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Full text of "Deutsche Romantik : eine Skizze"

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X-. 



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4 

Die Sommlting 

„Hus Ilatur unb ©eiftestoelt" 

öeröantt i^r (Entfielen dem tX)unf6e, an 5er (Erfüllung einer beöeut« 
fanten f05ialen Hufgabe nttt^utoirfen. Sie foU an i^^ent (EetI 6er 
unferer Kultur aus 6er S€^et6ung in Haften 6roben6en 6efa^r be«J 
gegnen Reifen, f oU 6em (Belehrten es ermöglichen, f iq an toeitere Kreife' 
3U men6en, ttn6 6em materiell arbeiten6en ITtenfdien (betegenbeit 
bieten, mit 6en geiftigen (Errungenf (^aften in Sü^Jung 5U bleiben. Der 
(befa^r, 6er !}albbtl6ung 3U 6ienen, begegnet fie, in6em fie nic^t in 
6er Dorfüqrung einer $üUe von Ce^rftoff un6 Ce^rfä^en o6er etoa 
gar unenoiefenen ^i)potI|efen i^re Huf gäbe fu(i|t, fonbem 6arin, 
6em £efer Derft&n6nis 6afür 3U vermitteln, mie 6ie mo6eme U)iffen> 
f(^aft es erreici^t ^at, über n>id)tige Si^ag^n von adgemeinftem 3nter> 
effe £i(i|t 5U verbreiten, un6 il^n. 6a6ur(i^ 5tt einem felbftSnbigen Ur* 
teil über 6en 6ra6 6er 3uDerIaffigfeit jener Hnttoorten su befähigen. 

(Es ift gen)ig burdjaus unmögti^ un6 unnötig, 6ag alle IDelt 
fi(^ mit gef^id^t!id)en, naturn>iffenf(i^aftli(i)en ttn6 p^ilofop^if^en 
Stu6ien befaffe. <Fs fommt nur barauf an, ba^ ie6er an einem 
Punfte 6ie S^eifjeit un6 Selbftanbigfeit 6es geiftigen £ebens ge* 
toinnt. 3n biefem Sinne bieten 6ie einjelnen, in fi(^ abgef(^Ioffenen 
Schriften eine (Einfüf^rung in 6ie einzelnen (bebiete in voller Hn« 
fc^aulidifeit un6 leben6iger Srifd|e. 

3n 6en Dienft 6iefer mit 6er Sammlung verfolgten Hufgaben 
^ahtn fid^ 6enn aud) in 6an!enstvertefier Ö)cife von Hnfang an 
6ie beften Hamen gefteltt. Hnbererfeits ^at 6em 6er (Erfolg tnt» 
fpro^en, fo 6ag viele 6er B&n6(i)en bereits in neuen Huflagen vor» 
liegen. Damit fie ftets auf 6ie f)öf}e 6er 5orf(i)ung gebradjt iverben 
lonmn, finb 6ie Ban6(i)en nic^t tvie 6ie anberer Sammlungen 
ftereoti)piert, fon6em Q)er6en — tvas freilid^ 6ie Hufn>en6ungen 
fe^r Q)efentli€^ er^ö^t — bei ie6er Huflage 6ur^aus neu bearbeitet 
nnb völlig neu gefegt. 

So finb benn 6ie fd)mucfen, gehaltvollen Bän6e 6ur(^aus 
geeignet, 6ie 5^^tt6e am Bu(^e 3U roeden un6 6aran 3u gemö^nen/ 
einen fleinen Betrag, 6en man für (Erfüllung !örperli(!)er Be6ürf«» 
niffe ni(^t an3ufef}en pflegt, audj für 6ie Befrie6igung geiftiger 
an3UTven6en. Durd} 6en billigen Preis ermöglichen fie es t(ttfa(^li(^ 
jebem, au(^ 6em n>enig Begüterten, f id) eine fleineBibliot^e! 3U fd)af f en, 
6ie 6as für i^n XDertvol^te „Hus Ilatur un6 6eiftestvelt" vereinigt. 

Die meift reic^ illuftrierten Ban6^en fin6 
in fi<^ abgefd|loffen un6 cin3eln l&uflic^. 

ausfü^rllil^er illufirierter Katalog uitenigeltnc^. 



£ctpjig. 



3. (5. (Ecubncr. 






So 



Hus Xlatur unö ©elftesioelt 

Sammlung tr)iffenf(!^aftlic^«gemeint)erftänöltc^er Darftellungen 

zzi 232. Bdn6(^cn :==^ 



Deutjc^e Romantif 



(Eine Sfi33c oon 

Dr. 0$f ar $, VOal^tl 

oxb, profeffor 6er 6eutf<l^en Spraye u. Citecatur 
Ott 5er KgL ^e^nifdien {)0d^f^ule 3U Dresöen 



2. un& 3. umgearbeitete Huflage 

6.— 13. (Eaufenb 




Drud unb Oerlag oon B. (B. tteubner in teipjig 1912 



j I 



Copyright 1912 by B. Q. Teubner in Leipzig. 



Hlle He<!^te, einfd)l{egl{(i| bes ttbetfe^ungsredits, oorbe^altett. 



<3>> 









aibert Köjter 



jugeeignet 



% 



\ 



SSortDort gut ^weiten unb brittcn Sluflagc* 

®a§ unb toarum biefcr SSetfud^, bie beutfd^e aiomantil in il^ten 
Sufammcnl^öngen baräulcgcn/ länger bei btn njeltanfd^aulid^en 
®runblagen ate Bei ben SDid^tungcn öertoeilt, bie au§ xomant> 
fd^er SBeltbetrad^tung gefd^offen toorben finb, ift im SSormort jur 
erften SCuflage augeinanbergefegt. S)ie neue S3ear6eitung lonnte 
bag SSerpItniö einigetmagen jugunften ber S)id^tung öerfd^ießen, 
inbent fie bort lürjte unb l^ier ergöngte, ja einen ganjen 2(6[d^nitt 
(VII2) einf(^oB. ®en 3*^^*^ i>c^ ©antntlung „9tu§ 9?atur unb 
©eiftc^melt" entf^jriti^t bie SSerfd^iebung gemife. ®ent miffenfd^aft^ 
lid^en Sefer aBer Bleibt, toa§ au§ JRauntntangcI gejlrid^en werben 
mußte, in ber erften Stuflage jugänglid^. ipauptaBfid^t ber ©üjje 
toax ja t>on öornl^erein, bie SSerfnitpfung romantifd^en ®en!en§ 
unb romantifd^en ®id^ten§ auf jujeigen. S)iefer gwfömmenl^ang 
offenBart fid^ befto flarer, je mel^r {Raum ber ©id^tung jugemiefen 
werben lann. 

ÜBer bie metl^obifd^en 9Jorau§fe|iungen ber gangen ?(rBeit öu** 
feere id^ "mid^ au^fül^rliid^ in ber ®ermanifd^romanifd}en SKonat^^ 
fd^rift,2,257ff.321ff. 

9?ad^ toie öör iji engfle ^fül^Iung mit ber toiffenfd^aftlid^cn £ite^ 
ratur üBer {Romantil gemalert. ®arum ifl eine {Heilte ber neueflen 
iSd^iften augfül^rlid^ jitiert, toöl^renb ältere njie bie grunblegen^*» 
ben ?lrBeiten t>on 3B. ®ilt^e^ unb JR. ^at)vx aß Belannt t)orau§^ 
aufgefegt toerben, minbejicn^ Bei bem gad^mann, für ben biefe 
SJertoeife in erfier Sinie Beftimmt finb. Släl^ereS üBer bie t>extütx^ 
teten StuSgaBen unb Srieffammlungen ifl in ben jUjeiten Sluf* 



I 



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VI SJortoJort. 

lagen t)on S. ®oebcfc3 „®tunbxi^ gut ®e[(^id^e bcr beut^ä^n 
©id^tung" unb 81. HR. aWe^etg „©tunbrife jur neueren beut^ 
fd^en Siteratutgefd^id^te" ju finben. Slud^ S(. Sartnellig 8ud^ „II 
Eomanticismo in Germania" (S3ari, 1911) entl^ält eine fel^r 
btanü^baxt Su[ammenfteIIung ber ©d^riften übet bmt!\ä^t 8flo^ 
ntantil. — 

3n meiner Sluffafefammlung „9Jom ©eiftegleben be§ 18. unb 
19. S^^^^wnbertä" (Setpjig, 1911) ift mand^er ber l^ier nur axi'* 
gebeuteten ®ö)anUn au^füJ^rlid^er augeinonbergefefet. Sd^ jitiere 
fiß bal^er mel^rfad^, unb itoat bcr ßürje l^alber mit A. 

®en SCrbeiten öon SKcarba ^ud^, SKarie 3oad^imi*®ege, Sari 
3oel u. 0., bie im SSormort ^ur erften SCufloge genannt finb, 
BleiBe id^ nad^ toie öor banIBac öec^jflid^tet, eBen[o ollen, bie mid^ 
burd^ aiat unb Xat unterftü|.t fy&tn. lieffd^erglid^ ift mir, ba^ 
iä) bie neue SSearbeitung bem SRanne nid^t öorlegen lann, beffcn 
le^te^ an mid^ gerid^tete^ ©d^ceifien nod^ einmal nad^brüdflid^ ber 
t>on mir öerfud^ten ©rgrünbung be§ S^fammenl^ngeg ber öer* 
fd^iebenen romantifd^en Senbcujen unb ©rup^jen jugeftimmt l^at: 
mtS)tlm S)ilt]^e^. 
©^toefkr 1911. 



"^ 



3tt^a(tööcrjci(|tttö* 

©clte 

I. 3)eT 9?omantifcr 1 

1. ^erl^ältniS 5um ©türm unb 2)rang 1 

2. gerbet unb bie 9lomantit ^et Organidmu^gebanle . 7 
8. ^omantifij^e (S^l^araÜerjüge: $rotei{(j^ei$; äRagie, ^el^n- 

fud^t na(j^ beut Hbfoluten 13 

n. ^ie erfte unb §tt)ette (Stufe ber frül^romantifij^en X^eotie 22 

1. griebriij^g @(3^1cgclg najftjtiHf^e Slnffingc 22 

2. fjnebtit^ ©(^Icgel3 S3clcnntni8 jum SRomanttfd^cn. fRo- 
manttf (j^e ^oefte, rontantif d^e fronte, ^ranf^enbentalf^oefte 28 

UI. 3)ic brttte @tufc ber frü^romantift^en 2:i^eonc 38 

1. ©t^Ieiennad^er« Slnftog 38 

2. @d^e0ing unb bie S^omanttler 35 

a) ä^ftl^etifd^e SBeltanfd^auung unb Dtganiigmudbegriff 85 

b) 3)te %itnxp^lo'\op^it (Sd^eHing« 42 

c) 3)er ©d^IcgeUani^muS ber S'laturtoiffenfd^aften . . 44 

3. $oefle ber $oefie. aiomantijc^cr aRoniSmu« .... öO 

IV. ^te Programme ber romanttfd^en Stl^il unb S^eligton . . 55 

1. @d^Ieierma(^er. Suctnbe. fjrrauenbilbung .... 55 

2. Stiftung einer neuen iRcttgton. iparbenbergi^ geiftlid^e 
3)icitung 61 

3. SBenbung §um ^atl^olijiiSmuiS, ^um äJlittelalter unb Orient, 
griebrid^ @d^legeld fpötere ^onfbrultionen ber Sntföide« 
lung ber ^enft^l^eit 66 

V. %kd» unb SBatfenroberg Anteil 74 

1. 3)eutf^ei? HRittelalter. Spanien 74 

2. Slomantifd^e ajlalerei in 5:^eorie unb ^rajiiJ .... 84 

3. 2)ie aKuftl im romontifd^en Sid^te. S)ie S^ril nrth il^re 
Jl^eorie 89 



1- 



Ui 



/ 



Vm Snl^altSöcracid^m^. 

VI. 2)cr politifd^e unb fojiole Umfd^tounö bcr SRomanti!. Slomans 
tifd^e ©taatStoiffenfd^af t im gdtatter ber SBefreiungöIrlcgc unb 
bcr 9iea!tion 97 

Vn. 2)ic 3)id^tun0 bcr Sh^ül^romantil unb bcr jünöcrcn iRomautil; 
il^r 3i^{^^incn]^anQ unb il^r (S^cgcnfa^ 105 

1. SBoHgllcbartigc S^rt! . . . . • 105 

2. i)cutf(^c @agc unb ^cfd^id^tc in romantifd^cr ^id^tung 114 
^ 3. 9lomanti|(^cStonic unb 9^aturp]^i(ofo:|?l^ic in bcr rontan- 

tifd^cn 3)i^tung 127 

4. 3)ie Sßaij^tfcitc bcr mtnx. $. ö. Älcift 140 

5. ^OiS ficbcnd))robIcm in i)rama unb Spontan .... 148 

Siamcnrcgiftcr 166 

©at^rcgijler 166 



1. IBet|S(tnU jttitt Stuntt uub Sraitg. 

SSalbeinfamlett unb SBälbe^saubet, ber raufd^enbe iDtül^Ibod^ ; 
bie nftd^tlid^e ©title bed beutf^en 3)otfe§, SJac^tmad^terruf unb 
})Iätfd^erttbe SBrunnen; ein t>tx\aUmtx 5ßalafi mit t>cnüilbettcm 
©arten, in bem äRarmotfiatuen Demittern unb jerbrdcf e(n ; bie 
Irümmer einer scrflörten Surg: aiM, toa^ ©e^nfud^t medt, 
ba^ eintönige Xteiben beS !((Itagd ju fliel^en, ift romantifd^. 
@i)(d^e @e^nfud^t locft l^inaud in bie gferne, abtx aud^ jurücf gu 
att^eimifd^em S3rau(^, ju altbeutfc^er %rt unb ^unjl. ^eutfd^ 
füllen mdd^te ber JRomantifer roieber lernen unb aug erftarltem 
nationalen ©efül^I ein neued frftftigered Seutfc^tum fd^affen. 
5Denn, mag er aud^ btn SSIidE in \ä)dm Vergangenheit fd^n^eifen 
laffen, fo k>erfilnbet er boä^ anä) ein getfltbefeelted golbeneS 3^i^ 
alter ber Sufunft. ^aS trftumerifd^e 9(uge tt>irb unk>erfe^end l^ell 
unb ttar; f))dttifd^e Sid^ter Bti^en auf. Unb Itang'd eben nod^ 
ttjic Ser^errlic^ung t)on lob unb SenfeitS, fo ertönen *)Iö^tid^ 
l^eUe unb frifd^ Stufe nad^ einem n^irftic^Ieit^frol^en Seben ber 
iat, nac^ Irdftiger ©elbflbefinnung, nad^ freubigem äBirlen für 
bad S8o(l ... 

5Die beutfd^e Stomantif ifl fo reid^, fo bunt, fo oielgeflaltig, 
ba% fie, je nd^er man fie betrad^tet, in eine um fo grdgere gfülle 
t>on gegenfft^Iid^en (Sinjelerfd^einungen ju jerfallen brol^t. @e]^r 
fd^toer toirb ed bem SSerfitanbe, eine (Einl^eit in il^r ju finben; 
unb bod^ ifl ed nid^t nur veralteter @prad^gebraudg unb S3e^ 
quemüd^feit, mcnn t)on romantifd^em ©id&ten unb ®cnfen, t>ort 
romantifd^en 9taturen bie Siebe ift unb mit biefen Sßorten eine 
(Sruppe t)on gefd^ic^tlid^en CErfc^einungen aud ber S^it um 1800 
htitid^ntt toirb. ^ad (Seffi^I fagt und, ba^ etmad @inl^eit(i(^ed 
in bem Stei^tum fotc^er romantifd^er Sielt ifl. 393ir ft)firen bad 
Komantifc^e in btn 2)i(^tem, bie fid^ felbfl Slomantiler Qtnannt 

WHüQk SSS: IBalacI, Deutft^c Romantit 1 u. 8. «ujl. 1 



l 



2 I. ^er 9lomanti!er. 

uttb bie bcm 19. ^a^tS)unbnt aU diomantitet geflolten l^bcn. 
3)tefe§ Stemantifd^e maä)i [id^ cbcnfo fül^ttar, totnn bie 5ßctfön- 
lid^fciten ber fogenannten romantifci^en ©d^ulc un§ Bcfanntcr 
merben, toie totnn bie ^eibelberger^ bie ©d^iuafeen auä Ul^Ianb^ 
Steig, bie SRorbbeutfd^n S- SBetner, Steift, Souqu6, ©id^enborff, 
@. I. SC. ©offmann, Kl^amiffö ju tieferer ©rfaffung gelangen. 
äufgoBe ber Sörfd^ung ift e§, bie SBurjeln biefeä ©efül^lS auf»* 
jubeden. 

2)ic StufgaBe toirb inbe^ nod^ erfd^mcrt burdj bie latfad^e, 
baj5 äl^nlic^e ©efül^tömirfungen auä) t>on 5ßerf(JnIid^!eiten au^*' 
gcldft ttjerben, bie augerl^alb beg fireifeg ber fogenannten JRo* 
mantiler ftel^en. SSor altem fd^eint bie ©türm*» nnb ©ranggeit 
ber Slontantil aufö innigfte Dermanbt ju fein, ©efd^id^tlid^e Sar*« 
ftetlung fagt aud^ gern bie SRomantif ntit bem Sturm unb 2)rang 
3U einer grogen (Sinl^eit gufammen.. 
&ani fidler fegte bie JRomantil öieleö fort, tva^ bem ©türm 

nb 2)rang l^eilig getoefen, t)on ©oetl^ nnb ©deiner inbeg, feit* 

em fie fid| Don btn SBünfd^en unb @d^ö|)fungen il^rer S^flcnb, 
in fül^ncm unb folgerid^tigem Stufftieg ju beutfd^em Ätaffijiä* 

u§, abgeioanbt l^atten, fallen gelaffcn roorben mar. ®ennod^ 
fann ber S5egriff ber SRomantil nur bann ju fd^örferer ©rfaffung 
gelangen, totnn bie feinen unb bod^ tief eingreifenben Unter* 
fd^iebe ergrünbet werben, bie ber geiftigen unb fünftlerifd^en Um* 
fturjbemegung um 1800 in Ocgenfag ju ber älteren SReöolution 
beutfd)er Strt unb Sunfl eigentümli^ finb. 3hir forgfältige ©d^i* 
bung tann ba förbern; mer mit wenigen Iräftigen ©trid^en 
bie beiben t)ertt)anbten Säetoegungen au^einanberl^alten milly 
fann leidet eine gel^lj^id^nung liefcrtn. ©elbftöerftänblid^ aber 
ift/ ba^ bie ©d^ibung ba einfegen mufe, mo bie ftäriften ©egen* 
fäge fid^ geigen: bei ber grü^romantil, bei ben lugenblid^en 
©ebanfenleimen ber Vertreter ber älteren romantifd^en ©d^ule. 
,®ie grül^romantifer ftel^en bem ©türm unb ®rang am fernften. 
2)ie SBeitercntttndElung ber Slomantif näl^crte fid^ roieber mel^r 
unb mel^r ber aSelt beä ©türm nnb 2)range§, ol^ne ba^ frei* 
^ lid^ jemals eine Dolle übereinftimmung f id^ eingeftellt ptte. 2)a§ 
aber bie aionmntil anä^ in i^xen f^jäteren Siagen ber ®enie* 
pexiobe t)on 1770 nid^t ganj fid^ angefd^loffen l^at, ba^ fie aud^ 
bann noä) ettt>a§ SReueg, (Sigeneö unb ©elbftönbigeä geblieben 
ift, banit fie in erfter ßinie ben fjül^rern ber fjrül^romantif, 
bie il^r fagten, meldte äBünfd^e unb Hoffnungen, meldte geizigen 



grü^romantlf. 3 

?tnf})rüd^c unb lünftlcrifd^en Stirrn in ber S5ruft be^ 3loman* 
tiferä fd^Iuntmcrten. gtiebrid^ ©d^Iegel, 3lot>ali^, @<j^e.ter^ 
ntad^er, lüentger beutlid^ aber befto lebenbiger Sied l^aben ber 
©eneration il^r ©^jiegeftilb «ntgeigengel^Iten. %x fie l^at an^ 
gufnüpfen, toer ba§ SBefen ber SRomontif ergrünben roilL Oleid^ 
bie crften gagl^aftcn SSerfud^e biefer ^ßerfönlid^feiten, fid^ über 
ba^ SBefen il^reg ®eifte§ Storl^ett ju Derfd^affen, Jpeifcn ber 
3orfd^ung l^eute ben SBeg, nrie fie einft ben romantifd^en ®e* 
noffen ein Seitftern gelDorben finb. 

@d^on guSlnfang beg legten j)ejenmum§ be§ 18. Qal^rl^unbertg 
lüttbigt fid^ in griebrid^ ©d^IegeB ©riefen an feinen S3ruber 
SBill^elm tint neue gorm geiftiger unb fünftlcrifd^cr Sultür an, 
löft fid^ eine neue SBeltanfd^auung öon ber älteren ab. SBill^elm 
©d^Iegel, ber greunb unb ©d^üler ®ottfrieb Sluguft ©ürgerg, 
ftel^t bantafö nod^ auf bem @tanb|)unft ber ©eniejeit, JJriebrid^ 
fud^t bem S3ruber gegenüber bie neue Seigre ju vertreten. 
SBill^elm f^ielt fid^ afö Sernunftt^eräd^ter auf unb Stiebrid^ meift 
nad), baß SBil^elm felber SSernunftforbcrungen erl^ebc. 

Stfö beiPuBter SSernunftmenfd^ f^jrid^t Stiebrid^ ju feinem 
©ruber, ber SSernunft ablel^nt unb bod^ ijon il^ erfüllt ift. 
SDag ift ber ©egenfag, ber jmifd^n ber ©eneration be§ ©turmeS 
unb Srange^ unb ber grül^romantif maltet. ®ie ^ulturtröger 
ber fiebjiger !3<^l^^e, ijoran ipamann unb ^rber, f|)otten über 
SSernunft, bie grül^romantifer ieUnnm \iä) mit bem Sritifer 
Sant JU il^r; aber im ©inne ^ant^ finb aud^ ipamann unb 
Berber SSernunftmenfd^n. fSon ^ant l^atte JJriebrid^ ebenfo mie 
©dritter gelernt, ba^ ba§ ©trebcn naä) bem (£tt)igen unb Unenb«« 
lid^en ein SSernunftgebot ift. ©dritter umfd^rteb furj barauf in 
ber Slbl^anblung „Über naiöe unb fentimentafifd^e 2)idötung" 
ba^ SBefen be§ Vernunft* ober Sbeenmenfd^en, inbem er ben 
gbeattften in ©egenfaj jum Slealiften ftellte unb babuxä) t)er* 
beutlid^te. griebrid^ lernte fd^on 1793 ben befugten unb btn 
unbetpufeten SJernunftmenfd^en fd^eiben, ba er fclbft, öon S^ant 
über feine SSernunftforberungen belel^rt unb barum fid^ il^rer be»» 
tou^t, in feinem ©ruber tool^I bagfelbe Streben naä) bem ©»igen, 
nid^t aber ba^ ©emufetfein entbedte, burd^ biefeg ©treben bem 
©ernunftmenfd^en beigefellt ju fein. 

2)ag inbeg bie ©eneration ber fiebjiger S^l^re bie ©ernunft 
ablel^nen fonnte, ift ebenfo auf Santo SRed^nung ju fd^reiben 
tvit bie Jatfad^e, b^fe ber junge griebrid^ ©d^Iegel offen uni 



4 I- ^er dlomanttler. 

unjtDeibeutig jur äSernunft ftd^ btlanntt. Qu Anfang ber fed^ 
giger Saläre mar ftant burd^ bie engttfd^e (Srfal^rungdp^Uofop^te 
an ber ST^etap^t^ftf iBSoIff^ irre gemorben; unb atd ^erber mit 
il^m in 93erü^rung tarn, ftanb ßant auf bem fünfte Sugerfler 
Stnnöl^erung an ben @fe))ttji$mud. S)ur(i^ Santd äSermittelung 
ging bamatö tttoa^ t)on ^urned S^^if^I <^>i i>^^ äSemunft auf 
V Berber über unb burd^ ^erber mieberum auf bad ©eifle^Ieben 
ber Qdt SBdre Bant in jenen Xagen weniger ffe))tifd^ gemefen, 
ptte er nid^t tbtn migtrauifd^ ))on aller äßetapl^t^fil fid^ ab** 
gemenbet, er ptte nid^t neben @ofrateS^$amann ber Seigrer 
^erberS werben fdnnen. ^amannS an $ume genöl^rte SSernunft* 
feinbfd^aft ent^üttt fid^ aud^ in 9t. UngerS neuefler, ebenfo tief^ 
greifenber toie umfaffenber S3etrad^tung (Hamann unb bie Stuf^ 
riärung, 1911) atö 2RitteI|)unft feinet iDäefenS. Sani aber mar 
nie geneigter, gleid^ Hamann ein fofratifd^ed ,,Unb fel^, ba^ toix 
nid^tS loiffcn fdnnen" ju betonen. 3freitidö arbeitete Äant fid^ 
rafd^ an^ fold^er cmpiriftifd^ffejjtifd^er ©ebanlengärung ju neuer 
SKetapl^^fil burd^. ^erber aber blieb jeitteben^ empiriftifd^er 
©fejjtifer, atterbingS mit ben ibcaliftifd^en SJebürfniffen, bie ben 
fauftifd^en Staturen ber Sturm* unb ©rangjeit cbcnfo eignen, 
wie einem iDäit^etm ©d^tegel (A @. 141 ff.). 

®a6 bie Stül&romantif, baß gnebrid^ ©t^Iegel öom änfang 
an ^ier Aar gefeiten l^at, ift ba3 Serbienft bc3 Äritilerg ftant. 
Sant ^at baS meta))^9fifd^e S3ebürfnid beg SSernunftmenfd^en 
bargetan unb 3nebrid| @d^{ege{ mar burd^ Sani belel^rt morben, 
SJernunft nid^t jum ©egenpot alteS ®rogen, @tarfen nnb ^o^en 
ber menfd^Iid^en @ee{e ju mad^en. iBSieberum t)on ^ant geleitet 
ifl Stiebrid^ forgfam bcmül^t, ben SBernunftmenfd^en mit feinem 
SDrang nad^ bem Uncnbttt^en öon bem ,/l&eri^ unb marttofen 
SScrnünf tier" ju fonbcm, bei bem ber „\t^x mefenttid^e eblc Irieb 
nad^ bcutlid^en Segriffen, nad^ Harer (Sinfid^f „unnatürtid^ 
ftarf ifl (an SBil^etm @. 142). Sriebrid^ ©d^tegel beWmpftc 
bld^en SJernunf tluttuS fd^on begl^atb, meit er in i^m eine (Sin'* 
eitigicit crbtidEte. ^tnn gleid^fatlS fd^on im 3a]^re 1793 formu* 
lierte er (@. 125) feine gorberung ^armonifd^r Ätlfeitigleit. 
®ie etgentümlid^ Serfnü|)fung öon Harem Scmußtfein unb 
öon flarlem SebürfniS, ba3 Unbemußte im SKenfd^en nid^t burd^ 
iBernünftetn ju jerftdren, ifl t>on 8ltcarba ©ud^ jum mcfenttid^en 
SRertmal ber Sfrül^romantil erlauben morben; ba% ber Sturm 
unb ^rang auf anberem! IQoben fle]^ mußte aU bie ^tSfy' 



iBentunft unb @efü^I. 5 

ttnmnM, ergibt fid^ öuS bet gcgcnföftltd^n Äuffaffung unb ©•* 
rocttung bcg Segriffcg ,,8Jcrttunft"i). 

©d^ol^cnl&auer bcfintcrt ben Segriff bcä tncta|)^9ftfci^cn Sc«» 
bfirfniffcg: bcr tncnfci^Udöc Ocifl tndd^tc ba§ ©anje bcr ffitfal^«« 
rung in fcinctrt inncrften Sufammcn^angc übcrfd^aucn, bic ffir* 
fd^einungcn in il&rcr ©cmctnfamfcit übcrblidcn unb ftd^ bcr ffiin* 
^cit bmu%t mcrbcn, bic barin iux mcd^fclnbcn (Srfd^cinung 
tomnit. S)icfcd Scbftrfni^ ifl bcm Stürmer unb ©ränger genau 
fo fcl&r eigen ttnc bem Womantifcr. Aber nur bcr Womantifer 
todi, bag c3 au§ bcn SBünfd^cn bcr Semunft feimt, toäl^renb 
bcr Stürmer unb oranger öon f8ttnnn\t nid^tg toiffen toilt unb 
^amannifc^ über Sernunft f|)ottet. Unb bodl ifl e3 nur meta* 
^j&^fifd^c^ SJcmunftbcbürfniä, tocnn gfaufl crfennen rndd^tc, toa^ 
bic aBett im Snncrflen jufammenl^ält, unb alte SBirfenSfraft unb 
Samen fd^uen tt^ill. 

Siicarba ©ud^ l&at bic lül^ne Hoffnung bcr Slomantilcr, bag 
®e]&eimfle ju crl&elten, mciflcrl^ft bargetan. Sic toarcn mit 
tTDlIcr Slbfid^t ©ciflcrfcl^cr, nid&t btog ©ciflcral^ncr. Sic 
begnügten fid^ nid^t mit bem ©efül^Ic, fonbern untertparfen c§ 
bcr Änat^fe. S)em gnftinft gingen fie benfenb nad^. 3n®egcnfa^ 
JU il^nen wagten bic Stürmer unb 2)ränger nid^t, bem ©cfül^I 
einen iRamcn ju geben, überzeugt, ba^ dlamt Sd^It unb Slaud^ 
ifl, umnebetnb ^immetSglut. ^it Stouffeau fürd^teten fie il^r 
©efül^I JU jcrfldrcn, tocnn fie eg begrifftid^ ju crfaffcn \u(i)ten. 
3)cr aiomantilcr lennt glcid^e gurd^t nid^t freilid^ untergräbt 
bic flctc änattife unb Selbflanaltife fein Temperament. ®er' 
Stürmer unb S)r5nger ifl unb bteibt ein junger, öon einem 
ftarfcn ©efül^Ic getragener, Iraftöotter, gcniattigcr „fterl", bcr 
fid^ tt^ol^t a|nung§))ott biefem ©efül^te l^ingcben fann, feine 
eigenen Xräume inbed nid^t beuten n)ill. (Sntl^ufiaftifd^c 93e^ 
gcifterung l^cbt il^n über alte ©cfül^lSlonflruftion l^inauS; ober 
er bol^rt fid^ aud^ tocrtl^crifd^ in feinen Sc^merj l^incin unb öer^ 
tiert fic^ ganj an ii)n, S)er Slomantifer bagegen ttjilt immer 
beuten ; er l^at immer ein ® el^imniS ju entölten. Seine ®t^ 
füllte tt>crben burd^ fötd^c ©nt^üllung gcbäm|)ft nnb abgefd^toäd^t, 
aber er felbft toirb fcelifd^ öerfeinert (A S. 104 ff.). 

S)ic fiarle iRcigung jur StnalQfc beS ©effil^I^ fyit bic 9iomanti! 

auf jn^ei Gebieten befonberd frud^tbar unb ergebniSreid^ gemad^t : 

■■ ■ - 

1) 3d^ freue mid^, aud^' f$tt( Wanii^nni j^VL^xmmnxLQ (^örterbud^ 
bet $^tIofopl^te; 1910, 2, 561) gefunben ju ^aben. 



/ 



6 I. 2)cr IRomantilcr. 

auf bcm tjclbc bet iSunftbctrad^tung unb auf bem gelbe bcr 
Srfaffuug be^ SRcIigiöfeu. S)a tüte bort galt c§, in biz liefe 
beg Uubeipufeten Si^t ju trageu. ®ag SSertaugeu nad^ benfen- 
ben ffiüuftteru ift öiclleid^t nie ö-orl^er fo ftarf unb bod^ toieber 
mit öoller 2lner!ennung ber Sßad^t unbeiüußten ©d^affen^ imti 
SBorte gelauflt ; unb ba§ SBef en ber 8leIigion l^at feiner öor il^m 
fo fd^rf erfaßt n^ie @ d^ I e i e r m a d^ e r. @r f onnte c§, weil er 
ed^t romantifd^ ba^ ©efül^I begrifflid^ ju beuten unb jugleid^ 
in feiner SJefonberl^eit unb in feinem ©egenfage jur SJerjlanbeg* 
opttation ju erfaffen fä^ig njar. S)enn loenn aud^ romantifd^e 
Slna^ife üor bem ©efül^I nid^t fd^eu unb ängftlid^ fyiümaä^t, 
fo fd^Iögt fie bod^ nid^t in§ 9tationaIiftifd^c um unb jie^t nid^t 
an bie Jageä^elle, toa^ im S)unfel ber ©ruft beloal^rt bleiben 
fo«. 

^ier aber hjurjett anä^ bie äRöglid^feit, baß bie SRomantil 
einen SBeg ju griebrid^ ^einrid^ S^cobi fanb. S)er ®eg* 
ner ffant§, ber ®efü]^Igt)f|i(ofol)]^, beffen 9toman ,,9BoIbemar" 
öon Sriebrid^ ©d^Iegel 1796 freilid^ mit t>erlejenber ©d^ärfe 
abgelel^nt loorben ift, f;pielt bod^ 1793, in gtiebrid^ ©d^Iegel^ 
Briefen an SBitl^elm, eine toid^tige Stolle : fein älterer JRoman 
,,ebuarb mitüim Srieffammtung" (1792) loirb au^brüdEIid^ 
gegen SBill^elmg entgegengefegteg Urteil (@. 126) ju ben S)oIu^ 
menten ber SSernunft, Sacobi felbft ju btn S?ernunftmenfd^en ge* 
ääfilt, freilid^ n)ieber mit ber lantifd^en ©d^eibung öon SSernunft 
unb SSerftanb (@. 142). Sie 3lomantiI l^at barum an ^acobi 
anfni4)fen Wunen, ol^ne il^m ganj äujuftimmen. gid^te, (Bä)tU 
ting, ©d^Ieiermad^er bamn auf Sacobi^ ®runbe weiter, fie alle 
aber l^aben aud^ mit il^m il^re SBaffen gelreujt. 

Seiner öon btn Stomantifern ftel^t Sacobi fo nal^e wie ©d^Ieier* 
mad^er. ©d^on 1802 l^at ^egel in ©d^Ieiermad^r eine l^öfiere 
5ßotenä Sacobi^ feftgeftetlt (S^ritifd^eö 3ournaI, 2, 1, 134 ff.). 
S)er Serü]^rung§;punft liegt in einem fjelbe, ba§ öon ber 
9tomantif btm ©efiil^I allein öorbel^atten worben ifl, in ber 
»tetigion. „Seibe fanben fid^", 4agt Siltl^e^ (Seben ©d^Ieier- 
mad^erg @. 332), „mit ber ^Jütte il^reS inneren Sebenä, ifirer 
,aKt)ftif' im ©egenfa^ gegen alle SSiffenfd^aft, bie fie umgab, 
unb bie liefe unb §reiT^eit if|te3 ©emüt^IebenS', bie ©d^ärfe 
il^reS ®ebanfcn§ geflattetc il^nen leinen nad^giebigcn SSerglcid^. 
SSeibe blieben fid^ be§ ä^föwimenl^angS il^rer 3K^flif unb tl&rer 
gnbiöibualität bewußt. Seibe fallen in biefer Sfhiflif gegenüber 



. 3f. ^. 3ocobt. 7 

bem Sbeattemuä nad^ feinen öerfd^iebencn 3tt)ctgen einen l&fll^ercn 
SReali^mng gegrfinbet" Stber S^cobi mix bod^ aud^ wieberum 
in SRouffeöuä ©inne öiet ju fel^r Oegner alleg refteftierenben 
®enfen§, -aU baß er mit ber Slomantif l^ätte jufanttnengel^en 
lönnen. SBie Slouffeau fägt er: Sid^t ift in meinem ^erjen, 
aber totnn id^ e^ in imeinen ffio:pf bringen ttxitt, erlifd^t e§. 3^cobi 
brid^t alle SBrüden jtoifd^cn @iaubm unb SBiffen ai unb fc^t 
beibe in einen DoKtommenen unb ^jrinjitjietten iD3iberft)ru(|. 
iDSol^I möd^te auä) er ben unenbKd^en unb unbebingten SBelt* 
inl^tt erföffen; fein metatJ^^fifd^e^ Sebürfnig ifl auf^ ftärffle 
enttpidEelt. Stber ba^ 3)enfen fielet il^ 6ci biefem Semül^ nur 
im SBege unb lebiglid^ ber ©taube eröffnet il^m bk gefud^te 
S3al^n, ein ©taube, ber au^fd^Iieglid^ im inbiDibuellen ©efül^Ie 
murjelt. ®r ift öon bem unaufld^baren iDSiberfi^rud^ jtoifd^en 
bem l)]^iIofo|)l^ifd^en @ebanlm unb ber n^al^rcn 3K^ftiI überjeugt. 
©el^r rid^tig hjenbet bal^er ©d^Ieiemtöjd^er (an S3rindEmann 
19. Suti 1800, 4, 73 f.) gegen S^cobi ein: „®er fd^einbare 
(Streit ber neueren 5ßo))uIar^)]^itofol)l^ie gegen ben 2Rt)ftiji3mu§ 
l^at il^m bie falfd^e SReinung beigebrad^t, aB' ob e§ in ber Xat 
einen ©treit jlpifd^en ber 5ß]^itofo;p]^ie unb ber 2Rt)ftif geben 
lönne, ba bod^ im ©egenteit jebe ^l^ilDfotJl^ie benienigen, ber fo 
tüeit feigen tann unb fo toeit gelten loitt, auf eine SK^ftif filiert . . . 
SBoIIte igacobi nur befretieren, ba^ ?ß]^itofol)]^ie unb äR^ftil gönj«» 
lid^ au^einanber liegen, unb ba^ ber ganje ©d^ein i^xt^ Su'^ 
fammenl^angeg nur bal^er fommt, toeil fie fid^ in ber langente 
berül^ren, fo toilrbe er auf^ren gegen bie 5ß]^iIofo|)]^ie unnu| 
ju l)oIemifieren." 

©erabe an Staturen t)on 3<icobig 2trt mußte btn fantifd^ ge«* 
fd^ulten 9tomantifern frül^ Kar hrerben, ba^ ba^ metajjl^^fifdöe 
Sebürfniä ber SSernunftmenfd^en aud^ in Sötjfen loalte, bit 
i^x flarfeg ©efül^t gegen alte Sernunftlonftruftion au§f|)ielen. 
3n ^ant^ ©d^ute tvax ©d^Ieiermad^er ebenfo gegangen loie 
%x. ©d^Iegel; unb beibe finb nid^t lange in ü^r gätieben. 
S)ie SRomantif ift ol^ne ffant nid^t ju beulen, aber ber ©egenfa^ 
JU ^ant gibt il^r ein eigene^ ScbenSred^t, ein ©egenfa^, ber öor 
allem auf etl^ifd^em Setbc toattete. 

2. gerbet unb bie Kamantif. Set Oirgani0intt0gebanle. 

SBie ©dritter ft)urben auä^ bie SRomantifer öon ^ant^ ®tp 
burd^ il^rc übergeugung abgeteuft, bafe nur l^armonifd^e SJer«' 



8" I 2)er JRomantifer. 

Btttbung bct ©cgcnfä^e SJernunft unb ®xnnliä)ttxt, ni6)t ctn^ 
fcitigcä SScmunftmcnfd^entum bcn Sttcnfcl^ctt ju l^dd^fler fittltc^r 
@tufe erl^eben fdnne. Unb mie bei ©d^tller ())g{. ©äfuIarauSgabe 
11, @. IX ff.) fo fielet auc^ bei ben Slomantifern ber engtifd^e 
S)enler ©l^afteSbur^ leintet fold^er Qbergeugung. 9(bertnal» nh* 
f)txt \\6) bic rotnantifd^c SEBcIt an biefer ©teile ber ©cnetation 
ber fieb jigcr Sal&rc ; benn mod^tooll l^atte Hamann bie SRotroen* 
bigfeit ber Totalität betont unb verlangt, bag alted, mad ber 
SRenfd^ ju leiften unternehme, burd^ Xat ober iDSort, au3 fSmt* 
tid^en bereinigten Kräften entfpringe; alled iBereinjette fei t>cr* 
toerf lid^. © e r b e r wie ber gan je ©turnt unb ®rang aber ent* 
na^m biefem ®ebot junäd^ft baö ©treben, öom trodEenen ©innen. 
ft)eg m§ Sebcn ^ineinjugel^n, nid^t bei ^ßapier unb Xinte jit 
tütiitn, fonbern jur fd^affenben Xat fid^ gu ergeben. SSieberunt 
beburfte e§ ber fonbernben unb orientierenben ^itif ffantS,. 
um l^ier fflarl&eit ju fd^affen unb bie SBaffen }u bereiten, mit 
benen ©d^itler cbenfo toie bie SRomantifcr, etl^ifd^ über ftant 
l^inauSgugeljen bemül^t, Kant felber befSmpften. 2)enn toieberum 
bro^te bie ©efal^r, ba% beutfd^e Kultur burd^ ^amann^ unb 
^crberS SScmunftbefel^bung jur Ablehnung aller ©))efulation 
gelange. Stomantifd^e Xotatttät aber ))ertangt nid^t blog ®e^ 
fü^Kmeufd^en unb latnaturen, auä) ®enfer unb Setrad^ter, 
Sbenfo erblidEt ©d^iller in bem ©türmer unb 3)rSnger einett 
©innen-« unb Iriebmenfd^en, ber ju öoller Harmonie menfd^ 
lid^er Slntagen unb menfd^lid^er 93etätigung nid^t auffteigen 
lann. S)er Segriff ber äft^etifd^en ©rjielöung, an fid^ öon ©l^af^ 
teSbur^ unb über il^n toeg öon 5ßlato i) abjuleiten, wirb barum 
öon ©deiner bod^ in fteter SlüdEfid^t auf bie etl^ifd^en Sernunft* 
f orberungen ^ant^ formuliert. Unb hjcnn bie SRomantif il^r 
Silbunggibcal auffleltt, fo ifl aud^ fie bcmül^t, biefen ed^t roman* 
tifd^en Segriff ber „Silbung" nid^t nur btn wed^fclnbcn unb 
f))ielenben ©efül^töftimmungen ju überlaffen, fonbern ein flarle^ 
geifitigei^ Sunbament il^m gu leil^en. S)a mie bort f))ürt man, ba^ 
t>on Sant^ ^oi)tn ibeetlen Slnf:prüd^en an ben äßenfd^en auSge^ 
gangen toirb, unb bag bann erft t)on biefem SCu^gangSpunfte 
ein SBeg ju ber „Sßatur", jum „©efül^l" ber ©türmer unl> 
2)ränger fid^ eröffnet. 2)a mie bort n)irb inbeffen jute^t ber 
für alle ggen fd^en gültigen SRoral Staute eine (gt^il bc3 «u«- 

1) Sgl. S. Surlinben, ©ebanfen $latod in ber beutfc^eQ SHomantit 
(1910); Q(ermanif(4'romanif(^e a)lonat^{(4rift, 1, 416 ff. 



OTfcittQfeit uttb ?ßcr|öttttd^!eii 9 

nal^mcmcnfd^cn, btx Äbctönaturcn unb genialen Ißcrfönlid^fcttch 
flCgcnübcrgcftcMt. ©old^e SRenfd^en feierte man anä) um 1770. 

©inleud^tenber ift baxum bic übeteinfltmntung, tn'bcr ©turnt 
unb S)rang cbenfo toic SRomantif im @inne ©l^aftcSbur^S bag 
5ßrtüilegium ber großen 5ßerfönlid^leit forberten ^), SBo^I filierte 
bag SJcrtangen, ba% iebrSnbiöibuatität fid^ tjolt ausleben folle, 
um 1770 tote um 1800 ju SBinfür unb Sügelfofigleit. «ber nid^t 
gelcgcntlid^e fd^Ummc Folgerungen follen bie ßl^rfurd^t öor ber 
®rdge ber ^bee beeintröd^tigen, bie bem Sultuä ber ?ßerfönUd^ 
fett beiberfeitS jugrunbe liegt. @g ifl bit l^ol^e «d^tung ))or bem 
SBcrte be^ Sttbiöibuellcn, beg ©igentumlid^en, ba^ bem SKcufd^en 
auf feinen Sebcn§njeg mitgegeben ifl. 2fug biefem ©effil^I l&eraug 
toflrbigt ^amonn ba^ gbiotiflifd^e einjclner iKcnfd^en toie ganjcr 
SSdßcr; an gleid^er ©teile wäc^ft iperberS »erftänbniö für alleg 
(£tgentümli(|e in Sunfl unb Sebcn. Unb bic Sebeutung be3 3n* 
biöibucllen mirb öon bcn SRomantifcrn, öor allem öon ©d^teter* 
mad^er, auf^ nad^brüdCIid^fite gur ©prad^e gebrad^t. «uf etl^ifd^em 
®ebietc beflel&en ftc in SBiberfprud^ ju Sani auf bem SRed^t ber 
?ßerfdnlid^feit. «tö ffunftbctrad^ter tt^etteifern fie mit ^erbcr 
in ber fjö^igfeit, fid^ in eigenlüiltigfle 3nbioibuaIit8ten cinju* 
fül^Ien. ®er loeid^e, anfd^miegfame SBadfenrober gcl^t öoran, ber 
nur aUguben^eglid^e SiedC folgt i^m getreu nad^ unb SBil^eltit 
©d^Iegel fteigert fl^ ju allfeitiger «ufna^mcfä^igfett. S)abei ftnb 
fie im ®eifte ^erber§ bcftrebt, bie ©rfd^einungen ber Äunfl anS 
il^ren ^iftorifd&en SJorau^fe^ungen ju begreifen. S)em Stecht ber 
5ßerfdnlid^feit fd^affen fie atö ^iftoriler auc^ bann SRaum, toenn 
fie geigen, »o unb marum bie 5ßerfönlidöfeit nid^t frei, fonbern 
burdö cnttoidEIungggefd^id^tlid^e äRomentc gebunbcn mar. ©enn 
ba§ ifl romantifd^e ®ef^id^t§auffaffung, ba^ gefd^ii^tlid^ 8e- 
bingtc jmar in feinem ^ufammenl^ange mit bem ®anjen ju cr- 
btidfcn, e§ inbeffen nid^t feinet inbiöibuellen SBerteS ju berauben^). 

Slid^t nur im SScrftänbniä für Snbiöibuafitftt berül&ren fi(^ 
©erber unb ©d^teiermad^cr. Qmi Saläre öor ber «bfaffung öon 
©d^Ieicrmad^er§ ,,8leben über bie SReligion' ■ trug ©erber in feiner 
festen ©ammlung ^^(Kl^rifttid^er ©d^riften" unter bem a:iteI,,SSon 
{Religion, Scl^rmcinungen unb ®cbräud^en" «nfd^auungen öor, 
bie unmittelbar an ©d^Ieiermad^er l^eranreid^en. SBol^l l^at 

■ ■ ■■■■■■■■■ imiimim^mt^ft^^mmmmm» 

1) »gl. SB. SBinbclbonb, (Slcfd^td^tc ber neueren $§iIofo|)l6ie 2», 299. 

2) »gl. «. ^ocjfdö, ©tubten gut frü^romantifd^cn ^olttif unb ®e. 
fdji^t^auffalfung, 1907, @. 81. 



10 L Der Siomantifer. 

®(i^Ietermad^t burd^ tiefere (£rf<iffung bed reltgidfen Sebend nod^ 
f(j^9rfer glDtfd^en Steligion unb SeJ^rtnetnung gefd^teben unb bad 
religidfe mW ^W ^I^B 5ut 3nttapf)t)^it, anäf jur St^il in 
®egenfaj gebrad^t. ?lbcr Jg)crbet ftclftc, ju Scffing jurüdffcl^renb, 
fefl, cttoag anbcreg fei Stcligion, etmaä anbercS feien Sc^tmci* 
nungen, unb Steligion fei ber Sem beS Sl^riflentumd ; bamit 
mar etnerfeitS ber ®runbgeban(e ©d^Ieiemtad^erS gegeben, 
anberfeitS ju neuem Seben bit Stnfd^uung ScffingS aufgerufen, 
iwn bem gfriebrid^ ©d^Ieget (an SlolmKg 2. ©cjcmber 1798, 
@. 86) fagtc, leiner l^abe t)on ber toal^rcn, neuen {Religion rttt1)x 
geal^nt. 

$erberd 99ebeutung für bie Stomantif liegt natürlid^ nid^t 
nur in btn beiben erwal^nten SKomenten. Auf ben erflcn ©IUI 
fd^eint eS fogar, afö ob bie Slomantif ol^ne f^erber gar nid^f 
ntöglid^ fei. 3)em ftel^t unvereinbar bie geringe Änerfennung 
entgegen, bie er bei ben 9lomantifern finbet, nnb baS Schnißtfcin 
eine§ unüberbrüdfbarcn ®egenfageg, ber jttJifd^ beiben ?ßarteien 
njaltet. Ob l&ier toirHid^ nur ber fd^ulbige ^anl über beut ®egen* 
falber ®enerationen Dergeffcn njorben ifl? ©l&er träfe anbcreS 
JU : üiele ©rrungenf duften ^erber§ toaren fd^on fo felbflöcrflfinb^ 
lid^ gehjorbenv bafe man hti il^rer Sßu^ung f>erbcr§ nid^t n^ei^ 
ter gebadete. SJid^t loar im ®ebSd^tniä ber jüngeren ®cncration 
l^aften geblieben, ba% ^erber öor allem bie ©trage ju ©l^afe- 
f^jeare, jur öltl^cimifd^en 5ßoefic, gum SDMttelaltcr unb junt 
SJoIfölicb eröffnet, ja baß er nod^ bie romantifd^c DrientalifHf 
öorbercitet l^atte. ©eine „emt)finbfame Äftl^tif" loar SBill^cIml 
©d^tegel (Serliner Sorlefungen 1, 47, 16 ff.) öerl^aßt. Unb 
totnn tJticbrtd^ ©d^Iegel in einem erflen l^ijitorifd&en Serfud^c 
ben „Sbeen jur ^ß^il^föl^'^^ ^^^ ®cfd^id^tc ber SKenfd^l^eit" 
nad^rül^mt, ba% fie „öiclburd^ad^te ©rfal^rung gegen einfeitige 
SSernunft aufS fd^önftc in ©d^| nel^mcn", fo lauttt 1803 mu 
l^elmS abfd^Keßenbeg Urteil, fie feien ein öud^, in bem toeber 
3been, nod^ $^iIpfot)]^ie, nod^ ®efd^id^te, nod^ SRenfd^l^eit an^n^ 
treffen fei; nic^t einen neuen 9(nfang, fonbern btn ®i|)fel ber 
falfd^cn moberncn ®efd^id^töfd^eibung crfennt er in il^nen 
(^aöm, SRomontifd^e ©(^ule @. 848). Verfette aBiD^Im ©d^legcl 
l^attc einfl in ©erbcrö „?ßlafltf" eine§ feiner SiebKng§büd^r 
erbtidft! ' ' 

Am flSrlflcn ttMxr ©d^elling bcgSonfeS ftd^ bctoußt, ben er 
©erber fd^ulbcte. SRit üoHer «bfid^t l^at er tool^I ben Zitel feiner 



crflcn natnxp^Uo^op^\ä)en ©d^rift nai^ ^crbcrS ^aupttoexl ge- 
formt, ^tnn tx erfanntc ba^ öon il^m üertocrtetc f>erbcrfdf)c 
®nt anä) bann, ttjenn cä tl^m an^ §rtjeiter ^anb geboten murbc. 
3Sof)t touxbe burd^ bie SRebe, bte bet 5ßrofeffor an ber Sarl^fd^ulc 
äu Stuttgart Sari gr. ffielme^er 1793 ,,Ü6cr bie Serpitniffe 
ber organifd^en Gräfte untereinanber in ber SReil^e ber öerfd^ie* 
benen Organifationen, bie ®efe|e unb ?Jolgen biefer SSerpIt* 
niffc" gel^alten l^at, ©d^elting nahegelegt, 9?atur unb SKenfd^l^cit 
aU einen großen nnb etnl^eitlid^en Organismus ju f äffen; er 
felbf} aber filierte bie ®ebanfcngönge Sielmet)er§ auf ^erber ^n^ 
rtidt. SBirllid^ f;pinnen fid^ fd^on öon §erber§ Sluffa^ ,,9!om Gr* 
fennen unb ©mjjfinben ber menfd^Iid^en ©eelc" (1778) unb bon 
fetnonl ,,®ott" (1787) gäben l^inüber ju ©d^lring unb %n 3lo* 
öaliS. S)ie SrüdEe üom ©^jinojiSmuS gur SHaturjjl^ilofopl^ie l^at 
iperber fd^tagen l^etfen unb er toarb baburd^ ein SSorgänger beS 
realiflifd^en Umfd^muftgS ber ^ISl^ilofo^jl^ie, ber mit ©Delling bc* 
ginnt. SWad^träglid^ fud^te iperber 1802 im 6. StM ber ^^Slbra* 
flea" auf feine SBeife bit Folgerungen au§ ben 5ßrämiffen ju 
jiel^en, bie er fetber ©d^elting gegeben l^atte ; aber babei geftanb 
er anberen unb fid^ nid^t ein, ba| ©d^elling, il^m borauSeilenb; 
längft baSfetbe ©efd^äft beforgt l^atte. ®enn für ^erber mar in 
©d^ellingS 9laturp]^iIofo|)]^ie burd^ bie ^ä^nU unb S onneIft)rad^e, 
mit ber fie burd^fe^t loar, fein eigener 95cfi^ unb Sfntcil fremb 
nnb unfenntlid^ geworben, ©o gingen and) bieSmat mieber SWeri«' 
fd^en, bie ju tiefftem unb innigftem gegenfeitigen SJerftönbniS Be«» 
fiimmt maren, falt unb teilnal^mSIoS il^re gefonberten SBege. 
®od^ naä) ben erloöl^nten flarfen 3ufammen]^öngen ber 9?atur* 
pl^ilofopl^ie unb be§ ^erberfd^en SenJEenS begreift man, baß tin 
Jßaturp^ilofo»)]^ öon 3. SB. 9* i 1 1 e r § «rt naii) bem lobe feines 
f?reunbeS ^arbenberg in ^erberS ?(rme ftüd^tcte unb in beffen 
Umgang öolle Scfricbigung fanb. 3n ben „Ofragmentcn au^ 
bem 3Jad^Iaffe eines jungen ^^l^^fiferS" (1810, 1, @. XXXI ff.) f)at 
JRitter biefem ^reunbfd^ftSBunbc ein S)enfmal errid^tct. Unb 
nod^ tin romantifd^er SJatur^jl^ilofot^]^ trat bem alternben |)erber 
in®ott]6iIf ipeinri(^®d^ubert (bgl. beffen ©etbftbiograpl^ie, 1854, 
1, 278 ff.) na^c. 

SIuS ber romantifd^n 9?atur})]^iIofo:bl^ie ift enblid^ anä) bie 
Erfüllung eines SBunfd^eS beS jungen ßcrber ermad}fen. Sn ber 
britten ©ammlung ber „^Jragmentc über bie neuere beutfd^e 
Sitcratur" l^atte er einft bie 9KögIid^f eit einer neuen SKljtl&o- 



T. 



12 I. 2)cr fRomanÜltt. 

logtc cttüOflcn^ angeregt burc^ ein untotlUg t)oIteTnbe8 SBott 
^amann^ (©d^riften, l^crauggegcBcn öon 5. Slotl^^ 2, 280). 
Starcr unb genauer i^at ^txbtx »erlangt, au^ bem ,,Oäeön öon 
©rfinbungcn unb Scfonberl^etten", bcr un§ umfliegt^ au3 ber 
,,neuen SJett ber SntbedEungen", bie unS umgibt, tint nmt 
SRljt^oIogie ju fd^ötjfen. ?tu^ f})ater taud^te ber ®ebanfe bei 
/ ^ ^erber toieber auf (f. unten @. 48 ff.). 

:!/ 2)ag bie fjrül^romantiler ber ^erberfd^en Slnregungen nid^t 
/ mit vollerem S)anfc gebadeten, l^attc nod^ einen befonberen 
®runb. ®er OrganiSmuSgebanlc cntl^üHt fid^ ntel^r unb 
mel^r aU bcr ©d^Iüffel ber romantifd^en SBeltanfd^auung. Eben-« 
ben DrganiSmu^gebanfen l^at ^erber Btlbcn l^elfen, aber nur 
©d^elling fd^eint ba^ gang crlannt ju l^aben. S)ie anberen S^fü)" 
romantilcr fd^rieben biefeS SSerbienfl öor allem auf ©octl^eS 
Äcd^nung. SBirltid^ gingen fic babet nid^t fe^I; naivere SJetrad^^ 
tung bcS allmäl^Iid^en SBerbenä ber Sbee, öor allem il^rer GtJo^ 
fution im Saufe be§ 18. 3ct]&r]^unbert§, le^rt, ba^ ®oetl^e l^ier 
minbefleng gleid^ fiarfen STnteil h)ie f^erber l^atte fügl. Subi*« 
I8um§au§gabc 36, ©. XXXV ff.). S)ie fjrü^romantifcr, bie im 
®egenfa^ ju ©d^elling nid^t öon ber naturl^iflorifd^en, fonbcrn 
öon ber öftl^etifd^en Seite junöd^ft an ben Organi§mu§begriff 
l^erantraten, fanben il^n für il^re S^tdt bcutlid^er entlüidfclt in 
ffunbgebungen ®oet]&e3 an^ ber S^t nad^ ber italienifd^en 
Sleife; am ttöd^flen lag il^nen bie öon ®oetl^c inf^irierte Sd^rift 
„Über bie bilbenbe SRad^aWng be§ ®ä)6nm" (1788) bon ffiarl 
^^ilipp Ttoxi^. <So ftattete SBitl^ctm ©d^tegel benn in ben 
berliner SSorlefungen (1, 102 f.) in fafl übcrfdf)menglid&cr SSeifc 
allen ^anl an 9Korife ah. ^napp unb populär ifl 5ier ber ro* 
mantifdftc DrganiSmuSgebanfc in feiner äftl^etifd^en tBfnmen^ 
bung, jugleid^ aber aud^ in feiner ©d&ellingfd^en Segrünbung 
jum STu^brudE gebrad^t. Unb olftne Sinfdjränfung mirb Ttotx^ 
jugebiUigt, ba6 er allein in biefem l^öd^ften @inne ben ®runb*' 
fa^ bcr Slad^al&mung für bie fünfte aufgcflcllt l^abe. S)ennod^ 
mar SRori| nur einer unter ötelen, bie an bem mcrbenben ®c^ 
banltn beS organifd^en XfunfhücrfS gearbeitet l^atten. SBilljelnt 
©d^legcl nennt inbeg il^n allein ; nnb baiti gebrandet er ben SSer^ 
gleid^ beS ffiünfllerS mit ^ßromet^cuS, ber aud^ bie 9?atur nad^^ 
a^mtc^ „aU er ben 8Kcnfd^en auS irbifdftem %on formte ünb i^n 
mit einem bon bcr ©onnc entlüanbten ^unlen belebte" — einen 
aJcrglcid^, ber feit ©l^afteSbur^ mit bem Sfil^ctifd^cn DrganiS^* 



Organi^mud. 



13 



mMpxohitm gern Derlnilpft toixb unb &ott^t befonberd geläufig 
toax 1). 

2)od^ auäf ©d^elling fanb halb in ©oetl^eS natumtffeitfd^ft' 
üäjtn Strbeiten reid^ere Stnregung atö bei i^etber. Unb fo mürbe 
t)on fift^etifd^er mie oon naturmiffenfd^ftUd^er Seite ©oetl^e ju^ 
legt überall ba ium alleinigen Stnreger ber Stomantifer geftenu* 
ptli, too |>erber mitfc^f f enb nad^ gleid^en Qitltn gerungen ^atte. . 



.,> 



3. Womantif^e (|l|airalteir}uge: f^mteifi^eS, Stagie, @el|tt$ 

fud|t nai^ ^tm Wlifiiluten. 

3tt>ei frül^romantifd^c SicblingSibeen toeifen auf ©l^afteSbur^ | 
uvb über il^n auf $lato unb auf ben 9{eu))IatDnidmud jurüdr/r 
ber ®ebanle beS l^amtonifd^en äRenfd^en unb ber ®ebanfe bed ' 
Organi^mud, angemanbt auf 9latur unb ^unfl. 93eibe Sbeen 
finb beut SlaffijiSmud unb ber SRomantil gemein. ®eibe fd^einen 
©ernähr iu leiften, bag bie Slomantit il^r S)afein auf ebenfo feflem 
unb fidlerem ®runbe ausbaut mie ber ^laffiiiSmud. Sinl^eittid^e, 
auSgeglid^ene ^erfönlid^Ieiten, äRenfd^en, beren Innenleben bie 
innere ©id^erl^eit eines 9{atur))roieffeS an fid^ l^at: bieg ifl afö 
baS (Snbiiel romantifd^er Sebendfunft gebadet. Sßie lam t^, bag 
bie Slomantiler in il^ren ftugeren unb inneren SebenSeigenl^eiten 
oft bad gerabe ®egenteil fold^r in fid^ rul^enben Seftigleit bar* 
flelten? 

2)er Sftül^romantiler ifl ))biI<'fo))l^ifd^ t^tel ju gut gefd^ult, aü 

ba% er meinen fdnntc^ baS 3^^^ ber Harmonie je ju erreid^en. 

Sßie @d^iUer meig aud^ ^riebrid^ @d^{egel, ba% bie feelifd^e ^ax" 

monie ein gbeal barfitellt, bem man fi^ mol^I ndl^em, in beffen 

93efig man inbed nie gelangen tann. 2)ie moberne ftulturmelt 

ift iu reid^ an ®egenfä$en, als baß ber einjelne an^ t^oHem 

ÜBemugtfetn l^eraud ju jlenem inneren 9(uSgIeid^ fommen fdnnte, 

ber einft mie ein ®efd^enl beS ^immelS bem SRenfd^en jugefatlen 

\mar. 2)a iebod^ Harmonie SSerbinbung unb SJerlnüpfung ber 

! I ®egenfS$e i% meint ber 9fiomantif er bem gbeal ber Harmonie 

j nftl^er ju lommen, menn er t)on einem ®egenfa^ jum anberen 

: fid^ menbet unb ebenfo rafd^ jum erften jurüdfe^rt. SbenbiefeS 

^in* unb $er|)enbeln imifd^en ben Sjrtremen t)txp&nt bie flaf«* 



1) Sgl meine @(^rift „^ii ^romet^euSf^mboI t)on ©l^afteiSbur^ ju 
®oet^' (1910), 



v' 



14 I. 3)er Sftomantifer. 

fifd^e CEt^if. %tx Stomanttfer l^tngegen glaubt auf fold^e äßetfe 
am beften bcr ©efal^r ber einfeitigfcit ju entgelten, bie ju mciben 
ja aud^ bem ^ta|[iitömu3 l^eiUged @ebot tuar. Unb fo mirb et 
jum ^roteu^^ jum |)tinäi^)icllcn 3)ua0ftcn. gricbrid^ ©d^Icgel 
erblidft in SBibcrf})rüd^ baö Äenngcici^ctt aufrid^tiger SBa^r* 
l^citglicbc unb Steif eitigleit. 2)a§ ift tomantifd^; aud^ licdEgr 
äBilliam Soöell erflärt, et fei toanbctbater als ^toteu§ obet 
ein Kl^amöleon. 3ugtunbc liegt baS SBctoufetfein, baß SBiber«* 
fl)tüd^e nid^t ausbleiben fönnen, n?enn man immet feinet unb 
feinet biffetenjiett. GS lünbigt fid^ ^egelS ^ßl^ilofo^jl^ie yxv^ il&te 
fiel^tf öom SBibetfl)tud^, öon bem fteten Umfd^tagen bet Jl^efiS in 
bie Stntitl^efiS an ; f ie wat öotbeteüet^ f eitbem fiant^ Sid^te unb 
©drillet il&te ßefet geipöl^nt l^atten, ©egenfäge aufftellenb unb 
JU einet l^öl^ten ©in^eit öetbinbcnb^ in ttiabifd^m ät^^tl^muS ju 
beulen, gtiebtid^ ©^tcgel öetwettet felbft fel^t ftü| bie Äanti* 
fd^n Äategotien ©inl^eit, SSic%it, SlUl^eit ju etl^ifd^et ^Spelu*» 
lation unb möd^te ben SÄenfd^en öon bet @in]^eit>ju il^tem @egen* 
))oI, bet aSieC^t^ füllten, um i^n fo bet Stillzeit ju nöljetn {svx 
äSil^elm, Dftobet 1793,©. 124). «Rod^ in feinen )^\^xlx>\^)fy\- 
f^en SJotIcfungcn "om 1804/06 (SBinbifd^mann 1, 76. 93 f. 108) 
atbeitet et mit biefen SScgtiffen. ©ein ©drillet Slbam äRüIIet 
ttitt 1804 mit einem SBud^ ,,2)ic Seilte öom @egenfa|e" auf ben 
"^loxi, Stud^ ©d^eltingS 9?atut})]^iIofot)]^ie lann ben öcgtiff be§ 
@egenfa|e3 nfd^t entbel^tcn, füt \ytix fic bie gotmel bet ^olati* 
tat — h)ie ©oetl^cS natutnjiffenfd^aftlid^e Sötfd^ung — benugt. 
Untet ben S3egtiffcn ©inl^eit unb SSietl&eit, \^txitxi St. ©d^Iegel, 
um iut Sttl^eit gu gelangen, gleid^mägig geted^t metben moUte^ 
öctbetgen fid^ Slnf^jtüd^e, bie l^eutc w,^6:^ in öollet fitaft be«» 
ftel^cn. 3luf bet einen ©eite ba§ SSetlangen, bie SBelt in gtofeen 
3ufammcnfaffungen ju umf})anncn> auf bet 0ix6itxtxi ©eite bet 
^unfd^, ftei öon ft^ftcmatifd^en öanben baS fieben in feinen ge* 
l^eimften Üleijen auSgufoften. ®aS finb bie Oegcnfäje, jhjifd^n 
benen bie SRomantil fid^ bauetnb l^in yxvi^ l^et bewegt, bie 5ßoIe, 
bie fie ju öetbinben fud^t. 3n 5Rg^ytiä.ift biefeS SebütfniS, 
altes ®efd^^en begtifflid^ ju beuten unb jugleid^ ol^ne gebanf^ 
lid^ ®oteingenommen]^eit ju etleben, öielleiilt am ftätfften ent^ 
widfclt; es l^at il^ mand^e fd^mete ©tunbc gebtad^t (ögl. 
SnfelauSgabe öon. feines SBetlen 1, ©. Xf.). S)aS ©tbe bet 
übetteid^en Oebanlentoelt beS 17. unb 18. S^l&tl^unbettS, \i(i^ 
einetfeitS öon S>cScattcS, Seibnij, ©^inoja unb Äant, anbete 



^votti\(!9t». 15 

feitd t>on ^acon, Sode, ^tttttet), ^unte unb t>on ben SDtateriOf 
(iflen t(tan!retcl^^ erbrad^t tuorben tuar, legte ben iRad^fa^ren 
maj^rlic^ lein leidstes 3^4 ^^f* 

^enfd^Ud^ liegt ber ^erl^ertttd^ung bed (Begenfa^ei^, bem |)ro^ 
teifd^en SJcfcn ber gtomantif bag f auftifd&e 83eh?ufitte in jugtunbe: 
,,SBie id^ bel^arre, bin ic^ fined^t.*' SJoIIc Scipegunggfrcil^cit toxtl /^ 
fid^ bie @eele erhalten. Sine unenblid^e 93e{jtimmbarleit, bte aud^ h- 
in btn 3(ugen ©d^iller^ ein SSorjug ift, bleibt bem äRenfd^en, ber 
^jroteifd^ fid^ ttjanbeln lann, am fid^crften getoa^rt. 3« tcfetet ) '§ 
Sinie aber rul^t bie pxotti^äjt Seweglid^Ieit ber romantifd^n T^ 
@ee(e auf bem 93en)u|tfein, fid^ ieben Sbigenblid über f id^ felbft j 
erl^eben ju tonnen. 3n biefem SSemugtfein n^urjelt au^ bte ro« f 
mantifd^ 3ronic. 5Rm|igjafltjjnmat, ber Stbel bef 3d|_befitßie^^^\^ 
in freier ffirl^ebung über fid^ fcfb]freji($HI Sc|re Von ber in* 
telleltuenen 3(nfd^auung ^at bie romantifd^en ®enoffen ange* 
leitet, bem @pitlt if)xt^ eigenen ^ä) ieberjeit betrad^tenb jugu« 
feigen, ^em 18. 3<i^^^unbert toax e^ aber längfit fd^on eigen 
gemefen, bad ^ä) in ein beobad^tenbeg unb ein beobad^tete^ gu 
gcrfjjattcn. 2)er Komantilcr bleibt nur — unb bag ift ba^ Jleuc 
— nid^t bei ber Seobad^tung [teilen, fonbcrn fd^reitet weiter, 
fud^t minfürlid^ unb mit tollem SSemugtfein bag ^ä) gu lenfen, 
gu ftimmen, angutreiben, in iebe beliebige Situation gu t)erfe^en. 

2)iefen ®runbgug romantifd^cr ^erfönlid^tciten fteltte, nid^t 
aus ))]^i{ofo))]^ifd^er @|)e!uIation, fonbern an^ S3eobad^tung unb 
@e{brtbeobacl^tung l^erauS, Xied in ber ®efta(t äBiUiam fio))eUS 
(1795/6) gum erftenmal mit allen feinen SKertmalen fünftle* 
rifd^ bar unb guglcid^ mit alten ©efal^ren, bie fold^en SRaturen 
bro^cn. St. ©d^Iegel rül^te bem Sloman fofort naä) (Sttl^.^Sgm. 
418), bafe er einen „burd^auS neuen ß^arafter" üorfü^re. 
©d^Icgel öffnete bem ©id^ter Zitd unb feinen ©enoffen mit biefer 
Stnerfennung bit SCugen für bit t^^jifd^ SBebeutung bergigur So^ 
oettö. (£ine romontifd^e iRatur toax l^ier gum erftenmal bid^* 
terifd^ erfajst nvb il^r Seelenleben bis in Xiefen auSgefd^d|)ft, 
bie @elbftgerftörung unb Untergang bebeuten. fiobeU gelangt) 
nid^t nur gu einer Iranl^aften ilberf))annung beS 93raud^eS, fein; 
3d^ in ein beobad^tenbeS ©ubieft unb ein beobad^teteS Obielt/ 
gu \palttn. 3^wi cigentümlid^ ift obenbrein tim fubjettiöc Stuf*! 
faffung öon Äufeenwett unb Snnentoelt, in ber biefe wie ienej 
au^ ber äBirftid^teit auSfd^eiben. 9r. @(^(ege{ ^ob ben entf^ei« 
benben Sl^araf tergug fofort l^eroor : „Sooell ifl ein t)o{Itomm}ter 



. ? 



,'i 



16 1. Der ütüiHtttitüer. 

$]^antafl in iebem guten unb in iebem fd^Ied^ten, in jebem fd^önen 
unb in iebem pglic^en Sinne bed SBortd/' ©cbillerd Hb^anb^ 
lung „llber nat^e unb fentimentalifd^e 2)tcl^tung" umfd^reibt bad 
9Befen bed ^^antaften: er oertägt bie Statut aud bloger SBiltfar, 
um bem Sigenfinne ber 93egietben unb ben äanntn ber Sinbil" 
bung^fraft befto ungebunbener nad^geben ju fdnnen. „W>tx eben 
barum, meit bie ^^antafterei leine 3(udfc^meifung ber dlatnx, 
fonbern ber ^i^ei^eit ift, alfo and einer an fid^ ac^tung^n^ürbigen 
9(nlage entfpringt, bie ind Unenbltd^e ))erfeftibel ift, fo fü^rt fie 
aud^ gu einem unenblid^en ^aü in. eine bobenlofe Xiefe unb fann 
nur in einer völligen B^i^ftörung fid^ enbigen'' (Säfularau^gabe 
12, 263). 3BirHi^ ftimmt ©c^iHerg Definition genau ju bem 
äßefen unb Seben^gange SoDellg. Sot^ell ift SoHpfift: ,,2)ie 
SBefen finb, toeil wir fie badeten"; ,,iD3ir finb bag ©c^idfat, bad 
/ tfie [bie SBcIt] aufredet ^ätt" ; ,,2)ic lugenb ift nur, weil id^ fetter 



K 



bin, (£in SBiberfd^ein in meinem innern Sinn"; ,,®ie lugcnb ifl 
c. l^'-inur, weil id^ fie gebac^t" (6, 178). Sold^em SoUpfiSmuä ifl 
3{siiuiliä nid^t immer mit @rfo(g au^gemid^en. 2)ie^un&egrenjte 
äRad^t, bie er, t)on gid^te au^ge^enb, bem äBiKen bed äßenfc^en 
jufd^rieb, jeigt, wieviel er mit 2ot>dl gemein l^atte. g ean ^a ul 
aber, ber bie ©alerie pr obtema tifd^cr Staturen jener (Spodje um 
mel^r atö ein Silb bereid^ertf," öerf olgte t)on Slnfang an bie 
feelifd^en Störungen, bie burd^ bie Qtotittiluni. beS 3dÖ ttiad^ 
gerufen werben, unb gelangte fo fdöonim„©eSperug"(1795) nnb 
„Siebenfag" (1796/7) ju bid^terifd^er gormung be§ ©oppel«- 
gängermotiöS, baS nad^ il&m oon ®j^s,JLjÖpifmann öielgcfial«« 
ttg öerroertet roorbcn ift^- SSotlenbi SRoquairol im „litan" 
(1800/3) ift näd^fter 5Ra#ar SoöcIB, ift eine fo t^pifd^e ©eftatt, 
bag feine Süge noc^ bei SBQron ober in SSenjamin Sonftantd 
„Stbolp^e" (1816) ftd^ nad^roeifen taffen. 
^. 8ln gic^teg .^inieII^ftueIIe.Stttidkmuia" beulen Scan 5ßauf unb 
= ©of fmSnn, wenn fie öon bcn Seelenleben bed ^oppeU^d^^ er* 
jä^Ien. Sei 3ioDaIi§ wicberum murbe_bißfe imcUeftuene An* 
fd^auung unteFBwI^anb ^Hn^ SKogie, bie bem SKenfd^cn er* 
möglid^t, fid^ aud^ P^^fifd^ jn bcftimmen. gid^te befiniert in ber 

1) 3)ie aUm&^iäit ©tcigeruna bc8 @olipfi3nm3 im 18. Solftrl^unbert 
ertoog an ®oet^e« ,,3Bert^ct", 3acobU „SBoIbemar", aJloti^' „«liton 
Sieifct" unb Zitdi „ßoöefl" geiftrctd^ g. ©rüflgcmann, 3)ie gronie 
ald entwidlungiSgef^id^tti^ejS SJloment (1909). Über bad ^opjpelgänger« 
tnotib bgl. 3. Öem^, Sean $auld IBeaie^ungen }U (S. 2:. $1. ^offmann, 
1907 f;/ 9, 10 ff. 



- — — -—- ■^= 



@oIi^ii8mud unb ä}eagie. 17 

jtocitcn eittleitung in btc iDäiffcnfd&aftölcl&re (©ömtlid^c SBcrfc 
1, 463), bie intelleftuelle Snfc^auung fei ba^ unmittelbare S3e^ 
tpugtfein, bag id^ ^anbte, unb toa^ id) l^anble: fie ift ba^, moburd^ 
id^ etmaS meig, meil id^ ed tue. „^d) lann feinen @d^ritt tun, 
meber $anb nod^ f^ug belegen, ol^ne bie intelleftuelle ^nfd^au" 
ung meines ©elbftbemugtfeinS in biefen ^anblungen; nur burd^ 
biefe Stnfd^uung roeig id^, bag id^ eS tue, nur burd^ bit\^ unter«* 
d^eibe id) mein |)anbeln unb in bemfelben mid^ t)on bem t)orge^ 
unbenin Objeftc beä ©anbetng.'.' 3 lot>aii ^ billigt gierte ju, er 
^abe ben tätigen ®tbxaud) beS S)enforgan3 geleiert unb entbedt 
(SRinor 2, 193) ; aber er fragt fid^ aud^ fof ort, ob gid^te bie ®c* 
fege beS tätigen ©ebraud^S ber Organe über^au;pt entbedCt l^abe. 
®r meint, auf btefclbe Art, toit wir unfer 3)enforgan in beliebige 
S3emegung fegen, mie wir bie SJemegungen be§ ®enforgan§ in 
©ebärben äu|ern, in ^anblungen auSprögen, muffen wir aud^ 
bie inneren Organe unfcreS ffdrperä bewegen, l^cmmen, öep» 
einigen unb t^ereinjeln lernen. (£r benft an bie 3Roglid^feit, eine 
wiUfürlid^e ^errfd^ft über einjelne, gewöl^nüd^ ber SSillfür tnU 
jogene Steile unfereg S'öxptxd ju erlangen. @r l^dtt eS nid^t für 
auSgefd^Ioffen, bag ber äRenfd^ bann, wabrl^aft unabf^an^iQ oon 
ber Sßatur, imflanbe fein werbe, Verlorene ©lieber ju reftauriercn 
unb fidö bloß burd^ feinen SBiUen ju töten, ffül^ne, überfd}Wcng* 
lid^e Hoffnungen erl^eben fid^ f^itt ; ber freien ©elbftbeftimmung 
beS SRenfd^en werben weitefte ®renjcn gejogcn. ®er ^ann, ber 
fid^ mit biefem ©cbanfen getragen l^at, ift felbft lange 3cit euer* 
gifd^ bemfil&t gewefen, bur(| ben blogen SBiUen ju fterbcn. konnte 
bie wiKfürlid^e Seftimmbarfeit im romantifd^en Sinne, fonnte 
ber SBunfdö, fid^ über fid^ felbfl gu ergeben, bem ©piefe ber 
eigenen ©eele jujufd^auen unb e§ nad^ SBillcn ju Icnfcn, weiter 
getrieben werben? Unb bennod^ glaubte JRogoItö nur bie ®e*» 
bauten gid^teg weiter ju benfen, bann wol^I and) bie t>on 
jg^e mfterl^u ig. 

§ic^teS Seigre öom 3d^, bag ba^ 9?id^t*3d^ fegt, begegnet ju^ 
jlimmenb unb befräftigenb fid^ in ^arbenbergS So^jfe mit ber 
Slnfd^auung feinet fliebfingSpl^tlofoplÖen ^emfterl^uiö, ba^ bie 
SBirftid^fcit ba3 fd^öpferifd^e Stefultat unferer inneren unb än^t'* 
ren Organe fei. Unter biefen Organen ftel&t bei ^emflcrbuiS an 
erfler ©teile ba§ moralifd^e Organ. S)en moral sense ber ®ng* 
länbcr aufnel^menb, beutet ba3 moralifd^e Organ auf SodEeS 
innere ffirfal^rung; jugleid^ aber ifi eS ber Äeim einer unenb- 



18 I. 2)cc »tomantifcr. 

lid^en SSetbcfferungämöglid^Ieit bc§ SRcnfd^cn unb einer Slnnö^c^ 
rung an bie ®ott{)eit. SDie Hoffnungen, bie ^entfter^uig auf baS 
motalifd^e Organ fegte, l^aben dlotyaü^ fel^r eingeteud^tet. ^ie 
6eiben p^ilofopl^ifd^en itl^eorien, bie bem ältenfd^en eine fo groge 
2Slad)t über bie (Srfc^einungStbelt Helfen, l^aben 92oDaUS immer 
me^r in feiner Steigung beftärtt, bie Sfftafe jum äRafeftab ber 
menfd^Iid^en Äraft unb ber SBirlungen menfd^Iic^en SBillenä ju 
mad^en. 6r wirb jum SRagier im ftrengften ©inne beä JBorteg 
unb ftügt fid^ babei auf bie ibealiftifd^e ^^ilofopl^ic feiner Seit; 
barum nennt er fein ©Aftern „magifd^en 3beali3mu§" ^). 3?ur 
ein SDid^ter lonnte fo l^aföbred^erif^e 5ßfabe beg S)enfcn§ wan^ 
beln unb für SBillen^effefte i^alten, toa^ lebiglid^ SSerf ber $ß]^an«» 
tafie war. S)a6 ba überall bie @))uren be§ gel^eimen inneren 
©rangeS ju lünftlerifd^er, genialer ©d^affen^tat ju bemerfen 
feien, ^ebt fel^r rid^tig 23. Dläljaufen l^eröor (griebrid^ o. ^ar- 
benbergg Sejiel^ungen jur 9?aturtt)iffenfd&aft feiner Stit 1905, 
@. 70f.). ©0 ift benn SRoöaliS öon ber 5ß]^iIofop]&ie jur 3)id^ 
tung jurüdEgefelirt. Sttö ©id^ter lonnte er bem grenjenlofen 
3)range genügen, beftimmenb unb bebingenb bit SBirflid^Ieit ju 
formen, ©obalb er biefe latfad^e erlannt l^atte, würbe il^m 
$]^iIofoi)]^ie nnh ^ßoefie ein unb ba^felbe. S)ie ätftl^etifierung ber 
5ß^iIofop]^ie, bie bei griebrid^ ©d^Iegel unb befonberg bei ©d^el^ 
ling ein ®Iauben§fag öon entfd^eibenber SBid^tigleit wirb, ge** 
winnt aber aud^ bei 5RoöaIi§ nid^t etwa ben El^aralter einer 
Mefignation. „®ie ^goefie ift ba§ e^t abfolut SReellc. SDieS ift 
ber ffiern meiner ^ßl^ilofo^jl^ie. 3e ;poetifd^r, je wal^rer", fagt er 
einmal (3, 11; ögl. 376). SDer ^^ilofo*)]^ öcrgibt fi^ niä)t^ 
unb öerjit^tet auf nid^t§, wenn er ^oet wirb. '!S)tnn ^ßoefie ift 
aSal^rl^eit. ffiinft l^attc 21. ®. S3aumgarten Seibnijifd^e ^jf^d^o^- 
logifd^e Sonftruftionen auf ba§ tftl^etifd^e angewenbet unb bie 
ffiunft JU einer SSorftufe ber ©rienntnig gemad^t. ©d^iller^ 
„Sünftler" trieben btn ©ebanlen weiter unb fud^tcn barjutun, 
baß ber Sßenfd^ nur b'urd^ ba^ SKorgentor be§ ©d^önen in ber 
6rlenntni§ Sanb bringe. Sloöaliä aber fd^ägt ebenfo toit ©d^I* 
fing bie ?|8oefie nod^ weit l^öl^er ein; nid^t bloß eine ;pro))a* 
beutifd^c Sebeutung lomme il^r ju, fie ifl nid^t nur ein SBeg 
jur @rlenntni§, fonbern <£rlenntni§ felbfl. 
S)ie Stnfd^auung, baß 5ßoefte ba§ „abfolut SReelle" fei, ba% 

1) SSgl. ®upf|orion 16, 610ff. 792 ff. 



^oefie ee^nfud^t 19 

fie btx 3Saf^tf^tit gleid^Iomme, beutet nid^t b(og auf bie t^l^Uo^' 
fopl^ifd^ Überjeugung, leintet ben 2)tngen, leintet ben @rfd^ei« 
nungen ber ®inntntoelt liege bie malere SBelt. @onbern fie tx^ 
lennt in ber$oefie tatfäd^Iic^ etitäKittel, badS(bfoIute ju erf äffen. 
$ier lomme mitcHid^ im Snbltd^en bad Unenblid^ {ur (Geltung, . 
l^ier merbe bad 9(bfoIute {um Srlebnid. r"^ 

2)er tieffte ®runb beS StingenS naäf btm UnenbKd^en ifl ba§ 
93emugtfein, ba% bem iDtenfd^en eine Seftimmung gegeben ift, bie 
über bie ©renken bed @rbenbafeinS l^inauSreid^t. @e]^nfüci^tig 
blidEt ber 9tomantifer über baS (Srbenbafein l^inn^eg unb fuc^t btn 
SBeg t)om SnbUd^en jum Unenblid^en. äSie quälenb folc^e @el)n^ 
fud^t merben lann, bie aller Sefriebigung \potttt, toti^ SBilliam 
Soöen (©c^riften 6, 128 f.). ©od^ ber JRomantifer finbet ein 
SWittel, fie ju ftitlcn: bie Siebe. ®d)on am 17. fOtai 1792 be- "^ 
fennt ^ri ebrid^gi^Igg el feinem ©ruber (©.46) feine ©cl^nfud^t' '^_. 
nad^ bem Unenblid^en. Unb fd^on in biefen 2)agen uerfnüpft er. 
biefe ©el^nfud^t mit bem S3egriff ber äitbt. ^a§ $erj meine / 
bad unenblid^e ®ut, ba^ if)m fe^Ie, im ©eliebten gu finben: 
biefe ©el^nfui^t, biefe Siebe gcftattet bem SJienfci^en, ing Slbfo* ^ 
lute unb Smige l^inüberjugreifen. 2)er 93egriff ber ©el^nfud^t ift 
* in feiner t)^iIofop^ifd^en ©ebeutung äl^nlid^ öon gi^te erfaßt 
tporben. SKd^te umfc^reibt il^n in ber ,,®runblage ber gefamten 
SBiffenfd^ftSle^re" (1794, @. 303) aU ben .^Iricb mä) etmaä 
t)dllig Unbelanntem, bad fid^ blog burd^ ein S3ebürfniS, burd) ein 
iDtigbe^agen, burd^ eine Seere, bie XuSfüIIung fud^t, unb nid^t 
anbeutet, mo^cr? — offenbart". 3)iefe§ ©eignen ifi für gid^tc 
iSorauSf et^ung aller @rf enntniS unb aller ©ittlid^Ieit ; e^ ift bie 
urf))rüngli^e, Ddllig unabpngige tSugerung bed im ^ä^ (iegen* 
ben ©tretend. 3^ btx Seftftellung biefer ©el^nfud^t ^at gid^e ^ « / ; 
bei Äomantil baä SKittel gegeben, il^r inncrfteä SBefen ju er* >^- -*' 
!cnnen. Denn ber 2)rang be§ SScrnunftmenfd^n nadi bem lln* /^ 
enblid^n unb Smigen l^at fid^ und ia Don 9(nfang atö ein Senn^ 
jeid^en ber romantifd^en ©eneration ergeben. SRomantifd^ ift eS 
femerl^in, bag ber SScrnunftmenfd^ fid^ biefer Sn\ammtnf)änQt 
Dolßnl^altlid^ ben^ugt ifl. 2)en 2)rang nad^ bem @migen, ba§ meta^ 
<)]^5fif4ic SBebürfnid, finbet ber SRomantifer ba überall mieber, 
mo er ©cl^nfud^t em}jfinbet. Unb fo rüdtt benn aud^^be in ben 
SreiS beg metat)]^^fifd^cn SBebürf niffcä hinein ; juna^ft eine gei«* 
fHge Siebe im ©inne ^tato^ unb 5ßIotin3, cincjöegeifterung für 
ba§ CRfenncn, eui~gc{|irger Scu9u^9^tricb, bcfircbt, un^ bem 



/• ♦ « j 



^ ». 



20 I. 2)er 9iomatttlfer. 

&dttliä)tn ju näl^ern, eine fe]^nfud^t§t)one Sie6e jum ®dttliä)tn, 

eine tcIifliöIeJBicfec^ium UnettbUd^cn, toit ©d&teietmad& er fia 

öcrtritt. S)iefc m^ftifd^e unb bef Tcutfc^en äß^ftif fe^r geläufige 

Siebe bleibt aber nid^t blog innerhalb ber ©renien beS SReligidfen 

fielen, gud^ bie Siebe b eg fDlannt^ jum SBeibe gefeilt fid^ ^inju. 

Unb fo erweitert fid^ romantifd^e ©el^nfud^t ju einem aHum*» 

• t^Iingenben SSanbe, baS ffirfenntniö, Sleligion unb Seibenfd^aft 

_.' ^ öerfnü^jft 3)arum fül^rt ^Roöajir JKä£d|en öon jg^^a^intj^^ 

. - . Slofenblütdöen ben Siebenben in bie ^fiiieTbei ®e(ie6ten, totnn 

" '*'ef bag öerfd^ieierte 83iß) öon @ai§ ju entpHen, bie öoHe SGBa^r-« 

l^eit JU erfennen ftrebt. Darum fonntc 3lot)ali$ in bem Iraume 

t)on ber blauen Slume alle romantifd^e ©el^nfud^t nad^ beifr 

^ JlBToIiilcn ftmBöüfd^ barlegen. SKI baS aber liegt fd^on in grieb»* 

'"' -'y^i^^^nef an SSil^elm öom 17. SKai 1792 öorgebeutet/ ber~ 

bie ©cl^nfüd^t na^ bein Unenblid^en ju einem Seipeggrunb ber 

Siebe ftem^jelt. 3^ l>icfer romantifd^ gefaßten, religiös gefärbten 

Siebe ju ®ott unb jum SBeibe fommt bie ©el^nfud^t beS äloman«- 

tilerg nad^ bem Slbfoluten jur Stulpe. S)a§ Unenblid^e tpirb mit^ 

l^in nad^ romantifd^em ©laubengbefenntniffe bon ber SSernunft 

geforbert unb gebanflid^ anal^fiert, bon ber ^oefie öeranfdf)au* 

lid^t unb in bct Siebe jum Srlebni§. ©in ©laubenSbcfcnntniä 

ber ©el^nfud^t, bie über alleS Erbenbafein in unermeßlid^e SBeitcn 

/ ; l^inauöjufliegen fid^ anfd^idtt, ber aber in biefer SBcIt bod^ jmei^ 

//' '^'^^ fad^ Erfüllung unb ©tillung njerben fann: biird& ^o efie unb 

*-' . ^ ,im^ SipJ&Ci Siebe ijl babei im göttlid^en nr\b im menfd^Iid^eh 

©inne gefaßt, ijl ebenfo religiöfe Siebe ju ®ott toit rein menfd^* 

lid^c Siebe jum SBeibe (A @. 156). 

©c^on in biefen vorläufigen SluSfü^rungen fennseid^net fid^ 

bie SnttuidEIungSba^n, bie t)on ben Slomantifem burd^Iaufen 

• ttjorben ift. 3^r Serlangen nad^ ber ®rfaffung beg lejjten 

' ®runbeS, an^ bem bie SBelt ermad^fen ift, ftögt gunäd^fl auf 

bie feflgefügten SMauern, in benen Sant bie ©renjen ber menfd^ 

lid^en ©rfenntniSfä^igleit gejogen l^at. @ie erfal^ren, baß il^re 

l^eißc ©e^nfud^t nad^ bem (Soigen unb Unenblid^en ©el^nfud^t 

'^ ihibtn foll. 2(u§ biefer Snttäuf^ung toäd^ft bie Seigre bon ber 

' / fit/ rnnmttt[f<(i^(>tt g^nTtjf ; fte bebeutet, baß ber SRomantifer be§ un* 

überfcrüdEbaren ®egenfotje§ feiner mcta})]^^fifd^cn %n\pxüä^t unb 

' j il^rer Erfüllung fid^ ftetS bewußt bleibt. Dennod^ l^ält er Umfd^au 

I nad^ ben äRitteln, bie il^n bem (£n)igen näl^er bringen lönnen. 

I 3lnn foII hit ©tärfe feines ©eifteä nid^t länger nur auf ba§ 



Qtntf)n\i(amn». 21 

©ctoußtfcttt fid^ Bcfd^tänfen, baß er mc^r »in unb forbcrt, oK 
il^m je gcfd^cnft toirb. SSon öcrfd^icbenen ©eitcn t^iclmel^t bieten 
j fid^ aWittcI uttb SBegc, bag Slbfolute ju crgreifcti. Siebe, reli^ 
I giöS unb gefd^Ie^tU^ gefagt, unb $oefie (äffen ben Stomantiler 
I ba3 Slbfolutc erleben, gn ber Siebe unb in ber 5ßoefie üerfd^Iingt 
fid^ bag S^itKt^ niit bem ©neigen, ba§ ©nbüd^e mit bem Un* 
cnblid^en. 3^6^ ^i^i> ber romantif^e Qronifer jum ©e^er unb 
\$ro))^eten. 

Sticht bem Ifil^Ien, Bebäd^tigen S)enler eignen fold^e i&offnun- 
gen ; romantifd^g Denfen f^meif t immer mieber auS in bie SBelt 
ber 5ßf>antafie, fo »ie bem romantifd^en Äünftler ber S)enfer 
fietS über bie ©d^ulter blidft. SBören bie 3lomantifer, ©d&elling 
eingefd^toffen, nic^t ^otttn gemefen, fie l^ötten nie ben ffint^u^ a 
fia^muS befeffen, ber ju il^rer JJel^re t>om ©rieben beg ©migen 
gehört, ©old^en gntl^ufiagnm g öer^errlid^t griebrid^ ©c^Iegel ^ 
^on am 21. Snii 1791 in einem Sriefe an ben ©ruber SBi^ [(^ 
f^ttm, unb (^oet^e^ »g n ©(f |i pQger g rflnoj^^ jitierenb, be!ennt(yv, 
er: ,3ßnn wir im ®rnft alte§ Gntl^ufia^mu^ unfähig finb, ^^ 
bann ift e§ bie redete S^t gur Slbfa^rt." 3^ «äl^er bk fjrü^ 
romantif bem Unenblid^en ju lommen glaubt, befto ^ufiger 
erfd^eint ber Segriff ßntl^ufiaSmuä in Sfriebrid^ ©d^IegeK 
Äußerungen, ^n ben legten Stuffögen be§ ,,8tt^enaeumg" feiert 
er immer ttjieber. 9?oöaIi§ bat foaar ben ©ebanfen einer »ÄuI* 
tur beg Jnl&ufiagmuä" (3, 44) gefaßt. S)ie öierte I^efe enblid^, 
bir grT ©Rieg el am 14. SKörj 1801 öor ber Senenfer gafuftät 
Dertrat, lautete: „Enthusiasmus est principium artis et sei- 



f<v' 



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i --tif^- J-^- V- . 



" Uuf benfelben @nt]^fia§mu3, ber über alleg ®nbüd^ Weg* 
fliegen möd^te, berief fid^ in feiner fd^erjl^aften Slbl^anblung : 
„2>er 5ß^ilifter öor, in unb nad^ ber ®ef(^ic^te" (1811, @. 13) 
Clement S Brentano : „3lt^men mir bag SBort ©tubent im mei* 
teren ©inne tint^ ©tubierenben, eineg GrfenntniSbegierigen/ 

tint^ SRenfd^en , ber in ber ffirforfd^ung be§ ®h)igen, 

ber SBiffenftfyxft ober ®otte§ begriffen, ber alle ©tral^Ien be§ 
Sid^teg in feiner ©eele freubig f^jiegeln läßt, eines ätnbetcnben 
ber gbee, fo fiel^en bie Jßl^ilifler il^m gegenüber, unb alle finb 
^ßl^ilifter, loeld^e feine ©tubenten in biefem weiteren ©inne beS 
3Borte0 finb." 

B rentan o l^at, Wie bie große SRel^r^eit feiner jungromantifd^en 
fflenoffen, gegen bie f^jefuIatiDen Steigungen ber romantifd^n 



\ 



22 n* 2)ie erfte unb stoeite (Stufe bet frül^rontantifd^en Xl^eorie. 

