie<lon den _*/cij.
statt des acc. der positiven (i)obr. iii.slit. s. 619-21. Handlkc p. 363.
ich werde bei abhandlung der negation umständlicher sein.
s. 648. Jiwenzic man Incten sin (daran) ze tragene cod. koiocz. 170.
s. 6'l9. sin munt tV doch niht az Parz. 8l3, 7; ««'ht waz er
tsi'Hs frezze Ms. 2, 75*^ (wo der gen. vielleicht besser von waz ab-
hängt.) dagegen: Eve den apfvl beiz Anigb. 2'^.
drincan suolics hrnnnon Uel. 11".), 21-
s. 650. htirnc ni bileithäi ^fKV(l. /(>} tlffi IVIarr. 12, 10, nichts von
kiiidern hinterlieJU", bileithan fordert sonst den dat. (s. 690.) biunani
bileithäi würde sagen liberos desereret.
s. 652. golli. thöei jitivuirlfijis sind nl ///i; flni]ii/c; Rom. 1 '(. 1!).
<!twas anderes ist: ni ras im Inunv l.uc. 1, 7; "' ""*' mi »"''""> <" «
iji'Kvioi^ 7(');n)(,- Lue. 2, 7' hier scheint wiciler der gen. \orzügruli
abhängig von «/, das beinahe dem nlid. tiiUl gleichsteht.
s. 653. iio wät Ullis festes keziiiijcs N. Hill. S; ndid. des liides w'
scu Bit. 143.
>'1M'
902 ' nachtrage.
s. G.')5. Ijat min ze wiho Ben. 451l.
s. HoS. ich was »V ze seilen vrO Ms. 1, 201b.
S. (]58. beim {^otli. ijuslalditn l^iic. l8, 12 ^ler •jcn. //i/it' gaslnldn.
sonst der acc. : tliaiirp ni gastäistald Ncli. f), IG; nianagiisans gasläi-
staidjäu 1 Cor. 9, 10; agiön gastaldand 1 Cor. 7, 28.
s. fiGO. VHS pitet ir? K\h. 4W, 5^
s. 6G0. mild, icii in wo! getriiweu dis Parz. 302, 8-
s. GG2. »11 merivet min Anigb. 27c.
ß. GG'I. tliii mir liilp! Pert/, 3, G7.
s. GGS. .v/»(V.v eriiande VVli. 42, 1.
s. GGS. Iiierlier auch das nlid. , nur mit dem gen. des inf. coii-
stniierle vorffcben : er gibt freien.'!, heirnlens vor; schon Avrer op.
tlieatr. 77 li gabt huhm für; 4 i3" gibt bulen.t für, oder ist dabei el-
Jipse eines subst. wie wille, entsciiiut^, absieht?
s. 673. tfes bdllcs spilen Alex. 1117; des gensleins spilen Melan-
der jocoseria 1, 265.
s. 680. bestuonden wir iiich strilcs Conr. schwanritter 424-
s. 688. gotli. ufarskadveid ihus fmaxtüafi- aot Luc. 1, 3).
s. 602. verteilet si dem stvertc Rab. 453; got muo/. mir verteilen
Rab. 461.
s. 603. man bette im Geo. 2668-
S. 605. forsahluin s. 6l8.
s. 607. anhängen, ankleben, ahd. hllhnn: kliban tlienio manne O.
111. 16, 10; theiz minera sela klibe V. 3, 2 ; tlier gotes wizzode kleip
O. Sal. 20.
s. 607. dieser unterschied zwischen enbresten und enbresten wird
.sich nieht halten können, im angsb. stnritbiieh von 1276 p. 57- 82.
83. 87: er ist im damit enbrosten = liat ihm genug gethan, ist sei-
iies ansiiruchs damit ledig.
