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Full text of "Deutsches Archiv für die Physiologie"

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P. ; 1 Sr ” 
Deutfches Archiy 


für die =/77 tae 7 


PHYSIOLOGIE 


In Verbindung 
mit den 
ji 
Herrn Albers, Autenrieth, Blumenbach, Döllinger, 
Dzöndi, Emmert, Erman, Harles, Horkel, 
Jacobfon, Kaftner, Kielmeyer, Meyer, A. Meckel, 
* Naffe, Nitzfch, Piaff, Rofenmüller, Sigwart, 
Sprengel, Tidemann, Tilehus, Weinhold 


gu; 
herausgegeben 


von 


ı. E ER ER 


TH, MUS, 


Erster Band. Erstes Heft. 


Mit zwei Kupfertafeln. 


ZISISFSINFSTFE 


Halle und Berlin, 
in den Buchhandlungen des hallilchen Waifenhaufes, 
1815. 


?.D, 


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TOTER ACT 0 


Mc Einer di,e 


N 


De Zweck und Plan der Zeitfchrift, deren .erftes 
Heft ich hiermit dem Publicum vorlege, ift in der 
Anzeige derfelben fo deutlich ausgefprochen, dafs ich 
mich nur felbft wiederholen würde, wenn ich mich 
von Neuem darüber ausliefse. Ich bemerke daher’ 
nur, dafs fie vorzüglich der Beobachtung und dem 
‚Verfuche gewidmet ift, indem ich feft überzeugt bin, 
dafs nur auf diefem Wege die Wiffenfchaft gewinnen 
‚ und dauernd weiter gefördert werden‘ kann: eine 
Ueberzeugung, die man endlich wieder’ frei und. offeh, 
ohne Gefahr zu laufen, für einen Obfeuranten zu gel: 
ten, an den Tag legen kann, und die hoffentlich 
bald auch unter uns fo allgemein werden wird, dafs- 
"wir den Spott unfrer Zeitgenoflen und der Nachwelt 
nicht mehr verdienen werden. 


Ich hoffe, meine Anficht der walıren Naturfor- 
fehung hinlänglich ‘dürch die That erklärt zu haben, 
um hier nicht mifsverftanden zu werden, und eht-) 
halte mich daher einer jeden nähern Erläuterung.. 
Man kann den Mifsbrauch der Speculationen verwer- 


Iv _— 


fen, ohne deshalb denen beizutreten, die unaufhörlich 
nach Erfahrungen rufen, ohne die Fähigkeit zu ha- | 
ben, eine einzige richtige zu machen und, was doch 
.. der einzige Zweck der Erfahrung ift, aus hunderten 
ein einziges richtiges Refultat zu ziehen,, oder auch 
nur ein Refultat richtig zu beurtheilen -und deren 
Lob fo gleichgültig als ihr Tadel, jaoft widriger.ift! - 


A 


Natürlich kann nur dann die: Wiffenfchaft „auf 
dem angegebenen Wege gründlich gefördert: werden, 
wenn jeder vorzugsweife eine Seite 'derfelben. auffafst. 
Theils Neigung, theils' zufällige Verhältniffe‘, haben. 
mir vorzüglich die organilche Form. zum‘ Gegenftande 
meiner Nachforfchungen ' gemacht, . ein 'Gegenftand, 
“der noch vor: wenig ‘Jahren zu denen: ,‚zu ‚gehören | 
Ichien ,; über, welche‘ die Bücher 'gefchloffen find... ‚Ich 
darf vielleicht -fagen ‚.,.dafs: ich. einigermafsen dazu, bei- 
getragen 'habe,; zu.beweilen, dafs dem nicht. fo fey, 
felbft 'wenn-von der menfchlichen! Form:-.die ‘Rede.ift. 
Dafs die vergleichende‘ Anatomie noch. weit weniger ‘ 
vollendet ift, als die menichliche, bedarf keiner, Er- 
wähnung. E 

"In der’ menfchlichen . Anatomie ‚ift; vorzüglich.die 
Gefchichte der. periodifchen:: Verfchiedenheiten ‚ noch 
fo unvollkommen.bearbeitet,: dafs hier«befonders-noch 
viel zu. leiltem ‚ift,... Seit. Wrisbergs trefflichen ‚Beiträ- 


—r v 


gen"zur -Gefchichte ‚des Embryo war..bis auf unfere 
Zeiten. über. .diefen ‚Gegenftand , aufser der unbedeu- 
tenden Compilation. von ‚Danz, und. des  geiftreichen 
Autenricths 'Suppleinenten, die fich aber vorzüglich 
mit der äufsern Form befchäftigten, wenig erfchienen, _ 
Seit dem Jahre 1806, wo ich, meine Abhandlungen 
herausgab, welchen einige Jahre fpäter in meinen Bei- 
trägen tie Unterfuchungen noch früherer Embryonen 
folgten, ift diefer Gegenftand von mehrern Seiten mit 
folchem Eifer bearbeitet worden; dafs, die Bildungsge- 


+ fehichte mehrerer. Organe bedeutende Fortfchritte ge- 


‚macht.hat, Für jetzt werde ich diefen Gegenftand, einen 
meiner: Lieblingsgegenftände, in einzelnen Auffätzen, 
indiefem Archiv vorzugsweife bearbeiten, fo dals nach 


einander, in. .demielben die Entwicklungsgefchichte 


„vorzüglich der in, diefer Hinficht noch, weniger. be- 
kannten Theile folgen wird. Es verfteht fich indef- 
fen von-Jelbft, dafs auch die Betrachtung der voll- 


kommnen ‚Form. keinesweges ausgefchloflen feyn wird, 


'undıdafs ich vorzüglich Beiträge ‚zur Kenntnifs yon 


„diefer‘mit-Dank annehmen. werde, ‚Eben fo werden 


mie. 'belonders, Beitzäge, „zur. ‚Kenntnifs‘;der , Entwick- 


' Jungsgefehichte‘ folcher ; Thiere Sehr angenehm ‘feyn; 


‚welche.mur. zufällig, dem Forfcher, zu Theil werden. 
Are 

" Die menfchliche, Eubeicklnghahfeichle felbft be- 
Asttten zu können,, bin ich, , theils durch den An- 


vı en 


kauf der fehr reichen Sammlung unfers leider verftor- 
benen /Vo/de, an dem ich einen, in jeder Hinficht fchätz- 
baren und würdigen Collegen verlor, theils vorzüglich 
durch die Unterftützung einiger freundlich und wiflen- 
fchaftlich gefinnter Männer, im Stande, unter denen‘ 
ich hier die Herrn Doctoren Ulrich zu Halle, Rath zw 
Nordhaulen, Brunn zu Köthen, Ke/sler zu Magdeburg 
und Georgiades zu Halle um fo lieber mit dem verbind- 
lichften Danke nenne, als ihre Gefälligkeit im Vergleich 
mit der unwilfenfchaftlichen Ungefälligkeit und zum 
Theil Undankbarkeit andrer in einem defto hellern 
Lichte erfcheint. Iclr verdanke ihnen defto mehr, . da 
ich, von jeder öffentlichen Unterftützung entblöfst, nur 
durch Privatanftrengungen für diefen Theil der Wiß- 
fenfchaft etwas leiften kann. Ein unangenehmes, aber 
leider nur allzuwahres Geltändnils, welches mich für 


manche Mängel Entfchuldigung hoffen läfst. 


Kaum zu bemerken brauche ich übrigens, dafs 
Keinesweges die organifche Form der einzige oder 
ach nur Hauptgegenftand diefer Zeitfchrift‘ feyn»foll. 
Sowohl der Titel als die Anzeige derfelben und der 
Inhalt diefes Heftes beweifen hinlänglich das Gegen- 
heil. “Eben fo werden die folgenden Hefte nur zum 
kleinern Theile anatomiiche Auffätze enthalten und 
rolsentheils Unterfuchungen über T'hätigkeitsäufse- 


_Hıngen des Organismus gewidmet feyn. = 


DD vız 


Der frühern Anzeige gemäfs foll das Archiv, ' 
aufser den gröfsern und vollftändigen Auffätzen, in 
einem Intelligenzblatte zugleich kurze Anzeigen, feyen 
es nun Auszüge oder urlprüngliche kurze Notizen, 
enthalten, um fo zugleich ein vollftändiges und fort- 
laufendes Repertorium der neuften und wichtigften 
phyfiologifchen Thatfachen zu werden. Die noch 
nicht völlig hergeftellten Verhältniffe des englifchen 
Buchhandels, fo wie die neuften Ereigniffe, haben 
es mir unmöglich gemacht, mich fchon jetzt in den 
Befitz aller Quellen zu fetzen; indeffen hoffe ich fchon 
bei den nächften Heften reichere Beiträge liefern zu 
können, ‘die man dann künftig nach einem beitimm- 
ten Plane in einzelnen Rubriken finden wird, 


Endlich erlaube ich mir noch zwei Bemerkun- 
gen. Das höchft Unangenehme einer blofsen . Ge- 
- fchäftscorrefpondenz und der Eröffuung einer Bekannt- 
fchaft mit einer Bitte irgend einer Art, enthielte fie 
auch einen Beweis von Hochachtung, hat mich abge- 
halten, aufser der allgemeinen Anzeige, einzelne Auf- 
“forderungen um Theilnahme an mir nicht perfönlich 
bekannte oder auf eine andere Weife früher verbun- 
dene Gelehrte zu erlaffen. Keinesweges ift aber hier- 
durch erklärt, dafs ich nicht die Theilnahme mehre- 
rer geachteter Phyfiologen auf das lebhaftefte wünfche: 
im Gegentheil werde ich. diefelbe mit dem grölsten 


yrır un 


Danke erkennen, indem nur durch das vereinte Stre- 
ben mehrerer der Zweck des Unterneliniens völlig er- 
zeicht werden kann. h 2 
Dann erlaube ich mir die Wiederholung ‘de 
gleichfalls fchon in der Anzeige gethanenen, Bitte 'än 
diejenigen , welche mich bei diefer Arbeit'unterftützen, 
iheils nur eigne Auffätze, theils denfelben- Auffatz, 
nicht zugleich in andere Zeitfchriften zu liefern, eine 
Bitte, von der ich glaube, dafs fie mir niemiand'ver- 
argen wird, indem das doppelte Erfcheinen eines und- 
deffelben Auflatzes nur den Fortgang der Unterneht‘ 
kg ua. ra 


nf 


mung untergraben würde, 
Halle, ER 2. März 1815. 


/ 


Ä BR .Mechel.. 


nie 


1. 
I weerifurchh 
einer Entwicklungsgefchichte 
der 


traltheile des Nerven/yftems 


in den Säugthieren. 


Von 


J. F. Meckel. 


$. 1. 
D« Nervenleben ift fo fehr der Grund alles Lebens, 
‚dafs eine Schrift, welche die Bedingungen des Lebens 
u Gegenftande hat, fchwerlich zweckmäfsiger als 
mit einer Unterfuchung über eine Seite des Nerven- 
{yftems, vorzüglich aber über die Entwicklungsge- 
fchichte deffelben eröffnet werden kann, Zwar ift die- 
fer Gegenftand ganz kürzlich theils allein, theils in 
Verbindung mit Unterfuchungen über das Nervenfyftem 
überhaupt, namentlich erfteres durch die Herrn Döl- 
linger ") ünd Wenzel ?), letzeres durch die Herrn 


1) Beiträge zur Entwicklungsgefchichte des menfchlichen Ge- 
hirns, Frankf. a.M. 1814. 
9) Prodromus eines Werks über das Gehirn des Menfchen und der 
Süugthiere. Tübingen 1306. 
N, d, Archiv. I, ı. A. 


2 a 
- 


Ackermann ") und Carus ?) bearbeitet worden, indef- 
fen, da ich, bei einer genauen Vergleichung meiner, un- 
abhängig von den ihrigen und früher, wenigftens als 
die Schriften der Herrn Ackermann, Döllinger und 
Carus und das gröfsere Werk derHerrn Wenzel erfchien, 
angeltellten Unterfuchungen mit den ihrigen, fand, dafs 
durch fie die Bekanntmachung jener nicht geradezu 
überflüffig gemacht wurde, fo glaubte ich auch fie als 
einen Beitrag zur Aufhellung des über der Entwick- 
lungsgefchichte überhaupt und der des Nervenfyftems 


insbefondere fchwebenden Dunkels ‚: liefern zu dürfen. 

Ich habe bemerkt, dals meine Arbeiten unabhängig 

von denen der genannten Gelehrten ‘und früher als die 

ihrigen, entftanden, nicht um ihnen auf irgend eine 

Weife zu nahe zu treten, fondern nur um von mir den 

Verdacht des Gegentheils abzuwenden. Dafs meine 

Verficherung mit der Wahrheit üibereinftimmt, wird in 

fo fern hoffentlich Glauben finden, als zum Glück das 

Publikum längft. durch eine öffentliche Erklärung des 

verewigten Reil 3) weils, dafs ich bei unferer gemei 

'Ichaftlich zu fördernden Bearbeitung des Nervenfyftem: 
mir vorzugsweile diefen Theil der Arbeit gewählt hatte, 

Es war dem Plane gemäfs, dafs erft der: vollkonimn 

Zuftand völlig erörtert feyn follte, ehe die unvollkom 

menen vorübergehenden dargeitellt würden.  Theils da. b 

her, theils, weil fowohl das Herbeifchaffen, als.di ö 

Bearbeitung des Herbeigelchafften hier mehr Schwierig \ 

1) De nexvei [yftematis primordiis, Manhemii et Heidelb; 1813 [': 


2) Verfuch einer, Darltellung des Nervenlyftems.. Leipz. 1814. ||), 
". 3) Reils'Archiy für die Phyliol, Bd. 2. H. 1.8.5. | 


\ 


- - 
EDEL N 


‚ keiten hatte als fich bei irgend einem andern Organe fin- 
den, theils endlich. durch die ‚Ereigniffe der letzten 
Jahre verzögerte fich die Bekanntmachung diefer Unter- 
fuchungen.' Gern geftehe ich auf der andern Seite, 
dafsich, da ich keine Gelegenheit verfäumte, diefelben 
zu vervollftändigen, die Werke vorzüglich einiger der 
genarinten Gelehrten befragt habe, und namentlich’ wird 
man finden, dafs diefer ganze Auffatz mit beftändiger 
Rückficht auf diefelben abgefafst worden ift. Ich habe 
Sogar den Zuftand: der Kenntniffe jedes Theiles bis zu 
dein Augenblicke, wo er erfchien, jedesmal kurz an- 
gegeben und genau bemerkt, was ein jeder zur Herbei- 
führung deflelben-beigetragen, fo dafs fich hoffentlich 
niemand, wie es hie und da wohl mit Recht gefchehen 
könnte, befchweren wird, dafs feine Entdeckungen 
und Anfıchten benutzt werden, olıne feines Namens zu 
‚gedenken. } 
»;- Ungeachtet des frühern und völlig unabhängigen 
Entftehens meiner Arbeit würde ich fie indeflen unbe- 
‚denklich nicht bekannt gemacht haben, wenn fie nichts 
‚anders als die erwähnten enthielte. Von dem Gegen- 
theil wird lich ein jeder Lefer leicht überzeugen. Un- 
ter den angeführten Schriftitellern haben fich nur die 
Herrn Ackermann und Carus mit Unterfuchungen über 
die Bildungsgefchichte des ganzen Nervenfyftems be- 
fchäftigt: die Herrn Döllinger und Wenzel dagegen 
blofs die des Gehirns zum Gegenftande ihres Forfchens 
gewählt. Die Ackermannfche Darftellung des Gegen- 
Ätandes beruht auf keiner einzigen Beobachtung un«! 
Herr Ackermann felbft wird, wenn er fich gleich gegen 

A2 


” 
+ nn 


diejenigen ‘heftig erklärte, welche Probleme durch 
blofse Spiele der Phantalie zu löfen fuchen '), fchwer- 
lich läugnen können, dafs fie etwas anders als eine, nicht 
einmahl wahrfcheinliche Hypothefe if. Herr Carus 
hat, wie es mir fcheint, ungeachtet er beobachtete, 
doch theils nicht hinlänglich frühe Perioden unter- 
fucht, theils wenigftens nicht überall hinlänglich voll- 
ftändige Darftellungen geliefert, höchft wahrfcheinlich; 
weil befonders des letzten Verfahren aufser feinem 
Plane lag, da er nicht, blo/s eine Entwicklungsgefchich- 
te des Nervenfyftems fchrieb, Doch hat er zur Bil- 
dungsgefchichte des menichlichen Gehirns wichtigere 
Beiträge als zu der des Säugthiergehirns geliefert. Da 
zur genauen und vielfachen Unterfuchung [ehr zeitiger 
Embryonen gröfsrer Säugthiergehirne fich im Ganzen 
‚Seltner Gelegenheit findet, auch die Unterfuchung fol- 
cher fehr zeitiger Embryonen mit mehrerern Schwierig- 
keiten verbunden ift, fo wählte er lieber /pätere, aber 
aus tiefern Gattungen, und wegen der Wichtigkeit melh- Y 
rerer dadurch dargebotener phyliologifcher Refultate # 
faft reife Mäufeembryonen, durch deren Befchrei- 7 
bung er die frühefte Geltaltung des Gehirns in der Claffe I 
der Säugthiere geliefert zu haben glaubt, vermuthlich 
in der Ueberzeugung, dafs diefe auch noch in fpätern I 
Perioden niedrige Formen darbieten ?). 

Abgerechnet, dafs die Herrn Werzel und Döllin- 
ger fich blofs auf das Gehirn befchränkten, fo hatten 


1) A. 2.0.8, 15 
a) A, a. 0. S. 256. 


\ 


| auch fie, wie es fcheint, nicht Gelegenheit, die frühern 
Perioden deffelben zu unterfuchbhi; und vorzüglich be- 
Fi eior fich ihre Abbildungen nur 'auf’fpätere Perioden. 
0, Ich habe daher theils vorzüglich diefe Werke durch 
genaue Darftellung der frühen Perioden zu vervollftändi- 
geh und durch. Befchreibung und Abbildung derfelben 
ein deutliches Bild der allmähligen Entfaltung des edel- 
ften ‚Organs zu entwerfen verlucht; theils; fowohl we: 
gen der genauen Beziehung zwifchen den Centraltheilen 
des Nervenfyftehs.und den knöchernen Behältern, wel» 
"che fie umgeben, demSchädel und. der Wirbelfäule 
überhaupt, als weil.ich fchon feit geraumer Zeit nicht 
ganz ungleichgültige Beiträge zur: Kenntnifs der Bil» 
dungsgefchichte der Wirbel-und Schädelbeine gefam- 
 inelt, diefen Unterfuchungen die Refultate' meiner Ar- 
‚beiten über den letztern Gegenftand beigefügt. Wenn 
\ man erwägt, (was ein jeder, der gründlich unterfucht, 
“leicht als richtig finden wird), dafs, feit Albin feine un- 
- fterblichen', Icones ofjium foetus herausgab, doch 'die 
Kenntnis der Bildungsgefchichte der Knochen, unge; 
"achtet manches hinzuzufügen war, [o gut als gar. nicht 
Vorgerückt ilt, fo wird man fich nicht wundern, man- 
ches hier zu finden‘ , was auch die neueften Arbeiten 
. über “diefen Gegenfiand nicht erwarten liefsen, : 
2 "Da ich über die Bildungsgefchichte des Vogelge- 
hirns und Irückenmarkes noch einige Beobachtungen an- 
"zuftellen wiinfche, fo habe ich blofs das Säugthierge- 
hirn zum Gegenuftande diefes Auffatzes gewählt. Aller- 
. dings hat dies den Nachtheil, dafs der frübeften Perioden 
bier noch nicht Erwähnung gefchehen kann, allein, da 


6 une 


die Entwicklungsgefchichte diefer Organe im Vogel bald 
folgen wird, fo ift diefer Nachtheil um fo geringer, als 
ich mich durch den ‘Mangel: an "Beobachtungen nicht 
verleiten laflen werde, Hypothefen an die Stelle von 
Beobachtungen zu fetzen. Ueberdies wird man»leicht 
benierken, dafs ich weit frühere Enıbryonen unterfuchte, 
oder wenigftens vorzugsweife befchrieb und abbildete, 
als die übrigen Schriftfteller. ‚Da ich felbft die Schwie- 
rigkeiten aller Art fehr wohl kenne, "womit die Herbei- 
fchaffung tanglicher‘ Gegenftände zur Bearbeitung der 
Entwicklungsgefchichte verknüpft»ift,» fo 'verfteht"es 
fich von felbft, dafs diefe Bemierkungen keinesweges 
diefen achtungswerthen Männern zum Vorwurfe gereis 
chenfol.: Die Erbärmlichkeiten aller Arten, wodurch 
eine folche Arbeit. faft unmöglich ‘gemacht wird, find 
Jo:»empörend3 dafs: ich den Namen‘ derer, welche 
Tich dadurch'entehren , Duke hätte, ein Ähnliches Denk» 
nal zu fetzen, als es von Reil bei einer ähnlichen 'Ge- 
legenheit gefchahe, wenn nicht der Raum durch‘ jedes 
Bade Wort beffer ausgefüllt würde, mi 


Ik 


"Dies ift der Gruhd, warum ich die Gefchichte des 
menfchlichen Gehirns noch nicht fo vollftändig , liefern 
‚kann, als ich wünfehte: indeffen hoffe ich allmählig 
die Reihe zu vervollftändigen. Auch fo wird man, wo 
ich nicht irre, die meilten Beobachtungen hinlänglich 


fr -üh und manchen nicht unwichtigen Beitrag finden, 


Die weit”vollftändigere Reihe von Schafsembryo- 
nen. ergänzt, was dört fehlt, und beweift ee dafs 
die Lücken nicht grofs find. j 


— 7 


»°*: Aufser diefen habe ich noch einige Beobachtungen 
anKuh-, Schweins - und Kaninchenembryonen geliefert, 
welche die an jenen gemachten beftätigen. 


| | 2% 
Die befte Art, ' den’ Gegenftand zu bearbeiten, 
Ichien mir die, zuerft den ganzen Centraltheil des Ner- 
venfyftems in den verfchiedenen Perioden im Zufammen- 
hange zu befchreiben, dadurch gewiffermafsen den Le- 
fer felbft in den Stand zu fetzen, allgemeine Refultate 
zu ziehen, und darauf diefe Refultate, fo weit fie fch 
mir zu ergeben [chienen, felbft zu liefern. 
REN RR 09 
© Alle Embryonen, die ich zu unterfuchen hatte, 
waren fo weitin der Entwicklung, vorgerückt, dafs die 
 wichtigften. Lebensofgane und alle Haupttheile des Ner- 
venfyftems gebildet waren, \ 
„Es fragt fich aber zuerft, ehe ich zu der: einzelnen 
Befchreibung übergehe,; ob. nicht auch vielleicht eine 
Zeitfolge in der Entftehung Statt findet, und, wenn diels 
der Fall ift, welcher Theil des Nervenfyftems Ach am frü- 
‚beiten bilde. Dafs lich die Nerven fpät entftehender Thei- 
le nicht früher ‚entwickeln, als die der Urtheile, alfo 
die,Extremitätennerven z, B. fpäter entftehen, als die 
Stawiminerven, wäre kaum des Anführens werth, wenn 
nieht-Herr Carus auf diefe Entdeckung einen befondern 
Werth zu legen fchiene *) Von dergleichen Ver- 


f 


1) A. a. 0, p. 77. 80. 8. 


8 be 


fchiedenheiten der Zeit der Entftehung kann ‚daher 
nicht die Rede feyn. 


$. 4. 

Dagegen verdient Herrn Ackermann’s neuerlich 
vorgetragene Därftellung der Bildungsgefchichte des 
Nervenfyftems eine nähere Prüfung. Diefer zu Folge 
„geht das Nervenfyftem aus dem Blutfyftem hervor, in- 
„dem zufammengehäufte und ftärker:oxydirte Blutkü- 
„ gelchen die Nervenfubftanz, und die Häute der Gefäfse, 
„das Neurilem bilden. Nothwendig mufs daher der 
„erfte Nervenzweig in dem Organ zuerft entftehen, 
„welches unter allen die meifte Energie hat. _Dieles 
„aber ift das Herz. Man mufs fagen, dafs fie aus diefem 
„entftehen, richt aber, dafs fie zu ihm gehen, wenn man 
„den neuen Anfıchten, denen zu Folge der {ympathifche 
„Nerv ein eignes, das vegetative, Nervenfyftem bildet, 
„folgt. Daher find auch die Herznerven fo klein, durch- 
„fichtig, weich, fo fehr mit der Herzfubftanz.verwebt. 
_» Wie fie aus dem Herzen hervorgehen, kann man freilich. 
„nicht mit leiblichen Augen fehen, allein das geiftige 
„Auge fieht es folgendermafsen fehr hell. Durch die 
„ Zufammenziehungen desHerzens werden die, aus dem 
„Lungen, im hohen Grade oxydirt, in feine Höhlen ge- 
„„langenden Blutkügelchen, durch die Schichten, wor- 
„aus es befteht, nach aufsen durchgefeiht, wo fie fich in 
„der Längenrichtung anreihen ‚und diefe Kugelreihen 
„find die erften Anfänge des Nervenfyftems. ‘Von hier . 
„aus Kriechen die Nerven längs den Gefäfsen zum Halfe 
„und dem Schädel, und endigen fich hier in den untern, 


9 
„mittlern und obern Halsknoten, . welche aus ihnen 


„entftehen und von wo aus fie mit den Rückenmark* 
„nerven zufammenfliefsen "). 


r „Auf dem Nervenfyftem' des organifchen Lebens 

| „wurzelt das animalifche. Zuerft geht aus ihm das 
„Kleine Gehirn, vermittelft der Verbindung des obern 
„Halsknoten mit dem fünften Nerven hervor, indem 
„durch diefe Nervenwurzel die Thätigkeit des Blutes 
„der Vertebralarterie fo gefteigert wird, dafs Abfatz von 
„Nervenfubftanz, welche eben zum kleinen Gehirn 
„wird, entfteht. So wie das kleine Gehirn aus der 
» Wirbelarterie, entwickelt fich das grofse aus der in- 
„nern Kopfpulsader. Aus dem grofsen und kleinen 
„Gehirn entftehen auf jeder Seite fechs Faferbündel, 
R welche zum verlängerten Marke zufammentlielsen und 
„aus dielem geht endlich das Rückenmark hervor, wor- 
„aus die meiften willkührlichen Nerven entfproffen“ ?); 


„ Zuerft alfo entfteht der fympathifche Nerv, dann, 
„das kleine, hierauf das. grofse Gehirn, unter allen zu- 
„letzt das Rückenmark.“ 


N : $. 5. 

Leider findet fich auch nicht eine einzige Beobach- 
tung, auf welche fich diefe Darftellung gründete. Herr 
Ackermann führt zwar als Gründe für feine Meinung 
1) die Entwicklung des Nervenfyftems in der Thier- 


T) A. a. 0. p. 77. 80. 81. 
'a) A. a0, p. ı08, 


% un 


Heihein), md! io}. die Entwicklung der» Bi a Sub- 
ffanten' des Nervenfyftems an 2), bertr nlodiiine 
Durch die erfte Bedingung a 'er in fo'fern feine 
Meinung zu begründen, als er es für, unumftöfslich ge- 
wils hält, dafs das Nervenfyftem der wirbellofen Thiere 
nichts anders als der {y mpathifche Nerv fey; ; allein ich 
weils in der, That nicht, woher er "und andere diefe 
Ueberzeugung mit einer. folchen Beftinmtheit "haben: 
Offenbar kann man höchftens nur fagen, dals das ani- 
malifche und. organifche Nervenfyftem in .den wirbel- 
lofen Thieren noch nicht fo deutlich von ‚einander ge 
fchieden find, ‚als in den höhern, und dafs das Nerven- 
Iyltem in einigen von jenen, den Mollusken, mehr die 
Geftalt:des fympathifchen Nerven, ‚in; andern, den In | 
‚Sekten und vielen Würmern, mehr die des animalifchen 
Nervenlyftems habe 3). Ja auch dies ift nicht einmal 
anzxichtig,, da bei mehrern, vielleicht allen Infekten, 
fich auf dem Darmkanal eigne Knoten finden, aus wel‘ 
Ach ferne Nervenlentfpringen, und©da'bei:allen .Mol- 
an eisne:Knoten finden, aus welchen vorzugs- 
weile die Eingeweidenerven. entftehen. Dies: ift felbft 
bei den Acephalen der Fall, und gewifs ift der von Man- 


Dar O..p, og. 
A. a. 0. p. 107. j 
33 "Weit richtiger" fagt: daher Herr Walther (‚Phyl. B, 2. 6. 563. 
..8..246,) ‚„„dals die knotigen Rückennerven der untern Thiere 
„eben fowohl als ein knotiges Rückenmark, denn als Iym- 
„pathifcher Nerv betrachtet werden können, da fie auch in 
„einzelnen Klaffen, z. B. bei den Infekten, offenbar mehr ein 
„knotiges Rückenmark, bei den Mollusken aber mehr Bas 


„pathilche Nerven find,“ 30 


44 


eilöentdeckte Nervaiikdoten, "alls'welchem die)Einge: 
weide ihre Nerven ‘erhalten ‚sticht, ‘wofür er ihn hal 
das Gehirn, fondern der Mittelpunkt’des en 
Nerven. Sıgt'ıa 
1 #Dafsdas' Nerärfgitän der wirbellofen Thieke ge- 
meinfchaftliches änimalifches zund' örganifches ‚Nerven+ 
fyftem ift,)' ergiebtfich" auch) meines Erachtens; dehr 
leutlich aus der Vertheilung‘deffelben;;' Tofern ‚die aus 
(den Knoten entitehenden Fäden gleichmäfsig anıdie will- 
"kührlichen'Muskelh) und diejenigen Organe gehon, wel- 
&hesbei len Wirbeithieren gandioleiivorzugsweife durch 
uch Iympathifchen:‘Nerven verfehen. werden. Diefen 
Airwürf Sucht Jawar'Herr Arkermgrin: ehr: finnreich 
"durch feine’ Darftellungs'des! Urfprungs!oder (Rücken- 
SlarksnervenZwienthtillen, der'zü Rolge-diefe:miteiner 
doppelten Wurzel; aus'dem. organifelen'und,denivanimas 
h "chen Nervenfy fternehtftehebjitindelten: ift' doch'wohl 
Kbin Grund vorhanden‘ die. von'.den>Zwifchemippen! 
ch other demiRückenmarKsnerven gehenden Fäden für 
"Wurzeln undicht vielmehr $trr' Verbintdungsfäden zwi? 
fehlen; dem Rückenmark und:den\Knotei za halten. u. 
"lv Auch Herr Carus Scheintiodas Nervenfyftem der 
* wirbellöfen Thierexftir: dein Istereoftalnerven zu: halten; 
wenn er gleich nicht glaubtz dafs beim Einbryo, derfelbe 
früher als das Gehirn und-Rückemmark’ entfteheziindeift 
er vonidemifelbeh fagt; dafs.erleim' Ganglienfyjtem Hey; 

welches auchnoch im den höher Thierklaffen beftehe*); 

&ls Gründe für dief& Behauptuig ‚fcheint er ni, Disdie 
Perlen ı rule oh re ; oil nah 
HR.“ 0.5. nr wel wo us sad 


413 —n 


Form’ diefes Nervenfyftems und 2); eine höchft merk- 
‚würdige: Annahme zu haben, dafs das Rückengefäfs 
der Infekten dem Rückenmärke. der. höhern Thiere’ 
- entfpreche. _ 

In Beziehung auf den erften Grund‘ Kabantr man be: 
merken, ‚dafs die Bildung diefes Nervenfyftems aus;ein- 
zelnen Knoten mit der Zufammenfetzung. des ganzen 
Körpers aus Ringen und‘mit dem 'Mängel; an ‚Einheits- | 
Streben zufammenhänge, welchen die ganze Organifation 

_ derniedern Thiere beurkundet. Die ‚Anordnung, die: 
fer: Nervenfyftemne felbft,aber giebt, wenn man fie näher 
betrachtet, einen ‚-wo'ich nicht ganz irre, nicht un- 
‚wichtigen Grund gegen die Annahme: ab, ‚dafs das Ner- 
venfyitem .diefer "Thiere' Intercoftalnerv fey.. Bei den 
meiften Infekten nämlich‘ift die ceritrale.Knotenreihe fo 
angeordnet, dafs die'graue Subftanz iiberall, befonders 
aber feitlich; von’ weifslicherer ' Markfubftanz umgeben, 
in- diefelbe eingefenkt‘ift.. . Bei mehrern! gehen. die 
beiden weifslichern longitudinalen Fäden, ';welche die 
Knoten verbinden, und-mit den feitlich abgehenden ‚Fä- 
den im unmittelbarem'Zufammenhange ftehen , ununter+ 
brochen unter.den Knoten fort und die graue Ganglien- 
Tubftanz 'erfcheint‘auf die Markftränge aufgefetzt. Ganz 
vorzüglich deutlich äft \dieg beim. Krebs. » Hier. ift die 
Aechnlichkeit mirderbeim.Rückenmark der höhernThie- 
re Statt findenden Anordnung, wo auch graue-Subftanz 
vorsweilser umgeben’ ift, nicht zu verkennen. Die 
letzterwähnte Bildung ift faft noch .merkwürdiger, iu: 
dem fie an das ‚Verhältnifs der Anhäufungen von graueı 
Subltanz zu den Markfträngen erinnert, welches das 


Gehirn der höhern, Thiere darbietet, infofern fie bei 


dielen völlig auf ähnliche Weife auf den Schenkeln auf- 
‚htzen. 


Dafs diefe Darftellung mit der Natur überein- 
‚ftimmt, ‘haben mich meine Unterfuchungen mit Be- 
ftimmtheit gelehrt. Herr Carus hat zwar meine frühern 
Bemerkungen, dafs in den Nervenknoten der Infekten 
überall eine graue und iwei/se Subltanz deutlich fey *), 
für eine optifche Täufchung oder Folge der Einwirkung 
des Weingeiftes erklärt ?), allein letzteres war nicht 
der Fall, da ich die Theile immer frifch unterfuchte, - 
und erfteres ift eben fo wenig gültig, da die graue und 
weifse Subftanz theils viel zu deutlich abgefetzt war,‘ 
theils man, wie bemerkt, unter der grauen Subftanz 
oft die Markftränge vorlaufen fieht, wie es auch Herr 
Carus aus dem Krebfe richtig abgebildet, nur falfch er- 
klärt hat, wenn er fagt, dafs die Markftränge über 
den Knoten weglaufen ?). Uebrigens war meine frü- 
here Angabe fo geftellt, dafs ich in der That nicht be- 
greife, wie jemand, der nur einmal das Rückenmark 
eines wirbellofen Thieres mit Sorgfalt betrachtet hat, 
nur den geringften Anftofs daran nehmen könne. - 


Für den zweiten Grund, die merkwürdige Be- 
hauptung, dafs das Rückengefäfs der "Infekten dem 
Rückenmark der höhern Thiere entfpreche, eine Vor- 
bedeutung von ihrn fey, bringt Herr Carus nicht nur, 


1) Cuvier Vorl. ib. vergl, Anat. Bd, II. $, 49. 
2) A,a. 0, S. 67. 
3) A. a, O0. Taf. 1. Fig, I, 


44 — 


was:doch fehr. zu wünfchen gewefen wäre, keine befon- 
dern Beweife bei, fondern, 'was man allenfalls dafür an- 
fehen kann, fcheint geradezu feine Anfıcht zu wider: 
legen. Wenigftens ilt es mir etwas {chwer einzufehen, 
wie man auf der, einen Seite ganz richtig, wie bisher- 
immer gefchehen, .das Rückengefäls der Infekten mit den 
veräftelten Saftgefälsen der-Würmer vergleichen, und es 
dochaufder andern alsein unvollkommenes Rückenmark 
anfehen, und hieraus folgern kann, „dafs die Periode in 
„der Bildung des Nerven, wo er noch als Gefäfs er- 
„fcheint, gleich fo vielen andern, Entwicklungsftufen, 
„in gewillen tieferftehenden Thiergefchlechtern,  fixirt 
„und.zur beharrenden Nervenbildung erhoben ife «< 2), 
Wahrlich, wenn man keine beffern, Gründe für das 
Harvey’iche. ‚Entwicklungsgeletz hätte, fo möchte es 
wohl mit Recht,.und mit Nutzen für die wahre Natur- 
forfchung.. fo: lange, gefchlafen haben. _ Als einzigen 
Einwurf gegen diefe Behauptung fcheint Herr, Carus 
den Uinftand anzufehen, dafs aufser diefem Rückenmark 
. ja bei den Infekten noch ein anderes Nervenfyftem vor- 
handen fey. Ober diefen durch die kurze Bemerkung, 
dafs dieles ein Ganglien!yfiem fey, welches auch bei hö- 
heren Thieren beftehe, entkräftet hat, laffe ich, nach 
dem auf den vorigen Seiten angeführten, dahin geltellt 
feyn, So viel Icheint mir mit Beftimmtheit erwielen, 
dafs, wäre das Rückengefäls wirklich, wofür es Herr 
Carus hält, es fich in der Thierreihe nicht zum Gefäß- 
Syftem, fondern zum Nervenlylten entwickeln müfste, 


1) A. a.0. S. 75, u. 76. 


en 15 


 Weberhaupt "beweifen auch Legallois’s.!Verfuche 
wohl unwiderfprechlich, dals Bichat und feine Nach- 
folger die Gränze zwifchen dem Nervenfyftem des orga: 
nifchen und des animalifchen Lebens viel 'zu fcharf ge- 
zogen, und den fympathifchen Nerven für viel’zu felbft- 
ftändig'und vom Tückenmarke unabhängig angelchen 
haben, da Zerftörung. des! letztern augenblicklich ‘den 
Tod des fympathifchen Nerven zur Folge hat. 
205Hieraus könnte'man vielleicht mit Recht fchliefsen, 
dafs der fympatbilche Nerve, der hiernach nur als; un- 
tergeordneter Theil des ganzen Nerveniyftems erf[cheint, 
durchaus nicht früher entftehen könne, als der, von 
"welchem er abhängig erfcheint; doch glaube ich. nicht, 
- dafs jene Erfcheinung geradezu diefes Gewicht hat, in- 
- dem eine Menge von Erfcheinungen im Organismus be+ 
weifen, dafs fehr wohl Theile, welche entweder frü- 
"her entftanden als andere, oder wenigftens diefelben bei 
weitem an Gröfse und Wichtigkeit überwogen, fpäter 
"bedeutend zurückfinken, felbft ganz aus der Reihe der 
Organe verfchwinden können. 


$. 6. 

Als zweiten Grund führt Herr Ackermann den 
Umftand an, dafs die graue Subftanz früher als die 

weilse und namentlich aus dem Blute entftehe, diele 

erft aus jener heryorgehe, es mithin wahrfcheinlicher 

fey, dafs fich erft die graue Subftanz des grofsen und 
kleinen Gehirns bilde, dann aus diefer. die Marklub- 

“ Stanz entwickle und als verlängertes und Rückenmark 

hervorwachle. 


46 m 


\  Diefer Grund fcheint eben fo wenig Gewicht zu 
haben als der vorige. Denn wäre auch das Hervorge- 
hen des Nervenfyftems aus dem Blut{yftem fo erwiefen, 
als es wirklich nicht ift, fo ift doch fo viel gewifs, dafs 
fich am verlängerten und Rückenmark völlig diefelben 
Bedingungen zur Entftehung der Nervenmaffe aus dem 
Blutfyftem finden, als am grofsen und kleinen Gehirn. 
Uebrigens ift es bekannt, dafs fich nicht nur beitändig 
-“jm Innern des verlängerten und Rückenmarkes graue 
Subftanz in Menge findet, fondern anfangs das ganze 
Nervenfyftem gleichmäfsig grau ift, und dafs fich der 
Unterfchied zwifchen grauer und weifser Subftanz nur 
im Rückenmark, dem verlängerten Mark und den un- 
‚tern Teilen des Gehirns früher entwickelt, alsin den 
obern des Gehirns und in diefem Theile des Nervenfyftems 
überhaupt, Bedingungen, woraus man gewifs nicht 
ganz mit Unrecht auf die frühere Anwefenheit des Rü- 
ckenmarkes fchliefsen darf, zumal da diefes auch in Hin- 
ficht auf Härte und Ausbildung überhaupt früher voll- 
kommen erfcheint als das Gehirn. 

Für die Entftehung des Rückenmarkes vor dem 
Gehirn in demfelben Organismus fpricht auch wohl die 
- allmählige Entwicklung diefer Organe in der Thierreihe. 
Bei den niedrigen Wirbelthieren kann über die Bedeu- 
tung der Haupttheile des Nervenfyftems kein Streit ent- 
ftehen und hier fieht man fehr deutlich von den Fifchen 
aufwärts das Gehirn allmählig fich auf Koften des Rü- 
ckenmarkes entwickeln. Die vordere Centralmalfe, 
aus welcher bei den wirbellofen Thieren die Kopf- und 
Sinnesnervenentftehen, entfpricht durch Lage und 

mehr 


F4 


mehr! oder. weniger auch‘ durch ‚Anordnung dem Ge- 


hirn.der Wirbelthiere fo 'fehr, dafs man’ fie wohl mit 
keinem andern'Namen’ belegen kann. ‘Zwifchen diefem 


‚und (dem übrigen 'Nervenfyftem‘ aber ‘nimmt das Mifs- 


verhältnifs bei,den, wirbellofen Thieren noch mehr zu 
als bei. den: niedrigen. Wirbelthieren, und man fcheint 
daher, Jauch, .durch ‚diefe, Stufenfolge berechtigt, den 
‚gröfsten. Theil des. Nervenfyftems‘.derfelben‘ mehr für 


ein); Analogon.des, animalifchen Nervenfyftems, als des 


‚organifchen ‚anzufehen und zu. vermuthen, dafs das 
Rückenmark nicht blofs vor dem Gehirn,  fondern ' 
auch. vor dem. fympathifchen Nerven. entftehe, 

Diefe Vermuthung wird noch durch die Entwick- 
Jung, des, Sympathifchen Nerven in den. Wirbelthieren 
bekräftigt, ‚indem diefer von den Säugthieren abwärts 
kleiner, unvollkommner und ärmer an Knoten wird, 


tt .dafs,, wenn ‚das, Nervenfyftem der wirbellofen - 


Thiere diefen Nerven darftellte, wahrfcheinlich doch 
Arah das Gegentheil Statt finden würde, 
$. ,7- 
‚Ueberdies wird auch die Ankersnrutichie Darftel- 


? Jun der Entltehungsweife des Nervenfyftems durch di- 


reote "Beobachtungen vor der Hand wenigftens fehr un- 


"wahrfeheinlich. Nach Mulpighi’s und Wolfs Beobach- 


tungen am bebrüteten Hühnchen ift es nämlich das 


F&ehirn nd das Rückenmark , welche fich zuerft bil- 


den. Der kahnförmig gebogne Stamm, die Carina, und 


der, Kopf find die erften fichtbaren Theile. Schon um 
die zwölfte Stunde fahe Malpighi Spuren des Kopfes 


"und die Bläschen der. Wirbel auf beiden-Seiten der Ca- 
N. d. Archio. L% B 


\ 


418 — N 


rina, innerhalb.der beiden Seitenhälften diefer etifech 
fchon gegen das Ende des erften Tages das Rückenmark 
und an deffen vorderm Ende die Hirnblafen, erft um 
die dreifsigfte Stunde mit: Gewifsheit das Herz.*). 

„Das Syftem, welches zuerft erzeugt wird, zu- 
„erft feine beftimmte, eigenthümliche Geftalt- an- 
„nimmt, fagt Wolf ausdrücklich, ift’das Nervenfyftem. 
„Ift diefes vollendet, fo. bildet dich’ nach demfelben 


“ „Typus die Fleifchmaffe, welche eigentlich den Em- 
‘„bryo ausmacht. Darauf erfcheint ein drittes, -das 


„Gefäfsiyftem u. f. w.“ ?).. 

Angaben, womit auch meine Beobscktiin dh über“ 
einftimmen. 

Dafs der Entftehung des Nervenfyftems nicht noth- 
wendig die des Gefäfsfyftems vorangehe und jenes ver- 
mittelft des Durchfickerns der Blutkügelchen durch die 
Herzfubftanz gebildet werde, beweilt wohl das Beifpiel 
der Infekten fehr deutlich, wo, ohne eine Spur von 
Gefäfsen, fich ein fehr entwickeltes Nervenfyftem findet, 

‘Auch Herr Tiedemann ?) ift der Meinung, dafs 
das Nervenfyftem fich aus dem Gefäfsfyftem bilde, in- 
dem, nach Harvey’s, Malpighi’s und Haller’s Beobach- 
tungen, die Hirnblafen erft nach dem Herzen entlte- 


hen; allein ich weils feine Beweisftellen weder mit den 


von mir angeführten, noch mit dem, was ich felbft ana 


rt Ä b 


N De format. pulli. Lond. 1669. p. 4. "Ahpend; ib. 1675. p. Aue 
2) Ueber die Bildung des Darmkanals im bebrüteten Hühnchen. 
" „Ueberf. von Meekel. $, 149 - 

3) Ueber die.kopflofen NAT S. 94 .., 


mu. 49 | 


Vogelembryo gelehen Habe, 2 “zu reimen. Gewils alfo 
jft nach diefen di&"Atephalie nicht aus dern Mangel des 
Herzens zu arg wie Herr Tiedemann glaubt, 
Wehner fahrer aus Sala muilglusnaen. Lie 
„Wenn das Gehirn, wie Kane Ackermann an- 
Shimmtz' das Produkt des Gefäfsiyftems ift, fo kann es 
„ns nichtwiihllern "dafs Ach in den Köpflofen Mifs- 
„geburten kein Gehirn gebildet hat; ‘weil diejnigen 
„Gefäfse, die Karotiden, fehlten, durch die das Ge- 
„hirn hätte gebildet werden Yollen. ® 
SU Noch aus einem ändern Gründe Aber entficht die 
Keephälie nicht aus dem Mangel des Herzens. Haben 
gleich die meiften wahren Acephalen kein Herz, f6 be- 
weifen doch en Fälle von Vogli*) und Gilibert ?), viel- 
Teieht auch von Zagorsky »), dafs das Herz bisweilen, 
Ära” fogar {ehr regelmäfsig,' ‘ohne Gehirn’ vorkänden 
it. Herr Tiedemann leitet die Hemicephalie ? aus derfel? 
ben Quelle als die währe Acephälie, Schr wenige Fälle, 
. die von Marrigües #), von Brodie $) und von Lüberen- 
6 6), ausgenommen, hatten aber meines Willens alle bis 
jetzt "bekannten Hemicephalen völlig regelmäfsig ent: 
_ wiekelte Herzen. "Unftreitigi ift alfo nicht der Mangel 
des Herzenis Urfache des FENFRRSINEEN Kr beide 
flielsen äus einer Na: us ı 
Bali als sl anridies) zoh nsilasd) us Tayinew dl i 
x) Vallisneri v. d. Erzeugung. $. 9% ashıts gi eb 
„ey Adverkmed, pr, PnERKI. Velo) 
. 3) N. act. Petrop, T. XV, p. 45. $ 
Men. Pr, T. IV. pa day 
5) Phil.Transaer. 1809. No.VII, Acoount ofthediffeetion ofahuman 
N ra hehe the cirı den nt garzied on züürhene a hans, 
B2 


rg. tr. vl. v.pr6 


20 ' —— 


8 
Aus den angeführten Bedingungen glaube ich mit 
Recht fchliefsen zu können: w 

ı) dafs das Nervenfyftem nicht aus dem Gefälstyfiem 
entfteht; 

=) dafs nicht der fympathifche ‚Nerv, fondern das 
Rüsckenmark und das Gehirn die Dytheilk desNer- 
verfylkuns find. 


$. 9. 

Es fragt üch nun, ob Rückenmark ua ‚Gehirn 
gleichzeitig, oder eines nach dem andern entftehen 
und, wenn das letztere Statt findet, in welcher Ord- 
nung fie erfcheinen? 

Schon fo eben habe ich mehrere Gründe für die 
„Annahme aufgeftellt, dafs das Rückenmark früher als 
das Gehirn entftehe, namentlich die frühere Ausbildung 
des erftern in. der Thierreihe | und im Fötus. _ 

Noch andere Gründe ur ı) die Bemerkung, dafs 
beim Embryo, wenn auch überhaupt und während des 
gröfsten Theiles des Fötuszuftandes das Gehirn und der 
Kopf verhältnifsmäfsig zum Rückenmark und dem übri- 
gen Körper, weit'gröfser find‘, als in fpätern Perioden, 
dennoch in den allererften Lebensperioden diefes Ver- 
hältnifs weniger zu Gunften des Gehirns ift, als in den 
darauf folgenden; „ v 

2)fprechen für diefe Verritikin die kopflofen Mifs- 
geburten. Nichts weniger als felten ift die Entwicklung 
des Rückenmarkes’und' der Wirbelfäule nach oben der- 
gelialt gehemmt, dafs Keine Spur. von-Gehirn undSchä- 


del vorhändem;ift, und dennoch ift der vorhandene Theil 
des Rückenmarkes normal;, dagegen ift mir kein Bei- 
fpiel einer Mifsgeburt bekannt, ‚wo‘nur der Schädel 
nebft dem “Gehirn entwickelt, gewefen wäre. ' JHfome’s 
"Doppelkopf ift der einzige. Fall diefer Art, den man 
vielleicht hierher ziehen könnte, allein hier fafs der 
zweite, mit dem erften im;Scheitel, verbundeneKop£ auf 
‚einem vollftändig ‚entwickelten‘ Körper. Herr. Acker- 
'anann hat zwar diefen Grund durch -die Behauptung 
völlig zuwentkräften gefucht, dafs die Acephalie durch- 
aus keine urlprüngliche. Bildungsabweichung, ‘fondern. 
‘immer nur Folge einer Zerftörung des vorher ‚normal 
gebildeten. Schädels und Gehirns durch Wafferfucht fey; 
“allein er hat auch hier nur RN nicht bewiefen. 
j $..10 
„Zwar bin ich weit geneigter, für die falfche Ace= 
phalie oder Hemicephalie' diefe Erklärung. anzuneh- 
wen, als denen beizutreten, welche, wie z. B. Söm- 
 merring *), Prochaska 2), und neuerlich Gall 3) und 
Tiedemann '#) fie für urfprünglich balten, indem die 
"Gründe, welche für diefe, Meinung angeführt werden, 
® durchaus nicht erweifend find. 
- Die vorzüglichften Gründe für diefe Meinung fan 
ungefähr folgende: 


“0 


mıngpn und Befchreib, einiger Milsgeburten. Mainz 1791. 


* 9) Annot. acad. fasc. 3. p. 182 £f. 
3) Recherches fur le (ylöme nerveux. & Paris 1809. pP. 26 £l 
4) Anat, der kopflofen Mibgeb, Landsh. 1813: S, 92 fh » 


2)» Die Aehnlichkeit/diefer Mifsgeburten *); 
2) die Vergelellfchaftung des: Schädel- und Flich-. 
s\.% mangels mit‘andern' Bildungsfehlern ?); l 
3) (lie Unmöglichkeit, dafs, nach einer folchen Zer- 
iu sftörung des Gehirns, das Leben noch ee 
“.\..: werden könne ®); 
)os. 4) oder: Umftand, dafs nie ein. Eikng mit frifchen 
) Spuren einer folchen Zerreifsung geboren werde, 
was doch öfters ggefchehen müfste, ‚da Krankheit 
und Tod deflelben meiltens Frühgeburten veran- 
:laffen  #) 5. 
k Bu“ die: edit Befchaffenheit = ei Theile 
auehg als der Neryen:bei diefer  Mifsbildung 5); % 
6) der Mangel an,Spuren geheilter Wunden oder 
zerfreffener Knochenränder, die vielmehr ganz 
glatt und rund find ©); 
'9) Jafs'Walferkopf nie Zerftörung des Gehirus, fon- 
dern immer nur Hirnbruch veranlaffen-könne 7). 


’ IL 


g Al 
‚Allein ‚hiergegen läfst fich ‚bemerken: 
‚»ıY) ‚Die Aehnlichkeit diefer Mifsgeburten unter ein- 
ander erklärt fich eben fo gut, wenn man eine und 


* i) Sömmerring. 
2) Sömmerring, Tiedemann. 
Ku Prochaska, 
9 Gall a. a. O. 
5) Gall ebendaf. , 
, Gall ebendaf. 
NGall.ıı 


ee 27 


‘ diefelbe Veranlaffimg für alle, ‚Wafferanhäufung 
im.Ianern des ‚Schädels, annimmt. 
"Dafs. diefe Veranlaffung wirklich Statt finde, 
wird. noch wahrfcheinlicher durch die Aehnlich- 
»\.; keit, welche zwifchen den hirnlofen Mifsgebur- 
. ten.und den) Waflerköpfen Statt findet, indem bei 
‚beiden das Augenhöhlendach ftark, herahgedrückt 
„> läft,, woraus: fich. das Vorliegen der Augen der 
&or .kirnlofen Mifsgeburten fehr wohl erklärt. 
1.2) Die Vergelellfchaftung diefer Verunftaltung mit an- 
Du dern Bildungsabweighungen. fprieht nur gegen die 
ls. Entftehung. des ‚Hirnmangels durch ; eine äufsere 
„Gewalt, nicht gegeg (die Entftehung durch, ‚Walfer- 
„anbäufung i im Innern des Schädels. Entweder find 
a . diefe Bildungsabweichungen; Fehler derfelben Art, 
7 oder- fie ıgehören. in, ‚die \entgegengefetzte Klaffe. 
„6. Erfterer Art find ‚die von Herrn Sömmerring und 
nl. Tiedemann' angeführten, ., Hafenfcharte, Nabel- 
un \druch., ‚Wirbelfpalte,: Halsmangel, Darmanhang, 
no )mangelhafte, Entwicklung, des, Darmkanals über- 
haupt, denen man noch eine Menge andrer fehr 
\ ‚deicht zufetzen könnte. - Daider Walferkopf felbit, 
„.,, wie ich in ‚meiner päthologifchen Anatomie ‚2);be- 
‚„.»\. wielen habe, nur ein regelwidriges.Fortwachlen deg, 
-1,,/Gehirns .nachi einem früherw Typus ift, fo, ift es 
nicht auffallend, dafs mit ihm'und. vielleicht « durch 
„62. Ihn, und die, darauf folgende! Zerftörung und Ver- 
n.ehtung des febirneı Aanliche ARRNERRAE 


») Bad. ı, 1812, S, 260. ff, pi 


t9° 
+HV 


‚ah 


San. 


gen in andern Organen vorkommen. Eben fo kön- \ 
nen entgegengefetzte Bildungsabweichungen, Dop- 
peltwerden, auf diefelbe Weile zu einem fol- 


chen Fortwachfen des Gehirns nach einem ’'frü- 
‘Wu hern Bildungstypus Gelegenheit geben, wie jede 


sd 


7 Erhöhung der Thätigkeit eines Organs mehr oder . 
""weuiger mit Sinken derfelben in einera ‘andern 


.— 2 verbunden ift. * Vorzüglich tritt aber wohl ein 


folches Verharren auf dem Fötustypus da ein, wo 
doppelleibige Mifsgeburten im Kopfe verwachfen 
‘find, ' indem ein Verfüuch ‘zur Hervorbringung 
neuer ’Gombinationen, wie er in den Verwach- 


 Fangsftellen' immer gemäoht werden 'mufs, f&hwe- 


| rer zu gelingen’ feheint, 'als'das’ blofse Doppelt- 


Jil (werden ,’ weshalb'auch Doppeltmilsgeburten’ z.B. 
" Häufiger find, als die umgekehrte Lage "der Ein- 
5 geweide. ' Es giebt alfo, ungeächtet Herr Tiede- 


"gnanii'dies nicht hadet "), wohl einen urlächlichen 


"Zufanirhenhang: »zwilchen diefen Bildungsfehlern 


90% ind einer'früher etwa vorhanden gewelenen ‚Kopf- 


fr) 


watferfücht, " ot 00 s 


Die Wirbelfpalte'follte übrigens," beiläufg‘zu be- 
ierken‘,' gar nielit als Grund für oder gegen irgenil eine 
Erklärungsweife diefer ‘Mifsgeburten erwähnt werden, 
dA es einleuchtet, "dafs fie mit dem? ni und: Schädel-- 
fnangel völlig’ daffelbe ile. =» ‚buol 


“» "Die Unmöglichkeit,  nach’'einer' RN Zerftö- 


"ad Fung noch'zu:leben, gilt‘für den Fötus, 'befonders 


den fröhern, durchaus gar nicht, da man weifs, 


_— f OR a Ri 
dl »085 2 Bug DU Ir 


1) A. a 0. 5,9. 


25 


|" Ävie Jangeimanche Thiere, mit denen’ er in den erften 
\ Perioden! ganz übereinkömmt, felbft weit bedeuten- 
"sV/dere Zerftörungen ertragen; ‘Uebrigens könnte ınan 
vullbeinaheslageny: dafs, wenn der Fötus ohne Gehirn 
reifen und fich vollkommen.entwickeln kam, er 
'b auchiwohl die Zerftörung deffelben ertragen kön- 
of nen mülfe. Ich fage mit:Bedacht: beinahe, indem 
'» beides‘ natürlich nicht: daflelbe,» und .eitis um des 
“andern willen nicht nothwendig ift. Vielmehr bin 
“u «Jich'überzeugt, dafs eine folche Zerftörung des Ge- 
> hirns mar in fehr frühen Perioden ertragen wer- 
 demkönne, hier aber;gewils. 
‘ 4) Der vierte Grund it zuvörderft fehr ae erwei- 
any.  fend), demm' i Yıla!a 
“@) ift Krankheit und. “Dod: u Fötus c nicht 
> die ‚häufigfte Veranlaflung) zum ‚Frühgebären ; 
»b) ift doch "wohl '‚Schäuelmangel keine | kleine 
“ Krankheit.) Wird nun »dürch diefen «an und 
"s " fürdich / das Frühgebären nicht veranlafst," fc 
fieht man nicht ein, warum nicht auch früher 
Walferkopf ohne eine folche Wolge Statt« vo 
„den haben folle? i 
se) Dafs nie ein Fötus mit frifchen a einer fol- 
ı chen Zerreilsung geboren werde, "beweift nur, 
* 0. dals die Zerreilsung immer fehr früh entfteht, wie 
Ichon fo eben bemerkt wurde. 

5) Die unverletzte Befchaffenheit der weichen Ner- 
ven beweilt eben fo wenig, da man bei der Hirn- 
waßlerfucht gleichfalls die Nerven dnwelend, und 
doch die Knochen des Schädels fehr unvollkom- 


ELLE BT 


men‚entwickelt, kaum knorplig- findet. ‚Uebri- 

« gens: find. die’ Nerven jan. ihren. Urfprüngen! beim 
Hirnmangel ‚gewöhnlich auf ‚.diefelbe.. ‚Weife 

»alienirt, tals bei: der Rn year 

‚„weith, marklos.noı oo. BT ENT 

9 ‚Dafs: keine ‘Spuren gehtilter Ran die 
. Knochenränder.nicht zerfreffen, fondern glatt find, 
ift theils-nicht ganz richtig, theils leicht ‚zu er- 
klären‘. Wie will’man beweifen;..dafs'die Ver- 
‘bindungsftelle-der Rückenmarks- und‘‘Hirnhäute - 
mit-ıden allgemeinen Bedeckungen: nicht eine 
Narbe ift? .Dafs‘ eim allmählig zerftörender 
‘Druck die Knochen: glatt abfchleift, . ift aus den 
Veränderungen, welche diefe beim: Aneurysma, 

ı dem: Hirnfelhwamm: und elbft: der, Hirnwajjer- 
fucht serleiden,:fo bekannt, dafs man fich in der 

» That‘ über diefen:Grund wundern.mufs, daer 
vielmehr für als. gegen diefe’ Annahme fpricht. 

7) :'Ganz unerwielen.ift'es, dafs Wafferkopf nie 
Zerftörung des'Gehirns, fondern nur Hirnbruch 
‚hervorbringen könne, indem man nicht einfieht, 
warum nicht eine übermälsige. Ausdehnung des 
weichen Gehirns und Schädels durch Waffer eben - 
fo gut: Zerreifsung diefer Theile als Hervordrin- 
gen derfelben veranlaffen könne. Höchft wahr- 
fcheinlich hängt die Verfchiedenheit des: Erfolges 
‚doch wohl nur von zufälligen Umftänden, dem 
Grade der Wafferanhäufung, der Feltigkeit des 
Gehirns und des Schädels, der Zeit, worin die 
 Wafferanhäufung eintritt, u. f. w. ab, 


ee Me 
©. LEs wäre alfo hiermit fo viel erwiefen, dafs der 
Streit über die Entftehung des Hirnmangels noch nicht 
‚zu Gunften derer entfchieden fey, welche.ihn für ur- 
‚Äprünglich anfahen. ' Man kann aber, glaube ich, dreift 
‚weiter gehen und der Meinung, dafs’ er wirklich eine 
Polge:von Wafferanhäufung fey, beitreten. Denn: 
02)» bei der Wirbelfpalte, welche von’ den Verfech- 
“ternjener Meinung felbft als derfelbe Zuftand betrach- 
-“%*t wird, und häufig mit Hirnwafferfucht ‘oder Schä- 
delmangel vereinigt ift, liegt ein: folcher: urfächlicher 
Zufammenhang hinlänglich am Tage. ‚Hier fchliefsen 
‘fich durch unmerkliche Zwifchenftufen die Fälle, wo, 
„nit unverletzten allgemeinen Bedeckungen das in der 
Wirbelfäule angehäufte Wafler an einer Stelle derfelben 
als eine Gefchwulft. hervordringt, welche mit dem 
‚Wallerkopf übereinkommt, an diejenigen an, wo die 
 Wirbelfäule. offen ift, ‘die allgemeinen Bedeckungen 
wöllig im Umfange diefer Stelle fehlen, und eben fo 
wenig vom Rückenmark an derfelben eine ‘Spur vor- 
handen ift. Selbft nach‘der Geburt hielt man ja all- 
‚mählig diefe Erfcheinungen in demfelben Subject nach 
einander folgen. 

2) Die Befchaffenheit der Hemicephalie felbft bie- 
tet Beilingungen dar, welche diefer Meinung fehr das 
“Wort reden. Dafs die Augenhöhlen höchft wahr- 
- fcheinlich durch eine von innen nach aufsen drücken- 

„de Laft verengt und dadurch die Augen vorgedrängt 
wurden, habe ich fchon bemerkt. Gar nicht felten 
aber bni gewöhnlich fehr grofse häutige, am Hinter- 


28 we 


r 


haupte hängende, verfchloffene oder zerriflene Beutel | 
mit Hirnmangel 'und dem völligen Habitus der Hemi- 
cephalie vergefellfchaftet. & 

Walter *) hat, auf den: Mangel oder die Anwe- 
Tenheit eines folchen, durch die Hirnhäute und die all- 
gemeinen Berleckungen gebildeten’Sackes geftützt,' die _ 
fogenannten‘ Katzenköpfe daher in zwei Arten‘ abge- 
theilt, von denen die erftere, wo.das Gehirn entweder 
“ganz fehlt, ‘oder wenigftens frei da liegt, feltner als 
die letztere ift. In dem häutigen'Sack ift dann gleich- 
alls entwederkein oder nur ein fehr ns ga 
‘Gehirn enthalten. | 

Hier fieht: man den Uehergang vom Wafferkopfe 
zu der Hemicephalie fehr deutlich. . Eben fo einleuch- 
tend ift es, :däfs:der Hirnbruch nur eine Varietät der 
‚Jetzten Bildung, am richtigftenwohl eine Zwifchenftufe 
zwifchen ihr und dem‘ gewöhnlichen Wafferkopfe ift, 
‘welche darin begründet ift, dafs das Gehirn und die in 
feinem Umfange angehäufte Flülfgkeit nur an einer 
kleinen Stelle hervorgedrungen ift, gerade, wie auch 
die Grade der Oeffnung im hintern Umfange der Wir- 
‘'helfäule diefelben Verfchiedenheiten darbieten. 


$. 13- Fi 
Mit diefer Annahme ift aber keinesweges  gerade- 
ztı selagt, dafs das Gehirn bei. diefen Milsgeburten 
£rüher normal gebildet und erft fpäterhin durch Waf- 
Terfucht zerftört worden fey, wie mehrere Schriftiteller, 


— 


3) Mus, anat. p. 1. 17. 


- 29 


zB. Morgagni und. Herr Ackermann glauben. Vielmehr 
habe ich fchon früher; die Meinung wahrfcheinlich zw 
" machen gefucht, dafs die Hirnhöhlenwafferfucht in den 
" meiften Fällen nur ein Fortwachfen des Gehirns nach dem 
frühften Typus fey, und: nach mir hat Herr Tiedemann 
für hie diefelben Gründe angeführt *).  Bies ift aber 
ganz gleichgültig, denn immer ift daram‘ der Hirn- 
oder Schädelmangel'nicht urfprünglicher Zuftand,, fon- 
‚dern nur Folge eines -andern, der Hirnwalferfucht, 


gleichviel, auf welche Weife diele entitanden fey. 
en $. 14 
Ungeachtet ich aber annehme, dafs die Hemi- 
halie kein urfprünglicher Zuftand ift, fondern durch 

E _ regelwidrige Anhäufung im ‚Innern des Schädels, 
he finde nun zwilchen dem Hirn und deffen Häuten, 
oder i in den Höhlen des erlien Statt — beides in den 

| frühen Fötusperioden normal — veranlafst wird, fo 
 gaube ich mich doch dadurch nicht zu der Behauptung 
R berechtigt, dals auch die fogenannten wahren Acepha- 
len auf diefe Weife entftehen. Zwar habe ich felbft 
j vor geraumer Zeit in einem Auffatze über diele Bil- 
> üngsabweichung diefe und die hirnlofen Mifsgeburten 
- als verfchiedene Glieder einer Reihe zufammengeltellt ?), 
allein weder damals noch in einer Ipätern Bearbeitung 
deffelben Gegenftandes 3) mit Beftimmtheit diefe Zufam- 
- menftellung auf etwas anders als die äulsere Form be- 


ET 

‚DA. Ö. p. 95. 

2) Beitr Bd. I, H. t. 1808. No. VII, 
- 3) Pathol, Auat. Bd. 1, $, 193. 254. 


30 nn 


zogen und am allerwenigften je die Meinung gehept, 
dafs. diefe wahren ‚Acephalen ehemalige Waflerköpfe' 
ıTeyn könnten. Ungeachtet der Uebergang von ihnen 
zu. den Hemicephalen fehr allmählig gefchieht, unge-. 
achtet gar nicht felten am Obertheile diefer. Mifsgebur- 
ten fich mehr oder weniger grofse und zahlreiche Waf- 
ferblafen,befinden, reichen doch diefe Erfcheinungen 
keinesweges zu Begründung der Annahme hin, ' dafs 
Gehirn und Schädel hier jedesmal vorhanden gewefen 
wären. ' Vielmehr halte ich jene Blafen nur für unge- 
lungene Verfuche zur Bildung eines Gehirns, welches 
fich nie über feinen früheften Zuftand erhob, um wel- 
. ches fich kein Kopf anbildete, das nur durch die Haut 
bedeckt wurde, und nie einen folchen Umfang erreich- 
te, dafs dadurch Einrifs und Zerftörung erfolgt wäre. 
Dies ift der niedrigfte Zuftand, der Wafferkopf 
der höhere, weniger vom Normal entfernte, die Hirn- 
lofigkeit eine zufällige Folge des letztern. Wo hier 
nur ein kleiner Theil des Schädels und Hirns fehlt, 
oder diefes ganz, aber, wenn auch dies nicht immer, 
"zu klein, vorhanden ift, da war höchft wahrfchein- 
‚lich das Waffer an feiner äufsern Fläche angehäuft und 
die Unvollkommenheit und Kleinheit oder Nacktheit 
des Gehirns Folge der Zeritörung der Schädelknocheg 
durch daffelbe. j 


$. 45 
Die wahren Acephalen fprechen alfo vollkommen 
für den Satz, dafs das, Rückenmark vor dem ‚Gehirn 


entftehe, wenn gleich die Hemicephajen. ihn nicht 
N 


nn 51 
geradezu erweilen. Dafs übrigens Herrn Ackermann’s ' 
Auslpruch: „Eft tale aflertum (adeffe medullamı fpina- 
„lem, cerebrum autem non efle evolutum) omnino le- 
„»gibus naturae organicae contrarium, in qua 'partes 
„omnes in toto funt et unaquaeque pars tolum re- 
‚„Praefentat; “ der zwar nur bei. Gelegenheit der He- 
/micephalen gethan wird, aber offenbar für jeden 
‚Mangel eines Theiles gilt, kein Grund gegen diele 
Anficht ift, brauche ich nicht zu bemerken, da es für 
jedes. fehlende Organ etwas ichwer feyn möchte, zu 
‚beweifen, dafs es vorhanden gewelen, aber ı nur zer- 
ftört worden fey. 

2 $. 16: 
ri Ich ER daher drittens feltfetzen zu können, 
s das Rückenmark früher als das Gehirn .entfteht. 
Unttreitig ha: diefe Bedingung, wie jede Erfcheinung, 
h "Grund, nur möchte ich mich nicht stdreitten, 
geradezu aufzufinden. Herr Carus hat ihn zwar 
icht:. und mit Gewifsbeit ausgemittelt *).. "Das 
üekenmark mu/s fich nach ihm nothwendig' zuerft 
en, weiles dem Herzen gegenüber liegt. Schade 
ur, dafs bei fo vielen Thieren ein Nervenfyftem ohne 
sfyltem, oder ein Gefäfsfyftem ohne Nervenfyftem 
ommt, dafs nach den genaueften Beobachtungen 
‚Nervenfyftem beim Embryo früher als das Ge- 
'sfyftem entfteht, ‘und dafs die meilten kopflofen 
(sgeburten kein Herz haben, ungeachtet fich ein 
kenmark findet, "alles Gründe, welche Herr Cu- 


} 1) A. 2.0. 8. 78. 


E. Ä 


k 


32 \ 


rus:gegen Herrn \Ackermunn’s Meinuug  anführt, .da 
es ihm doch wohl: hätte beifallen follen „ dafs man fie 
eben,fo gut gegen ihn felbft- anwenden könne. -  Eigent- 
lich fcheint zwar Herr Carus dem Herzen. eben do gut 
das Gehirn als das Bückenmark entgegenzufetzen, in- 
dem emdie, anfänglich fo hohe Lage des Herzens-beim 
Enibryoriund bei den Fifchen daher‘ ‚erklärt, und. die 
Geftalt beider Theile ‚parällelifirt, ‘under könnte allo 
gegen:den von (den Acephalen: hergenommenen Grund 
einwendeny‘. dafs (das’Rückenmark nur den: Nabelge- 
fäfsen entfpräche;- allein, abgerechnet, dafs er fich doch 
etwas widerfpräche, fo behalten die übrigen ‚Gründe 
ihre Kraft; es kommt noch ı) der neue hinzu, dafs 
bei,einer Menge Mollusken zwifchen der Lage und An- 


“ordnung, des Gehirns und des Herzens durchaus nicht 


diefelben Beziehungen Statt finden , und 2) gelten dann 
gegen»ihn, die ‚[chon‘ oben angeführten Beifpiele, von 
vollkommner' Herzentwicklung mit gänzlichem: Hirn 
mangel. > \ \ 

Als 'wahrfcheinlicher kann man daher noltreitig 
wohl die von Lawrence neuerlichft geäulserte Meinung, 
anfehen;, . dafs das Rückenmark die. Bedingung, der Ent- 
ftehüng des. Herzens fey, wofür er 1). ‚den. Umftand, 
dafs, « nach..Brodie's und.Le Gallois’s Verfuchen,, die; 
Quelle der Bewegungen des Herzens .das Rückenmark ilt,, 
und. 2),.den anführt ‚. ‚dafs bei allen bis) jetzt, bekannten) 
Mifsgeburten nie Mangel des Rückenmarks ‚wit Anwe- 


fenhieit des Herzens verbunden-gewefen.dey "1... 0% 
In 


1) Medico-chirurg. transact. vol. V. p. 222 


” 


re 2 ' 5 


F Io der That fehlt oft, wie fchon oben !). be- 
merkt wurde, das Herz mit Anwefenheit des Rücken- 
markes, allein von den entgegengeletzten Bedingungen 
ünd auch mir keine Beifpiele bekannt: Zwar könnte 
man dagegen die Fälle von vollkommenem Rücken- 
marksmangel bei Rückenfpalte mit Anwelenheit ‘eines 
normalen Herzens anführen; allein, da hier wahrlchein- 
lich das Rückenmark ehemals vorhanden war, nur fich 
nicht über. die früheften Bildungsftufen erhob, und eben 
durch das regelwidrige Fortwachfen nach dem embryo- 
ifchen Typus zerftört wurde, fo beweifen diefe nichts. 


mIor 


Ein. befferer Grund gegen diefe Anfıcht wäre die 
‚Anwelenheit von Gefälsen ohne Nerven in.der Thier- 
e, wovon die Medufen und die ‚verwandten Ge- 
fchlechter, bei denen fich der Darm gefälsartig durch 
die Subftanz des Körpers verzweigt, die Holothurien, 
Alterien, Meerigel, bei denen deutliche Gefälse vor- 
handen find, ohne dafs man mie Gewijsheic Nerven 
rnähme ?), Beifpiele darbieten. 


$. 17. 


" Das Nervenfyftem bildet ein ununterbrochnes 
ze: einige Theile deffelben entftehen offenbar frü- 
‚als andre, namentlich, nach den angegebenen Grün- 


‚ das Rückenmark früher als das Gehirn, und, fo 
E u 


Bh. 


' 


| n 8. 19. 
a) 8. aufser Cuvier Vorl. üb. vergl, Anatomie Th, 2. hierüber 
Konrad de afteriarum fabrica. Halae 1814. 


N. d. Archiv. 1, ı. & 


‚viel’die Beobachtung lehrt, weit früher als die Nerven. 
Man kann daher nicht ohne Grund fagen, dafs die fpä- 
‚ter. vorhandenen "Theile aus den frühern hervorwach- 
fen, ausfproflen, von diefen gezeugt werden, wie 
der junge Polyp von dem alten. Gegen diefe Anficht 
‚kann ‚offenbar nicht eingewandt werden: „dafs die 
„einzelnen Theile der nervigen Centralmaffe wohl: im 
5 Gegenfatze zu einander und zu dern Gefäfsfyften , al- 
„lein nicht aus einander entftehen, fondern an dem’Orte 
„ gebildet werden, wo wir fie vorfinden « *), Niemand 
wird behaupten, dals das Gehirn etwa erft im Rücken- 1 
‚mark verborgen gewelen und aus demfelben hervorge- 
‚Jchoben worden fey, wie hier zu verftehen gegeben. 
„wird. ı Eben fo wenig’ wird man läugnen, dals eine all- 
gemeine Flüffgkeit vorhanden feyn müffe, aus welcher 
fich daffelbe bildet, dafs’ alfo das Gefäfsfyftem, nach- 
lem es ich entwickelt’hat, in fo fern Bedingung zur 
Entftehung ley: allein dennoch kann man mit Recht 
dagen, dals von dem Rückenmarke aus, in ununter- 
brochnem Zufammenhange mit diefenı das Gehirn 'ent- 
itehe, dafs die Entfiehung des erftern der des letztern 
nothwendig vorangehen mülle, eine eben fo wefentliche 
Bedingung zum Möslichwerden derfelben dey, als die 
"Anwelfenheit der Nahrungslüffiskeit;; diefe Anficht alfo 
nicht blofs, wie Herr Carus, glaubt, zum Behuf der 
Demon/jirationen etwa zu ent/chuldigen ift, fondern 
vollkommen als mit der wirklichen Bildungsge- 
Jehichte übereinftimmend betrachtet werden kann. 


7) Carus a, a, 0, 5, 288, 


- 


ES 20 ni 


[e) | 
je 


$. 18: 

Uebrigens wird es für jetzt zweckmäfsiger feyn, 
zu beobachten, als Gefetze zu geben; und ich gehe da- 
her zunächft zur Darftellung der Entwicklungsge- 
fchichte des Rückenmarkes und des Gehirns nach dem 
oben angegebnen Plane über. Da ich von Thierembryo- 
nen eine vollftändigere Reihe zu unterfuchen Gelegen- 
heit hätte, als von menfchlichen, und unter jenen die 
Kaninchenembryonen in den frühften Perioden unter- 
fuchen konnte, fo werde ich diefe um fo mehr zuerft 
betrachten, als fie auch im vollkommnen Zuftande un- 
ter den übrigen Säugthieren ftehen, deren Nerven- 
fyftem ich in Hinlicht auf ihre Entwicklung beobachten 
konnte. 


I 


I. Kaninchenembryonen. 


1. Taf, I, Fe. 1 — 15. 


$. 19. 


Der kleinfte Embryo *) ift drei Linien lang, 


Hoch völlig ohne Spuren von Extremitäten, ganz von 
der Geftalt eines Wurmes, der Kopf verhältnifsmäfsig 


kleiner zum Körper als in fpätern Perioden. Etwas 
_ überhalb der Mitte des Körpers bemerkt man zwei 
über einander liegende, längliche Blafen, welche auf 


- dem Rückenmarke, das auf jeder Seite als ein Streif 


7) Taf. ı. Fig. ı, 


erfcheint, auffitzen, von oben nach unten am höchften 

find ünd von welchen die obere etwas gröfser und 

rundlicher als die untere ift., Auf die obere Blafe folgt 

eine dritte mehr rundliche, die von vorn nach hinten 

am längften ift und die höchfte Stelle einnimmt. Vor 

diefer liegt eine fchräg abfteigende, hinten engere, vorn 

und unten fich rundlich erweiternde Blafe, unter allen 

bei weitem die gröfste, auf welcher feitlich nach vorn, 
nicht weit über ihrem vordern Ende, gegen ihren obern 

Umfang, das Auge dicht aufltzt. 

Die Bedeutung diefer Blafen ift nicht für alle leicht 
auszumitteln. Die dritte ftellt unftreitis, wie fich 
aus der weitern Entwicklung ergiebt, die Vierhügel 
(Eminentia quadrigemina) dar: die vordere ift das 
RBudiment der Hirnganglien und Hemij/phären, die 
hier nur noch eine einfache Maffe ausmachen. Die 
erite Blafe ift höchft wahrfcheinlich das verlängerte 
Rückenmark die zweite die Hirn/chenkel, oder we- 
nigftens der hintere Theil derfelben. 


$.. 20. 

Bei einem nicht völlig doppelt fo grofsen Em, 
bryo *), an dem beide Extremitäten deutlich, doch 
noch ungehngert find, hat fich die Anordnung bedeu- 
tend geändert. Das Rückenmark,. welches gleichfalls 
aus zwei Seitenlträngen befteht, wird an feinem obern 
Ende bedeutend breiter und biegt lich unter einem rech- 
ten Winkel nach vorn. Diele umgebogene, nach vorn 


ı) Tig. 2 


, 


immer ftärker anfchwellende und breiter werdende 
Stelle ift das verlängerte, oben ganz offene, Mark. 
Hierauf folst ein einfacher, mehr zufammengezogener, 
fehr länglicher, nach vorn gewölbter, nach hinten con- 
caver Theil, der fehr fchräg von hinten nach vorn ab- 
fteigt, hinten etwas angefchwollen ift, und in feiner 
vordern Fläche eine deutliche Längenfpalte zu haben 
feheint, indem er hier durchfichtig ift. Der hintere 
Theil feines obern Umfangs fteht etwas höher als der 
obere Theil des vordern Endes des verlängerten Mar- 
kes, ohne ihn aber nach hinten zu überragen. Dies ift 
der Vierhügel, der in den auf ihn nach unten folgen- 
den Theil mit feinem untern zufammengezogenen Ende 
allmähliger als beim erften Embryo übergeht. Diefer 
vorderfte, unterfte Theil hat feine Geftalt bedeutend 
geändert, indem man auf beiden Seiten neben und vor 
feinem untern Ende eine fehr länglichte, nach vorn ge- 
_ wölbte, nach hinten ausgehöhlte Blafe, unter allen 
 Hirntheilen den kleinften , herabfteigen fieht. 

‘ Die einzelnen Hirntheile gehen allo in diefem Ge- 
birn ununterbrochner in einander über, das blafıge 
"Anfehen der einzelnen Maffen ift verfchwunden, und 
die vorher einfache vordere Maffe hat fich in Hirn- 

‚ganglien und Hemi/phären deutlich gefchieden und ift 
verhältnifsmäfsig gröfser geworden. 


$. 21 
Ein dritter etwas älterer Embryo ") von unge- 
fähr fieben Linien, der nach Angabe des Wärters eilf 
2 


B 
I 

| 

F 

Zi. 
FR 1) Fig. 3 — $- 
| 

| 

I 


| 


B 


Tage alt war, ift zum Theil bedeutend weiter ent- 
wickelt, Das Rückenmark ift auf dliefelbe Weile 'an- 
geordnet, doch liegen die beiden Seitenhälften ‚dichter 
an einander, wenn hie gleich «deutlich faft in ihrer 
ganzen Dicke von einander getrennt, und nur vorn 
vereinigt find. Auch hier aber verläuft in der ganzen 
Länge eine dünne Stelle, die man wenigftens Sehr leicht 
in eine, fich nur hier bildende Spalte mit glatten Rän- 
dern verwandeln kann, Oben biegt fich das Rücken- 
mark unter einem rechten Winkel zum verlängerten 
Marke um, das fich von hinten nach vorn beträchtlich 
ausbreitet. Die. Seitenhälften des Rückenmarkes legen 
‚fich zugleich fo nach aufsen um, dafs die inneren Flä- 
chen zu oberen werden, und nur in dem kleinften 
äufsern Theile ein fchmaler, nach oben gerichteter 
Rand bleibt. Dadurch entfteht die hier noch gröfsten- 
theils offne vierte Höhle. Nach vorn wird diefe ver- 
fchloffen, indem fich die Seitenränder vergröfsern, 
und fo nach innen wenden, dais fie auf jeder Seite 
ein queres Blatt bilden. Die beiden Blätter erreichen 
einander in der Mitte, verwachlen aber nicht mit ein- 
ander. Dies ift das kleine Gehirn. Vor diefer Stelle 
“findet fich eine bedeutende Einfchnürung. Diefem que- 
ren Blatte gegenüber, vorn, liegt ein fenkrecht aufftei- 
‚gender Theil, der vorher nur als das dicke angelchwol- ı 
lene Ende des verlängerten Markes erfchien; offenbar 

der ..hintere Theil der Hirnfchenkel. Die Vierhügel | 
überragen mit ihrem hintern Ende fchr ftark die einge- 

fchnürte Stelle und bedecken den mittlern Theil des 


kleinen Gehirns ganz.‘ Sie Steigen weniger Ichräg 
! 


nach unten herab, gehen, nach vorn zufammengezo- 


en, in die, wieder etwas angefchwollenen, Hirngan- 
glien. über, neben welchen, hier höher als beim vori- 
gen Embryo, die verhältnifsmäfsig gröfsern und. daher 
. einen anfehnlichern Theil von ihnen verdeckenden He- 
mijphären, die ungefähr diefelbe Geftalt als beim vori- 
gen Embryo haben, auffitzen. Durch ihre-dünnen 
Wände fchimmert an derBafıs eine längliche, nach oben 
etwas gewölbte, ihre ganze Länge einnehmende Er- 
habenheit, deutlich der geftreifte Körper. Spuren von 
“Ungleichheiten finden fich aufserdem durchaus. nicht. 
Die Hemifphären hängen nirgends zufammen als hin- 
ter ihrer Mitte, wo fie auf den Hirnganglien auf- 
Qitzen, - 


$. 22. 

Bei etwas gröfsern Kaninchenembryonen !) von 
neun Linien Länge ift das Rückenmark hinten ver- 
— fehloffen, enthält aber eine fehr grofse Höhle. Es ift 
mer möglich, dafs diefe an einigen Stellen, oder über- 

‚all noch bis zur hintern Spalte reicht. Das verlän- 
f gerte Mark ift verhältnifsmäfsig weniger breit, feine 
Höhle mehr verfchloffen. _ Das kleine Gehirn reicht 
_ weiter nach hinten. Die urfprüngliche horizontale 

Platte ift dicker gewordenund auf beiden Seiten hat fich 
f‘ eine eigene gebildet. Die 'auffteigenden Hirnfchenkel 
- find eben fo fenkrecht, aber niedriger. Die Vierhügel 
& find noch weiter nach hinten gerückt und fteigen nun 


. 
u mDEg6—9. 


nicht mehr von oben und hinten abwärts, fondern von 
unten und hinten in die Höhe. Die noch fehr dünnwan- 
dig und grofse Höhle der Vierhügel; ift in eine weit 
gröfsere vordere und eine kleinere hintere Hälfte abge- 
theilt. Die Wände der Hirnganglien find beträchtlich 
‚dicker, reichen falt bis zur Mittellinie, find aber ganz 
glatt und das rechte berührt das linke nicht. - Auch 
ihre vordern Ränder find von einander getrennt, nur 
oben ‚find fie durch eine dünne, nach hinten gefaltete 
Brücke, ein Rudiment der hintern Commiffur und der 
Zirbel, welche gefaltet in die Wände der Vierhügel 
übergeht, verbunden. Die bedeutend gröfsern und 
im Verhältnifs zu ihrer Länge viel höhern Hemifphä- 
‘ren find eben fo wenig vereinigt. Der hintere, untere 
Theil ihrer innern Fläche, der dicht vor den Hirn. 
ganglien liegt, ift etwas gefpalten, glatt, berührt aber 
den der entgegengefetzten Seite höchftens, ohne mit 
ihm verwachfen zu feyn. Ueber diefer'Stelle ift die: 
innere Wand beträchtlich hohl und bildet eine: ihrer 
Länge nach verlaufende Falte, während die übrigen 
Wände völlig glatt find. Oeffnet man die Hemifphä- 
ren, fo findet man die ganze innere Wand durch einen, 
diefer Falte entfprechenden, nach oben convexen Vor- 
fprung, der vorn einigemal eingefchnürt, in feinem grö- 
fsern hintern "Theile einfach ift, ungleich. Der hin- 
tere Theil ift flacher und entfpricht dem Hirnganglion. 
Er ift offenbar das Ammonshorn und fteigt bis zum 
hintern Ende der Höhle herab. Unter ihm liegt der 
geftreifte Körper, der verhältnifsmäfsig gröfser ift, und 
vorn in zwei ftumpfe Spitzen ausläuft. 


\ 


BEFARBRIRCAN 4 


$. 23. 

Bei einem folgenden Embryo ') von zwölf Li- 
nien Länge find noch keine fehr 'welentlichen Verände- 
rungen eingetreten. Im Ganzen find alle Theile einan- 
der näher gerückt. Das verlängerte Mark ilt kürzer, 
fchmaler, fteigt mehr unter einem ftumpfen Winkel 
vom Rückenmarke aufwärts. Das kleine Gehirn ift 
verhältnifsmäfsig breiter, etwas dicker, auch völlig 

' glatt. Die noch fehr fteil auf- und abfteigenden Theile 
der Hirnfchenkel ünd einander ganz nahe gerückt. 
Die Vierhügel find etwas kleiner, ihre Wände noch 
eben fo dünn; die Höhle in ihrem hintern Theile 
fehr zufammengefunken. Die Wände der Hirngan- 
glien find mehr entwickelt; ihr nach Innen vorfprin- 
‚geader Theil aber in demfelben Maafse Kleiner. Sie find 
noch durchaus nicht mit einander verbunden. Daffel- 
begilt für die Hemifphären, die verhältnifsmäfsig noch 
höher und eben fo dünnhäutig find. Ihre Wände find 
eben fo glatt als bisher und ihre innere zeigt nur eine 
leichte Vertiefung an der Stelle der vorherigen tiefen 

_ Falte. Die innere Fläche diefer Wand ift jetzt in ih- 
rem vordern Theile ganz glatt: auch der hintere Theil 
der Falte, welcher dem Hirnganglion entfpricht, viel 

flacher, aber breiter. 


; $. ‚24 
} Bei einem weit gröfsern Embryo ?) von dritte- 
y halb Zollen Länge hat das Gehirn falt ganz die Ver- 


a 2 71 


3 1) Fig. 10 — ı2. 
= DF.n—ıy 


hältniffe als bei der vollendeten Ausbildung in Hin- 
ficht auf Geftalt und Ueberwiegen der Hemifphären, 
Windungen und FPurchen des kleinen Gehirns, Zu- 
rücklinken der Vierhügel, Verwachfung der Hirngan- 
glien am gröfsten Theile ihrer innern Fläche und 
der. Hemifphären, durch Scheidewand, Bogen und 
Balken: nur ift das kleine Gehirn verhältnifsmäfsig 
noch bedeutend Kleiner, die Vierhügel find mehr 
hohl,, auch verhältnifsmäfsig bedeutend gröfser und 
liegen daher noch‘ grofsentheils unbedeckt, ftatt 
dafs fie bei erreichter Vollkommenheit ‘nach hin- 
ten ganz durch das kleine Gehirn, von oben und 
vorn durch das grofse bedeckt werden. So fteigen. 
fie auch jetzt von oben und vorn nach hinten herab, 
ftatt dafs fie fpäter fenkrecht, oder gar in entgegen- 
gefetzter Richtung liegen, theils, weil fpäter die Hirn- 
ichenkel noch weniger aufwärts fteigen, theils, weil 
das kleine Gehirn fich bedeutend entwickelt und fie 


nach oben drängt, fo dafs das hintere Vierhügelpar, 


das jetzt noch wagerecht liegt, dann fenkrecht zu 
ftehen kommt, die jetzt fenkrechte Hirnklappe fo we- 
nig fchräg von oben und vorn nach hinten und unten 
herabfteigt, dafs he beinahe wagerecht liegt. 


a Dana N 43 
II. Schafsembryonen. 
Taf, I. Fig. 21 — 74. 


$. 25. 

Beim frühften Schafsembryo, den ich zu unter- 
fuchen Gelegenheit hatte "), und, deffen Länge fechs 
Linien mifst, finde ich die Geftalt des Rückenmarks 
und Gehirns folgendermalsen: 

_ Das Rückenmark fchimmert durch die in dem hintern 
Theile ihres Umfangs fehr dünnen Hüllen fo deutlich 
durch, dafs es ganz frei zu liegen Icheint. Durch feine 
ganze Länge.yerläuft in der Mitte ein dunkler Streif, eine 
Furche, wodurch es in zwei Seitenhälften getheilt er- 
fcheint. Es erftreckt fich durch die ganze Länge des 
Kanals der Wirbelfäule, von oben nach unten äll- 
mählig dünner werdend, fehr beftimmt nicht etwa den 
Extremitäten gegenüber angelchwollen. Es ift überall 
“von einer Seite zur andern etwas breiter als von vorn 
nach hinten. Querfchnitte zeigen fehr deutlich, dafs 
jener Streif das hintre Ende einer Furche ift, welche 
lich durch die ganze Dicke des Rückenmarks erftreckt, 
erft etwas breiter, dann wieder fchmaler wird, und 
dafs die beiden Seitenhälften des Nückenmarkes nur 
vorn in einer fehr geringen Dicke zufammenhängen. 
Das verlängerte Mark biegt fich unter einem rechten 
Winkel vom Rückenmarke nach vorn. Die beiden 
Stränge des letztern weichen an der Stelle diefer Um- 
biegung_ aus einander und werden zugleich anfehnlich 


Pe 


ee Er 


R' 1) Fig. 22 — 29, 


44 DD 


breiter. Dadurch entfteht eine dreieckige, nach oben 
offene Vertiefung mit niedrigen Wänden, welche oben 
in ihrem gröfsten Theile nur durch die Gefäfshaut ver- 
fchloffen wird. Das vordere Ende diefer Höhle ift 
indeffen durch Markfubftanz bedeckt, indem fich hier 
die Seitenwänue fo weit vergröfsern, dafs fie fich in 
der Mitte erreichen. Hierdurch wird eine dünne 
Platte gebildet, welche fich mit einem geraden,' doch 
in der Mitte etwas eingefchnittenen Rande endigt. 
Diefe Platte, wodurch alfo an diefer Stelle wieder 
eine Höhle gebildet wird, ift über eine Linie lang und 
überall gewölbt. Vor diefem vordern Ende des ver- 
längerten Markes befindet fich eine kleine Zufammen- 
ziehung, die am untern Umfange merklicher als am 
obern ift. Auf diefe fehr kurze Zufammenziehung 
folgt eine Erweiterung, die aber lange nicht fo 
beträchtlich als das verlängerte Mark ift. Sie ift der 
Anfang ‘eines nach vorn und oben ftark gewölbten, 
nach hinten und unten ftark concaven Theiles, def- 
fen hinteres Ende die höchlte Stelle des Gehirns bil- 
det, und der fait fenkrecht dicht vor dem vordern 
‚Ende des verlängerten Markes herabfteigt. Der vor- 
dere Theil feines Umfangs weicht, etwas unter feiner 
Mitte, zurück, und bildet dadurch eine Vertiefung. 
‘ In diefem Zurückweichen ift wahrfcheinlich eine 
derfelben parallele Wölbung des untern Endes diefes 
Theiles nach hinten begründet. Noch genauer kann 
man den vordern und den hintern Theil völlig von 
einander trennen. Der hintere Theil, welcher be- 
deutend gröfser ilt, ditzt vorn mit einem plötzlichen 


Abfatze auf, hinten geht er unter einem fehr Ipitzen 
Winkel plötzlich in den vordern über. Die hintere 
Wand des vordern untern fteist fenkrecht, die vor- 
dere etwas fchräg herab, und geht in die vordere Wand 
der fogleich zu befchreibenden vorderften Anfchwellung 
über. Aus der Seite diefes untern vordern Theiles 
tritt ein anfehnlicher Nerv, der Sehnerv, hervor, auf 
welchem das Auge, wie auf einem kurzen Stiele fitzt. 


- Vor dem vordern Abjfchnitte des mittlern Theiles, ge- 


| a ES 22 


nau in der vorher erwähnten Vertiefung, nur etwas 
auf der Seite derfelben liegt eine erweiterte Stelle, 
die von einer Seite zur andera am breititen, von 
vorn nach hinten am fchmalften ift, und nach beiden 
Seiten die mittlere Stelle etwas überragt, oben etwas 


"breiter als unten ift, nicht weiter nach unten ‚als das 


untere Ende des mittlern Theiles, allein um ihre 
ganze Tiefe weiter nach vorn ragt, Sie hat’ die Ge- 


_ftalt einer rundlichen, in der Mitte an ihrer vordern 


Fläche von oben nach unten etwas eingedrückten und 
dadurch, indeffen fehr undeutlich und unvollkommen, 
der Länge nach in zwei getheilten Blafe, die äufserlich 
überall fcharf von dem mittlern Theile abgegränzt ift. 

Das Gehirn befteht daher aus vier Abfchnitten. 
Der hinterfte, gröfste ift das verlängerte Markund die 
den vordern Theil deffelben bedeckende Platte höchft 


"wahrfcheinlich das kleine Gehirn, der vordere höch- 


fte, etwas kleinere, find die Vierhügel; der vor diefen 
liegende, noch kleinere die Hirnganglien, oder 
die Sehhügel; der kleinfte vorderfte endlich die He- 
mifphären des gro/sen Gehirns. 


& 


Oeffnet man die Hemifphären fo, dafs von bei- 
den ein Theil ihres äufsern Umfangs weggenommen 
wird,’ fo fAieht man 1) dafs fe aus äufserft dünnen 
Wänden gebildet find; 2) dafs fie durch eine von oben 
nach unten verlaufende runde, fchr weite Oeffnung, 
welche die ganze Höhe und Tiefe der Blafe einnimmt, 
communiciren, fo dafs die Blafe wirklich nur eine 
einfache, auch im Innern nur unbedeutend einge- 
fchnürte Höhle darftellt; eine Bildung, die man un- 
ftreitig jedesmal, fo oft man Embryonen diefes Alters; 
wohl in Weingeift erhärtet, unterfucht, ‘genau be- 
ftätigt finden wird; 3) dals von der innern Fläche der 
vordern Wand, etwas unterhalb ihrer Mitte, fich ein 
querer‘ Vorfprung nach hinten begiebt, der dicker 
als; die Wände felbft, daher wahrfcheinlich‘ eine 
Falte ift, von: der man aber äufserlich nichts wahr- 
ninimt. Er reicht faft'bis in die Mitte der Höhle und 

it, .wo ich mich nicht durchaus täufche, die. erfte 
Andeutung der Scheidewand zwifchen beiden Hirn- 
hälften. ‚Vom Gefüfsgefleche‘ündet 'fich Keine Spur. 


$. 26. N 
Diefem zunächft fteht' ein Schafsfötus, deflen 
Länge gerade einen Parifer Zoll beträgt '). Hier 
haben fich die Formen und Verhältniffe der Hirntheile 
fehr bedeutend, doch nicht fo geändert, dafs man 
nicht noch leicht die urfprünglichen erkennte., Das 
Rückenmark verläuft faft durch die ganze Länge der 


— 


1) Tig. 30 — 36. 


| 
| 


h 


Wirbelfäule und hört, allmählig zugefpitzt erft 2% Li- 
nien iiber dem Ende des Schwanzes auf, Es fchimmert 
gleichfalls deutlich durch die dünnen hintern Wände 
des Wirbelkanales durch, nur fieht man einen’ etwas 
geringern Umfang, indem. diefe fich nach hinten et- 
was’ mehr verdickt haben. Die hintere Furche ilt 
überall, vorzüglich aber im Lenden- und Heiligbein- 
theile fichtbar; hier breiter und ‘deutlicher als in deni 
ganzen übrigen Verlaufe. Hier findet, den Extremitä- 
ten gegenüber,‘ eine kleine Verftärkung Statt. Die 
‚Geftalt ift weniger breit als beim erften Einbryo. 
Querdurchfchnitte beweifen, dafs die Höhle noch fehr 
grofs ift, nur ift die mittlere vordere Vereinigungsftelle 
‚der beiden Seitenhälften des Rückenmarkes etwas 
‚dicker geworden, und überhaupt hat fich nach aufsen 
“und innen mehr Markfubftanz gebildet, wodurch die 
- Spalte fowohl von vorn nach hinten als von einer Seite 
zur andern verkleinert worden ift. ‘Sie endigt fich 
jetzt nach vorn nicht, wie früher, mit einer Spitze, 
Sondern breit, indem jene Stelle verwachlen ift. Ob 
die Höhle jetzt hinten gefchloffen ift, läfst ich fchwer 
"mit Gewifsheit beftimmen. Die fehr deutlich mit dem 
blolsen Auge wahrnehmbare Spalte ilt dagegen, die 
'mikroskopifche Unterfuchung dafür, indem man deut- 
Jich überall hinten einen fchmalen, die Höhle fchlie- 
senden Streifen fieht; doch hat diefer eine von der 
übrigen Maffe verichiedene Structur und jft vielleicht 
die Gefäfshaut, was unten in der Lenden- und Heilig- 
beingegend ehr deutlich fcheint, wo von diefem Strei- 
fen nach innen ein kleiner Fortfatz in die Höhle reicht. 


48 — 


Das verlängerte Mark macht einen ganz geraden 
Winkel mit dem Rückenmarke, ' Seine Höhle ift noch 
in ihrem gröfsern Theile ganz offen, indem die bei- 
den Rückenmarkshälften fchief£ von innen und unten 
nach aufsen und oben aus einander weichen und fich 
einander gar nicht, wie im Rückenmarke, entgegen- 
wölben. Doch ilt die Höhle weniger länglich ‚und 
verhältnilsmäfsig mehr bedeckt, erfteres, weil das ver- 
längerte Mark felblt ‘weniger lang ausgezogen ift, 
diefes, weil fich das fchon beim vorigen Embryo 
fichtbare Blatt,; welches ihren vordern Theil bedeckt, 
verändert hat. Die Hirn/chenkel find nämlich verhält 
nifsnäfsig jetzt kürzer und das erwähnte Blatt ift des- 

halb tiefer herabgerückt und nach hinten gefchoben, 
um fo mehr,‘ da es fich auch etwas: vergröfsert hat. 
Diefes Blatt, das kleine Gehirn belteht ganz deutlich 
aus einer rechten und linken Hälfte, die in der Mitte 
von einander durch eine, die ganze Tiefe (des. Blattes 
einnehmende Längenfpalte getrennt find, und zufam- 
rien einen doppelt gewölbten Rand haben,‘  Diefes 
Blatt hat längs feinem hintern freien Rande an der 
obern Fläche’ einen fehr deutlichen Wullt, der im vo- 
rigen Embryo fehlte, und erfcheint daher- nach oben 
aufgeworfen. 

Durch eine ftärker eingefchnürte und verhältnifs- 
mäfsig längere Stelle ilt diefes Blatt von dem. darauf 
folgenden Theile, der es etwas überragt, getzennt. 

Diefer Theil, die Vierhügel, Äteigt etwas we- 
niger fteil herab und ift verhältnilsmäfsig zu den übri-, 
gen Theilen des Gehirns kleiner. Sehr deutlich ver- 

läuft, 


49 


läuft, wie man fowohl im frifchen Zuftande, als in 
dem durch Alkohol erhärteten Gehirne fieht, auch 
durchihn, in der Mitte der ganzen Länge feiner obern 
‚Fläche ein durchfichtiger, fcharf begränzter Streif, 
- der.nach aufsen eine wahre Spalte ift und durch von 
“einander Biegen der beiden Seitenhälften erweitert 
werden kann. 

‚Die Hirnganglien find etwas ftärker von den Vier- 
Angeln abgefetzt, etwas'grölser, an ihrer obern Hälfte 
deutlich verfchloffen. 

Die bedeutendfte Veränderung bieten die He- 
mifphüren dar. Sie,haben nicht mehr die rund- 
liche‘ Geftalt, ftellen nicht mehr, wie. im vorigen 
Embryo, eine einfache, in der Mitte nur fchwach 
eingefchnürte Erhabenheit dar, fondern find ganz deut- 
lich zwei dreieckige, mit einem obern und einem hin- 

kern etwas gewölbten, einem untern, dem längften, et- 
Ba ausgehöhlien Rande verfehene, durch die Sichel der 
 Hirnhaut i in dem gröfsten Theile ihrer Höhe von einan- 
"der getrennte, hinten durch die ftarken Sehhügel von 
"einander entfernte, nach vorn Stark convergirende 
- Höhlen. "Ihre Wände find durchaus glatt, keine Spur 
_ einer Windung oder einer Abtheilung in Lappen vor- 
Münden. Nimmt man die Hirnfichel' weg und biegt 
“die Hemifphären aus einander, fo fieht man, dafs fie 
nicht in ihrer ganzen Höhe von einander getrennt, 
fondern gegen ihren untern Rand durch einen Ifthmus 
verbunden find, der aber viel kürzer als die beim vori- 
gen Embryo nur leicht eingedrückte Stelle ift. Ueber- 
all findet man die Hemifphären als Blafen, welche von 
N, d. Archiv, I. ı. D 


50 EL ME NADEA DE 


dem vordern Ende und dem vordern Theile der Seiten- | 
fläche der Hirnganglien abgehen. Geöffnet erfcheint die 
Höhle derfelben aufserordentlich grofs und in: ihrer 
innern Fläche eben fo glatt als ander äufsern.‘ Von 
dem beim'vorigen Embryo deutlich fichtbaren, fehr gro- 
fsen Querwulfte der vordern Wand ift keine Spur; vor- 
handen; dagegen erfcheint der geltreifte Körpersals ‚ein 
nicht unanlehnlicher, vorn etwas dickerer, länglicher 
Wulft , der ungefähr die Hälfte des Bodens der. Hirn- 
höhlen einnimmt und fich nach. hinten ‚etwas-weiter 
als nach vorn erftreckt. A. 
Ueber‘ und neben dem geftreiften Körper, ‚etwas 
nach innen, liegt. dası kleine, . verhältnilsmäfsig. zur 
Höhle noch fehr!unbedeutende GRAReR Pe SE: 
choroideus).:.; ITLAITN v MOB j ulaloyua \ 
Ä $. 27. > Tr [M il 
Bei einem.dritten', Schafsfötus, *); - deffen Länge 
= Zoll beträgt; ‚hat ‚das Rückenmark diefelbe, Länge, 
Fe es ‚ilt Nerhilanikmätgg. zum, FORD Has ‚dem 
Gehirn weit’ kleiner. de sing 4a 
Seine Geltält ift mehr . Endes 5: feine Aa 
Jungen im Verhältnils zw «lemi, zufammengezogenen 
‚Theile find’ anfehnlicher.i } +4:5° soho yasni / aonie 
Die Höhle ift zwar noch anfehnlich ,, BL aufser- 
‚ordentlich. viel, ‚Kleiner, ‘mehr, :rundlich/, “doch; von 
vorn nach ‚hinten etwas. breiter ‚als ‚von, ‚einer ‚Seite 
zur andern und liegt genau.in der Mittg,.fo dafs alle 
der anfangs (dünnere. Streifen „ welcher: fie beim, ‚vori- 


1) Fig- irofeme 4% Is iu ns sib, an brut.iis 


gen Embryo vielleicht‘ von ‚hinten verfchliefst, viel 
breiter geworden ilt.. Von ihrem obern Ende geht 
bisweilen eine dünne‘Spalte nach hinten, ein Ueber- 
bleibfel der ehemaligen vollkommnen Spaltung. Sie 
erfcheint aber jetzt durchaus überall in ihrem ganzen 
‚Umfange verfchloffen. r 
‚Das verlängerte Mark biegt fich unter ‚einem et- 
was weniger rechten, mehr ftumpfen Winkel vom 
‚obern Ende des Rückenmarkes nach vorn ab, -hat 
auch eine geringere verhältni/smäfige Lünge, ift aber 
etwas höher, Der vordere Theil deffelben ift vora 
hintern an der untern Fläche durch eine kleine Ein- 
fchnürung unterfchieden, was von der am vordern 
anfangenden Bildung des Hirnknoten herrührt, ‚Der 
, ‚hierauf folgende obere Theil, welcher fich in. die 
Schenkel des ‚grolsen Gehirns umwandelt, _fteigt 
; fenkrecht in die Höhe, ‚und wölbt ‚fich nicht. erft, 
wie beim vorigen Embryo, ftark nach vorn, um fich 
höher oben. nach hinten zurückzubeugen, _was theils 
yon der geringern. Länge des. verlängerten Markes, 
ils. von dem Zufammendrängen diefer Gegend von 
oben nach unten herrührt. In der That ift der Raum 
dem untern. Rande des vordern Endes des ver- 
de Markes bis zu dem Anfange der Vierhügel 


er als beim vorigen Embryo. 


L m 


IM Hinten nimmt diefen ganzen Raum das kleine Ge- 
irn ein, welches nicht fchief von oben und vorn nach 

" unten und. hinten abfteigt, fondern wagerecht liegt, 

| 

| 

L) 

| 


I Be 


"nicht mehr als eine dünne einfache Platte, fondern 
als ein vorn dickerer, hinten etwas dünnerer , Zu bei- 
Da} 


532 en 


den Seiten rundlich geendigter Streifen erfcheint, der 
unter dem hintern Ende der Vjerhügel fo liegt, dafs 
er noch von denfelben nicht nur von oben bedeckt, 
fondern auch nach hinten überragt wird und von 
einer Seite zur andern etwas breiter als fie ift. Un- 
geachtet. des letztern Umftandes ift doch die Höhle, 
welche fich zwifchen ihm und den unter und vor 
ihm. auffteigenden Hirnfchenkeln. befindet, von einer 
Seite zur andern fchmaler als früher, weil feine 
Maffe dicker ift und es fich daher früher an die Sei- 
tenränder der Hirnfchenkel heftet. Vom hintern Ran- 
de des obern, dickern Theiles fchlägt fich nach vorn 
‚und innen eine weit dünnere Falte, die nur ungefähr 

halb fo weit nach vorn reicht, fich darauf unter ei- 

nem fehr fpitzen Winkel gegen fich felbft umbiegt, 

„und, etwas weiter nach hinten reichend, mit einern 

freien Rande endigt. 

Der auf das kleine Gehirn folgende Theil, die 
Vierhügel, nimmt noch die höchfte Stelle ein, fteigt 
fogar mehr fenkrecht als bisher in die Höhe, ift aber 
-verhältnifsmäfsig kleiner als bisher. Seine fenkrechte 
Stellung rührt davon ‚her, ‚dafs er weiter nach hinten 
gefchoben ift. Schon äufserlich ift gegen das hintere 
Ende diefes Thheiles auf beiden Seiten eine Vertiefung j 
‚Schtbar. Theilt man durch einen fenkrechten Schnitt 
das Gehirn in zwei Hälften, fo erfcheint die Abl[on- 
derung der bei den vorigen Embryonen noch einfachen 


Höhle in zwei, die Bildung einer wirklich vierhüge- 
ligen Erhabenheit. Der vordere Theil der Höhle, 
welcher den vordern Vierhügeln entfpricht, 'ift weit 


gröfser als der hintere, welcher fich .zwifchen 


zwei Blättern, einem obern und einem untern behn- 
| 


det, die fich hinten unter einem fehr fpitzen Winkel 
vereinigen und in ihren Verlaufe beinahe berühren. 

So verhält es fich bei einigen Embryonen aus diefer 
Periode, während andere eine etwas verf[chiedene An- 


‘ ordnung darbieten '). Die Vierhügel find nämlich äu- 


Sserlich mit mehrern flachen, querverlaufenden Windun- 
j gen und Furchen verfehen, welche nach Oeffnung ihrer 
Höhle an der inwendigen Fläche noch deutlicher und 
ftärker entwickelt erfcheinen und fich beinahe durch 
die ganze Breite der Vierhügel erftrecken. Bei drei 
Embryonen, wo ich diefe Bildung finde, verhält fie 


fich genau auf diefelbe Weile. Es finden fich zwei 


nach innen vorragende, ungefähr gleich breite Quer- 


 wülfte, aufser dem Vorfprunge, wodurch das hintere 


Vierhügelpaar anfängt, welche unter ftumpfernWinkeln 
- in einander übergehen, als diefes mit dem vordern. 
” . Das untere Blatt der Vierhügel biegt. fich 
“ nach hinten wieder unter einem fehr Ipitzen Winkel 
in den dieht darunter liegenden obern Theil des klei- 
4 men Gehirns um, fo dafs fich jetzt, ungeachtet die 
Stelle der Sylvifchen Wafferleitung durch Verengung 
. ‘der gemeinfchaftlichen Hirnhöhle angedeutet ift, noch 
"keine grofse Hirnklappe findet. Ihre Stelle wird in 
"der That jetzt durch den gröfsern obern Theil des 
7 kleinen Gehirns eingenommen, welches, wie fchon 
erkt, wagerecht liegend, von hinten den aufftei- 


‚gen önden. Hirofchenkeln entfpricht. 


h 1) Fig 4. 


54 DD 


Von einer Seite zur andern findet fich keine 
Spur einer Trennung der noch fehr anfehnlichen Vier- 
hügelhöhle in zwei Hälften. Sie wird von hinten nach 

"vorn allmählig von einer Seite zur andern enger,, von 
beiden Enden zur'Mitte dagegen bedeutend höher. 

Unter den Vierhügeln fchlagen fich unter einem 
fehr fpitzen‘ Winkel die Hirn/chenkel fenkrecht ab- 
fteigend gegen fich felbft um und verlaufen. dicht vor 
dem: auffteigenden Theile eben fo hoch als er auf- 
ftieg, herab. ! 

Vor ihnen liegen die Hirnganglien, völlig 
von einander ' getrennt, mit glatten, geraden Flä- 
chen ‚einander entgegengewandt, viel weiter in die 
Höhle hineinragend, als deren dickere Wände fie vor- 
her nur erfchienen. "Zwifchen diefen und dem vor- 
dern: abfteigenden Theile der Hirnfehenkel bilden die 
Seitenwände des Gehirns eine flache Vertiefung, wel- 

\ che mit‘ der Höhle der Vierhügel nach oben, mitdem 
"Trichter nach unten, mit den beiden Seitenhöhlen an 
den Sehhügeln nach vorn zufammenhängt, die dritte 
Hirnhöhle, welche hier wegen der völligen Trennung 
der Hirnganglien gröfser als fpäterhin ift. Nach oben ift 
fie verfchloffen, indem, ungeachtet die Hirnganglien von 
einander ganz getrennt find, fich doch die obere Wand 
der: Vierhügel über fie fo fortfetzt, dafs zwifchen ihr 
und ihrem obern Rande ‚eine kleine Vertiefung bleibt, 
eine-Fortfetzung, "wodurch die Seitenhälften des Ge- 
hirns zufammenfliefsen. . Die Stelle zwifchen der drit- 
ten 'und der Vierhügelhöhle, welche bei den vorigen 
Embryonen fehr weit war, ift hier bedeutend zufam- 


mengezogen. Eben fo ilt die dritte Höhle von einer 
Seite zur andern beträchtlich verengt, weil die Hirn- 
ganglien fich nach allen Richtungen bedeutend ver- 
grölsert haben; doch find diefe noch von einer Seite 
zur andern fchmaler als die Vierhügel. 

- Sehr bedeutend haben fich auch die Hemifphären 
verändert. Sie fteigen nicht mehr {chief von hinten 
herab, fondern liegen beinahe fenkrecht. Zugleich 
find fie im Verhältnifs zu ihrer Länge beträchtlich 
höher, alfo weniger länglich, rundlicher. Ihr vor- 
derer Rand wölbt fich beträchtlich über den Riech- 
nerven weg, der nicht mehr aus ihrer runden Spitze 
entfteht. Ihre Wände And noch fehr dünn, fowohl 
inwendig als auswendig glatt; nur an der innern 
Wand und dem Boden finden fich zwei über einan- 
‚ der liegende Erhabenheiten, die beide nach oben ge- 

- wölbt, nach unten concay find. ' Die obere, gröfsere 
"nimmt die ganze Länge der innern Wand ein, ift 
in ihrem hintern Theile weit höher und anfehnlicher 
E im vordern, wo fie auch von oben nach unten 
. zweimal durch Vertiefungen unterbrochen wird. Sehr 
eich ift diefe Erbabenheit, wenigftens in ihrem 
;  gröfsten hintern Theile, mit welchem fie bis zum hin- 
tern untern Ende der Hirnhöhle reicht, Ammonshorn. 
 Veberall it diefe obere Erhabenheit hohl, indern ar, 
- der äufsern Fläche der ianern Wand ihr in ihrem. gan- 
> zen Verläufe eine Vertiefung entfpricht. Eben fo deut- 
lich wird der gröfsere bintere Theil durch den, die 
"innere Wand etwas nach aufsen drängenden Sehhügel 

gebildet: indem man die innere Wand der Hemifphä- 


56 ——u 


ren von demfelben abtrennen kann, und dann die Ver- 
tiefung an derfelben genau feiner Wölbung entfpre- 
chend findet. Die zweite untere Erhabenheit ift der 
geltreifte Körper, der verhältnilsmälsig wenig gröfser 
als beim zweiten Embryo, und noch deutlicher. mit 
feinem vordern, dickern Ende in zwei Schenkel, wo- 
von der innere weit kürzer als der äuisere, und nach in- 
nen und unten gebogen ilt, ausläuft. Beide Erhaben- 
heiten werden durch das fehr grofse Gefäfsgellecht be- 
deckt. Die grofsen Seitenhöhlen find durchaus ein- 
fach. . Der innere vordere Schenkel des geftreiften 
Körpers, welcher dicht vor dem Sehhügel herabfteigt, 
fcheint, wenigftens feinem innern Theile nach, Bogen 
zu werden. 

Von einer Vereinigung der beiden Seitenhälften 
des grofsen Gehirns durch Commiffuren findet fich 
"keine Spur. Die innern Wände find in ihrer ganzen 
Höhe von einander getrennt und gehen nur vor der 
Monro’fchen Oeffnung in der ganzen Höhe derfelben 
in einander’ über. Diefes Markblatt fetzt fich in das 
fort, welches oberhalb der obern Ränder der ‚Sehhü- 
gel die ‚beiden Hirnhälften unter einander vereinigt 
und die Hemifphären find nur eine Fortfetzung des 
lich von diefer Stelle nach allen Seiten hin entfalten- 
‚den Markblattes. 

$. 928. hl 

Bei Schafsfötus von ungefähr 3“ 6 Länge *) 

hat fich die Bildung in, mehrerer Hinficht vervoll- 


1) Taf. V. Fig, 46 — 52. 


—_—- 57 


| kommnet. ' Die Höhle des Rückenmarkes ift: verhält- 


nifsmäfsig, enger, überall gefchloffen. 


Der Winkel, unter welchem das Rückenmark in 
das. verlängerte Mark übergeht, ift bedeutend ftum- 
pfer geworden, indem das letztere weit mehr fchräg 
auffteigt als bisher. Zugleich ift es ftark nach unten 
gewölbt, von oben nach unten beträchtlich dick, von 
einer Seite zur andern aber mehr zufammengezogen, 
feine Höhle oben beinahe ganz verichloffen. 


Das kleine Gehirn hat fich ftärker entwickelt. 

Es ift an beiden Seiten angefchwollen, in der Mitte 

etwas von oben nach unten eingelchnürt. Am hin- 

tern Umfange erfcheinen in der Mitte neben einander 

liegend, zwei Paar kleinere Erhabenheiten: an den Sei- 
en ein querer Einfchnitt, wodurch eine obere, grö- 

‚ ser Hälfte von der uztern getheilt wird, und der 
i ‚gegen die Mitte verfchwindet. 


; - 0.Die obere Fläche des von-vorn nach hinten ver- 
‚hältnifsmäfsig breitern kleinen Gehirns, das in diefer 
- Richtung doppelt fo dick als von oben nach un- 
tem ift, erfcheint durch zwei Querfurchen in drei 
_ quere Erhabenheiten abgetheilt. Die hintere Fläche 
ö des kleinen Gehirns ift jetzt von dem kleinen, nach 
hinten abgehenden Blatte deutlich abgefchnürt, ftatt 
dafs fie vorhin unmerklich in daffelbe überging. Auch 
fe diefes jetzt kleiner. Die beiden untern Blätter des 
- vorigen Embryo er(cheinen zu einem einfachen dicken 
Wulite verwachfen, 


Das 


58 


' Der'auf-und, ablteigende Theil’der Hirnfchenkel' 
ift bedeutend niedriger geworden und beide UpBeN we=:\ 
niger dicht an einander. 

Die fi terhügel ü find verhältnifsmäfsig weit kleiner, 
ragen nicht mehr über die Halbkugeln des Gehirns 
eıpor, fondern find bedeutend niedriger, als fie, 
reichen auch känm bis um hintern Umfange des klei- 
nen Gehirns, auf welchem fie übrigens noch unmittel- 
bar mit ihrer untern Fläche aufliegen, "und welches 
De faft ganz bedecken. Ihre Wände find, befonders 
vorn, um vieles dicker geworden und find, die Ab- 
theilung in vorderes und hinteres Paar ausgenommen, 
einfach. Die Höhle des hintern Paares ift etwas wei- 
ter. Die ganze Höhle ift viel enger, theils wegen 
Verkleinerung der _Vierhügel in allen Richtungen, 
theils wegen Verdickung ihrer Wände. Deutlich fieht 
man die grofse Klappe als ein fenkrechtes Blatt, die 
Wafferleitung von hinten bedeckend, von dem vor- 
dern Ende der untern Wand der Vierhügel herabftei- 
gen. Das kleine Gehirn liegt dicht hinter der Klappe. 

‘Die Hirnganglien fing verhältnifsmäfßsig ‚gröfser. 
Oben finder fich deutlich die Vereinigung beider und 
an diefer Stelle eine ftarke markige mittlere Erhaben- 
heit; ‘welche von vorn nach hinten verläuft und 'fich- 
über. die übrige Oberfläche der Sehhügel deutlich ab- 
gelfetzt: erhebt. Sie find an ihren innera Flächen ganz 
gerade, aber völlig von einander getrennt. Von aufsen 
nach innen find fie einander auch noch in ihrem hin- 
tern Theile beträchtlich entgegen gewachfen, fo dafs 
hier zwifchen dem abfteigenden Theile der Hirnfchen- 


kel und ihnen kein Kanal mehr übrig, bleibt, &e 
find daher folider geworden. Zugleich ragen fie jetzt 
nach aufsen eben fo weit als die Vierhügel. 
‘Die. Halbkugeln des grofsen Gehirns weichen, 
" anfehnlichere verhältnifsmälsige Gröfse und etwas 
_ ftärkeres und mehr eckiges Heryörtreten des hintern 
und ‚untern Winkels abgerechnet, in ihrer äufsern 
Geftalt-wenig von der frühern ab.. Sie find äufser- 
lich noch ganz glatt, ohne Spur von Windungen, 
im Verhältnifs zu ihrer Länge anfehnlich hoch, von 
aufsen nach innen, eben fo daher auch die grofsen 
Seitenhöhlen, wenig breit, fenkrecht gelagert, und in 
ihrem hintern Ende durch die anfehnlichen, zwifchen 
ihnen liegenden Sehhügel von einander FOR, 
Spuren einer Vereinigung ler Hemi/phären über 
\ die Sehhügel hinweg, in einer anfehnlichen Höhe, 
"alfo e eines Balkens, einer Scheidewand, eines Bogens, 
+ Sich noch nicht, wenn gleich nach unten und | 
vorn das Markblatt, welches von der äufsern Fläche 
der Sehhügel heh über den obern Rand derfelben hin- 
wegwirft, nach unten herabfteigt und van der innern 
Fläche der einen Hemifphäre zu der andern, fenkrecht 
_ vor der Monro’fchen Oeffnung herablteigend, reicht, 
- Die Wände der Hemifphären find verhältnilsmäfsig et- 
was dicker als bisher. Der geftreifte Körper und die 
3 über ihm liegende Erhabenheit, welche einander auf- 
i - fallend nachahmen, find verhältnifsmäfsig gröfser. Die- 
fer ilt weilser, jene mehr grau. Beide find nach oben 
gewölbt, nach unten ausgehöhlt, vorn ftumpf, dick, 
hinten dünner und die obere Erhabenheit reicht weiter 


6 {0} ED DE 


nach hinten, bis zum-hintern Ende der Hirnganglien; 
lie untere weiter nach vorn. Beide find durchaus von 
einander getrennt. Die obere ift blofs die einwärts drin- 
sende innere Wand, und ihr entfpricht daher an der 
von der Höhle abgewandten innern Fläche eine eben 
fo geftaltete Vertiefung, 

Dagegen ift der gefereifte Körper in feiner gan- 
zen Höhe von der innern Wand getrennt, fitzt nur 
mit feiner untern Fläche auf dem Boden der Hirn- 
höhle auf. Aufserdem hängt er in der Mitte des 
untern Randes feiner innern Fläche mit dem, «unter 
jener obern Falte und dem Hirnganglion feitwärts vor- 
tretenden Hirnfchenkel zufammen, Die Endigung ia 
zwei vordere Schenkel ift weniger deutlich als bis- 
her. Bei näherer Unterfuchung ergiebt es fich indef- 
fen, dafs beide noch vorhanden, nur weniger von ein- 
ander abgefchnürt find. : Der innere, kürzere, wendet 
fich unter einem rechten Winkel von der innern Fläche 
des geftreiften Körpers, kurz vor der Mitte .deffelben, 
nach innen, und heftet fich, vor der Monro’fchen 
Oeffnung, 'an die innere Wand; der vordere flielst - 
auch mit diefer, fich etwas einwärts beugend, zufam- 
men. Die kleinere vordere Hälfte der innern Wand, 


wie alle übrigen, ift ganz glatt. 
$. 29. 
Bei etwas über vier Zoll langen Embryonen ?)) hat 
fich die Bildung aller Theile fehr bedeutend Men 
kommnet. 


1) Fig. 53 — 57. und Fig, 58 — 62. 


Die Höhle des verlängerten Markes fchliefst fich 
immer mehr, indem fich theils das Kleine Gehirn ver- 
gröfsert, theils von hinten und von’ der Seite die 
Wände derfelben fich verdicken. Man unter[cheidet 
-fehr deutlich zunächft zu beiden Seiten der noch vor- 
handenen obern Spalte zwei länglichrundliche, weifs- 
liche Wülfte, die nach hinten zufammenfiefsen. rohr 
Unter und neben diefen liegen zwei breitere, grö- 

- fsere, aber niedrigere, welche bis zu den Seitenrän- 
dern des verlängerten Markes reichen. eo re 
= Das kleine Gehirn ift jetzt bedeutend höher und 
ragt über die Vierhügel hinweg. In der Mitte ift es 
nur wenig ftärker zufammengezogen als an den Seir 
ten, ragt aber dort am ftärkften nach hinten vor; 
- Deutlich fondert fich der mittlere Theil von den feit- 
lichen ab. In feiner Mitte bildet er einen ftarken; 
- queren Vorf[prung, über welchem fich zwei, darunter 
eine Querfurche befinden. Die rundlichen Seiten» 
'theile find von oben und hinten nach unten und vorn 
tief eingekerbt und gehen fehr deutlich in den Hirnkno- 
ten über. Ein fenkrechter Durchfchnitt durch das klei- 
ne Gehirn zeigt die Veränderungen diefes Theiles noch 
deutlicher. Es befteht aus einer obern, weit gröfsern, 
und einer untern, weit Kleinern dünnern Hälfte, 
" zwifchen welchen eine tiefe Höhle bis faft zur hintern 
‚ Fläche dringt. Der obere befteht aus heben, , durch 
eben fo viele Quereinfchnitte von einander getrennten 
- Lappen, und ift fehr dick: der untere, viel dinnere, 
ift hinten, wo er fich an dem obern nach vorn aufs» 
biegt, dicker als hinten, wo er fich mit einem fchar- 


63 — 


fen Rande endigt.. Die Hirnklappe fteigt ziemlich 
fenkrecht herab. Das kleine Gehirn zeigt, quer . 
durchgefchnitten, fchon eine grofse Annäherung an die 
vollendete Form, 

Die Vierhügel liegen noch gröfstentheils. frei, 
nur fangen fie an, in ihrem vorden Theile von 
den Hemifphären etwas bedeckt zu werden. Das 
hintere Paar ift von dem vordern noch deutlicher ab- 
gefetzt. Das vordere ift in feiner ganzen Länge deut- 
licher als bei irgend einem frühern Embryo der Länge 
nach eingefchnitten: das hintere nur in der Mitte fei» 
nes hintern Randes, wovon’ fich fchon beim vorigen 
Eimbryo eine Spur fand. Die Höhle des hiatern Vier- 
hügelpaares ift verhältnifsmäfsig zur vordern noch grö, 
{ser als bisher. Diefe ift, wegen Verkleinerung des 
Vierhügelpaares, Verdickung der Wände und tieferm 
Herabreichen einer, der äufsern Furche entfprechen- 
den, Scheidewand, enger als bisher. ä 

Die Hirnfchenkel fteigen ziemlich Biker in 
die Höhe, find aber verhältnilsmälsig noch niedriger 
als bisher. hl 
us Die Hirnganglien find oben vollkommen, aufser- 
‘dem nirgends verwachfen. Diele Verwachlungsftelle 
ilt ‚das Gewölbe. Zwifchen ihnen und den Vierhü- 
geln nimmt man eine deutliche Lücke wahr. Sie 
überragen diefe jetzt etwas nach aufsen, indem fie 
mehr in die Breite gewachfen find. 

Die Hemifphären find verhältnifsinäfsig ka al 
und länglicher, noch ganz' glatt; ihre Wände ‚aber 
bedeutend dicker. 


63 


Von den beiden Erhabenheiten, die noch eben 
fo ftark als bei dem. vorigen Embryo vonveinander ge- 
trennt find, ft der geftreifte ‚Körper nicht ‘bedeutend 
verändert: die ‚obere. hintere ‚ragt, Stärker hervor , ift 
ganz hohl und mehr nach hinten gedrängt. 

{ 7 Is); la 
“ ‚ ‚Zwilchen ihrem zei Eid und,.dem.vordern 
Ber des geltreiften Körpers bildet der, untere, Theil 
| r innern Wand der, Hemifphäre einen kleinen, von 
übrigen gröfsern Theile ‚derfelben abgefonder- 
D,. nicht fehr beträchtlichen, viereckigen Vorfprung, 

r welchem fich die, Monro’fche, Oeffnung;\.be- 
‚Unftreitig entfpricht diefe „Stelle ‚dem ‚vor- 
dern Theile des Bogens und, der ‚ durchlichtigen Schei« 


Nie" f { yet! ’s 


per "Von ihrem oberh, rundlichen ‚Rinde ‚geht ein 
dünher Markftreifen, der Balken, der hier ‚ganz quer 
\ egt delfen' Länge nur 4 der ganzen Länge der 'He- 
ifpllire beträgt, def“ auch die Hirngänglien gar wicht 
t, zu derfelben Sielle der entgegengeletzten He- 
Hilphäre,“ " Unter ihm liegt die längliche Höhle der 
fichtigen 'Scheidewand. Dieie ift nach vorn, ge- 
hlöften ‚| durch ihr hinteres Ende aber fcheint fie fich 
die Mönro’fche Öeffnung ' einzumünden, und da- 
eh mit der dritten Hirnhöhle zu communieiron. 
ach unten geht von ihrem untern Rande ein enger 
Ging ab, der ich nach vorn wendet und hierzu öfl- 
N "fcheint. Vor und hinter diefeın find..die Hirn- 
hälften zu einer verwachlen, 


Ber 7 


64 h il u 2 


'$ 30- 

Bei etwas gröfsern, ungefähr 6-Zoll langen Em. 
bryonen ") find folgende Veränderungen eingetreten. 

Das  Rückenmark'ift ee Ron dün- 
ner geworden. 2. 

Der Winkel zwifchen dem verlängerten Marke 
und’ ‘dem Rückenmarke ift noch ftumpfer, die hintere 
Fläche beider hat faft diefelbe Richtung, doch fidd - 
beide ftark von einander! abgefetzt, indem das verlän- 
‚gerte Mark bedeutend angefchwollen ift.‘ ‚Von vorn . 

‚nach hinten ift’es in ’dek Mitte unten’ 'am' 'wenigften 
vorfpringend,, weit mehr hinten und vorn. Der vor- 


dere Vörlprußg wird durch den Hirnknoten bewirkt. 
23 
j Das‘ Kdine Gekirk hat fich unter alle Theilen 


am-bedeutendften vervollkommnet. In der Breite ift. 
es wenig, defto mehr, aber in der Höhe gewachfen, 
fo dafs es, die. hintern Vierhügel etwas von hinten be- 
deckt. Der mittlere Theil ift bedeutend höher als 
die Seitentheile, und, läuft nach oben und unten. in 
eine ftumpfe Spitze aus. Beide find durch eine gro- 
fse Menge von Querfurchen ungleich, , indem. fich 
die anfangs in geringer Anzahl vorhandenen ’ diefich 


AT1ID 


eine Menge Einfchnitte in der fonft glatten Fläche, ‚be 
deutend vermehrt haben, und hängen durch. eine et- 
was eingelchnürte Stelle zulammen. Man unterfchei- 
det bei einem fenkrechten Durchfehnitte fehr deutlich 
drei Hauptlappen, einen vordern, einen mittlern und 

einen 


1) Fig. 63 = 67- RR 


| einen hinteren, welche fchräg von hinten und unten 

nach vorn und oben gerichtet; “und fowohl durch 

 fenkrechte, 'als durch 'quere, weniger tiefe Einfchnitte 

an ihrer "hintern und vordern Fläche, unten in: meh- 

- rer&’kleine abgetheilt find. Von dem untern Ende des 

‚hintern L Lappens biegt fich ein dünnes Markblatt nach 

"vorn. Zwifchen ihm und dem, ohne Vergleich gröfsern, 

obern.. Theile ‘des kleinen Gehirns verläuft beinahe 

‚horizontal, doch etwas nach oben und hinten gerich- 

‚tet, ‘die Verlängerung der vierten Hirnhöhle in ..das 

= Gehirn. 

Die Hirnfehenkel find fehr niedrig und fteigen zu- 

au fehr fehief in die Höhe, fenken fich auch Hicht 

der herab. Die früher als ihr vorderer, herabftei- 

der Theil erfcheinende Stelle erfcheint jetzt deut- 

h als ein mittlerer, unpaarer, vorn izwifchen ihnen 
egender Theil, der Boden der dritten Hirnhöhle. 


Mi Die Vierhügel find noch kleiner, jetzt ungefähr 
eben fo grofs als das kleine Gehirn, vorn noch 'wei- 
von den Hemifphären bedeckt, doch gröfstentheils 
och frei. Die hintern find verhältnifsmäfsig bedeu- 
tend gröfser, machen beinahe ein Viertheil der gan- 
zen 'Maife aus, find von den obern ftärker abge- 
nürt‘und weit rundlicher als bisher. Die Furche 
Elhen den beiden Hälften der vordern Erhabenheit 
fe weit tiefer als bisher: die hintern find fogar noch 
weiter von einander getrennt ‘und erfcheinen nur 
irch eine kleine Commiffur unter einander verbun- 
den. Die-Höhle der Vierhügel iftnoch bedeutender 


N, d. Archiv. I, ı. E 


66 un 


verkleinert und die Scheidewand noch tiefer. Auch 
die Höhle des hintern Paares ift kleiner geworden. 

Die Hemi/phären des gro/sen. Gehirns find be- 
deutend vergröfsert. Jetzt erfcheinen zuerft Spuren 
der Windungen diefes Theiles als fehr flache, oben ı 
breite, der Länge nach fich erftreckende Eindrücke, 
von welchen einer oder zwei an der obern, ein an- 
derer an der äufsern Wand verlaufen. Die innere 
Wand ift völlig glatt. Der letztere Eindruck fondert 
den obern Theil der äufsern Fläche von dem untern 
ab, welcher plötzlich weit ftärker zurückfpringt,, die 
erfte Andeutung einer Abtheilung des grofsen Ge- 
hirns in einen vordern und hintern Lappen. 

Der Balken ift fehr deutlich markig, nimmt un- 
gefähr das zweite Viertheil der ganzen Länge der 
Hemifphären ein und hat eine anfehnliche Dicke. 
Unter ihm liegt die mehr dreieckige Höhle der Schei- 
dewand, die nach hinten noch durch einen kleinen 
Kanal mit der dritten Hirnhöhle zufammenzuhängen _ 
fcheint, nach unten aber gefchloffen ift. Ueber dem 
Balken befindet fich, aufser der Vertiefung, welche 
durch das Ueberragen der innern Wand. der Hemi--. 

_ Sphäre nach innen entfteht, allein dicht über derfelben 
eine kleinere, längere, parallel laufende, viel flachere, 
kaum merkliche. Uebrigens ift die ganze innere 
Wand, wie fchon bemerkt, glatt. Die Wände find 
bedeutend dicker, an ihrer innern Fläche ift von den 
äufsern Ungleichheiten keine Spur wahrzunehmen. 
Bei näherer. Unterfuchung der zunächft (über dem Bal- 
ken befindlichen Vertiefung findet man hier eine, 


— 67 
nur durch die Gefäfshaut bedeckte Lücke in der in- 
nern Wand, die Höhle alfo hier in der That offen. 
Der obere Theil der Scheidewandhöhle ift zwar be- 
deutend tief, hängt aber nicht mit den Seitenhöhlen 
zufammen, fondern von ihm rührt die 'auch hier deut- 
‚liche Protuberanz der innern Wand nach innen, dicht 
vor der Monro’fchen Oeffnung her. 

‚Die Hirnganglien find vom Balken ganz unbe- 
deckt. Zwifchen beiden findet fich eine anfehnliche 
Lücke, durch welche das Gefäfsgeflecht in die Hirn- 
höhlen tritt. Oben hängen fie in einer kurzen Strecke 
mittelft einer viereckigen Platte zufammen, die vorn 
zwei, mit ihren hintern Enden vereinigte Markerha- 
benheiten, hinten einen queren Streif zeigt, in der 
Mitte ein kleines rundes Knöpfchen, die Zirbel, 
er Zwifchen dem hintern Rande diefer Commiffur 
und dem vordern Ende der Vierhügel befindet fich 
Er dreieckige Lücke. Die Zirbel ift, wie ein fenk- 
hter Durchfchnitt zeigt, hobl, und jene Lücke nur 
heinbar , indem von dem hintern Rande der Com- 
millur eine kleine Klappe zu den Vierhügeln herab- 
fteigt. Die Hirnganglien überragen jetzt die Vier- 
hügel nach aufsen bedeutend. 


e 

i $. 31. 
| Von nun an geht die Vollendung der Bildung 
mit rafchen Schritten vorwärts. 
j Bei ungefähr fieben Zoll langen Embryonem !) 
ift die Höhle des verlängerten Markes von oben durch 


1) Fig. 68 — 11. 
IE. E2 


das kleine Gehirn ganz bedeckt. Dies hat fich in fei- 
nenı mittlern "Theile noch bedeutender . entwickelt, 
während die Seitentheile zurückgeblieben find. Der 
mittlere "Theil reicht daher bis zu dem hintern Ende 
der vordern Vierhügel, da er früher nur die hintern 
berührt. 


Die Vierhügel find bedeutend kleiner, und fo- 
wohl vom grofsen als kleinen Gehirne grofsentheils be- 
deckt, fo dafs nur der mittlere Theil frei ift.. Da 


das kleine Gehirn durch die Art, wie es fich ent- 


wickelt, indem es fich von hinten nach vorn allmäh- 


lig hebt und wendet, fich zwifchen die hintern Vier- 


hügel drängt, fo find diefe noch weiter aus einander 
gerückt und die Commiffur zwifchen ihnen ift brei- 
ter, aber dünner geworden. Die vordern ragen da- 


‚her auch, weil jene mehr auf die Seite gedrängt er- 


fcheinen, nach innen gegen die Mitte etwas über fie hin- 


weg nach hinten. Die Trennungsfurche zwilchen dem’ 


rechten und linken vordern Vjerhügel ift noch er 
und beide find daher noch rundlicher. 


Die Schenkel des gro/sen Gehirns verlaufen faft 
gerade nach vorn, biegen fich nur von ihrem hintern 
Ende an unmerklich etwas nach oben, aber durchaus 
nicht wieder abwärts. 


Die mittlere Erhabenheit, der Boden der drit- 
ten Hirnhöhle, jift verhältnifsmäfsig viel Kleiner ‘und 
die, nachher immer einfache zitzenförmige Erhaben- 
-heit deutlich an ihrem hintern Ende in eine rechte 
und linke feitliche Spitze getheilt. 


N 


Das grofse Gehirn ift noch gröfser‘, länglicher 
und von einer Seite zur andern beträchtlich breiter, 
Die Furchen find bedeutend gröfser und zahlreicher. 
Auf der obern Fläche verlaufen drei ziemlich gerade 
Längefurchen. Die äulsere, welche die längfte und: 
‚höchfte ift, ‘liegt ungefähr in der Mitte und reicht 
‚nach ‚hinten ungefähr fo weit als nach vorn. Die der 

Länge nach mittlere liegt am meiften nach hinten und 
innen, reicht mit ihrem hintern Ende faft bis zum 
hintern Ende. der Hemifphären, mit ihrem vordern 
nicht völlig bis zur Mitte der obern Fläche. Die 
vordere ift die kleinfte, reicht bis zum vordern Ende 
herab und liegt weniger weit nach aufsen, als die äu- 
fsere, weiter dagegen nach aufsen als die innere, und 
würde fich daher zwifchen beide erftrecken, wenn fie 
üich'fo weit nach hinten fortfetzte., Sie hört indeffen 
nicht weit vor der äufsern auf. 
Die Furche an der äufsern Seitenfläche ift jetzt 
‚noch tiefer, ftärker nach oben gewölbt und fetzt fich 
bis zum hintern Ende der Hemifphären fort. Diefe 
E daher jetzt oben lang ausgezogen, endigen fich- 
Apitz, nicht rundlich und bedecken daher einen an- 
fehnlichen Theil der Vierhügel. Auch fpringt der 
‘obere Theil nach aufsen ftark vor und überragt den 
untern, welcher den hintern Lappen bildet. 

Sehr deutlich fteigt längs dem untern Theile der 
Seitenfläche des ‚grofsen Lappens, längs dem vordern 
Rande des kleinen hintern, bis ungefähr zur Mitte 
diefer Seitenfurche die ftarke Wurzel des Riechnerven 
herauf, zwilchen welcher und dem vordern Theile 


der Seitenfurche ein eigner, ihr paralleler, länglicher 
Wulft verläuft. 

An der innern Fläche verläuft eine Furche, al } 
unter allen die längfte ift, indem fie faft bis zum hin- 
. tern Ende und vorn weiter als die innere, an der obern 
Fläche fichtbare, reicht. Sie liegt ungefähr in der 
Mitte der Höhe der innern Fläche und ift daher fchwer- 
lich für die in der vorigen Periode fichtbare zu hal- 
ten, an welcher Stelle fich jetzt die Seitenhöhle ge- 
fchloffen hate. Doch find die Wände hier noch äu- 
fserft dünn. h j ee 

Der Balken hat fich bedeutend vergröfsert. Seine 
Länge beträgt ungefähr ein Drittheil der ganzen Länge 
. der Hemifphären. Er hat fich befonders nach hinten 
etwas verlängert. 

Die Wände der Hemifphären find beträchtlich 
dick, die Capacität der Seitenhöhlen hat üich daher 
beträchtlich vermindert. 

Die geftreiften Körper erfcheinen kleiner, verhält- 
nifsmäfsig zu ihrer Höhe breiter, erheben fich weit 
weniger als bisher. Der vordere Theil ihres innern 
Banules bildet drei Spitzen, eine vordere, eine mitt- 
lere und eine hintere. Die beiden letztern fchliefsen 
den Theil der innern Wand ein, welcher der Scheide- 
wand und dem Bogen entfpricht. Die hintere liegt 
unten dicht vor der Monro’fchen Oeffnung. 

An der innern Fläche der innern Wand befindet 
fich ein ftarker, länglicher, der Vertiefung an der 
äufsern entfprechender, dicht über der dünnen Stelle 
liegender Vorfprung, der nach vorn und hinten fich. 


endigt, ohne in die Seitenerhabenheiten überzugehen. 
Die hintere Erhabenheit, deutlich das grofse Am- 
'monshorn, ift viel weiter nach hinten und unten ge- 
rückt, protuberirt fehr ftark, befonders in der Mitte 
ihres Verlaufes, wo fie fich, nachdem fie in ihrem 
‘obern Theile von vorn nach hinten und aufsen ver- 
"Jaufen war, umbiegt, und fich etwas nach vorn, un- 
ten und innen wendet. Daher an diefer Stelle der 
fehr ftarke Vorfprung der Hemifphären. Vor ihr 
fteigt der fehr deutliche Saum herab. 

Die, ganz von den Hemifphären bedeckten Hirn- 
ganglien find oben nirgends mehr verwachfen. Die 
VerwachfungsfteHe erfcheint aber noch als ein längs 
‘dem innern Rande ihrer obern Fläche verlaufender 
Wulft, als der Hornfireif (ftria cornea) und geht nach 
"hinten in die Schenkel der Zirbel über. Diefe ift 
etwas gröfser, aber noch verhältnifsmäfsig bedeutend 
klein, fehr weit nach hinten gerückt, fo dafs fie jetzt 

"af dem hintern Ende der Hirnganglien aufftzt. Sie 
ft jetzt nicht mehr, wie bei den vorigen Embryonen, 
hohl. Zwifchen beiden Hirnganglien vereinigen fich 
"vor ihr fchon ihre Schenkel. Die Hirnganglien über- 
ragen die Vierhügel nach aufsen noch weit bedeuten- 
der als bisher. 

R 

j $. 32. 

Von nun an treten nur unbedeutende Veränderun- 
gen ein, die Gch vorzüglich nur auf die verhältnils- 
mälsige Gröfse der Theile beziehen. Das kleine Ge- 
"irn vergrölsert fich, das grofse finkt dagegen zurück. 


72 2 1 


Da die Entwicklung der Hirnganglien. mit, der Ent- 
wicklung der Hemifphären parallel läuft, fo wätt zwi- | 
fchen ihnen und. ‚den Vierhügeln. fpäter ein Verhältnifs ; 
ein, welches dem frühern ähnlicher. ift als das jetzt 
beftehende. Zugleich bleibt die Oberfläche des Hirn- 
ganglien. nicht mehr rundlich, fondern wird hinten. 
ungleich, und es entwickeln fich allmählig die Cor+ 
pora geniculata an ihr. Die Furchen und Windun- 
gen des. grofsen und Kleinen Gehirns werden von nun - 
an nicht fowohl zahlreicher. als. tiefer 2) 


IIN.. Schweinsembryonen, 
NADEURE an 
MOB? $. 33. 

Die Entwicklung‘der Centraltheile des Nerven 
Iyftems konnte ich beim Schweine nicht beobachten, 
indem ich zu diefem Behuf nur Embryonen aus rei- 
fern Perioden unterfuchen konnte. Doch find diefe 
nicht unwichtig, fofern fie zur Verallgemeinerung - 
Bildungsgefetze beitragen ?). 

Die Länge diefer Embryonen beträgt von der 
Spitze der Schnauze bis); zur Schwanzfpitze ı£ Zoll. 

Das verlängerte Mark biegt fich unter einem” 
ftumpfen Winkel vom Rückenmarke nach oben und 
vorn ab. Es ift beträchtlich dicker und breiter und 


1) S. Fig. 72 — 75, welche die Geftalt des Gehirns aus einem 
ungefähr 9 Zoll langen Fötus' darltellen. 
3) Fig. 16 — 20, - 


_ wird-letzteres «von ‚hinten nach vorn, allmählig: mehr. 
Am.dickften ift es an feinem hintern Ende und die Di- 
menfion der Breite fcheint daher auf Koften der Dicke 
zu gewinnen. Die untere Fläche ift gewölbt und zer- 
fällt in zwei Vorfprünge, einen vordern und einen hin- 

. tern,. von‘ denen, jener den ‘Anfchwellungen für, die 
Nervenurfprünge ‚und die Pyramiden, . diefer. dem 
"Hiroknoten entfpricht. Die Höhle des verlängerten 
Markes ift faft ganz verfchloffen,, PORAEFE 

u... Das kleine: Gehirn, biegt fich zu‘ beiden Seiten 
etwas.über den Anfang des verlängerten Markes weg, 
Es Stellt eine,mehr breite als lange und.niedrige, hin- 
ten rundlich geendigte, völlig -glatte -Plattedar, die 
an den feitlichen..Enden .etwas angefchwollen ift und 
ich won diefer ‚Stelle aus fo nach innen gegen fich 

ge: und, von den Wänden des verlängerten. Markes 

ägt, dafs dadurch eine, ‚nach hinten und innen 
> offene Höhle entfteht. . In der Mitte entdeckt man 

Jene ‚deutliche. Längenfpalte in ihr. , Durchichnitten 
Acht man, dafs es eine, anfehpliche, Dicke hat,. von 

vorn ‚nach hinten allmählig. dünner, wird, völlig 

nn ift, und, dafs von dem hintern Rande fich 

1 eine kleine, viel dünnere Platte nach vorn umbiegt, 

\ ‚welche in die Seitentheile übergeht. 

„Die Hirnfchenkel fteigen von dem vordern Ende 

des verlängerten Markes fenkrecht in anfehnlicher Höhe 

aufund Schlagen fch dann eben fo ‚weit nach unten 
herıb. 

Die höchften Stellen des Gehirns nehmen die Vier- 

hügel ein ‚die: ziemlich fenkrecht indie Höhe {teigen. 


74 Bun 
Ihr hinteres Ende reicht faft fo weit nach hinten, 
als das kleine Gehirn, welches nur wenig breiter als 
fie ift, und von dem fie durch eine deutliche Ein- 1 
fehnürung- getrennt find. . WAL» 2 
° Man nimmt deutlich eine Trennung in zwei Sei- 
tenhälften und in ein‘oberes und unteres Paar wahr! 
Als erftere erkennt man eine dünne Stelle, die inder 
ganzen Länge der hintern Fläche verläuft und gegen 
ihr vorderes und unteres Ende, ' ohne jedoch’ beide 
zu erreichen, fogar eine deutliche Spalte wird. _ Neben 
diefer Spalte und dünnen Stelle verfäuft auf jeder Seite 
ein anfehnlicher Wulft. Wo diefe Spalte hinten und 
unten aufhört, laufen zugleich nach beiden Seiten zwei 
anfehnliche Vertiefungen, doch nur in einer kurzen 
Strecke aus, wodurch die obere weit gröfsere Hälfte 
der Erhabenheit von der untern getrennt wird. 

Beim Durchfchnitte fieht man, dafs fie, befonders 
nach hinten, aus fehr dünnen Wänden gebildet find, 
mithin eine anfehnliche Höhle enthalten. An der 
Stelle, wo fie auswendig eingefchnürt find, bildet 
ihre obere Wand’ nach innen einen ftarken Vorfprung. 
Diefer hintere Theil ‘der Höhle ift bedeutend enger 
als der übrige, indem fich ‘die hintere Wand unter ' 
einem fehr fpitzen Winkel nach vorn umbiegt. Dizfe:. 
hintere Wand fetzt fich gegen die untere wagerecht 
verlaufend, weiter nach vorn fort als die Umbeugung 
und geht hier in das kleine Gehirn über. 

Die Hirnganglien ‘find anfehnlich, aber ewas 
kleiner als die Vierhügel, von denen fie etwas zbge- 
fchnürt find. Sie fteigen [chräg von oben und hinten 


en 75 
nach unten und vorn herab. Ihre Wände find viel 
dicker als die der Vierhügel-und reichen faft bis zur 
Mitte des Gehirns, doch find fie ganz glatt-und durch- 
aus nicht mit einander verwachfen. Der hintere und 
obere Theil ihres obern Randes verbinden fich mit 
einander durch eine kleine, dünne, wagerechte Brücke. 
Hinter ihnen fteigt diefe erft herab, dann wieder auf- 
wärts und geht dann in das vordere Ende der Vier- 
hügel über, Offenbar ift dies die hintere Commiflfur und 
die noch hohle Zirbel. Der gröfste Theil des obern und 
vordern Randes derfelben ift nicht verwachfen. Neben 
ihm verläuft aber der Länge nach ein Wulft, die 
ftria cornea, welche in jene Klappe übergeht. Hier 
tritt die Gefäfshaut zwifchen die Hirnganglien herab. 
Vor ihnen ’communiciren beide‘ Seitenhöhlen durch 
eine grofse längliche Lücke, durch welche das Gefäfs- 
geflecht eintritt. 

N Die Hemifphären find HERRNE eben fo hoch als 
breit, nach aufsen gewölbt, vorn Stumpf zugefpitzt, 

an der äufsern Fläche ohne Spur einer Windung oder 
Ungleichheit irgend einer Art. Ihre Wände find äu- 
fserft dünn. Geöffnet erfcheint die Höhle fehr anfehn- 
lich. Am Boden liegt der anfehnliche geftreifte Kör- 
k per nach oben gewölbt, nach unten gerade, vorn dick, 
in zwei ftumpfe Spitzen, eine kürzere innere, eine 
j längere untere, auslaufend, nach hinten allmählig zu- 
 gefpitzt, falt die ganze Länge der Höhle einnehmend. 
Ueber ihnen ift beinahe die ganze innere Fläche der He- 
h mifphäre zu einer concentrifchen, hinten weit höhern, 
aber nicht fo ftark vorragenden, vorn fchmalern, ‚aber 


ftärker vorfpringenden Erhabenheit .aufgeworfen, wel- 
cher an der ‚äufsern ‘Fläche diefer Wand eine genau 
‚verhältnilsmäfsig ‚vorn tiefere,. aber engere, hinten 
flachere aber. ‚breitere Falte entfpricht. Der hintere, 
Sachere aber breitere Theil liegt gerade auf den Hirn- 
ganglien auf., ‚Von den Hirnganglien find. die geftreif- 
ten Körper in ihrer ganzen Höhe getrennt, und man 
fieht ‚fehr.. deutlich den Hirnfchenkel ungefähr mitten 
unter jenen ‚hervor und hineindringen. ‚Die innern 
Flächen der Hemifphären find nirgends verbunden 
als am Boden der vierten Hirnhöhle. An der Mon- 
rofchen Spalte find fie zwar in einem viereckigen 
Raume in Berührung mit einander, indem die Flächen 
hier glatt und ‚gerade find, aber durchaus nicht mit; 
einander verwachfen. Diefe Stelle entfpricht unftrei- 
tig der Scheidewand und dem Bogen. Ueber diefer, 
Stelle fängt fogleich die einwärts gerichtete Falte an, 
welche fchräg von unten und vorn nach hinten und 


oben auflteigt. 


IV. Menfchliche Embryonen. - 


$.. 34. 

Der kleinfte menfchliche Embryo, den ich in diefer 

Hinficht zu unterfuchen Gelegenheit hatte, war unge- 

“ fähr aus der fechften Schwangerfchaftswoche !). Seine 
1 


1) Taf, 2. Fig. 1 — 2. 


- Länge beträgt acht Linien, beide Extremitäten find weit 
hervorgebrochen, allein ftatt der Finger und Zehen nur 
"noch von einem rundlichen, fcharf abgefetzten, einför- 
migen Rande umgeben. Das Gehirn und Rückenmark 
waren nicht vollkommen wohl erhalten, weil der 
Embryo zu lange in nicht hinlänglich ftarkem Brant- 
- weine aufbewahrt worden war. Doch fahe ich deut- 
lich folgendes , was auch die Abbildungen erläutern. 
Das verlängerte Mark biegt fich vom Rücken- 
marke unter 'einem rechten Winkel nach vorn um, 
und bildet den längften, dickften und breiteften Theil 
"des ‚Gehirns. Nach unten und vorn ift es ftark ge- 
_ wölbt. Ueber dem vordern Theile der Höhle des 
verlängerten Markes liegt eine breite, quere, etwas 
 fehief von vorn nach hinten abfteigende Platte, welche 
# in der Mitte deutlich durch eine Längenfpalte in zwei 
gleiche feitliche Hälften getheilt if. Hierauf folgt 
nach oben und vorn eine um die Hälfte fchmalere, 
, einfache, länglich rundliche, nach oben gewölbte 
% Sıelle. Vor diefer liegt eine etwas breitere, fie da- 
her nach beiden Seiten überragende, in der Mitte et- 
was eingefchnürte Anfchwellung, die von der Seite 
' betrachtet viereckig, vorn zugelfpitzt ift. 
y ‚Der vordere und obere fenkrechte Theil des ver- 
längerten Markes find die Hirnfchenkel, die Platte 
das kleine Gehirn, die darüber liegende einfache Er- 
 habenheit die Vierhügel, die vorderfte das grolse 
- Gehirn. 
Zur Unterluchung der innern Anordnung waren 
die Theile zu bröcklich. 


+ 


78 Der oh en aa 


ä $.. 35. 
Bei zwei ungefähr fiebenwöchentlichen Embryo- 
nen war die Anordnung der Theile etwas von der 


angegebenen verfchieden, und auch nicht bei beiden 


völlig. diefelbe. 
Bei dem etwas kleinern "), weit beffer erhalte- 


nen konnte fowohl die äufsere als innere Form deut- 


lich erkannt werden. 
Das fehr dicke Rückenmark reichte bis zum Ende 
des Heiligbeins, wo es fich mit einer ftumpfen, zwei- 
getheilten Spitze endigte. Man unterfcheidet deutlich 
an ihm eine obere und eine untere Anfchwellung, von 
denen die obere unbedeutend ftärker als die untere 
ift, die fich aber von dem obern, mittlern und un- 


tern Theile, die mehr zufammengezogen find, weni- 


ger als in fpätern Perioden unterfcheiden. 

Von vorn nach hihten verläuft im Innern des 
Rückenmarkes eine beträchtliche Lücke, die in der 
Mitte weiter ift, gegen die Enden fich aber beträcht- 


lich verengt. Vorn fcheint fie überall gefchloffen; al- 


lein nach hinten, wenigftens in der Lendengegend, of- 
fen. Auf jeden Fall ift hier die hintere Wand fehr dünn, 
wie überhaupt fowohl der vordere als hintere Theil der 
Rückenmarkswände weit dünner als die feitlichen find. 

Das verlängerte Mark biegt fich unter einem 
rechten Winkel von dem Rückenmarke ab, ift mehr 
als doppelt fo breit, in dem bei weitem gröfsten Theile 
feiner Länge oben offen, und es fcheint als fchlügen 


1) Fig 3 — ı2, 


fich hier die beiden Seitenhälfterr des Rückenmarkes 
fo nach aufsen um, dafs die innere Fläche zur obern, 
fogar zur äufsern wird. 

Die untere Fläche bildet nicht mehr: eine ein- 
förmige Wölbung, fondern ift durch einen queren 
Eiofchnitt in einen vordern, kleinern, ftärker nach 
unten. vorragenden, und einen hintern, gröfsern, we- 
Biger gewölbten Theil abgefchieden, von denen jener: . 
eine Spur des Hirnknotens zu feyn fcheint. Auch 
geht der untere Theil in den obern mehr unter einen 
rechten Winkel über und die fenkrecht auffteigenden 
Schenkel find daher deutlicher von dem verlängerten 
Marke unterfchieden. Diefe ziehen fich oben etwas zu- 
fammen. Von ihrem obern Ende und ihren Seiten geht 
nach hinten eine, befonders in ihrem obern, etwas zu- 
fammengezogenen Theile, faft fenkrechte Platte nach 
hinten herab. Von dem untern Ende diefer Platte 
fteigt eine zweite in die Höhe, die von aufsen nach ° 

en allmählig höher wird, auf beiden Seiten in ihrer 
‚en Höhe liebenmal fehr deutlich eingekerbt, wie, 
früheften. Embryo in der Mitte der Länge nach 
[palten ift, eng an der erften anliegt, fich aber mit 
"einem völlig freien Rande oben endigt. Höchft wahr- 
feheinlich ift die fenkrechte, aufwärts gekehrte Stel. 
lung diefer Platte nur zufällig und fie liegt im normalen 
Zuftande wagerecht. Daher ift hier die Höhle des ver- 
längerten Markes.beinahe ganz offen, während he beim 
vorigen Embryo oben fat ganz verfchloffen war. 
Das kleine Gehirn erfcheint jetzt allo nicht mehr 
dus einer wagerechten, fondern einer weit kleinern 


fenkrechten, und'einer 'grölsern 'wagerechten‘ Platte N 
"zufammengeletzt, ‘welche zufammen die grofse Hirn- ' 
klappe, jene den zwifchen den Vierhügeln und dem 


kleinen Gehirn, diefe den unter dem letztern liegen- | 
den Theil derfelben bilden. 


‚Ueber diefer Klappe liegt wieder das mehr. zu-. 
fammengezogene einfache Vierhügelpaar, welches über 
den oberiten Theil derfelben ‘etwas nach hinten ragt, 
ohne doch bis völlig zum hintern Rande diefer ganzen 
Hirnabtheilung zu reichen. Es nimmt, wie beim .vo- 
rigen Embryo, die’ höchfte Stelle ein, ift verhältnifs- ' 
mäfsig zum kleinen Gehirn fchmaler, nach oben ftark 
‚gewölbt. Vorn ift es etwas eingefchnürt, und von 
hier an fteigen die Hirnfchenkel und die ganze Hirn- 
maffe jähe wieder herab, fo dafs fe, dicht an dem 
auffteigenden Theile verlaufend, eben fo. tief als der 
Hirnknoten herabreichen. Wo diefer niederfteigende 
Theil anhebt, find die Vierhügel eingefchnürt und er‘ 
entfpricht unftreitig den Hirnganglien und der drit- 
ten Hirnhöhle. Unten und vorn ift diefer Theil durch 
die dreiekigen, fenkrecht herabfteigenden, vorn zuge- 
fpitzten, mehr länglichen Hemilphären des grofsen Ge- 
hirns bedeckt, die tiefer herabreichen und aus deren vor- 
derm Ende, -oder wenigfltens nur dicht unter demfelben 
der Riechnerv tritt. ‚Die Wände der Hemifphären find 
ganz glatt: eine kleine, der Länge nach verlaufende 
Vertiefung in der Nähe des hintern Randes abge- 
rechnet, die vielleicht fchon eine unvollkommene An- 
deutung. der Theilung der Hemifphären in den vor- 

dern 


on Si 


‚dern. und hintern Lappen ift. Jede Hemifphäre ift 
wenig gröfser als der Vierhügel oder 'Sehhügel. 


2 “ Die, Vi ierhügel , ‚die Hirnganglien und lie He- 
mmifphären. find ganz ‚verfchloflen, und, wenn ‚gleich 
diefe deutlich ‚von ‚einander ‚getvennt find, fo.fndet 
‚ich doch eine mit der obern Fläche der Hirnganglien 
„verlaufende dünne Brücke, „welche, ungefähr 
der Mitte der Höhe die innere Fläche der. Hemi-, 
SR mit einander verbindet., _Wenigftens feheint 
7 eine Verwachfung Statt zu finden, ungeachtet, es. 
ich ift, dafs die Verbindung nur durch die Ge- 
fäfshant gefchicht. Dies it in-fo fern nicht, unwahr- 
fcheinlich, als fie in. ihrem, gröfsten ‚vordern Theile 
fich fehr leicht, im obern nur 'fchwer trennen .lälst; 
Längs dem gröfsten vordern Theile des ‚obern Randes 
ve: Häuft auf beiden. Seiten ‚ein breiter, Wulft, .der in 
die ‚hintere Verwachlungsftelle übergeht. 


\ Geöffnet ift die Befchaffenheit der Theile fol: 
‚gende. ‘ Das’ verlängerte Mark und die Hirnfchenkel 

} ihren auffteigentlen Theile find beträchtlich dick, 
Eben fo hat auch der gröfste Theil des kleinen Gehirns, 
I nämlich der‘ untere und hintere Theil der abfteigen- 
| ‚den Platte deffelben eine fehr anfehnliche Dicke. Da- 
I gen ilt der umgefchlagene Theil deffelben fehr dünn, 
Sein oberer Theil oder die Hirnklappe, die Vierhügel 
ind die obere Wand der Vierhügel, fo wie der Hemi- 
‚Aphären find gleichfalls dünn: die Seitenwände der Vier- 
| gel un | Hirnganglien dagegen find «ick, nach innen 
angefchwollen. Die Hemifphären enthalten einen klei- 
N. d. Archiv, 1. ı. F 


nen, von oben nach unten gerichteten, nach vorn. 
gewölbten Höcker, der fich auf ihrem hintern Rande,- 
" dem Boden erhebt, aufserdem auf dem, unter-dem Hirn- 3 
'ganglion hervortretenden und fich nach aufsen und ' 
“vorn’fchlagenden Hirnfchenkel auffitzt, unftreitig der ' 
“geftreifte Körper. Vom Gefälsnetze findet fich keine 
Spur. | 


Bei dem etwas gröfsern, aber aufserdem durch: } 
aus nicht vollkommner entwickelten Embryo ilt die 
“Anordnung etwas, doch unbedeutend, verfchieden. 4 
Das verlängerte Mark geht unter einem ftumpfern 
Winkelin dasRückenmark über, dieHirnbrücke fpringt 
etwas ftärker hervor. Das kleine Gehirn fcheint we- 
niger deutlich von den Vierhügeln abgefetzt, Diefe 
bilden zwar die höchfte Stelle des Gehirns, find aber 
weniger ftark gewölbt.. Die Hirnfchenkel fteigen we- 
niger fteil auf und ab. Die Hirnganglien find rund- 
licher, die Hemifphären mehr von einander getrennt, 

“und liegen mit ihrem grölsten ‚Durchmeffer yon. vorn 
nach hinten, nicht von ‘oben nach unten. . An ihrer 
Bafıs liegt der etwas grölsere, ihren ganzen untern 
Rand: einnehmenlde geltreifte Körper, der, weit von 
dem Hirnganglion getrennt, ‚auf dem unter, diefem # 
hervortretenden Hirnfchenkel aufftzt. ! 


