Deutfches Archiv
für, .die
PHYSIOLOGIE.
In Verbindung
mit den
EIN
Herren Albers, Autenrieth, Blumenbach, Bojanus,
Carus, Döllinger, Emmert, Erman, Fleifchmann,
Harles, Horkel, Jacobfon, Jäger, John, Kaftner,
Kielmeyer, Lucä, Mayer, A. Meckel, Naffe, Nitzfch,
- Pfaff, . Rofenmüller, Schübler, Sigwart, Sprengel,
Stiebel, Tiedemann, Tileius, Weinhold, Wurzer
herausgegeben
E Mit [ieben Kupfertafeln.
LH SL SL NS ISSSSSSISTIGSSSISI-
| Halle und Berlin,
in der Buchhandlung des Hallifchen Wailenhaufes.
ı818.
Z -D;
u ee
Deutfches Archiv
PER STLOLCETT.
Vierter Band. _ Erftes Heft
T:
Beobachtungen über einige fchwangere Fle-
dermäufe und ihre Eihüllen. : Vom Profellor
. EmmErRT und Dr. Burcaetzy ').
' Di: trächtigen Fledermäufe, welche ‚wir zu unter-
fuchen Gelegenheit hatten, waren Vespert, murinus und
Vespert. ferrum eqguinum minor five hippofideros ?).
Bei den Fledermäufen der erften Art hatte die Schwan-
gerfchaft faft' ihr Ende erreicht; eine davon gebar wäh-
+
1) Die Beobachtungen , welche ich hier aus der Differtation des
j Herrn Dr. Burgützy, de vespertilionibus quibusdam gravidis
earumque foetuum velamentis Tubingae 1817 mittheile, wurden
von mir und meinem verewigten Freunde, dem Profelfor Höch-
‚Sictter vor etwa 10 Jahren gemacht: ich hatte fie faft vergellen,
als mich Herr Burgützy erfuchte, ihm einen Gegenftand aus
der vergleichenden Anatomie 2u Seiner Inauguraldilfertation vor-
Zufchlagen. Da nun die anatomifchen Schriften nichts über
"die Veränderungen, welche die Fledermäufe durch die Schwan-
gerfchaft'erleiden und über ihre Eihüllen enthalten, fo empfahl
ich ihm unlere Beobachtungen darüber zu wiederholen , zu er-
weitern und zu berichtigen. Auf diefe Weife entftand die
erwähnte Dilfertation, von welcher ich hier den Inhalt mit
einigen Abänderungen und einigen Bemerkungen über das Na-
| belbläschen mittheile, j
- 2) Hieraus ergiebt ich offenbar, dals die Vespert. hippoßderos
entweder eine ganz eigene Art von Fledermäufen, oder eine
Varietät von der Vespert. ferrum equinum majox ift, und Ach
nicht blofs durch Alter und Entwicklung von ihr unterf[cheider,
_M. d, Archiv, IV. 1. A
\
2 nn
"rend der Gefangenfchaft und bei allen zeigte das neuge-
borne Junge denfelben Grad von Ausbildung wie.neu- -ı
geborne Fle‘iermäufe derfelben Art: dagegen mochten -
einige der Hufeifennafen kaum den 4ten Theil, andere
die Hälfte der Schwangerfchaft erreicht haben.. Bei
allen gemeinen Fledermäufen war ihr fonft dünner Bauch
ftark, belonders fehr.ftark nach beiden Seiten hin aus-
gedehnt, fo dafs er die breite Bruft etwas an Breite _
übertraf, Die beiden Milchdrüfen ragten ftark au der.
untern Fläche der Bruft hervor, und ihre mittlere, von
Haaren entblöfste Fläche verlor fich in ein drei Linien
langes rundliehes, gegen den hintern und innern’ Theil
des Körpers gewandtes Wärzchen. Bei der Hufeifen-
nafe war der Bauch weniger ausgedehnt und die Brüfte
weniger hervorragend. Vor der äufsern Scham fand --
fich auf jeder Seite ein Kleines, weifses, von Haaren _
ganz entblöfstes Wärzchen, das etwas gröfser, als das
Wärzchen der Brüfte war, aber unter fich Ku) ei
merkliche Drüfe liegen hatte.
"Das Becken der gemeinen Fledermaus Bw aus
den beiden Beckenknochen, aus 4 langen fchmalen
Wirbeln des Heiligbeins und aus den 3 erlten der
10 Schwanzbeinwirbel gebildet. Das‘ Heiligbein jft
lang und fchmal, an feinem vordern Ende kaum etwas
breiter als am 'hintern: an der untern Fläche kaum
etwas gewölbt, und in der Mitte derfelben mit einem
ftarken (tumpfen Kamm verfehen.
Die Darmbeine find länglich fchmal, faft' eylin-
drifch, und laufen von dem vordern Ende des Heilig-
beins faft bis zum hintern Ende parallel mit dem Rande,
deflelben, - Ihr vorderes und hinteres Ende ift breiter.
-und dicker als ihr Körper.
Der fehr kurze querlaufende Aft des Schambeins
fteigt unter einem rechten Winkel von dem hintern Ende
des Darmbeins hinab, verlängert fich gegen den vordern
Theil: des Körpers hin in einen kurzen platten Fortfatz,
und gegen.den hintern Theil, des Körpers in den langen
dünnen platten hinabfteigenden Alt, welcher uach uu-
ten, unten und einwärts läuft. ‘Das hintere breitere Ende
deffelben. verbindet: ich mit.dem Schambein der andern
Seite.durch eine faferig knorplige.Maffe, welche bei den
nicht ‚fchwangern Fledermäufen, über eine Linie breit,
unbeweglich und unnachgiebig ift... Der kurze hintere
Alt des Sitzbeins läuft in gerader Linie nach hinten,
und ferzt fich dann unter einem rechten. Winkel in den
längeren vordern Alt fort, welcher faft fenkrecht ‚hins,
abfteigt, um fich ‚mit ‚dem Schambein zu verbinden.
Das foramen obturatorium ift dreieckig und fehr, grofs,
- der Zwilchenraum- zwifchen dem Kreuz- und ‚Becken-
- knochen ift eine lange, {chmale Spalte. __ Ein grolses
Becken fehlt ganz, und das. ‚Kleine‘ift fehr eng, übrigens
dreieckig , rundlich, und nach',oben und vorn.gegen
das Vorgebirge beträchtlich „weiter als nach unten .ge-
gen die Schambeinvereinigung;; der ‚gröfste Querdurch-
meller diefes Beckens war etwa # Linie kleiner als der
gröfste Querdurchmefler vom ‚Kopf der: reifen Frucht,
allein die Schambeinvereinigung | war. fo, weich und
nachgiebig; ‚dafs er ich ohne grolse Gewalt nicht um
a.Linien vergrölsern liels,. ;Auch bei der Hufeifennale
war die Schambeinvereinigung fehr weich und, beweg-
lich. Dieferhohe Grad. von Erweichung und: Beweg-
"lichkeit der Scharnbeinvereinigung,, ‚welcher, fo viel
wir willen, blofs noch bei den Meerfchweinchen vor-
kommt, ift zum Geburtsgefchäft der Fledermäufe noth-
wendig, fofern ihre Scheide nicht wie beim. Maul-
wurf und der Spitzmaus aulserhalb, fondern wie bei
«len übrigen Säugthieren innerhalb des Beckens Jiegt.
Bemerken- mufs ich hier noch, dafs ich niedere
‘Grade von Erweichung der knorpligen Verbindungen
der Beckenknochen,: befonders des Schambeius, bei
Aa
4 ‘ onen
zwei, unter der Geburt geltorbenen Weibern ohne ir«
gend einen krankhaften Zufall beobachtet habe, © '
Die fchwangere Gebärmutter diefer Thiere lag ganz
Aufserhalb des Beckens, berührte bei der gemeinen Fle-
dermaus mit ihrem Grunde die hohle Fläche der Leber,
ünd hatte diefe «fo gegen das Zwerchfell gedrängt, dafs
fie ihren fcharfen Rand unter den Rippen und dem
fchwerdförmigen Fortlatz des’ Bruftbeins verbarg,, wäh-
rend diefer bei den Fiedermäufen, die nicht ichwanger
waren, oder erlt kürzlich geworfen hatten, bis zur
Mitte’ des Bauches hinabftieg.
Der gröfste Theil der Gedärme war mit dem Et
fsen Netz’ gegen die linke Seite und zugleich gegen’ das
Zwerchfell getrieben, fo dafs nur ein kleiner Theil der-
felben zwifchen der fchwangern Gebärmutter und der
rechten Wand des Bauches lag. Diefes war felbft bei
den der Hufeilennafe, die noch nicht den zten Theil von
der Dauer der Schwangerfchaft zurück gelegt hatten,
der Fall; nur bei einer Hufeifennafe waren die Gedärme
in die rechte Seite hinüber -gedrückt. Bei allen von
uns unterfuchten Fledermäufen lag die fohwangere
Gebärmutter, wie beim Weibe, mehr in der jrech-
ten Seite, woran wahrfcheinlich die Lage des Maft-
darms auf dem linken Theile des Kreuzbeins een
Antheil hatte.
Die Gebärmutter:zeigte die Hörner nicht, welöhe
ihr im nicht fchwangern Zuftande zukommen, dagegen
‚aber eine eiförmnige Geltalt. Indellen war fie doch
durch die ftärkere Entwicklung mittelft der Schwanger-
fchaft der Gebärmutter des Weibes inlofern nicht ganz.
gleich geworden, als ihr gröfster Durchmeffer von der
rechten Seite zur linken, und zugleich etwas von vorn
nach hinten lief. Der breitere Theil von dem Oval,
welches fie darftellt, lag, bei allen Fiedermäufen in der
rechten Seite, und zugleich dem Bruftkalten etwas
nenn 5
näher, als der fchmalere, diefer letztere hingegen in
‘der linken Seite und näher dem Becken. Uebrigens
war die ganze rechte Hälfte der Gebärmutter ftärker
als die linke entwickelt, was wir aber auch bei einigen
nicht fchwangern Fledermäufen beobachtet haben, und
was ohnftreitig an ihrer Lage in jener Seite grofsen
Antheil hatte. ‘ Diefe Veränderung der Geltalt der
Gebärmutter erhält fich noch einige Zeit nach der Ge-
burt, denn bei folchen Fledermäufen, welche fowohl
ihr Junges, als die Nachgeburt erft kürzlich geboren
‚hatten, fanden wir die Gebärmutter hinter den Gedär-
men verbergen, als einen weiten in grofse Falten zu-
fammengezogenen ‘Sack, der aufgeblafen ganz fo wie
die fchwangere Gebärmutter geftaltet, nur etwas kleiner
und dicker als diefe war. ‘Bei näherer Unterfuchung
fand fich indeffen eine Spur von Hörnern an der Gebär-
mutter: denn ihre Höhle verengerte fich triehterförmig
auf jeder Seite gegen die Wirbelfäule hin in einen blinden
Sack, in deffen Mitte fich die Muttertrompeten eröffne»
ten, und der fich gegen die Mitte des Beckens hinneigte.'_
Eben fo verengerte fich auch die Höhle der Gebärmutter
‘in den Fledermäufen, welche fchon geboren hatten,
an beiden Seiten gegen die Wirbelfäule und gegen das
Becken zu. Da wo fich diefe trichterförmigen Veren-
gerungen der Gebärmutter vorfanden , zeigten fich ftär-
kere Muskelfibern, welche in der Richtung, derfelben
Fortliefen.
° Von einem Gebärmutterhals konnten wir keine
Spur wahrnehmen. Der Muttermund war gefchloffen,
und gegen die linke Seite gewandt; innen war er bei
einigen Fledermäufen von vielen kleinen Falten, welche
fich nach allen Seiten hin in den Körper der Gebärmut-
ter verloren, fternförmig umgeben: aufsen fetzte er
fich in die weite, ziemlich Jange Mutterfcheide fort,
welche durch das Becken hindurch ging.
6 \ m
Die Subftanz der Gebärmutter war muskulös und
fehr dünn, felbft bei denen die fchon geboren hatten;
aufsen bedeckte fie ihrem ganzen Umfange nach das
Bauchfell, innen eine röthliche Haut, welche ins Waf-
fer gelegt rauh und flockig erfchien; diefes dockige We-
“fen der innern Haut nahm gegen dieStelle hin, an wel-
cher der Mutterkuchen befeftigt war, zu, und legtefich,
wenigftens bei einer gemeinen Fledermaus, brückenartig
über den innern Muttermund. Zwifchen der innern
Haut der Gebärmutter und dem Ei fand fich keine Flüf-
figkeit vor, eine Erfcheinung, welche wenigftens in der
letztern Hälfte der Schwangerfchaft blofs der Wieder-
käuern, Schweinen ‚und Pferden, kurz folchen Thieren
eigen zu feyn fcheint, deren Gebärmutter mit Cotyle-
donen verfehen ift. Eben fo wenig fand fich eine Hun-
ter’iche Haut, was ich hier deswegen ausdrücklich be-
merke, weil es mir fcheint, fie werde mit Unrecht
allen übrigen Thieren, mit Ausnahme der Affen, ab-
gelprochen ;- denn ich habe in der fchwangern Gebär-
„mutter vom Kaninchen, vom Meerfchweinchen, von
Mus oeconomus und der Fifchotter eine dünne ge-
fäislofe fchleimige Haut, oder halb geronnene häutige
Maffe gefunden, welche die ganze innere Fläche der-
felben bedeckte, und fich fowohl mit dem Rande des
Mutterkuchens von der Gebärmutter als auch mit der
Gefäfshaut des Eies verband, und bei den Säugthieren
fogar eine Art Reflexa bildet, welche den flockigen
Theil ‘des Coriums bedeckt, Uebrigens fcheint die
‚Aockige Befchaffenheit der innern Haut von der Gebär-
mutter der Fledermäufe einigermalsen der Hunter’fchen
Haut zu entfprechen,
Bei einer gemeinen Fledermaus, welche fchon ihr
Junges und die Nachgeburt ausgeftolsen hatte, "war die
ganze-innere Fläche der Gebärmutter feucht, und die
Stelle. derfelben, an. welcher der Mutterkuchen feft
m —e 7
gefeffen hatte, von einem ENE Rande umge-
ben, und mit vielen kleinen, rothen Wärzchen und
"Zäpfchen ver[ehen, die theils mit geronnenem Blute,
theils mit einer weifslichen fchleimigen Flüffgkeit ange-
füllt waren. Auch zeigte die innere Fläche der Gebär-
mutter einzelne kleine, mit Blut unterlaufene Flecken.
- Bemerkenswerth ift, dafs auch bei diefen Thieren,
"wie bei allen inländifchen, ‚die Gebärmutter nach der Ge-
burt verhältnifsmäfsig weit weniger Säfte enthält, als
die des Weibes; ein Umftand, wovon es ohnftreitig, ab-
hängen mag, dafs der Flufs der Lochien bei den Thie-
ren geringer und von kürzerer Dauer als bei dem
Weibe ilt.
‘ Die Muttertrompeten waren felır eng, und liefsen
fich blofs von der Bauchöffnung aus aufblafen: fie lie-
fen einige Linien weit fehr gefchlängelt von der obern
Seitenwandung der Gebärmutter aus nach einwärts und
hinten gegen die untern Lendenwirbel, und endigten
fich in eine kleinere und gröfsere dünne Lippe, die mit
keinen Franzen verfehen waren, und eine längliche ,
Spalte zwifchen fich lielsen. "Beide diefe Lippen gingen
in das Bauchfell über; die gröfsere bildete mit demfel-
ben einen offenen Sack, welcher fich wie eine Kappe
über den Eierftock herlegte.- Die Eierftücke waren
länglichrunde, fehr kleine Körper, die in der Nähe
der Leiftenringe an der obern Wand der Gebärmutter
lagen; der rechte lag dem Bruftkaften und der Wirbel-
- fäule näher, der linke mehr nach unten und hinten.
Der häutige Sack des Bauchfells, welcher fie umhüllt,
fchien ihnen einen zarten Ueberzug zu geben. Die brei-
ten Mutterbänder befeftigten fich an beiden Seiten der
innern Gefchlechtstheile, von dem Grund der Mutter-
fcheide bis zu dem der Gebärmntter, und bildeten
in Verbindung mit denfelben, und indem fe’ in die‘
"Wandung des Bauches übergingen, einen trichterför-
migen Sack, defien vorderer breiter "Theil fich an der
äulsern Fläche der Nieren, der fchmalere hintere aber
in dem Becken verlor. An der Bildung von dielem
trichterförmigen Sack hatten die runden Mutterbänder
fehr grofsen Antheil, deren fch 4 vorfanden, nämlich
2 vordere und 2 hintere, Diele Bänder beftanden aus
einem Ueberzug des Bauchfells und Muskelfibern; und
fie traten da von der Gebärmutter ab, wo die Trompe-
ten in diefelbe einmünden; nämlich die vorderen vor
diefer Stelle; die hinteren hinter derfelben. Die erfteren
liefen in dem vordern Theil der breiten Mutterbänder
bogenförmig nach vorwärts und aulsen, gingen am
äufsern Rand der Nieren vorbei, und endigten fich in
der Nähe des vorderen Endes der Nieren in das
Bauchfell und in den Zellftoff, welcher die Lenden be-
deckt, die letzteren dagegen traten durch den Bauch-
ring, ohne indemfelben, wie bei dem Hunde, von einer
Scheidehaut des Bauchfells begleitet zu werden. In der
Gegend, wo hie fich in den Leiftenring einfenkten, fand
fich bei allen Fledermäufen eine eiförmige, zufammen-
geprefste Fettmalfe vor. Uebrigens kommen zufolge
unfrer Beobachtungen die vordern runden Mutterbänder
und der trichterförmige Sack nicht allein den Fleder-
mäufen zu, fondern auch dem Hunde, der Katze, der
Fifchotter, dem Meerfchweinchen und der Feldratte.
Das Ei der Fledermäufe, welches die ganze Höhle
‘ der Gebärmutter ausfüllte, hing kaum ihrer innern
Oberfläche an, nur zwifchen der Stelle des Eies, an
welcher firh der Mutterkuchen vorfand und zwifchen
der Gebärmutter war die Verbindung eine innigere,
eben fo, wenigftens bei einigen Fledermäufen, die wir
unterfuchten, zwifchen der Stelle des Chorion unter
welcher der Kopf lag, und der Gebärmutter. Da diefe
letztere Stelle des Chorion fehr reich an Gefäfsen war,
fo hatte es das Anfehen, als wenn die Gefälse des
‚ Chorion hier mit denen der Gebärmutter zufammen-
. Röflen.
An dem Ei liefsen fich blofs drei Häute EN
abgefondert wahrnehmen, nämlich das Chorion, das
„ Amnion und Nabelbläschen,
Das Chorion war dünn, ziemlich feft, an der in-
nern Fläche ganz platt, und fchien aus 2 Blättern zu
beftehen, zwifchen denen feine vielen Gefälse lagen.
Da es mit den, unter ihm liegenden Häuten blofs
an einigen Kleinen Stellen in Verbindung ftand, fo liels
‘es fich ganz aufblafen, wobei aber die Luft nicht, wie
bei den reifen Früchten der Hunde und Katzen, zwi-
fchen die Blätter und die Gefälse deffelben eindrang.
Alle feine Gefälse entfprangen aus den Nabelbecken-
gefälsen, und traten von dem Rande, vorzüglich dem
linken Rande des Mutterkuchens aus mit mehreren
Stämmen in dalfelbe über. Es bedeckte nicht allein das
Amnion und das Nabelbläschen, fondern auch den
äufsern Umfang der äufsern Fläche des Mutterku-
chens, in dem es wie bei den Nagern, bis zur Ver-
bindung der beiden Mutterkuchen mit einander hinlief,
Ob es hier etwa auch mit der innern Haut der Gebär-
mutter, wie beim Kaninchen und Meerfchweine, in
Verbindung ftand, das konnten wir nicht erforfchen,
aber zu bemerken ift noch, dafs das Chorion im Um-
kreife des Mutterkuchens nicht das fammetartige Welen,
oder die Zotten zeigte, welche es bei, den erwähnten
Nagern wahrnehmen läfst.
Der Mutterkuchen war A fo dafs er in
Abficht auf Geftalt gleichfamn in der Mitte zwifchen dem
- gürtelfärmigen der Fleifchfreffer und der Fifchotter
und zwifchen dem rundlichen des Menfchen und der
meiften Nagethiere zu ftehen kömmt. Doch war er bei
der Fufeifennafe weniger lang, als bei der gemeinen
Fledermaus. Er war fo grofs, dafs er etwa den stem
” 40 = / LEER
Theil des Eies bedeckte, und lag bei allen Fledermäu-
ı len mit feinem breiten Theile rechts, ynd zugleich et-
\ vas nach vorn gegen das ZwerchfeN, mit dm fchma-
learn links und zugleich etwas nach hinten gegen ‚das
B ecken, fo dafs fein grölster Durchmeffer faft mit dem
di »r Gebärmutter zufammen hel,, Er hing der vordern
W "andung der Gebärmutter an, und beftand aus einem
mi itterlichen und einem Fruchttheil. Der mütterliche
TI ıeil beitand, wie bei den meiften Thieren, welchen
die: Cotyledonen fehlen, aus einer weilslich gelben,
Aoı :kigen, falerigen Malle, die mit der ‚Hünzer feheh
Ha ut ganz übereinkam. Sie war etwa * Linie dick,
hin g det innern Fläche der Gebärmutter fefter als dem
kindlichen Theil des Mutterkuchens an, und zeigte,,
von ibr losgetrennt, auf feiner innern Fläche meh-.
rere rundliche Mündungen, Grübchen, und Wärzchen
von verfchiedener Gröfse, die zum Theil mit Blut an-
gefüllt waren. Wurde diefer M utterkuchen in Flocken
von der Gebärmutter wesgenommen, fo er[chien ihre
innere Fläche an diefer Stelle etwas verdickt, reicher
an Gefälsen und mit Blut enthaltenden Wärzchen und .
Zotten verfehen. Nach diefem beftehet der mütterliche
Antheil des Mutterkuchens aus geronnener Lymphe,
‘und den, in die Zwifchenräume derfelben verlänger-
ten Gefäfsen der innern Haut der Gebärmutter und
Blutbebälter. Er mufs fich bei der Geburt von dem
Fruchtantheil lostrennen und noch einige Zeit nach
derfelben in der Gebärmutter zurückbleiben, weil wir
ihn in einer Fledermaus, welche ihr Junges kürzlich
geboren hatte, noch an der gewöhnlichen Stelle der
Gebärmutter vorfanden. Der gröfsere T'heil deffelben
liefs fich leicht, in Geltalt von Flocken, wegnehmen,
der Reft hing der Gebärmutter ziemlich feft an. In
der Gebärmutter von folchen Fledermäufen, die entwe-
der nicht fchwanger waren, oder nicht kürzlich geboren
"hatten, war hievon nichts wahrzunehmen , was 'info-
fern bemerkt zu werden verdient, ais fich bei den nicht
dehwangern Wiederkäuern das: ganze Leben hindurch,
fogar noch ehe fie geboren find, die Cotyledonen, ‚als
rundliche, drüßge Körperchen ai der innern Haut
und dem eigenthümlichen Gewebe der Gebärmutter vor-
‘finden. Indeffen ift die Verfchiedenheit, durch welche
- fich die übrigen Tiere, in Abficht auf diefen Umftand
von den Wiederkäuern auszeichnen, nicht fehr hoch
anzufchlagen, fofern die Cotyledonen bei den nicht
* fchwangern Wiederkäuern wenig entwickelt find, und
mehrere derfelben fich wahrfcheinlich erft während der
* Schwangerfchaft erzeugen, und fofern'bei den übrigen
Thieren entweder die ganze innere Fläche der Gebär-
\ mutter, oder doch der vordere Theil derfelben, als ein
nicht ertwickelter mütterlicher, Mutterkuchen betrach-
. tet werden kann.
‚Der Fruchtantheil des Mutterkuchens beftand aus
einer «wa 3 Linien dicken, fehr gefäfsreichen, rothen
drüfig’n Subftanz, feine äufsere Fläche war in der
Mitte, wo er mit dem mütterlichen Theile zufammen-
hängt, fehr uneben, hingegen an dem Rande, welchen
das Chorion bedeckte, glatt; die innere Fläche umgab,
bis zuf eine kleine, länglich runde Stelle, gerade in
feirer Mitte eine dünne, glatte, gefäfslofe Haut, die
fe: mit ihm verwachfen war. Gegen den Rand hin
» wurde diefer Theil des Mutterkuchens dünner, der
Rand felbft war durch kleine Einfchnitte, ia welchen
'Gefälse lagen, eingekerbt oder gezackt, und an den-
felben fchjen die glatteHaut, welche feine innere Fläche
'iberzog, mit den Gefälsen in das Chorion überzugehen.
Er war beträchtlich gröfser als der mütterliche An-
heil des Mutterkuchens, was wohl bei allen Thieren
‘ohne Unterfchied der Fall if. Nur beim Biber foll,
‚ zufolge der Beobachtungen von Jörg, das Gegentheil
Statt finden, vielleicht aber ift ein Theil von dem, ni
Jörg dafür hielt, blofs Hunter’fche Haut.
Das Amnion. war eine: ziemlich felte, IRB,
tige, falt: eben fo dicke Haut als das Chorion; es ent-
hielt, wie bei den Nagethieren und der gemeinen Fifch-
‚otter, keinerothen Blutgefälse, wodurch fich die Fleder-
maus von den Wiederkäuern,; dem Pferde, dem Schweine,
der Katze, dem Hunde und Fuchs unterfcheidet, deren
Amnion mit rothen Blutgefäfsen verfehen ift, die aus
den Nabelbeckengefälsen entfpringen. Ihre beiden
Flächen waren glatt, auf der innern liels fich keine
Spur von den kleinen, harıen, drüfigen Körpern ent+
decken, welche fich an der innern Fläche de: Amnion
vom Pferde, Sehweine und den Wiederkätern vor-
finden: ‚die äufsere Fläche hing dem Chorionnicht an,
fondern bildete mit diefem eine geräumige Höhle, welche
faft das ganze Ei umgab, und nichts als das Nabelbläs-
chen enthielt. Nur eine kleine Stelle diefer Eaut war
mit der innern Fläche des Fruchtantheils vom Mutter-
kuchen und eine andere mit der äufsern von: Häfe des
Nabelbläschens 'verwachfen. Der mit dem Mutter-
kuchen verwachfene Theil bildete die fchon erwähnte
eirunde Stelle derfelben, an welcher der häutige Ue-
berzug fehlt. Diefe länglichrunde Stelle lag gerale in
der Mitte des Mutterkuchens, und zwar fo, dafihr
breiteres Ende gegen den breitern Theil, ihr fchmaleres
Ende gegen den fchmalern Theil derfelben und den
Hals des Nabelbläschens hinfah: gerade in der Mitte
diefer Stelle fenkte fich die Nabelfehnur in den Mutter-
kuchen. ‘Das Amnion liefs fich in 2 Blätter trennen,
von denen das äulsere dünner als das innere, aber
aufs Innigfte damit verbunden war: das äufsere Blatt
fehlte dem, mit dem Mutterkuchen und dem Nabel.
bläschen verwachfenen Theile des Amnion; es fchien
mit den Gefäfsen der Nabelfchnur an den Mutterkuchen
en 13
und an.das Nabelbläschen überzutreten ; 'und.fich in’ die
innere Fläche von jenem und die .äufsere von: diefem fort-
ufe « Das innere Blatt hingegen von dem Amnion
fchlug fich von der eirunden Stelle des Fruchtantheils
des Mutterkuchens über die Nabelfchnur, und ‚beglei-
tete fie es Pmre Meberzug bis zu dem Ranchring der
Frucht. : Th
u ». Die: eikörmige, ‚ziemlich enge Höhle des Kanton
enthielt nur‘ äufserft wenig Flüfügkeit, welche in den
Eiern der.'Fledermäufe ‚die einige: Zeit,in Weingeilt
waren aufbewahrt worden, etwas 'weniges' von einem
fchmutzig. gelben Gerinniel:abgeletzt hatte. ' Uebrigens
haben: wir bei allen Säugtkieren;, 'die wir bisher unter-
iuchten in den letzten. Zeiten der'Schwangerfchaft nur
äufserft wenig Fruchtwaller angetroffen, diefe geringe
Menge von Fruchtwalfer, ferner die Geftalt des Eies,
der Gebärmutter und Frucht, und endlich die ‚Kürze
er. Nabelfchnur machen die ‚Lage der Frucht der
Thiere in der Gebärmutter faft unveränderlich, wäh»
rend ‚die ‚entgegengefetzten Umftände der Frucht
des Menfchen einen hohen Grad von Beweglichkeit er-
iheilen, Ohnftreitig gewährt .diefe ‚Veränderlichkeit
der Lage des Menfchen in der Gebärmutter ihm fchon
in der. erften Lebenszeit einen gewillen, Grad von
Selbftftändigkeit und Unabhängigkeit, welcher, , we
nicht ‘allen, doch den meilten Thieren fehlt, ‚dagegen
ift hieraber auch die vorzüglichfte Quelle von den vielen,
widernatürlichen Lagen der menfchlichen Frucht, und
von den vielen, bei dem Weibe vorkommenden wider
ichen Geburten.
. Das Nabelbläschen war. eine zufammen gefallene,
, ovale, völlig gefchlofiene Blafe, welche fo in.der
zwilchen dem -Chorion: und Ampion in der Nähe
pfs der. Frucht lag, dafs ihre Axe mit der von
‚der Nabelichnur zulammen fel. Es war an dem einen
6 MR
14
Ende, dem'Hälfes:mit dem’ Aminiön , am andern; ıdem
zufanmerigefalteten Grunde, ‘mit dem'Chorion verwach-..
fen mit dern ‘Amnion war'es'geradeida verwachfen;
wo die Nabelgekrösgefäfse »in'.daffelbe übertraten, mit
dem Chorion:an:\.der 'entgegengeletzten. Stelles hier
trat dasi Chotion»imit, einem dünaen,' hohlen Fortfatz
nach einwärts an daffelbe, und verband üch fosdamitz
dals:feine innere Oberfläche in die äufsere des (Nabel-
bläschens überging, und "hierıdie Gefäfse beiderHänte
zufammen :zu'münden »fchienen. Aufgeblafeh. nahm .
es einen "beträchtlichen Umfang, und! eihe älinliche Ge-
ftalt' wie’das Nabelbläschen: der‘ Pleifchfrefleri an „es
würde nämlich ‘bei den meiften von‘ uns ‚unterluchten \
Fiedermäufen, gegen den, mit'dem Chorion verwachfe!
“nett Grund hin weiter, und bildete zu beiden Seiten.def;
felben einen anfehnlichen blinden Sack, ‚aber da, woheh
der Chorionsfortiatz feftletzte; einen kartenherzähinlichen
Auisichnitt: Sein Querdurchmeffer von dem einen dies
fer Säcke zum andern; war, wie bei den Rleifchfreffern,
etwas gröfser als‘ der Längedurchmeller ‚von ‚dem
fchmalern zum ftumpfen Enıle.; Im Ganzen war es’aber
merklich kleiner als bei der reifen Frucht'des Hundey,
Fuchfet undder Katze, aber“feine Gefälse, wie bei
diefen mit Blutlängefüllt. » Es liefscfich aufblafen,- ohne -
leicht zu zerreilsen, und ohne’dals die Luft'in die: Na-
belfchner "und “in die Frucht überging. .Seine ‚Sub-
ftanz war gelblich ‚und aufserordentlich reich an Gefä+-
sen, welche :blofs \aus den Nabelgekrösgefäfsen‘ent-
{prangen. "Air 'def‘ännern Fläche wär.es glatt, an der
äufsern von vielen feinen Zotten rauh, allein die Zotten
verloren fieh dein grölsern Theile nach durch.das Auf-
blafen.‘ Bei der Hufeilennafe war es kleiner und,mehr
birnförmig geftältet äls bei der-gemeinen Fledermaus;
übrigens erfchien’es bei den falt reifen J ungen derfelben '
merklich gröfser als bei den’ PanBeren; zum deutlichen
—_—n 15
| Beweis, dafs fein Wachsthum‘ und fein Leben noch bis.;:
zu ‚den letzten Zeiten der.eriten Entwicklungsperiode'',
Tbiere, und lange, nachdem fein Koller Iahtala
Fo e worden ift, fortilauert.
Bevor ich in der Beobachtung der Eihäute, der
Fledermäufe fortfahre, füge ich diefem einige Bemer- -,
kungen über das Verhältnifs des ‚Nabelbläschens zum
Dotterfack und zum Darmkanal bei, theils um meine
früher darüber aufgeftellten Behauptungen ı) näher zu.
beltimmen, theils um fie gegen die Einwürfe zu rechtfer- 2
tigen, welche befonders der verehrungswürdige Heraus-
‚geber des deutfchen Archivs für die Phyfiologie dagegen
‚gemacht hat ?). 2
* Die Aehnlichkeit, welche das Nabelbläschen mit “
dem Dotterfack, in Hinficht auf Befchaffenheit’ und :
Menge feiner Gefälse, in Abficht auf Lage zu der Frucht
und Verbindung mit derfelben, befonders mit ihren 'Ge-
fälsen, Darmkanal und Bauchfell, , endlich infofern '
‚zeigt, als die Flüffgkeit, welche daffelbe enthält, von’
der | der Eihäute abzuweichen Icheint, find fo allgemein
anerkannt worden, dafs jede weitere Erörterung dar-
‚über völlig überflüffg ift. Ich bemerke blofs, dafs der ’
von mir bei den Eidechfen, Naiterarten, der Blind-
fehleiche und ‘der Seefchildkröte beobachtete Mangel
| eines er 4 eine bedeutend weitere Aehnlichkeit Bi
zwilchen beiden Organen begründet.
"Was die Verfchiedenheiten beider Organe betrifft, '
fo fcheinen mir diefe zufammen — denn jede einzelne '
ift, wie jede einzelne der erwähnten Aehnlichkeiten, von
7 ur Eu
Er n
— BT
.» Reils Archiv für die PhyAolögie Ba. 10. S. 42.
c. R. Wolff über die Bildung des Darmkanalsi im bebrüteten
inchen. Ueberfetzt und mit einer einleitenden Abhandlung
| Yu Anmerkungen verfchen von J. F. Meckel.
ee
‚16 3
i
keinem grofsen Belang — fo erheblich, und ihre Kennt-
nifs'zur Beurtheilung der Bedeutung des Nabelbläschens
von fo' grofser Wichtigkeit, dafs fie wohl eine nähere '
Erörterung verdienen.
1) Die Lage und Verbindung beider Organe im
Verhältnifs zu den Eihäuten ift eine verfchiedene; denn
der Dotter fteht ‚weder bei den Vögeln, noch Bei den
nößftn Reptilien mit dem Chorion, Amnion und Harn-
haut in einer folchen Verbindung, wie das Nabel-
bläschen.
2) Der Bau beider Organe zeigt mehrere Abwei-
chungen. Der Dotterfack erfcheint aufsen glatt, und .
erhebt fich an feiner innern Fläche in eine Menge von
Falten und Franzen, in, denen die Nabelgekrösgefälse,
laufen, und fehr häufig unter einander zufammenmün- .;
den.
die Veränderungen, welche der Dotter in ihm erleidet,
dem, Darmkanal ähnlicher; dafs ich hier den faltigen
Theil des Darmkanals meine, verftebt fich wohl von
felbft. - Ein folcher Bau ift bisher an der innern Fläche ii
des Nabelbläschens, weder beim Menfchen, noch bei
irgend, einem Säugthiere beobachtet worden. Die
Beobachtung von Lobfiein, durch‘ welche der verdienft-
volle Meckel *) darthun will, dafs.die innere Fläche des ,
Nabelbläschens zottig fey, .ift ohne alle Beweiskraft,
denn abgefehen davon, dafs Lobjiein das Nabelbläschen
nur unter der allerftärkften Linfe an einzelnen Stellen
moohg fand, fo beftimmt er durchaus nicht, ob diefe, _ N
Befchaffenheit der inneren oder äu/seren Fläche des Na-
belbläschens, oder beiden zukomme, Zum Beweis hie-
-Der Dotterfack wird durch diefen Bau und durch - -
von führe ich Lobjieins W.orte an. .„ Nachdem ich. das...
„Bläschen gauz vom ‚Amnios , welche es unmittelbar
„be. ?
2) A, a. 0, S, 17.
deckfe, getrennt hatte, unterfuchte ich es unter der
Vote Linfe. Ich bemerkte, dafs die Haut, von
Ale r es gebildet ward, eine körnige Structur be-
fs, ‚und dafs an den Stellen, wo diefe Structur am
auffallendften war, die Oberfläche moofig und mit.
„Punkten bezeichnet erfchien'),“ Ja die Lage des
"Nabelbläschens zwifchen den Eihäuten und feine Ver-
„bindung mit denfelben durch Zellftoff, ferner meine
"Beobachtungen über die flockige Befchaffenheit der
_ äufsern Oberfläche des Nabelbläschens der Fledermäufe,
eben fo der Fifchotter machen es fehr wahrfcheinlich,
‚dafs Lobfiein von der üufsern Oberfläche des Nabelbläs-
-chens fpricht. Lobjteins Beobachtung begründet daher
vielmehr eine neue Verfchiedenheit,‘ als Aehnlichkeit
zwilchen beiden Organen, auf keine Weile aber bietet
fie einen Einwurf gegen die von mir behauptete Ver-
fchiedenheit des Baues der innern Oberfläche beider
Organe dar.
Auch die Gefälse, welche dem Nabelbläschen und
‚dem: Dotterfack zukommen, weichen in mehreren Hin-
fichten von einander ab, Denn die Nabelgekrösarterie
"fetztfich bei den Vögeln und Reptilien in die A. coeliaca,
hingegen bei den Säugethieren in die A. mefenterica
{uperior fort; ferner bilden die Nabelgekrösgefälse eine
Menge von Bögen in die Höhle des Dotters, nicht aber
in die des Nabelbläschens; endlich fiefsen fe nicht fel-
' ten bei den Säugethieren, nie aber bei den Vögeln und
höhern Reptilien mit den Nabelbeckengefäfsen oder mit
den Gefälsen des Choriums zufammen. Dafs diefe Zu-
farnmenmündung beider Gefäfse nicht fo ganz felten vor-
fr}
#) Ueber die Ernährung des Fötus von J. Friedsich Lobftein,
aus dem Franzühfchen, überfetzt von D. Th. Fried. ‚Arn.
“ Kafiner. Halle 1804. $. 61.
M. d. Archiv. IV. 1. B
18 —
kommt, erhellt‘ aus Meckel’s und meinen Beobäelituh-
‚gen, denen zu Folge fie bei Kaninchen, Meerfchweih-
chen, Feldratten, et und wehrte hänlaei ein
bei den Fledermäufen Statt findet.
3) Der Inhalt beider Organe bietet eine dritte.Ver-
fchiedenheit dar. Das Nabelbläschen enthält im Ver-
hältnifs zum Fötus nur wenig Flüffgkeit; diefe Flüffg-
keit ift meinen Beobachtungen zu Folge wäfsrig , arm’
an thierifchem Stoffe, und läfst keine, dem Dotter
ähnliche Subftanz in fich wahrnehmen, was um fo
merkwürdiger ift, als, zu Folge-der trefflichen Unter-
fuchungen meines Freundes des Prof. Schübler iiber die
Milch 1), das Coloftrum einen dotterähnlichen Stoff in
fich enthält, Dagegen aber ift der Inhalt des Dotter--
facks aulserordentlich reich an thierifchem Stoffe, be=:
fteht gröfstentheils aus einer eigenen Ölartigen Materie,
über diefes ift die Menge deffelben im Veehle zur
Frucht fehr anfehnlich. Gag
Auch die Entftehung der Fläfügkeiten beider Or-
gane 'ift 'wahrfcheinlich eine andre, fofern eine’ Später-
hin zu erwähnende Erfcheinung vermuthen läfst, dafs.
der Saft des Nabelbläschens Secretum feiner Gefäfse und!
des Fötus fey, was bekanntlich in Anfehung des. Dot-
ters und des Eiweilsy welche lich demfelben. während
der Entwicklung. der Jungen in den Eiera beimifehen,
durchaus nicht. der Fall ift. : “.
4) Die Veränderungen, welche beide Organe wäh-
rend ihres Lebens darbieten, begründen eine neue, und
fehr bedeutende Verfchiedenheit; denn “
.a) der Doiter liegt bei den Vögeln und den Repti-'
lien zu Anfang ihres Folnsikbenz aufserhalb der Bauch-
2) Landwirthfchaftliche Blätter von Hofwyl ‚ herausgegeben von
Rellenberg stes Heft S. 117. Bibliotheque univerfelle 1817.
Novemb. $, 274, FANER: Harz,
höhle, tritt äber gegen das Ende delfelben, und zu An-
a & der zweiten Lebensperiode in ihre Bauchlöhle.
Bei den Vögeln geht bekanntlicheine anfehuliche Menge
des Dotters mit dem Dotterfack in den: Bauch der
Frucht über, bei den Schildkröten ein geringerer Theil
‚defielben, bei den Natterarten eine noch geringere Quan-
‚tität, und bei den Blindfchleichen, eben fo bei den Ei-
- dechfen, nur ein fehr kleiner Ueberreft delfelben.. Auch
erhält fich der Dotter noch eine Zeitlang während der
zweiten Lebensperiode, ja bei den Vögeln nimmt (lann
fogar der Dottergang an Umfang, Weite und Dicke. der
Häute noch zu. Das Nabelbläschen hingegen ver-
fchwindet bei vielen Thieren ziemlich früh, während
der erlten Lebensperiode, und geht nie in den Bauch
derfelben über; dagegen aber ift es höchft wahrichein-
‚lich anfangs ein inneres Organ des Fötus. Denn die
‚trefflichen Beobachtungen von Meckel !) iiber menfch-
liche Embryonen machen es fehr wahrfcheinlich, dafs
" das Nabelbläschen wie das Chorium der Vögel urfprüng-
Jich in dem Bauck des Fötus liegt, und allmählich aus
demfelben heraustritt.
e Gegen diefen und den unter No. 2. erwähnten Un-
ter[chied bemerkt zwar Meckel?), „er ift durchaus
„nicht wefentlich, ändert in der Bedeutung beider Or-
„gane nichts, indem er nur eine Folge der Verfchieden-
„heit in der Verbindung zwifchen dem kindlichen und
„mütterlichen Organismus ift, “ allein ich begreife nicht,
wie beide Unterfehiede durch diefe Behauptung irgend
‚etwas an Gewicht verlieren. Denn gerade giele Ver-
Bz2
m) Deffen Beitrige zur vergleichenden Anatomie Bd. ı. Heft ı,
n 8, 57.
z *) Wolff über die Bildung des Darmkanals im bebrüteten Hühn--
ehen, 6.18.
!
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f “
fchiedenheit in der Verbindung des kindlichen und müt-
terlichen Organismus der Säugthiere, Vögel und Rep-
tilien, (die felbft bei den Reptilien Statt findet, welche
. ihre Jungen ohne, oder mit fo zarten Hüllen zur. Welt
bringen, : dafs fie diefelben bald durchbrechen) enthält
einen Hauptgrund , warum das Nabelbläschen in feinen
Verrichtungen nothwendig. von denı Dottexfidk abwei-
chen muls. A.
b) Das Nabelbläschen ift ein hinfälligeres Organ
als der Dotterlack, feine Lebensdauer ift felbft bei den
‘Thieren, bei. welchen es fich noch am längften Chan
eine kürzere.
c) Die Verbindung ‚des Nabelbläschens mit. dei
Fötus, nimmt offenbar von der erften Bildung an bis
- zu der Geburt hinab, fofern es fich immer mehr von
‚ dem Bauche des Fötus entfernt. Dagegen aber nimmt
die Verbindung des Dotterfacks mit dem Fötus,, wenjg-
ftens von der Zeit an, wo der Darmkanal als folcher
erfcheint, zu.
Da Meckel verfichert, er habe die von Wolff,
beobachtete Entftehung des Darmkanals vom Hühnchen
aus dem Dotterfack beftätigt gefunden, fo kann und
will'ich mich hier nicht auf meine und meines verewig- ı
ten Freundes Beobachtungen (in welchem wir eine fol-
che Bildung des Darmkanals nicht wahrnehmen konn-
ten, ach ich etwas Aehnliches bei dem gefleck-
ien Erdfalamander wiederholt gefehen habe) berufen, *
fondern bemerke blofs zur Unterftützung der eben auf-
geftellten Behauptung Folgendes. Der Dotterlack wird |
mit fortfchreitender Entwicklung deutlich von dem
Bauchfell, bei dem Hühnchen fogar, zufolge meiner
und Höchjietters Beobachtungen, von den Lußkläcken
umgeben, und tritt fpäterhin in die Bauchhöhle, zu-
gleich nimmt die Weite des Dottergangs, und die Dicke
feiner Wandungen fo zu, dals er gegen die Zeit hin,
wo das Hühnchen aus demEi fchlüpft, für Luft und für
den Dotter durchgäpglich wird, was er bekanntlich
vorher nicht ift. S
Kg 4), Dotter und Dotterfack fchwinden,.oder neh-
men ; gleichzeitig an Umfang ab, während diefes in An-
Tehung des Nabelbläschens und feiner Flüfßgkeit nicht
der Fall if, Denn ich fand bei mehreren trächtigen
Hunden, Fächfen , Katzen, Fifchottern und Fleder-
"näufen das Nabelbläschen blols in den frühften Zeiten
der Schwangerfchaft mit Flüfßgkeit angefüllt, hingegen
‘in den fpätern nicht allein davon leer, Nadehr zugleich
feine Häute dicker und gröfser, feine Höhle weiter,
und den Umfang feiner , mit Blut ängefüllten Gefälse
beträchtlicher. Weis daher Meckel ”) gegen mich be-
Baer. E Uebrigens ift es nicht ganz richtig, dafs der
„ Dotter zugleich mit der Dotterhaut verfchwinden foll,
| ei ‘fich die Dotterhaut nur in dem Maafse zufam-
„menzieht als der Dotter abnimmt. Eben fo verliert:
„ich auch der Inhalt des Nabelbläschens nicht fchon in
“den erften Wochen der erfolgenden Bildung des Em-
„bryo aus demfelben, während die Membranen deffel-
„ben allein übrig bleiben, fondern,, gerade wie beim
other, find Verfchwinden der Flüffgkeit, und Zu-
3 fammenfinken des Nabelbläschens mit einander ver-
bunden, “ {6 widerfprechen meine eben erwähnten Er-
Bhunögeh diefer Behauptung. Eben: fo wenig konnte
bei bei der Verminderung des Dotters eine verhältnißs-
eife Verdickung des Dotterlackes, und ein Näher-
einanderrücken der Falten an feiner innern Oberfläche
nehmen, was doch der Fall feyn mülste, wenn
' Dotterfack fich bei der Abnahme des Dotters bJofs.
enzöge und nicht zugleich fchwände.
[5e)
nn
ER EBEN LE ET
5) Das Nabelbläschen ift bei den verföbjedenen Säu--
gethieren in Abficht auf die erwähnten Umftände vielen:
Abweichungen unterworfen, während der Dotterlack,
keine bedeutende darbietet.
Es ergiebt fich theils aus meinen Unterfuchungen,.
theils aus Haan andrer Naturforfcher,, dafs der Dotter-
fack der Enten, | ‚Gänfe, Tauben, Schwalben und El-
itern fich ganz fo wie der der Hühner ‚verhält. . Die
einzige bedeutende Verfchiedenbeit, welche ich bisher
wahrnahm, ift die, dals bei den Tauben die Vena.om- #
phalomeferaiea von zwei Arterien begleitet wird. Meckel
glaubt zwar den Einwurf, welcher fich aus diefem Um-
Stand gegen die Uebereinfiimmung beider Organe er-
giebt, durch die richtige Bemerkung zu befeitigen, dals
die Organe der Säugethiere nach einem fehr verfchiede-
nen T'ypus, die der Vögel hingegen nach demfelben’ ge- | f
ordnet feyen, allein biepseen läfst üch zweierlei ber
merken,
ı) Zeigt gerade der Darmkanal der Vögel, - mit’
welchem der Dotterfack in fo naher Beziehung Steht, ®
bedeutende Verfchiedenheiten,
2) Verhält fich.der' Dotterfack der höheren Repti-
lien ,. deren Bau in lo vieler Hinficht von dem der Vögel
abweicht, falt ganz fo wie der Dotterfack ‘der Vögel: »
Die einzige’ bedeutende V erfchiedenheit, welche ich bis-
her au dem Dotterfack der Reptilien wahrnahm, ift'
der Mangel eines Dotterkanals.
6) Endlich findet noch ein Unterfchied in Anfes
hung der. Verrichtung dieler beiden Organe Statt.
Denn unftreitig befteht eine Hauptverriehtügg. des
Dotterlackes und feiner Gefäfse darin, dem Fötus den
Nahrungsltoff zuzufihren und zuzubereiten, Allein.
bei den Säugethieren haben diefe Verrichtung das Cho-'
rium und: feine gefäfsreichen Anhängfel übernommen,
‚ und auf keinen Fall kann die Einfaugung der Flüffigkeit,
one 23
welche das Nabelbläschen enthält, und Ernährung des
) Fötus mittelft, derfelben Hauptverrichtung feyn. Denn
abgefehen davon, dafs das Nabelbläschen bei den Nage-
thieren blofs eine Haut ohne Höhle ift, über welche fıclh
die Nabelgekrösgefälse ausbreiten, dafs da, woes Flül-
figkeit enthält, diefe arm an thierifchem Stoffe, und viel-
leicht 'Secretum feiner und des Fötus Gefäfse ift, fo
wächft es, und ift bei vielen Thieren noch dann thätig,
wenn die Flüffgkeit fchon länglt aus ihm verfchwunden
ilt; über diefes habe ich einigemal in den letztern Perio-
den der Schwangerfchaft bei Menfchen und Schweinen
das Nabelbläschen mit der gewöhnlichen Flüffgkeit an-
gefüllt gefunden, ungeachtet feine Gefälse leer von
Blut, und, wie RineHiaut, welk waren. Uebrigens ift
Einfaugung des flüffgen Inhalts eine, allen Häuten
| ‚der Frucht zukommende Erfcheinung, denn ich habe
fehr oft in den früheren Zeiten der Schwangerichaft,
"nicht allein bei den Wiederkäuern, fondern auch bei
‚Schweinen, Pferden, Hunden, Katzen und Kaninchen,
eine mit Flüffgkeit gefüllte Höhle zwifchen der Harn
haut und dem Chorium, eben fo zwifchen der Harn-
haut und dem Amnion gefunden, während diefe Häute
in den fpätern Perioden der Schwangerfchaft dicht auf
einander aufliegen und unter einander verwachlen find,
Wenn aber diefe zwifchen dem Nabelbläschen und
Dotterfack Statt findenden Verfchiedenheiten die Aehn-
lichkeiten beider Organe nicht aufwiegen follten, fo ift
diefes, wie mir däucht, für’ die Frage: ob die Höhle
des Nabelbläschens mit der des Darmkanals in den früh-
ften Lebenszeiten zufammerhnünde, von keinem grofsen
icht; denn, da blofs der Dötterlack der’Vögel (viel-
t nicht einmal aller, namentlich folcher Vögel nicht,
bei denen man den Darmanhang bis jetzt nicht entdecken
konnte) mit einem Dottergang verfeben ift, hingegen
der von den Reptilien keine Spur davon an fich wahr-
24 nee
nehmen läfst; und la ‘kein Grund vorhanden, ift, das
Nabelbläschen vorzugsweile mit dem Dotterfack der
Vösel zu vergleichen, fo läfst die vergleichende Ana-
tomie jene Frage unentfchieden. » 181
Daffelbe fcheint mir von der pathologifchen Anzs;
tomie zu gelten, ohngeachtet ich die Achnlichkeit des
Darmanhangs der Säugethiere mit dem UeberreftdesDotr
tergangs der Vögel anerkenne, _ Denn die bei dem Men-
fchen und den Säugethieren beobachteten Divertikeln,
eben fo die von ihrem Darmkanal zu den Bauchwandun-
gen laufenden Gänge find, wei! fie nicht gewöhnlich, fon-
dern aufserordentlich vorkommen, als regelwidrige Bil-
dungen von einem Verweilen aufeiner früheren Bildungs-
Stufe abzuleiten, Ueber diefes fprechen mehrere Umftände:
dafür, dals gerade die Divertikeln Producte einer zu
grolsen Wirkfamkeit der bildenden Kraft *), wenigftens
in vielen Fällen gleichfam Verdopplungen des Blind-
darnıs find, BE
ı) das Vorkommen mehrerer wahrer Diventikbiik
an demfelben Darmkanale. >
2) Das häufige Zufammentreffen der Divertikeln
mit regelwidriger Verdopplung.
3) Der Umfang, die Weite der Divertikeln wa
Dicke ihrer Häute, die gewöhnlich weit beträchtlicher
als an den Divertikeln der Vögel find, und offenbar,
felbft wenn in Yen früheren Lebenszeiten wirklich ein
Nabelblafengang vorhanden wäre, von einer erhöhten.
Wirkfamkeit der bildenden Kraft zeugen.
Dafs die Darmanhänge am häufiglten in Gefellfchaft
von mangelhafter Bildung angetroffen werden, wider-
Spricht diefer Anfıcht infofern nicht, als nicht felten
€
1) Fleifchmann in feinen Leichenöffnungen, die Abhandlung
‚ über die Divertikeln der Därme.
il
—
25
‚bei mangelhafter Bildung einzelne Organe luxuriren,
Eben fo wenig widerfpricht ihr der Umftand, dafs die
Divertikeln gewöhnlich an der Stelle des Darmkanal!s
‚vorkommen, die beim Fötus der Säugthiere mit der
"Nabelblafe,, und bei dem der Vögel mit dem Dokterlick
in Verbindung fteht; denn es zeigt fich bei den Embryo-
‚nen die bildende Kraft vorzüglich in dem vorliegenden
Theile des Darmkanals, ‚welcher jener Stelle entfpricht,
Ahätig,. fofern die anfangs einfache Darmfchlinge beim
Menfchen und bei den Säugthieren. bald in..mehrere
Windungen übergeht, es müffen daher bei fehlerhafter
Entwicklung des Darmkanals die Producte einer zu
‚grolsen Wirkfamkeit der bildenden Kraft fich vorzugS-
weile an jener Stelle cffenbaren. Hiezu kömmt.nun
noch, dafs aufser den fchon angeführten Erfcheinungen
"noch andre der Meinung, dafs die Divertikeln Hem-
nungsbildungen feyen, nicht ganz günftig find, na-
mentlich
2) das zwar feltne, aber doch wirklich Beobach,
‚tete Vorkommen der Divertikeln an andern Stellen des
"Darmkanals als der vorhin erwähnten Stelle des Krumm-
Be 2),
'2) Die Seltenheit der Divertikeln, denn ER nicht
alle Borühergehende Bildungen bei gehöriger Entwick-.
Jung fpurlos verfchwinden, da fich namentlich der
Dottergang der Vögel und der ihm einigermafsen ent-
rechende Urachus das ganze Leben hindurch erhält,
fo follte man denken, das Divertikel würde auch durch
eonltantes Vorkommen feinen Urfprung.aus dem Nabel-
‚hlafengang beurkunden.
We Ich weifs wohl, dafs fich mehreres gegen diele
Bemerkungen über die Divertikeln einwenden läfst, aber
u.
Br
1) 8. Meckel’s Unterfuchungen über die Divertikeln, in deffen
pathologilcher ARAIRRUN und Fleifchmann’s Leichenöffnungen.
26
auch diefe Hinwendtungen YllenGch Wieder beäntworten, -
allein ich kann und mag hier keine ausfi ihrliche Unter-
fuchung über \diefe regelwidrigen Gebilde anftellem,
Meine Abficht war blofs darzuthun, dafs die pathologi-
fche ‚Anatomie fo wenig wie die vergleichende‘ darüber
enticheidet, dafs das Nabelbläschen bei dem Embryo
mit'der Höhle des Darmkanals zulammenmündet, und
hiezu fcheint mir las Erwähnte hinzureichen. BE |
Es fragt fich daher blofs noch in Beziehung anf
diefe Unterfuchußg, ob die bisherigen Beobachtungen f
über das Nabelbläschen des Menfchen und der' Säug- |
ibiere eine folche Verbindung deffelben mit dem Darm-
kanal erweifen? Da in keiner einzigen anatomifchen
Unterfuchung eine folche Zufammenmündung: bis jetzt
beobachtet worden ift, fo'hat man diefe Frage beftimmt
zu verneinen. ' Dagegen aber fehlt es nicht an Beobach«
tubgen,y welche für eine Verbindung der Art-fprechen..
Meckel *} zählt hieher die Aehnlichkeit des Urachus ]
mit dem Dottergang und feine Verfehlielsang in dem Y
fpätern Zeiten der Schwangerfchaft bei den Kaninchen,
welche vermuthen Jalfe, dafs das Nabelbläschen bei’ fehr-
jungen Embryonen in einem ähnlichen Zufammenhange‘
mit dem Darmkanale ftehe, wie die Harnhaut mit der '
Harnblafe. Allein mir fcheint diefe Analogie vielmehr
gegen eine folche Verbindung zu‘fprechen, weil, fo
viel mir bekannt ift, fich der’ Ueberreft des Urachus'
bei allen den Thieren vörkiidee; bei welchen der Urachus
im Fötuszuftande vorkömmt, während ein folcher Ue-
berreft des Nabelblafenganges weder am Darmkanale'
noch an dem Nabelbläschen wahrgenommen wird, wes
. nigftens nicht conftant, wenn man etwa gewiffe Gebilde
dafür anfehen will, Uebrigens bemerke ich in Bezie- .
“ 3) Wolff über die Bildung des Darmkanals. S,26.1
1
hung auf‘Meckel’s Beobachtung über das Offenfeyn des
Urachüs beivden Kaninchen, dafs es mir und meinem
verewigtem Freunde Dr. Höchftetter gelungen, den
Urachus von einem falt reifen Kaninchen ‚ ebenfo Meer-
fehweinfötus, von der Harnblafe aus mit Luftund Queck-
filber anzufüllen.
= Vorzüglich gehören aber bachlör die theils hohlen,
theilsfoliden Fäden und Stränge, welche, zu Folge meh-
rerer Beobachtungen, von dem Nabelbläschen aus zu der
vorliegenden Darmfchlinge gehen. Da die wichtigeren
Fälle\der' Art Meckel zufammengeftellt hat, fo ift es
nicht‘ nöthig, dafs ich. fie hier aufzähle, ich befchränke
mich. deswegen: auf folgende Bemerkungen.
sole) Die merkwürdigen Beobachtungen von Meckel
über Kaninchen können bei diefer Unterfuchung kein
Gewiclit haben, . da: bei diefen Thieren das Nabelbläs-
then, oder vielmehr die Haut, über welche fich die
Nabelgekrösgefäfse ausbreiten, eine ganz eigene Be-
fchaffenheit'hat, die noch nicht gehörig erforfcht ift.
dien '2)‘Ich habe nich durch wiederholte Unterfuchun-
ugt, dafs die Nabelbeckengefäfse von einem
Bortfätz des Bauchfells begleitet werden, der wahr-
fcheinlich' hohl ift, und fich wie der äufsere Bauchfells-
fortfatz, welcher das Ligamentum teres pefterius von
n Hunden begleitet, blind, namentlich am Halfe des
2 chens endigt. Dieler Fortfatz ift wahrfchein-
lich jener Strang, und jener, mit Flüffgkeit angefüllte
_Nabelblafengang. - Bei einem etwa 8 Wochen alten
‚menfchlichen Embryo fand ich ilın mit einer klaren
Flüfügkeit angefüllt, mit mehreren kleinen Anfchwel-
n und Einfchnürungen verfehen, allein ohne alle
mmunication mit der Höhle des Darmkanals und des
abelbläschens, auch unterfchied er fich durch feine
ariheit, Durchfichtigkeit und Gefäfslofigkeit auffal-
ade der Subitanz beider Organe. Da Hunter, auf
8 Kl 2.
deffen Beobachtungen Meckel fo grofses Gewicht legt,
die Flüfhgkeit des Nabelblafengangs nicht in das Nabel-!
bläschen, eben fo wenig die Flüffgkeit des Nabelbläs-
chens in jenen Gang/übergetrieben hat, fo fteht diefe
Beobachtungmitder meinigen durchaus in keinem Wider«!
Ipruch; fie [chlielst fich vielmehr ganz gut an diefelhean,
Aus allem Erwälinten erpieht fich, wennich nicht
jehr-irre, dafs wir, vermöge der bisherigen anatomi-
fchen. Unterfuchungen nicht berechtiget find, eine Zu-
Sfammenmündung des Nabelbläschens mit dem Dotter-
fack\anzunehnien, fofern die dafür {prechenden Erfchei=
nungen eine’andre IR ACNORE, zulaffen, fofern die blofse\
Möglichkeit einer Erfcheinung , und. der Mangel eines
so wilärker echlichen Beweiles ihrer-Nichtexiftenz’keine
Zureichenden Gründe zuihrer Annahme gewähren.‘ Ich’
Sahre jetzt in den Betrachtungen von: den Eihäuten der
Elederinänfe fort, net:
‘Eine‘von den übrigen Eihtillen abgefonderte Hatnı#
haut konnten wir ‘zwar in keinem’ von uns unterfuch-
ten Ei der Fledermäufe wahrnehmen, ‘allein deswegen
möchten wir fie den Fledermäufen nicht abfprechen.
Denn eine Harnhant der Art kommt vielleicht'blofs den #
Wiederkäuern und Schweinen zu, dagegen ift fie bei 4
den. drei erften- Klaffen der Reptilien und bei allen Vö-
geln 'mit der innern Fläche des Chorion und bei dem
meiften Säugethieren mit (der innern Fläche des Cho-
vion und der äufsern des Amnion verichmolzen. Na+
mentlich nun ift die Harnhaut bei dem Pferde,’ dem
Hunde, Fuchs, der Katze und der Fifchotter ein Sack; 4
welcher fich mit feinem äufsern Blatte über das Amnion,
und mit dem innern Blatte über‘ das Chorion herlegts
in deffen Höhle fich die Harnfchnur deutlicher öffnet.
Auch bei. dem Menfchen findet fich eine Harnhaut der‘
Art vor, nur dafs fie in keiner fichtbaren Verbindung
mit der. Harnfchnur fteht, und diefe, wenigitens die”
rn | 29
gröfste Zeit der Schwangerfchaft "hindurch, keine
‚deutliche Höhle zeigt. Selbft bei den Nagethieren
icheint die Harnhaut diefe Befchäffenheit zu haben,
'wenigftens fanden wir, dafs bei den Kaninchen,
‚dem Meerfchwein und der Feldratte das äulsere Blatt -
‚des. Amnion mit den Gefäfsen der Nabelfehnur in
‚das innere Blatt des Chorion übergeht, und fich von die-
fen Häuten als eine dünne gefälslofe Membran lostren-
nen läfst, in’den frühern Zeiten der Schwangerlchaft
von dem Amnion wirklich «durch eine helle Flüfßskeit
getrennt ift. Das was Needham, de Graaf und.Samuel
bei den Kaninchen für Harnhaut halten, fcheint uns
nichts, ‚als der trichterförmige Zwifchenraum zwifchen
dem -Mutterkuchen und dem Ende der Nabelfchnur zu
feyn, welcher dadurch entfteht, dafs die Gefäfse, der-
felben fich von einander entfernen und mit dem äufsern
‚Blatt des Amnion in die innere Fläche des Mutterku-
ehens umd desChorions übergehen '). Doch wollen wir
hierüber fo lange nicht mit Beftimmtheit entfcheiden, bis
wir unfere Unterfuchung über die Eihüllen der Nagethiere
zu verfchiedenen Perioden ihrer Schwangerfchaft wie-
derholt haben. Eine folche Harnhaut kömmt nun
wahrfcheinlich auch den Fledermäufen zu, fofern das
äufsere Blatt vom Amnion mit den Nabelbeckenge-
fäfsen fich in den inneren Ueberzug des Mutterkuchens
und des Chorion, und mit den Nabelgekrösgefäfsen in
die äufsere Fläche des Nabelbläschens fortietzt, und fich
zwifchen dem Amnion und Chorion eine, über den
größten ‚Theil des Eies ausgedehnte Höhle vorfindet.
= In allen von uns unterfuchten Fledermäufen fand
'fich: blofs Ein Junges vor, auch fchien für ein zweites
‚kein Platz melır da zu feyn. Es war ähnlich wie die
Er
Mreite eine fehr deutliche, von äielen Häuten trennbare Harn-
» ‚vorhanden, M.
30 } Y DD TE
menfchliche Frucht zufammen geprefst: der Kopf'war
"auf ‘die Bruft gedrückt, der Schwanz und, die hintern
Gliedmaalsen gegen den Bauch und die Bruft angezogen,
und die vordern Gliedmaafsen fo an den Rumpf ange-
A ‚drückt, und dabei die Gliedmaafsen fo in ihren Gelenken
gebogen, dafs der Vorderarm am Oberarm, und die
Finger am Vorderarm, ferner die Schenkel und Schien- f'
beine an einander, die Fülse an den letztern anlagen,
tnd die Handwurzel den Hals, hingegen die Ellbogen
die Knie, endlich die Fingerfpitzen die der Zehen Be,
Tührten.
Die meiften Jungen der gemeinen Fledermaus Hier
auf diefe Weile zulammen geprefst quer und zwar fo
im grofsen Durchmeffer der Gebärmutter, dafs der
Kopf in der rechten Seite der Mutter und. mehr nach
vorn, der hintere Theil des Körpers in der linken Seite
und näher dem Becken lag, die Schnauze gegen den
Muttermund, und die-hintere Fläche des Jungen dem
Zwerchfell der Mutter zugekehrt war. Nur einige
Junge lagen auf die erwähnte Weife 'mit dem Kopf in
der linken Seite der Mutter, und eines zwar. in.der
rechten Seite, aber fo, . dals das Maul nach der Wir-
belfäule der Mutter zugewandt war. Bemerkenswerth
ift noch, dafs die meilten Jungen von der gemeinen
Fledermaus mit ihrem Rücken gegen den Mutterkuchen
hinfahen; während hingegen die der Hufeifennafe mit,
ihrem Bauch auf dem Mutterkuchen auflagen,
Die glatte Nabellchnur der gemeinen Fledermaus
war fäft fo lang als dler ganze Körper, hingegen die der
‘Hufeifennafe nur halb fo lang als derKörper, fomit allo.
doch länger, als bei den meiften übrigen bieländifchen‘
Säugthieren. Sie verlor fich gerade in den mitrleren,'
Jänglichruaden Theil des Mutterkuchens, welcher mit:
PER Amnion verwachlen war, und. beftand aus den
Nabelbecken - und. Nabelgekrösgefäfsen,; ‘und einem.
‚Ueberzug von dem Amnion. ' Einen Urachus könnten
wir nicht wahrnehmen, allein da wir ihn an der Harn-
pub: fanden, und er hier fehr dünn-war , fo könnte'es
n, dafs er fch blofs feiner Feinheit. wegen unfern
en verbarg. Uebrigens verträgt ,ich.der Mangel
‚einer Oeffnung der Harnfchnur in die Eihäute, oder
einer Verbindung mit derfelben wohl mit der Annahme:
einer Harnhaut, wie diefes Ichon der Menfch beweift.-
Die Harnhaut könnte fich in diefer Hinficht ähnlich
wie das Nabelbläschen und der Dotterfack -verhalten,
fofern diefer letztere bei den Reptilien, und das. erftere
bei den Säugthieren in keiner Verbindung mit der Höhle
des Darmkanals fteht. \
‚Die Nabelgekrösgefäfse waren, wie bei den Säug-
een Vöügeln, das Pferd und die Taube ausgenom-
weie, eine dickere Vene und eine dünnere Arterie.
e liefen wie beim Menfchen und allen von uns unter-
fuchten Thieren in der Nabelfchnur mit weniger -Win--
gen als die Nabelbeckengefäfse, und wurden da,
wo ‘fie aus derfelben in das Nabelbläschen. übertraten,‘
von einem eigenen Fortfatze des Amnion begleitet. Von
dem Bäuchringe aus liefen beide rechts über den Theil
des ‚Dünndarms, welcher der untern Abtheilung vom
Krummdarm entfpricht, in das rechte Blatt des Gekrö-
fes. Die mehr gegen die rechte Seite und die Wirbel-
fäule hin liegende Nabelgekrösvene lief zwifchen der
letztern und dem Pförtner zu der Leber hin, und ergofs
‚in die Pfortader, die Arterie hingegen fetzte fich
in die obere Gekrösichlagader fort. Beide diefe Ge-
fälse fanden wir noch bei den neugebornen Jungen der
Br Fledermaus, denen fchon die Nabelfchnur ab-
‚gefa war, frei in der Bauchhöhle liegen. «.
Bei einem Embryo der Hufeilennafe ,, deffen Dünn-'
mit einer einfachen Schlinge in der Nabelfchnur
lag, war der Schädel fehr ftark gewölbt, die Rücken-
maikshöhle. weit, und bis: zu dem Schwanzbein hin
mit dem. Rückenmark. angefüllt. « Die Augen waren
zwei fchwarze.Kreife, in deren Mitte die Kryftall- Linfe
Stark hervorragte; die Augenfpalte, welche ich einige»
mal bei Embryonen von, Thieren, und bei einem
menfchlichen am untern äufsern Theile der, noch nicht
mit: der Iris verlehenen Aderhaut wahrnahm, konnte ich
hier nicht ‚bemerken; ‚die äufsern Ohren, waren kaum |
fich. erhebende Hautfalten,. die gegen, das: Geficht. hin
fich in eine Oeffnung ‚verloren... Auf der Nafe bildete
die Haut einen kleinen 'hufeifenförmigen Wulft. Die‘
unvollkommen ausgebilteten kurzen Gliedmaafsen lagen’
an der Seite des Bauches, fo dafs die hintern die vor-,
dern berührten. Diefe .letztern beftanden. aus einem
obern längern und dünnern, Theile, dem rundlichen‘
Oberarm, welcher fchief einwärts gegen den Nabel zw.
lief, und ‚aus einem untern kürzern, breiten. Die
untere ‚Abtheilung der: vordern Gliedmaalsen lief: von
der’ obern aus unter einem fpitzen Winkel gegen den
Kopf zu, vor- und einwärts, und.endigte [ich.in eine‘
breite rundliche Platte, an welcher: fich ‚fünf kurze,’
falt gleich grolse unterfcheiden lie/sen, die bis auf ihre,
Spitzen durch eine häntige Malfe unter einander verbun-.
den, .und faft gleich weit von einander entfernt waren...
Die hintern Gliedmaalsen waren kürzer un weni-'
ger ausgebildet als «die vordern, und kingen mit den-'
felben durch zwei äufserft zarte längliche Hautfalten zu='
fammen.\. Der Oberfchenkel hing, durch eine Haut mit
dem kurzen Schwanz zufammen, . der. kürzere Unter-
ichenkel ‚lief zur Seite des Körpers. vor-.. und ein-
wärts, und endigte fieh in ein rundes Blättchen , das:
{chmaler und dünner als das der vordern Gliedmaalsen .
war, und ftatt der Finger {inf längliche Streifen zeig-
te, welche gegen den Rand des Bläkehkuie etwas dicker
wurden, übrigens ebenfalls gleich weit-und beträchtlich,
weiter
ee
—— 35
weiter als beim menfchlichen- 'Emhryo von ie ent-,.
f t, und gegen die Seiten zur Platte'hin, kürzerjalg
ihrer Mitte war. Bei den reifen Früchten. der ge-
meinen Fledermaus , eben fo bei den neugebornen ftieg
das’ Rückenmark bis zum 2ten und ‚zten Lendenwirbel
hinab.‘ Die Augen waren ganz gefchloffen, ‘aber die ..
‘Ohren offen, ungeachtet wir diefe. bei allen. ‚andera
Thieren, welehe blind geboren werden, noch einiges
Zeit nach der Geburt verwachfen gefunden haben. Dis
Kryfall- -Linfe. bildete den gröfsten Theil des Auges, wäh,
end bei dem Auge der, nenfchlichen . Frucht es vorzügs,
en die, "morgaägnifche ‚Feuchtigkeit it, welche ihr «
grc ı Umfang und die ftarke Wölbung ertheilt, | ‚Eine
Yachendor, ‚f’iche Haut konnten wir. nieht. finden, ; Das
: Herz lag fchief mit feiner Spitze gegen die linke
te gerichtet; die linke Halsfchlagader trat, wie,beir
:n ausgebildeten Fledermäulen, ganz hart am ‚Ur [prung
® Ahlen Schlüffelbeinfchlagader , und ziemlich ent-
warn gemeinfchäftlichen Stamm der Schlagadern
e rechte Seite, „aus dem ‚Bögen ‚der Aorta.
usdrüfe war.fo gröfs wie die ‚ganze rechte
, felbft‘bei ‘den“nengebornen Jungen der gemei-
den Piedermads; Tordäß se an gröfsern Theil der lin.
Sa ausfüllte. © Die‘ Nebennieren fo klei
fie etwa U der Nieren” aüsmachten ‚der Magen
blöfs‘ gelten "Schlei im, "der Dinndarm einen.
bh’ gelben Brei, "der M; a 'wahres Meconium.
‚Die Harnfchnur ftatıd nicht mit dem Grunde der äufserft
"Kleinen; faft ruridem\ Härnblafe, "fönttefn mit der vor-
o- untern "Wandung in der m. delfelben‘irr Ver-
a adogkli r 2177 ERS Ir re 79
i Pe. sk wugaerNch, ka 2 arkurn
ra at a). u var Albikusi Pe
az, ro Ze ae RSS baggibeiilyd
Mikes splischdwib. aslkow sind ssrguauftisb «br
d. Archiv. IV. 1. cC ” \
\
oh" Ehe em I, j ;
Veber ‘die Darmblafe des Schafsfötus, : zum
=" Beweife, dafs die veficula umbilicalis mit.
: dem Darm unmittelbar zulammenhängt,
Von L. "Bofanus, Profelfor in Wilna, .d
Es ift ein in der gefihröten Arzneikunde mächtig wir-
Kendes Unheil, dafs man über dem Lobpreifen der Erz
fährung und Beobachtung zu bedenken vergilst, wie
ungleich wichtiger und nöthwendiger es fey, die Erfah-
tung zu würdigen; damit nicht jedwede Beobachtung)
gleich bereitwillig zugelaffen , und dadurch das Beft&
ud Vollendctfte, was allein eine fefte Stitze zu‘ wei
tern Fortfchritten gewährt, in dem Wufte unzählige y
Meinungen; ‚die fich im Laufe der Jahrhunderte au
m ‚erftickt und fodann vergellen werde,
" Sucht man einen Beweis dafür, wie es mögli it, re
3 felbft mr Thatfachen, die Ri ver i )
dientyollten, Männern ihrer Zeit mit Ernft und: ‚Sorg=
beobachtet, "umltändlich befchrieben, it, ‚deutlichen
Allan erläutert und als abgefchlof Fl ‚zu betrach-
ten, waren, d ‚rch das wogende. in - und en der,
Zeitgenolien | oder. ‚der. Nachfolger verunftaltst, werdeny,
und fi ‚manche kaft verloren gehen können, fo, F
ın nur die Gefchichte, der Beobachtungen x: die,,
it wlws des Förus und. der ihın, ‚Angehörigen T heile,
ten. VRR) rei
360 BR war run um: nur einiges \dieler, Art Wen,
“mifchen..imiJabe 1775 von W. Hunser (Anat..of.thei:
human gravid uterus Tab. XXXIII, befonders ‚Big
und 6.)und vonSömmerring (Icones embryonum. 1799.
Titelkupfer) die membränä Becrdna reflexa deutlich und '
befriedigend ‚nachgewielen, “erklärt und abgebildet;
ynd. ‚demungeachtet;, polen die ‚neuelien Schrifikteller -
r ö «4 .W a‘
‚ins
en
nn 35
über diefen Gegenftand, Jörg (die Zeugung des Men-
fchen: und ‚der. Thiere) und Samuel: (Diff, de ovorum
a velament.) nichts, davon willen, noch ver-
Ru " So,war es, nach ee Beobachtung vieler
‚Zergliederer, ein allgemein angenommener Satz gewor-
‚den, dafs das Chorion 'aus zwei Blättern beftehe;, zwie'
fchen denen die Stämme und Aefte der Nabelefifse, ver-
Jaufen,. an beide Blätter Zweige vertheilend. Diefe Be-
ptung war felbft,(chon in die Compendien der Ana--
ie! übergegangen, und wäre; fie es nicht, fo.würde
doch:jeder darauf geführt, der die Hüllen eines Wieder- :
käners auch’ nur Aüchtig‘ betrachten will; indem lieh
er. mit, leichter Mühe: die beiden gefäfsreichen‘Blätter
horion fo abziehen laffen ,' dafs die Allantois ganz
und. unyerletzt darunter übrig bleibt; auch befonderg
beiden. Blätter desChorion an der Stelle des Amnias
enommen werden. können; die von ee: Allantöig
nicht. bedeckt, wirds...) lie
% Dem allem ungeächtet will uns nun Her Durros
öhet belehren (ef. Analyfe des travalıx de Ja Olatfe des
felences mathıem. et phyf. de YInftit. roy. de Fr. pr,
Yatinde.rgıs; dürch den erichterftatter M. Cuvier)‘
Ehiorion führe keine Gefäfse und — da man doch die
| Gefälse: nicht abläugnen kann — die Gefäfshaut gehöre
htois "und nicht dein’ Chorion an. "Eine Mei:
Bing die höchftens zu einer Zeit hätte aufgetifcht wer!
den dürfen, wo man über die Hüllen des 'Fötus über-
haupt nochi\zu keiner feften Anficht gelangt war, und
wo.der zweideutige Ausdruck einer Mernhrana media :
‚ein folches Hin- und Herwerfen der Behauptungen: vers .
Tkattete ; die aber, wie fchon erwähnt; durch die offen-
bare Thatlache: fällt, ‘dafs jene Gefäfshaut ,; von der
Allantois den. Wiederkäuer ablteigenid, (das. Amnion)..
Ca
36 EN \
Pi} an der: weiten Strecke feines Umfanges aberziche,
die mit der. Allantois in gar keiner Berührung ift. '-
Ein ähnliches Verkennen längft erwiefener Wahr- '
heiten zeigt die Gefchichte der Darmblaje.
‚Nachdem fchon Needham und fpäter Blumenbach,
Sömmerring''und Oken, in diefer vehcula. umbilicalis
die Dotterhaut der Vögel nachgewielen, nachdem die
vergleichende Anatomie felbft ‘an Fifchen und Amphi-
bier die. durchgreifende‘ Aehnlichkeit beider beftärkt,
nachdem Nken und’ Andere ihre, oder eines ftellvertre-
enden Theiles, Gegenwart in allen Säugthieren erkannt,
"ünd-ikren Zufaömmenhang mit dem ‚Darmkanal darget
than hätten ; wird''uns, in 'demfelben Berichte über die.
Abhandlung Dutrochers, die’ Vergleichung derfelbeh
ivit-der Dotterhaut faft Als’ eine Neuigkeit ange:
kündigt; während zwei andere verdiente Beobächter
dEmmerz und Höchfteter in Reils Archiv für Phyf. IX)
fich'abmühen,, ‘die Aehnlichkeit beider Theile, und ‚die
unmittelbare Verbindung der Darmblafe mit dem Darme
zu. beftreiten, und ibre Behauptung felbft auf Gründe
®» ftützen, von den, fchon vor einem halben. ‚Jahr
undert geführten > überzeugenden Beweifen. Wolffs.
keinen. Gebrauch, machen, und, obgleich. von, Meckel
Gin ‚der Einleitung _ zur ‚Ueberfetzung | der ‚Wolffichen
Abhandlung über die Bildung des Darmkanals im bes
brüteten Hähnchen) fchon im Jahr, 1812 aufs. bündiglie,
widerlegt, dennoch im Jahr 1915 bei N
{timmung finden Konnten, nah
Und.fo fehen'wir denn nach vieljährigem Suckehuiut
Befchreiben: uml’Erklären, durch’ die Autorität der auf
tretenden Beobachter , auf einmal'Sätze erfchüttert, die
für anerkannte Wahrheiten galten, und behnddrinssiil.
der-Nothwendigkeit, Verhandiungen wieder aufzufaffen,)
die man länglt als abgeichlofien.betrachten durfte.
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| ‚Bei. diefer Verwirrung, die in einer fo vielfeiti gen
| Sache‘ leichtlich von Tag zu Tage neue Milsverftänd-
nille erzeugen kann, fcheint es denn wünfchenswerth,
dafs es allen, denen diefe Angelegenheit ernftlich am
Herzen liegt, ' und die fich dazu berufen glauben, zu
ihrer- Förderung etwas beizutragen, gefallen möge; fich
vorläufig alles blofsen Meinens, welches nur zu Hin =
und ‚Herreden führt, ‚und. keinen ftreitigen Punkt ab-
macht, zu enthalten, dafs man Zeit und Kräfte lieber
daran wenden möge, einmal mit Hülfe einer gefunden
Kritik’zu beleuchten und darzuthun, welche von den
‘vielen. Beobachtungen denn feft -ftehen und: gelten,
und einzig Glauben verdienen; und.dafs man endlich
die unfichern, - fchwankenden, und‘noch zu: berichti-
‚Sätze nach der Reihe vornehme und Schritt vor
bearbeite, ergänze und‘abfchliefse.
ri In Betreff der Allantois des Hundsfötus habe ich
s Letztere vor einiger Zeit verlucht; und wenn es
wir gelungen ift, darin den Beifall eines arblken Meifters
(Cuvier im Journal des Savans Jan. 1817. p- 57. 59.)
zu erwerben, fo weils ieh dies Glück , als folches, um
‚fo mehr zu fchätzen,, je feltener es Andern, die gröfsere
Anfprüche darauf hätten, zu Theil wird.. An.dem-
delbeu Orte wird mir jedoch nachgefagt, „ich habe den
» Zufammenhang der vehicula umbilicalis mit dem Darm-
„kanal nicht dargelegt, -fondern nur auf Okens Wort
»angenommen.‘*
Wenn ich er dadurch zu einer Antwort HN
fordert finde, fo fühle ich dabei gar wohl, welch kiz-
lich Ding es fey, fich in Erläuterungen einzulallen, die
Jeicht einen polemifchen Anftrich nehmen, und wie
Bee man'geneigt feyn wird, in meinem Widerfpruche
e Hochachtung zu finden, die ich gegen einen, um
vergleichende Anatomie und andere. Zweige der Na-
turwillenichaft fo höchlt verdienten Gelehrten hege.
38 an
-Da ich jedoch hoffe, bei diefer Veranlaflung‘einen an-
noch beftrittenen Satz zu erläutern und bis auf einen
‚gewillen Punkt 'abzufchliefsen; fo fey es'mir erlaubt,
auf jene "Behauptung Cwviers zu bemerken: dafs es
aufser. meinem Zwecke gelegen, bei der Unterfuchung
über ‘das Verhältnifs der Allantois auch das der Veh-
cula umbilicalis zum Darmkanal zu erörtern; :dafs ich‘
‚diefes felbft für unnöthig gehalten und Aknals in der
Meinung geftanden hahe, man zweifle ziemlich allge-
‚mein nicht an dem : Zufammenhange .diefer Darmblafe
‚mit dem Darme; dafs ich es endlich auch nicht abwegs
hielt, Oken als Autorität bei der’ Veficula umbilicalis zu
eitiren, indem es weltbekannt ift, dafs derfelbe Treff+
liches über ihre Deutung geleiftet habe, ‚Ich hätte frei-
Jich ebenfalls hingeworfene Winke von Needham dar-
über anführen und mich auf Kie/er und J. F, Meckel
ftützen können, ja, da die Aehnlichkeit der Darmblafe
und des Dotterfackseinmalgilt, und, wie Meckel bewies,
gegen alle Einwendungen fehr wohl zu halten ift, fo
hätte ich vor allen C. Fr. Wolff als Gewährsmann wählen
können, aber es lag, wie gefagt, nicht in meinem Plane,
in Unterfuchungen über die Darmblafe und ihr aka
nils zum Darme einzugehen. R"
Nunmehr aber, da ich ‚die Trfalaeig gemacht
habe, dafs dieMeinungen darüber noch fchwanken, und
dafs felbft Cuvier *) der Behauptung; Zinmerts beitritt,
welche den nähern Zulfammenhapg der Darmblafe mit
> r Urs 3 Pt2) n
3) Not. ef. Analyfe de travaux ‚etc, „„M. Curier a retrouvd,
„comme M.Oken et M.M. Höchfierter etEmmert, da memhrane
. „ombilicale dans tous les mammiferes, meme dans l’homme;
„mais il n’a jamais pu appersevoir le pcdicule par lequel e
„premier de ces objervateurs pretend quelle communigue
„avec ‚Vinteftin.“ , Spätere, von Herrn Cuvier verlprochene
‚= Nachriehten, find mir ‚leider noch nicht zugekommen..-.
nn ne «39
‚dem, Darme Jläugnet; will ich.es verfuchen,-dureh eiite
"Beobachtung am Schafsfötus darzuthun: 4
“2 dafs die vejicula umbilicalis i in der ‚frühern Zeit der
| = Entwicklung des Fötus mit dem Darmkanale unmit-
telbar zufammenhängt, nicht blofs durch einen -Fort-
fatz des Bauchfells, KORB “ offenbares RER:
vo nuum, « w
Ich "wähle dazu (wegen Dres Zuverläff greie
aller doppelt bewährten Beobachtungen)einen Zrsillings-
‚förus aus einem fehr frühen Zeitraume; deffen Alter ich
‘jedoch hier nicht genau beftimmen kann, und nach
Haller und Kuhlemann auszumitteln nicht unternehmen
will; weil die von ihnen angegebene Maafse nicht ficher
leiten, und auch die befechriebene Entwicklung der Or-
| ne nicht in einer fo deutlichen Reihe aufgeftellt wird,
| "man überall darauf fufsen könne, Da ich jedoch
den zu befchreibenden Fötus in Fig. 1. und 2. genau in
natürlicher Gröfse gezeichnet"habe, fo wird es nicht
fchwer feyo, ihm, zu einer andern Zeit; wo durch eine
Reihe von Beobachtungen die ftufenweife Ausbildung
der Embryonen dargeftellt werden foll, feinen Platz
"und fein zukommendes Alter anzuweifen. Darum habe
ich auch in den übrigen Abbildungen die Andeutung
‘anderer "Theile des Fötus nicht vernachläffgt,‘ ob ich
ech hier nicht umftändlich davon fpreche, ar!
"Der ganze trächtige Uterus, welcher diefe Zwil-
Högsfrucht enthielt, war aus einem gefunden, gefchläch-
teten Schafe genommen, und hatte, unaufgefchnirten,
2 Tage in frifchem Waffer gelegen. Am zten wurde
“er unterfucht, und zeigte im Innern warzenärtig vorfte-
de, aber noch mit keinen Gruben verfehene, Coty-
:donen. In jeder der beiden Abtheilungen der Bärmut-
lag ein Fötus, mit dem einen, frei endenden Horn
r Häute gegen die tuba, mit dem andern dem ent-
gegenlaufenden Ende der Hüllen des nachbarlichen Fö-
I
his s äugekehrt’ und verbunden. ‘ An der Oberfläche der
Häute war noch keine Spur von Cötyledohen- zu lehen‘;
„wohl äber eine fehr vielfache Veräftung der Blutgefäfse;
‚mächtiger und von Blut ftrotzender’in der“Mlitte der,
‚den Embryo umgebenden Hüllen; gegen ihre Enden hin
allmählich feiner und blaffer werdejde Die in den Hör-
nern der Häute enthaltene Flüffgkeit (bekanntlich liquor
Allantoidis) konnte bis an die freien Enden der Hüllen
‚getrieben werden, ‚die hier kein — weder nach aulsen
vorftehendes, noch nach-innen umgeftülptes — Diver-
ticulum ‚zeigten. ‚.Doch‘ klebten diefen Enden einige
gelbliche undurchfichtige Körnchen an, die ich, ohne
Verletzung der Häute, in ein verfchrumpftes Knötchen
und einige. ‚gefälsartige ara entwickeln liefsen. dig
1. c..d.).
Obgleich diefe Fäden each if Hauer
u, und ‚eine Fortfetzung'im Innern..des Chorion
laufender Stämme zu feyn fchienen; [o konnte doch ihr
offenbarer Zulammenhang mit: denfelben, felbft. durch
das Suchglas, nicht’ deutlich ausgemittelt werden; in-
dem- alle Gefälse und‘ das »Chorion-felbit, gegen das
‘ äulserfte Ende hin, ein abgeftorbenes Anfehen hatten,
und in. der gelblich‘ grauen, “opaken Haut diefes End-
zipfels fich kein Theil von dem andern ‚: wit, yoller Be-
PURE, unterfcheiden Jiefs, |
"An. dem andern ‚mit dem Want ade Fötus ZU-
Arambnftofsteden Ende der.Hüllen, zeigte die Vereini-
gung. der 'beiderlei Hörner zwar. eine leichte. Schnü-
rung (Fig. 1. a.); doch waren hie offenbar in ein Conti-
nuum. verbunden, und lielsen fich ohne -Zerreilsung
nicht‘ trennen. . Die Gefälse des äufsern. Blattes des
- Chorion konnten zwar hier nicht von den ‚Hüllen: des
einen Fötus auf die des andern hinüber verfolgt werden;
aber es ift mir aus Unterfuchungen reiferer ‘Früchte
bekannt, dafs ein folches Uebertreten Statt finde, und
-iag ee HE
jeh kann es als-eine ne kuverfafsige Behauptun aufftellen,
dafs, bei Schafszwillingen, das äufsere Blatt des Cho-
rion fich von einem Embryö auf Son andern, u Con-
Bean: ‚fortfetzt.
- Der liquor Allantoidis flofs jedoch aus ‚dem Horn
seien Fötus nicht in das des andern über, und'es jft
eben fo unbezweifelt, dafs die an ei vollftändig
ach find.
© © Bei genauer Unterfuchung der eßchiärien Stelle,
bis zu welcher der liquor Allantoidis beiderfeits Authete,
zeigte fich auch ein in die Hüllen des einen Fötus einge;
fenkter Theil (Fig. 1. b.) von gelblicher , abgeltorbener
‘Oberfläche, wie ein ‚Endzipfe] der Hüllen ausfehend,
und beiden zufammenftofsenden Hörnern gemeinfchaft-
Jich angehörend; aber itı die Höhlen Keiner Alantois
- ‚mehr offen, fondern’an der Stelle der Schnär ung ver-
fehloffen. Auch diefe Einfenkung‘ ift eine ganz beltän-
i dige, ohne Zweifel durch das Gegeneinanderwächfen der
- heile beiter Embryonen veranlafste Erfcheinung '); fie
gehört aber zu einer ganz andern Reihe von Unter-
"fuchungen (über die Billtung der Divertikeln der Allan-
tois) und kann hier nicht ; in vollem UNE beisüch-
tet werden. =
Ungefähr‘ in der Mitte der Hältem‘ eines jeden Fö-
tus Ichien durch die äufsern Häute das den Einbryo
enthaltende Amnion durch, von deffen Mitte aus die
Stämme der Gefäfse deutlich wahrgenommen, und,
Aängft der concaven ‚Seite der Hüllen, verfolgt werden
- konnten, und zwar in jedem Horn drei Stämme,
. Davon je zwei blutroth und nahe an einander liegend,
EB. und arteria umbil. Fig. 1. e. e. f. f.) der dritte
Stamm etwas davon entfernt, gelblich, aus einem Kno-
ten von der Mitte des Amnion dicker anfangend, und,
91) 8, Meckel bei Wolff über die Bildung.desDarmkanals. 8. 46 ff.
allmählich feiner werdend, gegen die Enden der Hörner
'zwifchen \den ' Stämmen ‚der DAGEGEN verlaufend,
@ign.gh.i.) IE RE 29
Nach: diefen, an beiden Embryonen vollkommen
übereinftimmenden Beobachtungen, ‘wurde die Unter-
fuchung auf die innern Theile fortgefetzt, und zwar
erlt an dem einen , dann an dem andern Fötus. ' Da die.
Relultate in beiden gleichförmig aushelen, und’ich —
um über alles, was’ bei voller Schonung der Theile
undeutlich ‘geblieben wäre, gänzliche Gewifsheit zu
erlangen — den: einen Fötus felbft aufopferte; fo'be-
fchreibe ich den: weitern Befund nur nach. demjenigen,
der zur Anfertigung der Zeichnungen diente und noch,
als’ ein beweisführendes Präparat, aufbewahrt wird. ©.
Wenn alfo’ das äufsere: Blatt des Chorion, am con»
“ eaven Rande-der Hüllen, in der: Gegend des Amnios
geöffnet und in deffen Umfang zurückgefchlagen wird,
fo zeigt lich ein zweites, darunter liegendes; gefälsrei=
ches Blatt des Chorion, den tiefer liegenden Theilen,
der. Allantois und dem Amnion felt anhärgend und
die Stänime der’Blutgefäfse führend ; dergeltalt jeıloch,
dafs die ausgehenden Aefte und Zweigerdiefer Blutge-
fäfse vielfach vom innern 'Blatte des Chorion’auf das
äufsere überfpringen, und. alfo'beiden ge
zuzufchreiben find. (Fig. 2.) u ra
Das von diefer feinen Gefäfshaut bedeckte Antskop
ift nierenförmig, Kaum 5 Linien'im Längendurchmefier
haltend. Aus leinem’Einfchnitt (hilum) tritt der, in die
Allantois ‘übergehende 'Urachus: mit. den."Blutgefäfs-
ftömmen (vala: umbilicalia) als ein ftarker'Wulft hervor.
Neben dem Eintritt diefer Theile in das Amnion ‚liegt
der, oben fehon angedeutete, gewundene, gelbe, 'einer
zulammengefallenen Blafe ähnliche Knoten;,breiter als
der eintretende Urachus, und, wie man jetzt deutlich
ünterfcheiden kahn, aufserhalb des Ammnion, fo dafs er
deffen’unbefchadet-hin und her gefehoben werden kann,
Aus ‚diefem Knoten läuft zu jedem Horn.der Häute ein
ftarker, ebenfalls gelblicher Kanal, und verliert ich zu-
letzt fadenartig mit‘ den, an Röthe abnehmenden und
daher fchwieriger von einander zu unterfcheidenden
Blutgefälsen gegen das Ende des Horns; doch fo, dafs
es fcheint als fey er es hauptfächlich, welcher in die,
am \letzten Zipfel des: Horns hängenden Fäden über-
EN (Fig. 1: und'2. c.d.); Infeinem ganzen Verlaufe
liegt diefer Kanal zwar hart unter dem äufsern Blatte
des Chorion, und läfst fich auch ftreckenweife aufıdem
ännern Blatte deflelben bin - und herfchieben ; doch nicht
mit grofsem Spielraume; weil die aus den Nabelgefäfsen
zu den beiden Blättern des Chorion laufenden Aelte
theils darüber, theils darunter hinweggehen, und jenen
"Kanal zwifchen ihren Spaltungen fefthaiten ;,. vielleicht
auch, weil das innere Blatt des Chorion diefem Kanal
einen feinen Ueberzug leiht, und er zur: fcheinbar zwi-
fchen beiden Blättern des Chorion.liegt; :was hier nicht
mit Gewilsheit auszumitteln war und Unterfuchungen
‚as. einer frühern Periode erfordert, wo. die Darmblafe
Ben in vollem Leben ift.
"Ich Sage; die Darmblafe, CARE es bedarf old
Ban einer Erinnerung, dafs: der befcbriebene Knoten,
mit feinen zwei gefäfsartigen Enden, die veficula umbi-
dicalis felbft fey;' welche'aus einer in zwei: Hörner aus-
‚Blafe befteht.
© Schon fein Vorhandenfeyn neben dem Amnion, Pla
"Allantois und den: beiden -Nabelblutgefälsen berechti-
‚gerzu ‚diefer Annahme, die zur vollen. Gewilsheit wird,
“ wenn man feinen Zufammenhang mit den Theilen des
Rötus weiter verfolgt.
” ‚Oeffnet man nämlich das den Fötus knapp um-
fehlielsende Amnion, fo findet fich, dals die an feinem
Einfchnitt eingehenden Theile unmittelbar auf die Bauch-
\
wand des Embryo treffen,’ die hier bis ans Amnion
ftöfst, unddafs'von einer wahren, gedrebten,;in die
‘Länge gezogenen Nabelfchnur, weder innerhalb Alan
aufserhalb des‘Amnion,, eine Spurfey.- ı Ki
"Wird endlich Auch die Bauchhiöhle des Fötus
öffnet, fo zeigt fich, dafs der Urachus, ‚ohne'alle bla
fenartige Erweiterung, zum Hintertheil des Embryo. „ab-
fteigt; neben fich die beiden Nabelarterien führend,
(Fig. 4. p.) die Nabelvene aber, gleich beim Eintritt ia.
die-Bauchhöble, an die Leber abgebend, , (Fig. 4:8).
Der Knoten.der veficula umbilicalis:higgegen gehty
“ an und innerhalb der Bauchwand;, ‘aus einer leichten,
Schnürung unmittelbar in den: Darmkanal ‚über ,. und.
zwar in einen auffteigenden Magendarm und einen ab-
fteigenden Erddarm, (Fig. 4: h. aa. de.) die beide, ‚ohne,
alle Windungen; 'an der Vereinigung mit der Darmblafe
ineinem fpitzigen Winkel] zufammentreffen; fo:dafs zwir
{chen ihnen und der Rückenfäule nur ein kleiner, drei»
eckiger, vom Mefenterium ausgefüllter Raum übrig
bleibt, in welchern die Spur einer vena omphalomelen-
terica,» jedoch etwas unbeltimmt, zu fehen web is“
):
u nn gewils aus allem diefem elchiäkte dal; jener in.
=wei: Hörner auslaufende Knoten nur die ‚Darmblafe.
feyn könne, fo augenfcheinlich geht daraus. hervor,,
dafs diefe Darmblafe hier fchon tanle im, Abfierben be-
griffen war, su | Vo rg
;- Der zufammengefallene, Verka Zuftand.
des blafigen Theils, die anfangende Schnürung an der.
Stelle des Dürchganges durch die Bauchwand, ‚die gelbe
Farbe, ohne merkliches Gefälsnetz,.. und. die faden-
artig, verlaufenden Enden lielsen keine Zweifel darüber,
Wenn fich daher auch bei der Oeffnung. dieferDarm-
blafe nur wenig Flüfhgkeit zeigte (deren;Schätzung da-
duxch noch um fo unficherer wurde, .dais die, ganze,
| ERERERENERRE unter "Waffer gefchehen 'mufste), wenn die
| zarte ‚Haut diefer Blafe: zwar wohl:sein Auffchneiden
| ihrer Wände und ein Erkennen der, in ihre Hörner fort-
rer Höhle zuliefs, fo vertrug -fie dagegen nicht
ingliches Aufblafen noch Einfpritzen, um den
[ni yang aus ihr in das lumen des Darınkanals darzu-
un: ‚Ein umgekehrtes, aus'der Höhle des Darms
| in die Darmblafe vorzunehmendes Einfpritzen,
| Eagibeis dieKleinheit der Theile, das geringe’ lumen: °
des Darms, ‘und: die markige. Befchaffenheit‘feiner
Wände unmöglich, und wäre es auch gelungen, fo
bliebe denen, die fch vorgenommen haben nicht zw -
| glauben, wieder der neue Einwurf übrig : der. Üeber=
„der Luft fey gewaltlam „ und; durch innere Zer-
Ft der Theile erfolgt; fo wie, von der anderm
das Nichtgelingen diefes Verfuchs, in der, am,
chnürten Bee fchon Statt habenden sc Ana
N ai ie
PlrK ua’ dtefen “Rückfichten, hing Kia INNE das’
ii der Darmblafe in den Darm nur ‘durch eine‘
"von Beobachtungen aus verfchiedenen ‚Perioden
überführend ‘dargethan werden kann‘, was’ hier
'anfere Abfieht war,'.halte ich‘ es für überflüfhg;/
ieWorten den: Zulammenhang zwifchen der:Darmi«
blafe und dem Darın weiter zu befchreiben, und/über“
den naehdrücklichen: und. augenfcheinlichen Beweis
den, treu nach der Natur geinachten Abbildun-,
n (Fig. 3: und 4.) die, wieich glaube, jeden Unbefan-,.
en ‚davon. überzeugen werden, ‚dafs die Darmblafe!
fsfötus mit,dem Darme unmittelbar zufammen-
;.und zwar genau fo, wie dieles (wenn;wir ‚üben‘,
le Stellerdieles "Zufammenhangs 'und-andere ,. hier un«\
n che Dinge nicht richten wollen) von Oken-ami
insembryo befchrieben und abgebildet worden ilt.
_
(Siehe :deffen Beiträge zur vergleichenden Zool. Anat+
und.Phyt. I. p: 59.'und Tab, 3.), BIER.
"+. So Sehr ich aber auch, nach den Abrliegiepileie That-
fachen,, nach vielen andern Erfahrungen und aus ioniger
Ueberzeugung der Oken’fchen Auficht hierin beiltimmen,
muls ; lo wenig kannich jedoch feiner, fchon von Meckel
und ‚nach. ihm: von Samuel: mit triftigen Gründen be+
ftrittenen.-Meinung beitreten, nach welcher die Divers,
ticula Allantoidis aus den abgelöften Hörnern der Darm-
blafe entftehen follen. .. Ich glaube vielmehr, dafs die
vorliegende Beobachtung, auf eine ent/cheidende Weife,
das Unzuläfßge diefer Meinung, darthue; und ich A
diele Behauptung auf folgende Gründe: HR PR
“ y) weil hier die Enden der Darmblafe fchon abgel
forbe und noch ‚Keine Divertikeln gebildet waren;
weil r 2.
“ 9) der Augenfchein die RER zeigt,
aus folchen fadenartigen Exden der Darmblale j je er
ein, den blalgen Be ‚ähnlicher Annas garlkary
hen. könne; ne
HET?) räihe nir aus- ler Air benr iften
dafs‘ die ‚Darmblafe,; ‚bei: weiterm Schwinden): je mehr.
und ınehr an ihren «Hörnern, abftirbt ‚fo dafs zuletzt,
nur ‚der blalasirtign: Tea brig: ‘bleibt; und’ weil,
enillinhsjii: arte ee
“4 aus einer PORN 'von Bestie hai > ich, '
wöfern es nöthig wäre, alle‘ mit Abbildungen belegen‘
würde‘, Spewieterwertleh kann, dafs die Bildung der‘
Bivertikeln erft anfängt, Nachdem keine Spur der Darm,
bläle'mehrübrig, und auch der zuletzt‘ gebliebene, bla- “t
fige Knoten’ verfchwunden ilt; wo” allo von einer Ent-!
ftehung aus, der Darmblafe 'gar nicht mehr die'Rede be
mus RT past an
Tan LTEBEH u ie is Bu Be U LI ER a
'
I a ee um.
!Ueber die verfchiedenen Begriftsbefiimmungen
| „des Lebens. Von Dr. C.G. Carus.
ner
'Sylteme der Phyfiologie find bisher gewöhnlich
t einem ‚Gegenltande eröffnet worden, ‘welchen man
| En weit eher als Schlufsftein und’ Summe
der ganzen Wilfenfchaft, denn als Anfang oder Vorbe-
zeitung derfelben aufgeftellt wünfchen möchte, närmnlich
mit dem Begrijfe oder der ANBrapIen des Lebens. Höhe
a zur 1 Tree pe !
er ‚Das, Wort Lehen nämlich, bezeichnet; ja überhaupt.
‚gar nichts wahrhaft Belonderes, nichts für fichbeftex.
s Reales , ‚es enthält vielmehr nur den Begriff
E Varraderaugen, gewiller ftets fortichreitenden:
rwandlungen beltimmter Realitäten, und es kann
uns demnach nur erlt durch lange und tiefe Beobach-
eK Verwandlungen oder des Lebendig gen felbft,
es Bild davon entfteheh,' was &ibönklich bei dem.
en: ein Unausfprechliches angenom-
enen Zeichen) gedacht werden folle, folglich unge
“eben fo, wie dem,. welcher irgend einen Menfchen’
‚nicht feinem Leben und Beftrebungen nach beob-'
, oder fonft kennen gelernt hat, der Name diefeg‘
einen in gleichgültiger leerer Klang bleibt, fo wird
der, welcher die Erfcheinungen des Lebens felbft noch
B näher erfahren oder erforfcht hat, wenn ihm ı nun.
ich anfangs. das Zeichen anltatt der Sache, das Wort‘
nd die Be anftatt der Gefchichte entgegentritt,
eigentlichen Welen des Lebendigen entweder gar
ein deutliches , oder ein falfches Bild erhalten, jaer,
R ‚dahin kommen, das Symbol zur Sache felbft u
a0 en „und mit Schulbegriffen wie-mit Wirklich-.
ortzurechnen. Wir erklären uns daher das fo _
hiußg, Achmar Hinneigen zum Spiel mit vagen Ver-
Aa ee pe
(uähalsbegritten; bei.dem Abwenden fowohl von klarer
i inerer. Vernunftänfehauung als‘ von: unbefangener, ob
jectiver Naturforfehung; ‚welches da’alles als ‚caput mor-
tuum zuriickbleiben” möchte; "fobald die DeAnition als
Spiritus davon aber ke RR BEN CE
Solehem‘ "Milsbrauch nun VErSkhaheh und auf »
den. zichigern "Wei eg "zur " Betrachtung des Lebens über-
haupt v vor zubereiten, "feheint es zweckdienlich, von Zeit
zu Zeit‘ ‚frühere ‚Anebten “über. diefe Gegenftände zu
vergleichen und‘: zu prüfen, a8 nach Kräften zu er wei-
tern und zu 'Veryollftändige igen., „damit. Mehreren ‚gelioge,
ty "Einem \ unmö lich war. eides ift nun v von Herra
Prof. Mayer #) in einem früherh 4 Auffatze ‚Sets Arch una
beäbfichtigt, und kann“ die g gegeiwärt ge A yeit, zu vun
Theil durch jene veranlafst, “einer ähnlichen 3 Al
gleichfalls auf irgend eine Was förderlich Eyes fo hat
ie ihren ‚Zweck "erreicht, Et
Fark tur ainpieg kaswısßV, hyREIs een
„ Gleich.a nfangs aber‚gläube ich ‚hier, ‚meine fell
Berzeugung aus rechen, zu müllen, dafs’ich, Br
fuch, das ‚Leben, blols..als irgend eine, ‚ demibefopndern
Organismus, anhänger ıde» ihm, fün fich Selbje,zukom- |
mende 1 ah zu erkl Iren 45 für gänzlich. verfehlt, und, ",
Ba erh. ‚Einficht, hindexlich janfehen müfle ja.dals,
mir überhaupt [cheint, ‚als.ob.: alle,Lehrlätze.der, Nar
ar fenfchaft, Sofern he ginzelng,,. an‚einzelne, Körper,
gebundene R Kräfte annehmen, ‚der ächtg aNat fo: orehung
mehr, entgegen, als, ‚vorarbeiten, Wonä nlich if! 1daR
Beh d eine, ek uns denkbar, MN „unter
einer Weche ı/e heirkung, ‚steile chen, ‚Mel ren? u,
durch S.
ealeh, verjchiedener GOIBeR, arapänget ;erfeheint,;
ns Mikes Fran Eure.
FG han. iR;
u) Ueber einenene Bes iin Dyno) der Hahn y
“Arch. für Phyf. I. 18 il
N > 1
ns ÄSEN 3
das Welen der Rr aft als, no De Vors
Amts
"wie dürfen wir dann irgend eine Kraft und fo auch die
Lebenskrait, das Leben felbft, als Attribut ‚eines ein»
zelnen Körpers betrachten ? Man verfuche es nur und
denke fich für einen Augenblick das Unmögiiche, näm-
lich einen durchaus einfachen Körper „ vollftändig und
in jeder Hinficht ifolirt, aller Wechfelwirkung mit an-
dern Welen entfremdet, und man wird [ich leicht über-
zeugen, ‚dafs in einem folchen Körper-auch fchlechter-
dings keine Kraftäufserung, keine Thätigkeit gedenk-
bar fey. Selbft die allgemeinften Kräfte nämlich, z. B.
die Schwerkraft, fetzen immer eine Beziehung auf
“ein Aeufseres voraus; ferner wird auch keine Ortsbe-
wegung getlenkbar feyn, da der Begriff des Orts noth-
wendig ein räumliches Verhältnifs zu andern Objecten
0 ausletzt ; und eben fo wenig können hier, als in
em durchaus Einfachen, innere Verwandlungen vor-
ımen, denn verwandeln kann fich nur ein Zufam-
mengeletztes, und Verwandlung gefchieht nur‘ durch
‚eine Umänderung der Verhältniffe befonderer Theile,
fo dafs diefes Einfache erft durch höhere‘Einwirkung
in mehrere Theile gefondert werden müfste, wenn es
ch nur der innern Thätigkeit, eines innern Lebens
& feyn follte. Sonach ergiebt fich, dafs ein voll-
men einfacher und ifolirter Körper als fchlechthin
end oder tocdt anzulehen wäre, ja dafs er eben über-
Po“ gar nicht in der Wirklichkeit exiltiren könne,
Sehen wir aber, dals felbft die einfachften Kräfte
» ko in Beziehungen unter einem Mehrfachen (fey die-
'$ ntın ein Inneres oder Aeulseres) beftehen '), fo
wird dies gewils in noch vollerem Maafse vom Leben,
1) Will man fich daher marbematilch ein Bild der Kraft ge-
' Sraltıen, fo mufs es immer die are als die Per HnEnIE
ier-’Endpunkte [eyn.
‚d. Archiv IV. 1. D
50 / ——
als: von der Vereinigung fo. vielartieer Kräfte gelten -
müffen... ‚So. follten wir! es demnach feft im Auge.be
‚halten, „dafs Leben, feinem ‚Wefen nach Wechjelwirkung
fey, und ‚feine, Erfcheinung folglich ‚nie als Attribur
eines, Objects: allein, .ı Sondern Ab Product aller der
‚Objecte tuibetrachten. ift, Ki zu diefer Wechlelwir-
Kung beitragen... .. ; a
©... Weiter ift.esinun: rer ein.aus Obigem fich klar er-
gebender Satz, dafs alles, was unter fiehin Wechlelwir-
kung treten foll, nie .ein.völlig Heterogenes,feyu darf.
Wären nämlich zwei Körper unter Sch durchaus undin
jeder Beziehung ungleich, fo.wäre auch an irgend einen
Berührungspunkt beider gar nicht zu ‚denken; wie. dies
denn z» B. zwifchen demtin, voller Reinheit. gedachten
Geift, und ‚einer an,fich todten; Materie der Fall feyn
amülste. Sprechen wir,..daher vom Leben ‚als einer
Wechlfelwirkung, fo ergiebt.üch ferner, dafs diefe eben-
falls eine Wirkung zwifchen verfchiedenen , in gewiller
Hinficht gleichartigen Dingen feyn werde. Nun nennen
wir aber, 'was.die Erfcheinung des Lebens heryorbringt,
lebendig,.und esift folglich klar, dafs, wenn. die Er-
fcheinung des: Lebens nicht ‚aus einem ‚Object allein,
fondern aus mehrern zugleich refultirt, allem dem, wo-
von Lebensthätigkeit mit ausgeht, auch.der Name ‚des
Lebendigen zuzufprechen fey, fo dafs wir denn endlich
Leben als. eine Wech/elwirkung zwi/chen Lebendigen
betrachten dürfen, jedoch fo, dafs diefem Lebendigen
diefes Prädikat immer nur infofern zukommt, als Ge in
jenem Zufammenwirken fich thätig.erweilen. ;
Es kann nun aber dem Socerklacich Foricher
Bicht entgehen, dafs in der ganzen uns wahrnehmbaren
Natur: fchlechterdings nichts ilt, was nicht’ mit dem
Andern-auf ir gend,eine Weife in Beziehung und:in- Aus-
taulch von. Thätigkeiten . begriffen ‚wäre. ‚Sterne und
Monde,..Sognen und Erden, Atmolphäre und Erd-
körper, Walfer und feftes Land, Boden und Pflanzen,
Pfiänzen und Thiere, alles lebt in und durch einander,
wechfelfeitig 'zufammenwirkend; und keins von allen
wäre ohne‘ das’ Uebrige lebendig, ja exiftirte überhaupt
ohne .diefes gar "nicht. "Ift (iels nun aber wirklich der
. Fall, wo ift dann die fefte Gränze zwifchen Lebendigem
und Nichtlebendigem ? wo ilt der Körper, welcher exi-
ftirte ohne zum eteiiän Naturleben auf ei Weife
beizutragen? ? Und fo folgern wir:
Alles ilt’lebendig, fo lange es in jenem Kreife all-
‚gemeiner Wechfelwirkung der Natur felbftkräftig ein-
greift, allein nichts ift lebendig, fobald es aus jenem
Kreife völlig 'heraustritt,
Da es nun aber in der Natur der Sache liegt, dafs
darchaus nichts wahrhaft Vorhöndenes jenem grofsen
Ringe der Welen fich entziehen kann, fo'kann es auch
nirgends einen wahren Tod gehen aulser in der abfolus
ten Leerheit, im Nichts.
0 Dagegen zeigt unsein Ueberblick der Se Wehe
Lebendigen leicht die unendliche Verichiedenheit, in
"welcher fie zur Erfcheinung allgemeinen oder befon-
dern Lebens- mitwirken, und wir vermögen Stufenfolgen
und Grade der Lebendigkeit zu erkennen. Allein der
- Maafsltab zur Ermelfung fölcher Stufenfolgen und
&rade ift bisher, wir können es nicht läugnen, ein
ziemlich willkührlicher gewelen, ja man hätte zuweilen
den ‚Begriff einer folchen Gradation lieber völlig ver-
wifcht, behauptend, «dafs jedes Welen in fich und für
feinen Zweck von gleicher Vollkommenheit mit:den an-
dern Tey, und ihre oft fcheinbare Mangelhaftigkeit nur
von unferm Standpunkte in der‘ Wefenreihe abhänge,
; nur eine relative und keine reale fey. Allein'mir fcheint,
dafs es allerdings klar und beftimt fich angeben laffe,
dafs, und in wiefern wir eine folche Verfchiedenheit als
veal anzunelimen berechtigt fud, und die folgende An
Da
53 nn
Sicht könnte vielleicht‘ den Weg. zeigen, felbft mathe-
mätilch einen folchen Unterfchied ih“ Kr zu
bezeichnen. Ar
Es ift nämlich ma Keihem ehe unter“
‘
Puh Si
die Idee, des Lebens En um fo De er-
. fcheine, dahingegen eine intenhv und extenhv ichwache
Lebensthätigkeit ‚immer "mehr vom Sinne des Lebens,
- fich entfernen, uns zuletzt als gänzlich ruhend, _ als, todt. e
eicheanenumalle, Intenlon und Extenfion Air, Lebens-
wirkung, il nur edhfch A dafs, eine BE
Mehrzahl von, Wirkungen. auf einem Punkte ‚Sich con-
centriren, und von dielem Punkte wieder. gegen jene
Richtungen ausgehen, Da nämlich jeder Körper leben-
dig zu nennen ift, in wie fern er mit einem andern in _
Wechfekwirkung tritt, fo wiederholt fich natürlich der
Begriff der Lebendigkeit fo vielmal in ihm, als er mit
fremden Körpern fich verbunden zeigt.
. Setzen wir z. B. A und B als zwei mit einander
in Wechfelwirkung ftehende Körper, -fo ift ihre Wech-
felwirkung = A. B., und'es bezeichnet.diefes. Product
zugleich. den Grad lebendiger Thätigkeit eines Jeden. —
Setzen. wir dagegen mehrere Körper = A. in Wechfel-
wirkung mit einem einzigen Körper =B, EAN Jan |
ANA A AFTRTTTAH Pe
NN ha
fo erfcheint an einem x welches, Sk den kr:
gen fich zu verbinden, blofs mit B in Wechfelwirküng
. ‚tritt, eine ee =—=A,B; allein an B, wal-
_ 53
ehes. ‚mit jedem: Ai in’ nWechfelwirkung, ch, ‚befindet;; eine
Manifeftation des Lebens == B. AP, und.das Leben von
Bift folglich hier um fo viel,höher denn im erftern Bei-
fpiele, als die Zahl feiner Wechfelbeziehungen zuge-
nommen hat, d. di, um fo viel als A® mehr ift als A.
Beifpiele zu diefen Formeln ergeben fich bierzu in
der Natur inMenge. Denn indem wir die in thätigerm:
Verhältuifs zur Äufsenwelt ftehende, 'wachfende, aus.
fonlernde, zeugende Pflanze, über das unjrer Wahrs,
nehmung' fat: ganz ruhend erfcheinende Fofßl fetzen, fer-
ner indem wir den durch Empfindung "und Bewegimg
in lebendigerer Wechtelwirkung mit Aeufserlichem fte-
henden Thieren ein höheres Leben zufchreiben als der
Pflanze, und‘ endlich unter- den Thiereh wieder dem.
Menfchen, welcher c durch. "Vernunft und Willensfreiheit
in innigere Verbindung ı mit dem 'All’tritt, dem.höchlten’
Rang angewielen finden y zeigt es fich klar, dals immer.
die gröfsere Aüsbreitung von Wirkfamkeit in Beziehung
auf Asufserlichäs, Yelflinden‘ ‘mit der kräftigften Ba:
hauptung i innerer Tadividualität, der Maalsftab ift , ‚nach
"welchem der Stand der‘ Organifation und des Be:
wird. z
0 Folgern wir nun aus dieferiSätzen dafs die: EM
Natur nur ein.grofses Lebenidiges fey, und nur gradweife
‚durch höhere und niedere Energie der Lebenskraft fich
unterfcheide , fo müflen wir allerdings auch annehmen,
dals die Bemühungen, ‚einen ftrengen und:entfchiedenen
- Gränzpunkt; zwifchen lebendigen und nicht lebendigen,
organifehen und nicht organilchen. Körpern nachzuwei-,
fen, nie zu einem genüigenden Erfolg-fübren können.,
Es fcheint hier als wären die Phyhiologen. irre geleitet.
re den gewöhnlichen Sprachgebrauch, welcher ein
r ruhendes, wenige und äufserft Jangfame Wech-
irkungen und Verwandlungen zeigendes Object
zum Unterfchied von einem bewegten, Sich fchneller
verwandelnden;- \ tödt" "öder' erftorben zu nennen»
pflegt. Man wollte nänilich diefen Unterfchied,: der ‘
nur auf mehr und weniger beruht, zu’ einem we/ert-
lichen‘ erheben ‚man vergafs, (dafs fölche Benennungen'
immer nur relativ’ ind, und dafs'die bleibende Gränze,
hier eben fo mangelt, wie bei’ vielen ähnlichen’ Beltim-
nungen. 'So’Täugnet ’z. B.'niemard, dafs ein Unter-
fehied beftehe'zwilchen größ und'klein , hoch und nie
drig, fchuell'und langfam u! f.'w.;'allein jeder emphn-
det die Unmöglichkeit, "hier feharfe Gränzen zu ziehen.!
Man tienne doch 2. B. die Zahl) welche‘den Unterfchied:
macht zwifchen einer grofsei und kleinen, "das Höhen-
maafs welches die Gränze Angiebe Zwifehen hoch und'
niedrig!" Und doch, was in Allgemöinen liehalsunmög-
lich darftellt, "wollte mian"in' dee Anwendung auf (das.
Befondere geltend mächen; wollte eine’ Definition vom
Leben geben, welche zugleich ausreichend feyy' und zu-
gleich die nach dem‘ 'Sprachgebrauche' vorzugsweife»
fo genannten nicht lebendigen Le ae aus=
fchlöffe. ? \
Von vielen ähnlichen ähern Definitionen des: kan
bens hat bereits Herr Profellor Mayer in der'erwähnten
Abhancllung das Unzulängliche dargethan,, allein er'er- .
laube mir zu bemerken, dafs ich aber invder vonihm
‚aufgeftellten Definition einen Begriff ‘des Lebens(alıs-
gelprochen finde, der in aller Hinficht- weiter als’auf:
die gewöhnlich fo genannten or&änifchen' Dinge fich er-
ftreckt. Es heifst nämlich". 764. (a a0.) „Das
„Leben eines Wejens bejtehe: in“der Erhaltung: feiner
„felbft, durch Verwandlung" Jeiner ‘ felbfe' und ‘der:
„Aufsendinge vermittelfi‘ Kräfte und Werkzeuge; und
„nach Gefetzen, welche in‘demfelben liegen) Sollte
‚nun aber alles diefes nicht in yollfter Bedeutung einen
nach ewigen Gefetzen fich bewegenden; yerwandelnden
und‘ erhalteuden‘ Sonnenfyftemie zukommen? ändert es
=
E
— 555
etwas am Wefen der Sache, wenn hier Sonnen, ‚Erden ,
und Monde mit ihrem -Gebirgens, Strömen und Vulka- .
nen die Organe.Aindz andı inylog, genannten, ‚organilchen.
Körper Blätter, ‚Glieder und ‚Adero? welche Phänomene;
von Verwandlung „Erzeugung, Zerftörung, und Echal-.
‚tung bietet.nur.die Oberfläche.der Erde.dar!, jasltinicht,
Erde. und -Waffer , „Licht; ‚und Wärme. recht eigentlich ,
die«Muiter ‚aller. organifchen ‚Körper, und, kaan wohl.
'ein wahrhaft ‚Todtes «las Lebendige gebären? Ueber-.
"haupt wird der febarfßanige -Verf. jener Definition. felbft.
zugeben, ndals.'diei Erhaltung feiner felbjt, nach sin ihm;
liegenden Gefetzen. dem Steiny..dem-Metall, eben fo Zur,
komme .als.dem:lebenden, Körper; es; ‚bliebe, .alfo nur,
" die gejetzmälsige. Verwandlung. ‚feiner.jelbfivund der
Aufsendinge mittelfi bejimmter Kräfte und | Werkzeuge:
als unter[cheidend;; allein, find die ‚geletzwmälsigen. Wech--
jelwirkungen zwifchen , Atmofphäre,, und Erdkörperz
die. ‚cheinifehen. Verwandt{chaften. und. Verwandlungen.
vw ws nicht mit dielen,organifchen ‚Proceflen: ja glei-,
chem Range, fehen wir nicht oft das organifthe Welen,
eben-fo fcheinbar.rubend als.das unorganifche? man
denke'doch‘ nur. an. das ftille,, in ‚ich: gekehrte Leben; .
eines viele Jahre Jang.ohne fichtliche Thätigkeit, ohne
„Verwandlung.und Veränderung liegenden Samenkorns,;
welches‘ nur serft (durch äufsere ‚günftige Verhältniffe
'zu.keimen und’ fich. zu verwandeln beginnt, gerade fo.
wie irgend ein. Salz. oder Metall, Jahrhunderte sanz zu
ruhen fcheint,: bis irgend eine einwirkende äufsere Kraft
Verwandlungen oder ıverfchiedenften Art erzeugt, ».Ja,
le nicht; der‘ früber 'erwogene Umftand, dafs auch das
- keäftiglte Lebeniinie.feine Bedingungen in einem Körper
allein, Sondern im ‚Zufammenwirken fehr verfchiedener
findet, -dafsıfelbft thierifches Leben nicht gedacht. wer-
den kann, „ohne Mitwirkung von Boden; ‚Luft, Licht;
Wärme u. („ws ‚Beweis genug, dafs auch die Erfcheinung
des höchften Lebens. zum Theil.als Product: vieler-foge-
nannten unorganilchen Körper und Kräfte anzufehen ift ?
Wenn daher,dergemeinen finnlichen Wahrnehmung:
einige, Körper, im Vergleich zu andern‘, ‚durchaus nn-'
belebt und, unthätig erf[cheinen; fo folgt; zwar daraus,
dafs wir. folche Erfcheinungen' im'-Allgemeinen- durch‘
einen befondern Namen zu unterfcheiden berechtigt find,-
aber es refultirt daraus eben fo wenig eine wahre Tren-
nung für die Wiffen/chaft, als wir etwa überzeugt wer“
den, dafs, der Stundenzeiger‘ einer Uhr unbeweglich: feys!
blofs weil fein Fortrücken nicht Gnnlich: bemerkbar ilen
Fragte man nun ‚aber, worauf.eigentlich dieler Unter=:
fchied des Sprachgebrauchs zwilchen ‚Lebendigem und
Niehtlebendigem , den. wir,, wie. dargethan,..als:wefent-
licher und wahrhafter, nicht, gelten laffen können, ‚ge-
gründet fey? .fo glaube ich, Folgendes als’ genügende,
Antwort betrachten zu. dürfen,;. Alle lebendige Wech-
felwirkung der Natur ift nach unfrer Anfchauungsform
entweder eine innere oder. äulsere... Innere lebendiger
Wechfelwirkung nekmen wir da wahr, wo ein Ding zw»
mehreren, gegen einander thätigen , undfolglich nıehr'
oder weniger, obwohl nie durchaus ungleichen‘Theilem -
entfaltet, und mit: diefen gewiffermafsen in Gchibefchlof-"
fen ift; äufseres Leben hingegen zeigt fich, indemirgend
ein Körper, fey er einfach oder zufammengefetzt, alsı
Ganzes fich gegen einen andern. oder mehrere 'andere
thätig erweilt. Je mehr. wir nun einen gewillen Körper
blofs als Glied des allgemeinen Naturlebens erkennen,
je weniger wir in ihm inneresLeben wahrnehmen, :defto'
mehr muls er uns, die wir das grofse, ja unendliche:
Ganze, wozu er als nothwendiges Glied‘gehörty nicht‘
finnlich aufzufalfen vermögen, ‚als:ruhend:, als unor-"
ganifch, als todt erfcheinen; und umgekehrt, je mehr!
wir inngre Thätigkeit, folg lich Selbftbeftimmung in‘
feiner Entwicklung, Er haltung und Wirkfamkeit wahr“
ge 57
nehmen, defto mehr wird ein foleher als lebend, als
organifch fich’darftellen! ‘Auf’folche 'Weife wird auch‘
der Unterfchied' zwilehen den Zultänden eines 'organi-
fchen Körpers begrütidet, welchen wir durch Leben
und Tod bezeichnen: -Die Periode feiner Exiftenz näm-
lich, welche‘ wir fchlechtlün"äls Leben’ zu bezeichnen
sen), ' wird’ dadurch! beftinmty®dafg der Organismus
theils als Ganzes "gegen die Atıfsenwelt reagirt und von,
ihr afkeirt wird, theils als Zufammengefetztes ein 'gegen-
feitiges Afhcirtwerden und’Reagiren, kurz eine‘ Wech-
felwirkung feiner einzelnen Organe, folglich äufseras
und inneres Leben zugleich erkennen läfst, das Erfters
ben, der Tod’ hingegen, giebt fich Kund durch das
Aufhören inserer"Wechfelwirkungen ‚ durch das Ue- _
bergewicht, welches’ bei, erRifähänieih inner, indiwi-
duellen Leben, im äufsern ‘Leben die Einwirkung vom
fremden Stoffen über die Wirkfamkeit diefes Körpers
felbft gewinnt, wodurch diefer Körper nun wieder un-
tergehen mufs in dem srofsen Wefenripge, aus welchem
er für kürzere oder längere Zeit aufgetaucht war. Der
Leichnam des organifchen Körpers ift deshalb aller-
dings nieht wahrhaft todt, fondern er fteht zu einem
' höhern organifchen Kreife nun in demfelben Verhältniffe
wie.etwa irgend ein kleines Theilchen von einem leben-
digen Organismus zu diefem Ganzen fteht, indem es
nämlich, wie jener, ‚nach kurzer individueller Exiftenz,
bei dem allgemeinen‘ Stoffwechfel wieder im Ganzen
untergeht. ‘Auch ein folches Theilchen für fich betrach-"
tet kann ja, "dem Sprachgebrauche gemäfs, kaum mehr‘
als lebendig betrachtet werden, und gefchieht es doch,
fo ift es, weil der Organismus zu Welchdii es gehört,
uns gauz vor Augen liegt; wiffenfchäftlich betrachtet
kommt ibm’ 'indels diefe Bedeutung vollkommen zu;
egen denn es auch in vielen Fällen recht deutlich
wird, ‚dals ein «Erfierben nur eine neue Erzeugung
58 _—
anderer Lebendigen“ dey. si Ueberhaupt können win
fchlielslich nicht umbin, die Erzeugung und/Fortpflan-,
zung in währhaft lebenden \Gefchöpfen ‘noch iu, dieler,
Hinficht etwas. näher» zul: ‚betrachten, . da: ‚gerade! dieles:
Phänormest befonders geeignet ‘ift, das’ Verhältnils vom,
fogenannten Todten und‘ Lebendigen anfchaulicher zw
machen.‘ ' In ‚ler gefainnteh Natur nämlich) ift ein. wal-
res neu Entfiehen fo 'wenig’als ein-wahres Vergehen
- (R oben). denkbar, denn das All ift nur dann alsıewiges:
Seyh zu denken, und es könntel wicht ereög feyn, wenn;
ein Anfang oder Ende fol. nachweifen llielse: » Alles fo
genarinte Entftehen- ift daher fo wie das Vergehen nur,
ein Ver wandeln; diefe Verwandlung „inwiefern, he als.
Entfiehung erfcheint, ilt-»un namentlich im Thier als,
Reihe höchft, merkwürdiger Vorgänge anerkannt, von;
denen wir hier'nur noch als Beifpiel die Entftehung aus
dem Ei mit Ba BIERSEN zu VER UOISEORFENGEEN Willens
find. Ba 5 Ole‘
Das Ei nämlich, ir als Theil Pi mütterlichen-
Körf ers betrachtet, kann man, dem gewöhnlichen-Sprach=
gebrauch nach, nichtein lebendiges Wefen nennen, eben
fo wenig als ein Samenkorn’eine“ Pflanze genannt wirds.
In beiden erfcheint ‘nämlich noch: kein inneres Leben;
und. jenes Ei ilt-blofs Theil eines gröfsern Lebendigen,
obwohl in ihın fchon die Einheit, (das Seyn: gegeben ilt;,
aus welchem die Mapnichfaltigkeit der tbierifchen Ge»
bilde fich entfalten foll, eben fo wie»im 'Samenkorn;
bereits die Idee des Baumes gegebenift, um bei gege-
benen Veranlaflungen wirklich zu werden. - Löft fich!
nun endlich (iefes 'Ei vom‘mütterlichen Körper ab, ja
wird es als folches vollkommen ausgefondert ,; fo ftelle
es einen, Körper dar; von welchem es dem gewöhn-,
lichen Sprachgebrauch ftets zweifelhaft bleiben mufs, |
ob er lebendig oder nicht lebendig zu nennen fey.. Wit- |
fenfchaftlich erwogen ergiebt es lich indefs leicht, dafs
wir hier einen Körper vor uns haben, welcher als abge-
trennter Theil eines grölsern Ganzen , bisher nur als
Gefammtheitz.als fehr- Einfaches, mit, jenem jn: Wech-
felwirkung-ftand , welchem-fölglich. nur äufseres Leben
zukam, in welchem aberı.dasKermögen,. fo«wie. das
Gefetz ‚eines ianern- Lebens! vorhanden ift. ; Wird vun
unter den nöthigen-äufsern Bedingungen diefes Vermö-
gen zur Wirklichkeit, entwickelt fich. unter Einwirkung
von Luft: und‘ Wärme \das:-Eirzum Embryo, do Sagt
der Sprachgebrauch es kommt Leben:hinein „das. heifst
‚eben, es entiteht:eiminzeres Leben; und anftatt,dafs
es: früher‘ blofs: ein Einfaches‘ war ,, wird.es jetzt eine
Einheit, d.i, eine Vereinung mehrerer fich'entwickeln-
Be zu einem Zweck ı
War: nun diefes Beilpieleines Theils. EEE, die
hier eingeleitete Betrachtuingsweife.des Lebens zu erläu-
tern, fo wird es andern, T'heils auch Veranlallung ge-
ben, noch (den Begriff’ des eigentlichen Unterfchiedes
zwifchen wahrem‘ Näturlebenz;. und: dem Scheinleben
eines Artefakts, eines Uhrwerkes u. {. w. darzulegen;
ein Unterfchied, welcher: fogar'zur Klippe für manche
% Definitionen ‚des: Lebens wurde, -infofern diefe den
- Begriff von“ wahrem und Scheinleben unter einander
warfen.‘ Ja wollten, wir es genaunehmen, fo'möchte
felbft die obenerwähnte Definition: „Leben ift Erhal-
tung feiner felbft durch Verwanulung feiner felbit. und
der Aufsendinge; vermittellt innerer Kräfte und Werk-
i zeuge und nach innern Geletzen “ leicht auf irgen«l eine
künflliche, durch regelmäfsige Bewegungen und Ver-
- äßderungen äufsere Zwecke. erfüllende Machine, An-
- wendung finden ; ‚denn es;ilt fehr wohl zu. denken, «dafs
\ ‚Mafchine fo innaiihhnet werde, dafs fie auf gewille
ich felbft erhalte, ‚dafs: he innere und Äußere Ver-
ıdlungen hervorbringe, und zwar. nach beftimmten
zen mittellt innerer Werkzeuge un. deren Kräfte.
60 0.5
Bei fcheint mir jener Unterfchie fehr be-
ftimmt dadurch fich zu finden, dafs wir bemerken ,, wie
jedes Artefakt, jeder ein folches Scheinleben zeigende:
Körper, ein zufammeng gejetztes,, ein erft-aus ‚vielen.
einzelnen. Theilen Verbundenes fey; dabingegen: ein,
Naturkörper, infofera er nicht felbft blofser Theil, fon-
dern ein, gewiflermafsen in fich befchloffenes Ganze ifty
nie als zulammengefetzt,. fondern zu feinen einzelnen,
Theilen . und :Gliedern entwickelt betrachtet. werden,
darf. Das Erfte nämlich ift, überall . das ‚blofse, ‚Seynz.
und aus diefem kann erit ‚das beftimmte Seyn} hervortre-,
ten.: Wie daher das Ei zunächlt nur.die ‚Fähigkeit zu,
innerm Leben zeigt, dann aber bei wahrem begonne-,
nen innern Leben zu immer gröfserer Verfchiedenheit,,
von Theilen fich trennt, fo bildet fich alles Organifche,
durch Entfalten und Aneinandertreten innerhalb. und.
aus der Einheit, wenn das Artefakt hingegen durch.
Zufammenfügen entfteht, ‚und erft zur, Einheit einge-;
. führt werden mufs. Beiderlei Richtung; ja das eigents,
liche Wefen beider Bildungen ilt fonach gänzlich ver,
fchieden, ja einander gerade entgegengeletzt, ‚und ich.
empfehle es der weitern Entfcheidung meiner Lefer, ob
nicht die Beachtung diefes Punktes die ficherfte Gränz-
linie zwilchen wahrem und: Scheinleben aiken, Aalen,
wird.
Ar
N a
14 - a nn
Iv.
Weber das Refpirationsfyftem. der nen
Von J. F. Mecxeı.
Das Refpirationsfyftem der Reptilien zeigt, auf eine,
diefe Klalfe von allen übrigen Wirbelthieren unterfchei-
dende Weife diefelbe allmähliche Gradation als dasihmant
nächften fiehende Herz. Diesergiebt fich fchon aus den
bisher bekannten Befchreibungen ‚deffelbenı, Indeflen
geben diefe, wegen il ihrer | geringen Vollltändigkeit, felbfe -
nicht‘ von’ den quantitativ: en, noch viel weniger aber von
‘den qualitativen Verfchiedenlieiten deffelben ein genügen-
des Bild, Durch meine Unterfuchungen hierüber aufser
Zweifel: g efetzt, und im Befitz mehrerer, meines wic
fens neuer Thatlachen und darauf fich gründender An-
fichten "hielt ich. es für defto zweckmäfsiger , die Reful-
tate ‚meiner Beobachtungen 'bekähht zu mächen, als hie
und da der Tonderbare "Wahn Statt zu ‚finden, .[cheint,
dals felbft für Gegenttände, die man immer vor Au-
1 hat, die Periode der Eatleelkungen | ‚vorüber, “und
nur "Conipilätionen, oft in mehr als einer inficht
fehr unkritiiche Zufämmenftellüngen, Folgerungen aus
its bei ‚eilenden , oft: verfälfchten Thatfachen und
eine "Beträchtüngen an, der Tagesordnung feyen,
Ga "häufig nur dem, » der fie anftellt, Vergnügen
chen Können, und deren Einfeitigkeit und geringe
"Hältbärkeit' Erg der vornehmen, alles anılre' Stre-
ben ünd jede fremde Anficht übermüthig verachtenden
2 Selbftgenfiglamkeit, womit'he zur Schau geltellt werden,
n Bedauern erweckenden Contraft macht.
#9 "Wie in den beiden höhern Wirbelthierklaffen, fo
zerfällt auch’in diefer das Refpirationsorgan nach der
Analogie des Darmkanals meiftentheils in einen, die
Luft blofs zuleitenden, und einen zweiten Theil, worin
die, durch den erftern inihn gedrungene Luft die be-
kannten Veränderungen erleidet, indem fie mit dem in
feinen Wänden kreifenden Blut in Wechfelwirkung tritt,
die Buftrölge und die eigentliche Lunge. 4
mare,
NL Lufenohre,
wet ‚Die. Gränzen der Lüftröhre laffen fich, wie. fich
aus.der ‚Belchreibung ihrer Zulammenfetzung ergeben
wird,, bei den Amphibien nicht’ fo genau als bei dem
62 „..
i *
meiften übrigen Thieren beftimmen, indem bei mehrern,
namentlich Ophidiern, der Theil des Refpirationsfy
ftems, welcher durch feine Lage der Luftröhre der
übrigen entlpricht, ‘dürch feinen Bu die Lungen der:
Klben felbft in einem noch‘höhern Grade darftellt als
der, welcher durch feine Lage, feinen Durchmeffer 2
und feine äufsere Geftalt mit ihrer Lunge übereinkommt,
‚und bei dem meiften‘ geichwänzten Batrachiern in der
That das Refpirationsorgan lich felbft überall f'ganz
gleich ift, dafs eine Abthejlung deffelben in Luftröhre
und Lunge nicht angeuommen werden kann. Im All-
gemeinen aber kann ‚man ;mit diefem Namen ‚den Ab-
fehnitt des Refpirationsorgans belegen, welcher fich von
‚der Mundhöhle, vor.der Speiferöhre liegend, bis in.
die Gegend des, Herzens. begiebt, und hier ununter-
brochien in die Lunge übergeht,
Seine üufsere Geftalt, feine Zufammenfehsungs feine
- Länge, feine Weite, fein Eintrite in die Lunge ,, ‚bieten
mehrere, nicht unmerkwürdige Verfchiedenheiten dar.
"1 Aeulsere Geftalt.-, Die Luftröhre der Amphi-,
bien ilt im Allgemeinen eylindrifch- Nur-bei mehreren,
nicht allen Ophidiern, namentlich! bei.Goluber ,>Crota-
lus und Vipera berus und Weigelüi, nieht aber beiV..Naja,,
ferner Torırix, Boa, Amphisbaena, Anguis,) aljo niche
bei den höhern, erweitert lich allmählich diefer zwifchen.
der Mundhöhle und dem Herzen befindliche ‚Theil, "
Jene Erweiterung macht indellen 'wahrfcheinlich Ba
Ausnahme von dem Geletz, indem fi ch fogleich ergeben’
wird, dafs wahricheinlich diefer ganze erweiterte ‚Theil.
riehtiger Lun ge als Lufer öhre genannt wird,
Sehr allgemein bildet die Luftröhre nur in “ıhreih
vordern Theile einen einfachen Gang, fpaltet fich dage=
ren in ihrem hintern in zwei Luferöhradefelh sale
Äich in die Lunge öffnen. In Arlahe auf Anwelenheit
- EN ION 6 7
v
einer folchen Spaltung ‚und ‚erhälteilsmäfsike Länge
des Stammes, zu den ‚Aeften, Ver Halmmilsetälsige Weite
. der letztern, finden fich wiele Verfchiedenheiten. Nach
dei gewöhnlichen Angaben !),, fpaltet fich die Luftröbre
i den Ophidiern, eben fo.bei der grünen Eidechfe
; und, init Ausnahme der Krokodile, noch mehr
der ‚Schildkröten, wozu man noch die Batrachier rech-
nen kann , find ‚die Aclte, ‚im, Verhältnifs zum Stanme
und zu den Lungen, .bei.allen. Reptilien fehr kurz.
EN N iederen kann man bemerken, dafs
Fe den meiften Ophidiern, fofern fie, wie fich
Weiter ühten ergeben wird, 'mit’einer döppäkteh Lunge _
Verfehen Kai, wirklich eine’folche Spaltung Statt findet,
wenn gleich der"eine Luftröhrenaft häufig auch hier,
imdeflenwür'bei "denen, deren Lungen einander fehr
ngleich find, viel kleiner und in wu Hinficht uavoll-
komimner,älrals der andre; "
saridy: wie fchon Culdefi 2) RE nicht. bei
2 , fondern® nur den Landjchildkröten die Spaltung
F weit nach vorn Statt findet, dafs lie Luftröhre fehr
‚ kı rz, die Aefte dagegen fehr lang find. Wirklich. ift
H "bei T. graeca das Verhältnils desStammes zu den
umhen nur wieinz7, dagegen bei Einys europaea wie
i Be» bei: Ch.» ünbrioaca felbft wie. 3:1.
k D Nach Cuvier fpaltet fich die Luftröhre bei den
2 dilen weit fpäter als bei len Schildkröten, indeffen
gilt lies nur i im Vergieich mit Teftudo g sraeca und Emys
4" deun bei Crocod. americanus jft das Verhält-
Stammes: zu den Aeclten wie bei Ch. inbri-
0 asien 5. 323. ö
E 9) Ollerv. iniorne alle Tartarughe etc. Fir, 1687. pe 1 Ek.
43.4) Aufser den Krokodilen,und der Schildkröte un-
ter[cheidet. fich.noch‘ Tupinambis bengalenfis. von den
übrigen Amphibien durch die Länge feiner Luftröhren-
äfte, indem, ‚ungeachtet, der ‚Stamm. beträchtlich lang,
äft, fein Verhältnils zu dem der Aelfte wie 2:1 ilt, fo
‚dals allo die Theilung logar früher ‚als bei,Ch. mydas und
den Krokodilen.gelchieht, ‚Die beträchtliche Länge der
Luftröhrenäfte ‚der Pipa.,. von ‘welcher Cuvier. nicht re»
det „‚hat,ichon, Audolphiirichtig'bemerktt)... u... A
0 Siellfind; in-der That mehr als halb fo lang wie die
zufammengefallenen Lungen, undvdie Pipa unterfcheidet
fieh: hiedurch "nicht nur von den übrigen: Batrachierng
fonderh nähert - fich auch »durch dielen) Umitand al:
Gebakpn
Vs) Dafs bei den Balrälehieni die MRNNHRBIN
arsareihan unter dem Kehlkopfe anfangen, fägt Cuwvier
irmAllgerneinen ?”). Hiernach haben he, wie Rudolphi'
auch für die Pipa ausdrücklich und mit Recht bemerkt,
gär keinen Luftröhrenftamm; indeffen befitzen wirklich‘
einige, namentlich die Land/alamander , einen Arge
Stamm,‘'der fich aber bald in die, nur * wenig. längern‘
en ‚fpaltet.
a, ERS
OEERRE tee ‘Die WERE ift in a
Sean und: Aeften' entweder: blofs häutig, oder hie‘
beftehtaufserdemaus Krorpelringen, N HIRFTRP OL DER.
Blofs häutig ift he bei den Barrachiern, namentlich °
dem ‚Proteus , den Land= und Wa Ela ER
DaB AnRHEOIe Kröten und Fröfchen. Y
“© Dagegen finden fich unter den Barrachiern bei der"
Pop ‚dem eg Sauriern und Schildkröten Knor-
pl:
r) Breyer de Rana Pipa. pP 15.
2) 8. 323. NE
‚pelringe, welches immer“ fehr itichtian eitander ftehen
und nicht’düreh Muskelfaferiü verbunden werden.
nn lim 'Allgerneinen "find: djefe Kuorpelringe‘ vollftän«
"doch »niachen'" hiervon’ ıiehrere): EERERUMAN eine
hihes HalsA 1sln weh us-Ralaner ?
em Sehön Gihsier hät dies Für ‚die Ophidier,, unter det
Sanriernfür aasKrokoditund das Kantäleon bemerkt %),
a Wirklich Heesörichtig),' dafs bei den Ophilliern im
6 Allgemeinen (die Lmftröhre: in: dem hintern‘ Theile ihres
Umfangs keine Ruorpelringe hat; allein: zusallgemein
ilveineandre Angabe von«.wwier?), dafs indem obern,
gröfsernT "heile: des; Umfangs der. Euftröhre. fch ein
s Netzıindes «welches Gch.in die Zellen der Lunge,
fortfetze.: Zwar kommt ein folcher netzförmiger.Baw
wirklich . „den von; mir: unterfuchten Colubern,: unter
den Lipern W.,berus und ‚Weigeliiz eben fo, Crotalus hor-
ridus. zu; ‚allein. er, fehlt bei allen Boa’s, welche ich
mir-habe ‚den Amphisbänen, ‚Dorsrix.foytule, An=
Eee und Vipera naja. » Wenn‘gleich bei allen
‚fo viel ich weils, ° die. Luftröhre. in. ihrem
zen, Verlauf ‚im obern ‚ Theile) ihres Umfangs blofs
5 ift; fo nimmt doch bei (len eben. erwähnten der
ern ‚Bau derfelben erft in’der Gegend (des Herzens,
"Wo der‘gewöhnlich 'allein. fo ‚genannte Lungeufack an-
hebt, Teinen; Arifang, und: auch da, wo diefer zellige
Bau fchon fehr weit'nach vorn erfcheint,ilt doch‘ der
vorderite Theil-des;häutigen Zwilchenftückes, bei allen
diera, ‚ganz 'glatt..' Ar frühlten erlcheint der zel-
Baw bei Crosulüs.horridüs, dem Vipera berus zu-
Nächft-iteht.. » lm Allgemeinen Gind, wie Cuwier angiebt),
een als die WORDRIRRBE Ve in
1) ru
" \
2) 8. 324
2) 8. 3:6.
M. 4. Archiv. IV. ı. E
66 ELLE ZI"
--stelchie- fie übergehen?) ‚iindeffen machen hievon meh-
'rere, 2. BU; berus und iCrotalus 'horridus eine fehr
‚merkwürdige Ausnahme, sindem:.«hier«fowohl ihre
‚1, Zahl als‘ Tiefe: weit-beträchtlicher+als'.die „+befonders
‘iin Vergleich: mit>ibnen: kaum vorhandnen: Zellen
- des eigentlichen bungenfackes ift,:fo dafs Geh diefer zu
ihnen wie .fonft (einshinterer- Theil zu feinem: vordern
verhält...» Dünfte, ‚mänibelünders hienach nicht den gan-
zen Theil: des Refpirationsorgans, an welchem 'fich diefer
zellige Bau findet, zur Lunge zählen? Unftreitig fpricht
die, mit'dem zelligen Baue immer zugleich:eintretende
„Erweitering des Sackes; während (die nicht zellige
„buftrühre.der! übrigen Ophidier in ihrem ganzen Verlauf
En verhältnifsmäfsig: weit enger Zundrüberall'gleichmäfsig
‚weit: ilts Sehr‘ für «diefe Anficht, » die"noch. befönilers
durch die Bemerkung unterftützt wird; dafs\.die, -da-
.„durch';gefetzte«= Kürze der Luftröhre: diei niedrigeren
„‚Ophidier, den Batrachiern‘ und Fijchen\‚nähern-«würde.
- Aufser allen ‘Zweifel ‚aber wird»wohl:ihre ( ‚Richtigkeit
durch ‘die Bemerkung gefetzt, dafs die Anordnung
der Lungengefäfse‘;damit vollkommen -übereinftimmt,
Gwvier fagt zwar von der) Lungenpulsader: ‚der »Ophit
.dier allgemein:.., Ge fteigt in) die:Höhe‘, -wen+
© ;sdet-fich dann! vonsder«Grundfläche desiHerzensinach
;#hihten: „und geht längs.der hintern: Fläche,der Lunge
5 von vorn-nach hinten-herab ?); “nllein» dies, gilc mu
für »die Ophidier, deren wor \dem«Herzen liegender
. Theil. des ‚Kefpirationsorgans keineisZellen. hats'\. Hier
wendet fich in.der That die'ganze Lungen pulsader nach
sikinten. Bein dem.übrigen dagegenTehickt heleinemlAft
-"nach'worn aby \«dlellen: Gröfse. imigeräden: Verhälthifsimit
.. der RRErmgR at des vordern T'heiles Bahr mid
Y
1) S. EreT er z seltsee DC
ah N er,
— 67°
‚der bei’Vipera und Crotalus horridus größer als der hin-
tere, bei Coluber narrix ‚dagegen bedeutend kleiner ift,
‘ Die von Cuvier angegebne Bildung fand ich nur’bei Am-
"phisbaena,, Vipera naja, Torerix,'Anguis fragilis und
Boa. Es ift:alfo wohl keinem Zweifel unterworfen, dafs
‚man den Anfang der, Lunge da’zu fuchen hat, wo.dieZel-
"lenbildung anfängt. Dafs’der gänzliche Mangel des zel-
ligen Baues in dem vor dem Herzen gelegenen Theile
#der-Luftwege,- der gerade‘ bei: den höhern' Ophidiern
vorkommt, fie auf eine intereflante Weile den Sauriern
nähert, leuchtet von felbft'ein. Hana sh
* Unter den Sauriern kommt ferner nicht blofs dem
"Krokodil und dem Kamäleon die Unvollkommenheit der
"Luftröhrenringe zu, Sie verhält fich fo in ihrem gan-
"zen Verlauf z. B. bei Tupinambis bengalenfis und Iguana
"delicatiffima. | nk
mi. Bei Tupinambis 'americanus, maculatus, Gecko
"aegyprideus,, find ‚die Luftröhrenringe in einer längern
"oder kürzern Strecke im untern Theile der Luftröhre
erbrochen. bb
m \irBei der Pipa find fie in der ganzen Länge der Luft-
öhrenäfte unvollkommen. A
WW 3. Länge. Die Länge der Luftröhre, d. h. des
"Stammes und der Aefte zulammen, indem die'verhält-
"nifsmäfsige Länge beider unter einander fchon betrachtet
"wurde, bietet mehrere Verfchiedenheiten dar,
Bei den Barrachiern ift fie, mit Ausnahme der
a Tehr kurz; unter den Ophidiern, wenn man richtig
r den nicht zelligen Theil des Refpirationsfyftems
‚uftröhre nennt, bei den niedrigern, namentlich Colu-
ber, Vipera berus und Weigelü, Crotalus horridus fehr
kurz, bei den übrigen Ophidiern dagegen, den Sauriern
“und Cheloniern immer anfebnlich.
04. Weite. Die verhältnifsmäfsige Weite variirt
‚gleichfalls. Bei den Batrachigrn ift fie im Allgemeinen
Eaz
am weitelten, "hierauf folgen die Ophidier, auch wenn
“man nur demobern. nicht zelligen Theil desRefpiratious-
" organs älsLüftröhre anfeht, dann die Chelonier, zuletat
‚die Saurier) wo fie im Allgemeinen verhältnifsmälsig
äm engften'ift, ' Nur beim Geeko finde ich fie auffallend
wejter“als°bei den meiften übrigen. Dagegen ilt fie be-
mie ia BERRaIan bengalenfis auffallend Ener.
ko m: Are Stelle, an \welelier’ die Luftröhte in -
Lunge tritt, ilt fehr allgemein dem obern Ende näher
als dem untern, faft immer"dem erftern fehr nahe,’ oft ,
das obere Ende felbft, wo dann belonders deutlich_die
Lunge nur der erweiterte Bronchus it. Die letztere
„Bildung , kommt bei allen Batrachiern, den meiften
Ophidiern, namentlich Coluber, mehrern Piper, Cro-
talus, unter den Eidech/en bei Gecko und Chamaeleon
„pumilus vor. Bei den übrigen dagegen bildet dieLunge
„auf e einer, oder beiden Seiten der Luftröhre, meiftens auf
. der, äulsern, einen längern oder kürzern, ftumpffpitzi-
„gen 'Fortfatz, eine Andeutung der bei Tupirambis beg-
‚galenfis ts und Crocodilus Vnrkolimähdei ehr tiefen Ein-
. Jenkung des Luftröbrenaftes in die Lunge, welelie beim
_erftern etwas über, beim letztern fethft unter der Mitte
„.der Lunge Statt findet. ITERBRT |
II. Lunge. DR,
Die üufere Geftalt, Zufammenjetzung, z I
“und Grö/se der Lunge find die vorzüglichlten ‚Momente
“ durch deren Betrachtung fich: die bisherigen. Kenatni
des Gegenliandes vervöllftändisen laflen.. 2-0... er
1) Aeu/sere Geftalt., Die äufsere Geftalt der Rep-
tilienlungen ift im Allgemeinen ınehr oder weniger läng-
lichrundlich, Die Geftalt des gauzen Körpers und die Zahl
Üder Lungen fcheint auf ae einigen Einflufs zu haben,» ‚In
erfterer Hinficht find fie bei den ungefehwänzten. Ba-
trachiern wenig, bei den gefchwänzten, äufserft länglich,
bei den Schildkröten platter.: alsı‚bei den, übrigen Repti-
lien. | Die Jängliche: Fornii den. Lunge,, den. Opkidier,
feheint von beiden Belingungen sbzuhängens ‚Gegen
das: hintere Ende find. fie. ei ‚melır ander! wenigen
en ac: ALTER ERS 2 PIE STTTGT ug
2) Zufammenfetzung: Die ee der Reptilien
aus einer zarten Schleimhaut , einer , „Forts
fetzung der Luftröhrenhaut, einer dickeren, äulsern,
fe umgebenden ferölen Haut, welche ‚vom, "Bruft-
ba:ıchfeil ftammt, unı'einem zwifchen beiden "behind.
lichen, nach innen vorfpringenden, und mehr ‚ode;
weniger unregelmäfsige , vertiefte, nach der "Höhle der
Lungen offne Räume, Zellen, bildenden, faferig - knorpli-
gen ‘Gewebe, in welches lich die Luftröhrenknorpel
fortletzen. Im vordern Theile der Lunge beftehn diefe
Zellen. ‚aus; höhern Wänden, und ihre innere Fläche ilt
durch mehrere, niedrigere Vorfprünge ungleich, Nach
hinten werden he allmählich fowohl niedriger, als grö-
iser, „die.kleinern Zellen, ja bei den meiften Ophidiern
and einigen Sauriern felbft die gröfsern, verfchwinden
"hier ganz. Bei den gefcehwänzten Batrachiern, mit
Ausnahme der Erdfalamander, fehlt dieles Gewebe,
und die durch daffelbe gebildeten Zellen ganz, und die
Lunge ift daher, auf eine mit andern Bildungserfchei-
jübereinftimmende Weife, hier in ihrer ganzen
breitung fo unvollkommen als bei den höhern Ge-
itern in ihrem hintern Theile gebildet. Muskel-
konnte ich hier fo wenig als in der, Luftröhre
D. Ü
HR A) Batrachier. Die Zufammenfetzung der Lun-
f gen ift bei den Batrachiern am einfachften, Bei meh-
rern ‚gelch wänzten, namentlich Siren, Proteus, Triton,
70 Zu
find es bekanntlich blofs einfache, glatte, dünnhäutiye
Säcke; bei’den ungefchwärnzten’dagegen, unter den ge-
fchwänzten auch bei Salamandra ,' grobzellige,' ein-
fache Säcke, Salamandra, Bufo, Rana und Hyla
unterfcheidten fich im Allgemeinen nicht, dagegen ift‘
die innere Oberfläche der Lunge bei R. Pipa etwas mehr.
vergröfsert, fofern fich von dem äufsern üund’innern:
jeile des Umfangs derfelben mehrere kurze Quer-
wände erheben, _wodurch auf jeder Seite ungefähr‘
8 — 9 über einander liegende Abtheilungen gebildet
werılen, ’die Zellen feiner find, 'und fich oben und innen.
eine eigne' Kleine Verlängerung, vielleicht die Andeu-:
tung eines zweiten Lappens, wie bei mehrern Sauriern,'
findet.
. Bei keinem von mir unterfuchten Batrachier, aufser;
den zuerft erwähnten, find übrigens die Lungen in ihrem,
hintern Theile an der innern Fläche ganz glatt. +
B) Ophidier. Die Lungen der Ophidier bieten in
Hinficht auf den Grad ihrer Zufammenfletzung bedeu-
tende Verfchiedenheiten dar. Nach Cuvier verlängern‘
fie fich bei allen in eine fehr dünne, an der innern
Fläche ganz glatte, zellenlofe Blafe*), Diefe Angabe ift
zwar für Coluber, Crotalus, Vipera, richtig, nicht aber‘
für Torerix, Amphisbaena, Typhlops, Boa und Anguis.
gültig. indem bei diefen die Lunge bis zu ihrem hintern'
Ende deutlich zellig ift, Am meiften kommt Tortrix, wie
durch ihren übrigen Bau, fo auch durch diefe Bedin-
gung, mit den vorerwähnten überein, indem die Zellen.
fchon vom zweiten Drittheil an ziemlich plötzlich be=
trächtlich weiter und niedriger werden, und endlich!
faft ganz verfchwinden. Hierauf folgt Boa, dann Am-\
FRA am vollkommenlten ift Aueh in diefer kr
A x ‚ '?
— - j F
e n) S. 3314
Br TL-
hebt Anguis fragilis. ‚Wieder, alfo ‚eine Annäherung .
gerade (diefer Gefchlechter ‚an die’ höhere , und nament-»
lich die Saurierbildung,, welche’wohl berückfichtigt zu
werden verdient, naja kommt .durch diefe Auords;
nung der innern Lungentläche‘ mit..den. übrigen niedri-,
gen Schlangen überein, und bietet allo ,; da«lie Zelleu-
bildung erft in der; Gegend.des Herzens,anfängt, eine
interellante Vereinigung der Charaktere,der höhern und
ze Schlangen dar.
‚Ein ferneres Moment jft die Verfchiedenheit de,
Beinheit der Zellen, Vergleicht man ‚hier in den ver-_
fchiednen Arten blofs den hinter. dem Herzen befindli».
chen, am ftärkften erweiterten Theil, welchen man ge.
wöhnlich allein Lunge nennt, fo ergeben fich beden--.
tende Verfchiedenheiten. .
‚= Diefer ift z.B. bei Y. Walk, Crotalus RER
auffserördentlich dünnwandig; und nur ausıfehr grofsen.
und äufser(t oiedrigen Zellen gebildet; dagegen bei V.
naja, Boa, Amphisbaena, Tortrix, Anguis, auch,
vielen Colubern ehr feinzellig, Die hiedurch ge:
‚letzte Verfchiedenhieit aber verfchwindet, wenn man
Rh. den ‚vor dem Herzen liegenden Theil des Refpira-,
onsorgans berückfichtigt, indem diefer bei den erften
ten eben fo feinzellig und zufammengeletzt ift als der
| hinter dem Herzen liegende der übrigen. Offenbar ein
| s Argument für die Anficht, dafs hier dieler Theil zu-
gleich Lunge fey, Diefe Anfıcht wird noch mehr durch die
einigen Arten, z, B. Coluber audax und eomprejjus,
mis fasciat. T' yphlops erocotatus vorkommende Bil-
beftätigt, wo fich in der Gegend des Herzens eine
e, nicht durch Einblafen von Luft zu zerltörende Ein-
dchnürung findet, welche die yordereundhintere Lungen-
"hälfte von einander auf ähnliche Weife als bei mehreren
Fifehen die vordere und hintere Schwimmblafenhälfte
fondert. Hiernach fchiene alfo auch hier das feitliche
73 _ nn
-Doppeltwerden ‚der..Lunge‘ durch Join ans
gedeptek, „ill umdtkeN
Die innere. Oberfläche, A Sehienuenlaen bieret
noch einige andere Verle hiedenheiten dar. Bei mehrern
ift ihr ganzer Uinfang zellig.“ So verhält es fich bei
„Ze orırioyıAmphisbaena , Anguis,' Boa. Auch bei den
«meilten ‚vom.denen, wo! fich ‚der. vor. dem Herzen lie-
‚gene Theil der; Luftwege: mehr oder: weniger Itark ‚als
„Lunge entwickelt hat, ift: doch der.vordere Abfchnit des
hintern in. feinem: ganzen | Umfange gleiehmälsig zulam-
mengelfetzt „.felbft wenn.«die FR wie bei; Crotalus
und: Fiper«berus, nur klein find. Merkwürdigift daher
‚eine Ausnahme; die V..rajı infofern,macht, als bei ihr
durch die ganzeLänge auch -deszelligen Theiles ein glat-
ter,.in, den vordern: Theil des-Umfangs der Luftröhre
„übergebender „aber blofst\häutiger, ungefähr ein Vier-
theil der ganzen Höhle betragender Strejfen.herabläuft.
... „Am merkwürdigften aber jft ‚die Bildung der
"Lunge von Zyphlops erocotatus, Der zellige Bau «ler
bintern. Wand des. Refpirationsorgans _ fängt fchon in
fehr geringer Entfernung von.der, Mundhöhle an, und.
wird bald dadurch noch zufammengeletzter, ‚dafs fich
einzeln _ und, ‚paarweile ftehende $tärkere. Vertiefungen
bilen,, ‚deren Anfang von. oben ‚nach unten. allmählich
zunimmt, und; die ‚dadurch immer mehr als Säcke ‚er-
fcheinen. Vorzüg! lich ift, diefe, Bildung. unterhalb, des
Herzens entwickelt , wo di ich. ‚die, Lunge, in .der obera
‚Hältte ftark. hr, und In she wie Bil Fan der
“et,
und aufsrdem nicht mit ler communiciren. "Wo
in der hintern Hälfte die Knorpelringe der-Euftröhre
‚aufhören, find auch diefe Querwände fehr. niedrig, ‚und
„= 3
vdie. Lunge bildet. daher’ hier einenreinfacheny \doch bis
zum hintern Ende nit. weiten Zellen befetzten ER
yon) er ÄMiRi ps $ umbriealts hat diefen merkwhre Tot Bau
he
! ndera nur die gewöhnlt Zellenbiltung. W
Femir Mn db bir vu B Ul9S, nam) 4.
Ber): En \Beisden Sauriern odeniGchidie, vör-
) züglichften ‚Gradationen äni\der Ausbildung" der-Eunge,
‚welche: den übrigen Ordnungen 'geireunt und einer je-
“den mehr oder weniger :eigenthünlich zulwimmen, und
\ A giebt es ummerklichere und imannichfachere
gänge von der unyollkommnern' zürvollköinmnern
"Form als hier, ‘wenn dies gleich die bisherigen Baichrei-
bungen, namentlich von Cxzier, nicht vermarlien lalfen,
indem er die Lungensaller Saurier, mit Ausnahme :des
Kroködils, als einfache’zellige Säcke fchildert ‚welche
Sur bei; dem Kamüleon‘ und gama marmorute men
hintern Ende‘ in‘ Anhänge auslaufen ®).“ lan
1% er " Diefe "einfachfte Form Kommt ih der Pit hr. meh-
| "Sau Hrn vor Numehtlich haben Cd hiaeleon Pur
Kerpit‘, Liberca umeive, Yankiicenfr, Kür dten, "8 Zellio
| Ra Tenikandaıs und Coraytus, #gähe Marnoräla, Tupi-
namb bis ameriranuıs und Mac ulafus DIOR" Sic €, dere en
"innere 'Pliche "in ihrem Yordern’ Theile Arch etwas
efere "Zellen ungleich alt alsi im hintern.'® 'Sthon unter
een aber ‚giebt es, au ser den nachher für Alle zu ‚De-
itenden" Vertiktenhenen in der Entwicklüng des
"Un angs der innern Oberfläche der Lunge, zwar @ ‚zarte,
"aber defto intereifantere ABftüfungen, welche allmahlı h
een führen. ‚Statt =.
‚mehrern, 2 2 NN pimilus,” die gaı
Herd" Plache hür’Zellen bihter, verkiuft bei lien,
4
? ich z. B. Tupinambis americunits, ‚yon dem
il SHatnimuenmıG karya
re Burst en dd ‚t H teinid Ass ni
were Pe ahoswrnsul) slotb I laus brad .astbulhre
äufsern und innern Theile des Umfangs der, fich'id den
obern Theil der Lunge öffnenden Luftröhre ein Stark
vor/pringender, knorpliger Längenftreifen bis gegen das
hintere 'Eode, 'und von feinen beiden Seiten gehen die
zahlreichen queren Hauptäfte’fo ab, dafs fie unter ein-
ander zulänmmn'enflielsen und wieder kleinere, .anafto-
mößirende abfenıfen. "Offenbar eine 'Andeutung dery
durch diehöher entwickelten Lungen als Kanäle fortlau« |
IeBMeng ‚Reh‘ 'verzweigenden Luftröhrenälte. In Yan
Ferner ‚giebt: es aulern eine ‚nicht unbeträchtliche
Menge von Sauriern, wo fich fehr «deutlich ein Streben zu
einen, ‚Vertbeiluog, der Bronchien im Innern «er Longe
sach dem Typus der Säugthiere offenbart, welchesi in der
Bil, lung der Lunge der Kr okodile und einer andern Art.
feine böchlie Vollendung erreicht. _ Hieher ‚gehören.
namentlich Lacerta viridis, Gecko aegypt., Agama o calo-
tes, Seineus, ofheinalis, Stellio vulgaris, Chamaeleon.
vulgaris; Iguana delicati/ iNima , deren Lungenbildung
auf verfchiednen Wegen zu diefen Ziele führt Bei La-
certa viridis.fcheint die Bildung am unvollkommenften.
Längs dem ‚äufsern Rande; der Lunge fteigt, eine, aus.
ungefähr ı2 Zellen, von denen die mittlern die, gr :öfsten
find, gebildete Reihe bis gegen das hintere Ende der.
Lunge herab, ; Diefe Zellen find da, wo fie fich in den
weiten Lungenfack einmünden,, am weitelten, ‚und.
durch beträchtliche‘ Querwände ka von einander ge,
trennt. sur TEE
Beim Gecko ift die Bildung. wenig oleiegieagh
Von dem Eintritte der Luftröhre au verläuft, inder-Rich-
tung derfelben, an der äufsern Seitenwand'der Lunge,
durch dieganze Länge derfelben, bis zu ihrer Spitze eine
einfache Reihe dicht ftehender Zellen, welche heh, un=
gefähr fünfzehn an der Zahl, durch ihre Gröfse fehr
leicht von'den übrigen, die ganze-innere Fläche der
'| Lungen ungleich - rg ee unter-
rer ch ER rat F ; (r
Die fünf ee ehe die dritte bis, fü fie e,
find:die engften, aber tieflten,-die darauf folgender: fünf
| Bis fechs: die gröfsten,; diesunterften wieder kleiner als.
diefe. Die obern'fteigen von ohen nach unten fchräg..
| herab, und haben auf 3 Linie(Durchmeiler. über zwei.
| Linien "Tiefe. ’Längs ds äufsern ‚Randes diefer Zellen-
reihe ‚verläuft übrigens ein kaorpliger Längenvor[prung;
) bis faft zuın hintern Ende, der bald nach feinem Ent-
hen einen weit kleinern, nur ungefähr die Mit: © er-
reichenden Aft abgiebt.
"Bei Seincus offeinalis und Agama calotes ift die
Bildun zufammengefetzter. In beiden findet Sch 1. äm-
lich. aufser der eben beichriebnen obern Zelienreihe «des
ko ihr gegenüber eine zweite, untere, um die Hälfte
kürze ere. Zugleich haben fich tieben beiden Häuptrei-
'he | niedrigere ‚Nebenzellen angebildet, während der
ige Raum zwilchen beiden durch die gewöhnlichen
flachern und gröfsern Zellen äAng»füllt wird. Bei Zgama
ealotes ift die Bildung vollkonmner ‘als’ bei Seireus,
weil die Zellen, vorzüglich” der 'untern ag weit
tiefer find. '
"Hierauf folgt Srellio a wo unter den von
mir ünterfüchten Sauriern zuerft eine Theilung jedes
Lüngenfackes erfcheint.' Dicht unter dem Eintritte des
‚kurzen Duüftröhrenaftes begiebt fich eine von der ä.fserh
zur innern Wand der Länge nach verlaufende S(hei-
dewand-von-oben -nach. unten, wodurch der Sack in
eidie ‘obere vordere, weit kleinere, und eine untere,
‚hintere, weit- grölsere Hälfte zerfällt, welche beide
' durch‘ eine verhältnifsmälsig enge Oeffnung, die ge:
meinfchaftliche ‚Mündung. des Luftröhrenaftes, zuf.am-
menhängen. Der hintere Sack wird wieder anf ähnliche
Weile, doch fehr unvollaommen, durch eine aufehn-
liche, vom hintern Ende nach vorn auslaufende Scheide
wand iıtzwei Hälften getheilt. Aufserdem fpringen vom
obern Rände'des.obern’Sackes eine kleine Leilte, von
dem‘ 'hintern "des: untern mehrere grölsere und kleinere
Bervory\vodurch noch”kleinere und unvollkommnere
Abtheilungen: gebildet ‘werden, welche denen in den
Bungen des: Gecko emtfprecben. “f
© Diefelbe Bildung ift'in den Lungen des ae Par
vervollkoinminet. Die Lunge ift durch eine längere Schei-
dewand in zwei’ Hälften’ gefchieden, welche fich von
denen des 'Sze7lio vorzüglich dadurch unterfcheiden, dafs
die hintere untere verhältnilsmälsig weit anfehnlicher,
ungefähr balb’fo lang als die vordere ift. Noch deutlicher
ais dort’ößfnet Gch' der Luftröhrenaft zugleich in beide
- Säcke, “Aehnliche Zelien als dort finden fich auch ‚hier;
aber in gröfserer Menge und'von beträchtlicherer Tiefe; ,
Weder bei Stellio noch’Leguan hindet zwilchen den
beiden‘ Säcken; anirgen«d einer Stelle, aulser ihrer .ge-
meinfenäftlichen Oeffaung in den BAOREEÄR EEE ein Zu-
fammmenhäng Statt. n
Bein ‘gereöhnlichen ‚Kamäleon endlich ift die Bil-
dung ER zulammengeletzter, als die Zahl.der Ab-
dicihutigen der Tungenkiöhle g gröfser ift, einfacher aber
durch «je gegen das untere Einde der Jetztern. befindliche
Communication .derfelben. ' Dicht unter dem Eintritt
des Luftröhrenaftes nämlich befinden fich ‚zwei von vorn
nach hinten auf einander folgende‘Scheidewände, von
welchen die untere, längere bis zum hintern Ende der
Lunge herabreicht, die obere weit kürzerift...
Zwifchen beiden und dem'obern und untern' Rande
der Lunge erftrecken fich die weiten Gänge, welche unter
ihnen, fo wie oben, zu einer gemeinfchaftlichen Höhle zu-
fammeniliefsen, die fich in die Eligenaskänge fpaltet. Die
vordere ift nur in ihrem kleinern obern Theile vollkom-
men, im untern durch viele Oeffnungen durchbrochen.
De 77
> Am zufammiengrfetzteften ilt endlich. die Form bei
"Tüpinambis bengalenjis und den Krokodilen.‘ Beim
erfiern theilt fiel der Luftröhrenaft, indem er.die Lunge
etwas vor ihrer Mitte erreicht, in einen grölsern hinterm,
und ‘einen kleinern‘vordern. Zweig , von welchen jener
in der Richtung des Stammes fortgeht, «liefer Gch nach.
‘oben wendet. Beide verlaufen jeine ziemliche ‚Strecke
aufserhalb ‚der -Subftanz' der Lunge, ‚dann treten fie in
‚diefelbe; und Henden' dicht Häbeh. eittander eine Anfehn-
liche Menge meiltens paärweile ftehender Gänge ab,
‘welche fich zu Säcken erweitern, die bis zur OüsrAache
zeichen, und die in dem Maafse’weiter und: an ihrer
ännern Fläche weitmafchiger find, als fe fpäter abgehen.
Zuletzt zerfällen beide Zweige in zwei grofse Säcke;
von welchen die hintern beträchtlich gröfser und weiter
als die vordern, beide fehr weiumalchig, doch deı: vor-
dire viel weniger als der untere find.
„© ‚Beim Kaiman‘ bemerkt man, Reihe Theilung des
Bronchus in zwei Aefte, Er fetzt fich nur nach hinten
‚deutlich fort, und fchickt eine weit germgere'Anzahl
"verhältnilsmälsig gröfsern Zweigen. ab. "Unter
‚ft einer, der fich nach vorn wendet, amd .fo-
ich zu einem anfehinlichen Saicke mit einigen queren
heilungen ausbreitet, «ler-gröfste; dann folgen etwa,
9 — 10, von'denen lich einer, nach oben’ und‘ vorn,
übrigen ‚nach den. Seiten un«d hinten begeben , und
in, durch ‚tiefe-Zwilchenwände ‚abgetheilte Säcke
en. Der. hintere Theil der Lunge ift bier auf
merkwürdige ‘Weile Jer bei weitem zufammenge-
, während «der-vordere weite, nit kaum merk-
Zellen: .beletzie: Säcke ‚bildet, : fo dals allo' die
des Krokodils gerade nach einem, dem der. übri-
gen Saurier entgegengeletzten Typus gebildet ilt. ' Der
bengali/che Tupinambis macht Indelen den Uebergang
von jenen zum Krokagil: ) we erde
et
5. Die Gröfseund Zufammenfetzung der'Zellen'an der
“innern Oberfläche der Saurierlungen variirt aufserordent-
lich, vund.es ilt zu bedauern , ‘dafs Cuvier ‚hierüber gar
‚keine Angaben bat.'. So viel ich urtheilen’kaun, find
die Lungen von Chamaeleon pumilus am unvollkommen-
‘ften, in der’That ganz frofchartig,’ die Zellen fehr.grofs,
ihre Wände niedrig, und im.Inuern kaum im vordera
Theile ötwas abgetheilt.' Hierauf folgt Ag. Calores, dann
Agama.marmorata, auf ‚diele Chamaeleon vulgaris.