ß. 6ö8. sin jär niemen gewitlem kan Renn. 6666.
s. 700- was war ir dnz ? Parz. 103, 13; waz leides ir werre AVi-
gal. 2437; so nuioz mir minne werren Parz. 76, 30; ich waeiie ez
mir nilit werre Wigal. 024.
s. 703. die gen. der constriictionen ni vas im barne, ni vas im
rümis wurden zu s. 652 besprochen, hier liegt daran, den unterschied
zwischen diesem dat. und dem vom nomen abhängigen s 746 ausfin-
dig zu machen, in der phrase mis ist barn rexrov fori /loi, und allen
jihnürhen, bildet barn das subject, in tliu is sipöneis thamma ov n, jua-
O-ijTjjq ixfivov sipöneis das prädicat des satzes. im ersten fall hat der
gr. text den dat., Im andern den gen. der person ; im ersten wird der
goth. dat. von ist, im andern von sipöneis regiert, zu s. 746 werde
ich noch einige beispiele anführen; hierher gehört: tväi dulgis sku-
Ihiis vesun diilijnhailjin sximamma di'o ■/oiMqftXlrut. tjOuv öuviiori/ rivi
Luc. 7, 41. lerner mit vairlhuti: vairthlth Snrrin sunus Iotul rij
^üi}(i(ii 7ilö<; Rom. 9, 9.
ähnlich ist der dat. in der ahd. redensart witV (jistantit: Detrihhe
darba gistuontun fateres mines Hild. 23.
s. 710. huluudi stäina ufarlagida vas (spelunca contecta fuit saxo)
Joh. 11, 38.
s. 723' der Salden bnm Bari. 37, 36.
s. 724. brjnthings apaldr Srem. 104b. aller manne schcene ein
bluomcnkrfinz Parz. 122, 13; ags. heim Scildinga B. 907; Vedlira
heim B. 4020; eorla hleo ; mhd. der eren int^csinde Bit, 165.
riachlräge. 963
s. 725. aller riter cre Rol. 21?, 20; sweiine in kiimt des sumers
(jüelc IVIs. i, I94b; alts, allaro gewädeo cust (aiiswalil) Hei, 5);. -Jg.
s. 732. feralies fiutoro Hild. 8? sclion im positiv könnte es heißen
feralies fröt.
s. 734. boeser gesellen wirt man Iioubetsiee/i Geo. 3009.
s. 74G. bei ratjüuls wie bei ragiiiön s. G91 : bvas imma ragineis
vas? Tt'e ovf(ßovlüq uvrov iylifioj Rom. 11, 35; tliäi äiik reiks iti
sind agis ijödatnuin vanrslixi ak xihilitinmu ol yuo üit/ovi«; ory. flal
(pößoq Twv cyaOiöi^ f'oyojv a/./.a liijv ■/.i'./.(Zv Rom. 13» .'3. auch diesen
dat. fiiiire ich aiif das prädicat mjis hin, wobei der dat. bei ö(j (s. 29)
erwogen werden muü. ich weil) nicht, ob die nhd. du bist mir ein
schrecken, greuel, absehen nocli el)enso gefaUt werden dürfen, der dat.
könnte mehr von der ganzen plirase : ein sclirecken sein abliängig
.scheinen. Den unterschied der liier verhandelten structur von visaii
mis = haben, erörterte icli zu 703- mis ist sunus bedeutet: ich habe
einen söhn; thu is sipöneis mis: dn folgst meiner lehre. si|)öneis
würde auch ohne visan den dat. regieren können: thu sipöneis Chri-
stau! tu discipule Christi; im mhd. so wirt ab er den vinilen herter
iiächgebür Parc. 50, 4 beziehe ich den dat. lieber auf näciigebür als
auf herte.
s, 747. ags. pKjlc gelicost B. 435.
s. 749. wis gihengig ihfncmo widcrxvarle T. 27> 2- aucii bei ge-
slaht, gekünne steht der dat.
s. 752. vunden gold C, 128, 17 locene beagas B, 5985. es sind
die gewundnen armillae, wie sie bei Klemm tab. 2, 10. 4, 5 abgebil-
det stehn.
s. 743. wenn es Maeri. 2, 19 lieißt: die joghet valt in evelc lichtre
(Juventus pronior est in vitia) ende haer evel es vele bedichtre dvs
oudi-n (vitii!m(|ue ejus multo anxius est vitio adniti) so hängt hier
des ouden nicht vom comp, bedichtre ab, sondern von dem ausgclciss-
nen: dan dat evel.