$. 36. We 

«Bei ‚einem ungefähr neunwöchentlichen Embrye 
hat fich die Geftalt der Theile hedeutend verändert *), 
.# | 


SI) Fig. 15 — 19. 


— 83 


Das verlängerte. Mark ift verhältnifsmälsig weit 
kleiner." Das kleine Gehirn ift dicker, höher, über- 
ragt das ‘verlängerte Mark. Sein hinterer Rand ift 
noch in der Mitte eingefchnitten. “Die Vierhügel ftei- 
‚gen: fenkrecht in die Höhe, bilden aber nicht mehr 

" die höchfte Stelle'des Gehirns. Sie find noch völlig 
einfach und enthalten, da fie aus fehr dünnen, Wän- 
den’ beftehen, eine’fehr grolse Höhle. ‘Höher als fie 
liegen die Hirnganglien, die etwas rundlicher gewor- 
“den find und nicht’mehr abwärts fteigen. _ Befonders 
“haben fich die Hemijphären bedeutend vergröfsert. - Sie 
bedecken nach hinten nicht nur /die Hirnganglien 
‚ganz, fondern auch einen Theil der Vierhügel. Sie 
biegen gerade, find im Verhältniis zu ihrer Länge be- 
" deutend-hoch. Ganz deutlich unterfeheidet man einen 
" vordern, gröfsern und einen hintern, kleinern Lap- 
pen, die durch eine anfehnliche, fchief nach vorn ab- 
‚fteigende Furche von einander getrennt find.: Aufser- 
em gehen von dem ganzen obern gewölbten Rande, 
in vorderes und hinteres Ende ausgenommen, eine 
| Menge nicht fehr tiefe, einfache, aber fehr deutliche, 
quere Vertiefungen, zwifchen welchen fich eben fo 
"viele quere Wülfte befinden und welchen abwechfelnd 
- Erhabenheiten und Vertiefungen an der innern ‚Fläche 
der Hirnwand entfprechen , nach aufsen. Von dem 
 hintern Ende des untern Randes des 'vordern Hirn- 
"lappens entfpringt der Riechnerv. 

Die Wände find fehr dünn; die Seitenhöhlen 
einfach; doch nimmt man fchon die Abtheilung in ein 
vorderes und hinteres Horn deutlicher wahr, indem 
5 Fa 


fich in ‘der Mitte der Grundfläche die Hirnfubftanz 


‚bedeutend verdickt, wodurch vorn und'hinten eine 
bedeutende Vertiefung. entfteht. Die an der innern 
und der Grundfläche befindlichen Theile werden. durch 
ein {ehr anfehnliches 'Gefäfsgeflecht, welches’ nach 
‚oben gewölbt, nach unten höhl ift: und: beinahe‘ von 
dem vordern bis zum hintern Ende der Höhle reicht, 
bedeckt. An der Grundfläche.liegtsder geftreifte Kör- 
per, der auf der verdickten Stelle aufitzt oder fie 
vielmehr bildet. Er ift ftark gewölbt; vorn und hin- 
ten, dort aber ftärker, !angeichwollen, jedoch im 
Verhältnifs zu feinem mittlern "T'heile‘an beiden: Ent 
den nur fchwäch verdickt. Der hintere Theil biegt 
fich etwas nach vorn 'und' fpitzt 'fich hier wieder zu 
Nach Wegnahme' des Gefäfsgeflechts erfcheint ein, 
dem geltreiften Körper concentrifcher, dicht über ihm 
liegender, ihn zu beiden Seiten überragender Vor- 
Sprung. an der innern Fläche, ‘der fich in dem gröfs- 
ten Theile feines Verlaufs, namentlich dem obern und 
hintern, über ihn weg krümmt, vorn ihn nicht völlig- 
begleitet, fondern fich erft auf, dann unter einem fpitzen 
Winkel wieder abwärts beugt und fo einige Linien‘ 
über dem vordern Ende deffelben aufhört. Die vordere 
Hälfte aller diefer Theile liegt im vordern; die hintere Ä 
im hintern Horn.‘ Der letztbefchriebene ift offenbar 
das. Ammonshorn, : Von einem dritten Horne'der' Sei- 
tenhöhle ilt noch keine Spur vorhanden. 

Die übrige Anordnung der Theile ift wegen der 
bröcklichen Befchaffenheit des Gehirns nicht deutlich 
zu erkennen. s 


en m den 


$. 37. 

Weit beffer eignete fich zu einer vollftändigen 
Befchreibung das Rückenmark und Gehirn eines un- 

gefähr. eilfwöchentlichen Embryo ?). 
“ Hier ift das immer ftärkere Ueberwiegen des 
Gehirns über das Rückenmark und am erftern das 
Ueberwiegen. des grofsen Gehirns über die übrigen 
Theile noch weit deutlicher. . Das Rückenmark reicht 
zwar noch bis zum Ende des Heiligbeins, es findet 
fich mithin kein 'Pferdefchweif, allein es ift dünner: 
‚die obere und untere Anfchwellung find verhältnifs- 
mäßsig dieker und ‚kürzer. Die obere übertrifft die 
‚Aintere bedeutender als bisher an Dicke. Seine Höhle 
ift fehr- deutlich, fcheint aber überall, ‘höchftens die 
- Lendengegend ausgenommen, nach hinten eben fowohl 
‚als'nach vorn, völlig gefchloffen zu feyn.  Indeffen 
‚ zeigt fie überall noch fehr deutliche Spuren der frü- 
hern Bildung, indem fie vorn rundlicher, viel weiter 
-ift und fich nach hinten zu einem fchmalern, mehr 
„langen Streif verengt, der .aber, wie bemerkt, nicht 
‚ bis zur Mitte des hintern Umfangs reicht. Beide 
"Spalten find deutlich: die vordere aber viel be- 
- trächtlicher: beide, vorzüglich die vordere, von der 
- Höhle deutlich unterfchieden. - In der Lendengegend 
ift es zum Theil ungewils, ob fich nicht doch noch 

- die hintere Spalte in die Höhle fügt. 

4 Das verlängerte Mark biegt fich unter einem 
ftumpfen Winkel vom Rückenmarke 'nach oben - ab. 


MM) 


1) Fig. 20 — 31. 


8 6 EN DER 


-Zugleich fpringt es ftärker vor demfelben vor, un-, 
ftreitig, weil fich ‘die Pyramiden und Oliven mehr ent- , 
wickelt haben. . Der Hirnknoten ift daher hier faft 
weniger deutlich als’ bei frühern Embryonen, zumal 
da er überdies fchmal und flach ift. In der Mitte ift 
er fehr ftark von vorn nach hinten vertieft. Die 
‚vierte Hirnhöhle® ift mehr als bisher verfchloffen, theils, _ 
weil fich daskleine Gehirn ftärker entwickelt hat, theils, 
weil die Seitenwän.le fich nicht mehr nach aufsen biegen, 
fondern nach innen gewachfen und dicker geworden find, 
Hinter derfelben fieht man auf der obern Fläche des ver- 
längerten Markes drei Paare von Erhabenheiten, wel- 
che nach ‚hinten convergiren, ‘von innen‘ nach aufsen 
und von vorn nach hinten auf einander folgen und 
von welchen die beiden äufsern in zwei Markftreifen 
übergehen, welche neben einander auf beiden Seiten 
neben der. hintern. Rückenmarksfurche längs der er- 
ften Hälfte der hintern Fläche des Rückenmarkes 
verlaufen, fo dafs die innern etwas früher aufhören, 
Uuftreitig gehören fie zu den’ ftrangförmigen Körpern 
und ihre Entwicklung fteht mit dem ftätkern Wachs- 
thum des kleinen Gehirns in Beziehung. 

Das kleine Gehirn überragt das verlängerte Mark 
anf beiden Seiten bedeutend. Es ilt beträchtlich mehr 
breit als Jang, von oben nach unten am niedrigften. 
Seine hintere Fläche ift in der Mitte etwas vertieft: die 
Seitentheile find auch 'aufserdem etwas angefchwollen. 
Es ilt beträchtlich dick, ganz folide und völlig; glatt. 
Von feinem hintern Rande biegt fich ein kurzes, dün- 
nes Blatt 'nach hinten. 


4 


Die Hirnfchenkel fteigen-fchräg in die Höhe und 
find im Vergleich mit den frühern Verhältniffen fehr 
niedrig, biegen fich bald nach vorr. 


Die Vierhügel find fehr anfehnlich, und zeigen 
| zuerft eine Andeutung einer Spaltung in eine rechte 
und linke Hälfte, durch eine fchwache, ihren gröfs- 
ten obern Theil einnehmende Längenvertiefüng, fo 
‘wie in ein vorderes und hinteres Paar dadurch, dafs 
ihr unterer Theil nicht in derfelben Richtung mit 
"dem übrigen verläuft, fondern. unter einem ftumpfen 
ar von demfelben abgebogen ilt. Er ragt unge- | 
r fo weit nach hinten, als das aan Gehirn, be- 
decke daffelbe daher. 


Die: Höhle der Vierhügel ift noch anfehnlich, 
"doch wegen vermehrter Dicke der Wände bedeu- 
‚tend kleiner als in frühern Perioden. Der Boden 
"wölbt fich beträchtlich nach oben, gerade wie man 
‚es bei den Vierhügeln der Vögel findet. Am engften 
‚ift der hintere Theil der Höhle, welcher dem hintern 
"Vierhügelpaare entfpricht, ungeachtet hier die Wände, 
befonders die untern, am dünnften find, indem fig 
‚hich hier unter einem fehr fpitzen Winkel gegen ein- 
ander umfchlagen, dafs lich ihre innern Flächen 
faft berühren. Von dem vordern Ende geht’ die 
Hirnklappe ab. Diefe ift nicht gerade, fondern bil- 
det nach hinten einen Vorfprung. Es fcheint entwe- 
der, als werde fie durch die dicker werdende Platte 
des kleinen Gehirns in die Höhe gedrängt, oder als 
‚falte fie fich, weil fie für den gegenwärtigen Raum zu 


55 , nn nn 


grofs. ift, und doch fpäterhin einer nicht unbedeuten» 
den. Ausdehnung gewachfen feyn muls. ; 
Die Hirnfchenkel fteigen unter den Vierhögeln . 
empor, find aber verhältnifsmäfsig weit niedriger als | 
früher. Von ihnen rührt die anfehnliche Anfchwel- 
lung aäm Boden der Vierhügelhöhle her. u 
Vor den Vi erhügeln liegen die ka die 
"jetzt fehr rundlich‘ Und etwas höher ‘als fie, find. 
Längs ihren obern Rändern liegt auf ihrer obern Flä- 
che ein "aufgeworfenes, vorn dickeres, nach hinten 
allmählig dünner werdendes Blatt, welches fich nach 
hinten in eine kleine Klappe fortfetzt, die erft ab- 
fteigt, dann auffteigt und in die vordere Wand der 
Vierhügel übergeht. Diefes aufgeworfene Blatt ift der 
Hornftreif, der nach hinten in. die Schenkel der. Zir- ' 
bel ‚übergeht: diefe wird durch jene ‚kleine Klappe 
„ angedeutet. Die innern Flächen der Hirnganglien find 
> ganz gerade, ‚glatt, zeigen durchaus keine Spur einer, | 
ai Ueber. und unter ihnen verläuft ein 
enger ‚Kanal aus. der Vierhügelhöhle zu der. dritten 
Hirnböhle. Vor ihnen befindet fich die weite Monro- 
fche Oeffnung. 5 
Die Heıifphären haben ungefähr. diefelbe Geftalt. / 
als beim vorigen Embryo. Dochfind fie etwas weni- 
ges, länglicher. _ Dielelbe fehr tiefe Theilung in einen 
vordern und einen hintern Lappen. Eben fo finden fich 
‚auch Windungen, doch ift ihre Zahl verringert; dage- 
gen find ‚fie beträchtlich tiefer und breiter. Sie finden 
fich in gleicher Menge auf dem hintern und vordern 
Lappen und überall find da, wo fie vorhanden find, ‚die 


Wände der :Hirnköhlen. sefaltet,. fo dafs. fie an der in- 

nern Fläche eben fo gut wahrgenommen werden, als 

an der äufsern. Vorzüglich tief find die an der in- 

nern. Wand verlaufenden. Hier. verläuft vom vordern 

bis.zum hintern‘ Ende eine anfehuliche, tiefe-Längen- 
furche, von welcher aus nach oben und hinten, an 

mehrer» Stellen. fehr .‘regelmäfsige' Fortfätze abgehen, 
dicht über dem .untern Rande der innern Wand. 
"Ihre Höhle ift ftark nach oben gerichtet. 
Die Seitenhöhlen zeigen noch keine Spur veines 

‚dritten Hornes, ‘wenn man nicht den: grofsen hintern 
Theil der: Höhle dafür halten will. Die äufsere Wand 
ift in dem Theile, ‚welcher der untern vordern Hälfte 
des Lappens entfpricht, gegen fich felbft fehr ftark 
mach innen und hinten umgefchlagen , fo dafs hier eine 
weite, fackförmige Falte entfteht, welche nach 'in- 
men ragt. 
5 DieGränze des vordern und hintern Lappens trifft 
“die Mitte des geftreiften Körpers. An dieler Stelle ift 
r‘ Boden der Hirnhöhle ftark nach oben gewölbt. 
“Diefelbe Richtung bat auch der geftreifte Körper, der 
ftark hufeifenförmig gekrümmt ift, ‘vorn und hinten 
"deutlich, doch nicht fehr ftark angefchwollen, hier 
"zuletzt wieder zugef[pitzt, dort an feiner obern Fläche 
nach vorn und’ innen tief gefurcht ift, fo dafs er in 
zwei ftumpfe Spitzen ausläuft. - Er ift durch eine. tiefe 
R Lücke vom Sehhügel getrennt. 
Ueber ilım liegt die oben erwähnte, an der innern 
Wand verlaufende Fälte, welche ftark ‚nach innen und 
e vorfpringt, und.ihm concentrifch verläuft, In 


90 u rn an 


ihrem mittlern Theile: ift fe: einfach. Vorn fteigen 
von ihr fünf Falten ab, zwei nach oben, drei, -welche 
von jenen etwas abgefondert liegen, nach unten und. 
vorn. Wo fie fich nach ‘hinten umbiegt, 'fpaltet fie 
fich in vier Schenkel. Der eine geht nach oben, der 
zweite nach hinten und aufsen, die beiden: übrigen 
nach unten und vorn. Der zweite ift unftreitig das 
hintere Ammonshorn, der dritte die eminentia colla- 
teralis, der vierte, längfte, nach vorn und unten ge- 
bogene, das grofse Ammonshorn. 

Das innere Blatt diefer Falte biegt fich im mitt- 
lern . Theile derfelben nach unten und innen dem der 
entgegengefetzten Seite entgegen, und fcheint mit, 
ihm in der Mitte, vor und über dem Hirnganglion 
zu einer dünnen Brücke zufammen zu fliefsen. Diele 
“Brücke ift, wenn fie wirklich vorhanden ift, unftreitig 
der Balken. Allein es ift möglich, dafs die Verbin- 
dung nur durch die Gefäfshaut gefehloffen ift, weil 
fpätere Embryonen und mehrere thierifche auf. eine. 
andere) Entwicklungsweife ‘diefer Gegend hinzudeuten 
fcheinen. Doch ift der ganze Rand diefer Stelle rauh, 
und es fcheint daher deutlich, als finde hier eine 
wirkliche Markverbindung Statt. : So weit 'diefe 
reicht, findet fich unter. ihr eine longitudinale, abftei- 
gende Oelfnung, durch welche die beiden Seitenhöh- 
len mit einander communiciren, Wo fich diefe Oeff- 
nung unten fchliefst, liegt die fehr deutliche vordere 
Commiffur. Hinter diefer Oeffnung fteigt, vor der vor- > 
dern Fläche des Hirnganglions, allein durch die lange 
Monro’fche Oeffnung von ihm getrennt, der nach innen 


umgebogene innere vordere Schenkel des: geftreiften 
- Körpers nach oben. Diefer iftvon dem der entgegenge- 

 ferzten Seite völlig getrennt, fielst eben fo'wenig nach 
i oben mit dem, was man für Balken halten kann, Zzu- 


fammen, Sondern zwifchen ihm und dem Balken be- 
findet Geh die vordere, oben angegebene, Lücke. 
Höchft wahrfcheinlich alfo wird diefer innere Theil 
des geftreiften Körpers ganz oder wenigftens zum Theil 
- (letzteres ift wahrfcheinlicher, weil er wieder der 
"Länge näch durch eine kleine Furche in einen äufsern 
"ind innern Theil abgegränzt ift), zum vordern Theil 
des Bogens und jetzt hängen. entweder beide Hirn- 
- höhlen an der Stelle, wo fich nachher die fenkrechte 
Scheidewand und’ihre Höhle findet, zufammen, oder 
diefe Oeffaung wird durch die Gefäfshaut verfchloffen: 
Bir" ‘Indeffen findet fich doch eine Stelle, welche 
höchft wahrfcheinlich ‘Andeutung der fenkrechten 
Scheidewand ift. Der untere und vordere ‘Theil 
nämlich der innern Wand der Hemifphären, der un- 
terhalb jener Falte liegt, fteigt fenkrecht, gerade her- 
‚ab, und liegt dem der entgegengefetzten Seite fehr 
nahe. Er fliefst nach hinten in den. innerften Theil 
s geltreiften Körpers, den ich für den Bogen halte, 
‚über. Nach innen ragt er ftark angefchwollen empor. 
Diefer Theil ftellt für jetzt den erften Anfatz zur 
Bildung der Scheidewand dar, wenn gleich die bei- 
den Blätter noch nicht an einander liegen, auch die 
Verwachfung der beiden Seitenhälften, welche viel- 
leicht durch den innern Rand des untern Faltenblat- 
tes gefchieht, nicht fo weit herabreicht,, und dalıer jetzt 


die Scheidewandhöhle gewifs nach allen re { 
offen ift oder noch gar nicht exiftirt. 


$. 38. 

Das folgende Gehirn und Rückenmark ift von ei- 
nem ungefähr vierzehnwöchentlichen Embryo SR def- 
fen Länge von dem Scheitel bis zu den Zehenfpitzen 
fünf Parifer Zoll beträgt. 

Das Rückenmark ift etwas kleiner geworden, » in- 
dem es weniger lang und dünner. ift. 

... Vorzüglich ift eine, wenn gleich fehr Tleine, "An- 
deutung der Trennung der oberften von der mittlern, 
der Armanfchwellung, entftanden. ET 

Der mittlere  zufammengezogene Rückentheil: ift 
verhältnifsmäfsig etwas dünner. und länger. 

“Die ‚untere Anfchwellung nimmt. zwar noch den 
‚ganzen Lendentheil ein, zieht fich-aber. fchon in der 
untern Hälfte deffelben beträchtlich zufammen, und 
geht- fchon auf dem zweiten Heiligbeinwirbel in den 
Faden über. l 

Die obere Anfchwellung ift zwar kürzer, aber 
deutlich dicker als die untere. 

Die hintere Furche ift'beträchtlich tief, die Ober- 
Hläche des Rückenmarkes gleichförmiger, indem die beim 
‘vorigen Embryo deutlichen Längenerhabenheiten längs 

der hintern Furche niedriger find. 

Das verlängerte Mark ift kleiner, das kleine Ge- 
hirn dagegen . verhältnilsmälsig gröfser, fteht fchief ' 


2) Fig. 32 — 34. 


ven oben; und hinten nach vorn und unten.‘ Es be- 
fteht‘:deutlich aus:zwei Seitenhälften und seinem mitt* 
lern Theile.” Diefer ift aber verbältnifsmäfsig weit 
niedriger als vorher. Auch ift er weit dünner von 
vorn nach hinten, wogegen die Seitentheile Yrudlich 
angefchwollen find. Der obere Band. ‘der ‚ ganzen 
" Maffe ift ftark concav, in der Mitte fcharf, an den 
Seitentheilen ‚angefchwollen , rundlich, Der untere 
Rand, if gerade. 

"Vom ganzen untern Rande geht nach hinten eine 
"dünne Platte ab. Diefe fchlägt fch an den Seiten. 
und ‘vielleicht auch hinten gegen fich felbft um und 
-heftet fich an die Sejtentheile und die ‚hintere Gegend 
der ftrangförmigen ‚Körper, fo dafs fie wie eine Brücke 
über den hintern Theil‘ der vierten Hirnhöhle weg; 
‚geht. Auf beiden Seiten aber findet ich, auch wenn 
"hinten, zwifchen der auf Jiefe Weife doppelten Platte 
n Zufammenhang vorhanden [eyn follte, eine Lücke, 
ürch welche das Adernetz der vordern Hirnhöhle, 
icht auf diefer Brücke liegend, eindringt. Das ganze 
eine Gehirn ift glatt, mit Ausnahme des mittlern 
eiles, ‚der etwas oberhalb der Mitte feiner hintern 
Fläche eine tiefe‘ Querfurche, und fowohl über als 
unter diefer eine flachere hat; die fich nicht auf die 


jeitentheile erftrecken. 

} Es ift völlig folide, mit Ausnahme der Stöllenir 
ich, an den Seiten beftimmt, die untere Platte 
sen‘ fich felbft umfchlägt und hier eine nicht ‚un- 

beträchtliche Höhle bildet, welche mit der vierten 

Hirnhöhle zufammenhängt. 


r 0 nen 


Die vierte Hirnhöhle reicht nur ‘in einen fehr 
kleinen Strecke von unten und vorn nach oben und 
Bene in daffelbe. 1 


. Die Vi erhügel find ganz zwifchen ihn und dem 
hintern Theile des grolsen Gehirns verborgen. Die 
Höhle derfelben ift noch anfehnlich, da ihre Wände dün- 
ner find: doch it fie befonders mehr hoch und hat Dur 
eine geringe Breite, weil die Wände von aufsen ‚nach ; 
innen fich beträchtlicher verdickt haben. Die Höhle 
des hintern Paares ift fehr kurz und eng. 


Das gro/se Gehirnhat eine etwas Iadehichiige Ge 
ftalt als bisher. N 


\w 


Die Hirnganglien find bedeutend gröfser als die 
Vierhügel: mit glatten, geraden innern Flächen ein- 


ın 


ander entgegengewandt, aber nirgends verwachfen. 


Vor ihnen liegt die weite Monro’fche, Oeffnung. 
Darauf folgt eine Stelle, an.welcher die Hirnhälften 
verwachfen find, und welche dem Bogen, der Schei- 
dewand und dem Balken ent/pricht. Sie ift dreieckig, 
aber ftumpf, unten zugelpitzt.’ Diele Stelle.liegt vorn | 
und unten, ift,breit und kurz und. hat. mit der 

beim vorigen Embryo bemerkten Anordnung nichts 
‚gemein. Hinter ihrem untern Ende liegt .die {ehr | 
deutliche vordere Commiffur. 


. Der innere vordere Schenkel des geftreiften Kör- 
pers ift verhältnilsmäfsig Kleiner geworden, undes 
hat fich eine deutliche Scheidewand zwifchen den bei- 
den Seitenhöhlen gebildet, deren hinterer wulftiger 


Rand der innerfte vordere Theil des geftreiften Kör- 
pers zu feyn fcheint, der mit dem der entgegenge- 
fetzten Seite zufammengefloffen ift, ftatt dafs beim vo- 
rigen Embryo beide getrennt waren. Die 'geftreiften 
Körper beider ‘Seiten hängen mittelft deffelben.zu- 
fammen, allein dagegen erltreckt fich die Vereinigung 
der innern Fläche des geftreiften Körpers mit diefem 
Theile, welcher dem Bogen entfpricht, weniger weit 
nach oben, ftatt dafs er bei dem vorigen Embryo faft 
die ganze Höhe des geftreiften Körpers hatte. Dort 
_ erfchien er alfo als ein Theil diefes Körpers, hier als 
ein eigner, von demfelben getrennter, der fich in dem 
Maäfse von demfelben abfondert, als er zur Bildung 
der ‚Scheidewand beiträgt. Vor diefem Theile. liegt 
‘ein breites Blatt, die durehfichtige Scheidewand; vor 
und darüber der Balken, Diefer ift aber jetzt weit 
kürzer als die Brücke beim vorigen Embryo und 
fcheint nur feinem vordern Theile nach vorhanden 
‚zu feyn. 
"u Die Falten ‚an der innern Wand der .Hemijpha- 
"ren find bedeutend verftrichen. -Die von dem hinte- 
= Theile abgehenden Fortfätze find beinahe  deut- 
licher als diefer, - Jener fcheint zur Bildung des ab- 
_ fteigenden Blattes, welches die Scheidewand .zwifchen 
ER. beiden Seitenhößilen jetzt bildet, verwandt und 
‚ in demfelben Maafse der früher längere Balken hinten 
‚ verfchwunden zu feyn. An der äulsern Fläche des gro- 
sen Gehirns fiuden fich noch, wie beim vorigen Em 
- bryo, quere Furchen, doch find fe niedriger, ftehen 


weiter auseinander und, was fehr merkwürdig ilt, fie 


find zu verfchwinden bereit, ‘indem in fie neue Hirn- | 


fubftanz von der Gefäfshaut abgefetzt"wird, welche, 
wenn ınan diefe abzieht, an ihr feftfitzen bleibt, "wo 
dann: die Windungen erft zum 'Vorfchein kommen. 
‚Auf diefelbe Weife verfchwindet auch die tiefe Furche 
zwifchen dem vordern und hintern Lappen. br 


. Bei Eröffnung der Seitenhöhlen findet man die 
Hervorragungen wie beim vorigen Embryo; nur fprin- 
gen alle, _ befonders aber der mittlere Theil der ‚Län- } 
' genfalte, etwas weniger ftark hervor. 


Sehr’ deutlich erkennt man an der obern Hälfte - 
des vordern, hohlen Randes des grofsen Ammonshorns, 
welches in: feinem ganzen Verlaufe hohl und’ unten 
nicht angeichwollen, fondern ftumpffpitzig'geendige 
jfty: den zarkigen Saum, an welchem das Gefäfsge- 
flecht. auffitzt. ' Der beträchtliche Eindruck’ am 'vor- 
dern untern Ende des hintern Horns ift verfehwun- 
den und fcheint fich nach aufsen gewandt zu haben. 
Daher erftreckt fich diefes unten 'beträchtlich weiter 
nach vorn. : Eine Folge hievon fcheint' zugleich! eine 
vorher nicht bemerkbare quere Vertiefung, die vom 
hintern Rande des hintern 'Horns zu ‚deffen rap 
vordern Ende verläuft, zu feyn. 


..... Der gefireifte Körper ft in feinem: vordern Ende 
beträchtlich dicker als in (einem: übrigen Verlaufe, mit 
einer glatten Oberfläche verfehen und in feiner ganzen 
Höhe von dem Hirnganglion getrennt. 


$. 39. 


$. 39. 

. Bei einem Embryo von ungefähr fechszehn bis 
achtzehn Wochen 2); deffen Länge vom Scheitel: bis 
zu den Zehenfpitzen fieben Parifer Zoll beträgt, ift der 
mittlere oder 'Rückentheil des Rückenmarkes ver- 
hältnifsmälsig bedeutend fchmaler, indem er fogar ab- 
folut nicht dicker ift als beim vorigen Embryo. Da- 
gegen find die Anfchwellungen dicker. Die mittlere ift 
hier verhältnifsmälsig zur untern etwas dicker als 
beim vorigen Embryo, zieht fich fchon höher oben 
zufammen und hört auf dem er/ten Heiligbeinwirbel ' 
auf, wo fie in den Faden übergeht. ' Deutlich ent- 
fpringt das letzte Heiligbeinnervenpaär etwas höher als 
der letzte Lendenwirbel. h 

Verfchiedenheiten des Gehirns find vorzüglich 
folgende: 

1) Sind die Pyramiden und Oliven verhältnifsmä- 

{sig beträchtlicher; 

2) der Hirnknoten ift von vorn nach hinten be- 
trächtlich breiter und etwas dicker, daher ftär- 
ker von jenen Erhabenheiten abgefetzt. 

3) Das kleine Gehirn ift, befonders in der Mitte, 

tiefer und vielfacher gefurcht, die Seitentheile 
find ftärker angefchwollen, aber in ihrem hintern 
und äufsern Theile noch durchaus nicht gefurcht. 


" Das ganze ilt verhältnifsmäfsig grölser und höher. 
Das kleine Gehirn zerfällt auf jeder Seite in 
vier Theile, die von einander,durch tiefe Fur- 


DEI —mM 
N. d. Archiv. I. ı. G 


? 


De a a ir 20 


chen abgegränzt find. Der vorderfte,  höchfte 
und anfehnlichfte ift quergefurcht. Ex entfpricht 
dem vordern Lappen. Der zweite, hintere, bei- 
nahe eben fo grofse, ift gar nicht gefurcht, glatt. 
Er entfpricht dem hintern obern, hintern untern 
und viereckigen Lappen, die durchaus noch nicht 
von einander getrennt find, Hierauf, folgt ein 


weit. kleinerer, der nach aufsen etwas weiter 
reicht, als der vorige, hinten ihn unbedeutend 
überragt, aber nicht, überhaupt nirgends, von ihm 


bedeckt wird, gleichfalls glatt ift, und den Man- 


deln entfpricht. Der vierte, unterfte Theil ragt 


am weitelten nach aufsen. Er bildet ein dünnes, 


“aber breites Blatt, welches in feinem äufsern 


'Theile breiter, aber dünner, in der Mitte fchma- 
ler, aber dicker, überall ungefähr horizontal ift. 


„Die ‚nähere Unterfuchung diefer Theile zeigt, 


dafs hier zwei Platten, eine obere und eine un- 
tere, über einander liegen. _Die’ obere ift weit 


_, dioker und anfehnlicher. _Sie ftellt die Seiten- 


Jäppchen. nebft dem Markjegel und dem Knöt- 
chen dar. Die untere Platte, unter welcher auf 


. der Seite der Hörnery austritt, heftet fich mit 


ihrem vordern Rande an den innern und .obern 
Rand der ftrangförmigen Körper und überhaupt 
den hintern Rand der vierten Hirnhöhle an und 
Bielst mit der gleichnamigen der entgegengeletz- 
ten Seite zufammen. Diefe beiden Platten gehen 


an ihren hintern Rändern höchft wahrfcheinlich in 
ihrer ‚ganzen Länge in einander. über, _ Ichlager 


Rn 


fich unter einem fpitzen Winkel in einander um, 
Wenigftens finde ich ftellenweife und namentlich 
an den Seiten, cliefe Vereinigung beftimmt fehr 
deutlich,-und da, wo fie fehlt, find die Ränder 
ungleich. 

4) Die Wände der Vierhügel find dicker, die ganze 

” Erhabenheit kleiner, daher die Höhle bedeutend 

nach allen Richtungen verengt. 

.. 5) Die Hirnganglien zeigen keine Spur von Ver- 
wachfung. Sie find bedeutend grölser als die 
Vierhügel, 

6) Die Hemifphären find bedeutend mehr länglich, 
‚alle Vertiefungen weit niedriger, die äufsere 

‘ Fläche ganz glatt, kaum eine fchwache Andeu- 
‚tung der Abtheilung in den vordern und hin- 

“ tern Lappen, Die Längenfurche ‘an der innern 
Wand ilt beirahe ganz verwifcht, nur die vor- 
dern und hintern Fortfätze derfelben find noch 
‚beträchtlich tief, Die Hirnfchwiele ift anfehn- 

r lich lang, dick, liegt ziemlich horizontal, die 

Scheidewand und ihre Höhle, fo wie der Bogen, 

- find vollkommen entwickelt und hängen deut- 

lich mit dem Balken zufammen. Der Bogen ift 

ganz von dem geltreiften Körper getrennt und 

geht zwifchen ihm und dem Hirnganglion in das 

 Ammonshorn über, Der geftreifte Körper und 
das Hirnganglion find in ihrer ganzen Höhe von 
einander getrennt, 

Die Wände des grofsen Gehirns haben fich, be- 

fonders die obern, verhältnifsmäfsig zur Gröfse des 

G2 


400 Sb 2 


Gehirns, aufserordentlich verdickt, die Höhlen find 
däher enger geworden. Zugleich ift die obere Wand 


derfelben völlig glatt, indem die früher ftatt' finden- 
_ den Erhabenhieiten und Vertiefungen verfchwünden 
find. Auch die innere Fläche der innern "Wand ift 
beinahe ganz glatt. ‘Die Ungleichheiten im vordern 
Hornefind weit breiter und niedriger: die hintern noch 
fehr anfehnlich. Man erkennt fie jetzt ganz deutlich 
als grofses und kleines Ammonshorn und Seitenerha- _ 
benheit. Der- Saum ift bedeutend breiter und fteigt 
tiefer herab. Das Ammonshorn wendet fich weiter 
nach vorn und fchwillt an feinem vordern Ende rund- { 
lich an. Ueber dem hintern Ammonshorne, welches 
als einfache Falte, die bis zum hintern Ende der, 
Höhle reicht, erfcheint, findet fich eine, mit ihm an 
'derfelben Stelle abgehende, mehr nach oben gerich- 
tete, kürzere Falte. Das hintere Horn erfcheint noch 
nicht von demvordern abgefchnürt, fondern nur als das 
hintere Ende eines gemeinfchaftlichen weiten Sackeg, 


$. 40: ya 

Bei einem ungefähr fünfmonätlichen, acht Zoll 
langen Embryo ift die Anordnung aller Theile bei- 
nahe ganz diefelbe "). 
"Das Rückenmark hört {chon im letzten Lenden- 


wirbel auf und fängt fchon dem dritten gegenüber an, 


Y 


rl 


1). Von.djefem und. den folgenden Embryonen ‚habe ich keine 
Abbildungen geliefert, weil die [ehr treuen Abbildungen von 
Dollinger und Carss darüber hinlänglichen Auflchluß geben, 


fich- fehr beträchtlich‘ zufammenzuziehen. Die obere 
Anfchwellung‘ fängt etwas höher an, und der mittlere 
Theil des Rückenmarkes ift daher etwas kürzer, übri- 
gens nicht verhältnifsmäfsig dünner zulammengezogen 
‚als beim vorigen Embryo. 

Das kleine Gehirn ift im Wefentlichen noch nach 
_ demfelben Typus gebildet: doch ift es verhältnifsmäfsig 


gen, welche beim vorigen Embryo bemerkt wurden, 
ift noch durchaus ‚ohne Furchen, aber-die dritte liegt 
noch überall zu Tage, ift aber, vorzüglich nach vorn 
und an den. Seiten, merklich fchmaler; die vierte, 
verhältnifsmälsig etwas grölsere, hat noch, dielelbe 
Geftalt. 

Die Wände. der Vierhügel find noch dicker als 
-beim vorigen Embryo, fie felbft verhältnifsmäfsig klei- 
Der ;: die-Halbkugeln noch länglicher, die Theilung in 
‚einen vordern und hintern Lappen wieder etwas merk- 
licher, die Falten an der innern Fläche nach fchwächer, 
ie innere Wand und das vordere Horn beinahe ganz 
tt, noch kein eignes hinteres Horn vorhanden, die 
'Seitenhöhlen aber nach hinten fackförmig fehr bedeu- 
tend entwickelt, das vordere und hintere Ammons- 
horn und die dritte, hintere Erhabenheit find vorhan- 
den, jenes vorn noch beträchtlich angefchwollen, 
alle hohl, die Nebenerhabenheit fchwächer: 

P 9 41. 

© Bei einem ungefähr fechsmönatlichen Embryo 
feicht das Rückenmark nur bis in die Gegend des 
dritten Lendenwirbels. 


etwas gröfser. Die zweite von‘ den vier Abtheilun- 


+ 


ne 


fehr deutlich, aber äufserft eng, fo dafs man ‚fie mit 
dem unbewaffneten Auge kaum fieht. 

Die Halsanfchwellung ift faft um ein Dritttheil 
breiter als die untere. _ Diefe ift noch etwas kürzer 
als beim vorigen Embryo. } 

Das kleine Gehirn ift verhältnifsmäfsig unbedeu- 


Die Höhle in der Mitte des "Rückkhliärkes ift 
} 


tend gröfser. Der hintere obere Lappen enthält an 
feiner obern Fläche und feinem innern Theile einige 
tiefe Eindrücke, erfte Spuren der Abfonderung in die 
grofsen Hauptabtheilungen, aufserdem keine Anzeige, 
eines blättrigen Baues, Er ragt ftärker nach aufsen 
als bisher, und verdeckt den feitlichen Theil der un- 
ter ihın liegenden dritten Abtheilung, der Mandeln, 
&anz. Diefe ift überdies in ihrem äufsern Theile, auch 
abfolut, äufserft gefchwunden, wenn gleich .diefer 
Theil noch vorhanden ift und beim Aufheben des äu- 
fsern Thejles des zweiten Lappens, erfcheint. , In 
demfelben Maafse als diefe dritte Abtheilung, die Man- 4 
deln, nach aufsen fchwinden, entwickeln hie ich ftär- 
ker nach innen und erfcheinen hier jetzt era die 
Mitte zuerft rundlich. (A 
° Die vierte Abtheilung, die Seitenläppchen, ife \ 
gleichfalls bedeutend verändert. Hier ift der äufsere 
Theil dicker und rundlich geworden, und fpringt, 4 
wenn gleich nicht fo fehr als fonft, doch noch be- 
trächtlich hervor; der innere ift kürzer und dicker, 
weniger plattenartig geworden und ganz unter dem | 
Zweiten und dritten verborgen. Im Ganzen hat er 
jetzt [chon ganz die Geltalt die er fpäter behält, doch 


j 
| 


m ; 103 
find’ dieVSeitenläppchen noch glatt und das Markfegel 
it verhältnifsmäfsig, ja abfolut, weit dicker als fpäter- 
hin. Zugleich ift jetzt die untere Platte bedeutend 
verkleinert. Ihr äufserer Theil ift ganz verichwun- 
den; ihır Zufammenhang mit den Seitenläppchen und 
dem Markfegel ganz vernichtet, und fie erfcheint nur’ 
noch als eine dünne Brücke, die fich, über den hin- 
terften Theil, der‘ vierten Hirnhöhle weg, von dem in- 
nern Rande des einen ftrangförmige Körpers zum an- 
dern als ein zartes Markblatt, welches dicht unter dem 
Adergeflechte der vierten Hirnhöhle liegt, erftreckt. 

“ Das kleine Gehirn zeigt fehr deutlich auf dem 
fenkrechten Durchfchnitte die Theilung in die gewöhn- 
liche Anzahl von Lappen; nur find die Einfchnitte 
derfelben noch weit weniger tief als in [pätern Perio- 
den, und die Veräftlung ift auch in Hinficht auf üg 
Zahl der Zweige weit unvollkommner. 

Die Pierhügel find 'verhältnifsmäfsig etwas Idei- 
, doch ift ihre Höhle von oben nach unten immer’ 
Boch anfehnlich. 
F Die Hirnganglien find faft in ihrer ganzen innern 
Fläche unter einander verwachfen. Die’ Zirbel’er- 
feheint noch als eine blofse Falte zwifchen ihnen und 
den Vierhügeln,, deren vordere und hintere Wand aber 
weit dichter an einander liegen als bisher. 
Die Geftalt der Hemifphären fängt an bedeu- 
tend rundlicher zu werden alsin den letzten Perioden. 
 Dieinneren, einander zugekehrten Flächen der in- 
nern Hemilphärenränder find faft ganz glatt. Dicht 
über dem Balken ericheiut der Eindruck, welcher 


104 m 


‚durch; das Ueberragen des untern Randes der Hemi- 
{phären über feine Seitentheile das ganze Leben hin- 
durch bewirkt wird. Ueber demfelben verläuft, un- 
gefähr: in der Mitte der Höhe diefe Wand eine kurze, 
"ehr flache ‚Längenvertiefung, wahrfcheinlich einUeber- 
bleibfel der mehrern, früher vorhandnen fenkrechten, 
weit anfehnlicheren Vertiefungen. Gegen das vordere 
Ende liegen eigne, etwas beträchtlichere, nach vorn 7 
gewölbte Furchen, gegen das hintere Ende, über den 
Balken hinaus eine fenkrechte, eine beinahe horizon- 
tale und, weiter nach vorn, unter dem Balken: am 
hintern Lappen eine von oben und hinten nach vorn 
und. unten abfteigende., Jener vorderen Furche ent- 
{pricht in der, Höhlenfläche der innern Wand keine 
Erhabenheit: diefen. die drei fchon bekannten, das 
grofse und kleine Ammonshorn und die obere mitt- 
lere Erhabenheit, welche aber beinahe ganz verftri- . 
chen ift,. fo wie auch die ihr entfprechende Furche 
die geringfte Ausdehnung, hat. = 


Das vordere und hintere Ammonshorn Siefsen 
nicht mehr zu einem zulammen, fondern find durch 
eine kleine, wenn gleich flache Einfchnürung von ein- ' 
ander getrennt. Das hintere Horn ift zwar noch weit- 
und fackförınig, allein doch mehr länglich und er- 
fcheint mehr als bisher. als eine eigne Erweiterung. 
Beide find ganz, glatt, aufser ihnen findet fich, die ' 
deutliche Markleifte ausgenommen, keine Spur der 
früher vorhandenen Erhabenheiten und namentlich der 
-emimeniia collateralis. 


Der Balken ift beinahe fo lang als beim Erwach- 
fenen: allein noch ‘äufserft dünn. Senkrecht durch- 
 Ichnitten bietet er das von Herrn (Carus angegebene 

wellenförmige Anfehen dar. 
| Die Scheidewand und der Bogen find anfehnlich, 
die Schenkel .des letztern breiter, weiter auseinander 
ftehend als fpäterhin. Die Höhle der Scheidewand 
ift weit anfehnlicher in allen Richtungen als fpäter 
und da, wo ihr unterer Rand in den hintern über- 
geht, fcheint fie fehr. deutlich nicht verfchloffen, fon- 
‚dern mit dem untern Eude der Monro’fchen Oeffnung 
zufammenzuflielsen, fo dafs alfo auch hierdurch. eine 
anfängliche Communication aller Hirnhöhlen wahr- 
-feheinlich würde. 

Der Riechnerv ift zwar noch deutlich hohl, doch 
ift feine Höhle bedeutend kleiner und nach hinten 
‚blind geendigt, fo dafs alfo kein Zufammenhang zwi- 

- fchen ihr und der grofsen Seitenhöhle mehr ftatt- 
k findet, Der Hergang der Entwicklung ‚deffelben ift 
 alfo, wenn (diefes beftändige Bedingung ift, derfelbe, 
ald bei der Scheidewand, indem bei beiden eine Höhle, 
die anfänglich nır ein Anhang der grofsen Hirnhöhle 
Er: fich allmählig von ihr fo abfchnürt, dafs fie 
delbft offen‘ bldbt, und fich ihr gegen die grofse 
Höhle gewandts Ende verfchliefst, nur mit dem Un- 
- terfchiede, dafsdie Höhle der Scheidewand das ganze 
Leben hindurch befteht, während die Riechnerven- 
| ] öhle fchon friı verfchwindet. Ganz ähnlich’ ift der 
Verlauf der Obiteration der Verbindungsröhre zwi- 
fchen dem Bauchiell und der Scheidenhaut des Hoden. 


; 94% \ 
Das Rückenmark eines ungefähr fiebenlöbatlichens 
Fötus bietet keine wefentlichen Verfchiedenheiten dar, 
nur ift es noch etwas kürzer, weil das untere Ende 
der :untern Anfchwellung etwas höher heraufge- 
rückt ift- Sehr deutlich find immer noch auf der 
hintern Fläche zwei Stränge, welche fowohl von den 
Seitentheilen des Rückenmarkes, als unter einander, 
letzteres noch ftärker, durch eine longitudinale Furche 
abgefondert find und deutlich bis zur Mitte des Rü- 
ckenmarkes wahrgenommen werden. Von hier an 
werden fie allmählig breiter, die Furche zwifchen ih- 
nen tiefer. Endlich fchwellen fie oben, dem hintern 
Ende der Oliven gegenüber, beträchtlich an und bilden 
ein Paar nach vorn divergirende, länglichrunde Erha- 
benheiten, welche den innern Theil der hintern Wand 
der Hirnhöhle bilden und vor welchen die Querbrücke, 
das Ueberbleibfel der unterften Platte des kleinen Ge- 
hirns, liegt. Die hintere Furche zwifchen ihnen 
dringt aber dennoch nicht bis zur Höhle des Rücken- 
marks. Nach aufsen von diefer Erhaberheit liegt eine: 
zweite, 'gröfsere, die der Länge nach wieder einmal 
in zwei Hälften, von denen die inner> weit kleiner 
als die äufsere ift, zerfällt. Zu dieer Erhabenheit 
fchwillt der zwifchen dem äufsern Rande des eben 
befchriebenen Stranges und der Inferton der hintern 
Wurzeln der Rückenmarksnerven befindiche Theil der 
kintern Rückenmarkhälfte an. 
Eine dritte liegt mehr zur Seite ia nach unten, 
zwifchen diefer und dem hkintern Thele der Pyrami« 


DEE 


den, hinter dem Olivenkörper. Sie hängt unmittel- 
barer mit dem zwifchen den Reihen beider Wurzeln 
der Rückenmarksnerven befindlichen "Theile des. Rü- 
ckenmarkes zufammen. Die Pyramiden felbft erfchei- 
nen vorzüglich als der ängefchwollene mittlere und 
untere Theil‘ des untern Rückenmarksftranges. 

Am kleinen. Gehirn, deffen verhältnifsmäfsige 
Gröfse ungefähr diefelbe als beim vorigen Fötus ift, 
find jetzt, mit Ausnahme der Mandeln, alle fpäter 
mit einer ungleichen Oberfläche verfehenen Theile, auch 
die -Seitenläppchen, gefurcht. _Das Markfegel ift jetzt 
verhältnilsmäfsig dünner und breiter, fo dafs die halb- 
mondförmigen Klappen nun die Geftalt haben, welche 
fie beltändig zeigen. Der äufsere, fchon beim vorigen 
Fötus dünner gewordene Theil der Mandeln ift ganz 
verfchwunden. Die Seitenläppchen und die Mandeln 


‚ find verhältnifsmälsig kleiner und weniger ftark her- 


vorragend als früher, wenn fie gleich noch verhält- 
nilsmälsig grölser find und freier liegen, als in fpä- 
tern Perioden, 


Die hintere'obere Hälfte des Seitentheiles des klei- 


nen Gehirns hat fich befonders ftark nach hinten und 


aufsen entwickelt; doch ift immer noch der mittlere 


Theil verhältnifsmäfsig länger und höher als bei vol- 


lendeter Entwicklung, daher der hintere Einfchnitt 
zwifeien beiden Seitenhälften breiter und flacher als 
nachher. Eben fo ift das kleine Gehirn verhältnifs- 


mälsig zu feiner Breite von vorn nach hinten länger 
als fpäterhin, 


408 ae 


"Die Hemifphären find verhältnifsmäfsig mehr hoch 
als lang. Der‘hintere Lappen reicht unten etwas-wei- 
ter nach vorn und ift etwas ftärker von dem vordern 
abgefetzt. Eben fo ift der unterfte kleine Theil’ des 
vordern Lappens, welcher das grofse vordere Hirn- 
ganglion bildet, von dem obern dadurch ftärker. ge 
fondert, dafs diefer jetzt nicht -mehr allmählig, und 
durch eine von vorn nach hinten auffteigende Ab- 
dachung in ihn übergeht, fondern fich hier ein recht- 
winkliger, nach innen umgefchlagener Wultt, 'ein 
plötzlicher Abfatz, findet, eine beftändige Bedingung, 
die fich fpäterhin immer ftärker entwickelt, fo dafs 
endlich diefer untere Theil durch das Vorwärtswachfen 
des vordern Endes des hintern Lappens und das Her- 
abwachfen des obern und vordern Theiles des obern 
ganz verdeckt wird. 

Die Zahl und Tiefe der Windungen hat fich nur 
unbedeutend vermehrt. Die Anordnung des ganzen | 
grofsen Gehirns ift überhaupt faft völlig diefelbe als 
im vorigen Fötus. Die Dicke der Wände und die 
Weite der Höhlen ift faft diefelbe; nur ift das hintere 
Aınmonshorn 'verhältnilsmäfsig weit fchwächer. 

Hiermit fchliefse ich die einzelne Befchreibung 
der Gehirne aus verfchiedenen Perioden, um-im fol- 
genden Hefte nach den hier gelieferten "Thatfachen die 
Darftellung der Besen äunb der verfchiedenen Theile 


für fich zu liefern. 


U 


II. 


Rp a 


aber 77 A 7 Ar ER 2 u Au a 25 


= 


„Von. i 
- John Ba. #, RRRITET 
isi.1n, (Einem Bruder des berühmten Humphry Davy), 0.1 


wer —,Erlter Abl[chnitz, 


Weber den Grad der Wärme ii de, 
" Wärmecapacität des arteriöfen und 
an nr ‚venöfen Blutes. 


en die Phyhologie weiter zu bringen, kommt es 
ehr viel darauf an, das Verhältnifs der Wärme und 
der Wärmecapaeität des arteriöfen und venöfen Bla- 
zu unterfuchen und auszumitteln, weil hierauf 
die Theorie der thierifchen Wärme beruht !). 
nn Allgemeinen nimmt man keinen bedeutenden 


B nterfchied zwifchen dem Wärmegrade des arteriöfen 
2 PU ai dw f z a r ‘ 


eo) Tentamen experimentale quaedam de un complectens, 
. quod pro gradu doctoris fummisque in medicina honoribus ao 
" privilegiis eruditorum examini [ubjieit Ioannes Davy, Anglo- 

u Cornubienlis ‚Soc. reg. lond, fod. Soc. reg. med, edin. foc. ex- 

I traord. et ejusdem nuper praeles annuus, Edinburgi 1814. 

1) Colemau on fulpended animation. Ari mehrern Stellen. 


‚ und des venöfen Blutes an und glaubt, nach den Ver- 
fuchen von Colemun und Cooper, dafs, wenn fich ein 
Unterfchied findet, das venöfe Blut wärmer fey als 
das arteriöfe. ) 


ee rechner 


Eben fo hält man auch die fpecihfche Wärme des 


arteriöfen Blutes für gröfser als’die des Venenblutes 


und des Waffers. Die Crawfordichen Verfuche, aus 


welchen er folgerte, dafs, wenn das Waffer an 1.00 
angenommen wird, das venöfe Blut o, 8928, das Ar- 


terienblut dagegen 1. 0300 fey, find hinlänglich be- 


kannt und bedürfen hier keiner weitern Auseinander- 
fetzung. 

Die Verfuche diefer berähmten Männer habe ich 
mit der grölsten Sorgfalt wiederholt, immer aber 
verfchiedene Refultate erhalten. Die linke Kammer 


fand ich wärmer als die rechte, das: arteriöfe Blut ° 


wärmer als das venöfe,. das’ venöle Blut. von dem: ar- 
teriöfen, in Hinficht auf die fpecihfche Wärme ents 
weder gar nicht, oder nur dann, aber auch fo äufserft 
wenig verfchieden, wenn das arteriöfe etwas mehr 
Waller als das-venöfe enthielt., a 
Alle diefe wichtigen Gegenftände hier genau zu 
betrachten, würde zu viel Raum erfordern und ift 
um fo weniger nöthig, da ich darüber weitläuftig in 


einem, der Gefellfchaft zu London vorgelegten Auf- | 


fatze gehandelt habe; ich werde daher hier hauptfäch- 
lich nur die Refültate einiger an Thieren, namentlich. 


Ochfen, ‚Schafen und Lämmern angeftellten Verfuche, | 


mittheilen und vorzüglich das Verhältnifs der Wärme 
des arteriöfen und venöfen Blutes berücklichtigen, 


2 


Bei jedem Verfuche wurde die Droffelader und 
die Kopfpulsader etwas entblölst, ein fehr empfind- 
‚liches Fahrenheitifches Thermometer, ungefähr einen 
Zoll weit, in die geöffnete Vene eingebracht, in den 
Strahl des arteriöfen Blutes dagegen nur eingetaucht. 
Die Refultate einiger Verfuche enthält die folgende 
Tabelle. Die atmosphärifche Wärme fehwankte zwi- 
fchen 60 — u“ Fahrenheit. . 


I. Lamm. 


Verfuch ı. Venöfes Blut 16%, 5. Arteriöfes Blut 104.0. 


BEN 2 Die = LIQANDS PS va 105: 0, 

er — 7040. — 105.0. 

— 4. —193.5..— — 105.0. 

a) 5 PTR — 104.0. — — ..105.0, 
DT. Schaf. 

Verfucchr.. — — 103.5. — — 104.5, 
Am aan. — 1049. 
gan 03:0.) — 104.0. 
r a IL Ochs, | 

'erfuch I...— . —. 100.0,  ,— m TOL-5. 
Ba N 791,0. “ces — 101.0, 


„,. Ferner liefere ich hier einige Beobachtungen über 
das Verhältnifs zwifchen der Wärme beider Herzhälf- 
ten. Die Verfuche wurden fehr fchnell nach dem 
Bor. des Thieres angeltellt, fo dafs häufig die Vor- 

öfe fich noch zufammenzogen. Durch einen kleinen 
Einfehnitr wurde das Thermometer in die Kammern, 
dicht an der Grundfläche derjelben, und an derfalbeu 


Stelle eingebracht, zugleich der Wärmegrad des Maft- 


darms unterfucht. Das Refultat dreier, an Lämmern, 


die ungefähr vier Monate alt waren, angeltellter Ver- 
fuche ift folgendes. \ 


1. 
Wärme des Maftdarms 104.0, 
Wärme der rechten Kammer 105.5. 
Wärme der linken Kammer 106.0. 


Oo 


2 
Wärme des Maftdarms 105.0. 
Wärme der rechten Kammer 105.0. 
Wärme der linken Kammer 106.0. 


3 
Wärme des Maftdarms 105.0. 
Wärme der rechter Kammer 105.5. 
Wärme der linken Kammer 106.0. 


Diefe Verfuche wiederholte ich anlmehrern Thie- 


ren und immer mit demfelben Erfolge. _ Der Wider- 


fpruch zwifchen ihnen uud denen von Coleman und | 
Cooper ift fchwer, ja unmöglich auszugleichen und 


ich mag es daher lieber gar nicht verfuchen, 
Wir gehen jetzt zur Betrachtung der fpeeififchen 
Wärme des Venen-und Arterienblutes über. _ 
Man hat zwei Methoden um die fpecihifche Wär- 


me der Flüfsigkeiten zu erfahren, die eine ift von 
Herrn Meyer, die äudere vom Doctor Crawford. , 


Bey jener, der einfachern und genauern, beobachtet 


man die Zeit, in welcher gleiche Maffen von einem 
höhern | 


— 113 
höhern zu einem hiellern Wärmegrade abgekühlt wer- 
den und dividirt diefe Zeit mit der Zahl der fpecifi- 

{chen Schwere: Diefe befteht darin, dafs man gleiche 
| Maäffen einer Flüffgkeit, aber von verfchiedener Wär= 
me unter einander mifcht, und nun den fogleich ge- 
fundenen Wärmegrad mit der Zahl‘ der fpecikfchen 
Schwere dividirt. 

Ich habe beide Methoden verfucht, obgleich ich 
die erfte für die beffere halte und- deshalb die durch 
fie erhaltenen Refultate jetzt zuerft anführen werde, 

Eine dünne Flafche, die ungefähr 3006 Gran 
Waller fallen konnte, wurde abwechfelnd mit Venen: 
und Arterienblute, das aus der Halsvene ünd Carotis 
genommen war, angefüll: Als das Blut geronnen 
war, Wurde das Gefäls in Wafler von. 140 Grad 
Wärme getäucht und fo lange darin ftehen gelaffen, 
bis ein, durch die wenig geöffnete Mündung einge- 
rachtes Thermometer auf 120° ftieg; dann fchnell 
abgewifcht und mitten im Zimmer aufgehängt, wo 
ie Temperatur der Luft 69° war. 

41. Die Wärme des Wallers fank yon i86 auf 

0° in ıt8 Minuten, 

9. Die des Arterienbluts in ti$: 

 3.. Die des Venenbluts in rı2 Mihuten, >» 
Die fpecififiche Schwere des Arterienblutes war 

49; des Venenbluts 1651 und daher (jedoch ohne 

ckficht auf die Flafche, weil tiele kaum einen Un- 

rfchied von einem Grade machen kohnhte und auch 

beide diefelbe war) die Ipecihfche Klar (des Ers 

91; des Letztern 99 

"EN, d. Archiv, L H 


Bei Wiederholung diefes Verfuchs nach Graipforasi 
Methode wurden wöllig gleiche Theile.Blut und Waf-, 
fer, von jedem 5 Unzen in einem Maafse  vermifcht. 
Das Blut\war von einem Lamme und der gläferne, 
zur Vermifehung beftimmte Bekälter fo dünn, dafs er. 
der Flüfhgkeit nur. einen Grad Wärme raubte, wie: 
man aus folgendem heht. 


u. A 
N Temperatur des Waflers °. s 718166. 
= des warmen Wallers’ niert 


— ' der Mifchung fogleich . 92. 
—_ nach einer Minute ri gas U 


oO 


_. 


Wärme des Wallers " x 58,0. 


des Venenbluts 3 er 71, DOG , 
N der Mifchung fogleich . , - 810. 
nach einer Minute » » 80,0. 
Mk, er 
Wärme des Wallers e N 580... 
des Arterienbluts 2 106,5. 
der Mifchung fogleich . }. 81,0, 
nach einer Minute 2 . 80,0. 


Da das Blut nach der erften Minute fchon zu 
| gerinnen anfıng, fo beobachtete ich den Fortgang der 
Abkühlung nicht weiter, , Die, fpecififche Schwere; 
des Venenbluts war 1050, des Arterienbluts 1049. 

, Ich ziehe einen Grad Wärme auf Rechnung. des;, 
‘ Gefälses ab, und halte die Wärme - Capacität. bei je-“ 
nem = 95, bei diefem — 94. Hier .geftehe, ich, ı 


x 


-— 115 


dafs diefe Refultate, durch eine etwas unvollkommene 
Methode zu experimentiren aufgefunden, der Wahr- 
heit nur nahe kommen und dafs dies ficher der Fall 
fey, lehrte mich die häufige Wiederholung der Ver- 
fuche. Wenn ich aufgefordert würde, die Wärme - 
‚Capacitäten des Arterien - und Venenbluts anzugeben, 
fo würde ich die erftern, richtiger fcheinenden als faft, 
‚wo nicht völlig, wahr aufftellen, und diefen Glauben 
bekräftigt eine nicht geringe Anzahl von Verfuchen, 
Doch es [chien mir immer, als fey nicht die vollkom- 
men genaue Beltimmung der Wärne-Capacität über- 
haupt der wichtiglte Punet, und als müffe man. 
diele ‚beabfichtigen; fondern ich halte es für weit 
nothwendiger, die relativen Wärme- Capacitäten, als 
Grundlagen der Theorie des Doctor Cramford von, 
der thierifchen Wärme, aufzufinden, denn diefe Stütze, 
ganz auf die höhere Capacität des Arterien- als 
- Venenbluts, , und deshalb ftürzt fie, wie. ich 
ine, und wie es nicht nur die befchriebenen, fonä 
n auch noch fehr ‚vieleandere Verfuche zu bewei- 
n fcheinen, nothwendig zulammen. 


Statt mehrerer Verfuche und vieler Gründe ver- 
E ich die Lefer auf die Ichon angeführte Abhand- 
ung. Bier will ich nur die aus ihr’ hervorgehenden 
et Refultate zufammenltellen. 


"4 ı) Das Arterien - und Venenblut haben gleiche 
Wärme- Capacität. 
2) Die Wärme der linken Herzkammer ift um ı 


> x oder 2: Grade hüher als die der rechtem. 
Ha 


3) Die Wärme der Carotis ift immer“ um einen 


oder mehrere Grade höher als die der Halsvene. 

Ad % 

4) Die Wärme der Theile nimmt ab, je weiter he 
fch vom Herzen entfernen. 


. Was folgt aus diefen Sätzen? . Offenbar fireiten 
hie geradezu gegen die fo deutliche und feine Hypo- 
+ thefe des Doctor Crawford, und wenn nun noch die 
< Verfuche von Andern wiederholt. und mit den mei- 
nigen übereinftimmend befunden würden, fo weils ich 
nicht, ob fie dann nicht mit Recht als völlig vernich- 
tet anzufehen wäre. Wohl ftimmen de fehr gut, mit 
der vom berühmten Black aufgeftellten Theorie zu- 
fammen; diefer fcheinen aber andere, vorzüglich die 
von Herrn Brodie angeftellten neuen Verfuche ent- 
gegen zu feyn. Noch ift das Wefen des Ganzen fehr 
dunkel, und es müffen noch neue und gewählte Ver- 
fuche angelftellt werden, ehe man eine vollkommene’ 
Theorie feftfetzen kann. So lange das Ganze noch 
nicht ficher fteht, glaube ich wenigftens fo viel als’ 
gewils annehmen und aus meinen Verfüchen herleiten 
zu können, dals die thierifche Wärme ‚vorzüglich’dem 
Arterien - Blute anhänge, ihr Urfprung dey nun auch 
welcher er wolle, fie mag in den Lungen durch die, 
Bildung der Kohlenfäure oder im ganzen Körper durch. 
die Lebensthätigkeit felbft. entitehen. 


a7 117 


Zweiter Abf[chnitt. 
Ueber die Gerinnung des Bluts. 


Die Gerinnung des Bluts ift feine Haupteigen- 
fchaft, die zwar fchon viele Unterfuchungen und Ver- 
‚muthungen erregt hat, die aber dennoch wenig ver- 
‚ Itanden wird, Die Veränderung fehen wir, aber ihre 
_ Urfache wiflen wir nicht. Die Veränderung ift der 
 Uebergang des Faferftoffs aus dem flüüftgen Zuftande 
in den feften (aus dem Zuftande der Verbreitung zu 
dem der Sammlung und Annäherung), 

Beim Uebergange der Flüffigkeiten in feftere 
Formen ift Wärme - Erzeugung eine allgemeine Erfchei- 
nung. ‘Man kann alfo von vorn herein bei der Ge- 
zinnung des Bluts vermehrte Wärme erwarten; auch 

giebt wirklich Fowreroy an, er habe dies {elbit bis 
auf viele Grade am Thermometer beobachtet. Doch 
iteten den Johr Hunter, dielen forgfältigen Beob- 
hter der Natur und trefflichen Phyfiologen, feine 
Blute der Meer- Schildkröte (eines kaltblütigen, 
fo dazu fehr paffenden Thieres ) angeftellten Ver- 
che zu einem ganz, andern Refultate, und er fagt *) 
„bei der Gerinnung des Bluts entwickelt fich keine 
Wärme.“ Die Doctoren Thom/on und Gordon, wie 
ich in den geiftreichen phyfiolögifchen Vorlefungen | 
des letztern gehört habe, Ichlieisen nach einigen Ver- 
chen, in welchen fie den Fortgang der Abkühlung 
ährend des Gerinnens verzögert und felbft völlig 


— 
1) 3. Hunter on the Blood pn. 22. 


1 1 8 ii 


ftillftehend, fahen, gegen Hunter auf Wärme - Er. 7 
zeugung. y R 

Die aus diefen Abweichungen der Schriftfteller ” 
entftehende Ungewilsheit bewos mich, die Buche von) 


diente mir das Blut von Lämmern. Dies that ich in” 
eine dünne 8.5 Uuzen Waller faffende Flafche, welche’ | 
ich, fobald fie voll war, fchlofs, nachdem ‘ich ein. 
“ empfindliches Thermometer hinein gehängt hatte, 


2 

Wärme des eingefüllten Blutes fogleich. 104,0. 

"Nach ı Minute ) Anfang der 103.5. 

FRA Vase ? Gerinnung ' 102.5. 

Kraul Megkghli _ — — 102.5. 

a — 7 102.5. 

- 5. - — — .— 102.0. 

N — —_ — 101.75. 

ZEN — _ 101.5. 

ENCHBT Te _ — — 101.0. 

OR = _ — — 100.5. 

ut 1 BAR —_ — — 100.0, 

SAME na = a RE LSER 
Ko Walk — mr KOBROHME 


Diefer Verfuch wurde im Schatten unter freie 
Himmel an einem ruhigen heitern Tage bei 67° Wär- 
me der Luft angeftellt. Zu derfelben Zeit machte‘ 
ich auch den folgenden, welcher nur darin von jenem 
abwich, dafs das Thermometer in den obern Theil des 
jetzt geöffneten Gefälses gehängt wurde. 


N 


{ 2. 
Wärme des Bluts  — — — 103.00. 
Nach ı Minute — — — 103.00. 
m R ! Anfang d.Gerinnung 103.00. 
“u - 
rd - — —_— — 103.00. 
udn e _ _— — 102.75. 
" - 6 - on, = — 102.50. 
-..7 - _— _ — 102.00. 
RT) . — — — ‚99.00. 
AT - — — — 96.50. 


Auf den erften Blick fcheint der fo lange Still- 
ftand des Thermometers eine die Wirkung der Ab-, 
kühlung aufhebende Wärme. Erzeugung zu beweifen. 
Doch eine forgfältige Erwägung aller der Urfachen, 
welche diefe Erfcheinung veranlalfen können, zeigt 
an, dals diefe nicht nothwendig fey. Deshalb wieder- 
holte ich aufs Genauefte die erftern Verfuche, nahm 

aber ftatt des Blutes Waffer, und fchlols nun fo: ift 

der Erfolg der Verfuche derfelbe, dann hängt der 

Br des Thermometers offenbar von einer andern 
„Urfache als der Gerinnung des Blutes ab; finde ich 
‚dagegen das Sinken des 'Thermometers regelmäfsig, 
‘dann kann ich den Stillftand ficher aus der erzeugten 
Wärme herleiten, 


4, 
Wärme des Walfers — _- — 102.0. 
Nach ı Minute _ — —- 102.0. 
rag - — — — 1020, 
an - — — — 101.5. 
| ng - _— — — 101.0. 
re 5 ji Fr se > 2, 


nis! RR? 
- Wärme des Wallers — m 106.5. 
Nach ı Minute — Dr — 106.5. 
An: - _ — — 106.25. 
ARE “ — — 105.75. 
REAL T _— — — 125.25. 
. 5 . _ = — 194.75. 


Je 
Jetzt ftiex bei übrigens gleichen Umftänden das 


im Mittelpunkte ‘109 zeigende Thermometer fogleich 


auf 102, wenn ich es fchnell nach unten hinabfenkte, 


Hieraus wird es klar, dafs die für Wärme-Er- ' 


zeugung bei Gerinnung.des Bluts aufgefuchten Grün- 
de für fchwach oder nichtig zu halten feyen. Wahr- 


fcheinlicher ift es, dafs der Stillltand des Thermome- | 


ters hauptfächlich , wo nicht ganz, von der Wärme 


abhing, welche aus dem heifsen Grunde der Flafche 4 
- und der Tiefe des Waffers nach oben hinauflteigt,. 


In der Hoffnung, alle Dunkelheit zu entfernen, 
machte ich noch folgende Verfuche: 


Da.die Haupt- Schwierigkeit in der Eronaöglich 3 


durch die Luft verurfachten) zu fchnellen Abkühlung 
beftand, fo wickelte ich die Flafche in viele lockere‘ 
Wolle, als einen fehr fehlechten Wärmeleiter, ein, 


bedeckte fie mit einen Deckel aus Kork, brachte ° 
durch ein Loch in deffen Mitte das Thermometer ein, 


! und füllte das Gefäfs mit Waller von 108° Wärme, 
Sohald dann das Blut zu fliefsen anfıng, leerte ich 
die Flafche und füllte fie fchnell mit Arterienblut vom 


N 


nen 421 


Lamm. Sogleich ftiesg das Thermometer auf 1045, 
ftand auf diefem Punkte 5 Minuten lang, alfo weit 
über die Zeit der Gerinnung hinaus, und erft nach 
‚10 Minuten fank es um einen halben Grad, . ‘ 
Sicher glaube ich aus diefem allen folgern zu 
können, dafs bei der Gerinnung des Bluts fehr wenig 
oder gar keine Wärme entwickelt werde. Fragt man, 
ob dies eine Ausnahme von dem allgemeinen, oben 
angefährten Gefetze fey? fo fage ich nein. ‚Schon 
lange weils man, dafs die fogenannte Gerinnung des 
_ Bluts blos eine Gerinnung des Falerftoffs fey, diefer 
'ift aber unter den 4 Theilen, aus denen das Blut be- 
fteht, der kleinfte und im Blute des Lammes nur 
etwa 35 der ganzen Maffe, wie ich durch Verfuche 
weils. Ferner, obgleich die Gerinnung fchnell ge- 
fchieht, fo ift doch jene vom Zufammentreten der 
Theile abhängende Zufammenziehung oder Verdich- 
tung träge und erfordert viele Stunden zu ihrer Vol- 
lendung. Wie gering mufs alfo demnach der Wärme- 
grad feyn, der fich nach den Gefetze entwickeln kann ? 
Gewils für unfre Werkzeuge zu fchwach, und es 
wäre ein Wunder, wenn man ihn auffände. 
Weil derfelbe Faferftoff im Arterien - wie im Venen- 
‚blute befindlich ift, fo find auch die aus dem Vorigen 
gezogenen Schlüffe auf beide gleich anwendbar. WUebri- 
gens frelle ich noch folgende Fragen auf: ft die Ge- 
innung in beiden ähnlich? erfolgt fie in gleicher 
Zeit? ift der Grad der Zufammenziehung derfelbe ? 
Zur Löfung diefer Fragen find eigne Verfuche nöthig 
und ich hahe- fie folgendermafsen angeftellt; 


Unfer erftes Augenmerk fey die Zeit der Ge- 
-timmung. Das Blut der Länmer diente wieder zu den . 
Verluchen, und zwar beide Arten deffelben aus Einem 
Thiere, au$ der Halsvene das Venen-, aus der Carotis. 
das Arterienblut. Beide wurden in demfelben dün- 
nen, drei Unzen faffenden \Glafe aufgefangen, ‘Das | 
Thermometer ftand unter freiem Himmel, im Schat- - 
ten (wo ich alle Verfuche machte) auf 70. 


. 4: 

Nach 4 Minuten fing, die Gerinnung des ‚Venen- 
bluts deutlich an, und nach 6 Minuten war fie vol- 
lendet und feft, h 
! Nach ı2 Minute fing die Gerinnung des Arte- 
rienbluts an, nach zweien war es mälsig feft, nach 
dreien erfchien fchon Blutwaller. RR! 


% | 
Nach 2 Minuten ‚ns das Venenblut an dicht zu a 
werden, und nach 2% war es feft. 
“Das Arterienblut fing fogleich an und war nach | 
einer Minute feft. 
ei, ee 
Das Venenblut war nach 2 Minuten leicht ge- 
ronnen, das Arterienblut nach einer Minute.fchon 
feft. | 
Nach diefen und andern Verfuchen, welche ich 
der Kürze wegen übergehe, fcheint das Arterienblut. 
Ichneller als das Venenblut zu gerinnen. 
Ueber den Grad der Zufammenziehung eines je- 
den habe ich zwar keine ausgefuchten Verfuchege- | 


a | 123 
macht, fondern ihn nur nach dem Augenmaafse be- 
Stimmt, doch ift foviel ‘gewils, dafs jedesmal nach 
mehrern Stunden das Venenblüt weicher und weniger 
' zufammengezogen befunden wurde. 

Da ich von den Verfchiedenheiten des Arterien - 
und Venenbluts rede; fo halte ich dies für den Ort, 
noch eine andere Erfcheinung zu erwähnen, nämlich 
die gröfsere Flülfigkeit oder Diünnheit des Arterien- 
bluts. Diefe ift ganz’ augenfcheinlich und auch fchon 
früher von Dr. Crawford beobachtet worden; wahr- 
fcheinlich hängt fie vorzüglich von der gröfsern Schnel- 
ligkeit diefes Bluts, im Vergleich mit dem Venen- 
blute ab. 

' Die Gerinnung des BlJuts zeigt mancherlei Ver- 
fchiedenheiten nach dem Alter und Gelundheitszuftande 
des Thiers, ‘wie auch nach dem Einfluffe und ‘der 

- Wärme der Luft. Foureroy bemerkte, dafs der Fa- 
 Terltoff im Blute des Fötus fich nicht gänzlich abfetze 
- und feft vereine; ingleichen‘, dafs das Verhältnifs die- 
des Theils fteige und feine eigenthümlichen Eigenfchaf- 
ten fich vervollkommnen, wenn fich das Thier der 
- Maännbarkeit nähert. Etwas Aehnliches habe ich am 
Blute des Lammes gefehen; nämlich ‘der Faferftoff 
 ift in geringerer Menge vorhanden und weicher als 
im erwachfenen Schafe. Sehr merkwürdig find die 
Veränderungen des Faferftoffs als Wirkungen von 
Krankheiten, und befonders der völlige Mangel an 
Gerinnbarkeit, wie dies bei zu Tode gejagten. oder 
durch den Blitz oder elektrifchen, Funken getödteten 
Thieren bekannt ift; oder eine viel langfamere und 


\ 


Pr 


Ichwierigere Gerinnung , wie bei, heftigen Entzündun-, | 


gen, wo.fie zuweilen (wie der treffliche, leider der 
Wilfenfchaft zu früh entriffene Heie/or beobachtet hat) 
über eine Stunde Zeit erforderte, und fo, indem fich, 


wie er meint, ‚wegen diefer langfamen Gerinnung die 
‚rothen Teilchen fenken, die den Aerzten fo bekannte 


lederartige Oberfläche erzeugte. ‘ Die Gerinnung des 
Faferftoffs fcheint, nach Heıe/ons Verfuchen, auch 
durch die Kälte und viele Salze verzögert, im, 


. Gegentheil durch Wärme, Luft, mehrere Salze und 


Säuren befchleunigt zu werden *). Doch gerinnt es, 
nach John Hunter, im luftleeren Raume fchneller 
als in freier Luft ?). 

Wohl weils ich, dafs es in Edinburg einige fehr 
achtungswertbe Phyliologen giebt, welche gegen diefen 
von Hewfon angegebenen Grund Einwürfe gemacht 


haben. Sie fagen: es gebe Fälle der Art, wo die Ge- 


xinnung nicht nur fchnell, fondern felbft fchneller 


als gewöhnlich gewefen fey. Dies ift zwar unwahr-. 


fcheinlich, aber ich läugne es nicht, denn wir lernen 
ja alles aus der Erfahrung, und die Bekanntmachung 
folcher Beobachtungen mit der vollftändigen Befchrei- 
bung ‚des Falles ift fehr zu wünfchen und, um zu über- 
zeugen, nothwendig. Doch zugegeben, dafs es fo fey, 


was folgt daraus? Gewils nicht, dafs diefe Erfchei- 


nung niemals. gleichfam mechanifch durch langfame 
Gerinnung entltehen könne. 


1) Hewfon on the Blood part. I. p. 7% 
a) Huuser on the Blood p. 22. 


| 


nn 18 5 


Hewfon beobachtete auch, dafs bei einem ge 
fchlachteten Thiere das zuletzt ausfliefsende Blut früher 
als das zuerft gefloffene gerinne "). Hey läugiiete dies 
und ‚verficherte das Gegentheil gefehen zu haben ?), 

Meine an Lämmern und Schafen angeftellten 
Verfuche ftimmen völlig mit denen des Erftern über- 
ein. Ich werde hier von einigen den Erfolg angeben. 
Gläferne Gefäfse nahm ich wie oben. Die Wärme der 
Luft war 68°. In dem einen Gefäfse fing ich das 
zuerft, im andern das kurz vor dem Tode Niefsentle 
Blut auf. 

1- - 

Beim Schafe war nach 2° Minuten das erftere 
Blut faft geronnen, das letztere eben fo feft fchon 1 in 
ız Minute. 

9. 3. und 4. 

" Diefe drei Verfuche an Länttidfn. geben falt 
N da Refultate. Die erfte Blutmaffe gerann in ei- 
ner Minute, die letztere in einer halben Minute. 

“  Diefe und Hewfons Verfuche fcheinen eben fo 
wie die von Herrn Hey angeftellten entfcheidend. Die 
Urfache der Verfchiedenheit kann ich nicht nennen ; 
"aber welche fie auch feyn mag, ich fchreibe fie lieber 
i auf Rechnung des wahren Unterfchieds im Blute der 

"Thiere, als auf falfche Beobachtungen. 

. "Aus den befchriebenen und vielen andern über 
die Gerinnung des Bluts bekannten Erfcheinungen geht, 


\ 1) Hewfon p. 62, 
2) Hy on the Blood p. 46. 


ich. geftehe es, ‘noch kein. Licht: über.die Urfache die- 
fer geheimnifsvollen' Eigenfchaft, hervor, „doch man; 
verzweiflg nicht, denn wahrfcheiulich läfst. fich. ı die, 
Finfternifs durch neue Verftche und, neue ,;' Torgfälti- 
| gere und ‚mannigfaltigere Unterluchungen aufklären. 
ern 


i { 
x r Dritter Abfchnitt. 6) 
f 


von der fpecififchen Schwere des Bluts 
und feiner Beftandtheile.e.. 


Die fpecihfche Schwere des Bluts ng 
ift ein. wichtiger Punkt, denn ie ,giebt uns „das; Ver- 
"hältnis der feften Stoffe; ‚aber ‚wichtig ift es auch: 
die fpecihfchen Schweren feiner Theile zu entdecken, 
nicht nur, weil es anziehend.ift,, fondern auch, um 
einige Abweichungen diefer Flüligkeit zu erklären. 
Diefen Gegenftand haben, wie. wir im zweiten Theile, 
von Hallers element. phyfiol. fehen,, viele bearbeitet, { 
wenige gefördert; augenlcheinlich herrfcht die gröfste 
Uneinigkeit dabei, die meilten, Verfuche ‚widerfpre-, 
chen einander und erlauben keine „Ächern Schlüffe:; 
Einigermalsen hängen diefe Abweichungen. gewils, 
von :der wahren. , Verfchjedenheit der .Flüffgkeiten, 
ab, indeffen entltehen. fie auch ‚noch | wahrfcheinlicher ' 
aus einer‘ andern. Urfache,, ‚nämlich der. .rohen und 
unvorfichtigen ‚Arti, ‚wie die, Verluche ‚ angeltellt, 
werden. ae 

Folgende Methode, deren ich mich immer be- 
diente, ilt einfach und ficher, und die jetzt, ge- 


ee 12 e7 


'wöhnliche, ‘ um die fpecihfche Schwere anderer -Flüf- 
figkeiten aufzufuchen. Ich befitze mehrere hierzu ver- 


fer fallen, “Jede Flafche hat einen gläfernen Deckel mit 


laufe und man die Gefälse immer genau füllen könne, 
‘Nun fucht man der Reihe nach das Gewicht der Flafche, 
des deftillirten Waffers und der zu prüfenden Flüffg- 


‘Schwere durch Divilion ihres Gewichts mit dem Ge- 
wichte der gleichen Menge Waflers. 
Ueber die fpecififche Schwere des Bluts und feine BL, 
ftandtheile Karın man viele fehr. wichtige Fragen zur Un- 
terfuchung aufftellen, von denen ich. folgende anführe: 


ar a) Findet ein Unterfchied ftatt zwifchen der 
ißfehen Schwere des Arterien- und Venenbluts? 
elches wäre dann feine Urfache?: _Giebt_es-auch 
nen ähnlichen Unterfchied im Blutwalfer der Arte- 
ien und Venen? 
b 2)‘ Giebt es einen vom Alter der Thiere ab- 
ängigen Unterlchied ? 
.3) lft das Blut verfchiedener Thiergattungen 
(ii ‚gleicher oder verfchiedener Dichtigkeit? Im .letz- 
rn Falle, wie. verhält fich die Dichtigkeit den Bluts 
! ‚Welen der Thiere ? 
Ru.) Giebt es- einen Unterfchied im zuerft:und zu- 
zt ausflielsenden Blute eines gefchlachteten Thieres 2 
55) Wie zeigt fich die fpeciüfche Schwere des. 
Bluts ir Krankheiten ? 

ac 


einem Kleinen Loche, damit die Flüffigkeit nicht aus- 


‚keit welche fie falst; und, Andet deren, fpecifilche 


‚fertigte dünne Flafchen,. die 200 bis 400. Gran Wal- _ 


Noch viele eben lo wichtige Fragen könnte man’ 
äufftellen; doch glaube ich für jetzt mit der genauen“ 
Beantwortung der genannten völlig zufrieden feyn zu 
müffen. "Ich fange daher fogleich an ünd beftrebe mich! 
etwas zu thun, wenn auch nicht zu vollenden. 

Um viele Worte zu vermeiden und den’ Ueber: 
blick der Verluche deutlicher zu “machen, habe ich 
folgende, die Refultate angebende Tafel verfertigt. 
Allemal habe ich das Blut aus der Carotis und Hals 
vene genomihen. Die Wärme der Luft fchwankte in 
den verfchiedenen Zeiten der Verfuche zwifchen 60 
und 709.“ ‚Vor dem Wägen war das Blut immer 
erkaltet und die Leere im Halfe der Flafche (als Folge 
der Abkühlung‘) mit Blutwafler gefüllt, 


k ’ Specifilche Schwere, 
Tbiere. "Alter. . 


’ 
_——_ 


; Arter, Venen: - 
Art. Bl. | Ven.Bl. er fer 


Schaf 1. - = - .|10506| 10566 10259| 10279 
2.| 6 Jahr.‘ 1057| 1058| Iozo| 1030 
3.116 Monat. | 1049| ıo5ıl 1° i 
4. |eben [o 1047| 1050| % 

Lawn I. | 11 Wochen.| 10525 |10552| 1027| 1028 
2. leben fo 1046| 1057| 1024| 1024 
3. teben lo I 1054| 1054| 1024| 1024 
4. |eben fo 1050| 1053| 1024| 1024 
5. |eben [o 1047| 1050 gan 

Ochle 1058| Io61| 1027| Io29. 

Kalb 1040|) 1046| 1022| 1023 

Hund 1048| 1053| Io22| 1023 

Zebra 1053 1027 

Schwein 1060 103L 

Truthahn r 1061 10209 

“© Lachs 1051 


Die 


Die zu die’en Verfuchen angewandten Thiere wa- 
ren, im Ganzen genommen, offenbar kräftig und ge- 
fund, nur'das Zebra litt an einer langwierigen ‚Ge- 
fchwulft in der Gegend der ‚Naie und: itarb wenige 
Wochen nachher. 
©. Erwägt man die Refultate der Tabelle, fo zeigt fch 
deutlich das Arterionblit an fpeciifcher Schwere vom | 
Venenblute etwas verfchieden, und eben fo das Arterien- 
ferum.vom Venen -ferum. Die Zahl der aus allen Ver- 
fuchen entlehnten mittlern Dichtigkeit des Arterienbluts 
ift 10503, des Venenbluts 10549, des Arterien- ferums 
10257, des Venen- ferums endlich 10264. Woher 
rührt nun die grölsere Dichtigkeit des Venenbluts ? 

Aus dem gröfsern Verhältniffe des Waffers im 
Arterienblute darf man fie nicht allein herleiten wol- 
len, denn der Unterfchied betrifft eben fowohl die gauze 

des Bluts als das Serum allein: — vielmehr 
fcheint hie auf der einen Seite durch Ueberfchufs des 

Valfers, auf der andern durch Ueberfchufs der feften 
aterie zu entltehen; aber hoch ift die Befchaffenheit 
‚diefer Materie unbekannt und’ bleibt zu beftimmen 
übrig. It es die‘ Subftanz der rothen Theilchen? 
oder Faferftoff, oder irgend etwas Anderes, wie etwa 
feine Kohle, deren Vorherrfchen im Venenblute viele 
Gründe wahrfcheinlich, aber keitier bis jetzt gewils 
macht. ‘Da aus dem Arterienblute im gefunden Kör- 

fehr viele Aus-und Abfonderungen von geringer 
chtigkeit gefchehen, fo begreift man ohne Schwie- 
Tigkeit die gröfsere Ipecififche Schwere les Venen- 
derum’s, nur die gröfsere Dichtigkeit des Blutkuchens 


“N. d. Archiv, I, ı, I 


und der Grund diefer Erfcheinung ilt uns duäkel. Doch 

genug vom Dunkeln, zumal da viele behaupten, 'es kön® 
ne wegen der Schnelligkeit des Kreislaufs kein Unter 
_ Tchied in der Dichtigkeit des Arterien -und Venenbluts 
Statt finden, wenn auch diefer Beweis a priori ausgeht, | 
ind die Schnelligkeit des Kreislaufs doch nicht die " 
Wirkung der faft eben fo fchnellen ‚Adfonitetungenb 
aufheben kann. Sudan “ 


Die Zahl Br Verfuche über die Dichtgkeit des 
Blutes und Serums der Thiere von verfchiedenen Al- 


tern- Teicht- kaum hin, nm einen felten Schlufs 11 
aus zu ziehen; jedoch berechtigen hie einigermalsen zu 
der Vermuthung, dafs das Blut von Er wachlenen 
dichter als das von Jüngern fey; wie 'auch fchon” längft 
der berühmte Bryan Robinfon, falt der letzte” unter 
den ärztlichen Mathematikern und gewils "einer der 


erfahrenften, aus feinen Verfüchen hergeleitet hat rn), 
In e ANPETISY: 


“.  Wahrfcheinlich "war. es, wie, auch die Tabelle 
zeigt, dafs auch’ die Dichtigkeit des Serums;und Blut 
kuchens bey gefunden  Thieren abwechfele;,.' gewils, | 
kann fie Geh falt in jeder Stunde des Tages nach man-; 
cherlei Umftänden, als, - genoflenen felten und Nülfigen, 
' Sachen, Wärme und Trockenheit der Luft, und deal 
zahlreichen Abftufungen ia‘ der Thätigkeit. der, ‚Seelei, 
und (des Körpers verändern, "und auch der; gelelrte,. 

Bryan Robinfon fagt: „das fpecififche Gewicht, des, | 
'„Serums mag ohne veranlaliende Krankheiten  vonj' 


N 


wu 3 s ü ER 2 E 


= 
£ 


Ä 
1) Animal Oeconomy p. 435, hs 
: Nr 


J 


e— 151 


10300. bis 10321 Steigen“; *)..\Oder mit noch be- 
dtimmtern. Worten: „ohne dals,dies Steigen mit Krank« 
„heiten. Zufammenhang habe.“ ,., 
1" Dals das Blut von sarlchiedenpn, le saklahgesn 
‚ verfchietlen fey, zeigt die, Tabelle ganz offenbar; doch. 
‚äß,es,ichwwer., über‘ den Verkehr!,der Dichtigkeit..desi 
Bluts mit den Eigenfchaften der. Thiere Rechenfchaft 
| Zu,geben. Wenn. die Dichtigkeit .des  Bluts ‚vorzüg» 
lich von der ‚Menge der, rothen Theilchen abhängt, 
und, ‚weon der Nutzen, diefer ‚Theilchen „Ach . nach, 
| John Hunter ?), mehr auf die Bewegung als auf ‚Er- 
mährung ‚bezieht; , fo ift wahrfcheinlich das Blut der, 
Vögel das dichtefte; ihm zunächft das..der Säugthiere, 
(in ‚ verfchiedenen. ‚Abftufungen nach. der, Kraft und, 
| Wildheit eines jeden), dann das,der Amphibien, .Fifche 
"und endlich das. der weifsblütigen Thierklaffen. - Für. 
diefe Meinung fprechen, wie ich. meine, ..die meiften 
ten Thatfachen,  indeffen „find; zu ihrer. Deut= 
nachung noch; viele Verfuche übrig... : 
„Um den vielleicht Statt findenden Unterfchied in vo 
Jichtigkeit des aus einem ‚gefchlachteten Thiere. zuerft 
d. zuletzt ausilielsen<len Blutes auszumitteln, ‚habe ich 
‚die in folgender Tabelle dargelegten Verfuche angeftellt: 


mi 3 PReRiBARehE ze 

- — Thiere, Ates 
la - Br nn ar Blut. | en | Sefum, 
fr Schaf 1 "1049" 1 "1648 | 1024 ' 1023 
ni 5 1050 1044 “|: 1027: |: 1022 
Jam u 1049 1046, | 1024 1020 
da 7; 1051 | 1045 1024 1018 
© Oehle 1058 1051 1027 102: 
|—— 


"ndLep. a1 Y 
2) On the Blood. p. 46. ia 


Nach allen diefen Refultaten, feheint 'dasVZuletze 
Niefsende Blut die wenigfte felte Materie zu enthal- 
ten. Auch könnteres, da der Unterfchied in‘ der gan 
zen Blutmaffe derfelbe als im Serum allein ift,- fchei- 
nen, als ob’die Abnahme der Dichtigkeit des letztern 
"Blutes von der! Zunahme der wäfferigten Theile ’ab- 
kinge, und dann müfste man fragen, woher rührt 
nun diefe Zunahme des Waffers ? etwa von der ver® 
mehrten Kraft- der einfaugenden ‚Gefäfse während der 
zunehmenden Ermattung der äufserften Enden 'der ab- 
fondernden. Arterien, . oder blos von der Schwäche 
diefer. und der. fich gleich bleibenden oder doch 
nur wenig abnehmenden Kraft jener? Meiner Mei 
- nung nach ift der letzte Grund der‘ wahrfcheinlich- 
fte, ‘und mit der Pathologie und Therapie verträg- 
lichfte. : Ich weils wohl, dafs’ der berühmte Hey dem 
Anfcheine nach ganz andere Refultate 'erlialten hat? 
nach feinen Verfuchen befitzen die zuletzt fliefsenden | 
Theile des Bluts weniger Serum als ‘die erften, im ' 
Verhältnifs von 28,8 zu 35,8 ').. Da er aber nicht } 
die fpecififchen Schweren, fondern nur die jedesmalige 
Maffe des Serum’s aufgefunden hat, fo erfcheinei 
feine Verfuche mangelhaft. Der Blutkuchen befteht; 
wie alleneuern Schriftfteller wiffen, aus rothen Theil- 
‚chen, . Blutwafler und Faferftoff, und da das Serum 
nur in den Zwifchenräumen des Faferftoffs wie in ei: 
nem Schwarnme enthalten ift; fo enthält er nothwen- 
dig defto mehr Serum, je weicher und lockerer‘ der 


ı) Hey on the Blood p. 6, 


ia 4135 


Faferftöff ift....'Wenn die Verfuche von: ‘Hey. Be- 
„weile feiner «Meinung feyn. follen, fo läfst lich 
» auch leicht darthun, dafs‘ Blut, ‚welchem man vor 
.der Geriunung eine. gleiche Menge. Waffer beimifcht 

. und fo das, Volumen des Geronnenen vermehrt) we- 

‚ .niger Waffer.. enthält, -als daffelbe Blut ohne hin- 
‚zugegoffenes Waller. Dafs dies BR MD: jr 
liegt am Tage. 

0 Ehe ich die:letzte Frage, über: die Vierähderuig 
der Dichtigkeit des Blutes, als Wirkung von Krank- 
heiten, beantworten känn, “mufs ich nothwendig erft 
die fpecißfche Schwere des gefunden Bluts und def- 
fen mit der Gefundheit verträgliche Veränderungen 
Auffinden, worüber leider noch gar keine Beobachtun- 
gen vorhanden find. Die mittlere Dichtigkeit des ge- 

den Bluts wurde 10527 gefchätzt *), und nach 
einigen Verfuchen zeigte der Dr. Bofiock die mittlere 
 Dichtigkeit des vom gefunden Blute gefchiedenen Se- 

'rum’s gleich 1023 ?). Bryan Robin/on ftellte, wie 

"ich fchon oben fagte, das Mitte] des gefunden Serum’s 

- zwifchen 10300 und 10321; ich glaube aber, dafs 

dies ‘die höchften Zahlen find, und diefer Irrthum 

"findet fich nicht allein bei ihm, fondern er ift allge- 
'miein, fchon von den Zeiten des berühmten Boyle her, 
welcher nach feinen Verfuchen das Serum für fchwe- 

- rer. erklärte, als den Blutkuchen, faft bis auf unfre 
Zeit. Diefer Irrıhum mag aus mehreren Urfachen 


. 


#) Halleri Element. Phyfiol. I1, 41. 
#) Medico - Chirurg. Trans. Toms 2. 


454 nn 


entfprungen feyn, "vorzüglich aus einer, 'welche ich 
jetzt bemerken mufs, nämlich aus der Verdünftung | 
des Waffers, wenn man das Blut 12 oder 24 Stun- 


den lang in’ einem flächen Gefäfse der Einwirkung der 
Luft 'ausfetzt. ‘Um dem Irrtlıume zu entgehen, mufs 
man das'Blut in verfchloffenen 'Gefäfsen aufbewahren, 
und fo habe ich das Serum bei meinen Verfuchen im- 


mer gefammelt. Ich bedaure, dafs ich nie’ zahlrei- | 
chere Verfüche anltellen konzte, um die Dichtigkeit | 
des gefunden Bluts Gcher zu beftimmen, ‚da es an glaub- - 


wärdigen ‚Verfuchen noch fo fehr fehlt. . ef 


Nun wollen wir die Betrachtung des Bluts der 
Kranken, welches ich vorzüglich unterfucht habe, 
beginnen, und für jetzt nur einige Veränderungen fei- 
ner Dichtigkeit angeben. In jedem diefer Fälle ‚nahm 
ich das Venenblut aus dem Arme. Die Erfolge habe 
ich in zwei Tabellen zufammengeftellt; die eine vom 
Blute der Frauen, die andre von dem der Männer, 
und-in der Kürze dabei die Zeichen der Krankheiten 
bemerkt, 

Tafel I 
Vom Blute der Frauen. vs; 
Speeihlche v4 i 


x , 
Alter.| Zeichen der Krankheit..| Schwere des 
hy x Bluts. 


39. |Gelindes Fieber —., Seiten- . 
Schmerz — Dyspnöe — 
Keine Entzündungshaut, 
— Aussang; tödtliche j 
Schwindfucht, 1054.. | 2027 


— 


Serum’s, 


21 Re An a. an 


were 


EG rk 155 
Masloast 2.53 f Speeihfche 
Älter. 2 ten der Krankheit, ET Schwere 
m f vg Blurs. es; 
. IG indeLungenentzändung. AR, 1023 
24.-|Schwerer Catarıh — Star- 
"sh kes Fieber. | 7068 1028: 
22. }Pleuritis — Geringe Ent 
er ündungshäut. 1058 1026 
26.» Leichtes Fieber. — Wenig ech 
. Seitenfchmerz — Hefti- 
Oxch ger Kopffchmerz. ‚1056 103r 
45.VHHemiplegie | Si | 1026 
27- Ausbleiben des Monatsfluf 
. fes. 10518 | 1028 
© 4Diefelbe in der Genefung. un 1029 
„17- |Bleichfucht — Grünes Se- 
Br ‚rum. 1955 1927 
| es Etwas Huften und Seiten: 
En ‚{chmerz — KeinFieber| 1059 1026 
ge! 
» ‚abe Tafel IL 
| RUN Vom Blute der Münner. 
| Specihfche 
"Alter.| Zeichen der Krankheit Sehe ins sen Re 
Ban, BiL Bluts. Serum’s. 
"20. |Heftiger Kopffchmerz vonf | 
Hitze — KeinFieber. 2062 1026 
‚33. |Heftiger Kopfichmerz — 
| Vom Fieber genefenil. 106X 1027 
23. |Pneumonie — Wenig Ent- 
» zündungshaut, ‚1060 1025 


23. |Ein Neger — Gelinde Pneu- 
monie. 1061 1033 


136 zu 


£ 5 i 
Specißfche' Erssiklche | 


Alter. | Zeichen der Krankheit. Schwere des a 
, ieh. ! Blurs. Serum’s. 
19, |Lungenfchwindfucht. Nicht 

lange vor dem Tode. 1045 a 
42. |Harnruhr. 1061 1030 
19. |Daffelbe. Das Blut gegen 
Abend gelalfen. 1060 1025 
[Des Morgens — — 1062 ‚1026. 
Am Abend — Milchigtes 
Serum — En 1058 1026 
Des Morgens — — 1050 1023 


Die hier gefammelten Fälle find nicht zahlreich 
genug und zu dunkel, um fichere Schlüffe daraus zie- 
hen zu können; doch wird es wahrfcheinlich, dafs 
bei Krankheiten, die als entzündlich bekannt find, 
das Verhältnifs der feften 'T’heile des Bluts zunimmt, 
wie auch, dafs die Dichtigkeit des Bluts der Weiber 
geringer fey als die des Bluts der Männer, Die 
erftere Folgerung ftimmt mit len Erfahrungen berühm- 
ter Männer als; Robinfon, Tabor und Langrifh 
überein, die zwar unvollkommen, aber doch zur Ver- 
gleichung glaubwürdig genug find. In den. meiften 
Fällen fand man nichts Ungewöhnliches im. Aeufsern 
des Bluts; fo oft aber eine Entzündungshaut ‚auf dem \ 
Blute war, zeigte fich der untere Theil des Kuchens 
viel lockerer als im natür'ichen Zuftaude, wie vom 
Mangel des Faferftoffs, Merkwürdig. fcheint nur die 
grüne Farbe des Serum’s, bey der bleithfüchtigen Frau. 
Die Urfache diefer Erfcheinung kenne ich nicht, doch 
fehlten die Anzeigen, welche, auf Galle hingewielen 


1} 


hätten. «Das Blut der:diabetifchen Männer: gerann faft 
immer. weniger feft als das gelunde, und zweimal war 
auch -das Serum des letztern Bluts von. milchigtem 
Anfehn,: und ‚diefe Farbe foll, wie ich»aus den 
Vorlelungen des Doctor Home weils, in.diefer Krank- 
heit fehr häufig feyn. Das Serum diefes Bluts habe 
"ich nach des berühmten Dr. Wolla/ton Methode oft 
unterlucht, jedoch ohne Erfolg, denn nie habe ich 
eine Spur von Zucker entdeckt; dennoch fcheint, 
nach der Dichtigkeit zu fchliefsen, die thierifche Ma- 
terie offenbar darin vermehrt. Durch Aderläffe, wel- 
ehe’ im letztern. Falle andertägig wiederholt wurden, 
verminderte fich die Dichtigkeit des Serum’s beträcht- 
lich. Zwifchen dem Blute und Urme zeigte fich hier 
einige Beziehung. Die fpecififche Schwere des Urins 
war am Morgen immer beträchtlicher, immer über 
1040, ein Mal 1051, übrigens aber war er dem gefun- 
den Zuftande fehr ähnlich, enthielt eine grolse Menge 
Harnftoff, faft gar keine Spuren von Zucker; am 
Abend hingegen, wo er am wenigften dicht war, hielt 
er die Mitte zwifchen 1030 und 1040, der Harn- ' 
Stoff ftand dem Zucker nach, jener wich und diefer 
vertrat feine Stelle. Auch das Blut erreichte am Mor- 
gen die’höchfte Dichtigkeit und war des Abends am 
Rüffgften. 


Nachdem wir die erften ‚Fragen befeitigt haben, 
wenden wir uns zu andern falt eben fa wenig unter- 
-fuchten Gegenftänden, 


158 nn non 


Dafs dem Fäaferftoffe zunächft die rothen Theil- 
chen die dichteften, das Serum aber der am wenigften 
dichte Theil fey, ift durch, Dr. Hunters einfacherund 
entfcheidende Verfuche klar erwiefen. Die, einzige 
Unterfuchung diefes‘ Theils des ‚Blutes: in Rückficht 
der fpecififchen Schwere verdanken wir, fo viel ich 
Aeifs,' dem berühmten Dr. Jurin; da ervaber feine 
Berechnung auf verfchiedene und ungewiffe Momente 
ftützte, welche nur durch Verfuche ausgemittelt wer# 
den können, nämlich die Befchaffenheit' des Blut: 
kuchens,. die‘ Geftalt der :rothen Theilchen; und das 
Verhältnifs des Serums; fo ift es klar, dafs der Erfolg 
(nämlich die gleich 1126 gefundene Dichtigkeit) un- 
fern Beifall nicht erlangen konnte. Deshalb waren 
direktere Verfuche gewils nothwendig, um der Wahr- 
heit näher zu kommen, und folgende, yon denen ich 
nur wünfchte, dafs he weniger mangelhaft wären, habe 
ich angeltellt, : 


\ 


1- i 
40 Gran Blutwalfer ‘vom Menfchen (fpecififche 
Schwere1029) wurden in einem ’abgewogenenporcella- 
. nenen Gefälse (vafe murrino) im Wafferbade verdünftet, 
und durch vollendetes Austrocknen, da nämlich das 
Gewicht durch: Einwirkung der. Wärme nicht mehr 
abnahm, auf 3.7. Gran reducirt. 
\ Hiernach fcheinen 100 Theile Serum zu befte- 
hen aus 
9.25 getrockneter Materie 
90..75. Waller 


a 
200.00 


ze Y 159 


"SR ISL  1  e 2, 0. 


a ka "Zu 'diefem' Verfuche nahm ich die - Entzütidunge 
haut einer an Ophthalmiie leidenden Frau, welche mir 


hie völlig weils war; drückte fie dann leicht zwifchen 
Löfchpapier und wog fie fogleich, noch feucht, in de- 
ftillirtem „Walfer; die fpecihfche Schwere fand fich 
gleich 1079. Das zur Unterluchung Br Dann 
Stück wog 24 Gr. 


2 Jenes' Stück wurde, um es vom Serum zu be- 
freien, eingewäffert, und dann im Bade E ausgetrock“ 
net; darauf wog es 3. 5 Gr, 

6 % f Lu « ! Y- 

D Das zum Abwafchen des Serums ängewandte 
alfer wurde zur Trocknils abgedampft und gab 


0,8 Gr. trocknes Serum. 


üfhges an, und 11.3 Gran, die gleich von 24 Gran 
3erum. durch ‚Verdünftung verloren sehen find für 
alfer zu halten, Demnach, feheinen 100 Theile der 
chten Entzündungshaut zu beftehen aus 
u 38. 3. Nüligem Serum 

47. ı. Walfer 

"14: 6. trocknem Faferftoff 

100.0, | 


» a 


Da die Dichtigkeit im umgekehrten Verhältniffe 
it der Malle fteht; fo fcheint die fpecififche Schwere 
‚trocknen und feften Materie des Serums, nach 


Dr. Gordon verfchaffte. Ich wufch fie im Serum bis 


Nun zeigen 0.8 Gr. getrocknetes Serum 8. 4 Gr. Mi 


\ 


dem erften Verfuche beftimmt ; gleich 1305, und die 
Dichtigkeit des trocknen Faferftoffs, wie'he' der'zwei- 
te Verfuch angiebt, gleich 1370 ızu feyn. | 


3 
‚ Ein Stück vom Blutkuchen eines gefunden Men- 
{chen ‘wurde durch Löfchpapier vom anhängenden Se- 
rum befreiet und in drei gleiche Theile, jeden von 
35 Gran getheilt. 
@. 
Ein Theil in deftillirtem Waffer gewogen zeigte 
die fpeciifche Schwere gleich 1078. u 


ß- 

Derfelbe Theil im Bade bis zur völligen Tro- 
ckenheit und Pulverform abgedampft wog nur 15. 6 
Gran. Demnach, befteht der feuchte Blutkuchea aus 

71.64 Waller ı 
28.36. trockner Materie 
100. 00. . 


Da nun ı5. 6 Gran des trocknen gleich find 

56 Gran des feuchten Blutkuchens fo ift die fpecih- 

iche Schwere des letztern gleich 1077, des erftern 
gleich 1270. E- 

A Y ? 

Das zweite Stück wurde, um das Serum gerin- 

nen zu laffen, in ein gläfernes mit Waffer von’ 161° 

Wärme gefülltes Gefäls einige Augenblicke eingetaucht, 

dann.dies Stück fo lange in Kaltem Waffer abgefpühlt, 

bis. dies nicht mehr geröthet wurde; dann im Bade 


m 141 


‚abgetrocknetundwog nun 3:4. Gran. Dömnäch fchei- 
nen 100 Theile vom frifchen Blutkuchen 6.18 Theile 
fefte Maffe des Faferftoffs und Serums zu enthalten. 


Apr: 

b: Das dritte Stück wurde gleich fo lange in EL 
Bien "Waller abgefpühlt, bis der übrig bleibende Fafer- 
| ftoff weilslich war. , Diefer wog völlig ausgetrocknet 
1.8 Gran. Es ale, alfo 100 Theile des feuch- 
ten Blutkuchens 2. 36 Theile trocknen F alerftoff. 


Nach den" Erfolgen aller jetzt. aufgeführten Ver- 
fuche fcheint der frifche Blutkuchen zu EERRNEREN N 
. 2.36 Faferftoff 

3. 82 Serum 
"22. ı8 rothe Theilchen 
zuein! 71.64 Waffer 
zus 14.00.00. 


‘ Oder wenn man Helen Theile fein verhältnifs- 
mälsiges Wafler zurechnet, ‚befteht der ftilche Blut- 
kuchen aus 

41. 2 flülfgem Serum. 

11. 4 feuchtem Faferftoff' 

47- 4 rothen Teilchen 

100. 00. 


Diele RR alle vorhergehenden Zahlen dürfen 
nie nur als der Wahrheit nahe kommend ange- 

u ‚ Tehen werden; nm einige jener Verfuche find offen* 
bar von der Art, dafs fie fchwerlich immer gleiche 
Erfolge geben können. Baal art 


142 


„ist Nach dem Verfuche & im zweiten und... im 
dritten Falle, ericheint“ die fpecihifche ‚Schwere: des; 
Blutkuchens  undı.der Entzündungshaut,.faft, gleich; 
da nun der erftere mehr Serum enthält, fo folgt dar- 
aus, dals die größere Dichtigkeit mehr die rothen 
Theilchen als den feuchten Faferfioff berrafte”‘ Dem- 
nächft folgt auch, dafs die EROEiSBE Materie des Se" 
rums und Fıferftoffs faft von gleicher Dichtigkeit 
fey, jene 1305, diefe 1370, beide aber dichter als 
der trockne BlufKuchen, welcher" 1270 zeigt. Eid 
lich 'mufs,: da der, Blutkuchen aufser den, röthen Theil- 
= chen‘ aus’ Serum mundi, Fafetftoff befteht, der. Unter- | 
fchied' der Dichtigkeit zwilchen diefen ‘beiden und je- 
nen Theilchen gröfser feyn als ıder' zwilchen den ro- 
then Theilchen und«dem  Blutkuchen, „obgleich er 

dennoch kaum merkbar ift; und‘.der Erfolg, welcher | 
für die fpeciifche Schwere der trocknen rothen Theil- 
chen 1270, für die der feuchten etwa 1130 angiebt, | 
ftimmt folglich mit dem vom gelchrten Jurin „augs- 
gebenen wunderbar überein, 


bu 


Sebi je 
. ..Wir haben das Ende der Verfuche erreicht und 
eine, gewils nicht. iiberflüfüige Wiederholung der Er- ' 
folge foll diefe Abhandlung befchliefsen. 


r) Die Wärme- Capacität des Arterien- und Ban. 
bluts ift falt gleich; der zuweilen vorkommende 


145 


geringe "Unterfchied hängt vielleicht‘ ‘von der 
. gröfsern Menge Wafler in jenem als in diefem ab. 
= 2) Das Blut der linken Herzkammer ift um einen 


; oder zwei Grad wärmer als das der rechten, 
| eben { ß gu ‚ger. ‚Gerotis wärmer als ‚der Hals- 
(yee> . e N a a \S ;\ 


3) Die Wärme der Theile nimmt mit der Entfer- 
nung vom I Herzen ab. 
“ Bei der’ Gerinnung des Bluts entwickelt ‚lich 


« keine‘ 'bemerkbare Wärme, re 
5) Das Arterienblut Beige! Ichneller hi das Yes 
nenblut. j Ka 


"o Das zuletzt Nielsende Blut gerinnt bei ‚einem ge- 
5 „„ Schlachteten Thijere fchneller als das En Sie- 
Es r " Bendg; jenes ift fpecifiich leichter als diefes. 
7) Das Venenblut und fein Serum ift etwas dichter 

als das der Arterien. : 

‚9 Das Blut der Weiber ift etwas dünner als, das 
f 4 männliche. a 
9) Vermehrte Dichtigkeit des Bluts Beaılaiteg viel- 
“ leicht auch die entzündlichen Krankheiten, 
ro) Die Dichtigkeit der rothen Theilcken zum 
Walfer ilt ungefähr 11303 1000. 


’ 
+ 


i 


Erklärung der Fupfertafeln. 


Erfte, Tafoh 
Gehirn und Btuckenmun vor Säugthier- N ujseaggl 


Fr 1— 15. Be a, 
Fig. 1. Drei Linien langer, [tark vergrölserter Embryo. 
Fig. 2. Fünf Linien langer Embryo, etwas vergröfsert. 
"Fig. 3 —5. Etwas grölserer,, 'feben Linien langer. 
Fig. 3. Von der Seite. Fig. 4. Von oben und hin- 
ten. ‚Fig. 5. :Das vehlängerte Mark und ein Theil 
der Vierhügel, von oben geöffnet. b 
‚Fig. 6 — 9. Neun Linien langer Embryo, 
Fig. & Von! der\ Seite, Fig. 7. Von oben "und 
hinten. Fig. 8. Senkrecht-durchfchnitien. Fig. 9. 
Linke Hemifphäre, von aufsen geöffnet. (R 
Fig. 10 — 12. Zwölf Linien langer Embryo. 
Fig. 10. Von den Seite..i, Fig. II. Senkrecht durch» 
fchnitten. Fig. 12.. Linke Hemifphäre, geöffnet. 
Fig. 13 — 15. Drittehalb Zoll langer Embryo. 
Fig. 13. Von der Seite. Fig. 14. Senkrecht durch- 
Ichuiren: Fig._15. Hemifphäre geöffnet. 
Fig. 16 — 20. Schweins-Embryo von 1“ 6 Länge. 


Fig. 16. Von der Seite. Fig. 17. Von oben. Fig. 18. 
Senkrecht durchlchnitten. Fig. I9. und 20, Hemi- 
(päre von aulsen geöffnet, in Fig. 19. der geltreifte 


Körper nach unteri uingelchlagen,y um feine beiden 
er wordernSchenkel zu zeigen. IR | 
Fig. 21 J275. Schafs- Embryonen. 2 

Fig, 1. Gehirn und Rückenmark, Schädel und’ Wir- 

äule eines fünf" Linien langen EN Hiarle 
vergrölsert vorchinten und Aa? 1: 

Fig, 22. — 29. ‚ Sechs Linien langer , Schafs- „Embryo. 
bus Fig: 22. Gehirn ven ‚der, ‚Seite. „Big. 23. _ * Datfelbe 
 „ftark vergrölsert. Fig, 24 Dalfelbe von vorn: 

„Fig. 25. Stark vergrößsert, Fig. 26. Gehirn, ‚[enk- 

recht durchfehnitten, Fig. 26 ar Daffelbe Stark ver- 
grölsert. „Fig. 27. Hemilphäre fenkrecht durchlehnit- 
ten, etwas nach aulsen, um den Vorfprung an der 
 vordern Wand zu zeigen. ' Fig. 28. Daflelbe Stark 
„‚wexgrölsert. ‚Fig. 29. Querdurehlchnitt des „Rücken. 
"marks, um deffen Spalte zu Zeigen. 
u Fig. 30 — 36. Einen Zoll’ langer Einbryo,.. 
Fig. 30. Von der Seite, -Fig.31. Von vorne, linke 
"10 ı Hemifphäre geöffnewı Big. 32... Senkrecht. durch 
Ichnitten. Fig. 33. Vom hinten: , Fig. 34— 36. Quer- 
E. durchfehnitte des Rückenmarks. Fig. 34: Rücken- 
f ‚heil. Fig: 35.' Halstheili.\ Fig. 36. Lendentheil.: 
4 "Pig. 37: — 45. Anderthalb Zoll Janger Embryoi'! 


NIE). 


0 Dt. "Von der Seite. Fig. 38. Senkrecht durch- 
9 fehnitten. ' Fig. 39: Hemilphäre'geößfnet. Fig. 40- 
Hemilphäre weggenömmen, tm den Bereifeeh. Kör- 
er und die Hirnganglient zu zeigen. Fig. 41: Hemi- 
es Sphäre und Sehhügel von ‘oben, Verftere ‘geöffnet. 
wi "Be. 42. Hirnganglien und geöffnete Sehhügel, tm 
/ die Ungleichheit in der innlern Fläche der leıiztern 
zu zei en Fig. 43: Querdurchlehnitt des Halstheils. 
Pig. 44. des Rückenthäis; Fig. 45. (des Lenden- 
theils de Rückenmarkes, - ... 
N,.d. Archiv, Ir K 


4 


3 6 ne 


\ Fig. 46 — 52. Drei Zoll fechs Linien langer Embryo. 


Fig. 46. Von der Seite. Fig. 47. Von hinten und 
oben. Fig. 48. Von oben.. Die Hemifphäre. aus 
einander gezogen, um die Verbindung der Hirn- 
‚ganglien in ihrem obern Rande zu zeigen. Fig. 51. 
Senkrecht ıdurchlchnitten. Fig. 52. Linke Hemi- 
fphäre geöffnet. 

Fig. 53 — 57. Etwas über vier Zoll langer Embryo. 
Fig. 53. Von der Seite, Fig, 54. Von oben und 
“hinten. Fig. 55. Senkrecht durchlchnitten. Fig. 56. 
Linke Hemifphäre geöffnet und zur Hälfte nach 
‘oben, zur Hälfte nach unten gelchlagen, um die Ge- 
£talt des geltreiften Körpers und das Verhältnifs zwi- 
fchen Ammonshorn und Hirnganglion zu zeigen. 
Fig. 57. Linke Hemifphäre geöffnet. 

Fig. 58 — 62. Etwas grölserer nicht belchriebener 

Embryo. : j 

‚Fig. 58. ° Von der Seite. Fig. 59. ‘Von unten. 
Fig 60. Von oben die rechte Hemilphäre geöffnet, 
um die Gröfse des Adernetzes zu zeigen. Fig 6r. 
Senkrecht durchfchnitten. Fig. 62. Rechte Hemi- 
£phäre geöffnet, das Adernetz weggenommen, | 

Fig. 63 — 67. Sechs Zoll’ langer Embryo. S.64. ’ 
Fig. 63. Von der Seite. Fig. 64. Senkrecht durch- 
fehnitten. Fig. 65. Von oben. Fig. 66. und 67. 
Rechte Hemilphäre geöffnet, in Fig. 67. der geftreifte 
Körper heruntergelchlagen. 

Fig. 68 — 71. Sieben Zoll langer Embryo. 
Fig. 68. Von oben. Fig. 69. Von unten. Fig. 70, 
Von der Seite. Fig. 7I. Senkrecht durchfchnitten. 

Fig. 72 — 75. Neun Zoll langer Embryo, | 
Fig. 72. Von oben. Fig. 73. Von unten, Fig. 74. 
- Von der Seite, Fig. 75: ‚Senkrecht durchfchnitten. 


u Zweite Tafekh-- 
Gehirn und Rückenmark menjchlicher Embryonen. 


Fig. ı. und 2. Gehirn eines 5 — 6 wöchentlichen 
Embryo. ; 
Fig. 1." Von der Seite. Fig. 2. Von. hinten und oben« 


Fig. 3 — ı2. Gehirn und Rückentnark eines 7 —8 
| wöchentlichen Embryo. 


Fig. 3. Diefe Theile von der linken Seite. Fig. 4 Von 
vorn und oben, Fig. 5. Von oben und hinten. 
Fig. 6. Das Gehirn von vom. Fig. 7. Gehirn und 
oberer Theil des Rückenmarkes von der Seite, die 
Heiilphären herabgelchlagen und geöffnet, um die 
Hirnganglien und den geftreiften Körper zu zeigen, 
Fig. 8. Das. Gehirn lenkrecht durchfchnitten. 
Fig. 9. Die ganze Centralmalfe von hinten. Fig. 10. 
Gebirn und oberer Theil des Rückenmarks von.un- 
ten. ‚Fig. II. u.12. Querdurchlchnitte des Rücken- 

> markes; Fig. IT. "Halstheil ; 12. Rückentheil, 


Fig. 13. u. 14. Gehirn eines etwas ältern Embryo, 


Fig. 13. -Von.der Seite unverletzt. Fig. 14. Die linke 
‚ Hemifphäre geöffnet. 


Fig. 15 — ı9. Gehirn eines 9 — 19 wöchentlichen 
Embryo: 3 


Fig. 15. Von der Seite. Fig. 16. Linke Hemifphäre 
E geöffnet, die Dicke der Wände der geltreiften Kör- 
per nnd das Adetnetz zu zeigen. Fig. 17. Eben 
das, die Hirnfalte von der innern Wand zu zeigen. 
Fig. 18. Gehirn von der Seite, die Hirnganglien 
und die Sehhügel zu zeigen. Fig. 19. Gehirn von 
binten. - 

Ka 


we. . 


Fig. zo — 35. Gehivn und Rückenmark eines 10 — 


II wöchentlichen en p- 


‚gi‘ 
Fig. 20. Gehirn und‘ ärkenmnble von Dr Seite And 


‚yon aufsen. Fig. 21. Von hinten. Fig. 22. x 


a eh "Fig. 23 23. Das Gehien Lenkeöcht durchfe 


De23 


“is 


ten, um die rechte Hälfte des Gehirns, von innen, 
um'die äulsere>Fläche der.innern  Wand.rder He- 
milphären; und, die innere Anordnung, der hinte 

Hirntheile zu zeigen. Fig. 2%, Der größsıe Hu 
‚ der linken Hemilphären weggenommen,. um den 
\ gefwältet Kötper, Sehhügel m. [. 'w. zu zeigen. 
Fig. 25. Vorderes umgelchlagenes' Ende‘ des’ ern 
" Hirnlappen. Fig. 26. Gehirn fenkrecht dürehfehnit- 


ten, von der rechten Seite, Fig. 27: Linke 'Hemi- 


“fphäre von obeh "geöffnet, © Fig. 28. Linke Hemi- 
re von'der Seite‘ geöffnet. " Fig..29.' Querer 
" Dürchfehnitt‘ des Halsıheils; "Fig. 30. des Rücken. 
“theils; Fig. 31. des Lendentheils des aa 
"marks. 1 Bil 


Fig. K}- Pome erh ‚Gehirn eines 3 Han Em- 


bryo. ’ 


„Be 32. Die rechte Hälfte des Ulmer aufsen und 


"gon det "Sehe." Fig.’ 43." Das’ "Gehirn ‚Lenkrecht 
durchfchnitten, die linke Seite. Fig!34. Die rechte 
\-;Hemälphäre ‚geöffnee und vonder Seite gelehen. a 


Br 35 —39. Gehim eines viermonatlichen En- 


eur 


bryo. Ja i92 sl ‚er.0if 


‚Fig. 35. Rechte Hälfte des PER: von aloe Fig. 36. 


"it 


Gehirn von.unten. ' Fig. ‘37. Von oben. Fig. 38. 


.. Gehirn fenkrecht durchfchnitten ; ı die rechte, Seite 
‚von-innen. Fig. 39. Rechte Hemilphäre geöffnet. 


7 


£ —n — 3 TR | 


u Zee ee EEE Bi 


UBER u 


er en 
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2 fi aaltere 
N 


"sicht ab, Er ao 


a. Hemifphären. 
&. Geltreifte Körper. 


in rei Ns0Ns 


c. Innerer unterer Schenkel deffelhen, b 


ee ee 
e. Vierhügel. 

f. Kleines Gehirn. 

ge: Verlängertes Mark. ) 
4. Hirnfchenkel, 


Balken, 


Scheidewand oder Stelle derfelben. 


ü 
k. 

1. Bogen. 
m 


Be 


4,49 


Gang zwifchen "der Scheidewand und dritten 


Höhle - 
a. Grolse Falte an der iinern Wand, 
o Windungen. ’ 
Ammonshorn. 


4. Vogelklaue, 

r. Adermnetz. 

s. Hirnknoten. 

£. Markkügelchen, 
u. Riechnerv. 

v. Sehnerv, 


w. Hörnerv. 


450 


hd 


Pe RE 


Rückenmark. 

Senkrecht durchfehnittnes Rückenmark. 

Höhle. 

Umgefchlagenes vorderes Ende des hintern 
Lappen. 

Monro’fche Oeffnung. 

Zirbel. P N 

Schenkel derfelben und Hornfirejf. ’ 

Vordere Commilfur. 

Hirnanhang. 

Mittlerer Vorfprung in den Hemifphären zu 
Fig. 27. 28. 


/ 


Intelligenzblatt. 


I. Verfuche welche ie, von einigen bezweifelte Ein- 
faugung durch die Haut zu ‚beweifen fcheinen. : 
Von J. Bradner Stuart von Albany '). 


Die von dem Verfaffer vorzüglich in Beziehung auf 
die Rouffeaufchen (Reils Archiv Bd. 8.) angeltellten 
Verfuche find vorzüglich folgende. 


TI) Um 4% Uhr Nachmittags, nachdem er ‚urinirt 
hatte, begab er [ich in ein Bad aus einem [ehr gelättig- 
ten Aufguls von Färberöthe, worin er 25 Stunde lang 
blieb. $ Die Temperatur der Atmofphäre war 34° Fahren- 
heit, die des Bades [chwankte von 82— 90°. Er harnie 
1, 3, 8, 13, 15, 18, 26 und 37 Stunden nachdem er 
das Bad verlaffen hatte. Der erfte Theil des Harns war 
fehr‘ blafs, die Menge wie gewöhnlich. Der übrige, 

| vorzüglich der beim 2ten, Zten, 4ten und 5ten Mal ge- 
lalfene, waren dunkler als Madera gefärbt. Kohlen- 
_ faures Kali, dem vor dem Eintritt in das Bad und eine 
- Stunde nachher gelalfenen Harne beigemifcht, verur- 
Sachte keine Farbenänderung in demfelben; dagegen 
_ wurde der übrige, mit Ausnahme des letzten Theiles, 
‚ dadurch lebhaft ‘roth gefärbt, am röthelten der, acht 


| 1) A. d. New.York med, repofitory. Hex, III. Vol, L— Ill, 
1810— ı811. Bd, 8, 


Stunden nach dem Austritt aus dem Bade gelaffene. Alle 
diefe verfchiedenen Partieen yon Harn, in welchen der 
Zufatz von kohlenfaurem Kali eine Farbenveränderung 
bewirkte, letzten acht Stunden nachdem fie gelallen wa- 
. ren ein [ehr .reichliches weilses Präcipitat-ab. 

2) Um zu erfahren,.ob die Röthung des Harns durch 
die Pottafche von der Färberröthe herrührte, wurde dem 
vor dem Eintritt in das-Bad gelallenen Harne ein Auf- 
guls derfelben zugeletzt, wodurch er die Farbe des nach 
dem Austritt gelallenen erhielt. Der‘ Zufatz ‚einer Kali- 
auflöfung brachte dielelbe lebhafte xothe Farbe ‚hervor, 
und eben diele entltand durch den Zufatz von Kalı zu 
einer Mifchung aus Waller und einem [chwachen Auf: 
gufs von’ Basberrötheh N 


3) Um 93 Uhe Morgens Sing ein Freund aus Ver- 
Fe nachdem er gakayırı hatte; in'ein Bad aus einem 
Aufgufs von Rhabarber. und, blieb 2% Stunden darin, 
Die Tepmpekatıe der. Atmalphäre. war 41°, des Bades 
war ı84— 95°. Der Harn wurde, . nach dem, Austritt 
aus.dem Bade, über die 2te, 4te, 6te, .IIte, arkıe, z6lte 
und: .39lte Stunde gelallen,. Alle diefe verlchiedenen 
Antheile, mit Ausnahme .des .erf[ten und .des letzten, 
waren [ehr dunkel gefärbt und rötheten fich. durch Zu- 
Satz. von kohlenfaurem Kali lebhaft,. vorzüglich der vier 
‚Stunden, nach dem Austritte aus dem Bade gelalfene. 
Aller, Harn, deffen. Farbe durch den Zufatz des "kohlen- 
Sauren, Kali. verändert, wurde, letzte, in 24 Stunden. ein 
xeiehliches Präcipitat ab, verzüglich aber der um die gte 
und.IIte Stunde gelalfene, 

4) : Durch veinen..dem zweiten ‚Alsliheni Verfuch 
eu fieb. den. Verfaller, dals die‘ färbende Sub-, 
Stanz des Rhabarbers in den Harn übergegangen war. 


5% Naghdem er 23 Stunden. in einer ftarken.- Kuyr- 


kumeeauflöfung geblieben war, war.der Harn, den er 


155 
zu wer[chiedenen ‘Malen von 2— 34 Stunden, nach dem 
Bade liels, weit dunkler gefärbe.als „gewöhnlich. und 
wurde, wenn gleich viel fchwächer, als in den vorigen 
Verfuchen, . durch den. Zufatz von |‚kohlenfaurem Kali 
 geröthet. - ö 
| 6) Ein dem 2ten und 4ten RE en gah 
 diefelben Refultate. 


“ 7) Um vier Uhr Nachmittags liefs (ich der Verf., 
nachdem 'er  vermittellt eines, durch ein, Fenlter nach 

‚ aufsen geleiteten Bohres, und durch, Klebpllafter. um 
- Mund und Nale eine Vorrichtung eingerichtet hatte, wo- 
durch das Athmen, auf, jedem andern Wege als auf die- 
fem unmöglich gemacht w urde, " Pflafter aus ‚Knoblauch 
unter die Achfeln, an die’ innere Fläche ae Schenkel 
und die Knöchel legen. Diele wurden, nachdeu lie 

- 3% Stunden gelegen hatten, als fie Schmerzen: zu ver- 
urfachen anfıngen‘, weggenommen und die Stellen, wo 

- fie gelegen hatten, forgfältig mehrmals mit Seifenwaller 
hen: $Stunden'nach Wegnalıme des Knoblauchs- 
pflafters bekam der Athem einen [ehr ftarken Knoblauch- 
geruch, der einigen Anwefenden auffiel und zwei Stun- 
‚den nachher nicht nur ilinen, fondern allen Perlonen, 
die fich ihm näherten, “äufserft unangenehm wurde. 
Am folgenden Morgen, vierzehn Stunden, nach: dein 


Verfuche, hatte der Athem den Knoblauchsgeruch ver- 


loren. Der Harn wurde in diefer Zeit ınehrmals ger 
laffen.. Der in den erften zwei Stunden nach Weg- 
“nahme der Pflalter gelallene hatte weder helondern Ge- 
ruch noch Farbe, Dagegen hatte der um die fünfte und 
wierzehnte Stunde gelaffene einen ftarken und unange- 
nehmen, wenn gleich nicht knoblauchsartigen Geruch, 
der 26 Stunden anbielt. 
$) Un Sch zu überzeugen, ob der in den Magen 
eingenommene Knoblauch den Harn färbe, as ein Freund 

t 


des Verfallers bei’nüchternem Magen eine mäfsige Menge 
davon. Von dem Harn, der in den folgenden 36 Stun- 
den zu verfchiedenen Malen gelaflen wurde, zeigte der 
zwei Stunden nachher 'gelaffene nichts befonderes, da- 
gegen hatte der um die 4te, I2te und 24[te Stunde ge- 
lalfene einen ähnlichen Geruch als im vorigen Verfuche. ° 


\ 


I], Unterfuchungen, welche zu beweifen fcheinen, dafs 
der Fötus das Schafwafler athmet. Von Leolarg, 
Vorfteher ‘der anatomilchen Arbeiten an der me- 
dicinifchen Facultät zu .Paris *). 


Oeffnet man vorlichtig die [chwangere Gebärmutter 
eines Säugthierweibchens, [o feht man durch die Häute 
des Hirns und das Schafwaller [ehr deutlich, dals der 
Fötus die mechanifchen Athmungsbewegungen, nur 
langfamer als nach der Geburt, vollzieht. Jede Ein- 
athmung wird durch das Oeffnen des Mundes, die Ver- 
grölserung der Nafenlöcher, das Heben der Wände der, 
Brufthöhle bezeichnet. Diele Bewegungen werden in 
dem Maalse [chneller und ftärker, als durch die Zufam- 
menziehung der Gebärmutter der Kreislauf zwilchen 
Mutter und Fötus unvollkommmner wird. Oelfnet man 
‚die [chwangere Gebärmutter und unterbindet den Hals 
des noch lebenden Fötus, [o findet man in der geöff- 
neten Luftröhre eine dem Schafwaller „völlig analoge 
Flüfhigkeit. Spritzt man eine gefärbte Flülhgkeit durch 
eine kleine Oeffnung in das Schafwalfer, [o ift die in- 
den Luftröhrenäften enthaltene auf diefelbe Weile ge 
färbt. Bei den todtgebornen menfchlichen Fötus ift im- 


r) A. d. Bulletin de la facult& de med. de Paris. an, Ba Ne, 
6— 8 


' mer die Lüftröhre voll Schafwaffer. Der Verfaller fand 

(wie Ofiander) mit Chauffhier im Kindspech eines reifen 
Fötus die Seidenhaare, in einem andern Falle, wo der 
‚ Darmkanal an einer Stelle ‚verfchloffen war, nur ober- 
halb der Verfchliefsung Kindspech, unterhalb derfelben 
einen fülslichen, farbelofen Schleim. 


‚m. Beiträge zur Kenntnifs der Structur des Auges. 
| Von Edisards '). 


Der Verf. unterfucht zuer[t die Haut der wäfferigen 
Feuchtigkeit in Beziehung auf Lage, Verbreitung, Grän- 
zen und Eigenfchaften. Beim Fötus bildet fe, [o lange 
‚die Pupillarmembran befteht, .einen Sack ohne Oeff- 
‚nung, der die vordere Kammer auskleidet, mithin die 
‚hintere Fläche der Hornhaut, fo wie die vordere der 
‚is und der Pupillarmembran bedeckt. In diefer Zeit 
; enthält die vordere Kammer keine wäflerige Flülligkeit. 
Diele Membran dringt nicht, wie man [eit Demours glaub- 
| te, in die hintere Kauiner. Beim Menfchen und den 
 Vierfülsern gehört lie unter die feröfen Häute. Auch bei 
den Vögeln und Fifchen findet fich eine, in Hinlicht 
auf Lage ähnliche, aber in Hinficht auf ihr Gewebe ver- 
fchiedene Membran. Beim Menfchen und den Säugthie- 
ren Scheint fie keinen bedeutenden Antheil an der Ab- 
fonderung der wälferigen Feuchtigkeit zu haben. 


( Die Blendung befteht nach dem Verf. beim Menfchen 
und den Vierfülsern, aus mehrern Schichten, nämlich 
1) einer mittlern, falerigen, welche das eigenthümliche 
Gewebe derfelben bildet; 2) einem Theile der Aderhaut, 
welche die hintere Fläche der Blendung bildet, und 


| 
| | 1) A. d. Bulletin de la foc, philom. 1814. $, ar. 
5 


156 nu 


die Traubenhaut ift; 3) einem andern. «Theile ‚der Ader- 
haut,, welcher die vordere Fläche) des eigenthümlichen 
Gewebes bekleidet; 4) einem Theile der l[eröfen ‚Haut 
der) wäfferigen Feuchtigkeit, - welche diele vordere Ab: 
theilung der Aderhaut bekleidet und die Nardadie Schicht 
der Blendung bildet. : 

Die Pupillarmembran  befteht wenigliens a aus zwei 
Blättern, einem vordern, einer Fortfetzung der Haut 
der wälferigen Feuchtigkeit, -einer hintern, einer, Fort- 
ferzung der Aderkaut, welche die Blendung bekleidet. 
O)) das eigenthümliche Gewebe der Iris auch in fie dringt, 
konnte er nicht beftimmen. 

Das’ innere und das läufsere Blatt der En hat 
eine unabhängige Exiltenz, indem fie in der Blendung 
‚durch das eigenthümliche Gewebe derfelben von; einan- 
‚der getrennt find. . Die Ruyfchifche Haut trägt zur Bils 
‚dung. der Ciliarfortfätze bei und bekleidet als Trauben; 
“haut die hintere Fläche des eigenthümlichen Gewebes. 
Das äufsere Blatt‘der Aderhaut bedeckt die vordere 
Fläche deflelben. v 

‚Als' Quelle der veillkri.en Feuchtigkeit fieht er dia 
Ciliarfortlätze an und ‘bemerkt, dafs man die Pulsader 
‚der Linfe und der Glasfeuchtigkeit ohne Injection fehen 


kann *). 


\ 


IV. Ueber einige Punkte aus der Gelchichte der Hi 


len des Fötus ?). 
Herr Dütrochet, der [chon früher ?) merkwürdige Re- 
Sultate feiner Unterfuchungen üher das ki der Viper 


Ar 


1) Dies ift wohl beim Fötus fchon lange kein Geheimnils mehr: 
2) Analyfe des travaux de la clalfe des [ciences mathematiques et 
phyfiques de Vinftitut, pendant l’an. 1814. Part. ie 7:24 

3) Ebendal. Jahrg. 1812. " 


‘ 
En. hätte ,"dehnte feine Arbeiter ‚feitäem üher die 
.  Förushüllen. überhaupt aus und. theilte "dem. lmkütue, die 
elultate. der. felben in. einem eignen Auflatze, weit won 
aus hier,einige ‚Sätze, mitgetheilt werden, j. 
ins "Der Embryo hat in’den frühen Perioden eine ee 
nung, in Seinen Unterleißswänden und der Schafhaut, 
durch welche, ein. Fortfatz der Blafe dringt, welche die 
"‚Gefälshaut und. die mittlere Haut bildet, lo dafs .die 
‚ Näbelgefäfse nur Fortfätze der Blafengefälse wären. 
EN Das Fi der Reptilien enihält kein Eiweils, Tondern 
befteht blols. aus. Dotter. 
.. \. Bei der ‚Viper verfchwindet die (ehr dätine Haut dt 
‚Schale um:die Mitte der Trächtigkeit, worauf fich die Ge. 
"fäfshaut mit dem Eierftocke verbindet, ‘ohne’ deshalb eine 
wirkliche Placenta zu bilden. Diefe kai ehe würde 
‚der binfälligen Haut den Säugthiere entl[prechen! .U\y 
4. Die: Frofchlarven werfen bei der Verwandlung ihre 
Haut: nieht.ab,.fondern die Vorderfüfse dringen dich 
diefe, die Kiefern zerreifsen fie gleichfalls und die Oeff- 
dlingen vernarben. 
1 Das Ei, der Fröfche und der REN überhaupt 
HER 
ft ein Dotter,  delfen Flülfgkeit| anfangs im Darm ent- 
halten ift, der anfangs rundlich ilt, fich aber allmahlig 
had fpiralförmigen Kanal derpäädlen. br 
® Die Kiemen ‘der Frofchlarven befinden fich, in, "der 
9 ukenhöhle. 


Ly 


'Y. Ueber die Befgüionsorgene der Onicken. Von 
li Latreille *)s, 

‚ Ungeachtet es, wegen der an of Miele hiare 
‚ mit den. krebsartigen , Er, wahrfcheinlich war; dafs die 
n | ‚ 2 
) Ebendaf, 5, 24, 25. 


Sn 


W387. — 


unter ihrem Schwanze befindlichen Platten. zum; Athmen 


“dienten, [o war diefe Vermuthung, doch nicht erwiel: 


‘und es mufste an ihrer Oberfläche oder in ihrem Innern 
ein, zu Vollziehung diefer Function, tauglicher Apparat 
aufgefunden werden. Diels ift durch Latreille gelehehen, 
indem er ‚auf vier von den; erwähnten Platten ‘einen 


kleinen gelblichen, von einer Oeffnung durchbohrten _ 
' Theil nachgewielen hat, der mehrere kleine Fäden ent- 


hält, die, wenn lie gleich eine verf[chiedene Stelle ha- 
‘ben, doch durch ihren Bau, und alfo wahrfcheinlich 
durch ihre Funetionen mit ähnlichen Theilen bei den 
Spinnen und Scorpionen übereinkommen. 4 i 
“ Aufserdem hat er ein faden/pinnendes Organ bei 
den Onisken gefunden, [o dafs lie alflo durch beide Be- 
‘dingungen lich fehr den Arachniden nähern, indellen 
Aälst Latreille fie, wegen der Aehnlichkeit ihrer Structur, 
‚hei den Kruftaceen. r r 


VI. Ueber die Urfache:der rothen Farbe des Blutes ?). 


s: Keine Thatfache Icheint jetzt felter zu [tehen, als 
dafs die rothe Farbe des Blutes von rothem, Eilenoxyd 
herrührt: dagegen geben mehrere Phyliologen von giei- 
cher Autorität mit denen, welche dieler Meinung lınd, 
nicht zu, dals fie völlig erwielen Iey. Ri 


Folgender Verfuch und die beigefügte Bemerkung ° 


mag zur Aufklärung der Ungewilsheit über dielen Punkt 
beitragen. alu 
" Durch wiederholtes Auswalchen des Blutkuchens 
wurde’eine Quantität des rothen Theiles des menlchliehen 
Blutes gewonnen, von dielem nachher der Falerltolt ge- 
trennt und [fo der färbende Theil, der lich im Waller 
niederge[chlagen hatte, erhalten, Er wog IIo Gran. In 
einem Platinatigel verbrannt, gab er eine halbllüllige 
"braune gelchmacklole Subltanz, 2% Gran an Gewicht. 
Sie wurde mit Salzläure gekocht ünd dadurch zum Theil 
aufgelölt, Die gehörig verdünltete Auflöfung hatte kei- 
nen [typtifchen Gelchmack. Durch einen Zulatz von 
Galläpteltinetur wurde lie [chwärzlich, Blaulaures Kali 


1) A. d, Edinb, med. and furg. journal, Vol. VII. 1811. p. 124 


x 


F brachte einen dunkelblauen Niederfchlag hervor, welcher 
| aber caleinirt, nicht über‘$ Gran eines rothbraunen 
Pulvers gab. Nach einer ungefähren Schätzung wurde 
' dieler halbe Gran aus 10,000 oder- 20. Unzen Blut ge- 
wonnen. Ilt es allo wohl wahrfcheinlich, dals diefe 
‚ Blutmenge ihre Farbe von einem halben Gran Eilen 
erhält \ RÜü 
| Erhitzt man Blut um das Waller von ihm zu tren- 
| nen, fo verwandelt lich feine Farbe, [obald es heils 
| wird, aus f[chwarz oder roth in braun oder grau. Il 
es wahrlcheinlich, dafs. diele Umwandlung aus roth oder 
' [chwarz in braun vorkommen würde, wenn Eifenoxyd 
‚die färbende Subltanz wäre? - T 


Von Kellie "). , 


In einer Familie ift [chon feit zehn [ehr zahlreichen 
‚ Generationen nur der Daumen wvollftändig; von den 
rigen Fingern fehlen entweder beide vordere Gelenke 
r wenigltens der Daumen. Nur die Frauen pflan- 
zen diefe' Mifsbildung fort. Sehr [elten wird ein Kind 
mit regelmäfsig gebildeten Fingern geboren. ° | 
"Die Veranlaffung {oll eine Wirkung der Einbil. 
 dungskraft einer [chwangern Vorfahrin gewefen‘ [eyn, 
welcher ihr Manu im ‘Zorn angewünfcht hatte, dals 
ihr Kind ohne Finger geboren werden möchte, 
Als Beitrag zur Lehre von ‘den Wirkungen der 
) Einbildungskraft der Schwangern und dem Einfluffe 


‚der beiden Aeltern auf Bildung merkwürdig, 
Iron 
i 


8) Ehendaf, Vol, IV, p. 252. ı 


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| | VII. Ueber eine unvollkommene Bildung der Finger, 
‘ 1 


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In der Verlägchandlung diefes Archivs ift fo eben 
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DUPLICITATE MONSTROSA. 
ve ae. COMMENTARIUS." KL. 


! ACCEDUNT TABULAE VIILAENEAE. .. 


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' : Sasarrısprefldlug DIE “8 
Der Herr Verf. hat in dieler Abhandlung über das 

monftröle Do »eltwerden theils die allgemeinen Bedin- _ 


ungen dieler Abweichung, yom ‚Normal,. theils di 2 
Kindern Arten derlelben oilandie auseinander Ser 
‘Der Plan ift derfelbe, den er in Hinficht äuf''die Hem- 
mungsbildungen im erften Bande feiner tpathologifchen 
Anatomie befolgte, „fo dals dieles Werk. als ‚Gegenftügk 
zu.demfelhen. betrachtet» werden ‚kann. ‚ Ungeachtet, er 
ich! vorzüglich auf «die menlchliche Species .belchränkt 
bat, indem:in dieler beinahe alle möglichen‘ Arten ‚des_ 
Doppeltwerdens, vorkommen!', fo !hat ‚er doch.mehrere 
mehliwürdige einzelne Fälle von Thierbildungen (dieler 
‚Artaus deiner reichen anatomilchen ‚Sammlung yollltän- 
dig; befchrieben..; Dem Werke And. acht von ‚Hopfer 
gezeichnete, ‚von. /Glasbach  geltochene treffliche ‚Tafeln 
beigefügt, welche eine, merkwürdige Doppeltmifsgeburt,, 
die, fich. vollltändig im der Sammlung des, Vfs. befindetg 
darliellen. sa Biebl us 11.4.5 

Der Name des Vfs. bürgt für den Gewinn, welchen 
‘die Wiffenfchaft von dielem Werke zu erwarten hat, und 
wir dürfen um [o mehr das gelehirte Publikum auf daffefbe 
aufmerklam machen, als es die erlte vollliimdige Abhand- 
lung über diele Art von Bildungsabweichungen ift, 


Buchhandlung des Wailenhaufes, 


R24. P26. R27. 
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TR, eh rolan Se. Shjuseie ; 


I FNeckel del. 


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Deutfches Archiv x 


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Erster Band. Zweites Heft, 


L: ET EP goalen 
R- Beobachtungen 


über % 
das Ne rve RE N 0 
; und 
die fenfiblen Erfcheinungen der Seelterne, 
BEN Von i 


Ann ı Friedrich Tiedemann ”), 


Jahre 1817 hielt ich mich längere Zeit An den 
en des adriatifchen Meeres auf, um die von dem 
anzöfifchen Inftitut aufgeftellte Preisfrage: »Ob in den 
Seelternen, Seeigeln und Hölothürien ein Kreislauf 
luts Statt finde,“ durch Unterfuchu 

B4: Böi.: . 27 
? DI die von Herrn Spix an der kleinen Afterias rubens in. den 
; du Muftüm d’hiftoire naturelle T, 13. P, 439 befchrie. 
Y en und Tab. 32 £. 3, b. abgebildeten Fäden, keine Nerven, 


n ndern fehnenartige Fäden find, werde ich in meiner Schrife 


> jer den Bau der Seelterne, der Seeigel und Holothurien daz- 
“thun. & ‘ & R 
M, d, Archiv. I, 2; L 


ngen und 


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163 mg) 


Beobachtungen an lebenden Thieren zu beantworten. 
Da "ich ftets viele diefer ; Thiere lebend’ in grofseh 
hölzernen Gefälsen mit Meerwalfer gefüllt in meiner 


Wohnung aufbewahrte,- fo hatte;ich-oft Gelegenheit, 


Beobachtungen über ihren hohen Grad von ‚Empfind- 
lichkeit anzultellen.‘ £ 


rt Einige an dem grofsen pomeranzfarbenen Seeftern 
(Afterias aurantiaca L.) gemachte Beobachtungen will 
ich hier mittheilen. Ich ‚habe mehrere, Thiere der 
Art lebend gefchen, welche von der Spitze eines 
Strahls bis zur Spitze des entgegengefetzten “ 5 "y 18 
Zöllim Dürchmelfer hatten. 


Seeiterne, welche fo eben aus dem Meere ge- 


nommen wurden, bewegten die an der untern Fläche ; 


der Strahlen in zwei Reihen liegenden turgelcirenden 
Tentakeln Sehr. lebhaft, «und krümmten ‘fie in man- 
cherlei Richtungen. Wenn ich dieselben berührte, fo 
contrahirten fie fich, und das Thier zog fie gegen 
die Rinne des Strahls an,, Diefe. Tentakeln,, welche 
man auch Füfschen nennen kann, weil fie ‘zugleich 
Organe der Ortsbewegung find, haben eine eylindri- 
[che Geftalt und werden gegen ihr unteres freies Ende 
allmählig kegelförmig. _ Das»Ende; felbft nimmt ‚die 
Geftalt eines Saugnäpfchens oder Tellerchens an, 


wenn fich das T'bier beim Fortfchreiten mittelft 


 derfelben an Gegenltände „anhängt. Jedes: Tenta- 
eulum fetzt fich durch ein Loch zwifchen den Qher- 
fortfätzen zweier Wirbel eines Strahls in die Höhle 
des "Strahls fort und bildet hier zwei abgerundete 


te ur a BE 


u ‚ 163 


ovale Bläschen; welche an der Seite des Wirbels liegen. 
Wenn man daher diellöhle eines Strahls von.oben öffnet, 
und die beiden;mit dem Magen in Verbindung ftehen- 
den: Blinddärme, welche in neuerer. Zeit ehr irrig 
für Leberlappen gehalten worden find, wegnimmt, fo 
‚erfcheinen ‚vier Reihen paarweife neben. einander. lie- 
gender, röthlich weifser, “ovaler Bläschen, ' welche, 
kleiner werdend, fich bis zur Spitze.des Strahls erftre- 
cken, und den zwei Reihen der an der untern Fläche 
jedes Strahls liegenden Tentakeln angehören.‘ Die 
Tentakeln und Bläschen find hohl und enthalten eine 
helle, durchfichtige Flüffgkeit, welche durch die 
Zweige eines befondern, von mir entdeckten Gefäls- 
fyltems in die Höhle der 'Tentakeln zugeführt wird. 
. Diefes höchft merkwürdige Gefälsfyftem, welches den 
‚Seefternen, Seeigeln und Holothurien eigenthümlich _ 
ift, und, von dem. ebenfalls in diefen Thieren vorkom- 
menden Gefälsfyftem des Kreislaufs des Bluts durch- 
aus verfchieden ift, werde ich in meinem gröfsern _ 
Werke über den Bau der eben genannten Thiere 
ausführlich befchreiben. Die Wände der Tenta- 
kelo und. Bläschen find mit deutlichen blafsrothen 
‚und zirkelföürmigen Muskelfalern. verfehen. An den 
Tentakeln nimmt man auch noch eine Lage von Län- 
’ "genfafern, wahr. Die im Leben  fehr empfindlichen 
"und contractilen Tentakeln und Bläschen ftehen in 
in einem Antagonismus; reizt man nämlich die Bläschen 
mittelft fcharfer Inftrumente oder durch Befeuchten 
mit Weingeilt, fo contrahiren fie fich und treiben die 
in ihnen enthaltene Flüligkeit in die hohlen Tenta- 
- L2 


j . 


164 I 


‚ keln, diefe verlängern fich nun und’eiigiren fich durch 


die in fie eingetriebene Flüffgkeit. Reizt man dage- 


‚gen die- Tentakeln zur Contraction, To ftrömt die in 


ihnen enthaltene Flüffgkeit in die Bläschen zurück, 
welche nun expandirt und ‘mit Flüffgkeit angefüllt 
werden. Durch diefen Antagonismus in’ der Expan+ 
fion und Contraction, welcher zwilchen den: Tenta- 


keln und Bläschen Statt findet, bringen die 'Seefterne, 


die Ortsbewegung hervor. Beim Gehen und Fort- 
fehreiten der Seefterne find die Tentakeln expandirt, 


mit Flüffskeit angefüllt, und alfo im Zuftande der 


Erection; dagegen aber find dann die Bläschen con- 
trahirt und leer. Bewegen fich die Seefterne richt 
und find die Füfschen in‘aie Rinnen der Strahlen ein- 
sezogen, fo find die Bläschen expandirt und mit Flüf- 
figkeit angefüllt. Die Bewegung der Tentakeln nach 
vorn, nach hinten und überhaupt nach allen Seiten, 
wird durch die Action der Muskelfafern bewirkt. 
Bei Afterias rubens, und equeftris, fo wie bei Aftro- 
pecten mefodifons, Linkü habe ich denfelben Bau der 
Tentakeln und Bläschen gefunden, auch habe ich’ 
beobachtet, dafs fe diefelbe Function wie beim pome- 
ranzenfarbenen Seeftern haben. Die Zahl der Ten- 
takeln an jedem Strahl ift bei letzterem Seeftern ver- 


fchieden näch-der Gröfse derfelben. An einem fehr: 


grofsen pomeranzfarbenen Seeftern zählte ich in einer 
Reihe eines Strahls vier und achtzig Tentakelu, ‘alfo 
an einem Strahl hundert und acht und fechzig, und 
an allen fünf Strahlen achthundert und’ vierzig Ten. 


‚ takeln. "Da jedes Tentaculum fich mit zwei Bläschen 


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N, 


ß, 


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165 


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endigt, fo’ betrug alfo die Zahl aller Bläschen fech- 
zehn hundert und .achtzig. , 
© Nach diefer Digrefüion über den Bau dir Tenta- 
keld, 'kehre ich zur ‚Erzählung ‘der Beobachtungen an 
lebenden Seefternen zurück, Die aus dem Meer ge- 
 nommenen Seefterne zogen. beim „Berühren. die Ten- 
takeln in die Rinnen der Strahlen zurück. , Die nach 
"oben ‚die Strahlen deckende und fchliefsende Haut 
- contrahirte ich, und die auf diefer Haut anfıtzenden 
Refpirations- Röhrchen fpritzten das in ihnen enthal- 
tene Waller aus. Legte ich die Seefterne in ein mit 
Meerwaller gefülltes Gefäfs, fo fingen fie nach und 
mach an, die Tentakelf‘ auszuftrecken ‚und zu bewe- 
Eee; auchidie Haut dehnte. fich ‚aus und ‚erhob fich , 
etwas." An Seefternen, welche ich in .ein flaches Ge- 
fäls- ale hatte, und deren Oberfläche nur in einer 
Höhe von einem halben Ziolle mit : Waffer ; bedeckt 
- war, habe ich öfters bemerkt, dafs fich die Haut lang- 
- Jam ausdehnte und wieder zufammenzog, und dals 


hierbei das Waffer in eine wirbelnde Bewegung ge- 


" rieth,' befonders an denjenigen Stellen der Haut, wo 
fich die zuvor genannten Relpirations- Röhrchen, be- 


' finden. Es’ ift mirifehr wahrfcheinlich, dafs: bei die- 


fen abwechfelnden Expanfionen und Contractiönen der’ 
Haut ‚Waffer durch die Röhrchen aufgenommen und, 
wieder ausgeltofsen werde, und: dafs demnach. jene 
wirbelnde Bewegung des Waflers vom Ein- und Aus- 
ftrömen des Wallers durch die Röhrchen. herrühre. 

Die in die mit Meerwalfer gefüllten, Gefälse ge- 
legten Seelterne begonnen gewöhnlich fehr bald auf 


166 nun 


den Boden der Gefäfse fortzufchreiten.'' Hierbei" ift 
die in der Mitte der untern Fläche liegende Mund- \ 
öffnung nach unten gerichtet, und alle ausgeftreckten 
und im‘ Zuftand der Turgelcenz oder Erection behind! 
lichen Tentakeln find in Bewegung.‘ «Ein Theiluder- 
felben wird nach vorn bewegt, in der Richtung näm- 
lich, in welcher das 'Thier fortfchreiten will; die,an 
- der Spitze der Tentakeln befindlichen Saugnäpfchen 
oder’ Tellerchen faugen fich an die Gegenftände, feft, 
und ‘ziehen den Körper des Thhieres nach; ein, ande- 
rer Theil der Tentakeln wird angezogeny'um nach 
vorn bewegt zu werden; und fo erfolgt das;Anziehen, 
das Vorwärtsbewesen und das Anfaugen der Tenta- 
‚keln abwechfelnd, "in fchneller oder langfaıner: Folge, 
je nachdem das “Thier fchnell oderlangfam fortfchreir 
tet. ° Auf einer ebnen Fläche bewegten fich die, Se& 
‚ fterne ziemlich fchnell;' ihre "Bewegungen aber« wur- 
den langfam, wenn ich 'auf den Boden des Gefäfses 
einige Steine gelegt"hatte, über welche fie fortichreis 
ten mulsten. Beim"Gehen fieht‘ unbeftimmt'bald«die \ 
Spitze des einen, bald die Spitze des andern‘ Strahls 
nach der Richtung, in welcher fie ieh fortbewegen. 
Mittelft -der ‘beim Fortfchreiten nach vorn: be- 
wegten 'Tentakeln exploriren die Seefterne den Weg, 
den fie einfchlagen, fo wie-die Gegenftände, welche 
ihnen aufftofsen; gleich Blinden, ‘welche beim Gehen 
einen Stab ausftrecken und mittelft deffelben herum- 
taften. Wenn ich. mehrere Seefterne in einem’grofsen 
Gefälse hatte, worin he fich frei bewegen konnten, 
fo habe ich fehr oft ihren zarten Taftfinn bewundern 


167 


, 


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müllen,.\denn ‘niemals; rannten. iodervftiefsen fie gegen 
einander an » Sondern mittgitt der Tentakeln, durch 
deren»zartes: Berühren fie ich einander“ wahrnehmen; 
weichen fie behutfam-aus... Befonders vorlichtig waren 
Gein: ihren. Bewegungen, wenn Ge Be in demfel= 


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E ‚ben: Gefäfs ‚befänden.: '«.. ih 


„ 


4 ‚Die, Seefterme.ikönnen die a willkührlich 


- ‚einander näher bringen: oder von einander entfernen, 


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| 


Jo..dafs folglich die Winkel 'zwifchen ‚den Strahlen’ bald 
fpitzen bald ..stumpferi werden. Die. ‚Bewegung der 
‚Strahlen ‚:welchedurch die‘ ftellenweifen: Zufammei- 
Ziehurigen der‘eontractilen: Haut bewirkt wird, rich- 
tet/fich nach. den! Umgebungen, zwifchen ‘welchen’ die 


E Seefterne gehen. »'So:habe ich mehrmals: gefehen,. dafs 


Seeiterne‘ in einem ..Gefäls, in dasich einige: srofse 


Steine gelegt hatte, welche die ganze Ausbreitung'des 
Körpers beim, Fortfchreiten hinderten,, zwei Strahlen 
nach vorn, bewegten‘ und 'gegen.ieinander anzogen, 
während fie die übrigen Strahlen nach hinten beweg- 

ten und einander, näher‘ brachten. Auf diefe Weife ° 
fchmaler geworden, konnten: die 'Thiere nach mehre- 
ren Verluchen: den: engen Raum paffiren. ı Die See: 
fterne können auch 'willkührlich die Strahlen nach 
oben bewegen und «äufrichten ‚‘>ja .felbft nach oben 
und innen umbeugen, Dies: gefchah ebenfalls häufig, 
"wenn fie fich‘ zwifchen grofsen Steinen fortbewegten. 
Vebrigens kriechen und gehen diefe Thiere nicht allein 
‚auf horizontalen und fchiefen Flächen, fondern felbft 
auf fenkrechten Flächen, denn die Seefterne, welche 
ich aufbewahrt habe, krochen oft'an den Wänden des 


Gefäfses herauf; wobei ‚die, amı dem Spitzeuislem Denn 
\takeln befindlichen Saugnlpfchen oder’ Saugwärzchen 
den Körper an-den.Wandides' Gefälses: befeftigten, +." 
Legt man. »Seefterne. auf. die ober& «Flächerloder 
auf den; Rücken, fo, dafs.alfo, die: Mundöffnung:und 
_ die Tentakeln nach oben gerichtet -Aind,«fo 'bleibenihie 
wicht! länge: im) dieler. «Lage, »fondern fie ftülpen den 
ganzen: Körper wieder. auf folgende Art: fe krümmen 
die Spitze. ‚eines'‚oder . zweier’ \nebeni'einander: liegent 
der Strahlen nach! untem''gegen:.den'ıBoden«des.xGe+ 
ı ‚fäfses-um, faugen: fch mit. dem Tentakeln’an (den Bo 
‚den; des. Gefälses ‚an ‚'; richten. ‘den. Körper nach,suind 
nach. «auf ‚und legen ihn»dann allmählig. um; fo, ‚dafs 
die Mugköffnuing: ‚und die 'Wentakeln wieder nach un« 
ten,gerichtet werden, ı Ich habe)diefen Verfuch mehr- 
mals, mit gleichem ‚Erfolge wiederholt, Der pome- 
ranzfarbene Seeltern ,' der: rothe und! der ftachelige 
Seeltern; können nicht fchwimmen; wenigftens habe 
ich diefe, Bewegung niemals beobachtet. ı » bu. 
Die, Tentakeln zeigten: eine ‚grofse  Empfindlich- 
keit für, den galvänifchen Reiz... Wenn:ichden.einen) 
Pol’ einer nuraüs(vierzehn «Platten- Paaren : (nämlich: 
Zion -und Kupferplatten) (gebildeten galvanifehen Säule 
an. die Tentakeln, den. andern Pol aber an die con-, 
tractile Haut. brachte, fo. erfolgten fogleich lebhafte: 
Contractionen der “Fentakeln.; ‚Daffelbe erfolgte eben- 
falls, wenn ich beide Pole mit’ den‘ Tentakeln in Ver-: 
bindung (brachte. 
Aus den angegebenen Eehsiningen des fo fehr 
entwickelten Taftfinnes,; foo wie. befonders aus den‘ 


— 169 


regelmäfsig’verfolgenden ' Bewegungen‘ der Seefterne; 
vermuthete ich, dafs diefe Thiere "ein Nervenfyftem 
befitzen müfsten; weil ohne.deffen Exiftenz die Ein- 
heit in!der Bewegung ‘der grofsen Anzahl von .Ten« 
. takeln “oder Füfschen nicht wohl‘:'zu begreifen. ift: 
Die Lebensäufserungen der Tentakeln,' ohne ein Ner- 
venfyftem, welches’die Bewegungen derfelben regelte 
und’in Einheit 'brächte, fchienen mir’eher' ein‘ Chaos 
von Bewegungen hervorzubringeny‘als fo regelmäfsige 
und "geordnete: Bewegungen,‘ 'wieich fie. bei’ diefen 
Phieren wahrnahm. Die Bewegungen aller Tentakeln : 
erfölgten fo beftimmt und übereinftimmend , dafs die 
das Fortfehreiten ‘des Thhiersnach'dieferoder jener 
Richtung bewirkten. ' Aeufsere’Gegenftände, Seeigel, 
andere Seefterne;” die Hand: u: £.w:r beftimmaten die 
‘Thiere, ihrem Fortfchreiten eine‘ andere Richtung 
zu geben, jedoch wieder ing eine jede andere 
Be Richtung. ir; Ärrire 
“Obgleich ich ‘die Exiftenz eines’ Die 
aus den: eben angegebenen Gründen vermuthete, fo. 
blieben doch lange Zeit meine Bemühungen, .daffelbe; 
dufzufinden, ohne glücklichen Erfolg. ‘Dafs die von 
Herrn Spix als Nerven "befchriebenen und abgebilde- 
ten weilsen Fäden, welche im! Innern zu beiden Sei- 
ten der ‘Wirbel jedes Strahls liegen, keine Nerven,! 
fondern fehnenartige Fäden find , (die‘‘von den Körpern: 
der Wirbel entfpringen, und an die ‘Wände des Ma- 
gens gehen, ‘dies lehrte mich’ Schon der  blofse, An-ı 
blick derfelben, und genauere Unterfuchungen ‚mach- 
ten es gewils. Endlich, nach vielen Unterluchungen, 


bin- ich fo ‘glücklich gewefen, das.'Nervenfyftem an 
der untern Fläche des Körpers zu finden. Wenn. man 
diefen: Theil unterfucht,, fo ‚findet man ‚ein. kreisför+ 
miges;. mit ‘einer orangegelben Flüffgkeit - angefülltes 
Gefäfs, (welches: unter einer zarten ‚Haut liegt und die 
Mundöffnung kreisförmig wngiebt.. Aus diefem Ge- 
fäfs ent[prinigen fünf ‚Aelte, welche.in. den Rinnen der 


fünf Strahlen 'zwifchen. den'beiden, Reihen der Tenta- 


keln verlaufen. «Nachdem ‚ich. .diefes Getäls mit feir 
nen:iAeften 'behutfam ‚weggenemmen‘ hatte, fo,erblick- 
te ich einen 'weißslichen Ring (Fig. 1. a: a.), welcher 
die-Mundöffnung umgab.'; Enfchickte zu jedem Strahl 
einen zarten «Faden‘(c; cs) ab, welcher in der. Rinne 
des 'Strahls'zwifchen’den: beiden Reihen der Tenta- 


keln ;okleirter 'werdend,, »bißi zur Spitze des. Strahls 4 


. verließ)i/i Die ‘in: den Rinnen:'der ‚Strahlen liegenden 
Nervenfäden geben 'wahrfcheinlich kleinere Fädchen an 
die Tentakeln ab; an einigen Stellen. glaube ich | die- 
felben mittelffieines-Veergröfsrungsglafes wahrgenommen 
zu haben.‘ " Aufser.'den‘ fünf Fäden zu den Strahlen 
entfpringen noch'zehn andere ‚kleine Fäden ‚aus dem: 
die Mundöffoung umgebenden: Nervenringe; nämlich 
an'ıdem Anfangsftücke:jedes Strahls zwei: (b.b.). ‚Diefe 
zarten Fäden bildeten! mit den in der Rinne; verlau- 
fenden gröfsern Neryenfäden Winkel, und drangen in: 
die:beiden Löcher »ein,, ' dureh welche. die. beiden er-ı 
ften. Tentakeln 'hervortreten. Es: ift mir. nicht anög-, 
Jich\ gewelen; diefevzarten Fäden weiter zu verfolgen. 
Sehr. währfcheinlich begeben fich dielelben zu dem) 
Magen und den Blinddärmen....Der Nervenring. mit 


DT ass 2a BE 


Ba.» 471 


dem aus demfelben entfpringenden' Neryenfaden hatte 
‚ein graulich weifses Anfehn, und ‘war ‚ungemein zart 
und weich. . Uebrigens mufs ich noch bemerken, dafs 
ich» nirgends 'Ganglien oder Anfchwellungen, weder 
im Nervenkranz, noch in den aus demfelben entfprin- 
genden‘ Nervenfäden wahrgenonimen habe. 

sJEs.ift nicht zusbezweifeln, dafs alle Strahlen mit, 
ihrem ungemein zahlreichen ‚Tentakeln, fo. wie, alle 
übrigen Gebilde durch das do ‚eben‘, ‚beichriebene Ner- 
venfyfteniv zur Einheit inis der Action gebracht wer- 
den; welche‘ ohne: eine ‚folche Verbindung durch Ner- 
ven nicht: wohl.begreiflich» ift... Hierfür fcheinen noch 
folgende: »von | mirvangeftellte: Verfuche zu fprechen. 
Ich: habe‘ melirmals: an‘ lebenden Seefternen gröfsere 


- and kleinere Stücke\von : Stralilen losgetrennt. _Die 


. Teiittakeln der abgetrennten Stücke: äufserten - noch 


lange‘ Zeit nachder Abtrennung. Empfindlichkeit und 


EEILEER 


Göhtractilität,. aber: es fand. kein, Fortfchreiten . der 
einzelnen‘ Stücke Statt. * Dagegen erfolgten die Be- 
wegungen der ‘Fhiere, von: denen ich Stücke, der 
Strahlen genommen hatte, fehr regelmäfsig nach die- 
fer‘ oder jener Seite, wiewohl langfamer ;,weil fie ei- 
nem; Theil der Bewegungsorgane verloren hatten, 
Trennte ich einen ‘oder zwei Strahlen ie von den 
Tbieren ab, dals,.der die Mundöffnung umgebende 
"Nervenkranz zerfchnitten wurde, : fo. hörte das regel- 
mälsige Fortichreiten der‘ getrennten Thiere: fogleich 
“auf, wiewohl die Tentakeln noch viele Stunden nach 
‚der Trennung fich' zufammenzogen, wenn ich fie mit- 
telft fcharfer Initrumente, oder durchs Befeuchten mit 


13 un 
Wieingeift'reizte: "Sollte es nicht erlaubt -feyn hieraus 
dcn Schluls Zu’ ziehen, dafs. der den Mund umgebende 
Nervenring der eigentliche Brennpunkt oder: das Cen- 
#rum "der 'Senfibilität“oder''der ER ut m 


Säelterne fe? WW ann ii 
Es ift eine bekannte‘ ER AR die Seefterne 


verloren gegangene Strahlen regeneriren. Ich .habe 


unter" der‘ fchr grolsen’ Anzahl von Seefternen , ‘welche 
ich’ bebbäthter wind" zergliedert habe, viele gefunden, 
welche einen oder 'zwei' kleinere neu erzeugte Strah- 
Ich hatten. ' Niemals’ jedock war der kleinere regene- 


firte Strahl von der MR AA an''neu'erzeugt; ' 


söndern' iminer'erft in’ gröfserer oder kleinerer‘ Ent- 
ee von’ diefer. ‘Diefe Erfcheinung hat gewils nur 


ihren Grund "dafs Trennung der, Strahlen mit 


Pi ee des Nerventings den Brennpunkt: des fen- 
fiblen’ Lebehs aufhebt, "und fomit- auch‘.die übrigen 
Ketionien , die von diefem abhangenz' nämlich! freie Be- 
wegung, "Aufnahme ‘von Nahrung u. f. w., ohne 
welche dann auch das ee Por Vermögen 'auf- 
hören mufs. ‘ 
"Aus der Befchreibung‘'des- Nervenfyftems dei 
Seefterne folgt,’ dafs diefes, fo weit wir es bis jetzt 
'denThieren der niedern Klaffen erkannt haben, 
ein 'blofser, die Mundöffnung umgebender ‚Ring ift, 
von dem die Nerven -ausftrahlen, ‘ohne Ganglien und 
Anfchwellungen ' ‘zu 'befitzen. Diefer Ring findet 
Ich‘ nun conftant, fo viel’ mir ‘bekannt ift, in allen 
übrigen Klaffen der wirbellofen Thiere, in den gerin- 
selten Würmern, 'Mollusken, Infekten und Kruftaceen 


. 
. 


wieder, als ein die Sheiferöhre oder das’ Anfangsftück 


‚des Darmkanals umgebendes Nervenband. ':Das Band 


aber wird, fo wie ‘die aus demfelben 'ausftrahlenden 
Nerven durch Anfchwellüngen oder‘ Ganglien geftei- 
gert, in ‘gleichem Grad, wie lich die organifchen 
Sylteme, befonders die Sinnes- und Bewegungsorgane 
in den eben genannten Thieren vermehren und mehr. 
äusgebildet' hervortreten. Es würde leicht leyn, eine 


‚Parallelifirung zwifchen der fuccefiven Entwicklung 


und Steigerung des Nervenfyftems, und der Verviel- 


* fältigung und’ Ausbildung der organifchen Syfteme in 


% 


den eben genannten Thieren anzuftellen, wenn dies 
nieht aufser der Gränze diefer Abhandlung läge. ‚Ich. 
kehre daher zu einigen andern fenfiblen Ericheinu 
gen der Seefterne zurück. | ee) 

Die Seefterne fcheinen auch 'Gefchmacks- Empfin« 
dungen zu haben. Dies vermuthe ich aus folgenden 
Beobachtungen. Wenn der in der Mitte des Körpers 
liegende Magen leer ilt, welches man leicht von auf 
fsen erkennen kann, indem dann der.öbere und mitt-, 
lere Theil des Körpers ganz flach und eingefenkt ift, 
fo ftülpen fie die kurze Speiferöhre und den untern 
Theil des Magens um, der in Geftalt einer weilsen 
und gefalteten Haut aus der Mundöffnung hervortritt,, 
Mit diefem Theil des Magens fuchen fie im Fort- 
fchreiten ihre Nahrung auf, welche vorzüglich in Mol- 
lusken mit und ohne Gehäufen befteht. - In dem Ma- 
gen der pomeranzfarbnen Seefterne habe ich Flügel- 
fchnecken, Bohrmufcheln, Meerzähne, 'Stachelfchne- 
cken, Herzmulcheln, Tellinen, Dreieckinufcheln und 


Venusmulfcheln 'gefunden, "auch ‚einmal einen Kleinen 
Seeigel ‘und ein’ändermal einen kleinen Seeftern von 
der'Art, ‘welche man afterias equeftris nennt; , dann 
- endlich 'einigemal:kleine Fifche..  Diefe‘ Gegenftände 
ergreifen (die Seefterne mittelft der Teentakeln und 
halten fie feft. “Alsdann umfahren fie mit’ der nach 


'aufsen umgeftülpten Speiferöhre und mit dem Magen 


die ergriffenen Gegenftände, und ziehen diefelben 
durch die Mundöffnung eiti, wobei fich die Strahlen 
nach den Seiten‘hin ausdehnen um die Mundöffnung 
zu erweitern. Dies alles gefchieht mit der 'gröfsten 
Vorficht. » Zu meinem grofsen Erftaunen habe ich 
einigemal bedeutend grofse Stachelfchnecken (Murices) 
mit allen ihren fpitzigen Stacheln in dem Magen des 
pomeranzfarbenen Seelterns gefunden. Eine diefer 
Stachelfchnecken war zwei: Zoll lang. und einen hal- 
. ben Zoll breit, demohngeachtet waren die ‘zarten 
Wände des Magens nirgends durchbohrt oder verletzt. 
: Die Umftülpung des Magens‘ "habe ich niemals bei 
denjenigen Seefternen beobachtet, deren’ Magen fchon 
angefüllt war. Die Anfüllung des Magens ‘erkennt 
man leicht aus der Erhebung und Ausdehnung des 
obern und mittleren Theils der Haut, unter welchem’ 
der Magen liegt. Die weichen und auflösbaren Theile 
der durch den Mund aufgenommenen Mollusken, 


Seeigel, Seefterne und. anderer Thiere werden im: 


Magen aufgelöft. Die unauflösbaren Theile aber, lie 
Schalen, Gehäufe und Stacheln werden wieder, durch 
die Mundöffnung ausgeworfen, weil die Seefterne 
keinen After haben. „Da (die Seefterne: ihre. Nahrung 


—e 47 5 


auffuchen und 'erkennen, fo läfst ieh wohl nicht be- 
zweifeln, dafs fie den Gelchmacksfinn.befitzen, wel- 
cher in der zarten Speiferöhre und in dem Magen 


feinen Sitz haben mag, weil fie mit diefen ihre Nah- 
‘ rung erkennen, umfaffen und einziehen. 