Diefe vier bilden eine merkwürdige Stufenfolge, befon-
‚ders lofern in‘den beiden erftern der hintere Theil’der
Lunge äufserft weitzellig und einfach ift, fo dafs, wenn
fie gleich. noch. durchaus zellig, und nicht in Anhänge
'gelpalten ift, diefe doch um fo mehr-fchon angedeutet
diud ,, alsı die"Lurıgen dort verhältaifsmäfsig, gröfser als.
in ‚den, letztern Arten ohne die Auhänge find, sth
‘Hierauf folgen die Lungen von Seineus' offteinalis,
GecköjjLacerta tiircica, viridis , Iguana ‚delicati/iima,
bei weiten am feinzelliglten aber ind he'bei Tupinambis
umericanus, der auch’ fchon durch die beiden deutlichen
Längenrippen an ‚lerinnern Fläche ichan die höhere Form
feblofs, und allo durch beide Bedingungen, | wenn gleich
fein:Kungenfack olıne Abthejlung ilt, N
Tupinambis verwandt erfcheint, 4... xl
D) Die Chslonier haben, wenn gleich Cuvier den
Krokodilen den Vorzug vor ihnen zu geben fcheint‘*
‘die am meilten ausgebildeten Lungen. ' Cuvier hat
im Allgemeinen b fchrieben, und zugleich die gradwei-
fen Verfchiedeuheiten ‘der Land- und‘ Seefehildkröteh
angegeben. Noc'ı genauer, und nicht blofs dies, Ton-
_ auch zum T'üeil rar ile hierüber Caldeji ir A
—
"JA. a. 0.8. 332. ;
3) Ara. 0.8.7173." eur u
sr Bei den.Landfchildkröten ift.die-Bildung, weit un-
‚| vollkonmner . als. bei..den. See/childkrösen, Die, Luft-
| nöhre verläuft ‚än: beiden in gerader Richtung durch\die
| ‚ganze: Länge‘der Lunge, nicht weit von,ihrem innern,
‚ Rande 'entfernt,, ohne ‚bedeutend ‚an: Weite-ab-
| zunehmen. . Dicht unterbalb ihres Eintrittes:rücken die
‚Koorpelringe- bein der, griechijchen. Schildkröte weiter
‚auseinander, ‚bleiben aber-bis etwas unterhalb.der Mitte
regelmäfsig, von hier an. werden fieunregehnäfsig. und
‚mehr: netzförmig.; ‚Von dein-innern Theile ihres Um-
fangs gehen. von ‚oben‘ nach unten in, ungefähr gleichen
‚Entfernungen fünf bis Techs jönglichrunde;tfchn weite
foungen in eben fo viele völlig von einander, abge-
erte,. kleine, nach innen ‚und hinten vorIpringende
Säckchen, vom ‚äufsern, genaw'zwilchen jenen, ‚eben
fo viele von ungefähr gleicher Grölse, die fich it. ähn-
Jiche kleine, Säcke, und von diefen ‚durch mehr oder
"weniger weite Oeffnungen in weit-gröfsere,‘ quere ‚|fäft
| die ganze Breite der Lunge einnehmende, öffnen, Auch
‚dielei find unter einander und von den. erfterwähnten
| ‚durch. Zwifchenwände vollkommen . getrennt. ‚Alle
dind,; wie gewöhnlich, durch.Hervorragungen, welche
"ungleichfeitig vieleckige Räume einlchliefsen , ungleich,
Die Anordnung ift in allen Gegenden. der, Lane ‚ge-
aawlliefelbe.
N ‚Weit zulammengeletzter ift der Bau der Meerfchild.
jtenlunge. Der Luftröhrenaft, welcher diefelbe Lage
nun a ya ee Zur Trneh viel RER befteht
‚der ‚serriffen wird, finden fich hier Jechzig ver-
‚hältnifsmäfsig weit.kleinere, von denen zwanzig grolsere'
"unregelmälsig paarweife, die ‚übrigen, viel kleinern,
n diefen obne beitimmte Ordnung Stehen... Alle
er. durch Sul AR GE AN RO: in
t
Wil
80 —
führen’ zu Gängen, welche von innen und:hirten nach
vorn und aulsen verlaufen, und, vorzüglich die gröfsekn,
‚Sich‘ durch mehrere Nebenzweige fpalten, 'endlich gegen
ibr Ende fackförmig, blind endigen,," immer durchaus .
von’ einander getrennt find, fo dafs Einblafen vom Luft
in einen jeden einzelnen nur iha anfüllt;.und, ‘wenn' “
“Theile vicht zufällig verletztfind, Luftodereingebrach
Flüffgkeiten aus einem Sacke felbit durch den ftärkften
Druck nicht in den benachbarten gebracht werden kön«
nen, ‘Das Knorpelgewebe des Luftröhrenaltes fetzt'fich
als ein weniger regelmäfsiges Netz in’einer ziemlichen
Strecke indie untergeordneten Aelte fort, undgehtdann
in ein weicheres, ehr fehnenartiges, über, Die dadurch
‚gebildeten Zelien find verhältnilsmäfsig weit enger, "tie
er und- zahlreicher als'bei den Land/childkröten. N.
» Alle: Nebenäfte’des Bronchus, vorzüglich die grö
prä zerfallen vorzüglich in zwei Reihen ‚eine innere
“and-eine äu/sere „welche neben'einander,, aber- durch
‚eine Längenfcheidewand, die: zugleich ‚ihre Wände
bildet,» ganz von einander beichietkein, bis zum-untern
‚ Bande der Lunge'verlaufen. , Gegen das hintere ‚Vier
heil der Lunge theilt ich der Lauforöhrenaftsin zwei,
abermals mehrfach » diehotomifch verzweigte. » Aefte;
welche fich zuletzt'in'der Spitze endigeg,inn'n: sich}
Ungeachtet. die Lunge u aller Schildkröten zulama
mengefetzter als die der übrigen Repzilienhind, fo ftehen
doch die Landjehildkrösen in Minhicht auf.die Feinheit
der'Zellen den'meilten Sauriern nach, vl ae
1), Folgendes: ilt/alfo' nach: dem:bisher Vorgetragnem
die Entwicklungsweie der Amphibienlungen. su All
"Anfangs zwei lange, einfache, glatte, blos, häutige
Säcke, ‘bei den Salamundern, Sirenen, Proteass \ 1abs
+» Darauf wir die atımende Oberfläche diefer eins
fachen ‚Säcke durch Inorpligfalerige Vorlprünge ver-
grüßsert, welche Zeilen von verfchiedner Grölse bilden.
Bei
EEE
an $
Bei den tingefchwänzten Batrachiern, den Ophidiern,
mehreren Sauriern, am meifren bei den'letztern,' 'indern
ilre Zellen die”bei weiteih feinften’ find, "Auch uhter
ihnen aber giebt es beleutende Abftufungen. ni BE
Hierauf 'wird der bis dahin einfache Sack‘) aufser
‘den Zellen, mehrfach abgerheilt. Zuerft offenbart lich
"beim Gecko im Luftröhrenaft das Streben, in der Lunge
'äls fich verzweigender Kanal fortzulaufen, der’aber nur
in einem Theile feines 'Uinfangs verfchloffen ft; und
‘fich in eigne Zellen öffnet; bei Calores und Beaheile
ift die Bildung vollkommner, föfern fich jenem’ ein-
farhen Halbkanal gegenüber ein zweiter an der vordern
Fläche der Lunge bildet, die einander aber noch’ nicht
erreichen. Beim gewöhnlichen Kamaleon dägegen ver-
einigen fich beide, aber in einer verhältnifsmäfsig Kurzeh
Strecke, an zwei Stellen, und die Lunge jft nun in die-
fer Gegend von oben nach unten in drei Lappen zerfäl-
len, welche aber gesen ihr hinteres Ende wieder ziz
einem zufammenfliefseu. Endlich ift bei Szellio vulgaris
"und Iguana die Bildung am zufummengefetzteften. , in-
dem jede Lunge von oben nach unten in zwei Sicke
zerfällt, welche, aufser der Eingangsöffnung, nirgends
zufammenhängen. Jeder diefer beiden Säcke wir. aber-
mals durch mehrere gröfsere Vor!prünge ungleich, die
Andeutung querer und Längenwänlle,, welche von den
Wänden der Lunge aus gegen die Höhle des Luftröh-
renafies ftreben,,. he aber erft bei Tupinambis bengalen-
und den Krokodilen in dem gröfsten Theile, bei den
Schildkröten in der ganzen Länge der Lungen gleich-
mälsig erreichen. Die bei den Landfichildkröten die
‚ganze Dicke der Lunge einnehmenden queren einfachen
"Säcke werden bei Jen Seejchildk-öter nicht blofs von
vorn nach ‚hinten mehrfach abgetheilt, fondern durch
eine Längenzwifchenwand in eine äufsere und innere
Reilie RER Merkwürdig ift bei diefer allmählichen
M. d. Archiv. IV. 1. F
\ —
7)
Akliadine einer jeden Lungenhälfte befonders die Ana-
logie derfelben mit der Entwicklung der Duplicität der
Lunge bei den Ophidiern, wo auch der zweite Seiten-
lappen verhältnifsmäfsig fehr klein, unvollkommen, grob-
zellig, mit dem. grolsen äufserlich zu einem verfchmol-
zen ift , bis beide allmählich fich: völlig von, einander
trennen und vollkommen gleichmäfsig entwickeln. ;
3) Zahl. Bei den meilten Amphibien, namentlich
allen Batrachiern, Sauriern und Cheloniern, finden fich
zwei Lungen, die eben fo meiftentheils gleich vollkom-
men find; die Ophidier haben. dagegen häufig nur eine.
"Cuvier 1) fchreibt fogar allen Ophidiern diefe Bildung
zu, indefllen hatte fchon Towr/on.?) die Duplicität der
Blind/ehleichenlunge, und Herr Nitz/ch 3) die der Rin-
gelnatter nachgewielen, Später hatte ich dallelbe bei
den Amphisbänen *%), nachher bei dem Gelchlecht Boa $)
angegeben und zugleich bemerkt, dafs auch mehrere
Colubern eine doppelte Lunge befitzen, wie Herr
Nitzfeh fchon nach der Analogie der Ringelnatter ver-
muthet hatte, Wirklich einfach habe ich indeflen in der
That die Lunge
1) bei mehrern von mir unterfuchten giftigen
Schlangen , namentlich Vipera berus, V. Weigelü;
' 2) bei mehrern Coluber- Arten, namentlich, fo.
viel fich die Arten der in Weingeift mehr oder weniger
lange aufbewahrt gewefenen Ele plare beftimmen liefsen,
bei Coluber fulvius, faturninus, compreffus, triangu-
lum, audax, dione, cobella;
—
r) A. a. 0, 5.347.
2) Tracts and obfervat. London 1799. p. 111.
3) De relpir. p. 15 ff.
4) Fouquet de organi refpiratorii in animalium ferie evolutione.
‘Hal. 1816. pP. 30.
j ‘9) De Amphibiorum [yftemate uropuetico. Hal, 1817. P. 4-
4.3) bei Typhlops. crocotatus und lumbricalis , Pela-
mis fasciatus‘ gefunden.
Dagegen befitzen aufser den oben angeführten
Gattungen Boa, Anguis, Amphisbaena und der Ringel-
natter mit Beftimmtheit eine doppelte Lunge, ı) Zortrix
feytale, ferner 2) Coluber plutonius, eonjtrictor, lagelli=
formis, molurus, cenchoa, aujtriacus, janthinus; cyaneus,
‚domelticus, hippocrepis, nebulatus, quadrilineatus, rudis,
‚alietulla, heterodon. 3) Crotalus horridus, 4) Viperanaja.
"Nach diefen Unterfuchungen fcheint daher bis jetzt
der Zahl der Arten nach «as Uebergewicht auf der Seite
der mit einer doppelten Lunge verlehenen Ophidier zu
feyn. Unter 23 Coluber- Arten fand fich bei 16 eine
doppelte, nur bei 7 eine einfache Lunge. Ben Ge-
| fchlechtern Boa, Anguis, Amphisbaena,. Scytale
| und Crotalus, und von den Vipern, V. naja ftehen nur
| zwei Vipern, ferner Typhlops und Pelamis gegenüber;
allein auch hier ift bis jetzt die Zahl der mit.einer dop-
pelten Lunge verfehenen Arten grölser, indem ich fechs
Arten von Boa, zwei von Amphisbuena. unterfuchte,
und nicht unwahrfcheinlich ift es mir , dafs eine fernere
'Unterfuchung auch von den nach mir eines zweiten Lun-
| genrudimentes beraubten Schlangen mehrern daffelbe
' zuerkennen werde, da ich felbfterft, bei mehrmals wie-
| derholter Unterfuchung delielben Exemplars bei V, naja
und Crotalus horridus die zweite Lunge erkannte, und
| he, felbit unrichtig früher beiden abfprach ').
"Die Lunge der Ophidier ift indeffen nicht bei allen
nach demfelben Typus doppelt, vielmehr finden in allen
Hiufichten, namentlich ı) auf: verhältni/smäjsige Grö/se,
2) Lage, 3) Richtung, 4) ZuJammenhang mit der. gro«
fen, 5) Bau die bedeutendften Verfchiedenheiten Statt.
r F2
2
'2) Eink a. 4.0, pP. 4.
8 £ 1 Da 20 Sp 255 2
De) ‚Verhaltnifsmäfsige Grö/se. Das Doppeltwer-
den der Lunge,der Ophidier bildet eine fehr vollftändige
Reihe vom erften Erf[cheinen eines kaum merklichen Ru-
dimentes an bis zur falt vollkommnen Gleichheit beider
Lungenhälften, r
Aeufserlt Klein ift das Lungenrudiment bei RN
rern Colubern, namentlich Col. natrix, heterodon;.
etwas anfehnlicher dagegen bei Tortrix, beträchtlicher ,
bei den Amphisbünen, noch aänfehnlicher bei Col2
conftrietor, jlagelliformis,; am grülsten bei Boa und
Anguis. Merkwürdig ift, dals hier nicht in dem übri-
gens den Sauriern ähnlichften Gefchlecht Anguis, fon-
dern bei Boa die Duplicität der Lungen am vollkommen-
ften entwickelt if. Zwar ilt in einigen Arten des
letztern Gefchlechtes das Rudiment der zweiten Lunge
verhältnifsmäfsig nur klein, und, wenn gleich grölser
als bei den übrigen, weniger entwickelt als bei Anguis;
allein, während bei diefer die linke Lunge kaum halb fo
grofs als die rechte ift, haben beide bei Boa reticulara und
‚murina falt diefelbe Gröfse, Auch bei Boa feyrale und
annulifera ift die Nebenlunge verhältnifsmäfsig gröfser
als bei Anguis fragilis.‘ Bei Boa carinata und conftrietor
ift die Nebenlunge verhältnifsmäfsig kleiner, doch immer
beträchtlich gröfser alsbei allen übrigen Schlangen.
2) Lage. Nicht immer befindet fich_die Neben-
Junge auf derfelben Seite. Bei allen Boa’s, Anguis
fragilis, Tortrix feytale liegt fie, auf der linken, bei
allen von mir unterfuchten Colubern dagegen und unse
Amphisbünen auf der rechten Seite,
3) Richtung. Im Allgemeinen fteigt die zweite
“ Lunge neben der erften herab, fc dafs ihr blindes, Ende
ihren unterften, ihr Eingang ilıren obern Theil bildet, .
So verhält es fich bei Boa, Anguis, und den meilten
Coluber- Arten. Dagegen tteigt bei den Amphisbänen
der Nebenlappen in die Höhe, der Eingang nimmt die
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y Se -85
niedrigfie Stelle ein. Bei einem Exemplar von Col.
janthinus fand ich diefelbe Anordnung, ‚ während bei
einem andern die ftärker entwickelte Nebenlunge auf
die gewöhnliche Weile herabftieg. Tortrix /eytale bie-
tet eine Zwifchenftufe dar, fofern die Mändung unge-
-fähr in der Mitte, doch etwas weiter nach unten liegt. _
0,04) Zufammenhang beider Lungen. Diefer varürt
im Allgemeinen’ im geraden Verhältnils zu dem Grade.
der Entwicklung der Nebenlunge. ' Wo.diefe, wie bei
mebrern Boa’s und Anguis fragilis, ftark ift, hängen,
“ beide nur mittelbar, durch die Luftröhre, zufammen,
- indem fich diefe in zwei Aefte fpaltet, deren jeder an,
die Lunge feiner ‚Seite tritt. Bei Boa conftrietor ilk
diefer Alt fo kurz, dafs man richtiger fagen kann, die
Luftröhre gehe blofs in die grofse Lunge über, und in
den obern Theil von diefer öffne fich die Nebenlunge
unmittelbar durch eine etwas verengte Stelle, an wel-
cher fich einige unyollkommne. Knorpelringe finden.
Bei den Colubern findet fich .ebeu diefe Bildung,
nur fehlen die Knorpelringe. Bei-den Amphisbänen,
und Tortrix ift der Verbindungsgang noch kürzer,
Immer aber gefchieht die Einmündung der Nebenlunge
-än den obern Theil der Hauptlunge, und namentlich in
‚den, von unvollkommnen Knorpelringen umgebnen
‚Abfchnitt derfelben, fo dals alfo die Bildung im Welent-
dichen immer diefelbe ift, und die Nebenlunge von der
"Luftröhre abgeht. Merkwürdig ift es, dafs, ungeachtet
‘bei mehrern Schlangen nach. dem Obigen der vor.dem
Herzen liegende Theil der Luftwege eigentlich Lunge
“ft, dennoch die Nebenlunge auch bei diefen dem Her-
izen gegenüber entlpringt, _ H
5) Bau. Sowohl die äufsere Geftalt als das Ge»
"webe der Nebenlunge varirt.
= Bei einigen, 2. B. Torerix und Amphisbaena, ift fie
“auf.den erlten Anblick gar nicht von der grolsen unter-
36 nn
fehieden, indem die ganze, dem Anfchein nach einfacher
Lunge neben dem hintern Ende der Luftröhre in zwei,
Spitzen, eine rechte, gröfsere, eine linke, kleinere aus-
läuft. Von diefen ift bei Tortrix nicht, wie man erwarten
Könnie, die rechte, fondern die linke die Nebenlunge,
indem diefe fich durch eine fehr enge Mündung in die
grofse öffnet, ununterbrochen in diefe übergeht, und
fich von unten nach oben allmählich verengt.
Da, wo fie fehr klein ift, wie bei den angeführ-
ten Colubern, ift fie rundlich, dagegen bei den übri=
gen, wo fie fich ftärker entwickelt, länglicher, unten
meiltens mehr oder weniger zugefpitzt: eine merk-
würdige, mit dem Grade der Entwicklung in Hinficht
auf Gröfse zulammenfallende Verfchiedenheit , weil auf
ähnliche Weile die niedrigften Organismen und einzelne
Organe bei ihrem Entftehen eine mehr rundliche Form
haben, welche fich allmählich bei vorfchreitender Ent»
wicklung in eine mehr längliche umwandelt.
Das Gewebe der Nebenlunge ilt, vorzüglich da,
wo fie unvollkommner ift, weniger zufammengefetzt als
in der Hauptlunge. Ihre Wände find weit dünner, die
Wände (der Zellen niedriger, diefe gröfser, bei /. naja
und Crotalus horridus ift die Nebenlunge 'fogar blofs
häutig und ganz glätt. Aufeine fehr merkwürdige Weile
allo kommt die Nebenlunge hiedurch mit dem hintern
Theile der Hauptlunge überein, gerade wie das Bruftbein,
bekanntlich eine Wiederholung der Wirbelfäule, durch die -
Geftalt feiner Abtheilungen dem hintern oder Schwanz-
theile derfelben entfpricht. Sehr auffallend ift diefe -
Bedingung vorzüglich bei der Nebenlunge von C. plu-
bonius, flagelliformis und confirietor. Je. mehr fich
die zweite Lunge vergröfsert, delto vollkommner ift im
Allgemeinen auch ihr Gewebe. B:j Boa murina und
"earinata- verläuft auf der linken Seite verhältnilsmäfsig
faft eben fo weit als auf der rechten, ungefähr längs des
an
un
“bern Zwölftheils der Lunge an dem innern Theile
ihres Umfangs, ein fich nach unten zufpitzender, meh-
rere knorplige Kreisabfchnitte enthaltender Halbkanal,
die Fortfetzung des Luftröhrenaftes, ‘der in einen ftark
wor[pringenden Längenftreifen übergeht, von welchem
‚die Zellenwände auf beiden Seiten abgehen, Bei Boa
seonftrictor ift diefer 'Halbkanal aufserordentlich kurz,
Dies hängt aber nicht nothwendig- mit der verhältnifs-
mälsig geringern Entwicklung der Nebenlunge zufam-
men, denn bei Boa retieulata, wo beide faft gleich grofs
find, ift der Halbkanal fehr kurz, hier in beiden, wäh-
rend er bei Boa confirietor in der BNpRtBaBe fehr
lang ift.
4) Größe. Der Umfang des Refpirationsorgans
Jäfst fich wegen des oft nicht ganz unverletzten Zuftan-
des deffelben, vorzüglich bei den Schlangen, nicht. leicht
immer mit Genauigkeit beftimmen. Hiezu kommt, dafs
die Gröfse der athmenden Fläche nicht blofs durch den
äufsern Umfang der Lunge, fondern auch durch den
Grad von Zufammenfetzung ihres Baues beftimmt wird.
“ Unftreitig haben, wenn man beide Bedingungen
ickfichtigt ‚ die meiften Saurier und die höhern
idier, mit Ausnahme des Krokodils und des benga-
lifehen Tupinambis , im Allgemeinen die kleinften, diele
Jetztern und die Chelonier,, vorzüglich die eigentlichen
Chelonen , die gröfsten Lungen. Bei de. Sauriern im
‚Allgemeinen find zwar die Lungen feinzellig, allein ver-
hältnifsmälsig zum ganzen Thiere klein und wenig aus-
dehnbar. Bei den erwähnten Arten und den Chelonen
haben fie nicht blofs einen gröfsern Umfang, fondera
ihre innere Oberfläche ift auch durch ihren zulammen-.
en Bau aufserordentlich vergröfsert. An diefe
fehliefsen fich die niedrigern Ophidier, auf welche die
Batrachier folgen. Die längften Lungen haben bekannt-
lich diefe Ophidier und die meiften Batrachier. Unter
88 nn
jenen befitzt, meines Wilfens, . Pelamis fasciatus-die
Jänglte, indem fe bis zum After‘ reicht. -Die höhern
Ophidier haben. weit kürzere Lungen, und es gilt für
Se keineswegs, was Cuvier') für alle Ophidier fagt,
und allerlings den .niedrigern zukommt, dafs fich die
Lungen bis hinter die Leber und den Magen erftrecken.
Sie hört nicht nur da, wo die Duplicität fehr vollkom-
men entwickelt ift, wie bei mehrern Boa’s und Anguis
fragilis, fondern auch da, wo dies nicht‘der Fall ift,
wie z. B. bei den Amphisbänen, ‚viel früher auf, - Der
„zufammengefetzte Bau der Lunge der meiften Saurier
‚und ihnen nahe ‚ftehenden Ophidier compenhrt zwar ,
etwas,. aber keinesweges vollkommen, ihre geringere
Grölse, in.lem der vordere Theil der Lungen der nie-
drigern Schlangen in einem eben fö grofsen Umfange
eben fo complicirt gebildet ift. Wenn aber die Sau-
rier durch die Anordnung ihrer Lungen im Allgemeinen
unter den Batrachiern un: Ophidiern ftehen,, fo ergiebt
Sch hieraus nicht geradezu, dafs ihr Refpirationsprocefs \
in demfelben Verhältnifs unyollkommner fey. Denn,
berückfchtigt man, wie billig, den Bau des Gefäfsfyftems, .
fo ergiebt fich zwar, dafs bei den Cheloniern die voll-
kommenfte Herzform mit dem vollendetftea Lungen-
baue, bei den Sauriern dagegen eine falt eben fo voll-
kommne Herzbildung mit den unvollkommenften Lun-
gen, bei den Ophidiern mit ‚grölserer "Ausbreitung
der Lunge ein weniger vollkommnes Herz, undendlich
. bei den Batrachiern mit einer Lungenbildung, welche
wenig hinter der der Ophidier zurückbleibt, das unvoll- :
kommenfte Herz gegeben ift, mithin in diefen drei
Ordnungen ein, Theil der Function den andern auf ent-
gegengefetzte Weile fo ausgleicht, ‚dals die Refultate
*
.D 8.347
ungefähr diefelben find, und die Sawrier in der That
doch, wenigfiens im Vergleich mit den Be ekern;
den vollkommnern Relfpirationsprocels haben.
© Folgendes find die Hauptrefultate der im Vorigen
ee Unterfuchungen.
4) Die Mehrzahl der Ophidier befitzt eine mehr
ir weniger vollkommen doppelte Lunge.
‚ 2) Der Bau einer jeden Lungenhälfte vervollkomm-
net fich nach demfelben Typus bei den Sauriern, als
fich die Duplicität der ganzen Lunge bei den Ophidiera
entwickelt.
7 3) Mehreren, namentlich den höhern Ophidiern
fehlt der zellige Bau in dem vor dem,Herzen liegenden
Theile des Refpirationsorgans, und diefe ftehen dadurch,
fo wie durch die Kürze der eigentlichen Lunge, den
Sauriern nahe.
. .4)-Der fogenannte zellige Theil’ der Luftröhre rd
meiften. Ophidier ent{pricht dem vordern Theile der
Lunge der übrigen Amphibien. j
- 0.5) Die Lunge der Seefchildkröten hat den zulam-
_ mengefetztelten Bau und die gröfste athmende Fläche
unter allen, diefe ift dagegen bei den Sauriern im All-
gemeinen am kleinften,
V,
Rückenmark ohne Endfaden, Wahrnehmung
_ und Vermuthungen von BurDaAcH.
"Bei der Zergliederung eines grofsen Hühnerhundes bot
fich mir neulich, nachdem der Druck meines Auffarzes
über das untere Ende des Rückenmarks fehon begonnen
hatte, eine mich fehr überralchende Wahrnehmung dar,
‚'r Das Rückenmark ging unten nicht in einen’ Zu den
EB ntknzbeinkn laufenden Endfaden aus; fondern endigte
fich mit einem frei herabhängenden Zapfen. Nachdem
es nämlich ‚das unterlte Schwanznervenpaar gegeben
hatte, fetzte es fich in einen, keine Nerven mehr aus
fchickenden, ‚und überhaupt weder feitlich, noch unten
mit irgend einem andern T'heile verbundnen walzenför-
migen, Körper fort, welcher 72 Linien lang war, und
vom obern Rande des vierten Bauchwirbels bis über -
die Mitte ciefes Wirbels hinaus fich erftreckte, £ Linien
breit war, nach unten eine flach gewölbte, 17 Linien |
breite Endfläche bildete, und übrigens aus ER von
aufsen her deutlich durchichimmernder grauer Subftanz
beftand, So wie der Mittelfaden des Rückenmarks hier
fehlte, fo war auch nichts von den ihn feitlich beglei-
tenden filberglänzenden fibröfen Fäden zu bemerken:
ja diefe fehlten am ganzen untern Theile des Rücken-
marks, und an ihrer Stelle hatte diefes zwilchen den
vor.ern und hintern Wurzeln feiner Nerven eine Seiten:
furche, «ie amı obern Rande des (dritten Bauchwirbels, i
zwilchen dem Urfprunge ‘des dritten und vierten Bäuch-
wirbelnerven flach begann, und im Herablteigen etwas,
tiefer wurde. Während der Räckenmarksfauen fehlte,
lief gleichwohl vom untern, fpitzigen Ende der Dura
mater, welches an der untern Hälfte des fünften Bauch-
wirbels und ı% Zoll unter dem freien Ende des Rücken-
markszapfens eh befand, die fonft die Fortfetzung des
Räckenmarkfadens einfchliefsende Scheide in der Mit-
tellinie bis zu: den.Schwanzbeinen fort, und.nahm Fäden -
vom unterlten Schwanzoervenpaare in fich auf. Der
rechte Nerv von diefem Paare nämlich bildete, nach-
dem er neben dem Zapfen herabgelaufen und zum fpitzi-
gen Ende der Dura mater gelangt war, dafelbft ein deut-
liches Ganglion, und aus diefem traten daun mehrere
höchtt feine Fäden ,. welche alsbald die Dura mater fieb-
& durchbohrten, und in jener fadenförmigen, in
‘ Mittellinie herablaufenden, fcheidenartigen Fort-
fetzung der Dura mater weiter fortgingen. Dals dieler
höhern Stelle des Rückenmarks, als gewöhnlich, ent-
ngende Mittelfaden war, ging daraus hervor, dafs
ganz nach Art der Rückenmarksnerven feitlich, nicht
‘der Mittellinie des Rückenmarks, entfprang, und
auch won den übrigen Schwanznerven, wie gewöhnlich,
h nichts, als durch gröfsere Zartheit fich unter»
chied, ohne graue Subftanz zu enthalten, oder von
hbröfen Fäden begleitet zu feyn.
Zwei verfchiedue Deutungen djefer Bildung boten
fich mir fogleich dar, und da erlt fernere Beobachtung
über die Gültigkeit der einen oder der andern entfchei+
|den muls, fo lege ich beide mit ihren Zweifelsgründen
I vor.
1) Es war eine urfprüngliche Spielart der Bildung,
der Rückenmarksfaden hier fehlte; das untere
wanznervenpaar, namentlich in feiner rechten Hälfte,
Pirat deffen Stelle. Demzufolge bildete es ein Gan-
on, fo wie die graue Subftanz im Rückenmarksfaden
i (öner ‚Anfchwellung zu endigen [cheint'); und die
ıs diefem Ganglion tretenden zarten Fäden durchbohr-
| (wie die aus den Riechnervenganglien hervorkoın-
menden Fäden) die Dura mater fiebförmig, um nun als
wirkliche Stellvertreter der aus dem Ende des Rücken-
'marksfadens fonft ftammenden Nerven zum Ende des
iwanzes fortzugehn. Hier fände ich denn eine Be-
jgung meiner Annahme, dafs wirklich vom untern,
angliös anfchwellenden Ende der grauen Subftanz des
ückenmarksfadens Nerven ausgehen, indem bei Ab-
|
1) Berichte von der K. Anftalt in Königsberg, Ir Bericht $. 22 ££,
wefenheit deffelben feitliche Schwanznerven’ ein eigenes,
verhältnifsmäfsig grofses Ganglion bildeten, deffen Fä-,
den fo, wie fonft die Fortfetzung des Aocksumgnk -
fadens, zum Schwanze liefen, Dagegen wäre hierdurc
meine andre Behauptung, ‚dafs das Rückenmark nicht!
nach unten verlaufen könne, ohne noch abwärts Ner-
ven zu. geben, durch das urfprängliche Vorhandenfeyni
eines Rückenmarkszapfen ohne Nerven, einigermalsen‘
widerlegt: ich fage einigermafsen, denn bei Abnormiz
tät der Bildung kann ein Glied da feyn, ungeachtet ein,
wefentlich mit ihm zufammenhängendes und ihm feine
Bedeutung gebendes Glied fehlt. Uebrigens wären hier
folzende Umftände bemerkenswerth. a) Der Rücken-
marksfaden fehlte, aber das Rückenmark behauptete
feine gewöhnliche Lage; an feiner Stelle hatte: fich kein
andres Befeftigungsmittel, wohl‘aber eine eigene Bil-
dung der Nerven erzeugt: folglich kann feine urfprüng-
“ liche Beftimmung nicht die feyn, als Band das Rücken-:
mork zu befeftigen, fondern die Nerven zu geben,
b) Seine Stelle wurde vertreten, durch feitlich ent-
{prungene Nerven, aber nicht durch das Zulammentre-
ten derfelben ‘von beiden Seiten, fondern durch den
Netven der einen Seite allein: es erfchien allo hier die,
unpaarige Nervenvertheilung vom unterften Ende des
Pückenmarks aus als beharrliches Gefetz. c) Mit.dem
Rückenmarksfaden fehlte dem ganzen untern Theile des
Rückenmarks von den Bauchwirbeln an das feitliche
Paar flechfiger Fäden: diefe fcheinen allo. mit jenem Fa-
den welentlich zufammenzuhängen, ungeachtet es offen-
bar irrig feyn würde, anzunehmen, dafs fie ihn allein
bildeten, d) Mit dem Mangel «iefer Fäden oder, Bän-
der trat die feitliche Einfchnärung des Rückenmarks
deutlich hervor, während fie oben, wo die Bänder vor-
handen waren, wie gewöhnlich, fehlte: ein ftärkeres
‚Anfchielsen weilser Subftanz zwifchen .dem vordern
ind hintern Strange grauer Subftanz, "wodurch die
Lücke zwilchen denfelben ausgefüllt wird, fcheint folg-
lich‘ mit der flechfigen Verdickung der Gefäfshaut' an
dieler Stelle wefentlich zufammen zu hängen.
2) Aber Könnte nicht diefer Mangel des Rücken-
marksfadens, ‘ohne urfprünglich Statt gefunden zw ha-
ben, erft während des Lebens durch einen Zufall ent-
ftanden feyn? Der Hund hatte über $ feiner Schwanz-
beine eingebüfst, indem ihm beim fünften derfelben der
Schwanz abgehackt war, und zwar, wie aus der feften,
ehnisen Narbe erhellte, fchon vor larger Zeit. Wenn
nun der Rückenmarksfaden, wie ich'annehmen zu dür+
fen glaube, die Urfprünge der Nerven für die letzter
wanzwirbel und ihre Muskeln und Haut enthält,
n ufste er da nicht fchwinden, nachdem die peripheri-
hen Enden diefer Nerven verloren gegangen waren?
Das Centrale ift nicht das fchlechthin Herrichende und
llein. Belebende, fondern indem fich im Lebendigen®
überhaupt der Gegenfatz von Centralem und Peripheris
hen bildet, ift Beides durch einander bedingt, Beides
n gegenfeitiger Spannung. Auch das Peripherifche
wirkt alflo erregend auf das Centrale zurück : die tüch-
g geübten Muskeln wirken belebend und kräftigend
auf das Rückenmark; die vielfeitig wirkfamen Sinne
fteigern das Hirnleben zu höherer Regfamkeit. ‘Geht
das Peripherifche verloren, fo hört:anch das.Centrale
auf, als folches zu beftehen: ohne Umkreis ift kein Mit-
telp unkt. Nach dem Abfterben eines peripherifchen
Oliedes verliert allo das centrale Glied zuerft feine
Bedeutung; es wird zu einem müfsigen Gebilde herab-
geferzt. In diefer Müfsigkeit veriee es nun und.
fehrumpft ein, indem: mit dem Aufhören feiner eigen-
thümlichen Lebensthätigkeit auch die allgemeine Leben-
\ digkeit, das Gewächsleben,, inihm finkt, Der Orga-
Jsismus eignet üch endlich das.ihın bedeutungslofeGe-
94 nn
R
bilde ‘an, und nimmt. es durch ‚Rückfaugung in feir
„allgemeine Malle wieder auf : feine Aufgabe zu‘ löfen
unvermögend, ‚wird es feiner Selbftftändigkeit verlufti
und, diefer beraubt, giebt es fein befondres Dafeyn auf,
geht es inder anftrömenden Flut des allgemeinen Lebens
“unter, » Wenn das Sehvermögen. durch Verletzung der
äufsern Sphären des Auges vernichtet ift, fo welkt.di
Netzhaut, der Sehnerv, endlich der Sehhügel felbft,
Ganz kann jedoch diefer nicht verzekrt werden, ‚denn
er fteht mitten in der Kette der Hirngebilde, deren
Leben vielfältig auf ihn zurückftrahlt, und ihn nicht
ganz finken lälst. Anders ift es mit dem Rückenmarks-
faden: an die äufserfte Gränze des Reichs freithätiger
iger verwielen, hat er, wenn fein Peripherifches,
das Schwanzende mit.deffen Nerven, ihm geraubt ilt,
keinen Stützpunkt aufser fich, denn alle Lebendigkeit
ftrömt zum Rückenmarke vom Gehirne aus in der Rich-
“ tung, nach den peripherifchen Nervenenden hin, und
von'dielen aus aufwärts nach dem ‚Gebirne zu. Durch
nichts mehr aufrecht gehalten, ‚fchrumpft ‚daher dee
Frückenmarksfaden in folchem Falle ein, und wird all
mählich eingefogen. So konnte dann in vörliegendem
Falle der’ Rückenmarksfaden nach dem Abhacken des
Schwanzes verloren: gegangen feyn, und der Zapfen
als. Ueberbleibfel‘ feine ehemalige Stätte bezeichnem
- Wirklich hatte ‚letzterer mit feinem fach abgerundeten
Ende ganz das Anfehen, als ob fein unterer Theil abge-
nagt, 'orler im feröfen Dampfbade, welches das Rücken-
ıoark umipült, verilülfigt worden wäre. Diefer Deutung
" Könnte entgegenftehen. a) die angeführte Bildung des
unterften leitlichen Schwanzuerven der rechten ‚Seite,
Indefs ft es fehr oft der Fall, dals dieles Nervenpaae
an. den Rückenmarksfaden fich anlest, und denfelben
noch in feiner vonder. Dura mater gebildeten Scheide
kegleitet, und da. die Schwanznerven noch. deutliche,
I 2 ar Aa anne w 95
Ganglien zu bilden pflegen, fo konnte hier durch Spiel-
art der Bildung ein folches Ganglion zu früh, noch
vor dem Durchgange des Nerven durch die dura mater,
J entftanden feyn; und konnte es nicht vielleicht, wenn
der Rückenmarksfaden in früher Jugend gefchwunden
war, a eo ifch um fo ftärker fich entwickelt ha-
en?’d) Wein'die graue Subftänz des Ruckenmarks-
fadens eingefogen worden. wäre, fo--wärden doch die
denfelben begleitenden: Flechfenfäden folcher‘ Verflüf-
Sgung widerftanden haben, und übrig. geblieben feyn.
Indeffen waren diele Flechfenfäden beim Abhacken Jes
Schwanzes nothwendig durchlichnitten worden: Kon
ten fie, da fie ihre Anheftung verloren hatten, nicht ich
bedeutend verkürzen und allmählich heraufziehen ?
Weitere Beobachtungen und Verfuche ‚müflen ent
en, \ ke
}. Ich werde Pferde mit Stutzfehwänzen in diefer
Hinficht unterfuchen. Noch lehrreicher würden’ Ver-
I fuche an folchen Thieren feyn, deren Schwanz 'eine
ere Bedeutung für das Leben hat, an Quadruma-
en mit Rollfchwänzen, Didelphen u, f. w. Nur ver-
| in es fich: von felbft, ı) dafs man das Verfchwinden,
) des Rückenmarksfadens nicht fo bald nach dem Verlufte
Schwanzes erwarten darf: es gehört wahrfcheinlich'
"ein langer Zeitraum dazu, ehe der Hergang des Ver-
| welkens und der Einfaugung fich beendet; 2) dals man
| das Schwinden in jedem Falle, und am wenigften wenn
j0e; "Schwanz nicht ball nach der Geburt abgehackt
‚den ilt, erwarten darf: fo wenig man an jedem Blin-
| den ohne Ausnahıne \lieSehhügel eingefchrumpft findet,
| oder fo wenig jedes gelähmte Glied merklich abmagert,
| eben fo wenig Iteht zu erwarten, dafs nach dem Ver-
| lufte desSchwanzes das Gewächsleben des Rückenimnarks-
fadens iminer gänzlich erlöfchen wird,
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I. Zur Gefchichte des Nervenfyftems, "
1. Larrey über eine von merkwürdigen Zu-
fällen begleitete Kopfwunde: (Aus:Leroux’s
Journ. de medec. _T. 39. 1817. :p: 456-458.) |
Her Fo. "Rampon, 26 Jahr alt, wurde beim Fechten
mit dem Rappier, deffen Spitze auf dem Stichblatt abge=:
brochen: war, in der Nähe des linken Nafenflügels in
fchiefer‘ Richtung, von unten nach oben und etwas von,
aufsen nach, innen verletzt. Die Waffe drang ungefähr
34 Zoll weit durch die linke Nalengrube, durchbohrte
die Siebplatte nahe an der Finfenkung der Hirnlichel,,
und fcheint fenkrecht und etwas von vorn nach hinteı
5— 6 Linien tief in den inriern hintern Theil Bes Wa
dern linken Hirnlappens, bis gegen das vordere Ende des
Balkens gekommen zu feyn. Sogleich erfolgte eine heftige
Blutung, und es, gingen durch Mund und Nale viele
Splitter ab. Alle Sinnorgane wurden im Augenblick!
der Verletzung gelähmt, kehrten aber allmählich bald auf
ihren normalen Zuftand zurück. Einen Monat lang war
das linke Auge völlig blind, jetzt fieht der Kranke das
mit, aber doppelt, Der Geruch war gleichfalls verloren,
jetzt werden geiltige riechende Flüligkeiten von geruch-
lolen unterfchieden. Der anfangs ganz vernichiete Ge-
fchmack hat lich allmählich, aber nur auf der rechten
Seite der Zunge wieder eingefunden. Die ganze Zunge
ife nach der rechten Seite gezogen, ganz im Gegenfarz
mit der auf dieler Statt Andenden Lähmung, indem der.
Mund nach der linken gezerrt ilt. _Von dem anfänglich
2 : ... ganz
ganz tauben linken Ohre findet fich jetzt nur ein Summen.
So ftammelt der Kranke auch nur etwas, da anfa ngs die
Stimme ganz vernichtet war, Die Zeugungstheile Ind
} ganz normal. ; B .
I © Anfangs war die rechte Seite gelähmt, jetzt ind es
beide Glieder diefer Seite nur noch in Hinficht auf Bewe-
gung, nicht auf Empfindung. Das Namengedächtnils
ilt völlig vernichtet, und entfteht nur [ehr allmählich
| wieder, während das Erinnerungsvermögen für Bilder.
| und alles, was einer Darfiellung fähig ilt, unangetaltet
| blieb. Die anfängliche Störung des Erkenntnilsvermögens
Jift verfchwunden, allein alles, was fich auf die Eigenliebe,
die militärifchen Erfolge des Verwundeten bezieht, verletzt
ihn in eine tiefe Melancholie und Gemüthszerrüttung, wäh-
rend Unterhaltungen in Bezug auf [eine Familie, [eine
Verwandten und Freunde diefe Zufälle verfcheuchen,
'
2. Esguirol über den Zultand des Rücken-
" markes in der Epileplie, (Ebendal, 424 —
429.) t
_ B.ı. Ein feit dem 2$[ten Jahre epileptifches Mäd-
\shen verfiel in den freien Zwilchenzeiten mit dem 33(ten
Jahre in Blödinn und Ralferei, und [tarb nach mehrern
"fehnell auf einander gefolgten Anfällen, im 37[ten Jahre.
Das Rückenmark wurde in der Gegend des IIten und
22ten Bruftwirbels weich und etwas braun gefunden.
er B.2. Eine lange fchon epileptifche Frau wurde im
31ften Jahre [yphilitifch. Nach dem reichlichen Genuls
‚von Queckülber rückten die Anfälle näher, und es trat
"bald ‚vor, bald nach denfelben Rafen ein. Im 37[tem
‚Jahre ftarb lie an den Folgen einer Krankheit der Gebär-
‚mutter und Eierftöcke. Das untere Ende des Rücken-
N markes erfchien härter als‘ die übrige Ausbreitung def
} nn. 3
(BE 3. Ein feit der Kindheit epileptifches, täglich
mit epileptifchen Schwindeln behaftetes, fehr cholerifches,
‚ und nach ihren Anfällen zum Selbftmord geneigtes Frauen-
Zimmer erftickte in einem epileptifchen Anfalle. Hirn-
häute (ehr blutreich, untere Gegend des Rückenmarkes
‚| erweicht, |
, M« d. Archiv, IP, Is 6
|
!
‘
98 .—
B. 4. Ein, feit dem ı3ten Jahre nach einem, hefti.,
gen Schrecken epileptifch gewordenes Mädchen war: oft‘
nach den Anfällen wabnlinnig, bisweilen wüthend, litt
viel an Schwindein, und ftarb im Igten Jahre nach’
mehrern.fchnell auf einander folgenden epileptilchen An-
fällen. Im Marke des linken hintern Hirnlappens eine |
vereiterte Stelle, Spinnwebenhaut des Rückenmarkes
in der Gegend des Ioten und I2ten Brultwirbels bräun«
lich, hier die Markfubltanz erweicht. , Ma
B. 5. ‚Ein, feit der Geburt epileptifches Mädchen,
(die Mutter hatte fich während der Schwangerfchaft er-
fchrocken) batte im 20ften Jahre ihre Anfälle alle 20 Tage,
und blieb nach einem jeden I Monat lan& foporös, Im
zıften Jahre [tarb fie, nachdem lie 14 Tage in einem [ol-'
chen Zuftande gewelen war, nach einem heftigen epilep-
tifehen Anfalle. Pulsadern an der Schädelgrundfläche an
mehreren SteNen verknorpelt und verknöchert, Wände
der linken Herzkammer ı“ dick, Höhle derfelben nur
5 — 6'' weit. In der Gegend des Ilten und ı2ten Bruft-
wirbels dieGefälshaut bräunlich, die Subftanz des Rücken-
markes erweicht. NET,
B. 6. Eine, [eit dem 35[ten Jahre epileptifche, 2 —
3 Tage nach jedem Anfall ınelancholifche Köchinn er-
fückte im 4often Jahre während einesAnfalls.. Die ganze
äufsere Fläche der Spinnwebenhaut des Rückenmarkes,
mit kleinen, weilslichen Knochenplättchen von 1-2
im Durchmeller befetzt, die Subltanz deffelben gegen den
Tten und $ten hückenwirbel, und an feinem untern Ende
erweicht. ; i ’
u ER
B. 7. Eine 53jährige Frau erfchrickt, i bekomme,
Krämpfe und bleibt epileptifch. Die oft [ehr ftarken An-
fälle kehren alle 2 — 3 Tage wieder. Im s6lten. Jahre,
ftirbt he, nachdem [eit einigen Monaten die Anfälle ein-
ander näher gerückt waren, nach einem Anfalle, auf
welchen ein Stägiger comatöfer Zultand erfolgt war. Hy-.
datiden von verf[chiedner Grölse vom Markknollen bis zum
Lendenende des Rückenmarkskanals, im Sacke der Spinn,
webenhaut; Erweichung des, untern Rückenmarkendes..
In der Schleimdrüfe ein, mit einer, braunröthlichen Feuch-
tigkeit angefüllter Balg. a " j
SrareR
. B. 8.7 Ein Kind wurde, nachdem es leit dem eiften
Zähnen Krämpfe gehabt, epileptifch” Im 4ten wurden fie
häufiger, kehrten im 5ten 4— 5 Mal täglich wieder ‚ 'wor-
auf Lähmung, und im 6ten der Tod erfolgte. Rücken-
marks[pinnwebenhaut geröthet, Subftanz gegen den Sten
und 12ten Bruftwirbel erweicht, E
‚Diefe Beobachtungen wurden nicht etwa aus vielen andern...
zu Aufftellung einer: neuen. Theorie gewählt“). Es fiarben
in der Salpetriere vom Iften Februar bis Ilten Juni 1817,
1) 20 Epileptifche, wovon 9 geöffnet wurden. Bei 7 darun-
r fand ich das Rückenmark oder [eine Hüllen krank, '
rzüglich mehrmals; mit oder ohne Farbenyeränderung,
' Subftanz, hauptfächlich im untern Theile, erweicht,
Darf man hieraus nicht fchlielsen, dals es Epileplieen.
u , die von Alienation des Rückenmarkes oder feiner
üllen abhänge? Dies ilt defto wahrfcheinlicher, wenn
n den Einflufs der Rückenmarksnerven auf die Orts-'
bewegung mit dem gewaltlam erregten Zuftande der Bewe-
ungsorgane in epileptilchen Anfällen vergleicht. Durch
ee Betrachtung wurde ich in der That zu Unterfuchung‘
tigkeit meiner Vermuthung beftätigt.
'__ In Folge meiner Leichenbefunde brachte ich längs
Ides Rückenmarkes bei einer, feit dem I6ten Jahre Epi-
Jeptifchen 4 Brenncylinder an. Die Anfälle weiche aller
8 — 10 Tage, und immer zur Menltruationszeit, wo fie
lich 4 — 5 Mal eintraten, wiederkehrten , minderten
ich feitdem fo, dafs zweimal diele Periode frei vorüber
ging. Ich fchliefse aus dieler Thatfache nichts mit Be-
ftimmtheit. Der Erfolg ift nicht vollftändig, und auch
, würde eine einzelne Thatlache nicht beweilfen. Indel-
fen wollte ich durch die Bekanntmachung derfelben und
ee: meiner Leichenöffriungen die Aufmerkl[am-
keit auf eine Krankheit ziehen, über deren Sitz wir die
wenigfe Gewilsheit haben.
"lich das Gegentheil beobachtet wird.
aM,
\
Ga
des Rückenmarkes Epileptifcher geführt, und die Rich-
f 1) Was immer zu wünfchen wäre; wovon ‚aber leider gewöhn- ,
3. 'R. Reid über das Wefen und die Behand:
lung des Tetanus. (Aus, den Transactions ‚of
the alfociation of the King’s and Queens College
of Phylicians in Ireland. Vol. I, Dublin 1817. '
p- 113 — 125.)
Das Refultat meiner Beobachtungen über den Teta-.
aus ift Folgendes:
Die Zufälle derKrankheit find völlig diefelben, gleich
viel, auf welche Veranlalfung fie eintritt. Bisweilen er-
fcheint he plötzlich, meiftens aber geht ein Gefühl von
Steifheit im Nacken voran, welches allmählich zunimmt,
bis zuletzt die Kopfmuskeln völlig ftarr werden. Wegen,
der überwiegenden Kraft der Mundfchliefser werden die.
Zähne auf das feltelte an einander gedrückt. - Zwar be-
harrt der Krampf nicht dauernd im höchften Grade, allein
es tritt auch kein völliger Nachlals ein, worin die Anta-
goniften wirkten. Allmählich pflanzt lich der Krampf auf .
die übrigen Muskeln fort, merkwürdig aber ift, dafs
einige, namentlich die unwillkührlichen der Bruft- und
Baucheingeweide, und der Sinnorgane, erlt zuletzt ergrif- _
fen werden. Erbrechen tritt bisweilen ein, dauert aber
nicht an! Hunger und Verdanung bleiben regelmälsig, der
Harn wird regelmälsig abgelondert, wenn er gleich bis-
weilen fchwer abgeht. Bei heftigen Krämpfen ift der.
Puls klein, befchleunigt, unregelmälsig; allein das Athem-
holen auf diefelbe Weife abgeändert, ‚und während des
Nachlaffes find beide normal. ie Zunge bleibt lange
beweglich, die obern leiden erft ange nach den unterm‘,
Gliedmäalsen, die Muskeln der Finger blieben immer am
länglten, oft ganz unangegriffen, Irrereden tritt felten,
und faft nie anders als kurz vor dem Tode ein, wo jede
Function bedeutend geltört ilt,
Hieraus ergiebt fieh zunächlt, dafs weder in dem
Bruft- und Baucheingeweiden, noch in den fie verlehen«
den,Nerven, mithin nicht imGangliennerven, die Krank»
heit urfprünglich ihren Sitz hat. Für das Gehirn gile
daffelbe. Ja diefes fcheint fogar vielmehr ein Streben zu
haben, der Krankheit Einhalt zu thun. So bleibt die -
Zunge frei, bis das Gehirn ergriffen wird: ihre Nerven
aber kommen von dielem, Auch das längere Freibleiben
—- 101
il der obern Gliedmaafsen gehört hieher. Demnach bliebe
) nur das Rückenmark als ur[prünglicher Sitz der Krank-
‘J heit übrig, und wirklich [pricht mehreres für diefelbe
Anlicht. Die einzigen leidenden Theile find Muskeln,
(vom Stamme und den Gliedmaafsen). Diefe aber er[chei-
nen bei der Section normal, ihre Nerven dagegen ent-
ringen vom Rückenmark, und in diefem werden wir
aher die nächfte Urfache der Krankheit zu fuchen ha-
‘| ben. Dies beweifen auch die keichenöffnungen. Die
| meiften Schriftfteller [cheinen zwar die Erforfchung einer
| krankhaften Veränderung für unmöglich zu halten, an-
\ gere erwähnen der Leiden verfehiedner Organe, nicht
| aber des Gelfirns. Durch die vorftehenden Betrachtun-
gen veranlalst, öffnete ich die Leichen ivon einigen am
Teianus verltorbnen Kranken. In den beiden erlien,
') wo die Krankheit erft am 4ten Tage tödtlich wurde, wa-
1 ren die Bruft- und Baucheingeweide, auch das Gehirn,
. vermehrten Gefälsreichthum delfelben, vorzüglich [einer
Membranen, ausgenommen, gelund, aus. dem Wirbeikanal
aber Bols eine bedeutende Menge Waller nach Wegnahme
des Gehirns, Bei einem dritten, einem 14 Jahx alten
Knaben, der 36 Stunden nach dem Anfange der, in Foige:
einer heftigen Verbrennung der rechten Fulszehen ein-
getretnen Krankheit, die lich am 4ten oder 5ten Tage
h, der Verletzung eingeltellt hatte, ftarb, fand ich alle
geweide und die Muskeln gelund, eben lo das Gehirn,
"nur die Häute deflelben gefäfsreicher, an der vordern.
| Fläche der barten Rückenmarkshaut aber, zwifchen ihr
und den Wirbelkörpern, eine beträchtliche Blutergielsung
‚ in das Zellgebe in der Gegend der untern Hals- und Bruft-
| wärbel,, fo. wie der untern Bruft- und obern Lendenwir-
\ bel, das Rückenmark [ehr ftark geröthet, in der Gegend
| des gten und 10ten Rückenwirbels zwilchen der Spinn.
1 er ben- und Gefäfshaut eine weilsliche, markähnliche
! 2, die, in der Länge von ı$ Zollen, ungefähr die
Hälfte des Umfangs des Rückenmarkes bedeckte und
ilcht werden konnte, ohne Spur von Zerreil:ung
der Gefilshaut oder ihrer Gelälse,
- Diele Thatlachen [cheinen offenbar einen entzünd-
lichen Charakter der Krankheit, und den Sitz derlelben
in den Rückenmarkshäuten ‚zu erweilen. Merkwürdig
)
|
ilt, dafs:da,-wo die Krankheit Jangfamer tödtlich wurde, |
ftatt der. erwähnten Ergiefsung eine-wällerige Statt fand,
was vermuthlich immer nach dem dritten Tage eintritt.
# » Nach! diefer Darltellung könnteiman auf den erlien
Anblick Blutlaffen für das Haupfmittel halten. Da in-
deffen dies vorzüglich auf das Gehirn [chwächend wirkt,‘
dieles aber’ der Krankheit Einhält zu thun [cheint, lo er-
fcheint die Anwendung diefes Mittels vielmelir höchlt ver-
werflich. “Auch half wenigftens Blutlaffen nie, und das
Blur’ hatte keine Entzündungshaut. "Das zweckmälsige.
Heilverfähren ‚würde daher Anbringung eines Blafenpfla-
Trers lärigs der ganzen Wirbelfäule, \Erregung des Darm-
kanäls durch ftarke Abführangsmittel, dann (nach Latham)
der Haut durch [tarke Diaphoretica feyn. “
1 a
4 Patiffier über einen Fall von Tetanus,
© (Aus Leroux’s Journ, de med. T. 38. p. 252 — 257.)
# Ein gefunder, [tarker, cholerifcher Mann, von 28
Ehren, der feit6 Monaten als Schanzgräber [ehranhaltend
arbeitete, «und dabei mehrmals durchnäfst wurde, ver-
leizte ich Anfangs des Decembers 1816 durch einen Na-
gel- im‘-Sehuh am linken Fulse. Am 7ten December
Kücken[chmerzen,. Hindernils- "beim Gehen, letzteres
durch- die"Wunde. "Am I0ten heftige Ermüdung bei der.
Rückkehr Sur, Arbeit, leichte Mundfperre. Am I2ten
erfchiwerte Bewegung des Halles und Stammes, Kopf,
Eruft;-- Unterleib frei, Efsluft und Schlaf normal. "Am
33ten Unfähigkeit zur Arbeit; 'nur im Rücken Schmer-
zen;>tie-keli,; fo-wie: die.Steifheit des Kopfes und Stam-'
nes, und’die Mündfperre, in der Nacht vermehren. Am
Foren ;Mittags kommt-der Kranke in das Hötel- Dieu mit
gänzlichet"'Unbeweglichkeit des‘ Kopfes und Stammes,
Freierer "Bewegliehkeit dagegen der obern und untern,
Ghedmaalsen;>’erfchwertem Schlingen von Flüfligkeiten,
etwas rothem.,Gelicht, -reinerer Zunge, vollem, regelinä-
. küigemw' -häufigem „Puls, Wärme der-Haut, Speicheifluls,
freiem. Kopf und Unterleib, heftiger Bruftbeklemmung.
Amunitern/ Theile des linken Eulses, nahe an.dergrolsen
!
Zehe fand fich ein Stich mit ungleichen, fehwärzlichen, we-
nig entzündeten Rändern, unter demfelben ein ‚Schwappen.
Es'werden ‚22 Schalen Blut am Arm gelallen,-in Zwilchen.
zeit von $ ‚Stunde I Gran Opium bis auf 6 Gran gegeben,
ünd das lJaueBad IStunde lang angewandt. Aus dem ge-
öffneten Abfeels Hielst ein jauchiger, [chwärzlicher Eiter.
‚I Die Stelle wird mit einem erweichenden Pflafter und Lau-
‚J danum bedeckt. Um 8 Uhr Zunahme der Schmerzen,
der Kranke verzweifelt, durch ein zweiftündiges Bad
er erleichtert. Um 16 Uhr ein Klyftier aus Opium,
a 'foetida und Kampfer, Nacht fchlaflos, angltvoll,
men und Schlingen erfchwert. Am I5ten Morgens
/erınehrung des Tıismus, fettiger Schweils, Puls hart "und
häufig, Athmen etwas Ichnarchend. Um 10 Uhr plötz-
liche Vermehrung des Leidens, Geficht und Zunge blau-
roth, Athmen [elten, Puls klein.und häufig. Zwölf Blut-
igel auf den Hals und "ein Blafenpflafter ' mit flüchtigem
Alkali uf dieBruft. Um 1 Uhr erfolgte der Tod, am5ten
er Krankheit, während der Verltand er auf die
letzten Augenblicke ungeltört geblieben war.
Im Unterleibe , Magen und Darmkanal, Harnl[ylftem
d Milz normal, Leber etwas blals, Gallenblafe voll
'r dünner Galle.
rg In der Bruft ift die Lunge etwas voll Blut, im Herz-
beutel kein Serum, das Herz normal, allein die innere
» a ‚deffelben überall, vorzüglich RÄT und in der
d.der Klappen , eben fo die.der Aorte, der Kopf+
un lüffelpulsadern, der Lungenpulsader,, der Hohl-
fehr roth. Die Röthe ver[chwindet nicht durch
wiederholtes Auswalchen, felbft nicht durch Kratzen der
mbran mit dem ‚Skalpell. Das Fleifch des Herzens ilt
t. merklich geröthet. Im Kopfe ilt die Bekleidung der.
Z etwas geröthet, keine Serolität in derfelben, auf
‚der gewölbten Fläche des Gehirns finden lich hie und da
zöthliche Flecken, die EU des Gehirns find blutvoll,
‚rechten Adernetz eine Hydatide, die Conültenz des
hirns ift normal. Im Wirbelkanal ift die äulsere Fläche
harten Haut geröthet, der fie bekleidende Theil der
Spinnwebenhaut, : (o wie die Nervenfortlätze derlelben
dunkelroth,. der Rückenmarksiheil derfelben wenig ent-
zündet, auf dem’ äufsern Theile derfelben etwas Eiter.
Die Subftanz des Rückenmarkes ift [ehr weich. : *
Die Wunde erltreckt fich nur-auf die Haut und‘ das
fefte Zellgewebe der Fulsfohle, die Nerven und Sehnen-
aushreitung derSohle find unverletzt. Die Muskeln Stark
geröthet, die in der Rinne des Rückens Iaaeggis fehr
zerreilslich.
r Zeugen waren Herr‘ Düpüytren, Beate und Geof-
roys
Ungeachtet die Urfache der Krankheit die Entzün-
dung der Spinnwebenhaut des Rückenmarkes und der
innern Haut der grolsen Gefälse gewelen zu leyn fcheint,
fo halte‘ich doch diele Urlache nicht für beftändig, in-
dem ich bei mehrern Leichenöffnungen alle Theile ‚nor-,
mal fand,
5. Verrenkung des fünften Halswirbels auf
dem [ech[ten. Von Thillaye. (Aus Leroux’s
Journ. de med. T. 35. Bullet. de la faculte et de
la foc. de medec. p. 26— 28.)
Fin ftarker Mann von 4T Jahren, wurde durch ein
Stück Holz, welches er auf den Wagen laden wollte,
umgeworfen,- fiel dabei mit dem hintern Theile des
Halles auf die Achfe des Wagens, und konnte, ungeach-
tet nur der Nacken ftark gequetfcht worden war, weder
aufftehen, noch irgend eine Bewegung vornehmen. Ich
fand beide untere und die linke vordere Gliedmaalse ge-
lähmt, die rechte fehr betäubt, das Athmen [ehr er-
fchwert, die vorher ftarke-unid deutliche Stimme [chwach
und heifer, dagegen die geiftige Thätigkeit unverletzt,
die Pupillen ausgedehnt, blofs leichte Schmerzen‘ im
Nacken, der Lendengegend und dem Heiligbein., unge-
achtet die beiden letztern unverletzt waren, den Puls klein
und zufammengezogen. Der Tod erfolgte ı9 Stunden
nach dem Zufalle, nach fruchtlofer Anwendung von
Bädern, Einreibungen, EeRRBlöBen und beruhigenden
Mitteln. |
In dendreiHöhlen wurde nichts Regelwidriges gefun:
den. Die Muskeln der gequetichten Stelle waren-mit Blut
x
tee? 1a 105
"infltrirt, derste und Ste Halswirbel #4 weitvon einander
entfernt, das gelbeBand und die Gelenkbänder zerriffen,
das Rückenmark mit [chwärzlichem, den ganzen Wirbel-
“kanal anfüllendem Blute bedeckt. In der Heilig- und
Lendengegend fand fich keine Abnnormität,
“ »Die Lähmung der Gliedmaalsen war daher in dem
Druck und der Zerrung des Halsmarkes begründet.
6. Verfuche über die Wegnahme des er/[ten
Halsknotens des Gangliennerven bei
% Pferden. ‚Von Düpüy, Profellor zu Alfort. (Aus
Lerauz’s Journ.demedec. T.37. 1816. p. 340— 350.)
| ‚Um zweckmäfsige Verfuche über die Wegnahme-des
‚ erften Halsknotens des Gangliennerven anzultellen,
) mufste zurörderft eine zweckmälsige Methode, ihn zu ex-
ftirpiren, ausgemittelt werden. Zu diefem Behuf wirft
‚man das Pferd nieder und legt ihm Schlingen um die
Beine, durchfchneidet dann vor und unter dem Querfor:-
fatze des erlten Halswirbels die Haut in der Länge einiger
Zolle, fchlägt den hintern Rand der Ohrfpeicheldrüfe
nach vorn, durehfehneidet dann in querer Richtung den
Griffelhornmuskel, bringt den Zeigehnger unter die Ner-
wen und den Knoten, den man an die Oeffnung zieht,
'umd ımit einer Pincette ab[ondert, hierauf erft gegen die
Brufthöhle, dann gegen den Kopf zieht, und fodann [o
herausnümmt, dafs man auf beiden Seiten ein Stück des
"Nerven von der Länge einiger Zolle daran fitzen lälst.
' Bei mehrern der auf.diefe Art angeftellten Verluche waren
Herr Brefchet oder Herr Düpüytren gegenwärtig.
Verfuch 1. Bei einem fünfjährigen, [tarken, fälfch-
| lich für rotzig gehaltenen Pferde wurde am 24lten Juni
| Br: der linke Knoten weggenommen, werauf fogleich
das Auge derfelben Seite eingefunken, die Augenlider an-
, gefchwollen erfchienen, die Muskelhaut vortrat, diePu-
er lich zufammenzog. Am 28ften waren die unter der
g
nge liegenden Lymphdrüfen hart , angefchwollen und '
fef', aus der Nafe derfelben Seite Aols eine graue, körnige,
übelriechenide Feuchtigkeit. Bis zum 16ten Juli machte
die Wunde rafche Schritte zur Vernarbung, und bis zum
106 nn nen
15ten‘ Hanse hlieb das’ Thier' vollkommen gefund:- "Ami
I5ten‘ Auguft wurde‘, ‘mit denfelben Zufällen,, ‚der rechte
Knoten: weggenommen. Am soklehi war das; Thier [chi
mager, die Haut: trocken, 'felr'anhängend‘; das Haax
fahl, die Backen, und'die Gegend unter dem Unterkiefer
wieften fehon feit 12° — 14 Fagen ng von Schweils.
Die zweite Wunde blieb fiftulös. , =‘ G%
Bei der Unterfuchung fand fich an der Stelle des
Geflechtes und des Knotens ein eir under, etwa 14" lan-
er Körper; der aus zwei heilen, einem äufsern dicken
eften, harten, liberweilsen,"undteinem innern; wei-
ehen, -feliwanmigen, röthlichen, im’ Grunde der’Fiftel
liegenden ‚beftand.. Einige Linien weiter nach hinten lag
ein.kleiner, faltrunder, birnförmiger, 2. dicker, weils-
licher. Körper, und. hinter und unter der Unterhinter;
bauptsöffnung hildete der Gangliennerv eine knotenför:
wige- Anfchwellung an der.Schnittfläche, 0, ra
© Däs Thier war [ehr mager geworden, die Haut mit
Ausfchlag bedeckt, der Hodenläck und die hintern Glied.
maalsen ödematös. Die Wegnahnıe beider Knoten tödtete
älfo dies jünge und kraftvolle Thier, vermuthlich wegen
des Einflulfes, den der Gangliennerv als ARBERISRENERNE ö
als die Ernährung hat.
»» WVerfach :2.. Bei) einem 15 monatlichen Füllen. wur:
Ba am 2$l[ten April 1815 beide Knoten, zugleich atıf def
hinken Seite ein 5", aufder rechten ein 1" langes Stück,
des Nerven weggenommen. Nach der'Operation wurden.
die: Augen: ihränend | trübe, gefehwollen, «die Kiefern
bewegten fich beftändig, der Puls wurde: fchneller. Sechs
Stunden nachher waren die Stirn, der Nacken, die Oh-
ren, der Vordertheil. des Galehiee, mit-Schweils bedeckt,
das "Athmen er[chwert. Die Symptome nahmen bis zum
ten Mai ab, jetzt aber bemerkte man grofse Abmagerun; |
Allmählich nahm die Abmagerung und Athmungsbe-
fchwerde bedentend zu, fo dals am I9ten die Tracheoto-
mie, gemacht wurde. Am 23lten wurde das Thier todt 1
gelun den. ‚Die Haut war mit Ausfchlag bedeckt, das
Haar ging leicht aus.. Die Nervenenden waren ange
fehwollen und röshlich.
RR RR
ch
Verfuch' 3. Bei einem gefunden, 4: Jahr. alten Pferde
wurde am 26ften April der rechte EInlERnptCR „Hund, che
Theil des Nerven weggenominen, der linke vorn etwas
abgeltutzt, aber ein, an feinem hintern Ende feftftzen.-
des Nervenftück von der Länge eines Fulses mit heraus-
geriffen. Sogleich röthete fich die Bindehaut, und die
Augenlider bedeckten einen Theil des Auges, das Athem*
holen wurde mühlam und geräufchvoll, der Puls hart,
voll, häufg. Die Efsluft [chien ganz verfchwunden, das
Trinken ging fehwer von Statten. So verhielt es fich bis
Zum iöten Mai, wo beide Wunden faft vernarbt, waren.
Das Thier frals und trank gut, die beiden hintern Glieder
und der Hodenfack waren indeffen fehr gefchwollen, die
Bindehaut [tets roth, die Pupillen verengr. Um den 13tenr
Mai fing die Haut an felt anzuhängen, die Hautausdünftung
ftockte fo gut als ganz. Am 25lten [tarke Anlchwellung
des Hodenfackes und der hintern Gliedmaalsen, ungeach-
tet häufiger Finreibungen von Waller und Terpentingeilt.
remente hart, fchwarz, klein. Am Ende des Juni
man bei der Leichenöffnung die Nerven wie bei den.
igen, die Haut mit Ausfchlag bedeckt, und bedeutende
Abmagerung. t
_ _Verfuch 4, Bei einer fchon fchwachen und magerr.
Br wurden am-2ten Mai 1815 die beiden Knoten weg-
genommen. Sogleich nachher wurden Stirn und Ohrert
:ils, feucht, das Athınen befchleunigt und [chwer, die Arı-
‚nlider gefchwollen, die Augenthränend. Dies dauert:
rt, doch frafs das Thier. Aın Zten trat befonders ÄAnı-
wellung der linken Gliedmaalsen ein ,.der Puls fetzie
ıs, die Seitenwände ‘der Bruft [chienen empfindlielt.
‚m $ten waren die Herz/chläge kaum merklich, am IIten
de wegen des erfchwerten Athmens die Tracheotomie
jacht, am 12ten tödtete man das Thier, nachdem ws
afserft [chwach geworden war. Die Nerven waren ver-
rölsert, und das lie umgebensle Zellgewebe inhltrirt.
= Aus obigen Verfuchen ergiebt ich ;
© 9) Die tiefe Lage der obern Halsknoten macht ihre
Exftirpation nicht unmöglich,
2) Die dazu erforderliche Operation ilt einfach, we-
ai fchmerzhaft, und wird nicht von [chlimmen Zufällen
begleitet. 37
En
“= mu
3). Die Folgen der Zerftörung die Knotens aber find
en der Pupillen, Röthe der Bindehaut, allge-
meine Abmagerung, zugleich Oedem der Gliedmaalsen,
und allgemeiner Hautausfchlag.
4) Der Gangliennery [cheint einen grofsen Einufs
auf die Ernährung zu haben,
7. Ver[uche über die Durch[chneidung, Un.
, terbindung und Zulammendrückung der
pnenmogaltrilchen Nerven beim Pferde
und dem Schafe. Von Düpüy. (Ebendafelbft
P- 351366.) - 4
Bei meinen Verfuchen, zu welchen ich durch die im
'J. 1807. von ‚Düpüytren angeltellten veranlalst wurde,
znachte ich, um die Erftickung und das ängftliche Ge-
Schrei zu verhindern, vor der Verletzung der Nerven die.
Tracheotomie. "Sopleich nach der Verletzung des Nerven,
bewegt fich das Tbier heftig, athmet [ehr geräufchvoll, fo.
lange es auf der Erde liegt und gebunden ilt, vorzüglich
wenn die Oeffnung in der, Luftröhre eng, oder durch.
die Anfchwellung der benachbarten Theile verfchlolfen
‚ift.. Alle diefe Zufälle aber ver[chwinden, [obald man es
in Freiheit Jäfst; es Frilst wie vorher, nur trinkt. es mehr,
der Ropf bedeckt fich mit Schweils, die hintern Theile
des Körpers dagegen werden kälter. Die Thiere, deren
pneumogalirifche Nerven unter diefer Bedingung in der
Mitte des Halfes durchfchnitten, unterbunden oder zu-
fammengedrückt wurden, (was ganz gleiche Erf[cheinun-
gen veranlafst) frafsen und loffen bis zum 4ten — 5ten
Tage, nur eines bis zum $ten. Dies war ein ungari--
fches Pferd, und wahrfcheinlich haben einige Racen mehr
Tenaeität als andre. Die eingenommenen Subftanzen kehr-
ten durch die Luftröhrenöffnung zurück. Wird der Luft-
röhrenfchnitt nicht gemacht, fo fürbt das Thier in wenig
Stunden, wegen Lähmung der, fich an den Stimmritzen-
‚etweiterernverbreite: den Nerven. Bei acht Pferden fan: *
den wir Speiferöhre und Magen mit trocknem, [tark ges
drückten Futter angelüllt, dieMuskelhaut ganz "erfchlafft,
Die Speileröhre wird unter diefen Umftänden nur durch
Thätigkeit desSchlundkopfes oder vielmehr durch Strecken
des Kopfes palliv bewegt. Entblöfsung der Speiferöhre
zeigt fehr deutlich, dafs fich ihre Falern gar nicht zu-
fammenziehen, fondern die Speilen nur auf die 'ange-
gebne Weile herabfallen. Der Tod fcheint unter dielen
Umftänden durch das Aufhören der Verdauung zu erfol-
gen, welche fich durch Nichtveränderung der im Magen
enthaltnen Subftanzen, die nicht die Erfcheinungen der
Verdauung, fondern den Geruch der im Blinddarm ent-
haltnen Excremente darbieten, ausfpricht. Der Urfprung
‘der Nerven war geröthet, und es fand fich eine gallert-
ähnliche Anhäufung, die Schnittfläche zeigte die gewöhnli-
chen Veränd erungen. Die Lunge warroth, die Zellen durch
eine elaftifche Flülhigkeit von einander entfernt, eben
dadurch das Lungenbruftfell an mehrern Stellen in die
| Höhe gehoben, die Bronchialdrülen geröthet, das benach-
) barte Zellgewebe infltrirt, und fehr übelriechend. 3
“ Alle diefe Veränderungen entf[prechen denen ‚ die
man bei der Rindviehfeuche findet, welche ich den Ty-
| phus des Rindviehes nenne. Sind alfo hier vielleicht die[e. -
| Kern gedrückt oder auf ähnliche Weife verändert, und.
| wirken, wegen der Statt findenden Lähmung des Magens,
innere Mittel [o wenig, äulsere Reizmittel dagegen mehr?
| Die völlige Unthätigkeit des Magens ergiebt lich [chon aus
der ganz unfchädlichen Anwendung der Nux vomica bei
\ei diefer Pferde, während ein unverletztes von der-
| Bien Menge unter den fürchterlichlten Zuckungen [tarb.;
| Bei Hunden und Schafen wurde dalfelbe bemerkt.
F Es ergaben fich vorzüglich folgende Erfcheinungen.
- ı) Erhöhung der Temperatur des Nackens; 2) be-
Pa Schwitzen der obern Gegenden des Kopfes, der
| Stirn, der Grundfläche der Ohren; 3) verminderte Tem-.
|peratur der hintern Körperhälfte; 4) Unwirkfamkeit in
‚Magen eingebrachter Mittel; 5) Zuckungen des gan-
zen Körpers und beftändige Bewegung des Halfes und '
Kopfes; 6) Röthung der Bindehaut, der Nafen- und
| ut; 7) Hitze der ausgeathmeten Luft; 8) Auslufs
? * [chäumiger Flüffigkeit aus der Luftröhre mit den
| Speifen und Getränken, weil der Schlund angefüllt ift;
‘
110 et
9) um die ‘Einfehnitte ift das Zeilgewebe Inkleirt," die
Siehnittenden N riechen höchft übel, die Wunde
ir brandig. f
= ..Die Achöliebkeit mit dem Typhus des ra
ilt Schon bemerkt. : Gleiche Aıhmungsbefchwerde,.: Zit-
tern der Muskeln; Wärme des Kopfes, grofse Empfind-
lichkeit ‘in der. Rückenmarksgegend; der Tod am 5ten
bis 7ten Tage, ‚Anhäufung von gallertähnlicher oder ela-
ftilcher ‘Flülfigkeit im Wirbelkanal,, . oft Weichheit des
Riickenmarkes , befonders in der Lendengegend, ud
wirklamkeit innerer Mittel. N
-* Bei diefer Eirankheit findet allo Zanachli Tele der
Bruft- und Baursheingeweide in Folge eines Leidens des
‚Rückenmarkes ıınd [einer Nerven Statt. Wahrfcheinlich
würde man durch Veränderung der Methode, z.B. durch
Einfpritzen der Mittel in die Halsvenen, mehr leiften.
sn
A7E E27
8. T. Campbell. über das Sehen. (Aus Thomfor's
Annals of philofophy. Vol. X. 1817. p- 17—29.)
DR Eine Menge von Thatlachen erweilt den Satz, da a
die Nerven die Organe find, durch welche der Geilt Bi
dein Aufsendingen anaue erhält, und welche die, Le-
hensthärigkeit im Körper verbreiten oder wecken. Wie
aber bringen die ver ohtednien Or gane, durch welche Em.
pEndungen veranlafst wer den, in den Nerven, welche
Sich in ihnen verzweigen,- eine Veränderung hervor,
welche der Vor fellung, die durch de veranlalst werden
fol, einigermalsen entfpricht ? Diele ilt bei den Sinner
de s Geruches und des Gefchmackes z. B. völlig aulser Zu.
“ (ainmenhang mit: der Geltalt des unterfuchten Körpers.
Nur die Mifchung des Körpers foll erkannt werden, und
hiszu ift die Anordnung beider Organe im hohen Grade:
geeignet. Die Functionen der. höhern Sinne, nament-'
lich des Geßchies, lind weit [chwieriger zu er kläven, Die:
vor Keppler entdeckte angebliche Enıtftehung eines Bildes
auf der Netzhaut [cheint mir-ein Hauptgrund: unferer Un-"
wilfenheit zu feyn, Man hielt fogleich diefes Bild für das
Jar"
ie 111
;| Mittel, wodurch die Vorftellung des Gegenftandes veran-:
lalst iverde.. Indellen: bietet’ ich fogteich die Schwierigs
keit dar, dafs man durchaus nicht ahnden' kann, wie
diefe Bilder aufirgend eine Weile diefe Wirkung hervor:
‚brin, Unter ‘dielen Umftänden glaube ich die Exi-
ftenz.derlelben beftreiten zu können. Ich behaupte, dafs.
auf der menfchlichen Netzhaut kein Bild entfteht, und
1) dafs felbft "bei Nachtranbthieren,,' deren Auge,‘ wegen
*) ihrer Lebensweile, eigenthümlich und fo angeordnetift,
‘| dafs, nicht auf der Netzhaut, fondern-der Aderhaut, ein
Bild entftehr, dieles Bild nur pafliv entlteht, ohne fich .
| activ. beim Act des Sehens zu verhalten. . Das Argument
i ‚für die Anwelenheit des Bildes ift die Thatfache, ‚dals,
wenn ein Auge herausgenommen, die Faler- und ‘Gefäls-
ee, und irgend eine,. zur Reflection der Licht,
firahlen lich eignende Subltanz hinter die Netzhaut oder
an ihre Stelle gebracht, wird, ‚auf diefer ein deutliches,
Bild. von Gegenltänden entlfteht, die fich vor der Pupille,
befinden. Allein die aus .diefer Thatfache gezogenen
Schlüffe find falfch, weil ich hier ganz andre, Bedingun-..
‚| gen als beim lebenden Auge finden, sts Bi
= Ein Bild entfteht, wenn Lichtftrahlen in einem fol-
)| chen Verhältnifs zurückgeworfen werden, dafs fie genau
‚| mit‘ den verfchiednen Theilen des Körpers überein-
smmen, den das Bild darltellen [oll. Ein Werkzeug
Een daher; um Bilder zu erzeugen: 1) die vom Gegen-:
R nde ausgehenden Strahlen [o [ammeln, dafs fie auf die
| zurückwerfende Fläche in Rücklicht auf Geftalt und Farbe:
ureinfallen, und 2) wirklich eine Fläche enthalten,
he: die Strahlen fo zurückwirft, dafs der Zufchauen! -
die» 7 pw eines Bildes erhält, ‘-Die erfte Bedin-y
gung .ift durch die wälferige und Kryltallfeuchtigkeit: '
im lebenden und todten Auge gegeben, in Hinlicht auf‘
>» zweite aber weichen beide völlig von einander ab.“
Das lebende Auge hat keine zurückwerfende Fläche, in-'.
eindie Netzhaut fo gut als ganz durchfichtig ift: Dies:
t fchon die vollkommne Schwärze der Papille.. * Zwis:
n der lebenden Netzhaut und dem’ weilsen Papier fin-.
det derfelbe Unterfchied als zwilchen emem' durchf&ch-'
> Arad und einem Spiegel Statt. So zeigt inieinem:
Fernrohr ein 'Spiegel, nicht aber- ein durchfichtiges Glas
ie hr
112 : nn
das Bild einesGegenftandes. Hier entfteht in dem Glafe
nicht etwa ein, nur unlichtbares Bild, denn ein Bild ent-
fteht nicht blofs durch Sammlung von Strahlen, die, zus
rückgeworfen, ein Bild erzeugen würden: die Zurück-
werfung der Strahlen allein bringt das Bild bervor,,
denn, werden die Strahlen nicht zurückgeworfen, und
gelangen fie blols in das Auge, [o fehen wir kein Bild, _
fondern den Gegenftand [elbfi. Offenbar wirft allo die
Netzhaut des lebenden Auges das Bild nicht fo, wie das |
Papier hinter dem herausgenommenen Auge zurück,
Nach mehrern Phyfiologen entfteht ein Bild nicht
auf der Netzhaut, fondern auf der Gefälshaut. Abge-
fehen indelfen von 'der Widerfinnigkeit, welche in der,
hiedurch gefetzten Sonderung des Sehnerven von der Seh-
function enthalten ift, [pricht gegen diefe Anlicht die
Schwärze der Aderhaut, dıe unftreitig nur darin begrün-
det ift, dafs fie die Lichtftrahlen nicht zurückwirft, fon-
dern verfchluckt. Offenbar alfo kann, was wir auch
über die Reflexion im Auge der Nachtthiere urtheilerz
mögen, im menfchlichen Auge weder auf der Netzhaut
noch der Gefäfshaut ein Bild entftehen, weil jene alle
Lichtftrahlen durchläfst, diefe alle ver[chluckt, i
Vergleichen wir daher lieber die Gelichtsempfindun-
gen mit denen anderer verwandter Organe, : 4
Die Frage ift, wie die Lichtftrahlen, welche, ehe
fie die Netzbaut erreichen, keine Empfindung veranlal-
fen, und hintex ihr unmittelbar von der Gefälshaut ver«
£chluckt werden, auf die Netzhaut fo einwirken können,
dafs der Act des Sehens Statt findet. Diefer befteht aus
zwei Momenten, der Wahrnehmung der Geffalt und der
Farbe, die -{o [ehr von einander verfchieden find, dals
man lie eignen Sinnen zufchreiben follte. Geruch und
Gefchmack unterfcheiden fich gewils weniger als Farbe
und Geltalt. Nur weil fie durch daffelbe Organ wahrge-
nomimen werden, und fich zur vollltändigen Belehrung
über lichtbare Dinge vereinigen, hat man lie verbunden,
fie müllen aber, wenn ihr Urfprung ergründet werden
foll, getrennt werden. Die Wahrnehmung der Gelialt
und des Umfangs durch das Auge entl[pricht offenbar_der
Wahrnehmung diefer Eigenfchaften durch das Gefühl,
wäh.
h
u u u an
rend. die Unter[cheidung von Farben as Aehnlich-
keit mit den Geruchsempfindungen hat. ,
Vorläufig einige Bemerkungen üher die Art, wie
durch das Gefühl Empfindungen entfiehen. Die unmit-
telbar unter der Haut, vorzüglich der Fülse und Hände
at. ‚Andende, fehr vielfache Verzweigung der Nerven
macht die Entltehung der Vorftellung von Ausdehnung
durch diefes Organ Sehr begreiflich. leder, auch der
Nervenzweig mufs als ein eigner Nery betrachtet
in der für fich eine Vorltellung [einer eignen ‚Exi.
veranlallen. kann. Wird daher irgend ein Punkt
rührt, fo wird die Lokalität delfelben unmittelbar vor-
eilt, Diefe Fähigkeit, jeden. einzelnen Punkt an [ei-
ner Stelle darzultellen,, ilt unftreitig in der feinen Ver-
gung der Nerven „begründet, Wird aber durch die
Ren en die Lokalität in- Beziehung auf einen Punkt an-.
Be“ fo mülfen fie ich eben fo in Beziehung auf alle
ührten Punkte verhalten, mithin wird, wenn eine be-
htliche Fläche gedrückt wird, der Umfang der, auf
> Weile afhicirten Nerven wahrgenommen werden.
einander müllen irgendwo zwei Aelte feyn, wovon
ner gedrückt wird, der andre nicht, und diefe Ver-
iedenheit, [o wie die Stelle, an welcher lie Statt fin-
,„ mufs augenblicklich wahrgenommen werden. Die
ahrnehmung derfelben aber giebt die Vorftellungen von
"und Gelftalt, denn unfere Vorftellung von Um-
ift die Ausdehnung über zwei oder mehrere Punkte,
1 über einen, und die von Geltalt, dafs eine Stelle des
ückten Nerven lich von der andern unter[cheidet.
‚der unterfuchte Körper zu grols, als dafs feine Geltalt
in einem Eindruck enthalten [eyn könnte, [o beltimmt
Blinde erlt [eine Enden, und führt dann feine Hände
berden Raum zwilchen denfelben. Erfahrung aber be-
t ihn, diefes Verfahren abzukürzen, er legt die
elle nbogen an die Seiten, und berechnet [ehr genau nach
ai Stellung der are, und Hände die Gröfse des
rifehen ihnen liegenden Körpers. Hier wird die Vor-
Stell ang durch Anwendung der vorher erworbnen Kennt-
mil der Entfernung zwifchen Armen und Händen ver-
afft. Urfprünglich aber wiirde man, um den Umfang
Körpers kennen zu lernen, der größer als dieHand-
H
“MN. d, Archiv‘ IP. ı.
114 zum
Wäre, diefe wiederholt anbringen mülfen, um hierdurch.
"zu bewirken, dals eine, dem unterfuchten Gegenftande
gleiche Nervenfläche zufammengedrückt würde. Immer’
ergieht fich leicht, wie auf diefe Weile die Vorltellund
gen von Umfang und Geftalt durch das Gefühl entftehen,
Unftreitig haben wir oft Empfhndungen, deren Stelle wie
nicht beftimmt unterfcheiden können. ' Bekanntlich klas
gen Amputirte bisweilen über Schmerzen in demabgenom® |
menen Gliede, indellen dies hängt von einem kranlkhaf-
ten Zultande der Nerven und von Ideenaffociätionen ab,
und kann nichts gegen den allgemeinen Satz heweilen,
dals die Nerven die Oertlichkeit der Veränderungen,
welche fie mittheilen, beltimmien. Ich fchliefse daher,
dals, wenn ich einen zwei Zoll langen Körper berühre
und mit den Fingern drücke, ich die Ausdehnung des,
Druckes wahrnehmen werde, weil ich wahrnehme, wo
diefer aufhört. ‘Wird der Körper um die Hälfte verkürzt,
fo werde ich die Verminderung des Umfangs wahrnehmen.
Ich kann Reid (Inquiry into the human mind p. 121.)
nicht zugeben, dafs die Entftehung der Vorftellung von.
Uinfang durch das Gefühl durchaus unerklärlich ilt, Of
fenbar würde keine Vorftellung von einer relativen Aus-
dehnung in einem gegehnen Falle möglich leyn, wenn!
nicht ein Maals(tab vorhanden wäre; allein eben fo un«
äugbar ift, dafs ein Blinder eine verfchiedne Vorftellung'
von einer Kugel und von einem Drei- oder Viereck haben.
muls.. Diefe Verlchjedenheit ift darin begründet, dafs
dort die zulammengedrückte Nervenfläche rund, hier
eckigift. Allerdings würde er nicht, wiein dem vorher
angenommenen Falle, die Körper oder die’ durch lie affı-.
cirte Nervenfläche mit der Fläche feines eignen Körpers‘
oder des gewöhnlich zu Beltimmung der Grölse angewand-
ten Theiles, des Fulses, vergleichen können, wohl aber'
unter einander, und fo ihre verhältnilsmäfsige Grölse er-"
kennen. Was aber kann der genauelte Beobachter in.
Bezug auf Umfang lernen, als dafs ein Körper $röfser
oder kleiner oder ungefähr gleich grofs als ein’andrer ilt?
Aus der genauen Uebereinliimmung zwilchen dem Um-
fange eines Körpers und der gedrückten Nervenfläche er-'
jebt.fich, wenn wir gleich zugeltehn , dals die Idee eines
Rreifes mit dem Gegenltande l[elbft [o wenig übereinkommt,
En
,
alsızuB, mit: PN NIEREN er linke wie die Nerven
ie verlehiednen, ‚auf die angeBeline Weile erhaltnen Ein-
drücke mittheilen:i !
Wie Jlälst fieh aber alles,dies anf das Auge anwenden?
In. Beziehung auf Umfang wohl: vollkommen, denn für
beide Organe gelten diefelben Principien’ und die: Empfin-
dung, welche: die Vorltellung,;von Umfang und Geltalt
veranlafst, entftehtim Auge in Folge einer ähnlichen Fr-
J wegung der Netzhaut, zwar nicht, wie beim Gefühl durch
) den ‚Körper felbft, aber‘ durch die von’ ihm: reflectirten.
Lichtftrahlen, welche durch eine Fläche der'Netzhaut drin-
} gen, die der Gchtbaren Geltalt deffelben genau entfpricht.
) Hier ift das Bild anwendbar. Es zeigt, »dafs die Strahlen
in.einer beftimmten Geltalt und in (derfelben Ordnung
der Farben dringen ‚welche den Gegenftand ‚: von: wel-
| chem fie ausgehen, bezeichnen, Daher mufs der Sehnery
an werlchiednen' Stellen erregt werden ‚die grölser odör
kleiner , wundioder-viereckig u. £. w. find; genau fo, wie
‚die. Geftalt des "betrachteten - Gegenltandes grölser oder
"kleiner, rund oder viereckig u.d. w. it; alles wie beiäke
Gefühl,
nie Beulen, elek ‚diefe Erklärung nicht'für die Urisde
idung der Farben hin. ' Folgende Bemerkungen wer-
nden Gegenftand vielleicht wenigltens etwas erläutern.
Vorftellung der ‘Farbe hat einige‘Aehnlichkeit mit der
‚won Gelchmack und Geruch. Wir begreifen nicht, warum |
"ein eigenthümlicher, ‚durch eine Materie veranlafster Fin-
‚druck die Vorftellung von Säure, Süfsigkeit u. [. w.'er-
weckt, Dies find befondere Vorftellungen, welche in
Folge der Kenntnils entftehn , welche die Seele erhält,
‚dals die Nerven aufeigenthümliche Weile afficirt wurden,
nach.innern, angebornen, urfprünglichen Geletzen
re inte mit dielem eigenthümlichen Eindrucke
bunden.dind. Die Vorltellungen der Farben ind von der-
felben Befchaffenheit. Siesentltehen, wenn’die Seele durch
a Sehnerven belehrt wird, (dakwer auf.die ver[chiedne
| "Weile, wodurch‘die!‘ verfchiedneni 'Lichtltrahlen aufihn,
"wirken, ‚erregt worden ilt. Diefe'Strahlen unterfcheiden
Mehihrer Natur nach von einander, müffen alfo ver[chie-
dentlich wirken. Erwägen wir nun, dafs jedes diefer
- gefärbten Theilchen, indem es durch die Netzhaut genau
H 3
3.
in. derfelben Anordnung dringt, ‘in der es von’dem
beobachteten Körper ausgeht, nothwendig die'ihin eigne
„Veränderung in jhr, und namentlich in dem Punkte.der
Fläche, welcher feiner Lage in dem gefehenen Gegenltande
entlpricht, erzeugen mülfe, [o erklärt fich, wie nicht
hlofs der Umfang und die Gelftalt, fondern auch die ver-
fchiedneFärbung und Schattirung desGegenftandes wahr-
genommen wird.» } u
In. den Augen einiger, namentlich Nachtraulithiere, ife
‚der: hintere Theil der Aderhaut weils und glänzend, un-
„£treitig um hiedurch die Schwäche der Lichtftrahlen zu
‚erletzen. Dagegen ift die Aderhaut bei den Tagthieren |
durkel, fo.dafs die Lichtftrahlen nach ihrem Durchgange
durch die Netzhaut verfchluckt, und dadurch die Rück- .
kehr derfelben, und die hiedurch. entftehende Verwir-
zung des ur[prünglichen. Findruckes verhindert wird. .
Auf der andern.Seite bedürfen die Nachtthiere nicht fo-
wohl einessdeutlichen Sehens, als einer Belehrung über
die Stelle,"wo.fich ihre Beute zu einer Zeit befindet, wo
ıhe.lich in Sicherheit glaubt. Wegen der geringen Zahl .
der Lichiftrahlen mu[s die Erregung [chwach [eyn, jene
aber werden durch die hinter der Netzhaut befindliche
‚helle Fläche wahrfcheinlich ‘in derfelben Richtung
zurückgeworfen, und dadurch die Stärke der Erregun
verdoppelt. "Vielleicht ilt diefer Theil der. Ader- a
Netzhaut bei. ihnen eigenthümlich, Behufs. des Zurück-
werfens der Strahlen in der Richtung, in welcher fie ein-
fallen, angeordnet. '
Durch die gegebne Anficht verliert das Problem des
Sehens viel von [einer Schwierigkeit, defto bewunderns-
‚würdiger aber erfcheint die im Auge Statt findende Ver-
einigung vonEinfachheit und Kraft. Offenbar ilt das Auge
‚der wichtigfte Sinn. Das Getühl belehrt uns zwar über
‚die Wirkungen von Licht und Schatten, fo dafs wir aus
‚der lichtbaren Geltalt die wahre erkennen, allein dennoch
‚Setzt uns das Auge vorzüglich mit der Aulsenwelt in Ver-
bindung, und fein Bau eignet lich vorzüglich zu Erlan-
gung der Kenntnille von derfelben. RT,
————
9. Ueber die Momente, welche die Gröfse
- der Pupille beftimmen. Von Litleton,
"(In Bradley’s med. and phyf. Journal. Vol. 36.
P- 89 FF.)
= Die Bewegungen der Blendung können nicht aus Ela-
ftieität und Gefälsreichthum, fondern nur aus Muskelthätig-
keit erklärt werden, diefe reicht hin, und die Annahme
einer Vita properia ilt weder zuläflig, noch erforderlich,
wenn gleich die kritabilität der ver[chiednen Muskeln eben
fo verfchiedentlich als die Senlibilität der ver[chiednen
Nerven geltimmt ift. 5
. Die Blendung varüirt nicht nur in verf[chiednen Per-
fonen, [ondern bisweilen in beiden Augen derfelben
Perlon, [elbft in demfelben Auge an verfchiednen Stellen,
d. h. letzteres in dem Raume zwilchen je zwei verfchied-
nen Halbmellern, indem ihr äufserer und innerer Ring
immer verl[chieden gefärbt ind. Der allgemeinfte, wenn
gleich nicht immer wirklame Einflufs, welcher die Pupille
vermindert, ift das Licht. Beim geringlten Grade von
tleuchtung, welcher noch das Wahrnehmen der Pupille
znöglich macht, ver[chwindet der innere Ring ganz. Beim
kften Lichte verkleinert [ich die Pupille bis auf $ ader
>Ihle £ diefes Ringes. Bei Alten ift diefe Verminderung
sar noch beträchtlicher. Bei einer 75 Jahx alten Frau,
evor 4— 5Jahren 3 Wochen lang lich in einem coma-
töfen. Zuftande befunden hatte, fand ich fie nicht gröfser
s einen gewöhnlichen Nadelknopf, und falt gar nicht
veränderlicb. So, nur nicht in. diefem Grade, verhält
Ge lich immer im Älter.
"Die Schnelligkeit und Gröfse der Zulammenziehung
‚der Blendung ift ihr vor allen andern Muskeln eigen,
nal da: diefe ihren Sitz vorzüglich in dem innern '
inge hat.
Allen,
- Aufser dem Lichte ift Anftrengung des Auges beim
Fernfehen eine Veranlalfung der Verkleinerung der
ille. Diefes zu beobachten, mufs das Auge nicht
zu Stark beleuchtet leyn, weil fonft Ungewilsheit
‚eutlteht, ob der Lichtreiz oder diele Anltrengung des
118 et
#
‚Auges die Verengerung bewirkt, Am beften beobachtet.
man es bei dem. Grade‘ von Liebt, der. kurz wor dem
Aufgange, oder nach dem Untergange der Sonne Statt
findet.
Die teleskopifche Kraft des, Auges hängt von diefer
Urfache, der Verkleinerung der Pupille, nur in einem ge-
ringen Grade ab. ‚Sieht. man.bei. [chwaehem Lichte mit‘
beiden Augen nach einem.fernen: Gegenftande; [o,ver-
kleinern lich die Pupillen; ‚und [chlielst. man jetzt das
eine plötzlich, fo erweitert lich [yınpatbifch.die.des offnen,
und doch fehen wir den Gegenftand eben fo deutlich.
In allen gefunden Augen findet [ich daher eine Urfache
von "Erweiterung der'Pupille, welche diefer, die‘ Ver-
iminderung: derfelben bewirkenden entgegenwirkt, ohne
die Fähigkeit, ferne Gegenftände zu fehen, zu vermin-
‚dern. . | aA EEE LER
Die Pupille kann dauernd erweitert oder verengt
feyn, weil entweder die Strahlenfalern regelwidrig ftark,
oder die Kreisfalern regelwidrig [chwach wirken, und
"umgekehrt. ‘Bei dauernder Erweiterung verürlacht Licht
ein Gefühl von Ermüdung im Auge, bis lich dieles daran
gewöhnt, wo dann nähe und ferne Gegenftände eben fo
deutlich als vorher gelehen werden. So war bei aa |
Sojährigen Manne, bei dem vor mehrern Jahren durch |
Krankheit eines Auges 3 Viertheile des innern Ringes
das Zufammenziehungsvermögen, vielleicht [elbft Sub-
ftanz, verloren hatten, die Pupille immer ba ee
ohne Einflufs auf Fern- oder Nahlichtigkeit. Nur fand.
anfangs Unverinögen, plötzliche Lichtvermehrung fo
leicht als [onft zuertragen, Statt:, Beider, durch Belladonna
verurlachten daurenden Erweiterung der Pupille,konnte
ich init; dem, nicht leidenden Auge ‚gewöhnlichen Druck $
auf. zwei Zoll erkennen, der fürdasandre bei 4" undeutlich
wurde. Nach der gewöhnlichen Meinung hätte diefes
weniger weit. fehen müffen.‘ Diefe Thatfache wird man-
chem zu dem Schluffe hinlänglich fcheinem,, ‘dafs die Bel
ladonna nicht‘ blofs auf die ‚Irisy' fondern auch auf.die
Netzhaut wirkt, u i RS
=. Die grolse Wahrfcheinlichkeit, dafs bei unbeweg-
licher Püpille mit Lähmungszufällen die Netzhaut lei-
ht 119
ei
detz‘ verhindert. wohl, Schlüffe aus dergleichen That-
"indellen mögen hier zwei Fälle
fachen ‘zu ziehen;
NL
Bei einer 5% Jahr alten Frau ‚ die einige Wochen lang
in Gefühl von Betäubung im linken Arme, Schwere im
opfe, Schwindel, undeutliches Sehen und Augenfchmer-
gehaht hatte, ilt: die linke ‚Pupille normal, die rechte
ei mälsigem Lichte ‚kaum halb fo grols, aber noch be-
weglich,. ‚Die Entfernung, innerhalb welcher ein deut
es Sehen Statt findet, ift in dem linken grälser als
ı rechten. \
BAR Bei einer andern, 65Jjährigen Frau ift die linke Pupille
12 Jahre lang falt fo weit als der ganze innere Ring aus»
edehnt gewelen, ein, mit Schielen verbundner Zuftand,
der mit heftigen Kopffchmerzen in der linken Stirngegend
eintrat, Seitdem kann lie gewöhnlichen Druck nicht mit
diefem, wohl aber dem gelunden Auge lefen, der Raum
Be Sehen ift für daserltere fehr vermindert:
äugbar ift-wohl die Fähigkeit der Netzhaut, auch un»
smmne Bilder deutlich zu empfinden, die Urfache
teleskopilchen Kraft des Auges und alle übrigen an-
ommenen Hülfsmittel find im Vergleich mit diefem
edeutend.) ing '
Der Wille ift unftreitig völlig ohne. Einflufs auf die
swegung der Blendung des Menfchen, wenn dieler
ich beim Papagey Statt findet. Dagegen kann ich aus
hrfacher Erfahrung beftätigen, dafs, zumal im tiefen
Schlafe, immer die Pupille dann verengt ift, wenn fie
überhaupt Beweglichkeit befitzt. Hiedurch kann der ver-
kellte Schlaf immer entdeckt werden. Bei Coma und
jetäubung gilt dalfelbe, fo fand ich es bei Opiatvergiftung,
ohlendampferftickung, eben. fo. in der Betäubung in
hrern Kinderkrankheiten. PR
"Die Urfachen der Erweiterung der Pupille find
gegenleitige Sympathie; 2) willkührliche Muskelbe-
egung; 3) Krampf; 4) Belladonna”u, [. w.; 5) Hirn-
den; 6) Lähmung; 7) Scropheln;; 8) Erfchöpfung;
1 20 ö mn
> "n Sympathie. Wird ein Auge plötzlich verfchloffen; 1
fo erweitert lich die Pupille des andern in demfelben Au-
‚genblick, unftreitig, weilin dem verf[chlolsnen daflelbe ein
. tritt. . Schon hieraus läfst,fich [chlielsen , dafs die Veren-
‚gung der Pupille nicht von dem auf die Netzhaut fallenden
Lichte abhängt. ‚Noch mehr wird dies.durch die Beweg,
‚Jichheit der Pupille durch Licht und Sympathie in manchen |
Fällen von vollkommner Amaurofe beltätigt, zumal, da.
die Verfuche, welche für das Gegentheil [prechen follen,
fehr unzulänglich [cheinen, indem fchwerlich die ganze”
Iris dem Lichte ausgeletzt werden kann, ohne dafs es auf?
die Netzhaut fiele. Wegen dieler Sympathie fehen Staar-"
kranke beffer, wenn ein Auge verf[chloffen wird, und
deshalb muls.im Gegentheil bei Entzündung des einem
Auges diefes verdeckt werden. ‘Der Grad dieler Sympa-
thie varjirt nach gewillen Bedingungen. Im Alter mindert )
fie lich mit Abnahme der Irritabilität der Blendung, und.
“durch Krankheiten kann Ge verändert, felbft zerlört U
"werden. Vielleicht kann Aufmerkfamkeit auf den Zu. U
Stand derfelben lelbft in der Diagnole nützen. =
2) Willkührliche Bewegung bewirkt in demfelben Ver-\
hältnifs Erweiterung der Pupille,. Dies kann ein jeder, I
deffen Iris ziemlicher Geltaltsveränderungen fähig ift, bei
mäfsigem Lichte in jedem Spiegel bemerken. Zu viel Licht,
würde durch Verkleinerung entgegenwirken, zu wenig.
den Erfolg der willkührlichen Bewegung unmerklich
machen. Wer mit diefer Erfcheinung bekannt ift, kann I
leicht Willkühr in. der Bewegung der Iris fingiren, und
es ift möglich, dafs lich hieraus die er[cheinende Willkühr
in der Bewegung der Iris der Papageyen erklären lälst.
3) Bei clonifehen und tonifchen Krümpfen in Starken
und [chwachen Körpern ilt die Erweiterung noch’grölser,
bisweilen [o Stark als nach dem Genufs der Belladonna.
‚Die entfernte Urfache der Krämpfe ilt gleichgültig: ich
habe es bei Epilepfie, Hyfterie, Hirnleiden, 'Herftellung
von Kohlendampferftickung, hitzigem Waflerkopf u. f. w.
bemerkt. Eben fo bei Kaninchen, ‚wenn bei Verfuchen
znit Pflanzengiften Krämpfe eintreten, ‚namentlich auch,
' wenn lie aus der Öpiumerftarrung zu Bewegungen aufge-
'xegt wurden. Perfonen, die häufig an Krämpfen leiden,
haben indelfen einen breitern innern Ring als andre.
Beachtung des Zuftandes der Pupille kann nach dem Vori-
en zur Unter[cheidung der wahren und fingirten Krämpfe,
und felbft zu der Kennmils führen, ob Perfonen häufig
Krämpfen unterworfen waren oder nicht. 7
4) Die fehr [chuelle and ftarke Pupillenerweiterung
durch Belladonna ift bekannt. Dielris kehrt erft in meh-
rern Tagen aufihren normalen Zuftand zurück. Der in-
‚nere Ring ilt ganz verlchwunden, der äulsere fehr ver-
Kleinert. Sieht man nur mit dem Auge, an welches die
Belladonna angebracht ilt, fo findet man die teleskopilche
‚Kraft nach wie vor, die Gegenftände erlcheinen eben fo
deutlich, aber weit kleiner als durch das andre. Sieht
‘man mit beiden, [a erfcheinen hie verworren, und.es
en bald Augenfchmerzen ein. Bei Verfchliefsung des
ei enden erweitert lich die Pupille des andern wie ge-
‚wi nlich-. Mit dem leidenden Auge. konnte ich in der
Entfernung von 4 — 6 Zollen lefen, mit dem andern nur
‚von 2.— 2“. Dem erftern wurden Buchftaben in der
Entfernung van 16 — 20", dem zweiten erlt bei 24— 32"
anleferlich.
> 5) Bei Druck auf das Gehirn ift die Verkleinerung
e- Pupille im Schlaf geringer als im gefunden Zuftande.
ies bemerkte ich befonders deutlich bei einem Knaben,
"der mehrwöchentliche Lähmungszufälle nach einem hef-
tigen Falle auf den Kopf hatte.
as
L
1.6) Auch bei allgemeiner, ohne wahrnehmbare Ur-
"fache eintretender Nervenfchwäche ift. die Pupille erwei-
tert. So im Allgemeinen auch beim [chwarzen Staar.. Bis-
„weilen hiebei vorkommende, nicht aus entzündlicher Ver-
„wachfung zu erklärende Verengung der Pupille ift viel-
"leicht aus Lähmung der Strahlfalern oder tonifchem
ei der Kreisfalern, fo wie der gewöhnliche Zuftand
s Lähmung diefer, Krampf der erltern zu erklären.
m) Der erweiterte Zuftand der Pupille beiycropkulö-
2 Subjecten lälst fich aus der allgemeinen Schwäche er-
ären: indelfen möchte ich zweifeln, dals er [o beftän-
und überhaupt die Iris [erophulöfer Kranker [o eigen-
Ahümlich befchaflen fey, als man gewöhnlich annimmt.
9). Bei Erfehöpfung, verminder die.Beweglichk
“ Iris in Hinficht auf .die den I Beweglchhei
Fiaumes beträchtlich. Dies bemerkt .ınan bei ‚Perlonen, E
die an lange dauernden Fiebern Sterben, wo die Iris im
hehe viel weniger ausgedehnt ift als gewöhnlich: u
wen sei Opinäsengiftungen habe ich an Kaninchen gleich-
falls beobachtet, dafs anfangs lich die Pupille. verkleinert,
allmählich, mit vorfchreitender Bar der Lebens- | h
Irafı erweitert.:
je nachdem die Todesurlache. plötz ich oder langlam wirkte
nd. vielleicht hängt auch ihr Durchmelfer ap dem vor
dem Tode Statt findenden Zultande, ob 2. B . Lähmung
eıder, Krämpfe ‚u..[. w. vorhanden waren, ab. Im Allge- N!
zıeinen lagt man, aber unbeftimmt, dafs die Pupille i im |
Tode weit ley. Es mülste aber näher angegeben werden, |
ob, die Erweiterung, fa ftark ilt, dafs der ı innere Ring ver j
fchwindet, oder nur verkleinert wird, und ‚in welchem ä
Grade. Bei einer 39 Jahr alten, an Blutung i in der =
‚9) Im ode kt, wobl. nn Pupille enger je AR 21
des Herzens‘ plötzlich gefiorbnen” Frau fand ich die Popille
nicht [o weit, dals lie den ganzen innern Ring 'einnahm.
Bei Kariiehlen war, wider mein Erwarten, die Pupille
‚Kleiner; und verkleinerte fich' nach dem Tode felbft bei !
se Belladonna getödteten fogleich. rt. E E
’ Schliefslich bemerke ich noch, dafs der innere En
äufsere Ring bei Kindern lich erft mehrere Tage nach Te
Geburt unterfcheidet. Anfangs ift ihre Blendung ke
ind die Farben iind verfchmolzen, wie fie aber Haller, une
ihr ftreifiger Bau deutlicher wird, bildet lich eine es Ä
Gränzlinie zwilchen beiden Rinpett, Bei der Katze ift
anfangs die Iris bläulich, die’ Pupille rund, deri innere
Ring kaum fichtbar, erft allmählich wird die Pupille ellip- |
"ifch , der äufsere Ring verlchwindet falt ganz, und an
feine Stelle tritt-ein heller, feidenähnlicher innerer Ring, 3
Die elliptifche, Geltalt der Pupillen der Katzen ift wegen y
‚der dadurch gelfetzten möglichlt grolsen Verengungsfähig-
keit denfelhein, wichtig, fofern, ‚ohne Vermehrung der Irri-
tabilität der Iris, diefe. blols dureh die Richtung ihrer.
Falern. bewirkt wird, welche in demfelben Verhältnils
die Pupille AFFEN AORINIERING als der: Voting; eines Ovals
im Verbältnils zu dem BrlabriobaenAN Raum "alter wie
der Umfang eines Kreifes ift. °
ber
4
10 Ueber einige Gegenftände‘ fa darge
I yon Mostaix; zu Lyon. ‘(Jou@nal ‘de’ nıedec.
“. par Leroux. T.37. Bulletin de la oe. GERUEOR
=. .14817. No. IV. p. 330 ff.)
FL Das Strahlenband (Lig. ciliare) ie mir aus folgen-
den Gründen den Knoten des ee Nerven auf-
' fallend zu entlprechen.
1) Mit dem oberften Halsknoten ver, Jichen. una Ei
‘der Linfe betrachtet, hat es diefelbe Farbe, Dichtig-
& daflfelbe Anfehen, wenn es zerriflen wird. : Mit
/ er[chiednen Säuren, Ammonium und "Queckfilberanf-
fu a bieten beide diefelben ee:
DA
m ir a) Man hat ihm bis jetzt keine Funde zugefchrii.
i, allein nach feiner Structur hat es die, das BE
‚ftem der Iris zu bilden.
m 3) Nach mehrern Beobachtungen und Vertuchen
laube ich aus feiner Verletzung die Zufälle herleiten ‚zur
nen, welche [o oft-die Niederdrückun des Staares
jegleiten, indem feine Verwundung dahei falt unvermeid-
hi lich ift. Daher mehrere Nervenzufälle , ‘vorzüglich das
brechen, welches ich bei dem Ausziehen nie bemerkt
habe. | } }
eg. Hinter ei 'Strahlenbande habe ich eine ‘Mem-
bran gefunden, welche’ich ihrer Lage wegen Supra. cho-
Foidea nenne, ’ Sie ilt fehr dünn, Zart, bräunlich, 4—
Linien breit, kreisförmig, geht, fo zu lagen, nach vom
das“ Strahlenband ‘über, und endigt lich hinten un-
lich 'zwifchen der harten und Aderhaut. Sorgfälig
er der Linle unterlucht, erfcheint lie fehr gefäfsreiab.
}- Function it ı mir r unbekannt, h
fr FF 4'338
viynarı
ir. Veber die Blendung im Auge des Hoch:
- 9° Tehauers (Anableps tetrophthalmus). ""Von.J. E
Meckel. ; u, t
Das Auge des Anableps tetrophthalmus ilt wegen. feiner
Eigenthümlichkeit länglt bekannt. _Fs liegt weit nach
oben, und ilt in feinem grölsern hintern und innern.
Theile einfach, im kleinern vordern und äufsern dage-,
gen. gewillermalsen doppelt. Diefe Gedoppeltheit er-
ftreckt fich nur auf die Horrhaut und Blendung, ilt aber
bei weitem nicht [o vollkommen entwickeltals die gewöhn“
lichen Befchreibungen von Camper, Lacepede, Bloch an-
geben. Nach diefen ‚find heide durch einen horizontalen
queren Streif, welche an einander geheftet find, und
‚von welchen der Hornhautftreif undurchlichtig ift, im
‚zwei Hälften, “eine obere und eine untere getheilt, wo-.
‚durch eine doppelte Pupille, eine, obere und eine untere,
‚deren erftere weiter ılt, entfteht. Alle übrige n Theile \
‚find einfach; doch it nach Camper und Bloch die Dupli-,
cität auch in der Linfe infofern angedentet, als ihr unte-
ver, der kleinern untern Pupille entfprechender Theil
etwas über den obern, weit grölsern vorlpringt, wodurch
‚die ganze Linfe eine birnförmige Geltalt bekommt. ch
Merkwürdig ilt es, dafs fich nach Block diefe Eigen.
thümlichkeit erft allmählich entwickelt, indem am Fötus-,
"auge keine Spur davon vorkommt, mithin auch hier, wie
in mehrern andern Beilpielen, das fpäter,abweichende,
Organ anfänglich den allgemeinen Bildungstypus durchlau-
fen zu mülfen [cheint. le
Indeffen zweifle ich [ehr an der Richtigkeit, der
oben gegebnen Darftellung. Bei zwei Vieraugen, von
welchen das eine 5“ 6“ das andre 9“ lang ilt, finde,
ich "zwar die Hornhaut auf die angegebne Weile.
“in zwei Hälften getheilt, welehe fich unter einem [ehr
. Stumpfen Winkel mit einander verbinden; allein: die
" Blendung ilt nur dem Anfchein nach auf diefelbe Weile
abgetheilt.. Vom vordern fowobl als dem hintern Theile.
des einen Randes der Blendung [pringt ein anfehnlicher,
zundlicher Lappen hervor, heide überragen einander, be-
deutend, allein .lie verwachlen durchaus nirgends unter
“einander oder mit der Hornhaut, und die Blendung, [o-
wie die Pupille, ift daher durchaus einfach, die erltere
ER
RR -hat die: ‚Cohalt. einer 00: ; eine Anordnung, die
fowohl: wegen (der ı Aehnlichkeit mit. der Klendung der
Rochen als der \Säpien merkwürdig ift,, Die Abtheilung
„Hornhaut ‚fcheint mir dagegen vorzüglich wegen der
Kanne des Bades des Infektenauges nicht ohne In-
Wr terelle, 4 12
An
wer
2 E. Hameher 2: Wirkung eines Anfalls
von Lähmung auf die Fähigkeit der Au-
= "gen, nahe Gegenltände zu [ehen. Bi: of
FW Icience and the arts, No. I. p. 86.) FAR
“Ein Mann bekam im 43ften Jahre einen Anfall von
| Schlagflufs , , und blieb vier Tage lang in einem comatöfem
Zultände., Nach drei Wochen konnte er die‘ihn Umge:
be den Basler unter[cheiden. Auf der rechten Seite
"er völlig gelähmt, die Augenlider verfchloffen, der
f
rechte Mundwinkel i in die Höhe gezogen: hatte die Spräche
das Gelicht auf dem linken Auge verloren, wenn es
>i das normale Anfehen hatte. Gehör und Ösfehtriaek
aren "regelmälsig. ‘Nach 3 Wochen konnte er zwei
tunden hinter einander ohne auszuruhen, gehen. Das
zelicht hatte das natürliche Anfehen wieder erhälten
war das rechte obere Augenlid nicht völlig in die‘ Höhe
ogen. Nahe Gegenltände waren undeutlich, und’ der
anke konnte nicht lelen, fahe dagegen eine Nadel auf
dem Teppich‘ zehn Fuls weit, und deutlicher alsandre,' Bei
ends angeltellten Verfuchen mit jedem Auge für fich,
ab fich, dals beide Augen. gleich unfähig geworden
rg fich. für. das Sehen naher Gegenltände an-
hir eeeinngen nach nicht ee indeflen giebt die
Häufigkeit von Lähmungszufällen leicht Gelegenheit, fer-
r Beinen anzuftellen. E)-
75 fr
E3 & JacoBfon über eine ieonglömerirte, zu i
der''Nalenhöhle gehörige Drüle » GRAN: N
x 'de'la [oc.'philom, 1813. p267—269.) ;
" Diefe Drüfe, welche der Verfaller die feitliche Sion: 9
fon ?fche*) Nafendrüfe nennt, findet ich beim Menfchen,
vielen ‚Säugthieren und allen Vögeln. . Sie gehört der Na
fenhöhle an, und, ob-fe lich gleich bei einer [o grofsen
Menge von Thieren findet, [o bietet doch ihr Bau und die
Oeffnung ihres Ganges überall die grölste Analogie dar,
wenn fich gleichin Hinlicht auf Gröfse, Geltalt und er?
bedeutende Abweichungen hnden. M J. moyi
" Bei den Säugthieren hiegt heimmer inder Nafenböhle,
mehr oder weniger nahe an der äufsern Wand, was von
der ‘Anwelenheit ‚oder. dem -Mangel; der, Kieferhöhle ab-
hängt. Wo diefe, wie: bei den Bleilchfreffern ‚, Nagern; _
fehlt,’ befindet fich die Drüle in der Gegend des zweiten
bis‘ vierten, Backzahns an der äulsern Wand der, Nalen- {
höble;' wo ‚fie lich findet, in ihr, an ihrer innern Wand N
und nahe an ihrer Oeffnung. : Ihr, durch viele Würzel- \
chen gebildeter Gang verläuft längs der äufsern Wand des
mittlern ‚Nafenganges nach oben und vorn, und ‚endigt
Sich. mehr‘ oder; weniger: nahe'an dem vordekn! Endeder
untern Mulchel.” Ihre Gefälse’kommen von der Keilbein» 3
und Gaumenpülsader, ‘die Nerven von dem hintern obern i
Nafennerven des dreigetheilten Nerven, und dem Sr
BlieRpdr Yen, 4
Bei "vielen Nagern ie diele Drüfe (che fark. A
wickelt. . Hierauf folgt das Känguruh, dann die: Schafe .
d Hirfehe, das Schwein-und das Nilpferd, Bei einigen
Hei eifchfrelfern, 2. B. den Hyänen, dem Jaguar, Tiger,
Igel, ilt fie fehr ltark, eben -fo beiden hieländifchen" ‚Fle=
della. Unter den Affen wurde lie beim Magot: und.
- der S. Callitriche gefunden. Beim Menfchen ilt fie eltän- ,
dig, aber verlchiedentlich entwickelt, Beim er de fin.
4, 1 “ et irn. fe \ . A
a Nr AR } ‚2414
öig
D Nach diefem Beifpiele fehlage ich für die obern runden Mut-
terbänder, welche Sten/on (S.-Archiv Bd. 2. $. 591, b) entdeckte
mod vollltändig beichrieb, den Namen der Stenfon' fehen vor.
N,
‚den hich ‚hatf einer‘ einzelnen'deutlichen Drüfe, meh:
rere keine drülige Körnchenan ihrer und ihres Ausfüh-
rüngsganges Stelle: Dem Ochfen feheint he zu fehlen.
° Bei den Vögeln entfpricht diefer Drüfe der Säugthiers
welche fich über der Augenhöhle‘ befindet, bis
2 nar eitligen Walfer- und Ufervögeln zugefchrieben,
ırde, in der That aber, wenn gleich verfchiedentlich
ck&ik, allen’ Fakonine, und daffelbe Gewebe als bei
=: Säugthieren, hat. Ihr, bei den Vögeln im Allgemeinen.
#erhältnifsmäfsig längerer Ausführungsg ang. tritt hintef
Anne ‚Stirnbein oder hinter das’ hintere Thränen-
in, uhd endigt fich im vordern Theile der Nafenhöhle
Be "Nähe des ERRTRRT Endes der untern Mufchel, Ihre
Gefälse und Nerven haben denlelben Urfprung als beiden.
ieren, ünter den letztern find die vom Gänglien-
e ver omihenden leichter zu entdecken. ae
) Bid
Bei den. Ufer- und Schwimmvögeln ilt hie fahr ‚grofss
anforibus kaum mittelmälsig, bei den EpeHpgeVögeiB:
Val) EN ihre Lage varıırt. Bei den Ufer. und Schwimm:
n Aindet fe fich auf dem Stirnbein, bei einigen
wimmvögelni und mehrern Hühnervögeln nahe am
ve nhöhlenrande, hinter ‚diefem bei einigen Hühner-
und mehrern Raubvögeln, ın der Be k
Kine
de Waller - "und -Ufervögeln ilt fie ER, dh
Bei
tifch, bei den Raubvögeln rund, bei den Hühner-!
eylindrifeh.
Sie ift vorzüglich bei den Vögeln Vega bisher
erkannten. Krankheiten unterworten. ; L-
= bei den Reptilien [chein: lich eine ähnliche
en,
yo ar
ag Bunt i ; ı, m Ahrniutıe:)
”
‚den Hühnervögeln, Raubvögeln, einigen Picis und.
iz Ro vordern Stirnbein in der Her Kiefer-,
rechenden Vertiefung. bei am, Hühner-,
14. : Nachtrag’zu,No.,9. S. 117. a. a O. ‘Vol. 38%
S. 284, ke r RY
In Bezug auf meine Bemerkungen über den Einflufs
yon Krämpfen auf die Pupille erlaube ich mir, folgende
[pätere Beohachtungen nachzutragen. Mae
‚Ein 4ojähriges [chwächliches Frauenzimmer, war
feit 23 —24 Jahren Anfällen von hylterifchen Krämpfe
unterworfen. _Vor-einigen Tagen bekam fie einen Anfall
von heftigen krampfhaften Schmerzen im Darmkanal, mie
Erbrechen, und Purgiren, wogegen ich 100 Tropfen
Opinmtinctur gab. Hierauf erfolgte in einigen Minute n
Spraebloligkeit, ruhiges Anfehen, leichtes, kaum merk-
liches Athmen, wobei fie mit verfchlolsnen Augen lag.
Bald nachher [tellten lich neue, heftige Krämpfe mit lautem
Gelchrei ein, wobei ich mehrmals die Pupille unter[uchen
konnte, indem die Augen theils während des Krainpfes
offen waren, theils von mir geöffnet wurden, Während .
des Krampfes waren die Pupillen immer fo eng als im
Schlafe, in ‚den freien. Zwilchenräumen erweiterten fie '
fich dagegen, . wenn: das, Licht entfernt wurde, wie ge:
wöhnlich. Bei. Rückkehr eines folchen Anfalles beobach+
tete ich. unter derfelben Behandlung daffelbe.
Dielen Zuftand der Pupille beobachtete ich, ungeach-
tet mehrjähriger Aufmerklamkeit noch nie, im Gegentheil,
einen Fall von Zufammenlfetzung mit Wallerkopf ausge-
nommen, bei Krämpfen immer-Erweiterung der Pupille;
Telbft bei hyfterifchen, wo ich eine weit gröfsere Menge
Opium gegeben hatte, ' ! ER
“Bei. vollftändiger Ohnmacht von allmählichem Blut-.
verlufte ilt die Pupille (o weit äls nach Anwendung von
Belladonna. FACE
x Jay
15. Larrey Bemerkungen über die Iris. (Bull,
de la loc, philom, 1817: p. 134.) |
Die Lähmung der Iris ilt kein ficheres Zeichen von
Lähmung der Sehhaut, des'Sehnerven oder.des ihm ent-
[prechenden Hirntheiles, weil’ 1) die Iris ihre Nerven
vom Linfenknoten erhält; 2) beim-grauen Staar mit Nor-
malität der Netzhaut die Iris bisweilen gelähmt ilt, ohne
ver-
verwachfen zufeyn ; 3) beim Tetanus nicht leidet; 4) beim
innern Walferkopf die Thätigkeit der Organe der Sinne,
vorzüglich des Gelichtes, gemindert ift, während die der
Iris normal bleibt; 5) bei Lähmung. der Iris die Netzhaut
ıd das Sehen nicht leidet. So bringt eine heftige Erfchüt-
" terung der Augenhöhlenränder Lähmung der Iris hervor,
"ohne nothwendig Blindheit zu erzeugen, wenn fie gleich
diefe oft zur Folge hat ; 6) bei’ chronifchem Leiden der
Organe des bildenden Lebens oft allmähliche Verengung
Papille Statt findet, die bisweilen fogar ganz ver-
ıwindet; 7) bisweilen bei Amaurofe die Iris ich, wenn
»h fchwach, auf den Lichtreiz zulammenzieht.
© Die, meiltens [yphilitifche Entzündung der Iris ver-
Fi Entfärbung dieler Membran, oder Verlchwin-
ec Theiles des Umfangs ihrer Oeffnung, vorzüg-
lich des obern Theiles. Der Theil derfelben, deffeı, &r-
nährung nicht geltört wird, bleibt beweglich, was vor-
züglich von der Anordnung ihrer Gefäfse und Nerven
zuhängen [cheint, welche lich von ihrem obern Theile
"aus über den übrigen Umfang verbreiten *),
LI
sans \
16. Ueber den Einfluls, den die Wegnahme
= des Füllens auf die Milchabfonderung
> der Elelinn hat. : (Aus Hunter’s Nachlafs. Von
© E. Home. Journ. of feience etc. No. 2. p. 165.)
meh: er Bekanntlich geben mehrere Thiere, z. B. die Kuh,
a Ziege , nicht nur bald nach Wegnahme des Jungen,
_ fondern felbft mehrere Jahre nachher, wenn der Ein-
druck deffelben länglt erlofchen feyn mufs, noch Milch.
; en hört dies bei der Efelinn auf, [obald der Eindruck
lens aufgehört hat. Deshalb bedienen fich Leute,
1 ] halten, wern das Füllen ftirbt, jedes Mittels,
9) Offenbar fcheinen mehrere diefer Thatfachen für die Meinung
zu Sprechen: dals die Ausdehnung der Iris Thätigkeitszufcand
äfe, und hie mit der Netzhaut im Gegenfatz Steht,
2 m.
M. d. Archiv, IV, u I
i ; E
"üm'bei der’ Mütteriden Eindruck, als wäreesnocham Leben,
zuerhalten, und namentlich wird die aufbewahrte Haut‘
deffelben,.. befonders. zur Zeit des Melkens, auf den
Bücken eines andernFüllens gelegt. Hiedurch unterhält
man. in der That die Milchablonderung, welche dagegen
ftockt, Sobald diefe Lift unterlallen wird. Dies [chien
dem verftorbnen Hunter fo f[onderbar, dafs, ungeachtet
alle Inhaber von Efeln darüber einig waren, er doch [elbft
‚eigne Verfuche anftellte. Ernahm daher eine milchende,
" Efelinn, die ein Füllen hatte, trennte beide während der
"Nacht, liefs aber die Mutter am Morgen im Beileyn des
Füllens melken. Dies gefchahe einen Monat lang ohne
‚Verminderung derMilch. Hierauf wurde das Füllen ganz
weggenommen, und die Mutter, ftatt durch das Füllen
"gelogen zu werden, gemolken, namentlich des Abends
"zu derfelben Stunde, in welcher das Füllen weggenom-
-men worden war, und am Morgen zur gewohnten Zeit.
"Schon am dritten Morgen ‚gab fie weniger als vorher,
“und am fünften falt gar keine. Hierauf wurde ihr
das Füllen zurückgegeben, allein hie Jiefs es nicht mehr
‘ faugen. Der Verluch wurde mit ähnlichem Erfolge
wiederholt. - RER, #
J 113
I. Zur Lehre von dem Verdauungsfyltem. EN
1. E. Home über die Magendrüfen des Men-
fchen und die im Magen Statt findend
Einfchnürung. (Aus den philo[oph, Tr, 1817.
„8. 347 —352.) Ken
Die Drüfen im untern Theile der Speiferöhre, “velc]
ich früher (1807) mit dem ‘Namen Speiferöhrendrüfe 1
belegte, fehen wie trichterförmige Zellen aus, deren Tief
nicht beträchtlicher als die Dicke der innern Speileröh-
renhaut ift, Ungeachtet dieler Theil weit von dem des
‚ Drüfenmagens der Vögel verfchieden ilt, fo haben lie
dochgröfsere Aehnlichkeit damit, als irgend ein Theil der
innern Fläche des Magens ünd Zwölffingerdarms.'' Auch
kommen lie mit diefem durch die von ihnen bewirkte
ee nen 1 31
.Gerinnung der Milch überein, welche kein andrer Theil
diefer Höhle hervorbringt. Hiernach haben die Magen-
drüfen des Menfchen dalfelbe Ortsverhältnifs zur Magen-
‚höhle als bei den Vögeln *). Bei meinen frühern Unter-
Suc ungen würde mich die Analogie mit den Vögeln zu
demfeiben Schluffe geführt haben, wenn mich nicht die
„Magendrüfen. des Bibers, welche deutlicher als bei irgend
einem Säugthier entwickelt find, irre geleitet hätten, nun
aber erfcheinen diefe und die des Wombat als Ausnahme
von. der Regel, welches von ihrer zu ftarken Entwicklung
‚herrührt, die ihre Stellung in der Speiferöhre nicht zu-
a Unter. einer einfachen Vergröfserung hat die innere
"Fläche am obern Magenbogen das Anlehen von Drüfen,
‚allein nachı Herrn Bauers Unterfuchungen rührt dies von
‚den, Honigweben ähnlichen Zellen her, deren Wände
"nicht Hautfalten, fondern regeimälsige Abtheilungen find,
indem ihre Geltalt nicht durch die Ausdehnung abgeän-
dert wird. Hier find indeflen diefe Zellen nur vorzüglich
entwickelt, finden fich aber, wiewohl [chwächer, in der
h anzen linken Magenhälfte. Auch in dem Pförtnertheile
‚Inden fie ich, indeffen find hier kleine Haufen, deren
"Wände die Oberfläche überragen, wodurch das Anfehn
von blättrigen Häuten entlteht.
Im Zwölffingerdarm ift dies noch [tärker entwickelt,
- und die freien Ränder diefer Häute haben, wenn fie von
"Schleim eingehüllt ind, das Anfehen yon runden drüli-
gen Körperchen.
Der befchriebne Bau beweilt, wie nahe der ver[torbne,
Fordyce der Wahrheit kam, der aus, mit weit [chwächern
"Mikrofkopen angeltellten Unterfuchungen fchlols, dafs
1b
9) Richtig, allein ich möchte nicht die Drüfen im untern Theile
Ir der Speiferöhre , fondern einen anfehnlichen, die ganze Cardia
“ umgebenden, von oben nach unten ungefähr drei Linien hohen,
einen wirklichen Wulft von einer Linie Dicke bildenden, drü-
vr! bgen Vorfprung für das Analogon des Drüfenmagens der Vögel
halten. Mitdiefer Anficht ftimmt dann auch die Magendrüle des
Bibers und Wombats [ehr gut überein,
w aM,
die innere Fläche des Magens aus einer zelligen Haut ge-
bildet fey ). Br, ? Ba
Mehr als einmal habe ich gezeigt, dafs die Entwick-
Jung der Magendrüfen im umgekehrten Verhältnils mit
der Reichlichkeit der Nahrung fteht, um, wo diefe im
Ueberfluls vorhanden ift, Ueberfüllung zu verhindern.
Die Befolgung dieles Geletzes war beim Menfchen defto
nothwendiger, da er lich, mehr als die Thiere, fortwäh-
rend reichliche Nahrung ver[chaffen kann, und zur Un-.
wäfsigkeit. nur zu geneigt ilt. Daher die aulserordent-
liche Kleinheit feiner Magendrüfen. Mn Ni
Aus den neuern Unterfuchungen ergiebt fich als nicht
unwichtiger Beitrag zur Kenntnils des Verdauungsproceffes
dals es drei verfchiedne Gebilde giebt, welche zur Um-'
wandlung der Nahrungsmittel in die erfte Stufe der Nah-
vungsBüfß keit wirken. Das wichtigfte find die Magen-
erüfen, hierauf folgen die Zellen der Magenhaut, ‘und
am weniglien wichtig [ind die geblätterten Membranen
im Drüfenmagen der’Javalchwalbe. ‚n
Früher erwähnte ich, dafs die bisweilen nach dem
Tode gefundne Zulammenziehung des Magens während.
des Verdauungsprocelles eintrete. Da diefe, wie viele,
andre Muskelzulammenziehungen, nach dem Tode ver-
1) Da einer weniger genauen frühern Angabe erwähnt wird, fo
ife es auffallend, dafs einer weit beflern Befchreibung der in-
nern Magenhautfläche von Hewfon gar nicht gedacht wird.
Diefer fagt (Exper. inquir, Vol, 2. p. 173.) ausdrücklich: At
the upper part of the ftomach the villous coat appeats in @
mierofeope like a honey-comb, or like the retieulum, or fe-
cond ftomach of a ruminant quadruped, in miniature; that is,
full of fmall cells, which have thin membranous Partitions,
Towards tlıe pylorus thele partitions are lengthened fo as to
approach to the [hape of the wi2li of the jejunum,
Die Zotten der innern Magenhaut kannte übrigens [chon
Santorini, indem er (Obfery. anat. C. III. de nafo p. 91.) wo
er von der Darftellung der Zotten der Schneider’[chen Haut
unter Waller Ipricht, bemerkt: hac una ratione eos, qui in
Jhumano ventriculo funt, certo villos deprehendimus.
— 135
fchwindet, fo findet man fie felten, und krankhafte Zu-.
Stände, durch welche he bisweilen bleibend wird, beleh-
| ren uns daher überhaupt über ihre Exiltenz. So beweilen
Zulammenziehungen des untern Theiles der Speiferöhre,
die oft ohne im Leben Statt findende Krankheitserfchei-
zungen vorkommen, dals diefer Theil eine Neigung zur.
Zufammenziehung hat, um dadurch den Eintritt fchäd-
licher Subftanzen in den Magen zu verhüten. Ehen fo
find Zufammenziehungen der Harnröhre hinter der Zwie-
bel, welche unter ähnlichen Umftänden nach reizenden
infpritzungen und andern reizenden Urfachen vorkom-
men, der einzige Beweis, dafs diefer Theil lich unwill-
kührlich zulammenzieht, um bei dem Sameneygufs jeden
Rückflufs delfelben in die Höhle der Blafe zu verhindern.
| - Kürzlich erhielt ich von Herrn Carpue aus einer weib-
lichen Leiche einen Magen mit einer [olchen bleibenden
| fehr ftarken Zulammenziehung zwilchen der Cardia- und
Pförtnerhälfte, welche auch bei der [#ärkften Ausdeh-
nung deffelben durchaus nicht verfchwand, und, auch
ohne andre Beilpiele, zu der Entdeckung geführt haben
würde, dafs der Magen bei feinem regelmälsigen Wirken.
Sich hier einfchnüre. Sie ift nicht die zufällige Folge der
Thätigkeit einiger Querfalern, die eben fo gutan jeder
andern Stelle hätte eintreten können, [ondern die Zu-
fäinmenziehung eines Theiles, in welchem fie immer Statt
“hatte, und-die mit der Vollziehung der-regel-
igen Functionen des Organs im Zufammenhange
u Wahrfcheinlich war diefe dauernde Zufammen-
'ziehung die Todesurfache, da der Körper [ehr mager,
und keine andre Spur von Krankheit aufzufinden war,
so '
TEE DEE ER ' Ä
I #200 ;
"+ 2) Wie dies alles fich aus dem Bau‘des Theiles durch die ana-
tomifche Unterfuchung ergeben könne, dürfte fchwerlich fo
allgemein einleuchten, als Herr Home zu glauben fcheint.
> Diefe kann nur darthun, dafs die Bildung eine längere Zeit
des Lebens hindurch dauernd beftand, nicht erft kurz vor dem
Tode vorübergehend eingetreten war, und erweilt alfo gar
- sichts für eine, nach Home’s eigner Annahme fich im norma-
“en Zuftande nur vorübergehend bei der Magenverdauung bil-
.
wenn man gleich keine Nachricht über Erfcheinungen .
im Leben erhalten konnte.
%
2. E Home über die Nefter der Javalchwalbe
'und die Drüfen, welche den [ie zufam-
menletzenden Schleim abfondern, (Aus
den philofoph. Transact. 1817. S. 332 ff.) MR‘
. Bekanntlich werden.die Nefter einer befondern, vor-
züglich in Java vorkommenden Schwalbenart in Chiha als
dende Einfchnürung zwifchen Pförtner- und Magentheil.
Sie dürfte, wenn keine Texturveränderung in der eingefehnür-
ten Stelle Statt finder, fogar eher beweifen, dafs diefe'Bil.
(dung eine angeborne Abweichung fey, und diefe Anficht
würde durch ihr vorzugsweife beim weiblichen Gefehleche
beobachtetes Vorkommen, was auch durch diefen Fall wieder
beftätigt wird, noch mehr unterftützt werden. Indeflen giebt'es
andre Tbatfachen, welche in der Thatder Anficht das Wort reden;
dafs wirklich eine folche bleibende Zufammenziehung wohl bis-
“weilen erft allmählich im Leben entftehe, und aus, einer oft.
- wiederholten, regelmäfsig eintretenden und verfchwindenden, !
und mit der Verdauungsfunction verknüpften hervorgehe, ‚In
der That habe ich jetzt nun fchon zwölfmal bei menfchlichen
Leichen eine folche Zufammenziehung , und immer genau an
derfelben Stelle, gefunden. . Diefe war in »ier Fällen bleibend,
und verfchwand felbft durch das ftärkfte Aufblafen nicht, in
acht dagegen konnten he mit grölserer oder geringerer Leich-
tigkeit dadurch zerftört werden. Ohne die letztern würde ich
mich'aber auf keine Weile zu dem Schluffe berechtigt, oder
auch nur veranlafst gefunden haben, dafs die erftern in einem
anfangs regelmälsig gebildeten, einfachen Magen erft‘im Leben
entftanden feyen, föndern fie blofs für angeboren halten.
Auch fo aber dürfte man, meiner Ueberzeugung nach, aus
den vorhandnen Thatfachen nur dann auf das Bleibend-
werden einer anfänglich blofs vorübergehenden Einfchnürung
fchliefsen, wenn fich aus einer genauen Krankengefchichte
‚ergäbe, dafs in einer frühern Lebensperiode keine Magenbe-
"fehwerden ‚Statt gefunden hätten, diefe dagegen erft Später
ne 155
angebliches Aphrodifiacum theuer bezahlt, "und bisweilen
auch nach Enropagebracht. Als Material derfelben haben
einige eine Art Schleim, welcher fich von den auf der See
durch die’ Vögel ergriffenen Mollusken anfammelt, andre
eine, aus Tangarten, an der Külte gezogene Subltanz,
noch andre die halb verdauten und ausgeworfnen Nah-
rungsmittel angelehen. Herr Stamford Raffles, der eben ,
jetzt nach einem fünfjährigen Aufenthalt zu Java, wo er.
ch als Gouverneur-Lientenant befand, zurückgekehrt‘
ilt, hat fich gegen mich beftiimmt dahin erklärt, dafs die
Subltanz, und bisweilen mit fo grofser Anfırengung, aus
dem Magen zurückgebracht werde, dafs zugleich Blut.
usfliefst. Deshalb unterfuchte ich die Schwalben auf
eigenthümliche Drüfen, und bat zugleich Herrn Brarde.
, um eine Analy[e eines der von Herrn Raffles mitgebrach-
‚ ten Nefter. Inerlterer Hinfcht fand ich [elblt durch ein
| gewöhnliches Vergröfserungsglas einen bedeutenden Un-
| [chied::zwifchen denı Drülenmagen der Javafchwalbe
undandrer Vögel, namentlich der gewöhnlichen Schwalbe,
Männchen und Weibchen, wo er fich nicht bedeutend
von dem andrer Vögel unterfcheidet. Nach.Herrn Raff-
les wandert diefer Vogel, ‚der doppelt fo grols als die
ewöhnliche Schwalbe ift, durchäus nicht, fondern bleibt
' ganze Jahr Bewohner der Höhlen von Java, deren
ge bis Io Meilen von der See entfernt ind.
ie der See nahe wohnenden Schwalben fliegen in das
anere des Landesnach weiten Sümpfen ‚,. wo-fich Mücken‘
} Menge finden. Die im Innern des Landes wohnen-
| en fliegen Morgens aus und kehren Abends in grolsen.
Schaaren zurück: doch fliegen fie auch am Tage aus und
‘ein. Das Männchen hat ein eignes, länglicheres und
enges, Seiner Geltalt angemeflenes Nelt, das andre, für
‚die Weibchen und die Eier beftimmte, ift weit und tiefer.
77
und in.der Art eingetreten wären, dafs ein Zulammenhang
> Zwifchen ihnen und der wahrgenommenen Bildungsabweichung
angenommen werden könnte. Abweichungen der äulsern.Form,
. „ohne Veränderungen des Gewebes, ent/teher, ohne, angeboren
zu feyn, fo Selten, dafs man in der Annahme dieles Phäno-
mens wohl nicht vorfichtig genug feyn: kann, “.M:
Bei allen vor! wir unter[uchten Schwalben, wäandern-
den fowohl, als den beftändig in Java bleibenden, gaben
die Drüfen des erlten Magens nicht [o viel Magenlaft als
bei andern Vögeln, weil der, durch jede gebildete Behäl-
ter kleiner ilt. Dies beftätigt meine frühere Bemerkung,
dals diefe Drüfen bei den Vögeln, welche eine wenig nah-
zungsreiche Gegend bewohnen, am gröfsten find. ‚Die -
Javalchwalbe und der Kafoar von derfelben Infel leben ın
ftetem Ueberflulfe, und die wandernde Schwalbe bleibt,
ungeachtet fie vom Aequator bis zum Pole zieht, nur im
Sommer in kalten Gegenden, und findet daher wahr-
fcheinlich überall reichliche Nahrung. Ir
Die einzige Verfchiedenheit zwifchen den Drüfen
“der 'Wanderfchwalbe und der Amlel befteht in der
Kleinheit des Behälters. Die Gröfse der Oberfläche des
Drüfenmagens, auf welcher fich die Drüfen öffnen, ife
diefelbe, und beide haben keine Secretionsverrichtung,
die nicht allen Vögeln überhaupt zukäme. Dagegen hat
die Javafchwalbe eine eigenthümliche Anordnung. Jede:
Drüfenöffnung ift von einer häutigen, in die Höhle des
Drüfenmagens ragenden Röhre umgeben , die ich bald in
kleine, den Blumenblättern ähnliche Abtheilungen I[pal-
tet. Unftreitig wird wohl der Schleim, woraus die
Schwalbennelter beftehen, auf diefelbe Weile von diefen
Fortfätzen abgefondert, als der Magenfaft von den Drüfen,
deren Oeffnungen fieumgeben. Hiedurch wird eine frü-
here Meinung von mir beftätigt, dafs Häute ohne Iichtbar
drüligen Bau:doch Schleim abzufondern im Stande l[eyn,
indem diele Röhren, fo viel ich bis jetzt ‘wahrnehmen
konnte, keine Drülen enthalten. ’
Dafs ein fo hoch organifirtes Thier als ein Vogel, ein
Nelft aus feiner eignen Abfonderung bildet, ift defto wun- |
derbarer, da [onft die Vögel überall Materialien zu ihren
Nelftern fiaden, und beweilt, dafs diefe Schwalbe von An-
fang an zur Bewohnerin jener, derlelben ganz beraubter
Höhlen beftimmt war, wie das Kameel durch [einen Waller-
behälter am Magen, und den, nicht durch den Sandızu
verletzenden Huf für die Wüfte gefchaffen erfcheint.
Die Küftenfehwalben zu Java er[chöpfen nie ihre Ab-
Conderungsfeuchtigkeiten zum Bau ihrer Nelter, wenn fie
zweckmälsige Materialien finden. Am meilten nähern
fich diefem Beifpiel die Bienen, welche das Wachs abl[on-
dern, woraus lie die Zellen, als Nelter für ihre Jungen
und als Behälter für die Nahrung bilden.
Das Schwalbennelt [elbft [cheint aus einer zwilchen
Gallerte und Eiweils [tehenden Subltanz zu beltehen. Der
Einwirkung von warmen Walfer widerlteht es cine Zeit-
lang, [chwillt aber nach einigen Stunden auf, und dehnt
Gchaus. Getrocknet nimmt es [eine vorige Geltalt und Be-
Ichaffenheit an, nur wird es brüchiger, vermuthlich weil es
etwas, durch empfindliche Prüfungsmittel in Waller ent-
deckbare Gallerteverliert. In verdünnter Säure löft fich die-
fe Subftanz leichter als geronnenes Eiweils auf; in concen-
trirter verhält fie ich fat wie diefes. Mit kauftifchem und
| unvollkommen kohlenfaurem Alkali bildet fie feifenartige
Zufammenfetzungen, welche durch Säuren mit denfelben
Erfcheinungen als andre Eiweilsfeifen zerletzt werden.
Vom Eiweils unterfcheidet fie fich durch leichte Auflöslich-
kei in Aüffigem und unvollkommen kohlenfaurem Ammo-
nium, Durch die zerftörende Deftillation entfteht eine
" yerhältnifsmäfsig geringe Menge Ammonium, und die zu-
rückbleibende Kohle läfst fich leicht einäfchern, woraus
ich gleichfalls eine Verfchiedenheit vom Eiweils ergiebt.
ws
3- A. Cooper Verfuche über die Verdauung.
(Aus Scudamore über den Rheumatismus, im Bullet.
de la foc. philom. 1818. p. IL— 14.)
«
Die vorliegenden Verfuche wurden in der Ablicht
angeftellt, die auflöfende Kraft des Magenfaftes fir ge-
wilfe Subftanzen auszumitteln, und daraus Folgerungen
für das diätetifche Verfahren bei Magenfchwäche zu zie-
"hen. Die Subftanzen hatten eine genau be[timmte Geltalt
und ‘Gewicht, das Thier, dem fie eingebracht wurden,
"ward nach einer beftimmten Zeit getödtet, die noch nicht
“ aufgelöften. Subltanzen gewogen und aus dem erfolgten
- Gewichtsverlult auf den Grad ihrer Verdaulichkeit für den
Hund im Zuftande der Gelundheit gefchloffen.
4
5 Verlufe“ %
Nahrungs- . Geltalt,, Menge | Tod des |bei Ver-
HiUgeh, Thieres. dauung.
Verf. 1. |Schweine- |lang und h KR
Nleifch. fchmal. | 100. x St. 100
-|Hammelll. — _ — 9
Kalbi. Re: den 4
en sBadil, I nn 6,8%
Verf;2. |Hammelll. Bird 2 PS Pike
vr Rindf. an eo — 34
Kalb, — Ben e- SER
Schweinef. e- —_ — 20
Verf. 3. |Schweinefl. — ee 3 St. 98
; Hammel, — — = 87
Pindll. yorr) ee — 37
fen Kalb. — pie 46
Verf, 4. ‚Schweinefl. — — 4 St, 100
Hammelll. .— e- = 94
Band. — u — 75
Kalbf. —_— — _— 69
Wahrfcheinlich unterfcheidet fich der Magen des Hun-
des von dem menfchlichen in Bezug auf feine Fähigkeit,
dasSchweinelleifch zu verdauen, indem für den gefchwäch-
ten menfchlichen Magen die Verdaulichkeit der verfehied-
nen Rleifcharten fich folgendermafsen zu verhalten [cheint:
1) Hammelfl. 2) Rindfleilch, 3) Kalbleifch; 4) Schwei-
nefleilch. Auch mul[s man indellen bei diefen Verfuchen
der Abwefenheit des Fettes, vorzüglich des Schweinefettes
etwas zufchreiben. j r
Verf. 5. |Käfe. '|Viereckig| 100. | 4 St. 76
Hammelll. — — _ 65%
Schweinefl. — _ \— 36
Kalbfl. ad N —_ en 15
Rindf. —_ —_ _ 11
n lang und —
Verf. 6. |Rindfleifch| (chmal, | — 4 St. a,
Kaninchen. _— — _— oo
Stockhifch. | — —_ —_ 7
Hiernach erfcheint Fifch leicht verdaukels {
. Tod des | Verluft‘
Dee 'Geftalt. | Menge. | Thieres, |bei Ver.
2 danung,.
- Käfe, |lang und] -
[chmal. 29
Fett, —_ 70
Verf. 8. Derfelbe Hund bekam Ioo Theile Rindf. und
0.100 Th. rohe Kartoffeln.
Rindfleifch. 2 100
Kartoffeln. 43
Die, noch an einem Stück Kartoffel befindliche äufsere
Haut war nicht verändert, unter ihr die Subltanz aufge-
löft, „der Magen[aft aber war noch nicht bis zur Mitte des
Stückes gedrungen. Die getrennte Haut war aufgelöft.
Nach den folgenden Verfuchen ift Kalbsbraten fchwerer
verdaulich als gekochtes Kalbfleifch.
Verl, ER: Nang und e
ö 9 sbrat. | [chmal. |100Th.| 4 St.
Gekochtes 7
Bi Kalbfleifch. —
Ag.
Verf. 10. |Kalsbraten.
cE - Gekochtes
|
|
w
©
[
I
|
Verf. ıı. |Muskeln. vB a? RN
Haut, —_— — Dr 36
PURE Knorpel, — — — 22
“2, Sehne. _ Fe se: 2L
0, |Knochen, —_ _ Zeh 6
iv Fett, — — — 100
IB
Beim Muskel waren, durch Auflöfung des Zellge-
'webes, die Falern getrennt, diefe felbft wie zerbrochen
‚und zerftückt. Die Haut war an der äulsern Oberfläche
‚unverändert, an der innern aufgelöft, der Knorpel wie
wurzftichig, die Sehne glich einem gallertigen Brei.
140:
——
_ _Verfuche über die Verdauung der Knochen,
Verfuch 12, Dieker Knochen. ‚100 Danger 8
dito. _ ‚65, St. 30.4
Senn { Schukterblates-....—....08 ‚St, 100. ,
E olgende Thatfache beweilt ‚ dafs auch der menlch-,
liche Magenfaft auf den Knochen wirkt. Ein ‚4ähriges
Mädchen verlchluckte eine Dominomarke, welche fie
durch den Stuhlgang in drei Tagen ausleerte. 'Sie war
verkleinert und wog nur 34 Gran, während die übrigen,
56 wogen, hatte allo 22 Gran verloren, und [tatt der
Löcher eine Menge Raubigkeiten.
x
II. Zur Lehre von der thierifchen Mifchung. '
1. #. Prout Beobachtungen über einige
"nähere Beftandtheile des Harns, nebft
Bemerkungen über die. Mittel, den,
Krankheiten vorzubeugen, welche mit
einem krankhaften Zuftande dellelben
verbunden find. (Aus den medico - chir‘
Transaet. Vol. VIII. 1817. p: 526 — 549.)
In dem vorliegenden Auffatze betrachte ich nur den
Harnftoff (Utea), den Harnzucker und die Stein, oder
Harnfäure, die übrigen dagegen, wegen der noch über
Sie Statt indenden Ungewilsheit, nicht.
I. Harnftoff.: Rouelle entdeckte dielen Beftandtheil
Cruikfhank, nach ihm Foureroy und Vauquelin, vervoll-
£tändigten die Renntnils' deffelben, allein erlt Rerzelius
und Thenard fcheinen ihn rein erhalten zu haben, ohne:
jedoch ‘die Methode anzugeben. Ich erhielt ihn erft vor
einigen Jahren auf folgende Weile rein. ' Frilcher Harn
wird zur Syrupsdicke verdunftet, und ihm, wenn er ganz’
erkaltet ift, reine concentrirte Salpererläure nach und nach
zugeletzt, bis das Ganze eine dunkle kryftallilirte Malfe
alt, welche man mit kaltem Waller wäfcht und durchfei-
het. Hiezu wird langlam eine f[tarke Auflöfung des un-
8
vollkommen kohlenfauren Kali oder Natron bis zur völ-
“=
s
nen 4141
Vigen® Sättigung geletzt, das Ganze durch Verdunften
“eoncentrirt und Stehen gelalfen, damit der gebildete Salpe-
"ter kryftallifire und fich trenne. Zur zurückgebliehnen
“Härnftoffanflöfung, wird genug thierifehe Kohle zugelistzt,
um die ganze Flülfigkeit einzulaugen, ‘und einen clün-
‚nen Brei zu bilden, der einige Stunden [tehen bleibt.
N: gielst ınarn kaltes Waller, welches den Harztoff
„trennt. Die übrigbleibende Malle kocht man in ftarkem
„Alkohol „ der den Harnltoff aufnimmt, und den Salpeter
und die meilten übrigen Salze zurückläfst. Aus der Auflö-
fung kann man den reinen Harnltoff kryfialliirt, am
BEER durch zwei bis dreimalige Wiederholung des Kry-
Ttallifationsproceffes, erhalten. Durch einen einfachern
Procefs feheint der Harnltofr nicht rein erhalten werden
zu können. 2 4 }
_ Die Kryftalle deffelben bilden im Allgemeinen vier-
feitige "Prismen, find farblos, durchfichtig, und etwas
perlenartig glänzend, haben einen kühlenden Gefchmack,
faden, eignen, aber nicht harnähnlichen.Geruch,
‚verändern weder Lackmus noch Kurkuma, verändern fich
nichtan. derLuft, bei fehr feuchtem Wetter ausgenommen,
‚wo fie, etwas zerflielsen,, aber nicht zerfetzt zu werden
inen.. In Starker Hitze [chmelzen fie und werden
zum Theil zerletzt, zum Theil dem Anfchein nach unzer-
detzt [ublimirt. Ihre fpecififche Schwere ift ungefähr
14350. Waller bei 60° R.lölte mehr als fein eignes Gewicht .
arnltoff auf, und an.der Luft erlitt die Auflöfung meh-
rere Monate lang keine Veränderung. Kochendes löft ihn
"in jeder Menge auf, ohne ihn zu Zerfetzen. Alkohol
(Sp: Schw. 816.)1öft bei niedriger Temperatur ungefähr 2%,
‚beider Siedhitze über fein eignes Gewicht auf, und Jäfst
beim Erkalten die Harnftoffkryftalle niederfallen.: 'Schwe-
rn und Terpentinöl werden dadurch undurchlich-
ig, löfen ihn aber wenig oder gar nicht auf. Beine fixe
Alkalien und alkalifche Erden zerfetzen ihn, vorzüglich
unter Mitwirkung von Waller und Wärme, wobei fich
rüglich kohlenfaures Ammonium bildet, Er verbindet
Ah wit den meiften Metalloxyden; die Verbindung mit
eroxyd it gräulich, und verpufft, wenn lie erhitzt wird,
' das 'Oxyd reducirt wird. Für fich aber [cheint er
n Metalllalz zu zerletzen, und zu Herftellung der Ver-
bindung. doppelte, Wahlverwandtf[chaft ‚erforderlich zu
‚feyna. Mit ‚Salpeterläure bildet er ein kryltallifirtes Ge-
"milch, „das wenig in Walfer auflöslich und den Chemi-
kern Jängft bekannt ift,; ein ähnliches mit Kleeläure.
Die: Säure herrfcht in beiden Verbindungen vor.
Bei meinen Ver[uchen über die Mifchung, thierifcher.
Subsftanzen fand ich das von Gay- Luffac und Berzelius
angewandte oxygenirtlalzlaure Kali, fo gutes lich auch für
Pf: inzenanalyfen eignet, für die Unterfuchung thierifcher
"Su bftanzen weniger brauchbar, weil das Azot [ich ı in Sehr
've rfchiednen Verhältniffen mit "cn Oxygen verbindet, da-
sen das fchwarze Kupferoxyd vollkommen zweckmäfsig,
Es tritt bei einer Temperatur, worin gewöhnliches Glas |
zıı [chmelzen anfängt, leicht [ein Oxygen an Waller und
Kuoblenftoff , nieht ‚aber an Stickftof, ab, weshalb man
‘den letzten rein, und daher Seiner Menge "nach beftimm-
ter erhält. ;
3 BEN
Die Menge der, immer mehrmals unterfuchten Sub-
ftarız war im Ganzen 4 Gran, die, nach Verfchiedenheit
ihrer Mifchung, "mit mehr oder weniger Kupferoxyd | 'ge-
merıgt wurden,‘ Um die Menge des Walfers und der
‚Gasarten, die fich bildeten, zu ‚ beftimmen , wurde eine
"fehr feine Waage, mit, von mir felbft gefertigten Platina-.
gewichten, und ein von mir [elbft graduirter Galometer an-
gewandt. Alle Subftanzen wurden in luftleerem een
mit Schwefelfäure bei 200° F, getrocknet. i
Die Zahlen, welche die Atome der ee hat
theile darftellen, ind ungefähr die gewöhnlich angenom-
menen, und diefelben, "welche in. Thomfon’s' Annalen
(Vol. 4. p. 321.) vorgelchlagen wurden, d.h. -
Walferftof — 1,25.
Kohlenft, = 7,5.
Sauerlt, = 10
Sticklioff =. 17,5.
Auf die angegebne Weile bei 60° W., 29,5" Druck
behandelt, gaben 4 Gr, Harnltoff an Waller 2,45 Gr.
Kohlenft. 6,3: Kubikz.
Sückltoff 6,3 Rubikz.
— 443
Er beftand daher ac Waffer£toff : ‚266
En, KohlenftofE ‚799
ER Stickliof 1,866
RENTE, ;
Bi # . Sauerlio® 1.086 a
3 u .. 4,000.
Ba ©, Was entfpricht RR
2 Atomen oder Volumen an Wallerftof 2,5
PYE -| - - "=" Kohlenftoff MUS
A =). ‚Sauerftoff 10,0
RR R mn Stickltoff, 417,8
2 i , 375."
15 k Oder p. .c. von
a Walferftoff 6,66
'Kohlenftoff 19,99
a ‚Sauerltoff 26,66
N Stickltoff 46,66
RETRO "100,00.
Pr Salpeterfaurer Harnftoff. Die Analyfe deffelben fchien
mir Mmicbtig» um die in einem gegebnen Harn enthaltne
Harnltoffmenge zu beltimmen. Zwanzig Gran gewöhnli-
‚ehen [alpeterlauren Harnitoffs wurden mit derfelben Menge
kohlenlauren Kalkes digerirt, von.letzterm dahei 8,7 Gr,
aufgelöft. Zehn Gran Harnltoff mit Salpeterläure behan-
‚delt, geben ungefähr 18,5 Gr. lalpeterfauren Harnlıoffs.
Mithin enthält diefes Salz Salpeterf. 47,37. oder ein Volum.
% Harnft. 52,63. oder zwei Vol.
4 Salpeterfäure ift für den gewöhnlichen Zweck ein hin-
"länglich gutes Prüfungsmittel auf Harnfiof, Kleeläure ift
empfindlicher, wirkt aber langfamer.
| IE. Harnzucker, Drei Gran gewöhnlichen reinen
Zuckers gaben an Waller 2,45 Gran.
2.» Kohlenläure 12,6 Kubikz,
Beftanden daher aus Wallerftoff ‚266° .
Bor Kohlenftiof 1,599
1,866. U
Ba Sauerftof 2,133
5 0 AR —_—
4,000,
Welche entlprechen '
ı Volum Walferfiof 1,25) 5 Walferftoff 6,66,
1 - ..Kohlenfiff 7,5 5 Kohlenftoff 39,99
I - $auerlioff 10,0, . Sauerlioff 53,33
18,75I ‘“ 100,00.
Harnzucker gab bei mehrmaliger Analyfe falt ganz
diefelben Refultate, nur zugleich etwas Stickftof, und
meiltens etwas mehr, etwa „15; Gran Waller, worın ver-
muthlich die Verfchiedenheit der äulsern Charaktere ent-
halten if. Durch, wiederholtes Wafchen und Digeriren.
des Harnzuckers in kaltem Alkohol, bis diefer farblos ab-
Nielst, und nachherige Auflöfung in Alkohol durch Wärme
werden die meilten fremden Subltanzen abgefondert und
der Harnzucker auf eine leichte Weilerein erhalten. Auch
Milchzucker giebt falt diefelben Relultate. Daher glaube
ich, dafs der reine Zuckerftoff aus einem Volum von je-,
dem Element befteht, und die Verfchiedenheit der äulsern
Charaktere vom Zutritte kleiner Antheile fremder Sub».
ftanzen, wie es z. B. beim Arragonit der Fall ilt, ab-,
hänge: \
If. Harnfäure. Vier Gran Harnfäure gaben an
Waller I,o5 Gran. “iR
Kohlenfäure ıI Kubikz,
Stickftoff 5,5 Kubikz,
Siebeltand daheraus Waflerfioff ‚m
Kohlenftoff 1,37
Stckftoff 1,61
o
* Sauerftoff 4%
400.
Was entfpricht
1 Volum Walflerfto® 1,25% © Walferftoff 2,857
2 - Koblenft, 15,00 ( &. Koblenft. 34,286
1 - Sauer. 10,00 ( %.Sauerl. 22,857
I - Stiekft. 17,50 ) 3 Stickft. 49,0c0.
43:75 100,000.
! Meine Refultate kommen zum Theil mit den Berard-
‚fehen ($. dieles Archiv Bd, 3. $, 477 ff.) übetein, weichen
aber zum Theil davon ah.
Fol.
Ah nd Yes
3 « Folgende Tabelle ftellt die Relultate der obigen Ver-
PERBIT EER IR; AN has, SRIRENEN
füche dar. Be
BAR tn gr er
" Hamftoff Zueker, |". Harnläure,
er RER BR N Ba
" Nach Be Nach |
Volum.| p. ce. | Volum, | p. 'e.! volum. | nn.
6,66) : 1,25 6,66| 1325| 2,85
19,99| 7:5 ı 39:99] 150 | 34,28
Sau R : 26,66 10,0 53:33] 10,0 22,85
Stickltoff 117,5 | 4666, 1 1735 1740,00
77 137,5 [100,00] 18,75 [100,00] 63,75 ]100,00 _
12 Allgemeine Schlüffe. 1) In allen diefen Fällen bewährt
fich “die Theorie der beftimmten Verhältnilfe, woraus
"ich vermuthen läfst, dals fich dies auch für alle kryftalli-
‚Üirbare und kryltallini[che Verbindungen bildende orga-
nifche Subftanzen ergeben werde. nat
© 2) Obige Verbindungen [cheinen durch die Verbin-
dung einfacherer Gemifche 'zu entltehn, z.B, Harnfiof® _
aus Kohlenwallerftofigas und falpetriger Säure, Harn[äure
aus Cyanogen und Waller, woraus fich zu'ergeben [cheint,
lafs die gewöhnliche Chemie ‘Ge künftlich bilden: könne.!
3) Die Mifchungsähnlichkeit zwilchen Harnltioff und
Zucker [cheint die Erfcheinungen der Harnruhr, welche
man welentlich als eineabnorme Harnftoffablonderung an«
feben kann, genügend zu erklären. Das Gewicht eines Vo.
Bee Zucker beträgt gerade die Hälfte eines Volumtheils
Jarnftoff, die abfolute Menge des Wajjerftoffes in einem
gegebnen Gewicht von beiden ilt gleich, die abfoluten Men-
gen. von Kohlenftof? und Sauerltof in einem gegebnen
Gewicht von Zucker gerade (das Doppelie_von denfelben
Subftanzen im Harnftoff. | 12 dl „
= +4) Harnfäure unterlcheidet fich ‘durch ihre Zufam-
menletzung völlig vom Harnfioff, Hieraus erklärt fich: die
von mir mehrmals gemachte Bemerkung, daß ein‘Ueber-
maals von Harnltof? gewöhnlich bei phosphorlaurer, nicht
ftofimenge unter erfterer Bedingung im Harn [o grols,
dals er,, ohne durch Verd concentrirt zu leyn, durch
'z von Salpeterläure von felbft kryltallilirı, "
K ..s
1, d, Archiv IV. 1.
nlaurer, Steinanlage vorkommt. Bisweilen ilt die‘
Inn Fun
Andre Schlüffe wage ich, der Unvollkommenheit der
vorhandnen Thatlachen wegen; noch nichtzu ziehen; auch 1
'diefe, Analyfen aber. fcheinen mirıAndeutungen von Ge- |]
fetzen für alle Naturerfcheinungen zu enthalten. ’
. Ungeachtet im Allgemeinen praktifche Thatfachen.
wicht aus phyhologifcher Kenntnifs abgeleitet werden, fon-
dern gewöhnlich die Refultate des Zufalles öder blinden
Verfuches‘find, und wir auch jetzt nicht‘a priori eme eih-
zZige Wirkung einer'neuen Subftanz auf den’ Organismus
beltimmen können, fo kann doch, lo niederfchlagend
diefe Betrachtungen, zumal wenn fie durch das Spötteln ,
und. das. cui‘ bono des unwilfenden Eimpitikers noch -
drückender gemacht werden, auch find, die Reihe von
Urfachen und Wirkungen, welche praktifche und phylio- |
logifehe Kenntnilfe trennt, nicht unendlich (eyn, endlich
müllen fich beide Extreme näheru, und die Vernunft trium-
phiren. ve N
- „Eine der erften Bemerkungen, welche ich, feit ich
“mich mit den: krankhaften:Abänderungen des Harns be-
[chäftige,! machte ‚':war.die auffallende Wirkung, welche
ein gewöhnliches : Abführungsimittel auf die’ Herftellung
der: normalen Farbe und:Durchlichtigkeit meines eignen £
zufällig: trüben. Harns hatte, Hieraus war der Schlufs
leicht, dafs die, wahrfcheinlich in den 'Verdauungswerk-
zeugen enthaltne Urfache, welche Abführungsmittel nöthig |
machte, , vorzüglich zu Erzeugung diefes ungefunden:; Zu-
Standes des Harns beitrage; ; Der’ genaue Zulammenhang
zwilchen Harnnieder[chlägen und Steinbildung veranlafste
natürlich die zweite Frage; ob Abführungsmittel, die in.ge- _
wöhnlichen: Fällenıden Niederfchlag entfernen, nicht auch
in fehlimmern ‚oder 'bei Gries- oder Steinbildung wirk-
(am feyen ?..Später fand ich bei Herrn Scudamore diefelben
Anfichten, . und: wurde von ihm durch eine bedeutende
Menge: ver[chiedner krankhafter Harnarten bei meinen
Arbeiten unterltützt«' A ; 5 .
' Regelwidrigkeit der Abfonderung muls immer in all-
gemeinen oder örtlichen Urfachen, oder in beiden zugleich N
begründet feyn; da aber die Abfonderungsorgane fehr [el-
ten‘, und faft nur durch Störung der allgemeinen Gelund:
heit angegriffen gefünden "werden, lo mülfen wir auch
hier’ die erfte Urlache ihrer-Störung fuchen, und demge- -
mäls durch allgemeine Mittel einwirken. -"Diefem Grund.
fatz' gemäfs: habe ich Sehr häufig durch’zweckmäfsige Be:
_ rücklichtigung der’ Verrichtungen des Magens und Darm-
kanals Harnniederfchläge fchnell verfchwinden, und dielfe
Albfonderung völlig auf ihten'normalen Zuftand zurück-
"Kehren fehen. Vorzüglich fand:dies bei Kindern; wo
‚die Anlage zu Bildung von phosphorfairen Salzen vorwal-
„tet, Statt. Das gewöhnliche Mitte] war Rhabarber, allein
oder mit andern. Bei Erwachfenen find'jene und die
harnfaure Änlage gleich häufig, wechleln felblt in derfelben
Perfon, und weichen, nachmeinen Beobachtungen, derfel-
| ben Methode, oft.denfelben Mitteln, weshalb wahrfchein-
lich zwifchen beiden ein genauerer Zufammenhang Statt
' findet, als gewöhnlich angenommen wird, wenn gleich
einige, ‚mir aber'noch bis jetzt durchaus entgangene Ver-
fchiedenheiten in derUrlache Statt finden mögen.‘ Queck-
filber mit Aloe oder Coloquinten leiftete mir'am: meilten,
und wurde von Mitteln, welche auf die Haut und Nie-
ren wirken, oft zweckmälsig unterftützt. Natürlich muls
"Noch"kein Stein ‘gebildet leyn. Ift diefer'einmal vor-
- Banden, fo ilt feine Vergrölserung wahrlcheinlich nur
- ein’ chemifcher Procefs, der im gefunden Harn eben [fo
| glit- Statt findet als im kranken,'‘da’jener die Beftand-
theile der Steine enthält. Doch mag die Vergröfserung
“durch Mittel etwas verzögert werden, wenn gleich dadurch
| das Leiden nur verlängert wird. Ungeachtet die Grund-
" fätze der chemilchen Behandlung der Steinkrankheit be-
| "kannt find, und namentlich allgemein den alkalifchen
_ Mitteln ‚die Minderung ‘der aufserordentlichen, Aurch
‘den Stein verurlachteii Reizung zugeftanden wird, [o
y be ich doch, dafs man nach chemifchen Grundfätzen
für jetzt.die guten Wirkungen faurer und alkalifcher 'Mit-
el-noch. nicht ‚erklären ‚kann. ‚80 gab Berzelius einem
anken, .deffen Harn alkalifch war und ya reihen
Ichläge enthielt ‚‚nach einander grolse Gaben von
ge &berne: und Efligfäure ohne den gering-
&, bis die Phosphorfäure in [olcher Menge gege-
ben wurde, dals fie abführte, wo denn der Harn fauer
ward, und es [o lange, als die Abführung. Statt fand,
aber, ungeachtet die Gabe dielelbe blieb, nicht
2
länger, "blieb. Eben- fo mindern nach. Märcet alkalifche :
Mittel die Reizung der. Blafe, , befördern den Härnab«:
ang, felbftwean he, der.chemifchen Natur der Steinbes
etene nach, "nicht auflöfend wirken können. Auck:
die viel gepriefene Magneßa fcheint mir nur als Abfüh-
rungsmittel- zu wirken. Da aber jeder Harn (aufser vielä
leicht beim höchlten-Grade:von Harnruhr) Harnfäure und‘
Phosphorfäure enthält; wenn: gleich allgemein: nur ein®
von beiden Anlagen zu derfelben Zeit vorwaltet, fo: follteri,;
wenn wan nut chemifch den. Gegeriftand betrachtet ;.fo-
wohl [äure alsalkalilche Mittel (owohl-fchaden alsnützen;
und, berücklichtigen wir-iden ‚Eigenfäinn. der ‚Abfonde-
rungsthätigkeiten, und den von unbekannten Urfäachew
abhängigen Wechfel beider Anlagen in denfelben Kran-
ken, lo erfcheint es fehr [chwer,.däsMitte] der Krankheit
anznpallen, und chemifcher Wahrfcheinlichkeitinach wird
die Krankheit-am Ende nicht verinindert, -[ondern-ver-
mehrt werden. Endlich ift,derGegen/tand deschemifchen,
Arztes mehr , die Verhinderung. der Entftehung. als die
Entfernung von krankhaften Subftanzen. Aus diefen und,
‚andern Gründen [ebe ich die chemifchen Mittel,nur für
palliativ an, und glaube, dafs.auch fo ili anerkanng
gute Wirkung nicht unmittelbar auf das Producı der Kranks
heit, fondern mittelbar, auf die allgemeine Gelandheit,
Statt Andet.. r See rd irlard ab’ islkarr
ö I IE N ER, REN a Kaya)
PraEr
ey» ECHT TE ER E a Wanabıas Veh
f
ner ao anlbniunkt BEER CN
®. Chatelain .üher. einen Siesarknneken
Harn, , (Aus-Leroux’s Journal de medec.;, Bulletin
‘de la foc. miedic, d’mulation, Juin 1817... p. 125
bensi 128.) air ree u un ai Hrr N Ra ö Iren
'"Diefer Harn), der vor einer dojährigen Kreolinn aus
Isle de France, die verheiräthet war, [eit’10 Jahrenikeine
Kinder gehabt hatte, ’aber! der'befteh Gelundheivzw ge
niefsen Ichien, zu‘Breft gelaflen wurde, warfo weils,
undurchhichtig und dicklich als‘ Milch, 'hatte.durchaus
weder Sptten von freier Säure noch Alkali ‚- falt-kemenh
Geruch, und einen fülslichen‘ zugleich fchwach falzigen
Gefchmack. , 'Seineilpec. Schwere'yerhielt lich'zu der'des
delüllirren Waliers wie 20:195 war allo etwas betrachs-
Hieher als im’gefunden Zuitände, Bei einem Wärmegrade
von I4 — 15° ch felblt; überlaffen 5 fönderse. er'üch in
zwei [ehr deutlich getrennte Theile, einen oliern, weilsen,
ündurchlebtigen ‚einen untern, halbdurehlichtigen,. mol-
Ikenarüigen ab. Alkohol von 40? bewirkıe in dieleum Hara
‚einen weifsen, leiehten, reichlichen, inAmmonium.aufläs-
- dichen Niederfchlag, Concentrirte, Schwefelfäure erzeugte
leichtes Aufbraufen ohne Niederfchlag und eine,röthliche
1g,, Flüliges Ammnenium bewirkte keine merkliche
SAMFFANGEEUNE, ; } ER na
4. 1..Im Marienbade entftand [chnell ein weilses, feltes
- ;Cosgulum, das, noch feucht, 2% des ganzen Harns be-
trug, beim Troclınen, welches erft zwifchen. Löfchpapier,
a auf Kohlen gefchahe „ knilterte ‚zerllofs, beim Ver-
brennen einen Ammoniumgeruch ausftiels, und einen
‚kohligen Rückltand zurück liefs, in concenixirter, kochen-
| ‚der Elügfäure wenig, leichter in Schwefelfäure auflöslich
Ei die es rolenroth färbte, mit Kali und Ammonium
„Auflöfungen bildete, ‚welche immer einen ‚milchisen
en, c] en In dem fchwache Säuren einen Nie-
„derfchlag bewirkten.. In Kaliauflölung deltllirt gab. er
‚deutliche Spuren von Ammonium. len Sa
"7 ‚Durch die Wärme von der thierifchen Subltanz, wef-
„ehe ihm [eine Weilse, Undurch&ehtigkeit und Dicke ver-
‘ ‚Ichaffte, befreit, wurde der Harn durchlichtig.und wenig
R rbt.. Bis auf Zeingedickt, zeigte ex lalz- und Ichwe-
felfaure Alkalien, phosphorfaure Magaelia und Harnftof
ungefähr in denfelben Verbältniflen ‚als gefunder Haxn,
ag : ‚konnte ich keine Spur von. freier. Harn. und
Peospborläure,, phospborlaurem Kalk oder irgend eine
. "ammoniakalifche Verbindung entdecken. Die tbierifche
Sybftanz fchien die gröfste Aehnlichkeit mit dem Käfe-
ftoff zu haben. Aufser- ihr unterfchied [ich dieler. Harn,
von gefündern durch die völlige Abwelenheit freier Säure,
des phosphorlauren‘Kalks und der Ammoniaklalzs
= Jene thierifche Subltanz kommt vielleicht mit der in
als (Ann. de Chimie-T. 55.) unterfuchten
a BßBnE RAR SiRUMERIOBBENch rom Semgngshwär,
= Be
ae der durch die Anwelenheit der gewöhnlichen Suh-
77 ' unterlchied. . EUR RT, 77) uw TEFTED ERDE TE j
Bat ar“ mau a et »
F:
3.0 Chevreul:übet den Harnrührzucken (An-
"i nales de: Chimie.i : T.95: p- 319.) Trkaı
"" Der im’ na e”der Kränkheit PER, Harn
eines Harnruhrkran) en enthielt Zucker und alle Beftand-
durch Kae ig ans re viel ee
Magnelia, sphorfauren Kalk, falzlaures Natron,
"fchwefelfaures’ Kai le und Harnfäure, welche durch -
die rolenfarbnie Säure [chwach gefärbt war. Die Harn-
fänre wurde nür aus gährendem Harn gewonnen, und es
ilt daher nicht gewils, "wenn gleich wabrfcheinlich , ‚dals h
‘fie fchon gebildet ı im Harn vorhanden war. Harnitoff
konnte nicht erhalten werden, war aber doch wahrlchein-
lich vorbanden, da lich Ammonium leicht entwickelte.