s. 755. die salfeldpr stat. bei Walch i, 57 vgl. 72 bieten dar:
von Ifxcrn «ji'lrcidc uf dem velde, und hier scheint der acc. , wenn
dem texte zn trauen ist, alihängig von dem subst. leser.
s. 759. üu vitficrndc vgl. s. 907, nnd den gen. bei ucvnffo s. 925.
s. 7fil. wannen limdes Flore 2(0.
s. 7G2. wesV dne lupi (des wolfes) N. ps. 82, 11. dieser ncc.
und tjen. bei äno ergibt sich auch in den Verbindungen mit sein,
tverden und ihnn. alid. föne diu n'rt.v er 110 dna N. ps., 3'), 5; er
ist dne vxnlen des miiotes tiigede IS. lith. nihd. daz wir nilit nioh-
ten dne so t/iözrx seliaden sin Nil). 982, 2; si wArcn ir beider «ne
Trist. 80G2 ; eliehes vn'hex dne sin Trist. 5I5S; des itewizes iinde
min ledic iinde dne sin Trissf. 1 |90, in welchem letzten beispicl äne
dciillich die adjeclivische bcdeulung \ou los, frei liat. daher auch: ist
aller sunlön «»1/7 W. 4G, 9; drinchenes dnii/ W . .'■)9, G; ne wirdit
drinchcnes dni(f W . 59, 18. wer hat mich tnines Kindes dne getan
JNil). 9(i4, 3; het mich dne getan alles Iw. 1 '((!.') ; liAt uns der sinne
äne getan Iw. 13')8: sit ich sin dne homen bin Iw. 4735. belege für
<len acc: die (illam) was icli ungerne dne !w. 3539; dö daz der
lielt «MC wart Parz. 27, 19-
s. 7G3. auch bei ah: nli tes leiilos!
s. 770. das ahd. dno scliwankt zwischen drei cnsibus (s. 762), docil
nicht um verschiednc richlungen des begrifs auszudrücken.
S. 779. .T'i.)" I'rinn l.iic. 8, 49.
s. 782. vgl. kiesen «u und von s. 848-
I> p ,, 2
y(j4 7iachtrage.
s. R02. wie nelten stn aiicli vor .un Bit. R79.
8. 814- Diit goiiAdc siii Ms. 2, 45''; »IkI. bei gelde sein, im staiitlc
sein.
s. Sl/). Ji^tn. vcrtJhr Iioiiiim Visa / munni ; livi lionum ytdhi tliat i'
nunini (form. süfi. 11,144. 14i05 "'"!• es künimt ilini ein iied in den
niiiiid, wie ilim das in den miind i^änie ?
s. 820. s<i/- iilii'i- sinen tisch Ulr. Trist. 2585.
s. 8'22- "/ walt und in geviide Ms. 1, 103a.
s. 824- "0*^1' Keisersl)erg omeiß 21^: =" dem J)apst urlob nemen.
.s. 827- diu minne liebt miL disen an Trist, 120G1. der morgen
taget in (Ifiz lanl Bit. 1015.
s. 828. äne nit lau Wigal, 2819- 6196. 9465. länt daz ane liaz
Ms. 1, e^Ga.
s. 8;)5- daz man sin zc hüncijc jelie Geo. 2901.
s. 839. nuck der besten niiiine senet min lip Ms. 1, 30^.
s. 846- ez iiiez in klagen, ir sit sin voget SValtli, 12, 9; ir muget
im gerne rüiten 12, 12.
s. 858. «« ir röten munt (acc.) ist richtig: unschulde manger an
si räch Parz. 824, 21. «« einen rechen, un einen hazzen (räche, iiali
auf einen tragen) gleicht dem versuochen ati einen (iiaclitr. zu s. 337)
nn einen iverben (s. 841) r/itcn (s. 843); man erwäge ferner: die
frowen nn daz liebte iiol getorsten nilit erneiiden Mar. 177; frumeta
zeichen unde wunder an den ehtiuinrj unde nn alle sine man JS. ps.