- Endlich fcheinen die Seefterne auch die Einwir- 


kung des Lichts. zu fühlen, ohne Augen zu haben. 


Hierfür ‘fpricht ‘folgende Beobachtung: An einem 
Tifch, „der. am Fenfter ftand,, „und worauf ich, zer- 
gliederte, befand fich eine Iren 'Schüffel m mit ne 
waller gefüllt, worin ich kleine Seelterne. von der 
Art. afterias: equeftris aufbewahrte; die Schüffel war 


“ zur Hälfte befchattet, und zur Hälfte von der Sonne 


beleuchtet. Zu meinem grofsen Erftaunen bewegten 


i fich die Seefterne ‚gegen den von der Sonne beleuch- 


teten Theil der Schüffel: hin. Ich drehte die Schüf- 
fel fo um, . dafs die Seefterne in Schatten kamen, 
allein bald ‘darauf begaben  fich ‚die Thiere abermals 


zu dem beleuchteten "Theil. Lälst fich hieraus nicht 


' eine Empfindlichkeit der Haut für den Lichtreiz ver 


\ 


muthen? IN 

"+ Ich fchliefse. diefe Bemerkungen mit der Hoff: 
nung, dafs ich bald ‚eine Gelegenheit finden werde, 
mein gröfseres Werk über den Bau der fo merkwür- 


digen und noch fo wenig bekannten Seelterne, See-- 


igel und Holothurien heraus zu geben. 


> 


I ia IHR 1000 } 
W Lı SyE2EE2] ee ak 
s ing ar Ye 
„Einige Bemerkungen |. u 
aan über 3 aha il 
die Wirkungsart 


und 

er j oa) ji loan 

- „.chemilche Zufammenfetzung. der ‚Gifte... A 
i ht SAlähl. un 
Von R 

ie 


Dr.. Emmert, dem. Aeltern. 


Schon meine früheren Unterfuchungen über die Wir- 
kungsart der Gifte leiteten mich auf die zwei. wich- 
tigen 'Refultate,  dals: weder . die Nerven, nochüdie ein- 
faugenden Gefälse Antheil an. der Verbreitung ‚ihrer 
fchädlichen ‚Wirkung von den Theilen, an welche fie 
applieirt worden, über. den ganzen Körper nehmen, 
Sondern dafs diefes durch unmittelbares Eindringen ..der- 
felben in'die: Blutgefäfse und mit Hülfe des Kreislaufs 
durch directe Einwirkung auf das: Rückenmark ge- 
Ichieht, dafs fomit alle Vergiftungsfymptome blofse 
Folgen von der Affection des Rückenmarks und eben 
deswegen, etwa bis auf die Nervenzufälle, zu den ver- 
fchiedenen Arten von Vergiftungen nicht nothwendig 
find. 


find. ‘ In neueren 'Zeiten habe ich vorzüglich mit der 
Anguftura virofa eine Reihe ‚von Verfuchen ange- 
ftellt, ‘welche .diefes mit aller Beftimmtheit ausfagen 
und noch überdies wenigftens einige nähere Auskunft 
über die Natur der vegetabililchen Gifte geben... Ehe 
ich diefe Verfuche hier ihren Hanptrefultaten nach 
bekannt mache, bemerke ich zuvor, dafs fich die .oft- 
indifche Anguftura gegen die, einzelnen Theile des 
thierifchen Körpers ähnlich, ‚wie, die übrigen ftärkern 
Gifte verhält. Sie tödtet nämlich nicht‘'allein,‚von 
A Blutgefäfsen und den reichlich damit verfehenen 


_  Theilen aus; fondern auch von den Häuten, welche 


ihre gröfsern Stämme- als eine dünne ‘Schicht be- 
decken, wie dem Bauchfelle und den‘ Pleuren;, ‚‚wäh- 
rend fie von den Sehnen und Nerven keinen«folchen 
nachtheiligen Einflufs auf den -Körper äulsert. -  Da- 
‚bey. erregt. fie. befchwerliches, anfangs befchleunigtes 
Athmen, häufigen, krampfhaften Puls, verminderte 
"Willkühr der Muskeln, befonders ‚von den hintern 
"Extremitäten, krampfhaftes Erftärren‘ der Glieder, ein 
fchreckhaftes Wefen, "gleichfam eine’ Art von Panta- 
phobie, öder einen hohen Grad von hyfterifchem Zu- 


. ftand, welcher fich durch Zittern, ein der electrifchen 


Erfchätterung ähnliches Zucken und Zufammenfahren, 
‚worzüglich längs der ganzen 'Wirbelfiule-und Anfälle 
von, Starrkrampf, meiftens.in Gelftalt von Opiltho- 
-tonus \offenbart;  Zufälle, welche -theils” von ‚felbit, 
theils auf jede Anftrengung und jeden unbedeutenden 
äulfsern' Eindruck, wie z. B. leifes Geräufch, Berührung 
der Haare des Körpers durch eine Fliege us f. w. eintre- 
M. d. Archiv. I. 2. M 


478 Dvz 


"ten: fe tödter meiftens in wenigen Minuten, ‘felbft’ wenn 
"miän die Refpiration;' welche in’den Anfällen von Starr- 
"krampf gänzlich unterdrückt und’ nach denfelben fehr 
’geftört ift, Künftlich unterhält, und hinterläfst in keinem 
Theile des:Körpers eine bemerkliche Veränderung. 
"a In'meinen'Verfuchen mit diefer 'Subftanz. fand 
ich nun RuTass . fi 
“> © y) dafs, ‘wenn man das Decoct davon entweder 
ganz allein, oder in’Verbindung mit‘ Kali phlogiftica- 
tum‘auf die unverletzte Haut in fehr 'grofser Menge 
"bringst, es durchaus keine Zufälle erregt, wiewohl'der, 
Harn’ dadurch die" Eigenfchaft erhält,! mit'Eifenfalzen 
"ih erftern Falle einen dunkelgrünen , “uadsimv iletztern 
"einen berlinerblauen Niederfchlag abzufetzenz .: 
del a) dals, wenn man die Aorta abdominalis un- 
“erbindet und "in "eine Wunde" des einen‘ Schen- 
kels' Kali phlogifticatum, ' in eine©.'andere ‘des 
Szweiten’den «bittern Anguftura- Abfud'vin reichlicher 
‘Menge, und wiederholt applicirt, durchaus keine von 
‘den erwähnten Vergiftungszufällen eintreten, wiewohl 


‘der nach‘ der Anbringung der Anguftura ' virofa und 


“des bläufauern Kali“ abgefonderte Harn mit Eifenfalzen 


"vermifcht eine grofse 'Menge' von Berlinerblaw abfetzt. 


v + Hieraus folet, dafs unter den angegebenen Uim- 
ftänden jenes 'Gift-in die‘ einfaugenden:'Gefäfse wirk- 
“lich aufgenommen, ’ aber durch‘ fie fo affmilirt: wird, 
dafs-e$' nicht mehr: als’ folches wirkt: eine 'Erfchei- 
nung, welehe ich’ bei'alien'in diefer Hinficht unter- 
fuchten Giften wahrgenommen 'habe. Ich’ möchte des- 
wegen als gemeinfchaftlichen Character von den Gif- 


a Eee Sc 179 


ten die’ Eigenfchaft aufftellen, mit Hülfe‘ ‚der. Anzie- 
hungskraft von dem Blute die damit, 'angefüllten Ve- 
nen«zu durchdringen, wenn hie nicht. auch “andern 
nichtgiftigen, fogar unfchädlichen Materieni, ‚wüe:z. B, 
der -atmosphärifchen . Luft,  zukäme, und ‚hie dagegen 
einigen, andern Giften zu fehlen fchiene. ©. 
Bei dem letztern Verfuche fcheinen ‚mir! noch 
‚zwei Umftände bemerkenswerth: »ämlichit. =-' 
a) dafs. die Einfaugung noch längere-Zeitmach gänz- 
2 licher Unterbrechung des Kreislaufs-fortdauerte, - 
+5) Dafs fich unter diefen. Umftänden' ‚die‘ Irritabili- 
- tät der Muskeln und ein gewiller Grad'von Em- - 
*. > pfindlichkeit in diefen Organen ‚und. der- Haut 
erhielt, ohngeachtet beide Schenkel ‘bald: nach 
- Unterbindung der Aorta die Temperatur von 
+4 023° R. des Zimmers annahmen. »./Nach 'auffal- 
+  lender‘‚war die Permanenz des ‚Lebens in seinem 
von „andern Verfuche,.der Art, welchen ich mit der 
-. „Blaufäure anftellte,; denn hier ‚kehrte, etwa 70 
‚Stunden: nach, gänzlicher ; Unterbrechung des 
Kreislaufs in. den, hintern Extremitäten, als ich‘ 
ordie ‚Ligatur von. der‘ Aorta abdominalis ‘wieder 
vn „entfernte, die :Wärme allmählig. in ‚dieFiüfse zu- 
nnzliek,,und ‚etwa Z Stunde nach Auflöfung der 
= ı Unterbindung ftellten fich alle Zufälle dew Blau- 
‚Säure ein ‚welche ich einige Zeit vorher:in eine 
Wunde des Schenkels gegoflen- hatte... 
 Diefen ‚Erfcheinungen nach kann man nicht an- 
‚ders, als eine, belebende Ausftrömung ‘von den Cen- 
tralpuncten das, een namentlich "von ‘dem 
M& 


-Rückenmark, in die Organe annehmen, in welche ihre 
„Nerven übergehen. 


Auf 'der''andern Seite Ende aber an von fol-, 


.chen Theilen'aus, welche bis auf den Zufammenkäng 
ihrer Nerven mit dem Rückenmark von dem übrigen 


-Körper gänzlich getrennt find, noch eine Rückwirkung 


‘auf den ‘übrigen Körper ftatt, weil nicht blofs Gifte, 
fondern alle andre Reize, welche man in folche, bis 
-auf das Nervenfyftem vom übrigen: Körper gänzlich 


ifolirte, Glieder bringt, den Tod diefer Thiere be- 


-Ichleunigt, ohne andre als die gewöhnlichen: ‚Reizzu- 
fälle hervorzubringen. 
3) Fand‘ich in Anfehung des Einfluffes di Gifte 
auf: das'Rückenmark: 


a) dafs, wenn man das Lendenmark zu oberle zer- 


‚.Ichneidet, und in eine Wunde der hintern Ex- 
tremitäten das Anguftura- Abfud applieirt, die 
Hinterfüfse ebenfalls, aber’ nicht gleichzeitig mit 
‚dem vordern "Theile des Körpers, fondern einige 
Zeit nachher, von der tetanifchen BHERRERE und 

u Ausitreckung befallen wurden: ö 


5) Dafs, wenn man die Medulla oblongata entweder ’ 


völlig oder: bis auf einen dünnen  Markftreifen 
an jeder Seite derfelben in die Quere zerfchnei- 
det, (die Refpiration künftlich unterhält"und die 
bittre Anguftura, innerlich oder: äulserlich, ap- 
pliöirt, ‘hie'ganz fo wie bei. unverlerztem Rü- 
ckenmark , nur mit dem Unterfchiede wirkt, dafs 
„er Körper unendlich gröfsere Dofen davon’ ver- 
trägt „und ihrer Wirkung Stundenlang ' wider- 


181 


fteht, während er fonft von dem fechften bis ach: 

ten Theile des Giftes, felbft wenn man die Re» 
"  Jpiration künftlich ker in wenigen Minuten 

. Stirbt. 

wir Endlich, dafs, wenn man nach Eintritt der Ver- 
giftungszufälle mit den eben (b) erwähnten Um- 

Ständen das Rückenmark, zerftört, diefe Zu- 

fälle plötzlich verfchwinden, wiewohl die ent- 

: blöfsten Carotiden noch 2 bis 3 Minuten hin- 

durch pulfiren. 

Woraus fich nun wohl mit ziemlicher Gewifsheit 
ergiebt, dafs diefes Gift wirklich das Rückenmark auf. 
eine für den übrigen Körper höchft nachtheilige Weife 
afficirt und hierdurch auf den übrigen Körper feinen 
zerftörenden Einflufs äufsert. 

Bei diefen letztern Verfuchen zeigten fich folgende 
merkwürdige Erfcheinungen. Gleich nach Zerfchnei- 
‚dung des verlängerten Marks, unmittelbar unter dem 
Hinterhauptsbeine fterben das Auge und der gröfste 
Theil des Kopfes für immer, hingegen im übrigen 
Körper kehrte das Leben mit der. Nachahmung der 
Kefpiration zurück, und die äufserlich oder innerlich 
‚applicirte bittre Anguftura beförderte diefe Rückkehr 
des Lebens und fteigerte es offenbar, Bleibt auf jeder 
Seite des verlängerten Marks ein fchmaler Streif un- 
zertrennt, fo dafs dadurch die Verbindung des Gehirns. 
und Rückenmarks noch unterhalten wird, fo kehrt 
unter den eben erwähnten Uimnftänden ein höherer 
Grad von Leben zurück, d; h. die Bewegungen des 
Rumpfes und feiner Glieder find lebhafter und ftär- 


ker, und die Empfindlichkeit deffelben gröfser, als in 
dem Falle, wo die Medulla oblongata völlig zerfchnit- 
ten wird; auch ftellen fich alsdann Refpirations- Ver- 
fuche ein, nämlich ein periodifches Vorwärtsbeugen® 
des Kopfes, ein Anfpannen der Bauchmuskeln und 
ein fchwaches' Austreiben von Luft aus dem Munde. 
Einige Zeit nach der Application von der Anguftu- 
ra virofa entftehen auf gröbere und fchwächere Reize, 
fogar auf blofses Berühren der Haare Zuckungen und 
Starrkrämpfe, an denen aber der Kopf keinen andern 
Antheil nimmt, als dafs er durch die Nackenmuskeln 
rückwärts gezogen wird, und in einigen Fällen die 
Augenfpalte, wie auch die Pupille ich während des 
Opifthotonus zu erweitern fchien. Eben fo vermogte 
kein Theil des Kopfes, felbft wenn man die ftärkften 
Reize an ihn applicirte, jene Zuckungen und Starr- 
krämpfe zu erwecken, .als das äufsere Ohr und 
nach einigen Beobachtungen die. Haut am Hinterhaupte. 
Alle Arten von. mechanifcher‘ Verletzung -der Lippen, 
der Zunge und der Haut des Gelichtes, heftiges Pref- 
fen der Augen, Kitzeln in der Nafe, Applieirung von 
fchwefligten Dämpfen und cauftifchem Salmiakgeift an 
die innere Nafenhaut, heftiges Schreien, Annähern einer 
Flamme ‘an das Auge, felbft Zerfchneiden der 'bei- 
den untern Aefte des, Gefichtsnerven (N. durus) wa- 
ren unfähig, '"fowohl in  diefen Organen felbft,‘ als 
‚in dem übrigen Körper eine Reaction hervorzubrin- 
gen, wiewohl das 'Zerfchneiden des Gehichtsnerven 
Zuckungen der Lippen und Verletzung der Gefichts- 
muskeln: lebhafte ‚Contractionen . .derfelben erregte. 


un, 185 

Dagegen! vetanlafste jede ‚Reizung des Rumpfes. und 

der Extremitäten, eben fo der äufsern Ohren, allge- 

meine Zuckungen und Krämpfe, ‚: Reizung der Haut 

war ungleich wirkfamer, als die der Muskeln, eben 

fo Reizung des Rumpfes und der Extremitäten, ‚als, 
die der Ohren, jene Zufälle zu.wecken. Spricht 

dieles nicht, für die Behauptung, dafs das Rücken-, 
zark alle confenfuellen Erfcheinungen; vermittelt ? dafs 

der vom Rumpfe losgetrennte Kopf, (wenn die Los- 

trennung dicht unter dem Hinterhaupt gefchähe, was 
freilich wohl felten der Fall’ feyn möchte) der Enı- 

pfindung und. des Bewufstfeyns beraubt ift? Ferner, 
dafs der Impuls zum Aihmen unabhängig von dem ve- 

nölen und arteriöfen Blute von denı verlängerten Rü- 

ekenmark ausgeht? Endlich, dafs das Gehirn wenig 
oder keinen ‚Antheil an .Hervorbringung .der Vergif- 

tungszufälle hat? 

„In diefen Verfuchen zeigte fch ülsrigens gleich nach 

Trennung des. verlängerten Rückenmarks die Stärke 

des: Kreislaufs und, der Bewegung des Herzens fehr 

vermindert, befonders: in dem Falle, wo der Zufam- 

menhang. des Gehirns und Rückenmarks gänzlich un« 

terbrochen wurde. Die entblöfsten Carotiden pulfir- 

ten. zwar lebhaft, ‚allein der Herzfchlag war nicht 

fühlbar, und wenn ein ‚ Arterienftamm_ zerfchnitten 

wurde, fo trieb er das Blut weder in der Menge, 

noch auf die Entfernung hin, wie unter den gewöhn- 

lichen Umftänden, aus fich. heraus, ‚überdies hörte 

meiltens die Blutung ‚auf, wenn man das zerfchnitieue 
Gefäls einige Secunden lang mit den Fingern zulan- 


‘ 


184 — 


mendrückte. Die Umwandlung des venöfen Blutes in 
arteriöles und des letztern in das erftere dauerte, wie 
bei der natürlichen Refpiration, fort, (fo weit fich: die- 
fes aus‘ der Farbe der Gefäfse und des aus ihnen her- 
ausgelallenen Blutes beurtheilen läfst), ohngeachtet fie 
nicht .mit Hülfe eines Blafebalgs, fondern durch Ein- 
blafen der Luft mit dem Munde und dem Tubulus 
nachgeahmt wurde. Die thierifche Wärme nahm ab, 
aber langfamer, als in Brodie’s Verfuchen: in einem 
Falle nur um 3° R. in 74 Minuten, bei einer 'Stu- 
bentemperatur von 124° R. (Diefe Abweichung von 
dem Beobachtungen von Brodie rührte wahrfcheinlich 
daher, dafs er fich in feinen. Verfuchen zur künftlichen 
Unterhaltung des Athmens des Blafebalgs bediente). 
Allein diefe Verminderung der thierifchen Wärme be- 
rechtiget, wie ich glaube, uns nicht, eine unmittel- 
bare Abhängigkeit ihrer Erzeugung von dem Gehirne 
anzunehmen, weil unter den erwähnten Umftänden 
die ‚Energie des Kreislaufs fichtbar gefchwächt‘ war, 
und die künftliche Refpiration die natürliche nie 
völlig erfetzen kann, denn ich fand immer in den 
Leichen von den Thieren, deren Refpiration ich eine 
Zeitlang künftlich unterhalten hatte, die Lungen 
emphyfematös und mit ausgetretenem Blute infiltrirt, 
Ueberdies ‚wurde unter jenen Umftänden wirklich 
Wärme erzeugt,  fofern die des Körpers von diefen 
Thieren weder fo‘ fchnell; ‚noch fo beträchtlich ab- 
nahm, als in den ‘hintern. Extremitäten von den Ka- 
ninchen, ‘denen die Aorta abdominalis unterbunden 
worden war. 


% 


_ 185 


. In Anfehung des’ giftigen Bitterftoffs machte ich 
die Beobachtung, dafs, wenn man aus der oftindifchen 
Anguftura die ihr, mit den übrigen giftigen amaris 
gemeinfchaftliche Materie, welche mit den Eifenfalzen 
einen grünen Niederfchlag und eine grüne Auflöfung 
giebt, herausfcheidet, fie ihre giftige Wirkung nicht 
verliert; ferner, dafs jener grüne Niederfchlag, wel- 
cher, wie das Berlinerblau, wirklich Eifen enthält, 
keinen nachtheiligen Einflufs auf den thierifchen Kör- 
per äufsert. Ohnftreitig hat das Verhalten der bittern 
- Gifte gegen Eifenfalze einige Aehnlichkeit mit dem 
der Blaufäure. Sollte nicht auch eine der Blaufäure- 
ähnliche Verbindung. den Grund ‘der giftigen‘ und 
bittern Eigenfchaften jener Materien enthalten ? 

Die bittern Mandeln verdanken ihrem Blaufäure 
‚enthaltenden Oehle nicht allein die Giftigkeit, fondern 
auch Bitterkeit, ‘denn mit Entziehung deffelben ver- 
- Jlieren fie diefe beiden characteriftifchen' Eigenfchaften; 
ein bitterer Extractivftoff, welchen Herr Profeffor 
Pfaff in feiner vortreffichen Materia medica ihnen 
zulchreibt, läfst fich daraus nicht abfcheiden. Auch 
find jene giftigen amara, ( wie überhaupt die meiften 
vegetabilifchen Gifte) reich an Stickftoff. Zwar kann 
man aus, dem grünen Niederfchlage, ‘welchen der Auf- 
gufs und Abfud der bittern Anguftura mit den Eifen- 
falzen abfetzt, keine Blaufäure abfcheiden, allein 
die Nüfige Blaufäure ift ebenfalls von anderer Be- 
fchaffenheit als die im Kali phlogifticatum enthaltene, 
denn mit Eifenfalzen giebt he keinen berlinerblauen, 
fondern einen dunkelgrünen Niederfchlag und mit Kali 


= 


gemifcht verliert fie'ihre giftigen Eigenf[chaften nicht, 

‘während das Kali phlogifticatum, felbit in den gröfs-, 
ten’ Dofen, keine Spur davon äufsert. Deswegen ift 

mun auch das Kali weder gegen Blaufäure, noch 

gegen das “ätherifche Oehl der bittern Mandeln, , 
‚dem‘ Prunus Laurocerafus und Pr. Padus Cwelches 

wie'die Blauläure wirkt) Gegengift, wiewohl diefes,, 
fchon Schaub und in neuern Zeiten wieder: Itiner, 
behauptet haben.  Ueherdies . erhält man ja durch, 
Behandlung von thierifchen und diefen ähnlichen ve-, 
getäbilifchen Theilen, wie Indigo, einen bittern Kör- 

per, jenes‘höchft merkwürdige Amere von Welter 

(Annales de Chimie T..XXIX.). Da diefem verpuf- 
fenden Körper eine der Blaufäure ähnliche Mifchung 
zukömmt, "fo war ich fehr begierig, feine Wirkung 

auf'‘den thierifchen Körper zu prüfen. ' Zu .diefem. 
Ende gab ich kleine Quantitäten davon einigen Eidech-, 
fen und Vögeln zu verfchlucken, und applicirte ihn‘ 
auch. diefen Thieren in Wunden: in. beiden Fällen: 
ftarben die Thiere in kurzer Zeit mit allen Zufällen‘ 
der Anguftura virofa. 

Bemerkenswerth ift noch in diefer Hinficht, dafs 
die. Krähenaugen, die Ignatiusbohnen und das. Upas 
nicht allein in Anfehung, des bittern Gefchmacks, fon- 
dern auch ihrer giftigen Wirkung mit der. Anguftura 
völlig übereinftimmen; ferner, daffelbe Pfeilgift (auch: 
das Opium) bitter fchmecken — dafs nach den vor- 
trefflichen Unterfuchungen von Magendie und Delile 
in der Difiertation des letztern zwar alle bitter. fchme-. 
ckenden Strychnos- Arten siftig find, aber die nicht 


® 


_.. 


bittern, wie Str." Potatorum und Vontac- unfchädlich 
find. Ferner, dafs nach Lefcherault das Innre‘ von 
der Wurzel des’ Strychnos tieute gefchmacklos und 
ohne alle’ nachtheilige Wirkung: ift, während die 


äufsere bittere Rinde derfelben das: heftigfte Upasgift. 


giebt. Endlich find manche Sorten der Quaffia amara, 
namentlich folche, die, mit Eifenfalzen einen ftahl- 


grauen Niederfchlag abfetzen, für Fliegen, Eidechfen : 


und Vögel, gegen welche Tbiere er. fie bisher allein 
verfucht habe, Gift. au 2 
‘Noch füge ich. diefem, ‘wegen. einer meiner frü- 


hern, in-das Publicum gekommenen 'Anficht: die Be-: 


merkung bei, dafs in Anfehung der Wirkungsart der 


Gifte auf die einzelnen Theile des thierifchen Kör- 
pers doch‘ eine Verfchiedenheit Statt zu finden fcheint, 


“ fofern ich in meinen bisherigen Verfuchen mit dem 


Stechapfel, der Belladonna, dem Fingerhut, Giftlattig 
und dem Aconitum keine giftige Wirkung wahrneh- 
men Konnte, wenn ich fie äufserlich in Wunden, ‘oder 
auch als Clyftier beibrachte. 


> 


vn II. “ 
\ 
Eine | 


By ologileh optifche Beobachtung, 


Von dem 
im Jahr 1814 verltorbenen. 
Doctor legens J. T. Sachs, 
' ordentl. Mitgliede der phylikal, med. Societät, 
’ Mitgetheilt 
vom Geh. Hofr. u. Prof. Harles ° 


Untere merkwürdigften, zugleich aber unter die 
am wenigften beachteten Varietäten und Abnormitäten 
des Gefichtslinnes gehören wohl diejenigen, welche 
fich in der Wahrnehmung der Farben gefehener äufse- 
rer Gegenftände zeigen. Nicht von den momentanen, 
durch äufsere oder innere Reize erzeugten, Farben- 
er[cheinungen (Augengeipenftern) ‚ noch weniger von 
den durch Trübung oder Färbung der durchfichtigen 
"Häute und Feuchtigkeiten des Auges öfters entftehen- 
den farbigten Flecken vor den Augen, auch nicht von 
den aus ähnlicher Quelle entfpringenden Veränderun- 
gen des Farbtons des ganzen Gefichtsfeldes ift hier 
die Rede, fondern von den in dynamilchen Verhält- 
niflen des Sehorgans begründeten permanenteren Ver- 


fchiedenheitem'der: Farbenempfindung,, welche ein und 
daffelbe Object unter gleichen äufsern Umftänden' bey 
‘verfchiedenen Menfchen ‚oder auch 'bey ein und dem- 
felben 'Menfchen zu verfchiedenen Zeiten. erregt. 

So giebt es’ nicht wenige Menfchen, «welche .ge- 
'wiffe Farben nicht von einander unterfcheiden. kön- 
nen, oder wenigftens ‚nicht ‚einen fo beträchtlichen 
“Unterfchied, wie Andere, zwifchen denfelben finden. 

Diefe Erfcheinung kommt befonders auch ..als-ein. 
Symptom der‘ Akyanoblepfie vor, d, h.. derjenigen Be- 
Scbaffenheit. des Sehorgans, bei welcher ‚es’alles:B/aw, 
- fowohl an fich, als in’ der Vermifchung mit andern 
Farben nicht, "oder nicht als Blau, wahrnimmt, fo 
dafs ihm ftatt des, reinen Blau eine Art von Roth’oder 
(wenn ich blofs auf eine theoretifche  Anficht hin eine 
Vermuthung wagen darf) vielleicht vielmehr ein,Grau, 
als blofser Ausdruck des oxiegs, was.im, Blauen ift, 
in dem Violetten nur das Rothe, in’ dem Grünen 
nur das Gelbe erfcheint. Solche: Augen Ächeinen über- 
haupt für den’ Pol der Farbenpolarität; welcher in 
der blauen Farbenreihe, oder 'beffer auf der blauen 
Seite des Farbenkreifes herrfcht, ‚in. gewiffem Grade, 
oder auch abfolut, ‘unempfindlich zu feyn; ‚und-die 
Erwägung des Umftandes, dafs die. Akyanoblepfie 
meift mit einiger Schwäche des Auges verbunden äft, 
dürfte vielleicht zur Entfcheidung..der Frage ‚ob .der 
blaue Pol als der politive oder negative zu: betrachten 
-dey, etwas’ beitragen. Z 

Manche Menfchen, die, bei etwas fhivacher Seh- 
kraft, die Formen der Gegenitä ode ganz deutlich fehen, 


find ‚dabey'doch "beinahe oder':gänzlich" unfähig, ‘.die 
Farben’ 'derfelben: anders: alsin Rückficht ihrer  ver- 
"hältnifsmälsigen. Helligkeit‘ oder ‘Dunkelheit zu: unter- 
fcheiden; fordafs ihnen alle Gegenftände nur wie. mit 
Tufche‘gezeichnet erfcheinen. Solche:Menfchen fchei- 
‚nen zwar.das quantitative Verhältnifs ‚der beiden jede 
Farbe produdirenden Factoren, des Lichts und.der Fin- 
fternifs, keineswegs aber das qualitative, .auf welchem 
der’ polare Gegenfatz“des Gelben und ‚Blauen beruht, 
und‘ welcher, die ‚Farbe 'erft vollendet,. zu empfinden.) 
Diefe Abweichungen des Sehorgans find ohne Zwei- 
fel'häufiger als imanı glaubt, und aufser ihnen kom- 
‚men 'wahrfcheinlich manche andereöfter vor. Einige 
Erfcheinüngen bey -hypochondrifchen ‚und hyfterifchen 
Menfechen dürften‘! wohl: zu ihnen gerechnet, werden, 
Meiftens' aber‘ fcheinen’ fie auf eine, urfprüngliche per- 
manente‘ Befchaffenheit des Sehorgans.begründet, den, 
an welchem fiei fichfinden, durch: das 'gänze Leben zu 
begleiten und ıda.dieler; indem er "nicht weils, wie 
die‘ Farben Andern 'erfcheinen,, nie," oder nur durch 
gewifle begünftigende Umftände, die, nicht. gar häufig 
zulammentreffen ‚nidie: Verfchiedenheit «feiner -Empfia- 
dung »von« der der ‘andern  Menfchen gewahr. wird, 
fo wird’ 'es erklätlich, ; warum: man fo. wenige.Beob- 
achtüngen von diefen’ Abweichungen hat.,' ‚Diefe kön- 
nen, "wie diefes »manche beobachtete Fälle wirklich 
zeigen, "mitveiner übrigens ganz fehlerfreien Befchaf- 
fenheit des Auges und des ganzen Körpers, beftehen, - 
auch , ‘an: fich' betrachtet,. noch innerhalb der 'Gränze 
des, gefunden .Zuftandes ihren Platz ‚Anden, wo de dann 


nn 419 


. »Tchwerer. wahrgenommen ‚werden. ' Ueberhaupt küön- 
nen wir nicht wiffen, ob eine und diefelbe Farbe bei 
«uns Allenvauf einerlei. Weife 'gefehen:‚wird,., Es.äft 
ja®wohl ausgeinacht, dafs alle Erfcheinungen , welche 
uns die finnlichen Gegenftände darbieten ,  nicht.-blofs 
‚von einerleinfeitigen Einwirkung. der Objecte auf blofs 
JJeidend fich verhaltende Sinnorgane abhängen „ fondern 
- von der Einwirkung, der: Objecte sauf..den emphnden- 
den: Organismus 'und von der ihr entgegenkammenden 
‘Selbftthätigkeit des letztern: gemeinfchaftlich, wie, von 
“zwei Factoren, hervorgebracht werden... Es wird;deur- 
‚nach, auch wenn: der ‚objective Factor ‚einer. und der- 
“felbe bleibt, bei Verfchjedenheit ‚oder. Veränderuog, 
des fubjectiven Factors die Erfcheinüng ,..die aus, der 
"Wechfelwirkung beider .hervorgeht, verfchieden ‚aus- 
“füllen. So kann“einund.daflelbe Naturding, fo kön- 
inien mehrere Naturdinge,, im denen! die /Befchaffenheit, 
“welche das objective, Cauffalmoment ihrer, Farbe .ent- 
‘halt, diefelbe ift, in den Augen, verfchiedener, Perfo- 
“ten verfchiedene Einpfindurigen von:Farbe hervorbrin- 
gen. Und da dies im ganzen bei ‚allen. Naturdingen 
in einerlei Verhältnifje 'gefchehen mufßsy; do bleibt das 
«Verhältnifs der Farben unter einander .dafielbe, die 
“Farbe, ‘welche zu den übrigen einerlei. Verhältnilfe 
Zeigt, werden wir alle ‚mit einerlei Namen. belegen, 
‚obgleich jeder von uns vielleicht eine andere, Vorftel- 
dung von ihr hat. Aber auch da,., wo.das Verhält- 
"nifls' der Farben unter einander, fo wie hie verfchie- 
"denen Individuen 'erfcheinen,. ein ‚verfchiedenes ift, 
‘wo nur eine oder nur einige Farben dem Einen anders 


erfoheinen: als den Uebrigen, wird der gradus und mo- 
dus: des, Unterfchiedes fchwer genaw zu .beftimmen 
feyn, weil’den' Individuen, die‘ihre Farbenempfindun- 
gen: mit einauder vergleichen wollen, ein gemeinfchaft- 
licher Maasftab dazu durchaus fehlt. . 

Es wäre meines Erachtens wohl der Mühe werth, 
ünd' könnte für»die Optik fowohl: als für die Phyfio- 
logie und Pathologie des menfchlichen Auges fehr 
erfpriefslich ‘werden, wenn ‘die 'Verfchiedenheit, in 
welcher den Menfchen einerlei Farben erf[cheinen, von 
Naturforfchern‘und Aerzten mehr, als bisher gefche- 
hen, ‘beachtet und forgfältiger unterfucht würde. 
Die'Gelegenheit zu folchen Beobachtungen dürfte wohl 
derı, der fie auffuchte, häufiger, als man glaubt, ent- 
gegen kommen. Indeffen bleibt es doch aus den oben 
ängeführten Gründen immer'fchwer, folche Beobach- 
tungen in hinlänglicher Menge rein und genau: genug 
aufzufaflen , das Beobachtete zu vergleichen, und ohne 
Gefahr eines Mifsverftändniffes‘ mitzutheilen, uoch 
fchwerer aber.mit den Unterfuchungen über dielen 
Gegenftand ins Allgemeine zu gehen, 

Ich erlaube''mir, dem .Publicum eine a 
tung: mitzutheilen,; welche hierher zu gehören fcheint, ; 
jedoch etwas 'an fich hat, weshalb man diefes bezwei- 
feln könnte‘ und überlaffe das Urtheil hierüber ‚den 
Phyfiologen. : 

Es ift bekannt, dafs, wenn Licht und Pe 
neben einander durch ein Glasprisma (oder ein ande- 
tes nicht paralleles Mittel) fallen, oder ein dunkles und 
-ein- helles Bild, (z.B. ein Fenfterftab und der Himmel - 

vom 


= 


vom Innern des Zimmers aus) nebeneinander durch 
-ein folches betrachtet werden, an der‘Gränze zwifchen 
Licht und Schatten, oder zwifchen dem hellen und 
danken Bilde, wenn fie nicht auf der Axe des Pris- 
ma fenkrecht ift, eine farbige Erfcheinung ‚entfteht. 
Und zwar kommt in dem erften Falle, den wir mit 
den neuern Optikern den objecziven nennen wollen, 
da, wo der Schatten gegen den brechenden Winkel, 
das Licht gegen die diefem Winkel gegenüberftehende 


Fläche des Prisma zu liegen kommt (bei der gewöhn- 


Jichen Lage des Prisma an der untern Gränze des 
Lichtes) ein gelber, da hingegen, wo das Licht gegen 
den brechenden Winkel, der Schatten gegen die die- 
fem gegenüberftehende Fläche des Prisma liegt (ge- 


wöhnlich an der obern Gränze des Lichtes) ein blauer 


Rand vor. In dem zweiten Falle, den man den Subjec- 
tiven nennt, ift dies umgekehrt. ‚In dem gelben Rande 
unter[cheiden die Phylfiker zwei in einander überfief- 
fende Farben: gelb und (gelb-) roch, oder drei: 
gelb, orange und (gelb-) roch, in dem blauen eben- 
falls zwei: blau und violer, oder drei: azur, indigo 
und wiole. Wenn ein gelber und ein blauer Rand 
"einander fo nahe kommen, dafs das (eigentliche) Gelb 
des einen und das Azur des andern fich decken, er- 
fcheint an der Stelle diefer Vereinigung Grün; fo wie, 
wenn beiderlei Ränder auf der an.ern Seite mit ihrem 
Roth und Violet in einander übergreifen, der Purpur 
fich zeiget. So werden die Farben des Prisma (nur 
mit; Ausnahme des Purpurs, deffen 'einige nicht er- 
wähnen) fo viel mir. bekannt, a//gemein angegeben. 
M. d. Archiv I. 2, 


7 


» 


Es «war mir daher feit der Zeit, da ich ‚anfıng, 
mich ernfthaft mit optifchen Verfuchen zu befchäfti- 
gen, auffallend, dafs ich in dem prismatifchen Farben- 
bild und auch fonft, wo Farben durch Refraction er- 
fchienen, nie ein reines Azur, fondern immer ftatt 
deffen ein ent/chiedenes Blaugrün zu fehen bekam, 
und zwar im objectiven fowohl, als im fubjectiven 
Fall. 

Diefes Blaugrün nähert fich auf der Seite gegen 
das Violette hin allmählig dem Blau, und zwar einem 
etwas dunklerem Blau. Dies zeigt fich befonders in 
dem objectiven Fall, wenn der blaue und rothe Rand 
eines Lichtftreifens von beträchtlicher Breite zum In- 
einandergreifen gebracht»werden, welches hier nur in 
einer bedeutenden Entfernung der auffangenden Fläche 
"vom Prisma möglich ift, bei welcher zugleich die far- 
bigen Ränder fehr breit, und dadurch zur Unterfchei-. 
dung der verfchiedenen Nüancen ihrer Farben taug- 

licher werden. Nachdem hier der mehr. ins Grüne | 
_ fallende Theil jenes Blaugrüns, welches ich ftatt des 
von andern an deffen Stelle beobachteten Azurs fehe, 
von dem (eigentlichen) Gelb des gegenüberftehenden 
gelben Randes gedeckt und fo zur Erzeugung des ge- 
wöhnlichen, : bekannten, prismatifchen Grüns ver- 
wandt worden,- erfcheint der übrige Theil deffelben 
dem Azur ähnlicher, und ift vielmehr ein Grünblaw 
als ein Blaugrün Zu nennen. 1 \ 

Um zu fehen, wie viel etwa die, Nachbarfchaft 
des von Gelb und Azur erzeugten reinen, lebhaften 
Grüns etwas dazu beitrage, den grünen Schein des: 


- überbleibenden Azurs zu fchwächen, verdeckte ich 
das reine Grün mit der vor das, Auge gehaltenen 
Hand: aber das Grünblau blieb. unverändert. 


Diefes Grünblau geht, immer dunkler werdend, 
in allen Fällen faft unmittelbar in das Violette über: 
fo dafs ich auch das Indigo, wenn man darunter 
"nicht Rothblau, fondern ein indifferentes, d.i. weder 

"gegen Grün noch gegen (Purpur-) Roth fich hinnei- 
gendes Dunkelblau verfteht, nicht, oder wenigftens 
nicht deutlich, beftimmt und unbezweifelt, am aller- 
wenigften in einer beträchtlichen Breite, im prisma- 
tifchen Farbenbilde wahrnehme. 


Man könnte mir den Einwurf machen: das Blau- 
‚grün und» Grünblau, was ich ftatt des Azurs ;fehe, 
fey der Vermifchung des reinen Azurs, mit dem Gelb 
‚eines etwas blafsgelben Farbenrandes, der im objeeti- 
ven Falle durch ungleiche Durchfichtigkeit des Pris- 
ma oder der andern Medien, durch welche der Licht- 
ftreif ‚gefallen, im fubjectiven durch ungleiche  Hel- 
ligkeit und Färbung des betrachteten hellen Bildes in 
der Nähe des beobachteten blauen Farbenrandes, ohne 
‚dafs ich es gewahr geworden, entltanden feyn konnte, 
 zuzufchreiben. Im objectiven Falle konnte ich zwar 
folche Nebenränder nie ganz vermeiden, ‘da es mir 
noch nicht gelungen ift, eines vollkommen reinen 
Glasprisma’s habhaft zu werden (das grofse Walfler- 
prisma, deffen ich mich bei einigen Verfüchen bediente, 
‚ilt zwar von Blafen ‚und Streifen: ziemlich frei, ‚aber 
wegen eines untem anzuführenden, Umftandes etwas 
Na 


196 TEL 


verdächtig): es zeigte fich aber da, wo diefelben ihr 
Gelb mit dem von. andern beobachteten Azur (oder 
- meinem Blaugrün) des blauen Randes vermifchten, 
nur das gewöhnliche, reine, indifferente prismatifche 
Grün, das zwar blafler war, als wo es durch die Zu- 
fammenkunft hochgefärbter Hauptränder entfteht, aber 
von dem mehrerwähnten Blaugrün fich, deutlich und 
beftimmt, nicht blofs feiner Helligkeit, fondern auch 
dem ‚Modus feiner Farbe nach, unterfchied. Eben 
diefs beobachtete ich, wenn im fubjectiven Falle gelbe 
Nebenränder dem blauen Rande zu nahe kommen, 
welches ich aber hier vollkominen zu vermeiden oft 
genug in meiner Gewalt. hatte. Im Gegentheil 'er- 
fchien hier das Blaugrün nie entfchiedener und fchö- 
ner, als wenn ich die Tenfterftäbe vor einem ganz 
gleichförmig grauem Himmel durch das Prisma be- 
trachtete, 

Auch vor dem Einwurfe: dafs vielleicht grüne 
Farbe des Prisma felbft das Blau in das Grüne hin- 
über. gezogen habe, fühle ich mich ficher. Denn ob- 
gleich eins von den von mir bei diefen Verfuchen. 
gebrauchten Glasprismen eine grünliche, das oben er- 
wähnte Wafferprisma fogar eine gelbgrüne Farbe hat, 
fo hatte ich doch Gelegenheit genug, den Verfuch 
mit ganz farbenlofen Prismen und andern hierzu brauch- 
baren gefchliffenen Gläfern zu machen, wo es denm 
immer die oben befchriebenen Erfolge gab. Und felbft 
durch ‘jene grünen Prismen erfchien mein Blaugrün, 
immer deutlich von dem andern, allgemein aner- 
kannten, Grün verfchieden. 


mn i ef 4 97 


"+ "Weberhaupt aber zlaube ich mich durch die con- 
ftante Identität des befchriebenen Erfolgs bei den un- 
zähligen ‚Verfuchen, welche ich bald abfichtlich zur 
Prüfung deffelben, bald zu andern Zwecken unter 
den verfchiedenften Bedingungen und Umftänden an- 
geftellt habe, vor aller Täufchung in diefer Sache 
hinlänglich gefichert halten zu dürfen. 


Wenn nicht diefe Erzählung felbft fchon eine 


Zr 


$rün bei mir vorausfetzte, fo follte man nach derfel- 
ben wohl glauben: dafs ich überhaupt alles, was An- 
dere Azurfarben nennen, blaugrün fehe. Aber das 
ift eben das Sonderbare, dafs diefes, fo viel ich bis- 
‚her bemerken konnte, nur bei dem dioptrifchen Blau 
der Fall ift, dafs ich die befagten Farben, wo fie (als 
chemifche Farben nach Göthe)) permanent an der Ober- 
fläche der Körper haften, fo deutlich, beftimmt und 
leicht von einander unterfcheide, dafs ich mir es gar 
nicht möglich denken kann, fie mit einander zu ver- 
wechfeln, es mülste.denn bei Kerzen- oder Lampen- 
lichte gefchehen, welches alles Blau leicht etwas in 
das Grüne herüber zieht, und überhaupt dem Auge 
die Unterfcheidung zwifchen nahverwandten Farben 
&rfchwert *). Auch in der Wahrnehmung und Un- 


‚„.#) Ob ieh auch unter den katoptrifchen, paroptrifchen und epop- 

__ trilchen Farben Grünblau oder Blaugrün Statt Blau fehe, darauf 

” habe ich noch nicht geächtet, auch wird hierüber, wegen der 

„geringen Breite, in, welcher hier alle Farben meiltens erfchei- 
‚nen, f[chwerer, als bei den dioptrifchen Farben eine beftunmte 
Beobachtung zu machen [eyn, 


terfcheidung der übrigen Farben konnte ich bisher 
keine‘ Abweichung von: andern Menfchen bei mir 
beobachten. 
‚Eben. der’ Umftand, dafs mir der. Azur nur unter 
einer gewiffen objectiven Bedingung als Blaugrün und 
Grünblau erfcheint, ‚hat in mir-den fchon oben ge= 
" äufserten "Zweifel erregt, ob dies wirklich in ‚einer 
befondern Befchaffenheit meines Gefichisorgans feinen 
Grund finde; und ich würde auch nicht einen Augen, 
blick diefem letztern Gedanken Platz gegönnt haben, 
wenn ich mir es möglich hätte denken können, dafs 
fo viele forgfältige Beobachter, welche die dioptrifchen 
Farben fchon betrachtet und unterfucht haben, eine 
Erfcheinung, welche, unter äufsern Bedingungen,, die 
(weil fie doch meine Verfuche beftändig begleiteten) 
häufig gemug eintreten müffen, bei folchen Befchäfti- 
gungen einem Jeden fich zeigen könnte, Auch nicht . 
einmal follten bemerkt, oder, wenn fie fie bemerkt 
hätten, nicht follten aufgezeichnet; ‚oder dafs alle 
Optiker fich mit einander follten verfchworen 'haben, 
das, was fie wirklich blaugrün fahen, azurfarb zu nen« 
"nen. Und wäre auch der Grund jener Erfcheinung 
rein objectiv, und wäre ihrer, ohne dafs ichs wüfste, 
in den optifchen Schriften irgend Erwähnung gethan, 
fo fcheint fe mir doch auch in diefem Falle würdigz 
mehr beachtet zu werden, als es gefchehen ift, und 
wäre es auch nur zur Beftimmung der beftändigen 
und veränderlichen in den dioptrifchen Farbenerfchei- 


nungen oder ‚zur mehrerer Feltitellung der Farben- 


nomenclatur. i 


— 199 


\ 


Wenn aber gleich nicht zu verkennen ift, dafs 
die befchriebene Abweichung von der gewöhnlichen 
Erfcheinung der „dioptrifchen Farben, eine objective 
Urfache habe, fo fchliefst doch ‚diefe die Mitwirkung 

einer Jubjectiven, im Sehorgane ‚des Beobachters lie- 
genden Urfache, keineswegs aus. 

-... Wenn man fich das Verhältnifs der letztern zu 
der erftern fo denkt, wie das einer prädisponirenden 
/ zu einer Gelegenheitsurfäche, fo begreift fichs leicht, 

warum, ungeachtet die Befchaffenheit des individuellen 
Sehorgans, welche die fubjective Urfache davon .ent- 
hält, in einem Individuum beftändig, vorhanden ift, 
daffelbe doch nicht ämmer  Blaugrün ftatt- Azurblau 
fieht, fondern nur dann, wenn die objective Urfache, 
die in einer Eigenthümlichkeit der Eniftehungsweile 
der .dioptrifchen Farben (zweiten. ag nach .Göthe): 
liegen mag, dazu kommt. 

Man dieht, dafs, um. mit idlen Sache Be ins 
Reine zu kommen, zahlreiche vergleichende Verfuche 
"mit andern Menfchen erforderlich wären. -Mit- eini- 
gen Menfchen habe ‘ich’ folche bereits vor längerer 
"Zeit angeltellt, und bedaure nur, dafs ich die Reful- 
1ate davon nicht fogleich aufgezeichnet.habe,.und mein 
‚Gedächtnifs mein Vertrauen hier getäufcht hat. In 
En Papieren über Optik finde. ich blols die gele- 
genheitliche unbeftimmte Bemerkung: dafs aufser mir 
auch Andere ftatt Blau blaugrün gefehen haben. „ Kürz- 
lich habe ich die Verfuche mit mehrerer und mög- 
lichft grofser Sorgfalt mit einigen meiner Bekannten 
wiederholt. _Diefe fahen den Azur rein, jedoch im 


? 


objectiven Fall zwifchen diefem und dem übrig geblie- 


‚ benen Weils des Lichtftreifens etwas ‚weniges reines, 


indifferentes Grün, welches ohne Zweifel durch die 
oben von der Unreinheit des Prisma abgeleiteten far- 
bigen Nebenränder entftanden war. Nur Einer von 
ihnen fah im objectiven Falle den Azur blaugrün oder 
grünblau, und im fubjectiven äulserte er auf meine 
wiederholten Fragen: was er am blauen Rande fehe; 
dafs er nicht wiffe, ‘ob er die Farbe deffelben blau 
‘oder grün nennen folle, wie er denn überhaupt‘ die 
benachbarten :Farben ‘des Farbengefpenftes fchwerer, 
als ich und Andere zu unterfcheiden fchien. Ich ge- 
denke diefe vergleichenden Verfuche' gelegentlich fort- 
zufetzen, ‘ befonders auch fie mit meiner jüngften 
Schwefter, der Albine, vorzunehmen, um auszumit- 
teln; ob die fubjective Urfache der hier befchriebenen 
Abweichung etwa mit dem Mangel an Pigment oder 
einer andern Eigenthümlichkeit des albinifchen Auges. 
in Zufammenhang ftehe *). 


1). Leider hat ‚ein früher und unvermutheter am 5. hujus’eines 
typhös-entzündlichen Fiebers, in Folge einer heftigen Erkäl- 
tung bei erhitztem Körper, erfolgter Tod des Verfäffers die 
Ausführung diefer Vorfätze vereitelt, und überhaupt mehrere 
Früchte phyfiologifcher und mathematifch - phylikalifcher Ar- 
beiten, die von den Talenten und dem Fleifs dielfes trefflichen 
und auch als Menfch liebenswerthen jungen Mannes zu erwar- 
ten waren, mit ins Grab genommen; Der verftorbene Sachs, 
in Kärnthben geboren (feine Eltern waren. jedoch aus dem Bai- 
reuthifchen), war ein vollkommner Albino oder Leucaethiops ge- 
welen mit ganz rother (von der Seite angefehen mehr ins Blaue 
oder vielmehr Violette [pielender) Iris, und beftändig zittern- 
der Bewegung derlelben, fo wie des Augapfels, mit lichtfcheue 
Nyktalopie, dann mit ganz weilsen feidenartigen Haaren und 


einer [chneeweilsen Farbe und fammtartigan Weichheit der 
Hautdecken. Merkwürdig war es, dals er und eine jüngere 
(noch lebende) Schwelfter die beiden einzigen Albinos in einer 
Familie waren, deren Vater, Mutter und die übrigen drei Kin- 
der durch Farb2 der Augen, Haare und der Haut zu den ent- 
fchi-denen Brünerten gehören, Der felige Sachs hat eine äufserft 
genaue und interellante Befchreibung von hich und feinerSchwe- 
fter, die befonders in Bezug auf die ungemein genau detaillir- 
ten opsif/hen Verhältnilfe der Leucaethiopen zu andern Men- 
fehen fehr lehrreich ift, in feiner Inaugural - Dilfertation : Hi- 
fcoria Duorum Leucaethiopum,, auctoris iphus, et fororis ejus, 
(auch als befondere Schrift in den Buchhandel gekommen, Sulz- 
bach 1812) gegeben, in welcher er den Reichthum feiner opti- 
fchen Kenntnille rühmlich beurkundete. Auffallend war es, 

„wdals diefer Albin, der bei Tage'nur mit halbver[chloffenem, 
blinzelnden und beltändig hin und her rollenden Augen Perfo- 
nen und andere Gegenltände anfehen konnte, in fternenhellers 
Nächten ohne alle Augenbefchwerden und ohne beträchtliches 
Zittern und Bewegung der Augen fowohl ohne Glas als auch 
durch Fernröhre die Geftirne beobachten, und felbft in der 
Aftronomie und Aftrognofie, mit der er fich mit befonderer 

Vorliebe befchäftigte, praktifchen Unterrieht beim fogenanntem 
Stellatim Gehen ertheilen konnte. 


Harles, D. 


Ps 
5 | vi 
ln ie (a1 MT) 
und Bemerkungen 
7 ’ über IF 
einige Gegenftände 
pr 2 j | „der a 3 ne 
ERVERLSTCRERVOR EM: 
rl aus Von , 


KERNE Tübingen. 


Ba ‚meinen-chemifchen Unterfuchungen, welche ich 
bei Gelegenheit meiner Vorlefungen anftelle, bin ich 
auf Kefultate gekommen, welche, wie ich glaube, für 
phyhiologifche Unterfuchungen von einiger Wichtigkeit 
werden können, und die ich deshalb dem Publicum 
verlegen zu dürfen glaube. " 

Für diesmal einige Bemerkungen, welche das 
Refultat einer Unterfuchung des Bluts find, wozp ich 
‘mich des Bluts von Ochfen, von Menfchen und von 
Hühnern, endlich des Eiweilses aus Hühnereiern zur 
Vergleichung mit dem Blutwaller von ebendenfelben 
Thieren bediente. _ Aufser dem rothen eiweifsftoff- 
artigen Pigment fand ich zwei extractivftoffartige Pig- 
mente in dem Blut, ein braunes, grün abfärbendes, 
von einem eigenen, hinten nach bittern Gefchmack, 


> 


im Blutkuchen; und ein gelbes im Blutwaffer, das 
demfelben die gelbe Farbe ertheilt.. ‚Beide werden vom 
Alkohol aufgelöft und ‚vom Gerbeftoff gefällt. Die 
braune. Subftanz zieht: die Feuchtigkeit aus-der Luft 
"an, was vielleiebt nicht fowohl vom Pigment felbit, 
als'von beigemifchten Salzen herrührt; nach dem Ver- 
dampfen des. Alkohols, wodurch ‚man fie aufgelöft 
hat, ftellt fie eine glänzende, 'harzähnliche Maffe, dar, 
die aber im Waffer vollkommen wieder auflöslich  ift. 
Sie’ ift in der aus dem durch‘ Wärme, im Wafferbad, 
geronuenen vothen Theil des Blutkuchens, ausgeprefs- 
. ien Flülfgkeit fehon ‚ganz (ihren ausgezeichneten  Ei- 
genfchaften nach vorhanden, und kann aus .derfelben 
riach Verdampfung der wäfferigten Theile durch blo- 
fses; Schütteln mit kaltem Alkohol ‚erhalten werden. 
Eben fo verhält fich die gelbe Subftanz im Blutwaffer, 
fie ift in’ der aus dem geronnenen ‚Serum ausgeprefs- 
ten Flüffgkeit enthalten, und durch Auskochen des 
Geronnenen mit ‚Waffer Kann fie vollends gänzlich da- 
von abgefondert werden, fo dafs, die letzte Spur, der 
gelblichen Farbe | deffelben verloren. geht. Sie wird 
vor kalten Alkohol. nicht fo.leicht‘ ausgezogen, als 
die braune Subftanz, und wenn man lie nach dem 
Verdampfen des Alkohols mit ‚Wäfler vermifcht, ‚fo 
bildet fie mit demfelben eine milchigte Flüffgkeit; 
 diefe Charaktere fcheinen indellen, von,der Beimifchung 
einer fettwachsartigen Materie herzukommen, (die man 
durch Cryltallifation.abfondern kann. Diele. Materie 
- feheidet fich aus der 'alkoholifehen Auflöfung nach 
dem: Erkalten in Geltalt feiner, |weilser, fettglänzen- 


der Nadeln aus; überdies enthält diefe gelbe Subftanz 
wahrfcheinlich noch einiges im Alkohel auflösliches 
Salz, von welchem fie zu trennen eben fo fchwierig 
feyn würde, als bekanntlich es fchwierig ift, den 
Harnftoff von allen Salzen frei darzuftellen. Man 
Könnte zwar leicht den Extractivftoff von den Salzen 
trennen, durch 'Niederfchlagung mit Gerbeftoff, aber 
nicht umgekehrt. Nach Abfonderung des gelben Ex- 
tractivftoffs und der fettwachsartigen Materie entdeckte 
ich in dem Rückftand der Serofität eine gallertartige 
Materie, die in Alkohol ‘und’ kaltem Waffer 'unauf- 
Töslich ift, vom kochenden Waffer aber aufgelöft, 
vom Gerbeftoff gefällt wird. Endlich enthält die aus 
dem geronnehen Serum ausgeprefste Flülfgkeit noch 
eine eigene thierifche Subftanz, welche beim Erhitzen 
derfelben nicht coagulirt, aber beim Verdampfen der- 
felben Häute bildet, und welche, nach Abfonderung 
der im Waller und Alkohol auflöslichen Stoffe in die- 
fen beiden Flülßgkeiten ganz unauflöslich ift. Diefe 
Subftanz fcheint eben fo eigenthümlich zu feyn, als 
der Faferftoff, der Eiweifsftoff und der rothe Stoff 
des Bluts, es fehlt aber noch an hinlänglichen Ver- 
füuchen zu einer unterfcheidenden Charakteriftik der- 
felben. Es fcheint übrigens nach dem, was ich bis- 
her vom Blut angeführt habe, das etwas Analoges 
von allen den Stoffen, welche verfchiedene fefte und 
flülige Theile unfers Körpers auszeichnen, im Blut 
vorhanden fey, Analoge von Gallenftoff, Harnftoff, 
Fett, Gallert und Schleim. Ob aber diefe verfchie- 
denen Subftanzen in dem Blutfyftem felbft erzeugt 


werden, oder aus den verfchiedenen Theilen des Kör- 
pers zurückgeführt werden, darüber dürfte wohl eine 
chemifche Unterfuchung des 'lymphatifchen Syftems 
Auffchlufs geben. Die erftere Vorausfetzung fcheint 
indeffen, wenigftens zum Theil, die richtigere zu feyn, 
weil die Analoga im Blut mehr den Charakter’ un- 
_ zerfetzter thierifcher Materien an fich tragen, als die 
fecernirten Materien. Man könnte auch glauben, jene 
Materien feyen blofs in unferem chemifchen ‚Prozefs, 
aus den längft bekannten Beftandtheilen des Bluts er- 
zeugt, worden, das wäre fehr interellant, weil wir 
alsdann Hoffnung hätten, die Productionsweife der 
Nattır felbft auszuforfchen; allein unfere Verfuche be- 
rechtigen uns noch wenig zu diefer, Hoffnung, denn 
wenn jene Materien auf die angezeigte Weife einmal 
aus dem Blut abgefchieden find, fo ift ‘es durchaus 
unmöglich, wenigftens auf dem nämlichen Wege, fie 
aus dem Eiweilsftoff, dem Faferftoff oder dem rothen 
Stoff des Bluts felbft zu erzeugen. Dies gilt nich® 
allein von dem braunen und gelben Extractivftoffz 
fondern auch von der fettwachsartigen Materie, von 
welcher Herr Prof. Berzelius behauptete, dafs fie fich 
aus jenen‘ Stoffen durch Alkohol erzeugen lalfe, 
Man mufs 'diefe Behauptung in Zweifel ziehen, wenn 
gefunden ift, dafs von Natur fchon ähnliche Materien 
mit jenen Stoffen verbunden find. Dies kommt mir 
aber fehr wahrfcheinlich vor, weil ich aus Eiweifsftoff 
und Faferftoff, die ich mit kaltem deftillirten Waffer 
fehr lange ausgewafchen, dann fechs Stunden lang 
mit deltillirtem Waller ausgekocht hatte, durch drei- 


206 mn 


‚ 


ftündiges Kochen mit Alkohol von einem fpecififchen 
Gewicht = 0,810 keine Spur einer fettwachsartigen 
Materie erhielt. Das nämliche gilt von der, gallertartigen 
Materie, die derfelbe Chemiker für ein Kunftproduct 
hält. Hiermit fcheinen auch die Verfuche eines mei- 
ner Zuhörer, des Herrn Dr. Wierhols, an denen ich 
indeffen keinen Antheil hatte, über ein: (deffen Differ- 
tatio filtens analyfin organorum corporis humani prae- 
cipue fecernentium in partes conftituentes propiores, 
praefide I. H. F. de Autenrierh.“ "Tubingae 1815.) 
Er bemerkte, dafs der Alkohol im Ueberfluls und 
wiederholt angewandt, doch nur eine beftimmte Menge 
geiftiges Extract, bei verfchiedenen Organen eine ver- 
ichieden grofse Menge ausziehe, und folgert daraus, 
dafs jene. Meinung des Herrn Prof: Berzelius gröfs- 
zentheils falfch fey. Er machte auch die inierelfante 
Bemerkung, dafs das des. Gelatinifrens unfähige wäl- 
Terigte Extract aus: den Muskeln das. Gelatinifiren 
zeigte, nachdem der Extractivftoff durch Alkohol da- 
von getrennt war. Die Refultate feiner Unterfuchung, 
die, er am (Ende der Abhandlung tabellarifch  aufge- 
führt hat, find in der amı Ende beigefügten Tabelle 
zufammengeftellt. 

Aus’ diefer Ueberficht der Refultate feiner Ver- 
fuche ergiebt fich nach ‘den Bemerkungen des Ver- 
faffers folgendes: Haut und Zellgewebe zeichnen fich 
durch «die grofse Menge Fiber und wälferigten Ex- 
tractes; dagegen Herz und Lungen, Hoden, zottigte 
Haut des Darmkanals, Milz, . Niere, Bauchfpeichel- 
drüfe, Leber, Blut aus der untern Hohlader durch 


S 


oo . 207 


die grolse Menge Albumens und geiftigen Extractes 
aus, und überhaupt feyen die auf der Oberfläche ge- 
legenen Organe durch die Menge der Fiber, und die 
im Innern: gelegenen Organe der Eingeweide durch 
die Menge des Albumens ausgezeichnet. Die Mus- 
keln zeigen die gröfste Uebereinftimmung in ‚ihren 
Beftandtheilen mit dem Herzen, hingegen zeige fich 
doch in dem zur unwillkührlichen Bewegung Beltimm- 
ten Herzen eine weit grölsere Menge Fiber, als in 
den. willkührlich zu bewegenden Muskeln. In .allen 
Organen des Unterleibs, fo wie bekanntlich im Kopf 
habe das Albumen das Uebergewicht, in denen der 
Bruft und der Extremitäten die Fiber. 

Zum Verftändnifs der tabellarifchen Ueberficht, 
und zur Beurtheilung diefer Folgerungen ift folgendes 
zu bemerken: Er zog die Subftanzen erft mit kalteın, 
Sodann mit heilsem Waller aus, und kochte zu dem 
Ende zwei Stunden lang. Zur geiltigen Extraction be- 
diente er fich eines Alkohols von 0,809 fpec, Gewichts; 
und kochte die Subftanzen mit dem fechzehnfachen ihres 
Gewichts von diefem Alkohol eine halbe Stunde lang. 
Unter dem fettwachsartigen Extractivftoff. verfteht ei“ 
das, was fich beim Erkalten der heifsen Auflöfung 
präcipitirte, und wahrfcheinlich in wenigen Fällen 
wirkliches Fett enthielt; unter wahrem Extractivftoff 
das, was noch beim Veglampfen der geiftigen F lüffig- 
keit zurückblieb, unter Albumen, was fich aus den 
wälferigten Auszugsfüffgkeiten durch Wärme coagu- 
liren liels, und alflo auch ‘das, was fich von fufpen- 
dirten Materien mit coagulirte; daher enthielt fein Al- 


bumen noch im Alkohol auflösliche Materien; 'end- 
lich verfteht er unter Fiber alles das, was nach dem 
Auswafchen und Auskochen der Subftanzen mit Waf- 
fer zurückbleibt, alfo auch von Natur geronnener 
Eiweifsftoff, erhärteter Schleim und andere im Wal- 
fer unauflösliche Materien, tragen hier den gemein- 
fchaftlichen Namen der Fiber, ‚und die Folgerun- 
gen, die der Verfaffer gemacht hat, ftehen daher noch 
nicht hinlänglich feft begründet, fo ‚plaufibel die fonft 
Icheinen mögen. Seine fogenannte Fiber” möchte 
vielleicht bei einer nähern Unterfuchung von der ver- 
fchiedenften Natur, fie könnte felbft Eiweifsftoff feyn. 
Aber bisher kannte man kein Mittel, den Faferftoff 
und Eiweifsftoff im geronnenen Zuftand zu unter- 
fcheiden. Ich glaube fo glücklich gewefen zu feyn, 
einen Weg gefunden zu haben, diefe Stoffe felbft im 
geronnenen Zuftande zu unterfcheiden und zu trennen. 
In. diefem Zuftande. löfe ich fie in cauftifchem 
Ammonium auf, verjage durch‘ Kochen das überflül- 
fige Ammonium, fo dafs die Flüfigkeit- nicht mehr - 
‚, alkalifch reagirt, während ich von Zeit zu Zeit Wal- 
fer zufetze; die wäflerigten Flüffgkeiten dampfe ich’ ' 
nun fo lange ab, bis fich der Faferftoff oder: der Ei- 
‚ weilsftoff auszufcheiden anfangen, d.i. bis die wäf- 
ferigten Auflöfungen gefättigt find, hierauf fetze ich. 
eine Auflöfung von ätzendem falzfauren Queckfilber 
zu. Beide Stoffe geben einen fockigten weifsen Nie- 
derfchlag, aber der Niederfchlag des Eiweilsftoffes 
wird von concentrirter Salzläure wieder aufgelöft, 
der des Faferftoffs nicht. Wenn die Auflöfungen auf 
die 


206 


die ; eben, erwähnte Art gelättigt find, fo kann man 
anftatt des ätzenden falzfauren Queckfilbers auch blofs 
Salzfäure in geringer Menge, oder irgend eine andere 
Säure in gehörigemVerhältnifs anwenden, mehrere 
Säuren aber, namentlich Effigfäure, löfen, im Uebermafs, 
angewandt, beide Niederfchläge wieder auf. Andere, 
namentlich die Salpeterfäure, löfen, im Uebermafs an- 


_— 


gewandt, keinen von beiden auf. Die nämlichen Er- 
fcheinungen zeigen fich bei frifchem, blofs kalt aus- 
gewafchenem Eiweıfsftoff und Faferftoff, und nach 
dem Auskochen derfelben mit Waffer und mit Alko- 
hol. Der Eiweifsftoff von Hühnereiern zeigt eine An- 
näherung zum Faferftoff des Bluts, indem das durch 
Säuren aus dem Eiweils. Geronnene durch Schütteln 
mit überflüffger Salzläure nur langfam wieder aufge- 
löft wird, das Geronnene aus dem Blutwaffer eben 
diefer Thiere augenblicklich. Der rothe Stoff des 
| Bluts verhält fich ebenfalls wie Eiweilsftoff, er zeigt 
aber eine ftärkere Annäherung zum Fäaferftoff. Um 
ihn: vom Eiweifsftoff des Bluts, wenn er mit ihm ver- 
mengt ift, zu trennen, fand ich folgenden Weg: man 
löft fie in überflüfßger concentrirter Salzfäure durch 
blofses Schütteln auf; zu der Auflöfung fetzt man 
hierauf tropfenweis Waller, fo lange als ein brauner 
Niederfchlag erfolgt. Diefer rührt von dem rothen 
Stoff her: fetzt man fodann mehr Waller hinzu, fo 
entlteht ein weifser Niederfchlag des Eiweifsftoffs. 
Ungeachtet es folchergeftalt beftimmte Unterfcheidungs- 
merkmale diefer drei Stoffe und fogar chemifche Tren- 
‚nungsmittel derfelben giebt, fo erhellt doch ichon aus 
M. d. Archiv, I, 2. (0) 


310 u 


dem bisherigen ‚dafs fie fich fehr ähnlich find. Jene 
Merkmale und Trennungsmittel beruhen blofs auf 
einem quantitativen Unter[chied, denn mit Hülfe der 
Wärme und mit der Länge der Zeit löft Geh auch 
der geronnene Faferftoff in+concentrirter Salzfäure 
auf, aber eben die Beftimmung der quantitativen Ver- 
fchiedenheiten ilt in der Chemie der thierifchen Kör- 
per von der gröfsten Wichtigkeit, denn alle thierifche 
Materien ftellen beinahe nur verfchiedene Modifica- 
tionen einer Materie dar; jene drei kommen jedoch 
zunächft unter fich, und vielleicht noch mit allen 
denen, die unter denn Namen des Eiweifsftoffs und 
des Faferftoffs anderer Organe vorkommen, überein. 
"Sie befitzen in der "That noch gemeinfchaftliche Eigen- 
ichaften, die man bisher nicht kannte, 

Der Faferftoff wie der Eiweilsftoff gerinnt' von 
allen Säuren, fällt den Galläpfelaufgufs und‘ metalli- 
fche Salze, z. B. elfiglaures Blei, falzfaures Queckfil- 
ber, fchwefelfaures Silber. Da aber einige Säuren, 
wie Effigfäure, Phosphorfäure und Weinfteinfäure, fchon 
in geringer Menge das Geronnene wieder auflöfen, fo 
darf man oft äufserft wenig von der Säure zufetzen, 
um das Gerinnen zu bemerken. Wenn man in die auf ° 
obige Weile bereiteten gelättigten wällerigten Auflöfun- 
&en des Faferftoffs und Eiweilsitoffs trocknes, mit Efhg- 

_ fäure oder irgend einer andern Säure geröthetes Lac- 
muspapier eintaucht, fo wird man weilse Wolken ent- | 
ftehen fehen. Zwanzig Tropfen der Faferftoffauflö- 
fung gerannen’von einem eines Stecknadelknopfs gro- 
fsen Stückchen Löfchpapier, das in concentrirte Eflg- 


.- 


si 


fäure eingetaucht und wieder ausgeprelst war, voll- 
kommen, es bildeten fich fchnell eine Menge grobe, 
faferigte Flocken. Eben fo viel von der Eiweifsftoff- 
auflöfung zeigte durch das nämliche Mittel «ie Er- 
fcheinung undeutlicher, aber vollkommen, als noch 
ein gleiches Stückchen Papier hinzugefetzt wurde. 
Einer meiner Freunde, Herr Schläpfer, Konnte den 
geronnenen Faferltoff von dem geronnenen Eiweils 
ftoff fogleich unter[cheiden, fo wie aber die Coagula- 
tion fich vollendete, war der Unterfchied nicht mehr 
deutlich. Verfuche mit Blutwaffer und mit Eiweils 
zeigen ähnliche Erfcheinungen. Fünf Tropfen Blut- 
walfer von einem Huhn mit zwei Tropfen concentrir- 
ter Salzfäure vermifeht gerannen ftark, beim Schät- 
teln mit zehn Tropfen derfelben Säure löfte Ach das‘ 
Geronnene fogleich wieder auf, Durch effgfaures Blei 
mit Ueberfchuls von Säure geben beide Stoffe einen 
weisen flockigten Niederfchlag; fetzt man aber mehr 
von dem effigfaurem Blei hinzu, fo wird der Nieder- 
fchlag beim Schütteln fogleich wieder aufgelöft. Mit 
fchwefelfaurem Silber geben beide einen weifsen Nockig- 
ten Niederfchlag, der aber allmählig orangegelb wird, 
und in Eifigfäure vollkommen auflöslich ffi. Durch 
"langes Kochen des geronnenen Faferftoffs mit Waller 
wird feine Auflöslichkeit in Efhigfäure vermindert, 
aber nicht, wie Herr Prof. Berzelius fagt, aufgeho- 
ben; durch das Kochen fchrumpft der Falerftoff fehr 
zulammen, fein Zulammenhang vermehrt fich, und 
_ auch andere Auflöfungsmittel zeigen nur eine ge- 
ringere Wirkung auf ihn, 2. B. das Ammonium, 
O2 


® 


Der Eiweifsftöff und der rothe Stoff‘ .des Bluts. ver- 
halten fich eben fo. ‘Kocht' man jetzt"aber den fechs 
Stunden im Waller gekochten Faferftoff gehörig lange 
in'concentrirter Effigfäure, fo erhält man immer noch 
eine Auflöfung , die vom Gerbeftoff und vom Ammo- 
nium gefällt und coagulirt wird. Wenn ich hierin, 
fo wie in, Abficht, auf das Verhalten diefer Stoffe 
gegen die Säuren überhaupt, dem Herrn Prof. Berze- 
lius, ungeachtet meiner grofsen Hochachtung für die- 
fen Chemiker, zu widerfprechen ‚wage, fo gefchieht 
diefes nicht allein, weil ich diefe Verfuche öfters wie- 
_ derholt und das nämliche gefehen habe, fondern auch, 
weil meine Verfuche nicht fowohl feinen Verfuchen 
als. den daraus gezogenen Refultaten widerfprechen. 


"Die Zoochemie des Herrn Prof. Berzelius, der 


wir in Deutfchland fchon längft mit Begierde entge- 
‚genfehen‘, wird’ nun-vom Herrn Prof. Pfaff in Nürn- 
berg überfetzt werden. ' Der Inhalt derfelben, wie er 
mir vom Herrn Prof. Gehlen ia München mitgetheilt 
worden, ift folgender: 


Inhalt der Berzelius’fchen Zoochemie. 


$. 1. 2.3. Leben. Lebenskraft. 4. 5. Lebens- 
erfcheinungen: Gefundheit; Krankheit. $. 6. Phyfio- 
logie, ihre Einthejlung. 7- 8: Flächtiger Blick auf 
die Gefchichte der Zoochemie. ' g. Entfernte Beftand- 
theile des thierifchen Körpers. . zo. Nähere Beftand- 
theile. ır. Nähere unorganifche Beftandtheile: «) Wal- 
fer, 5) Natron, c) Kali, d) Ammonium mit ihren 
falzigten Verbindungen, e) Kalk, phosphorfaurer Kalk, 


faurer phosphorfaurer Kalk, f)) kalkerdigte Salze, _ 


ge) Eifenfalze. ı2. Befchreibung der von unorgani- 


BERN DER 213 


fch&n- Stoffen anf thierifche Körper iım Allgemeinen 
hervorgebrachten Veränderungen: a) der Wärme — 
Deftillationsproducte, brenzlichtes Waffer, zuonifche 
Säure, [ublimirtes Salz (kohlenfaures Ammonium), 
brenzlichtes Oel, Gäsarten, Kohle; 5) atmof[phärifcher 
Luft; "e) einiger‘anderer Gasarten;» d) des \Vallers; 
e) der Säuren; f‘) der Alkalien; g) der Salze und Me- 
talloxyde; A) vegetabilifche Stoffe; i). Einbalfamirung 
der Egypter und fpätere. 13. Tod, allgemeiner und, 
lokaler. ı14- Fäulnifs mit ihren Erfcheinungen. 
15. Gasarten, die fich in derfelben entwiekeln. 16. Räu- 
cherung mit Säuren., 17. Allgemeine phyfifche Eigen- 
fchaften der thierifchen Stoffe, als lebendige betrach- 
tet. 18. Nächfte organifche Beftandtheile des thieri- 
fchen Körpers. "29. Nervenfyftem. 20. Gehirn: 
21. Seine Geftalt, - Verrichtungen. , 22. Hirnwaf- 
fer. 23. Nerven, Nervenhäute, Nervenmärk, -Ner- 
venknoten, Verriehtungen der Nerven. 24. Medicin, 
als ein Theil der Zoochemie betrachtet (aus dem zoo- 
chemifchen Gefichtspunet vielmehr G.); ihre Theorie, 
Heilmittel. 25. Organifche Inftrumente (Gefälse). 
26. A. Gefälse für den Umlauf.;der Flüffigkeiten. 
27. a) Blutgefälse. 28. Blut, riechender Stoff, Blut- 
waller, Leim, Eiweilsltoff, Blutkuchen, Faferftoff; 
Färbeftoff, Verhalten des Bluts aufserhalb des Kör- 
pers, arteriöfes und venöfes Blut, im kranken Zu- 
ftand, in verfchiedenen 'Fhierklaffen. 29. Nähere Be- 
fchreibung der Gefäfse für den Blutumlauf, Herz, 
Pulsadern, deren innere Häute, 'falerige Haut, Ver- 
. theilung, Haargefälse, Venen, ihre eigenthümliche 
Haut. “30, Mechanik des Uinlaufs, der grofse Um- 
lauf, Puls. 31. Umlauf in den Haargefäfsen , Repro- 
ductionsprocels, Ausdünftung. 32. Seeretion und 
Excretion. 33. Entzündung, Gangrän. 34. Der 
kleine Umlauf, Lungenathemholen, Veränderung des 


214 — 


Bluts und der Luft, Einathmung tödtlicher Gasarten, 
des’ oxydirten Stickgafes, Erftickung; über einige 
Einwürfe gegen die Theorie des Athmens,; Verfchie- 
denheit des Athmens: in verfchiedenem Alter, Mutter- 
kuchen, Athmen der Thiere, ’Winterfchlaf einiger. 
36) b)Saugadern. 37. Flüffgkeit in derfelben, Lym- 
phe. 38. 39. Thierifche. Wärme. 40. Cellulofa, 
41« Eiter. ‘42. Vernarbung der Wunden. ,„Granula- 
tion nach Bichat““ 43. Wildes Fleifch, Polypen, 
Balggefchwülfte. _ 44. Flüffgkeiten in den Zwilchen- 
räumen: der Cellulofa. 45. Fett. 46.-Deffen chemi- 
{ches Verhalten, Fettfäure. 47.. Unguent. hydrarg. 
fimpl.: Axungia oxygenata. Unguent. mercur. compof. 
48. Verfchiedenheit des Fetts bei verfchiedenen Thier- 
klaffen. 49. B. Werkzeuge für die Blutbildung. 
30. Schleimhäute (membranae mucofae) ihre Ausbrei- 
tung, Gewebe und Papillen, Schleim. 51. Membra- 
nae ferofae. 52. Mund und Feuchtigkeiten deflelben, 
Speichel, Steine in den Speichelgängen, Weinftein, 
53. Speiferöhre. 54. Magen, 55. Magenfaft. 56. Ver- 
zichtungen des Mundes und Magens. 57. Netzhaut, 
Melenterium. 58. Pancreas. 59. Leber. 60. Galle 
und Gallenblafe; Gallenfteine. 61. Milchfaft. 62. Ge- 
därme. 63. Chylificationsprocels, krankhafte Erfchei- 
nungen deffelben: Winde, Durchlauf, Verftopfung. 
64. Koth, Analyfe delfelben. Verfchiedenheit bei ver- 
fchiedenen Tieren. . 65. Kurze Wiederholung des che- 
mifchen Verlaufs des Chylificationsprocefles. 66. Chy- 
lus. -67. Nahrungsmittel, Hungemund Durft, ‚68. C. 
Werkzeuge zur Bewegung. , 69. Knochen. 70. Ana- 
Iyfe der Knochen. 71. Olfiffication. 72. Krankheiten 
der Knochen. 73. Zähne. .. 74. Olfa fefamoidea. 
75. ‚Mifchung der Knochen in den übrigen Thierklaf 
fen. ‚76. Mark. 77: Knorpel. 78. Knochen -und Knor- 
velhaut, 79: Gelenke und Gelenkichmiere, 0. Muskel. 


S 


81. Analyfe des Fleifches. 82. Verlchiedenheiten zwi- 
fchen der Feuchtigkeit des Fleifches und dem’ Blute. 
83- Veränderung des Fleifches durch Kochen, Braten, 
Räuchern, Einfalzen. 94. Muskelbewegung. _ 85. Ver- 
fchiedenheit der Muskeln in verfchiedenen Altern und 
verfchiedenen Thierklaffen. 86. Krankheiten der Mus- 
* kelns 87. Die faferigen Häute der Pulsadern find 
nicht muskelartig, weder der Form, noch der ‚cheni- 
{chen Befchäffenheit nach. 88: Sehnen. 89.”Aponeu- 
rofen. 90. D. Sinnwerkzeuge.. 91. Augen, Sele- 
rotica, Choroidea, Pigment, Cornea, Iris. 92. Feuch- 
tigkeiten des Auges, wällerigte Feuchtigkeit, Cryltall- 
körper, Glasteuchtigkeit. 93. DasSehen. 94. Thränen. 
95. Organ des Geruchs, Nafenfchleim. 96.Ohr, Oh- 
renfchmalz. 97. E. Abfonderungswerkzeuge. 98. Haut,’ 
Corium, Malpigh’s Netz, Epidermis, Verhalten, Fär- 
bung durch verfchiedene Metallfalze, die Zeichnun- 
gen der Wilden nicht. in der Epidermis, fondern 
mechanifche Abfetzung im Schleimnetz, fettiger Ueber- 
zug der Haut. 99. Hautabforption. 100. Ausdün- 
ftung. ıor. Krankheiten der Haut. 102. Nägel und 
Horn. 103.Haare. 104. Nieren und Harn. 105. Harn 
ftoff, Säuregehalt des Harns. 106. Gehalt von phos- 
phorlurem Kalk“ 107.SalzigteBeltandtheile. 108. Zu- 
fällige und bleibende Beftandtheile desHarns. 109. Ver- 
änderungen des Harns durch andere Stoffe. 110. Ver- 
fehiedenheiten nach dem Alter, der Jahrs- und Tages- 
' zeit, inKrankheiten u.f.w., diabetes mellitus. 111.Ge- 
danken zur chemifchen Analyfe des Harns. ı12. Harn 
verfchiedener Thiere. 113. Technifche Anwendungen 
_ des Harns. 114. Harnfteine, Harnconcremente. 1135. Be- 
ftandtheile. 116. Eintheilung. 117. Entftehung. Vor- 
fchläge zur Heilung. 118. Steine bei den Thieren. 
119. Gichtknoten. 120. F. Gefchlechts - Organe. 
1721. Männliche Geburtstheile. 122. Saamenfeuch- 


tigkeit. 123. Weibliche Geburtstheile, Empfängnifs. 
124. Ernährung der Frucht im Mutterleibe. 125. Am- 
niosflüffgkeit, Allantoisflüffgkeit, Amniosfäure, Kinds- 
pech. ı26. Vergleichung des Zeugungsprocelles bei 


verfchiedenen T'hieren. Eier der Vögel und ihre Be- - 


fchaffenheit. ı27. Brüfte. 128. Milch, Rahm, Käfe, 
Butter, Molken, Milchzucker, Milchfäure, merkwür- 
dige milchfaure Salze. 129. Verhalten der'Milch 
im‘ Allgemeinen; faure Milch. 130, Verfchiedenhei- 
ten der Milch nach Verfchiedenheit des Alters der 
Thiere, der Nahrungsmittel und anderer Umftände; 
krankhafte Befchaffenheiten. 131. Soll eine Mutter 
ihr Kind felbft ftillen ? | 
Anhang von verfchiedenen thieri/chen Stoffen, die im 
Vorigen nicht bejehrieben werden konnten. 
ı. Elfenbein. 2. Hirfchhorn. 3. Horn. 4. Mo- 
fchus. 5. Bibergeil. 6. Zibeth. 7. Ambra. 8. Wallrath. 
9. Bezoare. 10. Federn. 11. Schlangengift. 12. Hau- 
Tenblafe. 13. Fifch{chuppen. _14. Spanifche Fliegen. 
15. Maiwürmer. 16.Cochenille. 17. Kermes. 18. Seide. 
19. Wachs und Honig. 20. Ameilenfäure. 21. ‚Spinnen- 
weben. 22. Kellerwürmer. 23. Farbe des Dintenfifches, 
'24. Krebslteine. 25. Perlen, 

Bei diefer Ueberäicht von dem Inhalt der Berze- 
Zius’fichen Zoochemie wird man bemerken, dafs man- 
che Gegenftände in derfelben aufgenommen find, die 
nicht eigentlich hierher gehören. Die Abhandlung 
von Leben und Organifation der Thiere, Geftalt und 
Function ihrer Organe gehört höchftens in eine Ein- 
leitung in die Zoochemie, und mufs nicht mit dem 
wefentlichen Inhalt vermengt werden. Eben fo we- 
nig gehören die verfchiedene Anwendungen: hierher, 
“ welche von der Zoochemie in der Mediein und an- 


derwärts gemacht werden, wie das Capitel über die 
Frage, ob eine Mutter ihr Kind felbft ftillen foll? 
Diefe Anwendungen der Zoochemie gehören nicht in 
eine wiffenfchaftliche Abhandlung derfelben, fondern 
in diejenige Wilfenfchaft, welche die Anwendung zu 
- machen genöthigt ift; fuum cuique. Dagegen finden 
wir in dem Anhang Gegenftände, die zum welent-, 
lichen Inhalt gehören. Die Gegenftände find nicht 
Jowohl aus einem zoochemifchen, „als aus einem ana- 
tomifch- phyfiologifchen Gefichtspunct gewählt. End- 
lich find wichtige Capitel, z. B. über die Vertheilung 
der Stoffe in der tbierifchen Organilation, über die 
Art, ‘wie die Mifchung ‘in. ‚den thierifchen. ‚Organis- 
men überhaupt gefchieht u. a. ganz übergangen, Was 
die Anordnung des Inhalts betrifft, fo.vermifst man 
die Voranftellung der allgemeinen Refultate der Zooche- 
mie, welche fchicklicher als jene allgemeinen phyhio- 
logifchen Bemerkungen, an der Spitze des Werks und 
feiner Hauptabtheilungen ftehen würden. : Die Producte 
“ andıdie Productionsweifen werden untereinander ver 
‚mengt vorgetragen, allein erft nach einer vollftändigen 
Kenntnifs der Producte insgelammt kann eine freie, unge- 
‘hinderte Betrachtung und ein verftändlicher Vortrag.der 
Productionsweifen Statt finden. Folgender Plan einer 
" Zoochemie fcheint mir «daher zweckmäfsiger zu feyn: 
+ Die thierifchen Organismen.haben chemifche Wir- 
kungen, die von Leben und Organifation abhängen, 
und die wir unter dem Namen: chemifcher Lebens- 
procels — zufammenfaflen, ungefähr ähnlich dem Gal- 
vanismus oder den ‚chemifchen Wirkungen der Volta’ 


018 3 en 


Ichen Säule,‘ welche von der Electrieität und von dein 
Bau der Säule abhängen. Diefe cheinifchen Wirkungen 
der thierifchen Organismen oder der thierifch-chemifche 
Lebensprocels machen den Gegenftand der Zoochemie 
aus. ' Sie betrachtet 1) die Produere diefes;chemifchen 
Lebensprocelles, in’Abficht auf ihre chemilche Befchaf- 
fenheit. . 2) Die Produetionsivei/en, die Genefis: jener 
Producte, in Abficht auf'‘den chemifchen Vorgang. 
Die ‚Wirkungen‘ des chemifchen Lebensprocefles 
äufsern fieh aber 'einmal in Abficht auf die eigene Sub- _ 
ftanz der thierifchen Organismen; 2) auf'andere .Mate- 
rien, auf remde Stoffe, die mit den'thierifchen Orga- 
nismen und mit ’der ieben berührten eigenen Subftanz 
derfelben in eine chemifche Wechfelwirkung kommen«: 
Die Betrachtung fällt daher zuerlt-auf die eigene 
Subftanz der thieri/chen. Organismen; Charakteriftik 
der thierifchen Materie überhaupt, und der befondern 
thierifchen Materie, entfernte und nähere Beftandtheile, 
unorganifche Gemifche des Thierreichs und thierifche 
Materien im engerh Sinne, Verbindung und Verthei- 
lung diefer 'Materien in: den thierifchen ‚Organifatio- 
nen; fpeeielle Betrachtung der chemijchen Zujfammen- 
Jetzung der verfehiedenen Organifationen und: ihrer 
Organe und der Producte derjelben: in den’ verfchie- 
denen Entwicklungsftadien, unter“verfchiedenen Un«- 
Ständen, Modihcationen der Mifchung durch. Klima 
und‘ Jahreszeit u. f. w., pathologifche Producte, 
Produete der Zerftörung der thierifchen Organismen, 
zu welchen die Producte, die blofs durch eine Ver- 
wandlung der eigenen Subftanz gebildet "werden, 


deri Uebergang ‘machen. Ich mache bei der fpe- 
ciellen Betrachtung der thierifch - chemifchen Producte 
mit den ernährenden plafiifchen Flüfigkeiten, Blut, 
Chylus und Lymphe den Anfang;  fodana betrachte 
ich die Organe, die aus diefer Flüfigkeit abgefondert 
und gebildet werden; darauf die abge/onderten Flüf- 
figkeiten, die aus jenen Organen abgefondert werden, 
und endlich die Producte, die aus diefen abgefonder- 
ten. Flüfligkeiten und. den fremden Stoffen, wie z. B. 
den: Speifen, womit fie zulammenkommen, entffehen. 
Diefe Ordnung fcheint‘ mir natürlich, einfach und 
zweckmälsig. Ich glaube, dafs es ihr nicht zum Vor- 
wurf gereicht, das ich faft mit dem nämlichen Gegen- 
Stande anfangen und aufhören mufs, denn dies liegt 
ia der Natur des Organismus. 
0 Was die Produetionsweijen betrifft; fo kann zuerft 
von der Art, wie die thieri/che Mifchung überhaupt 
 gefchiehr, die Rede feyn. Animalifation, Stoffwech- 
fel, Entwicklung und Verwandlung der thierifchen 
Materie, Desorganifation und Verwefung derfelben. 
Sodann von der Genefis aller einzelnen, vorhin be- 
srachteten thierifchen Producte, hierin ift Verdauung 
und RKefpiration, Chylification, Sanguification und Er- 
zeugung der thierifchen Wärme, find die chemilchen 
Wirkungen aller Organe und ihrer Functionen, die 
‚chemifchen Wirkungen der Entwicklungsveränderun- 
gen, der Krankheiten, der Aufsenverhältniffe begrif- 
fen. Die Wirkungen der verfchiedenen Organe ge- 
hören nur in foweit hierher als fie chemifche find; 
als folche aber haben fie ein chemifches Product und 


“ 


gehört ihre Betrachtung zur Betrachtung der Pro- 
ductionsweilen. Auf die nämliche Art find die Gegen- 
wirkungen fremder Stoffe -in der Betrachtung der 
Productionsweilen begriffen. Endlich find noch die 
Schickfale der fremden Stoffe felbft durch die chemi- 
fchen Wirkungen der tbierifchen Organismen zu be- 
trachten übrig. Die Veränderungen und Wanderun- 
gen der Arzneien u. f. w. durch den thierifchen Kör- 
per, Abfatz an gewiffe Organe, ‚Ausfcheidung durch 
andere, Affimilation der affimilirbaren Materien, wel- 
ches uns wieder auf das Capitel der Animalifation zu- 
rückführt, womit angefangen worden. 

Aufgemuntert durch Herrn Prof. Gehlen cal 
einige Freunde, denen ich meine Ideen mittheilte, habe 
ich es felbft unternommen, eine Zoochemie nach die- 
fem. Plan auszuarbeiten, und in diefem Winter‘ den 
erften Theil derfelben. vorzutragen. Die grofsen 
Lücken aber, die ich in dem Gegebenen fand, und 
die unfichere Grundlage in allen zoochemifchen Unter- 
Juchungen, nöthigen mich eigene Unterfuchungen zu 
machen, ehe ich an die Vollendung diefer Arbeit den- 
ken darf. Sobald ich eine genügende Charakteriftik 
und Einficht in die Natur der verfchiedenen gerinn- 
baren Materien des Bluts erlangt habe, wovon wir 
aber leider noch wweit entfernt find, fo foll meine 


‘nächfte Arbeit eine vergleichende Unterfuchung der 


fogenannten Fiber der verfchiedenen Organe feyn, de» 
ren Unterfuchung uns gewifls in der Zoochemie einen 
guten Schritt weiter bringen wird. 


| nun nn 


sen 2a ae wer 


j Zellgewebe 
Kaltes wälferigte 
Warme . . 

Haut. 
Kaltes wäflerigtes 
Warmes 

Hera si '% 

Lungen ie 
Wällerigtes Extra 

Muskel k 


.i ‚ Zottigte Haut ‘ 


 Wällerigtes Ext: 


| al wällerigte 
armes . . 


vohlichen Körpers *,. 


l 


(folgender Th 
lichen Körper, , 
“ N: 5 


Fiber deffelben 

Albumen . . 

Wälferigtes Fxtra 
 Zottigte Haut d 


Wällerigtes Extra 
 Zottigte Haut a 
© Hoden r 
Wällerigtes Extr: 
Niere , 


 Bauchfpeicheldr 


Beer: 
Wälferigtes Extr: 
leer , . 


Wälferigtes Extr: 
Blut aus der P, 
Blut aus der ui 

Wällferigtes Extr: 
Blut aus der 


Zu‘ P. 220, 


geben Niederfchläge mit 


ee N 


" [Gerbeltoff. 


55 


52 


3ı 
blofs 
Milchigt- 
werden, 


33 
62 


2) 
49 


37 


Salzf. are] Salpeter- Elfigfau- 


Queck- 


faurem | rem Bley. 


Ailberoxyd, | QueckAil- 


IIE1 I 


unwägbar 


1 


18 


TEeSEIBAE! 


unwägbar 


als 


13 E13 


”) 8, Dilfertaartes conltituentes propiores etc, 
7. H. Fit Bremanns, 


beroxydul. 
80 22 
7L unwägbar 
73 33 
59 24 
68’ 46 
84 17 
A 18 
83 27 
73 34 


quam Praefide 


j Te Te 
nabeite.: 5 
von den nähern Beftandtheilen der Organe des menfchlichen Körpers N, v2 
beftehen aus - enthalten ne geben Niederfchläge mit . 
RW m — - J 
100 Theile der trockenen Subftanz Geiltiges Extract Een | Ar, 
folgender Theile des menlch- 3 \ Wäfferi beftehend aus ; 3 Salzfaurem! Salpeter- | Effigfau- 
n hen Kör se) Fiber. _ |Albumen. ee, wahrem | fettwachs- nn a Gerbeftoff, Queck- faurem | rem Bley. \ 
c pP gelien RER Er = ER filberoxyd, | Queckhil- 
5 tractiv- xtractiv- |mM1 4 . s 
Ahefe |" Keoie Nee 
Zellgewebe E R R 83,67 4,08 12,24 Io I 380,07 — — _ 
Kaltes wälferigtes Extract dellfelben — — = — — = ES Tor 27 
Warme aaa . } _ _ == =, = >= 44 80 22 
laute ; 2 2 78,08 3,69 18,24 8 2 138,20 _ — _ 
Kaltes wälferigtes Extract derlelhen — == = — =: ne TR 5 17 
Warmes . . 4 £ ä — _ —_ (8 (2 — unwägbar 71 unwägbar 
Herz iu! r k R 42,86 40,82 16,33 14 I 375,28 — _ == 
Lungen: a N LE 28,57 | 61,87 9,55 13 I 419,24 _ _ _ 
Wällerigtes Extract derfelben “. — „= = — — Ti 18 78 337 
Muskel YA EI, 27,71 | 57,74 | 1452 15 3 309,16 a _ 
Fiber deffelben : 3 —. — —; 4 gt! Eu == 7 = 
Albumen = ” ” s — u —_— 12 7 = = FE A 
Wälferigtes Extrat . . 3 _ —_ _ 30 l 2 = 20 59 24 
Zottigte Haut des leeren Darm _ _ >= 25 3 HR FI Er 
Zottigte Haut des Magens . 21,87 65,00 13,13 20 7 53333 >= Fr Se 
Wälferigtes Extract ! 4 = —_ = =) ei = r Fe 19 
Zottigte Haut des Grinmdarms _ — =: 18 4 Se = LE IV 
od EN REITEN =" 552 17,01 | 64,04 | 19,26 20 3 605,71 =E > TE 
Wälferigtes Extract derfelben — _ — \ — — 31 _ —_ 19 
Niere, . ? k g 16,00 72,00 12,00 20 2 455,19 er E SC v= 
Wällerigtes Extract derfelben _ _ _ _ _ _ blofs Junwägbar|ı 68 46 
Milchigt- 
werden. 
Bauchfpeicheldrüfe un N 12,29 2,95 84,74 26 7 523,44 =>, Te BT 
Kaltes wällerigtes Extract RR ve = nn (45 (65 = 33 17 34 17 
Warmes a a R 2 — — — — —_ rl 02 ve IF 18 
Milz F ; 10,24 0,05 19,69 20 5 339,47 E FR an wer i 
Wälferigtes Extract _. : = ® _ a 1 — = 59 15 83 23 
Leber R A i ; 9,67 | 80,74 462 u] 40 14 193,25 = 7: SR Far 
Setrwachk 
artıge at. 
Wäfferigtes Extract . . i —_ — A — ne er 49 26 73 34 
Blut aus der Pfortader e — _— En 10 o — e— Fr —e — 
Blut aus der untern Hohlader 3,20 96,00 0,80 8 Junwägbar| 268,32 7 x 3 zw 
Wällerigtes Extraot deflelben er = = n = 5 37 I a 31 
Blut aus der linken Herzhüöhle — —_ _— 5 unwägbar 77 Ye 2 y” En 


”) S, Differtatio inauguralis Aftens’analyfin organorum corporis hümani praecipue fecernentium in partes conftituentes propiores etc, quam Praefide 
7. H. F. de Autenrieth etc. publico examini fubmittit .menfe Aprilis 1815. Auctor Daniel Wienholt Bremanns, 


2 nr oA 


V, 
Beitrag zur Gefchichte 
der 
Bildungsfehler des Herzens 
welche 


‘die Bildung des rothen Blutes hindern.. 
Von 
IENM ec kjel. 


am 
D 


Seit man angefangen hat, die Bedeutung der meiften 
 Mitsbildungen einzufehen,, und den Gefetzen nachzu- 
" forfchen, nach welchen fie .entftehen, ift das Studium 
- derfelben nicht mehr Gegenftand der Neugierde oder 

Spiel mit Seltenheiten, fondern von hohem willen- 

fchaftlichen Werthe. Viele erregen zwar vorzüglich nur 
in fo fern Interelfe, als he aulserden auch die normalen 

Bildungsgeletze treffich erläutern, indem fie theils Ver- 

anlaflung zu Nachforfchungen der normalen Entwick- 

lung geben, theils Refultate, welche durch diefe ge- 
füriden wurden, : aber, der Kleinheit des Gegenltan- 
des und anderer Urfachen wegen, nicht völlig gewils 
waren, beftätigen oder berichtigen; andere aber find 
aulserdem auch für die Phyhiologie in fo fern äufserft 
wichtig, als fie über Functionen, welche durch die mils- 


gebildeten Organe mittelbar oder unmittelbar gefchehen, 
Aufichlufs geben. In allen diefen Hinfichten find un- 
ftreitig die Bildungsfehbler keines Organs wichtiger 
als die des Herzens und der grofsen Gefäfsftämme, 
wie dies, aufser mehrern einzelnen Beobachtungen, 
die Arbeiten von Autenriech *), Burns ?) und Naf- 
fe ?), denen ich vielleicht auch die meinigen 4) zu- 
fügen darf, ‘hinlänglich beweifen. 


Seitdera die Bildungsfehler des Herzens wegen 
der Störungen der Functionen, die fie veranlaffen, 
auch für die Pathologie höchft wichtig geworden find, 
haben zwar nicht die deutfchen Praktiker, defto mehr 
aber die englifchen, Vorbilder, die nicht genug zur 
Nachahmung empfohlen werden können, unermüdlich 
Beiträge zur Vervollftändigung diefer Lehre geliefert, 
und als Refultat derlelben ift fo eben ein höchft in- 
tereffantes kleines Werk von Farre 3) erfchienen, 
welches nicht blofs neue Fälle Ichon bekannter Ab- 


ı) Pfleiderer de dysphagia luforia, in Reils Archiv Bd. VII, 

2) Ueber die wichtigften Herzkrankheiten. Lemgo 1813. , % 

3) Ueber den Einflufs des rorhen Blutes auf die Entwicklung und 
die Verrichtungen des menlchlichen Körpers. Reils Archiv 
Bd, ı0. $. 213 — 297. 

4) Ueber die Bildungsfehler des Herzens, Ebaf, PS 6. 5, 549 Ef. 
Pathol. Anat. Bd. 1. $.412— 475. 

5) Pathological -Refearches. Elfay I. Malformations of the hu» 
man heart illuftrated by numerous cafes and five plates, con« 
taining föurteen hgures and preceded by [ome obfervationson the 
method of improving the diagnoftic part‘of medicine. Lon- 
don, 1$14 


1 


weichungen, fondern felbft fogar ganz neue, bisher 
völlig unbekannte Bildungsfehler und. aulserden in- 
tereffante Bemerkungen genug enthält, um hier, fo- 
‚weit es diejenigen Bildüngsfehler angeht, welche die 
Function des Athmens zunächft und vorzugsweile ftö- 
ren, die Grundlage allgemeiner Betrachtungen. abgeben 
zu können, welche fich an die frühern, theils in Reils 
‚Archiv, theils an andern Orten enthaltenen anfchlie- 
' Isen können. f 


Von der unvollkommenften Form des Herzens, 
wo fich nur eine Vorkammer und eine Kammer fin- 
det"), hat der Verf. einen neuen, von ihm felbit beob- 
achteten Fall. Bei einem reifen Knaben kam der Lun- 
genkreislauf erft nach Ablauf der erften halben Stunde 
völlig zu Stande. Das Atmen war befchwerlich und 
eine Menge Schleim im Kehlkopf angehäuft. Das 
Gelicht war anfangs fehr blafs, wurde nachher bläu- 
lich. Nachdem Kreislauf und Athmen völlig zu Stande 
gekommen waren, fchien das Kind in den erften 48 
Stunden völlig gelund, indem das Geficht lebhaft, 
heiter, die Haut warm, der Schlaf, die Excretionen und 
der Appetit regelmälsig, das Saugen kraftvoll waren, 
"= Nach Ablauf diefer Zeit wurde das Athmen fehr 
befchleunigt, doch blieb die Wärme und Farbe der 
Haut normal, und es fchien kein Schmerz Statt zu 


Me SZ ln sm U 2 u 


en 


9) Zwar ift die Anwefenleit einer einzigen Höhle noch unvoll- 

 kommner, indeflen wurde fie bis jetzt nur in fo höchft unvoll- 
kommenen Mifsgeburten beobachtet, dals auch aus andeın 
Gründen das Leben unmöglich war, e 


294 DD 


finden, _Bei näherer Befichtigung. erfchien die, Bewe, 
gung des Zwerchfells ungewöhnlich, fofern es bei jeder 
Contraetion das. Bruftbein ftark nach innen zog., Zu- 
gleich fchlug das Herz heftig, Bald fiellte fich ein, 
fehr heftiger Anfall ein, wobei die angeführten Zu 
fälle fich bedeutend vermehrten, der Puls am, Arm 
verfchwand,, die Haut bleich und kalt wurde... Ein 
warmes Bad ftellte den Kreislauf und. die Wärme her. 
Anfüllung des Magens fchien feinen Zuftand zu ver- 
fchlimmern, denn diefer Aufall war fogleich nach dem 
Saugen eingetreten. Nach dem Bade wurde die Haut 
zwar nicht wieder bleich, blieb aber etwas kalt und 
bläulich. Die Muskelkräfte fanken und der Knabe ma- 
gerte ab. Statt dals er vor demEintritt der Refpirations- 
befchwerden ungewöhnlich ftark gewefen war, hatte 
er jetzt nicht Kraft genug um die Burftwarze zu fal- 
fen. Allmählig erlofch die T'hätigkeit des Zwerch- 
fells, das Athmen wurde fchwächer, die Hirathätig- 
keit verfchwand in den letzten Stunden und endlich 
erfolgte der Tod, 79 Stunden nach der Geburt, 30 
nach dem Eintritt der Refpirationsbefchwerden. 


Das Herz lag normal, war aber ungeheuer von 
Blut ausgedehnt. Eben fo ftrotzten die Lungen und 
der :Herzbeutel von Blut. 


Es beftand aus einem einzigen Vorhof und einer 
Kammer, aus welcher ein einziger Arterienftamm trat 
Der Vorhof war durch eine Scheidewand ftärker als 


gewöhnlich von feinem Anhange abgelondert.‘ In den’ 


"Vorhof felbft öffneten fich die Hohlvenen, in den An- 


hang 


hang die Lungenvenen ?). Es fand fich nur eine 

einzige venöle Oeffnung, deren Klappe weder yöllig 

mit der dreizipfligen, noch mit der mützenförmigen 

übereinkam; jener-aber mehr als diefer ähnelte. Der 

Arterienltanm war die Aorta. : Ihre beiden erften 

fehr grofsen Aefte waren die, dicht neben einander 
} ent{pringenden, Lungenpulsadern.- - Ein «dritter, gröfse- 
- zer, aus ihr unter einem rechten Winkel entfpringen- 
der: Aft theilte fich in die drei, gewöhnlich aus dent 
Aortenbogen. entlpringenden :Gefälse und gab aufser- 
dem eine einfache‘ Kranzarterie des Herzens ab, 


Diefem Grade der Mifsbildung zunächft fteht ein 
änderer, den der Verf. bei Herrn Lawrence fahe. An 
; der Stelle der Vorhoffcheidewand fand fich nur_ -ein 
dünner Muskelftreif, wodurch 'ein grofses, klappen- 
- lofes, eirundes Loch entftand. Der Vorhof konnte 
für einfach gelten, doch fanden fich zwei Anhänge, 
und die Hohl- und’ Lungenvenen öffneten fich, wie ge- 
wöhnlich, von einander getrennt. Die Kammerfchei- 
dewand fehlte ganz, fo dafs die Kammer durch eine 
einfache, mit einer Klappe umgebene Mündung mit 
den Vorhöfen zufammenmündete, Die Aorte und 
‘ Lungenarterie, von denen diefe etwas verengt ift, 
entitehen dicht neben einander aus dem linken Theile 
der Kammer, f 
ah, - 


1) In der That war allo der Vorhof, wenn gleich unvollkommen, 

- 4 doppelt, wie lich auch aıs der Befchreibung ergiebt, indem 

der Verf. ausdrücklich fagt, dals aus der Vorkammer in den 

 Anbang eine grofse, mitten in der Scheidewand befindliche 
 Oeffnung führte, 


M. d, Archiv. I. 2, N 


226 


‚» Ungefähr auf 'derfelben, oder "wenigftens nungreil 
ner etwas höhern Stufe‘ ftand. das Herz in einem am 
dern, von dem Verf., Herrn Hodgfon und Leadam un« 
terfuchten Falle, der auch aufserdem in mehr'als eis 
ner Hinficht merkwürdig, ift. EUR 

Der Gegenltand der: Beobachtung war ein‘ Menfeh 
von 22 Jahren.‘ ‘Er "hatte in diefem ‚Alter‘ nur: die 
Länge von '4 Fuls 3 'Zoll; aber eine verhältnifsmäfsig: 
weite Bruft- und Unterleibshöhle,, doch Kleine: und 
magere Gliedmafsen. Die‘ Züge‘ waren’ unentwickelt, 
durchaus keine’ Spuren von Pubertät vorhanden. ' Das 
Gelicht aufgedunfen und mehr einem Neger als einem- 
Europäer ähnlich. Der Körper, hatte mit Ausnahme 
der F üfse, die fich kalt anfühlten, ‘die natürliche Wär-, 
me. Die Farbe des Gelichts, fo wie überhaupt des 
Körpers, dunkel violett, die oberflächlichen Venen, 
wie man felbft an den Augenliedern fahe,: und die 
Zunge dunkel purpurfarben, rein 'und feucht: Auch 
die ‚Bindehaut der Augen dunkel. Im Allgemeinen 
‘ war»die Efsluft und der ‚Stuhlgang regelmäfsig, der 
Urin dunkel, übelriechend, 'trübe.. ... Der Athem, war, 
leicht, doch etwas fchnell. In ziemlich regelmäfsigen 
Perioden erfolgte bisweilen eine fehr tiefe Einathmung. _ 
Das Muskelvermögen war immer fchwach und, geringe 
Anftrengungen deffelben veranlafsten Dyspnöen und Hu- 
ften: bei Bewegungen wurden vorzüglich die Refpira- 
tionsmuskeln in ‚hohem Grade angeltrengt: In den 
letzten Wochen «es Lebens war er nicht mehr" im 
Stand® zu gehen. Der Herzfchlag verbreitete fich 
über eine anfehnliche Strecke der linken ‚Seite oder 


4 


Bruft. Beii jeder Zufammenziehung des Herzens 
fchwollen die Droffeladern beträchtlich an. Der Puls 
war fchneller: als im Normalzuftande, - allein weder un- 
regelmäfsig, noch ausfetzend. Die Haut war gewif- 
- fermafsen fchmierig, mit Ausnahme der Finger, die 
fehr rauh, mit warzigen Auswüchfen befetzt und an 
den Spitzen ungewöhnlich dick: waren. Die untern 
" Extremitäten fchmerzten bisweilen und fchwollen an 
den Knöcheln auf. Bisweilen ftellte üch Schwindel 
ein. Die Augen waren ftark vorftehend, trübe, die 
Pupille zog fich im Lichte langfam zufamtmen, doch 
war das Sehvermögen, fo wie überhaupt alle Sinne, 
normal. Er war fehr furchtfam, fo dafs er weinte, 
als thermometrifche Unterfuchungen mit ihm ange- 
Stellt werden follten. Ueberhaupt der Geilt, wie der 
Körper, unentwickelt, doch nicht einfältig: Das’ 
Queckfilber erhob fich in der Hand langfam auf 98, 
Grad F., nicht höher. Unter der Zunge, bei ver- 
fchloffenen Lippen ftieg es fchnell etwas über 100 Grad, 
während die Temperatur des Zimmers 76 Grad war, 
Unter der Zunge des Verf. blieb es beftändig auf 98 
Grad, erhob fich dagegen, bei Wiederholung des Ver» 
luchs, bei dem Kranken beftändig um 2 bis 3 Grad 
über die gewöhnliche Temperatur. 

Ungefähr 3 Wochen vor dem Tode ftellte ich 
einige Tage lang ein häufiger Schweils ein, der aber 
in den letzten Tagen verfchwand. In den letzten 
Wochen waren die Hände oft kalt: Der Puls und 
der Athem waren befchleunigt, wie fich aus der bei« 


köfnmenden Tabelle ergiebt. 
ER 


228 m 


Juni 26. Puls 114. Athem 29. 


- 27. -. 100. - 0.28 
„28. = 108, an 2. RE ET 
-"30. = 120 a vr 


‚"Augult 2. -° Ioo. - 26 ; 

Am ‘3. Auguft 1814 ftarb der Kranke. via 

Die Hautfarbe war, mit Ausnahme des Gelichts, 
weniger dunkel als im Leben. Der grofse Zehe des 
einen Fulses- war etwas entfärbt, wie beim anfangen- 
den Brande, In diefem Theile hatte der Kranke 
einige Tage vor feinem Tode heftige SR ge; 
habt. 
Bei der Leichenöffnung waren, durch allgemeine 
Adhäfion des Bruftfells, die Unterleibseingeweide zu‘ 
einer Mafle verfchmolzen. Die Lungen frei von Kno- 
ten, aber, wie die rechten Herzhälften und die gro-+ 
fsen Venenftämme und die Kranzvenen des Herzens, 
fehr mit Blut angefüllt. Am Herzen. war die Eufta- 
chifche Klappe gröfser als gewöhnlich, Das eirunde 
Loch war' nicht verwachfen, konnte aber durch feine 
Klappe verfchloffen werden. Die Vorhöfe hatten ihre 
normale Gröfse; ihre Oeffnungen in die Kammer aber 
waren beträchtlich verengt, die des rechten weniger 
als die des linken. Die dreizipflige Klappe an zwei, 
die mützenförmige nur an einen Warzenmuskel gehef- 
tet. Die Scheidewand der Kammer fehlte; doch war 
in der Gegend des linken Vorhofs die einfache ,Kam- ; 
mer, in welche fich beide Vorhöfe öffneten, ‚und die 
nicht blofs weiter, fondern auch dickwandiger als ge- 
wöhnlich war, in einen,. gegen den linken Vorhof } 


‘ 


N 229 
verfchlöffenen Sack ausgezogen. Aus diefem entftand 
die Aorta; die Lungenarterie dagegen aus der rech-' 
ten Kammer, aber nicht aus dem obern, fondern aus 
dem mittlern Theile derfelben. Die Mündung der 
Lungenarterie war fehr verengt, ihre Wände hier be- 
trächtlich verdickt. ‚, Die halbmondförmigen Klappen 
durch einen warzenartigen Auswuchs, der von ihnen 
ausfprofste, und die Mündung bis zum Durchmefler 


"einer kleinen Sonde verengte, beinahe ganz verdeckt. 


Dagegen batten die Lungenarterien in ihrem übrigen 
Verlauf ihre normale Weite. Der arteriöfe Gang war 
verfehloffen. Die linke ‚Wirbelarterie entfprang un- 
mittelbar aus dem Aortenbogen, zwifchen der linken 
Kopf- und Schlüffelpulsader. \ 
Ueber den Zuftand der Bronchialarterien konnte 


> man fich-nicht gehörig unterrichten, doch ergab fich 


“ aus der Unterfuchung der, mit dem Herzen heraus- 


genommenen abfteigenden Aorte, dafs, bis zur fünften 
'Zwifchenrippenpulsader, kein anfehnlicher Aft ent- 
fprang. Alle Eingeweide des Unterleibes waren dun- 
kelroth, die Leber, wie überhaupt alle Eingeweide, 
mit Blut angefüllt und angefchwollen, die Milz > 


pelt fo grofs als gewöhnlich. 


Hierauf folgt die Perforation der Kammerfeheide- 
wand, wovon der Verf. gleichfalls mehrere neuere 
‚Fälle von Cooper, Ring und Lawrence befchreibt. 

Im Cooperfchen Falle war der Knabe anfangs ge- 
fund, und die dunklere Farbe trat erft einige Monate 
nach der Geburt ein. Als er 2% Jahr alt war, be- 
merkte man deutlich, dafs die blaue Farbe durch Ge- 


müthsbewegungen und Kälte fich erhöhte, Bewegung, 
vorzüglich in der Kälte, hatte denfelben Erfolg.  Be- 
Ständig ‘waren feine Füfse und Hände, überhaupt die 
ganze äufsere Fläche des Körpers kalt, Noch ehe er 
drei Jahr alt war; verlor er den Gebrauch feiner un- 
tern Extremitäten, erlangte aber denfelben, fo wie feine 
ganze vorige Gefundheit, in wenigen Wochen wieder, 


“ "Sobald er im Stande war, feine Gefühle zu bezeich- 


nen, beklagte er fich über häufigen Ekel und heftige 
Kopffchmerzen, Zufälle, die fich durch die angeführ- 
ten Urfachen vermehrten und um das fünfte. Jahr ha- 
bituell wurden, Zuletzt fchien er durch die ‚gering- 
ften Anftrengungen fehr zu leiden. Der Stuhlgang 
war im Allgemeinen regelmäfsig, nie verftopft.‘ In 
einem Alter von neun Jahren fünf Monaten verlor er 
den Gebrauch des linken Daumens, bei welcher Ge- 
legenheit er, da fein Bau zwar zart und fchwächlich, 
feine Gefundheit aber wie gewöhnlich war, blofs ein 
gelindes Abführungsmittel bekam. Zwei Tage nach 
diefem Zufalle aber wurde die linke Seite gelähmt, 
und zugleich ftellten fich kurzdauernde Krämpfe, hef- 
tige Kopfichmerzen, ftarke Hitze der Haut, belegte 
Zunge und häufiges Uebelfeyn ein. ‘Die Pupille war 
etwas ausgedehnt und der Puls kam auf 120 Schläge. 
Ungeachtet der ungünftigften Prognofe wurden. Blut- 
igel’an die Schläfe, ein Blafenpflafter in den Nacken, 
eine Gabe Kalomel und fchwefelfaure Bittererde ver- 
ordnet, Am folgenden Tage hatte der Puls 124 
Schläge, war zitternd und unregelmäfsig, die Krämpfe 
wurden heftiger und anhaltender. Die Medicin be- 


wirkte einen dreimaligen Abgang von dunklen und 
übelriechendem. Koth.. Der Harn war hochroth und 
{parlam. Am ‘fünften „Tage fank ‚der ‚Puls auf 86 
Schläge, wurde fchwach und. unregelmälsig, ‚in. bei- 
den Armen ungefähr gleich, die Kräfte fanken-fchnell, 
die Haut war mit einem feuchten. unil warmen’Schweilse 


_ bedeckt. Am fechften. Tage kam der. Puls auf 66 bis 


70 Schläge herab, wurde fehr fchwach und zitternd, 
die Pupille fehr erweitert. Am Abend ftarb er, Sechs 
Tage’ vor feinen Ende ‚war er mit dem Kopfe hart 
auf die Erde gefallen. 

Bei der Leichenöffnung fand fich in’ der BES 


- Hemifphäre ein Abfcefs, der ungefähr 1$ Unzen eines 


dicken dunkelgefärbten fehr übelriechenden Eiters ent- 
hielt. Im Herzen fand fich an der Wurzel der Aorte 


eine Oeffnung . in der. Scheidewand, wodurch. beide 


u. 


Kammern communiecirten. Die Klappen der Lungen- 


 arterien waren zu einem fehr engen Kreife zufam- 


mengezogen, der Botallilche Gang verfchloffen; die 
Lungenarterien allo konnten ‚nur ‚eine geringe Menge 


- Blut zu den Lungen führen, und die Aorte entfprang 
- aus beiden Kammern ‚zugleich. 


- In.dem Ringfehen Falle fehlte, aufser  diefer 
Oeffnung in der Scheidewand der Kammer, dje Schei- 
dewand der Vorhöfe. In jeden Vorhof fenkte fich 
eine obere Hohlvene, in den linken die untere. Jeder 
Vorhof hatte feinen Ohrankang. Das Kind, ein Mäd- 
chen, wurde gerade ein Jahr alt. Sie war immer 
mehr oder weniger blau und ihr Athem fehr befchwer- 
lich, Jeden Tag hatte fie zweimal, jedesmal mehrere 


Stunden lang Anfälle von heftigem Schreien, die fich 
bedeutend verlchlimmerten. Sie war aufserordentlich 
abgemattet und in den letzten vierzehn "Tagen ganz 
unempfindlich. Einen dritten beobachtete Herr Farre 
mit Herrn Wefton. Das Kind, ein Mädchen, wurde 
fünf Wochen alt. Die beftändige blaue Farbe der Haut 
wurde faft fchwarz, fo oft das‘ Kind weinte, was je- 
desmal gefchah, fo oft es bewegt wurde. Bei gehö- 
iger Bekleidung war die Wärme normal; doch war 
es Ichwer, diefelbe gehörig zu erhalten. Der Athem 
war kurz, aber nicht fehr befchwerlich, Der Nabel ' 
ulcerirt. und der benachbarte Theil der Haut entzün- 
det. Unter einem Arme befand fich ein brandiges “ 
Gefchwür. Das Kind litt an einem beftändigen Durch- 
fall. Die Kammerfcheidewand war durchbohrt, die 
aus beiden Kammern zugleich entfpringende Aorte 'er- 
“weitert, die Lungenarterie dagegen bis zu ihrer Thei- 
lung verfchloffen, fo dafs fie ihr Blut von der Aorte 
aus durch den’ arteriöfen Gang erhielt. . Die rechte 
Seite des Herzens war weiter als die linke. 

In einem vierten Falle, den Herr Laiwrence auf- 
bewahrt, ift die Scheidewand der Vorhöfe vollkom- 
men, und das eirunde Loch ganz verfchloffen. ' Beide 
Kammern find gleich dick und die Klappen normal. 
Die mit beiden communicirende Aorte hat den ge- 
wöhnlichen Durchmeffer. Aus der rechten Kammer 
führen zwei Oeffnungen zu einer fehr kleinen dritten, 
aus, welcher die völlig normale Lungenarterie 'ent- 
fpringt. Der Gröfse des Herzens nach zu fchliefsen ' 
gehörte es einem vierzehnjährigen Menfchen. 


Einen fünfter Fall diefer Art befchreibt der Verf. 
nicht genauer, weil der Wundarzt, bei dem er ihn 
fahe, ihn felbft befchreiben wollte. Ungeachtet die 
Aorte aus beiden Kamınern entfprang, wurde der Kran- 
ke über 40 Jahr alt. So viel er fich erinnert, wax 
auch hier die Lungenarterie weiter als fie es gewöhn- 
lich bei diefem Bildungsfehler des Herzens ift, und 
alfo vielleicht darin der Grund des längern Lebens 
enthalten. \ 

Ein fechfter, kürzlich beobachteter Fall eben die- 
fes Grades der Mifsbildung findet ich von Hozefhip 
in dem vortrefflichen Edinburger Journal verzeichnet ?). 
Das Kind, ein Mädchen, war anfangs. gefund; nach 


‚Ende der zweiten Woche aber wurde die Haut oft 


dunkel purpurfarben oder bläulich. Doch faugte das 
Kind gut,, und, wenn gleich die Vermuthung ent- 
Stand, dafs die angeführte Erfcheinung in einem Herz- 
fehler begründet fey, fo waren doch keine lebensge- 
fährlichen Zeichen vorhanden. Nach Ablauf des er- 
ften Monats fing die Gefundheit des Kindes, wenu 
gleich langfam, zu finken an. Im zweiten, dritten 
und vierten Monat nahm das Kind die Bruft, aber 


‚durchaus keine andere Nahrung. Es nahm bedeutend 


ab und fchien nicht Kraft genug zu befitzen, um fich 


- aufrecht zu erhalten. So oft ihm diefe Stellung ge- 
geben wurde, wurde die dunkle Farbe der Lippen 


und Nägel bedeutend fchwärzer. Die einzige Stellung, 
in «ler es fich wohl befand, war die beim Saugen. 
4 v " 


1) Jalırg. 1813. Vol. IX, No, 36, III.-p. 399 Ef. 


234 k De le nn nd 


Jede Muskelanftrengung brachte die dunkle. Färbung 
hervor, eine Veränderung, die beftändig mit vollftän- 
digem Aufhören der Willkühr verknüpft‘ war.  Zu- 
gleichmagerte das Kind in demfelben Maalse ab. 
Jede zufällige Störung der Lungenfunetionen war , 
mit Veränderung der Hautfarbe verknüpft... Wenn 
das Kind f[chrie oder huftete, fo wurde die Haut in 
demfelben Verhältnils, dunkler. Als das Kind gerade 
fünf Monate alt war, wurde die Mutter durch ein 
fürchterliches Schreien deffelben geweckt., -In der 
Meinung, dafs das Kind im Schlaf erfchrocken \fey, 
nahm fie es-auf und fuchte es zu lüften: ‚indeflen _ 
dauerte der Anfall von Schreien eine halbe Stunde, 
und in diefer Zeit wurde die Haut dunkler als je ge: 
färbt. Nachher fchlief das Kind bis zum folgenden 
Morgen ruhig. Am folgenden Tage war die Farbe 
weniger dunkel als gewöhnlich, das Athmen aber be- 
fchwerlicher. Die: Nacht darauf kehrte der Anfall 
weit heftiger, fo dals Erftickung drohte, wieder: in- 
deffen erholte fich das Kind. Von nun an wurde 
das Athmen nicht wieder regelmäfsig, fondern war 
häufig feufzend, als werde die Bruft beklemmt. ‘Diele 
Beklemmung fchien bis um die Stunde des letzten An- 
falls zuzunehmen,, als das Kind, ohne die geringfte _ 
Neigung 'zu Convulfionen, allmählig fchwächer wur- 
de und bald darauf ftarb. a 
Bei der Leichenöffnung wurde das Herz weit 
geöfser als gewöhnlich und ftrotzend von Blut gefunden. 
Auch der Stamm und Bogen der Aorte waren: weiter 
als gewöhnlich, die Lungenarterie aber .erft nach Weg- 


nahme des Herzbeutels fichtbar und fo Klein und ihre 


‚ Häute fo dünn, dafs fie nur fchwer von dem über fie 


weggelchlagenen Herzbeutel unterfchieden werden 
konnte. Beide Kammern öffneten fich in die Aorte: 
die Lungenarterie entltand zwar an der' gewöhnlichen 
Stelle, war aber gegen das Herz völlig verfchloffeny 
indem fie fich gegen (die Stelle ihres Urfprungs in einen 


- blinden Sack endigte. Das eirunde Loch war nicht 


völlig verfchloflen, eben fo der arteriöfe Gang offen. 
Einen fechften Fall unterfuchte Herr Farre mit 


° Herrn Travers. Der Gegenftand der Betrachtung war 


/ 


’ 


en 


ein vierzehnjähriger Knabe, der für fein Alter grofs, 
aber immer mager und fchwächlich gewefen war. Die 
Nafenflügel waren breit, die Unterlippe dick, vorra- 
gend,.in der Mitte gelpalten, die Zunge zu grofs für 
den Mund, fehr unehen, fo dafs die Ränder wie zer- 
fchnitten ausfahen, das Zahnfleifch fchwammig, der 


+ Athem fehr übelriechend, die Extremitäten felır mager, 


ü 


} 


belonders die Finger und Zehen, beide an ihren En- 
den angelchwollen und mit ftarken Nägeln bedeckt, 
die Haut fehr weich, immer feucht, überall beftändig 
dunkelblau, faft purpurfarben, der Mund beftändig 
etwas offen, der Kopf zwifchen den Schultern ftehend. 
_ Seine Gelundheit war zart, aber im Allgemeinen nicht 
geltört: Grofse Empfindlichkeit für Kälte, fo dafs er 


? ‚oft felbft im heifseften Wetter darüber klagte. Das 


v 


Athmen wurde durch mälsige Anftrengung erfchwert, 


. blieb oft aus, doch Konnte er laut und ftark, jedoch 


nur in Abfätzen, pfeifen; häufiges Gähnen. Durch Lau- 
fen oder fchnelles Treppenfteigen wurde heftiger Hu- 


256 nn & 


ften veranlafst.. Im Zuftande der Ruhe heftiger, aber 


fegelmäfsiger Herzfchlag, der durch fortgefetzte An- 


ftrengung in Herzklopfen überging. Der Puls regel- 
mäfsig, 80 Schläge in der Minute, aber fchwach und 
leicht befchleunigt. Bisweilen fchneidende Schmerzen 


im Umfange der Bruft und ein Gefühl von Brennen. 


in den Knöcheln, wenn er iin Bette lag. Oefteres 
Auffchrecken im Schlaf und Aufwachen mit einem 
Gefühl von Erftickung. Die Efsluft mäfsig, gewöhn- 
lich ftarker Durft. "Schwache Geifteskräfte. Eben fo 
das Geficht fchwach, vorzüglich in der letzten Zeit. 


Die thierifche Wärme in den innern Theilen um zwei 


Grad höher, als in den äufsern. Der Tod erfolgte 
plötzlich mit einem heftigen Blutfturz aus den Lun- 
gen, nachdem er vorher eine Zeitlang fehr an ftar- 
-kem Huften, Uebelkeiten und grofser Schwäche ge- 
litten hatte. 

Bei der Leichenöffnung wurde das Bruftbein fehr 
ftark vorftehend, die Rippen fehr fchief, die linke Seite 
etwas vorragend gefunden. “Das rechte Herz ftrotzte 
von Blut. Alles Blut, mit Ausnahme eines im eirun« 
den Loche befindlichen faferigen Klumpens, flüfsig, 
Der Darmkanal dunkel, eben fo die Leber, vorzüg- 


lich an der Oberfläche. - Das Herz gröfser, vorzüglich _ 


"lie.rechte Kammer, deren Wände eben fo dick als 
die der linken waren. Die Lungenarterie fo eng, dafs 
der kleine Finger, nicht eingebracht werden konnte, 
Die ganze linke Hälfte des Herzens fehr eng, die 
Aorte dagegen weiter als gewöhnlich, An der Bafıs 
der Scheidewand eine weite Oelfnung, wodurch beide 


d 


A 


Kammern zufammenhingen. Zwifchen der Lungen- 
arterie, und Aorte kein Zufammenhang, indem der 
arteriöfe Gang verfchloffen war. Die Klappe des eirun- 
den Loches in ihrem untern Theile- unvollkommen, 
und die Oeffnung, wenn fie ausgedehnt wurde, drei 
Linien weit. Die Lungen adhärirten nur ftellenweis, 


- aber fehr feft, waren voller Tuberkeln und enthielten 


ei, 


ulcerirte, mit geronnenemBlute angefüllte Höhlen, ‚die 
aber nicht das Anfehn von Vomieis hatten. Auch ent- ı 
hielten fie keinen Eiter, und eben fo wenig. war im 
Leben Eiter ausgeworfen worden. 

Statt dafs in diefen Fällen auf die weit Bewäl 
lichere Weife die Aorte aus beiden Kammern ‚entfprang, 
fahe Herr Cooper zweimal bei unvollkommner Schlie- 
fsung der Kammerfcheidewand nicht fie, fondern die 
Lungenarterie auf diefe Weile mit beiden Kammern 


 zulammenhängen, eine feltue und unftreitig auch, mei- 
nes Willens, vorher noch gar nicht bekannte Bildung. 


Der erfte Fall ift in mehr als einer Hinficht merk- 
würdig. Die Herzfehler fchienen in der Familie ein-, 
heimifch. Von zwölf Kindern blieben ‚nur vier am 
Leben, und mehrere hatten Zeichen von Herzkrank- 
iten. _ Zwei von den geltorbenen Kindern wurden 
h dem Tode unterfucht, und die Urfache ihrer 
ukheit in einem Herzfehbler gefunden. Das eme 
E Kinder, ein Mädchen, wurde drei Monate, das 
ändere, ein Knabe, von dem es merkwürdig ift, dals 
er ein Zwilling war, nur fünf Tage alt. ‘Das Atlı- 
men des letztern war beftändig fehr befehleunigt, keu- 
chend, die Haut beftändig dunkel purpurfarben. . Der 


/ 


Tod erfolgte unter Zuckungen, nachdem erneun bit . 


zehn heftige Anfälle gehabt hatte. : Das warme Bad 
war fehr heilfam, ' befonders dem Mädchen, ‘die auf 
deffen fortgefetzten Gebrauch beträchtlich zunahm, im+ 
mer aber fehr ftill und unbelebt war. '' Das Bruftbein 
des Knaben ragte mehr hervor als gewöhnlich, das 
Herz war grols, die rechte Kammer gewölbter, ge 
fäumiger und aus dickern Wänden gebildet als fonft. 
Die Lungenarterie entfprang aus der rechten Kammer, 
Communicirte aber mit der linken und bildete, aufser 
den Lungenäften , die abfteisende Aorte, Die normale 


Aorte 'endigte fich, nach Abgabe der gewöhnlichen 


drei grofsen, aus ihrem Bogen entfpringenden Stämme, 
in einen’fehr kleinen Aft, der nur in einem Theilfei- 
nes Verlaufs zur ablteigenden Aorte offen war. Die 
Klappe des eirunden Loches war unvollkommen, 


Der Gegenftand der zweiten Beobachtung, ein. 


Knabe, war in den erlten zwei Wochen gefund, fing 
aber nach Ablauf derfelben beträchtlich fchnell, drei- 
mal fchneller als gewöhnlich, zu athmen und abzu- 
magern an. Huften fand fich nicht. Die Herzfchläge 
waren ftark und häufig und der Bruftkaften hob fich 
beträchtlich. Die Haut immer aufserordentlich bleich, 
Hände und Fülse kalt: doch war es, die untern Glied- 


mälsen ausgenommen, nicht nöthig , das Kind wär- 


mer als gewöhnlich zu kleiden. Nach einiger Zeit 
ftellte ich ödematöfe Gefchwulft der letztern, biswei- 
len auch des Gefichts, Verftopfung, bisweilen auch 
Erbrechen ein. Ungeachtet der Appetit gut war, ma- 
gerte das Kind doch von Tage zu Tage mehr ab. Im 


En) 


‘ Techften Monaterwurde es entwöhnt:-was ihm anfangs, 
aber nur kurze) Zeit, gut bekam. Immer fchien es 
fich unwohl und beängftigt zu fühlen, indem es nie 

“lächelte. : Im achten Monate .ftarb es plötzlich, ohne 
Krämpfe. Der Bruftkaften ragte ftark hervor, In den 
Bruftfellicken und'dem Herzbeutel befand fich''über 
vier Unzen Serum. ‚, Das Herz war grofs und vier- 
eckig, feine‘ Gefäfse fehr grofs, : das eirunde Loch er- 
weitert,. die Lungenarterie weiter als die, Aorte, und 
entiprang aus beiden Kammern, ‘doch mehr aus der 
rechten. . Auch hier zog fich die'Aorte nach Abgabe 
der drei grofsen Stämme zu einem kleinen Alte zus 
fammen, der fich in die abfteigende Aorte öffnete, die, 
als ein Aft der Lungenarteriey  inıder Richtung des 
arteriöfen Ganges verlief, und nach ihrer Verbindung 

mit der auffteigenden fich zu ihrem Be 
- Durchmefler erweiterte, 

 ,# Die Reihe der den Refpiretionispehdis ftärenden 

- Bildungsfehler des Herzens, welche in einer ‚unvol- 
lendeten Entwicklung deffelben ‘begründet find,‘ be- 

- fehllielsen mehrere neue Fälle) von: Offenbleiben des 

 eirunden Loches, mit oder ohne Offenbleiben des ar- 

- teriöfen Ganges und der Lungenarierie. 

tale 'Zulammenfetzung der Verichlielsung der Lungen- 

‚arterie mit Offenbleiben des ‚eirunden Loches -und 
des arteriölen Ganges ift am weitelten vom Normal- 
- zuftande entfernt, fteht mithin den bisher betrachteten 
Bildungsfehlern am nächften.‘ Hier ift gewöhnlich die 
ganze rechte Seite des Herzens Sehr unyollkommen 
entwickelt und klein. In einem, von Hodg/fon. dem 


Verf. mitgetheilten Falle, ift die Klappe‘des eirunden 
Loches fehr unvollkommen, diefe ' Oeffnung ‚daher 
fehr weit. In der Scheidewand des'Herzens fehlen 
mehrere Muskelfafern und die innere, die linke Kam- 
iner bekleidende Membran hat drei ‚Oeffnungen, wos 
durch’ fie ein hebförmiges Anfehen erhält. ‘Ein. ganz 
folider Faden, welcher die Stelle der Lungenarterie ver- 
tritt, hängt'mit einem weiten arteriöfen: Gange zulam- 
inen, der von der Aorte zu den Lungenäften führt, 
viel weiter.als ein gewöhnlicher arteriöfer ‚Gang, aber 
enger als eine gewöhnliche Lungenarterie ift. In .die- 
{em Falle färbte fich bald nach der Geburt: die: Haut 
dunkel purpurfarben, es’ entftanden Refpirationsbe- 
fchwerden und Zuckungen, allein: die Temperatur. des 
Körpers war regelmäfsig.- Der. Tod erfolgte am  hie- 
benten Tage. | 
Zwei ähnliche Fälle fahe Herr Farre bei Heiak 
Langftaff. Der eine wurde in einem 'neugebornen, 
der andre in einem fechsmonatlichen Kinde gefunden. 
Die Temperatur des letzten war niedriger als gewöln- 


lich, die Farbe dunkelpurpurn, beinahe ‘fchwarz; die - 


Anfälle erfchienen täglich. Der arteriöfe Gang war, 
kurz und eng. Zugleich war die Scheidewand der 


Kammern beträchtlich durchbohrt. Aufser diefen Fäl- ‘ 


len fahe er noch zwei andre, die’er aber nicht wei- 


ter befchreibt. 
Ein Fall von Verbindung regelhwidriger Gröfse‘ Kal 


eirunden Loches sund des arteriöjer Ganges: wurde 


Herrn Farre durch Herrn Zanglifh mitgetheilt. Bei 


der Geburt des Kindes, eines Mädchens, ' wurden, 
aufser 


| 
) 


aufser einiger Schwäche und gelber Farbe der Haut 
und Augen, nichts erhebliches bemerkt, bald aber 
ftellten fich Erftickungszufälle beim Saugen, unge- 
wöhnliche Stille und beftändige Betäubung ein. Zw 
diefen Symptomen gefellten fich in der zweiten Woche 
Anfälle von heftigem Schreien, und zugleich wurde das 
Athmen abnorm. ' Es erfolgte nämlich dann und wann 
eine fehr tiefe Einathmung, während der das Kind 
zwei- bis dreimal fchluchzte und darauf felir fchnell 
athımete. Dann erfolgten kurze Einathmungen, die mit 
ungewöhnlich langen Ausathmungen Wechfelten, bis fich 
das Kind mit einer Art von Krampfhaften Schluchzen, 
das von einem fchwachen, krähenden Geräufch begleitet 
war, ermunterte, Zugleich zeigten fich diefe eigen- 
thümlichen Erfcheinungen nach dem Saugen und Wei- 
_ nen. Nachdem der Anfall vorbei war, fchlief es ein, 
‚athmete ruhig, vielleicht etwas fchneller als gewöhn- 
lich, fuhr aber häufig auf. Am Ende der zweiter 
Woche erfolgte ein ftärkerer Anfall von Schreien, als 
 früherhin , das Atlımen wurde einige Augenblicke lang 
unterbrochen, die Lippen färbten fich fchwarz, bis 
' das Leben durch eine heftige krampfhafte Anftrengung 
- mit einem tiefen Seufzer wieder hergeftellt wurde, 
' Dies hielt eine Stunde lang an, die Nacht aber war 
ruhig. Während des funfzehnten und fechzehnten Ta- 
ges wurde das Athmen noch unordentlicher. Der 
Anfall, der am fiebzehnten Abend erfolgte, war etwas 
fehwächer als die frühern, die Nacht befler. Am acht= 
zelinten Morgens faugte das Kind leichter als bisher, 
"Da die Haut und Augen gelb, der Stublgang unge» 
.M, d. Archiv I, 2, 


| 
| 
# 


- 


färbt blieb, wurden am Nachmittage ein Gran Kalo- - 
mel und ein Grän Rhabarber gegeben. Nachdem das 
‘Kind ‚hierauf eine Stunde gefchlafen hatte, erwachte 
es, brach einen Theil des Pulvers aus und fchien hef- 
tige Schmerzen zu empfinden, In diefem Anfalle ftockte 
das Athmen über: eine Minute lang, die Lippen waren 
fehwarz, die Augen ftarr. Am Abend fand der Arzt 
die Extremitäten Kalt, : das Geficht #-ichenhaft, die 
Lippen fchwarz, das Athmen aus kurzen krampfhaften 
Einathmungen ‚und langen Ausathmungen,- zwifchen 
denen dann und wann ein Seufzen erfolgte, beftehend. 
In einent warmen Bade befferte fich das Athmen auf- 


. fallend, vorzüglich wenn.das Ausathmen durch einen 


gelinden Druck ‚des Unterleibs und der Rippen unter- 

ftützt wurde, Nachdem diefe Behandlung eine halbe 

Stunde fortgelfetzt, worden war, wurde fie in warmen 
Flanell gewickelt, fchien eine Stunde lang zu fohla- 
fen, nach deren Verlauf aber ein neuer heftiger An- ' 
fall wiederkehrte. . Das warme. Bad wurde mit: dem- 
felben glücklichen Erfolge angewandt als vorher; als’ 

aber das Kind herausgenommen worden war, hörte 

fie fogleich auf, eigenmächtig zu athmen. Durch be- 
Ständige Unterftützung des Ausathmens mittelft der 
um die Bruft und den Unterleib gelegten Hände wurde 
das Leben noch ungefähr zwei Stunden lang erhalten. 
Bisweilen lag fie zehn Minuten lang ohne Lebenszei- 
chen, bis durch einen heftigen Krampf aller Bruft- und 
Unterleibsmuskeln mit einem tiefen Seufzer den Anfall 
geendigt und, der Kreislauf wieder hergeftellt wurde, 
wo fich denn die Lippen färbten, die Glieder geftreckt 


undıdie Augen geöffnet wurden. Der letzte Anfall. 
diefer Art erfolgte eine Viertelftunde nachdem man: 
das’ Kind fchon für todt gehalten hatte. Die Herz- 
fchläge konnten nie gefühlt werden, die Radialarte: 
zien beider Arme aber fchlugen fynchronilch. 
"© Bei der Leichenöffnung wurde die Lage und Ge- 
ftalt des Herzens regelmäfsig, aber die Klappe des 
eirunden Loches fo unvollkommen gefunden, dafs 
zwilchen den Vorhöfen ein freier Zufammenhang Statt 
fand. Der arteriöfe Gang war offen und weiter als 
ewöhnlich. - Aulser einer Anhäufung von Blutwaffer: 
im Herzbeutel, beträchtlicher Anfüllung der Leber mit 
Blut und Zufammenziehung der Gallenwege fand üch 
in der,Bruft und dem Unterleibe keine Abweichung, 
u Drei Fälle von nicht verfchlofjenem eirunden 
Loche, welche Herr Farre felbft behtzt, fo wie einer, 
den’ihm Herr A, Cooper, undjein anderer, den ihm’ 
Herr Langjtaff mittheilte, kommen zu den vielen 
fchon ‚bekannten, welche beweifen, dafs die gewöhn- 
lichfte Anordnung, wo, wegen vollkommner Ent- 
wicklung der Klappe das eirunde Loch mehr einen 
Kanal bildet, der durch Andrücken der Klappe 

N des im linken Vorhof enthaltenen Blutes an 
die Scheidewand verfchloffen wird, ohne Nachtheil 
für die Gefundheit ift. Ich habe felbft fogär ein fehr 
weites, ganz klappenlofes eirundes Loch aus einem 
fechzigjährigen Weibe fchon früher befchrieben *) und 
ein beinahe eben fo weites in einem falt eben fo- alten 
GL. 

9) Path. Anat. Ba. 1, S. 459, 

| Q2 


244 no. 
noch kürzlich gefunden, wo gleichfalls‘ vollkommene 
Gefundheit Statt gefunden. hatte, N IL 7.2) 10%, 
‘ Aufser diefen in einer Hemmung auf frühern Bil- 
dungsftufen begründeten Abweichungen der Bildung 
des Herzens, "wodurch die Umwandlung des venöfen' 
Blutes in arterjöfes gehindert wird, hat Baillie zuerft 
einen feltneren qualitativen Bildungsfehler, der diefelbe 
Wirkung im höchften Grade hervorbringt, beobachtet, 
die Vertaufchung des Urfprungs der Lungenarterie 
und Aorte, während die Endigungen der Venen fich 
auf die gewölinliche Weife verhalten.‘ Seitdem find! 
in England ı und, 6 viel ich weils, blofs hier, zwei 
ähnliche Fälle verzeichmet, welche Herr Furre hier 
"Anführt. In dem einen, von Langftaff beobachteten, 
färbte fich bei einem männlichen Kinde fogleich nach 
der Geburt die ganze Haut blau. Ungeachtet das Wet- 
ter fehr warm war und das Kind beftändig in Flanell 
eingewickelt wurde, war doch feine "Temperatur weit 
niedriger als bei einem fechswöchentlichen Kinde, das 
fich in demjelben Zimmer befand. : In den erften drei 
Wochen fanderl Geh’ nur leichte Refpirationsbelchwert 
"den, aufser beim Saugen; diefe aber Stiegen allmählig 
zu einer bedeutenden Höhe} undes erfolgten Anfälle, 
“während deren die Haut dunkler wurde und die Tem- 
peratur fark. In einem Alter von zehn Wochen ftarb 
das Kind in einem folchen Anfalle plötzlich. Der 
Puls war immer fchwach und klein, bisweilen kaum 
"fühlbar, der'Darmkanal.in Unordnung. * N 
Der rechte Vorhof war fo fehr erweitert, dals 
er beinahe die Gröfse des übrigen Herzens hatte, die 


45 


— 


ec) 


rechte‘ Kammefnormal. Die Wände der linken wa- 
Ten "nicht" dicker’ als die der rechten, die Höhle klei- 
.. wer: Die Lungenarterie und Aorte hingen durch den 
‚arteriöfen Gang,‘ der völlig die normale Weite hatte, 
‚zufammen. | A ye 
ı 2% Den. zweiten Fall: beobachtete Herr Farre felbft. 
Das Kind war gleichfälls männlich und wurde fünf 
‚Monate alt. Sogleich nach der Geburt ftellte fich ein 
‚äufserft heftiger Hulten ein. , Beftändig war ‚das Ath- 
men, und dadurch auch das Saugen, erichwert. In 
der Herzgrube ein heftiges Klopfen. Die Haut be- 
Ständig blau und fehr kalt. Häufig wiederkehrender 
‚ Huften, der durch jede Veränderung der Stellung ver- 
anlafst. wurde, ausgenommen, wenn das Kind auf der 
‚rechten Seite lag. Es mufste beftändig in Flanell ge- 
wickelt werden, indem die geringfte Entblölsung, felbft 
„einer ‘Hand oder eines Theiles des Gehchts, Schau-) 
dern verurfachte. Es fchien fich nur: wohl zu befin- 
den , wenn es auf der rechten Seite lag, ünd:hinläng- 
‚liche äufsere Wärme angewandt wurde, um Ausdün- 
) Its 'heryor zu bringen. Im zweiten bis dritten Mo- 
Bee Ben einige Anfälle ein, die durch warme Bäder 
enarı wurden. Durchfall, woran es litt, wurde 
Aal h. ftärkende ‚Arzenei gehoben. Im fünften Mo- 
‚mate bekam es die Pocken. Das Ausbruchsheber kün- 
digte fich nur durch erhöhte Temperatur des Kopfes 
Jan, während die übrigen Theile kalt hliehen, Als die 
" Pocken fich zeigten, trat ein Anfall ein, in welchem 
das Kind, ungeachtet ‘es in ein warmes Bad gefetzt 
‚wurde, ftarb. Die rechte Kammer, aus welcher die 


Aorte entlprang, war fo dick als fonft.die linke; die 
‘linke dünner; , die Aorte norinal,: die Lungenarterie 
dagegen fo eng, dafs felbft der Knopf einer gewöhn- 
lichen Sonde nicht "eingebracht werden konnte; ..das 
''eirunde Loch unvollkommen verfchloffen,, indem die 

Klappe durchbohrt war; der arteriöfe,Gang yes 
die Lunge normal, | 


i Diele zwei und zwanzig neuen Fälle, ‘welche ich 
beinahe ganz. fo gegeben habe, wie fie das Original ent- 
hält, indem auch der fleilsigfte Auszug oft Puncte aus- 
lälst, welche entweder dem Verfertiger felbft fpäter, 
oder dem Lefer fchon jetzt wichtig wären, enthalten 
mehrere Bedingungen , welche für die Gefchichte der 
blauen Krankheit im Allgemeinen wichtig find. 


Betrachtet ınan zunächft den Einflufs folcker: Zu- 
Stände des’ Herzens und der Lungen, welche die voll- 
ftändige Bildung des arteriöfen Blutes unmöglich;ma- 
chen, . auf. «lie verfchiedenen : Lebensäufserungen und 
unter diefen zuerlt auf die des bildenden Lebens, fo 
findet man;  dals die verfchiedenen Perioden. der. Bil- 
durig neuer organifcher Subftanz, die Verdauung, die | 
Blutbildung , das Athmen , die Abfonderungen uni die 
Ge/taltung nicht auf gleiche ‘Weife"und nicht in’allen | 
Fällen auf diefelbe Art vom‘Normal abweichen.’ 

Dafs im. Allgemeinen. die Verdauung. geltört ift, 
und dals diefe Störung  derfelben von Oxygenmaugel 
herrühre,, beweifen aufser den früher von Na/je *) an- 


1) Archiv a, a, O, S. 276 kn ee. 


geführten Fällen mehrere der neuern. Der von Farre 
beobachtete 22jährige Menfch ftarb plötzlich, nachdem 
er eine reichlichere Mahlzeit genoffen hatte, als gewöhn- 
lich £). In einem«Kinde, das am vierten Tage ftarb, 
verfehlimmerten 'fich die Zufälle jedesmal, fo oft es 
Nahrung zu fich genommen hatte ?), offenbar wegen 
‚des zum Behuf der Verdauung gröfsern Oxygenbe- 
dürfniffes. Selbft die Art der Nahrungsmittel fcheint 
von Einfluls zu feyn, der höchft wahrfcheinlich von 
der gröfsern oder geringern Menge von Oxygen be+ 
dingt ift, welches fie felbft enthalten oder das im Ge: 
gentheil zu ihrer Alfimjlation verwendet wird. We- 
nigizens hat Najje mehrere Beobachtungen zufammen- 
» geftellt, welche Verfchlimmerung der Zufälle, befon- 
ders durch ftick- und ‚wafferftoffhaltige Subftanzen 
1 nachweifen und Palois bemerkt ausdrücklich, dafs der 
' ‚Appetit feiner Kranken vorzugsweife auf a 
fen ‚gerichtet war ?). 


| Die Elfsluft ift indeffen im Allgemeinen gut: eben 
- fo ift auch der Stuhlgang nicht norhiwendig vom Nor- 
| mal abweichend, wenn gleich in mehrern der erwähn- 

ten Fälle Durchfall, ‘oder Verfiopfung Statt Fand. 
" Vielleicht ift es nicht unmerkwürdig, dafs in einem 
' Falle, bei einem fünfjährigen Knaben, deffen Appetit 

| unregelmäfsig war, der Stuhlgang einen äufserft iibeln 


) "Geruch und eine dunklere Farbe als gewöhnlich 
Es Kin cn 


Wi 


1) Oben $. 226, 
2) Oben $. 224. 
3) Harlıs Jahrbüch. d. teutfchen Med. II, 1.5. 129, 


hatte, ?),. indem hierdurch ein Vikarüren der: Thä- 
tigkeit der Leber für die der Lungen Su zu 
werden fcheint. roh En 

Das Athmen ift im Allgieiiiien mehr. oder. we- 
niger unregelmälsig, Nur in fehr wenigen Fällen wird 
es regelmälsig angegeben, und diefe wenigen Fälle be- 
treffen Kinder, die in den erften Lebenswochen ftar- 
ben. Faft immer war es mehr oder weniger befchwert, 

Schnell, kurz, keichend, vorzüglich immer das Bedürf- 

' nifs zu fehr ‚tiefen Einathmungen vorhanden, alles 
unftreitig Zeichen eines nie ‚seehäuig: befriedigter 
Oxygenbedürfnifies. 

Das Welfen der blauen Krankheit it Unyollkonm- \_ 
menheit der nächften Wirkung ‘des Athmens, der . 
Umwandlung des venöfen. in arterielles Blut, indem 
entweder das Herz oder die grofsen Gefälse oder die 
Lungen fo angeordnet find, dafs die hierzu nothwen- 
dige Wechfelwirkung zwifchen Blut und Luft nicht 
vollftändig zu Stande kommt. 

Das im Körper Kreifende Blut ift daher mehr 
oder weniger venös. Beweisftellen früherer Beobach- 
ter hat Na/le zufammengeftellt *). Auch die fpätern 
Beobachtungen, _ welche Farre zufammengeltellt hat, 
erwähnen meiftens einer ungewöhnlichen Menge eines | 
Sehr flüfigen, dunkeln Blutes. 

', Mit der Venofität des Blutes hängt auch die 
grofse Neigung zu Blutlüffen, und ein mehr oder 


1) Farre S. 36; 
2) Archiv .Sı 265. 


| 


. 


u 
4 


. 


“ men 249. 


weniger deutlich entwickelter fcorbutifcher Zuftand 
zufammen, ‘ Farre’s wierzehnjäbriger Knabe hatte 
fchwammiges Zahnfleifch und äufserft übelriechenden 
Athem. Haafe's und Tacconi's Kranke waren fehr zu 
Blutflüffen geneigt. Caillior’s dreijähriger Knabe blutete 
häufig aus dem'Zahnfleifch und ftarb an einer Blutung 


aus dem Munde. Der eilfjährige bekam im fünften 


‚Jahre heftiges, faft nicht zu ftillendes Nafenbluten, 
‘Sowohl von der anfehnlichen Menge als der Ve-ı 
nofität des Blutes, beides Bedingungen, welche an den 
"Zuftand des Embryo und folcher Säugthiere erinnern, 
die fich häufig in einem Zuftande von unterbrochner 
Refpiration befinden, rührt die blaue oder fchwärz- 
liche Farbe der Haut her, von der’ich nicht zu be- 
merken brauche, dafs fie in einem höhern oder gerin- 
gern Grade allgemein ift, und fich vorzüglich an dün- 
nen und durchfichtigen Stellen zeigt. Nur in einem 
"Falle von Cooper *") wird nicht der Bläue, fondern 
der ungewöhnlichen Bläffe der Haut eines achtmonat- 
lichen Kindes Erwähnung gethan. \ 
‚Sehr intereffant würde auch die Unterfuchung der 
‘an die Betrachtung des Lungenkreislaufs und der Blut- 
bildung fich anfchliefsenden Frage feyn: ob die Umwand- 


ung der Luft durch das Atımen vom Normal abweiche? 


Hierüber aber fehlen, fo höchft wahrfcheinlich auch 
"eine bejahende Antwort ift, die Verfuche durchaus: 
ja, bis auf Farre ?) hat fogar noch nieınand auf die- 


7) Oben 8. 238. 
=) A. a. 0,8. 38, 


“\ ich ‚indeflen fehr, obıblofs das Wärmegefühl ‚oder die 


250 — 
fen Punct 'aufmerkfam gemacht. Da fie mit. einiger 
Nollftändigkeit nur an Erwachfenen angeftellt 'wer- 
den können, fo ift freilich nicht bald hierüber Be- 
lehrung zu erwarten. In einem Falle diefer Art, (der 
fich fehr wohl dazu geeignet hätte, ftarb der Kranke, 
‚ehe der Apparat im Stande war *). Den bis jetzt'über 
«den. Einflufs der. eingeathmeten Sauerftoffmenge auf die 
Bildung der Kohlenfäure durch das Athmen angeftell- 
‚ten Verfuchen nach zu fchliefsen würde die Quantität 
derfelben weit geringer als im normalen Zuftande feyn. 
Hieran fchliefst-fich die Frage über die Tempera- 
tur der Blaufüchtigen, die man fo allgemein mit dem 
Athmen in die nächfte Beziehung fetzt. N 
Ganz allgenlein ilt die Angabe, dafs die‘ Wärme 
. der blaufüchtigen Kranken vermindert fey. Es fragt 


# 


wirkliche Wärmebildung fich unter dem gewöhnlichen 
Standpunet befinde. ‘Wie fehr beide Bedingungen ver- 
fchieden find, ift aus der geringen Erhöhung der Tem- 
peratur in der heftigiten Fieberhitze, aus dem fürch- 
terlichen Gefühl von Kälte bei ‚Nervenzufällen und, 
‚noch. ganz neuerlich, aus den merkwürdigen. Beob- 
achtungen bekannt, ‚wo bei völliger Unempfindlich- 
keit kaltes Walfer gerade Wärmeempfindung verur- 
fachte, und umgekehrt '?). . Auch fanden daher fchon 7 
ältere Beobachter, 'z. B. Hahn bei Sundifort, felbft.da 
die Temperatur ihrem Gefühl nach normal, wo der 
"Kranke üher die heftigfte Kälte Klagte, 


1) Oben $. 236. i 
a) Medigo -ehirurgical transactions Vol, II. Ebendaf. Vol, IM. 


>... Nur Na/fe hat bisher .*) einige thermometrifche 
Beobachtungen an ‚einer blaufüchtigen Kranken ange- 
Stellt, aus denen -fich, nach ihm, ergiebt, dafs die {Kaur- 
perafur der äufsern Theile 21 Grad Reaum., :allo.bedeu- 
end, die der innern, im Munde und .felbft unter den 
‚Achfelhöhlen, wenig oder gar. nicht geringer als unter 
‚normalen Bedingungen ift. Leider. fagt auch noch 
Farre mit Recht: „in. den früher‘ bekannten Fällen 
»fowohl, als in. den meiften von denen ,. die ich jetzt 
_ „mitgetheilt habe, ift, wie verabredetermaafsen , der 
„wichtige (und man kann hinzufetzen: der fo leichte) 
; Verfuch der thermometrilchen Meffung ganz vernach- 
„läffigt worden.“ Ungeachtet: falt in allen von’ ihm 
erwähnten Fällen nicht nur des Kältegefühls des Kran- 
‚ken, fondern auch der Umftehenden in den Extremi- 
‚täten gedacht wird, fo wurde dech nur in zweien’ 
ap das Thermometer ‘angewandt. Den einen diefer Fälle 
habe-ich noch nicht 'angeführt, weil der Kranke zur 
‚Zeit «ler Verfaflung des Auffatzes noch lebte: er ilt 

aber in’ mehrerer Hinficht merkwürdig. Der Gegen- 
Atand der. Beobachtung war ein fünfjähriger Knabe. 
Anieinem gewöhnlichen Thermometer ftieg das Queck- 
„Ailber ,. nachdem. die Kugel beträchtlich lange in der 
Hand gehalten worden wär, nicht höher als 85 Grad 
- Fahrenh., da’es fich bei einem gefunden in viel kür- 
zerer Zeit auf 98 Grad erhob. _ Unter der Zunge da- 
‚gegen ftieg es hei beiden auf. 98 und beharrte darauf. 
Die Temperatur des Zimmers war 63 Grad, die Jah- 


7) Archiv. ’8. 285:'86. 


“ 


252 nn ne 


reszeit Sommer. Dagegen ftieg das Queckfilber eines 


fehr empfindlichen, blofs zur Meffung der thierifchen . 


Wärme gefertigten ‘Thermometers 'in der‘ Hand auf 
98; unter. der Zunge auf 99 Grad, während die 
‘Temperatur des Zimmers nur um 3° Grad höher als 
vorher war. Die folgende Tabelle über die mit diefein 
Kranken angeftellten Verfuche, ;beweift/noch mehr, 
dafs die innere Temperatur fehr..beftändig ift, wenn 
gleich 'die ’ äufsere‘ bisweilen und nicht "unbeträcht- 


lich, finkt. - “ BT ET ne 
ara BE TE 
ii der des| ı der | unter 

Daum Kerlar: Hände, [Füfse Bat, [mu Tal, Im 

33. Aug. ( — | 70108 |971 99 ) 108 C 28° 
13. Sept. ) 52 159] 74 | — |'99 C 96 ) 32" 
17. Sept. J 61 | 69 [99 ( 100.) 28.5 
30.Sept. 1 58 |61|92 | — 1.99 ı00o U 31. 


Indefien wär fie doch auch hier nicht viel nie-_ 


driger als in ‚den innern Theilen, den einzelnen Fall, 
wo fie auf 79 Grad herabfank,, ‚ausgenommen. 