Aus dem, zur Confiftenz des. Syrups, eingedickten Harn
wufde der Zucker in Geltalt kleiner Kr yltalle, welche ,
‘denen des Traubenzuckers ähnlich waren, erhalten, diele
getrocknet, ausgedrückt, und dann i in kochendem, Al-
kohol aufgelöft, dann fich Telb zum Verdunften über-
läffen. Hiedurch wurden fie völlig weils, und unter-
{chieden lich nun in Hinficht auf Kryftallifation, Auflös-.
lichkeit in Waller und Alkohol, Schmelzbarkeit bei ge-
Jinder Wärme u, [. w. dur&häus” nicht vom "Trauben-
zucker, Der ganze Zuckergehalt des Harns würde in
felter Geftalt dargeftellt. ‘Wabrfcheinlich ift der Aüffige
Zucker der Pflanzen keine eigne Art, fondern eine Ver-
bindung eines Kryftallifirbaren Zuckers, deffen Befchaf-.
enheit variireh kann, mit einem intern Princip, wel. j
ches die Cohäfiönskraft des erftern ShenraMen, a Li:
ie rarslr
! nn x
ww! Bar-Lukken Zölhae, ‚die, Umwandlung. der
Muskellubftanz‘in Fett. (Ann, de Chieiags
de Phyfique; ‚T. 4..p-71.)
£ Wahrfcheinlich bildet fich beider Yimgehi Einwirküng
des Walfers auf thierifche.Subftanzen kein Fett, Tonderh a
das erhaltne wird nur durch die Fäulnifs und Auflöfung
der Muskelfafer im Walfer blofsgelegt. Dies ‚fel
fich aus Folgendem z zu: aergeben..
Filtrum gethan, deffen Hals 3.— 4 Centimeter weit in
Queckfilber reichte, dann Waller. darauf gegolfen,
welches alle 2 — 3, Tage erneuert wurde. Nach drei
Monaten blieb auf dem Filtrum nür eine leichte, braune
Schicht, welche man nicht vom Papier losmachen konnte,
Um auszumitteln, ob diele ein fettiger ‚Körper fey,.
wurde [ehr [tarker Alkohol darauf gethan und gekocht.
Die ahgeleihte Flülligkeit letzte beim Erkalten nichts.ab,
er dürch zugegolfenes Waller nur fchwach und
nicht ftärker getrübt als Alkohol, der mit frifchem Faler-
‚ Stoff gekocht worden war. _Auf diefelbe Veife wurde
- Ochfenlleifeh behandelt, welches Fettltreifen enthielt;
biebei. blieb eine heträchrliche Menge von letzterm auf -
dem Filtrum, Auch ein Stück Leber liefs vie) Fett zu-
rück. Hiernach [cheint alfo das Fett bei diefer Zerletzung,
* Hundert en Blutfaferftoff, wurden auf ein
der thierifchen Subftanzen in Waller nicht aus dem Faler-
Stoff zu entftehen, fondern blofs durch die Fäulnißs, welche
‚ diefer erleidet, und wodurch er im Waller auflöslich
wird, von ihm getrennt zu werden.
’ Sl Laoagno Unterfuchungen über das Men-
' Seruationsblut,. (Abgekürzt überfetzt aus Brugug-
#ell’s Giornale.di Filiea ete. 1817: P. 397— 416.)
Bekanntlich gerinnt das Menftruationsblur. nicht,
f
Da das wenig oder nicht gerinnende. Eötus.- Infekten-
“und Reptilienblut wenig-oder keinen Falerftoffj enthält,
‚Blut, des Falerftoffes beraubt, ‚nicht.gerinnt, und Four-
kroy eben fo in. dem’ nicht gerinnenden 'Blute Skorbuti-
fcher keinen Faferftoff fand, [6 bot ich die‘Vermuthüng
dar‘; dafs auch bier der Mangel an Gerinnung im Mangel
des Faferftoffes begründet fey. Dies war.defto wahr:
fcheinlicher, da. Vermehrung, des Faferftoffgehaltes die.. .
Gerinnbarkeit des Blutes verlüärkt, So gerinnt das fafer-
Ttoffreiche Blut der Fleifchfreffer , und der.meilten Vögel,
ftarker oder an entzündlichen Krankheiten leidender,
a man indellen die Urfache dieler Erf[cheinung noch .
eht auszumitteln gefucht hat, [o hieltich es nicht für un-
"#weckmälsig, einige Unterfuchunigen darüber anzultellen..
ader folcher ie welche Sich anhaltend: fark be-
Bude "aber Fand Kch ‚eine oe von Faferftoff. a Ver- ;
gleichung wurde eine gleiche Menge augenblicklich ge-
xonnenes Blut aus der Ärnivene eines, an einer leichten
ynocha leidenden Mannes von 40 Jahren auf diefe]be
Weile behandelt, hier aber fand lich nach # Stunde eine
Menge ‚weilsen. Falerftoffes. Mehrmalige Wiederholung
‚dieles Verfuches gab immer*“denfelben Erfolg, und die
Nichtgerinnbarkeit des Menftruationsblutes [cheint daher
im. Mangel von Faferftoff in demlelben begründet. ,
"Mehrere merkwürdige Thatfachen knüpfen Gch' an, ”
diefe Erfcheinung. Die erlte ift die weitgeringere Neigung
des Menltruationsblutes zur Fäulnifs als desgewöhnlichen
"Blutes, welche, nach folgenden Verfuchen, vorzüglich,
wo nicht ganz, im Mangel an Faferftoff begründet ift.
Ich nahm drei gleich grolse Antheile von Blut, (den einen
aus der Armvene eines 40 Jahr alten, an einer Synocha
leidenden Mannes, den zweiten aus dam gegen die Nach-
geburt gewandten Theile des Nabelltranges, den dritten.
aus, dena gegen den Fötus gerichteten Theile deffelben,
Es war Sommer, und. nach: 30 Stunden rochen ‘T-und 2,
die geronnen waren, im höchlten Grade übel, ‘während
der dritte, falt ganz füffge Antheil nur. leichte, Spuren.
von Faulnile gab. - Daher fault die Crufta pleuritica, die.
blofs verdichteter Falerfioff ift, am [chnellften. Daher
fahe Ruyjch im Gegentheil nach mehrmonatlicher Unter-
drückung der Menftruation vier Pfund flüffiges und gefun-
des'-Blut aus der Scheide treten. ' Auf der andern Seite |
verdichtet fich und fault die Blut der Lochien nicht A u
in \der Scheide.
"Eine zweite Erfcheinung, welche mit RR Faferftoff-
mängel des Gebärmutterblutes zufammenhängt, ift un-
ftreitig der verhältnilsmäfsig geringe Nachtheil felbft Itanı -
ker Nee und ftarker Menltruation auf
der’ einen, die bedeutend grölsere Schwächung‘ durch
"arteriellen als durch venöfen Blutverluft, felbft durch
Sehröpfen,, als, durch einen gewöhnlichen Aderlafsy auf
der. andern Baute, ans 1:2 er ae
"Eine Wiederholung obigen Verfuches mit dem, 'niäht
- gerinnenden ‚Blüte einer dreifsisjährigen Frau ‚ "welche
fra Monaten an einer leichten, fihenifchen' Menörrha.
gie litt, überzeugte mich, dals auch dieles keine‘ Spur
‚yon Falerftoff enthielt, UA LIEGE RaREL TS RN
Leichte fthenifche Menorrhagieen find alfo wahrfchein-
lich nur eine „durch Reizung verfchiedner Art verltärkte
Mena und, bedürfen keiner ärztlichen Hülfe.
agegen ilt das Blut bei Gebärmutterhlutflülfen , welehe
ein Produet einer fehr erhöhten Thätigkeit find, faler-
ftoffhaltig, gerinmbar, und zur Fäulnils geneigt. Selbft
nach Wegnahme. der Nachgeburt bemerkte man. diefe
Erfcheinung, ihr m
+. ‚Die obigen Betrachtungen. JJeiteten mich. zu Unter-
-Zuchungen über das Blut des Fötus, der Nachgeburt und
das, welches fogleich nach Wegnahme: der letztern aus
‚der Gebärmutter tritt, um daraus vielleicht Licht über die
„Eunetion der Nachgeburt und die Veränderungen des
Menftruationsblutes. durch die Schwangere Gebärmutter,
Behufs der Bildung und Ernährung des Fötus, vorzüglich
y ‚Seiner Muskelfubltianz, zu erhalten. Bei einer ftarken
"Frau wurde gleich nach der Niederkunft der Nabelftrang
‚durchfchnitten,, und eine gleich grofse, Menge Blut aus
„dem. gegen die Nachgeburt und das Kind gewandten
eneiıe derfelben in zwei Gefäfsen aufgefangen, aulser-
dem ein dritter, gleich grolser Antheil von dem, aus der
Gebärmutter. fielsenden Blute genommen. Alle wurden
auf die obige Weile behandelt, und aus wenigltens vier-
"maliger Wiederholung diefes Verfuchs ergab lich mit Be-
Aemukeit : 1) dals das aus der Gebärmutter und dem, gegen
Nachgeburt gewandten Theile des Nabelftranges ie-
Ssende Blut felt gerann, und eine änfehnliche Menge von,
eich weicherem und mehr gallertigem Falerltoffals
gelunde Blut eines Erwachfenen gab; 2) dafs das,
; dem gegen den Fötus gewandten Theile der Nachge-
#t Bielsende zur zu einem äußserft kleinen Theile ge-
15
ronnemgowar;wund nurleinige-dünie-Fäden ‚von Kater.
fiofigahe):! ut dan EN ‚s
325 ‚Aieräut‘ fcheimtTich”Fu et EL, die fchwan-
h ger Gebärmutter die Fähigkeit erhält, das’Nlehftruations: .
An 2) De
verfehenen Blute, we zu ihm
tzieh ‚und; fich.aneignet; . 3) dals,d dieN: ı
on ER Binden alerltoif yerarınıe Blut wi
zu Achten: führen, und durch die enle2
ftatt deflen falerköffreiches ” exregendes, yas EISEN
Blut ah Por ET. . Eu} ;
Are Teck sn ih; dal
1, Ps Eähiekoi. angern Arber, 1; &
te vefenle jean iR anf re rer eı
ten Fi LahnE „begründ ep; kergenee wie Y
Renthälte, 1 Erregu 5
ker „Auch, die, Se, aut ‚des ee
chwangern er unftreitig hiemit zufammen. Da
tel,.w dureh, ‚die "erhöhte Erregung Vermehrung desFa >
Ttöffgehältes hervorbringr, , it vielleicht ee nach der :
“Analogie der Vögel die Verltärkung' des Refpirationspro-
vefles. 'Dafs wirklich‘ ‘der Grad der Erregun ‚mit.dem
Falerftoffsehalte des Blutes parallel läuft, 'ergi ‚lich aus
won mir angeltellten Ver£uchen mit Thieren; die langfam,
and andern, die‘, [chneil getödtet wurden. 'Sogerann.
‚unterandern ‚bei einem Kaninchen das aus, ‚der Schenkel-
pulsader‘ gelallene Blut‘ fogleich „ und gab bei der vorer-
'wähnten‘ Methode verhältnifsmäfsig viel Faferftoff.; Hier-
‘auf wurdesdas Thier nach langen’ Martern gerödtet. Als:
'es' fehon i im Todeskrampfe lag, aber noch athmete, wurde"
' von neuem Blut aus ‚der Schenkelpulsader ge läffen, dies -
Aber blieb falt ganz Aüfhg, und enchiel’fat g gar keinen.
Eicher Fontana‘ 5 und Pringle’s Verfuche beweifen
en.
rt TERN ‚air „ ur
A DE He nd ‚den ‚Amehlahpirtenen Nabelferang Fi Eid ä
"ten ‚etwas in die Hühe, ‚[o,dals das Blut, um an .at-
"wann auffteigen. muls, ‚fo erhält man aus dem , gegen die
‚ geburt ‚gewandten Theile ‚das reine Blut der Nabelvene, Une
dem, mit dem Kürus ‚verbandnen: dagegen ‚bloß - we ‚Nahel-
in: ug jan N 3 Er Bu
nn nn 455
die: a Wahrieieirliehrührt. der Falerkiuffmangel im
BlutefchläfferMenfehen und Jange-gequälkter Thiere davon
7 afs diefe! Zuftände die!Exnährung, wodurch vor-
‚Falerftoff entzogen. wird, begünlügen "), nach
e des Bettwerdens durch. Adlerlä serien
rung BEE Neh und Milz), in we en hah.des s. Blut
üßlıch langlam bewegt. .., ER
ni De rad ee A "Gebärmutter „, Behuk
der Faeriohveruehrung hres Blutes, variirt unltreitig
‚den verfchiednen Perioden der-Schwangerlchaft nach
dem Bedürfniffe des Embryo, und beide nehmen allmäh-.
dich zu. . Wahrlcheinlich (deshalb ‚ind ‚Gebärmutterblut-
Nülfe, "nach dem Zeugniffe: trefflicher Aerzte,- in den letz-
ten tee Rengelährichen Als s,an-
» Haben daher vielleicht: die ‚Gebärannergefälse ‚die
| Ve iehtung ‚der‘ ‚Lungen für.den Fötus, wie andre, z.B.
irtanner , für die Nachgeburt vermutheten? . . \....2
-Jo » Nach dem. Vorigen 'geht das Blut faferftoffreich zum
Eötus, und kehrt dagegen arm an Falerftoff von ihm zu-
wück.. Hieraus-folgt: [ehr leicht; dafs dein. Raferftoffgehalt
verfchiednen Gegenden des Fötuskörpers fehr ver-
den feyn mufs., Aın reichften daran ift das Blut des
n Leberlappens “und des venöfen Ganges, ärmer
wird. es den: durch die ern des Blut s
»u
wr
KEN
Ns.
an Inßpeitig wohl, ‚eher la dafs unter jenen bank
. geringer, Energie des Lebensprocelles überhaupt, vor-
:h ‚aber. , des Belpirationsproceffes , ‚ein uhvollkommnes
t gebilder wird. Das Fettwerden nach Aderläffen dürfte
ri Vermehrung des Faferftoffes im Blute veranlalfen, hg
+ ee Sr 3
er 0 PET?
f fr
y alis
Bir
156 — v »
ri gaehallere Göfagrent ifras-wohl-fdhiweht[cheinlich
Qals anch'in dem-Bluterandeter.Organieıbeftäniiäigi.der Far
Ve a Ale er z’B.watiricheinlich' gerin
in’den zuf'Erhährung des Gehiens beftinumten.Bulsadem;
Beträchtlie in Blutö>der: Afusinelgefäfse.i.. Die
% ‚der; VeilteitungyilGrölse. li
BER Rip efilse macht dies moch«wäahrfchei
jenl lo werhaleÄllch) auch :die, Milz ähnlich in Hihb
er ae ee und Mangelan Gerinnbarkeit
Ahres’ Blutes? "Aufl deroandern. Seite hat 'währfcheinlich
„jeder Theil'des ‘Pulsaderfyltems: die Fähigkeit, lich bald
Ka Falexftoff ‚anzueiguen, ‚das arteriöfe
'Blüt ifp daher nicht inmmdr; und nicht überallädentifch,
ind’ feitieHauptverfchiedenheiten rühren von dem ver-
fchiednen Falerftoffgehalt her. Die nächlte Urläche des
erfohiedhien "Faferftöffgehaltes ‚aber ift verinuthlich die
Verfchiedenkeit in’ der Eebonsltimmung.der Theile und
krankhafte Abänderung von diefer mufs daher nothwen-
(dig auch’ jenen abändern. "Auf jeden Fall:wäre es wich-
‘ig, die Verlchiedenheit des Raferftoffgehaltes, des Blutes |
in ‘det 'verfchiednen 'Syliemen 'und' den .verfchiednen
"Krankheiten zu unterfuchen, ul Jr 04)
wäh ran ran Wi kurz Ar Huae N) )
nm’ Byit and {ie ade \ sc hi
6 Nauine Bemerküngen über die Aciairdr]
und Alkalirät ‚ger Auswurfsflülfigkeisen.
De RR RB re
a EEÄRRT. dan aam air Brri ee
44. Die Aciditärıund Alkalität der Auswurfsfläffigkeiten
„verdienen, ihrer, ‚Wichtigkeit wegen, ‚befondere au x
merkfamkeit, indem ihre a img ien
Zuftande, ihre Abänderungen unter verlchiednen Bedin-f
gungen nützliche Thatfachen zur Erkenntnils.der Krauk-
heiten, der Schätzung ihrer Dauer und der Ausmittlung f
des Heilverfahrens an die Hand geben könneti. Merk-
würdig,ilt „ dals im gelunden Zultande die Auswürfstlüf-
Sigkeiten. freie Säure haben, Dies gilt [ehr merklich für
‚Jen Schweils, die Ausdünftungsmaterie der Haut, derLun-
gen, der Nale, überhaupt aller Schleimhäute, des Ma-
gens , Darmes, den Koth, den Harn. Bedeutende Ver-
änderungen der Gelundheit ändern auch dieleCharaktere |
— 157
r oder iveniger merklich ab. :Die Säure vermehrt
oder vermindert 'fchy'oder verfchwindet gänzlich „und
ben Auswurfsflüffigkeiten.'werden»alkalifch:,:Dies
etztere gilt namentlich für die’von entzündeten'Schleim-
en ausgelonderten Fläffigkeiten:» ‚Beim|Rheumätis-
mus ilt der Schweils mehr fauer ‚bei: Nervenleiden wird
er es dagegen weniger, felblt alkalifch; . Bei-Rrankbeiten
s Darmkanals verlieren die in, ihm enthaltnen Suhltan-
m. ihre,Säure und werden alkalifch. Die, Säure des
arns vermehrt fich in. den verfchiednen Perioden acuter
nierleibs krankheiten , ;Verliopfungen ‚des Unterleihes,
‚Wafferfı Bias; ung den verfchiednen Leiden, der Saug-
ü Vervenleiden vermindert fich die Säure, und
Sa: Be Als) a in der ausgebildeten.Gelbfucht, de
wie bei vielen Krankheiten der Harnwege heryor, ba,
- Die Nützlichkeit der''Bekanntlchaft mit diefen Ver-
änderungen ergiebt fich ungefähr aus Folgenden.
‚Im Anfange von Koliken und Schmerzen, die auf
Be He befehränkt find, ift man öft ungewifs|ob
n’einer Nervenreizung oder einem entzündlichen Zu-
'Räfde begrühder ind. Der Harn ift dann ein neues
‘Mittel zür Diagnole, da'er im Nervenleiden alkälifch,
der nur wenig fauer, bei Entzündungskrankheiten fehr
er ift. Eben fo kann man dadurch den einfachen Aus-
rf von dem f[chwindfüchtigen unterf[cheiden: d& er-
Ba fauer, der zweite von dem Augenblicke der Ei-
ildung an alkalifeb. Eben fo ilt die len, von
“der innern Fläche der Gebärmutter alf8fonde üffig-
keit fauer, wird aber bei Verfchwärung der erftern alka-
ifch. Der unter den meilten übrigen’ Umftänden [aure
„Harn ift bei Gefchwüren der Harnorgane alkalifch..
> Auch auf den Verlauf und Ausgang der Krankheiten
Jäfst fich aus der Acidität oder Alkalität der Auswurfs-
Stoffe Ichliefsen, Nach Berthollet’s Beobachtungen von
1780 verliert der Harn gegen die Zeit des Gichtanfalles
feine Säure, erhält fie aber gegen das Ende wieder, wor-
aus fich auf den Eintritt und das Ende des Anfalles [chlie-
Ssen lälst, Diele Beobachtungen habe ich zu beftätigen
elegenheit gehabt, indellen einige Anomalieen gefun-
den, Auch habe ich fie auf eine Menge andrer Krank-
‚ heiten ausgedehnt, und gefunden, dals im Anfange der’
158 nn
Harn meifteris Käll«hnd'» wenig fauer+ift, dagegen, |
wenn fie nachlaffen ‚dunkler ‚und! Yiickeirhiähien als'im
gefunden: Zuftande 'wird..: In einer ftarken Gelblucht,
die ich’'beebächtete,; war während des höchften:Grades
derfelben, der Harn-beftändig alkalifch, wurde.aber; wie
die ey machliels , fogleich‘ an Äh N
== Einige Schtifteller ferzen die herpetifchen Krank- |
Beite: Be! "Ansfchlagskrankheiten, Z. Pe den Pocken,
den Blafendusfchlägen, in eine Rlaffe; indelfen unter-
feheiden fich die in ihnen gebildeten Auswurfsflüfligkei-
ten chemilch 'auffallend' von einander. Die Flüffigkeie
der Exantbeme ife alkalifch, die der Aa n [auer.
Die erftere” ‚ft ein Product der Entzündung, d letztere
feheint mir in einer vermehrten Fass ih. ber
grüpdet zu ‚eye. , H Sf Ye 4
a De . \ Liue; > ER ine 23! aa
"PD Ungeachtet: der Wichtigkeit von Unterfuchungen dies Art
- verdient doch hier, ‚wie -fchon ‚Brera (Giorn. di ‚med. pratt.
T. VIN..‚p.- 583.) zu dem vorftehenden Auflatze bemerkte,
angeführt, zu werden, dafs, fchon nach rieude (Mim., delafı
Feinde T. gi in den acuten Exanthemen der Aare,
‚nach: Verfe chiedenheit. der "Periode ‚und der Natur der Kran nkheit,
. bald Fa bald alkalifch ilt. ‚Eben. fo fanden Fourcroy ı u
4 ar , dafs im Schnupfen @ der rem ea d ae: Ende —
cd ker.
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‚Je
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ü } SITSU auf meuralii wirds, Tr a Wr Kirk Habs
erll REN re EHE ni vr ri
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int trultglashy PER /EIR aid
\ ö grye ans) r ach er !
ns “E r Lf; t.ei Tja RR De ER
nen re Zu ‚Seite 34 Ef. 3. ar
Fia. 1. Hüllen. eines ‚Schafsfötus, mit urhke sendem
‚Stück der Häute eines APhEBEeIBeRn linge
"förus. 2
4 Endftück der Hüllen des einen Förus,
uB.a—k Far andern Fötus, gehörige Theile, ur unver-
3 Go letzt; allo von aulsen mit dem, ‚Chorion Te ia
5 LM): Wo die Hüllen beider Emnbapanen. manpen-
Mare: „treffen, sr
en ndlrückes.A Theil; durch: de aileedii Hällen des
» Endfltückes ‘A: durchfcheinend: . 'Eihde deriverbun-
denen Hörner: beider Hüllen: Beiden‘'Embryonen
Be: » gemeinfchaftlich zugebörend.: Runzlich; faltig,
en. \abgeltorben,, gelbgrau, opak, als
D >) Freies Ende des andern.Horns der Hüllen,
$- 4) Faferiger, opaker Anhang, entwickelt. ‚Kein
© Diverticulum.
e. e) Stämme der Umbilicalvenen. Einer i in jedem
Horne.
du
f. A Stämme der Uaibitieathitändn! 'ebenfo.
Von diefen Gefälsen verzweigen fich zahlreiche
'Aefte in dem Chorion, deren jedoch ürr ein klei-
ner Theil in der Zeichnung angedeutet worden ift.
Von Cotyledonen keine Spur. AR"
s
469 —
—gihrt): Durch-die-Hüllen durehfcheinende Darm-
blafe. h) Blalenartiger Mitteltheil, einem ver-
fchlungenen Knoten ähnlich. gh) Das eine Horn |
der Darmblale. gi) Das andre Horn derlelben.
Am Urfprung liegt diefe Darmblafe entfernter .
von den Blutgefälsen; gegen das Ende der Hörner
„bin "nähert fie [ich ihnen, und ift [chwerer von
ihnen zu unterfcheiden, weil da auch die Blutge- ,
fälse blals werden.
k) Der in feinem Amnios eingefchloffene Fötus,
durchfcheinend,
Fig. 2. Fortfetzung von Fig. I. Das ’äufsere Blatt
des Chorion ift aufgelchnitten, und zurückgelegt.
Die Gefälsyerzweigungen an dem unverletzten Theile
. des Chorion find nicht angedeutet, um den Lauf d
"Darmblafe beller zu zeigen. Der bedeutendfte Theil
"der Darmblafe und das innere Blatt des Chorion lie-
gen blofs.-
a—k) Wie in Fig. 1. ale.
kt Sy Zürückgelchlagene Theile des durchfchnittenen .
äulsern Blattes vom Chorion.
", 0) Inneres Blatt des Ehorion, unter der Dariblafe
alle Theile überziehend ; ha Allantois deckend.
vb >>! Ann ihm hängen’ die Nabelgefäfsftänime fefter, als
-n. ranmdem äufsern Blatte des Chorion. Es empfängt da-
„or. (won Aelte,wie dieles; Oft find Reifer von Zweigen
zwilchen beiden Membranen gemeinfchaftlich , lo
dafs die Darmblafe zwilchen, deren Theilungen
‚„ durchgeht. . .
9») Wo die ‚Allantois , als Urachus, mit den Nabel.
gefälsen ii in däs Amnios eingeht. Die nblafe
daneben liegend. Nicht damit in eine Nabe [chnur
zulaminengedreht.
Fig. 3...Derlelbe Fötus im blolsen Amnios eingefchllten,
vergrölsert.
7
g-h.i) Zur Darmblafe gehörig, wie oben. '
'" 9) Urachus ‘mit den Nabelblutgefäfsen, (ee FF)
er. s)
Br 9) Umfang des Amnios, 'nierenförmig. ‘An [ei-
"nem Einfchnitte treten Urachus und Darmblafe aus.
4 rn x) D rchs Amnios dürch[cheinender Fötus.
2) Kopf; u) Vorderfufsftummel; v) Hinterfufs-
BR " “Itummel 212) Schwanz.
Pr
h
f% rs e 4 . .
Fig. 4 ‚"Derfelbe Fötus, vergröfsert, vom Amnios ent-
blöft.
at 24 Die Allantois ift am Urachus, die Vena umbili- ı
‚ealis kurz vor dem Uebergange in die Leber abge-
fchnitten;, die Darmblafe entfaltet. Die Bauchwand
jft im Umfange der Bauchhöhle abgenommen, [o dafs
‚das ganze Cavum abdominis offen liegt. Man lieht
Y
darin die grolse Leber, den Darm ohne Windurgen,
" die Vafa omphalomefenterica, das Mefenterium, einen
zu den Gefehlechtsorganen gehörigen Theil und die
- Arteria umbilicalis neben dem Urachus, der noch
ohne Blafe ift,
g. h.i. aa) Darmblafe, h) der entfaltete Knoten der-
E felben; gi. ihre Hörner; au) leicht gefchnürte
Stelle, wo die Darimblafe in die Bauchhühle eintritt,
und mit dem Darm zufammenhärgt, Von dielem
Ortz, an fehlug lich auch das Amnios um,
PD) Urzchus; neben ihm die beiden Arteriae umbili-
‚calet. . Keine Harnblafe.
2. u. v. x) Körper des F ötus; 2) Kopf; x») Fulsftum-
mel; x) Schwanzrudiment,
y- 2) Wo die Bauchwand abgefchnitten ilt,
‚e) Leber,
£) Abgefchnittene Vena umbilicalis; wo fie in die Le-
ber tritt,
7) Zu den Gefchlechtsorganen ‚gehöriger , länglt der
Rückenläule beiderfeits ablteigender Wullt,
Ö. e. aa) Darmkanal.
6) Magendarn. Trifft mit dem Enddarm an .der
Darmblafe in einem Spitzigen Winkel zulammen
M. d. Archiv. IV, ı. L
(aa) und fteigt von,da hinter der Leber, längfe der
; Rückenfäule, hinauf; [chwillt dafelbft in eine kleine
Erweiterung an, und geht endlich in ‚den engern £
Oelophagus über,
2) Enddarm; enger als der Ma gendarm. Von [einer
Vereinigung mit Maren dern und Darmblafe (aa)
in'.einem leichten Bogen abwärts igegane en
Schwanzende des Fötus. '
6) Arteria omphalomefenterica; neben dem Ve
auffteigend ; fällt hinter der Leber, ander Betp ern,
fäule, in die Aorta.
2) Spur der Vena omphalomefenterich; ;i Jim Elekenhrtun,
das in eineni dreieckigen Raum, hinter Magendarm
‚ und Enddarm, ausgebreitet ift, RaNOE 9
Zweıte Tafel.
Zu 'S. 60. u. S 134-.
Fig. 1. Lunge des gemeinen Gecko.
a) Luftröhre, ‚vorn aufgefchnitten.
5) Rechter Luftröhrenaft.
e) Linke Lunge,
dd) Reihe grolser Zellen, in welche fich der Luftröh-
» xenaft fortletzt. >
PB) Kleiner Längerknorpelftreif, der gleichfalls, ‚vona
Luftröhrenafte [tammt.
2
. Fig. 2. Linke Lunge des Calotes,
a) Luftröhrenaft.
&) Hintere,
e) Vordere Reihe tiefer Zellen.
Fig. 3. Beide Lungen des gemeinen Kamäleon.
a) Luftröhrenalt.
3) und c) Unvöllkommne Scheidewände in dem Lun-
.. .„genlacke.
d) Oeffnungen, durch welche die Scheidewand 0
‘nach unten durchbrochen ‘wird, 3 ;
Fig. 4. Linke Länge von Iguana delicatiffima.
DJ Luftröhrenaft.. 0 ER /
5) Hinterer kleiner, r
.c) Vorderer ejalserer Lungenfack.
de Vollftändige Scheidewänd zwifchen "beiden.
ee) Zellen neben ihr im hintern und a
u) im vordern Sacke verlaufend,
i% 82) Unvollkom mne - Scheidewände, welche fich im ur.
ern Theile des vordern Sackes befinden.
My Gemeinlchaftliche Oefnung der Luftröhre in beide
‚Säcke, I
’
Fig. 5. Rechte Lunge von Tupirampis Bengalenfis.
a) Luftröhrenaft. &
5) Oberer kleiner. Alt, ——
e) Unterer, geöffnet.
ddd) von ihm, e
e) von 5 abgehende Gänge, welche letztere fich im
SfF) weite, aber getrennte Säcke, öffnen.
u
Erig. 6. Lunge von Coluber flagelli ormis.
a) Luftröhre.
6) Grofse linke,
ec) Kleine rechte Lunge.
d) Längenftreif, in welchen die Luftröhre übergeht,
Fig. 7. Lungen von Boa murina,
‚ 4) Luftröhre,
6) und o)' Rechte Lunge, oben und unten geöffnet,
a) Linke Lage: ie
Fi g. 8.. Lunge von Typhlops erocotatun "=. : ge
a) Luftröhre. n Pr
2bb) Vorderer Theil der Linde a mit tiefen Zellen..
e) Einfchnürung zwifchen ibm und BAR
d) dem hintern Theile..
eeeeeeee) Querwände, welche die hintere Hälfte
abtheilen,
. 9. Eine Reihe der Drülen aus dem Drüfenmagen
“der Javafchwalbe, 15 Mal im BPEHERRER 225 Mal
in der Oberfläche vergrölsert.
+
DR ETSEZENE
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Mache Arch fd. PhnlHBL SEE,
K Schröter 10,
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Deutfches Archiv
für die
PHYSIOLOGIE.
Vierter Band. Zweites Heft.
3. pr
Ueber m; Bee Von F. A,
" G. EmnmeRT.
Ich gedenke in diefem und den Blenden Heften des
deutfchen Archivs für die Phyhologie eine Reihe von
Beobachtungen über mehrere Gifte mitzutheilen, welche
ich entweder bis jetzt gar nicht, oder nur in Differta-
tionen bekannt gemacht habe, und am Ende eine Ver-
gleichung der verfchiedenen Gifte, rückfichtlich ihrer
Wirkungen, fowohl unter einander, als mit den An-
fteckungsftoffen hinzuzufügen, Um aber nicht durch
den ‚gleichförmigen Gang dieler Unterfuchungen zu er-
müden, werde ich mehr die Refultate der einzelnen
Verfuche, als diefe felbft mittheilen ; zugleich die Ein-
würfe, welche der, von mir über die Wirkungsart der
Gifte aufgeftellten Anficht, gemacht worden RR und
die phyfiologifchen Lehrfätze berückfichtigen, welche
die Beobachtung 'darüber beleuchtet werden.
Die Unterfuchungen über das amerikanifche Gift,
mit welchen ich den Anfang mache, theile ich hier faft
ganz fo mit, wie fie in der Inauguraldiffertation des ver-
ftorbenen Dr. Emmers ") enthalten find: ich habe ihnen
einige Beobachtungen über die Durchdringbarkeit der
/
D De veneno americano, Tubingae 1817,
M. 4. Archiv. IV. 2. M
166 ._.
” belebten thierifchen Theile für ‘gewichtige Stoffe und
einige neue Beobachtungen über diefes- Gift beigefüg B
‘dagegen einige von den Verfuchen, welche Herr Emmer
nicht in meinem Beifeyn anigeftellt hatte, und deren
" Genauigkeit ich bezweifle, weggelaffen. Uebrigens
bemerke ich hier zur Steuer der Wahrheit, dafs an der
phyfiologifchen Unterluchung über das amerikanifche
Gift,- Herr Dr, Emmer, ‘an der chemifchen Brapegen
Herr Dr, Palın grofsen Antheil haben,
$. 1. Von den amerikanifchen Pfeilgiften kennen
wir blofs diejenigen, welche Ticunas, Lama und Woo-
xora genannt, und von den Bewohnern des füdlichen
Amerika, die theils die Ufer des Oronoko und Ama-
zonenfluffes, theils das grofse zwifchen beiden Strömen
gelegene Land bewohnen, bereitet werden, Das Ticu-
nas wird von den indifchen Stärimen, welche an dem
‚Amazonenflufs gegen den Berg Napo hin wohnen, und
Ticunas, Pevas und Yameos genannt werden, das’
Lamagift von: denen bereitet, welche in Oberperu
in der Gegend der fpanifchen Stadt Lamas wohnen,
Condamine *) ertheilt, fo vielich weils, über diefe bei-
den Gifte die erlten genauen Nachrichten, auchhat er
fowohl in Cayen, als in Leiden einige.Verfuche darüber
angeltellt, und eine beträchtliche Menge von diefen
Giftarten und damit vergifteten Pfeilen nach Europa ge-
“bracht. Späterhin haben Brocklesby ?), befonders
..») Relation abrege d’un voyage, fait dans l’interieur de l’Ame£-
zique meridionale, depuis Ja cöte de la mer de Sud jusqu’aux
cötes du Brefil et de Ja Guiane en defcendant la riviere
des Amazones. "Siehe Hiftoire de l’Academie öl des [cien-
ces. Paris 1747.
2) Verfuche, die mit dem Gifte, womit die Indianer am Amazo-
nenfluffe ihre Pfeile vergiften, angeltellt ind. Siehe Leske's
auserlefene Abhandlungen aus den philofophifchen Transactio-
nen Th. II, S, 337.
Su 167
aber Heriffant*) und Fontana?) Verfuche über die
Gifte, womit die Indianer ‘am Amazonenflullfe ibre
Pfeile vergiften, und über feine Wirkung auf den thieri-
fchen Körper angeltellt,
Brocklesby bediente fich zu feinen Verfuchen des
h Lamagiftes, das Ulloa der königlichen Soeietät zu Lon-
donmitgetheilt hatte; Heriffant theils blofsdes Ticunas,
theils einer Mifchung von dem Lama und Ticunas, das
- Condamine in dem füdlichen Amerika gelammelt ; Fon-
- tana endlich des Ticunas, das Don Pedro Muldonudo
von den Ufern des Amazonenfluffes gefammelt hatte, :
Die Zufammenfetzung des Ticunas und Lamagiftes
ift nicht hinlänglich bekannt, man weifs blols, dafs es
aus Pflanzen bereitet wird; Nach Condamine. ift es
der Extract von 30 Arten von Kräutern und Wurzeln,
Humboldt hatte leider nicht Gelegenheit, die Pflanzen,
welche dazu verwendet werden, näher kennen zu lernen.
Das Lamagift kennt man eben fo wenig in Abficht auf
die Pflanzen, „welche -zu feiner Bereitung verwendet
werden. Nach Herifjant foll es mehr Wirkfamkeit, als
das Ticunas haben, fie aber bald verlieren, übrigens
diefelben Zufälle im thierifchen Körper wie diefes er-
regen.
.6. 2. Das Woorora oder Wurali, wird nach
Bankrofi 3) von den Indianern in Guiana bereitet, welche
er Worrows, Accowaws und Arrowauks nennt;’ es
M2
—-_
2) Philofoph. Transaet. T. 47. und Leske's auserlelene Abhand-
lungen Th. IV. S. 35,
») Deflen Abhandlung über das Viperngift, die amerikanifchen
Gifte u. £ w. Berlin- 1797.
7 3) Schreber über das Pfeilgift der Amerikaner und die Gewäch-
fe, aus denen es bereitet wird, 9, Naturforfcher, Halle, _
St, 19, $, 129.
168: m,
hat feinen Namen von einer Liane, welche ein Haupt-
beitandtheil dellelben if. Die Vorfchrift , - welche
Bankroft von "den Aerzten, oder Peji des Stammes der
Arrowauks erfuhr, weichen blofs in Anfehung des Ver-
hältnifles Au Beftandtheile von einander ab. Sie neh-
men clazu:
‚Von der Rinde der Wurzel Woorora fechs Theile. :
N -. Worracobbacoura zwei’ Theile. !
ik ige - Touranabi Se
ud - Baketi
ie - der Wurzel Hatchybaly
von- jedem einen Theil. Ä
Alles dieles Bi klein gelchabt, in einem Topf
mit Wafler etwa % Stunde in freier Luft gelinde abge-
kocht, nachher gelinde ausgeprefst, und bei gelindem
Feuer zur Extractdicke abgedampft.
x
"Mit diefen Nachrichten [timmen die, welche Schre-
“ ber‘) von einem Bekannten in Surinam erhielt, ganz
überein, fie weichen blofs in der Schreibart ab. Zu-
folge derfelben ift Woorora eigentlich Wurali, Worra--
cobbacoura heilst Warakabbacura, 'Touranabi foll Kau-
ranapai, Baketi eigentlich Bikati, und Hatchybaly
richtiger Hatibali feyn.
In einem Artikel der Zeitung von Neu- York vom
Jahre 1817, welcher aus Engli/h Mag sazine genommen
ift, wird die Zubereitung, von dem Pfeilgifte, deffen
Sich die Bewohner des, zwifchen dem Oronoko und dem
Armazonenfluffe gelegenen Landes bedienen, und das
‚Wourali genannt wird, auf’eime, etwas von der erwähn-
ten Angabe verfchiedene Art beftimmt. Die Beftim- |
mung rührt von einem Herrn Waterton her, der fie von |
) $. Naturforlcher a. a. Q.
a ee 169
einem indifehen Stamme Macouchi, die durch die Be-
reitung des Wourali bekannt ift, im Innern von Efle-
quebBo erfahren hat. Zufolge diefer Beftimmung ift der
Hauptbeftandtheil deffeiben „die Liune Wourali, welche
„in den Wäldern von Demerara und Effequebo wächft;
„ferner werden dazu noch zwei unbekannte Wurzela
„ von bitterm Gefchmack, und die mit einem klebrigen,
,„ blafsgrünen Safte ‚augefüllten Stengel zweier Arten
„von Zwiebelgewächfen (bulbous plants), die wegen
„ihrer Seltenheit fchwer zu erhalten find, benutzt.
- „Aufserdem werden dazu noch thierifche Theile ange-
„wandt, nämlich: ;
u 1) „Zwei Arten von Ameifen, woyor die eine
„fehr grofs und fchwarz gefärbt, und fo giftig ift,
„dafs ihr Stich Fieber verurfacht, die andre ein glän-
„zend rothes Infekt ilt, das ein Neft bewohnt, welches
„fie ich aus dem Laub eines befondern Strauches macht,
„und deren Stich die Wirkung von: den Neffeln hat.“
2) „Die Fangzähne der Labarrie und Counacochie-
»Schlangen, welehe daher die Indianer, wenn fie irgend
„eine folche Schlange tödten, ausziehen, trockhen
„und zu Pulver ftofsen.‘ - ra
'„ Die Bereitung ift folgende. Die Zweige der
„Liane und die bittero Wurzeln werden zuerlt fein ge-
»„fchabt, und in einen. Durchfchlag aus Blättern über
„einem 'neuen irdenen Topf gebracht, und mit einer
»binlänglichen Menge von Waffer. übergoffen. ' Die
»durchiringende Flüffigkeit hat die Farbe und grofse
„ Aehnlichkeit mit eisen ftarken Kaffee, Dana wer-
„den die Stengel der Zwiebelgewächle zerquetfcht, und
„ihr Saft mit den Händen in das irdene Gefäfs ausge-
„drückt; nachher werden die Fangzähne.der Schlangen,
„die Ameifen und Pfeffer zufammen zerftofsen, und
„der. Flüffigkeit zugefetzt, alles über gelindes Beuer
„gebracht, und zu einem dicken dunkelbraunen Saft
„gekocht. Der Schaum, welcher fich ‚beim Kochen
„erhebt, wird forgfältig mit einem Blatte entfernt,
„fobald er fich nicht mehr erzeugt, fo wird die Berei-
„tung des Giftes als vollendet betrachtet... Das Gift
„wird in kleinen, von den Indianern bereiteten Tööpfen
„aufbewahrt, deren Oeffnung, he mit Blättern bedecken
„und mit Thierfellen verlchliefsen, damit die Luft nicht
„Auf das Gift einwirken und feine Kraft fchwächen
„kann. Man hebt es in dem trockenften Theile der
„Hütten auf; und bringt ‘es zuweilen über das Feuer,
„um den nachtheiligen Einfluls der Rahabhiekeik abzu-
„„ wenden,‘
Diefer Zubereitung von dem Woorora oder Wurali
habe ich’ blofs die Bemerkung zuzufügen „. dafs Lefche-
nault Beobachtungen: über. die beillen Upas- Arten ver-
muthen Jlaffen, dafs blofs von einer, oder vielleicht
zwei der erwähnten Pflanzen, namentlich von dem Wu-
“rali die Wirkung diefes Giftes abhängt,
ı Bankroft *) hat mit dem Woorora während feines
Aufenthalts in Guiana einige Verluche gemacht, und in
den neuelten Zeiten Brodie ?) mit eben dem Woorara,
welches Bazkroft aus Guiana nach Europa gebracht hat,
3. Das Ticunasgift hat die Farbe und Confi-
ftenz des Süfsholzlaftes, einen fehr bitteren Gefchmack
und ekelhaften Geruch; es zeigt unter dem Vergröfse-
rungsglafe keine Bilzise Theile; verändert weder die
Milch, nach die FARBE der Pfanzenfäfte, brauft auch
nicht mit den Alkalien und Säuren; es lölt fich in kal-
tem und warmem Waller, auch in den mineraliichen
n) Der Naturforfcher a. a. O,
2) Verfuche und Bemerkungenüber die verfchiedenen Entftehungs-
arten des durch Pflanzengifte verurfachten Todes, Siehe Reil’s
"Archiv für die Phyliologie Bd. XII. S. 177. =
.— 171
und vegetabilifchen Säuren auf, es verbrennt, auf glü-
hende Kohlen geworfen, mit einem widerlichen Geruch;
mit Blut vermifcht hiadert es dellen ‚Gerinuung,
* Das Woorora ift eine röthlich braune Materie von
bitterem, zugleich fehr brennend beifsendem Gefchmack,
befonders wenn es von den Arrowauks init rothem Pief-:
fer verfetzt worden ift. Es löft fich in Walfer ‚"Wein-
geift, verdünnjer Salzfäure, flüchtiigem Salmiakgeift,
Speichel und Blut bis auf einen geringen erdigen Theil
auf, brauft weder mit Säuren noch mit Alkalien; die’
letztern verwandeln ihre Farbe in die Kee; in,
der Hitze fchmilzt es, und wird flüftig , mit warmem
Blute vermifcht hindert es delfen Gerinnung.
Wiewohl nun diefe Charakteriftik vom Ticunas
und Woororagift, «ie ich vorzüglich nach ‚Angaben von
Fontana und Bankroft entworfen habe, fehr unvoll-
ftändig ift, fo beweilet fe doch eine grofse Ueberein-
ftimmung beider mit einander, auch behauptet Bankroft,.
ds. Woorara komme in der Hauptfache mit den Pfeil-
giften der Bewohner yon den Ufern des Amazonenfluffes
überein,
.$- 4. Das amerikanifche. Gift, deffen wir uns
zu unfern Verfuchen bedienten, hatte ich durch die
Güte meines, um alle Zweige der Heilkunde fo ver-
dienten‘Freundes Herrn Dr. Albers, erhalten, dem es,
unter dem falfchen Namen Upas mit folgenden Bemer-
kungen von einem feiner Freunde aus New- York war
zugelchickt worden. „Hiemit nun fende ich Ihnen
„zwei Kalabaisen Gift- Upas, oder wie Sie es nennen
„wollen; beide des nämlichen Inhalts, Ich habe felbi-
„ges vom Oronoko mitgebracht, und kann Ihnen daher
„weiter nichts darüber fagen, als dafs es mit grofsen
„Ceremonien aus Kräutern bereitet wird, dann 50 Jahre
„vergraben liegt, und endlich mit eben fo groisen Cere-
—
172 FE
„‚monien von den Indianern wieder ans Tageslicht ge-
„bracht wird. Man foll es ohne Nachtheil eflen kön-
„nen, allein die geringfte Wunde mit dem Gifte berührt,
„ift tödtlich, wenigftens habe ich Beifpiele. davon in
„warmen Klimaten 'gefehen ; und fonderbar ‚ gemeines
„»Küchenfalz gleich auf die Wunde gelegt, und es töd-
„tet das Gift nicht.‘ -Es war in kleinen Flafchenkür-
biffen enthalten, fehr forgfältig verwahrt, und hing fo
feft an den Wandungen derfelben an, ‚dafs es wahrfchein-
lich noch im Nüffgen Zuftand in diefelben gebracht wor-
den, und darin erhärtet war. ıDiefes Gift zeigte fol-
gende Eigenfchaften. Es hat in gröfsera Maflen eine
dunkelbraune, faft [chwarze Farbe, färbt aber befeuch-
tet hellbraun, und hat einen [ehr ftarken, nicht unan-
genehm bittern, etwas brennenden Gefchmack, der fich
‚ bald wieder aus dem Munde verliert, einen widerlichen,
dem Süfsholzfaft ähnlichen ‚Geruch; erweicht in der \
Wärme, fchmilzt auf glühenden Kohlen; verbrennt mit
Flamme und einem etwas widerlichen Geruch, und
hinterläfst eine voluminöfe Kohle. Es Jöft fich in ka-
tem und warmem Waller bis auf einen Rückftand auf,
der von 200 Gran 30 Gran beträgt. Eben fo löft
es fich in Weingeift von 0,821 fperififchem Gewicht bis
auf einen Rickftand 383 Gran auf.
‘ Das wäfferige Exıract verhielt fich ganz fo, wie
das Ticunas felbft, es hinterliefs fogar bei feiner Auf-
löfung im Waffer einen ähnlichen pulverigen Rückftand
als das Ticunas felbft. Von diefem unterlcheidet es fich
vorzüglich durch feine gröfsere Sprödigkeit, die aber
wahrfcheinlich von dem ftarken Austrocknen durch die
Wärme’ herrührte, denn an der Luftwurde es allmäh-
lich zähe, ‘wie cas amerikanifche Gift felbft. ‘Sowohl
diefes Extract als das Gift felbft löft ich in Säuren, und
in, mit Waffer verbundenen Alkalien ohne Aufbraufen.
auf, ‚und verändert die Farbeder Lackmus- und Kurku-
nn 4173,
ma- = Finchur nicht. Die wäfferige Auflöfung verzögert
die Gerinnung des’ Blutes fehr, wenn fie demfelben in
ger Menge beigemifcht, kaum aber, wenn ihm nur
enig davon zugefetzt wird.
"Eine: Auflöfung von Haufenblafe brachte. darin
keine Veränderung hervor; efhgfaures ‚Blei einen gel-
ben flockigen Niederfchläg, der auf zugegoflene Salpe-
terfäure wieder verfchwand, indem die Auflöfung eine
fchönere orangengelbe Farbe annahm; fchwefellaures
Eifen bildete darin, einige Zeit nach feiner Beimilchung
einen fchmutzig grünen Niederfchlag, welcher auf: zu-
gegollene Salpeterfäure wieder verfchwand; falpeter-
faures Silber gab damit einen reichlichen, dunkel-
grünen Niederfchlag ; fowohl die geiltige, als wäffe-
rige Galläpfeltinetur machte damit einen reichlichen,
fchmutzig braunen, lockeren Niederfehläg, der getrock-
net aus einer Auflölung vom 8 Gran des wällerigen
Extractes 9 Gran betrug. Diefer Niederfchlag mittelft
der Galläpfeltinctur war fowohl äufserlich in Wunden,
als innerlich in den Darınkanal von lebenden Thieren
Bee, für diefe völlig unfchädlich.
" Das geiftige Extract verhielt fich ganz fo, wie das
wällerige gegen die eben erwähnten Heagentien, auch
wurde aus der wälferigen Auflöfung deffelben durch die
Galläpfeltinetur ein reichliches und ähnlich befchaffenes
Präcipitat gefällt: der mit diefem Extracte angefchwän-
gerte Weingeift fchmeckt ftark, aber angenehm bitter,
und wird durch Waller nicht getrübt; übrigens war
diefes geiftige Extract weit bitterer, als das wällerige,
auch tödtete es kleine Thiere, gegen welche wir es ver-
fuchten,, fchneller und in kleinerer Quantität als das
wäfferige. Der abdeftillirte Weingeift zeigte keinen
fremden Geruch. Der Rückftand von der wälferigen
Extraction erfcheint theils als ein grobes erdiges Pulver,
theils als zarte Holzfalern von fchmutzig hellbrauner
174 —.
Farbe, ‚fühlt fich hart und raulı an,’ kniftert etwas,
wenn man ibn zwifchen den, Fingern prelst, Ichmeckt,
kaum etwas bitterlich,. ‚ertheilt dem damit'gekocht
Waffer eine fchmutzig gelbe Farbe und einen fchwach
bittern Gelchmack, ohne, darin merklich an, Gewicht
- und Umfang abzunehmen. ; Weingeift, zerfloflenes:
Weinlteinfalz, Nüliges ätzendes füchtiges Alkali, und
verdünnte Schwefelläure lalfen ihn , felbit damit erhizt,
unaufgelöft; letztere wurde, davon braun, die erftere,
aber ‚gelblich gefärbt; der fo gefärbte Weingeift verlor
durch beigemifchtes Waller diefe Farbe nicht. Dage-
gen aber löleu es die Salpeterläure zum Theil, die con.
eentrirte Elligläure ganz und ohne Braufen auf; die
Auflöfung in Salpeterläure hatte eine A die
in Efigfäure ‚eine fchwarzbraune Farbe, beide trübten
fich weder durch Kalchwalfler, noch durch Zuckerfäure,
aber mit zerfloffenem Weinfteinfalz gaben.he einen zar-
ten Niederfchlag, der fich locker anfühlte. An der
Flamme des Lichtes bläht er fich-auf, und verbrannte,
fchnell mit einer Flamme, ohne widerlichen Geruch.
auszultolsen, zu einer fchwammigen, [chwer einzu-
äfchernden Koble. Auf ‚lebende thierifche Körper
äufserteer keinegiftige Wirkung. , Der Rückftand von _
der geiftigen Extraction erfchien als ein roftfarbiges,
fprödes, grobes Pulver, und äulserte einen merklich
{chwächeren. nachtheiligen Einflufs- auf 'Thiere, als das
amerikanifche Gift felbit, adler deffen wäfferiges . Ex-
tract. \
$. 5. Aus diefer chemifchen Unterfuchung er-
giebt fich: | , |
ı) Dals das von mir unterfuchte amerikanifche Gift
fich ganz fo, wie das Tieunas und Woorora verhält.
2) Dals es gröfstentheils aus einem eigenen bitte- .
ren Extractivftoff befteht,, welcher einige Achnlichkeit
mit dem giftigen Bitterftoff der Strychnosarten und dem
. von Trommsdorf unterluchten Upas hat; und aus
100
eines unauflöslichen Stoffes zufammen gefetzt ilt, wel-
cher theils Holzfafer, theils an der Luft unauflöslich
gewordener Extractivitoff zu feyn fcheint. en
fehlen ihm Schleim und Gerbeltoff.
'3) Dafs es durch die Galläpfeltinctur, 4ueh durch
2 die Veränderung, welche es an der Luft erleidet, feine
Wirkfamkeit verliert, vielleicht auf ähnliche Weife,
wie, nach Fontana’s Beobachtung, das Ticunas, durch
Beimifchung von mineralifchen Säuren. Hieraus erklärt
fich die vielfältig geniachte Beobachtung, dafs die Pfeil-
gifte, ohne flüchtig zu feyn, mit dem Alter fehr an
Wirkfamkeit verlieren. So erlitt ein Pferd, dem ich
eine grofse Menge des amerikanifchen Giftes in eine
Wunde am Halfe brachte, keinen bemerklichen Nach-
theil davon, während Heri/Jant mit Ticunas in fechs
* Minuterr mehrere Pferde tödtete; eben fo fand ich die
*
Wirkung des Upas- Tieute, delfen fich Magendie und
Delile *) zu ihrer vortrefflichen Unterfuchung über die-
es Gift bedienten, weit fchwächer als diele grofsen Ex-
perimentatoren, allein ich ftellte auch meine Verfuche
darüber 8 Jahr fpäter als fie mit demfelben Upas 'an,
und einige giftige Pfeile von den Infeln des aßatifchen
Ärchipelagus, welche feit mehreren Jahren in dem Na-
turalien - Cabinet der Stadt Neuenburg aufbewahrt wor-
.den, äufserten auf Katzen und Kaninchen, in deren Wun-
‚den ich fie brachte, durchaus keinen nachtheiligen Ein-
Aufs. Eben fo fand Brodie das Woorora, welches Ban-
'kroft aus Guiana mitgebracht hatte, weit fchwächer,
als es fich in den Verfuchen bewiels, welche Bankroft
1) Siehe Delile fur les effets d’un poifon de Java ER Upas
tiburk, Paris 1809, j
176 ans
in Gujana damit’ ängeftellt hat. Die über die Galläptel
von mir gemachte Beobachtung, fcheint mir in fofern
‚von Wichtigkeit, als der Gerbeftoff in neuern Zeiten
als allgemeines Gegengift betrachtet worden ift,
'$. 6. Nachdem ich nun die nhakilah und Ba
fche Befchaffenheit dieles Giftes,, fo: weit fie fich aus
meinen. bisberigen Unterluchungen ergiebt, "befiimmt
babe, gehe ich zur Erörterung des, Einflulfes über, den
es auf den thieri(chen, Körper von den einzelnen orga-
nifchen ‚Syltemen. deffelben aus äufsert, wozu ich vor-
züglich das amerikanifche: Gift felbft,. hin und wieder
auch \ cas ‚ wällerige Extract deffelben benutzt habe;
Bisher fehlte es falı ganz an Beobachtungen über die
Wirkung, welche das amerikanifche Gift äufsert, weon
es an die. Schleimhäute gebracht wird. a
Condamine, Parw") und Bankroft behaupten, das Ti-
eunas, Lama und Woorara feyen verfchluckt unfchädlich,
weil die damit getödteten T'hiere ohne allen Nachtheil
gegelfen würden, und man das Gift, ohne Nachtheil ver-
füchen könne: ich felbft habe öfters $ Gran und drü-
ber, ohne Befchwerden davon zu erde verfchluckt,
Allein diefe Beobachtungen erweifen blols, ‘dafs die
amerikanifchen Gifte inkleinern Quantitäten verfchluckt,
gröfsern Thieren keinen Nachtheil bringen, dagegen
aber lehren die Verfuche von Brocklesby und Fontana,
dafs das Lama und Ticunas auch in den Darmkanal ge-
bracht tödtet; ‚denn nach dem erftern ftarb ein kleiner
Vogel, dem er 2 Quentch. Zucker, und bald nachher
2 Tropfen Lama-Gift zum Verfchlucken gab, und
nach letzterem Tauben, denen er auf diele ea 6 Gr.
Ticunas beibrachte, H
1) Recherches Philofoph, fur les Americaing T, u. p- 308
+ Auch das von mir unterfuchte amerikanifche Gift
tödtet, wenn es in den, Magen von Thieren gebracht
wird, nur wirkt es, 'verfehluckt, fchwächer und lang-
famer, als wenn es mit andern Theilen «es thierifchea
Körpers in Berührung gefetzt wird. Eine Taube, wel-
_ cher: ich 4 Gran von dem amerikanifchen Gift in Pillen-
form zu verfchlucken gegeben, erlitt 20 Minuten
nachher die’erften Zufälle davon, unä: ftarb erft nich
3 Stunden 45 Minut. Ein Staar, dem Zınmer 3 Gr.
er Giftes in Walfer aufgelölt in den. Schlund fprütztez
ftarb nach 45 Minuten; eine Dohle, welche 4 Gr. zız
verfchlucken erhielt, nach‘40 Minuten, und eine Katze,
welcher auf diefe Weife innerhalb '3 Stunden zweimal,
jedesinal 6 Gr. beigebracht wurde, in 4£ Stunden,
Dagegen erlitt eine Blindfchleiche, welcher 2 Gr,des
wällerigen Extractes vom amerikanifchen Gifte mit
10 Gr. Waller von Emmer in den Schlund BR
‚ wurden, davon keinen Nachtheil,
= .. Es wurde fchon bemerkt, dafs, der Genufs der Mar
Ticunas 'getödteten "Thiere ‚unfchädlich fey.., Conda-
mine Sagt: fowohl er, als feine Begleiter hätten au£
ihrer Reife durch Guiana kein anderes Rleifch ‚als vom
Thieren genoffen, welche mit giftigen Pieilen erlegt
worden, und es feyen ibnen dabei öfters die abgebro-
'chenen Spitzen der giftigen Pfeile unter die Zähne ge-
kommen. Heriffant und ‚Fontana bemerken, fie hät-
ten mehrere, ‚mit Ticunas getödtete Thiere verzehrt,
und fpäterhin.durch-andere verzehren laffen , ohne dafs
diefes irgend einen Nachtheil für die Gelundheit gehabt
j te. Sowohl .diefe.. Beobachtungen, als auch der
er erwähnte Umftand, dafs wir kleine Quantitätem;
amerikanifchen Giftes, ohne irgend eine nachtheilige
Folge verfchluckt hatten, beftimmten Herrn Emmer,
einen Verfuch anzuftellen, den ich hier der Beforgnifle
und Gerüchte wegen, welche er veranlalste, mittheile.
Er brachte einer Taube in eine Wunde des Unterfohen-
kels einige Gran von dem amerikanifchen Gifte, und
amputirte gleich fachher den Fufs oberhalb der vergif-
teten Wunde, in dem Knie; als nun die Taube 8 Minu-
ten nach Anbringung des ainerilmifbhen Giftes ftarb,
fo liefs er fich die Taube braten, und verzehrte fie nicht
ohne Furcht, denn er hielt ein kräftiges Brechmittel
bereit, um fogleich das Fleifch der Taube ausleeren zu
können, wenn es ihm Befchwerde verurfachen follte,
Er machte nun zwar keinen Gebrauch davon, weil er
fich 3 Tage hindurch völlig wohl befand, allein als er
am ten Tag erkrankte, von Erbrechen, befchwerli-
chem Schlucken, Zufammenfchnüren im Halle, ver-
mindertem Gefühle in den untern Gliedmaalsen und Fie-
berbewegungen befallen würde, fo ergriff ihn Anglt,
und er leitete alle diefe Zufälle — von dem, in der ge-
noffenen Taube enthaltenen Gifte her.. Auch verord-
nete ihm fein Arzt, mein verehrungswürdiger Freund
und College Herr Prof. Autenriech, Eflig. Auf dies
und andere Mittel befferten fich zwar feine Befchwer-
den; allein langlam, auch machten fie einige Rückfälle,
fo: Ha er etwa 4 Wochen hindurch krank lag, Spä-
terhin befand er fich zwar anfcheinend wohl, allein
etwa 5 bis 6 Monate nachher ftarb er plötzlich, ’
Ungeachtet ich die Möglichkeit, dafs das Ticunas-
Gift zu der Krankheit des Herrn Emmer etwas beige-
tragen habe, nicht läugnen will, fo ift mir diefes doch
höchft unwahrfcheinlich.
ı) Weil die Zufälle delfelben von ganz anderer
Art, als die waren, welche das afneriktanıfehe Gift ver-
anlafst. £
2) Weil das amerikanifche Gift, es mit vielen an-
dern Giften aus dem organifchen Reiche gemein hat,
feinen fchädlichen Einfluls immer einige Minuten, Ipä-
teltens einige Stunden nach feiner Anbringung an den
thierifchen Körper, nie aber fpäter und dann zır äulsern,
wenn es wiederholt in kleinen Gaben in denfelben ge-
bracht wird.
3) Weil auf den Fall, dafs die Taube wirklich an
dem Eine ftarb, welches vor der Amputation des Rufses
«von diefem aus in ihre Säftemälfe überging,, die Menge
deflelben höchftens den ıoten Theil eines Grans betrug,
eine, Menge, die verichluckt felbit Tehr kleinen Thie-
rei nicht den geringften Nachtheil bringt.
4) Hiezu kömmt nun endlich noch, dafs Herr
Kumer einen [ehr gefchwächten, durch Krämpfe und
andere Uebel zerrütteten und entftellten Körper hatte,
vorher oft an Bruft- und Unterleibsbelchwerden litt,
dals zu der Zeit, wo er erkrankte, hier gaftrifche Be-
fchwerden ber rfchten, und dafs ihn endlich fein Wage-
ftück, das er ohne mein Willen, für fich unternommen
hatte, [ fehr beunruhigte,
ch Daher habe ich für meine Perlon die Ueberzengung,
dafs fein Uebel gaftrifcher Natur war, und das Ticunas
keinen unmittelbaren Antheil daran hatte. Ich glaube
daher folgenden Verfuch ohne die Pflichten, die jeder
fich felbft und feiner Familie hat, nur entfernt zu ver-
letzen, unternommen zu haben.
Ich brachte einer Taube zwilchen Haut und Mus-
keln des Unterfchenkels 3 Gran trockenes amerikani-
fches Gift bei, worauf fie nach 3 Minuten ftarb, Bald
nach ihrem Tode nahm ich das Gift aus der Wunde,
und nachdem ich durch Trocknen und Wiegen deffel-
ben gefunden, dafs es nur. # Gran verloren hatte, fo
liefs ich mir die Taube braten und verzehrte ie, ohne
die geringfte Befchwerde davon zu erleiden.
'$: 7. Da bis jetzt nicht unterfucht worden ilt,
ob das amerikanifche Gift feinen nachtheiligen Einflufs
auf die "Thiere äufsert, wenn es in den Dickdarm ge-
180 nen |
” *
bracht wird, fo applieirte ich einer Taube 3 Gran vom
trocknen amerikanifchen Gifte, ‚dem-ich die Geftalt
eines kleinen Kegels ertheilt hatte, in den Maftdarm;
ichon 8. Minuten nachher fank fie um, ‘und, nach 14 Mi-
nuten war Ge. todt. Ein Sperling, ‚welchem ich auf
ähnliche Weife eine kleine Quantität amerikanifchen
Giftes in die Cloaca gebracht hatte, ftarb nach 3 Minu-
ten, Hieraus ergiebt fich,, dafs das amerikanifche Gift
von ‚dem Maftdarm aus fogar fchneller, als von dem
Magen und Schlund aus, töcdtet, “was aber wahrfchein-
lich blofs von den körnerfreffenden Vögeln gilt, weil
bei diefen die Speiferöhre, befonders aber der Magen
von einem wahren Oberhäutchen bedeckt werden.
$. 8. Ob die amerikanifchen Gifte von der Schleim-
haut der Refpirationsorgane aus töten, oder nicht?
Darüber fehlten bis jetzt entfcheidende Verfu he. Gu-
milla und Condamine behaupten blofs, die Perfonen,
‘welche Ticunas bereiten, kämen von den Ausdünftun-
gen deffelhen um, daher überliefsen die Indianer die Be-
reitung deffelben Verbrechern und alten Weibern. Auch
Pam erzählt dielfes. Dagegen bemerkt Bankroft,
nachdem .er die Bereitung des Woorora angegeben, die
Perfonen, welche fie vornehmen, erlitten davon nicht
den geringften Nachtheil, und was über die Tödtlich-
keit der Zubereitung behauptet würde, fey. Fabel,
Auch Fontana (S. 286.) erklärt Gumilla’s Behauptung
für Fabel, nachdem er (S. 284.) erwähnt, er habe eine
Taube und fich felbft, ohne die geringften nachtheili-
gen Folgen, den. Ausdünftungen, fowohl des trocke-
nen 'gepulverten, als des Ticunas ausgefetzt, wel-
ches er mit Waffer kochen, und auf Kohlen ver-
brennen liefs. Dagegen erwähnt Herifjant (77), die
Dämpfe einer grolsen Menge von, in Wafler aufge-
löftem Ticunas, welches er in feinen Zimmer abdampfte,
hät-
ey vn 1831
hätten auf einen ‘jungen Menfchen und'auf ihn felbfe‘
nachtheilig eingewirkt. Der junge Menfch, welcher
in diefem Zimmer fals, erlitt Uebligkeit, und grolse
Schwäche, \und Heri/jant , welcher tich nach ihm in.
das, mit ji jenen Dämpfen angefüllte Zimmer begab, fühlte”
äch 2 Stunde darauf fo fchwach, dafs er fch | kaum aus+
dem Zimmer heraus fchleppen konnte. F
Diefe Widerfprüche in den Beobachtungen veran-
lafsten Herrn Emmer, einenSpaz den Dämpfen, welche
ine Mifchung von 2 Quentchen amerikanifchen Giftes,
and 4 Quentch. Wafler beim Abdampfen entwickelten;
ainige, Minuten lang auszufetzen, allein er erlitt davon
keine bemerklichen Befchwerden, Ich felbft habe mich.
den Ausdünftungen, welche fowohl das amerikanilche.
Gift felbft, als fein wälferiges und geiftiges Extract
beim Abdampfen aushauchten, ohne allen Nachtheil
längere Zeit hindurch ausgeletzt. Wiewohl nun (diefe
Beobachtungen zu der Vermuthung berechtigen, dafs
Befchwerden,, weiche Heriffant und deffen Gehülfe
ten, durch die Kohlendämpfe veranlafst worden‘
Er fo berechtigen fie doch nicht zu «ler Annahme,
dafs die Ausdünftungen desamerikanilchen Giftes, wenn’
fie in groler Menge, und längere Zeit hindurch auf die‘
Lungen einwirken, dem thierifchen Körper keinen‘
Nachtheil bringen. Denn Lefchenault *) bemerkt, dafs -
die Ausdünftungen desStrychnos tieute und der Antiaris
toxicaria, aus deren Sait bekanntlich das Upas tieute
und Upas Antiar bereitet wied, für manche Perfonen
fehr nachtheilig feyen, ungeachtet fie andere Perlonen
ohne Befchwerden ertragen, und fich gewifia Thiere‘
ab ag Bäumen aufhalten. Ueber diefes erweilen‘
1) Siehe Annal, du Muf&um de l’hiftoire naturelle T, VIII. oder
Trommsdorf’s Journal det Pharmacie and 22. 8, 283,
M. d. Archiv, IV, 2, N
Ds
182- el a ad
folgende Verfuche,. dals.das amerikanifche Gift, wenn!
es an die Schleimhaut der Luftwege gebracht. wird,
» feinen fchädlichen Einflufs auf, den, ganzen. Körper:
äulsert. { Be dr ra
Wir fpritzten einer Katze durch die geöffnete
Dnftröhre 3 Gran des amerikanifchen Giftes, "das in
30 Gran Waller aufgelöft war,'ein: a Minuten nachher
zitterte fie heftig, athmete mühfam , und nach 3 Minu-
ten war fie todt. Dielen Verfuch wiederholte Emmer
mit demfelben Erfolg an einer ‚andern Katze. Eine
Doble, welcher Emmer 2 Gran jenes Giftes in:8 'Gran
Waffer aufgelöft, durch ıdie Stimmritze einfpritzte,
ftarb nach '5 Minuten unter Zittern‘und leichten Con!
vulfionen, während eine andere, welcher ich’ diefelbe
Menge von blofsem Waffer durch die Stimmritze ein
fprützte, keinen Nachtheil erlitt. Br
; 9. Zu diefen Beobachtungen über die Wirkung‘,
des an die Schleimhäute gebrachten amerikanilchen SR
tes [cheinen mir. 2 Verfuche zu gehören, in welchen j-h,,
jenes Gift an ein eiterndes Hautgelchwür ‚einer Katze.
brachte, fofern eine jede eiternde Stelle mit den Schleim- ,
häuten grofse Aehnlichkeit zeigt, wie diefes belonders
Villerme *) fehr fchön dargethanjhat. Ich erregte auf
dem. Rücken einer Katze durch Cantharidenlalbe ein
grofses Gelchwür, entblölste.dann einige Tage nachher;
als es fich mit einer Borke bedeckt batte, eine ziemlich ,
grolse Stelle defielven von Schorf und Eiter, und.appli»
cirte 6 Gran von dem awerikanilchen Gifte auf diefelbe,
‚Allein das Tbier erlitt dayon keine bemerkliche Ver=,
änderwog. Den andern Tag wurde eine grölsere Stelle
diefes Geichwürs entblöfst, und mit 6 Gran von jenem
= E \
sah
1) Siehe deusfches Archiv für die Phyhologie Bd, IT.
”
183
Gifte in Berührung gefetzt. Nach 18 Minuten fing die
Katze an zu zittern, nach 22 Minuten legte fie fich
nieder, fpäterhin vermogte hie weder zu ftehen, noch zu
gehen, die Herzfchläge und Athemzüge wurden immer
feltener, letztere zugleich mühlamer, der Körper welk
und kalt, und fe verhel in einen Zuftand, der immer
in Tod überzugehen drohte, aber, nachdem er einige
Stunden angehalten hatte, fich wieder verlor; fo ‚lafg
fie nach Ablauf von 4% Stunden wieder wankend im
Zimrher herum lief, und den andern Tag nichts krank-
häftes an fich wahrnehmen liefs. Nach g Tagen, in
welcher Zeit fie völlig gefand und munter war, machte
ieh ihr eine, der entblöfsten eiternden Stelle ‚gleich
grofse Wunde in den Nacken, und brachte ihr 6 Gran
von dem amerikanifchen Gifte in diefelbe. Schon nach
7 Minuten zitterte fe, nach g Minuten legte fie fich
nieder, und nach rı Minuten hörte fig auf zu athmen.
Aus diefen Verfuchen glaube ich folgern zu dürfen,
dafs die eiternden Flächen auch in Anfehung ihres Ver-
haltens gegen das amerikanifche Gift mit den Schleim-
häuten des Darmkanals übereinftimmen.
6. 10. Die äufsere Haut und die Stellen derfel-
ben, an denen fie in die Schleimhäute übergeht, find, fo
kunge fie nicht verletzt werden, wenig oder gar nicht
fähig, den Ichädlichen Einflufs des amerikanilchen Giftes
über den Körper zu verbreiten, denn Heriffant erzählt,
. dafs eine grofse Menge des, in Walfer aufgelöften Ticu-
mas ich durch Zufah über feine Bruft und Arme ergof-
. fen habe, und dals ibn diefes nicht den geringften
Nachtheil gebracht hätte. erde fagt, die Indianer
drückten die Rinden und Worzein,/aus denen fie das
Woorora-Gift kochen, mit bldsen Händen ahne allen
Nachtheil aus, und man könne die Auflöfu
Giftes in Waller auf die unverletzts Haut brin
N 2
ng diefes
gen, und
darauf trocknen. laffen, ohne davon Nachtheil zu EN
den, und ‘Fontana konnte keine Veränderungen i in den
Meerfchweinchen- und Kaninchen wahrnehmen, denen.
er das Ticunas- wiederholt ins Auge brachte. Eben fo
wenig erlitten eine Katze, ein Kaninchen und eine Dohle,.-
an. deren Bindehaut des Auges wir wiederholt amerika«_
nifches Gift applicirten, hievon irgend eine bemerkliche,
Störung.
" Dagegen aber bemerkt Her iffant, fechs sünge Hand,
denen ‚er die Haare auf dem Rücken glatt abgefchoren,
und nachher in .diefe Stelle der Haut Ticunas ein-
gerieben habe, feyen 3 Minuten darauf geftorben, und,
Bankroft ‚behauptet, das Woorora errege, an folche-
Stellen der Haut gebracht, die zart und empfindlich,
find, Entzündung. _Hiezu Kommt nun, dafs manche.
Gifte. unter gewillen Geftalten, z.B. Blaufäure als Oel
der bittern Mandeln, oder der T'raubenkirfche, oder -
des Kirfchlorbe®rs an die unverletzte Haut gebracht,
wie Gifte wirken. Diefes beftimmte mich,. einen ent-.
fcheidenden Verfuch anzultelleo, . .Zü diefem Ende liefs;
ich einem Seidenhalen alle Haare der Haut des Rücken. R
und Bauches ausrupfen , was bekanntlich leicht, ohne
„eine Verletzung; gefchehen kann, «und rieb‘ ihm acht
Tage nachher. ı2 Gran des wällerigen Extractes von!
dein amerikanifchen . Gift, das ich in Waller aufgelöff
hatte, und 2 Stunden nachher ein Gemifch son:r2 Gram:
des Extractes von. dem amerikanifcher Gifte, und 401
Gran Schweinfett ein: allein. das. ‘Tbier erlitt hievon,
nicht eine Spur, von Befchwerdev; ich eben fo wenig,:
ungeachtet meine Hände dirrck das Einreiben ganz von
Gift befehmutzt waren. ‚Ich vermuthe daher, | das He.
riflant die Haut der Aunds;, mit denen er feine Verfuche:
.angeftellt,, beim Abfcheeren der Haare verletzt habe. ‚;
Von der verletzten Haut aus äufsern die amerika-
" nilchen Gifte ihre volle Wirkung auf den thierifchen
en 185
Körper. Denn Fontana 'tödtete Kaninchen, Hähner und
Tauben dadurch, dafs er das Ticunas auf ihre Haut
brachte, nachdem er fie blutig g gelchabt hatte, und Bar-
kroft erzählt von einem BAHR welcher Ach mit einem,
durch Woorora vergifteten Pfeil fo den Zeigefinger ver-
„dals kein Blut heraus drang, fein Arm und die
\ Iymphatifchen Drüfen feyen bald'nachker angelchwollen,
und heftiges Fieber eingetreten. Allein nach 12 Stun-
‚minderter fich diele Zufälle, und den andern Tag
"waren he völlig verfchwunden. Diefe Beobachtung ife
in Ablicht auf die Anfchwellung von den Iymphatifchen
Drüfen fehr wichtig; ‚denn in vielen Verfuchen, welche
ich‘ mit verfchiednen Giften anftellte, konnte ich nie
: eine Änfchwellung diefer Drüfen wahrnehmen , eben fo
wenig fand ich dieles Symptom in den Verfuchen und
Beobachtungen von andern aufgezählt. Eine Dohle,
welcher Eınmer a Gran des amerikanifchen Giftes auf
je abgefchorene Haut ihres Schenkels brachte, Ttarb in
12 As
$ rı. Die feröfen Häute fi ee vermöge ihrer Äus-
reitung über gefäfsreiche, Theile und ihrer grofsen
urchgänglichkeit vor vielen andern Theilen des thie-
‚ Tifchen Körpers fehr geeignet, den fchädlichen Einflufs,
welchen die Gifte auf das Leben äufsern, fortzuleiten.
- blofs HerifJant erwähnt einen Verluch, ‘welcher
er gehört. Eine Katze, welcher er £ Quent. Ticu-.
5 in die- Höhle des Bauchfells brachte, ftarb nach
2 Stunde water heftigen Convulfionen. Daher ftellte
ch folgenden Verfuch an: Ich öffnete einer alten Katze
dr Bauchhöhle, und brachte ihr 3 Gran von dem ame-
sanifchen Gift fo. vorlichtig in die Bauchhöhle, dafs es
Wunde derfelben nicht berührte,: und hinderte
1/20
. zum Tode des Thieres, welcher innerhalb
30 Minuten erfolgte,
136 —
‚$. 12, An Rn Muskeln gebracht, foll das Ticu-
nas nach Fontana ehertödten, als von der verwundeten
Haut aus, weil mehrere von den Thieren , ‚denen er
die Haut mit giftigen Pfeilen verletzte, am Leben blieben,
keines aber, dem er damit die Muskelh verletzte,
Weder Heriffant, noch Bankroft und Brodie haben
die Wirkung amerikanifcher Gifte gegen die Muskeln le-
bender Thiere unterfucht: daherbeftrich ich die entblöfs-
ten Schenkelmuskeln einer Meife mit etwas wenigem von
dem amerikanifchen Gifte, mit welchem ich kurz vor-
her eine Katze getödtet hatte: ungeachtet nur etwa Ztel
Gran des Giftes an den Muskeln hängen blieb, fo ftarb
doch das Thier innerhalb 2 Minuten. Eine Katze,
welcher Zmner 2 Gran auf den entblöfsten grolsen Ge-
fäfsmuskel applicirte, ftarb nach ı5 Minuten unter
Convulfionen, und eine Dohle, deren Bruftmuskel ich
mit Baumwolle, die mit jenem Gift getränkt war, be-
legte, nach 2# Minuten.
$. 13. Dafs die amerikanifchen Gifte am fchnell-
{ten und in geringlter Menge tödten, wenn fie unmit-
telbar in das Blut, oder die Höhle von den Venen ge-
bracht werden,‘ erhellt aus mehrern “Verfuchen von’
Fontana: Mehrere Kaninchen und Hühner, denen er
in die Venen kleine Quantitäten von Ticunas mit Waf-
fer einfpritzte, ftarben falt augenblicklich nachher, und
ohne eine bemerkliche Veränderung ihres Blutes, oder
ihrer übrigen Theile wahrnehmen zu laffen: daher un-
terliels ich es auch, dasamerikanifche Gift in die Venen
lebender 'Thiere.zu infundiren,
$. 14. An denjenigen Organen, welche nur
wenig Blutgefäfse in ihrem Gewebe enthalten , äufserte
das Ticunas in’ den zahlreichen Verfuchen, welche
Fontand damit angeftellt hat, keine Spur feiner gifti-
gen Wirkung; namentlich nicht von dem verletzten,
‚oder unyverletzten: Hüftnerven,. von Sehnen. und Bän-
‚dern aus. Eben fo verhielt ich das von mir unter-
fuchte amerikanifche Gift. Denn Katzen und Kanin-
chen , denen: ich. eine beträchtliche Menge in Wunden
‘der Achillesfehne und des Hüftnerven ‚applieirte, liefsen
er ‚den Zufällen und Befchwerden wahrnehmen,
die es fonft erregt. Nur eine Katze ftarb, welcher
Emmer in die Einfchnitte der Achillesfehne amerikani-
fches ‚Gift eingebracht hatte, Stunde nachher; da fie
3 Stunden vorher von dem amerikanifchen Gifte,
welches ich ihr in diefelbe Wunde mit der grölsten Vor-
üicht gebracht hatte, durchaus keine Zufälle erlitten
hatte, fo vermuthe ich, dafs in den Verfuchen von
Ernmer das Gift mit den benachbarten Muskeln und
Gefäfsen in Berührung kam. Ich füge dielem nur noch
“die Bemerkung bei, dafs mich viele Verfuche von der
Wahrheit der Behauptungen von Condamine, Bankroft,
Herijjant, Fontana und Brodie überzeugt haben, dafs
das amerikanilche Gift von jeder blutenden Wunde aus
tödtet. °'
2.0.6 15. Nachdem ich im bisherigen dargethan habe,
von welchen-Theilen des tbierifchen Körpers aus, das
amerikanifche Gift tödtet, fo gehe ich zur Betrachtung‘
einiger Umftände über, ‚welche feinen. Einflufs, auf
denfelben abändern ‚können. BR 4
'=% + Da’ alle 'Gifte als folche nur in einer gewiffen
intität wirken, fo’ war ich begierig zu erfahren,
welche Veränderung die Thiere erlitten, denen eine
Zeitlang einegeringe Menge des Gifteszum Verfchlucken
beigebracht wird; zu dielem Ende gab ich einem von
2 ‚gleichen Kaninchen, alle Morgen # Gran des amer=
kanifehen Giftes: das Thier erlitt davon keine Verän-
derung feiner Munterkeit, feines ‚Apetits und feiner
Ausleerungen, aber der Kreislauf und das Athmen fohie-
Be. Bern
nen dadurch ‚etwas befchleuniget, zu werden; ud die
Wärmesretwäsi zudünehtnen. Den ıgten Tag. ‚wurde: |
beiden. Kaninchen'-eine' gänz gleich grolse Wunde an.
diefelbe Stellesdes ‚Rückens ‘gemacht, und in,jede ein
gleich ‚grofses; 6 "Gran fehweres Stück trockenes Gift
gebracht...-Das'erfte Kinihehen, welches: die Tage vore,
her kleine Gaben diefes Giftes verfchluckt ‚hatte ‚„‚erhtt
42 Minute nach feiner Application die erften Zufälle.
davon,, das. 2te fchon'nach 3 Minuten; das ‚erfte, hörte
nach ı0 Minuten auf zwathmen, das zweite ‚fehon nach
72; der Herzfchlag war bei diefem nach 9 Minuten
durch «das Gefühl nicht. mehr wahrzunehmen.
Diefer Verfuch beftätigt fomit die’alte Erfehrudail
dafs anhaltende Ensselgnans einer kleinen Quantität von.
Gift, die Empfindlichkeit gegen grölsere mindert.
$ 16 In Anfehung der Wirkung von den Giften‘
ift. die Unterfuchung, welche Abänderung diefe erlei-;
det,: wenn zugleich mit ihnen, oder vor und nach ih“
'nen andere Stoffe an den thierifchen Körper applicirt
werden, befonders wichtig. * Alles, was hierüber von,
dem amerikanifchen'Gifte theils durch uns, theils durch.
die fchon mehrmals genannten Männer erforfcht worden.
ift, reducirt fich auf Folgendes.
Ara
in are ö
1) Weder Zucker noch Kochfalz, vor, oder nach.
der. Application des amerikanifchen Giftes in Wunden
und in die Verdauungsorgane gebracht, fchützt den
thierifchen Körper gegen die nachtheiligen Wirkungen .
deffelben. Es ergiebt fich diefes.aus den Verfuchen; von
‚ Brocklesby, Heri/jant; und den Beobachtungen vom,
Bankroft, fogar aus den Verfuchen, welche Condar-
mine,.um das Gegentheil zu erweifen in Leiden anftellte.
Ich fand, dafs Fliegen, welche von einem Gemifch des
amerikanifchen Giftes mit Zucker und Waller leckten,
ännerhalb' 24 Stunden ftarben. m ‚ste
'2) Ungeachtet die mineralifchen Säuren nach den
. Beobachtungen von Fontana dem Ticunas feine giftigen
Eigenfchaften rauben, [o vermögen fie nicht den Körper
gegen den fchädlichen Einflufs deffelben zu fchützen,
wenn fie bald nach demfelben in die vergiftete Wunde
gebracht werden.
"Eben fo wenig vermögen diefes die Alkalien, der
Weingeift und der Effig nach Fontana, wenn man da-
mit gleich nach der Application des Ticunas in Wun-
den, diefe auswäfcht,
F 3) In den Verfuchen, welche Emmer anftellte,
war Zucker und Wein, eben fo‘ Naphta , welche er
den Thieren gleich nach dem amerikanifchen Gifte zum
_ verfchlucken gab, ohne’ Wirkung, fogar der Brech-
weinftein, wiewohl er baldiges Erbrechen hervorbrachte.
Eben fo ftarben die Thiere, denen er ılie Wunden bald
nach der Application des amerikanilchen Giftes mit
Bleielüig, oder Kampfergeift forgfältig auswulch.
ar
- 4) In den Verfuchen von Fontana, in welchen
er bald nach dem Ticunas die Säuren und die Alkalien
in die Wunde brachte, ftarben die Tbiere io ungewöhn-
lich felinell, dafs diefe Stoffe die Wirkung des Ticunas
: befchlewigt zu haben fchienen, Hiezu kommt noch,’
dafs manche Gifte, namentlich die Blaufäure, fchneller
tödter, wenn die'T heile, an welche fie gebracht werden,
' entzundet find, und dafs alle bekannte Pfeilgifte fcharfe
\ oder gewürzhafte Stoffe zu Beftandtheilen haben,
Diefes nun. beftimmte ‘mich, ‚das amerikanifche
Gift in Verbindung mit Pfeffer in Wunden zu appliei-
rn. Ich fand bei diefen Verfuchen, dafs dann jenes
1; Gift eine grölsere Wirkfamkeit, als für fich allein
‚ Aufsert. Es fcheint fomit alles, was einen Reizzuftand
‚ in'den Theilen hervorbringt, welcke mit dem Gifte in
Berührung treten, die Wirkung deflelben zu befördern,
"and ‚hierin und: in der «Ausbreitung über ‚eine/grofsey;
" belebte, mit’Blutbefpülte Fläche, mag der Grund liegen,
‚warum den Elüg.fchädlich\ilt, wenn'er:bei verfchluck-
ten.Gjftenangewandt wird >s fo. Jange fich diefe noch in,
dem Magen. vorfindeniss.d u. N arVE
N. 07. Ueberha pt ä ändert, der "Zuftand, io wel
chem fich der ganze örper, oder die Theile befinden,
an welche das Gift applicirt wird, die Wirkung Bauen |
bon auf den thierifchen fehr ab.
ı) Eine ftarke Blutung der Theile, an welche das
Gift applieirt wird, Schützt‘ asehrt felten gegen den nach- /
theiligen Einfluls deffelben ; ; Brodie bemerkt diefes. vom
w vorora, Heriffant vom Ticunas, und ich habe es
micht allein von dem amerikanilchen, fondern auch von
andern Giften beobachtet. Das Blut fcheint das Gift
yegzufpülen, überhaupt das Eindringen deffelben in die
belebten Theile, befonders in die Gefälse zu hemmen,
Hieraus lälst ich nun auch erklären, warum fich das
Ticunas in den Verfuchen von.Fontana unichädlich be-,
wies, wenner es in Wunden’von den Lappen und Käm+
men ter Hühner brachte. Eben fo, warum das ameri-
kanifche Gift nach nıeinen Beobachtungen weit lang-
kımer und fchwächer, als fonft wirkte, wenneszugleich
mit Kochlalz in Wunden gebracht ward; ‚denn fobald’
ich Kochfala in Wunden brachte, erfolgte eine (tarke
and‘ anhaltende Blutung, eine Erfcheinung, mit wel-
cher Thomfons *) Beobachtung, dafs das Kochfalz an.
die Schwimmhaut' von Frölchen gebracht, meiftens eine
verminderte Bewegung des Blutes in den kleinen Arte+
rien, Venen und Haargefäfsen, und eine ftarke Aus+
dehuung derfelben durch das Blut bewirkt, fehr gut-
3) Siehe deutfches Archiy für die Phykologie Bd. 1. S, 437.
übereinftimmt. Zu Folge einer Beobachtung von He-
rijlant fcheint fogar jeder Blutverluft die Wirkung die-
fes Giftes zu fchwächen, fofern von 6 Pferden, denen
‚er bald nach Application des Ticunas die Halsvene
öffnen liefs, 2 mit dem Leben davon kamen, aber
#2 Tage nachher, wo er ihnen nach Application des
Giftes die Ader nicht öffnete, dadurch getödtet wurden.
Ei 2) Auf das Leben einzelner Theile, an welche
® vor oder nach Unterbrechung der Lebensverrich-
tungen gebracht, wird, äufsert es keinen ‘merklich
nacht eiligen Einflufs. So fand ich, dafs fich das Herz
und die willkührlichen Muskeln, welche damit in Be-
rührung. geletzt wurden, eben fo lebhaft und' eben
fo lange auf Reizung zulammengezogen, als Herz und
Muskeln, welche mit in keine Berührung kamen.
4 3). Unterbindung des Saugaderftammes hindert
nach Brodie ") die Wirkung des Woorora nicht.
4) Wird der RückAufs des Blutes von dem Theile
Be an welchen dieamerikanifchen Gifte gebracht
0, fo erleidet: der Körper den nachtheiligen Ein-
„Aufs deffelben nicht, denn in den Verfuchen von Herif-
fant, Fontana und Brodie lieisen die Thiere, denen fie
e Glieder, an welche Tieunas und Woorora war ge-
racht worden, bald nachher unterbanden, oder ahıpu-
tirten, die Zufälle diefer Gifte nicht wahrnehmen. Zwar
ficherte die. Unterbindung der vergifteten Theile nicht
ar gegen die Wirkung des Ticunas in Fontana’s
' Herifjant’s Verfuchen, allein ich leite diefes mit
odie daher, dals in diefen Fällen die Unterbin-
ng entweder nicht bald, oder nicht felt genug
gemacht wurde, denn ein Kaninchen, dem ich die
d
—
'T) Siehe Reil’s Archiv für die Phyfiologie Bd. XI, $. 184
492 ==
Aorta defcendensunterband, und hachher eine heträcht®
liche Menge von dem amerikanifchen Gifte in den Un-
‘terfchenkel brachte, erlitt Kkeilie SEHEN von Den Zufällen’
dieles Giftes. ” ANAL
\ 5) Wird das Giftin „folche Theile des Körpers ge-
bracht, die blöfs durch die Schlag- und;Blutadern mit |
dem übrigen Körper in Verbindung fiehen, fo äufsert
es feine volle Wirkung, nur etwas langfam.. Es ergiebt
fich diefes unwiderfprechlich aus Verluchen, welche ic
in Verbindung mit einem meiner hoffnungsvollften
Schüler, dem Herrn Dr. Rapp an Fröfchen anftellte.
Wir durchfchnitten nämlich einem Frofche alle Theile |
des Schenkels bis auf die Stämme der Sehlag- und '
Blutadern, und brachten dann zwifchen Haut und Mus,
keln des Fufses und Unterfchenkels 2 Gran vom wälfen
rigen Exträcte des'amerikanifchen Giftes.; Eine Vier-
telftunde ‘nachher gab das 'Thier nur nach fchwache:
Zeichen des Lebens von lich, und diefes erlofch fehr
bald. Bei der Section, welche wir 5 Minuten nachher,
unternahmen, zogen fich die Muskeln, die das Gift.
‚ berührt hatte, fchwach auf Reizung zufammen , ‚eben
fo das Herz. h
6) Dagegen aber äufsert es feine giftige Wirkun;
auf den Körper nicht, wenn es mit folchen Theilen au
Berührung tritt, welche mit dem übrigen Körper blols
noch durch die Nerven in Verbindung {tehen. Es be-
ruht diefer Ausfpruch auf einigen Verfuchen, bei denen
mir ebenfalls Herr Dr. Rapp felır behülflich war, die
ich hier der Wichtigkeit des Gegenltandes wegen, wie
Hi
fie Herr Dr. Rapp aufgezeichnet hat, anführe. sr
An dem Oberfchenkel eines Frofches wurde alles,
aufser dieNervenltännme und der Knochen, durchfchnit-
ten, und die Gefälse wurden unterbunden. In eine Wunde
zwifchen Haut und Muskel am Unterfchenkel des ope-
rirten Fufses wurden .'3 Gran des wälsrigen Extractes
von Ticunas 3 Minuten vor. rt Uhr gebracht, ‚und die
ntblöfsten Nerven von Zeit zu Zeit durch einen Tropfen
Waffer Be hchier, damit fie nicht austrocknete».
“ 'ır 3 Uhr befand fich der Frofch noch ganz wohl].
Ohr gu. # Uhr noch‘ gänz gut, 20 Miraten vor 12
gut _
" Um ı2 Uhr war der operint- Fufs; für mechani-
e "Reize jenfeits der operirter Stelle noch fehr em-
indlich.
"Um ı Uhr ganz gut, - ‚Man fuhr for L die entblöls-
| ne von Zeit zw Zeit mit Waffer zu befeuchten.
13 Uhr, als -an die Zehen des operirten Fufses
mechanifch reizin erfolgte ftarke ‚Reaction, nicht allein.
en gereizen Fufse, fondera auch i in dem vordern.
The des Körpers.
"92 Uhr. Noch Einphindlichkeit in dem vergif.) :
ten. Pulse; denn fo wie. dieler etwas gedrückt wurde,
ewegte Er Thier lebhaft die Vorderfüfse , richtete
den Kopf auf, und fuchte davon zu gehen.
02% Uhr. Das Thiet fchien noch. nicht zu leiden,
| die Refpiration war regelmäfsig. -
Ki ‘3 3 Uhr ebenfo. 5 3 Uhr Bewegung und Em-
| indung im operirten Fufse hatte ganz‘ aufgehört;
ne fchien fich das Tbier wohl zu ‚befinden, die
| Refpiration war regelmäfsig.
“ a 6 ‚Uhr ebenfo. 10% Uhr Refpiration' regel-
ee
mäfsig; das Thier fchien noch nicht zu leiden.
6 3 Ulir Morgens, fchwache Refpiration; ' Auf
N Reize erfolgten aber Starke Muskelbewe-
gen.
..Um8 Ulır waren die Augen halb gelchloffen. 'Dje
Füfse waren unten hornartig ausgetrocknet, und fchr
zerbrechlich. ,
Z auf ro Uhr.‘ Die Refpiration hörte faft ganz
auf. Das ‘Auge war noch für ‘mechanifche‘ Reize em-
BREIT ‘Das Thier wurde nun todtgefchlagen.
Diefer Verfuch ift in fofern für den aufgeftellten
Satz eifheidend, als hier der Einwurf, den man mei“
ner Anfıch, über die Wirkungsart' der Gifte fchon viel- )
fältig gemacht hat, dafs die Nerven für lich, ohne den
Kreislauf unfähig feyen,, Reize zu leiten, ganz wegfällt.
Denn bei mehreren Verfuchen,, welche ich mit vielen
Giften auf die eben eiwyähnte Art’ anftellte, fand ich, .
dals die, ‚fo von dem »brigen Körper bis auf den
Nervenzufanimenhang völlig getrennten Glieder von
Frölchen 5 — 6 tind mehrere Stunden ihre Empfind-
Jichkeit gegen mechanifche, auch wgen andere Reize
faft ungefehwächt beibehielten, weni man anders die
Vorhcht beobachtete, dafs man die entbrfsten Nerven
durch öfteres Befeuchten mit Waller gegen. das Aus-
trocknen fchützte. Eine Erfcheinung, die an und für. |
fich von grolser Wichtigkeit ift, und zu der ich half #
die Belege‘ ausführlicher liefern werde, ?
7) Wenn. durch eine 'grölsere Menge von ‚dem
a akiichen Gifte die Refpiration ı unterbrochen wor+,
den ift; , fo vermag zwar das künftlich nachgeahmte
Atbmen den Kreislauf noch einige Zeit zu unterhalten,
auch fchwache Refpirationsverfuche zu veranlafien, allein
alle diefe Lebensäulserungen verlieren fich . meiftens:
{chnell, wenn man das Thier fich feibft wieder, über '
Lifst. Diefes ergiebt fich nicht allein aus mehreren Ver-
{uchen,.. welche ich zu diefem Ende anftellte, fondern
auch aus Brodie’s ') Verfuchen mit dem Woorera,
$. 18. Noch habe ich zu beftimmen, auf welche
Gelchöpfe das amerikanilche Gift nachtheilig’einflielst,
1 ug
ur
MS riet.
ı) A a 0.
| un 4195
] Aus den bisherigen Unterfuchungen eigiebt Sch hier:
| Der Folgendes:
ı) Es wirkt am nachtheiligften auf die Säugthiere
MN it Vögel, weniger-nachtheilig auf die Thiere aus den
ern Klaffen. Zwar behauptet HerifJant, das Ticunas
a: Reptilien, Fifche und Infekten nieät, wiewöhl he
ıweileh davon zu leiden fchienen. Allein nach Fon-
‚d. tödtet es Schildkröten und fröfche fchnell , und
dfchleichen fehr fpät. Veberdies habe ich in mei-
nen Verfächeh gefunden , «dafs das amerikanilche Gift
ebenfalls niedere Thieze tödtet. Eine Blindfchleiche,
der ich 36ran davon in eine Wunde brachte, ftarb
25 "Minuten nachher. Eine Wegfchnecke und Wolfs-
ntilchraupe, denen ich es in Wunden brachte, ftarben
24 ‘Stunden und fpäter, eben fo Fliegen, welche
o gefreilen hatten,
nr 4) Auch auf die Pflanzen fcheint das amerikanifche
t nachtheilig einzufliefsen, fofern Zweige und Blätter
n ‚ der, Euphorbia efula, dem Geranium molchatum
d. 'rofeum , welche ich in Waffer fetzte ‚ dem etwas
dielem Gifte beigemifcht war, bald welkten, während
e und Blätter von denfelben Pflanzen, welche ich
‘denfelben Umftänden in blolses Wafler fetzte,
Wehen, grün und frifch blieben.
de $ ‚19... Ueber die Erfcheinungen, welche das
anifche Gift in dem thierifchen Körper hervor-
bringt, ergiebt fich aus meinen Verfuchen Folgendes:
«Bald nach der Einwirkung des Giftes werden die
Thiere,traurig, träg und matt, der Herzfchlag eiwas
häufiger und härter, die Refpiration häußger und be-
fchwerlich, ‚und die Haut mit den. oberflächlichen Mus-
keln ziehet fich öfters und langfam zufammen, was fich
aber durch die Hand deutlich wahrnehmen lälst,
Zwü.dieler Art von Schauder gelellt Geh oft ein fchwäches
=
1
os
Zittern, ‚bisweilen fchwache Zuckungen, 'befonders der
Nordern Fülse. Es tritt dann bald ‚eine: immer mehr
zunehmende Schwäche der. willkührlichen Muskeln ein;
die Thiere wanken. und zittern bei dem, Gehen‘ und
Stehen, fenken den Kopf, ‚legen, fich niedler, „oder ‚fal-
len um; dabei wird derPuls häufiger und zugleich hart,
die Refpiration "srampfhaft,, felten und fehr ‘mühfam,
Die Thiere werden fo fchwach ‚und fo unfähig zu wille,
kührlichen Bewegungeı, ‚dafs fie beftändig auf dem Bo=
den mit ganz fchlaffem Körper da liegen, und‘ nicht ver-
mögen, den fie befchädigenden Eindrücken auszuwei«
chen, wjewohl fe fich hchtbar beinijhen, es zu thun.
Der Schauder verliert fich jetzt. sewöhnlich, aber -
bisweilen zeigen fich fchwache Zuckungen, befonders in,
den vordern Extremitäten; der Herzfchlag wird fchwä-
‘cher, das Atlımen feltener und fehr, mühlam: dabei.
hebt fich die Bruft kaum, hingegen der Kehlkopf’ftark, |
‚auch öffnet fich dabei früher oder fpäter das Maul, öfters,
erweitert und verengertüich dabei regelmäfsig die Pupille; '
der Körper fühlt fich kalt an, aber. die Emphndungs-
fähigkeit dauert fort, denn die Pupille verengert fich,
‚wenn Licht durch dielelbe fällt, die Augenlider bewe».
gen fich, wenn man den Finger dem Auge nähert, oder
diefes berührt, und das Thier bringt fchwache Töne,
lıervor, wenn man irgend einen feiner T'heile befchädi-
get. Bald darauf treten die Augen ftark aus ihren
Höhlen hervor, fie werden ftarr, die Pupille weit,‘
und jetzt hört die Relpiration ganz auf. Allein 2 oder‘
3 Minuten nachher fühlt man den Herzfehlag, und noch
fpäter ergielsen die grofsen Arterien füfliges venöfes |
Blut beim Anfchneiden, dann verengert fich die Pupille ,
wieder etwas. , Herz, Darmkanal und Muskeln bewe-
sen fich noch 20, 40 — 60 und mehrere Minuten,
nachdem die Relpiration aufgehört hat; das Blut in‘
den Adern gerinnt bei Kaninchen, Katzen u, f, w. erfe
nach
Te Ze Un Zr ae
u w 4197
nach’2, 3 ünd ehrern Stundens. ‚eben fo ftellt fick
erlt um 'diele Zeit die Todtenerftärfung. ein, aber die
Fäulnifs erft nach. VerAufs einiger Tage. Dagegen ift
die Nervenreizbarkeit meiftens fchon wenige Minuten
nach dem Aufhören der Lebensverrichtungen erlofchen,
7 Nie fahen wir es. ftarke Zuckungen veranlalfen ;
von den'Ausleerungen beförilerte es öfters die des Harnsz
nur einige'Vögel, denen es beigebracht worden, hd
chen: fich. ‚Die damit vergifteten Thhiere drücken zwar
Keinen Schmerz aus, allein da die Muskeln hiezu ur
fähig find, fo läfst fich nicht behaupten, dafs fie keinen
leiden. ' In den damit getödteten Thieren findet mar
keine Veränderung, aus: welcher man mit Sicherhei:
| auf diefe Todesart fghliefsen könnte. Meiftens, nament..
lich bei allen den Thieren, die nicht fchnell durch die-
| fes Gift getödtet worden, find die grölseren Venen, oft
auch die Höhlen des Herzens, mit dunklem Blute ange-
füllt, Leber und Lungen reich an Blut, in den letztern
oft viele braune Flecken, In den übrigen ‚Organen
konnte ich keine bemerkliche Veränderung wahrneh-
men, ungeachtet ich öfters das Gehirn, Rückenmark
| us f. w. forgfältig unterfucht habe),
1°. -Das Blut bleibt zwar in den Gefälsen längere Zeit
nach dem Tode flüfßg, allein nach Ablauf einiger Stun-
den gerinat es darin, und wenn man es aus den Ge-
fälsen herauslälst, und der Luft ausfetzt, fo erfolgt die
ee !
Bes Ich habe zwar bei den durch diefes und andere Gifte getödte-
-" ten Thieren bisweilen rothe Flecken im Darmkanal , und Auf
ee treibung der Gefälse von einzelnen Theilen ‚\wabrgenommen,
- allein da diefes nicht fonft der Fall war, fo zähle ich dıefe Er-
Ir „fe einungen um fo weniger zu den Zufällen desamerikanilcher
, der Blauläure u, f. w.. als die Störung der Refpiration,
’ che diefe Gifte veranlaffen, leicht jene Erfcheinungen her-
vorbringen kann, und lie bei künftlicher Unterhaltung der-
felben nicht Jeicht vorkommen, I
M. d, Archiv, IV. 2. 0
198
“ Zerinnung fchnell und ganz wiegewöhnlich, © In Wun-
‘den von kleinen Vögeln gebracht, äufserte es auf diefe
durchaus Keinen fchädlichen Einflufs, SE YEz
Die Zufälle, welche diefes Gift erregt, treten bei
kleinen Vögeln innerhalb einer Minute, bei Kaninchen ;
uni Katzen erft nach 3 — 10 und mehreren Minuten
ein; gewöhnlich tödter es in einigen Minuten, biswei-
len aber. auch erft in 20, 30 — 60 Minuten, ja erft
nach einigen Stunden, das Gift felbft verliert dabejinur
fehr ‘wenig an Gewicht, und wenig oder nichts von |
fäner Kraft, Wenn es nicht tödtet, fo.liegen die Thiere
“ ‚bsweilen ein und mehrere Stunden mit ganz fchlaffem,
kıltem Körper da, ‘und zeigen keine andere Bewegung,
as die mit dem Athmen verbundene, und wenn man
‚änzelne ihrer Theile, ohne ein sröfseres Gefäls zu
treffen, verletzt, fo ergiefsen diefe wenig oder kein
Blut; fie erholen fich in einigen Stunden völlig wieder.
Diefelben Erfcheinungen bringeri das Ticunas und |
Woorara im'thierifchen Körper hervor; zwar behaup-
ten Gondamine und Paıe, das Ticunas coagulire fchnell
das: Blut ‘der damit vergifteten Thiere, allein Heriffanz,
Fontana und Bankroft fanden das Blut immer Hüfig:
Nach Heriffant foll das Blut der untern Hohlvene von
‚den damit getödteten Thieren für andere, in derem
Wunden er:es brachte, fchädlich, und die Herzhöhlen
ftark. zufammengezogen feyn, allein weder Fontana
noch Bankroft erwähnen hievon etwas. Endlich foll
nach Herillant und Bankroft das Ticunas und Woorara,
die Thiere empfnılungslos machen, allein fie verwech-
feln hiemit die Unfähigkeit der Thiere, gegen (die, he
befchädigenden Einwirkungen zu reagiren.
T Die grölste Wirkfamkeit, welche Heriffunt und
Bankroft vom Ticunas und Woorara beobachtet, rührt,
wie fchon bemerkt wurde, daher, dals fie. Vera
Gift zu ihren Verluchen benutzten,
“20. ‚Aus den über das amerikanifche Gift mit-
getheilten Beobachtungen ergeben fich aufser den Reful-
täten, welche fchon $. 5- "über (die cbemifche Biber
Ba erwähnt worden, noch folgende;
1) Es fliefst auf alle’Klaffen von Thieren, Telbft-
auf die Pflanzen nachtheilig-ein ‚. aber auf die warmblü-
upen weit nachtheiliger, als’auf die kaltblütigen, '
'2) Es tödtet von allen Theilen des thierifchen
‚Körpers aus, welche entweder viele Blutgefäfse enthal-
"ten, oder gefäfsreiche Theile als dünne Häute bedecken.’
Es tödtet von blutenden Wunden’ und von den Luft-
wegen aus fchneller, als von dem Darmikanal und
Bauchfell. EROBERN
ua An die Nerven, an die änfsern unverletzten
Bine, und an fibrofe Organe gebracht, äufsert es kei-
‚nen nachtheiligen Einflufs auf den übrigen Körper.
4) Wiewohl es Materien'.giebt, welche mit ihm
gemifcht: feine giftigen Eigenfchaften zerliören, fo fehlen
toch noch Gegengifte gegen daffelbe,
5) Die verfchiedenen Arten von 'amerikanifchen,
‚Giften kommen in Hinficht auf ihre chemifchen und phy-
fiichen Eigenfchaften und in Abficht auf die Erfcheinun-
gen, welche, fe im thierifchen Körper hervorbringen,
fo mit einander überein, dals fie als Abarten ein und
deffelben Giftes zu betrachten find,
6) Die amerikanifchen Gifte unterfcheiden fich
dadurch von den ahatifchen, dafs fie fehr bald die will-
kü lichen Muskeln läbmen, und weder fo häufige und
Starke Convulfionen und Krämpfe, wie das Upas tieute,
noch Lähmung. des Herzens und Ausleerungen wie das
Ben: Antiar- veranlaffen. -
ER Es fliefst mehr auf das Gefammtleben, als das
ei liche einzelner Organe nachtheilig ein.
O2
200
..8). Die Nerven fiad unter Umftänden, wo fie ihre
Wirkfan keit, beibehalten , Empfin.lung und willkühr-,
liehe Bewegung, vermitteln, ‚unfähig den fchädlichen -
Einfufs diefes Giites, felbfr, wenn es an ihre periphe-,
rifche, Ausbreitung gebracht wird, über den NORE:
auszubreiten, 3 "ı
9): Damit es deinen ale EinAufs, auf den
ganzen. Körper äulsert, ilt es aothwendig, .dals, das. Blut.
von dem..Theile,, an welchen ‚es.gebracht worden ilt,.
von diefen aus in,den übrigen, Körper zurückltröme.
ro) Nach allem diefem: fcheint das Henrik an fehag
Gift durch’ die Wanclungen der: Venen'in) das"Blut über-.
zugehen, und'mit Hülfe des 'Kreislaufs, das Rücken-: ,
mark fo zu’'afficiren, dafs die ‘erwähnten Zufälle ent-
ftehen. Zwar nimmt Brodie an, dafs das unmittelbar.
in das Blut ‚übergegangene"Wäorara dadurch tödte,
dafs es auf das Gehirn einwirkt, und die Verrichtun-
gen deifelben aufhebt: allein das amerikänifche Gift er-
zeugt Keine Betäubung und Empfindungslofigkeit, und
bekanntlich hängt'die Relpiration, welche diefes Gift fo
fehr ftört, nächte von dem ‚Gebirn, fondera von’ dem
Rückenmark ab. ' 3
$. 2L. Da diefe Anficht über die Ve
des amerikanifchen und anderer Gifte, die Fähigkeit,
der Venen „. Stoffe aufzunehmen , und Durchdringbar-
keit der belebten: thierifchen Organe: für gewichtige
Theile vorausfet2t, To fey es mir hier erlaubt, die Er-
feheinungen anzuführen, von denen ich glaube, dafs fe
uns berechtigen, jene Eigenfchaften den. belebten ‚Their
len des thierifchen Körpers zuzuichreiben de
ia ar
2) Wahrfcheinlich werden wir bald eine ausführlichere Unter-
fuchung über dirfen Gegenftänd erhalten, weil die medieinir \
Sche Faculdk zu Tübingen [chon zum zweiten Male einen '
u 201
- 5 .. L T
Vor allem 'kömmt: hier in Betracht, dafs die mei-
“Sten weichen Theile des thierifeben Körpers nach dem
"Tode für gewilfe gewichtige Stoffe durchgänglich find,
"befonders der Zellftoff und che feineren Gelälse.. So
. durchdringt das Waller, ‘die Galle, der Weingeift und
Sauerftoff die thierifehen Häute, eben [o nach Wolla-
fton’s Verfuche Salz mit Hülfe des Galvanismus. Das
‚Oel dringt in die Subftanz der getrockneten weichen
"Theile ein, und die feinere, Injeetionsmafle geht leicht
"aus den Gefäfsen in das 'Gewebe der Theileüber. Be-
‚merkenswerth ilt hiebei, dafs diefes Durchuringen und
"Burchfehwitzen mit einer gewilfen: Auswahl erfolgt.
"Denn fo z, B. laffen die Häute die Euft-als folche nicht
“durch, während fie das Waffer nicht ‚halten. können,
“und währen: der Blutkuchen,'den man in: befeuchtete
Bäute einfchliefst, fich eben. fo. wie in der freien. Luft
"röthet. Aehnliche Erfcheinungen bieten die thierifchen
"Säfte dar, fofern Ach z. B; nach Priefiley’s Beobachtun-
gen’ der Blutkuchen unter Serum, Eiweils und: Milch
ngleich fchneller,, als unter Waffer durch. die Luft
‚röthet, T ey his
Mr £ Dieß Erfcheinungen berechtigen uns zwar. nicht,
"den Theilen des thierilchen Körpers. während des Le-
Km
—— u
e
"Preis anf ihn gefetzt hat. Noch melir verfpreche: ich mir
' 7 in diefer Hinficht'von einem der-genanelten, gefchickteften und
fIcharfinnigften -phyliologifchen Experimentatoren, dem treff-
djchen Magendie, und ich. rechne es mir zum Verdienfte an,
ihn. aus Gelegenheit, feiner bekannten Verfuche (über die: Ver-
er ging von Hunden, denen er das Upas tieute in eine Wunde
des Schenkels gebracht hat, welche mit dem übrigen Körper
“ _bloßs noch durch den Blutftrom in Verbindung [tand, und die
; lr heh (weil die Venen nieht mit: freien Mündungen entlprin-
N gen » Sondern, blofse Fortferzungen der Arterien find, ) nicht zu
"erklären wufste), auf diefen Gegenftand aufmerklam:gemach:
"zu haben,
Bat
bens Durchdringlichkeit für gewichtige Stoffe” zuzu-
fchreiben,, auch finden Ge im Gelundheitszultande gar
nicht, oder in’keinem auffallenden Grade Statt, allein
fie beweilen doch, dafs die ‚Bedingungen dazu vorhan-
den find. Auf jeden Fall aber, fprechen folgende Br-
Tcheinungen für diele Eigenfchaften.
"AR Monro*) extrahirte aus den Muskela’von den
Schenkeln 'zweyer Fröfche, auf deffen Haut er ı#
Stundenlang vorher Kampfer geltreut hatte, den Kam-
Br mit ‚Hülfe von EAN nach ‚Entlefnung ank
auts
"In den Verfuchm. von Pearfon Han der Arm eines
Negers, den er einige Zeit hindurch in dephlogiftifirte
Salzfäure legte, eine weifse Farbe an, Zwar war die-
des Bleichen des Mohrenarms von keiner langen Dauer,
allein 'es erfolgte doch in den wiederholten Verfuchen,
welche Pearjor anftellte; jedesmal auf das Eintauchen
des Arms in jene Säure, und läfst fch, wohl auf keine
andere Weile; als durch ein Eindringen derfelben in die
unter dem Oberhäutchen liegende Schichten der äufsern
Haut erklären.
‘Nach den Beobachtungen von ‘Chauflier fterben
. Thiere , die man bis;an den Kopf in gefchwefeltes Waf-
Terftoff erh oder denen man diefe Luft in den Darm-
kanal oder in die Lungen bringt, in kurzer Zeit, und -
die einzelnen Theile derfelben offenbaren den Schwefel-
wafferftoff nicht blofs durch’den Geruch, fondern auch
dadurch, dafs fie das Blei und Silber fohwärzen. '
-v. Hieher gehören auch die Beobachtungen von Hum-
'boldt ?)), dals die lebhaft reagirenden Muskeln von kalt-
3) Attempt to determine by experiments how far fome ‚of the
) mo[t . powerful‘ ‘Medecines affect Animals. Siehe ‚Elfays
-and.obferv. phyfical and literary. Edinburgh. Th, Ill. S, 342.
2) Ueber gereizte Muskel- und Nervenfaler, 2. Bd, S. 322.
und warmblütigen Thieren Gch.i in Kohlenfäure fchwärz-
ten, hingegen in 'Sauerltoffluft Ach’ wieder-röthetem:
Auch die Beobachtungen Majeagni’s,''dals ein mit
Blut angefülltes Gefäls: eines Tebenden Thieres, welches
er an 2 Stellen unterhand, "nach einiger Zeit feine Span+
nung verlor und, zulammen Tank, fcheint auf ein Durch-
Schwitzen durch feine Wandüng hinzuweilen. " Ferner
das öftere Durchfchwitzen -des Eiters durch’ die Habt,
ftelle, unter der er fich’ änfarmmelr, äys
ur Ich felbft ‚habe einige Beobachtungen ängenett,
welche fich wohl nicht anders erklären laffen, als aus
einer. folchen Durchdringbarkeit der belebten thierifchen
Theile für gewichtige Materien; es find folgende:
Ich brachte das Oel von den bittern Mandeln und
von dem. Prunus padus Kaninchen an die unvsrletzte
Konc ihres Rückens. Gegen: die Weile der meilten
übrigen Gifte, erregten diefe. Oelarten, von. der Ober-
haut aus alle die Zufälle, welche die Blaufäure hervor-
bringt; noch ehe das Leben diefer Thiere völlig er-
ofchen war, entfernte ich die Haut, an'welche ich. das ‘
ift. gebracht hatte; und unterfuchte die unter derfel-
liegenden Müsköin. Hier fand ich ntın, dafs fogar
ie tiefften Schichten derfelben ‚ welche unmittelbar auf
en Knochen auflagen, und noch längere Zeit hindurch
ich lebhaft auf angebrachte Reize zufämmenzogen, eben
fo ftark, wie jene Oelarten nach Blaufäure rochen, und
jelen Geruch bis zur Fäulnils hin behielten.
“Ein. junger Fuchs, dem ich eine (ehr gefättigte
Auflölung, von Bleizucker in den Magen brachte, wurde
fosleich tödtlich davon angegriffen. Noch ehe das
Leben. gänzlich erlofchen war, fand. ich, bei Unter-
fuchung der Unterleibseingeweide die Magenbäute, und
Jie, ie berührende Fläche der Leber fo von Bleizucker
durchlrungen, dals he an mehreren Stellen eine weils-
liche Farbe zeigten, und durch’den ‚van fie hingeleite
ten Strom der Schwefel: Leberluft geichwärzt wurden.
Ungeachtet das Bauchfell für fich unempfindlich,
und der Nerven beraubt ift, fo erregen doch manche
Stoffe falt in‘demfelben Augenblick, in. welchem: fie
daffelbe berühren, heftige Schmerzen. x In vielen Ver+
fuchen fand ich,‘ dafs Kaninchen, Katzen und) andere
Thiere, lelbft' wenn fe bei dem Oeffnen der Bauch- I
‘höhle keinen Schmerz ausılrückten, 'fogleich, ‘wie Galle
mit ihrem Bauchfell in Berühnung trat; heftig fchrieen,
Jehr unruhig und fchwach, ‚ befon.lers an den. hintern
Gliedmaafsen wurden. ‚Da nun aus Bichats-Verfüchen
und andern Erfcheinungen erhellt, dafs den Nerven die,
ihnen von einigen Phyliologen beigelegte ‚Atmofphären-
wirkung “fehlt. fo läfst fich diefe Ericheinung wohl
nicht anders, ‘als aus einer unmittelbaren Einwirkung
“der Galle anf die, an der äufsern Fläche des Bauchfells
liegenden Nerven, 'erklären. Hieher ‚gehört auch die
von mir gemachte Beobachtung, dafs u Unterbindung
der Pforiader ‘ein Ausfchwitzen von Blut in die Höhle.
vom gröfsern Theile des Darmkanals veranlalst?),
x Wenn nun diele Erfcheinungen darauf hinweilen,
dafs während des Lebens verfehieidene Häute, der Zell-
Stoff und die Muskeln gewille gewichtige Materien in
ihre Subftanz und durch. diefelbe dringen lallen, fo
fcheinen mir folgende Beobachtungen auszulagen, dafs
die Blutgefälse, namentlich die Bihtadern gewichtige
Stoffe in fich aufnehmen.
. Goodiwyn und andere Aerzte fahen, dafs fich die
kleinern Venen lebender Thiere an der Luft rötheten,
Ehen diefes habe ich öfters, befonders an den Venen des
Darmkanals, welche. der ‘Luft ausgeletzt wurden, -
beobachtet,
. D) Räls-Archiv für Phyfiologie Bd. 12. 8.255
—
"Auch der Chylus in (len gröfsern Milchgefäfsen
nd dem Saugaderftamme. von Thieren ‚bei denen die
Bewegung diefer Säfte und aller Muskeln noeh lebhaft
vor fich geht, röthet fich öfters, wenn diefe Geile
der Einwirkung (der Luft ausgefetzt werden, |
Die Verfuche von Home: letzen 'es aufser allen
Zweifel, dafs der Färbeftoff 'der, Rhabarber aus’ dem
"Darmkanal lebender: Fhiere ohne Beihülfe der einfau-
‚genden Gefälse unmittelbar in das Blut der Venen über-
‚geht. Denn er entdeckte dielen Färbeftoff in dem Blute
von Thieren, denen er den Saugader (tamm unterbun-
„den hatte, und deren Lymphe keine Spur davon wahr,
nehmen liels. \
Das Athmungsgefchäft, eben fo die Ernährung
der ungebornen Jungen, von.den erften 3. Abtheilun-
„gen der Thiere läfst eh ohne eine Aufnahme von ge!
"wichtigen Stolfen in das Blut der-Venen nicht wohl
‚erklären. Was das Athmen anbetrifft, fo erweifen die
Verfuche‘ mit künftlichen Luftarten einen unmittels
baren Webertritt derfelben ‘in, das Blut, und nach
den Zufanmenftellungen mehrerer Beohachtungen über
das Athmen 'von Treviranus und: Na/jfe wird.es: hof-
fentlich Niemand mehr bezweifeln, dafs bei dem: 'ge-
wöhnlichen Athmen Sauerftoff-aus der AEROREIREN IM
Luft io das Blut des Lungenfyfteras übertritt.
Da bis jetzt die einlaugenden Gefäfse weder.in
| dem Chorion noch in dem Mutterkuchen und dem: Dot:
E
|
terfuck von ‚den höhern Thieren erwielen find, fo ift
man genöthigt, auch den Gefäfsen diefer Organe Auf
nahme des Nalırungsftoffes, als eine ihrer Verrichtuns
gen beizulegen, Denn wenn fich auch der Dottergang
bei den Vögeln wirklich fchon bei der erften Bildung
erzeugte, und wenn, was. ich: äber beftimmt ‚läugne,
den Keptilien ein Dottergang zukäme, fo könnte die-
fer und der Darmkanal die Ernährung des Fötus in den
Me een
erften - Lebensperioden: ihre! vrvollkoinmenen BRdungp
wegen nicht wohl vermitteln. |
Zu: allem diefem kömmt endlich BR fe wir.
uns ‚weder die Ernährung, noch die Abfonderungen h
ohne ein Durchfchwitzen’von dem Blute und der Theile;
welcheves zufamwenfetzen,, 'erklären können. »i {
' Ich. glaube daher, 'dafs allen weichern Theilen’des“
thierifchen Körpers während des Lebens“die Fähigkeit ;
zukomme; 'gewilfe "Stoffe unmittelbar in ihr (Gewebe |
aufzunehinen , "und durch daffelbe ‚hindurch. vgehen ar
laffen, rc
Die Beobachtungen, mit dei Pinpich und Auidere :
zu erweifen fuchten, dafs die Venen keine gewichtigen
Stoffe in ihre Gefäßse aufnehmen, 'fagen blofsaus, dafs
ihnen eine, «len ]yinphatifchem' Gefälsen zukommende |
Einfaugung fehle. Namentlich fcheiat mir aus diefen‘
Verfuchen und andern Erfcheinungen zu folgen; 7) das
die Venen nicht nur kleine Mengen von Stoffen; '2) mit |
Hülfe der Anziehung des Blutes, welches fie enthalten;
3) vorzüglich dann deutlich in fich aufnehmen, wenn }
„jene eine 'gröfse Fläche‘ von ihnen berühren; 4) und
dafs diefe Aufnahme, wo nicht immer, doch meiltensy
nicht, wie.die Einfaugung,, mit. Alfimilation verbunden
ift. . Uebrigens darf man: dieles Eindringen von gewich-
tigen Stoffen in das Gewebe von den belebten Theilen,
und die.eben erwähnte Aufnahme von gewichtigen Ma-
terien;. durch die Venen fchon deswegen nicht als einen ‘
mechanilch chemifchen ‚Procefs betrachten, als die,
allen belebten ‚weichen ‘Theilen zukommende ausdeh-,
nende und zulammenziehende Bewegung den Grad der
Dichtigkeit und Porofität des thierifchen Gewebes be=
dingt, z. B. in der Entzündung. die Permeabilität def-
felben auch für nicht einheimifche Materien mit der tur+
gesciren:len Bewegung zunimmt. Auch ift es nicht
»nwahrlicheinlich, dafs die, dem thierifchen Theile im
u er
|
‚Leben ‘inwohnende Kraft hier Auf eine ähnliche Weife
‚wirkfam ift, wie der 'galvanifehe Strom bei der electri-
eben Durchführung von Stoffen durch andere Aue ee
"und Ausicheidang aus ‚denfelben. ;
F ; $. a2. Von Seiten der Durchdringbarkeit der
Ionen Theile für gewichtige Stoffe fcheint mir zu
| e der erwähnten und andern Erfcheinungen, der
Fr bt, dafs die Gifte durch die Wandungen der Ve-
nen in das Blut derfelben übergehen, Kein Hindernifs
Statt zu finden. Es fragt fich nur, ob fich diefe An-
fieht noch näher erweilen läfst. Da nämlich nach den
| Verfuchen von Magendie, ' Delille, Brodie und denen,
die ich angeftellt habe, die Wirkung der verfchiedenen
| Upas- und Strychnosarten, die Blaufäure, das ameri-
| kanifche und andere Gifte, blofs durch das, von den
vergifteten Theilen zurückfliefsende Blut bedingt wird,
do fragt es’fich hier blofs, ob in diefen Verfuchen wirk-
lich ein unmittelbarer Uebergang diefer Gifte in die
Blutrnaffe Statt fand; oder’nicht?
"Es laffen fich diefe Verfuche auf mehrere Weifen ö
b he a
rn) Es könnten nämlich die Nerven, welche diefe
| Hah begleiten, die Leiter der fchädlichen Wirkung
| En Gifte feyn, fofern die Gefäfsnerven mehr dem
glienfyftem angehören, welches der eigentlich orga-
nifchen Verrichtung vorfteht. Allein diefe Erklärungs-
Fr in den Verfuchen von Magendie und Delille, in
elchen das Upas- Tieute von dem Schenkel eines Hun-
‘ aus, welcher mit dem übrigen Körper blofs noch
ch den Blutftrom mit Hülfe zweier, in die Schen=
kelarterie und Vene gebrachten Röhren in Verbindung
ıd, tödtete, ganz weg. Ueber dieles machen die
er ıche, welche ich mit der Blaufäure und den Krähen-
augen angeltellt habe, es wahrfcheinlich, dafs die Gan-
|
808 era | A
giennerven eben foswwenig, wie die tbrigen Nervef
geeignet find, den fehädlichen 'Einflufs der’ Gifte: öl
den‘ Theilen aus, an welche fie gebracht werden & über
den Körper zu verbreiten. Die Kaninchen, denen ich
nach Unterbindung der Pfortader eine fehr grofse Menge
von Blauläure, o«ler von einem gefättigten Aufgufs, der
Krähenaugen in den Darmkanal brachte, zeigten keine
Spur yon den Zufä len, welche diefe Gifte, gewöhnlich.
weranlaffen: he ftarben innerhalb ‚einer Stunde u ter
den Erfoheinungen, "welche, die, Unterbindung ie eler
‚Vene hervorbringt, \ 5 Re ö
2) Könnte der Blutftrom a fchädlichen. Eiofufs
diefer Gifte auf eine ähnliche Weile fortpflanzen, wie die
Nerven ‘die Eindrücke der auf. fie-einwirkenden Mate=
rie, oder durchieine Veränderung ‚welche fie mit,; öder
ohne Beihülfe der Nerven. durch einen eigenen Krank-
heitsprocefs erlitten, durch, Erzeugung einer.den Con- ,
tagien ähnlichen Schärfe. Ich wer.le diefe Annficht, die
ich fcehon in einem früheren Auffatze über Gifte ar-'
wähnte !), hier deswegen näher, berückfichtigen‘, weil
vor kurzem Herr Dr. Hardegg 2) fie zu bekräftigen
fuchte, und felbft mein verehrungswürdiger Freund, der-
verchienftvolle Herr Prof, von Autenrieth 3) ihr zu hul-
digen fcheint. Ein Haupteinwurf gegen diefelbe ‚fcheint,
mir’ der zu feyn, dafs für eine folche Leitung der {chäd-
‚lichen äufsern Einflüffe durch das Blut keine Erfchei-
‚nung fpricht, vielmehr in allen den Fällen, in welchen .
der Kreislauf die Einwirkung fremdartiger Materien
auf den Körper vermittelt, ein wirklicher Vebertrite
=— } A
| VW
7) ‚Siehe Tübinger Blütter 2. BA. 1. Stück.
3) Diff, praef, Autenriech, de vario arfenici in BE
effeeta. Tubingae 1817.
*;3) Siehe Tübinger Blätter Bd. Il. Heft 1. S. 83.
- UN 209
derfelben in die Blutmaffe Statt findet.; Auch begreift
man \ bei einer folchen Annahme nicht, warum die Blut-
mafle durch Vereine. ‚gewöhnlich keine andere, als
die, Veränderung, erleicet, welche fich von der, .damit
verbundenen Störung des Athmeus erklären läfst;
warum lie ‚Gifte ihren Tchädlichen Einfluls nicht von
folchen Theilen : aus äufsern, deren Venen unterbunden
werden, Tofern in diefe das Blut frei einftrönt, und
Verrichtung, der Nerven "noch einige. Zeit hindurch
an? Auch it s "unwaßrfcheinlich , dafs ein fol-
‚cher | Krankheitsprocefs noch in einem Gliede Statt An-
* das entweder. von dem übrigen ‚Körper bis au)
feine Arterjen und Venenftämine getrennt ift, oder blofs
K% h zwei, in die’ Hauptarterie und Vene gebrachte,
Röhren mit dem übrigen Körper in Verbindung [teht, be-
| Pe da die Nerven, welche hier dje Vermittler der
fpecifiichen Wirkung von den Giften feyn follen, für
=) wenn die Gifte unmittelbar an fie gebracht wer-
z Fr unempfänglich find. Herr Dr.‘ Hardegg
ft Geh zwar auf die analögen Wirkungen’von den
semtithsbewegungen und Contagien, allein ich glaube
‚ dafs hieddurch jene Anfıcht irgend eine Stütze er"
hal." Denn («ie Veränderungen, welche (ie, allerdings:
ihren Wirkungen mit den Gifteh einigermalsen übers
ftimmenden Gemüthsbewegungen in den Säften her+
| vorbringen,. 2. B. der Zorn in der Milch und dem Spei-
, feheinen von einer urfprünglichen Affection (ler
« Centraltheile des Nervenfyltems durch die Gemüthsbe-
ngen in jenen Säften erregt zu werden; fie find
Ka allein, zufolve der euer er-
rähnten Anlicht wäre die angenommene Veränderung
er Säftemalle vielmehr Krankheitsurfache, jwenigltens
eben fo wohl dieles als Krankheitsproduet.
BUMr. Was aber die Anfteckungsltoffe anbetrifft, fo un-
terfeheider fich ihr Einfluls auf den belebten Körper in
bb vielen Hinfichten von dem der Gifte,‘ 2. B! durch
die Befchränkung‘ihrer Wirkung blofsauf eine Art oder
fehr verwandte Arten von Thieren , auf einzelne Indi*
viduen, ja auf gewilfe Zuftände Herfeihen; ‚durch den‘
regelmäfsigen Verlauf der Krankheiten, welche fie her-
vorbringen, wohin die Vervielfältigung des Contagiumsy
die Abftumpfung desKörpers gegen daffelbe Contagium
; u. f, w. gehören ; durch die Theile des thierifchen Kör-
pers, von und mit Hülfe welcher fie diefe angreifen
u. £.w., kurz'die Anfteckungsftoffe unterfcheiden hch
in diefen und andern Hinfichten fo fehr von den Giften,
dafs ich mir wenigftens keinen Schlufs von ihnen‘auf
diefe und umgekehrt erlauben möchte,
Uebrigens machen mehrere Erf[cheinurigen es von
den Anfteckungsftoffen wahrfcheinlich, dafs fie mate-
riell dem Blute beigemifcht werden, ER fie den Kör-
. per allgemein afhiciren ; 'hieher rechne ich die Anfchwel-,
lung der Iymphatifchen Gefälse und Drüfen, welche Kr
häufig die Anfteckung begleiten.
3) Endlich könnte der Blutftrom daturch die
Wirkung der Gifte vermitteln, dafs die Gefälse nur
einen kleinen Theil derfelben durch die poröfe Wandung
‚ vorzüglich der Haargefäfse aufnehmen, und diefen fol-
chen Theilen, welche vorzüglich dafür empfänglich
find, namentlich dem Rückenmarke, zuführen. ' Diefa
Anfıcht erhält fchon dadurch Wahrfcheinlichkeit, dafs,
die Giftein die Blutmaffe felbft gebracht, in den klein.
ften Quantitäten, und in der kürzeften Zeit ihre zer-.
ftörende Wirkung äufsern, und dafs fie mit allen plty-
Fologifehen und pathologifchen Erfcheinungen aufs Befte
"übereinftimmit. Denn dafs geringe Mengen von Gifte,
welche arihältend in den Körper gebracht werden, fer-
ner dafs alle Gifte, vielleicht mit Ausnahme des Arfe-
nik’s, namentlich «ie oftindifche Anguftura, welche durch.
die einfaugenden Gefälse von folchen Theilen aus, in "1
chen der Kreislauf unterbrochen worden ift, dem Blute
beigemifcht- werden, den Körper nicht als Gifte angrei-
fen, diefe Erfcheinung widerfpricht der erwähnten An-
ficht nicht, Tofern Einfaugung gewöhnlich mit Alümi-
Jation verbunden ift.' Auch’ die merkwürdige Beobach-
tung von Delille und Magendie, dafs das Blut, welches
| von einem:niit Upas- Tieute vergifteten Theile zurück-
Nielst, für andere Thiere, in'deren Adern fie es leiteten,
- feinen fehädlichen Einflufs nicht hatte, 'verträgt fich mit
jener Annahme. ‘Denn unter diefen Umftänden konnte
nur eine fehr geringe‘ Menge von Gift in den Körper
überftrömen, allein beKänntlich‘wird immer: eine ge:
wille Quantität von Gift zur fpeciffchen Wirkung def-
felben erfordert, auch ift die Transfuhon mit Umftän-
den verbunden, 'welche‘ leicht den Körper ‘gegen den
Einflufs des Giftes fehützen können; da es bekanntlich
‚nicht an Beifpielen fehlt, «dafs bei gewillen Stimmun-
gen des Körpers, 'z. B. in Nervenkrankbheiten, aufser-
ordentlich groflse Gaben von Giften, ohne die Zufälle,
welche ie gewöhnlich erregen, z. B. ungeheure Dufen
von Opium, ohne alle Betäubung, ertragen: werden.
"Auf jeden Fall läfst fich diefe Erfcheinung hieraus’ eben
{6 befriedigend erklären, als aus der Annahme einer,
d ihre das Upas mit Hülfe der Nerven erzeugten Schärfe,
he nur für den Körper nachtheilig wirkt, der fie
E bft erzeugt hat.‘
' Diefe Anficht: wird aber dadurch mehr als wahr-
| en. dafs einige, Gifte wirklich in dem Blute
‚der damit getödteten T'hiere angetroffen werden, Hie-
her ‚gehört der von Chauffier wahrgenommene Ueber-
gang des Schwefel wafferftoffs in das Blut von den Thie-
‚ren, welche er dadurch tödtete, ferner die von mir
und andern gemachte Beobachtung, dafs das Blut von
Menfchen und Thieren, welche dem fchädlichen Ein-
Auls von Blaufäure und der fie enthaltenden Gifte unter-
lagen , "unverkennbar nach Blaufäure riecht." Von dena:
Arlenik behauptet zwar Herr Dr, Hardegg ‚er gehe | im
- das Blut, in. das Rückenmark.u.f, w. nicht;über, weil‘
‘ er ihn bei drei, durch Arfenik getödteten Thieren in‘ Ä
- dem Blute und in andern Theilen ihres Körpers nicht
entdecken Konnte. , Allein felbft wenn die Verfuche,
auf welche fich Herr Dr. Hardegg, beruft, mit aller
nur möglichen Genauigkeit angelteilt wären, fo bewie-
{en fie .blofs, dafs fich ‚in denfelben der Arfenik nicht -
in den erwähnten Theilen von einigen Tieren, die er‘.
damit tödtete offenbarte., Sie würden. hier erft dann
einige Beweiskraft haben, wenn daffelbe.. Prüfungs- '
mittel geringe Quantitäten von Arfenik,, welche einer
grofsen: Menge von Blut beigemifcht wurden, angezeigt
hätte, Allein, einen. Verfuch der Art hat Herr Dr.
Hardegg nicht gemacht. ; Dagegen aber konnte ich in
mehreren . Verfuchen, welche,ich vor einigen Jahren,
unterltützt von einem verehrungswürdigen Freunde,
Herrn Beck, Profeffor ‚der Chemie zu Bern, anftellte,
durch alle bekannte Prüfungsmethoden des Arlenik’s,
diefes Gift, von welchem ich ‚einem Pferde eine be>
trächtliche Menge in die Blutadern gefpritzt: hatte, we- _
der im Blute noch in den Muskeln, dem heftig entzün+
deten Darmkanal, noch in einigen andern Theilen ent _
decken. Bei den Unterfuchungen hierüber überzeugte
ich mich, dafs der thierifche Stoff diefes, Metall und
andre Körper den gewöhnlichen Reagentien verbirgt,
und: dals er ‚nicht einmal durch anhaltendes ‚Migeräcen:
mit'Salpeterläure völlig zecltört wird. .
nn
ei ee a 213.-
il:
Chemifche Unterfuchung des Stoffes, welcher
fich in den logenannten Gallengefälsen des
„ Schmetterlings der Seidenraupe (Phal. bom=
byx. mori L.) befindet, Vom Hofrath Wur-
„ZER in Marburg.
Herr Prof. Herold erfüchte mich ; BB ya der fo='
genannten Gallengefäfse vom Schmetterlinge’ der Seiden='
raupe, welcher in einer erdigen im Wätler unaufgelöfe
fchwimmenden Materie befteht, chemifeh' zu unter«’
fuchen. Er gab mir hiezu ein röthlich weifsgraues
"Pulver, wozu die von ihm unmittelbar aus den Gallen-'
gefälsen gelammelte Flüfigkeit eingetrocknet war, Die
1ge deflelben betrug nur 1,1 Gran.
L,
" Lackmustinctur damit gefchüttelt, wurde fine
‚Etwas davon caleinirt, rauchte, und verbreitete
1 bekannten Geruch verbrannter animalilcher Stoffe;
es . blieb ein kohliges Pulver zurück. Salzfäure löfte
dalfelbe unter Aufbraufen auf, ohne dafs fich ein merk-
licher Antheil von kohligem Rückftande zeigte. Mit.
ätzendem Aminonium im Uebermaals verfetzt, bildete
fich ein weilser Präcipitat, der phosphor/aurer Kalk
war. Die Auflöfung wurde Ailtrirt, abgeraucht, und.
\das | falzfaure Ammonium verjagt; es blieb ein fchwärz-
licher lockrer Rückftand, der bald an der Luft feüicht
wurde, und fich in dem Waller fchnell auflöfte mit,
Hinterlaffung weniger Stäubchen kohligten Stoffes.
Das Aufgelöfte bewies fich als falzfaurer Kalk.
‘ Etwas von dem zu unterfuchenden Stoffe mit Sal-
Ppeterfäure übergoflen, bewirkte ftarkes Aufbraufen,-
Starke‘, zähe Blafen und Entwicklung weilser Dämpfe.
Die Auflöfung nahm eine dem Biere einigermalsen
M. d. Archiv IV. 2. P
FF
AA- D—— j
ähnelnde Farbe an, die bei einer Wärme von 65° bis
79° ıR. roth wurde, erft die.Hände gelb und nach.
einigen Stunden eben fo fchön und fo ftark roth färbie,
wie dies von der Hurn/äure bekannt ift,
Etwas von dem röchlich weilsgrauen Pulver mit
Äetzkalilauge digerirt, entwickelte — für die Reagen-
tien und Jen Geruch — deutlich und fchnell wahrnehm-
bares Ammonium Nachdem diele Entwicklung-aufge-\
hört, hattez ‚wurde..die Rlüfßgkeit. mit Waller. verdünnt.
und durchgefeiht, Hierein ‚getröpfelte Salz/üure be- .
wirkte einen 'weifslichen Präcipitat, ‚der ungefähr sad
Theile-kochenden Walfers zu feiner Auflöfung bedurfte, ;
mit der, Sulpezerfäure eine dunkle Farbe annahm, die;
Hände erlt ıgelb und bald nachher roch färbte, kurz, ,
Harn/äure war. Der unzerfetzte Rückftand hatte die-,)
felben Beftandtheile, die nach der Calcina.ion gefun-
den worden waren.
Dieler in diefen fogenannten Gallengefäfsen befind-
liche und eingedickte Stoff befteht allo aus einer ver -
"hältnifsmälsig bedeutenden Menge von harnfaur em ‚Am-\
monium, phosphorfaurem und kohlenidur em Kulk und!
_ thierifcher Materie. Die Quantität, die mir zu Gebote!
ftand, war zu gering, um den (wie es mir fchien) dar-
in vorkommenden Antheil von Talkerde mit Beftimme-
‚heit angeben, und überhaupt das gegenfeitige Verbält-)
nils diefer Suhftanzen ausmitteln zu können,
Die Relultate diefer Arbeit beftätigen allo, was |
Brugnatelli !) wahrgenommen hat. Die fogenannten
Gallengefäfse find demnach wohl Nierenausführungs-'
günge ohne drüßgen Bau, und die fogenannte Galle‘
Harn, wofür auch die Infertion der Gallengefälse am
—
‘®) Ans deffen Giornale di Fifiea ete. T. 8. 1815, in Meckete.
d. Archiv ‚für die Pbyhols 2 Bd. gtes Heft, S, en ü
.
einer Stelle desDarmkanals fpricht, wo die Kothbildung
‚fchon in vollem Gange ift. Bei'den Wanzen und nach
Treviranıs bei der Haus/pinne (Ar. atrox)öffnen fich
| ‚die Gallengefäfse geradezu in den MIR wo fich
der angelammelte Koth befindet ').
Herr Herold?) war, fo viel'ich weils, der erfte,
Sicher: diefe fogenannten Gallengefäfse von dem Chyli-
‚Acationsprocelle ganz ausfchlols, und dje eigentliche
'organifche Bedeutung derfelbed angab. Auch ftimmt
‚dies ganz mit Okens ?) Anfichten überein, fo wie mit
den Unterfuchungen Renggers *).
| N m,
‚Ueber. die in Venen vorkommenden Steine.
“ Von FrieprıcH TıieDEMAnN,
n den Venen findet man bisweilen erdige Concremente
‚oder Steinchen. Realdus Columbus $) erwähnt diefelben
erft, fo viel mir bekannt if. Thomas Bartholin ®)
führt eine Beobachtung an, wo man in der Leiche
eines neunjährigen Knaben, welcher an einem hekti-
fchen Fieber verfchieden war, zwei anfehnlich grolse
Steine angeblich in der Nierenvenie dicht bei der Niere
RZ
eo...
r
| 9) His, im 157. St, (IX. 1817.) S. 1253.
2) Entwicklungsgefehichte der Schmetterlinge $. 18, ag
+ 3) Naturphilofophie UI. $. 119. - :
£ 4) Phyfiologifche Unterfuchungen über die thierifche Haushaltung
© der Infekten;, von JR. Rengger, Med. ftud. Tübingen waT-
8.26uw ff,
"7 8) Dei re anatomica Lib. 15. Francof. 1593. 8. p..491. Vidi Ia-
|% pillos in venis haemorrhoidalibus,
\ 9 Hiftor. anatomic, rarior; Cent. 3. Hift, 34: T« P 7.
cum Fig.
216 m
fand. » Moinichent) will fogar in der Nierenvenie eines
zehnjährigen Knaben einen Stein von der Grölse einer
Fauft wahrgenommen haben, ' Diefe beiden letzteren
Beobachtungen fcheinen mir nicht zuverläffig zu feyn,'
denn es ift wahrfcheinlich, dafs ie Steine in dem Nieren-
becken oder Haruleiter mit:Steinen in den ne
ver wechfelt haben.
JG. Walter ?) theilte nahehrie Beobachtungen
von Steinen in den Venen mit. In ‘dem Leichname eines
vierzigjährigen Mannes, defien Harnblaß vier Steine
von der: Gröfse einer kleinen Muskatennufs enthielt,
fanıl er in den Venen diefes Organs fünf harte Stein-
chen, welche fo grofs wie Erbien waren. In dem Kör-
per einer Frau von einiger dreifsig Jahren, die apo-
plektifch geltorben war, beobachtete er in den Venen
der Gebärmüftter, der Mutterfcheide und der Eierftöcke,
fo wie in den Venen des Maftdarms mehrere harte er-
dige Conoremente , die gröfstentheils beweglich waren,
und von denen einige die Gröfse von Erbfen hatten,
Endlich nahm Walter 3) in den Venen der Mutterfcheide
einer funfzigjährigen Frau drei Steinchen wahr, rn
Durchmeffer eine bis zwei Linien betrug.
Sömmerring *) fand aufserhalb der Harnblafe eines
. Mannes ein Steinchen, welches wahricheilich i in einer,
Vene-enthalten war.
J. F. John $) lieferte die Befchreibung und die’
chemifche Analyle einer Concretien, welche in einer
Er PS
3) Obfervat. medico-chirurg. Obf, 20. p. 73»
3) Obfervationes anatomicae. Berol. 1775. Fol. pı 44. 45
3) Mufeum anatomicum T. rn p. 161. No. 325.
4) In den Zufätzen zu Baillie's pathologifcher Anatomie $. 191.
No, 5.
4) Chemifche Zergliederung einer Coneretion aus der Vene des
Üterus einer Frau in Schweigger's Journdl für Chemie und,
Fbylik. Bd, 12, 5, 80. F
[
E4
r
_—- 817
Vene der Gebäfmutter gefunden wars ' Diefelbe wog
‚ zwei. Gran, ‘und hatte ‚äufserlichz) wo. fie‘ von: einer
dünnen Membran umgeben:war, eine fehr. helle; weils-
lich‘ gelbe Farbe, innerlich aber war fie weils wie Kreide;
Ihre Geftalt zeigte fich rundlich;, jedoch. fehr- weiig
eylindrilch, Sie hatte die! Gröfse einer Erbfe, ‘Beim
Bi uch erfchien die Concretion matt glänzench,\uwächzeigte
mehrereconcentrifche Lagen, zwilchen: welchen’ftets eine
‚gelblichweilse Membran. gelagert war.‘ : Sie.hatte, die
Härte von Kuoshen. Die) chemilchen Beftanctheile;
derfelben waren phosphorfaurer Kalk und membranöfe
Materie, ungefähr zu gleichen Theilen; wenig kohlen-
faurer' Kalk und. Spuren fälzfaurer Verbindungen,
NG: Langftaff * ) fand in den erweiterten. Venen der
Gebärmutter einer Frau, welche anFungus-haematodes
‚der Lungen und der Gebärmutter gelitten hatte, meh-
rere Iteinige Concremente, von denen einige die Gröfse
ei iner Erbfe hatten. Aehnliche Steinchen will er öfters
in den. Venen, der Gebärmutter, bemerkt haben,
, .. ..Ieh.habe fehr oft Steinchen in den Venen Ka
tet, fowohl in männlichen als weiblichen Leichen, je
“ duch nur in den Venen der Harnblafe, der Gebärmut-
ter, der Scheide und des Maftdarms.. Am häufigften
"kommen fie bei Menfchen des mittlern und hohen Alters
| vor, gleichzeitig mit variltofen Erweiterungen, jener
| Venen., Nur einmal: fand ich einige Steinchen in den
\ Venen. der Harnblafe eines jungen Mannes von einigen
zwanzig Jahren , ‘welcher an Bungenvereiterung geltor-
"ben war. Niemals fah ich fie in Kindern, Folgendes
"find: ihre Bm h
AA
m Cifes of Fungus haematodes in den London Medico- re
gicaf Trausact, Vol: 8, Pr p 272 1817,
218. ‚
—
” Größe: Ift-fehr verfchieden; wich fand fie kaum
eine ‚halbe Linie im Dörchinceni) jedoch nie kleiner,
bis zur Gröfse von mehreren Linien. Der Fig. I. ab-
gebildete Stein aus.einer Vene der Harnblafe eines Man-
“ nes hatte im Längendurchmeffer.6 Parifer Linien, "und
im Querdurchmeller 3% Linien; der Fig. 2. dargeftellte,
aus einer Vene der Brebsamier war 3% Linie lang und
21 Linie breit; und der Fig, 3 abgebildete Stein, gleich-
falls aus einer Gebärmuttervene entnommen, war 3
Linie lang und 2# Linie breit.
Gewicht : Das fpecifilche Gewicht kommt faft ganz:
mit dem‘ der Knochen überein. Das ablolute Gewicht
ift fehr verfchieden.- Die kleinften welche ich zu beobach-
ten Gelegenheit hatte, wogen nur 2Gran. Der gröfste,
den ich hatte, (Fig. ı. abgebildet), , wogı23Gran; ein.
anderer (Fig. 2.) wog 65 Gran, und der'Fig. 3. abgebil.
„tete nur 38 Gran.
Farbe: Gewöhnlich ift fie gelblich weils; uwelen
äufserlich etwas röthlich von anhängendem färbenden'
Beftandtheil des Bluts. Innerlich zeigen fie eine weilse,,
kalkartige Farbe, u
Geftalt : Diele ift in der Regel rundlich oder oval,
und die äulsere Fläche ift glatt, wie bei den Fig. 2
und 3. abgebildeten Steinen. Der gröfste Stein (Fig. r.)
hatte eine abweichende Form, an dem einen Eude war
er abgerundet, am andern zugelpitzt, und die äufsere
Fläche zeigte fich ‚uneben und raub, hin und wieder
anlehnlich vertieft. .
Zahl der Steine in einem Individuum: Diele ift
fehr verfchieden; felten findet man nur ein Steinchen,
und diefes ift dann nur klein; gewöhnlich find. mehrere
vorhanden; ich fand drei, vier, fünf, jaacht, zehn
und mehrere. Sie find dann auch in der Gröfse fehr
verfchieden, einige von der Gröfse eines grofsen Steck-
nadellknopfs, andere von der Gröfse der Erbien und
messen. j
Härte: ilt fehr bedeutend j im trocknen Zuftande;
din find fe etwas weicher im frifchen Zuftan:le, wenn
hie eben aus den Venen herausgenommen werden, Ein-
" mal fand ich einen kleinen Stein. ‘der fich noch nicht
inge gebildet haben mufste, fo weich, dafs er fich
ir zwifchen den Fingern zerdrficken liefs. Er be- "
ftand faft ganz aus eiweilsartiger Subitanz, die in Wal-
fer zu Boden fiel. }
Innere Structur: Wenn man die Venenfteine in
ihrer Mitte durchfäget, fo erblickt man mehrere dünne,
weilse Schichten, die concentrifch um eine Art yon
Kern gelagert find. (Fig.4.) Im getrockneten Zuftänle
allen fich zarte Häutchen wahrnehmen, welche das
Bindungsmittel der Schichten find.
rd Chemifche Analyfe.. Mein verehrter College, Herr
Profellor Gmelin, hat die Güte gehabt, die chemifche
Analyle zweier Venenfteine zu unternehmen.
; Nach feinen Verfuchen beftehen fie aus phosphor-
faurem und kohlenfaurem Kalke, und aus thierifcher
Materie. Ferner enthalten fie auch Spuren von Salz-
Säure, Schwefelfäure und Phosphorfäure, die wahr-
‚Teheinlich mit Natron vereinigt find; vielleicht auch etwas '
xy: Harnfäure enthalten fie beftimmt nicht.
"Wie entfiehen die Venenfteine? Diele Frage, welche
de ältern Aerzte nie zur Sprache brachten, lälst fich
mit Beftimmtheit fchwer beantworten, indeffen wollen
wir die Meinungen hierüber prüfen, Hodg/on.‘), wel-
Te
n Von den Krankheiten. der Arten, und Venen, aus dem Eng-
a überleizt von Koberwein. Hannover 1817, $« $, 536-
cher‘der Venenfteins nur beiläufg erwähnte ‚'diefelben
‘aber wohl niemals in Leichnamen fand, '-ftellte die
Meinung auf, dals he wahrfcheinlich in. den ee
den Theilen gebildet würden, und in die. Venen durch.
fortfchreitende Einlaugung‘ eindrängen. , Allein wo
Tollen fie fich bilden? In der Harnblafe; dies kann nicht.
Jeyn, denn fonft müfsten fie Harnläure änthalten; welche
ınan aber nicht in denfelben-finder.
Der etwaigen Annahme, ‘dafs fie fich in BE
-Wancdungen der Venen, nach’Art der erdigen Concre-
‘mente der Arterien, bildeten, und .dafs fie dann. die,
innere Haut der Venen zerriffen, und in den Kanal des‘
Blutgefäfses felbft gelangten, fteht entgegen, dafs ihre”
xundliche Geltalt zu {ehr von den in den Arterienwan-
‚ ‚dungen vorkommenden Concrementen abweicht, und,
. ‚dafs man endlich niemals, wie auch Langfia/f bemerkt,‘
Zerreilsungen der inneren Haut der Venen wahrgenom-)
‚men hat, in denen folche Steinchen gefunden worden. N
Aus folgenden Gründen ift es wohl nicht zu be-)
° "zweifeln, dafs fich die Venenfteine in dem Lumen der
varikofen Venen felbft aus dem Blute bilden.
“p) Die‘ Steinchen - liegen immer mitten in einem
"Ichwarzen dicken, confı ftenten und ae Blutes
‚wie auch Langjtaff beobachtete. \
2) Die mehrfachen Schichten um ’einen Kern.
zeigen, dafs ihre Bildung allmählich gefchieht, und.
zwar aus einer Flüffigkeit, die in einem Raume enthatd
“ten ift, welcher eine kugelförmige Kry ftallilation oder,
"eine eoncentrifche Schichten - Bililung geftattet..
sh 3) Die ercigen Beltandtheile der Venenfteine ‚kom-|
zuen'mit denen überein, welche man in der Blutmatle,
findet. \
Die Bildung der, Steinchen. fcheint. ai folgende
. Weife zu geichehen; wenn in einer varikofen Vene der
Bro r
s
Lauf‘ des ‘Blutes langfamer erfolgt, oder gar für eine
‚Zeit lang gehindert wird, fo trennt fich der. Eiweils-
Itoff aus feiner Verbindung mit der Blutmaffe, und
| bildet den Kern für die Anlagerung der erdigen Be-
dtandtheile des Bluts. Diefe lagern fich fchichtenweife
„mit neuen Eiweifstheilchen um den Kern, und bilden
"eoncentrifche Lagen, ganz auf diefelbe Art, wie die
‚Bildung der Harnblafenfteine gefchieht. Am häufigften
‚dcheint die-Steinerzeugung in den Venen bei den Hä-
“morrhoidalzuftänden zu erfolgen, die mit Gichtanfällen
“abwechfeln. Dafs bei letzteren ein Ueberfchufs ‚von
‘erdigen Beftandtheilen in der Blutmaffe vorhanden »ift,
darf nach mehreren Erfcheinungen wohl nicht bezwei-
felt werden. Ich habe einen Mann von einigen vier-
‚zig Jahren gekannt, welcher abwechfelnd an fliefsenden
‚Hämorrhoiden und Gichtanfällen litt, bei dem fich oft
fehr Kleine fteinige Concremente, etwas‘ gröfser als
- Sandkörner, in dem Mafidarm bildeten, (wahrfcheinlich
‚in den Schleimdrüschen diefes Darms), welche mit den
trocknen Excrementen abgingen,
=. Obdie Steine in-den Venen befondere krankhafte
Symptome veranlalfen, wie zu vermuthen, ilt mir unbe-
kannt, weil die Anatomen fo felten Gelegenheit haben, _
‚die perlönliche Bekanntfchaft derjenigen Menfchen zu
„machen, deren Leichname auf das anatomilche Theater
‚abgeliefert werden,
2, IV.
Hautdrüfe der Wangen beim kleinen oder
0. zweizehigen Ameifenfreller, Beieoben \
. von FrıepricH TIEDEMANN.
Vor einiger Zeit habe ich die Hautdrüschen von den
" Wangen der gemeinen und der Speckfledermaus befchrie-
nach Bifam riechende Flüfßgkeit abgelondert wird ?)
Bald darauf las ich in Azara’s ?) Reifen durch das füd-
liche Amerika, dafs die Art der Ameifenfreffer, welche
er Caguare genannt, und Tafel 8 abgebildet hat, fehr j
ftark nach Bifarh rieche, Ich vermuthete‘, dafs die ”
Ameifenfreffer wohl ein ähnliches Abfonderungsorgan 7
wie die Fledermäufe haben möchten. Meine Vermuthung "
wurde durch die Unterfuchung der Waugengegend eines
kleinen oder zweizehigen Ameifenfreffers (Myrmeco- '
- phaga didactyla L.), Welchen Herr Profelfor Bürger in
Marburg befitzt, beftätigt. Da ich‘ die Wangenhaut
zwilchen den Augen und der Mundfpalte unterfuchte,
fo fand ich auf sadag Seite, des Kopfs eine kleine rund-
liche Oeffnung, die zu einem unter der Haut liegenden
Säckchen führte. Nachdem die Haut eingefchnitten
und zurückgefehlagen war, kam ein länglicher’platt-
gedrückter Balg zum Vorfchein, in dem fich eine
fettige Flüffigkeit befand, an welcher ich jedoch‘, weil -
das Thier längere Zeit in Weingeift aufbewahrt wor-
den war, keinen Geruch wahrnehmen konnte. Der ‚)
Analogie nach, ift es höchft wahrfcheinlich, dafs diefe
Säckchen es find, in welchen eine, wie bei den Fleder-
mäufen'nach Bifam riechende Flüffgkeit abgefondert
wird, welche der Atmofphäre diefer Thiere einen eigen-
thimlichen Geruch ertheilt, wie Asara von den Caguare
bemerkt hat 3).
a a
„U Siehe. deutfches Archiv für die Phyhologie Bd. 2, S. 113: 1
Taf. 3. Fig. 9. 10. PL
2) Voyages dans l’Amörique meridonale, publ: par C. A, Walcke-
maer.. Paris 1809. 8. T. 1. p- 256.
3) Ich konnte gleichfalls an der Feuchtigkeit diefer Drüfe, weiche
Schon Cuvier (Vorl. über vergl. Anat. Bd. 3. $239.) [ehr genau
befchrieben hat, nie einen Mofchusgeruch entdecken. aM \
ben, in welchen eine gelblich braune, fettige und or
_ 223
Ta R; v.
Jeber das Be der Amphibien. Von
.J. F. Meckeı,
Bei einer ‘kürzlich vorgenommenen, durch den Vor-
trag der Sinnorgane veranlafsten nähern Unterfuchung
des Zungenbeins, eines von den Knochen, deren Um-
fang, Lage, Zufammenfetzung und Function in den
erfchiednen Klalfen der Wirbelthiere unftreitig die
eiften Verfchiedenheiten darbieten, fand ich vor» üg-
lich bei den Amphibien, dem bisher Bekannten ein:ges
| beizufügen, was in mehrern Hinfchten nicht olıne In-
|tereffe zu feyn fcheint.
I. Die einfachfte Form des Zungenbeins kommt bei
den Ophidiern vor, wo es nach Cwvier bei denen, deren
Zunge i in einer Scheide eingelchloffen ift, aus zwei in
der Längenrichtung des Körpers verlaufenden, einan-
en ‚dünnen Knorpelfäden befteht, welche
( ı vorn verbinden, und bier eine kurze, unter die
inge tretende Spitze abfchicken, bei den übrigen ein
eieck bildet, deffen hintere Winkel fieh zu den bei-
hintern Hörnern verlängern ').
Diefe Befchreivung ift im Allgemeinen richdig,
doch nicht ganz vollitändig, Schon Hellmann hat
von dem Zungenbeine der. Blindfchleiche bemerkt, dafs
es aus zwei herab- und zwei herauflieigenden Hörnern
beftehe, die durch ein drittes auffteigendes, an feinem
untern Ende gleichfam in zwei aus einander laufende
Schenkel gelpaltenes, verbunden werden ?). Ich habe,
wie ich nachher näher angeben werde, diefe Angabe
"n) Vergl. Anat. Bd. 3. S. 268.
'3) Ueber den Tafıfinn der Schlangen. Göttingen 1817. 8. 31.
%
224 —
richtig gefunden, indeffen giebt es aufser diefer
Form des Zungenbeins, welche offenbar als: wichtiger
Beitrag 'zu der Annäherung dieler ‚Ophidier an die
Saurier merkwürdig ift, einige andre, ‘welche. zwi«
-fehen ihr und der gewöhblichen Schlangenbildung fte
‘hen. Ohue Anbildung vorderer Hörner wird die. Form
-diefes Knochens «duroh Verfchiedenheit der Richtung
“und der Länge der. hintern , fo: wie: die Entwicklung
‘des mitelern, unpaaren, ' dergeftalt abgeändert, da
«unverkennbar Zwilcheuftufen entftehen, deren Bede
tung; durch ihr Zulammenfallen EHRE Bedin-
gungen. der Organilation noch klarer»wird, » 5
Bei.den niedrigern Ophidiern, 2, B. (Öluber, Vin
pera, liegen die beiden Zungenbeinäfte-fehr‘'nahe 'an
‚einander, und in ihrer ganzen Länge: parallel, Vorn
vereinigen fie.fich, und hier geht eine, unter der Zunge
liegende Spitze ab, welche im Verhältnifs zu den Hör-
‚nern kurz ilt.. Das Verhältails zwifchen diefen mitts |
lern Horn und jedem Seitenhorn ift bei Coluber natri@f:
‚wie,1:g, bei Vipera naja wie 1:28. 3Q ec
Die. Länge der beiden Zungenbeinäfte ift be«
trächtlich. Bei einer 1“ 6” langen Coluber natrix find
fie neun Linien lang, das Verhältnifs ift alfo ‘wie 1:24.$
Bej einer 4 Rufs langen Y. naja ilt das Verhältnifs unge-fi
fähr 1:20, indem die Zungenbeinäfte 2” 8" lang find.
"= Das Gefchlecht Boa unterfcheidet fich plötzlich‘
fehr auffallend in allen oben erwähnten Hinßehten von
-den bisher betrachteten Schlangen. ’4
Die Zungenbeinäfte find: r) verhältnifsmäfsig zumf:
Körper kürzer; bei einer 29 Zull langen Boa mu,
rina nur ı Zellikng, alfo wie 1:29; Zugirich, find =;
dünner als bei den Coluberarten.
2) Liegen fie einander nicht parallerund nahe, fon-.
dern cönvergiren von hinten nach vorn ftark, indem fi
dort-falt’6, hiernur-ı Linie weit von einander,entiern
Zn _ u ee
.-RI r 225
ind,‘ Damit hängt’ eine bedeutende “Verfchiedenheit
'n der Geltaltder‘Zunge der Boa’s von der jener Ge-
‚chlechter zufammen, welche. zunächft durch:die Zun-
‚enbeinzungenmuskeln bewirkt wird. Diefe verlaufen,
\ ei ‚Coluber u. «L 'w.,. in, ihrer ganzen Länge dicht:
‚eben einander, und füllen genau den Raum zwifchen
en:beiden Zungenbeinälten aus, bei Boa dagegen liegen:
e nur in der-vordern. gröfsern Hälfte än einander, im
er intern divergiren be von vorn.nach hinten, bis an
as Ende der Zungenbeinäfte beträchtlich.
\ 3). It es'höchft merkwürdig, dafs die beiden Zuhn
senbeinäfte, ' wie fü te nach vorn convergiren, ‚doch
rchaus nicht mit einander verbunden Jind „ Jondern:
ch, von hinten.nach vorn beträchtlich dünner wer-
e end, in der ungegebnen. ASCHAtOE von PiplindeR,
i
"Sehr ähnlich ift die ‚Bildung bei Tartrix BR
Die beiden Zungenbeinäfte und die Zungenzungenbein-
keln weichen auf diefelbe Weife nach hinten aus
Snander, jene find kurz, aber fie vereinigen fich in der,
itte, doch geht kein mittleres Horn an diefer“
elle ab.
Kr Durch die Kürze und fchieße Richtung der Zungen-'
Jeinhörner ift fchon die Form des-Zungenbeins ange=
Jeutet, welche die rs ui und Blindjckleicher
arbieten. wi
Beide kommen im Allgemeinen durch die (hen
oben erwähnte Auorilnung überein, unterfcheiden fich
ber doch wieder gradweife, Die Bildung der Blind-
hleiche ift die einfachere, und von Hellmann im Gan«
zen richtig angegeben. Nur ilt zu hemerken, dal,
vas feine Befchreibung und Abbildung nicht angiebt,
8 feitliche und eben fo das mittlere Horn eigne Kno-
chen, und die hintera Hörner doppelt fo lang als diefes
nd die vordern find, wahrend nach feiner Daritellung
alle gleiche Länge haben. Die Schenkel au mittlern
Hornes find von ihm’'viel zu lang angegeben,
; Bei den Amphisbänen find dagegen diefe Schenkel
des mittlern Horns fehr lang,’ zugleich ift’ jeder kurz
vor feinen Ende in einen kleinen Fortfatz, ein drittes,
hinteres und inneres Horn, ausgezogen. Diefes ift
unter allen das Kürzefte, ihm zunächft fteht das vor-:
dere, dann folgt das hintere äufsere; am anfehnlichften:
ift unter, allen das mittlere Horn, BEE vor, der Spal-
tung in feine beiden Schenkel fich ziemlich ftark aus-
breitet. Hiernach ift alfo die Abbildung und Befchrei-
bung, welche Cuvier (A. a. OÖ. und Taf. 15. Fig. 6.)
von dem Zungenbein der Amphisbänen giebt, bedeutend
zu berichtigen,
‚Die Bildung der Amphisbänen ife daber den Sau-
riern ähnlicher , fowohl wegen Kürze der hintern, Hör-
net, als wegen Breite des mittlern Hornes am hintern A
Ende und Anbildung eines hintern innern.
II, Batrachier. Bei den Batrachiern kommt das,
Zungenbein mehr oder weniger deutlich mit dem der
Fröfche überein; dies um fo mehr, je niedriger das
Beptil ift. . |
Den Zungenbeirapparat von Proteus anguinus,
"der noch die Kiemen trägt, hat Cuvier fehr genau be-
fchrieben und abgebildet. Er ift gröfstentheils knöchern,
und befteht aus Ynehrern Tänfiebeh Stücken. Von die-,
fen liegt eines in der Mittellinie. An fein vorderes
und fein hinferes Ende letzen fich &wei feitliche, Von
diefen-ift das vordere länger, und'reicht von ihm hinter
dem Unterkiefer‘ bis zum hintern und obern Ende des _
Unterkiefers, wo es lich durch feltes Zellgewebe anhef- .
‘tet. Dieles Stück entfpricht unftreitig dem ‚Knöchen, ;
welcher die ch BnsLiBe und die Kiemenhaut trägt.
Das, um mehr als die‘ Hältte kürzere, hintere, verläuft
- ihm ziemlich parallel, und. ‚trägt auf feinem hintern,
ftark angeichwollnen Ende zwei andre, längere. , Von
diefen ilt wieder das vordere das längfte, wie alle
vorigen, ganz knöchern, und trägt das vorderfte Kie-
menbüfchel an feiner Spitze. Das hintere,. viel ki; irzere,
aber dickere, ift unter allen, allein knorplig, unul tr ägt
ieder auf, feinem bintern- Ende zwei längere, ganz
" knöcherne Stücke, auf welchen, das zweite und dritte
Kiemenbüfchel fitzt.
Diefer Anordnung, zunächft fteht die der Salaman-.
der, namentlich der Wafler/alamander. Bei den Land-
und Waferfalamandern ift der Zungenbeinapparat ganz
nach demfelben Typus, den Cuvier vollltändig befchrie-
ben hat, gebildet. Es findet fich ein kleines, Jäng-
liches, mittleres Stück, und neben diefem ein vorderes
und hinteres Seitenftück, Das vordere ift länglich-
dreieckig ,* nach hinten zugelpitzt, und weder mit dem '
mittlern, noch dem folgenden Seitenhorne verbunden,
reicht aber zum obern Ende des Griffelfortfatzes. Das
hintere ift länger, dünner, rundlicher, fchmaler, und
> hat diefelbe Richtung. . Ungefähr von der Mitte feines
- innen Bandes geht ein dünneres Stück ab, welches,
mit dem der vor.ern Seite conv ergirend, fichmit dem
intern Ende des mittlera und dem vordern des zweiten.
. Hornes verbindet.
Cwier fcheint nur den Land/falamander unterfucht
t \zu haben, indem er nur von Zungenbeinknörpeln redet.
‚llerdings haben alle oben befchriebnen. Theile ‚beim
and/alamander nur diefe Befchaffenheit, dagegen ind
> beim Wa/jerfalamander mit-Ausnahme des zuletzt be-
en ‚ dünnen, brückenförmigen Stückes, des
kurzen. Endftückes des hintern, un« des vorderen des
'vordern Hornes, vollkommen knöchern. Aufserdem
unterfcheiden fich die beiden Gattungen dadurch von
‚ einander, dals beim Land/alamander die ganze hintere
I)
228 nn
gröfsere Hälfte «des Zungenbeinapparates.nur eineKnor- '
pelmafle bildet, während bei den. Wa/ferfalamandern
nicht nur ‘das mittlere Stück ein eigner Knochen: ilt,
fondern.auch das hintere Horn aus zwei Knochenftücken
beiteht. Von. diefen jft das hintere grölser als das vor-
dere, und von einem innern Vorfprunge feines breitern®
vordern Endes entfteht der nach vorn verlaufende
Knorpelfaden. _Diefe Verfchiedenheiten find zierkwürs"
ur indem, die ftärkere Entwicklung diefes Apparates!
bei den niedrigern Wajer/alamandern hie offenbar dem -
Proteus und den Fifchen mehr als die "höher. ftehenden
Land/alamander nähert. Durch das. mittler e Stück N
und die beiden Seitenhörner ‚kommen die Sant
öffenbar fehr genau mit dem Proreus, überein, ‚Der
kleine, brückenförmige Kaorpel ift wohl pre ein.
Rudliment der drei hintern, dies zweite und ‚dritte ö
imenbüfchel tragenden Stücke, welche nicht blofs m
kämmerten, fondern weiter nach innen rückten, und’.
an beiden Enden verwuchfen. Daher ift es merk wür-
dig, dals diefes Stück in beiden Mai Knorplig, ift. vr
Dem, was Cuvier über das Zungenbein der, ‚Ba-'
trachier fagt, läfst fich zufetzen, dafs das vordere,
dünne Horn immer knorplig, das hintere, .dickere,
kürzere, immer fchon fehr früh ganz. knöchern ift.
Weit fpäter bildet fich in der grofsen mittlern Platte eim .
Koochenkern, doch habe ich diefe nie ganz knöchern
gefunden, wenn ich gleich fchon bei jungen Individuen .
mehrerer Gattungen, Rara, Bufound Hyla, dies hintere -
Horn knöchern fand,
Das mittlere Stück ift bei Rana am ftärkften ent- |
wickelt, und faft quadratförmig. Bei Hyla ilt es von.
vorn nach hinten kauın halb fo breit als von "einer Seite“
zur,.andern, Bei Bufo geht hinter dem vordera-Horn-—
von ihm ein langer, nach hinten gerichteter Fortlatz
ab, dem ein, vom hintern Ende des ktark ausgeichweiften
' Seiten-
Seitenrandes abgehender ;‚entgegenkommt: Das vor-
dere Horn :ift’bei Rara und Hyla rundllich , bei’ Biifo
dagegen breiter, plattenartig‘,,. und. erinnert 'einiger-
malsen an'die Form ‚diefes Horns bei den Salamandern,
* Nach einem [ehr abweichenden Typus’ ift das Zun-
genhein ‚der Pipa gebildet... Ciövier erwähnt daflelbe
r nicht, "und erft Rüdolphi hat es’ befehrieben und '
gebildet *). Esift durchaus kno:plig, und befteht aus,
a mittlern und’Zwer'Söitenftütken, die aber AurcH-
“aus zu einem Ganzen veıfchmolzen find. "Das mittlere,
"welches viel Kleiner ift, giebt Rudoiphi als in zwei
IN
tzen, die vordern oıler kleinern Hörner a uslaufend
an, allem diefe "Befehreibung 'ift" offenbar durch Weg-
nahme der’ vordern Hälfte diefes Stückes entftanden.
In ‘der That bildet es einen dünnen, eine ‚grolse Oeff-
mung einfchlielsenden Ring, der vorn in eine, in’der
‘Zunge liegende Spitze Yusikhrt! welche ihn felbit an
Län übertrifft.‘ "Eine fehr merkwürdige‘ ‚Bildung,
arch hi welche Gich das Zungenbein der Pipa von dem der
rigen’ " Batrachier ‚eben 18° fehr unterfcheidet, als es
ch e eben dadurch dem der’ Chelonier nähert. Hier-
! öfchen zu den Cheloniern bilde, auffallend beftätigt,
en fo kann man den yon Rudolphi angegebnen Ueher-
‚einkunftspunkten noch die beträchtliche Länge des
Tan %
vollkommnen Zuftande unterfcheidende Weile. zu-
ae "Hiernach beßtzt ‚alfo das Zungenbein der
u a wird‘ dib richtige Bemerkung von’ "Rudolphi
2a. 0. S. 20. ‚7 dafs die Pipa den Uebergang von den
nals hinzufetzen , welche‘ ler Fipa und den‘
Schila röten auf eine, , fe von allen übrigen Amphibien
r
ae die beiden hinteren, zwei anlehnliche, auf
Hy db Mana Pi, 1 N AR
| M. 4. Archin. I, 1. O A
kurzen. Stielen‘ Gtznde, dm Ehe yon
FERNER, 4 eRer
ie
UI. Saurier. Auch das Zungenbein der De
'ift aus den frühern Befchreibungen nicht Hasen
"bekannt.
Pr In Hinficht auf die Subftanz, woraus, u5.0n Kick,
‚giebt Cuvier an, dafs es, wie bei den meiften Amphibien,
meiltens knorplig fey. \ Seine, einzelnen Theile, find nach
ihm häufig unter, einander verwachfen. Es befteht. ‚aus
‚einem mittlern, uopaaren , gerade nach, vorn. gerichte-
ten Theile oder Horne,, und, zwei bis Sechs ‚paaren,
von diefem nach den Seiten und nach binten abgehenden.
"Beim Gecko und dem Kroködil’finden Ger nur zwei, bei
‘ dem Kamüleon, den gewöhnlichen Eidechfen und Tupi-
«nambis vier, bei den Leguans, Scinken, Agamen,, Dra-
«chen dagegen fechs Hörner," von welchen die ‚zwei,
keinen andern Saurier zukommenden, diehi’n eb enein-
‚ander und in dem Kropfe liegen, und gerade nad bie
"ten gerichtet find. Meiftens, nur das Krokodil ER
"nommen, find alle Theile fchlank,
Diefe Angaben laffen fich tolgendermaßsen berich /
“Aigen und näher beftimmen.
) Ungeachtet die meilten, das Zuuigenpelg: bit
‚denden Theile knorplig find, fo ‚find doch eben fo
j “ftändig bei allen Sauriern, die ich "unterfuchte, la
“ “Theile knöchern, Kuorplig find der BE San
‘die vordern und indern hintern Hörner, knöchern da-
- "gegen die gewöhnlichen hintern oder äufsern hintern in
‘ihrem ganzen Verlauf oder ‚wenigftens in ihrem vor-
| ‚dern Theile.
Beim Krokodil ift die vordere Hälfte ER
hörner völlig Knöchern, ‚wenn gleich die: hinteres:grö-
fsere knorplig ill, - Auch. bei Enpinanbin kengalenfıs
un .981
Bunde \jelntdiefs Hörner nur in ihrer‘ Vordern s weit klei-
nern Hälfte knöchern. Das für die eiddechfenärtigen
Ophidier aufgeftellte Gefetz gilt,alfo auch hier,
Ma zB); Die Verwachfung ı der ‚einzelnen Theile, fcheint
"mir durchaus nicht häufig vorzukommen, indem ich alle
angegt ebne Theile im Gegentheil,i immer mehr oder we-
ar deutlich von einander getrennt, " wenn gleich
y * eingelenkt finde. Als Ausnahme von allen übrigen
oh ünterfuchten Sauriern läfst ich Tupinambis
Rz Be, anführen. ‚ wö6 das vordere Horn lurchaus
ht mir den übrigen durch Bänder“ verbunden Eu
foridern nur in den Muskeln Jiegt.
3) In. der That. haben die. Krakadile | ‚nur ine
Min wenigltens aufser dem von Cuvier angefü hrten
kro 'odil, auch der Kaiman. Nur ift zu bemerken,
s die. ‚hintere, knorplige, Hälfte diefer Hörner nicht,
wie : Cuvier, befchreibt und abbildet, von gleichem Durch-
E fer mit der vordern, fondern viel breiter und platter‘
it, was als Achnlichkeit mit den Zungenbeinhörnern
\ Pipa Aufmerkfamkeit zu verdienen fcheint, Beim
‚Ge ko dagegen finde ich das Zungenbein ganz anders.