@(^ule ftd^ Dteifad^ geäugert, in Smfl unb in @))ott. SSSten 
btc iflnflctöi Jljoinftntifcr aud^ nid^t bcm ©türm unb ^rang 
innerltd^ näl^er geFonrmen, fie n^aren bod^ (unb t>oxan ^Brentano) 
t)xtl in ed^tromantifd^e $roteu§natuten, aU bag fie fne^tifd^ 
6ci jcbcm SBortc ier älteren ®enoffcn bcl^orrt pttcn. Unb 
tocnn fie wie biefc gegen ben ^ßl^iHfiet fäm:pftcn, fo freute e§ 
fie bcfonberS, im eigenen fiager ber JRomantifer ettoaS ^f^i^ 
Itfler^aftc^ auf8uft)flren. 5ß]^ilif}er]&aft aber fd&ien il^nen mand^eg 
ber ©d^logttjorte frül^romantifd&er ©^jefulation. Iro^. all beni 
Bezeugt bie ©teile au§ ber ^ßl^iliflerabl^anblung, loie innig im 
' S^nerfien Srentanoä ©inn mit bcm fiebenSgeffll^I ber 3frfll^ 
v^' romantifer öerBunben toax. 3n biefen legten unb Pd^fien An* 
fprüd^cn trafen alle Slomantifer jufammen. 

9?ur nod^ e i n 3^ugnid betpal^re bieg ! SS flammt t)on einem 
Sßann, ben ßurjfid^tige gern nid^t nur ^ur gfrü^romantif, aud^ 
ijur ganjen JRomantif in ®egenfa& bringen: öonJMIgiültfc Sn 
einem Sugenbauffa^ umfd^rieb er ben Segriff bcS Stomontifd^en 
gonj fo, wie er l^ier nod& ben Sefenntniffcn ber JJtül^romantiler 
gefaßt jporben ift: , ,^er ©eift beljrö enjd&en, mo^I fül^Ienb, 
baß er nie ba§ Ünenßltd^c in öofleT^Iarl^eit in fic^ auffaffen 
mirb, unb mflbe be§ unbeflimmt fd&meifenbcn Verlangend, ftilH^ft 
balb feine ©el^nfud^t an irbifd^e Silber, in benen i|m bod^ ein 
^ Slidt be§ Überirbtfd^en aufjubSmmern fd^eint . . . S)ieS mt|* 
lÜfd^c (grfd^einen unfered tiefflen ®emflteä im Silbe, bieg i&er* 
vortreten ber SBeltgeifler, biefe SRenfd^ttjerbung be§ ©öttlid^en, 
mit einem SBortc: bie§ Sfl&ncn be§ Unenblid^cn in ben atn* 
fd^auungen ifi ba§ JRomantifd&c" (SBerfe, J^eraudgegeBen t)on 
S. grönfet, 2, 347 f.). SBie enge fid^ ba§ an §r, ©döfegel, 
©d&Ieiermad6cr unb ©d^clling anlel^nt, wirb eine genauere Sc* 
tra(5tung ber frül^romonfif^cn Il^corie ateBalb erl^ärtcn. 

n. Mt tvftt vnxtf ihrrffe SfuT^ htv fvüfi^ 
x^mecnÜJ^tn tlfitt^xxt. 

L ^xitMi^ Si|(egf» naf{{){ft{fi|e «nfaitge. 

SdKig felBftöerftönblid^ ift, bag eine ®xnppt t>on ©d^riftflct 
lern, ber bie SeBen§fragen in erfter Sinie ber Sctrad&tung ftcl^en, 
in i^reh äfil^ctifd^cn Setätigungen immer \>on neuem ba§ S)a* 
fcingproBIcm aufiocrfcn wirb. Qu ben unbereinbarcn SBiber*» 
Iprü^tn ber JRomantif f^eint ju gel^örcn, bag fie, wenn fie 



fjr. ©d^IegcB anfange. 23 

jhinft treibt bieg ttm jliei.ffimifttoinen tut n?.&SrigiS,.bo(l& im 1/^:^^-^ 
||!li?ü?i!?l^i.ft?.t? bie. im üi^rigeu 3(6fd^nitt entoiflettm^^ -^ .• ^ 

ogcn |e|enT 9?ur pd^ft jcTfch Tann '^maii bic^ äioma¥f il Tejfr ;^^ 
fflettig er Ißertpcrtung ber gormel Tart pour Tart antrcffetu^ / , . , 
xi fic \\6) mie ber fflaffiji§mu§ cnergifd^, bie Siunjl 
/ ^/^*^-rin unfüttftlerifd^er Stt^^ß ju mad^cn. 2Da fie inbeg 
' -It^t^^^^^ ^^^ 5ßocfie in§ Unenblid^e ju cripeitcrn fd^eint, ba3 r? 
,<; ' len ing Jßoetifd^e nm^ü^t^tn unb bie 5ßoefic ing Sebeit, 

. c^ rogett fu^t, ergibt fid^ i^r öon felbfi bie Siottoenbigleit,^ 



/; / 



mn, rncnn ber junge gnebrid^ ©d&Iegel literar* unb "7^^ 






•'' J^-'*. «? 



|£E®^ML^?I^tl^JILiu.be^^ 

Damt/mcnn ber junge gnebrid^ ©AI 

jlorifd^e ©cbanfcnbautcn crrid^tct,1^^t man beutlid^, 

i eigentlid^ unb inwfter Sini_e bie$robIgme JU)mÄ.tt^^^^ 
auffaffung borfd^meb^n. Snebrid^ ©d^Iegel ifi an(S} aU 
> unb Sitcrarl^tftorifer tvx Jßionier ber romontifd^en SBelt* 
uung; aber er ifi fo lange bem inneren Sfufbau ber ®e^ ^i.,..,, 
i ber SRenfd^l^eit unb il^rer 5ßoefic nad^gcgangen, \^a% ^ '--'*? 



t, junäd^ft @d^Ieic};niad^cr, ©d^clling unb 9?ot)aIi5, t)or il^m 
i Söfung ber Stufgaben ^erantreFen lonntenTlnc er feißfl 
t fd^on in frül^en Briefen an feinen SJruber, erfaßt l^atte. 
)eficn§ cmt)föngt er öiele feiner eigenen ^ttxi, nad^bem 
m (xv^txtxi tt)eitergcbilbet maren, axi^ frembcr ©anb loieber,. 
r fic dffentlid^ baricgt. Unb barum l^t il^m lange ber Sor* 
• angel^angen, er fei nur ber eifrige, oft übereifrige Ser«* 
,er fremben ®ute3 gctoefcn, fein burc^au3 origineller ®eijl 
— eine {Rolle, bie tatfad^Iid^ nid^t er, fonbern fein ©ruber SBif«* 
l^elm ftjieltc. 

S)ie romantifd^e Sl^eoric würbe öjjnjjiiebrtd^ ©d^Iegel junäd^fi 
literoräftj^etifd^ ausgebaut. 6r nimmt ein ©c^fagmort ^erberS 
auYunb mgd&le .beii %injfeto^ ^^^!_.^ 

ben ; er liefert neben Heineren SSerfud^en ba3 grofegebaqte if rdg^t/ 
mcnt feiner „©efd^id^te ber 5ßoefie ber ®ried^en ViX& {Rdmer" 
(1798). S)abei will er aber nid^t nur d^arafterifieren unb be* 
fd^eiben. SJon Anfang onx \\i er auf f^ftematifd^fon^ruftiöe 
J^tporif ayx^, 3)ie^jcfi§i{i^t3}j]^iIofQi)]^ifd^cn Probleme, bie bem 
18. gal^rl^unbert m erfler Sinie bur^ {Rpufftaii m^ ©er$ ge* 
legt morben maren, finben bei il^m neue fiöfungen. 

Kouffeau ^atte, nid^t immer unb nid^t in feinen reifften ftunb* 
gebungen, aber in feinen mirffamften Sugenbauffäften eine über* 
(ultit>ierte äSelt jur (Einfad^l^eit bei ))rimitit)en 2)afetnd aurfidC* 






»•- « ' 



i~-*i 










24 U. S)ie erfte unb ^meite @tufe ber frft^romanti{c^en ^eorie. 

gerufen. Stuf lange 3^tt l^tnau^ breite fid^ bie ®efd^td^td))l^iIo' 
foppte banf StouffeauS Stnftog nur um bieS eine $robIem. S)ad 
®Iücf ber primitiven ®efeUfc^aftSorbnung ober vielmehr «-un«' 
^^<^.ii^j^rbnung erfc^ien fofort ben beutfd^en S)enfern ipenig glauBl^aft. 
er beutfd^e gbeaH^mud uer^id^tete 'oolltnH frü^ barauf, ben 
2Bpnfc§en ju einem jtoeifef^aften fulturlofen ®IüdE jurüdfül^ren 

^3U moden, unb fuc^te i^n im ®egentei( gu fuItureK ^dl^erer get«- 
^ftiger SSoIKommenJ^eit ju leiten, ftojit, giifite^ ©c^flgr^ aber 
aud^ 6e m£ter6u ig miefen biefc SBege. 5»id^t ®Iüdf,ToTOTh fitt» 
' *%^ Jid^e ®}xit, nid^t ein gciftlofeä, golbcneö S^italter ber SSer* 
/ igangenf^eit, fonbern ein geifterfüHte^ ber Su^w^ft motltc man 
.erjielen (ögl. ©öfutarauSgabe 11, @. LXII f.), feiner jielgeroiffer 
aß_^ogfiä[. _ 

S)abei mußte freUid& im ©inne 3touffeau3 jugcfianben »erben, 

bag bie Kultur ben äßenfc^en un^armonifd^ unb einfeitig gemad^t 

l^abe. @S blieb, n^oHte man biefen Skaö^itxl nid^t ru^ig ^in« 

nehmen, nur übrig, bie verlorene ©armonie 5um Sutunftöbilb, 

. JU einem ^\^tal. ju mad^en, bem ber SRenfd^ raftlo^ jujuftreben 

.^..T'l^abe, ha^ er aber nicmaö ganj erreid^cn lönne. ®iefe luftur* 

^ ^^^^^ ^^^'^ft^^iÜSff ^^** H^ ^^^ ^^^ ^^5i®?S 3^i&corien, bic^ 

. , j,«^*i^Pl^Ä5n"H^ eigen TTnbT^Sem Sloman- 

'^>^ tiFer Sricorttl ©d^Ieget 5Stte c^ nahegelegen, fofort für bie 

jttjar jiSIefpaitige, aber geiftig rcid^cre ©emeglid^feit moberner 

Kultur gegen bie fd^üc^tere Harmonie alter Kultur Partei ju 

nel^men. 2Wertioücbigcrmcife ftel^t fein ätuffa^ //Ö^cr^bgd ^in* 

bium ber gried^ifc^en ^oefie" (1797) gerabc auf cntgegengefc^tem 

©rdfntpü'nRei; 'IfTtc^t avi^ (Eigenem ijl er ju gerechterer SBür* 

- bigung ber mobcrnen Äultur gelangt, fonbern jumeift^^rcj. 

jr/.;/4/@5|inerf Sfnrcgung. ®r burc^Iöuft, el^e er bicfer Anregung 

/nad&gibt, eine 5ßeriobc „rcoolutionärer DbjeftioitStämut"; unb 

jdnnt nad^bcm er fie übermunben l^atte, ifl in il^m ber JRoman^ 

^-'^ lifer ju üollem Setoußtfcin crttjad^t 

f y. 3)er Stuffa^ „über bag .(^tubium ber gried^ifd^ .$ßßfic" iP, 

toic bie ©fijjen „Über bie ®renjen be3 ©d^dnen" unb „SJom 

SBert beS ©tubiumg ber ©ried^en unb SRömcr", Bemfll^t, "baä 

Cer^öltni^ antifer unb moberner Sunfl unb ftultur ju bc*» 

! fiimmen. S)iefelbe aufgäbe fuc^ten in i)er jttjeiten ig)älfte beg 

vl8. Sa^rl^unbertS unter bem Sntl^uU^ ^^^ SBindtelmannä S)eu' 

• tung ber Stntifc nic^t nur ^erbcr, ^oetl^e , ©deiner, SB. D. ©um* 

Bolbt, aud^ ®arvc, Sorflcr, Soutemwtin* viele anbere ju Wfen. 



f, 



w-v 






1 

Slntil unb ntobern. 25 

Q J t 

An bic ©teile öon {Rquöcgüi. Oegenflberfienung c{ne§ <)rimt^ ; j^ '^«1^ 
tiöcn, aber ^armonifc^ glücflid^en Slaturlebcn^ unb bcr i>crcin^l ,/ '^''• 
fcitigenbcn, glürfraubcnben Kultur trat in bcn ©rdrtcrungcn! v>'^ /. 
über antif unb mobern bic Slntit^efe antiler Harmonie unb mo^ ^^ }^ ^^. 
berncr 3tt)ißfpöltigteit. SBinrfelmanng äuffaffung »on ber ebleW 
(Sinfalt unb ftillen ©rdge beS ®riec^entumS ^atte ed ermöglid^t, 
in aiouffeauä Äntit^efe für bie Ungebrod^en^eit ber Uröölfer -«-'^^^^^'^y 
bic fünftlerifc^ gcabelte Harmonie ©riec^enlanbö einjufetjen, bie / 

ein »ürbigere^ Sorbilb für ben ^ocfigebitbcten ^tj>\!i^ bcg 18. Sal^r«* 
l^unbcrtä barftcllte a(^ bic ®eifte§armut ber $rimitit)en. %\t 
feelifcf)en SSorjüge ber ^rimitioen, junäc^ft bie doUc Harmonie, 
blieb biefcm ibeoUficrten 9?aturDot!e olter ©riechen beroa^rt. 
2)abei erblicfte man bie ©riechen bcr ^t\i be^ @op^of(cd unb 
5ßf>cibiag auf einer ©tufe unbewußt triebartiger ftunft, bie einer 
®leid)ftenung ber ©riechen unb ber ^ßrimitioen Slouffcauö nod^ 
ftörfer entgegenfam. gfnebric^ ©c^Iegel legte xo\t @d)iller, t)on 
biefen )93oraudfet^ungen au^gel^enb, ^antd f)iftortfc^en äßagftab 
^xi bie Stntiten unb SRobernen unb fonb bort ,,9latur", ^ier ^v^vJ^ .^ 
,,Sunft", b. ^). Sünftlid^feit. ©r na^m biefe qSräbilate fo ernfi, 
bag er in bem SCuffage ,,93om SBert beS ©tubiumS ber ©ried^cn 
unb 9tdmer'' ber antifen ^u(turentn)icf(ung \At Semegung be3 
ftrei^Iaufeä, bcr mobernen ein bauernbed gortfd^reitcn ju* 
^billigte. 2)enn naturgemöge, organifc^c (Sntmicflung DoH«- 
^ie^t fid^ nfl*^ ferk^ in freigfdrmiger 9}a^n, in ber bemuBten 
lünf^Hd^en @ntmi(flung l^atte £^^ie Sßotmenbigteit fortmuß 
c/Trenb|^8[ufn)Srtgfteigeng gcfuiScnT 

i>(HScnn aber 8rieMct-Sc&Ißg«I öntif unb mobern Dergleid^t, 
^ * ^ ' fonftruiert er nid^t blog, oielmel^r fuc^t er bag SBefen beiber arten 
in anfd^uenber Setrad^tung 5u ergrünben. Unb ba gelangt er, 






^t 






) 






.A^ 



ämjBMm^^^MLimm,Mm&miL3s^M (Staiienifc^e ^, 
teife, 17. 2ßai 1787 ) unb mal^rfd^einUd^ angeregt öon einer öe* 
obad^tung ^üUsSirf^/ ju ber ©rfenntniS, bafe in bcr mobernen^ - - 
5ßoefie ein flb grgemid^t beg S nbiDibucIIen/ C^ar^fterißjtfd^cn.unb ' 
5ß^itofo}j|ifd|cn ^erric^c, bol liTauf baä ^nitx^\axitt, ^ifante ,^ 
x&~iSiiippanit au^gc^c. ©obalb b ag f^ntcreffan te aK auS** . 
eic^nenbe Sigcnl^cit ber mobernen ^oefie erfannt n^ar, lonnte / 
riebridE) ©c^lcgcl nai:^ ÄantS ,,ffiritil bcr UrtciI3lra|t" crHören^^ . ^ 
ag mobcrniJ^ffie üb^er^^^^ mit bcm,©d&5nen .nid&lä.itt.ij|n /' 



/ • 






?..< ' ' 



^jl^abe ; benn nad) ßant ermccf t baS ©d^öne ein intereff elof cd 33o^( 



<» 



ge^Uen. @o blieb ber antiten $oefie allein bad SSorred^t, ber 



26 n. a)ie crfte unb atocitc Stufe ber fTÜl^romanti{(!^cn Xl^eoric. 

9BcIt beS ©d^dncn anjugcl^Srcn. S){c mobcmc crfd^tcn il^r gegen«" 

.y* über aU manieriert; ber Stn^brudf ift © oet^eg ©jp rac&aebrait(j& 

' * (SuBiläumSauggabe 33, 54 ff.) entnoBunea*! Unb '©Belnif (§111 

e§, njenn bicfcr ntanicriertcn'^'^ocfic bc§ S^^tereff an ten bie 

Haffifd^c 5ßoefic afö objeftib cntgcgcnge^cnt ttJurbe. Stud^ El^r. 

®2ÖfLJfel£E/ @d^iner§ greunb, ber bamafö ^nj unter lient^ 

^ ,> //'<SiSbru5e Don ®oet|e^ Iftbetirftebt, liebt ben ierminu^ ob*» 

/^' ^^f^jr^ .icltUL; t)on fforner l^at IJriebrid^ ©d^Iegel ia^ißiner. grüfecit. 

' Y ^^^'^ 3St^ulTe"Tcfaf rehi ®nblt$ cn^^^ fid^ bie gried^ifd^e 

' \,n^5Boefic in ibrer l^iftorifd^en ®nttt)idEIung, titn megen ibter Slatur^ 

giSmößb^it loegen il^reö organifd^en, burd^ feinerlei frembc Ab*» 

fid^ten getrübten ?tuffti^g al§ ,,ctüige Siaturgefd^id^te beS ®e* 

fd^madtg unb ber Äun^". 

®ent ©ried^entum unb fetner Jßoefie toax burd^ biefe Stblet* 
tung eine auSgejeid^nete ©onberfteKung jugenjiefen, ioie fie in 
gleid^cr ©öl&e lurj Dörfer unb tt^öl^rfd^einlid^ unter SS. t>. ^nvx* 
balbtä eintoirfung © ^inerg g riefe^,^ bie aftl^etifd^e ©r* 
jiel^ung" (1795) gefordert ^aHeh. 68 njar barum ni^t gan^ 
geredet t>on ©d^iller, lüenn er in btn ,,Kenien" über gr, ©d^Ie* 
gefö ©raefomanie fj)ottetc unb bie tiefere SBal^rl^eit, bie er ber 
SBett Derfünbet ^atte, r>on gr^^SdälegöL auf bcn Stop^ gebellt 
fal^. SBol^I aber l^atte ©dSifter fclbft injtoifci^en feinen ©tanb*« 
^junlt geönbert. S)ie Hbl^nblung ,,Über naiöe unb fentimen«* 
tatifd^e S)id^tung" (1795/6) erhjog, mcld^ SSorj^üge trofe aller 
Sebeutung unb ©rdße antifer ffunfi unb 3)id^tnng bem mo- 
bernen S)id^ter übrigblieben; unb fie fanb biefe SJorjüge in ber 
l^dl^eren geiftigen Kultur, in htm flSrfer entmidfclten SSernunft- 
unb Sbcenmenfd^entum be0 ntobernen fentintentalifd^en gegen- 
über bem antifcn naiöen 5ßoeten. 

S)enn ber ^ßrojjortion JJr. ©d^Iegefö : ,,antif ju mobern h)ie 
objeftiD ju intereffant" entf^irid^t ©d^iller^ $ßrot)ortion ,,antil ju 
mobern n)ie naiö ju fentimentalifd^". irregeleitet burd^ bie ®r* 
fd&eittung§baten ber flofföermanbten SIrbeiten ©d^illerö unb 
©d&Iegetö ^at man fälfd^Iid^ gemeint, gr. ©d^Iegel b^be lebiglid^ 
©^ilterS Stufftettung toeitergetrieben. Satfäd^rid^ tfl feine ^ow 
flruftion langfl fertig getoefen, e^e er ©d&iHerS Äbbanblung Ia§. 
ferner aber gebt ©^iherg 5ßro^)ortion nid^t toie bie ©d^Iegefö 
auf bie fünfllerifd&e Qualität unb ben äflbetifd^en ©inbrudf an^ 
tifer unb moberner S)id^tung; fonbern ©dritter bleibt bei bem 
9?aturgcfü^I [teilen, bag bei bem antilen Sinter, eitn ipeil er 



^c 



^entimentalifd^ unb intereffant. 27 

na^ bct Anficht bcS 18. Sö^t^unbcttö auf bem SRaturfianbtJunft 
fielet, ein nntDcg, bei bcm mobcrncn, bcr oug feiner 5tDieft)äfti8ett 
ftultur l^CTOuS nad^ bcr j^armonifd^en ©inl^eit ber fflatnx ]\6) 
fe^nt, ein fentimcntalifd^cS ift. ®efc]&€tt ift baS aud ber ©tim-» 
ntungätoelt beg 18. Sa^r^unbcrtS, baS in l^eröorragenber SBcife 
fentimental, b. 1^. \)on ©e^nfud^t nad) ber 3latnt erfüllt mar. 
®cr fcntimcntalif^e @e^nfuc^t§mcnfd^ inbcffen ijl auf§ in* 
nigfie öermanbt mit bcm romantifd^cn, fcl^nfuci^terfflnten Cer^ 
nunftmenfd^en. S)ic fünftlcrifd^e Sebcutung biefer Art aRen«» 
fd^en unb ©id^termirb in ©d^illcrS ?(b]^anbrung fcflgeftellt. Unb Q \ ^ 
Sr. ©d&Iegel erfuhr burd^ ©d^iller, baß er ben ©entimentalifd^en, % ttf 
b^tt SROberhen, bie er ju Vertretern be3 ^nitxt^tiXiitxi, beg ^&t ^ 
SRid^tfd^dnen geflem^jelt l^atte, nid^t geredet morben mar. ^er i / 
Komantifer l^atte bie ©ru^j^je, ju ber bie Slomantifer fclBer j ^v/ 
ifi frgn, f t ^l ed^terHbei^ttnfaefMrtr'ber ^lafftfet ©d^itlet. Utt1> fo /*.^ 
bteift ©Ö^lIIef ba3 VcrbtenfltV baß er ber SRomantif jur ©clbft* 1^^ 
befinnung unb jurSrIenntniS il^rer eigenen öebcutung öer]^oIfen*|/?jI 
l^at. S)enn mirflid^ öcrfd^minbet gr. ©d^Icgetö ,,0bieItit>itat3Wi^^ > 
mut" fofort, unb er tritt glcid^ nad^ bcr Serdffentlid^ung feiner "^^ * 
atbl^anbfung ,,Ü6er bad ©tubium bcr gricd^ifd^cn 5ßoefie" rfldEjiM:^^^. 
\fiXi\ol auf bie ©eitc bcr aKobernen, bcr {Romantifer. ^^^ /f 

5rcilid& barf nid^t überfeinen mcrbcn, bog all bie fd^arfen SBorte, ^j^^'H^ 
mit htntn 5r. ©d^lcgcl bie SRobernc'n in feiner Sfrbcit bebad^t " ^^^ ^ 
l^attc, nur t)erla))t)ter fiiebe entftammen. ®bcn meil fic il^m inner«» Xh^ ''■''' 
lid^ bod^ nöl^cr ftcl^cn, öcrfäl^rt er mit il^nen fo graufam. ©cl^örcn "^^^ / 
bod^ fei ne Sicblin gc 3)a]tfe unb ©J^ofcf^iearc ju i^nen. SRod^ 
mcijl crbeiben eine Stuittal^mcflcnung unter ben SRobernen ju. 
Aber aud^ icj^t ift er fd^on öon befjter ©offnung für bie ncuefle 
unb bie fommenbe beutfd^e ^ocfic erfüllt. ®ie Hoffnung ftüjjt 
fid^ auf ,,ein merltofirbigc§ nnh großes ©^mi^tom"/ auf Ooctl^cS 
$oeftc, bie in feinen Stugen bie ,,aRorgenrdtc e'd^ter ^unfl unb 
reiner ©d^ön^t" (flKinor 1, 114) ift. SBie ba§ gemeint ift, 
geigt g riebrid6i ©rief an SBit^ctm bom 27. Februar 1794: ":£^'^* 
„%a^ ^Problem unfrer 5ßocfie ft^cint mir bie Bereinigung, bcS. -j,^ ' 
Q SBcfcntlid^aRobcrncn mit bem Säcfentlid^SIntifcn ; ttrenn id^ l^in* | 
^>(,^ jufe^e, baß ®oet6e^ ber erfle einer gang neuen ftunft^jcriobe, 1 
r'^N^einen Stnfang gcmad^t l^at, fid^ bicfcm 3iric ju nöl^ern, fo mirfi; i ■. i^ 
^u mic^ mo^I Derflc^en" (©. 170). ^ ' T^^/^ 

Äud^ biefc ©riefflenc offenbart, ttnc gr. ©cfile acl m Sfnfang. ^^-^ 
an bem ftafftfd^en ^armonie<)rinsi}) Diel ju fiarf fcft^ält, afö ^ :^ 



1 jt^r 



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28 n. 3)ie erfte unb ^toeite @tufe bcr frül^omantifci^en 2:]^eone. 

baß tl^m bic freie Setoegunfl jiDifd^en ben (Scgenfäfeen/ blefer 
ed^t romantifd^c Suq, begcl)ren§mcrt erfd^eincn lönntc: toenn 
fd^on nid^t ^armontfd^e Objefti&ität, fo bod^ Harmonie t>on an^ 
tifer Dbicfttöität unb mobcrncr @ubieftit>ität — fo meint er 
CS 1794. 9lud^ ba berührt er fid^ aufä innigfic mit ©deiner. 
Sid^te tpar eS öorbcl^altcn, il^n ju neuen Slnfid^tcn ju leiten. 



2. %t. @i|(cgfl8 SefenntniS jum ttdmaniifi|en. 
ttdmanti{i|e fpdefie, n)mantifi|f ärnnir, Sranf )fnbfnta(|idf{{f • 

3m ^anbumbre^en gewinnt 8fr. ©d^Iegel nad^ feinem „ma^^ 

nieriertcn ^t)mnusJ in 5ßrofa auf bag Dbjeftioe in ber 5ßoefie" 

(S^C'Sr. 7) ben romantifd^en ©tanb^junft. ©dritter öerl^ilft il^m 

}u biefer Sßenbung, aber ebenfot)ie( 2)anl fc^ulbet er Sid^te. 

S)ie oben (©. 15 ff.) entmidelten JJic^tefd^en Elemente bc3 

frül&romantifd^en ©louben^befcnntniffeö mußten notmenbig 

einer l^öfieren ffiinfdE)dgung ber mobcrncn 5ßoefic bienen. gid^teg 

93egriff ber ,,inte(leftuellen 9(nfd^auung'' ^ob bie 93ebeutung beS 

bemußten, mit ooller ©elbftbeftimmung fd^affenben S)id^ter§. 

SSoüe greil&eit unb SBcmeglid^feit beS ffljenfd^en mürbe gleid^ 

falls burc^ Si^te nahegelegt, e^id^te faßte ba^ et^ifc^ toeit rigo'» 

riflifd^er auf als bie JRomantif er ; f ie aber f anben nur eine ©tüjje 

i^rer ^jroteif^en SBanbelbarfcit ijnb ber Seid^tig!eit^ mit ber 

fie t)on $oI ju $oI fd^ebten, toenn ^id^teS SSorlefungen ,,tlber 

bic öeflimmung beS Oele^rtcn" (1794) bel^aupteten: ,,SfIIeS 

Sernunftlofe fid^ ju unterwerfen, frei unb nad^ feinem eigenen 

®efege eS ;u be^errfd^en, ift letzter SnbgwedC beS äßenfd^cn ; totU 

6)tx le^te ßnbimed odllig unerreid^bar ift unb emig unerreid^ 

bar bleiben muß, totnn ber 9Kenfd^ nid^t aufl^drcn foll, äRenfd^ 

ju fein, unb menn er nid^t @ott werben foH ,. . . . 2l6er er 

fann unb foH biefem 3^^^^ immer nä^er lommen; unb bal^er 

ifi bie Stnnäl^erung inS Unenblid^e ju biefem Sitle feine wal^rc 

Scftimmung als SRenfd^." ^m 116. Sttldenaeumfragment l^at 

/ / ??l-..®?6^?8^^ 17 98 all biefe Kriterien öon bem SRenfd^cn auf 

.-V ,/ Rc romantifd^e^oefie übertragen: bie romantifd^e $oefic ift eine 

' ■ '^ ferogref fioe Unioerfalpoefie, fie ifl nod^ im SBcrbcn; ja baS ift 

*.W il^r etgcntlid^eS SBefen/bdß fie ewig nur werben, nie öollenbet 

"■^Äfein !ann. ffeine I^eorie lann fie erfc^dpfen unb nur tint biöi* 

-^natorifd^c ftritif bürfte eS wagen, il^r Igbeal d^raftcrifieren gu 

WoKcn. @ic ollcin ifi unenblid^, wie fie allein frei ift unb aö 



dlomantifc^e fronte. 29 






^*^/ 



f^ •• ^ «f ,♦ 



v^ 



©efefe über ßd Qsütf. l(?unft für ^unft feieren bic gorbcrungcn 
toiebcr, bic gici^tc wa bcti SRcnfcl^cn unb an feine |jrogreffü)c 
Untocrfalbetätiflutig ftellt— freiließ mit icnem Z'^\^%i bete ftrengc 
©elbftjud^t in freie SBillen^betatigung ummanbelt 3n bem^ 
felben Fragment »irb aber aud^ Sic^teg inteneftuellc Mnfd^au«» /<2^ .^^^^ 
ung jur ©eftimmung bcö SBefenS romantifd^er Jßoefie öemiertet, »^/ ''* 
bte 3lefIcjion be§ benfenben unb l^anbelnben SJienfd^en über fein 
S)en!en unb ^anbeln^ bie ^äl^igteit, nrie \xi einem @))iegel fid^ 
felbft ju betrad^ten. %txiXi bie romantifd^e 5ßoefie lann xixai^ 
i$r. @d^legel axa meiften gn^ifd^en bem 2)argefteUten unb bem 
3)arftcnenben, frei öon oHcm realen VixCb ibealen ^ittereffc, auf 
ben Slügeln ber Jjoetifd^en SRefIcjion in ber SRittc fd^toeben, 
biefe SReftejion immer mieber jjotenjiercn unb mie in einer enb* 
lofen SReil^e t)on Spiegeln öeröietfod^en. S)iefe ^oefie intellef- 
tueller Stnfd^auung gefkttet bor allem bem romantifd^en 2)id^ter, 
fid^ iebergeit über fein Sßerl unb über fein eigenes ©d^affen gu 
ergeben unb Iritifd^en 93ndEed beibe gu betrauten; fie geftattet 
mit einem SBortc: romantifd^c ä^^onie. 

@^on bic ,,®efd^id^te ber ^oefie ber Oried^en unb SRdmer" 
gebeult ber fofratifd^en S^^nie, bie ,,ba§ ^eiUgfte mit bem gröl^«* 
lid^en unb Seid^tfertigen gu öerttjeben ^jflegt" (SRinor 1, 239, 15). 
S)ad 42. unb 108. S^ceumfragmcnt befinieren genauer; nod^ 
augfüf^rlid^er cnttoidEcIt ber Sfuffafe ,,ttber bie Unöerftänblic^feit" 
(2, 392 f.) bie öorgüglid^ften 9lrten ber Sronie. Sr. ©d^Iegetö 
ajjl^oriftifd^e Semerfungen über gronie fanben, öom ©tanbjjunft 
meiter entmidfelten romantifd^en S)enfeng, il&rc tieffinnigfte 85e* 
grünbung im vierten ©efpräd^ "ox^n S. SB. g. ©olgerg ,fix* 
min" (1815). %tx ®egcnfa|, ber gtoifd^cn ©d^Iegelö Slnregun* 
gen unb ©olgerS berinnerlid^ter Raffung ber S^^onie naturgemäß 
ttjaltete, mirb feit $egel gern überfd^ögt. 

S)ic romantifd^e Sronie ift mit gid^teS intelleftuericr Slnfd^au** 
ung aufs innigfte t^erbunben unb mit ber gforberung^ fid^ über 
fid^ felbft gu ergeben, bie öon Der SRomantif auS gid^teS gormel 
abgeleitet mirb (f. oben @. 16 f.). S^O^ci^ <Jber ift fie ©r«* 
gebniä beS rcfignierten ©ctüufetfeinS, baß ber SSernunftmenfd^ 
fein metat)]^t)fifd^eS ©ebürfniS xCxt gang befricbigen, \^oXii tx, im 
®nblid^ett befangen, niemaß baS Unenblid^c auSfd^öijfen fann. 
3*oifd^en bem UnenbUd^en unb jebem SSerfud&e, eS in SBorte gu 
faffeu/ bleibt aud^ für ben SRomantiler Doriftufig nod^ eine WX'* 



30 n. ^ie erfte unb ^tveite @tufe ber frü^romantifc^en jll^eorie. 

uberfleiQtid^e ftluft beftel^en. 2)er ®etft bed SRenfd^en tvirb fid^ 
feiner UnjuIängUd^feit betpugt unb mit n^eifer @el6ft6efd^ränlung 
bringt er feine 9(udf))rü(]^ in eine ^oxvx, bie allein fd^on biefe 
Unjuldnglid^feit jugcftel^t; ba§ S"9cftänbnig ber fielen Unju* 
tängüd^feit aber bleibt ber befle fßttoti^, baß ber iDtenfcl^ ni^t 
in eitler ©clbfibef^jicgclung öerl^arrt, fonbern burd^ feinen (Beifit 
über bie ©d^mäd^en feinet 2)enlend l^inau^ge^oben mirb. @^ 
ifl — fid^tifd^ gefprod^cn — ein äufeerfteö unb legtet SRittcI, 
burd^ fein 3^ i>^^ 9?id^t*3^ ^err ju »erben. ®arum lonn 
Sfr. @c^(ege( fagen, bag bie @elbflbef(^rdn!ung für ben Sünftler 
unb für bcn SRenfd^en ba^ 9!otn)enbig{le unb bad ^öd^fte fei 
(S^ceumfragment 37). 

S(u^ fold^er ©elbftbefd^ränfung em^ftd^ft burd^ romantifd^e 
Sronie baä Semufetfein unbefd^rönltefter geiftiger 3freil^eit. Sn- 
beut ber 9{omanttfer fd^einbar ftd^ ganj t)reiggibt, gelangt er 
p ^öd&ftcr ©eweglid^feit unb uneingefd^rdnftefler ©elbfibeftim* 
mung. ®§ ift bie l&öt^fte Stufe freiefter SKenfd^Iid^feit, bie ©d^il- 
lerg ©riefe „über bie äftl^etifd^e ©rjie^ung beS SKeufd^en" in3 

"^'^atuge fnffen, toenn fie in ber ^Betätigung beg ©Jjieltriebeg T)ie 
reinfle unb f)9rfflte ftugerung menfd^U(|en SBefenS erlennen, 
menn fie beJ^auf^ten, bag ber 9Renfd^ nur ba ganj äRenfd^ ifl, 
mo er ft)ielt. SRomantifd^e gronie manbelt bie fd^mierigflen gci* 
ftigen unb fcelifd^en ©enfjjrojeffe andf in ein @t)iel. ©d^ ifterg 
il^eorie öom @ftietftteb ober murjelt genau mie bie Se5re t>on 
ber romantif^en S^onie in Sid^teä 2)enfen. 

3)ie romantifd^e Qronie ermdglid^t bcm HRenfd^cn, frei unb 

ungebunben über ben 2)ingen ^u fd^meben. 2)ie l^etpeglid^Ieit, 

i . bie ben romantif^en 5ßroteu3naturen unentbel^rlid^ x% toixb 

\ ,c: burd) fie gemalert. 3)urdö fie mirb ber {Romantifer gur „Vit" 

banitöt" crgogen unb jebcr ,,3iriberarität" entjogen. S)aS Sil* 

bunggproblem ber SRomantif erl^äü ^ier feinen eigenTten Sl^a* 

% / , rafter: bie t)on ben Älaffifern angeftrebte |>armonie ift nie 

. ■' DöIIig äu erreichen; man nähere fid^ il^r alfo burd^ freie jle Se- 

> meglid^Ieit (ögl. S^ceumfragment 5ö). 
,. . ffitu f^eröorfte^enber 3wg biefer romantifd^en, mit Sronie ge* 
;>-' tränften ©itbung ift ber SBi^. Ungejäl&rte ©tjiegelungcn beg 
SBiJeg finben fid& in gfr. ©d&IegcB Stufjeid^nungcn. SSon bem 
©egriffe be§ Sßi^eg, ber bcm 18. gal^r^unbert eignet unb fid^ 
am beften mit bem Sfprit ber Stangofen t)erbinben lögt, gel^t ed 
em^jor ju einer gorm be« fflt^cg, bie unentbcl^rli(^er JBefianbteU 



^t^. ^ranl^enbentat^oefie. $oefte ber $oefte. 31 

ber tomatttifd^en SBettanfd^auung mtrb (ätl^.^JJt. 116, fi^c.*St. /)0 
16). 5)a3 220. Sltl^.^gr. fd^cibet bcti rein ^joctifd^cn SBig, ber eine 
ermartung in nichts auflöft (gr. ©d^Iegel ^at ffiantö 3)efinition / , . • ^ 
beö Sac^eng, Äritif ber Urtcitöfraft §54, im äuge), t)on bent meit / ^ ' 
gej^altöolleren ^jj^ifofo^j^if^en SBiJ^e. 3)en SBert bcö ^)^iIofo|)]^i* 
fd^en SBi^e^, ben St. .©^„^gggt cbenjo bei 53jj£flÄ i^i« bei Seibrnj unb 
ggn t jum SSater ber mic^tigften ©ntbedEungen mai^en möd^te, 
T852fet er um fo \fi\itx ein, ^^j^!S^i3&&^lSiS^^^ nic^t§ anbcreö ift 
aK ber Ocift ber Uniöcrfalität, bie ^iffcnfd^aft alter fid^ cftng 
mifc^enben unb toicber trenncnbcn SQäiffenfd^aftcn, jittßuijgiic^e 
El^enjiC;^ ^htn feine unb ^arbenbergS Fragmente finb ber befte 
SSfe55eii7 lüelc^e ipoffnungen beibe auf bie fü^nften föombina* 
tionen einer fold^en togifd^en E^emic gefefet l^^ben (ögl. OK* 
l^aufen®. 42ff.). 

%\t romantif^e 5ßocfic ober entl^üllt fid^ nad^ ben oben 
bargclegten SorauSfe^ungen im 238. Stt^enöeumfrogment aB • y 
„ Xranfacnben.taIt ?oefie'^ SBic bie Iranfäenbentaltjfiilo«» 
foppte triti)c^ t)t unD rintliem 5ßrobuftc oud^ \i^^ 5ßrobujicrcnbe 
barftellt unb im Softem beS tranfsenben taten ©ebanfen^ jugleid^ 
eine E^araftcriftil beö tranfäcnbentalcn Denfen^ entölt, fo »er* i . / 
binbet bie Srnnf5enbentoH)oefie „bie in mobernen S)id&tern nid&tv' ' T / 
feltnen trauf5enbentalen äRateriaCien unb iSorübungen 5u einer-^ ^ 
^joetif^en S^^orie beg S)id^tung§oermögeng mit ber tünftlerifd^en .^, : , . j^ 
JReflefiott unb fd&önen ©elbftbefpiegelung, bie fid^ im 5ßinbar, '^^ \^ '■ 
\^txi I^rifd^en Fragmenten ber ©ried^en unb ber alten ©legic, ^./\. 
unter ben Steuern aber in ®oetbe finbe t''> 3^^ jeber il^rer ®ar* ^ 
ftellungen foll bie Iranfjehbental^joefie fid^ felbft mit barfiellen ^ * 
unb überall jugleid^ Jßoefie unb. 5ßoefic ber 5ßoefie fein. * *;' *'^ ..^ 

5ßgefie ber^ßoefie — ioieber ein3 ber fd^mierigen ©d^Iag- 
mortc^."' ©d^rege!?.'' "^gm 238. ät^enaeumfragment gcl^t eö auf 
eine ^oefie, bie fid^ felbjl jum ©egenflanb ber ©arficHung mad^t, 
vx ber mir ben S)id^ter felbft am ©anbioerf feigen, ©ofort foüte \'^ 
tl ja eine Siebling^form romantifd^er S^onie ioerben, ben ®id^* ^ ' 
ter unb ba§ S)id^tgefd^äft in bie Did^tung felbft ju öcrfetjen, burd^ ' , 
ftete 3erftörung bc§ gcfd^Ioffenen ÄunftJocrK unb feiner Snufion , 
S)id^ter unb fiefer fi^ über bie S)id^tung ergeben ju laffcn. Gin 
Sitten alfo abermafö im ©innc ber itttelleftueHen Änfd^auung 
gid^teS ! 3)cr S)id^ter \itv>b<x&/iti fein eigene^ ©d^affen unb bringt 
ed xxi bie S)id^tung l^inein; aber ^Vi6^ ber Scfer foII in ooder 3frei* 
l^eit unb Semugtl^eit bie ^id^tung afö ^id^tung unb nur ald 



Ck:> 



34 lU. 3)tc brtttc Stufe ber frül|romcintiJci^cn ^^l^coric 

öcttad^tungglDcife ein 3Rtn\ä), bcr öon bem (Sefül^I ber StB- 
Pngigfcit Dont Untoetfum burd^ruttgcn ift. Sleligion tfl mit^ 
i)in für ©d^Ieiermad^er nid^t flJtttapf^t)\il unb nid^t SJioral, fon- 
bern Stnfd^uen bed UnberfumS. (Sine jipiefod^e Xmbeni maltet : 
erflenö, big Uncnblid^e, ©roigc, ffitne öon bent Sluffc bcr cnb*- 
lic^n 2)inge ju trennen, bamit e3 nid^t in beffen aBellcn unter*« 
gel^e ; jioeiteng bic ©egcnipart be§ Unenblid^cn, ©migen, ©inen 
in ben tnbtiäjen S)ingen ju erfnffen unb bcn SBiberftreit be§ 
(Snbtid^en unb Unenblid^en ju (dfen. 

^ud^ baS S^i^^^ii^uelte i^ unenblid^, ift SCuSbrudE unb @|)tegel 
bcä Uncnblid^en. 3iil>ü)ü>iwlitdt im l^öl^eren ©innc, menfd^Iid^e 
Snbiöibualität cntf^jringt an^ ber SSermäl^Iung bcg Uncnbltd^en 
mit bem ©nblid^cn. 3^1^^^ SJicnfd^ ift Snbiöibualitat. 3^^ jcber 
Snbiöibualität finb ober nur bic Srdfte gd6unben, bic ba§ SBefen 
bcr SRcnfd^l^cit auSmkwi^cn; bal^cr ift jcb^r SKenfd^ ein ^om^jcn* 
biunt bcr SMenfd^l^cit. SBenn bcr SKenfd^ anö) in \iä) fetter ba0 
Uncnblid^ gefunben fytt, bann ift bie Sleligion öollenbet. 3)er 
<3txa% an bem loir aud bem Unenblid^en ouSgel^cn unb al^ 
einjelnc unb bcfonberc SBcfen l^ingeftent toerbcn, ift bic ©timme 
bc§ ®etDiffcn§, bie j[cbem feinen befonberen 83cruf auferlegt unb 
burd^ bic bcr unenblid^e SBiKe einfließt in ba^ ®nblid^c. 

©elbftanfd^uung eröffnet nn^ bie Slnf^auung beg Unenb* 
Ud^en. @eI6ftanfd^uung mirb mitl^in gum Organ ber fittUd^en 
iSilbung. ©ic läj^t in bcr 3nbit)tbuattt&t btn StuöbrudE unb 
@<)icgel be§ UnibcrfumS crtennen. ,,@o oft id^ ing innere ©clbft 
ben ©Kdt juriidtocnbe, bin id^ j^glcid^ im JRcid^ ber (Smigleit; 
id^ fd^ue be§ (Seiftet ^anbeln an, bad feine äBcIt t^ctmanbcln 
unb feine 3^* gerftören lann, boä felbft erft SBcIt unb 3rit 
erfd^fft", fo Reifet c§ in ©d^Iciermad^erg ,,2KonoIogen" (1800), 
bie t)on ber Setrad^tung bcr 8leIigion jur gortnung feiner etl^i* 
fd^cn übergeugungen ttjeiterfd^reiten. 

Der Sern t)on @d^Ieiermad|erä ©tl^if ift : Gin ^n\ptu6i aller, 
bie 2Benfd^enantK| tragen, beftel^t, baß ba^ in il^nen angelegte 
Sbeal freien ^pitlxanm unb frcubige görberung erlange, ba^ 
@inn unb fiiebe il^m begegnen unb e§ tragen (S)ilt]^e^, ©d^Ieier* 
mad^er, @. 454) : SSoIIenbung bc§ freien inbiöibuellcn 8Binen§ 
ift, bic 2tbfid^t biefer ©tl^lf . „^mmer mel^r ju »erben, ma§ id^ bin, 
bag ift mein einjiger SBiHe; jebe ipanblung ift eine bcfonberc (Ent* 
ioidttnng biefeö einen SBüIcng. Segcgnc bann, ma§ ba moJKc!" 

3ur SReife ift ©d^Ieiermad^erS ffit^if in feinem Ijofll^umen 



^Religion unb etl^if. 35 

„ffitttlourf eines @^fteirtö ber ©ittenlcl^re" gebicJ^en. 2)ic gor* 
bcrungen ber „SJionoIoflcn" feieren loicber, tocnn l^icr bie fitütt^c 
Äufflübc bcS SKenfd^ctt in ber öollenbeten SluSbilbung bcä gnbt* 
dibuumg gefud^t mirb, baS in bent ©leid^gemid^te feiner t)er<« 
fd^iebcnen ^äfte fein inneres Scben auSjuIeben l^at ^tbtx 
2Renfd^ f^at eine inbibibneHe äufgoBe unb erfüllt fie in einer 
<)erfönli(|en ®ur^6ilbung, bie alle SKomentc bcS gemeinfamen 
Kulturlebens auf ben cinl^eitlid^en S^ed ber inbiöibuellcn fBotU 
tnbunq gu begiel^en l^t. 2)aS @ittengefe| offenbart fid^ fo als 
innerlid^ nottoenbige Munition beS intelligenten SBcfenS. 3liä)t 
n)ie bei ^nt fielet eS mit bent Slaturgefe^e in l^riniit^tellent 
Oegenfa^. S)en (^ttoicHungSflebanlen ber Seibnigr ^erber unb 
©Delling etl^ifd^ beutenb, lägt ©d^Ietemrad^er eine Sinie ber 
S3ert)oniontmnung auS ber Statur in bie ©efd^td^te übergel^en. 
S)aS Sbeal ifü ni^t SJerni^tung ber nieberen 3toe(fe, fonbcrn 
ü^re l^rmonifd^e 9(uSgI.eid^ung mit ben l^öl^ren. (&int gennffe 
Sermanbtfd^ft mit ©c^itlerS SSerfud^, ben StigoriSmuS ftantS ju 
milbern, ifl nid^t ju t)erFennen. 

^on ben ,,9ieben" ift eine fo mäd^tige SBirlung auf bie roman* 
tifd^en ©enoffen ausgeübt toorben, bag nur 6et fc^ärffter SBe* 
obad^tung @d^Ieierma^erS Anteil an ber romantifc^en Sil^eorie 
t)on bem 9(nteil ©d^elUngS gu trennen ifl. 2)aS Problem beS 
Unenblic^en, beS UniDerfumS tritt fortan in bie erfte Sinie ber 
3)iSluffion bei btn romantifd^en Oenoffen. Son bicfcr ©teile 
aus gelten bie l^erfud^e, ben äRenfd^en mit bem STbfoIuten in 
enge SSerbinbung ju fe^en. ©d^Ieiermad^er meifl einen ber SBcge, 
auf benen im romantifd^en ®innt bem 2Renfd^en baS Äbfolute 
jugängKd^ loirb (f. oben @. 19 f.). 

2. S^fDing unb bie Wumantifet. 

a) tSftl^etifd^e SSJeltanfd^auung unb OrganiSmuS'« 

Begriff. 

^rei $l^afen t)on ©d^ellingS ^^ilofof^l^ie finb für ©eifteS'^ 
gefd^id^te unb ^id^tung ber älomantil t)on SBid^tigf eit : erftenS 
feine 9{atur))]^iIofo))l^ie, bargelegt befonberS in ben ,/3been ;u 
einer 5ß^ifofo<)^ie ber Katur" (1797), in ber «bl^anblung ,,Son 
ber aScItfeele, eine ^t)potf)e'\t ber Pieren ^ßl^^fif (1798), unb 
in bem „(gnttourf eines ©^ficmS ber 3?aturtj]&iIofotjl^ie" (1799) ; 
jnjeitcnS fein äftl^etifd^er SbealiSmuS, ben feine ©d^rift „©^fiem 



36 ni. 3)ie brtttc ©tufe bcr frül^romaTitift^en Xl^coric. 

bcS ttanfäcttbcntalen SbcaK^mui^" (1800) öortrögt; brittcnS f ein 
Sbcntitätgf^ficnt, böä junÄd^ft in bcm Stuffaftc ^.Satfienung 
tneiiteg ©^ftemg bet 5ß]§iIofo:^l^tc" (1801), bann aber aud^ in 
einer Steil^e erg&njenber 9(uff&^e ou^einanbergefe^t tonxbt, Stuf 
bcr crfien ©tufc öcrfnflt)ft Stelling Sfid^tcg SBiffcnfci^ftglel^re 
mit ^erberd unb ©oetl^e^ Ditaliftifd^r Staturauffaffung, auf ber 
itotittn totnbtt er fid^ refolut in^ Sfll^etifd^e unb gelangt gu dtt^ 
fultaten, bie an Sd^illerd @|)eIuIation gemal^nen, bie britte ©tuf e 
ifl t)on @|)ino}a Bebingt 

©d^ellingd 9!atur|)]^iIofo|)l^ie fagt bie 92atur afö ein 
groged ©Aftern auf, bo^ au9 ber SJernunft ]^ert)orgegangen ifl. 
S)ie Statur mirb aU bie unbemugte gform beiS )8ernunftle6end 
genontmen, bcr bk Icnbenj eignet, bie betoußte Sform ju er=* 
jeugcn. 3)ic SRatur ift bie Ob^ffee, in bcr na(fy ntand^rlei 3^r^ 
megen ber ®eifl julc^t fd^fenb feine ^eintat, b. 1^. fid^ fclbfl 
finbet. $I^Uofo|)]^ifd^ Staturerlcnntnid. betrad^tet bie^mal ben 
gangen 9latur;i)rogeJ3 afö ein gtpcdhnSBigei^ Sn^antmentoithn t>on 
Gräften, bie Don ben nieberflen ^feindftufen gu btn l^dd^flen be§ 
(ffthnalifd^en SebenS unb beS SBeloujstfcind fül^ren. TS)it 3latnx 
mug bagu afö ein großer Organi^mud gebadet toerben, beffen 
Xeile bie 9(ufga6e l^d&en, Stitn unb 93e)tmj3tfein l^ert)orgurufen. 
S)ie $]^iIofo:^]^ie ber Statur nrirb gur ©efd^id^tc beS merbenben 
©cifleS, bie l^erfd^icbencn ©tufen be^ 3laturIebenS finb aU 
„Äatcgorien ber Statur" flcfaßt, afö bie notmenbigen 3h)ifd^en** 
formen, in benen bie Ißernunft ou^ beut Unbetougtfein in§ ^t" 
louBte n^eiterfd^reitet 

3)ie Statur ijl ntitl^in bie loerbenbe gntclligcng. a)ic dnt^ 
loidCIung, bie fie gu burd^taufen l^at, itixaä^itt ba^ (Eingelbing: 
nur afö notloenbifleg SRittcI, nid^t att ©elbftgtocdE. a)a3 ginget 
ba^tin in ber Statur ijl ein l)orüBcrgcl^enber SIugcnbKdf, in bcm 
bai^ aBed^feIft)ieI ber Sröfte gum ©tillflanb fomtnt, um gleid^ 
loicbÄ gu beginnen, ^n ber Statur befielet ein 8(ntagonigmu§ 
entgegengcfetter ÄrSftc. ©runbform allc§ natürlid^en ®e- 
fd^l^ng ifl ober nid^t nur S)uali^mu§ unb 5ßoIarität, fonbcm 
aud^ ©^ntl^efe bicfcr geocnfä^Iid^cn SRomente. 2)amit toirb gfid^* 
teg trtabif(^r Sftl^^tl^muS \>on Zf^e\i^, Sfntitl^efig nnb ©^ntl^i^ 
gum! $ringip ber ^)ebuftion ber Statur|)]^itofo|)]^ie. 3uglcid^n)irb 
ein 2icbIingSgebanIc (Soetl^S (f. oben ®. 14) öerttiertet. 

Scr etl^ifd^n STJeto^l^^fil £antg unb gfid^te^ n^ar ber ©egen«* 
fa^ \)on 3latnt nnb ®ci^ unentbej^rlid^ geblieben, obgleid^ au(!^ 



©(j^cHingg (gnttoitflttiig. 37 

fic bt€ SJcrnuttftBcbinfltl^eit bcr Siatur ancrfcttnctt mußten, 
©d^clling ntad^tc biefcnt WHbtt^pxnä) ein ®nbe, mbcnt er bie 
3latnx SU einent SSernunftlJrojcS \temptltt. 

S)ie 3laturt)l&tIofo|)l^te ifi bie Se^re öom SBcrben be§ 3^^, bcc 
ttanfienbentale ^btali^mu^ bie Seigre t)om 3^ felbfl. 
Sßeber im Xl^eoretifd^en nod) im ^raftifd^en lommt baS 34 iu 
feiner l^öd^fien SnttoidHunfl; ba toit bort iji eö einfeitig. SZnr 
in ber äftl^etifd^en gunftion be^ 3<^; ifl bit ©infeitigleit jener 
beiben XStigleit^formen aufigtl^oben. ^tnn baS ®enie ifi bie 
Betougtlog^cttjußte Jätigleit beg 3d^; fein Jßrobult, bie Äunfi, 
ift bie tJoHenbete a)arfleltung öom SBefen beg Sd^ 3)ie ftunfl 
jeigt ba^ t)oIIe ®Iei%ett)i(^t ber bemugtlofen unb ber 6emugten 
XStigleit, baS fonft in ber CErfal^rung nid^t möglid^, nur in ber 
UnenbKd^feit benttar ifl. 3n ber Äunfl allein btdm fid^ finn- 
lid^c unb geiftige SBelt ; benn baS ®enie ift bie Sttteniflenj, bie cU 
Statut ioirft. @o toirb bie Sunft jum l^öd^jlen Drganon ber ^ßj^i«* 
Iofo;t)l^ie; benn fie löft ba^ Problem, an btm ba^ jpl^iIofo;t)]^ifd^e 
S)enlen arbeitet. S^beg ttjal^re Äunfitoerl iJl eine jur öoIKom* 
menen Sfuggefialtunß getangte ©rfd^einung ber abfoluten SBelt-» 
cinl^eit. 3« ^W if* ^^^ ©egenfag be3 S)enltriebeg unb be§ SBil** 
lenStriebeg aufgel&oben. 

®ie Äunfi ifi bie »öllenbung be§ 2BeItIeben3, fie iji bie reiffte 
©rfd^einung be§ 3<%^ ba^ ben Urgrunb aller SBirflid^Ieit bilbet. 
®oS SjU^etifd^e SKoment ifi alfo für bie SBeltauffaffung Sd^el^ 
lingö beftimmenb gett^orben. 

3n ©d^ellingg Sbentitätgf^flem loirb enblid^ bie ©tufe 
öoll anerlannt, ju ber bie SRatur fid^ in bcn frül^eren 5ß]^afen 
eineg 2)enfen§ allmöl^Iid^ emporgerungen l^at. @ie toar burd^ 
eine Sel^anblung felbftänbig geworben unb \tanb bem 34 ^^^^^ 
bürtig gegenüber. SRatur unb 34 kjerlongten nunmel^r nad^ 215^ 
leitung au^ einem gemeinfam«n (Srunbe. ^pinoia^ Seigre legte 
©d^eHing nal^e, in SRatur unb Oeift bie beibcn ®rfd^einung^ 
toeifen be3 Slbfoluten ju erlennen; unb toit ©pinoia nannte er 
baS Stbfolute 6alb ®ott. 

3)a3 Sttbfolute ifi bei ©d^elling toeber ibeal nod^ real, toeber 
®eijl nod^ SRatur, fonbern bie ungefd^iebene Sereinigung aller 
©egenfäfee. Sugleid^ entölt ba^ Stbfolute bie aRdglid^feit, fid^ 
ju biffetenjieren nnb ju einem Softem ber tjerfd^iebenen ®r* 
j4eiuungen ju loerbcn. ^n ©d^ellingS Stnfd^öuung cntmidEelt 
ft4 bie abfolute SSemunft in jn^ei SReil&en; in ber einen überwiegt 



38 ni. 3)ie brtttc Stufe hex frül^rotnanttje^cn Xl^eoric. 

bic Slatur, in bcr (Utbcrcn bcr ®ciji. gn frincr btefcr Bcfon* 
bereit Srfd^eittungen tomtnt bo§ Äbfolute gu öoller S)ar jicHung : 
im menft^Iid^en Drgantömu§ j. 8. überwiegt nod^ ba^ |)l^^fif4e/ 
im befien SBcrIc cineg ffiünftterä bag ibecHc SRoment. SJotÜom^ 
meitc Entfaltung bcr abfoluten SScmunft ift begj^olb nur im Uni** 
ücrfum, in ber lotalitSt ber ©rfd^cinungcn, mdglid^. S)aä Uni- 
öcrfum ift mitl^in ber tjolllommenfic aller Organismen unb ba^ 
öolllourmcnjle ÄunfiJücrl, cS ift bic Sbcntität bcS abfoluten Dr*- 
ganiSmuS unb bcd abfoluten SunftroerfeS. 

^ie 9{aturjp]^iIofo|)l^ie ber Stenaiffance l^t gleid^falfö baS Uni« 
oerfum als einen Organismus unb als ein fiunfboerl betrad^tet. 
S)arum mad^te ©d^cUing 1802 ben grdfeten italienifd^en JBatur* 
t)]^iIofo|)]^cn (Siorbano SSruno jum Slnmalt feiner Seigre, bic 
SBal^rl^eit unb ©d^dnl^cit glcid^fe^te, nnb entnridcite feinen 
öfi]^etif(%en ^antl^ciSmuS in bcm S)iaIog : ,,85runo ober fiber baS 
natürli^e unb gdttlid^e 5ßrinjlp ber ®inge." 

STuf biefcr britten Stufe ^at^ ©d^KingS ^^ilofop^ie bic ^i^ 
tefd^e iJorm abgetan ; er gel^t ni^t ttjciter öom 3d^ auS, fonbern 
öon ber Slatur, alfo t>on bcm, toaS frül^cr öon bem ^i^ realifiert 
tourbe. 3)ic 3latur l)crlangt jegt, unabl^dngig l>om fubieftit)cn 
85eh)u6tfein erfannt ju toerben. — 

©elbftuerftönblid^ fontmen für bic 3wgc, ttne toeit ©d^Icicr* 
mad^erS ,,?R€ben" unb ,,SDlonoIogen" üon ©d^elling ab^ngig 
finb, nur ©d^riften Iber erften 5ß W^ ^Ifo öuS bcr Qtit bcr ^atur*« 
|)]^iIofojp]^tc, in 93etrad^t. ©d^leicrmod^crS 9(uSgangS|)unft; Den 
bem aus er feine realifUfd^ t^tcaibc am (Snblid^en fid^ erobert, 
ift bic Sfteligion. Unb biefcr 2ruSgangSt)unft loar ©d^clling 
fremb. Siod^ mcl^r: ©d^ellingS SRcaliSmuS lommt in ber britten 
$l^afc, im ©tobium bcr 3bcntit&tS|)l^iIofo4)]^ic^ gum 2)urd^brud^. 
SRag er fid^ frül^r fd^on Vorbereiten, t>ienci^t fogar anfünbtgen, 
ganj fläpiß fyit ©d^Iciermad^er üor ©d^elling feinen JftcaKS* 
muS bclannt; iiicKcid^t l^at er — neben anberen -— ©d^clling 
baburd^ btn SBcg ßctoiefen. SBie ©d^Ieicrmad^er befd^äftigt fi(| 
©d^elling allcrbingS fd^on in feinen erften ©d^riften mit bcm 
Problem bcr fid^tbaren ©egennmrt beS Uncnblid^enim^blid^en. 
Abermals öfter gewinnt man ben SinbrudE, als ob bcr tranfjen* 
bcntale ^beal^mu^ unb bic 3bcntitötSt)l^iIofot)]§tc ©d^cIIingS 
ber Slnfd^uung ©d^Iciermod^erS ndl^cr flänben unb bie dtoQt, 
wie in enblid^er ©arftcllung baS Uncnblid^c feftju^aUen fei, 
ftöricr in ben SSorbergrunb fd^dben, als bic 9{atur|)l^iIofot)l^ic. 



©(j^eHtng unb ©d^Ietermac^er. DtganiiSmui?. 39 

SJicIIetd^t tfl bieg unter ©d^Iciermad^erä Stnfluß fo gctwrbcn. 
®attä gctoig tjoriätel^t fi^ ittbcg in ©d^cHinö^ UrWI über Sitbiöt^ 
bualität eine Sßanblung, Sie tl^n ©d^Ieterntod^et näl^er bringt; 
minbeftenS beEannte fid^ nod^ bie 3latvixpi)\lo\op^t }u einem 
ßrebo, bag ber ^itbtöibualität toeit tocniger günftig ift aU 
©d^Ieiermad^erg ^erfönlid^Ieit^Iel^rc. 

2)ie SBcnbung jum äftl&ctifd^en, bie fid^ in ber j-mciten unb 
britten ^l^afe t>on ©d^ellingS romantifd^er ©nttoidEIung tyottiit% 
ift fd^on in btn ^^SReben" ju finben. SttuSbrfldEKd^ l^ebt ©d^Ieier^ 
mad^er bie ißemmnbtfd^aft l^ert^or, bie jtpifd^en bem religidfen 
SSorgang unb btm öftl^etifd^n (SinbrudE beftel^t 0/3leben" 1. Stuf*» 
läge @. 149; l)fll. ©ilt^e^, 2a>tn ©d^Ieiernrnd^er^ @. 304). 
®elemt l^ot ©d^elling an bief er ©teile freilid^ nid^tä öott©d^Ieier- 
mad^er; benn bie 5ßaranclifierung \)on Unit^crfum unbÄunfhoerl 
ijl il^nt öon anberer ®ütt in breiterer Äu^füJ^rung geboten tiwr*- 
btn; eine an SKöd^tigfeit bie flfld^tigcn Semerlungen ©d^Ieier^ 
mad^er^ loeit übertreffenbe ig)au|)tquene ber $]^iIofo:t)l^ie ©d^t^ 
lingS fommt l^ier in ©etrad^t: (Soetl^e. ftünfilerifd^eä ©d^affen 
unb 9!aturbetra^tung in einS ju fd^Iingen, toai ®oetl^e 6e^ 
fonberg feit ^^Uilitn ttm^ ©ettjlDerftänblid^g. 

%m fd^ierigften ju Wfen ifi bie iJrage, toie toeit bie Vornan* 
tifcr ©id^elling loegen feiner SÄffung unb SJertoertung beS Or** 
ganiämu^begriffeg t)ert)fUd^tet finb. Dl^ne S\ocV(tl fyti 
feiner ben Segriff fo folgeri^tig unb fo allfeitig entmidEelt, tote 
©d^elling. ®od^ ebenfo getoiS ift tSt. ©d^Iegefö Denfen öon 
SInfang an auf baSfelbe Qitl ßerid^tet; ferner t)ertoertet er \yon 
frü^ auf äfll^etifd^ btn ^Begriff, ber ja eine lange Ißorgefd^id^te 
in ber ffunftlel^re bc§ 18. Qal^rl^unbertg l^at nnb t>on ®oetl^ 
unb ©erber, aber aud^ öon ^ri| an ©d^elling tote an gr. 
©d^Iegel in l^od^u^ebilbcter gorm übergeben toirb (f. oben 
©. 12 f.). 

3)ag ©auptmerfmal organifd^cr Sctrad^tung ift ber SBunfd^, 
eine (Srfd^einung aU ®anje^ p begreifen, auf baS ®an^ unb 
©inl^eitlid^ &ei ber öetrad^tung unb SBfirbigung, fei'g ber SBelt, 
fei'ö eineg ?lu3fd^ttitteg au^ ü^x, ju bringen. 3)a3 116. Sltl^e^ 
naeuntfragment unb bie 2)efinition ber romantifd^en Jßoefie, bie 
e§ üerfud^t (f. oben @. 28 f.), finb auf bem ©cbanlen tfer üerein- 
]^eitli4ten ©anjl^ett aufgebaut Unb gtoar, ol^ne bag ©d^elUng 
atö Anreger in Sctrad^t lame. „^it romantifd^e 5ßoefic iji eine 
progreffioe Untt>erfaI})oefie. S^re SSeflimmung ifi . . ./ aKe 



40 ni. 5)ic brittc Stufe ber frül^romantl|c^ctt 2:i^eortc. 

getrennte ©attungen ber 5ßoefie toicber ju l^ereimgen . . . @ie 
umfÄßt allcg, toa^ nur |)octifd^ ift, öom größten, toieber mel^rere 
@^^eme in ftd^ entl^altcnben ©^flethe ber Äunft, bt3 ju bcm 
©eufjer, bent Su%, ben ba^ bid^tenbe Sinb audl^aud^t in lunfl^ 
lofen ®efang ... Sie ijl ber l^öd^flen nnb ber allfcitiglien ®il> 
bung fällig, nid^t Blog t)on innen l^rou^, fonbern anä^ t>on an^tn 
l^inein; inbettt fie jebem, hwg ein ®anjeä in il^ren 5ßrob«ften 
fein foll, alle Seile Ä^nlid^ orgmiifiert . . ." 2tber nod^ ötel 
frül^er bröngt St. ©ii^tegel auf bag ©inl^eitKci^, ©onje int Äunft- 
ipcrf. (Bd)on äRitte SÄii 1793 fd^reiBt er an feinen ©ruber 
(@. 86) : ,,gg flttt nur att^t ®efefee für bie ©id^tfunft. ©ineg 
berfelbcn ijl — ba^ SKannigfaltige muft ju innerer (Einl^cit not^ 
n^enbig Derlnü|)ft fein. Bu Sinent mug alled J^inmirleU; unb 
aus biefem ©inen jebeS onbem ®afein, ©teile unb ®ebeutung 
nottoenbig folgen." ®ie trodEen DerfianbeSmäßigen, rein fd^e^ 
ntatifd^en dftl^etifd^en Äategorien Ginl^eit unb aWannigfaltigfeit 
gewinnen unter gr. ©d^Iegefö ^anb neueg 2eBen. ®it)inatorifd^ 
fd^reitct er in ber SRid^tung mittx, bte ©erber, Senj, (Soetl^e 
in ber ©turm^ nnb 3)rangäeit eingefd^Iagen l^aBen unb in ber 
aud^ S. ^. äRorife' @Jpe!uIation fid^ Betoegt. STuf öfH^etifd^cm! 
(Sebiete fteigert fid^ feine ®rfcnntni§ nnb feine SSertoertung ber 
organifd^en Oangl^eit rofd^ unb bauernb, big er nid^t nur ba3 
eingelne ßunfttirerl, fonbern bie gange ^nfi toie eine organifd^e 
®in]^eit betrad^tet. ©tolj fagt er 1804 in ber ®orrebe jum erften 
SSanbe öon ;,2effing§ Oebanfen unb SKcinungen" (@. 34) ; „^k 
Äonftrultion unb ®rlenntni§ be3 ®anjen [ber ftunjl unb S)id^fe' 
funfi] . . . ifi öon nn^ aß bie tint unb mefentlid^ftc ®runb^ 
bebingung einer Sritif, totld^e il^re l^olje SSefiimmung toicllid^ 
erfüllen foH, aufgcftellt toorben." Seffing ttjirb babei afö SSor*- 
Idufer fold^n ©trebcnS in Mn^pxnäf genommen. Saß eine or«» 
ganifd^c Äonftruftion be§ ©anjen ber Sunjl für 3t. .©d^Iegel 
äugleid^ aud^ eine j^ifiorifd^e Äonftrultion bebeutete, ifi felbft«» 
öcrftänbKd^. 

3)er SBunfd^, baS Äunftoerf aö organifd^cS ©anjeS ju faffen, 
cntft)ringt abermatö beih metapl&^fifd^n Scbflrfniffe gr. @(^Ie* 
getö. Qiani loie ©d^openl^auer e§ umf^reibt, möd^te 3t. ©d^Iegel 
bag ffunftioerf in feinem inncrften 3itf<^niwcnl^ange flberfd^aucn 
unb ber ©inl^cit fid^ betouß^t njerben, bie barin jur loed^fclnben 
Srfd^einung fpmtnt. SJom cinjelnen JEunftioerl ft^reitet er atö* 
balb folgcrid^tig jum ®an*cn ber ffunfl »eiter. 



n 



©d^clling nnb gfr.' ©ij^lcget 41 

ipat inbcffen gr. ©d^lcgcl öiellctd^t t>on ©d^elling gelernt, bie 
ganje SBelt, ba^ Uniöerfum, als Drg<mt3muS ju faff en ? 3»^ ben 
,^been" nnb im „(Sef^rSd^ über .bie $ßoefie" (2, 339. 364), jetgt 
ftd^ biefc Slnfd^uung fofort in ber iJorm beS öftl^tifd^en Sbeo^ 
Itömuä ©d^cIUngS. 2)a§ Untoerfum ein Sunftipetf! ©d^Iegel iji 
ju bicfer Übctjcngung bod^ tooi)l fidler in bem Sfugenfilic! ge^ 
langt, ba ©d^Iciermai^ct if)m ba^ Uniöerfum toieber na^egctüdCt 
l^ttc. ®att cS bod^ au(i^ bicSmal nur bie alten, je^t freilid^ 
mit neuem SebenSinJ^alt erfüllten Segriffe in griebrid^ toad^- 
jurufen; bcnn \>on Anfang an mar er geipöl^nt, feine Stnfd^au- 
ung t)on organifd^er (Sinl^eit über bie ®renjen beS Sftl^etifd^en 
l^inaug auf bie Srfaffung ber ganjen SBett anjutoenben. ®er 
»rief an mif)tlm kxom 28. STuguft 1793 ftellt bie ©leid^ungen 
auf, bie bann ebenfo in btn „Sbeen" unb im „©efjpräc^" tt)ie 
in @d^eIIingS dfil^etifd^em 3bea(iSmud toieberlel^ren. Dl^ne bag 
ber StuSbrudC felbfi erfd^iene, iji ©d^ellingö Uniöerfum aI3 Zo* 
talität ber (Srfd^einungen l^ier t)ortoeggenommen ; unb biefem 
Uniöerfum iperben bie ^xabitate juerteilt, bie 8ft. ©d^Iegel für 
ba^ ^unfttDerf getDonnen l^at. 

Db unb toietoeit ©d^elling für bie jtoette unb brttte $ß]§afe 
feiner rontantifd^en 5ßeriobe ettt>a§ öon iJr. ©d^Iegel gelernt i)at, 
toirb tool^I nie ganj einmanbfrei fefljufteHen fein; benn beibe 
fußen auf ber Äfil^etif unb 3laturerlenntni§ ©oetl^eS unb iper*« 
berS. Siur \ä^int gr. ©d^Iegel frül^cr als ©d^clling bie Ser** 
njanbtf d^f t Don ©oetl^eS lünftlcrifd^en unb naturtoiff enfd^ftlid^en 
a)enffornten .erlannt ju l^aiften; ©d^eUing njurbe Don Ooctl^e 
felbfl in biefc ^wfam'menpnge eingcfül^rt, ober nur nad^bem 
5r. ©d^Iegel längfl bie ßanje Sebeutung beS DrgantSmuSBegriffS 
nad^ ber ©cite ber äftl^etif ttjie nad^ ber ®titt ber SRaturerlennt* 
niS erfaßt l^atte. 

Unb fp barf benn aud^ bie Seigre öom „aRittcIpunft", bie in 
ber organifd^n SBeltonfd^auunfl gr. ©d^Icgetö eine fo große 
SRoKe ift)iett, unmittelbar auf tl^re crften Ouefien, auf OoetT^e unb 
auf aKorife (ögl. SubiWumSauSg^ibe 36, @. XLIII), jurüdE* 
geleitet nierben. SKarie Soad^mi möd^te (SBeltanfd^auung ber 
»lomantil, 1905, @. 33 ff.) biefe Seigre Dom SKittc^Junfte, bie 
//3ctitrumSIe]^re", gum eigentlid^en®lauben§belenntnis gr.@d^Ie* 
getö mad^ctt. Sluf il^re SluSfül^rungen fei J^ier öertoiefen. 



\ 
\ 



42 ni. 3)tc britte ©tufe bcr frül^romanti^d^cn 2:i^eoi:ic. 

b)S)te3?atur<):^iIofo<)l^tc@d^cItinflg. 

2)te 3latutp^ilo\opi)it, foipol^l bie ©(j^eningS ipie bie ©d^Iegetö 
unb ^arbenbergä, ju toürbtgen, muß ein SItdf auf bie ®nÖ* 
mtdlung ber SRaturtoiffettfd^ft in ber jtocitcn ©ölftc be§ 18. 
^af)xi)nnbtxt^ getiwrfen iperben. JtotmliS unb gt. ©d^Iegel, aBer 
aud^ ©d^elling ipören minbcr fül^n in il^ren naturt)]^iIofot)]§ifd^en 
Sonfirultionen gciocfcn, l^ötten fic nici^t überrafd^enb ntuen, bie 
ganjc Slttfd^auung bcr 9'laturt)org(!nge umftürgenben ©ntbecfun^ 
gen gegenübergeftanben. 3n Jßetioben, ba faji jcber lag neue 
©rienntniffe au7 ndturtpiffenfd^ftlid^em ®cbiete jStigt, feeginnt 
bie Jpiffenfd^ftüd^c 5ß]^antafie mit fieberl^fter ©d^nelligfeit ju 
arbeiten. SJiagte nnb SK^ftif [teilen fid^ ein unb überl^olen nn^ 
gebulbig bie ©rgcbniffe ber jttnir rafd^, ober für bie Slaftlofig* 
feit unb ben Übereifer ipiffenfd^ftUd^er ©ntl^ufiajien boä) noä) 
JU fongfam fortfd^reitenben gorfd^ung. 

gnnerl^Ib ber 5ß]^t)fif l^atte bie Seigre t>on ber ©d^njerlraft 
Äant 1755 unb — in abfd^Iiegenber SBeife — Zaplact 1798 ju 
il&rer ^^potl^efe öon ber ©ntftel^ung be§ @onnenft)ftem§ gefül^rt. 
Sl^labni öerfinnlid^te 1787 bieSd^ngunggäuftönbe t>on5ßIatten 
unb ©d^eiben in ben befannten Älangfiguren. 1789 fül^rten 
®atoani§ 5tofd^ej;perimente jur geftftellung einer ticrifd^en 
@leltriäitat ; anbere eleltrifd^e ©rfd^einungen glaubte man an ber 
»oltaf^en @öule ju entbedCen, bi§ »olta bie Sbentitdt beiber 
formen ber ©leltrijität nad^mieS. S)ie (S^mie erful^r burd^ 
Satjoifier unb burd^ 5ßrieflle^, btn ©ntbedfer be§ ©auerftoffö, 
eine grünblid^e Umgeftaltung. Um 1790 aber mürbe nod^ eine 
anbere Senjegung auf bem ^clbe bcr SRaturmiffenfd^aften njid^* 
tig, bie ettoa ein aWenfd^enalter öorl^er eingefefet l^atte : bit SSer*» 
brängung ber med^anifd^en Slaturanfd^auung burd^ eine öita^ 
liftif^organifd^e. 2)er große Serner Malier ging bal^nbrcd^enb 
tjoran. 

S)em SJitaligmug entflammt ber SKe^meri^mu^. SJiit beftem 
®en)iffen unb naäf feinem bejien 3Biffen l^at SRegmer (1733 big 
1815) bie auf falfd^er Deutung richtiger Scobad^tungen ru* 
l&enbe ißel^re üom animalifd^cn SÄagnetiSmug auSgebilbet. 3)ie 
Siomantil ift big ju Sufttnug ffierner gern in feine ©d^ule gc*» 
gangen. ®in S^^rtum SKeSmerg unb feiner Stn^nger mar eg, 
h^i Vorgängen, bie lebiglid^ auf ©uggeftion unb §^pnofe rul^ten, 
an SKagnetigmug ju benfen. S)ie gülle neuer magnetifd^er, elel^ 
trifd^er, galöanifd^er öntbedEungen, bie nod^ lange nid^t ju ftber'* 



fid^tlid^er Drbnung flcbicl^cn toax, öffnete toilllürlid^er Äombi^ 
nation unb falfd^er ^^t>otl^efe 3;üt nxä> Xox, SOäarcn bicfclben 
©rfd^einuttgen bod^ au(| ber Slnlag, bte b^namif(fy'orgamf<^c St" 
Körung ber 9'iaturt)orflängc neT&en ber med^nifd^en immer rd&di'' 
tiger l^ertjortretcn ju foffcn. S^i ^^^ organifd^en 3)ifji|)Itnen 
üor allem bemäd^tigte fid^ bit t>itaUfiifd^*'organtfd^e Stufföffung 
mel^r unb mcl^r ber ©errfd^ft. 

®oetl^e neigte tjon Slnfang an ju biefer Stuffaffung. ®r toat 
gelool^nt, fid^ felbft ber ^atnx einjuorbnen. Dbmol^I nad^ Sröf^ 
ttn bemül^t, innerl^alb be^ Slnfd^ulici^en ju bleiben unb bie ®ren^ 
jen ber @inneSerIenntniS 5u toaf)xtn, fud^te er bod^ bie Xt)ptn 
i^erauSjufinben, an§ btntn ^ßflanjUd^eg unb 2tnimalifd^e§ er* 
mad^fen fei. ©ntmidlung^rei^en aufjuliellen, lag ifym fem, 
ebenfo nad^ btn Urfad^en unb SBirlungen biefer ffinttoidflungS* 
reil^en ju forfd^en. Sieben ©oetl^eS ;p]^t)fiofogifd^e Setrad^tung 
trat in 8fid^tc§ ©d^riften tim pf^d^ologifd^e 9iatur|)^iIofot)l^ie. 
®enn gid^te§ triabifd^eä ©d^ema ifi ebenfo eine t)timitiöe gorm 
eöolutioniftifd^en 3)en!en3 toie ®oetl^eg 2:^|)entl^eorie unb bient 
in le^ter Sinie jur ®rHärung be3 SffierbenS feclifd^er 5ßrojeffe. 

©d^elling enblid^ gel^t öon t)l&9fioIogifd^er unb pftid^ologifd^er 
Setrad^tung toeiter f^nm Stufbau einer ©nttoidEIung nnb bcl^anbeft 
5u biefem S^^edEe bie anorganifd^e SRatur ol^ne Sägern rein b^=* 
namifd^. ©d^ritt für ©d^ritt lägt er bie anorganif^e Jlatur ber 
organifd|en fid^ näl^ern. ®r njollte au^brüdEIid^ eine „(^nttvü^ 
lung" jeid^nen. SRid^t aber um tint ©efienbenjt^corie toar e5 
il^m ju tun, niä)t tint laufale ©rIWrung ift feine Slbfid^t. SBie 
nal^e ©d^elling ben Sonftruftioncn ber „3becn" ^erberS babei 
lam, beffen njar er fid^ fetter öolflommcn belüugt (f. oben ©. 10 f). 
^ag er aud^ ®oetl^e auf§ tieffte t7er;t)fUd^tet n^ar, ift il^m tool^I 
nur allmäl^Iid^ im Serfcl^r mit ©oetl^e Karer unb Karer ge* 
ioorbcn. S>urd^au§ fremb toar Berber nnb ©oetl^e nur bie 
gid^tcfd^e Setrad^tungSttjeife ; nid^t nur ber triabif d^e 9ll^t|tl^mu3, 
aud| bie tranfjcnbcntatibealifitifc^e Stnfd^auung, bie in ber SRa* 
tur;p]^iIofot)]^ie ©d^eKingS noä) fül^rt unb l^errfd^t, bie Üb.erjeu* 
gung, ba^ bag ^ä) ba§ fHiä^U^^ fege, ba^ ol^ne ba^ 3^ t>on 
fHatnx leine JRebe fein Wnne. 

©oetl^e l^at trofebem -— tt)ie er ©d^elling am 27. ©eptember 
1800 bclannte — fid^ entfd^iebcn ju ©d^elUngS Seigre l^ingejogen 
gcfül^It, in ber er fein eigene^ ©ebanfengut nid^t übcrfe|cn 
fonntc. „S^ toünfd^e tint ööllige Bereinigung", fegte er bamaU 



44 in. 2)ic britte Stufe ber frül^romontifd^en %i)toxxt, 

l^inju. ^n bcnt (Sebtd^t „SBeltfccIe" fyit ©oetl^c bann bitl^^* 
ramBifd^ Don bcr 3)urd^geijltgun8 ber anorgatttf(|en Siatur unb 
uott betn Stufflieg burd^ bic SRatur jut (Seijic^ttjelt gcfungcn (ö-gl. 
©oetl^e unb bic Sftomöntif 1, @. LXXXVII). 

Sm cittäeinctt l^t ber SRaturl^iftorifer ©octl^ bic ©d^Uing'* 
fd^en „Kategorien ber SBatur" nid^t Derttr-ertett @r Blieb bei 
ber iJreube an ber ©efomtanfd^auung bcr SRaturenttoidEIung 
flel^en. Sopffd^üttclnb aber httxaä^im ©öl^ne einer fjpätcren Seit 
bic fül^ncn ffiotnbinationcn^ @d|cning§, bic ja fi^cr mand^c 
njiffcnfd^ftttd^c Gntbcdtung angeregt l^abcn, int ttjefcntlid^cn bod^ 
ein ungreifbarer ©dienten gcbliÄcn finb. 2Jlan muft bicfcr ZaU 
fad^c fid^ behjufet bleiben, ttJiH tnan ©arbcnbcrgg nod^ ffi^nerc 
SJcrfnflpfungen nid^t )Don twml^crctn ju unbiSluticrbarcn 5ßa^ 
rabojen ftentpcln. 

c) S)cr ©d^lcgclianiöntug bcr Siaturtoiffcnfd^oftcn. 

©ttoaä Scunrul^igenbcg mußten ja bic natur|)]^iIofo^)]^ifd^en 
Kombinationen ^arbenbergg fogar für ©d^cKing l^abcn; nrib in 
btn gtagmcntcn, bic 1802 au^ ©arbcnbcrgS SZad^Iaffc in bic 
SBelt tiaUn, toar mand^eS, toa^ bcr Stugcnblid g^oren l^atte, 
nwi§ ber Slugcnblidt ober aud^ toieber ijcrnid^tcn folftc, für alle 
Seiten atö 3)cnlrefultat ^arbenbergS feftgenagelt. ©d^clling mar 
in mül^famcr unb mc^rfod^ fd^ioanfenbcr SScrtocrtung bcr 
neueften Sicfultatc ber ,,$ß]^^fiF' ju einem ^n^au ber ^atur 
gelangt, in bem fie öon ©tufe ju ©tufe ein allmäl^Iid^eg 8c^ 
tougtertoerbcn äcigte. aJienfd^Iid^eg toar bamit in bit Siotur l^in^ 
eingetragen. IRoUalig unb 3r. ©d^legcl gelten ttjcitcr: fie über^ 
tragen nid^t nur geiftige Oualitätcn auf bic Jlatur, fie crblidCen 
anä^ 3laturt)rojeffc d^emifd^cr unb eleltrifd^r Art in gcifitigcn 
SSorgängen ; fie fud^cn SKcnfd^Iid^e^ ju beuten, inbem fie cg in§ 
SRaturIcben jurüdteerfegen. 3b)t>ati^ f^jrid^t nid^t nur öon bcr 
Solcranj unb btnt SoSmopofttigmuä ber Slumen, Wirft nid^t 
nur bic 3rage auf, ob bic ©ccicn bcr 5ßflanjcninbiüibucn nid^t 
^jiclleid^t bic ötl^erifd^cn ßle feien; er nennt aud^ Genien eine 
SEugfcttetoegung, SBife. ifi il^m geiftige Slcltrijitftt, ©cnflcl^rc 
cntft)rid^t bcr ajictcorologic, er fragt:, „©olltc 2)enfcn oj^)* 
bieren, ®m;pfinbcn bc§o j^bicren ?" (2, 215). Unb toit er mit 
SSorliebe ba^ SJerl^ättniS ber ©cfd^Icd^tcr auf bic SRatur über*»: 
trögt, fo ftcHt er umgclcl^rt bic Sl^cfc auf: „®a3 SBcib ifi 
unfer Oj^gcn" (2, 217). m finb fül^nfte Kombinationen beS 



t)]^Üofot)]^ifdöett Saäifeeg (f. oben @. 30 f.), ^SScrfud^e, butci^ blofec 
^n&ination gmtj neue äBege bet äSiffenfd^ft ju finben. 

äSeit el^et afö ©d^eUing nmrben für fold^e tül^ne Sombinor 
tionen t^mnj l&mber unb ^of). SBtll^. SRittet ©tftgen unb Reifer 
^rbenbergd. $l^ntn beiben jollt er aud^ trolle Sner!ennung 
— eine ?CncrIcnnung, mit bcr 8litter gegenüber felbft bic S33iff cn* 
fd^ft tron l^eute ni^t Eargt fßon SSoaber l^eigt ed in färben« 
bergg »riefe an 8fr. ©d^Iegel t>om 7. Slot^ember 1798: ,,@eine 
Sauber binben toiebcr, 38ag beg »löbfinnS ©d^ert geteilt"; 
augenfd^einlid^ benit yiotxdiä aud^ l^ier an SSereinl^eitlid^ung ber 
®eifledn^elt unb ber Statur, ißon Slitter fagt aiot>am' »rief an 
earoline ©d^Iegel t>ont 20. Januar 1799: ,,3litter ift SRitter 
unb ttjir finb nur ^no^jjpen. ©clbft öaabcr ift nur fein 3)id^ter." 
©trengtpiffenfd^ftlid^ um bie (Ergrünbung unb Prüfung beS 
neuentbedEten ^l^änomenS bed @aVDan\§xnu^ bemül^t, t>erdffent^ 
lid^te »itter 1798 ben „f8etoe\^, ba^ ein beliebiger Oatoaniä* 
muB btn Seben$|)ro}eg in bem Xierreid^ begleite''. Stud^ l^ier 
\oat toitbtx ber Sla^tpeiS l>erfud^t, ba^ bie 92atur ba^ t>olU 
lommcnfie organifd^e Softem fei. SRoöaKö fd^ritt l>i)n biefem 
neuen S3e)peife ber StHeinl^eitüd^Ieit ber 9!atur fofort lül^n jur 
SluffteQung eines ,;®atoanidmuS beB ®eifteS''. 

SDie enge ©eiftcSgemeinfd^ft beiber grcunbe^) ttjirft etttjaS 
Sid^t auf btn gel^imniSt^oHen S3egriff beS „®al)Dani^mu^ bed 
@eifte§". 8fr. ©d^Iegel, ber allein ben lerminuS unS überliefert 
fytt, fd^tnt felber über ben ^nJ^aü beS S3egriffed n^enig im 
Haren pn fein (8tug ©d^Ieicrmad^erS Seben 3, 77. 81). SRi^t 
t)id ttjciter l^elfen Fragmente ^arbenbergS (2, 214). @. @jpenI6 
{3lot>ali^, 1904, @. 205. 210) öermutet, bafe 3lot)alx& burd^ SRit* 
ter auf SReSmerS „SRagnetiämug" geleitet toorben fei 3litter 
ifi ja unter ben natur|)]^Uofo|)l^ifd^en ©enoffen ben gel^eimniS«" 
tJoHen 3^fttmmen]^ängen jtoifd^en Slatur unb 2Renfd^enfceIe, bie 
feine S^ vx btn @rfd^einwgen beS ]^9|)notifd^en @d^Iaf eS ju fin^ 
ben glaubte, iuerfl unb am energif^ften nachgegangen unb l^at 
t)on ifjntn Offenbarungen über bie ©el^eimniffe ber anorgani^ 
fd^n mib ber organifd^en SSelt ertoartet .(t)gL 8fragmente an^ bem 
3iad^Iaffe 2, 81). ©^jiritiflifd^ Qt^ptoäftn im Qn^tanbe be^ Irance^ 
mebijinifd^ gefaxt im autol^^|)notifd^en @d^Iafe badete 3titter unb 
mit ii^m 3lot) ati& {„2tf)tlxnQt pi ©aig" 4, 26 f.) einen 3ufianb 

1) SSgL SHttenS ,,8fraamente caiü bem ^aäjliai eined iimgen !ß]^^c 

fxin9'\ 1810, 1, @. xvm. 



46 UI. 2)ie hxitU Stufe bet frül^romantifd^en %f)toxxt. 

bcr ,;Untüinfür" gcfunbcn ju ^aben, in bem bic ©cclc ba§ Slbfo*» 
tute am rcinften anfd^aut 3)ag ©ctougtfein bc3 SBlcnfci^cn in bic* 
fem 3uftanb ber ^^Untoilllür" (fid^tifd^ gcnomtnen: bic „inttllet" 
tuellc ätnfd^ouung" bcS SKcnf^cn, bet im l^^^jnotifd^en ©d^Iafc 
fid^ befinbet) ipurbc fo jum ©d^lüffcl bcr ßrfcnntttiS. ^ier 6c* 
gcgnet fid^ bic Sinic, bic pon gid^tc au§ gcjogcit toitb, mit bex 
Sinic, bic \)on bcr 3Rt)ftiI bcr SBitaliftcn, öoti aKcämcr, auSgcl^t. 
3)ie ftjunbcrborcn SBirlungcn, bic öon SRoöaliS' ,,magifd^cm 3be* 
aligmuä" crtoortct tourbcn, bic Steigerung bcr gid^tefd^cn „intcl* 
Icftudlcn Slnfd^ouung" ju einer magifd^en ffiroft bcr ©clbftbc* 
jauberung unb bcr jaubcrl^aftctt Senlung bcr SRatur (f. oben @. 
18 f.), fanben — fo meinten c§ bic romantifd^ SDlagier SRoöaliä 
unb SRitter — il^rc ,,t>5^fi^öKfd^c" öcgrünbung, il^rc natur|)]^iIo* 
fo|)]^ifd^c SSorauSfe^ung im ticrifd^cn SRognctiSmud; in bem ^^))* 
notifd^cn. ©d^Iofc ober — toic fic cä felbjl nannten — in bcr 
ttjiniürlofen clairvoyance bcr ©omnambulcn (ögl. Siittcr a. 
a. D. @. 83. 85). 

Siun begreift man, toarum ffloy>ali^ auf ,,@Iftaf c" fold^cn SBcrt 
Icj9t (3, 186. 219). 3n bcr ©Iftafc getoinnt für SRoöaliä bic 
..intcllcltucnc Slnfd^uung" 3fid&tc§ einen cr^öl&tcn ffiricnntniö* 
njcrt. ®er elftatifd^c ©cl^cr fd^aut Dinge, bic jcbem anberen 
ücrborgcn feicibcn. Die SJetonung bcr ©fftafc aber fül^rtc SRo* 
ualig notnjcnbig ju bcr Quelle aller SK^ftil, jum 9leut)Iatoniö- 
mu3. 3)ö§ ganjc Streben bcr iftomontilcr ttjcift auf ein über* 
öcrnünftigcä ©rfaffcn bcr gdttlid^n SBal^rl^cit, bag bcnt dn^ 
jcincn aWenfd^en in unmittelbarer Scrftl^rung mit bcr ©ottl^cit 
felbft jutcil toixb — eine Slnfd^uung, bic öom 5Rcut)Iatonig* 
mu§ aufgcflcHt n^orbcn ift. ©d^on ^l^ilon forbcrt, bajs }u fol* 
d^em Qtotde bic ©celc fid^ nur leibtnb unb cmt)fangcnb öcr* 
l&aKcn bürfe, fid^ aller ©clbfttätigicit ^u entlüften l^obc. 83ct 
fold^cr (Slftafi^ mol^nt nad^ ^l^ilon bcr gdttlid^e ©cifl im 
äRenfd^cn. ^inttx biefcm Si^P^^^^ Kegt nad^ 5ß lotin allc§ 
Senf cn; bic ®lftafc ift ©ottcggctoigl^cit, fcligc Stulpe in üjiti, 

SBcnn batnm 3lot>aii^ einmal (Jftaid^ ©. 102) bic SRamcn 
nennt, an bic er fetter bic bcftcn Scrbicnflc um bic Siatur** 
))]^iIofo;p]§ic tnüp^t, fo crfd^cint guerfi gfid^tc unb i^cmflcrl^uiS, 
bann ®pinoia. ^nn aber l^cijst cd: ,^$Iotin httxat, k)icHcid^ 
burd^ $Iato erregt, jucrfl mit cd^tem ®ci{le ba^ Heiligtum unb 
nod^ ift naä) il^m feiner toitbtx fo mcit in bemfettcn oorge* 
brungen." Scibnijcng Il^cobiccc ijl fflr Sioöalig nur „ein ^err- 



@fftafe. «piotin. »ö^mc. 47 

Itd^cr SSerfud^ in bicfcm gelbe", ©octl^e ober ^^foll ber ßiturg 
biefer 5ß^t)ftl toerben". 