' In dem einen Farre’fchen Falle, bei'einem 22jährigen 
Menfchen, der aber gerade aus dem Schlafe erwachte, 
und fich‘in einer heftigen Ausdünftung befand,. blieb: 
das Thermoineter in der Hand auf 98 Grad; hob fich 
dagegen im Munde bei wiederholten Verfuchen be- 
ftändig fogar über 100 Grad, fo dafs alfo die Tempe- 
ratur fogar einige Grade ‘höher als im normalen Zu- 
ftande ftieg. no 

 Dals diefe nsililiohetaehen Bildung oc weni- 
ger ein Gefühl erhöhter Temperatur ausfchliefse, wäre 


# 
f 


faft überflüßsig zu bemerken, wenn nicht das Gegen- 
theil fo beftändig angegeben würde. Denn ein von 
Cooper befchriebener Fall beweift es: mit Beftimmtheit, 
indem hier einige Tage vor-dem Tode ein Gefühl von 
heftiger Hitze in der Haut entftand. 

Ob die bedeutend niedrige ‘Temperatur der Ex- 
tremitäten für zufällig oder wefentlich zu halten fey, 
ift wohl nicht leicht zu entfcheiden. Najje und Farre 
fahen es nur einmal: weit häufiger fand fich gar keine 
oder eine weit geringere Differenz von der innern und 
der Temperatur in den Extremitäten gefunder Per- 
fonen. Indefien fand Cooper in einem Fälle, wo ein 
Frauenzimmer plötzlich blau wurde und blieb, und 
als Grund diefer Erfcheinung eine Verletzung, der 
Herzfcheidewand angefehen wurde, die innere Tem- 
peratur zwar 100 Grad, die Extremitäten dagegen 
merklich kälter als gewöhnlich ?). 

Aus den angeführten Verfuchen und Akten ange- 
‚gebenen Erfcheinungen, dem Fröfteln, der Nothwen- 
digkeit, fchlechte Wärmeleiter anzuwenden, der Mög- 
lichkeit aber auch, dadurch das Kältegefühl zu ver- 
treiben, Scheint fo viei hervorzugehn, dafs zwar auch 


bei dem unvollkommenften Athınen eben fo viel Wär- 


me als unter normalen Bedingungen erzeugt, aber weit 
Teichter zerftreut wird, oder dals zwar die innern, 
. nicht. aber immer die äufsern Theile die Fähigkeit zur 
normalen Wärmebildung haben. 

Damit fteht unftreitig die aufserordentliche: Heil- 
famkeit des häufigen Gebrauches der warmen Bäder, 


1) Farre 8, 34. 


254 ri aa 


welche Färre\®), Cooper ?) und Englifh 3), ‚felbfe 
des’ oft wiederholten Wafchens der Hände mit warmen 
Waffer, welche Farre fahe, im Zufammenhange. 
“ Auch der Einflufs der Jahreszeit fcheint hier- 
durch bedingt zu werden. Schon MNa/fe hat die Be- 
merkung gemacht, dafs fich die Zufälle in mehrern 
Fällen im Winter verfchlimmerten. In den von Farre 
gefammelten Fällen ift es bei weitem nicht immer an- 
gegeben, in welcher Jahreszeit der Tod erfolgte. Auch 
müffen wohl die Kranken erff ein gewiffes Alter er- 
reicht haben, 'ehe man über den Einflüfs der Jahres- 
zeit einigermafsen beftimmte Vermuthungen äufsern 
darf, indem fonft der Tod dem Umftande, dafs über- 
haupt die meiften in zarter Kindheit fterben, zuge- 
fchrieben werden kann. Indeffen ift es freilich auf 
der andern Seite möglich, dafs, wäre das Kind, das 
im Winter, bald nach der Geburt, ftarb, in einer gün- 
ftigern Jahreszeit geboren worden, der Tod [päter 
erfolgt feyn würde. Gegen diefe Anficht liefse fich 
vielleicht nur der Umftand geltend machen, dafs im 
Allgemeinen das Kind vor der Winterkälte hinlänglich 
gefchützt ift, um nicht durch ihren Einflufs zu leiden. 
Die Normalität. der Temperatur, auch bei fo 
äulserft unvollkommenem Athmen, als es bei Blau- 
füchtigen Statt findet, beweilt aber unftreitig auffal- 
lend, dafs im | Refpirationsprocels nicht unmittelbar die 


1) Oben S.224. 
2) Oben $, 238. 
3) Oben $. 242. 


Quelle der thierifchen Wärme zu fuchen fey, und be- 
ftätigt daher die Kefultate der neuen Brodie’fchen, im 
zwölften Bande des Reil'fchen Archivs mitgetheilten 
Verfuche auffallend. Zugleich aber ergiebt fich auch 
hieraus, dafs, wenn auch das Nervenfyftem, wie an 
allen, fo auch an diefer Bildungserfcheinung, gewils 
einen vorzüglichen Antheil hat, dennoch hierzu kein 
Zutritt von rothem Blut an daffelbe erfordert wird. 

In wiefern vielleicht die Function der Haut und 
andrer Organe, namentlich der Leber und der Förus- .. 
organe für ‚die Lungen vicarjirt, läfst fich, nach den 
jetzt bekannten Beobachtungen, nicht mit Beftimmt- 


' heit auslagen. Die allgemein beobachtete aufseror- 


dentliche Schwärze des Venenblutes fcheint aber nur 
fehr wenig für einen bedeutenden Antheil derfelben 
zu fprechen. Vergleichende Unterfuchungen der Haut- 
‚ ausdünftungsmaterie blaulüchtiger und gefunder, in 


- Hinficht auf age und Qualität müfste hierüber 


entfcheiden. 

Mehrere Beobachter, namentlich Farre EN eini- 
gen Fällen, geben indellen eine beftändige Neigung zu _ 
reichlicher Transfpiration an, uncl diefe könute, in 
Verbindung tnit Neigung zu venöfen Blutflüffen, fehr 
' übelriechendern dunkeln Stuhlgange, fehr übelriechen- 

dem und dunklem Harn vielleicht als, wenn gleich 
unyollkomnines, Erfatzmittel des Athmens angefehen, 
werden. 

Ueber den Einflufs der unvollkommenen‘ Blut- 
bildung auf die Ernährung find die Meinungen ge- 
theilt. Bell und Aucenriech fahen, Kleinheit und Ma- 


Es 


256 g DT 


gerkeit. als nothwendige Folge davon ‘an, während 
Na/je, auf'mehrere Erfahrungen geftützt, das ee 
‚theil annimmt. 

In mehrern der neuen Fälle wird: hierüber neh 


beftimmtes angegeben, fo dafs allo wohl keine bedeu- » 


tende Abweichung Statt‘finden mochte. Indeflen wird 
- doch in mehrern, und namentlich in neun‘ Fällen, 
denen von Haa/e, Howfhip, fieben von Farre, dem 


von Palois, mehr oder weniger Magerkeit, vorzüg- 


lich. der Extremitäten, -angegeben. In zwei Fällen 
war das Wachsthum in die Länge zugleich vermindert. 

Auf geringer Energie der bildenden Thätigkeit 
fcheint auch der Umftand begründet, dafs in einem 
von Farre beobachteten Falle mehrere äufsere Theile, 


\ 


die Nafe, Kinn, Finger und Zehen empfindlicher als : 
bei andern Kindern waren, fo dals oft ein ‚geringer : 


Druck :oder ‚Stofs derfelben heftige Schmerzen. verur- 
achte. Dies fcheint mit der geringen Fähigkeit der 
felben, Wärme zu erzeugen, zuflammenzuhängen, 


Nafje fowohl als ich haben auf die eigenthüm- . 


liche Geftalt der Finger und Zehen, deren letztes 
"Glied ungewöhnlich grofs und dick ift, 'aufmerkfam 


"gemacht. Diefe wird zwar nicht in allen Fällen an» 


gegeben; indeffen möchte ich falt annehmen, dafs 


hieran nur Mangel an genauer Beobachtung Schuld ' 


gewelen fey; denn aufser den von Na/je und mir an- 


geführten Fällen fahen fie Palois, Haafe, Hodgfon, 


‚Meyer und Farre: der letztere zweimal, in dem einen ° 


. Falle. bei einem vierzehnjährigen, in dem anılern fchon 
‘bei einem fünfjährigen Knaben, ein, wegen der. voll- 
komm- 


e: m. 257 
komnmen Uebereinkunft diefer Bildung mit der em- 
bryonifchen fehr merkwürdiger Umftand, den ich aber 
keinesweges aus einem unabhängigen Leben diefes Glie- 
des’erklären möchte. Auch hier beftätigt fich Na/je’s 
Vermuthung über das Urfächliche diefer Anfchwel- 
lung; dals fe weniger in einer Vergröfserung des 
Knochens, als einer Anhäufung von venöfem Blute be- 
gründet fey *). » Wenigftens fand .Palois die er 
und Zehen vorn angefchwollen und zweich. 

> Uebrigens weicht nicht blols das letzte ME 
und Zehenglied auf diefe-Weile vom Normal ab, fon- 
dern die Finger und Zehen find Zugleich bisweilen 
länger und dünner als gewöhnlich. Wenigftens be- 
merken dies Palois und Farre (5. 34.) äusdräcklich zu-. 
gleich mit Anfchwellung der vordern Enden der Fin- 
‚ger und Zehen. Wahrfcheinlich ift diefe Abweichung 

"nicht blofs auf diefe Gegend eingefchränkt. In dem‘ 
‚einen, mir vom Herrn Dr. Meyer zu Berlin mitgetheilten 
Falle ‚waren zugleich alle Röhrenknochen in der Mitte 
fo äufserft dünn, dafs fie leicht 'zerbrochen wurden, und 
‚Richerand und Lentin geben ungewöhnliche Länge 
‚der obern Extremitäten. an, na Or. rag Bil- f 
u. die Milehung und die Textur der Kno- 
chen Bereich wir leider durch keine BOVeRFENDE be- 

"Auf das Bildungsgefchäft erfcheint die vermin- 

derte Arterihfation des Blutes in fofern nicht {elten 


Ira Archiv $. 272, 


M, d. Archiv. I], 2, RB 


S 


‚von nachtheiligem Einfluffe, als die Zähne fieh unvoll- 


.  fchen Falle erfolgte das Zahngefchäft fpät und langfam. 


» der blauen Krankheit überhaupt äufserft fchwach ‚ft, 


' mir aufmerkfam gemacht worden. Sie Spricht fic 


‚kommen. entwickeln. Das eine Kind’von Cailliot hatıe 
iin achtzehnten Monate erft! zwei Zähne, ‘im Palois’- 


Eben fo gehört hierher .unftreitig die, wie es 
fcheint, nicht felten zugleich vorkommende Vereini- 
gung diefer Abweichung mit unvollkommner Entwick- 
Jung des Gehirns, namentlich mit Wafferkopf, die in 
den Fällen vor» Haafe, Troster und Thiebault Statt 
fand. j 
i Wie verhält fieh die Entwicklung der. Gefchlechts- 
Sunetionen' bei Blaufüchtigen? Ueber diefen Punet 
herrfcht. gänzliches Stillfchweigen auch. da, wo die 
‚Kranken alt genug waren, un: zur Aufmerkfamkeit 
‚darauf zu leiten... Man könnte um fo mehr geneigt 
Jeyn ‚ wenigftens Keine Störung derfelben anzunehmen, 
‚da bei, Refpirationsbefchwerden häufig fogar erhöhter‘ 
Gefchlechtstrieb. vorhanden ift; allein die Erfahrung 
fcheint zu beweifen, _ dafs diefe Function durch die, 
Fötusähnlichkeit.. des Lebensprocelles in. der That ge- 
‚hindert wird; zum. Auftritt zu kommen, Tacconi’s 
Kranke war. im, vierzehnten, Spry’s. im fiebzehnie 
Jahre noch nicht menftruirt, und bei Farre's Kran 
ken waren die Züge nicht nur kindifch, fondera durch- 
aus keine Spur von Mannbarkeit vorhanden... „ur. 

Ganz allgemein ift die Bemerkung, dafs die.Irri- 
‚tabilität ‘bei ‚diefen Bildungsfehlern des Herzens und 


Auch auf diefe Bedingung ift früher von Na/je und 


'2) unftreitig durch gewifle Bedingungen der Magerkeit, 
welche beobachtet wurde, aus. Es wird in mehrern 
Fällen nicht nur beflimmt gefagt, dafs vorzüglich die 
Extremitäten abgemagert geweien feyen, fondern in 
einem Falle fagt Farre von einem vierzehnjährigen 
Knaben ausdrücklich, dafs er an den Extremitäten 
fehr fchwache Muskeln gehabt habe "). . Dies kommt 
wit der Hunter’ichen Angabe fehr überein. 
2) Erhellt diefe Schwäche des Muskelfyftems aus 
der Art der Thätigkeitsäufserungen deffelben. ‘ Bei 
Farre’s zwei und zwanzigjährigem Kranken war die 
Muskelkraft in den letzten Wochen feines Lebens fo 
gelunken, dals er nicht zu gehen im Stande war. 
So lange er fich noch. bis zu diefer Zeit bewegen 
konnte, reichten geringe Anftrengungen’ hin, um Hu- 
‚Iten und Dyspnöe hervorzubringen. Der fünfjährige 
Knabe war immer fchwächer als die übrigen Kinder 
gewelen. Von feiner Geburt an war er zu keiner 
fchnellen Bewegung fähig, und im fünften Jahre ent- 
Itand fogleich bei der geringften Bewegung Schwäche 
in den Knieen und Lendenfchmerzen. Selbft wenn er 
nur quer durch die Stube lief, war er dem Umfinken 
„nahe. Im dritten Lebensjahre hatte er fogar ftärkere 
"Muskelkräfte gehabt als ‚fpäter. Haafe’s Kranke 
- wankte beim Gehen, Konnte die Arme nicht fefthalten, 
und einige. Gänge durch die Stube matteten fie fo ab, 
dafs fie fich niederfetzen mufste und, fogleich An- 
- wandlungen von Ohnmacht eintraten. Howfhip's Kind 


E) 8, 34. , 
Ra 


war fchwächer als andere Kinder deffelben Alters und 
jeder Verfuch zu einer Anftrengung veranlafste augen- 
blicklich dumkle -Farbe mit gänzlichem Verluft (der 
Willensäufserungen. Bei dem einen Kranken von 
Cooper trat fogar im dritten Jahre Lähmung der ui 
tern Extremitäten 'ein, die fich indefs bald wieder ver- 
lor. Im zehnten Jahre aber verlor er einige Tage vor 
feinem Tode den Gebrauch des: linken Daumens, wo: 
zu fich bald Lähmung der linken Extremität gefellte. 


Die Irritabilität der unwillkührlichen Muskeln, 
namentlich des Gefälsfyltems, erfcheint gleichfalls mehr 
oder weniger gelunken. In falt allen den oben ange- 
führten Fällen. wird Kleinheit,. Schwäche, bisweilen 
Häufigkeit des Pulfes bemerkt. * Der Herzfchlag ift 
zwar bisweilen ftark, allein dies rührt unftreitig von 
‚der Schwierigkeit, das Blut aus dem Herzen zu trei- 
ben, und aufserdem von der damit zufammenhängen- 
den, gewöhnlich vorkommenden Vergröfserung des 
Herzens her. Diefe Umftände begründen auch. das 
nicht "ungewöhnliche Herzklopfen und. die Verbreitung 
des Herzfchlages über eine beträchtliche Strecke der 
Brufthöhle. Dagegen ilt der Puls im Allgemeinen re- 
gelmäfsig, ‚nur fpäter, bei Zunahme der Kranklieit aus- 
detzend. | E 


Dafs die geiftigen Erfeheinungen oft unter diefen 
Bedingungen normal, fogar vorzüglich find, haben 
fowohl: ich als -VafJe bemerkt‘ ' Auch’in Farre's fünf 
jährigem Knaben verhielt es fich fo, indem.er' gut 
lernte und behielt. Der langfame Verftand eines von ‘ 


ihm beobachteten vierzehnjährigen war zaman vielleicht 


nur zufällig. 
Indeffen find doch häufig die Functionen des Ner- 


wenl'yftems mehr "oder ‘weniger geftört. In Haafe’s 


Kranken war das Geficht und das Gehör ftumpf: eben 
fo in’ einem von Farre behandelten vierzehnjährigen 
das Gelicht trübe. Heftige Kopffehmerzen, Schiwin- 
del und Uebelkeiten wurden falt von allen Kranken; 
die ihre Gefühle ausdrücken konnten, angegeben. 
Im Haaje’ichen Falle war fogar innerer Wafferkopf zu- 
gleich vorhanden. Unftreitig war dies auch beim Thie- 
bault’fchen Knaben der Fall, deffen Kopf um ein Drit- 
theil zu grofs war, und Ki an Burn: und Schlaf- 


- fucht litt. 


Ueberhaupt rührt wohl die Depreffion der Mus- 
kelthätigkeit grofsentheils, vielleicht ganz von einem 
regelwidrigen Zuftande des Nervenfyftems ‚her, der 
in der unvollkommnen Arterialifation des Blutes be- 
gründet ift. Wenigftens wird dies durch Legallois Ver- 
fuche über den- Einflufs des Rückenmarkes auf die 
Bewegungen des Herzens ‘äufserft wahrfcheinlich. Der 
nachtheilige Einflufs, welchen Gemithsbewegungen ha- 
ben, fofern fie als die häufigften Gelegenheitsurfachen 
der Anfälle der blauen Krankheit erfcheinen, beftä- 


tigt unftreitig diefe Vermuthung. 


= Sowohl ich als Na/jeshaben auf die merkwürdige 


‚Erfecheinung aufmerkfam ‘gemacht, dafs die Krank- 
„heitser[cheinungen ‘bei diefen Bildungsabweichungen 


des Herzens häufig nicht fchon bei der. Geburt vor- 
handen find, oft erft lange nachher eintreten, und 


diefelbe aus der Fötusartigkeit des kindlichen Lebens- 
proceffes und des geringen Oxygenbedürfniffes, welches 
in diefen.Perioden Statt findet, erklärt. Ungeachtet 
in einigen der von /arre angeführten Fälle, nament- 
lich dem von Englifh (S. 12), einem von Cooper (S. 14) 
von Hodgfon ($. 19), von Langfiaff (S. 28), von | 
Farre (S.29), auch in dem von Kaufe (a.a. ©. $:7) 
und von Palois, die Symptome faft mit der Geburt 
eintraten, fo war doch die Gefundheit in andern zwei, 
(Farre S. ı) und mehrere Tage (Schuler p. 12-14), 
felbft vierzehn (Farre und Hewfhip S. 15) Tage, einige 
Monate (Cooper bei Farre S. 24) lang normal. 

In dem von Fleifchmann befchriebenen Falle 'war 

das Kind beinahe immer gefund und litt nur in den 
‚ beiden letzten Lebenswochen an leichtem Huften, am 
letzten Tage an afthmatilchen Befchwerden und Con- 
vulfionen, . 

Offenbar wurden aber in diefen Fällen die krank- 
haften Erfcheinungen öfter unmittelbar nach der Geburt 
bemerkt als Ipäter, und nach Angabe der beigefügten 
Tabelle in ungefähr fechzehn Fällen fchon bei der Ge- 
burt oder in den erften Tagen, in ungefähr acht, 
nach einigen Wochen oder Monaten, felhft fpäter als 
‚nach einem Jahre. Es ift daher höchft wahrfcheinlich, 
dafs in den meiften Fällen, wo das letztere bemerkt 
wird, doch wirklich, wenn auch nur in einem leich- 
ten Grade, das erfte Statt fand. Die Art der Bil- 

‘ dungsabweichung fcheint nicht geradezu von Einfluls 
auf das frühere oder fpätere Erfcheinen der Krankheits- 
zufälle zu feyn. Wenigftens erfchienen in dem Hodg- 


nn 263 


- fon’ichen Falle, wo das eirunde Loch weit offen, die 


. 


Scheidewand der Kammern durchbohrt, die Lungen- 


“ arterie verfchloflen war, die Zufälle gleich nach der 


Geburt, da fie fich in.den Howfhip’fchen und Cooper’- 


 dehen Fällen unter ungefähr denfelben Bedingungen 


} 
. 
’ 
x 


a 


‘> 
- 


erft nach -einigen Wochen einftellten. Doch kann 
man wohl im Allgemeinen annehmen, dafs fie da, wo 
die Umwandlung des venöfen Blutes in arteriöfes we- 
‚ gen der Anordnung des Herzens ganz oder faft 
ganz unmöglich ift, unter übrigens gleichen Umftän- 
den früher eintreten, als wo dies nicht der Fall ift. 
Wenigftens ift es in diefer Hinficht merkwürdig, dals 
in allen Fällen von Transpofition der Aorte und Lun- 


F genarterie die Zufälle- fogleich eintraten, während fie 


unter allen übrigen Bedingungen fich bisweilen erft 


einige Zeit nach der Geburt äulserten. 


Nicht weniger merkwürdig ift es, dafs das Le- 


„ ben bei dieler Mifsbildung überhaupt ‚nicht nur einige 


Minnten oder Stunden, fondern fogar ‚mehrere, im 
Auge! fchen Falle fogar achtzig Jahre lang, möglich P 
if, eine Bedingung, welche nur durch die Annahme 
erklärlich wird, dafs die Fötus- und Reptilienartigkeit 
des Lebensprocefles eben durch die Andauer deffelben, 
vermöge jener Anordnung des Herzens, welche dazu 
 Veranlaffung giebt, unterhalten und möglich gemacht 
, wird. “ 
In wie fern hierzu die erhöhte Thätigkeit andrer 
Organe vicariirend mitwirkt, läfst fich nicht mit Ge- 
wilsheit beftimmen. . Zu den frühern Beobachtungen, 


über Vergröfserung der Fötusorgane ") kann man noch 
die anfehnliche Gröfse der Gallenblafe und die An- 
füllung derfelben mit fchwärzer Galle, welche Haafe 
fand, fo wie die fehr beträchtliche, von’ Palois be- 
merkte Vergröfserung der Leber fetzen, wodurch in 
der That eine folche Wechfelbeziehung, wenn auch nicht 
als beftändig vorkommend, erwiefen zu feyn fcheint. : 


Äufserdem hat Najfe Sehr fcharfüinnig auf meh- 
rere Perioden aufmerkfam’ gemacht, in welchen diefe 
abweichenden Herzbildungen entweder zuerft Krank- 
‚heitszufälle veranlaffen oder vorzugsweile tödtlich wer- 
den. Nach ihm find dies vorzüglich ı) das Ende der 
zweiten Woche; 2) das Ende des zweiten Monats; 
3) der Eintritt des .erften Zahnausbruchs; 4) die Pe- 
riode, wo fich die Organe der Bruft vollkommen ent 
wickeln, beim männlichen Gefchlecht das ı ıte bis ı te; 
' beim. weiblichen das ı5te bis ı$te Jahr. Nach diefen 
» Perioden ichejnt das Leben durch zweckmäfsige Be- 
handlung unentfchieden lange gefriftet werden zu kön- 
nen. Die Periode zwifchen dem ııten bis r$ten Jahre 

ift nach feinen Berechnungen die gefährlichfte, indem 
von zwanzig Blaufüchtigen, deren Sterbejahre ihm be- 


kannt wurden, acht vor dem: dritten Jahre, keiner - - 


zwifchen dem ‚dritten und eilften, eilf zwifchen die- 
fem und dem achtzehnten ftarben. In jenen Perioden 
‚erfolgte der Tod unter Verfchlimmerung der Zufälle 
höchft wahrfcheinlich nur, weil in denfelben das Oxy- 


v) Pathol. Anat. Bd, 1. S. 444. Naffe a. a, 0, $,:262. 


z 


Ä . genbedürfnifs plötzlich, der normalen RE ge 


mäls, erhöht wird. 

Mit diefen Beftimmungen kommen meine Berech- 
nungen zum Theil überein,:zum Theil aber weichen 
fie auch nicht unbedeutend davon ab.: Dafs im Allge- 
meinen: erft um das Ende der zweiten Woche ein fo 
hohes Oxygenbedürfnifs eintrete, dafs fich erft dann 
die blaue Krankheit ausbilde, ift mir, wie ich fchon 
bemerkt habe, in fo fern nicht ganz wahrfcheinlich, 


als doch in den meiften Fällen fchon in den erften 


Lebenstagen die Gelundheit mehr oder weniger ge- 
ftört war. Nocli mehr werde ich in diefem Zweifel 
durch die Bemerkung beftätigt, dafs, der beigefügten 
Tabelle nach, in den erften zwei Wochen der achte 
Theil der-Blaufüchtigen, acht, ftarben. Die gefährlich- 
fte Periode ift nach Na/je die zwifchen dem’ eilften 
und achtzehnten Jahre. Zwar zeigt auch meine Ta- 
belle, dafs diefe höchft gefährlich ift, denn in diefer 
ftarben eilf, alfo beinahe der fechfte Theil und, wenn 
man will, kann man. hierzu noch das eine Cailliot’iche 
Kind rechnen, das im neunten Jahre noch lebte; allein 
offenbar ilt die frühfte Lebensperiode gefährlicher, 
denn hier ftarben allein vom vierten Tage nach der 


"Geburt an bis zum Ende des dritten Jahres fechs und 


zwanzig, allo beinahe die Hälfte der Blaufüchtigen. 
Dagegen 'hat es feine völlige Richtigkeit, dafs zwifchen 
dem dritten und eilften Jahre die Krankheit wenig 
tödlich ift. Daffe fand nur einen Todesfall in die- 
fer Periode: ich nur fünf, und -unter diefen ift der 
Cooper’iche, der Haafe'iche, Palois’fche, Meyer’iche 


= 


und Wrisberg’fche, wie auch :/Va/fe von diefem fchon 
richtig bemerkt hat, vielleicht kaum zu berückfichtigen.: 
Die‘ vier übrigen find erft nach Na/je’s Unterluchungen 
beobachtet worden; er hatte alflo zu der Zeit, wo er 
fchrieb, vollkommen Recht, und diefe wenigen Fälle 
beftätigen, feine Anfıcht nicht nur durch ihre geringe 
Zahl, fondern auch durch die Zeit, in welcher fie 
‚ eintraten, indem der Cooper’iche und Haafe’iche nahe 
an das Ende diefer Periode fallen. Die Fälle von Pa- 
lois und Meyer fcheinen zu beweifen, dafs auch. die 
Periode des Zahnwechfelns von nachtheiligem Einflufs ift. 
Der von Najje angenommene Gefchlechtsunter- 
‘fchied in Hinficht auf die Zeit des Todes zwifchen 
dem eilften und achtzehnten Jahre wird vielleicht durch 
die fpätern Beobachtungen beftätigt, fo fern ich den 
von Nau/je bemerikten männlichen Todesfällen, ‘welche 
zwifchen dem eilften und funfzehnten Jahre erfolgten, 
drei männliche, keine weiblichen zufetzen konnte, und 
ich würde der von ihm gegebenen Erklärungsart die- 
fer Verfchiedenheit überhaupt’ beitreten, wenn mich 
nicht das bedeutende Mifsverhältnifs zwifchen den 
männlichen und weiblichen Blaufüchtigen etwas ab-- 
hielte. 
Schuler *) hat fchon die Vermuthung aufgeftellt, 
dafs diefe Bildungsfehler des Herzens beim männlichen 
Gefchlecht häufiger vorkommen mögen, als beim weih- 
lichen, und Najje ?)) ift derfelben beigetreten. _ In der 


7) De morbo coeruleo. Oeniponte 1810. 
=) Bei Burns S. 390. 


That ergiebt fich dies Refultat aus einer Vergleichung 
der bisher bekannt gewordenen Krankheitszufälle auf 
eine fogar weit auffallendere Weife, als es jene allge- 
meine Auslage erwarten liefs, Ueber die gröfsere oder 
geringere Häufigkeit des unbedeutenden Offenbleibens 
des eirunden Loches in dem einen oder dem andern 
Gefchlecht läfst fich wohl nichts mit’Gewifsheit fagen. 
Meinen Unterfuchungen nach findet hierin keine Ver- | 
fchjedenheit Statt. Dagegen ilt he, wie gefagt, bei 
bedeutenden Abweichungen der Herzbildung fehr grofs; 
denn, wenn ich von fünf und fiebzig *) mir be- 
kannten Fällen,’ wo das Herz, (ohne Rückficht auf 
die Folgen, indem ich zu dieler Berechnung auch 
mehrere Fötus gezogen habe) auf eine oder die andre 
Art fo vom Normal abwich,. dafs dadurch regelwidrige 
Vermifchung des arteriöfen und venöfen Blutes 'ver- 
anlafst wurde, achtzehn, in welchen leider das Ge- 
fchlecht entweder urfprünglich, oder wenigftens in den’ 
Auszügen, die ich von den Originalen vor mir habe, 
nicht angegeben wurde, nämlich einen Fall von Che- 
anineau, von Mery, von Hunter, von Jurine, von 
‚Äbernethy, von Baillie, von Standert, von Cailliot, von 
‚Obet, von Huet, von Wilfon, von Hodg/on, zwei Fälle 
vonLangjftaff, zwei andere von Farre und von Lawren- 
‚ce, abrechne, fo bleiben doch noch vierzig männliche 
und nur jiebzehn weibliche Fälle übrig. Demnach 
würde das Verhältnils höher als 2 :ı feyn; eine Ab- 
weichung von dem, was im Allgemeinen für die relative 


1) 5. die beigefügte Tabelle. N 


Hiußgkeit der Bildungsfehler beim männlichen und 
weiblichen Gefchlecht gilt, die fo merkwürdig ift, dals 
fie offenbar eine tiefe phyfiologifche Bedeutung haben 
muls. Erwägt man, dafs auf der andern Seite die 
Hemmungsbildungen des Gehirns und Rückenmarkes, 
die fich als mit Wirbel- und Schädelfpalte verbundene ‘ 
unvollkommene Entwicklung des Rückenmarkes und 
+ des Gehirns ausfprechen, dagegen beim weiblichen Ge- 
", Schlechte: weit häufiger vorkommen als beim männ- 
lichen, fo fühlt man fich unftreitig mit Recht zu der 
Vermuthung gedrängt, dafs diefe beiden Verfchieden- 
heiten in der Verfchiedenheit des männlichen und weib- 
lichen Lebensprocelfes begründet feyen, da offenbar 
in jengm das Blutfyftem, in’ diefem das Nervenfyftem | 
‘ vorwaltet. Gerade der relativ gröfsern Thätigkeit des | 
" Herzens und des Gehirns in den beiden Gefchlechtern 
ift es wohl unftreitig zuzufchreiben, dafs die Bildung 
jedes diefer Organe in dem Gefchlechte, wo es zu 
‚einer höhern Entwicklung .(die fich ja gerade nicht 
grob finnlich auszufprechen braucht, ungeachtet fo 
fchon die verfchiedene verhältnifsmäfsige Gröfse der- 
felben in beiden Gefchlechtern wichtig genug ift), ge- 
langen mufs, als in dem andern, am leichteften fehl- 
fchlägt, ungefähr wie nothwendig bei höhern-Thieren, 
die in ihrer Entwicklung eine gröfsere Menge von 
Perioden durchlaufen, auch in demfelben Maafse eine ı 
gröfsere Menge von Bildungsabweichungen möglich " 
ift, als in niedrigern, welche regelmäfsig beftändig 
auf jenen Stufen beharren. x 


> 


ee 


4 


‚=u Dagegen ergiebt fichvaus diefer Tabelle, dafs die 
frühlten ‚Todesfälle beim männlichen. Gefchlechte ein= 
treten. Der frühfte Tod eines weiblichen blaufüchti- 
gen Kindes erfolgte am Ende der dritten Woche, da 
der eine Farre’iche Knabe am vierten, der eine Cooper’- 
fche am neunten und der eine Hunter’fche, am drei- 
zehnten Tage geftorben waren... Diefelbe abweichen- 
de Bildung veranlafste auch von zwei Kindern derfelben 
Mutter bei einen weiblichen den "Tod erft im dritten 
Monate, bei einem Knaben [chon am neunten Tage; 

Aus diefen beiden Bedingungen fcheint fich un- 
gezwungen zu ergeben, dafs das weibliche Gefchlecht 
ein geringeres Oxygenbedürfnils befitze als das männ- 
liche, und dafs aus diefer. Verf[chiedenheit des Lebens- 
proceffes beider Gefchlechter eben ‘jene ‘beiden. Ver- 
fchiedenheiten hervorgehen, Diefe Vermuthung fcheint 


- indelfen auf den erften Anblick durch einen andern 


Umftand, den diefe Tabelle darbietet, widerlegt zu 
werden. In diefer reichen nämlich. die ‘weiblichen - 
Fälle nur, einen ausgenommen, bis zum hebzehnten” 
Jahre; die männlichen dagegen in nicht ganz feltner' 
Anzahl bis zum zwei und vierzigften, und es könnte 
daher fcheinen, als fey der Mann im Stande die un- 
vollkommene Bildung des arteriellen Blutes länger zw 
ertragen als das Weib; allein, näher betrachtet, findet 
doch. wohl das Gegentheil Statı. In diefer Tabelle: 
felbft ift doch in der That der ältefte Fall ein weib- 
licher und, rechnet man dazu noch die Fälle von weit 
offnem eirunden Loche, die mehrere Beobachter Sahen, 
fo findet man dadurch jenen Satz vielmehr beltätigt. 


Nach Na/fe's Unterfachungen ftarben- bis zum 
eilften Jahre fogar blofs männliche Kranke "), indeffen 
weifen die fpätern Beobachtungen‘ wenigftens ‚fieben 
weibliche Fälle, namentlich den von Englifh, Farre, 
Cooper, Howfhip, Ring, Meyer und Haafe nach, 
wo der Tod vor dem eilften Jahre erfolgte. 

In welchem Verhältnifle fteht diefer regelwidrige 
Zuftand der Blutbildung zu äufsern Einflüffen ? ‘ 

In diefer Hinfcht: läfst fich 1) nicht blofs ver- 
nuthen , 'Tondern. aus 'mehrern Beobachtungen fchlie- 
Ssen, dafs die Abhängigkeit des Organismus:von den 
regelmäfsig und zufällig eintretenden periodifchen Ver- 
änderungen fich auch hier offenbare. 

Im Allgemeinen fcheint befonders Kälte einen 
nachtheiligen Einflufs auf Blaufüchtige zu äufsern. Dies 
läfst ich aus dem beftändigen Kältegefühl der Blau- 


" füchtigen im Voraus erwarten und (die Verfchlimme- 


rung der Zufälle, ‘fo wie der befonders häufig im 
Winter erfolgende Tod. derfelben 'beftätigt diefe Ver- 
wmuthung nicht: wenig. ' Nafje hat fchon auf die Ver- 


“ fchlimmerung der Zufälle der Sandifort’ichen und Tac- 


coni’fchen. Kranken ‘im Winter, auf den ‘Tod. der 
Ober’fchen, Trotter’fchen, Nevin’ichen, Sandifore’fchen . 
und Seiler’fchen Kranken im}Winter aufmerklam ge- 
wacht. Hierzu kann man noch bemerken, dals auch 
in drei von Farre’s Fällen der Tod in. Wintermo- 
nate, namentlich in dem einen in den October, in 


zweien in den Februar hel, Haafe's Kranke im Mürz, 
x. 


m i 


D)A.a0.8. 244 


j 


By uw 2741 


der von Burns im Winter, die Kranken von Marcet 
und Corvifare im, April ftarben. Auch Hozw/hip’s 
Fall, wo der-Tod im Mai erfolgte, kann ‚man, wohl, 
nicht ohne Grund, des Climas wegen, hierher rechnen. 
Leider find nur felten ‚die Toodeszeiten angegeben : in- 
deffen finde ich doch, dafs nur, inzwei Fällen der 
Tod in Sommermonate hel, im Palois’fchen, wo der 
Kranke im Juli, in dem einen Farre’ichen, wo.er im 
Augufi ftarb, fo dafs allo. bis jetzt das Verhältnifs 
der in den kältern Monaten eingetretenen Todesfälle 


zu denen, wo der Tod in den wärmern erfolgte, wie 


6: 1, mithin bedeutend genug ift, um nicht für zu- 
fällig, fondern in dem Wechfelyerhältnifs zwifchen 
dem individuellen und allgemeinen Organismus noth- 
wendig begründet gehalten werden zu können, 

Eben fo verfchlimmerten fich auch in den Fällen 
von Hodgfon, Cooper "und Marcet in der Kälte die 
Krankheitszufälle bedeutend. 

Doch fcheint befonders eine milde mittlere. Bin 
peratur den Kranken am heilfamften, wenigftens be- 
merken Seiler und Palois ausdrücklich, dafs‘ Hüze 
und Kälte gleich nachtheilig ‚einwirkten. 

„4 In wiefern auch die kürzeren, monatlichen und 
täglichen Perioden Einflufs haben, lälst fich weniger 
‚genau beftimmen, 

In dem /Vevin’fchen Falle erfolgten die Exacerba: 
tionen regelmäfsig am Morgen; dagegen erfchienen fie 
in. der Mehrzahl der Fälle am Nachmittage oder Abend. 
Wenigftens bemerken dies Haafe und Englifh. aus- 
drücklich, und. Chamferüs Kranke war des Morgens 


072 nn 


weifser als gewöhnlich. ‘ Auch kommt'diefes Verhält- 
nils der Anfälle zu den: Tageszeiten mehr mit dem 
allgemeinen Typus überein, felbft in Nevins "Falle. er- - 
fchienen die Anfälle zuletzt auch während der Nacht 
und waren darn am. heftigften. 


Indeffen erfchienen in dem von Ring beobach- 
. teten Falle die Anfälle täglich zweimal; dagegen, au-. 
fser den fchon angeführten, bei Kranken von Lang- 
fraff täglich einmal. Im Abernethy/ichen Falle er- 
Ichienen fie anfangs um den andern. Tag, nachher 
täglich. 

Ein regelmäfsiger Typus läfst fich indeffen fchwer-, 
lich für diefe Krankheit annehınen, indem höchft wahr- 
fcheinlich die, in Hinficht auf die Zahl der Anfälle 
Statt findenden Verfchiedenheiten nur individuell find 
und wenigftens zum Theil von zufälligen. Umftänden 

‚abhängen. 

‚ Die Anfälle der Krankheit felbft find übrigens 
Erftickungszufälle, deren. Grad und Häufigkeit von 
verfchiedenen Bedingungen, vorzüglich von der Art 
des Bildüngsfehlers des Gefäfslylftems, in welchem fie 
überhaupt im Allgemeinen begründet find, abhängt, und 
die man wohl fchwerlich mit Recht als ein Mittel zur 
‚Erhaltung des Lebens, dasim Gegentheil während der- 


*, felben im höchften Grade gefährdet ift, anfehen kann. 


‚Bei weitem am gewöhnlichften ilt regeliwidrige 
Bildung des Gefüjsfy/tems WVeranlaffung zur blauen 
Krankheit. Unter fieben und fechzig Fällen, (die acht 
Fötusfälle von der ganzen Anzahl abgerechnet) wurde 

diefe 


diefe nur in dreien, dem von Leztir, von Mar 
und von Marcet, vermilst. \ 

Die regelwidrige Anordnung des Gefäfsfyftems 
felbft aber, wodurch diefe Krankheit begründet wird, 
ilt äufserft verfchieden, 

Im Allgemeinen kann man fagen, dafs fe ent- 
weder von der Art ift, dafs dadurch Vermifehung des 
rothen und fchwarzen Blutes bewirkt, oder die Um- 
wandlung des letztern in das erftere völlig gehindert 
wird, Bedingungen, welche auf mehrfache Weife 
möglich werden. Rh 
Vermifchung des arteriöfen und venöfen Blutes 

erfolgt: 

2) durch regelwidrige Communication beider Vor- 

-.. kammern, indem die Scheidewand entweder ganz 
fehlt oder nur mehr oder weniger unvollkom- 
men jft; ; 

2) durch Oeffnung der untern Hohlvene oder d 
Kranzvene des Herzens in den linken Vorhof; 

3) durch unvollkommene Bildung der Scheidewand 
der Kammern > die fehr verfchiedene Grade hat Gi 

4) durch Offenbleiben des arteriöfen Ganges; } 

5) durch den Urfprung der Lungenpulsader aus 
der Aorte, ner 

Die Umwandlung des venöfen Blutes. in arteriöfeg 

wird unmöglich: { 

4) durch Verfchliefsung der Lungenpulsader; 

2) durch Vertaufchung des Urfprungs der Lungen- 
pulsader und der Aorte, während die Venen- 
infertionen fich normal verhalten, 

M.d, Archiv. I. 2. Ss 


1 


j 


‚Man fieht leicht, dafs diefe Bildungsabweichun- 
gen nicht blofs dem Grade, fondern auch der Art 
nach bedeuten. verfchieden find. 

‚Die regelwidrige Communication der beiden Herz- 
hälften und des arteriöfen und venöfen Blutes über- 
haupt, fo wie‘die Verfchliefsung der Lungenarterie, 
gehört in die Klaffe der quantitativen Bildungsabwei- 
chungen, die Umtaufchung des Urfprungs der Aorte 
und Lungenarterie in die der qualitativen. - 

Die erltern find mehr toder WERDEN deutliche 
Hemmungsbildungen. ' 

Meitftens fetzen fich mehrere diefer Abwisdkungen 
‚auf mehr oder weniger mannichfache Weife ‚unter ein- 
ander zulammen,. . 

Vorzüglich Kommt die Enge oder Verfchliefsung 
der Lungenpulsader mit den übrigen Bildungsabwei- 
chungen äufserft häufig vereinigt vor. So verhielt es 
ich in fechs und dreifsig Fällen, und man ift daher 
ganz allgemein zu der Annahme geneigt, dafs diefe 
Bedingung den Grund der übrigen Bildungsfehler ‘des 
Herzens enthalte, indem, we®en diefes Hinderniffes 
für den Durchgang des Blutes durch die Lungen- 
pulsader zu .den’Lungen entweder das eirunde Loch 
offen » erhalten, oder eine regelwidrige Communi- 
cation beider Kammern in der) Scheidewand. derfel- 
"ben gebildet werde, eine Vermuthung, dieauch noch 
durch die Fälle, "wo zwar die Lungenpulsäder vor- 
handen ift, aber aus der Aorte entfpringt, beftätigt 
„wird, indem man hier gleichfalls ein Hindemifs für 9 
den kleinen Kreislauf um fo mehr 'annehmen kann, 


als auch hier meiftentheils die Lungengefäfse weit enger 
als im normalen Zuftande find. 

Indefien ift doch wohl diefe mechanifche Erklä- 
rungsweife aus mehreren Gründen nicht wohl zu ge- 
ftatten. 

“ p) Ift nicht ganz felten die MÜRIRONCELABRT nor- 
‚mal weit, felbft weiter als gewöhnlich. ' So verhielt 
es fich in einem Falle von Farre, einem andern von 
Richerand, einem von Lawrence und Corvifart, vier 
von mir und)aufserdem mehreren andern. Sind gleich 
diefe Fälle ungleich feltner als die, wo die Lungen- 
pulsader verengt ‘war, fo'reichen fie doch hin, um 
zu beweifen, dafs jener Zuftand derfelben eben fowohl 
für eine Folge als für die Urfache der Perforation 

angefehen werden kann. 

2) Spricht dagegen die Uebereinkunft der ver- 
fchiedenen Grade von Bildungsabweichungen des Her- 
zens mit normalen Bildungen deffelben bei mehrern 
- Thieren, die unmöglich zufällig feyn kann. 

Sehr merkwürdig ift die Verfchiederheit diefer 
mannichfachen Abweichungen in Hinficht auf ee 
I; g ihres Vorkommens. 

' Unter allen ift'die Vertaufchung des Urfprungs h 
r Aorte und Lungenpulsader bei weitem die felten- 
Ste, bis jetzt nur dreimal beobachtet. 

" Bei’weiten die allgemeinfte dagegen ift die un- 
vollkommene Bildung der Scheidewand der Kammern. 
Unter vier und fechzig Fällen von Herzabweichung wa- 
ren in zwei und vierzig die Kammern, und meiftens fie 
allein, mehr oder weniger unvollkommen entwickelt, 

Sa 


4 
2 76 ae DE u 00 z 


 ..Indefien ‘muls hier fehr' wohl bemerkt ‚werden, 
dafs, wenn zwar diefe ‚regelwidrige Communication 
der Kammern die häufigfte . Veranlaffung zur Ent- 
ftehung der blauen Krankheit enthält, fe.dennoch kei- 
nesweges als die häufigfte Abweichung vom Normal 
anzufehen ift.‘. Bei‘ weitem häufiger ift die Vorkam“ 
merfcheidewand unvollkommen ‚entwickelt, und wenn 
diefe Unvollkommenheit feltner nachtheilige Folgen 
hat, fo dafs unter den Fällen von ‚blauer Krankheit 
nur ungefähr in zehn die Oeffnung' des eirunden Loches 
allein als Veranlaffung zur Krankheit angefehen wer- 
gen konnte, fo war doch theils in vielen, unvollkom- 
mene Bildung der Vorkammerfcheidewand mit der der 
‚Kammern vergefellfchaftet, ;; theils rührt .der ‚feltner 
nachtheilige Einflufs der unvollftändigen. Verfchlief- 
fung der. Vorkammerfcheidewand von der: Verfchie- 
denheit der Stellung und, der Verhältniffe der Oeft- 
nung in der Scheidewand her, je. nachdem fie fich in 
der. Scheidewand ‚der Vorkammern. oder der Kam- 
mern befindet. Unter. übrigens normalen ‚Bedingun- 
gen kann felbft, ein fehr weites eirundes Loch: ohne 
Nachtheil für die Gefundheit ertragen werden, indem ‘ 
felbft die ‚Blutfäulen des rechten und des .linken Vor- 
hofes einander fo das Gleichgewicht .halten, dafs wenig- 
ftens keine bedeutende Vermifchung erfolgt: dagegen ift : 
dies bei Perforation der Kammerfcheidewand fchon des- ° 
halb unmöglich, weil lich die Oeffnung hier an der Bafıs 
des Herzens, dicht unter den grofsen Gefäfsen befindet, 
eins von beiden aus beiden Kammern zugleich: ent- 
fpringt und gewöhnlich das eine verfchloffen ift. 


— STR 


ı Am häufigften ‚entfpringt die“ Aorte aus beiden 
Kainmern zugleich; weit feltner «die Lungenpulsader 
ja,bis auf Farre's Werk war‘ diefe Abweichung gar: 
nicht ‚bekannt, und auch er führt nur zwei Fälle da- 
von am HR wi)! | 

" "Diefe- Anordnung felbft an und für fich ift nicht 
nothwendig Urfache der blauen Krankheit, indem da- 
durch nur Eintritt yon arteriöfem Blute in die Lungen- 
Pulsader bewirkt, alfo arteriöfes Blut zum zweitenmal 
zu den Lungen geführt wird, wie in den von Huber 
und Maugars befchriebenen Fällen, wo die abfteigende 
Aorte ‚bedeutende Aefte zu den Lungen gab; allein 
in den Fällen, wo diefe Abweichung beobachtet wurde, 
entitand diefe dennoch, indem in beiden die Lungen- 
pulsader allein die abfteigende Korte bildete, weil der 
untere Theil des Aortenbogens verfchloffen war, alfo 


im gröfsten Theil des Körpers gar nicht Yolle, arte- 


rielles Blut circulirte. 


‚Diele Bildung in daher mit einer von‘ Sreidele 
Inohäoliteren überein, unterfchied fich aber von ihr 
in fo fern,; als durch den gemeinfchäftlichen Urfprung 
der Lungenpulsader aus beiden: Kammern in den 
Farrefchen Fällen die letztere, welche: den gröfs- 
ten Theil des Körpers verfah, nicht blols, wie im 
normalen Zuftande, ' venöfes, fondern auch arteriöfes 
Blut erhielt, während he in Steidele's Falle wegen 
siormaler Anordnung der Herzkammern, blofs venö- 
feg aufnahm. ‚Daher wahrfcheinlich der früähe Tod 
des Steidele’fchen Kindes. 


Eine: Annäherung an diefe Bildung fand’ fich in 
dem Falle von Haaje;; wo die Aorte mehr ‘aus der 
rechten als aus der linken Kammer entftand.'' Auch 
im .Abernethy’fchen Falle entfprang fie ‚aus der’ rechten. 
Diele Bildungen kann man daher auch als Andeutungen 
- der Vertaufchung des Aorten- und Lungenpulsaderur- 
Br anfehen. 

N er wie ‚übrigens der BenbnIchetsliohg Urfprung 
ift, er) gilt dies noch weit mehr für diefe Anordnung 
der Lungenpulsader , indem ‚diefe dadurch noch: weit 
deutlicher als ‚bei normaler ‚Bildung, der Kamınerfchei- 
dewand als, die zweite Aorte ‚der Reptilien erfcheint. 
it Merkwürdig itt der Urfprung der Aorte aus der 
rechten ‚Kammer, he finde mit Transpofition, oder 
mit normaler ‚Anordnung , oder mit gänzlichem Mängel 
der Lungenpulsader Statt, vorzüglich deshalb, weil bei 
den Reptilien ein folches Wandern derfelben nach ‚der 
rechten Seite fehr deutlich ift, fofern he bei mehrern 
weiter nach rechts'als die-Lungenpulsader entfpringt. 
=". ‚Damit. hängt auch wohl unftreitig die ’ Befchaf- 
fenheit : des bisweilen regelwidrig vorkommenden ein- 
kammerigen Herzens ab, fofern fich die einfache 
Kammer. gerade im rechten Theile des Herzens findet, 
der linke dagegen folide ift. Diefe Bildung beobach- 
teten wenigftens Flei/fchmann und Farre bei Bi zwei 
und zwanzig Jahre alten Blaufüchtigen. ı 
u Sie ift in fo fern höchft REN als 
fie offenbar: eine genaue Wiederholung der Anord- 
nung des Reptilienherzens ift, wo die Höhle fich 


-— 279 
auf .diefelbe Weife: mehr rechterfeits befindet, der 
linke "Theil des Herzens dagegen eine fefte Maffe dar- 
ftellt. Nicht: richtig ift' es wohl, hier anzunehmen, 
dafs Sich» die rechte Kammer, ‚nicht aber die linke ge- 
bildet habe, da die einfache vielmehr. durch. Verfchie- 
denheit der Dicke der Wände und durch ‚die Com: 
munication mit. beiden-Ohren, beiden‘Kammern, durch 
den Urfprung der Aorte niehr der linken entfprach, ‚| 

Bei den abweichendften Anordnungen der Artexier 
weichen übrigens die Venen gewöhnlich durchaus niht 
vom Normal ab, und eben fo find auch die Kannern 
weit häufiger bedeutend unvollkommner entwicklt als 
die Vorhöfe. ‚Merkwürdig ift,. Hafs’in.dem vor Ring 
beobachteten Falle dieuntere Hohlvene,; und 47 die/es 
fich 'unmittelbar in’ den linken» Vorbof öffrte,: weil 

' dadurch die Wolffifeh- Sabatieriche Darftell:ng der Ent- 
wicklung des Herzens, ' welche ich: duraaus zichtig 
mag habe, auffallend! beitätigt- wir. pP} 

Findet vielleicht zwilchen der) Beichaffenheit ak 
erganifchen Fehler un? den-Krankheitsefcheinungen, 
fowohl in Hinficht auf die Zeit des; Eitritts derfel- 
ben als den Grad ihrer PN ein-bdtimmtes Ver- 
hältmifs Statt? 0 m 

"=. Diefe Frage ift fowohl: von. Nafk ’) als) von 
Farre ?) aufgeworfen und bejahend beantwortet wor- 
den: auch ich habe früher diefelbe Meinung geäufsert?). 


9» Archiv $. 221 ft, 
2) A. 2.0. $. 31. 32, 
3) Path, Anas, Bd. 1.8. 493. Oben $, 262: 63. 


280 De ee u 


In der That find auch die meiften der Fälle, wo 
die Kranken ein ziemlich ‚hohes Alter erreichten, 
folche, wo das. eirunde“ Loch offen “war, und 
höchft wahrfcheinlich könnte man noch mehrere Beob- 
achtungen von anfehnlicher Weite des eirunden Loches 
bei Perfonen, die ein mehr oder weniger hohes Alter 
erreichten, hierher zählen, welche ich, weil keine da- 
lurch veranlafste Krankheit zu meiner Kenntnils kam, 
Ticht in der angehängten Tabelle aufgeführt habe. 

"= Da, wo vermöge der Anordnung des. Gefäfsty- 
ftem. noihwendig eine bedeutende Vermifchung :des 
arteriden und 'venöfen Blutes erfolgte, "namentlich in 
den Fälen;, :wo die 'Lungenarterie ein Aft der Aorte 
war; hdet: man gleichfalls die''Heftigkeit der Zu- 
fälle durc. die Gröfse: der Lungenpulsader bedingt: 
In dem: erfüy Falle yon ‚Farre (Oben S.224),'wo die 
Lungenpulsäer grofs war; fand‘ nicht ‚einmal blaue 
» Farbe Statt. Yaffelbe gilt für den einen, von Cooper 
beobachteten Fall! (Oben 8:23 8), wo die Lungenar- 
terie aus 'beicen .Ventrikeln Be und..die abftei- 
gende 'Aofte »rzeitgte.!i tkl, Mi 
‘ Doch ft: ein folches Verhältmits zwifchen del 
Baue des Hezens und den Krankheitserfcheinungen 
nicht durchais notiiwendig'und beftimmt.‘ Bei Riche- 
rand’s und Farre’s vierzigjährigen Kranken war die 
Scheidewand der Kammern durchbolirt. Bei Farre’s 
zwei und zwanzigjährigem Kranken fand fich fogar nur 
eine Kammer, und zugleich war das eirunde Loch offen, 
Auch der fieben und zwanzigjährige Kranke von Pozzis 
foll nur. ein einkammeriges Herz gehabt haben. 


x 


ui 


ee 


ey 281 


fin „Es giebt "kein ungünftigeres Verhältnifs als die 
Vertaufchung des Urfprungs der Lungenarterie, und 
der Aorte, und dennoch wurden Kranke diefer Art 
zwei, fünf, felbft acht Monate alt. 


sg Dagegen ftarben die Kinder, deren Lungenpuls- 
ader ein Aft der Aorte ift, fpätitens am zehnten Tage, 
tingeachtet offenbar hier ein mehr arterielles Blut als 
dort kreifte, und unter ihnen das Standertiche Kind; 
bei dem das Verhältnifs der Lungenarterie zur Aorte 
am em as war, fpäter als alle übrigen. 


Dats indeffen doch im Allgemeinen die Anord- 
nung ‚des Herzens und der grofsen Gefälse einen [ehr 
bedeutenden Einfufs auf dem Grad der Krankheit hat, 
Icheint wohl die "Beziehung zwifchen der Befchaffen- 
heit der Lungenpulsader und diefem zu verrathen. 

Wenigftens war diefe in keinem der Fälle, wo das 
Leben unter diefer Bedingung höher als vierzig Jahre 
gebracht wurde, verengt, und höchlt wahrfcheinlich. 
if ihre Verengung ‚oder Verfchliefsung die Bedingung, 
welche ganz vorzüglich die übrigen Bildungsfehler zu 
rankheitsurfachen macht. Dafs dennoch in nicht felt- 
nen Fällen das Leben bei Unwegfamkeit der Lungen- 
IR nicht unbedeutend hoch gebracht wurde, hat 
nen Grund, aufser der Gewähnung und dem Vica- 
iren anderer Organe höchft wahrfcheinlich in der 
Vergrößerung der Bronchialgefälse, deren Zuftand lei- 
der nie unter[ucht wurde, fo wichtig er auch wäre, 


Uebrigens hat der Bau des Gefäfsfyftems nicht 
blofs auf den Grad, fondern auch auf die Art der 


dadurch hervorgebrachten Krankheit ohne Zweifel 


- Einfluß. 
Am allgemeinften ift die Anordnung fo, dafs ein 


aus arteriellem und venölem gemifchtes Blut in die 
Aorte gelangt und zu den Organen geführt wird, eine 
Bedingung, welche überdies vorzüglich durch ib, ‚ge- 

wöhnlich - Statt, findende Verfchlieisung der Lungen-+ 
pulsader begünftigt wird. Bisweilen aber gelangt im 
Gegentheil arterielles Blut aus der linken Hälfte des 
Herzens in die rechte, vermifcht fich hier; mit dem 
venölen und durchkreift zum zweitenmal die. Lungen, 

eht dagegen vor der linken Kammer vorbei. Diele, 
weit feltnere, Bedingung mufs man wohl da vermuthen, 
wo..die Lungenpulsader und die ‚ganze rechte Hälfte 
des Herzens ungewöhnlich weit, die Aorte dagegen 
und die'linke.eng find. Sowohl die Perforation der 
"Vorkammer- als der Kammericheidewand kann hierzu 
Veranlaffung geben, weun fich vielleicht ein Hinder- 
nifs in der Aorte oder der venöfen Mündung der lin- 
ken Kammer findet, oder die Richtung der regelwi- 
drigen Oeffnung von der Art ift, dals he gerade einen 
folchen Weg des Blutes begünftigt. _Nothw vendig wird 
dann auch das Blut, wegen Ueberfii Yung der rechten 
Hälfte des Hertest in den Venen des Kör pers zurück- 


gehalten werden; allein die dadurch 'entftehende ftär- 


kere Färbung der Haut wird nicht fo dunkel als in 
dem entgegengefetzten gewöhnlichern Falle feyn, vor- 


züglich da, wo die Lungenarterie aus beiden Kam-, 


mern zugleich entfpringt. Fälle diefer Art find un- 
ftreitig ‘der eine von Corvifart, fo wie der von Riche- 


14 


a 


u 885 


rand erzählte, ‘wie für ‚den erften fchon ich, ‚für den 
letztern Na/fe bemerkt haben. Wo ich, nicht; fehr 
irre, gehört hierher auch der Fall des: vierzehnjähri- 
gen Kuaben, deffen Herz ich vor mir habe, indem 


die Euftachifche Klappe fehlt, ‘die rechte ‚Herzhältte 


und die Lungenarterie fehr -ausgedehnt-und verdünnt, 
die-Jinke'‘Herzhälfte und die Aorte fehr eng: find, 
Söllteinicht in dieler Verfchiedenheit der Grund'.des 
längern Lebens mancher Menfchen, ‚die an bedeuten- 
den Herzfehlerni \diefer Art leideny enthalten deyn?‘ 
Offenbar ift wenigfteis die ungewöhnlichere, Anord- 
aung, wodas Blut aus der linken Herzhältte, in die 
reelite tritt, in fo fern dem Leben: weniger  gefähr- 
lieh, als die’ Arterialifation des, Blutes nicht dadurch 


i gehindert, fondern nur der Zutritt des Blutes zu’ den 


Organen’geftört wird, und die-Abweichung, von der 
normalen Structur kommt mehr mit ‚einer gewöhn- 


“ licheren Verengung der Aorten- oder Mützenklappen, 


ohne Communication der rechten und linken Herz- 
hälfte überein. Abe N 
Der letzte Wall von Farre und der von Burns 
befchriebene beftätigen diefe Vermuthung, indem die- 
fer der Befchaffenheit der Lungenpulsader nicht er- 
wähnt, jener ausdrücklich die anfehnliche Weite der- 
felben bemerkt. Webrigens ergiebt fich fchon aus den 
Fällen von Lentin, Trotter und Marcet, dafs die blaue 
rankheit nicht nothwendig in einem urfprünglichen 
Bildungsfehler des Herzens begründet zu feyn braucht, 


_ fondern durch jedes andere Hindernifs der vollkomm- 


nen Arterialifation des Blutes, dies finde fich nun in 


% 


284 — 


den Lungen oder im: Herzen, in jeder Periodej.des' 
Lebens, gefetzt werden kann, eine Bemerkung, die 
auch fchon Burns ") gemacht hat. Jain einem Falle 
‘von Cooper ?), wo plötzlich eine bleibende blaue Farbe 
entltand, war fogar wahrlcheinlich erft Ir ‚die Herz- 
icheidewand zerriflen. BE PN 
“© Dafs indelfen die letztere Anstkdnuneki nur höchft 
felten zufällig im Leben eintritt, fondern, 'wenmsauch 
die Symptome nicht unmittelbar bei der Geburt vor- 
händen find, doch immer Fehler der Urbildung ft, 
glaube ich fchon früher hinlänglich erwielen zu ‚ha- 
ben ‚"wenn'es'gleich nicht geradehin unmöglich ‚ift, 
dafs die‘ Verfchlimmerung der: Krankheitserfcheinun- 
'gen von einer, während des Lebens Statt findendem 
Vergtölserung der Abweichung der Herz- und Gefäfs- 
bildung vom Normal, zu einem gröfsern oder gerin- 
gern "Theile abhängen mag. t 7 


' 1) A. a. 0. S. 23. 
2) Rei Farre S, 34 


die wichtigften Bedingungen der blauen Kragkheit und der abweichenden Bildungen des Gekälstyitems, 


\ 
Tabelle 


über... e 


welche fie veranlaffen, 


Finals der 
Beoba N Gefchlecht, | Eintritt der | Kinflufı der |Tageszeit Und] Lebensdauer, ‚. |Blatmifchhn; isn ea R = i - 
chter Fell Typus Atlımen, | Temperatur. |) Farbe > SEN Irritabilität, | Senfibilität. | Verdaunng, | Ernährüng. |Enfwicklung. Leichenbefund. E 
1. SresTon in Act. Hal| weibl todtgeboren =: = 
Tom. I. pı 200. ENTE \ Far Kımmeifeheide rind durchbohrt Lungauprterie Tr eng,, Anrte 
er 2 - | ker. I | ans beiden Kammern. Kein arteriöler Gang. 
" Mery Mim. de Paris Weite Communiar I 
NO CEEr Pe a 7 ion zwifchen rechter und Uaker Herzbälfte, in 
Bar a 5 E B der That our ein Vorhof, Linke, unvallkommene Kammer 
ar = kleiner als dierechte. Ans jener die Lungenarterie und Aorte, 
A =difort o An. : 
3 Si Liill er männlich ® Herz rund. Kımmerfolellewand oben Aurchbolrt, Aorıs ans bei- 
den Kammern. Lungenpalsader von normaler Weite, aber nur 
ne unit away Klappen, 
r u rm 6 an Be ‚Bes ar: 
ingair, Vol. VI, Baillie| unbefrimmt 
marbid anatomy p. 29, Oeffaung in der Kammerfcheidewand, 
5’Meckel Reil's Archiv.| männlich Er zn Deffnung in der Kammerlcheidewand. \Aorte aus beiden Ran- 
BU9.H. 1. Tradua mern. Klıppen unvollkommen. |Lungenarterie zu klein, mie 
einem Stamme aus der Aorta nicht Weit über ıhrer Bas ent“ 
fpringend. 
6. Meckel Ebendal ännlich vo TC 
Meckel Eben: männlich on von | Kammerfcheidewand durchbobre. 
N era 
7. Meckel Ebendaf, weiblich ax; ‚Kammerfeheidewänd in der Mitte eine weite Oeffnung. Kirundes 
Loch mehr alı gewöhnlich verfchloffen. Lungenarterie erwas 
zu weit. 
8. Lungfraff bei Farre| unbeftimmr E U Er 
SH ee Eirwndes Loch und arteriöfer Gang offen. Lungenasterie ver- 
9. ChemineauMimd| — — HJ 
Paris 1699: hife Zwei Vorkammern; Eine Kammer. Lungenarteriejfche klein. 
10. Farre 5. 2. Oben] minnlich [Ende des zen ferafchlbg = 
5 mannil ee + Tage Schnell 1 mormal |-Hroc-blau | Herafchlie Eine Kammer; Ein Varhof: Zwvei Lungenarterien aus.der-Aoste, 
- Lungerivenen son den Hohlvenen getrennt. 
Cooper ’bel Farr = 
5.10. Öben 8 317. |- männlich“ |"bei Geburt Aare [lebe fehmält = Lungenarterie ans derrechten Kammer, mit der Iinken aber cam- 
5 Tage) | Keichend manieirend, bildet die ahfteigende Aorte, Auffieigende unter- 
Ya ron ein R hallı.des Bogens veifehloffen, Rechte Kammer zu dick und weit. 
- Wilfon Phl, trans 
aer. Vol, $9. Beil’s Ar-] unbeftimmt Inie bedeutend B ul Eine Kammer. Eine Vorkammer. Lungenarterie aus der Aorıe. 
chiv Bd. 4. 7-Tage narınal oral, an Lünzenventu in die obere Hohlvene. Keine Bronchtalgefühse-@)- 
33. HodgfonbeiFarre|l — T T 
Rn Fr bei Geburt > = = Hank blau Klappe dds eironden Laches unvollkommen. Kammerfeheidewand 
FE | ‚w an drei Stellemdnrchbohrt: ‚Lungeuztserio verlehlolfan. 
14: Standere Phil. tran x 
een = no sabfän | = | Kine Kammer. Ein Vorhof _Lungenarteri® ein Alt der Adrte 
a Tea VI pee WILL) 19 Tage normal — E normal normal —Sie-und dir Venen un die Hälfte zu klein, aber Lungenvenen 
| _von det Hohlvene getrennt 
15. Huntera.s © männlich | bei Gebare 13 Tage | | Iehr Ichwer E Herzfehtag } Rechte Känmer klein. | Beohter Vorhol nnd eirundes Luch fahr 
ie ftar grofe Lungenarterie eng, Mündung verfchloffe, 
bei Geburt, ui 
E dach  Erfu- Aufille des vorzüg! Er ® ep 
16, Eugpilh nei Enzuel en [EKongzufitie N | Kerzichlagnie Immer..be: r Tafe-keine Klappe den eirunden Lisheit. Arleriöfer Gang tx 
S. 12. Oben $. 240, Bar ii se | Suınen er zu fühlen KnbE = en wein | _ en 
sten, Woche - \ - 
IT Rare sm Om — s Wochen |  kare | | fehr Bofüig Karmerfcheidewand bhchbohrt. Adler aus Beiden Kammern, 
S2 ” E — — "Enngenarterte verfehtfffeis. Rechte Herahältte weiter-ala linko- 
18, Bail T 
emperstuf Urfprung (der Aorıe uad Lungenarterie vertaufchr. Arteriöfer 
ed. 2, . E.1| unbeftimmmt -2-Monat normal‘ -|-fürs Geföhl - - ner ng i che 
pss: AbhE pr.d. Bd.38, i fehr nindrig ! e 
19, rence beikar E KinigeMonale Eine Kammer. Eirundeb Loch Faft ohne Klappe, Lungenarienis 
‘ en 5, 2: - - HF EEnSTUng. - 
r bei Geburt, D 
20. Langftaff bei fir Voraszlichum! 1 e 
£ at ie ne ] E Puls. klein b. Iprung Her Lüngenarttrie un Aokte vertaufche, Lungenarterie 
A.d: Lonioul, männlich. |äie 16 Wache 10.Wochen — elwach | _ er die abfteigende Aorte: = — 
rung 2 
z === mu 
einige Tage 
ee Inach der SE Keturtimge: - —-- -Eirumdes Loch.weit- Kammelwände dick. Rechte Kammer fahr 
man männlich Ihekizer Anı rer KOHL, vorzug; fchwach eng, Aorte viel zu weit, Lungenpulsader [elır eng« 
ponte, 1810, Pla —14 fall am Ende| lich der Ex 
des zıen Mo tremitäten [ 
nats ’ Bl 
re bei Farre| weiblich 3 Monat | z [air geölfner, 
33. Pleilchmann Lei] E Its liegende Kainmier, aus weleller die Aorle, Lungen- 
B ine rechts liegende Küinnier, aus wi f . Lungen 
grihuugee ag Minnie dein an Wochen | ne haften Zuer Vokal 
24 Barze 5.29. Obi - _ bei Geburt 5 Monat | Kälte. | Haucblan | [ | Urfprung der Aorte und Lungenarterie vertaufelie. Diele Sehr eng. 
- Howibip. Edinburg, Ende der a z Beunltloßg) Aorte aus beiden Kammern, Lungenarterie gegeu die Kaunner 
mei, and, far weiblich | Woche | Tod im Mai 5 Monat Kälte [ehn-Schwach| keit in den] gefluach mager blind geendige, Sehr eng und dünnliu 
= ol. IN br n Anfällen 
26. Langktaktb. Basze| unnefamme | ver Gabun yaplch n Auange aamiee Doch ndnarcerinfer Gang ylen. Lungenartorie en 
8. 10. Oben 5. 340. BEE DE glich LAUTE Terapkfatur | Fr Yerre oem er Kammerfcheulewand: 
| H 
27. Cooper bei Farre| minnlich |Ende derzeen|tud im. Fe-) fonat‘ dreimal zu |KaltederHin- = Mer groß, viereckig Biraudes Loch krofs Lungenarterie grüfser 
5. 14, Dben 8. a9r. ER erkenne SManse ahnen "7 Ndermarune | ash VSTEHFUng le Kürze." Erieure ans beiden Kammern 2 & 
28. Neyin. Duncan med ERIETEIDTE 1 5 i 
‚oımment. Dee, Il. IX nach dem zen! jgeus , nachher] Kat — Here-grofs. -Aorte aus beiden Kammern, ungenarterio r 
mm auserle. Ab. f| — Mann = 10a im Märzleweimal.zig| 10 Mona Kate im Anı a Ingenazterio_ ver 
he lich. voredg- a 
L lich &. Nachts) 
29. Jurine Mäm. de la Mac ehrdum 
9 on an mödec.du ParlaX,| Unbefiimme | 10 Monar ke Eirundes Loch und arteriöfer Gang Skfen, 
- 7 i I 
30. Ningb. Farre. 5,36 Anfalle ı6e- Kuinmerfchioitewund durchbahrt. Mangel der Vorkammerlchei- 
"Aus d. med. and phyl| weiblich lich zweimal| 1 Jahr Ichwer Kal Hau Ichz mager dewand. Aorte aus beulen Kammern. Lu; 
journ. Vol. XL p. 120 _ wa Untera Hoklvone in: demritnkan Vorhok-e 
T. Abernerhıy Chir. u Kımmerfcheidewand durchbohrt, Avrte aus rechter ‚Ka 
hr. ver ‚bat von| nbeftismt = Jahr} jünregelmätdig| — = Re Lungendsterio ytrenge, a 
irandis 1795. 
2. Thiebaulz. Sedillo| _ Epilenbednd) |Kopt ı zu 
nt a a De 2 Jabr Ichwer Vasbargus rols Niche geiffner. 
33. Hozu Archiv £ med = 24 Jahr | Niche geöffner, 
“Er. nd. # . & 
ers im ı8ten Mo.| Herz quer, Heelter Vorhof-wväir, rechte Kammer dick, Aorta 
34. Caillior, Buller. de Bea Ba an Viel nscon- Imat erfe zwei] aus beiden,” Lurgensreerie fehr’eng. Stämnit aus dem Aarten- 
oc, de möd, 1877 — [nat beiKeiel 3 Jahr (Zähne, Var-|_ bogen invereist, Abltögende Aorte rechts, hinter recltem 
I huf 
i S |huften (ers Malana] Brünchos, 
lick. 
im zen Mo-| E x Zahnung, we-| Herz fel (Cohter Vorhof nm, linker fahr eng. IP herr 
35. Ober Bullet, des Ic] unbefimmt |nat bei Katar- 3 Jahr Bewufitfeya {ehr mager \selmäfyg, Fe nk nme 
medic, 1808. jehalepidemie,) [tem Mande. biszum Tode Ingerfpitzen| weir, Lungenarteris felır eng. Arteriöler Gäng sewas oflen. 
Tod m Dechr dick. Selinme aus dem Aoruenbozen inverürt. Aorte wia helın vorigen. 
eo eo ———— ze 
36. Palois Ballen, de la]  _ einige Tage kurz, ge: [Hindeu.Fülse ‚Appetie ‚| Kammerfcheidewand an der Bafıs dufchbohrt. "Anrze aus beiden, 
Toe-demid, dePar.1gog| männlich |uach der 4Jahr | räufelvoll, | kale — Lehr] Haur plau [chwach,, aullgröfs, Weit. Longenarterie [ehr eng, nur zwei Klappen. Venble Klap- 


Harles Jahrb, 1. 1. 


8.35. Oben 8.251. 


Hodgflon bei Farze. 


burt, 


Lebt im sten 
Jahre 


Halten Frofug 


Einäthmen 
fchnell u.tief| normal 


Hau pliu 


Phanzeafjii- mager 
fen, 


Schwindel 


labe,| pen des Herzens dick, Herz grols, rechte und linke Kummer 
[Alon,vormän:| gleich. Rechter Vorhof weit, linker eng. !Leber fahr groß, 
Inslchwollen, ‘ 


ee ne 
Vorderfte Fin-| 

ger - u. Zehen.| 

glieder dick, 


Beobachter. 


‚eszeit und Lebenslauer,! Arhmen, 


Temperstr. 


Tertabiliehe | Sonfibiliete, 


Ern’ 


Leichonbefund, 


Haller's 
| 


39. Chamferu Mi. de 
1a foc. de mid. T. IV. 


„bt im Iten/bef-hwerlich, 


40. Naffe Reil's Archiv] 


| 


Jah Hufı an 
£ u Schlingen er 
fchnere das 

Athmen 


Schlaf unru- 
hip, 


Magens fchäd 


klein, Exstre 


mirsten Sehr 
duan, 


Bd. ıe. H.2 5 
1. Prochaska Bullet, de] unbelirame 
la foc. de med 1807. 


42. Meyer zu Berlin] 
mündliche Mittheilnng 


Tod im fen) ' 


Jahre 


—— 


Arteniöfen Gap, 
in Min AsınS *üler der Lungenarterie aus der rechten Kammer 


Kammerfehejdewand dorchbohrt. Zi 
Kammerfeheidewand durehbohrt, Lungenarteris fohr enz 


\ 
43. Caillior Bullet, de 
1a foe. de mid. 1807. 


abe vim Den 


Öhnmachten] 


44. Cooper bei Farre, 
+ Üben 8. 2:9 


Vorüberge- 


hende Läh-[Ekel. Kopf 


mungder Ex-| fchmärz. 


Kammerfeheidewand durchbohrt: Aorte aus beiden Kanımern, 


Tenfenkutaete fchr eng. Arteriöfer Gang verfchloflen. Abfcels 


45: Hanfe, De morbocoe 
zul Lipf. 1813, 


Tage, vorzüg |9 Jahr 7 Mon. = 


fehr fclwach| Geiftesfähige) 


keiten umpk 


Igor, aberkli 
ner Statur 


Weite Aorte mehr aus rechter als aus linker Kammer. Lungen: 
arterie fehr eng, Klappen verwachfen, Eirundes Loch weit 


offen, Gallenblafe großs, voll [chw. N unge Ichw 
Hirafiählenwaferftäht, TE NETT 


46. Cailliora a, 0, 


rJahr 


47- Tiedomann Zoolo; 
gie Bd, 1.8. 177. 


Bewarstlößg 
fehr-[chwäch| keit in den] 
Anfällen 


48: Inrine .2.0 


Tod im ı2len| 


| 


Weite Aorte aus beiden Kammern. Lungenaxterie [ehr eng, dünu- 
5 i Klappen. Hera [hr grofs. Stämme des Aorten- 
bogen invertirt, "Sehr grole Thymas, 


Perforation der Kammerfcheidewand. 


Eirundes Loch-oifen. 


ehym. eil; Lond. 1796 


Jahre 
| fest 
9. Sandifort.Obf, an ade Me) [ehr rofeig ch] Geiftesfähig E Weite Anrte aus beiden Kammern. Lungenarterie (ehr eng, i- 
49: Sundifort ON a a fehnäe] keiten gut nu us zundes Loch erwas offen, Herz fchr grofs 
path, 
), o fare Maladies Aorto aus beiden Kammero. Rechte fehr diokwandig. Herz 
50. Carvi 
" organiquesdu cosur, Pa BE r 2; lelır grofs, 
51. Honter 3,2: 0. 13 Jalır x Ichwacl) Telır mager Aorte aus beiden Kammern. Lungtnarterie Sehr eng 
3. Huer bei Obera,a.0.| unbeftimme | - Diefelbe Anordnan, 
53 wlteney med.Trans alır 9 No: 
53.Fulsaney medErun aJahr 9 fehr fchwach) fett Diefelbe Anordnung. Linker Vorhof klein, Lunge klein, 
of Lond. Vol. 111 
5% Meckel Path. Anak 14-Jalır z wundes Loch weit offen. Rechte Herchöhle fehr weit, Linke 
Bd, 1 [ehr eng 
Foren IT] FREE Hi - 
Verftand lang-/Appetit |Vorderes Fin-} Herz große Vordere Kammer [o dick als hintere. Linke Seite 
55: Farre a.a. 0. 8.34 Z > Herzklopfen |fehr fehwachl ram. Ele erofs, mager |ger- u.Zehen-| eng. Lungenarterie [ehr eng. Aorte weit, aus beiden Kammer, 
Oben 8. 235+ [glied dick Lunge vereitert. 
Var] je mer: #1 Aorte ans beiden Kammern. Lungenarterie normal, aus einer 
56 Lnwzenes bei Fax-| unbeltimmt u kleinen dritten Abtheilung, 
med, and Rechter Vorhof weit. In der rechten Kammer zwei Hydatiden. 
Der: _ _ Rechte Brutthöhle voll Waller. Waller, 


58. Lentin Beiträge sur 
ausibenden Arzneiwik| 
fenfchaft. 1798: 1. 


hriemIgten 
alıre 


15 Jahr |fehr fchwer 


Gliedmahen |, 


Vortreffliche 
Geilesfihig 
keiten, 


Arme zul 
klein, mager|Letzte Finger 
Su. Zehenglie-] und-dinn. Lunge tuberculös und verwachfen. 
der dick. 


Herz fehr grofs, vorzüglich das. linke. Lungengefäfso Lehr weit 


non. VI 


Taeconi Comm. Bo.| weibli 


15 Jahr 


Eirundes Loch fchr weit, Linke Kammer weiter, rechte dicker 
als gewöhnlich,“ Lungenarterie [ehr eng, Herz rundlich, Leber 
fehr grofs 


61. Morgugni dec. et 
Ted. ep. XVILa. 13 


16 Jahr 


Eirfndes Loch. weit. Lungenarterie verfchloffen, Rechte Kam- 
merveit dicker als linke, Herz klein. 


62. ‚Spry. Men. of ılır) 
med, locier. of Lond 
Val vill. 


17 Jalır Tchwer 


Schwach, 


Menfssuariou) Eirundes Loch 214 
mager erfe kurz vor) Herz und Leber felr groß 


dem Tode 


it im Umfange, - Arteriöfer Gang offen, 


63, Sachfe Hufel 


‚ebt im aclten = 
Jahre 


64. Marcer Edinb. med 
and furg, journ. Vol, 1 


heftigerlim Winter be : 
Todimaftenjlehr enpbril 


Julıre fcig in den 


Ietzten 9 Mo-) 


Herz normal, etwas größer, Lunge etwas feftör, überall suf das 
englte verwachfen, 


aa Beitipe md Birunden Loc often, „Euftsch, Klappe fehr prof - Keine Kam: 
= ; Schwinde| ‚Gefchlechts» || merfchtidewand, doch eine blinde Verlängerung dar Kammer 
65: Farse 8.37. Oben) | |leiche, doch Schwäche klein _ [Entwicklung| deutet die linke an’ ‚Beide enpe venfe Deftuüngen Führen in 
$ a2 Jahr fchnell Gelicht. in unvoll: die reclite Kammer, ‚aus welcher die Aorte. narteris 
U Kommen ehr 
1 1 E Mitte dex.lanı 
66. "Meysz, au Emma} [gen "Kupchen| Eirundes Loch weir offen, 
‚cher Mirtbeilung. 24 Jalır äußerft dilon. 
67. Fozeis bei Senac. fur = Herz eine Kammer, fehr erweitert. 
la fir. du coeur, 37 Jahr EP 
SB. Seiler Horn Archiv. Der Eirundes Loch fehr weit.“ Lungenartrie Sehr eng: Winde der 
Bd. 8. und neue Folge| 31 Jahr fchr Ichwach) Herzkammern Sehr diek. Arteriüfer Gang oflen, 
1815. Jan. Febr. 
69. Schulera.a 0, nlgesorihe | | Nicht unterluchr, 
FERNE Dar Eirundes Loch Schr weit. Selır gro[ses Herz. 
: - Kammerfcheidewand durchbohrt, Aorte aus beiden Kammern, 
Farre 8 über goJahr Lungenarterie fehr weit, 
Obere Glied.) Ku 
72. Richerand N, klim R Y mmmerfoheidewand durchhohre, Lungenlierz und Lüngenarterie 
7 Annlıte Veh Rn fchwer fehwach träge Imalengrößen) _fehr weit. Arteriöler Gang weit offen, a 
ar en 7 —— 
73. Burns Herakranklı Pre Eirundes Loch und artertüfer Gang weit offen. 
Lemgo 1813. S- 1b, 


74. Corvilare Mal, org 
du cosur, 


75. Green Phil, wansact 
No. 46% 


co hr = 


So Jahr 


—_————— — — 5 

Eirundes Loch einen Zoll im Dürchmeller. Beide Vorhüfe, rechte 
Kammer und Lungenasterie [ehr weit, linke Kammer und Aorte 
(ehr eng. 


Eirundes Loch 2 Zoll im Durchmeller. 


unbeftimmr, | unbeltimmt 


Barre Ebendaf, 


Coheinlichl felr jung. 


Scheidewand durchbohrt, Lungenarterie verfchloffen, 


Loch zu grofr. . Arteriöfer Gang offen, Birundes 


In 


Ueber 
von 


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Das Gele 
Verlauf b: 
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3 


Intelligenzblatt. 


IL. Ueber den Verlauf‘der Arterien und Venen. 
Von J. F. Meckel. N 


Das, Geletz, dafs die Venen einen weit unbeftändigern . 
Verlauf haben als die Arterien, ift fo allgemein ange- 
nommen, dafs man kaum einen Einfpruch dagegen er- 
warten und wagen kann; dennoch glaube ich, fo alt. 
es auch il, und [o fehr man. fogar neuerlich die Noih- 
wendigkeit deffelben aus der höhern Potenzirung u. [. w. 
der Arterien darthun zu können geglaubt hat, gerade 
nm entgegengeletzten Satz aufftellen und erweilen zu 


Die Hauptgründe für meine Meinung find folgende: 
"n Gehe zn die Anordnung der Arterien als bei 
" weitem zu beftändig an. Dies gilt für alle Theile 
des Arterienfyftems. Haller will unter 400 Kör- 
pern nicht einen einzigen gelehen ‚haben in wel- 
chem der Urfprung der Stämme des Aortenbogens 
. vom Normal abwich. Die meiften Anatomen. hal- 
ten die höher als gewöhnlich beftehende Theilung 
_ der Armpulsader für eine grofse Seltenheit. Dage- 
gen fpricht indeffen nicht nur meine, auf vielfache 
Unterfüchungen gegründete Erfahrung, fondern die 


Autoritäten ‚von Sömmerring, Monro, Burns und 
Barclay, 


. [1 


2) Hält man im Gegentheil die Verbreitung der Venen 
für ‘viel zu unregelmälsig, Man vergifst hier ganz 
hefonders, dafs, f[owohl wegen der gröflsern Zahl 
der Venen, als vorzüglich wegen ihrer grölsern 
Weite die Gelegenheit zu Abweichungen bedeutend 
vermehrt, und, die, vorkommenden, Abweichungen 

“weit deutlicher find, dies um fo melır, weil die 


Venen meiltens freier liegen, und nach dem Tode 


nit Blut angefüllt find, fo dafs deshalb im Leben 
und im. Tode auch oline vorgängige Injection ihr 
Verlauf weit deutlicher als der Verlauf der Puls- 
adern ift. 

Vergleicht man. beide Sylteme- in indber Hinfcht nur 
einigermaalsen, genau mit einander, [o wird man" fich, 
glaube ich‘, leicht von der Richtigkeit des Gelagten über- 
zeugen. Vorzüglich ftütze, ich mich auf falgende 'be- 
fondere Thatlachen. 

ı) Die obere Hohlvene wird ankıli den Züfkiiiriidhe 
witt-der beiden Schlülfelvenen: gebildet, Die einzige, 
mir bekarinte, Abweichung, welche hie darbietet, ift die 


Nichtvereinigung der beiden Schlülfelvenen, wo lich dänn 


die.-linke, ‚an der untern Fläche des Herzens in der 
Kreisfurche verlaufend, in den rechten Vorhof einlenkt. 
Eine [ehr feltne Abweichung, die ich nur zweimal vor 
mir habe,‘ nie [elbft fand,‘ und von der auch nur äu. 
Lserft wenig Beilpiele bekannt find. 

Die innere Drolfel- und die Armblutadern habe ich 
eben [o immer an der gewöhnlichen Stelle ent[pringen, 
immer die linke Schlülfelpulsader weit länger als die 


& z (= 5 ’ 
rechte, die obere Hohlvene auf der rechten Seite und 


auch die untergeordneten Stämme, z. B. die Wirbel- und, 
die innern Bruftblutadern üch an. dem gewöhnlichen Orte 
einfenken [ehen. 

Wie verfchieden von diefem Bilde ift die. ‚Anord. 
nung der Stämme des Aortenbogens! 


. 


© Statt jener einen bekannten Abweichung giebt es 
vielleicht zwanzig! Entweder ilt .I) die Aorte von ih- 
rem Anfange an bis" zu ihrem sablteigenden Theile ge- 
Spalten, (Malacarre) oder 2) diefe Spaltung tritt in ei- 
niger Entfernung vom Herzen ein (Hammel), oder 3) die 
Aorte [chlägt fich um den rechten, nicht den linken 
Luftröhrenalt (Cailliot, ich'zweimal), oder die drei Stäm- 
me.des Bogens zerfallen auf ver[chiedene Weile in mehrere 
andere, indem entweder4) die rechte Schlüllelpulsader 
an der gewöhnlichen Stelle entlpringt, oder 5) zwifchen $| 
die beiden Carotiden gerückt ift, oder 6) zwilchen der 
linken Carotis und Schlüffelpulsader, oder endlich 7) un- 
terhalb diefer entfteht. Mit dielem Zerfallen des unge- 
nannten Stammes und. dem Wandern der rechten Schlül- 
felpulsader ind eine Menge andere Abweichungen häu- 
fig zufammengeletzt, indem einer oder mehrere der ge- 
wöhnlich getheilten Stämme verfchmelzen, wodurch 
eine Menge neuer Combinationen entftehen. 

> Aeulfserft häufig ilt 8) die linke Wirbelpulsader oder 
9) die untere Schilddrüfenpulsader,. oder 10) die in- 
nere Bruftpulsader ein eigner Stamm. _ Auch diefe Ab- 


“ weichungen kommen bisweilen vereinigt vor. Biswei- - 


len findet män. 11) den ungenannten Stamm zerfallen, 
auf beiden Seiten die Wirbelpulsader als einen eignen 
Stamm., 
Auf entgegengeletzte Weile bilden bisweilen 12) die 
beiden Carotiden mit der rechten Schlüffelpulsader einen 
ungenannten Stamın, eine Abweichung, die [ich I 3) mit 
dem unmittelbaren Urfprunge der Wirhelpulsader aus 
" der Aorte (ehr häufig zulammenletzt; oder 14) die bei- 
den Carotiden bilden einen Stamm; oder 15) fchon bei 


Ihrem Urlprunge theilt ich die Aorte in den aufftei- 


‚genden und ablteigenden Theil; oder 46) auch die linke 
Kopf - und Schlüffelpülsader entlpringen aus einem ge- 
[3 


imeinfchaftlichen Stamme; oder 17) der ungenannte Stamm 
findet fich auf der linken, der getheilte Ur[prung der 
Kopf- und Schlüffelpulsader auf der rechten Seite; oder 
18) aus dem linken ungenannten Stamme entlteht zu- 
gleich die rechte Kopfpulsader; oder 19) die linke Schlüf- 
felpulsader entfpringt, wenn fich der Stamm der Aorte 
um den rechten Luftröhrenaft an die Wirbel[äule [chlägt, 
tief unter den übrigen und [chlägt Gch hinter der Spei- 
feröhre an die Extremität ihrer Seite. 

Mehrere diefer Abweichungen find [ehr häufig, die _ 
meiften habe ich [elbft' gefunden und ich nehme kei- 
nen Anftand, zu behaupten, dafs höchftens unter acht 
Leichen eine von ihnen vorkommt. 

Aehnliche find dagegen im Venenfyftem fehr fel- 
ten und namentlich zeigten in allen von mir gefehenen 
Fällen die Venen durchaus keine Spur einer Abwei- 
chung vom Normal, ungeachtet ich fie in diefer Hinficht 
genau unterluchte. Gerade diefer Umftand leitete mich 
auf die Vermuthung, dafs die gewöhnliche Meinung 
nicht ganz richtig [ey. ; , : 

Die unter I6 bis I9 angeführten abweichenden Bil- 
dungen find, ihrem Wefen nach, partielle Umkehrun- 
gen des Aortenly[tems, die gröfstentheils von mehrern 
Anatomen beobachtet wurden. Aehnliche Erfcheinungen,, 
welche die obere Hohlvene darbiete, ind mir dagegen 
durchaus nicht bekannt. Die Infertion der unpaarigen 
Vene in die linke Schlüffelvene gehört indellen hier- ‘ 
her; allein fie ift aufserordentlich felten, Aufser Wris- 
berg, der fie nur ein einzigesmal fahe, kenne ich, eine 
von mir Jelbft gemachte Beobachtung ke 
keine einzige. 

Der Urfprung, die Gröfse und der Verlauf it 
Aelte der Kopf-und Schlüffelpulsadern bietet fo viele Ver- 
[fchiedenheiten dar, dals man in der That kaum eime 

"Regel 


Regel 'aufftellen kann, und dafs es geradezu unmöglich 
ile, in den Venen gröfsere Abweichungen zu finden. 
Für die,Gefälse der Extremitäten gilt dallelbe. Welche 
Unbeltändigkeit,in der Theilung und dem Verlaufe der 
Armpulsader, die ich nur im verfloffenen. Winter unter 
höchltens lechzehn in diefer Hinlicht unterfuchten Fäl- 
len achtmal weit:"höher als gewöhnlich 'getheilt [ahe, 
während die. Venen völlig’ wie -gewöhnlich verliefen } 
Wie verf[chieden verhält lich der Urfprung der Finger- 
pulsadern! 

Für die Anordnung der innern und äufsern Hüft- 
pulsader läfst üich in der That gar kein. Geletz auf- 
Stellen, indem der Urfprung ‚der. Hüft- und Lenden» 
pulsader, der, Gefäfs- und Schampulsader, ‘der Hüft- 
beinlochpulsader falt in keiner Leiche derlelhe  ift. 
Vorzüglich weicht,die letzte fo bedeutend, durch ver- 
fchiedene Grade des Wanderns nach aulsen, vom Nor- 
mal ab, dafs ich nicht hegreife, wie ‚Herr, Hejjelbach 


kürzlich das Gegentheil behaupten konnte! 


Ift gleich die Schenkelpulsader in Hinficht auf die 
Stelle der Theilung in die Unter[chenkelpulsadern weit 
beftändiger als die Armpulsader, fo finden doch in an- 
derer Beziehung auch hier die grölsten Verf[chiedenhei- 
ten Statt, indem die Kranzpulsadern bald aus der tie- 
fen, bald aus der oberflächlichen Schenkelpulsader ent- 
Springen, eine der drei Unter[chenkelpulsadern oft ganz 
fehlt, die Aefte der einen von der andern entftehen 


"und umgekehrt, die. Zehenpulsadern bald aus dem Soh- 


lenbogen, bald ausden obern durchbohrenden Pulsadern 


 entlpringen u. [. w. . 


- Unter allen diefen Bedingungen, find die en 


normal, oder weichen höchltens zugleich ab. 


Die Bruft- und Unterleibsaorte ilt vorzüglich in dem ; 
‚geößsten Theile ihres Verlaufs zur Beltätigung der Zwei. 
M. d. Archiv, I. 2. T 


290 z— 
\ 


fel an der gewöhnlichen Meinung geeignet. Welche 

Verfchiedenheiten in der Anordnung der Luft- und 

Speiferöhrpulsadern und der Zwifchenrippenälte! Hier 

wird man vielleicht die oft vorkommende Duplieität der . 
unpaarigen Vene anführen, allein diefe ift eine höchft 

unbedeutende Abweichung, die Ach blofs darauf grün- 
det, dafs einige anaftomofirende Aelfte zwilchen-der 
halbunpaarigen Vene und der unpaarigen lich verklei- 

nern, andre zwilchen jener und der obern linken Zwi- 

fchenrippenblutader, die nie fehlt, lich vergröfsern. 

Eben fo bieten die Zwerchfellspulsadern, die Ein- 
geweide- und Gekröspulsader, die allerverfchiedenften 
Formen dar, [o fern lich ihre Aelte bald $&anz, bald 
zum Theil in unmittelbar aus der Aorte entlpringende 
Stämme verwandeln, häufig ein Alt der Eingeweide- 
pulsader ganz oder zum Theil aus: der.obern Gekrös- 
pulsader entf[pringt, oder die obere Gekrös- und die 
Eingeweidepulsader mit einem gemeinfchaftlichen Stamm 

entltehen u. [. w. 

Die Pfortäder dagegen bietet keine ähnlichen Er. 
fcheinungen dar, und es ilt mir kein Fall bekannt, 
wo [ich ihre untergeordneten Stämme nicht vor ihrem 
Eintritt in die Leber zu einem vereinigt hätten. 

Zwar ift ihre unmittelbare Infertion in die untere 
Hohlader eine [ehr bedeutende Abweichung vom Ner- 
mal; allein fe ift [o [elten, dafs fie bis jetzt erft zwei- 
ınal beobachtet wurde, und überdies Stehenbleiben auf 
einer frühern Bildungsftufe, allo keine vom normalen 
Typus abweichende, ganz neue Bildung. 

Vergleicht. man die Nierenpulsadern mit den Nie- 
tenvenen, [o erhält man belonders unumltölsliche Be- 
weile für diefe Anlficht, indem man die Nierenpuls- 
aderu weit häufiger als die, Venen, oft jene in dem- 
felben Körper ohne diele, diele dagegen falt nie allein, 


in‘Hinficht auf Zahl und Lage abweichend findet, auch 
gewöhnlich die Abweichung in der Pulsader weit be- 
deutender ift. Dies haben auch mehrere Anatomen, 

z.B. Haller, Sömmerring, Bichat, bemerkt, aber nur als 
Ausnahme von der Regel aufgeltellt, was gerade als 

eins der vorzüglichften Argumente für diefelbe hätte an- 
gegeben werden Sollen. » 

Ganz befonders wird die Unrichtigkeit der gewöhn- 
lichen Meinung noch durch die Betrachtung folcher Ab- 
weichungen des Gefäls[yltems vom Normal erwielen, 
welche eine regelwidrige Vermifchung des rothen und 
Ichwarzen Blutes bewirken, und daher Urfache der 
blauen Krankheit werden. Hier kann man fich leicht 
überzeugen, dafs bei weitem in dem meilten Fällen die 
Arterien [fo vom Normal abweichen, dafs jene regel- 
widrige Vermilchung des rothen und [chwarzen Bates 
bewirkt wird. 

Aeufserft felten find die venölen Theile des Her- 
zens, die Vorkammern, fo regelwidrig angeordnet, dafs 

 diefes Refultat entfteht. Ift gleich ihre Scheidewand 
nicht felten unvollftändig, fo. ift fie es theils doch lelten 
in dem Grade, theils [elten diefe Abweichung derge- 
ftalt mit anderweitiger regelwidriger Anordnung der ve- 
nöfen Theile des Herzens verbunden, dafs der Blut- 
lauf dadurch 'geltört würde. Dagegen ift Perforation der 
Scheidewand der Kammern und gemeinfchaftlicher Ur- 
Sprung der Aorte aus beiden bei weitem die gewöhn- 
lichfte Veranlaflung zur blauen Krankheit, 

° Die Lungenpulsadern entlpringen weit häufiger 
aus der Aorte, als lich die Lungenvenen in die Hohl- 
adern fenken. In demfelben Herzen, wo lich die erfte 
Bildungsabweichung findet, find gewöhnlich die Venen- 
urfprünge normal. Wo lich nur eine, Kammer findet, 
find doch die Vorkammern gewöhnlich regelmälsig. Noch 

Ta 


Pr 


ift kein Fall von Infertion der Hohlvenen in den’ Im- 
ken, der Eungenvenen in den rechten Vorhof bekannt, 
fchon drei genaüt befchriebne Fälle dagegen'von völliger 
Transpofition der Lungenarterie und der Aorte. 


32, Sollten nicht die angeführten Thatlachen hinläng- 
lich den Beweis führen, dafs das' gewöhnlich angenom«- \ 
mene Geletz, wie [o manches andere, nicht wohl länger 
beftehen kann?, 


-... Wo,ich nicht irre, lo wird diefe Meinung fehr auf- 
fallend noch durch die Bemerkung, beftätigt, dafs auch 
in der Thierreihe das Venenfyftem ganz auf .diefelbe 
Weile nach einem weit einförmigern Plane gebildet ift 
als das Arterienlyftem. Welche Verfchiedenheiten bie- 


‚tet nicht [chon. bei den Säugthieren der Urfprung der 


Stämme des Aortenbogens und die. Verbreitung der ab- 
und auffteigenden Aorte dar, da die Hohlvenen lich 
höchftens, wie beim Menfchen, durch Vereinigung oder | 
Nichtvereinigung "beider Schlülfelvenen unterf[cheiden. 
Für alle übrige Klalfen gilt völlig daffelbe, ja die beim 
Menfchen Weiche Verf[chiedenheit beider Syfteme 
in Hinficht auf "Beltändigkeit der Bildung, fcheint mit 
diefer, durch die Thierreihe herrfchenden, aus derfel- 
ben Quelle zu flielsen, indem die Abweichungen des 
Ärterienfyftems beim Menfchen falt nur mehr oder we- 
niger vollkommme Wäederholungen normaler ‚Thierbil- 
dungen find. Dies ‘werde ich für alle ‚mehr oder wer 
nıiger leicht nächltens an einem andern Ort nachweilen, | 
und bemerke hier nur fo viel, dafs fich auf diefelbe 


; Weife in der Thierreihe der Karte Herztheil weit früher 


als der arteriöfe vervollkommnet, wvie beim Menfchen 
in dielem regelwidrigen Bildungen jeder Are weit häu- 
REReN als-in Een find. ö r 


ala. Erwägt man: dies ‚ı/[o: wird man äuch vielleicht zw 
Ausfindung der: Urfache dieler Verfchiedenheit zwifchen 
beiden Syftemen geleite.w Ort 
r "Sollte man fie nicht in der Brehm: der Venen 
vor den Arterien aufzufuchen haben? Die grolse Con; 
. ftanz. des. Typus des ‚Nervenlyftems macht diefe 'Ver- 
muthung, wo ich nieht irre, defto wahrfcheinlicher, da. 
die Erfahrung beweilt, dafs der Eildungstypus in dem 
Maafse unbeftändiger ift,, als ein Theil fpäter entfteht- 
So läfst fich für. die, Bildungsgelchichte. des Bruftbeins 
falt kein. Geletz aufltellen;; ‚während ‚die der; Wirhel 
höchft.; regelmäfsig ft. Bedeutende Abweichungen inz 
Muskelfyftem kommen, vorzüglich an der yordern Wand 
des Stammes und, den juntern, Abfchnitten der Glied- 
maalsen vor. . Kein Organ bietet häufigere und. viel- 
 £achere .Beilpielevon eh ‚der KRHRHRE dar, 
als das. verhirig ws Hill Haß he pink, N 


al : hal 5 Star Aanım, nkrealimer 
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ur in” nah ur Nahpigd 178 VW 4ud nal 


iL. en zur Entwicklungsgefchichte "des. Dann- 
ag ‚Von. J.; Fe Meckela h 4a2 Näg 
(Unter mehrern Tharfachen, welche in mir die Verl 
thin erzeugten, dals, wenn zwifehen-der Höhle dep 
rer des Darmkänals ein Zafanimenhang durel 
einen öffnen Gatig Statt ’fmdet, die: Verbindungsttelle 
ich der Anfang des Dickdarıns, fondern das Endftück, 
des Krümindarms feyn möchte, befanden ich ‚auch die 
Falle, wol vom Darmkanal aus ein offner:meiltens von 
den Näbelgekrösgefälsen begleiteter Gang lich zur :vor: 
‚dern Fläche des. erg EEE R [chie- 


j 
. Fi 


ii zu sw or.\6 j Y 
© 4) Ueber die Divertikel in Reils Archiv Bd, 9, H, 1. Pathol. Anarı 
Bd. 1. 8. 578. ü send aM say 


nen mir in fo fern für diefe Anficht zu fprechen, als 


bei weitem in den meilten Fällen, unter eilf Fällen in 
neun mit Gewilsheit, der erwähnte Gang zum Krumm- 


darm führte, in dem einen der beiden übrigen. der Kör- 


per nicht geöffnet wurde. 


Kürzlich habe ich zwei andere Fälle gefunden, von 
welchen der eine wenigftens diefelbe Bedingung dar- 
bietet. Beide befinden fich im Edinburger Journal *), 
Der eine, nicht geradezu beweilende, indeffen in an- 
derer Hinlficht Sehr merkwürdige ilt folgender. Bei einem 
reifen Kinde, welches drei Tage’nach der Geburt ftarb, 
äulserlt [Chwächlich und [chlaff war, vollkommne Klump- 
fülse und in der Lendengegend eine anfehnliche Wir- 
belfpalte hatte, lag der Nabel'tiefer und mehr rechter. 
feits als gewöhnlich , über und unter ihm befand 'fich 
eine anfehnliche Erhabenheit. "Der After fehlte dürch- 
aus. Ungefähr in der Mitte zwilchen dem Nabel und 
der Schamheinfuge dagegen ragte ein Theil des Darm- 


kanals, den der Verf., Herr Congue/t, für den Maftdarm 


hält, drei Zoll ‚weit hervor, „war aber überall von der 
Haut bedeckt. Die’ periftaltifche Bewegung’ fand beftän! 
dig Statt und bewirkte‘ den "Austritt? des -Kindspechs. 
Der’ vorliegende Theil war; weit‘ dicker ‘als der; Maft- 
datm RER Exwachlenen, und [chien von.einem [tarken, 
durch feine ‚Zufammenziehung, ‚die Höhle ganz. ver[chlie- 
£senden Muskel umgeben. Der: Charakter, der Gelchlechts- 
theile war völlig unbeftimmt, ' Der.für, den Hodenfack 
zu. haltende Theil war beträchtlich ‚gröfser. als gewöhn- 


lich und. erftreckte fich, glatt und ohne Spur einer 


Nath, bis,über die’Schamgegend. Von den Hoden fand 
fich keine :Spur, der: ganze Hodenfack war mit Zell- 
gewebe angefüllt. Wegen‘ feiner Grölse und des gänz- 


1) Bd. 7. H. 25. No, 6 und 13, 


| 


295 


lichen Mangels jeder Spur von Verwachlung‘ [chien die- 
fer Theil nicht die verwach[enen Schamlippen zu feyn. 


‚In der obern Gegend 'delfelben befand! Gch eine kleine, 


von einer äulser[t feinen Spalte durchbohrte Hervorragung 
ohne. Vorhaut oder. anderweitige Aehnlichkeit mit‘ der 
Ruthe. . Die Spaltes'warn die Oeffnung- der Harnröhre;- 
welche durch das weiche Zellgewebe der Gelchwullt bis 
zur Schambeinfuge dargeltellt werden konnte, und aus 
welcher der-Harn beftändig tröpfelte.. Die Schambeinfuge 
war normal. , Leider konnte die ‘Section nicht, gemacht 
werden und es ift. ‚daher ungewils,; ob dieler Fall zu 
denen gehört, wo. der dünne Darm fich an der vordern, 
Unterleibswand ‘öffnete, oder obrdich überhaupt die vor 
dere: Wand des Darınkanals nicht gebildet hatte. .Con- 
qiefe fagt zwar, es [ey der Maftdarm gewelen, ‚alleim 
er vermuthet dies offenbar mur;: weil der After an der 
gewöhnlichen ‚Stelle‘ fehlte, undvähnliche Fälle machen, 
es vielmehr höchft wahrfcheinlich, dafs der vorliegende 
Theil, wenn nicht der Dünndarm, doch vielmehr der 
nicht verfchloffene- Grimmdarm als der. Mafıdarm , war, 
der fich an einer, abnormen : Stelle geöffnet hatte, *). 
Auf. das merkwürdige Zußsietssiltieffen der Form, 
nach verfchiedener, aber ihrem Welfen nach identifcher, 
einander gegenfeitig „erläuternder Bildungsfehler, der 
Wirbelfpalte,. Untenleibs „ und Darmfpalte,  unvoll- 
kommner, Entwieklung der, Gefchlechtstheile und der 
‚Eüfse in demlelben Körper.brauche ich kaum aufmerk- 
fam zu mächen.. Befonders interellant \ilt, vorzüglich 
das. Zufaimmentreffen der Bauch- und Darmfpalte mit 
2 Lendenfpalte, [ofern es’auf-die polarilche Correlpon- 
denz ‚zwilchen der vordern und-hintern Körperfläche 


1) 8. zwei Fälle diefer Art in Fleifchmann de vitiis congenitis circa 
choracem et abdomen. Erl. Bi 38.. 1) 17 


kinweilt, ee auch. durch. Bildungsabweichungen. ‚er- 
läutert wird, wovon ich.auch anderwärts einige Beifpiele 
zulamimengeltellt habe *) und deren Zahl lich leicht dureh. 
„ mehrere vergröfsern lälst. 
" Der zweite Fall wurde von Peake: beobachtet! Ein 
ee neugeborner ‚Knabe, der. nicht völlig (drei. Tage 
alt wurde, hatte ‚am Nabel Vene Gelchwulft: von der 
Grölse einer ‚Wallmufs;» über die fich die allgemeinen 
Bedeckungen, ungefähr 4 Zoll weit'erftreckten, sund über 
deren: obern Theile die, dem: Anfchein nach ganz von 
ihr verfchiedenen’Nabelgefälse austtaten. + ‚Siebatte'.das 
Anfehn eines, iin.dem Nabelftrang, vorgefallnen, Darm» 
ftückes, 'und an: ihrem antern ‚Ende, befand ich. eine 
Spalte, aus’ welcher. das Kindspech trat, «Bald: nach der; 
Geburt traten Erbrechem und häufige-Krämpfe.ein.] Alle 
Speifen wiß/den entweder.durch den Mund ausgeworfen, 
oder traten aus' der erwähnten Spalte aus, Durch den 
After würde nichts excernirt, nur kurzo vorıdem Tode 
or hier Abgang von. etwas Rindspech-und: Schleim. ' 
"Bei der Untetfuchung fand’ fick’ der Darnikanal 

vom Mageh bis zum ANeFaMER Darniftücke' normal, 
ein Theil des Krummdarms vorgefallen und offen, "zwi- 
fchen diefer Stelle“und ‘dem übrigen‘ Daimkanal zwar 
ein ununterbtochner Zufammenhang; allein diefer wurde: 
durch‘ einen engen‘ Gang vermittelt/und die’ Oefinung‘ 
deffelben in den'/untern' Theil des, Darms warseng; 
befand fich"an der Seite deffelben ‚ und überdies wandie) 
\ Sich diefer fo [chiell nach unten, dals.'der Durchgang! 
des Darminhalts fehr -erfchwert war Daher'war dem 
ganze unterhalb diefer Stelle befindliche Theil des Darın-: 
Kanals; namenilich der ganze Grimmdarm, weit Er 

als der dünne Darm. 


7) Path, Anat, Bd. ı. p. 379 und, 756; Hurt 


Sry ' 


= 


III. Blafe. für den Saft des en ‘Von 
wei 4. @. "Mayer, Profectör “am  anatomilchen 
"Phöater‘ zu‘ na ww 


Einer halberw achlenen ve wur de das Ir. durch 
ein Ex} eriment geraubt. Als ich .ihr die Bauchhöble 
öffnete und die untere “Fläche der Leber unterfuchte, 
FH erkie ich em weilshches . rundes und von Flüfsigkeit 
ftrozendes Bläschen N das in feiner Gröfse einer Hafel- 
nuls, gleich kam. Es ruhte auf der rechten Seite, dex 
Gallenblafe auf dem "Halle derfelben und war an den, 
letzten. durch Zellgewebe angeheftet. Ich hielt es- ‚für, 
eine Hydatıs, deren ‚man, nicht elten bei Thieren auf 
ie Leber, fi ndet, ey "und öffnete be unverzüglich, r Es 

(s ei Eirie igrauliche ‚Flülhgkeit, in welcher Beh „weilsliche 
BE En Ma hatten‘, heraus, und von einer Tänia j 
eine Spur zu entdecken, “AR, ich daher ‚die um- 
Erbe Theile näher ins Auge falste, bemerkte ich, ! 
dals von dem Bläschen ein Gang, \ welcher anfänglich 
mir d Er "Ductus eyltious und im weitern Verlauf. mit 


„dem Ductus choledochus parallel lief, mit, dem letzterm L 


nz 


‚gegen "das Duodenum hin fi erfireckte.. Ich nahm da- 


her das umgebende. Zellgewebe förgfältig. weg, und Pr 
parirte die "Pfortader , den Lebergallengang, und die 
zwei Wurzeln ‘des aus dem bei diefen ‚Tbieren Her 
pelten "Pankreas kommenden ductus pancreaticus. \Zu- 
gleich trennte ich den von dem genannten Bläschen 
kommenden Gang von dem Ductus choledochus und ver- 
folgte beide bis zwifchen die Häute des Zwölffingerdarms, 
Auf diefe Unterfuchung zeigte es lich nun, ‚dafs die 
zwei Wurzeln a ag pancreaticus, nachdem lie fich 


+ > 


1) Auch auf der Oberfläche der Milz eines an den Folgen eines 
‚Sogenannten Ploas-‚Abfcelles verftorbenen Mannes ‚fand ich 
‚jünglehin eine Hlydatis.mit ihrem Bewolner, 


298 -_— 


gegenleitig'zu einem Kanal vereint hatten, fich' num mit 


«lemGang ‚des Bläschens ‚zu einem gemeinfchaftlichen 
Stamme in.der Nähe des Zwölffngerdarms verbanden. 

Der Gang des Bläschens hatte, ehe diele Infertion ge- 
fehah, fchon die Länge von 14 Zoll erreicht, war 
fomit im Verhältnifs mit dem ductus eyltieus der Gal- 
lenblale fehr ıgroßs, - und übertraf diefen noch einmal 
an Länge. Jener gemeinlchaftliche Gang, den man 
etwa Ductus falodochus nennen könnte, trat nun mit 
dem Ductus eholedochus fogleich zulammen , und der ge- 
meinfchaftliche Stamm anslite im Zwölffingerdarm, in 
deffen Höhle man die einzige Einmündung, dieles Stam- 
mes fah. Wurde Luft oder Waller in ‚den Gang die- 
fes Bläschens eingetrieben,, fo.drang beides fowohl in. 
die Zweige des Ductus panicreaticus als auch durch‘ die 
Mündung i im Duodenum ‚heraus. Es war fomit diefes 
Bläschen eine wahre, Cyltüis fucei pancreatici und ver- 
hielt fich zum ductus pancreaticus wie die Gallenblafe 
zum Ductus bepaticus. Würde diefe Abnormität bei die- 
fen Thieren wieder vorkommen, fo wäre dadurch die 
Möglichkeit, den pänkreatifchen Saft zu zerlegen, endlich 
gegeben, und ich will durch diefe Beobachtung die Phy- 
fiolögen auf einen folchen möglichen Weg, den pankrea- 
tilchen Saft in ‚ziemlicher Menge zu erhalten, aufmerk- 
Sam gemacht haben. Merkwürdig ift hierbei die Annzhe- 
rung diefes Bläschens an die Gallenblale, wodurch auch 
fein Gang lo i in die Länge ausgedehnt werden mufste. 


IV. Hornbildungen im Allgemeinen und insbefon- 

dere an der menfchlichen Eiche. Von J. F. 
Meckel. . (Hierzu Fig. 2. 3.) 

“.. Sowohl die Abweichungen der äufserr als der innern 

Geftalt oder des Gewebes der Organe find in phyhologi- 


. [eher Hinficht äufserft interellant, und ihre nähere Un- 
terluchung leitet zu den fruchtbarlten Refultaten.. | 
‘ Mit den urfprünglichen Abweichungen der Form 
habe ich mich theils in Reils Archiv, tbeils in eignen. 
Werken vorzugsweile befchäftigt und glaube das Meinige 
beigetragen zu haben, um diefen höchft “interellanten 
Gegenftand in dem Lichte darzuftellen, welches ihm'ge- 
ziemt und namentlich um zu-beweifen, ‘dafs Mifsbildun- 
gen nicht blo[s als Curiolitäten zu betrachten find. Es 
kann wohl keiner Frage unterliegen, ‚dafs fie in der 
That einen weit höhern wifferfchaftlichen Werth haben, 
alssdie,erworbenen Formabweichungen,, die in der That 
nur imtechnifcher Hinlicht Reiz haben. Dera wiffenfehaft- 
lichen Forfeher-find dagegen auch die Texturabweichungen 
bei weitem: wichtiger als'diefe und: ich ‚werde es-mir in 
dem unter der Preffe befindlichen zweiten Bande meiner 
pathologifchen Anatomie zur angenehmen Pflicht machen, 
aüch dielen:Gegenftandy,» feinem: UREHAENR ren ab- 
zuhäandeln. 00 rc ES 
-i=»Diefe ee 'die man aan neue Bil: 
(dungen nennen kann, folern lie gewöhnlich erft zufällig 
entftehen ivenn die normalen: Theile [chon längft gebil- 
det find, zerfallenin zwei grolse Häuptklaffen,, in folche 
Bildungen ; welche'dem Körper durchaus fremd find; 
ünd in’andere, ‘welche zwar‘äüch in die normale Zulam- 
menletzung+deflelben eingehen, Wiederholungen: norma. 
Jer Gebilde, allein durch die Stelle, an WERE ar fich 
bilden, regelwidrig find. | 
© Es giebt beitahe keinen Theil, der fich ua regel- 
widrig im Körper wiederholte. Am häufigften gilt dies 
für das Knöchenlyftem, welchem das feröfe. zunächft 
Steht. Vielleicht könnte man vor beiden Syftemen noch 
dem Schleimlyftem den ‚Vorzug geben; indem jeder Ab- 
fcels und jederFiftelgang Bildung einer vorübergehenden 


Schleimhaut ift. "Auf,diefe Theile folgen die Oberkaut- 
ähnlichen; Haare! und | Zähne. \\Von regelwidriger Haar« 
und Zahnbildung werdeich. im nächften. Hefte ein von 
mirkürzlich: gefundenes, merkwürdiges, Beifpiel belchrei+ 
ben: und abbilden), jetzt mag die Beobachtung einer ver- 
wandten,  höchft merkwürdigen Bildung ‚ der. Hornbil: 
dung, hier ‚[tehen., „Sie,inurde von Caldani *)'gemacht-und 
it. wegeh. ‚den, er Stelle, welche ‚das Hose 
einnahm; werkwirlige martin, ale 
=» Eins'heßzigjähriger Mann ‚der beftändig‘ BP: 
merisgelünd/&ewefen' warysempfand plötzlich ein äußerft 
hefüges'Jucken awder-äufsern :Seiteides, rechten» varieds 
re Reriewes dafs ches zum Blaten‘zu 
kratzen genöthigt-wäar. '» HieraufientftandenRofe, ‚Oedem 
und:iGefchwire,; die bald hier, bald dert aufbracheny big‘ 
endlich nach! zwei-Jahren.vollftändige Heilung erfolgte, 
Bald>daraufiefitltand jeimrheftiges Jucken: 2wifchen«Richer 
und ‚Vörhaut ,. welchesser, ivegenangeborner  Phimofis 
durch fo heftiges Reiben der Vorhaut zu lindern fuchte, 
dafs -Blutiaus der: Qeliunngiderfelben, Holssı Nadhieini- 
gen Monätenierfckiem ein weicher, smmit ungleicher. Ober- 
fäche verfehener ‚; einett' Eichel; ähnlicher; - ;äufsexft. em, 
pindlichey ‚Korps am ‚derı Vorhautößßnung,) der fich ix 
einigen. T egen. vergröfserte:;7 Da! ‚wege. ‚der. ‚Enge. (der 
Vorhaut!den „Sitz\,delfelben; nicht: ausgemiktel, werden 
konnte lo würde. (diele anfgelchlisztz4 „und, es. vergab Gch, 
' dafs „eine, ‚krebsartigel.Gelchwullt;, von‘! ‚ährer; inner 
Fläche hervorwuchs und außerdem | „‚eimen | | kleineg- 
Theil, der;Eichel angegrifien hatte, „Die ‚ganze Vorhaut 
wurde, weggenommen, ‚und die Wunde vernarbie in einem 
Monate,., Doch zeigte ich Iehon, am dritten laß, mach, 


A a ee A 


x: Öfferv. anat. 'pathol.'Öf: XII, in Mem. della foc. italiana, Tor 
ma RVEsPir,pgsrspkk 4.) i biskion! 


' 


der Operation an der wunden Stelle derEichel eine kleine; 
etwas harte Hervorragung, die am vierten und fünften 
Tage mir dem glühenden Eifen berührt wurde. Sie’ ver- 
fchwand hierauf, allein am achtzehnten Tage erfchienen 
zwei andere etwas erhabene Stellen an demfelben Orte. 
Diele und ein dritter, ungewöhnlicher Auswuchs, «der 
einige Tage [päter er[chien., wurden gleichfalls weggeätzt; 
fo.dals der Kranke das Hofpital in kurzer Zeit völlig ge- 
heilt verliefs. Fünf Tage nachher aber erhob ich in der 
Mitte der Narbe ein weilser, harter und unempfindlicherr 
Körper, der in der: Breite und Länge:bald: [o beträchtlich, 
wuchs, dafs er in:zehn: Monaten. die Gröfse erreichte; 
welche ‚die Abbildung angiebt. "Zugleich erhärtete er zu 
einer hornartigen Subftanz und krünmnte fich nach der 
Concavität der Eichel [oz dafs fein Ende der Eichel- 
öffnung gegenüber:gelangtei 

Des übeln Ausgangs eines ähnlichen Falles, wo fich 
8leichfalls Nägel und hornartige Auswüchfe auf der Eichel 
bildeten ‚des Alters und der vorangegangenen Krankheit 
wegen wurde keine Operation vorgenommen. f 


Das zweite, auf der Tafel abgebildere Horn war an. 
einer gewöhnlichern Stelle entftanden. Eine Frau von” 
36 Jahren erhielt von einem Wagen [o beträchtliche Stölse 
am Kopfe, dals fünf-bis fechs lange Gefchwüllte entftan- 
den, ‚von welchen lich die gröfste in der Nähe des linken 
Schenkels der Lambdanath befand. _ In zehn Jahren er- 
zeichte diefe die Gröfse eines Taubeneies, erweichte fich 
und ergols, nachdem lie durch einen Stofs zufällig’ geöfl- 
net worden war, ein Jahr lang eine Menge Flüfligkeit. 
Hierauf flofs Blut und Eiter heraus, Später bildete lich 
ein weicher Auswuchs, der ungefähr die Länge eines hal- 
ben Zolles hatte und auf delfen Spitze im heben und vier- 
ziglten Jahre ein gekrümmtes Horn entftand. Dieles 
erreichte binnen zwei Jahren die Länge von drei Zolten. 


r 


x 


In feinem Umfange fehlten die Haare und an ihrer 
Stelle fanden fich einige harte Erhabenheiten. 'Das Horn 
wurde weggenommen, allein nach vier Wochen bildete 
fich an derfelben Stelle ein harter Schwamm, welcher, 
nachdem er die Höhe einer Linie erreicht hatte, fich zu 
einer Art von Fächer ausbreitete, der ungefähr drei Li- 
nien im Durchmeffer hielt, eine ungleiche Oberfläche 
hatte, mit einer [chwärzlichen Borke bedeckt, gen 
den geringften Druck äufserft empfindlich war, und fich 
in ein neues, auf einem dünnen Stiele fitzendes .Horn 
umwandelte, welches, nachdem es ungefähr die Länge 
eines Zolles erreicht hatte, zufällig abging. ee 

Die Hornbildungen (ind im Allgemeinen als regelwi- 
drige Wiederholungen theils der Hernbildungen am 
‚menfchlichen Körper, der Nägel, theils der bei mehrerıl 
Thieren vorkommenden, mit’welchen fie noch grölsere 
Aehnlichkeit haben, merkwürdig. 

‚ Der zweite hier be[chriebene Fall ift gewöhnlicher als 
der erlte, indem die Hornbildungen theils an den nicht 
umgefchlagenen Stellen der Haut, theils befonders am 
Kopfe am häufigften vorkommen. Auch die Entftehungs- 
weile diefes Horns ift die gewöhnliche, indem lich diele 
Bildungen im Allgemeinen in Bälgen, nach Art der mei- , 
ften regelmäfsigen und regelwidrigen , erzeugen, 

Das erlte bietet dagegen in allen dicken Hinfichten 
ungewöhnlichere Bedingungen dar und ift daher merk- 
würdiger. Nicht unintere[fant ift vielleicht gerade die 
Stelle, an welcher es entltand, und wo auch in zwei 
andern Fällen vom Reghellini und Borvioli Hörner ge- 
fehen 'wnrden, weil lie an die hörnernen Spitzen an der 
Eichel ‘einer Menge von Säugthieren vorzüglich aus den 
Ordnungen der Ferae und Glires erinnern. 


E 


- — 503 


V.' Ueber einige krankhafte Mifchungszuftände des 
Harns, Von Th. Brande*), 


Die Mifchung des Harns ift im Allgemeinen „ befon- 
ders aber in Krankheiten, [o veränderlich und diefe\ Ver- 
änderungen find unter der letztern Bedingung fo deut- 
lich, dafs fie dann befonders unfere Aufinerklamkeit er- 
regen. Schon im gefunden Zuftande, noch weit mehr 
aber im kranken ift die Unterfuchung des Harns [chwie- 
rig, weil hier mehrere neue Subftanzen in demfelben er- 
zeugt werden. Dazu kommt noch die, oft alt im Augen- 
blicke der Ausleerung eintretende Fäulnifs deffelben. 
Dennoch kann man fowohl in Hinlicht auf ihn, als auf 
andre thierilche Flülfgkeiten manche nützliche That- 
fachen ausmitteln. 
 _ Der Gegenftand des gegenwärtigen Auffatzes ilt 
keine genaue Angabe der Unter[uchung des Harns über- 
haupt, [ondern blols des Harns zweier walferfüchtiger 
Kranken, den mir Herr Baillie mittheilte. Die erlte Por- 
tion gehört einem Mann von 77 Jahren an, der lange an. 
Huften mit vielem {ehleimigen Auswurf gelitten , und def- 
fen Haut [ich feit einigen Wochen [chwach gelb gefärbt 
hatte. Zugleich waren die Knöchel angefchwollen und. 
die Harnmenge hatte lich beträchtlich vermindert. 
Der Harn war gelbgrün, [ehr trübe, und falt fo 
dick und klebrig als Haferfchleim. Bei der chemifchen 
Unterfuchung ergab fich, dafs er 

. I). die blaue Farbe des Lakmuspapiers, welches a 

Weinellig geröthet worden war, herltellte; 

A durch Zufatz von l[alpeterfaurem Silber einen reich- 
lichen Niederfchlag von lalzlaurem Silber bildete; 


) 


7) As den Transactions of a Society for the improvement of med, 
ancchir. knowledge. Vol, III. London 1812, No. XVl. 


' 


504 er wo 


7,3) dusch‘ Brgmoiiihg kein Nindallikbie von ie a 
faurem Kali erfolgte; ) sah 
4) durch kleefaures Ammonium ein fchwaches Wölk- - 
chen entftand; 
5) die Auflöfung. von Gerbeftoff einen reichlichen, un- 
'auflöslichen Niederf[chlag erzeugte; \ 

6) durch Schwefelfäure eine flockige. Subftanz abge- 
Sondert wurde, welche alle Eieeukchafien von ge- 
ronnenen Eiweils belafs, fo dafs der, durch den 
Gerbeltoff gebildete Niederfchlag nieht a fon- 
dern vorzüglich Eiweils war. 


Durch die Anwendung der gewöhnlichen Methode, 
um Harnltoff zu erhalten, wurde nur eine geringe Menge 
deflelben ausgemittelt. ! 

Hätte der Harn einige Stunden lang ruhig geltanden, 
fo erfolgte ein weilslicher Bodenfatz, der, in einem Fil- 
irum gelammelt und getrocknet, ganz.das Anlehn des. 
gewöhnlichen ziegelfarbnen ER der aus Harn- , 
fäure und thierifcher Subftanz befteht, zu ‚haben fchien, 
durch : Zufatz von Salpeterläure aber nicht die zolenfar- 
bige Subltanz, welche die Harnfiure fo beftimmt bezeich- 
net, hervorbrachte. Dagegen nahm dieM. ifchung beftän- 
dig eine [chmutzigrothe Farbe an, fo dafs fie Proufts ro- 
Senfarbige Säure zu [eyn Ichien. Auch war fie leichter 
auflöslich äls die Harnfäure und bildete beinahe GEH Ba: 
zen Niederfchlag. 22 

Die vorzüglichften Kennzeichen diefes Harns waren 
daher die reichliche Menge von Eiweils, der Mangel de’ 
Harnltoffs und die Anwelenheit von Proufts re 
Säure. 

Gefunder Harn enthält keinen each Adheil 
von Eiweils, dagegen weit mehr Harnlioff, welche der 
allgemeinen Annahme nach #2 der feften Subltanz Ildet, 
E: man durch Verdunlten, ne Harns erhält, pi 
‘ Die 


a i 505 


" Die andere Quantität Harn, welche unterfücht wurde, 
war von.einem 65 jährigen Manne, der leit einigen iiona- 
ten an’ Leberzufällen litt, zu welchen fich endlich Bauch- 
wallerfucht gelellte. Die Menge des abgefonderten Harns 
war [ehr gering, er war etwas trübe und Inh. wie F leifch- 
waller. aus. 

? "Von dem vorigen unterfchied er lich _ 
- X) durch eine weit anfehnlichere Menge von Harnltoff; 
'2) dadurch, dafs er Lakmuspapier röthete ; £ f 
3) kein Zeichen von Eiweils gab, ungeachtet durch 
den Gerbeltoff ich ein reichlicher Niederfchlag bil, 
dete, der daher Gallert leyn inufste; 
4) fich beinahe keine ‚Spur von Hernfaure oder rolen. 
'farbner Säure präcipitirte, 

Diefer Harn war allo normaler gemifcht als der vorige, 
da er freie Phosphorfäure und eine anlehnliche Menge 
von.Harnftoff enthielt. Der Harn wafferfüchtiger Kran- 
' ker ift daher nicht immer gleichmäfsig gemifcht und ent 
hält nicht beftändig feröfe Beftandtheile, ! 

füge ich einen Fall bei, we der Harn eines 
in unterfucht wurde,. Der Harn wurde oft, 
- aber immer in fehr geringer Menge gelaflen, und gab im« 
_ mer eine grölsere oder geringere Menge eines weilsen, 
pülverartigen Niederfchlages, der aus harnfaurem Ammo« 
mium beltand und auf den reichlichen Gebrauch von Al- 
kälien beinahe völlig verlchwand. Ungefähr zwei Monate 
s ae der Kranke an einer andern Krankheit, 
; eating wurde ein Stein von drei 
in der Blafe gefunden, der, mit Ausnahme 
des, k ‚aus phosphorfaurer Bittererde und Ammonium 
mit tlnerilcher Subftanz beftand. Der fehr kleine Kern 
far ahpapts 
befand. lich, allo eine, Art von Stein in der 
Be und eine andere Art ging mit dem Harn ah, 
M, d, Archiv, I, 2, U 


306 nie 

Auf jenen Konnte däs Kali"durchaus keinen BinAufs tel 
ben, ungeachtet es wahrfcheinlich auf das’ harnfaure‘Am- . 

monilım einwirkte, ‘oder wenigliens die fernere Bildung, 
‚deffelben hinderte, ' Zugleich 'ergiebt ich aus’ dielem Falle 
die Unmöglichkeit, durch-den Ham oder felbftdurch'den! 
abgehenden Gries mit Gewilsheit die Mifchung‘ der ‘Bla@ 
Lenfteine mit Genauigkeit auszumitteln, "Die Auflöfungs- 

mittel des:in dielem'Falle in der Blafe gefundenen Steins 

waren Säuren, deren Anwendung-aber durch die ‚Befchäf- 

fenheit des re A offenbar contraindicirt war. 


Fra? a Pastfatatiiken!; 
N 


= ae a RT Nr? ara h 


i REEL IT Ne 01 6) 
VL. Einige Bemerkungen über, den, H n. wallerfüch- 
tiger, Kranker... „Von. W ells Ye, Ze elal 
. Diefe; Bemerkungen: beziehen: fich Pa ‚auf! die» 
Beimengung- von. Blutwaller und-färbender' Sübftanz zum’ 


Harn von Wällerfüchtigen überhaupt und: insbefondere! 
bei der Walferfucht« nach: dem Scharlach, ol sun ol 


4. Umterider-leztern Bedingang’enthält der Harn bei- 
nahe Abomer Blithräfee undicht Seiten ich ‚den Färz’ 
here Beftandtheil‘ ‘@es Blutes: pi y sul) Sir rd 


RE A 

_ Anfängs wird” der Harn in in ge Baer ‚Me n Een, 
und ift faft i immer wühe., ° Talst ma in ige Ba rn 
läng ruhig fiehen, fo finder "fich a am Me 1 ds F [5 
eine’ fehr weilse, Nockige Subftanz and, a as 
weißsliche ‚etwas "trübe Flülfgkeit ; das Ganze lie ht einer 
Mifchung'von Rahm und Moiken’ah n] ch, wenn in den 
Mölkien: [Shr' Kleine’ Theileken ‘von Rahm Tchwirkkaen. 
Bald- TORE indelfen die Menge des ‚Harns,, b "bleht 
wur‘? 


% 


hi r UT E Mn; an 
sr deri Tiansaet. 6f-a fociety for che imprör, o£ ned. and 
»ehizshkaosalh VaLSIIL Nor RVRERVIL in: 


a = ee BAR C IT 
9 


aber noch, wegen vieler’ kleiner, in demfelben [chwim- 
mender Flocken, trübe. Läfst man ihn einige Stunden 
lang ruhig ftehen, fo fallen die Flocken zu Boden, und 
die darüber ftehende Flüffgkeit wird hell. Nach einigen 
Wochen bekommt de# Harn oft eine hellroihe Farbe und 
hat mit Fleifehwaffer viel Aehnlichkeit. “Auch dann ilt 
der fo eben gelaffene Harn 'trübe, wird aber ap das 
Stehen hell. > 


Allmählig verliert der Harn [eine Röthe,; doch bleibt 
‚der frifchgelalfene Harn immer noch einige Wochen lang 
trübe; Ile die rothe Farbereinmal verfchwunden , [o kehrt: 
fie Selten oder nie "wieder. ‘Die Kranken, bei welchen’ 
fich diefer rothe Harn er zw. weit‘ re 
als anderes | 


Da diefer Harn genau diefelbe Farbe als Harn, worin 
PIE m des Blutes ‚aufgelöft ift, hat, - lo war es 
wahrfebeinlich dals fie'in der That davon abhing. Da- 
her wurde ein Theil’deffelben der Hitze des kochen- 
den Wallers ausgefetzt, worauf lich eine Menge Flocken. 
von einer gehe ng ie bülderane die zu Böden. 
gewöhnlichen blalfen Harnıs Dalası, Gewils rührt alle, 
wohl die ungewöhnliche rothe. Farbe von. der Beimen« . 

gung des rothen Bluttheiles hei  ı . A 


” An Boden von Gefäfsen, welche Hirn arte? Ar” 
edthielten, fanden fieh auch Kleine Schwarze Körnchehl. 
Diele wurden herausgenömnien und Walier auf Be ge 
göffeh, welches dadurch fchtiell” geröihet wurde, Als 
die Infafion der’ Hirze des ledetilleh” Walfers ausgefetzt 
wurde, entftanden ähnliche Flocken, durch defen Nie: 
derfchlagung die Flülßgkeir ganz farbenlos "erlichien. * 
Ach diefe Körneheir mulsten daher‘ die rothe Farbe’ 
des Blues enthäk@h haben. “ Didfe Art von Harn Würde * 

Ua 


308 nee 


nie in einer andern Krankheit beinerkt. . Bisweilen 
ift der Harn unter diefen Umftänden auch, kurz vor 
und Kurz nach dem Rothwerden, braun. Wird er dann 
der Hitze ausgeletzt, [o bildet fich ein brauner Nieder- 
Ichlagund der Han wird hell. Am Boden dielfes Harns 
hieht man kleine, braune Körner. Diele wurden einmal 
in:Waller aufgelöft, die Auflöfung gekocht, und diele 
dadurch in einen braunen Bodenfatz und eine farben- 
lofe Flülßgkeit gefchieden. 


Noch weit häufiger, und, nur fehir leichte Fälle aus-: 
genommen immer, | kommt unter „'diefen  Umftänden 
Fiweißi im Harn vor, indem üch imifner aus dem, der 
Siedehitze ausgeletzien Harn eine flockige Subftanz: bil- 
det, welche, wenn er nicht roth ilt, eine weilse Farbe. 
hat. Nach diefer Entdeckung kann es nicht weiter be- 
fremden, dals von diefer Krankheit Genelende mit gu« 
tem Appetit 'elfen, gut Ichlafen, dem Anfchein nach 
keine Btsetardenkiiche Ausleerung haben, und dooh 
lange Zeit {ehr Schwach bleiben. 


So häufig der 'rothe Bluttheil bei der Wallerfuche 
nach ‘dem Scharlach im Harn in nicht unbeträchtlicher 
Menge vorkommt; [o felten ift ‘dies bei andern Waller: 
fuchten der Fall, [o dafs es.der Verf. nur dreimal [ahe. 
Dagegen kommt das Blutferum’ äufserft häufig vor und 
wurde unter 130 Fällen in 78 gefunden. In # von die- 
fen war die Menge- deflelben ‚gering, indem es ungefähr ; 
aur 5, .lelblt nur Z5 des Harns betrug. In 5 wurde 
der Harn., der Siedehitze: ausgeletzt, ganz felt;: in 7 et» 
was weniger. .In einem von dielen Fällen erlitt der 
Harn 6 Wochen hindurch beftändig diele Veränderung; / 
in den ‚übrigen II de er bisweilen nur beträchtlich 
1 trühe, .. Der Harn walferfüchtiger Kranker, welcher Se- 

rum enthält, wird oft in größserer Menge als im gelun- 


den Zuftande gelalfen, [o dals feine Menge in einem 
Falle täglich auf zehn Nöfsel ftieg. Bisweilen kann 
ınan den ferumhaltigen Harn nieht vom gefunden unter- 
fcheiden: bisweilen. aber zeichnet er fich durch beträcht- 
liche Bläffe, Trübheit beim Erkalten und mo!kenähnliche 
‚Farbe aus, Ift er in geringer Menge vorhanden, fo ent- 
fteht beim Erkalten ein Niederfchlag , der faft immer 
weils, rahmfarben oder grau ift. “Findet fich ein Nieder- 
De. fo ıft die. darüber [tehende Flülfigkeit meiftens 
etwas trübe. Nur in zwei Fällen kam in ferumhaltigem 
Harn ein röthlicher Niederfchlag vor. Der Gefchmack 
ift gewöhnlich der normale, doch bisweilen fchwvächer. 
Harn diefer Art wurde einmal, nachdem durch Siedehitze 
das- Serum getrennt war, lauer, einige Tage nachher 
aber faulte der Harn derfelben Perlon unter eben diefen 
Umftänden. _ Die verhältnifsmäfsige täglich vorkon- 
mende Menge des Serums vermindert ich [elten plötzlich. 
Die Elsluft ift beträchtlich, oft [tärker als bei Gefunden. 
“ Bei vielem Serumgehalt ift die Haut [ehr bleich. Aeulsere 
Wallergefchwülfte verändern unter diefen Umftänden 
leichter ihre Stellen als da, wo der Harn kein Serum ent- 
hält. "Häufiger als bei andern Wallerfuchten entltehen 
“ Blutflüffe. Der Speichel von Wallerfüchtigen, deren | 
Harn Serum enthält, [cheint bisweilen gleichfalls mehr 
Eiweils als gewöhnlich zu enthalten, Die Menge des 
Serums hält gewöhnlich gleichen Schritt mit dem Grad 
der Anhäufung von Waller. Bisweilen verfchwindet es 
vor dem Tode plötzlich. Die Walferfucht [cheint unter 
diefer Bedingung nicht [chneller tödlich zu feyn, als 
“wo fich kein Blutwafler im Harn findet, f 


310 “ ne 


VIl. Verfchimmelung ‘(Mucedo) im. lebenden Kör- - 
per: Von A..C, Mayer, Profector am anatomi- 
fchen Theater zu Bern. 


Ein Holzheher (Corvus glandarius) ftarb DENE in 
der Nacht im Zimmer und wurde am Morgen fchon ziem- 
lich fteif gefunden. Da die AR ärung fieh noch 
nicht völlig entwickelt hatte, [fo machte er nicht über 
ein Paar Stunden todt feyn. Er eilte fo dem Tode des, 
Verfuches, zu welchem er beltimmt war, voraus. Ich 
bemerkte, dafs er den Tag vorher traurig, (chwer ath- 
meıld und mit zwifchen die Schultern an 
Kopfe dafals, Als wir, Herr Prof. Emmert und ich, ihn 
öffneten, fahen wir zu unlerm Erftauinen auf der rech- 
ten Lunge einen wahren Schimmel, w elcher dem Brod- 
Gele ähnlich war, auflitzen. Alle Eingeweide der 
Bauch: und Brufthöhle, fa wie auch das Gehirn, waren 
natürlich befchaffen. As die Lungen näher betrachtet 
wurden, fand fich, dafs an beiden fich ein Bylsus 
angeletzt hatte, Er, ging auf beiden von dem mittlern 
Luftloch , wodurch die Lunge mit einem der feitlichen 
Bauchluftfäcke i in Verbindung fteht, aus, und ragte auf 
der Iinken Lunge nur wenig über den Stand, diefes, Luft- 
loches heraus, dehnte fich aber auf der nach unten gegen 
das ‚Abdomen gekehrten Oberfläche der rechten Lunge 
vier Linien in die Länge und zwei Linien i in die Breite 
aus, Die Subltanz der Lunge [chien äufserlich ‚gefund. 
Als ich diefe aber von den Rippen losfchälte , und hie 
und da Einfchnitte in -felbige machte, fand lich, dafs 
Ge an mehreren Stellen, befonders am obern Lappen, 
und fodann da, wo der Bylsus auffafs, im Ganzen fat 
zur Hälfte, in eine braune [peckige Malfe degenerirt 
war, die zwar noch das zZellige und liebförmige Anfehen, 
wie die noch gefunden Theile hatte, aber mehr der 
Leberfubfianz am Farbe und Härte glich. Im diefer 


Maffe lagen noch: hie und-da weilse kreidenartige Knöt- 
chen zerftreut.: Als ich die Bronchien öflnete, bemerk- 
ten wir, dafs der Bylsus da begann, wo der Bronchus 
‚lich in die Lunge einlfenkte, und hei beiden Lungen lich 
indie Tiefe und zum Theil in jene braune fpeckige 
Malle ‚verbreitete, fo. zwar, dafs er blofs im der Höh- 
le der Aelte des Bronchus und mit diefem fich ver- 
zweigte. Bei der rechten Lunge erftreckte er fich, wie 
gelagt, auch durch das Luftloch auf die Oberfläche der- 
felben hinaus. Jedoch war feine Gränze auch die der 
fpeckigten Malle, fo dals er nicht auf gefunden Stellen 
der Lunge Wurzel .lchlug. Diefer Theil des Bylsus war 
haaricht ‚und man bemerkte an den Enden derfelben 
Anfchwellungen mit der Lonpe. Im Innern der Lunge 
erfchien er nicht haaricht, Sondern als ‚Körnchen ohne 
Stiel und lomit mehr einem Mucar ähnlich., Er erhielt 
lich drei Tage lang ohne an ‚Gröfse zu- oder abzuneh- 
men und verdarb ınir dann, als ich ihn befeuchtete. 
Diefer Umftand, die Kürze der Zeit in welcher der 
Schimmel nıltendah feyn mufste, und die Verbreitung 
j dellelben in der Richtung des einftrömenden Luftzuges 
bein Athmen, machen es wahrfcheinlich, dafs er [chon 
im Deben heranwuchs und mit Urfache der Kränklich- 
keit des Thieres war. _ Sein eigenthümlicher Saamenboden 
fcheint die degenerirte Lungenfubltanz gewelen zu [eyn, 
weil er fich nur da entwickelte, wo die Lunge fo krank- 
haft affieirt war, und die Luft [cheint Badingime der 
Entwicklung gewefen zu feyn, weil er fich nicht.über- 
all auf diefer entarteten Subftanz zeigte, l[ondern nur 
da, wo die Luft fie berührte, auflals, und in dem Pa- 
renchyma derfelben blofs in den Aelten der Bronchien 
fich zeigte, Da die Erfcheinung des Bylsus immer von 
einem Sauren Gährungsprocels oder einem Procels vege- 


tabilifcher Fänlnifs begleitet ift, fo hat man in die- 


312 ne 

fem genannten,Falle-anzunehmen, dafs ein: ähnlicher, 
Gährungsprocels während des Lebens in dem Secretum 
der Brochien Statt gefunden habe. Es ift mir weder be- 
kannt „. dals fich ein Schimmel bei animalifcher Fäul- 
nils erzeugt habe, noch dals ein folcher im lebenden 


Körper eines Thieres beobachtet worden wäre. , 


VII. Einige Bemerkungen über die  Ehybologie des 
Eies.. Von Paris ”). 


.. Die Eier der Vögel, deren Gefchichte alles nk 
was aus der Gelfchichte der Keime niedrigerer Thiere 
wichtig ilt, beftehen 1) aus dem Dotfer mit feiner Haut » 
und der Narbe; 2) er doppelten Eiweifs mit feinen Hül, 
len; 3) dem‘ Hagel; 4) dem Luftfacke;' 5) den gemeinen 
Hüllen; 6) den üufsern Hülien oder der Schale. 


Der Hauptnutzen des Eiweifses ife unftreitig dig 
Verforgung des Embryo mit Nahrungslubftanz, Behufs. 
feines Wachsthums und feiner Entwicklung; doch hat 
es aufserdem wahrfcheinlich noch eine andere Beftim- 
mung. Nirgends findet, man, die Natur f[orgfamer für 
die Erhaltung ihrer neuen Schöpfungen, nirgends weilere 
Anftalten getroffen, als um dem Fötus eine gleichmälsige 
Temperatur zu ver[chaffen, indem diefe eine zur Ent. 
wicklung des Thieres fo notwendige Bedingung ift, 
dafs die geringfte Abweichung das feine , ‚Gleichgewicht 
zwifchen den verfchiedenen Thätigkeiten, durch welche 
‚er wird und reift, ftört ‚und verderbliche Wirkungen - 
hervorbringt. | 


7) Aus den Transactions of the Lirinean Society. Vol X,-p. II, 
London 1811. pag. 304 ff. 


Das Eiweifs-fcheint ein grofses Velten 
diefes Nachtheils zu feyn. Indem der Hagel die Narbe 
in der Nähe der Wärmequelle felt erhält, beugt er dem 
Schaden vor, welcher durch beftändigen Wechfel der 
Lage entltehen würde, das Eiwei/s aber verzögert, als 
Schlechter Wärmeleiter, das Entweichen der Wärme, 
hindert jeden plötzlichen Temperaturwech/el und wen- 
det dadurch die höchft [chädliche Erkaltung ab, welche 
durch die gelegentliche Unterbrechung des Brütens [onft 
_ entfiehen würde. Um den Nutzen und die Wichtig- 
keit einer folchen Anordnung zu erläutern, kann man 
bemerken, dafs Fifche, welche lich lange Side Nachtheil 
aufser dem Waller behnden können, wie Aale und 
Schleihen, eine fchleimige und klebrige Flülfgkeit ab- 
. Sondern, wodurch fie ihren Körper einhüllen. Höchft 
- wahrfcheinlich aber wirkt diefe wie das Eiweifs und 
ilt in [o fern die vorzüglichfte Urfache ihrer Lebens- 
tenacität, als fie die Verdünftung an der Oberfläche 
des Thieres und den dadurch entftehenden Temperatur: 

wechfel verhütet. y 


‚Hier mufs man aber bemerken, dafs die Schädlich- 
keit des Temperaturwechfels mit der Höhe der Lebens- 
thätigkeit des im Ei enthaltenen Embryo im geraden 
Verhältmifs fteht, Keime von niedrigeren Thieren daher 
- nieht, blofs die Wechfel von Kälte und Wärme ohne 
Schaden ertragen, fondern auch durch eine weniger be- 
ftimmte Temperatur fich vollkommen entwiekeln. Die 
Vorrichtungen zur Erhaltung eines beftimmten Wärme- 
grades verfchwinden daher in dem Maalse mehr als 
man in der Reihe der Eierlegenden Thiere tiefer herab 
fteigt. 

Offenbar ift die Befchaffenheit des Luftfackes am ftum« 
pfen Ende des Eies noch nicht in dem Maalse unter- 


314 den 


fucht,  als.es feine Wichtigkeit erfordert.  Die.Wände 
feiner Höhle werden durch die äufsere Schaale und die 
innere lie bekleidende Haut gebildet. Im unbebrüteten 
Hühnereie ilt he kaum gröfser als das Auge eines klei- 
nen Vogels, vergröfsert fich aber während der Bebrü- 
tung beträchtlich. Unftreitig ift, fe wohl vorzüglich zur 
Oxygenation des Blutes beftimmt; um indeflen die Rich- 
tigkeit diefer Anlficht völlig zu erweilen, mufs'man die 
Befchaffenheit ‚der in ihr enthaltenen Luft. ausmitteln; 
was bis jetzt noch nicht gelchehen .ift *). 


Nach Büffons Meinung geht fie jaus der Gährung 
der, ver[chiedenen Theile des Eies hervor, wäre daher 
irrefpirabel und könnte nicht den angegebenen Nutzen h 
haben. Um hierüber im Allgemeinen und über die Ver- . 
änderungen diefer Luft durch die. Bebrütung ‚Auffchluls 
zu erhalten, (tellte ich folgende Verfuche an: 3 


ı. Ein und zwanzig frifch gelegte Hühnereier gaben 
an ihren ftumpfen Enden ungefähr nur ein -Cubikzoll 
Gas, welches aufgefangen und, mit dem Prieftley’[chen 
Eudiometer unterfucht, als reine atmofphärifche a ge- 
funden wurde. ° x , 


‚2. Zwei Eier, die nach zwanzigtägiger Bebrütung 
unter Waller geöffnet wurden, gaben 1 Cubikzoll Gas, 
welches gleichfalls atmosphärifche, durch einen geringen 
Antheil kohlenfaures Gas verunreinigte Luft war. Die- 
fes kohlenfaure Gas [tammte vermuthlich von dem ve- 
nöfen Blute des Küchleins, wodurch auf eine intere[- 
famte Weile diefe Oxygenation dem Athmen nach der 
Geburt analog erf[cheint. 


“7) Doch in einer zu Tübingen erfchienenen Differtation von Heh? 
 Obfezv, de natura et afu aöris ovis avium inchufi. M. 


RB 


a TUE 


«. Hieraus fcheinen fich folgende Sätze zu ergeben: 
Y) Der Luftbalg enthält vor dem Bebrüten atmol[phä- 
rifche Luft, 
2) Es gehen keine andern chemifchen Veränderungen, 
_ in der in ihm enthaltenen Luft vor als die Erzeu- 
a „gung einer geringen Menge von Kohlenfäure. 


3) Durch die Bebrütung vermehrt fie fich beinahe in . 


>> „dem Verhältnifs wie 1:19. 


Die Vermehrung diefer Luftmenge geht nicht in allen 
Perioden gleichmälsig vor fich, [ondern in den fpätern. 
Perioden. der Bebrütung weit [chneller als in den frü- 
hern , Scheint aber einige Tage vor dem Auskriechen des 
Hühnchens ihre höchfte Stufe erreicht zu haben. 


in den Eiern der niedern Thiere fcheint kein eig- 
ner Apparat zur Oxygenirung des Eınbryo vorhanden 
zu leyn, fondern er erhält, wie das vellkommne Thier, 
die Luft durch Luftlöcher, welche über feine äulsere 
Hülle verbreitet find, 


"Die gegebene Befchreibung des ‚Luftbalges ift vom 
Hühnerei entlehnt. Alle Eier enthalten einen ähnlichen, 
mit derlelben Luftart angefüllten Sack, [eine Capacität 
aber fcheint fich nicht im geraden Verhältnils mit der 
Grölse des Eies oder des Vogels, fondern nach einem 
andern, fehr merkwürdigen Geletze zu verändern. Ich 
habe nämlich allgemein gefunden, dafs der Luftfack in 
den Vögeln, welche ihre Nefter {auf der Erde bauen 
und deren Junge [chon gefiedert und zu Bewegungen, 
fähig auskriechen , gröfser ift als in denen, welche ihre 
Nelter auf Bäumen anlegen, und deren Junge blind und 
fehr unentwickelt find. Die Luftfäcke der Eier von 
Hühnern, Rebhühnern und Wafferhühnern lind fehr grofs, 
während die von den Eiern der Krähen, Sperlinge und 


Tauben äufserft klein find. Das Küchlein der Hühner 
und Rebhühner aber hat wahrfcheinlich darum ein weit 
' vollkommneres Gefieder und ift zu Bewegungen ge- 
fchiekter als die kahle Brut der Tauben und Sperlinge : 
eine um [fo wahrlcheinlichere Vermuthung, da ähn- 
liche Thatlachen den! Einflufs der Oxygenation auf die 
Muskelkraft beweilen. So find die Jungen der Wie- 
derkäuer weit vollkommner entwickelt und kräftiger, 
als die der Fleilchfre[fer, bei jenen aber ftehen die Ei- 
häute durch die zahlreichen Kotyledonen an einer weit 
grölsern Oberfläche mit der Gebärmutter in Verhindung, 
als bei diefen. Die Weite ‘der Bruft fteht auf diefelbe 
Weile mit der Muskelkraft in geradem Verhältnils und 
die aufserordentliche Muskelkraft, welche fich beim Fluge 
der Vögel entfaltet, ilt eine Folge der grolsen Aus- 
breitung ihrer Luftbehälter. Wahrlfcheinlich ift wohl 
* das Seufzen ermüdeter Perfonen ein inftinktmäfsiges 
Bemühen, eine, grölsere Oxygenmenge aufzunehmen, 

um dadurch die Muskelkraft zu erneuern. 


Bemerkenswerth ift noch, dafs die Verletzung des 
Luftfackes durch die feinfte Nadel den ‚Bildungsprocels 
völlig hemmt und das Ei wie ein Windei [tirbt. Sollte 
'diefe merkwürdige Frf[cheinung durch die Annahme er: 
klärt werden, dals der beltändige Zutritt frifcher Luft 
zu [tark erregt? Eine ähnliche Erfcheinung an Pflanzen 
macht dies wahrfcheinlich, indem junge und zarte Pflan- 
zen, ehe fie Wurzel treihen, oft, wenn die atmafphä. 
rifche Luft zu freien Zutritt zu ihnen hat, durch Er- 
fchöpfung abfterben. Deshalb werden fie mit Glas- 
glocken bedeckt um dadurch den Umfang ihrer Atmo- 
fphäre, mithin ihr Athmen, ihre Ausdünftung und die 
unregelmälsigen Thätigkeiten,, welche der Pflanze [chäd- 
lich werden ‚würden, zu befchränken. 
l 


Zuletzt Per! einige Bemerkungen über die Bildung: 


“- der Schale: Hier werden durch denfelben Vorgang 


1 


zwei höchft wichtige Zwecke erreicht, zugleich die Zer- 
ftörung des Individuums abgewandt und die Art erhal- 
ten: denn, indem dadurch die Kalkfubftanz, vermittelft 
deren Anhäufung der Vogel zum Fluge und zu Erreichung 
der Hauptzwecke [eines Daleyns unfähig werden wür- 
de, vermindert wird, giebt fie dem Keime des künftigen 
Thieres ‘ein [tarkes und’ zweckmäfsiges Schutzmittel. 
Der bisweilen vorkommende Mangel der Schale hängt 
wohl von einer nicht gleichmäfsig mit der Bildung der‘ 
Flüflfgkeiten vorfchreitenden Abfonderung von Kalk- 
erde ab, weshalb man diefe Abweichung häufiger ‘bei 
ftarken Vögeln und im Herbft, bei reichlicherem und 
kräftigerm Futter bemerkt. ‘“Fourcroy’s, auf Vauquelins 
Verfuche, welche beweifen, dafs die Kalkerde in den 
Eierfchalen die Menge der eingenommenen überfteige, 
geltützte Meinung, dafs brütende Vögel Kalk freffen 
müffen, und die Eier, wenn dies nicht gelchieht, keine 
Schale erhalten, ift nicht wahrfcheinlich, indem unfere 
Kenntnifle der entfernten Beftandtheile der Körper 
viel zu unvollkommen find, als dals lie uns über den 
Urfprung der Subftanzen im thierifchen Körper und die 
Reihe der erlittenen Veränderungen belehren könnten. 
‚Unffreitig bringen wohl vielmehr die organifchen Kör- 
per die ihnen nothwendigen Beftandtheile [elbft her. 
vor. Niemand wird-läugnen, dafs Mangel von Ralk- 
fabltanz im Körper die Urfache des Schaleninangels 
enthält, dafs aber diefer von einem innern Zultande, 
und nicht von der blofsen \Kalkentziehung herrührt, 
ergiebt lich aus folgender merkwürdigen Beobachtung. 


Einem Huhn wurde das Schenkelbein zerbrochen 
und Sorgfältig gefchient. Drei Tage darauf wurden 


mehrer@, aber blofs-fehalenlofe' Eier ie aur 
” ar Keibe: kammen konnten. ie ab 
Ind Ir 
itäcte Vermurklich, rl ‚her aller. zur Pa ‚der 
Schale. ‚beftimmter Kalk'nun zur, ‘Wiedererzeugung des: 
‚nochens verwandt, was um fo währf[cheinlicher -ift;, 
‚auch andere ähnliche Erlcheinungen: dafür [prechen,, 
indem Knochenbrüche oft während der Schwangerfchaft, 
nicht heilen und. der .Hirfch. durch Zerbrechung leines’ 
Geweihes in der Brunfitzeit zur Weiner feines a 
Spblpahte ta wirdg;n NETRRAES: BERUBR DR WR, 
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das Geterskey zus 2% 4 #3, y . s e 


Erklärung der Kupfertafel.. 


Fi; ig. 1. Die untere Fläche dan, u 
Seefterns. "Zw Seite 16m A 


7 PET 


@, a.,a, Der den Mund umgebende Nayanrg, Wr 
b. b. Fäden. 3. welche durch. das ‚exlte Loch der Wirbel 


na das. Innere des Körpers. geben. j . 
ce. Ein zwifchen den hier abgelchnitten. re 
u. tem Tentakeln verlaufenden Faden. RR 
4 N a lo % 


Fig. 2. und 3. Hornauswüchfe. Zu S. 298 ff. 


Fig. 2. Hörnauswuchs an der Eichel eines Mannes. 
Fig. 3. Hornauswuchs am,Kopfe einer Frau. 


a 
Fig. 4. Blafe der Bauchfpeicheldrüfe, Zu S. 297. 
A. .Zwölffingerdarm. 
a. Anfang delfelben, wo er vom Pylorus getrennt ilt, 
B. Pankreas. 


b. Oberer Lappen. 
*, Unterer Lappen deffelben 


* (Sie il von Yinke/ndeh edis hinüber FR Lo dafs ihre. 
concave Fläche Gchubar a » 


i 


d. 
e. 
f 
8 
Pr 
i. 
k. 
PAR. 


Verla. por 
Bass 


st sch 


Ductus cyfticus. 


Ductus hepaticus, 


‚ame: dellelben. } 
. Gedoppelte ‚Wurzeln des Ductus panerehticus” 
 Gemeinfchafilie cher Stamm von beiden. - ! 


BT 


1 
Ahaifg en 


Ehierusischoledschuss. alt las ei 
Bläschen für den prnbestichen. Saft... 


F 


'n. Vereinter Gang'von k k und 7 m oder Ductus‘ Dale 
"dochus. 


e. Zulammentritt deffelben ı mit dem arten Choledo- 
chus und gemeinfehaftliches Ende i im Duodenum. 


zalırıı 


ua ua 


"6 


r- 


Deut/[ches Archiv 


‘für die 


PHYSIOLOGIE, 


a; Se 


f ern Band. Drittes Heft. , 
Han 31) { \ 


ne LH 
ER Ueber | N 
die Kaedrvnpen üche 


im vr 


Kiefergerüft der Vögel. 


. h i \ Von 
y Dr. Chr. L. Nieafeh, ’ 
u. „Profellor der Naturgefchichte, zu Wittenberg. * 


l 


5 . an 
Di. die MN ‚der Säugthiere und anderer” 
' Rückgraththiere die Vermathung zu begünftigen fcheint, 
dafs die Kiefer der Vögel‘ urfpriinglich von vorn her 
durch eine Mittelnath in gepaarte Stücke getrennt, 
feyen, und diefes auch neuerlich ganz beftimmt 
- behauptet worden ift, fo haben doch” eigene Un-: 
 terfüchungen mich vom Gegentheil überzeugt. Um 
zuvörderft bei dem Oberkiefer ftehen zu bleiben, fo 
Wird zwar gefagt: man könne bei Vögeln, “welche 
_ eben das Ei verlaffen haben, die Trennung der bei- 
den Zwifchenkieferbeine an der Spitze des Schnabels 
erkennen , allein, wenn ich nicht nur in diefer Periode 
_M. di Archiv, 1. 3, x 


322 IUDT RE JaAL 


nicht, fondern nicht einmal ; im embryonifchen Zuftande 
der Vögel, Nicht einmal beiin Anfäng der“ Ölfefcenf 
des Schnabels, eine Spur de angeblichen Trennung 
wahrnehmen koiinte, fo"mufs ich glauben, dafs jener 
Behauptung ‚entweder Täufchung oder eine ,blofse Ver- 
muthung zum Grunde liege. Ich bin vielmehr durch 
Kanes und genaus Beobachtung "fer Maglten Vöger- 
fchädel überzeugt worden, 'dafs der gro/se Interma- 
zillarknochen diefer Thiere von; einem einzigen Punct, 

+ der Kingladenfpize gu, b Ffeh, ‚bildery: und ga & 

folglich ur/prünglich und immer ein ungepaartes eini- 


ges Stück iR h 1 2) 
‚GO W I se 1aTari 


Eine ae Eigenheit der Vögel ift der Mangel 
befonderer Nafenknochen. Die beiden langen, fchma- 
len, auf dem Schnabelrückeh bis Zur‘ Stirn neben ein- 
ander hinlaufenden’ Knochentireifen, welche ran mit 
jenem Namen belegt, find nichts‘ als, Por ae des 
eben : erwähnten „einfachen, Zwifchenkieferbeins. + Sie) 
. find vom, Schnabelende aus ‚nach-der Stirm hinaufge- 
wachfen , ‚ keineswegs. ‚von,-einem ‚eignen Punct aus of-, 
fefeirt und danm erft mit dem Intermaxillarftück, ‚ver- 
fchmolzen, wie auch wieder neuerlich unrichtig ‚an- 
genommen worden ift. ı Dabei ‚bleiben jedoch, .diefe : 
Fortfätze die wahren Analoga der Nafenheine (eben fo; 
gut, als der Onadratknochen. nicht. aufhört der. Ge-- 
‚lenktheil des.‚Schlafbeins zu, feyn), ob ‚fie. gleich von; 
ihrem, ‚in den Säugthieren vorhandenen: Simile,, in 
mancher Hinficht, ‚befonders durch ‚den eänzlichen 
Mangel des freien Endes, ; &ch entferneni- EI, 


Wenn: fonach ein vermeintes Knochenpaar des. 
Vogelfchädels auf ein ungepaartes Stück reducirt, ein 
anderes aber ganz aus..der Zahl der befondern Kno- 
chenftücke ausgeftrichen werden muls, fo find da- 
für andere in Rechnung zu bringen, die man bisher 
überfah. 

Nur ein einziges Knochenpaar-ift feither als dem 
der eigentlichen Obermaxillarknochen; der Säugthiere 
entfprechend bei den Vögeln angenommen und be- 
fchrieben worden; allein alle jungen Vögel haben de-, 
ren zwei, nämlich 1) die Jochkieferbeine (o/Ja jugo- 
mazillaria) 2) die Nafenkieferbeine (o/Ja najo- maxil= 
laria). + 
.. Das Jochkieferbein jeder Seite entlpricht dem 
gröfsten, Theil des eigentlichen Obermaxillarbeins- der 
Säugthiere. An ihm find die Gaumenfläche des An- 
trum Highmori, der Jochfortfatz und auch;wohl die 
Gefichtfläche des letztgenannten Knochens deutlich 
nachzuweifen; nur der Proce/fus nafalis fehlt, als 
welcher durch das Os nafo-mazillare dargeltellt wird. 


Es verbindet fich diefer Knochen: ı) mit dem Inter- 


mazillarfiücke, in welches er vorn gräthenartig ein- 
gefchoben ift; 2) mit dem Gaumenknochen., der, gleich 
unter ihm. fich. in das Zwifchenkieferbein einfchiebt ;, 
3) mit dem NNajenkieferbein, das ihn zum Theil 
rwärts und feitwärts verdeckt; 4 und 5) durch 

». meift langen und dünnen: Fortfatz (den Pro- 
eeflus zygomaticus) mit dem: Jochbeine fowohl, als 
mit dem Quadratjochbeine, Bei einigen Vögeln, 2. B. 


. heim Szoreh und.der Zance verbindet er lich auch noch 


xa 


mit dem gleichnamigen Knochen der andern Seite. 
Es 'ift der Jochkieferknochen nicht nur in allen jün- 
gern Vögeln längere oder kürzere Zeit ein völlig un- 
terfchiedenes,, gepaartes Stück, fondern erbleibt es 
auch in einigen Hühnern, namentlich beim Auerhahn' 
befiündig. Von feiner Grölse und Form. läfst fich im 
Allgemeinen wenig fagen. In einigen Vögeln, wie 
z.B. in den Hühnern, ift ex ziemlich klein, fchmal 
und grätlienartig, und es ift von der Kapfel, welche 
die Highmorshöhle bildet, faft keine Spur da; ’ bei 
andern aber, wie ganz vorzüglich beim Siorch, bei 
den Raub- und vielen Schwimmwögeln ‚ift er von be- 
trächtlicher Gröfse und bildet einen grofsen, oder den 
gröfsten Theil des Oberfchnabels, deffen grölseren, in- 
nern, pneumatifchen Räume ihm inner angehören. 
Das ebenfalls gepaarte Näfjenkieferbein fiellt, 
wie gefagt, die Najalportion der Säugthierkiefer-' 
beine dar. Dieler Knochen allein ift bisher von den’ 
“ Anatomen als eigentliches Oberkieferhein ‘der Vögel 
befrhrieben worden. Man kann denfelben nach feiner’ 
Figur ınit einer Gabel füglich vergleichen, und wenn 
man diefen Vergleich gelten läfst, fo liegt der breite, 
Aache Griff der‘ Gabel mit feiner Unterfläche auf der 
horizontalen Platte’ des 'Siebbeins und einem beträcht- 


lichen Theil des Stirnbeins Teiner Seite auf; nach 


aufsen legt er fich 'an das Thränenbein, näch innen 
aber an ein fogenanntes Na/enbein an;' die obere Zäcke 
der Gabel begleitet in derfelben Ricktanng nach vorn 
das Nufenbein, die andere aber fteigt nach unten und 
dann nach’ vorn, und fchiebt fichh”zwifchen den Seit 


a NZ „NV 


u 


„tenfortfatz des Intermazxillarftücks und «den Körper 


des:Os jugo- maxillare ein. Mit dem Zygoma fteht 


-diefer Knochen in gar keiner Verbindung, nicht ein- 


mal mit dem Jochfortfatz -des Jochkieferbeins. Bei 
den meiften Vögeln verwächft er zwar früher oder 
Später. mit allen, ‚oder den meiften ihn berührenden 
Knochen, allein bei den Hühnern bleibt er, bis auf 
die Verbindung mit den Stirnbeinen,  melrentheils 
frei. Niemals aber habe ich bemerkt, dafs das Os na- 
f-maxillare und jugo-maxillare mit einander früher 
als mit den übrigen Stücken zufammenwiüchfen, fo 


‚lafs allo in keiner Hinficht. die bisherige Annalıme 


eines einfachen Oberkieferknochenpaares in den Vögeln 
gerechtfertigt werden kann. 