4 Ben, als es Cuvier befchreibt und abbildet,
"Wirklich hat es ein vorderes Hörnerpaar. „ das
gar länger, wenn gleich dünner als das hintere ift,
ni fich ungefähr wie beim Tupinambis verhält. Das
- mittlere it verhältnifsmäfsig viel gröfser als Cuvier’s
? Darftellung angiebt, und läuft hinten i in zwei beträcht-,
‚liche Schenkel aus,
er "Die Saurier, denen Cuvier namentlich v vier Hör-,
ner ‚zulchreibt, befitzen in der That nur diefe Anzahl,
Dagegen bemerkt er nicht richtig, dafs die bintern‘
a Hörner aufser den Drachen, Agamen, Seinken,
keinem andern Saurier zukommen, denn wirklich finde
ich fe fehr deutlich bei allen von'mir unterfuchten Stel-
02
A \
lionen, namentlich S£, vulgaris, cordylus und brevicansı
datus.., Nach liedemann. würde, ‚gegen. Cuvier, \dası
Zungenbein der Drachen nur vier Hörner haben !), alleim
in d»r That finle ich aulser den beiden hintern, von
ihn angegelinen Paaren ein vorderes, ‘ um die ‚Rälfıe,
Kürzeres‘ "und dünneres, ‘
Diefe' Hörner find übrigens fchon bei den Amplüs,
bünen im Rudiment vorhanden. - ') KAHAR an
© Cuviers Befchreibung‘ und’diefe Berlerkin en em
fchöpfen übrigens den Gegenftönd. nicht völlkammen,
vorzüglich , weil die abfolute'und' verhältniismäfige
Gröfse, die Geftalt und Richtung der DENeeNE des Zun,,
see nieht genau angegeben, bad. Alon
bei Di Gröjse. "Die Gröfse des Zehen wird,
nicht‘ immer durch denfelben Theil beltimmt, indem
b Id alle gleichmäfsig, ‚bald einer oder einige | v rheire
fehend entwickelt find. Unter, allen haben wahrfchein-
Tich die Drachen verhältnifshäfsig das grölste, Zun ngen-
bein. » a 10a
AB;
a) Das ee mittlere Horn ift bei Yondexs bei, dem
Karies (ehr ftark entwickelt, verhs Atuiismälsig zum,
‚ganzen ‚Thiere und zu den übrigen Tehr lang, ‚doppelt,
folang als De, aulserdem auch beträchtlich, N „Nicht
in derfelben Verhältnifs, aber doch nach Je fü eınfelben,
Typus ind weit anfelinlicher als bei den übri eu ift’es
bei tlen Stellionen ausgebildet. ‚Bei ‚St. vul garis ilt es es
am dickften., hei St. cordylus bei weitem am längften,
doch‘ dünn, bei Sr. brevicaud, fieht feine Form. Aal
‚der von diefeu beiden Arten. Es liegt bei den Stel
lionen, wie bei den Kamüleons, wenn gleich nicht fo
tief, in «der, Subftanz der Zunge, und wirkt alfo kräftig
‚beim I, derfelben. ‚Bei. den übrigen ült vet
on l ii
re Pr AO Eau RER SEX Aumeint a
I) Anat. abi Drachen, S 19, ° 8 * et
vordere Hora verhältnifsmäfsig Aonteis Hchlank in
kurz. je U
»on.b) Die rächen ken PR ERPRRE Haes
ner find gewöhnlich kürzer,als dıesvorderu,saber die
dtärkften, auch, wie'fchon bemerkt, gewöhnlichallein
knöchern. Ganz befonilers lang, weit länger als die
vorıdern find fie beit Tupinambis hengulönss ‚wo ihre
‚ Länge bei einem ı r Zoll langen Thiere über eiven: wi
beträgt; am-längften bei, den Drachen. (
„= se) Die. vordern.., beftehen. gewöhnlich ‘aus zwei
Stücken von verfchiedner Richtung; und: And mehr oder
weniger mit; dem ‚mittl-rn. Horne verfchmolzen, nur
"Theile deffelben, -Von. dent. hintern Theile von.diefera
geht‘ nämlich an «feinem: äufserlten Enslesein nach vorn
ind: aulsen gerichteter, Fortfatz ab, der immer mit ihm
eins ilt, fo dafs alfo diefes- mittlere Stück eigentlich
einen Dreizack, delfen mittlere Spitze die länglte ift,
let. Auf dem: vordern- Ende diefes Fortfatzes fitzt
deräufsere gröfsere Theil des vordernHornes auf. Bei
den gewöhnlichen, Zidech/er find beide verfchmolzen,
bei den Siellioner eingelenkt, bei Tupinambis behga-
lenfis find fie völlig-von einander getrennt. Diefer Theil,
das eigentliche vordere Horn, ift dem hintern melir
oder weniger parallel, verläuft von vorn:nach hinten,
"und nähert ieh mit feiner hintern Spitze der feinigen,
Gewöhnlich überragt es fein hinteres, mit dem mittlern:
Horn verfchmolzenes Stück auf beiden Seiten beträcht-
lich, bisweilen. aber, wie bei Stellio und Gecko, nur
nach hinten. Im.erftern Falle reicht. die vordere Hälfte-
Bis an die innere Fläche des Unterkiefers. Das hintere °
* Sınek o:ler der Fortfatz des mittlern. Teiles ift faft'im-
mer unbedeutend und- weit kleiner als das eigentliche
vordere Horn, nur bei. Tupinambis bengalenfis, wo es
eine fehr anfehnliche Länge hat, mit ihm von gleicher
Gröise, Delto merkwürdiger ift es daher, dals beide
um —
B3% nn
garnicht! mit einander verbunden find; Sehr deutlich:
ergiebt. fich aus einer vergleichenden Betrachtung des
Zuüngenbeins/der Saurier und:der:eidechlenartigen Ophi-
dier 3. dafs beiv'diefen erft "der Fortfatz'.des mittlern
Stickes für das eigentliche vordere Horn“gebildet ilt,
welches erft, fo vielbissjetzubekannt iftz-beirden Sau
riern eutfteht, bei imehrern eine blofse Verlängerung,
beianderh eimeigner, mehr oder weniger von a ge
meer und Telbftftändiger Knochen älter lan rspine)
sd) Die hinterninnern Hörner Ünd, nach Cuvier,
u ‚dem 'Leguan' die Knglten ;indeffen finde ich in’der'
That die hintern äufsern und:die vordern. etwas-länger,
wenn gleich jene viel gröfser als das mittlere vordere
findiv "Bein Agama marmoraca und dem Drachen-find: ‚he,
wirklich "beträchtlich länger, ungeachtet Tiedemaun :
für ' die , letztern das Gegentheil angiebt,. dagegen bei,
den Stellioner und ‚Scinken, vor allen bei Sr. cordylus,
. und noch mehr bei $0. offeinalis bei weitem die fchwäch“ _
fiel, Unter allen»Gnd fie'bei den Drachen verhältnifs- »
er zum Körper am ftärkften entwickelt, was wi
dei “Gröfse des Kehlfäckes zufammenhängt. sm n.h u
"182) Gejkalvs Einige’ Bedingungen der Geftalt ind
Fer überhaupt; \.insbelondere -aber fo "eben».bei Bes,
trächtung der- Gröfse des Zungenbeins angegeben. ‚Nur. _
beim Krokodilshat'es,; befonders das mittlere.Stück
- eine breite,: platte Geftalt, bei den übrigen,find alle:
Theile länglich kegelförmig. Von diefer Regel’machen.
die "hintern Hörner, fowohl die äufsern: alsıdie innerny
nie eine Ausnahme; bisweilen dagegen die vordern. ‘In,
der That find bei Scineus offie», Stellio cordylus‘ und Tu«!
pinambis bengalenfi is die, ‚eigentlichen 'vordern -Hör-.
ner im Verhältnils zu ihrer Länge ziemlich.breit,.und,
bilden daher ‚ da fie fehr dünn'find, dehr längliche Plat=
ten, die fich von innen und vorn nach aufsen und. bin-
ten Zulpitzen. "Bei dem letzterä' it der. Forilatz des. “
mittlern/Hornes,, welcher das vordere gewöhnlich trägt,
au-leinemsivordern. Ende gleichfalls plattenförmig aus-
gebreitet.;. Eine nicht unmerkwürdige Form, da fie an
- ‚platte vordere‘Hörn.der Salamander. zu erinnern
fcheiut;'welehes;.wie beilZupindmbis-bengalenjis, nicht
mit«dem: mittlern Theile- verbunden ift. ‚Das .mittlere
Horn: ift zwar\beirmehrern fehr:dick ‚ ‚allein doch auch
hier’ Jänglich. kegelförmig.o Durch feine Geltalt unter-
fcheidet fich indeflen: diefes’mittlere ‘Stück beim Kamä-
leon auf eine merk würdige Weile ‚von. der..deflelben
Theiles bei den übrigen Saurier» inlofern „. als\ihm die;
beiden ‘Seitenfortfätze“ fehlen; welche: das eigentliche |
vorderevHorn' tragen ;'sunftreitig wegen ftarker. Ent.
wieklungdeffelben in der-Längen- und Dickenrichtung.,
Das vordere Hörn®inferirt'fich daher unmittelbar mit.
des Grundfläche des a Bulalkenh
PRIKNTE STERN KORT THEIR j ;
aA 3) Richtung: ln Immer find das mittlere. ’
vordere Horn gerade nach vorn, die hintern. innern
. eben fo gerade nach hinten gerichtet. Jenes liegt genau
in der Mittellinie,’ diefe gewöhnlich fo dicht neben der-
felben, ‚tlals fie einander in ihrer ganzen Länge berüh-
ren. ‚Nur’beiSzellio cordylus und Seineus offiein. habe
ich: Hijevon eine: Ausnahme ‚gefunden, indem hie, weit
von einander entfernt, von-vorn nach hinten etwas aus
einander weichen. Die hintern ‚äufsern wenden fich -
von. innen und vorn nach aufsen und hinten gegen den
Nacken, find meiftens nach hinten etwas gewölbt, nach,
vorn ausgehöhlt. Die, vordern find in:ihrem hintern,
dem Mittelftück angehörigen Theile, erft nach vorn,
undaufsen, übrigens fchräg von vorn nach hinten ge-.
richtet. Eine Ausnahme hievon macht blofs das Kamä-,
leon, wo das hintere Horn gerade nach oben, das
vordere fchief von hinten und unten nach vorn und
oben gerichtet ilt, was unftreitig, wegen dadurch be-
a - „=
wirkter vortheilhafterer Infertion.der Kina.- und-Kiefer-
zungeninuskeln Sue: ‚Austreten« Her: ai zu.
"mufs, a
( ati
IV. Chelonier. : Unter den Chelopiern, habe: ich’
.blofs: das Zungenbein von Emys: europuea ,\, Tefiudo
graeca, Ch, imbricara und ımydas zwunterluchen Gele-
genheit gehabt.':Bei allen ift der mittlere,vordere Theil
'fehr breit und''platt, vorn in der Mitte, in;eine, unter
“der Zunge liegende Spitze,,.;, auf jeder, Seite in»zwei
"kürzere, etwas(nach aufsen gerichtete Fortfätze-ausge- _
"zogen. Die Platte’ ift bei,der’ griechifchen Schildkröte
am breiteften und kürzeften, bei der europäl/chen am
‘Jänglichften. ‚Die letztere macht daher den|Uebergang'
zu der Form der Matamatafchildkröre ')... Bei. beiden,
‘nicht aber’ bei densSeefchildkröten lt fie in.ihrer.vor-
‘dern Hälfte, in geringer Entfernung, hinter, der vordern
Spitze, in er Mitte blofs membranös. Die.dadurch
‘gebilllete Oefinung ift, der Form der ganzen, Platte
analog, bei der europäilchen von vorn nach hinten, ' 'bei
der griechifchen von einer Seite zur andern am,längften.
Die vordere Spitze ift bei der griechi/chen Schildkröte
bei weitem arm Jängften, bei den Meer/childkrören am
kürzeften. Diele: Verfchiedenheit fcheint mit einer an-
dern zularmmenzuhängen. ‘ Bei den Seefchildkröter
nämlich liegt unter und vor der Spitze, in der Subftanz'
der Zunge ein kleiner, fehr Jänglicher Knorpel, der von
‚der Platte ganz getrennt, und nur durch zwei Längen:
'muüskelpaare, ein äufseres und ein inneres, mit ihr ver-
bunden ift, und wohl nichts als der vordere Theil der
‘Spitze ift, welcher bei den übrigen mit dem hintern
verwächft, Aulserdem unterfcheiden fich die Nenn
"I Cuvier Sa, ' 3
nen Gattungen dadurch von einander, dafs bei Zinys die
mittlere Platte knöchern, bei Chelone und rin da-
gegen ganz knorplig ife.
Bei allen Schildkröten finden fick wenigftens zwei
‘Paare’ von »Hörnern, von welchen das hintere auf
ao ‘beiden Fortfätzen der mittlern Platte, das vordere
egen ‚auf dem Seitenraude ungefähr ia der Mitte def-
e en auffitzt. Beide find nach hinten und aufsen ge,
richtet, das hintere kürzer als das vordere. Immer ife
‚das vordere, mit Ausnahme eines {ehr kleinen, hintern
knorpligen Anfatzes, Knöchern, platt zufammenge-
“drückt, aber verhältnilsmäfsig zu feiner Breite dicker
ale das‘ hintere, welches eine mehr platte Geftalt hat,
und mit der imittlern Platte nur eingelenkt ilt.
‘In mehrern Hinfichten unterfcheidet fich die Bil-
‚dung diefer Hörner in den verf[chiednen Gattungen. Bei
‚den Flu/s- und See/childkröten find beide Paare von der
‘Mittelplatte getrennt, nur mit ihr beweglich eingelenkt,
bei der griechifchen Schildkröte find die hintern Hörner
völlig mit der mitilern Platte verfchmolzen, erfcheinen
aur als verlängerte ‚ hintere Fortfätze, bei den übrigen
dagegen fi find fie von diefen ver[chjeden, und mit ihnen
mur eingelenkt. Bei der griechijchen und den Seefchild-
kröten find tie blofs knorplig, bei der Flu/s/childkröie
dagegen, mit Ausnahme eines kleinen, hintern Theiles,
ganz knöchern, endlich bei diefer bei weitem läuger
als bei jenen, indem fie dort faft fo lang als die fehr
beträchtlichen vordern Hörner, hier um zwei Drittheil
Kleiner find.
Aufser den zwei Hörnerpaaren "findet fich bei Yen
Spofchildkröten, und, wie mir aus dem einen der bei-
den trocknen Zungenbeine der europäifchen, welche
- ieh vor mir babe, höchft wahrfcheinlich ift,-auch bei
‚diefer, noch ein drittes Paar, Es fitzt am weitelten
nach vorn, amEnde des Seitenrandes, aufeinem, durch
2585:
diefen gebildeten, Vrfprunge +) ift ‚wielskleinen als! die:
übrigen, "und in!derFhat nur-fo fehr invRadimentiyor-v
handen; dafs ‚es deshalb! meines Willens:von’allen mir«-
bekannten: Schriftftellern: \überfehen» wurde, 10 Immer ift '
es:einieiimes; splattenförmiges Stück, 'bei den Seefchüld-
krösen.knörplig; bei. der! Flujsfchildkröce Kaöchern.“ lat
ala slartsy us esaisdnsnnu »aahriafsrl FE ah
‘Von den Hörnern estipricht unftreitig das hintere,
Paar ‚eicht . dem ‚gewöhnlichen Buy war ‚der,
119% 0%
Saurier ‚fond ern ‚dem hintern i nnern,, s. a hir
); ußrf in zu 5 aa PREN
befitzen ;,däs ‚vordere dagı igegen | AUS Ren
Dag: egen f "fehlt ‚das giiriche A in DB d, a
kröten und, wird bei en,ü rigen durch ie 8 er BR:
fehene \ vordere ‚Stück x a "Zwar da ür fte Hi is
eriten _ Anblick. das vordere ‚Horn de HE, 2, BL
a
a zu fielen elle ‚alein fchon die ee den 5
Fa nr der ‚einen, Ki mit, u A NE
men, welche diefer Theil in den ‚verfchiednen A
darbietet, auf, der andern Seite, ‚gerechtfertigt. Eud-,.
Fi N Bra die Bemer Near dafs, mit Aa
eh
Bl il, ‚die Richtigkeit, derfelben.. a er OR H
uU UA HILLER EEE N EI AR
eodie dringt fich nach der Derranltäu de)
Zungenbeins in, den verfchiednen Ordnungen der r Am
Phäbien!die Frage: ‚auf, welchen: Knochen es‘ im'Ganzen
und,.im Einzelnen in den höhern uud tiefer ftehenden
Klalfen entipreche, ES 2 A
sind) Schonnan:'einem andern. Orte?) habeiiehimich: für! R
die Anficht erklärt, dafs. der ‚ganze Kiemenapparat;:
nebft -der:Kiemenhaut in:der Klalfeider Fröfche: nur'ein:
Sehr ftarkıentwickeltes-Zungenbein Ifey ‚ 'wäs‘auf merk-i
würdige=Weile auf »Koften»der Zunge ‘zu gefcheben:
Scheint, murfragt\es'fich, „welchen Akkilen: deffelben“die®
le Theile ‚des Zuppenhenes zu ehe
g
ei Die voßie lern Homer End wohl unftreitig c den‘ Kuh
. chen, ‚welche ‚die Kiemenhautftrahlen tragen, oderCus!
viers "Zunge beinäften zu vergleichen, wie ich gleichfalls,
fehon früber bemerkt | habe ?). Inder That findet manı ..
1) bein "Profeus diefe vordern Hörner vorn 'an das mitt-
ee zu zenbeinftück , hinten an den Schädel befeftigt,.
eräde in‘ tderälätbeh' Or tsverhältniffe als die Zungen--
pe fte der Fifche; 2) find fe bei den Larven der.
Fröfe he and. Salamander auf diefelbe Weile angeordnet,
‚und Yet be den nicht mit Kiemen befetzt, zugleich auf
eihe' fehr‘ merkwürdige Weile, befonders bei jenen, im
Lätvenzufante bedeutend Breiter, alfo Fifehähnlieher,
im volkommnen’Thiere; 3) erinnert die‘oben ange-
Alte ‚plätte 'Geftalt derfelben bei vielen at an ihre‘
gliche "Bedeutung.
s Welche Bedeutung aber Haben’ die hintern Aufsehi‘
. Hörner? Ihrer Lage nach fcheinen fi je durchaus den’
Kiemenbög: zu entfprechen. Bei den Larven der Sala-
mahder und bei'Proteus anguinus trägt das vordere, |
gröfsere Horn ein Kiemenbüfchel, und man kann daher '
mit vieler 'Wahrfcheinlichkeit annehmen, dafs diefe"
Hörner die verkümmerten Kiemenbögen find, in bei"
hier | '
it ’ ; u
ENTER de organi k nefpiratorii ä in animalium [erie‘ erluoe
Paue‘ 1816. pı 24 IF. ir RN
a)A, 2.0,8, 27:
31
DE een
allen ' Batrachiern einige oder‘ alle‘ Kiemenbögen fich
wirklich in fie umwandeln. '' Bei den «Salamander
verfchwinden zwar, die drei hinteru Knorpelftreifen ‘der
Larven" völlig; ‚und der brückenförmigeKnorpel: des!
äusgebildeten Salamanders'ilt nicht für ein''Veberbleib#
fel'vonihnen auzufehen . daer fehonmit ihnen zugleich!
bei (der :barve fehr deutlich vorhän.en‘ift! sIndeflen iftr
er. wahrfcheinlich auch fo für ein bleibendes Rudimentt
der hintern Riemenbögen 'anzufehen',; wach esäft in die-
fer Hinficht fehr merkwürdig, dals gerade.das ihm ent#,
fprechenile Stück beim ‚Proseuss welches die'hinterem-
Kibmenbögen:. trägt, ‚wie er. lelbft ‘beim: En
ER krorpliiliz zu 2521.00 Dane
„Unter den; höbern. Basrachiern: ‚hlkibebäts ‚denx
Ft ‘zwifchen dem vordern und hintern Horne „auf:
„ jeder ‚Seite zwei. Vorlprünge an den,Seitenwändenvdesi)
mittlern: Stückes wibrigy welche..die.Ueberbleibfel de
beiden vorderlten-Kiemenbögen zu feyn: fcheinen.l) nm
or It das hintere: knächerne Horn der, meiltenvungem
Ichwänzten Batrachier und das dritte. oder -hintete innergy
Horopaar «mehrerer Saurier. :und der ‚Qhelonier, ein, eigh;
ner, neuer Fheil, ;o:ler hat er.fein- Analogon: fohon;iat
den Fifchen? Ich glaube «das letztere, Beiden Kochen,
liegt an derfelben Stelle an dem mittlern-Stücke ein;
länglicher, ganz.\wie bei mehrern:jener Reptilien nach,
aufsen und hinten gerichteter Knochen; ‚der, allmähliehj'
breiter werden, fich bis zu der vordern Gliedmaalse,
eritreckty und hier ınit einem Kleinen einlenkt, der ia,
entgegengeletzier Richtung zum hintern: Kiemenbogen,-
und ‘zur Wirbelläule verläuft.’ Biefer ‚Knochen. ent#
fpricht‘durch feine Lage fehr genau dem hintera innerm
Horne, und höchft wahrfcheinlich hat er beiden Grä#
tenfilchen im »Schlundkopftnochen fein. Analogen,,.. «,
Zwar: versleicht Cuvier diee Knochen .mit, ‚dem
Zungenbeinälien (Anat. comp. T. Ul. pu.377.%: die nur
sath.hinten- IRRE EEE und:ich läugnenicht, ‚dafs,
Ach, theils. das Verhältnifs derfelben; zu: den Kiemen,
theils die analoge Ortsverrückung der. vordern.Glied-
maalsen als wichtige 'Gründe‘für «liefe, Anlıcht anführen
Jafien. Indeifen fcheint mir für jetzt.die, eben 'geäufserte
Meinung, die Zurückführung mehrerer Koochen bei
verichiedeneg: Thieren ‚auf einen. und. denfelben ‚um fe
mehr‘ für/fich zu ‚haben,tals einerfeits; die Kiemenhauts-
Strahlen ‚bei ‚den Knorpelfifchen,.. wo hei heh überall, _
vorzüglich,aber beiden Haififchen, fehr deutlich ’Anden,
nieht von, diefen ‚Knochen enitltehen ‚; andrerfeits fick
vor..dem: Kiemenapparat zwilchen den 'beiden.erfterm;
Kiemenbögen ein deutlicher ‚wenn gleich ‚gewöhnlich.
»icht befehriebner ;'querer Knorpelireif beimlet, der.
ganzdie Stelle des vordern Theiles der-Zungenbeinälte
bei den Grütenfifchen einninmt. Freilich heften »Gch-
auch do die Kiemenhautftrahlen an die vorıernEnden;
der. Kiemenbögen, "und ınan könnte ‚annehmen;i-dafs
diefe' veränderte ‚Verbindung eben. ‚von dem Zurücktre-
ten der Zungenbeinäfte herrühre, jener'quere'Knerpel)
nurider,\in.die' Breite ausgedehnte, unter-.demmittlerh
Kiemenk uochen liegende Knochen der Grütenfifche leys:
welchen einige Schriftfteller mit dem mittlera Brufts»
beinftück verglichen.haben. - Das: breite Knochenftück‘
der Rocher dagegen, an welches hich die in Anfrage fte=!
heuden Knochen hefteten, wäre dasmittlere, 'mit jenen:
nach hinten gewichene Zungenbein. ‚der Grätenfifihesl
welches .hieh, wie der quere Knochen, nach‘ dem’Dypus»
des Ganzen ftark in «lie Breite ausgedehnt hätte. 1 -Dochr
feheint'mir gegen die Richtigkeit der von Cuwien vorge--
traguen Anlicht:der Umiftand' zu fprechen; däls'bei‘dem)
Häiffchen an der gewöhnlichen Stelle vom Quadratve ein),
ein. leitlicher Zungenbeinaft abgeht, und ich an eisen‘
fehr anfehnlichen, breiten, platten ‚\mittlern ‚Kasrpel
heftet, aufserdem aber die ‚von Cuvier für dierbeiden“
242 eher
‚Seitenzungenbsinäfte' gehaltnen Knorpel, »wie'gewöhn-
" uliehi, aus zwei Hälften’ gebildet, aber fich ziehe an die
-Wirbelfäule heftend, nebit' dem breiten’ mittlern'Knor-
pelvorhanden find, an'den hie fiel, "wieibei-dem’Rochen,
‘heften. >" Hieclurch fcheint mir die Richtigkert: meiner
; iAnficht zur Gewilsheit erhoben zu'werden, |; mises.
sw. Das mittlere‘Stück ift der mittlern’Reiheivon’Krio-
Er shit oder ' dem’ einzelnen Knochen’ bei! den “Fifehen,
an welchefich dieKiemenbögen heften, analog. + ‘Dafür
‚Ipricht 'die'Verbindung aller vorhandnen‘Kinochenpaare
mit ähıma ‚Der mittlere, "breite Knochen mehrerer
Rochen: hatbefönders’viele'A ehnlichkeit mib'den mitt-
“ dern Stücke der: Chelonier ; indemıer vorn in'zwei'Spit-
zen ausläuft: ‘Denkt man fich.diefe'vora\vereinigt, fo
“ hatimanı.dasdurchlöcherte), breite, mittlere Stuck von
“ jenen vauffallend‘ vor: fich«:'» Diele»grofse Aehnlichkeit
hindert mich‘, diefes Stück: beiden‘ Rochan 'als dem
" mittlermyÖlentweder "dem "Zungenbeinltückeroder: ‚dem
Unterzüngenknochen derGrätenfifähe analog’anzufehein!
It diefes Stüek der Rochen aber wirklich den mittlern
Kiemenknochen der Grätenfifche und fomit dem müitt«
lern Zungenbeine der Amphibien analog, fo wird das
durch meine eben erörterte Anlicht der Bedeutung‘ der
unbeftimmten, mit ihm verbundnen Knochen bedeutend
beftätigt. u
Der bei einigen Amphibien, namentlich den Che '
loniern, vorkommende Kleine, eigne Knochen könn-
‘te vielleicht, feiner Lage wegen, für das- Unterzun-
genbein der Fifche angefehen werden, .
Das Zungenbein der Vögel ilt weit weniger ent-
“wickelt als das der Amphibien; indellen lallen heh doch
die meiften Theile paralleliiren. Merkwürdig ift es,
dals immer der mittlere’Theil, wenn gleich einfach.) vor
der buftröhre zwifchen beiden Hören hehe we-
'niger lang ausgezogen, und an feinem hintern Ende
243
..‚kmorplig.ift. Offenbar RE Theil
+ ia feinem, hintern, zwifchen. den beiden Seitenhörnern
„liegenden - Theile. den. ‚hintern innern| Hörnern. der
„Amphibien, ‚und. es ift dahen ‚merkwürdig ,.dafsdiefe
- „bei.den Cheloniern sallgemeiny;-wenn- gleich nach einem
andern Typus:gebildet-findi.- Diefe Anälogie ift befon-
ders. beiseipigens‘ 2. Biden: Tauben „\auffallend, wo
„diefer zwifchen den'beidin Seitenhörnern liegende Theil
einen eignen Knochenibildet;' was;gewöhnlich nicht der
‚Fall ‚ifts, ‚Unter diefer Bedingung. 'beftehti\dann: (das
mittlere Zuifigenhein.Jaus drei,’ von vorn nachhinten
auf einander folgenden: Stücken. Merkwürdigz.und
„wieder in.Bezug auf: die Aehnlichkeit :mit:den- Chelo-
ee Rochen,äft,däfs.der gewähnlich' einfach zu-
tzte' vorderfte, diefer Knochen, bei einigen; zuB,
> olhiftagus , falt in feiner ganzen Länge nach vorn
wei „Seitenfchenkel: gefpalten ift. , Den beiden Sei-
" Aenhörmern,entfprechen unftreitig »diermittlern Hörner
nphibien, mithin. gene ge der: Fifche. y
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‚Intellig genz blatt, ash?
—_—_—_—,——ul nu ”
7 au
, ; Ki: sh
„I. Zur Lehre, von der thierifchen Form. , ,
I. Cuvier über die Zulammenfetzung des
" knöchernen Kopfes der Wirbelthiere,
(Annal: du Muf, Vol, 19, 1812. p- 123 — 128) °
Here: ' Geoffroy hat durch [eine Unterfuchungen bh
die Kopfknochen der Wirbelthiere unter andern merk-
würdigen Thatfachen’aüch die nachgewielen, dafs, mit Aus-
1iahiise des: Felfentheils, alle Theile des Schlafbeins ab-
wärts.in der Tbierreihe allmählich vom.Kopfe abtreten,
der Trommelfellring bei den Vögeln, Amphibien und Fı- ,
fchen den Quadratknochen,, oder den Stiel des Unterkie-
fers, bildet, der Oberfchnabel der Vögel falt ganz aus _
den Zwifchenkiefern befteht, und die Oberkieferknochen
aufserft klein. find. Indem. ich’die Gearffroyfche Anlicht
über die Metamorphofe der Kieferkknochen und einiger
andern völlig annehme, glaube ich einige meiner frü-
hern über das Stirnbein, Siebbein und Keilbein beibehal-
ten zu können, die ich noch vor drei Jahren in einem Auf.
fatze über die Kopfknochen des Krokodils, mit zweck-
mälsigen Abänderungen, von Neuem vorgetrügen habe,
Diefe Anfichten ind welentlich folgende:
1) Das Stirnbein der drei untern Wirbelthierklalfen
ift mehr zerfallen als bei den Säugthieren , indem [eine
zwei Augenhöhlenfortfätze eigne Knochen, das vordere
und Aintere Stirnbein, bilden,
2) Die Siebplatie fehlt, die Riechnerven treten durch.
Oeffnungen oder Kanäle hervor. Dagegen Ändet Sch das
fenk-
denktechte Blatt, knöcherh,, Knörplig oder'häutig, und
trägt mit')dem Augenhöhlenfortlatze des Keilbeins, der
eben fo allgemein ein Blatt bildet, zur Bildung der Zwi-
fchenfcheidewand der Augenhöhlen bei. Auch die Augen-
höhlenplatten des Riechbeins trennen,:an der gewohnten
Stelle liegend, Auıgen- und Nafenhöhle, find aber hald
häutig, bald knorplig, bald: knöchern;; auch liegen die
welentli heileides Biechbeins,,\die oh ufeheln.
oder: Ze In I ‘gewöhnlich, ei der Nelechöhit. find
aber meiltens knorplig, .Hiernach behält das Riechbein
feine Eage, [eine Zufaminenfetzung, und feine Verrich-
tungen, und ift nicht zerfallen. b:2 BT
% 73) Die Keilbeinflägel Äind meiftens Yon’ den übrigen
\ eilen des Keilbeins getrennt, und bilden mit den Gau-.
€ „eine ‚mehr oder weniger vollltändige, und
2 ach innen liegende Verbindung zwilchen dem
igültigkeir diefer Regel übgrzeugt., Nach,ihr kann
eicht alle Kopfknochen der Vögel, Amphibien und
ie benerinen, indem jeder immer diefelbe, Stelle,
gefähr dielelben Verbindungen behält, oder,wenigltens
intretenden Abweichungen nicht [tärker'als die bei
hiednen Säugthieren find , endlich, was das Welent-
ıfte ilt, jeder Knochen diefelben Functionen behält,
„h. diefelben Höhlen bilden hilft, diefelben Muskeln
ı an ihn heften, diefelben Nervenltämme durch ihr '
‚treten, wenn diefe Theile vorhanden find; ‚Von den
Nerven weils man, dals lie nie abweichen, den Riech-
nerven ausgenommen ‚der bei den Cetaceen fehlt"),
..$0 bedeckt das Stirnbein, gleichviel, ob einfach, dop-
pelt; fünffach oder [echslach, immer den vordern Theil
des irns, bildet die Augenhöhle, und begleitet den
Br i
es aller bekannlich nach der Jacoljon’lcben Entdeskuog
_ u - ! N rn
M. d. Archiv, IV, 2, R
246 ws
Biechnerven bis zur Nafe; der innere. ‚Augen hlenfort-
datz, das ‚vordere einbeitsı :umfalst immer en: obern
Theil der. Nafenhöhle, und bildet den Nafktarahd der
Augenhöhle, Der äufsere Fortlatz, ‚das hintere Stirnbein,
bildet den äufsern Rand der Augenhöhle und trennt fie
von der Schlafgrube. Das ein- zwei- und dreifache
Scheitelbeirt bedeckt immer, den mittlerm. Theil des; Ge
hirns. ' Das einfache, ‚doppelte, vier- oder fünffache
Hinterhauptsbein umhüllt immer das verlängerte] Mark und
das kleine Gehirn, und enthält immer den Gelenkknopf
für den oberften Halswirhel. Der ‚Körper « ‚des Keilbeins
und [eine Schlafflügel tragen immer (die. mittlern- Theile
des Gehirns; fein, Tebon beiden Säugthieren.getrennter
Aug enhöhlentheil bildet immer den Grund „und.einen
hei ‘der ‚Scheidewand der Augenhöhlen ‚und Jäfst.den
Sehnerven durch., Diele dünne ‚Scheidewand,. deren
Anfang man fchon beim Saimiri hieht, geht neh uf
vorn bis zum fenkrechten Riechbeinblate, „Die Augen-
höhlenblätter des Niechbeins trennen immer Angen- ‚und
Dee alsh a ara ct ed
" Ungeachtet grölserer Verfchiedenheiten in/den Ver-
een und der Fefügkeit der Verbindungen, "bieten
‚die Antlitzkndehen dielelbe Beftändigkeit dar, ' a wer-
den daher’ leicht erkannt. Nur der Schuppentheil' des
'Schlefbeins tritt bei den Amphibien und Filchen ‚ganz
vom Schädel ab, indeflen bedeckt er Tchon bei den Wie:
derkäuern "däs Scheite]bein ‘von aulsen \falt ganz, und
die Schuppennäth ft eine Andeutung [eines nach a
‚Gleitens, welches nach Maafsgabe der Verkleinerung: des
Gehirns und 'der Schädelhöhle eintritt. en Pauke.
nie Antheil’ an der Bildung des Schädels har, lo ilties
nicht auffallend, dals lie'fich bei den meilten Thieren .
“völlig iblehdere,, der Fellentheil dagegen bleibt immer in |
"die Schädelwände eingekeilt, und nimmt immer, unmit-
telbar'den Hörherven anfy‘ 'wenn er. gleich‘ das Labyrinth.
nicht immer einfchliefst,' 2 ‚UA 8 Sera are
“ Künftig werde ich in befondern Abhandlungen über.
die: wichtigften und Ichwierigften Gelchlechter der drei
untern Wirbelthierklalfen n_ die Allgemeingültigkeir diefer
Angaben nachweilen : für jetzt beimerke er hr dals‘
sun 6.9
1Es nicht’ "die Rnotpelfägler ı und die Lampre-
Rt das dnoinalfte ee ‚davon ı eine Aus-
€ machen, ® ” ni : "riet
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border Zufeieiiien Te zung ass
ers der' Filehe,sund die" Ber
der [Eibem iger‘ methodifchen
' diefer Thiere. (Men. dw‘ Mu:
FLÄg ds. p- 102 ffyehl
aaa ar aa 3 Fasthlseimsiiiörte
»ver[chieden, Fire die lab den Filche, im
achtet.;; yon ‚allen übrigeit ife,! +6 ‚wenig leichg
mE üich be equem,in Abekeiluagmnuer fällen: Das: ‚Ger
'webe d Kasshhe sie ‚Belchaffenheit (de nen
‚dieStellung. ind. Keen Both 3 ‚die Be-
x „hrer ‚Strahlen‘,; welche, ch. und,
gröfsten‘ Natnrfoxlehern .als Eintheilungsmittel..ex;
hang his.jetzt keine Methode gewährn,
we) ‚dehr,, Amlehmäifebe: ‚getxennt (ehr
neben, zjnander, gelielt worde en wären. Des-
ku ich‘ die, Anwendyng..von bisher. nicht, he-
ua & ch ler de ‘de
y Bekan enfehen und oh Suiten
das, aus den Mn Nafesrknz n, ’dem Oberkiefer, den" Joch:
er | und’ den Gaumienbeitten‘ ebildete Antlz fett Ind e
weßlich : an den Schädel gehe et‘ "In dendrei Rlafı n
‚der Wirbelthiere eiben die Anıltzknochen I 1
eine Theile zerfallen, ind einige we en in!
"Arten beweglich. Beide Abänderungen) 'die
den Vögeln und Fifehen fehr Einförkiig ind, bieteß.
n Amphibien zahlreiche Verlehfederhehen'in. ve
dar, dals gewifferimalsen. jede der drei übrigen Klaf-
irch manche Gelchlechter därgeltellt wird: Indem
'o in ‚diefer Hinlicht die. Amphibien genau unter-
n elängt man zu einer Vergleichung der Vögel und
ifche unter fich und mit den Säugıhieren. Hier für jetzt
dr von der Beltimmung der [chwieriglien Antlitzknochen
Ra
‚der Fifche, : nämlich ‚dem Verhältniffe, der Theile;.deg’
Schlafbeins und der Gaumenbeine unter einander, mit
dem Jochbein und dem zum Antlitz gehörigen Theile des
Keilbeins. in \ 1 :
Bei den Eierlegern -wird-immer das Schlafbein durch
4 Stücke, 1) den Zitzenknochen, 2) den Felfentheil, 3) die-
Pauke, und 4) die-Sehuppe vertreten: die beidemletzterme
gebören; micht ‚mehr zuwi' Schädelt, Das ‚Keilbein. heftehte
im Allgemeinen aus-9,Stücken:i 7) dem eigentlichen; un-
paaren, 2) den beiden’ innern-Flügelfortfätzeny, 3) dem
beiden 'äulsern , 4) ‚deniSchlaffortlätzen ‚"5) den beiden
Augenhöhlenfortfätzen / die bisweilen auch unpaar find.
Das Stirnbein hat ’gewöhnlich auf'jeder Seite‘3’ Säcker
2 das: eigentliche, 2Y.das vordere ;'3) das Kintere, a4®
linterhauptsbeih immer: 1) das oberen) die Beiden
Spene: 3) AnsÜwntere oder Grundffück.) "-" "isir
"5! Unger-allen Bierlegern komtmen die Schildkröten aut
teilten init deniSäugthleren überein, indem alle Knoche
iktes: Antlitzes fell, ihre Zwifehen - und Oberkieferg
sehhein md’ Stirabein diefee Eage'lınd Verhaltiffe
hähen. 'Di’diechmterii Nafenlöcher weit ıisech vorn’ Nei
gen; wölben: lich’di® Gaumenbeihenicht, unlie zu nm
fallen, haben daker'närihren’obern Theil imd verdeckem
den Piugfchaarnicht, "Die innern Flügelfortlätze plättent.
fich ‚wie. fe, ’Berizontal ind in derfelben Ebne mit dent
Keilbein ab, die äufsern find nicht getrennt, die‘ n
und.Augenhöhlenfortfätze Sehr Ilein. - Pauke, Felfen ‚und
Betzangheil haben BEE Lage, ae Pan Une
fst' das Paukenfell ganz,; und. umfchlielst den. Gehörz
nochen. . Die Hauptverfchiedenheiten: beftehen ‚darin
dals 1) die Pauke allein die Gelenkfläche für den Unter,
. köeler: bilder; 2) von der,'ganz vom Schädel getrennte
Sehuppe nur. noch der Jochfortlatz vorhanden ilt, ‚dei
a ‚einerleits mit.,der Pauke , andrerfeits mit.dem Joch-
ein und dem hintern Stirnbein werbindet. '
‚Auch beim Krokodil find die Kiefern wie beiden.
Säugthieten gebildet, die Nalernhöhlen reichen bis-zum,
Hinterhaupte, die Gaumenbeine und innern Flügelfort-..
fätze bilden einen Kanal für fie, ein wahrer äulserer,'
Flügelfortfarz geht von ihnen quer bis an den Öberkiefery,.
das Jochbein und das hintere Stirnbein. . Das Jochbein,.
’
e he’ weiter. nach hinten als das Hönkdie Stirnhein, (0,
die. Schlafbein[chuppe Be et nad? Nie,
u ag verbindet, der Zitzenthei erhebt lich, die Pauke
de Hoch allein die Gelenkfläche.
Bei den eigentlichen Schlangen, z.B. Boa, Coluber,.
‚fchwindet das Jochbein, Gaumenbein und innerer Flü-
kabie tlatz verlängern fich, ‚und erhalten Zähne; der letz-
€ verbindet fieh mit daiı Kiefer und hintern ‚Eeyabein
durch den äufsern Flügelfort[atz, reicht nach hinten bis,
r ‚Pauke, lenkt lich bei den Amphisbanen mit ihr, un-
ir wie beiden Vögeln, ein. ‚Bei bewegliehem Ober,
jefer ift es auch die Pauken: und wird felb[ft durch einen,,
dem Seheitelbein ruhenden beweglichen Zizenknochen, 4
Eetragen. Die Schlaffehuppe fehlt. \\ }
a de eigentlichen Eidechfen, Monitor, Touana,
erta u. f. w., find die Kiefern noch feft, der äufsere
gelfoxtfatz verbindet den innern mit dem Kiefer, er-
- bisweilen mit dem äufsern Ende das Gaumenbein,
verlängert lich nach hinten, bisweilen bis zur
RR bisweilen bleibt er bier frei, ilt oft mit Zähnen
ferzt: die Pauke bildet nur noch den vordern Rand des
kenfellringes, wie beiden Vögeln, und ift bisweilen‘
sglich. Das Jochbein überragt das hintere Stirnbein
nicht, {erreicht es [elbft nicht i immer, dagegen erreicht
es das Schlafbein, und letzt fich mit der Pauke und
tem » Zitzenknochen, bisweilen mit dem feitliehen Hin-
ee in Verbindung. i
Bei den Batrachiern, vorzüglich den Eröfcken , fehlt
as bintere Stirnhein, der innere und äulsere zufammen
ran Flügelfortlatz verbinden das Keilbein. mit
Kiefer, und nach hinten mit der Pauke, der Bort-
a} Schuppe, zur Verbindung mit dem hintern Stirn-
" beftimmt, bleibt frei, Der Kiefer. geht hinten: in
das, mit der Schlaffchuppe nicht mehr, verbundne aber
die Pauke erreichende und, was wichtig ift,. den. gröls-
ten Theil der Gelenkfläche- für den Unterkiefer bildende.
‚Joehbein über. Das Gaumenbein verbindet quer das
Keilbein, Stirnbein und vordere Stirnbein mit dem Ober-
Be md Stöfst biex mit dem. äufsern Flügelfortlarze
u:
Y
oe
Kuaihengerühe” verbunden | ee “Dann Bi ER
das Jochbein unter diefem, um den Unterkiefer zu tragen;
das, vorn unter dem vordern Ende des Schä els lie 1de,
Gaumenbein fetzt ich hinten mit den ‚beiden Eli Flügen,
fätzen fort, die es mit dem, Jochbein vereinigen, d
Schlaffchupp@ und die Pauke hide, dee aa
Alt des Gerüftes, welches zu feiner Ve indung. mit dem,
Schädel beftimmt ift.. Die Sehlaffehuppe verbindet Sich.
immer, wie bei den Eidechlen, mit dem hintern Stirn-.
beine und dem Zitzenknochen,, und lenkt fich mit ‚dem,
ki; den Fifchen für das Athmen .“ wichtigen, Zungenbein
Die Pauke, die mit dem Gehörorgan nichts mehr
Peru hat, und deren Stelle für die Verbindung mit dem
Unterkiefer durch das Jochbein vertreten wird, bleibt.
wie die Flügelfortfätze, eine blo[se, eine Stelle im Gaumen:
bejapın einnehmende Knochenfchuppe.
., Hiernach befteht.das vollftändige Antlitz der Filche,
ahgefehen! von.den Kiemendeckeln und dem Unterkiefer,
aus folgenden Knochen: I)den Zwifchenkiefern, den Ober«,
kiefern der Ichthyologen; 2) den Oberkiefern, den Lip-,,
penknochen der Ichthyologen; 3) den innern Gaumen-,
knochen; 4) den Flüge aan oder den äufsern Gau-,
nen beinante 5) der Pauke, welche den Gaumenbogen. fort.
Setzen; 6) der Schlafjchuppe, welche, fich mit dem Zitzen-
bein und dem hintern Stirnbein verbindend, diefen,
Bogen hinten mit dem Schädel einlenkt; 7) dem Yochteid®
welches fich nach unten endigt, und ie Gelenk mit "dein
Unterkiefer bildet; 8) den, wie bei allen Thieren,. die,
Nafenhöhle umgebenden . Nafeakkhchen: 9) den, den.
Fifchen eigenthümlichen Unteraugenhöhlenknochen , die,
von dem OBeiteferbein oder dem Jochbein abgetrennt, '
der Zahl nach bedeutend variiren, und mehr oder weni. |
ger äufserlich an der,Wange erlöheirien.
Da der fogenannte Lippenknochen im Allgemeinen _ u.
zähnlosift, fo Tcheint die ihm gegebne Bedeutung fallch; ,
allein, verfolgt man ihn von den Lachfen an durch ‚die
PR ‚Fifche, fo verfehwindet diefe Unwahrfcheinlich-
keit. , Bei den Forellen nehmen die Zwilchenkiefer nur
E > denfelben Raum als bei den Säugthieren und
meilten Amphibien ein, und find auf diefelbe Weile.
ohneStiel ı und unbeweglich befeftigt; die, wie fie, gezahn-
‚Oberkiefer,, vervollftändigen den Rand des Oberkie-
ee zum Mundwinkel , die innere Zahnreihe gehört
iumenbein, wie bei den Schlangen mit beweglichen.
1, ‚die mittlere dem Pfluglchaarbein an. Diefelbe
iildung kommt bei den Söhten, Corregonen und dem
von ‚der Lachsfamilie getrennten Gefchlechte der Curi-
maten vor,. ilt aber mehr oder weniger abgeändert in den,
verf[chiednen Gelchlechtern, welche die Ichthyologen!
noch unter dem Namen Characinus vereinigen. Bei den
eigentlichen Clupeen und den Elops findet ke fich wieder.-
Bei Ci. my/ftus verlängern lich die Pberkiefer, und bei
Odontognathus. Lac., der zu der natürlichen Familie der
Heringe gehört, tritt durch ihre. [chnappende Bewegung .
ihr hinteres Ende nach vorn. Eben lo. haben diele Bil-
düng Notopterus capirat Lac. (Clupea fynura Schn.) Efox
chirocentrus Lac, (Clupea dorab Grn.) Erythrinus Gron. Amia
a Geoff., wo die Oberkiefer fogar, wie bei
\ ‚Amphibien , mit dem übrigen Antlitz - verwachlen
„ und in der That kommen diefe Fifche im Innern
weit mehr mit Clupea als den Arten überein, denen man
't genähert hat. -Der Hecht [teht gewillermalsen
en diefen und den übrigen Fifchen, das Zwifchen-
kieferbein allein trägt Zähne, ift aber fehr klein, und
tnur am Ende des Maules, die Seitenzähne des Ober.
kiefers Stehen in den Gaumenbeinen. Solind wir zu.der
allgemeinen Anordnung gelangt, wo der Zwilchenkiefer
allein den Rand des Oberkiefers bildet, und die äufsern
Zähne trägt, während das Oberkieferbein eine unterge-
ordnete Stelle einnimmt. Vermöge dieler bildet es falt
immer. eine Art zweiter Lippe, begünltigt das Vortreten
des Zwifchenkiefers, und heilst dann nicht ohne Grund
Lippenknochen:
- So verhält es fich in \ der That bei weitem bei den
meilten Gefchlechtern, namentlich Cyprinus, Cobitis (aulser
Anableps), ‚Fiftularia , Centrifeus, Syngnathus und Pegafus,
deren Mundröhre nicht, wie nach Artedi, durch die
a5 «Sg
verlängerten ‘Oberkiefer, fondern durch das Riechbein,
die‘ Nafenbeine und. Cauhenhöpen gebildet wird, wäh.
rend die Oberkieferbeine ihn hinten beendigen; Atherina,
Mugil,'Sphyraena, Labrus, Sparus, Perca,' Sciaena, ‘Ga-'
. Sterojteus, Scomber, Coryphaena, Zeus ,-Chactodon; Scor-'
paena, Cottus, Trigla, 'Mutlus, Gobiuss Caepola, Blen-
nius, Gadus, ‘Trachinus, Uranofeopuss Callionymus, Plew-
woneites, Stromateus, Ammodytes , Ophidium; 'Gyclopterus,
‚Zepadngafter,; Lophiuss welche drei Ge[chlechter , wegen
des falerigen Baues, der Zahl und Geltalt ihrer’ Knachen,
und der Anordnımg ihrer 'weiehen Theile , ungeachtet‘
bei einigen Arten die Knochen [päter erhätten , durch,
aus zu den Knochenfifchen ‘gehören. BEE a. .g
Unter‘'diefer Menge von Fifchen finden fich die,
welche ihre Oberkiefer plötzlich in Geftaltieines Rohres
nach vorn [chieben können, und daher zum Theil den
Namen Infidiator „u. f: w. erhalten ‘haben. “ Am auf.
fallendften ift diefe Bewegung bei Callionymus; Sparus in-'
fidiator, den ich von Sparus trenne und als Epibudus den
Labrus. nähere; ‘Sp. fmaris, maena u. [, w., woraus ich
ein eignes Gefchlecht Smaris bilde; Corycus, was i6haus
einigen Arten von Lutjanus bilde, Zeus, 'Capros, Me-
neus Lac., die zufammengeftellt inkl mit Clupea‘ fasciata@
Lac. verbunden werden müffen, welohe'mit'Centrögafter
eguula Gm; eins ilt. Selbft'bei Labrus und Cyprinus hn-
den lich Spuren, 'und eigentlich bei allen genannten Ar-
ten. Bei allen hat das Zwilcherkieferbein aulser dem
Randalte des Oberkiefers einen auflteigenden, oderieinen
Stiel, der mit dem Schädel nicht eingelenkt' oder ver-
wachfen ilt,'fondern blofs unter der Haut liegt, und in
einer Artıvon zelligen Scheide auf der vordern Fläche
des Riechbeins auf- und abgleiten kann,‘ die bei den
Smaris, zwilchen den Augen felbft bis zum Stirnbein em-
porfteigt. .. Die Länge: diefes Stückes und der erwähnten
Scheide ‚bedingt die Länge der Röhre, die hervortreten
kann; -das (Öberkieferhein aber, fchiebt jene und .das
ganze Zwilchenkieferbein nach vorn, indem es lich felbft
um fein oberes Ende dreht, und der Unterkiefer [chiebt
oder. zieht; indem. er lich fenkt, den untern Theil des.
Oberkieferbeins nach vorn, damit diefes durch die’er-
wähnte Bewegung einen Kreisbogen belchreiben kann, [o
A
+
dafs diefe, dem -Anifchein nach fo zuflammengefetzte Be:
wegung durch einen einzigen Muskel, welcher dem Kinn -
und Zungenbeinmuskel entfpricht,,_' vollzogen wird. . Zu-'
rückgeführt werden die erwähnten Theile durch zwei
Muskeln, welche den Schlafmuskel , wie er bei den Vö-
geln abgeändert ift, darftellen, d. h., von der Platte
kommen, welche -aus Stücken befteht, die meiltens vom
'Schlafbein und dem’ Keilbein getrennt Gnd, und deren
‘ bei Eyprinus, Smaris eine eigne Sehne, die eine für
. den Oberkiefer, die andre'für den Unterkiefer hat, die
Sich dagegen bei Zeus faber, durch eine gemeinfchaftliche,
an zwei Zipfel gelpaltne Sehne an das Ober- und Unter-
‚Kieferbein hefien. Bei wenig beweglichem Oberkiefer, :
2. B. Efox, Müraena, erhält diefer keine Sehne, Nie-hat
das Zwifchenkieferbein einen Muskel, dagegen finden.
fich immer F— 2 Muskeln, welche vom Schädel nach
dem Typus der Vögel an die erwähnte Knochenplatte
en.
= Beieinigen Filchen ift das Oberkieferbein nicht blofs
Zippenknochen, ohne doch die Bedingungen darzubieten,
welche es bei den höhern Thieren zeigt. /Zu den merk-
"würdiglten gehören hier die der Welfe. Das ungeltielte
Zwifchenkieferbein liegt unter dem vordern, breiten
'Schädelrande, und trägt an jedem Ende ein kleines Ober-
‚Kieferbein, welches, bieglam geworden, in den längften
Bärtfaden verwandelt ift. Bei einigen Untergattungen
-fich noch befondere Eigenthümlichkeiten, z. Bi
'beir Aspredo, wo die Zwifchenkiefern , als kleine läng-
liche , unter der Schnauze liegende Platten an ihrem hin-
tern Rande die. Zähne tragen. Anableps verbindet Silurus
mit den übrigen Filchen: die ungeltielten Zwilchenkie-
fer liegen unter dem Schnauzenrande , 'dieler aber befteht
aus dem obern Ende.der Oberkiefer, welche ich aus-
breiten und berühren. Wegen melırerer Verfchieden-
. heiten, fowohl der hier betrachteten Theile, als andrer |
e müllen aus Characinus mehrere neue Gelchlechte
es weden. Eines hat [chon Lacipede in Serrafalma
ennt; Die obern [charfen Zähne [tehn blofs im Zwi-
henkiefer;: das Oberkieferbein ift nicht mehr Lippen-
knochen, londern liegt als kleine Platte quer über
dem Winkel! beider Kiefern. Tetragonopterus Seba, der
254 lei
als: Gefchlecht- hergeltellt werden muf[s, „und falfchlich *
mit. Salımo bimaculatus verwechfelt worden ift, kommt
durch die Kiefern mit dem vorigen überein, hat aber,
oben: zwei -Zahnreihen ,. fo wie fein ‚Unterleib keinen
‚fchneidenden noch [charfen Rand. ...Aus den Characinen
mit‘prismatifchen Zähnen, z.B. Raji vom Nil, (Salmo.
dentex Hajjelg. S. niloticus Forfk.) mache ich das Gelchlecht.
Myletes , dellen Kiefern mit denen: des’vorigen überein-,
kommen., Bei Hydrocynus;Cuv. find die Oberkiefer, ftärker
- entwickelt, und die Zwilchenkiefer verfcloben - un: a
Stark gezahnt. ; Characinus‘ dentex ‚Geoffr, hat: zahnlole
berkiefer, andre, Salmofalcatus und $. Odoe'Bl., kleine‘
‚ähne'in. denfelben, und nähern‘lich daher Salımo fario,
und eperlarus, von denen fie lich nur durch Mangel der‘
Zungen -"Gäumen - und Pflugfchaarzähne unterl[eheiden.
Ein andres Gefchlecht, 'Citharina, bildete ich aus'den
Characinen mit nur in die Breite ausgedehnten Zwilchen-
kiefern, deren kleine Zähne bisweilen borftenförmig find,
und‘deren fehr kleine Oberkiefer über dem Mundwin-
kelrliegen. ı Hieher ‚gehören Serrafalmo Citharina Geaffr. -
und‘ Salımo aegyptius Gm. Eine.der.anffallendften, Ab-,
weichungen . dieler‘ Familie wird durch Saurus. (wohin. -
.. Salmo faurus Einn. , Sy foetens, S. tumbil,. Salmo varius u. I.
w: gehören) gebildet, ‘deren weiter Rachen an feinem"
‚oberm Rande nur einen langen, ungeltielten, an einem
einfachen Bandehängenden Zwifchenkieferknochen trägt, :
und deflen Oberkiefer'nur'eine häutige Spur bildet. Das»
Gefchlecht "Synodus Lac. [cheintnur aus Exemplaren von
Salmo faurus L. gebildet, deren fehr kleine Fettllolle ver- ,
loren gegangen. war. Merkwürdig ilt nun, dafs, unge-
achtet: diefer auffallenden Abweichung in.der Anordnung.
dew-Oberkiefer bei mehrern Lachfen, einige Fifche .die-
fer Familie ein ganz gewöhnliches Lippen - Oberkieferbein
haben. Sa verhält es.lich bei’ Gafteropelecus Rifjo, nament-
- lich:G. Humboldti, welche mir Argentina fphyraene Pennant
zu‘feyn [cheint, Xiphias bietet eine der merkwürdigften
Alweichungen.dar. Bei jungen Exemplaren findetman
4 der Länge des Schwertes aus. den Zwilchenkiefern, den
hintern Theil in der Mitte aus dem Riechbein, an den
Seiten aus den Oberkieferbeinen gebildet, diefe fünf Kno-
chen daher unter einander und mit dem Schädel unbe- .
u 255
‘
zen verbunden. ‚Diefer Bau kommtbei keinem Fifche, -
man ‚mit, Xiphias vergleichen könnte, vor, wohl zu
merken, wenn. man mit dielem Gefchlechte nach Bloch,
en hlngrebin auch wohl Xiphias gladius Lac.
gehört, veremigt:. Auch der Schnabel von E/oxbellone;
. E, faurus Schn. belteht aus den Zwifchenkiefern, und
> Oberkiefer. liegen ‚hinten als kleine Platten an der:
mdfläche. Die verwandten «Exocoeten haben keinen
hnabel, allein die ungeltielten Zwifchenkiefer "bilden
den ganzen Band des Oberkiefers, und die hinten lie-
nden Oberkieferbeine fangen an.die Lippenknochen-
form zu zeigen. Die Sphyraenen haben ganz lippenkno=,
enartige Oberkiefer, gar nichts mit den Hechten gemein.
‚kommen durch ihr Skelett, die Stacheln ihrer erften.
Hoffe, undihren Darmkanalneblt Magil und Athe-.
rina mit den gewöhnlichen ‚Dornflofferr (Acanthopterygü)
in. , Die abweichendlfte,.mir bekannte Bildung, hat.
fofteus. Lac, (Efox o/feus Linn.). Der mittlere Theil
‚Schnauze befteht aus den verlängerten Pflugfchaar -,
en- und Gaumenknochen, ander Seite der Grund-
e liegen. kleine, vordern Stirnbeinen vergleichbare
ochen ‚ auf den Seiten aber-auf jeder,Seite eine Reihe
von II Knochen, welche durch Quernäthe’ verbunden,
>zahnt find, und. wovon die vordern als Zwifchen-
„die, hintern als Abtheilungen der Oberkieferbeine
hen werden können. Hiermach habe ich fe den
4 jeen genähert, und die Befchaffenheit der Eingeweide,,
welche mit denen von Amia und Erythrinus übereinkom.
men, .hat.diele Vermuthung beltätigt.
Bei den Aalen (Anguilla Thunb. Muraena Bl. und Lac.)
verdicken die-Oberkieferbeine, die weit kürzer als die
Zwifchenkiefer, breit und zellig find, blofs die Schnau-
zenlpitze. Bei den Ophifüren und Muränen find 'hie'noch
kleiner und kaum merklich. Bei allen diefen Gefchlech-
tern. bildet‘der gezahnte Pflugfchaar die Schnauzenfpitze,
ee fangen auf feinen Seiten an, wo fie
'einlenken, fo dafs man fie für die Gaumenbeine hal- '
ten könnte, wenn diefe nicht „wenn gleich faft blofs
häutig, «nach innen vorhanden wären. Den Muräner
i bi, Muraenophis Lac. Gymnothorax Bl.) [prechen
ller gewöhnlich die Kiemenhautftrahlen und
‘
256 nn
die Kiemendeckel ab, in der That aber find diefo Theile‘
nur klein und’ mehr in der Haut verborgen’ 'äls En
lich, indem fie fich bei allen Arten finden.WEinige, zZ. Bf
M. colubrina hat fogar 25 Strahlen aufjedeiSkire? Für
die Syhbranchen (Unibranchapertura E:) gilt daffelbe. Ihre
Strahlen find fogar verhältnilsmäfsig ftark, allein ihre’
Oberkiefer [o großs als bei den meilten Filcken | ihre!
Gatimenbeine [ehr entwickelt und gezahnt, zwei That)
fachen, woraus lich das geringe Gewicht der blofsen Ver
hältnifsverfchiedenheit der Mundknochäni 'ergiebt, indem
die Syrbrancher unter allen übrigen Beziehungen zu der
Familie der Aale gehören, und wenn lie’ gleich, wie |
diefe, keine Vorderfloffen haben, : dach fehr deutliche’
Schulterknochen befitzen. Die Gymitioten weichen ‚auf,
andre Art ab: die Zwifchenkiefer Iind aalartig, die fehr!
kleinen Oberkieferbeine nach hinten geworfen. Aulser”
dem, fchon oben erwähnten Gy»nnosus notopterus,\tre
nen wir noch von den Gymnoter den Gymnaotus Acu
Brünnich und Gmelin. In Beziehung auf die Kiefer, den
Kiemenapparat, und die merkwürdigen Schwimmblafen-
knochen ift er ein Ophidium, wurde auch von den äktern,
Ichthyologen Opkh. imberbe genannt, Es jr Ru s UP”
zus fontarus. ı Aue. 4
' So wichtig auch die bisher Süfgazählker Verfchieden«
Yehten: von Verhältniffen, Stellung und Verbindung der’
Knochen zu Bildung von Gefchlechtern find, fo wenig
kann man lich ihrer zu Begründung von Ordnungen und '
Faäwilien bedienen, indem daraus die Trennung der ähn-
lichften, die Nebeneinanderltellung der verfchiedenften''
Tbiere folgen würde.
" "Nur zwei Anordnungen fcheinen wir hinlänglich
ausgezeichnet, und mit dem übrigen Bau ganz in Ueber-..
einltimmung, um zu äufsern Zeichen ‘für wahre natüre,
liche Familien zu dienen.
‚Die erfte ift weniger ausgezeichnet, bezieht fich aa
auf weniger von den ührigen getrennte: Gelchlechter,.
Bei Dioden, Tetrodor, Balijtes, Ofiracion ilt das Oberkie«,'
ferbein [ehr genau mit den,, felblt wenig beweglichen,
Zwifchenkiefern verwachlen, ‘und der Gaumenbegen,
leichfalls wegen der feften Verbindung des Gaumen.)
und Schlafbeins mit dem vordern und hintern Stirnhein
beweglich Der eigne-Muske) des Gaumenbogens fehle
bier, and: nur, auf ;den ‚Kiemendecke). wirken .die
chen Muskein. Die Eigenthümlichkeit wird un
ei er Analogie zwilchen. ‚diefen vier Gefchlechterm
ei ‚ angemellen, ‚aber‘ ‚wegen ihrer grolsen: Entfernung
von;den übrigen ‚Gelchlechtern von geringer, Wichtigkeit
heinen;;, allein diele. Trennung, ift nur ‚künftlich durch
| ‚Artedi undyLirr& bewirkt; indem lie, gegen dem:
sein knöchernes Sigelettz ‚gegen den zweiten deut-
jemenltrahlen; und, gegen.den letztern, aufser ‚den
pe ‚keine. Eungen-haben. ae
Die ‚zweite Anordnung ilt ausgezeichneter, an be
‚und giebt ein trefkliches Merkmal für: die, Bang
gier ab, die in der, That yow; den übrigen; Fılc
en. Bau dentlicbgetrenpyjlin d,‘für die.mar
‚jetzt ep eslerganyi hie von.d Aal
ij), Filchen. ‚anterlcheidenden (Charakter, ae
hat. Diefer Charakter ‚aber ‚findet lich; iin Baue der Pr
fer, ‚undhdies- it, in Bezug.auf die natürliche Eintheilung;
ieler 'Klaflen der, wichtigfte. Vortheil, den ‚mix, ne
Unter uchungen, ver[chafft. haben. .
gar Di et Charakter der Chondropterygier ilt, Jals ihr Ober
re ‚durch.die Ober - ‘oder Zwilchenkieferbein
\durch: die! ‚Gaumenbeiney Selbft bisweilen. a
fi Ifohanr gebildet: wird, , "Der,;Hecht erklärt, auch
Erfcheinung, indem ein Zwifchenkiefer, [ehr klein,
rkieferbeine. in den Lippenrändern verborgen,
ie ftarken > ung. zahlreichen Zähne in den Gaume
men. ;behndlich lınd. ‚Unterfucht man hierauf. den
mals fquatina, [o lälst fich die Bedeutung der Knochen:
‚erkennen... Ein, Knochenftück, welches an dem
intern, Srihpbein und dem Aumenkeis entlpr,
en Theile des Schädels ‚hängt, ‚dient zum gemeinfchaftlie
m ‚Träger ‚des Ober- Unterkiefer- und, Zungenbeines.
Aft des, ;bisher für das @berkieferbein angelehnen
nochens eıufpricht dem Unterkiefer durch Gröfse, Lage
1d Zähne, 'geht.aber, von feiner Verbindungsfielle mie
n erwähnten Träger ilchief nach vorn zu dem Theile
5 Schädels, welcher. dem Riechbein und Pllugfchaar
oht ,; verbindet lich ‚mit ibm dureh ‚Bänder, va
Ä ‚t. moch weiier ‚nach vorn, wa Jich: mit dem glei
258 0 RE u.
kennt, die Uebörzeugung, dafs et felbft Gaumienbeir ih,
Bei den übrigen Haififeken ünd den Rochen "Khider‘Nch
diefe!be Anordnung, wenn gleich die Seiten ftücke' kl
ter find und leicht verloren gehen. ‘Beiden Rochen Fi
ein kleiner, in der Subltanz’der Nafe'behndlicher Ra.
Pa den Zwilchenkiefet; ein andre,’ der Yom Atılse
ande der Nafengrübe zur Brafiflölle reicht, "d 3
Kieferbein dar. Dafsvdie"Zahl der "Knochenfticke
Aaiktaet ift, indem’ \der"gemeinfchäftliähe Kiefer'u
= nbeittftiel, eberifo der"Oberkieferknochen| if
aus’ einem’ Stücke 'befteht‘, während’diefe Beiden Th
bei’ den übrigen Fifchen aus fechs’ Stücken "zufammeı
ferzt find, beweilt nichts gegen diefe Anfitht, “ Dernm
fteilt der einfache Stiel die Schlaffchuppe; apa {
das Jochbein, mein Gaumenknochen'; odender gewöhn.
lich fogenannte Öberkiefer;’den Gaumeriktischen und den
>
»
fsern und innern Flügelfortfatz dar, "ud ’he Andi
nach demlelben, ‚Princip' nicht dureh 'Näthe ähaet
wie der ganze Schädel der ‚Chondropterygier, "Bei 5
dreiobern Rlalfenundden gewöhnlichen Fifchen gefchi
die Knochenbildung diireh Knochenfalern, weiche
gewilfen Verknöcherungspunkten ads ich Trkahleniförkn
Verbreiten, und, indem fie die der benachbarten "pi
knöcherungspunkte erreichen, Näthe bilden ‚Vdje\aBk
auch mit dem Alter mehr oder weniger dürch Knio
anfatZ verfchwinden. Bei den Chondropteryglern!wird
dagegen der phosphorfaure Kalk nicht in Fafern, fondern
Körnern abgefetzt, die überall gleichförmig en
“fich
Und an einander gedrängt, "gleichförmig: erhärten,
nicht vorzügsweile anhäufen, [o'dals der Schädel Reihe.
Näthe, die Knochen keine Anfätze haben, \und’hhrb:
wegliche Verbindungen vorhanden find: Beim Starke
fcheint zuerft die Neigung-zur faferigen Knochenbildun
und man nimmt ‘die Gränzen der einzelnen Knochen ;
einigen Gegenden des Schädels wahr ; dagegen ihd’bei
[— 259 1
li ‚[ogenaninten Knorpelhifchen, z.B: PR
;. Lophius ‚die einzelnen Knochen wie bei den
sen Filchen vorhanden. ;.Die Muskeln betätigen
eine Beftimmungen. | Unftreitig ‚kommt (der Kiefer-
hliefser vom'Oberkiefer, d.h. von;Knochen, welche fich
“Gaumenbein, ‚Keilbein.. undSchlafbein losgetrennit
1aben, und ftellt daher den Schlafmuskel und die Flüge]-
ein dar. Von. dem Gaumenbogen entftehn:/daher
‘Vögeln und Fifchen zu dem Unterkiefer gehende
er- oder Zwilchenkieferbein. | CH
ER "Ift die-Analogie bei den Rochen ud Häkfchen.e ein-
erkannt, fo lälst lie lich leicht,auf die ührigenGe-
ia Sk; Steht ihnen zunächft ,: unterlcheidet üich
‚aber durch ‘grölsere Entwicklung, Iofern 1),der gemein-
ha en Stiel durch ein bewegliches Gelenk inizwei
en getheilt ift, 2) das Oberkieferbein ‚neben. dem
e ochen liegt, und faft fo lang als er ilt;; 3) ein
1er Kiemendeckel lich an die Grundfläche der obern
te des Stieles einlenkt,
+ "Auf. ähnliche Weife ilt auch beim Stör. die Bildung
‚twas' vollkommner. Der Stiel ift zweigetheilt, «der Kie-
ndeckelhängt, aber ohne Einlenkung, amobern Stücke,
Bchriauzenröhre befteht aus den, die Decke bildenden-
umenbeinen, den unbeweglich an ihre Seite gehefteten,
den obern. Rand bildenden Öberkieferbeinen ‚dem
Interkiefer; welcher den untern Rand ausmacht, und
Spuren von Zwifchenkieferbeinen, welche in der Dicnesg
# ftanz liegen. Auch hier kommt der Mundlchlielser
1 om Gaumenbogen, und liegt in einer Lücke zwifcheis
m und dem Oberkieferbein. Unter und vor dem’ ‚Kies
deckel liegt ein Knochenftück,; das wir bei den g-
lichen Filchen Zwifehendeckel nennen, g
ir, Petromyzon und Ciimaera. entfernen fich dagepanj
‚der auf eigne Weile, beide durch geringere Entwicklung
den. Rochen und Haififcheni " Bei Chimaera erletzen
anntlich mit Schmelz bedeekte Platten die Zäbne, die
‚fitzen am Schädel felbft,; und können daher nur:
Hau} gfehaarzähnen andrer Filche verglichen werden.
‚der Oberkiefer bei ihnen iernach mir dem Schädel
uskeln, dagegen entlpringt bei den Filchen. Belt vom
lechter. diefer Familie anwenden, : Polyodon Lac.'oder
feft verbunden Alt, ‘der Unterkiefer:fich" wit diefeim-
mittelbar PETE, er[cheinen hie Ben are
kodilen und 'Schildkröten ähnlich; allein diele Anlicht
er[cheint irrig, fobald ‘man bei näherer Unterfuchung
zu beiden Seiten des’ angeblichen Oberkiefers in der 'Sub-
tanz der Lippen drei Knorpelftücke findet, welche dem
-Zwifchen- 'und'- Oberkieferbein: und. Gaumenbögen: ent-
‚fprechen ; deren letztes’ blos durch Muskeln und Bänder,
ohne Gelenk verbunden ift. «Der Unterkiefer lenkt fick
an einen Höcker des Schädels ein, und:der bei den Hai-
filchen erwähnte Stiel trägt nur das Zungenbein und eine
Spur eines Kiemendeckels., Vielleicht ift der, die Func-
tion des Stiels habende Knochen ein abgetrenntes. ‚Stück
des Zungenbeins, dagegen der wahre Stiel (d. h.dieSchlaß
dchuppe und das Jochbein); mit dem Schädel: Wwerwachlen,
und'trägt, wie gewöhnlich, den Unterkiefer, , wur |
in: Petromyzon: fteht den Haififchen.durch die Bildur
der: Kiefern etwas näher, Der Schädel hat [ehr, gra
Aehnlichkeit mit einem Haififch[chädel,, deffen er
and Pflugfchaarbeintheil und.der hintere Seikeneil, ‚well
cher dem hintern Stirnbein entfpricht, fich ftärkerien®
wickelt hätte. Der gezähnte Knorpelring, welcher die
Aeifchige, runde Lippe ftützt, belteht aus den zu einem
Stücke verfchmolzenen.Kiefern,: deren oberer in derThat
‚dem Gaumenbogen entfpricht.' Auf beiden: Seiten findet
fich an der Verf[chmelzungsftelle beider Kiefern ein [chlan»
ker Knorpel, der nicht bis zum Schädel reicht, aber doch
den gemeinfchaftlichen :Kieferftiel , oder‘ ‚die verbundne
Schlaffchuppe und Jochbein darftellt, welche nur nicht
nit dem Schädel eingelenkt find 5 ‚über dem Ringe unter:
dem Riechbeinvorlprunge des Schädels; nach Dümerit
(Auffatz über die Lamprete) dem obern Löffel, vein’ge-
wölbtes Stück, fein unterer Löffel, offenbar der Zwifchen-
kiefer; endlich auf beiden Seiten. etwas nach hinten, ein
längliches, [chreges Stück, der Oberkieferknorpel, fo
dals mithin alles in. der Ordnung ilt. Man hat diefem
Filche, noch mehr der Myxine, Seitenkiefern zugelchrie-
ben, und lie. dadurch den wirbellofen Thieren .näh
wollen, allein nur, ' weil man ‚die‘ Längenreihe von.
Zähnen, welche beide Seiten der Zunge befetzen,
für Kiefern hielt, was aber, da es zu vielen andern
Filchen
Fifchen- zukommf,, nicht „zu jener Anficht ‚berechtigt.
In der That haben, nach dem Gelagten, die Lampreien
| wahre, horizontale Kiefern, die nur unbeweglich find.
Die Myxinen fcheinen an ihrer Statt nur häutige Spuren.
zu haben, und lich der Zunge an ihrer Stelle zu hedie-
nen, die Ammocoeter haben nicht einmal einen harten
Theil in der letztern, indellen [ind fiedennoch nach dem
allgemeinen Typus der Wirbelthiere gebildet, Den eigen- -
thümlichen Bau der Wirbelfäule der Petromyzons, deren
Wirbelkörper nicht getrennt find, hat man gleichfalls für
2 Unterlcheidungsmerkmal von den übrigen Kuorpelhi-.
‚Ifehen angelehen ; indelfen lind [chon die Bögen völlig von
jeinander abgefondert, jund auch die Körper finden lich
‚in der That getrennt. Das Welen diefes Baues erkennt
man am. Stör und Bolyodor ”), "Sie: haben denlelben
mit gallertiger Malle angefüllten Faferftrang, allein dieler
lift in Ringe getheilt, die, beim Stör fehr deutlich , bei
Polyodor viel dünner, aber gleichfalls hehthar, einer
leichen Zahl von Bögen entlprechen, und die Körper dar-
tellen. Der Gallertftrang ift die Zwilchenwirbelmaffe
er übrigen Thiere, und man kann in Gedanken beide
eicht in einander umwandeln. j \
Die durch Dümeril von Petromyzon getrennten Am-
ten könnten ällein als wirbeliofe Thiere angelehen )
den, weil ihr Skelett, ungeachtet es alle Theile des
fettes der Wirbelthiere hat, immer blols häutig bleibt;
das wefentliche Merkmal der Wirbelthiere ilt.nicht.
ie Anwelenheit eines felten harten innern Gerüfies,
fondern die Anwelenheit eines Rückenmarkes, welches
im einer Hülle eingelchlollen ilt, die dem Syftem der Be-
ungswerkzeuge als Mittelpunkt dient. Verf[chieden-
iten der Härte, Abtheilung diefer Hülle, lind Zufäl-
igkeiten. Das .Nervenfyltem macht das Welen der
hiere aus, und feine Abänderungen begründen die
nm Abtheilungen derfelben;, die Grölse und Art des
Ik; 2 h v
7) Gerade wie beim letztern bei Chimaera und im vordern
heile der Wirbelläule auch bei den Rochen, x
“
N, M.
d. Archiv. W. 2. vu an
r P2
Athmens die Klaffen, und in diefer-Hinlicht. (tehen die
Petromyzons und Ammocoeten bei den Filchen , der Bau der
Kiefern begründet’ die Ordnungen dielfer Klaffen, ‘und
‚durch diefen bleiben diele Gelchlechter mit, den Chor»
dropterygiern vereinigt. REN NUR ARR
Aus dem Vorigen ergiebt fich, wie ich glaube, Fol-
gendes: 2 r li
ı) Bei den gewöhnlichen Fifchen beftehn immer
das Oberkieferbein und der Gaumenbogen aus denfelben
Stücken. N j
2) DieLagen-, Verhältnifs- und Bewegungsverfchie-
denheiten diefer Stücke geben gute Eintheilungsgründe
für Gelchlechter, nicht aber für Ordnungen ab. . k
3) Diefe Zufammen/etzung, in Verbindung mit der
Verwachfung des Gaumenbogens fondert indellen die _
Ordnung der Sklerodermen [treng von den übrigen ab, _
4) Bei den Chondropterygiern ilt diele Zulammen-
fetzung weit verfchiedenartiger, und namentlich bilden
bei ihnen das Zwifchen - und Oberkieferbein nie die we-
fentlichen Kauorgane, fondern find immer nur im Rudi-
ment vorhanden. AR
5) Meiltens find fie hier durch den Gaumenhogen,
in der Chimaere durch den Pflug[chaar der übrigen Filche
erletzt.
6) Da nun diefe Figenthümlichkeit des Baues allen
Chondropterygiern zukommt, den übrigen Fifchen dagegen
fehlt, fo müls Ge ihren Ordnungscharakter abgeben.
7) Petromyzon und Myzxine gehören, wie durch ihren
ganzen Bau, fo auch durch diefes Merkmal, zu diefer
Ordnung. f
8) Die Eigenthümlichkeiten ihrer Wirbelfäule finden
fich auch bei andern Chondropterygiern wieder. ;
3. Blainville über den Kiemendeckel der
Filche. (Bullet. de la Toc. philom. 1917. p. 104 ff.)
Der Kiemendeckel der Fifche entlpricht der hintern
Hälfte des Unterkiefers der Amphibien. Er befteht nie
aus mehr als drei, [elten nur aus zwei Stücken. Von
diefen liegt das wichtiglte und beltändiglte, gewöhnlich
ee 265
‚dreieckige, am meilten nach:oben: und hinten, ift durch
feinen obern, ausgebreiteten und vertieften Winkel mit
‚einem ablteigenden Kopfknochen , dem yiereckigen Kno-
chen, beweglich eingelenkt; das zweite liegt vor dielem,
lt gewöhnlich halbmondförmig,; nach vorn ausgehöhlt,
bisweilen gröfser als das exlte, mit dem es lich durch ein
oberes, wie durch [ein unteres Horn. mit dem Unterkie-
fergelenk verbindet; das dritte, kleinfte, vielleicht bis-
weilen fehlende, nimmt den hintern und untern Wirkel
“des zweiten ein, und liegt zwilchen diefem und dem er-
Ttern. Nach Einigen gehört zum Kiemendeckel noch ein
'grolser, fat unbeweglicher, vor dem zweiten liegender
tochen, allein diefer ift das Jockbein. Alle diefe Stücke
'rden durch ein falerig - häutiges Gewebe umgeben
'vervollftändigt und verbunden, [o dals fie durch einen
einzigen, vom feitlichen und hintern Theile des, Schädels
kommenden und lich an den obern Rand des’Hauptftückes
heftenden Muskel bewegt werden können, N
Nach Gouan gehörten diefe Knöchen zum Öberkiefer,
weil bei einigen Fifchen der Schädellknochen bis zu den
er herabfteigt, und ihnen als Deckel dient, woinit
"Auc \ Geoffroy’s Anficht, dafs das Scheitelbein lich vom
Schädel trenne, und Hauptftück des Kiemendeckels
werde , ziemlich übereinltimmt. Cuvier hat die Bedeu-
tung des Kiemendeckels nicht berücklichtigt.
Dalfs die oben angegebne Bedeutung die richtige ift,
- ergiebt fich aus Folgendem. en) k re
’ ı) Zum Schädel kann der Kiemendeckel nicht gehö-
ren, da er fich nicht mit ihm, fondern dem Jochbein ein-
lenkt, hinter und nach aufsen von welchem er liegt, was '
nie für den Schuppentheil desSchlafbeins, oder das Schei-
"telbein Statt findet, da der Kiemendeckel mit dem vier-
eckigen Knochen durch eigne Muskeln verbunden wird,
"was auch nie für ein, vom wahren Schädel getrenntes
"Koochenftück gilt, und da lich am Fifch[chädel alle Schä-
nochen finden. Auch dem Oberkieferapparat gehört
‘er nicht an, denn diefer belteht auch da, wo er aın zu-
Sammengeletztelten ilt, nie aus mehr als 4 Paaren, den
Zwifchenkiefern, eigentlichen Oberkiefern, vordern und
hintern Gaumen- oder Flügelknochen, und alle .diefe
Stücke finden lich [ehr leicht er den Filchen. Dals er
2 ‚
kein Seitenknochen ilt, ‘bedarf keines Beweiles. Da
“nun der Kopf der Wirbelthiere immer nur aus vier Kno-
chenfammlungen, ı) den Hirnknochen ; 2) den Sinn-
°knochen; 3) den Oberkiefer- und 4) den Unterkiefer-
knochen befteht, und der Kiemendeckel nicht zu den
drei.erften gehört, fo folgt, dals er dem hintern Theile
des letztern entlpricht. ya 2
2) Dies ergiebt fich auch direct aus einer Betrach-
tung des Unterkiefers in den drei höhern Wirbelthier-
klalfen. Bei den Säugthieren befteht er immer nur aus
einem Knochen, und [elbft kein Anfatz deutet auf frü-
here Trennung des Gelenk - Kron- und Wirbelfortfatzes,
die aus dem Körper hervorfproffen. Mit dem Schädel
verbindet er fich ferner unmittelbar, indem vom Schlaf-
bein kein beweglicher Zwifchenknochen abgeht. Endlieh
ift der Unterkiefer im Gelenk gewölbt, das Schlafbein
vertieft.‘ 'Bei den Vögeln verhält es fich plötzlich anders.
Der Unterkiefer befteht nun aus 6Stücken, demZahn -,
Deckel-, Rand-, Kron-, Eck- und Gelenkftück *), die
fich bald zu zwei Sammlungen, einer vordern und einer
intern, deren jede aus dreien befteht, verbinden. Aulser-
dem tritt vom Gehörapparat ein eigner Knochen ab, der
viereckige, der fich hier mit dem Schädel, dort mit dem
Gelenktheil des Unterkiefers [o verbindet, dals er ge-
wölbt, diefer vertieft ift. Zugleich nimmt der viereckige
Knochen an der innern Fläche durch ein Gelenk den
Flügelfortlatz, an der äufsern den Jochbogen auf. ' Bei
den: Reptilien finden üch mehrere Verfchiedenheiten.
Die allgemeinfte Bedingung ift die Zulammenfetzung
des Ünterkiefers aus denfelben Stücken als bei den Vö-
geln, dagegen yariirt der obere Theil des Apparates.
Bei den Krokodilen und den Schildkröten ift.der vier-
eckige Knochen blofs ein abfteigender Schlafbeinfortlatz,
bei den wahren Sauriern und Schlangen wird er wieder 9
an beiden Enden frei, allein bei ihnen geht, wegen der
zum Verfchlingen der Beute nothwendigen ftarken Er-
"weiterung des Mundes, auch der Schuppentheil des Schlaf-
beins zur Zulammenfetzung des Unterkiefers ein. Bei
1) Geoffroy Ann, du Mul.
den nackten und fifehähnlichen Opbidiern ift der vier-
eekige Knochen: immer unbeweglich: Bei den Reptilien
überhaupt liegt’zwifehen dem viereckigen Knochen und’
dem Oberkiefer eine Reihe von bisweilen drei Knochen,
welche beide Kiefern verbindet, und einen innern Joch-'
bogen bilder, die bisweilen, z. B. bei den Chelonierm
und -Krokodilen, hinten den viereckigen Knoclien nicht
erreicht, bisweilen in der NMitte'ihrer Länge ich mitdem’
hier getbeilten Unterkiefer einlenkt, wie beim Leguan
"und [elblt dem Krokodil. * Vonsden Knochen des Ober-
kiefers kommen hier nur die hintern Gaumenbeine in
Betracht, die bisweilen bei den Fifchen die ganzen Sei-
tentheile des Antlitzes bilden, und es mit dein Kiemen-
deckelknochen einlenken, [o dafs fich der vordere Theit
des Unterkielers auf.ihm, wie auf einem viereckigen
Knochen bewegt, ungefähr ‚wie; bei’den Leguans, wo
diele. Verbindung fo deutlich ift, dafs die einander ent-
fprechenden Theile überknorpelt find. - Der Jochbogen
ift der Knochen, welcher immer den wahren Kiemen-
deckel vorn begränzt, und daher-von Cuvier der Vor-
- kiemendeckel (Praeoperculum) genannt wurde. Dies ift
befonders beim Krokodil, und durch die vorzugsweife an.
ihm Stattfindende Anheftung des Hebers des Unserkiefers
deutlich. ! \
‘Der Unterkiefer der Fifche hat immer von den [echs
"obenerwähnten Knochen nur drei, das Zahn- Rand-
und Deckelftück. Beim Leguan heftet fich der Heber
"des Unterkiefers an das Randftück, indem dieles, und
Dicht das Kronftück den Kronfartlatz trägt. Nimmt man
nun, wie man es thun mufs, an, dafs der Unterkiefer
bei den Fifchen, wie bei den. zwei nächltfolgenden Klaf-
fen aus fechs Stücken beltehen muls, und findet man
‚mur drei, fo folgt, dals die drei hintern verf[cho-
‘ben und anderweitig benutzt find. Da nun der Kiemen«
deckel aus 3, nieht zu einer andern Knochenlammlung
gehörigen Stücken befteht, fo müllen diefe die drei hin-
. tern darftellen. Das oberfte, beftändigfte Stück ift das
Gelenkftück, das vordere das Kronftück, das dritte das
Eckftück.
- 3) Auch die Muskeln beweilen diefen Satz... Diefe
haben überhaupt weit mehr Beltändigkeit, als man glaubt,
266: a ne —e
Nie'ift ein Knochen, (der ich vom’ wahren Schädel losbe.
giebt, durch Muskeln mit diefem verbunden. Bei dem
Wirbelthieren bewegt-fich der Unterkiefer'auf dem Ober-
kiefer immer/nur durch zwei Ordnungen von Muskeln,
die, unmittelbaren Niederzieher und die Heber, vom
welchen diefe lieh’ in eigentliche Heber und Abzieher
theilen, und vorzüglich an. das Jochbein und den Hintern‘
Gaumenknochen, auch an das Schuppenbein, [elbft das
. Seheitelbein heften, und andenKron- und Randknochen
inferiren. Es'giebt immer nur einen Niederzieher, den ®
zwreibäuchigen, der lich hinten und [eitlich an dem
Schädel, ‚vorzüglich das l[eitliche Hinterhauptsbein heftet,
und an. den Unterkiefer fetzt. Da nun der Kiemendeckel-
muskel ‚alle diefe Merkmale darbietet, [o beltätigt er die
Behauptung, dafs der Kiemendeckel nur ein vom Unter-
kiefer getrenntes Stück ilt. Die Hauptverf[chiedenheit
ilt,.dafs erlich an.das Eckftück, nicht an das Gelenk-
ftück heftet, indeflen ilt diefe zu gering, um berückfich-
tigt zu werden. ,
4). Endlich erfcheint der Kiemendeckel, fofern er
vorzüglich beim -Athmen thätig ift, auch infofern als Theil
des Unterkiefers, als bei allen filchähnlichen Beptilien
der Unterkiefer und das Zungenbein das Hauptorgan zu
Einführung der Luft in die Lungenhöhle, mithin des Re-
Spirationsmechanismus lind. |
z
4. Blainville über das Skelett. (Ebendafelbft
S. 109 ff.) pi
Das. Skelett ift zugleich Hülle .des aentralen Nerven-
fyftems, Schutzmittel für den Haupttheil des peripheri-
fchen, und Stütze des Muskellyftems, in deffen Mitte es
Sich behndet. Da der welentliche Charakter der Wirbel- '
thiere die Lage des Rückenmarkes über dem Darmkanalı
ilt, fo entftand die Wirbelfäule durch das Bedürfnis eines
Schutzes für dalfelbe gegen die Aulsendinge. Sie wurde
aber zerbrochen, weil fie zugleich Organ der Ortsbewe- '
gung [eyn [ollte, auf ähnliche Weife, wie die erhärtete
Haut der Artikulaten gebrochen il, Aufserdem ent.
wickelten fich ähnliche, folide, deshall» gebrochene Kno-
chenftücke zwifehen den Muskeln, und wer Charakter
eines 'wahren Skelettes ilt daher, lich zwifehen den Mus-
kelfafern zu befinden, durchaus, wenn es blols der Orts-
bewegung angehört, zugleich mit einer Fläche des Ner-
venlyftem zu berühren, ' wenn es aufserdem auch eine
andre Beftimmung hat. Hieraus ergiebt fich von [elhft,
dafs das Skelett keine Analogie mit der erhärteten Haut
der Artikulaten hat, welche in keiner Beziehung mit dem
Nervenfyftem [teht, und an deren innere Fläche [ich die
Muskeln heften. 'Hiernach zerfällt das Skelett der Wir-
belthiere natürlich in zwei Theile. Der eine begreift die
mittlere, [ymmetrifche, unpaare, von dem Pflug[chaar
bis zum letzten Schiyanzbein lich erftreckende Knochen-
reilie, die Wirbelfäule, den Schädel und das Heiligbein,
welche nach innen den Centraltheil des Nefyenlyftems
umhüllt, nach aufsen gegen die Muskeln Mewandt ift,
und vielleicht noeh mehr dem Nerven- als dem Mus-
kellyftem angehört, deren Theile wieder immer aus einem
untern oder vardern Körper, und einem obern oder
‚hintern Ringe beftehen, der wieder aus 2, 3, 4 Stücken
gebildet leyn kann, und die [ich in geradem Verhältnils
zu dem entfprechenden Theile des Nervenfyltens ent-
wickelt. Der zweite, weit mehr mit der Bewegung in
Bezug ftehende Theil ift immer paar und befteht aus
Stücken von verfchiedner Anzahl, welche auf den Seiten
und an verfchiednen Stellen des erftern liegen. Diele
"Anhänge (Appendices) begleiten nur denaus den Wirbeln
tretenden Abfchnitt des peripherifchen Nervenl[yftems,
"umhüllen ihn nie ganz. Die einfachen Anhänge find die
"Rippen, die zulammengeletzten die Kiefern, die Sinn-
knochen, der Griffelknochen,, die Zungenbeinäfte, die
ewöhnlich aus mehrern, der Länge nach auf einander
nen Stücken beftehen, bisweilen an ihren Enden
frei find, bisweilen lich in der Mittellinie mit einander,
oder einem Zwifchenftück verbinden, das man bis auf
einen gewillen Punkt mit den Wirbelkörpern vergleichen
kann, woraus’ das, was man bei den Säugthieren Bruft-
bein, den Vögeln Bruftbein und Zungenbein, den Fifchen
Kiemenapparat nennt, belteht. ’
268 ve ee
.. Hiernach befteht daher der Kopf der Wärbelthiere,
ungefähr wie bei den Artikulaten, aus einer Reihe von
Wirbeln, deren Ringe, verhältnilsmäfsig zu dem entf[pre-
chenden Theile des Nervenfyftems entwickelt, das Schä-
deigewölbe bilden; 2) aus Seitenanhängen, welche zur
Vervollkommnung der Sinnorgane, von denen fie aber
ganz unabhängig lind, oder dem Kauapparat, oder den
Athmungswerkzeugen dienen. Auch der Stamın belteht.
aus einer lveibe Mittelknochen, deren letztere nur zur.
Bewegung dienen, und aus Anhängen, wovon? die ein-
fachen gewöhnlich zum Athmen dienen, indem fie lich -
mit einem mittlern Bruftbein oder Bruft- Zungenbein ver-
binden, die zulammengefetztern die Gliedmaalsen bilden.
Diefe unterfcheiden lich von allen übrigen dadurch, dals
fe wit mehrern Wirbeln zugleich in Verbindung [eyn,
können, denen lie angehören, weil fie dieihnen ent[pre-
chenden Nerven[yfteme aufnehmen.
Diefe mehr oder weniger neuen Anfichten wurden
von mir [chon in den Jahren 1814 und 1815 in den Vor-
lelungen, welche ich für Herrn Cuvier hielt, eben fo der
Akademie der Wiffenfchaften, in diefen letzten Jahren
vorgetragen, und ich fürchte daher keines Plagiats befchul-
digt zu werden, wenn vielleicht einige Uebereinkunft
zwifchen ihnen -und denen Statt fände, die leitdem in
franzölifchen und fremden Werken erfchienen find *).
2) Hiefür braucht der Verfaffer nicht beforgt zu feyn! Anders
aber dürfte [ich fein Eigenthumsrecht gegen die früher erfchie-
nenen, namentlich deur[chen Schriften verhalten. Die Analo-
gie der Wirbel- und Schädelknochen hat Burdin fchon 1803,
«Cours d’et. medie. T. 1. p. XVI.), Oken fchon 1807 dar-
gethan. (Bedeutung der Schidelknochen. Bamberg 1807.)
Ich habe fie gleichfalls (Beitr. zur vergl. Anat, Bd.z, Heft 2,
1912 S.7;E£f,) näher nachgewielen, fo wie auf die Analogie
zwifchen Wirbelfäule und Bruftbein (Ebendal. $. ı50.) auf-
merkfam gemacht, Auch die Analogie der Anhänge der Wir-
belfäule unter einander, ift von uns bei melırern Gelegenheiten
därgethan worden, fo dafs man alfo in der That nicht wohl
einfieht, wie der Verf, glauben kann, fich‘durch feine Schluß-
bemerkung vor der Befchuldigung eines Plagiats gelichert zu
haben, Uebrigens ilt es Sehr erfreulich , dals diele Anlichten,
5. Geoffroyvüber die Bedeutung des Kiemen-
deckels der Filche. (Ebendaf. $. 125 ff.)
Das Skelett befteht aus zwei verfchiednen Knochen-
[yftemen. Das eine ilt eine Samınlung von Knochen,
welche das Rückenmark und das Gehirn einfchliefst, und
einigen Anhängen, wie die Wirbelrippen und Becken-
knochen; das andre aus den Unterkiefern, dem Zun-
genbein, dem Bruftbein, und den Knochen der vier
Glieder zulammengelfetzt. _ Jene kann man Rücken-
knochen, diefe Bauchknochen nennen. \
" Diefe Knochen haben in den beiden verlchiednen
Syltemen imıner diefelbe Verbindungund Function, allein
die Vereinigung beider Syfteme variirt nach den Klaffen,
Bei den Fifchen folgen die Bauchknochen einander
von vorn nach binten in ununterbrochnen Schichten,
welche lich mit den Rückenknochen vom Munde an ver-
‚einigen, daher liegen die Bruftknochen, mit den Zungen-
bein - und den Unterkieferknochen verbunden, unter dem
; Schädel, der Unterleib entfpricht der Halsgegend der
höhern Thiere, und logleich darauf folgt die übrige, zum
7
wenn auch auf einem Umwege, zu uns gelangen, und nun,
von Franzolen fich angeeignet, vermuthlich auch von denen
im Triumph angenommen werden, denen he früher, von Deut-
fehen vorgetragen, nicht behagten. Bei dielfer Gelegenheit be-
merke ich beiläufg, dafs die knabenhaften Betrachtungen über
die Gründe, welche diefem Archiv den Namen des deutfehen
werfchafften,, ibre Verfaffer keinesweges auf den wahren Grund
geleitet haben. Wenn man auch nicht, was doch fo nahe liegt
einfehen kann, dafs der Grund davon nur das Ausf[prechen des
Wanfches feyn konnte, das Archiv zu einem Sammelplatze für die
Arbeiten deutlcher Phyhologen zu machen, fo follte man fich
doch wenigftens micht durch die öffentliche Erklärung diefer
Unfähigkeit lächerlich, und durch Verfuche, auf hämifche
Weile den Charakter des Herausgebers anzugreifen, indem man
ihm deshalb Eitelkeit, Pomp und affectirtee Deutfchheit
andichtet, werüchtlich machen, x
u» k M.
® TO — ne
Hauptbewebungsorgan benutzte Wirbelfäules | Zwei Stiel- .
knochen verbinden die Bruftftücke mit dem’ Schädel.
Bei andern verlieren diefe Knochen diefes Hauptgefchäft,
oder lie find gegen das eine Ende frei, ‘oder hie ver-,
längern und vereinigen lich. >*
eg wird der Griffelknochen bei den Wiedärkauern!
mit den Zungenbeinen eins.
"Bei den Vögeln ilt das Verhältnifs der beiden Kno-
chenfchichten anders. Unterkiefer und Zungenbein bil-
den allein die Mundöffnung von unten, alle übrigen.
Bauchknochen find von hier weg nach hinten geworfen.
Diele werden mit den Rückenknochen durch die Bruft-
beinrippen verbunden, ‚welche bei den Fifchen durch‘
das Bruftglied von ihnen entfernt wurden, fich daher
nach hinten frei endigten. Deshalb und wegen der Rück-
wärtslage der meiften Bauchknochen liegen die meilten
Rückgrathsknochen weit nach vorn, daher derlange Hals
der Vögel. j
Die Säugthiereund Amphibien bilden eine Mittelftufe,
Die Bauchfehichten find gegen die Mitte der Wirbelfäule
an die Rückenfchichten geheftet, und tragen zur Bildung
des Stammes bei, vor und hinter ihnen liegen eine gewilfe
Anzahl Knochen als Hals- und Schwanzwirbel. Beiden
‚Vögeln find die Stielknochen des Schädels, welche die
Bruftknochen tragen,‘ immer an einem Ende frei, wäh-
rend'dies unter den Säugthieren nur für einige gilt.
Der Schläfentheil und die Stücke des Kiemendeckels
laffen lich folgendermalfsen beftimmen. Die Stelle, wo’
fich der Unterkiefer einlenkt, ilt bei den Fifchen aus
dreiKnochen, vorn ‘dem Jochknochen, "hinten dem Ring-
knochen, in der Mitte dem Schuppenknochen (des Schlaf-
beins) zufammengeletzt.. Der Paukenknochen freigt: bo-
genförmig bis zum Schädel empor, und hiefs bis jetzt
Vorkierhendetkel, weil er vor dem Kiemendeckel liegt,
und ihn zum Theil bedeckt, Nach vorn wird der Schlä-
Ffentheil der Filche durch die Pauke vervollftändigt, die
bier mit dem Felfen- und Zitzenknochen verbunden ilt,
welche zur Schädelhöhle gehören.
Diefer Schläfentheil Sans zwilchen dem Schlafbein,
der Pauke und dem Ringknochen durch eineg Knochen
durchbrochen, der, und auch dies nicht immer, aufsen
7
—— 271
zur ‚feinen Gelenkkopf zeigt, und fich zur innern Seite.
des Schläfentheiles wendet, um die Bruftbeinanhänge*
zu tragen. Dies ift der Griffelknochen. Ueljer dem
Ringknochen, mithin unter feiner Membran, (dem Pau*
kenfell, der Kiemenftrahlenhaut) liegt der Kiemendeckel,
dernicht aus drei, fondern vier Knochen befteht. Diefe
entfprechen den vier Hörknöchelchen, fo dafs der
unter der Schlaffchuppe am meilten rückwärtsliegende,
der Hammer, 'der‘'grolse, unter dem Schädel liegende
der Steigsügel, der darunter liegende der Ambos, der
tieffte der Linferknochen wäre. Der Steigbügel hiels
bis jetzt Kiemendeckel, die beiden letzten, welche früh
verfchmelzen‘, Unterkiemendeckel.
E78 i
6. Geoffroy über die Zurückführung des
knöchernen Gerüftes der Athmungswerk-
“zeuge bei den Fifchen. auf diefelben,
"Theile bei den Wirbelthieren. (Ebenda-
- felbft 1817. Dechr. p. 185 ff.)
Der Verf. verlasin der Akademie der Wilfenfchaf-
ten am 1$ten Auguft, $ten Septbr., 3ten und Ioten No-
vember 1817 drei Auflätze: I) über die äulseın Bruft-
knochen, oder das Prulihein; 2) über die vordern, oder °
das Zungenbein; 3),über die inneren, oder die Ueberein-
“ kunft des Kelhlkopfes, der Luftröhre imd ihrer Aefte
bei den luftathmenden Tbieren, mit den Kiemenbögen
bei den Fifchen, Hier folgt der wefentliche Inhalt des
erften.
Der Mund und die Brufthöhle der Fifche find nicht,
wie Duverney glaubte, ver[chmolzen, [ondern, wieimmer,
von einander getrennt, wenn gleich die letztere fich
durch mehrere Mündungen in die erltere öffnet. Die
Mundhöhle ift oben durch den Gaumentheil der Schädel-
gründfläche, auf den Seiten und unten durch die Ver-
einigung der Kiemenbögen, nach unten durch die Speife-
röhre und die beiden Paare der Schlundkopfknochen be-
gränzt, Die entgegengeletzten Flächen der Kiemenbögen '
bilden die Decke der Brufihöhle, welche unter, auf den
OT25 ET DR
‚Seiten und etwas hinter der, Mundhöhle legt. ‚Unten ife:
diefe Höhle durch ein Schild, oder die Sammlung’ von,
Knochen hegränzt, ‚welche bei allen Wirbelthieren:den«
Namen des Bruftbejns führen. Die Anlichten des Ver:! '
Falfers ind über dielen Knochen ganz diefelben, welchei
er, früher (Ann.»de Muf. Vol. X..p. 87.) vortrug, und)
denen zu Folge er’ aus einem mittlern Stück und zwei.
Seitentheilen befteht, Die von der Unähnlichkeit
deffelben mit dem, Bruftbein der Vögel ‚entnommenen ,
Gründe gegen die Richtigkeit dien. Anliebt haar: er:
folgenderwalsen zu befeitigen, «..-u
‘Schon bei ‚den Fröfchen findet fich ein, vor au
Arm liegendes mittleres Bruftbein‘, ofehbar eine Wie-
‘derholung des knöchernen Bruftbeins der Karpfen und
aller Knochenfifche, indem Gröfse, Verhältnils, Ge-
Stalt,. Verbindungen für diefe Gleichung [prechen. Die
Vögel belitzen gleichfalls, befonders da, wo er Stark ent-
wickelt ift, einen analogen Theil in dem Vorlprunge
. des Bruftbeins vor der Anheftung der Schlüffelbeine, der
"zwar früh verfchmilzt, aber bi einem jungen Roth-
kehlchen getrennt gefunden wurde. Nicht das ganze
Bruftbein. der Vögel,‘ fondern nur ein Theil dellelben _
ift vollkommen RR bei den Fifchen vor die,
Schlüffelbeine getreten.
"Die Refultate des Auffätzes find vorzüglich Endes
n) Bruftbein ift ‘ein eollectiver ‚Ausdruck, und:
bezeichnet eine Sammlung von Knochen, welehe den
untern Theil der Brufthöhle bilden, zu ihren Zufam-
menfetzung nothwendig find, und mehr oder weniger'
thätig den Mechanismus des Amelie beftimmen, - oder
das Organ deffelben befehützen.
2) Jedes Bruftbeinftück hat einen beftimmten Cha-'
rakter und eine eigenthümliche Verrichtung.
3) Jedes m Rücklicht auf die Knochenzahl. voll-
kommen entwickelte Bruftbein belteht, aulser den un-
beftimmten Rippen, aus neun Stücken.
4) Diele “Knochen bilden eine einfache, oder,
mit Ausnahme des unpaaren Stückes, doppelte Reihe.
Dielen immer einfachen Knochen kann man Os entolter-
male, die übrigen in der Ordnung, wie fe von vorn nach
hinten folgen, epilternale, hyofternale, hypofternale und
xiphifternale nennen. Dies oder die beiden erften tra-
gen immer das Gelenkfchlüffelbein, welches, nach Cuvier,
dem menfchlichen Pruftbein entfpricht, das zweite, oder
das Os entofternale, das Schulterhaken- Schlüffelbein, wenn.
Aiefer, nach Cuvier dem Schulterhaken des Menfchen.
'entfprechenden Knochen einer der Hauptknochen des
Schulterblattes wird *).
11.55) Das dritte und vierte Stück oder Paar, Os hyo-
fternale und hypolternale, erleidenimmer, mit Ausnahme
‚der Tetrodons und Diodons, diefelben Veränderungen, lie-
‚gen bisweilen in der Mittellinie, entfernen lich biswei-
den, „und laffen das Os entofternale zwilchen fich.tre-
‚ten, oder werden Anhänge des Epilternale, doch ohne
üich darauf zu ftützen.
46) Das letzte, ‚Os xiphifternale, [chlielst immer nach
amten die, Knochenreibe, welche den. Bruftbeinapparat
"bildet. t |
7) Nur die Säugthiere, Vögel und Knochenfiche
haben klaflifche Bruftbeine. Die Abänderungen: deffel-
ben hängen [owohl von der Organilation, als dem um-
‚gebenden, zum Athmen dienenden Element ab,
8) Das Vogelbruftbein heftehr aus dem Os entofter-
'näle, welches hier am vollkommenften entwickelt ilt,
Aus den Hyo- und Hypofternalibus, welche fich auf das
Verfte ftützen, und wieder eine unbeftimmte Zahl von.
Bruftbeinrippen tragen, aulserdem ‘vorn aus Spuren
der O. epifternalia, die mit zwei Höckern anfangen,
und fogleich zu einem Stücke verfchmelzen, hinten aus
‚den, meiltens in der Mittellinie verwachfenen Xiphilter-
‚nalibus. j !
9). Das Fifchbruftbein befteht aus denfelben,, Rip-
n in einer unbeltimmten Zahl tragenden Anhängen,
kn Off. byo- und hypofternalibus, einem epifternale mit
© 68). Einige Amphibien, z. B. Lacerta viridis, haben drei voll-
+. Ständige Schlüffelbeine, "das Gabel-, Haken - und Gräüten-
eckenfchlüffelbein. G;
274 REN
‚doppeltem Kopfe, welches delto ftärker entwickelt, ; Alt,
da bei den Fifchen keine ei des ento- und xiphi-
Sternale übrig. ift. Diefe ,. der Einlenkung. mit dem
Mittelftücke beraubten Anhänge, ftürzen lich nebft dem
Epifternale auf die Zungenheine.
i Io) Das Säugthierbruftbein ift Ach felbft überall ziem-
lich ‚gleich, belteht faft bei allen Zehenthieren aus ne
‚auf einander folgenden und auf diefelbe Weife als die Wir-
bel in der Wirbelfäule, eine Reihe bildenden Knochen *).
Bei einigen findet man indeffen auch nur 8, 7 6, [elbfe
5 Knochen, bei .den Hufthieren eine geringere "Zahl,
und die beiden hintern immer vereinigt.
" 11) Die Amphibien haben keine beftändige, Klafh-
-[che Form. Unter ihnen entwickelt fich bei den "Schild-
kröten das Bruftbein am höchlten, die nenn Stücke,
woraus es hier belteht, (Ann. du Muf. T.14. Tab. 2.3.4.)
kann man völlig auf das O, epilternale, entofternale,
‚hyolternale, hypofternale und xiphilternale zurüdkfüh-
ren. Das Hakenfchlüffelbein ftützt (ich hier auf das
Os entolternale. st
12) Indem man diefe Stücke einander nähert, und
auf einander folgend annimmt, erhält man eine, wenn
gleich anomale, und nur bei Menfchen mit ehe und
breiter, Bruft vorkommende, Bildung, nämlich zwei
epilternalia, ein entolternale, zwei Iyofiernalia zwei
hypofternalia und zwei xiphifternalia. Lang- und eng-
‚ brüftige, befitzen dagegen anfänglich neun, eine ein-
fache "Reihe bildende Stücke, En fich aber bald zu
dreien verbinden.
x 5 ri, },
7. E. Home über die unter[cheidenden Merk-
male zwilchen den Eiern der Sepien und
derim Waller lebenden Schalthiere, (Aus
den phil. Tr. 1817. p. 297— 302.)
Linne und mehrere Naturforfcher, felbft vergleichen-
de Anatomen des feften Landes nach ihm, abend irrig
1) Nun aueh ein Franzo/e das, Bruftbein der Wirbelfäule ver-
gleicht, wird man es ja auch wohl dem Deut/chen glauben !
M.
-—en ‚s ‘ 975
an, dafs der Bewöhner des Argonauta eine Sepie [ey, weil
‚eine Art dieles Gelchlechtes oft darin vorkommt. Da:das
Tbier dielfer-Schale bis jetzt noch nicht gefunden worden
äft, [o wird es fich vielleicht nie mit Gewilsheit ausmitteln
lafflen, ob, wie ich behauptet habe, diefe Schale eine
innere ilt. Aus den Thatfachen, worauf lich diefer Auf-
datz gründet, und welche auf der lerzten Expedition auf-
-gelammelt wurden, ergiebt lich, dafs dieEier dieler Sepien.
‚keinem Wallerfchalthiere angehören. -
„Das Blut der Jungen aller eierlegenden Thiere, muls,
do lange die Geh im Ei befinden, durch die Häute oxyge-
‚ärt werden, allein,'da bei den Schalthieren, wenn lich
die Schale im Ei bildete, diefer Procefs fehr erfchwerf
‚würde, fo fällt die Schale des Eies erft ab, und das Junge
kriecht aus, ebe lich feine eigne gebildet hat, fo bei der
-Gartenfchnecke. . Die Wafferfchaltbiere bedürfen einen
‚Schutz in der Periode zwilchen dem Abfallen der Eifchale
and der Bildung der eignen Schale des Thieres, welcher
‚den Landfchaltbieren nicht nöthig slt: zu diefem Behuf
find ihre Eier in befondern Hüllen oder Zellen einge»
offen. Die: zelligen. Nefter der grölsern Arten kom-
men in allen Sammlungen vor; allein ich habe nach nir-
gends die vollftändige Beftimmung derfelben angegeben
gefunden.
- Ein Freund aus Oftindien fahe eine Art Yoluta ihre
ier in Geltalt eines, der Lippe der Schale entfprechen-
n, einige Zoll Jangen Schleimftranges legen, der [o-
gleich ‚an dem Felfen feliklebte, indem der, die Eier
umgebende Schleim, fobald er in Berührung mit dem
| Salzwafler kam, zu einer felten faferigen Membran 'ge-
rann, lo dals die Eier in eine Zelle eingefchlollen wur-
den, das, an dem einen Ende befeltigte, am andern freie
Neft, frei im Waller [chwamm, das Blut.der Jungen mit
der Luft in Berührung kam, und diefe, nachdem lie aus-
gekrochen waren, bis zur vollkommnen Ausbildung ihrer
Schale vor den Wellen gefchitzt waren. -Einen Theil
eines ähnlichen Nefies, der die Eier eines Finfchalers
Enthält, bekam ich nachher durch Herrn Lee, von Ham-
merfmith aus Südkarolina. Eben fo verhält lich auch das
Eiernelt der Helix Janthina, welche ihre Eier gewöhnlich
| auf ihre Schale legt. In diefem Falle ift jedes Ei in
j
|
|
einer,- in andern find mehrere in derfelben Zelle enthal-
ten. Die Eier der Landfchnecke haben keine [olche
Nefter. Im Jahr 1773 unterfuchte ich diefe unter J. Hun-
ter, und fand Folgendes. Am 5ten Auguft legte eine
Schnecke ihre Eier und bedeekte lie mit Erde. Sie wa-
ren<rund, hatten eine felte Schale, von weilser Farbe
und einer gewilfen Durchlichtigkeit, keinen Dotter, in
der durchlichtigen Flülligkeit einen, durch die Lupe licht.
baren kleinen Fleck. Am 9ten keine fichtbare Verände-
‚rung. Am Ilten der Fleck vergrölsert, aber zu durch-
fichtig, als dafs feine Geltalt unter[chieden werden
konnte, und beweglich. Am 12ten fahe ınan den Embryo
undeutlich. Am ıI5ten füllte der Embryo £ des Eies an,
doch wären (eine ver[chiednen Theile noch undeutlich.
Am Ißgten. der Körper des Embryo gröfser, die Hülle
ftärker. Am’ IYten falt alle Hüllen mehr oder weniger
aufgelöft. Am 2olien krochen die Jungen mit völlig gebil-
deten Schalen aus. Aın 23[ten traten die Schnecken, wenn
he in Walfer gethan wurden, aus den Schalen hervor,
wie erwachlene. : Am 24lten verliefsen’alle ihre Nefter.
Die Sepie, welcheimArgonauten vorkommt, und von
Herrn Cranoch auf der Expedition von Congo gelangen
ward, hatte einige Eier an den innern Theil der Schale
gelegt, und, da das Thier in dem Argonauten gefunden
wurde, fo ergab lich, dals die Eier ihm angehörten. Sie
kommen ganz mit denen der $. octopus überein, find
durch Stieleverbunden, und unterf[cheiden fich von denen
der Wallerteftaceen: durch Anwefenheit eines anfehnli-
chen Dotters und Mangel des zelligen Neftes. ° Daher
mufs dieles Thier als eine Art Sepie, alsein Thier ohne
äufsere Schale angefehen werden, welches fich der des
Argonauten nur zufällig bedient.
Einige mit der vergleichenden Anatomie unbekannte
Naturforfcher wollen in dielen Eiern die Argonauten/chale
zum Theil fchon gebildet gefunden haben, allein unltrei-
ug fahen fie den anlehnlicher Dotter!dafür an,
euer 77
BE. WER üb Br den. Uebergang .dessEies aus
BR „dem, Eier! tocke., in die weibliche Gebär-
erh „mutter... «(Aus den Ph Trapsach A: Pars 2.
pP 252—2061.), :
Ein Dienftmädchen von 2T yakreeir eh am 7. Be
"1817, "machdent lie einige Stunden lang vom Haufe abwe-
"Send: gewelen, in grolser Bewegung zurück. Abends
"seürde fie bein’ Auskleiden übel und überhahpt unwohl.
“Am folgenden Täge befand Ge lich eben [o.' Die Zeit ihrer
“Menfruation war vorhanden, diefe'aber trat'nicht ein,
"von nun an benahm lie fich mit'ei ewilfen Wildheit,
"und febien am Gemüth zu leiden. - kun 15ten [tarb lie,
"nachdem hie am I3ten-einen epileptifchen Anfall mit Ra-
ferei gehabt hatte. Die Gebärmutter hatte Zeichen vom
“Schiwänger fchaft, und nach dem Obigen fchien fie 8 Taga
vor dem Tode empfangen zu haben, indem fich beweilen
liels, dafs he mehrere Tage vorher nicht mit einem 'Lieb-
'haber , den fie hatte, Zulammen gekommen war.
"Der rechte Eierftock hätte'eine kleine gerillene Oeff-
"nung amı erhabenften Theile feiner Oberfläche, die, wie
„ieh aus einem Längendurchlehnitt ergab, zu’einer, 'mit
onnenem Blute angefüllten Höhle führte, Wehe vom
ner ‚gelblichen, organifirten Subltanz umgeben. war.
e innere Fläche der Gebärmutter war mit einer Läge
Ba rule Lymphe bedeckt, und zwilchen den lan-
Falern“derlelben lag völlig frei ein Fi nahe am Halfe
"borgen. Es war eiförmig, zum Theil ganz weils, zum
Orhan halbdurchlichtig. Nach einen kurzen Aufenthalt
in Weingeift, i in welchem lich übrigens die Gebärmutter
'fchon vom Anfang an befunden hatte, wurde es ganz
undurchliehtig. Der Muttermund war mit einer felten
Gallert 'angefüllt, die. beiden Gebärmutteröffnungen der
oiapeten g ganz offen. Das [ehr kleine Ei Hanke unterm
R krofkop grolse Aehnlichkeit mit einem Infektenei, und
t ‚bemerkte, ungeachtet noch nirgends Gefä/se gebildet
"waren, zwei Punkte, welche die künftigen Stellen des
Herzens und des Gehirns bezeichneten, und von welchen,
nn eine, gegen das breitere Ende des Herzens befindliche
ölsten war, So klein es ilt, fo fteht es zu dem von,
Ww nter abgebildeten dreiwöchentlichen i in einem fehr
"aM d. Archiv, Iy. 2: «
eg Verhältnils, rd würde ich wahrfcheinlich, 'häfte
“die Schwangere 24 Stunden länger gelebt, mit dem um-
“gehenden Fafergewebe verbunden haben, und äuf die
von Hunter abgebildete Weile von der Höhle der Gebär-
„mantier abgelondert erfchienen feyn. EN ESSERT:
.....Der,gelbe Körper ift immer als ein Erzeugnifs. der
„Befruchtung, ‘und ein beftimmtes Zeichen der Empfäng-
‚nifs angelehn worden; allein in dielem Falle war nicht
‘nur der zur! gegenwärtigen gehörige, londern em: noch
‚deutlicherer in der Mitte des Eierftockes befindlicher vor-
handen. Deshalb üunterfuchte ich ‚den Gegenftand ge-
nauer, und enideckte dadurch, dals der gelbe Körper
„anfangs eine’ fefte drülige Subftanz ilt, worin das Ei ge-
bildet wird... 'Nachdem. diefes ausgeltolsen ilt, wird das
‚nachher die Höhle anfüllende Blut aufgelogen, und es
bleibt ein kleiner, die Stelle des Eies bezeichnender
‚Raum übrig.
Bei der Unterfuchung der Eierltöcke mehrerer jung-
-Fräulicher Leichname, wo die Scheidenk'appe [o vollltän-
dig war, dals an keine Schwängerung gedacht werden
‘konnte, fand ich nicht nur deutliche gelbe Körper, [on-.
‚dern auch, wie bier, längs dem Rande des Eierftockes
‚kleine, von.ausgetretnen Eiern übriggebliebne Räume,
:fo dafs alfo.die Eier auch im jungfräulichen Zuftande den
‚Eierftock verlalfen. Däanun nach Cruikfhank’s Verlüchen '
„die Franzen der Fallopifchen Troınpete beim brünltigen.
“Kaninchen die Eierftöcke umfallen, ' wenn gleich kein
- Zutritt des Männchens Statt gefunden hatte, [o gehen ohne
“Zweifel, (o oft der Gelchlechtstrieb eines weiblichen Säug-
-thiers bedeutend rege wird, auch ohne Begattung ein. oder
‚mehrere Eier aus demEierltocke in die Gebärmntter. -
Diefe Thatlachen erklären den Irrthum mehrerer
‚Phyliologen‘, welehe den gelben Körper, in welchem lich
ein anderes Ei bildete, für den halten, welcher dem Fi
«der, gerade Statt Aindenden Schwanger[chaft entfpricht,
‚und der in.der That zur Zeit der Niederkunft verfchwun-
‚den ilt. : ;
Die Fallopi/che Trompete ilt in geringer Entfernung‘
“von ihrem Unterleibsende ausgedehnt, wodurch fowohl
‚die Aufnahme des Eies als des Samens begünlftigt wird.
"Wahrfcheinlich verweilt das Ei einige Tage an dieler
r- Ze Zi 279
Stelle ‚| im deftönleichter 'befruchtet werden Zu können.
"Da, mach Hunters Verfuchen‘an;einer in der Begattung
‚getrödteten Hündinn ‚wirklich der Same in die Gebärmur-
ser gelangt; und Gch' kein Hindernifs feines Zutritts aus
dielem zum Eierltocke findet, [o mufs man unftreitig an-
‚nehmen, dafs der Same ‘das Ei erreicht, ehe Schwänge-
rung Statt findet. 4 -
„Die Bildung der Eier,in den Eierftöcken, und das
‚allmähliche Erfcheinen derfelben leitet, in Verbindung
‚mit dem Umiftande, .dals die Weibchen in der warmen
‚ Jahreszeit das Männchen; einmal im Monat zulallen, zu
‚einer Änlicht von.der Menltruation, ‚welche der gewöhn-
Jichen ‚gerade .zuwiderläuft. Diefer zufolge ift fie. eine,
‚die Gebärmutter zurEmpfängnils vorbereitende F unction,
and, wenn eine Frau ‚nicht bald nach der Menftruation
empfing, fo glaubt man, dals, fie beim nächlten Ma] glück-
Jicher leyn werde. Aus dem obigen ‚Falle aber ergiebt
‚Sich, dafs diefe ‚Perioden in gar. keinem Zufammenhange
‚mit der Bildung, dem Austritte und der Befruchtung ‚des
‚Eies Stehen. Wenn aber keine Empfängnifs erfolgt, [o
Alt die Menftruation vielleicht zur Herltellung dieler Theile
nöthig, und das;einzige Mittel, den bedeutenden Zufluls
"von Blut zu ihnen abzuleiten, der vorher. Statt gefunden
hatte. Wahrlcheinlich ilt die Menftruation auf das menlch-
‚Jiehe Weib und die Aefinnen wegen des dichtern Gewe-
"bes ihrer Gebärmutter befchränkt, Dafs die Menftruation
“ micht zur Empfängnifs nothwendig erforderlich ift, ergiebt
"ich unter andern aus folgendem Falle. Eine noch nicht
'17jährige Frau wurde [chwanger, ungeachtet fie noch
nicht menftruirt hatte; 4 Monate nach ihrer Niederkunft
erfolgte die zweite Schwangerfchalt; 4 Monate nach der
zweiten Niederkunft zum drittenmale, die Frau abortirte
“ber. Hierauf menftruirte lie zu allererft einigemal, und
"wurde dann zum vierten Male [chwanger.
"Nach Herrn Bauer, der in mikrofkopifchen Unter-
Tuchungen und Zeichnungen äufserft gefchickt ift, ver-
"bielt fich das Ei in dem obigen Falle folgendermafsen. _
© Es beftand aus einer, verhältnilsmälsig beträchtlich
"dicken und feften Membran, die wenig durchlichtig, ganz
‘glatt, von milchweilser Farbe war, und einen unregel-
wmälsig eirunden Beutel von u völlig 375 Zoll Länge,
2
und in.der Mitte „I, Zoll Breite, bildete, an;der einen
Seite in der ‚ganzen ..Läuge ‚einen. aufgeworfenen, Rand, _
oder breite Falten ‚hatte; an der, andern.dagegen falt im
der. ganzen Länge offen. war, bier aber wieseingerijfen
auslahe, indem die Ränder etwas nach innen gewandt.
waten, [o dals das Ganze mit einer kleinen Voluta viele.
Aehnlichkeit hatte, '- fen Birk
‘Auf Glas konrite man diele Membran mit einem fei-
nen 'Pinlel von Kameelhaar leicht nach beiden’ Seiren
“ offen entfalten, wo lich dann ein ’andrer Balg von nicht
wöligs; Zoll Länge, und 485 Zoll Breite in ihm fandy /-
der lich oben (?) '[pitz, unten (?) [ehr ftumpf und abge-
ftutzt endigte, in der Mitte dagegen etwas zufammen-
gezogen war, und einer. jungen Samenkapfel einiger .
Pflanzefi, die nur zwei Samen enthält, ähnelte. Die-
fer innere Balg beftand aus einer fehr dünnen, ganz
glatten Haut von ziemlicher Feftigkeit, die mit einer
dicken, fchleimigen Subftanz angefüllt Schien, indem
ein Eimdruck ziemlich lange in ihr blieb. Sie enthielt -
zwei runde, undurchlichtige, gelbliche Körperchen, die .
nicht nur durchfehimmerten, fondern fre anfchwellten, fo
dafs lie wegen des dadurch’ verurlachten Lichtes und Schat-
tens deutlich wurden, Ein gelinder, zwifchen ihnen auf
den Balg angebrachter Druck entfernte fie 'erwas weiter |
‚von einander, lie rückten einander aber wieder näher, als
er, mit etwas Feuchtigkeit benetzt wurde. Der kleine Balg
hing in [einer ganzen Länge durch feinen hintern Rand
felt an dem äufsern, konnte wenigftens nicht durch den
feinen Pinfel von ihn entfernt werden! N
" Bei einem Verfuche, den kleinen Balg zu öffnen, um
“die kleinen Körperchen heraus zu befördern, würde er
mit einer feinen Nadel am obern Ende geöffnet, worauf
eine honigdicke Feuchtigkeit ausflols, und die Membran
felt an’ der Nadel anklebte, Io dafs ich nicht weiter.
‚geben konnte. Hierauf lies man das Ganze, aus Furcht,
‚alles zu verderben, auf Glas trocknen, wohei der kleine
Balg platt wurde, und, als fchmölze er, in dem äulsern
‚zufammenlchrunpfte, felbft faft ganz verfchwsnd, bei
Starkem Lichte aber doch unterm Mikrolkop lichtbar blieb.
"Ganz getrocknet, wurde er hell gelbbraun, und lag, das.
vl
”
= > 0°
öbere geöffnete, Tehr genau anklehende Ende ausgenom-
men, frei auf dem Glafe. Noch fo lieht man mit einer
? gewöhnlichen! Lupe ‚die beiden Körperchen,
| RE
SE Homeüber die Fetterzeugung im Darm-
© kanal der Frofchlarven, (Aus den philofoph,
Tr 1816 p. 301—311.)
“ Die hieländifchen Frofchlarven find wegen ihrer
"Rleinheit noch nicht in Hinlicht auf die vom Auskriechen
bis zur Verwandlung in ihnen vorgehenden Veränderun-
gen unterfucht worden. Die Larve der Rana paradoxa
t zwar grölser, doch hatie Herr Ireland, der mehrere
Exemplare davon aus Surinam mitbrachte, und mir [ehr
Ro mittheilte, nicht Gelegenheit, fie.vor deın Her-
jrechen der Hinterfüfse zu beobachten. Um die Reihe
‚zu vervollftändigen, unterfuchte ich die Larve des ge-
f inen ‚englifchen Frofches vom Auskriechen an bis zum
ande der Vollkommenheit. Die Gallert der Eier
"wurde fchon früher betrachtet. (S. diefes Archiv ‚Bd. 2.
5: Fa Die Eier felbft nnterfcheiden fich durch Mangel
s Dotters von denen der Fidechfen und Schlangen, Die
ve feheint fich von ihrem Frfcheinen an vom Schleim
nähren, der wenig von Eiweils verfchieden ift, An-
gs "bildet jedes Ei ein lechseckiges Prisma mit plattge-
ckten Enden, und das Ganze eine felte Malle. Beim
- Auskriechen hat die Larve des Frofches auf jeder Seite
des Halles zehn Fäden, oder vergängliche Riemen, die
des Salamanders drei, welche aber zufammengelfetzter
Gind und verfchwinden, wenn die innern Kiemen gebil-
det ind. Bei der Frofchlarve ver[chwinden diefe äulsern
"Kiemen, [obald der Unterleib ich zu vergrölsern anfängt.
‚Der Hayfifehfötus hat 24 ähnliche Fäden, fo lange er
im Ei entbalien ift, fie fallen aber noch vor dem Aus-
‚riechen aus.
u - Am iften April 1816 wurde Frofchlaich eingefammelt.
‚Am 15ten verliels die Larve dasEi, allein an der Stelle der
j ulemen äden fand. lich nur eine fehr tiefe Einfchnürung
% hen Kopf und Leib. Am 23(ten waren die Fäden deut-
lich, am 27lten verfchwunden, Im Juni fand Ach eine fehr
“
2323 „__
deutliche linke, aber, keine rechte, Kiemenöffnung. „ Am
&ten Juli er[chienen die Hinterfülse, ‚allein die Zehen
waren nicht abgelondert. Am 14ten Juli waren fie voll-
endet, auch die Vorderfülse unter der Haut ausgebildet,
äulserlich aber durch keine Erhabenheit angedeutet, die
Lungen waren vollftändig. Die Lendengegend enthielt
kein Fett. Am Idten eine ftarke Kothausleerung. Am
I$ten drangen die Ellbogen: hervor, und der hintere Theil
des Körpers hatte, wegen des, in Menge ausgeltolsenen '
Kothes, eine [chlankere Form. Am 19ten waren die
Vorderfüfse ganz frei, der Mund grols wie beim Frofchy.
der Schwanz an der Stelle, wo er nachher abgeht, ein-
gelchnürt, der Darın enger, und fo kurz als beim
Frofch, in der Lendengegend etwas Oel. Am 23lten war
der Aekwanz abgefallen, und es blieb em Vorfprung zur
rück. Das Thier verliels das Waller. Hinter dem Darm-
kanal in der Lendengegend mehrere kleine häutige, leere
Anhänge. Diefe waren am 2$lten undurchlichtiger, und
die Wurzel des Schwanzes war ganz ver[chwunden,
: Um die Zeit des Ausbruchs der Hinterfülse jft der
Mund der Larve der Rara paradoxa [ehr klein, faft rund,
die Zähne find oberhäutig, die obern überragen die un-
tern, der. ganze Speifekanal ift einförmig, geht erft vom
Munde bis zam bintern Ende des Unserleibes, biegt fich
dann um, macht viele kreisförmige 'Windungen, belteht
aus felten Häuten und ift [ehr eng. Aufjeder Seite be-
finden üich drei vollftändig verlehieliäne Kiemen, nur y
auf der linken eine zu ihnen führende Oeffnung. Zur
Zeit des vollendeten Wachsthums der Larve,' und der
vollkommnen Ausbildung ihrer Hinterfülse, was, nach
Herrn Ireland, um den t4ten Tag nach dem Erf[cheinen
derfelben Statt findet, ift die Unterleibshöhle [ehr grofs,
der Darmkanal (ehr weit, die Häute deffelben fo dünn
als Spinnwebe, und Bar mit einer weichen, beim
Verbrennen nach Heu riechenden -Subltanz angefüllt, \
Hinter ihnen, ‚längs dem hintern Theile des Unterleibes,
befindet fich wel gelbes Fett in Jangen, dünnen, durch-
fichtigen Bälgen, das vorher durchaus fehlt, Die Lungen
find vollftändig gebildet. ':
Um den eiften Tag, wo der Mund der Larve die
Geltalt des vollkommnen Frolchmundes augenommen
m 283
hats und. die-‚Vorderfüfse., hervorgedrungen find, .der.)
Schwanz’ aher..noch vorhanden ift, ilt der. Darmkanal
um.$ verkürzt,..leine Wände feft,, wie die einer, Pulsader,
die äufsere, ‚Fläche runzlich , und feine Höhle leer, der
Magen bildet eine deutliche, dureh eine Einfchnürung
vom.Darm abgegränzte, Höhle. Alle diefe Theile bnd .
von |Fett umgeben, welches „ mit Ausnahme der grolsen
Leber, den ganzen Unterleib einnimmt. Die. Lungen
find voll Luft, die Kiemen ganz.‚verfchwunden. Nach
7-Tagen fällt der Schwanz, während. die vorfpringende
Wurzel übrig bleibt, ab; um diele Zeit ift alles Fetrim
Unterleibe verfchwunden, ‚aufserdem keine Veränderung
im.Unterleibe eingetreten. ' NER |
„Das Ei des Frofches ält verhältnifsmälsig viel kleiner
als bei andern Thieren derfelben Rlalle, "hat aulserdem ,
keinen Dotter, und es’ fehlt daher, ungeachtet ‘es Sub-
Stanz. genug zur Bildung der Larve enthält, noch etwas
zur Umwandlung von diefer in. den Froich., In der Larve
bildet üch,ein gröfserer Fettvorrath, als zu ibrerErhaltung
und Vergröfserung.erforderlich ift, zur Bildung der noch
nicht in der Larve:vorhandnen Theile des Frofches, und
diefes Fett [cheint im-Darınkanal gebildet zu werden AD:
)i ift- verhältnifsmäfsig, hier viel grölser als inirgend
einem. Thiere. Bei der Larve der Rana paradoxa ver-
kärzt [ich der Darmkanal, nachdem er feine fo (ehr be-
trächtliche Länge erreicht hat, wenn die Umwandlung
in die vollkommne Form eintritt, und merkwürdig ilt es,
dals.das Eett abgeleızt wird, wenn der Darınkanal feine.
vollkommne Länge erreicht hat, und dals, fobald diefer
-fich verkürzt, weiter keines gebildet, fondern das früher
erzeugte. zur. Metamorphole verwandt wird. Hieraus
fchließse ich,-dals ein folcher Fettablatz zu diefer erforder-
lich, eine lolche ungewöhnliche Länge des Darmkanals
zu So fchleuniger Feiterzeugung nöthig, mithin der.
Darmkanal die Bildungsltätte des Fettes ilt. (?!)
Um auszumitteln, ob diefe Fettablagerung deshalb,
weil die weichen Theile der Larve lich nicht in Knochen
und andere Theile des Frofches, die fich nicht in der
Larve finden, umwandeln können, oder blols wegen
Stoffwangels nothwendig ift, batich Herrn Hatchett, der
vor einigen Jahren die Zulammenlerzung des Dotters aus
.
? ftätzung. “Nach ihm 'enthält der Frofehlaich"weder Dot-?
dm frifehen Zuftande mivBiweifs ansefüllt, dein eiriedun-Y
084 „un.
z
Feftem Oel Ind etwas Fiiweits ausmittelte” im‘fäine Unter"
ter noch'Oel, und befteht, wie [chon’Brahde angab , ‚aus‘
‚einer zwilchen Eiweils und Gällert ftehenden, vorzügt')
"lieh dem'erftern ähnlichen Subftanz, Die Eiebvon Helix‘
und Limax haben keinen Dotter, und beftehen aus Biweilsy
iridem fie in Weingeift gerinnen, und unter diefer'Bedins
ging"keine Spuren‘ 'von’Oel’ zeigen. ' Humimereier ent=
hälten. weder Dötter rioch 'Oel:: "Die letztern- aberfind ı
Kelgräne Subltanz beigemengt ift,» und während das er-'
Stereälirch Wärme gerians, "wird diefe lebhäft'roib. Dies’
ilt, nach Hatchett, die Färbefubftanz der Schale, diesnach
Brände” s, vordrei bis vier Jahren gemachten Entdeckung,
ohne Wärmes’ (dureh Säuren geröuliet wird. ‘ Diele rodheis
dusch Säuren erzeugte "Farbe bleibt,’ aufser, wenn;
Se dwrch Salpeterfäure hervorgebraeht' wurde, indem!
fie dann gelb wird. ‚Verdünnte Salpeterfäure , wdrms
Sie digerirt wordeu®' war, gab’ [ehwache»Spuren eines!
phosphorlauren "Salzes, weiches kein phosphorfaurer:
Kalk wär, 'Merkwürdie! Ile, 2dals die rorhe Farberdüsch:
Kalien nicht zerkört, "ja Togar ohnerSitiren dadurch in)
derhfelben Grade erzeugt würde, Luft, Licht, Verdumi!
ftün& 'der Feuchtigkeit bringen ‚eben fs Jöthung. diefer »
Subfranz hervor, ' fo".dafs he. datlurcht hit: der 'Färbe-!
fioffe von Buccinum' lapillus übereinkommt. Do&h''wan-
delt lie diefe nicht weiter um, während'die ki
ner "nach einigen‘ "Pagen okergelb wird. : Dann 'aber
blesbr! lie; weniösiteris "haftere he saul Leiden: die‘
damit gefärbt ward, nachdem lie mehrmals in heifsem
Wafler‘ gekacht' unde mie Seife‘ gewafchen. worden war,»
Hiernach ift diefe Subltanz von eigenthümlicher Belchaf-"
fenkeit." Die Eier desLachfes und Hechtes häaben’keinen
Dotter, und. beftehen,, da he durch Wärme derimnen,
vorzüglich aus Piweils, enthalten aber eine geringe)
Menge Oel, vielleicht einen Erfatz' für den Dotier,
Die Kader‘ (Rudrpelfifche; der Eidechfen “umd Schlangen
haben einen, ‘dem’ der Hühner ähnlichen Dotten, ‚da:
gegen enthalten die der Hailifche kein’wahres Fiweils.\
De Dotter der Vogeleier befteht welentlich ‚aus einem" '
bütterähnlichen, mit wenig Eiweils verbundnen. ‚elan dasi
fieh Beilrden Hühnern wielr:3 verhält, und'kann als
eine' fehr concentrirte Emullion Angelehen werden. In:
der Milch entfpricht der kälige Theil dem Kiweilstheile,
der: Buitertheil (dem Oele des, Botters. ‚Beide unter-
fcheiden fich dadurch, : däfs die Nilch unnee als der
Dotter ift, Mehrere eierlegende Thiere [cheinen alla
während der -Bebrütung durch eine Subltanz ernahrt zu,
werden, welche mit der et Nahrung der jungen leben-
dig gebährenden Thiere Acbnlichkeit hat, und fie ift bei
- jenen miöglichlt coneentrirt, tun, wit dem Thiere-in Ei
eingelchlollen, , den, mörliehft . kleinen. Raum. ‚einzur,
\ Amenen;
r
"Die Jungen lebendig ange Thiere vertragen
Glfinge ihre Beer, Nahr ung nicht, und nehmen daher: ‘
‚die Muttermilch, zu fich; dagegen vertragen die Jungen
eigrlegender Tiere fögleich ihre eigenthümliche Nahrung,
und lie [cheinen daliev während des Bährütensdazu durch
den Genu einer,, der Milch ähnlichen Suhftanz vorberei-
‚et, und den dem Säugen enılprechenden Procels im Ei
endet zu werden. Hertn Hatcheit’s'Verfuche führen
dem Schluffe (?), dafs inden Fiern aller Thiere, deren,
ryonen Knöchen bahen, etwas Oel enthalten ilt, das
en in den Fiern van folcheh , welche ganz aus wei-
n Theilen beftehen, fehlt. Diefer wird durch die
® ‚bemerkte Feitniederläge bei den Frofchlarven vor
ven ‚Ueberganze i in den Frolehzufiand bekräftigt: wahr-
inlieh ift daher eine gewiffe Menge Oel zur Knochen!
Bildung erforderlich, nd die Ver fohleHefiheie der Menge
von diefem in an verfchiednen Riern eutfpricht den
Menjeisdnen, Graden der Härte ‚der Fötusknochen,
e
€ 10. areas Blenr die, Metamorpholfe des
= Darmkanals der Infekten. (Journal daphırı
m Bar eig. Tom. 86. 1818. ps 130 ff.)
oh Men, der Lücken und Irrthümer in den Schriften
Pak alpighi, Swammerdam und Reaumur über die
386: EEE
Metamorphofe, des Darmkanals der ‚Infekten-ftelltei ich
die VmkenDaslmapenn an,.deren app u Bil als
theile.. -; £ nn
SE Lepidoptera. Bombyx mori F Ich tert)
‚ Seidenwürmer vom Augenblicke ihres Fr[cheinens bis zum
Äuskriechen des Schmetterlinges. Der Darmkanal’ des’
erftern befteht bekanntlich aus einer kurzen Speiferöhre,
einem weiten und langen Magen, einem geraden und lehr
kurzen Darm, delfen Anfang zahlreiche 'Gallengefälse’
umgeben, der Magen aus zwei nicht verbundnen Häuten,
deren äufsere Aeifchig und an der innern' Fläche zottig,’
die innere durchlichtig, [ehr dünn und ganz zottenlos ilt.
Diefe konnte ich, doch nur gegen das Ende des Raupen
Standes, in zwei Blätter theilen. $. Fig. 5. Mit dem An
fange der Verpuppung wird das innere Blatt durch den
After ausgeliolsen, zugleich fängt einerfeiis die Verkür-
zung des Magens ,„ andrerleits die Verlängerung der Spei-
feröhre und de Darms an, der Magen füllt lieh mit einer
weilslichen Subltanz, DE 2 DR 3 Tagen ilt das Ge-
‚ fpinnft vollendet, und die, ihrer Haut heraubte Raupe er-
fcheint als Puppe. Fig. 6. ftellt den Darınkanal am erfien!
Tage diefer Periode dar, Schon am dritten ift der Nase in
möglichlt zulammengezogen, die Speiferöhre und
Darm wegen äufserfier Dünne kauım lichtbar,. am Ende
des Darms findet lich eine kleine Änfchwellung, die am!
erlten Tage noch lichtbaren Seidengefälse ind verfchwun-
den. S. Fig. 7. Am 4ten iltder Darm länger, nicht enger,
die Endanlchwellung größer geworden, und etfcheint
als Anfang des Blinddarms. Am sten ift der Darın län.
ger, faltig, undurchlichtig, weifslich, lenkt fich in den
verlängerten Blinddarm von der Se die Speiferöhre
ilt nicht länger, aber weiter. S. Fig. 8. Von jeızt an
verlängert fich der Darm, befonders der Blinddarm, und
diefer füllt lich mit einer ge!blichen Feuchtigkeit, Vom
I5ten Tage [. Fig, 8. Der Magen enthält eine halbflüflige,
grünliche Suhftanz, der Blinddetin [trotzt vou einer
dunkelgelben Flüfligkeit, die eine, dem Anfchein nach
kreidige Subftanz aufgeläft enthält, welche lich auch im
Darın findet, der lich in die Mitte des Blinddarms fenkt,
Atı Isten bis Igien Take kriecht der Schmetterling aus,
‘und giebt fogleich die un Magen und Darm enthalmen
„on 287
Sabftanzen von ‚üch,, wodurch ‚Sich ‚jene beträchtlich
. verkleinern, der einzige Unterfchied zwilchen dem
Darmkanal des Schmetterlings. S. Fig. 9. Hiernach zer-
reilst die Speiferöhre. der Masipe nicht," wie Malpighi,
unftreitig durch die aufserordentliche Dünne ‚derfelben?
Erbe angiebt, B,
13% $ . N
1.) lijteri ‚Myrmeleon: formicarium F. Ich
Jinbe die drei Wochen daurende, Entwicklung . der
Puppe des Ameifenlöwen nicht Tag für Tag, fondern
"im Allgemeinen ‚verfolgt. Fig. 10.. fiellt den, ‚etwas
fchwer- zu entwickelnden: Darakam] der Larve dar.
a) It der durchlichtige erfte Magen, mit einer, ‚wahr
fcheinlich von der rothen ' Subfiänz in den Flie=
genköpfen ftammenden rothen Gallert angefüllt. Der
von ‘ihm durch‘ einen dünnen, kurzen Kanal ge,
trennte zweite, Magen enthält. eine fchwarze Flüflig-
keit, ift durebfichtg und. gelb,“der Darm, ilt äufserlt
kurz und dünn, an fkriam Anfange finden ich fechs,
mit’ einer weilsen Subltanz angefüllte ‚Gallengefäfse, Im-
mer fand ich den Darm feer, Deshalb, wegen [einer
Enge, und weil man iin zweiten Magen der Puppe ‚die
‚Schwarze Subftanz der Larve findet, glaube ich mit, mei-
} nen Vorgängern, dafs die Larve Ken 1 After hat und kei-
nen Koth auswirft. Bei einer ganz jungen Puppe fand,
‘den Darm wie Fig. ı1. .d) Speileröhre, a) erfter
Magen, leer, klein, und in ein blolses Rohr verwandelt,
bts findet [ich ein röhrenförmiger , leerer Blinddarm c,
bei der Larve auch nicht inı Rudiment vorkommt,
'h alfo wahrfcheinlich, auf Kofien der Wände des er-
Sten Magens durch Auslprolfen entwickelt hat, Oeffnet
man den noch gelben zweiten Magen b, [fo kann man
en ganz freien, harten, len Order hervorzie-
Br. ‚der eine a Flülligkeit enthält, jener die
‚innere, nicht ausgeltolsene Haut, diefe das Ueberhleibfel
‚der Nahrungsmittel. Bei den [pätern Puppen füllt fich
linddarm c mit einer grünlichen Flüfligkeit, Wahr-
fcheinlich Stellt er die obern Blinddärme mehrerer Inlek-
ten dar. Bald nach dem Auskriechen giebt das voll-
‚kamame Infekt die innere Magenhaut mit der [chwarzen
Peuchtigkeit d durch ‚den After von AU Der Darınkazaal
deffelhen ünter[cheidet fich wenig ‘von dem der Pi ippel
Sale 1200 159 e e Ki J
„3% Hyszenoptera,. A), Biene (Apis ‚mellifera.) ‚Ein
Stück Honigwabe reicht. zum Studium der Metamorphofe
des Darmkanals der Biene hin, indem es Larven und:
Puppen aus allen Perioden enthält. Der Darımkanal der
Larve it hanptfächlich ein gerader, hinten kenlenförmig
angelehwollner.Schlauch , der faft! die ganze Länge des’
Körpers einnimmt, ‚und einen gelben Brei’enthält, der
Magen. ‚Der Darın iftein kurzer, dünner, wenig gewund-
ner Faden. S: Fig. 13. Die innere Haut:des Magens hängt
nicht an der äufsern, bildet einen blinden'Sack, und'Tetzt
Sich nieht in den Darm fort, der lie auch, feinen Enge
wegen, nicht aufnehmen kann. : Während der Verpup-
pung verkürzt lieh der Magen, die Speiferöhve verlängert
Eich, im ’vordern Theile (des Magens entlteht bald eine
Einfehnüsung, welche, die beiden Mägen der’ Biene
4rennt. Die jüngfte Puppe hat keine innere Magenhaut
mehr, wohl aber noch die '[chon 'eingefchloffene Larve,
und offenbar wirft diefe fe daher mit.der äufsern Haut
ab, wie die fhaupen durch den After, "Aus Magen.der \
Puppe 'erfcheinen (?) bald die: Gailengefälse und eine
Scheidung des dünnen und dieken Darms: Fig. 14.iÜft
der Darm der Biene. ae
5. B) Strauchwespe. (Poliftes ‚gallica F.) Fig. 15. ift der
Darın der Larve, Erhat, wie bei der Bienenlarye, kei-
nen Ausgang, Der Magen befteht. aus drei nicht ver-
bundnen Häuten, deren mittlere und innerfte hach hin-
ten blinde Säcke ‚bilden. Bei eingefchlofsnen Larven
fehlen die zweite und dritte. Der runde Magen de
Larye verengt und verlängert [ich allmählich, fehnürt lich _
in eine vordere und hintere Hälfte ab, wovon blofs die
"hintere eine granliche Subltanz enthält, weshalb die ah,
dere wohl nur ein Anhang der Speileröhre ilt, Die kleine,
"rımdliche Arfchwellung am Ende des Darmes wird Dick-
darm. Beim 'vollkomnmen Iniekt (F. 16,) ift der er
"Magen leer, der zweite enthalt eine braune , der Dick.
"darın eine kreidenartige Subltanz. Tomi fit
Mh
Ik 8, N) ’ Pa \ rg } 4
©); Sügenfliege-, (Texthrede), Die Art, welehe ich zu
keiner der belghriebnen mit Beftimmtheit rechnen kann, '
REER 289
debtiauf Cratadgus: oxyacantha.| , Im Augult, fangen die Lar-
wetsan, liehieinzufpinnen. Ihr. Gefpinnft befiebt äulser--
heh-aus grober Seide,.unter diefer. auseinerfelten, harten,
‚brüchigen „‚aus.derfelben Subltanz gebildeten, aber nicht
- gelponnenen, londern. in Schichten abgeletzten Schale,
Bis zum März’blieben- fe als Larven in diefem Gelpinnft,
dann wurden.fe Puppen, und im April erfchienen lie
als vollkonmne ‚Infekten. Fig. ı7. [tellt den: Darm der
‚Larve dar. . -Der’anfehnliche Magen ift in der Mitte ftark
‚gefaltet, wodurch zwei-neben eiriander Jiegende leitliche
Kanäle entltehen, die innere Magenhaut ilt nur gegen
‚das; Ende des Larvenzuftandes.deutlieh. - „Es finden lich
"zwei.beträchtliche, ‚mit einen gelben Flülßgkeit angefüllte
Seidengefälse. . Sogleich nach ‘dem Einipinnen: verkürzt
Sich die Larve beträchtlich, wird dadurch gerade, Statt
dals lie ERIPRES gekrümmt lag, die Haut der Larve trennt
fich, vorzüglich hinten,, von der Puppenhaut, der Magen
tl einer, nicht. nehr, gefaltet. An 20ften Tage ent-
ielt jer noch feine innere Haut, Im Oktober hatte der
Darınkanal die Geltalt von Fig. 19. Im Anfange des
M: rz war die Nymplhe noch von der Larvenhaut umge.
ümmt, der dünne Darın ftark geftreckt, der dicke
et eine runde Anfchwellung. Am Ende des März
wurde die Laryenhaut abgeworien, die Nymphen blieben _
aber bis zum 19ten April in dem Gelpinnlt, worauf fie
es als vollkoınmne Infekten verlielsen. Den Darv:kanal
Stellt ‚Fig. 20. dar. Im Thorax fanden lich zwei grofse,
mit den leitlichen Stigmaten zulammenhängende Luft-
ficke.
r
e _ Aus dem früher fchon von der Larve des Ameifen-
j en, jetzt auch von der der Biene und Wespe bekann-
langel des Afıers Icheint zu folgen, dals die Speilen.-
rfelben blols nähren, gar nichts Auszuwerfendes ent-
halten, Wirklich ift dies auch vom Zuckerltoff bekannt,
‚eben fo verhalten fich wohl ‚die feinften Theile der
thierilchen Flülügkeiten, welche die Nahrung des Amei-
Tenlöwen ausmachen. ' Schwieriger ft der ‘Mangel’ des
"Afters bei der ‘Larve der Wespe:'zu erklären , welche
. qmit”groben Pflanzen.’ ’und "Thierfubftanzen, 'genähtt
Awird. Vermuthlich ‚werfen diefe ihre Exeremente (durch
"den Mund aus, und ind deshalb ‚mit'"dem’Kopfernach
ainten gerichtet. Die bei den Larven ‘der Bienenkönigint
“Statt Aindende Richtung der Zellen nach 'unten, hat ver-
nuthlich diefelbe Bedeutung, :'da diefe eine:reichlichere
“nd von der gewöhnlichen verfchiedne Nahrung erhalten.
Die Sägefliege bietet eine ‚fehr merkwürdige ’Eigenthüm-
Jichkeit dar. Die Seidengefälse der Larven finden lich
nicht im Körper der Nymphe, [ondern aulser demfelben
“ind unter der Haut der Larve, wogegen man. hie bei den
Raupen in dem Körper der Puppe wahrnimmt, 0...
4) Diptera. Die bienenartige Fliege (Eriftalis tenax F)
ft nur dem Aeufsern nach von Swammerdam und Reau-
nur befchrieben. Fig. 21. ftellt den Darmkanal der Larve
‘dar. Die Speiferöhre öffnet fich in eine.längliche, vom
Magen c abgelchnürte Höhle 6. Der Magen ilt bei einer
Linien langen Larve 5’ lang, vielfach gewunden und
in den engen und kurzen Darm geöffnet. Vorn am Ma-
‘gen, fo wie am Anfange des Darms finden lich vier Gäl-
lengefälse, wovon jene eine ungefärbte, diele eine grün-
liche Flüffigkeit enthalten. Der Darm hat nahe am After
‘16 Blinddärme, die fich beim Auswerfen des Köthes
nach aulsen kehren. Auf beiden Seiten des Darmkanals
liegen zwei Jängliche Körper, die delto gröfser ind, je
näher die Metamorphofe rückt, Fig. 22. Es [ind an ihrem
vordern Ende umgebogene Kanäle: diele enthalten eine
milchige, vorzugsweile zur Ernährung der Puppe dienende
Flüfigkeit, Aufserdem hängen auch.die obernund untern
‘ Gallengefälse mit ihnen zufammen, indem fie, äulser[t
zart werdend, fich auf dielen Milchkanäler verbreiten.
Auf beiden Seiten liegen zwei beträchtliche Trachäen,
welche durch den von Reaumur belchriebnen, im Schwanze
befindlichen Luftgang mit Luft angefüllt werden. Bei
den Fliegen finden lich zwei grolse, von Luft [trotzende
Kugeln, Behälter der Luft für die Trachäen. Die Speile-
röhre ılt dünn und ‚lang. Der Magen hat am vordern
Ende vier blinde, [ehr kurze Anhänge, die vier obern
Gallengefälse. Aus dem untern Ende der Speileröhre
deiie vanlserdemm ein langer enger "Gang, der zu einem
Sacke führe, der wit.derfelben Nahrungslubltanz als der
"Magen ‘angefüllt, 'allo ein wahrer Panjen und Speilenbe-
“hälterift. Der’ Magen d ift lang, eng, vielfach gewunden.
Der Dir’ eng, wenig gewunden , ohne Dickdarm.
s " Schon '24 Ständen nach! dem Einkriechen der Larve
ft der leere Magen 'auf 2” 6“ verkürzt, dieMilchgänge
Biäd halb leer.‘ Nach 2 Tagen ift ‘der Magen noch kürzer,
die Biinddärme find yerfehwunden, die obern Gallenge-
False fangen gleichfalls zu fchwinden an, die Milchkanäle
“Sihd kleiner, die Trachäenmalle zulammengefallen, luft-
-Jeer.' Nach 4 Tagen ift der Magen nur 9% Jang, die
‘innere Haut getrennt, die Höhle c'ton Fig. ze; in einen
blinden, langen Kanal, das’ Rudiment des. Panfen,
| “unigewändelt, die obern Gallengefäßse find fo kurz als
“bei der Fliege. Die Trachäenkörper und Milchkanäle
find verfchwunden. Am sten Tage erlcheinen die Luft-
* ifäcke, jeder hängt durch einen’Kanal mit den am. zwei-
"ten Tage ‘erfcheinenden ' grolsen Hörnern zufammen,
‚der Panfenkanal iit am blinden Ende ausgedehnt, .. ‚,
‚7% Am 6ren Tage ilt falt alles wie bei der Fliege, die
“am Ioten Tage vollendet ift Das'Schickfal der innern
Magenhaut konnte ich nicht ausmitteln,
7% Den erwähnten Panfen, dem noch niemand bei den
“Infekten nachwies *), fand ich nachher auch bei M. vonii-
“Zoria, M. caejfar und Tab. bovirus F., nur führt fein Gang
“in den Anfang des Magens, und er [elbft befteht aus’ zwei
“runden Tafchen, R£aumur (Mem., T.:4. p: 260;) hielt
"diefes Organ für das Herz. Unltreitig beftätigt.die-Ent-
"wicklung deffelben aus dem Vormagen die oben geäufserte
WVermuthung der Entftehungsweile ‘des blinden Anhangs
«beim Ameifenlöwen.
"0 5) Coteoptera. Dytiscus marginalis ?), Darmkanal
-der ‚Larve Fig. 24. e) kurze, haarfeine Speileröhre;
= . J
un ;
Bir Wirklich? 8. Ramdohr über den Darmkanal der Inlekten ıgrt.
suRN der diefe Bildung bei dieler und andern Arten nachwies. Auch die
ul, Anorduung der Cigale undlercopiskommt damitüberein. M.
= @) Im Original fteht fortwährend: Hydrophilus piceus, indellen
“ offenbar ‚falfch, da die Befehreibungen durchaus nicht für
"diefen, genau aber für Dytiscus gelten, ag Ha
292 —
ia) 'erlter ‚-‘[ehr weiter, gerader Magen st c))2weiter,
'gekrümmter, "kleinerer; +5) langer. dünner. Darm,.,an
deflen Anfange lich vierfehr lange Gallengefälse finden,
‚die, vielfach gewunden; am’ Darme liegen, nnd fich,
analtomöfirend, und foleinenKreis bildend, an.derfelben
Stelle sendigen; 'c)' weiter; Blinddarm mit einem blinden
-Anhange u; r), kurzer-Malıdarm ;.d); After zwilchen, den
‚relpirirenden Schwanzanhängen, die zu den’ grolsen.
-Trachäenftämmen' führen; ‚ Mit Beftimmtheit, kamn .ich'
“Sagen, .dals ich blefs bei diefer Larve keine freie, innere
Magenhaut fand. Der Darınkanal des. vollkommnen In-
fekts bietet. keine bedeutenden Verfchiedenheiten dar.
S. Fig. 25. a) Weite Speiferöhre; s).erfter, dünnhäut-
fingerdarm, an delfen Ende vier Larvengallengefälse ;
k)Dünndarm; i),Blinddarm mit kurzem Anhange ; 0) Malt-
darm... Der Darınkanal des vollkommnen. Inlekts unter-
‘feheidet fich von dem der Larve vorzüglich nur durch
die Zahl und Bildung der Mägen. Die Veränderungen
gefchehen folgendermalsen. Die Larve bleibt 10 Tage m
der Erde, ehe fie ihre Haut abwirft.. . Unterdels ändert
fich ihr Bau wenig. :Der Darm verkleinert fch' nur,
verändert aber feine Geftalt nicht. Kopfund Kauwerk-
zeuge treten "allmählich aus den harten gleichnamigen‘
Theilen der Larve deren Haut [ich endlich auf dem
Rücken Ipaltet. Hierauf tritt die Puppe oder das voll-
kommne,. nur noch fehr weichhäutige,' und. blofs mit
"Rudimenten von Flügeln und Flügeldecken verfehene In-
Tekt hervor. Der Darm hat diefelbe Form als,vorher,
Mur ilt er kleiner und ganz leer, Die.beiden leitlichen
Trachäenkörper find platt:und luftleer, Zehn Tage nach-
dem die Puppe die Larvenhaut abgeltofsen hat, er[cheint ‘
der Fleilchmagen äufserlich, aber noch ohne Platten, und
blofs durch eine Einfchnürung imuntern Theile des erften
Larveninagens. Der zweite Magen der Larve, der zum
dritien des Käfers wird, er[cheint an der Oberfläche leicht
gezottet. Alle diefe Theile lind leer, nur der dicke Darm
enthält etwas Ichwarze Subltanz, vermuthlich Galle. Die
t \ beiden
\
beiden Trachäenkörper find verfchwunden. Am Isten
Tage er[cheinen die Knorpelplatten: im Fleilchmagen
und die Anhänge des dritten Magens haben lich verlan.
gert. Am 2olten Tage ilt der Fleifchmagen vollendet,
die obern Gallengefälse haben. ihre volle Länge, der
dritte Magen enthält eine, vermuthlich von ihnen abge-
fonderte gelbe Flülligkeit, der erfte Luft. Am 4olten
Tage nach dem Einkriechen der Larve, am 30[ten nach
Abwerfen der Haut, kommt der. Käfer zum Vorfchein.
Refultate, :
1) Der Darmkanal der vollkommnen Infekten, Io
verfchieden er auch von dem der unvollkommnen fey,
ift doch nur derfelbe verfchiedentlich abgeändert, DR
den neuen Nahrungsmitteln angeeignet, wie, nach Savig-
nys Entdeckung die Mundtheile des Schmetterlings nur
die abgeänderten Mundtheile der Raupe find.
2) Die innere Magenhaut kommt nicht blols dere
Raupen zu, wenn lie gleich der Larve des Dytiscus mar-
ginalis, und hiernach vielleicht mehrern andern fehlt.
.. 3) Die ar der Larven [cheinen während
der Dletamorphole allgemein zu verl[chwinden;; doch find
die des vollkommnen Infekts wahrl[cheinlich nur die ab»
ıderten Larventrachäen,
4) Bei einigen Infekten, z. B. dem Ameilenlöwen.
den Dytisken, wachfen während der Metamorphofe Hal
eigenthümliche Abfonderungsgefälse aus dem Darmkanale
hervor, eine höchft merkwürdige Thatlache,
5) Bei allen Larven habe ich den Fettbehälter der
Raupen gefunden.
6) Bei einigen Larven fehlt der After, [o wie meh.
rere Dipteren einen Panlen belitzen. | Ä
11. Dütrochet über die Fötushüllen. Nach
dem Bericht von Chaumeton, (In Leroux’s
Journal de med. T. 35. p. 49 ff.)
yi Die Abhandlung betrachtet‘I) die Hüllen des Fömg
r Vogels; 2) der Ophidier und Saurier; 3) der Batra-
chier; 4) des Schafes.
M, d, Archiv IV. 2. U
1. Am zweiten Tage des Bebrütens entlteht auf’dem
Dotter ein Gefälsraum , in deffen Mitte fich dieerfte Spur
des Fötus befindet. Der ganze Dotter ilt von einer äufsern
und einer innern Oberhaut, und unter diefer erft von der
Gefäfshaut umgeben. Am ä4ten Tage zerreilst der fich ver-
grölsernde Fötus die erfte Oberhaut und die Allantois tritt
aus dem Körper:des Fötus durch.eine Oeffnungin der Mittel«
linie hervor, Sie enthält eine gelbliche Feuchtigkeit, den.
Harn, vergköfsert fich [chnell‘, zerreilst die zweite Ober- .
haut, gelangt unmittelbar unter die Schalenhaut, und
wächlt zwifchen diefer und dem Eiweils fort, [o dals am
ıoten Tage das, ganze Ei von ihr umgeben ilt, wodurch
das Ei neue Häute erhält, die ihnı anfangs fehlten. Die
äufser[te, das Chorion, ‚dient zum Athmen, die zweite,
fehr feine, entlpricht Hallers mittlerer Haut des Säug- .
thiereiess 00. )
Der Dotter ift nicht urfprünglich von einer Gefäls-
haut umgeben, [ondern diefe, 'ein Anhang des Darms,
umgiebt allmählich den Dotter, wie das Eiweils von. der
‚Allantois eingefchlolfen wird. Noch belitzt der Dotter
einen, durch das Bauchfell gebildeten Bruchfack, der
[ehr zarte, von den Dottergefälsen ftammende- Gefäfse .
hat, Der Dottergang ift deutlich hohl. Nach’ diefen
Thatfachen athmet und nährt fich das Hühnchen anfangs
blofs durch die Darmhaut des Dotters, [päter gefchieht
erlteres durch, die Allantois, mithin findet erft Athmen,
durch den Darm, dann durch’die Harnblafe Statt. ü
2. Das Ei enthält kein Eiweils, 'aulserdem kommt,
es ganz mit. dem Vogelei überein, © Bei der Viper, wo es
bis zum 'Auskriechen der Jungen im Eiergange bleibt,
hat es’eine [ehr dünne Schale. : In der Mitte’der vier-
monatlichen Trächtigkeit verfchwindet diefe, und das‘
Chorion liegt nackt im Eiergange, mit dem es leicht ver-
wächft, und wahrfcheinlich dadurch etwas von der Mut-
ter aufnimmt, | \ N ’ a
3. Das Product der Zeugung der Batrachier ilt-ein
wahres Ei, ohne Allantois und Nabelgefälse, in der That
der Darmkanal felbft, der erlt rund, dann länglıch,
endlich gewunden wird. Die Metamorphofe gefchieht
nicht durch Abftofsen der die Vorderfülse bedeckenden
Haut, fondern diefe durchbohren, mit Haut bekleider,
die fie bedeckende Haut, worauf bald Verwachfung der
ihrigen mit diefer an den Schultern erfolgt, und.die Kie-
fern diefelbe Haut, uın den viel gröfsern Mund des Fro-
fches zu bilden, zerreilsen. Die Haut-des:Körpers und
der Hinterfüfse ift daher nicht eins mit der Haut,.der Vor-
derfülse, Die Fröfche behalten ihr ganzes Leben hin«
durch die Schafhaut,
"4. Das Ei des Schäfes hat äufserlich eine gefäfslofe,
' fich leicht ablchuppende Haut, Hunters hinfü/lige, welche
mit der- Schalenhaut des Vogeleies übereinkommt; un:
ter ihr das, wie die Blale, zus mehrern Schichten bes
ftehende Cherion. Seine innere Überhaut, welche in die
Schleimhaut der Blafe übergeht, ift die Allantois, Aufser:
dem findet fieh, wie bei den Vögeln, eine mittlere, mit
der Schafhaut nieht verbundne, aber fie bedeckende
Haut und eine Nabelblaje, die feitwärts am Dünndarm auf. :
fitzt, wie der Dotter am Vogeldarm, und zwei, nicht mit_
den Chalazen zu verwechlelnde (?) lange Hörner hat
Anfangs findet lich keine Piacenta, bald aber bilder fie
fich, indem fich das Chorion an den, den Warzemder
Gebärmutter ent[prechenden Stellen röthet. Die hinfällige
Haut fchuppt lich ab, die verlängerten Chorionigefälse
durchbohren die Oberhaut, welche lie bedeckie, und die
Placenten bilden fich,
12. Blainville über den Bau der Kiemen bei
= dem Fötus der Haifilche. (Journ. de phylqus
T. 86. p. 157.)
Bei ımlrer Arbeit über die Familie der Selachen war
“vorzüglich die Beltimmung von Blochs Squalns ciliaris wich-
tig. Herr Prevoft fand, dals das zu Berlin aufbewahrte
Exemplar [ehr jung, und noch im Ei enthalten war, die
Fäden aus,den Kiemen traten, und höchft wahrlcheinlich
diefen angehörten. Dies veranlafste uns zu der, auch
in unfern Vorlefungen geäufserten Vermuthung, dafs _
‚wohl alle Arten diele Bildung haben möchten, und aus
Alpen Schreiben von Hermi Macartney ergiebt lich,
er diefe Beobachtung auf eine beltimumnte Weile
‚machte,
U2
296 .—
Der Fötus der Haifilche befitzt, ‘lo lange er fich in
feiner lederartigen Hülle befindet, äufsere Kiemen. Die
vorliegende Zeichnung (Fig. 26.) zeigt eine folche, um
das Doppelte vergrölsert. Sie bilden auf jeder Seite fünf
Bündel fehr feiner Fäden, find etwas nach innen
von den Kiemenöffnungen befeltigt, gehören den Kie-
men an, und kommen auffallend durch Lage, Geftalt
und Lebensperiode, worin fie [ich finden, mit den äufsern
Kiemen der Sirenen und Salamander überein. _Höchft
wahrfcheinlich kommen fie auch bei dem Rochenfötus vor,
erweilen, wie viele andere Thatfachen, die genaue Ver-
bindung zwilchen dielen Fifchen und Reptilien, und
zugleich die Schwierigkeit, willkührlich nach einigen
Bedingungen der Organifatien Rlalfen zu bilden.
13. Ueber den Bau des Beluga (Delphinus
albicans Linn. Delphinapterus beluga La-
cepede). Von Barclay. (Aus Thomfor’s Annals
of philofophy. Vol. IX. p. 233 ff.)
Es würden vorzüglich: 1) die Haut, 2) der Darm-
kanal, 3) die Zeugungstheile, 4) das Gefälslyftem, 5) die
Athmungswerkzeuge, 6) das Skelett, 7) die Sinnorgane
anterl[ucht.
1. Haut. Das 3 Zoll dicke Schleimnetz eines 13°
4''! langen Thieres beftand deutlich aus zwei Schichten,
woyon die untere aus Blättern gebildet war, deren Rän-
der unter rechten Winkeln auf der obern ftanden, fich
von einander trennten und wieder zufammenlloflen, und
wieder aus [enkrechten Falern beftanden.
2. Darmkanal. Im Oberkiefer befanden fich keine
Vorderzähne. Die. Zunge war dick, kurz, in ihren Be-
wegungen [ehr befchränkt, und lagweithinten im Munde,
die Speileröhre hatte, mäfsig aufgeblalen, 13° im Umfange,
Es fanden ich vier Mägen, wovon der erlte, gröfste,
wie der unterlte Theil derSpeiferöhre, mit einer dicken,
weilsen Haut bekleidet war, welche mit der im Kardia-
theile des Pferdemagens überein kam. Der Darmkanal
war $86* lang, ohne Plinddarm und Grimmdarm, und
hielt, mälsig aufgeblalen, 4 bis 5“ im Umfange. Die
am erlten Magen befindliche Milz hatte nur die Gröfse
der menfchlichen *). Das Netz lag vorzüglich zwilchen
den Mägen. In der faft ganz verfaulten Leber wurde die
‚Gallenblafe vergebens gefucht. Die Bauchfpeicheldrüfe
war durch entwickelte Luft nach allen Seiten in grofse
Zellen ausgedehn.
3. Zeugungstheile. Die Hoden lagen nahe am After
auf beiden Seiten des Darms. Die Ruthe war ohne Kno-
ehen und durch zwei Muskeln $förmigrückwärts gebogen.
4. Das Herz zeigte nichts ungewöhnliches. DieA.orte
hielt über den Korb 72”, am Bogen 13“, auf der
Wirbelfläule 6“ im Umfange, Die Eungenpulsader hielt
über den Klappen 11°, dicht darüber 9°, h
5. Das Zungenbein beftand aus 4 Knochen, der Kehl-
kopf aus} 5'Knorpeln, wovon der Kehldeckel und die
Gielsbeckenknorpel einen, gegen die Spritzlöcher gewand-
ten Kanal bildeten. Die Luftröhre enthielt knorplige,
der in den Lungen befindliche Theil ihrer Aefte dagegen
knöcherne Ringe. Vor der Theilung in: die zwei grölsern,
ging rechterfeits, wie bei andern Thieren ınit vier Mägen,
ein Aft von der Luftröhre ab.
6. Der Schädel glich dem Delphinfchädel. Es fan
den [ich 7 Hals-, 12 Rücken-, 13: Lendenwirbel.. State
der Rippenknorpel fanden fich, wie bei den Vögeln, Kno-
chen. Wahre Rippen waren [echs, fallche fünf, die letz-
ten drei blofs mit den Ende der Querfortfätze eingelenkt.
Becken, hintere Gliedmaalsen, Schlüffelbeine fehlten,
Die Schulterblätter waren grols.
7. Das Gehirn war faul, das Rückenmark klein,
die Wirbelfäule vorzüglich mit zwei seitlichen, in einer
elaftifchen, zelligen Hauteingefchloffenen Gefäfsgeflechten
angefüllt. Die Augen waren kleiner als beim Menfchen.
#) Fand fich wirklich nur eine,' oder wurden die übrig
überfehen ? M. }
208 n—n—
In der Spritzhöhle fand fich keine Spur vom Baue’des
Geruchsorgans, und’ fie fchien mehr Athmungs'- als
Geruchsorgan: Aeufseres und inneres Gehörorgan
wurden vergeblich gefücht,
——
14. Beitrag zur Gefchichte der Acephalen.
Schon früher habe ich), [päter Herr Tiedemann ?),
eine Gelchichte der kopflofen Mifsgehurten geliefert.
Nachher hat Beclard denfelben Gegenltand abgehandelt ?),
die meilten bekannten Fälle zufammengeltellt, und.aufser-
dem zehn neue hefchrieben, eben fo Brera die Gefchichte
eines eilften geliefert *), Es [cheint mir völlig zwecklos,
er[t die Befchreiliungen eines jeden Falles abzudrucken,
und ‘dann die allgemeinen ‚Refultate zu ziehen, und ich
wähle daher. blofs das letztere Verfahren, um hiedurch
einen Nachtrag zu den frühern Arbeiten zu liefern.
Die verlchiednen Mifsgeburten mögen durch Zahlen
fo bezeichnet werden, dafs die’Brerafchs die letzte (II)
ift. Nicht alle wurden anatomifch unterfucht,
1) Das allgemeinfte Refultat, welches einen meiner
Schon früber für die Hemmungebildungen aufgeftellten
Sätze *) beftätigt, ift, dals falt alle diefe höchft unvoll- °
‚konunne Milsgeburten einen ‚regelmäfsigen a: be-
gleiteten. So verhielt es-fich nit Beftimmtheit’bei 1,2, 4,5,
6, 7, 9,10, IL, Unter ıı- Fällen alfo mit Beltimmtheit in 9.
Von.z und gilt nichts hierüber bemerkt, aber auch nicht
das’Gegentheil ausgefagt, und 3 war ein, lange in Wein-
geilt aufbewahrter- Fötus unbekannten Urfprungs, -
2): Beiträge zur vergleichenden Anatomie, Bd. r, Heft 2, 1tcdı
-Pathologilche Anatomie, Bd. ı. 1812,
©) Anatomie der kopflofen Milsgeburten, Landshut 1813« 5
3) M&m. fur les Acphales. In Zerouz’s Journal de medecine, .
1815, 1816,
4) Singel. Moftruofitä d’un feta umano, In Mem, di Verona
Vol, XVII, 1852 pi as4 fs a = S
&) Pathol, Änat, Bd. ı. $. 155 ff,
nm 299
2) Nicht unmerkwürdig iftes, dafs verhältnilsmäfsig
viele, namentlich I, 6 und II, bedeutend zu früh gehoren
wurden. War dies der Fall, weil es Zwillinge waren,
oder hat es einen tiefern Grund, die Milsbildung?
3) Nur von wenigen wird bemerkt, welcher der
Zwillinge zuerft geboren wurde. Bei II war es der mils-
gebildete, bei 5 und 10 dagegen der regelmälsige. Bei
den übrigen ift die Folge nicht angegeben.
4) Ueber das Gefchlecht läfst ‚hch nichts Befriedi-
gendes Tagen, denn von 2, 4, 6, 9, wird daflelbe gar nicht
erwähnt, Daher rührt unftreitig die bedeutende Zahl
der männlichen Fälle, 1, 5, 7; 8, II. Nur 3 war weib-
lich , 10 ganz gelchlechtslos.
5) Aeufsere Form. TI, 2,4, 5, 7, Io, II, waren
wöllig ohne Bruftglied, - diefes fand ich‘ dagegen bei
3 und 6, 7 hatte nur rechterfeits ein Rudiment davon.
Alle befalsen die Bauchglieder, doch meiftens, wie
gewöhnlich, die Zehen in unvollkommner Zahl, und die
Fülse nach innen gewandt. Der Kopf war bei I durch
ein röthliches Höckerehen, eben [o bei 3 durch ein Wärz-
chen und eine behaarte Stelle, bei 7 blols durch die letz-
tere Anordnung, bei ’8 durch eine [tarke Anfchwellung,
bei 9 durch zwei Erhabenheiten angedeutet, deren eine,
hohl, mit zwei Klappen beletzt, zu einem Kanal führte,
- die andre einen, mit Blut angefüllten Sack ‚enthielt.
Die übrigen zeigten kein Kopfrudiment. Bei II ver-
lief (fehr merkwürdig) an der vordern Körperlläche in
der Mittellinie eine tiefe Längenfurche, '
6)’ Wie gewöhnlich“) fand lich auch hier fehr allge -
mein, namentlich bei 1, 3, 5, 6, 8, 10, II, ein reich-
liches, fettlofes Zellgewebe unter der Haut, bei.8 war es
einen Zoll dick, und aufserdem fand fich hier eine gal-
lertähnliche, bei 9 aus Zellgewebe gebildete Anfchwel-
lung im obern Theile, unlftreitig die Rudimente der
fehlenden Organe diefer Gegend; bei 1, Bälge diefer Art
unter der Haut des Unterleibes, bei II, ein anfehnlicher
leerer Balg am Rücken gegen das obere Ende des Körpers, .
1) 4. = 0, $. 157,
9) Innerer Bau, Der innere Bau wurde nicht bei
allen unterfucht, .
1 ’
a) Skelett, Die Wirbelläule endigte hei TI mit dem
fünften, bei 7 mit dem zwölften Rückenwirbel; hei 8
waren alle Rückenwirbel, bei 3 alle Wirbel mit Aus-
nahme der erften gehildet; die Wirbel waren bei 7 ge-
‘Spalten; bei 9 fehlten die erltern 6; bei z1 (höchft
wahrfcheinlich bei allen) verengte fich der Wirbelkanal
nach oben, und der obere Wirbel war verfehloffen. Die
‘Zahl der Rippen war Be unvollkommen. und
9 hatten ein Bruftbein, welches auf eine fehr merkwür-
dige, an die Analogie derfelben mit der Wirbelläule er-
innernde Weile bei I fogar einen kleinen, hohlen, be-
‚weglichen Knochen trug, der wieder das kleine Kopf-
rudiment unterftützte, Sehr merkwürdig ift es für die
Bedeutung der Gliedmaalsen, dafs bei 7 von dem oberlien
‚Wirbel auf jeder Seite eine fenkrechte Rippe abging,
welche fich mit dem vordern Theile des Hüftbeinkam-
mes verband. Bei 10 wird aufser den Hüftbeinen, nur
in der obern Gegend des Unterleibes ein knächerner
Ring angegeben.
Die untern Gliedmaafsen hatten in demfelben Ver
hältnifs zu wenigKnochen, als die Zehen unvollkommen
waren.