9?trgenb§ freilid^ fanb 3lot>ali^ fein eigcneg ©treten fo 
a^nunQ^t)oU bortüeggcnommen toieber toie bei beut philosophus 
teutonicus, hd ^alob ^ ö^rm , unb in beffen m^fiifd^er ^in*» 
gäbe an bie ©ottl^eit. @r l^at il^n nur ju Slnfang be§ ^df^tt^ 
1800 nö]^r lennen gelernt, alfo ju f^iät, aK baß er noä) SReueS 
öon il^m ptte lernen Idnnen. ©ntbedt n)urbc Söl^mc für bie 
Sllomantif burd) 2:iecf, unb S^iecf l^ot aud^ ^otxili^ in Söl^me§ 
Seigren eingefül^rt. 3)arum fann i^arbenbergS ©ebid^t ,,9ln 
Jied" (1, 224 ff.) ben Slngefprod^enen burd^ Söl^mc jum „SSer* 
fünbiger ber SRorgenröte" toeil^en laffen. Sied felbcr aber l^at 
in btn Sloman ,,2)er Slufrul^r in btn Sebcnncn" (1826) fein 
eigene^ ©riebnis öertt^oben unb erjöl^It, toit ou3 ber SlufKörung 
]^erau§ ber Eintritt in Söl^mcg 3Beft ipirlt. 3fr. ©d^legcl l^in*» 
gegen fagte einmal fd^arf uvib tnapp äufammen, toa§ ber natur*« 
<)]^irofo^)]^ifdöe Sreiö in beut ©örlifeer ©d^uftcr fanb (5ß]^iIof. SSor- 
lefungen, l^erauggegeben öon SBinbifd^monn 1, 482 f.): er er* 
fennt SB'öl^me ju, ba§ er, in ber Slnttjenbung beg Sbeali^mug 
auf bie SRatur unb in ber tiefen Sejiel^ung beg menfd^Iid^cn 
®emüt§ auf fie, al^nenb bie Srfenntniffe neuefter ©ntn^idlung 
öortoeggenommen ffobe. SRatürKd^benft 3fr. ©d^Icgel an bie Ober* 
tragung ber geiftigen Qualitäten be§ SWenfd^en auf bie SRatur. 
„Slber nod^ öiel mer&pürbigcr unb d^aralteriftif^er", fe^t 3ft. 
©d^Iegel l^inju, ,,ift bie Slnnöl^erung feiner ^ßl^ifofopl^ie jur 
5ßoefie . . . Söl^ntc fd^Iog fid^ burd^öngig ganj an bie |)oetifd^e 
Slnfid^t ön ; feine anbcrc Sß]^ifofot)l^ie lontmt if^xn baxin gleid^ ; 
feine ift fo reid^ an ?CUegoric nnb finnbilblid^er Scbcutung. 
5ßtato toax nid^t einmal imftanbe, bie gried^if^en ®ottl^eiten 
unb bie SK^tl^ofogie fo ebel unb tieffinnig aniufel^cn, aß toir 
jefet; nod^ Diel weniger fie fo tief ju bmttn, tok 3- ©öl&tne; 
ba§ ©tnnbilbüd^e bt^ Sl^riftentum« gebeutet l^t." gr. ©d^Icgel 
btf^anpM barum, Söl^mc fei ein ,,t)oHfommcnerer Sbealiji", ein 
'//gtöfeerer S)eutcr" afö 5ßIato; mel^r afö alle anberen 3)id^ter 
unb Slutoren entl^altc er bit fd^önften unb bebeutenb flen Sßlc- 
gorien. 

aSirflid^ beutet Sdl^mc d^cmifd^e Segriffe pf^d^ologifd^ nnb 
t]^eofot)l^ifd^/ mit einer Äül^nl^eit, bie btn Fragmenten färben- 
bergg nichts nad^gibt. ©eine Seigre gel^t öon ber S9e]^aut)tung 
an^, bag ®uteS unb SSöfe^ \)on ber ©ott^tit ftamtne, ®öttli(^e^ 

iu 

\ 



48 ni. 2)tc britte ©tufc ber frü^romantifd)cn ^toxxt. 

unb aStbergötttid^cg in (Sott entJ^altcn fei, ©üßcg unb ©erbcg, 
fiid^t unb §infterni^. 2)4ig ©üge fc^t et bcm QuedCfilber gteid^ 
nnb biefe^ loieber toitb ifyxi jum Symbol ber organifd^en Jlatur, 
ber $ßflönäen, Spiere unh SKcufd^en; cbenfo cntfprid^t bcm ©er- 
ben ber ,,©alniter", bo^ unorganifd^c SSeid^, ba^ ,,l5infierc". 
3eneg Bebeutet in feinen * Singen bo3 ©im^elreid^, biefeS bic 
©ölle. SRittelglieb aber fei ba§ lebenbtge geuer, ber „Sulp^ur", 
fotool^I aß jerftdrenbeg 3ornfeuer toie ate tool^Itötige^ Siebes^ 
feuer. Qma leil liegen T^ier @t)ntBoIe Dor, bic ber Sloniantif 
balb geläufig geiporben finb. ®a§ ,,5euer" int „Smtxviwf^ ifl 
fd^n frül^ für gr.Sd^Iegel eine gorni feiner fliebling^tjorftellung 
öont „aRittelpunft". „3m ffientro liegt ba^ eto'ge 5«t't ö-er* 
J^üHet, a)em großen SSater ringt cg jictä entgegen SRit fügen 
fel^nfud^tgtjonen SßuIfeSfd^Iägen, 2)a§ ©tum' unb öoum jum 
blauen St^cr quillet"; fo lautet t^ in liedEg ©onctt „^Stn gricb* 
rid^ ©d^legcl", einer ^id^tung, bic ,,ttjirflid^ gr. @(|lcgcl§ ^n^ 
nerfiteg erfannt" l^t (bgl. 3<wt<|inii, SBeltanf^auung ber {Romon*' 
til, @. 48). 

3fr. ©d^legete Semerfungen über IBöl^me ftjeifen aber aud^ auf 
bic eigentlic^el SScnoertunB, l^in, bit ber ^,@d^lcgclianfentu^ in btn 
SRaturttjiffenfd^ften'' fud^te unb fanb. SRag nod) fo öicl SBilHür 
unb 5ß]^ntajlif in JloöaliS' Slnalogien liegen, fc^ließlid^ mün^ 
bete all ba^ in bog SReid^ ber 5poefie; ber ^oet SRoöalig burfte 
für fid^ ba§ Sfted^t in Slnfjprud^ nel^men, eine bid^terifd^e „5ß]^9fif ' 
atö „Seigre t)on ber tßl^ntafie" au^jugeftalten mxb in bevx p^n^ 
tafiereid^fien S)id^ter btn eigentlid^en |)]^^fifd^n SRaguä ju ent- 
bedfen. S)er Jßoet — fo meint e3 SRoDalig — \>erfle]§t bie SRatur 
Bcffer aö ber toiffenfd^ftlid^e Äopf. SBar biefe Sel^ut^tung iu 
fül^n, Joenn man in ©oetl^e ben „Siturgen" ber neuen 5ßl^^fi* 
crblidCte? 

$ß]^ilofo|)]^ie follte in 5ßoefie übergel^cn, fie follte nid^t bloß 
ber ®rlenntni§ bienen. S)ic Siaturpl^ilofopl^ie ober erl^ielt bie 
befonbere Stufgabe, eine neue SR^tl^ologie ju fd^ffen. 

S)er aWangel einer SRtitl^ologie tt)ar t)on SlopftodE unb t>on 
©erber, aber aud^ \>on Stiller in ben „®ittttn ®ried^nlonb§" 
jur Urfad^e ber Irodfenl^eit moberner 5ßoefie gemad^t Sorben. 
9Bie aR^t^ologie ju neuem 2^n tttoa^tn fftnnte, »eiß gr. 
©d^legefö „Hiebe über bic Söl^t^ologic" im „®t^px&^ über bic 
5ßocfie" anjugeben. Slu3 ber ttefflen Siefc bc« ®eifle8' muß fie 
l^crauSgebilbet h>erben. Stn' @inne <Spinoffi2 unb ber „ie^igen 



^tnt 9Ul^tl^oIoöic. 49 

^pi^^fir' foH bic altt SK^tl^ofogic gcfd^ut unb babuxä) ntn belc6t 
mcrbcn. 2)aju follen aud^ bie anbercn äR^tJ^oIogicn lüieberer* 
toaäjm, t)or allctn bie bc^ Oriente. 2)a^ SKittel aBcr, all bicfe 
©d^ö^c neu ju Beleben, bleibt ba§ ,,@tubium ber $ß]^k|fif ', ^,au§ 
beten b^nanrifd^en $ßarabojien je^t bie l^eiligften Offenbarungen 
ber Siatur Don allen ©eiten an^bxtäftn'' (2, 363). 

SBieberunt f)at ©d^elling gleid^jeitig^ (im ,,@^ftem be§ trän«» 
fjenbentalen ^beali^mu^'') bie Wtt)tf)oloQit ba^ SRittelglieb ber 
SftüdEfel^r ber SBtffenfd^aft jur 5ßoefie genannt SBieberum lann 
ntd^t feftgeflellt njerben, ob 5r. ©d^legcl burd^ ©d^Hing ouf 
ben ©ebanlen gefommen ift ober nid^t. ©id^er ^at ©d^elling 
xf)n fd^on früf)er in fid^ getragen, fidler aber aud^ 5t. ©d^Iegel 
il^n lül^ncr, allfeitiger unb njeiteren S3IidEe§ bargclegt. SBar bod^ 
feine unb feinet greunbeg SRoöalig^ 9?atur^j]^iIofo:p]^te öon STn*» 
fang an poetifd^er unb pl^antafieöoller gebadet aU bie ©d^ellingg. 
SBol^I ^at ©d^elling in ben SUorlefungen über ^ßl^ilofo^j^ie ber 
ßunfi (1802/03) ba^ ganje Il^ema reid^er unb äufammen*» 
pngenber bargelegt ; aber bamoB ftanb er ööllig auf ben ©d^ul»« 
tern ber romantifd^en ©enoffcn. SBil^elm ©d^IegeB berliner 
SSorlefungen bemül^ten fid^ tmnn mel^rfod^, btn neuen Segriff 
ber natur|j]^iIofot)]^ifd^en SR^tl^oIogie ju öerbeutlid^en (1, 354 ff. ; 
2. 46 ff.). 

3n ber |)oetifd^en Sluömünäung ber SRatur^jl^ilofopIiie lag öiel* 
leidet ber befte ©eminn, btn bie $oefie au§ ber tomantifd^en 
S^l^eoric jiel^cn lonnte. SKinbefteng toat l^icr f^ftematifd^ erfaßt, 
toax t)on einem l^öd^ften geiftigen ®tanbpnntt au^ feftgelegt, 
n)a§ $ßoefie unbemufet längft geübt l^atte, mag je^t aber au§ 
bemujster S^nft in reid^fter gülle ber bcutfi^en S)idjtung zufallen 
follte : bie SJerlebenbigung unb SSermenfd^Iid^ung ber 9?atur. 

2)ie neue romantifd^e SK^tl^oIogie blieb nid^t innerl^alb ber 
®renjen ber 9'laturt)]^iIofot)iic [teilen. SBie njeit ba§ mtitl^ofo* 
gifd^e $ßrogramm gr. ©d^IegeB unb ©d^etlingg mirfte, loie 
reid^en ©eloinn bie romantifd^e ®id^tung il^m banfte, ift je^t 
aus 3. ©trid^S SBerf ,,®ie SK^tI)oIogie in ber beutfi^en Site^ 
ratur kjon mo^jftodC bi§ SBagner" (1910) ju erfal^ren. 2tud^ bic 
SSorgefd^id^te ber romantifd^en SR^tl^oIogie mirb ba au^fül^rlid) 
txi'df)lt 

S)ie gorberung einer nentn SKt)t]^oIogic gab ber 5ß]^antafie 
romantifd^er Siebter einen ftarfcn STuffd^loung. 3)em ©türmer 
unb Dränger mar freifd^affenbe 5ß]^antafie loeit loeuiger bebeut* 

9l9lu(S) 283: Salücl, ^eutfd^e SlomantÜ. 2. u. 8. mfi. 4 



50 in. 2)ie brittc @tufc bei frül^romantijci^en Xl^eoric. 

fötn gcmcfctt aß bic ^ö^iflfcit, mit. ticfcinbrüigeribem ©cfül^I 
in bie Sßett \iä) einjuleben. fftomantV\ä)tx Steigung ju freiem 
©d^meifen ber ^l^antafie lam fd^on ber ®ebanle ber Xranfjen^ 
bentatpoefie entgegen. Seid^te SBetoeglid^Ieit^ ungeBunbeneS 
@d^meifen toax burd^ iffn gefid^ert 2)ie ^atnxp^xlo\opf)it aitx 
Bot einen neuen unb feimIrSftigen ^t^l^^It. ^er ©d^ung xo* 
montifd^er 5ß]^ontafic burfte fid^ auf bie ®ebanlen berufen, bie 
öon Sfid^te ausgegangen foaren. Snncrc ® efe^Iid^feit aber unh bie 
gäl^igfeit, Drflanifd^Sebenbigeö ju erzeugen, ttmrb ber ^^an^ 
tofie öom Sftomantifer burd^ bie natur})]^iIofot)l&ifd^c SBeltbcfee* 
lung genjöl^rleifiet. ®a toie bort entjionb /,?ßoefie ber ?ßoefie" 
(f. oben @. 31 f.). 5Rur belam biefer öcgriff burd^ bie SRatur^ 
p]^iIofp|)l^tc einen neuen Snl^olt. 

8. ^iiefie ber ^oefie. Komaniif^et SRnniSmuS. 

©d^Ieiermad^crö ,,9leben" Ifaien auf bic romantifd^en ®e^ 
noffcn übtxj^anpt, niäft bIo6 auf ©d^elling, möd^tig geioirlt. 
@ic crtoedfen junäd^ft in 8ft. ©d^Iegel unb SioöaliS bie Siebe 
jum Unitjerfum; fic bejiärlen SloüaliS urü> liedt in il^rcn reli* 
gidfen Steigungen unb begegnen in f$r. ©d^Iegel t^ertoanbten 
Xenbenjen; fie brftngen ^x. ©d^Iegel auf baS ®ebiet ber (&tS)it 
unb n^erben fo eine ^orauSfe^ung ber ,,Sucinbe'^ 

gr. ©d^Iegefö brittc Sfragmcntcnfammlung, bie „Sbeen", Joirb 
t)on @d^Ieicrmad^erS UniDerfumlcl^rc getragen, ipier lommt jum 
SluSbrudt, toa^ man ncucrbingg {Tl. 3oad^imi*a)ege, "S^ent^d^t 
@]&aIef})earct)robIeme, 1907, @. 212 f.) ben äRonigmuS ber SRo* 
mantil genannt l^at. SBcil — - ttjie fjpäter aud^ ©d^cIKng eg üor*» 
trägt — - im ffinbßd^en allentl^alben ba^ UncnbKd^e fid^ offen* 
bart, ttjeil ba^ Unil)crfum burd^ jebe feiner ®rfd^inungen feine 
iperrlid^Ieit crlennen läßt, lernt ber Sftomantilcr bic SBirHid^* 
leit lieben, tßlatonifd^ pit ber ftlaffisiSmuS ©d^ilterS an einer 
©d^eibung ber „nrirflid^en" unb ber „majoren" SBelt fefl. SSol^I 
lennt aud^ bic SRomantil biefe ©d^cibung, aber für fie tjl bie 
ältdglid^Icit gegeben, bie n^al^rc SBelt in ber n^irKid^en ju fd^auen 
unb fid^ il^rer ju freuen. äSenn ©d^iHer bem 2)id^ter bie n^al^re 
SBcIt im ®egenfa^ jur toirllid^en julocift, fo ijl tSx. ©d^Iegel 
überzeugt, ba% bic $oefie baS l^dd^ftc äSirflid^e nid^t erreid^ 
(äRinor, 2, 327). Sl^m ift ba^ 2Sir!Ud^c tim niä)t bag ®c- 
to&l)nliä)t unb ©emeine, ba^ ©d^iller im SBirllid^cn allein er* 
blidt; il^m ijl cS burd^ bit greifbare Sejicl^ung auf baS Un- 



$ocfie ber ^oefic. 51 

enblid^e geabelt. €o tpirb ber äiomantüer jum ^enugfreubigen 
anb Scfictt^Bcjal^cr. 6t Beginnt bte enbltd^e S38elt ju lieben, hieil 
in il^r bie Unenblid^feit \\ä) fjjiegcK. 

Siebe jum Unenblid^en, ©el^nfud^t nad^ bem Unenblid^en toax 
längfit 5r. ©d^Iegel eigen gen)efcn (f. oben @. 19). 2)iefe 
tn^ftifd^e SiebeS:p]^iIofo))]^ie n)irb unter bem (Sinbrude ber Sieben 
€^(eierma(^erS Ipeiter ausgebaut. S)ie ©el^nfud^t nad^ bem Un^ 
enblid^en lommt innerl^alb ber enblid^en Sßelt jur SSefriebigung 
in ber Siebe jum geliebten Sßeibe. äBieberum gibt ©d^Ieierntad^er 
btn romantifd^n ©enoffen, griebrid^ toie SioöaKö, nur toa^ fie 
felbft längft befaßen, freilid^ in geIWrter unb vertiefter 5orm: 
öergöttU^t, ins Unenblid^e erl^oben tt)irb i>a^ alltäglid^ äRenfd^^ 
(id^e. 3(ud^ natiirKd^fte Siebe erfd^eint alS gdttlid^e Urlraft 
Ooad^imi, SBeltanfd^uung ber Womantil/ @. 76). 

3li(|t nur ber Siebesbegriff hjirb bani ©d^Ieiermad^er fd^ärfer 
gefaßt. %viä) bie 5ßoefie gelangt ju einer neuen 3)efinition. 
^un lann enblid^ gefagt nierben, h)aS ba^ ^oetifd^e auSmad^t 
unb toorin bie ,,?ßoefie ber 5ßoefie" begründet ifi. ,,Sine l^i*« 
ligen @:pie(e ber ^unft finb nur ferne 9!ad^ilbungen Don bem 
unenblic^en @})iele ber SBelt, beul etoig fid^ felbji bilbenben 
Sunfttoerl", fagt Sotl^ario im „®ei\>x&ä} über bit ?ßoefie" {2, 
364). Suboöilo ctroibert : ^^SRit axibetn SSorten : aUe ©d^önl^eit 
ift ^illegorie. ®aS ©fld^fte lann man, tbm ioeil eS unauSf|)red^ 
lid^ x% nur allegorif d^ fagen." Unb Sotl^ariö barauf : ^^SDarum 
finb bie inncrjlen SK^fterien aller Sünfte unb SBiffenfd^ften 
ein Eigentum ber ?ßoefie." 

3)a ift ©d^ellingS Stnfid^t Don 1801 öortoeggenommen, ba^ 
fein aSerl eines SünftlerS baS abfolute ftunfttt)er!, baS Uni* 
öerfum, erreid^e. 2)a toirb ©d^Ieternuid^erS religiöfe SJerel^rung 
bcS UniöerfumS für bie Grgrünbung ber ?ßoefie öertoertet. ®ie 
?ßoefie ber ^ßoefie rul^t auf ber öesiel^ung jum Uniöerfum, jum 
Uncnblid^en. ®arum ifit alle ^ßoefie allegorifd^ ober, beffer unb 
unferem @|)rad^ebraud^ entfjjred^enber : f^mbolifd^. (Sie jeigt im 
Silbe baS UnenbUd^e. @o befiniert btnn anä) SB. ©d^Icgel in 
btn berliner SSorlefungen (1, 90) : ,,a)aS Sd^int ifit eine f^m«» 
bolifd^e S)arftenung beS Unenblid^en" ; unb %toax mit auSbrüdf* 
lid^er unb abfid^tlid^er Umtt>anblung öon ©d^IIingS Definition : 
©c^önl^eit tfi baS Unenblid^e enblid^ bargeftellt. SB. ©d^Iegel 
feiert ba gu ber ^Formulierung feines SSruberS jurüdC. 

3)a nun aber ber ®Ianj beS Unenblid^en — nad^ ©d^teier*' 

4* 



52 ni. 3)ie brlttc ©tufe bcr frul^romantijd)cn 2^^coric. 

maä)tx — auf allem ©nbltd^en rul^t, fo bcl^nt fid^ baö ®cBtet 
bcr 5ßocftc määjÜQ in bte aSctte. ,,3ft benn alleg 5ßoefic?" latrn 
eine ber Scilnel^mcrinnen bcg ,,®ef|)räci^e§" fomtfd^ cntfejt 
fragen (@. 354); unb am ©ingang be§ ,,®ef})rdd^e§" (©.338 f.) 
mirb bie ©renjenlofigfeit beg SReid^eg ber ^oefie in mäd^tigen 
Stfforben gefeiert. 

^oefic ber ?ßoefte aber ift jegt eine $ßoefie, bie btefeS 5ßoe^ 
tifd^e ber SBelt in fid^ faßt. 3« ^^f^cr Sinie tut bieg bie roman«* 
tifd^c ?ßoefie. S)arum forbert St. ©d^Iegel, ba^ alle 5J}oefie ro* 
mantifd^ fei (©.273). Unb tt)eil biefelJJoefie mit bemromantif d^en 
©el^nfud^tSbegriffe fo innig t)erfd^tt)iftert ift, öertangt gr. ©d^tegel 
nunmel^r, ba| ba§ SRomantifd^e einen fentimentalen ©toff bar»* 
ftelle. SRur bürfe man babei nid^t bie „gen^öl^nlid^e übel be^ 
rüd^tigte Sebeutung be§ ©entimentalen" meinen, „mo man faft 
alleg unter biefer Benennung berftel^t, wa^ auf eine })Iatte SBeife 
rül^renb unb tränenreid^ ift unb Doli üon jenen familiären ©bei«» 
mutSgefül^Ien, in beren Semu^tfein SKenfc^en ol^ne Kl^arafter fid^ 
fo unaugft)red^Ii<i^ glüdEIid^ unb groß fül^len" (©. 370 f.). S)ag 
©entimentale, ba^ er felbft meint, umfd^reibt tS^. ©d^Iegel: „®a^ 
ma3 un§ an'ipxiä^t, mo ba^ ©efül^I l^errfd&t, unb jmar nid^t ein 
finnlid^eg, fonbern ba^ geiftige." Unb inbem er bie Definition 
h)eiterf<)innt, bietet er bit tiefften ©ebanfen, bie er jcmate über 
^oefie unb SRomantil öorgebrad^t l^at: „S)ie Quelle unb ©eele 
alter biefer Siegungen ift bie Siebe, unb ber @eijl ber Siebe muß 
in ber romantifd^en ^oefie überall unfid^tbar fid^tbar fd^njeben . . . 
®ie galanten ^affionen, btmn man in ben S)id^tungen ber 
SRobernen . . . nirgenb§ entgelten fann, finb babei grabe bag 
menigfte ober öielmel^r fie finb nid^t einmal ber äußere S3ud^* 
ftabe jeneg ®eifte§, nad^ ©elegenl^eit auc^ mol^I gar nid^t§ ober 
ettoa^ fel^r Unliebüd^e§ unb SieblofeS. 9?ein, e§ ift ber l^eilige 
^aiid^, ber un§ in btn Xömn ber SKu'fif berül^rt. @r tö|t fid^ 
nid^t gen)altfam faffen unb med^anifd^ greifen, aber er läßt fid^ 
freunblid^ lodEen Don fterblidEjer ©d^önl^eit unb in fie öerl^üHen; 
unb aud^ bie 3öubern)orte ber $oefie lönnen Don feiner Sraft 
burd^brungen unb bcfeelt tt>erben. ?tber in bem ®ebid^t, wo er 
nid^t überall ift ober überall fein Wnnte, ift er gemiß gar nid^t. 
@r ift ein unenblid^eg SBefen unb mit nickten l^aftet unb tkbt 
fein Sntereffe nur an ben ^erfonen, btn SBegebenl^eiten unb 
©ituationen unb ben inbibibuellcn Steigungen ; für ben tvdf)xtn 
®id^ter ift alle^ btefe§, fo innig e§ anä) feine ©eele umfd^Iiefeen 



©c^njurf)t. 53 

mag, nur ipinbeutung auf ba§ ^öl^ere, Unenblid^e, ^ierogI^l)]^e 
ber einen emigen Siebe unb ber l^eiligen SebengfüIIe ber hiU 
benben 9?atur" (©. 371). 3)ag gel^etntntgüoHe SR^fterium foll 
l^ier entl^ünt merben; unb mirflid^ l^ebt ntit garten Sinjern 
gr. ©d^Iegel bie 2)e(Ie tmpox, bie eö öerbirgt. ^n SBorte njtll 
er faffen, toa^ bcm ntobernen äRenfd^en bie $oefie bebeutet. 
Unb bie Segriffe, bie auf unferem SBege un§ bi^l^er begegnet 
finb, bie Segriffe, burd) bie ber 9iomantifer bie SBelt ju beuten 
fud^t, [teilen fid^ faft öolljäl^lig ein. ®ic ^oefie unb ba§ ?ßoe^ 
tifd^e ift mit einer (Stimmung ber @e]^nfu(|t auf§ innigfte Der* 
fniH)ft. 3)iefe ©el^nfud^t jielt auf ein ipöl^ereö, Unenblid^e§. ®aö 
©treben naä^ bem Unenblid^en, ba§ bem romantifd^en SSernunft* 
menfd^en eigen ift, finbet in ber 5J}oefie einen SSiber^all. 2)ie 
^oefie mirb babmä) ein Slnalogon ber Siebe im romantifd^en 
©tnne. Unb in il^r nal^t bem SKenfd^en ba^ Unenblid^e; jum 
©rlebntg toirb il^m in ber ?ßoefie ba§ Sfbfolute ; in feinem 6nb* 
lid^en ift -— nad^ ©d^Ieiermad^erö Stnfd^auung betrad^tet — ba^ 
Unenblid^e fo gegennjörtig wie in ber 5ßoefie. 

Stn biefcr ©teile fünbigt fid^ mol^I am cinbringlid^ftcn innere 
l^alb ber romantifd^en ©t)efuIation an, ba% unb marum bem 
9lomantt!er Seben unb 2)enlen, 9?atur unb ^l^ilofot^l^ie jur 
^oefic l^at merben muffen. 

Sft aber jpoefie ein 2(bglanj be§ Unenblid^en, bann ift eg 
Aufgabe beö J)id^ter§, be§ Sünftlerg übex^anpt, feine Slnf^au- 
ung be§ Unenblid^en ber SBelt ju öermitteln. @o tüirb ber 
Sünftler jum 2RittIer. „®in SRittler", fagt bie 44. Sbee, „ifi 
berjenige, ber ®öttlid^e§ in fid^ mal^rnimmt unb fid^ felbft ber^ 
nid^tenb pxei^Qibt, um biefeg ©öttttd^e ju berlünbtgen, mitju* 
teilen urü> barguftellen allen SKenfd^en jn ©ittcn unb laten, 
in SBortctt unb SBerfen." 9tber nur njer fein Sentxnm in fid^ 
l^at, fann ber 2lufgabe genügen. „SBem eg ba fel^It, ber muß 
einen beftimmten gül^rer unb SRittIcr außer fid^ mäl^Ien" (Sbee 
45). „9?ur berjenige fann ein ^ünftler fein, meld^er eine eigne 
SRcIigion, eine originelle Slnfid^t be§ Unenblid^en l^at" (Sbee 13). 
©0 arbeitet gr. ©d^Iegel mit ©d^Ieiermad^erg Stnfd^auungen. 

3)aö ®enie ex^äü l^ier einen neuen Kl^arafterjug. ®ie gid^te«* 
fd^en Söge be§ ®enie§ (f. oben ©. 32) mit il^rer SReignng, il^rem 
Snl^aber ettoa^ ©d^tllernbe§, Unfid^ere^, ©d^ttjanfenbe^ p teilten, 
finben il^re (Srgänjung in ber gorberung, bag ber Äünftler eine 



54 in. S)ic brlttc @tufc bcr frü^romantijc^en Xl^coric. 

in fid^ gefd^Ioffetic ?ßcrfdttKd^Icit, ein ,,otgantfd^ct ®cift" (Ätl^c* 
nacuntfragment 366) fei, ba^ er ein fcfic§ 3^«trum l^abc. 

Unb fo öcrbittbcn ftd^ bic ©tral^Icn, bic au3 bcr ©d^Icicr- 
ntad^crfc^en, 3ft. ©d^lcgclfd^cn unb ©d^cningfd^cn SSctgdttlici^ung 
bcg UnenbKd^cn j^ctöorgc^cn, in cmcm ?ßunltc. ©atte gid^tc 
bcr JRomantil ju grcnjcnlofcr ©cIBfibcflimtnung unb toitttüi» 
lid^cr Sreil^cit Dcrl^olfcn, l^attc er juglcid^ eine ©d^cibctoanb 
jtoifd^en bem Steid^ ber ®ei{tigleit unb bem Sieid^ ber fHatux 
auf gerid^tet, fo tt>id^ nunmel^r nid^t Bloß fold^er Suali^mug tintm 
toirllid^IeitSfrol^en 3Koni3mug. Slud^ bie grcnjei^Iofe unb un*« 
befd^ränlte Sßilllflr barf nid^t Iftnger ungeftdrt n^alten. Drga^ 
nifd^e ^inl^eit unb ©axti^tit, SJerbinbung unb S3erlnü:pfung ber 
Seife JU einem gefd^Ioffenen ®anitn mit einem f ejlen unb fidleren 
äRittetpunIte : biefe neuen Sorberungen geben btm Stomantifer 
feinen ©alt. @ie tt>eifen auf bie Steife l^in, an ber ber enblid^ 
SRenfd^ ba^ (£toige unb Unenblid^e in fi(^ barftellt in einer nur 
il^m eigenen gorm. 

3)ie ntut Stuffaffung be§ ©enieg xauU biefem tin guteg ©tüdf 
ber ilBerm&gigen Slarl^eit beS S3en)ugtfeinS, bie au^ Std^teS 
„inteHeftuelfer SCnfd^auung" in frül^romantifd^er Seigre erload^- 
fen tt>ar. ©ier eröffnet fid^ eine Sal^n, auf ber bic SRomantif 
ber Seigre öom unbefugten Oenic beö @turm^ unb ®rang§ 
fid^ toiAtx n&l^em lonntc. 3)ag (StoxQt, Unenblid^c, ©öttlid^c 
öcrtoirllid^t fid^ im ffunfttt)crl. „2)ic unmittelbare Urfad^e alfer 
Sunfl ifi ®ott", fann bal^cr ©d^Hing, ben 2Rittfergeban!cn 
Sr. ©d^fegeß ttjcitertrctbcnb, in feinen SJorlefungcn über ^l^ilo- 
foi^l^ie bcr Sunfl (§ 23) ju «nfang beg 19. Sal^rl^unbcrtg fagcn. 
Oente aber ijl il^m ber /^etoige Segriff beö SKcnfd^n in ®ott 
unb bcr unmittelbaren Urfad^c feiner ^ßrobuftionen" (§ 63). SJon 
fold^en ®&1^tn au^ lonntc bie jängcre Siomantif }u einem ^t^ 
griff unb ju einer ©d^oftung Don ,,9latur|)ocfie" gelangen, bic 
btn bunicin Äl^nungcn ber ©türmer unb ®ränger toüt n&fjtt 
j^axAm afö ben SSerfud^ ber Sfrül^romantit, bie plaMolU fEiti^ 
^cit großer ÄünfMcr, jun'öd^jl ©^fefjjcarcä, ju erfaffen i). 

©tillcn aber lonntt aud^ bic neut Seigre bic Iranfl^afte ®tS)n^ 
fud^t nad^ bem Unenblid^cn. S)ic ©ccfenjjcin bc3 Vernunft'» 
menfd^cn, bcr fein 3bcal nie erreid^cn lann, lommt jur JRul^c in , 

ber moniftifd^ en SJerfd^meljung be3 Unenblid^en unb ffinblid^cn. 

1) Sgl- 3. Äömcr, S^HbcIungenforfd^ungcn bcr bcutfc^cn SRomantif, ! 

1911, @. 80 f., IM ff. I 



®cnie. 55 

®te fcl^nfüd^tigc Siebe jutn ffinjtgen, junt ?tBfoIuten, ju (Sott, 
jum Untberfum — - fle lann in bcr Siebe jum (Snbliäfm, ju 
biefer SBett il^ten gtieben finben. Sarutn finlt ^^ajtntl^/ ba 
et bag ©ilb ber SBa^rl^eit ju entl^üllen fud^t, in «ofenblütd^cnS 
Slrme, barum njitb ii^m in ii^tcn Slrmen ein öoIIeS, ungettfibteiJ 
®Iücf. 

Iro^bem bleibt romantifd^ ?ßoefie int Ipcfentltd^en eine ^oefie 
bcr ©el^nfud^t. SBeit feltcnet atö Don ber erfüHten, bid^tet ber 
rontantifd^e $oet öon ber unerfüHtCtt ©ej^nfud^t, fei ba^ nun 
eine rein röuntlid^e ©el^nfud^t nad^ ber gerne ober bic ©el^n* 
fud^t, ba^ (StoxQt, bie ©ottl^eit }u erfaffen, ober bie ©el^nfud^ 
nad) ber ®eliebten. gür bie Cl^aralteriftil biefer ©ej^nfud^tjlint* 
ntnngcn ffoben bie SRomantiler feinfie unb fubtilfic SBorte ge* 
funben, allen bor an SRoöaliS. 



unir ÄBligton* 

1. S^Ieierma^er. Surittbe. f^rauetttilbuttg. 

S)ie romantifd^en SSerfud^e, eine neue ffitl^if jU fÜiften, finb 
t>on ?lnfang an mit ©d^Iciermad^er t)txlnüp\t, 3)er 3wfttntmen- 
l^ang ift tool^I im ?luge ju bel^aften, foll biefen romantifd^en 
Ztnbtnitn nid^t Unred^t miberfal^ren. S)ad l^ol^e Si^h ba^ 
©d^Ieiermad^er feiner ©ittenlel^re gibt, forbert aud^ für bic !ü^n- 
fien fittUd^en ?ßaraboje ber JRomantiler öerptänbniiJbone SBür* 
bigung; SSortc n^ieberum Don beleibigenber Sd^drfe, aller« 
f:t)i^efle S:pigrdmme gegen bit flblid^e ©ittlid^Ieit l^at ))or allem 
©d^Ieierma^er geformt. 

%n^ Opposition gegen bie beftel^enbe 3Jtoxai, gegen bie ©itten« 
lel^rc ber SlufH&rungäjeit, finb bic JRomantilcr ju ber gorbe« 
rung einer neuen ©tl^if gelangt, ©benbe^l^alb trägt bie SWel^r* 
jal^I i^rer etl^ifd^en ^unbgebungen benfelben Sl^aralter über»* 
fjjanncnber unb übertrcibcnber ^olemil, ber bcn innerlid^ unb 
aud^ äugerlid^ nal^e t)tttoanbttn ^erfud^en Stie^fd^eiS eigen ifl. 
3Ke^r nod^ aß auf äfll^etifd^em ober naturl^ijlorifd^em gelbe 
fül^It ein lül^ner Sleuerer auf bem ®ebiete ber ©itte fi(^ ju 
Iräftiger garbengebung angereijt. 2)ie Umnjertung aller SBertc 
öoHjicl^t fid^ l^ier njcit gcröufd^öoller; fd^allcnbc Ol^rf eigen er« 
tönen ha, to&l^renb ber Hterarifd^e JRcöoIutionär unb ber natnt^ 



56 IV. 3)lc ^roötammc bcr roniantijcfecn ©tl^il unb 9ficligibn. 

})]^tfofol)]^ifd^c SRcucrer mit Ipentgcr fräftigen unb berben SBaffen 
in ben Samt)f gel^t. J)ie§nial gilt c^, ben „Ölonomen ber Sßo* 
ral" ein ®ä)nippä^tn fd^Iagen. 3)ic SRomantil jiel^t in^ gelb 
gegen btn „^l^ilifter". 

©d^Ieiermad^erS ©tl^if, njie fic in btn „SKonoIogen" unb im 
,,@^ftem ber ©ittenlel^re" fid^ jeigt, fällt in effter Sinic burd^ 
il^ren ®cgenfa| ju ÄantS 9iigori§mu^ in§ Slugc. SBie ©d^iller 
möd^te anä) ©c^Ieiermad^er eine ©ittlid^feit ber großen ^erfön««' 
lid^feit, ber ftarfen Snbiöibualitöt Vortragen, möd^te bartun, ba^ 
augerlefene SRaturen ttJol^I imftanbe finb, auf bie ftete ©clbft«» 
<)rüfung, bie ber ©eoBöd^tung beg lategorifd^n Sitt^jeratit)^ inne* 
too^nt, ju öergid^ten. ©d^iller bel^ält jebod^ für feine Stu^nal^me^ 
menfd^en, für bie ,,fd^önen ©eelen", ba^ ultimum refugium be§ 
lategorifd^en ^mpnatio^ Bei, ttJenn fie burd^ ben Stffelt au§ ber 

rS3a!^n be§ normalen fiebenS I)inau§gen)orfen finb. ©d^Ieiermad^cr 
beult an eine organifd^e ©ittlid^feit, öu eint S9ead}tung ber 
©timme, bie au^ bem Snncrften ber mcufd^IidEjen Snbiöibualität 
ertönt, be§ ®efe|eg, ba^ mit SRaturnothjenbigfeit im 3Befen ber 
einzelnen 5ßerfönlid^leit gegeben ift. ©old^cr organifd^er ©ittlid^*= 
^ feit ftrebt aud^ gr. ©d^Iegel ju. 2lber er ift in früliromantifd^er 
3eit njeber ju flarer (Srfaffung nod^ gu unsh^eibeutiger gormu=» 
lierung feiner Slbfid^ten gelangt. Dbenbrein nimmt bie SRegation 
be§ Seftel^enben in feinen etl^ifd^en tugerungen hjeit mel^r 3laum 
ein, aU bie S)arlegung ^jofitiöer etl^ifd^er SSerte. 

3m ®egenfa^ ju berfelbe« SRoral ber Slufllärung, gegen bie 
ber ©türm unb 2)rang eifert, cntmidEelt fid^ bie romantifd^e Stl^if. 
®arum überffel^t man aud^ l^ier leidet bie feinen, aber fd^arfen 
Unterfc^iebe. ^einfe unb ber 2)id^ter ber „Sucinbe" fd^einen 
auf ben erften S3IidE enger mitcinanber bertoanbt ju fein, atö fie 
e§ tatfäd^Iid^ finb. 

3)er ©türm unb S)rang, öor allem aber i^einfc, jleuert ing 
Uferlofe. Sllle ©d^ranfen follen nicbergebro(|en merben. S)a§ 
„^erg" allein njirb jum ©efe^gebcr gemad^t, ba^ l^eifet: ber ©in*» 
fall be§ Slugenblidfeg, bie ©timmung ber einjelnen ©tunbc, nid^t 
ba^ buxä) Sleflefion unb ©elbftbefd^auung crfanntp ®efe^ ber 
eigenen ^erfönlid^Ieit. 6in $]^itofo]p]^ be§ ®enuffe§, meiert fid^ 
^einfe gegen allcg „bürgerlid^e SBefen" ber Siebe. S)ie @]^e er*» 
fd^eint nur aU „!^arte§ S^d^"/ al§ „Job bei lebenbigem gleifd^c", 
eine „©eloolinl^eit unb ein ®efe|", ba§ ,Mo^ für ben ^öbel 
ift, eben loeil er 5ßöbel i% ber fid^ nid^t felbft regieren !ann 



// 



©ti^if bcg ©türmet unb 2)rangcg. 57 

|)ctttfc tt)tn öon fold^ „barbartfd^er ®cfc^gcbung" nid^t^ toiffcn ; 
er loünfd^t eine htpnUit, mo mentgftcn^ 3Rann unb grau mit 
il^rer Siebe l^eilig nnb frei ftnb. 2)iefe SSerl^errUd^ung ber freien 
Siebe bd)eutet felbftöerftanblid^ t)or allem für ba^ SBeib eine 
ööllige Umftürjung be§ Seftel^enben. Unb in fold^em ©inne 
enlJüidelt i&einfe am ©d^Iuffe be§ „Strbingl^ello" bie 5ßrin5it)ien 
feiner ibtalm SRepublil, in ber bie Siebe in allerl^öd^fter fjrei^ 
^ett t^re fjlilgel fd^jüntgt^). 

(Srl^eben fid^ bie anbtxen ©türmer nnb S)rängcr nid^t ju 
gleid^en Sorbcrnngen einer böllig gefeglofen greil^eit be§ inbi«» 
öibuellen SebenS, bleibt ©oetl^e in ber „©tella", ©d^iller aU 
Vertreter ber ,,5reigeifterei ber Seibenfd^aft" bei einer jal^meren 
3nlaffnng bon WuSnal^meföIIen [teilen, fo tönt bod^ an^ ber 
gefamten S)id^tung ber 3eit ein ^t)mnn^ auf ba^ \taxte, titanifd^e 
28eib. Sl^eoretifd^ unb <)rinjipien l^at ja nur ^einfe ba^ ®IüdE 
ber Unöerl^eirateten öerfünbet, bie, eine ®öttin, ganj iperr über 
fid^ felbft, in ©efellfd^ft mit btn öerftänbiflften, f^önften, toifeig* 
ften unb finnreid^ften SKönnern lebt unb il^re Äinber aB frei*» 
billige Äinber ber Siebe mit Suft er jiel^t. 3)od^ bie SKad^tfraucn 
ber S)id^tung jener Sage, öotan Slbell^eib öon SBallborf, be*» 
geugen nod^ im Untergang, wie ftarf unb hrie öerlodEenb ber ®e* 
banfe einer SBeiblid^Ieit, bie fid^ mutig über alle ©d^ranlen ^xi" 
ttjegfegt, bamal^ auf bie Sugenb gejüirft ^at 

3)ie SRomantil öerfünbet bit ©manjipation ber fjrau unb 
lämpft gegen bie beftel^enbe ®^e. Slber fie fud^t bie ©rl^öl^ung 
beg SBeibeg nid^t in gefd^Ied^tlid^er Ungebunbenl^eit unb fie 
fämjjft für bie ed^te nnb malere gegen bie falfd^e unb lonben*» 
tioneire ©l^e. 2)a§ oft jitierte SBort gr. ©d^Iegetö : „(£g lägt 
fid^ nid^t abfeilen, mag man gegen eine ©l^e ä quatre grünblid^eä 
einmenben Wnnte", entl^ält nid^t bit entfd^eibenben ©igenl^eiten 
beg romantifd^en ©l^egebanlen^ ; tatföd^Iid^ eifert ba^ 34. Sttl^e*» 
naeumfragment, bem eg entnommen ifit, an^ fittlid^em SRigo* 
ri§mu§ gegen bie beftel^enben ©l^en, bie faft alle nur „Son* 
Iiribinate" feien. S)a§ ®E<)eriment ber (Sf)t i quatre, bit Sl^e- 
fd^eibung überl^aupt, follte nur Übergangöerfd^einung fein. Dl)ti«' 
miftifd^ l^offt Sr. ©d^Iegel, ba^ bie Qtit lommenmerbe, ba alle 
ei^en „mirflid^e^' ei^en fein mürben, gid^teg „JRaturred^t" 
(1796, äSerfe 3, 336), beffen Slnfd^auung bon Sl^e ber Änfid^t 

1) ^oä^ feiner utiterfd^eibet SB. 53te(^t, ^einfe unb ber äftl^etifd^e 
5[mmoratt§mtt«, 1911, @. 53 ff. 



• 



58 IV. ^ie ^rogramtne ber tomatitifc^en (Stl^tl uub 9leUgion. 

5r. ©d^Iegetö fcl^r nal^cfontnit, ja il^t öicHcid^t jum SSoröilb 
gcbicttt f^at, ifi »cfcntltd^ rabilalcr. ®cnfcttcn 8labtfaltgntu3 
atmet ©d^Iciermad^ctg ,,3^ec ju ctncm Satcd^iSmui^ bcr SSer*« 
nunft für eblc grauen" (Sttl^cn.-Oftagm. 364). ^.SRerlc auf ben 
Sabbat beinc3 |)crjctt§, baß bu il^n feicrfl, unb mnn fic bid^ 
galten, fo mad^c bid^ frei ober ge^e jugrunbe", ruft ©dölcier«* 
mad^er bem liebenben Ttdb(f)tn, abtx bod^ aud^ ber gfrau ju, 
bic burd^ ein gefe|Iid^e§ Sanb an btn ungcUebten fßtann gefcffelt 
ift. Steilid^ marnt er: ,,S)u folljl leine ©l^e fd^Iießen, bie ge* 
brod^en totxbm müßte." 3^m tfi bie ©l^e ettoag ^eiliges ; unb 
er gäbe bie befiel^cnbe ®]^e nur auf, um SeffereS für fie einju«* 
taufd^en/ SSöIIig gleid^er Stnfid^t ift gr. ©d^Iegetö ,,S u c i n b e" 
(1799): fie fjjottet über Unel^en, mifead^tct btn Tlann, ber in ber 
Srau nur bie ®attung, ebenfo aber bie 3ftau, bie im fßtanm nur 
ben®rab feiner natürlid^en Qualitäten erblidEt ; aber fie feiert aud^ 
bic ,,ed^te ©l^e", bcren SSorauSfegung en)ige Siebe x% ©d^Ieicr* 
mad^r§ SSerteibigung^fd^rift, bk ,,Sertrauten ©riefe" (1800) 
über bie „Sucinbe", l^atte nad^ biefer Wid^tung nid^tS SBefent^ 
lid^e^ l&injujufügen, totnn fie fid^ anfd^idfte, „in tlaxta unb^fefien 
Sinicn eine SebenS^j^ilofojjl^ic ju entttjerfen, meldte ber grau, 
ber Siebe, ber Sl^c unb greunbfd^aft, ber ©d^am unb ber lünjl«» 
lerifd^en SarflcIIung ber Siebe in ber mntn ©efellfd^aft il^r 
SBefcn Beftimmen follte" (3)iltl^e^, ©d^Ieiermad^er, @. 497). mäjt 
im ®egenfa| ju gr. @d^legel§ SRoman, fonbem in boller übcrcin*« 
fHmmung entf<)ringt aud^ nad^ ©d^Iciermad^erg Stnfid^t nur an^ 
ber (Sf)t ba^ fraftöolle tätige Seben. 

2)ie Singriffe, bie gr. ©d^IegelS „Sucinbe" erf^l^ren l^at, 
gelten aud^ weniger gegen bie Äuffaffung ber @]^e, aB gegen 
bie !ünftlerifd^e ©arftellung nnb gegen bic Slnal^fe ber Siebe. 
3)aß griebrid^ fein ©rjäl^Icr iflt, ba^ er toebcr mit feinem 3Sor- 
bilbc, ben Sel^rjal^ren SBill^elm SKcifterg, nod^ etma mit bem 
„Dftcrbingen" feines greunbeS |)arbenberg tt>etteifern !ann, mo 
CS gilt, ejjifd^cn SScrteuf fünfWerifd^ barjuftellcn, ift gettiiß. ®r 
fetter tootltt ein SBerl be§ „SEBigeS" liefern, ein ^robuft bcr 
aSilflür" beg 2)id^erS, bit lein ®efcfe über fid^ leibet. Sie 
Sucinbe" ift aud^ nod^ in anberem ©inne mit ben gid^tefd^cn 
Elementen ber romantifd^en Il^coric öerfnüpft: fie arbeitet mit 
bauernber ©clbftbef^jiegclung, fic ifl ein SRoman ber intcncl* 
tuellen ?[nfd^auung. S)iefer 9loman aber möd^te bie Siebe ebenfo 
allfeitig jur Darlegung bringen, toit in ®oet]^g „2Weijler" baS 






®]^e unb £iebe. 59 

« 

Zi^tattt, in „©tcrnbalb" bic SKalcrei tttooQtn toixb, Unb fo 
gipfelt er in einer imjjrcffionipttfd^mimifd^en SBiebergabc ber 
„läfön^exi Situation''. ®ie SRaturwal^rl^eit ber SarfteHunB, t>on 
3fr. ©d^legcl mit ber if)m eigenen ©tarrWjjfigleit burd^gefül^rt, 
mag jebcn abfd^redten, ber für fold^e Stoffe bie lünftlerifc^e ©tili*« 
fierung ber rdmifd^en ,,®Iegten" ©oetl^eö loünfd^t. Ung inbeffen 
i^aben bie iüngflen itoanjtg Saläre fo Diele SSerfud^e t)orgetegt, 
in SRomanform ba^ &thtn in allen feinen Sügen ju crfaffcn, ba^ 
man bie Slücffid^t unb bie 9(n))affungSfä]^igfeit be^.SeferS, bit 
l^ier ttma^ ©etbftDerftänblid^e^ n^ar^ auci^ ber ,,Sucinbe'' gegen^ 
über toalttn laffen follte. ^uä^ ber oft l^eröorgel^obcne ^d)an'' 
tigmu^ ber ©id^ung !dnntc in mobernfler Siteratur leidet ®e^ 
genftüdfe finbcn. 

3iel unb 3^c* i>^^ gönjen ©ud^eg ift allfeitige ©elcud^tnng 
ber Siebe. Unb fo ertoägt eg benn aud^ bie Siebe, bit nid^t 
(Sf)t unb 3fort})fIanjung, fonbern nur fid^ felbji jum 3tt)edf l^at. 
Anflog lann ba nur nel^men, toer bie romantifd^e Stuffaffung 
ber Siebe nid^ lennt @in überfinnUd^^üi^K^^cr freier, mad^t 
ber JRomantiler bie Siebe gur JRcIigion ; unb jtt>ar jur SReligion 
im @inne ©d^Ieiermad^erg. ,/$eute fanb id^", fd^reibt !3uliu'g 
an Sucinbe, ,,in einem franjöfifd^n S3ud^e bon jloei Siebenben 
ben SüiSbrudE: ,@ie tt>aren einer bcm anbtten ba§ Uniöerfum.* 
— SBie fiel mir'g auf, rül^renb unb jum Säd^In, ba%, loaS ba 
fo gebanlenlog jlanb, bloß al§ eine Sigur ber Übertreibung, in 
nn^ but^pt&blid^ ttjal^r gctoorben fei!" (@. 243 f.). ®er m^jlif^^^c 
Siebeäbegriff ber JRomantil geflattet, $dd^jle§ unb SKebrtflfteä, 
©eijHgjleg unb ©innlid^ficS ju öerlnfl})fen. ©d^teiermad^cr beutet 
fein au§: ,,@ic loiffcn ja bod^ öon Seib unb Ocifi unb ber 
Sbentität beiber, unb ba3 ift bod^ baSt ganje ©el^eimnig." 3)a§ 
ijl bic meta|)]&^fifd5c, ©d^elKng öorwegncl^enbe SSorauSfeftung 
beS etl^ifd^en ®runbgebanleni^, auf ben ©d^Ieiermad^er btc geifiige 
©innlid^Ieit ber ,,Sucinbe" jurüdtteitetc, be3 ©ebanfenS bilben«* 
ber ©ittttd^eit, bie bie ©innlid^Ieit, b^c ?ß]^antafie, bit Selben* 
fd^aft burc^ ben ®ei{t abelt, nid^t burd^ bie bloge ®en>alt beS 
®efe^ed einfd^ränlt. 

äJorauSfd^ung fold^r Siebe, aber aud^ ber „ed^ten, n)irl'- 
lid^en" (Sfyt ijl freiließ bie geijlige ©ebung ber grau, bic in 
ber „Sucinbc" eibenfo geforbert xoixb, toit in ©d^Ietermad^criJ 
„Äated^igtnud''. Stibung foH ber grau juteil, fic foH bem 
SRannc gcijKg genäl^ert, il^m ebenbürtig gemad^t ttjcrben. „Saß 



60 IV. 2)tc ^roötammc bcr tomantifd^cn dtf^xf itnb SJelißtoTt. 

biä) gelüften naä) ber SKäntifr Silbung, ffunft, SSeigl^eit unb 
©l^rc", lautet ba^ gel^ntc @eBot ©d^Ieiermad^erg. ©in Xi)ema, 
ba^ t)Ott Stitfang an St. ©(Siegel gorfd^en unb ©innen be^ 
Wftigt! 

?tuci^ l^ier gel^t er öon ber 21nttle au§. 3n jmei Sluffä^en, 
bie il^ren äufammenl^ang mit $Iato unb i^emfterl^uiö nid^t üer* 
leugnen, \pxxä}t er ftd^ 1794 ,,ö6er bie ttjeiblid^en El^arafterc 
in ben gried^ifd^en 2)id^tern" unb 1795 ,,Über bie 3)iotima" an^. 
©ofrateä erfd^eint aB Vertreter ber Slnfd^auung, ba§ bie SSolI** 
lomntenlieit beiber ©efd^Icd^ter nur eine, ^latö unb bie ©toiler 
bejcugen, ba^ bie Seftimmung be§ n)eiblid^en unb mUnnlid^en 
®efd^Ied^t§ bie gleid^e fei. Unb inbem Sr. ©d^Iegel mit ^lato 
unb im ®egenfa| ju SRouffeau für bie f^xau öffentlid^e ®r^ 
gieliung, bann Stnteil an ber Silbung, bm ^flid^ten unb SRed^ten 
ber äRänner forbert, möd^te er einfeitige SJiännlid^feit unb ein^ 
feitige SBeiblid^Ieit abmeliren. 3)ag flaffifd^^^romantifd^e 3beal 
be§ l^armonifd^en 3Kettf(^en tüirb auf bit Stauenfrage ange* 
tvenbtt, im (Segenfa^ ju ©d^iller^ ^laffigigmug, ber bie ^rau 
in bit ßinfeitigfeit be§ 3laiotn bannte. SBielanb »ar ba bem 
93iG)ung§ftreben ber grau Ipeit mel^r entgegengefommen ; unb 
aud^ er l^atte antife tJrauengeftalten mie Srf<)afia in§ gelb ge* 
fül^rt. ©d^illerS ,,SBürbe ber grauen" njurbe t)on bem Sfiejen^ 
fenten gr. ©d^Iegel abgelel^nt. SB. ©d^Iegel ^jarobierte mi|ig 
ba§ ®ebid^t ©^illerg (2, 172). ©Dörfer nod^ tritt ba§ „m'i)t- 
naeum" für bie 95ilbung§anf^)rüd^e ber grau ein. 2)ie grag^ 
mente lommen öielfad^ auf ba§ %^tma gu fpred^en. gm jmeiten 
SBanbe (1799) fd^Iagt gr. ©d^Iegel bie SrüdEe t)on feinen STb- 
fid^ten, bie grau ju bilben, gu ©d^Ieiermad^erg. 9ieIigion§begriff 
mit bem Sluffa^e ,,öber bie 5ß]^irofol)|)ie. 2In 3)orot^ea". S)ie 
Siebe jum Untöerfum fd^eint nad^ griebrid^g ?lnfid^t ber grau 
6efonber§ nal^ejulicgen. 3)er grau eignet, meint er, bie S^ncr*« 
lid^feit, bie ftilte SRegfamfeit alleS 2)id^ten§ unb Irad^ten^, bie 
für il^tt bie mefentli(|e Stijlage jur SReligion ober öielmel^r biefe 
felbft bebeutet. Unb fo ftreng fülirt er feinen ©afe burd^: SReligion 
fei bie n)a]^re Siugenb nnb ®IüdCfeIigfeit ber grauen, ba^ er 
fie jur $]^iIofoj)Irie erjiel^en tt)in, nid^t §ur ^oeftc; bie ^oefie 
fei too^l ber ®rbe gezogener, bie 5ß]^iIofol)l^ie aber l^eiliger 
unb gottüemwxnbter. Unb „bie 5ßoefie ber Siebter bebürfen bie 
grauen weniger, n)eil il^r eigenjieg SBefcn 5ßoefie ift" (gbee 127). 



graucnftogc. SJcItgion. 61 



3. Stiftuttg einet tteuen Weliginn. ^atbeniergd geiftli^e 

S^i^tung. 

5!tud^ auf bem ®d&tete ber Slcligtott jetgt ftc^ bicfelBe 6r^ 
fd^einung, bic bei ber 3iotur}j]^iIofo<)]^ie unb bei ber SSergött^ 
(i^ung unb tftl^etifierung beg Unit^erfunt^ 5u beobad^ten mar: 
e§ ift unenblid^ fd^mer, genau anjugeben, öon mem ber erfte 
Slnftofe ausgegangen ift. 2)ie§mal öielleid^t nod^ fd^merer al§ 
fonft. 2)enn ber ÄreiS ber religiös Segeifterten ift totittx. 
©d^elling gmar lommt nid^t in ©etra'd^t; öielmel^r finb mit 
©d^Iciermad^er ungeföl^r gleid^jeitig St. ©d^Iegel unb SRoöaliS 
Bemül^t, religiöser ju toerben unb bem ©liriftentum nent^ Seben 
abjugeminnen. Unb SiedE bleibt nid^ juriidt; fonnte er bod^ 
öon ganj anberer ©eite, bon ber Setrad^tung ber bilbenben 
^unft, mie er fie gemeinfam mit feinem frü]^t)erftorbenenSreunbe 
SEBodEenrober gd&t l^atte, fein ©d^erflein ju bem religiöfen Gn^ 
tl^ufiaömuS ber SRomantifer beitragen. 

Stm 15. SRoöember 1799 fd^rieb ^oxotf)ta t)on 3cna an^ an 
©d^Ieiermad^er: ,,3)a§ Kl^riftentum ift l^ier ä Tordre du jour." 
Äurj öorl^er l^atte 8ft. ©d^Iegel bem greunbe berid^tet, mie bit 
,,3leben" auf JRobaliS gemirft l^ätten: „^arbenberg l^at 3)id^ 
mit bem l^öd^ften 3ntereffc ftubiert unb ift ganj eingenommen, 
burd^brungen, begeifiert unb tntiiinbtt ®r bt^auptet nid^tS an 
S)ir tabeln ju fönnen, unb infofern einig mit S)ir ju fein. ®oc^ 
bamit toirb eg ttjol^l fo fo fte^en" (3, 125^. ©d^on biefeg 3eugni§ 
beutet an, bafe bie „Sieben" ftarl gemirft, baß fie aber auc^ 
einen njol^Iborbereiteten Soben angetroffen l^aben, unb baß 
loiebcrum bie romantifd^en ©enoffcn fd^on ju toeit auf bem SBege 
JU SReligion unb Kl^riftentum borgefd^ritten toaren, um ©d^Ieier*« 
madEjerS Seigren uneingefd^rönft aufjunel^men. 

3Btr!Hd^ fd^reibt 5^. ©d^Icgel fd^on ein öoUeg Igal^r frül^cr an 
SioöaliS (20. Oftober 1798): „SBaS mid^ betrifft, fo ift ba§ 
Siel meiner literarifd^en ^ßrojclte eine neue Sibel gu fd[)reiben 
unb auf SRul^amcbg unb Sutl^erä gufeftajjfen ju manbeln." 
SloöaliS antwortet am 7. SRoöember: „S^ bin auf meinem 
©tubium ber SBiffenfd^aft überl^au^jt unb il^reS Körpers, be§ 
SSud^g — ebenfaflä auf bie 3bee ber S3ibel geraten — ber Sibel 
aU be§ 3beal§ iebtoeben 95ud^§." gr. ©d^Iegelg ©rief öom 
2. 3)ejember erfcnnt in bem „abfid^tSIofen Sufammentreffcn 



// 



62 IV. 2)ic Programme ber tomanttjti^cn Stl^if unb 9?cttglon. 

bcr ,,bt6Iif(i^en ^ßrojcftc" ,;Cmc3 ber auffallenbllctt Stxditn unb . 
SBunbcr" bcd ,,ffiittt)ctftanbttiffcg" 6eä)cr Srcunbc, über aud^ 
tl^rcr ^^SRtfeöcrftänbttiffc". S)cnn ©d^lcgcl l^attc fofort aug $««• 
bcttbcrgg S3rtcf l^crauSgcIcfen, ba^ fHot>alx^ nur ,;in einem ge* 
toiffen @inne" in bet Sibel bic ,,Iiteratifd^e Scntralfomt ut\b 
alfo baö 3beal iebeö ©ud^" finbe. ©d^Iegel fetter ober ffattt 
„ünt S3ibel int ©innc, bie nid^ in geioiffem ©inne, nid^t gleid^«* 
fant, fonbern gang Bud^fiäblid^ unb in icbcm ®eift unb %innt 
S3ibcl n)äre". 3iid^ um ein literarifd^eä, fonbern um ein BibK«» 
fd^§, burd^auS rcIigiSfe^ ^ßrojelt l^anblc eg fid^. „^ä) bcnfe 
eine neue 9leIigion ju fiiften ober öielmel^r fic öerfünbigcn ju 
l^elfen: btnn !ommen unb fiegen wirb fie aud^ ol^ne mid^. SReine 
Sleiigion ifl nid^ ton ber Art, baj^ fie bie ?ß]^üofo))]^ie unb 5J}oef ie 
öcrfd^Iudfcn ttjollte/' ©el^r bunlel umfd^reibt 8fr. ©d^Iegel bie 
Sebingung, unter ber er auf ^arbenbcrgä öolle S^ftintmung 
redten barf: ,/SAt cigentlid^ ©ad^c ift bie, ob 3)u "S^id^ tnU 
fd^Iießen lann% njenigften^ in einem geloiffen ©inne iag 
Kl^rijientum abfolut negatiö ju fe^en." Unb \>topf)tti\ä^ ruft 
er bem grcunbe gu : ^.SBielletd^t ^a\t bu nod^ bie SBal^I, enttoeber 
bcr legte ®]^rift, ber örutuS bcr alten Religion, ober ber El^tifht^ 
beg neuen SöangeliumS ju fein." ®iefe§ noit ®öangeKum rege 
fid^ fd^on ; ©d^Ieiermad^cr arbeite an einem äBerIc über bie Stc^ 
Kgion, licdt ftubiere Qafob 85ö.]^me; unb bie ©^ntl^efig tjon 
®oet]^e unb Sid^c — bie SSoraugfegung unb ber StuSgangSjJunft 
bcr ronuintifd^en Siaturjjl^ilofopl^ie (f. @. 36) — Wnne nid^t^ 
anbereg ergeben aB SReligion. Am 20. S^nuar 1799 erllört 
banxi 3lot)ali^, gfriebrid^ äßeinung \)on ber 9{egatü)itftt ber 
d^riftttd^en JReligion fei öortrefflid^. ,,2)ag ffil^rijientum »irb 
baburd^ jum Stange ber ©runblage ber ))ro|eftierenben Sraft 
eines neuen aBeltgebäubeä unb SKenfd^ntumS erl^oben." ,J9Cb^ 
folute Stbfhaftion, Slnnil^ilation beä ^ti^iqtn, SCjJotl^eofe ber 3u* 
fünft — biefer eigentlid^en, befferen SBcIt: bieg ift ber Stxn 
ber ©el^eige beS Qi^riflentum^, unb l^iermit fd^Itegt eS fid^ an 
bit JReligion ber Sfntiquare, bit ©dttlid^eit ber SCntile, bic ^r- 
ftcllung beg ^(tertumS, aB ber gmeite $au))tflügel an; beibe 
l^alten ba^ Uniberfum, aU btn Sbxptt be§ @ngcl§, in cn)igcm 
©d^toeben." gr. ©d^Iegct fKmmt ju, ba^ ba^ El^riptentum eine 
Sflcligion ber S^funft fei, tt>ie bie ber ®ried^cn eine ber SSer* 
gangcnl^cit. „^ber ifl fie nid^ nod^ mel^r eine JRcügion beS 
lobcä, ttJic bie ttaffifd^ eine JRcIigion beg Sebcnä?" „ffliel^ 



SRoöafts. 63 

Icid^ bift bu bcr crftc HRcufd^ in unfcrent Zeitalter, bcr Sunft- 
finn für bcn lob l^t" (@. 130). 

fßot allem txS)tllt au3 bcn äiticrtcn öricffitcnen, bafe 3r. 
©d^lcflcl unb 3ioöaIiö bcn S^tpulfcn ©d^Ieiermad^crg längfi; öor- 
angccilt ttiaren. Slud^ ba^ ptt^onüä^t Scfanntttjcrbcn färben«- 
Bcrgg unb Zied^ (im ©omtncr 1799) tann nur Bcftätigcnb unb 
tocitcrtrcibcnb auf Sloöafig gcnjtrft l^aBen. Slu§ l^crml^uttfd^r 
Umgebung l^cröortrctcnb, öon 3wä«nborf§ ®cbanfen bcr „^on^ 
ncjion mit bcm l^iftorifd^cn ffil^riftuä" frill^ bcriljöirt, m^ftifd^ bcr 
©rgrünbung beg „3KittIcrtum§" Ki^rijli i^ingcgcbcn, finbct fRo" 
t>alx^ anä} aB einziger unter bcn ®cnoffcn fofort bit bid^terifd^c 
Sraft, in unöergänglid^cr fünftlcrifd^cr Sorm augjubrüdtcn, loaS 
il^m Sieligion unb ffil^riftentum bebeutet. (£ä entftel^cn feine geijt* 
lid^cn Sieber^ Offenbarungen juglcid^ bcr neuen {Religion, 
ber 9}crgdttlid^ng beS UniberfumS, bcr fcl^nfüd^tigen Siebe jum 
(£migen, mic aud^ tounberbar fd^Iid^tc Sefenntniffe eines ®Iäu«» 
btgen, bcm in K^rifti ®eftalt ein Säegiocifcr jum überirbifd^en 
crftanbcn ifit. 3r. ©d^lcgcl l^at bcn l^ol^cn lünftlcrifd^cn unb 
menfd^Iid^cn SBcrt ber d^riftlid^cn ©änge |)arbenberg§ fofort er*« 
tonnt unb btm Steunbc ©d^Ieicrmad^er (3ioöember 1799) ge*» 
mc&et: „Stud^ d^riftlid^c Sieber i^at er un§ gelefcn; bie finb 
nun baS ®dttlid^{te, toa^ er ie Qtmaä)t S)ic ^oefie barin fyit 
mit nid^tS Äl^nlid^ieit, aK mit bcn innigften unb ticfflen unter 
©oetl^enS frül^eren ficinen ©cbid^en." 

SBcit beutlid^cr nod^ aU in bcn geifllid^cn Siebern lommcn 
bic ©ebanlencmbr^one ber itoifd^en 3fr. @d^lcgel unb 3lot)ali^ 
göücd^felttn ©riefe t)on Slnfang 1799 in 9loöaIi§* „ip^mnen 
an bic SRad^t" ju bid^terifd^ geflörtcr unb vertiefter ©cftal^ 
^ tung. @rlebtc§ Seib öerfnül^ft fid^ mit bem neuerrungenen re* 
* ligiöfen ©cfül^I. S)a§ ©l^riftcntum aU ,,®runblage ber ^jroief^ 
tterenben Sraft eines neuen aBeltgeböubeä nx\b SReufd^entumS", 
fein ®e]^eig einer ,^bfoIut)cn Slbftraftion, Stnnil^ilation b^S 
geftigcn", bic barauS crtoad^fcnbc „^potf)eo\t ber Sufunft, biefer 
cigcntlid^cn befferen SBelt": all ba^ ift in bic ;,$^mnen" l^ittcin*« 
t)ertoebt unb baju andS) ba^ ©erl^ältntS beS (Sil^riftentumS gur 
SlntÜc, jur ,,8lcIigton ber Antiquare". Unb aud^ St. ©d^IcgcIS 
grage ift l^icr beantwortet, ob ba§ ffil^riftentum nid^t nod^ mel^r 
eine Sieligion be§ 2:obc§ ift, alS bic Ilafftfd^c eine 3leIigion beS 
SebenS. ©bcn njeil bic Stntifc ganj auf ba^ Seben, auf ba§ 
3)ie§feitS gefiellt ift, fo ifi il&r ber Zob ein ©d^redtbilb, loä^renb 



64 tV. $)tc Programme bcr romanttjd^cn fötl^tf unb Sftcitgion. 

El^riftu^ bic 3BeIt mit bcm Sobcggcbanfcit auögeföl^nt l^at. 2)er 
lob eröffnet bem Ej^riftuggläubigen ben Sintritt in eine l^öl^ete 
unb beffere SBelt; ba§ ^reuj l^at bie SJienfd^l^eit für bte ßiütgfeit 
geboren. ©d^Ieiermad^erS Stnfd^auung, baß ba3 religiöfe ©efül^I 
un^ bem Unenblid^en nal^ebrtnge, tft in btn ,,ip^mncn" in bie 
formen ci^riftlid^en ©tauben^ nmgefe|t: ber SRittlertob Klirifti 
\)at ber äRenfci^l^ett bm SBeg tn§ ©mige eröffnet. 2)cr ®ebanfe 
ber Unenblid^eit, f^mbolifiert in ber SSorftellung eine§ jenfei^ 
tigen Sebenö, tröftet ben 2)id^er über ben SJerluft ber ®eUebten. 
5Rur in biefem engen irbifd^en S)afein l^ctt er auf bie Qfeliebte, 
ju öcrjid^ten. SRenfd^enbafein aber reid^t ttjeiter, reid^t l^inauS 
über bic (Srenjen be§ ^rbifd^en. Unb ber %ob f^jtengt bie gcffeln 
btefeg irbifd^en SebenS. 

JJreilid^ !ommt bieSmal nur bie ein^ ©eite Don !@d^Ieiermad^er§ 
SReligion jur ®eltung: baB Unenblid^ l^ebt über ba^ ©nblid^e 
cmjjor, nid^t bie anbere: ba^ Snblii^e tft un§ lieb, meil ba^ 
Unenblid^e fid^ in il^m barftellt. ©ine 2)id^tung be§ romantifd^en 
3Roni§mu§ unb ber romantifd^en 3)afein§freube finb bie „^k)m* 
nen" nid^. SRobali^ l^at fic gefd^rieben, erfüllt t)on ber 3bee 
eine§ freiwilligen, ben)u6t erftrei&ten Xobt^, t)on bem (Sebanfen 
alfo, ben ba^ Slbleben ®op^ien^ t>on M^n in il^m auSgelöfi; 
l^atte. (£r l^at fid^ julc^t n)teber mit ber SBelt be§ ®ie§feitäj 
au^gcföl^nt, freiließ immer nur im ©inne @d^Ieiermad^er§, für 
btn auf biefer SBelt ein STfiglanj ber ewigen rul^t. SS. ©d^Iegel 
umfd^reibt bic ©timmung bcr „)^k)mnen" im ad^ten ©ebid^te 
be§ „Sotcnol)ferg' für Stugufla Säöl^mer" (1, 136). 

©in gewollteg ©terben ift auä^ ba§ 3i^I be§ „l^olien SJien* 
fd^en" in Scan ^aul§ „Unfid^tbarer Soge". S^n fenngeid^net ,,bie 
©rl^ebung über bie @rbc, bag ©efül^I ber ©eringfügigleit alie^ 
irbifd^en %nn^, ... ber SBunfd^ be§ 3:obc§ unb ber 95Iidf über 
bie aBoIfen" (^cm^jcl 1, 184). 3m ©manuel be§ ,,^e^pexu^'' 
Iiat ^ean 5ßaul einen äRcnfd^en biefer 2trt gejeid^net. äufll^i^^ 
begegnet fid^ 9?oöaIi§ mit Söl^mc^ Sfnfd^auung bon ber „B^^t^ 
bred^Iid^Ieit". 

2)ur^ ben ©ünbenfall ijl „3erbr.cd^Iid^Ieit" in bie SBelt ge«* 
lommen; öorl^cr waren bie 2)inge nur „il^r ttl^er". SBenn bie 
jerbred^Iid^e Sorm öergelit, bann Wirb bie ©eele wieber Stirer 
unb erfennt alle ipcrrlid^Ieit in ungetrübter ^elle. S)ie Qual ber 
Seibenfd^aft öerfd^winbet mit ber 3e^bred^ung ber Seffeln. SBie 
in faft aller äR^ftil öerbinbet 5Rml)Iatonifd^eg unb ei^riftlid^t^ 



S3ö^me. 65 

fid^ auä) in bicfcn Stnfd^auungen Söi^meg. ©ine öcxlpanbte SSer^ 
fttü|)fung liegt ben ,,^^mnctt" jugrunbc; ballet rül^rt bic Äl^n*» 
Kd^Icit. Unmittelbare übemal^me Söl^cfd^et Seigren jetgt nur 
ber ,,Dfterbingen". 3)er ganje SRoman mit feinen Sorti- 
erungen l^ätte ba^ altmöl^Iid^ ^uffteigen beS äilenfd^en, bie 
d^rittroeife ©rWfung au§ bm Seffeln beä irbifd^en Sebeng jcid^«- 
nen follen. ejflr bic ©tufenfalge biefeg SufftrcbenS bad^e Sio«- 
Dalid ben S3d]^mefd$en ^Begriff ber breifad^en ©eburt ju nnl^tn. 
®ie erfte rnib äloeite Stufe ift nid^t rein t)or bcm ^erjen ®ottcg : 
bie erjle, bie elementifd^e, bie ©tufe be§ lobe^, bic jloeite, bie 
fiberifd^e, bic Beiben SBetten angcl^drt. Auf ber britten, ber ani^ 
mattfd^en ©tufe erftel^t ber jur SBiebergeburt reife SRenfd^. gur 
©riangung ber ©eligleit muß jeber SKenfd^ alle brei ©eburten 
burd^mad^en. 

3)a6 fid^ biefe ©^mbolil mit ber auffletgenben SnttoidKungi^ 
reil^e ber 9{atur:p]^iIofo:p]^ie k)erlnü:t)fen lieg^ ifl Ilar. 3[u§ beiben 
S3orau§fegungen ergeben fid^ bie Sfiltionen^ bie ben @d^Iug bed 
^^fterbingen" bilben follten unb bie ol^nc biefen Sommentar 
fonberbar genug Hingen: ^einrid^ toixb ein ©tein, bann ein 
Ilingenber ^aum^ bann ein golbener SSibber, enblid^ ein äßenfd^. 
SBcibKd^ Slufo^jferung geftattet il^m, öon einer ©tufe pr an^ 
btun n^eiterjugei^en. 2)ad (Sn^ig^SSMblid^ 2ie|t aud^ l^einrid^ 
Don Ofterbingen l^inan. 

3)ie Seigre Sdl^meS Don ber ,,3^i^bred^Iid^!cit", bie burd^ ben 
Sttfall t)on ®ott eingetreten fei, unb öon ber dtüäit^t ber ©eele 
}u ®ott, fanb gleid^ SCnllang toie bti ^arbenberg in ber ©eele 
grauj t>on ©aoberS. SBinbelbanb (©efd^id^te ber neueren ^l^tfo^ 
\opi)it 2, 350) erlennt in S3aaber§ ?ß]^iIofo<)]^ie „tint et^mo** 
logien^* unb analogienreid^e SJcrqutdCung ber Söl^mefd^en äR^tiil 
mit Santifd^en unb Sid&tefd^en ©ebanlen" unb n)eifi fd^on burd^ 
biefe§ Urteil auf bie enge SJertoanbtfd^ft öon ^arbenbergS unb 
SaoberS 2)enlen l^in. ®urd^ S3aaber tourbe aud^ ©d^elting in 
ber SBenbung jur Il^eofoJpi^ie beftärlt, bie fid^ in feiner „tS^ti?' 
l^eitSlel^re" lunbgibt unb bie einer Stnregung feinet ©d^ülcr^ 
ffifd^enma^r entf|)ringt. SKit ber H^eofojjl^ie ber greil^eitSlel^rfi 
gel^t ©d^IIing %um ^xtationali^mu^ über. SSinbelbanb jeigt 
(a. a.D. ©.338 ff.), ttiictoeit ©d^elling bamit in bie ©a^nen 
3öCobi§ einlenlt unb toit er jugleid^ ber SJorläu^er ©d^o^jen*« 
Iraners unb Seuerbad^ niirb. ©leid^er X^to^op^e l^ulbtgte ber 
alternbc gr. ©d^egel; aud^ er feierte, angeregt ton ©öl^me, ba^ 

WHuiB 888: «Batsei: Setttfd^e atomantil. 8. u. 8. «ufl. 6 



I 



66 IV. 3)le ^ogrammc ber lomantild^en ©tl^i! uttb 3f?eItöton. 

burd^ bcn ©ünbcnfaK bag Unenblid^e in§ Enblid^c übergel^t, baß 
biefcg ffinbttd^c ftjicbcr in§ Xlncnblic|c übergel^en \otU, unb jmar 
inbem ba§ 3nbü)ibuum ftd^ bem t)ofitü)en göttlü^en @efe^ untere 
ttJirft. S>ct salto mortale in bcn ?tbgrunb ber göttlid^en Samt* 
l^erjigleit bcn St. ©d^Icgel einft f))ottcnb 3<icobi öor5utt)erfen 
i)attt (SWinor 2, 91), tt^arb nun Don il^m felbft unb öon feinen 
romantifd^en ©enoffen auSgefül^rt. Sein SBunber, ba^ fortan 
3acobi ein SKitarbeiter ber 3cttf<^tiften ?5r. ©d^IegeB mirb, 
cbcnfo lüie Hamann, ber tk)j)ifd^c Srrationalift be§ 18. ^a^t^ 
l^unbertö, gleid^jeitig in ber Siomantif eine SBiebergeburt erlebt. 
SJon Hamann unterfd^ieb fid^ inbe§ ber StrationaK§ntu§ ber 
il^rcm Snbc jueilenben JRomanti! burd^ beren au§gef|)rod^en fa* 
t^olifd^en Kl^aralter. 

3. aSenbung jum Stat^üÜiimM, ium SRittelaltet unb Otient. 
f^r. S^Iegeli» f|iatere fionfhruftionen ber Qntloidlung ber 

aRenfi|!|eit. 

"ünä) 9?oöaIi§ blieb bei btn Offenbarungen ber Unenblid^Ieit^^* 
unb Uniöerfuntgreligion ©d^Ieierntad^erg nid^t ftel^en. Sd^on l^atte 
er in ben „^k)ninen" unb in ben geiftlid^en Siebem bie ©t)mboI^ 
njelt be§ (Jl^riftentunt^ öermerlet. @r l^atte ntitl^in nid^t bei ber 
©d^eibung t)on SRoral unb Xl^eologie einerf eit^ unb tJonSReliigion 
anberfeitg mit ©d^Ieiermad^er !|altgentad^t, njar öielnte!|r in§ 
Äonfeffionelle tueitergegangen. Stber anä) innerl^alb be§ d^rift*» 
lid^en ®Iauben§6efenntniffeg fud^te er lüeiter ba§, tva^ il^nt ju* 
fagte, ju trennen t)on beut, ttwi§ i^nt frentb toax. ©leid^jeitig mit 
bin geiftlid^en Siebern fünbigte gr. ©d^Ugel btn 2tuffag „3) i e 
©l^riften^eit ober @uro})a" t>on 9?ot>aIi§ bem ®enoffen 
©c^Ieiermac^er an (3, 133 f.) unb fül^rtc il^n auSbrüdflid^ auf bie 
„ungel^cure SBirfung" jurüdE, bie Don btn „3leben" auf SRol^alig 
ausgeübt morben mar. gcft muß man btn beutlid^en ^inloeig 
beg 8luffa|e§ auf ©d^Ieiermad^r (2, 40 f.) im 2(uge bel^alten, 
foll feine Stbfid^t nid^t mißbeutet loerben. ®r gibt eine fultur=« 
^iftorifd^e Sonftruftion nad^ bem JRI&t^tl^muS, ben ©d^illerä 
StaffijigmuS, bie »lomantif Sr. ©d^Iegelä unb gid)teg ®e^ 
fd^id^t§t)]^iIofo})]^ie Dorgejeid^net l^ben. SSon J)rimitit>er, mono^ 
toner ^axmonit gel^t eä toeiter jur 2)i§]^armonie unb enblid^ 
gu l^öl^erer Slllfeitigfeit. 3)od^ bie alten 9iubrifen finben neue 
äuSfüHung. ^n ber erfiten erfd^eint bie^mal nid^t ba§ ®ried^cn* 
tum, fonbern ba§ latl^olifd^e 2KitteIaItcr. Stuf Joenigen ©eiten 



2)a5 fot^oUfc^c mitttlaiitt. 67 

entottf t 9iot)üU§ ein Silb ber ,4<^öncn, glänjenben' Seiten, lüo 
@urot)a ein d^riftlid^eg 2anb mar, tuo eine El^riftenl^eit biefen 
ntenfd^Iidj fleftalteten SBeftteil hmo^nW. 2)iefe ,,ed^tfat]^'oIi[4«n 
ober ed^td^riftli^en S^^^^^" f^b tnit bem romantifd^cn Sfuge 
gefeiten, ba^ fortan auf Sal^rjel^nte l^inauS ba§ SRittelaltcr ebenfo 
fentimentalifd^ öerflären follte, votc bte Slntile \>ont 18. ^a^x^ 
l^unbert fentimentalifd^ gefd^aut morben toar. ®ic ®i§l^arntonie, 
bie jenem Si^ftö^tibe ein ®nbe mad^te, io^ar nottoenbig ; benn nur 
bur^ fie tonnte bie ÄufturcnttoidEIung ttjetterfd^reitcn. Iro^ 
bent erfj)art ^arbcnBerg beut 5ßroteftanti§mu§, ber bie S)t§^ 
l^armonie mit fid^ brad^te, feinen SSortt)urf. Sutl^cr l^afee ben 
®etft beg Kl^riftentumS Dcrfannt; bie Söt^anptnnQ ber l^eiligen 
Stllgemeingültigleit ber Sibel mifd^e bie ^ßl^ilologie, bie Sud^^ 
ftabentoiffenf^ft, in bie Steligion^ngelegenl^eiten unb toixtt 
au^jel^renb auf ben KSinn. ®a]^er gebe e§ nur ttjenigc Sid^t- 
puntte in ber ©cfd^id^te beg ^ßroteftanti^mug, fo äinä^ttborf 
unb Sdl^me. 2)em 5ßroteftanti§mu§ gegenüber crpit fogar ber 
Orben ber Igefuiten ein ej^renöolleg S^uflnig; bte 3^f«iten cr^ 
fd^einen atö untöerfalftrcbenbe SSortämj)fer ber latl^olifd^en re*' 
iigiöfen Silbung. Um fo fd^Iimmer crgel^t eg ber Slufflärung. 
SStbel, ©l^riftentunt unb JReUgion loerben bon ben STuffförern 
ebenfo gesagt unb t)crfe|ert toic 5ß]^antafic unb ®efül^I, @itt^ 
lid^feit unb Äunftliebe, 3u!unft unb SSorjett. 3m j®amt)f gegen 
bie StufHärung erftel^c äur^eit bie mm Harmonie. 9iaturtt)iffen* 
fd^aft unb 5ßoIitif bejeugen, baß eine mm Stit l^eranlontmc: 
3?atum)iffcnfd^afl natürlid^ im @innc ber 3?aturj)]^ilofot)]^ie ge*» 
nommcn, bie ^ßolitif, loeil |)arbenberg l^offt, baß bie ©l^riflen* 
l^eit ttjieber lebenbig unb toirffam ju toerben unb tim fid^tbarc 
^ird^e ol^nr SlüdEfid^t auf SanbcSgrenäen ju bilben fid^ auf d^idfe. 
Sn bicfer Hoffnung auf bie „l^eiligc Qtit beg emigen gricbcnS" 
Hingt ber äfuffafe au§. 

9luf ^a^tief)ntt ]^inau§ loar l^ier nid^t nur bie romantifd^e 
Knfd^auung be§ Sttittelalterg gegeben; aud^ bie Ui^ttn religiös** 
tjolitifd^en Äonfequcnjcn ber JRomantif ioaren Dortoeggenommen. 
2fr. ©d^Icgel ift nur langfam unb allmäl^Iid^ ju gleid^en SitUn 
gefommen. 1799 ftanb er ber 5ßrogrammfd^rift ^arbenberg§ 
nod^ fo tomantifd^irdnifd^ uvb ^überlegen gegenüber, baß er 
©d^ellingg Steigung unterftü^te, ein SBort gegen Sloöalig öor* 
anbringen. (£r fd^rieb an ©d^Ieicrmad^er (3, 134), ©d^elling 
^abe, ba ^arbenberg unb Xitd „eg fo grintmig txitbm mit 

5* 



68 IV. SHe Programme ber romantifci^en &fß unb SteßgiQtt. 

V)xem SBcfen'^ „timn neuen Anfall t>on feinem olten ffintl^uftaS- 
ntuS für bic S^eltgion Befommen", unb fügte ^inju, bog er 
felber ü^n batin au^ allen Gräften (eflöttge. „^xoh f^at er 
ein Spilurifd^ ©lauBenS&elenntntS in ^an^ ®aä)^ ©oetl^e^ 3Ra^ 
nier entioorfen"; büS ,,®})ilurifd^ ®lauben§6elennt«* 
nii ©einj 8Biber})orftenr' G,?tu§ ©d^etlingS Seben" 1, 
282 ff.) ifl; dn ?ßrotcft be^ SJere^rerg ber Siatur, btia „nnt 
bad lotrllid^ unb mol^rl^ft ifl, tooS ntan lann mit ben ^änben 
Betaflen^', gegen ben ©piritualiSmuS ber ©ottfud^er, bie fi^ 
ins Uniöcrfum l>erücren toollen. 9?ur baß ber ®egenfa| öiel 
feiner i% atö ntan auf ben erflen ^lid meinen miaute. 2)enn 
obtool^I alles auf einen frifd^en ©enuß ber ©innlid^feit angelegt 
fd^int, tontmt ber @;pirituaIiSmuS ©d^ellingS bod^ aud^ im 
„®IaubenS5efenntniS" jum SSorfd^ein. ©d&elling ober fd^icBt 
übertreibenb bie romantifd^ ©enoffen etnm an bie ©teile, auf 
ber 8f. $. 3<^coBi flc^f. 

Slber ba^ ©anje ftellt j|a nur einen iffiertreibenben @d^erj bar, 
mag eS immerhin auf eine $Iuft beuten, bie, t>ortäufig nod^ 
leitet überbrüdEbat,. f|)äter me^r unb mel^r fid^ auftun follte. 
92od^ betrad^teten bie rontontifd^en ©enoffen fold^e ®egenfä|e 
unb il^re l^umoriftifd^e Darlegung fo gang t)om @tanb})unlte beS 
rein ©ciftigen, um nid^t ju fagen beS 8Bi|f|)ictö, baß fie 3lo^ 
üaliä' ©efenntniS neben bem ©d^ellingS im „Ätl^enaeum" ab^ 
jubruden geneigt toaren. S^rer „$]^iIironie" ^aite fold^c 
Setonung ber ©egcnfä^c il^reS eigenen ©laubenSbcIenntniffeS 
jugefagt. ^a aber legte @ottf)t, ben ntan um Stat angegangen 
l^tte, fein SBeto ein, ©octl^e, ber mit ^eiuj SBiberi)orft im 
Snncrften gegen bie romantifd^en 3lcligtöfen fid^ einig füllte, 
ber in ©d^ellingS ©cbid^t Sfteifd^ bon feinem 3fleifd^ unb »ein 
t>on feinem ©ein finben mn^tt, 

2)ie geifHge greil^eit unb „^ßl^ilironie" öerfd^manb auf allen 
beteiligten Seiten in bem STugcnblid, ba bie 3lonuintiI Don ber 
a)i§fuffion ber 3^cen jur %at toeiterfd^ritt. Sr. ©d^Iegctö Über«' 
tritt ins latl^olifd^e Säger fegte ^arbenbcrgS Il^eorie in ^ßrajiS 
um. Um 1800 aber fielet ©d^Iegel btefem ©d^ritt nod^ fo fem, 
baß feine näd^ften lulturl^iftorifd^en Äonflrultionen öon bem 
STufbau beS ^arbenbergfd^cn SluffageS h^eit abliegen ; nur nad^ 
ber ffonöerfion näl^ert liä) ©d^Icgefö ®cfd^id^tSt)]^tIofo|)5ie bem 
Sluffage „3)ie ffil^riftenl^eit ober (Bnxopa''. 

Snt 3citalter beS „Sltl^enacumS" l^atte fid^ gr. ©d^Iegett erjie 



©d^eHingd (&in\pxvLä). Orient. 69 

ipcltl^ijiortfd^e ftonftrultion im romantifd^cn ©iitnc öcrfd^oBcn. 
S)er antilcn Harmonie loar S)i§]^atmonte gefolgt, au3 btcfcr 
©töl^armonic aber leitete bie 3lomantif, fei e§, ba^ fie mit 
Ofid^te im ©inne ber romantifd^en S^onie frciefle, allfeitigflc 
93etoegltd^feit tytxtxat, fei e§, baß fie mit ©d^elling ben organifd^ 
nottpenbigen ^ßrojeß fictcn SetoufeterlperbcnS burd^Icbtc, ju 
neuer Harmonie toeiter. a)iefc ftonPruItion änberte fid^ in bem 
StugenblidE, ba ber D r i e n t in btn (8cftd^t§frei§ 5r. ©d^IegcK 
trat, ^uä) 9lot>al\2 f)at in feinen legten ^unbgebungen immer 
toieber auf btn Orient ^ingelüiefen. 

SBol^I muß gefd^ieben tperben jlüifd^en ml)jiifd^en Slnbeutun- 
gen, bie an ein Siebling^bud^ ^arbenbergS, an 3ung*@tiIIing§ 
„^eimtocl^" (1794) erinnern, unb unber^IIten, unjlücibeutigen 
i&inttjeifen auf Orient unb SRorgenlanb. Sung^^Stilling beult 
an S^l^riflu^ unb Sl^riftenglauben, n^enn er t>om Often unb tyom 
SRorgenlanb rebete; äl^nlid^ meint e§ ba3 jtoeite geiftlid^e Sieb 
^arbenbergg, totnn eä einfegt: „Sern in Oflen toirb eg j^elle" 
(1, 64). SR^fHfd^ minbefienS, tvtnn aud^ nid^t im ©eimtoel^finnc 
©tillingS, fagt bie 133. Sbee : „3unöd^jl rebe id^ nur mit benen, 
bie fd^on na§ bem Orient feigen." Unb ebenfo m^ftifd^ Hingt 
ba3 SRad^ort ber „^bttn'* au^, bie SBibmung an 3lot)ali9i 
„Slllen ffünfllern gel^ört jebc Seigre t>om etptgen Orient. 2)id^ 
ntnnt icS) flatt oller anbernf' (2, 307). 

aiealer erfd^eint ber Orient unb 3nbien in beut Äuffagc 
„S)ie ei&riftenieit ober eurojpa" (2, 37. 39) unb im „Öfter-* 
bingen^' (4, 142). «n öfHid^e Suttur beult Sr. ©d^Iegel totrflid^, 
roenn es im „Oefprad^ über bie 5ßoefie" (2, 362) l^eißt: „3m' 
Orient muffen ttrtr baS l^öd^fte ^omantifd^e fu(|en." ©benfo 
ifl e§ mit bem Fragment ©arbenbergS : „® rößere ©infad^l^eit — 
wenigere ober beffer »erteilte SRaffen ber Siatur, be§ 2tien$ 
unb ber SRenfd^en im Orient. 5)ie orientalifd^en SRenfd^en, 
SebenSüIter ufto. unterfd^eiben fid^ fel^r t)on ben unfrigen" 
(3, 298). ebenbiefe ©eobad^tung feiert id gfr. ©d^leget toiebcr 
unb ttjirb öon il^m öermertet unb toeitergebad^. 

3)er Äuffag, ber j)rogrammartig ben erflen ^anb t)on gr. 
@d^Iegctö „euro|)a" (1803) eröffnete, fu^te ben Orient in bie 
Weltl^iftorifd^e Äonflruftion einjubegiel^en unb cntbedEte in i^m \ j/ 
eine ©^nt^ef e ber ® egenfäge, bie in (Suxopa xoalttn unb ge* • "^ 
maltet l^aben. SBa3 im Orient au§ einer Ouelle cntf J)ringt, ^ 
follte ftd^ in (Snxppa teilen unb fünftlid^er entfalten, ^orillg^ 



70 f^. 2)te Programme ber romanttjcJ^cii Stl^i! utib Slcltgion. - 

lid^ ©igcnl^ctten ber Beiben Ocgenfö^e fla[fifd^§ Stttextunt 
unb 'mobcrnc tomantifd^c 3eit finb in Snbien jur j^öd^flcn ®ä^bn^ 
f)tit öcreint ober befleiß, ol^ne fid^ gegenfeitig augjufd^Iiegen, 
bid^t nebeneinanber. @o finbcn bie geiftigfte ©elbftöernid^tung 
ber dl^riflen unb ber ül)})igflc, h)ilbefte SÖtateriali^mu^ in ber 
aieligion ber ©ried^cn il^r l^öl^ercg Urbilb in Qi^bien. px. ^Bäjl e^ 
fle l ift benn nid&t abfleneigt^ bie euroDäii'df)e Trennung beg sfq f^ 

Äatfioüfd^e Sunft unb neuefle 5J}]^iIofo})]^ie bejeugen tl^nt, Daß 
eine aSerfniH)fung öon Slaffifd^em unb 3lomantifd^em too^l bmU 
bar fei : bie f atl^olif d^c 3leIigion l^abe fid^ ben lünflterifd^en ® lanj 
unb aicij, bie poetifd^e SRannigfattigfeit unb ©d^önl^eit ber 
gried^ifd^en ajl^tldologic unb ®tbx&n^t ju eigen gemad^t, bie 
5ß]^iIofolp]^te — ntd^t nur ber f ritifd^e ^beali^mug, aud^ fd^on ®pU 
noja — ftimme mit ber antilen ^^ilof o^jl^ie berart überein, baß 
fie nur beren t$ortfe|ung ju fein fd^eine. Siefe.übereinftimmung 
alter unb neuer ^]^itofot)]^ie fei ja begreiflid^, ba bie Irennunfl 
unb immer meitergetriebene Trennung bc§ ©inen unb ©anjcn 
aller menfd^Iid^en Gräfte unb ©ebanlen fd^n im Altertum cm«» 
fege. 3egt freilid^ fei bie 2:rennung an ber äufeerften ©rengc 
angelangt. ,,2:iefer fann ber SKenfd^ nun nid^t finlen." 5ßeffi* 
miftifd^er atö je urteilt 3fr. ©d^Iegel l^ier über bie ©egenttKirt. 
Sine Sieöolution müßte t>om Orient lommen: „SBir lönnen 
e§ bod^ nid^t Dergeffen l^ben, tooljex un§ bid j|egt nod^ iebe 
aicligion unb jebe SDl^tl^oIogie gcfonrmen ift, b. |. bie ^ßrin*» 
ji^jien be§ SdbenS, bie SBurgern ber ©egriffe" (@. 36). 

S)ie aSerfnü|)fung be3 S^Iaffifd^en unb SRomantifd^en, bie 95e- 
feitigung ber ©d^ranfen, bie beibe ©egriffc trennen, ift ein 
natürtii^eg ffirgcbni^ t>on 3r. ©d^Iegcfö ©inne^rt. «uf SKC^eit 
ttjar er öon Slnfang an an^ getoefen, größte Sielfeitigleit ift öon 
öoml^rein fein $ßrogramm. 2)er ©egriff ber romantifd^n 
„Unit)erfaIi)oefie" beutet auf biefeg 5ßrogranrtn; bo^ „®ef))räd^ 
über bie 5J}oefie" l^atte öollenbä ben Segriff be§ 5ßoetifd^n 
faft in§ Unermeßlid^e erlDCiter'l. 2)a3 SSerbinben ber ©egenfä^c, 
bie Säl^igfeit, fid^ jcberjeit in jebem Sinne felbfl beftimtnen ju 
fönnen, ift 5r. ©i^tegefö Sieblingötenbenj gctoefen, feitbem er 
feine „revolutionäre ObjeftiHtätgttJut" übertounben l^atte. 5ßun 
galt e§ SIntife§ unb SRoberneS, fölaffifd^cS nnb 9iomantifd^e§ auä} 
in ber 5J}rafi§ auf§ fül^nfte ju öerbinben. 2)a§ 5ßrobeftüdE ber 
neuen Il^corie ift fein „aiarfoS'^ (1802). <B(fy)n ba^ Ser^maß 



S)er alte gr. ©d^Icgel. 71 

ftrebt bicaSetfttüljfung bet®eg€nfa|c an. 2)er fj)anifd^e3l]^k)t]^muä 
vereint ftd^ mit bem 2^rimeter in cintm S^unftwerf. S)em ?5or* 
menreid^tum ber romantifd^en 2)ramcn, bcr junäd^ft ft)anif4cn 
SSorbilbctn aSgefel^en h)ar,.erfte]^t eine neue ®rtt)etterung, bie 
nod^ in ©oetl^cg //S^uft", pnöd^ft im brüten Site be§ jtpeiten 
Seileg, fünftlerifd^ förb^rnb ipirft. 

2)cnt ©influffe ber inbifd^n 5l5^iIofo|)]^ie auf bie euro))äifd^e 
ift fortan gr. ©d^Iegel nte^rfad^ Beobad^tenb gefolgt, fo natür*» 
lid^ in bemSud^e „Über bie ©^jrad^e unb SBetll^eit ber iSnbier" 
(1808, ©. 204 ff.) unb in ber fünften »orlefung über bie ,;®e- 
f^id^te ber alten unb neuen Siteratur" (1815, 1, 187 ff.). J)a§ 
$ßrobIetn bcg ©nttoidEIunggpangel ber fflienfd^l^eit fi)ielt ferner 
faft in allen feinen \patextn ©d^riften eine SioIIe, fo junäd^ft 
in btn ^ßariö^^SöIner SSorlefungen. S)ic Unrfd^reibung beg SSe*» 
griffet „SRontantifd^" getoinnt bei biefen ©rmägungen neue gor* 
men. Sinter ftärfer tritt ba§ d^riftlid^e ober öielmel^r fatl^o* 
fifd^e ©lement ber SBeltanfd^auung öon S^. ©d^tegefe lefeter / 
®ntlt)idEIung§^)]^afc in btn SSorbergrunb. Unb jmar bel^nt fid^ 
infolgcbeffen fein ©egriff.be^ Stomantifd^en balb unenblid^ n^eit 
an^, balb sielet er fid^ loieber 5ufQmnten. 3)a§ 5|ßrobfent ber 
Harmonie tt){rb babei in toeid^felnbcr SSetrad^tung immer neu 
gefaßt. Salb bedEen fid^ Harmonie unb 9iomantif, balb treten 
fie loeit au^einanbcr. 2)ie toeitefte Sluöbel^nung erfäl^rt ba^ 9lo^ 
mantifd^ um bie HRitte be§ jtoeitcn 2>ejenn{um§ be§ 19. 3al^r=^ 
l^nbertg. 