Dals die Gaumenknochen, .die Ver 'bindungsbeine 
und die Quadrat - oder Gelenkbeine fämmtlich eigne 
Knochenpaare find, ift hinlänglich bekannt, und ich 


"habe über diefelben hier nichts weiter zu. fagen. 


Eben fo mangelhaft aber, als die Unterfuchung 
der Oberkieferbeine, ift die der Jochbögen. bisher ge- 
blieben. Alle Anatomen nehmen. an, dafs jeder Joch- 
bogen ein einziges Stick fey, welches mit feinem hin- 
tern Ende am Quadratknochen articulire, mit feinem 
vordern aber dem Oberkieferbein ( worunter das Na- 
fenkieferbein irrig verftanden wird) einwachfe. Allein 
ich habe an allen jüngern Vogelfchädeln den Joch- 


bogen mit leichter Mühe in mehrere Stücke iwennen 


können und gefunden, dafs die Zufammenfetzung 
deffelben bei den Vögeln und Säugthieren im. Wefent- 
lichen völlig übereinftimmt. Bei den Vögeln wird 


das Zygoma gebildet 1) aus dem Jochfortfatz des 
oben befchriebenen Jochkieferbeins ; 2) aus.dem eigent- 
lichen Jochbein (Os zygomaticum) und 3) aus dem 
Quadratjochbein (Os quadrato- jugale). Gerade fo 
ift 'es bei den Säugthieren, denn der erft genannte 
Fortfatz entfpricht dem Jochfortfatz ihres Oberkiefer- 
beins und das Os quadrato- jugale dem Jochfortfatz 
ihres Schlafbeins, welcher hier, fo wie andere Theile 
deffelben Knochens, zu einem befondern Stück gewor- 
den ift. > . 
Die Art aber, wie.diefe drei, fämmtlich dün- 
nen, gräthenartigen Stücke bei den Vögeln zum Joch- 
‘bogen verbunden werden, ift eigenthümlich. Das O5 
quadrato - jugale , welches als der hinterfte T'heil des 
ganzen Jochhogens von dem Quadratknochen, mit 
dem’ es articulirt, herkommt, verbindet fich, ohne 
Dazwifchentreten des Jochbeins, unmittelbar mit dem, 
von vorn her ihm 'entgegerlkommenden, Fortfatz des 
Jochkieferbeins, indem fich beide oft fo weit überein- 
ander fchieben, dafs jedes den gröfsten Theil der 
Länge des andern ausmifst. Auf diefe Weile wäre 
der Jochbogen fchon gebildet, ohne dafs das Hinzu- 
kommen des Jochbeins nöthig wäre. Diefes aber lest 
fich nun noch von oben an jene beiden zufammenge- 
fetzten. oberen Theile, als eine an beiden Enden zu- 
gefchärfte Gräthe, an, und verftärkt fo eine ziemliche 
Strecke weit den Jochbogen. Demnach kominen in 
der Mitte alle drei befchriebenen Stiicke tiber einander 
zu,liegen, und ein verticaler Durchfehnitt des Bogens 
würde he fämmtlich auf einmal durchfchneiden. ‘Sa 


‚serfchieden übrigens die relative Länge des eigentlichen 
Jochbeins bei verfchiedenen Vögelarten feyn mag, fo 
‘erreicht es. doch gewöhnlich weder den Körper des 
, Jochkieferknochens, noch den Quadratknochen, eher 
‚deri erften als den letzten. Das Getrenntfeyn fämmt- 
licher Stücke. dauert wenigftens bis zum Flüggewer- 
(den der Vögel, oft viel länger; bei einigen Hühnern 
wohl lebenslang. Ich habe Schädel von jungen, aber 
längft ausgeflogenen Störchen und Uhus.vor mir, am 
welchen fie noch ganz unverwachfen find, und'an 
völlig ausgewachfenen Pfau - und Auerhahnköpfen 
finde ich blofs das Jochbein mit dem Quadratjorhbein 
eines Theils vereinigt. 

"Was endlich die Unterkinnlade der Vögel’betrifft, 
fo ift Schon von Cuvier gewils richtig ‚bemerkt wor- 
den, dafs fie wohl feitwärts in ihren Aeften, aber nie 
vorn im Vereinigumgswinkel derfelben, oder ’'an der 
'Schnabelfpitze, Naäthe habe. Weder im embryonifchen 
Zuftande, noch in fpätern Altersperioden der Vögel 
konnte ich jemals an dem bezeichneten vordern Schna- 
belftück eine Theilungsnath erkennen, und es offefeirt 
daffelbe ganz unftreitig eben fo, wie der Intermaxil-. 
larknochen im Oberkiefer, von einem ungepaarten, 
mittlern Punct aus von vorn oder, der Spitze her 
nach beiden Seiten hin, und ift folglich wr/prunglich 
' uhgepaart und einfach. Zwar fagt der verdienftvolle 
Meckel in einer Anmerkung zu feiner Ueberletzung 
von Cwviers Vorlefungen (Il. Th. S. 13): „Anfäng- 
lich fcheinen auch ‘beim Fötus der Vögel die beiden 
Seitlichen Hälften des Unterkiefers getrennt und an 


ihrem vordern Ende durch Knorpel vereinigt zu feyn; 
fo fcheint es wenigftens in einer Abbildung vom Un- 
terkiefer eines Straufsfötus, welche Geoffroy (Mus- 
d’hift. nat. T- XX. 27 f. 29) giebt;“ allein, ob ich 
gleich den Unterkiefer des. Straufsfötus weder in_der 
‚Natur, noch in der "angeführten Abbildung. fehen 
konnte, und alfo bei Ermangelung eigener - Anficht 
das vermuthete Verhältnils geradezu weder: läugnen, 
noch beftätigen kann, fo mufs ich doch: daffelbe fo 
lange bezweifeln, als es mir in der Natur noch nicht 
beltimmt nachgewiefen ift. In dem Falle aber, dafs 
diefes gefchehe, meine ich doch, dafs vom Straufs 
kein richtiger Schlufs auf die übrigen Vögel gemacht 
werden könne, da der Straufs in fo manchen andern ° 
Puncten fich von den Vögeln entfernen und An Säug- 
thieren nähern konnie. 

Uebrigens ilt, der Unterkiefer aller Vögel ur- 
fprünglich aus, mehrern Stücken zufammengefetzt. 
Cuvier fagt: aus. dreien; nämlich aus dem vordern, 
ungepaarten, welches, allein das Schnabelende des 
Kiefers bildet und zwei Jeitlichen, welche die Aefte 
nach hinten fortfetzen. Dies find auch ganz ausge- 
macht bei allen Vögeln, felbft diejenigen nicht aus- 
‚genommen, wo Cuvier ') gar keine Trennung anzu- 
nehmen geneigt ift,- die Hauptftücke des Unterkiefers. 


1) Dans la plupart des paffereaux, dans les pics, la plupart des 
oiseaux de proie diurnes, on ne yoit aucıne trace de future, 
et la mächoire inferieure ne paroit formte que d’une piece. 
Chv. Ley. dan. comp. T. III. p. 14. — Näthe find freilich an der 
Kinnlade vieler, felbft ganz junger Vögel, wo doch die Stücke 


* 


‚Allein bei den meiften, wo nicht bei allen Vögeln, 
kommen noch zweierlei gepaarte Nebenftücke hinzy. 
Das eine äft eine längliche, bisweilen dreieckige, dün- 
ne Knochenplatte, welche fich an die innere Fläche 
jedes Kieferaftes gewöhnlich fo anlegt, dafs fie fowohl 
das vordere Hauptftück, als dafs hintere ihrer Seite 
‚berührt. Diefe Platte findet fich nicht nur beim Ka- 
far , an dem fie fchon Meckel (f. die angef. Anmerk.) 
deutlich beobachtet hat, fondern vermuthlich bei allen 
Vögeln.  Wenigftens fand ich diefelbe am Unterkie- 
fer der Falken, der Eulen, des Kukkuks, der Raben, 
‚der Tauben, des Huhns, Puters, Auerhahns, des 
Storchs, der Bläfslinge (Fulica) und des Sieifsfu/ses, 
und noch habe ich diefe Lamelle bei keiner Axt ver- 
milst, ‘deren Unterkinnlade in ihrer frühern Wi 
von mir unterfucht wurde. Auch an längft ausge- 
wachfenen Schädeln ift fie oft noch an ihren geblie- 
benen Umriffen zu erkennen, Das andere, noch hin- 
zukommende Stück befindet fich am hintern Ende der 
‚Unterkieferäfte, und bildet da den bekannten innerr 
Seitenfortfatz, den Herifjant den griffelförmigen 
(apophy/e ftyloide) nennt. Denn dafs diefer Fortfatz 
aus einem eigenen Knochenkern gebildet wird, und 
dafs er bei mehrern Vögeln ziemlich lange blofs durch 
Knorpel mit feinem Unterkieferafte vereinigt ift, habe 
ich am Weihen, am Uhu, am gemeinen Huhr und 


\ 


leicht von einander gehen, nicht zu bemerken, indem ‚fich die 


‚ Stücke mit fehr zugefchärften und felt augalegten Enden über- 
einander [chieben, 


330 \ > 
andern, wider alles Vermuthen, wahrgenommeh.' Ob 
indeffen bei allen Vögeln und insbeföndere bei den 
„Wajlervögeln „ derfelbe Fäll ift, wage ich nicht zu 
‚beftimmen ; ich bezweifle es falt, da ich an jungen 
Storchköpfen, an denen die andern Kieferfiicke fämmit- 
lich noch völlig unverwachfen find, nichts davon be- 
ınerken kann. Im Gegentheil ift der befagte Fortfatz 
am Storch, fo wie an den meilten Sumpfvögeln und 
wnanchen Schwimmvögeln, fo kurz‘ und fo wenig an. 
dem dicken Kieferaftende ausgezeichnet, dafs er wirk- 
lich kein befonderer Knochen gewefen, und von dem 
hintern Stück unmittelbar hervorgewachfen zu feyn 
fcheint. Da aber, wo er anfänglich ein eigenes Stück 
ift „fverwächft diefes doch früher mit dem Hinterende 
des Aftes, als die übrigen Stücke des Unterkiefers. - 

= Der Unterkiefer befteht alfo, wie im'vorigen ge- 
zeigt ift, bei vielen und höchft wahrfcheinlich bei 
allen, Vögeln urfprünglich wenigftens aus fünf Kno- 
chen, nämlich: I) aus dem ungepaarten Vorderftück 
(Os mandibulae furcatum), 2 und 3) aus den beiden 
Verlängerungsftücken,, welche die Aefte des vorigen 
Stücks fortfetzen (O/fa prolongantia), 4 und 5) aus 
“den beiden innern Seitenlamellen ( Ofla lamelliformia)). 
Bei vielen aber befteht er gar aus jieben, nämlich 
noch: 6 und 7) aus den beiden Fortfatzknochen (Of 
upophyfeos). 

Unter diefen viererlei Stücken find doch, wie 
oben gefagt, das vorderfte und die Verlängerungs- 
‚tücke immer: als die Haupttheile anzufehen. Die Zu- 
fammenfetzung des Unterkiefers aus diefen Haupt- 


eg Di 


fäcken aber entfpricht vortrefflich Oken’s fcharflinniger 
Idee, dafs die Kiefer am Schädel, als der Wiederholung 
‘des Rumpfs, gleich den Fufspaaren feyen; einer Idee, 
die fich auch fonft durch unzählige, bei Vergleichung 
“det verfchiedenen Wirbelthierformen findbare That- 
fachen insbefondere beftätigt. Fehlt auch diefer Pa- 
 rallele in einem Falle ein fonft gewöhnliches Moment, 
‘fo bietet fich dafür ein anderes dar, was aufserdem 
vermifst wird. So ift es hier. Die vordere Mittel- 
nath des Unterkiefers, welche die Säugthiere und 
andere haben, und welche nöthig fcheint, um die 
Kinnlade zu einem Gliederpaar zu machen, fehlt zwar 
‘den Vögeln, aber daft ift in den feitlichen Aeften 
eine Trennung, deren die Säugthiere 'ermangelmund 
die das Knie ser Hinterfüßse darftellt. Diefes Khie 
- der Kieferäfte wird zwar gewöhnlich nach gerade wie- 
der öbliterirt, und es war auch vorher kein wahres 
Gelenk; ein folches aber ift es und bleibt es immer 
beim Tagfchläfer (Caprimulgus) deffen merkwürdiges 
Kieferaftgelenk fchon an einem andern Orte ') von 
r 


2) In meinen ofieographifchen Beiträgen zur Naturgefchicht® der Vö- 
gel. Leipzig 1811. Ein Recenfent diefer Schrift ftellt die vor- 

ı „ eilige Vermuthung auf; dafs ich bei der Befchreibung der Kinn- 
lade des Caprimulgus Köpfe junger Vögel vor mir gehabt haben 
möge, und will damit, weil er eigener Beobachtung ermangelte, 
feinen Unglauben an die Permanenz des da befchriebenen Knies 
der Kieferifte zu erkennen geben. Allein alle fechs Individuen 
diefes merkwürdigen Vogels, welche ich bis jeizt habe unter- 
fuchen können, waren alt, mehrentheils gleich nach ihrem 
Rückäuge im Frühjahr gefchoffen; eins war brütend auf dem 
Nefte-gefangen, Ich mufs alfo im Gegentheil beklagen, dafa 


ich Köpfe junger Tagfchläfer zu beobachten noch gar keine Ge+ 
legenheit fand, 


352 \ nenne 


mir. ausführlich befchrieben ‘und durch Abbildungen 
dargeftellt worden ift. Bei andern Vögeln biegen fich 
die Aefte etwa nur mehr oder weniger nach aulsen 
oder innen, ohne dafs die Stücke an ihren Vereini- 
‚gungsflächen fich im mindeften bewegten oder ver- 
{chöben, was fchön in Hinficht der Art, wie 
diefe Stücke da einander berühren, und noch mehr 
in Hinficht der gewöhnlich bald eintretenden völligen 
Synoftofe derfelben fchlechterdings unmöglich ift. Ich 
mufs mich daher geradezu gegen die von Geoffroy 
und: Meckel (am angef. Ort S. 62) gegebene Anfıcht 
‚erklären; als trage die Zulainmenfetzung der Kiefer- 
äfte zu einer Bewegung, die in einer blofsen Biegung 
der ‚genannten Aefte befteht, und deren die Unter- 
kinnlade der mehreften Vögel nicht einmal fähig ift, 
etwas bei; und ich :verfichere nochmals, ‘dafs unter 
der grofsen Menge Vögel, die ich in obiger Rück- 
ficht unterfucht habe, der Caprimulgus der einzige 
ift, bei dem das vordere Gabelftück des Unterkiefers 
mit den Verlängerungsknochen wirklich artieulire. 


* * 
* 


Die Hauptrefultate, welche fich aus diefer Be- ° 
wachtung der Knochenftücke des Kiefergerüftes der 
Vögel ergeben, und nach welchen das, was Tiede- 
nann im zweiten Bande feiner Zoologie über denfel- 

ben Gegenftand fagt, durchgängig berichtigt und er- 
gänzt. werden mufs, find überfichtlich folgende: 
1) Der Intermaxillarknochen der Vögel ift immer 
ein einfaches, ungepaartes Stück. 


Du Zr die 333: 
2) Die Najenknochen d. V. find blofse Fortfätze des 
_  Intermaxillarknochens. 
3) Die Oberkieferbeine-der Säugthiere werden durch 
. ziwei diftincte Knochenpaare in den Vögeln dar- 
geftellt, durch. a) die ENTER, b) die 
Nafenkieferbeine. 

4) Der Jochbogen jeder Seite befteht aus drei 

Theilen, welche find a) der Fortfatz des Wan» 

genkieferbeins, b) das re Tochbein, 

c) das Quadrasjochbein. 

5) Die Unterkinnlade d. V. hat vorn keine Natk 
und befteht aus ‚fieben Knochenftücken. _Diefe 
‘find nämlich «) das vordere ungepaarte Gabel- 
ftück, b und e).' die beiden Yerlüngerungstücke, 
‚du.e) die beiden Lamellenknochen, f u. g) die 
‚beiden Fortfatzknochen.. EN A er 


BIS 


2 


Frei i h i Ih 


Bi {ı "Vusir. Bi .a'>b> 
einer Entwicklungsgefchichte" 


ISDN 


der 
Centraltkeile des Nero s ik 


in den Säugthieren, 


Kick NEE DEE ER BL ar | 
«" @Fostlerzung des im tften Heft abgebrochnen Auffatzes.) , 


Die im Vorigen gegebenen Befchreibungen Ein ekineh 
Centraltheile des Nervenfyftems in verfchiedenen Le- 
bensperioden machen es möglich, einen Verfuch zu . 
einer allgemeinen Darftellung der allmähligen Ent- 
wicklung diefer Organe zu machen. 

Ich werde fie nach den verfchiedenen Momenten, 
welche fie darbieten, in der Zeitfolge, in welcher 
fie entftehen und fich ausbilden, betrachten, und mache 
daher mit dem Rückenmark den, Anfang, 


I. Rückenmark, 
$. 43. 
Wie ent/ieht das Rückenmark? Schon vor ge- 
raumer Zeit habe ich die Vermuthung geäufsert, dafs 
das Rückenmark anfänglich entweder aus einer, oder 


a Ton re 


0C 


* aus \zwei: neben/;einander, liegenden ‚queren ‚Platten be 
ftehe,, die fich entweder, wenn .die. letztere Meinung, 
richtig 'ift,, erft vorn, j.dann, hinten verbinden, "oder, 
wienn ‚die erftere | die, wahre ält s, 7 blofs. hinten anfangs. 
einander entgegemw,biegen,. dan ‚vereinigen '),. _ 

- „0 „Für ‚diefe Meinung, befiimmte mich ‚damals vor- 
züglich die genaue ‚Unterfuchung ‚einiger fehr früher 

_ Kaninchenembryönen, _ wo, ‚ich, ‚bei, ‚mikroskopifcher 
Betrachtung :querer Durchfchnitte des Rückenmarkes, 
fehr: deutlich... die ‚hintere Eurche fich ‚bis in .die 


Höhle des Rückenmarkes fortfetzend und ‚diefe., do, 


 anfehnlich. und -fich. ‚fo. weit nach ‚vorn ‚gıftreckend, 
fand, dafs ich ungewifs war, ob nicht vielleicht das, 
Rrtckenmark auch hier 4. OHR ARE aus zwei 
Hälften ‚beftehe. 

 4u,,Ein ferneres Argument war „mir, die Dei den, Vo 


geln und Schildkröten an, beftimmten Stellen. Statt 


-findende...Aufrollung, das „Auseinander weichen der 


beiden. hen ‚des Ruck eRsEAB HeR,A ‚an der he 


Fläche. ; + 
Aufserdem arg für diefe ekiche "die Enke. 


"hunigsweile des, Rückenmarkes in, der „Thierreihe, in.» 


dem, .es bei mehrern‘ Infeeten und Crufiageen ‚ganz 
deutlich aus zwei Seitlichen, oft ftellenweife wei ‚aus, 
"einangler weichenden Strängen befteht, Hier alfo könnte. 
man fich das Rückenmark ‚auf, der niedrigfien , Stufe 
ftehend denken, wo üich die Herden Iongitudigalen“ Plat- 
"ten ‚wenigftens; noch, nicht tiberall in. der Mittellinie 
ER 

a) Cavier,vergl. Anat, Ueberl. Bd. a. $. 163, 


336 was 


zu einer verfehitföhzen "viel weniger ilire ‚geräde.Ge:s 
‚ftalt in "ine 'gewölbte "ver vern verwandelt und eßander enı=! 
gegengebogen 1 hätten ‚fo dafs ein Anfatz 'züt deriHöhle, 
welche fich‘ bei alten Wirbelthieren‘," bis! jetzt, To 'yieh: 
ich weils, nur hit Außtiähune‘ les Menfchen, auchim» 
vollkonimnen Zuftande als normale BERER ar 
noch durchaus nicht vorhanden wärennen © 1 don 
Dazu "Kommt , dafs auch das‘ BEN diefesi 
weit. linger’als das Rückenmark, anfänglich aus zwei’ 
a weit Follkölmmner von'emmander getrennten, ' Seiten- ! 
hälfien befteht, als fpäterhin , wo fich !diefe durch! 
erft entftehende ' ‘ Cörmtniffuren unter "einander ‚ver- 
binden. BN 4 Lo 
= #SFerner kanhı ma fich, nach: fo vielen’ Grand 
auch der bei Bildungsabweichungen, deren Wefen ein! 
Stehehbleiben a auf einer frühern Bildungsftufe ift, nicht 
ganz felten, namentlich von Zacchias, Manget, Graf: 
huis, Hull, Malacarne und Mohrenheim beobachteten‘ 
Filing des Riückehmarkes in zwei ‚feitliche Stränge | 
fehr wohl als Bu, Hülfsgrundes Be ee 
Be en Su a le, 
Gegen diefe “Anficht hat Gch neuerlich Biere Ca-! 
rus en in feiner mit aufserordentlich vielem Eleifs und 
Geilt verfalsten Darftellung des Nervenfyltems erklärt, 
weil‘ ‚das‘ Rückenmark anfangs immer ein, mit einer. 
Flifh gkeit angefüllter Kanal fey. tan 
„‚Däls fich diefe Ueberzeugung auf Unterhüie 
gen "von 'Säugthierembryonen gründe, findet man nir-' 
' seids; 


l; a 


T)S. 218 u, 219, 


 gends; fie fcheint vielmehr nur von, befonders Nico- 


* lai’s, Beobachtungen am bebrüteten Hühnchen entlehnt 
zu feyn. Indeffen will ich fehr gern annehmen, dafs 
der: Schlufs vom Vogel auf das Säugthier feine Rich- 
tigkeit hat, da es in der Sache nichts ändert. Es 
fragt fich Aämlich immer, was ift denn .diefer Kanal? 


- Höchft wahrfcheinlich find es doch wohl die Hüllen 


des Rückenmarkes, das Schleimgewebe, aus welchem 
he fich bilden. Dies mag immerhin die 'Geftalt eines 
Kanals haben, ohne dafs daraus folgte, dafs in der darin 
enthaltenen Flüffgkeit nicht die Nervenfafern in Geftalt 
von Platten anfchiefsen, welche erft gerade find, dann 
fich wölben und in der Mitte zufammenfchlagen. 
Herr Carus glaubt, man müffe vielmehr theils 
aus der Beobachtung des fich bildenden Rückenmar- 
kes, theils durch Analogie, aus der Betrachtung der 


 verfchiedenen Formen deffelben in der Stufenfolge der 


Thierklaffen, fchliefsen, dafs das erfte beftimmtere Ge- 
bilde deffelben der Kanal fey, dafs darauf, der fich in 
ihn einfenkenden Gefäfse wegen, die an diefem Kanal 
fich anfetzende Nervenmaffe wieder in zwei feitliche 
. Stränge zerfalle, deren jeder. abermals gewilfermafser 
die Urform des Rückenmarkes wiederholt, 
- Allein das wichtigfte, die Beobachtung der Ent- 
_ wicklung des Rückenmarkes im Embryo, fehlt gerade, 
"indem ich, unmöglich die von Herrn Carus gegebene 
Darftellung der Bildungsgefchichte deffelben im Hiühn- 
chen, als genügend anfehen kann. Die Entwicklung 
des Rückenmarkes in der Thierreihe fpricht, follte 
man denken, gerade geger die Annahme diefes [chärf. 
M. d. Archiv I, 3. E 


finnigen Gelehrten; wenigftens halten mich für jetzt die 
‚oben ') angeführten Gründe noch ab, mit ihm das Rü- 
‚ckengefäfs der Infekten für das erfte Rudiment des Rü- 
‚ckenmarkes in der Thierreihe anzufehen ?), da daffelbe 
«lurch feine weitere Ausbildung in höhern Thieren fo 
deutlich als Rudiment des Gefälsfyftems erfcheint. 
Und, was find. denn, näher betrachtet, die zwei 
feitlichen Stränge anders als Platten? 'Lehrt nicht 
die Beobachtung am Hühnchen, dafs die Bildung der 
Nervenfubftanz des Rückenmarkes 'zuerft an der un- 
tern, den Wirbelkörpern zugewandten Fläche ‚anfängt 
und. von hier aus fortichreitet? 
. Ueberdies haben mich fowohl-friihere, als in ‚die. 
fem Augenblicke noch an fehr jungen menfchlichen 
und Schafsembryonen wiederholte Beobachtungen in 
‚To‘ fern von-der Richtigkeit meiner Anficht überzeugt, 
als ich dadurch abermals mit der gröfsten Beftimmt- 
heit ‚belehrt ‘worden bin, dafs das Rückenmark "an 
fangs eine hohle Platte darftellt, deren beide Enden, 
an.-welchen fie dünner‘ als in ihrem übrigen Verlauf 
ift, zwar hinten in der Mittellinie nahe an einander _ 
liegen, allein durchaus nicht mit einander verbunden 
find. Ich fehe namentlich bei dem, kaum fünf Linien 
langen Schafsembryo, mit bewaffnete ‘und unbe- 
waffnetem- Auge, in der Mitte der ganzen Länge der _ 
hintern Rückenmarksfläche eine deutliche, verhältnifs- 
mäfsig fehr anfehnliche Furche verlaufen, ® 


VHLSTH ER N 
2, 0.976: 


Ouerdurchfchnitte, durch das Rückenmark und 
die Höhle, worin es fich befindet, geführt, zeigen 
zwar eine äufsere Höhle; allein dies find offenbar die 
umgebenden "Theile, welche fpäter in die Haut, die 
Wirbel und die Rückenmarkshüllen zerfallen. Ganz 
von diefen getrennt erfcheint das Rückenmark felbft 
nach dem angegebenen Typus gebiltlet. Faft in feiner 
ganzen Höhe ift es durch eine, vorzüglich etwas über _ 
.. der Mitte fehr weite, im Ganzen rautenförmige 'Fur- 

che, in zwei Hälften getrennt. Nur unten, gegen 
die Wirbelkörper, fcheint diefe Furche zu fehlen. 
Doch ift diefer untere, unpaare, mittlere Theil des 
Rückenmarkes fehr dünn, weit dünner als die zu- 
nächft liegenden Abfchnitte der Seitentheile, und es 
wäre daher fehr wohl möglich, dafs beim noch frü- 
hern Embryo anfänglich auch hier eine Trennung 
- Statt fände. Die beiden, in diefer Periode, wie es 
‚fcheint, unten in der Mitte verwachfenen  Seitenhälf- 
ten zerfallen fchon jetzt in fich felbft wieder in eine 
untere, fowohl höhere als breitere und eine obere, 
kleinere Hälfte, wodurch die Abtheilung in zwei vor- 
dere und zwei hintere Stränge fchon angedeutet ift, 
"Im Ganzen ift jede Seitenhälfte nach aufsen gewölbt, 
nach: innen ausgehöhlt, etwas über ihrer Mitte aber, 
beim Anfange des obern Stranges, nach aufsen be- 
trächtlich eingefchnürt; wie fie auch in ihrem innern 
Uinfange plötzlich hier ftärker ausgehöhlt wird. Ueber 
diefer Stelle biegen fich die obern Theile der beiden 
Seitenhälften einander beträchtlich entgegen, find aber, 
wie gelagt, durchaus von einander getrennt. 
Ya 


Behn menfchlichen Embryo habe "ich zwar diefe 
Bildung. noch nicht gefehen, indeffen beweift dies nicht 
geradezu, dafs fie fich hier nicht in frühern Perioden 
wirklich finde. 'Theils war der jüngfte, von mir un- 
terfuchte menfchliche Embryo doppelt fo grofs als der 
kleinfte Schafsembryo, theils durchläuft bekanntlich 
jeder Embryo die niedern Bildungsftufen defto fchnel- 
ler, je höher feine Klaffe fteht; alfo könnte man fehr 
wohl felbft bei viel kleinern menfchlichen Embryo- 
nen diefe Bildung nicht finden, ‘ohne deshalb zu den 
Schluffe berechtigt zu feyn, dafs fie in frühern Pe. 
rioden nicht dennoch Statt fände. 

Wirklich aber ift (das Rückenmark ‚beim ebene 
wöchentlichen menfchlichen Embryo fo angeordnet, 
dafs dieie Vermuthung auffallend beftätigt' wird. Auck 
hier verläuft mitten durch das: Rückenmark \in..der 
Pichtung von der Rücken- zur Unterleibsfläche: eine 
anfehnliche Lücke, die fich gegen ihre beiden Enden 
allmählig zufpitzt. Diefe Lücke habe ich zwar nicht. 
überall, als Stücke aus den verfchiedenen Gegenden 
des Rückenmarkes unterfücht wurden, bis’zum Um: 
fange des Rückenmarks mit Beftimmtheit dringen 
fehen, allein fehr deutlich bemerkt, dafs r) in der 
Mitte der Bauch- und der Rückenfläche des Rücken- 
markes die Subftanz- weit durchfichtiger als auf. den 
“ Seiten war; 2) die Spalte fich 'nach dem Rücken viel 

weiter als nach vorn fortfetzte. In einigen Abfchnit- 

ten aus der Lendengegend verlief fogar beftimmt hier 

eine fehr feine Spalte bis zur Mitte der hintern Hälfte 

des Rückenmarkes, fo dals hier diefelbe Bildung, 


‚ welche fich bei dem jungen Schafsfötus auch in an- 
dern Gegenden findet, vorhanden war. 
Herr Carus vermuthet, dafs meine Meinung. aus 
der Tiefe der hintern "Spalte des Rückenmarkes im 
Fötus, befonders dem der Nagethiere, entftanden fey. 
Wahrfcheinlich glaubt er daher, dafs ich entweder 
 diefe Spalte für die Höhle angefehen, oder hie, wenig- 
ftens bis in die wahre Höhle verlängert habe; allein 
' diefer Vermuthung liegt eine nicht völlig richtige 
Anficht der Bildung diefer Spalte zu Grunde, eine 
Bemerkung, die fich auch auf die vordere anwen- 
den läfst. 
Nach Herrn Carus Darttellung nämlich fcheint 
‘es, als feyen diefe Spalten defto tiefer, je näher der 
Organismus feinem Entftehen ift, indem er in der 
e von der Bildung des Rückenmarkes der Säug- 
? thiere ‚(@. a. O. $. 217-) angiebt, dafs die hintere Spalte 
der Nagethierfötus befonders tief, beim Kalbe be- 
trächtlicher als beim Och/er fey, bei der Entwick- 
lungsgefchichte des menfchlichen Rückenmarkes gleich- 
falls der befondern Tiefe derfelben in der Schulter - 
und Lendenanfchwellung erwähnt (a.a.O. S.265.); al» 
Jein, ungeachtet diefe Angaben richtig find, wenn fpä- 
tere Embryonen’ mit dem Erwachfenen verglichen 
werden, fo wmüffen fie doch eingefchränkt werden, 
wenn auf die frühern Entwicklungsperioden Rück- 
dieht genommen wird. Hier fehlt in der That fo- 
‚wohl die vordere als die hintere Spalte durchaus, _ 
Beide bilden fich erft lange nachdem fich die Rücken- 
markshöhle (ehr beträchtlich verkleinert hat, die vor- 


dere weit früher als die hintere. Jene ift in dem 
Mafse flacher und breiter, erfcheint mehr als ein längs 
der vordern Fläche des Rückenmarkes verlaufender 
flacher Eindruck, je jünger der Embryo ift und wan- 
delt fich erft allmählig in eine Spalte um. Lange 
nachdem diefe Veränderung an der vordern Fläche 
gefchehen ift, fehlt durchaus noch jede Spur einer 
Spalte an der hintern und die Rückenmarkshöhle er- 
fcheint als eine fcharf abgegränzte runde Oeffnung. 
Dies habe ich an menfchlichen und Schafsembryo- 

nen mit der grüfsten Beftimmtheit mehrmals beob- 
achtet. Da alfo in der Zeit, wo die Höhle im In- 
nern des Riickenmarkes noch'eine longitudinale Lücke 
 ift,’fich noch gar keine hintere Spalte findet, fo fällt 
natürlich die von Herrn Carus angenommene Veran- 
laffung zu Entftehung meiner Meinung weg und, wenn 
ich mich in der Annahme, dafs die Höhle anfänglich 
eine, wenigftens nach hinten, offne Spalte fey, irre, 
fo kann der Irrthum nur dadurch entftehen, dafs- 
die fehr weite longitudinale Lücke durch Einreifsen , 
der höchft dünnen, fie_von hinten fchliefsenden (aber 
durchaus nicht vertieften) Marklage in eine völlige 
Spalte verwandelt wird. Dies ift möglich, indeffen 
mufs gewifs diefe hintere Marklage anfänglich aufser- 
ordentlich dünn feyn. 
Nach meiner Anficht findet fich alfo anfänglich 

eine nach hinten offne Spalte, welche faft durch die 
ganze Dicke des Rückenmarkes reicht, indem fich vorn 
nur eine fehr kleine Lage von ‚Nervenfubftanz findet, 
die auch vielleicht anfänglich ganz fehlt. Diefe Spalte 


- fchlielst fich, im Fall fie‘ nur hinten offen. ift, von 
aufsen nach innen fo, dafs fie zuletzt beim Menfchen 
ganz verfchwindet, und bei den Säugtbieren und den 
übrigen Klaffen nur eine rundliche, überall von Mark- 

- fubftanz umigebene Höhle übrig bleibt. Während die- 
fer Verkleinerung und Verwandlung der Spalte in 

' eine Höhle vertieft fich erft die vordere, dann auch 
die hintere Wand des Rückenmarkes zu der vordern 

und hintern Spalte, die aber mit dem Kanal durch- 
aus nie communiciren und eben fo wenig mit der an- 
fänglichen grofsen Spalte etwas gemein haben. 


Für die Richtigkeit diefer Darftellung ftehe ich, 
Diefer Entwicklungsgang ift in fo fern höchft wichtig, 
als er völlig nach denfelben Gefetzen mit der Ent- 
‘wicklung des Gehirns gefchieht, wo gleichfalls frü- 
her die fpäter getrennten Seitenhälften, namentlich 
das grolse und kleine Gehirn, die Vierhügel und die 
Sehhiigel nicht in der Mitte durch eine Längenver- 
tiefung getrennt find, etwas Später aber diefe longitu- 

‘ dinalen Trennungsfurchen deutlicher und tiefer find 
als in den folgenden Lebensperioden, fie, wie in den 
allerfrüheften Perioden höchft wahrfcheinlich auch die 
"Höhlen des Gehirns oben nicht verfchloffen waren, 
wovon weiter unten die Rede feyn wird, ? 


Wichtig ift auch der anfängliche Mangel der 
vordern und hintern Rückenmarksfpalte in fo fern, 
als er mit der anfänglichen Glätte und Windungslofig- 
keit der Oberfläche der Hirntheile zufammen zu fal- 
len fcheint, 


Ich halte daher für jetzt den "Satz: „daß das 
„Rückenmark anfünglich aus zwei, nur in ihrem 
„untern Theile an einer fchmalen Stelle vereinigten, 
„in noch frühern - Perioden vielleicht auch hier ‚ge- 
„trennten, und auch da, wo die untere Vereinigung 
„Statt ‚Finder, faft in ihrer ganzen übrigen Höhe, 
„alfo auch jetzt noch faft gar nicht mit einander ver- 
„bundnen Strängen befiehe, welche jich von beiden 
„Seiten durch vermehrten Anfatz von Nervenfubftanz 
„einander, mit Verminderung der Capacitüt der zwi- 
„/chen ihnen. befindlichen Lücken dergefialt nähern, 
„da)s fie zuerft in der Mitellinie zu einem. ver- 
2 nlEhmelnen;?“ mehr als je für völlig erwielen. 

.$. 45. 

Die Unterfuchung etwas älterer Embryonen dient 
zur Beftätigung' diefer Anficht und belehrt über die 
Art der weitern Entwicklung des Rückenmarkes, 
Später nämlich verwandelt fich die anfangs vor- 
handene Spalte in eine durch die ganze Lünge des 
Rückenmarkes verlaufende Höhle. ae. 

Diele ift anfangs bedeutend gröfser als in fpätern 
Perioden, ftellt eine von vorn nach hinten verlaufende, 
in der Mitte angefchwollene Lücke dar, die fich bald _ 
gegen ihre beiden Enden beträchtlich zugefpitzt, und 
in eine rundliche, ziemlich in der Mitte, doch mehr 
nach unten liegende Höhle verwandelt, die in dem 
Mafse enger ift, als der Fötus reift. 

Indeffen ift fie immer noch beim reifen Fotus 
und höchft wahrfcheinlich noch in den erften Momen- 
ten nach der Geburt vorhanden. Wenigftens habe ich 


fe in den erften drei Monaten nach'der Geburt; fpäter. 
dagegen nicht immer gefunden) Herr ‚Tiedemann, 
fcheint fie, zwar ‘nur bis zur zwölften Schwanger- 
Ichaftswoche anzunehmen *), allein ich fand fie in 
der That bis zur angegebenen Periode, und auch Herr, 
Cärus fcheint durch feine Unterfuchungen auf daf- 
felbe Refultat geleitet worden zu feyn, indem er aus- 
drücklich bemerkt, dafs er fie bei allen Embryonen 
gefunden habe ?). h 

Ob fich vielleicht“ diefe Höhle an einer Stelle 
früher als an der andern verfchliefst,- kann ich nicht 
beftimmen, da ich fie in allen Perioden, wo ich fie 
fand, durch das ganze Rückenmark verlaufen fahe, 
Indeffen ift es nicht unwahrfcheinlich, dafs, wenn he 


- fich an einer Stelle früher als an der andern ver- 


fchliefst, dies im Brufttheile gefchehen werde, theils, 


7 weil der obere Theil mit der vierten Hirnhöhle am 
- nächften in Verbindung fteht, theils, weil fich in der 
- Lendengegend die in den frühern Perioden vorhandene 


Spalte am fpäteften fchliefst, und hier am häufigften 
die Bildung des Rückenmarkes fich nicht auf den nor- 
malen Grad erhebt. 

So gewifs nun nach diefen Unterfuchungen, 
welche mit denen von Herrn Carus übereinftimmen, 
und einander, un fo mehr, da fie unter einander völlig 
unabhängig find, gegenfeitig beftätigen, die, Anwefen- 
heit einer Höhle im Rückenmark im Fötuszultande ift, 


1) Zool. Bd. 3, 8. 645. 
3) A. a, 0. $, 265. 


346 zunan - 


fo gewifs ift, auf der andern Seite, diefe Höhle‘ nur 
einfach, und ich habe, trotz der forgfältigften Unter- 
juchung, die ich in allen Lebensperioden am Rücken- 
mark des Menfchen und mehrerer Säugthiere anftellte, 
die von Gall aufgeftellte Behauptung, dafs in jedem 
Strange, fogar beim Erwachfenen, ein Kanal verlaufe *), 
fo wenig als früher beftätigt gefunden ?). 


$. 46. 

Das Rückenmark unterfcheidet fich in den frühern 
Lebensperioden von fich felbft in fpätern auch durch 
verhältnifsmäfsig anfehnlichere Grö/se, fofern es anfangs 
Towohl länger als dicker ift. Schon Wrisberg hat 
diefe Bemerkung in Beziehung auf die Länge deflel- 
ben gemacht 3). 

Auch habe ich diefe Beobachtung fchon' vor ei- 
niger Zeit, fowohl bei einer Darftellung der Parallele 
zwifchen dem Embryo und permanenten niedern Bil- 
dungen +), als bei der Erklärung der meiften Mifsbil- 
dungen aus einer Hapmns auf Durchgangsbildun- 
gen benutzt 5). 

Indeffen fcheint Wrisberg diefe Anordnung des 
Rückenmarkes nur durch die Bedeckungen erkannt, 
nicht nach Wegnahme derfelben näher unterfucht zu 
haben, und feine Beobachtung könnte daher, vorzüg- 


x) Anat. u. Phyf. des Nervenf. Paris 1810. S. 141 ££, 

2) Beitr. zur vergl. Anat. Bd. =. H, ı, 

3), Defer. anat, embr. p. 23. Bei einem zehinwöchentl, Embryo. 
4) Beitr. zur vergl. Anat. B. 2.H. 1. $, 30 

5) Pathol. anat. Bd. 1. S. 355. 


EINEN DDR f. 347 


' lich da er gar nichts näheres darüber, und nament- 
lich nichts über: das Verhältnifs der Nerven zu dem 
Rückenmark fagt, defto ungenügender fcheinen, da 
er bei den übrigen Embryonen, die er unterfuchte, 
zwar einiges über das Gehirn; über das Rückenmark 
dagegen gar nichts bemerkt. 

An den angeführten Stellen habe' ich ENTE 
bemerkt, dafs ich bei mehrern Säugthierembryonen. 
das Rückenmark regelmäfsig durch die ganze Wirbel- 
fäule verlaufen gefehen; allein, da ich fpäter fahe, 
dafs es Sch auch im- vollkommnen Zuftande bei meh- 
rern Thieren diefer Klaffe viel tiefer herab erftreckt . 
als beim Menfchen *), fo würden auch die von mir 
an Säugthierembryonen gemachten Beobachtungen nicht 
geradezu darthun, dafs beim menfchlichen Embryo 
diefe Bildung vorkommt. 

Die Analogie mit dem vollkommnen Zuftande 
diefes Organs bei niedrigern Thieren, namentlich den 
Vögeln, mehrern Reptilien, den meiften Fi/chen, In- 
fecten und Würmern, ift zwar gleichfalls ein Grund 
für diefe Anficht; allein theils darf man fich diefer 
gerade in der Entwicklungsgefchichte nur mit der äu- 
Iseriten Vorlicht bedienen; theils bietet gerade die Form 
des Nervenfyftems in diefer Hinficht zu viele Abwei- 
chungen von der Regel dar, indem bei mehrern Fifehen 
und Reptilien, und fehr vielen Infecten das Rücken- 
mark fich bei weiten nicht durch die ganze Länge 
des Körpers erftreckt. 


ı) Arlaky de pife, cerebro, Hal. 1813. 'p. 4 


> 


1 Es: war ‚daher 'befonders nothwendig, diefen Ge- 
genltand am 'menfchlichen ı Embryo ‘zu prüfen. _ Die 
Unterfuchung mehrerer Embryonen von der hebenten 
Schwangerfchaftswoche an hat.mir mit Beftinmtheit, 
dargethan, dafs das Rückenmark wirklich anfangs die 
ganze Länge der Wirbelfäule, bis zu den Schwanz- 
beinen, einnimmt. y ’ 

os Beim fiebenwöchentlichen Embryo hat es völlig 
diefe Länge und ilt fogar bis an das Ende. beträcht- 
lich dick. ‚ Auch beim eilfwöchentlichen reicht es noch 
fo weit, und wird früher etwas dünner als dort. Nach 
fpätern Unterfuchungen kann ich. mit. Beftimmtheit 
feftfetzen, dals das Rückenmark bis. in den. dritten 
Monat die ganze Länge der Wirbelfäule einnimmt. 
Schon: in .diefem aber. fängt‘ das ‚Mark in dem untern 
Theile deflelben beträchtlich zu fchwinden an, und 
der um die Unterfuchung, des Nervenlyftems fo wohl 
verdiente Carus fcheint mir daher die Periode, in wel- 
cher das Rückenmark beim menfchlichen Embryo die 


ganze Länge des Wirbelkanals einnimmt, etwas zu lang 


anzunehmen, wenn er fagt, dafs fie bis zur Hälfte 


der Schwangerfchaft daure '). 

Das Rückenmark ilt alfo wirklich anfangs be- 
trächtlich Jünger als in fpätern Perioden. 

Eben fo ift es anfänglich auch bedeutend dicker, 
fowohl im Verhältnifs zum Gehirn als zum ganzen 
Körper: eine Behauptung, von welcher keines der von 
mir unterfuchten Säugthiere eine Ausnahme macht. 


v) A, 2.0. S, 263. 


Es ift alfo in der That in frühern Perioden gröfsen. 
Beim Menfchen unterfcheidet es fich auch in diefer 
Hinficht, vorzüglich aber in’ Beziehung;-auf feine 
Länge, von fich felbft ‘in den verfchiedenen Lebens- 
perioden - ‚bedeutender .alsı bei den übrigen Säugthieren, 
‚weil es bei diefen das ganze Lehen hindurch weit tie- 
_ fer als bei ihm herabreicht. f ; X 
Nach Herrn ‚Carus Aintlet fich : in Hinlicht auf 
das Verhältnifs der Ma/je des Rückenmarkes zu der 
des Gehirns nur, eine’ fehr unbedeutende Verichieden- 
heit  zwifchen dem. Fötus und dem Erwachfenen. ?), 
Dies bezieht‘ er ‚vorzüglich. auf. die «Dicke, indem; er 
felbft anführt, dafs die. Länge deffelben bis zur Mitte 
der Schwangerfchaft ‚der. des ganzen’ Wirbelkanals ent- 
fpricht. Doch führt er felbft auch mehrere 'That- 
fachen an, welche beweifen, dafs das: Rückenmark, an- 
BB verhältnilsmäfsig dicker ift. c< 
rl No Ye | 
Die Betrachtung der verhältnifsmäfsigen Dicke in 
embryonifchen Rückenmarkes führt zunächft zu Un- 
terfuichungen über das Verhältnifs, welches in diefer 
Hinficht zwifchen den verfchiedenen Gegenden deffel- 
ben Statt findet. “ Das Rückenmark' des Erwachfenen 
ift bekanntlich in der Mitte am dünnften und fchwillt 
 ah'feinem untern und obern Ende, an diefem bei wei- 
tem 'am ftäfkften, an. Diefe Anfchwellungen ftehen 
mit der gröfsern Stärke der an diefen Stellen aus ihm 
tretenden Nerven der Extremitäten in Beziehung. Es 


1) A. a, 0,5. 262. 


fragt fich,ob fie fich fchon in frühen Lebensperioden,. 
auch in den früheften, finden, und eben fo fich gegen- 
. Jeitig zu einander‘ und 'zu dem dünnern Theile immer 
auf diefelbe Weife ‘verhalten? Das Rückenmark ift 
im vollkommnen Zuftande fo verfchiedenartig befchrie- 
ben worden, dafs man kaum erwarten kann, diefe 
Frage von allen Beobachtern 'gleichmäfsig beantwortet 
zu fehen. Bei meinen Unterfuchungen fand ich, wie 
fich faft mit Gewilsheit voraus fagen liels, den Unter- 
fchied zwifchen-den angefchwollenen "und der einge- 
zogenen Stelle defto geringer, je näher der Embryo 
feiner Entftehung 'war, unftreitig ‘wohl wegen der 
um fo .geringern Entwicklung der''Gliedmafsen und 
ihrer Nerven 'und der überhaupt verhältnilsmälsig an- 
fehnlicheren Dicke des Rückenmärkes. "Sobald diefe 
fich aber etwas bedeutend entwickelt häben,"wird der 
Unterfchied äufserft auffallend. Man vergleiche zu 
diefem Behuf z. B. die: gte mit der 2 1lten und 22[ten 
TER auf Taf. 2. a 


. Ift aber das Verhältnils zyeilchen der ohemn. za 

untern ‚Anfchwellung in allen Bebensperioden daflelbe? 
Diefe Frage kann einen doppelten Sinn haben. Sie 
kann blofs heilsen; ift die, obere Anfchwellung in 
alien Lebensperioden ungleich viel dicker als die un- 
‚ tere? Sie kann aber auch meinen: ift die obere An- 
fchwellung immer dicker als die untere, oder ift fie 
nicht vielleicht früher dünner als fie, oder ikr wenig- 
ftens gleich? Die erfte kann natürlich nur nach die- 
fer beantwortet werden, 


: Herr Carusshat in Bezug auf die. Anfchwellun- 
gen des Rückenmarkes den Satz aufgeftellt: „dafs 
„fich das Rückenmark beim imenfchlichen Fötus be- 
„fonders in fo fern unterfcheide, als hier die untere, 
„in der Lendengegend befindliche die den obern Ex- 
„tremitäten entfprechende eben fo fehr überzwieg: als 
„im Erwachfenen die letztere die untere übertrifft. 
. "Zugleich hat er hierin eine unverkennbare Analo- 
gie mit niedrigen Thiergattungen gefunden und .er- 
klärt, warum nothwendig erft die untere, dann die 
obere dicker feyn mü/je. Die anfänglich gröfsere 
Dicke der untern foll mit der gröfsern Stärke der 
Nerven der untern Extremitäten und der anfehnlichern 
Maffe diefer letztern überhaupt, die fpäter entftehende 
der obern, ungeachtet der gröfsern Feinheit der Ner- 
_ ven der obern Extremitäten, mit der vollkommnern 
Entwicklung und gröfsern Agilität der obern Extre- 
mitäten im geraden Verhältnifs ftehen ?). 

So finnreich diefes Räfonnement auch ift, fo fcheint 
mir doch die Thatfache, zu deren Erklärung es an- 
geltellt wird, nicht ganz richtig zu feyn; denn ich 
habe in der That, den fehr frühen Zuftand ausgenom- 
men, wo, wie beim fiebenwöchentlichen Embryo, fo 

gut als gar keine Verfchiedenheit wahrzunehmen. ift, 
immer die obere Anfchwellung ehr deutlich fiärker 
als die untere gefunden. 
| $. 48. 
Nach Herrn Carus hören die obern-Rückenmarks- 
firänge beim menfchlichen Fötus früher auf als die 


J 


1) 8. 265. 


i 


untern, hierdurch kommt die graue Subltanz zw Tage 
und das Kückenmark: fcheint fich daher mit einen 
Khötchen zu endigen #). Ungeachtet forgfältiger Un- 
‚terfuchung habe ieh. doch bis in den fechften Monat 
nichts diefem ähnliches mit‘ Beftimmtheit wahrnehmen 
können, "und‘auch von'diefer ‚Periode an finde ich 
nicht fowohl, dafs die hintern Märkftränge früher auf- 
hören als die untern, als dafs fe gegen das untere 
Ende des Rückenmarkes nach Art des Lendentheiles 
im Rückenmark der Vögel aus einander weichen. 

Dagegen bildet der obere und. hintere Theil der 
obern oder hintern Rückenmarksftränge. anfangs im 
ganzen Verlauf des Rückenmarkes einen beträchtlichen 
fchmalen Vorfprung über den untern, fo. dafs diefer 
Theil nur auf den’ untern aufgefetzt fcheint. ', Allmäh- 
lig verfehwindet diefes Anfehen,‘'indeffen findet fich 
noch beim:reifen Fötus im obern Theile des Rücken- 
markes ein TH wenn gleich weniger merklicher, 
Vorfprung. 

Diefe Bildung findet üch bei det Fifchen, fo wie 
das Auseinanderweichen der Stränge im untern Theile 
an das: Vorkommen derfelben Anordnung im Lenden- 
theile des Rückenmarkes der Vögel und an die gerade 
bier am häufigften erfcheinende  Rückenmarksfpalte 
erinnert. 

s 49. 

Das Rückenmark der Säugthiere durchläuft daher 

alle bleibenden, unter ihnen ftehenden Thierftufen. 
l In 


1) S. 264. 


© "In: den‘ frükieften Perioden, wo es aus zwei Sei: 
tenhälften beftehtt , die wenigftens hinten nicht gelchloß- 
fen’ find, entfpricht'es dem Rückenmark der In/ekrer 
und»Krwftenthiere. Bei mehrern Reptilien, nament-- 
lich den Schildkröten , ‘vereinigen fich&he beiden Hälk 
ten hinten ‘in der Gegend ‘der Arm’>iiitid Schenkel: 
 anfchwellungen, bei den’ Vögeln nur in der letztern 
nicht. ./ Damit hängt es’ wahrlcheinlich zufammen, dafs 
auch bei den Säugthieren -diefe ie hier am 
fpäteften zu gefchehen fcheint. ih 
"= Nächdem diefe Vereinigung gefchehen ift befteht 
bei den Süugthieren das ganze Leben hindurch die 
| dadurch’ &ebildete Höhle, verengt fich äber allmählig 
bedeutend. Die gröfsere‘ Weite der Höhle ftellt das 
-Säugthier in feinen frühern Lebeusperiöden den Fifchen, 
Reptilien und Vögeln '") parallel. Ai 
ps Beim Menjchen verfchliefst fich Ichon im erften 
Lebensjahre der Rückenmarkskanal und“ Mur als 
tegelwidriges ‘Verweilen auf einer frühern Bildungs- 
ftufe bleibt er bisweilen in’ "eiher Ka ‚oder koky 
rn Strecke. 

ra fo entfpricht das frühere Verhältnils Ri 
‚Rückenmarkes z zum Gehirn, und Körper in Hinficht 


TG N ’ TER yI l 
3) Nach Ach Tiedemann Scheint zvrar das Buck der Vö. 
"gel nur inden fr iheften Zeiten einen, mit einer klaren Iympha- 
tifchen Flüfigkeit angefüllten Kanal zu.enthalten (A, a, O, 
8.644). Allein ich habe bei allen meinen Unterfuchungen die , 
 Bichtigkeit der Angabe von Carıs, dafs beiiden Vögeln das 
Bückenmark beftändig eineg folchen Kanal enthalte (A, a, O, 
$. 190) beftätigt gefunden, 


M. d, Archiv. I. 3. \ Z 


u 


) 
. 


I a 


554 


auf Maffe .defto: niedrigern Bildungen, je, jünger der 
Embryo ift. ,, Doch findet in. Hinficht auf, die Länge 
‚des-Rückenmarkes bei den meilten Tieren fehr ‚grofse 
_Aehnlichkeit in fo fern Statt, als es falt.bei allen\dje 
ganze Länge „der Wirbelfäule einnimmt, und der voll: 
kommen entwickelte Zuftand desMenfchen unterfchei+ 
det fich durch die Kürze feines Rückenmarkes falt von | 
dem aller unter ihm ftehender- Thiere. Ich fageı mit 
Bedacht, far aller, denn, ‚ungeachtet ich, bei meh- 
rern Nagethieren, Wiederkäuern und Zehengehern 
«las Rückenmark durch, die ganze Lendengegend fort- 
geletzt fand !), und fchon ‚früher bemerkte ?),, dafs 
bei. den Vögeln und Fifchen. fich: daffelbe. durch die 
‚ganze, Wirbelfäule erftreckt, auch bei mehrern, Repti- | 
lien fich ein ähnliches Verhältnifs findet, und, Herr | 
Carus 3) die Anfüllung der ganzen Wirbelfäule durch Ä 
das Rückenmark als allgemeinen Säugthiertypus auf- 

ktellt, wovon höchftens die menfchenähnlichen Säu | 
thiere eine Ausnahme machen dürften, fo bemerkte | 
ich doch fchon ‚früher, dafs einige Fifche von, ‚meiner 
Frühern Regel eine Ausnahme machen 4) und, indem 
ich dies fchreibe, bietet mir der Igel unter den Säug- 
'thieren eine nicht weniger merkwürdige Ausnahmef 
dar, indem bei diefem das Rückenmark nicht einmal 
bis zum Ende des Brufttheils der Wirbelfäule 'reichg 


Ri 


1) Arfaky de pin cerebro, Halae 1813. p. 4 

" 2) Cuvier Vorl.'a. d. vergl, Anat. Bd. 2.8. 193, me 
3) A. a. 0.8. 215. 
4) Arlaky a.a. 0. p.4 und 5. 


2. 355 


fondern fchon der fiebehten. Rippe gegenüber aufhört, 
alfo kaum den vierten Theil der gänzen Wirbelfäule; 
vom Atlas bis zum Ende derfelben, einnimmt: Obsan- 
‘dere, namentlich durch ihren übrigen Bau verwandte 
Säugtbiere diefelbe Bedingung darbieten, weils ich bis 
jetzt noch nicht. Bei den Mardern ift es nicht der 
Fall, indem auch hier das Rückenmark bis zum Becken 
reicht. Dagegen findet fich bei den Fledermäufen, 
namentlich Vespertilio auriegs, die ich gerade vor mir 
habe, ungefähr diefelbe Bildung. Eine Abweichung 
von dem Gewöhnlichen, die unftreitig intereffant 'ge- 
nug ift, um weitere Nachforfchungen'zum Auffinden’des 
rn nach welchem fie ich richtet," zu veranlaffen. 

te tyifhust 


I. Verlängertes Mark, 
$. 50. ‘ | 
"Das verlängerte Mark 'bildet, in den früheften 

Perioden, in Verbindung mit den Vierhügeln, den gröfs- 

ten Theil des Gehirns. Es biegt fich unter einem 

defto mehr rechten Winkel vom obern: Ende des Rü- 
ckenmarks nach vorn ab, je jünger der Embryo ift, 
und ift in demfelben Verhältnifs länger, . breiter ind 
weiter offen, theils, weil das kleine Gehirn, das feine 

Höhle von oben bedeckt, in gleichem Mäafse kleiner 

ift, weniger weit nach hinten reicht, 'theils,'weil feine 

Wände nach hinten in einer‘ gröfsern Strecke von 

einander getrennt find’ Die Stränge, woraus es be 

fteht, find anfänglich niedriger, aber verhältnilsmäfsig 
breiter, wenden dich aber mit der Zeit nach imnen 
Za 


und "verdicken fich, : wodurch gleichfalls die. Höhle 
verengt! wird. “Allmählig bilden fich von hinten nach; 
“ vorn mehrere,’ in-der Richtung von vorn nach: binten 
- eonvergirende .Anfchwellungen zu. beiden. Seiten «der 
Höhle an,‘ welche fienoch mehr verfchliefsen.\\. Bei 
den Schafen finden fich zwei Paare, ein inneres, bö- 
heres,. dickeres, aber fchmäleres; ein.äufseres mehr 
breites, aber zugleich niedrigeres.. Hinter beiden Paa+ 
rem liegt.bisweilen’eine unpaare, quere, etwas.breite 
Erhabenheit, wovon fich bei mehrern :Fifchen etwas 
ähnliches ‘ändet. Höchlt wahrfcheinlich ‘iindet; fich 
dibfeäbıfrühern: Perioden immer; wenigftens Sehe ich fo 
: ebenlin. einemia“ 4% langen menfchlichen Embryo fehr 
deutlich die hintere Wand des verlängerten Markes nach 
oben "bis zum Kirinen Gehirn in die Höhe ragen und 
zwifchen Beiden "die Gefäfshaut in’ die vierte‘ Hirnhöhle 
treten. Diefe hintere Wand verfchwindet bald, allein 
noch'lange erhalten fich an ‘den. Seiten. der vierten 
Hirnhöhle anifehnliche, nach innen gewag(ite, fich von 
den ftrangförmigen Körpern erhebende Falten, wovon 
män »wloch. beim‘ reifen Fötus::fehr deutliche Spuren. 
findet. :: Beim. \mepfchlichen Embryo finde ich drei 
kleine «Paare, . von denen die: beiden äufsera und er- 
habenen Stränge in die vorher erwähnten, die auf 
der hintern Fläche des Rückenmarkes verlaufen, über- 
gehen, - Diefe Erhabenheiten find die hintern Schen- 
kel des kleinen: Gehirns oder die ftrickförmigen' Kör- 
per. Die Pyramiden : und Olivenkörper : werden ‚erft 
{pät deutlich, fpringen aber-dann, befonders die letz- 
tern,. beim Menfchen ungefähr vom ‚fünften : Monate‘ 


. an, ftärker ander 'untern Fläche hervor und haben 
eine mehr Jlängliche Geftalt. 


Diefe Anordnung des verlängerten Markes ift be- 
fonders der Aehnlichkeit mit niedern Thierbildungen 
wegen merkwürdig, indem dies genau auf diefelbe Weife 
fich vergröfsert, feine Höhle in einer längern Strecke 
vom Kleinen Gehirn nicht bedeckt ift, als das Thier 
niedriger fteht. “Auch die Gröfse der ftrangförmigen 
Körper ift offenbar eine Fifchähnlichkeit; indem bei 
‚mehrern Filchen diefe äufserft anfehnlich find, 


«Die Brücke oder Erhabenheit, has in den 
\frübern Perioden von dem einen firangförmigen Kör- 
per zum andern geht und die vierte Hirnhöhle von 
hinten fchliefst, ift: befonders infofern. fehr merk- . 
würdig, als diefe Bildung ganz der bei mehrern Fi- 
fchen und auch der bei den Vögeln vorkommenden 
"entfpricht.. Bei den eritern find anfehnliche Knoten, 
welche hinter dem kleinen Gehirn liegen, und die 
unftreitig jenen feitlichen "Falten entfprechen, durch 
eine- fehr ‘deutliche Brücke unter einander verbun« 
den, «urch deren Durchfchneidung die vierte Hirn- 
höhle geöffnet wird‘). Auch bei den Vögeln wird 
‚der ‚hintere Theil der vierten Hirnhöhle durch eine 
dünne, dreieckige, fehr deutlich markige Brücke ver- 
fchlofien, die bei den Säugthieren und auch beim Men- 
Sehen im vollkommnen Zuftande nur aus Gefälshaut 
gebildet ift. 


1) Arfaky a, a. 0. $. ı7. 


358 
Ill. - Kleines Gehirn; 
I s. 81. 

‚ Das Kleine Gehirn ift vielleicht unter allen Thei- 
len des Nervenfyftems in den verfchiedenen Bildungs- 
ftufen, welche es durchläuft, am meiften von fich 
felbft verfchieden. Unftreitig gehört es zu den am 
Tpäteften entftehenden Theilen der Centralorgane des 
Nervenfyftems. Bei den früheften Schafsembryonen, 
wo ich die übrigen Hirnthejle fchon angedeutet finde, 
fehe ich (loch von ihm noch keine beltimmte Spur. 
Bei dem einen kann man höchftens eine von dem hin- 
tern Ende der Vierhügel etwas abgefetzte, Kleine, quere ! 
Platte, welche den vordern, bei weitem kleinften Theil | 
der Höhle des verlängerten Markes bedeckt, dafür an- 
fehen. In der That ift dies,} wie fpätere Embrfonen 
beweilen, das erfte Rudiment des kleinen Gehirns, wel- 
ches fich alfo zuerft als eine, hinter den Vierhügeln lie- 
sende, in fie übergehende quere Platte bildet. Diefe 
quere Platte geht zugleich zu beiden Seiten in die Sei- 
tenftränge des verlängerten Markes über. Sowohl bei 
Schafs - als Kaninchen-, Kuh- und Menjchenembryo- 
zen fieht man deutlich, dafs diefe Platte aus zwei Sei- 
tenhälften entfteht, welche fich anfänglich erft nähern, 'f 
dann aber,über einander fchieben, ohne noch verwach- 
fen zu feyn. Den erften Grad zeigt der frühefte Schafs-" 
embryo: den zweiten der eilftägige Kaninchenfötus. 

Bei fpätern Schafs- und men/chlichen Embryonen. 
fieht man noch fehr deutlich eine Längenfpalte und 
findet den hintern Rand auf beiden Seiten gewölbt, 
in der Mitte vertieft ausgefchnitten. 


Anfangs geht diefe quere, wagrechte Platte un- 
mittelbar von dem hintern Ende der Vierhügel ab: 
bald aber, und noch ehe ihre beiden Hälften völlig 
mit einander verwachfen, wird fie von denfelben etwas 
mehr abgefondert: Die Vierhügel nämlich rücken 
weiter nach hinten, und mit ihrem hintern, anfäng- 
lich mehr obern Ende etwas weiter herab, wodurch 
diefes über die Platte des kleinen Gehirns ‘etwas hin- 
ausgefchoben wird. Zugleich erfcheint‘ eine Spur der 
Hirnklappe, indem fich 'zwifchen jenem wagrechten 
Blatte und den Vierhügeln ein kleines fenkrechtes 
Blatt‘ bildet: Dies ift anfangs fehr klein 'und kaum 
von dem früheften wagerechten zu unter[cheiden, geht 
auch unter einem mehr ftumpfen Winkel in daffelbe 
und die untere Fläche der Vierhügel über. Allmäh- 
dig aber vergröfsert es fich in demfelben Maafse als 
Sich das wagerechte Blatt verdickt, höchft wahrfchein- 
lich mechanifch und auf Koften des hintern Endes der 
Vierhöügel, die in demfelben Maafse verkürzt werden, 
fo dals die Hirnklappe auf Koften der letztern dadurch _ 
gebildet zu werden feheint, dafs das kleine Gehirn 
dich von unten nach oben zwifchen ihr und den Vier- _ 
"hügeln entwickelt. 
© Die wagerechte Klappe ift anfänglich von oben 
‚nach unten bei weitem am dünnften, von vorn nach 
"binten beträchtlicher, allein von einer Seite zur an- 
dern am anfehnlichften; hat alflo eine geringe Dicke 
und bedeutend mehr Breite als Länge. 

Sie verdickt fich allmählig von oben nach unten, 
lt aber in der Mitte noch lange am niedrigften, an 


beiden ‚Seiten ‚rundlich ‚angefchwollen., Ihr hinterer ' 
dünner, Rand biegt fich, “ftatt dafs fie vorher ‚gerade 
und.einfach war , gegen-fich felbft"um, wodurch eine 
Vertiefung entfteht, welche nach ‚unten in die Höhle 
des: verlängerten Markes, unter die vierte Hirnhöhle, 
geöffnet ift. Später noch wird die obere Fläche 'die- 
fer Platte durch quer verlaufende "Vertiefungen un- 
gleich. Diefe find anfangs im. geringer Menge vorhan- | 
den und flach, , vermeliren und verzweigen fich- aber 
bald bedeutend. Zugleich erhebt fich allmählig der 
mittlere, Theil, der Wurm, beträchtlich über die Sei- 
tentheile und hängt mit ihnen fpäter durch eine etwas 
eingefchnürte Stelle zufammen.. Bei diefer Vergröfse- 
zung wendet fich das kleine ‚Gehirn zugleich mit der | 
Spitze ftärker, nach vorn, ftatt dafs diefe anfangs nach 
binten,, dann, gerade nach oben gerichtet war. Da- 
dureh wird die. Vertiefung, welche erft nach hinten, 
dann nach oben ‚gewandt war, allmählig etwas nach | 
‚ vorn gerichtet, die Hirnklappe immer ftärker verlän- 
gert, ausgedehnt, mithin dünner,. herabgezogen, zu- | 
gleich. den Hirnfchenkeln genähert, mithin die Waf- 
ferleitung  verengt, auch die hintern Virshugah aus- | 
einander ‘gedrängt. ’ . 

Die innere fehr unbedeutende Verlängerung der 
vierten Höhle in. das kleine Gehirn abgerechnet, er- 
Icheint daffelbe durchaus nie hohl. Die Entwicklung 
delfelben fcheint daher nicht ‚nach Art des grofsen | 

" Gehirns zu gefchehen, wo fich anfänglich eine weite 
_ Höhle findet, die allmählig ftellenweife einfinkt, fon- | 
dern eine dicke, folide, ‚einfache Maffe fpaltet fich‘ 


| 
| 


Be en 


allmählig und treibt, wenn ich fo fagen darf, Aefte 
und. Zweige: von-innen nach anfsen. 

Zuerlt erfolgt diefe ‚Spaltung ‘und ‘Furchenbil- 
dung im mittlern Theile des Kleinen Gehirns, darauf 
an den Seitenhälften und’namentlich im vordern Theile 
.derfelben. Früher erfcheinen ‘die Spalten, wodurch 
die Hauptabtheilungen von einander abgefondert wer- 
den, als die kleinern, welche die einzelnen Blättchen 
bilden. Jene grofsen Spalten find daher in frühern 
‚Perioden merklicher, und das kleine Gehirn hat daher 
dann Aehnlichkeit mit der von Kelch *) beim Erwach- 

fenen gelehenen regelwidrigen Bildung deffelben, wo 
‚die, obere von der üntern Hälfte durch einen bis zur 
Mitte dringenden Einfchnitt abgefondert war: 
Die. Flocken find noch lange'verhältnifsmäfsig be- 
 trächtlich gröfser und liegen freier als bei vollkomm- 
‚ner Entwicklung, eine Bedingung, welche auf eine 
intereflante ‚Weile gleichfalls an'eine von Kelch ge- 
fehene Bildungsabweichung erinnert, wo bei einem 
funfzigjährigen Manne auf beiden Seiten an der untern’ 
Fläche des Gehirns, da, wo die Antlitz- und Gehör- 
nerven zum Vorfchein kommen, ein aus grauer und 
Markfubftanz beftehender, windungslöfer Anhang von 

der Gröfse einer welfchen Nufs gefunden wurde, der 
„ mittellt eines markigen Fadens an den Schenkel zur 
Brücke hing ?). 

Das kleine Gehirn durchläuft alfo fehr verfchie- 

dene Perioden, und, was befonders merkwürdig, ilt; 


1) Beitr, zur path, Anat, 1813. 8. 90, 
2) A.a. 0, 6, 90, 


x \ 1 


= 


es:erfcheitit fichfelhft in Spätern>und+früherniiklmanie 
cher Hinficht ähnlicher‘ als in 'mittlern; denn offen- 
bar ift feine T’heilung in zwei Seitenhälften bis zum 
dritten Monate deutlicher als fpäterhin, ‘wo fich der 
wittlere Theil vorherrfchend' entwickelt, und diefes 
‘ Vorherrfchen des mittlern Theiles nimmt bei voll- 
kommnerer Entwicklung wieder ab. r 
u. Diefe Bedingungen fcheinen wohl in dem Um«- 
ftande begründet zu-feyn, dafs der zuerft vorhandene 
"Theil ‘des kleinen Gehirns hauptfächlich dem untern ' 
Theile deffelben,. vorzüglich den: Flocken und ‚dem 
Marktfegel, entipricht und fich auf diefem erft die übri- 
gen Theile anbilden. - Durch. diefe ‚Annahme ‚laffen . 
lich die anfangs widerfprechenden Erfcheinungen vers 
einigen, wovon weiter unten. 


$.. 52. 

Aus einer Zufammenftellung diefer Angaben mit 
dem, was ieh bei meinen Unterfuchungen fand, er- 
giebt fich zunächft die Beftätigung der, von Herrn 
Carus gegebenen Darftgllung, dafs das kleine Gehirn 
zuerft als eine kleine, den vordern T'heil der vierten 
Hirnhöhle bedeckende, Platte erfcheint, 

Dagegen glaube ich kaum Herrn Döllinger’s An- , 
ficht völlig beitreten zu können, der zu Folge das 
kleine Gehirn die Theilung in zwei Hälften defto we- 
niger; je jünger der Embryo ift und in den früheften 
‚Perioden noch gar nicht zeigt. Er ftützt fich hiebei, 
wie es feheint, vorzüglich auf eine Autenrieth’fche 
Beobachtung; allein unftreitig wurden hier die Vier- 


m 365 


hügel für das kleine Gehirn angefehen. Wirklich ift, 
wie ich fchon bemerkt habe, die ‚Platte anfänglich in 
zwei Seitenhälften getrennt und Spuren diefer Bildung 
finden fich auch noch fpäter, fofern fie noch lange in 
der Mitte am dünnften und niedriglten ift. 


Eben fo wenig ift die Angabe der Herrn Wenzel 
richtig, dafs das kleine Gehirn des Menfchen in allen 
Lebensperioden mehr lang als breit fey. Das Gegen: 
theil beweifen fowohl des Herrn Carus als meine Un: 
terfuchungen. Indelfen beweift‘die Angabe der vom 
Alter abhängigen Verfchiedenheit des Verhältniffes bei- 
der Dimenfionen, welche die Herrn Wenzel liefern, 
dafs fie dem Auffinden der Wahrheit fehr nahe waren. 


Eine Höhle an der Stelle des rautenförmigen Kör- 

pers, welche Herr Carus beim dreimonatlichen Em- 
'bryo fand, habe ich nicht mit‘ Gewifsheit gefehen, 
yielleicht weil ich keinen Embryo aus der Periode un- 
terfuchte, in welcher er fie fand. Höchft wahrfchein- 
lich aber ftammt fie aus der Periode, in welcher das 
kleine Gehirn noch eine Querfalte ift, welche fich 
an den Seiten umfchlägt, indem diefe umgefchlage- 
nen Theile hohl find und fich nach innen öffnen. 
Diefe Bemerkung ift aber infofern fehr interelfant und 
einer nähern Unterfuchung werth, als Kelch bei einem 
Efwachfenen einmal im kleinen Gehirn an der Stelle, 
wo es den linken Olivenkörper berührt, eine kleine, 
fiberall verfchloffene Höhle von der Gröfse einer Ha- 
felnufs fand *). 


1) A, a, 0. 8. 284, 85, 


ii ES j 

Die Entwicklungsgefchichte des kleinen Gehirns 
ilt in mehrerer Hinficht merkwürdig. 

Deutlich erkennt man 1) Annäherung feiner frü- 
heften Form an niedrige Bildungen. Die quere Platte, 
welche es zuerft darftellt, und die fich an den Seiten 
Ipäter gegen fich felbft fo umfchlägt, dafs dadurch | 
auf jeder Seite eine Höhle entfteht, welche nach hin- } 
ten offen ift und mit der vierten zufammenhängt , fin- | 
det man fehr deutlich bei vielen. und vermuthlich 'bei | 
allen Fi/chen. N 

Bier liegt indeffen freilich noch. über diefer Platte | 
ein, Theil, der mit| dem Kleinen Gehirn der -höhern | 
‘Thiere eine grülsere Aehnlichkeit hat, bei den nie- | 
drigern Fifchen, wie beim frühern Embryo das kleine 
Gehirn, glatt und faft folide, bei den höhern Knorpel- 
filchen, .wie bei dem fpätern Embryo der, höhern 
’Thiere in mehrere Lappen getheilt ift, deren Zahl und | 
Verzweigung nach. Verfchiedenheit ‚der Arten varürts 
fo dafs allo auch hier wieder gradweile Verfchieden- 
heiten einander ent[prechen. 

UVebrigens hat beim Fro/ch, wie Herr a rich- 

tig bemerkt hat, das kleine Gehirn noch ganz die Ge= 
_ ftalt einer einfachen Platte. 

Folgt nicht aus diefen Thatfachen zunBelee dafs 
das, was zuerlt an der Stelle des kleinen Gehirns 
vorhanden ift, nichts anders fey, ‚als die grolse En 
klappe, aber in ihrem ganzen Umfange, d. h. mit dem 
Markfegel, und dafs fich erft auf diefem die übrigen, | 
fie fpäter fo bedeutend überwiegenden Theile des klei- ! 


# 


EEE s 365 


nen. Gehirns nach oben entwickeln? _ In dem Maafse 
als dies ‚gefchieht, wird. der, hintere Theil:der Hirn- 
klappe nach hinten ; gedrängt und ‚fchlägt üch von 
hier nach vorn um; oder hie verdickt fich nach oben 
und der hintere, dünne, umgefchlagene Theil ift eine 
neue-Bildung. Doch ift-mir das erftere wahrfchein- 
licher, j F 

Darf man abe nicht" auch ferner; weiter fchlie- 
on ‚dafs das kleine ‚Gehirn und ‘die Vierhügel we- 
fentlich zu einem Ganzen gehören, ‚unter einander in 
einer\-nähern Beziehung, ftehen als mit dem grolsen 
Gehirn?.. Wenigftens, fcheint für ‚diefe Vermuthung; 
der bei den Grätenhfchen mit weit weniger entwickel- 
ten kleinem Gehirn vorkommende zulammengefetztere, 
Bau der Vierhügel zu fprechen, wogegen: bei dem 
Koorpelfifchen die. Vierhügel ‚weit kleiner und unvoll- 
Koramaer find. . Die Richtigkeit diefer Anficht wäre 
befonders, infofern fehr wünfchenswerth, als dadurch 
die grofse Verfchiedenheit, ‚welche in Hinficht auf ‚die 
Entwicklung des-.kleinen ‚Gehirns zwifchen dem Em- 
bryo der Säugthiere und der 'Thierreihe Statt: findet, 
Be ausgeglichen ‘würde. 

"Die, Entwicklung des Kleinen Gehirns in den 
hierreihe bietet aufserdem noch eine Schwierigkeit, 
dar. Bei den Fifchen ift diefes Organ fehr vollkom- 
men ausgebildet; auffallend ift: daher feine geringe 
Entwicklung bei den Reptilien. Hier erfcheint es beirn 

ofeh in der unvollkommenften, einfachften Geftalt, 
die es beim. früheften Embryo der höhern Thiere hat, 
da es doclı bei den Fifchen, vorzüglich den Rocher 


/ 


566 N N 


und Hayen, fo ganz vogelähnlich entwickelt ift, und 
auch bei den höhern Reptilien erhiebt es fich nicht zu 
der Grade der Ausbildung, welchen die letztern dar- 
bieten! eine wirklich fo auffallende Erfcheinung; dafs 
ich dadurch lange 'verfucht gewelen bin, "das Kleine 
Gehirn der Fifche gar nicht dafür, fondern für die - 
Vierhügel zu halten. Mit diefer Annahme würden 
fich mehrere Bedingungen fehr wöhl vereinigen laffen, 
vorzüglich die anfehnliche 'Gröfse diefes Theiles, feine 
Einfachheit, feine Geftalt und Lage überhauptz 'wo- 
durch er ’fich auffallend dem Vierhügel des Säugthier- 
embryo nähert, wenn er nicht auf’ der andern Seite 
durch andere Bedingungen fowohl'bei den Fifchen als 
den Reptilien zu deutlich init dem’ kleinen Gehirn der 
Köhern Thiere übereinkäme. "S un / mn nt 
‘Man imufs daher hier, wie bei mancher ‘andern 
Gelegenheit geftehen, dafs, wenn gleich die Analogie 
zwifchen der Entwicklung des Embryo und der Thier- 
reihe fehr grofs ift, fie dennoch nicht vollftändig ilt 
und’ dafs’ oft Thiere aus einer höhern Kläffe in’ män-. 
cher Hinficht ich auf einer niedrigern Stufe befinden, 
als unter ihnen ftehende Klaflen. Ein Verfuchy Er> 
| fcheirangen diefer Art zu erklären, Könnte vielleicht 
durch die Annahme gemacht werden, dafs ein Organ 
fich nur von einzelnen Stellen 'aus vervollkommnet. 
Namentlich würde dies für das Gehirn gelten, und 
Auf den vorliegenden Fall anwendbar feyn. Das grofse 
Gehirn ift bei den Fifchen fehr unvollkommen ent- 
wickelt. “Dagegen erfcheinen das kleine und die Vier- 
hügel bedeutend grols und auch in andrer Hinficht 


vollkoinmen. Bei den’ Feeptilien wird ‘auf einmal.die 

- Bildung’ des ‚grofsen Gehirns weit vollkommner, in. 
dem nicht blofs Höhlen, fondern auch geftreifte Kör- 
per erfcheinen, ein Grad der Ausbildung, der ‚aber 
zur auf Koften’der: Entwicklung; des kleinen ‚Gehirns 
erreicht zu: werden: fcheint,; weshalb diefes unter, die 
Stufe herabfinkt, auf welcher es bei. den-Fifchen fteht;! 
Diefe Anfıchtlift defto wahrfcheinlicher , da, wie/fchon! 

- bemerkt, die Ausbildung des kleinen Gehirns und der. 
Vierhügel bei den Fifchen in: einem entgegengefetzien! 
Verhältnifs fteht, Ya 
Uebrigens bietet die Kaffe: er Reptilien ein® 
Menge. andrer' Belege für diefes'Geletz ‘dar. So ift 


offenbar das ‚Syltem des Kreislaufs und des Athmens; 


 Kier unvollkommner als :bei den «:Fifchen und ‚felbft, 
den Mollusken, eine Erfcheinung; welche: höchft. wahr, 
. fcheinlich daraus ‘zu erklären: ift, ‘dafs bei ihnen;zuerib 
unter den Wirbelthieren theils’-die Luftreipiration undı 


ein. in allen Theilen  doppeltes Herz: zum. Auftrite 
j Kommt, ' theils. die übrige Organilation, vorzüglich: 


Knochen - und Muskellyieie, fich Aa vervoll=! 
> Kölner, "O0 nu 
4 Die Plattey zrälelh das kleine: er der Fröfehe) 
- ind des früheften Embryo allein bildete,  entfpricht: 
höchft wahrfcheinlich dem untern‘ Theile deffeiven bei 
- dem höhern Thieren,' und bei weiter vorgefchrittner 
 Eiitwicklung ; namentlich den "Flocken und . dem, 
Märkfegel. Die anfangs grolse Breite, geringe Höhe) 
und 'wagerechte Stellung reimen ‚ich fehr wohl 
mit diefer Anlicht, Auch, kommt ınit diefer fehr 


‚368 mn 


wohl‘ die Anordnung diefer Theile bei .den Filchen 
überein, ‚deren feitliche Knoten des kleinen: Gehirns, 
nebft der obern 'Brücke ich als: diefen "Theilen entfpre= 
chend ‚anfeben zu können glaube.» also nog 
Darauf bildet fich das Gehirn weiter nach obem 
aus, und nun tritt einesPeriode ein;lworin: der\ mitt- 
lere Theil die Seitentheile überwiegt, wie.es bei den 
Säugthieren und‘ Vögeln ‘der Eall ift»  Diefe Periode 
{pricht fich durch geringere Abfordderung.(der «Seiten- 
hälften , rundliche Geltalt des Gehirns: und: 'fchon 
früher durch den Umftand aus, dafs.im mittlern Theile 
die.«erften Fwrchen erfcheinen.!; uni! ms... 
«Die Entwicklingsweife. des Kleinen’ Gehirns, ‚ft 
Fr für die Lehre von’ den: abweichenden Bildun-, 
gen: wichtig, fofernıhe z. B.ierklärt, weshalb auch, 
beil. fehr. grofser sangeborsier \Hirnhöhlenwafferfucht, 
das. kleine Gehirn: faft nie ausgedehnt,; fondern.. im-: 
mer normal \ift.» "Zugleich. wird fie;ein ‚Grund mehr, 
für die Annahme;, dafs; die Hirnhöhlenwafferfucht faft, 
immer ein Stehenbleiben ‘des Gehirns aufjeiner frühern; 
Bildungsftufe dey.; u. „00° Azsshl:- bin es et 
Die geringe Höhe des Tobi Gehirns in ‚den: 
frühern' Lebensperioden''erhält fich,,. bei unvollkomm- 
ner Entwicklung ‚des: Gehirns, ‚bisweilen, das ganze, 
Leben hindurch. So fand es Klein ") bei einem zehn-, 
jährigen Knaben mit,äufserft kleinem Schädel nicht ge-, 
wölbt, auf beiden Seiten in die Aushöhlungen des Hin«, 
terkaiptbeins ‚gedrückt, fchmal, nierenförmig, ‚keine 
beokian ; SER, 


1) Siebolds Journal für Geburtsh, u, f,w. Bd, 1,$t,2, $.274.75. 


en 


Spur des Wurmes‘und des Einfchnittes zwifchen bei- 
den Lappen. - e) nr 


IV. Die Vierhügel, 
$. 54. 
Die Vierhügel haben in den früheften Perioden‘ 


"Hes Embryo ein fo bedeutendes Uebergewicht über 


alle übrigen Theile des Gehirns, dafs es unbegreiflich! 
fcheint, wie ein in fpäterer Zeit fo unbedeutender 
Theil einft die Hemifphären an 'Maffe bei’ weiteh 
übertreffen konnte. a 
Hierauf haben fchon' die Herrn Wenzel einigerma- 
Isen aufmerkfam gemacht *). Sie fanden fie beim drei- 
monatlichen menfchlichen Embryo az lang, 33'#breit, 
da das grofse Gehirn nur 1% 2 lang, y% | breit, 
das kleine nur 4 lang und 7 breit war. Beim neu- 
gebornen Fötus find fie nur 53% lang, die vordern 
6, die hintern 7 breit, während die Länge, des gro- 
{sen Gehirns 4” 2”, feine Breite 4" % beirägt. 
Herr Carus hat diefe-Entdeckung weiter ‚verfolgt 
und richtig bemerkt, dafs die Vierhügel beim „drei. 
monatlichen Embryo von den Hemifphären nicht völs 
lig bedeckt find, eine einfache Erhabenheit bilden, 
welche eine anfehnliche Höhle enthält und den Gan- 


- glien der Hemifphären an Gröfse gleich kommen, 
aber fchon im vierten und fünften Monat mcht mehr' 
“ an der äulsern Oberfläche des Gehirns fichtbar find und 


an Gröfse von nun an fehr unbedeutend zunehmen. 


1) De penitiori [tr, cerebri. Tal. ]. 


M, d. Archiv, I. 3. Aa 


370 —__ 


' Da die’Herrn Wenzel nur der‘anfehnlichen Gröfßse 
der’ Vierhügel beim frühen Embryo und aus'der! fpä- 
tern Periode nur der feitiichen und untern Grübchen 
im Kanale unter den Vierhügeln Erwähnung thun, 
fo wird es mir erlaubt feyn, hier auf das aufmmerkfam 
zu machen, was fchon mehrere Jahre vor Herrn Ca- 
rus ein Schüler ven mir über. diefen, Gegenftand be- 
merkte *"). 

Dafs es fich beim menfchlichen Einhryo eben fo 
verhalten würde, liefs ich von felbft erwarten, in- 
deffen bemerkte ich erft fpäter ?), nachdem’ ich es 
wirklich fe gefunden hatte, dafs die Wenzel’fchen- 
Grübchen unftreitig WUeberbleibfel "jener anfänglichen 
Höhlenbildung feyen, was nachher von Herrn Carus 
gleichfalls vermuthet worden ift ?). 


$ 55. > ra 

Bei Unterfuchung des Ganges der Entwicklung 
der Vierhügel fragt es fich zuerit, ob fie immer die 
Geftalt einer Höhle hatten, oder nicht vielleicht auch 
ihre Seitenhälften anfänglich oben nicht verfchloffen 
"waren? Zu diefer Vermuthung berechtigt ihre Ge- 
ftalt bei dem früheften Schafsembryo 4), wo fie an 
ihrer obern Fläche fehr deutlich offen waren, die 
obern und innern Ränder ihrer Seitenwände weit von 
"einander abftanden. Auch bei viel fpätern verläuft 


U) Arfaky de pileium cerebro. Halae 1813. p. 38. 
2) Arfaky a. a. 0. S. 37. 38. 

3) A.a, O,p. 28x. Note ”**), 

4) Taf. I, Fig. ar. 


hier der Länge nach eine zwar Ichmalere, aber doch 
noch {ehr deutliche, ganz durchfichtige Stelle ?), de- 
ren Dünne man felbft bei Embryonen wahrnimmt, die 
lauge in Weingeift gelegen haben. Ganz ähnliche Er- 
fcheinungen bieten auch die Vierhügel des Kaninchen- 
embryo noch bis beinahe zur Mitte der Trächtigkeit 
dar. Sehr deutlich. verläuft hier in der Mitte von 
vorn nach hinten eine, von hinten nach vorn allınähs 
lig fich verengernde, fo dünne Stelle, dafs man fie wohl 
für eine Lücke halten kann, Beim menfchlichen Em- 
bryo habe ich nichts ähnliches gefehen, eine longitu- 
dirale Vertiefung ausgenommen, welche fich an der= 
felben Stelleaan den Vierhügeln eines ungefähr zehn= 
wöchentlichen Embryo findet, die aber höchft wahr: 
fcheinlich diefelbe Bedeutung hat. 


' Bei den frühern Embryonen fehlt diefe Spur, ver 
muthlich, weil fie fchon zu WR in Weingeift auf: 
behalten waren. 

Die Vierhügel bilden anfängs die höchfte Stelle 
des Gehirns und ftellen eine völlig einfache, läng- 
liche, nach oben gewölbte, nach unten vertiefte, hohle 
Erhabenheit dar, welche auf dem obern Theil der Hirn- 
_  fehenkel auffitzt, fo dafs man fie, wie bei den Vögeln, 
Reptilien und Fifchen anfänglich beim Säutgthierembryo 
xichtiger Zwei- als Vierhügel nennen kann, 

Ihre Wände find anfänglich überall äufserft dünn, 
überall gleichmäfsig gewölbt und man nimmt keine 


1) Taf. 1. Big. 24.39, 


Spur einer Abtheilung, weder in ein vorderes und 

hinteres Paar, noch in eine rechte und linke Seiten- 

hälfte wahr. Die Scheidung gin eine rechte und linke 

Hälfte entwickelt fich etwas früher als die Abtheilung 

in ein vorderes und 'hinteres Paar. Die Wände (der 

Vierhügel verdicken fich allmählig , befonders . vorn 

und in ihrem mittlern Theile. Der hintere Theil 

bleibt lange weit dünner, und fowöhl feine äufsere 

als feine innere Fläche erfcheint daher etwas ab&efetzt 

- von dem grölsern vordern, feine Höhle verhältnifs- 
mäfsig zu feinen Wänden gröfser, wenn gleich die 

Wände fich an ihren innern Flächen faft berühren. 

‚Dadurchventfteht die Abtheilung des anfangs einfachen 

Vier-, oder eigentlich Zweihügelpaares in eine vordere 

und eine hintere Hälfte.  Diefe bleibt auch äufßler: 

lich, ‘wenn man auch, ‘wegen Verdiekung und Zu- 

_Sammenziehung der Wände, keine Spur einer Höhle 
wahrnimmt. vrslsdad 

Die Vierhügel werden allmählig verhältnifsmätsig 

zu ihrer Länge bedeutend breit, theils, weil’Ge. in 

der’ erften Richtung ftärker wachfen, theils, ‚weil fe, 

befonders das hintere Paar, durch das fich ftärker 
entwickelnde kleine Gehirn weiter aus, einander ges 

elrängt werden. vet! |; r 


$. 56% u 
Die Bedingungen, welche die Entwicklungsge- 


‚ fchichte der Vierhügel beim Embryo der höhern Thiere 
darbietet, find befonders infofern höchft wichtig, als 


z 


N 


hie wieder einen Beitrag zu der Gleirhung zwilchen 


der: Entwicklung des letztern und der Thierreike 
abgeben. ' Dafs die Theile des Fifchgehirns welche 
Ciwier für die. Hemifphären hält, nicht diefen, 
fondern den: Vierhügeln entfprechen, hat fchon ein 
Schüler von mir, Herr Ar/aky, aus; ihrer Geftalt 
und Lage, ihrem. Verhältnifs zum Sehnerven und zu 
den Vierhügeln des Embryo gefchloffen *), und.näch 
ihm hat Herr Carus diefe Anficht vorzüglich zur Bes 
Stimmung der Theile des Keptiliengehirns benutzt ?). | 

Wie beim früheften Embryo! find bei vielen FA 
Sehen die Vierhügel nur eine grofse, einfache, in der 
Mitte gar nicht in eine rechte und linke, und noch 
weit weniger nach hinten in eine vordere und hintere 


F 


beträchtlich länger als breit ift, höchftens. einen‘ der 
Länge nach verlaufenden: Einfchnitt zeigt, aus fehr 
dünnen Wänden gebildet ift, und die. vordern und 
hintern Theile des Gehirns bedeutend an Malle und 
Ausbildung. überwiegt. 

‘ Bei den höhern Föfehen, den Rocher und aa 
verkleinert 'fich ciefe Maffe bedeutend und zugleich 
- werdicken fieh ihre Wände beträchtlich, fo dafs auch 
" ‚die Höhle fich fehr verringert, gerade, wie auf dies 
> felbe Weile auch beim Embryo der ‚Säugthiere all- 
 mählig die Vierhügel einfinken. 

) Bei den Vögeln haben diefe Theile völlig diefelbe 
Geftalt, daffelbe Verhältnis der Dicke ihrer Wände 


/ 


1) A.2.0, 8.36. 
F)A20.8, 174 8, 


Hälfte getrennte Höhle, "die von vorn 'nach hinten ' 


‚ 


zu der in ihnen enthaltenen Höhle als hei den höhern \_ 
Fifchen. Eben fo wenig find fie hier in eine vordere 
und hintere Hälfte abgetheilt, wenn fie gleich mehr 
auf die Seite geworfen find und nur durch eine dün+ 
"nere Markbrücke unter einander zulammenhängen. 

' ' Bei den Säugthieren find fe zwar nicht mehr 
hohl, allein ihre, im Verhältnifs zu den übrigen Hirn- 
theilen, ' anfehnliche Gröfse ftellt doch offenbar die 
fpätern Perioden des menfchlichen Embryo dar, wo 
fie genau diefelben Bedingungen darbieten. 

Auch hier alfo find die verfchiedenen Bildungs- 
ftufen in dem Maafse niedern Thierbildungen ähn- 
licher als fie früher iind. 

Die meiften Fifohe unterfcheiden fich von den 
höhern Rochen. und Hayen, und eben fo von den, Rep- 
tilien und Vögeln nieht blofs durch geringern Umfang 
der Zipeihügel und beträchtlichere Dicke ihrer Wände 
bei diefen, fondern auch durch die Einfachheit: ihres 
innern Baues, indem fie, eine Hervorragung an ihrer 
untern Fläche abgerechnet, völlig glatt und leer find, 
während fie bei den meiften Fifchen mehrere Windun- 
gen, welche fich von ihrem hintera Ende nach vorn 
erftrecken, enthalten. In diefer Hinficht''find fie alfo 
defto zufammengefetzter, je niedriger das Thier fteht. 
Beim Embryo der Säugthiere findet fich von jener _ 
niedrigern Bildung ‘keine Spur, und nur die geringe 
Dicke der. Wände und der anfehnliche Umfang diefer 
Abtheilung des Gehirns erinnert an die niedrigere 
Thierbildung, Die Windungen, welche ich biswei- 
len bei Schafsembryonen an den obern Fläche be 


merkie *), gehören höchft wahrfcheinlich nicht hier- 
ber, fondern müffen wohl richtiger für zufällige, durch 
die Einwirkung des: Alkohels bewirkte Veränderun- 
gen angefehen werden, ‚da die theils. nicht bei allen 
Einbryonen aus derfelben Periode wahrgenommen wer- 
den, theils bei fpätern ich gar nichts ähnliches findet. 
Ueberdies:ift die Stelle nicht völlig. diefelbe, indem 
bei den Fifchen‘ diefe Windungen. von hinten nach 
vorn dringen, Verlängerungen und: Einwärtsfaltungen 
des hintern Endes find, dagegen bei den Spresbien 
embryonen die obere. Wand einnehmen. 

Doch bemerkt man fie freilich. im hintern Theile 
der obern Fläche bei den Säugthierembryonen am 
ftärkften. ! 

Indelfen ife Auch Dicht zu läugnen, dafs fieh-eine 
lkeraier Andeutung jener Bildung findet. Wenn 
gleich nämlich anfangs die Höhle der Vierhügel völlig 
einfach. ift, fo wird fie doch nachher etwas zufammen- 
gefetzter als hie fpäterhin wieder erfcheint, durch, der 
neu entftehenden hintern Abfchnitt, welcher dem hin- 

tern Hügelpaare entfpricht und der nachher wieder 
verfchwindet, und namentlich in dem, Maafse ver- 
 fchwindet, als fich das. kleine Gehirn fiärker ent- 
wickelt. Diefe Anlicht wird durch die Bemerkung 
‚gerechtfertigt, dafs auf ganz ähnliche Weife auch ir 
der Thierreihe das kleine Gehirn in dem: Maafse voll- 
‘kommner wird, als fich die Gröfse und Zufammen- 
fetzung der Vierhügel vermindert. Dies lehrt na- 


’ 


Y) Siehe oben 6, 53, 


"mentlich die Vergleichung der'Structur beider Theile 

im den .niedrigern Fifchen»mit der, welche fie bei den 
höhern und »den Vögeln: zeigen. ., Dort geringere 
Gröfse, Mangel an Windungen; Glätte im kleinen 
Gehirn mit «anfehnlicherer ’Gröfse und Windungen in 
den: Vierhügeln, "hier anfehnliche Entwicklung, ‚viel- 
fache'Faltung und .Veräftelung des kleinen Gehirns 
mit Dicke der Wände, geringerem Unmfange und Klein- 
heit der Höhle der Vierhügel, Es fcheint' daher falt 
‚ als gehörten die 'in das Innere der Vierhügelhöhle 
"bei den niedrigern Fifchen dringenden Falten dem'klei- 
nen 'Gehirn an,.als würden fie bei den höhern Fifchen 
nur gewiflermafsen'hervorgezogen, ‚und entweder zur 
Bildung der Maffe delfelben verwandt, oder wenig- 
ftens ‚gerade geftreckt, wie beim Embryo die Hirn- 
klappe ausgezogen wird, welche natürlich in dem) 
Maäfse ftärker geltreckt wird, ‘als lich ‘das kleine Ge- 
hirn. vergröfsert-und nach oben zwifchen die Vierhügel 
“ dringt, : i : 


z Na ‚Grolses ya 


ENT, 
r „A Hirnganglien. 

Die ..Hirnganglien ‘haben: anfänglich bei weitem 
nicht  ciie, anfehnliche verhältnilsmäflsige ' Gröfse als 
fpäterhin;..doch ‚ift es. keine Frage, dals «he an- 
fänglich im Verhältnifs zu den Hemiflphären und den 
geltreirten Körpern gröfser find als in Ipätern Perioden. 


577 


Sie bilden anfangs den vordern und untern; 'ah- 
' fteigenden Theil einer grofsen, hufeifenförmigen Krüm- 
inung, ‘deren hintern und obern die Vierhügel dar- 
ftellen und mit diefen zufammen eine einfache Höhle 
mit dünnen Wänden.‘ Allmählig, und ziemlich früh 
verdicken fich”aber die Wände diefer Höhle 'von au- 
fsen nach innen in ihrem gröfsern untern "Theile und 
Wachfen einander entgegen. Ihre innern, einander 
entgegen gewandten Flächen ‘werden fo erft gerade, 
glatt, dann etwas hervorragend und verwachfen zu- 
letzt in’der Mitte mit einander. Lange vorher aber 
find ilire -obern Ränder mit einander «lurch'eine dünne 
Brücke; von, wie es wenigftens fehr häufig den An- 
fchein hat, wahrer‘ Nervenfubftanz verbunden. Diefe 
geht nach hinten in die Wände der Vierhügel, nach 
_ vorn in die Brücke zwifchen den beiden Hemilphä- 
ren über, aus welcher fich Balken, Scheidewand und 
Bogen entwickeln. Zwifchen dem mittlern, von den 
Seiten nach innen vorfpringenden Theile der Hirn- 
 sganglien, fobald diefe Gch hinlänglich ‘verdickt haben, 
um einen folchen Vorfprung zu bilden, ‚und diefer 
dlinnen' Brücke nach oben, fo wie dem Boden der 
‘dritten Hirnhöhle nach unten, findet fich immer eine 
deutliche Lücke, zwei Kanäle, die über und unter 
| ‚dem 'mittlern Theile der Hirnganglien weg; durch die 
‚dritte Hirnhöhle von der Höhle der Vierhügel zu den 
 groöfsen Seitenhöhlen führen. 
 * ‚Die obere :Brücke ift in den frühern »erioden 
"weit vollftändiger als in etwas fpätern. Sie verlAawin- 
“der hier allmählig von vorn nach hinten; erfcheint als 


5] 


aufgeworfner Hornftreifen (Stria cornea))| am hintern 
Theile des 'obern Randes eines jeden Selihügels, ‚die 
jetzt hier durchaus nicht mehr  verwachfen find. ‚und 
geht. in die Bildung der Zirbeldrüfe ein. Die, hintere 
Commilfur ift gewifs, ein Ueberbleihfel von ihr., Durch 
die Lücke tritt das AdergeBecht',in..die. Seitenhöhlen. 
Es ‚giebt alfo gewils, nach ımehrern ‚Beobachtungen 
zu fchliefsen, eine Periode, wo.die Hirnganglien in 
ihrem obern Theile in einer weit gröfsern Strecke 
verbunden find als fpäterhin. . Dafs diefe Anordnung 
die noch frühere gänzliche Trennung derfelben nicht 
ausfchliefst, brauche ich nicht zu. bemerken. . In den 
fehr frühen Schafs - und Kaninchenembryonen reicht 
die Spalte bis völlig nach vorn, und es ift. daher |fo- 
gar wahrfcheinlich, dafs auch’ in. diefem Theile. des 
Gehirns die Seitenhälften einander anfänglich nicht 
mit ihrem innern Rande erreichen: > 

' Hierzu kommt noch die Bildung des Gehirns 
der Hayfıjche und Rochen in der, diefer Stelle ent- 
fprechenden .Gegend. Die Vierhügel find bei ihnen 
durch eine nieht unbedeutende Strecke von den. He- 
mifphären getrennt, die nur hinten durch eine nervige 
Commiffur verfchloffen, dagegen in: ihrem ‚gröfsern 
vordern Theile: offen, nur durch; die Gefäfshaut .ver- 
{chleffen und überhaupt aus dünnern Wänden: als die 
Hemifphären gebildet. ift, ‚aber zu beiden Seiten eine f 
kleine Exhabenheit auf ihrem; Boden hat, alfo wohl 
unftreitig der dritten Hirnhöhle, ihren Wänden nach 
den Hirngapglien entfpricht. Eben fo find bei dem 


879 


' Vögeln die Hirmganglien in ihrer en Höhe von 
einander getrennt. r 
Vergleicht man diefe Darttellung mit den nene- 
ftenn Angaben über den Zuftand der Hirnganglieh beim 
Fötus, fo findet man mehrere’ Ba eg de- 
reh Gründe leicht erhellen. 


Herr Wenzel fand fie in zwei dreimonatlichen, 
zwei viermonatlichen und einem fünfmonatlichen Em- 
bryo gar nicht mit einander verbunden, ind nirgends 
eine Spur einer Erhabenheit oder Rauhigkeit an ihren 
innern Flächen, welche auf eine frühere Verbindung 
hingedeutet ‚hätte. Eben dies fahe er auch beim rei- 
fen ötus bisweilen, 


ER 


"Da. er BL bei Erwachfenen a die Seh- 
\ huge! völlig von einander getrennt fand, ‚fo glaubt er er 
 fich zu der Annahme berechtigt, dafs in jenen Fällen 
die Trennung wirklich urfprünglich gewelen fey; 
- und dies um fo mehr, weil er bei andern Embryo- 
nen, jedoch nur vom fünften Monate an, die Seh- 
hügel fehr deutlich und fogar ftärker verwachlen fand, 
als in fpätern Perioden. h 


Aus diefem letzten Grunde fcheint er daher aus 
den Beobachtungen erfterer Art nur den Schlufs zu 
ziehen, dafs, wenn gleich die Sehhügel beim Men- 
 Achem meiftentkeils mit einander an ihrer innera Fläche 
- verbunden find, fie dennoch in allen Lebensperioden 
" bisweilen von einander getrennt gefunden werden *). 
} 


._— 


"NA 0.83. 310. ıu 


Herr Döllinger» nimmt san, dafs die 'Sehhügel 
beim Fötus nur felten und, wo dies .der Fall 'ift,:in 
einem, gröfsern Umfange jalsı beim. Erwachfenew, mit 
einander verwachfen feyen, bemerkt, dafs er diefe Ver- 
bindung‘ nur einmal ’gefehen, ‚habe, und fügt hinzu, 
dafs er fie weder in frühen‘ noch. fpätern. Perioden 
des- Fötuslebens hohl zu finden im Stande gewelen 
fey '). 

Nach Herrn Carus find ‚diefe Theile an ee ı in- 
nern Fläche beim, Fötus überhaupt fefter als beim 
Erwachfenen, mit einander verwachfen a): i 

Unftreitig find diefe verfchiedenen Angaben zu E 
der Annahme zu vereinigen, dafs anfänglich die Hirn- 
ganglien, den obern Rand ausgenommen (worauf aber 
keiner der frühern Schriftfteller bei Unterfuchung die- 
. Ier Frage‘ Rückficht genommen hat), immer von ein- 
ander getrennt find, und nur allmählig‘ in der Mitte 
zufammenfliefsen, diefe Vereinigung fich aber allmäh- 
ig in fpätern Perioden wieder etwas vermindert. Da- 
her fand äuch Herr Wenzel fie vor dem fünften Mo- 
nat immer getrennt, und wenn Herr Carus nicht blofs 
diefen Theil der Wenzel’fchen Beobachtungen benutzt 
hätte, fo würde er unftreitig nicht einen, der Wahr- 
heit fo ganz zuwider ‚laufenden Satz, von welchem 
die Herrn Wenzel und noch mehr Herr Döllinger 
fchon vor ihm ‘fa richtig das Gegentheil ar apa 
'haiten. ae haben. 


77 A.2.05% 5 
2) 8, 295 


‘ Eben fo ift auch wohl Herrn.Döllingers Meinung 
über die beftärdige Solidität der Sehhügel zu modi- 
ficiren. Offehbar nämlich enthalten zwar die Seh- 
hügel nicht, wie Gall ganz falfch angegeben: hat ") 
in ihrem Innern eine, etwa mit den Hirnfchenkeln 
und der angeblichen’ Rückenmarkshöhle‘ zufammen- 
fliefsende Höhle; allein eben fo deutlich ift’esy" dafs 
he anfangs völlig auf diefelbe Weife hohl find als die 
Sehhügel, indem fie zuerft aus dünnen Wänden ge- 
bildet erfcheinen, welche fich, allmählig nach innen 
wachfend, verdicken. 


? $. 58. 

&0 Merkwürdig ift die Gleichung zwifchen der Ent- 
wicklung der "Hirnganglien beim Embryo .der. Säug- 
"thiere und in der Thierreihe. Die frühefte Bildung, 
wo, fie gewiffermalsen nur. ,alg vorderer Theil der 
Vierhügelhöhle erfcheinen und aus fehr dünnen Wän- 
den gebildet find, entfpricht ‚offenbar der Bildung der 
Hayfıfche und Rochen. Darauf folgt die Stufe, welche 
ders Vogelbildung entpricht, wo fich die Wände die- 
fer Höhle durch Anhäufung von grauer Subftanz zu 
Ganglien geftaltet haben, die aber noch nicht in der 
Mitte vereinigt find. 


* Wirklich aber find fie bei den Vögeln in ei Fr 
ganzen Höhe getrennt und nicht, wie Herr Carus : | 
angiebt, verwachfen: eine Befchreibung der Anord- 


1) Anat, u, Phyf, des Nervenf. Paris 1810, Bd. 1. 5, 144, 
2) A. a. 0, 5.199, 


nung. diefer. Theile, die beinahe eben fo unrichtig als 
die Angabe über ihre Bedeutung ift, welche, ihm zu 
Folge;- bisher faft von allen Zootomen gänzlich ven 
kannt worden ift 1). Da er die, welcht diefer Aus- 
fpruch trifft, wörtlich anführt, fo ilt es fchwer zu 
efrathen, warum er. die Namen. derer verfchweigt, 
welche die wahre, Bedeutung _derfelben ' enthüllten, 
Dies gefchah fchon lange durch Gall ?), welcher fie 
aus der Lage, Subftanz und Geftalt derfelben abzog. 
Cuvier nahm. 3), durch .diefe Gründe bewogen, feine 
frühere Erklärung, dafs diefen Theilen, nichts im 
menfchlichen Gehirn ent/preche, zurück, und ich trat 
diefer Anfıcht gleichfalls fchon lange öffentlich bei 4), 

Auf’diefe Stufe folgt die, wo die Hirngänglien 
ftärker als “fpäterhin an ihren innern Flächen ver: 
wachfen find und welche der bei den Säugthieren im 
vollkommnen Zuftände Statt findenden ie ents 
[pricht. 

Die Verwachfung der Hirnganglien ift übrigens | 
auch beim Menfchen Attribut der normalen vollende- 
wen Bildung. Ich habe durchaus bei vielfältiger Un- 
terfuchung nie die weiche Commiffur‘ fehlen gefehen, 
Wo fie aber von 'guten Beobachtern vermifst wurde, 
ift unftreitig der Mangel derfelben für ein Stehenblei- 
ben auf einer frühern Bildungsitufe zu halten, fo wie, 


EUER 
1) Ebendaf. S. 198, 
2) Rech. fur le [ylteme nerveux. Paris 1809. p. 19. 
3) Uebeıf. des ang. Werkes S. 219, 
4) (uvier Vorl. über vergl. Auar. Veberl, Bd, 2. 5. 130 wi 178. 


383 


die, von Morgagni, Wenzel und auch von mir einige- 
‚mal'beobachteten Fälle von Duplicität derfelben viel- 
leicht ‘ein Ueberbleibfel der fpätern Durchgangsbil- 
dung find, 


$. 59. ' 
B. Geftreifte Körper. 


Die gefireiften Körper find anfänglich gar nicht 
vorhanden, indem die Hemifphären durchaus nur als 
einfache, dünnwandige Höhlen. erfcheinen. Doch ent- 
wickeln fie fich fehr früh, und erfcheinen dann weit 
deutlicher als in fpätern Perioden von den Wänden 
der Hirnhöhlen fowohl als von den Hirnganglien ab- 
'geletzt und durch tiefe Furchen von ihnen getrennt. 
‚Sie laufen nach vorn in zwei Spitzen aus, die lich 
 alimählig weiter von einander entfernen, und deren 
“hintere fich nach innen biegt. Unftreitig Niefst diefe 
mit der gleichnamigen der entgegengeletzten Seite zu- 
fammen und ift die vordere Commijlur. 

Die geftreiften Körper find, nachdem fie entitäin 
den, verhältnifsmäfsig defto gröfser zu den Hemifphäü- 
ren, je jünger der Embryo ift, indem die Wände der 
‚letztern in demfelben Verhältnifs dünner find. Nie 
‚enthalten fie in ihrern Innern eine gefchloffene Höhle 
| und eben fo wenig entltehen fe, wenigfiens fo weit 
bis jetzt ineine Beobachtungen reichen, durch Ein- 
wärtsfchlagen des untern Theiles der Hirnhöhlen- 
‚wände, nach Art einer Windung, die nachher ver- 
wüchfe, fondern blofs durch allmählige Verdickung 
der untern Wand der Hemifphäre. 


Wie wenig’allgemneine Gültigkeit diedurch Herrn 
Carus gegebene Darftellung des Fötusverhältniffes die- 
fer Theile habe, 'ergiebt fich hieraus leicht. Er lagt 
über diefelbe nur: „Anlangend die geftreiften Körper; 
„fo erfcheirrten dielelben im Fötus blofs als wulltige, 
„den äufsern Rand der Ganglien der Hemifphären 
„umkreifende Erhabenheiten, fie gehen nach aufsen 
„fat ünmerklich im die‘ Wände der Hirnhöhlen über, ' 
„find nach innen nur durch'eine Blutader von den 
„Ganglien für die Hemifphären getrennt‘ *). 


Richtiger fagten die Herrn Wenzel fchon früher: 
„Eam corporum f[friatorum maffae partem, colliculis 
„opticis fuperimpofitam, cultri manubrio elevari poffe 
„facile eft, quo facto prope verum, corpora ftriata 
„inter et colliculos opticos, terminum nitida quae- 
„dam animadvertitur linea, quae poftero tempore 
„Stria cornea exiftit“ ?), 2 

Noch beffer Herr Döllinger: ,Ueberhaupt ift 
„der geftreifte Körper in feiner ganzen Ausbreitung 
„und Lage viel deutlicher, in feinen Umriffen be- | 
„ftimmtei beim Fötus als beim Erwachfenen, wo er | 
„mit dem anftofsenden Sehhügel inniger verwachfen # 
„und zwilchen diefen und der Mafle des grofsen Hirn- # 
„wulftes (den Hemifphären) gleichlam eingekeilt ift.“ 


„Bei furtfchreitender Ausbildung verbinden fich 
„„üie Sehenervenhügel und geltreiften Körper immer 
„inniger 


1) A, a.0. $, 296. 
2) A. a. O, S. 306. 


„inniger mit einander: die Grube zwilchen ihnen ver- 
„Schwindet, und es bleibt nur noch eine oberfläch- 
„liche Furche übrig, in welcher ’eine von der innern 
„Birnhaut bedeckte Vene verläuft, wodurch die Tae- 
„nia femieircularis entfteht . .. * 
„Im Embryonenzuftande find die Sehnervenhügel 
„noch mehr von den geltreiften Körpern, getrennt ?),« 


$. 60. 
'C. Entwicklung der Scheidewand, der eg 
' und Höhlen: des gro/sen Gehirns. 

Ueber die frühfte Form des grofsen Gehirns, To- 
wohl beim menichlichen Embryo, als dem der übrigen 
Säugthiere und felbft dem der Vögel ift bis jetzt noch 
fo gut als gar nichts bekannt und man weifs nur, 
und dies fchon feit langer Zeit, dafs die Hemifphären 
anfangs dünnhäutige windungslofe Blafen find. . 

' "Schon früher *) habe ich die Vermuthung ge- 
äufsert, dafs diefe Blafe anfänglich einfach feyn möchte, 
‚indem Malpighi ind ich beim bebrüteten Hühnchen 
Erfcheinungen gefehen hatten, welche diefer Meinung 
das Wort redeten und krankhafte Bildungen diefelbe 
- höchft wahrfcheinlich machten, Den früher angeführ- 
ten pathologifchen Fällen kann man noch, wo ich 
nicht fehr irre, die angeborne Hirnwafferfucht im 
j Allgemeinen und die Abweichungen des Gehirns bei- 
fügen, welche man mit fehr unvollkommner Entwick- 
Jung des Schädels und Gelichtes da findet, wo fich 


1) A.a0.8:4u$ 
* 4) Path. Anat. Bd. ı. 9. 299. 
M. d, Archiv I. 3. Bb n 


786 — 


entweder kein oder nur ein Auge, und oft weder 
Nafe noch Mund finden, das grofse Gehirn aber mur 
eine eiflfache , dühnhäutige Blafe darftellt. 

' ‘Herr Döllinger *) hält diefe Meinung nicht für 
waährfcheinlich, indem er fchon beim fechswöchent- 
‘Jichen menfchlichen Embryo das grofse Gehirn fcharf 
in zwei Hälften 'getheilt fahe. 

Auch ich geltehe, dafs ich in meiner Vorftellung, 
theils durch; diefe ‚Angabe eines fo glücklichen For- 
fchers, theils durch das, was ich felbft, nachdem ich 
jene Vermuthung vorgetragen hatte, fowohl in menfch- 
lichen als thierifchen Embryonen fahe, irre ‚wurde, 
bis ich fie in den frühften Kaninchenembryonen und 
Schafsembryonen , wo mich nicht alles täufcht,, voll- 
"kommen beftätigt ‚fand. ‚Denn offenbar ift ‚hier das 
srolse Gehirn nur eine einfache, bei den Kaninchen- 
embryonen gar nicht, bei den letztern in der ‚Mitte 
äufserft wenig, eingelchnürte Blafe, und von innern 
Wänden findet fich eben fo wenig eine Spur als von 
einer Scheidewand. Höchftens kann man den kleinen 
Vorfprüyg aın untern Theile der vordern Wand, den 
ich bei den frühlten Schafsembryonen fand, dafür an- 
fehen, der aber hier noch fo unbedeutend ift, dafs 
man wohl um fo mehr zu der Annahme: er fey frü- 
her noch gar nicht vorhanden, gewelen, und auch die 
mittlere, unbedeutende Einfchnürung zwilchen den 
beiden Hälften des grolsen Gehirns habe fich erlt 
fpäter gebildet, berechtigt ift, als bei den jüngften 


1) A.a2.0.5$, :2o. 


ee 387 


Kaninchenembryonen, die offenbar aus einer frühern 

Periode find, keine Spur davon wahrzunehmen ift. » 
| Diefe einfache Blafe ift aber jetzt: im der Mitte 
an der eingelchnürten Stelle deutlich. von oben ver- 
fchloffen. Wofür ift diefe mittlere Stelle zu halten ? 
It fie Gefäfshaut oder ‘wahre Nervenfübftanz? Im 
letztern Falle ilt fie,offenbar Balken oder ein Theil, 
der die Stelle der verfchiedenen Gebilde, welche im 
vollkommnen Zuftande Balken, Bogen und Scheide- 
wand darftellen, vertritt... 

Allein Wenzel fagt, auf mehrere Eee 
an drei bis viermonatlichen Embryonen geftützt, wenn 
‚gleich fehr vorfichtig, doch fehr befimmt: „Null 
„ideo harum rerum (dals er nämlich mehrmals den 
"Balken nur vorn und immer in dem Maalse in: einer 
‚geringen Strecke verwachfen gefunden 'häbe, als der 
Embryo jünger gewelen fey, und die Ränder der 
‚Spalte immer glatt und fcharf begränzt erfchienen 
feyen) „obfervatori malam in partem verti debere cen- 
lurimus, hi ex prolatis hucusque eoneludat: corpus 
callofum nonnjfi fub feptimum  graviditatis inenfen 
| „unam mallam formare, ante hoc tempus in duas At 
fun effe partes, ab anteriori ad pofterius directas 
‚et ;harum  partium ‚coalefcentiam anterius Dh 
Bi, terminari "),* 

'Auch Herr Döllinger nimmt an, dafs Aithnseh 
: beiden Hemifphären getrennt feyen, dex Balken 
durch, um den fünften Monat bejiın menfehlichen 


penit, cer, [truct, p, 302. 
Bba 


Embryo .fchon gefchehene, Verwachfung eines Theiles 
der innern Wände der Hemifphären bilde, hält.es für 
‚möglich, dafs diefe Verwachfung von vorn"nach hin- 
‚ten gelchehe, indem hier die vordere Commiffur an- 
fänglich als alleiniges Verbindungsmittel der beiden 
Hälften ‚vorhanden fey und glaubt, dafs die. Scheide- 
wandhöhle. daher anfänglich, ele ‘der Balken: fich 
durch jene Verwachfung ERer hat, ''nach oben 
offen fey *)- 

Herr Carus ftellt huerähe >.bei Algiie Pr Ent- 
‚wicklungsgefchichte des'menfchlichen Embryo,.nur all- ° 
‚gemeine Betrachtungen an, bemerkt, .dafs die ‚fpätere 
Entftehung. der Commifluren im Gehirn dem.einfachen 
‚Gange ‚aller. Naturbildungen vollkommen angemellen 
‚und als alleinigex Unterfchied derfelben im, Fötuszu- 
Itande von den Bedingungen, welche fie nach vollende- 
ter Entwicklung darbieten, ihre gröfsere Zartheit anzu- 
dehen fey , indem. ihm 'aufserdem keine befonders wich- 
tige Abweichung ‘von der ‚bekannten Form, fowohl 
rückfichtlieh: der -vordern Commilfur , ‚als des. Balkons, £ 
des Gewölbes und. der lan BR ER be- 
kannt geworden dey, ?). “ 

Das in. .der Konsens W Sc 
tbiergehirns. hierüber ‚nichts vorkommen. werde, liels 
fich im voraus erwarten, $ f 
„1. Ich: habe zwar gleichfalls den Balken im Alle 
ıneinen in dena Maalse, (jenen eriten.. Zuftand ‚ausge- | 


— 9% - 
. 


1)Aa0.S. ıo. ir. POUR" FON 
2) A. a. 0.8, 296. Be A ’ BY! \ 


Ei 2 


\ 
nommen) kleiner gefunden als der’ Embryo jünger 
war, glaube mich indeffen doch kaum zu der An- 


nahme berechtigt, dafs in den frühften Perioden die 


Hemifphären völlig von einander getrennt feyen, ‘da 
offenbar jene dünne Brücke über der eingefchnürten 
Stelle eine Verbindung vermittelt. Möglich aber, 
und, aus der Befchaffenheit vieler gat erhaltener‘ fpä- 
terer Hirne fogar wahrfcheinlich ift es, dafs bei wei- 
terer Entwicklung diefe Brücke wid zugleich die Ver- 
bindungsftelle des obern Randes’ der Hirnganglien ver- 
fehwindet, einreifst. Dann find die Hemifphären ganz 
getremmt und durch die Lücke drängt fich die: Ge- 
fälshaut nach innen, wächft hier zum Adernetz an, 
welches man in der frühften Periode nicht findet. 
Nachdem diefe Trennung eine Zeitlang gedauert hat, 
rücken einander die Hemifphären näher und verwach- 


fen von unten nach oben. Am frühften wird die Ver- 


einigung unftreitig blofs durch die vordere Commif- 
fur gebildet. Diefe erfcheint da, wo noch keine be- 
ftiminte Spur von anderweitiger Verbindung vorhan- 


den ift, als ein locker eingelegter markigen Streif, 


der quer die "untern Theile der'' beiden 'geftreiften. 
Körper nach vorn mit einander verbindet. 


Zur Bildung des Gewölbes trägt wahrlcheinlich 


- der geftreifte Körper bei, indem von der innern Fläche 


feines vordern Endes fich ein Theil allmählig los- 
trennt und gegen die Mitte fich dem entgegengeletz- 
*ten in demfelben Verhältnifs mehr nähert, Dies find 


‚vorzüglich die Säulchen des Gewölbes, welche nach 


"eben mit dem Ammonshorn und dem Balken zulam- 
men. fliefsen, 

‚Diefer fcheint fich allmählig von unten nach oben 
zy entwickeln, und in demfelben Maafse wird ‚die 
Falte der innern Fläche fchwächer und verfchwindet 
endlich. faft ganz, Sie fcheint alflo zum Theil auf 
die Bildung des Balkens. berechnet. 

Da fich keine Spur einer Scheidewand findet, fo 
ift natürlich auch von Keiner Scheidewandhöhle die 
Rede. Doch wird höchft wahrfcheinlich ein Theil der 
'grolsen mittlern Oeffnung zur Scheidewandhähle, ver- 
wandelt fich nicht ganz in die Communicationsöff- 

f nung zwifchen den beiden Seitenhöhlen, und man kann 
daher gewiffermafsen fagen, dafs jetzt alle Höhlen 
noch eine ausmachen, 

? Schon die Herrn Wenzel haben vermuthet, dafs. 

. die Scheidewandhöhle mit den übrigen und nament- 

lich mit der dritten Hirnhähle durch einen fehr fei- 
nen Gang zufammenhänge, der von einer Erweiterung, 
ip welche die Scheidewandhöhle fich vorn zu endigen 
fcheint, rückwärts verlaufe ‚und fich höchft wahr- 
fcheinlich _zwifchen der vordern Conumiffur und den” 

Schenkeln des’ Bogens in jene Höhle öffne t), 

Diefen Gang habe ich gleichfalls einigemal beim 
Erwachfenen auf ähnliche Weife verlaufen gelehen, 
und mehrere der oben angeführten Beobachtufigen, h\ 
fcheinen fehr deutlich für die anfänglich weit aufehn- 
lichere Grölse diefes Kanals zu fprechen, 


»)L cp 7a 


Die verfchiedenen Formen, welche diefe Gegend 
durchläuft, fcheinen folgende zu feyn: . 

Anfänglich find Monro’fche Oeffnung und Schei- 
dewandhöhle eins, und an ihrer Stelle findet fich eine 
grolse Oeffnung, die anfangs gar nicht, allmählig nur 
wenig eingelchnürt wird. $ 

Darauf fondern fich beide allmählig von einander 
ab, indem von oben nach unten und von unten 
nach oben Fortlätze der Hirnfubftanz einander entge- 
genwachfen, und es findet nur, ein, Zufammenhang 
durch einen engen, von vorn nach hinten verlaufen- 
den, anfangs weitern, allmählig fich verengenden 
Gang zwifchen ihnen Statt. Hierher gehört unftrei- 
- tig der kleine Wulft an der vordern Fläche der He- 
. ‚mifphären beim eriten Schafsembryo. Ob diefe Fort- 
\ fätze einander je fo völlig erreichen, dafs dadurch der 
vordere gröfsere Theil der Oeffnung von dem hintern 
abgefondert wird, läfst ficeh nach meinen Beobach- 
H tungen eben fo wenig als nach den Wenzel’fchen für 
‚ jetzt mit Gewifsheit beftimmen. 

2 In eine Höhle verwandelt fich der vordere Theil 
_ jener Oeffnung, indem zu ihren beiden Seiten fich 
. jene Fortfätze erheben. 
2 Anfänglich find die feitlichen Wände derfelben 
weiter von einander entfernt, als fpäter, ragen daher 
etwas wulfüg ia die grolsen Seitenhöhlen hinein und 
Bäie Scheidewandhöhle hat daher, vorzüglich in ihrem 
obern Theile, eine beträchtliche Breite. 
Diefe Darftellung der Entwicklung der Sei- 
tenhöhlen, nebft der , Scheidewandhöhle und allen 


Hirnhöhlen überhaupt, ift, wo ich’ nicht irre, wohl 
infofern intereflant, als fie einen Beitrag mehr zu 
der Gleichung zwifchen Gehirn und Herz abgiebt, 
eine Parallele, welche ich fchon vor einiger Zeit ge- 
zogen und fpäter, von Herrn Garus angenommen 
finde *). Anfangs eine grofse, einfache, dünnwan- 
dige Höhle, wie beim Herzen des Embryo und der 
niedern Thiere;, darauf Verengung und; Abtheilung 
derfelben in mehrere Zellen, welche durch engere 
Oeffnungen zufammenhängen, endlich felbft gänzliche 
Abfchnürung eines Theiles derfelben von dem übrigen, 
wie fich die rechte und linke Hälfte des Herzens vom 
einander durch die Scheidewand abfondern. 

Die Wände des groisen Gehirns find anfänglich 
überall ganz glatt und die Ungleichheiten, welche fie 
darbieten, find Produkte einer fpäten Bildung. Alle 
entftehen erft nachdem fich die geftreiften Körper ent- 
wickelt haben. Die Unsgleichheiten der Hirnwände 
Aind von mehrfacher Art und es fragt fich daher zu- | 
‚erft, ob alle auf diefelbe Weife und zu derfelben Zeit 
entftehen. Vom geftreiften Körper ift bier {o wenig 
die Rede als von den Hirnganglien, fondern nur von 
denen, welche darin mit einander übereinkommen, 
dafs fie ‚als Falten der anfangs glatten Hirrfwände er- 
fcheinen. Die hierher gehörigen Ungleichheiten find 
die Windungen und Wülfie des Gehirns mit den zwi- 
fchen ihnen befindlichen Furchen, von welchen jene _ 


_ 


D Reils Archiv Bd. XI. H. 3. 1812. Ueber E WRERIEER EN im 
Anfang, Carss A, a. 0, 9,78 u, 210, 


— 


395 


an der äufsern Fläche als Vorfprünge fichtbar find, 
und die Theile, welche an der innern Fläche der 
grofsen Höhle als Vorlprünge erfcheinen, 'alfo das 
Ammonshorn mit [einen Anhängen, dem Saum und 
der‘ Nebenerhabenheit (eminentiä collateralis) im mite- 
lern, die Vogelklaue oder das kleine Ammonshorn im 
hintern Horne. 
Gewöhnlich fieht man .diefe Theile als 
deutend an. 
Schon Vieg d’Azyr fchlofs aus der Befchaffenheit 
‘des Ammonshorns im vollkommnen. Zuftande, dafs 
es eine Hirnwindung fey, die fich in. einer nach au- 
-Ssen von dem Sehhügel und dem geftreiften Körper 
liegenden Vertiefung befinde, deren gewölbter Theil 
| durch Markfubltanz gebildet fey und die fich von deu 
übrigen Hirnwindungen nur ‘zufällig durch ihre Ge- 
> „Stalt unterfcheide, fo dals die beiden  Subltanzen, 
woraus‘ fie befteht, ohne Unterbrechung mit denen 
des mittlern Lappens, der fie umgiebt,  zulammen- 
hängen '). 
Nachher hat Herr Wenzel diefelbe Meinung, theils 
auf den Zuftand der Theile im erwachfenen Zuftände, 
 theils‘ auf die Befchaffenheit derfelben beim. Fötus;, 
j theils auf krankhafte Bedingungen geftützt, angenayn; 
men und erklärt: 
} Bippocampus ergo manifefte »ihil alind elt, ni 
- eontinuatio fuperficiei cerebri intro fexa, five in unam 


[2 


4 
y 
{ 


7) Becherches für la Structure du cerveau etc. in mtm, de Paris, 
an, 1781. P. 520. 


Jateralium ventriculorum partem: five hippocampus 
nihil aliud eft, nif unus gyrorum in cerebri fuper- 
ficie ftorum in interjus cerebri, five in quamdam Ja-, 
teralium venticulorum partem prolongatio *). Beim 
kleinen Ammonshorn ift es auch im vollkommnen 
Zuftande noch leichter nachzuweifen, dafs es eine 
nach innen gefchlagene Hirnwindung ift, indem es ver- 
fchwindet, wenn die Gefälshaut weggenommen ift. 
Befonders merkwürdig ift, dafs die pathologifchen Zu- 
ftände diefer Theile, welche Wenzel fand, Kleinheit 
oder Mangel derfelben, mit Geiftesverwirrung vorka- 
men, und dafs in dem einen Falle, wo das kleine 
Horn fehlte, die hintern Hirnwindungen äufserft 
wenig entwickelt waren, 

Herr Carus tritt diefer Anficht gleichfalls bei, 
indem er, auf die Autorität der Herrn Wenzel geftützt, 
die Ammonshörner aus den an der innern Fläche des 
Gehirns verlaufenden Falten herleitet, diefe mit dem 
übrigen Windungen in eine Klaffe fetzt, und bemerkt, 
dafs fie fich von den übrigen nur durch frühzeitige- 
res Erfcheinen unterfcheiden. 

Dagegen find nach Herrn Döllinger diefe Theile 
durchaus keine Hirnwindungen, wenn fie gleich durch 
Faltung der Hirnwände entftehen. Er unterfcheidet 
die Falten, woraus nicht nur das Ammonshorn, fon- 
dern auch der Balken, die Scheidewand und der Bo- 
gen hervorgehen, von den Windungen, -und: bemerkt, 
dafs jene urfprünglich vorhanden find, diefe dagegen 


\ 
[u 


3) L. e p- 141. 


nicht und ihr faltenartiger Bau im Hirn des Erwach: 
fenen nicht dargeftellt werden könne. _ Jene grofse 
Hirnfalte liegt an der innern Wand, biegt fich nach 
innen und wieder rückwärts nach aufsen, . um in 
den äufsern Umfang des Gehirns überzugehen, So 
weit fich die Hemifphären berühren, verwächft fie, 
und fo entftehen der Balken, die Scheidewand und 
der Bogen. Hinten, wo fie aus einander weichen, fin- 
det keine Verwachfung Statt: hier entftehen durch 
diefe Falten die Ammonshörner, 

So viel ift auf jeden Fall gewifs, dafs die von 
Herrn Döllinger angegebene urfprüngliche Falte wirk- 
lich vorbanden ift und mit der Entftehung der in die 
- Mittellinie fallenden Hirntheile, des Ammonshorns und 
der Vogelklaue in Beziehung fteht, 

Sie findet fich fehr bald nach dem Sichtbarwer- 
- den des geftreiften Körpers, weit früher als irgend eine 
- Windung an der übrigen Oberfläche des Gehirns ficht- 
bar ift, bei allen von mir unterfuchten Säugthier- 
‚embryonen und hat eine defto gröfsere Ausdehnung,’ 
je jünger der Embryo ift, Sie bildet einen nach oben 

gewölbten, nach unten concaven, dem geftreiften Kör- 
per concentrifchen Bogen, der an der innern Fläche 
‚ ftark vorfpringt, den geftreiften Körper beträchtlich 
überragt und vom vordern Ende der Hemifphäre bis 
“zum hintern reicht. Er ift bei Thierembryonen fchwä- 
- cher und einfacher als beim menfchlichen. Hier hat 
hie zwar gleichfalls bei ihrem erften Entftehen diefelbe 
Geftalt als beim thierifchen Embryo, die eines ein- 
fachen Bogens, allein bald nachher gehen aus ihrem 


396 .  — 


vordern und: hintern Ende fowohl als nach oben Fort- 
fätze ab, welche eben fo ftark ‘in das Innere der 
Höhle vorfpringen. Allmählig_ verfchwindet‘erft der 
mittlere, dann der vordere ‘Theil und es bleibt nur 
‘ der hintere übrig. Diefer ift bei den meiften Säug- 
thieren einfach und fteigt nach unten und vorn: er 
ift das Ammonshorn. Beim Menfchen aber fpaltet fchon' 
{ehr.. früh das hintere Ende des fenkrechten Theiles 
der Falte firh in mehrere Erhabenheiten', -zuerft eine 
untere, grofse, das Ammonshorn, und eine: hintere, 
gleichfalls anfehnliche, die VYogeiklaue : darauf in:meh- 
rere, eine obere, welche fpäter zu der kleinen Falte 
verftrichen wird, . welche fich über der Vogelklaue 
findet‘ und eine untere, die Vebenerhabenheit, die 
gewöhnlich nicht fo tief herabreicht.. Allmählig ent“ 
wickelt fich auch vor dem Ammonshorn. von ‘oben 
nach unten der kleine markige Vor[prung,- der Saum. 
Alle diefe Wülfte find anfänglich, ja das ganze 
Rötusleben hindurch und noch in den erften Jahren‘ 
der Kindheit ganz hohl.  Allmählig wird. erft ‚der 
Eingang ihrer Höhle enger, dann, indem üch immer 
mehr folide Subftanz in ihrem Innern anhäuft, diefe 
beim. Menfchen, nicht aber beim Thiere verfchloffen. 
Indeffen zeigt doch immer noch ein querer Durch- 
{chnitt ihr Wefen deutlich. . 
Diefe Falten finden fich auch bei Säugthierge- } 
hirnen dentlich, die durchaus keine andern. Windun- 
gen haben, z. B. bei den Nagern. ä 
‚Der Grund ihrer Entftehung ift wohl fchwer aus- 
zumitteln. Vielleicht darf man annehmen, dafs die i dm 3 


ie, 


| Vögeln. 


y 


A 


Folge des Auseinanderweichens der anfänglich 'ver- 
bundenen Hemifphären entltehen, fofern  die*Wände 
derfelben bei dem Auseinanderweichen angefpannt' und 
dadurch verhältnifsmälsig zu grofs werden. "Der hin- 
tere Theil, welcher zum Ammonshorn'wird, vent- ' 
fpricht überell-fo genau den Sehhügeln , dafs man 
kaum die Vermuthung unterdrücken kann, dafs diefe 
an feiner Beftehung Antheil haben, indem fie an ’diefer 
Stelle die innere Wand nach aufsen drängen.‘ Bei 
den Säugthieren liegt das, das gauze Leben hindurch 
hohle, Ammonshorn immer auf diefen Theilen “auf 
und bleibt vielleicht eben. darum hohl, So könnte 


sielleicht. .diefer. ‘Theil die Veranlaffung zur Enı- 


- Stehung der ganzen Falte feyn, indem ’er'anfangs weil 
ter nach vorn ragt. Merkwürdig ilt in diefer Bezie- 
hung auch.der Mangel des Ammonshorns mit äufserft 
unbedeutender Entwicklung des bei’ den 


Doch verfteht. es fch von A dafs, hiermit 
nieht geradezu ein Caufalnexus behauptet wird; Vin: 


dem beide Bedingungen {ehr wohl: Wirkutgen aiklok 
! Urfache feyn können. ERROR 


- Mit ihnen zugleich findet fich‘ beim ee 
N lahryo die fehr tiefe Spaltung) des Gehirns in einen 
vordern und einen hintera Lappen; die»hier ftärker 


als in irgend einer Lebensperiode ift. 


t 


‚ Aufserdem äber bemerkt man noch Falten un. 


We. ungen, der obern Fläche, welche, anfänglich 
zahlreicher, aber niedriger und kürzer, nur vom obern 


Bande, auslaufen, mit..der guofsen »Falte mehr oder 


weniger deutlich ‘zufammenhängen, fpäter an Zahl 
abnehmen, aber tiefer werden, und von derfelben ge- 
trennt an der äufsern und obern Fläche des Gehirns 
erfcheinen. Zugleich ift das vordere Ende des hintern 
Lappenis ftaı'x nach hinten und innen gefchlagen. Eben 
fo biegt fich ‚hinten der Theil, welcher fpäter hinteres 
Horn wird; nach innen und vorn, woher fowohl die 
verhältnilsmäfsig geringere Länge als die deutliche 
Trennung des vordern und hintern Lappens wenig- 
ftens zum Theil rührt. Alle Erhabenheiten und Ver- 
tiefungen erfcheinen jetzt, doch in entgegengeletzter 
Ordnung, an der äufsern und innern Fläche des Ge- 
hirns zugleich als: fehr deutliche Falten, deren innere 
Wände durchaus nicht zufammengehalten werden, 
über welche die Gefäfshaut glatt weggeht und die man 
fehr leicht aus einander ziehen kann, "Zugleich find 
die Wände äufserlt dünn. ) 

“ Alle diefe Windungen und Furchen, mit Aus. 
nahme! des Ammonshora und der Vogelklaue aber 
verfchwinden, oder werden wenigftens höchlt undent- 
lich, zugleich verdicken fich die Wände auffallend 
und plötzlich und werden wieder elatt. Von einer 
Abtheilung in vordern und hintern Lappen, "die vor- 
hier fo deutlich’ war, fieht man kaum eine Spur. ' Der 
Hergang diefer merkwürdigen Veränderung | "foheint 
darin begründet zu feyn, daß‘ son 'aulden und von 
innen: zwilchen die Windungen “Hirnfübftanz. von 
der Gefäfshaut abgefetzt wird, Wenigftens folgte:bei 
einem viermonatlichen Embryo, deffen Hirnfläche:'auf 
den erften: Anblick ‘glatt erfchien, ‘die Hirnfubftana 


BE large 399 
aus den Vertiefungen zwifchen den Windungen, und 
nur hier, der Gefälshaut und erfchien mit derfelben 
feft verbunden, und eben fo drang das Adernetz, ' 
welches vorher glatt ift, zwifchen die Windungen ein 
und erfchien nach ihnen gefaltet‘ "Hier waren die 
Wände noch ‚auffallend dünn, bei darauf folgenden, 
etwas ältern Embryonen dagegen unverhältnifsmäfsig 
dick, wenige fchwache Furchen am vordern Lappen 
ausgenommen, völlig glatt und erft allmählig ent- 
ftehen von nun an [chwache Einriffe, die erft Hach, 

- feicht find, dann tiefer werden, und nie an der ih- 
uern Fläche fichtbar find. 

"© Hierdurch läfst fich a Verfchiedenheit, Fa 
 zwifchen meinen und meiner Vorgänger ehe 
| Statt findet, ausgleichen. 

"= Nach Sömmerring ‘) und Wenzel 2) fehlen die 
"Windungen beim menfchlichen Embryo bis zum vier- 
ten Monate gänzlich, aufser, wenn das Gehirn in Stars 
ken Weingeift gelegt wird. Beim’ dreimonaätlichen 
Embryo finden fich nach Wenzel unter letzterer Be- 
 dingung nur wenige und fchwache Rinnen in der Nähe 
‚des innern und obern Randes der Hemifphären, die 
"man als Spuren künftiger Furchen 'anfehen kann, die 
Banze obere Fläche aber ift durchaus glatt. " Auch 
beim ‘fünfmmonatlichen Embryo fieht man nur in der 
tte der Oberfläche des grolsen Lappens einige Ein- 
fehnitte. Nach dem fechften ‘Monate findet fich ein« 
y 


; 1) Nervenlehre $. 35. 
2) De penit. humani cerebri feructura p. 296 El, 


glatte Furche in der Gegend. der. Sylvifchen. Grube. 
Iuı  fiebenten Monate’ find ‘die Furchen ‚und Wüllte 
deutlich, 

‚ Auch nach Hera Deifagar find, beim Eonftne- 
natlichen Embryo nur’hier und:da Riffe, aber noch 
keine Furchen ‚und.Windungen vorhanden. Die zuerft 
erfcheinenden. find die tiefften und, bringen nicht {o- 
wohl Windungen als, Hauptlappen-hervor ?), 

Eben fo. erfcheinen auch nach ‚Herrn Carus die 
Windungen,'an 'der,,äufsern Fläche des Gehirns erft 
im fünften Monat, früher am vordern als am hintern 
Lappen ?). 

‘ „Meine Beobachtungen geben zum ‚ Theil daffelbe 
Refultat,. entfernen dich, aber zugleich. bedeutend. ‚yon 
diefen Angaben. 

.. ‚Es ift nämlich. keine Frage, ‚dafs. die herfiche 
des grofsen Gehirns wwenigfiens bis zum fünften Schwan- 
gerfchaftsmonate ganz glatt ift und’ dafs in diefer ‚Zeit 
die Einwirkung des Weingeiftes nur.fehr leichte und 
wenige, Vertiefungen hervorbringt. ' 4 

Allein ganz anders verhält es fich in fraharı Pe- 
rioden. Denn, ungeachtet ich das Gehirn bein fechs- 
bis Gebenwöchentlichen Embryo ganz glatt finde, fo 
fcheinen fich doch 'beftändig um die achte bis ‚neunte 
Woche die noch ‚fehr ‚dünnen "Wände, der Seiten- 
höhlen zu äufserft vielfachen und tiefen WindungenYund 
Furchen zu‘ geftalten, wie, ich aus Biden Befchreibung, 

des 


v 


2) A.a.0.8. 16. 
ı).A. 2,0, S. 292. 


——_— 401 


‚des ‚grofsen Gehirns aus neun- und zehnwöchentlichen 
Embryonen ergiebt.. Diefe Windungen und Furchen 
find bei dem etwas frühen Embryo niedriger als bei 
den fpätern, hier aber tiefer und breiter. Bei beiden 
find die Windungen und Furchen an der innern Fläche 
der Höhlenwände überall eben fo deutlich fichtbar: als 
an der äufsern und die Wände erfcheinen. daher durch- 
aus nur als vollkommen hohle Falten der Hirnfub« 
ftanz. Die fpäter im fünften Monate zuerft durch 
Einwirkung des Weingeiftes entftehenden, kaum merk- 
lichen Erhabenheiten und Vertiefungen laffen fich gar 
nicht mit diefen vergleichen, indem diefe fcharf be- 
gränzt, fehr tief, eng, jene flach und breit find und 
_ unmerklich in einander übergehen. 
i ‘Wie läfst fich diefe Abweichung von den gewöhn- 
- lichen Angaben und die noch viel fchwerer zu er- 
klärende Verfchiedenheit der frühern und Kar For- 
men begreifen ? 

Der erfte Verfuch zu einer Erklärung ift die An- 
nahme, dafs jene frühern Windungen durch die Ein- 
wirkung des Weingeifts hervorgebracht feyen, ' eine 
Annahme, welche das für fich zu haben fcheint, dafs 
fpäter nach der Angabe andrer Schriftfteller und mei- 
ner eignen Erfahrung Windungen auch da, wo im 
frifchen Zuftande keine vorhanden find, entftehen, 
wofan fich auch die oben angeführten Beobachtungen 
) der Windungen an den Vierhügeln von Schafsembryo- 
nen fchlielsen. Ich kann hierüber zwar infofern nicht 
mit Beftimmtheit abfprechen, als ich gerade jene Em- 
'bryonen, bei welchen ich fie fand, nicht im frifchen 

M. d, Archiv. I. 3, Ce 


Zuftände, fondern erft, nachdem fie eine Zeitlang in 
‚Alkohol gelegen hatten, erhielt und unterfuchte, alfo 
nicht weils, wie fich das Gehirn im frifchen Zuftande 
verhielt. Allein ich geftehe, dafs mir diefe Ver- 
muthüng unftatthaft {cheint und zwar aus Falke 
Gründen : 

ı) Waren die Gehirne der Embryonen in den 
unverletzten Schädeln enthalten und füllten diefelben 
ganz an, was unftreitig nicht der Fall gewefen feyn 
würde, wenn fie früher nicht vorhanden gewefen wä- 
ren, indem dann nothwendig, vorzüglich wegen der. 
fehr bedeutenden Zufammenfaltung, eine fehr anfehn- 
liche Lücke zwifchen der Schädel- und Hirnhöhle ent- 
ftanden feyn würde. 

“ 2) Bei Schafsembryonen, wo ich: in einer fehr 
vollftändigen Reihe die allmähligen Veränderungen des 
Gehirns und die: Befchaffenheit deffelben im frifchen 
und dem durch den Weingeilt hervorgebrachten Zu- 
ftande vergleichen konnte, habe ich nie etwas ähn- 
liches bemerkt. Zwar bringt hier der Weingeift, wie 
bei den fpätern menfchlichen Embryonen, in gewiffen 
Perioden auch da Windungen hervor, wo fich im 
frifchen Zuftande keine, ‘oder wenigftens nur fchwä- 
chere wahrnehmen laffen; allein diefe find ohne Ver- 
gleich kleiner, flacher, unmerklicher,' in weit gerin- 
gerer Anzahl vorhanden als in fpätern Perioden und - 
zugleich bildet fich dann eine verhältnifsmäfsige Lücke 
zwiichen Schädel und Gehirn. 

3) In frühern Perioden finde ich fie unter keiner 
Bedingung bei irgend einen Eınbryo, ungeachtet die 


Be. 403 


Wände dünner und die Höhle geräumiger ift, mithin 
"die Veranlaffung zu ihrer Entftehung weit leichter ge- 
'welen wäre. Eben fo wenig entftehen an den dünnen 
Hirnwänden der Reptilien und Fifche durch die Ein- 
wirkung des Weingeiltes ähnliche Ungleichheiten. 


Grund genug, wie es mir fcheint, um diefe An- 

‘ nahme zu .verwerfen und. die Meinung aufzuftellen, 
da/s diefe Windungen urfprüngliche _Bildungen und 

in die Entwicklung des Gehirns nothwendig verwebt 
find. Ift diefe gegründet, fo giebt es alfo in der Bil- 
dungsgefchichte des Gehirns, wenigftens des menfch- 

' lichen, eine Periode, wo fich die dünnen Gehirnwände 
- zu zahlreichen und tiefen Windungen zufammenfalten, 
| deren innere Wände zwar dicht an einander liegen, 
allein nicht mit einander verwachlen find, in welche 
 fich daher die Höhlen erftrecken. Auf diefe Periode 
"aber folgt eine andere, in welcher diefe Windungen, 
fowohl an ihrer äufsern als innern Fläche ’dergeftalt , 
mit einander verwachfen, dafs die Oberfläche des Ge- 
hirns, fowohl inwendig als auswendig, von neuem 
glatt wird. Erft nach mehrern Monaten tritt wieder 
eine zweite, jener frühen ähnliche Periode, eine 
"zweite Bildung von Windungen und Furchen ein, die 
fich aber von der erften durch den merkwürdigen 
Umftand unterfcheidet, dafs nur äufsere, keine in- 
meren Furchen erfcheinen.und die Windungen nur 
an ihren äufsern Flächen von einander getrennt, in 
ihrem Innern dagegen folide find und fich die Seiten- 
| höhlen durchaus nicht iu fe fortfetzen. 


Cc3 


- 


Jene erfte Periode wäre demnach ein Mittel zur 
Verdickung der ‚Wände und zur Vermehrung der 
Markfubftanz: eine Anficht, welche durch die be- 
kannte Bedingung, dafs fich bei keinem Thiere die fo- 
genannte ungeformte Markfubftanz im grofsen Gehirn 
in fo anfehnlicher Menge findet, als beim Menfchen 
vielen Schein erhält... 

Wahrfcheinlich tritt daher auch nur bei ihm jene 
erfte Periode der Bildung von Windungen ein, bei 
den übrigen Thieren fallen beide zufanımen. Dies 
wird wenigftens durch den in diefer Hinficht ganz ver- 
fchiedenen Gang der Entwicklung des menfchlichen 
und des Schafsgehirns höchft wahrfcheinlich, ‘indem 
hier offenbar die zuerft erfcheinenden Windungen fich 
allmählig, aber ununterbrochen vergröfsern und verviel- 
fachen, dort dagegen ganz ver[chwinden, und fich erft 
ipäter neue bilden. 4 

Ich halte-diefe Erfcheinungen um fo weniger für. 
zufällig und felbft nicht einmal für blofs individuell, 
da die Entwicklung anderer Theile ganz ähnliche 
darbietet. Hierher gehört offenbar die Bildung des Hin- ' 
terhauptbeines aus mehrern, völlig ähnlichen, nachein- 
ander erfcheinenden Paaren von Knochenkernen, welche 
unter einander verwachfen und fich über einander entwi- 
ckeln, das gliederweife Hervorwachfen der Extremitäten. 

Die fpätern und das ganze Leben hindurch blei- 
benden Windungen entftehen zuer/t an der obern F läche 
des vordern Lappens und verlaufen der Länge nach. 
Anfangs finden fich, bei dem Schafe wenigftens, nur, 
zwei, welche eine kleine der Länge nach verlaufende. 


405 


Erhabenheit, die weiter nach innen»liest, von der 
übrigen Oberfläche des Gehirns abfondern. Darauf 
vergröfsert fich die Zahl’ und Tiefe der Windungen 
ziemlich fchnell, es fliefsen mehrere zufammen, fie 


z verälteln fich, ftatt dafs fie vorher getrennt und ein- 


facher waren. 

Die Wände der Hirnhöhlen find anfänglich äu- 
fserft dünn und der Raum, welchen fie einfchliefsen, 
verhältnifsmäfsig fehr grofs, dies um fo mehr, da an- 
fänglich weder geftreifte Körper noch Windungen vor- 
handen find, wodurch er verengt würde. Dafs fich 
anfänglich nur eine grofse vordere Höhle findet, glaube 
ich fchon oben  (S.,385.) wenigftens fehr wahr- 
fcheinlich gemacht ‚zu haben. Die Höhle wird all- 
mählig auf die gleichfalls angegebene Weife in zwei 
getrennt, die nur durch die anfangs eine fehr weite, 
von ‚oben ,nach unten' ahfteigende Lücke, nachher nur 
einen. kleinen. Zwifchepraum. darftellende Morro’fche 
Oeffnung verbunden werden, immer aber durch diefe 
und längs des ganzen vordern Randes des Ammons- 
horns nach hinten offen find, fo dafs hier die innere 
Fläche des Gehirns in die äufsere übergeht. Die Thei-' 
lung derfelben in mehrere Hörner wird zuerft durch 


"das Emporwachfen des geftreiften Körpers an der un- 


tern Fläche bewirkt, wodurch das vordere von dem 
mittlern Horn gefchieden wird. Diefe Abgränzung 
gefchieht fehr früh: weit fpäter die Abfonderung des 
mittlern vom hintern Horne, welche dadurch bewirkt 
wird, dafs die hintere fackförmige Erweiterung der 


aufangs einfachen Höhle fich allmählig von dem Am-, 


monshorn abfondert, ' mit dem fie anfänglich Wer: 
menhing. 

In Beziehung auf die Seitenhöhlen des Gehirns 
hat Herr’ Carus feftgefetzt, dafs der menfchliche Em- 
bryo'fchon fehr früh durch’anfehnliche Weite derfelben 
fich vor den übrigen Säugthieren auszeichne. Dies ift 
richtig: 'indeffen ift in derfelben Periode, wo:der äu- 
fsere Umfang der Hemifphären auch beim, menfchlichen 
Embryo verhältnifsmäfsig nicht gröfser als beim Säug- 
thierembryo ift, auch feine Höhle nicht geräumiger.) 

'Ob feine Meinung, dafs die beträchtliche Höh- 
lenbildung nicht allein bei menfchlichen Embryo, fon- 
dern beim Embryo überhaupt, von, dem Gefäfsgefleeht 
herrühre” und dafs die beim Embryo zu bemerkende 
anfehnliche Gröfse deffelben damit in Beziehung ftehe, 
völlig richtig fey,; wage ich nicht geradehin: zu 'ent- 
fcheideny doch ift he’nicht als beftimmt erwiefen an- 
zufehen und ich glaube fie fogar bezweifeln zu können. 
Es ift nämlich zwar richtig, dafs das Gefälsgeflecht in 
frühern Perioden‘ weit anfehnlicher als in- fpätern ilt, 


allein in’ der allerfrüheften Periode, wo die Höhle ver- 


hältnifsmäfsig zu den Wänden am anfehnlichften ift, 
fehlt es erft ganz und ift in etwas fpätern verhältmifs- 
mäfsig kleiner als in darauf folgenden, wo die Wände, 
befonders durch Entwicklung des geftreiften Körpers, 
etwas an Dicke zunehmen: wo die Urwindungen zu- 
fammenfallen, 'faltet es fich zwifchen ihnen. Ich möchte 
daher vielmehr annehmen, dafs das Gefäfsgeflecht nicht 
fowohl mit der Höhlenbildung, als mit der Bildung 
fefter Nervenfubftanz in urfächlicher Beziehung ftehe. 


Herr Carus hat im ‚Allgemeinen das Geletz auf- 
geftellt, dafs der Nerv im Gegenfatz zum Gefäls ent- 
ftehe,  felbft anfangs Gefäfs-fey, und’ dem zu Folge 
auf feiner höchften Stufe die Gefäfsform wiederhole, 
hohl werden müffe, da ftets, die höhern und fpätern 
Formationen die niedrigern und frühern wiederholen. 
Die Centralmaffe als edelfte Form der Nervenmafle 
nüffe demnach hohl, und je höher ihr Typus Steige, 
defto bedeutender ihre Höhlenbildung feyn *). 

Ift dies wirklich richtig? Zwar ift es keine 
Frage, dafs Höhlenbildung im Nervenfyftem 'erft bei 
den Wirbelthieren vorkommt, dafs die Abtheilungen- 
des Fifchgehirns, welche nach ‘meiner, auch von: 
Herrn Carus angenommenen Anficht den  Hemifphä- 
ren entfprechen, beinalie überall folide find, »dafs die 

‚Vierhügel da, wo die Sehnerven und der Gefichtsfinn 
am ftärkften entwickelt find, bei den Vögeln diefelbe 
Bedingung darbieten, dafs die Höhle des menfchlichen 
Gehirns durch die Anwelenheit eines dritten hintern 
Horns geräumiger als bei den übrigen Säugthieren' 
erfcheint; allein, wo ich nicht fehr irre, fo Itimmt 
dennoch das aus diefen und andern Thatfachen abge- 
zogene Gefetz nicht mit der Wahrheit überein. Die 
einfache Bemerkung, dals, mit Ausnahme vielleicht 
des kleinen Gehirns, die Höhle eines jeden. Theiles 
des Nervenfyftems, ‘und die der Hemifphären wenig- 
ftens eben fo fehr als die irgend eines andern, in dem 
Maalse gröfser ift, als der Embryo feiner Entftehung nä+ 


1) A. 2.0, p. ıc6. 


408 m 


her ift, reicht, dünkt.mich, Bis um bedeutende Zweifel 
an demfelben zu erwecken. Höchft wahrfcheinlich ift 
das richtigere Gefetz das, dafs Grölse der Höhle und 
Verhältnifs derfelben zur foliden Nervenfubftanz im 
geraden Widerfpruch mit der Vollkommenheit der Ent- 
wicklung ftehen und dafs, wo anfcheinend bedeutende 
Höhlenbildung erfcheint, dies nur im Verhältnifs zn 
dem bedeutenden Umfange des refpectiven Theiles Statt 
findet. Die Seitenhöhlen des grofsen Gehirns find nur, 
darum beim Menfchen gröfser,.. weil die Maffe des 
grofsen Gehins 'verhältnilsmäfsig fo bedeutend anfehn- 
licher ift. als'bei allen ‚übrigen 'Thieren. Im Verhält- 
nifs zur Menge. der Gehirnfubftanz find dennoch beim 
Menfchen ganz: unftreitig ‚die Höhlen ‚kleiner ‘als bei 
den Thieren. Aus‘ demfelben Grunde find die Seh- 
hiigel der Vögel hohl. . Der vollkommne Zuftand. ft 
immer der Zuftand des Uebergewichts der foliden 
Subftanz über die 'Flüffgkeit, ‚der, , Wände über. die 
Höhle. Wäre, das Entgegengefetzte richtig, fo läfst 
fich nicht einfehen,, warum man .nicht die Hirnhöhlen- 
‚ walferfucht für den höchften anfeben dürfte, - 


i $. ‚61. \ 

Aus einer allgemeinen Betrachtung ‚der Entwidk- 

Jung der ge/treiften Körper, der. Höhlen, der Schei- 

dewand und der Oberfläche‘ der Hemifphären. und, 

einer Vergleichung, derfelben mit.der Entwicklung im 
der Thierreihe ergiebt fich Folgendes: 

Ungeachtet bei den meiften Fifchen der. Theil, 

welcher dem grofsen Gehirn entfpricht, folide ilt, 


ungeachtet die wirbellofen Thiere diefelbe Bedingung 
darbieten, fo entwickelt fich doch das grofse Gehirn 
_ bei den Säugthieren nicht auf ähnliche Weife aus einer 
innern foliden Malle, in welcher. fich etwa allmählig 
eine Höhle bildete, oder vom welcher aus fich nach 
einer oder mehrern Richtungen dünne Wände entfal- 
teten, wie man im Allgenieinen, ohne jedoch dadurch 
den Gang der Bildung angeben zu wollen, das. Ver- 
hältnifs der Wände der grofsen Hirnhöhlen zu den 
geltreiften Körpern belchreibt. 


Indeffen ift es möglich, dafs vielleicht in früherm 
Perioden das grofse Gehirn doch wirklich eine folide 
Maäffe ift, in welcher fich erft allmählig eine Höhle 
entwickelt, oder dafs, eine Vermuthung, welche mit 
der Bildungsgefchichte der übrigen Theile, wenigftens 
des Rückenmarkes, des kleinen Gehirns, der Vier- 
hügel' näher übereinzuftimmen fcheint, fich erft der 
Boden bildet und dann von diefem aus auf beiden 
Seiten fich Wände erheben, die in der Mitte zufam- 
men flielsen. 


Hieräber mülfen Beobachtungen aus frühern Pe- 
rioden entfcheiden. 


Sehr merkwürdig ift, fowohl an und für fich, 
"als in diefer Beziehung, die Entwicklung der Hemi- 
fpkären in der Reihe der Fifche felbft, indem ich 
diefe bei den Hayfıifchen und Rochen nicht folide, fon- 
dern hohl, und ihre Höhle in einer ununterbroche- 
nen Verbindung mit der Höhle der Riechnerven ge- 
funden babe. 


Das grofse “Gehirn diefer höhern: Fifche  ent- 
fpricht’ alfo wenigftens fehr beftimmt einer fehr frü- 
hen Bildungsftufe delfelben beim Embryo der höhern 
Thiere; denn ganz unverkennbar ift die Aehnlichkeit 
zwifchen der Form‘ der Hemifphären des Hayfı/chge- 
hirns *) mit der Bildung derfelben beim frühen Schafs- 
embryo, wo fich gleichfalls vorn und unten ein an- 
fehnlicher Vorfprung befindet, der eine, nach hinten 
unvollkomnıne Scheidewand darftellt, ünd die Höhle 
‚in der Mitte zu einer: ARE EIER ver- 
engt'?). 

‚Hier find fowohl beim Embryo der bahayn Thiere 
als bei niedern Thieren, deren Hirnbildung der fei- 
nigen entfpricht, Keine geftreiften Körper vorhanden. 

Auf einer etwas höhern Stufe finden fich diefe 
beim Embryo fowohl als beim Fro/che. ‚ Bei diefem, = 
flielsen vorn: die Hemifphären noch -auf ähnliche Weife 
zufammen, allein es haben fich weiter hinten, in ih- 
rer Länge verlaufende  geftreifte Körper: gebildet... -Da- 
gegen fehlt hier der vordere, nach hinten verlaufende 
Vorfprung; der fich beim Hayfıfch findet, und die 
Hemifphären und Seitenhöhlen des Fro/ches haben, 
verglichen mit denen des Hayfıfches, das Anfehen, 
als wären diefe allmählig fo, erft in gerader Richtung, 
und dann mit ihren äufsern Enden nach hinten ge- 
zogen worden, dafs der vordere Vorfprung, hin- 
ter welchem beide communieiren, zur Bildung der 


SET Ce E 
1) Arfakya.'a. O. Taf. III, Fig. 3. 
2) Taf. I. Fig, 27. 28. 


RE TEREEEN Kl 


vordern Wand verwendet wordeh und nur die Ver- 
bindungsöffnung übrig geblieben fey. 

Hierauf folgt die Bildung, welche bei höhern 
Reptilien 'und den Vögeln den  vollkommnen Zuftand 
bezeichnet. Die Hemifphären find'ganz von einander 
getrennt und hängen nur hinten und unten durch 
die Hirnfchenkel und durch kleine Conmmiffuren zu- 

‚ fammen. - Bei diefen Thieren find die- innern Wände 
der, von den Hirnganglien völlig getrennten Hemi- 
fphären ganz glatt, wie bei dem Embryo der Säug-, 
thiere, nachdem die oben angegebene "Trennung ein- 
getreten ift, und fich die Falten an ihrer innern Fläche 
noch nicht gebildet haben. | 

Bei den Vögeln find fie fehr dünn, inwendig mit 
einer markigen Schicht bedeckt, die aus auffteigen- 
den, von: unten nach oben diyergirenden Strahlen, be- 
fteht. -Diefe. Schicht hat man  fehr. verfchiedentlich 
gedeutet. Haller hält fie für den Bogen, Franke für 
die Scheidewand, die Lücke zwifchen der rechten und 
linken für die Scheidewandhöhle. 

Nach Cuvier haben die Vögel weder Balken 
noch Bogen, noch durchfichtige. Scheidewand; das 
dünne Blatt ift die innere Wand der grofsen Hirn- 
höhlen. Wo ich nicht fehr irre, fo ift, diefe Mark- 
fehicht das Rudiment diefer drei Theile. Die innern 
Flächen deffelben find fehr genau durch Zellgewebe 
und Gefäfse an einander geheftet, weit genauer, als 
die beiden Blätter der Scheidewand: nur im untern 
Theile, vor den Hirnganglien, ift' die Verbindung 
lockerer. An der innern Fläche diefes untern Thei- 


3 See 
412 


les findet fich, auf den, von den Sehhügelnventfprun- 
genen, und unter den Hirnganglien hervortretenden. 
Schenkeln der Strahlenausbreitung aufitzend und der 
Seitenhöhle zugewandt, eine deutliche Anhäufung von 
grauer Subftanz, das vordere Paar. der beiden. Erha- 
benheiten, welche Cuvier richtig angiebt, und wovon 
dig Birnganglien. die hintern bilden, ‘welches aber 
durchaus nicht, ‚wie Herr Carus gethan. hat, zu den 
letztern gezogen werden darf. Hüchft wahrfcheinlich 
entfpricht diefer' fpecielle Theil der Scheidewand der 
Säugthiere, die markige Ausbreitung, an der innern- 
Fläche dagegen ift eine Andentung des Balkens,, die 
Subftanz, aus welcher er fich bei den Säugthieren 
bildet. van 

Hierauf) folgt die Stufe der ee Säuthierez 
bei welchen die Höhle der Scheidewanid geräumiger, 
der Balken kleiner ift- als beim Menfchen. \ a 

Glätte der Wände kommt den meiften Fi/ehen 
und Reptilien zu. Auch bei den Vögeln und mehrern 
Säugthieren bieten fich diefelben Erfcheinungen dar. 
Die Ungleichheiten , welche fich bei diefen finden, 
entfprechen genau den erften bleibenden NURIENBIERR 
Jie fich beim Schafe bilden. 
„Eben fo find die Wände bei allen übrigen Thie- 
ren verhältnifsmäfsig zu der Höhle dünner als beim 
Menfchen und dies in dem Maafse mehr als fie fich 
weiter von ihm entfernen. 