5) Nervenfyftem. Das Rückenmark war bei 3,7 und
- 21 gut ausgebildet, fo weit die Wirbelläule reichte, und
gab diegewöhnlichen Nerven, Bei II zog lich das Rücken-
mark allmählich nach oben zulammen, und ging hier in
‚den fünften Zwilchenrippennerven über. Im Unterleibe
‘fanden lich Knoten, Fäden und Gangliennerven,
c) Eingeweidehöhle. Die Eingeweidehöhle war nur
bei 3 durch ein Zwerchfell in Bruft- und Bauchhöhle
getheilt,
d) Gefäßsfyftem: Das Herz fehlte bei I, 2,5, x1, be-
Stimmt.
Bei 3 fand fieh über dem Zwerchfell ein kleiner
länglicher Körper, wahrfcheinlich ein Kudiment des
Herzens, der aber nicht mit dem Gefälslyltem in Verbin-
Jung ftand; bei 9 auf derlinken Seite der obern Gegend
der Eingeweidehöhle zwei, mit 'klappenartigen Falten
verfehene Höhlen, die wohl kaum mit einem Herzen ver-
glichen werden können; bei 10 foll felbft das ganze Ge-
fäls[yltem gefehlt haben, doch ift der Grund, dafs nur
in der Nabelgegend Blut gefunden wurde, nicht hin-
reichend.
. Bei 3 fanden fich vier Gefälsftäimme im Nabelftrange,
zwei Nabelpulsadern und zwei Blutadern, deren eine
. fich in der Bruft endigte, die andre nach unten drang,
die untere Hohlader bildete, mit der erften in der Bruft
zulammenflols, und zugleich ein Bruftglied verfahe; bei
5 endigte lich die Nabelblutader in der rechten Niere;
bei 7 fand fich eine Nabelblut- und Pulsader. Die letztere
verbreitete [ich als Aorta nach oben, unten, und an den
-Eingeweiden, die erltern endigten fich, nach Abgabe ver-
fchiedner Aelte, in der rechten Schenkelblutader. Aufser
ihr fand fich ein unterer Hohlvenenftamm, Auch$ hatte
eine Nabelblut- und Pulsader, welche lich in Stämme fort-
fetzten,, die lich in dem Körper verzweigten, Bei 9 gin-
gen aus einer lungenartigen, in der Bruft enthaltnen
Subftanz Gefälse, welche lich in die Armrudimente bepa-
ben, aufserdem fanden lich eine Aorte und Hohlader, die
lich in der Bruft verloren. Ungeachtet bei 10 der Nabel-
ftrang regelmälsig gebildet war, follen doch, wie [chon
bemerkt, die Gefälse im Körper [elbft gefehlt haben.
Bei 11 verliefen neben der Aorte zwei Venenftämme, die
fich unten in der Lendengegend verbanden, und zugleich
hier, dierechte unmittelbar, in die Nabelvene übergingen,
Diefe nahm noch die Nieren, Gekrös- und Hüftblutader
auf. Die Aorte theilte ich in die Zwifchenrippen-, Nie-
zen-, untern Gekrös- und Hüftpulsadern, mit welchen
die beiden Nabelpulsadern entftanden. _ Jede Niere er-
"hält, nach dem Kupfer, zwei Pulsadern.
Nirgends finde ich eine weite, die Stelle des Her-
zens vertreterde Analtomole zwifchen dem Venen- und
Arterienfy[tem erwähnt, und höchft wahrfcheinlich ging
daher, wenn nicht eine folche vorhanden war, das Blut
entweder durch die Nabelpulsadern zum Körper, durch
die Nabelblutader dagegen zur Nachgeburt, oder, wenn
es in dielen Gefälsen feinen gewöhnlichen Weg nalım,
"fo wurde es durch die Venen zu den Organen, durch die
908. - w-—
Arterien dagegen von denlelben weggeführt. Aufser-
dem könnte man, ‚um,die gewöhnliche Ordnung bei-
zuhehalten, feine. Zuflucht nur zu der unwahrfchein-
lichen Annahme nehmen, dals einige kleine Zweige
des Venenlyltems das Blut in ‚eirige, Zweige der Aorte
führten, und diefe allo aus ihr wie die Aorte aus den
Kiemenvenen.der Fifche entftand. In Ermangelung
der Leber lenkte ich die Pfortader in die Nabelvene,
e) Lungen, Die Lungen fehlen, wie das Herz, bei
faft allen. Nur bei I und 9 vertrat ihre Stelle vielleicht
ein reichliches, gefälsreiches Zellgewebe in der obern
Gegend der Eingeweidhöhle! Auch bei ıI war an die.
innere Fläche der Rippen’ ein dichtes, in der Mitte
einen kleinen Balg enthaltendes Zellgewebe. befeltigt. »
f) Verdauungsfyften. Der kurze Darm war oben
blind geendigt bei I, 3, 7, 8, 9. Bei 9 war das blinde
Ende ein Theil des Dünndarms. Bei ı0 war der Darm
dünn und nicht hohl, von der Härte einer Feder, Bei
II wird befiimmt nur ein Theil .des Dickdarms als an-
welend angegeben, Bei.5 wird einer Speileröhre und
eines Magens, die, wie der Darm, äulserft dünn waren,
erwähnt. Merkwürdig ift es, dafs bei verhältnifsmäfsig
vielen, namentlich vier, ein Theil des Darms.im Nabel. -
ftrange lag.
Leber, Milz und Bauchfpeicheldrüfe fehlten bei 2, 3,
5,7, 8, 9, 10. Bei I-fehlte Leber und Milz, die Bauch-
fpeicheldrüfe dagegen war, [onderbar genug, vorhanden,
8) Harnfyftem. Das Harn[yftem war bei I, 4, 7, 8,
11 vollkommen vorhanden; doch bei 7 beide Nieren ver-
fchmolzen. x
Bei 3 fanden fich zwei grofse Nieren, wovon, die
eine im Becken lag. Bei 9 und 10 fehlten die Nieren.
Hier und bei 3 wird der Blale nicht erwähnt. Unter
den Organen des Harnfyltems werden nur bei I die Ne-
Verklkten beftimmt als anwelend angegeben. Bei II
fehlten lie, ungeachtet der Anwelenheit des Harnlyltems, r
völlig. t
. h) Gefchlechtstheile, Bei 3 fand fich die Gebärmut- .
ter und ihre Anhänge; hei 5, 7, 8, II, gut ausgebildete
) männliche Zeugungstheile. Es it [chon oben bemerkt,
dafs die a: über diefe Organe höchlt unvollkommen
find, .
* x
+
“ Erft nachdem ich aus den eignen B£clara’fchen Fäl-
len. ‚das Vorltehende zufammengeltellt hatte, erhielt ich
den Schlufs des Auffatzes, worin der Verfaller die Re
fultate der einzelnen Thatfachen,, welche er [ehr fleilsig
zulammengetragen hatte, liefert, Sie unterl[cheiden fich
nicht welentlich von BE welche ich früher erhalten
und bekannt gemacht hatte, und find folgende:
2) Alle (?) Acephalen find Zwillinge; x
2) Alle ermangeln des Kopfes, oder des Kopfes, des
Halfes und der Arme; oder des Kopfes, des Halfes, der
Arme, der Brufihöhle, und zugleich inehrerer Eingewei-
de, namentlich des Herzens; oft einiger Theile der Ze-
hen, der Fülse, felbft eines Bauchgliedes,
3) Alle haben gegen das obere Ende des Norpens
bedeutende Ungleichheiten,
4) Alle haben ein Rückenmark, das bisweilen ver-
Abefbenn ift, und eine mehr oder weniger alienirte Wir-
beifäule,
5) Ihre Bewegungsorgane beftehen in einigen Mus.
keln, deren Ausbildung mit dem Zuftande des Rücken-
‘ farkesi in Verhältnifs [fteht, wogegen die Knochen, vor-
züglich i in den untern Gliedmaalsen, diefem Geletze we-
"niger unterworfen [cheinen.
6) Herz und Lungen fehlen immer (?), felbft bei
Anwelenheit der Brufthöhle;, die Gefälse find [ehr unre-
gelmälsig gebildet, das Zellgewehe inhltrirt,
7 Die Verdauungswerkzeuge find im geraden Ver-
hältnils zur Länge des Körpers entwickelt,
8) Die Drüfen fehlen gewöhnlich, namentlich die
Leber, felbft bei ausgebildeter Bauchhöhle,
9) Die Zeugungstheile fehlen falt nie ganz,
Die Acephalie entfteht in Folge einer Krankheit,
rs im Anfange des Föruslebens die Vegetation des
Ba on Hrn
! 304 } nn
'verländerten Markes und obern Theiles des Rückerimar:
kes hemmte, oder vernichtete, und alle vorgefundne
Abweichungen find die nothwendigen Folgen diefes Er*
eignilles.
- Dies ‚entwickelt er folgendermalsen: . „ -.
Nach den genanelten Beobachtungen Gnd Rücken-
mark und Herz beim Anfange des Fötuslebens allein
und [tark entwickelt vorhanden. HAFT, ap }
- Beim Menlchen. nimmt das Rückenmark und ver-
längerte Mark ungefähr einen Monat nach der Empfäng-
nils die ganze Länge des Körpers ein: grofses und klei-
nes Gehirn lind noch nicht gebildet. Am Ende des zwei-
ten Monates findet fich an der Stelle des Gehirns’eine
eiweilsartige Feuchtigkeit (blols?); im dritten nimmt
ınan, belonders durch Behandlung mit erhärtenden Flüf-
figkeiten, [chon einen vordern und hintern Theil wahr,
in den folgenden bildet fie Geh durch Einftellung des
verlängerten Markes. ImUmfange bilden oder erbärten.
fich wenigftens diefe Teile früher als im Innern. Vor
und iin Anfange der Bildung des Gehirns erlcheinen das
verlängerte Mark und die Grundfläche des grolsen und
kleinen Gehirns als ein unvollftändiger Trichter, delfen
verdünnte Rärider die Stellen andeuten, wo das Gehirn
[Schon feft geworden ift. Das Gehirn durchläuft die ver-
fchiednen Stufen des Gehirns der Wirbelthiere,
Die Wirbelfäule verknöchert vom Ende des zweiten,
Monates an, zuerlt in der-Mitte der Brultgegend, in den
Bögen‘ früher alsin den Körpern, Die wirbelähnlichen
Kopfknochen entwickeln [ich in demfelben Verkälmifs
als das Gehirn. N \
Die Entwicklungsweife des Nerverfyfters und feiner
Hüllen ift fehr merkwürdig, weil fie offenbar die Grund.-.
lage mehrerer Abnormitäten enthält. Aın hüufigjten kommt
beim Embryo die Wajferfücht vor, zu deren Entltekung ein
Hindernils im Rückflufs des Blutes vom Fötus zur Mutter.
kinreicht, und die namentlich das Gehirn und Rücken-
mark ergreift, die durch die Art und Schnelligkeit ihrer
Entwicklung, und beträchtliche Blutmenge vorzüglich dazu
geneigt (find. Tritt fie bier [pät ein, (o kann Trennung
des Schädelgewölbes und des.untern und hintern Theiles
der Wirbelfäule erfolgen, weil hier die Verknöcherung
am unvollkommenften ift, früher, kann fie höher oben
diefelben Erfcheinungen hervorbringen. Ein Hirnbruch
kann noch bei der Geburt beftehen, oder vorher platzen,
wo dann das Kind hirnlos geboren wird. Entfteht aber
die Wafferfucht fchon früh im Anfange, [o wird die Wir-
belfäule dadurch mehr oder weniger ausgedehnt, und,
wenn der Sack platzt, der obere Theil des Rückenmar-
.kes, das verlängerte Mark, die Urf[prünge der Sinnes-
nerveh u. [. w, zerltört werden. Aufserdem kann auch
der Druck: eines Zwillings völlig 'diefelberi Erfcheinun-
gen hervorbringen. Immer werden Narben und Bruch-
feicke von Knochen, Haat.u;£. w. übrig bleiben, welche
die vorherige Anwelenheit jetzt zerltörter Theile an-
deuten, ) L (
Je nachdem durch eine der erwähnten Urfachen die
Nervenenden mehr oder weniger vollkommen: zerltört:
wurden, variiren die Er[cheinungen, immer geht daraus
Acephalie hervor, und immer findet ein directes Verhält-
nifs zwifchen den Mittelpunkten des Nerven[yftems und.
verf[chiednen, nähern oder fernern Organen Statt.
So wird die Zerftörung des Riechfortfatzes und des
Riechneryen Schwinden des‘ Riechbeins, dadurch Ver-
fchmelzung der Augenhöhlen und Augen; Zerftörung der.
Hirnwindungen, Schwäche der Ernährung der Schädel-
knochen ; die des verlängerten Markes, welche mehr oder:
weniger lich auch auf die vier Sinnesnerven erftreckt,
Schwinden des Antlitzes u. [. w.; die desGehirns, Man-
‚gel des Schädels bewirken. Ilt ein Theil des verlänger-.
ten Markes übrig, [o bleibt ein kleiner Theil der Sinn-
organe, des Gehirns und Schädels übrig, wodurch ein#
Art unvollkommner Acephalie entfteht, wobei der gröfste
Theil des Antlitzes, der Halsorgane, neblt dem grölsten
Theile des verlängerten Markes fehlen. Die vollkommne
Zerltörung des Gehirns beltimmt alle welentlichen Fr-
fcheinungen der Acephalie. Bei tiefer, den Zwerchfells-
nerven erreichender Zerltörung des Rückenmarkes fehlt
das Zwerchfell; reicht lie noch tiefer herab, fo fehlen
die Arme, wenn gleich die Brufthöhle vorhanden ilt;
noch tiefer, fo find auch die Bruft- und Bauchwände,
die Muskeln der untern Gliedmaafsen, einzelne Theile
der letztern, nicht gebildet, Die genaue Vebereinftimmung
306 num
zwifchen dem Grade‘ dar Entwicklung diefer: Theile und der
‚Nervenenden zwingt faft zu ‘der: Annahme eines BRBAERERER
zwijchen beiden Erfcheinungen,
" Etwas verfchieden, aber nicht weni vegelmäfsig
ift die Beziehung der übrigen Organe. Der (falt) allge-
meine Mangel‘des Herzens mit häufiger Anwelenheit der
Brufthöhlenwände macht'die Annahme einer, nach [einer
Ortsverrückung‘ eingetretnen Zerltörung dellelben unltatt-
haft.‘ Nach einigen Beobachtungen fcheint es beftimmt
dureh Mangel an Ernährung zu verfchwinden. Da fein
Mangel immer mit Zerftörung des verlängerten Markes
zuf: ammenfällt, und es bei unvollkommner Acephalie, wo
fich das verlängerte Mark und der Lungenmagennerv fand;
bisweilen vorhanden war, fo muls man [eine, [o wie. der
Sirinorgane und'der Muskeln Zerfiörung als Folge der
Zerftörung des Mittelpunktes anfehen, von welchem [ein
Nerv abgeht, .dı h. des verlängerten Markes und des Lun-
‚genmagennerven. Auch kann [eine 'Zerltörung bei (ehr
ausgedehnter Vernichtung des Rückenmarkes, welche die
der > Brufthöhlenwände bewirkt, eine Folge [einer Orts»
verfetzung leyn.
Das! Gelet2 für die Zerltörung. der Lünge, und die
Art, wie lie. gefchieht, ilt etwas [chwer aufzufindeni
Wird fie Sirahr den Mangel des zehnten Paares oder. des
Herzens, und in beiden Fällen durch Atrophie bewirkt;
oder ift fie eine. Folge der Zerltörung der Brultwände und
der Otsveränderung der Lunge? letzteres wohl nicht, ‘da
man die Lungen mit Integrität der Brufthöhle fehlen fahe;
Selbft mit Herzmangel fand man dagegen die Lunge, [o
dafs fie theils ohne dieles Organ bekehen kann, theils .
die Urlachen, welche die erfiere Abweichung ende
nicht nothwendig auf die Lungen wirken,
Dagegen fällt Mangel der Leber und Milz fo beftändig
mit Herzmangel, und feibft da, wo die Bruftwände unddas
verlängerte Mark vorhanden find, zufammen, dafs man
ihn his Folge des Herzmangels BERN kann, Und fän:
den lich in diefen Fällen nicht oft auch Drüfen im Unter-
leibe, fo möchte man jene Zulammenletzung an das all-
gemeine, durch die ver: gleichende Anatomie begründete
Geletz knüpfen, dals eine Bedingung zur Entftehung
drüliger Organe die Anwelenheiteines Herzensiflt, - N
| — 307
Aus Mangel genauer Befchreibungen läfst fich niche
mit Gewilsheit fagen,; ob der Mangel des Magens mit
dem’ Fehlen des zehnten Nerven oder eines Theiles des
Rückenmarkes zufammenfällt. TA Folge des letzter Ge-
fetzes fehlen im Allgemeinen gewilfe Theile des Darm-
kanals, der Harn - und Gelchlechtswerkzeuge, ohne dafs
“be an einen beftimmten Punkt;des Rückenwarkes ge-
knüpft -fcheinen. Wenigftens müfste man diefen verhält-
nilsmälsig zu ihrer Lage ziemlich hoch Suchen, ‚und Hoden
und Eierftock [cheinen mir einer gleich hohen Gegend
des Markes als die Niere, und einer höhern als das Ende
des Darınkanals, der Blafe und die übrigen Theile des
Zeugungslyltems, in Beziehung zu ftehen.
. Ziemlich oft habe ich die unvollkommne Entwick-
lung lich auf eine ganze Seite des Körpers erftrecken und
den Hoden und die Niere gleichmälsig gehemmt gefehen,
eine Thatlache, welche die Wirkung eines paaren Organs,
wie die Centraltheile des Nervenfyltems, anzudeuten
Icheint. $ N
- Die Einwärtskrämmung der Fülse und mehr oder
weniger ausgedehnte Verfiümmlungen derfelben lalfen
Ih aus derfelben Quelle herleiten. Die erftere hängt
überall von einer zu fchwachen Nerventhätigkeit ab, die
fich bekanntlich, auch werin fie allgemein ift, vorzüglich
in den hintern Nerven und den Muskeln des Stammes
und der untern Gliedmaalsen ausfpricht, ünd da nicht
befremden kann, wo lich nur ein mehr oder weniger
zerltörter Theil’ des Rückenmarkes findet, Die Häufigkeit
der Verftämmlungen der Zehen erklärt fich aus ilirem
"Neryenreichthum und ihrer Entfernung vom Herzen,
- Bei dieler Gelegenheit kann ein merkwürdiger Fall
eine Stelle finden. - Ein hydrocephalifcher Fötus hatte arı
der rechten Hand einen verftümmelten Mittel- und Ring-
finger, doch hing das Ende des mittlern noch durch
einen Faden an. Die Unterfchenkel waren mit röth-
liehen Phlyktänen bedeckt, der linke hatte oben einen
gueren, bis zu dem Knochen dringenden Einfchnitt, def
Wände überall vernarbt waren. Offenbar würde die-
fer Fötus, wäre er länger in der Gebärmutter geblieben,
miteinem amputirten und vernarbtenUnterfchenkel gebo-
ren worden feyn, und man hätte die Ueherbleibfel davon
in dem Schafwaffer finden können, wie kürzlich Herr
Chauffier einen merkwürdigen Fall beobachtete, wo ein
Kind mit einem Stumpf des Arms geboren wurde, und
die’ Ueberbleibfel des Vorderarms in den Mutterkuchen
eingepflanzt waren. N ;
Die Anhäufung von Flüffigkeiten, und die Anwe-
fenheit grofser feröler Bälge an der Stelle faft aller feh-
lender Theile erklärt fich daraus, dals die Wallerflueht,
wahrlcheinlich die häufigfte Veranlaflung der Zerftörung
des Nervenfyltems, hiedurch und die dadurch begrün-
dete Vernichtung des Herzers ‘nicht geheilt, londern
im geraden Verhältnils mit der Unvollkommenheir des
Blutlaufs vermehrt wird. v
‚Hängt nun die Acephalie von einer ur[prünglichen
Unvollkommenheit des Keimes ab? Allein die gleich-
zeitige Befruchtung zweier Keime, woyon der eine
gut, der andere übel gebildet ilt, wäre eiA fonderbares
Zufammentreffen! Sollten denn urfprüngliche Bildungs-
abweichungen beftändig regelmälsig demlelben Geletze,
der Zerltörung eines centralen und der davon abhän-
gigen: andrer Theile, unterworfen feyn? Würden lich
dann immer beltändig Ueberbleiblel von Kopf, Armen,
Wirbeln ‚beim. Fötus finden, welche von diefen Theile
gehabt hätten *)? )
Viel
1) Dafs diefe Einwürfe nichts beweilen, ift einleuchtend. Nicht:
blofs Acephali, fondern falt jede ftark in der Entwicklung
gehemmte Fötus lind gewöhnlich Zwillinge, und find es,
nicht weil der eine Keim [chlecht gebildet war, fondern
weil er fich mit einem andern zugleich vorhandnen, nicht ge-
hörig ausbilden konnte. Wenn man annimmt, dafs die zus
fällige Zerftörung eines Nervencentrums nothwendig Atro-
phie und Mangel der. übrigen Organe auf eine beltimmte
Weife hervorbringt, fo Folgt von felbft, dals auch der urfprlüng«
liche Mangel deflelben dielelbe Wirkung haben muls. Die
Spuren. fehlender Theile brauchen endlich keine Ueberbleibfel
“zu feyn, und find es fo wenig, als das exrfte Rudiment eines
Organs in der Thierreihe und beim Embryo die Ruine deffel«
ben Organs im Zultande der höchften Ausbildung ift. Alle
Erfcheinungen , welche der Verf. als Beweile einer vorange-
gangnen Zerftörung anlieht, laffen ich weit ungezwungner aus
einer nicht vollendeten Ausbildung erklären. es
an 309
Viel wahrfcheinlicher ift die im Eingange angegehne
Entftehungsweile. Die Gegner diefer Anlicht, Prochaska,
Gall, Spurzheim, führen dagegen den Mangel an Spuren
von Zerreilsung an; allein diefe find falt heftändig (?).
Nach ihnen mülsten die Nerven [o gut als die Knochen
und Häute aufgelöft feyn; allein es ift von Auflöfung
nicht die.Rede; ein hydrocephalilcher oder hydrorhachiti-
fcher Bruch, der Hirn oder Rückenmark zerltört , kann
wohl Atrophie der Knochen veranlalfen, ohne auf gleiche
Weile auf die Nerven zu wirken, ?
15. Lavergne über ein [chädellofes Kind (In
Sedillot’s Journ. de m£dec. Vol. 56. 1816. p. 175.)
Die Legallois’Ichen Verfuche über das Lebeusprincip
riefen mir folgenden Fall, den ich bereiıs vor mehrern
Jahren in meinem Tagebuche gehaht hatte, ins Gedächt-
nils zurück, Ein, übrigens wohlgehildeter, reifer Knabe
hatte an der Stelle des Gehirns eine hellrothe, einem
Gelchwür völlig ähnliche Stelle, hinten nur die untern
ei Drittheile des kleinen Gehirns, und des ihmenr
iprechenden verlängerten Markes. Bei feiner Geburt
rie er einigemal Ichwach. Das Athmen war ziemlich
frei, die Bewegungen des Stammes und der untern Glied-
tmaalsen regelmälsig. DasKind lebte 3% Tage,, ohne Nah-
Tung zu fich nehmen zu können, Die an ihm beobach-
teten Erlcheinungen Stimmen mit Legallois’s Annaime
überein, dals das Princip des animalifchen und organi-
[chen Lebens im Rückenmark feinen $itz.hat, die Ner- '
ven aber, von welchen die mechanifchen Phänomene des
Athmens bedingt werden, das ihrige aus dem verlänger-
ten Marke ISchöpfen.
Te
Chauffier über einige ‚Bildungsfehler,
(Bulletin de la fac. de medec. T. V. ps310 und 405.)
0 Bei einem reifen ‚Fötus' war die Nachgeburt unmittel-
"bar an die Wände des Unterleibes geheftet, die äulsern
M. d. Archiv, IV. 2, x
Gefchlechtstheile fehlten, die Bauchglieder waren auf’ den
Rücken gewandt.
“Indem rechten Bauchgliede eines neugebornen Kir
des wurden weder Nerven, noch Gefälse EeBdEn: -
i
f
17. Regrault und Beclard über MR
am Krummdarm, dadurch veranlalste
EinfeHnürung und Brand des Darmes,
welcher den Tod zur Folge hatte, (Bullet.
de la fac. de medec. T. V. p. 248.)
Ein neunzehnjähriger, vorher immer gefunder Menfch
bekam am 13. Decbr. 1816, während er einen ganzen Tag
hindurch hinten auf einem Kabriolet geftanden hatte, eine
leichte Kolik, die am folgenden Tage bedeutend zunahm,
und fich mit einem [ehr “heftigen Gefäfsfieber zufammen- -
fetzte, Am I5ten erfolgte der” Tod, nachdem alle Zeichen‘
einer brandigen Darmentzündung eingetreten \varen,
Im Unterleibe fand Sich eine beträchtliche Menge fehx.
übeJriechender Gasarten, mehrere Nöfsel Ichwarzer, (ehr
übelriecherider Feuchtigkeit, das Bauchfell an mehrern.
Stellen brandig, falt der ganze Dünndarm entzündet.
und brandis, der dicke Darın dagegen wenig ‚der Magen
gar nicht krank. Die Veranlalfung war ein Vor Krumm-
darm/abgehender , 6' langer, [ehr beweglicher Fortlarz,
welcher die Einfchrürutig” bildete 5 indem er einen wah-.
ren Knoten um eine 13° lange Schlinge des Darinkanals
machte, An’ [einer Grundfläche war owoht ‚er als der
Darm etwas verengt. Nur der über diefem Knoten Jie-
gende Theil des Darmes war entzündet, ausgedehnt, und
mit Ichwarzem, Tänkenden, Aüfligen” A angefüllt.
18. Veber einen Bildunssfehler des Herzens,
«Von Delordre, (Aus Sedilloe; . Journ. de inedee.
T. 60. p 38) FL TED}
EineFrai, die im Igten Jahre [tavb, Tittvon Kindheit
a an beltändigem Herzklopfen, welches bisweilen’durch
die geringfte Anftrengung, z. B. Auflteigen' einer Treppe,
Laufen, jede Gemüthsbewegung u. f w. ‘vermehrt ward,
Mit dem I4ten Jahre trat die Menftruation und zugleich
“ yermehrtes Leiden ein‘, indem fich häufge"Ohnmachten
einftellten. Uebrigens war lie gefund und wohl. Im ı6ten
Jahre heirathete he, wurde [chwanger, wodurch-das Herz-
klopfen vermehrt wurde, und kam im 7ten Mon. in Folge
‚einer Ohnmacht zu ‚früh nieder. Dalfelhe fand bei der
zweiten Schwangerfchalt in 4ten Monate Statt.. Diesmal
genas lie weit langlamer dis zuerlt. Doch befferte lie lich,
als die Freude über ihres Mannes unverhoffte Heimkehr
lie von Neuem in ‚eine drohende Gefahr verletzte, indem
‚augenblicklich äulserlt hefiige Bewegung des Herzens ein-
trat, worauf $ ltündige Ohnmacht erfolgte. Während
48 Stunden hatte hie hänfige Ohnmachten und Erbrechen,
Allmählich bellerte lie ich etwas, nach einiger Zeit aber
trat, ohne wahrnehmbare Urfache, eine neue Verf[chlim-
merung.ein. Ich fand das Gelicht bleich,, die Augen [ehr
belebt, allgemeineSchmerzen, den Puls [chnell'und kaum
Auer, 150Schläge in der Minute, das Athmen unordent-
ich, oft Erftickung drohend, Durchfall, das. Harnen
Selten, ‚die Gliedmaalsen kalt. Hiernach wurdeauf einen
erzfehler, und namentlich Aneurysma; gelchloffen, Bin-
nen 6Wochen erfolgte unter dem Gebrauche verfchiedner
“Mittel einige Bellerung, als auf das Lelen einiger Blätter
"in einem Buche ein neuer Anfall eintrat, worauf in g Ta-
"gen der Tod erfolgte.
Bei der Leichenöffnung wurden das Zellgewebe des
Unterleibes inhltrirt, in der Bauchhöhle 3 — 4 Nölsel
einer blutigen Feuchtigkeit, das Bauchfell Steilenweile
geröthet, die Eingeweide normal gefunden. In der Bruft- -
höhle fanden lich zwei Nöfse] einer ähnlichen Flülfigkeit
und Adhälionen des Brufifelles. Die Lungen waren hepati-
firt, firotzten von dickem, [chwarzen Blute, vorzüglich
war die Jinke zum Athmen völlig untauglich. Der Herz».
beutel enthielt ein halbes Nöfsel Serum. Das Herz war
dreimal gröfser als gewöhnlich ,; fchlaff, leicht zerreilshar,
die rechte Kammer lehr erweitert und dünn, die linke
zulammengezogen und dick; in der Mitte der Kammer-
fcheidewand fand lich eine, N Zoll lange, elliptifche, von
h a
3123 r — —
einem fibröfen Rande umgebne OelEaungz die unftreitig
Ka kada der Krhldung war,
19. L. Young Gelchichte eines merkwürdigen
Bildungsfehlers des Herzens. (Journal of
Science and the arts. Nr, 1. p. 49 ff):
Ein Mann von 49 Jahren, fanguinifchen Tempera-
‚ ments, wurde am 25lten Baer 1815 in das könig).
Krankenhaus zu Edinburgh aufgenommen. Er litt am
Merkurialausfchlage, derjauf die Anwendung von Queck-
Rilberfalbe an den Augenlidern und einem Fufsgefchwür
entftanden war. Der Puls war [ehr häufig, [chnell, aus-
fetzend, und in Hinficht auf Stärke und Häufigkeit ver- .
änderlich, Er klagte lehr über Mattigkeit, Unvollkom-
menheit des Gelichts, und fahe blals aus. Die eigen-
thümliche Befchaffenheit des Pulfes wurde als Wirkung
des Queckfilbers ängefehen, und Antimonium, Opium,
Saffaparille, China, Mineralfäuren, nährende Diät und
kühles Verhalten angewandt, Are das Hautleiden all-
inählich faft ganz verlehwand), die Mattigkeit dagegen
und der regelwidrige Zuftand des Pulfes "blieb, wen
gleich dieler 24 Zeiten regelmäfsig und Stark ah Am
I4ten Januar 1816 Kam ei Beftiger Fieberanfall ‚mit
Hüften, Dyspnöe, allgemeinen Schmerzen und einer "An-
fchwellung, welche lich vom rechten Hypochondrium bis
zur Herzgrube ausbreitete, und für Lebcrleiden gehalten
wurde. Das Fieber verfchwand auf ein mildes antiphio-
giltilches Verfahren, die übrigen Zufälle dagegen 'hlie-
ben bis zum Tode, der plötzlich am 23[ten deflelben
Monats erfolgte,
Bei der Leichenöffnung fanden fich in der rechten
Brufthöhle 16 Unzen einer röthlichen Flüfügkeit, und am
obern Lungenlappen Spuren frifcher Entzündung, die lin-
ke Lunge allgemein durch alte Adhäfonen mit dem Rip- \
penfelle verwachlen,, im’Herzbeutel I0 Unzen einer [ehr
rothen, trüben Flülfigkeit mit Flocken geronnener Lymphe,
die [eröle Haut iR Herzens und der Herzbentel an den.
- entfprechenden Stellen frifch entzündet. Das Herz war
ungefähr doppelt zu grofs, und wog allein 28 Unzen
44 Gran.‘ Die Vorhöfe bildeten eine grolse Höhle, in-
dem das eirunde Loch einen Durchmefler von 34 hatte.
Die Hohl- und Lungenvenen waren in demfelben Ver-
hälmilfe erweitert, eben fo die Euftachifche Klappe und
die Kranzvene. Die Wände der Vorhöfe waren dünn,
Die Gröfse der Lungenkammer und die Dicke ihrer
Wände entlprachen der Grölse des Herzens, ihre Venen-
‚klappe war ftellenweife verknöchert' oder'verdickt, ihr »
venöle Oeffnung 23’ weit, die Lungenpulsader viel weiter
als die Aorte, und ftark ausgedehnt, ihre Klappen ganz
verknöchert, [o dafs zwifchen ihnen nur eine enge Oefl-
nung blieb, die höchftens 3“ weit war. ‘Die Höhle der
Aortenkammer war norinal, allein ihre Wände ftark
verdickt, ihre venöfe Oeffnung 14% weit, die‘Venen-
klappe normal, die Aortenklappen etwas verdickt, die
Äorte. und ihre Aelte normal. Der Unterleib enthielt
ungefähr 16 ÜUnzen einer ftrobgelben Flüffigkeit, die Le-
ber war blals, allein fonft, wie alle übrigen Unterleibs-
eingeweide, ganz normal.
Bei näherer Erkundigung ergab lich, dafs der Ver-
ftorbne in den letzten 18 Jahren mehrere heftige Bruft-
entzündungen,'und vor 4 Jahren einen leichten Schlag-
'Aufs gehabt hatte, der ihn bedeutend entkräftete, und
ein Gefühl von Betäubung im ganzen Körper zurückliels.
Nie hatte er eine blaue -Farbe gehabt, und nur die Be-
fchaffenheit des.Pulfes, von der man nicht wulste, wann
fie eingetreten war, konnte auf den Verdacht'einer Herz-
krankheit leiten. Die oft gemellene Temperatur variirte
won 97 — 101° F. in der Achlelhöble, wo fie.gewöhnlich
14° niedriger als unter der. Zunge, und ficherer als hier
ift. Ungeachtet die Haut lich nie kalt anfühlte, klagte er
häufig über Kälte.
Meines Willens haben wir bis jetzt keinen Fall von
fo bedeutender Bildungsabweichung des Herzens mit fo
renig, charakteriftiflcben Symptomen. Späterhin ‘werde _
den Gegenftand weitläuhger. behandeln, und) be-
fchränke mich daher für jetzt nur auf folgende Fragen.
Wie wirkte das'Herz, um bier.fo lange Zeit hindurch,
der aufserordentlichen Bildungsabweichung "ungeachtet,
den Blutlauf regelmäfsig zu erhalten, da dieAbweichung,
‚wenn gleich durch die öftern Entzündungen wahrfchein-
lich fchnell vergröfsert, doch unftreitig angeboren war?
Hängt die blaue Krankheit von Vermifchung des
arteriöfen und- venölen Blutes ab, und in welchen? Ver.
hältnifs mufs das letztere hinzutreten, um he zu er
zeugen? i Er: -
Hängt jene Krankheit nicht wahrfcheinlicher von
mattem ‚Blutlaufe.ab? *).
Ift der Pulsadergang immer bei blauer Krankhei
gleich mit dem eirunden Loche offen? ?., 7
Ift das Offenfeyn beider zugleich nothwendig, um
die Krankheit zu erzeugen ? ?).
Ift es nicht wahrfcheinlich, dafs Verminderung der
Schnelligkeit der Blutbewegung durch die Lungen, welche
in diefem Falle Statt finden mufste, eine Hyperoxygena-
t zu-
‚tion ge Blures veranlafste, und dadurch den Wirkungen
der Vermilchung des arteriöfen und venäfen Blutes vor-
gebeugt wurde? ‘ re
Halten einander die Herzhälften nicht bei ihrer Wir-
kung dasGleichgewicht, wodurch in manchen Fällen von
Bildungsabweichung der Mangel des normalen Baues er-
fetzt-wird, und durch deffen Störung erft Zufälle entlte-
hen, welche eine krankhafte Bildung anzeigen?*®)..
\ es “
‘Y) Wenn auch nicht blofs hiervon, fo dech wohl zum Theil,
da die Hauptzufälle der blanen Krankheit auch ohne einen Bil-
dungsfehler des Herzens entftehen, welcher die Vermifchung der
beiden Blutarten begünftigt, fowohl bei Zultänden der Lungen,
als.des Herzens, welche die Bewegung des Blutes langlamer
machen.
M.
2) Keinesweges, wie eine Menge von Füllen beweifen.
) M. f
"3) Gleichfalls. =.
4) Eine Frage, die unfer grofser C, F. Wolff Schon 1775 ‘(de
s. foramine ovali in«N. Comm. Petrop. XX. $. 37.) Affırmiariv
beantwortet hat. Mehrere frühere Fülle, wo bei fehr weit
offnem ‚eirunden Loche die blaue Krankheit nieht eintrat, be»
2 greifen dallelbe,
MM.
I
Welches find die pathognomifchen Zeichen. diefer
Bildungsabweichungen, d. h.der Vereinigung von offnem
eirunden Loche, verengter Lungenpulsader und heprächt-
licher arcnin ya des Herzens? .
20. Lobenwein über eine Bildungsabweichung
‘ der Zeugungstheile mit Wirbellpalte.
° (Mem. de Petersbourg.. T. VI. 1817 ff.)
Die Aeltern der zu befchreibenden Mifsgeburt
waren immer gefund, eben fo wenig. war von einer
“ähnlichen in beiden Familien etwas bekannt, und fie
hatten vorher drei normale Kinder erzeugt. Die Mutter
war zwar furchtfam und ängltlich, in den erlten vier
Monaten der 'Schwangerfchaft vielem Schrecken und
Kummer, auch Anfällen von Ohnmachten unterworfen,
hatte aber durchaus keinen Gegenltand gefehen, der- bh
Idee des Verlehens hätte erwecken können. \
Die Bildungsabweichung beftand: I) in einem Man-
gel der Bauchdecken unterhalb des Nabels; 2) einer
Harnblafenfpalte, wobei die Blafe in zwei getrennte feit-
liche Hälften zerfallen war; 3) ander gewöhnlichen Stelle
- des männlichen Gliedes, zwifchen den Harnblafenhälften
fand Scheine über 3‘ lange, gegen 6° dicke, cylindrifche,
zöthliche, dünnhäutige Hervorragung,' aus deren unterer
‚Oeffnung "beftändig Koth ausflofs; 4) die Afteröffnung war
kaum merklich; 5) in der oben Gegend des Heiligbeins
lag eine Gefehwullt von dex Grölse eines Gänleeies.
Die anatomilche Unterfuchung ergab Folgendes:
1) Darmkanal. Der dicke und dünne Darm waren
völlig von einander getrennt und entfernt, der grölste
Theil des dicken Darms, Blinddarm und Wurmfort-
Satz fehlten, der vorhandne [ehr enge Theil des dicken
"Darms endigte lich oben blind, der Krummdarm in
"den rothenähnlichen Fortfatz, oder bildete ihn vielmehr
‚durch fein Ende, indem er keihen Theil der Ruthe ent-
biele. ab
2) Zeugungstheile. Von äufsern Zeugungstheilen üher-
haupt, fo wie von innern männlichen, fand lich keine
Spur; zu beiden Seiten des Maltdarms dagegen’ein Ge-
barmutterhorn, welches in eine Trompete auslief, von
dem der andern Seite völlig getrennt, und unten, wie
die Trompete oben, völlig ver[chloflen war. j ä
3) Harnfyftem. .Die rechte Nehenniere fehlte, der
Harnleiter jeder Seite öffnete (ich in dieibm ent[prechende
Harnblafenhälfte.
4
4) Wirbelfäule und Riickenmark. Die Wirbelfäule
beftand nur aus 23 Lendenwirkeln, indem fich nur
vier Lendenwirbel fanden, Vom füuften bis’ zwölften
Bruftwirbel war he rechts, von hier an bis zum Heiligbein
Iinks gekrümmt, Die Bruftwirbel waren vom fünften
bis neunten [ehr eng, ihre Körper verwachlen, die un-
tern, [o wie die Lendenwirbel ftark nach vorn gewölbt,
übrigens normal; das Heiligbein aher in leirien drei obern
Wirbeln gelpalten, [o dals eine Lücke von 9‘ Länge,
8‘ Breite entftand. Der Sack wurde durch die allge-
meinen Bedeckungen und die harte Rückenmarkshaut ge-
bildet. Die letztere enthielt eine beträchtliche Menge
Waller. Das Rückenmark war hier in eine breite, zwei-
blättrige, aus zwei gleichen Hälften gebildete Platte aus.
gebreitet, Die hintern Heiligbeinnerven, wie die hin-
tern Heiligbeinlöcher, fehlten.
Aufser den umftändlicher übertragenen Fällen un-
vollkommner Ausbildung, finden lich in den letzten
Bänden der fremden Zeitlchriften noch einer,von ange.
borner Harnblalenumkehrung bei einem Knaben (Voilin
im Bulletin de la (ac. de medec, T. V. p. 23ff.), und von
Epifpandie (Keveille - Parife in Scdillor's Journal gen. de
med. T, 55. p. 350 [f.)
21. Gidfon’s Belchreibung eines merkwürdi. '
gen menfchlichen Fötus. ‘(Aus den philofoph.
Tr. 18T1. p. 123 — 132.)
Der Gegenftand dieler Beobachtung ift ein Fötus mit
einfachen Bauch - und Bruftgliedern, aber doppeltem
_—- 317
Kopfe. Der eine Köpf hatte den männlichen, der andre
den weiblichen Charakter, eine durch die Befchaffenheit
der Gefchlechtstheile beftätigte Gelchlechtsver'fchiedenheit.
DerBruftknochen war weit breiter als gewöhnlich. Jedem
Kopfe ent[prach eine vollftändige Wirbelfäule, die nach
oben beträchtlich divergirten, und zwei Rippenreihen,
eine äulsere normale, eine innere, kürzere trugen, von de-
nen die letztere den bintern Theil des Bruftkaltens bildete,
ohne lich durch ein Bruftbein zu verbinden. Auf ihnen
lag ein drittes Schulterblatt, zwifchen welchem und dem
Bruftbein fich ein drittes Schlüffelbein befand.
In der Brufthöhle lagen zwei völlig von einander un-
abhängige Lungenpaare, von denen das rechte nur in
zwei Lappen, das linke gar nicht ahgetheilt war, und
zwei, äufserlich regelmäfsige, in getrennten Herzbeuteln
enthaltne Herzen, Das Zwerchfell war auf der rechten
Seite nicht an die Wirbelfäule und die untere Rippe ge-
heftet, londern trug hier zu Bildung einer anf den beiden
- Wirbelfäulen, zwifchen ihnen, der Leber, der abfteigen-
den Aorte, den Herzen, und den zum rechten Herzen von
der Leber gehenden grolsen Gefälsen liegenden Höhle,
gewillermalsen einer zweiten Bauchhöhle, bei, worin die
Milz, die Bauchfpeicheldrüfe, und der Magen der rech-
‚ ten Seite lag, und die mit der gewöhnlichen Bauchhöhle
durch eine verhältnilsmäfsig enge Oeffnung zulammen-
hing. Im Unterleibe lag ein linker Magen, dellen Zwälf-
fingerdarm fich bald mit dem vom rechten Magen kom-
menden verband. Der einfache Gallengang lenkte lich.
bald nachher in den dünnen Darm. Der ganze Darm-
kanal war'weiter als gewöhnlich. Von.den Herzen war
das linke, dem männlichen Kopfe entfprechende, bei weitem
das gröfste. Der Urfprung und die Verbreitung der gro-
Isen Pulsader war hier normal. Aus der Aorte entftanden
die beiden Karotiden mit einem hald getheilten Star.une,
die Wirbel- und untere Schilddrüfenpulsader mit der
linken Schlüffelpulsader trat aus dem Bogen. Der Stamm
flols bald mit dem rechten zu einem mitten auf den innern
Rippen herablteigenden zufanmen. Die Lungenvene trat
in den linken Vorhof, dielobere Hohlader in den rech-
ten, nahm aber äuch die Halshlutadern des rechıen
Kopfes auf, An der Stelle einer untern Hohlader fenkte
fich nur ein, ausdenLehervenen und zwei ungewöhnlich -
kleinen venölen-Gängen gebildetes Gefäls in den rech-,
ten‘Vorhof. An dem rechten Herzen waren die Ohren in,
naher Berührung, die gegen die rechte Seite des Körpers
gewandte Kammer fandte dieAorte, die linke, welche an
das linke Herz ftiefs, die Lungenpulsader ab. Beide Ge-
fälse «hingen durch den Pulsadergang zufammen. Die
Lungenpulsader ging hinter der Aorte we,; zu den rechten
Lungen, gab bei ihrer Theilung den Pulsadergang ab, der
einen zweiten Aortenbogen bildete, und aus feiner Wöl-
bung die rechte Schlüffelpulsader ablandte, während aus
der Aorte nur die beiden Karotiden desrechten Kopfes als
eigne Gefälse entftänden. In der Gegend .der Einge-
weidpulsader gingen vier Gefäfse für die einfache Leber,
die Mögen und Milzen ab. Auf der rechten Seite fehlte die
obere Hohlader. Die untere nahm die Vene der Bauch-
glieder, einer Niere, einige Lebervenen, einen Blutader-
gang auf, und hing durch einen [ehr weiten Alt, der die
Iulse Nierenvene aufnahm, und wohl nur eine unpaarige
Vene war, mit der linken obern Hohlvene zulammen.
Zwilchen den Aelten der Pfortader fanden lich zwei weite
Verbindungsäfte.
Am merkwürdisften war vielleicht die Anordnung
g ng
‘der Gelfchlechtstheile. Auf der linker, dem deutlich
männlichen Kopf entfprechenden Seite fanden fich eine
anfehnliche Ruth, Hoden, die eben in den Hodenlack
traten, und vollkommne Saamenblafen. Indeflen ahmten
doch diefe Theile die weibliche Bildung nach, indem die
Fichel der Ruthe genau wie die des Kitzlers geltaltet,
nicht durchbohrt, ‘von einer ähnlichen-Vorhaut-bedeckt .
‘war, und kein Bändchen hatte. Die Harnröhre. hing
zwir mit der Ruthe zulammen, durchhohrte aber die
Eichel nicht, fondern verliefin einer anfehnlichen Strecke,
nur von der Haut bedeckt, an der untern Fläche derfel- ,
ben,,der fchwammige Körper fing, erft ‚bei der Zwiebel
an. Aufser diefen Merltmalen weiblicher Bildung fand
lich‘ in der ungewöhnlich dicken fleifchigen Blale eine
Gebärmutter,‘ die gewillermafsen mit ihr verlchmolzen
'war, und einen Theil von ihr.bildete. Sie lag gegen den
unterften "Theil der Blafe, ihr Grund ragte ungelähr 2
weit hervor, der untere Theil war mit dem hintern Theile
Sr
Yo _—- 319
der Blafe eins. Oben gingen von ihr die Trompeten ab,
_ drangen durch die Blalenfubfianz, und endigten fich in
einem blinden Sacke in der Nähe der Saamenblalen. Der
Hals der hohlen Gebärmutter reichte bis zum Anfange
_ der Harnröhre, und mündete hier, dem Blalenhalfl näher
Are Schnepfenkopfe, in die Vorfteberdrüfe ein. Die
. Eierftöcke fehlten entweder, oder waren weggelchnitten.
k “Die Abweichungen des Nervenl[yftems waren folgen-
de, Jeder Kopf und Körper hatte einen Gangliennerven,
einen innern und einen äulsern. Der äufsere war regel-
zmälsig, der innere verlief an der innern Seite feiner Wir-
belfäule ohne Ganglien zu bilden und Verbindungszweige
- abzufchicken, weil, mit Ausnahme der oberfien Hals-
nerven, alle innern Rückenmarksnerven fehlten. In
“ der Brufthöhle verbanden fie lich, ftiegen mit der Aorfe
berab, und diefer Stamm fchickte, ehe er fich mit dem
Sonnengellecht verband, zwei Aelte ab, welche längs der
Aorte berahftiegen und lich im Becken verbreiteten,
‚ip
37
rg :
hr ie -
22. Nauche Belchreibung einer 'eigenthüm-
lichen Bildungsabweichung. (Sedillot Journal
fi gen. de medec. T. 55. p. 342 ff.)
"" Am untern Theile des Stammes eines neugebornen
wohlgenährten Fötus befand lich eine grolse, den ganzen
"Stamm an Grölse weit übertreffende, nngleiche Gelchwolft,
die ungefähr in.der Mitte durch eine kleine, kreisförmige
Einfchnürung in zwei Hälften getheilt war. Vor und in
der Mitte der obern befand fich der After, der mittlere
und vordere Theil der untern war vertieft, der hintere
weich und nur von einer zeliigen Haut bekleidet, Lin-
‚kerfeits erhob ich von ihr eine feilchige Erhaberheit,
Ir und unten ein regelmälsiger Fuls und eine Hand,
iinten ein Fufs mit drei Zehen, in der Mitte fünf unre-
. gelmälsige Finger. Ihroberer Theil war mit einem felten,
hr beweglichen, kopfförmigen Körper angefüllt, ‘Der
. gröfste Theil der Gelchwulft beftand aus einer feften un-
regelmälsig ronden Maffe, die bis zur obern Gegend des
einen Beckens reichte, und äüs einer weifslichen, feften
Subftanz beftand, welche durch zdlige Platten in eine
Menge unregelmäfsige Lappen getheilt, und zunächft von
einer dühirien Haut "umgeben war. -
Die wuvollkonieren gebildeten Hände und Fülse bin-
gen hinten und oben zulaınmen, ihre Knochen waren
noch Kknorplig, unten mit fünf Jänglichen, neben einan-
der liegenden Knochen eingelenkt, oben mit einem an-
dern, gegen lich felbft in der Mitte umgebogenen Knorpel
verbunden, deffen oberes Ende an die hintere Fläche des
Heiligbeins, die untere’an den Sitzhöcker flieg: Alle
waren von unförmlichen, verfchiedentlich Ebiehtalen
Fleifchbündeln, einem fettigen N unc ge ‚Haut 1
umgeben.
Dem Anfchein nach fehlten durchaus NEE
in dem Rudiment des zweiten Körpers, und die Balgge-
fchwulft ftellt, auf ähnliche Weile, als bei den Acephalen
ein reichliches Zeilgewebe unter der Haut, und Seröfe Bälge,
die fehlenden Organe dar. Diele Bedeutung [cheint man
ihr geben zu mülfen , weniger richtig mit dem Verfaflfer
anzunehmen, dals von den hier vorHanhnien Abweichun-
gen die überfohäffigen. Gliedwnaafsen ihre Entltehung « einer
‚Entfernung der bildenden Kraft vom normalen Typus,
die unausgehildete Maffe einer krankhaften Affection ver-
danken, zwilchen deren Entftehung kein Zulammenhang
Statt gefunden habe. ; N
M.
23: arliste Henerk sungen über die Bildungs.
abweichungen, belonders über eine Fa-
milie mit überzähligen Fingern und Ze-
hen. (Philoloph. Transact. 1814. p. 94 f£.)
Folgende Gelchichte einer Familie mit überzähligen
Fingern und Zehen, wo die Abweichung lich’ bis in die
vi Teulk Generation Sortpflanzte, [cheint vorzüglich des
‚ Aufzeichnens ‚werth, weil fie den Einflufs beider Ge-
fchlechter. bei der Zeugung erörtert, indem fowohl männ-
liche, als weibliche Individuen aus dem urfprünglichen
Stamme fie fortpflanzten.
51 Zerah Colburr, aus Cabot in Vermont, der kürzlich
in London “feiner aulserordentlichen Fertigkeit im Ge-
ensteredinen wegen gezeigt wurde, hat überall einen,
am äufsern Rande der Mittelhand und Fuls fitzenden
"überzähligen. kleinen Finger und Zehe,, welche die regel-
mälsige Zahl von Gliedern und Nägel haben.. Sein Vater
Abiah Colburn hat überall dielelbe Abweichung, und [echs
Mittelhand- ‚und Mittelfulsknochen; die überzähligen
Theile haben ihre zwei Streck- und:Beugefehnen. .i.’s
Be ‚hatte keine Abnormität. In ihrer Ehe gebar
e 6 Söhne, 2 Töchter. Vier Söhne hatten mehr oder
weniger die befchrieune Mifsbildung, 2 dagegen, nament-
ch der vierte, ein Zwilling, und der achte, [o wie beide
hter, waren frei, Der ältelte, Green Colburn, hatan
jeder Hand, allein nur an einem, Fufse einen überzähli-
gen Theil. Das zweite’ Kind, Beif; Colb., ilt normal.
Der dritte Sohn, Zedina Colb., hat überall einen üherzäh-
ligen Theil. Der vierte und fünfte waren Zwillinge, wo.
von David normal, Jonathan völlig wie der Vater gebildet
war. Eben lo der [cchlte, Zerah. Maria Colö. die lie-
bente, und Enas, der achte, normal,
%% Aufserdem hatten mehrerej Vorfahren einen überzäh-
Yigen Ägleinen Finger oder Zehe. Die Mutter von Abiah
lb., Abigail Green, brachte diefe Figenthümlichkeit in
die Familie; hatte abe? nur an beiden Fülsen und einer
Hähd den überzähligen Finger: David Colb., ihr Mann,
Hatte keinen Fehler. ‘Von feinen vier Kindern waren
Zwei Söhne undeitie Tochter'anallen Fülsen verbilder, der
vierte Sohrt nur an einer Hand ımd Fuls. Abigails Mut-
ter, eine Kerdall, war an beiden Händen und Fülsen
verbilder, ' Ihre eilf Kinder mit Green waren alle voll-
kommen verbildet, Weiter geht die Kenntnifs der hier
Anwelenden nicht.
© Jede Familienähnlichkeit ift, wenn gleich feltner
als die hier betrachteten, für den Phyliolögen gleich in-
ant, wind eine möglichfe grofse Sammlung von That-
fachen über diefen Gegenftand ift höchftwünfchenswerth,,
um beim 'Menfchen Sowohl als Thieren den verhältnifs-
mälsigen Einflufs von Mann und Weib auf das Fortpflan-
zen folcher Eigenthümliehkeiten, und den Grad auszu-
mitteln, bis auf welchen die Erblichkeit fich auf ihre
323 ELLE } 2 2
“ geiltigen und phyhifchen Eigenfchafen eeliheäken) Sind
auch vielleicht die Urlachen. der Bildungsabweichungen
und der Erhlichkeit derfelben nicht erforfchbar, '[o ilt
“doch eine Ausmittlung der Nannichfaltigkeit diefer Ab-
weichungen, und eine Beftimmung der Richtung, welche
fie nehmen, ‘wenn hie neu eütftehen: ar‘ vl Ges
hören, wünfchenswerth. Die regelmäfsigen Reihen der
Bildungsabweichungen beweilen, dafs es auch für die Irr-
thümer in der Natur ein Syltem giebt.
Ich habe zweimal bei Mädchen von ganz verfchiednen
Familien einen überzähligen Daumen ausrotten müllen,
die beide völlig blötfinnig waren. Immer fand Gchnach
meiner und fremder Frfahrung der überzählige Finger.
öder Zebe nach aulsen oder nach innen, nie zwifchen
ändern, oder auf dem Rücken, oder in ER Hoöhlhand.
Die Eigenthümliehkeiten fowohl innerer als äufse-
rer Theile [ind erblich, daher die eigne Geftalt, Gang;
Stimme vieler Familien. Daher auch der Name Sedigitus
und Sedigita (Plin. Hift. nat.-XI. 48.), Flaccus für Men-
[chen mit herabhängenden Ohren.
Anatomifche Unterfüchungen haben noch Schi über‘
die Erblichkeit innerer Eigentkümlichkeiten, beftinmmt;
und vielleicht er[trecken fich' diefe nicht auf das Gefäls
Syftem. In zwei Fällen,, wo ich.bei Perfonen aus ganz
verfchiednen Familien‘ die Ellenbogenpulsader bei hoher
Theilung, der Armpulsader über der Vorderarml[ehne
fand, hatten ‚weder Aeltern noch, Gelchwilier diefelbe,
Abweichung. Die Mottermäler, Abweichungen des Blut-
[yftems, find nicht erblich, während es weniger merk,
liche Abweichungen .der Hast find. Die, vier Kinder eines
mir bekahnten Männes haben 'von ihm einen kleinen‘
Fortfatz an der Haut des obern Augenlides geerbt. Im
terelfant wären Nachforfchungen, 'ob bei Inverlionen der
Eingeweide Erblichkeit Statt fand,
Bei Tbieren -Iind Raceneigenthümlichkeiten erblich,
{o bei den Hörnern des 'Rindviehes,; der Wolle Je
Schafe, den Verhältnilfen der Pferde, der Hunde, dem,
Ohren der Schweine. So’ werden in China die Varie-
täten der Gold-"und Silberälche,. bei uns die der Tauben
forgfältig fort erhalten.
ee 323 R
Da Abweichungen bei wilden Thieren und Pflanzen
weniger häufig Gnd, in beiden mit dem Zwange, in wel-
chem fie [ich finden, [ich in gleichen Verhältniffe zu ver-
mehren fcheinen, manche T'hiere durch aufsergewöhn-
liche Lagen zu aufserordentlichen Veränderungen geneigt
werden, fo ift’zu erwarten, dafs lich irgend eine That-
fache für das bellere Verltändnifs organilcher Abwei-
chungen ergeben werde. Eine durch einige Genera-
tionen fortgeletzte Gefangenfchaft ändert die Farbe der
Kaninchen und Fafanen ab, und giebt den Haaren und
Federn ihrer Nachkommen eine unbeltimmte Färbung
und Buntheit. Die merkwürdige Umwandlung der Haare
‚des Hafen und der Feldern des Rehhuhns in hohen nörd-
lichen Breitegraden, die mit ihrer Sicherheit in fo naher"
Beziehüng Steht, und mit diefer nicht'zufällis zulammen
trifft, ife bei dem jetzigen Zufiande unferer phyfifchen
Kenntnille fchwer zu erklären. ; :
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304 - un
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Erklärung der Kupfertafeln.
_
Dritte "Tafel,
Fig. 1—4. S. 215:
1 3y3 I... Stein aus einer Vene der Harnblafe eines
». Mannes, > ) t
Fig. 2. Stein aus einer Gebärmuttervene.
Fig. 3. . - . -
Fig. 4 - - - - durchfägt, um
die concentrifchen Schichtungen zu zeigen.
Fig. 5.— 25. 8.285.
Fig. 5. Darmkanal der Seidenraupe, (Bombyx mori.)
a) Speileröhre,
5b) Magen,
d) Darm, .
ce) Die Gallengefälse.
Fig. 6. Darmkanal der Puppe von Bombyx mori am
erlten Tage nach der Verwandlung.
a..b. d. cc) wie in Fig. 5.
Fig. 7. Derfelbe am 3ten Tage.
a. b. d. cc) wie in Fig. 5.
i) Anfehwellung des Darmsıan [einem Ende,
Fig. 8.
Da
325
Fig. 8. Derfelbe am 5ten Tage.
a. b. d. cc) wie in Fig. 5.
i) Blinddarm.
’ Fig. 9. ‘Derfelbe am ı5ten Tage,
a. b. d. cc. i) wie in Fig. $.
o) Maltdarm.
Fig. 10. Darmkanal der Earve von Myrmeleon formi:‘
carıum, Ä
'a) Der erfte Magen.
6) Der zweite Magen.
Fig. ı1. Darmkanal einer ganz jungen Puppe vom
Myrm. form.
d) Speileröhre.
a) Höhle, welche dem erften Magen der Larve ent-
Spricht,
" 5) Zweiter Magen,
ö) Darm,
' ©) Blinder Anhang.
Fig. 12. Darmkanal des vollkommnen Inlekts,
a) Erfter Magen.
b) Zweiter Magen,
ec) Gallengang.
i) Darm.
d) Dicker Darm,
0 Zug
Fig. 13. Darmkanal der Larve der Biene (Apis mellifera.)
b) Speiferöhre,
a) Magen. u
d) Darın,
M. d. Archiv, IV. 2. Y
326 N en
Fig. 14. Darmkanal der Biene.
5) Speiferöhre.
c) Erfter Magen oder Honigblafe.
d) Zweiter Magen,
a) Gallengefälse. "
D) Dünner Darm.
0) Dicker Darm.
Fig. 15. Darmkanal der Larve
(Poliftes gallica.)
a) Speileröhre.
‘d) Magen.
der Strauchwespe.
%
’
c) Anfchwellung am Ende des Darmes, h $R
i
Fig. 15. Darmkanal des vollkommnen Infekts.
a) Speiferöhre,
6) Errftier Magen.
e) Zweiter Magen.
d) Dünner Darm.
0) Dicker Darm.
Fig. 17. Darmkanal Ei Larve der Sigenige. (Ten.
ihredo N)
a) Speiferöhre.
5) Magen.
c) Dicker Darm.
dd) Gallengefälse.
a.
Fig. 18. Querdurchfchnitt des Magens. Ka
a) Wand des Mägens welche dem Rücken entfpricht.
&) Wand, welche dem Bauche entl[pricht.
.
Fig 19. Darinkanal der-Puppe.
a) Speiferöhre.
b) Magen,
d) Darm.
ce) Dicker Darm... into]
\
Fig. 20. Darmkanal des vollkommnen Infekts,
a) Speiferöhre.
5) Erfter Magen.
c) Zweiter Magen. _
d) Dünner Darm,
0) Dicker Darm.
Fig. 21. Darmkanal der Larve der biehenarfigen Fliege h
(Eriftalis 'tenax.)
a) Speileröhre.
5) Vom Magen abgefchnürte Hölle,
ec) Magen.
dd) Obere Gallengefälse,
0) Darm.
ü) Untere Gallengefäfse,
hh), Die 16 Blinddärme.
Fig. 22. Milchkanäle der Puppe,
a.b.c) Anheftung der Gallengefälse an diefe Milchkanäle,
Fig. 23. Darmkanal des vollkommnen Inlekts.
a) Speiferöhre.
d) Magen.
ec) Die 4 oberen Gallengefäfse,
b) Panlenartiger Sack.
2) Darm,
PM) Die 4 untern Gallengefälse;
328 —_
Fig. 24. Darmkanal der Larve des m. gi
e) Speileröhre.
a) Erfter Magen. a i
0) Zweiter Magen.
‚Ö Einfchnürung zwifchen beiden, .
d) Dünner Darm.
c) Blinddarm. i N
«) Blinder Anhang delfelben. “
r) Maftdarm. ' .
d) After.
Fig. 25. Darmkanal des vollkonmmnen Infekts.
a) Speileröhre.
5) Erfter Magen.
ec) Zweiter Magen.
d) Dritter Magen. -
N Zwölfhngerdarm.
4) Dünner Darm,
ö) Blinddarm,
0). Maltdarm.
Fig. 26. S.295. Aeufsere Kiemen eines Haiffchfötus,
au Hama rlior io
27
Haha Arch d Thy DNE,
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.
Deut[ches Archiv
für die
PHYSIOLOGIE.
€
Fahrer Band. Sg Au
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Kir I. |
Ueber die erften Spuren des Knochenfyftems -
und die Entwickelung der Wirbelfäule in den
Thieren *). VonDr.C.A, 8. Scuuırze.
I Begriff und Function ‘des- Knochenfyftems:
Fa gochen im weiteften Sinne, knöcherne Theile, nennt
‚ter Sprachgebrauch fchon der älteften Anatomen alle
fiarren, meijt wei/sen Theile des thierifchen Körpers,
die ein deutlich organijfches Gewebe, und in ihrer Mi-
fchung Kalkerde vorherrfchend zeigen; ohne Rückficht
‚auf Verbindung, Function, normales oder, abnormes
Vorkommen. Dals hiervon der Begriff des Knochen-
- fuftems, als eines aus der Verbindung folcher Theile
beltehenden zufammenhängenden Ganzen, verfchieden
fey, ift klar; eben fo aber, auch, dafs diefe Beftim-
mung nicht ausreicht, wenn es darauf ankommt, die
2
7) In meiner Inaugural-Differtation: Nonnulla de primordiis
fyftematis ofium et de evolutione fpinae dorfi in animalibus,
verfprach ich die ausführlichere Bearbeitung diefes Gegenftan”
des im dritten Hefte des dritten Bandes diefes Archivs zu lie-
fern, Mehrere Umftände verzögerten die Erfüllung bis jetzt,
doch habe ich in diefer Zeit Gelegenheit gehabt, Manches zu
berichtigen und Neues hinzuzufügen, da Herr Prof. Meckel
die Güte hatte, mir auch zu diefem Zwecke die ununl[chränkte
Benutzung feiner reichen Sammlung zu erlauben,
M. d. Archiv. IV, 3. Lu
erften Andeutungen diefes Syftems da aufzufinden, wo
Farbe, Form, Mifchung und Verbindung ganz verän-
‚dert, letztere fogar aufgelöft ift. Hier Kann nur die
Function jedes einzelnen Theiles über feine Bedeutung
entfcheiden. Die vernachläffgte Berückfichtigung. die-
fes Punktes und der verfchiedenen Begriffe von Kno-
chen und Knochenfyftem ift fehuld an mehreren Glei-
chungen und Deutungen, ‘die keinesweges den Stem-
pel der Natürlichkeit an fich tragen.
Der faft am beftimmteften bezeichnete Hauptab-
fchnitt im Thierreiche wird durch den Anfang der Ent-
wickelung des Knochenfyftems gebildet, obgleich neuer-
lich auch 'diefe Gränze etwas -verwifcht if, Doch
kommt unter allen Syftemen diefes am fpäteften,, erft
bei den vollkommner organifirten Thieren, als Hülle
des Hirns und Rückenmarks, deutlich zum Vorfchein.
Und fo ift diefe faft anorgifche, nur den Gefetzen der
bildenden Thätigkeit und den allgemeinen der leblofen
Natur unterworfene Maffe, die auch als Syftem mehr
einem Mechanismus, als einem Organismus anzugehö-
ren fcheint, das Bedingnifs aller höhern Lebensäulse-
rungen. Die Senfibilitätserfcheinungen, bis zur geilti-
gen Thätigkeit gefteigert, Konnten nur durch Vermitt-
lung des Knochenfyftems wirklich werden, Es entbin-
det daher den höchften Organismus von der Erde, wie
es ihn auf der andern Seite mit derfelben verbindet.
Die Hauptfunction der Knochen wird noch lehr
allgemein als Unterftützung der Gelftalt des ganzen Kör-
pers und Erleichterung der Bewegung angenommen.
Dafs aber beide Functionen weit vollkommner durch
“ein äufseres Skelett, oder Schalftücke, vollzogen. wer-
den, zeigt die Betrachtung der Infekten. Bei ihnen
hat die willkührliche Bewegung, verbunden mit Feltig-
keit der Geltalt des ganzen Körpers, den-höchlten
Grad erreicht. Diefe der Bewegung und Unterftützung
des Körpers fo günftige Einrichtung würde die Natur
gewifs nicht verlaffen haben, wenn jenes ihr Haupt-
zweck bei der Bildung eines innern SKeletis gewelen
wäre. Die genaue Betrachtung deflelben, belonders
in den niederen Formen beftätigt nun auch, dafs feine
vorzüglichfte Verrichtung die Bildung einer fichern
Hülle für die Centraltheile des Nerven- und Gefäfs-
Jftems , behufs einer freieren Ausbildung und Thätig-
kei diefer Organe, und bejonders einer Scheidewand
ziwi/chen ihnen und den Muskeln ift *). Untergeord-
net aber ilt die Function als palhıves Bewegungsorgan;
denn bei jedem höheren Wirbelthiere würde bei gänz-
licher Erweichung aller Knochen, nicht durch die ge-
hinderte Bewegung, fondern durch den Druck der ed-
leren Organe bei derfelben, der Tod erfolgen, Aufser-
dem fpricht für diefe Meinung: ı) das felbft in feinen
Andeutungen nur gemeinfchaftliche Vorkommen eines
Rückenmarkes und einer Wirbelläule. 2). Die vielen Be-
ziehungen, in denen Knochen -und Nervenfyftem in phy-
fiologifcher und pathologifcher Rücklicht ftehen, 3) Je-
mehr die harte äufsere Schale nach innen unmittelbar
an Jdas Nervenfyftem tritt, um fo mehr entwickeln
fich ‚die Senfibilitätserfcheinungen, und ftehen umge-
kehrt um fo tiefer ?), 4) Die gemeinfchaftliche Be-
ziehung der dura mater zu den Centraltheilen des
Knochen - und Nervenlyftems, wodurch jene offenbar
Z2
1) Schon E. Homehat diefe Meinung in feinen Leczures on com-
parative anatomy Lond. 1814. P.1. S, 73. vorgetragen. Spä-
zer ift fie von Blainville und Geoffroi im Bulletin de la fo-
eier: philomatique 1817 ($. voriges Helt diefes Archivs) 'wie-
. derholt worden,
2) Z.B. in den Schildkröten hat das Gehirn eine fo untergeordnete
Function, dafs fie dadurch fo gut, wie durch ihren Panzer,
den Infekteh fich nähern,
332 .._
‚als-eine verknöcherte äufserfte Hülle von diefen erichei-
nen. 5) Endlich der verfchiedene Werth der Organe,
je nachdem fe mehr ‚oder weniger durch Knochen von
dem Muskeleinfluffe ausgefchloffen find, |
II. Erfie Spuren des Knochenfyftems.
Hiernach können wir allo nur diejenigen Theile
als dem eigentlichen Knochenfyfteme entfprechend au-
fehen, welche in jener Beziehung zu den Centralthei-
: len des Nerven - und Gefälslyftems ftehen, oder an
welche fich die Muskeln der Bewegungsorgane äulser-
lich anfetzen, Allo die harten Theile fämmntlicher. Pfllan-.
zenthiere, namentlich die fogenannten. Wirbel der
Afterien und Ophiuren {ind Heron ausgelchloffen , ‚ob-
gleich’ fie durch zwifchenliegende Muskeln bewegt wer-
den; es find nur Schalftücke, die, bey Zchinus noch
vereinigt, das ganze Thier umfchliefsen. Ebenfo die
einzelnen Theile des Panzers der Infekten und Krufter,
da ihnen jene charakteriltifchen Merkmale fehlen, ob-
gleich fie allerdings Aehnlichkeit mit Theilen des Ske-
letts der Rückgrathtliere haben, denen fie felblt durch, ,
Lage und Verbindung in mancher Rückhicht entl] prechen, .
.. Andersailt es mit der Entwickelung der Zähns
und des fie tragenden Gerültes, Diefe finden fich bei
einer grolsen Menge rückgrathlofer Thiere, oft fehr ent-
wickelt *) und entfpr al, re als Theile des- Darmıka-
»-
1) Sie bieten hier die verfchiedenfren Formen und Verhältnilfe
dar, da wenigen Gefchlechtern die Zähne oder Kiefern’ ganz
fehlen. Aufser den äufserlich hehtbaren Frefswerkzeugen
gehören hierher auch die im Magen Mehrerer, z. B. der Krebfe,
"befindlichen Zühne und Knochenplättchen, welche letztere yiel-
leicht Rudimente der Kiemenbögen der Filche ind, .
nals an welchen fie befeftigt find, denfelben Theilen
.bei den Rückgraththieren, wo'nur ihre Lage, an der
Mundöffnung und vor oder unter dem Schädel, be-
Ständiger ift. Selhft bei diefen find Ge in den einfachern .
Wormen, wie bei Petromyzon, noch vom Schädel (als
Theil des Wirbeliyftems) getrennt, und verichmelzen:
erft allmählich mit ihm; ein Proceis, der durch alle
Rückgraththiere bis zum Menfchen hinauf fortdauert,
und der Ausdruck des mehr oder minder über wiegen-
den Verhältnifies des Gehirns und Schädels zu dem
Darmkanal und den Kiefern ift‘*). Die genauere Be-
trachtung diefer "Theile liegt aufser dem Zwecke dieles
Auffatzes, wir kehren daher zu dem Knochenfyfteme
jm engeren Sinne (Wirbel/y/tem, wegen der Analogie
aller feiner "Theile mit ganzen Wirbeln , oder einzelnen
Theilen .derfelben) zurück.
- Die Analogie der allgemeinen und befondern Bil
dungserfcheinungen lehrt uns, die Entwickelungsge-
febichte der einzelnen vollkommenen Individuen auf
lie Entwickelung des ganzen Thierreichs anwenden,
Wie in jedem einzelnen Wirbelthiere die Koorpelbildung
die der Knochen vorbereitet, fo fcheint fie als bleiben-
‚de-Bildungsftufe im Thierreiche der Knochenbildung
. vorangegangen zu feyn.
ı) Als Folge diefes überwiegenden Einfluffes des Wirbelfyltems
auf das Kieferlyftem ift es anzufehen, wenn letzteres in den
vollkommenften Wirbelthieren einige Aehnlichkeit mit Wirbel-
theilen darbieter, auf deren Form man fie zu reduziren: ver-
fucht hat. Diefe Aehnlichkeit verfchwindet bey den niedri-
geren Thieren, wo fie doch, wie es mit allen übrigen Thei-
len des Knochenfyftems der Fall ift, größser feyn müfste, gänz-
lieh, und fchon dies würde das unnatürliche: jener Verfuche
beweilen, wenn es nicht ihr Milstiogen felbft thäte. Das fo
frühzeitige Verknöchern diefer Theile im menfchlichen Fötus
- Stimmt auffallend mit dem frühen ErIcheinen derfelben bei
den Thieren überein,
Die durch die vollkommene Entwickelung des Ge-
fäls{yftems und mehrerer Sinnprgane fo merkwürdigen
Kopffüfsigen Mantelihiere (Mollufea Cephalopoda) find
es, die bei der in ilınen vorherrfchenden Neigung zur
Knorpelbildung,, die erften Rudimente einiger Theile
des Skeletts haben, Bei Sepia offeinalis Wei diele
Theile folgendermalsen angeordnet:
Das allgemein bekannte os Jepiae, welches von
Spixt) für ein Rudiment der Wirbelfäule gehalten wird,
gehört offenbar nicht hierher, es ift als Product des
Mantels das Analogon der Schale der übrigen Mollus-
ken, was ausführlich Ciwier ”) bewielen hat. Wie
das ganze Thier zum Theil den Mollusken angehört,
zum Theil den vollkommenften Thieren ich nähert, fo
ift auch der unregelmäfsig geltaltete Kopfknorpel eine
fehr merkwürdige Vereinigung der Schädelforin der
Wirbelthiere mit der, den wirbellofen Thieren eigen-
thümlichen Geltalt des Gehirns, welches in Form ei-
nes Bandes oder Ringes die Speiferöhre umgiebt. _ Der
Schädel (Fig. ı. Ay hat daher die Geftalt eines hohlen’
Ringes, durch welchen Speileröhre, Speichelgang u. [.w.
treten; die äufsere Wölbung des Ringes ift von feltem
Knorpel, die innere der Speiferöhre zugewandte Fläche
aber blofs häutig. Hinter feinem unteren das Mark-
halsband enthaltenden Theile ift die dickwandige Höhle
für das Gehörorgan mit ihm verbunden. Zu den bei-
.den Seiten breitet er fich in die hintere und untere
Wand der Augenhöhlen aus, ‚die vorn durch zwei eigene
1) Cephalogenefis, Monachii 1815. $. 33.
2) Memoires pour fervir 4 P’hiftoire er & l’anatomie des Mol-
lusques, Paris 1817. S. 46. ff.
335
dünne längliche Knorpelblättchen (e- e.) unvollkommen
gefchloffen werden. Diefe entfpringen in der Mitte ver-
einigt, von dem vorderen unteren Theile des Knor«
pelringes. Nach Meckel entfprechen fie den Ober-
kieferbeinen der Wirbelthiere. Dicht vor diefer zu-
fammenhängenden Knorpelmaffe, in der den Schna-
bel umfchliefsenden Bafıs der Füfse, liegt an der Bauch-
feite des Körpers ein falt dreieckiges, plattes Knorpel-
ftück (d), das mit feiner Grundfläche den Füfsen, mit fei-
ner Spitze dem Knorpelringe zugekehrt ift, mit dem
es nur durch Muskelfafern lofe zufammenhängt. Spiz
deutet diefe Knorpelplatte als Ueberreft des Zungen-
beins; wahrfcheinlicher möchte fie vielleicht nach Me-
ckels Meinung den hintern Seitentheilen des Unterkie-
fers entfprechen, wenn man die untere Hälfte des
Schnabels als Mittelftück deffelben, die obere Hälfte
als Zwilchenkiefer betrachtet. Hinter dem das Gehirn
deckenden Knorpelringe liegt an der Rückenfläche, nur
von einem dünnen Häutchen bedeckt, eine fchildförmige,
vorn fpitze, hinten ausgefchnittene Knorpelfcheibe '), in
deren Mitte eine Furche von vorn nach hinten verläuft
(Fig. 1. B.). Auf diefe Knorpelfcheibe pafst genau eine
zweite etwas dünnere, fonft gleich geformte, deren erha-
_ bene Mittelleifte der Furche der vorigen entfpricht. Die
-
erftere bedeckt die Speiferöhre, die unteren Speichel-
drüfen, und zunächft einige an denKopfknorpel gehende
Muskeln, von denen auch einige Bfindel an ihre untere
- Fläche fich heften. Die zweite liegt unter dem vorderen
Ende des os fepiae, in der Kapfe] deffelben; nach hinten
verliert fie fich in diefe bäutige Hülle; zu den Seiten
geht fie in die vorn ziemlich dicken, nach hinten dün-
zu
1) Herr Prof, Meckel hat fie zuerft in feinen Vorlelungen be+
Ichrieben.
ner werdenden, rinnenförmigen Knorpelränder derfelben
Kapfel über, ehne durch, REN davon ‚getrennt
zu leyn.
Die Verrichtung jener beiden Knorpelfcheiben ift
offenbar, den Kopf und die dahinter liegenden wei-
chen Theile gegen den Druck des ganzen Körpers,
und befonders des os fepiae,. bei der Bewegung (in-
‚dem der Kopf zu. unterft ift) zu fchützen und die Rei-
bung zu verhindern, Nach Meckel ftellt die erfte Knor-
'pelfcheibe den Bogentheil der Wirbelfäule dar; hierfür
fpricht, aufser der Lage hinter dem Kopfknorpel und
der befonders bei Loligo dachförmigen Geftalt, die hö-
Iaere Ausbildung des Borentheile im Verhältnils zum
Körpertheile bei den zunächft ftehenden Cycloftomen;
doch fcheint mir folgendes gegen jene Meinung zu fpre-
chen, und diefen Theil als zu den allgemeinen Bedeckun-
‚gen oder Schalen gehörig darzuftellen: 1) der Mangel ei-
nes Rückenmarkes, (wenn man nicht ınitSpix (]. c.) den
das ftrahlige Ganglion bildenden Nerven, welcher unter
der Speileröhre, aus.dem das Markhalsbaud umgebenden
Theile des Schädels tritt, ‚für das Rückenmark anfe-
hen will); 2) die Lage unmittelbar auf den Hautmus-
keln,. von. denen fich fogar einige von unten daran hef-
ten, um die Scheibe in ihrer Lage befeltigen zu kön-
nen; 3) der Margel bei dem, übrigens auf slejcher.
‘Stufe der Ausbildung ftebenden Octopus, bei dem aber
diefe Vorrichtung, . wegen Kürze und Weichheit des
übrigen Körpers, nicht nöthig war. Vielleicht entfpricht
diefe Platte dem Rückenfchilde der Krebfe, mit denen die
Cephalopoden in anderer Rückficht verwandt find.
Bei Loligo findet fich nur ein dachförmiger ziem-
lich dicker Knorpel (der erften jener beiden Knorpel-
Scheiben entlprechend), der eine erhabene Leifte in der
Mitte hat, worauf das rinnenförmig ausgehöhlte vor-
dere Ende der: hier blofs 'hörnernen Schale felbft pafst,
‚ohne dafs noch einKnorpel dazwifchen läge. (Fig. ı.E.)
Eine deutlichere Annäherung an die Wirbelthiere
find nach Meckel die Knorpel, welche die Floffen tragen).
Sie .entfprechen der knöchernen Grundlage der Bewe-
. gungsorgane bei jenen, wenigftens der -Function und
- Verbindung nach, da fich die Floffenmuskeln von aufsen
an hie fetzen. Es find lange dünne Knorpelfcheiben
(Fig. 1. C. D.), diemitihrerinnern concaven glatten Fläche
durch lofes Zellgewebe an die Seite des Mantels, - nach
unten durch das fehr dünne, äufsere, in die Haut über-
gehende Blatt des Knorpels felbft, nach oben durch die
von dem Mantel entlpringenden Muskeln an diefen schef-
tet find. Ihre äufsere gewölbte Fläche ift durch eine
Längs-Erhabenheit in eine untere glatte, und in eine
obere, den Muskeln zum Anfatz dienende getheilt.
Bei Sepia nehmen fie, wie die Floffen, die gauze Länge
es Mantels ein, und endigen fich, hinten breiter und
dicker, dicht nieneh einander, bei Loligo find fie nur
fo Eng als die Grundfläche der Flofien,
Bee diefen Theilen findet fich endlich noch an je-
dem äufsern Winkel der Bafıs des Trichters ein, bei Sepia
Napf-, bei Loligo Rinnen-förmiger Knorpel (Fig. ı.F.G.),
deflen Vertiefung ein gleichgeftalteter mehrfleifchiger
"Wulft an der innern Fläche des Mantels entfpricht. Dafs
dieleVorrichtung zur genauernSchielsung undBefeftigung
des Mantels diene, bemerkt bereits Cuvier (l. c.) indem
er he befchreibt. Sie entfpricht alflo an der Bauchleite
dem ähnlichen oben 'befchriebenen Knorpelapparat an
der Rückenfläche, und leidet, wie die bekannten Knor-
,
1) Diele erwähnt Cuvier 1. c. S, 46.; früher befchrieb Ge Meckel
iu Seinen Vorlefungen.
5. ER BEER
pelringe in den Siupwhrssn der Arme'und Füfse, keine
Zurickführung auf Theile des Knachenfyftems’der Wir-
belthiere.
Wie weit entfernt diefe Bildung auch ndeh von
der der Fifche fowohl äufserlich als innerlich’ift, fo
finden fich.doch vermittelnde Uebergänge, wenn gleich
auch diefe eine grofse Kluft laffen,
"Das Gelchlecht Gaftrobranchus, obgleich durch
Geftalt und Athmungsorgane ") mehr den rothblütigen”
Würmern verwandt, hat. doch an dem Rande des trich-,
terförmigen Eingangs zum Munde acht freie Fäden,
die. ie Mundöffnung kreisförmig umgeben, und allo
den acht Fülsen der Cephalopoden entfprechen, da fe
als Fühlfäden auch eine ähnliche Function haben. Sie
find nur in dem Maafse verkleinert, als fich am entge-
gengeletzten Ende des Körpers der Schwanz als einzi-
ges Bewegungsorgan entwickelt, und fo einen Theil
der Function der Fülse übernommen hat, Der Mangel
der Saugnäpfe wird dadurch erletzt, dafs das ganze.
Maul in einen folchen Saugnapf, in deffen Hintergrunde
die zahnförmig ae hornigen Kiefern lie-
gen, verwandelt ie 2 Hier finden wir nun aber die
erfte Ancdeutung are verzeihen ein Rückenmark'ent-
; ») $. F. Home über den’Bau der Athmangswerkzeuge in Thieren,
welche zwilchen den Fifehen und Würmern zu [tehen fchei-
nen, Aus den Philofoph,. Transact. 1815. II, überfetzt in die-
fem Archiv, B, 11. $. 594.
2) Die bei den Fifchen oft wiederkehrende Fadenbildung im Um-
kreife des Maules deutet auf diele Vorrettighai mit den
Cephalopoden. Li
haltenden Rückgraths, zu deffen Betrachtung wir daher
nun übergehen.
HI. Entwickelung der Wirbelfäule.
Das Rückgrath oder die Wirbelfäule befteht, (wie
fehon Oken") angedeutet hat) aus einer Knochenläule,
an deren oberer und unterer (Rücken-und Bauch.) Seite
zwei Kanäle verlaufen, die durch von ihr ausgehende
Bögen gebildet werden, Die mittlere Knoshenläule be-
fteht meift aus einzelnen, durch Gelenke verbundenen,
walzenförmigen Stücken, Wirbelkörpern; der obere
Kanal enthält das Rückenmark, der untere die Relpi-
rations- und Verdauungsorgane. Letzterer hat wegen
feiner Eingeweide viel weitere und lofere Bögen als er-
fterer, die auch nur felten für fich beftehende Ringe
find (wie in einigen Eidechfen und Schlangen), fondern
entweder vorn gar nicht, oder durch eine mittlere
Knochenreihe gefchloffen werden, die von vorn nach
hinten zufamınenhängt und Brujibein heifst. Doch ver-
engt er fich bei den niederen Wirbeltbieren im hintern
Theil der Wirbelfäule, wo’er blofs die Gefäflsftärume
enthält, fo, dafs er dem oberen ganz gleicht. Diefe
fymetrifche Anordnung verfchwindet aber bei den hö-
hern Wirbelthieren, indem es ein Hauptcharakter der
Vervollkommnung des Knochenfyftems ift, dafs fich die
Bögen des unteren Kanals, die überhaupt die weniger
„beftändigen find, allmählich mehr auf einzelne.Stellen
"zulammenziehen, in den Zwifchenräumen aber ver-
‚fchwinden, dagegen die Bögen des obern Kanals, den
beikörpern meift an Zahl entlprechend, durchgän-
7) Lehrbuch der Näturpbilofophie, Th. III. S, 65,
34 A 0 m
gig faft gleichförmig.bis an das "Schlufsfiück, ‘oder we-
. nigftens bis nahe an das Ende der Wirbelfäule reichen;
diefe heifsen gewöhnlich ausfchliefsend Wirbelbögen,
jene, wo fie Athmungsorgan und Darmkanal umfchlie-
isen, Rippen oder Querfort/ätze; wo blols‘der Gefäls-
ftamm in ihnen verläuft, untere Wirbelbögen. Diefe
unteren und alle oberen tragen in der Regel da, wo fich
ihre beiden Schenkel vereinigen, Dornfortfätze, die
den Muskeln zum Anfatz dienen. Ueberhaupt wird
nur die allgemeine Grundgeltalt der beiden Kanäle durch
die EEE faft alle Formveränderung, aber, auch
bei der Wirbelfäule, durch die verfchiedenen Bewegungs-
arten beftimmt. i
5 An den oben erwähnten Aöndänträsonslieken der
untern Bögen. bilden fich diefe zu freien Bewegungsor-
.ganen, Gliedmaa/sen aus, die in das zur Bewegung die-
nende Medium hinavsreichen, ‘und nach feiner Verfchie-
“derheit verlchiedene Geftalt annehmen. Nach diefen
Concentrationsftellen theilt man die ganze Wirbelfäule
in mehrere Abfchnitte, deren Benennung aber, da fie
vom Menfchen entlehnt find, natürlich nur da gelten
kann, wo die Gliedmaafsen völlig entwickelt find, und
ein’ Wechfel von Mapgel und ftärkerer Entwickelung
der Bögen Statt findet. Man unterfcheidet daher die ganz
rippenlofen Halswirbel *) von den Rippen tragenden
2) Gewöhnlich nimmt man bei den höhern Reptilien und Vö-
Pr geln denjenigen als erften Rückenwirbel an, deffen ‚Rippen
lich zuerft mit- dem Brwftbein verbinden. Da dies aber für
die Wirbel felbfe gar kein Unterfcheidungszeichen giebt, und
z.B. bei dem Krokodil nicht einmal durchgeführt ift, (indem
hier ‘die beiden letzten, mit freien, vor dem Brultbein lie-
genden, Rippen verfebenen Wirbel zu den Rückenwirbeln
gezählt werden) fo glaube ich mit Recht alle Wirbel, wel-
che Rippen tragen, (wenn diefe auch vor dem ‚Bruftbein
liegen) Rückenwirbel nennen zu können.
a ee 541
fi-roder Rückenwirbeln,.und die, wiederum rippen-
lofen Lendemwirbel von. den,‘ mit ‚den Häftkuochen
(als Analogou der Rippen) verbundenen, Becken- oder
Kreuzwirbeln,: auf welche dann zuletzt die zwar rip«
penlofen,; ‚aber bei mehreren mit dem‘untern Kanale
für den Arterienftamnr verfehenen Schieanzwirbel fol-
gen. Diele Eintheilung gilt in,ihrer ganzen Ausdeh-
nung blofs für. die mit kuöcherner Grundlage der Ex-
tremitäten, verfehenen Reptilien, Vögel: und Säuge-
‚ibiere, da namentlich die drei letzten, Absfchnitte ‚dev.
Wirbelläule blols durch ihre unmittelbare Verbindung
mitden hinteren Gliedmaafsen beitimrat begrängt werden.
Bei allen Fifchen un. den Reptilien und Siugethie-
ren ohne hintere Gliedmaafsen können’wir daher blols
Rücken - und Schtwansivirbel, und häufig auch eiuen
oder einige ‚Halsıwirbel unterfcheiden; diefe, als die
dem Kopfe zunächft liegenden-rippenlolen, die Schieanz-
weirbel, als die mit einem unteren Wirbelkanal für den
Gefälsftamm verfelienen; zwifchen beiden liegen die
‚Rückenwirbel, die zuweilen wieder in’ rippentragende
und rippenlofe gefchieden werden können *), Ueber
d NE N
1) Cuvier (Vorlefungen über vergleichende Anatomie 1509. B.T.)
zählt auch bei den Fifchen, obgleich ‚er (ebendaf.- $. 157.)
fagt, man könne nur zwei Abtheilungen, Räcken- und
Schwanzwirbel annelımen, in der Tabelle Hals- und Len-
denwirbel; unter letzteren verlteht er die.rippenlofen Wir-
bel vor dem Anfange der Afterfloffe, die aber (abgefehn von
dem unpalfenden Namen) gar keine wirkliche Abtheilung
bilden, da fie meilt fechon einen Gefäfskanal haben, und
-alfo olıne Gränze in die Schwanzwirbel'übergehen, wenn
die Alterlloffe fehlt. Rofenthal nennt diefelben im erfien
- Hefte feiner Iclırhyotomilchen Tafeln Afterwirbel, wozu er
im zweiten Hefte auch diejenigen rechner, welche den Ge-
+ fälskanal haben und Rippen tragen. Aber auch diefe Benen-
nung pafst nicht, da der Alter in keiner’ Beziehung zur
die Verhältniffe der einzelnen Abtheilungen der Wirbel-
fäule in den verfchiedenen Thieren allgemein geltende
Geletze abzuleiten ift-fchwer, ja faft uamöglich, denn
auf den niedrigeren Stufen bietet das ganze Skelett die
‚gröfste' Unbeftimmtheit und Mannichfaltigkeit der Forin,
Textur, Structur und Functionen dar, mehr als es bei
dem erften Heryortreten jeder andern Bildung der Fall
ilt. . Bald diefer, bald jener Theil entwickelt fich vor-
herrfchend, und’ dies entweder als’ eben fo viel Verfu-
che, eine vollkommnere Form zu erreichen, oder als-
blofs durch die Lebensart bedingte, fpecielle Abände-
rung, oder felbft als Zurückfinken auf eine niedrigere
Bildungsftufe, alles aber verzweigt und vermifcht fich
in den verfchiedenften Graden untereinander. Doch gel-
ten folgende Sätze wenigltens für einen grolsen Theil‘:
1) DieSchwanzwirbel ftehen aufeiner niedrigeren
Entwickelungsitufe als die übrigen.
2) Die Zahl und Länge aller Wirbel im Aligemei-
nen fteht im entgegengefetzten Verkältnils mit der Eat:
wickelung der Gliedmaafsen "),
3) Die Zahl und Länge der Halswirbel fteht in
gleichem Verhältnifs mit der Entwickelung der vorderen
. Wirbelfäule fteht, und auch hier die Gränze fehlt. Dafs
nach der auf die Form der Wirbel felbft gegründeten Ein-
theilung der Bauch bei einigen Filchen, z.B. Clupea ulofa
gröfstentheils unter den Schwanzwirbeln liegt, und diefe
Rippen tragen, ift nur ein fcheinbarer Gegengrund, wenn
man bedenkt, dals dies länglt bei andern Fifchen, z. B. beim
Aal, angenommen ift, wo fich die Bauchhöhle zwilchen
der Afterfloffe und den Schwanzwirbeln weit nach hinten
> erftreckt. Bei Clupea ilt der After und die AfterHiolfe nur
mit nach hinten gerückt.
1): -$; Blumenbach’s Eiendlieh der vergleichenden Anatomie,
ate Aufl, S. 109,
Gliedmaafsen, dagegen Zahl, ‘Länge und) Höhe: der
Schwanzwirbel im entgegengefetzten Verhältnifs mit der
Entwickelung beider, bald der MeReRe bald der: ae:
teren fteht. . »
4) Die Zahl der Becken - ind Lendenwirbel fteht
in gleichem Verhältnifs mit der Entwickelung der hinte-
ren Gliedmaafsen, dagegen für die Zahl der Bruft- oder
Bene inne wieder das a a
= 5) Die Zahl der Wirbel bei jeden einzelnen Thie-
re bleibt bei den 'Warmblütern das ganze Leben hia-
urch (von der Geburt oder dem Auskriechen aus den
Ei an gerechnet) gielelbe. ‚Dies ift bei den Kaltblütern
ap}
ar AUG Lebens este zunimmt ! )
I, Fifche.
Vorherrfchende Entwickelung des Schwanzes ift
die Haupteigenfchaft der Fifchwirbelfäule ?), welche
mit ihren unmittelbaren Fortfätzen; das vorzüglichlte,
zuweilen einzige pafive Bewegungsorgan it, Immer
findet ich an der unteren Fläche der Schwanzwirbel-
körper der Gefälskanal durch die Wurzeln des unteren
Dornfortfatzes gebildet. Die ftark entwickelten Dorn-
fortlätze bilden faft bei Allen die Grundlage einer Reihe
.#) Die fehr mühfamen Unterfuchungen dieles Gegenltandes
werde ich, wenn hie noch mehr yervollftändigt find, aus-
führlicher bekanut wachen.
2) Doch fagt Spix (Cephalogenelis $. 32.) mit Unrecht: in pifei-
bus tota columna vertebralis, fi 08 evceygis mirum guansım
elformatum et extenlum excipias, deheis,
344 EIN BENDER
eigenthümlicher Bewegungsorgane, der Rücken-, AB.
ter- und Schwanzflofien- Strahlen, die befonders zur
Erhöhung und. Verlängerung des Schwanzes ) (durch-
gängig in einem der Entwickelung der feitlichen Glied:
maalsen- enigegengefetzien Verhältnilfe) .dienen., , Diele
bald gegliederten , bald unbiegfamen Floffenftrahlen
werden durch eine eigene leihe, von Rofenthal ı).Fi lof.
fenträger genannter, Knochen getragen, ‚die zwilchen
ihnen und den Dornfortfätzen liegen, und, wenn Rü-
cken- und Afterfloffen vorhanden find, felten (aur in.
einigen Knorpelfifchen und Polypterus Bichir) fehlen.
Doch find fie häufg auch an flollenlofen Stellen 'entwi-
ckelt. Die niedrigere Forın diefer Bewegungsorgane
fcheintdie zu feyn, wenn fie gleichförmig um’den ganzen
hinteren Theil,des Körpers, oder gar um den ganzen
Körper, wie bei einigen Plewronecten, entwickelt find;
die höhere, wenn fie fich an beftimmten Stellen befinden,
wobei häufig durch Verfchmelzen mehrerer eine Annä-
kerusng an die Gliedmaalsenknochen Statt‘ Ba
A, Eee file REEEEN
Die einfachfte Bildung der Wirbelfäule finden wir
bei den faugenden Knorpeläfchen (Suceurs, ‚Cuvier, Petro-
myzon und Ga/trobranchus: Bloch). Sie Kommen rück-
fichtlich der Form überein, und unterfcheiden fich haupt-
fächlich blofs in fofern, als bei Anunocoetes (Dumeril)
h nach
1) Ueber die Bildung der Flofjengrüten und ihre Verbindung
mit dem Skelett in Reils Archiv: für die Phyhiologie, B. X.
H, 2. S. 359. Da in diefem. Hefte mehrere Formen der Fifch-
wirbelfäule fehr genau befchrieben und abgebildet ind, fo
werweife ich ein für allemal darauf, indem ich, um Wie-
derholungen zu" vermeiden, das dort befindliche nur kurz
erwähnen werde, \
nach Cunwier %) Schädel und Wirbelfäule das ganze Le-
ben hindurch blofs häutig, bei den übrigen dagegen aus
mehr'oder weniger hartem Knorpel beftehen. . Bei Pe-
tromyzon fluviatilis ift dieBildung folgende: (Fig. 2.) ı
Eingefenkt in eine gallertige Maffe verläuft der
Länge nach durch den ganzen Körper ein aus Fafer-
knorpel beftehendes:Roöhr, deffen Höhle mit’ derfelben
Gallerte ausgefüllt ift- (Bei marinus ift nach Carus der
vordere Theil diefes Rohres bis in die Mitte des Körpers
ganz hohl) ?). Auf diefem Rohre liegt das bandförmige
Rückenmark in eineni Kanale,. der durch die rings'um*
liegende fefte Gallerte gebildet wird, "in welcher fich
von beiden Seiten des Rohres 'convergirende Knorpel-
ftreifen, um es'zu bedecken, erheben. “Diele Streifen
find milchweils, fpröde, undurebfichtig, wodurch ‘he
fichvon dem elaftifchen durchfichtigen Rohre, an wel-
ches fie durch kurzes Zellgewebe geheftet find, unter-
fcheiden. ‚Sie ftehen in der Nähe des Sehädels ziemlich
weitläuftig, fenkrecht auf dem Rohre, und 'haben eine
zweigelpaltene Wurzel. Nach dem vorderen Drittheil
. des Körpers verändern fie ihre Richtung, indem fie ‚lich
etwas nach hinten legen, und werden zugleich 'zalilrei-
cher aber kürzer, fo dafs fie faft verfchwinden. Im hin-
fi; j
-.1) Memoires’ du Muldum @’hiftoire haturelle I, 130,
2) Aufgefordert von H. Carus erkläre ich gern, dafs ich feine
Angabe der Form diefer Theile bei P. marinus (di. diefes Ar-
chiv, B. II..H. 4. $. 600.) milsverftanden habe, indem ich
euro rInaugural-Differt. das, was.er von dem Kanale
der Wirbelkörper Sagt; auf den Kanal der Wirbelfäule be-
“7% 220g, wozu ich durch den von ihm gemachten Schlufs (‚, folg-
‚lieh wird der untere Theil der Wirbelfäule .blo/s durch
rn einen-Sehr elaftifchen Knofpeleylinder, welcher innerlich
0... mit einer weicheren Knorpelmaflle Re ilt, gebildet, “)
veranlafse wurde.
M. d, Archiv. IV. 3. %
546 -— >
.
tern Theile endlich, befonders wo die Rückenfloffen:
entlpringen, liegen fie dicht neben einander, ‚find am!
längften, und berühren fich von: beiden. Seiten "unter
einem fpitzen Winkel, von wo fich die knorpligen Flof-
fenftrahlen, jedoch ohne mit ihnen verbunden zu feyn,
erheben. Diefen entfpricht im vorderen "Theile der
Wirbelfäule, da fie zugleich die Dornfortfätze darftellen,
eine in der Mittellinie des Rückens zwilchen den Mus-
keln verlaufende Gallertfchicht. In der Schwanzipitze
verfehwinden die Knorpelftreifen,; der Kanal und.das,
Rückenmark gänzlich, : und das Knorpelröhr endigt fal
denförmig. Am entgegengeferzten Ende, wo’esin den
‚Schädel übergeht, wird es, nachdem es kurz 'vorher
“eine plattere Geftalt angencmmen hat, durchgängig felt,
weifs und undurchfichtig, “indemies; fich in’eine, das
Gehirn von der Speiferöhre und dem Geruchsorgan tren-
nende Schuppe ausbreitet. Zu beiden Seiten.des Knor-
pelrohres dehnt fich die gallertige Mafle imein breites,
die Wandder Bruft-und Bauchbhöhle bildendes Blatt aus,
in welchem fich vor: acht Paar Koorpelftreifenüber die
Kiemenhöhlen herab erfirecken, indem Ge die äufserew
Osffaungen derlelben mit einem Riogeumfellielsen, antb
Sch dann an’ der ‚Bäuchfeite au einer in»der. Mitte lies
verbinden fe fich «unter einander. durch-Queritreifent).
7) Bei P, marinüs beltehien diefe, bei Auviatilis‘ ununterbro-
“chen, doch etwas gefehlängelt verlaufenden Knörpelftreifen,
sd nach Carus. (I. den 1, Band diefes Archivs“8- 611.) auf je-
‘der Seite aus einer Reihe'oberer-Knorpelftreifen, die mit
dem 'Knorpeltöhrr, einer Reihe unterer, die mit der mit..
leren Knorpelplatte verbunden, find, und aus zwei querent
"diedie fieben Kiemenlöcher umfchliefsen,‘ Sieswerden an
diefer Stelle fehr richtig den Rippen der höhern Wirbelchiere
x
v
u
Nach hinten. gehen fie in den. knorpligen .Herzbeutel
über, der wiederum ‚an feiner obern, Fläche :mit der
weichen knorpligen Hülle der. dyei unmittelbar. unter
dem, Kaorpelrohre ‚verlaufenden Gefäfsftämme zufam-
menhängt. Im Schwanze ift nur ein ‚Gefäfs in diefem
untern Wirbelkanal, der übrigens durch keine Knor-
belbögen wie der obere ‚befeltigt wird , ‚obgleich tich ia
den Stralilen der After-und Sehwanziaie das, Analo-
“ gon-der-untern Dornfortlätze Ändet. Die Bedeutung
jener..die Kiemen umfehliefsenden Slreifen als untere
- Wirbelbögen oder Rippen, ilt offenbar, und eine An-
näherung'an die Form;der vollkommnera Wirbelthiere,
die! in diefem Grade. bei den Fifchen nicht wieder. vor-
kommt... ‚Dafs des Koorpelcohr den ‚Körpertheil der -
Wirbel, .die hier noch nicht als einzelne ‚Koochen ‚vor-
"handen find, ‚darftellt,. wird auch ‚dadurch bewiefen,
„dals -fch-fchon eine Spur von Eintheilung, üindet, in-
‚dem das ‚ganze Rohr aus,,einer unzähligen Menge dicht
aneinander liegender Ringe befteht, die ‚befonders inz
trockenen Zuftande und an der innern F tärke deutlich
zu Sehen find,
. Diefelbe Geftalt. hat nach anne ) die Wirbel. :
Bule bei Polyodon folium,, doch ift durch die veränderte
Lage der Kiemen das Verhältnifs des knöchernen. Appa-
rats derfelben zur Wirbelläule ganz ‚verändert, über-
Kr der Kopf Knochenfifch - ähnlicher.
Aaz
asien, da fie das Athmungsorgan einfchlielsen; Fälfch-
„lieh aber mit den Kiemenbögen der übrigen Filche verwech-
‚ auf denen das Athmungsorgan äußerlich auflitzt, die
Uo nie Brufipanzer, Rippen, genannt werden können, ‚Auch
\ wir beide Bildungen, die gewöhnlichen Kiemenbö-
ob ll "und die’Rippen der Neunaugen,, bei den Haififchen zu-
j gleich vorhanden. i
1) Le Regne animal, Paris 19177. TI, p13%
.
Durch die ftärkere Entwickelung der Ringe im
Knorpelrohr, verbunden mit gröfserer Feftigkeit und
Weilse der Maffe, unterfcheidet Sich ‘die Wirbelfäule’der
Chimaera arctica*) von der vörher befchriebenen als
höhere Bildungsftufe (Fig. 3.). Die Zahl der Ringe oder
Wirbelkörper iftimmer noch fehr grofs, denn in den vors
‚ dern 2 der Wirbelfäule, wo fie allein deutlich entwi-
ckelt find, finden fich fünfhundert; das hintere Drit-
theil ilt wie ber Perromyzon gebildet, ‘und endet: als
freier Faden dhne alle Bee 2 Der Bögentheil
befteht 'aus Knorpelftreifen, deren Zahl abaröwert ge-
ringer ift, als die der Ringe. ' Dicht hinter dem‘ Kopfe
find Körper und Bogentheil'zu einer grofsen einfachen
Höhle verfchtiolzen, indem fich das Rohr zu einer kreit
ten Platte ausdehnt, die durch Gelenkfortfätze mit deih
Schädel verbunden ift.; Es fpricht fich in ’diefer Erweitel
rung’des Kanals, (die bei’den Rachen noch färker ent.
wickelt ift) eine Neigung der‘ Wirbel, "befonders'der
Körper, zur Ausbreitung in platte Knochen, "behufs
der Schädelbildung, aus, fo’ dals man dies als Vorfehä-
“del anfehen kann. Auch die Dornfortlätze bilden an
dieler Stelle eine einfache hohe’ Leifte, wie übe den 'gan-
zei Stirn- und Kiefertheil, welche einen ftarken Knö!
chigen Stachel trägt, woran fich die erfte Rüekenfloffe
hefter.‘“"Rippeh fehlen ganz, doch find dagegen die
Gliedmaalsen ziehlich ftark entwickelt, " "ob dgminl
Zunehmende Feltigkeit der Maffe, und deutlich
organifches Gewebe der Verknöckerungspunkte in den
immer breiter und dicker werdenden Körperriagen und
Bogentheilen ift‘der Charakter der weiteren Entwicke-
lung bei den, durch ‚alle übrigen Verhältniffe den Kno-
chenfhifchen fehon fehr nahe ftehenden Stören, en
fer). Die Wirbelfäule felbft ift noch fehr ı ee
Isialyg
1) Chim. ımonfirofa, Bloch; ER ee
‘
ee 349
men ; defto vollkommner find die von ihr ausgehenden
Strahlen, obere und untere Dornfortfätze, Querfort-
fätze,, Iiippen und Floffenftrahlen entwickelt. Ueber-
haupt ündet eine, Neigung, die harte Maffe an die Ober-
fläche abzufetzen, Statt. Die die Wirbelkörper darftel-
lendlen Ringe find fehr breit, fo dafs der vordere Theil
bis,zum Anne der Schwanzflofle (der bei dem getrock-
neten Skelett 3/1 ı“ lang ift) nur aus 42") befteht; fie
find durch eine dem Rohr bei Petromyzon ähnliche Ka
pelmaffe verbunden, diein dem hinteren Theile dieganze
Wirbelfäule allein ‚zu ‚bilden fcheint. Auf dem ganz.
kuorpligen Rückenmarkkanal fitzen vom erften bis drei-
fsigiten Wirbel Bögen, die aus zwei von beiden Seiten
conyereirenden Ri; shren gebildet und von feft knochiger
Subltanz find, welche eine zweite Reihe langer Knochen
wagen, die durch ihre angelchwollenen Enden und mitt-
lere Einfchnürung, fo wie durch die in ihnen befindliche
Höhle, mehr den Köbrenknochen der höhern. Wirbel-
thiere, als denfeften falerförmigen Gräten der übrigen Fi-
fche ähneln ; diefe finden fich bis zum zweiund dreifsigften
Wirbel, wo Ge woch die erften Stücke der unterer Reihe
der-Rückenfloflenträger tragen, welche ihnen an Geftalt
ganz gleichen. Diele Bögen gehen weiter nach vorn als
die Körper, fo dafs die beiden erften noch über dem faft
knochigen Keilbeine liegen ?), Die Afterfloffe und un-
tere Hälfte der Schwanzfloffe wird von ähnlichen Kno-
chen getragen. Diefelbe Röhrenform haben die kurzen
‚Querfortlätze, auf denen zwei und zwanzig Rippenpaare
1) Cuwier (Vorlefungen. üb, v.A. 1. S,. 158.) giebt überhaupt nur
acht und zwanzig für die ganze Wirbelfäule an, doch laffen
fich bei dem getrockneten Exemplar das ich vor mir habe,
wenigftens 42 unterfcheiden,
2) Merkwürdig ift diefe Umkehrung, der Verknöcherungsftellen
im Schädel, im Verhältnißs'zur Wirbelfäule, wo die Körper.
knorplig, und die Bögen verknüchers And,
fi tzen, Äuch diefe find Hange Röhrenknochen’mitan.
gefchwollenen Enden. Die letzte Rippe der einen Seite
befteht noch aus zwei aufeinander folgenden Knochen-
ftücken (vielleicht ein Beweis, dafs älle aus zwei-Kno-
chenkernen entftehen) *). Im frifchen Zuftände ind’
die Körperringe nach Home ?) folgendermafseyn be-
fchaffen: Auf die das Knorpelrohr bildende Schicht
folgt nach innen eine zweite von gleicher Dicke und'
"einer feften -eJaftifchen Subftanz, an welche fich eine
-dritte fehr weiche, Jofe, biegfame, wenig elaftifche an-
fchliefst. In der Mitte bleibt eine Oeffnung, welehe
die rautenförmigen Höhlen, die Gch an der Verbin-
dungsftelle j je zweier Wirbel finden, verbindet, wodurch!
ein fortlaufender, abwechfelnd erweiterter und verenger-
ier, mit einer Flüffgkeit gefüllter Kanal entfteht, - *
Durch gänzliche Verdrängung der Flüffgkeit aus‘
den verengerten Stellen und Ausfüllung der Rivge, die
durch Geltalt und Verbindung nun förmliche Wirbelkör-
per fi find, nähert fich die Wirbelfäule der Rocher und Hai-
Siehe 3) (Fig. 4 u. 5.) der der Kuochenhfcheimmer mehr,
obwohl die Textur, indem fie in allen Theilen gleichför- .
mig fefter geworden ilt, nicht die Feftigkeit der einzel-
nen Knochenkerne im Stör erlangt. Die Ringe haben
nicht mehr eine convexe oder doch plane Oberfläche,
wie bei den vorigen, fondern eine concave, indem fie
auch äufserlich in der Mitte ftark zufammengezogen
find, wodurch befonders das We im Innern be-
ı) Diele für. die Knochenbildungslehre höchft wichtige Form
beweilt, dafs nicht die Blafe, wie Oken (Naturphilofophie
B. III. S.63.) will, fondern sn Role die Grundform der
Knochen ift.:
2). Lectures on comparative anatomy. P.I. $. 87:
3) In der nachfolgenden Tabelle find die Skelette der Fifche, wel-
che ich felbft unterfucht babe, genau angeführt.
-
\
sooo 351.
wirkt wird. Die’ beiden angefchwollenen Verbindungs-
theile des Wirbelserhalten dadurch trichterförmige Ver-
tiefungen, die mit Hülfe des Zwilchenwirbelbandes
weile, mit einer Flüfügkeit gefüllte Höhlen bilden, wel-
che:Home *") und Biaimville 2) bei Squalus max imus
(Lin.) befchrieben haben. Nach Blainville betrug ‚die
Menge der zähen, falzig fchmeckenden Flüfßgkeit 3%
Pinte, das; Zwifchenwirbelband war 110 dick und
2“ hoch, und beltand aus-kreisförmigen Lagen; die
‚Tiefe der trichterfönmigen Höhle betrug auf jeder Seite
3'/4', dagegen die folide Stelle des Wirbels nur 2
dick, war. Nach Home zog fich das geöffnete Band fo
ftark zulammen, dafs die.Flüfigkeit vier Fuls weit her-
“ausfprützte, Solche mehr oder weniger tiefe. Wirbel-
höhlen finden fich bei allen übrigen Fifchen. Nach: Ho-
me’s Entdeckung 3) enthalten auch (diefe nicht wie man
bisher glaubte, eine felte Gallerie, Sondern eine ähnli-
che Rlüffigkeit, die nur: gleich nach dem Tode feft:wird,
wodurch der Irrthum veranlalst ift *#). ‘Die Bildung
des Bogentheils bietet bei den Haiffchen und Rochen
- eine Stufenfolgein derEntwickelung einer eigenen, zwi-
Tchen die Dornfortlätze gelchobenen Reihe von Knochen-
Stücken dar, welche üich bei den Grätenfifchen ftärker.
2 f
2) Leerures on comp, anat, P. 1. 8.84. P. IL Tab, VI
2) Annales du Mufeum @’hiftoire naturelle,“ T. XVII. S. 127;
Gleich darauf folgt die chemilche Unterluchung des Knor-
pels und der Flüfligkeit von Chevreul.
3) Lie, S. 86.
4) Ein Ueberbleibfel diefer Bildung erhält fich bei-allen Wirbel-
thieren, deren Wirbel nicht durch freie Gelenke auf einan-
ı der beweglich find, bis. zum Menfchen herauf, wo- die
feitliche Einfchntirung, und die mit weicherer Knorpel-
malfe auszefüllten Vertiefungen der einander zugekehrten
Wirbelkörperflächen üe andeuten,
353 ._
und freier ausbildet. Der Markkanäl.wird durch’dicht
aneinander liegende, mit den Wirbelkörpern feft ver-
bundene Bögen gebildet, die aber bei den Haihfehen au
Zahl doppelt fo grofs als die Körper find. . Hier liegt
nämlich aufser dem von’ der Mitte eines jeden. Körpers
entlpringenden Bogen, an der Verbindungsftelle. von
je zwei. Wirbeln ein zweiter beiden zukommender. Dafs
diefe Vermehrung der Zahl der Bögen mit einer Erhö-
"bung des obern Theils der Wirbelfäule in Beziehung
Stehe, Zeigt fich deutlich bei den Rochen, in deren
Rückenwirbeln der Kanal blofs durch die fehr breiten,
an der Verbindungsftelle zweier Wirbelkörper liegen»
den Bögen gebildet wird. Zwifchen die.obern Enden
clerfelben, welche die Dornfortlätze bilden, ft eine
Reihe platter Knorpelftücke eingefügt, deren Zahl der
der Bögen entfpricht, Im Schwänze dagegen: ilt, die
Anordnung ganz wie bei den. Hajien; der Uebergang hn+
det in den letzten Rückenwirbeln Statt, wo Sch von
der Mitte der Wirbelkörper eine dreieckige Knorpel-
platte zwifchen, den Bögen in die Höhe drängt;.bis.he
allmählich das ‘obere Zwilchenftück erreicht, und, heh
mit.ihm verbindet. _Bei den Haifilchen find die Bogen-
theile der beiden vor dem Anfange einer jeden Rücken-
flolfe liegenden Wirbel noch um einen vermehrt, indem
fich zwei mittlere finden, fo dafs hier jeder Wirbelkör-
per mit vier Bögen in Berührung fteht. Von den Rü-
ekenwirbelkörpern entfpringen quere Fortfätze, welche
fowohl bei Haififchen als Rochen mehr oder weniger
lange Rippen tragen, die bei den Haihifchen, befonders,
nach hinten zu, ftärker entwickelt {ind !). Anden
») Fälfehlich Iprechen Cuvier (Vorlefungen über vergl. A. T.
S.191.), Treviranus (Wiedemanns Archiv für Zoologie, B. IV.
Heft 2. $. 58.) und, ihnen folgend, Carus (Lehrbuch der
Zootomie. $. 101.) den Rochen und Haien die Rippen günz-
Schwanzwirbeln bilden diefe Querfortfätze, indem fie
fich nach unten fchlagen und vereinigen, untere Bögen
für den Gefäfsftamm, die an Zahl den Wirbelkörpern
auch bei den Haien entfprechen. Auf diefe folgt eine
Reihe platter Knochen, welche bei den Haien mit den
Trägern der Afterfloffe verbunden jft, und durch den
- ganzen Schwanz einen Kamm bildet, der bei den Ro-
chen ‘nur im vorderen Theil des Schwanzes entwickelt
‚ilt, indem der hintere Thei! oben und unten zu einem
viereckigen Balken abgeplattet und verfchmolzen if,
worin fich die einzelnen Wirbel [chwer unterfcheicen lal-
fen. Dafs bei den meiften Rochen an der ganzen untern FJä-
che des Schwanzes die Floffenbildung fehlt, ift aus den
Abbildungen hinlänglich bekannt. Wie die Seitenflo!-
fen, beitehenauch die Rücken - und Afterfloflen in (ie!er
a Familie aus mehrern phalangenartigen Knochen-
eihen, worauf die borftenförmigen Strahlen fitzen. Das
Schwanzende der Wirbelfäule befteht (felbft bei fehr gro-
fsen Exemplaren) aus kleinen, kaunı wahrnehmbaren
Knochenkernen, Bei den Haien geht die Wirbelläule,
\ indem die Körper allmählich platter, die Bögen aber hö-
her’ werden, ‘in den Schädel, jene in die Bafıs, diefe
ir die Decke deffelben über, doch find die Bögen weiter
nach vorn getrennt erkennbar, als die Körper. Bei
den Rochen ift an diefer Stelle diefelbe Bildung, wie
bei der Chimaera, nur um vieles vergröfsert, fo da/s
das vordere Siebentheil der Wirbelfäule ein aus einem
Knorpel beftehendes Rohr bildet, welches fich nach vorn
in die Schädelhöhle, nach hinten in den Rückenmarks-
kanal fortletzt. Auch die Querfortfätze find hier auf
jeder Seite in ein, von vorn und hinten nach der Mitte
lieb ab; letzterer lälst auch in den Zufätzen nur den Hai-
fifchen Gerechtigkeit wiederfahren,
[4
2... u
‘zu Breiter werde 'in feinen breitern Theile nach
oben’ PD ERBE. Blatt ver[chmolzen. Lahn ae
„ Der in feiner äulseren Bil dung den Grätenffchen
näher fichende Meerengel, Squatina laevis (Cuv.) weicht
auch, rückfichtlich der ‚Wirbelfäule bedeutend von den
. Haien und Fochen ab ) Die Wirbelkörper find kurz,
ganz. ohne die mittlere Einfchnür ung,.die beiden meilten »
Filchen wiebei den vorigenStatt Bidet daher find die trich-
terförmigen Höhlen fehr fach ; die Zwifchenwirbelbänder
find fokurz, dafs manihr V otkändenfeyn nur durch einen
feinen Streifen wahrnimmt. , Die Halswirbel find zwar
deutlich getremt, aber ‚chr breit, befonders durch
ihre Starken Quer fortfätze, welche auch in den Rü-
ckenwirbeln eine ununterbrochene Leifte bilden; hier,
God zwilchen je zwei Querfortlätze die Rippen einge-
fchoben, die alfo wie bei den höhern Thieren an der
Verbindungsftelle zweier, Wirbel liegen.. Die. oberen
Bögen ent[prechen in den’ zelin vorderen Wirbeln den
Körperg an Zahl, von da an: aber findet diefelbe An-
ordnung als bei den’ Haien Statt. Im Schwanztheile
find die über den Bögen liegenden Kuorpelftücke Sehr
hoch und: breit, fo dafs einer drei bis vier Wirbeln.
eutfpricht;'. unter jeder Rückenfoffe ‚bilden fie zwei
breite-Roorpelblätter,, worauf fechs Phalangen einlen-:
ken. Da wo die Schwanzflofle anfängt, verlängern he
“ich oben und unten beträchtlich, und nehmen nach.
hinten zu allmählich ab, wodurch das Ende der Wirbel.
-fäule eine keilförmige Geftalt, wie bei den Haiffchen,
erhält. N
y ; f
1) Leider ift das Exemplar das ich vor mir habe, noch [ehr
jung, 1051 lang; °
wu. ar.it Dar : 187 'Knochenfifche,
"Bei ran bewährt fich die weitere Entwickelung
der Wirbelfäule; 'befonders durch das allsemein- her-
vortretende Kuochengewebe ‚ das fich an Ir Oberfläche
verdichtet, und nach innen zu auflockert (fubltantia
Cörticalis und diplo&); durch Vermehrung und Aus-
dung der unmittelbaren und mittelbaren Fortfätze
der ‘Wirbel, wodurch ihre Geftalt zufammengeletzter,
und die verfchiedenen Gegenden der Wirbelfäule deut-
licher unterfcheidbar ‘werden. Doch betrachten wir
Ichicklich, ehe wir zu den eigentlichen Gräterhlchen
übergehen, einige der früher zu den Knorpelfifchen
gerechneten Plectognathen, weil fe in mancher Rück-
ficht eine Zwifchenftufe bilden, und überhaupt dureh
eig enthümliche Forınen von der gewöhnlichen Fifchbil-
Au: abweichen, 0
“
art. Men! Orshaorifeis Mola (Tetrodon Mola. =
ı feiner getrennten Schädelknochen nicht zu den
"Küorpelfifchen gerechnet werden kann, fo fteht er ihnen
doch durch Textur und Structur der Wirbelfäule fehr
nahe (Fig. 6.). Die Faferbildung fprieht ich inallen Thei-
len des Skeletts vorberrfchend aus. ' Zelliges Gewebe
‚it nicht wahrnehmbar. Die der Form nach zwar deut-
lich abgetheilten fiebenzehn Wirbel bilden eine zufam-
menhängende Maffe, indem befonders die Bögen ganz
verfchmolzen find, die Wirbelkörper find lang, äulser-
lich und innerlich denen der Haififche ähnlich. Kip-
und Querfortlätze fehlen ganz, ihre Spur zeigt
‚Sich blofs in einer fehnigen Seitenleifte durch die ganze
Wirbelfäule. Um fo ftärker find aber obere und untere
Dorntortfätze, (jene vom fünften, diefe auf den unte-
ren Bögen vom zehnten Wirbel an) entwickelt. Jene
3” lang, an ilsrer Bafıs verfchmolzen, diefe 7’ lang,
und (die beiden erften ausgenommen) an ihrer Bafıs
. von eininder getrenht'?); | Inıder Mitte ihrer Höhe
verlchmeizen: fe mit den ‚ihnen + I
Floffenträgern zu einer ‚breiten Wand ; da die ‚Flof-
fenftrailen anffitzen, find he wieder yon e ge;
trennt, Kücken-und Afterflofie ‚Nielsen nach, hinten in
Jer Schwanzlloile zulammen, die. vorderften Strahlen
findioben und unten 8“ lang. Die neun Träger ‚der
‚ehr ‚breiten Schwanzfloffe entlpringen yon dem. ‚obern
und unteren Dornfortfatz des vorletzt=n ‚Wirbels, den
zaittellten ausgenommen, welcher ‚eine 'Fartfetzung des
letzten Schwanzwirbels ift, ‚Die Bruftfloffen fetzen 6 ich
durch knorplige, Fortfätze des Gürtels, der eigentlich
nit, dem-Schädel: verbunden ift, auch an den fünften
Wirbel, ;
Bei den Kofferk/cehen(l. Fig, 11. Jife der Mangel der
Ouer fortfätze und Rippen durch den zufammenhängen-
‚ den Panzer erfetzt, welcher jedoch mit dem Skelett bei
Ofir acion trigonus nur an der Stirne verwachlen ift. Das
Krochengewebe ift-hier weit fefter, die Geftalt der‘ Rü-,
ckenwirbel der beim vorigen:ähnlich; die innerhalb des
Panzers liegenden fechs vorderiten: Wirbel find unter
einander und mit dem Schädel verwachfen. Das Gewebe
der Knochen gleicht dem der verknöchernden Schädel:
knochen im menfchlichen Embryo 'einigermaafsen.. Der
erfte Wirbel hat deutliche Querfortfätze, ‚an welchen
geiz Kurze rippenartige Anhänge fitzen. Die beiden
Ariten haben freie obere Dornfortfätze. In den vier fol-
genden Wirbeln entfpripgen diefe von der ganzen Ober-
fläche des Wirbels, indem fie den Bogen und Körper
{chräg von hinten und oben nach vorn und unten als
eine breite Leifte umfaflen; he ähneln in diefer Rück-
ficht den auf ihnen Arsemiben Fioffenträgern , welche
ebenfalls in ihrem unteren Ende gelpalten find. Untere
1)-Der ganze Fifch ift 14% lang und 29" hoch,
Dornfortlätze finden fich nur) vom Achten’ Wirbel an,
obwohl fich der'fehr ftarke erfte Afterflöffenträger mit
feinem in fechs'Strahlen gefpaltenen Ende ichon anı den
vierten Wirbel’anlegt. ' Diefe Strablen liegen;nicht hin-
ter-, fondern'nebeneinander (eine, bei keinem andern
bis jetzt unterfuchten Gefchlechte vorkommende: Bil-
düng). * Die Schwänzwirbel ünterfcheiden Sch durch
ihre Kürze und grofse Beweglichkeit»von den übrigen}
die drei erften haben ftarke obere und untere nach vora’
re Dornfortfätze, ‘von (denen. der obere: des ıera
sn ‘die Rückenfoffe, ‘der untere ‘des: zweiten die Af-
terfloffe von hinten 'unterftützt. »Der'letzte' Schwänzk
wirbel ift ein breites, länglich viereckiges Knochenftück,
auf dem jederfeits drei erhabenerbihien divergirend'nach _
der Schwanzfloffe verlaufen ‚deren Strahlen anf feiner.
binteris Fläche einlenken. ı"Den'Köfferhilchen: zunächft
fteht die Gatzutig Balijtes Tin; \bei' denen fieh'bereits
n finden, die aberrdie'Bauchhöhle blolsıvoni
oben bedecken‘, indem fie fichz'fait aufwärts gericktetz
fefe an die dicke Haut heften. Die Geftalt der Wirbel
He im'Ganzen'diefelbe ;/das'Gewebe mehr blättrig>und
zelligi Die vorderen Wirbel ‚ind zwar nicht/mehr ver-
wächfen, aber doch kaum Auf einander beweglich. 'Die
oberen'undl unteren durchgängignach hinten gerichteten
Börnfortfätze' find hoch, und! mit ftarken Flolfenträ=
gern verbuühden; welche dicht hinter dem Schädel ieiz
‚genthümliche Knochen darftellen, ‘die durch Geftältiund
‘ähnlichen, an der Bauchfläche liegenden ntfpres
Bei) Triacanthus Qüv.Balifi. biacubaens \W,
Sind diefe folgendermaafsen’ gebildet. 'Auf'dem: Bogen
des er(ten Halswirbels, der mit’dem’Schädet verwach«
fen zu feyn feheint, fteht ein’ langer viereckiger Kno-
chen gerade aufwärts, dürch &in Gelenk mit'ihm ver-
bunden; das obere Ende ;ift hainmerförmig‘nach: vorn
und hinten ausgebreitet. '* In der Mitte auf diefem'itt
der Starke Stachel derierften Rückenflöffe: eingelenkt}
der vordere Tortläiz rägt gegen‘ den" Hifiterhaupts-
ftachel,“der hintere trägt den kleinen zweiten Floflen!
ftrahl; der dritte, vierte und fünfte frzen auf reigeneny
kleinen, ‚nur durch Haut unter Sch und .mitden vori»
gen verbundenen Floflenträgern, welche'auch.die ‚Dorn-
förtfätze der Wirbel bei weitem nicht erreichen.‘ Die
' Rloffenträger, welche die‘ zweite iückenfloffe unter-
ftützen,, (find durchgängig'anihrem,oberen Ende. 'hamy
merfötmig;; fo dafs«durch die nach beiden Ssiten (nicht
nach vorn und hinter)'"gerichteten Fortfätzeveine breite
Rüelsendecke‘entfteht: .Die‘unteren Flöflenträger Gud
diefenähnlich, nur mit weit kleisern hammerförmigen
Fortlätzen' am Gelenkiende- verfehen, ‚ -BeivBalifies'Ve-
erela ift die-Knochenbildung im Allgemeinen ftärker; die
Wirbelfäule unterfcheidetfich belonders durch! eine ei-
gene Art!Beweglichkeit im vordern Theile;;.die Körper
haben hier 'eigene'.Gelenkfortlätze, die fick) von vorn
pach hinten decken; »die:Bögen des dritten! bis feben,
ten Wirhels find unter leinander verwächlen ‚doch ver4_
Bindenihe Äichmit den: ihnen entfprechenden Körpern:
durch Gelenkflächen, wodurch’ die Beweglichkeit dies
fes Theils'der. Wirbelläule wieder hergeftellt\wird. Im
hinteren ‘Theil der Wirb:lfäule trägt jeder, Wirbelkör-
' per'an feiüem vorderen Ende einen eigehen-kleinen Bo:
gen; der fich an den gröfsern Bogen und! Dornfortlatz
des :nächl£ vorderen Wirbels: anlegt.‘ Dievdie Rippen
' tragenden ‚Querfortlätze\entipringen’in den’ dreiheriten
Rückenwirbeln von den Bögen, in den andern von. den
Körpern,iDie. erften»Küäckenfloffenträger find’ hier! zu
zwei grolsen Knochen verfehmolzen. Der er/te, kahus
förmige,. erfireckt eh: vom »Hinterhauptsftachel nach
hinten; ohne die Wirbel zu, berühren, )er trägt-in fei-
ner ‚nachoben gewandten Aushöhlung. die, Strahlen. der
erften Rückenllolie, der zweite Kleinere lteigbvon dem
‘
N a ns 359
hintern Ende des’ erften fchräg: zu den Dornfortfätzen
‚des vierten und fünften Wirbels herab. . Die übrigen
‚obern' und» unteren Floffenträger find anı'ihren Floffen-
enden verwachlen.' aiersgrhyege grals ift. der. m
„der Afterflolle,; Zu Un
'Der‘letzte Wirbel: fake ch bei, heidan Baliften
zu nach hinten: divergirende-Platten,) welche.nebit
den beiden Dornfortfätzen delielben Wirbels een
. Hoffe: ‚fragen. Hd ia NE
4 80 ftehen diefe, Ru Grätenhlchten De fchr na
Die Gefchlechter Syngnachus- und Pegafusı (L.) ver bias
‚den aufieine ähnliche: Weile, wie die.Kofferfifche und un-
ter den Reptilien die Schildkröten; die: Wirbelthierbil+
dungımit der der Panzerthiere ?)...Die-Geftalt der Wir-
bel ift bei) Syngnachus und‘ Hippocampus-lehr einfach
(KFig. 7 und '8.); ’die:aus zwei Trichtern. beftehenden
länglichen' Wirbelkörper tragen an ibrer mittleren Ein;
- Sehnürung Starke Querfortlätze; der, Rückenmarkska-
Bere bei S, aeus Jund‘zyphle durch..einen, ‚in. den
Rückenwirbelu aufsjeder Seite mit fünf, im den Schwanz:
\mit fechs getrennten Wurzeln ‚entipringenden
gebildet;.! diei.dadurch. entitehenden feitlichen
"Oeffnumgen find durch Haut verfchlofien.?). Bei Hippo-
eampris find die: Wurzeln nur einfach.» Von. der,NMitte
‚der Bögen erheben ‚üch'kurze Dornfortfätze, . die eine,
zufammenhängende Wand bilden, indem’ fiennter einau=
„dervfich ‚berühren. Die unteren Bögen der Schwanz
"wWirbelvehtfpringen wiergewöhnlich ‚yon ‚der Mitte der,
"Wirbelkörper und rg kurze Veen Alle
N tun | seirrudor
’ Te - % Bi IT ERERET NY
d "y) Diele Bildung ai von "Schneider (Petri Artedi Syno
unlnymia pifcium, Lipliae 1789). befclirieben und abgebildet. .. ,
oyıh diesfielleiche' er Ver; der’ rag Rn bei,
ode Haien? > iuwdac, li. Is N
ur
360 —-
diefe Fortfätze erreichen ‘den Panzer; mit deffen innerer!
Fläche fie fich durch‘ Bänder verbinden... Einerm'jeden,
Wirbel entfpricht eiu Ring , der in den Rückenwirbelny
diesserften ausgenommen, aus fieben fchuppenartigen.
Stücken befteht, .diefich vom Bauch nach dem Rücken
zu decken, auf dem Rücken abwechfelnd über einander
liegen. Die Ringe'decken fich ‘von hinten, nach vorn;
Das’Ganze ift von einer ziemlich. ftarken-Haut überzos
gen. Bei Hippocampus haben die feitlichen und) unte-
ren'Stücken der Ringe eine'mehr kreuzförmige Geitalt,
wind verbinden fich‘ mit den 'benachbärten »blofs-durch '
ihre Fortfätze,- jedoch fehr feft. Die hierdurch entfte-
henden Zwilchenräume "werden durch Muskeln ; ‚ausges
fällt, ‚die den»Zwifchenrippenmuskelu der-übrigen Ris
fche entfprechen. ‘Die Rücken - und: Sch wanzmuskeim
hiegen in den Kammern ‘oder ‚Kanälen, »die: durch die
Verbindung der: Dorn= und Querfortfätze mit dem iobei
ren und untern Theile der Ringe: gebildet werden: Der
letzte Wirbeliträgt bei S. acus und eyphle die Schwanz«
floffe , indemer fich [enkrecht ausbreitet. ton
62.4. Die Syngnathen ohne Schwanzflöfle und Hippo«
campus find die einzigen bekarinten, Fifche;-.in denen;.
bei wölliger Verkhöcherung des :letztei-Wirbelsy..die..
Schwaizflofle fehlt; einige: Aalartige,Fifche,,ausgenom-
men,’ deren’ Skelett: aber: noch‘ nicht.'belchrieben ilts-
Ber: erfte' Wirbel unterfcheidet Reh. von, den ‚übrigen .
dürch feine'beilförmigen dieken Querfortfätze, dnwels
chie fich die Gürtelkdochen anlegen, Die Rücken-nnd.
Alfterfloffe ftzen- auf-dem arten "Rücken - und!|erften
Schwanzwirbeln, Jene, beiS, eyphle und acusy auf
fächerförmigen Ausbreitungen der Dornfortfätze' des
ein und»zwanziäften bis‘ dreilsigiten. Wirbels; beinZlippo-
campus auf'eigenen Floffenträgein‘, ‚die Ei zwifchen
die(e fächerförmigen Ausbreitungen, legen» » Bei, diefem
unterfcheidet üch auch der eriteSchwauzwirbel von. den
> übri-
—— 36
übrigen durch zwei Querfortfätze auf jeder Seite, Wahr-
fcheinlich ift bei Solenoftomus und Pegafus, die.äufser-
lich ganz mit dielen übereinkommen , ‘die Bildung der
Wirbelfäule diefelbe. " Unter den Grätenfilchen finden
fich mannichfache Annäherungen an diefe: Form. ‘In
Loricaria (L.), Cataphractus (Bloch), Agonus (Schnei-
der), Cottus eataphractus und monopterygius (L.) Peri-
fedion, (Lacepede, Trigla cataphracta L.) durch den
Panzer, in Fijfiularia sabacaria »durch die Form der
Wirbelfäule felbft. Nach ..Rofenthal"). finden fich in
letzterer auch im. vorderen Theile ‘der: Wirbelfäule
einige grofse panzerartige Schuppen. Die Bildung
bei Loricaria ilt nach Schneider .(l;:c.) ‘der der Syr-
gnathen {ehr ähnlich; die»Rippen»fehlen gänzlich;
die fehr ftarken Querfortfätze verbinden ich: befonders
imvordern Theil, felt mit. den Seitenfchildern. Die
Dornfortfätze bilden bis an-die Rückenfchilder eine
zufammenhängende Wand. "Diefe Verbindung wird
noch dadurch befeftigt, dafs obere und: untere fchräge
Fortlätze von den Wirbelkörpern bis zu den ihnen ent-
fprechenden Panzerftücken gehen. Mehr 'enitfernt fich
‚Trigla cataphracta von diefem Typus. Hier finden
‚Beh Rippen, ‘die fich zwar mit dem Panzer wie die Quer-
fortfätze der vorigen verbinden, doch fehlen fie-vom‘
vierten Schwanzwirbel an, und auch die Dornfortfätze
hängen nur mittelft der Flofleuträger mit dem Panzer
zulammen. Die Zahl der Schuppenreihen kommt, bis
auf.die.dem Kopf zunächft liegenden Wirbel, weiche
von ‘dem Gürtel und den 'Kiemendeckeln bedeckt find,
mit der der Wirbel überein. Merkwürdig ift hier noch,
‚als Schildkrötenähnlichkeit, das bruftbeinartige Bauch-
fchild, das von den Gürtelknochen bis zum Anfang der
N
1) Ichthyotomilche Tafeln, zweites Heft, Tab. IX.
M. d. Archiv, IV, 3+ B b
4 4
Afterflolfe reicht; es befteht aus drei’ xon vorn nach
hinten aufeinander folgenden Platten, in deren letzter
ein Loch für den Afıer ilt- i
i Sowohl. durch das Knochengewebe als die einfa-
che Geftalt der Wirbel zeigt fich bei Lophius pifeatorius
die Verwandtfchaft mit den Plectognathern. Querfort-
fätze und Rippen fehlen’gänzlich (Fig. 10.); die Wirbel-
körper haben eine cylindrifche Geftalt, ohne Einfchnü-
rung in. der Mitte, und And durch eigene Gelenktort-
fätze verbunden, indem die Bafıs des Bogens über den
‚ Körper des nächft 'oberen Wirbels hinüberragt. Die
Bogentheile und.-Dornfortfätze beltehen fowohl oben
als unten aus zwei feitlichen Hälften, die nur durch
Zellgewebe verbunden find. Die Schwanzfloffe fitzt
blofs auf dem einfachen letzten Wirbel,
- Die Wirbelfäule des Cydopterus Lumpus *) zeich-
netfich durch blättrige Bildung aller Theile aus (Fig. 1 1.)-
Wirbelkörper und „Bögen ‚beftehen aus {ehr zarten,
faft durchfchtigen, fpröden ‚Blättern, welche. nach
Pallas ?) bei Cyclojterus gelatinofus auch ‚von einer
faft Knorpligen Befchaffenheit find. Der letzte Schwanz-
wirbel ift wie beiden Baliften in zwei breite Plaiten ge-
fpalten, welche eigentlich nur der nach hinten ges
richtete und ausgebreitete obere und untere Dornfort-
fatz find. . ‘Sänimtliche obere Wirbelbögen haben in.
. . [577°
ı) Das Exemplar, delfen Wirbel ich vor mir habe, "war aueh:
lange Aufbewahrung in Weingeift fo aufgelöft, dafs es’ ohne:
in Fäulnifs ‚übergegangen zu feyn, beim Herausnehmen ganz
zerfiel. Vielleicht eine Folge der eigenthümlichen ‚Mifehung
des Schleimgewebes und der Muskeln diefes Filches, eine
gänzliche er huge der Knochen bis zur Biegfamkeit der
Sehnen fand ich bei einem gleichfalls Jauey aufbewahrten: -
Argyreiofus vomer,
2) Naturgefchichte merkwürdiger, Thiere, überl, v. Baldinger.
zıe Sammlung. S. 26. tal
I Tora 965
ihrer breiten Bafıs ein Loch, das vom Rüeckenmark-
kanal nach aufsen geht,
Die bei den meilten, Grätenfifehen gewöhnlichere
Form ift, mit ‘den weniger "bedeutenden Abweichun-
gen, folgende: Die ‘Wirbelkörper find an den Ver-
bindungsitellen eylindrifch; ihre äufsere Fläche ift zız
den Seiten und befonders unten häufig durch tiefe
Zellen und Löcher ugeben;- fie find im Verhältnifs
zu : ‚den Bögen kleiner als "bei den Knorpelhfchen. Ihre
Länge ift nach dem Alter, der Gelftal: und dem Theil
des Fifches verfchieden; in der Regel find die erften und
letzten die kürzelten, "Die Wirbel verbinden fich unter
"einander nicht blofs mittelft der Körper auf die bei den
Heien angegebene Art, wie Cuvier ") behauptet (dies
"babe ich blofs beim Lachs gefunden), fondern gewöhn-
ieh durch eigene Fortfätze, die Rofenthal ?) procejJus
foinofos acceljorios Seu artieulares 1, obliguos nennt.
Sie £ ‚finden fich. meift im vordern Theil der Wirbelfäule
{ irker entwickelt, und find verfchieden geftaltet. Sie
einen überhaupt eine Andeutung der, bei den Ro-
-n von der Verbindungsftelle zweier Wirbel ent-
jringenden Bögen zu feyn, deren vordere, kleinere
Hälfte entweder mit dem vorderen Wirbel zufammen-
ängt oder ihn. blofs bedeckt, wie wir bei Lophius
gefehen, haben. Bei vielen legen fich eigene, vom
hintern Theil des Wirbels nach oben abgehende Fort-
Sätze an den Bogen des nächftfolgenden Wirbels. Bei _
‚Perca , Gadus und Scomber bedecken die Fortfätze
‚der Bögen des hinteren Wirbels die vom Körper ab-
dbenden. Urs nächft vorderen. Diefe der Anordnung
Bb 2
pe
en
9 Vorlfongen‘ über v. A. 8. 157.
b Rn) Aschiv für die Phyhologie von Reil und Autenriech, X. 8. 355.
264 BRETT
bei A höheren” Wirbelthieren entgegengeletzte E Ein-
richtung fcheint bei den Filchen allgemein zu feyn,. äu-
{ser dafs in der Verbindung des Kopfes mit dem erften
Halswirbel das entgegengeletzte Statt findet. Bei Clu=
‚pea alo/a find diefe eigene Gelenkfortfätze auch im hin-
teren Theil der Wirbelfäule und an der Rücken- und
Bauchfläche der Wirbel entwickelt, fo dafs jeder vier
‚Paare derfelben hat, von welchen die längeren vorde-
ren des hinteren Wirbels ich an die Kürzeren hinteren
des nächft vorderen legen. In den vorderen Wirbeln
Einiger -verwachfen die Bögen und Dornfortlätze ganz,
Io wie hei, Silurus, ‚Uranofeopus , Muraena, Efox,
doch fcheint dies. blofs im höheren Alter. einzutreten.
Mit den Körpern find die Bögen, befonders im frühe-
ren Alter. zuweilen beweglich verbunden, und befte-
hen dann bis. in .die Spitze der ‚Dornfortfätze aus zwei
feitlich getrennten Hälften, ?
Die Dornfortfätze find yon ‚'verfchiedeher Höhe,
„was Ichon durch die Geftalt der Fifche angedeutet
wird; in den Pleuronecten z.B. find fie meift fehr hoch;
in. den ‚Aalartigen {ehr niedrig. Merkwürdig find. die
unteren Dornfortlätze in ne vorderften Wirbeln bei
„Muraenophis Helena, als grolse Schlangen - Aehnlich-
keit. Sie entfpringen von der ganzen unteren Fläche
des zweiten bis vierzehnten Wirbels und ind von ei-
nem fehr feinen Kanale durchbohrt. Am funfzehnien
Wirbel theilt er fich in zwei Blätter, die von einander
weichen, und in den folgenden Wirbeln mit den ‚Quer-
fortfätzen verichmelzen.
Die Floffenträger finden fich an einzelnen Stellen
faft bei allen Grätenhifchen, wahrfcheinlich blols die
ganz floflenlolen Gymnomuraena und Apterichthys aus-
genommen. Im Rücken fehlen hie bei Silurus.(den einzigen,
in den Dornfortfatz des. fünften Wirbels eing gefchobenen,
der die kleine Rückenilofle trägt, 5 RER. ind
SEITZ 365.
2 >
dagegen. an der ganzen unteren ‚Fläche, vom After an,
entwickelt. "In der Regel läfst fich auf ihr Dafeyn aus
dem Vorhandenfeyn der Floflen Schliefsen, doch finden
fie fich z. B. bei Trigla, Salmo Salar, Serrafalmo,
auch vor der erften Rickenfloffe bis zum Hinterhaupt.
Dagegen fehlen fie nach Geoffroi *) unter den Flolfen
des Polypterus Bichir, wo die, von fechzehn bis acht-
zahn variirenden Rückenfloffen , jede von einem eige-’
nen, knöchernen Strahl getragen wird, der über ML
Rücken 11°“ lang und 2 breit, und unmittelbar mit
dem ihm ine Dornfortlatz verbunden ift; an,
feiner hinteren Seite fitzt eine durchfichtige, 1’ 6%
ange Haut, welche durch vier Knorpelftrahlen unter-
ftützt wird, die von den knöchernen nach hinten ents
fptingen,
>. Die Verbindung der#loffenträger mit den Floffen-
firahlen ift fehr verfchieden; bei den Acanthopterygiern
ift meift ein zufammengefetztes Chargiergelenk, und
häufig verfchmelzen die Floffenträger mit den Rücken-
Tchuppen zu breiten Rückenfchildern, wie bei den
Triglen und Zeus Faber. Wenn die Zahl der Floffen-
ftrablen der der Träger entfpricht, fo. verbindet fich
häufig jeder Träger durch einen eigenen Fortfatz mit
_ der ‚hinteren Gelenklläche. des nächftfolgenden Strahls.®
Dies ift, befonders deutlich bei Gadus Morrhua, bei
E/ox ilt es nur iin mittleren, Theile. der Rücken- und
Afterflolfen. Häufig ift der erfte Afterfloffenträger mit
den ihm entfprechenden Dornfortfätzen zu einem ftar-
ken Rnochen verbunden, der die Bauchhöhle von hin-
‚ten Ichlieist; fo bei den Schollen, Zeus, Sargus. Bei
gi Baji findet lich eine ähnliche, doch ES enthue
e Bildung, indem fich an die untern Dornfortfätze
in
- %) Annales du Muftum d’hifoire naturelle I. p. 60.
366 Io
des achtzehnten und neunzehniten Wirbels die Spitze ei-
“ ner dreieckigen, 20 hohen; 1 breiten Knochenplatte
legt, deren Bafıs mit den Flolienträgern, die fich auf
der einen Seite über fie wegichlagen , verbunden ilt,
, Ganz eigenthümlich ift endlich bei Anableps die
Function des erften Stralils der Afterfloffe, deflen vor-
derer Rand nach Cuvier *) von dem Ausführungsgange
des Hoden durchbohrt ift.
Eben fo allgemein, als die oberen Bögen, fin-
den fich bei den Grätenfifchen die, aus den Ober ‚fort-
fätzen und Rippen gebiluleten unteren, wenn gleich
‚zuweilen fo unvollkommen, dafs fie nur den oberen
Tbeil darftellen. Selten finden fich blofs Querfort-
fätze wie bei mehreren Aalartigen, oder blofs Rippen
"wie bei Scorpaena horrida, je nachdem fie mit den
Wirbeln einlenken oder verwachfen; gewöhnlich aber
fitzen die Rippen an dem freien Ende der Querfort-
fätze. In der Regel 'endigen fich die Rippen nach un-
ten frei; bei Werten had fie durch eine Reihe mitt-
lerer Knochen , Banhberie, verbunden , "wie" bei
Clupea, Argyreiofus, Serrajahno. Ihre Geftalt, Grö-
Ise und Zahl ift fehr verfchieden, und’ fteht’keines-
weges mit der Zahl der Wirbel und der Gröfse des
Fifches in nothwendigem Verhältnils. ' Bei Pleuronec-
tes, ‘Coteus und den "Kahlbüuchen die Rippen haben,
find fie fo klein, dafs fie zur Bildung der Bauchhöhle
faft gar nichts beitragen, 'bei Cyprinvs find he lang
und Baah- dünner. bei E/ox, felır lang und dünn 'bei
Scomber, und vorzüglich. bei-C/upea und Brama Raji.
Die bei Vielen’ vorkommenden Nebenrippen kann man
als den zweiten Strahl der zeripaltenen Querfortfätze
anfehen. Sie heften fich oben und aulsen entweder
an die Rippen oder an den Querfortlatz, den Wirbel-
1) Le Rigne animal, T. 11. $. 198,
= u 367
körper und Bogen felbit, welche Bedingüngen man zu-
weilen bei demfelben 'Fifche, an ver[chiedenen Stellen
“und durch mehrere Reihen diefer Knochen dargeltelit
‘findet, wiebei Clupea, alofa, wo fich über den ei-
“gentlichen-Rippen noch zwei andere Reihen, die den
‚Muskeln‘ zum; Anfatz dienen, entwickelt haben. Bei
"Sceorpaena horrida und Gadus morrhua find diefe Grä-
"ten im vordern Theile der Wirbelfäule an die Rippen,
"im Bintern an die Querfortfitze geheftet. Rückt diele
"Reihe höher kivauf, fo:ift fe blofs mit den QOuerfort-
fätzen, oder dea 'Wirbelkörpern verbunden; jenes bei
"Pleuronectes, Labrus „-dieles bei. den Muruenen, wo
"die eigentlichen Rippen wie bei Mur. Conger und He-
lena ganz verloren gehen. Im hintern Theil der Wir-
"belläule find fie öfters durch eine aus den verfchmol-
"zenen 'Querfortlätzen gebildete erhabene Leilte erfetzt,
"wie bei Scomber und Brama. Bei diefen allen richten
"Sch die Querfortlätze fehr zeitig nach unten und bil-
“den fehon im vorderen Theile der Wirbelfäule die en-
' geren Bögen für die Gefälsftämme.
#0 © In der’ Regel unterfeheiden fich die erften und
“letzten Wirbel von den übrigen, jene, infofern fie den
"Kopf, diefe infofern fie die Schwanzfloffe tragen. Die
" oberen und unteren Dornfortfätze der letzten Wirbel
"werden bei den, mit einer ausgebildeten Schwanziloffe
" verlehenen Filchen an ihrem äufseren Ende breiter, um
' die, aus kleinen Gelenkflächen beftehende Anfıtzfläche
"für die Floffenftrahlen zu: vergröfsern. So werden fie
mach der Mitte zu immer feitlich platter, bis fich der
_ letzte Wirbel felbft in ein oder mehrere folche, mit ih-
rer Bafıs nach hinten gerichtete Dreiecke ausbreitet.
"Die Zahl diefer fo veränderten Dornfortfätze ift nach
der Breite der Schwanzfoffe verfchieden,
. Sie beftehen bei allen Grätenfilchen aus zwei Plat-
ten, die eine Höhle bilden, welche in den rundliche-
ren, über und unter den gaitzelften liegenden; Stücken
die Geftalt einer Röhre annimmt *). . Gewöhnlich‘ ha-
ben die unteren Dornfortfätze grölseren Theil. an der
Bildung diefer Flolfenträger, als die obern, indem fich
die letzten Schwanzwirbel etwas nach.oben fchlagen ;
was beim Lachs und Hecht. ziemlich ftark.der: Fall ift.
Es fcheint dies feinen Grund in der früheren. Bildung
der Schwanzflotfe Zu, haben, Diefe tritt nämlich‘aus
einer oberen und uutern, einer. Rücken - und After-
floflfe zulammen, wobei aber die letztere, ;befonders im
Anfang, weit ftärker.und faft.allein entwickelt ift 2).
‚ Die beiden, erften Wirbel unterfcheiden-fich von
.den übrigen. Wirbeln’ ziemlich. allgemein,‘ der . erfte
‚durch, fchwächere, der zweite durch ftärkere Entwi-
“ckelung (ein. für. alle .Wirbelthiere geltendes Gefetz);
doch offenbart fich die, bei. den. Knorpelfhifchen -fo;all--
‚gemeine Neigung der. vorderen. Wirbel, untereinander
.zu einer Malle zu verichmelzen , 'bei den.Grätenfifchen
weit feltener und in geringerem Grade. . ‚Eine Andeu-
tung ‚davon ift die Bildung des zweiten -Halswirbels' -
‚bei den. Karpfen; er ilt hier beträchtlich gröfser als
die übrigen, ‘und auf jeder Seite mit zwei Querfort-
fätzen,. einem hintern, Jängern,, abfteigenden, und ei-
nem vordern, kürzeren, auflteigenden' verfehen..., Weit
ftärker tritt dies beim Wels hervor; der erfte, Hals-
wirbel, ift ‚bier klein, wie bei den Cyprinusarten, be-
Steht faft blofs aus dem.dünnen. Körper, und erfcheint
‚nur. als ein verknöcherter Zwifchenknorpel, Der
N
—
x) Aehnliche Höhlen finden fich bei den größseren Filchen ‚auch
- in der Gelenkanfehwellung aller übrigen Floffenträger. Au-
fserdem habe ich fie nur in den angefchwollenen Stellen der
Gürtel -,; Becken - und utävanselknochbit bei "einigen, z.B.
Efox, Gadus, und immer in den Zungenbeinälten gefunden;
.ı..2) Bei den Stören wird ‘die Schwanzflo(fe blafs durch die un-
tere Hälfte, und bei den Haien gröfstencheils daraus gebildet.
er nn 369
zweite aber ift wenigltens' fechsmials gröfser'\als\diefer
‚und die zunächft folgenden, und mehr als dreimal grö-
He als die grölselten der übrigen, indem er nicht blofs
bedeutend länger, fondern auch breiter „it, „wenn
‚gleich feine Dornfortfätze niedriger find *). Er: trägt auf
‚jeder Seite. zwei ‚Querfortlätze, einen. vorderen und ei-
nen hintern, welche an ihrer Grundfläche zufammen-
fliefsen. Der vordere, ‘weit grölsere „'ift wieder in
zwei Haken gefpalten, deren vorderer, ftärkerer und
breiterer, | durch eine überknorpelte Gelenkfläche_ mit
den Schulterknochen verbunden ift.'; Eben fo iet auch
der Dornfortfatz in zwei Hälften zerfallen, , von ‚deden
die vordere, gröfsere den erften Halswirbel weit über-
ragt, und fich genau mit der Hinterhauptsleilte ver-
bindet: Der ganze Wirbel erfcheint.von vorn nach hin-
fen aus zweien zulammengeflollen., Ueberhaupt aber er-
innert diefe Bildung HE. undentlich an die der -Rochen
und Chimären. Bei der Fiftularia tabacaria find, "nach
Rofenthals Abbildung des Skeletts CIehthyotomi/che
Tafeln) die erften Halswirbel, ähnlich wie bei den Ro-
ehen, zu einer Höhle verfchmolzen, indem &ich die
- einzelnen Stücke durch Näthe verbinden; ‘dock feblen
hier die Fortfätze faft ganz, und der Gürtel fcheint
fich (nach der Abbildung) nur mit dem Schädel zu ver-
binden.
Bei’ einigen “Fifchen, namentlich den Welsarti-
gen, Ophidium, Cobitis tragen ‘die vorderen Wirbel
koöcherne Kapfeln oder Anhänge, “in ‘welchen die
Schwimmblafe enthalten, oder an welche fie befeftigt ält.
Bei Ophidium ift auch das zweite Rippenpaar zu zwei
_ breiten, diefe Kapfel umfchliefsenden Blättern vergrö-
dsert. Doch gehören diefe Knochen nicht zur Wirbel-
fäule, fondern zu dem Organ das fie unterftützen.
1)$. Rofenthal Ichthyotom. Taf. Tab, IX. hg: 3.
f
%
370.
Tabelle über.
"Namen (nach “Ciivier,
die Zahl‘ der Wirbel wind
bei den Fifchen "ya. ©.
I \
x
Länge Zahl ;Hals-.
‘ des [aller nt
' + Regne animal. Ske- | Wir-
e e Rx 2 letts. | bel. bel.
Et per ‘ ' .
“Chimsera -arctica (mon- 1 Tor
niftrofa., Bloch) . = | 22° | s00o,| +
zn \ Wir-}
Jalsl bel-
ae körper
Acipenfer fiurio . . Iza4| 2 | +
/Carcharias glaueus (Squa- emasnort
inlust LIE: Saat 124 132.| —
Scyllium «(Squal. carulu |
LH Ian RE VRER 122 | =
‚Squatina laevis (Squalık, :
‚SquatinaL.) . « « Jro24 | ng | —
"Raja oxyrhynchus . ...f 184 I110- 15] ver-
Fer. }: ch wach-
ne ; \ fen.
'Raja Batis . Kuh 44] 120 |verwi:
Torpedo.narke (Raja Tor- „ul
pedo, L. ja rar.= ızlı | 97?) |verw.
Syngnathus Typble . f rıdd] 58 gr
on, Adeus 0.0. JH | 66 En
Hippocampus vulgaris zul
[q re Bippassmi 45 u
ee a a ie zu
Orthagorifceus Mcla (Te ”
trodon Mola.L.) . 144 17 u
Baliftes Vetula . » . P 224 | 18 1
Trriacanthus (Baliftes bia- 4
culeatus. Bloch.) . zu a 3
Oftracion trigenus . . fallt) 13 ren)
Salmo Sılar . . .. 31 56 =
—Tafid ii Va gu [7 2
Clupea alofa . . „N aztı) 57 1
Elox Lucius . daB & 1
Drei ändere, 624, 924 > i
und ı/ lang, haben nu 16 I 41. |.19.
Rippen
40
1) Die Skelette der hier angeführten Fifche befinden. fich £immt-
lich in der Meckel’fchen Sammlung, Bei der Zählun
ich mich der
gröfsten Genauigkeit befleilsigt.
5 habe
a) Die verwächfenen Halswirbel neumen hier einen weit Klei-
nern Raum ein, auch finden fich an dem Aufange der Rücken-
wirbel fehon drei gefonderte Bögen,
verfchmolzen Bass, Aare
wo dieKörpertheile noch
ne \ | ! () u
ER Länge Zahl ee hbzel,..::
tn foach Cuyvier, | des | aller Ser kenn.) En | Rip
OO Regue animal.) ji Wir- [dar | wir | 8 |paare
etts e 3 e Rn
ARE LTR: —— 3 iR .
„Rate ellon: : FE hl 2
Rt “zul so 2 | 49 | 29 °|°49.°
Eyocoeius e liens |. 5 uU | 47 _ 31 16 30
Cyprinus’Carpio . . | 174 36 2 14 20 16
um Glanis *) . ı. 4 72 a 17 ER
‚ Glanis ?). » Past 73 Pe ° 1a) 54 Te
Gädua Lana Von 0. falkızip 82 1 „2 | 39 21
lm 2... gr 8 1 | 22%] @39%] har
m—jLötaı 2. . Hu ” T 22 38 BT
— | Merlangus ?) . 4 @ a Eu wr
— 'Morrhua .. Er 92 % 701939, 10%
Tau 53 2 17 ar?
Pleuronectes Imande 1 s FA & * 10 2 ?
Befi uns 2 14 =
Solea (Piguroneer. Den | norile i
EB) gu rn:
Cyclopterus Lumpus aa 41 + 9 18 +
Echeneis Bemora . | zur 27 —_ 12 15 12
Conger vulgafis « .. Tas 154 6 52 96 on
Muraenophis Helena‘. | 1724| 147 dr 71 7
Ophiaiurt barbatum\. $94larir| 68 es 15°| 5 15
Cepola rubelcens ... | ı5“ | 71 E 77 sr
Blennius Pholis” , .. sah 38 _ 8 30- 1
Gobius niger . » » 5a 28 — 10 18 H
Callionymus Dracuncu-
TE 2£ 21
}
l
A
A
191
- 9) Der zwei und vierzigfte und drei und vierzigfte Schwanz-
wirbel diefes Exemplars find fo verfchmolzen, dafs he nur
den Raum eines einzigen Wirbels einnehmen , doch find alle
Fortlätze getrennt.
2) Eine ähnliche Verfchmelzung Endet hier in den Rückenwir-
bein Start, fo dafs dieKörper des 13, 14 und Isten nur einen
zu bilden fchienen, der aber auf jeder Seite drei Quexfort-
h fätze und Rippen, und drei'Dornfortlätze: trägt. \ _ ,
Er) In zwei andern Exemplaren, die beide länger find, linden
Sich jedoch nur vier und dreifsig Schwanzwirbel.
i -
4) Eben [o ift es bei einem 14%. langen, dagegen finde ich bei
einem von 22%/! nur 29 Schwanzwirbel.
j
Zee Rn ar‘ Su 2 |
KR VRR.
Namen (nach Eisen !
“ Regne animal.) | 'Ske- | Wir- al
———.
Sargus Sparusßarzus.L.) |
Synaneeia,, -hortida (2
Exempl,) 5 ae
hort: LE Elox
Sphyraena Sp er. lox
hkaona EL |
Mullus fürmulerus , © |
Mugil Cephalas . ; zu). 2%
Daca Auviatlis . + zu | 4
Sciaena nigra (S, Umbra” vl 4
Trachinus Draco.; » zul 38 aM
Trigla Lyra...» 32,.,.—
- Gurnardus (3. Expl. 35... —
Periltedion (Free ca- 4
Bphiacın, ) ‘ 34 _
Yon Ein iloarorius ‘a i i
xernpk - 29 —
Scomber omhrun F 52, e%
Thynnus (Scomber thyn-, Fr RR
RB). Wired 1 36, BE)
Argyreiolus Vomer(Zeus { 2
Vomer.b.) . » >» su 'k 2 Br
31 E;)
I
J g
Chaetodon . » R az4 | 22
BramaRaji (Sparus Räjie "
L “
IE a 14llalll
alm
Zur Vergleichung und Ergänzung obiger Tabelle
habe ich hier die Angaben mehrerer Schriftfteller ge-
fammelt, doch macht diele Zufammeuftellung keines-
wegs auf Vollftändigkeit Anfpruch, (Die daraus her-
vorgehende Verfchjedenheit der Angaben’ rührt bei eini-
gen vielleicht von dem verfchiedenen Alter der ikelet-
tirten Fifche her. Doch find im Allgemeinen die in
Cuvier's Vorlefungen angegebenen Zahlen {ehr unzuyer-
läffg, da bei vielen entweder an falfchen Skejetten,
oder obne alle Genauigkeit_gezählt feyn muls, und l bei
manchen der Name der fpecies, ganz ausgelalfen lt,
ann 373-
Durch Genauigkeit zeichnen fich die ©, Mo/ehkliaPichen
Angaben aus.
air : Manais).. .Wirbelzahl,
Acipenfer fturio. Cum. '. . 8 in Allem;
Squalus Care 2) st lang. frıg in Allem (gr Rückenwirbel )
Raja,Rubus ?) =3/ lang . , ae KR rn Sera
Diodon Hyftrix. Fror. in Allem, :°
Tetrodon teltudinarius. Frof. l:o in Allem,
: wadricornis. Cuw. fı3 in Allem,
uv. . Rückenwirbel, 16 Schweiz winhel,
Syagnathus Hippocampus. CüvJs2 in Allem,
Len-
Hals- FE den ER Sum«
bei], Ken- | vder | & r
wirbell virbei] After- a
wirbelj ° ®
— n..n |aumm | —
Salmo Salar. Rof. 4 4 27 z 124 8
— Maraenula.“ Rof. Ber a 29 6 1 %
— polöhepe- Rof. » ı 10 6 19 36
hombeus 2 Den I 12 _ 20 33
Clapea arengus. Cuv. ", 4 38 a co
_ enzus. Rof .. 5 — | 38 = | 57
Elox Lucius. Euv-. he } 4 35 —_ 20 | 59
— Lucius, Er A _ 36 z’'p 21 61
_ brahlienfis. Cuv, ', . _ 34° 3 15 52
_ — Bellone, 'Fror. . '. . e | 56 _ 26 | 34
ann Carpio: Cum , » ı | ıy 9 16 | 41
v Nafüs. Cım: , .. ı 19° 5 19 44
_ , Alpios. Fror. v 2 20 4 2 49
— erytbrophthalmus. Fror\ 2 14 4119 39
— Brama Fror, . ., 2 18 4 19 43
— Brama. Rof, ... 3 14 4 2 44
Cobitis folhlis. Fror.... 1 1 29 18 48
Silurus Glanis. Rof. . , . 2 16 53 7x
.— Cau.lCw ... 1-14. 187 1 30 44
Loricaria, Cuv, .. » .» 1° 6 | 1 28 36,
Gadus Merlangus. Cu». . . ai Krizub ig 32 55
— Lot. Won ... | 2 21 38 6
9) Civ. bedeutet Cunier in den Vorlefüngen üb. v. A,; Fror. Fro-
riep in den Anmerkungen zu diefem Werk; Roy. Rofen-
thal \chthyötomilche Tafeln.
a) Treviranus j in Wiedemanns PP B. IV. H. 2,
3) Wbrirdnse. le
374 _—e-
a Io | done
a ek | Rük-:} den-
Namen Mate j| ken- oder
we wirbeljAfter- iD:
wirbel|
Er nserer;
Gadus Lota”). . - 2 uni
Pleuroneetus masimus. Fror. — Lı]| —
vo Belus. Fror, ae 9 uE
—_ platelfa. Cu», der 13 | X
Cyclopterus gelatinofus 7) 18/4
qui lan Sr ra Tee
Echeneis. Juan) sı Yon.»
Muraena Anguilla, def Ar
I. 12
ne 00.
a a barbatum ?) . ER: | 15
. imberbe. ®). . a 17
Akrakiehas Lupus. cu, . |: 2
Mullus imberbis. 5) . . » _ 8
Perca Auviatilis, Cum... _ 21
Sciaena Aquila®) „ ....« _ 11
Trachinus Draco, Cuw. x Br: 13.
Uranofeopys fcaber. Cum, .» 1 9
Trigla Cueulus. Cuws N is 13
— volitans, Cuv. x» » .- 8
_ eataphraeta. Cum... 3 _ 12
Cottus Scorpins. Cud, ı, « — eg
Argyreiolus Vomer. Cum. . 4 0)
Galterolteus pungitius. Cuv. _ 17
Zeus Faber. "un, NEE A 9
Chaetodon.cornutns. Cum i —_ 9
—ı ‚ltriatus, Cu... _ 9
"— „bieolor. Fror,. » _ 10
Filtularia..Cuw. „5° F —_ 52
TIRRIEHR PareaHe., Rolh d 1 46
9 a; Reptilien.
—
BEREESESEEE EEE
4 im Ganzen 64
im Ganzen 115
15
se]
103 - 8|120-25
so I 76
15 24
2 4
12 24
30 45°
15 25
21 34
12 20
23 35.)
15. 25
13 23.1
‚22 39
16. |, 51
12.10 21
12 21,
141] 24
74
ara Aue
:
E
SE
ne
Die Grätenbildung: ift hier Kunz orRinde
die, Khogheh ailden fich in allen Dimenfionen aus; dies
&
ı) Carus Lehrbuch der Zootomie. $. 99.
2) Pallas Naturgefchichte merkwürdiger Thiere, ‚überlerze yon
Baldinger, ze. Samml. S. 26.
3). Cuvier in M&moires du Mufcum @hilt, nat. I 8 au. A
4) Cuvier. ebend.
5) Cuvier in "Mänoises AR Muf. ahift. nat. 1. p za
6) Cuvier in M&moires du Mul, I, p. ı7. »
ändert ;befönders die Geftalt der Dornfortfätze, welche
im Allgemeinen fehr niedrig find. Der Schwanz nimmt
nur bei: Wenigen- weleirtlichen Antheil ander Bewe-
gung, ‚daher die Schwanzwirbel immer-klein, wenn
gleich oft zahlreich find; meift haben fie auch dem un-
teren Gefälskanal und Dornfortfätze,. Die ftärkere Ent-
wicklung der Bauchglieder und ihre Verbindung mit
der Wirbelläule läfst hier zuerft Lenden - und Kreuz-
oder Beckenwirbel von den' Schteanzzwirbeln deutlich
unterfcheiden, fo wie ‘der zwifchen Kopf und Bruft
entfiehende eingefchnürte Theil die, hier mit gröfse-
rem Rechte diefen Namen verdienenden, Halswirbel
zur Grundlage hat). Wenn gleich die dadurch entlie-
hende Säugethier- Aehnlichkeit der Totalform befonders
durch das Skelett begründet ilt, fo zeigt doch die ge-
nauere Unterfuchung deffelben, auch in anatomifcher
Rückficht, die; zwaf über den Fifchen ftehende, aber
doch im Ganzen niedrige Stufe der Thiere felbft , und
noch mehr würde dies eine, bis jetzt ganz’ fehlende
ehemifche Analyfe thun. Die Wirbelkörper find im
Verhältnils zu den Bögen fo klein, dafs die Wirbel bei
Einigen faft 'blolse Ringe für das Rückenmark darftel-
“Jen. Immer find die Wirbel durch eigene Gelenkfort=
fätze verbunden, und die Körper articuliren meift
durch ein.der enarthrofis äbnliches Gelenk. Der deut-
lichere’Unterfchied von diploe und fubftantia corticalis,
von mit Markhöhlen verfebenen Röhrenknochen, und
daran befindlichen fchwammig aufgetriebenen Gelenk-
5 44 1
7) Wenn in Carus Lehrbuch der Zootomie 5. 129. der Satz
FF aufgeftellt ife: „dafs bei den Eidechfen zuerft in der Thier-
zeihe zwifchen Hals-, Rücken-, Lenden - und Schwanzwir-
beln unterfchieden werden könne, fo ift dies um lo auffal.
.. lender, da bereits in Cuvier's Vorlefungen bei Triton, Sala-
mandra und Proteus Hals-, Rücken-, Lenden-, Kreuz -
und Schwanzwirbel angegeben find, ..
376
knöpfen.offenbart den ftärkeren ER poläfeh wi
kender Kräfte,
Wegen der erfkn: Verfchiedenheit der Wirbelfäule
in.den;, einzelnen Familien gehen wir r foglaich zu diefen
\ aa }
A. Batrachier.
a. Gefchwünzte,
Den Charakter der Eifch - und Reptilienbildang
vereinigt die. Wirbelläule.der Siren lacertiua.*). Durch
die mit- Gallerte angefüllten trichterförmigen Aushöh-
lungen an der vordern und .hintern Verbindungsfläche
der Wirbelkörper kommt fie mit der der Filche über-
ein, ‚unterfcheidet fie jedoch von ihr durch die Ver:
bindung) der Bögen, welche an ihrer, oberen Wölbung
zwei vordere und zwei hintere Gelenkfortfätze tragen;
die fich von vorn nach hinten bedecken, ‚indem fich
die hinteren des vorderen Wirbels über die vorderen des
nächft hinteren legen. Diefe Anordnung findet durch-
gängig, Statt. Der halbzirkelförmige Ausfchnitt zwi-
fchen dem Körper und jedem Geleukfortfatze bildet
beim Aneinanderlegen der Wirbel das föramen inter-
vertebräle, welches von hier an bei allen höherna Wir-
belthieren diefe Einrichtung behält, Sie unterfcheidet
fich ferner von der Wirbelfäule der Fifche durch die,
im Verhältnifs zum Rückkenmarkkanal kleineren Körper,
an:denen auch die mittlere Strietur .nicht/mehr fo
ftark, und die Oberfläche glatt ift, und. durch die ge-,
ringere Entwickelung der Dornfortlätze, welche obeu
nur, einen nach hinten gelpaltenen Vorfprung, ‚und un-
ei ten,
=) Gier Rechenehes anatomiques fur les reptiles' douteux,
"Paris 1807.. Deutfch in den Beobachtungen 'aus der Zoo.
“logie und vergleichenden Anatomie, von A, w. Humboldt
und A, Bonpland. Tübingen 1806. ia AM
ten, wo der beivden Fifchen gewöhnliche Bogentheil
ganz mangelt, nur eine erhabene Leilte bilden.
Die Ouerfortfätze entlpringen von der ganzen
. Länge des Wirbels und haben eine ftumpf drejeckige
Geitalt; fie tragen an ihrer, eine einfache Gelenkfläche
darftellenden,, Spitze, vom zweiten bis neunten Wirbel
(inel.), ganz kurze Rippen, und finden fich überhaupt
nur in den vordern 3 der Wirbelfäule, die aus go,
übrigens ganz gleichförmigen, nur allmählich kleiner
werdenden Wirbeln belteht. Der zänzliche Mangel
der hintern Extremitäten hebt jeden Unterfchied in die-
fem Theile der Wirbelläule auf. N
Durch die Entwickelung der hintern Gliedmaalsen
unterfcheidet fich Proseus anguinus von der Sirene,
Die Wirbel find hier auf dielelbe Weife verbunden, wie
bei Siren. Nur. (der dritte bis achte tragen Rippen
auf febr kurzen Querfortfätzen, deren Gelenkfläche in
zwei Hügel getheilt ift, welchen ähnliche flache Ver-
‚tiefungen an den Rippen:entlprechen. _ Den.daranf fol-
genden Wirbeln fehlen die Querfortlätze gänzlich bis
zum Beckenwirbel, und fcheinen zu‘ der Bildung der
hinteren Gliedmaafsen zulammengezogen zu feyn. Am
ein und dreifsigften Wirbel verbinden fich die Hüftbeine
mit ‚den kurzen Querfortfätzen. Auch die erften
Schwanzwirbel.haben Querfortfätze, und vom dritten
an untere Bögen mit Starken unteren Dornfortfätzen,
wodurch der floflenartige Schwanz eine bedeutende
Höhe bekommt *), |
—
2) Cuvier’s Abbildung und Befchreibung diefer Theile (1, c.)
Stimmt in vielen Stücken, namentlich der Wirbelzahl, den
- Kiementrägern, den vordern.und hinteren Gliedmaafsen nicht’
. mit dem Skelett, das ich vor mir habe, überein, ($, die
“Tabelle und Fig, 13.)
M. d. Archiv, IV. 3. Cc
373 en
Auf einer höhern Stufe‘ ftehen‘ die Trizonen
und-Erdfalamander. ‘, Die länglich cylindrifchen fehr
dünnen. Körper verbinden fich durch ein Nu/sgelenk
frei beweglich, indem vom Kopfe aus der vordere
Wirbel die Pfanne. für den Gelenkkopf des hinteren
bildet. Die Bögen verbinden fich wie’ bei Siren, in-
dem der vordere wi nächft hinteren bedeckt. Auf
‚ diefe Weile fcheint es, als ob die Wirbel yom Kopf aus
übereinander gelchoben wären, fo dafs fich die Körper
umfallen und die Bögen dachziegelförmig bedecken.
Diele Bildung ündet bei Triton cri/tatus und taeniatus
durchgängig an den Hals-, Rücken-, Lenden-, ‚Becken-
“undSchwanz-Wirbeln Statt, Sogar das Grundbein des
Hinterhaupts nimmt in einer eigenen Vertiefung den
rinnenförmigen, in das foramen oceipitale magnum
hineinragenden Fortlatz des erften Halswirbels, auf,
‘der aufserdem durch zwei feitliche Geleukflächen mit
ihm verbunden ift, wodurch diefer Wirbel eher dem,
mit einem zahnförmigen Fortfatze verfehenen Epiftro-
pheus der höhern Thiere, als dem Atlas gleicht. Zu-
‘ gleich erinnert diefe Verbindung an die fehr ähnliche
des eriten Wirbels und Hinterhaupts bei den Rochen.
Die Querfortfätze entlpringen wie bei Siren von
der ganzen Länge der. Wirbelkörper und Bögen, und
find fehr Kurz. ' Sie tragen, in einen oberen längern,
und unteren kürzeren Gelenkkopf zerfpalten, bei Tr.
erifkatus vom zweiten bis fechszehnten, bei taeniatus
vom zweiten bis dreizehnten Wirbel kurze, von vorn
nach hinten bis zum Verfchwinden kleiner werdende
Rippen, die fich mit entfprechenden Gelenkflächen,
nach innen zu breiter werdend, an fie anlegen. _ Bei‘
Tr. eriltarus folgt hierauf unmittelbar der Beckenwir-
bel als der fiebenzehnte, bei Zaeniatus erft noch ein
rippenloler Lendenwirhel; und dann der ua
als der funfzehnte.