Sn biefer Seit ift gr. ©ti^Iegel ber in ber „@uroj)a" auf* 
gefteUten S3e]^aut)tunfl, baß eine Serfttü|)fung be§ Slaffifd^en 
unb 9iomantifd^en benfbar fei unb ba^ ber Äatl^ottät^muS eineA 
foId^eSSerbinbung öerioirflic^e, in ben SBienerSorlefungen überj 
„©efd^id^te ber alten unb neuen Siteratur" (1815, 2, 128 ff.) 
toeiter nad^gegangen. S3ei ®elegenl^it ber f^janifd^en 5ßoefie 
toieberl^olt er bie %^^t, ba^ baS SRomantif^^e mit bem 2Kten 
unb toal^rl^ft Slntifen nid^t ftreite. S)a§ 9iomantifd^e aber be* 
rul^t bieämal für gr. ©d^Iegel „auf bem mit bem ffil^riftentum 
unb burd^ bagfelbc aud^ in ber 5ßoefie ]^errf<]^nben Siebeggefül^I". 
©ebanfen, bie in bent „®^eft)tdd^ über bie 5ßoefie" \d}on auf^ 
taud^n, finben l^ier «ine mel^r unb mel^r fatl^olifd^e gärbung. 
®er Satl&otiäi^mug cntloidEelt fid^ ©d^ritt für ©d^ritt jum ^ort 
ber Sinfeitigfeit, ber ©d^legcl öon Siigenb an juftrebt. tiefer 
latl^olifd^en Sftomantil Joerben nunmcl^r bie „@age Don "Sroja' 



.ff 






72 IV. 2)ie ^ogrammc ber romatitifd^cn (&ti)\l unb Sf^elißton. 

■ 

unb bte l^ontcrtfd^cn ©efänge itoJ^cgtrüdEt unb „ailt^, toa^ in 
ittbifd^cn, t>€rfifd^enf unb onbem ölten orientaUfd^cn ober tuxop&^ 
ifd^cn ®ebid^tcn lüal^rl^ft |)oeti[4 ift". ©cttft in bcn %xa^ 
flifcrn ber Stiten f|)ütt et jefet anttängc biefeg ©cfül^tö. 3a bag 
Slonmnttfd^c, baS nun Dolfenbö jur Unil>erfaI))ocfie fletoorben 
ifl, l^Ät nur jtt>ei ©cgenfäfee: baö f&Ifd^Iid^ unter un§ tüieber 
Äufgeftellte „Äntififd^e", ba§ ol^ne innere SieBe bloß bie gornt 
ber alten nad^fünftelt, unb baS SRoberne, bag bie SBirlung auf 
ba§ Seben ju erreid^en glauBt, inbem e§ fid^ Qarti an bie ©egen* 
^^" tpart anfd^Iiefet unb fid^ in bie SBirflid^Ieit einengt. 
>^^ ein 3ufa| ber "äuB^ait t>on 1822 (2, 128) gel^t nod^ toeiter: 

nunmel^r ipirb bie Harmonie ber fatl^olifd^en 2)id^tfunft nod^ 
über bie Slntife gefe|t. SBag bei ben Alten gefd^ieben nmr, bie 
flrenge ©Emboli! ber Stt^fterien unb bie eigentlid^e SRljtl^oIogie 
ober bie „neue, finnlid^e $eIben|)oefie", ift l^ier bereinigt. SHIeä 
ift in il^ bur4 urib bnxä) f^ntbolifd^. SMefe @k)mboIit bie in 
beut SRaturge^eintniS ber @eelc begrünbet ifl, l^at aud^ ©l^ale* 
f^jeare erreid^t, ©alberon aber l^at fie jur d^riftlid^n SBerflärung 
burd^gefül^rt. 

6§ finb bie alten, unt 1800 gewonnenen ® ef id^tg|)unfte : bie 
©arjiellung beS Unenbtid^en im &nbliä)en, bie Sttifeitigfeit, bie 
Sforberung einer betoußten 5J}oefie; aber alleS fj)igt fid^ jefet 
auf ben ftatl^onji^muS gu. SReligion, Siebe, SWittlertum — 
alleg ttjar fd^on in ben „3been" öerloertet toorben, alles ba3 
l^atte bort bcm Segriffe ber ^romantifd^en 5ßoefie fid^ ein^ 
gegliebert. 3efet finb inbeg biefe Sorflellungen verengt unb 
genauer, nid^t im übertrogenen, fonbern im fatl^olifd^en ©inne 
gefaßt. 

2)a§ fatl^olifd^e SefenntniS unb ©öl^meg Seigren (f. oben 
@. 64 f.) geftatten ©d^Iegelnod^ gonj äule|t, einen l^jien Z\)pu^ 
ber. Harmonie in fotl^olifd^em ©inne toeltl^illorifd^ ju lonflru* 
ieren. STuSfül^rlid^ ertoogen loirb ba^ 5|5robIem in btn ad^tjel^n 
SBiener SSorlefungen bon 1828 über „^ß^ilofo^j^ie ber @e- 
fd^id^te" (1829). e§ ifl Stufgabe ber 5ßl^iIofot)l&ie, bag verlorene 
götttid^e ©benbüb int 2Renfd^cn toieberj^erguliellen. STuS freier 
Sffial^t ift ber Sttenfd^ burd^ ben ©ünbenfall um bie ©errfd^aft 
über bie 9?atur gefontmen unb unter fie l^erabgefunfen. 2)aS 
l^ö^ereSid^t ber göttttd^enSBal^rl^eit toarb erftbur^ ba§ ©l^riflen^ 
tum ber SBiffenfd^ft unb bem Seben nöl^er gebrad^t, nad^em 
bie 3uben fd^on atö - SBegloeif er jur ©rlenntnig ®otte3 fid^ er-. 



©eclifd^c Harmonie bc3 mMaiitx». 73 

mtcfcn litten. S)aS öicrte SBcItalter, an beffen (Srcnje gr. 
©d^legel feine 3rit fe^t, toirb bcn ©ieg be§ Std^teö über bic 5m* 
flcrniö Bringen. SJorauäfc^ung ber ganjen Sonftruftion ift bcr 
®lanit an (£]^riftu§ unb an ba^ ®nabengel|etnmi§ 'ber gdtt* i 
lid^en ©rldfung bc§ 2Renfci^engef<i^Ied^te§. Ol^ne biefen ®toubcn \ 
toäre bie ganje SBeltgefd^id^te „nid^tS al§ ein IRätfel ol^ne Söfung, 
ein Sab^rintl^ ol^ne 2(u§gang, ein großer ©d^uttl^aufen au§ ben 
einjclnen Krümmern, Steinen unb S3rud^|5tüdEen bon bem nun 
unt)onenbet gebliebenen ^u, au^ ber großen Xragdbie ber 
aKenfd^l^eit, bie aUbann gar fein 3lefultat l&aben tt)ürbe" (2, 9). 

Snnerl^alb biefer SnttoidEIung, bie eine te^te Umgeftaltung ber 
aütn ©d^ilferfd^en unb frül^romantifd^en Sonftruftion bebeutet, 
crfd^eint eine @tufe ber Harmonie, ein befonberS begünfligteg 
3citatter, ba§ alle bieSSorteile fein ©igen nennt, mit benen ©drit- 
ter unb bcr junge gr. ©d^Icgel bie gricd^ifd^e ^ntitt bebenlen. 
®3 ifl büS öorgl^ibellinifd^ SKttelalter. 3fr. ©d^Icgel beult an 
ben Stugenblid, ba ber beutfd^e ©tammeSd^arafter unb bie ger* 
nwnifd^e SJatur* unb ^elbenlraft mit bem römifd^en SBeltöer* 
flanbe burd^ bie d^riftlid^e Siebe unb refigiöfe ©efinnung ganj 
in i&armonie gefegt unb in dn^ öerfd^moljen hwren. SluS 
biefer glüdKid^en SDlifd^ung gingen bie großen unb mitben ©j^a«« 
rattere Sarfö be§ Stoßen unb 2ßfreb§ l^eröor. ©obalb bie u^ 
ligiöfe SRad^t ber d^riftlid^en ©efinnung nad^Iieß, fielen bie 
Elemente, bie bie SKeufd^^^it jur ^Bereinigung gebrad^t l^atten, 
toicber üuSeinanber. Unb in biefer 3crf|)Iitterung lourjelt ba§ 
3lomantif d^e ; il^r entfeimt ^antt^ SBerf ebenfo tt)ie SSaulunfl 
unb SRalerel be§ 2RittetaIter§. 

Unb bod^ finb e^ nur alte Il^efen ber frül^romantifd^en S^it ! 
®anj überrafd^enb aber ifl bie Übereinftintmung einzelner Se* 
l^auptungen 3fr. ©d^Iegel^ mit |)arbenberg§ 2tuffa| „S)ie 
Kl^riflen^eit ober (£uro})a"; an hüben ©teilen ifl ba§ glöubige 
SKittelalter, bie 3cit/ ba Staat unb ffiird^e ^anb in ^anb gelten, 
aU eine (Spoä^ ber Harmonie gebadet ttjie baS ©ried^entum 
ber ©riefe „Über bie äftl^etifd^e ©rsiel^ung be§ aJienfd^en" ober 
ber Äbl^anblung „Über ba^ ©tubium ber gried^tfd^en 5ßoefie'^ 
Über ein SRenfd^enalter toeg reid^n fid^ 9?ot)aIi§ unb- fein jum 
Parteigänger SRom^ geJoorbener Sugcn'bfreunb bie ©anb. ff ül^ne, 
^od^ über ber @rbe fd^ebenbe Sll^nungen ^arbenbergS finb jefet 
jtt Seitfägen ber ®efd^id^t§l)]^iIofo})l^ie Sr. ©d^Iegelg geworben. 
- (Sin unDcrein&arer SBiberf))rud^ beftel^t inbe3 nid^t jtt^ifd^en 



74 V. %itd^ unb SBadcntobcr§ ^Inteil. 

biefer legten mcltl^iftortfd^cn Äonfltuftion 3fr. ©d^Iegefö ynb ber 
Slnfd^auung beg SRomantifd^en in ben SBiener SSorlefungcn über 
„®t\ä)iä)tt her alten unb neueren Sitcratur". Sielmc^r l^anbclt 
c5 fitl nur um ben ®egcnfa^, ber öon Stnfang an in ber 
romantifd^en Söffung beg S3egriffc§ „Harmonie" liegt. SRit 
©deiner l^at gr. ©d^fegel in feiner crften „oBjeftiöcn" S^it bie 
©ried^en ju SSertretern einer Harmonie geftem})clt, bie alle 
®egenfä^e ju boHer ffiinl^cittid^feit l>erlnüt)ft. "^ann tvax if)m 
bie |)roteugartige i83ett)eglid^feit, bie gä^ifl^ett, öon einem ®egen^ 
fafe jum anbcren gu f^jringen unb bag SEiberfj)redöenbftc ju einer 
ffiinl^eit ju t)erfnüi)f€n, afö S^eal mcnfd^Iid^er Slllfeitigleit auf^ 
gegangen. 3)iefe§ Igbeül liegt ber romantifd^en 5ßoefie ju* 
grunbe; biefe^ S^eat finbet er lüieber im Orient, finbet c§ in 
einem 3leid^tum unb in einer güllc ber ©egenfäfee, bie felbfl 
bit Slntife einfeitig crfd^einen läßt. 9iun lann er in ben SBiener 
SSorlefungen ba§ SRomantifd^e überall ba entbedCen, hjo ixf)n^ 
liä)tx 8flei(§tum fid^ jeigt. 1828 feiert er ju ber einl^ettlid^en 
Harmonie prüdf, im ®egcnfa| ju ber ba§ JRomantifd^e tool^I 
afö reid^er, aber aud^ atö jcrfj)Iitterter crfd^eint. Unb j[e|t 
fd^reibt er ber S^t bcg 2RitteIaItcr§, in ber germanifd^eS ^tU 
bentunt unb romanifd^e Äird^e ^anb in ^anb gelten, fold^e 
Harmonie, dne Harmonie im flaffifd^en ©inne, ju. 

SJortoeggenommen l^attc biefc Slnfd^auung $arbenberg§ Stuf* 
1^ föfe ,/®ie ©l^riftenl^cit ober @uro|)a". Unb fd^on an^ biefem 
®runbe be geidjnet er timn entfd^eibenben ©d^ritt jur ft)ätercn 
latl^olifd^en SBcnbung ber SRontantif l^in. ©eine SSerJ^errlid^ung 
bcS fatl^oKfd^en SRittelalterg Bereitet ba^ Qeitalttx ber ©efcl^^ 
rungen unb Äont)erfioncn t>or. 

6ine tt>eitere SSorftufc bilbet frül^romdntifd^c SJerHörung ber 
d^riftlid^en Sßalerei. ^\t b(Ki^ aud^ Sloöalig' 2(uffa§ nid^t un* 
Berül^rt geblieben t>on ben i&^mnen, bie ber d^riftlid^en SRalerei 
t>on il^ren frül^romantifd^n SSergöttercrn gefungen tüorben finb. 

1. Seutfi^eS mtUlaÜtt. ®|ianiett. 

®ani au§ ©igenem l^atte Sloöali^ fein 95ilb be3 latl^olifd^en 
anittelalter^ niä^i gefd^ö})ft. 2)ie ntne greunbfd^aft mit Sie dt 
trug ba il^re erften Srüd^te. S^iedE tk^ in bie romantifd^e ®t^ 
ban!entocft SBadtenroberS ©tröme münben. ©§ ift öielteid^t 



SBadentober. 75 

ba^ metftPürbigfte ^l^Snomen ber Qani^n (Sntmidflungggefcl^ic^te 
ber beutfd^en SRomantif, ba^ eine ©auj)ttcnbenj, bie Balb barauf 
alle atiberen Scftrebuitflcn ber Ofrül^romantif übertoud^crn, ber 
Mit* unb 3tatf)tt)tU aU 3Ritttlpunlt beutfd^er 3lomantiI erfd^ei»* 
nen unb il^r bie nad^l^altigften lulturetlen unb fünftlertfd^en SSßir* 
lungen fd^enlen foHte, öon einem überjarten, fränflid^en, frül^ 
bem 2^obe verfallenen Jüngling ausgegangen ift, ber mit btn 
Sül^tern ber frü^romantifd^en Semegung toenig ober gar feine 
Sül^Iung l^atte nxü> in feinem innerften SBefen gu btn romanti^ 
fd^en $ßroteuSnaturen nid^t pa^e, gr. ©d^Iegel aber, ber il^n nur 
flüd^tig lennen lernte, traf ben Jßagel auf btn kop\, atö er 
Anfang JRoöemBer 1797 an feinen ©ruber fd^rieb (@. 307), il^m 
fei SSadenrober „ber liebfte au^ biefer ganjen Sunftfd^ule", b. 1^. 
au^ bem Greife Xitd^, unb l^inäufefete: „®r l^at tuol^l mel^r 
®enie afö liedt; aber biefer gemife loeit mel^r SSerftanb." 

83ei feinem ber Srül^romantiler toar bie ®emütfeite gleid) 
ftarl, faft einfeitig entloidelt »ic bei SBadtenrober. 8(ud^ $ar* 
benberg örängte e§ cnergifd^ au§ btn Greifen beS Unbemufe* 
ttn jur Älar^it l^n. 2)entiod^ fielet er SBadenrober gemiß am 
n&äfittn; unb ber 3<i^6er, ben Siedf bei ber crften SSefannt** 
fd^ft auf SloöaliS ausgeübt ^t, rul^ ol^ne B^^fct auf btn 
©igenl^iten liedES, bie ber SSerfel^ mit SBadenrober in il^m 
auögeWft fyttte ; Xitd f eiber aber f anb in SioöaliS öiel Don 
bem toieber, ioa§ er burd^ SBadEentoberl Xob öerloren l^atte, 
öerftanb fid^ aber aud^, btn ant)affung§* unb n^anMungSfal^igen 
9?ot)aIiS Don ber Seite ju nel^men, öon ber er feinerjeit SBadEen^ 
rober gewonnen l^atte, eben öott ber ©eite be§ @cntüt£. 8tB 
®emüt§menfd^ mit geringer Steigung jur @elbftanaß}fe unb 
„inteHeltueHer Stnfd^auung" in gid^teS @inne fül&fte SBadEen* 
rober anä) unter allen grül^romantifern btm ©türm unb 3)rang 
fid^ am nöd^ften benoanbt; unb barum loibmete er fid^, t>er* 
bunben mit licdf, ber eigentlid^en SSßeiterleitung ber Steblingä* 
ibeep, in btntn bie ©türmer unb Sränger mit btn SRomantifern 
übereinlontmen. 3unäd^fl übernal^m er baS 3ntcreffe ber fieb* 
Jtger gal^re für altbeutfd^eS SBefen, altbeutfd^e Sunfl unb alt*- 
beutfd^e ©td^tung. 

ffir ift ba ©d^fller ©erberS unb teilt mit feinem Seigrer bie 
Säl^igfeit, inbiöibuelle ©d^dnl^eit nad^jufül^Ien, t>or allem bie 
nationale S^t^töibnalitat in il^rer fünfllerif(^en 8(u§|)r(lgung ju 
öerflel&en unb ju mürbigen. Slid^t einfeitig IotaIj)atriotifd^er 



76 V. %xtd» unb SJodcnrober« STnteU. 

SRationaltStnug, fonbern ber cmflc SBiftc unb bte ©cgobung 
aUf ettiger @inffl]^Ittnq ifl SBadenrobct toic gerbet eigen. Sn 
bcn ,,$€rjcn§ergic6ungen cincg lunftHebcnben 
Stofterbrubcrg" (1797, @. 106 f.) Reifet cg: ,,UnS, ©öl^nen 
bicfcS Sal^rl^unbcrtS, ift ber SJorjug gutcil gen^orbcn, baß ttjir 
auf bem @tt)fcl eine§ l^ol^cn 85etge§ fiel^en, unb baß öicie Sänbet 
unb ötelc Qtittn unfern Slugen offenbar, um un§ l^erunt unb 
ju unfercn Süßen ausgebreitet liegen. @o laffet un§ benn biefe§ 
®lüdE benufeen unb mit l^eitem ©liefen über alle Sitten unb 
SJöIfer umT^erfd^eifcn unb unS beftreben, an alten i^rcn 
mannigfaltigen ffimpfinbungen unb SBerfen ber ffim|)ftnbung 
immer ba§ SRenfd^Iid^e l^erau^äufü^Ien." 

3um SBerftänbniS älterer beutfd^er Siteratur Ipurbe SBadEen^ 
rober öon feinem Seigrer ffirbuin 3«Kw§ Soä) gefül^rt. ©d^on 
SInfang ©ejember 1792 gefielet er bem ^xtnxü>t liedt: „3)a 
l^ab' iä) benn mand^c fe^r interejfante ©elanntf^aft mit alt* 
beutfd^n 2)id^tern gemalt unb -gefel^n, baß bieö ©tubium, 
mit einigem ®eift betrieben, fel^r öiel Stnjiel^enbeS fyit/' Xitd 
antwortete ttjenig crmutigenb, genau mit bemfelbcn (Stntoanb, 
ben ©dritter ft)äter ber öon liedE beforgten ©ammlung ber 
SRinnetieber entgegenhielt (28.'2)ejentber); er beflagt bte „er^ 
flaunlid^e ©införmigleit" ber SRinnefönger. SBadenrober inbe§ 
ließ fid^ nid^t beirren; unb loirffid^ tourbe im ©omm'erfemefler 
1793, bag beibe lixtunbt ju ©rlangen öerbrad^ten, liedE ju alt* 
beutfd^en ©tubien belehrt, bie fid^ junäd^fl allerbingS ben fßülU* 
büd^ern jutoanbten. SSadtenrober fd^ritt injtoifd^en öon alt* 
beutfd^er ©id^tung gu altbeutfd^er ffiunji meiter; neu ertoad^tc 
in il^m bie Siebe, bie cinft in unb naä) ©traßburg ben inn^tn 
©oetl^e jum Setounberer ©rloinS t)on ©teinbad^ unb 2)ürer§ 
gemöd^t l^atte. „JJid^t bloß unter italienifd^em |)immel, unter 
majefitätifd^cn ^npptln unb forintl^ifd^en ©äulen — aud^ unter 
@})i^gett)dib«n, frauSDerjierten ©ebäuben unb gotifd^en lürmen 
toöd^ft loal^re ^nft l^rDor," erflären bie „^erjenSergicßungcn" 
<©. 129). SSoh gtctd^cn ©tJoägunflen au^ f)attt §einfe fid^ ben 
SBeg 5u 9luben§ gebal^nt. 

SiebeöoII in bie ^nfl beutfd^en SfltertumS, junäd^fl in bie 
2Raterei ®ürerS cinbringenb, fd^uf fid^ SBadCenrobcr ein gehjiß 
ibealifierteS, ober bod^ ftarf gefül^IteS unb t)on mäd^tiger ©tim* 
mung getragene! ©ilb beutfd^r SBcrgangenl^eit. „Sttö 8ßbred^t 
ben ^infel fül^rte, ba toax ber 2)eutfd^e auf bem SSdfferfd^au^jtol- 



«ItbcutWe STrt unb Äunft. 77 

unfern äSelttetfö nod^ ein eigentfimltd^et unb au^gejeici^neter 
Sl^raltet l>on fcflem ©cftanb ; unb feinen ©ilbcm ift nid^t nur 
in ©efid^töbilbung unb int ganjen Engeren, fonbern aud^ int 
inneren ®cijie biefe^ ernfl^afte, grobe unb fräftige SBefen be3 
beutfd^cn ©l^ralterS treu unb beutlid^ einge|)rögt" (@. 121 f.). 
2)a§ ift bie @tintmung, auS ber l^eraud in ^arbenBergd 9tuffag 
„2)ie ei^riflen^eit ober dutopa" ba^ beutfc|e SBefcn alter 3eit 
gefeiten ifl (f. oBcn @. 67) ; ebenfo auä) im ,,Df tcrbingen" unb 
in Siiflcwbbid^tunflen lieds. 2)icf elbe* ©tintmung feiert fj)äter 
noä) in il^rer l^Sd^flen lünftlerifd^en Sorm mieber/ toenn 3ßorig 
t). ©d^inb fein SWärd^en t>on bcn fieben Stoben ober feine fd^fine 
äWelufine fd^fft ober bie Sfre^fen ouö bent Seben ber l^ciligcn 
ffilifobetl^ ouf ber SBortburg. 2)a Hingt unb fingt e§ toirflid^ 
roie ouS einer fernen fd^dnen äBelt. (SS ifl gemig niäit bog 
rool^re SRitteloIter, fonbern ein eingebilbeteg ; ober eS ift bod^ 
nod^ etnmd onbered otö boS ^^STlittetoIter ber Stitterbromen unb 
JRitterromane mit feinen ))^9fiognomieIofen, öerfd^ommcnen 
5ßerfonen unb feinen einförmig biebercn ©efinnungen" (SB. @d^c* 
rer, ^ofob ®rintm, 2. Slufl. @. 60 f.). "S^tnn bie feine ©eele 
äBodEenroberS l^ot biefem beutfd^en STKtteloIter einen ©d^immer 
geliel^en, ber ben berberen ^&nbtn ber Slitterbromotiler, fclbfl 
eined STloIer HRüütx, nid^t gegönnt nmr. äBid^tiger ober nod^ i% 
bog SBodenroberS Derfd^dnenbe^ Sluge oud^ bie ©d^Iegel unb 
ißoüotiS geteert fyit, bog äßittelolter unb bod 2)eutfd^unt in 
biefe ©timmung ju toud^en. 

2)enn el^e SBodEenrober burd^ liedtS SSermittlung ouf ^orben^ 
berg n^irft, ift t)on einer SSerKärung beutfd^en äßittelolterg bei 
ben 3enenfer ©enoffen nid^tg gu f))ftren. äSol^I befielet Don $ln^ 
fong on ein florfeg ©eJoufetfein beutfd^er Äroft. 2)od^ bog 38. 
S^ceumfrogment ^x. ©d^Iegetö loutet: „%n bem Urbilbe ber 
2)eutfd^]^eit, loeld^eg einige groge t>oterIonbifd^e (Srfinber ouf*' 
geflellt l^ben, ISgt fid^ nid^tg tobein otö bie fotfd^e ©teltung. 
S)iefe S)cutfd^]^eit liegt nid^t leinte r ung, fonbern Dor un^/* 
Unb nod^ in bie „^bttn'' (3h:. 135) ifl SBodenroberg ®Iou^ 
btn^bthnnttii^ nur jum leil oufgegongcn. ®o l^errfd^t bie Stuf* 
foffung t>on beutfd^er ®rdge, beutfid^er ^rt unb ^n\t, bie oud^ in 
btn Sugenbbriefen fjricbrid^ an SBill^elm fid^ offenbort: nid^t 
bog @ermonifd^e n^irb betont, nid^t Stop\tod^ Xeutonigmug ge* 
t)rebigt, fonbern btn ©d^öpfern ber neueren beutfd^en Kultur 
gel^ulb^t. ^bei nmd^t fid^ bie 9(nfid^ geltenb, bie JJoDoIig gern 



78 V. Zitd» unb SBacfentobcriJ «Intcil. 

öcrtrttt : S)eutfd^Ionb tft im ©cgriff, bic ge^ftigc gül^rung (&uxü^ 
<MJ§ Ott ftd^ ju ncl^men. Um 1800 belennt ftd^ an<i^ ©drillet 
ju bicfcm ®Iauben unb möd^tc S)eutfd^Ianb3 ©tdße feiern. „®et 
a)cutfd^e/' fagt SRoöafö einmal (2, 124), ,,tfi lange bag ^änS* 
d^en gejocfen. Sr bürfte aber ttjol^l 6alb ber ^ang alter |)dnfe 
h^erben. 6^ gel^t ifym, toie eä t)ielen bumlnen Stnbern gel^n 
foll: er lüirb leben unb ffug fein, totnn feine frü^IIugcn ®e^ 
fd^ifler längft öermobert finb nnb er nun aHein ^err tm §aufe 
ift." 3r. Stieget unb 3lot>aü§ finb burd^au§ nid^t barauf au^, 
ben 2)eutfd^en ju ibealificren. am beften fpürt man bcn Unter* 
fd^ieb, ber jh^ifd^cn il^nen unb SBadEenrober an^ nody ju ber 
Seit beftanb, ba ba^ ,,2(t^enacum" ju ffinbc ging, in ber 120. 
Sbee: „S)er ®eifl unfrer alten gelben bcutfd^er Sunfl unb 
SBiffenfd^ft muß ber unfrige bleiben, folange n^ir SDeutfd^e blei* 
ben. ®er beutfd^c Sünftler l^at feinen Kl^ralter ober ben cine§ 
Sltbred^t S)ürer, RtppUx, i&an^ @ad^§, cineg Sutl^er unb ^atoi 
®ö]^me. SRed^tlid^, treul^erjig, grünblid^, genau unb tieffinnig 
ifl biefer ©l^raftcr, babci unfd^ulbig unb cttoal urtgefd^idEt. 9?ur 
bei ben ®eutfd^en ift eg eine Siationateigenl^eit, bie Sunfl unb 
bie SBiffenfd^aft bloß um ber ffiunft unb ber SBiffenfd^aft Tillen 
göttlid^ JU öerel^ven.^' 9?od^ .rul^t ber ®fidf gu fd^rf auf ben 
3)ingen, um SBadEenroberg Sbealifierung jujulaffen. Äug glei* 
d^em @efid^tg^)unfte ift 3r. ©d^Iegetö aKa|ngebid^t „^n bie 
2)eutfd^en" (Sltl^enaeum 3, 165 ff.) gefeiten, dagegen atmen feine 
beiben ©önge ,,g5ei ber Söartburg" unb ,Mm atl^eine" öon 1802 
(®uroJ)a 1, 1, 8 unb 15) fd^on bie gange Stimmung SBadEen*» 
rober§ unb be§ ,,£)fterbingen". 

3lu§ biefer Stimmung mirb bie romantifd^c ®ermantftit 
geboren. SBodenroberg greunb 2:iedE gel^t öoran. SBöl^renb 
3fr. ©d^Icgel um 1800 fid^ nod^ toenig um altbeutfd^c Siteratur 
flimmert, SBill^elm allerbingS fd^on einige ffenntnig öerrät unb 
ba unb bort ein bebeutfamcS SBort über altbeutfd^e 5ßoefic 
einfd^iebt, ^arbenberg aber burd^ SBill^elm bie — übrigens öon 
il^m nid^t öertoertete — Siteratur über ©etnrid^ öon Ofterbingcn 
f id^ nad^toeif en läßt, tritt 1803 1 1 e dC aö erfter mit einer @amm* 
lung mittcll^od^beutfd^er 5|5oefie l^eröor, mit feinen ncubearbei* 
teten „aWinnctiebcrn au§ bem ©d^toäbifd^en S^i^* 
alte r". SRag bie l^albfd^ürige Übertragung in§ Jßeul^od^beutfd^e 
uns l^eute unertröglid^ fein, fidler bleibt bie SSorrebe (Äritifd^e 
©d^riften 1, 185 ff.) ber erftc »erfud^ — unb ein fel^r erfolg- 



S)cutfd^c ®rö6c ton cinft. 79 

reibet oBcnbtein — , bie ®id^tuttfl be§ i)cutf(]^en SttittelaltcrS in 
ben Stal^mcn ber romantifd^cn $oefie d^araftcrifterenb einju^ 
orbnen. Safob ©ritnm murbc t)on ber ©fijse 2:iccf§ aufg ttcffte 
ergriffen. 9iid^t ba§ SBiffen %kä§, niö)t feine fül^nen unb 
mitunter ganj glücflid^en 3"f<Jntmenfaffungen, aud^ nid^t eine 
Semerlung über ben SBerfaffer be§ 9?ibelungenliebe§, bie Sad^*» 
mann§ Sorfd^ungen öorhjegnimntt, nid^t biefe ©inäel^eiten 
mögen auf ®rimm übertoältigenb geloirft l^aben; ötelmel^r bie 
©efamtanfd^auung beg beutfd^en 3KittcIaItcr§, bie burd^auS im 
®eiftc SBadEcnroberg unb $arbenbcrg§ gcl^alten ift. gür 2:iedE 
ift ba^ Sttittclalter t)or allem eine ßtit, bk burd^, einen befonberä 
innigen, em))fänglid^en unb öielumfaffenben ©inn für 5ßoefie 
au^gejeid^net loar. „5>er SRitterftanb öerbanb bamaU alle 9?a* 
tionen in (&nxopa, bie SRitter reiften an^ bem fetnften SRorben 
Bi§ nad^ (Spanien unb Italien, bk Sreujgüge mad^ten biefen 
95unb nod^ enger nnb öeranlagten ein n^unberbareg Serpltniö 
ätt)ifd§en bem Orient unb bem Slbcnblanbe ; Dom 9?orben fotoie 
öom aWorgcn l^er lamen ©ogen, bie fid^ mit btn einl^eimifd^en 
öermifd^ten, große SriegSbegeftcnl^eiten, ipröd^tige ^ofl^Itungen, 
dürften unb Saifcr, toeld^e ber S)id^tfunft getüogen maren, eine 
triumj)]^ierenbe Sird^e, bk gelben fanonifierte, alle biefe gün*« 
ftigen Umftönbe bereinigten fid^, um bem freien unabpngigen 
Slbel unb ben ttJol^Il^aberiben ^Bürgern tin glänjenbcg Seben ju 
crfd^affen, in njelc^em fid^ bic'ertoad^te ©el^nfud^t ungeätoungcn 
unb frettpillig mit ber 5ßoefie öermdl^Ite, um Harer nnb reiner 
bie umgcbenbe aBirflid^fcit in il^r aBgefJ)iegeIt ju erfennen. 
©laubige fangen öom ®tanim unb feinen SBunbern, Siebenbc 
öon ber Siebe, SBitter öefd^riebcn ritterlid^c !Eaten unb Sample, 
unb liebenbe, gläubiflc SRittcr ttjarcn il^re öorjüglid^ften Sn^ 
Prcr"(l, 195 f.). 

2)ie ftarfe Sbealifierung bt^ äKittelalterg, bie liedC Vornimmt, 
loirb um einige ®rabc t)on SBill^cIm ©d^Iegel in feinen ^Berliner 
SSorIcfungen bon 1803/4 l^erabgeftimmt. ?{ud^ er möd^te bie 
altbeutfd^c S)id^tung in ben Sftal^men ber romantifd^en 5J}oefie 
einfügen; unätt)eifel]^aft 'l^at er fel^r t)iel t>on Jiedfg SSorrebc 
gelernt. Sefonberg aber fud^te er ba§ „lüunberbare SSerl^ältni^ 
jnjifd^cn bem Orient unb bem Stbcnblanbc" beg nöl^cren ju 
befd^reiben unb ju crgrünbcn; bie neuen (Srrungenfd^aften 
3fr. ©d^Iegefö teilten il^tn bie SKittef, ben Orient naiver ju er** 
faffen. 2)en romantifd^en ®cifl bcg beutfd^en SWittelalterg, ben 



80 V. %itdS uttb SBadenroberg Anteil. 

,,tttteriid^n ®cifl", tptc ©d^Iegel il^n nennt biefc „mef^x üfö 
glänjenbe, tDdf)ii)a\t cntjiidEenbc unb biöl^cr in bcr ©efd^id^tc 
6eifj)ienofc ©rfd^ctnung" (3, 89) leitet er gcrabeju au^ bcr 
„Sombination ber fernigten unb reblid^en Ia|)fcrleit beS beut* 
fd^en SlorbenS mit beut S^rifientum, biefem religiöfen orien^ 
talifd^en 3beaU§ntu§" ai. Snapptt unb jugleid^ mit hreitercm 
Umblicf fieleud^tcte 933. ©d^Iegel ba§felbe 5ßrobIem in ber crflen 
ber aSiener SJorIcfungen über brantatifd^e ffunfl nnb Siteratur 
(1808). ®ie§mal fd^reitet er ju einer jEuIturl^iftorifd^en Äonftruf* 
^ tion toeiter, bie ni^t nur ben „ritterlid^en ®eift" auf eine ed^t 
romantifd^e Formel bringt, fonbern t>on ber SSerbinbung be§ 
norbifd^en unb d^riftUd^en SSäefen^ bie Sigenl^eiten be§'3loman*' 
tifd^en ü6erl^u))t Mtittt unb t)on biefem ®efid^t^|)unfte auS 
bie Slntitl^efe Kaffifd^ unb romantifd^ gang ntu formt: Sei ben 
©ried^en toat bie menfd^Iid^e 3?atur felbftgenfigfam, fie al^nte 
feinen TtauQtl unb ftrcbte nad^ feiner SSoHfornmen^eit, bie fic 
burd^ eigene Kraft ntd^t erreid^en fonnte. 3n ber d^riftlid^en 
atnfid^t |at bie Slnfd^auung be§ Unenblid^en bag ©nblid^e üer«» 
nid^tet. ,/^a^ fieben ift jur ©d^attcntoclt unb' jur 9lad^ ge^ 
toorben, unb erft jenfeit^ gel^t ber ewige S^og be§ ttjefentlid^en 
2)afcinS auf (@. 16). 2)iefe SRetigion mad^t beutUd^, ba^ tt)ir 
naä) einer l^ier unerreid^baren ©lüdEfettgfeit trachten, ba^ fein 
äußerer ©cgenftanb ienvcLU unfere ©eele ganj tt)irb erfüllen 
fSnnen. @o entftel^cn Sieber bei ©d^ermut^ totnn bie Seele 
i^r Serlangen naä) ber fremb getoprbenen ^eimat aufatmet. 
,,2)ie 5J}oefie bcr SHten toax bie be§ Sefigeg, bie unfrige ift bie 
ber ©el^nfud^t; jene fielet feft auf bem ©oben ber ©egentoart, 
biefe toiegt fid(| ätoifd^en (Srinnerung unb Sfl^nbung." aWelan* 
d^olie ift mitl^in ba§ SBefen ber norbifd^en ^ßoefie. 

atuf lange Seit f)inau^ Unbenb ifl biefe Sluffaffung ber ger«« 
manifd^en 5J}oefie geblieben. 9?od^ Wtnn SRt^arb ©eingel unb 
SBÜl^elm ©d^erer ba§ Saäefcn unb ben ©til ber germanifd^en 
S)id^tung ergrünben tvolUn, Hingt 333. ©d^Iegefö Stnfd^uung 
öon ber mittelalterlid^en ©e^nfu^t^poefie an, Sluf bie jung^ 
romantifd^e 2)id^tung l^at fie flarf gett)irft. 

3)ie ijreunbe be§ germanifd^en SfttertumS am Anfang beiJ 
19. ^al^rl^unbertg fj)innen inbeS öor allem btn %abtn SBadEen^ 
roberg unb ^arbenberg^ totittt, bie Seigre öon bcr „fernigten 
unb reblid^en Iai)ferf eit be§ beutfd^en 9?orben§" ; fie ibealifiercn 
ba^ beutf(|e äRittetalter burd^eg. Soran gelten bie ^eibel" 



®ermatti|Hf. ©i^afef^jcarc. 81 

ftergcr unb unter ij^cn junad^fl; ®drrc§. 3)od^ fic fül^Icn fid^ 
no(| öott einer ntnm ©trömung getragen, tt)enn fie ba^ ger- 
manifd^e SBefen feiern : fic finb national unb Srcunbc bcS beut- 
fd^cn SJoIIcg gettjorben. 

S)ie (Sermaniftil enblid^ l^at fid^ t>t>n SB. ©d^IegelS 99erliner 
SSorlefunflcn ebenfo anregen laffen, toie ijon Zied^ SRinnelicbern. 
Sr. ^. t>. b. j&üflen loar SB. ©d^Iegctö Sul^örer unb l^at feine 
3)anf egfd^Ib flern bef annt i)., 

JicdEg Sntercffe für latl&ottfd^ Sunfi unb 3)id^tung bringt bie 
9lomanti!er aud^ mit ben f|)ünifd^en 2>id^tem in gül^Iung. liedE 
erobert il^nen ben größten S)id^ter beg Sat^oIijigmuS, ßülbe^ 
ron. (Salberon tritt int ronuintifd^n Seiougtfein atö Sieben^ 
bul^Ier neben ©l^fef^eare. 

@]^afef|)eare fielet für bie ©d^Iegel Don Anfang an im 
Sorbergrunb; liedC mar unabl^angig Don btn ©d^tegel an il^n 
l^erangefommen. ©d^on 1796 Derdjfentlid^te er feine Scarbci* 
tung Don ©l^fef^^eareS „©türm" unb fügte tim ,,?tb]&anblung 
über @]^afft)earg Sel^nblung be§ SBunbcrbaren" l^inju. Dl^ne 
ben SCutor beS ©üd^Ictn^ ju fcnnen, he^pxaä) SB. ©^^egel eg 
in ber S^naifd^n SHIgemeincn Siteraturjeitung (SBerfc 11, 
16 ff.), mit ffiinfd^ränhingen biUigcnb. 3Bie bann bie gemein«« 
fiame Arbeit ber ®enoffen ju ntntn ffirfcnntniffen fül^rt, wie an 
@]^Iefl)eare bie romantifd^e D^rie ber ?J}oefie crtoSd^fl unb 
jebc neue tl^eoretifd^e ffirrungenfd^ft ©l^afefj^eare jugute fontmt, 
entmidelt lid^tDott äRarie :Soad^imi-2)egeS 99ud^ ,,S)eutfd^e 
@]^fefi)eare*'?ßrobIeme im 18. S^^^^^unbert ,unb im S^italter 
ber SRomantif ' (1907). 

Seibcr l^at meber liedt ein Qtplantt^ umfangreid^g 3BerI über 
@]^fef))eare jur HuSfül^rung gebrad^t, nod^ SS. @d^legel in 
feIbfiänbtger-S)arjienunfl jufammengefaöt, ttwS er unb feine ®c- 
föl^rtcn an ©l^Icf^jeare erlannt unb va il^m gefunben l^atten. 
@o bleibt bie förone frül^romantifd^er @]^fef^earearbeit ba§ 
Fragment einer flbertroflung feiner 3)ramen, ba§ SB. ©d^legcl 
mit e:aroIinen3 ©ilfc 1797—1810 Seutfd^Ianb gefd^cn!t ^at: 
bie aud^ f)tuU noä) unbeflritten befle beutfc^e überfe^ung eines 
au^Wnbifd^en Stoffiferg. SB. ©d^Iegel ifl ber augerorbentlid^e 
Grfolg jugefallen, @^afefi)earc in feiner SJerbeutfd^ung gunt 
beutf(|en Sla ffüer ju ftemi>eln. @]^Icf^)earc§ SJerfe in ©d^te-« 

1) SSflI. 3« Äötnet, SillbelungcttfoTfti^ungett ber beutjc^en SRontantif, 
1911. 

fKfbi9 SS3: IBatael, Seutfc^e Komaiitil. 8.u. 8. 8ufL 6 



82 V. %kd§ unb SBorfenrobcr^ $lntcU. 

gel§ überttaguitg ftnb uuS fo geläufig unb n^erben gertau fo 
Puftg unb fo getpo^nl^eit^ntägig im töglid^en Seben angefül^tt 
roic bie SJerfe ©oetl^e^ unb ©d^illerS. 2)ie ®rgänjung öon 
©d^Icgetö übertroflung, t>on lietfg lod^ter 3)orot|ea unb ®raf 
SBoIf »oubiffin beforgt unb unter Subtoig SiedS SRamcn 1825 
bis 1833 junt erftennml gcbrucft, ruft energifd^cr xuiä) einem 
neuen Überfe^cr unb lonnte nur, tocil fie t>on Sd^Iegetö äReifter'» 
leiftung getragen lüurbe, btn bauernben ffirfolg erringen, ber 
aud^ il^r ^ufiel. 

So4 Äud^ SB. ©d^Iegel ifi nie toieber afö überfe^er gleid^ 
erfolgreid^ gettjefen. ©ein "Siantt ifl leiber nie ju ffinbe gcfül^rt 
ttjorben. ©ein „©»janifd^eS Il&eater" (1803—1809) f)at jtoar bk 
crften forrelten Übertragungen ©albcronS öorgclegt unb berSBir- 
fung SalberonS auf beutfd^e 2)id^tung bie )Ba|n gebrod^en. S)od^ 
ifi, aud^ nod^bem anbcrc tt)ie S- S). ®ricg weitere ©tüdte be§ 
@|)anierS übertragen l^atten, Kalberon niemals ber beutfd^n 
SBcIt fo gelöufifl geworben toie ©d^Iegetö ©]^fefl)eare. 2)eutlid^ 
lögt biefe gegenföfelid^e SBirfung öerfl)ürcn^ bag bie überfegung 
©^öfef^eareS burd^ ©d^legcl nur ben SCbf^^ufe einer bcutfd^en 
Sulturleiftung bebeutet, bie unt bie 2Ritte beg 18. Qal&rl^unbertS 
mit 3- ®' ©Riegel ;unb Scffing cinfe^t, an ber faft alle großen 
Vertreter beutfd^en ®eifte§Iebeng ber jtoeitcn ©älftc beg ^af)x* 
^unbertS beteiligt finb, toäf^xmb bie SntbedEung EalberonS weit 
jüngeren 3)atumg, im locfentlid^cn romantifd^cg SSerbienft ift. 
liedE bal^nt ben SBeg. liedEg ft)anifd^e ©tubien begannen 1793. 
@r na^m fie 1797 auf, um ©eröanteS' „3)on Quijote" ju über-' 
tragen. S)ie Arbeit erfd^ien 1799—1801 unb lieferte gr. ©d^Ie^ 
gel neues 9KateriaI jur ffirgrünbung ber romantifd^en 5ßoefie, 
äunöd^ft im „®ef|)rä^ über bie 5ßoefie". SJon ©eröanteS fd^ritt 
SiedE weiter jum 2)rama unb jur S^rif ©^anienS, cbenfo wie er, 
nvx ©]^afefi)eare beffer ju loürbigen, beffen ßeitgcnoffen, Sor^ 
löufer unb Slad^folgcr ftubierte. SKun eröffneten fid^ il^m ,;bie 
cntjüdEenben Iröume bt^ Kalberon unb bie ttjunberfamen Silber 
ber f|)anifd^en ?ßoeten" (©d^riften 6, ©. XVIII f.). ©päter ^ai. 
er auf ben ®egenfa^ ffin^ebmitt, ben er jwifd^en ©l^alefpeare 
unb Kalberon nmlten fal^: Salberon fielet ber Stntile ndl^er. 
//3n Sorm unb Slnwenbung ber brei bid^terifd^en ©lemente" 
tann er mit ben SCItcn öergKd^en werben. „SBetd^e I^rifd^e 
SluSbrüd^c ber Scibenfd^ft, ber Siebe, ber Slnbad^t in feinen 
SRomangen unb fanäoncnartigen SSerfcn. SBeld^e äRalerei, wel-« 



©dberon. 83 

d^eS JJeucr in titn btefen S^ren, 3iomattjen unb Dttat)tn. Sein 
@(fyxuft)ier, faft fein Stft ift ol^ne fold^e 5ßra<^tftü(fc, tiefe ge^ 
l^ören r^d^t eigentüd^ jum SBefen be§ ft)ünif(i^en 2)rama" (®ri^ 
tifd^e ©d^riften 2, 194 f.). Siedä Stuffüfe „2)a§ beutfd^e 2)rama" 
(ebenba 4, 183 ff.) gel^t nod^ tueiter: bie englifd^c unb btc fl)a- 
nifd^e Sül^tte feien ööUig entgegengefcfet. SiedE toar t)on ber Übet> 
fd^ägung EaIberon§ abgefontmen, toeti er in ber ©d^idEfatötra^ 
göbie tint fd^Iimnte gru^t ber ^öetounbcrung ft)anifd^r 2)ra*« 
ntatil erfannt l^atte (t)gl. a. a. D. @. 211 ff.). 

aSie fern gr. ©d^Iegel nod^ int „®t\pt&ä^ über bie ?J}oefic" 
©alberon fielet, belocift bie ©rgönjung, bie er l^ier 1823 tah 
beron juüebe öornal^nt. Urf))rüngli(| ^ieg cg ba: ,,Stt ber 
5ßoefie .... gab eg jmar öont Zopt be SJega big jum ©oggi 
ntand^e fd^ö^bare SSirtuofen, aber bod^ feine Ißoeten unb aud^ 
jene nur für bie 83ül&ne" {2, 352). 3lun tourbe ber Dötlig gegen*» 
teilige ©a| eingefügt: ,;3)ie einjige, glangenbe SluSnal^nte bÜbet 
©ülberon, ber f^janifd^e @]^afcft)eare, atö toal^rer Sünftler unb 
groger S)id^tcr, ber ou§ ber d^aotifd^en Sülle ber ft)anifd^n 
©d^auf^jiele, burd^ bie liefe ber 5ß]^antafie fott)ie burd^ bie Hare 
Sornt, ganj abgefonbert unb einzig in feiner SSoKenbung l^eröor*» 
tritt" (SBerfe ö, 246 f.). 3lod) in Sr. ©d^Iegefö SBiener »or-« 
lefungen ))on 1812 finb bie SKomente, bie gegen Kalberon 
fpred^en, ftdrf betont (2, 132 ff.). Unb aberntatö rohb 1822 ein 
ganjer SCbfa^ eingefügt, ber ^öd^fteg Sob ©alberonS entl^ölt 
(SBerfe 2, 127 f.). ^ier Joirb Ealbcron nid^t bloß mit ©l^afe^ 
^peaxe unb 3)ante auf tint ©tufe gefieltt; |ier Reifet eg aud^: 
„Sttt Ealberon, ofö bem legten SRad^flange toit im ftral&Icnben 
Stbenbrot be§ fatl^oüfd^en SWittelalterS, l^at tim jene SSäieber^ 
gcburt unb d^riftlid^e SSertlörung ber $ß]^^ntafie, n^eld^e ben®eift 
unb bie ?J}oefic beöfelben üitx^anpt d^arafterifiert, ben öollen 
®ipfel i^rer SSerl^errüd^ung erreid^t." 

SBeit fd^neller folgte 3&. ©d^Iegel bem ^inloeife Zitä^. ©d^on 
1803 beginnt er feine Übertragung Katberon^ gu öeröffetit^ 
lid^en. ©leid^äeitig bringt bie „6uropa" eine Slrt ©etbflanjeige, 
ben Stuffafe „über bag fpanifd^e Sweater" (1, 2, 72 ff.). ®Ieid^ 
biefe erfte au^fül^rlid^e romatitifd^e Äußerung über ba§ fpanifd^e 
Srama fefet Kalberon l^od^ über Soj^e: ein ebenfo frud^tbarer 
^op^, ebenfo fleißiger' ©d^rift jicUcr mirb ©alberon genannt, aber 
aud^ „ein ganj anberer 2)id^ter, ein 2)id^ter, n^enn e^ je tintn 
gegeben fyiV' (©. 79). 3m 3. B^fluS ber »erliner 'SJorlefun^ 

6* 



84 V. Xiccte uttb SSadcnroberg Anteil 

gen lonnit SB. ©d^legcl fid^ f^on auf f^tne übertraflung Be-« 
äiel^en; bod^ bereits im crfien (1, 110) l^ttc er erflärt: „daU 
berott lann unS aU f8ti\pitl eines öon bem ©]^aleft)earefd^en 
ganj öerfd^icbnen, j[ebod^ cbenfo t>oIIcttbeten ©tilcS im roman«' 
tifd^tt S)rüma bienen." S)ie SBiener SSorlefungcn l^atten bcn 
ftoljen SBorten beS ?tuffa^e§ ber „(Bntopa'* nur nod^ tpenig 
l^ittjuaufügcn (6/384 ff.). 

3. Komantif^e SRalerei in X^tnxit mt ^ra;tö. 

SBadtenroberS SerftönbniS für Snbiöibualität eröffnet i^m 
nid^t nur ben SBeg ju 3)ürer, anä) ju ber itaüentfd^en äRalerei 
ber 3cit öor JHaffael. §icr galt e§ nid^t beutfd^cS SBefen ju 
begreifen, übcr]^aut)t toeniger ju belehren oIS abjuloe^ren. ®cr 
^amp\ gegen bie (linfeitigfeit ber Staffijiftcn tt)ar ja löngfi öor 
SBadEcnrober aufgenommen toorben. ^erber, ber junge ©octl^, 
^einfe tparen il^m tjorangegangcn. Stber bie Seigre SBindel> 
ntannS öon ber alleinfeligma^enben ©d^önl^eit gric(|ifd^er fiunfl 
l^atte immer tt)ieber ntut Slnl^änger gefunben; ®oet|e neigte 
il^r am @nbe beS Qa^rl^unbertS, aud^ fd^on öor ber SJeröffcnt- 
lid^ung ber „^xopt^l&en'' (1798—1800), ftörler ju, afö bieSBelt 
n)iffen fonnte. SBadtenrobcr fragt a^lid^ loie ^einfc: „SBarum 
öerbammt il^r ben Snbianer nid^t, bag er inbianifd^ unb nid^ 
unfere ©prad^e rebct? — Unb bod^ toollt il^r baS SKittelalter 
t>erbammen, ba^ cS nid^t fold^c Zemptt baute toie®ried^nlanb?" 
(@. 102). 

SB. ©d^Iegefö Änjeige ber ,,^erjen§ergie6ungen" (SBcrfc 10, 
363 ff.) l^at fid^ ba^ $ßrogramm, ber Sunfi aller Seiten geredet 
ju tocrben, fofort gu eigen gemad^t. ?fuf btm Selbe ber bil-« 
bcnbcn Sunft beffer gefd^ult aU fein SSruber, öertritt SBill^elm 
im „?tt]^enaeum" " bie neue, öon SBadEenrober angeregte Stn* 
fd^uung. ^nt 2. S3anbc (1799) fefet baS Oefjjröd^ „S)ic ® e^ 
ntälbc" bie D^eoric SBadEcnroberS in 5ßraji§ um uxtb toirb 
8u einem SobeSl^^mnuS auf bie italienifd^en aKeifterioerfe ber 
3)re§bncr ©alerie, aber aud| auf eine ganje JReil^e neuerer Qk^ 
mölbe anberer SRationen. 9?ur älubenS ftögt auf ©fe^jfiS. ®er 
9luf ber ©ifHna Sftaffacß iji im n^efentlid^en burd^ biefe roman*» 
tifd^e ßunbgebung bebingt; bod^ ^olbeinS SKabonna i^l nid^t 
beifeite gelaffen. S)er gange 3)iaIog gcl^t auf gemcinfame ^tnbim 
aurüd, bie im gal^re 1798 bie bamafe in Bresben fafi öoltjö^lig 
antt)efenben Srül^ronrnntifer in immer toicbcrl^olter SBanberung 



aRobeme maltxd. 85 

bntä) jbie @aUnt angeheilt ^oBen. 2)te ®einSIbeBefd^reibungen 
unb bte dugerungen üBer Slaffael ftnb (Eigentum (Satolinen^. 
SBÜ^c.Im wetteifert mit il^r in bid^tcrifd^r gönn: er^Hctbct tt^ 
))tfd^e 2){otiDe ber mobemen fDlaUtd, {unäd^ft bit t>on ber latl^o^ 
iifd^en SK^tl^ofoflie ßegebenen ©ituationcn, in ©oncttc. 

Sn ben berliner Sotlefungcn crreid^t SB. ©d^Iegcfö funfi* 
gefd^id^tli<i|e unb funfld^rolterifierenbe Arbeit il^re ^öl^e. 2)te 
liflorifd^e äRetl&obe, für bie asixtlenrobcr fo gefül^tömamt fid^ 
eingefe^t l^tte, fiegt auf ber ganzen Sinie. @iner 93eo&ad^tung 
t>on ^emfterl^ui^ folgenb, fielltc SB. ©d^legcl ebenba fcjl^ aiU 
mobeme Äunft neige jum ?J}ittore§fcn, alle antife ium Sßla-« 
fiifd^en (1, 156 f.). ®arum entfjjrcd^e eg ber ®egentoart, bic 
SRalerei auf Soften ber ?J}IaftiI ju p^eQtn, nidjt — toit SBindEet 
mann unb feine 9?ad^fotger e3 tt)ünfd^ten — ber ^ßlaflif allein 
}u bienen unb il^re ®efe^ ber äßalerei aufzulegen. ®oetl^^ 
fonfl auf fauBere Trennung ber Sunfkrten Bebac^t, toat burd| 
feine SorlieBe für antife Sunft m^l^r unb me^r auf bie SBegc 
SBindelmannd unb boburd^ ju ^nforberungen gelommen^ bie 
ben 3RaIer ju BUbl^auerifd^er SSel^anblungSmeife brftngten. 2)te 
SRomantifer ^i^tten fid^ Don gleid^en Unfolgerid^tigfeiten frei; 
toit Berber toanbttn fic i^r StugenmtrI auf bie iiü)it)ibuenen 
Sigenl^eiten ber fünfte unb Dertoal^rten fid^ bogegen, antife 
Steigungen ber neueren Qtit einjuimjjfen. @ie lamtn freilid^ 
baburd^ in ©egenfa^ ju bem „fS^fif^tocimarifd^en ^iben^ 
tum", unb biefer ©egenfa^ fieigerte fid^, je mel^r bie Slomantiffer 
für bie fat^ölifd^en SÖtotiüe ber mobernen SRalerei nid^t nur auiJ 
fünftlerifd^en, fonbern aud^ axS fonfeffioneHen ©rünben 5ßartei 
nahmen. Sr. ©d^Iegel ging ba fü^tenb Dgran. 

®ani unbogmatifd^ |atte SBadCenrober aud) ben SatJ^oIi^iS^ 
mvi^ feineg ^iPorifd^inbiüibuaUPifd^en SJerftönbniffeS teill^ftig 
toerben toffen. ?tud| ber fiatl^oIijiSmu^ fei K^^ifientum ! fjfrei- 
Itd^ toat i^m bie Sleligion ber SKaler frül^er Qtit mel^r aß tint 
l^i^orifd^e Xatfad^e. ®x fud^te bie iRoUe ju Beflimmen, bie ber 
9ieIigion in il^rent SeBenSgefül^I iufiel. @r n^ar üBerjeugt, bag 
öor allem ben alten bcutfd^ Äünjilem il^re Jfunfl ein gel^eim** 
niäöolleg ©innBilb i^reg Sd&enS gettjefen fei. „^a, BcibeS, i^re 
ff unfl unb il^r fleBen, limr Bei il^nen in ein SBerf ei n e 3 ® uf feS 
jufammengefd^moljen, ut\i> in biefer innigen, fiürfenben 8er- 
einigung ging il^r S)dfein einen befio fefieren unb fid^ereren ®ang 
burd^ bie flü^tige, umgeBenbe SBelt ^inburd^" (5ß]^ntaficn üBer 



86 V. %\td^ unb SBadcnrober« Slnteit. 

bte S?unft, ^cröu^flCflcBctt Don 3. SRinor, @. 8). 2)cr &laubt 
toixb t^m fo ju einem ^attot, ber bic gornt be§ Sunfttoericg 
unb beffen ©cfü^Kge^alt befiimmt. 

3)arum verlangte SBacfenrober, bag SÜberfäle Icmpel feien, 
tt)0 man in fKHer, fd^toeigenber 3)emut unb in l^erjerl^ebenber 
(ginfamfeit bie großen Sünftler belpunbert. Aber nid^t er, fon^ 
bern Zitd legte einem „iunflen beutfd^en 2RaIer" bie gragc in 
ben SRunb : „Sannft bu ein ^ol^eg Silb red^t öerftel^en unb mit 
l^eiliger Slnbad^t e§ betrad^ten, ol^ne in biefem äRomente bie ®ar^ 
jieUung ju glauben?" (©. 192). 2)cr gragefteller lößt fid^ wie 
©d^tllerg SKortimer burd^ ben B^nber bc§ fatl^olifii^en ffiultug 
ju Äom in bie ?trme ber lat^olifd^en Äird^e fül^ren. SB. ©d^Iegel 
fal^ fid^ veranlaßt (SBerfe 10, 365 f.), liedE unb SBadEenrober 
gegen ben SSortourf ju fd^gen, il^re fiunflliebe ^abc dm Sen^ 
bmi gum Sat^oliai^mug. 916er bit Oebid^te, bie SB. ©d^tegel 
fetter in ba^ ©emölbegefpräd^ eingefügt l^at, ertocdten allerbingg 
nid^t ben @inbrudt, afö ob il^m bie fatl^olifd^e 3)enf ort ganj fremb 
fei. 3)er ?tnemt)finber l^at fid^ ba mit fold^er ©nergie in fatl^o* 
iifd^e ffiunft geworfen, ba% er nad^maB mit ber SBenbung, e§ 
fei nur prödilection d'artiste für ba^ Sünftlerifd^e be§ ©toff^ 
gebietet geioefen, fid^ entfd^ulbigen ju muffen glaubte. Unb Sied 
tt)urbe ütöbalb ium S}orIäm|)fer lat^olifd^r Sunfi unb formte 
ba^ 6|j{grantm : „S)er 5ßroteflant i)roteftiert ja gegen alleö ®ute 
unb befonberS gegen bie ^ßo'efie" (10, 275). JRotJalig' 9luffa& 
„®ie ©l^riftenl^eit ober ffiuropa" gewinnt f)itx t>on allen ®tittn 
@tü|en. 

Sr. ©d^IegeK S5efd^öftigung mit ber äRalerei aber fefete in 
einem Slugenblidt ein, ba er bem S?at]^oIiäi^mu§ unb bem Über* 
tritt fd^on näl^er unb ^näl^er gefommen War. 3n feiner „ffinroj^a" 
(18Ö3— 1805) unb in feinem „?J}oetifd^en Jafd^enbud^ für ba§ 
Sal^r 1806" finb gr. ©d^Iegetö wid^tigfle »eitröge jur K^a- 
ralterijKf ber bilbenben Sunfl enthalten. 6r fül^rt im wefent^ 
lid^en nur SBadCenrober^ ^bten weiter au^ unb totnbtt fie auf 
ein Diel umfangreid^ere§ äRaterial an. @r gel^t über bie pr6di- 
lection d'artiste l^inau^ unb pxü^t bie SRenaiffancefunft weniger 
auf il^ren fünfilcrifd^en aU auf i^ren reßgiöfen ©el^It. ®arum 
ifi il^m ber „gottbegeifierte reine Süngling" Slaffael lieber aB 
ber reife: 3)arum nennt er bie 2RaIerei gern eine göttlid^e Sunfl. 
UnöerfcnnbareS SBerbienft l^at er um bie SBürbigung ber alt* 
beutfd^n ftunftwerfe fid^ erworben, bie öon bm ©oifferße gc- 



^ß^axtm^mnS. 87 

fammdt toorben marcn. S^rc Sctoertunfl mb i^u l^iftorift^e 
©inglieberung f)at er auf Tange S^it ^tnauS 6eftimtnt. @r öor 
allen ^at äReifter Btepian Sod^enerS Sölner 3)omIJtIb ntbtn 
bte ©tfttna geftellt; ganj im ©tife SBindEelmannS feierte er ba§ 
SBerl (Europa 2, 2, 135 f.). greilid^ l^at ©d^Iegel f^jöter, ba er 
boä) noä) ftrenger fatl^oftfd^ füllten gelernt l^atte, öon biefem 
l^ol^en 2obe e^er ettpag jurüdEgenommen unb aud^ baburt^ öe*« 
jpicfen, bag er nid^t au§ religiöfcn ©rünben fo entl^ufiaftifd^ 
getüefen toar. 2)ie najarenifd^ SRaterfd^uIe aber Inüpfte an 
biefe Selenntniffc 3fr. ©d^Iegetö an; unb Don i^nen an§, ntel^r 
noä) al§ t>on SBadtenroberö ©d^riften, entipidEelte fid^ baS „neu»* 
fatl^olifd^e Sünftlertoefen", ba§ „HofterBruberifierenbe, fternbal^ 
bifierenbe Unn^efen", toit ©oetl^e eS pl^nifd^ nannte, betoußt, 
ba^ er im UrteiC ber 3ritgenoffen gegen bie neue JRid^tung nid^t 
auflommen lönne. Surfte bod^ Sr. ©d^Iegel, nad^bem er 1819 
ben 9?ajareni§ntu§ nod^ einmal fad^Iid^ öerteibigt fiattt, 1825 
ben ©ieg ber Oenoffen öerfünbigen. JRunmel^r freitid^ l^at fid^ 
feine ffiunflanfd^auung fo fel^r tjerfd^oben^ baß t>on allen ®e- 
fid^t^punlten SBadtenrobcrS nur nod^ ber eine l^errfd^enb übrig- 
geblidben ifl: ba§ innere Zi(t)t ber S3efcelung. (£§ gilt jefet in 
griebrid^ä Sluge njeit mel^r aU baiJ blo^c latent ber frud^t^ 
baren ®rfinbung ober ber 2Ragic ber Sarbe. 

3)ie pro^jaganbiftifd^e Sötigfeit im ©efolge SBadtenroberS Uer* 
l^inberte Sr. ©d^Iegel, feine tiefftc unb prinäipielle Suiiflüber*» 
jeugung auf bie bilbenbe Sunft anjutt)enben. Sr überlieg e3 
©d^elling, ber bcm SRajareniömuä im Snnerften fremb gegen-' 
überfianb, ben 2Rater ju organifd^em ©d^affen ju erjiel^en unb 
öon il^m ju t^erlangen, ba^ er ba§ ®ange im 9Iugc l^abe unb 
ba§ einzelne banad^ entwerfe unb au^fül^re. ©d^elling^ SRebe 
„.Überbag SSerl^ältnig ber iilbtnbtn Mnfte jur SRatur" (1807) 
l^at ba§ Il^ema fo formuliert, ba% Ooetl^e Doli juftimmen 
fonntc; tt»aren ja bod^ bie ®runbanfd^auungen, auf bcnen Sr. 
©d^Iegefö Xl^eorie t>om fünftlerifd^en DrganiSmuS, Dom ©anjen 
nnb t)on feinen Seilen unb Don ber met^fetfeitigen SSerfttüJjfung 
beiber ertoad^fen toax, Don ©oetl^c Dorgetragen morbcn. ©oetl^e 
jcbod^ fonnte ancS) mit bem rontantifd^en JKaler, ber ben ®ß- 
banfen ©d^elling^ in Sl^eorie unb $ßrafig auf feine SBeife am 
nad^fien gefommen tt)ar, fid^ Derftänbigen, mit ^ß^iH^t^ Otto 
JRungc. JÄunge, ber ©d^üter ^en^ Suefö, toax Don gang 
anbercr ©eite ju gleid^n Si^fen tt)eitergefd^ritten. SBie ein 



88 V. XitdB uttb aßacfentober« §(nteU. 

jtocttcr ©t^üler 3uefö, Saf|)ar S)aötb Sricbrü^, lernte aiungc 
öott feinem Sekret, bie Umriffe b'tt Sanbfd^ft int Sid^te auf- 
löfen, bie Sanbfci^ft nid^t tpeüer in feften Untriffen, über- 
f)aupt nid^t in ©egenftönben, fonbern afö ein ©anjeS öon Ser- 
ben tönen fd^auen. SBie frentb nvb überrafd^cnb ber Seit nnb 
aud^ einem 3lomantifcr gtiebrid^g SSerfud^e toaren, bejeugt eine 
3?oti8 t)on SIeift (3BerIe, ]^rau§gegeben t)on 6rid^ ^Sdjxnibi, 
4, 230 f.). SRan l^at 3lunge nad^erü^mt, bag er alle n^efent* 
lid^cn ©ebanfen ber 2RaIerei be§ 19. Igal^r^unbert^ a^nenb öor* 
weggenommen ^abe. SBirflid^ ift er nid^t blog burd^ fein Streben, 
Sid^t unb Sarbe burd^ tntenfiöfleg ©tubtum ber SRatur toie 
©oetl^e neu gu erfaffen, nid^t blog burd^ feine, mit ©oetl^e unb 
ber 9tomantif il^n öerfnü^jfcnbe Sl^eorie organifd^r ©eflaltung, 
aud^ burd^ eine f^mbolifd^e Drnamentif, bie abermafö auf ©d^el** 
ling ]^intt)ieä, feiner S^it t>orangeeiIt. ©iegfrieb Srebö (5ß^. D. 
atungeg (£nth)idEIung unter bem (£influffe ß. liedEg, ^eibelberg 
1909) fonnte ollerbing^ nad^toeifen, bai^ JÄunge, ber SünfMer, 
nid^t au^ ben Seigren ber romantifd^en I^^oretifer, fonbern un^ 
mittelbar anS SSöl^me, oud^ er angeregt burd^ liedE, feine ©c 
banftn t>on Organismus unb ©^mbolil gef^öpft ^abt. SSon 
ben romantifd^en ©enoffen Traben JRunge neben Xkd befonberS 
bie ^eibelberger nal^egcftanben. 

SRid^t bie fünftlerifd^en 3been SRungeS, fonbern bie flofflid^en 
St)mpatiikn SßadCenroberS bebingen bie fogenannte romantifd^ 
SRalerei. 3lung*e§ unb ^nebrid^S SBirfen Wibt ein ©eitentrieb, 
ber öiel fpöter nur %n i>onem' ©Aeil^n lam. SBie naSfye an ©oetl^c 
biefer ©eitentrieb im' ©egenfa^ jum 3la%üttnx^mu^ l^eramoud^, 
bejeugen bie auf SRungc unb Stiebrid^ oujBauenben „^Briefe über 
fianbfd^ftSmalerei" be§ S)reSbner $ß5^fioIogen nnb SRalerS E. 
®. ©aruS (1831 unb 1835).i) 

©aruS fnüpfte bie Jl^eorie ber Sanbfd^ftSntalerei ober, ftne 
er es nanntt, bie ©rblÄenbilbfunft unmittelbar an ©d^HinflS 
9?aturp]^iIofop]^{e unb an ben Segriff ber aSeltfeele an. ®r 
meinte, bie Sanbfd^ft befäme einen l^öl^ren unb mäd^tigeren 
©inn, hjenn man in ber totittn, großen DberfWd^e beS ^Planeten 
baS lebcnbe geiftige ^ßrinjip erfenne ober minbcfienS a^nt. 
Sbann t^erfte^e man ba^ fleifKge 83anb, ba§ bie Äegungen unb 
llmaeftaltung en beS öufeeren Slaturleb^nS an bie ©efül^IS* 

1) SSgl. 51. ?PeI|er, ®oetl^e unb bie Urf^Jtüuöe hpc neueren bcutfd^en 
ßanbfd^aftSmaterci (1907). 



9lunge. (lamS. 89 

fd^üttluttflcn unfcrcS 3ttncm mit geheimer ®malt fefelc (ügL 
feine SeBcn^erinnerungen mib ©enftoürbigf ettcn 1, 181 f.). ffir 
fud^tc batnm mit Sriebrid^ ein feclif^ erfafeteg fflatutbilb unb 
in i^nt jugleid^ eine SkrfteKung be3 SBed^fetö im 2e6en ber 
Sanbfd^ft naä) 3a]^re§jeit unb ©tunbe, na^ Sid^t unb SBetter. 
Stid^t fd^öne unb ben&pürbige ©egenben follten ben äJortPutf 
büben ; fonbem ©timtnuna^Ianbfd^aftcn toarcn il^te Stbfid^t. 3« 
bm tpeiten ))ommetfd^en Ebenen mar eS @^aruS aufgegangen^ 
ba^ ein Slui^bael nur t)on einer armen Slatur, mit ffiid^cn, ®anb 
unb Selb unb ©untpf, gebilbet werben lonnte, möldrcnb bie 
reid^ Slatur be§ ©d^eijerlanbeg lange 3eit aud^ nid^t entfernt 
tl^nlid^eS l^erb-orgebrad^t ^abe (ebenba @. 261). 

@ie l^at e§ injmifd^en nad^ge^olt. Unb ©aru§ unb Sriebrid^ 
[teilen au6) beSl^alb neuefter Äunfl mit biefen ed^t romantifd^en 
Semerhingen tt)eit näl^er ate ber JRagareniSmug. 

2. Sie ÜRttfil im romantif^en Si^te: Sie S^ril ttnb i|re 

Sl^eorie. 

Slid^t nur jur äRalerei fyit SBadEenrober btn romantifd^en ®e^ 
noffen ben SBeg gejeigt, aud^ gu ber ^nftgattung, bie gern jur | ^ , \ 
romantif duften geftemt)elt toirb, jur 2RufiI. ßinem äRenfd^en j T'^^'^^' 
t>on flarfem unb gegen SCiml^ife fid^ me^renbem ©efül^I mußte 
bie SKufif, unb ttmg fie in il^nt anregte, ^erjenSoffenbarung 
fein. SBieber fd^einen nur $erber nhb ^einfe öor SEBadEenrober 
tin gleid^ flarteS IJSerl^ättni^ ju biefer ^unfl gelabt ju l^aben. 
SEBadtenrober nwtr ©d^Ier Safd^§ unb 3ieid^arbtS, beg Äom:t)o^ 
niflen Ooetl^efd^er Sieber unb retjolutionären 5ßublijijien, btm 
bie ,,3£enien" übel mitgefjjielt 5<*en. Qn 3leid^rbt§ ^aufe, ju 
beut er balb in t)emwnbtfd^ftlid^c Sejie^ungen trat, mürbe liedE 
mit aJhifil flberföttigt aSBÖdfenrober aber lernte l^ier nid^t fo 
fel^r ber SRufil il^re ©el^eimniffe ablaufd^en afö öielmel^ biefe 
in unberührter Seufd^cit bemal^ren. 3« i>cn ?tufföfeen ber 
//^erjenSergießungen" nnb ber ,,$ß]^tafien über bie Äunft;", 
in benen aSadtenrober öon 2RuftI flJrid^t, tot^t er fid^ an^ 
brfldflid^ bögegcn, JonfWdte in SBorten ju crllären, „bie reid^ere 
®pxad)t mäf ber ärmeren abjumeffen unb in SBortc aufjuldfen, 
toa^ SBorte öerad^tet" (^ß^^ntafien, l^erau^gcgeben t>on 3- SKi* 
nor, @. 71). Unb toie fyit er eS bod^ öerftanbcn, bie @tim^ 
rmriQ alter d^pratmftßifler Äird^enmufif in SBorte ju bannen 



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90 V. Xierfg unb SBacfcnroberS 5lntei(. 

(@. 64) ! ®od^ SBadf enrober meinte : „3Ber ba^, toaö fi(j^ nur 
öon innen l^eraug füllten lä^t, mit ber SBünfd^cIrute be§ untere 
fud^enben SSerftanbeS entbedfen toill, ber toirb etoig nur ©ebanfen 

über ba§ ©efü^l unb nid^t ba§ ©efu^I fetter entbedEen 

^ 3Bie iebc^ einzelne Sunfttüerf nur burd^ ba^felbc ©efül^f, öon 
i tiV^^^ \ I bem eg l^eröorgebrad^t Juarb, erfaßt unb innerlid^ ergriffen toer*» 
if{' |ben !ann, fo tann aud^ ba§ ©cfül^I überl^aupt nur öom ©efül^I 

erfaßt unb ergriffen luerben" (©. 70). S)a§ ©efül^I foll ©efül^r 
bleiben, aber ate ©efül^I (mi) ganj jur ©rfaffung gelangen (Dgf. 
oben ©. 7). %txvx afg Oefül^I cntl^ält e§ einen erlenntni^tüert, 
ber bei begrifflid^er Stnal^fe verloren ginge. SBadfenrober fud}t ju 
Derbeutlid^en, n)a§ er meint: „Sin fIiegenber@trom fotimirpm 
Silbe biencn. Seine menfd^fid^e Sunfl Dermag ba§ Stiegen eine§ 
mannigfaltigen ©tromg, nad^ allen ben taufenb einjelnen, gtat*» 
;. itxi uni) bergigten, ftürjenben unb fd^äumenben Säellen, mit 
r V ;^ ^ SBorten für§ Stuge l^inju^eid^nen; — bie ©^3^^^^ ^^^ ^i^ ^^^"^ 
änberungen nur bürftig jäl^Ien unb nennen, nid^t bieaneinanber?» 
pngenben SJertpanblungen ber SroJ^fen un§ fid^tbar öorbilben. 
Unb ebenfo ift e§ mit bem gel^eimni^öotlen ©trome in hzxi 
2:iefen be^ menfd^Iid^en @emüte§ befd^ffen, \At ©prad^e jdl^It 
unb nennt nxä^ befd^reibt \t\\it ffienoanblungen in frembem ©toff ; 
— bie Sonfunft ftrömt ii^n un§ felber bor. ©ie greift bel^erjt in 
bie gel^eimnigöolle |)arfe, fd^fdgt in ber bunfeln SBeit bejiimmte 
bunfle SBunberjeid^en in beftimtnter Solge an, — unb bie 
©aiten wnferg ^txytxil erflingen, ViXi\i \o\x öerftel^en il^ren 
Slang" (©. 71). Dl^ne irgenbttjeld^e t)]^ilofop]^ifd^e 9Infprüd^c 
jicit SBadEenrober cbenba^in, n)0 ©d^elUng^ äftl^etifd^er Sbea^ 
Ii§mu§ unb mit il^m \i\t Änfid^t Sr. ©d^Iegetä unl) ^arbenberg§ 
fielet: Sunfl unb ^ßj^üofopl^ie n)irb auf§ innigfle öerTnüpft, bag 
Sunftmerl jum äJiittel ber l^öl^eren @rfenntni§ erl^oben. S<i 
SBadtenrober bcrül^rt fid^, über bie ^pi^ilofopl^ie feiner ^t\i l^in* 
au^langenb, mit ©d^ojpenl&auer, ber fcinerfeitg nur ©^el*« 
ting^ ®Iauben§befenntni§ meitertreibt. ^n fünftlerifd^er 3(n=* 
fd^uung, in ber rul^igen Kontemplation öertoanbelt fid^ jebe§ 
cingelne ®ing xn feine Sbee, in feine etoige Sorm, in ba§ SBefent- 
lid^e unb SIeibenbc, ba§ il^m eignet. 3)ie Sunft gettjäl^rt fo bie 
SKnfd^auung ber etoigen S^^een, beren Dolle ©rfaffung bem 3)en»* 
fcn nid^t gegönnt ifl. Stllein unter ben fünften gibt \At SKufif 
nöd^ @d^o|)en^auer nod^ mel^r afö ein %W(^ ber ^ttn, %\t 
aRufil Hnnte, mi) njenn bie 3BeIt gar nid^t toäre, bod^ be* 



3»ufif. 91 

flehen, ©ic ifl „dm fo unmittelbare OBjefttöation uvS) 8(bbÜb^ ' 
bc§ ganjen aBtlleng, toie bic SBcIt felbfl e^ ift". „3)c§5aft thtn 
ifi bic SBirfung bet äRuftI fo fe^t tyitt möd^tiger unb einbringe 
Itd^er, atö bie bcr onberen fünfte: benn biefc reben nur Dom 
©(fyxtten, fte aber t>ortt SSefcn" (3)ic SBelt afö SBiae unb SSor^ 
ftelfung, l^erauggcgcben t>on ®. ©rtfcbajd^, 1, 340). 

2)te große 9loIIc, bie int ßeben, im ©mjjfinben, im S)enfen, 
int ©lauben, im Sül^Ien, im 3)id^ten ber JÄomantifer bie SRuftf 
fpielt^), l^Sngt mit ber 'SBadenroberfd^cU/ ©d^openl^uer an^ 
fünbigenben ^tnfd^auung t)on SKufil jufammcn. 

Xied fyit au^ ben äJorauSfe^ungen, bit SBacfenrober il^m' an 
bic ^artb gab, feine Srage abgeleitet: ,,3fi ^^ «ii^ ^^^^ gleid^ 
gültig, ob ber äRenfd^ in 3nftrumentegtönen ober in fogenannten 
®eban!en beult?" (©. 90). S)id^terifd^ geformt l^at er biefe§ 
?ßarabojon in ben oft jitierten, oft gloffierten Serfen : 

„Siebe ben!t in fügen Xönen, 

^enn @)eban!en fte^n %u fem, 

ißur in ^önen mog fie gern 

MtS toa§ fie toill öerft^önen." , , 

fflotyalx^ Qtf)t loeiter ; er notiert : „förgäl^Iungen, o^ne 3"^ ' - 
fammenl^ang, icbod^ mit Jtffojiation, toie Iröume. ©ebid^te, ^r 
blog tooltflingenb nx\b y>ott Id^öner SSorte, aber auij^ öl^ne allen I 
©inn unb ä^ftttutnenl^ng — T^öt^flen^ einjelne &txopf)tn öer^ 
ftänblid^ — tt)ie lauter Srud^fHldc au^ ben öcrfij^icbenartigften. ^ 
Singen" (2, 308). »efonberg fd^eint il&m fold^e JJorm für ba^ \, 
SKörd^cn ju taugen ; e§ fei „wie ein Iraumbilb, ol^nc Swföm- 
men^ang, ein ©nfemble lounberbarcr S)ingc unb Segebenl^eiten, . 
j. 85. eine utufiEalifd^c 5ß]^ntafic, bie l^rmonifd^en Solgen einer ' 
«otel^rfe, bic SRatur felbfl". licdS ,,@ternbarb" toirft einmol 
ben ©ebanfen I;in, man Idnnte fid^ ein ©cfjjröd^ftüdf öon man* 
d^erlei Xöntn au^finnen (äRinor @. 284), unb fragt ein anber* 
mal, marum tben Stt^^tt ben ^nfydt tiae^ ©ebid^teS auSmad^en 
foUe (@. 344). 3m „©ternbalb" fud^t bann ba^ SBort mit ber 
aKufif ju wetteifern, fud^en SSerfe bie Slangfarbe einzelner 3n^ 
firumente toieberjugeben, btn ©d^Imeillang, btn 5ßofi]^omfd^aM, 
bic SBalb^mmcIobic, ba^ «H^l^orn. JiedEg „SScrfcl^rtc SBelt" 
treibt bag ©j^jcriment weiter unb fefet an ben Anfang tint 



1) Sgl. @. ®(ödnei, @tubien }ut romantifc^en ^f^d^otogie ber 9)htftf. 
a^nd^nei ^iffettation 1909. 



92 V. Xlcd« uttb aBadenrober« §(nteil. 

®t)mp^onit in SBorten; bie Stotfc^naltSmufif toixb mit glcid^cn 
SKitteln befttitten. ©rentano^ „®ufiat> S33afa" al^mt auci^ bicfcn 
©d^ctj JlcdS nad). 3n bcr f^in|)5ottifd^ctt ÖuDertürc bcr ,,8Jcr* 
feierten SBelt" oBcr ^ctBt eS unter bcr ÜBcrfd^rift „Violino Primo 
Solo": ,,aBic? ffig to&tt ntd^t erlaubt unb tttöflli^ in Zinen 
ju beulen unb in SBortcn unb ®ebanlm %n mufijieren? tpie 
fd^Ied^t toöre ö bann mit un3 Sünfilern Beftellt! SBic orme 
Bpxaä^t, tpie ärmere aWufill" (5, 286). 

lied öertritt in ben „^P^öutafien" anä) feinfe Seigre öon ber 
SJertpanbtfd^aft öon 5<it6e unb SKufil: „3u jeber f(^dncn 3)ar* 
fleUung mit Sarben gibt cS g^iß ^iti öerbrübertcg lönftüd, 
bag mit bem (Bemölbe gcmeinfd^aftlid^ nur eine ©eele l^at" 
(@. 45). SKutig unb uncntmcgt ift er auf-biefer Sal^n toetter-« 
gefd^ritten unb f)at ben Sarben unb formen Xöm, ben Ionen 
Sarben geliehen. 3^ „Qtriino^' d^rafterifiert bie glöte fid^ 
f eiber: ,,Unfer ®eifl ijl l^imtnettlau, Sü^tt bid^ in bie blaue 
Seme" (10, 291); ntib |)rinjit)ien gilt l^ier bie ©ütergemein-« 
fd^ft ber ©inne (10, 251). 

2)ie audition color6e tpirb bamit in ben (harten ber romau" 
ü^d)tn 5Poefic eingefül^rt. SBie tpcit bie romantifd^c SKobc ber 

' . tinenbtn Sorben unb ber leud^tenbcn Jflänge hd ben einjelncn 
llRomantilem auf tatfäd^Kd^er 3)p|)pelem^)finbung berul^t, ft)iö- 

S toeit fic nur einem ©d^Iagtoort üad^Iauft, ijl fel^r fd^toer ju er- 
' fennen. SWit Qxo%cat Scinf inn fu(|te Ottolar Sif<^er ju cr- 
njeifen, ba^ Zitd (Seitfd^rift für «ftl^etil 2, 531) unb ba^ 
©offmann (Ärd^iö f. b. ©tubium ber neueren @|)rad^cn 123, 
1 ff.) »irfliil Anlage ju 3)opt)cIemt)finbung gel^abt l^ätten. Stei-« 
lid^ fei ©offntann burd^ lieif angeregt, begnüge fid^ inbt^ nüft, 
bie Sormeln Don 2^iedt§ audition colorSe tin^a^ in über^ 
nel^men, toit eS bie Mtf)iidf)l ber anberen Slomantiler tue. 

Slang*« unb Sarbencrfd^cinungen ^pitlen in ber romantifd^en 
5ßoefie ühttfyinpi eine »id^tige Wolle. 3)aS Sorbenentjjfinben 
ber Äomantifcr, baS i^rem ©til einen befonberen Änjhid^ lei^t, 

■ mag SB. ©teinert (©d^riften ber KterarJ^ifiorifd^en ©efellfd^ft 
fßonn ©b. 7, 1910) an bem nerMfen unb lebenbigen ^axitnmp^ 
ftnben liedtS. S)ic ÄoIIe, bie in ^offmann^ »id^tung ber SRufif 
juföllt, ergrünbete (£. ©d^effcr (2)ic Sebcutung be§ SKuftfali* 
fd^en unb ÄfujHfd^cn in ^offmann^ üterarifd^em ©d^ffen, 
1909). ©offmann barf ja atö @ammelt)unft aller Zt)ptn ro- 
mantifd^en SRufi^gefü^tö gelten, mag er anä^ (toie (J. ftroH, 



SMang unb garbc. 93 

(£. X. 8t. ©offnumnö tnufifalifd^e Slrifd^uung^tt, Sdniggficrgcr 
S)iffcrtation 1909, nad^fl^icfcn l^t) in Stagen bcr mufilalu» 
f^en ^aäftt^tt unb in feiner ©tellung ju einjelnen SKufilcni; 
fid^ Don ben ©runbfä^en ttaffifd^et äRufif leiten laffen unb nur 
ba, n)0 er feetifd^ ausbeutet, ganj auf bem 93oben romantifd^er 
Äunftanfd^ung ftel^. 3n ^offmannS Silblid^Ieit unb in 
feiner ©prad^e tritt ba§ SKufilaKfd^e unb Slluftifd^e ftarl l^er^ 
t)or, ebenfo aber bag Sarbenfpiel unb nod^ mel^r ber Sid^t** 
fira^L S)en ^lang mit ®efid^t§erfd^einunflen ju öergleid^en, ift 
il^m nod^ Diel geläufiger ald bie Umfe^ung beS ©efd^auten in 
einen ©d^Itoorgang. SBanbeln fid^ bod^ bei if)m klänge fogar 
.in Uxpexlxä^ 3Befen. 

SBenn rontantifd^ Sitblid^Ieit üitx^aupt bie Kareren unb beut*« 
lid^eren Oefid^tSerfd^einungen burd^ bk totit ungetüifferen &t^ 
]&örgl)5änontene erfe^t, fo gel^t bic§ auf bie betpußte Steigung ju* 1 ^ . { 
rfidt, baS ©innlid^erc unb ©eläufigere burd^ einen SJergleid^ ntitliV*^ •. 
bem Unfinnlid^eren unb Unbelannteren, ba^ ^dantttt unb ®e* vV 
toö^ntiä)t bur4 eine Sufammenftellung mit bem SrenAen unb ' ^V\ ' 
SBunberbaren au§ ber ®pJ)SiU ber gemeinen 3BirHid^eit fftx^ ^ ' 
au^jul&eBen unb bem ®argeftcHten baburd^ ©rdge unb 3Bürbe 
^ii^ teilen (ögt. SB. ©d^Iegete berliner SSortefungen 1, 290). ^^, 
i Darum fann ber 3iomantiIer ©id^tbareg unb Sfnfd^auIid^eS burd^^\ \/ t. 
, \Vi>ertoanbtc löne ju beuten fud^n. 6r ift baju um fo me^r be^/ir ' '/ j' \ 
yV red^tigt, ba er bie Äugentoelt toirllid^ muftfalifd^ tmp^inbet ®r J^^ ' 
\ l^drt beffer uxü) feiner afö anbere, leife unb bumpfe ®erSufd^ 
i&nm öerne^mlid^r an fein Df)x. 3)e§]^aIB toanbeln fid^ il^m 
©efid^t^toal^rne^mungen in Sll^^it^muiS ober tin geiftiger SSor** 
gang nimmt für fein DJ)X bie SRefobie eines äRufifftüdfeS an, 
®ebanlen)}erbinbungen aber uxtb ®ebanlengegenfaie erfd^inen 
il^m toie f^mt)]^onifd^ t)erbunbenc Stimmen. 5r. ©d^Iegefö 85e^ 
f^red^ung t)on Ooetl^eg ^^Se^rjal^ren" bel^anbelt baS Sid^ttocrl 
Joie ein lonjlfldC. @r öertetbigt liedES ,,@ternbalb" gegen 
©oetl^eä SSorlourf, bafe er nur ,,mufilalifd^e SBanberungen" biete, 
mit ber loimbtn Semerfung, ba^ 83ud^ toolle nid^tg fein aU eine 
füfee SRufi! t)on unb für bie ^ß^antafie (Caroline 1, 227). 3B. 
©d^Iegel aber fagt t>on btn Siebern in liedfg ,,®oIf Smärd^en" : 
,/S>it ®pxaä^t f^at fid^ gleid^fam alleS fiör|)erti(^en begeben unb 
löjl fid^ in einen geijiigen ^aud^ auf. S)ie SBorte fd^einen laum 
auSgef^rod^en 5u rotxbtn, fo ba% e§ fafi nod^ jarter toie ®efang 
lautet: toenigflenS ifl eg bie unmittelbarfic unb unaufldMid^fie 



« l 



94 V. Xic(f§ unb SSadenroberig 5CntelI. 

SJcrfd^ineläung t)on Saut unb ©eele, unb bod^ jtel^n bic munber«' 
baren SKcIobicn nid^t unöcrftanben öorübet" (12, 34). 

^ad Unflate unb Unfd^tfe ber romanttfd^en Mttap^ei tnU 
ftammt noäf einer itotittn SSerantaffung. ®ie arbeitet gern mit 
ber ,;neuen SR^t^oIogie" ber rontantifd^en „5ß5^fil". 3)ie fflatnu 

\p^üo\op^t fd^enft bem romantifd^en Silberfd^a^ eine güHe t>on 
©Embolen, beren tieferer @inn nn^ cBenfo bunfel ift, toie er ber ■ 
romantifd^en Generation geläufig mar. ®örreS enttuidCelt einen 
erbrüdtenben 3leid^tunt t)on Silblid^Ieit. Unb baucrnb bemüht 
er fid^, gcl^eintfte geiflige Sufamntenpnge burd^ S^^f^i^wmenpnge 
be§ 9ZaturIe6en§ ju öerbeutlid^n. S^^m ift e§ mel^r aU eine 
SRetapl^er, er glaubt tatfäd^Iid^ im naturp^iIofot)]^ifd^en Sinne . 
neue ©rfenntniS äu^f^affen, ttjenn er Sfntife utib moberne SBelt 
toie Urgebirge unb' möjgebirge einanber gegcnüberftellt unb ben 
®egenfa| bi§ in§ Keinfte ausbeutet. Um ®örre3' ©til ju t)er*« 
[teilen unb ju ttjürbigen, muß bel^erjigt ttjerben, baß bit fletc 
^ßarallelifierung geiftiger unb ^)]^9fifd^r Vorgänge für feine na* 
turl)]^iIofop]^ifd^ SBeltanf^auung ba^ Oegebene unb ©effijlöer^ 
ftönblid^e loar. SBer in fold^e Änfd^auungSiüelt fid^ nid^t hinein* 
benfen fann, glaubt nur ©d^toulfi unb ^f)xa^t in ®örre§* ©d^rif»» 
ten ju finben (ögt eut)^orion 10, 792 ff.). latföd^lid^ galt eg 
i^m, bie neut SZaturf^mboItf au^jubauen. Sn bem ©trcben, bit 
Tlttap^ti neu ju fd^affen unb au§ bem innigflen ®m|)finben ber 
3eit abjuIeiteU; trifft ®örre§ mit S^an ?ßaul, feinem ftiliflifd^en 
SSorbilbe, jufammen. Unb Don Scan 5ßaul toti^t ber SBeg ju 
SrojjjiodE jurüdE, beffen ,;fd^immernbe" ®Ieid^niffc romantif(|e 
SilbUd^feit anlünbigen. 

„3?od^ jarter toic ®efang, bie unmitteffiarfte unb unauftöS^ 
lid^fte SJerfd^meljung öon Saut unb ©eelc" — fo ifi liedCä S^ri! ; ^ 
gebadet. ®a§ Sieb foU Xoit 2RufiI toirfen, bie SBorte loetteifem^vi^- 

' mit ber äRelobie, bie Sonioirfung ift bem 3)id^ter mid^tiger aß \\^- J 
bie Normung be§ ®ebanKid^n unb ©tofflid^en. SSor allem gilt ^ 
bieg t)on ber S^ril feiner Sugenb ; unb innerl^att bicfer ®xn\>pe 
lommen bie Sieber feiner „äHagelonc", bann bie beS „Stern* 
balb" feinen Slbfid^ten am näc^ften. S)ic Slangmirfung toirb 
auggeldfl burd^ freie ®e{laltung beS Stl^^tl^mug ; t)on SSer^jeile 
JU Seräjeile lann biefer tt)ed5feln ober aber aud^ t)on ©tropl^e 
JU @trol)]^e. 3)iefe feinfühlige ©timmung^^joefie fann unb toill 
ein einl^eitlid^eS metrifd^eS ©djema nid^t burd^ ein gangeä ®e«' 
bid^t l^inburd^ feji]^alten, Saö Stuf- unb SDötoogen ber ©tim* 



Xiecfg S^rif. 95 

mung, ber romantifd^|)rotcifd^e SBed^fcI bcr ©efül^BIagc jctd^net 

fid^ ab, loenn ©tro^^^n t^on öerfci^iebcnem ©tl^oS ju einem 

Siebe fid^ )}er6inben. 2)ag fotd^e S^rif, bie fid§ bem ®ange be§ 

Snncttfebenö loeid^ anfd^tniegt, aud^ bcn Äontj^oniftcn^ lodten 

fann, bcjeugt Sra^mg' SJcrtonung ber Sieber ber „SRagelone" 

{Dpuä 33): Seibenfd^ft fann in biefer gorm jur ©ettung fom«* 

men, beffcr nod^ taugt bie Sorm ba^u, S3ifi) an SSilb ju reil^en,. 

tpie fie in öerfd^intntenben Untrtffen üor bem 9(uge bcg 3)id^terg 

öorbeijiel^en. S)ag ®cbid^t, baö in ber erften 9(uflagc öe^ ^,@tern* 

bafi)" am Stnfang be§ jjueiten SanbeS jle^t, bereift bie§. 3n 

75 Seiten, bie jum überloiegenben Seile in öierjeifige ©troj^l^en 

georbnet finb^ jum Ztil aber aud^ Slbfä^e t)on fünf unb fed^S 

Seilen bilben, „betoeint" naä) feinem eigenen Kommentar ber 

2)id^ter ,,in biefen SBorten feine todt entflogene SwO^^b, unb 

feine Erinnerungen legen fid^ af§ Xönt unb fanfte Silber öor 

il^m l^in". 2)ie toed^felnbe Stimmung malt fid^ in bem SBed^fel ^^. 

ber rl^^tl&mifd^en ®ebilbe, bie bei freubiger ®timmnnQ rafd^ere, ^ ti^.^\,. 

85ett)egung, bei trauriger ein läffigereö Xtmpo anncl^men. 2)tei^*'*^^\^i'^' . 

Stimmung f eiber aber ertoäd^fifc auS btn Silbern, bie ber ^pi^an«* l'{,'^^.,t - 

tafie beg 2)id^er§ fid^ aufbrängen. ^offnunggöoll freubig fe|t 1^^^ 

ba§ ®ebid^t ein. S)ie Stimmung fd^Iägt um; in büfleren färben 

malt fid^ bie ©nttaufd^ung, bie all beft Sugenbl^offnungcn folgt. 

Sine fd^ier gefe^Iofe ©ilber^ unb @timmung§poefie ! Unb bod^ 

öerfnüpft fid^ mit bem Streben, in freierem Sd^loeifen fid^ 

gelten ju Iaffen,'ber 3Bunfd^, rl^^tl^mifd^ bie Stimmung genauer 

nx\i> fd^ärfer ju erfaffen unb »ieberjugeben, atö fhengere SSer§^ 

gebilbe e§ geftatten. 2)iefe S^ril glaubt gelcgentlid^ in ben form^ 

reid^en ®ebilben be§ 3Rinncfang§ ein SSorbilb ju entbcdten. 