Das hintere Horn der Höhle findet fich nur bei 
den, dem Menichen am nächlten ftehenden Affen, fehlt 


- 


allen übrigen Thieren, wie es fich auch beim menlch- 
lichen Fötus nur fehr allmählig bildet. i 

Eben fo fehlt auch bei den Vögeln, deren Ge- 
hirn einen grofsen geftreiften Körper enthält, jede 
Spur eines Ammonshorns, das auch beim Men/chen 
und dem Säugthierembryo fpäter entfteht als der ge- 
ftreifte Körper, und die Vog gelklaue ; welche allen 
Säugthieren abgeht, kommt beim menfchlichen Em- 
bryo fpäter zum Auftritt als das Ammonshorn. 


$. 62. 

In Beziehung auf die Größe des grofsen Gehirns 
kann man bemerken,’ dafs fie anfänglich, im Verhält- 
nils zu allen übrigen 'Theilen des Gehirns, mit Aus- 
nahme des kleinen, und zum Rückenmark, bei allen 
Süugthieren ohne Ausnahme, weit unbedeutender als 
jn fpätern Perioden ift. Die Hemifphären find anfangs 
kaum fo grofs, felbft kleiner, als Theile, die fie fpäter- 
hin mehr als hundertmal an Gröfse übertreffen. Hier- 
von macht der menfchliche Embryo keine Ausnahme, 
fo fehr auch im vollkommnen Zuftande die Hemi- 
fphären die übrigen Abfchnitte der Centraltheile des 
Nerven[yftems überwiegen. 

Schon früher habe ich als unter Gebieten Cha- 
rakter der höhern und niedern Bildungen das höhere 
Finheitsfireben bei den erftern aufgeftellt *). Jedes 
Syftem liefert zu diefem Gefetze Belege. Aus denen, 


1) Beitr. zur vergl. Anat, B.2. H. ı, Ueber den Unterfchied zwii- 
[chen höhern und niedern Bildungen. 


welche däs Nervenfyftem darbietet, ergiebt. ich, dafs 
das grofse. Gehirn allmählig die Oberherrfchaft über 
‚das übrige Nervenfyftem gewinnt und als Mittelpunkt 
des Lebens erfcheint. In feinem bedeutenden Ueber- 
gewicht über die übrigen Theile des Nervenfyfterns, 


“und namentlich des Rückenmarkes ift eins der Haupt- „| 


merkmale der menfchlichen Bildung enthalten. Es fragt 
fich aber, ob diefe Bedingungen dem menfchlichen Ner- 
venfyftem in allen Perioden des Lebens zukommen, oder 
ob fie, wie ich eben bemerkte, erft fpäterhin eintreten ? 
i Der erftern Meinung fcheint Herr Carus zu 
feyn.  „Anlangend, fagt er, das Verhältnifs der Maffe 
„des Rückenmarkes zu der des Hirns, fo ift gerade 
„in diefer Hinficht die‘ wenigfte Verfchiedenheit zwi- 
„fchen dem Rückenmark des menfchlichen Fötus und 
„dem des Erwachfenen fichtbar *),“ Als Grund hiervon 
giebt er 1) die’bei jedem Fötus fehr ftarke Entwick- 
lung des Kopfes im Verhältnifs zun Körper an und - 
2) dafs der Begriff der Wielerholunig niederer‘ Thier- 
klaffen in den vorübergehenden Bildungsftufen höherer 
Thiere nicht zu weit ausgedehnt werden müffe, indem 
es natürlich an fich unmöglich fey, dafs der menfch- 
liche Embryo erft etwa als ausgebildetes Mollusk, 
dann als Fiich, darauf .als Amphibium u. f. w. er- 
fcheinen könne, Vielmehr feyen die Thierähnlich- 
keiten, welche er in feiner Entwicklung darbietet, 
nur Anklänge niederer Bildungen, -die nie von der 
Art feyn könnten, dafs he mit dem eigentlich menfch- 


1) A.a, 0. S, 262. 


S 


_— 415 


lichen Typus im vollkommnen‘ Widerfpruch ftänden, 
zu deffen Erreichung man fchon in den früheften Pe- 
rioden 'ein Streben bemerke,. : „Eben fo, fast er, 
„fteht das Uebergewicht der übrigen Theile des Ge- 
„hirns über die Hemifphären, welches bei vielen Fi- 
„fchen.Statt findet, mit dem der menfchlichen Gat- 
“ „tung eigenthümlichen Charakter der nervigen Cen- 
„tralmaffen, welcher eben in vollkommner 'Allein- 
;herrfchaft des Gehirns überhaupt und der Hemifphä- 
„ren insbefondere begründet ift, im directen Wider+ 
»/pruch,“ und fügt hinzu, „dafs der menfchliche 
„Embryo folche Bildungen nicht wiederholen könne, 
„es daher nicht befremden könne, die Hemifphären 
„Schon in fehr frühen Perioden, fowohl durch ihre 
„Gröfse, vorzüglich aber durch ihre aufserordentlich 
„entwickelte Höhlenbildung ihre Beftimmung auf das 
„ deutlichfte beurkunden, und nur in weniger wefent- 
„licher Rückficht Anklänge niederer Organilationen 
„darbieten zu fehen !").“ 

- Ich glaube zwar, dafs Herr Carus vollkommen 
Recht hat, wenn er fich gegen das überwitzige Spiel 
mit der merkwürdigen Gleichung zwifchen der Ent- 
wicklung des menfchlichen Embryo und der Entwick- 
lung der Organifationen erklärt, halte aber doch die- 
felbe für weiter ausdehnbar als er und Herr Bartels zu 
glauben fcheint, der die von Herrn Walther ?) gegebene 

- Durchführung des Embryo durch alle Thierklaffen für 


1) Ebendaf, $, 291. 
2) Phyliol, Bd, 2. $, 643. 


fo gut hält, als fie bei der umvollkommnen Analogie 
überhaupt möglich fey 2), Offenbar nämlich erfcheint 
diefe Analogie in dem Maafse weniger deutlich, als 
man den Embryo fpäter unterfucht. Auch verweilt 
Herr Carus ausdrücklich zu Beftätigung feines ‚Satzes 
auf feine Abbildungen des Hirns und Rückenmarkes 
‚eines menfchlichen Embryo von fünf bis fechs Mo- 
naten ?). Unterfucht man aber den menfchlichen 
Embryo in hinlänglich frühen Perioden, fo findet man 
leicht, dafs er fowohl im Allgemeinen als in Bezie- 
hung auf das Nervenfyftem insbelondere weit nie- 
drigere Formen durchläuft als es nach jenen Aeufse- 
rungen wahrfcheinlich ift und höchftens findet man 
das Gefetz beftätigt, dafs die niedrigern Formen in dem 
Maafse fchneller durchlaufen werden als das Thier 
im vollkommnen Zuftande höher fteht 3). Natürlich 
werden auch bald beim menfchlichen Embryo die He- 
mifphären verhältnilsmäfsig gröfser als bei andern Em- 
bryonen, indem gerade diefes Uebergewicht derfelben 
entfcheidendes Merkmal des menfchlichen Gehirns ift: 
allein es giebt eine Periode, wo fie verhältnilsmäfsig 
zu den übrigen Hirntheilen, und das ganze Gehirn 
zum Rückenmark auch beim menfchlichen Embryo fo 
klein find, dafs fich offenbar das menfchliche ‚Gebirn 
gar nicht von dem Embryogehirn des niedrigften 
Säugthiers unterfcheidet. Nur, wie gefagt, dauert‘ 
beim 
PET ENEREES 
1) Phyhol. p. 399. 


2) A. a.0. S, 262. 
'3) Meckels Beitr. zur vergl. Anat. ‚Bd, 2.8.1.9. 3. 


beim Säugthier jene Periode fchon darum länger, 
weil fich, das Gehirn des Säugthiers auch im voll- 
kommnen Zuftande nicht über eine Bildung erhebt, 


die beim Menfchen nur einem vorübergehenden Zu- 
Stande zukommt. 


j 


| 6: 

“ Aufser den verfchiedenen Formen, welche das _ 
‚Nervenlyftem durchläuft, bietet auch das innere Ge- 
webe deffelben {ehr bedeutende Entwicklungsverfchie- 
denheiten dar. Bekannt ift die Bemerkung, dafs es, 
wie alle ‚Gebilde, anfangs fehr weich ift, und nur all- 
mählig erhärtet. 

# Eben fo Entwick fich auch der Unterfchied 
- zwifelien grauer und Markfubftanz nur mit der Zeit. 

MH In den erften Monaten befteht das Gehirn blofs 
aus einer einfachen, perlfarbenen, grauröthlichen oder 
 gelblichen, halbdurchfichtigen Maffe, die fehr deutlich 
aus Kügelchen zufammengefetzt ift. Nach dem drit- Y 
ten Monat fieht man durch Erhärten im Weingeift 
 diefe Kügelchen faft deutlicher als»in fpätern Lebens- 
perioden zu Fafern zufammengeftellt, die vorzüg- 
lich im grofsen Gehirn auf den Wänden der Höhle 
" fenkrecht ftehend, fich nach allen’ Richtungen gegen 
die Oberfläche hin entfalten. Bei mehrern menfch- 
Jichen Embryonengehirnen aus dem vierten bis fechs- 
- ten Monat habe ich aufserdem' die Bemerkung gemacht, 
dafs die Oberfläche des Gehirns aus einer grofsen 
Menge kleiner, rundlich- eckiger Abtheilungen belteht, 
welche die Grundflächen eben fo vieler Kegel fcheinen, 

M.'d. Archiv. 1.3,» Da 


418 — 


Auf den. Höhlenwäniden auffitzen. Vorzüglich war 
dies. der Fall bei, Gehirnen, die entweder nicht fo- 
gleich, oder in.nicht hinlänglich [tarken Weingeift 
gethan und nicht gehörig erhärtet waren. Demnach 
fchiene auch die Gehirnfubftanz, fo wie die mehrerer 
andrer Organe, z.B. der Lungen, Leber, Nieren aus 
mehrern Läppchen zufammengeletzt, die anfänglich 
lockerer mit einander verbunden wären und, fpäter auf 
diefelbe. Weife, genauer mit einander verfchmölzen. 


Mit der Angabe, dafs in den frühern Perioden 
noch kein Unterfchied zwifchen grauer und weilser 
Subftanz wahrnehmbar ift, kommen auch die Beobach- 
tungen der Herrn Wenzel überein. Univerfum, fagen 
fie, eirca omnia, quae hunc in finem 'interfpeximus, 
embryonum cerebra dicendum elt, nullam adhue in 
üs diftingui eineritiem et medullara... . . Certius iftud 
a medulla diferimen polt partum non femper pari con- 
fpicitur temporis Ipatio, fenfim tantum fenfimque cor- 
tex in srifeum abit, medulla in album. Dann be- 
merken hie, dafs fie einigen, aber fchwachen , Unter- 
Ichied bei einem achtmonatlichen Knaben, bei einem 
neugedornen Kinde das Maxk nicht weils, fondern 
wegen der Menge feiner Blutgefäfse hochroth, die 
Rinde fehr bleich gefunden haben !). Damit kom- 
nien auch Sömmerrings ?) und meine Beobachtungen, 


im n Allgemeinen überein. 


“a)L.c. p. 299. 300. 
3) Nerveulehre $. 37- 


I - 419 


Bei den über die Zeit der Entftehung diefes Un- 
ter[chiedes überhaupt und die Zeitfolge, in welcher 
fich derfelbe entwickelt, angeftellten Unterfuchungen 
insbefondere bemerkte ich folgendes. 

“ » Beim neugebornen Kinde ift er im Rückenmark 
im. Allgemeinen fchon vollkommen fo deutlich ent- 
wickelt, als fpäterhin: nur findet fich hier jetzt noch 
(wie überall, jedoch hier verhältnifsmäfsig weniger); 
weit mehr graue Subftanz als beim Erwachfenen, und 
gegen den hintern Umfang liegt auf beiden Seiten 
die graue Subftanz zu Tage, indem fieh ihre Schen- 
f kel bis zur hintern Fläche fortfetzen. Der untere 
Theil des Rückenmarkes beitsht, ganz aus. grauer 
- Subftanz. 
Im Schädel unterfcheiden fich das ih und 
kleine Gehirn in diefer Periode, und noch mehr nach 
- Ablauf der erften Lebenswochen bedeutend von ein- 
ander. Das kleine kommt mehr ‚mit dem Riücken- 
mark überein; indem der Unterfchied zwifchen grauer 
und weifser Subftanz wegen ftärkerer Dunkelheit der 
_ erfteren und hellerer Färbung der letzteren viel deut- 
licher als im grolsen Gehirn ift, wo man beide, vor- 
züglich wegen des grofsen Gefäfsreichthums der Mark- 
fubftanz, kaum unterfcheidet. An den Gränzen fcheint 
" fich der Unterfchied zuerft zu entwickeln, denn in der 
Mitte ift die Markfubftanz durch eine anfehnliche Menge 
‚von Blutgefälsen grauroth, darauf folgt eine etwas 
weilsere Schicht, zuletzt die fehr hellgraue Rinde. 
Um die achte und zehnte Woche nach. der Ge 
burt ift der Unterfchied zwilchen grauer und weilser 
Dia 


420 _ 

Subftanz im’ Gehirn weit deutlicher entwickelt; nur 
ift verhältnilsmäfsig immer noch‘ bei weitem mehr 
graue als weilse vorhanden. Auch hier ift im klei- 
nen Gehirn die Rinde weit dunkler, das Mark viel 
weifser als im grofsen: doch find die feinften' Ver- 
zweigungen des Lebensbaumes noch nicht markig, 
auch ift das corpus ciliare verhältnifsmäfsig gröfser 
als fpäterhin.. In den Hemifphären gelangt man erft 
durch Spalten‘ von der Tiefe eines Zolles zu völlig 
weilser Subftanz. Gewöhnlich liegt aulserdem zwi- 
fchen ihr‘ und der an fich ichon breiten Rinde noch 
ein breiterer, ftarkgerötheter Streif. Bisweilen ift 
der Balken noch ganz grau, bisweilen fchon ganz 
weils. Grau fand ich ihn ‚bei einem zehnwöchent- 
lichen Mädchen , da er bei einem achtwöclıent- 
lichen Knaben fchon weils war. Alle in den Höhlen 
befindlichen Theile, auch die Markkügelchen am Bo- 
den der dritten Hirnhöhle find noch ganz grau. . Bei 


dem erwähnten Knaben war auch das Gewölbe grau, 
ungeachtet der Balken fchon aus vollkoninner Mark- 
fubftanz beftand. Die vordere Commilfur ift da, wo 
die übrigen mittlern "Theile grau find, etwas heller 
als fie, doch fchwächer und weniger weit als in fpä-' 
tern Perioden zu ‚verfolgen. Die hintere ift sewöhn- 
lich vollkommen weils, vielleicht weil fie früher ent- 
fteht. Die Hirnfchenkel find an ihrem untern Um- 
fange und in der, Mitte ganz weils, übrigens gröfs- 
tentheils dunkelgrau, doch verläuft auch an dem 
obern und. äufsern Theile ihres Umfangs ein weifser 
Streif, ia welchen fch die Pyramiden fehr deutlich 


fortfetzen. Der Hirnknoten enthält, nur an feiner‘ 
äufsern untern Fläche deutliches Mark und Querftrei- 
fen, die inwendig undeutlich und nım in fehr gerin- 
‘ger Menge vorhanden find‘ ‚In den geftreiften Kör- 
pern find die graue und 'weilse Subftanz fo deutlich, 
bisweilen fogar noch deutlicher als Später von einan- 
der. verfchieden., t 
Um den fechften Monat de der Geburt habe 
ich gewöhnlich graue und Markfubftanz'ganz in dem- 
felben Verhältnils zu einander gefunden, welches das 
ganze Leben belteht. 
- Auch diefer allmählig erft entftehende Unter- 
" fchied zwifchen grauer und Markfubftanz 'ift befon- 
- ders wegen des Zufammenfallens der Entwicklung des 
Embryo mit der Entwicklung der Thierreihe merk- » 


‚ würdig. 
$.. 64 


Unterfcheiden fich vielleicht "höhere und niedere 
 Säugthiere von einander dadurch, dafs bei jenen die 
Centraltheile des Nervenfyftems Geh früher ‘zum voll- 
 kommnen Zuftande erheben oder wenigftens die frü- 
hern Periode fchneller durchlaufen, als bei diefen? ' 
Herr Carus fcheint dies bei Gelegenheit der Bit- 
/ dungsgefchichte desSäugthiergehirns anzudeuten; doch 
glaube ich wenigftens nicht, dafs diefes Gefetz ohne 
- Einfchränkung für das Erreichen aller höhern Bil- 
dungsftufen gilt. Wo ich mich bei der vergleichen, 
den Betrachtung der Kaninchen-, Schaf- und menjch- 
lichen. Embryonen nicht fehr geirrt habe, fo tritt zwar 


bei diefen letztern früher als bei den übrigen ein von 
dem frühern abweichendes ‘'Gröfseverhältnifs der ver- 
fchiedenen Theile ein, namentlich bekommen die He- 
mifphären früher ein bedeutendes Uebergewicht; allein 
‚die innere Ausbildung der Theile fcheint nicht früher 
anzufangen und fchneller fortzufchreiten. Das kleine 
Gehirn vergröfsert und furcht fich keinesweges fchnel- 
ler, die Wände der Vierhügel verdicken fich, die 
Hirnganglien verwachfen unter einander nicht früher 
als bei den übrigen Säugthieren, ‚und die Höhle des 
Rückenmarkes fchliefst fich erft nach der Geburt. 


(Der Befchlufs folgt im nächften Hefte.) 


v 


Intelligensblatt. 


3 


I. Ueber die Entwicklung ‚der Teichliorulchneekee 
(Limneus ftagnalis). ‘Vom Dr. Stiebel *). 


Die Begattung der Teichhornfchnecken gefchieht im 
- März, in den Zimmern auch [chon im Februar. Hier 
verlicht,. ungeachtet in jedem Individuum beide ‚Ge: 
[chlechtstheile gleich entwickelt find, das eine die männ- 
liche, das andere die weibliche Function. Die eine 
Schnecke, welche die Rolle des Männchens übernimmt, 
Sucht fich mit erigirter Ruhe eine andere weibliche aus, 
fchmeichelt ihr durch Berühren mit den Fühlhörnern, 
Terzt fich an die rechte Seite derfelben und bringt nun 
die Ruthe ein. Das Männchen verhält fich von nun 
an ganz suhig, das Weibchen aber macht mehrere wol- 
-lüftige Bewegungen. Nach beendigter Begattung flieht 
das Männchen das Weibchen auf das fchleunigfte und 
beide Theile fitzen traurig da. Beinı Männchen findet 
man bald nach der Begattung den Hoden gekrümmt, 
gewilfermafsen krampfhaft zulammengezogen, eben 
fo die Saamenblafe, doch diefe nicht ganz leer von 
Saamen, die weiblichen Zeugungstheile klein. Die 
Scheide und Gebärmutter des Weibchens enthalten Saa- 


siuf 

1) Limnei fragnalis anatome Diff. inaug. quam pro fummis in 
medicina et chirurgia honoribus rite aflequendis edidie $. Stiebel. 
Moeno - Francolurtanus, Gottingae 1815. 


424 m 

men, die Schleimdrüfe. ift angefehwollen, ‚die-männ- 
lichen Theile find klein.  Die-Eier [cheinen im Eier- 
gange.befruchtet zu werden, indem es nicht wahrlchein- 
lich ift, dafs der Saame durch den gewundenen Eier- 
gang in den Eierftock gelange, in der Gebärmutter aber 
"find die Eier mit Schleim umhüllt, weshalb hie der Saame 
nicht berühren kann. | 

Zwei Tage nach der Bepattung werden ‘die Eier 
gelegt. Man findet fie in Haufen, bis auf 50 an der 
Zahl, von Schleim überzogen, in welchem fe ohne 
beftimmte Ordnung liegen und der fie an. das Rohr 
heftet, 

Die fruchtbaren find oval, die unbefruchteten mehr 
zundlich und enthalten keinen gelben‘ ‚Punct, womit jene 
verlehen find, und der die erfte Spur des neuen Thie- 
xes ift. ‚Das Ei behält bei weiterer Entwicklung deffel- 
‘ben immer diefelbe Geltalt und mit blolsen Augen nimmt 
man auch im erften Rudiment keine Veränderungen 

‘wahr, Diefes liegt immer an dem einen Ende des 
Eies. Zwillinge enthalten 'zwei. ‚Anfangs erfcheint es 
als eine ungeformte Malle. Vier bis fünf Tage nach 
dem Eierlegen nimmt man die erften Veränderungen 
wahr. Es erfcheint an. dem gelben Puncte ein [chwar- 
zer, der es in Kopf und Schwanz zu theilen Scheint. 
Zugleich entfteht nun die erfte. Bewegung, indem der 
gelbe Punct fich, in der Sonne [chneller als im Schat- 
ten, um den [chwarzen beftändig dreht. Um den fechs- 
ten bis fiebenten Tag erf[cheint er aus vier Lappen ge- 
bildet und die Bewegung wird nun zulammengefetzter, 

“ indem fich zu der Rotationsbewegung auch eine Orts- 
veränderung, eine Bewegung im Umfange des Eies ge- 
fell. Am zehnten Tage er[cheinen regellöfe Gefälse, 
aber noch kein Puls. Das Rudiment hat jetzt genau 
die Geftalt der Leber des vollkommnen Thieres, [o 


3 — ö 425 


> dafs alles aus: der Leber, ‚dem göfsien Nutritionsorgan, 
hervorzugehen ‚[cheint. Am zwölften Tage unterfchei- 
det man deutlich .den Kopf vom Schwanze, doch find 
beide äufserlich ' durch eine Art von Band vereinigt. 
Die mehr entwickelten Gefäfse ftreben nach einem 
Puncte zufammen, doch bemerkt man noch keine Be- 
wegung des Herzens. ‘Ein Gefäfs, welches ftärker als 
die übrigen ift, [cheint die Geftalt des Darmkanals an- 
zunehmen. Die Bewegung ift willkührlicher, indem 
die Ortsbewegung nicht ihehr [fo genau in derfelben 
Richtung gefchieht, derKopf geftreckt wird, wenn gleich 
die Achfenbewegung noch fortdauert.‘ Am vierzehnten 
Tage find die Gefäfse zahlreicher und mehr vereinigt, 
der Magen deutlich, aber kein Herzfchlag wahrnehmbar. 
Der 'Fuls fängt an fich zu bilden, von der Schale aber 
‚findet fich keine Spur. Die erlte Bewegung des Her- 
Zens nimmt man am fechszehnten Tage wahr, wo auch 
‚die. dünne Schale, die Augen, Fühlhörner, und die 


Form des Kopfes deutlich erfcheinen. Das Herz Schlägt: 


funfzigmal in der Minute, beim, gebornen Thier. nie 
über zwanzig. Zwifchen dem zwanziglten und dreifsig- 
ften. Tage kriecht das Thier aus, in der Wärme früher 
' als in der Kälte. Die Geftalt kommt mit der des er- 
wachfenen überein, nur ift die Schale. fehr dünn und 
die Zahl ihrer Windungen geringer, nur vier bis fünf. 


1} 


"Diele Entwicklüngsweife ift Kal her aus drei 


Gründen interell [Iant: 


.» wegen der Aehnlichkeir der Bewegung des Budi- 
‚mentes mit der Bewegung der Planeten, [o dafs fie 
‚gewilfermafsen ein Uebergang aus der unor; ganifchen 
“in die organifche Natur ilt; 


2) weil die Leber ‘das zuer[t gebildete Organ zu [eyn 
2 Scheint, aus welchem alle übrigen Theile hervar- 


” 


\ 


gehen, was Een beim Embryo der höhern Thiere 
der Fall zu [eyn [cheint; n 
3) weil das Herz, als die Blüte und vollkommenfte 
Entwicklung des Gefäls[yltems, - zuletzt in dielem 
‘ Syltem erfcheint. 


0 - 2. 
II. Verfuche und Beobachtungen über den Einflufs des 


, herumfchweifenden Nerven anf die Abfonderungs- 
ihätigkeit-des Magens. Von 2. C. Brodie !). 


In einem, : der Gelfellfchaft fchon "früher durch 
Herrn E. Home mitgetheilten und l[eitdem im Jahre 1809 
in-ihren Verhandlungen bekannt gemachten Auflatze 2) 
find einige Thatfachen aufgeftellt, welche es wahrfchein- 
lich machen, dafs die thierifchen Abfonderungen von 
dem Einfluffe des Nervenlyltems abhängen, eine An- 
ficht, welche durch fpäter von ' mir angeltellte Ver- 
Suche, in welchen nach Zerftörung des Gehirns, unge- 
achtet die Thätigkeit des Herzens und der Kreislauf 
wie gewöhnlich beftand, dennoch die, Verrichtungt der 
abfondernden Organe ohne Unterfchied RUFEN noch 
mehr beltätigt wurde. ; 

Schon. früher haben die Phyfiologen den Grad der 
Nothwendigkeit der Nerven zur Abfonderung zu be- 
ftimmen verfucht, allein diele Unterfuchung alt mit be- 
trächtlichen Schwierigkeiten verknüpft und von den bis 
jetzt angeltellten Ver[uchen fcheint keiner viel Licht 
über den Gegenftand zu verbreiten. Das einzige Mit- 
tel, um durch directe Verfuche ‚auszumachen, "ob die 
Nerven wirklich zur Abfonderung nothwendig ind, ift 


1) A. den phil, transact. 1814. part. I, 
=) Ueberl, von Na/fe in Reils Archiv Bd. ı2. H. 3. N 


die Durchfchneidung der Nervenäfte, welche zu den 
Drüfen gehen. Diefer Verfuch aber kann bei den mei- 
fen Drüfen gar nicht angeltellt werden und ift da, wo 
er möglich ift, meiftentheils mit fo bedeutender Stö- 
rung und Verletzung anderer Theile verknüpft, dafs 
er nur äufserlt [chwer zu beftimmten Refultaten- führt; 
Künftige Unterfuchungen mögen vielleicht manche Um- 
ftände enthüllen, wodurch wir zu: einer genügenden 
Entfcheidung einer [o wichtigen phyliologifchen Frage 
geleitet werden. Bis dahin verdient, da die bisherigen. 
Arbeiten der Phyfiologen fo wenig dazu beigetragen ha- 
ben, jede Thatfache, welche zu Erörterung derfelben 
beitragen kann, bemerkt zu werden, und ich. lege. da- 
her der Gelellfchaft die folgenden Verfuche vor, welche 
wenigltens für eine Secretion ‘die Abhängigkeit von den 
Nerven erweifen. ; 

Der Magen erhält feine Nerven vom aa 
. fenden Nerven, und eben diefer trägt, daieran der 
Bildung des Sonnengeflechtes Anthieil: hat, zu Verfor- 
gung des übrigen Theiles des Darmkanals, vorzüglich 
der dünnen Därme, bei. 

Bei einer frühern Unterfuchung, welche dieFunctio- 
nen des Magens. zum Gegenftande hatte, dürchfchnitt 
ich diefe Nerven am Halfe, um ihren Einfluls auf die 
Abfonderung des Magenfaftes auszumitteln, wurde aber 
in meiner Erwartung getäulcht, ‘indem die Thiere be- 
ftändig wegen der, durch die Zerfchneidung des Ner- 
ven veranlalste Störung der Refpiration früher [tarben, 
als die Wirkung derfelben auf das Me 
ausgemittelt werden: konnte, 

' “Früher hatte ich mich überzeugt, dafs bei Arfenik- 
vergiftungen eine beträchtliche Menge Schleim und wäl- 
ferige Flüffigkeit von der Schleimhaut des Magens und 
des Darınkanals abgefondert wird, welche eine äufserft 


% 


428" — 


beträchtliche ‚Ausdehnung .diefer Theile nachdem Tode | 
zux. Folge hat. .. Hierdurch wurde ich auf die Vermuthung 
geleitet, ‚dafs, wenn fich auch ‚der EinAufs der "Durch- ' 
fchneidung des herumfchw. eifenden Nerven. auf die nor- 
züale Secretion des Alagens nicht ausmitteln Jlielse, dies | 
EN für ‚eine künltliche ‚diefer Art möglich | 


wäre.- 

I dieler Abficht BER die. Tolgenden. Nerluche 
angeltellt: j La 

‘) 'Augenblicklich nach Durchsfehmeidsiag a Hals- 
Stückes der arnlkhpitendan und f[ympatbifchen Ner- 
ven bei einem Hunde ‚wurden zehn Gran’ Arfenik in 
einte"Wunde dm Schenkel gebracht... .Das Athmen wurde, 
wie gewöhnlich nach "Durchfchneidung diefer Nerven, 
befehwerlich und [päter traten die bei Arfenikvergiftun- 
gen gewöhnlichen Zufälle, doch mit dem Unterf[chiede 
ein, dafs weiler aus dem Magen, noch, dem Darmkanal 
Flüffigkeiten lausgeleert würden, "Nach 35 Stunden ltarb 
das Tbier. Der Magen und Darmkanal enthielten blols 
Speifen und Kotk, ee aber keine Spur ‚yon. der ° 
bei Vergiftungen dieler Art ‚gewöhnlich‘ anwefenden 
Rlülfgkeit‘, Die,Schleimbaut des Magens und des Darm. 
kanals war beträchtlich entzündet. . 

2) Ein anderer Hund , -bei welchem derfelbe. Ver- 
fueh wiederholt wurde, »[tarb mach 9 Stunden. Auch 
hier‘ war die Schleimhaut entzündet, allein keine ‚Spur 
von eg oder: erg Ahr im Darm- 
kanala'' 

3) Sogleich ‘nach Dorchfehmeidung derfelhen Ner. 
ven gm Halle wurden einem Hunde zwei Unzen einer . 
gefättigten. Auflöfung von weifsem Arlenikoxyd in Wal. 
fer,eingegeben. Nach. 3 Stunden [tarb er. _ Die Schleim- 


‘ haut war, etwas entzündet,, der Darm,aber enthielt we- 


der fchleimige noch wällerige Flüfligkeit. 


Bei diefen Verfuchen ftärben 'diefe Thiere' durch 
die Anwendung des’ Arfeniks und unter den gewöhn- 
" Jich dadüörch veranlafsten Zufällen, mit Askakıne der 
reichlichen Schleimabfonderung, ' welche [onft auf der 
Schleimhaut des Magens und Darmkanals Statt findet. 
Natürlich läfst ich hieraus [chließsen, dafs diefe Abfon- 
“derung durch die Unterbrechung des Nerveneinfluffes, 
-mittelft Durchfchneidung -des herumfchweifenden Ner- 
ven, gehenunt wur: de. Da aber durch diefe auch immer 
das Athmen geltört und erfchwert wird, [o mulste na- 
türlich der Antheil diefes Umftandes an Hervorbrin- 
gung jener Wirkung ausgemittelt werden. ‘Daher wurde 
diefer Verfuch mit der Abänderung wiederholt, ‘dafs 
die Nerven ohne Störung der Funetion der Lungen 
en wurden. 

'4) Zu diefem Behuf wurde bei einem Hunde dicht 
‘ unter den falfchen Rippen ein Einfchnitt in den Un- 
terleib "gemacht und die Nervenftränge des herumfchwei- 
fenden Nerven, welche fich zum Magen begeben, dicht 
unter dem obern Magenmunde durchfchnitten ‚‘ hierauf 
die Wunde dügenshe Das Athmen wurde durchaus 
nieht geftört, fondern gefchahe fo [chnell und fo frei 
als unter gewöhnlichen Bedingungen. Hierauf wurde 
weilses Arfenikoxyd in den Schenkel gebracht, worauf 
das Thier wenig Stunden nachher “unter den gewöhn- 
lichen Zufällen, allein wieder ohne flüflige Ausleerun. 
gen aus dem Magen und Darınkanal, ftarb. 

Bel’der'Oeffnung wurde: die Schleimhaut das Ma« 
gens und Darmkanals entzündet, in diefen Theilen we- 
der fchleimige noch wälferige Flüfligkeit, nur eine ge- 
ringe Menge Schleim im dicken Darın gefunden, 

Da diefer Verfuch mit den vorigen daffelbe Reful- 
tat gab, So #t man wohl zu dem Schluffe berechtigt, 


dals bei allen die Unterdrückung der Ablonderungen 


450 202 


blols "der Durchfchneidung der Nerven züzufchreiben 
ift, und. die Abfonderungsthätigkeit des Magens und 
Darmkanals (ehr unter dem Einfluffe des Nerv&nfyltems 
fteht. Zwar kann man aus ihnen keine beftimmte Fol- 
gerung über die Nothwendigkeit des Nerveneinflulles 
auf die Abfonderungen überhaupt herleiten ; allein, [o- 
fern fie ein Glied’in der Kette einer wichtigen, aber 
fehr [chwierigen phyhiologifchen Unterfuchung bilden, 
haben die angeführten Umftände vielleicht einigen 
Werth und verdienen aufgezeichnet zu Ber 

Ich füge noch\hinzu, dafs ich die ‚Unterfuchung 
fortzuletzen verfucht habe, um den Einflufs auszumit- 
teln, welchen Durchfehneidung der Magennerven ober- 
halb des obern Magenmundes auf das Verdauungsgelchäft 
hat; allein verfchiedene Umftände, deren Aufzählung 
unnöthig ilt, haben mich in meinen Forfchungen un- 
terbrochen und [cheinen es falt unmöglich zu machen, 
je über diefen Gegenltand befriedigende Beobachtungen 
anzultellen. 


II. Ueber die Dauer der Pupillarmembran.. Von 
J. F. Meckel. 


Man weils chen lange, dafs die Papileimeile 
beim Menfchen und den meilten Thieren [chon vor er- 
langter Reife des Fötus verfchwindet. Im Allgemeinen 
nimmt man wohl an, dafs dies Geletz für alle gilt; 
wenigftens fagt noch ganz neuerlich der berühmte Bilu- 
ınenbach (Handb. der vergl. Anat. 2te Ausg. 1815. $. 518. 
519): „Im übrigen, fo viel nämlich bisher darüber an- 
„gemerkt worden, wie. z. B. in der membrana Pupilla- 
„us u. [. w. [cheinen fie (die Säugthiere) mit dem un- 
„ gebornen Kinde im ganzen meift überein zu kommen.‘ 
Indeffen hatte [chon HFrisserg (De meınbrana foetus pu- 


pillari in. nor. comm. foc. reg. [c. Gotting. T. II. rec, 
in ejus Comment. loc. reg. obl. [yll. Vol. I. p- 8.) be- 
merkt, dals er bei einer zweitägigen Katze auf beiden 
Augen die Pupillarmembran vollkommen deutlich gefun- 
den habe und gefragt, ob dies vielleicht bei allen Thie- 
ren, deren Augen eine etwas beträchtliche Zeit nach 
der Geburt verf[chlolfen bleiben, der Fall fey? Da ich 
gerade jeızt Behufs andrer Gegenltände [echs neugehorne 
Katzen unter[uchte, erinnerte ich mich an dief[e Stelle, 
unterfuchte die Augen von allen, nachdem drei davon 
injieirt worden waren und fand bei allen die Pupillar- 
' membran fo derb und gefä/sreich, wie ich fie beim men/ch- 
lichen Embryo kaum zur Zeit der höchjten Blüthe fahe, 
Zugleich 'war die Centralarterie der Markhaut und ihre 
Verbreitung auf der bintern Fläche der. Linfenkapfel 
deutlicher als in gleich grofsen menfchlichen Augen. 
Jene Vermuthung Hrisbergs [cheint allo wenigltens 
"für die Katze völlig gegründet zu feyn, und es lälst lieh 
wohl nicht ohne Grund vermuthen dafs auch die übri- 
gen mit verklebten Augenliedern gebornen Thiere diefelbe 
Anordnung darbieten werden. Sobald ich Gelegenheit 
habe, neugeborne Hunde und Kaninchen zu unter[uchen, 
‘werde ich diefen Gegenftand bevicklicheigen und den 
Befund anzeigen, 

Offenbar ilt diefe Uebereinfimmung der Entwick- 
lung‘der äufsern und innern Theile des Auges ‚höchlt 
merkwürdig und nicht ohne Interelle ift es, dafs gerade 
bei denfelben Thieren fich auch andere Theile, die bei 
andern, deren Pupillarmembran weit früher ver[chwin- 
det, auch fchon lange vor der Geburt nicht mehr be- 
Stehen, z. B. die Nabelblafe und die Nabelgekrösgefälse 
fich bis zur Reife erhalten. 

$o wie lich in diefer Hinficht der Fötus einiger 
Säugthierarten von denen andrer bedeutend unterl[chei- 


det, fo läfstgfich auch für andre Organe dalfelbe Ge- 
feız aufftellen. 'Ganz vorzüglich gehören hierber die 
Nebennieren, die bei falt allen Säugthieren in Hinlicht 
auf Gröfse ein, dem menfchlichen ganz entgegengeletz- 
tes Verhältnifs darbieten, und‘ wo man gewils nicht 
fagen kann, dafs die Säugthiere mit dem Menlchen im 
Ganzen meiltens übereinltimmen. Vielmehr fcheint es 
mir allgemeines Geletz, dafs die Nebennieren bei den 
Säugthieren in allen Lebensperioden zu den Nieren dal- 
felbe Verhältnils haben, wo fie nicht in den frühern 
fogar bedeutend kleiner find.. Wo ich nicht irre, fo liegt 
an Grund diefer Verfchiedenheit in der Verfchiedenheit 
‘ der verhältnilsmäfsigen Gröfse der innern Gelchlechts- 
theile, namentlich der Organe und Hoden beim Men- 
fchen und den Säugthieren. Bei diefen findet fich zwi- 
[chen jenen und den Ausführungsgängen eine äufserft 
anfehnliche Mafle, welche urfprünglich die ganzem 
Gelfchlechtstheile darftellt, alle übrigen Abtheilungen 
derfelben bei weitem überwiegt, wovon dagegen beim 
menfchlichen Embryo kaum eine Spur vorhanden. it. 
Höchft wahrlcheinlich hängt mit der ftärkern Entwick- 
lung diefer Gegend die [chwächere der Nebennieren 
zufammen *). y 


> 


IV. Ueber einige ungewöhnliche Erfcheinungen an 
Leberknoten. Von J. F. Meckel. 
Kürzlich fand ich in der Leiche einer ungefähr 40 
Jahr alten Frau eine, mit Knoten durchaus befäete Le- 
ber. Sie gehören zu der Art, welche Baillie ( Anat. 


des krankh. Baues, überf. v. Sömmerring S. 131.) grofses 


wei/se 


X) Siehe hierüber umltändlicher Müller de genitalium eyolutiong, 
Halae- 1815. 


a ur — ar a u u 


Bus. 485 


weifse Knoten der Leber nannte, und! die von ihm (En 
gravings Fafe, V. Pl.3. F.2. 3.), noch befler aber'von . 
Farre (Morbid anat. of the era Fafe. I. Pl. 1.) a 
det worden find. 

Die Anzahl der’ Knoten belief P wenißftens auf 
Sechzig. Ihre Gröfse variirte beträchtlich. he klein- 
ften waren nicht gröfser als eine Erbfe, die’ gröfsten an- 
fehnlicher als eine welfche Nufs. “Das charakteriftifche 
Kennzeichen derfelben, ein Eindruck an dem nach 
aulsen vorragenden Theile ihres Umfangs, fand fick 
bier, [o wie in allen von mir gefehenen Fällen diefer Art. 
Eben fo bemerkte ich auch hier, wie in allen frühern, 
dals es nur an denen vorkommt, welche fich an der 
Oberfläche befinden, die im Innern der Leber liegen- 
den zeigten es nie. Uebrigens waren falt alle Bee 

‘Knoten genau nach demfelben Typus gebildet; nur we- 
nige unter[chieden [ich von den übrigen, diefe aber auf 
eine merkwürdige Weile. ' 

Statt dafs nämlich bei weitem die meilten, wie - 
die erfte Figur zeigt, eine gleichförmige weilsliche Farbe 
hatten, (wobei ich bemerke, dafs ich diefe Knoten, un- 
geachtet ich zehn bis zwölf Fälle davon gelehen habe, 
nie [o gelb fand, als fie Farre a. a. O. abbildet), und 
namentlich keine Spuren von Blut oder Gefäfsen zeig- 

_ ten, wechfelten bei dielen rothe , 'höchft regehnäfsig' ge- 
bildete Ringe mit der weilsen Subftanz. Die Anord- 
nung war nicht überall völlig diefelbe, [ondern ich fand 
folgende Verfchiedenheiten. Bei En einen weilsen 
ınittlern Theil, hierauf einen fchmalen rothen Ring, 
darauf wieder einen breitern weifsen, welcher den äufser. 
ften Theil des Knoten bildete. ' Diefe ‚Anordnung ftellt 
die zweite Figar dar. Andere, welche die dritte Figur 
“liefert, unterfchieden fich von diefen durch die’ An- 
welenheit eines zmitılern rothen Punctes im innern gelb- 
M. d. Archiv. I, 3. Ee 


weilsen. Kerne, \, Eine vierte, noch: Zulammengeletztere 
Bildung endlich ltellt die vierte Abbildung. dar, wo fich 
innerhalb des bei der eben befchriebenen: kleinen ‚xothen. 
Kernes, der hier in demfelben Verhältnifs 'beträchtlicher 
ilt, ae weilser.Punct befindet, [o dafs allo fich 
hier. fünf-ver[chiedene „Lagen, drei weifsliche und zwei 
'rothe finden. ‚Einen, höhern Grad von Zufammenletzung 
"konnte ich, trotz der genauelten und forgfältiglten Un- 
ter[uchung und Durchfchneidung aller, ‚Knoten, nicht 
finden. _ ' Br Base 


"Die weifsliche Subftanz unterl[chied fich in ‘die- 
fen. Varietäten, durch nichts von der in den ganz dar- 
aus gebildeten Knoten. Eben fo wenig ftand diefe An- 
ordnung mit der Gröfse derfelben ‘in Beziehung, in- 
dem die übrigen Knoten, "die entweder eben fo groß, 
&töfser oder kleiner waren , durchaus keine Spur davon 
2eieten. Die Knoten felbit, an welchen. ich diefe fand, 
gehörten indg's zu den mitlern. .. u ,. 0 
Biyyı, „Mala ra ER 
\ Aufserdem fand fich eine, aber weit [eltmere, nur 
an zwei Stellen vorkommende Verlfchiedenheit der Kno- 
ten, in Hinficht auf Conliltenz. In, ‚dem einen näm- 
lich. lag in. der Mitte. der übrigen, weilsen homogenen, mit 
den. übrigen übereinkommenden Subftanz 'ein kleiner, 
mehr "gelber, weit härterer , trockner,, zerreiblicher 
Kern, der zunächft von einem [chmalen, regelmäfsigen, 
xothen Kreife umgeben war.  Diefe Knoten, findet man 
in der fünften Abbildung. Die .fechlte dagegen. Ltellt eine } 
andere Form dar, wo!der harte, bröckliche, gelbgrün- 
liche Kern bei weitem den grölsten. Theil, des Knotens 
einnahm, und nur ‚von einem [chmalen hellen Streifen, 
‚der auch etwas härter und trockner als die gewöhnliche 
gelbweilse, Subltanz war, mehr die Belchaffenheit eines 
‚Balges 'batte , umgeben: [chien. uni 


© Diele Erfcheinungen erregten meine Aufmierkfamkeit, 
weil ich fie weder früher ge[ehen hatte, noch mich er- 
innerte, fie von andern Anatomen angeführt gefunden 
zu haben. Baillie fagt zwar (a. a. O. $.131.): „diele 
„Knoten fcheinen zuerlt rings um die Blutgefälse der 
„Leber gebildet zu werden, wie man wahrnimmt, wenn 
„man die Leber in diefem Zuftande durchfchneidet ;* 
allein diefe Auslage [cheint mir theils wenig gegründet, 
theils auch mit der gegenwärtigen Erfeheinung ir in kei- 
ner Beziehung zu [tehen. E 
Farre bildet an der äulsern Oberfläche einiger die. 
fer’Knoten rothe Stellen ab und Tagt auch (a. a. O. S 5. J: 
„ihre vorragende Fläche werde durch‘ Blutgefäfse etwäs 
fleckig,‘“ erwähnt aber der von mir befchriehenen Er- 
(cheiniingen eben fo wenig, ‘als er fe in der Abbildung 
auf irgend eine Weile andeutet. Monro, ‚der eine ge- 
naue Befchreibung diefer Art von Gefchwüllten, Viefekk, 
(Morbid anat. of the human gullet u. [. w. Edinb, 1gır. 
p-219—221.)[agt ausdrücklich: „Inever have been able, 
= öblerve bloodvelfels within the fubltance of tu» 
„motirs,‘* Eben fo wenig hat Voigtel da, .wo er von 
diefen Knoten handelt (Path. Anat, Bd. 3. 5.38.) diefe 
Erfcheinungen bemerkt, und fie verdienten daher fchon 
ihrer‘ Seltenheit wegen eine belondere Erwähnung. 
-  Aufserdem aber fcheinen hie mir in Hinficht auf ihre 
Bedeutung merkwürdig. ‘Wo ich nicht lehr irre, Io ind 
‘die verfchiedenen Formen, welche ich fand, verf[chie- 
dene Bildungsltufen derfelben regelwidrigen Textur, Die 
meilteni, wenig conlilteten, homogenen, weilsen, blut- 
lofen Knoten ftehen auf der niedtiglten Stüfe der Ent- 
‚wicklung, über welche fe fich wohl im; Allgemeinen 
nur felten erheben. Eine vollkominne Entwicklung 
Stellen diejenigen dar, wor blutige Kreife mit der früher 
vorhandenen Subltanz /wechleln, » Der Grad der Yoll 
Ee 2 


? 


'kommenheit: [cheint. hier se die gröfsere 'Zahl der 
rothen Gefälskreile angedeutet zu feyn, die auch mit 
der Gröfse der Knoten wächlt. Endlich ift die dritte, 
"feltenfte Form die Stufe, welche einen gefunkenen Zu: 
-ftand, die Periode der Abnahme der Vegetation des re- 
gelwidrig entftandenen Gewebes andeutet. Sehr [chön’ 
Zeigt die fünfte Figur den Uebergang von dem’Zuftande 
der höchften Blüte zur gänzlichen Abnahme,'idem Ab- 
fterben, welches die lechlte bezeichnet. Die Entftehung 
von Gefälsen, welche bei weitem nicht überall eintritt, 
Scheint, ‘nach dem in der-fünften Figur abgebildeten 
Knoten der Prukreng | ‚der weilslichen Subftanz ei 
wendig vorauszugehen, sl PEST 

“ Vergleicht man diele ErIcheinungen mit andern, 
häufiger im Organismus vorkommenden, fo findet men, 
dals fie mit den Exanthemer und den Veränderungen 
des bebrütsten Eies, alfo mit der ‚Entftehung neuer Or- 
ganifationer überhaupt übereinkommen. 


Y 


Die weilsliche Subftanz differencirt fich auf ähm: | 
jiche Weile, als es hei Bildung der Halonen in der 
Haut des Dotters ‘gefchieht, denn fie ie nicht durch- 
aus homogen, fondern es finden fich dunklere und hel- 
lere, zum Theil mehr oder weniger concehtrilöhe Stel 
ten. Diefe Differeneürung erreicht nach innen den höch- 
ften Grad und hierdurch bildet fich eine Area valculofa 
von grölserer oder geringerer Zulammenfetzung, welche 
das Mittel zur Entftehung neuer Subltanz zu werden 
Fcheint, innerhalb, deren fie fich dann [elbft mehr oder 
weniger wiederholt. Doch wird dadurch nie eiwas Höhe- 
res als das urfprünglich Vorhandene hervorgehracht, fo 
wie auch die fich völlig auf diefelbe Weife nach innen 
wiederholende Hydatide irmmer nur ein Produkt er- 
ir , das "mit "einer Eihülle Aehnlichkeit- hat. Die 


Entfiehung der harten, bröcklichen Subktanz feheint 


' nicht unpalfend \ init der Bildung des Sohorfes ver- 
glichen werden zu können... 


\ 


v. Elleber, den Zuftand der a Dr bei der Ent- 
zündnng ’). 


Bei Unterfuchungen über den Zuftand entzündeter 
Gefälse kam ich auf die Vermuthung, dafs die Erre- 
zung von Entzündung in durchlichtigen Theilen und 
die Beobachtung derfelben einiges Licht über den Ge- 
genftand verbreiten könnte. Zwar war ich im Auffin- 
den des Urfprungs und des Fortgangs diefer Erfchei- 
nungen nicht ganz fo glücklich als ich gewünlcht hätte, 
indelfen boten fich mir doch dabei Gegenftände dar, 
auf welche früher gar nicht oder wenigftens nur un- 
vollkommen aufmerkfam gemacht worden war. Eine 
genaue Darftellung der Schwierigkeiten, welche ich fand, 
wird vielleicht andere in den Stand letzen, fie künftig 
zu vermeiden, oder wenigftens abhalten, zu viel Verı 

trauen auf die Berechnungen und Schlüffe (olcher Pa 
thologen zu fetzen, die darüber‘ fpeeulirt, aber nicht 
die Schwierigkeiten des Gegenftandes durch die Erfah« 
sung kennen gelerut haben, ! 
“ Ehe ich Entzündung zu veranlalfen und zu bes 
achten fuchte, bemühte ich mich , die normalen Er- 
fcheinungen des Kreislaufs in denfelben Theilen genau 
auszumitteln. Kaltblütige Thiere eignen fich bekannt- 
lich hierzu am beften. Haller wählte dazu die Gekrös 


ne 


2 2) Aus den vortreffichen Lectures on inflammation exhibiting 
» a view ol the general doetrines pathological and practical of, 
“ medical Surgery by 7. Thomfon. Edinb, 1813. $, 75 — 89. 


gefälse des Frofches; ‘allein durch das Freilegen diefer 
Membran werden. die Gefälse gezerrt und in eine regel- 
widrige Lage gebracht und der Tod des Thieres ift die Folge 
des Verfuches. Ich zog daher die Gefälse der Schwimm- 
haut des Frofches vor, die zwar nicht: [o vollkommen als 
das Gekröfe, aber doch hinlänglich durchlichtig find, um 
bei hellem Lichte eine deutliche Beobachtung des Blutlaufes 
zuzulaffen, und ohne viele Schmerzen und den geringften 
Blutverluft dargelegt‘ werden können, Wird, der Fuls aus- 
gelpannt und die Spitzen von zwei bis drei Zehen an 
die Oeffnungen der Vertiefung befeftigt, in welcher das 
Glied liegt, [o kann man zu jeder Zeit den Zuftand des 
Kreislaufs In den entgegengeletzten Seiten der mittlern 
Zehen beobachten, ein, bei folchen Verfuchen wichtiger 
Umftand, wo ver[chiedenartige Subltanzen an die Ge- 
fälse gebracht werden, indem die Zehe die an die’ Ge: 
fälse ihrer einen, Seite gebrachten Subltanzen fich auszu- 
breiten und den Kreislauf auf der andern Jene umzü- 
ändern hindert, 


Mit bloßsem Auge Tafel einem gewöhnlichen Ver- 
gröfserungsglafe hetrachtet zeigt die Schwimmhaut kleine 
Blutgefälse, yon welchen die grölsern in. der Nähe und 
längs der Zehen verlaufen. und Zweige. abfchicken , die 
fich auf ‚der Schwimmhaut verzweigen und. frei zulam- 
menmünden, Der unmittelhare Uebergang der Arterien 
und Venen it an den Enden der Schwimmhaut am 
dentlichften, Die Haargefälse [cheinen hier. befonders 
fehr feine Venenzweige zu leyn und ein Gewebe zu 
bilden, welches an arteriöfe und venöfe Gefälse gehef- 
tet ift und von ihnen aus gefüllt werden kann, In 
dielen drei Ordnungen von Gefälsen, den Arterien, Ve- 
aien und Haargefälsen geht der Kreislauf ununterhrochen 
fort, Man fieht deutlich die Blutkügelchen in den 
Haargefäßsen und Venen, allein, fo lange der Kreis- 


ee 439 


lauf ungeftört ift, bemerkt'man keine Spur von Antrieb 
oder zitternder Bean] Nur wenn das'Thier fich be? 
wegt, nimmt man im Alesmeineh Unregelmäfsigkeit 
und Störung ‚wahr, wo denn ‘das Blut’fowohl in den 
Arterien als Venen auf kurze Zeit ftockt. Doch; hört 
diefe Stoekung augenblicklich auf,..die Bewegungen des 
Thieres müfsten denn fehr ‘heftig oder lange dauernd: 
feyn, und irgendwo einen ‚Druck, auf das Gefalsfylem 
veranlalfen. \ 3 
Dürch vielfältige Verfuche habe ich eh & über- 
zeugt, dals durch verfchiedene Grade von Druck auf 
die Bruft oder dem Schenkel, die Blutbewegung in der 
Schwimmhaut ganz gehemmt, “Ichwankend gemacht, 
oder in’eine ftolsweife verwandelt werden kann. Ein 
Starker Druck bringt gänzliche Störung, ein fchwäche- 
rer Schwankende, ein noch leiferer ftolsweile Bewegung 
hervor, wobei das Blut nicht, wie bei der Ichwanken-' 
den, zurückfällt.'" Der fchwächlte‘ Druck 'hemmt die‘ 
Blutbewegüng in allen den Haargefäfsen, die nicht 
unmittelbar von Arterien "entfpringen. Selbft Berüh- 
rung des Thieres mit der Fingerfpitze bringt eine. 
augenblickliche "Störung hervor, ' die aber‘ vorzüglich, 
wo nicht ganz, "von dem Beftreben" 'herrührt, einer 
unbekannten , plötzlich eintretenden Gefahr zu ent- 
gehen, indem fie nach ein- oder‘ miehrmaliger Wieder. 
holung belonders einer [cHwachen "Berührung ge- 
wöhnlich nicht wieder eintrtit und“ nicht andauert, 
wenn die Berührung fortgefetzt wird, "wenn fie ‚gleich 
bisweilen "auch in dem Augenblicke, wo ‘der Finger 
weggenommen wird, eintritt. ‘ Hemmt man Hürdh 
‚Druck äuf ein " Ghed den Blutläuf in den Arterien 
"einige Secunden lang, "fo fieht ı man das Blut von dem’ 
Augenblick ah, wo der Druck aufhört, "beträchtlich zu. 
rückweichen. Kurz, immer [cheint jedem Beltreben zur’ 


Bewegung eine Hemmung ‚oder beträchtliches Zurück- 
weichen ‚des Blutes vorauszugehen. 


»* "Da fich durch Druck die Schnelligkeit des Blutes 
fo fehr vermindert, dafs die Blutkügelchen i in den Ar- 
terien und Venen fichtbar werden, fo verfuchte ich 
die Schnelligkeit der Bewegung delfelben zu melfen, 
fand’ es aber durchaus unmöglich, indem ich bei gefun- 
dem und regelmäfsigem Kreislauf diefelben Kügelchen 
nie in. einer hinreichenden Strecke im Gefichtsfelde ver- 
folgen konnte, Hierüber wunderte ich mich defto’mehr, 
da Hales bei feinen Verluchen! keine Schwierigkeit in 
Beftimmung der verhältnifsmäfsigen Schnelligkeit der 
Blutbewegung in den Lungen und den Muskeln des 
Profches gefunden zu haben fcheint, indem er fie in 
jenen ‚drei und vierzigmal [chneller als in diefen angiebt. 
Aus feinen Angaben indeffen, dafs die Blutbewegung 
hei jeder  Zulammenziehung des Herzens, überall Gehtbar 
befchleunigt wurde, möchte ich Schinken.) dafs bei fei- 
nen Verfuchen die Blutbewegung durch die Lungen 
nicht völlig fo frei gewelen [ey, als er glaubte, indem 
Sichtbare Befchleunigung derfelben .in den Haargefälsen 
bei keinem meiner Verluche eintrat, wo nicht beträcht- 
liche ‚Schwäche ‚oder zufälliger Druck vorhanden war. 
Die Befchleunigungen, welche Hales als Zeichen von 
Freiheit der Blutbewegung anfahe, traten nur bei ge- 
Störtem,- gehemmtem oder gehindertem Kreislaufe ein. 
In. den Venen find fie im Allgemeinen deutlicher als in 
den Arterien, die [chwankenden Bewegungen dagegen 
hier fiehtbar merklicher als dort. Eben [o wenig kann 
ich mir erklären, wie Haller und Spallanzani die Blut- 
hewegung in den Arterien dreimal [chneller als in 
den. begleitenden Venen finden konnten, ‚indem. ich 
weder einfehe, wie die Vergleichung angeltellt, ‚noch 
das Verhältnils ausgemittelt werden kann. ‚Auch geben 


fie die angewandten Mittel nicht an, was immer da 
Sehr zu wünfchen wäre, wo Zahlen, Maafse und Ver- 
hältniffe beftimmt, oder bei phyfifchen Unterluchungen 
zu Grundlagen von Speculationen und Schlüffen ange- 
nommen werden follen., In den gröfsern Gefäfsen 
fieht man die Blutkügelchen nie beim regelmäfsi- 
gen und gelunden Kreislauf, nur in den Haargefälsen 
werden fie fiehtbar, und hier ift der Blurlauf, ‚fo un- 
regelmäfsig und die Anaftomofen Iind fo zahlreich, dals 
es ‚äulserft [chwierig ilt, die Bewegung eines Kügel- 
chens in einer merklichen Strecke zu verfolgen. Uebri- 
gens ilt wohl unbedenklich die Blutbewegung in den 
Arterien Ichneller als in den Venen, weil die[e" weiter 
find. Auch ergiebt Sich dies [chon daraus, dals man 
‘in diefen bei normaler Bewegung die Kügelchen erken; 
nen kann, in jenen nicht. 


© Die Irritabilität der kleinern oder Haargefäfse ift 
Seit langer Zeit aus den. Functionen derfelben erfchlof- 
fen worden, ‘wenn man gleich bemerken muls, dafs 
‚die directen Beweile für diefelbe weder [o zahlreich, 
noch fo bündig find, als man es aus der häufigen Be- 
zugnahme auf diefelbe bei medicinifchen Speculationen 
fchliefsen ‚follte. Haller wurde bekanntlich durch feine 
Verfuche zum gänzlichen Läugnen derlelben in den grö- 
Ssern Arterienftämmen veranlalst; allein Verfchuir’s Beob- 
achtungen [chliefsen jeden Zweifel an der Exiftenz der- 
.. felben aus. Meine fogleich anzuftellenden Ver[uche wer- 
‚den, hoffe ich, mit Beftimmtheit darthun, ‘dafs'he in 
den kleinen Gefälsen auch kaltblütiger Thiere wenig- 
Itens eben fo, und vielleicht noch deutlicher, erweis: 
lich (if, 
‚x Bei meinen Verfuchen fand ich, dafs die kleinen 
Arterien bei Hemmung der Blutbewegung fich beträcht- 
lich verengten, ja bisweilen fo [ehr verfchlolfen, "dafs 


442 „eu 

fie ganz ver[chwanden, Zuksiten, ‘doch [ehr felten, ge- 
fchah 'dies‘auch ohne eine folche Hemmung des Blutlau: 
fes durch Bewegung. ‚des“Thieres. Bald verengten lich 
auf diefe Weile” alle, bald ‘nur emige "Gefälse der 
Schwimmhaut. «Ein einziger Aft verfchwindet logar bis-, 
weilen völlig, während die benachbarten gar keine Ver. 
änderung erleiden oder fich erweitern, Veränderungen, 
diejman bisweilen Lögar mit dem blolsen Auge bemerkt, 
und die, theils wegen des Widerfpruches zwifchen ihnen 
und den Angaben ‘von: Haller. undi Spallanzani, theils 
wegen der Beftätigung, welche fie der Meinung meh- 
rerer Phyfiologen, dals' die kleinern Arterien reizbarer 
als die grölseren feyen, &ewähren , meine Aufmerkfam- 
keit natürlich im hohen Grade’reizten,/ und’ mich zur 
Anwendung folcher Mittel auf die kleinen Gefälse ver- 
anlalsten, welche die Zufammenziehungen grölserer am 
leichtelten erzeugen, 

“Ich: brachte‘ daker- mit der Spitze eines Seinen 
Pinfeis (chwachen”und [tärken Weingeift an die kleinen 
Arterien der Schwimmhaut‘yon acht bis neun verfchie- 
denen Fröfchen an, bemerkte aber keine‘ Veränderung 
in der Blutbewegung in’ihnen, ungeachtet diefevin der 
Schwiramkaut überkaupt dadurch befchleunigt zu werden 
fchien.': Opiumtinctur- hatte denfelben Erfolg und durch 
hie fchienen die “Frölche,. ie mochte an’den Stamm oder 
das Glied gebracht werden, ‘nach ihrer heftigen Bewe- 
gung zu Ichliefsen, unangenehm 'affieirt"zu: werden. °” 

"Durch die auf diefelbe Weile bewirkte Anbringung 
von [chwachem Ammoniüm. 'entltanden jedesmal deut- 
liche, bisweilen 'vollftändige Zulämmenziehungen in den 
nicht unmittelbar Ballen “Arterien. In mehr als hun- 
dert Verluchen ‚trat die Zufammenziehung>in weniger 
als zwei Mininen-ein. "In dreizehn nach dreien, nur 
in drei biswier Fröfchen erfolgte lie nicht, "ein äufserft 


me 443 


geringes Verhältnifs Beach; Gelingen und Fehlfchla: 
' gen, wenn man es,mit dem vergleicht, ‘welches bei ähn- 
lichen Verfuchen mit den gröfsern Arterien warmblütiger 
Thiere Statt findet. In einem '.der letztern vier Fälle 
wurde das Ammonium viermal'in Zwilchenräumen' von 
vier bis fünf Minuten vergeblich angewandt; doch ent- . 
ftanden in demfelben Thiere lebhafte‘ Zufammenziehun- 
gen der Pulsadern der entgegengefeizten. ‚Seite ‚derfel- 
ben Zehe. Die Zulammenziehung der Pulsadern durch 
Ammonium konnte in fünfzehn Minuten drei bis vier- 
mal hervorgebracht werden, ‘Einigemal entltanden fie 
in einer Stunde acht bis neunmal, und zuweilen fchien 
fich unmittelbar nach der Anwendung des Ammoniums 
der ganze Kreislauf mehr oder weniger merklich: zu be- 
fchleunigen. Der erfte und dentlichlte Erfolg der Be- 
rührung mit Ammonium aber war immer eine Vermin- 
derung der Schnelligkeit der Bewegung in den mit 
den berührten und fich zufammenziehenden Arterien 
zufammenhängenden Haargefälsen, die, wenn - die 
Zufammenziehung vollltändig ift, bis zur -gänzlichen 
Stockung in denfelben geht und oft den Anfang der 
Zufaimmenziehung andeutet, noch ehe diefe felbft Me 
bar wird. Aufserdem ift die Zulammenziehung der 
Arterien gewöhnlich mit deutlicher Verengung der be- 
gleitenden Venen verbunden. Am ftärkften ift fie 
an den unmittelbar berührten Stellen, erftreckt fich 
aber immer mehr oder weniger weit, auf- und abwärts 
von denfelben. Ift fie [chwach, fo wird fie oft dureh 
die auf die [träubende Bewegung des Thieres folgende 
Befchleunigung des Kreislaufs überwunden, Bei theil- 
weifer und eine kurze Strecke einnehmender Zulammen- 
ziehung ilt die gröfsere Schnelligkeit der Blutbewegung 
in dem zufammengezogenen als dem ausgedehnteren 


Theile derlelben Pulsader oft [ehr deutlich, eine hydrau- 


444 nn n— 


tifche Erfcheinung, deren "Wahrnehmung durch die An- 
wefenheit der Blutkügelchen fehr erleichtert wird. Bei 
allen Verfuchen, wo blols Ammonium angewandt wurds, 
trat eher Blälfe 'als "Röthung der Schwimmhaut ein, ver- 
fchwarid aber immer bald. 2 

Reizung der’ kleinen Arterien mit einer Nadel 
werurfachte immer fo heftige Schmerzen und Bewegun- 
gen, dafs die dadurch veranlalsten Veränderungen nicht 
wahrgenommen werden konriten; doch brachte ich in 
drei Fällen durch fortgefetzte, aber [chwache Reizung 
diefer Arterien vollltändige Zulammenziehung hervor, 
Immer wurde hier der allgemeine. Kreislauf in der 
Schwimmhaut durch diefes Mittel mehr oder weniger 
deutlich befchleunigt, doch war es Ichwer zu beftimmen, 
ob diefe Er[cheinung eine Folge des örtlicheh Reizes 
oder des Sträubens war. 

Aus den angeführten Verfuchen ergiebt fich wohl 
ohne Zweifel die Irritabilität der kleinern Arterien kalt- 
blütiger Thbiere, mithin die Möglichkeit einer vom Her- 
zen unabhängigen unregelmäfsigen Vertheilung des Blu- 
tes in gewilfen Theilen des Körpers durch die NERIER, 
Kraft der kleinften Arterienzweige. 

Als ich mit der Spitze eines Pinfels eine gelättigte 
Auflöfung von falzfaurem Natrum an die Arterien der 
Schwimmhaut eines Frofches brachte, bemerkte ich zu 
meinem grölsten Erftaunen, dafs fich diefelben nicht nur 
nicht zulammenzogen, fondern deutlich und merklich 
erweiterten. Der berührte Theil der Schwimmhaut wurde 
deutlich roth, diefe, dem blolsen Auge fichthare Röthe 
bielt fünf Minuten und länger an, und er[chien durch- 
aus als Entzündung. Durch die Leichtigkeit, vermit- 
telft des Salzes einen, die Fntzündung fo vollkommen 
darftellenden Zuftand darzuftellen, wurde ich zu der 
Hoffnung veranlafst, etwas mit Gewilsheit über die Ver- 


[chiedenheitin der. Schnelligkeit: der .Blutbewegung in 
entzündeten und gefunden Gefäfsen ausmitteln zu.kön- 
nen; indeflen fand ich atıch dies nicht fo leicht, indem - 
die, ‚durch die Anwendung des Salzes dem. Anfchein 
nach veranlalsten Schmerzen Bertigen ftörende Bewegung 
gen hervorbringen. 
. \Eine ‚ganz allgemeine Wirkung des Salzes ilt ein. 
weilsliches Anfehen der Oberfläche ‚der Schwimmhaur, 
wodurch le mehr oder weniger undurchfichtig, mithin 
die Blutbewegung weniger deutlich wird; das Haupt- 
hindernils aber für die Ausmittelung der ver[chiedenen 
und verhältnilsmäfsigen Schnelligkeit derfelben in nor- 
malen und dem Anfchein nach entzündeten Theilen 
ilt die Ungleichförmigkeit der Wirkung des Salzes in 
"verfchiedenen Thieren und in demfelben | Thiere un- 
ter ver[chiedenen Umftänden. Alle, die Verfchiedenhei- 
ten in der Schnelligkeit der Blutbewegung nach Anbrin- 
gung, ‚des Salzes betreffende Erf[cheinungen, die ich be- 
merkte, können unter Bu ERder drei Be rc ge- 
bracht werden: 
> 1) Vermehrte Schnelligkeit der Bene in den 
erweiterten gröfsern und kleinern Arterien und Haar- 
'gefälsen, an welche es unmittelbar angebracht wurde. 
Bei neun Verfuchen, deren Relultate genau aufgezeichnet 
wurden, war die Anwendung des Salzes nicht blofs 
on einer dem bloflsen Auge lichtbaren, glänzend rothen 
Farbe, und einer lichtbaren Erweiterung der arteriöfen 
und venöfen Aelfte, [ondern deutlich von vermehrter 
Schnelligkeit der Blutbewegung in den Haargefälsen be- 
gleitet. Die Kügelchen wurden, und dies offenbar durch 
die vermehrte. Schnelligkeit, » weniger deutlich. unter- 
Scheidbar als im unentzündeten Theile der Schwimmhaut 
deflelben Thieres. Dagegen war die wiederholte, An- 
wendung der Einwirkung des: Salzes auf dielelben. Ge- 


346 RB 


fälse immer von Erlangfamung oder felbfe' BER j 
Stockung des Haargefäfskreislaufes begleitet.‘ 


. EN I andern Fällen war eine fehr 'ällgemeine 
Folge: ‚der Einwirkung des Salzes Vermehrung der Schnel- 
Higkeit der Blutbewegung in Arterien und Venen mit 
Verminderung derfelben i in ‚den Haargefälsen. Die Ver- 
"minderung‘ 7 Schnelligkeit i in den Haargefälsen [cheint 
immer von einer Abnahme der bewegenden Kräfte 'her- 
zurühren, und ift meiftentheils das erfte fichtbare Zei- 
chen der verminderten Schnelligkeit in den gröfsern 
Gefäfsen , fchien aber doch in einigen Fällen mit ver- 
inehrter Schnelligkeit ‚der Bewegung in’ diefen 'verge- 
felffchaftet zu feyn, wo fich ehe nen das 
Arterienblüt durch Nebengefälse bewegte. Nie konnte 
ich während des augenblicklichen Fine des Blutes 
in eine Arterie eine Erweiterung ihrer Höhle bemerken. 


Re) Das häufigfte Refultat war ‚verminderte Schnel. 
ligkeit der ‚Blutbewegung in Arterien, Venen und Haar- 
gefälsen. In febzehn, gleichfalls genau bemerkten Ver- 
fuchen. wurde unter Anwendung. des Salzes die ‚Bewe- 
gung, bo langlam, , dafs Ge in den ‚Haargefälsen ganz 
ftockte und diefe Stockung, die gewöhnlich nach eini- 
gen Minuten verf[chwindet, ‚hielt in einigen Fallen meh- 
rere Stunden an. Die Erweiterung und Ausdehnung 
aller Gefälse ift (ehr beträchtlich, und die Röthe bei 
erlanglamter und Stockender Bewegung etwas dunkler 
als die, welche eine ‚Begleiterin des vermehrten Haar. 
gefäfskreislaufes le,“ 


Bei allen Verfuchen mit Salz,-die Schnelligkeit FR 
Bewegung mochte, fich’vermehren,; vermindern oder 
gänzliche Stockung eintreten, waren die Gefälse gleich- 
förmig erweitert, ‘und diefe Erweiterung hielt an, bis 
die Röthe von felbft werfchwand. Diele Erf[cheinung 


ife unftreitig die 'merkwürdigfte und, wie man feht, 
gerade der die Einwirkung des Ammoniums begleiten- 
den entgegengeletzt. - Y 

Der, durch die Einwirkung des Salzes Herecteht 
brachte Zuftand hatte den Amfchein von Entzündung, 
ungeachtet er in mehrern Fällen , wie das Erröthen, [ehr 
Schnell ver[chwand, doch varürte‘ feine Dauer TUR 
Tehiedenen Fröfchen und in demfelben unter ver[chie- 
denen, Umftänden bedeutend. Im Allgemeinen. hielt be 
defto länger an, je [chwächer das Thier war und j je öfter 
die Einwirkung des Salzes wiederholt wurde. In der 
Vorausfetzung, dafs der dadurch in den Gefälsen der 
Schwimmhaut gefetzte 'Zuftand ‘der Entzündung di: 
fpricht, möchte ich aus den angeführten Verfuchen fol- 
gende Relultate ziehen: ERTL TER | 

1) Die Schnelligkeit der Biuihönnig in entzün- 
deten Gefälsen ilt durchaus nicht vermindert, fondexn 
vermehrt, vorzüglich im Anfange der Entzündung und 
diefe Vermehrung der Schnelligkeit der Bewegung Kann 
in den Haargefälsen vom‘ Anfange bis zum Ende’ die- 
fes Zuftandes dauern. Hüchft wahrlcheinlich "kon 
diefe, vermehrte Schnelligkeit der Bewegung in 'einem 
höhern oder geringern Grade in dem BEHHHen, vor, 
den man active Entzündung nennt, 
2) Minderung der Schnelligkeit, der, Blptbewegung 
in den entzündeten Haargefälsen tritt bisweilen im 
Anfang der Entzündung ein, und kann lich währen® 

der Zunahme und überhaiipe des ganzen. Peire Ar 

felben erhalten. l 

3) Diele Minderung der Sehneliigkeit der Blutbe- 
wegurig in den Haargefälsen tritt indellen bei gefunden 
‘und {tarken Menfchen häufiger im Fortgange als im 
Anfange der Entzündung ein, und ilt höchlt wahrfchein- 
lich das Welen der paffiven. Entzündung, “ Diele Annähine 


448 


Scheint, mir. durch den: Umftand gerechtfertigt zu wei 
. den, dafs die Bewegung theils bei [chwachen Thieren; 
theils nach öfterer Belang der Berührung mit Salz 
erlanglaınt. 


>. Sind diefe Anfichten vom Zuftande der Blutbe- 
wegung in entzündeten Gefälsen richtig, [o folgt, wo 
ich. nicht irre, dafs Entzündung bisweilen von vermehrter, 
bisweilen von verminderter Schnelligkeit der‘ Blutbewegung 
durch die Haargefäfse des entzündeten Theiles begleitet 
if, mithin keiner von beiden Zujtünden in die Definition 
der Entzündung aufgenommen werden Jollte. 


u 


’ 


VI. Ueber den Zuftand der Blutgefäfse beim Brände 2, 


Die Anfüllung der Blutgefälse Ban EN, Glie- 
der mit geronnenem Blute ift eine fo häufige Erfcher 
nung, dafs man fie für eine allgemeine, nothwendige 
und beftändige Begleiterin diefes Zuftandes, und die 
Urfache des Mangels von Blutung bei dem, felbft durch 
den lebenden Theil geführten Schnitt anfehen zu kön- 
nen geglaubt hat. Befonders hat hierauf Petit (Mem. 
de l’ac. des fc. 1732.) aufmerklam gemacht. Ich [elbft 
(ahe die Schenkelpulsader beim Brande des Unterf[chen- 
kels über vier Zoll hoch über dem Brande durch ge- 
vonnenes Blut angefüllt, und in einem Falle, 'wo’der 
Brand im Oberfchenkel anfıng, erftreckte lich die Ge- 
rinnung des Blutes von der äulsern Hüftpulsader bis 
zu ihrem Urfprunge aus der Aorte. Dennoch ilt jene 
Meinung nicht ganz richtig, indem ich jetzt mehrere 
Fälle gefehen habe, wo 'brandige Glieder ar Blutflufs 
aus 


— 


x) Aus dem oben angeführten Werke von Tlomfon S. 352 Er 


/ 


aus den durch die Natur getrennten Gefälsen abfelen, 
ungeachtet bei der genauelten Unterfuchung der Gefälse 
des Stumpfes auch nicht eine Spur von geronnenem Blut 
; oder Lyınphe gefunden wurde. In diefen ‚Fällen hatte 
fich die adhälive Entzündung, welche auf der Tren- 
nungslinie zwilchen dem Todten und Lebenden entfteht, 
zu den Blutgefälsen ausgebreitet und durch Entzimdung 
und Ausfchwitzung an 'der innern Fläche und den von 
der Gefchwulft veranlafsten äulsern Druck war ‘die 
‚Höhle derfelben inwendig völlig verfchlolfen. Die An- 
füllung einer Arterie mit Blut ift nicht, "wie: Himiy 
(Ueber den Brand, Göttingen 1800) glaubt, ein Beweis 
' des Todes der Arterie, fondern gerade das Gegentheil, _ 
denn‘ fie kann nur durch Verfchliefsung der feinen 
Aefte vermittelft adhäfiver Entzündung und im: Blute 
entltehender Neigung zur Gerinnung. entftehen, die 
eine Folge der Abfonderung von gerinnbarer Lymphe 
an der Öberfläche der entzündeten Pulsader ift. Die 
Gerinnung des Blutes, oder, mit andern Worten, die 
Verfchlielsung der Arterie erftreckt lich fo 'weit als die 
Entzündung, fchwerlich reicht fe weiter. 


Sowohl beim Brande, wo die abgeltorbenen Theile 
durch ulcerative Einfaugung abgefiolsen werden, als 
bei gewöhnlicher Amputation wegen anderer Krankhei- 
ten kann in den Arterien ein Blutpfropf vorkom- 
men, der fich bis, Selten aber höher als die erlten 
analtomolirenden Aefte der getrennten Gefälse erftreckt; 
allein in vielen Fällen, felbft von tier ätiglichiern Branalde, 
kommt, meiner felten. KW RE BE nach, diefe Ge- 
rinnung des Blutes gar nicht vor. ® In einem Falle von 
jdiopathifchem, chronilchem, trocknem Brande, der zu- 
gleich alle Finger und Zehen derfelben' Perfon ergriff, 
und wo vor dem Tode die Trennung der weichen 
Theile des Fulses, im -Fufsgelenke: zu'Stande kan, un- 

M. d. Archiv. I. 3. F£ 


terfuchte ich die Pulsadern des Stumpfes nach dem Tode 
und fand die vordere Schienbeinpulsader auf der rech- 
ten Seite noch völlig offen. Doch war diefe Oeffnung 
[ehr klein, indem lie zwar grobe Injectionsmafle, aber 
in einem lo feinen Strahle als eine Schweinsborlte, durch- 
'Yefs. Die hintere Schienbeinpulsader war durch‘ adhä- 
five Entzündung verfchlolfen und. enthielt einen. ‚klei- 
nen Pfropf von. geronnener Lymphe,. nicht von Blut. 
Am linken Unter[chenkel war,die vordere Schienbein- 
‚ pulsader gegen ihre Endigung in der gerinnbaren, .die 
' Oberfläche des Stumpfes bedeckenden Lymphe zulammen- 
gezogen und enthielt ‘gleichfalls einen 15 Zoll langen 
Pfropf. Die hintere Ha Sich ungefähr 3 Zoll, über 
der Oberfläche des Stumpfes in zwei Aelte, wovon der 
eine völlig offen war und die Injeciionsmaffe durchliefs, 
der,andere dagegen fich durch die adhälve Erinindang 
verfchloffen hatte. ’ 

Aus diefer und andern, theils früher, Xheils ba, 
ter von mir und Andern eaiselre fi Unterfuchungen, 
wo die Pulsadern nach dem Tode offen gefunden wur- 
den, bin ich zu’ dem, Sehluffe geneigt, dafs felbft da, 
wo. die Arterien’ nicht durch adhäfive Entzündung voll- 
ftändig verfchloffen waren, ‚nicht immer nothwendig 
Blutung während des Lebens eintritt, und dafs diefe 
Gerinnung des Blutes beim Brande [eltner eintritt, als 
mehrere neuere Schriftlteller, namentlich Hunter , % ang 


nommen haben. 


VII. Ueber die Verfchiedenheiten zwifchen der rech- 
° ten und linken Körperhälfte in Hinficht auf die‘ 
verhältnilsmäfsige Gröfse der. Arterien und Ve- 
nen. Von J. F. Meckel. 
Der verdienltvolle Autenrieth hat den Satz aufgeltellt, 
dals auf der rechten Seite die Venoltät, auf der linken 
\ 


Ze 


die Arteriohität vorwalte, in Bezug auf die Gefälse des 
Kopfes-aber befonders bemerkt, dafs hier die Anziehung 
der politiven Knochen und Muskeln und die des ne- 
gativen Hirns einander ftören, [o dafs, wenn diefe 
Störung von gleicher Stärke ilt, die Gefälse gleich weit, 
im. ‚Gegentheil, bei überwiegender Stärke der Anzie- 
hung der Wände die Venen der rechten Seite enger, 
' bei überwiegender Stärke der Anziehung des Gehirns 
weiter als die der linken Seite feyn werden. Im All- 
gemeinen, nimmt er an, überwiege das Gehirn die 
Wände des Schädels und beim Weibe,, wo Venolität und 
Nerventhätigkeit vorfchlägt, werde diefe Anziehung noch 
ftärker leyn, mithin hier die Hirnvenen der rechten 
Seite die der linken noch mehr überwiegen. A 
"0.Dadas gerilfene Loch, lofern es die'grölsten Hirn- 
yenen durchläfst, einen guten Maalsftab ihrer Capacität 
abgiebt, fo kann man ‚dieles [tAtt ihrer letzen und es 
wird daher nach dieler Anlicht der Stamm: der rechten 
Droffelvene und das geriffene Loch auf derfelben Seite 
beim Weibe gröfser, als auf der linken Seite [eyn; beim 
Manne dagegen wird das Gegentheil Statt finden. Diele 
Verfchiedenheit wird, wegen des Vorwaltens ‚der Ve- 
nolität, beim Weihe bejtündig Statt finden; beim Manne 
ö dagegen wird zwar, wenn eine Verfehiedenheit Statt 
findet, diefe zu Gunften der linken Seite, allein nicht 
beftändig vorkommen, fondern öfters in Gleichheit auf 
beiden Seiten übergehen *). 
Da mich eine genaue Unterfuchung einer [ehr an- 
- fehinlichen Menge mehr oder weniger vollftändiger Schä- 
del in den Stand letzte, die Richtigkeit diefer Angaben, 
welche Herr Autenrieth durch die Vergleichung von 25 
Schädeln, worunter lich 10 weibliche, 12 männliche, 


7) Reils und Antenrieths Archiv für die Phyfiol. Bd. 7. S..166, 
Ff2 


4523 n eg 


3 unbeftimmte befanden, Hefkärngte;r zu prüfen, fo ftellte 
ich zu dielem Behuf 226, worunter 113 nicht völlig 
beftimmten Gelchlechtes, 52 weibliche und 6I männ® 
liche, zufammen und fand die Autenrieth’[che Anigabe 
wenigltens zum: Theil beftätigt. a: 
Es ergab fich nämlich, dafs unter an 52 weib- 
lichen bei 35 das rechte gerillene Loch meiftens 'be- 
deutend gröfser als das linke; bei 9’ diefes gröfser als 
jenes, bei 8 beide gleich weit waren. a 
Dagegen war unter den 61 männlichen das rechte 
Loch nur 'bei 33, das linke dagegen bei 19 weiter und 
Gleichheit fand fich nur bei den übrigen 9. Unter 
Jen unbeftimmten 113 *) war bei 74 das rechte, nur bei 
15 das linke weiter, d agegen bei 24 beide gleich grofs. 
Vergleicht 'i man diefe Refultate mit den Autenrieth- 
fehen, fo ergiebt "fich ' irtheray 
1) dafs wirklich beim ‚weibe ‘das rechte gerilfene Loch 
weiter ilt als das 1iniee: Dagegen 
>) .dals auch beim Manne jene ke weit vn 
"u figer [ey, . 
''3) dafs beim Weibe verhältnifsmäßsig viel’ häufiger ar 
beim Manne das rechte gerilfene Loch weiter ift 
als das gr) zur wie 4:1; hier nicht emmal \ wie 
a n 4 neh 
P) dafs beim Manne verhältnifsmälsig häufiger äh 
“- "beim Weibe die‘ geriffenen Löcher beider Seiten 


B> 


(# Um nd zu vermeiden, bemerke ich de ‚dafs 
von diefen 113 Schädeln nicht etwa die 74, bei welchen ‚das 
._ zechte gerilfene Loch grülser war, weibliche, die übrigen 
© männliche And, fondern dafs bei den meilten die Gefchlechts- 
'" charaktere “hinlänglich deutlich ausgefprochen find, um mit 
Beltimkatheit annehmen zu können, dafs das Verhältnifs we- 
nigftens mit dem unter No. 1, und 2, angegebenen überein- 
Stimmen würde, op 


x 


gleich weit, ‘die Anordnung allo unfymmetrifcher 

‚als gewöhnlich ift, indem fich bei den weiblichen 
Schädeln die Zahl derer, wo das rechte oder linke 

© gröfser war, gegen die, wo beide gleich waren, 
wie 44:8, allo ungefähr wie 52:1, bei den männ- 

lichen wie 52:9, allo wie 6:1 verhielt; 

5). dals, wie auch Herr Auterrieth nach frühern rich- 
tigern Angaben, denen überhaupt alle beflern Ana- 
tomen beitreten, feltgefetzt hat, im Allgemeinen 
weit häufiger das rechte geriflfene Loch weiter ilt 
als das linke. Denn I) bringt man unter jenen 226 
Schädeln, ohne Unterfchied des Gefchlechtes, die 
Fälle, wo das rechte Loch; 2) die, wo das linke 
weiter war, 3) die, wo beide denfelben Durchmefl- 
fer hatten, zulammen, [o erhält man für die erlte 
Klaffe 113, ällo gerade die Hälfte, für die zweite 
43, die dritte 41, allo für jede der beiden letztern, 
ungefähr gleich viel, fo dafs fich allo im Ganzen die 
Menge der erften zu ‚jeder der beiden jetzteiu wie 
2:1 verhielte. 

| ‚Autenrieths Angabe mufs daher dahin modifeirt 
werden, dafs beim Manne zwar, wie beim Weibe, das 
rechte geriffene Loch gröfser als das linke ift, dals aber 
häufiger bei ihm als bei diefem das MEN N Ver- 
hältnifs Statt findet. 

“ Wo ich aber nicht [ehr irre, fo ilt diele Verlchie- 
denheit nur aus der gröfsern Stärke der rechten Kör- 
perhälfte zu erklären, und fliefst mit dem gemeinfchaft- 
lichen Urfprunge der rechten Kopf- und Schlülfelpuls- 
ader aus derfelben Quelle. 

h Warum aber beim Manne verhältnifsmäfsig weit 
häufiger als beim Weibe das linke geriffene Loch weiter 
fey, möchte nicht ganz leicht zu erklären feyn. Mit 
dem allgemeinen Geletze, dals Bildungsabweichungen 


454 > Del ol ll 0 2. 


beim weiblichen Gelchlecht häufiger als beim männlichen 
find, der männliche Typus alfo beftändiger als der weib- 
liche ift, läfst fich diefe Erfchöinung nicht wohl’züfam- 
menreimen, indem man nach diefem eher das Gegen- 
theil erwarten follte. Vielleicht erklärt fie ich eher aus 
der Bemerkung, dafs beim Weibe das venölfe, beim 
Manne das arteriöfe Syftem überwiegt, jenes oft dort 
einen höhern Grad von Vollkowmenheit, der fich viel: 
leicht durch gröfsere Beftändigkeit der Bildung ausfpricht, 
belitzt. Oder ift es erlaubt, auf eine entgegengeletzte 
Weile dieles häufgere Frfcheinen der gröfsern Weite 
des linken gerilfenen Loches beim Manne als beim Weibe 
aus einem, durch das ganze männliche Gefchlecht fich 
erftreckenden Streben nach gröfserer Symmetrie im Baue 
zu erklären, [o dafs, wenn die beiden Gefchlechtsfamm- 
lungen der Art als zwei Individuen angefehen würden, 


dann das männliche [owohl [ymmetrifcher als beftändi- 
ger gebildet erfchiene? 
a1 


VII. Ueber die Coneretionen im menfchlichen Darm- 
kanal. Von J. F. Meckel. 


- Ungeachtet wir über die. Concretionen im Darm- 

“ kanal mehrerer Thiere, befonders mehrerer Wieder- 
käuer, wegen ihrer Häufigkeit und Gröfse erfchöpfende 

‚Unterfuchungen *) belfitzen, fo fehlen Idiefe doch bis 
jetzt über ähnliche Produkte im-menfchlichen Darmkanal 

durchaus. Die neueften Werke über Chemie im Allge- 

meinen und auch über thierifche Chemie enthalten nichts 

hierher Gehöriges, und auch Herr Profelfor Johr führt 


1) Siehe eine [ehr gute Zulammenftellung der vorzüglichften hier- 
über bekannten Unterfuchungen in Johns chemifchen Tabellen 
des Tbierreichs, Berlin 1814, $. 97— 102. 


” 455 


in feinen Tabellen %) nur Unterfuchangen von Vauque- 
lin?) und Thenard ?) an, welche‘offenbar nur zufällig 
in den Darmkanal gelangte Gallenfteine zum Gegen- 
Stande hatten. ' 
Zufällig find gerade kürzlich mehrere Unterfuchun- 
gen diefer krankkhaften Productionen erfchienen, durch 
deren Zulammenftellung diefe Lücke in der Lehre von 
der kranken thierifchen Mifchung wenigltens zum Theil 
ausgefüllt werden kann, namentlich von Monro und 
Thomfon *), Copeland und Marcet 5), Robiquet *), Ru- 
binij?) Penada ®). Vorzüglich enthalten die Auffätze der 
drei erltern befüimmte Thatfachen. g 
Aus einer Zulammenltellung derfelben 'ergiebt fich 
in Hinficht auf die wichtigften Puncte, namentlich I) den 
Sitz, 2) ihr Verhältnifs zum Darmkanal, 3) die Gröfse, 
4) die Zahl, 5) die äufsere Geftalt, 6) die Confiftenz, 7) die 
L innere Form, oder Zufammenfetzung überhaupt, 8) die 


1) A.a. 0.5. so. 

2) Ann. de chimie T. 31. 1812. p. 138. 

3) Ann. de chimie T. 83. Journal für Chemie und Phyfik, Bd, 4. 
S. 358, ' h 

4) 4. Monro the morbid anatomy of the human gullet, ftomach 
and inteftines. Edinb. ıgr1. of obftruction of the alimentary 

% eanal occalioned by calculous concretions. Pag: 25 — 73. 

5) Hiftory of a cale in which a Calenlus was voided from a 
Tumour in the Groin. in medico -chirurgie, transactions Lon- 
don 1812. Vol. Il. XIV. pag. 191 — 198. 

6) Chemifche Unterfuchung einiger Darmfteine, Aus Corvifarts 
Journal de Medecine ch. T. 28. p. 391. im London medical etc. 
repohtory, Vol. II. 1814. p. 423 — 25. 

7) Penhieri fulla varia origine e natura de’ corpi caleolofi che ven- 
gono talvolta efpulfi dal tubo gaftrico. In memorie della focietä 
Italiana, Tomo XIV. 1809. p. 59 —91. 

$) Calcolo di fpezie fingolare ritzovato nel centro di un tumore 
elterno. Ebdf. Vol. XVI. p. 2. pag. 141— 159. 


456 PIE. 


/ 


Farbe, 9) die Mifchung,, 10) die Entftehungsweije, 11) die 
dadurch veranlafsten Zufälle und die Unterfcheidungszei- 
chen derfelben von Gallenfteinen, vorzüglich Folgendes: 

I) Sitz. Der Sitz- diefer Concretionen: ilt nicht 
immer derfelbe, und es läfst ich nicht mit Beftimmtheit 
ausmitteln, ob fie ieh an den Stellen, wo fie gefunden. 
wurden, wirklich bildeten, da fie nur zufällig dahin ge- 
langt feyn konnten, 

Portal fand im Magen eine folche Coneretion von 
der Gröfse eines Tanbeneies, die in ihrem Innern einige 
andere, welche im Feuer knifterten, enthielt, gelblich, 
bitter und völlig galligter Befchaffenheit war ”). In 
einem andern Falle fahe, er eine im Darmkanal ?). 
Die letztere hatte die Eigenfchaften der pankreatifchen 


‚Coneretionen, die erftere war unltreitig ein Gallenftein. 


. In dem von Copeland befchriebenen Falle trat der 
Stein durch einen Abfcels, der fich in der rechten Lei- 
ftengegend gebildet hatte, hervor, und zugleich fofs Kotlz 
aus. Unftreitig. hatte dieler (einen Sitz im Anfange des 
dicken Darmes. 

Monro fand fe im Krummdarm ?), im Grimm- 
darm *).. In andern Fällen gingen fie durch den After 
ab, oder wurden hervorgezogen. 

2) Ihr Verkältnifs zum Darmkanal varürt. Am ge- 
wöhnlichften. iind fie frei, doch bisweilen, unftreitig 
feltner, fitzen fie an den Wänden des Darmkanals felt 
und incruftiren diefelben, 

3) Ihre Gröfse ilt nicht immer diefelbe. Sie.varürt 
von dem Umfange einer Gartenerbfe bis zu dem einer 


\ 


1) Anat, med, T, V. p. 192. 1 
2) Ebendaf. p. 239. 

3) A.a.0. S. 39. 67. 

4) A,a. 0. S. 60. 72. 


Orange. Eine von Morro im Grinmdarm gefundene 
wog vier Pfund *). ; 

4) Für die Zahl gilt daffelbe. Gewöhnlich findet 
fich nur ein Darmitein. So verhielt es fich in den mei- 
ften von Morro befchriebenen Fällen, in dem von Co- 
peland; doch fcheint Robiquet mehrere zugleich in dem- 
felben Körper gefundene analyfirt zu haben, und in 
einem von Monro befchriebenen Falle *) gingen bei 
einem Knaben zwölf Steine diefer Art ab. ‚ 


5) In Hinficht auf die äufsere Geftalt unterfchei- 
den fich die gröfsern Coneretionen von den kleinern, 
mach Morro ?), durch Unregelmälsigkeit und Rauhig- 
keit, die von einer bei diefen fehlenden äulsern Schicht 
herrührt. Doch war unter den von Robiquet unterf[uch- 
ten die grölsere glatt, die kleinern [ehr rauh und den 
Maulbeerfteinen ähnlich. Meiftens find fie rundlich oder 
eiförmig, wo mehrere zugleich vorhanden find, abge- 
plattet, hin und wieder wie abgelchliffen, bisweilen 
vielfach durchlöchert. 


6) Ihre Confiftenz [cheint immer, nach Monro *) 
und. Robiguet, diefelbe zu (eyn, Sie find wenig feft, 
leicht zerbrechlich, bröcklich, grols und fchwammig: 
Auch Cadet fand eine lolehe Coneretion [ehr leicht, et- 
was [chmierig °). 

7) Für die Textur gilt daffelbe. Unterm Vergrö- 
Sserungsglafe [cheinen fie aus wielen f[ehr feinen, genau 
und filzartig unter einander verwebten Falern. zu be- 


ı) A. a. 0. S. 30, 

2) A.a. 0,8, 32. 

3) A. a. 0. 8.30, 

4) A.a. 0. S. 32. 

5) Mim, de l’acad.de chirurgie ä Paris. Tome III, hifc. p. 15, 


ftehen, deren Zwilchenräume durch erdige Sublftanzan- 
gefüllt Ind. 7 

Bisweilen beftehen fie aus mehrern Schichten, [elt- 

ner find fie einförmig. Monro [ahe das letztere nur vier 

„bis fünfmal, Robiquet in allen [einen Steinen dielen la- 
mellöfen Bau. Eben fo Cadet in einem von ihm unter- 
fuchten *). 

Die Schichten unterfcheiden fich durch ihre Farbe 
von einander, indem einige hell-, die andern dunkel- 
braun find. Meiftentheils fetzen fie fich durch die ganze 
Concretion fort, ohne jedoch ununterbrochen zulammen- 
zuhängen, wie in den Gallen- und Harnfteinen, find 
auch bisweilen plötzlich abgefetzt und unterbrochen, 
Ihre Dicke beträgt nicht über zwei Linien. Zwilchen 
den Schichten befindet fich bisweilen Kothmalfe und in . 
demfelben Verhältniffe find dann die Schichten dün- 
ner ?). Die Gelftalt der Schichten pflegt mit der Geltalt 
des Steines gemau zu corre[pondiren, [o dafs die Schich- 
ten glatter Steine gerade, die der gezackten unregel- 
mälsig find. h 

Die äulsere Lage der gröfsern Concretionen ilt dicker 
als die der Schichten, beträgt aber doch [elten über 
zwei bis drei Linien und befteht wieder aus dünnen 
Schichten. Getrocknet ilt fie zerreiblich und  [pringt 
leicht ab. 

Im Innern findet man im Allgemeinen einen von 
der übrigen Subftanz verfchiedenen Körper als Kern. 
So verhielt es fich wenigftens in faft allen von Monro - 
gefehenen Fällen, wo der Kern bald ein kleiner Kno- 
chen, ein Gallenftein, ein Pflaumen - oder Kirfchkern 
war. In einigen wurden auch kleine, durch Falern zu- 


1) A.a.0.8. 15. 
2) Robiquet S. 423. 


fammengeheftete Sandkörner im Innern des Steines ge- 
funden. ‘ 

In einem von Monro gefundenen befanden | fich 
im obern Theile mehrere glänzendweilse Kryftalle. 

In den von Robiguet unter[uchten fand fich kein 
von den Schichten verfchiedener Kern, wenn gleieh 
die an dem einen Ende zwifchen den Schichten ange- 
häufte Kothfubftanz etwas ähnliches ift. 

8) Die Farbe der Steine ift nicht immer diefelbe, 
Vorzüglich hängt der Unter[chied von der Grölse ab, 
je nachdem lie ‘dann eine äufsere Lage haben oder nicht. 
Die kleineren und die innere Subltanz der gröfsern find 
faft immer gelbbraun, wenigftens verhielt es fich (o in. 
35 von Monro aufbewahrten Steinen *). Die Schicht, 
welche die gröfsern umgiebt, hat dagegen nicht immer 
diefelbe Farbe, indem fie bald weilslich, bald dunkel- 
braun, bald purpurfarben ift. Cadet fand im einem 
"durch den After abgegangenen Steine einige Schichten 
alchfarbig, die andern weifslich. 

9) Mifchung. Bis auf die neueften Zeiten hat man 
fo gut als gar keine Analyfen diefer Concretionen. Die 
einzige frühere, mir bekannte, die von Cadet ?) ift (ehr 
unvollkommen. Auf Kohlen geworfen, [chwoll die Sub- 
ftanz an, blähte fich auf und verbreitete einen thieri- 
fchen Geruch. Die erfte Flüffigkeit, die bei der Deftil- 
lation von einer halben Unze überging, war ein brenz. 
liches Oel, deffen Gewicht zwölf Gran betrug, die zweite 
hatte einen fehr durchdringenden Geruch von flüüch- 
tigem Alkali und betrug zehn Gran. Bei weiter fort- 
geletzter Deftillation erhielt man drei Drachmen eines 
rothen, hellen und übelriechenden Oels, welches durch 


7) Ebendaf. $, 33. 
3) Ebendaf, $. 15. 


\ 460 ‘ nn 1 


Erkalten eine butterähnliche Confiftenz bekam. Der 
kohlige Rückftand gab durch EinafcherDuie eine erdigte 
Subftanz. 

‚Man fieht, dafs fich aus diefer Bo: ‚lo 
gut als gar nichts über die Natur diefer Concretiionen 

“ergiebt. Weit befriedigender find die neuern. 

Marcet *) fand die von ihm unterfuchten [chmelz- 
bar, durch Feuer unzerftörbar und in ihren allgemeinen. 
Eigenfchaften genau mit den aus phosphorfaurem Kalk 
und phosphorlaurem Ammonium und Maguefia gebildeten 
Harnfteinen übereinkommend. 

Noch genauer find die Angaben von. Robiquet und 
Thomfon. Der erltere fand das durch Zerreiben der 
meilten: Schichten. feiner Steine gebildete Pulver grau, 
Ipecififch leichter als Waller. Erhitzt ‚gab es Dämpfe, 


deren Geruch mit dem von erhitztem, Fett übereinkam. 


Mit,etwas deftillirtrem Waller gerieben und auf Lakmus- 
papier ausgebreitet brachte ‚es keine Farbenveränderung ’ 
hervor. Mit kauftifchem Kali in Wechfelwirkung ge- 
fetzt, entwickelte ich weder Ammonium noch erfolgte 
Gewichtsverluft. Kochendes Waller brachte keine merk- 
liche Veränderung hervor. Durch Alkohol aber wurde 
es zum Theil aufgelöft und nachdem die Auflöfung ver- 
dunftet war, blieben blättrige glimmerartige Kryltalle 
zurück, welche denen von auf diefelbe Art behandelten 
Gallenlteinen ähnelten. Der nicht in Alkohol auflöfsliche 
Theil wurde in Salpeterfäure aufgelöft, diefe Auflöfung 
in mehrere Theile gelondert und verfchiedenen Reagen- 
tien ausgefetzt, woraus’ fich Folgendes ergab: ’” 
Elüigfaures Blei bildete einen ie Pe Niederfchlag, 
der, gelammelt und getrocknet, nicht durch lan 
fetzt wurde, zum Beweile, dafs er keine Verbindung 


1) A. 20.8. 197. 


von thierifcher Subftanz mit Blei war. Da der Umfang 
der durch das Schmelzen 'deffelben vor dem :Löthrohr 
gebildeten Kugel eine Menge kleiner Flächen hatte, fo 
ergab fich, dals er phosphorfaures Blei war, der un- 
ter[uchte Stein mithin Phosphorfäure enthielt, 


- Kleelaures Ammonium bewirkte einen körnigten, 
Niederfchlag, in diefer Auflöfung, der nicht fchnell: durch 
Ruhe gerann: und alle Eigenfchaften von kleelaurem 
Kalk hatte. j Dur n % 


'v Hieraus ergab fich alfo, dafs diefe Steine phosphor- 
Jauren Kalk enthielten. Um zu erfahren, ob diefer; wie 
es bei den Harnfteinen ‚häufig der Fall ift, von phos- 
phorfaurer Magnelia begleitet wäre, wurde einem andern. 
Theile der Auflöfung in Salpeterfäure; welche .diele im 
Uebermaals enthielt, Ammonium zugefetzt, indem be- 
kanntlich eine Verbindung von ‚diefem mit einer Säure 
auch Magnefia zu enthalten, oder eine dreifache Ver- 
Bindung zu bilden fähig ift. Beim vorigen Verfuch wurde 
daher nur der pliosphorfaure Kalk niedergefchlagen. 
Nachdem diefer durch Durchfeihung abgefondert und, 
eiwas Kalkwalfer zu der filtrirten “Auflöfung züge- 
fetzt und nun diefe gekocht worden ‘war, fo bildete 
Seh nur eine äufserlt germge Menge kleiner, heller 
Flocken. eh | 


. Hieraus ergiebt fich freilich nicht mit Gewifsheit, 
dafs,diefe Steine keine Bittererde enthalten, indem häufig 
“ bei Zerfetzungen eine Subltanz, vorzüglich wenn he iu ' 

Uebermaals vorhanden ift, in dem Augenblicke der 
Trennung einen Theil einer mit ihr verbundenen oder 
Telbft diefe ganz mit fich fortreifst, allein die Menge der 
Subftanz, an welcher die Verfuche gemacht wurden, 
"warlzü‘gering, ‚um‘ durch Wiederholung des Verfuches 
hierüber Gewifsheit zu erhalten, L b 


Aus diefen Verfuchen von Robiquet ergiebt fich im 
Allgemeinen [o viel; dafs diefe Steine an der Natur der 
Gallen- und Blalenfteine zugleich Antheil haben. ' 


Die geringe Veränderung, welche durch deftllir- 
tes Waller in ihnen vorging, bewies, dafs fie kein 
Pikromel enthielten. E 


Ihre Unauflöslichkeit in Waller und die Nichtver- 
' änderung des Lakmus durch fie zeigte, dals fie wenig- 
ftens keine freie Harnfäurejenthielten und da durch Zu- 
Satz von. kauftifchem Kali fich kein Ammonium entband, 
fo kann. man, eben lowohl [ehlielsen, dafs fie weder 
harnlaures Ammonium, noch ee Ammoniak- 
Magnefia enthielten, \ 


Höchft wahrfcheinlich beftehen he alfo aus Wall- 
vath, phosphorfaurem Kalk und einer ir geringen 
Menge thierilcher ‘Subftanz. , 


Ungeachtet der geringen Menge der zu unterfuchen- 
den Subftanz wurde doch ein Verfuch zu Beftimmung 
der verhältnilsmälsigen Menge der verfchiedenen Be- 
ftandtheile, gemacht, _Fünf Steine wurden mit kochen- 
dem Alkohol [o lange behandelt, bis fich nichts mehr 
auflöfte. Der unauflösliche, mit der grölsten Sorgfalt 
getrocknete Rückftand wog noch 2; mithin waren # 
wallrathartiger Maffe aufgelöft. _Die übrigen $ warden 
mit fchwacher Salzfäure behandelt. Der durch Am- 
monium bewirkte Niederfchlag enthielt ? a 
ren Kalk. 

Der unbeträchtliche Rückftand verbrannte voll- 
kommen und verbreitete dabei einen Geruch wie ver- 
-branntes Horn. 


Aus diefen Refultaten ergieht lich, dafs 100 Theile 
- diefer Concretion beltanden aus 


fettiger , wallrathähnlicher Malfe 0,6, 
Phasphuriamern Kalk e Bo. 


thierifcher Subltanz . . 0,08 
Verluft . $ e E x . 0,02 
2 pi och 


Mit diefen Angaben ftiimmen die Refultate der 
Thomfon’fchen Verfuche gröfstentheils überein, find in- 
deffen noch genauer. 

"Die Steine [chwimmen zwar in der That im Wafler, 
indeflen rührt dies nur von ihrer grolsen Porofität her; 
indem fie bald zu Boden finken. Ihre [pecififche Schwere 
variirt von 1.376 zu 1.540, ilt im Durchfehnitt 1.400! 
Kaltes Waller färben fie (ehr bald bräunlich und ‘bei 
näherer Unter[uchung findet man im Waller, worein 
man fie gelegt hatte, folgende Subltanzen: 1... 


1) Eiweils, welches durch Kochen des Wallers in 
weilse Flocken niedergefchlagen wurde und in eini- 

gen Fällen 7; des Ganzen bildete. 

2) Eine braune, eigenthümliche Subltanz. _Sie löfte 
- fich erft in Waller auf, wurde aber durch lang, 
fame Verdünftung deffelben "faft- gänzlich unauf. 
löslich, In Alkohol lölte Ge fich auf. Durch ihre 

h Eigenfchaften näherte fie fich dem Pflanzenextractiv- 
Stoff aufserordentlich , konnte aber wegen ihrer Sehr 
„geringen Menge nicht genauer unterf[ucht werden. 

3 Salzfaures Natrum, welches füich nach Verdunltung 

‚ des Wallers in offnen Gefälsen kryftallifrte. 

4) Phosphorlauren Kalk, der durch Ammonium nieder- 
„gefchlagen wurde, und in zwei Steinen etwas über 

- die Hälfte der ganzen Maffe bildete, 

5) Schwefelfaures Natrum in [ehr geringer Menge: 


6) Vielleicht auch [chwefelfauren Kalk, aber dan! 


äulserlt wenig. 


464 nn —— In 


Alkohol löfte die braune Subftanz und einige Salze 
auf, extrahirte aber keine eigne Subltanz. . 


* Kalilauge (onderte das Eiweils, die braune Subftanz 
und vielleicht einige Salze ab. 


Salzläure [chied eine anfehnliche Menge phosphor- 
fauren Kalk ab. 


Nach Einwirkung aller diefer Reagentien blieb 
eine eigne Subftanz von der Farbe und dem Gewebe 
der: Concretion zurück.. Zehn Gran der Concretion lie- 
Isen 1.2 Gran ‚von diefer übrig. Sie war fehr leicht, 
Schwamm- oder korkartig, beftand aus fehr kurzen Fä- 
den ‚war gelchmacklos und unauflöslich in Waller , Al- 
%kohol, Kalilauge und ‚Salzläure. - Schwefelläure wurde 
dladurch gefchwärzt, ‚löfte fie auf und verkohlte fie zum 
Theil. ‚In ‚Salpeterliure, wird fie [ehr langfam, nur im 
der Hitze und faft ganz ohne Aufbraufen aufgelöft. Die 
zur Trocknils Menge Auflölung läfst einen weils- 
Jichen Rückftand, übrig. Durch Salpeterfäure wird fie, 
äuch wenn fie mehrmals damit digerirt ift, in keine 
Pflanzen[äure umgewandelt. Sie brennt mit ‚[chwacher 
Flaınme, mehr. wie ein  vegetabilifcher, als thierifcher 
Körper und it ünbedenklich von allen bisher bekann- 
ten, organifchen Produkten völlig verfchieden. Durch 
ihre Unauflöslichkeit i in Kalilauge ünterfcheidet fie fich 
leicht vom Holz und kommt mit keiner‘ thierifchen! Sub- 
ftanz überem. ie 


Die Steine beltehen A CR ni aus abwı Echlendez 
Schiehteii dieler "Subftanz und phosphorfauren Kalkes. 
Bisweilen find Auch diele beiden Beltandtheile nicht in 
Schichten angelagert, fondern innig gemengt. Das Ei- 
weils und die braune Subftanz [cheinen den Kitt zu 


bilden. °:Die übrigen Subftanzen: find in. [ehr geringer 


Menge vorhanden. Br 


y ' Die 


a Die äulsere Rinde,einiger Steine befteht' aus einer 
Mifchung yon phosphorfaurem Kalk und brauner Subftanz. 

In, einigen ‘Steinen, dies aber nur lelten, befand 
Sch an den äufsern Flächen iphosphorfaure AarreonialeR 
Magnela. . » 

Durch falzlaure/ Platina Tiefs Kal kein Kali at 
In: und eben [o wenig fand .lich, Ammonium und 
kohlenlaurer Kalk, Harnfäure oder. Harnlioff. A 

' Es ergiebt [ich daher, dals diele von Thomfon unter- 
Be Concretionen von ‚allen bisher bekannten durchs 
aus verl[chieden, bei weitem unaullöslicher, als Haruflieine 
"find und die Auflöfungsittel fo [charf find, ‚dafs: hie 
in Leben nicht angewandt werden, können, } 

Eine Vergleichung der, Angaben von Moreei, Ro. 
biquet und Thomfon beweilt, wie‘lich‘ aus der Analogie 
anderer Concretionen, befonders der Gallen -\und. Harn- 
Steine, im Voraus erwarten liels, ‚dafs lie, nicht alle, vom, 
derfelben Befchaffenheit find, ‚und phosphorfaurer Kalk, 
die einzige, in allen bisher unterluchten gleichmäßig 
vorkommende Subltanz ift. Te 

. 10. In Hinlicht auf ihre Entftehungsweije lehrten, 
die angeführten Unterluchungen, dafs, keinesweges, die 
ınenfchlichen Darmfteine, wie, mehrere glaubten , ent 
weder zufällig aus der Gallenblale in ihr gelangte Gal- 
lenfteine oder verhärteter Kotlı find ?), Gewöhnlich, 
aber nicht immer, giebt ein freinder Körper Veranlaf: 
fung zu Entltekung derlelben und es, ilt, mir, der Ana- 
logie mit andern Concretionen nach zu [chlielsen, höchft 
wahrfcheinlich, dafs fie vielmehr eine Folge einer krank- 
haften Thätigkeit der Schleimhaut des Darmkanals find. , 
en N 
a) Morgagni de c. et S, Ep, 37. Portal, Anat.' medie. ‚Tom. V, 


Laffus pathol, chirurg. Tom, Il. p. 566. Kicherand nolographie 
chirurg. Tom. II, p. gı2, Callifen Syl. cbir. .bod, Vol, 2 


P- 674. 
MM. d, Archiv 1. 3. Gg 


‚466 ne ne 


11. Die-durch die Darmconeretionen veranläalsten 
Zufälle iind unftreitig [chwer auszumitteln, indem fie in 
den meiften Fällen keine andern als die von mechani- 


fchen Hinderniffen des Fortgangs der in ihm enthalte- 


nen Subltanzen entftehenden find; alfo Verftopfung, 
Schmerz, der bald’feftfitzt, bald die Stelle verändert, 
Störung der Verdauung. Eine einigermafsen fichere 
Diagnofe ergiebt fich nur aus der Entdeckung des Steins 
dureh; das Gefühl, wo er als eine harte, rundliche 
Gelchwulft meiftens im Laufe des dicken Darms erfcheint, 
die man nur [chwer aus der Stelle bewegen Kann. 'In- 
deffen verändern hie felbft ihre Stelle und gehen ge- 
wöhnlich durch ‘den After ab, oder (enken fich we- 
niglftens in den Maftdarm , wo fie bei ihrem Eintritt in 
das Becken die heftigften Schmerzen verurl[achen. Ha- 
ben fie fich aber beträchtlich an einer Stelle vergrölsert, 
fo’verändern fie diefe nicht, um fo mehr, da die Häute 
des Daärmkanals dadurch beträchtlich ausgedehnt und 
exfehlafft werden. Finden fich mehrere zugleich, L[o’ 
kann man, wenn fie nahe bei einander liegen, ein 
durch ihre gegenfeitige Berührung veranlalstes Geräufch 
äls’ Zeichen benutzen. :Alle Zufälle find natürlich nach 
der Gröfse des Steins verfchieden. »Sobald man fich 
mit Gewilsheit von der Anwelenheit eines Steins über- 
zeugt hat, würde er, im Fall er zu grofs wäre, um 
fortgeftolsen zu 'werden, wegen der unvermeidlichen 
Tödtlichkeit des Erfolgs durch einen Einfchnitt her. 
auszubefördern [eyn. 

" Uebrigens gehen fie Yerweilen auch von f[elbft 
eritweder durch Gr After oder durch den Mund, oder, 
wie in dem Marcet’[chen und höchlt wahrl£cheinlich auch 
im Perada’[chen Falle, durch ein im Darmkanal entltan- 
denes Gelchwür nach aufsen ab. 


IX. Ueber die Zeugung der Regenwürmer. Von 
J. F. Meckel. 


Bei Gelegenheit der Zeugungstheile der Regenwür- 
mer (Lumbricus terreltris) bemerkte ich *), dafs fich die 
Eier beim Regenwurn zwifchen Haut und Fingeweiden 
frei, vorzüglich aber am hintern Ende des Körpers fän- 
den, und machte auf die Merkwürdigkeit diefer Er- 
[cheinung aufmerkfam, da die Zeugungstheile ich gegen 
das vordere Ende des Körpers befinden und die Eier, 
um an die angegebene Stelle zu gelangen, die im ge. 
wöhnlichen Zuftande ver[chlolfenen Querfcheidewände, 
welche fich vom Darmkanal zur Haut begeben, durch- 
bohren mülfen. Herr Prof. Jörg bemerkt hierzu, dals 
das Factum richtig feyn möge, die Eier aber nicht auf 
natürlichem Wege an die angegebene Stelle gelangen 
können ?), weshalb er meine Beobachtung anführt, damit 
man fehen könne, wie wenig man noch über diefe 
Thiere wille. 

Ich will [ehr gern einräumen, dafs es mit der 
letztern Angabe [eine völlige Richtigkeit hat; allein, was 
diefen Punkt betrifft , fo, fürchte ich, wird Herr Jörg 
‘Seine Behauptung, dals die Eier nicht auf natürlichem 
Wege hierher gelangt leyn könnten, zurücknehmen, 
mülfen. 

In der That hätte er, wenn er nur den Text, 
wozu ich meine Note machte, gelefen, wohl auf die 
Vermuthung kommen können, dafs jene Erfchei- 
nung der natürliche Hergang [ey, indem Cwvier hier 
ausdrücklich vom Sandwurm (Lumbricus marinus) Sagt: 
es fcheine, als [chlüpften die Eier bei dielem Thiere 


7) Cuvier Vorl, über vergl. Anat. Bd, 4, S. 581. Note, 
3) Die Zeugung des Menfchen und der Thiere. Leipzig 1815. 
8. 96, 
G5, 2 


aus’ den 'an derfelben Stelle als beim Regenwurm lie 
genden beutelförmigen Organen, worin lie anfangs ent- 
halten find, um fich im ganzen Körper zu‘ verbrei- 
ten, indem man diefen bisweilen ganz damit angefüllt 
finde. ’ j 
Aufser dielen Autoritäten kann man noch eine 
unverwerfliche, die von Pallas, füreine andere Arı die- 
fes Gefchlechts, (Lumbricus echten anführen, wo es 
ausdrücklich heifst: „In einigen Würmern, die. ich im 
November zu öffnen Gelegenheit hatte, fand ich in dem 
trüben - Bauchwaller , womit felbige, angefüllt zu leyn. 
pflegen, eine grolse Menge weilser, frei fchwimmender 
- Kügelchen, die wohl für nichts anders als Eier gehal- 
ten werden können. Statt der zwei Paare Milchgefälse 
(die ich am vordern Ende des Körpers befinden und, 
im’ November und noch mehr im December mit einer 
fchneeweilsen Feuchtigkeit angefüllt, einen Zoll lang 
und einen, Strohhalm dick find), waren in dergleichen 
Würmern nur ganz kleine, eiförmige, ‘mit durchlich- 
tiger Feuchtigkeit angefüllte Bläschen übrig. Gegen den 
Februar waren diefe Bläschen nur drei bis vier Lmien 
lang und mit weilstrüber, halbdurchlichtiger Flüffigkeit 
angefüllt, dagegen ein Paar, gelbliche, zum After ge- 
hende Gefälse gröfser als gewöhnlich, halb mit Feuch- 
tigkeit aufgetrieben und an. ihrer Oberfläche wie mit 
Puncten he za er 
Da völlig verfchiedene Beobachter diele Erfcheis 
nung in drei ver[chiedenen Arten deflelben Gefchlech- 
tes fanden, [o glaube ich nicht zu irren, wenn ich den 
Satz aufftelle, dafs diefe Entwicklungsweile der Eier 
dem Gelchlechte Lumbrieus und höchl: wahrfcheinlich 


/ 
\ 


. Y 
1) Naturgefchichte merkwürdiger Thiere, _ Zehnte Sammlung. 
Leipzig 1778. p. 8. 


FORE .— 469 
mehrern verwandten als normal zukommt, um [ö mehr, 
da diefe Meinung durch ganz neuerlich am Regenwurm 
angeftellte Unterfuchungen von Montegre *) noch mehr 
beftätigt wird, denen zu Folge die Embryonen zuer[t in | 
@Qen bekannten Zeugungsorganen, die. fich gegen das 
vordere Ende des Körpers finden, vorkommen, .danr 
aber zwijchen dem Darmkanal und den üufsern Muskeln 
bis zu einem, in der Subftanz des Schwanzes enthaltenen ' 
Behälter fehlüpfen, wo man fie vollkommen lebendig findet. 

Demnach wären alfo, wovon auch Herr Jörg mit zu 
“vieler Beftimmtheit das Gegentheil fagt, die Regenwür- 
mer lebendig gebärend, nicht Eier Tape 
Aufserdem bemerkt Montegre, dals die Begattung 
vorzüglich im Juli‘gefchieht, die Regenwürmer fich durch 
den Gürtel [ehr eng an einander heften, allein keine 
Immiffion von Zeugungstheilen Statt findet. 


. 
x. lichen das. Rückengefäls en Infekten. , Von 
J. F.. Meckel. hä 
Seit man das Rückengefäfs der Infekten kennt, 
hat man fich in Vermuthungen über die Bedeutung def- 
felben erfchöpft, die zum Theil fchon deshalb nicht rich- 
1i& feyn' konnten), weil "die Angabe über den Bau dieles 
Theils nicht mit der Natür übereinftimmte.  Unrichtig 
‚alt Malpighi’s und Swammerdam’s Befchreibung deffelben 
als eines aus mehrern Anlchwellungen und Erweiterun- 
gen zulammengefetzten Kanals, in welchem fich eine 
Flüfigkeit höchlt unregelmäfsig bewegen follte, wenn 
Swammerdam gleich richtig den gänzlichen Mangel von 
‚aus ihm tretenden Aelten bemerkt, 


v) Millin magazin encyclopedique. 1814. Tom. 1. p. 96, 97. 


Ar 


Am unrichtigften aber ift Comparetti’s neuelte Dar- 
Stellung der Anordnung dieles Organs, lofern er ohne 
Bedenken ein doppeltes Gefäfsfyftem in den Infekten 
‚ annimmt, welches fich nach ihm in alle Theile verbrei- 
tet, vorzüglich aber mit dem Muskelly[tem in Beziehung 
fteht. Nach ihm hängen diefe Gefälse mit dem Rücken- 
gefälse zulammen, die in diefem enthaltene Flülßgkeit 
bewegt fich vom vordern zum hintern Ende des Kör- 
pers und die Ausdehnungen und Zulammenziehungen 
delfelben find nicht in [einer ganzen Länge gleich [tark. 
Die von dem Rückengefälse abgehenden Zweige zeigen 
fehr deutliche Ausdehnungen und Zufammenziehungen. 
Indeffen find unftreitig die Gefälse, welche Comparetti 
für Anhänge des Rückengefälses anlieht, nur-Luftge- 
fälse, und die von ihm gefehenen Bewegungen gingen 
in den Quermuskeln, nicht in diefen Gefälsen vor. 
Comparetti befchreibt die Anordnung und die Bewe- 
gungen der f[ogenannten Gefälse aus mehrern Dipteren, 
Hymenopteren und Orthopteren; indellen habe ich, wie 
Herr Serres *), mehrmals nicht nur bei diefen, [ondern 
auch beiumehrern andern Arten, die Unterfuchungen 
auf das genauefte wiederholt, und immer mit ihm das Re- 
fultat der Lyonnet’[chen und Cuvier’[chen Beobachtungen 
beftätigt gefunden, dafs das Rückengefäls der Infekten 
völlig ohne Aelte, vielmehr blofs ein einfacher, an bei- 
den Enden etwas zugefpitzter Kanal ift, und alle an. 
geblichen andern Gefälse nur Luft.- oder, Gallengefälse 
find. Die Wände delfelben (ind immer fehr dünn und 


- 


1) Obfervations fur les ulages du vailfeau dorfal ou fur Yinfluenee 
que le coeur exerce dans l’organilation des animaux artienles 
et fur les changemens que cette organilation eprouve, lorsque 
le eoeur ou l’organe eireulatoire celfe d’exifter; par M. Marcel 
de Serres, In Millin’s Magazin eneycloptdique. An. 1814. Tome 
UL. p: 107— 145. und 2380— 338. und Tom, V. p. 93 — 190. 


feheinen aus einer doppelten Schicht, einer äufsern ‚gel; \ 


ligen, einer innern muskulöfen. gebildet. Wahrlchein- 
lich wird die erftere durch die Verzweigung einer Menge 
von Luftgefälsen , deren Stämme das. Rückengefäls in, 
Seiner Lage erhalten, gebildet, indem man bei einigen, 
Arten, z. B. der Raupe des ‚grojsen Pfauenauges (Bom- 
byx. pavonia major) das Rückengefäfs ı wie aus mehrern 
weilslichen Längenftreifen zulammengeferzt findet, die 
bei näherer ke ee nichts als ein durch die Luft. 
BE neizungen, gebildetes Netz find, 


J DENT 

+ Sein Durchmelfler ift im Larvenzuftande allgemein 
weit gleichmäfsiger als. beim vollkommnen. Infekt , was 
wenigltens nicht ganz von der geringen Tiefe der Ein- 
fehnürungen, wodurch der Körper derfelben in Ringe 
abgetheilt wird, abhängt, fondern vielmehr mit der, grö- 
fsern ‚oder geringern Menge von Fett, die fch in den 
verl[chiedenen Gegenden ‘des Körpers‘ befindet, in Be- 
ziehung [teht, indem. immer das Rückenggfäls in den. 
'vollkommnen Infekten vorn, wo fich wenig Fett findet, 
weit enger als in feinem übrigen Verlauf, bei den Lar- 
ven dagegen das Fett ‚durch den ganzen. ER ziem- 
lich gleichmälsig angehäuft ift. Sa. 

Die Nerven und ;Luftgefälse des Rückengefälses 
find [ehr anfehnlich, die. letztern, befonders am Dip: 
tern Theile deflelben, [tark entwickelt. 

‘ In feiner ‚Lage wird es durch dreieckige. Muskeln- 
bündel befeltgt, zwilchen deren, aus [ehr -feinen und 
dicht an einander ftehenden Querabfehnitten.gebildeten, 
Falern fich ‘inde[fen eine Menge Fettkügelchen behn- 
den, welche in einer (ehr. ausdehnbaren Zellhaut ent- 
halten find, deren Farhe immer mit der Farbe der Flüffig- 
keit des Rückengefälses, nicht immer mit der des mehr 
animalifirten, "welches das Bauchfell enthält, überein- 
kommt. Diele letztere kann man inlofern für anima- 


° 


Hhirtew halteri,/ als fie durch ihre Eigenfchaften mehr dem 
Fette der höhern Thiere ähnelt. 


„In Hinficht auf die Bewegungen diefes Gefälses 
pe bei weitem am 'färklten entwickelt And, was’ 
unftreitig mit der, grölsern Menge von Luftgefälsen, 
welche Me zu Ki begeben, zufammenhängt; 2) aber 
Scheint, ihre Zahl, und Stärke fehr bedeutend durch das 
Alter des Thiers "abgeändert zu werden. Die Ausdeh- 
nungen und Erweiterungen find ‘in der That in den 
Larven weitftärker ud deutlicher , dagegen weit feltner 
als’in den‘ vollkominnen Infekten. Bei der Raupe des 
großen Naöhlpfäuenauges wurden 'nur 36 in einer Mi- 
Nüte, bei den Löcuften. dagegen über 90, ‚beim Bremus 
terreftris über 140 in derfelben Zeit’ gelehen. Dagegen 
And fie bei der Raupe lo [tark, dafs 'hch im zulam! 
mehgezogenien 'Zuftande die Wände‘ berühren und die 
ganze Peritonealhaut erf[chüttert wird. Bei den Locu/ten 
verengt lich "das Gefäls nur "um den vierten Theil, beim 
Bremus’kwar die/Bewegung mehrein heftändiges Rlopfen, 
als-ein regelmälsiger Wechfel von . en Zu- 
famnienziehung. ‚Zi nanz at, 


x 
Pa 


Die in ihm enthaltene Flüffokeit ift nicht bei 
allen Arten diefelbe, kommt aber iäller genau mit der 
Befchaffenheit des Fettes überein‘, ‘welches das Rücken- 
gefäls zunächft umgiebt. ‘Bei den meilten Käfern ift fie 
dunkelbraun; bei’mehrern Orthopteren grünlich, beim 
Seidenwurn gelb, bei der Weidenraupe orange, bei der 
Raupe des’ grolsen Nachtpfauenauges durchlichtig, bei 
dem meilien Lepidopterer wenig’dunkelgefärbt. "Unterm 
Mikrofkop betrachtet, ' erfcheint fie aus einer anfehn- 
lichen Menge von. Kügelchen‘ zulammengefetzt, ' deren 
Durchlichtigkeit von der Färbe' der Flülßgkeit [elbft ab- 
hängt, "die mit dem Waller leicht mifchbar ift, ‘durch 


das Verdunften 'erhärtet und 'in'diefem Zuftande mit 
dem Harz die meilie' Aehnlichkeit hat. 

a Höchft'wahrfcheinlich ift) nach Herrn! Serres sraia 
Function'des Rückengefälses die Fettbereitung. Die gin?- 
liche Umwandlung, welche die meiften :Infekten wäh- 
rend’ ihres Lebens erleiden, ' die Schnelliskeit, womit 
diefe-und überhaupt ihr Wachsthum erfolgen ‚macht 
einen Abfatz eines: Theils der allgemeine Nahtungs- 
Nlüffigkeit, welche durch die .Wände ‘des Darmkanals 
zwilchen die Organe dringt, durchaus nöthig,: damit 
aus ihr ‘die zu einer fo plötzlichen Entwickelung.erfor- 
derlichen Materialien gefchöpft werden können.‘ Diefe 
niedergeleste Nahrungsfubltanz ift das Fett, welches 
zwar auch beim vollkommnen Infekt, nie aber in. fo 
grolser Menge als. hei den‘ Larven vorkommt) daher 
auch ‘bei den. Infekten, die fich nur'unvollkommen ver- 
waindeln, “in.weit, geringerer. Menge, bei den Apte- 
ren "beinahe. gar. nicht mehr vorhanden ift und, bei 
den Arachniden ‘ganz fehlt. Auch giebt es daher. keinen 
Theil im Körper der Infekten ‚ider. nieht durch Fafern 
mit. dem Fettgewebe zufammenhinge, und alle fcheinen 
daher aus ihm ihre Nahrung zu ‚[chöpfen. 

. Dals nun der, durch die Wände-des RE aus 
ie Höhle deflelben. dringende: Chylus von demRückenge- 
fälse aufgenommensund durch diefes die Umwandlung def- ‘ 
delben angefangen, nachher aber im; Fettgewebe, in wel- 
‚ches er-aus dein rückengefälse gelangt, erlt vollendet wer- 
‚de, wird aus folgenden Umftänden (ehr wahrlcheinlich: 

' 2) Bei den Larven, durch deren ganzen Körper 
das Fettgewebe in anlehnlicher Menge ungefähr gleich- 
mälsig verbreitet ift, ift das Rückengefäls allgemein viel 
weiter‘ als beim vollkommnen Infekt. 

2) Bei allen, ohne Ausnahme, kommt die in ih- 
nen epthaltene Flüfßgkeit durch ihre Farbe und ihre 


übrigen -Eigenfchäften ‚mit, der Farbe ‚des, das Rücken- 
gefäls umgebenden Fettgewebes überein. . Diefelben Rea- 
gentien, durch, welche das Fett gerinnt, bringen auch‘ 
‚die Flüffigkeit des Rückengefälses zum Gerinnen. . 4 
"+.3) Bei den: Larven, wo das Fett durch den ganzen 
Körper ungefähr. ‚gleiehmälsig angehäuft ift,.. hat das 
Rückengefäls überall dielelbe Weite, bei den vollkomm- 
nen Fnfekten it: es im ‚Unterleibe,.wo.fich ‘das meilte 
Fett: findet, viel weiter. als im Tharox, wo es falt,ganz. | 
fehlt, und in demfelben Verhältnifle ind die Bewegun- 
seh des: hintern Theils des ERKENNE bei weitem 
ain ftärkften. ürawiie MPIEROR TOR 
Das -Rückengefäls ift-alfo nice diefer Anlicht ich 
Haiptbewegungsorgan der’ allgemeinen 'Nahrungsflüfig- 
Keit, [ondern Secretionsorgan ,. allein’ das wichtigfte un- 
+er' alleri Secretiönisorganen, das indellen nicht unmit-' 
telbar zur Erhaltung des-Lebens nothwendig ift, indem 
 diefes auch nach‘ Wegnahme deflelhen nieht ‘aufhört, 
felbft nicht einmal die wichtiglten Functionen, z. B.'das 
Athmen, dadurch merklich geltört werden. Pan 
Diefe Anficht’war mir befonders "angenehm, weil’ 
fie im Welentlichen gand mit der meinigen, welche ich 
in meinen Vorlefungen‘Iehon l[eit'mehrern Jahren vor- 
‚getragen habe ‚' itbereinftimmt und: diefelbe durch neue 
‘"Thatlachen unterftützt. Das 'Rückengefäfs: der Infek- 
en fchien mir immer nicht blofs Bewegungs- fondern 
zugleich Bildungsorgan. Ich 'nahm- an, dafs die inihm 
weiter umzuwandelnde Flülfgkeit vorzüglich durch. die 
Rückenwand des Darmkanals, auf dem es liegt, in [eine 
Höhle komme, und'erft nachdem fie hier, vorzüglich un- 
ter Einwirkung der reichlich ‘zu ihm tretenden. Luftge- 
fälse, zu vollkommnier Nahrungsflüfligkeit hinaufgeläutert 
‚worden, ‚aus derfelben: hervor und zwilchen die Organe 
dringe. , Deshalb aber braucht man keinesweges die 


' Vorftellung, dafs diefes Organ zugleich Gefäfs und Ana- 


logon des Herzens [ey, aufzugeben. Vielmehr erfcheint 
auf eine höch[t merkwürdige Weile hier noch in einen 
hohlen Schlauch vereinigt, was bei höherer Vervoll- 
kommnung Lymph- und Blut[yftem wird, und die völlige 1 
Vollendung der Nahrungsfüüligkeit die bei den höhern 
Thieren in verfchiedene,Gegenden des Gefäfslyftems, 
das Lymph-und das Lungengefäfs[yftem verteilt ift, ger 
fchieht hier gleichmäfsig: an allen Stellen des Rückenge- 
fälses. Interellant ilt es zugleich, zu fehen, wie hier das 
Gefälsfyltem, ‘[owohl.der Form als. Function nach, "bei 
feinem erften Entftehen viel mehr als bei-weiterer Aus- 
bildung eine Wiederholung des Darmkanals, und belen- 
ders eine unvollkommne Wiederholung delfelben, ein ein- 


‚ facher, gerader, an beiden Enden blinder Kanal ilt. Dies 


ift.die eine Art der Entftehung des Gefäfs[yftems aus: dein 
Darinkanal, der anfänglich allein und nur als die in- 


- nere Fläche des Rohres, welches die polypenartigen 


"Thiere darftellen, vorhanden ift. . Eine zweite Art if 
die Spaltung des bei den Hydren einfachen Darmfackes 


. in mehrere, vielfach durch die Subltanz des Körpers 


werzweigte, mit Nahrungsflülfgkeit angefüllte Gänge, 
wo das Gefäfs[yftem in der That nur der verzweigte 
‚Darm ift, der in immer kleinere Aelfte zerfällt, deren 
Stämme,aber ummittelbar aus ihm entftehen, während 
bei den höhern Thieren fich beide Syfteme von einan- 
der abfondern, und die höhere: Individualität des Ge- 
‚fälslylteıms durch den Urfprung_ defielben mittelft viel. 
fach in ihm wurzelnder Zweige ausge[prochen ift, 


Dafs die Bewegungen des Rückengefäfses nicht 
"blofs mit Bildung, Sondern auch mit Forttreiben der 
Nahrungsflüfigkeit in Beziehung [tehen, läfst fich wohl 
fchwerlich bezweifeln, indem es Jkaum möglich ift, dafs 


dadurch die Flüfligkeit nicht aus der Höhle deffelben 


476 u 


getrieben werden!follte. Höchft währlcheinlich ift die 
der Nahrungsflüffgkeit, welche‘ zwifchen die Organe er- 
sollen ilt,; dadurch mitgetheilte ErIchütterung wohl ein 
Beförderungsmittel der Aufnahme derfelben in. die Sub- 
[tanz der rtehee vorzüglich‘ fofern fie als gelinder 
Reiz auf ihre Wände wirkt. f j 
ı Auf jeden Fall aber hat wohl Serres unrecht, wenn 
er (a.a. 0. Tom. V. p. 145.) aus dem Mangel vom Rücken- 
gefäls abgehender Gefälszweige Ichliefst, dafs es auf 
keine Weife mit den Organen der‘ Saftbewegung der ühri- 
gen Gliederthiere verglichen werden könne, indem diele 
Bedingung nur die Unvollkommenrheit der,Entwicklung 
beweilt, keinesweges darthut, dafs nicht das Rücken- 
gefäls das Analogon der Gefälse und namentlich des 
Herzens derfelben fey. Vielmehr ift der allmählige Ueber- 
gang von dem Rückengefäls der Infekten durch das 
Herz der wirklichen Arachniden und der Branchiopo- 
den unter den Kruftenthieren zu den höher entwickel- 
ten zehnfülsigen Krultenthieren in Hinficht auf Geltalt, 
Lage und verhältnilsmälsige Länge [o deutlich, dafs man 
unmöglich die Richtigkeit der Meinung verkennen kann, 
‚nach.. welcher das Rückengefäls der erfte ungelungene 
Verfuch‘ eines NEN RT PER ift. 7 
Dafs ich nach.allem Gefagten nicht wohl der neue- 
ten Meinung von’ Herrn Caras *), über die Bedeutung 
diefes Theils, der zu: Folge er das er[te Rudiment des 
Rückenmarkes ilt,)" beitreten kann, brauche ich nicht 
zu bemerken. Die Angabe der Art, wie aus diefem 
Rückengefäls Herz und Gefäfs[y[tem hervorgehen, ift um 
fo mehr eine hinlängliche Widenlegung derfelben, da 
Structur und Thanekeisaulserhunen in beiden lo völlig 
ver[chieden find. r 


1) Anat, und Phyhiol, des Nervenfyltems. 1814. S. 75, 76, 


- 477 


« = SXI. "Ueber die Menftruation ?), A 


. Die Tendenz ‚des Gallin’’[chen Auffatzes ilt, zu 
beweilen, dals diefelbe Urfache,: welche bei, dem 
Weihchen ‚der Säugthiere zur Brunltzeit einen blutigen 
AusHuls aus den Gelchlechtstheilen bewirkt, beim 
menfchlichen Weibe die Menftruation hervorbringt. 
‘Die Wärme ıft das Hauptagens bei aller Bildung, 

fowohl der im fchon vorhandenen Organismus heltän- 

ig vor lich gehenden, als der zu Hervorbringung neuer 

rganismen thätigen. Bei der einfachlten Zeugung reicht 
die Wärme der Atmofphäre in einer beltimmten Jahres- 
zeit hin, die Organe, deren Gelchäft die Hervorbrin-, 
gung und Vergrölserung des Keimes,ift, nicht nur in 
die zum Sichtbarwerden, fondern auch in die zum Ab- 
treten deffelben von dem alten Organismus und zum 
Anfange eines eignen, felbftltändigen Lebens erforder- 
liche Thätigkeit zu verletzen. Hierher gehören die Plan- 
zen, deren Saamen nur in die Erde gelegt zu werden 
braucht, um fich in einer befiimmten Temperatur zu ent- 
wickeln, belonders die Bäume, deren, durch Entwick- 
lung hervorgebrochne Aelte getrennt in dieErde gepflanzt, 
oder auf andre gepfropft und lo zu vollkommnen Bän- 
men werden können. Auf diefelbe Weile zeugen die 
Polypen und Actinien zu gewilfen Jahreszeiten, indem 
fich Knofpen bilden und trennen. Bei der zulammen- 
geleizteren Zeugung ilt vielleicht zur Trennung des Rei- 
mes, gewifs zu der Ausbildung deffelben, ‘welche ihn 
zu eignem [elbltftändigen Leben fähig macht, aufser der 
Temperatur der Atmolphäre der Zutritt einer befruch- 
tenden Flüfügkeit erforderlich. Dies findet bei den 
Zwitterpflanzen und den Monöcilten, den kopflofen Mol- 
lusken und den Echinodermen Statt, die fich lelbft be- 
fruchten, und wo’ die befruchtende Flülligkeit [owohl 
ein Mittel zur Bildung neuer thierif[cher Subltanz, als 
zur Hervorbringung und Erhaltung eines, den der äu- 
Ssern Medien übertreffienden Temperaturgrades ilt. 

\ / i 


1) Im Auszuge aus Gallini fopra la legge dell’ organismo animale 
da cui dependono i meftrui delle donne in Memorie della focieta 
Isaliana. T. XVI, p. 2. an. 1813. pag, 1— 17, 


Bei det noch zufammengeletzteren Zeugungsweile, 
wo Begattung erforderlich ilt, wird durch den Act der- 
felben die innere Temperatur durch die höhere Thätig- 
keit .[elbft, in welche die Zeugungsorgane, durch den- 

‘ felben gerathen, vermehrt und trägt, in Verbindung 
mit den übrigen Urlachen, zu Hervorbringung des An- 
ftofses bei, wodurch der Keim getrennt und in die, zu 
feiner Entwicklung erforderliche Thätigkeit verletzt wird. - 
So verf[chieden auch in den verf[chiedenen Klaffen, wo 
Begattung zu Hervorbringung eines neuen Organismus 
erforderlich ift, die Bedingungen find, unter welchen 
der Zutritt der befruchtenden Flüffgkeit des Mannes 
zum weiblichen Keime erfolgt, [o wird die Befruchtung 
doch immer durch Erhöhung der innern Temperatur 
über die äufsere begünftigt. Bei der vollkommenlten 
Zeugung, welche bei den Säugthieren und dem Menfchen 
Statt findet, können die Zeugungsorgane falt in allen 
Jahreszeiten in die Thätigkeit gerathen, durch welche die 
zu Erfcheinung, Trennung und Entwicklung des Keimes 
erforderliche Temperaturerhöhung hervorgebracht wird. 

Die[e Verfchiedenheit der Säugthiere von den übri- 
gen Thieren hängt unltreitig von der Menge von Blat 
und andern Flüffigkeiten ab, welche zu den Ovarien 
treten, und die Vergröfserung und Lostrennung der 
Keime begünftigen. Daher find die Weibchen der Säug- 
thiere, in Hinlicht auf Zeugungsfähigkeit fo unabhängig 
von der äufsern Temperatur, vielmehr von dem grö- 
fsern oder geringern Zufluls vor Blut zu den Zeugungs- - 
ıheilen abhängig, und die Fähigkeit, in den zur Begat- 
tung und darauf folgenden Zeugung nöthigen Grad von 
Reizung zu gerathen, [teht mit dem Grade des Blutzu- 
fuffes im directen Verhältnifs. s 

Die Verfchiedenheit zwilchen eierlegenden und 
lebendiggebährenden Thieren gründet lich gleichfalls auf 
die grölsere oder geringere Fähigkeit zu Erzeugung eines 
höhern Temperaturgrades, dellen der neuentftehende 
Organismus zu feiner Ausbildung bedarf. Daher find die 
Weibchen der Säugthiere [o organilirt, dafs nach dem 
Eintritte der Pubertät das übertlüflig erzeugte Blut in 
grölserer Menge zur Gebärmutter Ltrömt.  Diefes Zu- 
Sırömen des Blutes findet beiım menlchlichen Weibe in 


Buy. 479 


Yöherem Grade 'Statt als bei den"übrigen Säugthierweihl 
chen, und ift theils die Urfache der zu allen Zeiten 
Statt indenden Fähigkeit deflelben zur Begattung und 
Einpfangnäls, theils der Menftruation. 

"Da diefe während der Schwangerfchaft nicht State 
findet, lo ift fie wahrlcheinlieh zunächft darin begrün- 
det, dafs die bis zu einem gewillen Grade angefüllten- 
und erregten Gefälse der Gebärmutter den Widerftand: 
der fie unterftürzenden Membran überwinden, und das 
Blut durch die Seitenöffnungen ihrer Wände austreiben,; 
wodurch dann die‘Erregung gemindert wird, und die 
Menftruation aufhört, bis jene durch das neu hinzu 
ftrömende Blut von neuem eintritt. Während der Schwan- 
gerfchaft findet fie nicht Statt, weil das Blut zur Hervor- 
bringung der jetzt in der Gebärmutter eintretenden Ver- 
änderungen und der Ernährung des Fötus verwandt wird. 
=" , Diefe Anlicht der Urfachen der Menftruation wird 
durch eine Vergleichung des menfchlichen Weibes mit 
denen der Säugthiere noch wahrlcheinlicher: Bei diefen’ 
ift der Andrang des Bluts zu den Zeugungstheilen’ be- 
fitmmt geringer und macht fie feltner zur Befruchtung 
fähig. Allein auch bei ihnen dehnt das Blut, vorzüg- 
lich in dem -Maafse als fie der menfchlichen Species 
näher ftehen, wenn der. Zuflufs deflelben einen- gewil- 
fen Punct erreicht hat, die übrigen Umftände die Fı- 
regung- der. Gelchlechtstheile begünftigen, und fie im 
Brunftzuftande find, die Gebärmutter aus, und es ent- 
fteht dann ein Ausfluls von fchleimiger und blutiger 
Flüffigkeit, welche der Menltruation des menfchlichen 
Weibes entfpricht. 

Ungeachtet allo diefe beim menfchlichen Weibe 
monatlich, bei den Säugthierweibchen nur zur Brunft- 
zeit, und auch hier in geringerer Menge eintritt, lo 
feheint doch daflelbe Gefetz diele Erfcheinungen zu 
regeln. Das nach dem Eintritte der Pubertät überllüffige 
Blut muls in gröfserer Menge zu den Genitalien Itrö- 
men, um vorzüglich die zur Entwicklung und Vergröfse- 
rung des Fötus erforderliche Temperatur der Gebär-' 
mutter zu erhalten und zu erhöhen. Das reichlichere 
Zuftrömen des Blutes beim menfchlichen Weibe maeht 
diefes in allen Lebensperioden zur Begattung und Be- 


% 7 


8 


1480 men 


' £ruchtung fähig, während. dies beiden ührigen.. Säug- 
‚ thierweibchen, nur feltner) Statt findet... Bei dielen geht 
das Blut gewöhnlich durch die Venen zurück, beim Weihe 
und den Weibchen der verwandten Säugthiere tritt es,aus 
den Gefälsen, dort monatlich, hier nur.zur Brunftzeit. 

‚Das Gefetz allo, welches alle diefe verf[chiedenen 
Phänomene in den ver[chiedenen Arten derlebendiggebäh- 
'zenden Thiere beftimmt, flielst aus der beftändigen That- 
Sache, dals, da der neue Organismus Güch innerhalb des 
alten.[o weit entwickelt, bis er ein [elbftftändiges Leben 
führen kann, die Gebärmutter ‚durch einen ‚heftändig 
wechlelnden Zuflufs von Blut fähig wird, die zur Entwick- 


lung, und Vergrölserung des Keimes nothwendige Tempe- 


raturerhöhung heryorzubringen, Unftreitig ilt das Weib, 
wenn es gleich in. allen Perioden beinahe gleich fähig zum 
fruchtbaren Beilchlafe ift, doch in den erlten Tagen. 
nachdem die Menftruation zu fliesen aufgehört hat, am 
fähigften, indem jetzt die Erregung der Gebärmutter und _ 
‚der Zufufs von Blut von neuem ihren Anfang nehmen. 


Erklärung der hupfertafel. 


Fig. I bis 6. Leberknoten von verlchiedener Be- 


fchaffenheit, zu  - = j 2.7 elite. .432 
Fig. 7. Eine Concretion aus dem Grimmdarm 


eines Mannes. ' 
Fig, $ Eine Concretion aus dem Darmkanal 
eines zwölfjäbrigen Knaben, die einen Kno- 
ten zum Kerne hat. 
Beide aus Morro’s morbid anatomy of the human 
gullet. Edinb. 1811, Taf. TI. und 2. 


\ 
———— 


Deutfches Archiv 
für die 


PHYSIOLOGIE, 


„Erster Band. Piertes Heft. 


. Bemerkungen 


über 
‚die Thymusdrüfe des Murmelthiers 
, ee des Winterfchlafs. 


Von 
„ Dr. Friedrich Tiedemann. 
(Mit einer Nachfchrift des Herausgebers,) 


191 


Die Anatomen und Phyfiologen, welche fich :mit 
dem Bau und den Lebensäufserungen der einen Win- 
‚terfchlaf haltenden Säugthiere befchäftigten, nament- 
lich H. Reeve *), G. Mangili ?), Saij/y 3) und Pru- 


i g z 


r 


1) De animalibus hyeme fopitis. London 1803. An Eifiy on the 
Torpidity of animals. London 1809. 

2) Saggio di Olfervazioni per [ervire alla (toria dei Mammileri 
foggetti al periodico letargo. Milano 1807. $. M&mbire fur la 
löchargie periodique de quelques marımiferes, in d« annales du 
Mufze d’hift. natur. T. 10. p-434. JReils Archiv. Bd. H.3, 

3) Kecherches exp“rimentales, anatomiques, chimiques etc. fur 
la phyhique des animaux anammiferes hybernans etc, Pa- 
ris 1808. 3. Beils Archiv Bd, 12, 


M. d. Archiv, 1, 4. Hh 


483 ee 


nelle *), haben ein Organ überfehen, welches doch 
einige‘ Berückfichtigung bei ihren Unterfuchungen ver- 
dient hätte, weil daffelbe merkliche Veränderungen 
während des Winterfchlafs erleidet; dies Organ .ift 
die Bruft- oder Thymusdrüfe. Schon. das conftante, 
Vorhandenfeyn der Thymusdrüfe während der gan. 
zen Lebensdauer ‘bei den“ einen "Winterfchlaf=halten- 
den Nagethieren ?), fo wie beim Igel und den ‚Fleder- 
mäufen 3), hätte die Aufmerkfamkeit „der eben ge- 
nannten Männer auf diefes Organ ziehen follen, wenn 
fie anders nicht ihre Unterfuchungen und Beobach- - 
"tungen begonnen, elıe fie noch den Bau diefer T) jede 
kannten. 'Um Naturforfcher, welche Gelegenheit ha- 
ben, Unterfuchungen über den Winterfchlaf der Thiere 
anzuftellen, auf die Thymusdrüfe aufmerkfam zu ma- ° 
chen, theile ich meine Beobachtungen über die Thy- 
musdrüfe zweier Murmelthiere mit, ‘vön denen ich 
eins während und das andere aulser der Zeit des 
Winterfchlafs zergliedert habe. 3 

Im Monat November des Jahres’ '1Tgrr erhielt 
ich ein weibliches Murmelthier aus Salzburg, welches 
in emem -Kiftchen init Heu angefüllt fchlafend ankam. 
Das Thier hatte eine zufarhmengerollte Lage, der 
kurze Schwanz hedeckte das Antlitz, die Augendeckel 


7) Recherches fur les phenomenes et fur les caufes du fommeil 
hivernal des quelques mammiferes in d. annales du, Multe. 
T. 18. p. 20. 

2) J. Pallas novae [pecies quadrupedum e glirium ‚ordine, 

3) 4: F. Meckel Abhandlungen aus der menfchlichen und ver- 
gleichenden Anatomie und Phyliologie. Halle 1866. 8. 9. 198, 


R 
; dad der Mund waren gefchloffen. Es war ganz kalt 
N anzufühlen und fchien todt zu feyn. Nur beim Stechen 
und Reizen gab es einige Zeichen von Bewegung von 
fich, Wenn ich es mit, Gewalt auseinander _ rollte, 
fo zog es fich gleich wieder zufammen. Dann und 
wann nahm ich ein langfames und fchwaches Aus- 
. dehnen und Zulammenfallen der Seiten des. Kör pers 
und des Bauches wahr, als fchwache Spuren des. Ath- 
F mens, Beim Auseinanderziehen der Augenlieler (ah 
ich. die Bindehaut fchwarz gefärbt, auch erblickte ich 
- “die, erweiterte ‚Pupille. Die Iris fchien für die Ein- 
wahre des Lichts. unempfindlich zu leyn, weil fich 
die Pupille nicht verengte. Starkes Ger.ufch ‚at te 
durchaus keinen bemerkbaren Einfluls auf das Thier. 
Riechbare Subftanzen an die Nafe gebracht ‚[ehien es 
nicht zu empfinden. So blieb das Thier den ganzen 
Winter über in einem erltarrten, empfndungslofen 
Zuftande, ohne alle Aeufserungen des höheren unima- 
lifchen Lebens, das fchwache, feltene, oft kaum be- 
merkbare Athmen abgerechnet, in, feinem Kiftchen 
mit Heu liegen, welches ich in ein Zimmer geltellt 
hatte, worin die Temperatur der Luft niemals über 
einige Grade unter, Null fiel. Im Monat December 
‚traten einige warme Tage ein, während diefer Zeit 
'mufs das Thier einmal erwacht feyn, weil es feine 
Lage verändert hatte. 
Nachdem ich mehrere Verfuche über die Tem- 
peratur des Körpers, über das Athemholen u, f. w 
augeltellt hatte, die ich aber der Kürze wegen. hier 


nicht angeben, will, weil Ge zu den bekannten, vor 
Hlhı a 


484 IL 


'Mangili, liche u.d. aufgeftellten Refullaten führ- 
ten; lo befchlofs ich das Thier im Winterfehlaf zu 
tödten, um feinen Bau zu unterfuchen. Am fünften 
März Morgens zehn Uhr nahm ich das erftartte Mur- | 
'melthier aus feinem ‚Kiftchen und tr ug es in ein mäfsig 
erwärmtes "Zimmer um es hier zu tödten. Beim Ein- 
fchnitt in die Haut des Halfes äufserte es mur ehr 

fchwache "Bewegungen in dem‘ Hautmuskel, "doch er- 
wachte es nicht. Ich durchfchnitt die Droffelveneh 
"und die npiichiugadsen, das fehwarzrothe‘ Blut Hof 
kalt über die Hand. Die’ Temperatur des ausgellof- 
fenen "Bluts‘ betrug zwei Grad über Null nach’ dem 
Reaumur [chen Per erneter. Der Uhtertehfed Zwi- 
{chen dem arteriellen und venöfen Blut, in Hinficht 
‘der Farbe, war I] bemerkbar. Das aus den Ge- 

fälsen ausgeflolfene Blut fchied fich in ein helles Bluf- 
waffer und in einen wenig dichten Blütkuchen. ' Bein 
Durchfchneiden des Stimmnervens und des fympathi- 
fchen Nervens äufserte das Thier Bewegungen in den 
Beugemuskeln des Rumpfes, der elwas gekrümmt 
‘wurde. Da ich die Spitze des Mellers in das’ Rücken- 
‘mark zwifchen dem Hinterhauptbein und dem 'erften 
"Halswirbel einfenkte, entftanden fchwäche Conyulfio- 
nen. Das Herz contrahirte fich langlam und trieb 
das Blut ftofsweife aus den durchfchnittenen Carotixen 

heraus. Die Eingeweide der geöffneten Bruft - und 
Bauchhöhle waren kalt anzufühlen. Leider mulste 

ich diefen Morgen meine Unterfuchungen einftellen, 

weil ich zu einem Gefchäfte abgerufen wurde. Ich 

fchlug die Haut um ‚die gemachten‘ Einfchnitte und , 


’ ee 485 


legte.. las Thier in; eim kaltes Zimmer ‚worin die 
Temperatur ‚der Luft, ein Grad über Null betrug. 

‚+ Am folgenden Tage fetzte ich in derfelben Stunde, 
in..der, ich geftern das 'Thier getödtet hatte, die Un- 
terfuchungen fort. _ Nachdem ich die Haut zurück- 
gelchlagen hatte und das, voch mit allen ‚Gefäfsftän; 7 
men in ‚ Verbindung ftehende Herz mit der Spitze 
eiues, Mellers reizte, , fo contrahirte fich, ‚zu. meiner 
grolsen Verwunderung, der rechte Venenfack. Die 
Aeufserungen‘ der Reizbarkeit. diefes Venenfacks er- 
tofchen erft nach vier Stunden. Hätte ich gerade 
eine galvanilche Säule zur Hand gehabt, fo hätte ich ı 
gewils noch längere Zeit Aeufserungen (er Reizbar- 
keit hervorrufen köunen. 

Der ganze vordere und’ hintere Raum zwifchen 
den Bruftfellficken und dem Herzbeutel war mit der 
Thymusdrüfe angefüllt. ‚Sie zog fich felbft an den 
Gefäfsftämmen des Herzens aus der Brufthöhle her- 
auf, erftreckte fich neben der Luftröhre bis nahe an, 
den Unterkiefer hin, ferner breitete fie fich oberhalb 
der Schlüffelbeine am Halfe aus, und begab fich felhft 
unter den Schlüffelbeinen und unter den grofsen 
Bruftmuskeln bis zu den Achfelhöhlen hin. Die un- 
gemein grolse Drüfe hatte eine röthlich weilse Farbe,, 
und beftand aus mehrern durch Zellgewebe und Ge-- 
fälszweige verbundenen Lappen, die abermals aus meh- 
reren kleineren Läppchen gebildet waren. Jedes Läpp- 
' chen war: aus vielen rundlichen, mit einer grauweilsen, 
chylusartigen Flüffgkeit angefüllten Bläschen zulam- 
mengeleizt, auf welchen fich Gefäfsnetze. verzweigten, 


Die Bläschen hätten eine halbe bis ganze Linie jm 
Durchmeffer. Alle Bläschen eines Läppchens ftanden 
mit einander ih Verbindung, denn wenn ich eins der- 
felben mit dem Meffer öffnete, fo konnte ich bei ge 
lindem Druck durch die gemachte Oeffnung die chy- 
lusartige Flüffgkeit aus allen-Bläschen oder Zellchen 
“eines kleinen Lappens herauspreffen, Brachte ich das 
Stahlröhrchen eines mit Queckfilber gefüllten ‚Glas- 
eylinders in die Oeffung einer Zelle ein, fo drang 
das Queckfilber in die benachbarten Zellchen ein und 
füllte diefe an. Aufser den reichlich vorhandenen Ar- 
terien- und Venenzweigen, die zarte Gefäfsnetze auf 
den Wänden der Bläschen bildeten, fah ich auch 
mehrere Saugaderdrülen, die an den Gefäfsen lagen, 
und eine fchwärzliche Flüffgkeit enthielten. - Einen 
etwanigen Ausführungsgang habe ich nirgends an der 
Drüfe finden können, Ich mufs geftehen, dafs ich 
hier die erfte deutliche und richtige Vorftellung über 
den Bau der Thymusdrüfe erhalten habe, Die ganze 
Malle der aus der Brufthöhle herausgenommenen und 
von allen benachbarten T'heilen losgetrennten Thy- 
musdrüfe wog eine Unze einen und einen halben Seru- 
pel Meldizinalgewichts, Das ganze Thier wog, ehe 
ich es tödtete, fünf und zwanzig Unzen, zwei Drach- 
men und, einen Scrupel, Demnach machte die Thy- 
musdrüle ohngefähr den vier und zwanzisften Theil 
der ganzen Maffe des Thieres aus, Anfangs ver- 
muthete ich, dafs die Schilddrüfe ebenfalls fehr ver- 
gröfsert feyn möchte, allein darin irrte ich mich, 
denn diefe Drüfe war {ehr klein und wog nur eilf 


Gran. Auch die. Nebennieren waren fehr klein, fie 
wogen zulammen nur‘ drei Gran. RN 


In Hinficht der übrigen Organe verdient folgen- 
des noch bemerkt zu werden: 


Die im Verhältnifs zur Gröfse des Thieres fehr 
kleinen Lungen waren ganz zufammengefallen und. 
enthielten nur fehr wenig Luft, «dagegen. waren. die‘ 
Gefäfse um fo mehr mit Blut. angefüllt. Auch das 
Herz war verbältnifsmäßsig fehr klein, denn es war" 
im blutleeren Zuftand nur einen Zoll vier Linien (des 
Parifer Maafsftabs) lang, und neun Linien breit. „Es 
wog, von Seinen Gefäfsftämmen getrennt, zwei Drach-; 
\men und einen Serupel. Die bedeutend grolse, braun- 
roth und gelblich „marmorirte Leber, deren. Gefälse 
viel Blut enthielten, wog eine Unze zwei Drachmen 
und fünf und zwanzig Gran. Die längliche birnför- * 
mige Gallenblafe war mit einer braungrünen Galle an- - 
efüllt, die wenig Bitterkeit zeigte. Die lange, 
vr und braunrothe Milz wog einen Scrupel. Der 
Magen enthielt eine fchleimige weifsliche Flüfigkeit, 
übrigens durchaus nichts von Nahrung. In den dün-. 
nen Gedärmen fand ich eine geringe Quantität eines 
weifslichen, etwas röthlichen und mit Galle vermifch- 
ten Darmfchleims. Der Blinddarm war ganz mit ei- 
ner gräulichgelben ‚fchleimigen Flüffgkeit angefillt, 
in der einige Haare des 'Thieres befindlich waren. 
Auch der Maftdarm war mit einer gräulichbraunen, 
zähen und fchleimigen Flüffgkeit angefüllt, welche 
ganz dem Meconium glich. 


“ 


Im Sommer ‘des Jahres 1813 tödtete ich ein, 
ein Pfund zehn Unzen und fünf Drachmen fchweres, 
woblgenährtes, weibliches Murmelthier, um zu unter- 
fuchen ob fich nicht etwa Verfchiedenheiten in dem 

"Bau der Murmelthiere nach den Jahreszeiten vorfän- 
den.: Vor allen richtete ich meine Aufmerkfamkeit 
auf die Thymusdrüfe.: Nachdem ich die Haut an dem 
Halfe' und an der Bruft eingefchnitten und zurückge- 
fchlagen hatte, kam die ganz fchlaffe, welke und zu- 
fammengefallene Thymusdrüfe zum Vorfchein. Ich 
konnte durchaus keine Bläschen und Zellchen erken- 
nen, weil de keine chylusartige Fliffgkeit enthiel- 
ten, und folglich leer auf fich felbit zulammengezo- 
gen waren., Auch die Blutgefäfse waren in fehr ge- 
ringer Anzahl vorhanden. Eben fo welk und gefäfs- 
arm war dasjenige Stück diefer Drüfe be[chaffen, wel- 
ches in der Brufthöhle zwifchen den Bruftfellfäcken 
lag. Die ganze Drüfe wog nur drei Drachmen und 
einen -Serupel. Welche auffallende Verfchiedenheit 
in Hinficht der Thymusdrüfe, mit der jenes während 
des Winterfchlafs getöcdteten Murmelthiers! Bei jenem 
machte die Thymusdrüfe den vier bis fünf und zwan- 
zigften Theil,der ganzen Malie des Körpers aus, und 
bei diefem ungefähr nur den hundert und fechzig- 
Sten Theil. 

Aus diefen Unterfuchungen geht alfo offenbar 
hervor, dafs die Thymusdrüfe während des Winter- 
fchlafs fehr bedeutend vergröfsert und in ihrer Malle 
vermehrt wird. ı Diefe Vergröfserung fcheint theils 
von dem grölseren Einfufs des Biuts, und theils von 


der Abfonderung einer chylusartigen Flüffgkeit in die 


- Zellchen und Bläschen der Drüfe herzurühren. Nach 
_ dem. \Winterfchlaf nimmt dje Thymusdrüfe fehr merk- 


lich'an 'Gröfse ab, diefes fcheint, von einem geringe- 
ren Einflufs’ des Bluts und von dem Verfchwinden 
der chylusartigen Flüffgkeit abzuhängen. -Da die Thy- 
musdrüfe keinen Ausführungsgang hat, fo kann die 


im ihren Zellchen‘während des Winterfchlafs abgelon- 


derte chylusartige Flülßgkeit nur durch Anffaugung, 


_ allo durch die Thätigkeit von Saugadern "wieder auf- 


genonimen werden. 'Es entfteht jetzt die Frage: warum 
während. des Winterfchlafs eine chylusartige Flütfig- 
keit aus dem Blute in die Zellchen der Thymusdrüfe 


‚abgelondert werden möge? Diefe Frage möchte durch 


Folgendes beantwortet werden: Während des Win- 
terfchlafs geht der Athmungsprocefs ungemein Jang- 
fam von Statten, ja er fcheint in manchen Fällen ganz 
fuspendirt zu feyn, wie aus den von Sai/fy angeftell- 
ten Verluchen erhellet. Durch die Abfonderung einer 
chylusartigen und folglich wenig oder gar nicht oxy- 


“ dirten Flüffigkeit aus dem Blute in die Zellchen der 


’ Thymusdrüfe muls alfo der oxydirte Theil des Bluts 
_ relativ’an Malle zunehmen. Ein überhaupt fehr we- 


zig oxydirtes Blut unterhält den während des Winter- 
fchlafs fehr langfam und träg von Statten gehenden 
Vitalitätsprocels diefer Thiere. Wenn im Frühjahr 
der Athmungsprocels beim Erwachen der Thiere wie- 
der feine vollkommene Energie erhält, fo wird die 
in die Zellen der Thymusdrüfe abgefonderte chylus- 
artige Flülfigkeit wieder eingefaugt und dem Blute zu- 


gemifcht, um bei dem Kreislauf durch die. Lungen 
oxydirt und in:Blut verwandelt zu werden. ; So wird 
denn. auch die chylusartige Flüffgkeit die erfte Quelle 
der Ernährung; für ‚die aus dem Winter[chlafe erwach- 
ten Thiere, ‚welche gleich bei dem Erwachen: felten 
Nahrung finden. 

Ich mufs hier auch ee dafs ich! die Thy- 
musdrüfe bei dem Igel und bei den‘ Fledermäufen con- 
ftant zu jeder Zeit gefunden habe, und dafs diefe 
Drüfe während des Winter[chlafs ebenfalls um mehr 
als das Doppelte an Gröfse zunimmt und eine chy- 
Jusartige Flüffgkeit enthält, welche ich im Sommer 
nicht wahrgenommen habe. Desgleichen ift die Thy- 
musdrüfe in einigen Walferthieren vorhanden; denn 
ich fand fie in‘der Fifchotter und im Bieber. In 
einer fieben Pfund fchweren und ganz ausgewachfe- 
nen Fifchotter, ‘welche ich am 24. April 1814 zer- 
gliederte, war die von oben nach unten platt gedrückte 
Thymusdrüfe drei Zoll lang, ein und einen halb Zoll 
breit: und ihr Gewicht betrug eine und eine halbe 
Drachme und fiebzehn Gran. Sie beltand aus vielen 
Lappen und hatte eine röthliche,. fehmutzig weifse 
Farbe. Die verhältnifsmäfsig fehr kleine Schilddrüfe 
bildete zwei Lappen, wie bei den meiften Raubthie- 
ren, weil kein verbindender mittlerer Theil vorhanden 
war, In einem dreilsig Pfund fchweren und drei Fuls 
drei Zoll langen Bieber, welchen ich am 14. Decem- 
ber 1811 unterfuchte, fand ich eine ungemein grofse 
Thymusdrüfe, die aus der Brufthöhle herausftieg und 
halbmondförmig ‘die Luftröhre und den Hals umgab. 