An diefem find die Querfortfätze etwas höher, und
verbinden fich auf jeder Seite‘durch zwei übereinander
liegende‘ Gelenkflächen mit einem rippenartigen Kno-
chen, an deffen äufseres Ende das Hüftbein gerade nach
unten’und etwas nach’ vorn ablteigend, durch Bänder
und Muskeln geheftet if. Sonft “unterfcheidet fich
der Beckenwirbel weder. durch Gröfse noch G« italt
von den übrigen *). Der hierauf zunächlt folgende
Schwanzwirbel hat einen breiteren Ounerfortiatz als
die übrigen, der zweite hat einen unbeweglich verbun-
denen unteren Bogen, der mit zwei fchmalen Wurzeln
entipringend, unten in ein breites Blatt übergeht; auf
diefem Bogen findet Ach beim dritten rer
und von da abwärts bei allen, ein unterer karimfolenie
ger Dornfortlatz. Der Gefälskanal geht bis iu die Jetz-
ten Schwanzwirbel, deren Zahl Hast dem: Alter ver-
Ichieden, jedoch bei eriftatus grölser als bei vueniarus
ft. Die oberen Dornfortfätze finden fich bei allen
Wirbeln, in den Rückenwirbeln als fchwach er habene
"Leifte, in den Schwanzwirbeln als ein höherer Kamm;
- der um fo ftärker hervorragt ?), je jünger, allo je Floh S
Ce 2
1) Die unvollkommene Stufe, auf welcher diefe Bildung der
‚hinteren Gliedmaalsen noch fteht, zeigt Ach vorzüglich in
der Unbeftändigkeit des Beckenwirbels. Eine in Aueh Rick-
ficht merkwürdige Abweichung finde ich bei einem 7, cri/ia-
tus, Hier verbinde: fich das Hüftbein auf der linken Seite
fchon mit dem rippenlörmigen Fortfatze des Techszehnten
‘ Wirbels, auf der rechten Seite mit dem des fiebenzehnten,
" wodurch auf diefer Seite funfzehn, auf der linken nur vier
zehn freie Rippen gebildet werden. Dies ift vielleicht. eine
Annüherung an die Bildung bei den, der Geftält, nach fo
j " ahe verwandten Sauriern, wo fich das Hüftbein auf jeder
Seite immer mit zwei Beckenwirbeln verbindet,
2) Hiermit Stimmt die von Cuvier a. a, O. bei dem Axoloel ge-
7 machte Beobachtung; und die beim Proteus belchriebene
"or Form, |
380 } j' TR ; a
ähnlicher das "Fhier ift, In den letzten Rückenwir-
bein verfehwindet die Leifte fat ganz, Die obern fo-
wohl als die unteren Dornfortfätze find nach hinten zu
zweigelpalten. ‘Bei der Salumandra terre/tris find die
Querfortfätze verhältailsmäfsig länger, als bei Triton,
und tiefer gelpalten an ihrem freien Ende, das fich mit
der, eben fo tiefer gelpaltenen Rippe verbindet. Die
vorderfte Rippe ift beträchtlich ausgebreitet und endigt
mit einem abgerundeten Rande, \
b. Ungefcehwänzte Batrachier.
Kürze, Breite, plattgedrückte Geftalt, und ge-
ringe Zahl der Wirbel, Verfchmelzung der Schwänz-
wirbel zu einem einzigen pfriemenlörmigen ‘Stücke,
‚und der Rippen mit den Wirbeln zu, oft fehr langen
"Querfortfätzen, find allgemeine, allen Batrachiern zu-
kommende Merkmale,
Die Art der Verbindung der Wirbelkörper ift im
Allgemeinen uingekehrt, wie bei den Salamandern,
Es umfalfen hier die binteren Wirbel die nächft vorde-'
ren, indem jene die Pfannen: für die Gelenkköpfe von
diefen bilden. Der erfte Halswirbel aber unterfcheidet
_ fich rückfichtlich feiner Verbindung mit dem Kopfe da-
‘durch. von den übrigen, dals er keihicn Fortfatz vom
Hinterhaupte in den obern Theil feines Körpers auf-
nimmt, fon.lern, fch mit einer ftumpfen Spitze in die
zwifchen den beiden feitlichen Gelenkfortfätzen des Hin-
terhauptes befindliche Vertiefung legt; zugleich fchickt
er, wie die übrigen Wirbel, einen ftarken Gelenkkopf
zum zweiten Halswirbelkörper, und gleicht fo durch
eine Verlängerung feines Körpers nach vorn und’ nach
hinten dem epiftropheus der Schlangen und meiften |
Eidechfen.
Auf eine eigene Art zeichnet fich auch bei Rana
efeulenta und temporaria der letzte, mit dem Becken-
381
wirbel“verbundene Rückenwirbel aus. Er-hat nämlich
an feiner vorderen und hinteren Verbindungsfläche eine
Pfanne, indem fowohl der Beckenwirbel von hinten als
der vörletzte Rückenwirbel von vorn mit'einem Gelenk-
kopfe in ihn eindringen. Der Beekenwirbel dagegen ift
‚mit zwei Gelenkköpfen verfehen, von denen der hintere
‚mit dem Schwanztheile einlenkt, uni in zwei neben ein-
ander liegende gelpalten ilt, welchen zwei Pfannen in
‚dem Körpertheile des Schwanzftücks entfprechen.
Letzteres ilt von Cuvier und Froriep:"), fälfchlich
für das Heiligbein gehalten; denn es entftebt aus der- -
"knorpligen Grundlage ‚des Schwanzes in den Larven,
welche nur fpäter als die vorderen Wirbel verknöchert;
keineswegs aber ganz verfchwindet, wie Froriep i in der
Note‘ zu jener Stelle fagt.
‚Auf der Rückenfläche, diefes, off coccygis verläuft
im vorderen Theile der Rückenmarkkanal, der durch
"zwei in’ihrem oberen Winkel meift nicht ganz verbun-
dene Wände gebildet wird.
Die Wirbelkörper felbft find im Verhältnifs zum
Boger klein und gehen allmählich in ihn über , fo dafs
fich die Gränze nicht angeben läfst. Untere Dornfort-
fätze finden Sch gar. nicht, und von: den, oberen zeigt
Sieh nur eine. fchwache Spur, :befonders in den vorde-
ren Wirbeln. Die Verbindung der Gelenkfortfätze ift
hier diefelbe, wie bei allen Reptilien und höhern Thie-
zen, indem der Bogen des, vorderen, Wirbels den des
‚nächft hintern. bedeckt.
"Die Querfortfätze, welche nicht, wie. gewöhnlich,
„von der Mitte der- Wirbel, fondern. von, der Rücken-
Bäche der Bögen, (wie-bei den.Schildkröten) abgehen,
find'theils deswegen, belonders aber wegen ihrer Länge,
die Haupturfache der platten und breiten Geltalt der
3) Vorlef. über vergl. Anatom. 1.8. 153.
Wirbel." ‚Sie unterfcheiden fich rückfichtlich ihrer Rich+
tung,,ihrer Länge und Geftalt auffallend’von einander
in, den. verfchiedenen Gegenden der Wirbelfäule,. und
bei «len verfchiedenen Gefchlechtern. Bei Rana") feh-
len fe am erften- Wirbel, am zweiten find fie nach den
Kep/e zu gerichtet und kurz; am (dritten find fie unter
den Rückenwirbeln am längften, breiteften, “quer und‘
etwas nach innen gedreht, doch ragen, fie nur wenig
über die übrigen vor. Amvierten, fünften und fechs- ,
ten hod he nach hinten und aui'wärts gerichtet, am
Gebenten ftehen he wieder quer, am achten etwas nach
vorn, und am Beckenwirbel fehr ftark nach oben undx
hinten, hier: verbinden hie ich an ihrem äufseren Ende
mit «len Hüftbeinen durch eine Gelenkfläche.
Die Wirhelfäule der Hyla unterfcheidet, fich.von
der der Räna belöuders durch die gröfsere Ausbrei-
tung «ler Querfortlätze des Beckenwirbels und des drit-
ien Rückenwirbels, ferner durch die, nach dem Ty-
pus der übrigen Wirbel gebildete, Verbindung des
Beckenwirbels mit dem letzten Rückenwirbel, indem
jeder von ihnen eine nach var gerichtete Pfanne und
einen nach hinten gerichteten Gelenkkopf hat.
"Ganz. diefelbe Anordnung jft bei Bufo. Etwas
ftärker find die Querfortlätze entwickelt. ”
Vonallen ungefchwänzten Batrachiern unterfcheidet
fich die Pipa auffallend. Die Zahl der Rückenwirbel ift
um einen geringer, indem fich nur fieben Rückenwirbel
finden. Schon der erfte trägt ziemlich breite, nach hinten
gerichtete Querfortfätze; die des zweiten und drittenfind
‚dehr lang, und befonders am dritten breit geendigt, an
welches Ende fich ein. anfehnlicher Knorpel anlegt. Die-
der ent[pricht wahrfcheinlich nicht der Rippe, welche
x) Den einheimifchen Arten. '
Dr — 383
durch den Querfortfatz felbft dargeftellt wird, fondern
dem Rippenknorpel. Die übrigen Querfortfätze find be-
deutend kleiner. Höchft entwickelt find die des Kreuz-
beins oder Beckenwirbels, welche fich beilförmig aus-
breiten. - Es fcheinen hier zwei Wirbel. verfchmolzen
zuleyn, worauf fowohl die geringere Zahl als die hier
befindlichen doppelten ‚Nervenlöcher, und die Ver;
Sehmelzung nach. hivten mit. dem Schwanzbein hindeu-
ten. Die Wirbelkörper find auf eine, der bei den übrigen
ungelchwänzten Batrachiern. Statt findenden, entgegen- ,
geletzte Weile verbunden, indem jeder Wirbel einen nach
vorn gerichteten Gelenkkopf und eine nach binten ge-.
richtete Pfanne hat. Ia der Mitte zwifchen der Pipa und
den vorigen fteht die Rana cornuta*), wo lich die Ver-
längerung der mittleren Querfortfätze, und die Vermin«
derung der Wirbelzahl, wie bei der Pipa findet.
4
rn B. Ophidier.
D Da bei den Meiften keine Spur freier Bewegungs,
ae vorhanden ift, fo laffen fich bei diefen auch nur
Rücken - und Schwanzwirbel unterfcheiden, je,
nachdem ie Ripper tragen’oder nicht ?), Die Zahl der
2) Siehe über die Wirbelfäule der ungefchwänzten Batrachien.
‚die Differtationen von Klötzke de rana cornuta Berolini 1816.
„Steffen de ranis nonnullis.. Beroi. 1815. und Breyer de rana
pipa. Berol. 1811, allecum tabulis aeneis, (Praehide Rudolphi).
15) "Chnier. (Vorlefungen über v. A. S. 154.) Ipricht allen Schlan-
gen die Halswirbel ab, indem felbft die vorderften rippen- '
24 "artige Anhänge hätten. Schon Froriep hat ebendafelbft bei
der Amphisbaena fuliginofa zwei Halswirbel angegeben, und
jeh finde bei allen Schlangen, deren Skelette ich vergleichen
“© kann (f. die Tabelle), drei Halswirbel, an denen fich auch
# keine Gelenkfiche für die Rippen auffinden läfst. Bei fri-
’ fchen Exemplaren von Anguis fragilis und Vipera berus habe
ieh vergebens nach diefen Rippenanhängen an den drei er-
Wirbel ift bei diefer Familie unter allen Wirbelthieren
die gröfste, Beflonders überwiegend ift bei den meiften
das Verhältnifs (der Rippen-tragenden Wirbel zu den
übrigen, _ Nur bei denen, intäles ich den Eidechfen
nähern (Anguis und Ophifaurus) erreicht oder über-
Iteigt die Zahl der Schwanzwirbel die der Rückenwir-
bel. Die Geftalt der Wirbel ift länglich viereckig, vor-
züglich die der mittleren; ; die vorderen werden im All»
gemeinen Kürzer und breiter, und bei Amphisbaena und
Tortrix auch die hintern, welche bei Vipera, und noch
mehr bei Anguis, länglicher werden. Alle find „ bis
zum letzten: Schwanzwirbel,' mit einem Rückenmarks-
kanal yverfehen, Die fehr dünnen cylindrifchen Körper
verbinden fich durch ein Nufsgelenk, wie beiden Frö-
fchen, indem der hintere die Pfanne für den Gelenkkopf
des nächft vorderen bildet Nur die Runzelfchlange
(Caecilia,) ‚macht hiervon eine. Ausnahme,
Bei den Schlangen findet fich zuerft ein wirkli«
cher Allas und‘ Epijiropheus. Jener als. ein unvoll-
kommmer Ring, defien Bogentheile noch nicht unter
fich vereinigt find. Das dem Körper entfprechende
Mittelftäck ‘hat zwei Gelenkgruben, die in der Mitte
zufanmenftofsen; eine vordere, .meiflt dreifache, für
den Gelenkfortfatz des Hinterhaupts, undeine "hintere
für den des Epiftropbeus.. Diefer hat dagegen einen
vorderen und hinteren Gelenkkopf, für den Atlas und
den dritten Wirbel. Es erfcheint' demnach der erite
Halswirbel, wie Schon beim Wels erwähnt ift, auch
bier äls ein blofs verknöcherter Zwilchenwirbell: norpel,
da fich die Fortfätze des Epiliropheus und Hirterhaupts _
ee N
Kan Wirbeln gefucht, und es ift. höchfe unwahrfcheinlich,
dals,der Atlas und Epiftropheus (die doch -gewils hei allen
vorhanden. Jind} bei irgend‘ einer Rippenanhänge tragen ı
‚Sollten,
-
wirklich berühren 7). \Er it" bei‘den Schlangen mit
beiden gleich feft (Falt fefter mit den Epiftropheus) ver-
bunden, und erft' beiden Säugethieren ilt er fo feft
an den Kopf geheftet, dafs die Beweglichkeit dellelben
gröfstentheils durch die des Atlas auf dem Epiftropheus
"bewirkt: wird. So 'erhält fich alfo bei den höhern
Thieren nur für den Kopf das bewegliche Gelenk, das
‚bei diefen zwilchen ailen Wirbeln Statt findet.
© Die Fortfätze .der Wirbel find meift unbedeutend.
. Bei Amphisbaena und Tortrix fehlen die oberen Dorn-
fortfätze ganz, und find nur durch die dachförmige
Erhabenheit der Bögen angedeutet. . Dagegen fuden
fich bei den Meiften auch im vorderen Theil der Wir-
belfäule untere Dornfortlätze, die von dem’ Wirbelkör-
per felbft entfpringen ?). Diefe find bei Amphisbaena
in den fechs vorderften. Wirbeln ziemlich ‘ftark, bei
Tortrix’in den 47 vorderften.' Bei Crotalüs ini nach
- Cuvier 5) die obern Dornfortfätze fo breit, dafs he fich
‚berühren, und die Bewegung nach ohen fehr erfchwe-
‚ren, die unteren find du:ch die ganze Wirbelfäule ent-
"wickelt, fpitz, und nach hinten gerichtet. Bei Vipera
Berus find die oberen in der vorderen Hälfte der Wir-
belläule ziemlich ftark , die unteren Gnden lich an allen
Wirbeln, doch an den vordern ftärker. Bei Anguis
find die oberen und untern ziemlich breit und lang.
Alle Ophidier haben Rippen, welche fich durch zwei
- eöncave Gelenkfächen mit dem, unmittelbar auf dem
Wirbel, an deflen vordecltera Theile fitzender Gelenk.
7) Dies findet auch noch bei den Sauriern und Schildkröten Statt,
N, 2) E. Home befchreibt. diefe unteren Stacheln in den Philofoph,
14 Transact, for. 1812. p. 166. als. dem “elchlecht Boa eigen-
‘thümlich; dies ifo um la unbegreiflicher, da kein Ge-
[chlecht ihrer ganz zu ermangelu Scheint,
3) Vorlefungen über v. A. I, 5. 154
köpfchen verbinden). ‚Sie find immer ziemlich ftark
nach aufsen gewölbt, allmählich zuge/pitzt, und'tragen.
über ihrer Gelenkfläche einen nach’ unten ‚gewanciten'
kleinen Fortfatz. Ihre Länge nimmt fowohl nach dem
Kopfe, als nach dem Schwanze zu ab; doch machen
hiervon ‚die Brillenichlangen (Naja) eine Ausnahme;
indem ‚hier die vordern Rippen ‘zum Aufrichten des
‚„Kragens beftimmt "find. Bei der gemeinen Brillen-
fchlange find nach E. Home *) ‚die vordern zwanzig.
Paare falt gerade und bedeutend länger. Bis zur zehn-
ten oder eilften nimmt dieLänge zu, und von dasan
wieder ab.. Nach Jofeph Banks’s durch Home beftätig-
ter Entdeckung dienen die Rippen den Schlangen förm-
lich. Statt der. Fülse, indem fie fie, deutlich fühlbar;
nach einander vorbewegen, wie die Raupe ihre Füfse:
Die Gelenkfortfürze find denen bei den Salamandern
ganz gleich. - Von den untern Bögen imden.Schwanz-
wirbeln finde ich bei Torerix keine Spur; ‚bei Vipera
find fie durch zwei kleine Höcker an der untern Fläche,
jedes Wirhels angedeutet; bei Amphisbaena finden fie
au vom fechsten Schwanzwirbel an, . doch find die’
Hälften nicht verwächfen; bei Anguis And he‘ vollkom-
men entwickelt, Pi
Die wefentlich "abweichenden Vehenakigpbilkiei
gen. lind ‚folgende: In dem Gelchlecht Gaeeilia "find
nach Cuwier 3) die Gelenkflächen der Wirbel ganz.
‚wie: bei den Fifchen , trichterförmige, mit Gallerte
u j r
1) Home (Philofoph. Transaet. for, 1812. p. 164. und Leetures
on comp. A. T.1.) zühlt es zu den Eigenthümlichkeiten des
Schlangenfkelerts, dafs hch jede Rippe nur mit einem Wir-
bel‘ verbindet. Eg fcheint [ich dies zwar bei allen Schlan-
gen zu finden, dafs es aber-auch bei den Fifehen und Ba-
trachiern der Fall ilr, haben wir bereits gefehen.
2) Philof, Transact. 1804: p. 346:
3) Le Regne’ animal, Tom. II. $. 87.
gefüllte "Höhlen; "nur die Verbindung mit dem Kopfe
wird durch zwei Gelenkhügel und Vertiefungen (wahr-
fcheinlich ohne eigentlichen Atlas) bewirkt. Die Rip-
pen find kurz und umgeben bei weitem nicht den gan-
zen Stamm. Diefe Annäherung an die Bildung der
Fifehe und unvollkommenften Batrachier ift interelfant,
weil die Schlangen überhaupt dadurch, dafs die ganze
Wirbelfäule mit den Rippen einziges. Bewezungsorgan
‚mittelft feitlicher Schwingungen ilt, den Fifchen, na-
‚mentlich den Aalartigen, nahe ftehen, Durch gröfsere
"Länge der Rippen ftehen die Amphisbaenen der Caeeilia
zunächft, und machen den Uebergang zu den eigent?
lichen Schlangen. Bei der jztzt von Anguis getrennten
Acontias (Auguis meleagris'L.) haben ‚nach Cuvier ")
die vorderen Rippen knorplige Fortlätze, wodurch he
fich von beiden Seiten in der Mittellinie vereinigen, und
er den Uebergang zu den Sauriern vermitteln, in
ern es eine Andeutung des Brultbeines ift. Deutli-
‚ft dieles nebft.den Beckenknochen bei Anguis und
( yhifaurus entwickelt. Die erften Rudimente der Hin-
rglieder fand Meckel bei Typhlops. Die Bildung der
irbelfäule bei Anguis fragilis ift folgende: ‚Auf den
drei erften Rippen liegt das kurze Bruftbein mit den
Schlülfelbeinen, Der 64fte Wirbel hat keine Rippen,
gen aber fehr lange ftachelförmige Querfortfätze;
die Querfortfätze des 65 ten Wirbels find fehr breit und
gabelförmig, gelpalten; mit diefen verbinden fich die
zippenlörmigen Hüftbeine beweglich ?). An der unte-
m—
'» ‚Le Rigne animal. T.U. S, co.
© 2) Es finder hier diefelbe Unbeftändigkeit der Verbindung zwi-
sfehen den Beckenknochen und dem Beckenvrirbel Statt, die
r ich oben bei Triton erifiatus befchrieben habe. Unter
Fünf Blindfchleichen, die ich in diefer Rückfiebt unterfuchte,
ilt eine, wo fich am 63[ten Wirbel, unterhalb des letzten
588 2 a
ren Fläche arefbe Querfortfätze verläuft einin den Rü
ckenmarkkanal fich öffuender Kanal. ' Eben fo, nu
kleiner find die. Querfortfätze des zunächlt folgenden
erften Schwanzwirbels, an deffen unterer Fläche üch
zwei, beweglich mit ihm verbundene, dünne, rippen-
artise Knöchelchen convergirend erheben, "fich ‚abe
noch nicht ver einigen , welches erft bei den nächftfol.
genden Wirbeln, wo fie den unteren Gefäfskanal un
die Dornfortlätze bilden, Statt Aindet. Sie find faft bis
san das Ende der Wirbelläule beweglich mit den Körparn
verbunden. Alle Schwanzwirbel haben ftarke*ftachlich
Querfortlätze. So fchließsen fich alfo diefe an Chirozes
(Cuy.) Bipes (Lacepede) und Chalcides und zu (Dau«
din) unter den PAEIEER an. ri
74 ; 4
Sn Q,.Sawrien
Auch bei diefen ift die Zahl der Wirbel, wegen
der meilt anfehnlichen Länge desSchwanzes, bedeutend.
Verhältnilsmäfsig gering ift die Zahl der rippentragen-
den Wirbel, daher u das umgekehrte Verhältnils der-
felben zu den Schwanzwirbeln Slatt Gindet als bei dem
Schlangen.
Die Wirbelkörper find im Allgemeinen länglich,
und verbinden fich unter einander wie bei den Schlan-
gen, ausgenommen bei Gecko, wo die Verbindung der
— a Mi
fich an ihn -heftenden Rippenpaares, auf der linken Seite
‚noch ein ftarker Querfortlarz findet. Auf derfelben Seite
ift-das Hüfthein an den [ehr [tarken Fortfatz' des darauf fol-
genden Wirbels gehefter. Auf der rechten Seite, wo am
6aften Wirbel jener Querfortfatz. fehlt, lenkt das Hüftbein
erlt mit dem vexlängerten Querfortfarze des zweiten folgen-
den 65ften Wirbels ein, verbindet fch jedoch mit dem über-
Iprungenen 64 ten durch ein Band, welches ein Knochenftück
enthält.
“ nn N 3 389
bei den Fifchen und Säugethieren ähnlich ift, indem die
| vordere und -hinfere Fläche jedes Wirbels ausgehöhlt
/ift. In der dadurch entftehenden Zwilchenwirbelhöhle
| befindet fich ein freier Knorpelring. Die: Gelenkfort-
\fütze bedecken fich‘ von vorn nach hinten, doch wei-
\ chen fe von der horizontalenRichtung ab. Die Dor. nfort=
\ fätze find meilt weit beträchtlicher als bei den Ophidiern;,
!befonders im Schwanztheil der Wirbelfäule, Die obe-
Iren fehlen nie; auch finde ich die unteren, bei allen
| Skeletten die ich vergleichen kann, fowohl in den vor-
| deriten Wirbeln unmittelbar an den Körpern, als in
den Schwanzwirbeln auf den unteren Bögen ‚Aitzend,
| Diefe find hier wie.bei den Bländichleichen beweglich
| mit den Wirbeln verbunden; und Gitzen nach Cwwier !)
| bei allen Sauriern auf der Verbindungsftelle von zwei
Wirbeln, aufser beiTupinambis, wo die Gelenkfächen ich
af je einem Wirbelbeßinden. In den letzten Schwanzwir-
Eur verlieren fich die oberen und unteren Bögen, fo wie
iberh jaupt alle Fortfätze aufser den Gelenkförtlä en, zZU-
a auch diefe, und dies um fo früher, je länger der
x
‚Schwanz- Wirbel fo verlängert, dafs he wie Flolfenftrahlen
den hoher Kamm unterftützers und ihn noch überragen,
Dafielbe findet bei einigen Arten der Gattung Anotilis
Statt, doch hier nur in der vordern Hälfte der Schwanz-
er Es ift dies eine merkwürdige Fifchähnlichkeit.
Die Querfortfätze entipringen in den Rückenwirbeln
immer aın vordern Ende des Wirbels, und find fehr kurz;
ftärker find fie in den Lenden-, Kreuz-und vorderften
Schwanzwirbeln entwickelt, Das Kreusbein befteht
7) Sur le grand animal foffile de Maeftricht, Annales du Mu
feam T. Xl1. $. 166.
D) Le Regne animal, T..II, $, 36 und 42,
hwanz ilt. In der Gattung Bafiliseus ind nach Cuvier?),
die oberen Dornfortlätze der letzten Rücken-und erften'
390 k ; nn nn
' immer wenigftens‘ aus zwei Wirbeln, deren Querfort-
fätze an ihrem äufseren Ende ftark anfchwellen, und oft:
mit einander verichmelzen, fo dals fe lem Hüftbein
eine einfache Gelenkfläche darbieten., , Es Aindet fich ıla-
her hier zuerft ein Heiligbeinloch an der Stelle, wo die
Querfortfätze, von den Wirbelkörpern ‚entfpringend,
noch getrennt ünd.!). Die Feltigkeit der Verbindung
ilt verfchieden; bei Gecko lallen fich, die beiden Becken-
wirbel fehr leicht trennen, bei Zupinambis americanus
durchaus nicht ?). }
Die Rippen verbinden fich bei allen Sauriern 3),
die Krokodile ausgenommen, durch. eine einfache Ge-
lenkfläche mit dem vorderen Theile je eines Wirbels.
Immer endigen fich die vorderen’ und hinteren frei,
und nur die mittleren längften, aber an Zahl meift die
‚geringften, verbinden fich durch [ehr aniehnliche Knorpel
(Sternalrippen) mittelbar oder unmittelbarmit dem Bruft-
bein. Bei den Gattungen Chamaeleo, Anolius und Po
chrus #). vereinigen fich die hinteren gleichnamigen Rip-
pen jeder Seite (mit Ausnahme der letzten kurzen) durch -
Knorpel, wie-dies bei Acontias unter den Ophidiern be=,
fchrieben \ ift. -
Die Wirbelfäule der Krokodile ilt von der der
übrigen fehr abweichend gebildet. Der Atlas befteht
k
‚x) Eine ühnliche regeiwidrige Verfchiedenheit des Beckens auf
beiden Seiten, wie bei Triton und Angurs, finde ich auch
bei einer Lacerta agilis, wo die mit den Hüftbeinen ‚ver-
bundenen Querfort[ätze auf der rechten Seite vom 2$ften bis.
3often, auf der linken vom z9ften bis z3ı[ten Wirbel ent»
Springen.
2) Diele, fo wie fehr va andere Beobachtungen habe ich aus
dem Hefte des Herrn Prof. Meckel entlehnt,
3) Cuvier fur le grand animal $. 167. \ N
4) In den beiden letztern nach Cuvier A animal. age 590.
und 42.
"nach Cusier ®) bei Croc. biporcatus aus fechs, das ganze
"Leben hindurch blofs durch Knorpel vereinigten Stü-
cken, einem oberen und unteren Mittelftück, den zwi-
fchen beiden liegenden Seitentheilen , und den mit dem
untern Stück verbundenen langen und: dünnen Qüer-
fortlätzen. ‘Die beiden Seitentheile und das untere Mit-
telltück find nach vorn mit dem Gelenkfortfatz des Hin-
terhaupts, nach hinten mit dem Zahn des Epiltropheus
und mit diefem noch durch eigene Gelenkfortfätze ver-
bunden. Der Epifiropheus befteht aus fünf Stücken:
Der Bogen mit dem ziemlich ftarken Dornfortfatz ift
durch Näthe mit dem Körper verbunden), (dies findet
in allen Wirbeln Statt) ”) an deffen .vorderer Fläche
das, den Zahnfortlatz tragende, Stück liegt. An die-
fes heften fich die Querfortfätze, wie beim Atlas. Die
übrigen Wirbel verbinden fich fimmtlich durch Gelenk-
köpfe an der hintern, und Pfannen an der vordern
Fläche des Körpers; die Gelenkfortfätze der Bögen he-
en nicht übereinander, wie bei den vorigen, fondern
Behvläer, indem die vorderen jedes Wirbels.die äufse-
on find; dies verliert fich jedoch in den mittleren
|Rückenwirbeln, und in den Schwanzwirbeln werden
fie bis zum fechszehnten oder fiebenzehnten ganz wage-
recht.. Vom dritten bis zum dreizehnten Wirbel finden
|Geh kurze untere Dornfortfätze; die oberen find in
Jallen: Wirbeln entwickelt, am länglten in den 28 erften
ISchwanzwirbeln; von da an nehmen fie wieder ab.
Vom zweiten Schwanzwirbel’an find auch die unteren
3ögeh mit ihren Dornfortlätzen, beweglich mit den
\ Körpern verbunden, vorhanden.
. 13
- Y),Annales du Mufum @hiftoire naturelle, T, XII, $, 15.
us) Diefe ‚Verbindung kommt aufserdem nur bei den Schildkröten
“vor, und deutet aul eine nahe Verwandtfchaft beider Familien.
392 ze
7
Die Rippen finden fich vom dritten bis neunzehn-
ten Wirbel 2); die neun erften, verbinden fich durch
ihre- untere Wurzel mit einem Gelenkhöcker am vor-
dern Theile des Wirbelkörpers, und durch die obere
mit dem Querfortlatz deflelben Wirbels, der vom Bo-
‚gentheil entfpringt. Vom neunten Rückenwirbel ‘an
rücken diele Gelenkflächen näher zulammen, lo dafs
tie bald beide am Querfortfatze htzen, und endlich in
den beiden letzten Rückenwirbeln zu einer einzigen für
jede Rippe zufammentlefsen. Die Rippen zit fünf
erlten, ‘gewöhnlich zu den’ Halswirbeln gerechneten,
Rückenwirbel find ganz eigenthümlich gebildet. ' Gleich
nach der Vereinigung beider Wurzeln breiten he fich
in einen längern hintern und kürzeren vorderen Fort-
fatz aus, die die entfprechenden der benachbarten Rip-
pen’berühren, und fo die bekannte Unbeweglichkeit
des Halfes bewirken. Die fechste und febente. Rippe
find frei, eben fo ‘die fiebenzehnte; die zwifchen dielen
liegenden>heften fich an das Bruftbein, Vom zwanzig-
ften bis vier und zwanzigften Wirbel fehlen die Rippen,
dpch liegen hier fünf ‚Knorpelpaare an der Bauchleite,
die an eine Verlängerung, des Schaambeins und die Seh-
nen der Bauchmuskeln geheftet find. Das Kreuzbein
befteht'aus zwei -Wirbeln, deren breite Querfortfätze
da, wo das Hüftbein anfittzt, miteinander verfchmelzen.
Die übrigen Krokodile, deren Skelette Cuvier verglich,
unterfcheiden ficb-hiervon gar nicht, aufser dafs beim
Gavial zwei Rippenpaare mehr, dagegen aber nur drei .
Lendenwirbel find: Die Aehnlichkeit mit der Wärbel-
fäule der Säugethiere ilt unverkennbar, und wird noch
dadurch vermehrt, dals nach-Qwvier ?) bei einer nur
h foffl
ı) Siehe die Note 1) zu S, 340.
2) Sur les offemens foffiles des Crocodiles, Annales du Mufdum ö
T. XII, S. 98,
En . "395
fol vorkommenden Art der" Vorwelt die Wirbelkörper
Sich ‘nicht ‘durch Gelenkköpfe‘ und Pfannen, fondern
durch" zwei Nach’ ausgehöhlte Flächeh ver binden; eine
Bildung; die‘ er’bei eiher ändern folfllen Art im hinte-
“dei Fheile“der Wirbelläule fänd, dagegen i im vorderen
die gewöhnliche Statt hatte. |
"In: der/Bildunig der’ vördern Rippen bei‘ Lacerta
agilis findet fich einige ''Aehnlichkeit mit der bei den,
Krokodilen, Auch’hier find nur die drei erften Wirbel
von Rippen frei; die Rippen des vier ten , fünften und
fechsten Wirbels’ find fehr kurz und'an ihrem freien
Ende fo breit, dafs fie fich faft berühren. Die vierte
und fünfte Rippe find ebenfalls frei, ; aber lang und
dünn, wie die übrigen Rippen. Pr
"Eine Telır merkwürdige Abweichung vom gewöhn-
Jichen Typus ift die bedeutende Verlängerung der mitt-
leren Rippen bei Drams: 2); fie unterftützen, die Flug-
—
=) Wach Cuwier (Regne animal T. ALS; 38) ind es die fechs
„rd erfeen falfchen Rippen , Ävelche fo verlängert find, Tiede-
5 ‚mann. (Naturgefehiehte und Anatomie des“ Drachen, S, 14.)
El Sagt vom; grünen Drachen, dals die, acht ‘falfchen Rippen-
. päare zum Fliegen dienen; ‚[päter bemerkt er, dafs die bei«
, den letzten niche in der Flughaut wahrnehmbar fi ind; ich
finde nur fünf Rippen Er der Flughaut jeder Seite (und
“ "zwar bei vier’ frifchen Exemplaren, von denen drei offen-
u bar der Draco Jtriatus' (Daudin) find, eines Drato ajridis
zu feyn fcheint, wenn überhaupt ein fpecißfcher Unter-
n fchied Statt finder), aufserdem noch fieben Paar, von vorn
„nach hinten kürzer, werdende, falfche Rippen, die zwar
0, mehr nach hinten als nach ‚unten gekrümmt find, jedoch
‚„mur die Baughdecken. unterltützen, An dem äufseren ange
‚.Schwollenen Ende jeder Flugrippe hrzt ein eigener Rippen-
HL kuorpel, der im Rände der Flughaut bis zu der nächften
Rippe verläuft. ‚Mit dem Bruftbein verbinden fich nur drei
Rippenpaare (nicht, fechs wie Tiedemann angiebt), vor wel-
‚eben noch zwei freie Rippen liegen. Im Schwanz find die
Wirbel nur bis 44 vor dem Ende wahrnehmbar,
M. d, Archiv, IV. 3. Dd4
[3
‘
394 er ee
haut, ‚indem fie nicht innerhalb. der Bauchslecken‘lie-
gen “und die Bauehhöhle bilden, fondern zwilchen ‚den
beiden Blättern den Hant frei nach. aulsen. ragen; -, ‚die
haben fich um ‚ihre, -Axe gedreht, und find nach „vorü
conyex, > nach hinten eoncav, ‚Itatt;;Jafs fie fonft nach
Aaufsen convex, nach innen.concav. Gind;j.. Die’ ‚Bruft-
höhle wird hier durch die. vorderen ‚Rippen, gebildet,
und ‚die Bauchhöhle hat ‚nur; in ihrem hintern, Theile
Kknöcherne Seitenwände... ‚Schon bei;den.Schlangen haben
wir die Rippen, als Bewegungsorgane gelehen, und eine
ähnliche Function haben, < die Rippenknorpel. bei. Friony®
uuter den nun AaNernden ee ee ee
Das ganze Skalen: ft en von En
allgemeinen Form angeordnet, ‚wenn gleich das Skelett
mehrerer Filche, V ögel und ‚Säugthiere teh, dem Typus
nach welchem es hier gebildet ift, verfchiedentlich.an-
nähert, Faft alle, fonft nur beweglich. ‚miteinander
verbundene Knochen des, Stammes, die Rückenwirbel,
Rippen un.! "Rippenknorpel ‚oder Bruftbeinrippem, find
hier zum Theildurch fehr zulammengefetzte Näthe (mit
wenigen Ausnalhnen) unbeweglich vereinigt, und bilden
das Rückentehilit, die bei wel, ‚grölste Malte. ‚des gan-.
zen Körpers (Geoffroil. c.). Die fonit frei.nach: aulsen lie-
genden Gliedmaafsen, belamdere: 2 re Br mit
; D) Ueber das Skelett der Tefedo Bee fo wie- BEN,
der Schildkröten, finden Ach*irr Wiederhanniö‘ Archiv, B. II,
H. 2. 8.178. ff. [ehr ausführliche Bemerkungen’ von dem
Herausgeber; [päterchat ‚Geoffroi (Memoire [ur lestortues
molles in den Annales du Muf; XIV. B,) eine neue’ “Änlicht
von der Bildung des Rückenfchildes Vorgettagen, diejedoch
Schon Robert Townfon'in' feinen’ Tracts and obfervations in
natural hift. and phyhiology/ 'Lond. ‘1799. $.'86 mit folgen-
den Worten angedeutet hat: \,,a modiheation of the ribs and
fieraum ‚here envelope: the whole animal, *
D
Bann 395:
ihren (Müskela nach innen ‘getreten, ünd lenken mit der
inmern Fläche‘ ‚des 'Schildes, den Rippen ein, “welche
aüfsen nur von’ der hornigen Haüt über zogen’ find. Es
verfchmelzen'daher die beieden erften Riypfn cönvergi-
rend, wie’ die Onerfortlätze der‘ beiten Kreuzwirhel,
da'iwo fie heh’ init dem hüftbeinartigen Schulterblatte"
verbinden , und 'bei'keinenm Thiereäilt die Aehnlichkeit
der vorderen‘ und hihteren Gliellmaafsen in’allen Thei-
Jen To:gröls. Merkwürdig ift, dafs bei der Neigung
" aller Knochen, unter’ einander" zu verfehmelzen, die”
Knochenkerne der "einzelnen Kabchen ungewöhnlich |
Jange getrennt bleiben. A
- Die Halsıeirbel haben;, ae {88 beiden erften'
und dem letzten, eine längliche Geftalt. Die Körper"
find fehr zulanımengezogen , Teitlich- platt, und bilden
in der Länge des’ ganzen Wirbels einen unteren Dorn-
fortfatz, der fich nach hinten in zwei Vorfpri äünge theilt,
- die’bei Teftudo lutaria nach Bojanus') vom vierten bis
fiebenten, bei'‘Emys europaea vom vierten bis ‚achten
Wirbel fich trennen, und zwifchen je zwei Wirbeln zwei.
freie Sefambeinartige Knöchelchen bilden. Einen deut-
lichen oberen Dornfortfatz hat nur der Epiftropheus,
Die Gelenkfächen der Gelenkfortfätze find, wie bei
deh vorigen, mehr nach innen und eig, als nach
oben und unten gerichtet.
“ Durch bedeuteridere Zahl und Länge der le j
bel, fo wie durch ftarke Einfchnürung des Halfes im
Verhältnifs zum -Rumpfe zeichnen lich die Schildkröten
vör den übrigen Reptilien aus, und nähern fch den
Vögeln. Der Atlas befteht‘ aus’ drei Stücken, dem
Körper und den beiden Bogentheilen; er verbindet fich
mit dem Kopfe und. dem Epifiropheus, wie'bei den
Dia
r) Rufffche Sammlung für Naturwillenf[chaft und Heilkunft von
Crichton, Rehmann und Burdach , 11, B, 4. H.
Krokodilen, indena der. Zahnfortlatz des letzteren ‚ein‘;
eigner Knochen ift, der fich mit der convexen Fläche :
des Fpiftropheuskbrperg beweglich verbindet *), Der.
dritte Wirbel hat einen Gelenkkopf, welcher in die,
Pfanne des zweiten pafst;, der vierte hat vorn und hin-
ten einen Gelenkkopf,,, der fiebente zwei Gelenkhöh-)
len; diefes (nach Wiedemann ]. c.) bei allen, jenes nür-
bei een, welche. den Kopf einziehen können, bei den; ,
übrigen ift es der fünfte. In den: hinteren Halswirbelns
vom fechsten au, ‚fpalten fich i die Gelenkköpfe und, °
Pfannen in zwei, „| Die Gelenkvertiefung des erftemr
Rückenwirbels für den letzten Halswirbel ift nach un-
ten gerichtet, weil ich der Hals,um den Rand des Schil-
des biegen muls.\.). ı - 7
„Die Rückenzwirbel bilden einen ae an N
ionern Fläche des Bückenlchildes; ihre.Körper find fatt:
' ganz zur Bildung des. Rückenmarkkanals ausgeplattet, !
delfen , Wände. namentlich bei den Landfchildkröten;,
überall faft gleich dick find *), fo.dals hier Körper und,
Bogentheil gar nicht zu unterfcheiden find. _ Bei den
Flufs-, und beforiders. den, See-Schildkröten finden‘
fich deutlichere Wirbelkörper, die,Gch.durch. Knorpal- |
maffe verbinden. : An dem vorderen. Ende: derfelben.
entipringt der Bogen mit einer doppelten Wurzel; durch ,
Näthe, wie bei den Krokodilen, mit. ihm verbunden;,,
das ‚grolse Zwilchenwirbelloch wird daber faft ‚blofs
durch den hinteren ‚Auslchnitt jedes Winxbelbogens ge-.'
bildet. Der Bogen der.Rückenwirbel breitet Ach ‚auf,
ähnliche Art, wie bei den Fröfchen, in feiner ganzen,
Länge nach beiden Seiten in die Querfortlätze aus, wel-/
1) Wiedemann (1. c. 8, 00) EN dals, ich nach Cuwier a,
eigene Knochen nur in den Schildkröten fäude, welche
den Kopf einziehen können, ich finde ihn jedoch bei Che
lonia mydas und imbricata febr deutlich..." 1
2) Etwas Aechnliches findet bei den Frölchen Statt. ‚S, oben.
.
Bee 397
‚&he fich an. ihrer. vorderen ‘und hinteren Fläche mit
denen der benachbarten Wirbel, an ihren äufseren En-
den mit den Rippen durch zackige Näthe verbinden, und
fo die, an Zahl den Wirbeln genau entfprechenden Mit-
telftücken des Rückenfchildes bilden.
"Die Rippen find Sehr breite, Jängliche, ftarke, nach
Verfchiedenheit der Gattungen verfchieden gewölbte
Knochen, welche an ihrem inneren Ende mit den, Quer-
Morkistzeh der Wirbel, an ihrer vorderen und "hinteren
Kante unter einander, und an ihrem äufseren Ende mit
«den SEHE DENID DRS (die die Rippenknorpel darftellen)
durch Näthe unbeweglich verbunden find. Hiervon
macht nur das Gefchlecht Trionyz (nach Geoffroi ]. c.
S. 10.) eine Ausnahme. Hier find die, Bruftbeinrippeu
blofs Knorplig und werden durch eigene ] Muskeln beim
Schwimmen floffenartig bewegt. Ueberhaupt macht
die Geltalt der Rippen die Hauptverfchiedenheit der
"einzelnen Gefchlechter aus, Bei Allen verbinden fie
‚Sch, aufser der Nath, durch einen, das-Capitulum co-
fiae darftellenden, von ihrer inneren Fläche abgehenden
Fortfätz mit je zwei Wirbelkörpern an deren Verbin-
‚dungsitelle. Sie find bei den Landfchildkröten (Te-
Studo, Brongniart.) am meiften gewölbt, verhältnilsmä-
dsig, wegen der Länge der Bruftbeinrippen, am kür-
"zeften, a abwechfelndam Wirbelendebald breiter, bald
fchmäler, wovon am äufsern Ende immer das entge-
gengeletzte Statt findet, Die breiten Enden verbinden
daher immer mit drei von den gleichbreiten Quer-
fortfätzen und Bruftbeinrippen, die fchmalen nur mit
dem dazwifchen liegenden mittleren Theile je eines.
Der Rippenhals und Kopf ift fer dünn und fein. Die
beiden erften Rippen bilden ein Stück, das fich aber
mit getrennten inneren Fortlätzen. an die Wirbelkörper
heftet. Dicht vor dem Urfprunge diefer Fortfätze find
die vorderen Gliedmaalsen mittelit der Schulterblätter
an die Rippe geheftet.. Die Rippen nehmen Hei:
und hinten nach.der. Mitte. an Länge Bar an Breite da-
gegen ab. ”
'Die Flufsfehildkröten, Emys, doten feheiden Sch
blofs durch flachere Wölbung der Wirbelrippen, Kürze
(der Bruftbeinrippen und ftärkere Entwickelung des in-
kai Rippenfortlatzes von den Landfchildkröten. {
“ Bei den Seefchildkröten,, Chelonim, and: den wei- _
148 Trionyx, find diefe inneren Fortfätze weit ftärker
entwickelt; die beiden vorler[ten conyergiren nicht Non
‚den Wirbeln nach der einfachen Rippe zu, fondern
find parallel wie die übrigen. Die Rippen felbft: Gnd
fehr fach gewölbt, und unter einander nur in ihrer inne*
‘ren Hälfte durch Schuppennäthe verbunden, die äufsere
Hälfte verläuft frei in einer häutigen Ausbreitung. Die
Bruftbeinrippen find fehr klein.
„‚Lendenwirbel fehlen ganz. ;
“Die Kreuzwirbel haben ftarke, : kefonderelk in Kenn
äufseren Ende angefchwollene Querfortfätze, welche
nur in iehr hohem Alter mit den Wirbeln verwachfen.
Die Schieanzzeirbel And mit ftarken Querfortlätzen
5 verfehen , welche ebenfalls lange Zeit nur durch Knor-
pel'mit den Wirbelkörpern Sufanankengel Bei Che-
lonia find he in den vorderen am ftärkften, bei Teftudo-
und Emys in den mittleren. Bei letzterer find 'vom
achten Schwanzwirbel an untere Bögen entwickelt;
welche den Gefäfskanal bilden. Diefer fehlt ‘bei den
übrigen, deren Schwanzwirbel daher durch ihre Breite
leicht von den hohen der Eimys europaea zu unterfchei-
den ind w
1) Eine Verfchiedenheit der Zahl der Schwanzwirbel nach dem
Alter bei Teft. lutaria von 30 bis 35 bemerkt Bojanus 1, e.
bl he
399
Tabeite über die Zahl der Wirbel bei
Crocodilus americanus .
© Chielonia Mydas. 2 Exempl,
l
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BE ‚den Reptilien. ’
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fchen Sammlung befindlichen Ske-. |S2l3,5%
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7° ‚Skelette. ders. |T1E,
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EEE. BE — —f 34H | 9 Jı] 12
ET A er RT TEE ug | 45 J1] 12
u _ — — I 11 44 | 1] 12
* Salamandra terreftris „ » 6 all | 48 IT| 14
Rana efeulenta, temporaria) E {
te Hyla viridis; - 3
ufo fuleus, cinereus’ % 10 &
dorfigera . F 8 7
Auen fuliginofa . 18/1. [12513 | 99
Tortrix,Seytale . „.. . p 2/84..1234 |3 |208
Y a Berus TIER 214 [199 |3 | 148
Pi hesölis,. Steh. 1641 13113 60
„ara. rd rodd | 111 3 | 60
„#000. ro dgl | 109] 3 |, 60
Seps 5 wider lus (Lacert
x ps wo ( Uns 74 1213| 60
s Polyehrus marmoratus. (ie jr
ceria marmorata. L),: 124-1063 \4| 21
De delicatilima . , . |. .33/—|.85 [4] 20
raco feriatus (Daudin). . | 94 zu | 74 161 ı7
Laoerta agilis . . . sus ao 3124
Alcalabores. Gecko (Stelli
Gecko. Schneider,), „. 1.83%. 1 36|3|21
"TOgam
-uopua!
Eee
-Teqgarm
-I9qt1m |
'Y) Da ich diefe Tritonen.-Skelette alle, [o wie auch einen Theil
"der übrigen, felbft angefertigt habe, fo kann ich mich, für
die Vollftändigkeit derfelben verbürgen.
3) Der grüfsere hintere Theil des Schwanzes, befteht Kun, aus
einem reproducirten Knorpelrohre.
IE, nn
Namen der in der Meckel-4 Länge ED 5 ıE Eu 2%
fchen Sammlung befindlichen? des. |F 7121 #153 2:
Skelette. Skelerts.] © = 5] 5 5 ma
ji gel" ' Ö
nn | oe | mumazes 1
Chelonia imbricata . . . zu 3918| oI—| 31 9.
Emys europaea .. . » soi8|ıo|—| 2| 30
Teliudo graeca » . 2. zig Y4ılsl si—1 3]|22*%)
Mehrere van Andern hefchriebene Skelette ?).
Siren lacertina ?)
.. Bo golıl 8 | 8
Proteus anguinus ?) . . 9 s6lı| 6124| ı[ 24
Axolotl 3%) .-.1.14 zu I|49lı71531—1 ı]| 32 ..
Triton. !Cuwil „09 le —_ Joel) WITT 2S
Salamandra terreftris, Cun. _ 3lıle | rI-ı| 23
Rana efeulenta. Cuw; Ran % i
eleulenta, temporaria, pa ; - " af
radoxa, Jatrans, breviceps, i “
Hyla ranina , lactea, arbo-
zea, Bufo vulgaris, ip igneus,
viridis “)its Bee TER
“- Io. 8 I I
Rana Pipa, Cuv. ©... _ $ Wirbel überhaupt.
Rana cornuta ? . _ 9 7 AT ı
Amphisbaena uliginofa. Fi — 108: 2298 1 — I — 8
Amphisbaena. Cupgor..\, Ira a)-41—|— 7
Vipera Bexrus. Cu. .. _ 194 1199| — | — | 35
Vipera Naja. Cum. ».. . 25-1921 —-1—-| 5
Crotalus horridus. Cum, —_ 2.135. —|—| 25
Boa Conftrictor. "Cuv 44 a 304 1—I252|— | — 52
Coluber Natrix, Luv, . — 316/124 1] — | ın2
Angwis fragilis.-Cuw: I Bl
Opbifaunns '(Lacerta apoda über über
Pallas.) Frön .! 20.3. — 1149| 2| 52
Tapanambis (Lacerta moni - ? “
-tog.) Cuga. rohe ns _ 1335| 7lıs | a] 11%
Me — a
-
-
©
”
7) Bei einem 10/! af! Jangen Exemplar. "bilden die Yansahe Schrei y
wirbel ein zufammenhängendes Stück, .
‚2)‘ Cu». und Fror. bedeuten dalfelbe als in‘der Tabelle über die
Fifche.
3) Cuvier in A, ». Humboldt’s und Bonpland’s Beobachtungen aus
‚der Zoologie u. [. w. (Ich habe die Zahlen nicht nach der Be-
fchreibung,, fondern nach den Kupfertafeln ang Die da
jene offenbar weniger genau ift, als diefe.)
4) Klötzke de rana cornuta, Berolini. 1816.
5) Klötzke Le, *
\
|
|
_
A } ‚ Etui er SE @
"© Namen ne Kater PB 22 ER 2 ® a Hi
“von Ändern befchriebenen | des |ZT212 =] 211 I
* Skelette. Skelers. | &1=je 88 2]r5| 85
m mn “= - muss zu mn om
Tupinambis (Lacerta moni- -
for.) Fror.,. . . .;» = I134]6|20|2 |2 | ı04
zu americana. Cuv. „ _ 99.151 11]|9 | 2 72
A. j über! über
Lacerta Ameiva (L.) . - ee 130|7| 17 |4 |>:| ıco
7 über! ü über
Lacerta Gecko (L.) Fror. Be az\2l21]13 | ı | 20
Draco viridis 2). . . . zurozuil zı ls] 14 4 | 3 45
Crocodilus biporcatus 2). 91 6ol7| ı2]5 2 34 ö
Crocodilus nilotieus ?) .. 34 “ol7r|lı2]5 | 34
—_ _ Cuv. 6117| ır ) 5 2 ‚36 ,
_ — Fror. _— EA Wen 5 00 a0 and BE Bu ET 4
— gangeticus?) » _ 6o|7|ı14 [3 |2 I 34.
b E. über| | j Eh
— americanus.Fror) — 1 2 2
Alligator felerops 2) . . _ & z 2 : al lag
Chelonia Mydas. Cum. =» en alslııl—]|3 20
=) über! - I über
Teltwundo tabulata, Fror. . _ 4alslıoi—|lz 20 !
- — _— 3 AB Kara 43 181,817 12, 25%
_ lutaria * ne _ + 10 | — + 13035
—_ _ vor, » a zo|jsjıo | — 1? 30
‚.. Nachtrag zu den Grätenfifchen.
Eine merkwürdige Abweichung von der bei den
übrigen Fifchen gewöhnlichen Form bietet Thynnus vul-
garis (Scomber Thynnus L.) dar (S. Fig. ı2.). ‘Wie
bei Scomber Scombrus fitzen nur die vorderiten Rip-
pen.an den Wirbelkörpern, die meiften, hinteren aber
an den unteren‘Dornfortlätzen der vorderen Schwanz-
wirbel, welche fehr bald eine bedeutende Länge errei-
—_——
D
1) Tiedemann Anatomie des Drachen. 1311. S. 13.
2) Cuvier Annales du Mufeum. X11. S. 3. £f.
3) Wiedemann Archiv für Zoologie u. f. w, IH. 2.°$. 177. °
4) Bojanus in der ruffilchen Sammlung für, Naturwilfenfchaft
und Heilkunft. B. 11. S. 534.
402 - a
chen. . Diefe Entfernung der Bauch- -Eingeweide von
den’ Wirbelkörpern fcheint der Grund zu. feyn;- ‚dafs.die
Gefäfsftärnme nicht ‚an der unteren Wirbelkörperfläche,
zwifchen den gefpaltenen Wurzeln der unteren Dorn-
fortlätze verlaufen, ‘(wie dies auch‘ noch bei dem fonft
fo" ähnlich gebildeten. Seomber Scombrus der Fall ilt)
fondern mit den Eingeweiden herab - gerückt fi find, in-
dein \die, ‚unteren Därkiorkätde mit einer einfachen
Wurzel ‚entfpringen, an ihrer Spitze aber fich theilen,
ud den Gefäfskanal zu bilden, und den Rippen als An«
fatzpunkt zu dienen. Am Ende der Bauchhöhle kehrt
der Gefälskanal in einem ‚Bogen, indem er_die, unteren
Dornfortfätze allmählich immer. höher durchbohrt, Ze \
der, unteren Fläche der Wirbelkörper und:den. Wurzeln
der Dornfortfätze zurück. Der Schwanz’ ift bei Scom-
brus und) Thynnus ganz eigenthümlich gebildet. Die
fehr ftarken-Querfortlätze breiten fich an ihrem freien
Ende nach vorn und hinten aus, fo dals fe fich berüh-
‚ren und bei Thynnus vom fechs und zwanzigften Wirbel .
an ganz ver[chmelzen. Diefer ift daher ein aus vier ver-
wach[enen Wirbeln beftehender langer Knochen, an dem
die, Theilung, “nur. durch.die Löcher ‘angedeutet wird,
welche,..wie bei einem Heiligbeine,: zwifchen den Wur=
zeln je zweier Querfortlfätze fich befinden. Hierauf
folgt die Schwanzfloffe, welche. bei Seombrus und Thyn=
nus unmittelbar auf. den drei letzten Wirbeln, nicht auf
Schwanzfloffenträgern, ftzt, oder vielmehr aus den ver
längerten Schwanzfloffenträgern ‚felbft befteht, da die
drei mittelften Strahlen auch ganz die breite keilfürmige
Geltalt der mittellten Schwanzfloffenträger ‚haben. _
Die Rippen find bei Thynnus aufserordentlich breit;
die vorderen bilden in der Mitte ein dünnes 2 breites
Blatt. £
wr >
Y -_— ) 405
wid {. er‘ ch aha Ham 1. Idoldia mess
Veber die nee des Ausführ Imes-
a gangs der Bauchfpeicheldrüfe bei dem Men-
„.. fchen und den Säugethieren, : Von Frır-
si DRICH "TIEDEMANN...
Vor: einigen Jahren fand ich in der Leiche eines Weibes
Zwei Ausführungsgänge der Baughfpeicheldrüfe, welche
a von dem gemeinfchaftlichen Gallengang
zwei 'befonderen 7 "Mündungen in den Zwölifinger-
"m öffneten. Diefe und die Mündung des gemein-
ehaftlichen Gallengangs befanden fich auf der im Zwölf-
fingerdarm liegenden läng ichen, warzenförmigen Er-
häbenheit (Taf. IV. Fig. 14). An dem vorderen, brei-
teren und am meilten vorlpringenden Theile der Er ha-
Ban miindete zuerlt am gewöhnlichen Orte der ge-
einfchaftliche ‚Galleugang ein., ‚Seine Oeffnung war
erhältnifsmäfsig etwas kleiner ‚als ie in 'der Regel zu
Hey Piegt. Eine Linie hinter. dieler und zugleich et-
. des oberen Bauchfpeichelganges. Drei Linien weiter
E abwärts, faft an der Spitze der Warze, fenkte fich der
Zweite Ausführungsgang der Bauchfpeicheldrüfe in den
Darm ein.
"Yor einigen ‚Wochen fah ich in einer männlichen
Lie zwei paukreätifche” Gänge, von,denen der klei-
nere fich. anderthalb Zoll vor dem gemeinfchaftlichen
allengai g üffnete, der grölsere aber mit letzterem auf
gewöhnliche Weife verbunden war.
bi "Diele Beobachtuhgen veranlalsten mich, die bis
jetzt bekannt gewordenen Fälle von Abweichungen des
Bauchfpeichelganges zufammen zu ftellen und be mit
den bei den Sängethieren vorkommenden Ausführungs-
gängen zu vergleichen. Wenn gleich die Ausführungs-
7
- gänge der Bauchfpeicheldrüfe äuch bei einer und derlel-
A
404 RERELTERE
ben Säugethierart gleichfalls Verfchiedenheiten wie beim
Menfchen darbieten, fo wird es fich dennoch, aus die
‚Vergleichung ergeben, dafs ‘die Verfchiedenen Formen
der Ausführungsgänge, welche beim Menfchen als von
‚der Regel abweichend vorkommen, die‘Norm bei die-
fer oder jener Säugethierart., darftellen. "Ungemein
Schwer ift es bis jetzt beim Mangel an zahlreichen, be-
Teits angeltellten ‚Unterfuchungen . über, den Hanf der
Thiere, hd beider in Deutfchland 0 obwaltenden Schw ie
vigkeit ausländifche Thiere zum Zergliedern zu erh;
ten, die Regeln oder die Normen für die Bildung au
felbft des einfachlten Organs aufzuftellen., Kran
mülfen diefe Schwierigkeiten durch Zeit und ‚Gelegen-
heit überwunden werden, um auf dem ‚Wege der ‚In-
duction zu den Gefetzen der organifchen Bildung 2 zu ge-
Jangen.
] Aus den, feit, Wirfungs Entdeckung des, Bauch-
fpeichel-Drüfengangs beim Menfchen, fehr zahlreich
angeltellten Unterfuchungen Hat es fich fchon längft er
geben, dafs derfelbe in der Regel gemeinfchaftlich. mit “
dem Gallengange in den Zwölfingerdarm einmündet,
Diefelbe Art der Einmündung er pP. Camper. .) im
Oräng - Utang; auch \fcheint. he häufig ‚bei den Affen
überhaupt vorzukommen, " wenigklens fand Ge Cuvier
bei Simia {phinx, und ‚einigemal bei. Simia Anuus.
ich fah diefelbe bei Simia maimon, Simia entellus, "Sir
mia filenus und Simia capucina, EEE letzteren, ich
der Güte meines verehrten Freundes, Herrn Dr. ‚Albers
zu verdanken hatte. Ferner kommt fie vor, in der
Katze nach Graaf”), Blafıus?) u. A. Befonders,merk-
würdig ift die bei der Katze zuweilen als Abweichung
1) Naturgefchichte des Orang- -Utangs $. 165.
=) De Succo pancreatico in d. Oper. omn. ip 286.
3) Anatome Animal. p. 72.
zu 405
vorkommende'Blafey' die einen'Seitenaft des Bauchfpei-'
eHelgangs erhält, "der aus ihm auf diefelbe Art unter
einem fpitzen’Winkel entfpringt, wie der Gallenbläfen-’
gang aus dem bebergallengang. ‘Dielen Behälter für
den Bauchfpeichel hät zuerft Graaf*) beobachtet, "und
in der nenelten Zeit fand ihn Herr Prof, :Meyer’?y
wieder,’ Auch mündetder Bäuchfpeichelgan init dem
Gallengange verbunden in den Zwölffngerdärm, wie’bei®
den Zibeththier nach der Beobachtung von Perraule 3).
und »den Aerzten des Collegit'privati Amftelodamen-
his 4); beim fliegenden Eichhorn umd"Riefen- Känsu-'
zuh nach Cuwier 9); beim :Schäf' nach Highmore °)
u.A,; beider Gemfe näch Dunerney ”y"ttnd beim Hirfeh”
nach: Perrault ®$) u. A. Endlich "Rinder fich” diefelbe“
- Einrichtung beim Kaintfehadalifehen Manati (Trichechus
„manatus 9), und bei den. Wallüfchen nach J. Hunter *°)
Ku rn 24 N
+3) (l. e.) p- 286. Qttando duterus panereaticns Gimplex exiftie or.
0°. 7.dinario jungitur cum @uctu bilidrio in Hominibus, ut et in
ge ‚ felibuf, in quibns femel invenimus ad latus folliculi fellis,
j verfus quem fefe Pancreas praeter modum;nimis extenderar; |
aliam vehculam albicantem , quae leviter ‚tantum ‚comprella
. eöntentum humorem in ductum panereatieum depopebat,
„= \eolore'ae confiftentia a fuceo pantreatico non difimilem.
-8) Blafe für den Saft des Pankreas im deurfchen Archiv für de
1 .1.Phyliol. B. I. S,.299, Taf. 3. Fig. yo d x j Lrralıg
3) Defeription de cing Civettes in den M&m. de l’Acad. des
Sciences depuis 1666, jusqu’a 1699. T. 3. P. r. p. 12.
4) Oblervationes anatomicae lelectiores Collegü privati Amftelod,
3.4 1667. P- 21. » e Yun‘ Mh
5) Anat. compar. Vol. 4. p. 53.
6) Disquifitio anat. c, h, Tab. 4. hg. 4
7) Möm. de l’ Acad. 1.c. T.3. P. 1. p, 159.
8) Ibid, T. 3. P. 2. p. 290, rh
9) Cinier 1. ci p. 29. nr
10) Schneider’s Beitrige zur Naturgefchichte der Wall&Iche S. 55.
-
Yı
406. een
namentlich; beimsBraunfifch und Tünimler: nach Guviens
Als ‚Abweichung.beobachteten Perraule") und. Blafius %),
die gemeinfchaftliche Oeffnung beider; Gänge imn ' Tiger: s
A „Die Abweichungen ı des Bauchlgeithielsenipanungiceg
Norm. laffen. Geh» beim. Menfchen. auf folgende «zurtick+,
bringen sp, reed ee
ab I: ‚Der Ausführwmgsgang ib Mar ala nd
dem,,,; aber er ilt night. mit dem gemeinfehaftlichen. Gal»
lengange "verbunden, Sondern er mündet für Sch in. den,
Zwolfingerdarın ein, entweder, 2) wer Agraleiben, „oder;
b), nach demielbengs 6. Fendhuregtt ad ar
‘> II. Der: Ansfülinungsgang. ift ‚doppelt vorliandensc
ad ‚zwar, ilt entweder, a) ein Gang amt dem: gemein-
fehaftlichen Gallergange verbundemund der anderenicht,.
oder b) heide Gänge find nicht (verbunden ,..‚fondern
öffnen fich ifolirt in den Darm,,.. Hier finden abermals:
Verfchiedenheiten Statt, nach der Stelle der, Einmün-
dung vor oder hinter dem Gallengange. Wir“ wollen‘
nach diefer Eintheiking die beobachteten. Fälle aufzählen,
1. Der einfach vorhandene, ‚Ausführungsgang le
von. .dem Gallengange ‚getrennt, wie fehon Pesling 3)
ke einen ‚und mündet un
a) vör demfelben in den Zuwtgee ein.
Solche Fälle'haben Hummel4) und. ‚Blafius.S).be-
fehrieben. In erfterem. Falle öffnete ich der Bauch-
(pächelgeng,/ ‚zwei Zoll vor ' dem: gemejufchäftlichen
gi ug (&
2: i
ano Ta
1) Defrenkion anatomique wie Tigre ı et Ei trois- Tigrelles a 40.
T. 3. P. 3. p- 497. ; = f Ki fy
2) a, a. O. p. Lat. . er AR
3) Obfervationes et Epiftolae. Ep. 37. 1 Ve
4) Diff. de 'perfor. ventric. Obl. 8. Y
5) Obfervat, anatom. in homine,Lugd, Batay, 1678. p. 112. Tab; a
Eig. 1, ; h . ct
nn TE 407:
Gallengange; in Jetzterem Fälle, seiner 'weiblichen:Lei®
ehe, nur, einen Zoll vor, .demielben.i (* som am
«* ' Diefe Art ‚der Einmicdung „ „ welche Beitn°Men-'
fchen felten“ ft, kommt auch’ bei "den Säugeihieren-
fehr felter'vor, BDyelincourt ' yı beobächtete' he ih ei-’
lem “Aftehi\°Perrante'?) und Cuwier'®) nahmen fie‘ 2
wöhnlich "bei Tigern 'währ. als
post Schr ae dagegen ift die zweite, Art, der Ein-;
gi ng, BR wo lich der Bauchlpeichelgeng unter, A
allengänge | in den Darm einlenkt.
BR ‚Moiniehen 4). fah. die Eirtfepliung zwei ZoU.un-
terhalb dem: gemeinfchaftlichen Gange; ‚Peyer $S) im,
einer männlichen , ‚und weiblichen, ‚Leiche nur einen,
Zell ‚weit entfernt; ‚Bähr:®) und Brechzfeld, ’) zwai
Genie darunter. Brunner 8); fand in,'einem’Knaz,
‘ die Mündung des. pankreatilchen Gangs einen hal-
Zoll weit von der des Gallengangs Srkarng je--
doch- waren beide Kanäle vor ihrer Einfenkung ; in den
Darm durch einen Zwifchenaft fo verbunden, dafs Br
Kanal fch durch den anderen aufblalen liels.
Diefe Art der Einmündung» ift: die, welche bei
"weitem am häufigften bei den Säugethieren vorkommt,
2.108
\
» In Blaf. Anat. 'Änim, p- 112. und} in einem neugebornen Rinde,
Obfervät. Medic. rariores. Anltel, 1750, p. 46. Obr. + Tab. 2%
Fig. 1
Bj Re Pe o Fra er
3) a. a. 0,
4) In Th. Bartholin, Epift. med, Cent. 2. Epilt. 56. p. u;
<) Obfervation. anat. Lugd. Batav. 1719, Obl, 1, p 6. Obl,7. p- t2.
6). Diff. de pancreate p, 20.
7) in Th: Bartholin. Act. Häfn. Vol, 2.p. 34: Obl. 4. Anatomie
phthihiei, k
8) Experimenta nova circa pancreas. Amktel. 1685. p. 117.
”
A408. a
Perranle' #3) beobachtete" fie bei eitigen Meerkatzen,
und Cuvier ?) bei.uden Sapajw's. '\"Sie'“ift nach den
\ Beobachtungen von Graaf ?), ‚Highmare,#) „Beyer %),
Blafixs °), Brunner.?), Al, Monro $),.Neergaard,?),
und ‚mir,, die Nor bei dem Hunde. Ferner, fah fie
Blafius *°) beim Igel, wo der Baychlpeichelgang . in,
der Breite des kleinen Fingers unterhalb dem ;Gallen-.
gange einmündete; Perraulc**) und ich beim Murmel-
thier; Senfen Mer und Graaf bei dem, fen, ‚und
Perraitlt'*3) "bei dem Stachellchwein. In dem Halen.
und Stachelfehwein öffnet fich der Bauchfpeichelgang |
fechszehn bis achtzehn Zoll weit von "dem Gallengan e
entfernt, Desgleichen 'ift diefe Art der Eimanlkie
von’ Pallas "4) beim Kapfchen Klippfchliefer (Hyrax’
capenfis), von Highmore *$)' beim Ochfen;’von Grauf |
beim Schwein, und von Cuvier beim Nashorn beobach”
z
;
vb tn, all
————— . \ \ ao ur ter, RSS, Mas
rl in 3] Aa ag m! a» rıtor looks
>) a, a. 0. T, 3. P, 2. p. 225. PL. 45 N
'2).a.2.0.T. 4 p.23- an $ r ALL Br, a Ä
san. O. ENTE yab; Rn
are genrinbuiemi Hol 1
5) Obfervationes ana pi ar. 0 m um. nn vn Den
6) a.a. O, p. 29. 17 WEN NUR RER
7) a. a. 0, p- 61. Tab. 2. Nunquam vidi inter tot „eanieidia du-
gön erditi panereatidum inferi in choledochi ofculum, “ w
$) Vergleichende Anatomie. S. 16. K
9) Vergleich. Anatomie und Phyliologie der Verdauungswerkzeuge.
Berlin 1806. S. 110. ) e
10) a.a. 0. p. 65. . aha N
11) a. a. O. T. 3. P. 3. p.:259, i >
12) In Th. Bartholin, Act. Hafn, 1672. j j ö
33) 2.2. 04T. 3. Pı2. p. a1, Defer, Anat, de.huit Porec, Epics.
ıd Mifcell, Zoolog. p. gr. in i
15) A.a, 0, Tab. 4. Fig. 3,
B ‘
tet worden. Endlich-fand;fie auch Ducrotay de Blain-
wille ) beim Schnabelthier, SER
I. Es find zwei Ausführungsgäuge der Bauchfpei-
cheldrüfe "vorhanden „von denen a) einer mit dem Gal-
lengange \ verbunden ft, ‚der andere nicht, .Der über-
2 ‚Gang mündet vor. dem gemeinfchaftlichen Gal«
age ein.
en: „Einen folchen Fall beobachtete Brechrfeld ?) in der
iche eines alten Weibes, welches an Lungenvereite-
'geltorben war; der Kleinere Ausführungsgang
Lrheha zuerlt ein, und der gröfsere war mit dem ; ‚ge
meinfchaftlichen Gallengange. verbunden. Beobachtun-
a der Art haben auch Wilde?), Targioni 4), Pauls),
"Saniorini ©), und Haller 7) mitgetheilt. )
‚ Mir ift kein Säugethier bekannt, bei dem fich .
diefe Weile der Einmündung fände, jedoch kommt fie
ha ei den Vögeln vor ®).
- Fi überzählige Bauchfpeichelgang öffnet fich bin-
ter. " dem Gallengange.
Iche-Beifpiele erzählt Ruyfch 7); einigemäl
öffnete fich der überzählige Kanal fogar in das Jejunum,
tar
F) Differtation für Ja place que la famille des Onithoryngnes
et des Echidn&s doit oceuper dans les [üries narurelles. , Raxis
1812. 4.
2) In Th. Bartholin. Act. Hafn,. T. 2. p. 30. ner
3) Oblervat. anat, rarioxess.in den Comment, Ac, Petropol, Ann,
1740. T..ı2, p. 312.
4) Prima racolta Offerv. 2, 9. \ : . da
5) In Praef. ad J. w. Horne Microcof.
6) Tabulae Septemdecim. p. 141. Tab. 12, .
7) Elem. Plıyhiol. T, 6. p. 440, a u; Ca
8) 5. meine Anat. der Vögel..B. 1. S. 480. '
9) Dilueidatio Valvularum in Vafıs Iymphatie. Acped. Quacdamı
Obfery. Anatom. rarior. p. 17. Obf. 12.
M. d. Archiv, Iv, 3+ Ee
‚#10 a
Deipleichen find fe von Möinichen’*), ' Winslow ?)
Pet/che 3), Böhmer 4), Heuermann $) und Haller 2)
\beobachtet worden. Ih der Regel fand man’ hierbei
den kleineren unteren, am Zwölffingerdarme Herabftei!
genden Anhang der Bauchfpeicheldrüfe, welehen Winslow
als eine zweite kleine Bauchfpeicheldrüfe aufführt. End:
lich war auch der untere überzählige Ausfübrungsgang
kleiner als der obere mit dem Gallengange verbundene. ,
“ Diele Art der Einmündung der Speichelgäng
kommt beim Elephanten vor. Nach pP. Camp er ?) öffn “
üich der obere gröfsere Kanal in die Pr Stelle des
Gallengangs, welche eine Art von in Zellen abgetheilten:
Behälter für die ‚Galle bildet, und der untere ‚kleing
Ausführungsgarig öffnet fich-ifolirt in den Dar "Per:
zault #) erwähnt nur, jenes gröfseren! ‚Gangs,, vielleicht
at er den kleineren iberfehen.” Zuweilen, ilt: der pan-
kreätifche Gang auch beini Hunde "gedoppelt, "und der
eine Kawal verbindet Gch mit dem Gallengange, während
Seh: der, ‚andere, am ieewöhnliehen, Orte weiter een
a bin den, Darm ein nkt, wie, Graaf > Peyer.?, 2, md:
"Neergard beobachtet haben, Bart
b) Beide Ausführungsgänge der Bauchfpeicheldrüfe
Ziehen nicht mit dem. Gallengange. in; Verbindung , ı {on-
:dein münden ifolirt in den Zwölffingerdarm ein.
y) In Th. Bartholin. BR Medie. Cent, a Epil 20: px 2 £
2) Expoft, Anat. Ventre No. 324. 328. ; r
3) Sylloge Obleryat. Anat. felectär. Hal, 1736. %
4) Obfervat. Anatomic. Rarior. Fafe. in Fra pP 13, No. Er
<) Plıybiologie. B. 3. '5! 820. a eh,
ea Brit, Kup ©. A al ie
\ L2) Defeription anat. d’un ‚Elephant‘ mäle P- 39- „. ß i (2
2)aa.0. T.3. PL 2. Bes, ®
9) a a0. p, a6.
w
— 411
Diefen Fall hat Rhodius *) zweimal im Menfchen
beobachtet. Auch Blafius ”) fand zwei pankreatifche
"Gänge mit zwei Mündungen in einer männlichen Leiche.
Ferner fah das Ruyfeh 3) mehrmals. Hierher gehört
“endlich die von mir erzählte Beobachtung.
Gedoppeli findet fich der Ausführungsgang der
"Bauchfpeicheldrüfe beim Pferd. Neergard 4) fah einen
. gröfseren Ausführungsgang, der aus zwei Aeften gebil-
- “det wurde; und fich neben dem Lebergallengange in den
Zwölfhingerdarm öffnete. Aufserdem: war noch ein
kleinerer Ausführungsgang vorhanden, welcher weiter
"abwärts in den Darm einmündete. Auch itn Maulwurf
‚beobachtete Jakobs 5) zwei pankreatifche Gänge, von
denen fich jeder befonders in das Duodenum öffnete.
"Welchen Einfluls die verfchiedene Art der Einmündung
‚(des pankreatifchen Ganges auf die Chylus- Bildung. ha«
ben mag, lälst fich' bis jetzt durchaus nicht angeben,
Dafs he aber mit derfelben in irgend einer Beziehung
ftehen müffe, kann aus der Beftändigkeit. der Art der
Einmündung bei mehreren Thieren erwartet werden.
Eea
’ 1) Mantiffa Anatomica. Obl. 30.
2) Obferv. Med. rar. p. 52. Obf. 15. Tab: 6. Fig 1. ’
3) „a.O. $aepe tamen duos reperi pancreaticos ductus in ca-
davere humano, quorum neutri aliqua cum ductu chole-
docho erat communicatio, i
ya a. 0.8.67.
5) Talpae europaeae Anatome, Jen. 1816. 8:
4 ö II. Y A
Seltene Verdoppelung mehrerer Muskeln),
beobachtet von FrıepricH TIEDEMANN,
Sehr oft kommt, wie bekannt, ein oder derandere Mus-
-kel im men!chlichen Körper überzählig oder gedoppelt
vor !). Selten dagegen’ ilt die regelmälsige Bildung
mehrerer überzähligen Muskeln an ‘beiden Seiten des
Körpers. Einen merkwürdigen Fall der Art beobach-
tete ich im verfloflenen Winter an der Leiche eines un-
gemein ‚muskulöfen , wahrhaft athletifchen jungen ‚Man-
nes. Unter dem grolsen Bruftmuskel lag auf jeder
Seite der Bruft noch ein zweiter, welcher durch eine
reichliche Schichte Zellgewebes von jenem getrennt
war. Er entiprang an der äulseren Fläche des Knor-
pels und des vordern Endes der zweiten bis fünften
Rippe. Seine ‚Bündel verliefen in derleben' Richtung
wie die des in der erften Schichte liegenden Muskels,
drängten fich zu einem Bauche zulammen, und befeltig-
ten fich an dersinnerir Fläche der Sehne des äulseren,
kurz vor feiner-Infertion an der von dem grolsen
Höcker des Oberarmbeins kommenden Leifte, Eine
Schlüffelbein- Portion hatte der.überzählige grofse Brult-
muskel nicht.
s Da ich die beiden grofsen Bruftmuskeln,und den
‚kleinern oder den oberen vorderen Sägemuskel durch-
fchnitten und zurückgeichlagen hatte, fo erblickte ich
noch einen zweiten kleinen Bruftmuskel (Mwuje. pecto-
ralis minor), welcher mit zwei Portionen an der 'zwei-
ten und dritten Rippe feinen Urfprung nahm, und fich
——
ı) Mehrere von mir beobachtete Fülle; der Art find in J. Duille
Differtatio Anatomica nonntllas mulculorum varietates exhi-
bens, Landilhuti 1813, 8. enthalten,
ri Ä 415
gleichfalls an den Hackenfortfatz! des Schulterblatts
inferirte., ©
‚ Auch die seh Gefälsmuskeln (Mufe. glutaei
\ majares ') waren an beiden Körperbälften gedoppe:t vor- .
handenund durch Schichten vom Zellgewebe abgegränzt.
Endlich fandich noch die Kappenmuskeln (Mujfe. excul=
lares) sedoppelt, in. zwei Schichten auf einander gelegt.
= Diefe überzählige Bildung.mehrerer grofsen Mus-
keln beweift, dafs der muskulöfe und athletifche Bau
beim Menlchen nicht in allen Fällen durch die öftere
Uebung der Muskeln erlangt wird, fondern dafs er auch
angeboren feyn kann, unter Bediugungen, welche die
Muskelerzeugung im > DEREN die je
- noch unbekannt find.
#2 .
mr
a
N BREIT,
IV.
%
>
Ueber den Blutlauf, in wiefern er durch
" Druck - und Saugkraft des Herzens bedingt
werde. Von Dr. C.G. Carus.
Üepefriedigt durch die frühern Anfichten über die 'ge-
fammte Biutbewegung, unı die des Venenblutes. insbe-
fondere, haben neuerlich mehrere Phyfiologen. diefen |
Gegenitand abermaliger Beleuchtung und Erwägung
unterworfen. Bemerkenswerth unter den Betrachtun-
gen über Blutbewegung in Venen find namentlich die
von Dr. Zugenbühler , fo, wie die fpäterbin vom Cand,
Schubarth und Prof. Gilbert dargelegten. Beide Arbei-
ten von gleicher Richtung, obwohl ganz unabhängig
von einanıer entlianden, zeigen ein Wiederkehren zur
ältern mathematifchen und mechanifchen Bearbeitung
der Phyfiologie, welches ‚als Gegenlatz ‘einer hyper-
philofophifchen wohl, nicht ausbleiben, auch im All-
gemeinen bei Beftimmung einzelner Lebensäufserungen
nicht ohne Nutzen feyn konnte, namentlich wenn das
Mathematifche auf die Methode bezogen würde und diefe
Jatromathematik von einem forgfältigern' und gründ-
lichern Studium des Lebens und feiner unendlich ver-
fohiedenen Geltalten, kurz von einem recht unbefange-
- nen und treuen Hinfchauen auf die Natur fich nicht
entfernte. ;
Was ingbefondere den Blutlauf betrifft, fo müffen
wir jede Bemühung, welche’darauf abzweckt, die noch.
immer:.hier haftenden Dunkelheiten zu erleuchten , mit.
‚Dank anerkennen; aber auch darüber halten, dafs ent-
fchiedene Anfichten vom zureichenden Grunde deffel-
ben nur unter forgfältiger Prüfung aufgenommen wer-
den. Gegenwärtige Arbeit hat fonach den Zweck,
einige Zweifel gegen die Wirkung der Saugkraft des
Herzens als swreichender Grund venöfer Blutbewegung
auszufprechen; und fie ilt mit der Hoffnung begleitet,
diefe Zweifel von den Vertheidigern jener Lehre ent- -
weder anerkannt ‚oder (was uns gleich angenehm feyn
würde) widerlest zu fehen, zunächlt aber der Wiffen-
fchaft vielleicht in einiger Maalse förderlich deyn. zu.
können.
Zuvörderft die Arbeit des Herrn Dr. Zugenbühler.
betreffend *), fo beginnt fie mit Prüfung einiger der frü-
her. aufgeftellten Urfachen zur venöfen Blutsbewegung,
deren Unzureichendes dargethan wird, worauf der Verf...
feine Anficht folgendergeltalt darlegt:, ;, Gewils ift es,
e
7) Sie ‚wurde als „‚Differtatio de motu fanguinis per venas “
d. 3. Jul. 1815 in der Soci&te academique de medecine von
Paris vorgelefen, und ift durch das Journal de meödecine
fo wie neuerlich, überfetzt im Archiv der Med. und Chi-
zurg. [chweizerifcher Aerzte, Jahrg. 1816. un. Heft. S. 170.
bekannt geworden, 6
u 445
dafs in, einen ‚hermetifch gefchloffenen Behälter, ‚wenn
feine Wände gegeneinander gedrückt, und dann wie-
der geöffnet werden, ein luftleerer Baum ept/teht, vor-
ausgefetzt, dafs die darin enthaltene Flülfgkeit ausge-
prefst worden ift. Ein folcher Behälter ift das Herz.
"Wenn alfo die Wände eines Ventrikels zulammengex
„drückt, und dadurch. das Blut: ausgeprefst wird, fo
‚ entfteht:bei folgender. Dilatation. ein. luftleerer Raum.
Da aber jeder mit einem Blutlyftem, verfehene orga-
nifche Körper, als ein weicher Körper. anzufehen .ift,
To drückt die ihn umgebende atmolphärifche Luft, nach
Geletzen des Drucks der Flüffigkeit, (das nächftliegende
Blut mit Gewaltiin den ‚beginnenden luftleeren Raum, “
Wenn nun der Verf. ferner fast: „So viel mir bekannt
"ife, hat noch kein Phyüolog diefe Erklärung gegeben,
Jo 'hat dagegen Herr Schubarth in der zweiten zu er-
wälnenden Abhandlung weit forgfältiger feine, Vorgän-
‚ger-geprüft und gezeigt, wie im Gegentheil fehr Viele
bisher diefe Saugkraft des Herzens ER nur keis
nesweges als Haupttriebfeder des venöfen, Blutumlaufs
haben wollen gelten. laffen. Herr Zugenbühler erör-
tert hierauf noch einige aus feiner Anlicht fich erklä-
rende Erfcheinungen, und; fucht endlich mehrere Ein-
würfe gegen. diefe Lehre zu befeitigen, von denen, fa
wie von einigen hier nicht berühmten, fpäterhin noch
die Rede feyn wird,
Herr Schubarth *) dagegen Hr mit einer-anar
tomilchen Befchreibung des Herzens, geht dann mit
weit grölserer Genauigkeit als, fein Vorgänger: die
bisher beachteten Gründe. des Venenblutlaufs. durch,
widerlegt mit treffenden Gründen. fowohl. die Annahme
einer fortltofsenden Kraft von den: Arterien. aus, die
Vergleichung mit communicirenden Röhren, fo wie die
1) Gilberts Annalen der Phyhik, Jahrg. 1817: Se. 9. S. 35
416 N ER DELETE
bedeutendere Einwirkung der Muskelbewegung und der
Klappen, und bemerkt endlich *): „Die wahre Haupe-
und Grundurfäche, ja die einzige Urfache des Blutlaufs
in.den Venen fcheint mir Säugkraft zu feyn.“ Es
wird hier Qapillarität und Saugkraft des Herzens unter+
fchieden. Die erftere wird mit Haller nur. als Unter-
tützungsmittel Angelehen , die zweite bingegen, auf
welche ‘(jedoch‘nur als Beihülfe) fchon Haller, Blu-
menbach und Andere Rücklicht nahmen, ganz wie von
Herrn Zugenbühler, als Hauptgrund 'dargeftellt, nach-
dem zuvor noch die Selbftihätigkeit im Blute nament-
lich gegen Herrn Sprengel verworfen worden ilt,. ‘Herr,
Prof. Gilbert hat fodann eine Nachfchrift beigefügt,
worin ciefe gänze Anficht nochmals kurz dargelegt und
die Wirkung‘ des Herzens auf den Blutlauf mit der.ei-
nes verbundenen Druck - und Saugewerks erläutert, und
endlich (was auch Herr Zugenbühler .thut) felbft’das
Auffteigen der Säfte in den Lymphgefälsen diefer as
kraft zugefchrieben wird.
Indem nun hier die wohlmeinende Abficht ausge-
fprochen ift, der Phyfhiologie durch recht einfache-auf
“ den Geletzen einer mathematifchen Wiffenfchaft beru-
hende Anfichten die Erkenntnils organifcher Vorgänge
zu erleichtern, fcheint es auch der weiteren Erwägung
diefer Bemühungen zur Pflicht zu werden, einen ähn-
lichen Weg einzufchlagen, und fo wie überhaupt jede
vernunftmälsige Erkenntnifs vom-Bewufstfeyn der Ein-
heit zur Anfchauung der Vielheit fortichreiten mufs,
die Erfahrungsmäfsige Erkenntnifs aber desgleichen am
ficherften begründet wird, wenn he vom Einfachen’zum
Vielfachen und Zufammengefetzten übergeht, fo begin-
nen wir hier, wo vorzöglich die Saugkraft der Gefäfse
zu erörtern ift, mit der-Bötrachtung der am fichtlich-
1) &. 63. a. a. 0,
ften und beftimtnteflen Aattan enden Gefäfse ‚ nämlich
' der‘ ‚Iymphatifchen.
Da nun, wie fchon in der erwähnten zweiten Ab-
handlung gezeigt ift, das Saugen auf zweifache Weite,
nämlich durch Anziehung ‘der Gefäfswände, (Capil-
“Jarität) und durch Bildung eines luftleeren Raums zu
„Stande kommt, fo fragt fich zuerft, wohin das Sau-
gen der Lymphgefälse zu rechnen ? — Sowohl Herr
" Zugenbühler als Herr Schubarth lallen die Capillarität
derlelben ziemlich unberührt, nehmen dagegen die Wir-
kung der Saugekraft des Herzens auf die Lymphge-
fälse mit Beftimmtheit an; eine Behauptung, welche je-
doch, wie lich ergeben ER der zureichenden, ohne
“ "Betrachtung des lebendigen Organismus auch nicht wohl
möglichen, Begründung entbehrt. - Unterfuchen wir
aber zuvörderft den Bau der Lymphgefälse etwas nä-
"her, fo ftellen die Klappen derfelben, nebft den zwi-
- fchen den Klappen liegenden Erweiterungen , allerdings
_ eine fehr merkwürdige Aehnlichkeit mit in- und auf-
einandergeletzten, oberwärts weiter werdenden Haar-
- röhrchen dar, ja man kann durch folche Haarröhrchen *)
- diefen Bau vollkommen nachahmen, Bildet man aber
durch folche Röhrchen eine ph ohngefähr fo;
a
a (ar
oe
h b
ng
; all
1}
taucht fodann das Röhrchen a in eine wälsrige Flüfßs-
keit, fo bemerkt man, wie diefes das Waller bis zur
T) Zu einem Verfuche diefer Art find die in da Mitte erweiter-
ten Saugeröhrchen zum Auflähgen der Pockenlymphe felr
gelchicke.
‚ Erweiterung hebt, von hier faugt es das ‚Röhrchen .b
wieder auf, dann wird es von c, dann von .d aufge-,
nommen u. f. w. — Wir fehen alfo bier ‚das Aufltei-
gen einer Flüffgkeit blofs durch Capillarität von Stat«
ten ‚gehen, und es ift dies derfelbe Procels, welcher
das Vollfaugen eines nur mit einem kleinen Theil in
Waller getanchten Schwamms oder Lölchpapiers er-
klärt, Diefes Phänomen der Capillarität möchte do-
nach auch vollkommen zureichen, das Aufjieigen und
Einfaugen in den Lymphgefälsen, welches deshalb
auch nach dem Tode von Statten geht '), zu erklären,
Allein wir bemerken in den Lymphgefäfsen nicht blols
das Auffteigen der Säfte, fondern auch ein Ausgiefsen.
derfelben in das Blut-Gefäfs[yltem-, und: diefes kann
durchaus nieht von Capillarität bedingt werden, wel:
che, als auf Anziehung der Gefälswände gegründet, das
Austliefsen eben fo fehr hindert, als es das Eindringen
befördert. — Dieles Ausgie/sen allo möchte vielleicht
durch ‚die Saugkraft des Herzens mittellt der grolsen -
Venenftänime gefehehen? — Diefes ilt es nun, wel-
ches clurch Thatlachen auf das beftimmtefte widerlegt
wird, Erftens ift es bekannt, dafs bei Erna
wo der Ductus thoracicus unterbunden wird, diefer,
nicht nur znrer dem Bande beträchtlich aufjehreillt,
fondern fogar oftmals platzt, und feine Lymphe in die
Brufthöhle ergielst; zweitens ift in der Chirurgie die
grojse Gefahr der Verletzungen srolser Lymphgefälse
bekannt, als wodurch ein fortwährendes Aus/ickern
——
1)-Dies beobachtete z. B. Sömmerring (vom Baue des hen!
lichen Körpers, Th. IV. S. 523.) deutlich an den Eingewei-
den eines bereits einige Tage todten Seehundes. — Ein
deutlicher Beweis, dafs diefes Auffteigen gewils nicht vom
Herzen abhängig ilt,
von Lymphe verurfacht wird ?). ‘Nun aber fragen wir,
könnte jenes Anfchwellen, jenes Zerreilsen, diefes fort-
währende Ausfliefsen , \bei ganz gehemmter Communi-
cation mit dem Herzen, erfolgen, wenn das Bei al-
lein von diefer Saftbewegung, dem Ausgiefsen der Lymplı-
gefälse die Urfache wäre? — Ergiebt fich nicht viel-
mehr deutlich, da unabhängig vom Herzen diefe Lyinph-
bewegung ungehindert fortdauert (wie das ftele Aus-
gielsen des zerrillenen Lymphftarumes . beweift), dals
auch im Normalzuftande die Mitwirkung des Herzens
bierzu äufserit gering oder = o fey? — Aufser der
Capillavität und der, Herzkraft mufs es allo notwendig,
für Lymphbewegung noch ‚eine weitere Urfache geben,
und diefe kann wonl nur eine dreifache feyn, nämlich;
entweder Selbftthätigkeit ‚der Gefäfse, ‘oder 'Selhftthä-
tigkeit der Flüfügkeit, oder beides zugleich. Nun ift
eber eine wahre eigenthümliche Biwegüng der Lymph-
gefälse, etwa der periftaltifchen Bewegung des Darm-
kanals vergleichbar, bisher noch von Niemand nachzu-
weilen gewelen, und es ift ferner in Wahrheit nicht
‚abzufehen, was der Annahme eines felbftthätigen Beftre-
‚bens der Säfte nach der orgapifchen Mitte BE Körpers
entgegenftehen loll, da wir an gröfsern Organismen,
2. B. an irdifchen, die Centripetalkraft mit folcher Be-
fiimmtheit wahrnehmen, da die Anziehungskraft eines
Körpers gegen den andern (z.B. des. gröfsern. Waller-
tropfens gegen den kleinern), uns in taulenderlei Ge-
ftalten rings umgieht,, ja da die Bildungsgefchichte die-
fer Gefäfse faft olıne Widerrede darthut, dafs die Selbft-
kraft der Säfte mehr thue als die Wirkung der Wände,
Alles Organifche nämlich entfteht aus Flüffgkeit, der
Thierkörper kryftalliirt gleichlam aus‘ der Flüfügkeit
2) Wohl ganz auf gleiche Weile wie aus einem verletzten Baum-
Stamm das Ausfchwitzen des Pflanzenfaftes erfolgt.
des Eies, und nicht blofs im Ganzen, fondern auch in
feinen einzelnen “Theilen, welche fich fogar fortwäh-
rend wierer in die allgemeine Flüffgkeit. auflöfen und
von nenem aus ihr fich erzeugen. Eben fo. erzeugen .
fich auch die Gefälse als Begränzungen gewilfer Flülhg-
keiten und nicht als hohle leere Röhren, welche fpä-
terhin eerft mit Flüfßgkeit gefüllt werden, fo dafs folg-
lich die Richtung der Gefälse oflenbar durch die Rich-
tung der Flüfßgkeit, und nieht umgekehrt urfprünglich
die «ler Flüfßgkeit durch die der Gelälse, bedingt wird.
Aus alle dielem ergeben fich dann folgende Refultate:
“ 1) Capillarität erklärt grofsen Theils das Aufjtei-
gen der Flüligkeitin den Lymphgefäfsen, aber keines-
weges das Ausfliefsen der Lymplhe.
2) Das Ausflielsen der Lymphe erfolgt unabhängig
vom Berzen und muls daher
3) von eigenem Andrange der Lymphe gegen der
organifche Mitte, oder von Selbitbewegung der Lyminh-
gefälse, oder von beiden zugleich abhängen, Ds nun
aber
4) eine Gefälsbewegung hier nicht bemerkt hei
und die Flöffgkeit die Gefälse, nicht umgekehrt das
Gefäfs die Plülhgkeit hervorbringt, fo fcheint allerdings
eigenthümliche Bewegung der Lymphe in Verbindung
mit der Capillarität, das wichtigfte Moment, t,
Wir kommen nun zu den eigentlichen. Blutge-
fäfsen und deren beiden Gattungen, Arterien und Ve-
nen. — Dafs unter diefen in den erftern das Blut fort-
ftröme durch eine Stofskraft des Herzens welentlich un-
terltützt, ift wohl keine Frage, allein, dafs es felbft
in den Schlagadern nicht diefe Stolskraft allein fey;
welche den Blutlauf fördert, ilt nicht etwa nur wahr-
fcheinlich, fondern vielmehr aus nachftehenden Grün-
den erweislich: 1) ift.es eine bekannte Erfcheinung,
dals bei Leichenöffnungen gewöhnlich die Arterien-
ftämme von Blut entleert 'angetroffen werden. Wie
‚wäre dies nun möglich, wenn das Blut blofs vom Her-
zen aus getrieben würde? — Will man etwa anneh-
men, dals durch den: letzten .oft fehir ichwachen Herz«
fchlag das Blut mit einer Energie fortgetrieben werde,
durch welche es ganz aus deu Stämmen fich entleert,
obwohl hizter ihm in den Gefäßen nun ein leerer Raum
"ent/ieht, welcher, wollte man gar au einen luftleeren
Rauın denken, «ieles Eutleeren ganz unmöglich machen
mülste? — 2) Eine Arterie, weun fie unterbunden wird,
entleert fich nicht nur (wenn fe nieht durch communi-
eirende Aelte immer wieder gefüllt wird, obwohl auch
in dielem Falle, ‘wenn fchon langfamer daflelbe .ge-
fehieht), fondern fchrumpft zufammen und verwächft
fpäterhin an diefer Stelle gänzlich. - Diefes Entleeren
‚gelchieht allo ‚ohne, d.i. mach aufgehobener Treibe-
kraft des Herzens, fo. gut als das.Entleeren der Arterien-
ftämme im Tode. 3) Gänzlicher Mangel des Herzens,
elcher bei einer kopflolen Mifsgeburt, mit gelchiede-
nen und blutführenden Arterien und Venen vorkam!),
4) Das von Sömmerring ?) neblt mehrern andern hier-
‚ber‘ gehörigen Gründen, "angeführte Fortdauern des Blut-
laufs bei kaltblütigen T'hieren, nach ausgeriffenem Her-
zen. 5) Der Kreislauf bei den Fifchen, wo das Blut der
Aorta gar nicht unmittelbar aus dem Herzen kommt,
fondern von diefem ‚aus erft. zu den feinen Kiemen-
‚gefälsen fich verbreitet, welche ‚Verzweigungen dann
erit als rückführende Gefäfse wieder zum Aortenftammn
fich vereinigen, fo dals folglich der Impuls des Her-
5
En. Mechel pathol. Anat. 1. Th. S. 163 u. &, — So wie auch die
aus blofsem Kopf beftehende, im Berliner Mufeum sufbe.
walrrte Mifsgeburt keine Spur des Herzens zeigte.
+») Vom-Baue des menfchlichen Körpers, IV, Th. S, 81,
zens hier auf das Arterienblut nicht mehr (d. i. foviel
als gar nicht) wirken kann, als bei höhern Tbieren der
Impuls des Herzens ,und der Arterien auf das Venen-
blut. '6) Dafs felbft im menfchlichen Körper regel-
mälsige Blutbewegung von den Stämmen in die Aefie,
ganz ohne Försftofekhdle Wirkung des Herzens, nämlich
in Venen, Statt finden kann, als welches bei den in
‚der Leber fich verzweigenden Pfortadergefälsen fehr
deutlich der Fall ift. — Wenn nun nach diefen Grün-
den felbft die Bewegung des Blutes aus den Stämmen
in die Aelte von der Stofskraft des Herzens nur beför-
dert, ‘aber nicht allein bedingt wird,‘ fo bleibt wieder
wie bei den Lymphgefäfsen, nur theils der eigenthüm-
liche Trieb diefer Flüffigkeit, theils die Bewegung der
Arterienwände übrig. Nun fcheinen aber allerdings nach-|
Parry’s, Döllinger’s, fo wie nach meinen eigenen'Ver- |
fuchen , Arterien‘ wenn fie ganz frei liegen, eigentliche
Contractionen nirgends zu zeigen,’ ferner finden fich
'Beilpiele von Arterien, weichk, Muskelbewegung ihrer
. Natur nach durchaus nicht zulaffen (wohin vorzüglich
der auch von mir unterfuchte Knerpelkagal' der Aorta
im Stör gehört) und fo, zumal wenn wir auch®hier
noch ‘die Bildungsgefchichte der Arterien aus der Fkif*
Digkeit berückfichtigen, mufs wohl eine'eigenthämliche
Gentrifugalkraft des Arterienblutes außer: Zweifel 'er-
fcheinen; wogegen es ührigens gewils als eine geringe
Einwendung zu betrachten ilt, wenn man eine folche
Kraft mit‘ dem Namen qualitas oceulta''belest, indem,
wasirgend einem Erkenntnifsvermögen verborgen bleibt,
darum noch nicht als überhaupt nicht vorhanden er-
wielen ift, — Stellen wir demnach wieder die Reful-
tate der Betrachtungen über die Bewegung des Arterien-
blutes zulammen, fo würden es Folgende feyn:
ı) Das Blut ftrömt in den Arterien fo wie in den Le-
berzweigen der Pfortadei aus den Stämmen in die Aefte,
TE 423
öhrie dafs der Impuls des Herzens: dazu unumgänglich
nothwendig ift, ja wobei derfelbe oft ganz mangelt.
9) Wo das Herz nicht das Blut aus ‚den Aefıen
in die Stämme treibt, , bleibt nur Cenirifugalkraft des
Blütes und Bewegung der Gefälswände oder beides zu-
gleich als Urfachen übrig!
© 3) Da die Bewegung der Arterien nicht ficher zu
Birken ift,- und in getiffen Fällen beftimmt mangelt,
To bleibt (lie eigenthümliche Blutbewegung wohl wieder
wichtiger und allgemeiner als die BEREBULG der Gefäfs-
Wände.
‘ Endlich wenden wir uns zu dem Blutlaufe in den
Venen! — Dafs zu deffen Erklärung die Annahme &i-
her fich fortpflanzenden Stolskraft vom Arterienblute
aüs, die Muskelbewegung, ‘die Einrichtung der Klap-
en u. T. w. nicht zureicht, ift zum Theil fchon in
den Abhandlungen worauf fich die gegenwärtige | be-
zieht, erwiefen worden, worauf man denn aber die
“ Nothwendigkeit der Saugekraft des Herzens als erftes
wichtigftes, ja einziges Moment gegründet hat.
Bi wir jedoch zur Prüfung diefer Meinung überge-
hen, erwähnen wir noch eines bisher wenig beachteten
Grundes, welcher das Unthunliche des Veberwirkinb
des Impulfes vom Arterien - auf das Venenblat vorzüg-
lich deutlich macht, Der Impuls des Arterienblutes an
den Endfpitzen der Arterienzweige mufs nämlich nicht
nur deshalb erlofchen feyn, weil diefes ganze Syftem
vom Herzen aus fich beträchtlich erweitert, fondern '
weil wir als gewifs anzunehmen berechtigt find, dals
eben durch das Aufhören diejes Impulfes das Aufhö-
ten und Endigen''des Arterienf/yftems jelbft bedingt
werde, da/s.das Arterien/yftiem fogleich fich vergrö-
Ssern werde und wirklich vergröjsere, wenn diefe
Kraft noch über die Gränzen des bereits gebildeten,
Arterienfyfiems hinausreicht , und dafs diele Kraft folg-
424 e— IN
lich fchon deshalb nicht -auf die Venen äberzugeben, im
Stande fey,
Was nun aber die Saugkraft des Herzens als Grund
des Venenblutlaufs'betrifft, fo Steht fehr.,zt fürchten,
dafs wenn.diefelbe bereits für die Lymphbewegung nicht
als Hauptgrund anzufehen war, und, die Stolskraft
des. Herzens nicht als Urfache für die Bewegung des
Arterienbluts ausreichte, ‘nun auch diefer Grund ‚bei
den Venen Sich. ‚als unzulänglich erweifen werde. —
Dafs diefes aber wirklich der Fall fey, wird lich aus
folgendem ergeben: — ı) Wir finden im Körper der
hölıern Thierklaffeo ein. bedeutendes Veuenlyftem, wel-
ches durchaus jeder unmittelbaren Verbindung mit dem’
Herzen entbehrr, dies ift das Pfortaderfyftem, | in wel,
chem Sch nicht nur die Zweige der Eingeweidevenen
vereinigen, fondern welches, namentlich. bei den Am-
pbibien, auch Zweige der Bauchdecken, fo wie die Ve-
nen der hintern FE Andinitäten aufnimmt. Der Haupt-
{tamım diefer Venen, in welchem alles diefes Blut zuflam-
menftrömt, fängt fich dann in der ‚Leber *) ganz nach
Art der Arterien von neuem an zu verzweigen ,. und
erft aus den feinlien Zweigen diefer. Venen gehen zum
Theil eigene Lebervenen hervor, welche fodann in ‚die
Hehlader fich ergiefsen, und nun ‚wie die übrigen Ve-
nen mit dem Herzen in Verbindung ftehen. Da nun
allo das Blat der Pfortaderwurzeln von den Zweigen ia
die Stämme eben fo unabhängig von der Saugkraft des
‚Herzens ftrömt, als das Blut in den Pfortaderyerzwei-
gungen der Leber aus den Stämmen in die Aefte, und
das Blut der Körpervenen aus den Aelten in die Stämme
unabhängig von der ötojskra/t des Herzens, fo haben
wir
\
1) Nach neuern' Unterfuchungen vertheilen fich bei Amphibien.
und Vögeln felbft mehrere ähnliche Aelte in’den Nieren,
eo 425
"wir ‚hier einen unwiderleglichen' ‘Beweis, "dafs regel-
mälsige venöfe Blutbewegung {ehr wohl ganz ohneSaug-
Wi ‚kraft des Herzens, beitehen kann. — 2) Unter den
Thieren ohne Rückenmark und! Gehirn fanden fich fehr
viele Gattungen, wo fämmtliche Körpervenen'auf eine
ähnliche Weife zum Refpirationsorgan, wie. diePfart-.
ader zur Leber fich verhalten, So treten z. B. in den
"Schnecken die Venen zu zwei‘ Hohlvenenftämmen zu-
fammen, welche fich durch 'einen Verbindunvskanal
einigen, und aus. diefem. durch neue Verzweigungen
(de vertreten die Stelle der Lungenarterien) das Blut
in das Gefälsnetz der Athmungshöhle übertreiben, von
wo aus es. dann erlt durch eigene Lungenvenen zum
Herzen zurückkehrt, fo:dafs folglich hier die Venen-
‚blutbewegung im ganzen Körper "eben fo dem faugen-
. den Einfluffe des Herzens gänzlich entzogen ift, als die
menfchlichen. Körperyenen von der Stofskraft des Her-
‚zens nicht mehr bewegt werden können. 3) Wird eine
‚Vene zufammengedrückt, (folglich ihre Gemein/chaft
dem Herzen gehemmt) fo fchwillt fe unter dem
n.. an und treibt, wird fie geöffnet, das Blut mit
"Gewalt hervor; ®eine Erfcheinung, welche bei jedem
Aderlals Br hen; Diefer Einwurf ift namentlich
von Herrn Zugenbühler beachtet und: zu widerlegen
verfucht worden "), allein unfrer Meinung nach mit
wenig Erfolg. Es unterf[cheidet derfelbe nämlich zwi-
fchen dem phyhilchen und lebenden Heber, und glaubt
die Gefetze des erftern nicht ganz auf den letztern an-
wendbar, der weichen Gefäfswände wegen. Allein
ffenbar wird, wo eine Flüffgkeit in einem Kanale,
ler fey weich oder feft, durch Sauger, d. i. durch Bil-
my) Belnalisch, Archiv. 3, St. $. 191. 18%
M. d. Archiv, IV. 3. Ff
: den eines Juftleeren Raums und Druck deräufsern Luft,
gehoben werden foll, auch wirkliches Erhalten eines
Juftleeren Raums gefordert, und es mufs nach phyli-
kalilchen Gefetzen das Steigen der Fläffgkeit aufhören,
Tobald ‚über derfelben 'atmofphärifche Luft eindringt,
da der Mangel derfelben der einzige Grund des Stei-
gens. war. — Vorzüglich ift aber die Erfcheinung, des
Aderlafles noch‘ deshalb mit der Annahme der Saug-
kraft, als einziger Urfache der venöfen Blutbewegung,
unvereinbar, weil die Vene oberhalb der Oeffnung zu- ‚|
fammengedrückt wird, damit das Blut flielse, und das
Fliefsen falt augenblicklich aufhört, wenn die Binde
gelöft wird. Wären nämlich felbft Herrn Zugen-
bühler’s Gründe von einiger Verfchiedenheit des phyhi-
fchen und des lebenden Hebers annehmbar (was he
nicht find); fo wäre doch natürlich, dafs das Blut bef-
fer Nölse bei unzufammengedrückter Vene und unge-
hinderter Herzwirkung als bei zufammengedrückter
Vene und aufgehobener oder höchft verminderter Wir-
kung des Herzens. — Als 4ten Grund gegen die Mei-
nung von Saugekraft des Herzens als zureichender Ur-
fache der venölen Blutbewegung müffen wir ferner wie-
derum des fchon oben angeführten Herzmangels, und
der in Amphibien beobachteten Blutbewegung nach
hinweggenommenem Herzen gedenken, fo wie wir
5) noch das aus der Bildungsgefchichte des Eies fich
ergebende Entitehen der Blutmafle au/serhalb des Em-
bryo’s, und der frühern Ausbildung der Venen als
der Arterien erwähnen, Da nun allo aus dem Pfort-
aderblutlauf, der Blutbewegung in niedern Thieren,
und dem Hervorfpritzen des Blutes aus einer unter-
bundenen und unterhalb des Bandes geöffneten Vene
evident die Möglichkeit und Wirklichkeit diefer Blut-
bewegung, auch ganz ohne Zuthun des Herzens fich
ergiebt (lo wie wir dallelbe bereits für Lymphbewegung
‚
mn mn.
er |
und Bewegung der Pflanzenfäfte *) annehmen mufs-,
. ten) fo find wir dadurch allerdings auch berechtigt,
die Saugkraft des Herzens als keine wefentliche Ur
fache diefer Bewegungen zu erkennen, vielmehr noch
andere Urfachen aufzufuchen, welche wie bei Lymph-
gefälsen und Arterien wieder zweierlei feyn können:
entweder Thätigkeit der Gefälswände, Thätigkeit des
Blutes (Gravitation oder Centripetalkraft gegen die or-
ganifche Mitte) oder beides zugleich. Da nun aber
‚den Venenwänden die eigene Thätigkeit zur Fortbewe-
| gung des Blutes noch weniger als den Arterien zukom-
men dürfte, da ferner auch hier wieder die Bildung
der Gefälse aus den Süften und die Beftimmung der
Richtung der Gefälse aus der Richtung des Blutftroms,
gegen die Selbftwirkfamkeit der Gefäfswände {prechen,
oder diefelbe höchftens auf Elaf.ieität bei Ueberfüllung
befchränken, fo fcheint wieder Selbftthätigkeit des Ve-
nmenblutes als erfte und Haupturfache betrachtet, und
| die übrigens gewifs vorhandene Saugekraft des Herzens
als eins der wichtigften unterftützenden Mittel angefe-
hen werden zu mülfen. Dafs, übrigens nebft.der Wir-
kung der Venen, als vielen mit den Arterien communi-
eirenden Röhren , auch Capillarität für das Eindringen
der Säfte, ferner die Klappenvorrichtung, zur Hinde-
rung des Rückfluffes, und die Muskelbewegung, als
einigermalsen unterftützendes Mittel, bei diefer Blutbe-
wegung anzufehen find, ift wohl unläugbar, und be-
weift wiederum, dafs die Natur, um einen gewilfen
Zwerk zu erreichen, nicht blofs ein Mittel in Bewe-
gung fetzt, Sondern durch Zufammenwirken oft unend-
"Ffa
1) Dals fich die Pflanzenfäfte nicht etwa blofs durch Capillari«
‚rät bewegen, ergiebt fich durch das Ausgiejsen derfelben
aus verletztua Stellen der Pflanze, weicnes aus Be ann
‚ duzhaus nicht zu erklären ülk.
lich vielfacher ihren Zweck nur um fo‘ vollkommner '
zu erreichen weils. — Stellen wir jedoch die Refultate
auch diefer letztern Betrachtungen zufammen, To er-
giebt lich; N
ı) Das Blut ftrömt in den Venen von den Aeften
“ gegen die Stämme, ohne dafs die Saugekraft des Her-
zens dazu unumgänglich erfordert würde, ja wobei
dielelbe öfters ganz mangelt.
2) Die Saugekraft des Herzens kann eben deshalb
keinesweges alleiniger und Hauptgrund venöler Blut-
bewegung feyn, fondern wird nur, fo wie fie von Blu- ;
menbach, Haller und Andern bereits betrachtet ift, als
Unterfiützungsmittel angefehen werden können.
3) Aufser der Wirkung des Herzens (zumal in
Fällen, wo diefe, wie bei der Pfortader, gar nicht in
Betrachtung kommen känn) werden daher noch andere
wefentlichere Urfachen aufzufuchen feyn, welche nur
in dlen Wänden der Gefälse oder in dem Blute felbit lie-
gen können. !
4) Da nun in den Venenwänden keine Selbftihä-
tigkeit erweislich und wahrfcheinlich ift, ‘fo bleibt
auch hier (zumal wenn wir die Bildungsgelchichte be-
riickfichtigen) die eigenthümliche Thätigkeit des beweg-
ten Saftes als letztes und welentlichfies Moment übrig.
V. Y
Beitrag zur chemifchen Kemtnifs verfchiede-
ner felter und füffiger thieriicher Sub-
ftanzen, vom Profellor J. F. Joun. -
ı. Beitrag zur Kenntni/s der Mifchung des Speielels.
Un das Daf: yn des phosphorfauren Kalks im Speichel
darzuthun, aellen Abwefenheit neuerlich durch Ber-
Sebi 429
zelius und. Thomfon bewielen feyi. follte, liefs ich
eine Quantität deflelben, den ich Morgens, vor dem
Genuffe von Speifen und nach forgfältiger Reinigung
des Mundes, aufgefangen hatte, eeheh und auf
den Rückftänd fehr. verdünnte Salpeterfäure wirken,
Die Altrirte Flüffgkeit gab mit Ammonium einen Nie-
Jerfchlag des phosphorfauren Kalks.
‚ . Eine andere Quantität wurde eingeälchert. - Der
Rückftand eben fo behandelt, gab daflelbe Kalkfalz.
Da der Mundfpeichet immer afkalifche Eigenfchaf-
ten befitzt, fo verftelit es fich von felbft, dafs in der
"klaren filtrirten Flülßgkeit diefe fchwerauflösliche Ver-
bindung nicht enthalten feyn könne, fondern dafs fie
vorzüglich nur in dem geronnenen albuminöfen Mucus,
welcher den Schaum verurfacht, vorhanden fey.
2. Chemifche Unterfuchung. des Liquor Hydro-
cephali interni eines Kindes.
Die Farbe der Flüffgkeit warröthlich; das fpeeif
che Gewicht = 1,02.
Beim Erhitzen einer Unze fchieden fich zwei Gran
hellbrauner, aufgequollener, geronnener Flocken ab.
Die durch Filtration davon abgefonderte Flüffgkeit rea-
girte ungemein fchwach alkalifch und gab, nachdem fie
mit etwas Salpeterfäure verbunden war, mit Silberauf-
löfung einen käfeartigen und mit falzlaurem Baryt ei-
nen pulvrigen, in Salpeterfäure unauflöslichen Nieder-
fchlag. Weingeift trübte die concentrirte Flülfgkeit
nicht. Nach Verdunftung hinterliels fe eine extractar-
‚ tige Maffe mit Spuren falz- und fchwefelfauren Alkalis,
_ _Diefe Salze löfte Waller auch aus der Afche der
eingedickten Flüffgkeit und des verbrannten Extraets
"auf, Hiebei verblieb eine Spur weilser Rückltand , .der
fich in einem Tropfen Salpeterfäure auflöfte, und fo-
wohl durch effgfaures Blei, als auch Salpeterfäure zer-
fetzt wurde. Es war folglich phosphorfaurer Kalk. 1"
Die Zulammenfetzung dieler F Iafhpiee it folglich: :
Albuminöfer Materie ... - Er 2 Gran.
Freien Alkali’s
Salz-und fchwefelfauren Alkali’s
. Phosphorfauren Kalks MIT
Extractartiger Materie }
Wällerigkeit + «2.0.0 enteie..e, #422.
480 Gran.
Die Mifchung diefer Wafferkopffllülfgkeit unter-
fcheidet fich demnach welentlich von der Gehirnfeuch-
tigkeit des gefchlachteten Kalbes, welche ich früher un-
terlucht und im vierten Bande meiner chemifchen Schrif- |
ten befchrieben habe, denn letztere enthält eine un-
gemein grofse Menge wahren Eiweifsftoffs, während in
der hydropifchen Flülfgkeit nur Spuren davon, und
zwar in einem modificirten Zuftande vorhanden find.‘
Da die Mifchung der Gehirnfubftanzen bei Menfchen
und Thieren fich wenig oder gar nicht unterfcheidet, .
fo läfst fich erwarten, dals diefes auch mit den Gehirn-
feuchtigkeiten der Fall fey.
Ohne Zweifel verdankt die hydropifche Flüffg-
keit ihre Entftehung dem Blutwafler, aus welchem
in der Gehirnentzundung , die zur Entftehung des
Hydrocephäius Veranlaffung giebt, die Wäflerigkeit
theils ausdunftet, theils wegen des ungeheuren Zu-
drangs jener feröfen Flüfigkeit und der dadurch .be-
wirkten Ausdehnung der Gefäfse und Erweiterung der
Poren durchfickert, während die feften, zum Theil
geronnenen Stoffe in den Gefälsen zurückbleiben und
bei Heilung der Krankheit fowohl durch Reforbtion
weggelchafft, als auch zur Production anderer Stoife
verwandt werden können. \
Die geringe Menge fefter Stoffe, welche der Li-
quor Hydrocephali enthielt, kann aber theils fehr leicht
nach und nach durch die Gefäfse fchwitzen, theils auch
den Stoffen aufser den Gefälsen, mit welchen fie in Be-
rührung kömmt, entzogen feyn. .
3. Chemi/che Unterfuchung des weilsen ren
(Os Jepiae).
Diefe knochige Schuppe,, welche fich bekanntlich
im Rücken des Kuttelhifches oder der Seekatze (Sepia
ofkeinalis L.) befindet, wird zwar feit undenklichen
Zeiten in den ‚pharmaceutifchen Lehrbüchern als eine
kalkartige Materie befchrjeben; allein, weder die von
Neumann zuerft veranftaltete Unterfuchung, noch: die
Behauptungen anderer Chemiker heben die. obwalten-
den Zweifel. So glaubte Fourcroy, diefe Subftanz be-
‚ftehe blofs aus Kalk und Gallerte; Hatchete aus Kalk,
Kohilenfäure und Membranen; Karj/ten. aus drei Thei-
len kohlenfauren und einem Theil phosphorfauren Kalks,
Merat - Guillot aus vier und zwanzig, Theilen Wafler "),
mit acht Theilen Gallerte und Bon und, fechzig kohlen-
fauren Kalks.
. Da fich Augenärzte noch. u zuweilen des Os
ine bedienen, fo blieb eine. zuverläffge Kenntnils
von ihrer Mifchung wünfchenswerth.. }
f
Bemerkungen über die, Structur des Os /epiae.
7) Die obere Decke bildet eine ungefähr £ Linie
dicke, bis zu% Fufs lange, in der, Mitte zwei hin drei
Zoll breite, nach beiden Enden fpitz zulaufende und
nach dem Längendurchmefler etwas gekrümmte Platte,
welche auf der Oberfläche mit Furchen und kleinen,
etwas bogenförmig und parallel der Breite nach laufenden
1) Welche einen Verluft zugleich in Gch fallen,
4
452
Erhöhungen verfehen ift. Dadurch 'erhält ‚diefe Ober-
fläche der Decke ein etwas chagrinartiges Anfehen. Die
Subftanz felbft ift dicht und von der Härte des Marmors.
2) Unter diefer Oberdecke ift eine eben fo geftal-
tete, durchfichtige Membran, welche oft ringsherum
etwas hervorragt, bieglam und elaftifch ilt, befindlich,
3) Die poröfe Hauptmaffe des Os fepiae hat eben-
falls die Form der Decke, Sie beitehet aus dünnen
Schichten, ‘welche von der concaven Seite oder Decke,
wo fie den kleinften Durchmeffer haben in wachfender
Dimenfioy bis zu $ Zoll Durchmeller in der Dicke aus-
laufen. / Diefe etwas fphärifchen Lamellen find unge-
mein leicht, “denn ihr fpeciffches Gewicht verhält fich
zu dem‘des Waffers, etwa — 880 :1000. Sie befte- |
hen-aus kleinen aneinander gehäuften Körnchen, die
fich, ob fie gleich keine fichtbaren Zwifchenräume.Jlaf- F
den, mit dem Finger, wie Kiefelerde abreiben laffen,
Wegen: diefer fchwammichten Structur läfst fich. die
Hauptmaffe leicht in ein kleineres Volumen. 'zufammen-
drücken; allein der Mangel an Elaftieität hindert; dafs
de ihre vorige’Form wieder annehmen; ' Diefe Befchaf-
fenheit liefs auf Gegenwart der Kielelerde fchlielsen 5; al-
Jejn ich fand davon keine Spur, fondern mein Ana-
Iyfen.gaben folgende Anfıcht:
Mifchung der cha, rim
der poröjen artigen Ober-
Hauptmajje: : decke mit der
elaftifchen
Membran.
Kohlenfanren Kalks mit ara Spuren
phosphorfauren Kalks ,. - 85.8 0,2,.80, *
Feuchtigkeit & 3.08 Bu Ve
Unaufiötlicher mucöfer Meinbrin |‘ au EN wuirg
Salpeterfauren Natrums
'Silpeterfauren Kalks AN n {
Tbierifcher ‚ mucöfer, auflöslicher Materie
‚Spuren Talks
nn m m 7 433
= Dardie chagrisartige Decke in Verbindung der ela-
ftifchen Membran unterfucht wurde: fo ift zu bemer-
ken, dafs in dem Mifchungsverhältniffe die mucöfe Mem-
bran faft wegfailen würde, wenn die Rede von. der rei-
nen Oberdecke wäre, und dafs dagegen die elaftifche
Membran nur Spuren Kalks enthalte. In keiner der er-
wähnten Subftanzen finden. fich Kiefelerde und wägbare
Mengen phösphorfauren Kalks. Der fonderbare Aggre-
gatzuftand diefes merkwürdigen Körpers rührt alfo ein- -
zig von einer unregelmäfsig, vielleicht in gewiflfen Zwi-
febenräumen plötzlich erfolgenden Ablonderate des
ia lenftofflauren Kalks in Verbindung der mncöfen,
ehr aufgelockerten Subftanz her, denn durch den er-
ften Umftand wird verhindert, dafs ich die Kalkatome
‚kryftallinifch aneinander reihen und ‘durch letzteren,
dafs he ich zu compacten, weniger Ne Matlen
verbinden und verdichten.
m:
Bs;;
u.
‚x
Brir
4 34 a BT
Inbehligenzdadabku
-
1. Edwards über die Alphyxie, Zweite Ab-
handlung. Ueber den Einfluls der Tem-
peratur in der Alphyxie der Batrachier.
(Annal. de Chimie et de Phbyfique. T. 8. 1818.
p- 225. FF.) j d r
In’meinerierften Abhandlung über'die Alphyxie der Ba-
trachier *) unterfuchte ich diefelbe in der Luft, dem Wal-
fer, den feften Körpern und dem luftleeren Raume, Hier-
aus ergaben lich andere Betrachtungen über den Einfluls
derLuft und des Wallers auf die Oekonomie diefer Thiere
"und über die Kenntnils der phylifchen Bedingungen
der Ausdünftungen, welche bisher den Phyfiologen ent-
gangen waren; indeffen wurde keine der Bedingungen
berückfichtigt, wodurch die beobachteten Wirkungen
hätten abgeändert werden können. Diele Bedingungen
aber find fo wichtig, dafs wenn man ohne Rücklicht
auf fie meine Verfuche wiederholte, fich ganz entgegen-
geletzte Refultate ergeben könnten, indem Unterdrü-
ckung des Athmens, auf diefelbe Weile bei dielen Thie-
ren hervorgebracht, f[ehr verfchiedene und felbft entge-
gengeletzte Wirkungen erzeugt. Die Urfache dieler Ver-
[chiedenheiten will ich jetzt auf dem Wege des Verfu-
ches darzulegen [uchen. Hierbei war zuerft die Aus-
mittelung eines felten Maalsftabes nöthig. Um daher die
Urfachen, welche die durch Untertauchen im Waller
hervorgehrachten Erftickungs- Erfcheinungen abändern
könnten, zu erforfchen, vervielfältigte ich meine Unter-
——
1) S. diefes Archiv, Bd, 3. S. 61:
fuchungen unter ähnlichen Umftänden, um mich zu ver-
gewillern, ob ich nach Gefallen in denfelben Gränzen die-
felben Erfcheinungen hervorbringen, und mich derfelben
nachher als eines Maafsltabes bedienen könnte.
Zu diefem Behuf wurden im Julius und September 1816
"42 Verfuche über das Untertauchen der Frölche in luft-
"haltigem Waller angeltellt, um auszumitteln, wie lange
das Leben derfelben darin erhalten werden könne, Die
"mittlere Temperatur im Julius war 15°,6; imSept. 14°,1;
‘die des lufthaltigen Wallers variirte von 17— 15°. Ich
füllte damit Gefälse yom Inhalt „; Maalses an und
‚ftölpte fie auf Teller um. Der Verfuch wurde jedesmal
beendigt, wenn das im Waller befindliche Thier durch
Kneifen nicht zu Bewegungen veranlalst wurde,
Das Leben diefer Thiere dauerte unter diefen Be-
“dingungen von I—2 Stunden 27 Minuten. Täglich ka-
‚men hierbei,. mit dem Unterfchiede von einigen Minu-
ten, beide Extreme vor und die Mittelzahl war in beiden
"Monaten falt diefelbe, im Julius I Stunde 37 Minuten, im
"September ı Stunde 45 Minuten.
2) Die Urfache der Verfchiedenheiten auszumitteln,
"wurdezuerft der Einfluls der Temperatur unterfucht. Nach
"Spallanzani und einigen Andern leben Fröfche unter Wal-
“Ser im Winter länger als im Sommer. Um hierüber ge-.
“naue Refultate zu erhalten, f[tellte ich mit den vorigen
“gleichlaufende Verfuche an, damit die einzige wahrnehm-
"bare Verfchiedenheit die der Temperatur wäre, Seinewal-
fer von 17° wurde durch Eis auf 10° gebracht. Von zwei
bineingetauchten Fröfchen lebte der eine 5 Stunden 50
Minuten, der andere 6 Stunden 15 Minuten, allo faft
das,Doppelte der längften Dauer bei den vorigen Verlu-
chen, Hierauf wurde das Waller bis auf Null gebracht.
Die Fröfche lebten darin von ’6 Stunden 7 Minuten bis
8 Stunden 18 Minuten, allo beinahe dreimal [o lange.
"Da hier die Lebensdauer lich umgekehrt wie die Tem-
peratur verhält, fo war es wichtig, den Einflufs einer
noch höheren zu unterfuchen. Bei 20° Lufttemperatur
wurden daher 4 Frölche in Waller von 22° getaucht:
Die ftarben in 70— 35 Minuten. Hier betrug die längfte
und die kürzefte Dauer ungefähr die Hälfte der, bei den.
vorigen unter I5und 17* angeltellten Verfuchen beobachte-
436 NEN
ten Extreme. Drei ändere Fröfehe ftarben in einer Tem-
‚peratur von 32° in 32— 12 Minuten. Vergleicht man
‚alfo die, beiden Extreme bei 32°, fo ergiebt üch,. dals
‚die Lebensdauer hier ungefähr um die Hälfte, dort um:
‚zwrei,Drittel abgenommen. hat. Bei 42° ftarben die Frö-
Sche falt augenblicklich, in zehn Fällen zwifchen 2 Mi-
zuuten und einigen Secunden , wobei es merkwürdig ilt,
‚dafs fie im Waller bei einer Temperatur [terben, welche
den warmblütigen Thieren ziemlich natürlich ıft. Nimmt
man alfo in einer Jahreszeit, welche der, in welcher ich
meine Verfuche anltellte, ähnlich ift, auf der einen
Seite die o Teınperatur, auf der andern. 42° des Wallers
als Gränzen, [o findet fich, dafs fich die Lebensdauer der
Fröfche etwa bis auf 42° ‚„ wo.le BINEUE Sterben, ‚vers
mindert.
So entgegengefetzte, durch [6 sche Tempera
bervorgebrachte Wirkungen verdienen Aufmerkfamkeit.
Eine Temperanır von bamlahe o ilt dem Leben der ein-
getauchten Frölche fehr günftig. _Keinesweges aber ift ])
diesin einer dahei erfolgenden Frftarrung begründet, in-
‚dem die Fröfche fich zwar weniger, aber willkührlich
bewegen und im Gebrauch ihrer Sinne lind. Gleichlau-
fend mit der Erhöhung der Temperatur bringteime geringe |
» Anzahl von Graden bei mäisiger Wärme bedeutende Ver-'
ininderung in der Lebensdauer dieler Thiere hervor; zu-
eich äber vermehrt lich die Lebhaftigkeit ihrer Bewe-
gungen, und ift beider ihnen plötzlich tödtlichen Tem-
peratur [ehr grols. N
Die Kröten verhielten ich in allen Hinfichten ganz h
ähnlich. 3
"Man könnte nun annehmen, dafs in warmen Kli-
znaten. die Fröfche in Waller von go —42° leben. Allein
diefe Erfcheinung. würde nicht im Widerf[pruch mit den
angeführten Verluchen feyn. Die Umftände find [ehr
ver[chieden, indem in dem einen Falle die Thiere frei
athmen, im andern nicht, ‘Eben fo (uchen die Frölche
nicht die Temperatur des Walfers auf 0 im Winter, al-
lein es ilt hier die Rede vom Scheintode, d.h. von dem, }
was gelchieht, wenn die Thiere lich aulser der, Wechfel-}
wirkung mit der Luft befinden.
Bei den Verfuchen über den EinAufs der verfchiede-
nen Temperaturen des Wallers von © bis 42°, war die
mittlere Lufttemperatur 15— 14°; "die der Fröfche über-
traf die letztere während des Verfuchs um I2— 2°. 'Be-
kanntlich richtet lich die Temperatur der kaltblütigen \
Thiere' nach der äufsern, und’ unter[cheidet fich wenig
von diefer. Hiernach könnte man fragen, ob nicht die
plötzlichen "Temperatur.- Veränderungen, welche diefe
Thiere beim Eintauchen in [ehr warmes Waller erlit-
ten, ‘mehr ‘als die hohe Temperatur [elbft, Todesur-
Tache feyen, da der höchlte Wärmegrad, fofern €* nicht
die Blutwärme übertrifft, für mäfsig gelten könnte; al-
lein diefe Frage kann wohl nur negativ beantwortet
werden, da, wenn gleich plötzliches Steigen der Tem-
peratur fehädlich war, gleich [chnelles Sinken derfelben
einen wohlthätigen Eirifluls hatte. Eine andere Frage,
‘ob unmerkliche Uebergänge niefe Relultate nicht abän-
dern, hängt mit dem Einflufs der Gewohnheit auf die
Wirkungen der Temperatur zufammen ünd wird ‚an-
| derswo unterlucht werden.
] Bei diefer Reihe von Verfuchen aHrie blofs die
| Temperatur; alles übrige war gleich. Ich Zuchte nun
| zumächft den Einfluls einer andern "Bedingung der
| Jahrszeiten auszumitteln, indem ich die angeführten
| Verluche in ver[chiedenen Jahrszeiten wiederhone; "Im -
| Julius und September lebten die Fröfche unter einem Wal-
| fer von 15— 17° I—2 Stunden 27 Minuten. Um zu
| Sehen, wie fie Gich im Noveimber verhielten, brachte
ich am 7. Nov. 1817. 10 Fröfche unter Waller von 17°
‚| und fand, dafs die Lebensdauer von 2 Stunden 5 Mi-
nuten bis 5 Stunden 35 Minuten variirte, allo mehr als
doppelt fo lang wie im Sommer bei derfelhen Tempera-
tur war. Da alle übrigen Umftände diefelben waren,
fo fieht man, dafs in der That der Herbft, eine be-
deutende Verlängerung der. Lebensdauer der Bröfche
unter Waller bewirkt. Allein. wodurch? Temperatur,
ve des Lichts, Druck der Atmolpbäre, Grad der
ehe oder Trockenheit der Luft, Bewegung und
Electricitätszuftand derfelben variiren in den verfchiede-
nen Jahrszeiten, Andere mit der Jahrszeit in Bezie:
hung Stehende Bedingungen können von der Lebens-
458 m
weile der, Thiere abhängen. ‘Aus diefen' verfchiedenen
Urfachen muls nun die, welche ganz oder zum Theil
die erwähnte Verfchiedenheit bewirkt, aufgefunden wer-
den. Die Intenlität des Lichts, der Blectricität, und den _
Druck der Luft kann man ausfchlielsen, da. das Maafs'
der erften beiden nicht gehörig bekannt ift, ‚der letzte
in beiden Jahrszeiten ziemlich ‘gleich war, und, ‚auch
wenn .er bedeutend variirt hätte, auf Thiere, die ge-
wöhnlich in einem nicht zulammendrückbaren Medium
leben, ‘ohne Einflufs feyn mufs. Eben fo kann man
auch den hygrometrifchen Zuftand der Luft und die Winde
unbeachtet lallen, da beide Bedingungen zwar auf die
Fröfche in der Luft, nicht aber im Wafler Einfluls haben.
Mithin bleibt nur die Temperatur der Luft übrig. Diele
aber konnte nicht während des Verfuches einwirken, da
das Wafler, worin fich ‚die Thiere befanden, in beiden
Jahrszeiten gleich warm war. Anders verhält. es lich
mit der einige Zeit vor dem Ver[uche Statt Andenden Luft-
temperatur. Die Temperatur der lachen Gewäller, welche
die Fröfche bewohnen, nähert fich [chnell der atmo£phärı-
fchen, mithin konnten diefe Thiere durch diefe einige
Zeit vor dem Verluche umgeltimmt werden. Im, Julius
hatten fich die Fröfche einige Zeit vor dem Verl[uche in
einer mittleren Temperatur von 14°,8, im September in,
einer von I5°,5, „dagegen die, welche im November zum:
Verfuche dienten‘, in einer von 7°,3 befunden: in die-
[er Zeit hatte ich daher in der Conftitution diefer Thiere
eine bedeutende Abänderung ereignet, wodurch lie in
den Stand geletzt worden waren, weit länger unter Wal-
fer auszudauern. Hierdurch alfo, wären wir zur richti-
gen Würdigung eines der wichtiglten Antheile des Einflul-
fes der Jahrszeiten gelangt.
Nach dem Vorigen kann man, wenn unter der be-
kannten atmolphärifchen Einflüffen zu wählen ift, nur
der Temperatur die angegebene Wirkung zufchreiben; al-
lein auch‘ die Lebensweile oder vielleicht andere uns un-
bekannte Urfachen konnten diefelbe hervorgebracht
haben. Ob dies der Fall [ey, liels ich durch Verfuche über
den Einflufs der Lufttemperatur vor dem Verfuche, un-
abhängig von der Jahrszeit, ausmitteln. u
on 439
"Am 23lten Noveniber 1817 bei: 10* Temperatur dex
Euft und des Wallers, und nachdem.die mittlere Tem-
peratur in diefem Monat ungefähr diefelbe gewelen war,
wurden"5 Fröfche in Waller' von dieler Temperatur ge-
than. ‚ Sie’lebten ‘darin von ’5 Stunden 10 Minuten bis
11 Standen 40Miriuten, alfo döppelt-[o länge wieiim 'Som-
mer bei derfelben Temperatur des Wallers. Diele auf-
fallenden Refultate beweilen aufs neue die Abhängig-
keit des Lebens der Fröfche "unter dem Waller von der
vorangegangenen Lufttemperatur. Die Vergleichung der
Verfuche in diefen verfchiedenen Jahrszeiten erweilt 1)
den Einfufs der Temperatur des Wallers, ' worin fich die
Thiere befinden; 2) den der Luft während einer gewil-
fen Anzahl’ von Tagen vor dem Verfuche. Man kann
felbft das Verhältnis zwilchen dem Eintluffe beider Mo-
mente [chätzen. Wird das eine abgeändert, fo 'bringt
es, gleichviel welches abgeändert worden, ‘ungefähr den-
felben Erfolg.heryor. Vereinigt man alfo beide, [o er-
hält ınan eine doppelte Wirkung. Daher dauerte das De-
ben bei dem letzten Ver[uche, wo das angewandte Wal.
fer und die Luft vor dem Verfuche 10° hatten, dop-
pelt fo lange als da, wo, wie bei den vorigen Verfu-
chen, ‘die Temperatur des Wallers oder der Luft allein
10° betrug. So verhielt es ich, wenn die Temperatur
nicht unter IO° war, Um auszumitteln, ob der Einfufs
der vorgängigen Lufttemperatur hier aufhört, oder fich
in demfelben Verhältnifs bis auf © vermehrt, würden
folgende Verfuche angeltellt. Am'22ften December def-'
felben Jahres, als die Temperatur der Luft 20 Tage lang
nahe an O gewelen war, brachte ich drei Fröfche in Waf-
fer von 10°: fie lebten 20—24 Stunden darin. Mithin
offerbarte fich auch hier der Einfhuls der vorangegange-
nen Lufttemperatur fehr auffallend, indem im Novem-
ber die Frölche im Waffer von 10° doppelt fo lange als
im Sommer, im December doppelt lo lange dts im Herbft
lebten. Um zu fehen, ob, in Uebereinftimmung mit
ffühern, vorerwähnten Erfahrungen, der Erfolg noch be-
trächtlich grölser feyn würde, wenn man auch das Wal-
fer bei vorangegangener 0 Temperatur aufo brächte, wur-
den am 23[ten December bei © Lufttemperatur 4 Frö-
fche in Waller‘ von © gebracht, Die Fröfche lebten 24—
60'Stunden, allo doppelt [o, lange, ‚als,’beimwyyorigen Ver-
fuch. _ Hierdurch wurde. der obige, Schluls. vollkommen
beftätigt,; dies-um'fo mehr, da ich, zwei Jahre nach ein-
ander denfelben ‚Verfuch mit völlig gleichem, Erfolge wie-
derholt habe. ‚Bei, o.hört der Einfluls der vorangegange-
nen: Lufttemperatur auf, weil die ,Thiere, welche das
Waller bewohnen, durch .die Befchaffenheit ‚diefer Flül-
higkeit. Lelbft vor einem noch tiefern Sinken.der. Tem- |
peratur gelchützt find. ‚Fröre durch eine ftrenge Kälte
das Waller , (o befänden fie fich in. andern Verhältnilfen,
welche in der Lehre vom Scheintode durch felte Körper
zu.betrachten, find. , Hr ER ZN ah
; Um auszumitteln, ob; dieLebensdauer der Fröfcheim:
Waller von höherer Temperatur durch die vorige Lufttein# }
peratur abgeändert werde ‚. verluchte ich zuerlt,, ob\die
Fröfche nicht bei: 42° Wallertemperatur Später ftürben,,
wenn dieLuft vorher kälter gewelen wäre; allein ich fand,
dafs 6 Frölche, die ich am ‚30l[ten October, nachdem die };
mittlere Temperatur einen Monat lang auf 7° gewelen war, |,
in Waller von 42° that, gleichfalls nicht länger als r— 2
Minuten lebten. Am 23/[ten Dec., als dieLufttemperatur I
Monat lang nahe an o gewelen war, erhielt ich dalfelbe Res,
£ultat. Mitbin können diefe Thiere, gleichviel, welche
, Temperatur der Luft vorangegangen war, ‚eine höhere Wal-
" lertemperatur als dieangegebene, nicht ertragen. Verluche,
mit Salamandern und Kröten gaben daffelbe Refultat,
Die angeführten Thatfachen können zur Erläute-
rung von Erfcheinungen, welche eben diefe Thiere unter
andern Bedingungen darbieten, dienen. Mehrere, die
Temperatur betretfende Fragen, werden fich künftig dar-
bieten, je weiter wir in. der Unterfuchung der Urlachen,
welche auf den Lebensprocefs einflielsen, [owohl allein
als im Zulammenhange, fortfchreiten, u
Aus dem Obigen ergiebt ‚lich zunächlt, dafs die
Temperatur auf die Lebensdauer der.Früfche unter Wal-
fer auf doppelte Weile von Einflufs ilt: . 1) durch die
Temperatur des Wallers; 2) die der Luft, welche einige
Zeit Jang vor dem Verfuche Stattt fand.
In, Bezug auf die Temperatur des Walfers ergiebt:
Sich, dals die Gränzen der Lebensdauer der.in dallelber
getauchten Fröfche 42° und 0 Centigr, ent[prechen ;
dals
»
dafs fie bei 0 am längften leben, bei 42° plötzlich
] fterben,
dafs fich ee diefen Extremendie Lebensdauer
]-parallel mit der Frhöhung der Temperatur vermindert,
| und dafs eine geringe Zahl von Graden, felhft bei mitt-
| lerer Temperatur, i in der Leberisdauer dieler Thiere eine
| bedeutende Ver[chiedenheit hervorbringt,
dals fie im Waller von © nicht erltarren, ihre Leh-
haftgkeit aber mit der Temperatur delfelben zunimmt, _
In.Bezug auf die dem Verfuche vorangegangene
Lufttemperatur folgt:
Dals, je näher diefe an o war, defto ice die Lebens-
Idauer der in Wäller zwilchen o und 17° gehanchee
| Fröfche zunimmt;
| dals die Lufttemperatur und JEBFBAEH ohne Ein.
dafs die Lebensdauer der in Warfer zwilchen 17°
Jund o getauchten Thiere von dem Verhältnifs zwilchen
der Temperatur der Luft eine Zeitlang vor dem Ver-
|fuche und des Walfers während def[l[elben abhängt;
]. ‚dafs der vereinigte Einflufs dieler Bedingungen defto
öfser ift, je näher die Temperatur der Luft und des
1Walfers fich an o befindet.
1 Inder nächften Abhandlung werde ich den Einfufs
der im Waller enthaltenen Luft unterfuchen.
- Verfwehe über die Transfufion des Blutes
durch die Spritze. Von J. Blundell, M.D,,
Lehrer der Phyfiologie am Guy’s Holpital. _Gelefen
Feb. 3. 1818. A. d. Med, chir. Transaet. Vol. IX.
' ‚Part. I. p. 56. ff.
Vor einigen Monaten wurde ich zu einer am Gebär-
tterblutflufs hinfterbenden Frau. gerufen. Vor meiner
kunft (tand dieler zwar, allein dennoch ftarb lie, aller
ülfe ungeachtet, nach 2 Stunden. Da es mir höchft
rahrfcheinlich wurde, dafs die Kranke durch Trans-
alion zu reiten, die Gefälse durch die Spritze leicht und
nell anzufüllen gewelen wären, [o ftellte ich die dol-
M d, Archw. IV. 3. \ Gg
442 nn
genden Verfuche an, um auszumitteln, ob das Blur,
nach dem Durchgange durch diefe, noch zur Unterhal-
tung des Lebensprocelles tauglich fey. ; i
Die Schenkelgefäfse eines Hundes wurden in der
Leiftengegend blofsgelegt, (Befchreib. V. 2.) und eine
Röhre vom Raliber der Pulsader in diele gegen das Herz’
hin eingebracht. ‘Bei Wegnahme des, um die zu frühe
Entleetung zu verhüten, angelegten Bandes, ftürzien in
zwei Minuten 8 Unzen Blut mit der grölsten Heftigkeit
heraus, und bald ftockte der Ausflufs. Hierauf traten die
bedeutendften Zufälle, Amgft, Schnappen, Krämpfe, zu-
letzt eine tiefe Ohnmacht ein, ‘wobei der Kreislauf völlig
ftockte und die Bauchmuskeln erlchlafft waren. Nach
einigen Secunden wurden 6 Unzen aus der Pulsader
eines andern Hundes in die Schenkelvene gefpritzt. So-
gleich kehrte das Leben zurück, die Bauchmuskeln fpann-
ten fich und das Blut bewegte fich [o ftark, dafs es den
neugebildeten Pfropf herausftiels und ausflols. Zu bemer-
ken ift, dafs die Zufammenfetzung jener Symptome un-
vermeidlich tödtlich ift und der Hund ftirbt, wenn er
fich felb£ft überlalfen wird. Nur Transfufon kann ihn
retten. ; i N
Hiernach wird das Blut nach dem Durchgang durch
die Spritze nicht untauglich zum Leben; da indeflen diefe
Thatlache das Princip des Verfahrens enthält, fo bedurlte
fie fernerer Beltätigung. Daher wurden (Befchr. V. 6.) die
Schenkelgefäfse eines Hundes blofsgelegt, und in die
Puls- und Blutader eine Röhre gebracht, dann durch
eine nachher zu befchreibende Spritze das aus der- er-
ften in eine Tafle fliefsende Blut [ogleich wieder in die
letztere gebracht. Der Verfuch wurde 24 Minuten fort-
geletzt; dennoch litt der Hund wenig.
Lälst man das Blut aus der Schenkelpulsader eines
kleinen Hundes in vollem $Strome flielsen, fo fliefst in 2
Minuten etwa # Nölsel aus; da aber der Ver[uch 24 Minu-
ten dauerte und die Pulsader ihr Blut während der Zeit
mit Gewalt ausktiels, fo mufsten 12 Nölsel in das Gefäls
geflolfen und durch die Röhre in die Blutadern getrieben
worden feyn. Da der Hund aber nicht 12 Pfund. wog,
fo mulste dallelbe Blut wiederholentlich durch die Spritze
\
EEE 445
gegangen feyn, was 'durch die hohe Arterioftät des Blu-
tes am Ende des Verfuches noch mehr heltätigt wird.
Nach diefen Verfuchen kann alfo die Transfufion
‚durch die Spritze mit grolsem Vortheil bewirkt werden;
dä aber Zufälle bei dieler Operation eintreten können,
fo mufs man fich über den Einflufs derlelben vergewil-
fern. In. der That fcheint das Blut, wenn es nicht [o-
gleich aus dem Gefälse aufgenommen wird, etwas zu lei-
den. Ein Hund (V. 8.) wurde durch die Schenkelpuls-
ader enileert und durch die Blutader wieder angefüllt.
Statt des Hundeblutes aber wurde menfchliches ange-
wandt, und beinahe I Minute lang vorher. in der Talle
gelalfen. Hierauf erfolgte zwar anfangs Wiederkehr des
Lebens, allein doch in wenig Minuten. der Tod. Bei
einem zweiten Verluch (V. 7:), wo das Blut nur eine
‘ halbe Minute in der Talle blieb, war die Erweckung voll-
kommen, dennoch [tarb das Thier in 12 Stunden. Diefe '
Verfuche aber find in der That nicht ganz ‚beweilend,
da hier Blut eines andern Thieres eingeflölst wurde.
Dies ift zwar, nach der angenommenen Meinung, un-
fchädlich; indeffen wird die Richtigkeit diefer Anficht
durch folgende Verfuche [ehr zweifelhaft. |
Drei Hunde wurden ihres eignen Blutes beraubt
und mit Menfchenblute, aber fo angefüllt, dafs es in
dem Augenblick, wo es in die Taffe Hofs, aufgenommen
wurde, Alle wurden wieder belebt, [tarben aber doch,
der eine in wenig Minuten, der andere in wenig Stun-
den, der dritte nach einigen Tagen, letzterer mit Herz-
beutelwafferfucht. Doch wurde ein anderer, aber [ehr
ftarker Hund hergeltellt, [o dafs alfa ein folcher Taulch
des Blutes das Leben zwar in Gefahr bringt, aber nicht
nothwendig zerltört. Auch er aber hatte einige Stunden,
lang (ehr bedenkliche Zufälle.. So fürbt auch nach kürz-
' lich von Herrn Leacock von Barbadoes angeltellten Ver-
fuchen der Hund, wenn er, bis zum Scheintode verblutet,
zit Schafblut angefüllt wurde, gewöhnlich nach einigen
Tagen, wenn er gleich anfangs völlig hergeltellt wird.
Bemerkenswerth und wichtig ilt bei den Leacock’fchen
Verfuchen, dafs nicht venöles, fondern arteriöfes Blut,
nicht die Spritze, fondern blols eine Röhre angewandt
j 082 .
wurde. Nach diefen Verfuchen wird es ungewifs, ob
wirklich das Blut durch Verweilen in dem Gefäls zur
Transfufion untauglich wird, da die Anwendung eines
verfchiedenartigen die Todesurlache feyn konnte. Hunde-
blut gerinnt zu [chnell, um entfcheidende Verfuche an-
zuftellen. y i
Da man viel leichter menfchliches Venen- als Ar-
terienblut erhalten kann, [o iftes wichtig zu bemerken,
dals Venenblut eben fo gut als Arterienblut zur Wieder-
erweckung taugt. Dies ergiebt fich aus V. I2., wo ein,
einige Secunden lang [chon fcheintodter Hund, durch
venöfes Blut ungefähr auf diefelbe Weile als durch arteriö-
fes hergeltellt wurde. : :
Bei der Transfufion durch die Spritze ift der Fin-
tritt von Luft zu befürchten, Um den Einflu[s hiervon
zu prüfen, wurden in die Schenkelvene eines Hundes,
von: der Gröfse einer Katze, 5 Drachunen Blut, jedesmal
ı Drachme, eingelpritzt, allein ohne bedeütenden Nach-
theil. , Zwar trat während der Operation tiefes Seufzen,
Unregelmäfsigkeit des Pulfes, Zittern ein, allein diefe
Zufälle ereignen fich durch den blolsen Schreck des Thie-
res vor dem Anbinden. Unruhe, Erbrechen, Zittern
fand auch nach dem Verfuche Statt, dauerte aber nicht
lange. In drei Tagen war die Herftellung, ohne dafs je
ein Zeichen von drohender Gefahr Statt gefunden hätte,
erfolgt. Dennoch war eine, im Verhältnifs zur Gröfse
des Thieres, beträchtliche Menge Luft eingelpritzt worden.
Bei einem zweiten Verfuche mit demfelben Hunde (V. 18.)
wurden 3 Drachmen Luft aus den Lungen, felbft ohne
viele augenblickliche Befchwerden, eingeblafen. Hiermit
ftimmen auch Verfuche von Haighthon überein, und diefe
und die meinigen werden nicht durch andere, wo Pferde
durch Finblafen von Luft in die Venen getödtet wurden,
widerlegt, da die Menge der Luft und die Art, lie einzu-
bringen, nicht angegeben wurden.
Die Gerinnung des menlchlichen Blutes ilt kein Ein-
wurf gegen das Einfpritzen, da lie langfam eintritt. ‘Drei
Drachmen Blut (V. 15.) aus der Schenkelpulsader eines
Hundes fingen in IO Secunden an zu gerinnen, und
waren in 80 vollkommen geronnen; dagegen fing Blut,
eines epileptifchen, übrigens gelunden Mädchens exlt
nach einer Minute zu gerinnen an, und war erlt in
6 Minuten völlig geltanden. Ochlen- und Schafblut gerinnt
Ichneller als Menfchenblut.
Selbft Waller und [chwacher Wein wurden ohne
Nachtheileingelpritzt, und. das Inftrument nicht erwärmt,
{ Der bei diefen Verfuchen gebrauchte ‘Apparat be-
fteht aus der Spritze, der Talfe, den Röhren und dem
Geftell ”). Die Spritze ift auf die gewöhnliche Weile
eingerichtet. Die, zur Aufnahme des Blutes beftimmte
Talle ilt trichterförmig; nur die Röhren find etwas zu-
fammengefetzt. Es finden [ich zwei und ein Hahn, der
nach entgegengefetzten Richtungen gedreht werden kann.
Durch eine Röhre wird. der Inhalt der Spritze ausge-
leert, Sie hängt an einem Ende wit der Dülle, am an-
dern, wenn das Inftrument in Thätigkeit ilt, mit dem,
in die Vene gebrachten Röhrchen zulammen, mit diefem
nur [o, dafs die Enden beider über einander gleiten, lie
daher leicht getrennt werden können, mit der Spritze
ilt fie durch eine Schraube an der Seite der Dülle befeltigt.
en Die andere Röhre, welche das Blut won der 'Talle
zur Spritze führt, ilt an dem einen Ende mit dem Ende
der Dülle, am andern mit dem Grunde der Tafle ver-
einigt, allo an beiden Enden rechtwinklich gekrümmt,
fo dafs diefe aufrecht fteh. Der Hahn bildet einen
heil der. Dülle, und wenn man mit ihn eine‘ Viertels-
rehung vornimmt, fo wird die Ausleerungsröhre geöffnet,
die Zutrittsröhre verf[chlollen, oder umgekehrt, je nach-
dem man ihm eine oder die andere Stellung giebt. Die
gınze Vorrichtung [teht fenkrecht auf einem geraden
Pioften, und der Boden, worauf diefer ruht, ift mit Blei
befchwert, damit das Schwanken des Inftrumentes die
Operation nicht [tören könne. Die Charniere find
Juftdicht. Die Spritze ift von Meffing, hält II Drachmen,
* Die Ausleerungsröhre mufs aus [ehr nachgiebigem Leder,
die Eintrittsröhre kann aus dem biegfamen Metall, wor-
aus man Katheter macht, beftehen; erlteres damit, wenn
das Thier unruhig ift, die Röhre fich nicht in der Vene
hin und her bewegt, letzteres, damit die Talle leichter
gl werden kann. Aus demfelben Grunde mufs lich
er Pfeiler, an dem die Spritze befeftigt ilt, drehen
1) 5, Taf, 4. Fig. a5.
446 ö nn
können. An der Stelle, wo die Röhren mit der Spritze
vereinigt find, können Klappen angebracht werden, um
den Lauf de Flüfßgkeit zu ordnen, indellen ile der
Hahn die befte Vorrichtung dieler Art, weil er am wenig-
ften leicht durch Blut verltopft oder anderweitig in Un-
ordnung gebracht und [ehr leicht luftdicht gemacht wird.
Will man diele Vorriebtung beim Menfchen anwenden,
lo kann man am belten eine Ader am Arm oder der
"Hand öffnen und'eine Röhre einbringen, dann einem
Beifehenden. Blut in ein Gefäls laflen und ohne Halt
oder Auffchub einfpritzen. „Hierbei wird der Stempel
init der einen Hand gedrückt, der Hahn mit der andern
gerichtet, [o dals das Blut zu den verf[chiedenen Röh-
ren aus- und eintreten kann. Vor der Operation mufs
die Luft aus den Röhren getrieben und die Luftdichtheit
des Apparates ausgemittelt werden. Frlieres gefchieht
am beften durch Anfüllung der Röhre mit lauem Waller,
letzteres, indem man einige Unzen Waller in die Tafle
Sielst, den Hahn gegen die Zutrittsröhre ‘öffnet. und
Bi Stempel Ichnell bewegt. Der Gehülfe muls dafür
Sorgen, dafs die Talfe nie leer wird, damit! keine Luft
eintritt. Auch der Operateur IE dies bewirken,
wenn er die Einfpritzung nach der Plutmenge abmilst.
Eben fo wenig darf man fich das Blut in der Tafle an-
häufen Jaffen, Sollten indellen zahlreiche, geuaue und
fichere Verfuche beweilen, dals Menfchenblut einige
Seceunden aufserhal der Gefälse feyn kann ohne zu ge- _
zinnen oder untauglich zu werden, fo könnte es am
beften leyn, ein balhes-Nölsel auf. einmal ın die. Talfe
treten zu lallfen. Gegen den Einwurf einer zu .befürch-
ienden ‚Venenentzündung kann man mit Becht bemerken,
.dalsdie Transfuliou nur in verzweifelten Fällen anzuwen-
den ilt. Ueberdies braucht man die Röhre nicht an die
Vene zu binden, und kann auch in die Pulsader fpritzen.
Statt, des befchriebenen Apparates wandte Herr Goodridge
von Barbadoes die gewöhnliche Spritze an, und in der |
That empfiehlt he ich durch ihre Einfachheit und die
Leichtigkeit des Fortfchaffens, wenn fich die Unfchäd-
lichkeit einiger Luftbläschen und eines kurzen Verwei-
Iens des Blutes aufserhalb der Gefälse beltätigen [ollte.
Die Operation der Transfufon durch die Spritze hat vor-
'züelich 1) den Vortheil der Leichtigkeit, da immer Men-
fchenblut vorhanden ift, und das Inftrument leicht in
Bereit[chaft gehalten “werden kann; ein, wegen der
fchnellen Tödtlichkeit der Bhutflülfe wichtiger Umftand.
Ueberläfst man einen durch Blutentleerung [cheintodten
Hund, auch .nur einige Minuten nach Aufhören der Refpi-
ration, lich felhft, fo hilft ‚nachher [elbft die Transfulion
nichts. Fin zweiter Vortheil diefer Methode befteht in
der Menge des Blutes, welche zugeführt werden karın.
Ein Hund mittlerer Gröfse ftürbt gewöhnlich nach einem
Verlufte von 8— 12 Unzen Blut, aber von einem Nien-
fchen kann eine weit gröfsere Menge genommen werden.
Indeffen reicht eine weit kleinere Menge Blutes als die
verloren gegangene zur Wiedererweckung, wenn gleich
nicht zur kräftigen Herftellungbin. Dielfer Punkt verdient
übrigens eine noch genauere Unterfuchung. Der wich-
tigfte Vortheil aber ift 3) die Möglichkeit, Menfchenblut
in Menfehenadern überzuführen, welche ausfchliefslich nur
‚ diefer Methode zukommt.
Befchreibung der Verfuche. On
A. Transfufion des Blutes von den Pulsadern eines Hundes-
in die.Blutadern eines andern durch die Spritze.
1. Durch eine, in die Schenkelpulsader gebrachte
und fie genau anfüllende Röhre, wurden in 2Minuten un-
gefähr 10 Unzen Blut ausgeleert. Mehr war nicht zu er-
‚halten. Nach einem Scheintode von wenig Stunden
wurden mit der Spritze 2 Unzen Arterienblut in die
Schenkelvene gegen das Herz hin gefpritzt. Auf den
Blutverluft folgte zuerft Angft, ‘Sträuben, erfchwertes
Athmen, bald Schnappen nach Luft, gänzliche Er[chlaf-
fung der Bauchmuskeln, Scheintod..e Die Angft wird
durch ein eignes Gefchrei bezeichnet. Wenig Secunden
nach der Finfpritzung lebte das Thier wieder auf, die
Bauchmuskeln fpannten fich an, das Athmen wurde
regelmäfsig, und der Kreislauf erneute fich fo kräftig,
das das Blut ein Gerinnfel ausftiels und ausflofs.
2. Acht Unzen Blut, fo viel als nur ausfliefsen
konnte, wurden wie vorher ausgeleert, dann 6 einge-
Spritzt, worauf der Hund genas. Die Zufälle wie bei L,
00 3« Das Blut wurde wie.bei I und 2, allein aus der
Kopfpulsader und, . mit Zwifchenräumen von. wenig Se-
cunden, in drei Abfätzen genommen. Der Hund war
klein, und nur 5 Unzen wurden ausgeworfen. _Nach-
dem der Scheintorl einige Secunden gedauert hatte, wurde
das, gleichfalls einige Secunden in ‚dem Gelchirr aufbe-
“haltene' Blut eines andern Hundes eingelpritzt. In we-
nig Augenblicken war der Hund [o völlig hergeltellt,
dafs er vom Tifche (prang. Einanderer, dem man auf
diefelbe Weile Menfihenblut eingelpritzt hatte, war [ehr
fchwach. {
B. Tiansfufion aus den Pulsadern in die Blutadern
deffelben Thieres.
4. Es wurde eine Röhre in die Kopfpulsader und
Halsbtutader, beide mit den Spitzen gegen das Herz,
gelegt, dann die Spritze angebracht, das Blut, welches
man in eine Talfe treten liels, fogleich, zu 3—4 Drach-
men auf einmal, wieder in die Blutader gefpritzt. Nach-
dem [o 6 Unzen transfundirt worden waren, hörte man
einige Minuten lang auf. Dann wurden wieder 6 Unzen,
nach einer zweiten Paufe noch 4, nur Jangfamer und
weniger heftig, transfundirt, zulammen alfo ein Nöfsel,
Luft wurde nicht eingelallen. Anfangs intermittirte der
Puls zuweilen, doch trat keine Temperaturveränderung
ein, bald verlor fich auch das erfte Zeichen. Einige
Stnnden lang war der Hund matt, ‚ erholte fich aber
vollfiändig. Hier wurde “ine Pinte Blut ohne Nachtheil
übergeführt, während der Verluft einer halben einen
Hund von derfelben Gröfse getödtet haben würde. Die
Unregelmäfsigkeit derThätigkeit des Herzens war vielleicht
zum Theil inder Gewalt, diees durch den Stofs der Spritze
erlitt, zum Theil aber wohl im Schrecken des Thieres
und in einer gewilfen Halt, da dies einer der erften
Verfuche war, begründet. Auch waren im erften Stadium
3—4 Drachmen auf einmal eingelpritzt, vielleicht eine
zu grolse Menge für den rechten Vorhof, in den lie Faft
unmittelbar traten, In der That wurde auch gegen das
Ende des Verlüuchs, wo das Blut gleichmälsiger und in
geringern Gaben eingelpritzt ward, die Bewegung. des
Herzens regelmälsiger. «
8. Wie bei 4, nur mit wenig Verfebiedenheiten. Das
Blut wurde in 4, nicht 3 Ablätzen eingelpritzt, und diefe
dauerten länger, namentlich der letzte, . wo das Blut aus
den Karotiden in einem [ehr hohen Grade arteriell ber-
vorfpritzte. Ungefähr ı Drachme Luft drang in die Vene,
Der Puls intermittirte, der Beftürzung des Thieres wegen
Schon vor der Transfulion, doch kamen während derfelben
die Intermiffionen häufiger, aller 5—6Schläge, wieder,
fo dafs das Blut bald heftig, bald langfamı aus der Karo-
tis drang. _ Gegen das Ende verfchwanden die Inter-
milfionen. Atlunen und Wärme regelmäfsig. Der Luft-
eintritt brachte keine eigenthümliche Zufälle hervor. Der
merkwürdigfie und bedeutendl[te Zufall war die Inter-
million des Pulfes, die unftreitig theils von der Angft,
theils aber von der Unregelmälsigkeit der Blutzufuhr,-
nicht aber von der gelteigerten Arteriofität des Blutes und
dem Einfluls der Spritze berrührt, da die Intermiflionen.
in demfelben Verhältniffe abnahmen, als diefe Einfüffe
[ich vermehrten.
i 6. Wie 4 und 5, nur wurden die Schenkelgefälse
ewählt, und das Blut in 3 Abfätzen eingefpritzt. Alle
dauerten 8 Minuten, die Zwifchenzeiten eine halbe Stunde.
Während der erften wurde das Blut hoch arteriös. "Wäh-
rend der dritten bildeten fch [chwache Gerinnfel in der
Taffe. Der vor dem Verfuche ungleiche und ausfetzeınde
Puls wurde während deffelben regelmälsig, [chlug 150
in der Minute, was bei dielem Hunde ziemlich Rı:gel
war. Der Athem war etwas befchleunigt, die Wärme
regelmäfsig. Die Regelmäfsigkeit des Pulles hängt viel-
leicht hier mit dem Umftande zulammen, dals das Blut
in die vom Herzen entfernten Schenkelgefälse, nicht die
Halsgefälse, gelpritzt wurde. Die Gerinnung ilt merk-
würdig, indem dadurch die Tauglichkeit des Blutes nicht
verloren ging.
°C, Verfuche, wobei das Blut eine kurze Zeit in dem
er.) Gefäfs verweilte.
7. Es wurden ungefähr 6 Unzen Blut aus der Schen-
‚kelpnlsader gelalfen, indem keine grölsere Menge eı-hal-
ten werden konnte. Sogleich nackher wurden 10 Unzen
frifches Menlechenblut eingelpritzt. Zwei Unzen liels man
eine halbe Minute in dem Gefäfs, ehe fie eingefpritzt
wurden. Luft drang nicht ein. Scheintod — Wieder-
erweckung. durch die Einfpritzung — Pauls 120, ohne
Intermillion, — Nach der Operation lief das Thier, frafs,
liefs lich gern liebkofen, ftarb aber nach 12 Stunden.
8. Wie 7, nur war der Hınd klein, und die weg-
genommene Blutmenge betrug nur 4 Unzen, als voll-
kommner Scheintod eintrat. Diefelbe Menge Menfchen-
blut wurde, nachdem es I Minute in der Talle gewelen
war, eingefpritzt. Die Herltellung erfolgte aber nur für
Augenblicke, und das Thier ftarb noch auf dem Tifche.
D. Verfuche, wo der Hund feines Blutes beraubt und mit
Menfchenblut angefüllt wurde.
9. Mehr als 7 Unzen Blut wurde aus der Schenkel-
pulsader gelaflen, und unmittelbar durch 6 Unzen Men!
Schenblat erletzt. Scheintod — vollkommne Frweckung,
die aber nur wenig Secunden dauerte, worauf der Tod
eintrat, ungeachtetder Hund grols und lebhaft war, auch
wenig durch die Operation gelitten hatte. “Wäre Hunde-
blut eingefpritzt worden, fo machen es die vorigen Ver-
fuche wohl gewifs, d.@ls das Thier gerettet worden wäre,
10. Wie 9, nur wurden $ Unzen aus der Schenkel-
pallsader weggenommen und 6 eingefpritzt, und es drang
etvras Luft ein. ‚(S. Verf. 5.) Scheintod — Erweckung
durch das eingefpritzte Blut — nach wenig Minuten aber
trat, wie bei 9, Schnappen nach Luft, Krampf, Gähnen,
Frbrechen ein und das Thier ftarb, nachdem es eine
Stunde in einem der Ohnmacht nahen Zultande auf der
Seite gelegen hatte. Der Luftzutritt 'hatte, nach V. 5.
und den folgenden Verfachen keinen Antheil am Tode.
II. Vier Unzen Blut wurden aus der Schenkel-
Pulsader genommen, drei, jedesmal eine halbe Unze, ein:
gefpritzt. Der Scheintod war weniger vollkommen als bei
9 und 10, die Herftellung vollftändiger. Zwei Stunden
nachher trat Durft, Mattigkeit und Schwäche ein, der
puls war fo klein, dafs man nicht ausmitteln konnte,
ob er intermitlirte oder nicht. Doch: lielsen die Zufälle
nach, und am dritten Tage [chien plötzliche Genefung
EN DATEN DE Y x 451
einzutreten, allein 1—2 Tage nachher fanken die Kräfte
wieder, und am fechsten erfolgte der Tod mit Herzbeutel-
walferfucht, ohne Zeichen von Entzündung oder Waffer-
anhäufung in andern Höhlen. Der Hund war gefund
und lebhaft. I \
E. Verfuche mit Transfufion von venöfem Btute,
‚12, Auf diefelbe Weife als mit arteriöfem;; da aber
das Blut: [parlam aus der Schenkelblutader Bofs, fo gig
der Verfuch langfam. . Vollkoinmne Herftellung.
F. Verfuche mit. Einfpritzen von Luft in die Blutadern.
13. Fünf Drachmen, jedesmal 1, in Zwifchenzeiten
von 30—40 Secunden, en in die Schenkelblutader
gefpritzt. Es trat häichre Störung des Athmens , tiefes
"Seufzen, Ungleichheit des Pulfes, Zittern ein, Sogleich
' nach Löfung der Bande aber [prang das Thier vom Tilche}
leckte die Hände und fchien lich über Liebkolungen zu
“freuen. Aın folgenden Tage war &s matt, unrubig, zit-
terte, der Puls Tetzte zuweilen aus, es erfolgte einmal
Erbrechen. Sonft war es wobl und genas am dritten,
"Tage völlig. Der Hund war kaum fo grols als eine Katze
„und zart; erhielt alfo verhältnifsmäfsig ziemlich viel Luft.
Doch kann man alle Zufälle der blofsen Angft zufchrei-
‚ben, die gewöhnlich, befonders bei furchtfamen Kia eny
lange dauernde Eindrücke zurückläfst.
14. Drei Drachmen Luft wurden aus meiner PN
Lunge, der gröfste Theil auf einmal, in die Schenkel-
blutader deffelben Hundes, der diesmal ruhiger war, ge-
trieben, ohne dafs beinahe irgend ein Zufall eintrat.
Hiernach bringt fowohl atmofphärifche als ausgeathmete
Luft, in das Blutlyftem gefpritzt, keine tödtliche Wirkung
hervor. \
G, Verfuche, über die zur Gerinnung des Hundoblutes
g erforderliche Zeit,
15. Drei Drachmen aus de Schenkelpulsader ge-
nommenen Blutes, welche in dem Boden eines kegel-
förmigen' Weinglafes gelammelt wurden, fingen in Io
Secunden zu gerinnen an und waren in 8o vollkommen
geronnen. Bei einem andern Verfuch dauerte die Gerin-
nung von I0— 60 Secunden. Hundeblut gerinnt daher
fcuneller als Menfchenblut.
3: Horsfield überden Giftbaum von Java. Aus
den Batavian Transactions, ‘Vol. VIL. 1814. in Thom-
Jon’s Annals, Vol. IX. 1817. p. 203 ff.
Die im Folgenden enthaltene Befchreibung des
Giftbaums wurde an Ort und Stelle von mir felhft ent-
worfen, eben [fo die Verfuche eigenhändig angeltellt
und’hoffentlich werden dadurch mehrere, jetzt beftehende
Irrthümer berichtigt werden. Nicht leicht ift die ge-
lehrte Welt gröber, als durch die im Jahr 1783 in Hol-
land er[chienenen Nachrichten über den Upas betrogen
worden. Förjch, der daran Theil hatte, war Wundarzt
dritter. Klalle zu Samarang, in Dienften der Oftindi-
fchen Gelellfchaft und, wie ich ziemlich genau weils,
fo unwiflend als unwahr. Einige von ihm Ichnell auf-
gegriffene Notizen wurden in Europa von einem andern
fo zulammengeftellt, dafs fie nachher allgemeinen Glau-
ben fanden, bis fie erlt lange nachher in einem Bande
der batavilchen Verhandlungen widerlegt wurden.
Dennoch findet Ach aber wirklich ein Baum in
Java, aus deffen Safte ein Gift bereitet wird, . das,
wenn es in den Kreislauf gelangt, Wirkungen hervor-
bringt, welche denen der ftärkften thierilchen Gifte
leich kommen, Diefer Baum heilst Ant/char und wächlt
am öftlichen Ende der Infel. Während meines Aufent-
haltes zu Java befand fich dort auch ein franzölilcher
Naturforfcher, Lefchenault de la Tour, der für den Statt-
halter von Java an’der Nordoftküfte naturhiltorifche Ge-
genltände fammelte, und während ich, auf einer Reife
nach derfelben Gegend, mich in Surabay befand, mir
feine Bemerkungen über diefen Bam, wie er ihn in
der Provinz Blaınbangan fand, mittheilte, eine Bemer-
kung, die ich nur mache, um jedem etwanigen Streit
über die Priorität der'Entdeckung zuvör zu kommen,
wenn es gleich eherrauffallend ilt, ‘dafs ein dort [ehr
bekannter Gegenftand erft fo [pät befchrieben wurde.
Rumpf giebt eine lange Belchreibung des Upas unter
dem Namen’ Arbor toxicaria; allein er’ wächlt nicht in
Amboina, ‚und die Befchreibung gründet fich auf Nach-
richten von Macallar, Die Abbildung wurde nach einem
Zweige des [ogenannten männlichen Baums, 'der ihm
von Macalfar aus gefchickt wurde, gemacht. Rumpfs .
Darftellung enthält zwar manche Unrichtigkeiten, ilt
aber wegen der Nachrichten über die Wirkungen damit
vergifteter Pfeile auf den Menfchen, die fonl: gebraucht
wurden und die Gegenmittel febr wichtig. Nach Rum
ift der blofse Saft [eines Giftbaums unfchädlich 'und wird
es erft durch den Zufatz von’Ingwer und ähnlichen Sub-
ftanzen, namentlich Ledurih und Lampoegang. Soweit
kommt er mit dem Antfchar'überein. Daffelbe Aufbrau-
fen und Kochen, welches 'bei der Zumilehung diefer
Subftarizen zu dem milchigen Safıe des Antfchar in Blam-
bangan Statt’ findet, wurde auch bei den’ Bereitungen
‚des Giftes in Macaffar beobachtet, und je intenfer jene
Erfcheinungen Ind, für defto wirkfamer wird das Gift
ten. .
Eine von C. Aejmlaeusin Uplal erfchienene, und in
i Duncan’s Comment. B. 2. Dec.5. ausgezogene Dillertation
enthält das Wefentliche von Rumpf’s Angaben. Nach
‚diefen kommt der Baum noch in Borneo, Sumatra und
Bali vor.
Aufser dem wahren Giftbaum kommt im 'öltlichen
Java’ein Strauch vor, der, fo viel bis jetzt bekannt, ihm’
eigen ift und, durch eine verf[chiedene Bereitungsart, ein
weit ftärkeres Gift giebt. Er heifst Tjeheteik, und fein
Gefehlecht ift bis jetzt noch nicht beftimmt. |
I. 1) Generifche Befchreibung des Antfchar, Er ilt ein
Monöcilt. Die männliche und weibliche Blüthe ftehen
in Kätzchen auf demlelben Zweige in geringer Entfernung
von einander, die letzten gewöhnlich über den erften.
Gefchlechtsmerkmale lind folgende: a) Münnliche
Blüthe, Kelch aus mehrern Schuppen, die dach-
ziegelförmig Stehen; keine Blumenkrone; Staubgefäfse,
mehrere Sehr kurze, durch die Schuppen der Staubbeutel
des. Fruchtbodens 'bedeckte: Fäden." Der Früchtboden;
woranf die Fäden,ftehen, ilt kegelförmig, oben ewas
abgerundet.
b) Weibliche Blüthen. Kätzchen, eiförmig; Kelch aus
meiltens in gröfserer Menge, als bei dem mähnlicheh vor-
handenen, dachziegelartig lteheriden Schuppen gebilderund
nur eine Blume sathaliend« keine Corolla; Piftill, der
Fruchtknoten einzeln,‘ eiförmig, gerade, zwei lange,
fchlanke, Griffel, einfache [pitze Narben ; Fruchtbehälter,
eine längliche Sreitifrucht, vorm Kelche 'bedeckter a
eine eiförmige, *einzellige Nufs,
2) Specififehe Befchreibung. Der Antfehar Ah eimate
der gröfsten Waldbäume in Java. ‚Der Stamm’ ilt-eylin.-
drifeh, lenkrecht'und: erhebt fich völlig. nackt bis 'zur
Höhe von 60-80 Fuls. ‚In. der Nähe des Bodens brei-,
tet er 'fich in [chiefer Richtang aus, und theilt fich in!
‚mehrere breite Anhänge, wie das Canarium commune
unt mehrere andere 'unlerer grolsen Bäume. ' Seine:
Rinde ift weilslich und durch mehrere Hache Längenfur-
chen gelpalten, in alten Bäumen nahe am Boden’ über ei-
‚nen halben Zoll dick und ergielst, wenn lie verletzt wird,
den giftigen milchigen Saft in reichlicher Menge. Diefer’
ift gelblich , etwas [chäumig, in alten Bäumen blafler,
in jungen falt ganz weils, an der Luft wird feine Ober
fläche braun. Er ilt etwas dicker als Milch und klebrig,
Er befinde: ich in ziemlicher Mengein der äufsern Rinde,
fo dafs man aus einem grolsen Baum.in kurzem eine
Talfe voll gewinnen an, Der Baft hat einen dichten, .
falerigen Bau, wie der von Morus papyrifera, und ähnelt, -
von der äufsern Rinde getrennt und gereinigt, grober.
Leinwand. Man’ Sibekit felte Seile und Bekleidung. ‚für,
die ärmere Klalfe daraus, vorzüglich von jungen Bäu-
men. Doch muls er ftark geprefst, gewafchen und lange '
im ‘Waller gelaflen werden, und felbft dann erregen die
daraus gefertigten Kleidungsftücke , wenn lie aa wer-
den, unerträgliches Jucken, weil immer noch ein Theil
des in ‚der Rinde hefindlichen giftigen Härzes,dem Balte.
anhängt. Diele Eigenfchaft ‘des bereiteten Baftes) ift
überall, wo der Baum wächft, (z.B. in verfchiedenen Ge-
genden der Provinzen von Bangil und Walang, lelbft zu
Önarang) dagegen ‚nur in den öltllichen Gegenden die
„m 455
I
Bereitung des Giftes aus dem Safte bekannt. „Einer der
Fürften aus. der Oftgegend lagte mir, dals,. als er vor
mehrern Jahren Mützen für [eine Soldaten ans dem Balte
machen gelallen, diefe Gich durchaus, gegen den Gebrauch
derfelben; mit der Erklärung,Setzten, dals ihnen dadurch
die Haare ausfallen. würden.» '., aa
>. In der eben angegebenen ‚Höhe [endet.der Stamm
einige 'wenige [tarke Aelte ab, welche [ich falt. horizon-
tal, [chwach und. unregelmäfsig gekrümmt ausbreiten,
und eine halbkreisförmige, unregelmäfsige Krone bilden,
Die -äulsern [ind kurz, machen einige ungleiche Biegun-,
gen und find mit einer braunen Rinde bedeckt. „Die
Blätter alterniren, find länglich, herzförmig, gegen die
Baliıs etwas ver[chmälert, ganz, haben einen wellenförmi-
gen Rand, der zuweilen unregelmäfsig.ausgelchweift ift.
Der Längennery theilt das Blatt etwas [chief und die un-
tere Abtheilung ilt die grölsere. Die Spitze ift unregel-
mälsig: einige Blätter find aın Ende abgerundet, andere
gehen plötzlich in eine kurze Spitze über. Die obere
Fläche ilt glänzend. und falt glatt, nur mit einzeln [te-.
henden'Zotten bedeckt, die untere etwas 'rauh, genetzt
und hat [chräge, parallele Adern. Der Stiel ift kurz.