SRäl^er fommt fie bcn freien Sll^^tl^men filoj^flodES unb ®oet^e§; 

3Bo]^I lägt fie ben Sd^ung öermiffen, ben kiop^od unb ®oet5e 

ben freien Sil^^tl&men einl^aud^en. ferner legt fie fid^ bie geffel 

be§ 9ieime§ auf^ biefe loirb freilid^ 1805 unb 1806 in ben beiben 

3J)Men, bie ber italienifd^en SReife 2:iedEg entfiammen, in b€n 

„Ärifegebid^en tint^ Äran!en" (®ebid^te 1834, 3, 98 ff.) unb in 

ber „atüdSe^r be§ ®enefenben" (ebenba S. 236 ff.) abgenjorfen. 

3)amit aber öcrfd^inbet dn Suq romantifd^er %rif, ber ber 

Klangmalerei unb bem mufifalifd^en El^aralter beften§ gebient 

^atte. liedE feffifl behauptet in ber SSorrebe ju btn „^inne- 

tiebern" (Srit. Sd^riften 1, 199), ben SReim bebinge „bie Siebe 

jum Ion unb ftlang, ba^ ®cfü]&I, ba^ bie a^nlid^ lautenbcn 






96 V. Xlecf« unb SBatfcntobcrg 3lnteil. 

. SBortc in bcutlid^t ober gcl^cimniSlJDnct Bcrtoanbtfd^aft pfeifen 
. Vi'*|h ntüffcn, bag SJcflrcbcn, bic ^ocftc in SKufil; in cüoag Scftimmt«» 
;^^ ' 1 Unöcftirnnttcg ju x^zxxoavibtXxi*' . ®ic romant{[(i|c fi^ril [d^todgt 
bal^r gern int {Reime, lann il^n nid^t genug l^dufen, nid^t oft 
genug toiebcrlel^tcn laffen, gefällt fid^ fogar in bebenlKti^m 
8leinte(fy)f|)ieL Unb au3 gleid^en ®rünben l^ulbigt fie ber Äffo^ 
nanj, bic burd^ lange ajet^tcil^cn burd^gcfül^rt unb ber ©tim^ 
mungSmalerei nod^ toeit florier, jumeilen bi3 jur ©cfd^madf* 
lofigleU (Iicdt§ „3)ie 3cic^en im SBalbe", Oebü&te 1, 22 ff:) 
bienftbar gemad^ n)irb. 

Sie äJemertung, Vit \itxsi {Reime guteil niarb, lodEte bie JRo" 
mantiler aud^ auf \^(il t^elb ber romanifd^en metrifd^en ©ebilbe. 
3)er erfte Anflog rül^rt öon ®. 8L Sürger l^er, er l^at feinem! 
@d^üler 9B. @d|legel \At Übertragung unb SSermertung be§ ©o*» 
mMl, beS n)eiteren aber aud^ bie S^ad^bilbmtg romanifd^er $oefie 
unb il^rer Sformenn^elt nal^egelegt. 8tn fid^ n^ar l^ier ba§ $ro^ 
gramm einer formftrengen fl^rif gegeben, baS öon lierfS mufi- 
falifdl t>erfdötoimmenber SBeid^eit »eit abtoid^. SBirflid^ finb 
größere ®egenfä^e afö Vit ©onette unb ©taugen beS fauberen 
{Reimiften SB. ©d^Iegel m& bie ©änge ber ,,aKageIone" ober beg 
„©ternbalb" faum ju beulen. 2)ennod^ fonnte liedt feiner mufi* 
lalifd^en S^ri! aud^ bie romanifd^en formen bienftbar mad^en. 
^anjonen unb SSaltaten lamen ber romantifd^en Steigung, im 
{Rcimft)iel eine Sebeutung ju fud^en, nod| mel^r entgegen. %txcx 
Vit tiefere Sebcutung fomol^I ber {Reim- unb Äffonangbinbungen 

, n)ie ber romanifd^en ©trojjl^engebilbe gu entbedten, Joar ein 
ßiebling§gegenftanb romantifd^n ©d^rffinng. Äbermatö fonnte 

' \>(i gejeigt toerben, xoxt ber ®eift in ber Sorm, baS Unenblid^e im 
ffinblid^en fid| ft)iegclt. Sine {Reim- unb SKffonanjf^mboIif, eine 
©Emboli! ber ©trojjl^enformcn gel^t auS fold^en Seflrebungen 
l^eröor. 2B. ©d^Iegel \&i fie frül^ au^, junöd^ft nur aB SRe- 
triler unb ^l^ilologc intereffiert. ©eine Setrad^tungen über 
SRetril (7, 155 ff.) ermagen 1794 fd^n ?ßrobIeme be§ feelifd^en 
©el^alteS be§ tönenben ©prad^materiaB. 1795 folgen in ben 
„^oren" Vit „©riefe über ^oefie, ©ilbenmag unb ©prac^" 
(7, 98 ff.)/ 1798 erfd^eint im „Ätl^enaeum", -polemifd^ gegen 
ffiIot)flod[ göoenbet, „5)er SBettftreit ber ©jjrad^en" (7, 197 ff.), 
ber \>txi mufifalifd^en SBert ber fiulturft)rad|en ju meffen oerfud^t. 
3n bcn Serliner Sorlefungen l^at SB. ©d^Icgel bann bei ber 
C^aralterip ber italienifd^en ?ßocfic (3, 186 ff.) ba§ GEtl^oS ber 



8fonnf^mBolif. ^luScmonbergcl^cn. 97 

ttaltcttifd^cn @tro|)]^enformen ju erfüllten unb ju fonflruicrcn 
fid^ f>tmni)t, nid^t ol^ne öon gormf^mbolif in ER^ftif ilBctju*« 
greifen. ©leid^jcitig etmog Xitä^ ©d^mager SC. 3f. Setnl^arbi 
im jnjeiten leil feiner „©Jirad^rcl^rc" (1803, @. 399 ff.) fomo^t 
btn tieferen ©inn t>on SfUiteration, Slffonanj unb SRetm toie aud^ 
bic Slangfaröe unb bie f^mbolifd^e 35ebeutung italienifd^er uno 
f|)anif4cr ©tro^jl^en. S)en Slbfd^Iuß fold^er romantifd^er S5e=« 
mül^ung itbtniet ^a\pat 5ßoggeK geiftreid^e ©d^rift „®runb^ 
jüge einer Xl^eorie be3 3ieim^ unb ber ©leid^Iänge mit be^ 
fonberer Siüdffid^ auf ®oct^e" (äRünfter 1836). 

TL ^tx VKflxWfiäit unir r^ilafe Hmjxlitomt^ tftx 
B:ettali:er tutx 3tf^nvms»kxitSP^ unir tftx MmküKfxt. 

8tm Sfnfang bt^ 19. ^a^x^nnbtxt^ fd^eint ber eben nod^ reid^e 
unb öolle ©ebanfenptrom ber 3iomantiI ju öerfiegen. |)arben^ 
bcrgg Job (1801), Sr! ©(^legetö überfieblung nad) 5ßari§ (1802), 
bie berliner SSorlefungen beg 85ruber§ unb beffen Eintritt in btn 
^ui^ ber Srau ö. ©tael, SiedEg Stbreife nad^ Stauen (1804), 
©d^ellingg SSerbinbung mit Caroline unb Berufung nad^ aSürj*' 
bürg (1803) : all bag bebeutet SCbfd^Iuß unb Stugeinanbergel^en. 
3)ie gäben hjerben einjeln toeitergefjjonnen, man treibt biefen 
ober jenen ©ebanfen ber romantifc^en Jl^eorie öormört^, aber 
bie grunblegenbe fjjefulatiöe (Spoä)t ber 3iomantiI ift im toefent*» 
lid^en öorbei. 9?ur tin ganj ntnt^ (SIement, ba^ fid^ unöerfc^enS 
in überrafd^enber äRad^t entfaltete, lonnte eine fo öÄIIige SBanb* 
lung l^erbeifül^ren. SRod^ finb bie Slomantiler lange nid^t fo ob'^ 
genügt, ba^ fie blo^ öerfagen, ol^ne für bie (Sebanfenbilbung, 
bie fie aufgeben, fofort ettoa^ anbe'reg, SSormärt§Ieitenbe§, Unt" 
ftilrjenbeg etnjufe^en. 3lid^t ®äjtoliä)t wxb Ermattung, fonbern 
ein lül^ner Stuffd^ioung tritt ein, ein Sluffd^mung freilid^, ber 
btn ®efid^tglrei§ ber 3iomantifer ebenfo nad^ einer JRit^tung 
Oerengt, mic eg il^n na<S) ber anbcren erweitert. 

3)a§ 5Reue ifi ba3 Jjolitifd^e, nationale unb folleftitnftifd^e gn*» 
tercffe. 2)ie JRomantiler beginnen gegen 3lapolton 3front ju 
mad^en, fie njerben fid| il^rer nationalen föigenl^eiten nid^t bloß 
im äftl^etifd^en, fonbern in Jjolitifd^em- ©inne bctougt unb fie 
fangen an, bie Seigre Oon ber 8[u§bilbung bc§ auöerlefenen Ign* 
bibibuum^ burd^ bie Äncrfennung ber Sebeutung be§ Sollet, 

8l<Ru0 232: aBalact, %tut]äft fRomantil 2. u. 3. Slufl. ^ 



98 VI. 2)et politifd^e unb fojiale Umid^tDung bet d^omantit 

ber (&t\amtS)tit al\o, ju etgänjen. 2)eutf(i|ed iBoIIdtum totrb 
fortan il^r Programm. 1810 k)ei;öffentlt(^te Xuxtvoatex ^af^n 
ein Sud^ mit bcm litcl ;;®ag JDcutfd^c aSoIlStum". Sfbet me|r 
atö fünf Saläre xti6)tn bie Stnregungen iurüdC; unb fie lomnten 
unmittelbar au§ bem Sager ber Slomantil. 

äRertoürbig rafd^ gel^t eS bei ben trübem @(i|(ege( t)om ftod" 
mQ))o(itidmud jur nationalen $oIitiI weiter. 3n il^ren 9(nfängen 
l^atten fie Iodmo|)oIitifd^ fid^ für bie frangdfifd^e SRet)oIution in^ 
tereffiert. 3loä) 1796 fd^rieb gr. ©d^Icgel für bit Scitfd^'rift 
,,a)eutfd|Ianb" beg „©anSluIottcn" Slcid^arbt feinen ,;SSerfud§ 
über btn Segriff beS JÄcpubWani^mug". SnabfiraftcrSebanfen*» 
folge Inüjjft er an ÄantS SBort an : ,/S)k bürgcrlid^e SSerf affung 
in jebem ®taatt \oü re^jublilanifd^ fein" (^inor 2, 57) unb 
fül^rt es in eiserner ftonfequenj weiter au^. 3)ann aber mirb 
ööHige Slbfel^r bon -politifd^er ©i^fuffion ein ©d^Iagwort beS 
^^Ätl^enaeumg" : ,,9?id^ in bie |)oIitif(^e SBcIt öerfd^Ieubere bu 
Qilanben unb ßiebe, ab&c in ber göttlid^n SBelt ber SBiffenfd^aft 
op\xt bein S^nerfleg in bem l^eiKgen tJeuerflrom en^iger Sil* 
bung" (106. Sbee). ©leid^eitig Iflnbigt fid^ fd^on bie SBenbung 
in btm romantifd^n Sntereffe für 5ßoKtif an: 1798 erfd^einen 
im Igulil^eft ber ^,3öfl^rbüd^r ber prcußifd^en SKonard^ie unter 
ber Regierung Sfriebrid^ SBiC^elm^ III." JJragmente ©arbenbergg 
mit bem Xitel ,^®Iauben unb Siebe ober ber Sdnig unb bie 
ftönigin". 3lnn fül&tt fid^ aud^ Sr. ©d^Iegel gefeffelt unb fd^reibt 
an ben SJerfaffer: ,,SJenigeg el^re id^ fo, unb toenigeä' ^at fo 
auf mid^ göoirlt" (SRaid^ ©. 129 f.). ®er aiej^ubtifaniömug ifl, 
öerfd^unben^ bie lommenbe refiauratiöe ©taat^tl^eorie ber 8lo* 
mantiler lünbigt fid^ an. 

Aber nod^ fel^It ba^ nationaWoneltiöiflifd^e @m|)f{nben. 3)ie 
Ädnigin 2uife, nid^ bag beutfd^e fßott bannt ©arbenberg^ 
©id^terauge, toie fie ba& Äuge ^einrid^ t>. Äleifl^ gefeffelt l^at. 
®ag bie „Sbeen" ba3 nationale Problem au^f^ired^n, baß burd^ 
SBadtenrober unb SloöatiS Igntereffe für altl^eimifd^eS SBefen 
toad^gerufen toirb, ifl oben (@. 66 f. ^ 76 ff.) angegeben. S)a6 
man trofebem einem nationalen, im ©inne ber Seit |)atrbtifd|en 
ffimjjfinben nod^ femjlanb, bejeugen feine @|)ott»orte SB. ©d^Ie* 
gefö über $tiop^odS nnb feiner l^ünger .^fanatifd^en, t)on aller 
§iflorifd^en ÄenntniS be§ (Jl^aralterS ber S)eutfd^en, il^rer je^tgen 
Sage unb il^rer el^ematigen laten entblößten ?ßatrioti3muS" 
(»crKner »ortefungen 3, 21 f.). ffil^er lünbigt fid^ eine neue 



$otn ^oi^moipoUti^muiS jum nationalen C^efül^I. 99 

Qtit an, rvtnn SB. ©d^lcgcl bie Slottocnbigf ett beg ftriegcg bifjaup^' 
tct, für ben ^/fd^on managt ^f^ilo^op^tn ein Sürtoort cinorfcgt" 
l^dtten (3, 93 ff.), ^eigt eS ja bod^ aud^ in ben naci^gelaffenen 
ffinöpütfcn jum ,,Dftcri)tngcn" : ,;Äuf @rbcn ijl, ber Äricg ju 
^aufc. ffticg mug auf ffitbcn fein" (4^ 259). 

S)et SBenbejjunIt trat in btm SKugenblicf ein, ba 3fr. ©d^cgcl 
franidfifd^en SBoben betrat. 2)ie beiben ®ebtd^te ,,9ei ber ^rt'* 
bürg" unb j,%m Sll^cine", bie er 1803 in ben erften Suffa^ ber 
,,6uropa" (f. oben @. 78) aufgenommen fyit, feiern alte beutfd^e 
Siitterjeit ni^ allein in btm öerllörenben ©inne SBadtenrober^ 
unb ^arbenbergd ; fie finb national auS bem Stugenblid l^rou^«' 
gebacit. 2)er 9tl^ein gemal^nt t^r. @d^legel batan, toaä bie ^tuU 
fd^en einft toaren unb toaS fie l^eute fein Unnttn (A @. 266 ff.). 

«m 12. SRära 1806 erIWrt nunmehr and) SB. ©d^Iegel in 
feinem umf önglid^en SSelenntni^brief an 3ouqu6 (8, 144 f.) : ®ie 
S)td|ter ber legten dpoäft f)&tten bie blog \pitUnbt, mfigige, 
träumerifd^e ^l^antafie alljufel^r jum l^errfd^enben S3efitanbteil 
il^rer 2)id^ngen gemad^t. 2)eutfd^Ianb aber bebürfe im Xugem' 
blid einer burd^uS nid|t trdumerifd|en, fonbem mad^en, un^ 
mittelbaren, energifd^en unb befonberg einer patriotifd^en 5ßocfie. 

blange unferc nationale ©elbftänbigleit, ja 
beutfd^en Stamen^ fo bringenb bebro^t n^irb, 
bie 5ßoefie bei ung ganj ber SJerebfamleit toeid^n." Unb babti 
nieifi SB. @d^(egel auf bie beiben ®ebid^te feinet Sruberd' l^in. 

ßffentlid^ öertrat SB. ©d^Iegel 1807 bit^ttben «nfid^ten in ber 
atejcnfiott öon Sloflorfg ©id^ergarten (12, 206 ff.). Unb aber- 
mals lonnte er auf SSerfe feinet SJruberS fid^ begiel^en. S)ie 
gange @ammlung fei in beren @inne gebad^ : 

„^tn ^elbenxul^m, ben fie p fp&t je^t achten, 
%>t^ beutf(^en ^amtt^ in ben lichten S^^^> 
^tö 9%ittermut ber ^nbad^t fid^ berbunben, 

^e alte ©d^önl^eit, e^ fte gang Derf(^munben, 
8n retten fem Don aöen (Sitelfeiten, 
%)<a iei bed %)iä^itt» ^o^ti giel unb SCtad^tenl'' 

5r. ©d^Icgel fieuert unmittelbar auf bie ß^ril ber SefreiungS* 
Iriege loS. &UUfy naä) ^ma, im felben %ugenbtid, ba !(rnbt 
ju fingen beginnt, bid^et er feine ©änge „®clübbc" unb „Srei«» 
l^eif ' (9, 180. 182). gortan ifi ber iwtriotifd^e ©ang eng mit 
il&m öerlnüjjft. S)er SBiener ©efoIgSmann ber ©d^egel, ^ein^ 

7* 



»ielleid^ follte, 
bie Sortbauer beS 



100 VI. 2)er ^JoUtlld^e unb iojiale Uuif^toung ber ?Romantlf. 

xiä^ 3oftp]& ö. Coltttt, bid^tct für bcn Ätieg öon 1809, bcn 3r. 
©d^egel im ©tabc ffitjl^cräog Äarfö mttmad^te, feine ,,2tebcr 
öftetteid^if(i|er aBcl^tmänner". S^n ©aufc 3t. ©d^Iegete ju SBien 
öerlcl^ten Xl^eobor fidtncr unb ©id^enborff, el^c fic in btn ^icß 
jiel^cn. SKaj ö. ©d^enlcnborf trifft öon alfcn Sefteiunfläföngem 
ben romantif4*teIigiöfen Xon ^atbenbergg unb ©d^IegeK am 
befien unb lögt fid^ befonbcr^ öon ©d^Iegefö ,,Stei|cit" ju 
feinem ©ange „3frci|cit, bic iä^ meine" anregen. 

3)er entfd^eibcnbe Stnftoß ju foIIeltiDiftifd^cr Setrad^tung follte 
inbed t>on bem ^anne au^el^en, an btn bie einfeitigften inbi^ 
t)ibualiftif(^n ^unbgebungen ber älomantil an!nü|)ften: t)on 
gid^te. 3loä) in feinem ,,5Raturred&t" (1796) neigt Sid^te fo 
flarl 5u lodmo^Iitifd^en Stnfd^auungen, baj^ er für nationale^ 
aSefen nid^t§ übrig l^at. ®er ©taat toirb im njefentlid^cn t)on 
feiner |)0lijeilid^en Seite gefaßt. 2)agegen lünbigt fid^ ba^ 
SSerlangen an, bag ber @taat jebem feiner 93ürger ba^ fittlid^e 
®xunbxt^t, t)on feiner %xieü leben ju lönnen, gemäl^rleifte. 
3)iefen ®runbgebanlen bed ©ojialiSmuS entmidelte Sidf)te in 
feinem „(Sefd^Ioffenen |)attbel§ftaat" (1800) : ber Staat l^abe bie 
gefamte Drganifation ber Slrbeit in bie ^anb ju nel^men. 9tun^ 
mcl^r tt)urbe il^m ber Staat fd^n ein gefellfd^aftlid^er Organiö* 
mu§, beffen äßefen er bann in ben /,Q)runbiügen be^ gegenmör^ 
tigen 3eitattcr§" (1806) tiefer ju erfaffen fu^e. ®ie SRapoIeo^ 
nifd^n ffiroberunggfriege trieben il&n toeiter. Sie legten il^m 
bie gtage nal^e, ob toie bie einjelnen ^ßerfdnlid^Ieiten fo aud^ bie 
cinjelnen Slattonalitäten im SBelt^jIan eine befonbere SSefttm^ 
mung litten; ob mit biefer Seftimmung bie ^ßflid^, fie ju er- 
füllen, unb baS !Red^ ju ))oIitifd|er Selbftönbigfeit gegeben fei 
SJon biefem 5ßrobIeme au& öornjärtSfd^reitenb, gelangte gid^tc 
gu ber fiberseugung, bit beutfd^e Station l^abe eine fo mSd^tige 
ffuIturbe|Hmmung, ba^ fie faft allein ntien ben (Sinfeitigfeiten 
ber anberen Stationen jur ©rfütlung be3 Sbealg ber ©umanität 
berufen fei. 9lur öon ber ^Regeneration be3 beutfd^cn SJoIIeS 
erl^offt er ba§ ©eil für bie öcrfal^renen Suftönbe be^ QtitaÜtx^. 
3)ie ©clbfibefreiung beS beutfc^n ®eifte§ ift mitl^in bie 5ßflid|t, 
bie ber Station Oon il^rer 93eftimmung auferlegt toirb. ^S>a^ 
muffen bie ®«utfd^ jJoKtifd^c JttationalitSt erwerben. Sine 
nationale (Erjiel^ung l^at alfo ben S3oben für bie ^i^Iunft \)ox* 
jubereiten. 

@o lautet ba^ ©laubendbelenntnid ber „!Reben an bie beutfd^ 



Srid^te. STtnim. 101 

5RaHon" (1808). SRit einem ©d^Iagc n)ar l^iet ber nationale 
©ebanfe unb bie gefellfd^aftttd^e Setrad^tung ju einem ©anjcn 
öerfd^moljen; nidfjt langer n^at c§ nur ein Sl^jpell an bie öer* 
gangenc ©röge ®eutfd^Ianb§; nid^t länger nur ber Slnf^jrud^, 
baß 2)eutfd|Ianb bie geiftige gül^rung ber SBelt julommc (f. oben 
@. 78). 3lu§ bem 3iiP^<iwi> ^^^ beutf(|en SRation^ aug ben äugen-' 
blidtlid^en gefellfd^aftlid^ SSerl^ältniffen unb au^ bcn fünftigen 
atufgaben ber ©efeltfd^aft mürbe bit ?J5fIid^t nationalen ^ü^^ 
ten§ abgeleitet, ©ier roax jum erftcnmal uneingefd^ränlt bie Se^ 
]^aut)tung aufgefteHt, baß eine ®ele]^rtenret)ublil nod^ fein ®r* 
fa^ für einen @taat fei, ba^ bie SSernid^tung ber |)oIttifd^en ©elb^ 
ftänbigfeit ber beutfd^ SRation anä) bk ganje ^errtid^feit btnU 
fd^r Stteratur unb Shinft in Srage fteKe i). 

3)od^ nod^ Don gönj anberer (Seite gemöl^nte man fid^ banmfö 
baran, ba^ beutfd^e Solf afö ©inl^eit im ©egenfafe ju ben ein- 
jelnen großen 5ßerfönlid^feiten ju faffen unb bie 5ßflid^ten ju 
bebenfeu; bk ber cinjelne biefer ©efamtl^eit gegenüber l^at. 8[ r - 
nim ift ba ftarf beteiligt, ^l^n öerbanb ein fiarfeS ®efü|t mit ber 
©d^olle, auf ber er geboren toax; er befafe ein tt)irffid^e§ SSater* 
lanb. Sür biefe^ SJaterlanb fammelte er fd^on 1806 ^rieg^Iieber. 
@r loar aber elaftifd^ genug, biefeg ed^te SaterlanbSgefül^I auf 
ganj S>eutfd^Ianb auijubel^nen. Da§ ganje S)eutfd^Ianb follte 
ber Sreube teill^ftig toerben, bie er fetter an beutfd^er 8[rt unb 
ffiunP ^atte. Äfö crfter unter btn SRomantifern beginnt ätrnim 
imtt Setoußtfein nid^t nur für ben ©ebilbeten ju arbeiten, fon** 
btxn für ba^ SSoIf unb biefem nid|t nur alte§ SSoߧgut lieber 
jujufül^ren, fonbcrn aud^ aug ber SBelt ber ©ebilbetcn il^m ju 
fd^enfen, toa^ xf)m taugt. 

Äu§ ber @ef(^id^te ertoöd^ft für Slrnim ber Segriff be§ btnU 
[d^en SSoIf^tumg. ®r fül^It fid^ al§ l£röger einer Jrabition unl) 
mä^tt btefe Xrabition bemal^rt toiffen. ,,5Rur ber 9iud^Iofe", 
l^eißt c§ in ber „©rftfin 2)orore§" (1, 93), ,,fängt eint mut 
SBelt an in fid^, ba^ ®ute toax emig." „S)er tounberbare 3uflanb 
o^ne Oegentoart" (SBerfe 12, 29), btn bk fransöfifd^e SReöo- 
lution gejeitigt l^at, fd^etnt il^m oemerflid^. @r toill t>on bem 
fio§ntot)Qliti§mu§, ber „Europa ju einem fd^önen l^umanen 
©anjen jufammengefabelt" l^at (Dolore^ 1, 124), nid^t^ miffen. 
an bag ift a ug bem fleben^gefül^I be§ mörfifd^en Sbelmann^ 

1) SJgl m. Sefter, SRouffcau unb bie beutfd^e ®e\ä)Wm^^\^P^t, 
1890, ©.151). 



102 VI. a)cr polittf^e unb fojiale Umfc^toung bcr »lomantil. 

flefd^ut ; babci nimmt Arnim bcn Segriff bc3 8ß)efö im l^öd^flcn 
©innc unb l&ält bcn «bligcn ju ©elbfiöcfti^ibung unb ^ßflid^t* 
crfüUung bor anbcrcn berufen. Ägrariertum offenbart fid^ bei 
il^ in flrcng fittlici^er, berpfltd^tenber gorm. ©eine au^ge«« 
flpro(i|cne SSorlicbc für ba§ Banb lägt il^n gegen Snbuftrie unl) 
^anbel ungered^t »erben; in il^r finbet feine Stbneigung gegen 
ba§ Siibentum eine ©tüje. ®in ftarle§ ©tanbcgbemußtfein 6e- 
ftimmt aud^ feine foäiaI|)cibagogifd|en ©ebanlen. Slid^t äRenfd^, 
fonbern 3)eutfd^e tt)ill cr'erjiel^en, nid^t allfeitige Entfaltung bcr 
fträfte bertongt er, tt)ie bie grül^romantil, fonbern nad| JDicncrn 
beS SSaterlanbcg ruft er, bie in bcn ©rcngen il^reg ©tanbeS nad^ 
bem SJlage il^rcr ff räf tc tt)irlcn i). 

ffing bernjanbt mit 8(rnim§ flaat§toiffenfd|aftlid|en Slnfd^u* 
mx^n finb SCbam SRüHcr^ Ztfycen. 3)arum lonntc ärnim 
mit Slbam SKüIIer unb mit feinem ©tanbe^genoffen ^einrid^ J>. 
ftleifl, bcffen |)atriotifd^e Scgciflerung I^rifd| unb bramatifd| 
gleid^ mad^tboK ertönte, gu bem gemeinfamcn Unterncl^men 
ber „abenbbldtter" (1810/11) fid^ berbinbcn. 5)urd& SRein^oIb 
©teigg gorf(§ungen (^einrid^ b. ffleiftg Sertiner ffänU)fe, 1901) 
ifl l^ute Kargcftelft, baß bie „«Tbcnbblätter'' nad| Senbenj, 3n^ 
l^alt unb iJorm ba§ Organ ber Jireufeifd^en Sunlcr in il^rem 
ffam^fe gegen ben ©toat^fanjlcr ®raf ©arbenberg barficHten, 
gegen feine 5ßotttiI, bie im ©inne ber bon ber franjöfifd^cn SR^ 
bolution angeregten Slnfd^uungcn bilettiertc, loie aud^ gegen 
feine flaatgtoiffcnfd^ftlid^ Hnfid^tcn, bie auf W>am ©mitl^be* 
grünbet toaren. iibam SKürier brüdCtc bem SJIattc feinen ©tem^ 
ptt auf: t)rinjtpiene@egnerfd^ft gegen bie Slcbolution im ©inne 
bcr ©taat^nfd^auung (Sbmunb Surfet, tocfentlid^e Srl^altung 
^ßrcufecttS aU eincg ^grifulturflaateg, leine JReform ber toirt** 
fd^aftlid^cn Si^Päiii^e im ©inne bon ?U)am ©mitl^ ; unb all baS 
getragen bon einem fiarfen ^atrioti§mu§ unb bon bem SBunfd^, 
ba§ franjdfifd^ Sod^ abäufd^ütteln. SJlag in bem 5ßartciblattc 
aud| gelegentlid^ junferlid^ Stitcreffenpolitil etloa§ etnfeitig fid^ 
geltenb mad^n, fidler ift e§ eine d^ralteriftifd^e unb.ed^te Ur^ 
funbe romantifd^cr Jjolitifd^er, ^witriotifd^er unb nationalöfono-* 
mifd^r Icnbenjen. ^ettn toie Strnim f aft burd^uS biefgn ffunb* 
gebungen juftimmcn fonnte, fo beuten alle Äußerungen Äbam 
äRüHerS auf ba^ romantifi^ ftaatSnjiffenfd^aftlid^ ®Iaubcn§^ 
befenntnig, tt ?ie eg fid^ nad^ 1800 cnttoidCcK. S)aS fonferbatibc 

1) W- i$riebri(^ ©c^ul^e, 2)ie Gräfin %>oloit», 1904, @. 28 ff. 



dit>martti\ä^t ©taatötiHffenfc^aft 103 

Stgraricrtum, ba^ W)am SWüHer öcrtritt, bereitet bk realtio*- 
nürc $ßoIitiI ber Qüi naä^ 1815 öor. ©ctolb bic[et Slid^tung ift 
Stbatn aKüIIct in enger SSeröinbung mit gfriebrid^ ö. ®en|^ bcr 
rcij^ten ^anb SKcttemiii&g, mit 3r. ©d^legcl unb mit Sari flub- 
mig t>, ^ader geniorben. 

St. ® ci| t c g e I leitet aud^ auf bicf em Selbe bic ® enoff en. Sn ben 
Äötncr »orlefungen t>on 1806 (SBinbiflmann 2, 306—396) cnt* 
widelt er jum crftennwl f^fiematifd^ feine 2tnft(i|ten Aber SRatur- 
unb @taat§re(i|t, über $oIitiI unb SSöderred^t. Kud^ l^ier l^eigt 
es (@. 369): ^,2ber Slbel gel^ört ganj ju bem 2anbmann; er ifi 
nur ber l^öl^cre Sanbmann." ^uä) l§icr wirb Ttänbif(i|e SJerfaffung 
vertreten. Äud^ l^ier toirb erlMrt: ^,®ie Slrt, toit ber ©anbei 
te^t ausgeübt wirb, ift bem @taatSgWedEe im f)i6)\ttn ®xabt 
gefäl^rlü^" (@. 371). «Kein öorWufig trennt no(i| eine weite 
ßluft bie »erliner ^triotcn t>on 3r. ©ti^regel. @(i|legel fielet 
fd^on auf einem mittelalterlid^ reltgidfen @tanb|)untte, er fül^rt 
®ebanlen unb XrSume t>on S^ot>aIid' üuffa^ ,,2)ie (Sl^riflenl^eit 
ober ffiuro|)a" (f. oben @. 66 f.) f^flematifd^ an^. Son biefer 
©teile gab e§ oorlSufig leine 99rüd(e ju Sfrnim, ftleifl unb SIbam 
SKüIIer. «baut SRüIIer aber ifl nad^matö in ©d^Iegefö 2ager 
übergegangen, ganj wie 'ein cnbercr Siiflotbgenoffe Slrnimg, 
3. 3. ®5rreg. Slud^ Oörreg begeiflerte fi^ einfi Wie bie grü^* 
romantil für bie franjöfifd^e {Reöolution. 2)ann befud^te er 5ßari3 
unb feierte atö ®egner be§ neuen Stanlrcid^ l^eim. 9[ud| il^m er- 
Wud^ balb au^ altl^imifd^er 2)id^tung unb Sunft ein ^arleS 
nationales ©efül^I; als ©eibelberger ® enoff c Slri^imS unb SJren* 
tanoS Wtrite er für bie SBiebererwedEung ber altbeutfd^en SBelt 
unb fiedfte jugleid^ ber jungen ©ermaniftil weite unb l^ol^ 3telc. 
©eit 1814 aber wül^Ite feine Sritfdprift „atl^einifd^er HRerfur" 
bie SBelt im Sinn ber SefreiungSfriege fo mäd^tig auf, bag iJ^r 
ber ffil^rentitel einer fünften ©roßmad^t oon il^ren ®egnern ju*« 
gebilligt würbe, 1816 würbe fie burd| bie Slealtion unterbrüdt ; 
ber eigenwillige, überfd^aumenb tentperatnentöolle SRl^einlänbcr 
aber blieb nod^ mand^eS ^af^x ein SJorIftntpfer beS SiberaliSmuS 
unb fod^t mit ber ;|)reu6ifc^en Sureaulratie manä)en ©traufe 
aus. Als il^r ®egner trat ®örreS aud| auf bie ©eite beS f äm|)fcn* 
ben Äatl^oIiäiSmuS. ©eit feiner »erufung nad^ SRünd^en (1827) 
war er immer mel^r inS römifd^l^ierard^ifd^c rcaftionftre ^aJ^x^ 
waffer gelommen. @r würbe jule|t einer ber übercifrigjien Sin* 
i^dnger ber Stid^tung beS alten St. ©d^Iegel. 



104 VI. 3)er <)oUti|d)e unb fojtalc Um^^touiiö ber Sflomantlf. 

Suttbamentatc Stnfd^uungcn ber Ofrül^romantif liegen btn^ 
ftoatölptffenfd^aftlic^en SluSfül^rungcn gr. ©d^IegeK jugrunbe: 
ein fltogct Drganilniu^ foll aufgebaut toexbtn, in bem alle Seile 
ineinanbct leben, ein lixd)li^^\taaü\ä)t^ Uniöetfalft)ftem. 2)ic ot*» 
ganifci^e SKIeinl^ett, ® Ott, »irb im d^tiftlici^ett ©inne genommen ; 
unb jnjar entplft fid^, wie in SRoöalig' äuffag; wie in ben ^pä^ 
teten fulturl^iftorifd^en fionfttuftionen 3fr. ©d^legeK (f. oben @. 
72 f.), bie mittelattexli^ SBett aB ]^ö(j^|ic »erför|)erung ber ot^ 
ganifd^en unb l^armonifd^en SSetfnüJjfung geifilid^er unb weit* 
üd^er ®ewalt. 2)cm Äatl^oIiäiSmug follte nunmel^r bie aufgäbe 
jufallen, biefe otganifd^e Harmonie t)on neuem ju bcgtünben. 
®ie Steligion mürbe fo jum organifd^en aKittelpunft be§ Sebcn§. 

3)iefem ®Iauben§befenntni§ ifl bie ^rd^e bag erfie unb ber 
©taat bag jweite. Stile @taat§gewalt lomtnt öon ®ott. 3n ber 
Äird^e erfüllt fid^ jeber Qtoed l^dci^fler geifliger ©emcinfd^ft; ber 
©taat fyit nur bie äußeren Sebingungen tintS fold^en ®emein* 
fd^ftSIeben^ gu gewäl^rlcifien. @r befd^rcinlt fid^ barum auf bie 
mittelalterlid^en ©taatSjiete: Drbnung unb SRed^t, Sriebe unb 
®ered^tigfeit. 

SSon folgen Slnfid^ten auö gelangt romantifii^c ©toat^wiffen* 
fd^ft rafd^ ju einem ©tanb^junlte, ber btm nationalen ©trd&en 
ber Sefretunggfrieg^äeit burd^uS entgegengefejt ift. ©in Jjoti^ 
tifd^er UniDerfaIigmu§ löft bit nationalen Segrenjungen wieber 
auf,. bie am Anfang beg 19. Sal^rl^unbertg an bie ©teile be5 
Äo§mio|)oItti3muS getreten waren, öfterreid^ foIIte bte uniöer* 
aliftifd^^IIerilalen ^btaU erfüllen; feine bunte nationale 3^*' 
ammenfejung fd^ien btm 3h>edfe bienlid| ju fein. 

dagegen ging bie folleltiöiftifd^e SBenbung uom SInfang be§ 
Sal^rl^unbertg nvS)t öerloren. SBol^I wirb ber äRonard^ jum 
SRepröfentanten ber großen ^armonifci^en ©inl^eit erl^oben, ja 
fogar ber ®ebanle erwogen, ob mit ber SBürbe beg ^etrfd^erg 
aud^ bie pd^fte $ßrieflerwürbe ju Derfnü^ifen fei. 5Rid^t ber 
3wang ber ®efefee, fonbern bk Autorität be§ Surften foll lünftig 
btn ^taat erhalten, ©in religiöfer SttfoIuti^muS alfo, n)it er im 
16. Igal^rl^unbert tetfö geplant, teifö Wirflid^ burd^gefü^rt worben 
ift !. ^tboä) ebenfo wirb bk l^dd^fle ^reil^eit be§ einjelnen bei ber 
fefleften Bereinigung aller geforbert unb bie ^btt einet 3le- 
i)räfentation beg SSolIeS na^ ©tänbcn erwogen. 

Sie aiomantif Weift in biefen legten Sorberungen t)oIitifd^er 
Strt nad^, baß fie mit bem Seitgeift fortgefd^ritten ifl. 3)aä 



mcaftlon. 105 

junge 3)eutfd^Uinb btltnni fid^ glcici^falfö ju Äo^möjjolitigtnuä 
unb ÄoIleftibi^Tnu^. Sreilit^ ifi eg ebcnfo xabilat unb Tet>oIutio* 
ttör ßeftnnt; tote bic Slontanttf ber Stedftion bient. SIber bie 
^ßtoSlcnte beg Stitaitex^ mcrben auf itibtn Seiten gleid^ eifrig, 
njenn aud^ Don qaxii entgegengefejtent @tQnb|)unftc, ermogen. 
©teilt ba§ junge 3)eutfd^Ianb im mefentlid^en ein SBeitetbenfen 
frül^tomantifd^er gbeen bat, fo fonnte e§ boc^ fd^Iiegli^; um 
auf ber ©Sl^e be§ ä^itatterg ju ftel^en, nid^tg anbetet tun, aU 
bie 3^itt)ro6Ieme bc§ ^ognto^jolitiltnu^ unb SoIIeftiöigmuS mit 
bem alten tomanti^ä^en ®ebanfenf(i^fe unb mit beffen reöolu^ 
tionören StreBungen ju öerfniH^fen, mit ©lementeU; bie t>on 
ber 3iomantif feC&fl Idngft JireilgegeBen morben waren. SBol^I 
überl^olt ba^ junge S)eutf4lanb auf folij^ SBeife bie alttxnbe Sto«» 
xtuintil, aber e§ betoül^rt fid^ au^ in biefer 9SerInü|)fung nur al^ 
®piQont nnb erprtet, bag bie Stomantil bis jule^t gemußt l^t, 
toic bie 3fragen lauteten, bie einer 2öfung l^arrten. 

vn. Mt ^idiiun^ irier Jivüfpcümanfik nx\h tutx 

1. SoHSliebartige S^rU unb »aDabe. 

©d^on ^at fid^ ergeben, bafe frül^romantifd^e§ 2)enfen unb 
frül^romantifd^e 5ßoefie eng öerbunben finb, fc^on fonnte anä) 
mand^e ßinie verfolgt toerben, auf ber eg Dom ©innen unb ®i(3^ 
ten ber älteren ©enoffen jum ©d^ffen ber jüngeren gerabe«* 
megS meitergel^t. 3frfi^romantifd|e 2)id^tung ift inbeS burd^aud 
ni(|t immer an^ ber'2^]^eorie ern^ad^fen, fonbern nimmt Dielfad^ 
tl^eoretifd&e (Jrgebniffe Dorweg. 3)ie f|)ätere romantifd^e 3)id^ 
tung treibt üollenbs nid^t blofe formen nnb ®cbanfen weiter, 
bie im frül^romantifd^en 2ager vorbereitet hjorben njaren. SSiel 
ju ftarfe unb Diel ju ed^te lünftferifd^e ^Begabung fanb fid^ in 
ber jüngeren SRomöntif jufammen, aß baß fie fi^ fllaDifd^ an 
bic aSege ber älteren Oenoffen gel^alten l^ötte. ®ie ftarfe fünft** 
letifd^e Stniage brod^te bie jüngeren aud^ Don Dornl^erein in einen 
©egenfaj ju ber f^jefuIatiDen Slid^tung 3t. ©d^IegeK, ©d^Ieier- 
mad^erg unb ^arbenberg§. S)ie ©runb^üge ber romantifd^en 
3?atur blieben trofebem im njeiteren Serlauf ber Semegung be* 
teilen. S^wgtiiffe augbrüdEüd^er Slnerfennung ber engen 8«== 
ammenl^änge liegen Dor. 3Jlit meldtet Sfnbad^t jüngere ro* 



106 Vn. SHe SHd^tuiiö bet 9iomantl!. 

ntantifd^c ©tnpptn t>on bcr Art bc^ Ärcifcg Ul^Ianbg unb fter* 
ncrS in bie 2citföjc bet tomantif(i|cn Zf^toxit \iä) öerfcnftcn 
unb fte fid^ ju eigen %u maä)tn fugten, ba^ 6etoetfl Ul^Ianbd 
©tubic übet ba^ JRomantifd^ (f. oben @. 22). 

Unjn^eibeutiget unb flatet afö bet S^^f^^^tnenl^ang bet ftfil^«' 
tomantifd^en ^l^eotie unb bet Sici^tung ber jüngeten dtoman^ 
tilet ifl bie SSetbinbung, bie gtoif(i|en ftül^etet unb floatetet to^ 
manti'\ä)tx 3)i(i|tung befielet; nut toenige (Snüpitflungglinien bet 
tomantifd^en $ßoefie fejcn in floatetet Sdt ein unb finb nid^ Bis 
in ba^ le^te Scti^tjel^nt be§ 18. I^al^tl^unbettd jutü<f3Ut)etfQtgen. 

Sielleid^t bie ftätifle äßenbung t)otmtf)t \iä^ auf beut ®ebiet 
bet St)tif. 3)ic floatete fftomantil ffat bet beutfd^n Sitetatut 
einen unfd^ä^aten 5Reid^tuni I^tifd^et 5ßoefie gefd^cnft. 2)ie 
beutfd^e t>olUtümlxä)t &\)xit be§ 19. Sül^tl^unbettö entfeimt jum 
totiiau^ übetn^iegenben Xeile bet UmlDanblung, bie fid^ im 
ctflcn 3)e}enniunt beg 19. J^al^rl^unbettg auf bem 3cfi)e toman^ 
tifc^t ßt|ttf abf})ielte. 9?id^t bit 2t)nt bet SefteiungSfticgc 
lommt l^iet in Settad^t ; benn fie ifi nod^ t)On ftül^tomantifd^et 
©anb geftiftet tootben (f. oben @. 99 f .); tool^I abet bie t)oIteIicb* 
attige St)til. 

SBebct bie ntufilalifd^e 2^tif Xitd^, noä^ bie fotmalen Äunfi* 
ftüdtd^ int tomanifd^en ©tÜ, njie junöd^ft bie ©d^egcl fie 
fd^ff en, nod| SRoDaliS' fd^tid^t tteul^etjiget unb bod^ fo bejtelungS" 
teid^t @ang 6eteiten bit t)oIIdliebattigen Siebet t)ot, bie t)on 
btti ©d^moben, Don ffiid^enbotff, SBil]^. aKflllet; ©eine gefungcn 
tüoxbm finb. SSielntel^t l^ben metltoütbigettoeife fo aSadten^ 
tobet unb Zkd toit bie beiben @d|Ieget bie banibate Stoße 
bet S93iebetetn)edEet beutfd^t DoIlSIiebattiget S^til ben ©etauS" 
gebetn be§ ^.SBunbetl^otng" übetlaffen. 

2)aS Don SBatfentobet unb liedE angctegte Qnteteffe füt alt* 
beutfd^e 2)id^tung fül^tte alletbingS aud^ 93. @d|legel nod^ am 
ffinbe beg 18. ^df)x^nnbtxt^ ju feinem Seiltet Sütget unb ju ®al* 
laben im Stil beg ©öttinget ©ainS jutfltf. ®eutlid^et abet afö bx 
feinem Süiffaje übet Sütget öon 1800 (8, 64 ff.) btad^te ©i^Ie^ 
gel btn SBunfd^ nad| einet ©ammlung beutfd^ct SJoItel^tif in bet 
Sttt Don 5Petc^3 „Reliques of ancient English poetry" (1765) 
Dot, aß in ben Settinet SSotIcfungen übet ^^JRomanjen unb 
anbete SoIISIiebet" (3, 160 ff. 167) ju fpted^en toat. (Sbenfo 
l^tte ®oetl^ am (Snbe beS 3<il^t]^unbettS angefangen, fid| DoIfS" 
liebattiflcn ©ebid^tcn toicbet jujunjeiÄen; in feinem unb SBic- 



aSunbetl^orn. 107 

fottbö „Za^(S)tttbnä) öuf ba§ ^af)x 1804" oBcr toics et in ßicbcrn^ 
bie fid^ an SoIfSlieb unb SoIlSntelobte antel^nen, toit ,;@d^Sferd 
Ätogclfeb" unb „©ergfd^Iofe"^ einen neuen SBeg. St. ©d^tegefö 
fftejen[ton Don ©oetl^eä SBerfen in ben ©eibettctflifd^en ^afjX" 
büä)ttn bon 1808 (3)cutfd^c SRationamteratur 143, 376. 378) 
J)ob fofott bie merftüürbige aKif^ung beg ßicb*« unb SRomanjen- 
artigen an biefen ®ebi<j^ten f)tx\>ox: „i&in Sieb, ba^ \xä) an 
itgenb eine Solföntelobie anfd^Hegt, ba§ ni^t in bet eignen 
$erfon gebid^tet ifl, fonbern in itgenb einet, ntel^t obet ntinbet 
au3 bet tomantifc^n ©age cntlel^nten, 6efonbet5 totrm in biefem 
m^tl^fij^ ^intetgtunb itgenb eine ®ef(i|id^te anbcutenb botau^ 
gefegt obet nwl^I gat teiOoeife etjäl^It mitb, näl^tt \iäf bntä) biefe 
Sebingungen fhtfenn^eife intmet mel^t bet Stomanje unb gel^t 
tnbliäi ganj in bicfette übet." 3iomanjenarttge Siebet im ©til 
beö y,Setgfd^IoffeS" unb Don „@(i|äfetg ßlagelieb" Wlben fottan 
eine Sieliling^fotm tomantifc^et St)tif. Sot allem ift „©c^äfetg 
Älogelieb" Don ben tomantift^en ©angeägenoffen immct toiebet 
naii^ebilbet, in (Eingang unb in einzelnen SSenbungen Dettoettet, 
nieitetgefungen unb iKttobiett tootben. Untet ®oetl^ed Sgibe 
trat bmn anä^ 1806—08 bie Sammlung beutfd^et Solls* 
I^til l^etDot, bie im @inne jenct Sänge tinm leiteten enU 
fi^eibenben SInflog ga6 unb unentbe]^tli(i|e SSotaudfe^ung bet 
tomantifd&en toie übtxf)aupt be§ gtößten leitet bet mobetnen 
2^til toutbe: „®eS ftnofien SBunbetl^orn. 8Hte beutfci^c ßieber. 
©efantmelt Don 2. 2t. D. Arnim unb ©lemenS örentano. 3Rit 
einem Anlange Don ßinberliebem." 

Stmtntg frcubigeS ©treben, bem beutfd^n SSoße beut[(i^e 
5ßoefie ju Dcrmitteln, t>txbanb fid^ in biefem SBerfe mit Sren*« 
tanoS frül^ einfefeenbet SSotliebe füt »olfölieb unb Do«Mieb* 
attige. 5ßoefie. ©d^n ©rcntanoS 8loman „®obtoV' (1801/02) 
n^at Don fold^en földngen butd^ogen. 2)ie I^tifd^en Einlagen 
be§ JRomanS Betoäl^ten ®tcntano3 geniale fiunji, im ©inne 
bed fiSoIIeS m^tl^enbißenb gu fd^ffen. "äxnim^ Steigung p 
DolföUebattig ttäumetifd^en, Detfd^toimmenben Ionen, Detfeun»» 
ben mit 93tentanoS DoIIStfim(id|et $]^antafie, Detleitete bie ^et" 
auSgdbet baju, enetgifd^ ©ingtiffe in baS Bolfölicbetgut %n 
tun, ba3 il^nen Dotlag, unb „Sl^fefaften" in fteiet IBertocrtung 
ed^tet Q&etliefetung ju gejlalten. Sabei ifl Stentano jurüdC'« 
l^Itenber, SKrnim tfidtfid^tslofet. Srentano bttodS)xt einen feinen 
Ätd^iSmuS, SCtnim mdd^te bie-©j)tad^e bet ©cgentoatt teben. 



108 Vn. S)ic 2)id^tutig bet 5Romanti!. 

SKtntm Dcrgcioalttgt bcn SR]^t)t]^inu§ bc§ SSoIKIiebeg, Srcntano 
läßt iSjxi unöctül^rt ober bilbet il^n melobifd^er ait§. Srcntano 
ntöd^te nur ,,reftaurteren", bei ?trnim ctbrödfen Slbfonberlid^*» 
feiten eigener @d^ö|)fung jumeilen ba§ Sllte unb ©d^tei). ßjafte 
5ß]^iIoIogen toie Igol^. $einr. SSofe riefen fofort entrüftet: „Se* 
trug!" Slllein ©oetl^e erfanntc fel^r tooi)l, ba^ ebenbiefe Gin*» 
griffe ben S^itgenoffen ba^ alte SSoIfölieb munbgered^ter mad)^ 
ten; unb mit öoirem JRed^te burften bie Herausgeber feftflelten, 
bag il^re ,,!3t)fefaften" felbfi t>on Kennern für ed^te SJoHilieber 
gel^alten ttjurben; ja gang getoig ift bie möd^tigfte SBirfung ^on 
ßiebern be§ ,,SBunber]^orn§" ausgegangen, bmtn ?trnint unb 
Srentano ben ©ten^jel tl^reS Sül^IenS am ftärfflen aufgebrüdft 
l&atten. Slaffifd^eg SSeifpiel ift ba^ Sieb ,,3u ©tragburg auf ber 
^ä)ani^'', ba^ unter bem litel ,,S)er ©d^meijer" inS „SBunber^ 
l^orn" überging. S)ag Sl^jl^ornmotit) ift ba in ein berbeS 2)efer^ 
teurgebid^t eingefd^muggelt unb baburdfj ju einem 2iebttng§t]^ema 
fe]^nfüd^tig*=romantifd^en ©angeS erl^oben n^orben.- 

SBie toeniQ bie grül^romantif geneigt loar, bem Unternel^tnen 
SKrntntS unb S5rentano§ Doflen SSeifall ju joHen, erl^ellt an^ 
ber Stnäeige, bie 3r. @d|legel in ben ©eibeDbergifd^en ^a^X'^ 
tüd)txn 1808 ber „Sammlung beutfd^er SJoIföUeber" t>on Sü^ 
fd^ing unb t>. b. fiagen toibmete (Deutfd^e Slationalliteratur 143, 
361 ff.). 9?{d^t nur n^irb- l^ier bie mol^tooKenbe atejenfion, bie 
©oetl^e (SubiläumSauSgabe 36, 247 ff.) bem „SBunberl^orn" 
l^atte juteil njerben laffen, ironifd^ :parobtcrt; btn ©ammlern 
toixb auä) Dorgen)orfen, baß fie bie ©renjen ju meit gejogen 
unb UnbebeutenbeS aufgenommen l^aben, als „^toeg" be§ 
„SBunberl^ornS" aber gerabeju bejeid^net, bag bie iperau§geber 
M^ SBefen be§ SSolKIiebeS tyoxiüqü^ in bie Unt)erftänbli(^feit 
e|en, bie fie nun nid^t bloß laffen, njo fie fid^ cttva fd^on finbet, 
bnbern gefliffentlid^ auffud^en, unb nie genug baöon l^aben 
lönnen, njeld^eS leidet jum Stbgefd^madEten fül^ren fann. S)iefer 
Slbhjeg finbet natfirlidEi nur bei ben toillfürlid^ änbernben ©amm*» 
lern ftatt ober bei btntn, njeld^e bie 2lrt unb SBeife be§ SJolfö^ 
liebes in eigenen ©ebid^tem abfid^tlid^ nad^tlben ju Mnnen öer»» 
meinen/' . i 1 i ' i | 

S)ennod^ l^aben Slmim uitb Särentano burd^ bie t)on 5t. ©d^le«* 
gel getabelten SSeftrebungen fofort ber romantifd^en öolfSlieb* 

1) %l. Ä.S^obei^^aBjd^ltegenbcggBer!: 2)te S3earBeitttng bcrSSorlagen 
in bei8 Änaben 2Bunbcr]|ottt, 1909, befonb. 6. 783 ff. 



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©oß)8liebarttöe %id)tun. 109 

artigen 2t)xit iS)x eigentüntltd^ftel $ßroBIem gegeben. 3>enn 
fortan fuä^t man in öerfd^iebenfter 3form unb in grdfeerer ober 
geringerer SKnnäl^erung „bi^ 2(rt unb SBeife be§ SoIföliebeS inf^^'^^^^l 
eigenen ©ebid^ten abfid^tlid^ nad^jubilben". 95alb entfielen 
Sieber, bie in @tro|)]^enbau unb ®pxaä)t bie ©igenmilligfeit 
be§ SoIföliebeS nad^fd^affen, balb ergeben fid^ ^oxmtn, bie 
t^oKgtfl mlid^ finb, ol^ne bie ,,alten @))radE>]^oI<)erigIeiten unb Un^ 
V ü/«^/^ ml^eiten" äujulaffen (t>gl. ^eine an SBill^elm aKüHer, 
J ^cAltm „{ 1826). SBenige treffen o^ne Slffeftation btn Xon beg 
; Ti/ri^t^l^ ngenen" Solföliebeä fo QtMliä) toie äRörilc; ©eines «6- 
; ii, ;,rcincn Slang" unb ^^mal^re ©info^^cit" ju erjielen, 

c befennt, bag biefe 8tbfi(^t öor i^m t>on aSil^etm HRüIIer 
I flen crreid^t »orben fei. i)a^ 5ßrobIem toar lorfenb genug, 

I udfj 3t. ©d^legcl ]id) an ]eint flöfung toagte. „3)a§ öer 

le @(^Io6" (1806) gr. ©i^tegetö trifft btn «oBSliebton 
dli4 uttb fo ol^ne alle Äiinflelei, bafe eS ju ben beflen 3)id^ 
n bt^ an lünfHerifd^en ERiggriffen reid^en 5ßoeten jäl^It. 
utlid) laffen fid^ innerl^alb ber großen SKengc jungroman^ 
: DoIISKeberartiger ©änger @mpptn fd^eiben. S)odf| anä) 
ne 5ßerfönfid^Ieiten lieben \iä) fd^orf ab. ©d^on Strnim unb 
tano fingen in gegenföfelic^en 2^önen ; bie Unterfd^iebc, bie 
n il^rcr Searbeitung ber SSorlagcn be§ „SBunberl^orng" 
t, treten in il^rcn eigenen flicbern öerftärlt l^eröor. 3leid^cr • 
»,. ^rentano an Ionen, cinl^eitfid^er unb reiner in ber S^rm 
be§ etnäcinen (Sebid^tg. Strnim toirb burd^ SBorte unb SBort^ 
folgen, bie er gel^drt l^t, gefeffelt. SBie ein fliebl^aber ber SKufif 
einjelne lonreil^en, bie il^n mtipxt^n unb in feinem Dl^re l^aften 
bleiben, in jleter äBieberl^oIung Deränbert t>or fid^ l^infingt, fo 
f^jinnt er aud^ toeiter, toa^ anbere i^m gefd^cnft l^aben, unb füllt 
btn fftf)t)tf)mn^ tinc^ Siebes, ba^ i|n ^epadt l)at, mit SQ3orten, ; 
bereu ©inn il^m unter ber ^nb serrinnt. Stuf bie „SJlanier ' 
Wdrtlid^er 8tnfnü|)fung an tin ©egebeneS" ift, tok SBobe (a. a. 
D. ©. 584) rid^tig gefeiten l^t, fol^er ©ang gefiellt. Stber aud^ 
©rentano lann nic^t fatt toerben^ SBörter unb ©äjc ju wieber- 
Idolen unb immer lieber in neuer SSerfd^Hngung öorjutragen. 
Sarum fpielt ber ^Refrain in feiner S^rif dnt bel^errfd^enbe 
aiolle (t>gr. SR. 3R. SRe^er, ©u^j^orion Sb. 5, ©. 1 ff.). Stuf Ver- 
tonung ifl biefe 9iefrainted^nil bered^net, mie benn übtxJ)anpt 
SrcntanoS Sieber gcfungen fein n)oIIen. 3« i^ter ©d^Iid^tl^eit 
unb $IaflU lommen einige ber ßunfl ©oetl^eS fiberrafd^enb nal^e, 



1 10 Vn. 3)le 3)i(^tun0 ber SRomantif. 

tolSjttnb anbete, fafl fo fd^Iimm tute bic ?trnim§, fein @nbc fin- 
^ben toollcn. !Reid^ finb We ©tintntungcn, bte Srentano bc^ 
: l^crrfd^t: ed^tc3, toamteg ©cfül^I, lücid^c ©cl^nfud^t, l^crbcr @|)ott, 
i letfe S^onic, SKifd^ung mel^mutgöoller unb farfaftifd^cr löne, 
frifd^er, anft)ornenbet, cmfregcnbet, aufrüttelnbct; aber aud^ IIa" 
gcnbet; öerftitnmcnber, entneröcnber ©ang, balb ein 3tt)itfd§ern 
unb litilicren, ftalb eintönige geictlid^feit, je^t leibenfd^aftlicfy» . ^^ •, 
finnlid^e ®Iut unb bann afletifd^e SBeltfludfjt in @inn unb 3fornt vj i 
ber SBorte. Arnim ifi fd^roerer, ungelenfer; nur h)0 et treuem ' 
»el^arrcn, frol^eS SBirlen in ftillcm Äreife ober ba^ ©lüdt 6c* 
fingt, ba3 er aU ®atte unb IBater an Settinen§ Seite empf anb, 
fSnt if)m bie Äraft unb SRunbung ®oetl^e}d|er SSerfe ju; frei* 
lid^ t>crfd^inbet ber romantifij^e Unterton unbefriebigter ©el^n- 
fut^t (er Hingt burd| fafl atle SScrfe SrentanoS burd^) bann ganj. 
@tnc leidet abäufonbernbe &xnppe bilben bie ®ä)toaben; unb 
boä) fielet aud^ in il^rem Greife 3tibit)ibualität g^gen I3nbä>ibuali* 
tot. ©d^toabifd^c ©d^ulbilbung gibt il^nen ein gut ®tüd Ilaf^ 
fifd^er Sultur mit. 5Rid^t nur ©öfberfin, beffen ffiirfen öon ber 
Sßiebergeburt be^ ^olUlitb^ nod| unberül^rt blieb unb in mei" 
fierl^aft geübter Sunft frctrl^t)t]^mifd^cr SSer§bitbung bie ^öl^e 
erfteigt, ifl ein ©d^üler ®ried|enlanb3 unb 9iom3. %n(fy Ul^Ianb 
mag bie fftarl^eit unb ©auberfeit feinet ©tifö, bie reinen unb 
großen ßinien feiner Äunfi ber frül^geüßten Sertigfeit tatcini** 
fd^en SSer§6aue§ banfcn. SBie mand^e feiner jungromantifd^ 
©angeggenoffen, tote aud^ nod^ ©eine, burd^Iöuft er eine ©tredfe 
übertrieben Dolföliebartig altertümelnber, fd|n)ärmerifd| fenti- 
mentaler S^ril. ©obalb er fid^ burd^erungen l^at, ift aud^ ber 
•®runbjug feinet ©ingeng unb ©agenS für immer fcflgeftellt: 
ein reines unb flarfed ®efü]^I für bie il^n trmgebenbe Sanbfd^ft 
unb 9?aturftimmung, objeftit) unb mit unt>erlennbarer Steigung 
äu c^jifd^ S9erid|t§ton Vorgetragen. SBie fein fliebegfang nur 
feiten unb bann in tt)enigen unb tnappen SScrfen l^eiß aufflammt, 
fo ber jid^tet feine Slaturpoefie auf allen romantif(|en 9lcrt>enreij. 
®r ifl ber ©önger ber fanften Sage unb ber anmutigen formen 
fd^äbifd^er fianbf^aft. SßaS er befang, l^tte er gefeiten unb 
immer Don neuem 6efd^ulid| betrad^tet; freitid^ nid^t mit ben 
Stugen bc3 $ß]^iIifterS, fonbern beö SRomantiferS. 3)od^ bie Un*- 
rul^e unb Si^Wofigfeit beS SlomantilcrS, aud^ bic im|)rot)i* 
fatorifd^ eilige Scl^anblung beS SSerfeS überließ er bem Sreunbc 
Suflinud ferner. SBcit 6etoegIid^r afö Ul^Ianb, Itnnt fterner 



Sungrottiantifd^e ©ötiger. 111 

|)cinigenberc SBel^mut unb l^IIcrcg guBcIn, tiefere ©d^ucr be3 
©d^mcrjeg unb ber fjreube. ^^m ift bcr SSoIföliebton fo ein* 
geboren, baß er ein§ feiner Sieber atö SJoIfögut inS „SBunber* 
l^orn" fd^muggeln fonnte. SBäl^renb bann ®. ©d^Jüoö, 3B. ^uff 
unb Ä. SWü^er ben Jon Ul^lanbg b^m statten nöl^m ober ntin** 
beflenö gur Sonuention crfiarrcn laffen, erftel^t in (Sbuarb aKö*« 
rifc ben ©d^tooBen il^r ed^tcfier unb reinjicr S^riler öolfötteb* 
artiger Slid^tung, rcid^ genug, um U^Ianb§ unb Äernerg SJor* 
jüge in fiti^ ju öereinen. Qa, i^m ftanb nod^ mel^r ju ®ebote: 
„©oetl^efd^ Siefe unb l^olföntäßige @d^li(j^t|eit, antife SCnntut 
unb rontantifd^e gomtenfülle, baroden Bpa% unb finblid^ rül^* 
renben äRärd^enjauber, leibcnfd^ftUd^e (SentütSerregtl^eit unb 
ftille »efd^ulid&feit" finbet in 2RöriIeg S^rif fein »iograt)^ 
©arr^ SRa^nc (1902, @. 233). 

S)ie öeiben fjranfcn Sriebrid^ Slüdfert unb ?(uguft öon ^latm 
[teilen ben ©d^n^tben nal^, berühren fid^ gebanflid^ unb in ber 
3?eigung gu gierlid^er Sorm, Silben inbc§ einen' ftarfen lunft* 
lerifd^en ®egenfa| : 8iüdtert, ein ©prad^^ unb Sleintfflnftler, aber 
fein 2Reijier IIangf<§öner dt^t)tf)mm, giegt forglo^ bie Überfülle 
feiner SJerfe au§; $Iaten, ftreng unb t>oU ©ettftjud^t in ber 
3form, immer auf reine unb Hare Sll^^t^mil bcbad^t, möä^tt 
eint SBelt au^gefud^ter ©d^än^it öertoirflid^n. 95eibc gel^n 
in bie ©d^ule be3 ?(u§ranbe3, bod^ SlüdEert lägt fi<^ aud^ üom 
btut^^tn SSoIfölicb gern anregen unb fd^Iießt fid^ bem Oefolge 
bcS „3Bunber]^om§" an, 5ßlaten3 Ol^r laufd^t lieber bcr j^ar«« 
monifd^eren SRufif romanifd^er formen ober ben jirengen %aU 
ten antifer SKetril. 3^^ loal^toerjoanbt ift ber ©d^obc SBü** 
l^elm SBaifilinger, ber fid^ ^dlberlin fongenial fül^It unb biefem 
älteren Zanb^manm, niä)t btm Sreife Ul^IanbS nad^folgt. 

@ng Uerbunben fd^einen bcr ©d^Icficr S^fef t)on Sid^enborff i) 
unb ber S^ffaucr SBil^cfm SWüIIcr il^rc Äunji am beutfd^cn 
SJoIfölieb ju bitten, ©eibe geben fid^ aU romantifd^c Sanb* 
fal^rcr, bie fcl^nfüd^tig in§ 95fonc fd^tt)eifcn, maSfiercn fid^ gern 
afö toanbernbe SKufiBintcn unb ©tubcntcn. @ngcr tnit bcr 3?atur 
im Sunbc fielet ©id^enborff ; bie Icifcn (Seräufd^c, bie ben ein*» 
famen SBalb ober bie jiille 3la^t burd^jittern, ^ält er meificr- 
lid^, tomn aud^ nid^t ol^ne SBicbcrl^oIung, fefi. „Saufd^" fyit 
ft)ol^I lein an berer fo gern unb fo oft auf „raufd^n" gereimt. 

1) IBgl. bie üielfeitig fdrbembe ©tubie gofef 3tabUt», (£id)enborffiS 
Steril wü> i^re (Kefd^id^te (1908). 



11^ Vn. 3)ie 3)ic^tung bcr Slomanti!. 

SKtt El^miffo teilen Gid^nborff unb SKüIIer bte iRciflung, beut 
SSoIföKebgton bic SBelt bcr ©egentpatt angupaffen. S)a [teilen fi^ 
Sonflilte bet ©timmnng ein, bte nnmittelbat an |)cinc ^etan*« 
reiben, ^einc felbft ffll^Ite \vä) ajiülkr ebenfo t)ct<}fKci^tet mic 
ban%at. ^eine unb SWüIIet förbern, l^ereint mit ©J^amiffo, bic 
Sunft, t)om einzelnen Sieb junt 39Hu§ mciteräufd^reiten; au^ 
I^rifd^cn ©ängcn ein cpifd^eg Sßad^einanber ju f^ffen. K^^miffo 
J)at mel^t gefeiten unb mt^x erid&t, afö (Sid^nborff unb SKüIIet, 
er ift suflfeid^ eine urfprünglid^erc unb cigenipilligere SRatür; 
feine frangdfifd^c Slbfunft gibt feinen S)id^tungen einen eigenen 
SRciä beg ^üf)Un^, 2)enfen§ unb ©d^ucnö, öilbct freilid^ an^ 
ein ni^ gang ü6erh)unbenc§ ©inbemig f^}raci^Iid^er (Seftaltung. 
6r tok Ttütttx, aber aud^ mic Sßlaten, tuagt \iä^ auf§ jiolitif^e 
gelb, bleibt babei nid^t inncrl^atb «nger l^eimatlid^cr Orenjen 
n^ie Ül^Ianb, fonbem beteiligt fid^ an pl^ill^cttenifd^er ^oefic unb 
leitet gleid^ ben ©dngem bcr Sßolenlieber hinüber Ju ben rabi^ 
falen S^rilern bcr SSierjigerjial^rc. ©d^on lägt fid^ S5t)ron§ SInrc*» 
gung f^Jüren, ebenfo mie in SSeltfd^nterägcföngen El^amiffog unb 
$ßlateng, bk in bcr Sk)rif bcr @d^n?aben t)or allem bei S'erner 
©egenftüdfc finben. Slm ftäriften toattet 95^ronigmug unb aSelt* 
fd^merj in ben SSerfen öon ßernerö greunb Scnau, bcr fid^ ba mit 
feinem (Scgcnfüfeler |)eine eng berül^rt. 2)er in Ungarn geborene 
®eutfd^e brad^tc in bic beutfd^e S^rif bic rcid^ett^egte, leiben^* 
fc§aftlid^e SRelobie bcr Stgeunermufil (A ©. 356 ff.). SBar |)einc 
beiougt beftrebt, allen Stnfd^ein fteifer Äorrcft^eit ju meiben, fo 
fam Senau aud^ in emfigftem Mixi)tn faft nie ju reiner ©Jjrad^e 
unb 3orm; bod^ fein 2^on ^at fo öiel @igenc§, ba^ ö-icHcid^t 
feiner feiner 3^itgenoffen, |)eine aufgenommen; in feinen 3laä)^ 
al^mcrn glet^ I^i^t toieberäuerfennen ift. 3ßle biefe Sortier aber, 
öoran SB. SRflUer, E^^^miffo, Senau, ©eine, freuen fid^ am ®f o*^ 
tifd^cn, finflcn öon 5ßoIen unb (Sried^cn, t>on Sorfen unb Saufen 
nid^t nur au§ })oIitifd^em ?tntrie6, fonbern au3 romantifd^er 
©el^nfud^t nad^ faiSenrei^cr gerne, anä) in fold^er SRcigung eng 
öcrbunbcn mit S^ron, bann mit bcr franjöfifd^en ^omantif 
SSiftor $ugo§. 

3n ber langen SRci^c bcr SScrfud&e, btm ®cijlc bcr ®cgenh)art 
bic gorm be§ alten beutfd^en SSoIföKÄS anju^jaffcn, l^errfd^t 
loeitau§ ber ißierjcilcr öor. Salb ergel^t man fid^ bequem in 
einer längeren ©trojjj^enretl^, 6alb loctteifcrt man mit ber tpU 
grammatifd^cn Sürjc ber O^fianjln. ©d^enborff gel^t \>om 



S^rlfd^e Sformcn. 113 

^äjnabafi&p^tl auS, ^eine fud^t bie SSttfungen be§ XanjUebed 
ber S(I|)en nod^ ftärfet fid^ anjueignen (an @d^ttlQ, 4. äRai 
1823). S)ic SSorlicbe für bie öietäciligc ©tropfe toixb oben** 
btcin öott gmei ©ttdmungcn ßctxagcn, bie gattj anbeten SSorauS^ 
fegungen entflammen. 

ffiiefette f|)anifci^c Sitetatur, bcrcn fom|)Iijtcttcjie unb müfy' 
famfic metrifd^e SSinbungen t>on ber Srül^romantif mit ißorlieSe 
nad^gefiilbet iQorben finb^ ma^t neben bem beutfd^ fBolUlitb 
btn gereimten SSierjeifer %n einem SieBUng ber Slütejeit roman^ 
tifd^er S^ril. Unb jloar bieten bieSmal frül^romantif^e SJcrfu^i^e 
bk erfie Anregung. SRur eine Stu^Jual^I au3 ber güHe frü^^ 
romantifd^er formaler ffif perimente öolljog fid^ in fjjöterer Seit 
ttod^ auf biefem ©ebiet. SSon all bm fjjanifd^en formen fegt fid^ 
f|)äter im toefentlid^en lebiglic^ ber troc^öifd^e, meift gereimte, ju*» 
Weilen nur burd^ ?lffonanj öerfttiLpfte, mand^mal anä) ganj reim* 
lofe SJierjciler burt^. 9lm liebjicn toirb er in romanjenarttgcn 
©ebid^tctt öermertet. ©rentanoS umfönglid^e ,,3flomanjen öom 
9flofenIrana'^ ein SBerl feiner beflen 3eit, ba3 fel^r \pSit (1852) 
beröffentlid^t tourbe, öeripertete ben trod^äifd^en SSierjciler in 
feinen öielgcftaltigen formen unb ergiette mit üfm leibenfd^ft* 
iid^ S3eh)egung unb emfte, gel^altcne fjeicrlid^leit. ^tint, ber 
fd^n in jungen ^aS)xm, metteifemb mit Ul^Ianb, bem an^ 
gejeid^neten ftenner romanifd^er S)id^tung, SRomanjen in btm 
fpanifd^en SRaße bid^tct, fteigert e§ in ,,2ttta ZxotV (1843) ju 
Äomif unb S^c^önie ebenfo n^ie gu tiefergreif cnber, beinal^ rül^ren*» 
ber SBirlung, lodft il^m enblid^ bie erfd^ütfernben löne ber Ste^ 
fignation^bid^tung ,,S3imini" ab. 

Irod^äifd^e SSierjeiler mit SReimbinbung n^erben ber beutfd^en 
%rif inbeffen aud^ burd^ ®oet]^e§ ,,aBcftöftUd^en ©iban" ge* 
läufig. Dem romantifd^en ^inmei^ auf btn Orient ifi befannt^ 
lid^ ©oetl^e^ legte groge I^rifd^e ©ammlung ju t^erbanfen. 3lnx 
wenbet er fid^ nid^t ber öon ben Slomantifern befonberä ge* 
fd^ögten 5ßoefie gnbienä, fonbern ber urh)fld^figcren unb Jjrimi«- 
tiöeren Did^tung unb Äultur 5ßerfien3 gu. Sarum blieben bie 
romantifd^en SJerfud^e, inbifd^e metrifd^e ©ebilbe inS Seutfd^e 
ju übertragen, für biie beutfd^ ^oefie unfrud^tbar. ©oetl^e 
mieberum l^at feinem ,,S)il)an" nur in ganj geringem Umfang 
oricntalifd^ fjorm gegeben. S>a§ ®afel erf<i^eint nur öerein* 
jelt unb in freier Slad^l^ung. SBo^I em<}fanb aud^ er ben 
Sleij ber „ jugemeffcn^n Sftl^^tl^men" ; aber er f anb aud&, bafe 

^^u(» 2SS: »alael, S)eutfc^e »omantlt 2. u. 8 «uft ^ 



114 VII. 2)ie 2)l(f)tung ber 9lomanttf. 

fic, „l^ol^Ic aRaSictt o^nt Slut unb ©inn", fd^ttcll „ab^ä^tnli^ 
loibcrn" („Ülaci^ilbuttfl", 3ubtläum§au3gabe5,22). @o toanbtc 
er fid^ gu fd^K<|tctcn formen ciflcnet ffirftnbung unb fc|tc in 
il^ncn fort, toaS er in bcn ©cbtd^tcn für ba§ .^lafd^cnbud^ auf 
bag Sal^r 1804" begonnen fyittt (ögl. ff. »urbad^, 3ubtIäumS- 
ausgäbe 6, @. XXVI f.). ®anj iotc bic „lieben Hcinen ©änger", 
bte bem naä) Oflen |)fetfenben alt^n 2)t4ter folgten, l^ulbtgte aud^ 
^etne rafci^ ben Sll^^tl^men be§ ,,2)iöan§". Unb wenn aud^ 
nad^ ©oetl^e ba^ ®afel eine reid^ere Pflege fanb, toenn t^oltenbs 
Äüdert, naä^ SB. ©d^legete biffigem Urteil „aller morgenlönb'- 
fd^en 38une ffönig" {2, 218), ben JReid^tum orientalifd^er Steint- 
gd6ilbe nad^jufd^affen befähigt loar: int mefentlid^en l^at fp&tere 
romantifd^e S)id^tung bent Orient nur feinen cjotifd^cn Sarben- 
jauber abgefel^cn, toic ®oetl^ bemül^t, int fernen Ofien ^atri- 
ard^entuft ju loflen. 3^ übrigen aber lieg fie fid^ t)on bent 
ntfid^tigen ©trome tragen, beffen Quellen julegt im beutfd^en 
93olföIieb ft)rube(n. 

SBic gegen bag ®afel, fo Uerl^ielt fid^ ®oet]^e aud^ lange Qtit 
cAUfftitttb gegen einen fiiebling rontantifd^er S)id^ter, gegen baS 
(Sonett. Seine ber romanifd^en Sonnen, bie SB. ©d^Iegel ber 
beutfd^n @pxaä^ munbgered^ gemad^t l^t (f. oben @. 96), fanb 
gleid^n SSeifall unb gleid^e. SSertoertung. 8i§ ium ttberbruß 
mij^braud^ten einzelne bie gartgliebrige unb boä) energifd^ in 
@ag unb ®egenfa| jufammengebrängte Somt. S(rnint^ n)ilb 
nmd^fenbeg ©d^affen t>erirrte fid| t^ielleid^t nie fo fd^Iimm ioie 
in ber äRaffenanfertigung feiner ©onette. ®otO)t, naä^ langem 
Sögem enblid^ geioonnen, erfüllte baS lunfheid^e ®efä6 mit 
ber ffraft eines flarfen ®efü]^lS. S)ie ffrone aber fiel $Iaten ju, 
ber auf italienifc^em Soben bie IlangDoIIe aJielobil ber italieni- 
fd^en ®ebid^tform aufg reinfite l^ermirlltd^te unb iugletd^ einen 
erlebten unb erfül^Iten ^nl^alt in fie l^ineingofe. 

2. Seittf^e Sage imb ^ef^i^te in tomantif^et Si^tung. 

Sie metrifd^n fjormen be§ beutfd^en SSoIfölicbS tragen eine 
lange Stttt )oon 2)id^tungen, bie neben ben Siebem ber jüngeren 
9lonutntif er eine il^rer mad^tt)ollften unb lebenSlröf tigflen ®6}ip* 
fungen bebeutet : bie 93allaben- unb 9lomanjen))oefie. @o toenig 
ba ein neues gelb ju eröffnen loar, fo fel^r SB. ©d^legetö 
JRonrnngen auS ber 3eit um 1800 einerftitS nur tint »lüdEfel^r 
8u ber ßunji beg ^ainS unb beS ©turmeS unb Dränget, ju 



^allabcn unb Siomanjen. 115 

ber SBcifc 8ürgcr§ unb bt^ jungen ©oetS^ bebcutcn, anbtx* 
fcU§ änfd^Iuö an bic c|)ifd^I^rif<|e ffitd^tung, bie ©oetl^c unb 
©drillet feit 1797 genteinfam übten: bie Slomanjen unb Salto- 
ben Ul^tonbg unb feiner fd^möfiifd^cn Sreunbe, JRüdEertö, 5ßtoten5, 
(Sl^miffoS, feines uxtb il^red umfänglid^en ©efoIgeS, bü§ am 
allein cbenfo tout fid^ \>txmi)mtn ließ, toie an ber S)onau, führen 
bennod^ über btn jungen unb bm dltm ®ottf)t ebenfo l^inau^ 
tt)ie über ©dritter; unb ju Sflrger ^xfyiltm fie fid^ im großen 
unb gangen fo loie 993atfenroberS unb ^arbenbergS S(nfd^uung 
bom äRittetolter p bem 93ilb^ ba^ bie äiitterbramatil meifl. 

S)ie e|)ifd^I^rifd^n S)id^tungen ber jüngeren Äomantil finb 
nid^t bloß auf beutfd^g SÜtertum eingefiellt. Sie l>erlebenbigen 
romanifd^e^ ^nb maurifd^ aRittetolter^ t)ertoffen, inbem fie jeit- 
Ud^ t>ormärtS fd^reiten, bie (Srenjen (Suxopa^ unb erjäl^Ien bon 
e^otifd^en Sänbem, t>on eblen SSitben unb \>on ber XüdCe beS 
euro|)äifd^en Äu^loanbererS. @ie jaubern, toettcifernb mit 
939ron, baS beflridenbe Kolorit unb bie betäubenben SBol^Igerüd^e 
beä Oriente l>or bm inneren @tnn be3 Seferö. @ie greifen^ 
foW^er fremblfinbifd^n SBelt geredet gu toerben, ju frcmben for- 
men; ^ier mar aiaum für fpanifd^e Xrod^äen, ober aud^ bie 
Xergine (toieberum eine Eroberung 38. ©d^Iegefö) toarb in Sl^a- 
miffoS ^nb e^otifd^er Sallabenbid^tung bienftbar. S)od^ neben 
all bem Sleid^tum, ber, au3 ber gerne geholt, bk ©inne befhidfen 
follte, toäd^fl mäd^tig empox, grünt unb blül^t ber gemaltige 
93aum einer t>olfStümIid^en unb bod^ lunfigemaßen 93erflärung 
alter beutfd^er ®ittt, altl^eimifd^en Sebtn^ unb ©innenS. 2Ba§ 
SKorife t>. ©d^minb mit bm SKitteln feiner ffiunfi einem engeren 
^eife. t>erlünbete, tdnte an^ ber bmi^^n SSaltobe an jebed 
beutfd^e Ol^r unb blieb in il^ lüften : bit frol^e ^nbe tion ber 
feiigen golbenen Stit beutf(|er SJergangcnl^cit, ba greil^it unb 
äRSnnermürbe, Streue unb ^eiligleit nod^ matteten, ba unge- 
brod^ene beutfd^e Kraft alle^ ©üße, maS iDtenfd^enbrufl burd^- 
bebt, unb alleS ^ol^e, ma§ STJeufd^enl^erg erl^ebt, in fid^ fül^Ue. 
<£in l>ergangeneS goßeneS Sdtaittx beutfd^er Xüd^tigleit, mie 
e§ SRotwIig unb 3r. ©d^Iegel, befonberS mirffam aber 1803 liedC 
in ber SJorrebe %u feinen „SRinnelicbem'' (f. oim ©. 78 f), bm 
Seitgenoffen Uerifinbet l^atten, erflanb ju bid^terifd^em Seben: 
mäd^tige unb gute beutf(|e fiaifer, tajjferc beutfd^e Siitter, l^od^ 
gemute beutfd^e grauen: (£3 ifl bie SBelt, bie in U^fonbg „SKär- 
ä)tn'' ber Sdnig^fol^n an^ i||rem 2)omrd^d^enfd^tofe gu nmmit 

8* 



116 Vn. SHe 3)ic^tuttg bet^^Siomatitil. 

Sebcn toaä)tüU, bie aScIt, bic ber Slomantifer aB bic SBclt bcr 

beutfd^en 5ßoefic em^jfanb. 2)iefe SBelt inbcö gefiel fid^ nid^t in 

ben berberctt Farben ber 3l{tterbramatil be§ ©turntet unb S)tan* 

geg. S)ie l^ellen Stätte ijon Bd^toinb^ Silbern l^rfd^ öor, nid&t 

bit grelle SSelcud^tung brenncnbcr Surgen, niä)t ba§ mobrige 

Dunlel ber SScrließe. 6in ©ilberglanj ergießt fid^ über ba3 

SWittelalter ; öerj^eißungäbolte grül^Iinggluft umtoe^t bie ju 

neuem £eben titoad^it groge beutfd^e SSergangenl^eit. 

,;9Bir l^ören beutfc^ed ^albedraufc^en, 
äBit atmen beutfd^en 3J2aienbuft. 
^ie ^enlid^fett t>tx\äioUntx Xage 
Steigt mondbeglftnjt dor un^ herauf, 
UvL» gel^t Beim $3alb^ornruf ber @age 
%a^ jpera in fügem ©d^auber auf/' 

2)te äSorte, in benen @eibel (1862) bie t>on Ul^IanbS 2)id^tung 
tuad^crufene ©timtnung ju faffcn fud^tc, gelten jugleid^ ton 
ber ganjen f^ülle ber iBadaben, bie im @inne Ul^lanbS t>on btn 
Sungronuintifern gcfungen Sorben finb. SKag immerl^in all ba§ 
unter ben |)önbcn ©imrodfg ober ^tvab^ blaffer unb blutleerer 
nierben unb burd^ Übermag allmäl^Iid^ ber 993ieber^oIung unb 
ffirjiarrung t>erfanen. 

S)iefe roiTwntifd^ittelalterlid^c Stimmung tdnt nur l^erein^ 
seit in ©oetl^eg „®öfe" ober in HRaler SRüIIerS ,,®oIo unb ®cno- 
UeUa" an. 2)er Sallabe ©Ärgert ift fie burd^au^ fremb. ^a§ 
flärlcre unb bIutt>onerc Iemt)erament ber ©encration ton 1770 
ging auf berbere SBirfung an^ unb fanb nid^t bie jart abge* 
t&nten färben ber Slomantif. SBeit el^er traf ©dritter biefe Sär*» 
bung im ,,®rafen öon ©abSburg". 

S)enno^ ifl c3 fd^iocr, beutf^S SKittelafter in ber gärbung 
beg ©turmcg unb 3)range8 unb in ber lönung ber JRomantif 
fauber ju fd^eiben^ fd^merer nod^ auf bem ®tbiet beS 9toman3 
unb beS S)ramaS alg auf bem ber SSatlabe unb äiomange. S)ie 
SKittel ber Sugenbgeit ©oetl^e^ merben aud^ iwn ben Sftoman^ 
ttfem nid^t t>fx\6}m&fft; bafür befi^en fie, toa^ bie fiebjiger S^l&re 
nod^ nid^t lannten, ben ®emüt§ton SS3ad(enroberg unb ^arben^ 
bergig. 

®ie l^iftorifd^e Did^tung ber SRomantil iji ftofflid^ nid^t blog 
\>om ©türm unb 2)rang tjorbereitct morben. ®egen baö (Snbt 
be3 18. Sal^rl^unbertS befd^ritten bit »al^n, bie ®oet^e§ ,,®öfe" 
eröffnet l^tte, erjäl^tcnbe ffiid^ter unb fud^ten alte beutfd^e ^ocfie 
unb bcutfd^e SJoIfömörd^n ben S^itgenoffen munbgered^t ju 



t«tbeutfd^c0 Im 18. gal^r^unbcrt. 117 

mad^cn. 3. ^. 21. SKufäuS' „^olUmatä)tn bcr ©eutfd^cn" (1782 
big 86), Seit SBcbetS (Seon^arb SBäd^tcrS) „Sagen b^r SJor^ 
jett'' (1787—98), Scncbiftc SWaubertS ,,5Reu€ SJoIISmärd^n bcr 
©eutfd^en" (1789—93) finb gctoiß unöetfcnnbare SlufHatunflS^ 
bid^tung. SB. 5ßanteniu§ (SkS äKittelaftcr in Seottl^atb SBäci^tcrg 
[Seit SBcberg] JRomancn, 1904, @. 118) bcmcrft, baß SBcBcr au§ 
ganj anbtttn ©rünben in§ SRittelalter gegangen ift ate bie Slo«» 
mantifer: „Siü^tctgabfid^njillig, ItebeöoIIbcm Raubet beS9Ktcn 
l^in, fonbern il^nt mußte fid^ toilUnlo^ ba§ 9ßtc geben. (St jerttc 
c3 tmpox aus feinet el^rmütbigen 3lul^ unb jmang eS, teiljunefy* 
Uten an Seib unb 3teub beS auSgel^enben 18. Qal^tl^unbcttS. . . 
SBaS altuell toax, mutbe alleg in bic ^etgangcnl^ett, tn§ aKittcIaßer 
]^ineinge|)adft unb bott tenbenjidg obet uto^jijHfc^ »eiter** unb 
umgebilbet . . . 6ine entfd^eibcnbe SBanblung in bet SBiebetöet** 
lebcnbigung bc§ beutfd^en 2RitteIaftet§ fonnte erfl eintreten, 
mcnn man miffenfd^ftltd^ bem ©toffc näl^et trat unb »enn man 
bie ©egenioart entfd^Ioffen \>on fid^ fernl^iett." ©leid^eä ober 
minbefteng äJ^nlid^eg gilt öon aJhifäuS unb »enebifte SRaubert. 
Slllein e§ gibt bei biefen beiben, fd^on banf ber größeren (^ä^tfitit 
ber bel^anbelten ©toffe, aud^ ©citen, auf btntn baS alte ®ut 
reiner unb unöermifd^ter ^eröortritt. Slnberfeit^' ift inner«» 
l^alb be§ lüeiten Umfreifeg romantifd^er Sagen* unb SWärd^n- 
bid^tung ein ungcfci^id^tlid^eS ©ermitteln jwifd^en @infl unb 
Se^t nid^t immer öermieben toorben. ©elbftuerjiönblid^ bid^ten 
au^ bic Womantif er auS il^rer 3cit ^erauS : nur möd^ten fie im 
allgemeinen il^re Seit ju ben ©d^ö^jfungen ber SJergangenl^eit 
jurüdffül^ren, nid^t unbebingt biefe ©d^öjjfungen im Sinne einer 
geiflig unb fulturell l>orgefd^rittenen ©egenloart jured^tfhtfeen. 
Irogbem blidtt julueilen baS STuge be§ SlomantileriJ mit ber 
Slarl^eit unb ©d^ärfe beS aufftärerg burd^ SKärd^en- unb ©agcn- 
träume ^nburd^. ©elegentlid^ fd^eint ber Unterfd^ieb jmifd^n 
SRuföuS unb biefem ober jenem .ber f|)äteren 9lomantifer gang 
JU öerfd^jpinben. - Unb in feltfamften 2Rifd^ngen brad^te ro* 
mantifd^e Stimmung unb aufgeflärten ®eijl ebenber SDid^ter, 
an beffen @d^d|)fungen Ul^Ianb feine ?lnfd^auung beS aRittel*« 
alterg öor allem aufgegangen toax: liedf. 

3lüei Sammlungen be§ 6h)igben)eglid^en, nie lange an nur 
einem Strange 3ic^cnben »eifen auf bie ftarfen Stimmung^- 
gegenfäfee feiner SSergegenmärtigung altbeutfd^er SBelt: bic 
^,SBorfSmard^cn herausgegeben twn $etcr Sebcred^t" (1797) unb 



118 Vn. 2)ie 2){d^tunö ber 9flomaurtI. 

btc „^omanti\dim "S^idl^tunQtn'' (1799—1800). @ie crdff- 
itcn^ angelehnt an bcutfd^c ^otUbüäftt, bic bcutfd^mtttelaltcr-' 
lid^c S)i^tun8 ber aiomanttl, fic finb btc SBegioeifcr bct h)cttau3 
mcijicn f|)ätcren ronwnttfd^cn 2)t(i^ter. S)a gcl^t c^ Don ber an- 
bfid^tig titutn äßtebergabe ber ^.(Sefd^id^te Don ben ^e^ntond 
fttnbctn" bis ju ber unDerl^üIIten ©egcntoortöfattrc ber „2)enf* 
n^ürbigen (Sefci^id^^d^ronit ber @(]^Ubbürger'^ 2)a mud^ern bie 
tollen ©d^erje, bie ©elbfiparobie unb bie ©timtnung^Brei^ungcn 
bcS ,,®cftiefettcn ftaterä" unb feiner fSfortfe^nng /,5ßrtn} Scr^* 
btno". Sfieici^jie rontantif<i^ ©ttmmung umfängt bie „aBunber* 
füme Siebe^gefd^id^tc ber fc^dnen SKagelone". @ic flcigert fid^ 
nod^ in bem bramatif(i^n ®ebid|t ^^Seben unb Zob ber l^eiligen 
OenoDeW; farbenprunlenb unb Don einem Überrcid^tum ber 
löne getragen ift biefe SWiffa folemni^, in ber alle Stationen! 
(Snxopt^ ftd| Dereinigen, um ber l^eiligen ®tnot)tt)ü il^re ^nU 
bigung barjubringen (SWinor). 3^ „ftaifer DctaDianuS" (1804) 
aber badSjtt licdf ba^ ^öd^fte ju leiflcn; l^ier looltte er bie monb* 
begWnjte Süubttncä)t, bie btn Sinn gefangen l^ält, bie tounber" 
DoIIe SWärd^enloelt in il^rer olten 5ßrad^t jur loürbigften 9Ser- 
Härung bringen. SBie jünbcnb biefe SBiebererioedung alter 
SKdren auf bie Igugenb ber Stit loirfte, betoeift Ul^Ianb. ffir 
l^oUe feinen erften S)edfnamen aii5 bem ,,DctaDianu3" unb nannte 
fid^ Sfloreng ; unb fein j[ugenb(id^ ungefüges bramatifd^^ Stag- 
ment ,,2)ie ®ntfü]^rung" l^ulbigte ber S)id^tung 3:iedf§, inbem 
es einen l^Ibloüd^figeu/ Suftf<§Idffer bauenben Süngling l^offcn 
liefe, glei4 btm SlorenS beS DctaDianuS, nad^bem er lange im 
Dunleln gelebt, oß 5ßrins unb SönigSfol^n erlannt ju toerben 
unb JU einem feiner Dcrmeinten l^ol^en (Seburt loürbigen ©lange 
JU gelangen (8f. D. Äeller, Ul^Ianb afö ffiramatifer, 1877, 
©.. 131, Dgt. @. 149). ©inen trodfenercn Zon fd^tug SiedE fd^n 
in bem britten ber großen mittelalterltd^en, auS Solföbild^m 
ftentmenben S)ramen an, im „gortunat" (1816). Sie alte ga* 
bulierlufi ifl gefd^n^unben unb mit il^r ber 9leid^tum an Sfarbe 
unb SRufil. „gortunat" bilbet btn ©d^Iufe ber Sammlung 
„^ßl^antafuS" (1812—16), in ber Xiedt bie ©d^dl^fungcn feiner 
romantifd^n Si^flc^b Dereinte, jugleid^ aber ben Stimmungen 
biefer Suflcnb ein Sebetool^I juricf ; ein Slbfd^Iuß iji ber „doxtu^ 
natf^ unb jugleld^ ein Derl^fillteS S3efenntni§, ba% für iicdt bie 
ttJunberDoHe aKärd^ntoett bcS SKittetolterg t'^ren SReiä Derloren 
l^tte ; fte n^ar ja ® emeingut geioorben. 



Xtccf. 9lot)di«. gouque. 119 

yiod^ auf anbeten ^faben, nxäft 6Io§ in bet Umgeftaltung 
alter SSoItebü^er, l^attc Sied t>crfuci^t, bie altbeutfd^ SBcIt bcr 
Prägung aBadcnrober§ fünftlcrifd^ ju tytMxpttn. ,,5tan4 
<Stnnbalb^ SBanbcrungcn" (1798) nennen fid^ au^bxüdüdi „dm 
altbentf^^ ®ef<i^id^te''. ^m Sial^men etneS dioman^ l>on ber 
Art ber ^^Sel^rjal^Te" beginnt bie ffiid^tung mit anbad^t>otter 
SJerflärung altbeutfd^en Äunftfleigeg ; fo ganj im Stil SBadfen- 
rober^ ift ber Eingang geleiten, bag äSadenrober mand^em für 
ben SSerfaffer galt. 2)o(| raf4 entgleitet bem Srjdl^Ier ber 2:on 
9BadenroberS, ber gemanbte ©d^aufpieler Zitd fftllt au§ ber 
aiolle unb \piüt an ©teile be§ Stofterbruberg btn finnenburd^ 
gtül^ten Siai^fal^r SBill^elnt ©einfeg. S)ent filofierbruber toeit 
longeniater mar fflot)al\^; braui^te er bod^ nur ber @timnte 
feinet ©entüteS gu laufci^en, um in ,,©einri(^ t>on Dfterbingen" 
(1802) altbeutf^eg Sieben au t^erflären. Sag Snui^fWldf for- 
derte freilici^ l>ermögc feineg ©tilcg unb feiner gebanflici^n Stt'* 
ftd^ten eine unt>erfennbare S^itlofigleit ; ob bie Sortfe^ung ber 
]^rbenbergif4 t>erinnerftd^tcn, über ben ^oltn ber SeitKd^Ieit 
fii^webenben ©id^tung ein getreueres l^ijlortfd^eS ftolorit getoon^. 
nen ptte? iDtinbefteng jö|ten bie 9luf^eid^nungen ber Qtptantm 
Sortierung 9!amen unb Xat^ad^tn mittelalterlid^n Ztbtn^, ber 
©ol^enftaufen*« unb Äreujäuggjeit, auf; fic l^dttcn Uiclleid^ ber 
®rjä]^Iung ftörfere ©rbenfeffeln unb mel^r jeitlid^ Sejlimtnt** 
l^eit auferlegt. 