\ 


ee 


Jun 491 
Atısgeftreckt' wär fie vier "Zoll and ze Linien lang. 
"Sie beftand aus vielen Läppchen und’ hatte eine röth- 
lich weifse Farbe. - Ihr' Gewicht "betrug zwei und eine 
halbe Unze ein Drachme und einen Scrupel:’ Auch 
hier war die Schilddrüfe klein. ' Ob fich bei diefen 
Thieren eine Verfchiedenheit in Hinficht der Gröfse 
der Thymusdrüfe nach den Jahreszeiten findet, Karin 
ich nicht angeben. Doch ift es mir wahrfcheinlich,; 
dafs die Drüfe im Winter vergröfsert werde, weil die 
eben genannten Thiere im Winter felten ihre' Höhlen 
verlaffen und meiftens fchlafend in der fehr vercor- 
benen Luft der Höhlen zubringen. - Auch bei diefen 
Thieren möchte die Function der Thymusdrüfe die 
zuvor beim Murmelthiere angegebene feyn. 

- Uebrigens ift es auffallend, dafs eine fo grofse 


- Aehrlichkeit in den Lebensäufserungen der Thiere 


während des Winterf[chlafs mit den Lebensäufserun- 
gen des Fötus Statt findet; ja ich möchte daher den 
Winterfchlaf ein wahres periodifches Zurückfinken der 
Thiere in den Fötuszuftand nennen. —Man erlaube 
mir nur einige Bemerkungen beizufügen, wodurch 
diefe dem Anfchein nach fonderbare Ausfage gerecht- 
fertigt wird. Wie beim Fötus der 'Thiere überhaupt 
keine Aeulserungen des höheren animalifchen Lebens, 
nämlich Keine höhere Empfindung, keine Action der 
Sinnesorgane und keine freiwilligen Bewegungen Statt 
finden, lo fehlen fie auch bei den Thieren während 
des Winterfchlafs, Wie bein Fötus nur die Organe 
des niederen animalifchen oder vegetativen Lebens 
thätig find, fo auch bei den Winterfchläfern. Beim 


493 wu 


Fötus findet nur ein geringer , kaum’ merklicher Un- 
terfchied. zwifchen..dem ‚arteriellen und venöfen Blut 
Statt, daffelbe ift, auch der Fall bei dem Blute der 
Thiere während des Winterfchlafs. Das Blut des Fö- 
tus befteht aus. viel Serum und wenig Blutkuchen,‘ 
fo auch das Blut der Winterfchläfer. Der Kreislauf 
des Bluts geht im Fötus fehr langfam von Statten, fo 
auch bei den, winterfchlafenden Thieren; . das Herz 
contrahirt fich kaum acht bis zehnmal in.einer Mi- 
nute. Die Temperatur des Bluts und des ganzen 
Körpers ift beim Fötus gering, dies ift auch der Fall 
bei: den Thieren während des Winterfchlafs, denn die 
Temperatur ihres Bluts beträgt kaum “drei Grad über 
Null. Im Fötus ift die Thymusdrüfe fehr grofs und 
enthält eine ‚chylusartige Flüffgkeit, fo auch in den 
Winterfchläfern. Im Fötus hat die Leber eine fehr 
bedeutende Gröfse, daffelbe findet auch in einem auf- 
fallenden Grade bei den winterfchlafenden Thieren Statt. 
Die Leber des Fötus fondert Galle ab, welche. mit 
dem Darmfchleim vermifcht das Meconium bildet; auch 
während des Winterfchlafs dauert die Gallenabfonde- 
rung fort, und man findet in dem Darmkanal diefer 
Thiere eine dem Meconium vollkonımen ähnliche Flüf- 
Agkeit. 

Ich endige hier diefe Bemerkungen, die, wie 
ich glaube, meine Meinung rechtfertigen, dafs die Le- 
bensäufserungen der winterfchlafenden Thiere eine 
grofse Aehnlichkeit mit den Lebensäufserungen des 
Fötus ‚haben. Die gelegentliche Mittheilung meiner 
Verfuche und, Beobachtungen über den Wintexichlaf 


mu 493 


der Amphibien werden BEE Meinung noch mehr he 
‚Ttätigen. alt » 
OmEr uV LAU N 
Nachfchrift des Herausgebers. 

Die. vorftehenden: vortrefflichen Unterfuchungen 
‚meines verehrten Collegen find, aufser. ihrer, Genauig- 
keit und ‚dem: hohen Intereffe des Gegenftandes,. ‚vor- 
züglich infofern‘ ‘wichtig, alsı hie frühere Anfichten und 
Bevbe htungen .beftätigen. .. f i 

In erfterer Hinficht verdient bemerkt 'zu winden] 
_ dafs Schon‘ ders ehrwürdige |Palläs "), wie: ich . bei 
" veiner<anderii Gelegenheit: fchon bemerkte ?), den Win- 
sterfchlaf ; 'atısdrücklich mit ..dem : Fötuszuftande‘ ver- 
‘glich, inderi er fagte: „Largior thymus atque; glandu- - 
- „larım thymo. analogarım apparatu& ‚in. omhibus, 
»quaefopiuntur, animalibus obfervabilis, atque 'hyeme 
„magis floridus, ufum earum,in fubigendo -humores 
-„conliftere, eo: magis:probabjle reddunt, yuzimzlethar- 
„gus! ifte,.animalium\ ex. parte, ftatui, foetus in utero 
„quam, maxime  comparabilis videatury foetüsque pa- 
‚„riter thymus in univerfum, florenti/jinta, reperiatur,‘ 
und ‘beinahe ‚eben fo Prunelle an der von Herrn; Tiede- 
mann angeführten Stelle fagt 3): „Je Pourrois en 
„ceomparant la vie lethiargique du foetus avec celle de la 


7) Novae fpecies quadrupedum e glirium ordine. Exlangae 1773. 
p- 118, 

2) Abhandl, aus der menfchl. und vergl. Anatomie. Halle 1806. 
S. 252. SUEAFERREN 

3) Becherches fur les ph&nomenes et fur les A du fonımeil 
hivernal de quelques mammiferes in Ann. du eg Tome 
XVII. 1811. p. 32T, u 


a u 


„marmotte faire, voir ‚que, la premiere tient,; ‚A ‚peu de 
„chofe pres aux memes circonftances que h feconde.. 6 
In letzterer Hinficht find Herrn Tiedemann's 
Beobachtungen ein fchätzenswerther Beiträg zu den 
Refultaten der Unterfuchungen: von Pallas ‚os Prunelle 
und mir, indem wir die 'Thymus bei:den winterfehle- 
.fenden ‚Nagethieren., dem Igel und'.den- Fledermäujen 
\keinesweges'blofs das ‘ganze Leben hindurch beftehend 
fahen, fondern auch ausdrücklich die ı Vergröfserung 
derfelben im. Winterfchlaf anzeigten.. 1, 
 Dafs Pallas diefe Erfcheinung bekannt. 'war , 'be- 
-weilen feine oben angeführten ‚Wortes \ Eben. ‚fo ‘habe 
ich fchon vor mehrern Jahren bemerkt, dafs ich beim 
Igel kurz nach dern Erwachen aus dem Wihterfchlafe 
die Hals- und Rückenthymus weit dicker, atgefchwoll- 
ner, faftiger, röther, gefäfsreicher als kurz, vor: ‚dem 
Eintritte .derfelben fand *). eernstiof) Big 
Dafs : Prunelle keinesweges unter die Naturfor- 
‚ ‚fcher ‘gehört, welche die 'Thymus in ‚den ‚winterfchla- 
‘ -fenden Thieren überfahen, beweift die Stelle, wo. er 
ausdrücklich fo von ihr handelt ?): 
: Die Thymus, welche bei den Winterfehläfern 
im Allgemeinen ziemlich entwickelt ift, liegt beim 
Igel im obern Theile der Bruft auf dem Herzen. 
Nur gegen den Winter, wird fie bei den Winterfchlä- 
fern etwas grofs: im Frühjahr und Sommer ift fie fo 
- dünn, dafs fie bei den Fledermüufen nur einem Bün- 


1) Cuvier Vorlef. über vergl. Anat. Bd, 4. $, 720. 
2) A.a. 0. 8.308 —zır. 


 dek röthlicher Fäden gleicht.‘ ‚Beim Igel ift fe deut- 
“licher ‚ noch mehr\beim Murmelthier,. wo fie weniger 
- ‚das : Anfehn.reiner einzelnen Drüfe als mehrerer, durch 
- -fehr lockerk&s; Zellgewebe wereinigter drüfger Punkte 
-hat.Diefe -Beobachtungen beftätigten fich. als beftän- 
‚dig in zwei Fledermäufen, vier Igeln und heben Mur- 
‚melthieren, welche zwifchen dem April ia Auen: 
7 ee wurden. Hi Dim WER: 
Im: Herbfte aber paleidfen! die, in. der’ a 
, Orgänevfichtbare Veränderungen. Um’ 
sdiefe’’Zeit häuft fich eine anfehnliche Menge fehr feften 
Fettes mter «lem -Bruftbein, fowohl in ‚der. Mitte ‚ab 
-im ganzen Umfange des Herzbeutels und der grolsen 
"Gefäfse,und>beiden Mittelfellen an... Jetzt: nimmt, die 
| -Toymus der Fledermäufe faft die Hälfte der Beuft- 
höhle ein, und ihre! Anhänge erltrecken ich ‚über, den 
-Herzbeutel weg zwifchen die grofsen Gefäfse, ‚Eben 
fo’ vergrölsert fich auch beim! Igel die Thymas be- 
 tächtlich, verlängert fieh bis unter den Aortenbogen 


und 'breifet fich längs «dem iobern Rande‘ des; Schul- - 


terblättes bi zum bintern ‚Theile xles Halfes aus. 
Beim Murmelihiere vergrößsert ‚ich (diefe: Drüfe 
noch. bedeutender. ° Bei eihem, im December 1806 
 unterfuchten fand ich die Lungenfabftanz fehr fett; 
"beim Durchfchneiden flofs fo viel Fett aus, dafs es of- 
"fenbar die Blutbewegung hindern mulste, . Eben: fo 
-Itrötzte auch die Thymus von Feit. | Sie füllte den 
ganzen! vordern Raum der Brufthöhle, von den Schlüf- 
delbeinen bis zur Herzgrundfläche‘ an, ‚„umfalste die 
Aorte bei ihrem Austritt aus dem,Herzbeutel und 


au... 


fchien hie zufanımen zu drücken. ‘ Verlängerurigen von 
ihr begleiteten die abfteigende «Aorte. bis'zu ihrer 
"Theilung in die Hüftpulsadern und - umfchloffen + fie 
eng. Bei Murmelthieren, die im Laufe deffelben Win- 
ters, am 25. Februar, am 7., 15.'und 25..März. un- 
terfucht wurden, waren diefe Verlängerungen‘in dem- 
felben Verhältnifs als die: Jahrszeit vorgefchritten war, 
immer kleiner und fchon beim zweiten  T'hiere etwas 
von der Aorte entfernt, bei einem 'am| 15. Mai fe- 
cirten ‚kaum merklich, eben ‘fo wenig bei andern, ge- 
‘gähmten, nicht in den Winter[chlaf verfallenden, welche 
‘im folgenden Winter geöffnet ‘wurden. ‘ Eine :grofse 
Menge von Blutgefäfsen, die fich nach allen Richtun- 
gen kreuzen,‘ verbreitet fich' in den Verlängerungen 
der Thymus. Sie entfpringen von den ‘Zwifchenrip- 
penpulsadern ; die der Thymus felbft von der untern 
Schilddrüfenpulsader. Die rechte und Jinke,Schlüf- 
felpulsader und die linke gemeinfchaftliche .Garotis 
waren von dem Körper der Drüfe felbft. bedeckt. 
‚Alle diefe Gefäfse, fo wie die Bruft - und. Unterleibs- 
gefäfse find bei den Winterfchläfern fehr ftark ent-) 
wickelt. Bei demfelben Thiere finden fich‘ zwei an-] 
dere, in ihrem Bau der Thymus fehr ähnliche, nur} 
weniger gefäfsreiche Drüfen, welche unter dem gan- 
zen grolsen Bruftmuskel liegen. Aehnliche, fehr an- 
{ehnliche Drüfen liegen vorn und an der Seite des 
Halfes. Alle fchicken Fortfätze zu den Unterachfel- 
drüfen, die 'fich wieder mit denen der ‚Thymus 
{o vereinigen; dafs dadurch eine. einzige drüfige 
Maffe gebildet wird. Eine folche Thymusmaffe findet 

man 


znan b#i den Fledermäufen, dem Igel, der Hafelmaus 
und dem Murmelthiere, nicht aber bei den nicht» 


‚Ichlafenden Mäufen. Die fie‘ zufammenfetzencden Drü- 
fen und vorzüglich die eigentliche Thymus erhalten 


eine anfehnliche Nervenmenge. Das Lungengeflecht ift 
fehr.klein, dagegen find die vom Stimmnerven zur Bil- 
dung des Herzgeflechtes abgehenden  Aefte fehr 'grofs, 
Der Zwerchfellsnerv des Igels, der vom vierten und 
fünften Halsnervenpaare entfpringt, ift äufserft dick. 


Mittelft des befchriebenen, im Frühjahr gewöhn- 
lich fehr unmerklichen Drüfenapparates werden die 
Lungen in den hintern Theil der Bruft gedrängt, wo 
fie fo zufammengedrückt find, dafs fie durch Aufbla- 


fen kaum ein Drittheil ikrer gewöhnlichen Gröfse er- 


halten. Das Herz und die grofsen Gefälse, eben fo 
die Gefäfse des Unterleibes, ftrotzen von, dem An- 
fehn nach beinahe ftockenden Blutes Dagegen find 
die verhältnilsmäfsig fehr kleinen Hirngefäfse nie fo be- 
deutend angefüllt. Der Igel und die Fledermäufe un= 
ter[cheiden fich von den Murmelthieren durch die Or.) 
ganifation der Brufthöhle, fofern bei ihnen die Thy- 


“ musfortfätze fehlen; allein ihr Winterfchlaf ift auch 


viel kürzer und weniger tief als beim Murmelthier, 


‚So vollftändig diefe Befchreibung von Prunelle 


-ift, fo wenig befriedigend ıft, meines Dafürhaltens, 


fowohl feine Angabe des erften Entdeckers der Gröfse 
der Thymusdrüfe bei den Winterfchläfern, als feine 
Erklärung der Beziehung, worin diefelbe mit dem 
Winterfchlafe fteht, 


M. d, Archiv. I. 4. li 


In erfterer Hinficht ift es faft' lächerlich dafs 
er Cwvier zu Folge einer aus: deffen  Elemens d’ hi- 
- ftoire naturelle. eitirten ‘Stelle, . worin: es heifst, dafs 
die Thymus und andere Drüfen die Brufthöhle: der 
Winterfchläfer beengen, als den Urheber diefer — Idee 
» nennt, da. fie nicht nur fchon Pallas: allen Winter- 
fchläfern in .der' angeführten Stelle zugefchrieben, don- 
dern auch mehrere ältere Anatomen;,: z.B. Scheuch: 
zer und Harder fchon ähnliche Bemerkungen gemacht 
hatten. 


Die Beziehung der vergröfserten Thymus zum 

Entftehen des Winterfchlafes hält er für ganz 'mecha- 
_nileh und leitet fie aus dem Drucke derfelben auf die 
Lungen und die grolsen Gefälse her, wodurch theils 
die normale Ausdehnung der Lunge, theils der Ein- 
tritt des Blutes in diefes Organ und das Gehirn ge: 
hindert wird. Das in der Subftianz der Lungen und 

im ganzen Körper angehäufte Fett, die vergröfserte 
_ Leber, wirken nach ihm auf diefelbe Weile, blofs 
miechanifch, den Raum der Brufthöhle verengend, ir 


: Es lälst fich nun Ereilich nicht geradezu bewei- 
fen, dafs diefe mechanifche Erklärung, welche fich 
»atürlich Tehr leicht vollftändig durchführen läfst und 
auch von. Prunelle gut durchgeführt worden ift, un- 
richtig ilt; allein dafs fie höchft unwahrlcheinlich ift, 
läfst fich ohne grofse Schwierigkeit dartlun., 2: 


" Schon’ der Umftand, dafs fich ein eigenthüm- | 
liches Organ, nicht blofs Fett, welches dach fonit 


allein fich an der Stelle'unthätiger Thheile bildet, fo 
- bedeutend entwickelt, fpricht gegen ‘diefe Anficht und 
‚erweckt die Vermuthung, dafs eine dynamifche Be- 
 ziehung zwifchen dem Winterfchlafe und der Ver- 
gröfserung der Thymus, diefem, Organ und den Lun- 
gen obwaltet. Diefe habe ich daher fchon längft da 
" ausgefprochen, wo ich von der Function der Thymus 
überhaupt handelte 'T),’ und freue mich, "zu fchehh 
dafs fie durch Herrn ‚Tiedemanns. Beitritt eine neue 
- Stütze erhält. 


r 


1) Cuvier Vorl. über vergl, Anat. Bd, 4. S. 223 \ 


ze ; 
H 


ENDEN 


500 


11. 
Me Ne EN U C- B,0e en r 


über die x N 
Wärmefa/fungskräfte der Galle, 
der Milch und des Harns. 


Von Naffe. ' 


Greiche Gewichtstheile frifcher, noch lebenswarmer || 
Rindsgalle von 214° R. Wärme und deftillirtes Wal- | 
fer von 12° Wärme zeigten, bei ı2° äufserer Wär- 
me in einem hölzernen Gefäfse, das die Luftwärme 
hatte, zufammengegoffen, gleich nach dem Zufam- 
mengielsen 17°, und fechs Minuten darauf 163° W. 


Bei gleichem Verfahren zeigten 


gleich 
Verfuch frifche mit Walfer|bei äufserer] nach dem |fechs Minu- 
er. Galle von von Wärme |Zufammen-| ten darauf 
ü gielsen 
2... 122° 1339.11 2420: 283 1758 
3. .,1205° 12,0 12 ° ı6° 152° 
4. 204° *%| 10° 12° 16° 152° 
5. |19° 53° 11 Bl N ie } 
6. 138° | 11° 12° 25° 


*) Diefe Galle war ungewöhnlich dick. 


**) Bis zu welchem Grade die Galle über Kohlen erwärmt wer- 
den war. 


: - 501 
‚. Es verlor demnach "Dagegen gewann das 

die Galle: Waffer: 

Verf. 1. 43° e Fin SS FRE 2 dr 
in, 34° : 44° 207, : 7,36 
a; 47 = 4° :: 1, : 0,94 

227% 43° - 6° Aa; Ay #5: 
- 6 13,° ER: 2 6 ENT CHLOR 
Es gewann die Es verlor das 
Galle: Walfer : 
Verf. 5. Isa vet: ıg® a ee 


Verfuche mit frifcher Kuhmilch beftätigten, was 
"bereits Crawford *) über die Wärmefallungskraft die- 
‘fer Flüffgkeit angegeben hat. Einmal fand ich beim 
Zufammengielsen von gleichen Gewichtstheilen überge- 
triebenem (deftill.) Wallers von ı1 ° und frilcher noch 
lebenswarmer Milch von 23°, bei 104° Wärme der 
Umgebungen, den Wärmegrad der zufammengegofle- 
‚nen Flüffigkeiten eine Minute nach dem Zufammen- 
 gielsen 163 °, und fechs Minuten nachher 164°; das 
zweitenal, wo die Wärme der Milch 133°, die des 
Waffers und der Umgebungen ıı? war, in der Mi- 
Ichung eine Minute nach dem Zufammengielsen 174°, 
und fechs Minuten nachher 17 °. 

u Es verlor alfo die Und das Wafler 


Milch: gewann: 
Verf. ı. 64° 2 53° 23, 751.:220,98 
- 2. 64° - 64° zen 748.04 


was im Mittel x : 0,98 giebt. 


" 3) Verfuche u, Beobachtungen über die Wärme der Thiere. Leip- 
zig 1799. $. 108 u, 381. Er fand das Verhältnils der Wärmefaß- 
fungskraft von frifcher Kuhmilch zu der des Wallers wie 0,999 
za 1,000. 


Gleiche Gewichtstheile kurz vorher gelaffenen 
Menfchenurins von 22%° Lebenswärme und deftillirten 
Waffers von ır 9 Wärme zeigten, bei 11 äufserer 
Wärme in einem hölzernen Gefäfse von demfelben 
Wärmegrade. zufammengegoffen, gleich nach dem Zu- 
fammengielsen 165°, ‘und fechs Minuten darauf 
153° Wärme, USER 

Verf. 2. Gleiche Gewichtstheile frifeher Morgen- 
urin von 273° natürlicher Wärme und übergetriebe- 
nes Wafler von 164° gaben gleich nach dem Sulam- 
mengielsen ‘eine Wärme von 211°, 

Verf. 3. Frifcher Mittagsurin von 242° natür- 
licher Wärme und übergetriebenes Waller von ı1®, 
zeigten bei 11° äulserer Wärme zu gleichen Gewichts- 
theilen zufammengegoffen, gleich nachdem dies ge- 
fchehen, 172°, und fechs Mimuten darauf 162° W, 

Verf, 4. Da in allen bisher erzählten Verfuchen 
immer etwas Wärme an die umgebende Luft und an 
das Milchungsgefäfs verloren gegangen war, fo wurde, 
damit diefe Irrthumsquelle bei einer Meffung fo viel 
als möglich befchränkt werden möge, von den beiden 
zufammenzubringenden Flüffskeiten, die eine, vermit- 
tellt einer Umgebung von Schnee in einem henach- 
barten Zimmer‘ nahe fo weit unter den Wärmegrad 
des Verfuchszimmers und des gläfernen Mifchungsge- 
fälses erkältet, als die andere, zufolge ihrer natür- 
lichen Wärme diefen Grad überfties, Hier zeigten 
nun überipiebenes Wafler von 43° R. (die Meffungen 
gelchahen durch ein Thermometer mit Fahrenheits 
Maafsitab, daher die Neuntel von Graden), und frifcher 


a -  -. 


- Morgenurin von 274°, bei 16% Wärme des Zimmers 
‚und Gefäfses zu gleichen Gewichtstheilen zufammen- 


gegollen, gleich nach dem ‘Zufammengiefsen 155° 
Wärme, und eben fo viel noch fünf Minuten nachher. 
" Es verlor demnach Während das Waffer 


°»°% . der Urin: gewann: 

Ver. 53° 50 12 170040596 
Be 165 5° 0, : 0,83 
Ai u K 64° 4405,25. 0393 

3 4 115° : ı1&° = 12, 1201,02 


Und fo ıunterfcheidet fich denn, gerade dem ge- 
nauelten Verfuche zufolge, der Urin nur fehr wenig 
von dem Wafler an Wärmef; llungskraft; und eben fo 
verhält ieh die Milch. Eine mäflsig dünne Galle 
kommt dem, Waller ebenfalls an Wärmefallungskraft 
nahe; eine dicke fcheint daffelbe hingegen, dem eben 
erzählten Verfuche zufolge, um 0,3 bis 0,4 an folcher 
Kraft zu übertreffen. 

"Da wir keinen Grund haben anzunehmen, dafs 
Galle, Milch oder Harn, mit reinem Waller zulam- 


mengebracht, eine Zerfetzung erleiden, fo ift auch  ° 
“wohl nicht zw vermuthen: es [ey in den hier erzähl- 


ten Verfuchen auf diefem Wege freie Wärme gebun- 
den, oder gebundene frei geworden, und es lafle fich 
deshalb nach denfelben die Wärmefalfungskraft der un- 


‚ terfuchter Flüffgkeiten nicht beftimmen. 


Sind aber jene Meflungen richtig, fo ergiebt fich 
daraus die Unrichtigkeit von P. F. Walthers Behaup- 


tung '): es fey eine Wärmequelle für den Körper 


— 


1) Phyhologie Bd. 2. $. 23% 


504 Du nn a nn al Y / 
warmblütiger Thiere, dafs in demfelben Flüffgkeiten 
abgelondert würden, die dem Blute an Wärmefaffungs- 
kraft nachftänden: bei welcher Behauptung Crawfords 
Erfahrung über ; die Wärmefaffungskraft der Milch 
nicht berückfichtigt zu feyn fcheint, »-Jı Davys *) Un- 
terfuchungen zeigen, dafs das Blut, befonders das aus 
den Schlagadern,; in der Falfungskraft für Wärme dem 
Waller gleich komme; biernach kann älfo wenigftens 
bei der Abfonderung von Galle, Milch und Harn 
keine Wärme für das Blut gewonnen werden. Nun 
find zwar Galle, Milch und Harn nur einige von den 
tropfbaren Flüffgkeiten, die im Körper abgefondert 
werden; aber wir haben keinen Grund anzunehmen, 
dafs andere, Speichel, Magenfaft, Darmfchleim u.f.w, 
fich anders verhalten, und auf jeden Fall find hie die 
am reichlichften abgefonderten ?), 


"Eben fo wenig, wie bei den Abfonderungen 
tropfbarer Flüffgkeiten, dürfte bei, der Aufnahme fol- 
cher Flüffgkeiten in den Speifekanal Wärme durch 
Aenderung der 'Wärmefaffungskräfte für den Körper 
gewonnen’ werden. Mehrere Getränke, die ich unter- 
fuchte, verhielten fich in Hinficht diefer Faffungskraft 


3) Diefes Archiv Heft 1. S. 113 und 114. Auch Philofophical 
transactions for 1814: p. 593. 

2) In ein Paar phyhologifchen Handbichern wird behauptet, auch 
durch die Abfonderung elaftifeh - flüfhger Stoffe werde für den 
Körper Wärme gewonnen, was aber mit dem bekannten phyh- 
kalifchen Geleize, beim Uebergang eines Körpers aus dem 
tropfbarflüffigen Zuftand in den elaftifch - Aülhgen werde im» 
mer Wärme gebunden, nicht wohl verträglich feyn dürfte. 


‘ - 505 


dem Waller nahe gleich. Auf 35° R. erkältetes dün- 
nes braunes Bier und übergetriebenes Waffer von 253° 
zeigten bei 133° Wärme des Verfuchszimmers und 

‘ Mifchungsgefäfses zu gleichen Gewichtstheilen zufam. 
mengegoffen .15 %; Medoc von 43° und übergetriebe- 
nes Waller, von 253° (bei 158° äufserer Wärme) 
ebenfalls 15°; weilser junger Rheinwein von 43° 
und übergetriebenes Waller von 295° (bei 365. äufse- 
rer Wärme) 163°. 

Sie viel ich weils, ift aufser Crawford und J. 
Davy, Dalton *) der einzige Naturforfcher, der die 
Wärmefaffungskraft einer thjerifchen Flüffigkeit be- 
ftimmt hat, Er fand die Faffungskraft der Milch zu 
der des Waffers durch Vergleichung der Abkühlungs- 
zeiten wie 0,98 zu 1,00. So wie ich Bier, Medoc 
und jungen Rheinwein in Hinficht ihrer Wärmefaf- 
füngskräfte dem Walffer beinahe gleich fand, fo be- 

. reits Dalton den gemeinen Weineffis.. Merkwür- 
dig ift in Daltons Tabelle der Wärmefaffungkräfte 
die geringe Fallungskraft der vorzugsweife Wafferftoff 
und Kohlenftoff enthaltenden Flüffigkeiten, wenn man 
fie mit- dem Erfolg der eben erzählten Verfuche über 
die Falfungskraft der Galle vergleicht, 


1) Syltem des chem. Theils der Naturwiffenfchaft, Th, 1. S. 7t., 


———— 


506 u 


III. 

TERROR SO NEE ED 
einiger 
rhieriföher Fluffigkeiten. 
Vom 


Profeffor Dr. J. F. John. 


T. Enermjehe Zergliederung der Gelenk/chmiere eines 
Pferdes. r 


Die Gelenkfchmiere ift eine von denjenigen thierifchen 
Flüfßgkeiten, deren Unterfuchung bis jetzt noch fehr 
vernachläfsigt ift.. Die vorzüglich/ten Thatfachen rüh- 
ven von Margueron her, denen einige von Foureroy, 


andere in Rückficht der falzigen Theile von Hatchett | 


hinzuzufügen find. ‚Man fehe meine chemijchen Ta- 
bellen des Thierreichs. Berlin 1814. T. I. A. und 
I. p. 74 

Margueron zeigte, dals 288 Theile da Gelenk- 
ichmiere von einem Ochfen aus 34 modihcirten Ei- 
weilsftoffs, , 13 gewöhnlichen Eiweilsftoffs, 5 Koch- 
falzes, 2 kohlenfauren Natrums, ı bis 2 phosphor- 
fauren Kalks und 232 Theile Waffers beftehen, und 
auf die Unterfuchung der Gelenkfchmiere des Ochfen 
defchränken fich auch die andern‘ Chemiker. 


zu 507 


"Da ohne’ Zweifel die Befchaffenheit diefer Flüf- 
figkeit für die thierifche Oekonomje von ehr grofser 
Wichtigkeit ift, infofern eine veränderte Mifchung der- 
felben die Bildung des arthritifchen Tophus verurfachen 
kann, fo bleibt die chemifehe Unterfuchung diefer Ma- 
terie, nicht allein in ihrem gefunden, fondern auch im 
kranken Zuftande, ven fehr grofsem Nutzen. Ich war 
daher erfreut, aus der Königl. Thierarzneifchule durch 
die gefällige Mittheilung des Herrn Profeflor Renner 
_ aus Moskau von einem an einer Stichwunde erkrank- 
ten Pferde diefe zu erhalten, und will gleich zeigen, 
"wie ergiebig das Refultät ausgefallen ift. Die Flüfigkeit 
aus dem kranken Gelenke hatte nicht allein eine ganz 
andere äufsere, fondern auch eine verfchiedene che- 
mifche Befchaffenheit, als diejenige der Synovialfcheiden 
der Beugefehnen eines und eben deffelben Pferdes. 
Letztere enthielt ein freies Alkali, jene eine Säure. 
Seit Tenant, ceffen Verluft jetzt die Wilfen- 
fchaft betrauert, die Entdeckung gemacht hat, dafs 
der arthritifche T’ophus aus blafenfteinfaurem Natrum 
zufammengefetzt fey, hat der Chemiker einen neuen 
Fingerzeig erhalten, bei feinen Analyfen vieler thje- 
rifchen Subftanzen auch hierauf fein Augenmerk zu 
richten. Schon Foureroy, der vielleicht die Syno- 
via nur ganz oberflächlich geprüft hat, fchlofs aus 
Murgueron’s Analyfe, dafs die Materie, welche diefer 
für eine Modification des Albumens gehalten habe, 
wahrfcheinlich Harnfäure fey; allein es ift kaum einzu- 
fehen, wie ein folcher Schlufs aus den von Margueron 
angeltellten Verfuchen gezogen werden könne, 


508 en 
“Ich ‚habe aus diefen Gründen mehrere Wege ein- 
gefchlagen, um, die Gegenwart der Blafenfteinfäure in 
der Synovia des Pferdes darzuthun; allein ich war 
nicht vermögend,  felbft nicht in derjenigen, welche 
ungebundene Säure in ihre Mifchung aufnahm, eine 
Spur davon mit Gewilsheit. aufzufinden. Wichtig‘ 
ift jedoch die Unterfuchung der menfchlichen Syno- 
via, weil im. menfchlichen Harn die Harnfäure nie 
fehlen . darf. ! ” " 

Ueberhaupt fcheint mir . das Vorkommen der 
Blafenfteinfäure in den Gelenken arthritifcher Menfchen 
noch immer von Chemikern, die aus der Natur und 
Erfahrung, nicht aber den Irrthümern Anderer fchöpfen, 
einer Beftätigung zu bedürfen. Wenigftens kann ich 
verfichern, im wahren, ächten, ‚arthritifchen Tophus 
diefe Säure nie gefunden zu haben. Damit will ich 
aber. keinesweges die durch den berühnten. Tenane 
in Umlauf gebrachte Meinung zu widerlegen fuchen; 
wohl aber beweifen, dafs, wenn jene gegründet ift, 
die Knoten aus blafenfteinfaurem Natrum ungleich 
feltner feyen, als diejenigen aus phosphorfaurem Kalk, 
deren Vorkommen feit einer Reihe von Jahren ganz 
beftritten wurde. 

Die Synovia ift, ihrer Natur nach, als eine Iym- 
phatifche oder feröfe Flüffigkeit zu betrachten, welche, 
fo lange keine Gerinnung derfelben Statt findet, die 
Gelenke fchlüpfrig erhält. Die Ungereimtheit der 
‚ "alten Meinung, dafs fie eine fertige Materie fey, die 
einzige fogar mit dem T'heere, welches zum Schlüpf- 
rigmachen der Wagenachfen gebraucht wird, ver- 


glichen; ifte fchon feit "Marguerun’s FERRERRNGIE 
| Sig, BEI, \ 
=: RN ae aus der: Synovialjeheide 2, 
Das Gelenkwaffer hatte eine‘ hellgelbliche ins 
Röthliche . fchielende Farbe,, war klar und ‚durch- 
fichtig,, faft fo dünnflülßg als Milch, ‚und ‚hatte ein 
fpecihifches Gewicht ‚von 1,929. ‚Der Geruch war 
wenig ausgezeichnet. ‚Das rothe Lackmuspapier ı wurde 
davon blau gefärbt, „Mit gebranntem Kalk zufammen- 
gerieben zeigten Säuren ‚darin die Gegenwart des, Am, 
moniums an (?). ; ; 
=, „Mit Metaliguflsfungen, pn Weingeift‘,. Gal- 
Iusinfußon, gab es Gerinnungen ‚oder Niederfchläge. 4 
.,,,250,6ran Gelenkwafler warden ; aufgekocht, sr ‚Die 
Flüffgkeit geltarrte zu einem gleichförmigen Kuchen, 
von dem fich keine Spur Feuchtigkeit abfonderte. 
Ich erwärmte das 'Gattze mit defüllirtem Wäffek und, 
filttirte es. "Das Filtrat wurde etwas’ verdunftet und 
die zurückgebliebene‘,' farbenlofe 'Alüffigkeit ich Felbft 
überlaffen. a m ao 
Die fehr aufgequollene Bläfe;' welche einem Eier- 
kuchen vergleichbar ‘war, wurde «Ausgetrocknet,"wor- 
auf fie 16 Gran'wog und alle Tagan des 'Al- 


bumens befafs. ’ J 


" 4) Diele a war, wie bemeikt, von demfelben Pferde, von 


welchem ich die kranke erhielt, und ‚lie hatte ganz diefelbe 
Befchaffenheit, welche fie bei völlig gefunden Pferden zeigt, 
aufser delı fie Jh in ungleich grofser Menge abss/onder: 
haue. 


ı Diefes Albumen., iefs fich nicht {chwer 'einäfcherin 
pi hinterliefs X 4 Gran einer weifsen Afche,,, ‚welche 
freies Alkali, phosphorfaures, falzfaures und Spuren 
fchwefelfauren Kali’s, .. nebft etwas phosphorfaurem 
Kalk (wahrfcheinlich mit "Lalk verbunden) suelielk, 


Die oben“ erwähnte farbenlofe Flüfßgkeit, welche 
Von dem Kltrirten Albumen abgetrocknet’ war, kryltal- 
Iififte zu dünnen kubifchen Kryftallen. ' In der Wärme 
trocknete das Gänze aus) ohne zu verwittern, und 
in dei Luft zerflofs wieder der ausgetrockhete Theil. 
Die Kryftalle gaben mit fchwefelfauremn Silber‘, nicht 
aber mit Barytauflöfung, einen Niederfchlag. Die 
ganze Maffe, welche gegen "iX Gran wog, "beftand aus 
etwas 'thierifcher, in der Hitze verbrennlicher Materie}: 
kohlenfautem Bes) a N Ks falefaurem 
Natrum, 3 = 


Um über die Salze noch Ben Auftchlutfe zu 
erhalten, verbrannte ich einige Drachmen ‚Synovia, 
welche: zur. Trocknils abgeraucht war. . Die weilse- 
Afche hinterliefs Spuren phosphor- und kohlenfauren 
Kalks.. Vielleicht enthält die,Synovia .daher ein. ver- 
brennliches Kalkfalz, vielleicht aber rührt, der kohlen- 
faure Kalk auch nur von einem Theile zerfetzten phos- 
phorfauren Kalks her. Die Lauge wurde fich felbft 
überlaffen, worauf fie zu kleinen, würflichen Kryltal- 
len nebft einem andern, efflorefcirenden und an der 
Luft ftets trocken bleibenden Salze anfchofs, deren 
Menge kaum X Gran betrug. Ich fättigte das freie 
Alkali mit Seipeterfäuke und erhielt dann durch Kry-- 


ftallifation das fchönfte falz- und falpeterfaure Natrum. 
Keine Spur von Kalifalz. 
500 Theile Synovia würden demnach enthalten: ' 


Pie ini trocknen Zuftande 32, oder imZultande 

\ suaklıe ‚5  des’geronnenen 

Brain 1 \Eiweilses |... 075 

phosphorfauren Kalks‘ (viel- 
„ leicht mitSpuren Talks) . ‚0,50 bis 75. 

Thierifcher verbrennlicher 

‘ Materie Mr 


falzlauren Natrums 


‚Spuren phosphorf. Natrums ' 3:09 
kohlenlauren Natrums yet: 
phosphorfauren Kalls fi Heig Y 
 Wälkrigkeit : Wen 1. 0% 1464 5 421 
| 500... eu: „500 


ar aa A AURR N 


3. Krankhafte Synovia aus dem’ Gelenke des Carpuss 


Sie hatte die rothe Farbe der Muskeln, war trübe 
und von der Confiftenz eines (dünnen Liniments. ©. 
Ihr Geruch war nicht eben ausgezeichnet und 
‚gar nicht ftinkend. i 
Sie färbte, im Gegentheil von der normalen, das 
blaue Lackınuspapier roth. 
Uebrigens wurde fie durch alle die Reagentien 
gefället, wodurch die vorhergehende zerfetzt wurde. 
Durch Filtration liefs fich davon eine muskulöfe, 
chlammartige Materie trennen, die fich zu Salpeter- 
fäure, Alkalien u. f. w. wie Eiweifsftoff in einen: 
modiheirten Zuftande verhielt; allein ‘andere Eigen- 


5 12 RITTER 


Ichaften‘ zeichneten fie wieder davon aus. Es ift fehr 
wahrfcheinlich, dafs fich diele Materie aus dem auf: 
löslichen Eiweißsftöffe, der fich gerinnend| freien, 
bildet, ., 

‚Die filtrirte Flaffgkeit hatte eine, sera bus 
rothe Farbe, war klar, vollkommen durchfichtig und 
röthete das Lackmuspapier ftark. Sie wurde mit de- 
ftillirtem Waffer vermifcht und dann bis zum Koch- 

. punkte erhitzt, worauf fich ein feifchrother Eiweils- 
kuchen abforderte, der ebenfalls von der Flüfßgkeit 
durch ein Filtrum gefchieden „wurde. |. 

Das concentrirte Filtrat röthete gleichfalls das 
Lackmuspapier und gab mit Blei- und Queckfilber- 
auflöfungen ftarke Niederfchläge, die fich in Salpeter- 
fäure wieder Auflöften. Ammonium fällte Spuren 
phosphorfauren Kalks; aber durch Barytauflöfung 
wurde fie nicht verändert. Das Kalkwaffer veränderte 
fie im erften Augenblick gar nicht, bald darauf aber. 
erzeugte fich, und zwar nicht auf der Oberfläche, eine 

Wolke. Demnach kann die freie.Säure keine andere, 
“als ‚Phosphorfäure feyn, welche etwas phosphorfauren 
Kalk aufgelöft enthielt. 

Eine albuminös- fibröfe Materie, 

Albumen, 

Freie Phosphorfäure und 

die verfchiedenen Salze der normalen Synovia 
find demnach die Beftandtheile der Gelenkfchmiere aus 
dem verwundeten Gliede des Pferdes, | 

Hieraus läfst fich die Bildung des Callus und der 
Gelenkknoten bei den Pferden felır genügend erklären, | 

dena 


- denn wenn die letzteren gleich nie ünterfucht find, 
fo ift es kaum zu bezweifeln, dafs ihre Milchung 
- Phosphorfäure und Kalk fey. j; 


4. Chemifche Zergliederung einer arthritifchen Con- 
eretion aus dem' Armgelenk einer Leiche. 


Ich will die Analyfe einer Art " Concretioneg 

noch hinzufügen, um einen directen Beweis von derh 

in der vorhergehenden Abhandlung erörterten Gegen- 
ftande zu geben. 

4 Diefe Coneretibnen fand der Director der König]. 

Anatomie, Herr Prof. Rudolphi, und durch deffen ge- 
fällige Mittheilung erhielt ich einige derfelben. ' 

| Sie befanden fich, an der Zahl 3 oder 4 Stück, 

h ‚in dem Armgelenke einer Leiche, verbunden mit einer 

" Anzahl von Verknöcherungen, die ganz das Anfehen 
des Knorpels hatten, durchfcheinend waren und fich 
einer planconyexen, dreifeitigen, ‚ gedrückten ‚ Figur 

- näherten. ü 

Aeufsere Kennzeichen. 
Farbe : Schneeweils und gelblichweifs. 

" Gefialt: Eine einzige war dreilächig und glatt; eine 
andere rundlich, äufserlich warzenartig oder fta- 
laktitifch; die übrigen waren rauh, uneben, ganz 
unregelmäfsig und zum Theil angefreffen. 

“ Glanz: Matt und fchimmernd , von Fettglanz. ug 
Bruch: Erdig. ih 
Durchfichtigkeit: Undurchlichtig. 

M, d, Archiv, I. 4, Kk 


‘ Härte: Hart.” Sie liefsen fich fchwer zerfchlagen, 

wobei fich das Pulver zufammenballte. . 

Anfühlen: Sie fühlen fich, befonders im gepulver- 
S ten Zuftande, etwas fettig an. 
Aeufserlich find fie mit einem dünnen Häutchen 
bekleidet. ELTERL ET Bi, 
Aruree ig 
4A. Die fchwache Salpeterfäure fcheint in der 
Kälte nicht merklich darauf zu wirken. Erwärmt 
man aber etwas Concretionspulver mit diefer Säure, 
fo wird der gröfste Theil unter Aufbraufen aufge- 
löft. Nur allein die Ichleimigen und membanöfen 
Theile bleiben zurück. "Die falpeterfaure Auflöfung 
verhält fich in der Wärme gerade wie Kalk mit Phos- 
phorfäure verbunden und es giebt fich auf keine Weile 
die Gegenwart der Blafenfteinfäure zu erkennen. 

Sauerkleeläure fällt aus der falpeterfauren Auf- 
löfung Kalk, Ammonium, phosphorfauren Kalk und' 
ätzendes Kali; aus-der mit Ammonium zerletzten 
Flüffgkeit Kalk ohne Phosphorfäure. 

B. 4 Gran des arthritifichen Tophus wurden 
der Hitze, ausgeletzt. Sie erweichten fich, bläheten 
fich auf, verkohlten fich und nach ‚erfolgter Einäfche- 
‚ zung blieben nur ı$ Gran, Rückftand. Letzterer 
wurde zerrieben und mit Walffer ausgekocht., Das 
Filtrat fürbte das rothe Lackınuspapier blau. ‘ Nach 
freiwilliger Verdunftung blieb eine fehr geringe Menge 
einer. kryftallinifchen, glänzenden Salzrinde. zurück, 
die aus Alkali, phosphor - und fchwefelfaurem Alkali 
beftand. a 


_— 515 


Der in Waffer ünauflösliche Afchentheil löfte fich 
braufend in Salpeterfäure auf und es blieb nur .eine 
Spur Kohle zurück, Ammonium fällte 1T Gran phos- 
phorfauren Kalk mit Spuren kohlenfauren Talks, und 
Kali # Gran kohlenfauren Kalks. 

c. Eine andere kleine Portion der’ elretion 
wurde mit Alkohol digerirt. Das Filtrat blieb nach 
dem Erkalten völlig klar; allein bei der Vermifchung 

“ mit Waller wurde die Auflöfung durch das Mar 
Fett milchicht. 

Wir fehen hieraus, dafs 4 Gran des arthritifchen 

Tophus zerlegt find, in 
‚  thierifcher, verbrennlicher Materie mit ’ 
Spuren eines talgigen Fetts a etwas 


Feuchtigkeit _. n " . 28 Gran. 
“ phosphorfäuren Kalks . . rt u 
- kohlenfauren Kalks mit Spuren kohlen- 
fauren Talks . Y Es. 
kohlenfauren-, phosphor - und (chwefel. 
fauren Alkali’s nebft Verluft r 
4 Gran. 


Hieraus folgt, dafs, wenn es Knoten. aus harn- 
faurem Natrum giebt, diejenigen aus phosphorfaurem 

. Kalk u. f. w. keineswegs ausgelchloffen werden, fon- 
‚dern dafs die früheren Verfuche Foureroy’s und Guy- 
“ton Morveaws *) allen Glauben verdienen. _ Diefe 
 Concretionen bilden fich ohne Zweifel nach Art der 
Knochen, mit deren Mifchung fie wenigltens qualitativ 


1) Meine chemifchen Tabellen des Thierreichs, T, 1. C. p. 49. 
Kk a2 


identifch find. Es entfteht zuerlt in den Gelenken 
eine. knorpelartige Verhärtung, die dann durch die 
Aufnahme der Knochenerde, welche fich aus den aus- 
hauchenden Arterienveräftlungen ergiefst, verlanöchert, 
und ‚nach und nach durch neue Anfchwellungen.. im- 
mer gröfser und grölser wird. 


5: Bemerkungen über eine ex/udirte Materie im 
Peritonaeum einer Kuh, die am vierten Tage 
nach einer gewaltfamen Geburt [tarb. 


Die Aerzte haben bekanntlich feit langer Zeit die 
Beobachtung gemacht, dafs fich im Peritonaeum der 
Kindbett- Fieberkranken eine Flüflfigkeit, welche mehr 
oder ' weniger die äufsere Befchaffenheit der Milch 
hat, anfammele, und (lafs fich bei der ‚Obduction fol- 
cher Todten die 'I'heile der Eingeweide im Unterleibe 
mit einer käfeartigen Materie überzogen finden, 

Selle, welcher im iften, zten und 3ten Theil fei- 
ner neuen Beiträge zur Natur- und  Arzneiwiffen- 
fchaft Berlin 1784 -—— 86, eine grofse Anzahl eigener 
Erfahrungen über diefe Krankheit anführt, ift der 
Meinung, dafs diefe Flüffgkeit wahre Milch fey, 
die ihren Urfprung aus ‚den Milch- und Lymphge- 
fäfsen habe, und) er betrachtet fie.als die materielle 
Urfache des Kindbett- Fiebers, der Entzündung des 
Bauchfelles, der Gedärme, der Gebärmutter u. f. w. 
Um feine Meinung von der milchartigen Natur diefer 
Flüffskeit aufser allen Zweifel zu fetzen, veranlafste 
er Herrn Hermb/tädt zur Anfertigung einer , Analyfe 


derfelben und diefer beftätiget es ‘in einem Briefe (a! 
a. O. T. 3.), worin er anzeigt, flüchtiges Ammonium, 
buttrichte und käfichte Theile in jener Flüffgkeit ge 
funden zu haben. 

Herr Prof. ‚Renner beobachtete diefelbe milchichte 
Flüffgkeit bei Pferden, und er theilte mir kürzlich 
eine Quantität der concreten Materie, welche fich auf 

die Oberfläche des Peritonaeum abfetzt, zu einer Ana- 
Iyfe mit. Die Flüffigkeit felbft, deren abfolute Menge 
gegen 24 Quart betragen konnte, war zufällig aus- 
gelaufen. 

Diefe Materie hat eine gelblichweifse Farbe, ift 
weich und zähe und gleicht gewiffermalsen einer 
grolsen , zelligen, continuirenden Membran. 


Das Waffer löfet durch Kochen eine fehr ge- 
ringe Menge Mucus daraus auf, das Uebrige fcheint 
fich aber weder zu verhärten noch zu erweichen. 


Der Alkohol wirkt ebenfalls nur fchwach dar- 
auf; er löfet jedoch, bei Anwendung der Wärme 
ein wenig nicht kryftalliirbares Fett daraus auf, 
welches fich in’der Kälte wieder ausfcheidet und die 
unauflösliche Materie zieht fich nach Art: albuminöfer 
Subftanzen zufammen. Kauftifche Lauge löfet das 
Ganze leicht auf und Säuren fällen daffelbe daraus in 
aufgequollenen Maffen. 

Nach dem Verbrennen hinterläfst diefe Materie 
eine fchwarze Kohle, welche ungemein fchwer einzu- 
äfchern ift. Dem ungeachtet ift in der Kohle keine 
- freie Phosphorfäure bemerkbar. Die endlich zuriick- 


518 m h 


bleibende Afche ift eine Spur zu nennen, - welche 
gröfstentheils aus phosphorfaurem Kalk befteht. 

Aus meinen Verfuchen, welche zeigen, dafs die 
albuminöfe Materie, welche fich auf die Oberfläche 
des Peritonaeum abfetzt, aus: R 


‚ Einer eigenthümlichen, thierifchen Materie, "weiche } 


‚zwifchen Faferftoff und thierifchem Eiweifsftoff 
fteht, und eine auffallend organifche Structur hat, 
. fehr wenig Fett und 
 mucöfen Theilen nebft 
Spuren von phosphorlaurem Kalk und 
andern. Salzen 
beftehe, \läfst fich keineswegs ein für Selle’s, des ge- 
lehrten Arztes, Meinung sünftiges Refultat ziehen, vor- 
ausgeletzt, dafs die Er[cheinungen, welche fich bei 
der Kuh zeigten, mit denjenigen der Kindbett- Fieber- 
kranken identifch feyen. Es fcheint vielmehr, dafs 
diefe Materie als ein Produkt der veränderten Orga- 
nifstion, ein Secretum des entzündeten Peritonaeums 
zu betrachten fey. d 
Genaue Unterfuchungen, die vergleichend mit 
diefer Flüffigkeit von Frauen und Thieren anzuftellen 
wären, dürften hierüber indefs mehr Licht verbreiten. 


IV. 
Ueber regelwidrige 


Haar- und a 


Von 


J.F. Meckel. 


Im Sommer ı814 fand ich im Becken der Leiche 
‚eines unverheiratheten Frauenzimmers von’ ungefähr 
40 Jahren rechterfeits neben der Gebärmutter eine 
anfehnliche, ilıre Verbindung mit der Gebärmutter 
ausgenommen, völlig freiliegende, harte, prall anzu- 
ı fühlende rundliche Gefchwulft, (Taf. V. Fig. ı. 2.) 
_ die nach allen Richtungen ungefähr drei Zoll im 
" Durchmeffer hatte, und oben und rechterfeits drei 
kleinere, freiftehende, gleichfalls rundliche (Ebdf.eee) 
trug. Sie hing durch das breite Band (Fig. ı. £. 
Fig. 2. i.) mit der Gebärmutter zufammen, zu ihr 
verlief die, regelmäfsig angeordnete, rechte Trompete 
und traten von oben die Saamengefälse (Fig. 1. g: 
Fig. 2. h.). 


Die geöffnete Gefchwulft fand ich gröfstentheils 
mit Fett und völlig frei liegenden Haaren (Fig. ı und 
'2. b.) angefüllt und aus einem an beiden Seiten glatten-, 
" Balge, der ungefähr die Dicke einer halben Linie hatte, 
gebildet. Rechterfeits und oben befand fich in der 


520 e nenn ‘ 


Dicke ihrer Wände ein unregelmäfsiger Knochen (c), || 
der mit einer dünnen, gefalteten, fchleimartigen Haut 
‚bekleidet war und auf einem rundlichen Fortfatze einen 
vollkommnen Zahn (x.) trug, der in Hinficht auf 
Gröfse und Geftalt am meiften mit dem vordern Milch- ! 
backzahne übereinkam, und frei in die grofse, mit 
Fett angefüllte Höhle ragte. ° Die Haare waren nur 
einige Zoll lang, braun, von der Farbe der Kopf- 

haare, mit deutlichen Wurzeln verfehen. 


Von den Bälgen “enthielt der Kleinfte nur eine 
dieke, gallertähnliche, weifsliche Feuchtigkeit, der 
in den Zahnfäcken vor und während der Bildung der 
Zähne enthaltenen ähnlich, die beiden übrigen. aufser- 
dem unregelmäfsige, an.dem einen Theile ihres Um- 
fangs mit einer breiten Grundfläche auffitzende Kno- 
chen (k.k.), die an ihrer freien Oberfläche mit einer 
weichen erdigten, leicht von ihnen trennbaren, durch 
das Trocknen erhärtenden 'Subftanz, genau wie die 
Knochenfubftanz der Zähne, ehe noch der Schmelz 
feine vollkommene Entwicklung erlangt hat, beklei- 
det waren. Aufserdem hatte noch der oberlte, grölste 
diefer drei Bälge zwei kleine Nebenbälge, welche 
aber gleichfalls blofs mit einer gallertähnlichen Feuch- 
tigkeit angefüllt waren. 


Diefe Bälge ‘waren überall völlig verfchloffen und 
auch die in ihnen enthaltenen Knochen, die man wohl 
für unvollkommmene Zahnrudimente halten darf, ftan- 
den in keinem Zufammenhange mit dem gröfsern, | 
den vollkommnen Zahn tragenden Knochen. 


Offenbar war diefe Sammlung: von-Bälgen nichts 


als der rechte Eierftock, von dem fich aufserdem keine 


Spur fand. Der linke war völlig normal. 
Die‘ Gebärmutter hatte völlig die “Geftalt und: 
Gröfse einer ‘jungfräulichen. ‘Daffelbe Anfehn hatte 


- der Muttermund und«die gerunzelte Scheide.  Da- 


1 


gegen war die Scheidenklappe zerftört und durch die 
myrthenförmigen Warzen erfetzt. A: 

Aufserdem war die Perfon feit länger als zwan- 
zig Jahren auf beiden Augen blind,;. und feit noch 
längerer Zeit in einem.halbblödfinnigen "Zuftande ge- 
wefen. 

Da mich Ben, feit langer Zeit das Vorkommen 
von Haaren und Zähnen im Eierftocke lebhaft inte; 
reffirt hatte, fo war mir diefer Fund im hohen Grade 


. erfreulich, dies um fo mehr, da ich in meiner Samm- 


lung zwar fchon vier Fälle von Fett- und. Haarbil- 
dung, noch keinen aber von Zahnbildung in diefem 
Organ hatte. Das ganze Gefchlechts- und Harnfyftem, 
wurde daher fogleich zweckmäfsig in Weingeift auf- 


- geftellt, um alle Bedingungen des merkwürdigen Fal- 


les deutlich darftellen zu können, und nicht durch 
das blofse Aufbewahren der Knochen, Zähne und 
Haare nur ein höchlt dürftiges Bild, delfen wichtigfte 
Züge, die Angabe der Stelle, das Ortsverhältnifs der 
verfchiedenen Bildungen zu einander, immer durch 
mündliche Zufätze gegeben werden müffen, zu erhalten, 

Zugleich aber zog mich der felbftgefundene Fall 
von Neuem lebhaft zu dem fchon lange mit befonde- 


rer Vorliebe betrachteten Gegenftande und veranlafste 


5323 


mich zu einer Vergleichung, erft der bisher bekannt. 
gewordenen Fälle von Haar- und Zahnbildung im Eier« 
‚Stocke, dann zu einer allgemeinen Betrachtung des 
regelwidrigen Vorkommens derfelben iiberhaupt, auch 
in andern Gegenden des Körpers, und fo entftand der 
vorliegende Auffatz, in welchem ich kein bedeuten- | 
des Moment diefer für die Phyhologie, "befonders 
aber für die Lehre von der Zeugung höchft “wichti- 
gen Erfcheinung unbeachtet zu laffen gefucht habe. - 
Die wichtigften Momente find 1) die Angaben der 
Stellen, an welchen fich die abnormen Bildungen | 
entwickeln; 2) die Eigenthümlichkeiten derfelben in 
Hinficht auf Geftalt und die Veränderungen, ' welche 
fie während ihrer Exiftenz erleiden; 3) die Bedingun- 
gen unter welchen, . die Urfachen, durch welche fie 
entftehen; 4) der Einflufs welchen he auf die Gefund- 
heit haben. is 
Haare und Zähne kommen bald Einzeln, bald ge-_ 
trennt an ungewöhnlichen Stellen vor. Da befonders | 
jene ohne diefe gefunden werden, ‘und weit häufiger | 
als he find, fo ift es am zweckmäfsigften, beide Bil- | 
dungen erlt einzeln zu betrachten und erft nachher 
die beiden gemeinfamen Bedingungen’zu unterfuchen. 


1. Haare. 


Den Uebergang zu den völlig regelwidrigen | 
Haaren raacht die ungewöhnliche Verlängerung von | 
gewöhnlich kurzen Hauthaaren, die ich aber hier | 
nicht näher betrachte. Unmittelbarer führt dagegen zu | 
den regelwidrig entftehenden Haaren die Entwicklung 


derfelben an den ‘Stellen, ‘wo der äufsere. Theil des 
Hautfyftems, ‘oder die allgemeinen Bedeckungen, in 
den innern, oder die Schleimhäute übergeht. _ Hier- 
von find mehrere: Beobachtungen bekannt. 

"So fand Tabarrani *) zweimal an der innern 
Fläche beider Schamlippen Haare, welche mit den 
eeanren völlig überein kammen. 

' Hierher gehören auch anfehnliche Haare, die fich 
bisweilen im innern Augenwinkel ?) oder im Gehör- 
gange ?) entwickeln. 
| Ueberhaupt fcheinen fich, die Fälle, wo fich eigue 
Bälge bilden, ausgenommen, am häufigften auf den 
Schleimhäuten; Haare zu entwickeln, unftreitig wegen 
‚der A Aehnlichkeit der Structur derfelben mit der Haut. - 
| So fand Ford #) im Rachen eines neugebornen 
Kindes eine der Schilddrüfenfubltanz ähnliche, über 
all mit kurzen Haaren befetzte Gefchwulft. Amatus 
Lufitanus will auf der Zunge eines Mannes Haare ge- 
"Funden haben, die, ausgeriffen, fich wieder erzeugten $), 
Bichat fahe mehrmals Zolllange Haare auf der 
innern Fläche der Gallenblaje °). y 
| Von Haaren, die entweder durch den After ab- 
gingen, oder an verfchiedenen Stellen des Darmkanals 


\ 


- 1) Obfery. anat. p. 75. 
‘ 2) Albin. annot. acad. lib. 
3) Riedlin Eph. n. c. Dec. III. a. 11. obf, 169. 
'4) Med. commun; Vol, I. No. XXX. f 
5) Curat. med. Cent. VI. obf. 65. ; 
6) Allg. Anat, Bd, 4. $. 301, 


gefunden wurden, finden fich zum Theil merkwürdige) 
Beifpiele verzeichnet von Baudamant *), Wood ?), 
Mermet d’Hauteville 3), Riedlin 4), Blankaart $),\, 
Harrup‘ °), Platner 7), Martin ®); allein von den) 
‚meiften derfelben ift es gewils, dafs fie verfchluckt) 
worden:waren, und da man fie nie feftftzend' fand il 
fo läfst ich von mehrern „. wo diefe Gewifsheit fehlt, 
wenigftens nicht mit Beftimmitheit angeben, ‘ob und 
220 he fich im Darmkanal gebildet hatten., 

Nicht ganz felten entwickeln fich auch Haare in), 
der Harnblafe, wovon Schenk ?), Horft *9), Fabriz | 
von Hilden **), Tulp *?), Powell *3), Riviere 14), 
Hamelin *$), merkwürdige Fälle anführen. . Indeffen) 
ift es faft in keinem diefer . Fälle ‚durch die ‚Leichen. 
öffnung mit Beltimmtleit erwiefen, dafs fich wirklich 


| 
ii 


x 1) Mem. dela foc. de med. a. 1777. 78. Hilft. p, 262. Tab. 1.2. 
2) Simmons med. fact. Vol. VIII p. 139. 
3) Sedillor j. de med, T. 48. oct, 

4) Epb.n. c. Dec. III. a. 2. o, 169. 

5) Holl, Jahrreg. Cent. I. obf. 3e, 

6) London med. journal. Vol. I. p. 254. 

7) Mantiffa obferv. fel. Baßl. 1680. obf. 1o. 

3) Sedillor j. de med, No. 197. 

9) Obf. med. L. II. feet. II. 0. 324. 

10) Opp- med. T. II. p. 249. 

ir) Obf. med, Cent. V, o. 30, 

12) Obf. med. d. II. c. 52. 

13) Powell in phil. transact. in Zeske’s Abh, a. d. ph. Tr..Bd, 2, 
S. 151, l 

14) J. de med. T. 1759. 

15) Diet. des fe. med. T. VIT, p. 47, a. d, Buller. de 1a fac. dell 
medec, ann, 1808, n, IV. p. 58. 


5 


t 

en 525 
die Haare in der Harnblafe oder auch nur in den 
Harnwerkzeugen gebildet hatten.‘ Vielmehr ift es in 
dem PowellIchen, Riviere’fchen und Hamelin’[chen Falle 
wahrfcheinlicher , dafs he fich in der Gebärmutter oder 
im Umfange derfelben gebildet hatten, und nur durch 
‚ein Gefchwür in die Harnblafe gelangt waren. Sie 
‘waren immer in Schleim eingehüllt. In dem von Tu/p‘ 

| Befchriebenen “Falle erfolgte der Abgang periodifch, 
aller vierzehn Tage. In dem Falle von Fabris waren 
die Haare fteif und fehr lang, im Tulp’fchen höchftens 
von der Länge eines Fingers. 

Auch in der Gebärmutter entwickeln fich bis- 
weilen Haare ‚ allo wieder in einem mit einer Schleim- 
haut bekleideten Organe. Fälle diefer Art führen Fa- 
briz von Hilden*) und Vicg d’ Azyr ?) an. Im erften 
war die Gebärmutter fo beträchtlich vergröfsert,, dafs 
fie über 80 Pfund wog. Sie enthielt in der Mitte 
von gelber Jauche und fettiger Subftanz ‚gelhliche: 
wollartige Haare. 

Im Vieq d’ Azyr’fchen Falle bildeten-fie eine Maffe 
von der Grölse eines Gänfeeies, die an dem untern 
"Theile der innern Fläche der Gebärmutter auffafs. 

Wahrfcheinlich gehören hierher die Fälle von 
Ani und Hamelin. Im erften war während des 

Lebens ein Blafengefchwür vorhanden gewefen: bei der 
rien fand fich die Gebärmutter verknöchert, 
in der-Blafe Knochen und kraufe Haire. Im zweiten 


7) Cent. V. 0, 
2) Me, de la foc. de m&dec. 1776. p. 700. Ed. in 4, 


= u 


N 


ftarb eine junge Frau am Kindbettfhieber. In der hran- 


digen Blafe fand fich eine knöcherne Gelchwulft, hirn- 


narkähnliche Subftanz und Haare. 

Indeffen find «dies vielleicht Fälle, wo fich die 
Haare in eineni eigenen, in der Subftanz des Organs 
enthaltnen Balge bildeten. 

Hierher gehört auch die von Rhodius bemerkte 
Entwicklung von Haaren in der Scheide '), - 


‚ Aufser den Schleimhäuten will man auch an an- - 


dern Stellen, namentlich auf ‚Jeröfen Häuten Haare’ 
entwickelt gefunden haben. So will Veratti 2) viele 
verwickelte, wurzellofe Haare in den Hirnhöhlen einer 
apoplektifch geftorbenen Frau unter einer Menge ge: 
ronnenen Blutes mit untermengten weifslichen Kör- 
pern, deren Natur man nicht beftimmen Konnte, 


gefunden haben. Diefe Beobachtung ift vielleicht zwei- 


felhaft, indem, was für Haare gehalten wurde, wahr- 
fcheinlich geronnener Faferftoff war. 

Briffeau 3) fahe an der äufsern Fliche . Ge- 
därme nicht felten Haare. 

Auf der Hornhaut fahe Gazelles ein Hader "wel- 


ches, fo oft es ausgerifien wurde, immer wieder 


wuchs #). 
Die Haare am Herzen, die man früher nicht fel- 


ten gefunden haben will, find wohl unftreitig‘ blofs ' 


geronnener: Faferftoff. 
/ m) Mife, nat. cur. D. II. a. V. app. obf. 92. 
3) Comm. Bonou. Vol. Il. p. 1. p. 285. 
3) Six obf. im Anhange an Palfyrs Anar, T. IL. 
4) Journ. de med. T. 24. &. 332. J 


EIER £ 5 9 7 


"Die Beobachtungen von. Haaren, die fich an fe- 
röfen und Schleimhäuten bilden, ‚führen zu der ge= 
wöhnlicheren regelwidrigen. Entftehung derfelben in 
eignen neu entftandenen Bälgen. 

Diefe entwickeln fich an mehrern Stellen, vor- 


: zugsweife aber am häufigften in den Eierftöcken,, nächft 


diefen am. gewöhnlichften 'unter der Haut, aufserdem 


‚aber auch in mehrern andern Theilen, 


So fand Ruyjch *) bei einer Frau, die lange ar 
ferfüchtig gewelen war, im Netz, das überall die Dicke 
eines Fingers hatte und feft mit dem Bauchfelle ver» 
wachfen war, eine fauftgrofse, mit einer weifsen, breit 
ähnlichen Maffe und Kraufen verwirrten Haaren ange- 
füllie Gefchwultt. 

‚ Winfhip ?) fand im Unterleibe einer Frau von 
34 Jahren. drei beträchtlich grolse Säcke. Der gröfste 
reichte vom Rande des Beckens bis in die Magenge- 
gend, fchien aus geronnener Lymphe gebildet und be+ 
ftand aus anderthalb Zoll dicken Wänden. Er ent- 
hielt eine Menge Hydatiden und mehrere Quart einer 
übelriechenden Flüffgkeit. Zwifchen der Gebärmutter 
und dem Maftdarm befand fich ein zweiter Sack von 
der Gröfse eines Kindskopfes, der oben eine eiter- 
ähnliche Flüffgkeit, unten eine fteatomatöfe, mit Haa- 
ren, deren Länge anderthalb Fufs betrug, vermifchte 


_Mäffe enthielt. Dicht neben diefermn fand fich ein drit- 


ter, der nur halb fo grofs war, aber völlig diefelbeı 


nn nn 


1) Obf, an, chir. obf. 18, p. 23. 
2) Mem. of the London med, fociety. Vol. II,’ p, 368. 


ı 


Subftanzen enthielt. * Aufserdem war die innere Fläche 
deffelben mit Knochenplatten "bedeckt. ' Die Farbe‘der 
Haare ii diefen beiden Säcken war hellroth, "die 
der Kopf- und Schamhaare dagegen fchwarz: ' “Die 
Gebärmutter befand fich durchaus im ungefchwänger- 
ten Zuftande. u% 
Am merkwürdigften aber find die Bildungen von 
Haarenbälgen in,innern Theilen beim EIERN: Ge- 
Schlechte. 

©... .So fand man.bei einem wafferfüchtigen Manne‘an 
der Leber einen Beutel, deffen Umfang ‘zwei Ellen 
betrug. Er war mit einer brei- und fettähnlichen 
Maffe angefüllt und unten mit Haaren ‘dicht befetzt. 
Zugleich enthielt er zwey Gewächfe, wovon das’eine 
die Gröfse einer geballten Hand hatte, knorplich und 
mit kleinen Gelenken angefüllt war; die fich in einen - 
fpitzen Anfatz von der Gröfse eines kleinen Fingers 
'endigten *). Hier alfo hatten fieh Knochen und Haare 
gebildet. hy 
Auch bei Tieren bilden fich Bälge diefer 
Art nicht ganz felten. Immer entfpricht, ' wie. es 
Scheint, ihr Inhalt der‘ Art des Thieres, So enthal- 
ten,he bei Schafen Wolle, bei Kühen Kuhhaare, bei 
Vögeln Federn. ' Baillie und Hunter beobachteten bei 
den erften Thieren an weit von der Haut ERHeruteN 

Stellen des Körpers Bälge diefer Art. 
Einen interelfanten Fall, wo fich:bei einer jungen 
Eni= ein Federbalg gebildet hatte, befchrieb kürzlich : 
Pena- 


1) Frink. Salnoıl. Ba. 3. 5. 66. - 


_ 


DE 539 


Penada t). Er befand fich rechts und vorn am Her- 
zen, und hing fo herab, dafs dadurch das Herz auf 
den erften Anblick zwei Spitzen zu haben fchien. 
Von der Bafıs des Herzens kamen, neben der Lun- 
genarterie, aus dem dicken, den Urfprung der Ge- 
fälse umgebenden Fette, ungefähr zehn einander pa- 
rallele, dicke Federn, die, mit ihren Spitzen abwärts 
geneigt, die mittlere Gegend des Herzens einnahmen, 
Ein zweites Bündel dichterer, feinerer und in zwei 
Ordnungen getheilter Federn, die, 2ı an der Zahl, 
gleichfalls alle im Fette falsen und an ihren Spitzen 
mit einander verwachfen waren, befand fich unter die= 7 
fem. Beide waren von einem Balge umfchloffen, der 
etwas feiner als der Herzbeutel war. 

Einen ähnlichen Fall hat auch Gijeler; doch fafsen 
die Federbündel hier in der Nähe des Afters ?), 

Das merkwürdigfte Phänomen ift die Bildung 
von Haaren auf einem Blafenftein, deren Bichat 3) ge- 
denkt. Waren diefe Haare nicht in der Schleimhaut 
der Blafe gebildet, fo kann ich mir ihre Entftehung, 
nur durch Organifirung des zihen Schleimes erklären, 
den ich mehrmals überall die Blafenfteine nicht nur 
umgebend, fondern auch in ihr Inneres dringend fand, 
und der unftreitig das Vehikel der Verwachlung zwi- 
- fchen ihnen und der Harnblafe wird. 


— 


ı) Saggio di offervazioni e memorie, Vol, I. Padova 1800: No, 4 
p: 59: 7% 

2) Eph. n. c. Dec. I, a, 2. obf, go. p, 155: 

3) A. a. 0. 9, 301. 


M, d, Archiv, I. 4. Li 


539 mn 


In einem von Ruy/ech und. einemangeblich am- 
dern, von Tüe/jink befchriebenen Falle ‚fand\ fich ein 
Balg mit Haaren. am Magen, Fälle, die wegen ‚den 
Zufammenfetzung der Haar- und Zahnbildung weiter 
unten. befchrieben werden. la 

Fälle von- mit Haaren angefüllten, unter de 


Ber liegenden Bälgen fahen. Hoffmann *), Wepffer ?), 


Hunter 3), Pitet 4), und Ruyfch fahe fich Bälge die- 
fer Art in den Zwilchenräumen ‘der Muskeln ‘ ent- 
wickeln Su N f } ahıfa 

Morgagni fand bei einem fchädellofen Fötus in’ aa 
Subftanz des Hirnzeltes, allo in einem fbrö/en Theile, 
eine fettartige»Subltanz und in diefer einen felten, 
mit Haaren angefüllten Balg °). ee 

Vorzüglich.häufig aber entwickeln fich Bälge mit 
Haaren an oder in den. Eierfiöcken. Fälle diefer Art, 
wo fich blofs Haare, oder höchftens zugleich Krochen 
(in dem ‘Falle von, Lanziweerde) entwickelt -bätten, 
fahen Chirac 7), Saviard ®), Menghini?), Targioni‘YP) 


1) Eph.n. c. Dec. II. a. V. c. 210. p. 433. ae Sig 

2) Paeon, et Pythag. ex. an, XI. p. 53. er SR 

3) Baillie in ph. tr, vol. 79. p« 77. 

4) Bullet. del’&c. de med an. XII. XIV. p. 225. 

5) Thef. anat. VI. Tab. VI. £. 3.6. Pe Fr 

6) Ep. an. XX. 58. Voigtel (path. Anat. Bd, 2. S. 14.)/hält ge- 
wils [ehr mit Unrecht die Haare in diefer Beobachtung für Fa- 
ferftoff. Theils fahe Morgagni den Fall, theils befchreibt-er 
ihn viel zu genau. 

7) Hift. de I’ ac, de Montpellier. I, p. 109. 

3) Mem. de chir. p. 313. 

9) Comm. Bonon. Vol, IT. pl. p. 185. 

10) Prima raccolta di off. med. Firenze 1752. p. 46. 


> 


Tumiati *), Verrinv?)), Reneaume 3), Thiebaulı 4), 
Merriman $), Fabriz von Hilden €), Bo/e ?), Scha- 
cher 8), Budeus 9), Schamberg‘*°), Lunzweerde ti), 
Ludieig *2), Haller *3), Wienhole 4), 'Bauhin }5), 
Saxtorph *°), Warren *?7), Horn *8), ich felbft vier- 
mal, zum Beweife, dafs Anderfon *?) nicht ganz 'rich- 
tig glaubt, Haare und Zähne fänden fich immer gleich« 
zeitig im Eierftocke, 


Fälle, wo he fich mit Knochen und Zähnen zu- 
gleich fanden, werde ich weiter unten anführen. 


Der Su un amallo di ern troyati sell utero a due donne On 
NR fcelt. &X.p. 217 ff. 5 

2). «Bei Targioni a. 2.0, 4 
,y Min. de Paris 1700. "Rift. no,V. 
+4) Ortelchi giorn. di medieina. T. VII: p. 407: 
ei 5) Medico - chirurg. tr. Vols II pP: 5% AR 4 
6) Obf. med, Cent. V. H 
« 7) De praetern. pilor. prov. Lipf. 1776, Ausz. in Waiz n. Ausgı 
= a. Diff. Bd: 9. S. 78 ff. 


8) De ovarii tumore pilo[o progtammaı Lipl; 1735. rec; in Hallert 
coll, diff. praet: Vol: IV, pi 477 ££ Abbild. 


“ 9) Mife. berol, II, ob[. 2. pı 16 ff. Abbild. 

s. 10) Nabothde fteril. mul. rec, in Halleri coll. dıll, anat, VolVı P-244 
11) De molis. c. IT: p. 15: 

+12) Adv. med, präct. IL. pi 706. 

(13) Opafe.'path. obf. 42. Abbild, 

14) Heilkr, des thier. Magn. 1. S. 483 ff. 

© 125) Boneti fepuler, L; III, $. 33. p. 49. 

16) Actı loc. med. Hafn, 11. XVII. 
17) Meım, of the american, acad. Vol. I. pı 553. 
18) Arch. f. med. Erf, 1815, Jan: Febr. $. 67. 

= 19) Edifb, med, and chirurg. jourt. Vol: 2..p. 18% 


e Lila 


Ob: wirklich in einem einzigen, mir bekannten | 
Falle fich in einer knöchernen Subftanz, welche ‚die 
Mitte eines verhärteten Hoden einnahm, Haare fan- 
den, oder nicht vielmehr blofs Saamengänge dafür ge- 
halten wurden, Jaffe ich dahin geftellt feyn !),. .% 

‚Die merkwürdigften Bedingungen, welche diefe regel- | 
widrige Entwicklung der Haare überhaupt und im Eier- 
ftocke insbefondere darbietet, find ungefähr folgende: 

'ı) Sie. kommen immer mit einer fettartigen oder 
wachsartigen, bald füfögen, bald härtern Subftanz 
von welcher fie umgeben find. Dies gilt nicht blofs | 
für die Haare im Eierftocke, fondern für alle regel- 
widrigen, in Bälgen entwickelten Haare, wie mehrere, 
der vorher angeführten Beifpiele beweifen. So fand 
auch Wepffer in dem unter der Haut gefundenen Balge 
Fett und Haare. Eine fehr merkwürdige Bedingung, 
weil auch die normalen Haare im Hautfett wurzeln. 

2) Nach einigen Beobachtern follen fie keine Wurzel 
haben und nicht im Ovarium feftfitzen. Diefer Meinung 
ift z.B. Blumenbach und Anderjon.?). Allein fie ift 
in der That ungegründet; denn ungeachtet mehrere 
Beobachter, z. B. Anderfon, Ludwig, Keine Wurzeln 
fanden ‚' fo wurden fie doch von andern gefehen. . 

. 'Gooch 3) bemerkt ausdrücklich, dafs das/Mikto- 
fkop in dem von ihm beobachteten Falle an den Haa- 
ren Wurzeln zeigte. | 


1) Schumacher in Schaarfehmidts med. u, BR: Nachrichten. 
Jahrgang 11. St. ı2. . 

2) Edinb. journ. Vol. 2. p. 180. 

3) Med. and chir. obfery. London 1773. P- 114. 


“r Warren *) fand wollige Haare, die aus einer, 
bald nach der Geburt des dritten Kindes entftandenen» 
fehr fchmerzhaften und endlich geöffneten Gefchwulft 
neblt einem Nöfsel einer wäfferigen Feuchtigkeit und 


“ einer feifenartigen, vier Pfund fchweren Maffe kamen, 


mit einer Zwiebel und einer Spitze, jgenau wie ge- 
wöhnliche Haare, verfehen. 
In dem von Tumiati befchriebenen Falle war 
gleichfalls das eine Ende der Haare fpitz, das andere 
bildete eine fefte, ovale, weifßsliche Wurzel, die von 
einer feinen, nur über die Zwiebel weggehenden Haut 
bekleidet war. Diefe bildete seinen kleinen Sack, der 
die Zwiebel, die nicht oval, fondern cylindrifch war, 
enthielt. Zwifchen diefer und dem Sacke befand fich 


‘eine fettige dünne Feuchtigkeit. Aufser dem Sacke 


war die Zwiebel noch mit einer dünnen Membran, 
dem Ende einer, das ganze Haar: bekleidenden Scheide 
überzogen. Ja die Wurzeln waren fogar gröfser als 
gewöhnlich, daher die Theile, woraus fie beftehen, 
deutlicher. Eben fo Bofe, Coley, Schacher. 

Auch in drei von den vier Fällen, die ich vor 
mir habe, find. die Wurzeln der Haare fehr deutlich. 
In einem Falle Gtzen die einzelnen und kurzen Haare 
faft in den Wänden des Sackes. Daffelbe fahen auch 
Baillie, Blumenbach, Murray ?). 

Wenn daher Anderfon und Sontis 3) alle Haare 
ohne Wurzelu und lofe liegend fanden, fo ilt diefe 


7) Mem. of the amerie. acad. Vol. T. p. 553. 
2) Blumenbach med. Bibl. Bd. 1. S. 151. 
3) Opp- Scelti di Milano. T, 20. p. 226. 


# 


Bedingung fo wenig allgemein, dafs fie vielmehr nur 
eonfecutiv zu feyn fcheirt. Wahrfcheinlich Sitzen | 
wohl die Haare anfangs immer im Balge feft, löfen 
fich erft allmählig ab und ihre Wurzeln bleiben im | 
Balge fitzen oder werden zerftört, 

Doch ift es möglich, dafs fie fich auch in At 
Fettmaffe felbft entwickeln, Wenigftens fand Sax- 
torph %) in der talgähnlichen Subftanz, welche die | 
Haare enthielt, viele mit Blut angefüllte Gefäfse' und | 
Manfredi *) fahe in der Mitte einer folchen Gefchwulft 
einen Kern, aus dem viele Gefäfse in die. talgähnliche 
Subftanz drangen, _ Gooch bemerkt, dafs einige der | 
Haare, welche die fclweinefettähnliche Maffe umga- 
ben, in dem Mittelpunkte derfelben, andere. in ver- 
fchiedener Entfernung von ihrem Umfange eingewur« | 
zelt waren, wie man durch in verfchiedenen Richtun- 
gen geführte Schnitte fahe, ’ 

3) Die Länge der Haare variirt beträchtlich, 

Im Saxtorph’fchen Falle waren fie kurz.  War- 
ven fand fie, ungeachtet fie vollftändig waren, nur 
neun:Linien lang, Tumiati einige von der Länge einer 
Hand, andere kürzer , Baillie zwei bis drei Zoll lang. 

Chirac fahe fie aufserordentlich lang, Im Thie- 
daultfchen Falle waren fie zwanzig Zoll lang; im 
Menghini’fchen lang und verwickelt. Gooch fand einige, 
länger als einen Fuls, Die meiften umgaben die 
fettige Malfe, mehrere waren auch zu einem lan« 


S 
— 


1) A, ax O0, 
9) Eph.n. cı Dec, II, a. 9. Obf. 136 


gen Weichlelzopfe zufämmengedreht. Im Ty/on’fchen 
Falle waren einige Haare fogar zwei Fufs und drei 
Zoll lang. Alle, die ich vor mir habe, find kurz. 
074); Die Haare fcheinen gewöhnlich mit Kopfhaa- 
ren die meifte Aehnlichkeit zu haben. Tumiati fand 
die aus mehrern, leicht trennbaren Fäden zufammen- 
gefetzten Haare durch ihre cylindrifche Form‘ nicht 
den platten Schamhaaren, fondern den Kopfhäaren 
ähnlich. Auch Cleghorn fand fie 'kopfhaarähnlich, 
So finde ich fie auch in meinen Fällen. ‘Auch ihre 
häufig beobachtete Länge deutet darauf hin. Doch 
fanden Mofti und Gambini nicht blofs Kopf- fondern 
auch Körperhaare. Auch Autenriech *) fand fie ftei- 
fer als die Kopfhaare des Leichnams, gekrümmt, ohne 
‚eigentlich gekräufelt zu feyn und mehr den Haaren 
der Gefchlechtstheile ähnlich, 

Die letztere Aehnlichkeit ift infofern intereffant 
als die Schamhaare fich gleichfalls, wenn gleich nor- 
mal, doch fpäter als die Kopfhaare erzeugen; die 
erftere, welche doch die gewöhnlichfte zu feyn fcheint, 
infofern als die Kopfhaare die zuerft gebildeten find, 
alfo auch bei jedem Anfatz zu einer neuen Bildung 
wahrfcheinlich gewöhnlich Haare nach diefem Ty er 
gebildet werden, 

5) Nicht immer haben alle im Balge enthaltenen 
Haare diefelbe Farbe und eben fo wenig kummen fie 
mit den Haaren der Mutter immer überein. 


1) Reils Archiv Bd. 7. $. 260. 


So fand fie Tyfor bei einer jungen Frau filber- 
farben, ’ 

» Durch Herrn Hofrath Himly zu Göttingen er- 
fuhr ich mündlich, dafs er in einem andern Falle eine 
ähnliche Bemerkung gemacht habe. Auch Autenriech 
fand fie etwas heller als die Kopfhaare. 


Der erftere Punkt ift faft noch merkwürdiger | 


und gleichfalls durch gute Beobachter beftätigt, Wepffer 
zZ. B. fand in einem Balge unter der Haut rothe, 
fchwarze und braune Haare, Eben fo fand Sampfon *) 
an dem linken Ovariyum einer Frau zwei grofse, mit 
einer dicken, fehr gefäfsreichen Membran bedeckte 
Ballen. Der kleinere, der die Gröfse einer Kakos- 
nufs hatte, enthielt in der Mitte einer gelblichen, fetten 
Flüffigkeit gelbes Haar. Die andere Gefchwulft, welche 
zwei Zoll weit von diefer entfernt, und durch eine 
fefte Menthran mit dem Eierftocke verbunden war, 
enthielt ein weilses, flüliges Fett, das aber. in der 
Mitte fo dick als jenes war und in dem fich zwei 
weichlelzopfähnliche Haarballen von fchwarzbrauner 
Farbe befanden, die zum Theil fehr lang waren und 
aus der’ innern Oberfläche des Ballens hervorwuchfen, 
6) Entwickeln fich vielleicht die Haare vorzugs- 
weife häufig in dem Eierftocke einer Seite? Nach 
Bofe ift dies vorzüglich der linke, Indeffen kann ich 
mich nicht völlig von der Wahrheit diefes Satzes über» 
zeugen, Unter den oben von mir angeführten Fällen 
ift in denen von Schacher, Lanzweerde und Merri» 


u) Ph, transact, No. 2. p. 49. 


\ 


man die Seite von den Beobachtern felbft nicht ange- 
geben. Im Tumiati’Iichen Falle läfst fich die Stelle, wo 
fich eigentlich die Haare fanden, nicht mit Beftimmt- 
heit ausmitteln. In dem Schemberg’Ichen waren beide 
Ovarien mit Haaren angefüllt. Die Seite, auf welcher 
' Chirac die Haare fand, habe ich in meinen Excerpten 
anzumerken vergeflen, da ich leider den gröfsten Theil 
meiner Citate, um nicht blofs, fo häufig dies auch ge- 
fchieht, Abfchreiber Anderer zu feyn, nicht hier fammeln 
konnte, allein unter den übrigen funfzehn Beobachtun- 
gen enthielt in denen von Haller, Menghini, Bauhin, 
Ludwig, Fabriz, Buddeus, Wienholt, Saztorph, Re- 
neaume und Horz, das rechte, nur in denen von Mofii, 
Wepffer, Veronici, Bojfe, Menghini, Saviard und Thi- 
bault das linke Ovarium Haare; alfo war die Zahl der 
Fälle auf der rechten Seite um drei gröfser, und ich 
trete daher Morgagni ') und Treviranus ?) völlig bei, 
wenn fie die Richtigkeit der Meinung, dafs vorzüglich auf 
der linken Seite diefe Bildungen vorkämen, hezweifeln. 


7) Weit feltner entwickeln fich in beiden Ovarien 
Haare, wenn gleich nicht felten heide Ovarien zu- 
gleich degenerirt, vergrölsert find und andere reget- 
widrige Bildungen enthalten, 


a. Zähne. 


Seltner als Haare entwickeln fich Zähne regel- 
widrig im Körper. Auch fie bilden fich am häufig- 


1) Dec. et fed. ep. XXXIK. 
%) Biol. Bd. 3. 8. 301. 


ften in’ den Zierftöcken , indelfen nicht’ blofs in diefen. 
So wie die Haare, ‘wenn fie nicht. an diefer Stelle 
vorkommen, fich am liebften unter der Haut oder auf 
den 'Schleimhäuten zu entwickeln’ fcheinen, fo ift es 
merkwürdig, dafs regelwidrig entftehende Zähne fich 
vorzugsweife in der: Nähe des Mundes zu bilden. 
fcheinen. 

Am wenigften vom Normal entfernt find die über- 
zähligen Zähne, die fich entweder in oder mehr oder 
weniger aufser der Reihe bilden. \ \ 


Hierauf folgen Zähne, die fich nicht in den Kie- 
fern, wohl aber in der Mundhöhle entwickeln. Einen 
merkwürdigen Fall diefer Art theilte mir kürzlich 
ein glaubwürdiger Mann, Herr Doctor Schill zu 
Schneeberg, mit. Bei einem funfzigjährigen Manne 
entltanden binnen drei Monaten nach einander in der 
Mundhöhle unter der Zunge, aber durchaus nicht in 
der Kinnlade, in eignen Bälgen drei vollkommen ent- 
wickelte Zähne, eine Erfcheinung, die man für eine: 
Aehnlichkeit mit den Krorpelfifchen halten möchte. 


Etwas weiter von’ der gewöhnlichen Stelle ent- 
fernt ift die Augenhöhle, in welcher kürzlich Barnes 
einen Zahn fand ’). 

Bei einem jungen Manne von fiebzehn Jahren 
war ein anfehnlicher Theil der linken Augenhöhle durch 
eine, unter dem Auge liegende anfehnliche Gefchwulft 
ausgefüllt, clie das Auge falt ganz verdrängt hatte, 


Er 


yY) Med. chir, transact« Vol. IV. No, XVHIL. P: 316 — 321. 


und nach hinten und vorn fich ‘beträchtlich weit er- 

ftreckte, vorn von der Bindehaut bedeckt war, aber 

nur locker mit ihr zufammenhing. Sie hatte fich fehon 

in früher Kindheit zu entwickeln angefangen, wo fie 
aber nur die Gröfse einer Erbfe hatte. Bis zum drei- 
zehnten Jahre wuchs he langfam, von diefer Zeit an 
aber nahm fie rafch zu. Bei der Operation, durch 
welche fie weggenommen wurde, fand man fie gröfs- 
tentheils frei, und einen beträchtlichern Theil der Au- 
genhöhle anfüllend als das Auge felbfi, fo dals die- 
felbe, um diefes nicht zu verletzen, durch einen 
Einftich geöffnet, werden mufste, um einen Theil der- 
"in ihr enthaltenen Flüffgkeit austreten zu laffen. Hier- 
bei ergab fich, dafs die Gefchwulft aus einem, mit einer 
Feuchtigkeit angefüllten 'Balge beftand, der durch 
eine quere Vertiefung in eine vordere und eine hin- 
tere Hälfte getheilt war. Die vordere war dünner 
und weniger gefäfsreich als die hintere, die innere 
Fläche der erftern rauh, hie und da mit einer kalk- 
artigen Subftanz bekleidet und enthielt eine, fefte, 
gelbe, fpeckartige Subftanz. Die innere Fläche des 
hintern Sacks dagegen war glatt, einen kleinen Theil 
ihres Umfangs ausgenommen, wo fie das Anfehen 
einer groben, [ehr poröfen Haut hatte, An diefer Stelle 
fafs ein fpitzer, deutlich mit vollkommenem Schmelz 
bekleideter, nach oben gerichteter Zahn, deffen kurze, 
‚zum Durchgange von Blutgefälsen durchbohrte Wurzel] 
aufserhalb des Balges vorragte, und hier mit der Bein- 
- haut der Augenhöhle, hinten am innern Rande des 
Bodens derfelben, etwas beweglich befeftigt gewefen 


540 ELLE ! 
war. Aufserdem enthielt der Sack eine molkenartige 
und eine zweite gelbliche, geronnene Fiafhgkait; Der 


Zahn war völlig überzählig. 


Noch weiter entfernt, und der Stelle, wo die 
regelwidrig fich bildenden Zähne am sewöhnlichften 
entftehen, näher, wurden fie bei einem Manne in einem 
Balge gefunden, der dicht auf dem Zwerchfelle fafs 
und Fett, ein und zwanzig Knochenftücke, vier Zähne 
und einen Büfchel Haare enthielt *). 


In einem andern Falle fand ‚man fie fogar unter 
dem Zwerchfell, am Magen. ‘In dem einen von 
Ruyjfch ?) befchriebenen wurde im Magen eines Man- 
nes eine Breigefchwulft mit einem unförmlichen Kno- 
chen, vier Backzähnen und einem Bündel Haare ge- 
funden. Zwei der Zähne waren verwachfen, die zwei 
nor von einander abgefondert. 

Tueflink. erzählt unftreitig neuerlich nur den- 
felben Fall wieder, ungeachtet er es wahrfchein- 
lich zu machen fucht, dafs es ein anderer als der 
von ‚Ruyfeh befchriebene fey. Nicht nur copirt er ihn 


nach einem alten Manufcript, von dem er freilich - 


glaubt, dafs es Ruyfeh unbekannt gewelen fey, fon- 
dern alle Umftände find auch fo genau diefelben, dafs 
man die Fälle unmöglich für verfchieden halten kann. 
Dies gilt nicht blofs für die Zahl und Anordnung der 
Zähne und übrigen Theile, fondern auch für die Ver- 


3) Berl. Samml. Bd. 3. S. 264- 
2) Ruyfch hift. anat, med. Dec. II. No. I. p. 2% 


anlaffung des Todes, ein nach aufsen BE Ge- 
fchwür ?). 

Endlich fand Schützer bei einem funfzehnjährigen 
Mädchen den Eierftöcken noch näher eine anfehnliche 
Gefchwulft von der Gröfse eines Kindskopfs im Ge- 
kröfe auf den untern Rücken- und den obern Lenden- 
wirbeln. Sie enthielt zwei Schneidezähne, eben fo: 
viel Hundszähne und acht Backzähne, aufserdem noch‘ 
zwei Schneidezähne in einem kieferähnlichen Knochen, 
ferner mehrere Knochen, die eine entfernte Aehnlich- 
keit mit menfchlichen hatten, und mehrere, frei lie- 
gende Haare ih 

Mit diefem Falle kommt ein von Scortigagna 
kürzlich befchriebener und abgebildeter nahe überein 3). 
Bei einer feit ungefähr neun Jahren verheiratheten, ge- 
funden Frau verfchwand während eines Quartanfiebers 
die Menftruation, ftellte fich nach anderthalb Jahren 
zwar wieder, aber nur fehr unvollkommen ein. Bald 
erfehienen Zeichen eines Nabelbruches, hierauf heftige 
Schmerzen im Unterleibe, bis fich endlich ‘neben den: 
Näbel ein Gefchwür bildete, welches aufbrach und 
aus'dem ein fleifchartiger Körper, der einen Schneide- 

' zahn trüg, hervorwuchs. Fünf Jahr nach dem erften 
- Eintritt der Zufälle ftarb die Kranke. Bei der Lei- 


3) Bull. des fc. med. an. 1811. in Brera giorn. di ag prätt, 
F. I. p. 281% 
2) Abh, der. fchwed. Akad. Bd. 20, S. 173 Ef. 
* 3) Memoria della gravidanza quinquenne della madre d’ un 'feto 
moftruofo afomalogacefalo in Mein, della [ocietäa pr di Ve- 
runa. T. XIV. p. Il. pag. 306 — 329, 


chenöffnung wurde in ihrem Unterleibe ein, mit allen 
Eingeweiden verwachfener, nach aufsen geöffneter Sack 
und:in, .diefem ein, ‚mit jener hervorgewachlenen Sub- 
ktanz, zufammenhängender, fehr unregelmälsiger Kör- 
per) gafunden,, der ‚ungefähr einen halben Fufs ‚Länge 
hatte, Er war vorzüglich aus drei Lappen zufammen- 
gefetzt, äufserlich mit einer hautähnlichen Schicht be- 
kleidet, hie und da mit Zähnen aller Ordnungen und 
mit Haaren befetzt, und beftand in feinem Innern theils 
aus mit hellen. Flüfügkeiten angefüllten Bälgen, theils 
aus Anhäufungen einer hirnmarkartigen und einer fett- 
artigen Subltanz, von welchen die letztere eine Menge 
Haare ohne Wurzeln enthielt, theils aus unförm- 
lichen Knochen, von welchen einige mit Kiefern eine, 
entfernte Aehnlichkeit hatten, uud die gleichfalls Zähne 
verfchiedener Art trugen, welche meiftentheils ohne 
Wurzeln und nur locker mit den Knochen si 
den waren, 

Auch in der Gebärmutter Antara ee ‚ich: hie, 
weilen Zähne. . 

‚ Dahin gehört zuerft ein von Serie Birch ah 
T ‘yfon *) beobachteter Fall. Nach einem todten Kinde 
wurde eine ünförmliche Maffe geboren, die aus Kno- 
chen, Haaren und Zähnen beftand. In ihrem obern 
Theile befand fich ein rundlicher Knochen, der 3£ 
Zoll im Umfange hielt, und mit einer dicken, flei- 
fchigen Haut und kurzen Haaren befetzt war. An 
feiner Spitze ftand ein Kreis von acht regelmäßig ge- 


ı) Phil, tr. No, 150. 


“bildeten Backzähnen, der eine blinde Vertiefung um- 
gab. An dem erften Knochen ‚war ein zweiter be- 
feftigt, in, dem fich, etwas tiefer , fünf andere Back- 
zähne befanden, von denen vier eine Reihe bildeten, 
der fünfte aber aufser derfelben ftand. ‘ Die ‚ganze 
Maffe. war in einem‘ grolsen, mit Schleim angefüllten 
Balge, der auswendig glatt und. rotı war und die 
Dicke des Hodenfackes. hatte, enthalten. Aus diefem 
Balge fprofste, etwas unterhalb der Knochen, eine grofse 
braune Haarlocke, die mit einer Menge gelben Haares 
zufammenhing, das lockig und lang an der, dem Kno« 
chen gegenüberftehenden Seite des Sackes auflafs. 

In einem andern Falle kam bei einer fchweren Ge- 
burt. vor einem t todten Kinde eine Maffe von der Gröfse 
eines Kindskopfes zum Vorfchein, die mehr als zwei 
Maafs einer weichen käfeartigen Flüffgkeit und in diefer 
‚eine Menge. Fäden enthielt, .die unter dem Mikrofkop 
deutlich für Haare erkannt !wurden, fo lang als ein 

Finger und dünn und weich wie Wolle waren *). 

Endlich bewahrt Ofiander einen häutigen Sack 
auf, der einem Kinde nachfolgte, und, aufser' einer - 
Menge Fett, einen, unförmlichen ‚ einem Unterkiefer 
äbnlichen Knochen mit -fünf Zähnen und langen‘ Haa- 
ren enthielt. 
Wahrfcheinlich gehören hierher auch die Fälle 
‚von Riviere und Hamelin (S. oben S. 525.) 

Bei weitem häuliger aber kommen die Zähne in 
Bälgen vor, die fich in den Ovarien entwickeln. 

EZ 


1) Med. Sil. fatyr. fpec. VII. Obf. 5. 
2) Epigr. in compl. Mufei anat. ret, No. XX. p. 29. 


Fälle von diefer Erfcheinung fahen Tyjon !), 
Needham ?). Sampfon 3), Nicholls 4), Ruyjch 5), 
Ortefchi e), Chejton Browne 7), Cocchi ®),'Mofii 9), 
Ballard *°), Baillie zweimal !!), Nyjften *?), Cleg= 
horn *3), Blumenbach *4), Lafüze *5), Riche !6),.| 
Gooch ı7), Mery *®), Dumas‘), Ploucquer und Au- | 
tenrieth ?°), Grambs ”*), Murray ??),. Schützen- 
kranz ?3), Corvinus ?4), Mederer zweimal ?$), Bi- | 


| cker 


— 
/ 


1) Phil. transact. No. II. p. ı1. 
| 2) Bei Tyfor eitirt. 
ı3) Phil. tr. No. II. p. 49. 
)0) Ebendaf. p- 309: 
5) Adv. anat. Dec. I. p. 6. und Dec. III. p. s. abgeb. in Thef. 
Anat. 1. | 
6) Giorn. di medicina, Vol. X. p. 82» 
y) Pathol. inquir. p. 47 ff. 
9) Bei Targion? prima race. di off. med, Fir. 1752. p. 66. 
9) Bei Targioni Opufe. pratt. T. VII. p. 19 
— 10) Corvifart journ. de med. T. 12. p. 133. 
__.x1) Morbid anat. p. 268. und phil. transact. V. 79. $. 71t—78. 
22) Corvifärt j. de med, an XI. Brumaire. 
13) Transaet. ofthe Irifh acad. Vol. I. p.73— 88. 
24) De nifu formativo in comm. foc. Gott. T. VII. 
15). Bacher j. de möd. Juillet 1792. p. 301. 
16) M&m. de Paris 1743. hift. p. 12. 
—— 17) Med. and chir. oblerv. London. p. 110 ff. 
13) Hift.de l’ac. des fc. de Paris 1695. p- 245. 
19) Fourcroy med. &clairee par les fc. T, II. 
20) Reils Archiv. Bd. 7. S. 295 £f. 
21) Anat. Befchr. eines monftr, Gewächles. Frankf. 1730; 
\- 28) Bei Blumenbach med. Bibl. Bd. 1. S. 151. 52. 
23) Bei Voigtel path. Anat. Bd, 3. S. s45 citirt, i 
24) De conc. tubar. Argent. 1780. in neuen Samml. d.auserl, Abh. 
f. Wundärzte. St. 17: $. 198 £f. 
25) Bei Blumenbach in Comm, loc. Göts: Vol, VII. 


@ker*), Young), Baudelocque>), Merriman#), An- 
derfon $), Milman, Coley °) und ich felbft kürzlich. ' N 
" Die vorzüglichften Bedingungen diefer regelwi- 
drigen Zahnbildung im Allgemeinen und der häufig- 
ften, im Eierftocke vorkommenden insbefondere find 
ungefähr folgende. 

" 7) Die Zähne entwickeln fich im Wefentlichen 
nach denjelben Ge/etzen als die normalen. Sie ent- 
Stehen l 

a) wie diefe in, mit einer gallertartigen Flüflig= 
keit angefüllten, einzelnen Kapjfeln. ‘In dem Falle, 
welchen ich unterfuchte, fand fich in der Höhle des 
grofsen Balges ein kleiner, fehr entwickelter Backzahn, 
aufserdem aber drei Kapfeln ‘von verfchiedener Gröfse, 
von denen zwei blols Flülfgkeit, die dritte einen ein- 
fachen, nicht verknöcherten Zahnkeim enthielt. 

b) Wie bei den normalen Zähnen entftehen die 
Kronen vor den Wurzeln. _Baillie fetzt fogar feft 7), 
dafs die Wurzeln bei diefen Zähnen immer fehlen: 
allein, ift dies gleich oft der Fall, fo finden fie fich 
doch in der That häufg. So fieht man fie an meh- 
\rern Zähnen des Blumenbach’fchen Falles. Corvinus 


2 Waarneeming u. [. w. in Starks Archiv für die Geburtshülfe, 
Bd. 6. S. 374- 

2) Med. and phyf, eff. o£ Edinb. II. No, 18. 

5 3) Tr. des accouch, $. 1963. 1964. 

4) Med. .chir. transact. Vol. Il. pag. 53. ° 

L_ 5) Edinb. m. and furg, journal. Vol. II. No. VIII. 

- 6) Edinb. m. and fürg. journ. Vol. VI. No.V. 

H 7) Morb. anat. p. 266. } 


M. d, Archiv. 1. 4 M m 


5 +6 Di oh u a 


fand in einem kieferäbnlichen, im weiten Ende der 
Trompete liegenden Knochen zwei Backzähne mit 
deutlichen Wurzeln. Cleghorn bemerkt in feinem Falle 
ausdrücklich, dals die Zähne ganz vollfiändig und 
mehrere mit ihren Wurzeln verwachfen waren. Ploue- 
quet und Autenriech fanden die ungeheure Menge von 
Zähnen, welche fie fahen, gröfstentheils mit Wurzeln |; 
verfehen. Auch in dem Falle von Scortigagna hat: 
ten die meiften Zähne Wurzeln. 
Ich glaube daher unbedenklich annehmen zu kön- 
nen, dafs der Mangel einer Wurzel nur in die frühern 
Perioden diefer Zahnbildung gehört. 
fi Wahrfcheinlich ift auch die Bemerkung von Rı- 
dolphi, dafs die Höhle des Körpers und der Wurzel } 
der Eierftockzähne verhältnifsmäfsig weiter als ge- 
wöhnlich fey, und fie daher mit Milchzähnen über- 
einkämen !), zu allgemein, da mehrere Beobachter, |, 
z.B. Cleghorn, Anderfon , Laflize, ausdrücklich , wie 
fich nachher ergeben wird, bemerken, dafs einige die- 
fer Zähne völlig mit bleibenden übereinkamen. 
. c) Meiftentheils ift auch die Bildungsftelle. diefen | 
regelwidrigen Zähne diefelbe als die der normalen; 
die Bälge in welchen ‚fie fich entwickeln , ‚Jtzen in 
Knochen. oder Knorpel fefi. So finde ich es in or 
von mir unterfuchten Falle. Daffelbe fahen Gooch, 
Baillie, Plouequet, Autenrieth, Tyfon,, Orteschi, Che- 
fion Browne, Mofü, Ballard, Cleghorn, Schützer, 
Nyjfien. | 


ı) Tesıner dilf. anat, hftens oblerv. ofteolog, Berol. 1812. p, 12. 


Diefe Knochen erfcheinen bisweilen nur als ver- 
| härtete Stellen des Balges, in welchen fich die regel- 
widrigen Productionen befinden, bisweilen aber auch 
als eigne, mit Zahnhöhlen verfehene Knochenftücke, 
die auf den Wänden des Balges auffitzen und fogar, z.B. 
in den von Cleghorn, Nyjien, Schützer, Grambs, Ojian- 
| der, Tyfon, Mofti, Schützenkranz und Laflize beob- 
| achteten Fällen Aehnlichkeit mit Kieferknochen haben. 
Man kann alfo wahrfcheinlich mit Recht in allen 
| den Fällen, wo fich Haare und Knochen zugleich fan- 
|den, annehmen, dals ein Streben zur Zahnbildung 
vorhanden war, das nur nicht erreicht wurde. Fälle, 
‘| wo blofs Knochen und Haare fich im Eierftock ent- 
| wickelten, fahen z. B. Stalpart van der Wiel !) und 
| Lanzweerde ?). 

Indeffen entwickeln fich die Zähne nicht noth- 
‚| wendig in Knochenftücken. Vielmehr ‚bemerken ‚ die 
!| Beobachter, welche mehrere Zähne fahen, gewöhn- 
‘\Jich ausdrücklich, dafs fich einige derfelben blofs in 
den nicht verknöcherten Wänden des Sackes entwickelt 
hatten und bisweilen fehlen die Kuochen ganz, z. B. 
‘in den beiden Bailliefchen Fällen. 

d) Die Zühne feheinen nicht bloß durch Ihre 
1 Entwicklung mit den normalen Zühnen übereinzukom- 
\zmen, fondern auch in Hinficht auf Ordnung und Zeit _ 
“der Entfiehung und Dauer den normalen Typus zu 


1) Obferv, rarior. C. 11. o, 37, 
2) De molis, p. 15. 
Mın 2 


Sie entltehen höchft walirfcheinlich nicht alle 
zugleich. Einige find kleiner und unvollkommner als 
die andern. An einigen der von: Plouequet und Au- 
tenrieth gefundenen Zähne war die Verknöcherung 
eben erft angefangen und die Krone fals in zackigen 
Scherben auf dem Keime. Hier und da erfchien ab- 
sefonderte Schmelzfubftanz in Kleinen, perlenartigen 
Körnern auf, den Scherbchen. Andere hatten voll- 
ftändige Wurzeln. Von drei Zähnen, welche Gooch 
fand, war der eine unvollkommen, die andern beiden 
vollkommen entwickelt. Daifelbe findet auf eine,höchft 
merkwürdige Weife in meinen Fällen Statt. In Scor- 
teggiana’s Falle haben einige Wurzeln, andere nicht. 
Von 44 Zähnen, welche Cleghorn fand, *waren meh- 
rere Milchzähne, die meiften aber fchienen einem funf- 
zehnjährigen Menfchen anzugehören, fo dafs allo auch 
durch diefes Verhältnifs, fofern die Zahl der Milch- 
zähne, wie bei den normalen Zähnen, die geringere 
war, der regelmäfsige Typus befolgt erfcheint. 

Ja, die zuerft entftandenen Milchzähne fcheinen 
fogar bisweilen auszufallen und dann durch neue, 'die N 
mit bleibenden übereinkommen, erfetzt zu werden. In 
dem von Ander/on belchriebenen Falle, wo fich drei 
Zähne fanden, lagen zwei kleinere, deutlich Milch- i 
zähne, lofe in der Höhle des Balges, der dritte, ein | 
bleibender, {als feft. Die erften Er[cheinungen, welche \ 
auf eine regelwidrige Bildung fchliefsen laffen -konn- ' 
ten, hatten fich fchon vor ungefähr zehn Jahren ein. | 


seftellt, fo dals allo die Periode,‘ wo gewöhnlich der 
Zahinwechiel Statt findet, wirklich eingetreten war. 


—— 5 49 


Aehnliche Bedingungen bietet auch der Coley’iche — 
Fall dar. Ein 23jähriges Frauenzimmer verlor ihre 
Menftruation, bekam eine Gefchwulft in der rechten 
Seite des Unterleibes und magerte aufserordentlich ab. 
Zwei Jahr nachher ftellten fich ftarke Blutflüfse durch 
den Maftdarm ein, die fich aber mit völliger Genefung 
endigten. Fünf Jahre nach dem erften Erfcheinen von 
Zufällen ftarb fe. Man fand das zur Gröfse eines 
Kindskopfes angefchwollene, in einen Balg verwandelte, 
rechte Oyarium in die Höhle des Darms geöffnet. 
Aufser Fett und Haaren wuchfen aus feiner innern 
Fläche vier Zähne hervor. Von diefen hatte der eine, 
vollkommen entwickelte, die Geltalt eines Milchback- 
zahns, die drei übrigen, noch in der Bildung begriff- 
nen, welche in einer Reihe in einem kieferähnlichen 
Knochen ftanden, waren Schneidezähne. Einer von 
ihnen fchien den Milchbackzahn aus feiner Stelle ver-' 
drängt zu haben, doch war die Wurzel des letztern 
nicht angegriffen. Wahrfcheinlich hatte fich auch hier 
der Milchbackzahn fünf Jahr vor dem Tode gebildet 
und würde vielleicht einige Jahr fpäter entweder von 
- Selbft ausgefallen, oder durch die nachrückenden blei- 

_benden Zähne verdrängt worden feyn, um fo mehr, 
da der eine fchon dielen Einflufs auf ihn "gehabt zu. 
haben fchien. 

Indeffen ift es nicht geradezu nothwendig anzu- 
nehmen, dafs die Zähne zu ihrer Ausbildung diefelbe 
Zeit als die normalen erfordern. Wenigftens f[cheint 
fich dies aus den Fällen fchliefsen zu laffen, wo zwi- 
fchen den erften Erfcheinen von Zufällen und der 


Entdeckung‘ fehr’ entwickelter Zähne ein fehr ‘kurzer 
Zeitraum verflofs. Hierher gehört z. B. der von La- 
flize beobachtete Fall. 

Ein ı$8jähriges Mädchen, die feit vier Monaten 
regelmäfsig menftruirt gewefen war, bekam am Un- 
terleibe, zwifchen dem vordern Darmbeinftachel und 
den letzten falfchen Rippen eine fchmerzhafte Ge- 
fchwulft. Nach drei Monaten 'hatte fie die Grölse 
einer Fauft erreicht, wurde geöffnet und ergofs ein 
Nöfsel feröfen Eiters mit einer honig- und. fettartigen 
Subftanz vermifcht. In der Tiefe von fechs Zollen, | 
fühlte man einen Körper von der Gröfse eines Eies, | 
der zur Wunde geführt wurde und als ein Knäuel 
Haare erfchien. Täglich wurden noch einige fehr 
lange Haare herausgezogen, während deffen der Ei- 
ter immer [chwärzer und fchärfer wurde. Neunzehn 
Tage nach dem erften Einfchnitte zog man.durch Er- 
weiterung delfelben einen unregelmäfsig abgerundeten 
Körper von 2 bis 3 Zoll Breite und 3 bis4 Zoll 
Länge hervor. Diefer enthielt in der Mitte einen knö- 
chernen, dem Oberkieferknochen ähnlichen Kern und 

- war an feinem obern Theile mit Haut und Haaren und 
weichem fchwammigen Fleifche bedeckt. Unten hatte 
er Aehnlichkeit mit dem Zahnhöhlenrande und Gau- _ 
mentheile. Hier war er auf der einen Seite zur Hälfte 
mit einer Art von Zahnfleifch umgeben, hing aber 
auf der andern Seite vermittelft eines Stieles an. An 
dem Umfange der Gaumenfläche ftanden acht Zähne, 
fechs Backzähne, ein Hundszahn und ein Schneide- 
zahn, die völlig die Grölse der bleibenden Zähne eines 


551 


Erwachfenen hatten. ‘ Aufserdem ragte ein junger. Park 
und Schneidezahn kaum hervor *). 
2) In Hinficht auf die Form der Zühne kann 


‚man im Allgemeinen bemerken, dafs fie der Form 


derer, welche. der Species zukommen, ent/prechen, 
und dafs man Zühne aller Ordnungen findet. Aufser 
der Aehnlichkeit der regelwidrig entftehenden Zähne 
mit den normalen menfehlichen Zähnen überhaupt ift 
befonders auch die Uebereinkunft mit denfelben, in 
Hinficht auf gleichzeitige Anwefenheit von Zähnen 
aus mehrern Ordnungen, ferner auf die verhältnifs- 
mälsige Menge und auf die Stellung der. verfchiede- 
nen Ordnungen merkwürdig. 

Gewöhnlich finden fich Zühne aus mehrern ‚Ord- 
Aungen zugleich. ‘Dies war namentlich der Fall in 
den Beobachtungen von Grambs, Cleghörn, Schützer, 


‚ Baillie, Laflize, Baudelocque, ea Blumenbach, 


Scorteggiana. 
Zwar kommen’nicht immer Zähne aus allen drei 


Ordnungen zugleich vor, ‘gewöhnlich aber doch aus 
zweien. So verhielt es fich z. B. in den Fällen von 
Coley, Nyften, Young. I: 

Im“ normalen: Zuftande 'erfcheinen zuerft' die 
Schneidezihrie, darauf die Backzähne, zuletzt die Eck- 
zähne, wenigftens diefe fpäter als die hinteren Back- 
zähne,  Bisweilen beobachten auch die regelwidrig ent- 
ftehenden Zähne eine ähnliche Folge dureh die Art 
der Zufarimenfetzung mehrerer Ordnungen. 


- 


1) Laflize in Bacher Journ, de med, 1792. Juillet. p, 301. 


552 wm 


So fanden fich in dem Young’fchen ‚Falle ein 
Schneidezahn und Backzähne. 

Nicht immer aberi findet diefes Verhältnils. Statt. 
So. fahen Gooch,‘ Coley Schneidezähne- und Hunds- 
zähne, IN /yften Back- und Hundszähne. sähe 

Auch wo: fich. bisweilen nur eine Art findet, ift 
dies nicht immer .die, welche. zuerft, eifcheint./ So 
z.B. fahen. Chefion Browene;, Ballard, !Orteschi, blofs 
Hundszähne; Tiy/on 'einigemal. blols, Backzähne. .. Da- 
segen fand Cocchi. blofs ‚Schneidezähne. : In nieinem 
Falle. findet fich nur ein. Backzahn, 

„In den Fällen ‚| wo, gewöhnlich fpäter als andere, 
entftehende Zähne ohne diefe früher, entftehenden'veor- 
handen ‚waren , kann man! vielleicht annelımen, dafs 
diefe ‚ausgefallen waren. „Indeffen ‚bedarf ..es diefer, 
Annahme auch gar nicht, da ja,die Entwicklungsweife 
auch der normalen Zähne fo. viele. Abweichungen‘ dar- 
bietet, diefe daher hei ganz regelwidriger Entftehung 
noch weit leichter ‚eintreten: werden. „Ueberdies pflegt 
ja auch der ‚Hundszahn.. zwar ‚fpäter.. als der vordere, 
allein. früher..als der;hintere Backzahn zu entftehen. 

Ziemlich allgemein fcheinen die‘ Zähne .derfelben 
Ordnung, neben ‚einander, „oder ‚wenigftens. näher 'als 
an cen übrigen zu ftehen;/ und'.überhaupt,, ..wo nur 
Zähne von zwei Ordnungen fich (finden, dies immer 
folche zu feyn, die(auch ‚in den Kiefern neben, ,‚ein- 
ander ftehen, , Hundszähne und Backzähne ,...Hunds- 


zähne und. Schneidezähne zugleich, nicht aber Schnei- 
de - und Backzähne zugleich vorzukonmen, oder we- 
nigltens feltner und, wo dies Statt findet, die der 


> 553 


einen Art oft-bleibende, die der andern Milchzähne 
zu‘feyn, wie z. B. in dem Falle von Coley. 

©, Dafs die verwandten Zähne häufig zufammen 
ftehen, 'beweifen mehrere Beobachtungen, Chefior 
‘Sagt ausdrücklich, < dafs er Zähne derfelben Art mei- 
ftens zufammenftehend und felbft an ihren. Wurzeln 
verwachfen gefunden habe. In dem Boszwell’fchen Falle 
ftehen die beiden Backzähne dicht neben einander, von 
ihnen entfernt der Schneidezahn; Der Backzahn und: 
der Schneidezalin berühren einander. dagegen beinahe 
in dem Falle von Gooch. In dem Falle von Grambs 
finden fich zwei Gruppen von Backzähnen, 'eine dritte 
von Schneide- und Hundszähnen, eine vierte von Back- 
und Schneidezähnen. rn 
"Die verhältnifsmäfsige Menge der verfchiedenen 
Ordnungen von\ Zähnen zeigt gleichfalls Annäherung, 
an die normalen Bedingungen, fofern gewöhnlich Back- 
zähne in gröfstery die. übrigen in weit: geringerer und; 
wieder unter ihnen die Eckzähne in geringfter Menge - 
vorhanden find. 

So fand foung drei Backzähne und einen Schnei- 
dezahn; Laflize heben Backzähne, einen Hundszahn 
und zwei Schneidezähne; Grambs unter achtzehn Zäh> 
nen, die in verfchiedenen Knochen falsen, zwölf Back- 
zähne, drei Hundszähne, drei Schneidezähne und wie- 
der findet fich zwilchen den verfchiedenen Gruppen 
von Zähnen daffelbe Verhältnifs, fofera in dem einen 
Knochen vier Backzähne, zwei Schneidezähne und eia 
Hundszahn zufammen ftehen, während die übrigen 
Gruppen blofs aus Zähnen derfelben Ordnung gebil- 


det find. Targioni fand unter zehn Zähnen acht Back- 
zähne; Schützer acht Backzähne, vier Schneidezähne 
und‘ zwei Hundszähne, ' alfo falt ganz das normale 
Verhältnifs; auf diefelbe Weife Cleghorn unter: vier 
und vierzig Zähnen fechzehn grofse, vier kleine Back- 
zähne, drei Eckzälıne, acht Schneidezähne. Die mei- 
ften Zähne, welche Plowequer und Aurenrierh in einem 
fehr merkwürdigen Falle fanden, waren Backzähne, 
freilich vordere. In’ dem Bilumenbach’ichen Falle 
-überwiegt die Zahl der Backzähne die der übrigen: 
bedeutend. In dem Falle von Scorteggiana waren die 
meiften Zähne Schneide- und Backzähne, nur ungefähr 
vier Eckzähne. : © Hay 
Auch da, wo fich nur eine oder wenigftens nicht 

alle Ordnungen von Zähnen finden, erfcheint doch 
eine Annäherung an den normalen .Zuftand, fofern 
auch 'hier''die Zahl der Zähne mit der, welche’ diefen 
im normalen Zuftande zukommt, ungefähr übereiti« 
kommt. i vr 
So fand Gooch blofs einen Hundszahn und einen 
Schneidezahn; Ty/on gleichfalls nur einen Hundszahn ; 
Cocchi nur drei Schneidezähne; Orteschi drei Hunds- 
zähne; Chefton Browne nur einen Hundszahn ; Coley 
drei Schneidezähne und einen Backzalın ; Mederer.ein- 
mal zwei Schneidezähne, in einem andern Falle einen 
Hundszahn, Tyfon dagegen einmal dreizehn Backzähne, 
Zwar bemerkt man bisweilen Ausnahmen. So 
z.B. fand Baillie einmal zwei Schneidezähne, "einen 
Eckzahn und einen Backzahn. Allein diefe Verfchie- 
denheit läfst fich leicht durch die Annahme: ausglei- 


Zusterng 555 


chen, dafs hier der zweite Backzahn nur noch nicht 
gebildet war, wo dann: gerade diefer Fall die nor- 
malfte Entwicklung, und die eine Hälfte derı Milch- 
zahnreihe darftellt, dies um fo eher, da noch ein 
Rudiment eines fünften Zahnes vorhanden und einige 
Zähne vollkommner entwickelt waren als die andern. 


Die Zahl der regelwidrigen Zähne varürt im 
Ganzen fehr. Indeflen findet man doch auch in die- 
fer Hinficht häufig eine Annäherung an die normalen 
Zuftände, entweder an die Zahl aller Zähne in bei- 
. den Kiefern, oder nur eines Kiefers, “oder. endlich 
einer Kieferhälfte, fey es nun der Milchzähne oder 
der bleibenden. Bisweilen auch kommt die Zahl der 
Zähne mit der Zahl der Milch- und bleibenden Zähne 
in einer gewillen Periode überein. 


Die letztere Bedingung fahe, wie fchon bemerkt, 
Cleghorn, indem er vier. und vierzig Zähne, meiftens 
bleibende, fand. Blumenbach fand vier und zwanzig. 
Eben fo viel fahe Seorteggiana. So viel.aber finden 
ich gerade im liebenten Jahre in allen Kiefern ausgebro- 
chen. Grambs fahe achtzehn, alfo ungefähr die Zahl 
_ aller Milchzähne. Schützer fand vierzehn Zähne; Ty- 
fon einmal dreizehn, ungefähr die Zahl der Zähne 
eines Kiefers beim Erwachfenen. Mofti, Laflize und 
Targioni zehn, die Zahl derMilchzähne eines Kiefers; 
Tyfon und Bosiell vier, beinahe die Zalıl der Milch- 
zähne einer Kieferhälfte. 


Indeffen ift hier fehon infofern nur ungefähr 
Aehnlichkeit, als die_verhältnifsmäfsige Menge der 


556 ln 


verfchiedenen Zähne nicht ganz die normale ift, bis- 
weilen felbft viele Zähne, wie'z. B. in dem Tiyfon’ichen 
Falle von dreizehn, blofs zu einer Klaffe gehören. In 
folchen Fällen aber fcheint, wie fchon oben bemerkt, 
ein Streben vorhanden, alle Zähne derfelben Ordnung 
wieder entweder aus allen Kiefern, oder nur aus einem, 
oder einer Hälfte hervorzubringen. 


Im Allgemeinen kann man bemerken, dafs fich 
häufiger nur wenig als viele Zähne, indeffen doch 
häufiger einige, zwei bis drei, finden, als nur ein 
einziger. f 
"0 Indeffen kommen, ungeachtet der angegebnen 
Vebereinkunftspunkte der regelwidrig entftehenden 
Zähne 'mit den’ normalen, doch bedeutende, wenn 
gleich untergeordnete und weniger wefentliche Ver- 
{chiedenheiten vor. 

So haben fie oft durchaus nicht völlig diefelbe 
Form als diefe und entfprechen keiner Ordnung der- 
{elben. Unter den vier und vierzig Zähnen, welche 
Cleghorn fahe, waren zwar die meiften regelmäfsig, » 
einige aber ganz unregelmälsig. Eben fo waren unter 
den von Autenrieth gefehenen, Zähnen die meiften, in 
Hinficht auf Geftalt und Gröfse, menfchenähnlich, bei 
mehrern aber war, wenn gleich die Krone abwich, 
doch die Wurzel fehr entftellt und viele in allen ih- 
ren Theilen weder menfchen- noch thierähnlich. Auch 
nach Tesmers Zeugnifs war in zwei, aber fehr un-, 
vollftändig angeführten Fällen die Geftalt mehrerer 
Eierftockzähne fehr unregelmäfsig, wenn, gleich dies 


fo eben angeführten Stellen beweifen, dafs fchon An- 
. dere vor ihm diefe Bemerkung gemacht hatten. 


Eben fo wenig zeigt die Zahl im Ganzen oder 
im Einzelnen falt irgend einmal das völlig normale 
Verhältnifs. Wo fich weniger als gewöhnlich finden, 
ift dies nicht auffallend, da gewöhnlich regelwidrig 
entftehende Theile fich nur einfach oder wenigltens 
in geringer Zahl bilden, wie die überzähligen Finger 
und die überzähligen Zähne felbft beweifen; weit felt- 
ner und auffallender aber ilt das Ueberfteigen der ge- 
wöhnlichen Zahl, belonders wenn es bedeutend ift. 
Ein bis jetzt einziger Fall diefer Art ift der von 
Plouequet und Autenrieth beobachtete, wo bei einer 
22jährigen unfruchtbaren Frau der über zwanzig Pfund 
fchwere Eierftock aufser einer Menge regellos gebil- 
deter, zackiger, theils in Knorpelkernen, theils in 
gefälsreichen Häuten befindlicher Knochen mehr als 
dreibundert Zähne enthielt. 


Kommen Zühne gewöhnlicher allein , oder in Ver- 
bindung mit andern Theilen, namentlich Knochen, 
Haaren und Fett vor? 


Die Fälle ausgenummen, wo fich Zähne in der 
Nähe der normalen, z. B. in der Mundhöhle, in der 
Augenhöhle, wie in den Fällen von Schill und Barnes 
(f. oben $. 538.) entwickeln, erfcheinen fie weit häu- 
figer in Verbindung mit diefen Theilen, vorzüglich 
mit Fett und Haaren, als allein. Es giebt faft kein 
Beifpiel vom Gegentheil, wenn gleich die Haare (fiehe 
eben S. 530.£1.) nicht felten ohne Zähne vorkommen, 


558 ME es 


Dies gilt nicht blofs für die in den Oyvarien, fondern 
auch für die in den übrigen Theilen, oberhalb und 
unterhalb des Zwerchfells vorkommenden Zähne, in- 
dem es in den Fällen von Engel, Ruyfch, Thuejink, 
Schützer ausdrücklich erwähnt wird. 


Von den Zähnen im Ovarium und der Gebär- 
mutter bemerken es ausdrücklich faft alle Beobachter, 
namentlich Ty/on, Sampfon, Nicholls, Ruy/ch, Blu- 
menbach, Che/ton, Cleghorn, Murray, Dumas, Riche, 
Baillie in beiden Fällen, Coley, Anderfon, Bicker, 
Gooch, Merriman, Cocchi, Moftii, Needham, Ortes- 
chi, Targioni, Ballard, Laflize, Autenrieth und ich. 


Nur Boswell’s Fall fcheint eine merkwürdige Aus- 
nahme von der Regel zu machen, indem er. durch- 
aus keiner Haare erwähnt. Eben fo erwähnt Mery 
in feinem Falle nur der Zähne, fagt- dagegen nichts 
von Haaren. 

Ift der regelwidrigen Entwicklung von Zähnen 
vielleicht eine Seite des Körpers vorzugsweije unter- 
wworfen?: Wenn dies der Fall ift, fo gilt auch daf- 
felbe für die Entwicklung der Haare, indem es fich 
fo eben ergab, dafs Zähne faft nie ohne Haare vor- 
kommen. .Es fcheint wohl aus einer genauen Ver- 
gleichung der mir hiervou bekannt gewordenen Fälle 
fich wenigftens zu ergeben, dafs‘ nicht nur ‚kein 
Uebergewicht der linken über die rechte Seite” Statt 
findet, fondern im Gegentheil diefe Bildungen häufiger 
hier als auf der linken Seite vorkommen, Dies be- 
weift folsende Tabelle. 


_— 559 


Rechte Seite. Linke Seite. Unbeftimmu 


- Tyfon. > Sampfon. Tyfon. 
Nicholls. Molti. Merriman. 
„ Orteschi. Ballard. Baudelocque, 
Chefton. Blumenbach: Ruyfch. 
‚Murray. Gooch. Mery, 
Dumas. Bicker. Baillie. 
Cleghorn. Nylten. Needham, 
Coley. “  Cocchi. 
Anderfon. Laflize. 
Young. 
 Baillie. 
'Mederer. 
Corvinus. 
- Grambs. 
Stalpart v. d. Wiel. 
Riche. Riche. 
Autenrieth. 
Ich. 


Hieraus ergiebt fich, dafs in fiebzehn Fällen die 
Zähne oder Knochen mit Fett und Haaren auf der 
rechten Seite allein vorkamen, in fieben nur auf der 
lioken. In den Falle von Riche fanden fich auf beiden 
Seiten Knochen; es ift aber nicht beftimmt, ob auf 
der rechten Seite fich auch Zähne entwickelt: hatten. 
Von den neun Fällen, wo die Seite unbeftitnmt, ge- 
laflen ift, geben die Beobachter: der fechs. erften 
fie nicht an, von den beiden letzten habe ich fie 
vielleicht nur anzumerken vergeffen. Nimmt man 
aber auch an, dafs die Hälfte hier auf der rechten, 


die Hälfte auf’der linken Seite yorkomme, fo’ würde 
fich doch immer ein Verhältnifs wie 20:11, allo un- 
gefähr wie 2:1 zum Vortheil der rechten ‘Seite erge- 
ben. »Rechnet man hierzu noch ungefähr für jede Ab- 
theilung (f. obenS. 530.31.) zehn Fälle, wo blofs Haare 
und Fett vorkommen, fo würde fich doch imnıer ein 
Verhältnifs wie etwa3:2 ergeben und immer die rechte 
Seite bedeutend häufiger affıcirt feyn als die linke. 


Dies fcheint auch mit der gröfsern Stürke der 
rechten Seite übereinzuftimmen. ; 


Aus der Vergleichung aller Fälle von regelwidri- 
gen Haar- und Zahnbildungen im Eierftocke, ergiebt 
fich aber fo viel mit Beftimmtheit, dafs fie nur fehr 
felten auf beiden Seiten zugleich vorkommen, indem 
unter mehr als funfzig hier verglichenen Fällen dies 
nur dreimal der Fall war. i 


Unter/ucht man die Stellen, an welchen de ch .die/e 
regelwidrigen Produkte entwickeln, näher, fo findet 
man, dafs fie fich nicht nothiwendig in der Subftanz 
des Eierfiockes, fondern auch, und dies vielleiche 
häufiger, im Umfange dejjelben bilden. RUE 


So fand Lanziweerde, wie er ausdrücklich be- 
merkt, «die ungeheure, funfzehn Pfund wiegende Ge- 
fchwulft durch einen dünnen Stiel am Eierftocke be- 
feftigt. ImSampfon’fchen Falle hingen gleichfalls, mit- 
telft eines feften Bandes, am linken Eierftocke zwei 
grolse Bälge, die zwei Zoll weit von einander ent- 
fernt waren. Im Wienholt’fchen Falle fand ‘fich - au- 
{ser den beiden ‘Bälgen, welche die Stelle des rechten 

Eier- 


] nn 561 ö 


| Eierftockes einnahmen, zwifchen der Gebärmutter und 
dem Maftdarım ein anfehnliches, rundliches Haargeflecht. 

Auch die Fälle von Grambs und Tumiati gehö- 
ren deutlich hierher und machen den Uebergang zu 
der von Schützer befchriebenen Lage der Haare und 
Zähne im Gekröfe. 2 \ 

Hieraus ergiebt fich wenigftens fo viel are: Ge- 
wifsheit, dafs nichts weniger als jedesmal die Bälge, 
in welchen diefe Theile entftehen, regelwidrig ver- 
grölserte Graafiche Bläschen, fondern ganz neue Bil- 
dungen find, wie fich befonders Wafferbälge häufig / 
nicht nur im Eierftocke, fondern im Umfange def- 
felben entwickeln. 

Es fragt fich ferner, unter welchen Bedingungen 
in Hinficht auf a) Gefchlecht, b) Alter, c) vorange- 
gangene Begattung, d) anderweitige Er/cheinungen 
im Körper, fich diefe regelwidrigen Bildungen ent- 
wickeln ? 

a) Wenn von Bildung der Haare und Zähne in 
den innern Gefchlechtstheilen die Rede ift, fo ergiebt 
fich unbedenklich, dafs diefe vorzugsweife beim weib- 
lichen Gefchlechte vorkommt. Gegen beinahe fechzig 
Fälle, wo fie in den Eierftöcken, den Trompeten 
und der Gebärmutter vorkam, nur einer, wo im 
männlichen Hoden Haare gefunden wurden! In den 
übrigen Theilen ereignet fie fich eben fo häufig, ja 
vielleicht häufiger beim männlichen als beim weiblichen 
Gefchlechte. 

b) Die Entwicklung der Haare und Zähne, fo- 
wohl in den Gelfchlechtstheilen als a Stellen, 

M. d, Archiv. I. 4 Nn 


fcheint in allen Lebensperioden Statt zu finden, in- 
dem fie bei fehr jungen und, fehr betagten Ba: # 
gefunden wurde: 

c) Sammelt man die Zahl der Fälle wo, vor 
(ohne zu beftimmen ob zum Behuf) der Entftehung| 
diefer Aftergebilde Begattung Statt‘ gefunden hatte, | 
fo finde ich, dafs in den Fällen von Tyfon, Sampjon,| 
Yonge, Ofiander , Coley, Grambs, Cleghorn,, Young, 
Gooch, Autenrieth, Anderfon, Mofii, Chefton, Bal-| 
lard, Corvinus, Baudelocgue, Orteschi, Saxtorph, | 
Warren, Sontis, Merriman, Boj/e, Schacher , Fabriz| 
von Hilden, Ludwig, Buddeus,, diefelbe gewils Statt | 
gefunden ‚hatte, indem die Perfonen mehr oder we- 
niger verheirathet, oder Freudenmädchen, zum Theil | 
felbft fchwanger und kurz nach der Niederkunft ge- | 
ftorben waren oder die regelwidrigen Subftanzen von 
fich gegeben hatten. Bei mehrern andern ift es nicht | 
gewils, ob Beifchlaf vorangegangen war, indem fie | 
nicht verheirathet waren, und die Befchaffenheit der 
Genitalien entweder von den Beobachtern, oder in den 
Kurzen Anzeigen der Beobachtung nicht angegeben 
wird, ungeachtet das Alter und oft der Stand der 
Perfonen die Vermuthung erlaubt, dafs wirklich’ Bei- 
fchlaf Statt gefunden hatte. Hierher gehören z. B. 
die Fälle von Haller, Murray, Menghini, Tumiati, 
Ruyfch, Buddeus, Bauhin. In den Fällen von Schü- 
tzer, Baillie, Nyften, Stalpart van der Wiel, La- 
füze, Schmucker, Lanzweerde aber kann man mit 
vieler Wahrfcheinlichkeit annehmen, dafs dies nicht 
der Fall gewefen war. 


\ In dem Falle von Lanzweerde war das Mäd- 
‚chen eilf, im Schmucker’fchen und dem einen Bail- 
liefchen Falle, wo fünf Zähne gefunden wurden, 
zwölf bis dreizehn Jahr, in dem Vyfen’fchen drei- 
‚zehn, in. dem Schützer’fchen und WiePfchen funf- 
zehn Jahr alt. In allen war die Gebärmutter klein 
und hart, in dem Bailliefchen fogar kleiner als bei 
einem neugebornen Mädchen. In allen hatten die 
äufsern Gefchlechtstheile gleichfalls alle Zeichen der 
phyfifchen Jungfräulichkeit, die Scheidenklappe war 

- völlig unverletzt. In dem Falle von Stalpart van der 

_ Wiel wird ausdrücklich bemerkt, dafs nie Menftrua- 
tion Statt gefunden 'hatte. 


' Eben fo war auch in dem anderen Bailliefchen 
‘Falle, ungeachtet das Mädchen achtzehn Jahr alt war, 
die Scheidenklappe unverletzt, fehr eng, die Gebär- 
mutter fogar kleiner als gewöhnlich und völlig un- 
verändert. Von demfelben Alter war das Mädchen 
von Laflize, allein fie hatte regelmäfsig menftruirt. _ 


In mehrern diefer Fälle waren die Zufälle überdies 
fehon mehrere Jahre alt, namentlich im Schmucker- 
fchen, dem Schützer’fchen und dem von Lanziweerde. 


h Man kann indelfen wohl nicht ohne Grund an- 
nehmen, dafs fich diefe Gebilde in den meiften Fällen 
in Perfonen entwickelten, bei welchen die‘ Beten 
vollzogen worden war. 


d) Anderweitige, zugleich Statt findende Ver- 
ünderungen im Körper betreffen die allgemeine Ge- 
‚Jundheit oder die Affectionen anderer Organe. 

Nna 


564 


Hierüber läfst ich wenig Allgemeines fagen. Man 
kann indeffen bemerken, dafs diefe Bildungen nicht 
als Folgen eines allgemeinen Leidens angefehen wer- 
den können, und dafs fie eben fo wenig weder die 
allgemeine Gefundheit, noch die der Organe in und 
an denen fie ieh entwickeln, nothwendig und ihrer 
Natur nach ftören und. das Leben gefährden, indem 
fie häufig während des Lebens kaum oder gar nicht 
geahndet wurden. f 

So verhielt es Ach in’dem. von mir unter Kg 1 
Falle, wo bei dem vierzigjährigen Frauenzimmer, 
deren rechtes Oyarium ich entartet fand, die Gefund- 
heit völlig regelmäfsig war. Cleghorns Frau‘ lebte 
drei und zwanzig Jahre nach dem er/ten Erfcheinen 
der Zufälle und wurde während diefer Zeit für fchwan- 
ger gehalten. Im Ballard’fchen Falle hatte eine fünf 
und funfzigjährige Frau die Gelchwulft feit zwei und 
zwanzig Jahren getragen. Orteschi’s Frau war fiebzig, 
die von Mojfti fechzig Jahre alt. 

Auch die Gefchlechtsfunction wird nicht noth- 
wendig durch die Entwicklung diefer Subftanzen ge- 
ftöort. In dem Falle von Sontis wurden bei einer 
Paracenthefe des Unterleibes. Haare ausgezogen. 
Hierauf kam die Frau zweimal nieder, ungeachtet 
der Leib in den Zwifchenzeiten nie völlig fank, und 
fpäter noch ähnliche Subftanzen wahrgenommen, 
auch nach dem Tode ein Balg mit Haaren und Züh- 
nen gefunden wurde. Die Frau von Anderfon kam 
mehrmals nieder, ungeachtet fich die Haare und Zähne 
wahrfcheinlich fchon in der zweiten Schwangerfchaft 


entwickelt hatten. Mofi?s fechzigjährige Frau war 
die Mutter mehrerer Kinder. In den Fällen von 
Gooch und Coley fand Schwangerfchaft Statt, unge. 
achtet die Zufälle, welche auf die Entftehung diefer 
Bildungen fchliefsen liefsen, fchon mehrere Jahre vor- 
her Statt gefanden hatten, alfo nicht, wie vielleicht 
in mehrern andern Fällen, als das Produkt deffelben 
Zeugungsactes angefehen werden konnten. 

Indeffen können diefe regelwidrigen Bildungen, 
fo gut als jede regelwidrige Vegetation, auf mehr als 
eine Weife nachtheiligen Einflufs auf die Gefundheit, 
und felbft unter gewiffen Umftänden auf das Leben 
derer haben, in deren Körper fie fich entwickeln, 
dies, im Allgemeinen im geraden Verhältnifs mit 
ihrer Gröfse, wobei aber immer auf die Conftitution 
des Körpers, in welchem fie vorkommen und andern, 
in der Afterbildung felbft enthaltnen Bedingungen 
Rückficht genommen werden mufs. 

2) Zunächft mechanifch, wegen der Stelle, an 
welcher fie fich entwickeln. 

Sie können hier durch ihre Schwere die Lage 
der Gebärmutter regelwidrig verrücken oder die Ge- 
burt bedeutend er[chweren, oder die Schwangerfchaft 
ftören. 

Den erften Erfolg fahe Saxtorph bei einer Frau, 
der Mutter mehrerer Kinder, bei welcher ein Gebär- 
muttervorfall durch eine, das ganze Becken einneh- 
mende Gefchwulft von Fett und Haaren im Eierftocke 
veranlafst wurde. Diefelbe Beobachtung machte Coley. 

Den zweiten fahen Baudelocque und Merriman. 


In dem von Young befchriebenen Falle, war die 
Degeneration des Ovariums Urfache des Todes einer 
im fünften Monat Schwangern, indem es durch feinen 
Druck auf die fchwangere Gebärmutter Entzündung 
“ und Brand derfelben hervorbrachte. 

Durch die Gröfse diefer Afterbildungen, fo wie 
durch zufällige Bedingung derfelben, z. B. zackige 
Geftalt der Zähne oder Knochen , verbunden mit einem 
hohen Grade von Receptiyität des Körpers, in wel- 
chem fie fich bilden, können fie Gefchwüre verur- 
fachen, die ich entweder unmittelbar an der Oberfläche 
des Körpers, oder in die nahe gelegenen Höhlen, na- 
mentlich den Maftdarm, die Harnblafe, die Gebär- 
mutter öffnen, wo dann während des Lebens die re- 
gelwidrig erzeugten Bildungen entweder von felbft ab- 
gehen, oder weggenommen werden. 

Fälle diefer Art find z. B. die von Briffeau, 
Schmucker, Schützer, Warren, Laflize, Goley beob- 
achteten. : 

Auch dann aber erfolgt Genefung, fobald die 
fremden Körper völlig weggenommen find. So na- 
mentlich in den Fällen von Warren und Laflize. 

Anfehnliche Gröfse diefer Bildungen kann auch 
natürlich, fo gut wie jede regelwidrige Vegetation, 
durch die Concentration der bildenden Thätigkeit auf 
einen Punct, den Ernährungsprocels im Ganzen ftören, 
und daher fogar endlich tödten. 

Zwifchen der Entwicklung diefer Subftanzen in 
den Eierftöcker und dem Gefundheitszuftande eines 
Organs, des Gehirns, fcheint indeffen bisweilen eine ) 


nähere Beziehung 'obzuwalten, fofern die. Geiftes- 
functionen dabei mehr oder weniger geftört find. Die 
Perfon, bei welcher ich Haare und Zähne im Eier- 
ftocke fand, war fchon lange blödfinnig gewelen., 
Buddeus und Ludwig machten ihre Beobachtungen an 
Wahnfinnigen, die gleichfalls mehr oder weniger lange 
ihres Verftandes beraubt gewefen waren. 

Indeffen ift auch diefe Beziehung vielleicht nicht 
wefentlicher als die Affectionen des Gehirns, welche 
überhaupt ‚die Entftehung von Degenerationen der 
Gelchlechtstheile ‚begleiten. Wichtig wäre es aber 
künftig den Geifteszuftand folcher Perfonen genau zu 
berückfichtigen, um vielleicht auszumitteln, ob fich 
die fo merkwürdige Beziehung zwifchen Gehirn und 
Genitalien, die im gefuneen und krankhaften Zuftande 
fich, in. allen Perioden deffelben Organismus und in 
der Thierreihe fo deutlich ausfpricht,- nicht vielleicht 
auch‘ unter. diefen Bedingungen auf,,eine beltändige 
Weife durch vorzugsweife Störung der Hirnfunctio- 
nen bei fo hochgelteigerter eigenmächtiger Thätigkeit 
der ‚Gefchlechtstheile ausfpricht. 

Es fragt Gch endlich, wie diefe regelwidrigen 
Haar - und Zahnbildungen entftiehen? Diele Frage 
ift äußserft verfchiedentlich beantwortet worden. 

Da die Neigung, Haare zu verfchlucken nicht 
ganz Selten ift, fo haben einige'um fo mehr an- 
genommen, dafs diefe Theile auf diefem Wege von 
aulsen in den Körper gekommen feyn möchten, als 
es ihnen befonders fchwer fiel, fich die Entftehung 
von Zähnen jım Körper auf eine befriedigende Weile 


zu erklären. Dies glaubt z. B. Che/ton Browne von 
dem von ihm gefundenen Zahne im rechten Eier- 
ftocke, während er von den Haaren annimmt, dafs , 
hie fich an der Stelle, wo fie gefunden wurden,  ge- 
bildet hätten. Cleghorn glaubt, dafs auch in dem von 
Ruyfch befchriebenen Falle, deffen Authenticität Söm- 
merring fogar bezweifelt, die Haare und Zähne ver- 
fehluckt worden feyen. 
Indeffen hat diefe Meinung fo äufserft wenig 
Schein, dafs fe faft von niemand angenommen wor- 
den ift. Man begreift x) nicht, warum nicht eben’ 
fo gut Zähne als Haare und andere Theile an einer: 
ungewöhnlichen Stelle entftehen können, 2) wie dann 
fo gewöhnlich beide zugleich vorkommen, und 3) fpre- 
chen gegen 'diefe Meinung nicht blofs das nicht ganz 
feltne Vorkommen diefer Abnormität, . fondern alle 
die Gründe, welche gegen mehrere der gewöhnlichen 
Anfichten der Entftehungsweife diefer Theile fogleich 
anzuführen find. 
Es ift vielmehr als gewils anzufehen, dafs diefe 
Theile fich wirklich an den Stellen bildeten, wo fie 
gefunden wurden und es fragt fich nur, äuf welche 
Veranlaffung fie entftanden ? 
Auch hierüber find die Meinungen fehr getheilt. 
Nach einigen Schriftftellern find diefe Subftanzen 
überfchüffge Theile; welche durch denfelben Zeu- 
gungsact, welcher den Körper fchuf, in welchem fie 
gefunden werden, hervorgebracht wurden, die fich 
im Innern deffelben entwickelten. Diefe Körper wä- 
ren alfo Doppeltmifsgeburten und die Fälle diefer Art 


gehörten zu dem zeugungsartigen Doppeltwerden 
(f. meine path. Anat.B.2.S.68.ff.). Diefer Meinung ift 
z. B. Tumiati *), vorzüglich, weil die normgemäfse 
Structur diefer Theile beweife, dafs fie fich nicht krank-, 
haft und zufällig entwickeln könnten, fondern aus ur- 
{prünglich vorhandenen Keimen entftanden feyn müfsten. 

In der "That läfst fich diefe Meinung, fo wenig 
Allgemeinheit fie auch erhalten hat, nicht geradezu 
verwerfen, um fo mehr, da in mehrern Fällen diefer 
Art, wie z. B. im Schützer’fchen, fchon von der Ge- 
burt an mehr oder weniger deutliche Zeichen vorhan- 
den 'gewefen waren und fich viele Fälle, z. B. der von 
Schmucker, der von Schützer und überhaupt alle die, 
wo'fich in jungen Perfonen diefe regelwidrigen Ge- 
bilde erzeugten, an manche Fälle des zeugungs- 
 artigen Doppeltwerdens, z, B. den von Lentin, fehr 
genau anfchliefsen, fo dafs diefelben Gründe, welche 
für die Entftehung des innern Fötus beim zeugungs- 
artigen ‘Doppeltwerden durch einen gewöhnlichen 
Zeugungsact fprechen, auch für diefe Meinung ange- 
führt werden können. Indeffen fprechen, aufser den 
gegen jene Meinung über die Entftehung des innern 
Fötus durch gleichzeitigen Zeugungsact angeführten 
Gründen noch andere wider diefe Meinung, nament- 
lich r) die Stelle, an welcher diefe Theile gewöhn- 
lich gefunden werden, die innern weiblichen Zeu- 
gungstheile, namentlich die Eierftöcke; 2) das beinahe 
alleinige Vorkommen derfelben beim weiblichen Ge- 


1) A. 2,0. p. 232. 


fchlecht, zu gefchweigen, dafs 3) Tumiati’s Haupt- 
grund, die Regelmäfsigkeit diefer Bildungen, nicht. in, 
einem folchen Grade Statt findet, um für diefe An- 
ficht angeführt werden zu können. Die regelwidrig 
vorkommenden Theile bieten zwar im Wefentlichen 
diefelben Bedingungen als die an den.normalen Stel- 
len vorkommenden gleichnamigen dar, allein, wie 
fchon oben bemerkt wurde, alle, vorzüglich die Kno- 
chen, auch fo äufserft viele Abweichungen, dafs man 
fie im Allgemeinen mit keinem normalen vergleichen 
kann, | 2 
Man kann daher wohl kaum annehmen, „dafs 
diefe Meinung für alle Fälle anwendbar fey. 

Es bleibt daher nur noch eine dritte: Meinung 
übrig, die Annahme, dafs diefe regelwidrigen Bildun- 
gen in einem fchon gebildeten Organismus 'fich ent- 
wickeln. Diefe wird, indeffen verfchiedentlich modi- 
Acirt, von den meiften Schriftftellern angenommen. 

' Einige‘ glauben, dafs die Veranlaffung zu‘ihrer 
Entftehung eine gewöhnliche Begattung der Perfon 
fey,; in welcher diefe Bildungen gefunden werden, 
und fehen diefe als nothwendig zu ihrem Hervor- 
gehen an, halten alfo diefe Abnormitäten, wo fie fich 
in den Ovarien finden, für Extrauterinalfchwanger- 
- fchaften, weichen aber durch ihre Anfıcht von der 
Art, auf welche die fo gezeugten Theile in den Zu- 
ftand gelangten, in welchem man fie findet, von ein- 
ander ab. 7 

Mehrere nämlich find der Meinung, dafs fie Ueber- 
bleibfel eines regelmäfsig gebildeten Fötus feyen. 


Hierher gehören namentlich Cleghorn, Sontis, 
Varnier, Haller. 


Für fie fpricht 1) die Erfahrung, dafs fich nicht 
felten aufserhalb der Gebärmutter und namentlich im 
Ovarium Fötus entwickeln, und dafs man an denfel- 
ben Stellen, wo bei Extrauterinalfchwangerfchaften 
Fötus gefunden werden, auch diefe regelwidrigen Pro- 
ductionen fand, im Ovarium, in den Trompeten, an 
der Gebärmutter und in der Unterleibshöhle; a) der 
Umftand, dafs in den meiften Fällen diefe Bildungen 
fich unter Bedingungen entwickeln, wo Begattung 
Statt gefunden hatte, alfo diefe Organe durch Zeu- 
gung entitanden feyn konnten. 


Allein gegen diefe Anficht, dafs diefe Theile 
Ueberbleibfel eines regelmäfsigen Fötus feyen, fprechen 
fehr wichtige Gründe, und zwar ı) in den meiften 
Fällen zu fehr die Befchaffenheit der regelwidrig vor- 
handenen Theile, namentlich ibre, fchon oben be- 
merkte, oft geringe Regelmäfsigkeit in Hinficht auf 
Gefialt und Zahl. ‚Wie können mehr als dreihundert 
Zähne als Ueberbleibfel eines regelmäfsigen Fötus an- 
gelehen werden? Die Fälle, wo die vorhandenen 
"Theile fehr unregelmäfsig waren, könnte man durch 
die Annahme erklären, dafs fie allmählig nur durch 
Druck und andre nachtheilige Einwirkungen ihre 
urfprünglich normale Geftalt verloren hätten; allein, 
davon abgefehen, dafs die Difformität hier doch immer 
zu grofs wäre, fo fpricht gegen diefe Meinung der 
Umftand, dafs Extrauterinalfötus durch ihre Lage in 


der Regel weder in ihrer Entwicklung gehemmt, noch 
{päterhin verunftaltet werden. 


Die oft anfehnliche Gröfse diefer Theile, die 
Verfchiedenheit der Färbung der Haare, die zugleich 
vorkommen, fprechen eben fo fehr gegen diefe Ver- 
muthung. 

2) Der Umfiand, dafs nur Theile gewilfer Arc 
fich bilden. Man findet fich die Bildung nie über Fett, 
Haare, Knochen und Zähne erheben. 


Will man hier annehmen, dafs die übrigen Theile 
verloren gegangen wären, und nur die gefundenen 
fich deshalb erhalten hätten, weil fie der Zerftörung 
beffer widerftehen als die übrigen, fo hat man ı) die 
Erfahrung gegen fich, .dals Extrauterinalfötus über 
funfzig Jahre lang fich in Hinficht auf die Zufammen- 
fetzung ihres Körpers fo wenig verändern, dafs felbft 
die weichen Theile, Eingeweide, Muskeln, Gehirn 
wenig abweichend gefunden werden; 2) den Um- 
ftand, dafs zwar felten, aber doch bisweilen blofs 
Zähne, fehr häufig blofs Fett und Haare gefunden 
werden; dafs 3) gewöhnlich nur einige Zähne: und 
Knochen vorkommen, ohne (dafs unter diefen beiden 
Bedingungen, höchft wenige Fälle ausgenommen, frü- 
here Theile auf ähnliche Weife als häufig, bei Ex- 
trauterinalfchwangerfchaften, abgegangen wären; dafs 
4) nicht blofs die fchwer zerftörbaren Zähne und Haare 
vorkommen, fondern immer mit ‘den Haaren auch 
das leicht -zerfetzbare und verfchwindende Fett und 
dies in anfehnlicher Menge. Dazu konmt noch 5) die 


Art des Zufammenhangs der regelwidrigen Bildungen 4 
mit dem enthaltenden Organismus. Die Haare und 
Zähne wurzeln in ihm, wie die normalen. e 

Man könnte diefen Einwurf zwar durch die An- 
nahme widerlegen, dafs die Gefäfse der übrig geblie- 
benen Theile-mit den mütterlichen Gefäfsen eingemün- 
det wären, und dafs hierdurch auch das fernere Fort- 
wachfen derfelben infofern leicht möglich gewefen wäre, 
als felbft ganz getrennte Haare im Waffer fich bedeu- 
tend vergröfsern, und man die verfchiedenartigften 
Theile auf diefe Art an ganz fremde Stellen, felbft 
fremde Organismen verpflanzen kann, ohne dafs fie 
abfterben. Auch nimmt dies Cleghorn an; allein 
es leuchtet ein, dafs diefe Annahme nur eine fehr ge- 
zwungene Aushülfe ift, fofern fie ı) immer die vor- 
angegangene Zerftörung der übrigen Theile voraus- 
fetzt; 2) diele Erfcheinungen bei Extrauterinalfötus 
nicht vorkommen; 3) ja an andern Stellen des Kör- 
pers und felbft bei Männern, wo von keinem vor- 
handen gewelenen Extrauterinalfötus die Rede feyn 
kann, diefelben bemerkt wurden. Hierzu kommt noch 
4) die jungfräuliche Befchaffenheit der Gefchlechts- 
theile, der Mangel der Entwicklung der Gebärmutter 
auf die Art, welche bei Extrauterinalfchwangerfchaf- 
ten Statt findet, und das kindliche Alter mehrerer 
der weiblichen Individuen, bei welchen diefe regel- 
‚widrigen Bildungen fich entwickelten. 

Es ift allo höchft unwahrfcheinlich,” dafs diefe 
Theile Ueberbleibfel eines normalen Extrauterinal: 
fötus feyen, 


” e r 
5 7 4 en > 


Andere Phyhologen nelımen daher an, dafs diefe 
regelwidrigen Bildungen zwar durch gewöhnliche Zeu- 
gung in Folge einer Begattung entftehen, dafs fie 
aber Produkte einer unvollkommenen Zeugung, die 
vorhandenen Theile nicht Ueberbleibfel eines regel- 
mäfsigen Fötus, fondern nur unyollkommen gelun- 
gene Verfuche zur Bildung deffelben find. Dies that 
z. B. Coley in feinem Falle. 


Diefe Anficht hat ı) alle die Gründe für fich, 
welche für die dritte Meinung fprechen, ohne dafs 
gegen he alle die angeführt werden könnten, welche 
manı\ diefer mit Recht entgegen ftellt; 2) kann fie auch 
durch mehrere unterftützt werden. Diefe finden fich 
vorzüglich in den Bedingungen, unter welchen diefe | 
Bildungen ‚oft entftehen. Es find in der That folche, 
wodurch ein unvollkommnes Refultat des Zeugungs- | 
actes leicht herbeigeführt werden Kann. 


Hierher kann ınan ı) gerade die grolse Jugend 
rechnen, welche in mehrern Fällen diefer Abnormi- | 
tät beobachtet wurde; 2) auf entgegengefetzte Weile | 
das höhere Alter, die fchwächliche Gefundheit und 
befonders den unregelmäfsigen Zuftand der Gefchlechts- 
functionen fölcher Perfonen, welcher in mehrern Fäl- 
len ausdrücklich beobachtet wurde, So wurden diefe 
Alterbildungen in dem Falle von Grambs bei einer‘ 
fünf und vierzigjährigen Frau gefunden, die fich in 
einem Alter von drei und vierzig Jahren an einen 
fechzigjährigen Mann verheirathete. Die Frau, deren 
Fall Chefton Browne erzählt, kam im zwei und vier- 


zigften Jahre zum erftenmal nieder, kränkelte feit 
diefer Zeit und ftarb im fieben und vierzigften Jahre. 
In dem Bicker’fchen Falle fand lange Kränklichkeit 
Statt. Die Frau, an welcher Autzenriechs Beobachtun- 
gen gemacht wurden, war unfruchtbar. Youngs funf- 
zigjährige Frau hatte nie Kinder gehabt. Das Mäd- 
chen von Lajlize war zwar erft achtzehn Jahr alt, aber 
erft feit vier Monaten regelmäfsig menftruirt. Im 
Gleghorn’fchen Falle gebar die Frau fünf und zwanzig 
Jahre vor ihrem Tode {ihr erftes und letztes Kind, 
und wurde drei und zwanzig Jahre lang, während 
welcher fie ihre Menftruation nicht hatte, für fchwan- 
ger gehalten. n 


3) Häufig’ nehmen die Erfcheinungen, welche 
auf die Entftehung diefer Aftergebilde hindeuten, mit 
Zeichen „von Schwangerfchaft ihren Anfang, oder 
die Production derfelben findet gleichzeitig mit der 
Schwangerfchaft Statt. 


Hierher gehören die oben (S. 542.) angeführ- 
ten Fälle von Zahn- und Haarfamınlungen, die mit 
einen Kinde abgingen. Eben fo der Che/ion’fche Fall, 
wo Haare und ein Zahn im Eierftocke einer Frau ge- 
funden frarden; aus deren Scheide einige Jahr vor 
ihrem Tode anfehnliche Knorpelfubftanzen abgegangen 
waren. 

Vermuthet kann auch werden, dafs Gebilde die- 
fer Art Folgen einer unvollkommenen Schwängerung 
find, wenn nach einer Niederkunft die Gefchwulft des 
Unterleibes nicht ganz verfchwindet, fich auch wohl 


576 \ —— > 


vergröfsert. Dies fand in dem Falle von Fabriz von 
Hilden Statt. In dem Ander/on’fchen Falle .entftan- 
den, um das Ende der zweiten Schwangerfchaft, hef- 
- tige Schmerzen in der rechten Seite, in deren Ova- 
xium nachher Zähne und Haare sefiımden wurden.‘ 


In dem Falle von Warren bekam eine Frau bald 
nach der Geburt des dritten Kindes eine Unterleibs- 
gefchwulft, aus welcher eine Menge Haare gezogen 
wurden. ‚Auch Jügerfehmid *) erzählt einen höchft 
merkwürdigen Fall, der diefe Meinung fehr wahr- 
{cheinlich macht. Bei einer Frau, die fchon feit fünf 
Jahren über Schmerzen im Hypogaftrium klagte, bei 
der fünf Monate vor ihrem Tode die Menftruation 
aufhörte und drückende, bis in die Hüftgegend herab- 
reichende Rückenfchmerzen und Ifchurie eintraten, 
fand er in der Gebärmutter einen Embryo, zugleich ' 
aber das linke Ovarium von der Grölse eines Gänfeeies, 
hart, in feinem obern Theile knöchern und voll einer 
Gänfefettähnlichen Maffe. Im knöchernen Theile lag 
ein halb verknöcherter Embryo von ‚drei Monaten, 
und vier Knochenmaffen, wovon drei eben fo viel 
Backzähne, die vierte einen Hundszahn, alle von 
derfelben Gröfse als beim erwachfenen Menfchen, dar- 


Jtellten. 


Die Zeichen, unter welchen diefe Bildungen ein- 
treten, und welche es wahrfcheinlich machen können, 


dals he Produkte ge angener -Begattung find, 

find 
ar RE 
3) Nov, act. n. c, T. II. p. $2— 37. 