I3'l, 9; swenne icii an valscli gelerne Parz. 13112 (Müll.) scheint
druckf., Lachm. 439, 18 »"« valscli, ohne var. es könnte etwa stelin
wie sicli an etwas gewöhnen, nhd. sich an etwas wagen, sein leben
an etwas setzen.
s. 859- ein Iied in die zitter singen (Ettners unw. doct. 36.)
s. 860. huat is nii nmhi thesoro nianiio lid V Hei. Gl, 18.'
nbd. es ist an dem (es ist gegründet) ; es ist etwas, nichts dar««,
mild, des man im jelien lange gelieret daz ist an im (was man lange
von iiim sagen hört das ist iiiclit ohne grund) Bit. 5i70.
s. 873. wir verknüpfen nlid. zur Steigerung des begrifs zwei per-
sönliche Wörter durcli von -. ein cntjel von einem weibe, leufel von ei-
nem menschen, tiiier von einem tnensclien , ein hiind von einem be-
dienten, ein schuihe von einem wirte u. s. w. = ein englisches weib,
tcullischer mensch, hündischer diener. meine hundc von reitein (Gö-
tbes Götz p. m. 101.) franz. c'est un diable d'homme, un aiige d'en-
l'ant, cliien de valef, coquin d'aubergiste; ebenso engl, a devil of a
nian, 'tis some tyrant of a distemper and not of a man (Yorick.) er-
wünscht wären belege für mhd. redensarten wie: ein engel eines wi-
bes, tiuvel eines mannes, ich kenne keine, denn Iw. 1690 'ez ist ein
engel unt niht ein wip' wird zwar dasselbe, aber ganz anders ausge-
drückt, älinlich, doch verschieden ist: ein wolf an triuwen, der witze
ein gouch (s. 876), weil das abhängige subst. unpersönlich, ein ada-
mas der triuwen (s. 724), nhd, ein wunder von Schönheit, weil beide
nomina unpersönlich sind. aber jene redensarten schmeicheln und
schelten wie die nord. possessiva (s. 295. 955.)
s. 878. ahd. garo ze dicchen regenen N. Btli. 14.
s. 885- mhd. da von GrAvenberc AVigal. LVII.
s. 892. a'ich oline art. pieds nnds (nudis pedibus.)
s. 907. ungezalt des Volkes AVh. 325, 14.
s, 910. iingenetzt und unverletzt seine fnl\c und flügel RA. 79-
DRUCKFEHLER.
lies 7, 10 so liegt
55, 15 unpersüiiliclieii
77, 20 beigebrachten
80, 12 Iw.
82, 2 kümmert
91, 6 wagst
4)4, 15 inf.
104, 16 ilirigen,
115, 28 garaihtaiis
173, ^lO Lulofs
188, 43 das
202, 13 viniiara
27 der 11. pl.
216, 11 swä
255, 32 umgekehrt
25f), 22 nelivuiidja
2Gß, 9 buchs
286, 42 leiite
321, 28 mitodedun
335, 22 klenkan
337, 1 allaii tliesan scadoii
35 i, 26 theiuana
382, 3 mm
3!J0, 16 aiil)umistans
393, 35 iiiniiiiakuiida
401, 40 piboto
422, 30 atliniet rings
445, 24 mit sa, so
464, 19 svistrs
27 gewoliiiiicli vor.
475, 12 FraiKÜiio
507, 37 prüiiüiniiiaipartikeia
528, 24 tliaiiriieiiian
5(il, 38 vor
579, 41 arsiagano
583, 28 smiis
609, 29 3990
039, 36 live
6(i5, 7 bei ort
701, 1 tiiaMU
701, 18 ni
750, 37 Ueov.
806, 31 fairiiviUi
831, 11 «piad
857, 28 licm
866, 14 gotriweiiclicn
913, 21 bliiizcliideu
918, 43 latiiiisinus
925, 1 adverbial
942, 40 rubor
LV^>^--