SEBeit grünblid^ere Kenntnis germanifd^er SSergangenl^eit aU 
3lt>t)al\§ ftanb f$ouqu6 ju ®ebote; aud^ Xied lonntt ba nid^ 
ttjetteifem. SRorbifd^e Did^tung toar 5ouqu6 geläufiger afö ber 
großen SKel^rjal^I ber Slomantiler. SBcniger feine ©ramatifie* 
rung ber ©igurbfage (1808—10) ate feine SRomanbid^tung 
traf ben ©efd^mad beg $ubtilumg, l>oran ber abenteuerlid^ 
aioman ,,2)er Sauberring" (1813). ^dnt (Snfelauggabe 7, 
152) toirft b^m ©rjäl^Ier 3ouqu6 bor, feine Äittergeflalten 
beftünben nur au^ 6ifen unb @emüt, fie l^ätten toeber Sleif^ 
nod^ SJernunft; feine graucnbilber feien nur Silber ober tntU 
mel^r nur ^npptn, bereu golbene Soden gar gierlid^ l^erabtoallen 
über bie anmutigen Slumengefid^ter ; ba feien Slitterfejie^ ©d^ 
ferf|)iele, Stotit&mp^t, alte Xrad^ten, alleg red^t l^übfd^ neben* 
einanber, abenteuerlid^ ol^ne tieferen ©tun, bunte Dberfl&d^Iid^ 
fett. 2m 3<Juberring inbeg toaltet ein jiarleg Oefül^I innerer 
SSenoanbtfi^aft mit einer l>ergangenen SBett beg SRedentumg: 



120 Vn. 2)ic 2)ld&tunö ber »lomontll. 

bleutet bod) ijouque l^ier bic ®ef<3^td^tc feiner SH^nen. 2)a§ 95tlb 
bcg aRittefoltcrä t>onenbS, ba3 bct SRoman cntlüirft, iji trofe 
be§ umfangrcid^cn JKaumeS, ben baS aBunbcrbarc unb über«* 
natütluie einnimmt, nid^t bloß toller Iraum, fidler aber toir* 
fung§t>oK genug geipefen, um nod^ fpöterer beutfd^er S)id^tung 
ium Sßegmeifer gu bienen. 

SWit aSunberbörem t>ereint fid^ ein ttjeit faftigcrcr 8leatömu§, 
eine öicl größere ffraft, lebenbige aKenfd^en ju jeid^nen, unb eine 
tiefer in§ ^erj blidenbeSenntni^üItl^eimifd^er 8lrt in bem leben* 
bigften ^iftorift^en dtoman ber 8iomantif, in StrnimS ^^Sronen- 
lüdd^tem" (1817). S)er ®eifi ber alten Seit lüar Strnim au3 il^rem 
©d^rifttum unb au§ i^ren SJoIteliebcrn aufgegangen. Unb bar- 
um fül^Ite er \\d) bered^tigt, Überlieferung, bie er l>orfanb, ioeiter- 
jubid^ten, tt)ic bie Sage gefd^id^tlid^e^ 85egebni§ auögeftaltet unb 
au^fd^müdft. 8Ba3 er au^ feinem ^nntxtn fd^öpfte, toar il^m 
©eipiß^eit geworben; er liefe fid^ nid^t beirren, \otnn bie SBirf- 
lid^feit fid^ bagegen toel^rte. ®rei gal^re nad^ bem ©rfd^einen 
be§ SRomang lernte er ba$ Sanb Unnm, in bem bic iBorgöngc 
gumeift fid^ abf<}ielen. 6r freute fid^ n^egen ber „Sronenmäd^ter", 
e3 5u feigen. SIm 2. 3iol>ember 1820 bcrid^tete er Settinen, toit 
er Hojifenben ©erjen^ am lore l>or SBaiblingcn geitanben unb 
erlannt l^abe, baß e3 gang anberS ausfeile, aU er e3 fid^ Qtbaä^t 
S)od^ er trdftet fid^: e§ muffe fo getoefen fein, toie er e§ fid^ 
ba<§te ; breil^unbert gal^re änbern l>ieL 

@oId^c l^iftorifd^ S)id^tung iQiberf|)rad^ burd^auS btm Sraud^e 
be§ 6rää^Icr§, ber gur ^tit beS (Srfd^einenS ber „Sronen- 
tt)äd^ter" rattenfängergleid^ ba§ beutfd^e Sefe|)ublifum an fid^ 
lodfte. SBaltcr @cott§ ©tärfe ifi bie &i)äiidt ber gutbeobod^«* 
tetcn Sofalfarbe. S33a§ er — breit genug — fd^ilbert, l^t <er 
gefeiten; unb er meiß, baj^ e§ aud^ t^or breil^unbert unb mel^r 
Salären fo au^gefel^en l^t, junäd^jl ba^ fd^ottif<3^e ^od^tonb. @r 
ioußte aud^, baß l^iftorifd^ S)id^tung bann am ftörfften toirft, 
loenn fie bem SBanbe na^fi^ürt, ba§ ^eute nod^ ©egenioart unb 
SJergangen^eit t>erfnü|)ft. 2)ie Slomantil l^atte bi^l^er ba§ ®egen* 
teil angeftrebt: fie l^tte fd^öne gernen gejeigt, freilid^ auä), um 
bie ®egenioart ju il^nen jurüdfjuful^ren. SSon Scott aber lernte 
man je^t, ba% ber ©d^otte am beften fd^ottifd^e SSorjeit t>ergegen- 
märtige, ba^ l^iflorif^e Did^tung ^eimatpoefie werben muffe. 
SBol^I märe gleite« twn bem 2)id^ter beä „SKid^el So^t^aaS" 
(1808) ju lernen getoefen, b-on bem SKärfer fficifl. S)od^ erjl 



Slmim. SB. ©cott. 121 

SB. ^uff führte auf l^imatlid^em fii^toäbifd^cn ©oben, 3fd^oRc 
auf bcni il^m jur ©eimat geworbenen fd^loeiacrifd^cn btn ©runb*» 
fafe ©cottS in bcn beutfd^cn l^iftorifd^cn SRoman ein : |)auff unb 
3f<i^Re, beibe l^etäli^ unromantif^e SRaturen. 

Ttit f^ötfem Stugc gefeiten unb mit fidlerer ©anb feftgc^alten 
iji bic i3o!aIfatbc in 6. Z. 81. ^offmann^ l^eimatlii^en ©tjäl^^ 
lungcn ; freili^ finb fic faft buxä^n^ ® egenipartgbid^tung. ®en** 
no^ gebührt i^m bet Sflul^nt, fffeift^ fjortfcgcr auf bem gelbe 
einer Sid^tung ju fein, bie im ©inne ©cottö auf§ engftc mit bem 
©oben unb bem Seben ber ^cimat \Ktbunbtn ift. SBillibaß) 
SHcf ig brauste in feinen tmterlanbif^^ SRomanen, bie feit 1832 
]^ert>ortraten, nur an SIeift unb ©offmann anjufnü^jfen, um für 
bie SKarl ju leifien, ma§ ©cott für ©d^ttlanb getan fyit: bie 
SSergangenl^eit ber nad^ften Umgebung, ba^ antSglid^ ®en)o]^nte 
unb Stllbefannte toivb mit breitem 5ßinfel gemalt, baö SSoff, 
ba§ in biefem engen Sreife lebt, ftellt fid^ in allen feinen @^i<i^ 
ten unb mit allen (Sigenfd^ften bar, bie bur^d^ Sal^r^unberte bie 
gleid^en geblieben finb. S)ie großen l^iftorifd^n 5ßerfÄnIi{i^feiten 
Werben au^ il^rer SJereinfamung erlöfi unb fielen mitten im 
reid^en Seben il^rer SanbSleute, bie in öicigcftaltigen Xt)ptn pla^ 
flif4 t>ergegentt)ärtigt werben. 2)ie Sreite be§ Soben^, auf ben 
©cott unb 2Kefi§ il^re ^rjöl^tungen fteflen, ift inbe§ fd^n in 
9lrntm§ „Sronenwäd^tem" t>or]^anben. ®erabe SIrnim, ber afö 
einer ber erften btn foIIeItil>ifl{fd^en 3ug ber ^tit öertrat nnb 
i^m fein SJerfiänbni^ für bie SRenge banftc, ber für ba§ SSoB 
nnb auö bem fßotl l^erauS ju Wirten fid^ .bauernb beftreBte, lonnte 
an^ Eigenem ju einer 5Kenfd^cngeftaItung lommcn, bie über 
ben einzelnen l^inauägel^t unb bie SKenge ju fünftlcrifd^er 2)ar^ 
JieUung bringt. Die Aufgabe Würbe freili<3^ t>on Arnim fo wenig 
enbgültig gclöfl. Wie t>on ©cott ober 2Wefi§. ^n immer wieber«» 
l^olten SBerf ud^en erging fid^ ba^ ganje gal^rl^unbert, bi§ an 
beffcn ®nbc ber SRaturatömu^ XoIiloiS unb 3ofo§ i^r ganj neue 
®eftd^t§|)unfte abgewann. 

^offmanng l^iftorifci^e 3iot>eniflif t>ttfyixxt allerbingä ni^t auf 
l^eimatl^em ©oben. 'S)oä^ fein fd^rfeg, wol^lgefd^ulteg Slugc 
Wußte anä) bort ftarfe drtlü^e ©inbrüdEe ju f^ffen. Wo er ni^t 
auf eigene Änfd^aunng fid^ ftflgen fonnte. SBie ©d^iller an^ ber 
Seme unb ol^ne eigene SSeobad^tung mit einigen wenigen, aber 
fid^crgefül^rten ©tri(i^n ®enua, SJencbig nnb t^ollenb^ bie 
@c|wcij fefigcl^alten l^at, fo erwedEt ^offmann, etwa in b^r Qtid)^ 



122 VU. 2)ie 2)id)tunö ber Stomanaf. 



nung S^^^i^^/ f^^f^ burd^meg ben @inbru(f, bag il^m bie UnUDelt 
feiner ©tjäl^Iungctt beftenö betontit fei. knd) liedä ]^iftorif(j^ 
8ßteröbi(3^tung fugte in ber ©d^ilberuttg bcr Sanbfd^ft unb il^rcr 
@itten iunäd^ft niä^i auf 99eo6ai^tungen, bie an Ort unb ©teile 
t>orgenotttntcn finb. greilicj^ loenbete lied, um mit Scott unb 
mit btm l>on il^m l^öl^er gefd^ö^ten äRanjoni n)ettetfern ju fön^ 
nen, an biefe gefd^i^tUd^en 9iot>eIIen ur\b SRomane ein tiefein^ 
bringenbeg Ouellenftubium, toie eS in feinen jungen 3a^ren 
il^m laum benfbar geipefen möre. $. Scbcbe jeigte tbm in einer 
umfangreichen Unterfu^ung (^ttc 1909), loie forgfältig unb 
in toel^em Umfang lied für ba^ Fragment ,/S)tx Slufrul^r in 
btn (^tt)tnnm*' (1826) ben Oruellen nachgegangen ift unb toie 
er felBft in ber SSermertung bt^ SBunberbaren urfunblid^ Ireue 
malert. S)er grofee gefd^id^tlid^e 3loman „SSittoria Slccorombona" 
(1840), ber am @nbe t>on %kd^ ©ici^terlaufbal^n fte^t unb fie 
mürbig abfci^Iiegt, bemegt enbli^ fid^ auf einem ©oben, ben ber 
S)id^ter au§ eigener Stnfti^uung fannte. @r greift eine ^iftorifd^e 
grage auf, bie ba§ 19. Sal^rl^unbert nod^ lange befd^ftftigen 
follte: bie tiefere 6rfenntni§ beg Slenaiffancemenfd^cn. ©en 
Il^eatetböfetoui^ten, bie SSiftor $ugo3 S)i(]^tung au§ ber dtt^ 
naiffance l^olte, ftcHte S^iedä Sloman minbeftenS btn SSerfud^ 
entgegen, ba^ Zeitalter in feiner SSefonberl^eit ju begreifen. (Sin 
auggejeid^neter Senner ber Slenaiffance, ber Äunftl^iftorilerffarl 
©d^naafe, bem e§ gegeben mar, au§ bm ©ci^öpfungcn einer Seit 
ben @eifl biefer Stil l^erau^julcfen, billigte ber S)i^tung ju, bag 
au§ il^r bcr Oeifi ber JRenaiffance unb beren Seben ebenfo Ion* 
jentriert unb tatlräftig ftral^Iten, h)ie an^ btn $au|)tioerIcn 
ber aienaiffance felbft. „2)ie^ toartne, innige Oefül^I cineg frü^ern 
SeitgeifteS, einer anbern (Seftaltung be3 SRenfd^engetfteö in 
einem SRomente, h)ie in lebenbigcm Sttem mitgeteilt gu erj^alteu;. 
ift mir ein großer ®tnn^'' (»riefe an S. Sied, 3, 372). 

Stomantif^e SSerüSrung beutfc^er SSergangenl^eit f)&tit im 
3)rama no^ tüßit beffere unb umfangreid^ere Unterfunft finben 
Idnnen afö in »atlabe unb 9loman. 9}on ber SSfil^ne l^erab 
^pxi^t c3 fid^ loeit einbringlid^er. gm SBege ftanb fold^er SBir* 
fung bie Sfll^nenfrembl^eit ber romantifci^en S)ramatif. liedfg 
„@enot)et)a", „Dctat)ianu^'' unb „gortunat" blieben Sud^bra'» 
men ; il^r <Sä)id!\al ttiltt bie SRel^rl^eit ftoff* unb finnöermanbtcr 
SBerfe ber 8tomantif. 2)pd^ roa§i bie ülomanttl, minbepenS bi^ 
grül^romantif, nid^t aug (Eigenem fd^affen lonnte, ba§ lougtc fie 



Xitd» l^ifiorifd^e diomant. ^iftorifdie Dramen. 123 

anjuregcn. SJon SB. ©d^Icgel ging ber Slnfto^ öu^. 2tm @nbc 
feiner SBtener SSorIcfungcn (1809—11) l^atte er, getragen l>on 
bem nationalen ^od^gefül^I ber lommenben Stit ber 93efreiung^' 
friege, ba§ ©d^lagjport ausgegeben: ,,S)ie toürbigfte fjorm beä 
romantlfd^en B^fyau^pitU ifi bie ^iftorifd^e." 3« 'fcierlid^er 
©d^Iußanrebe l^tte er bicS)id^ter Deutfd^IanbS aufgeforbert, auf 
biefeni Selbe bie ^errliciöften Sorbecrcn ju |)flü(lett. SItit fidlerer 
$anb jog er bie ®reng€, bie ein lünftigeS gefd^id^tlid^eS @d^U' 
\pkl romantifii^er Sunfi t>on bem Stitterbrama, alfo tion bem 
S)rama beS ©turmed unb 2)range3 unb feiner 3la(3^treter, fd^i^ 
ben follte. fBiixflid) national folle eS fein unb fid^ nid^t an Se^ 
benSbegebenl^eiten )>on einjelnen Stittem unb Üetnen Sfitflen 
l^ängen, bie auf baS ®anje leinen @influ| litten. @S fei ju^ 
glei^ toal^rl^aft ^iftorifd^, au^ ber Xiefe ber Sznntni^ 6^\^^P^t 
unb t>erfe|e gan} in bie gro|e SJorjeit. ,,9ßeld^e ©emfitbe bietet 
unfre (Sefd^id^te bar, t)on ben urältefien Seiten, ben Kriegen 
mit ben SRdmern an, bis jur feflgefe^ten Sitbung beS 2)eutfd^en 
Steid^eS! S)ann ber ritterlid^ gt&njenbe geitraum beS ^aufeS 
^ol^enjlaufen, enblid^ ber ))oUttfd^ toid^tigere unb un^ am nftd^fiem 
liegenbe beS ^aufeS ^abSbur^ baS fo tiiele groge f^ürflen unb 
gelben erjeugt l^at. SBcId^ ein fjelb für einen S)id^ter, ber loic 
@]^alef|)eare bie |)oetifd^ ©eite großer SBeltbegebenl^eiten ju faf^ 
fen müßte r 

3tt fold^er ©timtnung l^atte 38. ©d^Iegel bem fd^meijerifd^en 
®rama ©d^illerS bk ftronc juerlannt, loäi^renb er ber „Sung* 
frau Uon DrIeanS" unb il^rer Uerebeinben Üleugejlaltung ber ßüge 
beS 9litterbramaS loeniger 93eifan sollte. Die glättjenbfle Sei" 
flung beS l^iflorifd^en 2)ramaS, bie feit ©d^illerS Xob erflanben 
loar, 3. aSernerS „TOartin Sutl^er" (1807), ju ^jreifen, überliefe 
er feiner $errin, ber ^xan t>. ©tael. 2)ie mürbigfle Erfüllung 
feiner äßünfd^e, bie im romantifd^n ftreife em|>orbIü]^te, blieb 
JU feinem, gu beS iBerfafferS unb gu ber beutfd^en SSül^ne Unheil 
il^m auf lange uxibtlannt: bie beiben l^iflorifd^en @d^uf|)iele 
^etnrid^ t>. ffleijlS. @ie mürben ja erfi 1821 gebrudt. 

«u4 meift rief im „Satiren öon ^eittronn" (1810) ba^ Kit- 
terbrama ju ntutm Selben auf. 2)urd^ ben Slufmanb öon Slequi*- 
fiten beS SRitterbramaS leud^tet fd^on l^ier t>iel tion bem ®ei{l 
ber SRomantil l^inburd^, unb jtoar bod^ aud^ etmaS t>on ber Stim- 
mung 2Badfenrober§ unb ©arbenbergS. 28ort für SBort inbeS 
f^jenbeten in mäd^tiger güne„^ermannSfd^lad^t"unb„5ßrinj Uon 



124 VII. 2)ic 3)i(IStuti0 bcr Slomanttl. 

|)omBurfl", ttwS SB. ©d^lcgcl forbcttc. 3)a läßt bct 2)td^t€r ipirf* 
lid^ in ben @t)tcgcl einer großen SSorgeit fd^uen unb t>erfünbet, 
toa^ bie 2)eut|d^en tior altera niaren unb roa^ fte lieber werben 
foHen. ffif legt — h)ic SB. ©d^legcl eS njünfd^tc — ;,un§ an^ 
^erj, ba| mir ©cutfci^c, toenn toir bic Seigren ber (Sefd^id^tc 
nid^t bcffer Bcbenfen üÖ biSl^er, in ©cfal^r finb, lüir, el^ebem 
ba^ erftc unb glormürbigfte Soll ©uro^wä . . . ganj auS ber 
fllcil&e bcr fcttflänbigen SSöIfer gu l>erfd^h)inben". 3a loenn 
©d^Iegel ]^ert>or]^ob, baß bie l^öl^cren ©tänbc burd^ SSorlicBe für 
frembe ©ittcn, burci^ Sceiferung um frcntbe ®cifte§bübung fid^ 
bcr ©efamtl^eit be0 SSoIfcg cntfrembct l^ättcn unb burd^ inneren 
Stüicfpalt unfcrc ebeljien Äraftc aufgcjcl^rt feien, fo feiert all 
bd^ S^Q um 3^9 iJi ber „^crmann^fd^d^f lieber. §atte fid^ 
bod^ fflcifl§ innerem @inn geoffenbart, ba% bie Sage ber ®cr* 
manen t>or bcr Xcutoburger ©d^tad^t unb bie 2)eutfd|lanbd nad) 
Scna fi^ t>öaig bedte, aß er am 24. Df tober 1806 bcr ©d^locflcr 
t>crlünbetc: „^ir finb bic untcrjod&tcn SJöHcr ber Slömcr/' 3" 
einer cinjigen S)id^tcrt>ifion mar ®infl unb Igc^t il^m äufammcn*» 
gcfloffen. S)o<i^ nod^ t>iel mad^töollcr ffong*^, aß er ben fernen 
Soben feinet ©l^cruSferlanbeS mit bem l^eimifd^en l>ertaufd^te, 
au§ toeit iüngerer l^cimatlid^cr, aHbetannter SSorjcit bic SBcIt 
be§ ©roßen Surfürfien l^craufbcfd^or unb i^r ein bonnembeä 
,,3^ ©taub mit allen fjeinben Sranbenburgg" cntTodEtc. 2)a 
loar mit infiinftit>cr ©id^erl^cit getroffen, toag toeit \p&ttt au^ 
@cott§ aiomanen ben l^iflorifd^ Grjäl^Icrn S)eutfd^Ianb§ fid^ 
ergab: baß bcr ^iflorifd|c Sid^ter am flörfflcn beioegt, baß bie 
SScrgangcnl^cit in feiner ©d^dpfung bie fcjicfic 3form gctoinnt, 
totnn er ni4t in bie gerne fd^weift, fonbern fcflen 5uße§ l^ci* 
mifd^c (Srbe tritt, nid^t auf Äenntniffe fid^ t>erlößt, bie nur auS 
Säftd^ern gu fd^djjfcn finb, fonbern an ben Stcid^tum ber ©rinne* 
rungcn fid^ loenbct, bic, tief eingegraben im ^erjen feincä SJoI* 
leS, IcBenbige ^raft fi^ bctoal^rt l^abcn. 

^l^nlid^cS mag SB. ©d^Icgel ^orgefd^mebt f)aitn, atö er bie 
Did^ter ßflcrrci^g aufrief, ^ab^burgS ©cfd^id^tc f]^afef|)earifd^ 
5U bramatificren. 8(u§ bem Säger bcr öfierreid^ifd^en 2)id^ter, 
bie fid^ ber Slomantil angcfd^Ioffen l^attcn, fud^tc SRattpuä t>. 
Kollin bcr IKufforberung SB. ©d^Icgcfö nac^jufommen (t>gl. 3- 
SBi^an, ©u^jl^orion, ergänjung^l^eft 5, 167 ff.). ®ie fd^Snfte 
SScrioirflid^ung aber fanb SB. ©d^Icgeß SBunfd^ in ben SBcrfen 
beg größten djicrrciid^ifdöcn S)ramatifcr^, bcr an^ ber ©d^ulc 



ÄIcift. ©ritt^jaraer. §iftoricn. 125 

t>on ©d^Iegeß Oegnct ^o\tpf) ®d^tct)öogcI fam, atö ©cgner ber 
Stomantil fid^ oft belannt l^at unb bennod^ ber Slomantif einen 
guten %til feinet fünftlerifd^en JReid^tumg banft „Äönig Dtto^ 
far§ ®Ifl(f unb ©nbe" (1825) unb „Ein Srubetjtoift in ^ah^ 
bürg" (1872) beriefen bcm emig an fid^ än^etfclnben üfterreid^cr, 
ba^ anö) auä ber (Sef^ic^te feines 2anbe^ unb feiner |)errfd^er 
S'unftloerle erjlel^en fönnen; fretti^ trafen fie ntd^t mel^r auf bie 
Stimmung, t>on ber SB. ©d^Iegel erfüllt gemefen mar. ©in SSer«» 
l^ängniS, bag bie ma<i^tk>onften Seiftungen, bie ©d^Iegctö 2(uf^ 
ruf entf|)ra<i^en ober gerabeju entfeimten, nur bann t>or bie 
ßffentlid^Ieit unb auf bie Sü^ne lamen, ba fie fd^on l^ijiorifd^ 
getoorben nmren! 

@in ©tüdE $ßoefie au§ ber ®ef<j^id^te ßfterreid^g, abermafö eine 
^iftorie in ©l^af cfpeareS 8lrt, ift beg SKagbeburgerS ^mmcrmann 
,,2rauerft)iel in j^rol" (1828). SJad^bcm ber ©ieg errungen unb 
S)eutf{i^Iönb loieber l>om 3o(|c granfreid^ä befreit, atteS alfo 
erfüllt tvat, \oa^ SB. ©d^Iegel geforbert ^atte, fonnte e§ einen 
2Ritfäm|)fer ber SSefreiungSiriege lool^I lodfen, ganj fl^fefpea* 
rifij^ bie jüngfte SSergangenl^eit auf bie SSü^ne ju bringen unb 
einem twiterlänbifd^en Reiben, StnbreaS ©ofer, ein 2)enfmal ju 
errid^ten. S)od^ auäf Smmermann lam ju fpftt. <Sä)on toax bie 
©timmung umgefd^fogen ; unter btm fd^eren SrudEe ber 9le* 
aftion begann bit Stit, benfelben Siapoleon ju feiern, beffen 
Untergang SB. ©d^Iegel ebenfo toie fileiji erfel^nt litten, ©(^n 
1831 folgte bem „Irauerfpicl in I^rol" eine ^iftorie entgegen* 
gefegter politifd^er, öerioanbter lünftlerifd^er Strt, ®rabbe§ „3?a* 
poUon ober bit l^unbert läge". ©lieben beibe ©tüdEe ber jüngflen 
SSergangenl^eit fo nal^e, baß Scotts ©runbfaJi, an^ bem 3?äd^ften 
unb SSernwnbteflen ju fd^öpfen, erfüllt toax, fo flrebte befonberS 
Orabbe mit @cott nad^ einer SJergegenmörtigung nid^t nur ber 
einjclnen ^iftorifd^en 5ßerfönlid^feit, fonbern ber ganjen Umtoelt, 
in ber biefe fid^ bemegt, ber ®rogen unb befonberg ber S'leinen. 
Sie SRenge, bie t>ielen, bie mel^r ober minber beteiligt ben mad^ 
tigen gefd^id^tlid^en SJorgang burd^Ieben, famen in „SRapoIeon" 
mie in anberen ]^iftorifd^en3)ramen®rabbe§ jumSBorte. 2(uf bie 
©pifec trieb foM^c neue led^nif bramatifd^er SJerlebenbigung 
einer gangen Sdt ®eorg 83üd^ner. ©ein S)rama „3)anton§ Job" 
(1835) betoieS, gleid^ ®rabbe§ „JKapoteon", mieöiel Sntereffe 
S)eutfd^Ianb ätt)ei Sii^tj^l^nte nad^ SBatertoo ben granjofen loie* 
ber entgegenbro^te. 



126 VII. 3)ic a)id^tunö bcr 9Jomaiitif. 

2)a6 bic t>aterlänbifti^c ^iftoric bcgl^alb nvä^t oufgcgcben toax, 
ba% bic ©tamatifcr ftt^ na^ tote t)or Bcmül^tcn, bcn S)cutf(3^n 
ju fagen, toaS fic öor altera toarcn, Bejcugen bfe ^oj^enftaufcn* 
bramcn. fjriebrid^ t). 8laumcr§ SBctf „®cf(j^id^te ber ^ol^cn* 
fiaufctt unb i^rer Seit" (1823—25) gab ben Slnfiog. S)a§ Su(]^ 
toür eine Slütc an bcm Saume, bcn bie {Romantif unb tj-or 
anbeten Ul^Ianb jur SerJ^errltd^ung beutf^en Ttittelaltet^ ge^ 
Jjflanjt litten. 3?a<3^ Sflaumer toagte nid^t nur ®rnft 3tauj)oci| 
in fed^el^n fjünfaftem (nteifi lommt no^ ^tn Sorf|)ieI l&inju), 
,,^anb ju legen an bic ^ol^cnfiaufen, unfcre alten geliebten 
©d^toabenlaifer", toie ^elne fagt (Snfelau^gabe 7, 158), unb 
in biefem „B^Ki^^ l^iftorifd^er S)ranten" unter beut ©efamt* 
titel „3)ie ©ol^enftauf en" (1837) bie fjiguren fRaumerS öon fjrieb^ 
rid^ SBarbaroffa bi§ Sonrabin ,,ntit feiner lebemen 5ßocfie, mit 
feinen ruffif<j^en ^uä^tttt 8u überjiel^en". ©d^n 1828 t>erdffent^ 
Ii<^te Snitnermann feinen „Saifer gricbrici^ ber gtoeitc" unb in 
ben ht\bm folgenbcn Salären ®rabbe gleici^falfö einen „B^KuS", 
betitelt ,,S)ie ^ol^enftaufen", einen ,,Saifer griebri^ SJarba^ 
roffa" unb einen ,,^aifer ^einrid^ ber ©ed^fie". @o grunb** 
txerfd^ieben nad^ gorm, ®t\jalt, lünftterifd^em uxü> jjolitifd^em 
@tanbj)unft bie Seiflungen ber brei S)id^ter toaren, fie litten 
allefamt unter ber übergroßen ffintfemung, bie jtoifd^en unferer 
Seit unb btm Scitalter ber ^ol^enftauf en liegt. SJaä bcr ©allabe 
Ul^Ianb^ unb feiner ©cföl^rtcn nod^ taugen lonnte, reid^tc für 
ein 3)rama nid^t au3. ©cottg (SrunbfaJ jcigt fid^ in feiner ^t^ 
red^tigung am bcften, toenn bief c ^ol^cnftoufenbramen afö ® egen*» 
t>xobt ^^rangejogen toerben. 9lid^ bic ©cf^id^tc ber ,,alten gc*» 
liebten ©d^toabcnlaifcr" atö ®anit§, nur bie eingelne Stnefbote 
taugt augenfd^einlid^ neuerer S)id^tung. fjür bic Stnclbotc 
toieberum ift bic ©alfobe bie gered^teftc lünfWerifd^e Äu§brudfä«» 
form. ®3 ifl barum fein 2ob, tocnn Ul^Ianbg S)ramen ,,@mft, 
^erjog t>on ©ä^tochtn'' unb „Subtoig ber Saier" (1818 f.) ju 
,,8aKabcnbramen" gcflcm^jclt toerben. ©d^on biefer Scinamc 
\pxi(!^t il^ncn bo^ iBül^nenred^t ah, baS fic fa aud^ ju toal^rcn 
nid^t imftanbc gctoefen finb. 

|)at ^aupaäj an bcn ^ol^cnfkufcn fid^ Vergriffen, fo gcbül^rt 
bem Sül^ncngctoanbtcn ber Slul^m, bic ©iegfriebfage afö erftcr 
auf bie Sretter gebrad^t 5u l^abcn. ©einem „SRibelungcn^^ort" 
(1834) fiel ju, toa^ bcr ©igurbtrilogic 3ouqu6§ nid^t gegönnt 
toar. aStd^iger tncllct^t iji nod^ baß fHaupaäi^ S)ramatifie- 



©ol^cnftoufen. 91. SBagner. 127 

rung t>on ber 93fijrte j^erob Hebbel jur @d^d))fung ber ma(j^t' 
boUjictt SBortbramen anregte, bic btöl^er ben ©toff ber Slibe:* 
lungen ffinfllerifd^ geformt l^ben. 2)oci^ aud^ ^ebbet ifl nid^t 
geglüdt, toa^ SRui^rb äSagner^ 3Rn\itbxarm, ftegretd^ nid^t nur 
auf beutfd^em ©oben, errungen l^t. ,,S)cr JRing beg 9itbe^ 
lungen" bleibt t>orIäufig bie toert* unb mad^töollfte ©rfüllung 
romantifd^er Üraume unb Hoffnungen, jufantmen mit ^^lann* 
l^äufer", ,,2ol^engrin", ^^Sriftan unb Sfolbe", ben ,,2Reifter«- 
fingern" unb ,,5ßarfifal". Sie gel^drcn nid^t eigentlid^ ju ber 
l^iftortfd^en ©attung, bie für SB. ©Riegel bie toürbtgfte ©attung 
beg romantifd^cn ©d^ufjjietö bebeutete. SKIein fie l^aben. er* 
rctd^t, toaS SB. ©d^Iegel unb feine (Senoffen crl^offten unb er^ 
flrebten: attgermanifd^e SBelt ifl in il^nen ju ö-ollem Seben er«» 
toad^t, ifl burd^ fie ber (Segentoart im njeiteften ©inne, ntd|t 
blog btn 2)eutfd^en, an^ ^erj gemod^ftn. SBagner mürbe ber 
toal^re Sönigäfol^n, ber bic fd^Iummernbe Qungfrau attgermani«» 
fd^er 5ßoefie too^füßte. SBiet>ieI ed^tefle JRomantif in SBagnerg 
^unflmerl entl^Iten ifl, lann l^ier nid^t bargetan n^erben. 93enn 
inbed l^eute r>on t)erfd^iebenen Seiten na^emiefen mirb, bag 
t^ouqu^ unb nid^t nur in feiner @igurbtriIogie, äBagner mand^S 
txormeggenommen fyit, fo bemeift bie§ nur, njie nal^c bie Sloman- 
tif btm 3ict gelommcn mar, ba^ ju erreid^en bem ®enie SBag^ 
ner^ )>orbel^alten blieb. 

3. Kojttatttifi^e ätottie unb 9tatttr|i|Uiifii|i]^ie iu ber 

tomantifd^ett Sid^tutig. 

Stn frül^romantifd^en fireife crflel^en @d^d|)funfl€n öoll ro- 
mantifc^er Sronie, c|c 5r. ©d^Iegel bie Seigre t)on ber S^onic 
toeiter auSgefül^rt unb in einem ®runbfa^ ber @d^ule gemad^t 
l^t. Unb §{ärd^en \)on natur^^l^Uofopl^ifd^em Qil^araFter merben 
gefd^rteben^ ol^ne ba^ bie 9tatur|)l^ilofo|)|te^ fei ed ©d^ellingS 
ober 3fr. ©d^Iegeß nnb i&arbenbcrgg, il^rc unbebingtc SSorauä^ 
fe^ung l^eißen fönnte. %itd \ptnbtt ba toic bort SSelege ber 
romantifd^en Il^eorie, bie ben Ül^eoretifem au^gejeid^net taug* 
ten, öon il^ncn aber nid^t angeregt njorben toaren. 

Xiedfö t)ielbemeglid|eg Xalent toai j[a in erfler Sinie berufen, 
bic fül^ncn äfll&etifd^en ©cbanfcngängc ber ©enoffen fd^ö|)ferifdö 
iu |)octif^er ^crtoirftid^ung gu bringen. (£r iat benn aud^ 
mel^rfad^ biefe Stufgabc erfüllt. Um fo notmenbiger ifl, feine 
Originalität \>oU anjuerreunen/ mo er an^ (Eigenem fd^afft. 



128 VII. 3)ie 3)ic^tttnö bcr SRomontü. 

S)le eirtleud^tenblle, näd^ftltegenbe unb t)on bec 9Iomantif am 
QuSgicbigjicn auggcnufetc gocm bcr romantifc^cn 3rottic i|i bte 
3erftöcung bcr bramatifd^cn SWufion. 3r. ©(^legete ©cfinitto-« 
neu bcr ^5F^^ifÄ?? Ä^?^^^ (f. oben ©.29 f.) l^attcn fi(i^ bicfcn 
3ug ni(§t/cfttgeT^clt^dffcn, tocnn fic auf ,^blc mimifd^c SKantcr 
etneg gctoöJ^nli^ctt guten italicnifi^ett Suffo" (fi^c.^'ggm. 42) fid^ 
Bcjogctt. Sa f<i^ott 1794 bcrteibigtc gr. ©d^Icgcfö Huffafe ,,8Som 
äftl^ctifd^en SBcrtc bcr gried^ifij^cn ßomöbie" (1, 18) Slciflojjl^ane« 
gegen ben SSormurf, „er untcrbrcd^c oft bic löufd^ung". S)a3 
liege, meint ©d^Iegel, „in ber 9iatur ber fomifd^cn SJegelftc*« 
rung". ,,5Diefc Serle^ung tft nid^t Ungefd^itflid^feit, fonbern bt* 
fonnener äRufmUIe, überfd^öumenbe Seben^fülle . . . S)te l^dd^fle 
JRegfamleit be3 2e6eng muß toirfcn, muß jerftören; finbet fic 
nic|t^ auger fid^, fa menbet fie ftd^ jurüd auf einen geliebten 
©egcnftonb, auf \iä) fclbfi, il^r eigen S33erf; fie l>erle|t bann, 
um ju reijen, ol^ne ju jerftören. S)iefer d^araftectflifd^e 3w8 
be§ SebenS unb ber Sreube toirb in ber Somdbie nod^ öberbem 
bebeutenb burd^ bit Sejiel^ung auf bie greil^it." ©d^on l^ier 
öerfttü|)ft fid^ Snufion^jerftörung mit ben gäben, an^ benen 
f|)äter bcr SSegriff ber romantifc^n S^onic gcfjjonncn tourbe, 
unb erfd^cint aK toefcntlid^er 3^9 ^^^ 3beaK bcr ßomdbie^ 
bag bem jiungen Stomantilcr borfc|me&t. 2)cnn t>on $(nregun^ 
gen ^ant^, ^eJjbcnreid^ unb Kl^r. ®. Äörncrö unterftüfet, t)cr* 
njirft berfefte Suflcnbauffa^ bic jcitgenöffifd^ Äomöbic, bie mit 
bm aicijcn ber Somil ernftl^ftc bramatifd^ ^anblungen an^ 
bem l^äuälid^cn Seften f<i^müdtc, toöl^renb eäjtt Somöbie, ju^ 
naäj\t bic gried^ifd^ beg %xi\topfyint^, fid^ il^rcr grdl^Iiii^fcit 
nid^t fd^äme unb einen 3laufd^ bcr grdl^ttd^fcit barftelle (A 
@. 89 ff.). 

SSon biefem bauernb fcjlgel^altcncn 5ßrogramm au3 eröffneten 
bic aiomantifcr d&enfo toie ©d^illcr, ber mal^rfd^cinlid^ öon 
gr. ©d^lcgcl ben Stnjioß crl^iclt, einen uncrbittlid^cn ffiam|)f 
gegen bie rül^rfcligen Sufifjjiclc Sffto^i^^^ ßo^ebueä unb il^rcr 
Slöd^am. Son ber Slufftcltung beg ®ebanfen§ einer ffomöbic 
t)on reiner gröl&Iid^feit ju feiner SScrtoirllid^ung gelangten bie 
©cnoffen oiber nur mit liedES ^ilfe. ©ein erfier SSerfud^ unb 
juglcid^ ba§ entfd^eibenbc SSorbilb für fafl alle romantifd^en 
Sufift)iele tourbc ^,S)er geftiefelte ftöter, ein fiinbermörd^en in 
brei SKtcn" (1797). «Mein ganj fidler ifi 6ci bcr «Bfaffung 
bed fatirifd^ ®pit% ba§ auf jcber ©eite ber Sül^ncninufion 



Äomöble. 129 

mä eJefidlt W^iQt, ntd^t 3^. ©d^leflcl bet ficitcr SCicdg gciücfcn. 
Sielmel^t l^tte Ziedt löngfl ben 6urlegfen @)}ögen ^olbergS 
nnb ®ojji^, bcm ^^Iriumj})^ bcr ffimpfinbfamlcit" t)on ©octl^c, 
bann o6cr oud^ bm „©ommernad^t^ttaum" @]^fcjt^)earcg, bcn 
comical satires t>on beffen S^itgenoffcn Sen 3<'iifött unb am 
ftärfficn ben ^tt§tDurftf|)icIcn eg oBgcfd^en, toic bie Sül^ne mit 
ftd^ fcttft@d^crj treiben Bann, ©ci^on in bem5ßuj)j)cnfpiel „^an^" 
iourfl aK (Smiflra'nt" (1795), baö 1855 in Siedfg „Slad^gelaf^ 
fcnen ©d^riften" (1, 76 ff.) jum crflenmal gebrudt tourbe/ bc^ 
reitet fic^ bie SRanier beä „®cftiefeltcn SatcrS" t>ox. 

9tnn galt eS nur nod^, auf bem glüdlid^ eröffneten SSSege 
weiter jufd^reiten. liedE fetter ging fofort mit feinem „S^xbino'^ 
unb mit ber „SScrlel^rtcn SBelt" (1799) t)oran. SB. ©d^Iegel 
folgte mit „@]^ren})fortc unb !Irium)>l^ogen für ben I^eater* 
})räfibenten t>, Äofeebue" (1800), Srentano mit bem gleid^folfö 
gegen Sofecbue gcrid^teten ,,®uflat) SBofa" (1800). Sinnen folgt 
eine lange Sleil^c fatirifd^er S)ramoIettö, bie gern bie 3form bc3 
5ßxH)j)enfj)iefö annel^men; fie bilbet ein flarfeö S3anb bcr S^" 
fammengcprigfcit aller romantifd^cn ®ruj)})cn. 3n ©d^toaben 
i|i nid^t nur Ä'emer, aud^ bcr toeit ernftere unb cinl^citlid^cre 
Ul^Ianb in fold^ irrlid^tcrnben ©d^cr jf j}iclcn %u ftunbgcbungen 
romantifd^cr 3ronie gelangt. @nblid^ öcginnt bie JRomantif in 
biefcr tJorm flfter fid^ fettft ju fjjottcn; ffiid^enborff fünbigt ben 
5ß]^iliftern im eigenen Säger bcn ffiricg an (1824). ®rabbc öer- 
6inbet „©d^rj, ©atirc, S^onie unb tiefere Sebeutung" (1827) 
ju einem fkd^Iid^ten SBigft)iel. S^^^t münbet bie Semegung 
an btm 5ßunlte, auf btn 3ft. ©d^Ieget öon Slnfang an l&in*^ 
gctoiefen l^atte: bei ?lriflot)l^aneg. 5ßlaten§ atifto|)]&anifd^ So** 
mdbien (1826—29) Bred^en eine 2anjc mit ber JRomantü; aber 
burd^ bie fireng arifiojjl&anifd^ iJorm leud^tet allentl^alben bcr 
®ei|i romantif^er Sronie, bcn am 6nbc bei 18. Sal^rJ^unbertS 
3r. ©d^Icgel unb licdE jum ftamjjf gegen bie Söl&nenbc^errfd^cr 
bcr Seit aufgerufen l^attcn. Öfter bttn engen Sreiä litcrarifd^r 
t)]^iK|ierfcinbttd^cr ©atire in ftreng ariflo|)]^nifd^em ®eh)anbe 
l^inauSjufd^rcitcn, ittcrlieg auä) 5ßlaten ber ,,5ßoIitifd^en SBod^cn«» 
Pu6e" (1843) l)on 81. ^rufe. SiedfS ,,®cfticfctter Sater" l^attc 
5toar aud^ nid^t potiti\ä)t ©atire getridben, aber toenigfleng nid^t 
einjig unb allein Sitcraten unb ^l^iliflcr aufg Sorn genommen 
(t)gl. 3. SBoIf^ Revue germanique 5, 158 ff.). 

tJreUid^ mar man fid^ im romantifd^en Sa^cr bmn^t, baß 

Wlta9 S38: «Balsel, S)eutf(^e Romant«. 2. u. 8. «ufl. d 



130 VII. 3)te ^ic^hinö bcr 9lomanti!. 

bog ^Programm einer teincn Somöbie burd^ fatirifd^e ©d^erj* 
fpielc ttic^t ganj erfüllt fei. SBol&I nur 5ßlatcn glaubte in feinen 
arifio^)]^antfd^en Somöbien mirflid^ alle SEBiinfd^e ju erfüllen, bic 
ben ®egnern bcr SRül^rfomöbie am ^cr5cn lagen. Sin SSerfud^cn, 
baS Suftfpiel t)on ber j}erfönlid^en literarifd^en ©atire ju 6c' 
freien, fel^Itc eg nid^t. ©o toanbelte Üiedf jeittoeilig auf ben 
^5ßfaben ber i2uftfj)iele be^felben Sen Qonfon, beffen comical 
satires p ben ??orbiIbern beg „©eftiefelten Saterg" jöl^Iten. 
S33ie*h)id^tig ben SRomantifern ba^ 5ßrobIem ber reinen Somöbie 
blieb, bcjeugt il^r ftarfeg gntereffe für ©octi&eg unb ©d^illerg 
5ßrei§augfd^reiben öom S^l^re 1800, bad ganj im romantifd^en 
©inn ein 3tttrigenluftfj)iel o^ne SRül&rung forberte. SSrentanog ) 
„5ßonce be Seon" gel^örte gu ben eingereid^ten ©tüdfen ^). ©rfirllt 
aber tourben alle SBünfd^e, bie k)on romantifd^er mic t>on 
flaffifd^er @eite nad^ einem ffunfttoerf ber Somit riefen, burd^ 
fi'Ieiftg „3erbrod^encn Krug" (1811). S)ö toarb enblid^ eine So^ 
möbie geboten, bie seitab bon btn rül^renben Samilienfjenen 
ber Sofeebuefd^en JRid^tung nur ben S^telleft in Semegung 
fe^te; bie berbercn ©ffefte ber romontifd^en 3ronie lommen 
nid^t jur ®eltung, rein maltet ber ^umor in bem ©tüdte, ba§ 
mit genialem ®riffe anä^ ba nur jum Sad^en jiDingt, mo 
friminaliftifd^e SKotiöe einen nid^t luftfj)ielmS6igen ®rnft J^cr^* 
öorgubringen brol^en. SBol^l meift aud^ ber 2luggang beg „3er^ 
brod^encn Srugg" auf eine SSerlobung l^in. Slbcr nid^t, ba% 
3tuJ)red^t fein ©öd^en bcfommt, ifi ber 3*^^* ^^^ ®tMe^, fon* 
bem bie Beantwortung ber fjrage; mirb 9iid^ter Slbam eg öer«» 
l^inbern, baß bcr toal&re Sruggertrümmercr enttaröt tocrbc? ©in 
reineg Serftanbeg^)roblem alfo, ba^ alle Slül^reffefte augfd^liegt. 
aiomantifd^ Ironie in ber gorm ber Sllufiongjerftdrung fällt 
am beutlid^^en in Sl^eaterftüdfen ing Sluge ; benn nirgenbg innere 
l^alb ber ^oefie ift S33irllid^g unb SBirfli^feitganf^irud^ fo bmt- 
liä) ju t)tx\püxm, roit auf ber ©ül^ne. Sro^bem fdnnen auä) 
anbere ^Bid^tungggattungen mit 3llufiongjerftdrung arbeiten, 
mit einem <Sd^lage ung in bie SBerfftatt beg ®id^terg berfefeen, ung 
gleid^fam einen ®lidf l^inter bie Kliffen eröffnen. "Sllg gr. ©d^legcl 
»erlangte, ba§ „2ranfäenbentalj}oefte" bag ^ßrobujierenbe jjufam* 
men mit bem 5ßrobuIt barflelle (8(t]^.''5gm. 238), baä)tt er fidler 
in erfter Sin ie an bm {Roman, ber ja nad^ feiner 2tnftd^t bic 

1) «gl. ®. {Roetl^e, ©rentanog „«Ponce be Seon'', eine ©äfular= 
^bic, 1901, unb J)eutfcl^e Siteraturaeihmg, 1902, ©. 788 ff. 



3«^f*önoiö bcr Sßufion. 131 

ganjc mobcrnc 5ßoefic „tingicrt" (2tt]^.*5gm. 146). aBirfltd^ 
glaubte er in ©oetl^eö ,,2Reifter" {2, 171, 30) burd^ bic ©üllc 
ber S)ici|tuttg ben S>t(^ter felbft ju crblidfen, ber t>on ber ^öl^e 
feinet ®eifte§ auf feine @d^^)fuitg ^crabläd^clc. SBeit fennt^ 
lieber offenbart \iä), mag gr. ©d^Icgel forberte, in 3^^^^ 5J5auB 
Slomanen; erfd^eint bod^ Sean ^aul^ l^umoriftifd^e 5J5oefie oft 
,,gletd^ eingeftreuten Siebern aU @^)ifobe ober bernid^tet alö St^)«' 
Ijenbij ba§ Sud^" (Stt^.-^öm. 421). latfäd^Iid^ lernen bie ro* 
mantifd^en Stomanbid^ter öor allem bon ^tan 5ßaul bie ,,3rpnie j 
be§ aug bem @tüdf ^atUn^'% mie SSrentano braftifd^ e3 ncnnf. | 
3ean 5J5auI läßt mit SSorliebe auf ,,S)am^)fbäber ber 3tü^rung" ' 
,,Sü]^Ibäber ber ©atire" folgen ; feinen ^umor bcfinicrt er felbft 
atö ba^ Ergebnis be§ Slufbraufenö beiber ®pixiiu§, totnn feine 
negatit) eleltrifd^e ?ß]&iIofot)]|ie nxü) fein j}ofitit) eleltrifd^er 6n^ 
tl^ufiaömug inä (Slei^gertJid^t ju lommen ringen. fiieblingSform 
bon ^ean ^auU ^umor ift, bie 5ßerfon beö 2)id^terg jmifd^en 
ben Sefer unb bie GrjäJ^Iung ju fd^ieben, öon feinem S)i(|t^ 
gefd^äft, öon feinen fd^riftpellerifd^cn SWül^en, öon ärger über 
bie 2trbeit ju berid^ten. 3ean 5J5auI tnüp^t babei nur an längft 
geübte ©ebräud^e ber fomifd^en ^oefie an, bie in 5ßrofa unb 
lieber nod^ in Werfen innerl^alb be§ SSud^eS gern öom S3ud^c, 
tion feiner ©ntflel^ung, öon Sud^rudfer«* unb ^onorarfragen 
f^)rid^t. 2)a lernt jule|t ber SSerfaffer, ber ben größten leil 
feiner Sid^tung nur alö getreuer äopift eineä il&m übergebenen 
aKanuf!rij}te3 öorgelegt l^aben will, bie 5ßerfonen feiner eigenen 
@d^^)fung öon Slngefid^t ju Slngefid^ fennen; fie felbcr aber 
lefen, loa^ er über fie niebergcfd^rieben l^at. KeröanteS, englifd^e 
lomifd^e Sloöelliften loie ©mollet unb cnglifd^e ^umoriften mie 
©terne arbeiten mit fold^en SRittcIn ; beutfd^e ©rjäl^Ier (aWiller, 
SKufäug) folgen il^nen. SBielanb^ SBer§bid|tungcn aber bieten, 
mannigfad^en Slnregungen folgcnb, eine 3WufterIarte ber öerfd^ie^ 
benen SRittel, burd^ bie bcr 3)id^ter in feine eigene SDid^tung fid^ 
unb feine Sleflefionen einmifd^ fann. ©terne öor atlem l^at 
fcinent SanbSmann SS^ron unb beffen ganjer ©d^ulc ben S33eg 
geipicfcn, bann aber aud^ Scan ^aul nnb bm 3lomantiIern, enb*« 
lid^ ben Seifefd^ilberern öon 2R. 8(. t>. Il^ümmel bi§ ju ^eine 
unb über biefen l^inauS burd^ ba§ junge S)eutfd^Ianb bis in unfere 
2^öge gezeigt, loie ein Grjal^Ier bag e^)ifd^e Slac^etnanber ju einer 
3lebtn^a(S)t, ju einem Siid^tö l^erabbrüdfen unb burc^ über- 
mud&ernbe 3tefIefionen, burd^ ©elbftbetrad^tung unb ©elbftbar- 



132 VII. 3)le a)id^tunö ber »Jomantif. 

ftellung einen bünnen (Stjäl^Ierfoben l^inburd^fjjamcn lann. 3m 
421. SttJ^enaeumfragment njirb ^tan ?ßaul barum aud^ öorgc 
toorf cn, ba% et „nic|t eine ®cf d^id^te gut er jäl^Ien lann, nur fo 
njaS man gemöl^nUd^ gut erjäl^len nennt". Safi) aber gefiel 
fid^ romantifd^e Sioöelliftif in fold^er une^)ifd^en SBüffür; unb 
fd^on bie ,,2ucinbe" jeigt ftarfe Steigungen, Scan 5ßaul burd^ 
Äntoenbung aller formen, nur nid^ burd^ ba§ tpi\ä^ 3la(l)^ 
cinanber fortfd^reitenben Serid^teS ju übertrum|)fen. 8(ud^ ber 
„Sucinbe" möä^te man ben SSorttJurf mad^en, baß il^r SJerfaffer 
nid^t erj&I^Ien lann. 

®ie Spanier @terne§ unb ^ean ^autö tourbe aber auf bie 
©Jji^e getrieben unb überl^olt t)oti SrcntanoS ,,t)ertoilbcrtcm" 
Sloman ,,®obtoi". ®a ergeben fid^ — toie bti ^tan 5ßaul ~ 
feltfame Überrafd^ngen, menn jule^t ber <)feubon9me Serfaffcr 
SKaria bie 5ßerfdnli(|feiten feinet Serid^te^ ju feigen Befommt; 
fo ruft er, tocnn er enblid^ bm Seitenheiben erblidEt fyii, erjlaunt 
au^ : „S)ie§ toax alfo ber ®obtoi, bon bem id^ fo öiel gefd^rieBcn 
l^abe ... 3<^ ^ötte il^n mir ganj anber§ öorgeftellt." Slid^t 
nur mirb im fönd^t — toieberum ganj na(!^ ^ean 5J5aufö SIrt — 
ba^ 93ud^ felber nad^ Sapiitl ober ©eitenjal^I gittert; ®obmi 
erfWrt: „®ie§ ifl ber leid^, in ben iäi ©eite 266 im erjien 
Sanbe falle" ober fragt 9Karia: „ . . . toa^ toolöen Sie ©eite 
281 mit ben {Hllen iäid^tern?"; ober man ^ptiäft bon ber Stelle, 
„n)0 SBerbo @enne ©eitc 126 fingt". 3lod^ bermel^rt »erben bie 
@j}iegelungen unb 8Biberft}iegeIungen, bie nad^ gr. ©d^Icgcfö 
^Programm ber romantifd^en 3ronie eigen finb, inbcm enblid^ 
aud^ ber unter feine eigenen ®cfd^dj)fe öerfe^te SDid^tcr ÜKaria 
ftirbt. 6r l^abe fid^ bei ber 8(u§arbeitung be§ iWtiten ZtiU ju 
lobe gelangtoeilt, l^eifet e§. Unb eine fragmentarifd^e 3fortfe|ung 
erjäl^It feine le^te Sranfl^eit. ®nergifd^er lonnte ber ®id^ter — 
nad^ romantifd^er Stnfid^t — fid^ nid^t über fid^ fclbft erl^eben, 
aß totnn er fid^ felber fterben iie| unb bon feinem eigenen S^obe 
berid^tete. 

3)iefe ©d^erje romantifd^ironifd^r ©rjäl^Iungen fe^en fid^ — 
unb barum öerbienen fie naivere Sead^ung — burd^ ^af)iit^nte 
fort. 3mmermann3 „(£^)igonen" (1836) nod^ laffen gegen ba^ 
(Snbt f)xn ben SSerfaffer in ben ßreis feiner {Romangeftalten ein- 
treten; bie beteiligten Icfen, toa^ er über fie gefd^rieben ]^at,unb 
geraten burd^ irrige Stuglegungcn in |)einlid^fle Sonfliftc. ©o* 
gar nod^ Smmermann^ „SJJün^l^ufcn" (1838/39) arbeitet mit 



©tcrneiS ©d^ule. 133 

bcttt ©ud^inber, fo toic cinfi ©terne unb Scan 5(5qul bcn S'ud^^ 
brudEer J^crbciBemül^t litten. Srnmcrmanng Slontan beginnt, an*» 
geblid^ burd^ ein ^crfcl^cnbeS SSud^binbcr^, mit Sapittl 11; 
unb erft naä} bcm 15. äapittl folgen bie erften jcl^n. (Sine Sorte* 
fjjonbenj beg SSerfafferS mit bem 93ud^binber barf nid^t fel^Iert. 
ailerbingg jiclte btefer »ud^binberfd^ers auf 5ßödtIer-3Ku§Iau§ 
„©riefe eineg SSerftorbcnen" (1830 f.), bie im erften ^avbt bit 
Siummern 25—48 bringen unb im jnjeiten bit Jßummern 1—24 
nad^tragen. ^offmannä Sater 2Rurr benugt bei ber SRieberfd^rift 
feiner ,,2eben§anfid^ten" (1820—22) ^^äufällige aKafuIaturblöt»* 
ter", bie ber 39iogra|)]^ie beg Sa^)eUmeifter§ ^o1)anne^ Srei^Icr 
entftammen, teil§ gur Unterlage, tcifö jum 2öf d^en. 8lu§ SSerf el^en 
toerben biefc Slätter mitabgebrudtt ; bal^er bred^en SRurrö Se* 
rid^te immer loieber mitten im @a|e ab nnb toed^feln mit' einigen 
©eiten au§ Srei3ler§ Seben. 

Unfercm ©efül^I erfd^einen fold^e ©d^erje öcraltet unb loir* 
fungäarm. S)iefe§ geijlige ^cuertoerl t)er|)ufft ju rafd^, unb toir 
l^aben nur ben ©inbrudf einer faft jrtjedlofen Scrfldrung. S)od^ 
bie {Romantif felber l^at nod^ gelernt, au§ ber ©timmungS«* 
bred^ung ftärfcre@ffclte ju Idolen. ^ e in e toar e§ t>orbe]^Iten, in 
5ßrofaunbSSer§bieromantifd^e3ron{e mit franjöfifd^cr^ointen^ 
ted^i! JU öcrIniH)fen, bie romantifd^e ©timmungöbred^ng jur 
©d^lu6^)ointe ju öertoerten. 8lm gelöufigften finb jcbermann 
bie iltufionjerftdrenben ©d^Iüffe feiner ©ebtd^te. 2lm ©d^Iuffc 
be§ „@eegefj}enjl§" (3?orbfee l, 10) loill ber S)id^tcr, öon bem 
Stnblidf ber tief unten im 9Keer erfd^auten ©eliebten gefeffeft, 
fid^ in§ SBaffer fiürjen; bie garbengebung ifl ftarl genug, baß 
toix c§ glauben; ber Äa^)itän aber f)&it if)n jurüdf mit bem berb* 
j)rofaifd^en, bie ©timmung be§ ganjen ©ebid^tä jerjlörenben S^" 
ruf: „Soltor, finb ©ie be§ Seufeß?" 3m „Oolbenen Xop^' 
(1, 184) l^atte (S. X. ?(. ^offmann genau benfclben SBi^ fid^ ge* 
teiflet. STber nur ^eine erjielt mit il^m einen blenbenbcn ©d^uß* 
effelt. ©döIugt}ointen, bie teigig bie im (Sebid^t fclber toad^ge* 
rufene ©timmung öernid^ten, l^atte fd^on (Sellert ben fjtanjofen 
abgefel^en; $eine erlebt bie @d^Iu6i)ointc in§ Slomantifd^e, in^ 
bem er bie 5ßointe gegen fid^ felbft, gegen bag 3c^ i>^^ 3)id^ter§ 
feiert, unb inbem er mit bem ©egenfag be§ Iont>entionenen 5ßl^v- 
liftergefül^K unb be§ ®nt]^ufia§mu§ eine§ S)id^ter]^erjcn§ ar- 
beitet. aJiinbejleng ebenfo fd^Iagenbe ©ffefte erjtclt feines 5ßrofa. 
©ternc liebt bie ^po\\opt\t unb ben ®eban!enftrid^. ÜKel^rerc 



134 VII. a)ic 2)tc^tung bcr SRomantif. 

Seilen ®eban!enflrid^c beuten geJ^eimniSöoII auf unfagbare 6r«* m 

lebniffe l^in. ^cine fingiert, bai bie S^^fu^ ^^^ feinen lejt ^?n 

übel jufammengeftric^en l^abe; ba^ ganjc 12. Sa:pitel be§ Sud^eS raji 

,,2c ®ranb" beftel^t fa|i nur an^ Qtn\nx\txiä)en, bie borgeblid^ inb 

bott bem leytc be§ Stbfd^nittS nur bie SBorte: „S)ic beutfd^en lietf 

Senforen 2)umm!öpfc " übriglaffen. S^ f^ ft)i^^n k j 

©d^erjen litten mebcr ©terne nod) ^ean 5ßaul nod^ bie Slomantif iein, 

ben Sud^brucfermi^ ausgebeutet, ^einc gel^t nod^ mcfter: er bc^ ,iom 

reitet SBifeJJointen feiner 5ßrofa biete ©eiten frül^er öor. S)te |je(te 

Ännjenbung be3 ^unbegebetS ,,0 $unb, bu $unb — bn bift 'mh 

nid^t gefunb . . ." auf Äörtig Subn^tg t)on ©a^ern (Slftcr 4, 510) jiteji 

i|i jel^n JJoHe ©citcn früher angebal^nt (@. 500) unb toirft eben«« 1 |o( 

barum fo treffcnb. 8ii 

Unter ^ine§ ^anb ift bie romantifd^e gronie ju il^ren be^ , i^a 

rcd^netften SBvrIungen gelangt. 6in ^orntlünftler öon un* bat 

gemdl^ttlid^er SSirtuofität, l^at er in ber romantifd^en 3ronic ein i|t 

SBerfjcug gefunben, baS feinem SBi^e unb feiner fünftlerifd^en ^ 

Anlage öorjüglid^ entf^jrad^. Äunftreid^e Sunftlofigfeit ift ba^ % 

Äennjeid^en feines ganjen ©d^affenS. SDic romantifd^e 3ronie dej 

aber cntbinbct bie SBillfür be§ SDid^terS unb lögt il&n jerftörungS^ g^ 

luftig t>emid^ten, ma§ er fclbft erbaut l^at. 39ei ^cine mirb bcr j^^ 

©d^ein bcr SBilllür unb 3etftdrung§Iuft f eftgcl^alten ; aber bie |i( 

SBirfungen bicfcr fd^einbarcn SBilflür finb aufS genaucftc öor*- (^ 

auSbereti^nct. ©elbft SJrcntano, ber aU SRcnfd^ nnb S)id^ter, g, 

in 5ßrofa unb in Scrfen ipeine urd'Cttoanbt ift, l&at nid^t bie {\ 

©d^Iagfraft unb bie Srefffid^erl^eit J)on §eineS SBi^. Sl^m toie u 

allen romantifd^en 3ronifern, auä) Zkd, genügte c§, jean* ^ 

t)aulifd^ ben Sefer auS bem Sampfbob ber Siül^rung in ba^ x\ 

Sül^Ibab ber ©atire ju ftürjen. SRomantifd^e Steilheit belüäl^rt j 

fid^ in btm i&^tn S33ed)fet ber ©egenfö^c. GS bleibt aber bei ( 
einem ftetcn SScrneinen. ^eineS SBi^ gibt ^ofitiöeS aud^ in ber 
Siegation. Unb barum erfd^eint er tt)ie ein ft)ifecS ©tilett neben 
bem flum^ifen ©d^njcrtc, als baS unS l^ute mcift ber ftim^ung* 
bred^enbc @ffeft bcr romantifd^cn Simonie fid^ offenbart. " 

^einc nimmt bie romantifd^cn Icnbenjcn t)om ©tanb^iunft 
beS ffünftlerS, er fud^t alle lünftlerifd^e SBirfung il^nen abju^ 
gewinnen, bercn fic fällig finb; aber er benft nid^t baran, bie 
tieferen JSftfid^en ju erfüllen, auf bie jene romantifd^en Xen*« 
benjen abgeftelft maren. 91IS tomantifd^er ^ronifer i^at er baS 
Problem ber „Sranfäenbental^joefie" nur flüd^tig erlogen. @]^er 



^einc. 135 

mar il^m romanttfd^e 3laturt}]|tIofoj)]^tc tuid^tig; ben lün^lnu 
fd^cn 3lct5 ber Siaturbcfeclung unb ^'burd^gcifttgung, bcr SJct* 
menfd^Iid^ung ber Slaturcrfd^etnungen l^at er ftar! cmj)funbctt 
unb funbig jur ©eltung gebrad^. SRod^ toeit mcl^r iebo(§ alä" 
Siedf ift er ber öirtuofe @cl^auf^)icler, ber alle ©timmungen^ 
bie feine Sunft öerlangt, barfteüen lann, ol^nc il^r ©Haöc ju 
fein, ol&ne öon il^nen überwältigt ju werben. S)a§ ganje SRe^ier* 
toire romantifd^cr 5ßoefie lel^rt bei ipeine toieber; bod^ nur fel^r 
feiten unb nur in feinen -erften Anfängen glaubt er an bie ro* 
mantifd^en ©timmungen, bie er wad^rufcn will, freier unb 
freier Bewegt er ffd^ in beut rontantifd^en S^uhtxQaxtm ber 
5Poefie. Unb barum l^at er auä il^m weit ftarfere fünftlerifd^ 
SBirlungen gel^olt aB bit Slomantifer, bmtn ber ®eift widriger 
war afö bie gorm, ba§ Sebcn intereffanter atö bie Äunft. ®bcn* 
barum ift er ber Überwinber ber {Romantif geworben, Weil er 
il^r Sefteg Verwertet, ol^ne fid^ fetter in bie ^effeln ber So* 
ntantif Werfen ju laffen. S?erglid^en mit ©eine erfd^eint bie große 
aKe^rjal&I ber ed^teften Stomantifcr wie S)ilcttanten. ^tnn er 
befigt „Slrd^iteftottif im l^öd^ften ©inn, biejcnige au^übenbc 
Sraft, weld^c erfd^afft, bilbet, f onftituiert" ; ber Slomantiler 
ftrenger Obferöanj „^Cit batjon nur eine 8(rt bon Stl^nung, gibt 
fid^ aber burd^auä bem ©toff bal^in, anftatt il^n ju bel^errfd^n" 
(©oetl^e, ©d^ema über ben 2)ilettanti§mu§> SBeimarifd^e "äu^" 
gäbe 47, 326). 9iomantifd^e Äunft Wirb oft burd^ bie gebaut 
lid^e Saft, bie fie ju tragen l^t, ju 93oben gebrüdtt. (&in cd^tec 
unb groger 2)id^tcr toit Siobaliö l^ätt eS für mdglid^, feine ge* 
]^etmni^t>onftcn unb intimften, allertjcrfönli^ften unb fd^Wer 
nad^jufül^Ienbcn natur^)]^iIofot)]^ifd^en Überzeugungen in baS 
SKärd^en beS „Oftcrbingen" l^ineinjugel^eimniffen. S)ag er ÜKär- 
(^tn öon entjüdfenber grifd^e fd^affen lann, aud^ wenn er il^nen 
tiefen feelifd^en unb ibeellcn ®el^alt leil^t, bezeugt feine dx^lif)^ 
tung bon ^^agintl^ unb SRofenblütd^en. 3m SRär^en be§ „Öfter* 
bingcn" aber !ommt bie 5ßoefic nid^t ju il^rem {Redete; fie ringt 
umfonfl banad^, eine fünftlcrifd^e gorm für fulturl^iftortfd^i^, 
naturt)]^irofo|)l&ifd^ gerid^tete ©|)eIuIation gu erobern. 

©eine trifft mit fünftlerifd^cr Seid^ttgfeit ba^ 3iel, ba^ 
aud^ ben Slomantifcrn borfd^webte: bie Siatur, anorganifd^e 
wie organifd^, in ein menfd^Iid^ fü^Ienbeg, burd^getftigteS Sleid^ 
ber 5ßoefie umjufd^affen. (£r Inüp^t ba an, wo aud^ bie ro* 
mantifd^en Xl^eoretifer bag ^iraftifd^e SSorbilb il^rer ^»oetifd^cn 



136 Vn. 2)ic 3)tc^tunö ber SRomantif. 

,,P^ftf" fanben, junä^fl bei ©octl^c. Son frül^ auf l^tte 
@oet^c§ S^ril in befccften unb öcmtcttfd^Iid^ten SJaturerfd^ei^ 
ttungcn cöcnbie neue Ttt)Ü)oloQit ju fd^ffcn Begonnen, nac^ ber 
bie aiomantifet verlangten. ®oe% nal^ für fi<i^ baö SRed^t 
in "änlptuä^, mit m^tl^ologifd^er @d^fij)fung an ber ©teile cin^ 
jufefeen, too ^irimitiöc SSöIfer il^c SK^tl^oIogie ftd^ pred^tge«- 
flaltcn: er liel^ ber SRatur feine eigenen ©efül^Ie. ®Ieid|5citig 
ntit (Soetl^c fd^uf ^dlt^ eine mm SK^tl^ofogie beg 5rül^Iing§. 
Seibe trieben toeiter, toag beutfd^S SBoflgKeb unb beutfd^er 
SKinnefang Wngfi geübt J^atten. 3ft ^^ bod^ urältefter Sraud^ 
ber S^ril, mcnfd^Ii^eS Scib unb menfd^Iid^e greube in bie SBelt 
ber Üiere nnb 5ßflanjen l^incinjulegen. 3)er 5ßerfcr fingt öon 
beut SiebeSmerben ber Siad^tigall um bie fllofe, ganj toie im 
beutfd^en SSoflSIicb ber Snabc baS aflöSIcin brid^t ober ba§ 
Sdujiein ffogt, baß il^m ber ?tfl cnttoid^en, auf bem eg rul^en 
toollte. 99Iumen^ unb blütenreid^, meifl aud^ bie ^id^tung bed 
17. 3öl^t]^unbert§ ber JRomantif btn SBeg : ©rentano lann öon 
bem Siebe nid^t loäfommen, in bem ber ©d^nittcr lob bie S3Iü^ 
ttn l^inmäl^t ; Senau blidft bemunbemb unb eigene Äunfi betoujlt 
anlnü^)fenb jur SRaturf^mboIil fjriebrid^ @J)ee§ tmpox (A @. 

338 ff.). 

Sen au ift öiclleid^t nod^ um ein loenig mel^r romantifd^r 
3:]^eorcti!er afö ^eine. @r tt^ill SRatur unb SKeufd^enleben ju 
einem britten „Organifd^tcbcnbigen" öerlnüjjfcn, ba§ f^mboUfd^ 
bie l^dl^erc gciftige ©in^eit öon Siatur* unb SKenfd^enlebcn bar* 
fiellt. ©eine Slaturm^tl^ologie ifl toefentlid^ fd^ärfcr beobad^tet 
unb finnlid^er gefd^aut aU bie $eine§. SHte menfd^Iid^en Söge, 
bie abflralten Gegriffen, toie bem gtül^Iing ober ber grül^Iingg" 
morgenflunbc, au^ licbeöoller ©efd^auung ber Slatur geliel^en 
merben lönnen, öerbinbet er gu einem ©angen: er fielet bicfc 
©egriffe roie SRenfd^cn ftd^ beroegen, fid^ freuen, leiben unb 
fierben. ^eineg befeelter S^uhti^arttn ifi ganj frei au§ einer 
?ß]^antafie ermad^fen, bie jefet bie fd^ioülen 3)üfte orientalifd^cr 
Vegetation unb bann bie fräftige Suft be§ beutfd^n S35albeiSS 
atmen läßt. 89aß) fid^ern unb lofen bie SSeitd^en, balb jittern 
bie SotoSbtumen jum SKonbe tmpox. 3)a§ Firmament ft)iett 
mit; unb baS SiebßngSfelb öon $eineg ?ß]^antafie, ba§ SWecr, 
fd^enlt il^m bie lül^nflen nxü> bie braflifd^flen SSerquidfungen öon 
menfd^fid^cm ©raud^e unb 3?aturöorgang. 3ftcie ?ß]^antafie* 
fd^öpfung fommt aber aud^ l^ier jur SK^tl^enbilbung: in bem 



eä)t ©cinefd^en fOlt)tf)o^ twn Suiw unb @oI (Sic Ißorbfcc I, 3), 
ober toenn d^rtftlid^c ©laubenöf^mbolc ing Scbcn bcr itctc 
l^incingebeutct iDcrbcn (Steuer fJrüJ^Itng 9). 

®ag eigctttlid^e <Se!&ict bid^tertfd^er SScrtpertung bcr neuen 
natur^)]^tfofot}]&ifd^en 3W^t]^oIogtc ttJirb tm romanttfd^cn ffreifc 
ba^ SRärd^cn. Ooetl^cg „3Rör(J^en" (1796) in ben ,,Untcr^ 
l^altungen beutfd^er 2tu§gcmonbcrten" n?irlte alS lodtenbcS SSor«* 
biß). 3^ feinem, lünftlcrifd^ctn ©innc f|)ielte ©octl^c l^ier lebig^ 
lid^ mit bcr SRdglid^fett tieferer Stu^eutung. ®ic 5ß]^antafie 
^ al^nt l^inter ben reichen ©übern be§ „SKard^cnd" bebeutfamte 
' Sfnfd^auungen unb legt il^ncn gern unter, toa^ ®oetl^c felber 
niemaß l^ineingclegt l^otte. 5ßoöaIi§ aber ober ©l^miffo in 
„Stbelbert^ gabcl" toollen UJirMid^ ein ®cbanfengerip})e mit ben 
Slüten ber SKärd^en^jl^antafie fd^milcfen, fie tvollm mit Tt&xä^m" 
f^tnbolen @r!enntni§ fd^affen. S)er romantifd^c SKagier foM fid^ 
afö $]^iIofo|)]^ bemül^ren. 

freier [(i^altct S^iedf mit natur|)]^iIofo|)]^ifd^cn ©runbanfd^au^ 
ungen. 2>aS Xl^ema feiner äRär^en, auf eine natur))]^Iofo«^ 
pf)i'\d)t iJormel gebrad^t, ifi: jn)if(^en bem aWenfd^en unb ber 
Siatur befinbct fid^ feine unüberfleiglid^e SKauer, in ber Siatur 
l^errfd^t ein Sül^Icn, baö bem menfd^Iid^en tucfen^berttjanbt ifi, 
im SKenfd^en lebt nod^ ein @tüdt Sttatur. SBid^tiger ift biefem 
®id^ter, bie Siaturlraft im SRenfd^en nxü) ba3 mcnfd^Kd^e Seben 
in ber Slatur öon il^rer bebrüdtenben unb jerftdrenben Seite 
ju jeigen, afö ba^ Sefreienbc bcr 9latur|)5itofoj)]^ic gu offen*» 
barctt, bie ben Oeifi in bie 9iatur unb eine natürlid^e ®efe|Iid^feit 
ins SRenfd^enbafein bringen toill. 3n Xkd^ SRärd^en gelten bie 
SKenfci^n an htm ®rauen jugrunbe, ba§ il^r feltfam toiber^ 
f|)ru^§t)one§ SSerpItni§ jur Slatur in il^nen toad^ruft. 

atbermaß muß liedE jugebilligt werben, bai leim Süifd^u^ 
ung k^on 92atur nnb SDtenf^entum unb burd^ biefe baS ^anpU 
motit) feiner äRärd^cn il^m juteil gen^orben toat, tf)t er t)on 
romantifd^er 5ßatur})]^iIofo^)]^ie ettoa^ ipugtc. SBic ber „®e- 
flicfclte ftater" im redeten Stugenblidt l^ertjortrat, um ber neuen 
Il^eoric bcr ^xonie unb bcr reinen ftomöbie gum (£f emjjel ju 
bienen, fo fommen im felben ^a^xt 1797 ©d^ellingg erfie natura 
t)l^itofot)]^ifd^ ftunbgebung unb Üiedt^ „©tonbcr SdEbert" l^erau0. 
3Rit biefer S)i(^tung beginnt 3:icdE eine SReil^e bon Sttaturmärd^, 
bie er im „®etreucn Sdtert unb bem 3:annen]^äufer" (1799) unb 
im „Slunenberg" (1803), bann in mehreren unbcbeutenbcren 



138 VII. a)tc 3)tc^tuttQ bcr Siomanti!. 

SScrfud^cn fortfe^t. SKcl^r unb tncl^r finbct fid^ in t^ncn liecfä 
SRaturauffaffung unb bie 9?atur^)]^iIofoj)]^ie jufammen. S)ie SBcIt 
beg Sergmannö, bcn ©d^ülcrn bc§ jjrcibcrger (Scologcn 8(. ®. 
SBerner toert unb mid^tig, tion SRoöaliS im ,,Oftcrbingen" ber^ 
Märt, tüirb nun aud^ öon liedt erobert unb entmidfelt fid^ ju 
einem 2iebKng§yd^aut}Ia^ romantifd^er 9?aturbefeclung. 2)er 
,;8flunenberg" fommt auf fold^e SBcife ber 5J5]^^fif ber ^omön* 
tilcr fd^on fo nal^e, bafe $. ©teffenS, ©d^elling^ getreuer ©d^üler, 
0,2Ba^ id^ erlebte^' 3, 22), il^n auf feine eigenen ©rkbniffe unb 
auf einen 93erid^t jurüdEfül^ren fonntc, in bem er liedt bie @tn^, 
brüdfe einer ©eereifc öon ^optxif)aQtn naä) ber gelfenfüfte SRor* 
megen§ vorgetragen l^atte. 2)ennod^ bleibt ber bejeid^nenbc Un^ 
terfd^ieb bcftel^en, bag bie 9iatur^)]^iIofot}]^cn ba§ 2i(|t be§ Se*» 
mugtfeinä in bie 9?atur tragen moHten, loäl^rcnb liedE bem 
(Seifte be§ SRenfd^en aulL bcr 3?atur bum|)fe Setdrung erroad^fen 
lägt. S?on entgegengefe^ten ^ßofen gelten fie au^: bort erl^ebt 
man ba§ Unbeipugte in bie ®p1)'dxt be§ 95emugtfein§, l^ier taud^t 
bie 5ß]^antafie in bie berüdfenben liefen beg Unbewußten l^inab. 
2fu§ innerften ©efül^Berlebniffen liedfg ift ba^ ermad^fen; e§ 
bereitet fid^ allmäldlid^ öor unb finbct öor bem ,,89Ionben ®df^ 
bert" fd^on feinen Stu§brudf in bm aKörc^en ,,Sttabir" be§ ,,811- 
manfur" (1790) unb in ber Oefd&id^te „S)er grembc" (1796), 
flingt auä) in anberen jugenblid^cn SSerfud^cn an^). Sür ben 
Sauber,. für ba^ SSeftridfenbc unb ba§ (Srauen be^ einfamen 
SßJalbeg finbcn bie refrainartig hjtcbcrfel^renben SSerfe öon bcr 
„SBalbeinfamfeit" im „Slonben ©dfbert" einen fo ed^t Hedf«» 
fd^en 8(u§brudf, ba^ SB. ©d^Iegel fd^erjenb in il^nen bie Ouint- 
cffenj txon Xitd^ S)id^tung feftftcHen burfte. 

3)ie 9?eigung, btn läl^menben ©d^retf be§ ©raucnl&afteu HS 
auf bie Ißeigc au§juIoften, fül&rt Üietf in feinen aUererflcn {u* 
genblid^en SSerfud^en in unmittelbarfte fft'af)t einer ©d^td^t niebri- 
ger UnterJ^altung^Iitcratur, bie gegen ta^ (Snbe bc^ 18. Sal^r«* 
^unbertg l^in bm fUlaxti mel^r unb mcl^r bel^errfd^t. 3m ®e^ 
folge be§ (Stürmet unb 3)rangeg leiten JRitter* unb Stöuber^ 
romane ju biefen ©d^auerromanen meitct. ©emeinfam ift il^nen, 
ben aJJenfd^^n in bie geffeln einer ungreifbaren, fd^einbat über*« 
natürlid^en unb allmäd^tigen SScrbinbung hjel^rloS ju öerftridfen. 
©d^irierg „©eiflerfel^er" (1789), bem SiedE auä) im „SBilliam 



1) »01. ?R. »ena, ajjörc^enbid^tunö ber ^omontifer, 1908, @ 102 ff. 



2)05 SBunbcrbare. 139 

Sobcfl" nad^bilbenb folgte, tonxbt ba§ unerreid^te SSorbilb btefer 
f J}annenben unb auftüül^Ienben ©rgäl^Iuttöen ; ba^ SBunberbare, 
öott bcm fic ju bcrid^ten l^aben, cnt^)^)^)! fid^ bei il^nen, mie 
bei Sd^iller, meift aU SSerftanbe^trug. S. g. ©d^neiber (S)i€i 
Freimaurerei unb il^r (Sinflug auf bie geiftige Äultur in ÜBeutfd^ 
lanb am ^nbe beä 18. Sal^rl&unbertg, 1909) erblitft in ber 
ganjen ©rfd^einung ben 9?ieberfd^Iag öon SSorftellungen, bie tion 
ber entarteten SRaurerei toad^erufen rtjorben n?aren: bie alU 
mä<i^tigen Oberen, bie na^ eigenem ©utbünfen mit il^ren Unter*« 
gebenen tpie mit ©pielbällen öerfal^ren, finb in ber Siteratur 
be§ entarteten 9Kaurertum§ fidler ebenfo lüie l^ier anjutreffen. 
2ttö bid^terifd^e^ Slequifit erfd^eint, gleid^ anb^ren SH^^ i>^^ 
Sßaurertumä, ber ©eJ^eimbunb, ber, felbft unerreichbar, aug ber 
gerne ba§ Seben eine§ SRenfci^en lenft, anä) in Ooet^eö ©d^ö^)* 
fungen, bor allem in ben „Sel^rjal^ren", natürlidC) aber aud^ in 
S)id^tungen ber 9iomantif. liedf lieg fid^ ba§ niä)t entgelten unb 
arbeitete in feinen Stnfängen breift brauf loa mit einem ganj 
unromantifd^ SBunberbaren, ba^ nid^tS Übernatürlid^eö in fid^ 
trögt unb jule^t aB bloge ©inneStäufd^ung fid^ ent^)u^)|)t. 8(uf 
feinen sputen trieben iau<^ anbere Slomantifer ba^ gleid^e 
|)anbtoerf unb riefen bie falfd^ Sorftellung tvaä), al§ ob gro^ 
tegfe SSermcrtung be§ ©d^auerlid^^SBunberbaren allein fd^on 
JRomantif fei/n^öl^renb fie bod^ bereite bor ber fRomantif in ben 
liefen ber Unterl^altung^Iiteratur tvuä^ext 3)erfelbe SiedC aber 
entbedCte für bie Stomantif aud^ ba^ SJunber, bag nid^t SSer^ 
ftanbeStrug, fonbern innere! 6rlebni3 ift, ba§ nid^ auf berougter 
©inneötäufd^ung rul^t, fonbern auf ber Stimmung be3 ®emüt§. 
@oId^§ SBunber entf^rid^t ber ©eele beS Somantiferg, bie burd^ 
bie ipülle ber ©innentoelt l^lneinblirfen m^d^t in baä ©el^eimniS, 
ba^ l^inter biefer ^ülle berborgen liegt, bie al^nung^boH tröu** 
mcrifd^ nid^t in bem SttltSglid^cn unb 8KIberftönbIic|en, fonbern 
im ÜberfinnKd^en bie SBal^rl^eit ergreifen möd^te. 3" i^r f^)rid^t, 
ma§ gegen anbere ftumm bleibt: bit befeelte unb bie unbcfecfte 
9?atur. ®ef^)cnfter, (Slfen unb fjcen tpcrben in fold^er Stnfd^au** 
ung ba^ ©elbfiberftdnblid^e, ja felbftberftänbüd^er aU bie ^f)x- 
lifter, bie |agau§ tagein bie SBege be§ fllomantiferS freujcn. 
3liä)t atö tl^eoretifd^e Srmägung, wie in iparbenbergg Oebanfen* 
f^)tittern, fonbern al§ finnfällige SBirflid^feit trat bem jungen 
iicdf biefe il^m urbertoanbtc 2Bett in ©l&afefjjeare entgegen. S)a3 
erftc SBort, ba§ ÜiedC über @JaIef^)eare ber 2Beß ju fagcn l^attc, 



140 VII. 3)ie 2)id^tttnö bcr SRomantil. 

eine Stb^anblung, btc et feiner ScarBeitung beg ,,@turtttö" 
(1796) Beigab, erträgt benn an^ gleid^ ba^ SSunberbare in 
S]^afef^)carc^ @dÖT8^)fungen, nid^ jule^t im „©ommcrnad^tS'* 
ttaum". S)iejteg 9ionmntifd^S33unberbare mit eigenen, n?enn aud^ 
öon @]^afefj}eare öcrmel^xten SWittcIn lünftlerifd^ ju öcrlüirllid^cn, 
mar liedE burd^ bie ncrödfe geinl^eit unb Sebcnbigfcit feinet ®e* 
fid^t§^ unb (Sc^rgfinncS befonbcrg befäl^igt. S)a§ glüftern beä 
cinfam raunenben SBalbcä, ba^ glimmern unb 3ittcm, SSäallcn 
unb SBogen feiner Sid^ter unb ®ä)atttn toat feinem beutfd^cn 
ßünftler öorl^er gleid^ finnföllig aufgegangen. 

yttbtn btn 3ttuber be§ SBaltel tritt in gouquög ,,Unbine" 
(1814) ber Sauber be§ 2Baffer§. fjouquö gel^t ilofflid^ über SCiedt 
j)inau^, aber er l^at nur eine romanl^fte ®cfd^id^te ju erjöl^Ien, 
einen rül^renbcn SJorgong romantif4 aufju^iugen unb lann bie 
tiefeinbringcnben ©timmungötoirfungen nid^t auSMfcn, bie 
liedf^ 3?aturmdrd^en bergen^). SBeit bömonifd^er finb ^off*» 
manng SKärd^cn geartet ; ani) er öcrfe^t ben Sefer an bie ©teile, 
mo ©emugteS unb UnbemugteS in untrennbarer SSerfd^Kngung 
fid^ j>erfnoten. ffir fennt ani^ bie 2:iedffd|e Stimmung, bie au§ 
bem ®efül^I ber Unfid^erl^cit leimt, ob ein @rlebni§ SBirfUd^feit 
ober Üraum ifl. S)arum fonnte er in ben „Serglocrfen öon 
galun" (1819) bem „SRunenberg" Xkd^ eine longeniale JJeiflung 
anreil^en. ^offmann§ SKörd^enbid^tung aber loirb nod^ bux^ 
bie SBeiterbilbung romantifd^er Slnfd^auungen bon 9Kagie be* 
bingt, bie an ben 3?amen ©ottl^ilf ^tinxiä) ö. ©d^ubertS fid^ 
fnüt)ft. ©d^ubert l^at ja ©offmann ben ©toff ju ben „©erg^ 
loerfen bon galun" gefd^enft 

4. Sie Slad^tfeite ber Statut. $. ü. ftleifl. 

S)ie 9?atur<)l^iIofo<3]^ie Icnite im fjjäteren romantifd^en S^^' 
alter immer mel^r jjf^c^ologifd^en Unterfud^ungen p. ©d^etlingS 
Änfd^auung, bie Siatur fei eine betoufete SntelUgenj, brängtc 
feine ©d^tttcr ju einer eingel^enberen 5ßrüfung ber Slegionen 
be§ geijligen 3)afein§, in bcnen ber Stufftieg jum Sett^ugtfeim 
fid^ öollgiel^t. S)en unbemußtcn Untergrunb be§ belou^ten 



1) Über bie tomanti{c^en|^tc^tungen bon ^tementargeiftem Qie fpteten 
in $eine« 3)i(i^ten unb gorfdben eine bebeutfame Sfloue) bgl. D. gtoetö 
©tubie (1908). 



2)fiagrietl«mui8. 141 

mcnfd^licl^ctt ScbcnS untcrfud^cn, l^ieg bic 6nth)tdEIung§ftufe bt" 
greifen, burd^ bic bic organifd^e 9?atur öom öcrnünfttgeit S)a- 
fein getrennt tpirb. @oI^e f^f^d^ologifd^c ä3eobad^tung nannttn 
bie SRomantiler : bie ,,3?ad^tfeite" ber 5Ratur flubieren. SRan 
behjcgtc fi4 baBet auf feent Säobcn, ber Itedfg 3Rlxtä)tn tragt. 3Ran 
folgte jugletd^ ben Slnregungen/ bie SRitter unb mit H^ JZoöalig 
gegeben f)aiten. S)urd^ SRe^mer toax SRitter junt ©tubiunt be0 
tierif<i^n SRagnctigntuä gelommen, ^atte biefcn in bem S^reiben 
ber ©omnambulen hJieberjufinben geglaubt (f. oben @. 46) unb 
loar bann ju Syljerintenten loeitergefd^ritten, bie il^n bi§ jur 
SJerhjertung ber SBünfd^elrute fül^rten. ©tcffenö, Surbad^, Ea- 
ru§/ öor allem ©d^ubert beioegten fid^ mel^r ober minber tjor- 
fid^tig auf bem gefäl^rli^en ®runbe. @d^ubertS ^,^^nbungen 
einer allgemeinen ©cfd^id^tc beg Sebenä" (1806—21) unb feine 
,,®efd&id^te ber ©eele" (1830) befd^aftigten fid^ befonberS mit 
ber unbehjufeten ©runblage ber Jjf^d^ifd^en ©tdrungen, mit ben 
ge]^eimniSi)onen (Srfd^einungen beS @omnambuIiSmu§ unb mit 
btm rätfcE^aften ^ntinanbexQXti^tn bcn^ußter unb unbehjufeter 
S^ätigfeit, bag ber menfd^Iid^cn ^f^d^ einen 5ßlafe auf ber '\(i)toan'' 
lenben ©renje ber natürlid^en unb ber Vernünftigen äBelt an^ 
juhjcifen fd^eint. ^d)ubext bot befonber§ in feinen ,;8(nfid^ten 
öon ber JRad^tfeite ber 5Raturtüiffcnfd^ft" (1808) ben bid^terifd^en 
©enoffen eine h^al^rc ^unbgrube tjon ijf^d^ologifd^ ^Problemen, 
bie nad^ Ifinfitlerifd^r 8(u§geftaltung Verlangten, ©eine ,/3^m* 
bolil beg IraumeS" (1814) fam öollenbg ben SBünfd^en unb 
StnflJrüd^en ber bid^tenben SRagier auf ©d^ritt unb iritt ent^ 
gegen. 3)a toax tatfdd^Iid^ eine h^iffenfd^ftlid^e ©etrad^tung im 
©inne öon ^arbenbergg magifd^em Sbealigmu^ unb feiner 
;,^^mncn an bie 3?ad^t" öerfud^. ©d^Iaf, Iraum, traumäl^n- 
K^c Suflönbe, bie ©fflafe — fic erfd^ienen aU SKittel öon Offen* 
barungen, bic bem n^ad^en ^en^ugtfein nid^t gugänglid^ finb. 
©d^ubcrt hjar überjeugt, ba^ im Iraume bie ©eelc fd^neller 
afö ber toaä)t irbifd^e äRcnfd^ ber @h)igleit fid^ naivere. Sin 
©d^ritt lueiter, unb ein 3lomantiIer t)on Sitftinuö ffernerä^ 
©daläge fonnte and) in (£))ile^fie unb äSal^nfinn neue Quellen 
m^ftifd^er ©rfenntniS aufjubedfen glauben. 

2)ie SRad^tfeite ber SZaturhjiffenfd^ft burfte um fo me^r auf 
bid^terifd^c SSertt)ertung Stnfljrud^ erleben, ba ja ©oetl^e il^r in 
feinen ..SBal^töertüanbtfd^aften" (1809) öolle SBürbigung unb 
breite SSem^ertung "^ttt angebeiJ^en laffen. 



142 VII. 2)te 3)i(i^tunö bcr 9?omanaf. 

S)er gaitjc SRoman berul^t auf einer naturj)]^iIofol)l^ifd^en ffon^ 
ftruftion: ber d^emif^e begriff ber '3Saf)lt)txtoanbt\ä^\t, ber 
affinitas ober attractio electiva, lütrb nid^t nur f^mbolifd^ mit 
feelifd^en SSorgängcn t)txlnnp^, öielmel^r lüirb angenommen^ ba^ 
im ©eiftigen loie in ber 5Ratur ein einl^dtlid^eg ®efe| l^errfd^e. 
überall fei, fo meint (Soetl^e, nur eine SRatur, unb auä) buxä)^ 
baä SReid^ ber J^eiteren SJernunftfreil^^it jögen \ii) bie Spuren 
trüber, leibenfdiaftUd^er 3?ottt)enbigIeit unaufl^altfam l^inburd^. 
3)a§ Jeigt: ®oetI|e betritt unb erforfd^t btn ©oben, ber ben 
SRomantifern nnb ©d^ubert aB SRad^tfeite ber SRatur galt. SBirf* 
lid^ f)at man erjäl^It, ©d^elling l^be &otti)t bie erfte Anregung 
ju bem SRomane gegeben. Stid^t nur inbeg ber Zitel unb 
biefe eine Qbee ber 3)id^tung finb naturpl^ilofopl^ifd^ gemeint. 
6ine ganje Sleil^e öon 6inäeIj)]^änomen«n ber ,,9?a(^tfeite" finbet 
Serüäfid^tigung ; in^befonbere ber SKagneti^mu^ unb ber @om^ 
nambuli§mu§ im ©inne SKe^merg, Stitterg unb ©d^ubertg ift 
ausgiebig öernjertet. ^a SRitterg (£f^)erimente mit ber SBünfd^el* 
rute, öon benen ©oetl^e burd^ ©d^elling^ gebrudfte unb burd^ 
i^egelö münblid^e SRitteilungen crfal^rcn l^atte, finb einbejogcn: 
Dttilie erfd^cint aU magnetifd^ tjetanlagt, aI3 Somnambule 
ober — Jüie neuere 5J5neumatoIogcn fagen — afö guteg SRebium 
(A@. 595ff.). 