2 Te I Ze Zen 


nen Br “)r) 


find die der Schwangerfchaft, vorzüglich das Ausblei- 


' ben der Menftruation, welches z. B. in den Fällen von 


Gleghorn, Coley, Blumenbach beobachtet wurde. 
.Diefe Vermuthung wird auch durch den Umftand 
beftätigt,. dals’ es eine Reihe von Bildungen diefer Art 
giebt, welche allmählig zu folchen, wenn gleich immer 
hoch fehr unvollkommnen Produktionen führt, die man 
durchaus, theils der Umftände, unter welchen fie gefun- 
den werden, theils ihrer innern Befchaffenheit'wegen, 
nur als durch einen FREUE entftänden anfehen - 
kann. 
Diefe Reihe fängt mit der blofsen Bildung von Bäl- 
gen im Ovarium oder im Umfange deffelben an. Im 
unyollkommenften Zuftande enthalten diefe blofs eine 
feröfe dünne Flüffgkeit. Das Erwachen eines Triebes 
zur Geftaltung in diefer wird durch Felterwerden ange- 
deutet. Dann erlcheint entweder blofs eine fettähnliche, 
oder eine eiweifsartige härtere Subftanz, entweder allein, 
oder an verfchiedenen Stellen deffelben Eierftockes. In 
jener entftehen bei weiterer Entwicklung Haare, in 
diefer Knochen, und diefe tragen, bei noch höher ge- 
fteigerter Produktivität, Zähne, Ob man fich auf die 
Beobachtungen von Dümas, wo eine fleifchähnliche Sub- 
ftanz zugleich gefunden wurde, wie von Schmucker, wo 
zugleich Gehirnfubftanz vorkommen follte, völlig ver- 
lalfen kann, ob nicht richtiger, diefe Subfianzen zu den 
eiweilsartigen und fettartigen zu rechnen find, laffe ich 
dahin geltellt feyn. In einem von Auyjch belchriebenen 
Falle aber ift es gewils, ‘dafs an der Nachgeburt eines 
regelmäfsigen Fötus ein grofses Atherom mit einer un- 
M. d, Archiv L 4. Oo 


578 


tern Extremität, ‚und dies unftreitig durch. einen: Zeu: 
‚gungsäct, ren war. Eine befonders defshalb fehr 


ınerkwürdige Beobachtung weil fie tich fehr ungezwun- 


‚gen ‚wieder an die Reihe der Acephaleu anfchlielst, die 
aus einer Menge fehr verichiedner Stufen befteht., ; PEN | 
2. Aus allen diefen Gründen: ift es ‚fehr wahrfchein- 
lich, dafs in der T'hat in vielen Fällen die Haare und 
Zähne ‚wirklich Erzeugniffe - einer unvollkommnen 
Schwängerung find. DEN 
Man hat ‚hiegegen zwar en ‚Gründe aufge: 
ftellt; allein fie find nicht vollkommen bündig, Voigiel 
2. B.fagt, er habe nirgends an der Gebärmutter ‚die 
Veränderungen bemerkt gefunden, welche bei Extraute- 
rinalfeahıwngerichaften gewöhnlich’ eintreten. Dies ilt 
zwar richtig, allein in den Fällen, die einigermafsen 
lange gedauert‘ hatten, konnten diefe Veränderungen: 
fo gut verfchwunden feyn als fie bei Extrauterinal- 
fchwangerfchaften 'allmählig verfchwinden, “ Wie er 
das Nichtvorkommen von Zähnen in andern Organen, 
wo fich diefe Knochen und Haare bilden, als Grund ‚ge- 
gen die Meinung; dafs die Veranlaffung zu diefer Af- 
terbildung in den Eierftöcken eine Schwängerung fey; 
anführen Kann, fehe ich nicht wohl ein, da theils die. 
Thatfache, wie ich‘aus den oben angeführten Fällen er- 
giebt, unrichtig ift, theils, wenn fie wahr wäre, dadurch: 
vielmehr diefe Meinung wahrfcheinlicher gemacht als! 
. „bekämpft. würde. . Bündiger . find andre Gründe von: 
- Baillie, z.B. der gänzliche Mangel von Entwickelung der: 
- äufsern und innern Gefchlechtstheile, die völlige Kind- 
pr lichkeit, und J angfräulichkeit, derfelben in ‚vielen Fällen; : 


der Umftand, "dafs bisweilen die Theile Bei fchr jüngen, 
2.B. zwölfjährigen Mädchen fo ‚grols waren, 'dafs Hoths. 
non vor einer Jahre die Schwängerung'hätte 
Statt Anden" müllen) wogegen man freilich anftıhrEn? 
katitiy'dafs vielleicht geräde die unvolikötäinne Entwilk. 
lung der Gefehlechtstheile mit der Unvollkommenhäit 
des Refultats der Begättung zufammenhitg,” und als 
einzelne Zähne, Knochen, Haare fchnellör wachen und‘ 
fich’eritwickeln Könnten Als wenn ein kanzer Fötus w 
bildet wird: 4stdananern Hosted: sw? 
ideffen ift,es mir felbf t höchfe wahtfeheinlich, dals 
Big en "Mädchen unter ‚den angegebenen | Umftänden, 
BE gut als "bisweilen auch bei älterh Frauen und 
Bahz | 'onders bei alten 7 ungfern, diefe Bildungen fehr, 
Ei ne vorangegangene un entftehen | können, 


F indem | für diefe Annahme 


A 


| . [4 
won A) die ‚Jugend und, die ohyblihe Jungfräulichkeit, 
in den Fällen vonSchmucker, ‚Schützer,, ‚wahrfcheinlich, 
Fa ‚Lenein,, der "Zuftand der Kindheit, in welchem, 


die eriten Erfcheiaungen ZBEEN; ; ip tat 
a): das Erfcheinen folcher, ec ‚an. einer 
Menge fehr entlegner Stellen; ; .. ... IRRE 


3) das Vorkominen. denfelbein, ea männlichen) 
Gefchlechte zu fehr {pricht, als dals man in allen-Fällen 
Begattung als Urfache auzufehen hätte. eier 
" » Diefe Anficht von JerEntftehung diefer regelwi- 
drigew Bildungen haben Lanzweerde, Schacher, Hal 


der, (diefe beiden 'wenigftens für die Haare, wenn gleich 


Haller Knioehen und Zäline für Ueberbleibfel eines zer- 
Oo 


580: en 


ftörten, Fötus anfeht); ‚Blumenbach , ‚Baillie ‚WWolgtel, 
Treo Feviranus. ..,, 5» zlors 01 norlabalk 19y art: WE a 
En „ob, ‚aber nicht. auch fo in, den, aller i 
eine  regelwidrige ‚Reizung. der Gelchlechtstheile; ‚als 
Veranlaffung der Bildung diefer Körper in den. Ovariem 
und, der Gebärmutter anzufehen fey, ilt,eine, andre Frage; 
die, ich allerdings bejahend beantworten möchte, theils, 
weil offenbar doch ein erhöhtes, Wirken der bildenden 
Thätigkeita als Urfache, anzulehen ift, theils, weilsin dem 
von Ny/ten unterfuchten Falle, ungeachtet der Integri- 
tät ‚der äufsern „Gefchlechtstheile , ausdrücklich ‚anfehn- 
Jiche Gröfse des Kitzlers und heftiger Trieb zur r Onanie ; 
bemerkt wird, Wahrfcheinlich läfst fich diele * Vermu- 
dung ahäh. auf den gröfsten Theil der Fälle ausdehnen, 
wo die Ovarien oder die Gebärmutter alter Jungfern ‚der 
Sitz’ diefer Produktionen waren, theils, weil ihre mo_ 
zalifeie Jungfräulichkeit mit der pbyfichen. nicht. ims 
mer‘; ‚gleichen ‚Schritt halten foll, theils, weil ihre Ge- 
{£hlechtstheile überhaupt grofse Neigung zu regelwidri- h 
gen "Bildungen " haben, theils, weil man nicht weiß, 
wann bei ihnen die Bildung diefer Subftanz Ak 
Anfang nahm, theils endlich, weil’es nach den genaue- 
ften Beobachtungen gewils fcheint, dafs u 
$ ale Begattung entftehen. können. = 
=». Immer ift fo viel gewils, dafs man "nicht zu den 
Annahme berechtigt :ift, diefe regelwidrigen Gebilde 
nothwendig nur, für Folgen einer unvollkonimnen 
Schwängerung zu halten, indem e$ durch nichts erwie- 
fen ift, ‚dafs, nicht der weibliche Organismus auch ohne 
Zutritt des Mannes die Fähigkeit hat, wenn auch nur 


m | S8r 
ungelüngne Verfuche zur Idüng neuer Organisraen zu 
machen. Dafs diefe fich vorzüglich in den Ovarien a! 
det und "hier "am vollkommenften entwickeln, if ar 
aus erklärlich, dafs diefe die produktivften Organe findy 
dafs ihr Gefehäfe‘die Hervorbringung eines neuen Indi- 
viduums’ift. "Diefer Trieb fpricht fich dürch bald voll- 
kormimnerey bald unvollkommner& Bildungen aller Art 
as. "In ihrem ‚Umfange entwickeln fich am häufigften 
Wafferbälge;in’ihnen felbft Bälge'mit Flüffgkeiten und’ 
felte Subftanzen aller Art, und innerhälb gewiffer Gräh- 
zen kann man’ in der That hier eine Lucina tie cöncu.' 
nee Ne rt are ara ati zorolen 

v Ob’nicht auch in manchen Fällen Tumiati Recht 
hät, dafs der erfte Grund zu diefen Bildu ingen’ fchon 
durch die Zeugung gelegt werde, dafs alfo ya 
bisweilen nicht Produkte des enthaltenden) Organis.' 
mus; fonderri feiner Aeltern feyen,'ift eine TR 
entfcheidende Frage. Indeffen glaube ich aus denfelben‘ 
Gründen, welche mich abhalten , überall vorangegarigene ne’ 
Sehwängerung anzunehmen, 'auch diefe Urfäche nicht 
als die’ alleinige 'anfehen Zu dürfen, wenn fie’gleich in’ 
‚manchen Fällen Statt finden mag. ' Aa Nnirennenil nad 

> "Die nächfte Urfache ift vielmehr in den meiften” 
- Fällen regelwidrige Thätigkeit der Zeugungstheile, die- - 
* de werde nun durch eine unter ungünftigen Umftänden 
vollzogene Begattung, oder durch regelwidrige, eigen-' 
mächtige Reizung des Gefchlechtstriebes verurfacht, 
oder fie entwickle fich ohne jap wahrnehm- 
bare Urfachen. ' 
Die Entftehung diefer Bildungen befolgt alfo diefe- 


hen Gellan, sl lEaühngeh der. gelben Körper.im Eier: 
ftocke, ‚und i Mur eine, Folge eines ‚höhern Grades von, 
Pr raduktivität ‚der er Ovarien, als des zu Entftehung eines, 
gelben Körpers ‚erforderlichen. BPOTERORUBER N = 03 DONE OR. 
sin. der ‚That, Scheinen ‚mir die ‚gelben Körper .oie 
auf diefe Weile, zu entftehen, ; ich,bin daher, diefer, 
von. Verheyen „.Blumenbach und: Rooje‘ früher vorgetra- 
genen, Meinung. fchon vor, geraumer ‚Zeit: ‚beigetreten, 
und, babe fie, durch.mehrere Gründe. zu befeltigen ges | 
fucht! ),-Nenerlichhat; zwar Herr Jörg geradeanerklärts. 
dafs_ ich ‚aus ‚den. von,mir gelammelten, Thhatfachen ein: | 
falfches Refultat gezogen hätte ?), allein ich fehe in der: 
That nicht, mit, welchem’Rechte,; Das Refultat, wel- 
ches ich, mit jenen berühmten Männern, aus vorhande-/ 
nen; Thatlachen. zog, .war die Möglichkeit. ‘der Enbjte=, 
hung der gelben Körper ohne Begattung, ‚blofs in»Fol-, 
ge. einer ungewöhnlichen Erregung der, ‚Zeugungs-. 
thütigkeit der Genitalien durch pfychifche oder mechaz, 
nifche, Reize, _ Herr Jörg nun hält..die gelben, Körper 
gleichfalls,nicht für, Produkte einer Begattung , fonderm’ 
für degenerirte Eier. ‚meinem Punkte alfo, ‚dafs die gel-- 
ben Körper nicht nothwendig Produese einer Begattung.. 
find; wären wir einig..Nur infofern weicht Herrn‘ Jörg's 
Meinung ‚von jener.ab, .alsıer anzunehmen Scheint, dafs 
_  dieUrfache der Entftehung gelber Körper‘ keine erhöhte 
‚Thätigkeit der Genitalien fey, fondern eine krankhafte, 
REN te oe 
ur Ka Ale Bw air ehe 
1) Cuvier Vorlet. über vergl. Anat. Bd, 4. S. a 
3) Ueber‘ die Zeugurig,.-Leipzig 1815: 8,152. 


=. 583 


"Die für diefe Meinung angeführten Gründe aber: be- 
weifen fie, wo ich nicht [ehr irre, Keinesweges. : fi 

7) Das Vorkommen der gelben Subjfianz in den 
‚Ovarien fehr junger Thiere berechtigt noch nicht zu der 
Annahme, ‘dafs fie mit den gelben Körpern eins fey, 
und überdies fieht man nicht ein, warum nicht auch 
bisweilen fetir früh die Thätigkeit der Genitalien in ei- 
nem binlänglich hohen Grade erwachen könne, um die 
Bildung eines gelben Körpers zu veranlaffen, da user 


x ‚früher Eintritt der Pubertät, welcher dem Welen nach 


völlig mit der frühen Entftehung gelber Körper eins 
wäre, eine gar nicht feltene Erfcheinung ift. 

2) Dafs Herr Jörg bei alten Tieren bald mehr, 
‚bald weniger gelbe Körper gefunden hat, als fie Junge 
geworfen hatten, würde keinesweges gegen die Mei- 
nung, dafs zur Entftehung gelber Körper eine erhöhte 
Thätigkeit der weiblichen Gefchlechtstheile erforderlich 
fey, fondern höchftens nur beweifen, dafs fie kein Zeichen 
einer fruchtbaren Begattung find. Diefe Beobachtun- 
gen beweifen aber auch gegen diefen Satz fchon darum 


gar nichts, weil es fehr wohl möglich jft, dafs die, durch 


die Begattung veranlafste Bildung nur bis zur Entitehung 
gelber Körper gelangt, ohne dafs fie fich nothwendig 
bis zur Produktion eines Embryo erheben mufs. Dafs 


diefe Bemerkung wirklich gegründet ift, ergiebt fih 


aus den Cruikfhank’fchen *) Verfuchen, wo fich bei 
Kaninchen auf der Seite, wo die Muttertrompete unter- 
bunden war, eben fo vollkommne gelbe Körper als auf 


1) Reils Archiv Bd, 3. 5. 52, 


584 were 


der andern, allein nicht, wie auf djefer Embryonen ent- 
wickelten. An 

Um fo weniger aber beweift diefer Einwurf gegen 
die Meinung, dafs der gelbe Körper das Produkt einer 
fruchtbaren Begattung fey, etwas, weil Herr Jörg die 
Befchaffenheit der 'gelben Körper gar nicht erwähnt. 
Und doch ift dies ein fehr wichtiger Umftand, indem na- 
türlich die Anwefenheit mehrerer gelben Körper bei, einem 
nur mit einem Fötus trächtigen Thiere nur dann Zweifel 
gegen die Richtigkeit der Meinung, dafs dergelbe Kör- 
per mit der Entftehung des neuen Organismus in Bezie- 
hung ftehe, erwecken kann, wenn diefe gelben Körper 
'fich genau in demfelben Zuftande befinden. Dies aber 
hat Herr Jörg fchwerlich je gefehen: ich wenigftens 
habe in wenigftens hundert Fällen immer = genau 
die Zahl der gelben Körper, welche man für ein Pro- 
dukt der gegenwärtigen Schwangerfchaft halten Konnte, 
‚der Zahl der Embryonen entfprechend gefunden. 


‚Redet Herr Jörg hier von dem Verhältnifs der 
Zahl der gelben Körper zu der Zahl der "während 
des ganzen Lebens producirten Jungen, fo behält der 
erfte Einwurf feine volle Kraft. 


Für die geringere Zahl von gelben Körpern gilt 
natürlich ganz daffelbe; denn theils konnten ältere ganz 
ver[chwunden feyn, theils beweifen die einfachen Eier 
mit Zwillingen hinlänglich, dafs nicht zwei gelbe Kör- 
per zur Entftehung, von. zwei neuen Organismen noth- 
wendig erfordert werden „ wenn es gleich die gemühn- 
lichere Bedingung itt. 


a 2 


= Noch ‚viel "weniger fprechen:aber (diefe Beobach- 

tungen ‚gegen ‘.die Meinung,‘ dafs die gelben‘ Körper 
Produkte "einer erhöhten: ‚bildenden Perg über“ 
Be feyenki uw h 
Wie endlich 3) die Meinung; dafs die la Kör- 

per degenerirte. Eier feyen, Sieh. aus dem’ dotterähnli: 
‘chen, ftrahlenförmigen Baue derfelben ergeben foll, ge 
{tehe ich, nicht wohl einfehen zu können, (da in den 
Graafifchen Bläschen meines Wilfens nochniemandeinen‘ 
Dotter gefunden hat. Ueberdies ift auch die "Thatfache 
#alfch, denn ur gelbe Pape ‘hat nichts ea 
r 5. 
. Dafs übrigens die dach Koper ey 


ade ‚Bläschen feyen, ‘habe ich meines Wiffens nir- 


gends geläugnet, und andrerfeits vielmehr geradezu:die 
Möglichkeit ihrer Entftehung chne Begattung zu erwei- 
fen gefucht ‚fo dafs ich durchaus nicht begreifen kann, 
"wie Herr Jörg denSchein auf mich zu werfen fucht, als 
verfechte ich die Meinung, dafs fie Ueberbleibfel losge- 


trennter Ovula feyen *), und mir die Verfchiedenheit 


zwifchen feinem Ausfpruche und dem, was ich'wörtlich 
'gefagt habe, im gelindeften Falle nur durch .die Annah- 
‘me erklären kann, dafs’ er die von ihm PEN: 
‚Stelle nicht vollftändig gelelen hat. © 2 


© Vielmehr bin ich feft überzeugt, dafs it gelben 


‘Körper immer aus irgend einer Veranlaffung umgewan- 
-delte Graaffche Bläschen find, aber dafs diefe Umwand- 


. immer eine‘ ArBe erhöhter Thätigkeit der Zeu- 
My “ m , 


1) A, a, 0. $S, 151, 


586 Bar ann 


güngstkeile; und-ineinem Streben zur Produktioi' eines. 
neuen’Organismus begründet ift, wozu dererfte Schritt 
Bildung einer eigenthümlichen.Flüffigkeit; «Umwandlung, 
der, auch im ungelchwängerten Zuftande, im Graaffchen. 
Bläschen vorhandnen, ‚aber unfruchtbaren und: unreifen 
in eine-fruchtbare,;: reife Zeugungsflüffgkeit Eee N 
-“. ‚Wenn die auf den ‚vorigen Seiten ‚betrachteten 
Bildungen ‚in (den Zier/töcken oder. im Umfangeiderfel- 
ben gefunden werden, fo mufs man unftreitig ‘eine 
ungewöhnlich erhöhte Thätigkeit. diefer Theile als.die 
nächfte. Urfache: ihrer -Entftehung  anfehen,; indeffen: 
Scheint mir der gelehrte Treviranus viel zu weit.zu ge- 
hen,. wenn er eine krankhafte Befchaffenheit der Eier» 
Stöcke. als die ‚Urfache aller diefer Goncrementäabapk, 
haupt annimmt!) 0 000> er 
» Die Gründe, “erh ‚er für diele Meinung;anführt, f 
fcheinen mir wenigitens von fehr geringem ‚Gewicht... 
‚Sie find ı) der Umftand,, ‚dafs fieh faft immer Haare, 
bilden; zwifchen der Haarbildung und den Gefchlechts- , 
theilen aber ein genauer Confenfus Statt finde. Alleinder- 
Schlufsaus diefem, im normalen Zuftande Statt indenden 
Confenfus auf diefen Canfalnexus zwifchen krankhafter 
Befchaffenheit der Ovarien undregelwidrigentftehenden 
Haaren ift offenbar zurafch, datheils nicht dieEntftehung, _ 
{ondern nur das Wachsthum mehrerer Haaremit dem Zu- 
ftande der Gefchlechtstheilein Beziehung fteht, theils ich 
eine Menge andrer Organe regelwidrig bilden, deren Ent- 
wicklung mit dem Zuftande der Gefchlechtstheile:in: kei- 
ner Beziehung fteht, theils fich fehr leicht aus der im 


r) Biol, Bd, 3. $. 307. 


wärmalen; Zufrande Stat findanden grofsen Raprodık- 
- tiorsfühigkeitder Hagreein. weirbeflerer Grund des häus 
figen Vorkommens.derfelben um.fo richtiger ergiebrz.als 
gerade: auch Fett,. Knochen und; Zähne, die Subjianzen; 
 welcheaujsersdemHaaren fich vorzugsweiferegelwidrig 
 bilden,. diefe Eigen/chaften haben „nicht aber mif\dew 
Gejchlechsstheilen in.Beziehung fiehen. u 
‚„,. ‚Herr, Treviranus’findet zwar auch 2) und 3) zwi- 
fchen,.den,.Knachen und. Gefchlechtstheilen eine: fehr, 
enge, Verbindung, allein war,, weil Hörner undıGe« 
' weihe „erlt ‚zur. (Zeit. der. 'Mannbarkeit herverbrechen;; 
und abweichende Bildungen der Geweihe mit regelwi- 

. griger, Befchaffenheit der Gefchlechtstheile vorkommen. 
Ofienbar reicht aber diefer, in.der That Statt findender 
hang \zwifchen einzelnen. Knachen. und ‚dem 
htstheilen.eben fo wenig zu Begründung jener 
Annahme hin, da zwifchen den Gefchlechtstheilen und 
dem ganzen Knochenfyftem kein ähnlicher wahrgenom- 
men wird. ' Jene Theile-ftehen-daher nicht als knöcher« 
ne‘Gebilde mit den Gefchlechtstheilen in Beziehung, 


als Hervorragungen an der Oberflüche des Körpers, 
 befonders an dem, den Genitalien ‚gegenüber liegenden 
Ende deffelben, blofs als Hervorrägungen, wie die 
k  Entftehung der Haken beim männlichen Lachs, die 
h Entwicklung des blofs häutigen Kammes der Salaman- 

_ der zur Brunfizeit, die Anwefenheit der Hörner und 

Geweihe bei mehrern Säugthieren, der Kömme und Bü- 

. fehel mehrerer Vögel blofs im männlichen Gefchlechte 
- deutlich beweifen, 


Eau 


fondern viel wahrfcheinlicher wohl auf andre Weife, 


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Die knöchernen Hüllen, welshe'die Oentralihöileder 


nit Bemerkenswerthe hat, was der Untetoöthiing 
früherer Beöbächter, vorzüglich weil fie night hinläng- 
eg ansı 

De uhr er eo ern 
Feiitis 1it Be hr AO: oa ie Demtnkrov 

00 Ehe.ich'zu.den Befchrejbung der-Entwicklung:der 
>= und Schädelknachen gehe, - einiges-tber die 


i 


mn per TEILEN BEE re. 4e) 
‚Aulser der Uebereinkunft lee ie 
kalt ‚beider ,. die auch dem: Auge des Nichtkenners ein- 
leuchtet, findet, der ‚phyfologifche Anatom leicht im 
Einzelnen höchlt re oft A 

Achnlichkeiten. er ELF 

29 Sowie ie) Wirbeitzkle aus BEN, RE 

einander folgender; (kingförmiger a fo 
kann man fich das Rückenmark aus einer Reihe rundli- 
cher, dicht gedrängter Anfchwellungen aus: deren jeder) | 
ein Nervenpaar tritt, und deren jede einem Wirbel ent- | 
{pricht,s«. gebildet  denken;- “um -fo: mehr, "da wirklich 
die Zahl der Nervenpaare-der Zahl der Wirbel entfpricht, 
jedes Neryenpaar,, Fe ‚jezwä Wirbeln , ‚aus ‚der 
_ Höhle der Wirbelfäule tritt, und. jeder Wirbel- und 
Rückenmarksdurchfchnitt ein - eignes, kreisförmig ge 
{chlofsnes: „Gefäfsfyftemt- hate oolinif rad re 
Das Rückenmark;befteht aus zwei Seitenhälften, 
die anfänglich höchft: walıefcheinlich, wenigftens;hintens 
getrennt find, fpäter aben‘ ‘fich- hier, ianiger verbindeny 
indem .in. der Mitte der hintern Fläche des;Rückenmars 
kes ‚nur ‚eine fehr flache Furche, vorn eine fehr'ttiefe: 
hexabkteigt-i14 ab an yauibakl anna dan 
So ift auch die. Wirbelfäule, anfänglich'hinten of 
fen, verfchliefst fich aber‘ziachher durch Verfchmelzungi 
der Seitentheile vollftändig hier früher als in ihrem |) 
vordern Theile, indem die Seitentheile früher verknö- 
chern;''und dann untereinander verwachlen alb der 
Körperventfteht und. fich: ‘mitihnen verbinde." 


ee a ee 891 


Am ‚Schädel\‚entlprechenn»die. verfchiedenen Knö- 
chen, welche ihn zufammenfetzen, zum. Theil fehr' deut 
lich einzelnen) Theilen'desin ihtn enthaltenen Gehürng 
- durch Lage, Abtheilung und Entwicklungsweife.  ” 
Im vollkommnern Zuftande entipricht‘das Hin+ 
terhiauptbein dem: verlängerten‘ ‘Maike, dem‘kleinen 
Gehirn und dem hintern Theile ‚des: 'grofsen: die übris 
gen Knochen des ‚Schädels dem (gröfsten Theile des 
letztern. Geht män mehr iw das "Einzelne, fo fin; 
det man zunächft fchon, dafs einzelne: und Aus befoni« 
dern Knochenkernen entftehende Knochentheile gewif- 
fen einzelnen Hirntheilen befonders angehören. So,ift 
m des Hinterhauptbeins, welcher fpeciell « das 
kleine Gehirn enthält, urfprünglich ein eigner, früher 
de an befindliche ent(tehender Theil der  Sehup- 
pen. den Hirnanhang aufnehmende Körper des 
Keilbeins entfteht als ein eigner Knochenkern. Der Za- 
pfentheil des Hinterhauptbeins, . der befonders ‚der Hirn- 
brücke entfpricht, ift ein eigner. ‚Knochenkern \y eben 
fo.die 'Gelenktheile, die vorzüglich mit den letzten 
'Schädelnerven in naher Beziehung ftehen. N a 
. © Der obere Theil des Hinterhauptbeins tnd’alle 
| übrigen Schädelknochen entfprechen zwar im vollkomm- 
‘nen Zuftande dem grofsen Gehirn, allein, wo ich’nicht’ 
‚Sehr. irre, fo finden urfprünglich andre Beziehungen 
i tatt, die gewils über manche Momente der et 
weile, diefer Knochien Auffchlufs geben. ' 
Dem grofsen Gehirn, wehigfteneiiiRentifphiren, 
‚entfpricht anfänglich, wo'es noch’fo klein und unwoll- 
‚kommen und weit'nach: vorn und unten gedzängt ilt, 


blofs das ‚Stirinbein ‚ind: dies ift daher. als fein ihm ei- 
genthümlicher Knochen zit betrachten. Dagegen glau- 
be:ich den: Vierhügela und den Hirnfchenkeln das 
Schlafbein, das Keilbein; die Scheitelbeine und die obere 
Hälfte der Schuppe des‘ Hinterhauptbeins entgegenttel- 
Yom Ai’noffen., + Fröfenipleich jene Theile fahr bald: 
teridas'grofse Gehirn 5! welches dann 'allein mit: jenen 
Knochen in Beziehung: Steht, zurück; fo entiprechen 
doch anfänglich fie allein ER ee 
ehei.durch jene‘ Knochen'gebildet'wirdiu un. 0 
"Ganz böfönders feheine m mir die obere a der 
Schüppe! des Hinterhähptbeins, die fo beftändig alse ein 
eigner  Knochenkerh erfcheint, mit den’ Vierhügeln in 
Beziehung zu frehen,, 5 ‚eine Vermuthung, die nicht blofs 
durch ihre Lage, fondern auch vorzüglich durch den Um- 
ftand wahrfeheiolieht Witd, dafs he gerade, in den Nage- 
mieren, , wo die Vierlngel verhältnifsinäfig: am gröfsten 


find, nicht nur gröfser” alsbei den übrigen Säugthieren ft, 
fondern ich das ginzete ü hindurch g getrennt er - erhält. 


siehe Ferne el ya 

Die Entwicklunagweile de zarichiade ver Bee 
knochen ..differirt auf, diefelbe Weife, als die der ent- 
fprechenden Hirntheile. ‚Die rechte und linke Hälfte 
der Hinterhauptfchuppe ‚verfchmilzt fchon ‚fehr früh,, 
wie auch das kleine. Gehirn und die Vierhügel weit we- 
niger (tief in zwei Hälften getrennt find als das grofse.. 
Der Spaltung; des ‚letztern- in feinem obern Theile ent- 
fpricht dagegen. die das ganze Leben beftehende Tren- |} 
nung; der-Scheitelbeine und.der Schlafbeine, fo wie die 


fo - häufig.nie verfchwindende, immer, noch bis in iR | 
erfte 


593 


‚erfte, Lebensjalir hichvierhaältende' Nichtvereinigung “der 
beiden Seitenhälften»des Stirabeins. « look 


| $. 67: \ “ini un vor 

Specielle Bedingungen ‘aus der Entwicklungs- 
gelchichte‘ der Wirbel: und. Schädelknochen, die ent- 
weder noch::gar nicht erörtert‘ worden find', 'oderwe- 
nigltens noch‘ einer'-genauen Auseinanderfetzuhg' und 
Beitätigung bedurften;\ oder, wenn gleich völlig erwie- 
fen, doch noch nicht allgemein NEN 


ugt wurden, fi (Er N ae er oe 
ey) 125 zus Ihm h 

hats x - 2 $. GB. AL il ao 

2 it Aa Wirbelfäule. sam 


Nr Hier betrachte ich zwar vorzüglich die elkehäh 
Pi ve Wirbelfäule, doch zugleich auch die Wie- 


- derholung derfelben; das Bru/tbein, und ihre an 
| ee Zuerft von der Wirbelfüule. 1a 


Gewöhnlich giebt man im Allgemeinen allen Wir- 
ra den zweiten ausgenommen, nur drei Knochen- 


 körne, von denen einer den Körpery zwei die noch 


nicht vereinigten Seitentheile darftellten. Nur wenige 
Schriftfteller weichen hjevon ab, indem einige fälfch- 
 Jich''den erften immer nur aus zweien, denbeidenin 
‘ der Mitte verfchmelzenden Seitentheilen, entitehen laffen, 


h andre mit Recht dem fiebenten Halswirbe] fünf verfchie- 


" dene: Verknöcherungspunete zuerkennen. Für alle 
' übrigen. Wirbel aber nimmt man 'im'Allgemeinen an, 


- dafs fie nur aus den drei oben erwähnten Knochenker- 


men entitehen; nur Herr Senff macht die Bemerkung, 


= M. d& Archin, I, 4. Pp 


£ 


594 


dafs -fich an den‘Hälswirbeln ein viertes und. fünftes 
Knochenfcherbchen.. finde, : welches:er' für, den. u 
fortfatz hält ?). 


FRE? .$ 9. 
Beim: a Kankl ich für jetzt nur de Verka; 
‚ ‚cherungsgefchichte der' Halswirbeli. einiges nicht: ganz 
junwichtige beifügen. "Es äftı erftens keinen Zweifel un- 
‚terworfen,. dafs Sue und Nesbitt, ‘wenn gleich ke 
‚einziger fpäterer Schriftfteller darauf Rückficht nimmt, 
vollkommen, Recht häben, wenn fie, denfiebenten Hals- 
wirbel aus fünf Knochen/tücken entftehen laffen , denn 
fchon in den letzten Zeiten der Schwangerfchaft, und 
immer zur Zeit der Reife findet fich hier ein- anfehnli- 
‚cher länglicher Knochenkern, der vor dem änheikf‘ Ende 
des Umfangs des Wirbelarterienloches (foramen! ver- 
tebrale) zu dem äufsern in querer Richtung verläuft, 
es von vorn vervollftändigt, und-dürch Knorpelmit den 
‚beiden genannten ‚Stellen ‘verbunden ift. Sein iäneres 
‚Ende ilt fchmaler, aber eben fo dick als: das äulsere‘ 
dann fölgt-eine etwas breitere, allein weit’dünmere Stelle, 
über ‚welche hinaus der Knochen bis zu feinen Ende'im- 
za breiter und: zugleich dicker wird. "Er. reicht nicht 
über die äufsere: Wurzel einer jeden Bogenhälfte hinaus, 
und erfcheint, feiner Geftalt und feiner ‚Verbindung 
mit dem übrigen Theileides Wirbels nach, ‚vollkommen 
als; ein Rippenrudiments dasıhch nur in.feinem “Hinter 
- Theile, von dem, NORD zum ge 


ads en ads bieus Au Sfr eb 
ı) ME VIRg. 12. 06, nei all an anders 


rh M 


. 


ckelt hitte, Anfangs getrennt ift, aber allmählig, ‚mit 
dem übrigen Körper zu einem Ganzen verfchmilzt:..';ı! 
"© Die Zeit’ des'erften Sichtbariverdens diefes queren 
Knochenkernes fällt in den fechften Monat der S-hwin: 
gerfchaft. Däafs man feine‘ Anwefenheit nicht als 


beltändige und regelmäfsige Entwicklungsbedihgung 


des fiebenten Halswirbels anfeht, ft defto’ auffal- 
lender, da er bis in das dritte oder vierte Lebensjahr 
als eigner Knochen zü beftehen’pflegt. Die Art feiner 


Verwachfung ift nicht überall genau diefelbe, bisweilen 


fcheint das innere, in andern Fällen das äufsere Ende%u- 
erft mit den entfprechenden Stellen des Körpers un. der 


intern Wurzel des Querfortlätzes des hebenten Hilswir-- 


bels zu verwachfen. 'An einem Wirbel, den ich vor mir 
habe, findet fich auf der linken Seite die erfte, auf der 
rechten die zweite Anordnung, Die Zahl diefer Kno- 


‘chen aus der Periode, in welcher man hierüber Unterfa- 


chungen anftellen kann, welche ich vor mir habe, reicht 
nicht hin, um auszumitteln, ob, und welche Verfchmel- 
zungsweile die häuägere fey: indeffen fcheint mir nach 
den Exemplaren, die ich vor mir habe, häufiger das vor- 
dere Ende früher zu verfchmelzen als das hintere, 
.'Diefe Anordnung ift aber dein fiebenten BEER 
bel nicht eigen, wenn fie gleich hier am deutlichften 
ausgefprochen und Regel ift, fondern kommt, wo nicht 


allen, doch mehrern übrigen‘ Halswirbeln wenigfiens 


häufig. zu. Namentlich’Ande ich fie bei’ dem zigeiten '), 
- Ppa 


2) Tf. VI. Bg, 6. 7.8.9. Er, 


596 zn 


fünften! ) und Fechen 2), die ich deshalb abgebildet 
habe u PR 
Bei allen diefen liegt zwifchen dem Körper und 
dem Seitentheile des Wirbels an der vordern Fläche def- 
felben auf jeder Seite ein rundlicher Knöchenkern, ‚der 
nur ‚durch Knorpel mit den übrigen Theilen verbunden 
ift. " Dies ift der allgemeinfte Charakter diefesKnochen- 
ftückes, Die Verfchiedenheiten, welche.er in den ver» 
fehiedenen ‚Wirbeln .darbietet., beziehen fich vorzüglich 
auf feine Gröfse. "Bei weiter am ‚gröfsten ift er in dem 
zweiten Halswirbel, etwas kleiner im fechften und {ehr 
unbedeutend, ‚mehr als viermal kleiner: als im zweiten, 
bei dem fünften. „In dem zweiten und fechften hat er 
gleiche Höhe init.dem Körper, und nimmt daher, den - 
Zahn hinweggedacht, die ganze’ Höhe des-Wirbels ein, 
beim fünften dagegen legt fich ein Theil der voriern 
Wurzel ıdes Querfortfatzes unter ihm 'weg tach vorn, 
fo dafs er‚hier. nur an der obern Fläche, in‘ SR "Ver- 
tiefung IomeR, N: ge ; 
Diefe Bee finde’ ich bei einem, neun Mo- 
nate nach der Geburt ‚geftorbnen, Knaben. ‚»Offenba 
ift Be infofern. ehr intereflant, als dadurch die Analo- 
gie zwifchen den Hals- und Räckenwirbeln vergröfsert 
wird. Jene kleinen Knochenkerne. nämlich. liegen ge- 
rade än derfelben Stelle, Bl 2 Rippenköpfchen 


5 


a Praha 


1) Taf. VI. Fig. 10. { 
2) Taf. VI. Fig. ıı, FIUÜFATN 


an 597 


anfetzt. An dem hiebenten, letzten Haltwirbei; der in 
fo: vielen andern Beziehungen auffallend den Uebergang 
von den übrigen zu den Rückenwirbeln macht; erreicht 
das kleine. Rippenrudiment die Spitze des. Querfort- 
fatzes, ‚Bei den übrigen dagegen entwickelt es fich 
nur dem Theile nach, welcher dem Köpfchen entfprichts 
und zugleich verkleinert es fich bei dem fünften vauf- 
fallend mehr als beim fechften. Beim dritten und vier- 
ten fehlt jede ‚Spur deffelben. Beim zweiten ift es am 
sröfsten. Infofern diefes weiter als die übrigen von den 
‚Rippenwirbeln entfernt ift, könnte diefer Umftand , 
Zweifel gegen die Richtigkeit der angegebenen Bedeu- 
tung‘ diefes "Knochenkernes erwecken; allein fie ver- 
- fchwinden, wenn man annimmt, wozu man wohl be- 
rechtigt ift, dafs diefem Knochen fchon die Tendenz 
zur ‘Schädelkniochen&ntwicklung imprimirt ift, ‘und 
wenn man erwägt, dals überhaupt der zweite Halswir- 
bel unter allen der ftärkfte ift. Auf eine höchft merk- 
würdige Weife wird die weiter unten folgende Befchrei- 
bung der Entwicklungsweife des Keilbeins zwei ganz 
ähnliche Knochenkerne zwifchen dem Körper und den 
Seitentheilen, oder den grofsen Flügeln zeigen, die, 
hier wie dort, erft mit dem Körper, dann erft mit den 
Seitenftücken verfchmelzen, 
b Noch in einer doppelten Beziehung aber find diefe 
Thatfachen für vergleichende Anatomie und Phyfiologie 
wichtig. Sie enthalten theils einen neuen Beleg für den 
Satz, (dafs der Embryo in feiner Entwicklung die nie- 
dern Bildungen durchläuft, theils geben fie einen Bei- 
trag zu der Vergleichung zwifchen der obern und un- 


598 — 


tern Gegend: des’Körpers ab. Beiden meiften Fifchen 
fangen die Rippen fchön mit dem vorderften Wirbelan, 
und auch bei mehrern Reptilien und den Vögeln find die 
vorderften, wenn fie gleich gewöhnlich fogar auf weiter 
vom ‘Schädel entfernten Wirbeln Gtzen, beträchtlich 
kürzer als die übrigen, und nichti-mit-dem Bruftbein 
verbunden. Diefe Bedingungen Ainden.bei'diefen Tbie- 
ren das ganze Leben 'bindurch Statt, verich wine: 
gegen beim Menfcheii fchon fehr früh. u 19% u 

" Die Aehnlichkeit zwifchen der et untern 
Körperhälfte wird durch .diefe, Anordnung ‚infofern 
vermehrt, als offenbar dadurch-däs Heiligbein und.die 
Halswirbel einander in Hinficht auf ihre Entwicklungs 
weife beinahe ganz: gleich gefetzt:werden.: Wenigftens 
gilt dies für die drei erften falfel;n Wirbel des Heilig- 
beins vollkommen.,; Das zweite Baar von Knochenker- 
nen liegt, gerade fo wie bei jenen Halswirbeln, vorn zwi- 
fchen' dem Körper und dem eigentlichen ‚Querfortfatze,, 


und wie bei den Halswirbeln erfcheint auch an’ den Hei- “ 


ligbeinwirbeln diefes Paar ‚ welches auch’ bei:beiden das 
kleinfte ift, {päter als alle übrigen Knochenkerne. "An 
dein Heiligbeine eines fiebenmonatliehen Fötus indeich 
von ihın noch keine Spur, wenn gleich an allen fal- 
{chen Wirbeln deffelben Körper und Seitentheile, anfehn- 
liche Knocherikerne entlalten. =, j 6 


N 7 


In Beziehung auf die Periode, in weiae "tiefe 
Knochenkerne erfcheinen, und als eigne Knochen ver- 
fchwinden, Kann ich blofs bemerken, dafs‘ich, den 


wo. 99 


üebenten Wirbel ausgenommen, an keinem der übrigen; 
bei. irgend einem: reifen Fötus; deren ich eine anfehnli 
che Menge vor mir habe ; eine Spur von ihm bemerke; 
Sie fcheinen erft gegen das Ende des erften Lebensjahres 
zu entltehen; wenigftens finde ich.fie auch bei vier un- 
gefähr, ‚fechstmonatlichen. Skeletten noch. nicht, ‚wohl 
aber bei einem neunmonatlichen., demfelben aus ‚wel- 
chem ich fie, befchrieben habe. Die frühern, fchon iu 
vierten Schwangerfchaftsmonate vorhandenen Knochen- 
kerne in. den: Halswirbeln, wovon Herr: Senff re- 
det, exiftiren, wenigftens als, eigne Knochenpuncte, 
nie... So wie. diefe Knochenkerne an den. genannten, 
Wirbeln ‚am fpäteften ‚erfcheinen ‚: fo verfehwinden fie, 
hier auch am früheften. Beim fiebenten Halswirbel er- 
halten fie fich'bis. zum vierten, felbft fünften Jahre, ver- 
grölsern. fich häufig bedeutend, und ftellen dann ‚. mehr 
aber noch wenn fie zugleich das ganze Leben hindurch, 
getrennt bleiben, eine überzähligeRippe dar, während fie 
in den übrigen Halswirbeln gewöhnlich fchon im zweiten 
Jahre verfchwunden find. Wenigftens finde ich an einem 
Skelette aus diefer Periode nur noch am fechften Hals- 
wirltel Spuren diefer Bildung. Ganz an der angegebe- 
nen Stelle liegt, auf der rechten Seite deutlicher als auf. 
der linken *), ein dreieckiges Knochenftück, deflen 
Analogon auf der linken nur- durch unvollkomm- 
' ne Näthe angedeutet ift. Bei einem andern, drei- bis 
vierjährigen Skelette findet fich nur auf der linken Seite 
_ des zweiten Halswirbels?) ein, noch völlig getrennter 


1) Taf. VL. Fig. 13, 
2) Taf. VI, Fig. 8, 


600 ne 


Knochenkern,, zwifchen der vordern Hälfte des Kör- 
pers, Zahnes ind Onerförtfatzes, der, in Hinficht auf 
Lage und verhältnifsmäfsige'Gröfse, ganz mit dem über- 
‚einkommt, den ich früher aus dem fünften Halswirbel 
des neunmonatlichen Kindes befchrieb, Ift’dies daher 
vielleicht nicht derfelbe Knochenkern, ‘den ich aus dem 
zweiten Halswirbel des letztern Kindes befchrieb, fon- 
dern ein fpäterer,' der erfcheint, nachdem’ der erfte mit 
dem übrigen Wirbel verfchmolz, und, wenn das letz- 
tere nicht der Fall'wäre, welche Bildung ift die gewöhh- 
lichere, die, welche aus dem neunmonatlichen, oder 
die, ‘welche aus dem vierjährigen Kinde befrchrieben 
wurde? Oder’find beide verfchiednen Perioden eigen- 
thümlich, fo dafs anfangs, wie bei dem neunmonatli- 
chen Kinde, das verhältnifsmäfsig viel gröfsere Rippenru- 
dimeht die ganze Höhe des Körpers einnähme, während 
es fpäter zu wachfen aufhörte, ftatt dafs der fich ver- 
gröfserndeQuerfortfatz weiter nach vorn und oben rückt? 
Die letztere Vermuthung” fcheint mir die richtigere, 
un fo mehr, da auch die’ letzten Rippen fo häufigen 
Gröfseverfchiedenheiten unterworfen find, und ich bei 
einem etwäs ältern Skelett") auf beiden Seiten einen 
fehr grofsen Knochenkern finde, der indeflen nur noch 
zam Theil durch unvollkommne Näthe von den übrigen 
Theilen getrennt ift. Weitere Beobachtungen werden 
bald diefe Fragen beantworten, die, wegen der von 
mir gemuthmafsten Bedeutung dieles es Basen 
nicht mälsig find. 


3) Taf. VI. Fig. 9. 


601 


©" Vorzüglich aus diefem Grunde habe ich auch auf 
diefen Punct in'der Bildungsgefchichte der Wirbel auf- 
mierkfam gemacht. "Wichtig wäre es nun noch, zu un- 
terfuchen, ob nicht auch die übrigen Wirbel fich auf 
eine ähnliche Weife 'bilden?: Für die Rückenwirbel ift 
es mir nicht wahrfcheinlich, indem diefe Knochenkerne 
Andeutungen von Rippen zu feyn fcheinen. Wahr- 
fcheinlicher ift es dagegen für die Lendenwirbel, un- 
geächtet der Umftand, dafs die letzten Rückenwirbel 
gewillermafsen fchon mit den letzten Halswirbeln über- - 
einkommen, die Erklärung der Urfache des vielleicht 
auch'an diefen Knochen Statt indenden Mangels derfel- 
ben enthielte, In der That kommen die letzten Rücken- 
wirbel mit den letzten Halswirbeln infofern überein, als 
fich 1) die Köpfe der Rippen, welche fie tragen, nicht, 
wie bei den übrigen, den meiften, mit je zwei benach- 
barten Wirbeln verbinden, fondern. nur auf dem Kör- 
per des correfpondirenden Wirbels eingelenkt find, 
wie diefe Rippenrudimente immer nur einem Wir- 
‚bel angehören, und 2) die letzten Rippen jenen Rip- 
penrulimenten auch infofern gleichen, als fie durch 
kein Tuberkel mit der Spitze des Querfortfatzes ihres 
Wirbels verbunden find, 


Indeffen gebe ich dies alles nur als Vermuthung, 
Ich habe von dem Skelette jenes neunmonatlichen Kin- 
des nur die Halswirbel vor mir, die ich aus einem an- 
dern Grunde bearbeiten liels, und mulg daher erwarten, 
dafs entweder andre oder ich felbft bej einer andern Ge- 
legenheit die Beobachtung vervollftändigen. 


Die: übrigen Säugthiere unterfcheiden, fich.vont Men- 
fchen, in Hinficht auf die Entwicklung der Halswirbel auf- 
fallend, fofern 1)'bei keinem einzigen der: von mir uniern | 
fuchten in irgend einer Periode die rippenartige ı vordere 
Wurzeldes Querfortiatzes amhebenten Halswirbelalsein. 
eigner Knochenkern erfcheint, fondern'die Verknöche> 
rung "hier völlig nach. denfelben Gefetzen, als, bei, ‚den 
übrigen‘ Halswirbeln. gefchieht, und 2). ‚eben fo, wenig 
Tich Spuren der übrigen Zwifchenkinochenkerne finden... 

Diefe -Verfchiedenheit'fcheint fich auf die. gerin, 
gere Breite der Brufthöhle bei den Sängthieren zu be, 
ziehen,’ und mit der geuingrn BE ihrer Rippen: 
gleiche Bedeutung zu haben. a RL 


6. 70. | ' „ ” It 
Aufserdem. A NE die A 
der)'beiden obern Halswirbel eine befondere. Berück- 
fichtigung. . _ { 
Gewöhnlich aan man an, ale Fe ziweite aus “ 
vier Knochenkernen entfteht, dem Körper, den Seiten- 
theilen und dem Zahne. Von diefen allein fprechen Al 
bin*)» Kerkring,?) und faft alle übrigen Olteologen. ur 
Nur MNesbitt hat die Bemerkung gemacht, dafs 
diefer Knochen bei der Geburt häufig nicht aus vier, fon- . 
dern aus fünf bis fechs Stücken befteht. Sein fünftes . 
und fechftes Stück find die oben: fchon genau betrachte- 
ten Knochenkerne an der vordern Fläche zwifchen dem 


* 


ı) A. a. 0, p- 56. 
‘ 2)A. a. 0. S. 243, 


Körper und Querfortlatze. ‚Ueber ‚die Zeitfolge, in 
welcher diefe Kerne ent!tehen, bemerkt fchon Kerkrings 
dafs der Knochenkern des Zahnes fpäter als der des Kör- 
pers "), im fiebenten Monate des Fötuslebens entftehe. . 
Dieler Angabe ‚kann man aufserdem noch die nicht 
unintereffante Bemerkung beifügen, dafs der Zahnfort- 
fatz fich nicht aus einem, fondern aus szwei neben einan- 
der. liegenden rundlichen Kurpahenker nen bildet. Diefe 
Dee! Knochenkerne entftehen weit früher als Kerkring 
angiebt, fpäteftens um den Anfang des fechften MR. 
tes, und bleiben gewöhnlich bis in den achten Monat 
von einander getrennt, wo fie zufammenfliefsen, ‘und 
der einfach gewordene Knochenkern fich nach oben zu: 
fpitzt und verlängert ?). | 
© Demnach bildet fich der zweite Halswirbel ge- 
wöhnlich aus fieben, und immer wenigfens aus fünf 
Knochenkernen', die aber nicht zugleich vorhanden find. 
Zuerft entftehen die Seitenhälften, dann der Körper, 
hierauf der Zahn, zuletzt die Zwifchenknochenkerne. 
Anfänglich: ift.der Knochenkern des Zahnes vie] klei- 
ner als der Körper, vom Ende des achten Monats an 
aber vergrölsert er fich bedeutend, bekommt eine zu- 
gefpitzte Geftalt, wächft von unten nach oben, und 
übertrifft bald den Körper bedeutend. Dann verfchmel- 
zen die beiden Kuochenkerne des Zahnes unter einan- 
der, "hierauf: die zwifchen Körper, Zahn und Seitenthei- 
len liegenden mit diefen, dann die beiden Seitenhälften, 


1) A..a. 0. S. 243. 
2) Taf, VI. Fig. 3. 4 5,0. 0. cc. 


endlich diefe mit dem en y ESSMERDNEIBURENERNE 
en Zähne, TERN 
Von der Beftändigkeit diefer Entftehumgsweife des 
Zahnes halte ich mich für völlig überzeugt, da, ich fie 
an wenigftens zwanzig in diefer Hinficht „genau unter: | 
fuchten Embryonen immer gefunden ae Sie ift 
merkwürdig, weil fe mit der Entitehung des mittelften 
Stückes des Körpers des Keilbeins, und "nicht felten 


{6772 17 ie 
auch des erften Halswirbels zufammenfällt. WARE: NESN 
et 


Bei den übrigen erbee fcheint die Entwick- 
lungsweife des zweiten Halswirbels, ‚infofern einfacher, | 
als fich der Zahn immer. nur aus einem.mittlern Kno- | 
chenkern bildet, und die Zwifchenknocheukerne feh- 
len. : Wenigftens) habe ich bei den Wiederkäuern;, den 
Schweinen, ‚der. Katze, dem Hunde, dem Kaninchen, 
dem Hamfier keine Spur davon bemerkt. ... i 


PH ah. 


Der 'erfie Halsıwirbel unterfcheidet fich nicht we- | 
fentlich von den übrigen Wirbeln, indem er, wie fie, 
aus drei Knochenftücken, den Seitentheilen und dem 
Körper, in welchem fich jene früher , als diefes bilden, 
entftekt. Nur in Hinficht auf die Zeit, in weleber der 
Knochenkern des Körpers und die Art, auf welche er | 
fich bildet, findet ein bedeutender Unterfchied Statt. 
Ganz allgemein nämlich, finde ich 1) beim reifen menfch- 
lichen Fötus gewöhnlich nur die beiden Bogenhälften 
verknöchert. Die erfte Verknöcherung des Körpers 
nimmt gewöhnlich erft um die Mitte des erften Lebens- 


605 


!| jahres ihren Anfanß, und Kerkring fagt * ) ganz unrichtig, 
dafs im fiebenten Fötusmonat der Körper des Atlas fchon 
‚| zu verknöchern anfange. Von diefer Bedingung machen 
‚| die übrigen Säugthiere, die ich im diefer Hinficht zu 
‚|unterfuchen Gelegenheit hatte, eine auffallende Aus- 
nahme, indem ich bei reifen Hunde-, Katzen-, 
Schiweins - Förus beftändig die Verknöcherung des At- 
läskörpers fo, anfehnlich als in den übrigen Wirbeln ge- 
funden habe. ?) 

“Auch durch die Zahl der Knochenkerne, aus 
welcher fich der Körper bildet,  unterfcheidet fich der 
Altas von dem»übrigen, ' Hier. nämlich, habe ich, im- 
mer, trotz der lorgfältigften Unterfuchungen, nur ei- 
nen Kuochenkern gefunden ‚während im Altas häufiger 
mehrere als einer entftehen, 

"0 Auch feheint diesnicht ganz NER erh 
fchon Albin fagt, dals er einmal ein rechter und ein 
linkes, genau in der Mitte durch Knorpel verbundene 
_ Khiochenftücke, in einem andern Falle drei, zwei feitli- 

che gröfsere, und’ein keineres mittleres, im Körper des 

Atlas gefunden habe, 

"Aufserdem findet fieh nicht ganz felten ein &ener, 
aber ieir kleinerer‘ Knochenkern un der Vereinigungs- 

‚fielle des hintern Endes der beiden Bogenhälften, fo dafs 

‚dann der Atlas fich aus vier Knochentheilen bildet, eine 

'in'mancher Hinficht merkwürdigeErfcheinung. Denn, 

ift fie offenbar eine Verähnlichung der Entwicklungs- 


3) Aa. 0; 8.293: ı. 
2) 5. Taf. 6. Fig. 33. Der Arlas eines reifen ‚Hundefötus. 


weile des Altag fie der des Hinterhauptbeins, fofetn| 
diefer Kuochenkern der Hinterhauptsfchuppe verglichen \ 
werden kann, 2) erinnert fie an die Entftehung- ‚der | 
Dörhfortfätze mehrerer Wirbel bei mehrern Säugthie- | 
 reg’aus eignen Knochenkernen. Zwar:habe ich nie s wie |" 
Bichat *) beim Menfchen die Dornfortfätze andrer Wir- r 
"bel aus eignen Knochenkernen entftehen ‚fehen , ‚allein |' 
bei melırern Säugthieren ift es für ‘einige beftändiges 
Geletz. KR Art 
Namentlich finde ich, dafs. bei den Wiederkäuern 
und: Schweinen die Dornfortfätze der Rückenwirbel, 
wenigftens der vordern, aus eignen BIeaHERenER ent- | 
Stehen. ?) \ PER 
Diefe bilden fich unter den vier Knochenkernen, ' 
woraus diefe Wirbel hier entftehen, zuletzt, indem. ich | 
bei den angegebenen Thieren Körper und Seitenhälften, 
ohne eine Spur von ihnen, fchon fehr weit in der Ent- 
wicklung vorgerückt finde. ' A. 
Ihre Anwefenheit fcheint mit der Länge die Dad i 
fortfätze zulammenzuhängen, denn theils finden Ge fich, | 
nur in den Wirbeln, deren Dornfortfätze beträchtlich | 
entwi@kelt find, theils entftehen fie in denen, wo fie | 
an länglten find, zuerft, alfo in den vordern Rückenwir., 
beln früher als-in den hintern. Daher haben auch die 
iWiederkäuer, wo mehrere Rückenwirbel lange Dornen, 
haben, in allen, mit Ausnahme der beiden letzten, .eigne 


matt 


5) Anat, descript. bh 3 P- 133. > 


2)-S. Tak. VI. Fig. 34 und 35- Die erken Rackepurbel eines rei- 
fen ’Schweinsfürs.: 7 * 


rne in denfelbeny beim Schein: dagegen, 
Ahle Zahl da : Janggedornten weit geringer ift, finden 


Be fich nur in,den en fieben vordern. , . 
\ Be Ungeachtet, die Koöchenkerne der Dornen fiier 


‚als.alle. übrigen ‚entftehen, fo verwachlen fie doch weit 
mit den Seitentheilen, als. dielg,mit.d dem Körper, 


ae Ki Diele Verknöcherungsweife der . langgedornten 
Wirbel it in ı mehreren Hinfichten Wichtig: & 44,04 

(Et fofern be zur. Beftätigung des Geletzes beiträgt, 
| ‚dafs. ei die Zahl der Kerne, aus welchen fich ein Kno- 
Bien von ‚der ‚Gröfßse des ‚Knochens abhängt, wie 
A Br ‚die ie gro olsen Röhrenknochen wenigftens aus 
En kleinen. in. der Hand und dem Fulse nur aus 


Eu i Kuochentücken entwickeln. Ich fage indefs mit 


dals diefe Bedingung nur ‚oft eintritt , indem 
Be s Scheit Ibein nur aus einem ‚Kuochenkern ent- 
eht, während ch As kleinere ‚Keilbein, das Riechbein 
u. m. a. aus einer Kl Menge. bilden. "Dieles | 
„Gefetz wird, wo ich nicht dere, vorzüglich dann be- 
är It, ER ‚es, mit” am andern in Colii ifion 
| » dem zu . Folge die, ‚Zahl he Knochenker ne; 
leben fich ı ein Knochen bildet, von dem ‚Grade 
ge zung ‚deffelben abhängt, din offenbar 
eres Geletz als j jenes. 
ae I "Verlnöcherungsweilt der Rita 
Kiki bel ER. der dadurch bewirkten Ser 


u Menfchen bisweilen ER ARE hin- 
tern Knochenkern aın Atlas bemerkt wurde , «der Kyo- 


chenkern des'Dornes offenbar der Schuppe: des Hinter- 
hauptbeines entfpricht. Sehr merkwürdig ilt es'hier, 
dafs nicht nur die Lage, fondern auch'die Verfchmel- 
zungsweife ‚deffelben mit den’ Seitentheilen völlig/ diefel- 

be ift,' indem auch am Hinterhauptbein die Schuppe 
weit früher mit den Seitenthieilen Mei: als diefe 
fich mit dem Körper verbinden. ° van. A 


Noch mehr wird diefe SUB dureh zwei 
Umfände vergröfsert, die ich bisweilen bemerkt habe. 
Sehr deutlich nämlich findet man die Kerne der klei- 
nern Dornfortlätze der hintern Rückenwirbel anfing 
lich aus zwei Hälften, einer rechten und einer linken 
gebildet, und 2) zwifchen dem Knochenkerne des Dorn- 
fortlatzes und der Seitenhälften häufig einen kleitiern 
Knochenkern, gerade, wie ‚ich ähnliche auch zwilchen 
der Schuppe aınd den Gelenktheilen d ee: | 
beines mehrmals vor mir habe, Ph ee 


um a BENh ER N13 N SR ie : 
von den fünf falfehen Wirbeln, Wyng welchen = elle 
‚ die drei obern aus fünf, N die zwei untern nur "aus drei ’ 
Knochenkernen entftehen. Kerkring "hatte De 
die Angabe, dafs die "Heilikbeinwirbel‘ fich aus fü 
Knochenftücken bilden, irrig auf alle Wirbel ausge 
dehnt ?), wenn er Be zuerft die Te 
0 macht 


y Ic. off, AER, p- 57: 
» Ofteog,: foet, Opp, pag. 241. 


-mächt zu’ haben‘ fcheint, rn die drei Alan ah tant 
‚Kernen entftehen 

. Eben fo giebt'fchon Be y, ‚fo wie nach ihm 
‚Albin? , Nesbitt?), Senff*) richtigan, dafs im drit- 
ten: oder. vierten Monate! die Verknöcherung des Hei- 
ligbeins zuerft im Körper und namentlich in | den obern 
IR früher als in den uhtern, anfängt, 

. Gewifs eine merkwürdige- ‚Abweichung von dem 
en: Gefetz, dafs die Verknöcherung'der Wir- 
bel und der ihnen ähnlichen Knochen, namentlich aller 
Schädelknochen; früher in den Seitentlieilen als dem 
Körper ihren Anfang ninimt; um fo merkwürdiger, da 

die Heiligenbeinwirbel ‘offenbar den übrigen weit ähn- 
lipher Jind als die Schädelknochen. 

«-Nesbitt hat ferner auch bemerkt, dafs die’ a 
kann: der Seitentheile der ‘drei iobern | Heilig- 
beinwirbel fpäter als die hintern, erft im fiebenten bis 
achten Monat, ‘wieder in den obern früher als in den 
untern, entftehen #).' Hierin kommen daher die Heilig- 
beinwirbel mit den. Halswirbeln infofern überein, als 
auch bei jenen die zufällig bisweilen vorkommenden 
Knochenkerne fpäter als alle übrigen entftehen, 

Endlich weifs man, dafs diefe verfchiedenen Kuno! 
ehenftücke oder einzelnen Wirbel weit früher unter 
N m j ” \Kernly 
"MDAa.0.8.2%. Rn 
ByAara0.8, 95. 

3) A. a0. 96 


Aa 0. 90 
5) A, a. 0. 8.69. 


M. d. Archiv. I. 4 04 


einander zu ‚einem Wirbel, als die verfchiedenen Wir- 
bel zu einem Knochen zufammentreten, die Vereivi- | 
‚gung zwifchen: den Seitentheilen ‚der über. einander lie- 
‚genden Wirbel weit früher als zwifchen den Körpern 
‚gefchieht, und am EN die feitlichen. ‚Hälften hinten 
‚zufammenflieisen.- KERNE ERS eree 
Ungewifsheit ie fo vielich weils, 
über ‚die fernere Ausbildungsweife des Heiligbeins, in- 
‚dem ich.nirgends angegeben finde, in 'welöher Ordnung 
.die, fünf ‚Knochenkerne, woraus die Wirbel: beftehen, 
unter einander verfchmelzen, und in welche Lebens- 
periode die Vereinigung der. verfchiedenen Knochen- | 
kerne,. aus welchen fich allmählig das Heiligbein bildet, 
ana i hl Den! RN 
Nach. den, Untesiwelnitgen. die ich hierüber ange- | 
elle habe, ‚glaube ich als Regel feftfetzen zu können; 
1) dafs suerf das: hintere Seitenftück mit dem Körper 
veriexichft, darauf. das hintere mie dem vordern ver- 
fchmilzt und.ganz zuletzt. fich-auch dasvörderemit.dem | 
Körper vereinigt. , Doch fängt, wohl: im Allgemeinen |) 
die ‚Verfchmelzung ‚des vordern, mit dem ‚Körper noch 
früher an.alsidie Herkkus defielben mit dem hin« 
tern beendigt ilt«- i m rd Ar 
2). Dals die.Verwach/ung (der Kmerkenfieiiildn: 
einzelnen Wirbel des Heiligbeins nicht nach,denjelber 
. Gejetzen als ihre Entftehung , Jondern auf ganz, ‚ent- 
‚gegengefetzte Weife gefchieht, Zuerlt nämlich. ver- | 
fchmelzen die Knochenkerne des dritten5 zuletzt die I 
des erften Wirbels. Noch früher fcheiheni fich die:des f 
vierten ünd fünften zu vereinigen. sms 


s on 611 


21:0) 3) Nah! Ablauf des vierten Jahres find im Allge- 
| meinen alle Knocherikerne der einzelnen Heiligbein« 
| wirbel’ztı Einem zufämmengefloffen, 

0 9) Die völlige Verfchmelzung der verfehiedenen 
Wirbel 'gejehieht‘erft nach dem Eintritte der Pubereät. 
'"s* ‚Die Entftehungsweife der Heiligbeinwirbel wird 
bisweilen durch die Lendenwirbel, vörzüglich die letzt 
ten, "nächgeahinit, indem’ diefe nicht nur anfehnlichers 
Qüerförtfätze als gewöhnlich tragen, föndern der 
vördere Theil ‘von diefen auch als ein eigner Knochen- 
’kern entfteht. So finde ich es am letzten Lendenwir- 
bel eines ungefähr zweijährigen Kindes, ‘wo der be- 
trächtlich grofse linke Seitentheil ’des letzten Lenden- 
wirbels aus zwei getrennten Knochenftücken befteht, 
welche" durch Lage, 'Geftalt und verhältnifsmäfsige 
‚Gröfse ganz mit denfelben Theilen an einem der drei 
‚obern 'Heiligbeinwirbel übereinkommen. REN 

' Hierin mag auch die, gerade an den ng 
beln mehrmals beobachtete, das ganze Leben 'beftehende 
"Treiinung des Qierfortfatzes vom übrigen ‘Wirbel be- 
"gründet feyn, die vorzüglich wegen der'dadurch gefetz- 
ten Aehnlichkeit' mit ee und ie 


merkwürdig ft. a | 

Der Gefchichte der Steißbeine inde baren ” 
ee epngrzen \ j 
nie“ Wa se 75. Nr Day 


‚ Aufser den‘ Wirbeln, welche man als die Urkno- 
2. ‚des Stammes betrachten kann, verdient auch die 
- Entwicklungsweife des.Brufibeins und.der Rippen, der. 
j Qa2 


öi2 un 


Nebenknochen. deffelben, vorzüglich in Vergleichender 
Hinficht einige, Berückfichtigung. . nn. 
"Die Unvollkommenheit des Brujibeins an hchein 
zeifen menfchlichen Fötus ift hinlänglich bekannt. ‘Da- |} 
gegen ift es bei den meiften Thieren um diefe Zeit.Ichon 
beinahe ganz verknöchert. Alle Knöchenkerne, aus 
welchen es fpäterhin befteht, find vorhanden, ‚und zwis 
{chen je zwei Rippen findet fich ‘nur einer. Der Knorpel, |ü 
der beim menfchlichen reifen Fötus noch den: gröfsten 
Theil des ein bildet, ift fchon falt ganz 'ver- 
ichwundem .. ee ende 
3 „Bei nee Thieren ‚fcheint die Entwicklung 
weh weit fehneller ‘vorzufchreiten als bei andern. So 
B: ift es bei noch fehr jungen Kaninchenembryonen 
Eheh, weit vollkomnmner als bei viel ältern Schweins- 
embryonen ausgebildet, duch: beim reifen Schweinsfö- 
tus unvollkommner ‚als! TEEN 
chen und. der Katze, u 1 PER EBE ), &2 | 
Bei den meiften Thieren- ‚feheiten, ‚fich. die einzel- || 
nen Stücke des Bruftbeins nur aus einzelnen Knochen- || 
kernen zu bilden, ‚So finde ich es wenigftens felbft bei i 
frühern Kaninchenembryonen und immer bei den reifen 
Fötus der übrigen. Nur das Schwein fcheint hievon 
eine Ausnahme zu machen; indem ich bei Schweinen 
aus dem Anfange des dritten Embryomonates fehr kleine; 
paarweife neben einander ftehende Knochenkerne in den 
fich zu verknöchern. 'anfangenden Bruftbeinftücken 
finde, was‘ mit der gröfsern Breite des Bruftbeins bei 
diefem Thiere zufammenzuhängen feheint, und eine 
nicht unmerkwürdige Menichenähnlichkeit ift: - z 


nem 615 


' Der fchnellen Ausbildung des Brüuftbeins ungeach-’ 
tet bleibt es ‚doch das ganze Leben hindurch bei allen 
mir bekannten Säugthieren aus einer Menge einzelner" 
Knochenftücke gebildet, deren Zahl genau mit der Zahl 
der Zwilchenräume der Rippen, die fich an las Bruft- 
bein heften, übereinkommt, und die Verknöcherung 
gelchieht ‘daher zwar fchneller, aber weniger vollftändig' 
als beim Menfchen. Wie fehr durch die Zufammen- 
fetzung, des Bruftbeins aus mehrern einzelnen Kuochen » 
‚| die „Aehnlichkeit deffelben mit der Wirbelfäule TEE 
fsert wird , habe ich fchon früher bemerkt"), sh 

Bei den Thieren ift auch die ee 2wi- 
| fchen  diefem Knochen und den letzten Wirbeln der ei- 
| gentlichen Wirbelfäule, den Schwanzwirbeln , eben fo 

auffallend als beim Menfchen, ja man findet die Ge- 

ftalt ‚beider immer völlig auf diefelbe Weife abgeändert, 
So find die Bruftbeinwirbel und die Schwanzwirbel bei’ 
der Katze Jänglich , beim Schwein dagegen beide 
verhältnifsmäfsig weit kürzer und breiter. Der Ham-' 
Jter und das Kaninchen halten zwifchen beiden die Mit- 
te, und auch 'hier wird die Geftalt beider in den ver-' 
fchiedenen Lebensperioden auf entfprechende Weife ab- 
geändert, indem beide in den frühern verhältnifsmäfsig 
breiter und kürzer als in fpätern find. 

- Auch habe ich noch eine nicht unintereflante" 
Aehnlichkeit zwifchen dem Bruftbein und der Wirbel-' 
fäule gefunden, Zwifchen den Wirbeln, befonders den 
Lenden- und Schwanzwirbeln, findet man nämlich an 


et 


7) Beitr. Bd. 2. St, ı, 


614. m 


der untern Fläche. bei mehrern Thieren fehr regelmä- 
{sig paarweile, neben, einander ftehende Sefambeinchen, I 
Namentlich {ehe ich fie in der Lendengegend beim 
Maulwurf, am. Schwanz beim Hamjier fehr deutlich, | 
Beim. Hamjter ‚aber finden fich ganz auf diefelbe Weife 

auch ‚zwifchen ‚den einzelnen grofsen Bruftbeinwirbeln 
mehrere Paare von; A ganz rl: u Sefam- 


en 
beinch ” derträhilihuahein 


‘  Diefe oe erinnert‘ unwillkührlich an eine 
andere, die zwifchen den Bruftbein - ee 
beln mit den BEER der VERERREN: beftehende. 


Mia haben: in den That alle langen a Bi 
fentlichen ganz. diefelbe Geftalt als die einzelnen Bru 


beinwirbel der meiften Thiere, indem fie in d der N ER 


zufanmengezogen, an. beiden Enden ‚angefchwollen 

find. Auch die Anwelsbiit. ‚von „paarweife ftehenden | 

Sefambeinchen giebt einen neuen _Vergleichungspunct | 
ab, befonders, fofern diefe bei den meiften Säugthieren | 

weit zahlreicher als beim Menfchen, an allen Zehen, 

“ und nicht blofs an den Händen und Füfsen, fondern auch | 
in andern Gelenken, z. B. im Kniegelenk, vorhanden 
find, wo indeffen auch beim Menfchen die Kniefcheibe 
"und der Ellenbogenknorren i in diefelbe Klaffe gehören. | 
Alles zum Beweile, dafs die Wiederholung eines und 
deffelben Typus ein viel durchgreifenderes Geletz ift, | 
als die, welche fich nur an die Aufsenfeite und die frei- | 
lich leichter zu bemerkenden Verfchiedenheiten halten, 
anzunehmen geneigt feyn mögen. 


— ; 615: 


PIE EN 
Die Rippen bieten keine ausgezeichnet merkwür- 
dige Bedingung in ihrer Entwicklung dar. Sie entfie- 
hen und vervollkommnen fich bei allen von mir unter- 
fuchten Säugthieren weit früher als die Wirbel und das 
Bruftbein. 
©" Beim 'Hamfier wurde ich durch meinen Bruder 
zuerft auf die merkwürdige Befchaffenheit der Rippen- 
knorpel aufmerkfam gemacht. Diefe find weit härter, 
fefter und fpröder als gewöhnliche Knorpel, und be- 
kommen durch das Trocknen eine weifsliche Farbe, 
Bedingungen, die zwar noch nicht. bei der Geburt 
vorhanden find, aber fehr bald‘ nachher einzutre- 
ten anfangen, und die mit der unvollkommnen Ent- 
wicklung und Kleinheit der Lungen der Nager, viel- 
Jeicht auch mit dem Winterfchlaf mehrerer unter gr 
2 zufammenhängen mögen. 


a L Hi. Schädelknochen. 


$. 77. v "% 

' "Bekanntlich hat der berühmte rar zuerft 
‘das Keil- und Hinterhauptsbein als einen Knochen be-' 
trachtet, weil beide fich um die Zeit, wo die Knochen: 
ftücke, welche das ganze Leben hindurch einen Kno* 
chen bilden, völlig vereinigt haben, und fogar noch 
früher, zu einem Knochen verfchmolzen find. ' Daieh 
an mehr als 200 Schädeln und einzelnen Knochen die- 
fen Satz durchaus beftätigt finde, fo nehme ich keinen 
Anftand, ihm unbedingtbeizutreten;; indeffen ift es doch, 
wie auch Sömmerring gethan hat,. wegen der grolseg 


Een u Zu „ZEI 3 


BeRr 


616 Zei 


.Complication diefes Knochens zweckmäfsige, das Hin- 
BG gr und das ei abgefondert zu be- 
trachten. 

BE a ad. ee, 


aus, bs ! 2 1 
$. 78. 

„.ı Unter allen Knochen des Schädels kommt Eier 
durch Gefialt, Lage und Entwicklungsweife fo fehr 
mit, einem Wirbel überein, als das Hinterhauptftück, 
Der Zapfentheil ent£pricht dem Körper, die Gelenkthei- 
Ze und die Schuppe den Bogenhälften, das Hinter-. 
hauptsloch völlig dem. Rückenmarksloche der Wirbel. 

Gewöhnlich giebt man an, dafs diefer Knochen 
aus vier Knochenkernen, welche den genannten Gegen- 
den deffelben entfprechen, entfteht, allein Herr Senff 
hat fchon bemerkt, dafs um die zwölfte Woche die 
Schuppe aus einem obern und einem untern ‚Knochen- 
kern hefteht *) und ich habe nachgewiefen, de fie Sch 
‚ allmählig aus vier Paaren £ a aus acht Knachenftücken 
bildet ?), 

Unter allen Theilen des erlae ilin entfteht 
der untere Theil der Schuppe zuerft als ein niedriger, | 
dünner, aus zwei Seitenhälften gebildeter Streif um, 
die zehnte Woche. Nachdem er nach .oben fich ver- 
grölsert hat, und feine beiden Hälften verfchmolzen 
find, 'entfiehen in der zweiten Hälfte des dritten Mo-, 
nates ungefähr zugleich die Gelenktheile und. über ihm. 


DA20SY. 
'») Beitr. Bd. 1, St. =. IM: 


ein’zweites Stück, welches’ auch anfangs aus zwei Seis 
tenhälften befteht, wie anfangs das erfte, niedrig ift, und) 
um das-Endedes dritten Monates ein einziges bildet. «+ 
Zugleich verdicken und vergröfsern fich die frü« 
her vorhandnen beträchtlich, die Fortfätze der Gelenk- 
theile bilden fich aus, und der'Zapfentheil erfcheint. 

Diefer alfo ift der letzte der vier Theile, woraus 
beim reifen Fötus noch das ‚Hinterhauptbein befteht. 
Etwas. fpäter erzeugt fich nach aufsen und oben von 
dem erften und zweiten Paare der Schuppe ein drittes 
Paar, ‚dem bald ein viertes, welches über dem zweiten. 
liegt, folgt, und die um die Mitte des Fötuslebens ge- 
er verwachfen find. 

Häufig entftehen noch im Umfange des Knochens 
RR fich mit ihm vereinigende Knochenkerne, felt- 
ner andre zwifchen der Schuppe und den Gelenkthei- 
len, die durch ihre Dicke der Dicke diefer Gegend ent- 
fprechen, -- 

- Wie diefe Entwicklungsweife des Hinterhauptbei- 
nes den, Grund der Entftehung der Ziwickelbeine. ent- 
hält; und zugleich fie und die in ihr begründeten Zwi- 
ckelbeine mit permanenten niedern Bildungen zufam- 
menfallen, habe ich fchon vor mehreren Jahren hinläng- 
lich dargethan ’). 

Die Entwicklungsweife des Hinterhauptbeins ift 
im Wefentlichen bei den Säugthieren vollkommen die- 


_ 1) Ueber die Zwiekelbeine am menfchlichen Schädel. In mei- 
nen Beiträgen zur vergl, Anat. Bd. ı. Hf. 2. Ill. Pathol. II. 
Anat, Bd. ı. Vom Wallerkopfe und den Zwickelbeinen, _ 


618 ne 


felbe als beim »Menfchen, nur erreicht es bei'mehrern 
derfelben die’ Stufe‘der menfchlichen Entwicklung ent- 
weder garnicht, oder weit fpäter, vorzüglich, fofern, 
die obere und‘ untere Hälfte der Schuppe'bei'mehrern, 
- befonders den -Nagethieren,: das ganze Leben hindurch, 
ünd auch bei den übrigen wenigftens bis: asnfaeburt von 
einander getrennt-bleiben. 5 RENT 


Diefe Trennung bis zur Geburt finde ich 'wenig- 
ftens beftändig beim Pferde, allen hieländifel hen Wie- 
derkäuern, dem Hunde und der Katze. "Auf eine 

merkwürdige Weife macht dagegen das ‚Schein : «von 
diefem"Gefetz eine Ausnahme, indem ich bei 'Schweins- 
forus , ‚die kaum das erfte Drittheil des Embryolebens 
zurückgelegt hatten, fchon beftändig die Hinterhaupt- 
fchuppe nur aus einem Knochenkern gebildet finde. 

Beim Kaninchenembryo findet fich immer ein drittes 
Paar von Knochenkernen über dem obern Stücke der 

Schuppe, fcheint ABER bald mit dem darunter liegenden 
zu verfchmelzen. ‚ Diefes entfpricht dem vierten Paar 
von Knochenkernen am menfchlichen Hinterhauptbein, 
welches am häufigften als Lambdaknochen erfcheint. 


Vom Keilbeinftück. 


$. 70. 
-. Unter allen Schädelknochen ift das Keilbeinfttick 
des Hinterhauptbeines in Hinficht auf feine Entwick- 
lungsgefchichte am intereffanteften und zugleich am we. 
nigften bekannt. Die Schriftfteller geben gewöhnlich nur 
an, dafs es beim unreifen Fötus aus fünf, beiin reifen, 


u 619 


oder dem einige, Monate alten Kinde dagegen aus drei 
Knochenftü ‚cken beftehn. 1... Belege hiezu liefern Albin "), 
Walter ?), ‚Loder?), ‚Hildebrandt Youiiie ürloriiige 
.. Einige, " Anatomen. ‚machen zwar hievon eine Au 
‚nal j >. Namentlich gehören hieher Kerkring 5), Nes-. 
bie‘ €), und Fattori ?). Die Angaben der,beiden erftern 
ihun dar, dafs in gewiffen Perioden die Zahl, der ‚Kno- 
chenftücke geringer, in andern dagegen. größser als die 
gewöhnlich angegebene ift,  Fattori ‚giebt nur die letz- - 
tere Bedingung an. Er liefert, ‚dem Plan. feiner Arbeit 
gemäßs, keine Befchreibung der Anordnung. der ver- 
ch jedenen Knochenftücke, giebt auch nicht die ‚Periode 
an, i in welcher das Keilbein. des Embryo aus der von 
ih ihm _bemerkten Anzahl von, Koochenftücken, die 
‚er auf neun fetzt, beftehe. Kerkring ' und Nesbitt 
dagegen fixiren die Perioden ‚genau, und befchreiben 
Aa die Vertheilung der Kuochenkerne. _ Doch fin- 
en fich einige Lücken in ihren Befchreibungen, ‚und 
theils darum, theils, weil meine Beobachtungen zum 
Theil ı von den ihrigen etwas abweichen, glaube ich 
nichts  überflüfiges zu thun, indem ich diefelben liefere, 


um fo mehr, da fie völlig unabhängig von den Ber 
gemacht wurden, 


1) Ic. ofhium foetus, p. 27. 
. 2) Trockne Knochen. S. 97. 
3) Anatı Handbuch $. 68. 
4) Handbuch d. Anat. Bd. ı. $. 177. 
5) Ofteogenia foetuum Cap. VI. in Opp. an. pP: 225. £f. 
6) Oftogenia. 8.54. 


7) Guida allo Stud, della mat. umana.  Pavia 1807. T, 1. p. 61. 


62 es 
" Unter alldn Schädelktnochen entfteht das Keilbein 
BR dem Siebbein a am fpäteften. Bei einem achtwö- 
_ chentlichen Embryo, deffen Hinterhanptftiiek fchon 
schr vollkommen ‘entwickelt ift, und deffen übrige 
Schädelknochen alle wenigftens Spuren von Verknöche- 
rung zeigen, findet fich an der Stelle desKeilbe beins noch 
ein 'blofser Knorpel), Kerkring ?) macht efeibe Be- 
merkung, 
Anfänglich erfcheint im dritten Merian wie auch 
Kerkring richti tg angiebt, Zuerft auf jeder Seite ein 'Kno- 
chenkern und namentlich i in den grofsen Flügeln, fo dafs 
es in ‚diefer Periode nur aus zwei Knochenftücken be- 
fteht 3): eine intereflante Bildungsftufe diefes Knochens, 
weil er auf ihr den Wirkein, deren beide Seitenhälften 
gleichfalls zuer/t, weit früher als der Körper, verknö- 
chern, und die gleichfalls anfänglich nur aus den zwei 
Küochenkernen der Seitenhälften beftehen 5 ar; 
ähnelt, y ‘ 
"Bei einem Embryo aus der zweiten Hälfte 2 
dritten Monates finde ich es fchon aus vier Knochen- 
Stücken gebildet, von denen zwei auf jeder Seite liegen, 
Das eine Paar, welches bei weitem gröfser als das an- 
dere ift, ftellt die grofsen Flügel, das zweite, viel 
‘ kleinere die mittlern oder die Flügelfortfätze dar. 
So fcheint es wenigftens auf den erften Anblick des 
Keilbeins aus diefer Periode; allein fpätere zeigen, dafs 
das kleine, innen und unten liegende Knochenpaar nicht 


ı) Taf. VI. Fig. 14. 
3) A: u O0 pı 225. 
3) Taf. VI, Fig, 15: 


_ 621 
ider ganze Flügelfortatt, fondern nr das innere Blatt 
 dellelben ift. An dem Knochenftücke, welches den gro- 
foen-Fingel darellt, fehlt Ali. indie Periode 
noch jede rigen: are Ver u | 
verfchieden von dem, getrennten innern Knochenftü 
und gleichzeitig, mit demfelben ‚als. ein blofser ortlatz 
aus dem grofsen Flügel hervorfprofst. NT 
“si Dies bemerkt. man {chon ‚Jehr, ‚deutlich an. dem 
Keilbein,des ungefähr. dreimonatlichen Embryo *).. Der 
worher glatte grolse Flügel ft hier an; feinem, innern 
und untern Ende nach unten in, einen ftunpfen Fort- 
fatz ausgezogen, der bei dein £rühern gänzlich fehlt. 
Aufser dielem Fortfatze liegt weiter nach\innen ein, im 
Frifchen Zuftande bewegliches, längliches Knochenftück- 
chen, welches fich etwas nach woten und, aufsen, jenem 
entgegen wendet. „Es, nimmtgenau,diefelbe 
„als..das ‚erfterwähnte innere Knochenftückchen 
ein, nur ‚reicht. es hier nicht, fo: weit ‚als das; innere 
Ende des ‚grofsen Flügels herab, während es beim frü- 
hern Embryo tiefer herabfteigt, wovon, wie man Jeicht 
erräth,, der Grund in dem jetzt gefchehenen Hervot- 
| ara des äulsern Blattes des Flügel VYortfarzes enthal- 
ten ift. 

‚Aufser der weitern Ausbildung des gfofsen Flügels 
bietet aber das Keilbein in diefer Periode noch ander- 
weitige Spuren vorfchreitender Entwicklung duich das 
Erfcheinen eines Knochenkernes an der Stelle der klei- 
nen Flügel dar. Auf jeder Seite nämlich findet fich, 

») Taf. VI, Fig. 16, ı7. | di 


622 un 


üngefähr in acbwiieeh äufsern Umfangs des Sehner- 
venloches, in’der äufsern \ Wurzel I er Flügels, 
ein randlich dreiöckiger Kndchenketn *), derimVerhalt 
nifszu derKnorpel: fseror« h Klein ift, fo dafs 
alfo jetät das Keilbein aus Jechs Rnodheniftücken befteht. 
=" *Dies’bemerkt auch’ Herr Senff richtig, "ungeachtet 
ich nicht begreife; wie er Nesbirz und Kerkring’als Ge* 
währsmähner'anführeh känn, da diefe ander abgedruck- 
ten’ Stelle ausdrücklich dem wog ne 
kerne zufehreiben, wovon zwei im Körper liegen. Auch 
Gnd die Abbildungen für diefe ee zu grofs, 
Eben fo haben fie ganz die Bedeutung des un re 
erkannt, indem fie es für den ganzen mi 
fortfatz halten, da es doch nur ‚das innere "Blatt deffel- 
ben ift, "das äußere Blatt fich nie als eigner tree 
wiekelt, ‘Tondern inmer nur ein Fortfatz des gro- 
fsen Flügels ift. "Eben‘fo wenig hat auch Herr Senf?) 
diefen Umftand richtig’ ausgemittelt, indem auch er aus: 
drücklich jenen | Knochenkern® für den Karen 
fortfatz hält. 1er a BET BET N ER TNT RT "1 PER 2 

"Noch ift äber im Körper Yaiie Spär’von’Kabehii 

vorhanden ’) onen Schritt zuf weitern Vervoll-, 


I: 


» Tal, m. Big. a 6. 12 bb. gt inch: re var ia 
„» A. a. 0. P- 31, In 
3) Nesbite (Ofteog. p. 53.) ei. een för den dreimonatlichen 
“© Fötus drei Knochenkerne im Keilbein an, allein er hät hier 
3) .die übrigen, beiden; Paare. aufser. den grolsen Flügeln ganz 
 überfehen, und 2) den Krochenkern im Zapfentheile des Hin- 
terhauptbeins für den Kern des Keilbeinkörpers gehalten, wie 
die Abbildung (Taf. 2. Eig. 23.) hinlänglieh ‚heweift. auf 


kommnung das Knochens gefchieht indeffem durch Abfatz 
von Knochenfubltanz, in dem Knorpel, der fich bisher 
an.der Stelle deffelben: befand !). 


u vierten "Monat nämlich bilden fich zu diefen 
fech$ Knochenkernen zwei andre, rundliche, feitlich ne- 
ben einander liegende, nach vorn und unten im Körper 
des Keilbeins an, fo dafs alfo jetzt das Keil ‚aus bi 
einzelnen Kupclienftucheh befteht ?). dr 


pe  Zunächft wird nun die Ausbildung des Körpers 
ervallftändigt, indem fich zwifchen jenen beiden er- 
{ten Kernen deffelben und den grofsen Flügeln nach 

aufsen auf jeder Seite ein queres Knochenftück anbildet, 
| Zugleich verwachfen beide mittlern, zuerft vorhandnen 


mehr.oder weniger bald mit einander. Sr 


Uumih Er 


"° Weiter ift von Nesbiet und Kerkring die. Bildungs- 

gefchichte des Keilbeins nicht’ verfolgt, und diefer be- 

hauptet fogar, im fünften Monat wäre die Verknöche- 

- rung völlig beendigt ?). - Indeffen 'beweilen fchon be- 

ee die Unrichtigkeit ee Biaonge 
ch niehr die folgenden. ißh bad. Aus 


RR ungefähr kunkhonazehen Einbio wha 
das, Keilbein ‚aus neun bis zehn Knochenftücken, wie 
Fawori als allgemeine "Bedingung angiebt. Von ihnen 
"bilden drei oder vier den Körper, „are die ‚grofsen: 


‘ 


“or 


1) Big. 18. 4, PN. 
2) Eig. 18. , ; PO.dr 2 
3) A, a.0. p. 228. FRER 


634 ne 


Flügel, zwei andre das innere Blatt desRligelfortfatzes, 
ünd das letzte Par endlich die'kleinen Flügel *).\ ı. . 
Wird der Körper 'aus'drei: Knochen: ‚gebildet, fo 
findet fich ei ein unpaarer und, ‚zwei ‚Paare ah Der un- 
paare,. der bei, weiten größer als ‚die beiden ‚übrigen 
lt, liegt in ‚der. Mitte, ift länglich rund, "und ha 
12 die, Form. ‚eines, Wirbelkörpers. Er trägt in der 
hintern Hälfte feiner. Seitenfächen die beiden ‚klein neren 
Knochen, die in der Mitte eingefehnärt und etwas platt- 
gedrückt find.” Befteht der Körper aus vier Kochen- 
ftücken ?) fo ift das mittlere aus zwei‘einander in’der 
Mitte berührenden‘ "Seitenhälften gebildet. ' '"Höchft 
wahr '{cheinlich geht’ diefe Anordnung der) 'wo'der Kör- 
per. aus drei Keinen befteht, immer voraus, indem ge- 
wöhnlich bei etwas kleinern’ Keilbeinen die Theilung 
des‘ mittlern Kernes ‚vorhanden, ex, ferner ‚auch bei 
gröfsern in.dieler Periode häufig in den Mitte von vorn 
nach’ hinten heträchtlich eingefchnürt ift. Doch ift dies 
nicht immer der Fall, wo dann der mittlere Knochen: 
kern auch beträchtlich gröfser ; als. fonft, ift,, Unter, die 
fer Bedingung find dann gewöhnlich die Koochenkerng 
der Seitenhälften unyollkommner entwickelt. Die in- 
nern Blätter der Flügelfortlätze lenken fieh’ ‚gerade zwi- 
fchen diefe beiden Knochenftücke, das mittlere und den 
grofsen Flügel. ihrer Seite: ein. Sie find ver) hältnifsmäfsig 
zu den äufsern Biäitern jetzt. noch weit kürzer als in 
. frü- 
ı) Fig. 19. 20, 
2) Fig. 21. 22. ERET- R 
3) Fig. 19. 0. $ tra 


625 


frühern Perioden, Dei che Flügel ift fchon fohe 
ausgebildet,” der Kleine aber noch gröfstentheils‘ knorp: 
Yieh’: !ihdeffenKät’ich das Knocheniftäck arı demfelben 
beträchtlich vergröfsert, uhd'umgiebt das optifche Loch 
von anfsen und vorn ganz, von hinten Zum Theil, ' 

> Bei einem etwas ältern, ungefähr N 


sit weder "die Zahl, noch die Geftalt der Kuiö! +, 


ehenftäcke ‚ganz diefelbe. Die erften findet man im 
ein "Paar vermehrt, ‚Alle bisher erwähnten "Ends 
ehenftücke nämlich find, mit Ausnahme der innerften 
Kuochenkerne des Körpers, die jetzt immer verfchmol: 
zen find, ‚ noch getreimt, und es hat fich ein Fünftes 
Paar gebildet , fo dafs jetzt das Keilbein a aus eilf Kno« 
Chenfiücken "befteht *). Diefes fünfte Paär befindet fich 
in der innern "Wurzel des kleinen Flügels, im inner 
des 'Sehloches, wo es auf eine "nicht unmerkä 
würdige Weife in derfelben Geftalt als das frühere, im 
äußern Umfange & entftändene,; » jetzt fchon beträchtlich 
hen erfcheint und eine Stelle einnimmt . welche 
"an welcher fich diefes zuerlt bildet, gerade 
gegenüber liegt. Es ält ı noch i in vielen Knorpel verfenkt; 
und das Selıloch hinten und innen noch blos von die- 
fem eingefchloffen. ' i TRAREGKED 
Die Formyeränderungen der Knochenkerne des 

Re find weniger wichtig. Alle vergr ölsern. 
n fich. aus, und rücken ‚einander ‚deui] ich ı n er. 
Voranglich deutlich nimmt ınan dies an den ı grolsen 


’ 4 u & . s .. 
DE ni re Ne ar 
M. 4, Archiv. 1. 4: 'Rr a en 


nn kleinen AN Die zuerft gebildeten, in- 
nern Kinochenkesng.der, letztern krümmen, ich Anl hehe 
lich nach vorn und. innen und bekommen, nach vorn 
und aufsen eine kleine Spitze, fo.dals jetzt zuerfi auch 
der Knochen einigermalsen die ‚Ichwerdiföi 
erhält, welche ‚bisher blos. ‚der. Kno rpel. zeigte, und 
‚ welcher er den Namen des : Schwerdtfortfatzes v es verdankt, 
Der grolse Flügel i ift, beträchtlich ‚breiter. 1 würdi 
ift eine Bedingung, \ welche er ‚darbietet., wenn. he: 
zufällig ı und individuell i it, „Bisher nämlie A 
grolse Flügel zwar fchmal , aber, . die Oeffnungen zum 
Durchgange der Gefälse und Nerven. ne an 
‚ Tolide, Hier -erfcheint zuerft. eine Antehniche, ft ie 2 
k ganze 1 ‚Breite, einnehmende Spalte, ‚die, mit 
angefüllt, ‚ von ‚dem "Anfange ı des, hintern Vierıl 
nes äulsern Randes, ich. beinahe. bis in. Ss Fun } 
erftreckt, Bei, einem ‚Spätern, u Keilbei ein t 8 
felbe Spalte, nur ‚kleiner. Scheint eı es jcht, als würde s 
die Kuochenbikdung ‚auch bei normale vi icklung in 
einem. Theile gehemmt, ja als ı träte fe 2 z ig pi er 
Maafse als he; an andern vorfehreitet ? 
ii. de hebenten. Monat ift die Sei 
chenkerne noch etwas’ verfchieden. "Bei e eini en, 
namentlich den etwas jüngern Fötus if ‚die Zahl er- 
 delben unftreitig gröfser als i in einer frühern o Sir | 
Perigde. Ich. "habe ‚nämlich = auf dreizehn g | 
©$o verhält fich. m das — 5 en Keil- 
“ben. Die grolsen Flügel a Aus den’$, EI lie 
chen zwei Kernen. Eben fo die beiden kleinen." "Der 
Körper ift noch aus einem mittlern und.awei. Seiten- 


N 


heilen züfatnmengefetzt, und zwifchen ihm und den 
"beiden Kleinen Flägeln liegen neben einander zwei dün- 
 ne\Knochenplatten. 

Etwas fpäter ilt die Zahl der Knochenkerne um 
drei vermindert, und es finden fich daher nur zehn }), 
"Die drei Stücke, welche den Körper früherhin ‚bildeten, 
find zu einem einzigen zufammengetreten , das in ‚der 
"Mitte angefchwollen und zu beiden Seiten fchmal' ilt, die 
"beiden, beim etwas frühern Fötus an der vordern Fläche 
"des mittlern Theiles liegenden, haben fich gleichfalls zu 


" einem einfachen, mittlern vereinigt, welches zwifchen 


ihm und dem innern Stücke der ‚kleinen Flügel liegt. 
' Das letztere hat ich fo beträchtlich vergrößert, dals es 
überall von dem äufsern nur noch durch eine dürine 
Knorpelfchicht getrennt ift. Zugleich hat fich feine 
rundliche Geftalt in eine viereckige verwandelt. Die 
übrigen Knochenftücke verhalten fich falt ganz wie bei 
dem vorigen Fötus. Die innern Blätter der Flügelfort- 
fätze find noch ganz getrennt, viel kürzer als die äufsern, 
platt, breit und viereckig, unten nur) wenig fchmaler 
"und dünner als oben an ihrer Grundfläche, 

Hier alfo ift fchon Verringerung der Menge.der 
Knochenkerne des Keilbeins eingetreten. Im achten 
Monate vermindert fich diefe noch weit bedeutender, 
"indem die bisher getrennten immer mehr verfchmelzen. 

Ziemlich zu gleicher Zeit findet man auf jeder 
. Seite die beiden Knochenkerne, welche den grofsen, die, 

Rra 


/ ih - u 


7) Fig. db. 


628 


welche den kleinen Flügel Kildeti » und endlich das vor 
dere und hintere Stück: des Körpers verwachfen, wo 
durch die Zahl auf fünf, dem gro/sen und Kleinen Fli 

gel beider Seiten und den Körper herabkommt. er 

Die Verwachfung des innern und: äufsern ‚Stückes 
des grofsen Flügels gelchieht fo; dafs.die Vereini higünge 
ftelle 4 fich anfangs jetwas über der 'Mitte befindet, nur" 
klein ift, fich aber allmählich nach üben und nach a 
ien etwas yergröfsert. Der obere'Theil ift der, Schell 
defortfatz. ( procellus vaginalis) der "untere däs innere‘ 
Blatt des lügelförmigen Fortfätzes, _Daäs öbere Ende’ 
des. ‚Scheidefortfätzes ift jetzt noch weit vom innen” 
Rande des oberh Stückes des ‚grofsen Flügels gehn? 
die, Spalte ' zwifchen dem äufserh und?% innern Blatie 
Une anfehnlich, ihre ganze'Höhe einnehmend. 

' Die‘beiden Hälften des Kleinen Flügels versuch“ 
fen erft vorn, ‘dann hinten mit 'eihander, hier erly 
nachdem dort jede Spur einer ehemaligen Trenn r hung 
(chwunden it, wie Fig. 87. zig, 
«+ Die Vereinigung der Körperfincke, gefchieht wat f= 
fcheinlich im Allgemeinen aurtrühelten. N a 

Hierauf folgt eitie Periode," wo das Keilbein Aug 
vier Stücken befteht, ‚dem "Körjerz' den beiden ‚großen 
Flügeln und den mit einander vereinigten“ Kleinen? 
Wahrfcheinlich wenigftens. geht jene. immer der folgen- 
den voraus. Hier ift dasKeilbeia aus drei Knochenfricken 
zufanmengeletzt; e einem ‚mitelern und zwei i feitlichen, von 
denen jenes dus den beiden ‚vördern kleinen Flägeln nd 
dem Körper befteht 5 “diefe die grofsen Flügelind, 


„T 


= | 


1) Fig. 28. Ä IR 


nn 68 


" Wenigftens ift dies die gewöhnliche: Verknöche- 
rungsweife. Bisweilen aber findet fich die zuletzt ange 
Re Periode nicht, fondern ‚die, wo das Keilbein aus 

vier Stücken befteht, gehtin eine'andre, in welcher es 
aus ziveien zufammengefetzt ift, über *). Diefe find 
«dann ‚ein vorderes und ein hinteres. Das vordere be 
fteht muy aus den beiden verwachfenen kleinen Flügeln, 
das hintere. dagegen aus dem. ‚Körper und den großen 
Flügeln, die unter einander verfehmolzen find. Eine 
‚feltne Anordnung, die aber, in, Verbindung init dem 
‚Umitande, dafs auch da, wo die beiden kleinen Flügel 
-und der Körper verwachfen find, jene unter einander 
-fchon. völlig‘ verfchmolzen, von diefem aber immer durch 
“eine oder mehrere Lücken getrennt find, die oben ge- 
äufserte Vermuthung, dafs fie fich in der Regel fraher 
Aunter einander, als mit dem Körper VOrRHiB ehe on) 
zu ‚beftätigen fcheint.  - 8 
Aus drei, oder, weit feltner, aus zwei Stücken 
-befteht das Keilbein gewöhnlich beim reifen Fötus. In 
“den erften Monaten nach der Geburt verfchmelzen- auch 
diefe {o mit einander ?), dafs es, unter der, eritern Bedin- 
gung, häufig anfangs aus zweien befteht, wovon das 
eine mur aus dem grofsen Flügel der einen Seite, däs 
‘andre aus dem Körper, den beiden ee er 


A 29. 

a) So habe ich es wenigftens in 30 — 40 PEN unbe; und sch 
begreife daher nicht, wie Herr Hildebrandt (der auch nicht 
einmal die Bildung des Keilbeins aus fünf Knochenftücken er- 
wähnt, Sagen kann, dafs Seitentheile und Körper deffelben 
erft in 6— 7 Jahren nach der Geburt-verwachlen (Anat, 
Bd. 1. $.197.) 


nen ‚Fr ng und dem grofsen ER der andern ae 
gebildet wird, j 
$. 78. r 
Die Bildungsgefchichte dis Keilbeins ift alfo kurz 
folgende: i 
ı) Nebft dem Sichbeine Kutlichen unter allen 
Schädelknochen im ihm.die Knochenkerne zuletzt. N 
‘ 3) Die erften Knochenkerne entftehen in den gro 0- 
sen Flügeln, wo es nur aus zweien befteht, im drit- 
ten Monat. ‚Hierauf entfteht zuerft auf jeder Seite ein 
eigner Knochenkern, das innere Blatt des mitelern 
Flügels, oder Flügelfortfatzes. Zunächft bildet ‚fich 
auf jeder Seite ein Knochenkern im, kleinen, oder Bern 
Flügel; darauf, im vierten Monat, ein viertes Paar i im 
Körper des Keilbeins. Hiernächft entfteht neben die- 
fen erften Paare von Knochenkeruen im Körper ‚nach 
aulsen ein zweites. Darauf verwachfen die heiden in. 
nern. Bald darauf entfteht ein inneres Knochenpaar im 
kleinen ader obern Flügel, Hierauf zwei neue Kno- 
chenkerne im Körper, vor dem mittlern, die Zeit, wo 
‚ die Zah] der Knochenkerne am grölsten, dreizehn ift, 
indem, mit Ausnahme der beiden mittlern Knochen- 
kerne des Körpers, noch alle nach einander entftehende 
Kerne getrennt find. Von nun an vermindert fich diefe 
Zahl bedeutend, indem die bisher getrennten Knochen- 
ftücke verwachfen. _ Zuerft fliefsen die verfchiedenen 
einzelnen Knochenftücke, welche die drei grofsen 
Hauptabtheilungen des Keilbeins, den Körper, die Rlei- 
nen und die gro/sen Flügel bilden, zulammen, darauf 


rennen 651 


verbinden ich’ diebeiden’ kleinen Flügel\uriter"einänder, 
hierauf fie mit‘ dem‘ Körper, endlich diefes mittlere 
Stück‘mit den grofsen Flügeln. . Hierauf entftehn erft 
lange nach. der Geburt die Turen (cornua Iphensidalie) 
die fich.erft fpät mit dem Körper vereinigen.. 

0.13) ‚Das Keilbein ‚befteht allo anfangs aus zwei, 
dann aus ‚vier, hierauf aus fechs, dann aus acht, hier- 
auf aus zehn, dann aus‘neun, dann aus,eilf; hierauf 
aus dreizehn, dann wieder nur aus zehn, dann aus 
fünf, ‚hierauf ‚aus vier, zuletzt ‘auf verfchiedne Weife 
> ‚drei 'Knochenftücken. 

N Das ‚Keilbein bildet fich daker nach und Par 
= 16 Knochenftücken „ indem die grofsen Flügel aus 
vier, die kleinen aus vier, der Körper aus acht getrenn- 
ten ; Srücken entfteht. " 

5) Von diefen Thatfachen haben Kerkring und 
Nesbier angegeben, dafs fich anfänglich zwei, dann 
acht Knochenkerne finden, und diefe richtig dahin. be- 
Stimmt, dafs die erften in den grolsen Flügeln, die übri- 
gen in den Flägelfortfätzen, in den kleinen Flügeln und 
im Körper entftehen. Faitori hat, ohne nähere Be 
ftimmung , neun Knochenkerne angegeben. Eben fo 
war es bekannt, dafs das Keilbein einige Zeit vor der 
Geburt aus fünf, beim reifen Fötus aus vier oder drei 
Stücken befteht, und die Tuten erft nach der Geburt 
entftehen, fo dals man alfo annahm, dafs das Keilbein 
nach und nach aus zehn Stücken entftehe. 

Diefen Thatfachen habe ich zugefetzt, a) dafs die 
Zahl der Knochenftücke, aus welchen fich das Keilbein 
allmählich bildet, fich in der That auf 16 beläuft;+ 


b) die Beftimmung der Zeitfolde Me die allmähs 
lichen Veränderungen diefer Knochenftücke. 0. 
> ıDas 'ganze 'Grundbein entfteht: daher allmählich ° 
aus 27 Knochenftücken und ift alfo unftreitig der auf« 
fallendfte Beleg zu dem Gefetze, dafs einzelne Theile, 
und namentlich Knochen fich allmählich von einzelnen 
Mittelpuncten' ausentwickeln, und die niedere von der 
höhern Bildung fich durch Beet an tin un- 
verfcheider.- ehr 

"Diefe Thatfachen find nicht blofs an und für 
fich, fondern auch in Beziehung auf die Phyfiologie 
infofern höchft intereffant, als fie merkwürdige Glei- 
hungspunete 'zwilchen der er des Ke 
ünd der Thierreihe darbieten. 
Der fpätelten Anordnung des Keilbeins, wo es 
mehr oder weniger aus einer vordern urid einer 'hinfern 
Hälfte befteht, entfpricht die Bildung deffelben bei den 
Süugthieren. 
ud Hieher gehört RN die Kleinheit und unvoll- 
kommne Entwicklung des innern Blattes der EReE. 
fortfätze beim Keilbein der Säugthiere. 

Hier ift. es. in der. That, wie F-han Gunnar richtig 
bemerkt hat *), fo viel ich weils, immer in zwei Hälf- 
‚ten zerfallen, ‚wovon die eine, vordere, aus den in der 
Mitte zufarnmengefloffenen obern oder kleinen Flügeln, 
die untere, hintere aus den grofsen Flügeln und dem | 
Körper befteht. i 


1) Vergl. Anar. Bd. 3, 


aw 6 Diefe. bat Hälften nd das Hanse ze Tabeir ap 
durch. .nur durch eine ne in der rg 
weebnien. ds Rs x 
ni eg Keilbein Me fowchl in Hinficht auf kein 
For, als auf die Zeit, in welcher es feine 'verfehiednen 
Entwicklungsftadien durchläuft, und die Zahl det 
Knöchenftücke , aus welchen e: es “ich zufammenfetzt, Ya 
den verfchiedenen Säugthieren nicht unintereffante Ab- 
weichunigen vom menfchlichen Typus dar. 
REN IH Bezug auf feine Form kann man Venliken, 
dafs es zwar im Verhältnifs zu den übrigen Kopfkao- 
hen, 'bei allen ungefähr gleich grofs ift, aber feine 
Verfchiedenen Theile unter einander nicht diefelbe vor 
[smäfsige Gröfse haben. Im Allgemeinen find die 
er Flügel 'gröfser als die hintern, und der Körper, 
mithin das vordereKeilbein weit gröfser als däs hintere, 
So verhält es fich wenigftens beim Schwein und den 
Wiederkäuern'). Bei den Nagern, wenigftens beim 
Hamfier und dem Kaninchen, eben fo bei der Katze, 
ift zwar das hintere gröfser als das vordere, allein i im- 
‘mer ift doch jenes 'verhältnifsmäfsig beträchtlicher. 
Bei der Katze?) ift das Verhältnifs am menfchenähn- 
Yichften. 
2) Die Zahl der Knochen, aus welchen das Keil. 
‘bein bei den Sängthieren nach und nach entfteht, kann 
ich nicht mit Gewifsheit angeben: indeffen finden fich 


" 1) Fig. 32. Keilbein eines Kuhfötus, 
2) Fig. 30 und 31, 


in frühen Perioden: die fünf Hauptknochen ‚woraus es 
beimiachtmonatlichen menfchlichen Fötus ‚befteht. :Viel 
leicht ift die Zahl der Kaochenkerne geringer, 'weildas 
Keilbein, wie alle übrigen Schädelkknochen, kleiner als 
beim Menfchen ift, und überdies die innern. ‚Platten der 
Flögelfortfätze fehr imvöllkomimeit entwickelt find, 
Doch glaube ich, d > dafs diefe als ein eigner Kuochenkern 
entfteht, indem ich hie bei Kuhembryonen nur in einem 
n: kleinen untern. Theile mit ‚der äufsern verwachfen 
gefunden habe. 

3), In Hinficht auf die Zeit, ‚ja EB die 
verfchieenen Knochenkerne vereinigen , ‚gilt daffelbe, 
was ich fehon für mehrere andre Knochen, namentlich 
mehrere Wirbel und das Bruftbein bemerkte, "Die Aus- 
bildung der einzelnen ‚Knochenftücke ‚gebt. wenigfteng | 
bei den meiften rafcher ‚vor “ich, wenn ‚gleich der ganze 
Knochen, fofern', er das ganze Leben. ‚hindı rch in eine | 
vordere und hintere Hälfte zertheilt bleibt ,,, nicht die ; 
Höhe ‚der menfchlichen ‚Form erxgicht.) in gilt. y 

‚Schon | bei fehr kleinen, höchftens 23 Monat. alten 
Schweinen, bei fehr jungen Kaninchenembryonen find |; 
die ‚beiden vordern. Flügel unter einander völlig ‚verbun- , 
den, während fie beim Menfchen erft fehr fpät, gegen 
das Ende der Schwanger/chaft ,  verfchmelzen, Zuerft 
gefchieht die Verwachfung in ihrem hintern, weit fpä-. 
ter auch. im vordern Theile. „Später, aber - gleichfalls: 
lange vor erlangter Reife b verwachfen auch. die. grofsen 
Flügel mit dem Kör per. 

Bei der Katze findet, ein entgegengeletztes Ver- 
hältnifs Statt. Die kleinen Flügel mögen zwar: früh 


635 


‚lınter einander. verwachfen; allein noch beim reifen 
s find .die gröfsen vom Körper getrennt, und das 
ilbein befteht daher. hier noch aus vier, :den vereik 


en der Periode, wo es aus fünf und der, wo esaus 
-eiStücken befteht. Bald nach der Geburt verwach- 
fen aber auch bei der Katze die beiden „rofsen Flügel . 
mit dem Körper, wo dann, wie während des ganzen ' 
bens, hier diefelbe Bildung als bei den.übrigen Säug* 
thieren Statt findet?). _Diefe Verfchiedenheit hängt 
höchft walırfcheinlich von der Gröfseverf[chiedenheit 
‚der hintern Flügel ab, die bei dem Menfchen und'der 
atze fehr. grols, bei den übrigen Säugthieren fehr 
’ =“ Vom Schlafbein, ATDRTı, 
. $. 30: 77174 . ” 
Das Schlafbein hat mit einem Wirbel weniger auf! 
fallende Aehnlichkeit als die bisher betrachteten Kno+ 
chen; allein doch kommt es durch Zufammenfetzung 
aus einem bogenförmigen "Theile, der Schuppe, und 
leinem dickern, untern, körperförmigen, dem Felfen- 
|theile, mit ihnen fehr deutlich überein. Auch die Ver- 
|knächerungsweile ift diefelbe, fowohl der Zahl-der 
Theile, aus welchen, als der Ordnung nach, in! weh 
cher fie entftehen, 


1) Fig. 30. 
a) Fig. 31. 


656 


 Zuerft ‚bildet. ‚Sich. die Schuppe „und, wie, die 
2 des.Grundbeines und der Wirbel, von untett 
nach; oben, um die Mitte des dritten ‘Monates, De 
 Jochfortiatz.. ‚entwickelt ‚fich ‚bald fchon fehr beträcht-'| 
lich,, während ..die, ‚eigentliche ‚Schuppe noch fehr un! 
„deutend ift, Bald bildet fich auch der Trommelfellring, 
"noch. vor Ablauf. des dritten; Manates, iehe noch eine, | 
Spur von Verknöcherung ‚ing Keilbeinftück und im. Za-, | 
pfentheile des. - Hinterhauptbeinftückes entftanden. ift. 
Im vierten Monat nimmt die Verknöcherung im Felfen« 
„heile. ihren Anfang. , ‚Dies gelchieht wepigftens aa 
‚zwei: Stellen, vorn, und innen ‚.und hinten und aufsen, | 
„Die: letzte . Stelle kann man als einen eignen Knochen+ 
‚hard: für den Zitzentheil anfehen, der aber ko zur 


fagen, dafs der Zitzentheil als. ein eigner | 
entfteht, mithin das Schlafbein fich nicht, wie man ge- | 
wöhnlich angiebt, aus vier Knochenkernen, der 
Schuppe, dem Felfentheil ‚„ dem Rin ge und dem ‚Griffel, 
fondern aus fünf bildet, indem zu jenen ‚noch ‚der 
Zitzentheil kommt. j 
| Diele Entftehung des Zitzentheiles aus einem ‚eig- 
nen Knochenkern ift mir befonders infofern merkwiir- 
dig, weil fie den Grund einer fehr ungewöhnlichen Er- 
fcheinung, der Trennung des Zitzentheiles von dem 
übrigen Schlafbein, enthält. Diefe Abweichung. vom 
Normal hat meines Wiffens, nur Kelch ') BERBHRD 


1) Beitr. zur pathol. Anat. Berl. 1813. 


"ich PT Se, ‚theils aus dem Um, 
ande, dafs ich fie ‚unter. 259,8 chädeln , die ich vor. 
i ne, nur ‚eininal finde, u ihre ‚Seltenheit. St 
Hieher. gehäzen, wahrfcheiplich. auch unvollkomems, 
e a ee man weit ‚häufiger im Euzensheil, Rndet-: ia) 


IE FOR IR ni Zrg “ 
ya u 1 aaa 20.) 5 Be! .n Er 


| I: Die Entwicklung des innern, " Baues, des "Sch au 
| Ge Ale ‚fofern | es Sitz des Gehör gans ilt, zu befchreis, 
b ben, liegt aufser meinem Plane. Die ‚Entwicklung de 
n Schädelknochen , der Scheitelbeine , des Stirn, 
beins, des Riechbeins, ilt,. weil fie. fehr ‚einfach, 
ad. auch wegen der Lage, derfelben leicht zu unterfu- 
ben. ift, hinlänglich bekannt, um keines weitern 2 
Atzes ‚zu b Bedhrieo., 


fi 


Y 


ja ” ER ng 834 Dit REN Sn Ih “ 
; Au IPyeR ‚2! 


ie „Die aligefeaften Refultate, welche fich aus der, 
Be rachtung der Entwicklung « der Wirbel-, und SR " 
5 Inochen ergeben, "End: 
n, Die Halswirbel kommen in a Frühern Poren 
Be den Gang der Entwicklung, fofern, fich an den, 
Im eiften von ihnen ,' Di wenn auch nur fehr i im Eripeeh, 
a Rippen ähnliche Knochenkerne finden, die naph 
In it den übrigen | Theilen. zu einem Ganzen BR 
zen, mehr als in fpätern mit den RUHR IR: 
RERP.., 
3) Von FR Haken Halswirbeln machen das erfte 
und: zweite den Uebergang zu den Kopfwirbeln, Der, 
Zähnfortfatz ‚des zweiten, fcheint den vordern. oder, 


SE 633 nn 


kleinen Flügeln ‚des, Keilbeins zu entfprechen, und.der) 
'erlte ‚Halswirbel erinnert durch den, bisweilen an den 
Vereinigungsttelle 'zwilchen, den. beiden Bogenhälfter 
vorkommenden Kuochenkern an die Hinterhaupt |' 


we Die Siugthiere DRUNTER Gch in Hinficht 
auf die Entwicklungsweife der Wirbel, der Schädel- 
knochen und des, Bruftbeins vom. ‚Menfchen vorzüglich 
infofern, als die kleinern einzelnen Knochenftücke, 
‚aus welchen fie fich allmählig bilden, zwar früher er- 
fcheinen, zum Theil auch, vorzüglich die der rechten i 
und linken Seite, fchneller unter einander verwachfen, ' 
die ganzen Knochen dagegen das ‚ganze ‚Leben. ‚bin- 
durch ‚häufig in ‚mehrere einzelne Stücke, Bean 
bleiben. 
Belege hiezu find auf der einen sä die frühzeitige 
Entftehung des Körpers des erften Halswirbels, die 
„. {chnelle Vereinigung der beiden kleinen Flügel € desKeil- 
beins unter einander, d der beiden grolsen Flügel: mit d m 
Körper deffelben Knochens, die frühe Ausbildung des 
Bruftbeins; auf der andern Seite dagegen die beftändige || i 
; Trennung der vordern und hintern Keilbeinhälften, die) 
lange Nichtvereinigung der obern und untern Hälfte] 
der Hinterhauptfchuppe bei allen Säugthieren, . das |ı 
Beftehen der letztern Anordnung bei einer fehr anfeho- | 
lichen Menge. BR 
Den Beifpielen, welche den erften Theil diefes Salzes 
beweifen, kann man noch die frühe Vollendung der Nä-| 
he zufetzen, die ich bei den meiften reifen Säugthier-| 
‚fötus Ichon beinahe ganz verichloffen und ohne Spur 


-—.— i 639 
"von Fontanellen gefunden habe, und die unftreitig mit 
der geringen Grölse ihres Gehirns und der Kleinheit ih- 
res Schädels Be  Yeckölkcils zum mütterlichen Becken 
zufammenhängt., SE 3 BETEN 


Ganz 5 Me kann man fagen, dafs bei den 


eren eine ns Neigun, zur Vereinigung der 
a ee Bee Me de > 
‚kere. zur Verne der vordern und baten egon- 
den ‚Statt. findet,; Alle angeführten, Thatfachen haben 
| diefen Charakter , und man kann ihre Zahl noch leicht 
N ‚vermehren. ‘So ‚verwachfen. bei vielen Säugthiereidie 
Seheitelbeine regelmäfsig zu einem, eben fo verfchnel- 
| zen die Oberkieferbeine bei Pal die ee 
| Schambeine if! a ‚ihnen ‚gewöhnlich, ‚Alle diele Er- 
| N - beim Menfchen nur felten.. ‚ Die Ent- 
| ‚. der. Brufibeinkerne. aus. ‚einem, Stücke, '‚der 
en des Rippentheils des febenten’ Halswirbels, ‚die 
geringere Wölbung der Rippen find völlig analoge Er- 
| ‚fcheinungen, ‘die alle aus dem allgemeinen Gefetze'nie- 
‚sen, daß ; der } Körper der Säugthiere mehr iı in die Länge 
‚geltrecht, weniger in die Breite ausgedehnt ift als. ‚der 
senfehliche e, zum abermaligen Beweife, dafs. üich der 
‚Hauptcharakter des Typus. Age rühatinen Orga- 


ARE eölImeekts.; j wi sraıa. ‚aserlase 
ach Bora j ya 
Bo “irn X 2 Be 5) 
EZ . TIER TTITTR L 27:73 

PA) N I .,4 
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ii ia,. aAer R N 


OERIITERR uhitne 


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Dr 7) 4 yn 


geben 


PIE E  2 en, Arnune a _ 

va ER ns ae wi Maut 

L., Ein Fall von, herak i etunmen Oschritern, 
„ Von. Naffe... Hirn IR ln) ra 


ER Nachbarfchaft von Bielefeld, im rg Jöl- 
lenbek leben zwei arme Bauersleüte, die ‚ fat Jauter 
taubftumume ‚Rinder haben. So viel dielen Leuten be» 
kanns ilt, ‚haben, weder ihre Vorältern nochiihre.$ei+ 
verwandten an Taubheit oder Taubltummheitigelitten; 
auch ‘fie felblt Gnd beide völlig gelund am. Gehör. Die. 
Schwangerfchaften der Frau find fämmtlich von, ‚Aufsen. 
üungeltört vorübergegangen; und Io allgemein der Glaube 
an ’das’logenannite Verfehen bei dem gemeinen Männe 
ee Gegend'ilt, fo wulste die Frau doch nichts anzu 
geben, ‚„woran.lie fich etwa verlehen haben könnte. ‚Der 
Vater, der Kinder war font gelund, leidet j jetzt aber.an 
Gicht ; und Gefchwüren. Vor zwanzig und mehr Jahren, 
wo noch keines der taubltummen Kinder geboren war, | 
fiel er vom Boden, ohne je für die Dauer merklichen 
Schaden zu nehmen. 
> Die Zahl der‘von’ dee erzeugten Kinder ift 
Bei wovon- eben am Leben; drei todt And." Die'zu“ 
erft geborenen vier waren taubftumm ; dann folgte ein’'hö- 
rendes. Von den hierauf geborenen fünf, find drei noch 
lebend und taubftumm; die beiden anderen ftarben [o 
früh, dafs fich der Zultand ihres Gehörs nicht mit völli- 
ger Gewifsheit erkennen liefs. Dem Anfchein nach wür- 
den fie jedoch beide, wie die Aeltern erg: BEAIERENE 


taubltumm geworden [eyn. 
Wie 


"Wie derFall überhaupt, fo dürfte an demfelben auch 
befonders der Umftand merkwürdig feyn, dafs das eine 
hörende Kind bei 'ünferm ‚Aelternpaar grade in die Mitte 
der Zeugungen falls Andere haben bereits die: Bemer- 
kung gemacht, dafs mit Bildungsfehlern zur Welt: gekom- 
ze häufig Letztgeborene waren. Aber es finden. 
‚ den bisher aufgezeichneten. Beobachtungen zufolge, 

Bie Art manche Erftgeborene unter dergleichen Kin- 

‚80 waren die beiden yon-W, Hunter beobachteten 
een, Kinder Erfigeborene ; meine Kranke ift es 
u £ w. Auch von 'Thieren Een diefe Bemerkung zu 
‚gelten... Eier mit [chwanzförmigen Anhängen, oder'mit 
Dotter kommen nach Tiedemann (Zoologie, 

Th. 13. 122 und 127). ‚vorzüglich bei zum erftenmal 
le; enden Hühnern® vor, Fälle, wo‘ von mehreren Ge- 
die mittleren Vegan ‚die anderen aber 
rig gebildet wareh, Andet inan unter den in 

Is pathologifcher Anatomie angeführten. ‚Und bie- 

‚nach I[cheint denn, dafs die bildende Kraftin der Mitte 
der Zeugungen am vollkommenfteni zu wirken vermöge. 
Am fchwächlten wirkt fiein der Regel wohl bei den letz- 
AAN ‚Zeugungen, 'wie denn allerdings die ‘gröberen Bil- 
dungsfehler weit häufiger bei EI PIDORREEN als bei Ertt- 
4 rar vorkommien, de 2; 


es ara 0% N} 


im rt gran hai meinen 


ru“ 
Bee ‚einige "Abnormitäten der Kuschen., "Von 
I. F.'Meökel. 


Da, fich er der Sechften Tafel gerade ehe» überfäfh. 


‚ger Raum fand, Lg, Lildete ich einige weniger gewöhn- 
ichungen aus meiner Sammlung ab, 


Hude ich beilaußg- Schon bei einer, andern ‚Gelegenheit 
M. d. Archiv. 1. 4. Ss 


in. meiner Autumn Niet das en Deupger 
den gedacht habe. Be te 
Fig.:36. Ktellt- eine überzahlige Rippe dar, die theils 
wegen der Stelle, die fie einnimmt, ae rrngen 
Verbigeling merkwürdigäft. ©.) Kata Grab 
"Sie Tiegt nämlich über der erften Rippe, und ertihe 

det fich an ihrem vordern Ende mit diefer , Statt dafs 
weitem am gewöhnlichlten die  überzählige Rippe ü ter der 


ige, rat 


Diefe überzählige Rippe ift en N he 


und von dem übrigen Knochen. getrennt gebliebene, vor, 
dere Wurzel des ‚Querfortlatzes des ‚febenten, Halswir;.. 


beis,. indem fie auf diefem htzt, ‚und die. Zahl, 


F; Pr 


Wirbel die gewöhnliche ift, ‚Sie hat daher Aehnlichkeit- ' 


mit den obern Rippen der Vögel, die auch nicht bis RR 
Bruftbein reichen, und man kann im der That la; 
dafs fich bier, dreizehn Rückenwirbel und. nur, Ä 


Halswirbel finden. Pr wi 


An. der ‚Stelle, wo: fie fich ı Be der ri er. 


ften Rippe verbindet, fchickt;diefe: einen Gelenkfortlatz. 


nach oben ab, an welchen die überzälllige Rippe mittellt . 
eines Kapfelbandes beweglich ‚geheftet; war, Diele. Ver-,, 


bindung der odern Rippen unter einander, die.man bei 


diefer Art desMehrfachwerdens derfelbenjauch in andern. 
Fällen fand, ift befonders infofern merkwürdig, alshe 


an die Verwachlung der.Seitentheile der über einander 
liegenden Heiligbeinwirbel erinnert, welche den untern 
Theil der Wirbelfäule,bilde; "wiejehe hek’atn bbern be- 
finde. In der That [cheint fie auf dem[elben Gfunde!zu 
beruhen, aus welchem die Achnlichkeit zwilchen oberer 
und unterer Körperhälfte fiefst;auf denrHertfchen einer 
polarifirenden Kraft im Organismus. Dies etfeheint defto 


richtiger, ‚wenn mai Bun ‚dafs arg eu einzelneh 


wide“ Bit 


——— 643 


er 53, weniglions die drei gbern, grö- 
Is is. Fupf Küschenffücken enttiehen, einem mittleng 
zwei Eh Ind den ‚das yordere,;zui- 
ei y Rönper BREMER hinIeEm taaseıMegende.Jehr 
ippen eni pricht. ARE ann ul aa 


aa e es dieler Artı blofs 
% obern R RE Mehrere "Beol Bachter anche en Fälle 


vo fie auch zwilchen andern Statt fand, und ich 
An habe kürzlich bei einer weiblichen Leiche die fechfte 
und: fiebente Rippe hinten, in der Gegend des Wirbels, 
Mich Vo einander: ‚entgegenkommende Fortfätze „be- 


r 


eglich verbunden gefehen. 
su ne Dei Umftand aber, dafs diefe Vereinigung je Rip- 
pen; nicht blofs auf die-oberften befchränkt it, beweilt 
wichts gegen die zuerft aufgeltellte Anlicht, Sondern reiht 
ö rei an die Erfcheinungen, welche ei ein andres Geletz 
ie ‚das: nämlich, 'dals im Organismus eirie mehr 
"Wiederholung derfelben Formen Statt "findet. 
ser mehreren analogen Erfcheinungen diefer Art, ‚die 
ch ; anderwärts zulammengeltellt‘ habe, ren man 
hier bemerken, dafs der Kopf mit den Halswirbeln, die 
Brufthöhle mit den Lendenwirbeln, die Heiligbeine und 
dia Seitenwaridbeine mit den Steifsbeinen, \ eine dreima- 
lige Wiederholung deflelben Typus find, nach welchem 
anfänglich der ganze Körper gebildet ie, und den auch 
eineMenge; anderer Organe zeigen, einer an ihrem unitern 
Ende in eine [cehwanzartige Verlängerung auslaufenden 
BRRPEREEn Oeltalı. ar 
‘ Erinnert man fich an diefes Geletz, ko chen die 
bisweilen vorkommende Verfchmelzung der Rippe über- 
haupt inlofern. Iehr merkwürdig, als hie offenbar eine 
Vermehrung der Verähnlichung zwilchen den beiden an- 
ollnen Theilen der mittlern und der untern jener 
ee dellslben- Bildungstypus it. 
Ss 2 


. a DB 
ee u u 


" Aufserdem fi fin ”diele Verbindungen ‚der Rippen 
eich 'obere und’ untere Gelenkfortfätze auch deshalb 
intereffant, weil durch fie die‘ Analogie zwifchen der vot- 
‘dern und hintern Fläche des Körpers vermehrt wird, in- 
dem bekanntlich die Knorpel der untern wahren, und der. 
‘öberh falfchen Rippen auf diefelbe Weile » bp ne 
einander verbunden na 
r m r H 21 


Fig. 37- ife der vordere Theil eines Hinterbanptbei 

‘von unten angelehen, merkwürdig wegen der Anwe- 
Senheit eines dritten mittlern Gelenkfortlatzes zwilchen 
den beiden gewöhnlichen, die hier etwas kleiner als ge- 

wöhnlich, aber beträchtlich gröfser als der mittlere lind, 

’% Diefe Bildung ile [ehr Telten, indem ich lie un- 
ter mehr als 400 theils einzelnen Hinterhau, tbeineı “ 
'theils ganzen | Schädeln nur einmal finde, und nicht 
blols wegen der dadurch vermehrten Feftigkeit des Hin- 
terhauptgelenkes, fondern aulserdem, und vorzüglich, 
wegen der dadurch bewirkten Aehnlichkeit mit der An- 
ordnung dieles Gelenkes bei den Vögeln, der meilten 
Reptilien und den. Fifchen merkwürdig; wo fich nur ein 
einfacher Gelenkfortlatz am en irigrn en { 


wei. Beträchtliche Vergrölserung der: Zirbeldrüfe,. i 


Die regelwidrige Vergröfserung der ‚Organe ileeind. | 
höchft interellante Erfcheinung,, welche ich.nach ihren 
vorzüglichften Mementen im zweiten‘ Bande meiner pa PB 
thologifchen Anatomie’ betrachtet habe. ‚Der Güte'eines | 
det Benchtetlken hiefigen Aerzte, des Herrn-Dr, Ulrich, 
verdanke ich unter mehreren merkwürdigen Fallen | 
welche meine Setuilung zieren, ‚Auch'eine aufsekördent-: | 


"ichiverdtöfsenteZirbeldrüfe |) die Sich auf der‘ fünften 
Tafel Fig. 4 und 5 abgebildet findet, und deren.“Ge? 
“Iehichte er inir mit folgenden‘ Worten mitgerheilt hat... 
-. Müller, ein Knabe, blond von’ Haaren, ewwa 9 Jahr 
alt, batte einen . Zärtlichen ' Körperbau; (bei ‚welchem 
jedoch jeder Theil desKörpers zu dem andern in-völligem 
Ehenmaalse ftand. Der Bau feines Schädels war mehr 
ovaler 'äls kugelförmiger Geltalt, die Stirnknochen nicht 
" Stark hervorftehend, die Ränder (derfelben nicht’ pres 
minirend, wodurch fonlt Tiefe der. Augen bewirkt wird. 
In dem Baue feines Kopfes Iprach‘fich daher weder (die 
Krankheit noch.die Anlage zu derfelben aus, von welcher 
ich weiterhin. erzählen werde.) £ 
- Malern und Scharlach, die zu einer Zeit Bar an 
ER hier epidemifch waren, überftand er Teicht und 
gut, auch ohne weitere Gichtbare Folgen. Die Entwick- 
lung [eines Verftandes nahm früher [chon als gewöhnlich 
einen [ehr thätigen Gang. Ein halbes Jahr vor fei- 
nem Tode wurde der fonft immer heitre und muntre 
Knabe, ohne äufsere Veranlalfung, trübfnnig und lau- 
nig, verdrüfslich und unartig. Späterhin als er auch das 
Elfen verfchmähete, wurden die Aeltern aufmerkl[amer, 
und meinten, ihr Kind mülste wohl krank am Körper 
feyn, deshalb wurde ein Arzt um Rath gefragt. Aus 
einigen fichtbaren Zeichen vermuthete diefer, dafs wohl 
Würmer diefe Erf[cheinungen hervorbringen möchten, 
deshalb wurden die bei diefer Krankheit empfohlnen 
Mittel gereicht. Kein Fort- oder Abgang von diefen Gä- 
ften war bemerkbar. Das Kind klagte jetzt belonders 
über Kopf- und Leibweh, es blieb bald felt liegen. Ein 
zweiter Arzt wurde geholt. Beftändiger, anhaltender 
Schmerz auf der linken Kopffleite, öfters Erbrechen, Ohn. 
wmachten, Fieber, Befinnungslofigkeit, Zähnknirf[chen 
u. [. w. zeigten dielem nur zu deutlich, dafs er es hier 


646  —— un 


mit einer Gehirnkränkheit zu thun habe. 
bräuchlichen: Mittel 'fruchteten nicht, !der Knabh Starb, 
nachdem'er viele Schmerzen 'erduldet, unter Convulfionen 
in einer völligen Bewufstloßgkeit, die vier Tage angehal- 
ten hatte. Die Oeffnung des Schädels, welche auch wäh- 
wend der Krankheit: Rech verbildet worden war, bee; 
folgendes: BEE 

“Die Knochen Yale die diefem Alter ewähnliche 
Stärke, die Gehirnhäute waren gelund, das Gehirn i in 
feinem obern Zulammenhange felt und ebenfalls von:g: 
fünder-Farbe: Beim Einfchneiden in: die ‚Gehirnhöble 
Bofs aus ihnen gegen vier Unzen einer wällerhellen und 
dünnen Flülfgkeit. Die [onft erb[engrofse Zirbeldrüfe 
war von auffallender Grölse, beträchtlich hart, ‚höckerig, 
durchaus homogen, nur ftellenweife mit kleinen Zellen 
verfehen, mit einem gelben, eiterähnlichen Schleim 
umgeben. Weder weiter in. dem‘ Gehime, ‚noch auf 
der Grundfläche des SAH: Seh ei Eiter oder Kno- 
Beine Zu EN, 4 u BR. 5 


E/ vn 


DER EIER? R 2 BER? : = 


sinn i 2 2 


Erklärung der. Kupfertäfeln. 
re = 


TakıW 


pn 2 ee Birtock eines irigigen wei. 
„..bes, mit Fett, Haaren und Zähnen. 
a) ‚Der geöffnete Balg. 
a _Fett und Haare. 
‚) Ein. unregelmäfsiger in der Subftanz des Balgen 
felthitzender ‚Knochen, | 
S Ein in demfelben Gtzender Bickzchn eee) Bälge, 
9 die an der äulsern Fläche des grofsen Fettbalges 
eR "aufftzen. f) Rechte Trompete. g) Breites u 
Rn) Saamengefälse, 


Fig. 2. Derfelbe, .die Nebenbälge geöffnet. h 

e) b) c) d) e) hat diefelbe Bedeutung als in der vorigen 
Figur. f) und g). Änd kleinere, in den oberlten‘ 
der kleinen Nebenbälge e geöffnete Höhlen, Ver-, 
längerungen von e. #) Rechte Saamengefälse,, 
i) Rechte Trompete. kk) Unregelmälsige Knochen, 
die in den beiden grölsern Aranbalgen ee auf- 
Sitzen, 


Fig. 3. Ein in der Augenhöhle eines I7jährigen Knaben 
felthitzender, einen Zahn enthaltender Balg. 
«) Hintere Abtheilung, welche den Zahn enthält. 
5) Vordere Abtheilung: c) Stelle, wo der Zahn 
auflals. 


648 ee 


Fig: 5 
cephalifchen ‚Knaben. 

Fig. 4, Aeufsere Oberfläche. Fig.5. Durchfchnittfläche. 
aaaaa)-Kleine, mit einer wälsrigen Flüffigkeit an- 


satatsn“ Vextiefu r Beh 
St a ARTE 
BR: DR 1ER RER u RER 
Fig. 1. Erfter Halswirbel eines zweijährigen Kindes, 
von oben. WR 


aa) Seitentheile. 5) Vorderer Bogen. ccc) Knochenke 
“a Ann demfelben.‘..d): Knochenkeinzwilchen ic 
Bintern Enden. beider Bogemhälftenif jur aa 


Fig. 2. Erfter Halswirbel eines vierjährigen Kindes 


n; ran * 3)" Köfper. ©) Knoche nkerne zwi- 
% ‚ [chen dem Kürpee und rechten Seitentheile. | 


Kg. 39: Zweiter Halswirbel. ‚Fig. 3. "Von einem feche- 
u monatlichen , 4- einem.Giebenmonatlichen, 5 "einem 
achtmonatlichen menfchlichen Embryo. 6 und 7. 
von einem neunmonatlichen,, 8: von einem dreijäh- 
Yigen, 9. von einem 'viekfährigen. Kinde. 


Fig3. 4.5.6.8 9. von vorn; Fig. 7. von unten. 
Fig. 10. Fünfter 
Fig. II. Sechlter 
Fig. 12. Siebenter, 


aa) Seitentheile; b) Körber; ee) Dbehen hc 
zwilchen Körper und Seitentheilen. 


FHakfichet einer nennnipnalichen 
"Kindes. 


Fig. 13: Sechlier- Halswirbel eines vierjährigen Kindes. 
Pr aa) 5) e) wie beim vorigen, : 


' Fig. T4 — 29. Menffchliche Grundbeine vom dritten Mo- 
nat der Schwangerfchaft bis zur Reife des Fötus. 


wu “> 


‚2aa)ı Grolse, Flügel, 25)  Erlie „ !äufsere,Knachen 
; in den kleinen Flügeln. ce) Inneres Blatt ‚der un- 
cr Ari Flügel oder Flügelfortlätze. dd), Erftes „Paax, 
Knochenkerne im Körper. ee) Zweites Paar ‚Kno- 
enkerne i im Körper. PP Zweites Paar Knoche 
at MT ne im a Flügel ge) "Knochenkern Ha 
Den dem ‚Körper "und dem innern Paar der 
"Kleinen Flügel. hh) Untere, ü) obere "Hälfte 
ag "der Schuppe des Hinterhauptbeins. R) "Drittes, 
D, viertes Knochenpaar der Schuppe des Hihter- 
#° hauptbeins. mm) Gelenkrheile‘ ”)' Zapfentheil 
deffelben Knochens. BARYO A U 


Ei a reitet. eines “ungefah. eh 


Eie, a ae ch "eübwöchenjlichen Emmb yo: 
Fig. 16u.17. Grandbeig eines dreimonatlichen. ‚Fig. 16. 
.. yon oben. Fig. 17; vom unten. u u £ 
Big 1 Beibalsines ungeiihe Khan a 

"u. .bryo von oben... Jarigh 

Fig. 19. 20. Aus der Mitte ef sale Eig. 19. 

„. vomoben. Fig. 20.'von unten: HD! (ie 

Fig. 21.22. Ende ‚des fünften Monats, | Fig. 21. von 
oben. Fig. 22. von;hinten. 5 wlan. om. 

Fig. 23. 24. Mitte des fechlten Monats. Fig. 23. von 
oben, Fig. 24. von hinten. 

Fig. 25. Ende des [echften Monats, von oben. 

Fig. 26. Siebenter Monat, von oben. 

Fig. 27. Achter Monat, von oben. 

Fig. 28. Im neunten Monat, von oben. / 

Fig. 29. Bald nach der Geburt, von oben. 

Fig. 30. Keilbein eines reifen Katzenfötus. a) Grolse 
Flügel. bb) Kleine Flügel. d) Körper. 


nal 


‚x ae‘ Kade! a0) Hintere, 
me p vorderes Keilbein. | 
Fig. 32. ‚Schr j junger Kuhfötus. aad) TAT RD) vor 
‚deres Keilbein. 
Fig. 33- Erfter Halswirbel eines ne Hundes. 
aa) Seitentheile. 5) Körper. 
Fig. 34. u. 35. Etlter Rückenwirbel eines unreifen 
‘ Schweinsfötus. Fig. 34. von vorn. ‚Fig. 35. von 
der Seite. 
as) Seitentheile. 2) Körper. 9 Eigner Rnochenkern 
im Dornfortfatze. A 
Fig. 36. Ueberzählige linke menfchliche Rippe. aa) Ge: 
wöhnliche erfte. b. c. d. e. Ueberzählige, über ihr 
Rune” 5) Körper. c) Köpfchen. 'd) Höcker- 
e) Vorderes Ende. f) Gelenkdelle der er- 
u Rippe, worauf fie fich mit dem vordern Ende 
‚e) der überzähligen verbindet... i 
Fig. 37. Hinterhauptsbein mit merkwürdiger RE 
licher Abweichung der Gelenkfortlätze vom Normal. 
Von unten. R Y { a 
a) Zapfentheil. _ ») Gelenktheile,. cc) Deankiche 
Gelenkfortlätze. d) mittlerer, Nee unge- 
mphaligber. e) ‚Hinterhauptsloch, _ 


nib { x PADE NV BET ERTERRLERREN J 


ei fi Bush, \ d Fi 


al, des Verafee, Bande. BR 
Bei f Knes 
Eh WER ROERR He Pe Fir 
L: Ueber. die Entwicklung der Centraltheile dene Ü 
'venfyltems bei den Säugthieren. ; Vom. Prof... 


#143 Meckel Re a 2 Seite 1 _ 

II. Ueber das Blut, en “ f = 109 

Erklärung ‚der ker Sa x . IE RR 0 
re Intelligenzblatt. Be 


15 L Verfuche, " welche die, von einigen bezweielte 
Einfaugung durch die Haut zu beweilen [chei- 
nen. VonJ. Bradner Stuart: von Albany. . Seite 151 
u. Unterfuchungen, welche zu beweilen [cheinen, 
dals der Fötus-das Schafwaller athmet. Von 
"05 Beclard. Vorfteher der anatomifehen Arbeiten; 
an der medicinifchen Faeultät zu Paris  :.....= 154 
‚II. Ber GE RFSEBEEIEERNFERSR N Arten j 
Von Edwards. A "155 
IV Ueber einige ‚Puncte ‚aus der Gefchichyedder 
, Hüllen des Fötus. Von Dütrocher‘  .\. = 156 
v. Ueber die es „der  Onisken. u" 
Von Latreille. i Pe ER et 
VI. Ueber die Ur[ache Peer des Blutes ‘158 
„VII. Ueber eine ansollkonmeneildung der Fin- 
ger, Von Billie a PR ITP* . +... 15% 


- 


658 RER 


re HEN er 
L' Beobachtungen über das Nerven[yftem und die 
fenfiblen Erfcheinungen der Seefterne, Von Frie- 
drich Tiedemann. (Hierzu Fig..1.) . . Seite 161 
ha Einige Beinerkungen' über die‘ Wirkungsart u nd 
chemifche Zulammenfetzung der Gifte. Von Dr. 
Emmert, dem Aeltern ö 3 - 176 
III. Eine phySolagilch* optifche Bedpagkiüng, Von 
dem im Jahr 1814 verltorbenen Doctor legens 
J.-T." Sachs , ordentk ‘Mitgliede der phyfikali med. 
Societät.  Mitgetheilt-vom Geh. Hofr. und Prof. 
% Harles p EL E20 En 21 
1V. Bemerkungen über cioigeißegen(äufe der thie- ' .7' 
$*}ifchen Chemie. Von Dr, Sigwärt zu Tübingen '- "202 
VW. Beitrag zur Gelfchichte der Bildungsfehler des 
Herzens, welche‘ die Bildung des rothen Blutes 
hindern. Von 7 F.Meckel . x R - 221 


x Intl 


gar ist Dumesık / Se 

2 Intelligenzblatt, ‚ag RN 
T. Veber den arg der Arterien and. Vendien 

«Von J. F, Meckel: ; une = Seite 285 


SF. Beitrag zur Pater des Darm- 
känals. "Von IF. Meckel “0 .200,-'1293 
“III. Blafe für den Saft des Pankreas. VonDr.4. 
C. Mayer, Profector am anatom. Theater zu 
“+ Bern. (Hierzu Fig. 4)‘. E vater 297 
IV. Hornbildungen im Allgemeinen und insbe- / 
* fondere an der menfchlichen Eichel. Von J.F. 


8° Meikel. (Hierzu Fig2.3:)' 20-1298 
V. Ueber einige krankhafte Mifchungszufände 7 
“ des Harns. Von TA Brande . 2. 303 


VI. Einige Bemerkungen über den Harn ragt 
Füchtiger Kranker. Von Wells ..  . Seite 306 


VII Verfchirittelüng (Mücedo) im leberiden Kör-./ - 
bih per. Von A. C. mr... ' Profector a am'anatom.: _ 
Theater’ zu Bern’, my > 'Seite'310 
""WyIH. Einige Bemerkungeh über die Piel 
des Eies."Von Paris m. on 


or Erklärung der Kupfertafeln - . N 219 
roal husdat> IX 
Pr strelgarl ob gem: 


Drittes”Heft. 


I. Ueber die Knöchenftücke, im Kiefergerült der 
Vögel. Von Dr.' Chr. L. Nitzfch, Profelfor der 

- Naturgefehichte zu Wittenberg . ". "y.7Seiteig2t 

H. Vetfüch’ ner Entwicklurigsgefchichte kder ‚Cen- 

_ traltheile'des Nervenf[yftems der Säugthiere. Von 

"FF. Meckel. eoreieteusg ni WASSER abı 

et De I REBUETRr 31 


1JIN i ven 


gie) Mntelligemabläst A 


+ 


"L. Ueber die Entwicklung der Teichhormfchner 
cken (Limneus ftagnalis). Vom Dr.’Stiebel. Seite 423 
"1. "Verfuche und Beobachtungen über den Einflufs 
des herumfchweifenden Nerven auf die Abfon- ' , 
derungsthätigkeit des Magens. Von BiC.Brodie: 426 
III. Ueber:die Dauer der Pupillarmembran. » Von 
VS IF, Meckel . ;, 1 a er 240 
IV. Ueber einige Anti Erf[cheinungen 
‘ an Leberknoten. Von J. F.Meckel .  - 432 
Y Ueber-den Zultand der Blutgefälse bei denEnt: 
” zündung 4 Scheu 437 
vi. Veheydinteifenddsnkiwgäftiae beim Brapde 144% 
VIE Ueber die Verfchiedenheiten zwilchen, der 
"9 rechten undlinken Körperhälfte inHinlicht auf, ; 
9 die verhältnifsmälsige Gröfse, ‚dex Arterien und, 3 
Venen. Von J.F. Meckel . ee - 45% 


654; — 


VII; Vebex die: Coneretionen. im. menichlichen 'i, 
Darmkanal. . Von. F. Mechkel .. , Seite 434 
34%. Weber die Zeugung der Regenwirmen, ‚Von 


J.:FMeckel 0 2: "U 2467 
“1X; Ueber das. Rückengefäls den. tnfeksen., None 
ige F. Meckel. Ne En are 469 


"XI. Ueber die Menftruation a) h 3 - 477 
Erklärung der Kupfertafel - » 2.0.0... 480 


Hr rent ti: 
ob. SVre rtes Hefw ah PR SC ER 
a Er! a 


rn me die Thymusdrüfe, PER AR ce N ' 
tbiers ‚während. ,des ‚Winterfchlafs. „Von. Dr. 
Friedrich, Tiedemann, „(Mit einer Nachlehrift _ 
des Herausgebers.) ... ae a ‚Seite Pen 
11;:.Verluche über die Wär: mefallungskräßte. ‚der. aa 
Galle, der Milch und des Harns. Von Najfe 500 
III. Unterfuchung' einiger thierilchen Flüffgkeiten. 
Vom Profellor ‚Dr. J. FE. John „2. ..2= 506 
IV. -Ueher regelwidrige Haar-“und. Zahmbildungen. 
Von\J. EiMeckel. . =, ; ENTER sa 
V. Ueber.die Anmmickieni der. Kentraltheile: des | 
» "Nervenlyliems bei den Säugthieren. ‚Von AR 
Meckel.. (Belchlufs der im 3ten Heft.abgebroch-.. .. . » 
nen Arnd). yiaktaus f ra 
Biaya Zasnliiacnebiakt BR Ri De 
L. Ein: Fall vonmehreren- taubfaunmen Gefchwi- 
“ ftern. Von Naje . = oo 
" Ueber 'einige Abnormitten. der FREE 
Von J. F: Meckel: “ zei 
III. Beträchtliche ee än Aitedrae wr 644 
En ee > * BE > 647 


27 


5) ah iD . nm. ’ > 4 
Arie 
A 1Ajr P s u 
Registen x 
Be $ 1 y IN bäh Ss AT y KErT "N" L 
aerbasiic DDeScee EITy OP HR 
29 A. REN Re Eike 
Acephalie ift nicht ‚eine Folge des lau Si 19. 
7 Die wahre ift urfprünglicher Bildungsfehler. 


Ackermann, Prüfung. feiner Meinung über die nr 
u: des ‚Nervenlyliems, 1. 6 
ias aurantiaca,. Bemerkungen über die PERS 
+. derfelben.x» ; 1.1...262.86 
au unregelmäfsiges bei der blauen Krankheit.“ U 2AB8 
2 ee ee .. Baues, von Edwards 155 156. 
enhöhle,, in. derfelben. ee; u . 
aus inkel; Moss in demfelben, d ; Ks 
Abfonderungsthütigkeit des Magens hängt mit der a 
„, hernmichweifenden Nerven zufammen. 
, Abgang von Haaren durch denfelben. . 
Ammonshorn, Entwicklung deffelben. a 
Ammonium , bewirkt Zulammenfetzung der Gefülse, ah en. 


nigt die Blutbewegung. 442: 443» 
Angüftura wirofa, Wirkungen derfelben. 'sanrE 
Wei durch das Rückenmark auf den übrigen Körper 181. 


Anordnung des Gefüfe/yftems, wodurch Blaufucht entfteht, ife- 
“fehr verfchieden. Häuptverfchiedenheiten derfelben. 273 ££, 
Anfchwellungen ’des“ Rutkenmarks Ind defto. unmerklicher,, 


9 Hänger" der Embryo ikt, 350. 
u Den e'ife nie ftärker, als die obere beit Menke BET 
Arterien verlaufen nicht beftändiger als Venen, aus äh 
a a 34 P i B. 4 . j REENK, I » 
Berzelius, Inhalt der Zoochemie deffelben, - W 1° nı2 Ef. 

Bemerkungen darüber, 216 X. 


a Inileun.b e ; kommen reapgich Yin, män Br 


+ 


858 BEE: 


Je pe 2 zer umte rn.» RT. ER 
Blafe für den Saft des Pankreas, eine Nachahmung derfGallenblafe, 
eine Beobachtung von Mayer. Seite 297 £f.- 
Blaje, einfache, anfänglich; an der Stelle des grofsen Gehirns vor- 
handen, 386. 
Bläschen der Sce EEE: j 163, 
Blafen/tein mit Haaren Be u - De 329. 


Blaue Krankheit, zwei und zwanzig neue Fälle davon. 223 — 246. 
Entfteht nicht nothwendig nur dusch Bildungsfehler des Her» 
zens. 283. 

Blaufäureähnliche Verbindung enchält vielleicht den Grund der 

Giftig keit u grkeit mehr: Subltanzen.,. AT vi 

u eine über ER Dayy, ai. 

"Blur, “über ‚die ine der rothen Farbe‘ deffelben. ° 158. 

sUnterfuchiig‘ deilelben von Sigwart. . 202 

‚Blut, Befchaffenheit und ‚Menge deflelben‘ in der (blauen | Krank- 

abgungfgngle? «arr ME ON 248. 

Blurkügelchen i im Harn graerfüchtiger Kranker. 1% 

"Brand, bei demfelben find die Gefälse nicht durch PER 

** fondern ddrch adhäßve Entzündag ı verfchlöffen 449, 

Brande, Bemerkungen über kranke Mifchungszuftünde des Harns, Ken ! 


"Brodie, Verfuche delfelben, üm den Einflufs a Bedrenieud ie 


Abfonderungsorgane auszumiteln, “ a 430 
Brufibein, Entwicklung deffelben. msn? 2 6 14. r 
bean eildso sah Er bad Se 
"Caldani, Beobachtung deflelben von einer, Hemildnng an u 
nen cher ie i i re 39 
‚Caprimulgus. at 3 
Carus Arbeiten. über‘ die Entwicklung SE aa Be 3: 4 
„Censraltheile ‚des Nervenf, huftems: Eine: 4 Ehandlnngs über . 
- Entwicklung von J, F. Meckel. ı 1108» un 
Chemie, thierifche Bemerkungen über ErioN a 
Snryon Sipwart. 202 ee Be 
Ben im mbalchlichen Darakaıl. \ 454 FR. 
Arthriti/che, aus dem Armgelenke einer Leiche, kam in ihrer 
NE mit den „ISReNeR, ren, Me ' & ARL ß 
> 1} D. 5 
Dem Br: pe zur ng deffelben. PS 
x ’ dungsfehler dellelben. "294.296. 


. Dicke, 


a 657 


Dicke, anfehnliche, des Rückenmarks beim Embryo. Seite 346. 
Divertikel, Beftätigung der Meinung, dafs ie mit der Entwick- 


lung des Darmkanals zufammenhiängen, 294% 
h E, 
Ei, Bemerkungen über einige Puncte aus der Phyhiologie deffelben 
von Paris. 3 2 312 174 
Eichel, Hornbildung an derfelben, 299 ££, 
Eierftöcke mit Haaren. 530. 
“Mir Zühnen. 543 FE. 
Einheitsftreben, als Charakter der höhern Bildungen. 413. 
Einfaugung der Haut, durch Verfuche erwielen, 15T— 154. 
Eiwei/s im Harn wallerfüchtiger Kranken, eine fehr gewöhnliche 
!  Erfcheinung, 308. 
Function deflelben im Ei der Vögel. 313, 
Der menfchlichen Darmfteine. 463. 
Ent/iehungsweife der menfchlichen Darmfteine, 465. 
Entwicklung von Haaren, regelwidrige, vorzüglichfte Momente 
derf[elben. x ’ 532 — 537. 
_ Von Zähnen. 545— 538. 
Entzündung, Unter[uchungen über den Zuftand der Blutgefäfse i in 
derfelben. 437. 
Ernährung, leidet bei Blaufüchtigen. 258. 
Efsluft ift bei der blauen Krankheit normal, 247, 
F. 
Fadenfpinnendes Organ der Onisken. 158. 
Federbalg am Herzen. 528. 
Am After. 528. 
Finger, über eine unvollkommne Bildung derfelben. 159. 
Fifchotter , Thymusdrüfe derfelben. 490. 
Flocken des kleinen Gehirns hnd anfänglich felır grols, 361. 
Fötus, Beobachtungen, welche zu beweilen [cheinen, dals er das 
"  Schafwaller atlmet. i 153. 
Beitrag zur Gelchichte feiner Hüllen. 156. 
Fötusühnlichkeit der Winter[chläfer, von Pallas und Prünelle an- 
gegeben, und von Tiedemann beltätigt. 491. 493. 
Fortfatzknochen des Marekiaten der Vögel, 330. 
Frofchlarven, uns. 


Et 


G. 
Gall’s unrichtige Befchreibung der Rückenmarkshöhle. Seite346. 
Galle des winter[chlafenden Murmelthiers. 487, 
Ihre Wärmefa/fungskraft. ö i 500, 
Gallenbla/e, Haare in derfelben. 523. 
Gallini, über die Menftruation des menfchlichen Weibes, 477 
Gebärmutter, enthält Haare, 525. 
Gelürmutter, enthält Zähne, 542 
Gehirn, grofses, Entwicklung deffelben. 376 — 417. 
Gehirn, kleines, Entwicklungsweile deflelben. 358 ff, 
Thierühnlichkeit dexlelben Beh Analogie mit abweichenden Bildun- 
gen beim Menfchen. 364 — 368. 
Gehörgang, Haare in demfelben, Re 823. 
Gekröfe, enthält Zähne. 3 S41. 
Gelenk/chmiere, chemifch unterfucht. N 506. 
Ge/chlechtsfunction, entwickelt fich unvollkommen bei Blaufüch- 
tigen. 258, 
Gefchmacksempfindungen der Seefterne. 173. 
Gejichtsempfindungen der Seelterne. 178. 
Ge/ireifte Körper. Entwicklungsgelchichte derfelben. 383 — 83. 
Fehlen anfangs. 383. 
Gewölbe. 339. 
Gifte, über die Wirkungsart und chemifche Zufammenfetzung der- 
felben, eine Abhandlung von Emmert. 176 — 187. 


Gleichung zwilchen der Entwicklung des Embryo und der Thier- 
seihe ift deutlicher, als mehrere Schriftfteller glauben, 415. 


H. 

Haare im Ovarium, ein Fall davon, s9 — ar. 
Haarbülge unter der Haut. 530: 
Halswirbel, Entwicklung derlelben. 594608. 
Harn walferfüchtiger Kranken. Unterfuchüngdeffelben, 303 — 305. 

Eines Steinkranken. 308. 
Harn, dellen Wärmefallungskraft, 503. 
Harnblafe, enthält Haare. ) 524. 


Hemicephalie, ift nicht ünfprünglichtr Bildungsfehler, fondern 
Folge des innern Waflerkopfes, welcher felbft aber ein regel- 
widriges Fortwachlan des Gehirns im 'Schädel nach dem frühern 
Embryotypus ift. Beweis diefer Meinung und Widerlegung der 
entgegengeletzten. \ 231—29. 


Heiligbein, Entwieklung deffelben. Seite 608 — cır. 
Hemijphküren, anfängliche gänzliche Trennung derfelben, 387. 
ilt nicht erwiefen. 389. 


Herz, Beitrag zur Gelchichte der Bildungsfehler deffelben, welche 
die Bildung des nen Blutes hindern, Eine Abhandlung von 


TI. F. Meckel.. 221 — 284, 
Herz, behaartes. : 526, 
Hinterhauptbein, Entwicklung deffelben. _ 616 — 18. 

Abweichende Bildung deffelben. 644. 


Hirnganglien, Entwicklungsweile derfelben, 376 — 383. And an- 
"fänglich dünnwandig und von einander getrennt, 330. Sind 
unter normalen Bedingungen bei vollendeter Ausbildung immer 


'verwachlen, 332. 
Hirnhöhlen, Haare in denfelben. 526. 
Hitze, wirkt nachtheilig für Blaufüchtige. 71. 
Höhle im Ritckenmark ift immer, auch beim reifen menfchlichen 

Fötus vorhanden. 344. 
Höhlenbildung der Centralmalle des Nervenlyltems ift kein Beweis 

ihrer höhern Vollendung. 407- 
Hornbildungen, über die, eine Abhandlung von J. F. Meckel. 
298 — 302. 

Hornhaut mit Haaren befetzt. 526. 
Hüllen des Förus. 157 

; ! I. 

Igel, höchft merkwürdige Kürze (eines Rückenmarkes. 353. 
Intermaxillarknochen der Vögel, bildet hich aus einem Stücke von 

der Spitze aus, 372% 
Irritabilität, gelunkene, bei Blaufüchtigen. 258 ff, 

- Jöchbögen der Vögel, nähere Be[chreibung derfelben, 325. beftehen 
aus drei Knochen. i 326. 
Jochkieferbeine der Vögel. 323. 
; K. 
Kälte, nachtheiliger Einfufs derfelben auf Blaufüchtige 27%. 
Kalk, phosphorfaurer in den menfchlichen Darmfteinen. 464. 
Kaninchenembryonen, Entwicklung des Gehirns und Rückenmarkes. 

in ihnen. ! 35 — 42. 
Keilbein, Entwicklung deffelben. 618 — 635. 


Kelch, einige von demfelben betrachtete Abweichungen der Bildung 
des kleinen Gehirns find Hemmungen auf einer frühern Bil- 
dungsitufe, 368. 


ANZ 


660 u 


’ 


Kiefergerüft der Vögel. Relultate aus der Befchreibung deffelben. 


Seite ‘332. 
Knochen, Abnormitäten derfelben. 641 Ef. 
Koch/alz, vermindert die Schnelligkeit der Bewegung des Blutes; 
444: 
Körper, gelbe im Eierftock entftehen in Folge erhöhter Thätigkeit 
der Eierftöcke. 535. 
Körper, rautenförmiger „. Höhle in dernfelben. 363» 


Kohlenfäurebildung in der Luft des Luftfackes im Vogelei. 315. 
Krankheitserfeheinungen Blaulüchtiger treten oft-lange nach dex 


Geburt ein. 262. 

L. 
Lünge des Rückenmarks ift im menfchlichen Embryo viel anfehn- 
licher als in [pätern Perioden, 346. 


Lungenpulsader, Verfchlielsung derfelben ift nicht die Veranlaflung' 
zum Offenbleiben des eirunden Loches und der Oeffnung in der 


Herzf:heidewand. > 275. 
Leber, ein Beutel mit Haaren in derfelben, 528. 
Leberknoten, Aehnlichkeit zwilchen ihrer Entwicklung und der 

Entwicklung des Embryo. 436. 
Loch, gerilfenes, ift häufiger beim Manne auf der linken Seite weiter 

als beim Weibe. 453. 
Luft, Veränderungen der im Luftfack des Vogeleies enthaltenen, 

durch das Brüten, _ 375. 
Luftfack im Ei der Vögel, 313 ff. Verfchiedenheiten de[felben bei 

verfehiedenen Vögeln, 315 ff, 
Lumbricus echiurus, Wanderung feiner Eier an das hintere Ende 

des Körpers. 478. 
Lungen, kleine des Murmelthiers. : 481. 

M. 
Magen, mit Zähnen, 540. 
Mandibulae os furcatum. ’ a 


Mark, verlängertes, Entwicklungsweile deffelben. 
Medufer bieten eine Art der Entwicklungsweife des Gekähhy. 


ftems aus dem Darmkanal dar. 475. 
Menfchenembryonen, Entwicklung des Gehirns und Rückenmarkes 
bei denfelben. 76 — 108. 


Men/truation, hüngt mit der zur Entwicklung des neuen Organis- 
mus nothwendigen Temperaturerhöhung zufammen. 480. 


_— 668 


Milch, ihre Wärmefaflungskraft. ‚Seite sort. 

Mifsbildungen, Werth derlelben für die Wilfenfchafr, 221. 

Murmelthier, Thymusdrüfe deflelben. 481. Ef. 488. 
N. 

Nafenkieferbein der Vögel. 323. 


Nafenknochen, befondere Fehlen den Vögeln, 323. 
Nebennieren, Grund der Verfchiedenheit ihrer verhältnifsmäfsigen 
Gröfse bei den Fötus verl[chiedner Thiere. „432. 
Nerven/y/tem der niedern Thiere ilt nicht blols Ganglienfyltem der 
höheren Thiere, S. ıc{ ff. entfteht nicht aus dem Gefäß- 


fyftem. 20. 
Befchreibung deffelben in den Seefternen von Tiedemann 161 — ‚175. 
Netz, enthält Haare. \ 527. 

O. } 
Oberkieferbeine der Vögel find doppelt auf jeder Seite. 323. 
Onisken belitzen lungenartige Refpirationsorgane und ein faden- 
[pinnendes Organ. 158. 
" Oxygenbedürfnifs beim weiblichen Gelchlechte ift geringer alsbeim 
männlichen. 269. 
P. 


Pallas, bemerkt die Anwefenheit der Thymus bei den Winter[chlä- 

fern, und ihre Vergröfserung während des Winterfchlafes, 493. 
Perioden der Exacerbation der Zufälle in der Blaufucht 264 ff. 
Prünelle bemerkt die Anwefenheit und Vergröfserung der Thymus 


bei den Winterfchläfern, 494— 9%. 

Pupillarmenıbran erhält fich bei den blindgebornen Thieren fo lan- 

ge als die Verfchlielsung der Augenlieder dauert. 431. 

Quadratjochbein der Vögel. "326. 
R. 


Regenwürmer, ihre Eier gelangen beftändig, und auf natürlichen 
Wegen in das hintere Ende des Körpers. 467: 
Rippen, Entwicklung derfelben. 615. 


663 mar. 
Rippen, überzählige, merkwürdige Bedingungen derfelben. Seite 64%. 
Alickeng ef i/s der Infekten. 1ft nicht Andeutung des Rückenmarkes 
der höhern Thiere, S. 14. 476. Ein Auffatz über daffelbe von. 
J. F. Meckel. S. 469 — 477. Verfchiedenheiten deffelben im 
vollkommnen und unvollkommnen Zuftande, 471. 4972. Flüß 
figkeit deffelben kommt mit dem Fette der Infekten überein, 
und ift daher wahrfcheinlich Organ der Fettbereitung 473. 
am richtigften Secretions- und Propulfionsorgan zugleich, und ° 
Ktellt alfo das ganze Gefälsfyftem der höhern Thiere im Rudi- 
ment dar, 474 ff. 
Rückenmark ift der zuerft entftehende Theil des Nervenfyftems, 
20, 31. Entwicklungsweife deffelben 334 —355, entfteht aus 
einer oder zwei Platten, 335 — 344. Analogie derfelben mit 
der des Gehirns. 343.- 


S. 


Sachs, phyfiologifch - optifche Bemerkungen deffelben. 138 ff. 
Sandwurm, Eier dellelben gelangen regelmäfsig in das hintere Ende 


des Körpers, 469. 
Schaalenbildung des Eies. 317. 
Schafsembryonen, Entwicklung des Gehirns und Rückenmarkes 

in ibnen, 43 — 72. 
Schamlippen, Haare an deren innerer Fläche. 523. 
Scheide mit Haaren beletzt. 526. 
Schlafbein, Entwicklung deffelben. 635. 
Scheidewand des Gehirns, Entwicklung derfelben. ‘385. 
Scheidewandhöhle, Zufammenhang derfelben mit der dritten. 390. 
Schleimhäute mit Haaren beletzt. 523. 
Schnelligkeit der Blutbewegung wird nicht immer bei der Ent- 

zündung vermehrt. 448. 


Schweinsembryonen, Gehirn und Rückenmark derfelben 72— 76. 
Seite, rechte und linke, über die Verfchiedenheit zwifchen den Ar- 


terien und Venen derfelben. 456 ff. 
Seitenfort/atz , innerer des Unterkiefers der Vögel, 329,bleibt bei 
manchen Vögeln lange von dem Körper getrennt, '330. 
Seitenlamelle des Unterkiefers der Vögel. 330. 
Senfibilität Blaufüchtiger, ift häufig deprimirt. 261. 


Seröfe Häute, mit Haaren beletzt, $20 
Spalte, vordere und hintere des Rückenmarkes bildet fich erft all- 


" mählig. 349.- 
Speichel Wafferfüchtiger enthält bisweilen mehr Eiweils als ge- 


wöhnlich. , 309, 


— . ‚663 


Spix, die von ihm für Neryen gehaltenen Theile der Seefterne ind 


‚ [ehnige Fäden. Seite 169, 
Suhftanz, thierifche der Senleklichen Darmfteine. 463. 
Sympathifcher Nerv ift nicht ‚der zuerit entftehende Theil dee 

Nervenlyitems. 20. 

iR 


Tabellen von den nähern Beftandtheilen der Organe des menfchli- 
chen Körpers, 220. ff. Ueber die vorzüglichiten Bedingungen 


_ der blauen Krankheit. 234. 
Tagfchläfer, Bau feines Unterkiefers. 331. 
TaubftumMe Gefchwilter. Ein Fall von mehrern. 540. 
Teichhornfchnecke, Entwicklung. derfelben. 423- 
Temperatur der Blaufüchtigen ift nicht geringer als dienormale 251. 
Tentakeln der Seefterne. Bewegungen derl[elben. 163- 
Theilung des kleinen Gehirns in zwei Hälften ift fehan früh fehr 
_ deutlich. 362. 
Thierftufen, welche das Rückenmark des Menfchen in der Ent- 
wieklung durchläuft. 353. 
Thymusdrüje der Winterfchläfer vergrößert ich im Winterfchlaf, 
493. 
Tiedemann beftätigt die frühern Angaben von der Vergrößerung 
‚der Thymusdrüfe im Winterfchlaf. 481 £f. 

Ri" 

U. 
interkinnlade der Vögel 337, befteht aus fünf bis fieben Knochen- 
Srücken. 33% 
Unterfchied zwifchen grauer Markfubftanz, Entwicklung deffelben 
a im 1 menfchlichen Gehirn, 417+ 
> 


Verdauung, Störung derfelben bei der blauen Krankheit. 347. 
Vergleichung der Entwicklung des grofsen Gehirns beim menfch- 
lichen Embryo, mit der Entwicklung delfelben in der Thier- 


reihe, 408 — 413. 
Verlüngerungsftücke des Unterkiefers der Vögel. 330. 
Verletzung des Luftfackes in Vögeln, hindert die Entwicklung 

des Eınbryo, 316. 


Verfchimmlung im lebenden Körper bei einem Holeheher. 310 ff. 


664 Sana 


Pierhügel, Entwiekhingsgefchichte derfelben. ' Seite 369 — 76, 


Vorderftück, ungepaartes des Unterkiefers der Vögel. 330, 
W. 
Wärme, thierifche, hängt nicht unmittelbar vom Gehirn ab, 184. 
Wüärmefajjungskrüfte mehrerer thierilcher Flüffigkeiten. 300 ff. 
Wallrath der menfchlichen Darmfteine, e 462. 
Wajferfuche, Belchaffenheit des, Harns bei derfelben, 306. 
Wells über den Harn Walferfüchtiger. 306 — 309. 
Windungen des Gehirns, Entwicklung derfelben. 335. 393. 


Wirbel nnd Shädelknochen, Entwicklung derfelben. 539 — 639. 
Z. | 
Zühne im Ovarium, ein Fall davon, 519, Unter der Zunge 538, 


In der Augenhöhle 539. Ueber dem Zwerchfell sc. Im 
Magen 540. Im Gekröfe 541. In derGebärmutter 542. In den, 


Ovarien. 543. 
Zehenglied, Anfchwellung deffelben, ein beftändiges Merkmal der 
Blaufucht. 256. 
Zeugungen, die mittlern fcheinen die vollkommnen. 641. 
Zirbeldritfe, beträchtliche Vergrölserung derfelben bei einem Kinde 
645. 
Zoochemie, Plan zu derfelben. 217 #E. 
Zunge mit Haaren. 523. |. 


Zufanımenhang zwifchen dem Grade der Bildımgsabweichung des 
Herzens und der Zufälle in der blauen Krankheit ift nicht 
.  mothwendig. 279. | 
Zufammentreffen dem Welen nach gleicher Bildungsfehler # dem- | 
felben Körper, 295. 


5, Kr Mack del: ; IF u bihniter 00