Die Blüthen [telın an den Enden der änufsern Zweige
in wenigen zerftreuten Kätzchen, der gemeinlchaftliche
Blüthenfüel der männlichen ift [chlank und lang, der
der weiblichen kürzer. EN
Vor der Blühzeit, im Anfang des Junius, fallen die
"Blätter ab und erf[cheinen wieder, nachdem durch die
männlichen die Befruchtung gefcheben ift... Der Baum
hebt einen fruchtbaren, nicht zu hohen Bodenund kommt
nur in den grölsten Wäldern vor; Ich fand ihn zuerft
in der Provinz Poegar, dann in. Blambangan.. Der. gröfste
von 4 — 5 unterf[uchten Bäumen hatte dieht an der
Wurzel wenigftens 10, und über .den Anhängen, wder
ganz gerade und regelmälsiger wurde, 3 Fuls im Durch-.
meller. _Ueberall, wo ich ihn fand, in Palluruwang,,
Japara und Onarang, heilst er Antfchar. Von dem in
Palluruwang gefundenen Baume fammelte ich etwas Saft,
Re mit dem von 'Blambangan falt ganz übereinkam,
iner der Verfuche wurde mit dem, von mir Selbft be-
reiteten Upas gemacht, Die Einwohner wollten mich
456 2.224
beim Sammeln aus Furcht vor einem Hanfausfchläge, der
mit dem durch das Rhus vernix undradicans veranlafsten,
übereinkommt, nicht unterftützen, indeffen war ntr
eine geringe Hitze und Jucken der Augen die Folge.
Sie nahen fich ihm fogar deshalb ungern, indelfen in der
That entftehn auch diefe Symptome nur, wenn der Baum
ftark verwundet oder gefällt, und dadurch \eine grolse
Menge Saft ausgelaffen wird, fonft kann man lich ihm;
wie jedem andern, nahen und ihn befteigen. Eben. fo
ilt er auch immer von Sträuchen und Pflanzen aller Art
umgeben, nie ift in der Nähe der Boden kahl. Der
gröfste, den ich fand, war [o dicht, von gewöhnlichen
Bäumen umgeben, dals ich mich ihm nur mit Mühe nä-
herte, und felbft (ehr gefunde Schmarotzepflanzen be-
kleideten ihn bis zur Hälfte feiner Höhe. PR.
II. Befchreibung des Tjchettlik. Seine Fructification
ift noch unbekannt, indemich ihn, aller Mühe ungeachtet,
nie blühend fand. Es ift ein grofser, kriechender Strauch.
Die Wurzel kriecht ziemlich weit auf dem Boden, der
Oberfläche parallel, [chickt ftellenweife= kleine Falern
ab, die Pfahlwurzel dringt lenkrecht ein. Sie hält bis
3 Zoll im Durchmelfler, und hat eine braune, einen gleich-
gefärbten Saft enthaltende Rinde. Der Saft hat einen eig-
nen, [techenden, etwas widrigen Geruch. Aus der Rinde
wird das Gift bereitet, Der Stamın ift im Allgemeinen
[trauchartig, _ zuweilen aber ein kleiner Baum. und
fehr unregelmälsig. Er 'macht mehrere ftarke Bögen
in der Nähe ‘der Erde und [paltet. ich dann: in viele
Aelte, welche fich an’ die nahen Gegenftände heften,
und in geringer Entfernung vom Boden an ihm faft
parallel fortwinden. Bisweilen fteigt der Stamm fehr
hoch und bis zur Spitze grolser Bäume empor. Er ilt
ganz eylindrilch und mit emer grau $efleckten Rinde
bedeckt. Seine kleinen Aelte ftehen einander gerade‘
gegenüber und find fehr lang, [chlank, eylindrifch, di-
vergirend, und mit einer glatten, grau glänzenden Rinde
bedeckt; ihre Blätter [tehn einander gerade gegenüber,
paarweile oder atıf einem gemeinfchaftlichen Stiel ge-
federt in 2—3 Paaren, ' Sie lind [peerförmig, ganz,
in eine lange [chmale Spitze auslaufend, und meiltens
an der obern Fläche ganz glatt und glänzend, an der‘
un-
a 457
ntern, mit einig, wenigen Adern ‚verfehen. Blattftiele
urz und etwas kramm. Gegen ihr Ende fenden die-
"BERDIEUAE AR ab, an mehrern Aelten ganz ‚fehlen,
und ungel: lang, Ichlank , ‚plattgedrückt und aus-
; Bere find. Am Fa tragen lie in der ‚Nähe
äche ein kleines Afterblatt.
Hi Hr Der Tfehettick Lommi nur in diekten, [chattigen, falk
ugangbaren Wäldern in tiefer, [chwärzer, fruch'barı
lanzenerde und ziemlich felten, felbft in en Wie
Ien von Blambangan, vor.
11. Bereitung des Antfehar. Diefe wiirde. in meiner
Gegenwart von einem alten, darin fehr gefchiekten Java-
ner vorgenommen. Ungefähr 8 Unzen des, am Ahend vor-
her eingefammelten und in einem Gliede des Bambus auf-
bewahrten Saftes wurden forgfältig in einer Schale
Fa a dann der Saft von Arum (Nampa) Kaempferia
anga (Kontfchur) Amomum bengley (eine Abart von
Derumbed), gewöhnlicher Zwiebel, und Knoblauch, nach-
‚dem lie fein gelchabtund gequetl[cht Kurden: von jedem etwa
eine halbe Drachme, hierauf dielelbe, Menge von fein
ülvertem fchwarzen Pfeffer zugelerzt und das Ge-
, wohl gerührt, hierauf mit vieler Sorgfalt ein ein-
r Same von Caplicum fpeciofuin in’*die Mitte’ ‘der
Müigkeit gethan. Diefer Ing augenblicklich an, lich
leunig zu drehen, indem er bald einen regelmäfsigen
eis befchrieb, bald gegen den Rand der Schale flog, wo.
i an der Überfläche der Flülfgkeit eine deutliche Bewe=
8 Statt fand. In einer Minute, nachdem vollkommrie
iu eingetreten war, wurde diefelhe Menge Waller,
Zugleich em anderes Samenkorn hineingethan,, worauf
a aber weniger heftige Bewegungen erfolgten.
ım dritten Male blieb das, genau in die Mitte gelegte
Saıenkorn an.erfelben Stelle und drehte lieh nur regel-,
m feine Axe. Dies wird als ein Zeichen ange-
‚ dals das Gift vollendet ift,
* der, in verfchloffenen Gefäfsen eme lange Zeit
te Saft kann wirklam bereitet werden. Eine
en a gelammelte Quantität wurde von demfel-
n Javaner [o bereitet. Zuerlt wurde fie in fo viel heifses
E gethan, als zur vollftändigen Auflölung nöthig
d. Archiv, IV, 3 Hh
be
458 m ö ®
war, und forgfähig fo lange gerührt, bis fich nichts
mehr auflöfte. Ein harziger Rückltand ward weggegolfen.
‘Die übrige Behandlung und die darauferfolgenden Rrf[chei-
nungen waren völlig diefelben., ‘Die Wirkfamkeit des
Saftes wird fich aus einem der folgenden Verfuche.exgeben,.
IV. Bereirung des Tfeckettick. Die Rinde ‚der Wurzel
„wird: forgfältig abgenommen und von aller anhängenden
Erde gereinigt, ‚eine verhältnifsmälsige Menge 'Waffer
darauf gegollen, ungefähr eine Stunde, lang” gekocht,
dann forgfältig durch ein weilses Tuch gefeihet, hierauf
bis zur Syrupsdicke eingekocht, dann, wie Zu! Ant-
fchar der Saft von Kaempferia’ gallanga u. f; w. ltatt der _
Zwiebel Dfchey, ferner Knoblauch und fchwarzer Pfeffer
'gethan, hierauf das Ganze noch einige ber a ng
gekocht. KON TR
"Der Upas von beiden AraR muls in fehr dichten Ge
fälsen bewahrt werden.
Verfuche, I. Mit Antfchar. ;
V.r. Ein Hund von mittlerer Grölse, wurde in
‚die Schenkelmuskeln mit einem Pfeile verwundet, der in
| das neubereitete. Gift getaucht und eine Nacht über
‚der Luft gelallen worden war. Nach drei Minuten ie:
‚er,unwohl, zitterte, Zuckte, fein Haar [träubte fich und
es erfolgte Kothausleerung. Nur mit Mühe hielt er fich
‚auf den Beinen. Nach 8: Minuten heftiges Zittern, be-f
Ktindiges Zucken, ‚[chnelles Athmen, Nach 12 Minbten
Verfuche zu Krecher welches in der folgenden Minute
nach vorangegangenen heftigen Zufammenziehungen der
Brult- un nerferbenuckiein erfolgie. Die ausgebrochene
.„ Flüffigkeit war gelblich. Nach 15 Minuten ahermaliges
Erbrechen. In der I6ten falt gänzliche Unfähigkeit zu
ftehen, heftige Zulammenziehungen der Bauchmuskeln.
In der 17ten warf er fich auf die Erde, das Athmen
war [ehr [chwer, es wurde eine fchäumige Flülfigkeit
ausgeworfen, Eben dies in der Igten Min. mit heftigem
Würgen, 'In der 2ılten zugleich Krampf der \Bruft- und:
ET SER In der 24lten trät der Todeskampf ein.
In der 25lten [türzıe er hin, a Tureckie® 5: Gliet
der krampfliaft aus, [chäumte, hatte einen Kothabgang,
und in der 26lten ftarbeer.
‚= Fünf-Minuten nach dem Tode etwas [eröfe Feuch-
jgkeit im Unterleibe. Die Eingeweide .deffelben nor-
“ mal! Im’ Magen hing ein ’'gelblicher , [chaumiger Schleim
‚an der innern, ftark gerunzelten Haut. Lungen hellroth,
ihre Gefäfse voll Blut, Aus der auffteigenden Aorta drang
auf einen Einltich hellrothes Blut hervor, und das, wie
‘ gewöhnlich dunkle Blut der Hohlvene drang gleichfalls
mit Gewalt, hervor. Muskeln der Gliedmaafsen fehr
blafs, die Wunde entzündet, an zwei Stellen über ihr ein
‚wenig Blut zwilchen den Muskeln und den Sehnen er-
n, }
-. Y. 2... Ein 4 Monat alter Hund wurde mit dem
Upas, dellen Saft ich zu Poegar gefammelt hatte, nach-
dem der Pfeil 48 Stunden an der Luft gelaffen worden, in
die Schenkelmuskeln verwundet, Nach‘ 3 Minuten’ er-
folge Zittern, am verwundeten Gliede heftiger, bald fing
er an zu taumeln, liels den Kopf hängen, [teckte die
. Zunge heraus und leckte‘die Kiefern. Nach 4 Minuten
fing das Würgen an, in 8 Minuten erfolgte Frbrechen
mit allgemeinen heftigen Zulammenzjehungen der Mus- |
keln, der Bruft und des Bauches. In der 9ten abermals.
"Athem langfam und fchwer, In der Ilten und I2ten
"fehäumiges Erbrechen. ‘ Er warf lich Ichreiend auf die
"Erde, zuckte, ftreckte die Fülse von üich und [tarb in der
I3ten Minute. -
Wenig Serum im Unterleib. Darmkanal gelund,
" Leber- und Nierengefälse von Blut ftrotzend. Im Magen
noch etwas Speile. Lungen, Blut der grolsen Gefäfse
und Wunde wie bei 1. Das Arterienblut gerann Ichnell,
Hirngefäfse blutvoller als gewöhnlich,
- V.43. Ein fliegender Maki wurde durch eine Milchung
des frilchen, 'unbereiteten Antfcharlaftes, dem etwas. Ta-
"baksextract zugefetzt war, in das Ohr verwundet. Bald
‚ ftellten. lich durch Unruhe die erlten Zeichen ein.
‚der fünften. Minute erfolgte Entzündung, in der Ioten
Zuckung, bald darauf Starrheit und, dem Anfchein nach,
"Fühlloligkeit, in der 20ften Minute der Tod. Zu bemer-
ken ilt, dals dieles Thier ein erg zähes Leben hat,
I 3 h 2 ,
460 aan
Oft widerftand: es den: [tärkften. Ertickungsirfüchen |
eine volle Viertelltunde lang.
V. 4. Eine junge Filchotter ae in der Nähe, ‚des Ak
ters mit dem frifchen Antfcharfafte , vermilcht mit.etwa
Stramoniumextract, indie Bauchmuskeln verwundet. Balı
worde das Thier unruhig und ich fühlte deutliche Zuckun-
‚ gen. Nach 15 Minuten erfolgte Würgen, Speichelflufs,
Zungenftrecken , Krämpfe der Bauchmuskeln. Nach 20
Minuten allgemeine Krämpfe, in den Zwifchenräumen
grofse Unruhe, heftiges Würgen, in der 25lien der Tod.”
V. 5. . Ein kleiner Hund wurde mit dem. ‚blofsext
Antfcharfaft in die Schenkelmuskeln verwundet. Inden
erften 8 Minuten beftändiges Bellen und Schreien, ‚hier
auf ftreckte er ‚die Zunge aus, leckıe die Kiefern, be-
kam Zuckungen der Bauch -und Gliedmaalsenmuskelm und
Kothausleerung. In der 10ten [prang er auf und beilte -
heftig, wurde aber plötzlich 'erfchöpft'und legte‘lich ru»
hig bin, In der Iäten erfolgte nach heftigen! Zuckun-
gen der Tod. Die Gefälse der Brufthöhle ftark init Blut -
angefüllt, der Magen falt leer, aber von Luft ausge-
dehnt id. die'ahraere Haile’ hub Schaum bedeckt... Die
Lebergefälse [trotzten von Blut, fan
V.'6. Ein kleiner Reiher wurde wie bei Pr in.die Unter:
leibsmuskeln verwundet und ftarb in der '6ten Minute
‘ohne befondere yorangegangene Vergiftungszeichen, (v er
muthlich) weil er, um nicht entfliehen zu könpens m
der Hand gehalten wurde.
‘ v: 7. Ein anderer von ‘derfelhen Art wurde RR:
diefe]be Weife mit Saft von einem andern Baum in die
Muskeln’ des untern Theiles der Flügel verwundat und
ftarb in 20 Minuten, nachdem er in der 15ten Bei:
chen und Zuckungen gehabt hatte,
:..V. 8. Eine Maus wurde mit dem bereiteten Gifie
in die Muskeln des Vorderfulses, nahe am Gelenke, ver-
wunder. Sogleich wurde fie unruhig, rannte fchnell um-
- her ‘und athmete [chnell, In der icten I Minute ktarb die
nach den gewöhnlichen Zufällen.
....,V» 9. Mit denı.von mir in der Nähe des Dorfes
Porrong in Palluruwang gefammelten und danu nach der
befchriebenen Methode bereiteten Safte. Der Tod erlolgte
?den‘ gewöhnlichen Zufällen in der 29lien are
Abe, ah "dem’Eeichenbefund, wie bei Lund 2.
"V» 10. Der blofse Saft yon demifelben Baume verur-’
fachte den Tod eines'kleinen Hundes in 19: Minuten.
Hr: Nar.n Ein Affe, ‘ der durch einen Giftpfeilv.von
naih in die Sohärikelnuckeiui verwundet wurde,
PL. gleich Vergiftungszeichen, fiel in der erftem.
En betäubt nieder, würgte in ler fünften, ‚erhrach
| und warf Koth aus in.der: [echsten', ‚bekam Zuckun-
"und [tarb in Rex hang Leichenbefund wie bei den
übrigen. ru
SUN.N12. Eine ben fü Fekenniläte Katze ftarb in der.
sten Minute nach den gewöhnlichen Zufällen, nachdem
rar in'der ılten das- Athmen [chnell geworden: war..
"WW 13. ' Ein ’gefunder, ausgewachfener Büffel“ Be
er einem etwas grölsern Pfeile, der 24 Stunden vorher
in den-Upas von Blambangan getaucht war, [chief.in die
Annern Schenkelmuskeln verwundet, nachdem die Haut
vorher geöffnet‘ worden war, um: den Zutritt zu erleich-
wern, der Pfeil 6 Minuten lang in der Wunde gelallen.
en Anfchem: nach blieben 6 Gran in:.der'Wunde, In
MR er 1oten Minute [chweres Athmen. Zehn Minuten nach-
1 ftarke Kotbausleerung,, Ausfluls einer wällerigen:Flül-
A "aus den Nafenlöchern, Zeichen von Betäubung. In
- der 30ften Speichelflufs, Ausftrecken der: Zunge und. Be:
lecken der Kiefern‘, mehr 'erfchwertes Athmen,. heftiges :
Wirken der Bruft- a Bauchmuskeln. Bewegung lang-
Jam und fchwer,, Zeichen von Mattigkeit und Unruhe.
Um ‚die '60fte Minute Sank das "Thier um, alle Zeichen
"nahmen ° zu, und es wurde höchft unruhig. Von der
75lten Minute an würgte er, geiferte, zitterte heftig am
ganzen Körper, Wenn es aufftand, fank es in wenig
Secunden wieder um. Das Athmen fetzte von.der 110ten
Minute an 15 Secunden lang aus. In der 130ften er-
folgte der Tod’unter heftigen Zuckungen. ‘Bei der, 15
"Minuten ‘nachher, vorgenommenen Leichenöffnung fand
"ich den Magen frark von Luft ausgedehnt, alle Gefälse
"yon Blut) das-in.den Arterien hell, ‘in den Venen dun-
"kelroth war, ftrotzend, die Lungen bellrotb, Die durch-
Schnittenen Bauchmuskeln zuckten “ach zwanzigMinuten
"näch dem Tode. | -
463 un }
VW, 14. Ein, in die Schenkelmuskeln. mit dem‘ Upas:
von Banjuwangih vergiftetes Huhn blieb in der erften.
Stunde gelund, zwei, ‚Stunden fpäter wurde es’ betäubt,
beharrte fo, Ttärbraber erftin der Syke NEE de
UMTS, EinHund wurde in die Schenkelmuskeln mit
einem Pfeile verwundet, der angeblich mit Upas vonBorneo6
vergiftet war. In der 1oten Minute wurde er unruhig,
bellte, in. der''1gten [treckte er die Zunge heraus un
zeigte Uebelkeiten‘, Sprang darauf wild umher; 'bellte,
kürz, war febr' unruhig. In der/25ften: fchrie er ganz
erfchöpft, in der 32ften erbrach er lich, in der 37lten '
abermals, namentlich Koth, in der Soften fuhr er plötz-
lich auf, in'der 55lten [tarb er, nachdem er heftig auf-
gelchrieen, und einigemal unterbrochen geathmet hatte.
ı 'V. 16. Ein, mit etz/as Upas von Borneo verwunde-
ter Hund wurde in der 5ten Minute etwas hetäubt, fuhr
dann auf, gab in der 10ten Minute wieder Zeichen wi
Betäubung, war dann eine Zeit lang wieder unruhig. In
der ı4ten hel ernieder und [tarb in der I$ten unter hefti-
gen Zuekungen. In diefen und andern Fällen fand nach
dem Tode eine wellenförmige Bewegung unter der Br
Statt.
V 17. Im.Mai 1812 mit dem von mir im Jahr A806
gelammelıen Antfchargifie. Ein’ damit verwundeter Hund
fchien in den erfien 20: Minuten nur etwas matt, [tarb
aber in der zoften, nachdem in den letzten 10 Minu+
ten die gewöhnlichen .Zufälle, mit Ausnabme des Erbre-
chens, Statt gefunden hatten. “Bei der Leichenöffnung
die gewöhnlichen Erfcheinungen, das Gehirn aber Ir
vielleicht etwas wälleriger als gewöhnlich.
U. Verfuche mit dem Tfchettick.
V. 18. Ein Hund von mittlerer Gröfse wurde mit
frifch bereitetem Giftein dieSchenkelmuskeln verwundet. '
In der gten Minute ftarb er, nachdem .er, von der zwei-
ten an, fich unwohl befunden, unruhig gebehrdet, an
Zuckungen gelitten , [chnell geathmet und kraftlos da ge
legen hatte, |
7: Ve 19%. /Ein anderer kleiner Hund nahm fagleich
eine gebückte Stellung an, bekam in der 5tem Minute
Kiumpfe; ‚fiel, hin und PER in der Iıten, nachdem die
Zufälle bis zur $ten heftig zugenommen, dann nachge--
läffen hatten. Die Bruft und Baucheingeweide waren ge-
fünd, die Aorte enthielt nur wenig, [chwarzes Blut, die
Vene wieles,! welches. fchnell“gerann. - «Die Blutgeiafse
des ‘Gehirns [trotzten von Blut, 1
„= W420, Ein verwundetes Huhn alen in der alten
Minute völlig gelund,, - fchwindelte aber in der zweiten,
nahm nun eine litzende Stellung an, athmeie in ‚der
dritten fchnell, zitterte in der: fünften, entleerte feinen
eg bekam heftige Zuckungen und (dtarb in der gten.
"V. 2 Ein.Hukn, das miteinem'vergifteten Pfeile
inden Nähe des linken "Flügels durch die Brult geftochen.
wurde, konnte [chon’in der erften ‘Minute nicht gut
ftehen,,' bekam in ‘der 2ten eine Ausleerung, fuhr dann
jlötzlich auf, ftreckte Kopf und Fülse aus, und zitterte
heftig. Alles nahm in der dritten zu. Das Athmen
war [ehr erfchwert, bald unterbrochen und in der 4ten.
Minute erfolgte.der Tod.
> V. 22, Ein Huhn, welehes mit dem N
‚Tfchettickfaft verwundet worden war, [tarb in der dritten
Minute nach heftigen Krämpfen.
"WW. 23. Ein anderes [tarb in der 2ten, Se es
mit 2 Jahr altem Gift verletzt worden war, unter ‚denfel-
ben Zufällen.
"IN N.24: Eine ehe Merieenun elietiiefinde wurde
mit Alkohol infundirt, nach einigen Tagen der Luft aus;
eferzt, und; fo eine geringe Menge: eines glänzenden
erhalten, hiermit ein Huhn ‚verwundet. Von
der vierten Minute'an fchien es ermattet, [chläfrig, hatte
abwechlelnd Zuckungen , befchleunigtes Athmen. " Diefe
Zufälle ftiegen bis-zur 20ften, nahmen von hier an ab und
niach Verlauf einer Stunde war das Thier ganz hergeltellt.
= W. 25. Fin Hund von mittlerer Größe wurde mit
6 Jahr altemGifte in die Schenkelmuskeln verwundet und
ftarb in der gten, nachdem er von der 3ten an, heftige
"Zuckungen gehabt hatte. Alle Unterleibs-und Bruftein-
eweide ‘waren gefund, "die Hohlvenen in der Bruft-
ganz, die Aorte zum T'heil mit Blut angefüllt, die
ganze harte Hirnhaut entzündet, vorzüglich rechterfeits,
an der innern Fläche mit blutiger Lymphe bedeckt, auch
464 —
‘
die.Oberfläche des! Gehirns etwas geröthet, die :Wund&
welche deutlich Spuren des Gifts zeigte, nicht entzündet,
V. 26. Ein falt ausgewachfener Hund bekam unge-
fähr ‚die Hälfte der,gewöhnlich einem Pfeile anhängenden
Menge Giftes in etwas gekochtem Reilse. "In: der,erftem
„Minute war er nur\etwas,betäubt, im der 14ten.konnte
er mit Mühe aufrecht [tehen, zeigte Neigung zum; Bre-
ehen, bekam: in der 31 lıen: heftige ‚allgemeine -Zuckun-
.gen, die mit Betäubung abwechfelten, und endlich im
der 6glten Ninute mit dem Tode endigten. In der Unter-
leibshöhle‘ fanden lich einige Unzen. Serum mit einigen
Frifch geronnenen. Blutltreifen, die. Gefälse der äufsern
Magen - und Darmhäute und des Gekröles [trotzten von
Blur, im übrigens leeren Magen.befand &ch das Gift,
die Lunge war hellroth, die Hohlvene[trotzte von Blut,
die“ Aorte ‘war falt leer und das in ihr enthaltene Bjut
dunkel. Im Schädel fanden'fich Spuren ‚von leichter
‚Entzündung des Gehirns und der harten Hirnhant,
52
Ir
Bemerkungen über die Verfuche. 3
dan
Immer wurde das Gift durch einen Bambuspfeil ein-
gebracht, deffen [peerförmige'Spitze 1’ lang und in der
Mitte ihre Linge 14 “ breit war. Es muls immer'troeken
feyn, um gehörig zu. wirken. Am. beften lälst: man ‚es
24 Stunden lang trocknen. Beide Gilte wirken auf ganz
verfchiedene Weile.‘ Die Wirkung des Antjekar. wird Sehr
durch‘die Grölse der verwundeten Gefälse-und der Menge
des Giftes bedinst, die.Kraft des: Giftes aus ver[chiede-
nen Gegenden [cheint diefelbe. Die gewöhnlichen Sym-
prome find, der Zeitfölge nach, Zittern und Zucken der
Glieder, Haarfträuben, Kothauswurf, Schwäche, leichte
Zucküungen, [chnelles Athmen,,. Speicheln, Krämpfe,der
Bruft- und Bauchinuskeln, -Würgen, Erbrechen [chaumi-
ger Subltänzen, [elblt.von Koth, [chweres Athmen, heftige,
und wiederholte Zuckungen, endlich der Tod. Die Stelle
der Verwundung iftziemlich gleichgültig. Bisweilen erfolgt
der Tod; wie beim 17tem Verfuche; fo [chnell,. dals nicht
alle Symptome: eintreten. » Die verfchiedenen :Säugthiere
«£cheinen" nıngefähr auf gieiche Weile, im Allgemeinen.
im Verhältnis zu ihrer Gröfse angegriffen zu werden,
465
„Der:+Büffel- (V.1 13.) bekam wahrfcheinlich- verhältnils-
y ge rer a ‚Eine Verwundung durch eiven
eilernen.. Speer ilt ‚verhältnifsmäfsig ‚weniger nachtheilig
als mit.einem Bambuspfeil, weil jener 'herausgezogen wird,
„mithin weniger Gift zurückbleibt. Die Eingebornen yon
- Makaller, Borneo und den Ofterin[eln [chielsen Bambus-
k ‚pfeile, an deren Spitze he einen Haififchzahn beieitigen,
aus einem Blasrohr, NachWV.3 und‘4 [cheint der Saft
seh Vermifehung mit ‚Tabak. oder. Stramoniumextragt
ftärker zu werden, als durch: Vermifchung mit den ge.
wöhnlichen Gewürzen. Nach V. 5 und 10 Icheint auch
der veine-Saft. lo, Ttarklals.der' gewöhnliche Upaszu wir-
ken. ‚Vögel [cheinen , weniger angegriffen ‚zu ‘werden.
"Ss Vo14: . Andere,überlebien die, Zufälle- logar... >...
"Der Tiekettick wirkt weit heftiger und anders, näm-
Jich auf’ das Nervenfyltem, während der Antfchar vorzüg-
Jich den Darmkanal, das Syftem des Athmens und Kreis-
Jlaufes angreift. : Dies ergiebt fich auch aus den Leichen-
öffnungen. ‘ Nach vorgängigen Zeichen von Schwäche,
' Betäubung, leichten Zuckungen, tödterder Tfchettick plötz-
"lich, wie durch einen apoplektifchen’ Anfall, das ganze
"Nervenfyltem. Nach V. 20.21. wirkt er auch auf Vögel
weit hefüiger als der Antfehar. Junge ftarben bei andern
" Verfuchen oft in’der erften Minute, Dagegen [chadete
einem Huhn das Doppelte der gewöhnlich an einem
Pfeil befindliehen Menge, innerlich genommen, nicht, un-
geächtet Säugthiere am innerlich beigebrachten Gifte fter-
Beh Innerlich gegebener Antfcharupas ift bei weitem‘
nicht foTehädlich als der vom Tfchettick. Bei einem Ver-
Juche mit einem Hunde dauerten zwar zwei Stunden lang
die gewöhnlichen Zufälle, allein nach vollftändiger Ent-
leerung des Magens durch Erbrechen genas das Thier voll-
. Ständig. Nach Rumpfilt der Antfchar in geringer Menge
“innerlich fogar ein Heilmittel gegen Stiche von giftigen
"Fifchen und Infekten, fo wie gegen Hautausfchläge und
Durchfall. Nach V. 22. ift der blolse Saft fat [o wirkfam
"als der Upas. Nach V. 24. ift das Harz wenig wirklam,
alıch wird bei der Bereitung des Antfchargifies diefes
weggeweorien, Mehrjährige vorlichtige Aufbewahrung
"znindert die Stärke nicht. |
a LE 2 370297 1
“>
66
\imRünftig-denke'ich' noch gerimere: Unterfiöhüngen
über die Wirkungsweile' beider Gifte und: ihrerStärke;,
im Vergleich; wit dem Gifte der siftigften Schlangen anzus.
ftellen. Der. Tfcheitick>ifs vielleicht das Kihksinihen ber
kannten Gift Eh EL alte ar vr aurka Ba =
BERTERS USER ISSEALT LET EEG PELT ir ENTE ST, ou AUF Ha :sdil;
Fin Eh Fre ar
dena rerdntienide PR ihr
In EC VABNRLT LU GREIER RL TOY HET TR DET TEE TIEHE TOR ER cR N OT Ras Eee? RR 60
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r PR DT, 12 FERIEN) 5
Ka RAR,
4 ERREN über IB Krbsängirk, (Leroux Jou
\., de med. »S „P- 75) E "
NaR
Zu
Die ih ıden Häutblafen Bes Kröten eis
a nen ift gelblich , ölig, ’gefteht an der Luft, ', und
kann, wenn man lie/auf.einer Glastafe] auflängt, in Ge-
Salt, felter, Schuppen: abgenommen werden, . [chmeckt
fehr.bitter, ift fcharf und ätzend, röthet die Lackmustinc-
tur. ftark, und bildet mit Waller. eine’ Emulfon.. ‚ Kalter.
Alkohol ift ohne ‘bedeutende Wirkung, ‚erwärmt aber .
löftser Ge zum Theil auf, indem er fie gelb färbt. Der
unaufgelöfte Theil ;ift weils, - geruch-‚und ‚gelchmacklos,
und ähnelteiner gallertartigen. Haut, Die Alkoholauflöfung .-
zöthet die Lackmustinctur kaum und verliert durch fortge: _
fetztes Kochen, indem der Alkohol ’fich verflüchtigt, diele‘.
Eigenfchaft. ganz. Hierbei fondert ‚lich eine ölige Sub«,,
ftanz ab, welche im.kalten Waller gar nicht, ‘im Aether - j
etwas, (im Alkohol [ehr auflöslich ift, bitter, aber nicht.
mebr. [charf, oder ätzend. [chmeckt, .- Die Lackmustinetur
wird. nicht dureh he geröthet, im Gegentheil ihre Farbe, .
vorzüglich in’der Wärme, hergeltellt, wenn fie durch eine
Säure "geröthet worden war. Hieraus‘ fcheint fich zu er- ,
‚geben, 1) dals die Säure des Krötengiftes füghtig; 2). dafs.
lie-zum Theil durch eine Balıs gelättigt ift, welcher fie‘
Ichwach anhängt und die, indem fie lich mit der frem-
den "Säure, wodurch die Lackmustinctur geröthet worden :
war, verbindet, die blaue Farbe derfelben herftellt. \
Die eigne Säure felb[t konnte ich, wohl ihrer Flüchtigkeit
und der geringen Menge des unterluchten Giftes wegen,
nicht darltellen. Die im Alkoholunauflösliche gallertartige ,
Subftanz ift.auch im kalten, nicht aber im warmen W;
fer unauflöslich. Die letztere Auflöfung. [chäumt und
wird beim Erkalten opalartig. Sie ilt keine Gallert, in-
FRPR weder durch’ Chlor ,' meh durch KFERBPFehiTgule
ne wird. '
Aus diefen Thatlachen Folgt. 1) das Krötengift ent-
hate eine heils freie, theils gebundene Säure, der fie
“sermuthlich ihre Schärfe verdanikt; 2) eine fette, [ehr
bittere Subltanz; 3) eine der Gallert ähnliche, doch von
“Ahr ver[chiedene er Subltanz.
Mel sl Mög;
be er,
„.
5. Orfila über das Morphium. "Noilveah‘ Journal
de Medec. 1818. pP: 1-22 F) h
Ri iD
© Der'Zweck der wörliebendein Abhandlung ife A zu
beweifen, dafs das’ wälferige Opiumextract [eine Wir-
kungen einem ‘aus Oxygen, :Hydrogen, Karbon und
‚Azöt zufammengefetzten und neuerlich durch Herrn Ser-
türner entdeckten Alkali verdankt; 2) die Wirkungen
diefes Extracts mit denen des in Sehren‘, Oelen und Al-
'kohol aufgelöften Morphiums allein zu vergleichen ; 3) das
zweckmäfsigfte Heilverfahren dagegen anzugeben.
© Das reine Morphium ift feft, farb- und geruchlos,
[chwerer als Waffer und kann in Parallelepipeden kry-
dtalliliren. In verf[chloffenen Gefälsen erwärmt, zerfetzt
"es lich und bilder unter andern unvollkommen koblen-
faures Ammonium, wie die thierifchen Subltanzen. Im
Walffer ilt es falt ganz unauflöslich, leicht dagegen im
"Alkohol und Aether mit Hülfe der "Wärme, fällt aber
beim Erkalten in Menge darin zu Boden. Diele Auflö-
fungen find alkalifch und bitter, Aufserdem verbindet
fich das Morphium mit allen $äuren, neutralifirt fie, wie
Alkalien, und erzeugt kryltallifirbare Salze. Bis jetzt iltes
murim Opium gefunden worden, woes, nach Sertürner, mit
‚eimer eignen Säure, der Mekonfäure, verbunden ift, Aus
einer fpätern Arbeit von Robiquet ergiebt ich, dafs das
"aulser der Mekonfäure‘ eine andre neue Säure
"enthält; 2) dals man noch nicht weils, ob das Morphium
mit einer oder beiden verbunden alt; 3) dals un von
_——
an Die aus diefen as gezogenen Schlüffe Anden fich in
diefem Arehiv B, 3, S, 640.
223 —
“Derosne vor TA Tohren entdeckteikrfftaßifirie,Opi
gegen Sertürner, nicht mekonfanres‘ Norphiumilts 4) dal
‚diefes ‚Salz! hadb das Morphiaum zuläinmen‘ im Opium
‚vorkommen und durch Aether ahgelchieden werden kön-
nen, ‚der das’ Derosnefche‘ Salz auflöln, Vohne.'auf das.
‚Mörphiunfalz zu wirken.’ 'Mawerhäkt nach Robiguet das!
Morphium, wenn »ian 3 Stunde lang Kerenösdeeie.n
Opiumaufgufs mitetwas Magnelia kochen läfst, wobei lic
ein grauer, aus Morphbium, mekonfaurem Morphium und
Färbeftoff gebildeter Niederfchlag erzeugt. Dielen wälcht
Anan ‚auf, einem Filtrum,,. kocht ibn mit ‚concentrirtem.
Alkohol, der das Morphiaum auflöft und bein Erkalten
Falt ganz niederfallen läfst, worauf es,’ um es rein zu
serhalten, abermals im concentrirten. Alkokej; AR Fgelölt| N
-wird.. Kiga © n |
Aw "Nach Derosne‘ ste RR vor! ihm ofen RER
falz das wirkende Princip des Opiums; indeflen ergiebt
Sich aus’ den Verfuchen von Nyjten und einigen andern
.Phyliologen,' dafs: dieles weniger energifch wirkt, “als
“Jas durch einfache Maceration "des Opiums im’ Wafler be-
reitete Extract.‘' Nach Sertürner ilt das ‚Morphium das
‚weflentliche Prineip; indeffen fcheinen mir feine Beob-
‚Achtungen diefen Satz nicht, mit Beftimmtheit zu erwei-
‚fen. «Ehe ieh zur Darfiellung der phyliologifchen Eigen-
Schaften des Morphiumhs übergehe, mag eme'kurze An-
‘gabe der vorzäglichlten Wirkungen des wällerigen Opinm-
extractes einen Platz finden.
1) Es wirkt nur, ‚nachdem es eingefogen und in
“den Kreislauf gelangt ilt, 2) es verurfacht Lähmung oder
vielmehr Erfiarrong der. Bauchglieder, Schwindel, Zit-
tern des Kopfes, einen eignen fehlaffüchtigen Zuftanid, Kla-|
gen, Zuckungen und den Tod, die Thiere können lich
“nicht ‚aufrecht erhalten. und gehen} [chwanken wie
"Trunkene,' fcheinen tief zu f[chlafen, erwachen aber,
"gefchüttelt, fogleich, bewegen fich dann, fuchen einer ver-
>neintlichen Gefahr zu entfliehen, fallen bald von Neuem’
“hin und [chlafen ein; bald darauf gerathen Kopf und] %
Stamm in. heftige Krämpfe , die man durch Berührener-]
meuen kann, der Kopf wird nach hinten gezogen, wäh-f
‚zend die. vordern Gliedmaalsen lich an den Böden klam-
‚sıern. 3) Alle diefe Fricheinungen treten‘ ein, 'wennf |
\
die Subftanz in.den. Magen, das Zellgewebe an der
mern; Fläche des Schenkels, die Venen des Bruft- und
Beeehfells <RlRÄREN
wor aha VRR aT j
ed rfüche mit dem Morphium.
nö ru
„I, Einem kleinen. Hunde; der gefafiet hatte, -wur-
12 Gran Morphium in. einer halben Unze Walfer
teben, worauf keine Zeichen: von Opiumvergiftung,
eben fo wenig Erhrechen eintraten. \ Diefelbe Dofe des
wällerigen Extractes brachte bei.einem andern, ähnlis
hen. ‘Hunde in 20 Minuten Lähmung der hintern Glied-
maalsen und bald darauf Erftarrung hervor. ‚-Am andern
Tage war das Tiier auf dem Wege der Befferung. |...
%.. ..2. Ein kleiner Hund, der gefreffen hatte, bekam
5 Gran. ‚Morphium. Wach 10 Minuten erbrach er ‘lich
und gab kein ? Zeichen von Opiumvergiftung. . ü
wi 3. Bei einem Starken Hunde von, mittlerer, Gröfse
n 6 Gran Morphium in wenig Waller in das Zell-
a des 'Schenkels gebracht. Nach $ Minuten trat
rechen, ‚Schläfrigkeit, [chiwankender Gang, aber ge-
age Störung der Gelfundheit ein, und am andern Tage
ax das Thier genefen.
Pas Da hiernach das Morphium, wegen feiner Vehneiichzn
rast: im Wajjer,, falt gar ni>ht auf den Organis-
wirkte, fo wurde es durch Auflölung in Areale Bir:
zen in Salz Serwändelt
wr2s
‘ I
Ir
in > Verfuche mit Morphiumfalzen. nn, vo
Ti
4. ‚Um 115 Uhr wurden einem-kleinen Hunde 6
in -Morphium in einer Drachme Elfgläure, die durch
It fo viel Waller verdürint war, eingegeben. Nach
ten Schienen die hintern ‚Gliclunksfien etwas
wach , noch mehr nach.1% Stunde, doch ging. das
ziemlich leicht. Um 6,Uhr Abends war'es etwäs
rig, klagte nicht, athmete ruhig, am aildern Taga
‚| war es vollkominen befler.
er 5. Derfelbe Verfuch an einem febwächern. Hunde,
h zwei Stunden waren die Hihterfülse gelähmt, das
* Ichien zu Ichlafen, wurde aber durch das leifeßie
x
Geräufch 'zu vergehlichen Verfuchen‘fich aufzwichtenies '
weckt, worauf es wieder hinfiel ünd einfchlief. Die Pu-
pillen waren erweitert, der Puls langfam, das Athmen
wenig befchwert, nach 8 Stunden [tiels das Thier kla-
gende Laute aus und fchien. mehr angegriffen, am an-
dern Morgen waren die Hinterfülse nur noch etwas
-[chwach und den Tag darauf war die Genelung vollendet.
6. Der Vergleichung wegen bekam 'ein kleinerHurid
6 Gran wälleriges Opiumextract in 3 Unze [ehr [chwa-
cher Eflgfäure. ‘ Die Erfeheinungen waren ‘genau wie
bei 4. x | i “
"9. Um II Uhr Morgens wurden einem kleinen Hunde
in das: Zellgewebe der innern Schenkelgegend' 6 Gran
Morphium in einer Drachme Weinellig eingefpritzt. Nach
8 Minuten legte fich das Thier hin, das Athmen’ wurde
fchwer, die Muskeln fchienen [ehr erfchlafft, fünf: Mis
nuten [päter Ichwankten die Hinterfüfse, das Thier gab
einige Klaglaute von lich, ungeachtet es tief zu [chlafen
fchien. Der geringlte Stols erweckte es und: veranlalste
ein [chwankendes Gehen. Nach 13 Stunde kam Zittern
des Kopfes, Erweiterung der Pupille, ‚beträchtlich ver-
winderte Bewegung des Herzens hinzu. Ekel, Erbre-
chen und Stuhlgang waren nicht vorhanden.” 'Nach'7
Stunden war die Empfindlichkeit fo gelteigert, dafs blofse
Erfchütterung der Luft plötzliche und unregelmäfsige Be-
wegungen ‘verurfachte. Am‘ folgenden Tage war nur
noch Schwäche der Hinterfülse übrig, die auch in zwei -
Tagen völlig verlchwand. Bei einem andern Verfuche
dieler Art verhielt lich ‘alles ähnlich, nur ging die Fühl-
lofigkeit bis zum Scheintode. Indellen war das Thier in
48 Stunden völlig hergeltellt. LP
8. Derfelbe Verfuch an einen kleinen, [ehr [chwa-
chen Hunde mit 12 Gran Rlorphium in Efligfäure, ‘Nach’
‚ 3 Minuten alle Zeichen von Upiumvergiftung, 6 Stunden: h:
fpäter, Starke Krämpfe, Rlagetöne, Lähmung der Hinter-
fülse., Am folgenden Morgen Anfang, am fünften Tage
Vollendung der Genelung. |
; . Zwölf Gran wälleriges Opiumextract in [ehr
fchwacher Efligfäure wurde um Iı Uhr in das Zellge-
webe des Schenkels eines kleinen [tarken Hundes ge
(pritzt. Nach $ Stunde Erbrechen, Lähmung der-Hinte»
me ‚474
‚fülse, eine Stunde'darauf Wimmern; tiefes Athmen, nach
3 Stunden gereizter Zuftand, -falt beftändiges Klagen,
. leichte Krämpfe. ' Am folgenden Morgen ltarker Schwin-
del,» Abnahme der übrigen Symptome, am Ende des drit-
ten Tages vollkommne Herftellung. ' Derfelbe Verfuch
mit 6 Gran hatte ähnliche, nur fchwächere Folgen. 2
= 10. Zwei Gran Morphiimy"in I Dräachme fehr ver-
dünnten Effigs aufgelölt, wurden in’ die Halsblutader eines
Starken und grofsen Hundes gelpritzt. Nach I Stunde
trat Schwäche der Hinterfülse ein, Zwei Stunden nach-
her verlor [ich diefe, und an demfelben Tage war Schon:
die Herftellung erfolgt. Ein weit-kleinerer und [chwäche:
rer Hund bekam auf diefelbe Weile: 2 Gran lange bereite-
ten Opiumextractes, ‘ohne Vergiftungszufälle zu zeigen. .
© 1% Da hiernach das Morphium weit ftärker wirkte, '
fo wurde einem kleinen,, aber ftarken Hunde ı Gran
-Morphium, in fehr verdünntem WeinelGg aufgelöft, „una
11 Uhr in die Halsvene gelpritzt,,; Sogleich darauf allges
meiner, einige Momente daurender Krampf, Lähmung
der Hinterfülse, tiefe Erftarrung. Nach 15,Minuten wa-
ren diele Zufälle [chwerer, um 5 Uhr. falt ganz. ver-
fchwunden, am folgenden Tage die Herltellung vollkom-
men. Ein ähnlicher Hund wurde durch die Einfpritzung
von 2 Gr. Morphium falt augenblicklich getödter,
12. Zwei Gran frifchbereiteten Opiumextractes in 2
Drachmen [tark verdünnten Elligs wurden um Ir Uhr
in die Halsvene eines kleinen Starken Hundes gelpritzt..
8 eich erfolgte Lähmung der Hinterfülse, Schlaf und
Erichwerung des Athmens. Um I Uhr waren alle Zu-
fälle falt ganz ver[chwünden.
Aus diefen Verfuchen [cheint ich zu ergeben: 1)
dafs das in Efligläure aufgelöfte Morphium dielelben Zu-
e als das wällerige Opiumextract hervorbringt, wor-
ıs zu folgen fcheint, dafs diefes nur durch ein ähnli-
hes Salz wirkt, 2) dafs indellen das elfigfaure Mor-
ium ftärker als das wäfferige Opiumextract wirkt, Al-
ein man lieht leicht, dafs, wenn..eine gleiche Gabe‘
von beiden nicht gleich heftig wirkt, in dem Opium-
tract lich aufser dem Merphium zweisituren, der Eixtrac-
tivliöff u.Lw. befinden, wodurch nothwendig der Mor-
phiumgehalt bedeutend vermindert wird, Sehr ‚waht-
473. —
S&heinlich' würde daher. eine” Auflöfung. von. 12 Gram.
Morphium in:den!Säuren, welche in die Zulammenletzung
des Opiumextractes ‚eingehen, ‚eben fo ftarke, lelble
ftärkere‘ Wirkungen, hervorbringen als diefelbe, Menge
in Elüigfäure aufgelöftes Morphium. „Das letztere würde
nothwendig dann 'Statt finden, wenn die mit.dem Mor-
pbium in dem; Opiumextract, verbundene, Säure ‚daffelbe
nicht lo vollkommen neutralilirte als die F-lligfäure., .. »'
«..013.!Um Mittag‘wurden in das Zellgewebe des Schen-
kels.eines kleinen, [tarken Hundes 12-Gran Morphium
insfehr verdünnter Schwefelläure gelpritzt., - Nach‘6 Mi-
auten- trat‘ Lähmung der Hinterfüfse,, "Pupillenerweite-
zung; dem Änfchein nach tiefer Schlaf, ‘doch 'mit [ehr
leichter Erweckbarkeit, ein. Um 6 Uhr Abends fand:
Nachlafs ‘Statt, und am folgenden Tage Genefung.
',14. Derlelbe Verfuch' mit Salzfäure. Die Zufälle
‘Wäten erlt nach 2 Stunden durch‘ Schwindel und’ be-
deutende Schwäche in der hintern’ Körperhä.fte ein,
vermehrten fich in’ einer Stunde zu der Höhe wie bei 13,
nahmen dann ab, fo dafs am folgenden Tage die Gene-
fung vollkommen war. 2
Hieraus geht beltimmt hervor, dafs diefe beiden Säu-
ren das Morphium [tärker als die Ffligfäure neutraliliren,
weil die Zufälle leichter find. Herr Riaölphi [cheint
zu irren, wenn er die Säuren als die belten Gegenmit-
te] gegen das Morphiunr angiebt und behaupter, dafs
man mehreren Thieren das ellisfaure, falpeterfaure und.
falzlaure Morphium ohne Schaden eingeben könne ").
Verfuche mit dem, in Olivenöl aufgelöften Morphium,
15. Sechs Gran Morphium, ı0 Minuten lang mit
einer Unze Olivenöl erwärmt, wurden um Mittag einem
ftarken, grolsen,, nüchternen Hunde eingegeben. Nach
15 Minuten traten die gewöhnlichen Vergiftungszufälle
ein und vermehrten lich bis zum Abend. Am folgenden
Tage war die Herltellung erfolgt, \ a
ERS 16. Um
4
re Brugnatelli Giorn, di älica. 1817. ' Sich rei
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>
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z 16. Um" 2 Uhr Nachmittags bekam ‚ein junger,
rofser-Hund 12 Gran Morphium in einer Unze Oel.
Nach 6 Minuten traten die heftigften Zufälle und am
‚andern Morgen um 6 Uhr der Tod ein. Der Darmkanal
war gefund, das Herz durch [chwarzes Blut ausgedehnt,
die Lunge hie und da blaugefleckt und enthielt ein röth-
liches Serum; die Subftanz und die Häute des Gehirns
waren normal, nur die Venen dellelhen etwas bJutreicher,
u 17. Diefelbe Dole wurde in das Schenkelzellgewebe
"eines [ehr [tarken Hundes gefpritzt. “Nach einigen Mi-
nuten trat derfelbe Zuftand, nach 2 Stunden der Tod ein.
Die wichtiglten Organe waren durchaüs normal. 2
y 18. In die Halsvene eines kleinen Hundes-wurde
I Gran Morphium in ı Drachme Oel g>f[pritzt.., Nach 5
Minuten erlolgten Vergiftungszufälle, nach I Stunde der
Tod. Bei einem andern Verf[uche mit 2 Gran Mor-
phium ftarb das Thier fogleich nach der Einfpritzung.
Die Oeffnung zeigte nichts krankhaftes. j
; Hieraus [cheint lich zu ergeben, dafs das Olivenöl
die giftigen Wirkungen des Morphiums viel weniger neu-
tralilirt als, die vorerwähnten Säuren. “
# Verfuche mit einer Auflöfung von Morphium in Alkohol,
„ Der Alkohol löft bei einem gewöhnlichen Wärme-
ade lo wenig Morphium anf, dafs eine folche Auflö-
ung, mit vielem Wafler verdünnt, falt gar kein Mor-
phium enthält. Da aber die Hunde, nicht an Alkohol
gewöhnt, felbft durch Alkohol in IO Theilen Waller ver-
dürnt, beraufcht werden, in der That nach meinen Ver-
Suchen eine fchwache oder ftarke alkoholifche Morphium-
auflöfung Vergiftungszufälle und den Tod in keiner
fehnellern Zeit hervorbringt als der gleich ftarke Alkohol
allein, fo wäre es nothwendig, eine [ehr fchwache Al-
«koholauflöfung von Morphium anzuwenden, und ich
glaube mich daher zu dem Schtuffe berechtigt, dafs die
Wirkung des in Alkohol aufgelöften Morphiums an Hun-
den nicht unterfucht werden kann, Auch die Ridolphi'-
fchen Ver[uche, der aber fälfchlich daraus [chlielst, dafs
das Morphium hierbei die Thiere getödtet habe, beweilen
daffelbe. Bei dem, an Alkohol gewöhnten Menfchen
M d, Archiv. IV. 3, li
474 h m ur s[
aber verhält es Gich unftreitig anders, und der Verfuch
von Sertürner, wo dieler in 3 Stunden I% Gran Morphium
in 1 Drachme Alkohol aufgelöft und in mehrern Unzen
deftillirten Wallers verdünnt, einnahm, [cheint diele
Meinung zu beftätigen. Die Haut röthete fich bald allge-
mein [ehr merklich: es traten Schläfrigkeit und. Schwin-
del, nach der letzten Gabe heftiger Magenfchmerz und
Neigung zur Ohnmacht ein. Hierauf wurden 5—6 Un-
zen [tarker Weinel[lig eingenommen, worauf Erbrechen,
dann merkliche Beruhigung und vollkomnine Herftellung
erfolgte.
*" Verfuche mit dem wäfferigen Opiumextrack
ohne Morphium.
19. Achtzehn Gran’ des, von Morphium befreiten,
‚in Elligwaller aufgelöften Fxtractes wurden abwechlelnd
in den Magen und das Schenkelzellgewebe mehrerer Klei-
ner und [chwacher Hunde gelpritzt. Nur eine Stunde
lang traten leichte Vergiftungszufälle ein, woraus lich
überzeugend ergiebt, dals das Morphium der wirkende
Stoff ift. Die ‚geringen Zufälle rühren von der Unmög-
lichkeit her, durch Magnelia und Ammonium das Mor-
phium völlig aus dem wällerigen Opiumextract nieder-
zulchlagen.
6. Ueber die Anwendung einiger Morphium-
falzeinder Mediein, von Magendie. (Nouv.
Journ. de Med, T.I. p. 23.)
Wenn im Allgemeinen der Arzt bei Verfuchen mit
neuen Mitteln fehr vorfichtig [syn muls, lo giebt es an-
dererleits auch Fälle, -wo er und der Kranke bei derglei-
chen Verluchen gleich interefhrt. ind. Jedem Arzte ind
gewils in den höhern Klaffen unglückliche Gelchöpfe
mit lebhafter Einbildungskraft und gebildetem Verftande °
vorgekommen, welche ein chronilches Leiden langlam
dem Tode. entgegenführt.. In. den eriten Jahren-werden ı
fie nach und nach von verl[chiedenen Aerzten mit ver-
{ ee x Ri £ 475
-fchiedenen Mitteln “behandelt, wobei die Krankheit
fortwährend zunimmt: hierauf wenden ‚fich die Un-
glücklichen an Marktfchreier, die, nachdem lie ihre
prablerifchen Verfprechen nicht erfüllt haben, ‚gleichfalls
den Abfchied erhalten. Darauf kommen die Hausmittel,
magnetifche Curen u.[.w. an die Reihe, und endlich
wenden [ich die Kranken, von heftigen Schmerzen und
‚andern [chlimmen Zufällen gequält, wieder an den Arzt.
"Was foll diefer, nachdem [chon Alles verfucht worden,
das Vertrauen zu Allem verloren gegangen it, wählen ?
In einer [olechen Lage befand ich mich kürzlich in Be-
zug auf ein Frauenziinmer von 24 Jahren, die feit Io
Jahren an einer Krankheit leidet, welche ich für ein
Aneurysma der Bruftaorta halte, Ich fand he, nachdem
fie den angegebenen Kurfus durchgemacht hatte, ‚von
beltändiger Schlaflofigkeit, heftigen Schmerzen .in der
Zwerchfellgegend und den untern Gliedmaalsen, die'zum
Theil gefchwunden find, gequält. Anfangs wurde die
Blauläure mit einigem Vortheil angewandt, nach 6 Wo-
chen aber, weil lie angftvolle und ermattende Träume
verurlachte, ausgeletzt. Hierauf verfiel ich auf den
Gebrauch der [fo narkotifchen Morphiumfalze. Ich lief[s
‚ 4 Pillen bereiten, wovon jede $Gran des elfigfauren Mor-
phiums enthielt, deren die Kranke jeden Morgen und
Abend eine nahm, Sie nahm am erlten Abend binnen
4 Stunde zwei, verfiel [eit langer Zeit zuerft in einen
ruhigen Schlaf von 3— 4 Stunden, worauf lie zwar er-
wachte, lich übel fühlte, aber [ogleich wieder eiufchlief.
Daffelbe fand einigemal Statt. Um 6 Uhr Morgens er-
wachte fie, brach etwas Schleim und Galle aus, f[chlief
nicht wieder ein, blieb aber in einem Zultande von Ruhe
und Wohlleyn, den fie lange nicht gekannt hatte. Da
offenbar die Wirkung zu [tark gewelen war, Jiefs ich‘
nun in 24 Stunden nur $ Gran ef[lgfauren Morphiwns
nehmen, welcher die gewünlchtefte Wirkung hervor-
brachte, Seit 6 Monaten braucht die Kranke diele Pil-
len ‚die jede nur 5 Gran enthalten, mit grolsem Nutzen,
wobei es merkwürdig ilt, dafs die Wirkung lich nicht
mindert, indem noch jetzt in 24 Stunden nicht mehr
als 4 genommen, werden a ohne dafs eine Unan-
ı 23
nehmlichkeit, z.B. Erbrechen und heftiges Kopfweh, ent-
£ftünde. Salz[aures Morphium, bei derlelben Kranken.ange-
wandt, wurde bald unterlaffen, weil felbft ı2 Gran einen
[ehr unbedeutenden Erfolg hatten. . Schwefelfaures Mor-
hium fteht zwilchen beiden Salzen. Die Kranke braucht
es abwechfelnd oder in Verbindung mit dem erftern Seit
4 Monaten. Vor 3 Wochen wollte ich der, nach einem
Wechlel begierigen Kranken das gummöfe Opiumextract
geben, um die Wirkung deffelben mit der der vorigen
“Mittel zu vergleichen. . Da fie ich dagegen, als ihrer Er-
fahrung nach fchädlich, erklärte, verordnete ich ihr
das Derosne’fche welentliche Salz, ohne dafs fie die Pe-
fchaffenheit des Mittels kannte, fand aber in der That,
dafs $# Gran in 24 Stunden genommen, heftigen Erethis-
mus und Kopffchmerz hervorhrachte.
Auch in andern Fällen wurden nachher diefe Sub-
Stanzen mit beftimmtem Erfolg angewandt. So nimmt
eine Dame, die an einem Scirrhus an der rechıen Bruft
leidet, feit 2 Monaten in 24 Stunden $ Gran efliglaures
Morphium, und die anfangs [ehr heftigen und in kur-
zen Zwilchenräumen wiederkehrenden Schmerzen- ind
feitdem bedeutend gemindert und feltner geworden.
7. Verfuche mit der Nux vomica, der Faba
St. Ignatii und der Vauqueline '),
‘Herr Pelletan und Caventor entdeckten bei der Ana-
Iyfe der obigen Pflanzen ein Alkali, dem fie den Namen
Vauqueline gaben. Es kryftallifirt, ift weils, unerträglich
bitter, wenig ‘auflöslich in Waller, [ehr auflöslich in
Alkohol, und befteht aus Oxygen, Hydrogen und Kar-
bon. Esftellt.die blauen Pflanzenfarben her, und bilder,
mit Säuren verbunden, in Waller auflösliche Salze! Es
ift höchlt giftig und enthält die Urfache der tödtlichen
Wirkungen der Samen, worin es vorkommt,
1. Ein Kaninchen [tarb 5 Minuten, nachdem ihm
= Gran in den Schlund gebracht worden war, nach-
dem in 2 Minuten Krämpfe eingetreten waren.
z
1) Ebend, T.n. S. 359.
2. Ein, halber Gran, in eine‘ leichte Rücken-
wunde-eines:Kaninchens eingebracht, hatte in I Minute
Krämpfe, in 33 Minuten den Tod zur Folge.
3. Ein Atom Salpeterfäure wurde mit $ Gran Vau-
queline gelättigt. Die Auflöfung fchmeckte anfangs füls-
lich, bald darauf bitter und fcharf. Ein Kaninchen
‚ftarb in 4 Minuten daran. J
© 0.4. Ein Kaninchen, ‚dem der Vergleichung halber ı
Gran Morphium eingegeben wurde, bot gar keine krank-
haften Erfcheinungen dar. _ AR
5. Eben fo wurde der Vergleichung halber mit der
Pierotoxina, dem wirkfamen Element ven Menispermum
Coceulus, einem Kaninchen I Gran hiervon eingegeben.
Das Thier zeigte bald die Wirkungen des Giftes. Nach
$ Minuten waren die Hinterfülse gelähmt, nach $ Stunde
zeigten lich Krämpfe, die aber von den durch die Vau-
heline verurfachten ver[chieden waren. Der Tod er-
folgte nach 38 Minuten. Zu bemerken ift, dals diefes
Thier keinen Schrei aufltiels, was immer bei Anwendung
der Vauqueline Statt fand. \ ;
Durch die‘ unmittelbare Einreibung des kochenden ’
Aethers auf die beiden in Anfrage [tehenden Subltanzen
erhält man ein fettes Oel, womit gleichfalls folgende Ver-
fuche angeltellt wurden.
- 1. Eine Katze bekam 2.Gran des fetten Oels der
Ignatiusbohne. Nach 4 Minuten ftarb fe, nachdem fie
3 Minuten lang den Starrkrampf gehabt hatte,
2. Eine andere ftarb in 10 Minuten nach denfelben
Zufällen, an derfelben Gabe des. fetten Oels der Nux vo-
zınica. ‚ 2
3. Ein Meerfchweinchen zeigte keine Spur von Lei-
den, nachdem es nach und nach diefelbe Gabe des fetten
Oels beider Subftanzen bekommen hatte.
4. Kaninchen ftarben davon Sehr bald unter. denfel-
ben Zufällen als bei I und 2.
Um zu erfahren, ob.'die Vauqueline. den Grund
der Tödtlichkeit dieles Oeles enthält, wurde fie wieder-
holt und in der Kälte mit rectificirtem Aether behandelt.
Diefer fonderte [ehr bald jene Subltanz ab, worauf das
Oel [elbft bei vielfachen Gaben obne Wirkung blieb,
- Auch das Fxtract jener Samen wurde geprüft.
I: Um 2% Uhr bekam ein Meerfchweinchen 8-Gran '
des Extracts der Ignatiushohne, welches durch unmittel-
bare Einwirkung des Alkohols von 38. Gran gewonnen.
worden war, und das Oel und den Extractivftoff enthielt.
Nach 15 Minuten traten Jeichte Anfälle von Starrkrampf
eln „‚die nach 2 Minuten allmählich abnahmen, fo.dals
fich nach einer Stunde das Tbier wie vor dem Verfuche ,
verhielt. Die Wiederholung diefes Verfuches mit einem
andern Meerfchweinchen gab ähnliche Jiefultate.
„2.-Ein Meerfchweinchen, .das 4 Gran. des auf an
Selbe Weife bereiteten Extr. nuc.:vomicae bekam, erlitt.
nach 4 Stunde einen Anfall von ‚Starrkrampf, war aber:
nach. eine Stunde völlig hergeftellt.
3. Einige Stunden "achher bekam es 8 Gran. Nach.
einer $Stunde,hatte'es einen heftigen Anfall von Starr-,
krampf,. ftarb aber nach 1% Stunden. o
4% Das’ Meenlohwennchen Nr. t. bekam 16 Gran,
Extr. kabae St. Ignat! Nach Io Minuten bekam es die,
hettigften- Krämpfe ‚machte fchnelle und ‚lehr, hobe,
Sprüngey und ftarb. in’ 3 Mimuten. \‚Hiernach wirken,
das Exın, our. vomicae und fabae St. Ignatii auf diefelbe _
Weile, das letztere aber heftiger. Ferner ilt eine Starke j
Gabe ‚davon. erforderlich, um ein Meerfchweinchen zu.
tödten. -Diefe/be Gabe reicht hin, um Hunde, Katzen,
Kaninehenund die ftärkfierr MenIchen umzubringen,
8: Beclard über eine allgemeine Umkehrung
der Eingeweide. ., (Aus dem Bullet. de la loc. ‘
medie. een 2819. p- 328. Be Bei Are
philomat. 1817.)
Eine) Frau, an’ welcher alle Bruft- La Unterleibe-
eingeweide eine vollig verkehrte Lage hatten, war, 5oJahr
alt, 'an einem’ Lüngenleiden geftorben. Nach Sabatier
rührt die, [ehr ‚allgemein vorkommende Seitenkrümmung ;
der Wirbelfäule, ‘deren Wölbung fich auf der rechten,
‚die Aushöhlung auf der linken Seite befindet, und die:
ftärkere Verbiegung bei Buckligen nach. der rechten Seite
von der- Anwelenbeit des Aortenbogens in der obern. und
j7
linken Gegend der, Wirbelfäule her, und wird durch das
“beitändige Klopfen dieles Gefälses bewirkt. Nach an-
dern, namentlich. Bichat, rühren diefe Erf[cheinungen
von dem häufigern Gebrauche der r&chten Hand her, und
bei Linkilchen ift die Wirbelfäule, nach ihnen, nach der
linken Seite gewandt. Ein Fall, wie der vorliegende, eig-
neterlich [ehr gut zu einer Entfcheidung dieles Streites,
allein fowohl hier, als in mehrern andern, von Bichat
beobachteten, wo lich die Perfon des rechten Arms vor-
zugsweile bedient hatte, befand fich die Krümmung,
wie gewöhnlich, auf der rechten Seite, und auch hier
war daher im Leben wahrfcheinlich die rechte Hand vor-
zugsweile. gebraucht worden.
Aus den Fällen von allgemeiner Umkehrung der
Eingeweide, in Verbindung mit dem Zuftande mifsgebil-
deter, ‚buckliger und hinkender Perfonen, zieht der Ver-
faller.folgende Schlüffe :
ı) Es giebt urfprüngliche Bildungsabweichungen.
2) Die feitliche Umkehrung [tört die Gelundheit durch-
aus nicht. 3) Bei der Diagnofe acufer Krankheiten ilt lie
zu berücklichtigen. 4) Wabrfcheinlich kommt he'im Ver-
hältnifs wie 1:6000 vor. . 5) Die gewöhnliche [tärkere
Anwendung und Ernährung des rechten Arms hängt
nicht von dem unmittelbaren Eintritt des Blutes ab;
6) die Rechtsbeugung der Wirbelfäule hängt nicht von
der Lage der Aorte, fondern dem Gebrauche des rechten
Armes ab; 7) das Vorherr[chen der Krümmung nach der-
Selen Seite hat denfelben Grund, oder entfteht aus Un-
gleichheit der Länge der obern 'Gliedmaafsen. _ Dielem
kann man noch zuletzen, dafs es unnütz und f[chädlich
ift, Kindern den Gebrauch der rechten Hand aufzu-
dringen, und dals er denen, deren Wirbelfäule nach
dieler Seite abzuweichen anfängt, zu unterlagen ilt..
9. J. F.Meckel über einige feltene Bildungs.
abweichungen. ,
, % Kürzlich fand ich bei einem neugebornen Mädchen,
die, foviel ich aus eigner'und fremder Erfahrung Ichlie-
fsen kann, feltner und von mir, wenn ich gleich au-
fserdem noch drei andere Fälle davon aufbewahre, noch
nie felbft in einer Leiche angetroffene Abweichung der
obern Hohlader, wobei lich die Jinke Schlüffelblutader
nicht mit der rechten verbindet, fondern, linkerlfeits
und unten in der Kreisfurche des Herzens vorlaufend,
fich mit der grolsen Kranzader in den Vorhof öffnet.
Aulserdem waren trotz der forgfältigften Unterfuchun-
gen in keinem Theile des Gefälsfyftiems oder eines an-
dern, Abweichungen zu entdecken, die Leber ausge-
“nommen, an deren obern Fläche lich rechterleits ein an-
fehnlicher Fortfatz befand, was als Andeutung des thier-
ähnlichen Zerfallens an beiden Stellen nicht unintereflant
ift,. Die frühern Fälle jener Abweichung babe ich in
meiner pathologilchen Anatomie nach ihren wichtiglten
Beziehungen zufammengelftellt: einen dem meinigen ganz
ähnlichen hat kürzlich Beclard (Bull. de lafac. et de la foc.
de Medec. Leröux J: de med. T. 36. p. 115.) befchrieben.
2. Abweichungen des Bruftbeins find‘ bekanntlich
fehr gewöhnliche Erfcheinungen, doch kommen einige
derfelben äufserft felten vor. Eine folche, wo die .
Handhabe ans zwei, ganz [ymmetrifch neben einander
liegenden Knochenkernen beftand, habe ich früher
(Beitr. Bd. 2.) befchrieben. Auf äufserlich ähnliche, doch
dem Welen nach-ver[chiedme Weile ift ein Brultbein an-
geordnet, welches ich kürzlich bei einem Manne fand.
Wie gewöhnlich, befteht es aus drei übereinander liegen-
den Theilen, allein die Handhabe ft verhältnifsmäfsig
weit länger als gewöhnlich, und nimmt nicht blols den
"Raum zwifchen der erlten und zweiten, fondern jener
und der dritten Rippe ein, fo dafs alfo ein Knochenkern,
der gewöhnlich zur Bildung des Körpers verwendet wird,
in fie hinüber gezogen wurde, eine Bildung, die nicht
blofs ihrer Ungewöhnlichkeit, fondern auch der dadurch
vergrölserten Aehnlichkeit zwifchen oberer und unterer
Körperhälfte wegen merkwürdig ift.
3. Zu den leltnern Muskelabweichungen, welcheich
im verflolfenen Winter fand, gehört die auf beiden Sei-
ten Statt findende Anwelenheit eines an/ehnlichen, vom
untern Theile des Wadenbeines entfpringenden accello-
rilchen Zebenbeugers, dellen einfache Sehne lich von
‚ aufsen an die Sehne des gemein[chafi tlichen langen Zehen-
beugers heftet, eine Abweichung, die inlofern merkwür-
dig le, als ie 1) ein Streben deb kurzen Zehenbeugers,
nach dem Typus des tiefen Fingerbeugers aın Bruftgliede
an den Vorderarm zu Tücken 2) eine Thierähnlich-
keit darftellt, Side auch beim: Ar der lange Zehen-
beuger, wie gewöhnlich der ltärkfte Unterfchenkelnius-
ket, mit zwei kurzen Köpfen vom untern Theile. der bei-
den Unterfchenkelknochen entfpringt,
10. Deber einige [eltene PÜANDE RAR
gen der Zähne.
Der erfte Fall findet fich befchrieben von kan
in Leroux’s Journ. de Nledec. T. 36. p. 252 ff. Bei einem
Mädchen von 16 Jahren fanden [ich an dem rechten obern
‚Eckzaline, der nur zur Hälfte ausgebrochen war, hinten
und zur Seite drei von vorn nach hinten aneinander
„liegende, völlig von einander getrennte, weit Klei-
nere, welche am Halfe entlprangen, ungefähr die halbe
Länge der Krone hatten, von dem Verf. als aus eignen
‚Keimen enltanden angefehen werden, währlcheinlich
$. aber wohl nur weit ftärker als gewöhnlich entwickelte
"Auswüchle find, wie man an den: ee Zähnen
(Dentes proliferi) findet.
Die folgenden Fälle befchreibt Mier. (Ebend. T. 40.
p- 88 ff.) Bei einem Mädchen von $ Jahren brachen die
obern Eckzähne hervor, nahmen aber ihren Weg fo, dafs
fie die vordern Milchbackzähne verdrängten. Nach fünf
Jahren brach an der Stelle, welche die Fckzähne einneh-
men follten, auf der rechten Seite ein kleiner Back-
zahn hervor, der aufserdem noch [o invertirt war, dafs
- fich die font äufsere lange Spitze nach innen, die kurze
nach aufsen gewendet hatte. Der Vater des Mädchens
zeigte eine ähnliche Anordnung. Der linke Milcheck-
zahn ftand bis zum 20lten Jahre, wo er olıne Erlatz
ausfiel. In einem zweiten Falle verhält es Sich ganz auf
dieleibe Weife. In einem dritten nahm der Jinke obere
Backzahın die Stelle des äufsern Schneidezahnes, dieler
die Seinige ein.
Te —
11. B. Gibfon über die Wirkung der Färbe-
röthe auf die Knochen. (Aus den Memoirs oE£'
the Jiterary and ee fociety of MasERekeen eh
cond Series. Vol, I: $.146 — 164.)
Vielleicht giebt es keine auffallendere Krkckare
Tbierkörper als die Färbung der Knochenlebender Thiere, ‚
deren Futter Färberöthe zugefetzt wird, eine Thatlache,
die bekanntlich zufällig durch Belcher ‚entdeckt. wurde.
Das Refultat mehrerer Unterfuchungen von ihm und
Morand war, dafs die Färbung [ich [chneller den Kno-
chen junger, noch wachfender Thiere, als denen von
ausgewach[enen mittheilte, indem die Knochen junger
Tauben in 24 Stunden eine Rofenfarbe, in 3: Tagen
eine Scharlachfarbe, die von erwachfenen 'erft in I4 Ta. ;
geri die erltere annahmen, Die Färbung war delto ftär-
ker, je näher dem Herzen der Knochen Tag, und wurde
in feinem feften Theile aın frärkften, Je länger die
Fütterung fortgeletzt war, delto dunkler war die Fär-
bung: he wurde: allmählich in dem’ Maalse heller als die
Fütterung ausgeletzt wurde, und verfchwand zuletzt ganz,
Anidere Pllanzenfarben, z.B. Kampefcheholz, Änchufawurzel,,
Kurkuma, theilten den Knochen ihre Farbe nicht mit,
Einige, von mir au jungen Tauben angeltellte Verfiche
haben mir bewiefen, dals lange fortgefetzte ‚Fütterung
mit von Kampe/cheholz in Form. eimes Extracts die Kno-
chen deutlich purpurn färbte. Die Farbe der Kurkuma
fcheint auf dem Wege durch die Allimilationsorgane ver-
ändert zu werden, ‚indem der Koth von Thieren, wel-
che lie in Menge genoffen, beftändig grün war, wäh-
rend fowohl Kampefcheholz, als Färberöthe im "Kothe
ihre vorige Farbe behielten. Safran verhält ich ganz an-
ders, denn die Knochen einer Taube, welche ihn in
grofser Menge genols, und deren Koth dadurch gefärbt
war, fanden fich durchaus nicht gefärbt.
Dühamel bediente fich bald nachher dieles Einfuf-
fes der‘Färberöthe auf 'die Knochen, um die Art, wie
dielelben in der Dicke wachlen, nachzuweilen. Da,
nach feinen Beobachtungen, die Rinde durch eine Art
von Abfonderung das Holz in auf einander folgenden
Lagen bildet, So glaubte.er, dals auf ähnliche Weile
a
„.—n 485:
die Beinhaut fich allmählich in. Knochenfubftanz um-.
andle, und‘ fo durch Bildung concentrifcher Blätter die
ochen an Dicke zunehmen. Dies zu beweifen, füt-
terte er einen Hahn einen Monat, lang mit ‚Färberöthe,
liefs fie einen andern Monat lang weg, und gab lie
darauf wieder. Nach Tödtung des Thieres glaubte er zwei.
rothe Schichten, welche eine weifse einfchlolfen, zu
finden. Diele Verfuche fcheinen’ um [o mehr feine Theo-
rie zu begünltigen, als feine Genauigkeit im Beobachten
bekännt ift, allein he ftehen f[elblt mit andern Verfu-
chen von Dühamel in Widerlpruch, wo z.B. die Kno-,
chen eines Halıns in ı6 Tagen in. ilirer Dicke ‚eine
Bofenfarbe, die einer Taube in»3 Tagen eine Schar-
Jachfarbe annahmen. _ Bei eignen Verfuchen. fand ‚ieh,
eben fo die Knochen junger Tauben in 24 Stunden,
durchaus rofenfarben. Diele, in [ehr kurzer Zeit erfol-.
gende 'vollkommne Färbung macht’ es höchft unwahr-,
Icheinlich, dals das blättrige Anfeheni in Dühamel’s Verlu-,
chen von der Bildung rother und weilser Schichten her-
rührt, welche dem langen Zeitraum, in,;welchem die Fär-,
berröthe gegeben oder weggelaffen, wurde, ent[prochen,
hätten. Wahrlcheinlich enıltand die-Täufchung dadurch, ,
dals Dühamel die Ver[chiedenheit der Färhung, welche
in den harten, dichtern Theilen des Knochens Jdunk- -,
ler, in den lockeren heller ift, für ein blättriges An-.
fehen hielt,
lie Färbung der Kunchen durch Färberöthe wurde,
kürzlich von Macdonald *) angewandt, um. auszu-,
mitteln, wie fchnell ein Röhrenknochen an der Stelle.
eines künftlich geiödteten entfteht, Die Verfuche wur-
den an jungen Tauben angeltellt. Binnen drei Wochen
war. der neue Knochen vollkommen ausgebildet, unge-
achtet fich in der Gallerte, welche den abgetödteten
alien umgab, fchon am dritten Tage nach der Zerftö-.
zung des letzten rothe Knochenkerne gebildet hatten,
Br war [chon in fieben Tagen das ganze Knochen-
Iylieın glänzend roth gefärbt. Erklärt man nun dielfe
eng der Farbe nach der Smwinlehen Anlicht
Be
1) Diff. de necrofi et callo, Edinb, 1795.
dafs der weilse Knochen aufgelogen, der rothe dagegen
neuabgeletzt wird, fo muls man nothwendig [chlielsen,
dafs das Knochenlyftem, während der zur Bildung
des neuen Knochens erforderlichen Zeit dreimal erneuert#
wird. Dies ilt f[chon wegen der Unwahrfcheinlichkeit,
zıoch mehr aber wegen der Befchaffenheit der Theile
höchft verwerflich. Denn, [chliefsen wir aus den ver-
fchiedenen Graden des Gefälsreichthums auf die Schnel-f
Jigkeit des Lebensprocelfes, fo 'mufls der Behufs ‘der
Bildung des neuen Knochens vor fich gehende den,
welcher in dem Knochenfyftem überhaupt Statt findet,
bei weiten übertreffen. | e > |
Seit der Bekanntfchaft mit der Röthung. der Kno-[
chen durch Färberöthe, verfuchte zuer[t Herr Rutherford
zu erklären, warum andere weilse Theile, 2. B. Ner-
‚ven, Knorpel, Beinhaut, nicht eben fo gut dadurch
gefärbt würden. ,Wir haben, fagt er "), in der Fär-f
„bung der Knochen durch den Genuls von Färberötbef
„ein Beilpiel einer befondern chemifchen Anziehung,
„wie fie in vielen Fällen zwifchen ‘den. Färbeftoffen
„thierifcher und vegetabilifcher Subftanzen und andern
„Körpern, befonders Erden, erdigen Salzen und Merall-
„oxyden, Statt indet. Die Verwandtlchaft der Färbe-
»ltoffe zu diefen Körpern ift [o grofs, dals hie oft das
„ Auflöfungsmittel, worin. fie Geh befinden, verlaffen, um
»fich mit ihnen zu verbinden, wobei jenes’ entfärbt,
„hie gefärbt werden. Auf diefer gegenleitigen Anziehung
„gründet lich der mannichfache Nutzen dieler Körper
„als Beizmittel, wodurch die Farben auf Zeuch Axirt wer-
„den; ferner die unter dem Namen van Lake bekann-
»ten Farben, ‘welehe Niederfchläge von Färbeftoffen
»‚mitden verfchiedenen Beizmitteln, als ihren Grundlagen,
„find. Die Färbung -der Knochen eines lebenden Tbie-
„res durch Färberöthe entfpricht in jeder Hinficht der
» Bildung diefer Lake. Der Färbe/toff der Färberöthe
ı „,geht'unzerfetzt durch die Bereitungsorgane in das Blut,
„und wird in dem Blutwafler aufgelöft, dem er in der
», That, wenn er in reichlicher Menge eingenommen wird,
„eine merklich rothe Farbe mittheilt, Im Blute aber fin-
.. j
1) Bei Macdonald ara. O.
„det fich' immer, und namentlich- aufgelöft im Blutwaf-
„fer, eine Menge Knochenerde, phosphorfaurer Kalk, um
„nach Erfordernifs der Bedürfnifje des Thieres abgejetzt zu
„werden. Der phosphorfaure Kalk aber ift für die Fürbe-
„röthe ein vorzügliches Beizmittel, mithin fehr ‚geeignet,
„eine Grundlage für den in ihr enthaltenen Färbeftoff abzu-
's, geben: bei diefen Verfuchen vereinigen fie fich daher im Zu=
„ftande einer glänzendrothen Lake, und fo ent/teht die Fär-* .
„bung der Knochen. Die Richtigkeit biervon ergiebt fich
„aus mehrern Verfuchen. Setzt man zu einer Auflöfung
„von Färberöthe in deftillirtem Waller etwas falzlauren
„Kalk, fo entfteht keine Veränderung, fügt man aber
„zu diefer Mifchung eine Auflöfung von phosphorfaurem
„Natron, [o tritt fogleich eine doppelte Verwandifchaft
„ein. Die Salzfäure, welche fich mit dem Natron ver-
„bindet, bleibt im Waller aufgelöft, während ich die,
„dadurch frei gewordene Phosphorfäure mit dem Kalk
„verbindet, und phosphorfauren Kalk oder Knochenerde
„bilder. Diefe, als im Waller unauflöslich, fällt zu Bo-
„den, reilst aber den Färheftoff zugleich mit lich fort,
„indem fie [ich im Augenblick ihrer Entftehung damit
„verbindet. Hieraus erklärt Ach jeder, auf den erften.
Anblick auffallende Umftand, * }
Nach Herrn Rutherford's Darftellung färben fich
‚allo, wie alle Phyfiologen glauben, die Knochenbeftand-
‚theile, ehe lie aus dem Blute abtreten; dagegen ift es,
wie lich aus dem Folgenden ergeben wird, wahrfchein-
lich, dals lich die f[chon gebildeten Knochen, völlig unab-
hängig von ihrem Ernährungsprocef[fe, während des Ge-
nuffes der Färberöthe färben und nachher wieder ent- '
färben. Schon vor’ der Bekanntfchaft mit dem Einfuffe
‚der Färberöthe beftand die Meinung, dafs ein beftändi-
ger Stoffwechfel auch in den feften Theilen Statt finde,
derlich u. a. auf die vollftändige Erweichung von Kno-
chen in Krankheiten, die Erzeugung neuer un der
‚Stelle von alten, das Schnelle Verfchwinden und FEntite--
‚hen vom Fette, die allmähliche Veränderung der Flüllig-
‚keiten, der Haare und Nägel gründete, Allein, meiner
Meinung nach, bedient man lich der Farbenveränderung
‚der Knochen fälfchlich als eines Beweismittels für diefen.
übrigens richtigen Satz, indem man die Thatfache un-
486 en
‚richtig? erklärt: In der That fteht die Schnelligkeit die-
ler Veränderung im geraden Widerfpruche mit der Lang-
Samkeit der übrigen Funetionen der Knochen. In der,
‚bei Herrn. Macdorald’s Verluchen zur Wiedererzeugung ei-
nes Knochens erforderlichen Zeit würden, wenn jene Far-f
benveränderung auf diegewöhnliche Weile richtig erkläref
wäre, die Krischen‘ deflelben Thieres mehrmals erneuertf
werden. Daher verfuche ich eine andere, Erklärung,f
‚welche nicht denfelben Einwürfen ausgefetzt ift, undf
durch vergleichende Verfuche bedeutend unterftützt wird.
". Dühamel bemerkte, dafs Knochen von Thieren,
welche. durch Färberöthe dunkel gefärbt waren, durch
langen Aufenthalt in der Luft ihre Farhe verloren und
wieder weils wurden. Durch diefe Thatfache wurde ich
zu einer einfachen Erklärung des. wahren Hergangs ge-
leitet. Ich.vermuthete, dafs, wenn irgend einer der
Beftandtheile des Blutes eine ftärkere Verwandtfchaft
zum Färbeftof der Färberöthe hätte.als der phosphor-
Saure Kalk, diefer feine Farbe in Folge derfelben ver-|
lieren könnte. Um dies, fo viel als möglich, durch
Verfuche zu erweifen, [etzte ich eine Drachme von, wie
in Herrn Rutherford's Verfuchen gefärbtem phosphorfau-
ren Kalk # Stunde lang bei einer Temperatur yon 98° f
der Einwirkung von 2 Unzen frifchen Blutwaflers aus.
Hierbei färbte lich das Blutwaflfer allmählich roth, wäh-f
rend fich der phosphorlaure Kalk in demfelben Verhält-
nils entfärbte. Bei einem vergleichenden Verfuche f
wurde eine ‘gleiche Menge phosphorfauren Kalks unter
‚denfelben Umftänden der Einwirkung von delüllirtem
Waller ausgeletzt, allein hierbei fand keine Veränderung
Statt. Die Bekanntfchaft mit diefer ftarken Verwandt-
fchaft, des Blutwaflers zum Färbeftoffe giebt eine leichte
und einfache Erklärung der Wirkung” der Färberötbe f
auf die Knochen, nach den Beletzen der chemilchen Ver-
wandtfchaft, an die Hand.
Wird Färberöthe unter das Futter eines Thieres
gemilcht , fo-wird das Blut damit überladen und theilt !
dem in den fchon gebildeten Knochen enthaltenen phos- |
phorfauren Ralk: das Uebermaafs des Färbeftoffs mit, da
es durch diefelben [trömt und lie durchaus befeuchtet..
Sobald aber keine Färkeröthe weiter eingenommen wird
und das Blut durch die Ausfonderungen von dem Färbe-
Stoffe befreit wird, fo entzieht das Blutwalfer, vermöge
feiner ftärkern Verwandtfchaft, allmählich dem phosphor-
_ fauren Kalk allen Färbeltof und die Knochen bekom-
men ihre natürliche weilse Farbe wieder. Kurz, die
Knochen werden zu einer Zeit durch den Färbeltof? ge-
färbt, zu der andern durch das Blutwafler gebleicht.
‚Indem ich die Art, wie die fchon gebildeten Kno-
- chen zu der einen Zeit den Färbeltof? der Färberöthe
“aufnehmen, und ihn zu der andern fahren lallen, zu
erklären fuche, wiil ich keinesweges behaupten, dafs
“der phosphorfaure Kalk nieht während feiner Auflö-
fung im Blutwaller, oder während [einer Ablcheidung
aus deınlelben, um in die Zufammenletzung der Knochen
“ einzugehen, eine ähnliche Farbe annehme. Diele
Thatfache ift unbeltreitbar. Indeffen habe ich kürzlich
bei einigen, mit einer Henne während des Eierlegens
angeltellten Verfuchen gefunden, dals, während eine an-
fehnliche Menge Färberöthe mit dem Blute kreift, der
Schale nur eine [ehr [chwache Färbung mitgeiheilt wer-
‚den kann. Diefe ift in der That fo [chwach, dals fie
nur einem gewöhnlichen Ei gegenüber merklich ilt, "wes-
‚halb unftreitig die Färbung der ‚Eierlchale durch.den Ge-
mufs von Färberöthe geläugnet worden ilt. Betrachtet
man dielen Grad der Färbung als ein Prüfungsmittel für
die Menge des Färbeltofles,, welchen der phosphorfaure
Kalk i in der Zeit feiner Abfonderung aus dem Blute an-
zieht, fo ergiebt fich hieraus ein Anderer wichtiger Grund
gegen Herrn Rutherford’s und der übrigen Phyliologen
Theorie, indem nach diefer Thatlache die Knochen lich
nur äufserft Schwach röthen mülsten. ‘Aus der, chemi-
fchen Verwandtichaft erklärt, hört alfo diele Thatlache
auf, eine Stütze der Meinung zu feyn, dafs ein fort-
währender Stoffwechfel Statt findet, in der That. aber
ilt es ein Glück für diefe auf anderweitige felte
Stützen wohl begründete Meinung, dafs diefe einfache
Erklärung aufgefunden wurde, indem die Schnelligkeit
des Stoffwechlels in den Knochen, welche aus der ;ge-
wöhnlichen Erklärungsweile folgt, Phyliologen ein Räth-
fel leyn mulste.
Erklärung der Kupfertafel.
Vierte Tafel
CNB. Vorn bedeutet durchgängig das Kopf - Ende, oben die‘
Rückenfläche. Die Abbildungen find, aufser ‚wo das Gegen-
theil bemerkt ilt, in, natürlicher Grüfse. )
F ig. 1. Die arte: aus Sepia officinalis und Loligo
vulgaris.
A. Kopfknorpel aus $. officin. von oben und vorn,
a. vordere Oeffnung des Kanals für die Speileröhre.
b. b. foramina optica.
c.c. Knorpelblätter, welche die Augenhöhlen von
vorn [chliefsen, (nach Meckel Oberkiefer).
d. Knorpel der in der Balıs der Fülse VORRRRRER liegt,
(nach Meckel Unterkiefer).
e. e. Hintere Wand der Augenhöhlen.
f. Oberer Theil des Knorpelringes, welcher das Ge-
2 hirn bedeckt.
B. Knorpelfcheibe, welche über der Speileröhre liegt,
aus S. officin., (nach Meckel Wirbelbogen).
a. a, a, Vorderer,
b. b. b. Hinterer Rand.
e. Mittlere Furche.
E. Derfelbe Theil aus Loligo vulgaris.
ab. Wie ın B. 1}
c. Die aus zwei Cylindern beftehende Mittel. Erha. |
benheit.
€. Flolfenknorpel der linken Seite von aufsen, aus Ss. j
officin. j
a. VorderesEnde. d.c, Hinterer, a. b. oberer, a. cı
, ‘unterer Rand.
D. Der.
Een 489
D. Derfelbe der rechten Seite von innen.!:'*)
a. b. c. Wie inC. , i
F. Rechter napfförmiger Knorpel in der Bafis des Trich-
ters, aus S. affiein., von unten.
a. a, Nach aufsen umgefchlagener Rand,
‚b.. Napfförmige Vertiefung. .
G, Derlelbe Theil aus Loligo. a. b. wieinF.
nr
F ig- 2. Theile der Wirbelfäule von Petromy.zon fluviatilis,
A. Knorpelrohr aus dem vorderen Theile der Wirbel-
‚Läule, mit den rippenförmigen Anhängen vom2ıen
bis 4ten Kiemenloche, von der rechten Seite,
a. Stelle, wo das Knorpelrohr vorn abgefchnitten ift,
b. Stelle, wo es hinten abgelchnitten ift,
€» 6, c. c. Wirbelbögen der rechten Seite,
h d. Bruftbein.
| e. e.e. Urfprung der Rippen vom Knorpelrohre mit
einer gelpaltenen Wurzel,
‚f« Freier, zu den Muskeln gehender Fort[atz,
8: 8. g. Kiemenlöcher, welche’ nach hinten von
den Rippen, nach oben von dem Verbindungs-
knorpel der Rippen, A, nach unten und vorn
von einem auflteigenden Knorpelafie umlchloffen
werden.
r
B. Stück des Knorpelrohres aus dem mittleren Theile
des_Schwanzes.
a. b. c. Wie in A. d. Gefälskanal.
€, Durchfchnitt eines P, Auviatilis im vorderen Theile
des Schwanzes. _ R
a. Knorpelrohr.
d. Mit Gallerte angefüllte Höhle deffelben.
, 6. Rückenmark,
d. Wirbelbogen.
e. Gallertlchicht, welche das Rückenmark hedeckt,
f. Aeufsere Muskelfchicht,
g. Innere Muskellchicht.
M. d, Archiv, IV, 3. Kk
h. Gefälskanal.. : £ au
i. Fortfatz der Bauchhöhle; 3
Fi 8. 3 Vorderfter Theil der Wirbelfäule der Chimaera
arctica.
a, Untere Gelepkfäche; welche fich mit di ent-
fprechenden des Hinterhauptes verbindet.
.. b.. Oberer Gelenkfortlatz der rechten Seite.
e; Der vordere Theil der Wirhelkörper.
d.: Der mit diefem verwachlene einfache Wirbel.
bogen.
e. f. g. Dem Dornfortfatze entfprechende Theile.
2 Hintere,
8- vordere Knorpelfcheibe. ps
Mu Mittlere, beide verbindende Platte. ; _
. Das deutlich in Ringe abgetheilte Knorpelrohr.
ü Een welche die Wirbelbögen der
rechten Seite bilden; und in eine weichere Knor-
pelmalle, k, eingefenkt find.
t, Knochiger Dorn, an welchem die erfte Rücken-
flolle, ın, befeftigt ift.
n. Knorpelblatt, worauf der hintere Tue diefer
Floffe fitzt, {
o. Häutiger Fortfatz zur 2ten Rückenfloffe,
Fig. 4, Theile der Wirbelfäule von Raja Batis.
A. Halstheil mit den erften Rückenwirbeln. (# der na-'
türlichen Gröfse).
a. Mittlerer Gelenkfortfatz zum Hinterhaupte.
b. c. Seitliche Gelenkfortfätze. ; '
d, Breites, nach oben umgelchlagenes Knorpelblatt,
an welches [ich die Kiemenbögen, e. f., und der
Schlundknochen, g,. anletzen.
h. Oberer Dornfortlatz,.
lat; Stelle, \woydie abgefchnittenen eRltaerknionhen
mit,ihm werwackkem‘ find.
"k. Das’ dem'Querfortlätzen., uueichaiäht Knorpel-
blatt, welches im hintern Theile des Halswirbel-
af Stücks “weit [chmäler als vorn (a) it, _
2. 1. Die abgefonderten Wirbelbögen, auf der Werbin-
dungsftelle je zweier. Wirbelkörper auflitzend.
m. m. Die Dornfortfätze, welche zwifchen die obern
‚Enden der ‚Wirbelbögen ‚eingelehoben find. '
.
= Erfter,
9 Siebenter Rückenwirbel, ARE ? FR
Pp&P- Rippen.
B Die 6 erften Schwäizwirkel von der linken ‚Seite
; + AC#der natürlichen Gröfse). i
’ a. Körper des erlten, hf.
b. Körper des [echsten Schwanzwirbels.
c., Rückenmarkkanal. ER
d. Gefälskanal,; RB
e. e. Mittlere, an der Verbindungsftelle je zweier
„Wirbelkörper lützende, obere Bögen (. in Fig. 4 A.)
f. f- Knorpelblätter, welche zwifchen den vorigen
von jedem Wirbelkörper auffteigen, und fich’mit
den, ihnen entgegenkommenden oberen Zwilchen-
Stücken, „f4,.(m in Fig. 4. A.) verbinden,
g. Untere Bögen'und Dornfortfätze:
LINEIP
Fig. 5. Theile der Wirbelfäule von Squalus £ Chtulls TE
„A, Die letzten Rücken - und erften Schwanzwirbel,
"#7, 6, Die [echs letzten Rückenwikbel.
e. Der dritte Schwanzwirbel.
d. Bükanmatkkanl-
u ere Bögen, welche jedem Wirbelkörper al.
ge, er ‚Ob
lein zukommen, re
MET
Kk2”
3
.
492, mh T
f.f. Mittlere, "an der nr ee je ‚zweier
Wirbelkörper fitzende Bögen.
"gg Berne I der beiden Ioıaien, Tücken-
wirbel. ö ‚said
&. Unterer Be vorderer Theil der. erften Rücken.
flofle,
i. i. Die beiden letzten Rippen.
TRık. Die unteren Bögen der Schwanzwirbel.
x
1. 1. Weichere Knorpelmalle, welche die Wirbel um-
£chlielst.
B. Längendurchfehnitt des 6ten — Hien Bickenwirbels.
a. a. Die trichterförmig ausgehöhlten VRRARBRRE
flächen der Wirbelkörper.
d. 5. Die Scheidewände, welche den Yorklabetı und
hinteren Trichter jedes Wirbels trennen.
ce.coc Wirbelbögen. 1 x
Fig. 6. Wirbelfäule von Ortkagorifeus Mola,
A. Der vierte Rückenwirbel von der Seite. .
a. Vordere,
d. hintere Verbindungsfläche ir Nana
"c. Rückenmarkkanal.' r ;
d. Wirbelbogen, Sue NEL RERNE
f
B. Die 11 letzten Wirbel mit der Rücken-, After: und
Schwanzfloffe, ! 5 der nätürlichen Größe) Be
a..a. Wirbelkörper. ; se \
d. Rückenmarkkanal. Na sach TR hin
c. c. Obere Dornfortfätze, welche Aur'in Ihreht obe-
ren Theile getrennt find, in:dem.gröfseren unte-
ren eine zulammenhängende Wand bilden.
d.d. Untere Dornfortfätze. z
e. Mittlerer Theil, : wo fie mit, Er ihnen entgejzen
kommenden Floffenträgern zu einem Blatte "ver-
fchmelzen find. -
.
f. f. Afterflolfenträger.
g. Afterflolfe. ;
4 eräete.
3 Schwanzfloffe.
JR R. Schwanzflolfenträger,
Fig. 7. Wirbelfäule von Hippocampus vulgaris.
A. Sechster Rückenwirbel, in Verbindung mit den Pan-
zerltücken, von vorn.
a. Wirbel.
b. b. Rückenfchuppen.
c, Obere,
d. untere Seiten[chuppe.
e. Bruftfchuppe.
f. Kanal für die Rückenmuskeln.
g- Bauchhöhle.
" B. Der vierte Wirbel, mitden einzelnen Panzerftücken;
(vierfach vergrölsert).
a. Vordere,
&. hintere Fläche des Wirbelksigers,
c. Rückenmarkkanal.
“dd. Querfortlätze,
e. Rücken[chuppe der linken Seite von aufken;
e*. Vorderer Verbindungsfortlatz. .
f. RBückenfchuppe der rechten Seite von innen.
g- g- Obere BENAUICRHDPER: |
I „Hr Vorderer,
P. hinterer,
\y. oberer,
d. unterer Verbindungsfortfatz.
Ich, h, Untere Seitenfchuppen,
a. ß. 7. d. wie bei g,
C. Sechster Rückenwirbel von der Seite; (tierfach ver-
grölsert).
a. Hinterer, we
b. vorderer Vehindingsforikie der Rückenfehuppe
c.. Hinterer,
e vorderer Verbindungsfortfatz der obern Seiten.
fchuppe.
e.f. Diefelben der unteren Seiten[chuppe, und
g. h. der Bruftfchuppe.
Fig. 8. Rücken-und Schwanzwirbel von CRTIERIRR,
(vierfach vergröfsert).
A. Rückenwirbel von der Seite:
a. Vordere,
d. hintere Fläche des Wirbelkörpers.
c. Querfortflatz.
d. d,.d. Die einzelnen durch Zwilchenräume, ‘e;, e,
getrennten Wurzeln des Bogens.
f. Dornfortlatz.
B. Erfter Schwanzwirbel von der Seite.
a. b. c.d. wie in A.
e. e.e.e. e. Die fünf Dornfortfätze, auf welchen fünf
Strahlen der Rückenflolfe, fitzen.
f. Der untere Bogen und Dornfortfatz.,
Fig. 9. Die Iı hinteren Wirbel von O/tracion trigonus..
1— 5. Falt unbeweglich verbundene, innerhalb des
Koffers gelegene Wirbel. 5— 11. Frei bewegliche
Wirbel.
a. Wirbelkörper. i x i
db. Bogen.
« c. Obere Dornfortlätze, an welche fich die Flo[lfen-
träger der Rückenflolfe anlegen. Ra
rn r—
&}
4
.
i
“8. d. Untere‘ Dornfortfätze, welche den hinteren
En: - Theil der Afterflolle tragen.
e. Gelenkfläche des letzten Schwanzwirbels für die
Schwanzflollenftrahlen,
Fig. 10. Der vierte und fünfte Rückenwirbel aus Lo»
“ phius pifcatorius, von der Seite. sg
u e Loch, welches zum Rückenmarkkanal führt,
|
1
!
Big. 12. Theile der Wirbelfäule von Thyrnzs vulgaris.
a. Vordere Gelenkfläche des vierten Wirbels,
3 5.%: Wirbelhögen und Dornfortfätze, -
c.c. Obere, der
d.d. untere Gelenkfortfätze.
e. Zwilchenwirbelloch.
Ff. f. Die jedem Wirbel eigenthümlichen, zum Rücken-
markkanal führenden Löcher.
Fig. ı1. Der achte Rückenwirbel aus Cyclopterus Lum-
pus, von der Seite.
a. Vordere,
5. hintere Verbindungsfläche.
c. Wirbelbogen.
d. Rudiment des unteren Bogens. ı
A, Der 20— 26lte Wirbel,
a. Wirbelkörper des 2often Wirbels.
b. Rückenmarkkanal. ,
'& c. Vordere,
- d. d. hintere Gelenkfortfätze,
e. e. Querfortlätze,
ff. Untere Dernfortfätze.
8: 8. Gabelförmige Anhänge derfelben, - welche den
Gefälskanal zuın Theil bilden,
hh, h. Gefälskanal,
496 ED ES,
ARE i j
‚B..Die/letzten Schwanzwirbel mit, der-Schwänzfoffe.
a. Ein Theil des, ‘aus mehrern verwachlenen Wir-
beln.beftehenden 26ften Schwanzwirbels. ; „ ,
b..c.d. Der 27lıe, 2 28lte und 29fte Schwanzwirbel,
#
‚je..e. Mittlere breite Schwanzülolfenltrahlen , AR.
den Schwanzflolfenträgern der übrigen Fiflche ent
[prechen,
Fig. 13. Zweiter Schwanzwirbel von Proteus anguinus.
A. Von vorn. , B. von der Seite.
a. Wirbelkörper.
b. Rückenmarkkanal.
c. Gefälskanal.
d. Unterer, . es,
e, oberer Dornfortfatz. Ä
f. Querfortlatz.
g. Vorderer Gelenkfortfatz.
Fig. 14. Doppelter Bauchfpeicheldrüfengang : zu $. 493.
Fig. 15. Vorrichtung zur Transfulion zu S. 44L 1) Die
Spritze u.[.w. 2.u3) Der Bau des Halınes,
A. a. b. Unterer Theil der Spritze.
4. D.B.(2.) Röhre, wodurch das Blut ausgetrie-
ben wird, während A.,D. C. verfchlollen ift. Fan
4.D.C. (3.) Röhre, ‚wodurch das Blut eintritt, j
während A. D, B. ver[chlollen ilt.
Die ee wird durch eine Viertelswendung
des Hahnes D. (1.) hervorgebracht.
AFLhr0or sr.
“
S
S
x
N
$
N
MN
Sn
il
AH £22
€
Deutfehes - Archiv 82
für, die
BESSER STE
Vierter Band. : Viertes Heft
I.
eier Veränderungen, welche einige
Stoffe in dem Körper fowohl hervor-
bringen als erleiden, wenn fie. in die
Bauchhöhle lebender T'hiere gebracht
werden. Von Prof. Eumert und Dr.
‚Hozrınc.
Wiewohl es für Phyfiologie und Pathologie gleich
wichtig ift, das Verhalten der einzelnen arksnsfche
Sylteme gegen fremde, mit ihnen in Berührung gebrachte,
Stoffe zu kennen, fo find doch die bisherigen Unter-
uchungen hierüber fehr mangelhaft, und beichr: änken
fich faft ‚blofs auf das äufsere und innere Hautlyftem.
Diele Betrachtung veranlafste vor mehr als einem Jahre
eine Reihe von Verfuchen, welche ich hier mittheile.
Diefe Verfuche find alle, bis auf einige wenige, von
Herrn Dr. Höring, einem meiner vorzi; chen ‚Schüler,
angeltellt und in "dellen „Diff. inauguralis medico -chi-
rurgica, filtens experimenta de mutationibus, qunas 'ma-
terige in cavum peritonaei animalium ingeftae, tum in
pore efhciunt, tum ipfae fubeunt, “ Tubingae No-
vember 1817. bekannt gemacht worden. “Ich felbft
habe an dielen Verluchen keinen andern Antheil, als
dafs ich Herrn Dr. Höring bei Anftellung derfelben
vorzüglich mit meinem Rathe behülflich war. In den-
M. d. Archiv. IV. 4, L1
felben wurde da, wo nicht ausdrücklich das Gegen-
theil bemerkt wird, immer die Bauchhöhle in der wei-
fsen Linie geöffnet, nach dem Einbringen der zu un-
terfuchenden Stoffe, die Wunde mit Hülfe einiger zu-
gleich durch die Haut, Muskeln und das Bauchfell, ge-
zogenen Hefte geichlofien und nachher die Thiere fich
Telbft gperattn. Emnmert.
$. 1. ı) Einer erwachfenen Katze wurden durch
eine kleine Bauchwunde, links neben der weilsen Linie,
zwei Quentchen frifches erkaltetesBlut von einem Kalbe
eingelpritzt. Sie fchrie während des Eiofpritzens und
nach demfelbigen einigemal heftig, freigelaffen war fie
"ganz ruhig ar "wurde bald wieder munter; da.fe von
diefer Zeit an nichts widernatürliches an fich wahrneh-
ınen liels, fo ward fie am neunten Tage getödtet. Bei
der Unterfüchung fanden wir in der äulsern Wunde
etwas Eiter, die Hautwunde war gefchloffen ,..aber die
Muskelwunde klaffend. In erlterer Jag etwas: Netz,
das den Magen und die Milz etwas nach rechts, zog,
über die Wunde her hatte fich etwas lockere Narben-
ubftanz gebildet, aber das Bauchfell hörte fcharf abge-
fchnitten an den Rändern der Wunde auf. Ueber-
haupt bemerken wir, um Wiederholung zu vermeiden,
dafs die Muskelwunden in den meiften unferer Verfuche '
klafften, blofs zellftoffartig Narbenmalfe enthielten, und '
die Fäden, wenn fie mon genug. Fleifch gefalst hatten, °
doch gewöhnlich ausgerillen waren und.die Stiche eiter-
ten. Beinahe immer hatte fich'das Netz in die Wundfpalte
der Muskeln und,in die Einftiiche von den Nadeln ge
legt und war-immer, nach Ablauf einiger Tage, damit
verwachfen. Auch. fanden wir in. keinem .der Ver-
fuche das Bauchfell, reproducitt. Vom Blute konnten
wir keine Spur in ‚der Bauchhöhle ‚finden. Alle Ein-
geweide waren natürlich. b
u 1499
2) Denfelben ‚Verfuch wiederholten wir an ei-
‘ner jungen, halb erwachfenen Katze mit derfelben
"Menge von Kalbsblut und mit demfelben Erfolg: fie
liefs fünf Tage hindurch nichts widernätürliches wahr-
nehmen, und da wir fe am fechsten Tage tödteten
und unterluchten, fanden wir alle Eingeweide gelund
"und in der Bauchhöhle keine Spur von dem u
‚ten Blute.
3) Einem‘fehr grofsen alten -Kater wurden 32 —
4 Quentchen frifches, lo eben aus der Hals-, Bjut-
und Schlagader eines Hundes gelaffenes Blut in die
Bauchhöhle eingefpritzt. Er fchrie bei dem Einf pritzen
fehr. Da er drei Tage hindurch nichts widernatir-
' liches wahrnehmen liefs, fo tödteten wir ihn am vier-
ten Tage, und fanden bei der Unterluchung' eiten
Theil vom Netz in zwei Klumpen in der Wunde lie-
gend, die letztere nicht gelchloffen; das Netz felbft
Jah verdorben aus: In der Bauchhöhle fanden wir eine
blutige Flüfßgkeit, die dunkel wie aufgelöftes venöfes
Blut war, beim Stehen an der Luft zum Theil geränn
und ganz wie geronnenes Blut ausfah, hie eifhiell fehr
wenig Blutkügelchen und Faferftoff, und reagirte nicht
fauer- Magen und Gedärme waren gefand; die Bauch-
dpeicheldrüfe zeigte eine Menge kleiner Kodten wie
Drüfen, das Gekrös viele angefchwollene Drüfen und
die Leber viele weilse Körner in ihrer Subftanz; es
' feheint diefem nach, die Katze'habe an Scropheln ge-
litten,‘ eine Krankheit, die bei Hausthieren bekanntlich
nicht felten ift, und von der man falt bei allen 'wil-
den Thieren, die längere Zeit vor ihrem Tode in der
- Gefangenfchaft lebten, unverkennbare Spuren, fowohl
in den drüfigen und feröfen Organen, als in den Kno-
chen autrifft. Die übrigen Eingeweide waren gefünd,
nur die Lungen viel weilser als gewöhnlich.
Ll2
500 \. AT DR
Aus diefen Verfuchen erhellt, dafs eine ziemlich
‚grolse Menge von Blut, das in die Unterleibshöhle 'ge-
langt, bias auffallende ‚krankhafte Veränderungen im
Körper überhaupt und im: Unterleib mabbländareh zu
‚erregen, eingelogen werden könne und dafs die Ein-
‚Jaugung ziemlich’ fchnell vor fich geht.‘ Auch fcheint
aus dem dritten Verfuch hervorzugehen, dafs das Blut
vor feher Einfaugung eine Auflölung güge Art von
Verdauung erleidet.
$..2. Einem. erwachfenen Kater wurde eine halbe
Unze frifche Kuhmilch in ‚den Unterleib eingelpritzt,
‚ex litt davon keine bemerkliche Veränderung, nur ver-
hielt .er fich ‚den Mittag über ziemlich ruhig), lag mei-
Itens;,. allein auch diefes verlor fich den EN Tag,
und da er 8 Tage hindurch nichts: krankhaftes an ieh
wahrnehmen Bele, fo wurde er zu einein andern Ver-
{uch benutzt. w.
. „Aus.diefem Verfuchfolgt, dafs eine ziemlich grofse
„Menge von Milch ohne bedeutenden Nachtheil in’ der
Bauchhöhle ertragen und von derfelben eingelogen
wird, ferner ergiebt fich aus diefem und den in dem
vorigen Paragraphen erwähnten Verfuchen, dafs das
blofse Oeffnen . der, Bauchhöhle, das Einbringen von
Stoffen und nachherige Verlchliefsen derfelben von den
Thieren, wenigftens unter günftigen Umftänden,: öfters
ertragen wird, ih.
$. 3. Um nun'auch zu ‚ erforfchen, wlächa Ver-
änderung fefte, todte, thierifche Stoffe, ‘die in die
Bauchhöhle gebracht werden, .erleiden und im Körper
"hervorbringen, fo wurde einem Kaninchen ein Loth,
in,mehrere grofse Stücke zerfchnittenes, Fleifch und
einem andern zwei Quentchen clavon in die Bauchhöhle
‚gebracht; ungeachtet nun beide hievon keine bemerk-
liche Störung. ihrer Verrichtungen erlitten, ' fo ftarb
doch das erftere nach vierzehn Stunden, das letztere
i
een & 501
nach fechs und dreifsig Stunden. ‘ Bei dem erftern
klebte das Fleifch fchon ziemlich feft an die Gedärme
durch’ Fäden von ausgefchwitzter plaftifcher Lymphe
| an, und-die Gedärme waren an den Stellen der Ad-
häfien ganz rauh, "auch in der Umgebung! hatte fich
fchon etwas plaftifche Lymphe ergoffen. Die übrigen
Eingeweide, denen das Fleifch nicht anhing, eben fo
das Bauchfell, waren im natürlichen Zuftande, *Bei
dem zweiten Kaninchen klebte das'Fleilch feft''an ei-
nem Theil des Diekdarms an, und an diefer Stelle des’
Darms fanden fich in der’ ergoflenen, halb geronnenen
Lymphe viele kleine rothe Punkte als Zeichen von an-'
fangender Gefäfsbildung. Ein käfggter Stoff war nicht
blols an der Stelle, welcher das Fleifch anklebte, fon-
dern auch noch ‘in deren Nähe auf den Gedärmen er-
goflen, er reagirte deutlich fauer, während die Bauch-
fellsfülßgkeit wie ein Alkali die Pfanzenfarben verän-
derte, In der übrigen Bauchhöhle fand fich etwas von
einem röthlichen Serum, Das Fleifch felbft hatte, un--
geachtet es faftreicher fehien, doch vier Gran an Ge-
wicht verloren, zeigte eine blalsgraue Farbe und war
ınürbe und weich, Kon
Da diefe Thiere fo bald ftarben, fo wiederholten
wir diefen Verfuch an einem, erwachfenen Dachshund,
und brachten ihm zwei Quentchen rohes Hammellleifch,
in melırere Stücke getheilt, in die Bauchhöhle ein. Die
‚Zufälle, . welche er hievon erlitt, beftauden darin,
‚dals er den erlten und zweiten Tag gewöhnlich das
wieder erbrach, was er gefrellen halte, aber von die-
Ser Zeit an befand er ich fortdauernd fo wohl als vor-
‚her., ı Wirtörlteten.ihn daher am} neunten Tage. —
Bei der Unterfuchung fanden wir das Fleifch vom Netz
umhüllt in der Nähe der Wunde; es war erweicht, fah
"grüngelblicht aus. wie Eiter, roch etwas fäuerlich und
502 ne _
widerlich, reagirte deutlich fauer, und: fein Gewicht
hatte fich bis auf ein Quentchen vermiridert.
Aus diefen Verfuchen geht offenbar hervor: ı)dals
in die Bauchhöhle gebrachtes todtes Fleifch, ungeach-
tet es mild ift, ‚reizend. auf das Bauchfell, befonders
auf den Theil deflelben. einwirkt, den es. berührt,
Ausfchwitzung einer plaftilchen Lymphe veranlafst;
welohe fauer reagirt, ‚[chon innerhalb fechs und dreifsig
Stunden Gefäfge entwickeln Kam und nicht -felten
tödtet,
2) Dafs es felbft eine RR am Gewicht
und eine Milchungsveränderung erleidet, welche eini-
germalsen mit der übereinftimmt, die es im Magen
durch die Verdauung erfährt.
$..4: Beyserkenswäih ift noch, dafs die Ve
dauung ‘des Fleifches in der Bauchfellshöhle in den er-
wälhnten Verfuchen weit nicht fo beträchtlich, als. in
Smichs*), Beobachtungen, war. , Smith will unge-
borne Junge von Mäufen, Frofchfchenkel, Stücke
Leber ae Rleifch, welche er: theils blofs, theils in
leinenen Beuteln, Katzen iv die Bauchhöhle brachte,
in einigen Stunden bis auf die Kndehen aufgezehrt,
und diefe fogar angefreffen gefunden haben. Zu be-
dauern ift, dafs feine Verfuche nicht näher beftimmt
wurden; blofs von’einem wird erwähnt, dafs’ die Ver-
dauuns eines Fötus’ von Mäufen und eines-Eies inner+ |
halb fechszehn Stunden erfolgt fey. Diefe Verfchie-
deutete sWwifelich Spiels Verfuchän und den unirigen f
beftinmte uns noch einen vierten Verluch ‘mit einem
Hunde anzuftellen.
"Es wurde ihm blofs ein Quentchen Fleifch i in die
rn gebracht, und ea weit .. unten
m S. medicinifche Commentarien von einer Gefellfcheft der
Aerzte zu Edinburgh. dte gig 10. Bd. S 241.
’ nn 595 f
_ und:rechts gefchoben, ‚um wo möglich zu verhindern,
dafs es nicht vom Netz umfalst würde. Der Hund
. war während‘ der Operation fehr unruhig, freigelaflen
wollte er anfangs nicht gehen, was siehleichie Folge
von dem vorherigen: Binden feiner Fülse war. Nach
einer halben Stunde erbrach er fich, dann legte er Sch
‚auf die Seite, ächzte und verfchmähte Speife ad Trank x
den andern Morgen lief er herum, ohne etwas krank-
haftes zu zeigen, nur erbrach er fich einmal, wor-
auf er ruhig auf feinem Lager liegen blieb. Am drit-
ten Tage fanden wir ihn todt. Bei der Eröffnung
trafen wir das Netz fehr ftark entzündet an; es’ war
von. einer grofsen Menge Blutgefäfse braunroth. ge-
färbt, nach abwärts gegen die Wunde hin zu einem
mpen zufammengeballt; diefer Klumpen: enthielt
in feiner Mitte ergoffene plafüfche Lymphe, und in
derfelben eine kleine Menge einer eiterartigen, dicken
Flüffigkeit, die deutlich fauer reagirte, übel roch,
und-höchft wahrfcheinlich der Ueberreft vom Fleiiche
‘war. Das Netz, der hinabfteigende Grimmdarm und
eine Parthie der dünnen Gedärme waren ziemlich feft
‚ zufammengeklebt, und auf denfelben ein kälfeartiger
Stoff ergoffen, der fauer reagirte: die meilten Einge-
weide der Bauchhöhle waren entzündet; die dünnen
Gedärme aufsen dunkelroth, innen ungewöhnlich roth,
und enthielten. eine weilslichte Flüffgkeit. Auch die
dicken Gedärme und der Magen waren auf der äufsern
und innern Fläche widernatürlich roth; letztere ent-
hielten etwas gelblichte Flüffgkeit, fogar die Speile-
röhre zeigte widernatürliche Röthe: die Nieren wa-
ren fehr blutreich, und auf ihrer Oberfläche mit vie-
len Gefäfsen verfehen, die Harnblafe war ebenfalls
widernatürlich geröthet; die Milz und Leber fehr dun-
kel gefärbt, und in der Bauchhöhle fanden fich einige
Unzen einer‘ röthlichten ’Serohtät; die rechte Lunge
|
zeigte, befonders an ihrem oberen Vi eine bräun-
lichte Farbe, yalcch
Diefer Verfuch Stimmt zwar mehr mit dei Smith-
fchen Beobachtungen überein, allein‘ auch in ihm ‘war,
die Confumtion des Rleifches weit nicht fo beträchtlich,
‚wie in jenen. ‘ Bemerkenswerth ilt-es, dals bei einem
höheren Grade ‚von Entzündung die Verzehrung, ‚des
Pleifehes Ichneller und vollftändiger vor fich ging, und
dafs fie mit einer Umwandlung in eine eiterähnliche‘
Materie verbunden war. Auch Smith beobachtete:diefe:
Umänderung von Fleifch, welches er Thieren zwifchen BE
Hant und Muskeln brachte, Es wird’hierdurch wahr-
Jcheinlich, ‘dafs die Veränderung, welche das todte
Fleifch in der Bauchfellshöhle erleidet, ‚der ähnlich ift,
welche mit der Exulceration verbunden; ilt; und+dals
«die fäuerliche Lymphe, welche fich:dabei jerBieft, BR
{sen Antheil' daran hat.
ı Waruın das Fleifch fowohl in meinen alsi in Smirhs
Verfuchen öfters den Tod veranlafste, ‘wenn .es in'die I
Bauchhöhle gebracht ward, das läfst fich, aus. dem bis-
her Beobächteten: nicht Wohl anders erklären, als dafs
längere Zeitihindarceh anhaltende ‚fremde Eiawirkung
nei die, Höhle: des: Bauchfells‘ und die unter ihr lie:
gende Organe, den Körper. nachtheilig afkciren.
$. 5. 1) Einer halb erwachfenen Katze brachten
wir fünf Quentchen Urin: von: einer andern Katze indie
Bauchhöhle;,.he äulserte, als der Utin mit dem Bauch“
fel! in-Berührung kam, ‚keinen‘ Schmerz. . Nach der
‚Operation liefs fich nichts widernatürliches an ihr-wahr!
zehmen; eine, Parthje Netz, welche fich nach Ablauf
«ine Stunde aus dem obern Winkel der Wunde hervor-
gedrängt hatte, wurde, ohne dafs fie Schmerz; aus:
drückte, weggelchnitten. « Das. Thier war fechs Tage
hindurch vollkommen wohl,i daher. wurde es am. hieben-
ten getödtet- Bei der-Unterfuchung, fanden «wir alle
Eingeweide des Unterleibessund: der Brufthöhle ganz,
in dem gefunden Zuftand.: : Von (dem Urin konnten
"wär «keine! Spur mehr‘ entdecken, »— 2) Der! Erfolg
diefes; Verfuches beltimmte uns, einer andern , fehr. wil-
den, ‚erwachfenen Katzeeine grölsere Menge von Katzen-
harn, nämlichheben Quentehen in die Banuchhöhle.ein-
zulpritzen. Auch diefe äulserte, als derfelbe mit ‚dem
Bauchtell in Berührung kam, (keine ‚Schmerzen,\oder,
fonftige Zufäile.- F reigelaffen lief üe-herum; dann detzie
die lich ruhig hin. Nach zwölf Minuten fing fie,an,
üich zu erbrechen , lief’ dann‘) wieder: ungezwungen
herum und ferzte fich wieder. Nach fünf Minaten,er-
brach Ge fich zum zweiten Mal}; und: nach fünf, und
zwanzig andern Minuten zum dritten. Mal. Nach die-
fem lief fie im Zimmer umher; ‘ein Stückchen Neız,
das aus der Wunde heraushing,, ward mit. der Scheere,
weggelchnitten. Späterhin wurde fie traurig und frals
nichts. : Den andern Morgen um fechs Uhr lag, fie bei-
- nahe fteif da, könnte nicht mehr laufen, doch leckte
fie.etwas: Waller, raffte fich etwas auf, fiel aber gleich,
wieder um. Der Herzfchlag war kaum fühlbar,. zit-
ternd, klein, die Ohren 'kalt. Um neun Uhr ftarb fe,
olıne rusnlbonen, y eh;
‚Bei: der 'Oeffaung fanden wir in ‚der Wunde das
abgelchnittene Netz bingeltlanent ; es»hatte eine, braun-
rothe Farbe, innerlich war:es durch die Fäden der Nath'
an die Wunde angeheftet, Die Bauchmuskeln waren
an der Wunde und in der Umgegend dunkelröth und
etwas anidas Netz geklebt, das Netz. felbft zeigte, fo
‚wie das: Gekrös, viele aufgetriebene Blutgefäfse,, deren
man. auch: an „einigen Stellen auf den ‚Gedärmen fah.
Die Leber war im natürlieen Zufrand, eben fo die
Milz und die Bauchfpeicheldrüfe, die Gallenblale war
mit einer dicklichten grünen Gälle angefüllt. Der
Magen enthielt blofs etwas wällerigte Flüfßgkeit, die
506 . LERNTEN
deutlich fauer reagirte, auch die ‘dünnen Därtme ent.
hielten eine ähnliche, aber alkalinifch wirkende Flüfßg-
keit. Die! Nieren waren ganz‘ natürlich, ‘eben fo die
Harnblafe, die noch etwas Harn enthielt. * Die untere
Hohlader war voll von einem flüfßgen Blut. In der
Bauchhöhle ‚war nichts mehr von dem’ eingefpritzten
Urin zu finden, ungeachtet nach der Operation nichts
aus der Wunde gefloflen war... Auch in der Brufthöhle
waren‘ alle Eingeweide' natürlich, fo. wie das Rücken-
mark. veretade
I dem erften diefer Verfuche, Feine eind
ziemliche Quantität in die Bauchfellsaöhle ‘gebrachten
Haärns keine bemerkliche Störung, es'wird daher wahr-
fcheinlich, dafs im zweiten Verfuche die Einklemmung
des ‘Netzes grolsen Antheil an den Zufällen und an
dem Tode des Tieres hatte. i
‘ Auf jeden Fall erhellt aus beiden Votchahnini dafs
. der Härn iin der Bauchfellshöhle eingefogen wird; und -
aus dem erfteren, dafs geringere‘Mengen von Harn
in die Bauchfellshöhle’ gebracht, nicht‘ immer tödten.
Däher ft es noch zu bezweifeln, dafs'jede Wunde, die
mit‘ Ersiefsung 'vörr- Harn in die Bauchhiöhle verbunden
ift, abfolut tödtlich fey.
$. 6. Ungeachtet der veriltenithölle BE
in Verbindung mit'Dr. Sury ") mehrere fehr lehrreiche
Verfuche über die Wirkungen der im die Bauchhöhle
eingelpritzten Galle angeftellt hat, fo glaubten‘ wir
doch 'diefe Verfuüche mit einigen Abänderungen: wieder-
holen zu müffen, theils weil Autenrieth ehr. grofse
Onantitäten von Galle in feinen Verfuchen in die-Bauch-
höhle em, und diefe Verfuche blofs mit Kanin-
2 Sur praef, Autenrietk Diff, Fr medico - ehirurgica
de Sanandis forfan veheulae felleae Yulneribus. Tubinr
ge
»
chen, ‘die bekanntlich fehr emphodliche und: fchwäche
Thiere find, angeftellt "hat, theils weil”die Beobach:
tung von Fryer *) es wahrfcheinlich\macht, dals Wun-,
den mit Gallenergielsung in die Bauchhöhle, nicht noth-
wendig. tödtlich find. Wir ftellten daher folgende
Verfuche an:
© .2) Einer 'erwachfenen Katze wurde ein halbes
Quentchen dicker Galle, der ganze Inhalt der. vollen,
Gallenblale einer andern Katze, in die Bauchhöhle ein-
gefpritzt. Sie fchrie fehr, fo wie die Galle das Bauch-
fell berührte. Freigelaffen ‘zog he-den Bauch ftark, |
hinauf, ihre Hinterfüfse [chienen fehr fchwach zu feynz }
fie zitterte heftig am ganzen Leibe,. der Herzfchlag war
aufserordentlich fchnell, aber. regelmälsig;, das Ath«
men fehr befchleunigt. Bald nachher ‚irank he Milch,
beleckte die Wunde, lief etwas herum , legte fich' aber
wieder und konnte nicht lange auf. den Fülsen ftehen,
fie blieb. nun eine halbe Stunde Müg ganz ruhig, dann
kehrte das Zittern zurück und dauerte diei Viertelftun-
den lang. Von da an blieb fie immer auf einer Stella
ruhig liegen, nahın man fie von .dieler weg, To lief
fie mit Mühe und wankend dahin zurück. Des Abends
nahm fie Nahrung zu fich, der Herzfchlag war noch
ziemlich fchneil. Die ganze Nacht durch war fie rubig
und den andern Morgen lief fie umher, war munter;
hatte keine Hitze, und äufserte keinen Schmerz beim
Berühren der Wunde, Von da an war fie zwölf Tage
hindurch vollkommen wohl, und. ihre Wunde: ver-
narbte vollkommen.
“ 2) Um nun zu fehen, ob die erfte Einwirkung
der Gälie len Körper gegen ihre nachtheilige Wirkung
abgefiumpft habe, fpritzten wir derfelben Katze zwei
Quentchen Ochfengalle, die zwei Tage aufbewahrt war,
1) 8. Salzburger med. chirurg. Zeitung’ıgıs. Th. 1. 5. 55%
in die‘Bauehhöhle ein. ‘So wie die Galle mit dem»
Bauchfell in Berührung kam), ftellten fieh Unruhe-und!
die‘ gewöhnlichen 'Zufälle ein, die vier Stunden‘ lang
in geringem Grade anhielten. Späterhin verfchmähte
De'Speife und Trank, äulserte bei Berührung des Bauchs’
Schmerzen. Die vier folgenden Tage aber wär fie trau-/
rig, nahm nichts als etwas 'Waffer and Milch zw lich;
das Athmen war häufig, der Herzichlag klein, kaum’
fühlbar, die Wunde ergofs viel'Eiter. Späterhin‘ lief’
das 'Thier munter umher, und’ nahm, wie eine vge-
funde Katze, ‘die vorgeletzte Nahrung zu fichz' ihre!
_ Wunde klaffte ftark, weil fie die Fäden ausgeriffen'
hatte, und ergofs viel Eiter. Am neunten Tage war!
fie traurig, wollte weder freffen noch faufen' und hatte:
immer Froft; "des Nachmittags hatte fie mehrere zähe,
Ichleimigt wällerigte Stuhlgänge, vor deren Abgang fie
fchri. Am zehnten Tage hatte fie wieder ähnliche
Stuhlgänge und fchri® öfters Kläglich. Am eilften
Tage foff fie wieder: Milch, des Abends aber könnte
he nieht mehr laufen, bekam endlich heftiges eig
"haftes Erbrechen und ftarb ganz erfchöpft. f
Bei der Oeffnung' fanden wir die Wunde nich
geheilt, fondernEiter enthaltend mit guter Granulation«
in fie herein ragte ein Klumpen vom Nebz. Das Netz,
der Magen, die Leber, der Quergrimmdarm und 'ein
Theil des Dünndarms waren in einen Klumpen zufam-
men verwachfen. . Auf allen dielen, ‘fo wie auf den
übrigen Eingeweiden, felbft auf den Nieren, waren dicke
Lagen von einem käßgten Stoff ergollen, der fauer -
xeagirte. Nach: hinten war in.der Bauchhöhle eine be-
trächtliche Menge'einer 'milchigt - eiterartigen Flüfig-
keit ergoffen, die,auch‘ fauer reagirte. Im:grofsen
Netz. war ein fehrsftarkes Gewebe von vielen kleinen
Blutgefälsen, auch an einigen Stellen der dünnen Ge-
gärsıe, und belomders deutlich auf den Nieren.. Der
"Magen: enthielt blofs etwas’ gelblichte Flüffgkeit, die
fauer reagirte, er zeigte "weder auf feiner äufsern noch
onern Fläche nuffallende’Röthe. ‘Der Dünndarm ent-
hielt eine gelblicht- fchleimigte Flüfßgkeit, der Dick-
“darın | aber fefte Eachreruhitar die‘ Leber; die®Milz,
die Nieren und Harnblafe'waren natürlich. ' Die untere
Hohlader enthielt. ein wenig flüüfhges Blut!" Von der
eingelpritzten Galle .war nirgends eine Spur zu bemer-
ken. Das Bauchfell war an den Bauchwandungen 'et-
"was verdickt, 'zeigteaber keine rothe Blutgefäfse: "Die
‚Lungen waren ganz gefund; das Herz war etwas welk,
‘enthielt !fehr wenig flülßges Blut in feinen oe
Eben fo die ‚obere Hohlader,
3). Einem. Dachshund wnucde ein Loth frifche Och-
fengalle in die Bauchfellshöhle, eingelpritzt: er wurde,
jo wie die Galle das Bauchfell berührte, fehr unruhig:
freigelallen hing er den Kopf traurig, fchien auf den
Hinterfülsen fchwach zu feyn, wollte nicht gehen.
"Nach fünf Minuten legte er fich einige Mal auf den
Bauch, und ftand wieder ‚auf;, dann zitterte er mit den
Hinterfülsen und dem Bauch: der ‚Herzfchlag war nicht
füblbar , der Puls der Schenkelfchlagader unordentlich,
langfaın ‚und ziemlich ‚hart, das Arhieen war mlühfam,
die Empfindlichkeit des Körpers verändert. , Aufge-
‚zichtet blieb er ftehen und bewegte, ‘wenn er angetrie»
ben wurde, feine Füfse, befonders die hintern, [chwach.
Nach funfzelin Minuten war er munterer; trank Wal-
fer, ı ftand aufrecht, hing nicht a den Kopf,
wankte und zitterte nicht mehr, das Athmen war.
eier, nur fetzte, der Puls jeden. vierten bis fünften
Kehle, aus. Drei und ‚vierzig Minuten nach der Ein-
fpritzung war auch der Herzichlag natürlich, nur er-
es er wieder was er Mittags gefreflen hatte. Den
andern Morgen und die folgenden Tage hindurch. lielg
er nichts widernatürliches an fich ‚wahrnehmen; + wes-
wegen ‚wir. ihn am fiebenten Tageitödteten, »
‘Bei der Unterfuchung fanıen wir alle Eeaeice
.des-Unterleibs und der Brufthöhle vollkommen gefund, |
nirgends eine Spur von Entzündung. oderfönltiger krank-
hafter Veränderung. «Von eingelpritzter Galle konnten |:
wir durchaus. nichts mehr entdecken, ‘eben fo wenig
die weilslichten Tlocken, welche ».. Ausenrieth und Dr.
Sury-inihren Verluchen, fanden. Von dei Bauchfells- |
Auffigkeit war nicht; viel vorhanden und ‚fe war nicht
bitter. »„Eine grolse Gekrösdrüfe, die wir: anfchnitten,
enthielt, fo. wie die Milchgefäfse, Nahrungsiaft von ia
„gewöhnlichen Farbe. ih
4) Einem erwachfenen Kaninchen {pritzten.. wir |
achtzig Gran frifche-Ochfengalle in die Bauchböhle, es]
wurde gleich nachher fehr unruhig, fpäterhin ftellten |
hıeh die gewöhnlichen Folgen der Galensnilpritäui
ein, allein fchon fünf utd dreifsig Minuten nach der |
Operation lief das Thier ziemlich munter umher, und }
liefs late niehts widernatürliches an fich Wakhmehl
men, deffen ungeachtet wurde es am fünften Tage
Morgens todt gefunden.
Bei der Oeffnung ergab fich, dafs ein Theil des |
Blinddarms in der Wunde eingeklemmt, brandigt ent- |
zündet, und um denfelben geronnene plaftifche Lymphe.
ergoflen war. Der Magen enthielt Speifen und war y
an feiner innern Fläche 'etwas röthlicht. Die dünnen }
Gedärme enthielten einen gelblichten Schleim. Der |
-Dickdarm fah,' jene entzündete Stelle des Blinddarms
ausgenommen, ganz gefund aus und enthielt Exere- |}
mente, Die übrigen Unterleibs - Eingeweide waren |
ganz natürlich befchaffen, und die geringe Menge von
Serohtät, welche die Höhle des Bauchfe!ls enthielt,
verrieth" weder durch ihre Färbung, noch dureh ih-
ven Gefchmack das Dafeyn von Galle, eben fo wenig
der Inhalt von den Gekrösdrüfen‘ und Milchgefäfsen,
Die Lungen zeigten einzelne rothbraune Flecken, wa-
ren fchwer und'dicht, doch fchwammen he auf ‘dem
Waffer und: knifterten beim Druck.‘ Das Herz ent-
hielt in allen feinen Höhlen viel''geronnenes Blut und
im rechten. Vorhof. ein grolses,) weilses, ‚feftes,};poly+
Ay Conerement.'
"5) Aebnliche Erfcheinungen zeigte ein 'weibliches
Kaninchen mit'ftark angefchwollenen Milchdrüfen, dem
‚wir 32 Onentchen Galle einfpritzten; es frals Ichon
‚eine halbe Stunde nach der Operation ‚wieder und war
drei Tage hindurch wohl, aber am vierten fanden wir
es todi; Bei der Section fanden ‚wir viele Serofität
zwilchen den Muskelüibern am Rumpfe ergoffen ‚die
Milchdrüfen mit Milch angefülltz; aufmehreren Stellen
des dicken und dünnen Darms. weifslichte Flocken,
und zugleich ‘viele kleine Gefälse. In der Bauchhöhle
war weder Gälle noch eine andere Flülßgkeit angelam-
melt, auch war keine Galle in ‘den Gekrösdrüfen, fonft
waren ‘alle Eingeweide natürlich bis auf die Gebärmut+
ter, die währfcheinlich von der erft kürzlich vor fich
gegangenen Geburt roth war, }
H 'Diefe Verfuche fetzen es ay'ser Zweifel , dals eine '
‚ziemlich beträchtliche Menge von Galle in die Bauch-
fellsböhle von lebenden Thieren gebracht, ‚diefe nicht
beftändig tödtet, ungeachtet fie heftige Zufälle, verurs
facht... Der erfte und dritte Verluch fagen dieles be-,
Stimmt aus, der zweite, vierte und fünfte machen es
höchft wahrfcheinlich, fofern der- ziemlich fpät erfol-
gende Tod'von der’ Katze und beiden Kaninchen vom
andern Urfachen, nämlich bei dev'erlteren von der ftar-
ken Eiterung der Wunde und des Bauchfells, und bei
letzteren von der Einklemmung “des Blinddarms und
der zerftörten 'Milchabfonderung und. vorgegangener
Geburt abgeleitet werden kann. Diele Verluche und,
die:von Fryer gemachte Beobachtung Sagen aus; dafs
Ersielsungen \der Galle in die Bauchhöhle nicht :abfolut
töctlich And; denn in derBeobachtung von Fryertra«
ten’ gleich nach einem Schlag auf-die Lebergegend alle
Zufälle' einer Ergiefsung»den. Gallei in die Bauchhöhle mie
Pluctuation ein, und mit zweimaliger Ausleerung) einer
grolsen Menge einer Gallenähnlichen Flülbgkeit ıurch
den. Bäuchftich verminderten und verloren he dich fo,
ei der'Menfch völlig wieder hergeftellt ward... «.\
"7, Diefe Betrachtungen nun und der Erfolg
des erften und zweiten Verfnchs $..6., welcher deut» |
lich darthut, dafs die)einmalige Einwirkung der Galle
"düf) das’ Bauchfellrdiefkm undidek Körper überhaupt
nicht ‘die Empfänglichkeit für den‘ nachtheiligen Ein-
fluls einer zweiten Einwirkung derfelben benimmt, ‚be-
ftiimimten uns, 'die.Gallenblafe von einigen Thieren an-
zulchneicden, daher öffneten wir. einer erwachfenen
Katze die Bauchhöhle, um ihr die’ Gallenblafe anzuboh-
ren, .'Sie'war fo unruhig, dals.“fie ‘Magen, Milz,
und Netz mit einem Lappen der Leber aus der Wunde
hervordrängte: die Gallenblafe wurde in’ der Nähe ih-
res Grundes mit einer Lanzette' fo geöffnet, dafs fo-
gleich ein Theil der Galle 'ausflofs. ' Das Zurückbrin-
gen: der vorgefallenen Eingeiwiide und die: Verfchlie- .
{sung der'Wunde war 'mit vielen Schwierigkeiten ver-
bunden. Als die freigelallen wurde, legte fe fich.auf
die linke Seite und fchrie einige Mal kläglich, aufge-
richtet konnte fie aber laufen. Nach, einer halben
Stunde fals he aufgerichtet auf den Hinterfülsen, konnte
laufen und’ frals mehrere Stückchen FRleifch. Nach
einer Stunde lag fie auf'dem Bauch , 'aufgerichtet wälzte.
fie hch auf dem Rücken und fchrie heifer, dann’wurde
fie den’ Tag durch ruhig, ; Am andern Tage konnte fie
ziemlich ohne Befchwerden ‚laufen, hatte keine wider-
natinliche Hitze, fchrie nicht, wenn man ihr dem
+ Bauch
Dr a a Fa I
r’g
.- > Er er
a 7
2
|
eg 513
Bauch befühlte, der etwas aufgefchwollen war. Den
dritten Tag war der Bauch noch etwas gefchwollen,
“fie äulserte aber Keinen Schmerz beim Befühlen, der
Herzichlag war etwas fchwach, fie hatte keine Hitze
und foff Milch, Den vierten Tag früh lag fie auf der
Seite, konnte nicht mehr Hanen, fchrie klä iglieh und
heifer,, die Ohren waren kalt, der Herzfchlag {ehr
klein, das Athmen fehr fchnell, ° Sie zuckie dann
noch öfters mit dem linken Vorder - und rechten Hin-
"terfuls und ftarb endlich ruhig.
Bei der Oeffnung fanden wir das Netz die Wunde.
verftopfend, und in letzterer Eiter: das Netz und die
Leber adhärirten dem Bauchfell in der Nähe der Wunde
durch eine,' etwa eine Linie dicke Lage von plaltifcher
Lymphe, die blofs an einer Stelle rothe Gefäfspunkte
wahrnehmen liefs und deutlich fauer reagirte: das
Bauchfell zeigte an .diefer Stelle deutlich mehrere ge-
rade laufende Blutgefäfse, die ihm beim Abziehen von
den Bauchwandungen anhingen, war über eine Linie
"dick; auch das in der Wunde liegende Netz zeigte
viele "kleine Blutgefälse und davon eine röthlichte Pare.
Der obere Theil der convexen Fläche der Leber war
auch mit plaftifcher Lymphe bedeckt. Das übrige
Bauchfell zeigte Keine Entzündungsröthe, enthielt aber .
eine kleine‘ Quantität einer milchigten, dicken, faft
Eiter ähnlichen Flüfßgkeit. Nur in der Nähe der Gallen-
blafe fand fich längs der concaven Fläche der Leber
und auch auf der convexen, zwifchen ihr und dem
Zwerchfell, etwas Galle ergoflen, wie diefes die gelbe
Farbe und der bittere Gefchmack anzeigten. Die
Gallenblafe enthielt blofs in ihrem Hals etwas Galle,
die etwas zähe war, in ihrem Körper und Grunde Luft;
eine Oeifnung liels fich an ihr nicht wahrnehmen , Sn
fo wenig die Luft, die fie enthielt, und «die, welche
eingeblalen wurde, aus einer Oeffnung im Grund oder
M. d. Archiv, IV. 4. Mm
Körper derfelben heraustreiben, auch fand fich an ihrer
äufsern Fläche nirgends plaftifche Lymphe, dagegen
war ihre innere Fl läche mit vielem dicken Schleim
bedeckt und an mehreren Stellen mit weifslichen Flo-
cken, die walırfcheinlich plaftiifche Lymphe waren: die
übrigen Eingeweide waren natürlich, nur die rechte
Lunge ungewöhnlich rotlı und blutreich; das Herz
enthielt in feiner Höhle etwas flüfiges Blut.
2) Diefer Verfuch wurde an einer nicht ganz
erwachfenen Katze wiederholt: auch hier drängte aus
der Bauchwunde, Magen, Gedärme und Leber her-
aus. Die Gallenblafe. wurde am Halfe durch einen
Querfehnitt mit der Scheere geöffnet, das Thier
fchrie nicht, als die Galle das Bauchfell berührte;
freigelaflen legte es fich auf die linke Seite und lief
den Urin gehen; das Athmen war befchleunigt, der
Herzfchlag regelmälsig und ftark, aus der Wunde
fiofs viel Blut, was zum Theil von den Gefäfsen
des Netzes herkommen mochte, das, damit es fich
nicht in die Wunde eingeklemmt, an zwei Stellen”
war .durchlelinitten worden. Abends war das Thier
munter; den andern Morgen liefs es nichts wider-
natürliches an {ich wahrnehmen, aber den Nachmit-
“tag wurde es-von Convulßonen befällen, die ‘zwar '
nach ejner Stunde ausletzten, aber nach zwei Stun-
den- heftiser wiederkebrten. Nach drei Stunden
ftellte &ch heftiger Starvkrampf ein, wobei der Kopf
bald Ttark zur.ck, bald zur. Seite gezogen wurde,
nach einiger Zeit ftarb lie,
Bei der Oeffnung, fanden wir die "Mdskeln unı
die Wunde, die untere & Fliche des Zwerchfells und das
Netz gefälsreich, in der Bauchhöhle blois wenig Set
roltät, die etwas. trübe erichien, aber nicht bitter
(chmeckte, zwilchen «der Harnblaie und dem Kreuz-
bein fand lich etwas einer weifsen eiterartigen Flülbg-
keit; die obere Flächeder Leber, befonders der linke
Theil, klebte durch eine eiterichte Lymphe dem Zwerch-
fell an; der untere:rechte Lappen derfelben war mit
den Nieren durch plaftifche Lymphe verbunden, der
obere Theil deffelben mit dem Zwerchfell. ‘ Die Leber
felbft war blutreich.‘ Der concave Theil des rechten
und linken gröfsern und des mittleren Lappens war
mit der Gallenblale durch coagulirtes fchwarzes Blut
zufammengeklebt. ° Ein folches Blut umgab auch die
hintere obere Fläche der Gallenblafe. Die Haut der
Gallenblafe war ziemlich dick und reich an Gefälsen,
befonders in der Wunde; die letztere klaffte ftark,
wurde durch ein Blutgerinnfel ausgefüllt, das durch
plaftifche Lymphe mit den Rändern deffelben adhärirte,
Die Gallenblafe war bis zum Hals hin mit einem Ge-
rinnfel angefüllt, das theils aus Blut, 'theils aus
Schleim beftaud, fo, dafs es fchien, die Schleimab-
fonderung fey vermehrt gewelen; an der äufsern Fläche
war diefes Gerinnfel grünlicht und fchmeckte bitter:
die Gallengänge waren [tark mit einer zäheh Galle ge-
füllt: der Magen enthielt Flüffgkeit, die dünnen Ge-
därme waren leer, die dicken enthielten Excremente;
die Nieren viel Blut. Alle übrige Organe waren na-
türlich, nur fchiee die untere Fläche der Lungen et-
was röthlicht.
Diefe Verfuche beftätigen zwar nicht die im
$. 6. aufgeftellte Behauptung, aber fie widerlegen fie
auch nicht, denn das Ausdringen des Magens, der
Leber und des gröfsern Theils von den Gedärmen aus
der Bauchwunde, die Einwirkung der äufsern Luft
auf diefelbe, endlich der Druck, weichen diefe wich-
tigen Organe bei dem Zurückbringen in die Bauchhöhle
erlitten, und im zweiten Verfuche die Anfüllung der
Gallenblafe mit Blut. hatte unltreitig grofsen Antheil
Mm 2
5 16 m.
am Tode der Thiere, mit welchen diefe:Verfuche ange+
ftellt wurden, Zu diefer Annahme, berechtigen \nach
die Umftände, dafs in jenen Verfuchen. Sch nur wenig
Galle in die Bauchhöble ergofs, und mehrere Beobach-
tungen. erweifen, dals. die Verletzungen der Gallen-
blafe, fobald fie keine Ergielsung der. Galle‘ in die
Bauchhöhle zur Folge haben, dem Leben keinen Ab-
bruch thun, ; re >. StR
$. 8.. Da fich in Allen den erwähnten Verfuchen
wenig ‚oder nichts mehr von ;der ‚Galle in .der Bauch-
höhle vorfand, welche entweder in diefelbe eingelpritzt
wurde, oder ch in diefelbe' ergols, und entweder
nichts, oder nur fehr wenig aus der,Wunde ausflols
fo muls fie .aufgelogen werden. Um nun die Schnellige. |
keit, mit welcher die Einfaugung derfelben: erfolgt, zu
erfahren, ftellten wir folgenden Verfuch. an; erlebe
’ Einem _erwachfenen Dachsbunde wurden . zwei
Quentchen Galle , mit zyvanzig Gran :blaufaurem Bali
vermilcht in ‚die Bauchhöble eingefpritzt: er fchrie und |
war fehr unrubig, bei der Operation, weswegen ünge- |
fähr ein halbes Quentchen von.der Galle wieder ausflols. |;
Freigelaffen lief er herum, zeigte keine Schwäche im
den Fülsen, zog aber den Bauch hinauf. nnd. fchries
Nach einer Viertelftunde erbrach.er fich, dann wurde
er ruhig, hing aber traurig den ‚Kopf. Nach »4&
Stunden töcteten ‚wir ihn‘ und fanden.»das Netz und |
einen Theil.der dünnen Gedärme äulserlich widernatür-
lich roth von . kleinen‘ Gefäfsen, alle übrigen‘ Einige:
.weide aber normal... In der Höhle des Bäuchfells war
eine beträchtliche Menge einer rötblichten Flülügkeit
ergoffen, , die nicht bitter fchmeckte und, mit Salzfau-
. rem Eifen kein Berlinerblau abietzte, Der Urin gab
. auf Zufatz von falzlaurem.Eilen..einen ‚Berlinachlanene
N Niederfchlag , der dureh'zugeletzte.Schwefeläure:nicht |
verfchwand, fomit wir klich blaulaures Eilen war, aber
222 517
werler das Blut, nöch die Galle” und die Gekrösdrüfen
gaben mit Eifenfälz Berlinerblau. "Eben fo wenig ver-
rieth die'Serofität des Bauchfells das eh von Galle
ünd"blaufaurem Kali.
". “Diefem' Veh zu Folge wird eine beträchtliche
Menge'von Galle, eben fo von bläufaurem Kali inner-
halb vier Stunden aus der Bauchfellshöhle aufgenom-
men ‘und der Blutmalfe" beigemifcht. ; Das’ blaufaure
Kali feheint fich innerhalb 'diefer Zeit völlig aus dem
| Blute abzufcheiden und Neo en in den
Harn, ‚abzufetzen, la
. ‚Webrigens geht die Einfzu gung dek Galle 'noch
Schneller vor fich ,' denn Dupuyeren *) konnte vier Loth
- Gallei-bald nach. der! Einfprätzung) in die, Bauchhöhle
nicht mehr wahrnehmen. . Da nun zu‘Fol#e mehrerer!
Verfuche Gifte von. den feröfen Hänten‘aus höchft wahr-
fcheiplich. unmittelbar: durch diefe, 'Häute' und durch
i "Wandungen der, ‚unter ihnen Hiegenden; Venen in
e Blutmaffe übergeben, ‚und Magendie ?) und Du-
püytren die, verfchiedenen Flüfßgkeiten, welche, fie
AB, Höhlen der feröfen- Häute. eingefpritzt hatten,!_
in den einfaugenden Gefäfsen entdecken konnten, fo.
Alan wir zu erforfchen, ob nicht die Galle und an-
dere in die Bauchhöhle. gebrachte Stoffe durch das,
Bauchfell durchfebwirzten, allein wir wurden an der
Beendigung einiger Verfüche ,. die wir zu diefem Ende
anftellten,, "gehindert. „Daher theile ich hier einige
Verfuche aus einer, von der Tübinger medicinifchen
Fachltät gekrönten, Abhandlung ı über die Permeabilität
belebter thierifcher. Theile, von Herrn Lebküchner , ei-
nem meiner ig re I mit,
nn ;
+2) 8. Richerand Are Elömens de Pipe 1814. Tom. 1.
» 278. ;
2) S. delfen Pr£cis ül&mentaire, Ts 11. 8. rt
518 nn
1) Eine Katze, welcher vier Quentchen Ochfen-
galle in die ‚Bauchhöhle gefpritzt worden, wurde
zwölf Minuten.nachher getödtet und die äufsere Fläche
ihres Bauchfells unterfucht: fie erregte in der, 'an fie
angebrachten, , Zungenfpitze deutlich ‚einen bittern Ge-
fchmack; färbte Papier fchmutzig und theilte ihm airn
bittern Geichmagk mit.
2) Einer‘ andern Katze EN drei Obsireii
fchwarzer. Dinte in die Bauchhöhle gefpritzt, ‘worauf
Starke Zufammenziehung der: Bauchmuskeln, "befchwer-
liches Athmen, heftige unrubige Bewegungen erfolg-
ten: nach heben Minuten, wo fie getödtet wurde, er-
fchienen die aufsen am Bauchfell; liegenden Muskeln
fehwärzlich, und. die äufsere Fläche des BIOS
fchwärzte Papier; ;
3) Eine Auflöfung von zwanzig Gran fal2faurem
Eifen in einem Loth Waffer,, einer Katze in die Bauch-
höhle gefpritzt, veranlafste fogleich heftiges Schreien
und befchwerliches Athmen: das Thier wurde vier
Minuten nachlier getödtet. Die äufsere Fläche des
Bauchfells färhte Papier, und wurde durch blaufaures
Kali -Berlinerbläu.
4) Bei einer Katze wurde, vier Minuten nach Ein.
{pritzung von blaufaurem Kali in die Bauchhöhle , die
äufsere Fläche des Bauchfells durch Eifenfalze blau ge-
färbt, auch fetzte der Harn und das Blutwafler des,
vor ibrem Tode aus (der Halsvene herausgelaffenen, Blu-
tes, auf Zuguls von Eifenfalzen,, einen Berlinerblauen
Niederfchlag ab, welcher durch hinzugegoffene Säure
nicht verichwand. Bei einer andern Katze zeigten das
Bauchfell und der Chylus aus dem Saugaderftamm
drei Minuten nach eingefpritztem blaufauren Kali eben
diefe Erfcheinung, während fie weder das Blut, noch
der Härn darboten.
ra
ED a
+5). Um nun ‚auch zu erforfchen , , ob fremdartige
Stoffe fich ebenfalls von der äufsern Fläche (des B: anche
fells zur innern hin ausbreiten, wurde an dielelbe hei
einer Katze eine wällerige Aüflölung von blaufaurem
Kali, bei einer andern von Kupferammonium gebracht,
und. Beide zwei Minuten nachher getötet. Di innere
Fläche des Bauch{ells der letztern Katze färbte Papier
etwas, bläulich, die.der erftern wurde durch Eifenfalze
Berline rblan.
„Aus diefen Verfuchen erhellt offenbar:
2), Dafs die in die Bauchhöhle gebrachten Stoffe
zum Theil,durch das Bauchfell durchdringen,
+2) Auch wirklich in die einfaugenden Gefäfse über-
gehen. , ;
“69. ‚Wenn nun auch zu Folge unferer- Beob-
| achtungen die mit. der Banchfellshöhle in Berührung
gebrachte Galle. nicht immer tödtlich auf den Körper
einwirkt, fo äufsert fie doch beftändig einen fehr nach-
theiligen Einflufs ‚auf denfelben; es fragt fich daher,
‘wovon ‚wohl diefer herrübrt? Um nun über diefe für
die theoretifche und praktifche Heilkunde gleichwich-
tige Frage einige Aufklärung zu erhalten, itellten wir
folgenden Verfuch an: Wir brachten zehn Gran des,
nach der von Berzelius ') gegebenen Vorfchrift, bereite-
ten Gallenharzes aus Ochfengalle, trocken in die Bauch-
höhle eines erwachfenen Kaninchens: es drückte gleich
nachher keinen Schmerz aus, und lief freigelaflen fchnell
davon, allein nach fünf Minuten legte es fich auf den
Bauch, ftreckte die Hinterfüfse aus, der Puls wurde
aufserordentlich befchleunigt, nach funfzehn Minuten
zog es die Hinterfülse an den Leib, hielt den Kopf
x»
'Y) Ueberblick iiber die Zufammenfetzung der thierifchen Flülfig-
keiten, aus dem Englilchen überletzr von Schweigger. S. 43°
ganz rückwärts, der Herzfchlag war fehr fchnell. Nach
fünf und zwanzig Minuten konnte es wieder etwas ge-
hen; es hef etwas blutige Flüfßgkeit aus der Wunde,
der Puls war fehr klein und fchnell, die Ohren kalt:
den ganzen Tag hindurch blieb der Herzfchlag fehr
klein und langfam, Den andern Morgen konnte es
nicht mehr laufen, fafs auf einer Stelle, und wenn man
es von dieler weg bewegte, fo fing es an heftig zu‘
zittern, was einige Zeit durch dauerte. Der Herz-
‘ fchlag war nicht mehr zu fühlen, die Ohren waren
noch warm. Endlich konnte es die Vorderfülse gar
nicht mehr an den Leib bringen, fondern liefs fe zur
Seite ausgeftreckt, (diefe fchienen in diefem Fall mehr
gefchwächt,) dann ftarb es an einer Art von Opiftho-
nus. Bei der Unterfächung fanden wir durchaus alle
Eitgeweide im Naturgemäfsen Zuftand , nirgends eine |
Shir von Entzündung oder anderer IR asten vn
ee
Vom Gallenharz war nichts mehr zu Pe, Die
Leber allein hatte kein gelundes Anfehen, fondern liels
in ihrer Subftanz viele weilse Punkte, die beim Durch-
fchneiden ganz weich waren, wahrnehmen, Die Gallen-
blafe war mit einer gefänden Galle gefüllt. Auch die
Brufteingeweide waren alle ganz Beine
Offenbar brachte in diefem Verfuche das Gallen-
harz alle die Störungen hervor, welche die, in die
Bauchfellshöhle ergoffene, Galle erregt, nur etwas fp
ter, dagegen aber in ftärkerem Grade, auch hielten
fie längere Zeit hindurch an: unftreitig weil der Gallen»
ftoff fich nach und nach in der Serofität des Bauchfells
auflöfte und fo aufgelöft über die innere Fläche diefer
feröfen Haut ausbreitete. Wir glauben daher anneh-
men zu dürfen, dafs unter den Beftandtheilen der
Galle, es der Gallenftoff fey, von welchem die fchäd- .
Iiche Wirkung derfelben abhängt.
" $. 10. Schon vor mehrern Jahren bemühte ich
mich durch Verfuche zu erforfchen, ob die Galle auch
dann ihren fchädlichen Einfufs auf den tbierifchen
Körper äufsere, wenn fie mit andern Theilen als das
“Bauchfell in Berührung gebracht wird oder nicht. Zu
em Ende gab ich den ganzen Inhalt von der Gallen-
blafe eines Ochfens einem Hime zu verfchlucken und
übergofs eine grofse Wunde von einem Kaninchen mit
" Ochlengalle; allein in beiden Fällen war die fchädliche
Wirkung, welche die Galle, fobald fie in die Bauch-
fellshöhle gebracht wird, hervorbringt, nicht wahr-
zunehmen. Diefes und der Erfolg des im vorigen $.
erwähnten Verfuchs beftimmte uns, einem Kaninchen
zwifchen die Haut und Muskeln des Rückens, welche
wir in einem grofsen Umfang von einander losgetrennt
hätten, zehn Gran Gallenharz zu bringen. Während
des Schnittes fchrie es nicht, aber heftig und andau-
rend bei der Einbringung des Gallenharzes in die
Wunde, und der Puls wurde etwas fchwächer. Frei-
- gelaffen hüpfte es munter umher, der Puls wurde bald
wieder ftärker. Das T'hier liefs dann fechs Tage hin-
durch nichts widernatürliches an fich wahrnehmen,
weswegen es den fiebenten Tag getödtet ward. Bei
der Unterfuchung war die Wunde noch offen; fie ent-
hielt etwas Eiter und war mit mehreren Lagen einer
weifslich gelben, zähen Materje bedeckt. 1
Hieraus erhellt, dafs die Galle weder von der
Schleimliaut des Speifekanals noch von Wunden die er-
wähnten nachtheiligen Wirkungen äufsert, diefe, mufs
"fomit vorzüglich von der Befchaffenheit des Bauch-
fells und ddr von ihm bedeckten Theile abhängen.
0. 11. Aus allem im Bisherigen über den Ein-
flufs der Galle, welche mit, der, Bauchhöhle in Berüh-
rung gebracht wird, Erwähnten, ergiebt fich:
523 N —_——
2) Dafs fie, in fehr kurzer Zeit, aus der Bauch-
höhie aufgefogen und dem Blute beigemifcht‘ wird... >
=) Dafs fie folgende Zufälle von der Bauchfells- ,
höhle aus hervorbringt. Zuerft erregt fie, Schmerzen, h
welche, "wie die Kolikfchmerzen ‚.von grofser ‚Schwär
che, befonders'der hintern Extremitäten, \Vehleyn und,
bisweilen von Erbrechen begleitet werden: der Bauch
treibt fich etwas auf, der Puls wird etwas. klein und
zufammengezogen, bisweilen ausfetzend, und, wie das
‚Athmen, entweder langfam oder befchleunigt; biswei-
len tritt fühlbare' Hitze ein, aber nie eine Spur von
Betäubung und Verminderung der Empfindlichkeit:
diefe Zufälle endigen entweder mit dem Tod, oder fie
verlieren fich bleibend. &
Bei den Thieren, welche an den Folgen der in
die Bauchhöhle ergoffenen Galle fterben, findet fich.in
derfelben wenig oder gar keine Galle mehr vor, und
ia den einzelnen Theilen des Körpers keine bemerk-
liche Veränderung. Noch ift zu ‚bemerken, ‚dafs die
in die Bauchhöhle ergoffene Galle nicht die ‚Entlte-
hung von Entzündung und von einer fauer reagiren-
den Lymphe hindert. Den: letzten Umftand ausge-
nommen, lehren die Verfuche von Autenrieth eben die-
fes: in Abficht auf die Zufälle, die die Galle hervor=
bringt, nur wurde in denfelben. ein Abfatz von,weils-
lichen Flocken auf die innere Fläche des Bauchfells
beobachtet.
3) Endlich, dafs die Galle. die erwähnten fchäd-
lichen Wirkungen vorzüglich durch den Gallenftoff,
ünd befonders dann hervorbringt, wenn fie an das
Bauchfell, nicht, wenn fie‘ mit dem Magen und Hauk
wunden in Berührung gebracht wird.
6.12. 1)Es wurden einem alten Kater fechs Drach-
men frifches: reines Olivenöl" in die Bauchhöhle ge-
bracht: Er’ blieb dabei ganzıruhig, äufserte keinen
—_— | 523
Schmerz und lief gleich darauf, im Zimmer herum,
der Herzfchlag war.etwas befchleunigt. Nach acht
"Minuten erbrach’ er fich und nach achtzehn Minuten
hatte er eine Kothausleerung. Nach einer Stunde er-
‚brach er fich wieder, dann aber lief er wieder im Zim-
mer herum, war munterer. Des Abends lag er trau-
zig auf dem Bauch, frafs nichts.
Den andern Morgen lag er traurig, den Kopf
hängend auf dem Bauch, frals nicht, konnte aber lau-
fen, der Herzfchlag war etwas fchnell, er hatte keine
widernatürliche Hitze. Des Abends war er wieder mun-
ter, foff etwas Milch und lief herum, eben fo am
‚dritten Morgen; aber Abends Konnte er weder gehen
noch ftehen und kaum den Kopf aufrecht halten, die
Ohren waren kalt, der Herzichlag kaum fühlbar. Am
vierten Worgen ward er todt gefunden.
Bei der Unterfuchung fanden wir einen beträcht-
lichen Theil des Netzes in der Wunde enthaltend, der
durch plaftifche Lymphe zu einem Klumpen zufammen-
geballt war, und an den meilten Stellen von vielen
aufgetriebenen Blutgefäfsen eine bräunlichte Farbe zeigte.
"Die Einftiche der Näthe waren fehr erweitert und mit
Eiter ausgefüllt; von ihnen aus erltreckte-fich zwifchen .
die Bauchmuskeln und die innere Fläche der HautEiter;
Netz und Gekrös waren ungewöhnlich reich an Blut-
gefälsen und roth. In der Bauchhöhle felbft war noch
ug alle Theile des Bauchfells Oel dusgebreitet, def-
fen Menge einige Drachmen betragen mochte untl wie
ein Oel, das längere Zeit an der Luft fteht, trübe,
weilslich war und kleine weifse Flocken enthielt. Die
Leber war, befonders an ihrer obern Fläche, mit aus-
gefchwitzter plaftifcher Lymphe bedeckt, und fchien
ziemlich blutreich zu feyn: die GallenbJafe enibielt ziem-
lich hellgefärbte Galle. Um die Milz und die Bauch-
fpeicheldrüfe hatte fieh ebenfallsetwas plaftifche Lymphe
RE
1
593 zen
yotteh:: » Eine srofse - Iymphatifche Diife, sche win
hach forgfältigem‘: ‘Abtrocknen in der Mirte durähfehnite
ten, brachte auf Poftpapier einen Fetiiecken hetyvor, .
„Die "rechte Lunge war etwas mifsfafbig‘, ? die linke
war ganz normal’ befchiffen „ das Herz enthielt'in ‚alten? »
feihen ‚Höhlen flüffiges Blut.
‘ 2) Einer jungen Katze wurden 2% en Olivenöl |
in die Bauchhöhle eingelpritzt, fie, fcheie, nicht, als
das Oel mit dem Bauchfell in Berührung kam. Nach-
her hatte fie Kothausleerung und erbrach fich heftig 5;
aber des Abends war fie &anz munter, lief herum,
trank Milch, äufserte keine Schmerzen; eben fo am
zweiten und dritten Tag. Dennoch ftarb fie am vier-
ten Tage unter heftigem‘ Schreien und Zuckungen, H 1
Das Netz zeigte fich bei der Unterfuchung wieder
in.der Muskelwunde und in den Einftichen der Nadeln
liegend, war aber. nicht entzündet. ı Die Wunde ent:
hielt Eiter, der zwilchen ‚den Muskeln und der Haut
fich. forterftreckte, Das Bauchfell war ohne ‚Entzün-
dungsröthe, nur liefs es fich leichter von den Bauch-
wanclungen ‚lostrennen ;. ‚es enthielt in feiner Höhle
noch etwas Oel, das aber ganz ‚unverändert ausfah;
Auf der, unteren Fläche der Leber war etwas plaftifche
Lympbhe ergoflen, die Leber war, wie die Milz, nor-
mal. ‚Die Gallenblale war ganz, hell und blals gefärbt,
und die darin enthaltene Galle blafsgrün;, der‘ Magen
war ehr. klein, zulammengezogen, {onft waren alie
übrigen, Eingeweide natürlich. .
+ Diefen Verfuchen zu Folge fcheint'das 001, wenn
es’in’die Bauchhöhle gebrachtwird, ungeachtet es’fehr
mild ft, den Körper fehr nächtheilig, felbft tödtlich
zu afficiren, es fcheint ferner, wie beim gewöhnlich
innerlichen Gebrauche, die Ausleerung durch den Darm.
kanal zu "befördern und fehr fehwierig-i ‚eingelogen zu
\ DDR 5 235
werden.‘ Letzteres ift um fo ger ‚da heftig
reizende Stoffe eingelogen werden.
Befondere Aufmerk/ainkeit verdient wohl noch der
Umftand, dafs fich eingefogenes Oel:in der! 'Gekrös-
drüfe fand. Eine diefer ähnlichen’ Beobachtung habe
ich mit dem Berlinerblau gemacht; ich fand nämlich
bei einer Katze, welcher ich ein. Geimifch ‘von Bitter-
" Mandel- Wailer, ‚falzfaurem Eifen, und dem dadurch
aus jenem gefällten Berlinerblau in.den Maltdarm ein-
it; zwanzig Stunden nachher die‘ Gekrösdrüfe
auf ihrem Durchfchnitt Berlinerblan. Diefemnach
fcheinen manche freindartige Stoffe, welche der Allımi-
lation fehr widerftehen und nicht gerade wie das :bläu-
faure Kali fchnell durch die Auswurfsorgane ausge-
Ichieden werden, in dielen Drüfen längere Zeit zurück-
gehalten werden.
“0. 13. Ein Kaninchen, , dem faft drei Quentchen
dephlogiftihrter Salzfäure in die Höhle des Bauchfells
‚eingefpritzt wurden, fing fünf Minuten nachher'an ftär-
Ker zu athmen, fpäter öfters zu zittern, und. unge-
achtet diefe Zufälle fich bald verloren, fo [tarb es’un-
ter Zuckungen nach Verlauf von zwei Tagen. j
Die Wärme diefes Thieres wurde, wie die Unter-
fuchung mit dem Thermozieter zeigte, nicht vermehrt.
Da der Erfolg. diefes Verfaches nicht ganz mit dew
Beobachtungen von Autenrieth und Dr. Sury überein:
fimmte, fo entfchloffen wir. uns, ihn zu wiederholen;
zu ‚dern Ende brachten wir einem alter, grofsen Kanin-
„chen ein Loth dephlogitftifirter Salzfäure in dieHöble
des Bauchfells. Es fchrie weder während, noch nach
‚der Operation und war ziemlich ruhig, man, konnte
an ihm durchaus nichts krankhaftes bemerken, als dafs
es etwas Schnell atlımete, und dafs die Olireu etwas
wärmer als ‚der. übrige, Körper "waren, ‚was äber. wuhl
vom Druck derfelben wäbrend der Operation ‚herrübs-:
526 A nice
ren konnte, “Aber auch diefes verlor fich bald, daher
wurde es den fünften Tag getödtet, und 'unterfucht;
Die «Wunde ftand ganz offen, ein ‘Theil des Grimm-
darms Jag in ihr; und um dielen Theil’ des Speile-
kanals. hatte fich etwas plaftifche Lyınphe ergoffen, alle
Eingeweide waren gelund, und von der Chlorine keine
Spur rauen. nad
Da diefe Verfuche fowohl untereinander, als mit
denen, “welche Herr Dr. Sury bekannt gemacht hat,
nicht’ ganz übereinftimmen, fo erlauben fie keine 'an-
dere Folgerung, als die, ‘dafs die in die Bauchfell»
höhle gellsächte dephlogiftifirte Salzfiure keine auf-
fallende Entzündungs- Erfcheinungen in demfelben er-
regt, und bir eine beträchtliche Menge derfelben.
unter diefen Umftänden ohne tödtliche ie ertra-
gen wird.
'Zufolge eines andern Verfuches löheint: die Sal-
peterfäure, wenn fie in die Bauchfellshöhle gefpritzt
wird, "heftiger zu wirken, Ein Kaninchen, dem zwei
uentchen davon eingelpritzt wurden, fchrie gleich
nachher heftig, und war etwas fchwach auf den Hinter-
füfsen, fpäterhin traurig, bekam Gonralbonen und ftarb
nach funfzelhn’Stunden.
Ich füge diefem noch einige Verfuche bei, welche
vor mebreren Jahren auf Veranlaffung der Behauptung
des Dr. Sury, dafs die fchädliche Wirkung der Galle
auf einem Entziehen des ‚Sauerftoffs von’ den Theilen,
welche das Bauchfell bedeckt, beruhe, und dafs die
Chlorine höchlt wahricheinlich diefe nachtheilige Wir-
kung abwende, wenn fie zugleich auf das Bauchfelf
einflielse, angeftellt wurden. Einem Kaninchen, wel«
chem idrei Quentchen Ochfengalle waren in die Bauch-
fellshöhle eingefpritzt worden, und das. die gewöhn-
lichen Zufälle davon ‘in fehr hohem Grad erlitt, wur
den zwölf Minuten nachher 2% Quentchen dephlo-
siftihrte: Salzfüufre in die Bauchhöhle gebracht. Zwei
“Minuten nachher "war das Thier munter, allein nach
vier Minuten fehr matt und Ichwach, und ftarb nach
Verlauf von fünf Stunden. .
- Einem andern Kaninchen wurde ein Loth Ochfen-
galle, der fo lange war Salpeterfäure zugeletzt worden,
bis kein Präeipitat mehr eutftand, in die Bauchhöhle
\gelpritzt; g’eich nachlıer ftellten £ch alle Erfcheinun-
gen ein, welche die Galle vom Bauchtell aus hervor:
bringt. Zugleich verminderte fich die Temperatur
des Thieres um 5° Reaumur, den andern Tag fand
man es todt. \ j
Bei der Oeffnung zeigte fch nichts widernatür-
liches, als kleine gelbiichte Flocken auf der äufsera
Fläche von den Gedärmen, und in der Wunde ein wrür
bes Serun.
Diefe Verfuche fcheinen auszufagen, dafs die
fchädliche Wirkung der Galle, welche auf das Bauch-
fell einwirkt, fich nicht wohl von ihrer Eigenfchaft,
den Sauerftoff an ich zu ziehen, ableiten läfst, und
dafs fie weder durch dephlogiftißrte Salefiure; noeh
durch Salpeterfäure getilgt wird.
$. 14. Um nun auch den Einfufs zu erforfchen,
‘welchen (eharfe Stoffe auf den Körper äulsern, wenn
fie mit der Bauchfellshöhle in Berührung gebracht wer-
den, wurden 1) einem fehr grofsen, alten Kater 34Quent-
chen ausgepreisten Safıs von Meerrettig in die Höhle
des Bauchfells gebracht. Er fchrie fehr, fträubte ich
heftig, und trieb etwa zwanzig Gran von dem Saft
eder aus der Bauchhöhle heraus; freigelallen lief er
angiitn und fchrie;
* Nach acht Stunden ftellte fich heftiges Eibrechen
und ftarker Dr ang zum Uriniren ein, Ipäter hin diefs
das Thier wirklich Harn und fchri&e Nach einiger
Zeit verlor. fich zwar das Erbrechen ‚allein das "Thier -
leste fich matt,nieder, nahm nichts als etwas; Waffer
zu bel und fchrie. Eben fo am andern Tag, dabei
war.feio Puls klein, Abends das Athmen befohwerlich,
äuch ftellten fich Zuckungen ein. Am dritten fand
man es todt und ftarr, Ein Stück Netz hing, wie
die Oeffzung lehrte, aus der Wunde heraus und fah
röthlich aus, das übrige Netz war nicht entzündet,
aber auf ihm, fo wie auf der oberen und unteren»
Fläche der Leber, und zum Theil noch auf dem Ma-
gen, plaftifche Lymphe ergolfen, die fauer reagirte,
Das Bauchfell zeigte nirgends Entzündungsröthe und ||
Meuge einer weilslicht trüben Flülfskeit, allein diefe |
hatte weder den Gelchmack und Geruch des Meerret-
tigs, noch veränderte fie, wie diefer, die Pflanzenfar- }
ben wie eine Säure, fondern vielmehr wie ein Alkali,
und fchmeckte ziemlich falzig. Alle Eingeweide wa- |
ren natürlich,
2) Einem fehr wilden, erwachlenen Kater wurden
Gran wogen, und deren jedes zwei Zoll und zehn |ü
Linien Länge und fünf Linien Breite hatte, in den hin- |ö
‘tern Theil der Bauchhöhle gebracht. Freigelalfen legte ]%
‚er fch in,einen Winkel, verhielt fich ganz ruhig, er-
brach fich aber gegen Abend einmal, den andern Mor-
gen fand man ihn todt und fteif. Bei der Unterfuchung
erfchien das Bauchfell und Netz an der Stelle, wo die ji
jr
1;
Seidelbaltrinde lag, von Blutgefälsen bedeckt; der Leer- |
und Krummdarm in der Gegend wo die Rinde lag, fehr N
heftig in ihrer ganzen Subftanz entzündet, auf ihrer [X
äulsern und innern Fläche, dunkelroth, ungeachtet fe|
die Rinde nicht unmittelbar berührte, fondern vom ji
Netz umfchlungen war, Die dünnen Gedärme enthiel- fl
ten einen gelblichten Schleim, der alkalinifch reagirte, ||
und waren etwas aufgetrieben; die dicken Gedärme |'
- waren | 4
: en 529
| waren nur an der Stelle, wo die ‚Seidelbaftrinde lag,
äufserlich mit. vielen Gefäfsen verfehen, ihre innere
Fläche war nicht, entzündet, aber fehr zufammenge-
Schrumpft und ‚verengt, ‚der Magen enthielt, eine SR
lichte Flüligkeit, die weder [auer noch alkalinifch rea-
girte, war übrigens natürlich befchaffen. _ Die Leber
milsfarbigt , enthielt viel Blut; die Gallenblafe war
Krotzend ı mit einer een Galle gefüllt; die Nie-
Iren fehr Blutreich; die Urinblafe äufserlich , befonders
‚mach, oben, wo ein Stück der Rinde lag, heftig ent-
zündet, auch innerlich in der Villola zeigte fich eine
dunkelrothe Farbe, fie enthielt noch Urin. Die Lun-
gen waren etwas röther als gewöhnlich, das Herz
war welk, enthielt wenig Aflüliges Blut in feinen
Höhlen.
Aus dielen Verfuchen erhellt:
ı) Dals der Meerrettig trotz feiner Schärfe in
kurzer Zeit aus der Bauchhöhle eingefogen wird.
2) Dals lowohl der Meerrettig als Seidelbaft fehr _
reizend wirken, wenn fe mit dem Bauchfell in Be-
rührung Bet werden, letzterer befonders mehr Ent-
Izündung, erfterer hingegen Schmerzen und vermehrte
Abfonderung des Bauchfells erregt und diuretifch wirkt.
$. 15. Da zufolge des oben erwähnten Ver-
fuches Oel und Meerrettig auch vonı Bauchfell ihre
Jausleerende Wirkung äufsern, und zufolge anderer
von mir angeltellter Verfuche, die [alzfaure Schwer-
lerde, der Brechweinftein, die weilse und fchwarze
Niefswurz Brechen erregen, wenn fie mit dem Bauch-
fell in Berührung geletzt werden, fo wünfchten wir
zu erforfchen, ob auch die abführenden Mittel unter
dielen Umftänden Stuhlausleerung bewirken: ı) Zu
ielem Ende wurde einer alten Katze ein halb Quent-
chen verlülstes Queckfilber in die Bauchhöhle gebracht;
ils es mit dem Bauchfell in Berührung kam, äufserte
M d, Archiv. IV. 4. Nn
“
fe keinen Schmerz, und gleich nach ‘der Operation
lief fie munter herum, zitterte aber heftig. Sie wurde
dann fehr unruhig‘, lief immer herum und fchien
Zikel zu haben. Nach Ablauf einer Vierteiltunde er-
brach fie fich heftig, dann legte fie fch auf die Seite,
und wurde wieder ruhig, zitterte aber immer noch,
Das heftige Würgen und Erbrechen Kehrte bald drei _
Stunden hindurch beftändig wieder zurück, wobei lie
eine gelblicht fchleimigte Materie, am Ende blofs |
Schaum ausleerte. Sie -wurde endlich fo fchwach,
« dals fie wankte und umfiel, wenn fie zu ftehen und
gehen verfuchte, und fpäterhin es nicht vermogte, |
fich aufzurichten: dann lag fie beftän.ig auf dem Bo-
den, fchrie zuweilen, zuckte mit den Füfsen, und
ftarb endlich nach fechs Stunden... Bei der fogleich
vorgenommenen Oeffnung ergab es fich, dafs das Netz '
fich in die Wunde gelegt hatte, aber nicht verändert '
war: auf ihm und‘den Gedärmen fand fich noch das
verfüfste Queckfilber; der Magen war ganz leer, der
untere Theil des hinabfteigenden Grimmdarms, auch
der Maftdarm waren an der innern Fläche dunkelroth
und der Darmkanal zufammengezogen. Die übrigen |
Eingeweide waren im normalen Zuftande, nur die Lun-
“ gen etwas röthlicher als fonft.
2) Eine andere Katze, welcher zehn Gran ver-
füfstes Queckfilber in die Bauchhöhle gebracht wurden,
lief freigelaffen umher. Nach einiger Zeit erbrach fie '
zuerit Speilen, dann eine weilsgelblichte Flüffgkeit; fpä-
terhin eine clunkle Flüffgkeit mit Blutftreifen, Diefes '
‘ Erbrechen däuerte einige Stunden hindurch fort, vor
demfelben knirfchte fie immer auf. ganz eigene Weile.
mit den Zähnen. Am andern Morgen wurde fie todıä
gefunden.