.S)er äRagnetifeur unb bie Somnambule feieren fofott nad^ 
®oet^e§ SRoman toid)er in Strnimg ,,®räfin S)oIore§" (1809); 
mit öertoanbten SRotiöen finb bie ,,S)ronenn)äd^ter" (1817) S(r* 
nim§ unb feine JRoöelle ,,3ReIüdE SRarie aSIainöille" au§geftat<* 
'tet Sit S3rentano^ ,,3lomanjen öom 3lofenh:an§" toirb bie tote 
©ionbette mit ^^metallenen ©d^iben" toieber febenbig gemad^t. 
i&offmann öeröffentlid^t in ben ,,5ß]^antafieftüdEen in ®aKot§ 
SRanier" (1814"f.) feinen ,,HRagnetifeur". 3n bm ,,a5ergloerfen 
ju tjölun" fteigert i^offmann nod^ bie magifd^en SDtotiöe feiner 
SSorlage ©c^ubert. ,,3)ie Stutomate" (®rifebad^ 7, 95) fprid^t 
mit au^brütflid^em 95ejug auf ©d^ubertö ,,2(nfid^ten" öon ber 
Urjeit be§ menfd^Iid^en ®efd^Ied^te§, ba e§ nod^ in ber erflen 
j^eitigen ©armonie mit ber SRatur lebte unb ba bie 5Ratur ba§ 
tounberbare SBefen, ba§ fie geboren, nod^ an^ ber Sliefe il^reS 
S)afein§ näl^rte ; bamalg em^)fing fie ben SRenfd^en hjie im SBel^en 
einer ett)igen S3egeifterung mit l^eiliger äRufif. SRod^ in ber Suft* 
mufil ober leufel^ftimme auf Eet|Ion, bie felbft bem rul^igften 
SSeobad^ter tiefeS ffintfefeen ctnföge, äußerten fid^ l^utjutage jene 



SBal^ldemanbtfddaften. ^offmann. 143 

öernd^mlidicn Saute bcr 5Ratur. ^offmann toili fcttft in ber 
m^t bc§ ffurif^en ©affg äJ^nli^g erteöt l^bcn. 3m „Vin^ 
^eimliö}tn ®aft" (8, 94 f.) gcbcnlt er lüiebcrum ber leufefö*' 
ftintme. 2)tc .^^^antafieftüdfc" (1, 317) criüäl^nett ferner bie 
©timme beg ^^inneren ^oeten", Don bem ©d^ubertä „St)mboiit 
beö 3:raume§" §u ergäben n^eig. 2)ie ,,©eltfamen Seiben eineö 
Sl^caterbireftorg" (4, 40) t>ern)eilen be§ längeren Bei biefem 
5ß|änomen, bei biefem ,,rebehben (Semiffen": „Der ©j)iritu§ 
famtliari^ ]^üj)ft au§ bem S^iteren l^erauä unb ft)ri^t, ein un*» 
abl^ängig SBefen, l^inein mit fublimen SReben^arten." 2)ie innere 
©timme rebet fo laut, bag man fie hjie dntn %on au§ frembem 
SRunbe tjernimmt. S)ie SSorfteKung öom S)opj)eIgängertum bt^ 
gegnet fid^ I|ier mit 8(nfd^auungcn ©d^ubertg f. oben @. 16). , 

©elten l^at ja ein 3lomantifer bem Unter&e n?u6tfein eine fo 
Uxptxli^ greifbare Sorm geliel^en n^ie ^offmann. Gr fd^eint 
baburd^ ju einem unüberbrüd'baren 2)uali§mu§ ju gelangen., 
3toieft)äItig beginnt fein Seben unb im S^icfP'Jtt bel^arrt e§. 
3Kit jäl^er ©nergie bef)anpttt ^offmann fid^ felbft, n^al^rt er 
feine ©id^terejiflenj mitten in ööltig unbid^terifd^em Serufe. 6r 
felber ift Kein, ^)offierüd^, faft l^öfelid^ unb er fd^afft — ein 
SKagier im ©inne |)arbenberg§ — burd^ feine S)id^ter^);^antafie 
fid^ um, er läftt burd^ bie ^nft fid^ geitloeilig an^ ber un* 
itqntmtn SBol^nung feinet QJeifleS in bie SBelt beg ©d^önen 
em^)ortragen. 3)enfelben 5ßrojeg burd^Iaufen in feinen SRörd^en 
t^t)ifd^e Figuren, in bereu ffirfd^inung mir rafd^ ^offmanng' 
eigene 3^9^ entbedfen: ber l^agere Strd^iöariuS Sinbl^orft im 
„®ofi)enen Slo^jf" mit feinen großen ftarren Stujgen, bie an^ 
ben fndd^ernen ^^Itn be§ mageren, rungeligen ®efid^t§ loic 
au^ einem ®epufe l^rDorftra^Ien, mit feinen furiofen SRebenS* 
arten unb mit feinem bamaftenen ©d^Iafrodf: er öerloanbelt fid^ 
unöerfel^eng in bie el^rfurd^tgebietenbe Oeflalt be§ majcftätifd^en 
©alamanberfürften mit ^önig§mantel unb 3)iabem. 6r lebt ein 
boppeitt^ Seben; unb toit Sinbl&orft fo finb bk alte Siefe, ba^ 
tpfelmeib, unb (Bttptntina, bie 3:od^ter Sinbl^orft^, jugteic^ 
tJiguren ber ©eiflermelt, ift in „STein^ä^d^eg" grl. öon SRofen* 
fd^ön bie gee SRofabetoerbe unb S)oItor 5ßrof^)er Stlpanu^ ein 
3auberer unb ©c^üIer 3otoafter§, ift im „SKeifter glol^" i>k 
folette Sörtje Glöerbinl eigentlid^ bie 5J5rinjeffin ©amal^el^ öon 
gamagufta unb lo^ter beS S'öntgö ©efofig, il^r SSerel^rer 



I 



144 



VII. 2)ic 3)id^tung ber Slomantlf. 



I 



®eorge 5J5ej)ufci^ abtx tft bie S)tfitel Stf^txit'^), 2)urd^ bic äußere 
^üKe ben lüal^reit Sern ju crfenncn, tft nur 8(u§erlefeneit gc- 
ftattet, fo bem ©tubenteit Slnfclmug im ,,@oIbencn lo^jf" unb 
bem 5ßercgrittu§ I^g im „aReifter SfoJ". 3^^ innerer @inn 
jeigt il^nen baS n^al^re S3tlb, tuäl^renb bie ^l^iUfler, bie Son« 
reftor ^aulmann uxib SRegiftrator ^eerbranb, jebe 3)eutung, bie 
über bie ®renjen be§ gefunben SRenfd^enöerftanbcg J^inauSgel^t, 
atö ä93a]^n ablel^nen; l^öd^ftenS 9(I(o]^oI fann fie für 9(ugenb tiefe 
ju ©eifern maä)tn, Urromantifd^e Stnfd^auungcn finben ba il^ren 
bid^terifd^en SluSbrucf. ytoMli^^ Überzeugung k)on ber ilRagie 
ber 3)id^tung, bie bem äRenfd^en geflattet, über bie ©renjen 
feiner Sinnesorgane l^inau^äufc^reiten, Don bem SwftöJtb fünfl* 
ferifd^er ©Iftafe, ber bie SBal^rl^eit reiner öermittelt aK atteS 
S)enlen, liegt jugrunbe. Unb batmn münbct t(f)t romantifd^ 
aud^ ^offmannS 3)uali§mu§ in SRoniSmuS. SMag er immer ein 
hoppeltet 2tien gefül^rt unb in feinen äRdrd^en ba^ fieben im 
Sid^t be§ gefunben aKenfd^enöerflanbeS ju bem Beben im Sid^te 
be§ romantifd^en ©eJ^erS in bauernben ©egenfaj gebrad^t l^aben: 
ba^ einjig Saläre blieb au^ il^m bag SBeUbitb beS 3)id^ter§. 
Unb baS Slittergut, baS bem @tubenten StnfelmuS nad) feiner 
SSerbinbung mit ©erjjentina jufaKt, ift für il^n hjirKid^ ba§ 
SBunberlanb 2(tlanti§, in bem ber ffiinflang aller SEBefen uer*» 
toirWid^t ift. 3^ ftrengften ©inne ©d^Ieiermad^erS nxä> fjr. 
©d^Iegetö ifl ber fo oft alS 5ßl^antafl aufgebotene ^offmann 
jugleid^ befäj^igt gemefen, ba^ Unenblid^e im ®JtbIi^en ju er* 
blidfeU; unb jmar in txntmlBrü){xi^tn', Vd^ 'Tr'mir'T^ärf fitem 
Stuge beobad^tet. 3^nt eignet eine Sraft beS ©d^auenS, bie ben 
SteaKömuS (pattxtx Saj^rgel^nte beS 19. ^af)xf)nnbtxt^, tttoa bie 
göl^igfeit Äellerö unb Otto SubloigS, Originale ju jeid^nen, 
öomjegnimmt. ®r ftubiert mit bem SSergrößerungSglafe lounber^ 
lid^e ffirfd^einungen, feltfame, unjeimlid^e aWenfd^en; unb beu* 
tenb lagt er au^ bem SBunberlid^en ba§ SBunberbare ermad^fen, 
mit einer gäl^igfeit ber ©infül^Iung, bie in ber ©fijje ,,3)e§ 
SSetterS ©dffcnfter" ju biöinatorifd^cn liefblidEen gcimlid^fler 
©eelenbeutung fid^ erl^ebt. 

3)iefe S3eobad^tungSgabe Idgt anä) bad ßctlid^e bei ^offmann 
in öiel fefteren nnb fd^ärferen Umriffen erfd^einen atö bei ber 

1) SSgl. au(^ SR. 93ud^mann; gelben unb Tt&ä^tt bt» romantifd^en 
^nftmärc^eniS, 1910. 



SBunber unb SRcati^mujg. 145 

SRe^tjal^I feiner romantifd^en ©eitoffeit. Unb ipeil er baS 
SButtber in eine realifiifd^ gejetd^nete Umgebung öerfefet, meil 
er cg langfam aber fiid^er au^ bem bloß ffijunberli^j^n feimen 
lägt/ ift er ju ber flberrafd^enben %e(f)nil gelangt, mitten im 
Ijrofaifd^en 8tUtag§(eben,. in ßrtlid^Ieiten uon Scrlin ober ^reS^» 
ben, bie jeber täglid^ befd^reiten fann, ba§ SBunber lebenäföl^ig 
unb glaubl^aft erfd^einen ju laffcn. S)enn ebenbe^l&alb glildft e3 
il^m, ba^ SBunber mic cttoa^ ^rlebte§ ju geftalten. SEBol^I l^at 
aud^ aCrnim in ,,3föbeUe Don Äg^t)ten" (1811) unb in btn 
,;Kronenloäd^tcrn" bic SBelt be§ SSunberbaren unmittelbar neben 
realiftifd^ gefd^autc SBirHid^feit geftcKt; aber nur (£]^amif[o§ 
„5ßeter ©d^Iemi^I" (1814) reid^t an ^offmannö ^unft l^eran, 
ba§ SBunberbare an^ bem SBunberlid^en J^eröorgel^en unb ba^ 
bnxä) glaubl^aft erfd^einen ju laffen. 3)0(| im @egenfa^ aud^ 
äu Kl^amiffo bleibt ^offmann ber crflc, ber — lange beöor ber 
Zeitroman ju fold^en naturatiftifd^en ..ftül^nl^eiten" fd^ritt — 
.in ber ©rjäl^Iung bie 3?amcn öon berliner ©tragen unb 5ßlö$en 
ju eriüäl^nen n^agt. 3ft botS) biefcr Stomantifer, biefer ©el^er unb 
SKagier, einer ber erfien, bic nbttf^anpt 83erlin in bie l^öl^ere 
Siteratur eingefül^rt ^öben. 

2)a§ fd^arf realiftifd^e 8(ugc unb bie SReigung jur ,,5Rad^tfeitc 
ber 5Ratur" teilt ^einrid^ ö. ff I e i ft mit ^of f mann, fo groß 
anä) fonft bie ®egenfä|e beiber Segabungen finb. greilid^ n^irb 
ber ®egcnfa| oft fibertrieben. (Sern fd^Iiegt man ffleift an^ bem 
romantif(J^en ffreife an^ unb fiellt il^n befonberg jur 5rü1^*= 
romantiJE in @egenfa|. 3)a§ ift falfd^. 

SBenn meta^}]^k)fifd^e3 SebürfniS unb ba^ Sewugtfein bicfe§ 
SebürfniffcS ben SRoma;ttifer bejeidfinct, fo finb biefe 3ögc 
ffleift minbeftenS ebenfo eigen n)ie ^offmann. SRur feimen fic 
bei il^m au§ anbtxtn SSorau^fe^ungcn. S)ag entfd^eibenbe, ffleifi 
auf ba^ tieffle erfd^fitternbe ©ebanfenerlebni^ loar ber Sinbrudt, 
ben Sant^ erlenntni^tl^eoretifdfie Stufftellungen auf il^n mad^ten ; 
mid^tigfteg 3cii9tti^ ifi i>^^ S5rief an feine SBraut SBiD^etmine 
ö. StnQt öom 22. äHärj 1801. ffiinigermagen mit frül^romanti- 
fd^en Il^efen Derioanbt, loenn aud^ nid^t auS romantifd^er üuelle 
gefd^ö^)ft, mar bie SebenSanfd^auung, bie er „fd^on aU SnaW 
fid^ angeeignet l^at : ba% toix cinfi nad^ bem Xobt t)on ber Stufe 
ber SSeröoHfommnung, bie n^ir auf biefem ©terne erreid^tcn, 
auf einem anberen toeiter fortfd^reiten toürben. 3ta(S) nnb naä) 
fei e3 il^m be^l^alb jur „^Religion" geioorbcn, nie auf einen 

ll9{uQI 28S: «Salaet, S>futf(^e Stomantit 8. u. ft. «ufl. 10 



146 VI. a>ie 3)i(if|tunö bcr ^omanHf. 

8(ugenBItd j^ienieben ftill ju ftel^en unb unaufl^drltd^ einem ^i" 
jjtitn ®rabe ton 93ilbung entgegenjugel^en. 93ilbung fd^ien il^m 
ba^ etnjige Sitl, bad bed ^eftrebenS, SBaj^rl^eit ber einiige 
ditxä)tüm, ber be^ 93efi^ed toürbig fei. <S)er jut^erfid^tltd^e Glaube, 
ber SBal^jcl^eit teiC^ftig ju n^erben, mürbe il^m \)on ^ant ge^ 
nommen. @r fud^te, n^aS er auS ^aittd Sriti! j^erau^Iad, feiner 
Sraut iu k)erbeutlid^en: ,,SEBenn alle SRenfd^n flatt ber 9(ugen 
jrüne ®Iäf er "^jiUtn, fo iDürben fie urteilen muffen, bie ©cgen* 
länbt, toel6)t fie baburd^ erblidfen, f inb grün — unb nie hjürben 
ie entfd^ciben Mnnen, ob ij^r äuge il^nen bie 3)inge jeigt, lüie 
ie finb, ober ob eS nid^t eüoag ju i|nen l^ingutut, mad nid^t 
i&nen, fonbern bem Äuge gel^ört @o ifl eg mit bem SSerflanbe. 
2Bir Mnnen nid^t entfd^eibeu/ ob ba^, toa^ mir SBal^rl^eit nennen, 
toa^rl^aft SBal^rl^eit ift, ober ob e3 und nur fo fd^eint. 3ß ba^ 
Ie|te, fo ifl, bie äßaj^rl^eit, bie totr i^ier fammetn, nad^ bem Xobe 
nid^t mejir — unb alled ©eflreben, ein Eigentum ju erwerben, 
ba^ nn^ autS) in ba^ ®xab folgt, ifl öergeblid^" (5, 204). mit 
erfd^ütternben SBorten lünbigt er an, toie biefe @infid^ ij^n tief 
in feinem Jeüigficn Snnern öermunbet l^obe: „SRcin einjigeö, 
mein j^dd^fieg 3irt ift gefunfen, unb id^ l^abe nun leincS mel^r." 
(Sin faufÜfd^ed (&xUbni^, bem IBefd^eib bed (Srbgeifted gleid^ 
koirlenb, nmrb alfo aud^ steift burd^ ^nt juteil, unb gan^ 
faufiifd^ geflel&t er am 23. aRärj 1801 ber ©d^ioefter: „SRid^ 
e!ett t>or allem, toaS SBiffcn l^eißt" (ebenba @. 207). 

©0 tief unb fo fd^merjtjoH l^aben bie grül^romantilcr nur 
öereiujelt bie Folgerungen au§ ^ant^ ßel^rc t)erf^)ürt. S)ennod^ 
finb fie auä) U^ntn SSorauäfefeung für il^r hjcitcre§ 3>enlen unb 
SRingen geworben, ffiine überrafd^enbe SJerhjanbtfd^af t befielet öo^ 
tenbd jmifd^en ben Folgerungen, bie Zitd^ SBiKiam Soöell unb 
SIeift an^ ber Seigre Don ben ©rengen unferer ©rlenntnid sielen 
(f. oben @. 15 f.). 

Für ftleifi öfter ergibt fid^ ani bem ®ebanfenerlebniffe bie 
®runblage faft feiner ganzen fpäteren 3)id^tung. ffiinem 23orte 
©oetl^eg folgenb, J)at man an Steifte 3)ramen unb SRoo^Hen 
im einseinen nad^utoeifen t^erfud^t, baJ^ er auf SSermirrung beS 
©cfül&K auSgel^e; unb beg weiteren loarb fcfigefteltt, bag er 
bog öermlrrte ©effil^I loieber sur Älarl^eit fül^e. 3?id^t bead^tet 
tourbe, bag bie ©efül^föDerlüirrung burd^eg auf bcr Unfid^er^ 
l^eit feerul^t, in bie ber SKenfd^ burd^ bit unlösbare 3ft:age: „SBog 
ifl SBal^rl^eit?" Dctfcfrt ttnrb. 2)a3 Il^cma t>on ÄleiftS Did^tung 



^lelft. 147 

fönntc umfd^ticben werben : tvtlä^ fecKfci^n Sonflilte crftKUJ^fcn 
aus bet UnmögUd^Ieit trollet (£rfaf[ung ber 3&af)x^eit, meldte 
etl^ifd^ctt Solgctt l&at bie tl^coretifd^c Sef(§rättftl^cit beg SKcn- 
fd^ctt? SSetftanbc§ Irrtümer werben jur 55orouS[c^ung öon fitt* 
ftd^cn Srifcn. ©inneStäufd^unfl tnad^t bie ©d^roffenfleiner ju 
attörbern ii^rcr Sinber. Sllfmenc tm% niäjt, ba% fic Swl^^cr in 
S(m4)]^itrQonS ©eflalt umarmt l^t, bie ^arquife Don O . . . 
al^nt toirHid^ nid^t, toer ber SSater il^eS Sinbeä i% Ja fie öer- 
fennt lange il^ren eigenen duflanb. ^oJflfyia^ fyit irrige %x* 
fd^uungen t)on bem Segriff beS Sted^teS. ^entl^efilea glaubt 
tatfäd^Kd^ «td^iU feefiegt ju ^aBen. ®er Oraf öon ©tral^I meint, 
ber Xraum l^abe il^m in Sunigunbe feine fünftige Sraut geseigt. 
^omlBurg kuirb burd^ bie Ungen^igl^eit, oi @inneStäufd^ung 
ober mirflid^eg (Erlebnis in ber näd^tlid^en Ordnung bur^ 
9!atalie fid^ a&g.ef))iett l^at, ju atttn n^eiteren SSertDidEIungen ^t* 
trieften. QnS Äomifd^e gehjenbet ifl baS 5ßrobIem im „Qtt'' 
6rod^enen ^rug'": 3)aS ®pxtl mit ber SBal^rl^eit !ann fo lange 
l^inauSgefiwnnen totxbm, totil bie ©inne beS SKenfd^n fo un* 
juöcriaffig finb. 

,,aBenn ü^r eud^ totfd^fogt, ifl eS ein SSerfel^n": fo flingt eS 
l^öl^nifd^ au^ ben ©d^roffcnfteinem (SSerS 2705) un^ entgegen, 
©old^er ,,Serfel&en" ift SIeifitS ©id^tung übertjoff. 5Rur feiten 
n)irb bieg ^^SSerfcl^en" unmöglid^ ^tmad)t buxä) aufflarenbe Sr* 
l^ebung beS SRenfd^en über fid^ felbfi. 3)er feelifd^ SduterungS*' 
^rojeß, ben ber 5ßrins t)on ^^omburg burc^Iauft, läßt il^n über 
alles S^ren unb alle »Jel^Igriffe fiegrcid^ em^jorfteigen. SReift 
after jiel^t bie Älarl^eit, totnn fie fid^ enblid^ cinfiellt, tiut bie 
legten Sonfequenjen beS tragifd^en ÄonfliftS : ?ßent]^efüea tdtet 
ft(| \tSb% ßol^Il^aaS befteigt gefagt unb innertid^ gel^oben ba§ 
©d^fott. ©eläutert finb fie alle 5ule^t n^ie ^omburg, aber nur 
er brandet ben ®etoinn nid^t mit btm Xobe ju begal^ten. 

(ibtxi totil menfd^Iid^eS 2)en!en fel^Igreift, ift DoIleS ©lüdC nur 
in btm ib^llifd^en äuftanb bcS UnbeioufetfcinS möglid^. S)iefe 
ib^iKifd^e 5ß]^fe fennjeid^net fid^ am bcutlid^flen in Sötl&d^enS 
unbeirrbarem SBefen. 3>aS Seh^ufetloerben fül^rt ju SKifetjer* 
ftönbniS, fül^rt ju ©efül^lSöerttJirrung. SHfmene unb ?ßen*- 
tl^efilea toerben burd^ baS l^eUe Sid^t beS 93emugtfeinS in 2:ragit 
l^ineingetriebcn. fltomantifd^ offenbart fid^ atö le^tcS Siel eine 
feelifd^e Harmonie, bie auS bem Selougtfein emt)orIeimt, bie 
alle trbifd^en ©d^toöf^n übertounben l^at. 

10* 



148 Vn. 2>ic ©id^tuug ber 9lontantt!. 

@cü6fij>ci:ftänblid^ fül^ctc ber ©ebaitfe t)oit ber Unfid^erl&eit 
unb bcm Irug ber menfd^tid^en ©inne ffleift jum ©tubium ber 
,,5Ra(i^tfette". @bcnbe§]^alb tft tl^m ©i^uBert fo lüid^tig. S)arum 
l^olt er fid^ au^ ©d^ubcrtg 13. SSorlefung über bte SWad^tfeite 
ber 5Raturh)iffenfd^aft bcn ©toff beg ,,Äät]^d^en". ®er ®raf k>ott 
©tral^I ift tüieber ber SKognctifeur, Mti)ä)tn bic ©omnambule. 
SRefceu ©d^ubert l^aben lüal^rfd^etnttd^ Sung^Stining unb ber 
^l^^fiolog Sol^ann El^rtftian Steil Steift geholfen, fein fornnam" 
bule0 Sdtl^d^en unb ben fomnambulen ^rin^en t>on ^ontburg 
ju geftelten^). 3letl belel^rte il^n über ©innegftörungen unb be^ 
fru^tete baburd^ ba§ 2)cnfen ^letftg, bent bie ®renjen ber ©in=* 
ne§erf enntniö burd^ Äant jum jentralen X^tma getoorben haaren. 

5. Sai» MtMptnMtm in Stama unb Womam 

ffleift^ fünftlerifd^e SSegabung n^ar ftarl genug, um bit faft 
übermäßige gebanllid^e Saft feiner 5ßrobIcme ju tragen. SRid^t 
njie anbere SRomantiler brid^t er ate S)ramatifer unter ber Stuf* 
g-abe gufammen, bag Seben ju beuten. 

3)er ®egenfa^, in bem ba§ romantifd^e 3)rama ju ber Sül^ne 
fielet, ]^t eine gange Sette öon Urfad^en. S)er SBiberfprud^, 
in bem man Uon Stnfang an gu ben Sül^nenbel^errfd^ern ber 
Seit, gunöd^ft gu ^oi^ebm, fid^ fül^Ite, erfd^merte fid^erlid^ ein 
bcfd^eibeneg Slnfnüpfen an ba§ beftel^enbe Il^eater. SBer wie 
%M im ,,®eftiefetten Sater", in ber ^^SSerfe^rten SBelt" unb im 
^^äcJc^bmo" mit geifitreid^em ^pott bie mel^r ober minber not^ 
njenbigen 8tnj)affunggk>erfud^e übergoffen l^at, bie ber Sül^nen«« 
font>ention guliebe öon getpanbten Il^eaterleuten gugelaffen 
h^erben, ber ^^t e§ fid^ nid^t leidet gemad^t, ein bül^nenfäl^igeg 
©tüif gu fd^reiben, n^enn er einmal nid^t bloß gerftören, fonbern 
ferber bauen tvilt 3)ie SRomantifer ton Siedfg 2(rt l^ben gu 
lange in ber D|)j)ofition gefeffen, um bie ^Regierung auf bem 
Sil^eater mit ©rfolg gu übernel^men. 3Zod^ njefentlid^ erfd^lüert 
tourbe il^nen bic 9[ufgabc burd^ il^ren ©egenfafe gu ©d^illerg 
SKeifterbramen. ^ier n^ar hjirflid^e Sunft mit ber gö^igleit 
t>txlnüp% ba^ beftel^enbe Il^eater gu bel^errfd^en. 3Benn bie 
{Romantifer aufgaben, toa^ xf)mn an ©d^iller migfief, fo boten 
il^re SieöIingSbramatifcr ©l^fcfpeare unb ©albcron tt^ol^ISRittel, 
baä Slufgegebene gu erfe^en. SRinbefitenS l^at ®rint)arger gegeigt, 

1) SSflt 6. SBufabittoötc, Äleinflubieti; 1904, ©. 160 ff., 186 ff. 



2)ramatifc^c gorm. 1*49 



< 



mic au^ ^pani^^tx Sramatif dn bfil^ncttgcred^cg ^unfttocrl 
bcutfd^er S^nqt Slnregungen aicl^cn lann, bic über ©d^illcr 
l^inau§fü]^ren, Otto Submig ober Tci^arfen 8(ugc§ bic Sortctie 
crforfd^t, bie bem moberncn 2)ramattfer burd^ ba§ ©tubium 
®^att\ptaxt^ \iä) ergeben, toenit er Don Dornl^crcin feftpit, 
ma§ ©dritter t>on ®f)ak\ptaxe trennt. S)en romantifd^en S)rama^ 
tüern aber ging toeber an ©l^afefpeare nod^ an Eölberon bit 
Sill^nenlunft auf, bie ©d^iller t)on Einfang an eingeboren loar. 

©dritter ^atte in feiner Sugenb genial l^erau^gefül^It, fpättx 
mit t>oIIem Senjußtfein au§ bem ©tubium antifer 3)ramatil unb 
alter toie neuerer 3:]^eorie erfd^Ioffen, bag bie tragifd^e fjorm 
banf ber eigentümlid^en SSebingungcn bül^nengemößer mimifd^et 
Sarftellung auf einem fd^rf umgrenjten, t>on 2(nfang an genau 
bered^neten Sitf^^^wenl^ang k>on gegenföfelid^en Satfad^en berul&c. 
®er antitl^etifd^e ©runbjug k>on ©d^iKer^ 3)enfen beutete öon 
öoml^rein auf biefe§ S^tt. SBenn irgenbloo, fo mar in ber 
S^ragdbic tin freies ©d^toeifen, eine löffigc Eingabe an ben 
©toff, ein Iie6et>one8 SfuSmalen fo lange öerfel^It, afö bie ftrenge 
gerabe Sinie, bic ju bem Sonflifte fül&rt, nod^ niäjt t>on bem 
5)id^ter gegogen n^ar. S)er bcjaubernbe unb betörenbe Sieid^«- 
tum @]^afef^)earefd^er ^unft l^tte gleid^ bei ben erften ftarlen 
aSirfungen, bic fie na^ 1760 an^äite, ©l^afcfpeareS tounberbare 
Straft ber SBiebergdbe be§ Sebenö bebeiitfamer erfd^einen laffen 
atö feine Sunft, njirflid^ tragifd^e ©ituationen gu f<^affen. 3)ar*' 
um burften Seffing O^Ö^^^nburgifd^e Dramaturgie" ©t. 38) unb 
©deiner (an ®oetf)e, 5. SRai 1797) auf bie Semerfung beg "äxU 
ftoteleg l^inioeifen, baß bei ber Xragöbie auf bie SSerfniH)fung 
ber Segeben^eiten alleS anfomme .(^oetif, Kap. 6). Srofe Seffing 
glaubte bie SKel^rl^eit ber ©türmer unb S)ränger, Dor allem 
©oetl^e in feinem „,@d§ b-on Serlid^ingen", tro^ ©dritter meinten 
bie SRomantifer, ba% jin bem Kolorit unb nid^t in ber ejaften 
Sinienfül^rung ba^ OeJ^eimniS ber tragifd^n S)id^tung liege. 3)a§ 
Kolorit reid^ auSjugeflaltcn, mürben bie SRomantifer uon Eal^ 
beron 1>iclleid^t nod^ mel^r alg öon ©l^afefpeare angeleitet. Der 
SSorberid^t, mit bemSiedf 1828 feine Dramen einfül^rte (1, 
©.XXVI ff.), offenbart, loie mid^tig il^m ber formale ©d^mutf 
mar, ben er il^nen liel^, mic menig er fid^ baneim um ben Slufbau 
tragifd^er Konflifte lümmerte. 

SSol^I l^tte bic romantifd^e ©]^fef^)eareforfd^ung längft fid^ 
l>on ben Sc^lgtiffcn befreit, bic lurj öor unb au^ unmittelbar 



^ 



150 Vn. 3)le 2)i(^tun9 ber ^omantü. 

iuK§ bet „^amhuxQVi^tn Dramaturgie" in ber Seurtettung unb 
Srgrünbung ber tragtfd^n fjorm @]^afcf^}eare§ fid^ cingeftcnt 
litten 1). 3)o(i^ ipetl 5^. ©d^Iegel unb feine ©el^tlfen allju fein 
bag 5ßrobIem anjjadEten, biente il^re gorfd^ung nid^t ber leben* 
biflcn JBfil^ne. gr. ©d^Iegefö Stntxnm^t^tont, bie Slnnal^me 
eincg ,,aKitteIt)uttftg", ber jebeg ©j^afefjjearefd^e ®rama Be* 
l^errfd^e, leierte nid^t, toit man Segebenl^eiten ju unlösbaren 
trogifd^en Äonfüften t>erlnü^)fe. SJielmcl^r legte bte Seigre btn 
fltomantilern nal^e, eine geipig lünfMerifd^e, ©l^afefpeare in 
f)of)em ®xabt eigene Xönung beS ganjen Drama§ auf eine 
©tintmung öor allem anberen anjuftreben. Unb cbenfoh^enig 
tonnte biefe feinfül^tige Jl^eorie \>txf)inbtm, bag bie SBomantil 
il^r flieblinflgproBtcm, bie 3)arftetlung ünb ©rgrünbung be§ fle* 
benSrätfete, jur ^auj)tfad^e anä) in ber 3:ragöbie erl^ob. 

3n ben SBiener SSorlefungen twn 1812 (2, 138) fagte gr. 
©d^Iegel \>on ©l^fefljeare : ,,8Bdre SSerfianb, ©d^arffinn unb 
lieffinn ber ©eobad^tunfly infofern fie itofmenbig finlb, ba^ Seben 
d^rafteriftifd^ aufäufaffcn, bie erfte unter allen ©igenfd^ften beg 
®id^ter§, fo toüxbt in biefer fd^h)erli<]^ ein anberer fid^ il^m gleid^ 
flellen Mnnen." ®ie 3)ramen ber SBomantil ftellen ba^ Seben 
bar, ol^ne eg mit ber gansen ©d^ärfe r>on @fyile\ptaxt§ ?[uge 
in feigen. 

©treng bramatifd^e gorm im ©inne beg Sfriftoteleg, ßeffingS 
ober ©d^illerä h^ar t>on öornl^erein auSgefd^Ioffen. 3)enn bie 
3forberung, ba^ romantifd^e 5ßoefie alle getrennten ©attungen 
ber ?ßoefie h^ieber t>ereinigen follte, tourbe glcid^ in S^iedfä 
S)ramen ju einer Spanptav^Qabt. ©eint Vorliebe für 3)ramen 
mit tp\\d)tn Einlagen C^ßerifleä", ©]^a!ef^}eare3 ,,8Bintermär- 
ä^tn'') nnb für ben reid^n I^rifd^en ©d^mudf be§ f^janifd^cn S9ü]^* 
nenftüdtä erleid^terte il^m, biefe Stufgabc ju erfüllen, ©el^r rid^tig 
f)at ferner Sol^. 3lanftl (ß. liedfS „®tnor>tt)a'% 1899, @. 141 f.) 
]^erau§gefü]^It, ba^ Xitd trofe ber äußerlid^ bramatifd^en gorm 
epi'iä) benfc, u^eil feine 3)idötung il^m ein gelefeneS ©ebid^t, nid^t 
ein bargeflcnteS il^eaterftüdf iebtntt. Slanftl felber fytt freilid^ 
aud^ bag fünfHerifd^e ®efe| ber „®enot>eöa" l^erauSgefunben 
(@. 149 ff.)/ inbem er bie ©timmetrie beS 2tufi&auc§ nnb bie 
burd^el^enbe SSerlpertung t^on Sontraflujirfungen aufjeigte. 
„^a^ fd^einbar SSermorrene entfaltet fid^ nad^ geheimen pi^eren 



1) »gt. m. 3oad^ijni^3)ege, 3)eutf(^e @]§a!ef))eare*^roBIeme, @. Iö8ff. 



2)a5 ßeben. 151 

®cfc|cn." S)odö l^ott flrcng tragtfd^cr Sttd^itcftonil fonn nat&u 
lid^ trofebem feine SRcbe fein. 

SSielmel^t foll ,/ber gattje Umfreiö be§ SebenS" (Itcdf^ ©d^rtf- 
ten 1, @. XXXIX) in bicfen ^otttraflnjirfungcn fid^ f^}iegeln; 
btc aiätfclfrageit bc§ menfci^Itd^ett 2)afein§ mollen auä^ in bei 
Iragöbtc jur ©rörtcrung lommen. 3)a8 romantifd^c 3)cttlcn 
f^)i|tc fid^ — Jüie h)tr gefeiten l^aben — t>ott Stnfang an auf bag 
5ßrobIcm 3u, Jüie ber SKertfd^ ju bicfem 2thtn ein SScrl^ältni^ 
ftnben fönne. ©eine legte unb l^dd^fie Söfung fanb bag ?ßroBIem 
in ©d^leiermad^erä SSerfuiJ^, bag irbifc^e Scbcn, bie ©nblid^feit, 
im aCbglanj beg Unenblid^en %u feigen, im ©nblid^en ba§ Unenb-- 
lid^e ju lieben. 3>o(^ biefer romantifcfy^moniflifd^c Stniauf ju 
einer Stu^föl^nung mit ber SBett blieb btn Slomantifem t>ielfa(i^ 
nur ein ibealeg Ißrogramm. @ic fül^Itcn fid^ trofebem in fletem 
®egcnfa| ju bem Seben, bo§ fid^ gegen il^re 3iitnutung hjel^rte, 
in ^oefie umgefegt ju merben. Dbgleid^ fie mit ®oetl^e [o gern 
t>on ,,Seben§funft" ]pxaä)tn, toaxen fie öiclfad^ ßebenSbilettan^ 
ten. „SBill^elm SReifterg Sel^rjal^re" h^urben bie romantifd^e 
Sibel, fomeit ber ^elb ber ,,falfd^en lenbenj" l^ulbigte, ?ßoefie 
im Seben öeriüirflid^en ju lüoflen; ba er julegt biefe ienben} 
gegen Sebenäfunft umtaufd^te, t>eriüanbette fid^ ben SBomantifern 
ber Sloman ©oetl^cg in einen ,,©anbibe gegen bie ?ßoefie". ^m 
tiefften Snnern öertoanbter tvax ber romantifd^en ©cneration ber 
{Roman Siedfg, ber, abermafö e^e eg jur tl^eoretifc^en 5cji|icnung 
fam, ba^ pxotti\d)t SBefen be§ 3lomantifer§ bid^terifd^ erfaßte, 
fein ,,aBimam SoDell" (1795/96). liedEö ßoöe« unb 3ean 
^anU ^)robIematifd^ Katuxtn fd^reiten an ber @t)ige ber langen 
JReil^c romantifd^er Stomanl^elben, bie in bm (Sriebniffcn SBil* 
l^elm 3Keifter§ il^ren Seben§bilettanti§mu§ beh^äl^ren. (Soetl^eS 
©buarb gefeilt fid^ ju il^nen. @ie alle quälen fid^ mit ber grage 
nad) bem @inn bed S)afein§, nad^ ben SWitteln, tin fefleg S3er^ 
]^öltni§ ju biefem Seben ju gewinnen. Unb bennod^ i)at feiner 
bie Äraft, fein Seben mit fefler ©anb ju formen; fie laffen fic^ 
treiben, fie fd^einen öon einem SScrl^öngni^ loeitergcfd^oben gu 
roerben. Smx\t bringen bie „SBa^teerioanbtfd^ften" ba§ ®ebot 
energifd^erer Scbenäföl^rung ben SRomantifern na^e. ?[mim§ 
®raf Äarl in ber „Qii&'iin Soforeg" jeigt atöbalb bic fefteren 
Süge be§ td)ttn ffibelmannä l>on altem ©d^rot unb ffiorn. S)od^ 
nod^ ®id&enborff Wßt ben gelben l>on „Stl^nung unb ©cgenloart" 
(1815) gut fat^olifd^ in Wlligem SJeräid^t auf ba§ tdttge Seben 



152 Vn. 2)tc ^iä^tvLXtQ bet SRomantif. 

tnbtn, mcH er gmor fclber ju ernft gemorbcn ifl/ um bic freie 
@tl|if ber erften romantifd^en Slomane anjuerlcitttcn, ben SBcg 
aber nid^t finbet, auf bem fein ©elb baS Seben aB ©ieger burd)«« 
tüanbeln Idnnte. 5Rur in ]^umork>onem ®pottt toax c^ ©id^eu" 
borff gegeben, fid^ über bie ältere romantifd^e Sfnfid^t ju erl^ebcn; 
unb fo bid^tete er feinen ,,2;augcnid^t§" (1826). 

S)iefeI6en ?ßrobIemc be§ Seben§, bie bcr romantifd&c 8toman 
nid^t mübe lüirb ju Variieren, — 5ßrobIente, bie noä^ Oottfritb 
Kellers „®rünent §einrid^" gugrunbe liegen — werben auäf 
im romantif^en 2)rama gur ^anpfiad^e. ^) 5Rur mürbe bicfem 
jum ^emmnig, toa^ bem SRoman einen reid^en unb frud^tbarcn 
©oben fd^uf. S)er romantifd^e Sloman ifi ebenfo Dicigefialtig 
unb intereffant, wie ba^ romantifd^e 3)rama'burd^ feine Ab- 
fd^ilberung be§ SebenS an tragifc^er ^raft t>erUert. - 

S)ie SRomanc, bie bem (Sefolge t>on ®oetf)t^ ^.Se^rja^ren" 
angel^ören, erreichen tl^r Sorbttb nad^ ber ©eitc arcJ^tteftonifd^et 
SIbrunbung freilid^ nid^t. ^attc fd^on biefer 3loman ©oetl^eS 
eine t>iel freiere ffiom^jofition afö ,,SBert]^er" unb ..SBa^Iöer** 
wanbtfd^aften", fo geflatteten fid^ bic Sflomantifer bod^ nod^ ein 
meit unbefümmertereg ^in* unb ©erfd^Ienbern, menn fie ntd&t 
gar ,,fd^dne aBillfür" jum 5ßrinail) erlauben, »ei ^ean ^ant, 
ber neben Qioetf)t ben romantifc^n SrjieJ^unggroman am fiörf* 
ften befrud^tete, war ftrengcre <£rjä]^Iung§te(|nif tjollenbö nid^t 
ju lernen. SBol^in aber mußte ein ®rama geraten, ba§ unwill*» 
fürlid^ unb gehjol^nl^eitgmogig in bie ärt fol^cr ©rjäl^Iungöfunfl 
fid^ öerlor? 

SSon allen ^Problemen be§ ßeben§, bie ba in SRoman unb 
S)roma jur ©rtoögung famen, bot nur eineg ^anbl&aben ju 
flrengerer S3eobad^tung bramatifd^er fjorm: bie 5rage nad^ bcr 
SBillengfreil^eit be§ 9Kenfd^en. SBcnn aud^ in einfeitigem unb 
wenig rül^mengmertem ©inne würbe btnn aud^ ba^ ©d^idfaö«» 
motit> ein 9Kttter, bic SRomantifer an bic befiel^cnbc Sjl^ne ju 
gcwöl^nen. ^f)xt ©d^idffalsbramcn finb tatfäd^tid^ wirffamc 
Xl^eatcrflüdfe. 

®te ©d^idffaßtragdbie tfl dm bet feltfamflcn SBirfungen bcr 
SRomantif ; bic SBomantifer felbft f)aitn fie t>erleugnet, eben Weil 
in i\)X ein [tarier nid^tromantifd^er ©infd^ufe fid^ jcigt. @ic tytx^ 
tnüp^t ©d^illerfd^e Seigre mit romnntifd^cn ^bten unb fjprmcn; 

1) »gl. Ä. ®. SBcttbrittcr, 2)a« rowanttfd^e 2)rama, 1909, 



©d^idfatöbranta. 153 

fte übertreibt ba toit bort unb enbet in fd^Iimmer öugertid^er 
3Rad)t, über i^r erfie§ ?ßrobuft fitantTttt ö-on einem l^od^begabtcn 
3)tdöter; unb in ®xittpaxitx^ •,8(]^nfrau" nähert fie fid^ ed^tcr 

aSic nal^c bie ©d^idEfatötragdbie mit bcr SlomAntif fid^ berül^rt, 
bejeugen Jictfg jugenblid^e ««rf ud^ ,,S)cr «bfd^ieb" (1792) unb 
„^axl t>on SernedE" (1795). 2)er fjataligmug beg jungen liedE, 
bcr fid^ im ,,S8Ionben ffidfbert" nod^ flarf lunbgibt, feine Stn-» 
fd^uung öon ber loinenlofen (Sebunbenl^eit beö ^enfd^en, beffen 
Seben ö-on einer rötfell^aften Sfiaturmad^t geleitet h)irb, arbeitet 
bi§ inä eiujelne ben S)id(|tungen 3- SBcrnerg, aRüIInerg, i^ou^ 
toalb§ öor. SRinbeftenS entftammte bie n^inenräl^menbe @tidE^ 
tuft, bie in ber ©d^idffaBtragöbie l^errfd^t, benfelbcn SSorauS^» 
fe^ungen, bie aud^ bie angefül^rten 3)id^tungen liedES bebingen 
(ögl. oben @. 138 f.). Unb ber ®egenfa| SiedEä gu ber romanti*» 
fd^en 5ß]^Iofo})]^ie, bie bag Sid^t beg ®eif}e3 in bie SRatur, nid&t bie 
©ebunbenl^eit ber SRatur in ba§ SRenfd^enlebcn l^ineintragcn 
mollte, jeigt fid^ in jenen S)ramen nod^ ftörfer aU in bem 
SRörd^en. liedf ttJü^W lange mit rvdi)xtx SBoUuft im Orauen* 
l&aften, loöl^renb bie ©d^tegel, 9?oöaIi§, ©d^Ieiermad^er in zxn 
freies Sleid^ beg ®eifteg l^inauffül^ren loollen. 

S)od^ and) bie fül^nften unb gebanfenfrcieften romantifd^cn 
Senfer toaren ber ©efal^r auSgefefet, ioiirenäfd^load^ bon ben SScr^ 
l^öltniffen fid^ filieren ju laffen. SDie ftrenge ffitl^if ffantS mar 
il^nen frcmb, fie laufd^ten auf bie ©ttmme ber SRatur, bie in 
il^em inneren ^pxaä), fte fd^euten ftd^, gegen bie SBünft^ il^reS 
®efül^töleben§ aufsutretcn, toeil fie in il^n;^ bie Äunbgebungen 
be§ ®efefee§ il^rer eigenen 5ßerfönlid^leit fallen. 9fber bie ©d^mie«» 
rigfeit, biefeS ®efe^ ber eigenen 5ßerfönftd^Ieit ju erfaffen, läßt 
bie aiomantifer oft loie willenlofe 3ttf5^iJtltmenfd^en erjd^einen. 
aiicarba ^uä) fyit (Siomantif, 1908, 2, 127) il^nen öorgeloorfen, 
baß fie ba§ Seben ni<i^t felbfttättg formen, mie ber ffünftter mit 
feinem ©toffe öerf äl^rt, bag fie ni^t leben, fonbem gelebt merben ; 
unb fie l^at fid^ babei auf ein SBort belogen, ba^ bk ®ünberobe 
gegen Settine augf^)ielte: „S)u bünfft mir ber Sel^m gu fein, ben 
ein ®ott bilbenb mit güßen tritt." 

1Xhtxf)anpt ifl bie romantifd^e SBeltanfd^auung toeber ganj auf 
bem ©tanb^junf te ber SBiHenSfreil^eit no(^ auf bem ber t>ölligen 
SBillenSunfreil^cit ^u finben. 9?obaIi§ fd^cint bem menfd^It(|cn 
SBtHen grenjenlofc SRad^t jugugeflel^en unb babei neigt er, gleid^ 



154 Vn. a)ie ©id^tung ber 9lomatttiI. 

gr. ©d^lcgcl unb ©d^clling, jum @t)tnojt§Tnu§. 3)ic ©d^totcrig'- 
fcit mtb bic SKögKd^Ieit bcg 5ßrobIem§, tüte ©^jinogiginuä unb 
SBillcnSfreil^cit im ronuintifd^en ^enfen [id^ i>erBmbett lonntcn, 
itxüf)ttn Fragmente öon SRoDaliS (3, 109. 289. 296). S)icfc bunf^ 
Icn SIttbeutungcn Jüeifen burd^uä ouf eine SScrbinbung \>on 
3)eterminigmu3 unb SBillcngf rei^eit ©benfo l^eißt e§ im .^Oftcr** 
bingen" au§ bem SRunbc Sling^ol^rg (4/ 166 f.) : „tin inniger 
(Staube an bie menfd^lid^c SBegietung be§ ©d^idffatö" (b. 1^. an 
bic Slcflierung beg aKcnfd^cn burd^ ein menf^Iid^ geartete^, il^m 
inneriid^ l>erh)anbte§ ©d^idffal) [ei bem S)i(^tct unentbel^rlid^, 
,,n)eil er fid^ ba§ ©d^idffal nid^t anbete t>orftenen fann, h^enn er 
reiflid^ barüBer nad^benft." ®ann aber fe|t ffiIing§ol^r l^inju, 
unb voix fpüren aud^ l^ier, baß ®oetl^e il^m junt SRobeH gebient 
\)at: ,,SBie tüeit entfernt ifit bicfe l^eitere ©eh^igl^eit t>on jener 
Sngfilid^en Ungen^iß^eit, t>on jener blinben gurd^t be^ aber*» 
glauBeng. Unb fo ift aud^ bie lül^Ie, BelcBenbe SSärme einc§ 
bid^terifd^en ®emöt§ gerabe ba§ SBiberf^}ieI )>on jener h^ilben 
^ige eineg frönHid^en .!perjcn§." SSon ©pinoja mäd^tig gepadft, 
l^at audf) (Soetl^e fid^ t>omi S)ctermini§mu§ nid^t jum SIberglaubcn 
treiBcn laffcn. Sloö-ali^ aBer fragt toit ©oetl^e, ioeld^e Serant^ 
hJtjrtung bem SKenfd^en aud^ bann BleiBt, totnn er ben S)eter- 
miniömuS anerfennt, unb er fud^t aU 3)id^ter ben 5ßunft, l>ott 
bem au§ ber bumpfe SBaJ^ngtoube ber obengenannten 3)id^tungen 
liedf^ fid^ öBerminben laffe, aud^ h^enn ein ,/@d^idffaI" in J^öi^e* 
rem @inne l>om 3)id^ter nid^t geleugnet h)irb. 

S)ag ^Problem ber SBirren^frei^eit fite^t natürlid^ im SRittel- 
pnntt ber ©pefutation beg größten ffitl^ifer§ ber 3lomantif: 
©d^Ieicrmad^erl^ateg fd^n in einem jugenblid^en SSerfud^ 
crnjogen. SBie ©Ijinoja unb Seibni^, Scffing urü) Qume, (Soetl^e 
unb ^cgcl t>eräi(^tete aud^ er auf tjöllige SBal^Ifreil^it. ©ein 
3)etermini§mu§ aber gewann fefitc ©eftalt, cl^e er ©^jino^a 
lannte, unaBl^ängig anä^ t>on ber ^räbeftinationöle^re ber 3le«« 
formierten (®ilt|c^ ©. 139). @r ifl überjeugt, baß ein moro^ 
Ufd^e§ ©efül^töleben, bag unter ber SSorauSfe^ung freier SBillfür 
fielet, un§ nur eine ganj d^imSrifd^e SWdglid^feit toillfürlid^r 
ffintfd^Iießungen Biete, njäl^renb cä jufammenJ^nigenbe Strbeit an 
unferer Scfferung unmöglid^ mad^e. 5Rur bk Sinfid^t in bie 
©efefemäßiflfeit menfd^Iid^er ^anbtungen le^re eine ©elbfltätig^ 
feit fcnnen, bit mit bem SBad^tum be§ El^arafterg felbft tüää)% 
Sil ben „SRonoIogen" ift bic grage t>om ©efid^tätoinlcl ber 



mu^n»\ttif)dt 155 

SBciterfü^runfl lanttfd&et ®tl^tl Bctrad^tet, bic \i^ bem SSerfaffct 
injrüif^jctt ergeben i^atte (f. oben @. 34 f.). 2)er 4. SRonofog 
etlSrtct, bag eg für ben nja^ten SBUkn fein ©d^idffal flcbc, 
ol^nc auf bic brterminifiifd^c ©runbanfid^t ju t>crä^ten. 

©d^Icierntoci^er l^attc crBannt, bafe jeber SKenfd^ auf eigene 
Strt bie SKenfd^eit in fid^ barftellen foK, in einer if)m allein 
eigenen äHifd^ung il^rer Elemente. Scjal^en unb ©eftalten ber 
eigenen 3nbit>ibuaKtät tpirb barum Stufgabe be§ SKcnfd^n. Unb 
tomn ber SJlenfd^ bie^ Siel erreid^t, bann fümmert e§ il^n nid^t 
h^eiter, ob er glüdflid^ ift. 3Ber fein Sebtag bem ©lüdfe nad^jagt, 
tvhb junt ©Itot^en be§ ©d^idffaK. 3)e§l^alb mug fid^ ber aRenfd^ 
t>on fold^en SBünfd^en guerft frei tnad^en. (£§ gilt nur, bie in unS 
lebenbigen Gräfte ju freier, loiberfprud^glofcr ffintfaltung ju 
bringen, unferem 3)afein ben ganjen SBert ju geben, ber in un§ 
angelegt ifl. „Sei beut 2)enlen eines fold^n aBillenS fd^toinbet 
ber Segriff beS ©d^idEfaB." „Seib unb greub« unb loaS fonfi bie 
aBett afö SBol^I unb SBel^e begeid^net, muffen mir gleid^ n^itt* 
fommen fein, locil jebeS auf eigne SBcife beffen Qtotd erfültt." 
Der SSerjid^t auf eubömoniftifd^e SBünfd^e loirb fo ju einer SSor:* 
auSfe^ung ber greil^eit. 

Sine flrenge, tro| il^rem ©egenfafe ju ffant rigorofe ©tl^if ! 
SDic 3)urd^fü§rung be§ ®efejc§, ba^ in jebe§ SReufd^en ©ruft 
fd^Iummert, toirb ju einer fd^loeren unb ernflen Stufgabe, gn 
il^rer Durd^fül^rung beioäl&rt ber menfc^Iid^e Oeifl feine greil^eit. 
2)tc moralifd^e 5Roth)enbigfeit beö freien SBiKenS loirb — loie 
IRotwItS e§ fagt — l^ier n^irflid^ mit Determinismus einS. 

StuS fold^er ©tl^if lann eine ed^te Jragöbie ebenfogut er- 
toad^fen, mie fie burd^ ©dritter au^ SontS fategorif^m ^mptxa^ 
tit> erfianben iji. ©dritter jeid^net auf ber $ö|e feines ©d^ffenS 
ben aKenfd^en, ben Unl^eil trifft unb ber gerabe im Untergang ju 
freier ©elbftbeftimmung fid^ erl^ebt, ber loo^I t)]^9fifd^ unterliegt, 
fitttid^ aber ©ieger iUibt, inbem er fid^ üBertoinbet. Der ®t|if 
©d^Ieiermad^erS tni\pxa^, titn toeil fie mel^r forbert als bie 
Stnerlennung eines allgemeingüttigen fategorifd^en IgmjjeratiöS, 
bie bloße Üntern^erfung unter baS ©ittengefe^, ber bToße ©er- 
jid^t auf bic SBünfd^e unb S(nft)rüd&c beS ©erjenS nid^t. SBeit 
beffer taugte il^r ein tragifd^r ^elb, ber im UnglüdC fid^ guerft 
fclbji t)€rliert, bann inbeS, unbelümmert um baS ®IüdP, fid^ 
h)icberfinbct, feine Iebenbig,en Äröfte ju Ij-oller Sutfaftung bringt 
unb feinetn Dafein ben ganjen SBert gibt, ber in il^w angelegt 



156 VII. 3)ie a)td^tunö bcr 9iomanttf. 

ifiv S){cfc ©nttDtdIung tjollgtel^t fid^ in ff Icift^ 5J}rinjen bort ^om^ 
bürg. @tne jugenblid^ feurige ^clbennatur iüirb burd^ baS Un^ 
l^eU, ba^ über fic l^crcinbrid^t, tiid^t gleid^ ©d^ÜIcrg tragtfd^cn®e** 
ftalten gcl^obcn. @te ifi nafjt baxan, ft(^ gÄitj ju l>erKerett unb 
ju t>erleugnett. ©obalb tnbeö bie freie ©ntfd^ibung über fieben 
unb lob bem ^ßrinjen felbfl in bie ©önbc gelegt toirb, fobalb 
ber große Sfurfürft i^n ju feinem eigenen {Rid^ter mad^t, finbet 
^ontburg bcn SBeg jur ^elbcnl^aftigfeit feiner SRatur surüdE unb 
erfennt, totid^t ©ntfd^eibung allein bem inn-eren 3Befcn feiner 
$ßerfönKd^feit entft)rtc^t. 

2)aj3 fold^er Sfblauf nid^t unbebingt ju einer aud^ dußerlid^ 
t>erfö]^nenben Söfung führen muffe, bcpeift ©oetl^eg ,,6gmont". 
2tud^ ©gmont läuft ©efa^r, bag @efe§ feiner 5J}erfönIid^feit ju 
t>ergeffen unb feig ju unterliegen; unb aud^ er ringt fid^ lieber 
JU ber Raffung em^jor, bie feiner 9?atur allein entfprid^t. ®r 
ift aber nid^t nur mie ©omburg bereit ju fterben, fonbern gel^t 
hjirflidEj in ben lob. 

Snnere IragiF fonnte mitl^in aud^ im ®efoIgc romantifd^er 
Seigre öon gfreil^eit unb Siotloenbigleit loattcn. S)cr äußeren 
Iragif mag banebcn ^inberlid^ getoefen fein, ba^ bie SRomanti! 
bem Sobe feine ©d^reden genommen l^at; eine 2)id^tergrut)))e, 
bie mit ^arbenbergg ,,$^mnen an bie 3iad[)t" im lobe nur 
ba^ ®rioad[)cn ju ^öl^erem Seben erblidfte, fonnte bie ©d^reden 
be§ Jobe^ auf ber Sü^ne nur fd^toer ju tragifd^en 3Birftingen 
nüjen (tKjI. SBenbriner a. a. D. ©. 110 ff.). ®od^ bie SRomantif 
fannte aud^ ba^ ©d^öne biefer SBcIt. ©erfelbc ©d^Ieiermad^er, 
beffen gteiJ^eit^Iel^rc SJerjid^t auf ®(üd gebot, l^atte bie ©d^ön*- 
l^eit ber enblid^en SBelt ju toirifam t>erfünbet, ab bag jeber tjor 
il^ren SodEungen in ein überfinnlid^eä $ßarabie3 freien aSilleng 
ptte fliel^en loollen. 

SBol^I am toenigften mar 3- SB.ernerg fo})^iftifd^e Siatur ge- 
eignet, ba§ ®ebot ©d^Ieiermad^erg ju erfüllen. SBerner toax t>on 
8(nfang an barauf au§, feine inbil>ibu eilen SReigungen in ba^ 
ftolje ®eioanb m^ftifd^er 5ßrin5i})ien ju l^ütfen unb in ber lermi* 
noiogie ^arbenbergg feine ©innlid^leit ju einer 3teIigion umgu«» 
^tmpein. Sfbergläubifd^ genug, um fid^ täglid^ Oralel §u mad^en, 
um \pCLttx feine eloige ©eligfeit nad^ bem SRegen ober Slid^tre^en 
eines SageS t>orauS5ubered^nen, fd^ielte er mit fteter gurtet nad^ 
bem ©d^idfal, baS i^m auflauerte. (£in bauernbeS ©d^ulb* 



8. äBenicr. 157 

bcmufetfcin Iiej3 il^u in jebem SSorgang bic Änfünbigung bcr 
fommenbcn ©träfe al^nen. 

Dabei toax SBerner l>on allen SRomantiiern biefleid^t bie an§* 
Qt^pxoä)tn^e SSü^nenbegabung. ©in 5ßraftifu§ tok Sfflanb er«* 
fannte ebenfo mic ©oetl^e burd^ bie t>erunbeutlici^enbe m^fiifd^e 
^üUe feiner erften SJerfud^e, bag 3Berner baö Sl^eatcr ju bel^err«* 
fd^en t>erftel^e. ©oetl^e toax überjeugt, SBerner fei berufen, 
©d^WIerö 3?ad^foIger ju merben, menn er auf feine ©d^ruüen 
t>erjid^te. 3loä) ®rint)arjer fjat bie Stnfid^t geteilt S)a inbeä 
alle SSerfud^c, SBerner in^ redete gal&rmaffer ju bringen, fd^ei- 
terten, entfd^Iog fid^ Ooetl^e, if^m eine genau umfd^riebene Sfuf- 
gäbe ju fleüen unb il&m nid^t nur ftreng einjufd^ärfen, ba^ er 
all fein öerrud^teö QtuQ biegmal meglaffe, fonbern aud^ %f)tma, 
Sel^anblung, ^ßerfonenja^I, Umfang big ing tleinftc ju be«* 
ftimnien. 2)ie SBirfung bt^ Slud^eg follte bargeftellt merben. 

8(ugenfd^etnUd^ mar ©oetl^e bemül^t, in feiner Aufgabe ben 
bramaturgifd^en 5|5rin5it)ten ©d^illerg ÄugbrudE ju t>exUif)en. 
©deiner meinte, feiner überjeugung öon ber SlotJrenbigfeit einer 
ftrengen tragif^en SSerfnüpfung ber Segebenl^eiten nad^ antifem 
SSorbilb am beften burd^ Did^tungen geredet ju toerben, in benen 
bie 3Rotit)ierung auf einer fd^idffaföartigen ä^janggfituation 
bcrul^te. 5)arum ertönt in feinen legten Iragöbien fo gern bag 
3Bort ©d^idEfal. gteilic^ toax eg il^m babei nid^t um einen ein«» 
feitigen SDeterminigmug, fonbern um eine unt>errüdEbare 2Koti* 
t>ierunfl ju tun. Iro^bem «gelangte er auf ber ©ud^e nad^ einem 
©toffe, ber bie SSorteilc beg „Äönig ßbipug" k>on ®op^otle^ 
auftoiefc, julefet gu btn fataliftifd^en äWotiüen ber „S3raut öon 
3Kcff ina". SBenn nun ©oetl^e in ber SBirfung be§ glud^eg bie 
„Iriebfcbcr bcr gried^ifd^n iragöbie" erblidEte unb i^re brama*» 
ttfd^e SSermertung ju SBernerg Sbifgabe mad^te, tpollte er augen^^ 
fd^einlid^ SBerner ebenbal^in [teilen, too ©d^iller plefct geftanben 
^attc. 

SBerner inbeg na^m ba§ ©d^idffal öon born^erein toeit 
öujserltd^r unb einfeit^er aö ©dritter. SBdl^rcnb ©d^iller ba^ 
große, gigantifd^e ©d^idffal barftellen moIUe, bag btn SRenfd^en 
erl^ebt, toctin eg i^n germalmt, ioäl^renb bei il^ — flreng fantifd^ 
— bie fittlid^e gfreij^eit unb ©elbftbefttmmung beg gelben gerabe 
in bem 9(ugenbUd fid^ betoSl^ren foUte, ba er ipl^Qfifd^ ben ftuge^ 
ren Umflänbcn erliegt, fo jeid^nete SBerner im „SSicrunbjtoan*» 
jiflfien Öfebruar" Siguren, bie — »ic man fein gefagt l^at — 



158 VU. S)ic 2)t^tunö ber momanHf. 

Dom ©d^idffal Tnaflncliftcrt ftnb toit ©omnomBuIc. 2)ie @clb|i* 
6efiimmuttfl f inf t öuf ein SRid^tä iufammen ; bafür ftnb btc ^anb* 
lungctt feiner 5ßcrfon abpngtg twn Ort, 3^it «i^b flud^bclobcncn 
JRcquifitcn. Äulerl^xlb bcä 3Kenfci^cn fte^t eine tüdif^e SWad^t, 
bic in fein Scben j^ineinregiert unb gegctt bie fem SBlbcrflanb 
frud^tet. 

2)crfette Stbcrglaubc ^crrfd^t in ben SRad^BlIbungen bc3 ,,Sier* 
unbjmarQiöflen Ofebruarg". Sin bie ©teile einer beabfic^tigten 
©^idfatötragdbic tritt ein SufalBbranto. ,,SBo ifl ber", fo tönt 
eS nod^ an^ ©rillparjerS „W^n^xan'*, „ber f agen bürfe : @o ipill 
xä)% fo fei*3 gemad^t! Unfre Zattn finb nur SBürfe 3n bcg 
Bufültö blinbe SRad^t." 

J)ennod^ bleibt unleugbar, bag bie ©d^id^aßflüdCe, tM)ran 
3Bernerg „SSicrunbjtt^angigftcr Februar", mit ber öül^ne tocit 
beffer au^Iommen aU bie SOtel^rgal^I ber romantifd^n 2)rämen. 
©d^illerd bramatifd^e ^ringifien, burd^ ®oetl^e ber @d^id^atö<« 
bid^tung jugeicitct, l^ben ba gute Srfid^e getragen. S)er 
Xl^eatererfolg lieg benn aud^ nid^tS gu toünfd^en übrig. @Ieid^ 
licdt inbeg l^t SBerner, ben er fd^Ied^tmcg {ktit ©d^riften 4, 
168) gu ©d^iHcrg ,,9?ad^treter" l^crabbrüdEt, ben inneren Qu^. 
fammcnl^ng mit ©deiner öcrbad^t. 'S)abei gefielet er gu, bog 
SBemer „mit großem %altnt begabt" mar, ba^ er minbcflenS' 
„gcrabe treifflid^c SRaturanlagen genug l^atte, um atö dn glön- 
gcnbcg SRetcor aufguficigcn" (ebenba @. 214). S)ie gefamte 
©d^idffaBtragdbie aber ftcl^t für liedE „auf einem fo fonbcrbaren 
5ßunft rol^er Sarbarei, baß fid^ in frül^eren Seiten laum tttoaS 
tJ^nlid^cS, fclbft in 5ßarig toäl^renb ber {Resolution, auf bem 
I^eater n^cnigftenS nid^t, gcmclbet l^t" (@. 144). 

@^ ifl nad^erabe gum ®emeinpla^ getoorben, ben bramatur«« 
gifd^en Äritilcr a:iedt gum ®egent)oI beä 3)id^ter§ liedf ju mod^cn. 
latföd^Iid^ t>er»irft liedf in feiner Äbrcj^nung ber ©d^idfafö" 
bramatil bie t>crmanbten SScrfud^e feiner 3ugenb. Sfreilitö iji 
er nid^t unmittelbar für bie ©d^idffatötragöbie beg 19. Sa'^v^ 
l^unbertg öerantioortttd^. ^tnn licdEs Sugenböcrfud^ l^aben auf 
bie ©d^idfatetragdbie ber SBcmer, SRüIIner, ^outoalb uflo. faum 
getoirlt. S)ie näd^ften üueHen ber ©d^idffalStragöbie finb ©d^il*' 
lerä SSorbilb, ®oet]^e§ SBunfd^ unb SBerncrg Temperament licdE 
getoann burd^ biefcn Sufammenl^ang ein geioiffeö JRcd^t, ebenfo 
mic Sörnc unb ^iaten bie ©d^idtfaßtrogöbie gu t>erurteilen. 
©d^on ber ßingana ber ffirg&^Iung „S^idffal" (1795; 14, 3 f.) 



(Regelt hcS ©d^idffaldbrama. 159 

fprid^t fel^r xatiottaliftifd^ twn ©d^idffal unb 3«f<^H. Stvd ^af)X^ 
jel^ntc fpätcr, im ^rolofl äum „^oxtnnaif' (1816), fd^crjt lied 
über Sfortuna unb if^xtn S)icner, bcn ,,Siifön". fjortuna ipirb 
t>on fed^i Klägern befd^ulbigt, fie in UnglüdC geflütit ju l^ben. 
©ic lann tnad^toeifen, bag jebcr an^ freiem lEntfd^Iuffe il^re @aitn 
f^Icd^t Benufet l^at 2)em „Sn^alV f^&lt ber aufeeflärte ©efretar 
entgegen, bafe für ben t>ernünftigcn SKenfci^ eg gar feinen S«** 
fall gebe. @r aber toirft bic iifd^e um, ba^ alU ©Irlpturen in 
einem fd^margen 3Keer t>on Xintt erfaufen . . . Diefer 5ßrotog 
ift tooJ)l ba§ erfle öffentlid^e Sefenntniö, bag Xitd gegen bic 
©d^idfatötragöbie abgegeben l^at. 6r entflammt einer Qtü, in 
ber licd no^ t>önig im romantifd^en ©inne bramatif(i^ formt, 
unb fielet an ber ®pi^c einer ^iä^tnng, bie t>on SSül^engefd^id 
toenig t>erröt ; einer 2)id^tmtg, ber toid^tiger atö alle bramatifd^ 
Normung bie 3ragc naä) bem ©tun unb nad^ ber Ofü^rung beg 
menfd^Iid|en SebejiS ift. 

Stu^ 3- SBernerS m^ftifd^e ©d^rullen, „all fein l>errud^te§ 
3eug", tDurjeln julefet in bem allgemein romantifd^n SBunfd^, 
in ber Iragöbie S)afeinSt)robIeme ju beattttoorten. 9Cud^ er toiü 
bie Sü^ne jur Äanjel mad^en, um feine „SReligion" pxebiQtn 
ju tännen. S)en Sfflanb unb ®öet^e erfd^ien er nur barum 
bül^nenfäl^iger atö bie große SRel^r^eit feiner romantifd^n ®e- 
noffen, Joeil er auf ben SSerfud^ t>erjid^tete, im Stammen eines 
Il^eaterflüdteg ba^ fieben fo breit unb fo imjjreffioniflifd^ mieber*' 
jugeben, toie cg im JRoman gefd^iel^t. liedES „®enot>eöa" unb 
„OctaöianuS" ieigcn bagegen bie Sieigung, Stnbeutungcn il^rer 
Quellen 3U auSfül^rlid^n, bramatifd^ jtoedlofen unb baS gort* 
fd^reiten ber ^nblung ^emmenben 93ilbem bed Ztitn^ auSiu«« 
geftaltcn. ©ein „Sfortunat" ifl t>oIIenb§ ein in fyiVb bramatifd^e 
Sorm umgefe^ter SRoman ber romantifd^cn SBill^elm SReifler" 
Keilte. Äud^ l^ier gießen Sünglinge, falfd^er lenbenjen k>oII, ing 
Seben l^inauS unb ericiben, locil fie SebenSbÜettanten finb, 
immer ioieber ©d^iffbrud^ ; jJoar SSater gfortunat ringt fi4 jule^t 
ju einer Strt SebenSfunji empor, fein ©o^n Slnbalofia aber fann 
nid^t öerji^ten, er bleibt ber rul^e* unb enbIo§ Segel^renbe, 
©ud)ettbe, fid^ ©e^nenbc unb g^l^t jugrunbe. 

S)aS Seben fetter foll l^ier »ie — um nod^ ein Seift)iel ju 
nennen — in Ämimä „l^alle unb 3erufalem" (1811) feinen 
9leid^tum t>or un§ ausbreiten. @^arbenio, ber ^elb beS gn^ei^ 
teiligen ©tüdeS, beffen ©toff SCrnim twn S(nbreaS ®r4))l^iuS 



160 Vn. 2)ie 2)i(^tniig ber 9loiiiaiitif. 

übernahm, iß abtxmaU ein 3^UItngS6ntbei ber t^f^ifc^n ro^ 
manttf(]^en Siomanl^elben; bie beiben gfrauengejlalteit, gmifd^n 
bie er geftellt ift, ClQm))ia unb .Selinbe, finben il^r SbenbiO) 
in a^nlid^en gegenfö^Ud^en $aaren ber erjä^Ienben Sr iieJ^ungS** 
bid^tungen. ^aS Sarbenio erlebt, ermdd^ft auS ben $emmniffen, 
auf bie eine geniale dlatux trifft, toenn fie baS Sehen nacl^ 
i^rem @inn geftalten toiil 2)er (Segenfag gur SBelt, gu il^rer 
gfalfd^^eit nnb xf)xtx Sont)entton, treibt ij^n ju tragifd^n ^er^ 
mißlungen. Unb auä^ biefe^ @tüd \potttt iegli^er S3ül^nen«* 
nidglid^fett, fd^Iägt ben freien ®ang eim^ StomanS ein unb 
bebient fid^ lebiglid^, um ben Snfd^ein bramatifd^er SSemegung 
ju h^al^ren, ber äßonolog^ uxtb 2)taIogform. @ogar bie ein^ 
gelegte S^rif meift auf bie „2ef)x'ia\)xe'' unb il^re 9?ad^foIge l^in. 
SBie menig bie (Generation ber Qeit bie ffirforberniffe brama*- 
tifd^er Xed^nif aj^nte, bemeift ^atob ®rimm, ber am 22. Januar 
1811 Arnim briefli(^ beftötigte, er fjäbe an „^alle unb ^exn\a'' 
lern'' lebl^aft erlannt, bag Srnim beftimmt ein branuitifc^eS 
Salent fei, unb gleid^geitig au^ bcm „fiot^d^en t>on ©cilbronn" 
bie Über5eugung gewonnen, „ba^ ber ^einrid^ ßleifl loetter fein 
®ä)an\piel mef^x fd^reiben follte''. fßon bramatifd^em Xalente 
im Sinne atiftotclifd^cr Seigre fann Bei SCrnim leine 3tebe fein. 
SBie fodte aud^ ju ber ^rägnang ber SSül^nenform ein 2)td^ter 
gelangen, ber nad^ Brentanos fd^arfem, aber rid^tigem äSort 
feine 5ßoefie „alljufel^r toie SBUbfleifd^ mad^fen lieg" {an STrnim 
@. 266)? Dramatifd^g Scben in einer einzelnen ©jene ju er=* 
medEen glüdEt i^m irol^I; unb mit munberbar feinem unb tief^ 
blidenbem Sfuge ift bem 2eien ba unb bort in feinen S)ramen 
— loie in feinen SloöeHen unb 9iomanen — «in ©el^eimniö abge* 
laufd^t. Die Äunft beä jungen ®oet^e unb eingelner feiner 
©turm^ unb 2)ranggefä]^rten, t)ox allem Sen^en^, bie Sunft, 
burd^ bie ber Stnfänger ©erl^rt Hauptmann fid^ ben beften Xeil 
feinet 5ßublifumg gewonnen l^at, Joaltet aud^ bei Arnim: ben 
Oeftalten, bie im bramatifd^en ^ufammenl^ang t^ielleid^t nie gonj 
i^rer Sfufgabe geredet werben, ©timmungömomente unb SBorte 
5u teilten, bie in gleid^cr äBeife nie öorl^er bargefteltt morben 
finb unb bod^ mie Offenbarungen eioig mieberfe^renber SRegun* 
gen ber SRenfd^enbruft unä berül^ren. 3?ur fragt ber Sefer mel^r 
atö einmal erftaunt, mag biefe licfblidc an ber ©teile beg 
®ramaS follen, an bie aCrntm fie l^ingeftelft l^at. 
®aS gange Seben unb ben 3Cob bcS gelben ober ber ©eibin 



fieben, nid^t Iragijc^e gorm. 161 

baräuftcHcn, reiitc bie SRomantifet ft)anifc^e Sramatif nod^ mc^t 
atö @^afc}|?care§ ffidniflSbramcn. ,,£cben unb lob bcr j^etligcn 
©enoöeba" l^eifet liedfg ©tüd; €t bramatificrt fogar ,,ScBen 
unb lob be§ «einen SRotfäjppc^enr' (1800). 3ouqu6 bebient fid^ 
einmal beä litcfö „Qi^oxit bom eblen Slittcr ®almt) unb einer 
fd^önen ©erjogin au§ Sretagne" (1806). S)urd^au3 mirb ba 
alte etjä^Ienbe überliefetung in eine bramatifd^e 3form umgefe^t, 
ber baS @))ifd^e äugerli^ unb innerli^ unt>erfenn6at anl^aftet. 
Diefeg SBeiterbid^ten alter 6j)il beutet um fo me^r auf eine 
t)dnige SSerfennung beS @tl^od ber Slragöbie, ba man aud ard^a«* 
iftifd^cm Sntereff e unb au§ religiöfer SSerel^rung bcö alten ©toffeä 
\id) tool^I lautete, energifd^ orbnenb einjugreifen. Souqu6g Um«* 
bi(|tung ber @iguttfage lann ba ebenfo afö S3eleg bienen mie 
bie SKel^rjal^I ber norbifd^en Did^tungen Del^Ienfd^Iägerä, ber 
feincrfeit^ in feinem ,,«Iabbitt" (1808) bag fieben§t)robIem auf 
bie Sül^ne bringt unb in bramatifierten Sel^rjal^ren fid^ k>erfud^t. 

®inc SDid^tung t>on ber Strt ber ,,@cnobeba" fommt au§ 
gleid^em ®runbc mit fireng bramatifd^er gfi^rung in ßonflilt. 
S)ie romantifd^^mittelalterlid^e, religiöfe Stimmung au^ju«» 
loirfen, mirb Siedt unb t>ielen feiner 9?ad^foIger mid^tiger aß 
alle gorm. ©el^ fein beobad^tete ©olger, toie burd^ biefeS 
©treben ctmag Stbfid^tUd^eö unb ©etoottteg in bie „®enoi>et)a" 
lommt, ba^ bie lünftlerifd^e 3Birfung befd^ränlt. (£r behauptete 
mit {Re^t in feinem «riefe an liedE Dom 23. SRoö. 1816 (©c^ri^ 
ten u. Sriefttjed^fel 1, 465 f.), bag jur 3cit bcr Stbfaffung bie rcli* 
giöfe ©innegart nid^t ganj liedä „gegenwärtiger S^fianb", bag 
er öiclmel^r nur öon tiefer ©el^nfud^t naä^ biefer ©inneSart er*» 
füHt geioefen fei ,,S)ag öufeert fid^ aud^ in ber 3form, loeld^ 
überall t>on Sriäl^Iung eingefd^Ioffen ift, unb morin aud^ baS 
SDramatifd^e fid^ ju fe^r »oneinanber Ufit. S)ie gorm ift bod^ 
nie jufäHig ; ^ier l^ben ©ie un§ mit SSD&fid^t in bie (Sinfalt unb 
Siebe alter Seiten l>erf e^en loollen ; unb getoiß, ©ie mürben unä 
bie 3uftänbe berfelben nid^t fo beutlid^ twrgefteßt unb auSge*» 
ft)rod^en l^aben, toclre bieg nid^t burd^ einen ®egenfafc gegen 
tttoa§ anbereg gefd^eJ^en, moburd^ bad S3etougtfein in fid^ uneinS 
qemadft unb ju Slef (e^ion Deranlagt mirb . . . 2)ie Sl^aralterifHI 
fonjol^I einjciner 5ßerfonen atö bcg ganjen 3citaIterS fd^eint mir 
oft abfid^tttd^." 

SBie menig aud^ ber Dramaturg liedE ben Segriff einer genau 
bered^neten, fd^arf umgrenjten S3crfnüt)fung ber bramatifd^en 

mtue 982: SBaljel, 3)eutt(i&e «omantit 2. u. 8. «ufl. 11 



162 Vn. 3)ic SHd^tung bcr Sflomanttl. 

©anblung im @innc ©(j^illerö begriff, ba§ erhellt auS bcn 3Bctt* 
bungctt, bic er felbft gebraud^t, toenn er ji<j^erc SSül^nentcd^ml 
umfc^rcibt: er rül^mt ©d^röber naä^, ba^ er El^araftere unb 
©ad^en trefflwj^ unb meifter^aft ju enttoidEeln unb borjubereiten, 
bic ©anblung in jebcr ©jene unb SRcbe fortfd^reiten ju laffen 
t^erftc^c (förit. ©d^riftcn 4, 200). Oenau bie gleid^en «ugbrüde 
merben mcnige ©eiten (©. 203) \pattx auf ©d^illerl Sugenb^ 
bramcn angemenbet, bie liedE fe^r l^od^fd^ä^t unb benen er 
,,einc gülle cd^ten bramatifd^en lafenteg" najä)xnl)mt, „itm^ 
tl^catralifd^cn 3nftinlte§, bcr allel. *>or unfcren Slugcn unb bcr 
5ß]^antaf ie in Scbcn unb 2ätiglcit f e^t". ,,!3n jcber SRcbc fd^reitet 
bie ^anblung *>or, jcbc Srage unb Stntirort gibt Sl^eatcrfipiel, 
bic ©pannung fteigt, allt^, xoa^ l^intcr bem Il^catcr unb in 
bcn 3rt)ifci^^ii<Jftctt gefd^ic^t, belebt bie fid^tbar gemad^te ®cgen*» 
ipart." Sn beut ,,5ortfd^reiten", in bem „Sebcnbigtücrben burd^ 
bag ©t)ier' erlennt er ,,®aben, bie bem Sid^ter mit bcr Oeburt 
gefd^enft fein muffen, inbem er fie nid^t crmerben, nur an^^ 
bilben lann". Dl^nc 3J^cifcI ift all ba^ fcl^r fein beobad^tet unb 
trifft »id^tige ©igenl^citcn bramatifd^er S&cgabung; aber nid^t 
ben ffern:punlt, nid^t bic ©auptfad^e. Unb genauer l^at fid^ licif 
über bag ©cl^eimni^ bcr bramatifd^en Äunft nie auSgcfjjrod^n. 
?Cn ber H^catcrfrcmbl^eit ber romantifd^cn S)ramcn trug jum 
Icil auä) bic Xatfad^c fd^ulb, bag bie ätomantifcr fid^ ®oet^c 
ebenfo nal^c fül^Iten, toie fie ©d^iKcr frcmb gcgenüberfianben. 
liedE l^at ^p&ttx, nad^bcm ,€r in feinen 3)ramen bauemb afö 
©d^üler t>on (Soetl^eS Stomanbid^tung fid^ bemal^rt l^attc, mol^I 
erlannt, baß ©octl^e^ Xragdbicn feine dQtnÜi^m Sü^ncnftüdtc 
feien (Ärit. ©d^riften 4, 198 f.). „®oet|eg Jrunberbare SRgtur 
l^ätte ipol^I in feiner 5ßoefic mentgftcn§ cbcnfot>ieI anfop^exn 
muffen, ipcnn er bic tl^eatralifd^e SBirfung gefunben l^ättc, aB 
er burd^ biefci ®cüngen nur irgenb gewinnen fonnte." Der 
I^^tcrlciter ©octl^c l^at freilid^ bm Siomantifern il^r bullen*» 
frcmbcS SBcfcn aufg bitterfte t>erbad^t; am fd^Iimmften ful^r bei 
®oet^e fcitfamcrmeife |)einrid^ t>on Äleift. ©oet^eS ©rief an 
ffleift am 1. Sebruar 1808 tabelt fd^arf angefid^tg ber „^ßcntj^c*» 
filea" bie Sßeigung ber Slomantiler, auf ein il^catcr ju märten, 
bag ba fommen foH. „ffiin ^nbt, ber auf bcn SKcffiag, ein Sl^rifl, 
ber auf§ neue Scrufalem, unb ein 5ßortugiefe, ber auf bcn 2)on 
©ebaftian nmrtet, mad^cn mir lein grögereg aKifebcl^agcn." S)od^ 
tpcnn ber SBcimarifd^c Il&catcrrcitcr fid& avut^ ju bem ©laubcng" 



(Bottf^t unb bie ^Üi^tte. 168 

bcicnntnfö feinet Il^catcrbireftorä httanntt, baß, iper xeä)t ju 
totrlen benle, auf baS redete äßerf aeug l^alten muffe : aU 2)id^ter 
ifl ®otti)t in ben legten ^al^rjel^nten feinet SBirfenS t>dllig auf 
ben 5ßla^ getreten, ben SCiecf il^m antoeifl. 5ttm 27. 3uni 1810 
geftel^t ex briefltd^ ^irntd 3u : ,JDb iä) ahtx, ba id^ fo t>tel anbete 
S)ingc t>orl^5c, mid^ ipieber ju tl^atralifd^cn Arbeiten, ipobci 
meber Steube, nod^ ©enufe, nod^ SSorteil ju ertoarten ifl, toenben 
tndd^te, glaub' id^ fd^merüd^/' 3)er äloman lodCte i^n mel^r afö 
bag öül^nenftüdE; bort burfte er feine Äunfl frei »alten laffen, 
l^icr fal^ er fid^ ben bcengenben unb il^m nid^t fetbftoerjlänblid^n 
®efe^cn ber Sül^nenwirfung gegenüber. Unb fo fügte er be«» 
grünbcnb l^inju : „3^ jiel^e iti^t ben SRoman allem artbttn öor, 
toeil einen babei atleS begünftigt, toaS beim Xl^eater bem Stutor 
nur jum SRad^teil gcreid^t." 

?ßoefic unb SSül^ne lourben gegen baö 6nbe feiner bramatur^» 
gifd^en Xätigfeit l^in für ©oetl^e fo unvereinbare ©egenf&ge, bag 
er fogar ©l^afefjjeare ben 89cruf eineg Il^aterbid^terg abfjjrcd^ 
fonnte. @]^alcft)eareg SRamc unb Serbien^, erttorte er 1816 
(SubilöumSauSgabc 37, 46 f.), gcl^örten nur in bie ®efd^ic^te 
ber $oefie; bie tl^eatralifd^en Sorberungen feien il^m nid^ig. 
2)ie tl^eatralifd^en äRomente ((Soetl^ nennt t^eatralifd^, „toa^ 
für bie SCugen 5uglcid^ f^mbolifd^ ift") feien bei ©l^afefpeare 
nur „auSgeföte Suloelen, bie burd^ öiel UntJ^catralifd^eS au^«» 
cinanber gelitten merben". (Sine fo cinfeitige Raffung be^ 
S3cgriffe3 „tl^eatralifd^" läßt bie ©intoönbe, bie ©oetl^ gegen 
^(eift erl^ob, aber aud^ ba^ Sob, ba^ er Q. äSerner f))enbet, be^ 
greiflid^er erfd^einen. $&tte (Soetl^e in ^Ieift§ @d^ö))fungen nid^t 
nod^ ben il&m unmilHomtnenen 3ug jnm ^ßatl^ologifc^en entbedt, 
mit 'htm Äünftler Äleifl toöre eine Serfidnbigung mdglid^ ge«- 
mefen. S)enn ©oetl^e felbft näl&ertc fid^, im älter minbcfteng, ro* 
mantif d^cm Sraud^e, fobalb er f id^ trog allem entfd^Iog, bramatifd^e 
(¥orm ju tpdl^Ien. ^ud) ü)m tourbe bann bie $oefie auf ber 
SSül^ne tpid^tiger afö ba§ Xl^eatralifd^e. Sinfi, in feiner Sugenb, 
mar er afö beutfd^er ©l^afefjjeare begrüßt Sorben, ^ann l^atte er 
ba^ bramatifd^e ^ttb adm&l^Iid^ an ©d^iller abgetreten. V,U 
ed il^m burd^au^ nid^t glüden toollte, @d^iller^ ^emetriu^ ju 
t>oIIenben, ba mod^te il^m ganj Ilar getoorben fein, bag ©d^illerd 
bramatifd^e Begabung ein Clement entl^alte, ba§ il^m felbfl 
fel^Ite. @eine legten bramatifd^en arbeiten aber, {(uSgeffll^te^ 

unb Sftogmente, finb formal unb inl^altUd^ romantifd^ gebadet. 

11* 



164 VII. 3)ie 5)tc^tttnö bcr SRomantif. 

Der 9{etd^tum ber formen nnb bte Xiefe bed Se6engg6l^alt§ tnU 
f))red^en romanttfd^er Steigung. Unb fo l^at er benn im 8(6fd^Iug 
bed erflen unb in ber 9(uSfü]^rung bed jmeiten Xeile^ feinet 
ffSfauft'^ bad ^dd^fte geletftet, mad aud bem unbramatifij^en 
Programm be^ romantifd^en 2)ramad ertüa(i^fen fonnte. 3^n 
t>ieIgefloItiger romantifd^cr Sorm, Äntileä unb SRcucg binbenb, 
ein unfd^ägbareS SRufter«* unb äReifterftüd ber ))rogreffi)>en 
UniöerfaI^)ocfie, cntoidelt ,,5auft" bie l^öd^ften S)afctngt)ro6Ieme, 
jcüj^nct er öor allem bad SBcrbcn unb SBod^fcn be3 romantifd^en 
©cl^nfud^tömcnfd^en, bem bauernbeg ÄuftoärtSftreben eignet, ber 
borum nie befriebigt fein fann unb bcn baß ©ipig-'SJeibH^e 
jum Unenbüd^en l^inauftrögt (A @. 156 ff.). 

Dem Sturm unb Drange bcr fiebjiger S^l^rc be3 18. S^^l^r* 
l^unbertS bleibt ber Stul^me^titet, bag bie mä^tigfte Did^tung 
beutfd^er ©jjrad^e unb beutfd^er Station ij^m entfeimt. 3>ie Slo*« 
mantif aber barf Jid^ rfil^men, bafe in il^rcm ©tnnc bieä SBerl 
ju ®nbc gefül^rt toorben ifi. Slul^t um bc§ ,,8faufi" millen auf 
bem ©türm unb Drang etiraS toie bcr Olanj bcr aufgcl^nbcn 
@onne, fo tritt im Sid^tc ber Oföuftbid^tung ©oetl^e^ bie Sloman* 
tif in bie magifd^e 89eleud^tung be3 ®efttrng, ba§ am ffinbe feiner 
Xage^Iaufbal^n angelangt ift. 



«Icjig, SB. 121. 
mfrcb, Äg. ber Srngcl« 

fac^fen 78. 
Strioft 33. 
^riftop^aneiS 128 ff. 
SlriftotelciS 149 f. 160. 
«trabt, ®. 9W. 99. 
5(ratm, S. ^. 0. 101 ff. 

107—110. 114. 

120f. 142.145.151. 

159 f. — a. u. ©reit* 
tano: „^td^nahtn 
aBttttbct]^ora"l06ff. 
^f^afta 60. 

8aaber, f^ran^ 45. 65. 
©acon 15. 31. 
83aMbiffin, SBolf OJraf 

82. 
©aumgarten,^. ®. 18. 
S3cna, R 138. 
gjerfele^ 15. 
»cral^arbi, Sl. g. 97. 
©ettinc 120. 168. 
»obe, Ä. 108 f. 
«ö^me, 3afob 47 f. 

62. 64f. 67. 72. 78. 
88. 

fd&^mn, ^ugufte 64. 
S3oiffer^e,@.u.aR.86f. 
»örae, S 168. 
©outerwecf, gr. 24 f. 
»ral^mg, 3o^. 96. 
örcc^t, SB. 67. 
SBrentattO; ^lemeiti^ 

(f.au42rraim)2lf. 

92. 106— tlO. 118. 

129—132.134.186. 

142. 160. 

^nndhnann, . @. D. 7. 
$Btüggentann> gf. 16. 
brutto, (^iorbano 88. 
SBrutuiS 62. 



$u(j^mann, 91. 144. 
58ft(fener, ®. 125. 
SSurbad^, it. 114. 
93urba(b, je. gf. 141. 
SBürger, ®. Ä. 8. 96. 

106. 116. 
»urfc, ©bmunb 102. 
83üfd^in9,3.(äl.®.108. 
Sdt^xon 16. 112. 116. 

131. 

Calbcron 72. 81—84. 

148 f. 
(S:aTUd,(S:.(^.88f. 141. 
Öcrn^, 3. 16. 
(S:erDanted38.82. 131. 
(£l^amiffo,%.D.2.ll2. 

115. 187. 145. 
(S:^Iabni 42. 
©ottin, ^. 3. 0. 100. 

124. 

S^onftant, ^ettjamin 
16. 

^ante27.82. 73.82f. 
^t»caxtt9 14. 
^iltl^e^, 9ß. 6. 84. 89. 
68. 154. 

S)ürcr,«llbtc(]^t76.78. 

84. 

did^cnborff, 3ofef 0. 

2. 100. 106. Ulf. 
129. 151 f. 

(&ttoin t)on @tetnbac!^ 
76. 

%a\6l 89. 
gcper, |R. 101, 
^uetbad^, 2. 65. 
gt(]^te 6. 14—17. 19. 

25. 28 ff. 82 f. 86. 
88. 43. 46. 54. 67 f. 
62.66.69. 75. 100 f. 



gifc^cr, 0. 92. 
^loed, O. 140. 
gorftcr. % (S. 24. 
gouquö, 3fr. be la 
äRotte^ 2. 99. 119 f. 

126 f. 140. 161. 

gricbrlc^ »ill^clniin. 

98. 

Sfriebrid^, ^af^ar^a- 
uib 88 f. 

0alDani 42. 
@fart>e, d^x. 24. 
(Deibel; @. 116. 
Vettert, ^i)t. %. 138. 
®en|, Src. t). 108. 
ÖJlödner, ®. 91. 
®örrc8, 3. 3. 81. 94. 

108. 
®oetl^e2. I2ff. 16. 21. 

24—27. 81 ff. 86. 
89ff.48f.47f.67ff. 
62. 68. 71. 76. 82. 
84 f. 87. 89. 95. 
106—109. 111. 113 
h\» 116.119. 129 ff. 
185ff. 141. 149. 
161 f. 154. 166 m 
160. 162 ff. — 
„gfaufl" 6. 71. 146. 
164. — „Vt&xä^m" 
187. — „SBa^löcr« 
tüatibt((]^aftcii"Ulf. 
I5if.— „©citfeele'' 
44. — „SBcrtl^ec" 6. 

16. 162, — „mu 

^etnt ^dfterd £e^r* 
jal^re" 8^. .68. 98. 

119. 161 f. 169 f.. 
(Sloaai 88. 129. 

®rabbc, (5:]^r.a).126f. 

129. 
®rie«, 3. *. 8^ 



166 



fflamtnxtQi^tt. 



(UrlEparaer, %. 124. 

148. 168. 157 f. 

0tlnim,3a!ob 79.160. 
®xt)p^va, ^. 169. 
®ünDetobe, Caroline 
t)mt 163. 

fragen, 8fr. $. öoti 

bei 81. 108. 
^aUtt, 9. \>. 42. 
^aller, ^art Subiptg 

Don 108. 
^mann, 3. (9. 8f. 

8 f. 12. 66. 
^arbenbetg, Sfrieb« 

tid| t>. f. 9{ot>and. 
^atbenbetg, (^raf 

102. 
$arbenberQ*9io{torf, 

Ä. ®. SC. ö. 99. 
^anff, SB. 121. 
^au^tmann, ®ttf)axt 

160. 
^atont, fft. 10. 
Äcbbcl, g. 127. 
^gel, ®. SB. g. 6. 

14. 29. 142. 154. 

^einc, $. 106. 109 f. 

112—115.119.126. 
131. 133—187. 

^einrtc^ D.Ofterbingen 

78. 
^clnfe, SB. 66 f. 76. 

84. 89. 119. 
^einjel, ffi. 80. 
^m\tttf)uiS, g. 17 f. 

24. 46. 60. 85. 
gerbet 8f. 7—13. 24 f. 
86 f. 40 f. 43. 48. 
76 f. 84. 89. 

$e^benreiA,^.^.i28. 
^ofct, a. 126. 
^offmann, (S. %. $1. 

2. 16. 92f. 121 f. 

138. 140. 142 btd 

146. 
^olbein, ^ , ber 

iüngeie 84. 
$olberg, )^, 129. 
^6lbetltn,g. 110 f. 



^ölt^, S. 136. ' 
^outoalb, (S. t). 163. 

158. 
^nd), 9Ucatba 4 f. 153. 
^ugo, S. 112. 122. 
^nmbolbt,äB.t).24.26. 
^ume, ^. 4. 15. 154. 

Sfftanb, SB. ß. 128. 

157. 159. 

Smmermann,^. 125 f. 
132 f. 

3acobt, g. ^. 6 f. 16. 
65 f. 68. 

galftn, g. iJ. 98. 
Sean $aul 16. 33. 64. 

94.131— 184. 151 f. 

3oa(ä^inii-3)e0c, SUlarie 

41.48. 50f. 81. 150. 

Sonfon, 5öen 129 f. 

euel, 3en« 87 f. 
ungsStttting, 3. $. 
69. 148. 

Äant, 3. 3 f. 6—9. 14. 
20. 24f. 30. 35f 42. 
56. 65. 98. 128. 146. 
155. 

^arl ber &i. 73. 
j^atl, (Srjl^er^og 100. 
teuer, 8C. ö. 118. 
Heller, ©ottfrieb, 144. 

152. 
Kepler 78. 
Äerner, 3- ^2. 106. 

Ulf. 129. 141. 
^elnte^er, t. gr. 11. 
mxm» 163. 
Älelft, ^. b. 2. 88. 

98. 102 f. 120 f. 

123 ff. 130. 146 bis 

148. 156. 160. 162 f. 
mti% IXIrife ü. 124. 
mopftod 48. 77. 95. 

98. 

1^04 (Srbuin SuIiniS 

76. 
ftömer, ^^x. (Sl. 26. 

128. 



Äömer, 3of. 64. 81. 
j^dmer, ^]^eobo^lOO. 
to^ebue, ^. b. 128 f. 

148. 

^th», @. 88. 
fron, ®. 92 f. 
^i^n, @o^]^ie t>. 64. 

ISad^ntann, $t. 79. 
2(iplact 42. 
iBaüoifier 42. 
£ebebe, ^. 122. 
£etbm§ 14, 18. 31. 35. 

46. 154. 
iBenan 112. 186. 
ßenj, 3. m. n, 40. 

160. 
ßefftng 10. 40. 82. 

149 f. 154. 

Sodbenet; ©tepl^an 87. 
Sodfe 15. 17. 
£ope be S3ega 88. 
£ubmtg I., tg. b. 

SBotoem 134. 
Subtoig, Otto 144.149. 
Suife, Äöntgtn 98. 
ßutl^er, m. 61. 67. 78. 

SRan§ont, % 122. 
ajlautl^tter, g. 5. 
aWo^er, Ä. 111. 
SKa^nc, §. 111. 
3Jie§nier42 45f.l4lf, 
Sffleltemi*, gürfl 103. 
SWeüer, »l. 3». 109. 
mitx, 3- 3». 131. 
aWinor, 3. 118. 
»lörife, ®. 109. 111. 
SKorife, le. <ß^. 12. 16. 

39 ff. 

ailu^anteb 61. 
ai^miler, Stbant 14. 

102 f. 
aWütter, griebricö 

(Wtaltx) 77. 116. 
SMUer, SBtIbetm 106. 

109. Ulf. 
SDlüIIner, %. 153. 168. 
aJhiiäu«,3 Ä. 31.117. 

181. 



if^antentegifter. 



167 



«ablet, 3. 111. 
S^apolcott I. 97. 126. 
9taühtit, ». 117. 
g^tbctungenUeb 79. 
S^ietfd^c, gr. 65. 
9loöaIt« 3. 10 f. 14 

biiS18.20f. 23f.81. 
33. 42. — 44—49 

(9}atut))^ilofop^ie). 
60.66.68. — 61 M3 
66 (Religion). 66 biiS 
69. 78 ff. 77 f. 80. 
. 86. 90. 97—100. 
104 ff. 116 f. 119. 
128.127.136. 187ff. 
141,144.168—166. 

l^eit ober (Suropa" 

66— 69. 73.77. 80f. 
86.98.103.116.— 

„®cif»^c ßicber" 

63. 66. 69. — 

\mhiüt^m" 20. 66. 
136. — „^ijnincn 
an bie S«a*t" 63 ff. 
141. 156. — „Of* 
terbingcti" 20. 68. 

66 78. 99. 119. 
136. 138. 164. 

Ctfjlitn\äjllä%tx, Hbam 

161. 
DW)an\t% 93. 18. 31. 

I^el^er, ^. 68. 
$erc9 106. 
„^crlHe«, ^115 ö. 

Xijru«" 160. 
$]^eibiaiS 26. 
$^iIon 46. 
^inbar 31. 
$totcn,SI.,@rf.ö.lllf. 
114 f. 129 f. 168. 
$Iato 8. 13. 19. 46 f. 

60. 60. 
Biotin 19. 46. 
jogget, Stadpai 97. 
$oet{(^, ^ 9. 
$rie^le9 42. 



^t, m, 129. 
$ü(!Ier«aRu«fatt, ®rf. 

133. 

«affacl 84—87. 
Slanftl, 3ol^. 160. 
Slaumer, g. ö. 126. 
8laiil)ad&, @. 126 f. 
9lcl*arbt, 3. 3f. 89. 

98. 
gieil, 30]^. ©l^rift. 148. 
mitter, 3.28. 11. 46 f. 

Ulf. 
Koetlöe, ®. 180. 
8louffcau6.7.23ff.60. 
3flttben«, $. $. 76. 84. 
8lücfert,g.lll. 114 f. 
9lui9baet 89. 
S^nfle,$l^U.Otto87f. 

^a^i, ^axt^ 68. 78. 
©d^oeffer, ©. 92. 
©d^ettlng 6. 10—14. 

18. 21 ff. 83. 36. — 
86—44 (@d^. unb 

bie SiomantÜer). — 

36 ff. 42—46. 49 

(@i^.*« giaturpl^Uo* 
fop^ie). — 61. 69. 

61. 66. 67 ff. 87 f. 
90. 97. 127. 137 f. 
140. 142. 164. — 

„^eltiä SBiberporfl" 

68. 
64enfenborf, ^a^ 

Don 100. 
©euerer, SBü^elm 77. 

80. 
@(]^iner2f.7f. 13 518 

16. 18. 24—28.30. 

32. 36 f. 48. 60. 

66 f. 60. 66. 78 f. 

76. 78.82.86.il6f. 

121. 128. 128. 130. 

138.148ff.162.166 

bid 168. 162 f. 

©(^legel, S^aroline 46. 

81. 86. 97. 

Sd^Iegel, 2)orot]^ea 
60 f. 



@^tegel, Sfnebrid^ 3 f. 
6 f. 10. 13—16. 18 

big 22. — 22—28 

(Älafpaiftif^e «tt^ 
fange). 28—83 (SBe* 
lenntnid %um 8I0« 
ntantifd^en). 89 ff. 
(Organii^mni^ge« 
banfe).42.44f.47f. 
— 60—66 (5)ritte 
@tufe feiner il^eo» 
rie). 56—60 (®t^il). 

61ff.66— 68. — 68 

biiS 74 (Sp&tm fiis 
ftorlft^e Äonftruf« 
tionen). 76. 77 bi« 
79. 81. 83. 87. 90. 
93. 97—100. — 
103ff.(^0lttil).106. 
107 ff. 116. 127 bis 
m 132. 144. 160. 
163f. — 116.atl^en. 
ggm. 28 f. 89 f. — 
„«lattoS" 70f. — 
,,Öttcinbe" 60. 68 f. 

132. 

^c^Iegel, 30^. (SliaS 

82 

^d^Iegel, 9BiI^eIm 3f. 

6. 9f. 12. 19ff. 23. 
27. 40. 49. 61. 60. 
64. 77—86. 93. 96 
bid 99. 106. 114f. 
123ff. 127. 129. 
138. 153. 

@d^Ietermad^er 8. 6 f. 

9 f. 20. 22 f. 38 ff. 
88 f. 50— 63.56 bi« 
64. 66 f. 106. 144. 
161. 163ff. 

6(^naafe, tt. 122. 
©d^neiber, 2f. 3- 

139. 
©d^openl^auer 6. 40. 

65 90 f. 
©d^ottf^ 113. 
6d^rel9t)0gel 126. 
©(gröber, g. Ö. 162. 
@(^ubert, ®. $. t>. 

11. 140—143. 148. 



168 



^aiiircgift«. 



S^vilj^,%x\thn6) 102. 
©(^toob, ®. 111. 116. 
@4^inb;aRori|t). 77. 
116 f. 

Scott,©. 120 ff. 124 f. 

@]6afte«but^ 8f. 12 f. 
@9afefpcore 10. 27. 

33. 54. 72. 81 hx9 
84.129.189f.l48ff. 
161. 163. 

©imrocf, Ä. 116. 

(Bmitfi, ^bam 102. 

©mollet 181. 

(BoUdM 4. 29. 60. 

©olgcr, 3f. 161. 

Qop^olic» 25. 157. 

@^ce, gricbric^ 136. 
@^cttW, ®. 45. 
Spinoza 11. 14. 33. 

36f. 46. 48.70.154. 

@taSI, ajhnc. bc 97. 
Steffen«, $. 138.141. 
Steig, 9iein]§oIb 102. 
©teinert, SB. 92. 
Sterne, Ä. 83. 181 

biiS 134. 
Strich, 8ft, 49. 

aipmmel, 2R. 51. ö, 

1:31. 



%ud, 2)orot^ea 82. 

Xied, ßubmig 3. 9. 14 
big 16. 19. 47 f. 
59. 61 ff. 67. 74 big 
79. 81 ff. 86. 88 f. 
91—97, 106. 115. 
117 ff. 122. 127 big 
130. 134 f. 137 big 
141. 146. 148 big 
151. 153f. 158ff. 
161 f. — „®eno* 
öetja", „Octaöia* 
nug", „gortunat" 

118. 122. 150f. 

159. — „aßinne:= 
lieber" 78 f. 115.— 
„Stembalb"59,9l. 

93. 96. 119. — 

„SBifliam Soöefl" 

14—16. 19. 138 f. 
146. 151. 
Xolftoi 121. 

ttl^lanb 22. 106. liOf. 

113. 116. 118. 126. 
129. 

Unger, 91. 4. 

fßolia 42. 
®o6, 3. §. 108. 



föadfenrober 9. 61. 74 
btg80(«Itbeutfc^eg). 
84—88 (Sy^olerei). 
89 ff. (äJhifif). 98 f. 

115 f. 119. 123. 
SBagner fH. 127. 
aBaiblinger, SB. 111. 
SEBeber SSeit (Seonl^arb 

SBä(]^ter)ll7. 
9ßenbriner,Ä.®. 152. 

156. 
SBemer 51. @. 138. 
SBemer, 8- 2. 123. 

163.156—159.163. 

SBielonb60.l06f.l3i. 
SBil^an, 3. 124. 
SBindelmann 23 ff. 

84 f. 87. 
SBinbeIbanb,SB.9.65. 
SBoIf, 3- 129. 
SBolff. ^x. 4. 
SBufQbtnoöic,S^.148. 
SBunberl^orn f.^tmim. 

Senge, SBil^etmine b. 

145. 

Stnjenborf 63. 67. 
gola, @. 121. 
Sfd^offe 121. 
gurlinben, ß. 8. 



«bfoluteg 13. 18—21. 

35. 37. 55. 
5lgrariertum 102 f. 
5lli)]^orn 91. 108. 
8ntbeutfc^egi.i0.66f. 

73—81. 87. 105 big 
127. 
SCntüe 22—27. 32. 60. 
62f. 66. 70—74. 80. 
82. 85. 94. 164. 

5lt]^enaeum 21. 
Audition cöloröe 90 f. 

»aUaben 114 ff, 
©aufunft 73. 76. 
SBefreiunggfricge 
97—102. 106. . 



©ad^regifter. 

93ergmanngteben 138. 
93erlin 145. 
SBetongt unb unbenjnßt 

3—7. 32. 36 ff. 90. 
138. 140—144. 
SBtbel 61 f. 67. 

S^ilblid^feit 49. 92 f. 
SBilbung 8. 80. 60. 
98. 146. . 

ei^riftug, ©l^riftentum 

62 ff. 67. 80. 

^afeingproblcni fie§ 

Scbengfunft. 
2)ctermimgniug Heb 

Sd^idjal. 



2)eutfd^Ianb, Sungeg 

105. 131. 

2)eutfd^luOT 1. 76 ff. 

97—102. lUff. 

^oippelempftnbung {. 

audition coloree. 

2)o^peIgönger 16. 143. 

Urania, 9?ontantifd^eg 

118f. 122—129. 
146—164. 

3:regben 84. 145. 
3)uaUgmug 14. 36. 
54. 143 f. 

etie 67 ff. 

efftafc 18. 46. 141 f. 

^ntl^uftogm^^ 5. 21, 



©ad^regifker. 



169 



©rblcbcnbiibfuitft 88. 

etl^tl7ff. 18— 18.84f. 
65—60. 1Ö3— 167. 

Jfraucnfrage 57—60. 
grül^Tonianttt unb 
jüngere Sftoraantif 

2t. 21 f. 105—164. 

©alöanii^OTU« 42. — 
45 f. (®alt)ant!§mu^ 
m ©cifteÄ). 

@afel 118 f. 

©ejüi^l f. SBcnjußt unb 
unbetougt. 

@lenie 82. 87. 63 f. 

©ermaniftif 81. 

^tW^it, 5)eutfd^e, 
in tonianti{(J^er 
2)id^tunall4— 127. 

©olbcneS Beitalter 

1. 24. 116. 

OJ^tanal I12f. 

©ansmurfk 129. 
Harmonie, ©eelifc^e 

7 ff. 18. 26. 27 f. 
30. 60. 66 f. 69—74. 
104. 147. 

3bentttdt«f^|lem 37 f. 
SllttftonSserjtötung, 

@timmungiSbre« 

d^ung 31. 127 bis 

184. 
3[nbten 70 f. 118. . 
3nbiöibuaatät, $er* 

fönad^!ett9.34f.39. 

66. 75 f. 97 f. 100 f. 

SntcKcftuette 8Cn* 
fd^auung 16 ff. 28 
bi33i.84(@elbftan» 
fd^anung). 46.64.58. 

76. 

Sntereffant 26 ff. 
Srottie. Stomantifd^e 

15. 20 f. 29—32. 
67 ff. 127—134 
(3)ramo, SRoman, 
S^ri!). 137. 



3trationaliigniu8 66 f. 
Sefuiten 67. 
Hat^oIiaidmuS 66 f. 

70— 74. 85 ff. 103 ff. 

ma\m V ^ntile u. 
9iontanttfd^. 

©ojialeg. 
Äoniöbte 128 ff. 187. 
^odntopoUtiSmud 

98 f. 101. 104. 

Äunft, ©ilbenbe 6. 78. 

76. 84—89. 

L^art pour l'art 23. 
ScbcniSfunft, Seben^s 

^tobIem22f.i48bid 

164. 
ßtebe 19 ff. 63 ff. 68 ff. 

63. 71 f. 164. 
S^ti! 94 f. 99 f. lOö 

biigll4. 133. 

iWagie 16—18. 42. 46. 

137. 141f. 
SRagifd^er 3beaIiSmug 

18. 46. 141. 
SRagnetUmuä, Wni« 

malifc^er 42 f. 46 f. 

140 ff. 148. 
aRalerei 74. 84-89. 
a)Mrd^en9i.i37— 140. 
SWatctiali^mu« 16. 
a^aurertum 139. 

bürfni« 6. 7. 19. 

29. 40. 145. 
aJJctrt! 94 ff. 106. 
SWinncfang 76. 78 ff. 

95. 136. 

aKittelalter 10. 66 f. 

73-81. 114—127. 
161. 

SWittelpunlt f. Sem 

tmm. 
aßontgmuiS 50—66. 

64. 144. 151. 
aWuftf 89-96. 



3»^pi!, 3)eutf(i)e 20 
SJl^tl^oIogie, 9leue 

11 f. 48 ff. 70. 94. 
136 f. 

9{ad^tfeite bet ^atax 

140—148. 

^aiuxaliSmvii 121. 

g^aturp^ilofopbtellff. 
36f.42ff.((Sd^eIItng). 
44—50 (©d^Iegelia« 
niSmug ber 9iatur* 
iDiffenfd^aften). 62. 

66 67. 94. 127. 136 
hü 140. 

3latüxpot\xe 64. 
9^atur»iffcnfd^aft bei3 

18. 3a]^4unbert3 

42f. 

S^a^areniSmuS 87 ff. 
^trxpiatoni^mviS 13. 

19. 46. 64. 

Organ, moxalx\d)t§ 

17 f. 
DrgantiSinuiS, Orga^^ 

nijd^ 12 f. 38—41. 

60. 64. 66. 87. 104. 

186. 
Orient 10. 49. 69—74. 

79. 113 f. 

Werften 118 f. 
^eriönlid^feit f. 3n. 

biöibualität. 
$^iIf)eneniSmud 112. 
$^ilifter 21f. 66. 110. 

129. 144. 
$^Qftf 48. 94. 186. 

$oefte ber $oefte 

32. 60—65. 
Polarität 14. 86. 
^olcnlieber 112. 
$oIiti!, romantifiiie 

67. 97—105. 
Prädilection d^artiste 

für !at^oIif(]^e 

Äunft 86. 
«ßroteifd^eg 13—16. 

22. 96. 151. 



170 



6a(i^regifter. 



^roteftatttidmuiS 67. 
86. 

fteamon 97. 102 m 

105. 
9fieaIti3muiS 7. 11. 38. 

(p^ilofo^iW). 

144f. (fift^titd^). 
9lefraitt 109. 
ffttim 96ff. 118. 
gfleligion 6 f. 9 f. 20. 

88 ff. 66. 61—74. 

85. 104. 145. 159. 

161. 

gflenaiffance 122. 
9?et)olution, f^an§aft« 

fcfie 98. 101 f. 
W)tttipo^fxt 99. 
9Httec« unb 9ldttl^« 

bid^tuug 77. 116 f. 

119. 128. 188 f. 
dioman 119—122. 
130 ff. 151 f. 163. 

fRomaniiäfU (f. aud^ 
@<)on{cn)96f.ll8f 

Snomantif^ (3)cfini- 
tlotien) 25—38. 

52 ff. 69—74. 79 f. 

SRomanjen f. SBattaben. 

€fage, ^eutfd^e, in ro« 
montifd^er ^td^tutig 
114—127. 



(Sdbidffal u. SEBtaend« 
frelbeit 152—159. 

@4idfaUttagdbte 83. 
152—159. 

Säjjz^tl\an\9mvii b. 
S^atuttolffetifd^aften 

42. 44—50. 

@(]^ttabal^ü))fel fiel^ 

^'ftanst. 
@el^ttfw*t 1. 18. 19 f. 

27. 58 ff. 80. 164. 

@eittimentaltfc^ 26 f. 

52. 
&tpÜ%\Sm\a 4. 
©oli^ftdmud 16. 
©omttambuUdmuiS 

46. 141 f. 148. 

@ottett 114. 
©oaialc« 102—105. 
Spanien 71. 74. 82 ff. 

113. 161. 
©timmungiSbted^ung f. 

;3fQufton^§erfidntng. 
Sturm unb ^tang 

1—8. 82. 40. 49 f. 
54. 56 f. 75. 114ff. 
138. 150. 164. 

%0h 63 ff. 

Staunt 141. 
^ranfjenbentalet 
3bcoli3mu33lff.37f. 



S^ranfjenbeutalpoefte 

31 ff. 180. 134. 

Uneublid^eiS 20 ff. 29. 

38 ff. 88. 50—55. 
66. 80. 96. 144. 
151. 164. 

Uniüerfalpoefte 28. 

164. 
Uniöerfum 83—85. 

38.41. 60. 

mtalximviü 36. 43 f. 

46. 

SßoIIiSiteber u. iBoIfö« 
bücket 10. 76. 101. 
105—113. 117 f. 
136. 

flBalb 188. 
3Baffet 140. 
SBtttcn^frcil^ett ficl^ 

©d^ictfat 
9Bit 80 f. 58. 134. 
^Bunberlid^ed unb 

SBunberbateiS 139 f. 

144 f. 
Sßünfd^elrute 141 f. 

Senttum, mtttipnnH 

41. 48. 58. 150. 




UNIV. OF MICHIOAN, 

SEP 26 1912 



Verlag von ß. G.Ceubner in Leipzig und Berlin 

Hu8 ffatur und GcittcevocXt 

Jeder Band geheftet ]y[« u—f tu Heintpand gebunden pi« 1*25 

3ur Literatur unb 8prad)e erfc^tenen u. a.: 

Die Blütezeit der muriliaU Romantik in Deutrd)land{ 

Dr.(E.3fteL Xlttt einer StIf|ouettet).(E.tt.a.Qoff mann. (239.) 

Da8 deutrd)e Drama de8 19. Of^brbunderts: Prof. Dr. 
(B. IDitfowsfi. (51.) 

eerd)id)te der deutrd)en L.yrik Teit Claudius $ Dr. 

Q. Sptero. (254.) 

8d)iller: Prof. Dr. tt^. Siegler. (74.) 

friedrieb Hebbel: Dr. Anna Sc^aptre*lteurat^. (238.) 

6erbart Hauptmann : prof.Dr.(E.SuIger*(Bebtng. (283.) 

Renrih Ibfen^ BjSmrtjeme BjSrnfon und ibre Zeit- 
genorfen: Prof. Dr. B. Ka^le. Utit 7 Btlbmffen auf 
4 ttafeln. (193.) 

Sbabefpeare u« Teine Zeit: Prof. Dr. (E. Steper. tlttt 6 abb. 
(185.) 

Das Cbeater: Dr. (Efir. (Bae^öe. (230.) 

Das Drama : Bö. I : Don öer flntife 3um fr ansSfifc^en Klaff isismus. 
Bö. II: Don DerfaiDes bis IDeimar: Dr. Br. Buff e. (287/88.) 

Die deutrd)e Tolbsfage: Dr. Otto Bodel. (262.) . 

Das deutrd)e Volkslied: Dr. 3- H). Brutnter. (7.) 

Gntftebung und Gntwidilung unterer Mutter rprad)e: 

Prof. Dr. 1». Uf|L (84.) 

Die 8prad)rtämme des 6rdiireires: prof.Dr.5r.IT.5in(I. 
(267). 

Die Raupttj^pen des menrd)lid)en 8prad)baues: Prof. 
Dr. 5t. n. Sind. (268.) 

Rbetorih: Dr. (E. (Beißler. (310.) 

JmU wir rprecben: Dr. C. Richter. (354.) 



IHäbere Hngaben Ober dlefe Bände im Hnbang* 



(5 



Verlag von ß« 6« Ceubner in Leipzig und Berlin 

^^as Erlebnis nnb bie Did^tung* Cefjtng^ <5oetlje, 
4^ HoDalis, ^ölberlm. Don prof . D. IPtltfelm Diltl^eY. 

3«, ertDciierle 2(nfl* (Set), litl 5.20, geb. JC 6.20, in ^albpergammi geb. tn* 7.20. 

„tnun fennt Diltf^er als pfabfinber einer neuen pffd^ologie. 3f}m fonnt» bas Cfieraiar? 
Iji^orifecgerebc pon Oidiierfd^nlen, 3eeinf(uffang, großen <£rlebniffen nidji gen&gen. Qiec rebet 
ans Oiltqey bie edjigeborene Sd)wennut eines Oid^ters, ber bas ^ajit eines fiebjiäjAl)rigm 
Cebens jiebt, Cr fpxic^t oon ^ragif bes Dlenfdjen, ber eine nnenblit^e ^orbemng im ^nblic^en 
3« erfflOen i)at; eine ^orberung, bie in fid} n>ieber ben frnd^tbaren ])nalismus von Ibeal unb 
Ztatnr birgt, unb er fielet in btefer tTragif 5d}dnl}eii unb ^anber bitfes iranrigsffi^enl)afeins." 

^^te neuere beutfdjeCYrit* Pon prof^Dr.pljÜtpptDittop. 

^^t I. Sb.! TOon ^tiebrid? oon 5pee bis Qdiberlin. (Set). JC 5.->, in Ceintoanb 
^ gebunben M. 6. — . IL 3b.: öis jur (Segen mart. [Jn Vorbereitung.] 

„Der fd}5nen 2(ufgabe iv&rbiaer DoUbringer ifl ber t>erfaffer geworben. Hetimen fc^on 
bie einleitenben Kapitel burd? bie ^nbeitlid^feit gefangen, mit ber I}ier eine gefeßigte perfdn« 
lid^feit mit n>ai)rer Did^terliebt bem tOefen ber Cyrif auf ben (Srunb gel)t unb il}re bebeutenbe 
SteQun^ Iierausfri^aQiflert. • • So seigen uns bann bie 2lnffAfee, wie bem Derfaffer bie (Sabe 
eignet, xvxn aud} jeben einjelnen Did^ter oor uns lebenbig werben su laffen. <Es ifl ein feiner 
<0enuB» i}ier auf S<xoi unb (Ernte gewiefen jn werben, IDurjel vm^ 3Iflte unb ^rudjt sn per» 
gleid)en, unb 3U fel)en, wie liebepoO bie ^eidjnungen (Soetl^es unb Sd^tQers ausgef&i)rt flnb. * ." 

(9rei9ttr(er j^eifttiitf.) 

oetlje unb bie beutfdje 5prad?e. S^t^eSWÄÄ^^Sr. 
Pon Dr. (Beorg Kaufd?, ®eb. m. 3.60. 

„. . * €s war ein trefflid^er (Bebanfe, einen unferer fprad^gewaltigen (Seifler i)eraufs: 
jubefd}wdren , bamit bie (Segenwart aus beffen eigenen IDortim fem Urteil fiber bie Spracbe 
überl^aupt unb Aber bie tnutterfprad^e pemet)men möge. . . . t>erei)rer (Soetl^es fowte alle 
benfenben ^reunbe ber beutfd^en Sprad^t werben in '^tvx Bud^e reid^e Unterl)alruna , ^elefjrung 
unb ^Integung finbem" (Jtöfiiifile j^Htmi^.) 

/<T Ott; <5emüt unb IDelt ©oet^es 2tusfprü(^e über Seltgton 
\J3 ^^^ religiös ^»ftrc^Itc^e fragen* Oon <5elj* Hat D. Dr. 

CljeObOr Oogel. ^. Jluflage. <Seb. JC\.— 

fXOtm baran liegt, "^0.% bie wal)re €inf!^t in (Soetl^es tDefen unb 2Irt, bas tiai\it unb rechte 
t>erflAnbnis unferes Oi^terffirfien immer meljr gewonnen unb bie (Erfenntnis feiner Örd§e immer 
flarer, fidlerer unb inniger werbe, ber wirb es mit lebt^after ^reube begrftgen, ba§ bie poriiegenbe 
Schrift in neuer 2luflage erf d}ienen ifl, . , ." Ü^Vi» /pon {. b. j^ifi^r. f. b. bfttff^eit ;Sllif emi^t.) 

5 deiner im Urteil (5oett|es. Pon prof. Dr. p. Utjle. 
Dfe Zeugnfffe 6oetbe8 in Vlort und 8d)rfft gefammelt unb ergdn5t burc^ bie 
geugniffe mitlebenbet. ®eb. JL 2.^0. 

„mit großem ^Iei§ finb f}ier bie Stellen in ^oetf^es Briefen, (SefprAd?en, Selb^« 
biograplfien gefammelt, bie uns fein tiefes Derfenfen in S^iQers ZDefen, por aOem aber feine 
be^dnbige 2lnteilnai}mt unb ZTlitarbeit <xxk SdjiQers Sd^affen befunben. Der erfd^ftttemb^e 
moment liegt in \>tKi tCagen, ba Sd^iÜer bem ^reunbe unerwartet pld^Iid} entriffen würbe; 
in biefen ^iten ifl aber aud} bas Sd^önfle Aber Schillers menfc^Iid)e unb bid^terifd^e ^es 
beutung Pon ®oeti{e gefagt worben in feinem 'Epilog jur ®Io(fe>." (9(ttioiiaf*j^e{itlili(.) 

^rr ottfricb Keller. Pon prof. Dr. Gilbert Köjler. 

\^ j Sieben Dorlefungen. ^mi\\» 2<uflage. IMit einer Heprobnftion ber Habierung (Sottfrieb 
^**-^ Kellers Pon StauffersSem in titWo^xd'o'öxt, . ®eb. JC 3.20. 

„7n einfadjer unb fd^tid^ter IDeife, wie fie ber Did^ter felbß für bie Darßelinng feines 
Cebens nidji befTer gew&nfd^t t{dtte, aber jugleid} mit edjtcr Qersenswdrme unb, was nodi mei}r 
ift , mit bem feinfitn pfydjologift^en unb fan^Ierifdjen Oer^dnbnis ifl Kellers menft^Hdje anb 
fanfllerifd^e Cntwicflung barge^eOt. Cs gibt faum ^reffenberes , als was I){er aber KeOcts 
Cljarafter unb «igendrt tdle aber feine einselnen tDerfe gefagt i^," (9&X^tt 9titnn$.) 



Vertag von ß« 6. Ceubner in Leipzig und Berlin 



u 



nfere ZTIutterfprad^e^ tljr Werben nnb tljr IDefen* 

POn PtOf ♦ Dr. 0* IDdfC* 8., oerbefferte Auflage. ®eb. ca. UK 2.80. 

„ • . . (Eine gro^r Summe geleiirter ^(rbeit i^ t}ier in flarer, einfädlet nnb anregenber 
IDeife bargelegt. Was wir ba oemel^men von ber tDed^felioirfung jioif djen Spraye nnb Dolfsari, 
oon ben SefonberI)eiten ber (Sermanen unb Homanen, vom inneren Ceben ber IDdrier, Dom 
(Segenfa^ Sn^ifd^en norb« nnb f Abbeutfd^er Spradje unb 2Irt, oom Unterfdjieb soifdjen lHunbari 
unb Scbrtfifprad^e, all bas bringt uns eine fold^ ^Alle von Belehrung unb öffnet ein fold^es 
Derfldnbnis fAr eines unferer teuerflen (Sftter, ba§ jeber Cefer feine ^reube an bem fd^önen 
mdiltin tiaben mu§." i$^miittifift9 fvan^ttmta $^umait) 

ftljetit öer öeutfd^en Spradje. Don profeffor Dr. 



^ 



(DstüV VOelie* 3., perbefferte Auflage, ©ebunben JC 5:— 



Die ^2{fli)eiif ber beutfc^en Sprad^e' bilbet ein (Segenftad iu ber Sd^rift ^Unfere tHuiters 
fprad^e, it^r töerben unb it^r IDefen'. 3n beiben betrad)tet ber Derfaffer bas neni)o^beutfd}e als 
etioas (Beworbenes, greift bai)er Aberau auf frAI^ere Sprad^ßufen 5urAcf, in beiben fud^i er nad^ 
möglid^feit ben ^n\ammtntian^ jwifd^en Voll unb Sprad^e ju ergrAnben unb fid} mit Ciebe 
in bie Eigenart unferer DarfteQungsmittel ju oertiefen. „ 2(ber n>di)renb in ber ^inutterfprad^e' 
por allem bie profa berAdftdjtigt wirb, tritt in ber «äfll^etif' bie fd^tonngooHere 2Insbru<fs« 
weife ber poefie in ben t>orbergrunb. Denn es foU I]ier alles ba& erörtert unb beleudjtet werben, 
was 3um Sd^mncf ber Hebe bient, was im fc^riftlic^en unb mAnblic^en Uushxud dfll^etifd} wirft, 
b. t}. Sinn unb Qers erfreut. 



VO 



ort nnb Sinn, öegrijfsipanMungen in bet öeutfd^en 
Spradje. Don Dr. ^. Söljns^ (Pebunben jc 2.- 

Der Detfaff er i^ai fidf bie 2(ufgabe ^eßeOt, an ' ber Qanb unferer befhn IDörterbAd^er, 
unferer h^tnttnbfien Citeraturwerfe, unb ntd^i jnm wenigßen auf (Srunb feiner eigenen lang« 
jdljrigen ^orfd^ungen nnb Samminngen ben Bebeutungswanbel in btm tDortfc^ag unferer Sprache 
barsttftellen, unb jwar nidjt in ab^raft wiffenfdfaftlfd^er 3ei)anblung, fonbem in ber im be^en 
Sinne ooIfstAmlid^en aÜgemeinperftAnblid^en IDeife. Das IDerf^en foQ nid^t nur ein Xtadt* 
fd^Iagebud} fein, fonbem eine anregenbe CeftAre fAr jeben (Sebilbeten, ber ^erj unb Sinn fAr 
unfere Sprad^e unb Kultur I}at. 



p 



[yd^ologie bet Poltsbid^tung. Don Dr. (D. ÖÖcfel. 

gr. 8. (306, ©ef}. JC 7.—, gebunben JC 9*— 

„Das 3ud) wirb allen benen wertooQe Dienfle (ei^en, bie an ber Dolfsbid^tung ^^ube 
I^aben. Hur ein ^orfc^er, ber als ein tnitf Ai}Ienber bas (Beifies« unb ©emAtsIeben bes Dolfes 
3U erfajfen permag, fann feiner Kun^ geredjt werben. Diefes Vermögen, aud} ben leifeflen 
tCdnen im Seelenleben ju laufdjen, perbinbet fid} mit einer umfaffenben (Be(ei)rfamfeit unb tief 
einbringlidjen Beobad^tung* ^ugletdf perbient bas Bud} bas Cob, eine aus td^t gefdjidjtlidjem 
<St\ft erwadffene 2lrbcit ju fem, inbem es Aberall bie (Besaitungen bes Dolfsliebes aus feinem 
^ufammenljange mit btn Cebensbebingungen bes t^olfes wie mit ber ganzen Kultnranlage be« 
greifen leljrt." ^y^^^ t^al^xH^tt f.hMaff.SitUttum u.f. JiHetaiut.) 



71 



rbeit nnb HljYtl^mus. Don prof. Dr. Karl 3üd?er* 

^. 21uflagc. mit 26 2(bb. auf \^ Cafein. «e({. JC 7.—, geb. JC 8.— 



„... Cine fef}r intereffante Stubie,,. bie Aberall ntüt IDege einfd}Idgt; fie gibt ber 
rtationalöfonomie, ber 2lntI}ropoIogie, ber 2lSi)etif, ber pffd^ologie eine ^Alle neuer ®ef!d;tss 
pnnfte nnb neuer 2Iufaaben. Sie eröffnet Husblide auf eine €ntwi(flungsgefd}id}te ber 2trbeit 
nad} ber pfTd}opi)Yfifc^en Seite, bie pon ber Itationalöfonomie Aber ber öfonomifd^en Seite 
bisber alljufel)r Abcrfe^en worben i^ : nid^t minber eröffnet f^e 2lusblicfe auf bie Cntwidlungs« 
gefd^ic^te ber poefie unb mnflf, im berein mit bem Zani nnb ber mimifdjen Darftellung: 
auf bie €ntwi<flungsgefd}idfte bes Spiels unb ber €rjiel)ung fdllt wenigflens ein Seitenblid. . . .'' 



Vertag von ß« 6. Ceubner in Leipzig und Berlin, 

DeutfAe Cbarakterköpfe 

Denftnäler 6eut|(^er Per|onIi(^fetten aus i^ren Schriften 

iS'ltf^k^K f^K^i»! ^ff^ 6tr309in von Orleans. Srieft, ansgeiodbli von prof, 

„Wit biefes urbentfd)e ZDefen fid} am Qoft bes ,5onnenfdnigs* jnr (Beltnttg gebrad^t I}at 
in Ciebe nnb ^Ibneignng, in gnten nnb bdfm (Lagen, mit mtldfen klugen fit, bas Itatitrftnb, 
ben jeremonieU^en aOer Qofe nnb fein Ceben betrad^tet l\atf aUts bas fonnen wir in i^ren 
nnoetgleidilid} natfirlid^en nnb fcifd^en Briefen geniefen." (Per ütU ^fa«0e.) 

'Ott%%t^ä4^4' r^ÜMi»«* tn feinen Briefen* Von (DberbiMioibefar Dr. 01* ^ncf er* 
mVTKViJl' l7UT^r [55, 2.] mit 20 Jlbbilbnngen. «eb* M 2*— 

ffSas reid^e nnb mannigfadje Sdjaffen eines I)od}fleI]enben (Beides wirb uns t}ier in fnapper 
jorm porgef&ljrt* ZDas OArer feine alle anberen K&n^Ier fetner ^t\i Aberragenbe Bebeatnng 
oeriieb, waren fein freier nnb weiter geifliger ßori jont, eine nnerfdjdpf lid^e Crfinbnngsgabe, feine 
^AI){gRit, auf ber Knpferplatte unb bem ßols^ocr neat Husbrncf smittel f&r f ftnf)Ierifd}( (Sebanfen 3» 
entbed en nnb ber ^ets rege tCrieb, bem lOefen ber Zwinge nadjinfommen*" ÜAü'^tmif^t |l(Atter.) 

R^M«M>f% V\^tt^ii^fr0wt <Eine2(uswaI)I ans feinen Briefen n. Sd^riften PonSeminarbir*' 
I/^nnvn|/^lialC^22l* Dr.Q.tDa Ifem an n. [Sb. 3.] mit 19 2tbb. ®eb.m*2.— 
„mit Hed^t i)at ZDalfemann nad^ einer trefflid^en Einleitung, bie in furjen ^tqen ben 
Cebensgang bes großen pdbagogen fdjilbert, ben Brlefwed^fel jwlfd^en pe^alojji nnb feiner 
Braut in ben mittelpunft feines Bnd^es ger&tft* 3n biefem Brlefwed^fel, ber 3u ben f^dnften 
Denfmdlern biefer Tlxt in ber beutfd^en Clteratur 3dt)It, tritt uns bie perfönlic^felt pefialojjis 
mit pollenbeter KIart}eit entgegen* Diefer Britfwec^fel adeln ifl <So(bes wert." 

Uktwaitrger tfa^xi^ttn,) 

^/^^A%t%%% M^ff^1l%^tf4» Barger 3n Kolberg. €ine 2lnswaI]I ans feiner Selbfl« 
JOaCntin )ll^il.^lU^i;if y biograpljie pon ©berletirer m. Sd?mitt*^artneb. 
[Bb* 4^.] mit (5 2Ibbi(bungen. ®eb. M 2.— 

„Per PerfafTer I)at bie Celle ansgewdl}(t, welche bie Cntwitf (ungsgefc^id^te bes Kolberger 
Bflrgers 3eigen* Diefer IDeg Ij) gewi§ ber einjlge, ber bem Cefer ein Inneres Erlebnis garantiert. 
Denn Iflerbet werben bie Dinge wirfHd} mltempfunben« Das Buc^ eignet fld} aad} f flr bie 3ngenb. 
(Serabe fit möge erfaljren, ba§ jene BArger, weld^e Im 2llltag il^ren mann gellen, bie (Sewtffens 
Ijaften unb Creuen es finb, mtld^t nnfere unml}lge ^eit brandet," (PtofXif^t Mttr%eitnn^,) 

m 

(rlrs^U^a ^^^Ut%Ait%t%^n ^^^^ ^" ^^^" Cf^arafterl^ir. 2lusgewdI)It pon Dr. <S. 
V/O^nCOJTeUnainnMl* ^aumer* [Bb. S/e.] mit ^2 Bllbn. (Beb. Ufc3.— 

„Dtefer I)errlid}e Banb faf)rt uns ein in bie 5pl)dre nnferes <9rd§ten. Wit bie ZDlrfung 
feines Umganges ftd) In ber großen Heitre feiner ^eunblnnen dufert, baffir f}at bie gefd^lcfte 
t>erf afferln aus ben ser^reut erfc^ienenen Brief wedjfeln bie beseld^nenb^ien Dofumente gefammelt. 
Das gan3e Zeitalter mit feinen poetifd^en Cebensbe^rebnngen tritt nns pla^lfd} por 2lngen. Das 
Bud} bllbet eine (Queae unerfd)dpfKd}en ^ennffes fdr jeben ^ebllbeten." (PtntfiX^t ^^ntitiiun^,) 

Olttbelm von Rumboldt Vs!,u: i^^mHr&ilT'i£1l2!l: 

„Das gan3e gel^ge Ceben um bie tDenbe bes porigen 3al)ri)unberts fplegelt fid} In htn 
Briefen wlber* . . . Die mei)r3ai)( ber aufgenommenen Briefe Iß an bie ^xant unb fpdiere 
®attln Qumbolbts gerld)tet, unb ^e finb es wof}(. In benen ber Schreiber fein Beftes nnb 
Clef^es gibt. 3n allen Briefen fommt bas ^ntereffe eines bebentenben menfd)en mti unlper« 
faler BUbung an ^tm geizigen Ceben feiner ^elt 3nm 2lusbru(f, Der fulturblftorlfd^e IDert 
ber Briefe fttl^t au§er ^welf ei, was aber ^tm Cefer ^tn ®enu§ noc^ <ri{Öf}t. lH l^re wunberbare 
unb gldn3enb ßlllflerte ^orm." ($4»itif^t ^^roiiifi.) 

irl—^fa%%^m§ ^in< 2(nswai)I aus feinen Briefen unb Denffd^rlften, i)erausgeg. n* eingeleitet 
V/n^lMiaU* pon Dr. W, Capelle* [Bb. 8.] mit (6 Bllbertafeln. ®eb. JC 2.<^0. 
„ • • * 3n ber trefflld^en 2{uswai{I ber i|ler qthottntn unb 3um tTell 3um erfien tXlalt 
perdffentlld}ten Briefe unb 2tus3Age aus feinen Denffd^rlften bie Hul}mesbal)n blefes mannes 
3u perfolgen, 10 ebenfo Iei)rrelc$ wie ein i)ot}er <0enu^: bles Bud} wirb niemanb, ber fftr 
paterldnbifdje <Sto%t €mpfinben I)at, of^ne Befrlebignng aus ber ^anb legen* <Es wdre 3U 
w&nf(^en, ha% bas tDerf in aüt Sdj&Ierbibllotijefen Eingang unb aOgemelne Verbreitung fdnbe* 
5ei}r braudjbare 2<nmerfungen machen banfenswerterwelfe ben Cefer mit ben ber&brten Der« 
itdltnlffen befannt.'^ (3iftf^tift f. taitintoft W. ^nttn.) 



Hu8 JSatur und Geifteewclt 

Sammlung tDiücttl^aftU^ • gcmctnDctjtän&Ii^cr 

BarfteUungen aus allen Gebieten öes IDiffens. 

3ebei Bonti ift in fld| abgeft^loffett rnib einsein täufllc^. 

3e6er Ban& fle^. Hl. !• — f in Celntvanb geb. ttt. 1.25. 

Überfw^t na(^ aBiifenJ^aften georlmet 
HffOtueinel OllbungStiitfcn. Srjit^nng niib Ittittiri^t, 

Ugfailtcben QntiDldluna. tSo 
K.ffrTtbtt* Saulteit. 

«TDf. Dr. fB. Wani«. SHI 

Sir eciMüen etnttiit Don 

Bon St e.eiuAnaiict-inui 



.,S 



OtcncöIiÄutlilittUc Dr. lt. ftni 

tiMtWt nnlnriAt 
iSon QbmealfQ 



«llgmcUt Vibaitiit San 



xt 



.^. — ... _riii«|unfl b 
Ofi!4i[«|it t(« Rlntic«. Si 

n.«iupp. 9. «uFL SHt tSHl 
Vteinnt SrjtOunj tn fiaut 
Bon 9- Xctn«. S. tHun. 
•nftfliitipUaastit ßon 3. 

04 nlÜMtifi (CT •cgnnait B 
3. Hüft. 

£lc bSBert WmamfditU in 
Bon Obeilrbiccin SR. iDI a 1 1 
Born «UlSlitulnitfim. Bon 



Sit Hauben 4 anOmbclt In ber 
fieliune. Bdh iSeminar'Sli. 1 
ffllt- 21 HbB. u. 1 UMIbllt 



SM mabtrnt BodSklltmtfiaiiieftn. Batfici' 
iiflfitn ^[urtü'ilanbttir 



manbte Bltbunaieinclntunscn in ben IdIÄ' 

■■— n »ultuilanbttn in ibttt ffinraid- 

in 1(11 bc^ SHtmt bt_8 Mun|e^nttn^9a6i- 



leiU. Bon SlabtHbUDtäel 



(Bb. S6S.) 

~ aKit 23"äb&. (Bb.806.) 
Xeitntittc fiadl*!»'^ ^ Stotbameilla. 
Son Viof. €. wallet. SSU iqblc. «bb.. 
Statte u. Sagwlan. (Bb. 190.) 

VolWäiult unt SttreiMIbung bn Beo' 
rtnlgttn Slooun. «tra Tit.Dr.g.ftuBptt» 
aBil 18 fflbb. u. 1 IlKIbilb. OBb. 160.) 
StnifiQct Rinflcn nait Itraft unb 9iian- 
Qtll. üuS ben Ilteraiifi^en StusniiFcn 
eines ^atiFJunbcrtS atfmnniElt. Bon Xuiit» 
(nlucttor ft. aNalCci. 9 Bbc. »anb 0: 
3n BoEb. ■ {»b, 188/189.) 

®i|iil4qalcnt. Bon Siof. Dr. 8. But- 
BCtRefn. 8. Huri, mu 33 Qlis. (Bb. 9B.) 
Snstnb-ftflrfargc Bon IBalfenbau3-3)lH(- 
tor Dr. 3. Beterfen. 2 Bbe. 

[Bb. 161. 168.) 
)(flaIa)Bl- Sein Üeitn unb feine Sbeen. 
ton Btof. Dr. B- Stola cb. 3l!it IBilb' 
IB u. IBtietfofflmlle. 08b. 250.) 



(Bb. 164.) 
0rlebrl4 StMcL Sein S«ben unb fein 
ffififen. Bon la. Bon SBotfuflotL Äil 
■ Safein. Cöb. 83. 



aitUBionSnifTenfi^aft. 

gtliin unb £111» ti(( Subtibii, Bnn Meli, 
fcof. Dr. 9t. «ifäTtl. 3. auil, BonScof. 
Dr. 6. ßilbetS. Irltl ISuftl. (Bb.lOS,] 

•innontfAe anntliolDgie. Bon Bcof. Dr. 
5. 0. Sflefleler«. Sb. 96.) 



3»it 2 i 



lelbcntunt unb SEtrißentuni. 
(Bb. 317.) 

aSfiiSten. ■ 



SalSttinii unb feine @efÄi(&ti 
r. 6. g"lbm bon @ob< 
""" " «otttn, 1 Blon u. 



Uns notiiy «116 4ltl|tes«ielt. 

3f6er Band geheftet Hl. 1.—, in Cehnoond g«bnnö«n Hl. 1.25. 



f^alA^itta nnb feine ftuUut in fanf dafir« 
taufenben. Qon (SbmnafialoberleBrer Dr. 
9. X b m f e n. SRit 36 «[bb. (9b. 260.) 

^ir ftmnbsftge ber ifrar(itif4rtt ftr(i- 
•iott#0ef dlUbtc. «on »tof. Dr. 8f r. Of i e f c * 
bre(Ot. 2. «[ufl. (0b. 62) 

^ir mtXä^nm Sefn. Bualeicfi «nleituno 
|u einem queitenmagioen Berft&nbnid bet 
(SbangeUen. fßon Lio. $rof. Dr. A. {Bei- 
ne f. 8. Olufl. OBb. 46.) 
SBabrbeit nnb ^t^tnnt <» Seben 3efn. 
8on ^fottet D. $. Ol e b I b o « «• >• V^ufL (Ob. 187.) 

Sefnf nnb feine deitaenoffen. <Sef(bi(bt- 
lid&ed unb vrbanltcbel. Son 9oflot (£. 
Sottboff. CBb. 89.) 

^er Zert bef Svenen Xt^amtuM naii 
feinet teff|if|t(ifien dnittiiflund. IBon 
SDid.'^farrer 91. $ott SRit 8 Xafetn. 

OBb. 184.) 

Ser Vboftel fanln« nnb fein SBerf. fßon 
Srof. Dr. (S. S i f A e r. (9b. 809.) 

ftbrilitntnm nnb föe(t0eff|iAte. SonSrof. 
Dr. ft. ®elt 2 »be. (%b. 297. 298.)^ 



Vttf ber Oerbeseit bef Cbtiftentnmd. Stu- 
bien unb (Sbatotteriftiten. Bon $rof. Dr. 
d. «effden. 2. «ufl. %b.64.) 

Stttbet im Si(bte bet neneten Sotf(buna. 
(Sin ttitif(^et SBetiÄt iSon SroL Dr. 
Ä. Ooebmet. 2. Qtufl. SRit 2 9Ubn. 
Stttbetd. OBb. 113.) 

3obantt (Saliin. Bon 9fattet Dr. ®. @ o ^ 
beut, anit l»i&ni0. (JBb. 247.) 

X)ie defttiten. (Sine biflotifAe Süsse, ßon 
$tof.Dr.6.)Boebmet. 2.9(ufl. (»b.49.) 

Sie fen§iifen CtrSmitttett ber •efenünrt 
8oK 6u4)exintenbent D. K. i^. r a a t (b- 8 Huf' 
Ia8^ (»b. M.) 

^U ^ttUnn^ ber fteügion im 0eiJei9Ieben. 
fßtm Uo. Dr. 9. ftaltoeit (IBb. 225.) 

8iefi(iion unb RatutmiffenfAaft in Stampf 
unb »rieben. (Sin 0ef4icbm(bet dSüdblid. 
8on Dr. 91. $fanKlud)e. a. «ujl. (SBb. Ul.) 

«infftlrmit >» bie Sbe«l«(iis 9ailov 9R. Sor* 
nitl. (8b. 847.) 



ipi^ilofn^ilie ttitk fß\^i^oUiiu 



(Bfittfabrung in bie f^bilofonbie. fßon «rof. 
Dr. 81. »i (biet. 2. «ufl. (9b. 166.) 

Sie «bi(<»fobbie. (Einffibtuno in bie SBiffen- 
fAaft, ibt XBefen unb ibre Probleme. 9on 
»eaIf(bu(bite{tQt d- ni(bett. (8b. 186.) 
lEeflHtll : Dr . 9i. ^ a m a n n. (Ob. 846.) 

9fibtenbe 2)enfer. 0ef<bf(btIiifie Oinleitnnc 
in bie $Mtof o))bie. 9on $rof. Dr. Of. S o b n. 
8. «uft iRit 6 »ilbn. (18b. 176.) 

0rieAif(be SBeltanfAaunng. 9on ^tibat' 
boft. Dr. SR. XBnnbt (9b. 329.) 

Sie tDeltanfdlauungen ber otogen 9biIo« 
\ot>htn bet tReuaeit 9on nieil. $tof. Dr. 
8. »uffe, 6. 0un., betouSflegeben bon ^rof- 
Dr. ffi. Sfoidenbeta. (9b. 66.) 

Sie ^bUofoDbie ber ©eoenmott in Seutfcb« 
(anb. (Sine CbataltertftiE ibrer taupt^ 
9on «^rof. Dr O. iFüI^e. 



eiibtunam. 
5. Slufl. 

Stonffean. 9on 9ror. 
9mt 1 »Ubn. 



(9b. 41.) 

Dr. % ^enfel. 
(9b. 180.) 



dnintnnnel ftant SorHellttna nnb fBUt- 
bigung. 9on 9rof. Dr. C. ftttlpe. 2. 
Olufl. aRit 1 9tlbn. (9b. 146.) 

^donenbiiner. Seine 9etf6nlicb(eit, feine 
Sebre, feine 9ebeutun8. 9on 9ttaimnU 
biteftot 6. » i (b e 1 1 2. «lufL SRit 1 iOilb« 
niiS. (9b. 81.) 

tetbert Suencer. 9on Dr. 1^. 6 tb » a t s e. 
mt imtbn. T9b.246.) 

«ufgoben nnb Siele bef SRenf^enlebend. 
9on Dr. Q. Uno Ib. d.QCufi. (9b. 12.) 

6ittlidbe SebemSanffbunnttjen bet (Seqtn* 
matt 9on loeil. ^of. Dr. 0. ftitit 2. «ufl. 

(9b. 177.) 
Sie IReAanif bef «eifledieben«. 9on$rof. 
Dr. SR. 9ettootn. 9.auf(. SRit 18$|^id. 

(9b. 200;) 

Sie €^eele bef SRenfAen« 9on 9tof. Dr. 
3. SHebmle. 3. «ufi. (9b. 36.) 

6illinotiMitti9 nnb Sunefilon. 9on Dr. 
({. ZtbmneT. (9b. 199.) 



Hiittuint ititk C^ita^e. 



Sie Sttrafbftfimme bed (Stblteifed. 9on 
»eit. _<Brof , Dr. 5. jR. Qfind^ (9b. 267.) 



Sie taupttnptn bed menftblidlen ®|iraib- 

«.^Srincf. 
(9b. 268.) 



bauei». fBon meil. 9tof. Dr. &. 



9lbetorir. 8ti(bttinien für bie Shtnft beS 
®))t?4ettft. .8oti Dr. (C QfeiKet. (9b 810.) 

fBie toir fureilen. fSon Dr. (S. 8(t(bter. 

(9b. 364.1 



Bn» tiatnf unb iE«ittcsiocH. 

3eber Banb ge()eftet Dt, 1.—, in £«iiraanb gebunden H. 1.25. 



Xa« beultet Datnilct. Ober fflcfeti unb 



3>lt b(Htf4( Oolllfagt. San Dr. D. B 8 il 1 1 



Bb.Ir Son ber BuHIe )um fiaiiiSlildicn 

(tlQlftilBnuiS. («!)■ MI.) 

fflb. Ut Bon Uerfaint* M» ffietmiir. (»B. sas.j 

tnut. »on Dt. d. Spicta, (eb.S64.) 



e«111n. Bon SiDf. Dr. Zf>. 31ealet. 
StTt SilbniS e£illeia. 2. Slufl. (8ä. 74.) 
£aS BdttfAt Stama bei neunie^nten 
3abrfiiinbeil3. 3n [einer ffitifnildliinfl bor- 
geftem nun aicDf. Dr. 0. CSU toloSIt. 

£(utjit( Rtmanllt. San ScoT- Dr. O. S. 
«aijel. {Sb, aas.) 

adcbtlifi CctAtl. iBon Dr. O. @(ba' 
tilTt'Kcuiatb. antt 1 eilbn. ficbM«. 
(öS. 338.) 
ecrtact tauntniinn. enn Srof. Dt. <£. 
Sulaci-etbinfl. SRit leilDn. ®ei- 
bait fiauptmannS. (9b. SSS.) 

tint)' 361». eiSrnfttnnt StSntfan unb 

ilin RttlBrnDntn. »dc itfll. $"!- I»»- »■ 
aalile. ffltt 7 8t(bn. (»b. 198.) 

S^attlptaTt unb feine Stit. 6on $[of. 
Dr. IS. Sitpti:, ffiit 3 Saf. n, aititb, 



(»b. : 



eilbenbt Stnnft unb SRuflt. 



(»b. G8.) 
DU m<»t. «.« Dr. «. ^aman. 

a>te eninitirhinfl<0(t$f<ttt btr f tlle In bei 
bObenbtii itunH. Bon Dr. 9. 
fEBicnei. 3 Sbe. 3R!t goblT. 1 
jäb. 3 
Sanb I: Born tOtntutn bit iui 

mit 67 abb. ta 

iBonb II: Bon bei Menalffon« bis 
eesenmort. Wl 81 «bb. ISb. ^ 
S>U m&UitU bcr BTle4if4iB «unfl tm 
Spiegel bet Hlelieffarfoobaee. ffiinc ffifn. 
fabruna fn bit griei^itibc «Glafiit. SSon 
Ett-CSSaAtlcT. 3Rlt8Xat. u. 3S91bb 
OBb. 273.) 
ScutfAc »aurnnfl im SRittelaltcc. ßon 

Stt- "'■"•"'•"■ '"'<&".:! 

11. B Inf. (Sb- aae.) 

nie btulfitt SlIndratiDn. San airof. Dr. 

». saubf«. anit 36 abb. (Sb.u.) 

Beben Bit ... 
DrViB/enVnhcfe: flBirWÖbb.Wb.Tfli.) 

«Ibredbt SOttt. Bon Dr. 8t. O .. ^ . _ 

<Dlit S8 «bb. (Ob. 97.) 

RnnbT«nbt. Bon StoF. Dr. S. SAub' 
rfns. 9iit 50 Vbb. OBb. 153.) 



"ab. 17^) 



OfturtatifAc Jtunft unb <bi Binriug auf 
CüuioDa. 8on »itettoe «tof. Dr. BL 
QSzaul aßtt 13 BCbb. (Sb. 67.) 

Xunfttitlcgt ttt tan« unb tilmat Bon €u- 
pcrtnlenbent SiiSacb ÖÜiInet. 8. 
äuFt. seit 89 übb. (Sb. 77.) 

6cf4t<ttc bn Snrlenlung. 8on 91ea.- 
Boum. Cbt. Hand. Wtlt 41 «bb. 
(9b. 374.) 
Sie Brnnblneen bcr Xonfunft. BerFui^ 
einer uenctffifien larftelluno bec 
meinen aBultneS«. Bon «toj;. " 

eiaKbTuna In bn« ffief» bn Stufll. Bon 
Srof. a. «. öenniB. (ob. 119.) 

Klontet. Orgel, CoTmonlutn. Das RScfen 
bei Xafteninftiiunmle. Bon Itof. Dr. 
O. mit. m. 386.) 

»ef4liett bet nuiir. SonDr.Gfi. Sbita. 

(i0b, 148.) 

SiiBbn, SloAart, Stettovn. Bon Siof. 
r. C. Siele, mit 4 Silbu. (Bb. 98.) 



S. SfttL SRit 1 BUbnÜrBt ^oaneiS. 

(Bb. 330.) 

^al mohrine CiAtftei injclnei Cniniif' 

lunB,_ Bon Sro(. Dr. Si.^B^tbo*. mtl 



3nf)iuTi»ntentäb. 



atui ttotur un6 <5ei(tesioelt. 

3e6er Banö geheftet tlX. 1.— , in Ceinmonö gcbunöen HI. l.!25. 



!X>ai$ «ttertum im fiebcn bcr fteorittoart 

8on $rof. Dr. ^. Q^ a u e r. (0b. S56.) 

ftuCturbilbrr aui^ firied^ifAen ©tAbtrn. 

9$onOBerte^retDr. (E. Stebarti 8. Kufl. Vlit 
22 «bb. (Ob. 181.) 

^omnrii, eine beHenifHfc^e @tabt in Qta* 
licn. Son ffirof. Dr. Öfr. b. SDubn. 2. 
Slufl. «Kit 62 8tbb. (©b. 114.) 

®o)ia(e ftAmiife im alten ftom. iBon $ri« 
oatboä. Dr. S. ölocb. 2. Aufl. (ob. 22.) 

e9$antinif<9r (Sbaratterfdjife. Son $ri' 
üatbos. Dr. Jl. !Z)ieteti(0. SRit 2 9iTbn. 

(9b. 244.) 

ftermanif^e ftuUur in ber Urseit 8^on 
$rof. Dr. (3. @teinbaufen. 2. $luj(. 
SRit 13 3lbb. (»b. 76.) 

^itttlalttxmt fturturibealr. SJon $rof. 
Dr. 8^. S^ebel. 2 S^be. 

SBb. I : delbenleben. (»b. 292.) 

©b.II: Kitterromantit (S3b. 293.) 

2)rutf(^(i$ QfraurnCebrn im SBanbet bet 

tobcbunbette. S^on 2)ir. Dr. (S. Otto. 
, 5lufl. Wlit 27. STbb. Ob. 46.) 

^eutfdle etAbte unb »flroer im a^tttel« 
alter. fSon $rof. Dr. $3. Seil. 2. $lufl. 
a»it sabtr. mh. u. 1 ®0))«)eltafel. (S^b. 43.) 

^iftorifdUe ®tfibt(bi(ber aui ßoltanb unb 
92ieberbeutf(^Ianb. ^on ffttQ.^wvLxn. a. 9> 
81. (grbc. l^it 69 mb. (Ob. 117.) 

^ad beutff^e ^orf. S^on ffi.Wftitltt. Wlit 
61 8Cbb. (»b. 192.) 

^ai beutfAe &aud unb fein ßaugrat. f8or\ 
$tof. Dr. 91. 2ÄC ringet, mit 106 «bb. 

(ob. 116.) 

ftu(tttrorf$if(te bed beutfAett dauern* 
baufed. tßon dttg.^^aitm. Sbt. Stand. 
a»it 70 mh. (9b. 121.) 

d^efdliflgte bei$ beutfdlett Oauernjtanbrd. 
9on $rof. Dr. ^. @erbed. ST^it 21 ^bb. 

(»b. 320.) 
^aiS betttf(^e tanbtoert in feiner luttut' 

Scfdbicbtiicben dnttoicfluna. vSon 5E)ir. Dr. 
;. Otto. 3. Mufl. aßit 27 mh. (»b. 14.) 

«Deutfdie Solfdfette unb Sorfi^fittea. 9on 
.0. ©. Keöm. feitt 11 mh. (»b. 214.) 

^eutfdje SolfiStrad^ten. Jßon Pfarrer (£. 
© ij i e 6. (feb. 342.) 

^amiUenfojrfdluttO. 9on Dr. (S. ^ebrient. 

(9b. 360.) 
^ie 2ßfln)e aU Jift. 2)enfmaIJomie ibie 
9ebeutung im mediti^ unb SBtttfd^aftd 
leben. ®on ^rof. Dr. Ä. ^ " 
Cbengteutb- 9>Ht 6S Hbb. 



^ai$ fdu^^tmtxht unb bie ftultut* ©ecbiS 
fcben 



iBorträge, aebalten im Sluftraoe bed ^Deut- 
iBucbgemecbebereiniS. SD^it 1 



JfransdfifAttt 8irtio(ution. 
Dr. Xb. ©ittetauf. 



mh, 

(9b. 182.) 

®4tift« unb 9tt(^ttefen in alter unb neuer 

Seit 9on $rof. Dr. 0. SBeife. 3. ^ufl. 

afeit 37 mh. (9b. 4.) 

2)00 d^itunatoefen. 9on Dr. &. 5Diea. 

(9b. 828!) 

^ad 8eita(ter bet ®ntbe<funflen. 9on 
$T0f. Dr. 6. Oantber. 8. S(u1t 9Rit 
1 SBeltl. (9b. 26.) 

Son Sutbct 3tt 9idmat<f. 12 (Sbarafter- 
hübet aud beutfd^er (S^ef(^icbte. 9on $rof. 
Dr. O. «Bebet. (9b. 123. 124.) 

drirbridd ber ®totie. @e(bd 9ottt&ge. 
Son «ßtof. Dr. Xb- 9ittetauJ SWit 2 
9ilbn. (9b. 246.) 

®ef((i<9te J»et 
9on $tof. 

(9b. 346.) 

9^a|io(eon I. 9on $tof. Dr. X ^. 9 i 1 1 e t " 
auf. 2. 9[ufl. SD^it 1 9i(bn. (9b. 196.) 

^olitifAe Oautttftrdmungen in (Suxüpa im 
19. äontb. 9on $tof. Dr. Ä. %h. ö. 
de ig et. 2. «ufl. (9b. 129.) 

Sleftautation unb ftebolution. @{i)}en sut 
@ntmi(flungdgef(bi(^te bet beutfcben CRn* 
beit. 9on $tof. Dr. 91. ©dbtoemet. 2. 
8(uft. (9b. 37.) 

tDle Siraltion unb bie neue tra. Süssen 
i^ut @ntn9i(flung§gefdbid^te bet @egenmatt. 
^on $tof. Dr. 9c. @ (0 m e m e r. (9b. 101.) 

^cm 9ttnb aum 9lei(b. 92eue Süssen ^ut 
(£ntmic(Iungdaefcbicbte bet beutfcben (Stn« 
beit 9on $^tor. Dr. fft. Sditotmtt. 

(9b. 102.) 

1848. (BeäiS 9orttage. 9on $rof. Dr. 
0. föebet. 2. tÄufL (9b. 63.) 

£)fterteiAd innere %Mi^tt bon 1848 bid 
1907. 9on 92icbatb dhatmali. 2 
9be. n 2. Slufl.] 9anb I: 2)ie ©otbert" 
fcbaft bet S)eutf(bcn. (9b. 242). 9onb H: 
^et Stampf bet 9?ationen. (9b. 243.) 

Gnolanbtf 8ße(tmad)t in ibtet (Sntmicflung 
oom 17. gabrbunbett bl» auf unfere Xagc. 
9on $tof. Dr. SB. Sangenbedf. mit 
19 9ilbn. (9b. 174.) 

(&t\^\Att bet Seteiniaten Staaten oon 
Slmetifa. 9on 9tof. Dr. (S. S)aenell. 

(9b. 147.) 

^ie «metifaner. 9on 91. Wt. 9utlet. 

Süfd^itt b.|2)eutf(i^c Zu»a. bef. bon $tof. Dr. SB. 

(»b. 9i.)^fßailttoioSlf. tob. 819.) 



3ebei: Bonb geheftet DT. 1.—, In Ctinmanii gt&nnbcn ITI. 1.25. 



OinJttttglHitfMi tm 18. aofirtunbeet. 
Sun inaloi C. ». Sotben. TOlii 9 O^cr. 
m«. (Xb. 59.) 
£i[ Rtltfl im B*itallii btS ISerlebce unb 
bti Zedinit Son fiaimbnoftn a. 3« e u e t. 
mit 8 «66. Wb. 371.) 
..... ..... jr,.....j fjj -, 



Beildtn m IEntb«dunatn HS 



(iBb. 67.) 



\(l)td}tlid)tz DbcTbIfd. Son I 



nt4tf< nnk eteatSlDifftnfi^aft. »BlfStoirtf^aft. 



£eutf4(l_SBcBiiittim unb bm. 



mtt. so.) 

Ige itt Sntannni t«: 
S. «ufl. 

Stulinnt St4l*|)r«bl(wr. Bon SroF. Dr. 
3- «o6I(r. Mb. las.) 

£ie tfBAtflagit tif Scrbri^»!- San Dr. 
S- S 1 [U- Slit öSloBcimimEii. Ofa. 348.) 
Sttnfc tt»t Viiitiäiin. Son Dr. S. JioC- 
H6- (Sb. 3S3.) 

ffirtbcidtM uib abtTtlimit. Stfuen 
bcr BolBIunblltSen fitimlnoHfitf. 
fiammetgetitbUtef. Dr. B. ßcll^.,. 

m aia!) 

£a0 bI>t)At 8l0ll»c*lrtK4t Bon SIedbtS- 
«n».Dr.Sft Straufe. Ob. SlS.) 

£6' mb SBtrnft- Son 9tol Dr. £. 
raabtmiinb. (Sb. HC.) 

3>n icncrtriitt ll(4Mi«ih in SeutfA- 
lanb. Son $atentann>. 9. Xolteborf. 

(fflb. 138.) 
£1( Wlitt naA htm iB. e.-)0. ISin 6anb- 
bfliölein fflröutinen, Wictn unb Bei- 
miettt. Son HMtUann.Dr. tm. Stcaug. 

(»b. 181.) 
Snl tiatiltttt San Stte.-fflot Dr. O. 
9a(n«ecn. («b. 394.) 

Sit Suii^ptuti») Im fiSmUAtn Stbcn. 
Sttr Scimilft unb fiau^bnlt batgcnent. 8o'n 
vttAt&attYD. $. EOr^nfnarAber. 3 S9b?. 

(Sb. 319. aso.) 
~tnaii)ni<ff(nf4afl. Son Sraf- Dt. S. ~ 



aui 



(fflb. 1 



SKbeftetbtffliflunfl. 

ailaier. i MufL 
a(d4i4lr bn toitmiltifi 

?aM. @Dn 3)cfDatbat. 
fflanbt, (9b. 369. t.,., 

cntionale eosiali^tnu«. OBb. 369.) Banb n . 
'£toubi|Dn unb bei entttiic(IuneSa(id)ld)t- 
litöe isr'-~"= — " ""■■ "■"" 



lif«tn 3b((n im 1 
]j. jDt. St. SKudl 
370.) TBonbl: i 



SDjiattämuB. (Sb 



ScIAii«» b. btutfA» 



*■ (S™ 887.) 



Xea»ütS tGlrtfAa («leben, auf aena'o- 

SbtlAei ISrunblagc flcf^ilbeit. Son meiE. 
iroj. Dr. I6t. ©Euber. 3. Hufl. Keu- 
bearD. von Dr. ^. ?tf tnictn. . (Sb. 4S.) 

tu Ollmmr. Stnt Sinfüfii^une in bic Scd< 
bfentt i6t« £IBirlJi6nf HflefAiAM. Bon Senf. 
De. HB. aRilfAcrtiifi. {IBb, 961.) 

Xitt entwiitlunB b(< bcutlAcn miti^altl- 
iibcni im IfSten 3fl&t6. -fflon Srof. Dr. 
a ÜJn&U. a. Mufl. (Bb. Ö7.) 

tu« («Idncftn. San Sani Samm- 
EMennc. HKit »«». (8b. Ul.) 

Xiit beutlAc eantttiittlitiifL Bon Dr. SB. 
SlnoBin. TOtt IB Bbb. a. i «am. (ab.ilb.) 
Snneit Jtalanlfitti«ii. Bon fl. Bren- 
nine. . (Sb. 261.) 
anlili SlTtfAafHgclAIAK. Bon Dr. O. 
«cur 016. (Bh. 368.1 
Hu« bm anKTllanlfAtn SUtfA«f»lcbtn. 
Bon airDf. 9. £. Saue6(fn. °«it 9 
flt - - - ;Bb. 137.) 
C ib ibce »iitfA- IStttnid- 
lu r Dr. ». natgaen. a. 
»L... (8b. 73.) 
!Dit SattMirtablienfguna. Bph Qtentrat- 
Ich. Q. Sambffmtact. antt 43 laiib. 
(Bb. 359.) 
Xm« lntctnali*Hii(( Scbtn ber eentnnntt. 
Bon a. 6. e 1 1 e b. mit 1 Sofet. (»b. 336.) 
eiBiirctnngdttbit. Bon Srof. Dt. m. 
ÖQuaUofct. (Wb. OV.I 
«iticitcTfitun unb «TbtiittiirtflifitTung. 
Öon ÜJtor. Dt. O. 0. Swieblnedf-Sfl- 
benboift. (Bh. 78.) 

Kl Nt4t ktc Imifiiiännll« Kifi^Bltn. (Bro 

ttc4»aniiiii{l Di. 3R. ettaug. (»b. S61.) 

Dil ltiiniumflru««cnfAa|t. BonJicDf. Dr. 
Pf. Staublneei:. m>. 933.) 

Eit^9tnU(naiitlt.^lSmJ3ro&Im^he8 «a- 



Son $cDf. : 



(Bb. 106.) 



@r(AIAt( tri Stltbontitiu. Bon Oitf iBrunbjOgc brs etrliAttungtitiirnS. Bon 

If^ac Dr,s».«.S*in7tit. s. «nft. {(Bi. lU.fl'Btof. Dr. «. m oneB. 9, Äufl. (»b. 105.) 



3«fc« Banb get)«fttt XSl. 1.—, in CtlmDonti gcbnnbnt m, 1,26. 



BttretiteNtaltfhmi in Xxutfdilanb. 1800 



unb ÄlnntnwaFrnFtioicn. litt Snmid- 
luna unb IBnaahuna famie ifice 8cbfu- 
luna füc bit icaUat IBDl»iiiiitf4qit Son 
»cof. Dr. SB. Soft. 3. Bufl. fflSb, IS.) 



titulUt e4lffa«rl uitb Sifimaf^ttjboiitir 

btt»(B(ii»cirt Bon¥Mf.I>r.«.l4lrr 



(iBb. 18 

iAmubitWpoIl... 



SRc*f4 BK* Ctbc. SHueR Oi 

Site «»ItU HB» b» «B 

Ktn dl. Bon aJiof. Dr. 0. 6 

SRit 24 abb. 

Sif Volatfarf4nni. Oetibid 

btduna#Tei|enium ERoiib- unt 

ben aitfltcn Scttcn bis «ur 

Son StoI. Dr. S. äalfei 

mit 6 Bailtn. 

$1* «tibtt. «cogiacairA bei 

SiDf. Dr. S. eafittt ffl 

SirlMattL Orttviibc. »dh 

Dr.Cbi. StHtti. LHufl. »tiiil 
Di. ».»out 

«lUm^c «catiiiabit. « 



«nt^taftBlagie. $tiIlDifFtnI(Ii«ft nnb ®cfunb4titSU^t. 



Sri ntnM In nTjilt. 8tei CDTltTunser 
aue b(t iSiiiniirfliina8fl«I<6i*tt bt« SB"'' 
]tbengt]AltAtt. !8an Dr. tS. ficilbp 
2. afun. itlt ia&li. «bb. (Ob. ' 



amiinäii. 3)cuWiDiiS[.6.ltbcL (8t>.»>.')^ 
Sei Hrit Seine Sttlluna unb aufgaben 
Im ffultnrlcben ber (BeaenuarL iSin Stit- 
laben bet faiiaUn aUcbiiin. Son Dr. mad. 
ffl. &fltft. CSb. 265.) 

S(t HberolauAi ii btr 9kbt)tn unb Telnf 
OeFaliT \ax SeFunblicil unb Üebcn. Son 
itof.Dr.a). oonönnfemann. (Sb.83.) 
KrjndBlIltl on« «nB|Blllt(. Von «tsl- Dr 
C. SAmieDtbETfl. (Bb M3. 

Vta und Xltltilrft De« mcnfitlldcn Itir. 
litrl. Bin imf. Dt $. emt)!. I. Su!!. Xltl 
Si Äib. (»b. 8" 

Sie MnalOMlt bei 3ntnf4in. Son Sei 
Dr. a. B, »acbelebin. e »be. üfl.. 
tabh. Hbb. Teb. 801. 902. 809. 804. S63.) 



20S.) 
[Bftem- 
1: »ie 



weaonii oee mcniif 



Ilifien ftBcWit. aRil SO Qbb. <»b. SSS.) 



«ibt OaTtiSgc au« bei SdunbbeiMleb». 

Son rofn.SroJ.Dr.6.eni6ner. 3,«ufl.. 
beforot Bon tPiof. Dr. K. 0. »tabtt. 

anit SS ebb. (Sb. i.] 

), eiulfltfibe inb Brut itnb IBre Of 
ilunaen. Bon S»?. Dr. Ö- nofin. 
t 18 tlbb. (Sb. 812.) 

I iiirnl4II4t Bttlh. (eine (Eitiantune 
■ fM*v »°" aabSoiil 0lr. aflaer. 
t 34 ebb. OBb. 929.) 



Alis nattu mtb ffctftondt. 

tltbn BoKb gctjcfttt Ilt. 1.—, in Ceinmanb gebunben ITT. 1.25. 



MTVnliAt OrTbtIBnnj 
unt an Bcräütuita. « 

San llcni(afifUia. fcii 
Sebcutuna m Selb uni 
unb tiiuibm äuftanb 
BtSonber. BTHun. S 
3>1( ((Inf einit brt SD 

&»■ »■ »"""■ 

SM Snat bt» Sltnfr 

CrabbeiMBtifsC' Bsn ^b 
Blff. mit IS «66. 
£<( men|4Ilitt Stlw» 
Bon Brof. Dr. S- ö- 
SRIt SO «6b. 
Sit «cfAKAHftanlbel 

San «eiinnlool Srol. 
Stit 4 Vbb. «tth I XnleL 
Sit ZiibtTriiIaft, Hl i 
tunfl. nt|a4e, Sttbül 
Sun iDcnnabiit Sidi- . 
i. Ins. nit 1 Xafcl mit 



t». San VnRalttiabiTaTit 
(. (8b. 161.) 

Bnn Cbefant Dr. S. Seid. 

m. 153.) 

t fRt gtiHM. Km »eil. 
R. etl4et. aRit tSttbb. 

(ob. ni.) 
[efnc üfcnibntna unb ftlne 
Wt-Itaapt. Stit ITSibb. 

(IBb. 16*.) 
B«. Son Dt. 6. S. eru- 
bb. Ob. 103.) 

SaII«nabmBI«nitl(I. »an 

1 91%. Vtttt Vraf. Dr. k. 
2SoFeln. (Bb. IB.) 



Igen unb ifite Oebeutunfl 
»bell. Bi>n Biof. Dr. St. 
utl Stil 19 Sbb. (Bb. IS.) 



ttahtttoiffenf^Bftcn. ailat|tnati(. 



s. Hufi- aßit 79 ata. 

sie ettri non Bn Vinalt. Son Dr. B. 
Stein, mit 13 91g. (Bb. ecv.) 

»«(ttSIt — «iDint — Sdlltbit. Bon Siof. 
Dr. «■ Stie. S.^uFI. anua781a. (Bb.fiS.) 

^ 'fett 

:säb. 3S4.) 

Serbtftani Ott »ainnn VMitSBon Dr. 
6. «etleV (Bb. 3i3.) 

SM 8i«t nnb Bit »fliBtit. Bpit «roF. Dr. 
e.®raeB- 3.auft.lÖltlll7Mb6. Ob. 17.) 
eiAtbaci nnt nnJlAtbiite eitalilen. Son 
ätofDr. M. aarnlicin u. StoF. Dr. 
V). aRarcfnalb. 3. «ufl. mit S5 «36. 
'-'. 64.) 



eatttraftDIilc. Bon Dr. S. «rsbe. mit 



6^366. 

titt Sleitafla* unb feint «ntDenbunaeii 

Bon Sri»!. Sft. Sottwlfl. SIKit 40 tit 

u. 19 Inf. (Bb. 136. 

3IU fitbTt UM bti nirmt. Son $coi. Bon ^. 

Dr.B.BfllnRein.mit33a6b. (Bb. 173.) 24 dbS: 



811.) 

8utt. nofftt. eiAl nnt Sinnt. KeunBof 
trdae aus bem Gebiete bei Sipecimental' 
Ubemie. Bon «rof. De. M. 8 lo 4 m o n n. 
1. Hüft. Stit 115 atb. (fflb. 6.) 

Sa< Silftt. Bon Bclnalbaj. Dr. O. «n- 
'-'-'-- mit 44 aSb. (Sb. 891.) 

Vatflrditt unb tOnKH«! vritnien- unb 
TIeiitaftf. 8on Dr. ». iSalilnt. Mit 
7 gifl. (8b. 187.) 

91t CiMtInBiiiitii ktl tttaa. San SiDf.1>r. 
«. 3Rie§e. SIU U Sis- («b. 130.) 



SlBCTluientflle eiolaglt. Son Dr. E. 
XbeMna. m<t «66. 9 8be. 8anbl;l£|;' 

Scrtmen teile SElIfoifAuna. (Bb. 333!) 
taub II: EReaeutrailoii, g-""- -"" 

(uns unb Xtantlilantation. 
HlnfObTunfl in blt 81a4itnl(. San Sri 
" ■" " 5b. (Bb. 85i 

Der BttrutetansfDaTBitnt' fein raeten u: 
'-'-- "'-' -ituna. mn Dr. H. leid 
T abb. u. 43)o|)peltiif. (Sb. 7( 
1)ae Seil» nnb Stistbtn bet Vfliai 



UfeBfu». 
(8b. 



MUU. 



Au* notut unh tfefftwwcU. 

3ebtt Banfc geheftet HI. 1.—, in Eeinnumti gcbnnben Itl. 1.25, 



ScnBcttnng Bat Cntialtllt id lin 

(tu. S}i»naS(Dt.Dr.ffi.«iirtre. SDIilfl 

{fflli. 112.) 
nHf(t( mUtniSn Ituttnnriiini» {fili «(■ 
trelxnidrcT). Son Sjot- I^. S. Qt ic tn- 
baetn. 2. «tun. seit 88 Qie. (Sb. 10.' 
mt fltlttfniltnltn Vflnnjin. Kon Dr. Vi 
maantt. ffiit flbb. mb. 34i. 

a» ktNtt«t »ilk. Son erof- Sr. fi. «aul 
cnt^. mit i& «ib. u. I Aattin. (»b. lU 
Sfc «tut. So» Dt. a. eiAfneti. 3«. 
54 «Ib. n9b, 884.) 

tUtlntKiii nKb SclntmllBnt. Son Dr. " 
e^mtttbenncr. (»b. 3E 

ScT OtnetM. Bon Di. V. SoacB. aRit 
18 Hbb. (Sb. 107.- 

Halm 6lm«n mk Vfi>tn< 1» 8l»mti 
»Dit «taf. Dt. U. SiiiBmci. {»b, »S 

ttnfnt Vlnwni «>k VRanint In Sartn. So 
«rof.I>i.U.aianini(i. («li. KO-l 

ICalMliillltaitl). eon Scol. Dr. g. XoiltT 
Wlt II ebb. t^t- IM.; 

Itiifftt. Icc. Kala« unb blc übcfoen nor- 
Eotifcben @cttanre. San Srof. Dr. 91 
!S 1 e I c I. 3Rit S4 Sbb. u. 1 fiaitc. (89b. 182.) 
Sic ni(A nnl Itn Vi<"Ht- »on Dr. V. Rd e 



Sic Seit bti Onganijmra. 3n EEnimlif- 

lunp unb Sufammcn^ans baTaetlellL Bon 

«cof. Dr. ft. aompcrt. Üfitl 62 Mbb. 

(9b. 236.) 

Jmlcatitalt Bh 6(MC(AltC in berXierrpclt 
HmDcpbiSmue). Bnn Dr. 9t' Rnauet. 
asit 87 gifl. («b. 148.) 

Sit «itKiftn. BonDr. St. ftnoutE. aRlt 
61 ßlfl. ffljb. 94.) 

Sal 6i^Wii|itT.«Ian[lin. SaitScof. Dr. ä.Ao- 

^ B. 2.«ufl. SRtt490bb. »&.168.) 

3R(cTcflfDrl4>inB nnb äRe(r(«I(liin. San 
Dr. O. Sanfon. 2. Bufl. mil «1 »e- 

(Sb. 30.) 
Sa« tanaitnm. 6on S. n. ®4nitbL 
""'■ 16 fflB. (»b. 335.) 

Sind nnb Ktttn. San $Tot. Di. S. ISc- 
a. läuri. mit 28 Sifl. u. 3 lafetn. 

CBb. 6ö.) 
IBul anli Wt^t SdKt. San Di. 81. Aen- 



Sl( ntjlcbnnfln Ict XIctc luclnanbri 
unb tut fflammmtlt 8on %iof. Dr. ft. 



tut Sfla 



Scr ftanrnf UDlfgcn Üenfit unb Ilrr. San 
Senf. Dr. lt. Sdftcin, 8. Uulr. Slft 
51 Etlg. (9b. 18.) 

XlnhiibE. Sil» «nWining In blc SenU^it 
fBen 111(11. Seinalboj. Br. a.ftcnnlno«. ""'■ 

SeigltlAfnbt Hnatavic bei 0innc<«r|aMr 

bei ffitrbditcre. San $[af. Di. SB. iju- 
bal*. 9»ft 107 iBbb, (»b. 282.) 

ßan Sto(. Dt. 4. ftcllct. 93111 28 m. 
(IBb. 2E2.) 



SDacljug nnb 0oiElf4uli. Son Dr. SS. m. 

<SSax\,\ ffiil 6TH6b. {fflb. 218.1 

Ißaralfra unb ünbtit aenclnbllbtnbc Xlnc. Bon 
%iDf. Dr. S. <IN<ll^ Init US Kb6. (IBD. 111.1 

ectcn« »»mann gen unl BitKidinng bei 



Sniflcllttna krr Stit nml ktc Crkt nict Baet 
unb Xeiflcnfitii^ Sdii »igf. Dt. «. fBcin- 
ttcin. («b. SIS.) 

tttl In Satidt bei Oxit. Ban Sta[. Dr. 
'Jr. 6rt*. 3n 6 »bn. 2. HufL mit 
.ublc. «biillbunaen. (Bb. 207— 811, 61.) 

-Sortb I: ; " 8RII 80 

9166. (Bt 'biteSbau 

ib ffiib6 9b. 208.) 

^anb ni: licSenben 

anllcrt, I SanblV; 

] Sic Sli&il «cmltifte 

Xfltigleit »meinen. 

Wit IZil 9b. aio.) 

Sonb V: rimn bei 

ÜjDTjHt. -fcBei unb 

Soi^scbiiflc. ». fiuR- (Bb. ai.) 
[Gag aftcnnamlfibe Scilbtib Im ISanbcl 
bei gelt. Ben ^taf. De. <S. O p b e n 6 e ( m. 
SDIlt 24 ttbb. (9b. 110.} 



bh «aniit. 8dn Dr. a. fttaule. «it »61- 
■tiäieB »bb. IQb.KI.) 

Ilcr SHonS. Ban Siof. De. 9. jjronj. 
mu 31 HBb. (9b. 00.) 



flu* natur un6 iScIfte*i0«It. 

3e6«: BanS geheftet Ilt !•— , in Eetnmonö gebuntien HI. 1.25, 



99 Sifl. 

ib. aiovi 

[tt^nnng 

Uff. .ton Srof 
3lü 18 S<B. 

mt>. lösT) 

ielc. tBiiR Dr. SS. Vh- 
m 70 giB. m. 170.) 
unb feine fttatealfitcn 



«ngewanbtc Natumifftnfl^aft. Zti^nit. 



«H fauffdlifB »cbftubl Bn S"*. „mon 
<BtPf. Dr. m Saungoibi ^ «uH.' 

anit IG abb. (»b- aa., 

Biltiti Uli« ter SnBcultumfttir. Bon 

Bourat «. Sneiilf t aftt4>«l6S. (8b. 60.) 

SAlpfunera t» Snaenlrutteitnlt ber 
»euult. Son Saucat lt. äRerrfel. S 

atufT SRii SB asfi. rat», bb.) 

Sit SinkicNnniaEnt. 3iie Cnlivfinuiig unb 
Set^lt. Sm ^auvtinann Bt. EBcl|. (Si. IM.) 
Ziel tiKnbctirabiiu. Son Slbl^^tnO; «. 
fiotmonicl anu 81 Ubb. (m.BIS.] 
Da* aifenliBlIeiiioifEn. Con (Bei SetQint 
Stot Dr. 6. ffletblng. 3. Hujl. |Rif 

a)ie SÜMlt, Bon Biof. Dr. ft. _ „ .... 
B. aufL mit 16 mbb. (Sb. 89.) 

SHfifioilI. Bon »ml Qtet »le9--«at a. 
D. 3berine. 3 mt. (Bt>. 303/306.) 
»anbl: 5>ie 99«*a"" '"^ ffff «''^ — 
aKil 81 SIbb. (Sb. 303-) fflanbll: Sic _ 
dionir bei flüfligert ftaiDet. (3n Boib.) 
Wb, 804.) fflantra: »ie äned)an'f b" 
fliröfSnntflen Bärper. (3n Sor6.)7»b. 30ö.) 

analKiitinrlmcnte. Bon $ro(. K. B 

mtt 184 «Ebb, (Bb. 

fitbcituge. Snä Seien Jefler, friüfigcr unb 

teV. iDHF67 ffl&b. (Bb. 196.1 

Dflmif nab.s.'iniBfBintiSf,"?^..®'"!«?''-''.'- 



eanAwiTtia. IRafdInenInnBc. Bon Stof. 

Dr. @. el7*tr. anu ea mbt. CBb. sia.) 
sie SelnneceL Bon »Ir. $rot. 8». fi«6- 

SKit BIBb. (Bb. 838.) 

Sie eil(nba|]ten. <bre entfteäunfl unb ge- 

nEnWärline Ber&reitunB- iBon *rof. Dr. 

■*■ öafin. asit sablr. «bb. (Bb. 71.) 

tcAnllAt enimldtuna Der fflfmbabnni 

t&tatnrsan. Bon Stienbabniiau- u. 

BettUbSinfli, ffi. »Itbtrmonn. SRil 
60 Abb. CBb. U4.) 

ri( StelH' nnt ®ttiiiiinbttbnri(. Bon 
Obetinatnicui o. D. S. SJtEmann- 

aitit 86 aibb. (Bb. sss.) 

Sud Rut«mabll. Sine QKnfübruna in Bau 
Tinb Settieb bei ntobccnen thofbnaaenS. 
Bon 3n0. ft. Blau. 9. «uR. aßii 83 
übb. CBb. 168.) 

Siunblaeco btT eiertiolcifinlt. Biin Dr. 
S». ffl I D 4 m ü n n. 9Hil 128 «bb. (Bb. 168.) 
iilien- unb ScinforcAteibnK In 

..... ftfliing. Bon ZeUg-coBiitnln- 

fOettot ©. Srid. SDIil 68 abb. (Bb. 836.) 
DraStf im» Äobel. tbtc anfcrtiflung unb 
^tnrocnbuna fn bei eieÜroteinH. ,Son 
IchBtap&enfttflwrtot ©. Btiet. mit 43 



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KirmelrottmaWn'n. Bon Sptof. Ell. 8a. 
tCI. B. atufl. iill 48 atb6. CBb. 88. 



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:afle. Bon Salf. 

Elisa. Biit 73 eiQ. 

(Bb. 888^ 



Bon Obejnitft' 

aSil 63 SÖultT. 

(Bb. 187.) 

»nullt «on Dil. Dr. 3. milUz. |Rit 
58 Slfl. CBb. B56.) 

■SiÜ 43 »bb. CBb. 300.) 

Die BeltuJtnnBaatt« ^^,. ®M"'Sf?n'- 
Bon Dr. «B. »tül*. m« 166 MB. 

(Ho. lOO.) 



Aus tlotur unb CeiftestDctt, 

3tbti Banti geheftet m. ].— , in £dnmant> gebunbcit Dt ].25. 



SlKtiiftrirllt ütutnntataiiCaaen unt Sflumt' 
(im. Von Snacnitui 3. (E. Kancr. 
(»b. 348.) 
SMe nti. Sun Blta.'SaiiFa^iec 0. S. ß. 
89 od. a»it 47 Abb. (»b. 316.) 



iMdUruRs in til( 4(m)J4t BiffcnlAnft. 
on ¥m. Dr. m. BB6. Sllil Ifi gig. 



<eb. 318.) 
«atUulhttAnnit. Bon Dr. 3). Seifige. 

Sit mntxaiutti. Sott Dr. O. Sau. 3))l 
47 «bb- (Ob. 833. 



Bott iwf. Dr. M. ffllebetmann. SSlt 



21t Slunil(«Mklt. Sgn Si fi. ScbmaDn 

(Bb. SW.) 

ISl(tlT«4nnit. Bon Siof. Dr. It. Brnbt 

mit 38 «bb. (Sb. SS4.) 



eilrmlt tu Xldi nn* j 



Die Kultur der Gegenwart 

ihre Entwicklung und ihre Ziele 

Herausgegeben von Professor Paul Hinneberg 
Von Teil 1 und II sind erschienen: 

J—'Die allgemeinen Grundlagen der Kultur der 

^^^ CTO(Ton\iraA B^"''- 1°° W.Lens, Fr.Paalaen, G.SchOpp», Q.Ketschen- 
\JCgeilWdIl. steinet, A.Mal1hias.H.0aiidi8,W.».Dyck,E.P»llal,K.Kraeprtin, 
J.Ltasino, 0. N. Will, P. Schlenihet, Q. OOlilej, K. Bflcher, H. Pielschmann, F.Mflkaö, 
H.Diel». (XV U.871 S.) Lei. 8. 1906. [2. kati. u. d.Pt.l Geh. M. 16.-. in Leinw. gtb.M, 18.- 



j, 0. N. Will, P. Schlenihet, 

[XV u.871'' ■■ — ■ "• 

„Die berutens 

lenttalioD du Oedanken, däll Seile K 
icham, sondera einen Einblick ir 
einem anderen Werke aberlrDtl< 






solchen 
en kUnsUenschen OenaS 
I, det an Intensität kaum 
(Hallo ulieltunB, Baiel.) 
E, Lehmann. 



^f^ Die orientalistiien Religionen. „. ^, ^. „^ 

■ - '' : Oldenberg, J. Goldiihet, A, Orünwedel, J. J. M. de Oroot, K. FlortDi, H. Haaa, 
(VII u. 267 S.) Lei.-S. 1906. Geh. M. 7.-, iö Leinwand geh. M. 9.-. 

,,Auch dieser Band des geiehrlen Werkes ist lu inhallvoll and in vielseitig, nm 
auf kutiem Raum gewStdigt weiden zu kOnnen, Auch er kommt den Interessen äta 
bildimgsbedQrfligen Publikums and der Qelehrlenwelt in Gleichem Mafle enlBegen. . . . 
Die Zahl und dei Klang der Namen allei belelliglen Autoren bOrgl datflr, daB ein jeder 
nur vom Besten das Beste zu geben bemBht war." (Barlinir Tageblatt.) 

^ Gesdiidite der christlichen Religion. ^'-'lF''i'>'^!"ABJ K* 



„ Bearbeitet !t 

iwelach. K. MGller, A.Ehrtiard, E. Ttoeltsch. 2., si 
«. (X u. T»2 S.) Lei.^. 1909. Geh. K. 18.—, i 



, A. JOlichet, A. Hamack, 
irti vennehrte und vetber— ■" 
Leinwand geb. M.2D.- 



Die Kultur der Gegenwart 

iff „. Systematisdie diristlidie Religion. ?Älf:iÄ?; 

^"^- ^1 " • J. Maasbach, C. Krieg, W. Herrmann, R. Seeberg. W. Paber, H. J. Holtztnann. 
2., verb. Auflage. (VIII o. 279 S.) Lex.-8. 1909. Geh. M. 6.60, in Leinwand geb. M. 8.-> 
„. . . Die Arbeiten des ersten Teiles sind samtlicti, dafür bürgt sction der Name der 
Verfasser, ersten Ranges. Am meisten Aufsehen zu machen verspricht Troeltsch, Aufrifi 
der Qescfiichte des Protestantismus und seiner Bedeutung für die moderne Kultur. . . . 
Alles in allem, der vorUeeende Band legt Zeugnis ab dafür, welche bedeutende Rolle für 
die Kultur der Gegenwart Christentum und Relij^on spielen.' ' (Zeltsohr. f. Klrohengetolilobte.) 

Mi. Allgemeine Geschichte der Philosophie, ^^l'är;? 

^hLI* h. Oldenberg, J. Goldziher, W. Grube, T. Jnouye, H. v. Arnim, Gl. Baeumker, 
W. Windelband, mll u. 572 S.) Ux.-SJ 1909. Geh. M. 12.-. in Leinw. geb. M. 14.-. 
„ . . . Man wird nicht leicht ein Buch finden, das, wie die .Allgemeine Geschichte der 
Philesophie' von einem gleich hohen fiberblickenden und umfassenden Standpunkt aus, 
mit gleicher Khu-heit und Tiefe und dabei in fesselnder Darstellung eine Geschichte der 
Philosophie von ihren Anfängen bei den primitiven Völkern bis in die Gegenwart und damit 
eine Geschichte des geistigen Lebens überhaupt gibt." (Zeitschrift f. lateinl, h6h. Schulen.) 

Teil I 



: Systematische Philosophie. ^SÄ«^Sid J.oÄ 



^°*' °- H. Ebbinghaus. R. Eucken, Pr. Paulsen, W. MQnch, Th. Lipps. 2. Aufl. (X u. 435 S.) 
Lex. 8. 1908. Geh. JVl. 10.—, in Leinwand geb. M. 12.— 

„Hinter dem Rücken jedes der philosopnischen Porscher steht Kant, wie er die 
Welt in ihrer Totalität dachte und erlebte; der .,neukantische", rationalisierte Kant 
scheint in den Hintergrund treten zu wollen, und in manchen KApfen geht bereits das 
Licht des gesamten Weltlebens auf." (Archiv fUr •ystematlsohe Philosophie.) 

Um es gleich vorweg zu sagen: Von philosophischen Büchern, die sich einem 



aufierhalb der engen Pachkreise stehenden Pubhkum anbieten, wüfite ich nichts besseres 
i diese Systematische Philosophie." (Pidagoglsche Zeitung.) 



zu nennen als 



Mi. Die orientalischen Literaturen. ?frr,f:c~gizÄS^i!: 

^°h-L. kel. Th. Nöldeke, M. J. de Goeje, R. Pischel, K. Geldner, P. Hom, P. N. Finck, 
W.Grube, K. Florenz. (IXu.419S.) Lex. 8. 1906. Geh. M. 10.-, in Leinw. geb. M. 12.— 
„ ... So bildet dieser Band durch die Klarheit und Übersichtlichkeit der Anläse, 
Knappheit der Darstellung. Schönheit der Sprache ein in hohem Grade geeignetes Hins- 
mittel zur Einführung in das Schrifttum der östlichen Völker, die gerade in den letzten 
Jahrzehnten unser Interesse auf sich gelenkt haben." (Leipziger Zeltung.) 

~P^ Die griechische und lateinische Literatur und 

Qf\r Q nh o Bearbeitet von : U. v. Wilamowitz-Moeltendorff, K. Krumbacher. 

opi ctl..llC. j. Wackemagel, Fr. Leo. E. Norden, F. Skutsch. 3. Auflage. 
(VIII u. ca. 500 S.) Lex. 8. 1911. Geh. ca. M. 10.—, in Leinwand geb. ca. M. 12.— 

«Das sei allen sechs Beiträgen nachgerühmt, dafi sie sich dem Zwecke des Gesamt- 
werkes in geradezu bewundernswerter Weise angepaßt haben: immer wieder wird des 
Lesers Blick auf die grofien Zusammenhange hingelenkt, die zwischen der klassischen 
Literatur und Sprache und unserer Kultur bestehen." (Byzantinische Zeltschrift.) 

Mi. Die osteuropaischen Literaturen rpL'h'^.a"Sf5 

HIÜlZi von : V. v. Jagiö, A. Wesselovsky, A. Brückner, J. Mächal. M. Murko. A. Thumb, 
Pr. Riedl, E. SetMü, 0. Suits, A. Bezzenberger, E. Wolter. (VIII u. 396 S.) Uz. 8. 
1908. Geh. M. 10.—, in Leinwand geb. M. 12.— 

„ . . . Eingeleitet wird der Band mit einer ausgezeichneten Arbeit von Jagiös über 
,Die slawischen Sprachen*. Für den keiner slawischen Sprache kundigen Leser ist 
diese Einführung sehr wichtig. Ihr folgt eine Monographie der russischen Literatur 
aus der Feder des geistvollen Wesselovsky. Die südslawischen Literaturen von Murko 
sind hier in deutscher Sprache wohl erstmals zusammenfassend behandelt worden. 
Mit Wolters Abriß der lethschen Literatur schließt der verdienstvolle Band, der jedem 
unentbehrlich sein wird, der sich mit dem einschlagigen Schrifttum bekannt machen 
will." (Berliner Lokal-Anzeiger.) 



11 



Die Kultur der Gegenwaii 



^ i. EMe romanischen Uterahiren und Sprachen 



Tdli. 

MC 

HLJlGctW.Mejcr'UMke. (VOIc 




^1,. Allgem. Verfassungs-iLVerwattungsgesdiidite 

=^-^ L HSae. BeaA. ▼. : A.ViritiBil, LVeazer, M Uiiiiii IliMii r Ei^xi— 



A. LatrHa ▼.Ebcss^j 




^f "• Staat und Gcsellsdiaft des Orients. ^SSo«.^ 

^=:i: pero, JL HartKU^ O. FrtariK, K. BaOvn. füllte te 



^^, Staat und Gesellschaft der Griechen u. Römer. 

1910. Geh. M. 8.-, ia Umwand geb. M. IOl- 

„Ich habe noch keine Schrill von WSumiCic« 
no settea znm Widermnch hemialorierte wie dkae. 
nnd des Kenea and uetftreicbea sehr vieles.... Kcbea 
Witz hat die schlicfale Darftelktof der Bömawdi dwreh R Kiese einen >ih»ei en Slaad, 
den sie aber ehrenvoll beha'qitrt, ..." fHiwatianiach» SchrfbBtiar.) 

'^^^ , Staat und Gesellschaft der neueren Zeit Ri«««" 

^"•^'' sehen Revointion). Bearbeitet vw F.v.BcnU, E. finthrin, ILKoscr. 
(VI n. 319 S.) Lez.-8. 1908. Geheflel M. 9.—, in Lcinwaad geb. M. 11.- 

„Wenn drei Historiker von solchem Range wie Bea»id, GoOMin od Koner sich 
dergesUHt daS jeder sein eigenstes Spezialgebiet b ga r br ü rt , in die BehaKÜang esncs 
Themas teilea, dirfea wir sicher sein, dat das D g ebms w wh e fliiü i ist. Dieser Baad 

^^^J!» Systematische Rechtswissenschaft SS^SIihi 

Mliii K.Gafeis. V.Ehrenberg. L. ▼. Bar, L. Senifeft, F. ▼. Uszt, W. Kahl, P. libasdL 
G.Aflsehfltz, ETBoiiatnk. P.v.MaifitK. (X, LX a. S26S.) Lez.-8L 1906. Gehefua 
M. 14.—, in Leinwand geo. M. 16.— 

„... Es ist jedem Gebihlelen, wdcfaer das Bediriiaisemiifindet, sich xnsammeafasseod 
über dengegenwäfligen Stand ansererRechlswissenschall im VerhUlnis nrgesamlenKBltw 
za orientieren, dieAnschalfamg desWerfces wann xa empfefalea."ßiitLf.8eBassaasshaflsw.) 

^,. Allgemeine Volkswirtschaftslehre. 1^^'^ 

^"-'^f'' Le«.-£ 19ia Geh. M. 7.—, in Leinwand geb. IL 9.- 

„...Aasgexeiehnct dareb Klarheit and Kfirze der DefinitioaeB, wird die .Aflgemcice 
Voifcswirtschaflslehre' Toa Lezis sicher za einem der beliditeslen Bnfiiihnnmsbncber 
in die Volkswirtschaftslehre werden. Eme zam selbständigea Stadinm der Volksaid* 
Schaftstheorie völfig aasreicheade, den Leser zam starkea Nachdcakea anregende Schrift. 
...Das Werk kdnnen wir allea volkswirtschaMicb-lbeareiisch interessienea Lesern 
warm empfehlea." (Zsitsehrfft das Vsreias dar Deatsehoa Zaek i r la im b ie.) 



Probeheft ond Sooderprospekte ttmsonst untl postfrei vom Verlag 

B. G. Teobner in Leipzig. 



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