‚Bei der Oeffnung zeigte fich in der Wunde ein
Stück vom Netz, das etwas rotlı auslah, das übrige
531 -
Netz. war natürlich,‘ Auf ihm‘war das’ verfülste Oueck-
“Silber theils unverändert, "theils' iu-ein fchwärzliches -
Pulver, von etwas .dunklerer» Farbe,> als der Huhne-
znannfche Kalk, verändert. Das Gekrös'war fehr gefäfs-
reich, der Magen unverändert, ‚enthielt: eine geringe
. Menge einer. wällerigten Flüfßgkeit.: Der Dünndarm
zeigte auf der äufsern ‚Fläche. an ‚einigen Stellen ent.
zündliche Röthe;; auf feiner innern‘Fläche‘ war er'ganz
dunkelroth, und in ihm viele fchleünigte ‚Flüfhgkeit
enthalten, die von ausgefchwitztem Blut 'röthlicht‘ ge-
färbt war. Die Entzündung verminderte fich‘gegen
' den Dickdarm hin, und war. in diefem gar nicht mehr
‚wahrzunehmen. Letzterer: enthielt 'etwäs dicke’ Excere-
mente. Einige Gekrösdrüfen: fahen, röthlicht, " entzün-
det aus, die Leber und Milz natürlich, die Gallenblafe
war voll von einer dunkeln Galle. — Die Lungen wa-
ren etwas mehr röthlicht als gewöhnlich, Das Herz
enthielt weniges füffiges Blut in feinen Höhlen, wär
übrigens normal. Di Gehirn und Rückenmark \ waren
‚ natürlich,
Wenn auch das verfüfste Queckfilber in diefen
Verfuchen blofs häufige Ausleerung durch Erbrechen und
‚nicht: durch den Stuhlgang yerurfachte, fo äufserte es
doch, wie bei feiner Anwendung auf den Darmkanal,
einen fehr lebhaften Einfluls, fowohl auf diefen, als
auch auf die Gallenabfonderung. Bemerkenswerth, ift
noch, dafs die Wirkungen deffelben unter diefen Um-
ftänden fo fehr mit denen „übereinftimmen, welche
Smith: Differtat. fur l’abus des cauftiques par J. M.
Eimeric Smith Paris 1815. p. 38. vom ätzenden Queck-
filber beobachtet hat, wenn_er es in Blutadern: oder
Wunden brachte. Smith fand nämlich, dafs dann das
ätzende Queckfilber Mattigkeit, Traurigkeit, Erbrechen
und bisweilen blutige Stuhlgänge BEIBEIS,, und die
Nna
532 mn
Thiere in kürzerer oder längerer Zeit tödtete,“ Immer
fand er nach dem "Tode den Magen aufder innern
Fläche entzündet,;. bisweilen blutig oder fchwarz und
exulcerirt, die'innere Haut deflelben zulammenge-
fchrumpft, und die des Dickdarms meiftens rothbraun.
Magen und Gedärme enthielten viel von einer’ blafsgel- _
‚ben Galle,. während (die Gallenblafe mit einer dunkel-
‚grünen Galle gefüllt war. Der Dickdarm enthielt eine
rothbraune ftinkende Flüffgkeit. Auch fand fich bis-
weilen im'Magen und Dünndarm ftatt der gelben Galle
‚eine rathe,. ftinkende Flülfgkeit vor. Die Lungen
‚waren: bisweilen voll von fchwarzem Blut, oder zeig-
‚ten fchwarze Flecken, ‚auch fanden fich bisweilen folche
Flecken; zwifchen der innern Haut ‘und der Subftanz
des Herzens.
..., Diefe Beobachtungen weichen von den unfrigen
"vorzüglich darin ab, dafs das ätzende Queckfilber ge-
'wöhnlich in dem Magen organifche Veränderung her-
vorbringt, dagegen aber in dem Dünndarm, das obere
Stück des Zwölffingerdarms ausgenommen , Keine.
. "Noch ergiebt fich aus diefen Verfuchen, dafs wahr»
‚[cheinlich ein Theil des verfüfsten Queckfilbers bei fei-
ner Einwirkung auf den thierifchen Körper in fchwar-
zen unvollkommenen Queckfilberkalk verwandelt wird.
Bemerkenswerth ift, dafs ichbei den Thieren, welchen
ich ätzenden Sublimat innerlich beibrachte, ebenfalls
einen Theil deffelben in unvollkommenen QueckßGilber-
kalk verwandelt fand. Dagegen traf ich bei einer
Frau, die an Folge einer Strictur vom unter/ten Theil
des Grimmdarms an Verftopfung, Kothbrechen u.f. w.
‘litt, ‘einen Theil des metallifchen Queckfilbers, wel-
chen ich ihr einige Wochen vor ihrem Tode gegeben,
in unvollkommenen Kalk verwandelt, an.
nn — 533
»"* Ich''kann wicht umhin, hier noch zu erwähnen;
dafs nach der Beobachtung von Cadet de Gaficourt ")
' das in die Bauehfellshöhle eingefpritzte, aufgelöfte Ja-
lappenharz bei‘Hunden diefelbe Er/cheinungen erregt,
wie wenn esihnen innerlich beigebracht wird. Es ver-
urfacht allgemeine Störungen im Körper, Entzündung
des Bauchfells mit ftärkerm Durchfall, nachher Ruhr
und Darmentzündung, welehe in Brand übergeht.
. 76. ' Noch fey es uns erlaubt, hier das im,
Allgemeinen nur mit ‘wenigen Worten zu beltimmen,
was fich aus den im: bisherigen mitgetheilten Unter-
Tüchungen zu ergeben fcheint.
FERN })' Materien, welche mit der innern Fläche des
Bauchfells in Berührung treten, fie mögen nun dem
Körper angehören oler fremdartig feyn, werden ein-
gelögen, felblt in fehr grofser Quantität und ziemlich
fchnell, die, reitzenden Stoffe ungleich fchneller als die
% milden. Be
2). Mehrere der in. die Bauchhöhle een
Sur ‚dringen durch das Bauchfell, ‚und treten mit
den unter ihm liegenden Theilen ia unmittelbare Be-
rührung, daher mag die Einfaugung derfelben, theils
durch ‚infaugende Gefäfse, theils durch Blutadern ge
fchehen,,
3). Die in die Bauchhöhle gebrachten Materien
erleiden bisweilen eine bemerkliche Veränderung ihrer
Mifchung. Das verfüfste-Quecküilber wird, zum, Theil
in. fhwarzen Queckfilberkalk,..das Oel dagegen ähn-
lich wie durch das längere Stehen. an der Luft, das
ut ; in eine fchwärzlicht- wäflerigte Flüffgkeit verwan-
delt, das Fleifch erweicht und. in.eine gelblichte halb-
Aalige Rated umgeändert, welche fauer reagirt, und
1) 8. Bibliothöque univerfelle, Genöve 1818. T, VL S. 109.
534 ren
in.- ihren , finnlichen ‚Eigenfchaften' fehr hans Kaas Hohe
übereinftimmt... »,
1.4) Mehrere. in.die Bauchhöble gebrachte: aalenaa)
namentlich ‚das:Oel, der Meerrettig ,' verläfstes Queck+
Silber uud. ww. äufsera'von derfelben, aus, ‘wie die-Brech-
mittel und Gifte, ihre Ipecififlche Wirkung (wahrfchem-
lich ‚äulsern mehrere‘ kräftigere Medicamente von allen
mit ‚Blutgefäfsen‘ verfehenen Theilen, aus ähnlich, wie |
die Gifte, ihre (pecififche Wirkung, und vielleicht wird
diefe auch durch ‚das, Rückenmark. bedingt); ‚die mei-
dten,' felbft. ‚wenn hie milde find, wie Fleifch und Oel
eine fehr nachtheilige, ° nicht felten tödtliche. „Das
Bauchfell } kömmt. in. diefer, Hinfieht ‚mit, den Blutge-
fälsen überein, 4 Ne
.... 5). Galle und Harn veraallen zwar immer 'grofse
Störungen der ‚Verrichtungen fobald ‚he in. die Bauch-
höhle. gebracht, werden, allein die Thiere erholen fich
bisweilen davon, fo, dafs das Eindringen diefer Flüfig-
keiten in die Bauchhöhle nicht als abfolut tödtlich zu
betrachten ift. Man hat. zu diefer | um fo
” g St Galle Bulkert Yon’ dem \ Bauchfell aus. vor-
züglich Mürch das Gällenharz ihren fchädlichen Einfufs
auf den Körper, und diefer lälst fich nicht ‚wohl ' von
einer Entziehung‘ des Sauerttoffs von den Unterleibs- |
Eingeweiden ableiten.
7) Wiewohl das Bauchfell keine Nerven’ hat, auch
a rage unferer Verfüche Verwun: lungen’ von ihm und
Netze,’ insbeföhdere den Thieren ke’nen bemerk-
” en Schinerz verurfachen, fo erregen doch mehrere
iterien , befonders die Galle, der Meerrettig, falz-
ures‘ Fifer u.f.w., fo wie ‘fie feine innere Fläche 'be-
rühren, heftige Schmerzen, die wie die-Schmerzen,
welche von Organen entltehen, in welche fich ‚Nerven
PENIS 535
aus dem fympathifchen Syftem ausbreiten, mit Schwäche
und Ekel, oft auch Erbrechen verbunden find. Wahr-
fcheinlich find diefe Schmerzen Folge von einer unmit-
telbaren Einwirkung jener Materien auf die hinter dem
Bauchfell liegenden Nerven. E
8) Das Bauchfell tritt zwar leicht in den Zuftand
von Entzündung, allein diefer offenbart fich felten durch
Entzündungsröthe und Entwicklung vieler Blutgefäfse,
die dann ungewöhnlich gerade laufen. Um fo*häufger
offenbart er fich dagegen durch Abänderung ‘der Abfon-
derung des Bauchfells, befonders durch Ausfchwitzung
einer Lymphe, die fehr fchnell feft wird, Blutge-
fälse, entwickelt, und fich, wo nicht immer, doch
meiltens , wie eine Säure gegen die Pflanzenfarben ver-
hält, Hiermit ftimmen auch die Beobachtungen über
die Flüfßgkeiten überein, die man in der Bauchhöhle
von Perfonen fand, "welche an Bauchfellsentzündung
geftorben find. Diefe Lympbe fcheint an der Verände-
rung, welche das in die Bauchhöhle gebrachte ‘Fleifch
erleidet, ‚grolsen Antheil zu haben, auf daffelbe ähn-
lich, wie der Magenfaft auf die, in den Magen ge-
brachten Speifen, einzuwirken, oder wie Eiter auf abge-
ftorbene Theile. Aufähnliche Weife fcheint die Lymphe,
welche fich bei der Ernährung ergielst, (was fchon
der verdienftvolle Autenriech in feinem Handbuch der
empirifchen Phylologie, 2. Th. $. 781. behauptet),
den unbrauchbar gewordenen organifchen Stoff aufzu-
löfen und zur Einfaugung gefchickter zu machen... -.
9) Diefemnach kömmt dem Bauchfell, — wahre
fcheinlich allen feröfen Häuten, — ein gewiller Grad von
Verdauungskraft, die im Entzündungszuftande merk-
lielt gefteigert wird — ferner ein hoher Grad von Ein-
faugungsvermögen, zu, — Die Eigenfchaft, gewilfe
Stoffe durch feine Subftanz hindurch gehen, und un-
mittelbar auf die unter ihm liegende Theile einwirken
536 ” .——
zu laffen, — die. Fihigkeit die kpeciffche Wirkung
mehrerer, mit ihm in Berührung gebrachter Stoffe zu
befördern — und srofse Neigung in den Zuftand von
Enfzändung, befonders der, mit fäuerlicher Abfonde-
rung verbundenen, zu treten. Diele letzteren Eigen-
Ichaften und die grofse Ausbreitung des Bauchfells’ über
viele edle Organe machen es einigermäfsen begreiflich,
warum fremdartige, in’ die Bauchhöhle gebrachte Stoffe,
felbft folche, welche für die Sinnorgane und den Speife-
kanal mild find — auf den Körper einen fo nachtheili-”
gen, bisweilen tödtlichen Einfluls äufsern.
10) In Abficht auf die in die Bauchhöhle ‚drin-
genden Wunden, ergiebt fch aus den obigen Verfuchen,
dafs das Abfchneiden von gröfsern Stücken ‘des Netzes
keinen. bedeutenden Nachtheil bringt, — dafs alle’ be+
wegliche Eingeweide und fremde Körper meiftens gegen’
- die-Wunde hingetrieben werden, und deswegen Netz
und Gedärme A damit verwachfen, — dafs ferner:
diefe Wunden ‚Sich blols mit zellftoffartiger Mafle aus-
füllen, d as Bauchfell fich eben fo wenig als die Muskeln,
reproducirt, — endlich, dafs man fich wohl zu hüten
habe, Einfpritzungen in die Bauchhöhle zu machen.
audaR ı) ‘Für die Lehre der Entzündung ergiebt fich
noeh ‚aus dem obigen Verfuch, dafs die ddbe aus-
Briten Lymphe — wenigftens bei Entzündung des
Bauchfells, fäuerliche Eigenfchaften zeigt.
i "I2) In Beziehung auf die Experimental - -Phyliolo-
gierb bemerken wir noch, dafs wir die Gallenblafe bei
“allen den. Thieren, welche keinen Speifebrei in dem
Jagen und Zwölffingerdarm enthielien, mit -Galle
9 angefüllt sefunden haben, eine Erfcheinung,
aufwelche in neuern Zeiten vorzüglich Bichat aufmerk- i
fam - gemacht hat.
FE ELITE a
54)8.die Abbandl. über'die Häute, über. v.C.F, Dörner, S.51. .
nn 537
an Ä
ERROR über die Harnhaut, Von Emnerr.
Wenige Tage, nachdem 'ich ‘die Beobachtun gen über
einige jehwangere Fledermäuje %ünd ihre Eihnllen zum
Abdruck ins Archiv’ abgefchickt hätte, erhielt ‚ich
Gelegenheit, ‚mehrere Hafenembryonen zu zergliedern?
‚ hier überzeugte ich" mich‘ nun, dafs diefen Thieren
wirklich eine abgefönderte Harnhant, welche zwifchen:
der innern Fläche des Mutterkuchens und der Nabel-
fchnur hängt, zııkömmt "). Ich nelrme daher/die Aeufse-
rung über die Barnhaut der Nagthiere,' welche in: je-
nem Auflatze enthalten ift, zurück. Ja diefe ‘Beob-
achtung läfst mich vermuthen, dafs auch die Fleder-
mäufe mit einer ähnlichen Harnhaut verfehen find, fo
fern die innere Fläche des Mutterkuchens ihrer reifen
Jungen eine ähnliche abgegränzte Stelle, wie die der
Nager; zeigt. ,.,
Somit würde. die Harnbant, ‚der Thiere, bei wel-
chen fie deutlich entwickelt if, unter drei Hauptfor-
men.erfcheinen, nämlich: >.
' ®) Als ein grofser Sack, Welaber, hehiiker die
ganze äufsere Fläche! des Amnions'und über, die innere
des: Chorions ausdehnt, und ‚den ganzen; Fötus um-
hüllt, Von der Art ift die. Harnhaut der Einhufer,
der Digitigraden,- namentlich zu. Folge mehreren eig-,
nen Unterfuchungen, welche, ich. rächftens ‚in dem
Archive bekanut machen werde — der Hunde, Füchfe,
Katzen, Fifchotter u. w. — wahrfcheinlich auch, des
Maulwurfs, ferner ‚der Vögel, , Chelonier , Saurier
und Ophidier. |
“..52)' Oder als ein Janger Schlauch, welcher die,
ganze Länge des Eies einnimmt und fich über die Pole
1) Ich habe bereits vor einiger Zeit (Wolff Bild. des Darmk.
Halle 1$12. $. 115) für das-Kaninchen daffelbe gezeigt... M-
538 me
deffelben hinaus mit den Anhängen des Chorions fort--
fetzt.._ Von der. Art ilt bekanntlich die Harnhaut der
-Wiederkäuer und des mit ihnen fo verwandten Schweins.
3) Oder fie erfcheint als. ein kleiner Keulen - oder‘
Glockenförmiger Sack, welcher im Querdurchmeffer
des Eies zwilchen ‘der Nabelfchnur und dem Mutter-
kuchen liegt, . und.nur, einen ‘fehr kleinen Theil des
Eıes, wenigftens: in.den. letzten Zeiten der Schwanger-
fchatt, einnimmt. , Diele Form kömmt den Nagthieren,
vielleicht auch den Fieitermäufen zu.
Der Menich fchlielst fich in Abficht auf die Ge-
ftalt feiner Harnhaut' an die Einhufer und Fleifchfreffer
u .w an ı
# ‚ .
2 u f Ir au
III.
Bemerkungen über die Ab- und Ausfonde-
rung der Milch. „Von EmMert.
Der EinAufs, welchen, Hunters Beobachtungen Belahees
das Junge auf’ die Milchablonderung ‘der -Mutter. hat,
offenbart fich nicht blofs bei der’Efelin, wie Home *),
behäuptet, fondern auch bei andern Thieren. :Nament-
lich ift' diefer Einflufs fchon öfters bei Kühen Beobachi£
worden,
“Vaillant ?) fagt: „Es ein bemerkt zu wer-
den, dafs die 'Kühe in Afrika'fogleich ‘aufhören 'mil- >
- chend zu feyn, fobald fie ihre Kälber entweder durch
Tod, ‘oder durch Entwöhnen verlieren. So viel:als
möglich fucht man allo diefen für den Beßitzer nach-
heiligen Umftand zu vermeiden,» ‘Der Zuftand der
1): $. deutfches Archiv für die Phyhologie. Bd. 4. S. 129.
\ S.'deffen Reifen in das Innere von Afrika,
Kühe, die Milch fo-lange an fich Zu halten, bis-das
Kalb 'gefogen hat, ift nicht weniger merkwürdig, Al-
Jein bei folcher Gelegenheit bedienen fich die Hotten-
totten einer überaus ‘leichten und bei ihnen durchge-
hends’ eingeführten Gewohnheit, Während.die eine
Frau.das Euter der Kuh in der Hand hat, bläfet eine
antlere mit aller Gewalt in die Scheide des Thieres, fo
dafs dadurch der Bauch zu einer ungewöhnlichen Gröfse
anfchwillt, dadurch werden die Kühe gezwungen, die
Milch in grofser Menge von fich zu lalfen, die fe als-
dann nicht länger anhalten können. Stirbt das Kalb
einer Kuh, fo verwahren fie die Haut deffelben forg-
fältigft > und mit vieler Gefchicklichkeit wiffen fe den
angebornen natürlichen Inftinct der Kuh dadurch zu
hintergehen, ‘dafs fie felbige einem anilern Kalbe über-
ziehen; durch diefes Kunfiftück wird die Mutter hinter-
gangen und fährt fort ihre Milcb zu geben, ‚allein
länger als einen Monat. ilt; diefes Kunftftück nicht an-
wendbar. — Wenn das ‚Kalb am Leben bleibt, fo ver-
trocknet die Milch nicht eher, als fechs Wochen, be-
vor hie ein anderes Kalb zur Welt bringt ?),;«
‚Aehnliche Beobachtungen finden fich in Parmen,
tier’s ‚und Deyeux’s bekanntem Werke über die Milch
und in,andern Schriften, ich enthalte mich aber fie
hier. mitzutheilen, weil die von Vaillant erwähnten
zureichen, Home’s Behauptung zu widerlegen, - und
füge nur noch. die. Bemerkung hinzu, dafs bei de
Weibe eine ähnliche Erfcheinung vorkömmt.. ‚Es Jäfst
fich (nämlich bei fäugenden Frauen die Milchabfonde-
zung nicht wohl über neun Tage durch künftliches
e Ps .
0 Diefes Zurückhalten der Milch ift ebenfalls an enropäifchen
Kihen beolarhtet worden, und’ bemerkenswerth‘ilt, dals
‚fieh, die Hirteu auf .den Pyrenäen ‚dagegen dellelben, Mittels
\nbie die Hottentowten. bedienen,
uw ivi un 17
Ausfaugen: ihrer Brüfte, felbft wenn diefes durch dem
Mund älterer Perfonen gefchieht, unterhalten. » ‚Diefe‘
Beobachtung verdanke ich einer erfalirnen Frau, de-i
ren \vorzügliche Befchäftigung Teit dreilsig "bis vierzig!
Jahren im’ Ausfaugen der Brüfte mittelft' ihres Mundes’
. beiteht, und die fo verftändig und frei von Vorur-
iheil ift, dafs ich nicht den rege Zweifel im:
diefe ihre Erfahrung fetze. ° 1 Dt 26h
ri 0 ni
Merkwürdige Aphonie nach einem gaftri-
[chen Nervenfieber, beobachtet vom Me-
.„ dicinalrath Dr. Günter, zu Köln...
Alionis ift zweierlei, entweder befteht"fie ' a
dafs das davon ergriffene Individuum Jehlechterdings
keinen Ton von gr ch zu geben‘ vermag (Aphonie' im
engern Sinne), oder, das Individirum Kahn zwar Töne
hervorbringen, aber fie nicht zu Worten er
(Aphönie im weitern Sinne) ai
‘ Die erfte Art von Aphonie ilt vorzüglich” öfters
ein Symptom oder Folge verichiedener Krankheiten, fo-
wohl acuter als ehranifcher "Man "bemerkt diefelbe
namentlich, in bösartigen Fiebern, befonders im T'y-
phus nervofus und putridus,, bei Hals - und Bruft-
entzündungen, bei gaftrifchen und verminöfen ‚Alfe-
etionen, in der Catalepfie, Hyfterie, Epilepfie uf, w.
Ferner beobachtet man fie zuweilen nach Unterdrückung
habitueller Hämorrhagien, nach dem Verfchwinden ge-
wilfer Hautausfchläge, bei der Schwangerfchaft, nach
einem Schrecke u. f..w...— Man Me wie gefährlich
der Zuftand:des Fiebernden ift,;‚wo:dieles Symptom ein-
tritt, befonders wenn fich noch’andere böfe Zeichen '
dazu (gefellen, ı Hinpokrates(hehtden Verluft der Spra-
che mit 'grofser Schwäche, ‘oder mit erfchwerter Re-
fpiration, ‚als ein ‚höchit gefährliches Symptom an; in
Fiebern mit Convulfionen und ftillen Delirien, hält er
es für tödtlich'; eben ı[o follen, nach feiner Beobach-
tung, diejenigen häufig fterben, wo nach übeln'Krilen
die Stimme fehlt, und“Rigor fieh ‚damit verbindet, —
Beobachtungen, deren Wahrheit. ieh jedem aufmerk-
famen Arzt noch immer beftätigt. Er’ fpricht fich dar-
über folgendermafsen aus; |
5 „‚Voeis interceptiones in febribus, ' convul-
fiones- modo contingentes, G’ad'mentis emötionem cum
Ailentio, deveniunt, Perzieiptun. (Prod. 8.7, ur vn
der Linden.) k
„Cum voeis defectione mentis/ emotiones, per-
ee ““ (Coac. S.2. No. 177.)
„ Vocis defectiones, rigore fubinde correptis, le-
ie “ (Coac,. S. 2. No. 178.) —
und beftätigt diefe Ausfprüche durch Mittheilung ver-
fehiedener Krankheitsgefchichten, als der Frau des Phi-
lins,. die in Thalus krank lag, (4. Gefch. ı.B. der
Volkskr.) des Philiskus, der an der Mauer wohnte,
(1. Krankheitsgefch. ı, B, der Volkskr.) des Silenus,
der an der See wohnte, (2. Gefch. ı. B,) des Tob-
füchtigen, in der 4. Krankheitsgefch. des 3. B. der
3. Abtheil. u.f.w. — die jeder Arzt durch eigene Be-
obachtungen noch vermehren könnte,
Aber auch jene andere Art’von Aphonie, wo der
Kranke zwar Töne hervorbringen, aber fie nicht zır
Worte artieuliren kann , ift oft der Begleiter mehrerer
Krankheiten, z: B. der Schlagflüffe, der Wurmkrank-
beiten; fo wird in den Eph. Acad. Nat. c. ob/. 160.
der Fall von einer periodilchen Aphonie diefer Art er-
zählt, ‚die fo oft eintrat, als die Wurmbelchwerden
i Krankheiten beobachtet, und im. erftern Falle jedes-
- die Zunge, dieLippen u.f,w., und bei gutem Veritande,
x
542 =.
‚palfend durch Kopflchütteln oder Nicken, ‘wodurch
Da ihre Stimmierkzeuge, fo wie ihre Sprachorgane,
erfchienen, und nachdem .diefe PRSRUN (auch wie-
der verlchwand. ‚Eben fo bemerkte“man he'nach un- |
'terdrücktem Schweifse, A. N.C, vol. IH. obf. 92, nach |
Blattern,. 'ebend. vol. 1. obf.. 112: m. fiw. — ı Beide
Arten ‘von Aphonie: habe jch \mehrmals in 'und nach
mal. die nächfte Urfache im Larynxz gefunden, fo. wie
im zweiten Falle diefe gewöhnlich in der Zunge; und
fichtbar genug''war: denn entweder‘ warfie deformirt;
bei Starken Congeltionen nach diefem. Organe, und
dann. ffammelte der Kranke doch.noch unverftändliche
Worte, '.oder.,.es fehlte‘ ihr an freier Bewegung ,.oder
diefe hörte ganz auf,- und.‚fie war durchaus paraly-
tifch. — Wie aber bei, wenigftens /cheinbar, ımver-
lerztem Zuj/tande derjenigen ‚Osgane, wodurch die
Sprache, als articulirte Töne hervorgebracht wird, als
diefe durchaus fehlen Bann: bleibt mir noch ‚immer
eine nicht ganz gelöfte phyfiologifche Aufgabe. E ‚Ich
"will einen felbfi beobachteten Fall diefer ‚Art hier mit-
theilen.
‘Ein Mädchen, von auf‘ Jahren, fenh bler Confti- |
tution, ‚erkrankte im Frühjahre 1817 am gaftrifchen 1
Nervenfhieber, woran fie innerhalb drei Wochen fo weit .
genals, dals, alle Functionen wieder regelmälsig_ein-
traten, das Fieber fie verliefs, der Appetit zurück-
kehrte, — nur war hie /Zumm, und drückte ihre Wün- '
Iche durch einen blo/sen Schrei aus. Das Gehör war
vollkommen gut: denn fie beantwortete jede Frage ganz
fie, 'fo-wie durch alle ihre übrigen Handlungen, zu- 4
gleich‘ bewiefs, dals esihr nicht an Verftande fehle. j
fcheinbar wenigltens, in vollkommnem Zuftande waren:
denn der Gebrauch derfelben. war unverletzt, indem
ER ATEN 543
- fie ungehindert, und wie im natürlichen Zuftande, die.
‘ Speifen kauete, verfchluckte u. f,'w::' fo war mir diefe
Erfcheinung, wie gelagt, ein phyfiologifches Räthfel,
undich glaubte anfangs, dafs das Zurückhalten der Spra-
che auf Eigenfinn 'beruhe. Allein’ verfchiedene Pro»
ben überzeugten mich vom Gegentheil, und oft wurde
fe unwillig darüber, dafs fie ihre Wünfche nicht aus-
drücken Konnte. Ich verfuchte mancherlei, aber ver-
. gebens; es" verftrichen in diefem Zuftande bei drei
"Wochen, bis ich durch den Gedanken, ‘dafs doch, un-_
geachtet der beim Kauen und Schlucken ungehinderten
Bewegung der Zunge, wohl die Urfache diefer Sprach-
lofigkeit in einer critifchen Affection des Nervus hypo-
glofjus, oder des [Vervus. glo/fopharyngeus, als der-
jenigen Nerven, wovon die’freie Bewegung der Zunge
zunächft abhängt, zu fuchen feyn mögte, meine Zu-
fAlucht zu zwei grofsen Zugpflaftern nahm, welche ich
an beide Seiten des Nackens, da, wo diefe Nerven aus
ihren Löchern treten, legen liefs. Es erfolgten hierauf
“ nach vier und zwanzig Stunden fichtbare Zuckungen
der Zunge und Schmerzen, wie fie zu erkennen gab,
und die Sprache ftellte fich allmählich. wieder ein, fo,
dafs fie in wenigen Tagen jedes Wort wieder deutlich
ausfprach. Ich fahe die Kranke noch faft wöchentlich;
ihr ganzes Befinden ift wie vor der Krankheit, und
in ihrer Ausiprache ilt nichts fehlerhaftes zurück-
geblieben.
u Es ift allerdings sicht zu läugnen, dafs zwifchen
der Bewegung der Zunge, in fofern fe beim Kauen und
‚Schlucken dient, und der, wodurch die Töne articu-
lirt werden, noch immer ein Unterfchied Statt Ande,
indem diefes letztere auf weit feinern Nüancen beruht,
aber doch immer unbegreiflich, wie hier eine völlige
Stummhelt eintreten konnte, ohne auch einmal einen
ftammelnden, articulirten Laut von fich zu geben,
544 De nd
}5 ‚Ich-Bin 'damit'befchäftigt, . die ‚möglichften , Data
aus den Schriftftellern, Aphonie betreffend, zu fammeln,
unddje mannichfaltigen Momente zulammen zu ftellen,
die- hier, wirkend find; befonders werden die diesfall-
‚ Aigen anatomifch - pathologifchea Unterfuchungen mein
Intereffe, auf fich' ziehen, .in fofern jene Momente eine
‚Jiehtbare Veränderung in den Sprachorganen und ihren
Ne: vengebilden verurfachten, oder: folche Veränderun-
gen in Stoff und Form; ‚felbft als urfächliche Momente
der Aphonie’anzufehen find, und ‚fie zur Zeit diefem
Archiv einverleiben:
kr
V.
Ueber 'einen am Oberarmbein bei mehre-
ren'gelchwänzten Affen vorkommenden
Kanal und eine damit in Verbindung fte-
hende befondere Anordnung der Arterien
und Nerven des Arms. Von FrIEDRICH
TıEDEMANN, Hofrath und Profeflor in
Heidelberg. (Nebft.einer Abbildung.)
Der wackere Volcher Coiter erwähnt in feiner Ana
logia Olfium humanorum, fimiae et verae, et caudatae,
quäe cynocephali fimilis eft *), eines eigenen Kanals
am
' 1) In f. Schrift.: Externarum et internarum prineipalium hu-
man eorporis' partium Tabulae, atque anatomicae exerci-
“© Vtationes’oblervationesque variae, ' Noribergae 1373. fol. p. 61.
© Humerus’ imiae non admodum humano difimile exiftit, Im
caudata differt- ab humane juxta inferius caput, (quo cum
cubito articulatur: hac enim in regione Rohe ab ex-
teriore
au, unteren ‚Ende, .tles« a ıweleher 'den Er
fehwänzten Affen’eigenthümlich,feyn follz, Den.meiften
Anatomen ilt‘ diefe Bemerkung entgangen, Jojephi #)
Jedoch (kannte diefen Kavalund befchriebtihn'allo:
-21X » Bei: einigeh " gefchwänzten „Affen Zeigt Gich, an
» dem unteren. heil, (und zwar-etwas nach,innen; noch!
„das befondere,; dafs der Kuochen hier -[chräge, ‚vom
„hinten. und oben ‚nach vorn und, unten, durchbohrE
> ie „. und, einen kurzen. Kanal ;bildet „;,‚durch | welchen,
„die gemeinfchaftliche Sehne” des zweiköpfigen Arm
„nuskels (Biceps brachii) zum Hügel der Speiech& fort-
„geht, und welchenlich,..leiner: Lage, nach, -Canalig:
‚sfupracondyloideus, nennen will;!.” So. ‚viel ‚ich. ‚weils,
„Äindet fich diefe Oeffnung bei, Keinemieinzigen ‚unge-
„Ichwänzten, Affen,“ i An der. von‘Jofephi- mitgetheilten _
Abbildung desGexippes-eines Saju Simiarapell) Tabs
Z. v.ilt das Loch, zu bemerken. „.. ». ogä
-„. »Da ich’ jmi/Jahr. 1805 die.-in der. zostomifchen
Sammlung zu Paris fehr zahlreich aufgeliellien; Gerippe
von Affen unterfuchte, fand,ich-jenen, Kanal; ‚gleichfalls
bei, einigen gelchwänzten Affen; ., namentlich beim Sai;
(Simia capucina), ‚Saju, (S. apella). und Saimiri (Sl
Tciurea.) Wiederholt habe ich denfelben ‚(päterhin nicht
nur bei diefen ‚Arten, fondern auch (bei, Simia- fabaea,
und: fuliginofa Geoff. angetroffen. Dagegen fehlt der.
Kanal bei folgenden Alfenarten , , S; ‚datyrus, finica,:
agtbiops, faunus,rubra, nemeftrina,; inuus, maimon,
hamadryas, fphinx,.pongo, talapoin, rofalia und Jac-
chus, Demnach kommt derfelbe allo nur mehreren ge-
" teriore parte introrfom, atque in illa Aexura canalicnlum
acquirit ex oppolito latere peryium. . J. Riolan hat. diefe
Stelle in feiner Antbropographia Paril. 1626. 4“ P..908 faft
wörtlich abgelchrieben ohne Coiter zu nennen.
1) Anatomie der Süugethiere. B. 1. $. 318
M. d. Archiv. IY. 4. 00
fchwänzten’Affen zu, wie Coiter-fehr richtig bemerkt
hat, und zwar vorzüglich denen mit Rolllchwänzen aus!
Südamerika. aa
Diefer Kanal ift nicht blols mehreren kaglox
fchwänzten Affen eigenthümlich, fondern auch die Ma-
kis, die Tarfer und Loris befitzeniihn, 'wie'G. Fi/cher *),
angegeben hat, und wieich'an mehreren Gemppes folcher: |
Thiere zu beobachten’ Gelegenheit hatte. Fi/cher fagt,
der Kanal fey zur ar ar des gi acer be-
Be
Länge Zeit blieb! ich‘ über die Beftimmung IR
zäthfelhaften Kanals: in-Ungewifsheit,' bis es mir end-.
lieh>1m‘verfloffenen Jahre glückte,' eine Simja capucina.
‚zug lnjection: der’Blutgefäfse zu erhalten, welche ich:
deri/Güte meines hoch verehrten Freundes, des Herrn
Dr.‘ Albers in.Bremen, verdanke: ‘Aus ‚meinen Unter-
fuchungen ergiebt fich, dafs der Kanal, welcher das: |
untere'Ende des Oberarmbeins in der Richtung von in-
nen!‘ nach'vorn‘, ‚öberhalb des inneren Gelenkknorren, |
durchbohrt (Fig.'r.' rechtes Oberarmbein c.), weder
Zum Durchgang der Sehne des zweibauchigen Armmus- |
kels beftimmt ilt;' wie Jo/ephi angiebt, noch zur Durch-
laffung (des Ellenbogennerven, wie Fi/cher ausfagt, fon-
dern 'es'geht die El!enbogenarterie, und der Mittelarm-: |
zierve (N. medianus) durch denfelben. . Es findet fich: |
nämlich hier die hohe Theilung der Armfchlagader in |
die Speichen-und Ellenbogen- Arterie, Eritere, die
Speichenarterie (Fig. 2. linker Arm, d.) entipringt am
oberen 'Drittheil des Oberarms aus dem Stamm .der‘
Armfchlagader, ‘geht unter dem Ellenbogen- und Mit-
telarm-Nerven durch, und verläuft oberflächlich an der
vorderen Seite des zweibauchigen Armmuskels (a..a.)
gegen die Speichenfeite des Vorderarms herab, wo die
1) Anatomie der Maki. Frankfurt 1804. 4, S. 136. y
fich dänn auf die beim Menfchen gewöhnliche Weife.-
vertheilt. Die-ungleich gröfsere Ellenbogen - Arterie
(e.), die Fortfetzung des Stamms der Armarterie, freigt
am inneren Rande des zweibauchigea Armmuskels
herab, auf dem inneren Armmuskel liegend, fchickt
mehrere Muskeläfte ab,. und dringt hierauf’ mit dem
Nervus medjianus (f.)‘ durch den Knochenkanal (c.):
Gleich nach dem Durchgang entipringt die in die Tiefe
gehende Arteria interoffea aus ihr.- Die eigentliche
Ellenbogenarterie fetzt gefchlängelt: ihren Lauf-an der
Beugeleite des Vorderarıns fort. _ Bemerkenswerth ift
noch’ eine Anaftomofe,» welche die Ellenbogenarterie
nach dem Durchgang durch den Kanal mit der Speichen-
arterie bildet. Der ‚Speichen- und Ellenbogen - Nery
(h, g,) bieten in ihrem Verlauf keine BESSERE von,
denen am menfchlichen Arm dar, ‘.
. 00° Ganz .diefelbe Vertheilung und: denfelben Verkauf
der Arterien’ und Nerven des Arms, habe ich im ver«
floflenen Sommer bei ‘einer .Simia fabaea, und noch vor
einigen Tagen beieinem Lemur gracilis, ‘welchen ich
der Güte des Herrn Profellor-Brugmans verdanke, wahr-
genommen. Der Analogie nach, läfst fich alfo die fehr
walrfcheinliche Vermuthung aufitellen, dafs jener Kanal
des Oberarmbeins: auch !bei den übrigen zuvor genann+
ten langgefchwänzten Affen, fo wie bei den Makis,
Tarfern und Loris, zum Durchgang der ragen, rk
und des Mittelarninerven diene. er
- ‘Wenn wir über den Vortheil vehschhfeigt welchen
diefe merkwürdige Anordnung jenen Thieren gewähren
mag, fo dürfte es wohl keine gewagte: Vermuthung
feyn, dafs die durch den Knochenkanal gehende Ellen-
bogen -Arterie, fo wie der Mittelarmnery, gegen Druck
* bei dem Umfaffen von Aeften während: des Kletterns
et werden, Es bleibt demnach der zur Ausübung
} 7: Er 00% „4 2
der Muskel- Contraction nothwendige Zuflufs des ar-
teriellen Bluts ftets frei und ungehindert, und wenn
der Stamm der Speichen - Arterie beim Anklammern von
Aelten gedrückt wird; fo wird feinen untergeordneten
Zweigen Blut durch den anaftomofirenden Aft aus. der
Ellenbogen - Arterie zugeführt. Auf der andern Seite
wird aber auch durch die, befchriebene Einrichtung der
Median - Nerv gegen Druck gefichert, und deifen noth-
wendiger Einflufs zur Hervorbringung der Contraction
der Beugemuskeln der Finger ungeltört erhalten: Ge-
gen diele Meinung könnte man vielleicht den Einwurf
machen, dafs die andern Affen ja ebenfalls klettern,
und dafs fie dennoch der erwähnten Einrichtung erman-
geln. Hiergegen erwiedere ich, ‘dafs fich gerade die.
langgelchwänzten Affen und die Makis, diefe beltändi-
gen Bewohner der Bäume,: durch die gröfste Gewandt-
heit im Klettern und im-Befteigen der höchlten und
aufrechten Aefte auszeichnen, «und dafs diefe Kleinen,
niedlichen und fchwachen 'Thiere oft Stundenlang 'an
den Zweigen hängend zubringen, »uin fich gegen die:
‚Nachftellungen ihrer gröfseren Feinde, der Katzenarten,
ficher zu ftellen. \ ehe
‘Nachdem ich diefe Bemerkungen niedergefchrieben
‚ habe, finde ich in Ev. Home’s Lectures on comparative
Anatomy p. 76. die Angabe, dafs das Oberarmbein des’
Löwen und einiger andern Thiere, welche er jedoch
nicht namhaft macht, durchbohrt fey, um, wie er
meint, der Armarterie einen geraden Lauf zu verftat-
ten; und um zu verhindern, dafs’diefelbe bei dem’ Er-
greifen ihrer Beute durch die Contraction der Muskeln
nicht zufammengedrückt werde. Mir ift es viel wahr-
fcheinlieher,,. ‚dafs durch diefe angegebene Lage der Ar-
terie, in deren Nähe auch der Haupt-Nervenftamm'
liegt, welcher die Beugemuskeln der Hand und: der:
Finger mit Nervenzweigen verleht, gegen den Druck
von Seiten des ergriffenen Gegenftandes beim Fefthalten
gehichert werde, “während welcher der Löwe feine fich
vertheidigende Beute erwürgt und zerreifst, denn lielse
in Folge des Drucks auf die Arterie und den Nerven
die durch diefe‘ bedingte Muskel - Action nach, fo
mülste er die Beute wieder fahren laffen,
VI.
Ueber einen beim gefranzten Gecko oder
Wanderkletterer entdeckten Luftbehälter.
Von Dr. F. Tıerpemann, Hofrath und
Profeffor in Heidelberg.
(Nebft Abbildung. Taf, s. Fig. 3. 4.)
I ‚einem männlichen gefranzten Gecko (Gecko fim-
briatus Daudin) *), diefem feltenen auf Madagascar le-
bendn und durch den häutigen gefranzten Rand fei-
nes Körpers ausgezeichneten Tbiere, nahm ich eine
Erweiterung der Luftröhre wahr, wie ich fie bei kei-
ner andern Amphibien - Art bemerkt habe, und daher
mag die Befchreibung derfelben hier einen fchicklichen
Platz finden.
Das vordere oder erfte Stück der Luftröhre
(Fig. 1.c. 2.a.) bildet gleich hinter dem Kehlkopfe
eine eiförmige, plattgedrückte, über einen halben Zoll
lange und drei Linien breite Erweiterung, die trichter-
förmig enger werdend in das hintere Stück der Luft-
röhre übergeht. Die knorpligen Stücke der erweiter-
ten Stelle find anfehnlich grofs und ftark, in der Mitte
fchmal; nach den Seiten werden fie breiter und krüm-
y) Hiftoire naturelle des Reptiles T, 4. p. 160.
550 X ann
men ‚Acht aufwärts; jedoch bilden fie keine vollkom-
'mene ‚Ringe, . fondern ‘fe find durch eine derbe Haut
‚ verbunden. “Die nach’ hinten allmählich kleiner. wer-
‘denden Knorpelftücke vereinigen: fich endlich an dem
nicht erweiterten Theile der Luftröhre: a ftellen voll-
Kommene Ringe dar. :
Diefe Bildung der Lufiröhre ift keineswegs ds
Gefchlechte der Geckönen überhaupt eigenthümlich,
-wie ich Anfangs vermuthete, «lenn beim gemeinen
Gecko’ fand ich die ganze, Luftrö! hre zwar verhältnifs-
mälsig weiter als bei andern Lacerten, indefs bildete
‚he! dehhr ‚dauchaus ‚Keine ‚Erweiterung ‚'wie..beim' ge-
franzten. Ohne Zweifel fteht fie mit feiner Lebensweile
in einer, fehr, genauen Beziehung. Ein englifcher Rei-
fender, Wilham Smith, hat van Erne/t ‘) die, Bemer-
Kung mitgetheilt, dafs fich der gefranzte Gecko oft
N Enke Zeit im fülsen Waller äufhähe, wozu auch feine
Bolsesuind‘ der‘Schwanz eingerichtet find. Es’ ift fehr
waährfcheinlich, ' dals’das Thier alsdann die in jener er-
weiterten Stelle’ der’Luftröhre enthaltene Luft athmet,
und dadurch in den Stand, gefetzt wird, längere Zeit
auf dem Gründe der Gewäller zu verweilen, 'als’ es
ohne einen folchen Luftbehälter möglich wäre. Uebki-
"gens läfst ich vermuthen, dafs der Luftbehälter zu-
gleich einigen Einfluls auf ‘die Hervorbringung ‘einer
-öigenthürlichen Stimme haben mag, worüber ich ri
‚Keine‘ Beinerkung aufgezeichnet finde,
4
EL
Be ar rn a a, ‚o,
wat us, meic - VIL
en Jantsmifsgeburten. !
sa ©
Vom Dr. Kreiv zu
Mit ee BE) 00,
I. Diefe äufserft merkwürdige, Mifsgeburt wurde, den
9. April 1812 im Oberamt Kothweil geboren, und
lebte eine halbe Stunde. ; R '
4... Sie ilt weiblichen Gefchlechts, und auf den,erften
Anblick erkennt man, dafs zwei Kinder auf die fon-
derbarfte Art. fo in einander gefchoben find , dafs nur
ein Kopf vorhanden ift, beide Körper an der Bruft in»
einander Nielsen, daher auch nur einen Körper bilden,
an welchem vier Arme und zwei Beine herab hängen,
“Aus dem Rücken des linken Kindes hängt ein fehr mils-
geftalter fufsähnlicher Stumpen, Das‘ rechta Kind ilt
eigentlich , das ausgebildetere, in diefes ift das linke,
viel.kleinere.,„eingefchoben 2), und in jenem endigt fich
_ auch die einfache Nabelfehnur. ne '
Wr Die Geburt foll im Anfange des fechsten Monats
der: Schwangerfchaft gefchehen feya, ‚auch wogen diefe
‚Zwillinge nur etwas über zwei Pfund.Ciyilgewicht, das
" gröfsere ilt ‚eilf. Parifer Zoll lang, ‚das kleinere ragt
müt feinen Händen jenem nur bis,an den Anfang der
Schenkel, und die Nägel beider find gar: nicht gebildet,
4 Die Art der Ineinanderfchiebung. ift eben,fo fel-
ten 2), als fie fchwer zu befchreiben ift.' ‚Beide Kinder
find mit ihrer. vordern Fläche, ineinander geflollen, fo
dals das linke kleinere, fehr zufammengekrümmte, und
— Bu \ n, \ [-
W) Es ift merkwürdig, dafs bei züfammengewachfenen, oder in
„einander gefchobenen Kindern das linke, im Duxchfchnitt das
Asa ‚mifsgeftalsere ift.
BE )) Wie felten he fey, beweilt, dafs ich von menfchlichen ähn-
i Jichen Difformitäten nur bei Schenk p. 73. bei Nefter, Eph,
ROT Hat. car, Ann. VI. obl, KXUN: ein Beifpiel gefunden habe.
mifsgeftaltere, aus der Bruft des rechten zu kommen
fcheint; 4 „Es ift/fehr ‚(chief in das, andere geichoben,
deshalb find beide Schultern höher, ; als. des rechten,
befonders die linke. Wird diefer in ein Kind zufammen-
efloflene Zwilling anf die linken Arme gelegt, fo fällt
es Geficht nieht fonderlich für ‘den 'erften Anblicklauf,
ur die etwas ungewöhnlich breitere °Näle' mit einer
leichten ‚Einkerbung in der Mitte, die"etwas mehr
Als fonft' von’ "einatidef entfernten Ohren, das ‚platte, auf-
fallend Kleine’ Geficht,, bei dem grölseren 'behaarten
Theil, wnd'der gegen beide’ Barkchı hervorragendere
Kopf Yärst auf etwas eigenes fchliefsen. So Auch! der
‚dickere kurze Hals., 'Man’fieht übrigens zwei gut ge*
bildete, mit den Augenbrauen gehörig‘ 'verfehenie Augen.
BER Lest manınım das Kirid auf feirie rechte Seite, fo
wird‘ Höhe überrafcht. * Auch hier ift der Kopf
in der Mitte abgeplattet,- eine kleine Stelle in der Mitte
haarlos, wie dis‘ ‘Gelieht Äft. "In derAchfe ift ein et- |
was grölseres Auge, als die beidem’anderen, mit in'ein
Kreuz gefpaltenen‘,' ällo vier ‚Augenlidern,, mit Wim-
pern verfehen?" "Unter 'diefem ift’ein ganz kleiner Reft |
einer Nafe' mit einer! Oeffnung ‚ eine in fie eingebrachte
Sonde geht durch «den ganzen Kopf ur vorderen Nafe |
heraus, und'vörgewillert, was man’fich bei der vorde-
zen Bildung‘ ötfennt: ‘zu denkeu wagte,’ nad
© Nünkottimit eine Kinnähnliche Bildung, und unter
diefer, 'äufserft! merkwürdig, "zwei mit den Läppchen
fiel ünten beinahe berührende,, "chief gegen einander |
geftellte, "dureh einen wvarzenähnlioken Auswuchs ‚ge-
trennte, Ohren. Von einem Munde ift hier keine Spur. }
Der übrige '"Pheilrdes Kopfes ift behaart" Der Hals
ift äufserft Kutz )undhimmt beinahe den Dürchmelfer |
des Kopfes ein. Deutlich fühlt män zwei Halswirbel-
fäulen AR die, ‚Iinke ift Sehr‘ gekrümmt, ‚daher hudtlie
Schulen, sliefes Kindes, viel.höber, :viel.näher am Kopf,
Ds die des recent? am nächften ee Schulter
deflelbens He uadlgt
al.iad Zwifchen beiden 'Arınen des klinkken Konad hängt
ein. „einem Hinterbacken, ' Schenkel'und Uhterfafs’ähn-
licher, "fich ih einen pitzen, mit einem Nagel verfehe-
hen; "Vorderfufs endigender; drei Zolllänger, Stunipf
herab, wodurch en Ganze ein er bizarres Anfehen
Bekofaint." RE
== "An 'diefem® Kinde ift Keine Oeffnuhg,' nichts ‚den
Zeugungstheilen ähnliches, zu bemerken. E
si ‚Alles übrige an ‚dem andern Kinde ife Er, gebil-
det, fo wie alle vier Hände, die, ‚äufseren Zeugungs-
Abeile und der After.
„aus, Die Entf ehungsweife diefer Art von Mifsgebnrten
fcheiut mir folgende zu feyn.
“suIch bin überzeugt, dafs: diefe, beiden Kinder nt
eigentlich in einander gefchoben find, fondern ich nur
"aneinander-ängelegt haben, Zuvenläffg wurde bei bei-
denz"wie bei dem: fogenarinten Wolfsrächen, nur der
"Gaumen und die Lippe, ‘der ganze Kopf nach feiner
"Längenachfe gefpalten, fo dafs das: Hinterhaupt ganz
"bliebi“ Jeder‘ gefpaltene Kopf legte fich auseinander,
und jede Hälfte verwuchs mit der des andern Kopfes,
“und bildete daher auf der vordern Fläche«einiiganzes
-Gelicht mit breiterer, Nafe und entferhteren Obren,
"beide feitlichen Erhabenheiten find: ‚beide-Hinterhaupte.
‚Bei beiden hinteren Hälften der: Köpfe wurde gleichlam
sein fehiefer Schnitt durch jedes;halbe Auge, obere und
"untere Augenlider‘, an den Ohren herabgemacht,, durch
"welchen .die Nafe,; der, Mund ‚und; die-Kinnlade von
jedem halben Kopf weghelen. ‚Die Ränder wurden ein-
ander genähert,. dadurch kamendie, Ohren: jedes 'hal-
ben Kopfes'fo: nahe ;mit; ihren‘ Läppehen :zufaınmen,
‚beide 'hadbe Augemflollen: in;gineg fiber ‚. die vier ;haiben
€
r
“Augenlideg bildeten »das kreuzförmigd,.Augenlid, def
felben, und eine Nafenförmige Hautfalte mit einer/Oeff-
nung blieb übrig; ,;daher geht eineıSonde durch beide
Nafen, „. daher ıwurde‘ der. hintere.glatte, ‚Gefichtstheil fo
‚klein,, daher wahrfcheinlich die leichte Einkerbung in
der, Achfe. der‘ Nafe; a ‚auch noch, ein BERRÜSREE.
Gaumen... erıhlssh ;
Von einem short zum andern war er
Durchmelfer 3% Zoll, ., von einer, Nafe AUF andern 24
"Zoll.
Diele . Vermuthung würde, durch ‚die anatomifche
Unterfuchung beitätigr worden feya,‘ 5 ‚Welche aber Fan
jetzt nicht bewilligt wurile.
Hl. Im Königlichen Cabinet befindet fich be eine
'hieher gehörige‘ Mitsgeburt, fie ift fehr gut erhalten,
ungeachtet fie [chon gegen vierzig Jahre dafelbfi fich »
befindet. Leider 'kann niemand von ihrer 'Gefchichte
‚die entier nteite Nachricht geben.
Es fmd'zwei Mad£hen.; © wie die: sinne aur
noch. viel ftärker ineinander gefchoben, das eine ‚hat
‘acht und einenhalben Zoll Länge, das andere ilt .ei-
nen halben Zoll: kürzer, der in»einander gelchobene
Kopf hat im: en Dorönnetler? ‚zwei und einen hal-.
‚ben Zoll." an
„Beide: Pen his an «die Nabielgegeridiji innig in jein-
ander) geichobeny' dort: ift die'Nabelfchnur' dicht'-abge-
Schnitten , ganznahe'neben einander :gehen'übrigens die |
‘Nabelgefäfse in jedes'Kindy dach läfst Ach‘ nicht ıun- |
kerfcheilen, ob. es einft eine. einfache, fich!bier erlitt |
heilende, ‘Näbelfehnar war. Der ‚Kopf, fchief gegen '
die rechte‘ Seite‘geneigt,' fo. dafs dort der ' Hals ganz |
weshel, zeigtei.auß!'der vorderen Seite ein‘ breites,
flach gedrücktes ‚' fo“ ziemlich 'regelmäfsiges Geficht.
«Die Haare 'drängen fieh in zwei Bogen über, die Au-
'gen, das linke. Ohr ift'natürlich’ geformt, das rechte,
#
= +
ganz klein, verkrüppelt, ift beinahe, ganz verfteckt, ‚weil
auf diefe Seite, der Kopf fo ftark überhängt. Auf bei-
den, Seiten ragen die Hinterhaupte.deutlich te ufson,
Es hat das Anfehen) als, erblicke, man den verdrehten
Kopf des linken Kindes; hinter welchem ich der des
Te hätte. '
Von: hinten fieht man in der Achfle kaum einen
Unterfchied zwilchen beiden.Käpfen auf der böchfien
Wölbung,‘ Die ganze Fläche ift behaart , bis auf. eine
kleine, in der Mitte fich befindende, ganz feine, Oeff-
nung, um.welche lich die Haare ftärker fanmeln, und
welche wahrfcheinlich der: Reit der. Gefichter nd
der Augen. ‚In die Oeffaung kann manı,mit, keiner
Sonde eingehen, daher vermuthe ich, es fey nicht
die Nafe,; ı Unter diefer find zwei ganz gut geformte
Ohren, nahe an pinrader Gch mit. den "Ohrläppehen he-
zührend. N LArE
„or Die Füfse Ani alle gehörig ange Die Arme
ds rechten Kindes God ganz mifsgeltaltet, beide Vorder-
arme find äufserft verkürzt und: gehen in zwei Finger
über. Der linke Vorderarm des linken Kindes ift eben
fo mifsgebildet, an der ftark nach oben gekrümmten
Handwurzel find vier ebenfalls ungebildete Finger. Der
rechte ‘Arm wäre, natürlich, |; wenn er nicht. in dem
aangeglepie fehr ftark nach innen, gebogen wäre, ; .
HL lch batte'das in Wahrheit felteng Glück , eine
ähnliche ; “in ihrer Art noch vielleicht merkwürdigere,
‚unter das Janusgelchlecht gehörige, Mifsgeburt zu erhal-
“ten; welche mit der von Schenk befchriebenen die
"gröfste Aehnlichkeit ‚bat, und im Jahr 1787 leicht mit
‚dem’Kopf voran’, von\einer Mutter, mehrerer; Kinder. in
Kaufen am Neckar geboren wurde; Sie lebte andert-
‚hal Stunden; gab auch einige) Töne. von fich, .. . Sie
‚Kamm in der Mitte des achten Monats auf die Welt, und
wog drei: und ein, halbes Pfund, ‚Ich erhielt fie erft
556 een
nach fechs nd zwanzig Jahren , "während® welcher Zeit
fie fehr gut'in Braänntwein aufbewahrt wurde.
“ u bildet diefe’ Mifsgeburt zwei‘ mit ihrer vor:
deren Fläche fo auf und in einander gewachfene Knäb«
chen; dafs he fcheinbar einen Rumpf, einen Hls, und
einen Kopf haben, und erft an-dem gemeinfchäftlichen
Näbel, mit dem Becken und unteren Extremitäten nach
änfsen fich in einem ftarken'Winkel von einander ent-
fernen’; fo’dafs“heille Wirbelfäulen in der Mitte ftark
eingebögen "find, - vier wohlgebildete ‘Arme’ mit allen
Fingern hängen anlemii; einander geichmolzenen Rumpf
erab, und eben fo durchaus wohlgebildet find Dis
Becken und’de vier unteren Extremitäten. - j
Vom Kopf bis zu”allen’ Ferfen war die Mifsgeburt
zehn und einen hälben Zoll lang, beide Kinder allo
fcheinbar gleich &rols. Der!Kopf. Hikteibeinälte überall
drei und einen halben Zoll im Durchmeffer, ‚und der
Kurze Hals war überall wenig von diefem unterfchieden.
Beide rechte Achfeln wären ’viel'höher als die lin-
ken, der untere Theil des Rückgraths und das Becken
‚des rechten Kindes war ftayk gegen die linke Seite ge= |
‚krümimt, das vom linken eben foftark gegen (lie rechte,
A Beide Nabelfchnuren lagen neben einander mit einer
Haut umgeben, und 'theilten ieh alsdann rechts und |
links für beide Kinderin einer Art von Bauchbruch, wel- |
‘cher in der Gröfse eines Kronentbalers von der eigent- |
lichen Haut entblöft, und blofs mit der Oberhaut be-
‘deckt war. Die Hoden waren bei keinem herabge-
“funken. Die Nägel überall ganz weich, nicht hervor-
"ragend. An dem Kopf fällt auf feiner fcheinbaren vor-
"deren "Fläche die fehr' breite Hafenfeharte mit gefpal-
tenem Gaumen, das linke mehr fchief als das. rechte
"gerichtete Auge, und’ die Verfehiedenheit der Ohren,
"auf, indem das rechte gegen das linke viel gröfser ilt.
"Das Geficht fcheint zu’ klein zu feyn. Der ganze
PERF u u u - Bi
übrige Theil des Kopfes ift 'behaart. Auf der fchein-
baren hinteren Fläche ift aufser‘' einer kleinen; aber
tiefen, Hautfalte das merkwürdigfte der tief unten am
Hals, in der Achfe liegende, einem Achter ähnliche,
Zufammenflufs zweier Ohren, : Gegenbeide' Seiten
ragen auch hier beide Hinterhaupte hervor, ‚in der
Richtung der Rücken. Ehe ich zur. Zergliederung,
fchreite, bin ich zum voraus überzeugt, dafs es. bei
diefer Ineinanderfchiebung diefelbe Bewandtnifs. habe,‘
wie ich fie mir bei den vorigen denke, «nur fand,
fie hier in einem weit ftärkeren Grade Statt, lo: dafs
beide hinteren Hälften der Gefichtstheile ganz ver-
fchwanden und die Obren zulammenfchmolzen,
VIII,
kichunpen über die Milch wi dire
näbern Beltandtheile, Von Dr. Scnüsrer'
_ in Hofwyl (nun Profelfor der Naturge-
fchichte in Tübingen.)
(Vorgelefen in der naturforichenden Gelellfchaft
zu Bern.)
Prafung der Milch durch Milchmeffer, !
(Galactometer.) ,
D:. Prüfung der Milch im ffifchen Zuftande ift mit
manchen Schwierigkeiten verbunden, weil fie aus meh-
reren-Stoffen’zufammengeletzt ift, welche in Anfehung
ihres fpecififchen Gewichts fehr von einander verfchie-
den find. Ihre Prüfung durch Inftrumente beruht ent»
weder auf Befiimmung ihres fpecihfchen Gewichts, wel-
ches gewöhnlich durch Aräoıneter gefchieht, wohin
der Milchmeffer des Cadet de Vaux gehört, oder auf
Beftimmung der verhältnilsmäfsigen Menge ihrer ein-
558 1 \
zelnen‘ Beftandtheile'; durch‘die letzter& Methode erhält,
man: zwar weniger'fchnellihervorgehende, aber genauere
Refultate, hieher gehört zum Theil der foglaich unten
zu befchreibende Milchmeffer.
“Der Milchmeller des Cadet de Vaux‘ift eigentlich
ein:Aräometer, er befteht aus einer hohlen Glaskugel
mit’einer Glasröhre,: worauf eine Gradabtheilung von
o bis 4 Grademangebracht ift. Mit Nullift die Stelle
bezeichnet, bis’ auf welche das Inltrument in reinen
Milch einfinkt; der zweite Grad bezeichnet eine Milch,
welcher 4 Waffer zugefetzt ilt, der dritte Grad eine
Milch mit & 2 Walffer, und der vierte Grad halb Waffer
und halb Milch. Jedes Aräometer- kann ‚daher zu die-
fem Zweck eingerichtet werden. Die Refultate, welche
wir blofs durch Aräometer über die Güte einer Milch
erhalten, find aber oft fehr unzureichend, wie diefes
fogleich näher hervorgehen wird, wenn wir das fpe.
cihfehe'Gewicht der einzelnen Theile der Milch, welche
oft inifo verfchiedenen Verhältniffen in ihr enthalten
- find, ‚unter ieh, mit! der ganzen Milch und! mit dem
‚Gewicht des Walfers vergleichen, - Ich bediente mich
bei diefen Beftimmungen der bekannten Methoden theils
durch wirkliches Abwiegen in beftinmt gemelfenen,
abgefchliffenen Gefäfsen, theils der Aräometer, wobei
ich‘die Grade nach den bekannten genauen Aräometern.
von Herrn Prof. Beck in Bern beIkBBE,) en Gewicht des
"Wallers = 1000 gelfetzt, .
Milch und Theile derfelben. Aräometer. b: eifinen i
Gewöhnlichbe Kuhmilch . ... .. 54° Beck 1032,7
Fette Kuhmilch . TOP 4715? — 1028, 7°
Rahm, Nüdel, Sahne, "Obers. |. 200 — 10149
Abgerahmte (logenannte). blaue Milch " 60” 1036, 6
Molken, Schotten oder Serum . ..' | 45° 102772
Buttermilch v 60, 5 103,9 °
Käfs im £rilchen Zuftande ausgeprefst. 1100
Zinger im frılehen Zuftand ET - . 1055
Butter, frifeh 0. 2... 9; In 902 4
Reiner kryltallißrter Milchzucker .. 1548 |
a u TEE
u a ee m
Tu fa
0" ‚ Wiederholte Veifuche zeigten. mir, dafs: die fpeci-;
hfchen Gewichte dieferseinzeluen Theile, der Hauptfache
nach, immer in dem oben angegebenen’ Verhältnifs- zw!
einander ftehen, ob fich gleich in dem Gewicht. der
Flülfgkeiten felbft Verfchiedenheiten zeigen, je nach-
dem ‚diefe eine 'verfchiedene Menge der feften Theile
aufgelöft enthalten. Am grölsten find diefe Verfchieden-
heiten oft bei der ganzen Milch '), Ift diefe reicher
an Buttertheilen, fo wird fie dadurch leichter; ich er-
hielt fo einigemal fette Milch von der hiefigen Sennerej,
welche nur ein fpecihifches Gewicht von 1028 zeigte.
Ift fe arm an Rahm; fo wird fie fchwerer... Die Ver-
fälfehung‘der Milch durch Zugielsen von Waller kann
daher auf fehr. verfchiedene Art ihr Gewicht abändera,
je nachdem der‘ ganzen Milch, oder der blauen abge-
rahmten Milch, ‚oder. dem Rahın Waffer, oder felbft blaue,
Milch zugefetzt wird. » Wird der ganzen oder auch der
abe ‚erahmten ‚Milch Walfer zugefetzt, fo wird fie da-.
durch leichter , und blofs nach dem Aräometer Beur-‘
theilt, einer guten, fetten Milch ähnlich, vielleicht
dem Gewicht nach, ganz gleich werden, indem Walffer
und Rahn, beide leichter, als blaue abgerahmte Milch,
we "Wird dem Rahm blaue Milch zugefetzt, fo wird.
» Die Milch der verfchiedenen Thierarten. zeigt in diefer Hin,
ficht bedeutende Verfchiedenheiten, die gewöhnlich Vor-
kommenden Milcharten befirzen nach Br£/Jon’s Unterfuchun.
De folgende Specihffche Gewichte:
Ario- | fpecihlches
Milcharten. meter. | Gewicht.
nn nn ne neun Fran | nn un
Schaafmilch . 2... u.» - 66,7 1049, 9
Efelsmilch . 0.0. sg° 1035, 3
Pferdemilch . . ER 57° 1934, 6
Ziegenmilch .. . 2. +. 10. 56° 103471
Kolmilch 7... eben anna 54° 1032,7
Frauenmiich . . » we 3%j. . 34° IORY4 ı
560% —n n.
er-dalarch'fehwerer, wird ihm Wälfer‘ wigefetzt, fo'
wird er leichter. «Folgende Verfuche zeigen’ diefe, Ver-
fchiedenheiten näher: rt ee
7 Milchmifchungen dem Volumen nach. Era: a ee
eier Kor I Du I
en Be er
lin]? ; | dit PR
Rahm oder Sahne . - »..»..... | 20° 101,9
Rahm und ganze Milch zu gleichen Theilen |'34° |" 10294 | %
3-Theile Rahm mit 4 Theilen ganzer Milch. |36, 5 10249.
2 Tlieile Rahm mit 4 Theilen ganzer Milch | 40 - 1024, 1°
ı Theil Rahm mit 4 Theilen. ganzer Milch Pe u
Ganze unabgenonimene Milch . ... ..u 52 RIETETTEIRER)
4 Theile ganze Milch mit einem Theil Waffer| 45 1027,.2
4 Theile ganze Milch mit 2 Theilen Waffer 39 10237 4
4 Theile ganze, Milch/mit 3 Theilen Waller | 34 1029, &£ ı\|
Gleiche Theile ganze Milch und Waller , . 30 1018, 0
Blaue abgerahmte Milch „ » . . 2... 7
4’Pheile abgenommene Milch mit ı Th. Waffer| 1 1030, 9
4.Theile abzenommene Milch mit 2 Th. Waller) 43 |. 1025,9
4 Theile abgenommene Milch mit 3 Th. Wafler, 37 „ 1022, 2
Gleiche Theile abgenommeneMilch und Waffer| 33: |: 1019, 977
st N
Das Aräometer kann uns daher bei, Prüfung einer“
Milch, immerhin, dienen, zeigt fich das Gewicht von
zwei Milcharten. verfchieden, fo werden ihre Beftand-
theile auch gewifs verfchieden feyn; ihre Güte aber.
näher ‚darnach zu beurtheilen, ilt es gewöhnlich unzu-
. reichend, zwei Milcharten von demielben fpecifilchen
Gewicht können fehr verfchieden zulammengeletzt feyn, 5
Uın die Güte einer Milch, und vorzüglich ihren Gehalt‘
af Rahm, mit mehr Genauigkeit zu beftimmen, Finde
ich den in einigen Gegenden der franzöhlchen Schweiz
üblichen, auch von Neander !) vor einigen Jahren
vorgefchlagenen,, Milchmelffer fehr zweckmälsig, wel-
cher mehr bekannt zu werden verdient.‘ Folgende Ein-
richtung deffelben finde ich am zweckmäfsigften: Man
befeftigt einen gläfernen Cylinder, welcher zehn bis
vier-
1) Hermbftäde Bulletin. Tom. X. pag. 127.
vierzehn Zoll hoch und gleichförmig gegen einen Zoll
weit ift, fenkrecht auf ein Fufsgeftell, wie auf bei-
ftehender Figur gezeichnet ilt, und‘ theilt
den Inhalt des Cylinders in hundert gleiche
Theile, welche fich auf einer aufsen befeltig-
ten Skale ablelen laffen. Die Skale kann
auf einem einfach aufsen befeftigten Papier-
Streifen aufgetragen feyn, welcher fich durch
einen Firnils gegen Feuchtigkeit fchützen
kifst, beffer und genauer wird ‘fie auf die
Glaswandung felbft durch Fluls[pathläure ein-:
geätzt. Wird diefer Cylinder mit frifcher Milch -
gefüllt, fo fetzt fich der Rahm nach'einiger _4
Zeit oben ab, und kann nach hundert Thei- N
len ander durchfichtigen Glaswandung abgelefen wer-
den, zweckmäfsig ift es nicht, zu enge Glaseylinder
anzuwenden, indem fich bei fehr fetter Milch der Rahm’
in.engen Röhren weniger leicht ablondert.
Wünfcht man auch die Menge der käfigten Theile
zu finden, fo laffen fich diefe ehixch Zufatz von Läab
und Säure abfcheiden, fie fallen zu Boden, in dem
ilchwaffer felbft fetzen fich aber diefe Theile nicht
genau ab, beffer und fchneller wird man diefe Zer-
egung aufserhalb des Milchmeifers mit kleinen Quan-
itäten von Milch vornehmen können. Man erhält der
igentlichen Käfe durch Zufatz von % bis # pro Cent
aab (das heifst von einem Theil. Laab auf 400 — 500
heile Milch), welches der bis auf 26° RB. erwärm-
en Milch unter Umrühren zugefetzt wird, den ’Zieger ')
X) Ich erwähne hier des Ziegers als eines vom eigentlichen ''
Küäfe verfchiedenen Beftandtheils der Milch; dieSennen. der
Schweiz unterfcheiden ihn allgemein als wefentlich ver-
fchieden, Nähere Unterluchungen hierüber zeigten mir, dafs _
diefer Unterfchied nicht unbegründet it, wovon weiter un- "
teu näher die Rede feya- wird,
» dı Archiv, IV, 4 Pp
erhält man durch Zufatz von fünf bis fechs pro Cent
Elfg in der Siedhitze, Beide Theile können. leicht
durch ein Filtrum_ gefchieden, und im frifchen und _
ausgetrockneten Zuftand dem Gewicht nach beftimmt
werden. . \ x
"Einige ‚vergleichende Verfuche, welche ich mit
diefen beiden Inftrumenten anftellte, find diefe:
Um näher das Verhältnifs zu finden, in welchem
fich. bei gelunder frifcher Milch das fpecififche Gewicht
mit ihrem Rahmgehalt abändert, ftellte ich mehrere
Verfuche an, welche mir zeigten, .dals in, diefer‘ ‚Hin-
ficht zwar oft, jedoch nicht immer, Gleichförmigkeit
Statt findet; ich erhielt in den Sommermonaten beir
grüner Fütterung folgende Veränderungen;
Aräometer, Specififches Gewicht.| Bahmgehale
5ı? 103949 19 pro Cent Rahm.
215 1031, 8 16. een
5+ 1032,7 I. re
dr 1033,4 az a. 2ER 2
ss 1034, 9 Drop Era
In. den Wintermonaten erhielt ich gewöhnlich
bedeutend weniger Rahm, obgleich das fpecififche Ge-4
wiebt oft nur wenig verfchieden war. Da bei einer
fchlechtern: Nahrung nicht nur ' die Buttertheile, fon- '
dern auch die Käfetheile an Quantität in der Milch abneh- }_
men, während die erftern leichter, die letztern fchwerer
als Waller find, fo läfst fich diefe geringere Verände-
rung jın fpecihfehen Gewicht leicht einfehen.
Die verfchiedenen Nahrungsmittel zeigten mir fol-
gende Veränderungen, welche jedoch gewöhnlich erft
deutlich eintreten, wenn die Kühe einige Tage wieder-
holt'diefelbe Nahrung erhalten. ' Luzerne (Medicago ki
fativa) gab ausgezeichnet viel Rahm, zuweilen achtzehn
bis zwanzig pro Cent, junge Luzerne gab mehr''als
alte; junges Gras zehn bis dreizehn, älteres Gras gab
gewöhnlich weniger als junges; Wicken grün gefüttert,
gaben weniger Rahm als Gras, fie-gaben acht bis neun
"pro Cent; Erbfen grün gefüttert, gaben bedeutend mehr
und näherten fich der Luzerne. In den Wintermonaten
gab gutes Heu gefüttert mehr Rahm als Kartoffeln mit
Stroh.
Die Morgenmilch fetzt gewöhnlich bei derfelben
Temperatur einige pro Cent mehr Rahm ab als die
Abendmilch, die Mittagmilch am wenigften, fo dals es
zur Bereitung der Butter und Käfe am vortheilhafteften
ift, die Morgenmilch, die Abendmilch aber zum häus-
lichen Milchbedarf anzuwenden.
Verfchiedenheit der Milch am Anfang und Ende
des Melkens.
‚Beim Melken der Kühe zeigt fich die merkwürdige
Erfcheinung, dafs die bei einem und demfelben Melken
erhaltene Milch fich fehr in ihrer Güte unterfcheidet,
und dafs die am Anfang erhaltene nicht die befte ift,
wie man etwa erwarten könnte, fondern dafs die letzte
immer am meiften Rahm abfetzt. Um mich. näher von
‚diefer, auch in phyfiologifcher Hinficht merkwürdigen,
Erfcheinung zu überzeugen, Jliefs ich die Milch einer
Kuh in fünf gleich grofsen Gefäfsen auffammeln und unter-
fuchte jede einzeln; ich erhielt folgende Refultate;
| Ardo- Speeififches
Milcharten. meter.| Gewicht.
Rahmgehalt.
Erfte Milch ... . 56° 10340 5.pro Cent,
Zweite Milch .°. . 55 1033, 4 .— \
DritteMilh . 2... 2. 4-54 | -2032,7 11,5 pro ee
VierteMilch » . . . 52 1031, 5 13,5 — —
Fünfte Milch . . . . 48 1029, 0 175 — —.
— en mn nn un
Mittel, 53 103241 11,05 pro Tent:
Um näher zu finden, ob‘auch der Käfegehalt der
am 2 und gegen das Ente des-Melkens erhaltenen
Pp2
Milch verfchieden fey, liefs ich ‚eine junge gefunde
Kub in zehn verfchiedene Gefäfse völlig ausmelken,
die zuerft erhaltene Milch war wiederum die fchwerfte,
die letzte die leichtefte und an Rahm reichfte; nach
genauer Abnahme ihres Rahms fand ich das Gewicht
der abgerahmten blauen Milch gerade umgekehrt, die
zuerft erhaltene Milch war nun die leichtefte, die letzte
die fchwerfte, aber auch die am Käfegehalt reichfte,
fo dafs auch in Beziehung auf den Käfegehalt die zuletzt
erhaltene Milch die befte ift;. diefe Erfcheinung könnte
nicht Statt haben, wenn fchon in dem Kuheuter eine
mechanifche Abfonderung des Rahms von der übrigen
Milch vorgehen würde; dem Gewicht nach mülsten die
käfigten fchwereren Theile zuerft und die Buttertheile
zuletzt kommen.
Bei einem diefer Verfuche liefs ich die linke Seite
eines Kuheuters zuerft ausleeren und dann die rechte
. Seite, beides inabgefonderte Gefälse, die Milch der rech-
‚ten Seite war nun die befte; den folgenden Tag kehrte
‚ich (en Verfuch um, und nun erhielt ich von der linken
Seite die beffere Milch, immer von der zuletzt’ ng \
die beffere.
Das Detail diefer Verfuche zeigt näher das Steine
und Fallen in der Güte der Milch. N
Tan a =. >| 1000 Theile
3 32 |Mirzleres Rahmmge- En der blauen.
== Qufpee- Ge hal 23 e| Milch gaben
Zp2| wicht. 523] an kälhgten
®s| >? a| Theilen
——— in eng.
10337 1
1033, 0
1032,7 ( 1032,7 8,3 pro C.|1035,6|49,0 Theile,
1032,0
1031, 6
chin 18597 8 yozıyzlı j . Theile.
> oe 31,7 [12,7 pro C.|1036,0 | 50,1: Theile,
rechte ste |:030, 6
Seite. orte ner
“nn Krotel1a24,0 a)
—
6,6 pro C.|1036, 6] 5273 Theile.
Mit der fiebenten Portion, dem.Anfang des Mel-
kens auf der linken Seite, wurde'die Milch wiederum
fchlechter, und in einigen fpätern Verfuchen beinahe
wiederum eben fo fchlecht, als am Anfang des Mel-
kens, unverhältnifsmäfsig ftark war die Zunahme des
Rahms zuletzt, vorzüglich, wenn: ich fie mit dem nur
langfamen Zunehmen am Anfang des Melkens vergleiche;
die Verminderung des Gewichts betrug am Anfang zwi-
chen den einzelnen Portionen nur 0,1; 0,3 ; 0,7; zuletzt
aber 11; 2,0; 2.6.- In einem Falle verfuchte ich, als
beide Hälften ausgemelkt waren, zum zweiten Mal
auf der linken, und dann auf der rechten melken zu
laffen; ich erhielt von beiden Hälften aufs Neue etwas
Milch, welche noch reicher an Rahm war, als die zuerft
erhaltene, die letzte war auch hier die befte, fie fetzte
42 pro. Cent Rahm ab. Ich wiederholte diefe Verfuche
bei mehreren Kühen; die Verfchiedenheit zwifchen
rechts und links, je nachdem ich die eine eder andere
Seite zuer[t ausmelken liefs, war oft geringer als im
obigen ‘Falle, zuweilen war die Milch beinahe gleich,
immer aber war auf jeder Seite und aus jeder Zitze
die zuletzt erhaltene Milch die an Butter und Käfe
reichfte *),
Br 4. A
#) Die anatomifche Unterfuchung des Kuheuters, welche ich in
Beziehung auf diefe Er[cheinung mit Herrn Dr. Siraub,
Inftituts - Arzt und Lehrer der Chemie in Hofvıyl, vornahm,
zeigte uns, dals das ganze Organ aus einer dichten, großen
Drüfe befteht, in welcher beide Hälften auf das. innigfte
mit einander verwachfen find; gegen jede Zitze vereinigen
" fich. von allen Seiten die Milchgänge, welche fich bald in
die feinften Verzweigungen veräfteln. Aulser der eigent-
lichen Drifenfubftanz, durch welche die Milch abgefondert.
wird, finden fich in dem ganzen Organ noch eine Menge
Zellen, kleine Behältniffe, welche zur Auffammlung der
Milch dienen, und von welchen Kanäle zur Ausführung
566 -
Verfehtedenheiten zwijchen Küfe und‘ Zieger.
Beide Subftanzen fcheinen bisher von Chemikern
und Phyfiologen wenig oder gar nicht unterfchieden
worden zu feyn !), um fo nöthiger hielt ich es, beide
einer nähern Unterfuchung zu unterwerfen, und "erhielt
folgende Refultate:
der Milch anfangen; fie fcheinen in gröfserer Menge gegen
die Peripherie des Organs zu liegen; ihre innere Haut ift
ftellenweife ebenfalls mit kleinen Drüfen beferzt; durch
diefe Kanäle 1laffen fich nach Entleerung der Milch’ einzelne
Parthieen des Kuheuters aufblafen, ähnlich der Lunge durch
die "Veräftlungen“ der Luftröhre in, die Luftzellen. - Die
419. „ftärkften, Milchgänge haben ı% Linien Durchmelfer, die Milch-
zellen liefsen fich durch gelindes Aufblafen bis auf einige
Linien erweitern. Bei dem Melken felbft findet nicht fo-
wohl ein mechanifches Drücken, fond’rn vielmehr eine Rei-.
" zung des Ausführungsgangs ‘Statt, womit übereinftimmend
ift, dafs oft die Tbiere ‚felbft nach Willkühr die Milch zu-.
zückhalten können, nicht felten erftreckt fich diefe Feind-,
‚ Schaft yon einzelnen Kühen wiederholt gegen einzelne Sen“
"nen, wenn fie von ihnen "beleidigt wurden. Stellen wir
diefe Erfcheinungen zufammen, lo wird es höchft wahr- |
Fcbeinlich, dafs’ die in .den Drüfen abgefonderte Milch‘in
den Milchzellen aufbewahrt wird, dafs diefe aber beim Mel-,
ken die Käfe-, und vorzüglich die Buttertheile länger an
fich zurück behalten, vielleicht von deren Wandungen mehr.
. angezogen werden, als das dünnere Serum, wobei die durch
das Melken erhöhete Seeretionsthitigkeit ebenfalls noch mit-
wirken könnte. Die Menge der bei einem einzigen Melken
erhaltenen Milch ift zu grofs, als dafs fie erft bei dem
‚Melken alle abgefondert werden follte, fie beträgt zuweilen
zo bis 25 Pfund.
f
Pre
+
» Haller fagt in feiner grolsen- Phyhologie blofs, dafs fich nach
Abfcheidung des erften Käfes, noch eine zweite Art Käfe aus
der Milch abfcheiden lalfe, ohne darauf näher einzugehen :
Haller ‚Elementa phyfiologise , Tom. VII. Libex ,.XXVII,
6. RVIIL ‚Parmentier und Deyeux erwähnen in ihrem be-
kannten Werke über die Milch „nichts davon,
1) Der Käfe fcheidet fich durch Zufätz von Laab
aus der Milch bei 24 bis 30° R., blolse Wärme, felbft
Siedhitze, bringt ihn nicht zum Gerinnen; der Zieger
hingegen gerinnt nur bei höherer Temperatur von 60
Grad Temperatur bis zur Siedhitze, wenn zugleich
eine Säure zugeletzt wird,
2) Der Käfe bildet in der Milch eine undurch-
hiehtige, nie klare Auflöfung, er ertheilt der.Milch
ihre weifse Farbe; der Zieger bildet in der Milch, nach
Abfcheidung des Käles, eine klare, grünliche, durch-
fichtige Auflöfung, die Sennen nennen fie Syrte *),
hie.wird oft mit Molken verwechfelt, wird diefe Flülfig-
keit in die Siedhitze gebracht, fo wird fie wieder völlig
weifs und undurchfichtig, fie heifst nun Käfemilch, und
wird diefer Käfemilch in der Siedhitze einige pro Cent
Eißg zugefetzt, fo fcheidet fich der Zieger in vielen
kleinen Flocken ab, die übrigbleibende klare Flüffigkeit
‘Snd nun ‚erft die eigentlichen Molken, aus welchen
durch Abdampfen der Milchzucker dargeftellt wird.
3) Der Käfe hat im frifch ausgeprefsten Zuftand
ein gröfseres fpecififches Gewicht als der Zieger, er
' #ällt- bei der Bereitung fögleich zu Boden (fein fpeci-
fifches Gewicht ift = 1,100), der Zieger ift leichter und
fchwimmt beinahe auf dem Waller (fein Gewicht ift
== 1,055): Im völlig ausgetrockneten Zuftand ilt da- .
gegen das fpecihfche Gewicht des Käfes geringer, es
ift = 1,259 und das des Ziegers gröfser, es it =
1) Wird die klare Syrte in einer Temperatur von 15° Reaumur
einige Tage fich felbft überlaffen, fo fcheidet Ach der Zie-
ger in kleinen Flocken zum Theil felbft ab, während die
Flüffigkeit fich erwas trübt und fäuerlich wird. Wird die
Byrte aus [chon etwas faurer Milch bereitet, Jo Icheider
fich aus ihr, fchon durch bloße Siedhitze, der Zieger in
Flocken ab, obgleich diefes vollkommener gefchieht, wenn
zugleich noch Effig zugefetzt wird.“
3,355. Die gröfsere Menge von Walffer, welche der
frilche Zieger auch in feinem Stark ausgepreisten Zu-
dtand ‚noch zurück behält, ift die Urfache diefer Um-
kehrung im fpecihfchen Gewicht; «100 Theile des frifch
ausgeprefsten Käfe enthalten 61,3 Theile Waffer,, wäh-
rend 100 Theile frifch ausgepreisten Ziegers 84 bis 85
“Theile Waffer enthälten.
4) Der Käfe ift im frifchen Zuftand elaftifch und
zieht fich etwas in Fäden, er ballt fich leicht in eine
‚zufanımenhängende Mafle, die Jange Elafticität. behält;
der Zieger zeigt dieles nie, er bildet eine fchneeweilse,
geleeartig locker zufammenhängende Subftanz ohne
Elaftieität, welche fich auch bei dichten Zufammen-
prelien leicht wieder theilen läfst und zum Theil von
Telbft ‚zerfällt.
y 5) Der Käfe bildet in tasfäiger Wärme ‚(bei 30°
Preaum.) - langfam ausgetrocknet eine fehr fefte horn-
artige Subltanz, „welche.beim Zer fchlagen fcharfkantige
Bruchltücke bildet und oft mit Blafenräumen durchfetzt
äft, welche fich erft-während des Austrocknens bilden.
Der Zieger erhält nie diefe Feftigkeit, enthält nie Blafen-
räume, und zerlällt.leicht in unebene Bruchftücke von’
mehr körnigem,Gefüge,
6). Der Käfe jlt im frifchen Zuftande weifs, erhält
‚aber fclon in wenigen Stunden an der Luft liegend
«ine.ins ‚hellgelbe Dbssenhentle Farbe, gewöhnlich mit
Feitglanz; ‚der, Zieger,jft anfangs ebenfalls fchneeweils,
erhält aber in wenig.Stunden eine weifsgraue, und im
trocknen Zuftand fehmutziggraue Farbe ohne Glanz,
h cha » Der Käfe befitzt im halb ausgetrockneten Zu-
Jtande.. ‚einen eigenthümlichen Kälegefohmack mit etwas
Unfchlitt ähnlichem Nebengefchmack ; dem Zieger fehlt
‚diefer Kälegeichmaäck, ‚dagegen ift fein Unfchlittge-
‚Ichmack ftärker, der in einen feifenähnlichen Geldnace
und Geruch übergeht, wenn.er im trocknen Zuftand
a ——n 569
aufs Neue benetzt wird; ob er fieh gleich im Wafler
-felbft nicht mehr. ahflöfen, Sondern nur fufpendiren
läfst, fobald er einmal geronnen gewelfen ift; diefer
Unfchlitt- und Seifengefchmack erfcheint erft beim Aus-
trocknen, frifch hat er vielmehr einen Eiweilsähnlichen
Gefchmack.
8) Als Nahrungsmittel ift der Zieger leichter ver-
daulich als der Käfe, demungeachtet wird ihm der
Käfe beinahe allgemein vorgezogen, es fehlt ihm das
eigenthümlich angenehme des Käfes !), im Preife ift er
gewöhnlich um die Hälfte wohlfeiler als Käfe, Bei
der . Bereitung der eigentlichen Schweizerkäfe im
Grofsen ift es daher von Wichtigkeit, dafs der Zieger
nicht unter den Käfe komme, gefchieht diefes, {o er-
hält der Käfe nicht die gehörige Conüiltenz, er verliert
an Güte und Werth.
9) Beim Genufs der Milch gerinnen im Magen
die käfigten Theile, die ziekelttieile fcheinen nicht,
. oder wenigftens weniger tin zu gerinnen; ich er-
öffnete wiederholt- die Magen von Kälbern, welche
kurz vor ihrem Tod noch Milch genoffen hatten, ich
fand die käfigten Theile der Milch in dichte Ballen ge-
ronnen, die Ziegertheile konnte ich durch die gewöhn-
lichen Mittel noch abfcheiden.
10) In den verfchiedenen Milcharten ift die ver-
hältnifsmäfsige Menge des Käfes zum Zieger fehr ver-
fehieden, bei der Kuhmilch fand ich gewöhnlich die
Menge des Käfes zu der des Ziegers wie 100:18, in
der Ziegenmilch fand ich verhältaifsmäfsig mehr, in der
Schafmilch aber weniger Zieger, In der Efels-, Pferde-
er; Frauenmilch fcheinen ftatt des Käfes blols Zieger-
1) Frifch genoffen in Verbindung mit Molken wirkt er erwas
abführend, in Seinem ausgeprefsten,, mit Gewürzen ver
Serzten, Zuftand ift,jedoch diefes nicht mehr der Fall.
570 Soss>
theile eithalten zu feyn, ich bemühte mich wiederholt
vergebens, aus diefen Milcharten“ eigentlichen Käfe ab-
A Merkwürdig ift es, dafs ich demnach blofs
us der Milch unferer wiederkäuenden Hausthiere Käfe
u Zieger als zwei verlchiedehe Subftanzen ie
laflen IN.
ı1) Der Käfe bildet mit weilser englifcher Baht
fäure von 1,808 fpecihfchem Gewicht eine dunkelrothe
Auflöfung, aus welcher fich ler Käfe wieder durch
Walfer weils niederfchlagen läfst. Der Zieger bildet
mit derfelben Säure eine a ne Auflöfung, \ Walfer
fchlägt ihn ebenfalls daraus weifs nieder; ‚thierifches
Eiweils bildet eine ähnliche braune Auflöfung.” "Läfst
man diefe [chwefelfauren Käfe, Zieger und Eiweilsauflö:
‚Tungen längere Zeit (einige Wochen) zufammenftehen,
fo erhält man durch Zugiefsen von Wafler die weilsen
_ Niederfchläge nicht mehr, das Ganze färbt fich viel-
- mehr hellfichmutzig braun mit einem ähnlichen Nieder-
7
2 Ich unterfuchte einige Mal die Milch 'gefunder Frauen täglich
"bis vierzehn Tage nach ihrer Niederkunft, ich erhielt aus
taufend‘‚Theilen Milch 26— 28: Theile Zieger, eigentlichen
Käfe konnte ich nicht daraus abfcheiden.” Clarke fand bei
feinen Unterfuchungen über die Frauenmilch ebenfalls nur
Spuren von Käfe. (Urell’s chemifche Annalen 1795. p. 179.)
ü Püpmeinbös und Deyeuz fand in ihr eine zarte, weiche Art
: 'Küfe, welcher'nie 'die Conhftenz des gewöhnlichen Käfes
«verhielt, (Exper.et oblerv.-fur le laitı Stralsb. 1794. p. 252.)
' Spielmann. fand in taufend Theilen 15,6 Theile eines zarten
.. Käfes. (Differtat. de optim. inf, rec. nat. alim, $. 17.) Stui-
“ prian et Luifeius konnten die Erauenmilch durch Laab
"nicht zum Gerinnen bringen. (Crell’s chemifche Annalen
1794- p- 176.) ‘Oder follte vielleicht zur Abfcheidung des
Käfes aus der Muttermilch der Magenfaft aus einem Kinder-
magen nothwendig feyn? Unterfcheiden wir zwifchen Käfe
N. nd Zieger, fo erklären fich zum Theil diefe fo verfchiede-
nen Angaben. ,
fchlag; werden fie mit Schwefelfäure "gekocht, fo
erhält man fchwarzbraune Auflöfungen mit einem
fchwarzen, kohlenähnlichen Niederfchlag. "
* 12) DerKäfe bildet mit reiner wafferheller Salzfäure
eine himmelblaue Auflöfung, welchefich aber .erft auf
fallend gefärbt zeigt, wenn beice Subftanzen mehrere
Tage in einer Temperatur von ı2 bis 15° Reaumur auf
einander gewirkt haben; bei Salzläure von 1,0988 fpeci-
“Afchem Gewicht fängt die Farbe mit: dem zweiten bis
‚dritten Tag fich fchon zu zeigen an, mit dem fechsten
bis fiebenten Tag wird fie vorzüglich fchön, nach und
nach geht fie ins graulich-fchmutzig violette über 7);
>) Wird halb aussetrockneter, noch feuchter Käfe zu diefem Ver«
fuch angewendet, [o wird nach vier bis fünf Tagen feine nach
Fr oben gekehrte Seite Berlinerblau gefärbt, “während [eine
Bi Seitenflächen weniger, und feine untern Flächen kaum merk-
N lich gefärbt werden; ähnlich der Oxydation eines unter
dem Serum liesenden Blutkuchens. In Luftdicht gefchloffe-
nen, völlig mit Salzfäure und Käfe gefüllten, Gefälsen er-
feheint diefe blaue Farbe auf der Oberfläche nicht mehr,
der Käfe und die Flüffgkeit werden vielmehr gleichförmig
N bläulich - violett gefärbt. Sollte fich vielleicht unter diefen
Umltänden etwas Blaufäure aus dem Käfe bilden, und mit
dem im Käfe in geringer Menge enthaltenen Eifen (wovon
weiter unten die Rede feyn wird) als Berlinerblau erfchei-
nen, wozu eine Ablorbtion von Lebensluft nöthig l[eyn
könnte? Wird die Salzläure ablichtlich mit etwas Eifen
verunreinigt, fo erhält man jedoch keine blaue, [ondern
eine gelbgrünliche Auflöfung; wird der blauen Salzfauren
‚Käfeauflöfung etwas fchwefelfaures Eifen zugeletzt, [o ent-
fteht ebenfalls eine gelbgrünliche, mit [chwefelfaurer Kupfer-
auflöfung hingegen eine fehön blaugrüne Auflöfang mit
ähnlich gefärbten Niederfchlägen; mit Kali gefüttist, ver-
fchwindet die blaue Farbe, während graulich weilser Käfe
‘zu Boden fällt. Die Entftehung der blauen Milch, welche
fich zuweilen bei Kühen ereignet, und von einigen Chemi-
kern einem Indigoftoff zugefchrieben wird, könnte &ch
579 PPTRRRENEIGER
Der Zieger'bildet mit der Salzfänre Zufammengebracht:
eine ähnliche Auflöfang, welche jedoch weniger rein
blau, fon.dern mehr violett ilt. Das Eiweifls verhält
fich dem Zieger ähnlich; es nimmt‘ in einigen Tagen
eine grau - bläuliche Farbe an, welche ins Violet
übergeht.
13) Der Käfe bildet mit concentrirter Eiigäure
gekocht, und eben fomit cauftiichem Ammonium, weiise,
trübe Auflöfungen, der Zieger löfet fich in beiden Sub- |
ftanzen auf ähnliche Art, jedoch nur nach längerem,
Kochen, auf, Eiweils ift in beiden Subftänzen noelv
Ichwerer auflöslich *?).
14) Käfe, Zieger und Eiweils im gefehloffenen
Platintiegel geglüht, verkohlen fich unter einem Ge-
ruch nach brennendem Horn, die fieh entwickelnden
Luftarten (gröfstentheils aus Walferftoffgas, gekohltem
Walferftoffgas und Ammonium beftehend) entzünden
Sch, mit heller Flamme, und es bleibt eine fchwer-
einpzuäfchernde Kohle zurück. Der getrocknete Käle
bläht lich bei der Verbrennung nur wenig auf, fo dafs
die Form der Kohle noch der Form des zur Verbren-
nung angewandten Käfes entlpricht, fie hat eine trübe,
fchwarze Farbe mit wenig Metallglanz, Der Zieger
—_
vielleicht ebenfalls an diefe Eifchenung‘ anreihen; ich hatte
" diefe jedoch nie felbft zu beobachten Gelegenheit. ($S. Dr.
Bremer über die blaue Milch in Hermbftädt’s Archiv der
[ Agrieulturchemie. Tom. VI. p. 347. 1815.
Ni Mit Salpeterfiure bilden Käfe und'Zieger eine gelbe, klare
Auflöfung, ‚auf deren Oberfläche ich. eine butterähnliche
{ Ber Subftanz abfetzt; das Eiweils bildet eine ähnliche
“un.gelbe, Auflöfung,, auf der 'Gch jedoch keine butterähnliche
ı Subftanz abletzt. ‚ Durch Chlorine (oxydirte Salafäure) wenn
‚ke in Dampfform durch Milch, Syrte und Eiweilsauflöfung
‚geleitet, wird, gerinnen Käle, Zieger BalaNeiln mit,weilser
4.2; Farbe, ohne'fich aufzulöfen.: N At
r
bläht. fich bei der Verbrennung ftark auf, fchmilzt:
gleichlfam und bildet eine lockere Kohle, welche an»,
fangs, fogleich nach dem Erkalten, aus dem Tiegel ges,
nommen, rein fchwarz ift, an der Luft liegend aber
fchon ia wenigen Minuten metallifch glänzende Farben
annimmt, auf ihrer untern Fläche ftahlgrau, oben ins
blaue und Kupferroth fpielend, welche Farben fich jedoch
an der Luft liegend nach und nach ebenfalls wieder
verlieren. ‘Das getrocknete Eiweils bläht fich ‚in der
Hitze noch mehr auf und bildet eine metallifch glän-
zende, fchwarze, fchaumähnliche Kohle, ohne das
Farbenfpiel der Ziegerkohle zu zeigen.
‘ Dem Quantum, nach erhielt ich vierzehn bis funf-
zehn pro Cent der angewandten getrockneten Subftanz
an Kohle,+ohne bedeutende Verfchiedenheit.
15) Werden diefe Kohlen völlig eingeäfchert,
welches nur mit Schwierigkeit durch wiederholtes
Glühen bei offenem Tiegel gefchehen kann, fo bleiben
beim Käfe 5,6 pro Cent des angewandten getrockneten
Käfeseiner fchneeweilsen Afche zurück, welche gröfsten-
theils aus phosphorfaurer Kalkerde mit phosphorfaurer
Bittererde und etwas phosphorfaurem Eilen, belteht,
Der getrocknete Zieger lälst beinahe eben fo viel Afche
zurück, welche fich aber von der Käfealche dadurch
unterfcheidet, dafs fie etwas Glzfaures Kali und mehr
phosphorfaure Bittererde, als die Käfeafche enthält, Eifen
hat fie ebenfalls in geringer Menge *). Getrocknetes
D) Pfaff und Schwarz fanden in 1000 Theilen Milch überhaupt
0,032 phosphorfaures Eilen. (Johns chemifehe Tabellen des
« Thierreichs.) Ich fand in ıco Theilen Käfeafcehe, welche
ich aus 17% Gr. trockenem Käfe oder 6220 Gr. feuchtem
frifehen Käfe erhalten hatte, 1,4 pro Cent phosphorfaures
Eifen; in 100 Theilen Ziegerafche 1,1 pro Cent phosphor«
faures Eifen, die letztere. Afche enthielt zugleich noch 3
pro Cent falzfaures Kali, das"übrige beltand' beinahe bloße
Eiweifs läfst bei der Einäfcherung weit weniger Afche
zureck, höchftens r pro Cent; ich erhielt aus 630,
Gran getrocknetem Eiweifs (dem Eiweils von zehn
frifchen Hülinereiern)nur fechs Gran einer weilsen Ne
Auch
ai
aus phesphorfauren Erden, die Käfeafche aus & pro Cent.
phosphorfaurer Kalkerde mit 32,6 pro Cent phosphorfaurer
R Bittererde und etwas kohlenfaurer Kalk-und Bittererde, die‘
Ziegeralche aus 56 pro Cent, allo aus '8 bis 9. pro Cent
"weniger phosphorfaurer Kalkerde, und dagegen mehr phos-
phorlaurer Bittererde und ebenfalls etwas kohlenfaurer Kalk-
und Bittererde. Durch diefe wiederholten Glühungen und
Einäfcherungen der Zieger- und Käfekohle wurde der Platina.°
tiegel auf [einer innern Fläche Stellenweife angegriffen. Der
Phosphorgehalt diefer halb in Afche,; halb in Kohle ver.
wandelten Subftanzen erklärtdiefeEr[cheinung:: dje Phosphor-
fäure konnte fich in der Glühhitze durch die Kohle redu-
ciren, während fich der Phosphor bekanntlich in der Glüh-
“hitze mit Platina verbindet. — Merkwürdig ift es, dafs im.
Käfe und Zieger und deren Kohlen die phosphorfauern Erden’
und das Eifen noch nicht als folche enthalten zu feyn fehei-
nen, Ich pulverihrte die durch wiederholtes Glühen ‚Schon
halb in Afche verwandelten Kohlen fo fein wie möglich und ‚
kochte he in Königswaller fo lange, bis diefes nichts mehr
von fchon gebildeter Afche auflöfte; die übrigbleibende .
fchwarze, feine Kohle bildete aber demungeachtet wiederum
Afche derfelben Art, [obald ich fie aufs Neue der Glühhitze °
ausfetzte, (Berzelius fand ‚die gleiche Befckelahpg bei der ;
Einäfeberung des färbenden Pigments des Bluts, ' S. deflen,
Zulammenfetzung thierifcher Flüfhekeiten , Nürnberg bei
Schrag 1815, überfetzt von Dr. Schweigger.)
Die Beftandtheile der. Knochen find ebenfalls gröfsten-
theils phosphorlaure Erden, unterf[cheiden fich aber vor-
>. züglich dadurch von diefen, dals he nach Bucholz’s Unter-
fuchungen fchon als folehe gebildet in den Knochen enthalten
‚find, während diefes in den Producten der Milch nicht zu
feyn fcheint, vielleicht dafs dadurch die Verdauungskraft der
jungen Thiere in’ einer Lebensperiode unterftützt wird, in
- «welcher phosphorlaure Erden. zur Knochenbildung [o nöthig
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Verhalten von Tue,
Reagentien.
——
Schwefelfäure,
[che weilse von 1,808lliche Trübung,
Ipec, Gewicht.
Salpeterfäure von
1,2879 Ipec. Gewicht.
anna
engli-|veranlaßste eine weils-
Tab. I. Zu Meckels d. Arch.
aufgelöften Zufiand gegen Hieagenlien.
Eiweilsauflöfung.
—-—
etwas Schwefelfäure
gleich
viel Säure eine gelb-
braune Trübung.
ne _
etwas Säure grünlich-
telbe Trübungund Ver-
eini in Flocken,
welche lich in doppelt
[o viel Säure zum Theil
auflölten.
Syrte.
etwas Säure veranlaß-
te eine gelblich - weilse
Trübung, gleich viel
Säure eine röthlich-
braune Trübung.
a —
verhielt fich wie
Eiweils.
Abgerahmte Milch.
etwas Säure brachte das
Ganze zum Gerinnen ,
gleich viel Säure gab
eine carmolinrothe, un-
durchlichtige Auföfung
etwas Säure brachte die
ganze Malle zur Gerin-
nung mit grüngelbli-
cher Farbe, viel Säure
Fürbte das Ganze gelb.
Salzlänre von
1,0988 Ipec. Gewicht.
eıwas Säure l[tarke
weißse Trübung, im
doppelt [o viel Säure
löften ich die Flocken
zum Theil wieder auf.
etwas Säure [chwache
weilse Trübung, dop-
pelt fo viel Säure lölte
alles klar und farblos
auf.
etwas Säure veranlafste
eine Gerinnung deı
ganzen Malfe, welche
lich in mehr Säure zum
Theil wieder auflöfte.
—
etwas Säure veranlalste
dia,
Zieger und Eiweifs in ihrem natürlich
aan
Reine Molken.
eine Entwicklung von
Luftbläschen und leich-
te Trübung, doppelt [o
viel Säure gab eine
braune Trübung,
etwas Säure gab eine
gelhliche Trübung, viel
Säure Jölte alles auf,#
keine Veränderung.
Edigfäure.
keine Veränderung,
heiErhöhung der Tem-
peratur, Gerinnung.
wie Eiweils.
Gerinnmg und bei viel
Säure eine weilse, trübe
Auflöfung.
Schwefeläther.
(Naphtha vitrioli.)
fchwache weilsliche
Trübung.
wie bei Eiweils.
leichte Gerinnung,
keine Veränderung.
keine Veränderung.
Alkohol vini.
Sublimatauflöfung.
milchichte Trübung.
ftarke weilse Trübung,
anfangs mit einem!
Schein in’s röthliche,)
die Farbe blieb weiß,
felblt nach 24 Stunden,
Itärkere Trübung.
ftarke weilse Trübung
ohne Farbenverände-
„lrung.
Salpeterlaure
Ülberauflöfung
reitet,
Queck-)
kalt be-
weils - grauer Nieder-
[chlag, "der über Nacht
etwas röthlich wurde.
weilser Niederlchlag
ohne röthliche Fär-
bung.
Gerinnung in einen
lockern, unzulammen-;
hängenden Kuchen.
keine Veränderung.
blieb weils ohne he.
merkbare Gerinnung.
völlige Gerinnung,
weils bleibend.
bung.
weilse Trübung.
Salpeterfaure
filberauflöfung
bereitet.
Queck-
warm
ftarker weilser Nieder-
[chlag, welcher fich in
6 Stunden hellroth und
in 20 Stunden orange|j
gefärbt hatte,
[tarker weilser Nieder-
[chlag, welcher fich in
6 Stunden hellroth und
in 20 Stunden dunkel-)
roth gefärbt hatte,
völlige Gerinnung, über)
Nacht färbte lich cas}
Ganze carmolinroth.
milchichte Trübung,
welche fich in 20 Stun-
den eıwas röthlich ge-
färbt hatte.
Salpeterfaure Silber-
auflölung.
Itarker weilser Nieder-
fchlag, der fich über
Nacht auf [einer Ober-
Näche gelblich - braun,
fürbte.
(tarker weilser Nieder-
[chlag, der Jich über
Nacht auf der Ober-
Aäche röthlich - braun
Färbte,
‚leichte Gerinnung, die
Oberfläche des Geron-)
nenen Ffärbte lich über
Nacht dunkelröthlich-
braun,
weilser Niederfchlag,
über Nacht fich röth-
lich-braun färbend.
Schwefelfaure Silber-
auflölung.
leichte weise Trübung
und Niederfchlag, der
\ch über Nacht blau
färbte,
leichte weiße Trübung
und Niederfchlag, der
ich über Nacht violett
Färbte,
Gerinnung, die Ober-)
Näche färbte ich üher
Nacht, etwas röthlich.
leichte weilse Trübung,
über Nacht lich rölh-
lich- braun färbend.
Elüigfaure Bleiauf-
löfung.
Salzfaures Zinn.
(tarke weiße Trübung
und Niederfchlag, wel-)
cher felbft nach 24
Stunden noch weil
blieb,
Starke weilse Gerin-
nung.
wie bei Eiweils.
Gerinnung zu einem
ftarke weilse Trübung.
wie bei Eiweiß,
Kuchen mit weilser
'Fuwbe,
Gerinnung.
Schwefellaures Kupfer.
Schwefelfaures Eifen.
erde.
Gerbftoffauflöfung.
x a 1
Kohlenfaures Kali inröthlich-braune Auflö-| rothbraune ähnliche |röthlich- braune, trübe)
der Siedhitze.
Schwefellaure Thon-
weiße Trühbung, in
doppelt fo viel der Auf-
löfung löfte fich alles
klar auf,
Kung klar auflöfte,
einige Tropfen dichte
Gerinnung ingelbbrau-|welche fich
ne Flocken, welche
Menge der Auflöfung
völlig klar auflöften.
Vereinigung in
Flocken,
ee ee
ftarke Gerinnung mitlgelbweilse Gerinnung,
—
inilchichte
rößsern Menge
lig klar auflöfte,
Flocken.
gelblich. weilser Farbe.
Kung, durchfichtig.
Laab bei 15° R. zu-
gelerzt.
keine Veränderung.
Siedhitze ohne alle
Be n
Berne) und Gerin- |
Flocken. kleine
Banken, Polirtes Silber und Sin. erhielt durch keine
a ee Et wie ee
Auflölung.
'
keine Veränderung.
milchweiße Trobung
ohne en
kaum bemerkbare Trü-
bung, welche fich in
doppelt Io viel Auflö-
Trübung,
in einer]
der!
fich in einer größern|A uflöfung ebenfalls völ-
leichte Trübung ohne
Gerinnung zu einem
Kuchen.
leishte Gerinnung,
mehr Auflöfung löfte
das Ganze nicht mehr!
auf.
Gerinnung,
leichte Gerinnung,
uflöfung,
Venenblut.
wie faules
|
nach einigen Stunden]
Gerinnung in einen
zulammenhängenden
Kuchen,
———_
keine bemerkhare Ver.
inderung als auf der]
re e eine feine,
weilse Trübung.
blieb klar,
leichte Trübung.
ee FErIR
keine Veränderung.
Kerr er De
ftarke Trübung,
ee ee et ı
etwas bräunlich fich
färbend.
IT — —
keine Veränderung.
EN N
keine Veränderung.
[Schwache weiße Trü-
EEEE
—
==
=
StRrTse
>
esse. za ee do 3 Sc. gu. y 222
un
LEN BE LEER Y 575
" welche, Aus kohlenfauern, falzfauern und ‚phosphor-
fauern, gröfstentheils erdigen, Salzen ohne Eifenoxyd
beftand, diefelbe Menge Zieger und Käfe geben dreifsig,
bis fünf und dreilsig Gran der obigen Afche.
In den Handbüchern der Chemie und Phyhologie
findet man: gewöhnlich den Satz aufgeltellt, dafs die
käfgten Theile der Milch durch das Läab, durch Säuren‘
und mehrere Mittelfalze abgelchieden würden, welche
nähere Beltimmwugen diefer Satz nun in Beziehung auf
den eigentlichen Käfe, auf Zieger und Eiweils erhalte,
zeigen folgende Verluche mit Reagentien, ‘Die zu.
diefen Verfuchen angewandte Syrte enthielt in tau-
fend Theilen Molken neun Theile Zieger (im trocknen
uftand gewogen) ‚in klarer Auflöfung; eine gleich
eoncentrirte Eiweilsauflöfung verlchaffte ich mir aus
gewöhnlichem frifchen Eiweils, welches 15,5 pro
Cent trockenes enthielt, durch Zufetzen von deftil-
lirtem’ Waffer; die abgerahmte Milch wandte ich im
natürlichen. Zuftand an, da mir bis jetzt; kein Mittel
bekannt ift, die Ziegertheile aus der Milch abzu-
fcheiden, ohne dafs nicht auch die Käfetheile damit
gezinnen ; zugleich verband, ich damit noch eine Reihe
von Verfuchen mit Molken felbft, weil alle Verände-
Bo welche fie etwa mit den Reagentien bewirken,
“die Verfuche mit Syrte und ganzer Milch eiu-
Rigfsen müffen. (Siehe die beiliegende Tabelle 1.)
„Es ergiebt ich aus diefen Verfuchen, dafs, die
Käfetheile der Milch durch die meilten Reagentien
affleirt werden, durch welche die Eiweils- und Zieger-
auflöfung eine Veränderung erleiden, die Siedhitze «
e allein macht eine Ausnahme, durch fie geriant
das. Eiweils, die klare Ziegerauflöfung zeigt eine
weilse Trübung, gleichlam den Anfang | einer Gerin-
nung, wobei aber bei reiner, gewöhnlicher, nicht faurer
$ joch keine Vereinigung in Flocken Statt lindet,
die aufgelöften‘ Käfetheile fcheinen durch fie ‚in Bezie-
‚hung auf Gerinnung, nicht affeirt zu werden; dafs
übrigens dennoch einige Einwirkung auf fie Statt'habe,
zeigt die Erfahrung, dafs gelinde Erwärmung die
Coagulation befördert, und dafs die Käfe fefter wer-
den, wenn eine höhere Temperatur , als dreifsig beim
Zufetzen des Laabs angewandt ‚wird *),
Das thierifche Laab zeichnet fich vor allen übri-
en Reagentien dadurch aus, dafs es am reinften die
Käfetheile abfcheidet, ohne die Ziegertheile zu afhci-
ren; ich bemühte mich bisher vergebens eine Subltanz
zu finden, welche die gleichen Kisatenuhen hätte,
Der Saft aus den Kelchfchuppen derDiftelarten, eben fo
der Sauerampferarten, welche ich hiezu anwandte,
brachten mir ebenfalls Käfe und Ziegertheile zugleich
zur Gerinnung, nicht aber den Käfe allein.
Fäffen wir alle diefe Erfcheinungen zufammen, fo
nähert fich der Zieger dem Eiweils mehr als dem Käfe,
zeigt
—
» Ein ‚Senne Tagte mir, dals die Gerinnung der Milch, zu der
fchon Laab bei der gehörigen, Temperatur geletzt fey, beförs,
dert werde, wenn man in den kupternen Keffel eine flberne
Münze werfe, [ollte der Keffel auch vierhundert, bis fünf
hundert Pfund Milch enthalten. Ich vermuthete auf Galva«
nismus, konnte mich jedoch durch eigene Verfuche nichg
davon überzeugen, Ohne Laab, blofs durch Hülfe einer Alber-
nen Münze, ‚kam die Milch gar nicht zur Gerinnung, mis
Laab verletzt ftellte fich die Gerinnung nicht früher als
gewöhnlich ein, eben fo wenig konnte ich eine frühere
Gerinnung bemerken, wenn ich in die mit Laab verletzte
Milch ein Plattenpaar aus Kupfer und Silber legte, leicht
kann über den Anfang’ der Gerinnung eine Tüufchung State !
finden. Durch verftärkten Galvanismus in dem Kreife der
galvanilchen Säule hingegen gerinnt fowohl Käfe als Zieger
und Eiweils um den politiven Pol, olıne allen Zufatz von Laab,
| Krul h
Fe Euch
E Tab. Il. Zu Meckels d. Archiv. ID. 4. S. 577.
Vergleichung zwifchen RKäfe, Zieger und Eiweijs.
mern...
AmMAAAAAAAI ARMANI Ananda anna
Walflergelhalt.
Te a we
— _
der Erifel derfelben - Theil Auf Weifse engli- Alche.
er frifch- 2 r f a f . ı00 Theile 2 DE Aller
Subltanzen. ebarkaieı der Auflöfung, wie | „ronnenen. Subftanz, | im frifchen,] im aus- im naflen, | im halb aus-| Surhalten 1,700 Theile Specihfches fche 5, bwes | Sseare, Salpeter- 100 Theile der trock-
fie fich in der Natur noch nal Nr ap he | befeuchteten | setrockneten frifehen {getrockneten | ;,,, Frilchen der trockenen) Gewicht, felläure. Säure, nen Suhltanz geben
Subftan., jausgetrocknetl Zuftend. Zuftand. Zuftand. Zuftand. Zufkamd Subltanz an Alche,
5 en kommen.
nn mm | nen — —
bildet eine
die Ober-
bläht fich
hart, horn- Käfe- ä klare, gelbe! 2
gerinnt durch das | yeifs und undurch- gelblich- | in Fäden | artig mit gelchmack [78,7 Theile im frifchen| ine dun- ee Auflöfung, ndr DE 56 2. ren
Laab, blolse Wär- fichtig, er giebt der j weils, lich zie- | Blalenräu- Jeigenthüm-} mit etwas | ırockenen | 158 Theile] Zuftand kelrothe, lich dunkel- auf deren | nd bilder ae ee Koe
me, felbft Siedhitzel Milch ihre weilse weils. undurch- | hend und [ınen,.charf-[licher Käfe-| unfchlitt- 7 Küfe mit | Waller. 1,100 |trübe Auf blau, er Jofı| Oberfläche |;,, der Sied.| phorfaurer Be
bringt ihn nicht Farbe fichtig mit| elaftifch, | kantige |gefchmack.} ähnlichem] 61,3 Thei- im trocke-.| jofune, fich. größz | Ach etwas | „ze eine lerde und etwas
zum Gerinnen. Fettglanz. zähe. Bruch- Neben- jlen Waller, nen 1,259. SE entheil hutterähn- |, uheweifse/Eifen N
Stücke, gelchmack. auf. liches ab- Aufiöfung. i
letzt.
gerinnt durch
hart, ohne
Unfchlitt-
Zieser in der deutlchen ]Fllgfäure, welche) graulich- [chleimig Blalenräu- | Eiweils- eine ähn- erhält Kichlaap.C, peftelend
See ın der Siedhitze zu RE As a weils, un: Beieer) 8 ERtcihe gelchmack gefchmack, 15,6 Theile : „Jim Kralehen ben erg liche Auf- ähnlich Bis P ee A
Seraiin der franzöfilchen selenge a le a Er = Käfes durchlich- Ne is 5 zerfpreng- ee NE Bl Delle; trockenen nie Zulı and kel’röth- Br verhält ich} dem Käfe , |phosphorlaurer Bit-
Sahwerz Siedhitze allein |in der Syrte eine tig, ohne [St Ich nie Bar in Neben- | befeuchtet, | Zieger mit | Waller. | 1,055 |iich-braune] cbe aber | \wie Käfe.. | ift jedoch |tererde mit etwas
x i AR wird die Auflöfunglklare, hellgrünliel e Glanz, | in Fäden | nehene |gelchmack [Gelchmack | 44,4 Thei- im trocke- Auflöfung. mehr ins ahwrerar leiten keltund
Seiras in der italienifchen]| trübe ohne Gerin- Auflölung, trübe- ziehen, lich) Bruch. nach und Geruch| len Waller. nen 1,555. Violette auklöslich: Eilen:
Schweiz. nung, Laab gerinnt anhängend.| fucke Unfchlitt. | nach Seile, fpielt,
fie nicht. r
Id idet ei. |lölt lich völ- ;
bildetimnakir: [chleinäg hart, Lpröde, erleidet ei- [lölt lich vö, Kan hat
gerinnt durch
+7 Theile
trockenes
$ TR R N ähnliche!lig kl d
Jlolse Temperatur- lichen Zuftand eine hellgelb, En leicht zer- | eigen- im frifchen ne ähnliche 6 “a 1a lich ans kohlenfauren,
-Auflöfune 5 Au Zuftand | eine dun- |srau- blaue| mit gelber n
Eiweils, erhöhung, [chon |, a0 8 nl: weils Bene anhängend,, ns thümlicher Eiweils- |Eiweils mit) 488 Theile |° 1,048 kelbraune |Farbenyer-| Farbe auf zarh, ' Boa ausm 2
hei 55°R. fängt dielin den Eiern hell. - Jumd durch-| © in [charfe | Fiweils- [chmack. 133 Theil Walt al Auflöfune, | 3 6 ohne etwas [chwerer |alzfauren,gröfsten-
GH ns grünlich, im Blut- [cheinend lafsr- ol Bruch:# |vefohmack. |e* "mack- ee Ike nt er. | im trocke. | Auflöfung. | änderung j hı auf theils erdigen , Sal-
erinnung an, 5 s ai A- eo) ” 2 1% = ;. | butterähn- ” .
1= waller gelblich. 15 = a Stücke. r nen 1,544. ee Bahasa zen ohne Eifen.
letzen.
arm ta A Een ee
Kt
oa
ae En u,
zeigt aber dennoch wieder mehrere Verfchiedenheiten,
fo dals er richtiger eine Mittelbildung zwilchen Eiweils
und Käfe genannt zu werden verdient, wie aus der '
beiliegenden tabellariflchen Zufammenftellung näher her-
vorgeht. (S. Tab. Il.)
"Ueber die Milch der fri/chmelkenden Kühe.
(Das Coloftrum.)
Die Milch der frifchmelkenden Kühe (derjenigen
Kühe, welche erft vor kurzem gekalbt haben) zeigt
einige merkwürdige Erfcheinungen, welche eine nähere
Beachtung verdienen und mit dem zunäch[t vorher-
gehenden in naher Beziehung ftehen.
In den 'erften vier und zwanzig bis .fechs und
dreifsig Stunden nach dem Kalben, wo diefe Milch
Coloftrum genannt wird, befitzt fie eine eigenthiimliche
gelbe Farbe, ein bedeutend gröfseres fpecihiches Ge-
wicht als gewöhnliche Milch, diefes grofsen fpecifilchen
Gewichts ungeachtet fetzt fie weit mehr Rahm ab-als
gewöhnliche Milch. Wird fie frifch in den Milchmelfer
‚gebracht, fo fammelt fich oben ein hochgelber, auf
feiner Oberfläche butterähnlicher, Rahm, welcher zu-
'weilen die Hälfte der Röhre erfüllt, unter ihm bleibt
eine blaue Milch zurück, in welcher nichts von der
zuvor gelben Farbe zu bemerken ilt, fie befitzt viel-
mebr eine weifsliche, auffallend ins blau- grünliche
Spielende Farbe, he hat ebenialls ein bedeutend gröfseres
fpecififches Gewicht als gewöhnliche blaue Milch,
Wird aus dem gelben Rahm auf die gewöhnliche _
Art durch Schüttela oder Stofsen die Butter abgefchie-
den, fo erhält man ftatt der gewöhnlichen Butter,
eine [chöne dunkelgelbe, butterähnlicheSubltanz, welche
M d, Archiv. IV. 4. i 0q
fich bei, der Bereitung in kugelförmige Körner ballt ?)
und. fich von der gewöhnlichen Butter durch eine auf-
fallend eigelbähnliche Farbe, mehlichten Beigefchmack,
geringere Eettigkeit und beim Sieden im Wälfer voll-
konimen eigelbähnlichen Geruch auszeichnet. Vom ‘
Eigelb felbft unterfcheidet fich übrigens diefe Subftanz
wiederum durch eine, gröfsere Fettigkeit, ‚geringeres
fpecifilches Gewicht, völlige Schmelzbarkeit in erhöheter
Temperatur; fo-dals be mehr eine Annäherung zu die-
fem'und eine Mittelbildungzwilchen gewöhnlicher Butter
und Eigelb zu feyn er 2) ; la
Die nach Abfcheidung der Buttertheile übrig:
bleibende Buttermilch befitzt wieder eine gewöhnliche
weifse Farbe, welche von den etwa noch in ihr fufpen-
dirten Buttertheilen nur wenig ins gelbliche fpielt,
übrigens ilt fie ebenfalls bedeutend fchwerer als ge-
wöhnliche Buttermilch.
Die unten ftehende abgerahmte blaue Milch zeigt
eine nicht weniger merkwürdige Erfcheinung, Die
oben erwähnte eiweifsähnliche Ziegerlubftanz ilt in ihr
überwiegend, fie enthält davon fechs bis fieben Mal
mehr als gewöhnliche Milch. Nach wiederholten Ver-
fuchen fand ich bei gewöhnlicher Kuhmilch der hiehigen
Gegend das Verhältnifs des Käfes zum Zieger (im aus-
1) Die gewöhnliche Butter zeigt im Augenblick ihrer Entfte-
hung eine Art Kryltallifation,, fie bilder fich in kleinen Kör-
nern, welche fich erft bei Fortferzung des Stoßens und
Schüttelns in unförmliche gröfsere Mallen vereinigt, diefe
gelbe Butter zeigt eine auftallende Neigung zur Kushlänng,
die Kügelchen find gröfser als die Körner der gewöhnlichen
Butter.
2) Eine genauere vergleichende Unterfuchung diefer drei Sub-
ftanzen hoffe ich in der Folge mittheilen zu können.
getrockneten Zuftand verglichen) wie 100 zu 17, 18
und 19. Bei diefer erften Milch fteigt diefes Verhältnifs
bis 1002:106, einigemal fand ich die Menge des Ziegers
noch gröfser, fo dafs die erfte Milch wahrfcheinlich
immer mehr Zieger als Käfe enthält. Schon durch
die Siedhitze fcheidet fich ohne allen Zufatz von Säure
diefer Zieger ab, welcher fich nach allen finnlichen
Merkmalen dem geronnenen Eiweifs noch mehr nähert
als der gewöhnliche Zieger. In dem übrig bleibenden
Serum (Molken) konnte ich die Salze nicht in fo
bedeutender Menge finden, - um blofs aus ihnen die
eigenthümlichen Wirkungen -der erften Milch erklären
zu können, es weicht verhältnilsmälsig weniger vom
Serum gewöhnlicher Milch ab, von dem es auch in
Anfehung feines fpecihfichen Gewichts nur wenig ver-
fchieden ift.
Diefe Erfcheinungen zeigen fich am auffallendften
in den erften zwölf Stunden nach der Geburt, die
gelbe Farbe und gelbe Butter verlieren fich nun täglich
mehr und in drei bis vier Tagen ift die Milch gewöhn-
licher Milch wiederum ähnlich. Folgendes Detail von
Verfuchen giebt ein deutlicheres Bild von diefen Ver-
änderungen. Ich erhielt die folgenden Relultate in
den erlten Tagen Aprils, wo noch keine grüne Fütte-
rung Statt hatte.
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TE 581
Ich wiederholte diefe Verfuche bei mehreren"
Kühen, das Hauptrefultat war nieht immer das Gleiche;
bei einzelnen Kühen bemerkte ich, dafs ihre gelbe
Milch in den erlten "Tagen mit rothen, blutähnlichen:
'Theilen vermifcht ift, in dem Milchmeffer fetzten fich
diefe, den Blutkügelchen ähnliche, Theilemit dem gelben
Rahm ab, Ge bildeten die unterften Schichten des
Tıahms, zunächft über der blaugrünlichen unten ftehen-
den Milch, bei diefen Kühen währte.es gewöhnlich
einige Tage länger, bis ihre Milch wiederum der ge-
wöhnlichen Milch ähnlicher wurde, der Ziegergehalt
und die gelbe Butter verminderten fich gemeinfchaftlich
langfamer. Bei Kühen, welche fehr viele Milch geben,
zeigt Iıch diele Erfcheinung nicht felten.
Es [cheint mir in phyfiologifcher Hinficht eine
befondere Aufmerkfamkeit zu verdienen, dafs in den
erften Tagen nach der Geburt, wo die Bruftdrüfen in
erhöheter Thätigkeit find, in der Milch eine mehlichte,
eigelbähnliche Butter und der Zieger in fo bedeutend
gröfserer Menge als in gewöhnlicher Milch enthalten
ind, und hier zwei Subftanzen deutlicher hervor-
treten, welche dein Eigelb und Eiweifs der Vögel zu
entfprechen fcheinen ').
») Vergleiche ich diefe erwähnten Beftandtheile der Milch mit
denen des Bluts, fo ergeben Iich folgende Aelınlichkeiten:
Das Eiweils im Serum des Bluts ‘fcheint dem Zieger der
Milch, der Faferftolf des Bluts (der fich ! ebenfalls durch
" feine leichte Gerinnbarkeit auszeichnet) dem Käfe der Milch
(welcher Ach im frifchen Zuftand, wo er elältifch ift und
Sich etwas in Fäden ziehen Jäfst, noch mehr dem Fafer[toff
nähert), die Blutkügelehen des Bluts hingegen der Butter
der Milch zu entfprechen, beide letztere dürften gemein-
fehaftlich dem Eigelb der Vögel zu vergleichen feyn, aus
welchem. lich bekanntlich ebenfalls ein fettes Oel abfcheiden
lüfst, Die lerztere Vergleichüng fcheint vorzüglich durch
die Erfcheinungen im Coloftrum beftätigt zu werden,
582 PN nn
Ben Zerlegung der Milch im Grofsen.
‚ Ich füge hier noch die Refultate einer Zerlegung
der Milch mit gröfsern Quantitäten bei, wie fie gewöhn-
lich mit der Milch von ganzen Heerden von den Sennen
gemeinfchaftlich vorgenommen wird; da die Milch je
nach der verfchiedenen Gefundheit und Nahrung der
Thiere in ihren einzelnen Beftandtheilen fo bedeutende
Verfchiedenheiten zeigt und man daher bei einzelnen
Zerlegungen leicht auf Abweichungen vom natürlichen
Zuftand treffen kann, fo dürfen fie nicht ohne Interelfe
feyn.
Die Zerlegung wurde mit 480 Pfund Milch vorge:
nommen,
Ich erhielt aus taufend Theilen ganz frifcher
Milch, welche in flachen Gefäfsen in einer Temperatur
von 10° Reaumur ruhig in einem Keller fich überlaffen
wurde, in vier und zwanzig Stunden hundert T'heile
Rahm, und aus diefen vier und zwanzig Theile Butter.
Die erhaltenen fechs und febzig Theile Buttermilch
wurden den neunhundert T'heilen. abgerahmter Milch
zugegoflen , das Ganze bis zur Kuhwärme (bis gegen
30° Reaumur) erwärmt und nun „55 pro Cent Laab ')
1) Die Zubereitung des Laabs ift nicht überall gleich, das Wefent-
liche und Wirkfame befteht aber immer in dem Salt aus
dem vierten Magen, dem Lasb- oder Gerinnmagen eines ge-
funden Kalbes. Die Sennen wählen Kälber von zwei bis
vier Wochen, welche vorzüglich mit Milch genährt worden.
find. , Der Inhalt des Magens wird ausgeleert, ohne ihn
auszuwafchen und in mülsiger Wärme getrocknet (gewöhn-
lich gefchieht .diefes in den Sennhütten im Rauch über dem
Käfekeffel) wo er dann Jahrelang aufbewahrt werden kann.
Einige Tage vor dem Gebrauch wird der Magen zerlchnitten
und inzwei Pfunde Molken eingeweicht, auch etwas weniges
Salz zugefetzt; die erhaltene Flüliskeit ift das Luab, Statt
der Molken mit etwas Salz, kann auch blo[s laues Waller -
nr 585
zugeletzt,. in heben. bis acht Minnten coagulirte das
Ganze in einen zulammenhängenden N a
Kuchen, ich erbielt dadurch 1ro Theile Käfe, im Päich.
ten, frifch ausgeprefsten Zuftand gewogen. Die ab-
laufende klare Syrte der Siedhitze ausgefetzt, erhielt
wiederum eine milchweilse Farbe (wurde zu Käfemilch)
und fünf bis fechs pro Cent Effig (Molkenefhg) brach-
ten he zur Gerinnung, ich erhielt funfzig Theile Zieger
(ebenfalls im feuchten, frifch ausgeprefsten Zuftand ge-
wogen). Die erhaltenen klaren Molken (Schotten)
wurden abgedampft, und dadurch 77 Theile roher
Milehzucker erhalten.
Die ıro Theile feuchter Käfe gaben 42,6 Theile
bei 24° Reaumur langlam, völlig ausgetrockneten Käfe.
Die 5o Theile feuchter Bieger gaben 7,87 trocke-
nen Zieger, .
. Die Refultate akt Yerlarihe find dahee diefe:
-.. 1000 Theile ganze Milch enthielten
110 —- frifchen Käfe,
so — frilchen Zieger;
24 —- Butter,
77 — rohen Milchzucker,
739 — Waller,
und im ausgetrockneten Zuftand:
1000 Theile ganze Milch enthielten
426 — trocknen Käfe,
7,87 — trocknen Zieger,
24,0 — Butter;-
-..7%0 — Milchzucker,
848,53 — Waller. Wr
„genommen werden, die Sennen ziehen aber das erftere vor,
weil fich dadurch.das Laab länger erhilt, kräftiger ir
und nicht£o leicht fault, wodurch es wieder unwirkfam wird,
\4
Blaue abgerahmte Milch enthielt in 1060 Theilen:
43:64 Theile trockenen Käfe, _ '
8.06 —- trockenen Zieger,
78,94 — Milchzucker,
‚869,34 — Waller.
1000 Theile Rahin enthalten:
240 Theile Butter,
33 — Kälte,
6 — Ziegen, -
721 — \Molken. |
Die 721 Theile Molken geben 60 Theile rohen
Milchzucker !), i
3) Der rohe Milchzucker enthält noch Sehleim, Milchfäure,
falzlaures Kali und Phosphorfäure, gröfstentheils erdige
Salze und elhigfaures Kali, hundert Theile deffelben enthalten
gegen achtzig Theile reinen Milchzucker. _Die nach Abfchei-
dung der Butter aus dem Rahm zurückbleibende Buttermilch
verdient hier noch eine nähere Erwähnung. Sie befteht aus
blauer Milch, welcher noch Bnttertheile fo innig beigemengt
find, dafs fie fich durch blofse Ruhe nicht mehr aus ihr
abfcheiden; diefer Buttertheile ungeachtet behtzt fie aber
ein etwas grölseres (peeihfches Gewicht als die baue abge-
rahmte Milch, wovon ich mich durch wiederholte Verfuche
überzeugte, ob man gleich das Gegentheil wegen der Leich-
tigkeit der Burtertheile erwarten follte.. Die Beftändtheile
der Milch fcheinen daher während der durch Stofsen und
Schüttelm veranlafsten Butterbildung cine chemifche Aende.
rung und innigere Verbindung mit einander zu erleiden.
Die Luft, welche, lich bei der Bntterbereitung entwickelt,
zuweilen in folcher Menge entfteht, dals fie die Gefülse zu
zerfprengen droht, beftelit bei nicht ganz frifchem Rahm aus
Kohlenfiure, bei ganz frifchem Rahm, welchen ich in luft-
dicht verfchloffenen, gläfernen Gefäfsen bis zur Vollendung
+ der Butterbildung [chüttelte, konnte ich keine Luftentwick-
lung bemerken, die übrigbleibende Luft beftand noch aus
Lebensluft, Stickluft und kohlenfaurer Luft in den gewöhn-
. lichen Verhältnilfen, fie enthielt‘ noch völlig 21 pro Cent
Lebensluft. Um zu fehen, ob Rahm als folcher (die
Im’ Allgemeinen läfst fich daher fagen:
100 Pfund Rahm geben 24 Pfund Butter.
100 — blaue Milch geben 12 Pfund frifchen Käfe,
100 — Syrte geben 5 Pfund frifchen Zieger.
Vergleiche ich diefe Zufammenfetzung der Milch
mit den vor kurzem von Berzelius *) in Schweden
über die Kuhmilch mitgetheilten Analyfen, fo finden
Ach bedeutende Verfchiedenheiten, welche auffallend
zeigen, wie viel”die verfchiedene Lage, Nahrung und
Klima auf diefe Verhältniffe einfiefsen. Die Milch in
Schweden enthielt in hundert Theilen Rahm nur 45
Theile Butter, während die hiefige Milch in demfelben
Quantum vier und-zwanzig "Theile Butter enthielt; die
abgerahmte blaue Milch enthielt in Schweden in tau-
fend Theilen nur acht und. zwanzig Thheile Käfe, ich
fand hier in demfelben Quantum 42,6 Theile Käfe und
„Lebensluft ablorbire, brachte ich kleine Quantitäten deffel«
ben mit atmolphärifcher Luft in luftdicht verfchloffene Glas-
Nlafchen, in einer Temperatur von drei bis vier Grad Reau«
mur , wo lich keine Fäulnifs annehmen läfst. Schon in weni-
gen Tagen hatte er die darüber [tehende Lebensluft der atmo-
fphärilchen Luft abforbirt, das Volumen der Luft war ver-
anindert, und die Lebensluft zum Theil in Kollenfäure ver
“wandelt, ein Theil diefer Lebensluft [cheint in dem Rahm
zurück zu bleiben und fich dann bei der Butterbildung als
Kohlenfäure zu entwickeln. Käfe, Zieser, Eiweils und
Butter abforbiren auf ähnliche Art die fie umgebende Lebens-
luft, und verwandeln fie in Köhlenfüure, beim Käfe fand.
äch die 21 Theile Lebensluft der atmofphärifchen Luft genau
in 2ı Theile Kohlenfäure verwandelt. — Frilche Butter-
milch aus [iülsem Rahm kann der blauen Milch bei der Kiäfe-
bereitung ohne Nachtheil zugefetzt werden ; bei etwas altem
Bahm ift es aber nicht rathlam, weil dadurch leicht die
Milch fich fcheidet, und Käfe aud Zieger zugleich zur Ge-
zZinnung kommen.
3) Berzelius: über die Zofammenfetzung tliierilcher Flüffigkeiten,
überf. von Dr. Schweigger. Nürnb. bei Schrag. 1815.
586 -_—
"7,87 Theile Zieger. ' Im’ fpeciffchen. Gewicht rdiefer
Flülßgkeiten zeigen fich entfprechende Verichiedenhei-
'ten. '\ Berzelius fand das fpecihfche Gewicht des Rabms
in Schweden = 1024;4; 'in der Schweiz findet ich
dler'Rahm oft von 1011,9 Ipeeifilchem Gewicht.” Das
djpecihlche Gewicht der blauen. abgerahmten Milch fand,
‚blerzelius — 1033, bier, wo lie reicher an ‚Räfetheilen
ift, finde ich fe-gewöhnlich = 1036 bis 1037. ;
Noch glaube ich hier bemerken zu müllen, dafs in
Hofwyl das ganze Jahr hindurch Stallfütterung einge-
führt ift, undes noch ziemlich von den Gebirgen entfernt
‚liest‘, fo dafs’die'Milch in vielen, auch tiefern, ebenern
\Gegenden'auf diefelbe Art zufammengelfetzt feyndürfte,
ir’ fruchtbaren Thälern Würtembergs fand ich fie.auf
ähnliche Art zufammengeletzt: Kühe auf guten Alpen-
weiden’ gaben dagegen eine an Butter, Käfe und Zieger
noch reichere Milch, Die verfchiedene Güte. der
Schweizerkäfe beruht theils auf diefer Verfchiedenheit
der Milch, theils und vorzüglich in der verfchiedenen
Art der Trennung .und.Ausicheidung, ihrer einzelnen
"näheren Beltaudtbeile *) und dem verfchiedenen Ver-
‘fahren, wie die Käfe nach ihrer Ausfcheidung aus der
Milch oft noch Jahrelang behandelt werden. n
'ı1) Bei Bereitung der fetten Schweizerkäfe wird die an fich fchon
fette Milch unabgerahmt durch Lsab zum Gerinnen gebracht,
die magern 'Schweizerkäle werden aus abgerahmter lülser
* Milch bereitet, fie enthalten. blofs Käfe ohne Zieger. Die
Falfcherinkäfe (Vacherein, fette ‚Schmier - oder See
werden blofs aus Rahm gemacht, fie beftehen verhältnilsmälsig
alfo gröfstentheils aus Butrertheilen mit nur wenig wirklichem
'Kife. Halbfette Käfe werden zur Hälfte aus abgerahmter, und
zur Hälfte aus unabgerahmter Mileh gemacht. Die Kräuter-
käfe ‚(Schabziegerkäfe) enthalten die Käle- und Ziegertheile
zugleich, welche man ohne Rahm in erhöheter Temperatur
durch Effig zur Gerinnung bringt, dann gähren läfst und mit
ulverihrtem blauen Steinklee (Trilolium Melilotus ooerulea)
er in eigenen Mühlen zu diefem Zweck gemahlen wird,
. zum Theil. ‚auch‘ mit andern gewürzhaften Kräutern innig ver-
mifcht und durchgearbeiter in Formen bringt, hr
————
PRaLeIIGgERTBBaE.
1. W. Prout Beflchreibung einer, aus der
Harnfäure bereiteten [auren Subftanz.
(Phil. Transact. 1818. Gelefen Jun. ı1. 1818.) ,
Während einer, in pathologifeher Hmlicht unternomme-
nen Unterfuchung der Beltandtheile des Harns, gerierh
ich auf die Beobachtung der bekannten purpurfarbenen
Subftanz, welche durch die Wirkung der Salpeterläure
und der Wärme auf Harnfäure erzeugt wird. Im Allge-
meinen hält man die, auf diefe Weile entfteheide Farbe
‘für ein eigenthümliches Merkmal der Harnfäure; indellen
fand ich, dafs diefe Subltanz aus Ammonium und einein
“eigenthümlichen lauren-Princip befteht,
- Man erhält diefes letztere durch Digeriren der rei-
nen Harnläure in verdünnter Salpeterfäure, wohei ein
"Aufbraufen entlteht und die Harnfäure aufgelöft wird,
" Darauf muls die überlchülfige Salpeterfiure mit Ammonium
"gelättigt und das Ganze langlam durch Verdunlten con-
centrirt werden. In dem Maalse als das Verdunften vor-
fchreitet, wird die Auflölung dunkler purpurfarben und
dunkelrothe, körnige, bisweilen auch grünliche Kryftalle
fchlagen lich bald in Menge nieder. Sie beltehn aus
dem Sauren Princip und Ammonium. Eriteres kann rein
erhalten werden, wenn man das Ammonium durch
-Sehwefel- oder Salzläure entfernt., Um, was etwas [chwie-
rigift, die Säure ganz farblos zu erhalten, wurde das
alkalifche Gemifch in ätzender Kalilauge aufgelölt, und
fo bis zum völligen Verfchwinden der Farbe angewandt,
dann diele alkalilche Auflölung tropfenweife in verdünnte
Schwefelfäure gethan, dadurch das Kali aufgelölt und die
Säure rein erhalten. Auch die Chlorine bringt diele
Säure aus der Harnläure hervor: eben fo das Jode, nur
nicht in gleichem Maalse. Wird Harnfäure mit Jode eine
Zeitlang gekocht, fo löft fie lich zum Theil auf, Setzt
man nun zu diefer Auflöfung etwas Ammonium, und
wird das Ganze zur Verdunltung abgedampft, fo erhält
man eine wahrnehmbare Menge des Gemifches von Ammo-
nium und diefer Säure, ; Andere Subltanzen bringen mei»
nes Wilfens diefe Veränderung nicht herver. |
Nach Wollafton’s Vorfchlage werde ich diefes Princip
von der Eigenthümlichkeit deffelben, mit den meilten
Balen purpurfarbene oder rotlıe Gemilche zu, bilden,
Purpurfäure nennen,
Auf die obige Weile erhalten, erfcheint diefe gewöhn-
lich als ein [ehr feines, gelbliches oder rahmfarbenes Pulver
und hat mit.der Linle, vorzüglich unter Walfer, hetrach-
tet, einen perlfarbenen Glanz. Sie it farb- und ge-
ruchlos, [pecilifch weit fchwerer als Walfer, wenn lie
gleich, ihrer feinen Zertheilung wegen, langlam zu
Boden finkt. Läfst man fie fich aus irgend einer Flüllig-
keit, ‚worin fie lich auflöfen kann, langlam abfcheiden,
fo nimmt fe bisweilen die Geltalt dünner, perlfarbener
Schuppen an. Sie ilt [ehr fchwer im ‚Waller auflöslich,
fo dafs „5 Gran. in Icoo Gran Waller Jange gekocht,
nicht völlig aufgelöft war. Das Waller bekam einen
purpurfarbenen Schein, den es auch nach dem Abkühlen
behielt, ungeachtet es lich dabei [ehr (chwach trübte ).
In Alkohol und Aether ift lie unauflöslich. In allen con-
centrirten Mineralfäuren und den Alkalien löft fie lich
leicht auf, nicht dagegen in verdünnter Schwetel-, Phos-
phör-und Salzläure, eben fo in Klee-, Citronen- und
Weinlteinfäure. Concentrirte Salpeterläure löft lie Schnell
mit Aufbraufen auf, und ilt lie in Uebermaals vorhan-
den,‘ wird zugleich Wärme angewendet, fo wird ein
1) Ich weifs nicht, ob diefe Purpurfarbe von einer Auflöfung
einer geringen Menge Purpürfänse herrührt, ob hie daher
eine purpurfarbene Auflölung bildet, oder ob die Farbe von
einer durch die Zerletzung eines kleinen Theiles der Säure
bereiteten Bildung von etwas Ammonium herrührt, welches,
indem es fich mit der übrigen Purpurliure verbindet, das
purpurfaure Ammonium erzeugt. as letztere Scheint mir
Tichtiger. >
Theil der Säure zerfetzt und Ammonium gebildet. Wird
durch die Wärme die überfchüffge Säure entfernt, lo
erhält man das purpurfaure Ammonium, gerade, als
wäre auf ähnliche Weile etwas Harn[äure behandelt wor-
den. Chlorine wirkt ganz ähnlich. Eben fo wird Purpur-
fäure mit Hülfe der Wärme in concentrirtem Ef[fig [chnell
aufgelöft.
Auf Lackmuspapier wirkt fie, vermnthlich ihrer
Unauflöslichkeit wegen, wenig ein. An der Luft zer-
Riefst Ae nicht, nimmt aber allmählich eine Purpurfarbe
an, vermuthlich, indem fie etwas Ammonium aus der
Luft anzieht, oder durch Zerfetzung aus fich [elbft ent-
wickelt. ;
Durch die Hitze wird weder Zerflielsen noch Subli-
mation bewirkt, wohl aber entfteht eine Purpurfarbe
“ durch Bildung von Ammonium, dann allmähliches Ver-
brennen ohne merklichen Geruch. Einwirkung der,
Hitze in verfchlolfenen Gefäflsen erzeugt eine beträcht-
liche Menge von kohlenfaurem Ammonium, etwas Blau-
Säure “und eine geringe Menge einer Flülbgkeit von öli-
‚gem Anfehen, während etwas Kohle in Pulverform übrig
bleibt. Werden beftimmte Mengen mit dem Kupferoxyd
verbrennt, fo [cheint lich zu ergeben, dafs 100 Theile
beftehen aus
Walferftoff_ 4,54 ent[prechend 2 Atomen,
Koblenftoff 27,27 _ zur um
Sanerfioff 36,36 _ a
- Stickftoff 31,81 wis 1
Die Purpurfäure verbindet fich mit den Alkalien,
alkalifchen Erden und Metalloxyden. Sie treibt mit Hülfe
der Wärme die Kohlenfäure aus den kohlenlauren Al-
'kalien, verbindet lich aber, fo viel ich bemerken konnte,
mit keiner andern Säure. Hierdurch unterfcheidet lie
“fich hinlänglich von einem Oxyd, und wird als Säure
charakterifirt. Ueber ihre vorzüglichlten Salze läfst ich
Folgendes bemerken.
Purpurfaures Ammonium. Es kryltallihirt in vierfeiti-
gen Prismen, die hei refractirtem Licht gefeben,, durch-
Gichtig und dunkelroth find, unter. reflecürtem Lichte
590 _.—
dagegen an ihren breitelten, einander entgegengewende-
ten, Flächen glänzend’ grün, an 'den beiden übrigen röth-
lich hraun, oder, Be ihr ftarkem Lichte [chwach
grün erfcheinen. Diele Figenthümlichkeit [cheint mehr
oder weniger ‚allen übrigen alkalilchen oder erdigten
Salzen ann ee hängt wohl von dem Baue
der Kryftalle ab. _Dieles Salz löft fich in 1500 Theilen.
Walfer bei 60°, weit leichter in-kochendem auf, Die
Auflöfung it fchön karmin- oder rolenroth. In reinem
Alkohol oder Aether ift es wenig oder gar nicht auflös-
lich. Die wäfferige Auflöfung ift [chwach fülslich , aber
geruchlos. Setzt man lie zu Auflöfungen anderer Neutral-
falze, fo bilden füich die 'meilten der folgenden purpur-
fauren Salze.
Purpurfaures Kali. Setzt man eine kochende, ge-
Tättigte Auflöfung des. purpurfauren Ammonium zu einer
Auflölung von TE Kalı, [o erfolgt ein braun-
rotber Niederfchlag von purpurlaurem Kali. Langfam
göbildet erfcheint diefes Salz in Kryftallform, und die
Kryftalle baben in Hinlicht auf Färbung diefelben‘ Eigen-
thümlichkeiten als die vorigen. Diefes Salz ift weit gti!
löslicher als das purpurfaure Ammonium. Ä
Purpurfaures Natron. Dieles, auf diefelbe Weile.
als das Vorige, zu erhaltende Salz hat eine dunkle Ziegel-
farbe, kann aber auch in Kryfiallen gewonnen werden
und ift weit auflöslicher, [o dals es lich bei 60, nicht
vollltändig in 3000 Thheilen Waller auflöfie. Durch die
Farbe unter[cheidet es lich wenig, und auf eine [chwer
zu befchreibende Weile von den beiden vorigen.
Purpurfaurer Kalk. Wird diefes Salz durch Zufatz
einer kochenden, gefättigten Auflölung des purpurfauren
Ammoniums zu einer Auflöfung von Birkiureih Kalk er-
halten, fo erfcheint es in Geltalt” eines Pulvers, deffen
Farbe viele Aehnlichkeit mit der Farbe der Krebsfchale
vor dem Kochen hat. Im kalten Waller ilt es wenig,
viel leichter im warmen, auflöslich, ünd die Auflölung ale
fchön purpurfarben.
Purpurfaurer Strontian. Dieles, wie dasvorige, aus
[alpeterfaurem Strontian erhaltene Salz, bildet ein dunkel.
bräunlich rothes, [chwach grünliches Pulver. Es [cheint
auflöslicher als das vorige und bildet eine purpurne Auf-
löfung. “ N
1 aufaurir Baryt. Aus efhglaurem Baryt erhalten
| it esdunkelgrün, und kommt durch Auflöslichkeit und
Färbung mit dem vorigen überein. s Zi
Purpurfaure Magnefia, Sehr.auflöslich. Die Auf,
löfung [chön purpurfarben. j
=. Purpurfaurer Alaun, Zulatz einer Auflöfung des pur-
purfauren Ammonium zu einer Auflöfung von Alaun
brachte keine augenblickliche Veränderung.hervor, allmäh-
lich aber ver[chwand die Farbe, und es wurde eine weilse,
Subftanz niedergelchlagen, welche ich für purpurfauren
Alaun halte. 4
Purpurfaures Gold. Wird eine Auflöfung von falz+
[aurem Gold zu einer Auflöfung von purpurfaurem Ammo-
nium getröpfelt, [o wird die Farbe gelblich, allein es er-
folgt kein Niederfchlag, Hiernach [cheint diefes Salz
fehr auflöslich zu feyn.
Purpurfaures Platin. Salzfaures Platin wandelt die
Farbe des purpurfauren Ammonium in ein gelbliches
Scharlach um, erzeugt aber keinen Niederlchiag,
Purpurfaures Silber. ‘ Auflöfongen des efligfauren
oder falpeterlauren Silbers bringen einen dunkelpurpur-
rothen Niederfchlag hervor, und das Waller bleibt faft
farblos zurück. Hiernach [cheint das purpurlaure Silber
fehr unauflöslich.
Purpurfaures Queckfilber. Eine Auflölung von [alpeter-
faurem Quecküilber bringt mit dem purpurfauren Ammo-
nium einen [chönen, röthlich purpurnen Niederf[chlag
hervor, und das Walfer wird falt ganz entfärbt. ‚Eine
Auflöfung von ätzendem [alzlauren Quecklilber bringt
anfangs keine Veränderung hervor, [päter aber entlteht
ein ftärkerer hellrolfenfarbner Niederfchiag, und\die Auf-
lölung entfärbt lich,
Purpurfaures Blei. Eine Auflölung von (alpeter-
faurem Blei in eine Auflöfung von purpurlaurem Ammo-
nium. getröpfelt färbt lie rofenroth, es entfteht aber kein
Niederlchlag.
Purpurfaurer Zink. Eine Auflöfung von elligfaurem
Zink bringt mit dem purpurlauren Ammonium eine gold-
gelbe Auflölung und Niederfchlag hervor, und duf der.
Auflöfung entfteht ein glänzendes, [chillerndes Häutchen,
in welchem Grün und Gelb vorherrfchen. | ah Shore
Purpurfaures Zinn. Eine Auflöfung von l[alzfaurem
Zinn wandelt das purpurfaure Ammonium in Scharlach
um, fchnell aber wird die Auflöfung entfärbt. , Nach
einigen Stunden entfliehen viele weilse, perlfarbene Kry-
ftalle, das purpurlfaure Zinn, darin. ih
Purpurfaures Kupfer. Eine Auflölung des efhgfau-
ren oder [chwefellauren Kupfers färbt das purpurfaure
Amınonium glänzend gelblich grün, ohne Bildung eines
Niederfchlages.
Purpurfaures Nickel. Salpeterfaures Nickel giebt dem
purpurfauren Aumonium eine grünliche Farbe ohne Nie-
derichlag. 3
‘Purpurfaurer Kobalt. Eflfiglaurer Kobalt verwandelt
“ die Farbe deffelben Salzes in ein blaffes Scharlach. Einige
Zeit nachher bilden fich röthliche, körnige Kryltalle,
welche purpurfaurer Kobalt find. !
Purpurfaures Eifer. Eine Auflöfung des grünen
fchwefelfauren Eilens verwandelt die Farle des purpur-
fauren Ammoniums in Gelblichroth, ohne Nieder[chlag
zu bilden. f
Auf den erlten Anblick befremdet es, dafs eine fo
unauflösliche Säure [o viele auflösliche Gemilche bildet,
‚ allein erwägt man, eine wie geringe Menge von purpurfau-
rem Ammonium im Waller aufgelölt wird, und dafs diefe
eringe Menge als Vergleichungsbalis bei den obigen Ver-
Eichen gebraucht worden ilt, «(o begreift man,, dafs,
wenn man die purpurlauren Salze mit andern, z.B,
falpeterfauren, vergliche, die erltern bei weitem unauf-
löslicher feyn würden.
Wegen der geringen Menge, welche ich unterfur.
chen konnte, und aus andern Gründen kann ich nur
wenig über die nähere Befchaffenheit der purpurfauren
Salzelagen. Die, welcheich zuanalyliren verluchte, [chie-
nen wallerlos zu[eyn, und:2 Atome. der Säure, 1 Atom der
Balıs zu enthalten. Indefs f[cheint die Purpurfäure mit
mehrern Balen unvollkommene und überlättigte Salze zu
bilden, von denen mehrere wenig auflöslich ünd,
y Als
Als Unterfcheidungsmerkmal der Purpurfäure kann.
man wohl, aufser andern Eigenthümlichkeiten, die [chöne
Purpurfarbe ihrer alkalifchen und erdigten Salze anlehen.
Sie und ihre Salze bilden wahrfchemlich die Grund-
lage mehrerer thierifcher und Pflanzenlubftanzen. Der
zZimintfarbene Nieder[chlag im Harn Fieberkranker
fcheint feine Farbe vorzüglich dem purpurfauren Ammo-
nium, gelegentlich auch dem purpurlauren Natron zu ver-
danken. Mehrere Salze, z.B. purpurfaurer Kalk, könnten
wohl als Farben gebraucht werden. Bei diefer Gelesenheit
"bemerke ich, dals die Auflölung von Harnläure in Salpeter-
fäure die Haut und andere thierifche Suhftanzen dauernd
färbt. Die Farbe. erfcheint gewöhnlich erlt wern die
Subftanz der Wärme, oder, was noch wirklamer it,
- der Sonne ausgeletzt worden ilt: ‘Im letztern Falle be-
fonders erfcheint fchnell eine dunkle Purpurfarbe, und
die gefärbte Subftanz (befonders die Haut) ftöfst während
des Procefles einen eigenthümlichen, ftarken Geruch aus,
der dem, welcher unter denfelben Umftänden aufAniven-
dung des [alpeterlauren Silbers entlteht, genau ähnelt.
2, W. T. Brande über die medicinilch-che-
milche Behandlung der Steinbe[lchwer-
den. (Journal of [eience and the arts. Vol. 6,
London 1819. p. 196 ff.)
Im Jahr 1808 unternahm ich auf Herrn E. Home’s Ver-
langen die Unterfuchung der in der trefflichen Samm-
lung der Wundärzte beiindlichen Harnlteine, und die
Refultate derfelben wurden nebft Bemerkungen von
Horne in den philof. Transactionen von 1808 bekannt ge-
macht "). In einigen folgenden Auflätzen wurde diefe
Unter[uchung von uns fortgeletzt, und: in dem gegen-
wärtigen liefere ich eine Darltellung alles deffen, was
in den frühern wichtig ift, neblefpätern Thatlachen und
Beobachtungen.
1) Uebexf. in diefem Archiv Bd,2a. 8.0.
M. d. Archiv, W. 4. Re
\ Erfter Abfchnitt. Allgemeine Bemerkungen über die
frühern Symptome des Steines und die Fe
weije dejjelben.
- „Die genaue Beobachtung der früheften Symptome
des Harnlteins ilt höchft wichtig, indem wir oft im Stande
find, mit geringer Schwierigkeit den fernern Fortgang
zu hemmen. Nur in diefer Periode kann von auflöfen-
den Mitteln die Rede feyn,-und find wir im Stande, die
Anhäufung deffelben zur Bildung ’von Nieren-oder Blafen-
fteinen zu verhüten. Da meine Anlicht von denen. Mar-
cet’s, des einzigen Schriftftellers, der bis jetzt deutlichund
verltändig diefen wichtigenTheil unfers Gegenftandes abge-
handelt hat, in mehreren Punkten abweichen, lo wird
eine allgemeine Darftellung derfelben nicht unzweck-
mäfsig leyn. ;
Von den im’ menfchlichen Harn’ enthaltenen Sub-
ftanzen erfcheinen [elten mehr als drei als Niederfchlag
oder Sand, der phosphorfaure Kalk, die phosphorfaure
Arsmoninkrossrelin und die’ Haraläunı Die beiden er-
ften find weils, die letztere roth. Jene und diefe müllen,
gegen die Gewohnheit der Praktiker, [ehr genau von ein-
ander unterfchieden werden. Der gelunde Harn ilt
immer fauer, ‘und die überfchüllige Säure hält die,er-
wähnten Salze in Auflöfung: ilt aber durch Störung der
Verdauung, regelwidrige Abfonderung, gewille Speifen
oder unpallende Arzneien die Säure vermindert, [o fallen
fie nieder. Innerlich gegebene Säuren bewirken meiltens
Veränderung oder Verfchwinden »dieles Niederf[chlages,
eine Thatfache, deren ne wir PICS ver-
danken.
Weilser Sand ift häufig ein Symptom ERRRRONEN Vers
dauung und erfcheint leicht, wenn ein Uebermaäfs im
Elfen und Trinken Statt gefunden hat, befonders, wie es
fcheint, nach mehligen Speifen, Der Genufs alkalifcher
Mittel bewirkt dies gleichfalls, und Perfonen, die gewöhn-.
lich Sodawalfer oder Magnelia zu lich nehmen, entleeren
ihn häufig. Seine Er[cheinung unter der letzteren Bedin-
gung hat oft ernlthafte Irrthümer veranlalst. Sodawalfer
brachte in einem mir bekannten Falle, wo es gegen den
Stein gegeben wurde, einen reichlichen weilsen Nieder- l
fchlag hervor, der für den, ‘durch daffelbe aufgelöften
Stein gehalten wurde, während gerade dadurch auf [ehr
nachtheilige Weile Veranlalfung zur Vergröfserung des
Steines gegeben ward, indem man bemerken mufs, dafs
der Harn von Natur die erwähnten phosphorl[auren Salze’
auf jeden- fremden Körper in dem Harnorgan und oft
auf die innere Haut der Harnblafe abzufetzen ftrebt.
wenn diele auf irgend eine Weile krank ift.
Auch der Gebrauch von Magnehia veranlafst einen -
weilsen Niederfchlag, und mir wurde ein folcher als mit
dem Harn abgehende Magnelia befchrieben.
3 Die Neigung des Harns zur Bildung eines weilsen
Niederf[chlages, fobald feine Säure gemindert ift, lälse
fich leicht durch Zufatz, von etwas Alkali zu frifchge-
lalfenem Harn zeigen, wodurch [ogleich ein weilses Pulver
gebildet wird. Die, der Regel nach, überfchüfligen Säu-
ren, welche die phosphorfauren Salze aufgelöft halten, find:
die Phosphor-, Harn-und Koblenfäure. Meine Verfuche
halten mich ab, mit Berzelius auch die Milchfäure hierzw
zu ve Marcet hat fich (Ellay on calculus p. 159.
Not.) gegen meine Anlıcht, dafs immer Kohlenfäure im’
Harn vorhanden [ey, erklärt, indellen habe ich fe immer
in einiger Menge erhalten, [o oft ich den von ihin er-
wähnten Verf[uch, den Harn unter den Juftleeren Recipien-
ten der Luftpumpe zu bringen, machte. Eben fo ent-
hielt, wenn ich Barytwaller zu frilchgelaffenem Harn... _
gols, der Niederfchlag, welcher fogleich entftand, kohlen-
fäuren Baryt. \
Diefer weilse Niederfchlag verdient wohl, wenn er
nur gelegentlich entfteht und eine, durch zufällige Un-
ordnung verurlachte, Indigeltion begleitet, keine befon-,
dere Beachtung; entfteht er aber immer nach dem Lalfen
und nicht er[t beim Erkalten des Harns, fondern zur
Zeit, wenn die letzten Tropfen fallen, fo jlt es ernlt-,
licher zu nehmen, indem er oft Vorbote anderer For-
men der Krankheit ift. h
- Bisweilen veranlafst er ftarke Reizung, bildet [elbfe_
einen Stein, vorzüglich, wenn die Blafe nicht völlig ent-
leert wird. Ich habe ihn als Wirkung einer erhöheten
Beizbarkeit der Blafe betrachten fehen, wo er in der That
Urlache war.
> Rr2
/
Die beften Heilmittel find Säuren., Unter! diefen
hat man Salpeter-; Schwefel - und Salzfäure angewandt,
und vielleicht verdient in befondern Fällen jede den Vor-
zug, allein alle find unpalfend, wo die Harnwege in
einem [tark gereizten Zuftande (ind, und da fie .diefen
leicht erzeugen, [o mufs man grofse Vorlicht anwenden,
ungeachtet lie den weilsen Niederfchlag (ehr wirkfam: ver-
mindern.
Salpeterfäure wie Salzfäure kann man von 5—20,
Schwefelfäure von I0O— 30 Tropfen, Morgens und Abends,
oder dreimal täglich in blolsem oder Gerftenwaller geben.
Die Salpeterfäure ilt vielleicht die unbequemfte, und ver-
urfacht am leichteften Auftreibung und Aufltofsen, in
einzelnen Fällen, wenn lie fortgefetzt wird, Widerwillen
gegen Speifen, ungeachtet fie allgemeiner das Gegentheil
bewirkt. Schwefelfäure wirkt tonifch, kann am längften
fortgefetzt werden, verurlacht [elten Ekel und Grimmen
und befördert falt immer die Verdauung. Die Salzfäure
ift: gewöhnlich nicht dem Magen, wohl aber dem Darm-
kanal, fchädlich, der immer dadurch mehr als dureh die
‘übrigen Säuren geöffnet wird. Indeffen fpricht gerade
diefer Umftand für ihren Gebrauch, indem bei dem, die
Bildung weilsen Sandes begünftigenden Zuftande desKör-
pers gewöhnlich Verftopfung vorhanden ift.
Wo Mineralfäuren ertragen werden, find fie ge-
wöhnlich fehr wirklam, und vermindern oder heben in
wenig Tagen den weilsen Niederfchlag ganz. Im ent-
gegengefeizten Falle vermehren fieihneher und bewirken
eine fchleimige Abfonderung, die gewils zuweilen die
Gefahr der Steinbildung durch Zulammenkleben des San-
des vergrölsert. Kinder vertragen hie gewöhnlich nicht.
Unter dielen Umftänden muls man daher Pflanzen-
fäuren wählen. Reine Weinfteinfäure oder Cremor Tartari
können reichlich genommen werden, die erftere von
5— 20 Gran, der letztere von 20—40—60 Gran, ‚Der
letztere bewirkt leichter Oeffnung, was, wie bemerkt,
oft wünlchenswerth ift. _ Citronenfäure ilt im Ganzen
wohl vorzuziehen. Sie kann von 5— 30 Gran gegeben
werden, purgirt [elten auf nachtheilige Weile und wirkt ,
belonders auf Umwandlung der Harnlecretion.
u Nicht Telten ift ein fehr ftarker weifser Nieder-
Schlag Symptom einer regelwidrigen Gallenablonderung,
oder wenigltens damit verbunden. Schmerzen in der
‘Lebergegend, [chmutzige Farbe, weilslich- braune und
trockne Zunge begleiten ihn dann, und eben fo ift auf
‘Sehr befchwerliche Weile unregelmäfsiger Stuhlgang, mei-
‚Stens' Verltopfung, die bisweilen mit Durchfall abwechlelt,
‚oder von demfelben begleitet wird, vorhanden. Oft habe
ich diefe Verbindung hei Perfonen gefunden, die aus
heifsen Klimaten zurückkehrten. Oft nehmen diele ihre
‚Zuflucht zu den Auflöfungsmitteln von Empirikern, die
faft immer in ftarken’alkalifchen Mitteln befteben, oder
zu Aerzten, die nur auf den ‘Sand, nicht auf feine Be-
fchaffenheit aufmerklfam find, ähnliche Dinge vorfchreiben,
wodurch die Verdauung noch mehr geftört, der Sand
wermehrt, die Functionen der Gedärme noch unregel-
“mälsiger werden, und oft ein unheilbarer Zuftand ent-
freht. Hier find Mineralfäuren durchaus nicht, wohl
aber Pflanzenfäuren hejlfam. Weniger aber ift von Arz-
neien, alsder Diät zu erwarten, im Allgemeinen der Ge-
“aufs faurer. Dinge, Enthaltung von alkaliflchen und
"Malz enthaltenden Getränken, ‚der Gebrauch des Cham-
pagners und Burgunders vorzugsweile vor Madera oder
‚Portwein, beides aber in geringer Menge, bei bleibender
‚Verftopfung I1— 2 Drachmen Eplomfalz in einem halben
Nöfsel Jauwarmen Waller des Morgens bei nüchternem
‘Magen oder einen Theelöffel voll Magnelia, dann und wann
in einem Glafe Limonade, Salat und Jaure Früchte,
"vorzüglich Apfellinen‘, zu empfehlen.
Selten, aber doch bisweilen bei erhöhter Reizbar-
keit der Blafe werden auch Pflanzenfäuren nicht vertragen,
Früher (Phil. Transact. 1813. p. 213.) habe ich in dieler
Hinficht die Kohlenfäure empfohlen, wenn alle übrigen
Mittel nicht anwendbar find, und [eitdem diefe Anlicht
durch mehrere Erfahrungen beftätigt gefunden.
Auf welche Weile, wirken die erwähnten Säuren?
Gehn fie zu den Nieren, und wirken fie unmittelbar
"auf’den Harn, indem fie ihn faurer und dadurch fähi-
ger machen, die Phosphorfalze aufgelöft zu halten, oder
wirken: fie "mittelbar durch 'djie Verdauungswerkzeuge,
fordals fie’die Thätigkeit der'Nieren umfimmen, und
dadurch ‚die Abfonderung’ derfelben abändern?" Dem,
was ich früher‘ hierüber fand, kann ich wenig zuletzen,
Die Verfuche über den: Abgang der Kohlenfäure fand ich
dürch neuere beftätigt. Der frifchgelaflene Harn wurde
in eine Flafche mit einem gebogenen Halle gethan, der
fich in Kalkwaller öffnete und der ganze Apparat unter
den Reeipienten der Luftpumpe gebracht. " Immer ent-
wickelte fich während des-Auspumpens Koblenläure-und
in reicher Maalse nach dem Genuffe' von Flülßg-
keit, die fie frei enthielten. Ungeachtet der Unäicher-
heit. folcher Verfuche und der veränderlichen Zufammen-
fetzung des Harns kann ich die Meinung nicht aufgeben,
dafs die Anwelenheit einer reichlichen Menge Kohlenläure
im Magen mit Ab[onderung derfelben in den Nieren ver-
"bunden lt, > .
Die freie Kohlenfäure im Harn hält vorzüglich die
phosphorfaure Ammoniakmagnefia aufgelöft und diefe
Schlägt fich beim Entweichen der Säure als ein Häutchen
auf der Oberfläche des Harns nieder. ds:
Wo das faure Regime bei diefer Dispoßition nicht _
hinreicht, um den Stuhlgang zu erhalten, find milde
Daxiermittel angezeigt. Der gute Erfolg von Mineral-
Läuren ift oft ihrem tonifchen Einflufs auf die Verbelle-
rung der Verdauung und dadurch der allgemeinen Ge-
Jundheit zuzufchreiben. Fieberhafte Zufälle von Kindern
find oft mit einem l[ehr l[tarken. weilsen Harnnieder-
Schlage verbunden , der oft mit dem Fieber durch einige
Gaben Kalomel 'verfchwindet.. Freie Luft, Bewegung,
Rinde, bittere Dinge, mineralifche tonilche Mittel wir-
ken oft auf diefelbe Weile. ” al {
Auch 'bei dem rothen, durch Harnläure gebildeten
Niederfchlage mu[s man die Fälle, wo er ich in dem ge-
laflenen, anfangs hellen Harne, nach einigen Stunden bil-
‚det, yon demunterfcheiden, wo er: wirklich vausgeleert
wird. ‘ Imletztern Fali 'ilt er eim bekanntes Zeichen
einer Neigung‘ zur Steinbildung, im erftern ‚oft nur ein
"vorübergehendes Symptom von Indigeltion, follte aber
doch, wenn ter oft wiederkehrt, mit Ernft behandelt
werden. ‘Wegen der Auflöslichkeit der Harnfäure in
kauftifchen, Aixen Alkalien werden: diefe vorzüglich als
Auflöfungsmittel gebraucht.!; "Indeflen Gind die unvoll-
kommienen und: vollkommenen. kohlenfauren Alkalien
in gleichem Grade wirklam und dem Magen weniger
- fehädlich als die reinen Alkalien, und, da in ihnen die
Harnfäure fich nicht: auflölt, fo ift.es klar, dafs der
Nutzen alkalifceher Mittel nicht in ihrer auflöfenden Kraft
begründet “ilt- Inder That können auch die ätzenden
Alkalien innerlich genommen, nicht als folche zum Harn
gelangen; fondern müffen fich mit der Kohlenläure oder
andern Säuren deffelben verbinden.
os Im Bezug auf die Vorzüglichkeit des anzuwendenden
Alkali’s und des Zuftandes, in welchem es zu geben [ey,
wird im Allgemeinen das Natron gewählt. Ungeachtet
es. ferner im reinen Zuftande am wirklamften ilt, fo
wird es doch am belten im ‚ltark kohlenfauren, wie
im'Sodawalfer angewandt, weil man es [o länger ohne
Nachtheil brauchen kann. Vieles käufliche Sodawaller
enthält faft kein Natron, . fondern blofs Kohlenfäure,
eben .fo.ift es oft: mit Kupfer, Zink, Blei aus den
Bereitungsgefälsen verunreinigt, zu deren Entdeckung
Pepys (diefes Journal Bd. 4.) die Mittel angegeben hat.
Bisweilen ıft das Kali aber wirk[amer als das Natron, eine
von Herrn G. Blane (Transact. of a [oc. for impr. med.
and chir.. knowl. Vol, 3.) ausgemittelte Thatfache. Er
räth zugleich eine unvollkommene Sättigung des Rali
zit Citronenläure und eine Verbindung mit Opium, vor-
züglich bei hoher Reizbarkeit, an. E
Ammonium und unvollkommen kohlenfaures Ammonium
ift hier gleichfalls, zumal wenn die‘ übrigen Alkalien
die Verdauung ltören, und bei Verbindung mit Gicht-
befchwerden, fehr nützlich.
= Im einem,. in den philof, Transact, von 1810 ge-
druckten Auffatze, machte ich auf die Heillamkeit der
Magnefia zum Verhindern der Bildung des harnlauren San-
desaufmerklam, und fpätere Erfahrungen haben die Rich-
tigkeit diefer Thatfachen beftätigt. Sie foll die übrigen
Alkalien nicht verdrängen, kann aber, wo ihr fortge-
fetzter Gebrauch Befchwerden verurfacht, oder doch die
‚Bildung. der Säuren nicht hindert, mit Nutzen ange-
wendet werden. ük)
+. 0Die ätzenden Alkalien werden. am belten in einem
fchleimigen Pllanzeninfufum gegeben, und ihr ekelhafter
4
600 en
Geruch durchLiguiritia verborgen. Morgens und Abends, .
oder dreimal täglich, kann man 10— 20 Tropfen des
Liquor potaflae' ph. Lond. in einem Glafe Gerltenwafler
nehmen. Eine Drachme kohlenfaures Kali oder Natron,
werden nach. Blane in zwei Unzen mit Honig ver-
fülstem Waffer aufgelöft, und während des, durch eine
halbe Unze Citronenfaft verurfachten Aufbraufens,. zwei
oder dreimal täglich genommen. Das käufliche $oda-
waller follte in. den Läden einfach, doppelt und dreifach
vorhanden feyn, das erfte eine, das zweite zwei, das
dritte drei Drachmen .des unvollkommen kohlenlauren
kryftalliirten Natrons in einem Nöfsel enthalten, und
nach Befinden mülste man von I—3 halben Nöfseln täglich:
nehinen. Ein Theil des Alkaliin dem ftärkften kann
zweckmäfsig durch Zufatz eines Efslöffels voll Citronenlaft
zu einem halben Nöfsel gefättigt werden. Von einer bis
zwei Drachmen der Ammoniumauflöfung der Ph. Lond.
werden in einer hinlänglichen Menge Walfer aufgelöft,
Das unvollkommen kohlenlaure Ammonium hat gleiche
Wirkfamkeit und den Vortheil, in Pillen mit etwas bitterm
Extraet gegeben werden zu können. Zwanzig Gran
hiervon und eine Drachme Fxtract werden zu 24 Pillen
gemacht, hiervon 2—3 aufein Mal, 2—3 Mal des Tages
genommen.
'; Die unvollkommen kohlenfaure oder gemeine
Magneha ilt der calcinirten!vorzuziehen, aufser bei Auf-
treibung des Magens. Die Gabe der erften ilt von 20
bis 50, der letztern von Io bis 30 Gran. Leicht’ ent-
fiehende Anhäufung’ der Magnefia in den Gedärmen wird.
durch gelinde Laxanzen oder Säuren, wenn fie anwend-
bar find, gehoben. ‘Einen merkwürdigen, hierher ge-
hörigen Fall befchrieb mein Bruder (dieles Journal Bd.1.).
Magnelia läfst fch. im Uebermaafs mit Kohlenfäure auf-
löfen ‚ und dadurch ein treffliches Subftitut für das Soda-
waller bilden.
+ »Dafs die Alkalien nicht auflöfend auf Kan gebilde-
ten Harnfand wirken; ergiebt lich durch den Nutzen
der. koblenfauren Alkalien und der Magnelia, welche die
Harnfänre nicht auflöfen und doch eben [o [ehr ihre
Bildung hindern. als-die ätzenden Alkalien: Höchlt wahr-
[cheinlich gelchieht dies durch ihre Einwirkung, auf den
601
Darinkanal, namentlich durch Verhinderung der Bildung
von Säure oder Neutralifirung und Verbindung mit derfel-
ben, wodurch die Abfonderung derfelben in den Nieren
belchränkt wind. - Dennoch gehen die Alkalien mit dem
Harn ab, : In den Phil. Transact, r810 habe ich mehrere
ehr wichtige Verfuche hierüber mitgetheilt, aus welchen
dich die Gefahr der Anwendung von Alkalien, wenn eine
eigung zur Bildung von Phosphor fauren Salzen vorhan-
en ilt,“und die Wahrfcheinlichkeit, dals lie eine Nei-
gung" zur Bildung des weilsen Sandes, ‚wenn die zur Er-
zeugung2des rothen durch hie befeitigt worden ift, yeranja
fer, ergiebt.
204 Nicht felten ift der Niederfchlag aus Harnfäure und
htösphorfauren, Salzen gemifcht. Nach meinen Unter-
Süchungen ift der Niederfchlag bei entzündlichen Krank-
heiten gewöhnlich diefer Art, kommt auch bei Weintrin-
kern häuhg und nicht felten in der Gelbfucht und an-
dern Leberkrankheiten mit reichlichem eiweilsartigen
Schleim vor. Hier nützt befonders allgemeine Behand-
Jung, vorzüglich Berücklichtigung des Zuftandes des
Magens und der Gedärme, Purgiermittel und tonilche
Dinge. Ich habe Salpeterfäure, als Auflöfungsmittel für
beide Niederfchläge, empfohlen, und wirklich in einigen
Fällen von D. Pemberton im George’s Hofpital mit Nutzen
anwenden fehen, möchte aber ihre Wirkfamkeit mehr
ihrer tonifchen, als auflöfenden Kraft zulchreiben. Ueber-
haupt ift die beftändige Berückfichtigung der allgemeinen
Gelundheit und Stärkung des Magens durch tonifche Mit-
tel bei vorhandenem Harnfand nicht genug zu empfehlen.
In Bezug auf die Diät bei vorhandenem harnlauren
Sande ift, der Verfchiedenheit der Meinungen ungeachtet,
unftreitig die vegetabilifche unbedenklich. vorzuziehn.
‚In einem mir bekannten Falle wurde ein Anfall von
"harnfaurem Sande durch einwöchentliche Enthaltung von
thierifchen Speifen befeitigt, ungeachtet Alkalien wenig
‚mützten, und in andern ähnlichen Fällen trat derfelbe
Erfolg ein: Hierher gehören auch Wollajton’s interellante.
‚Beobachtungen (Phil. Transact. 1810. diefes Archivs Bd.2.
$. 703.), denen ich eine ähnliche merkwürdige Thatfache
"beifügen kann. Herr Barrow gab mir neulich’ eine rothe
‘Subftanzı zur Unierfuchung, welebe den’ Schnee in
603 e a u ni
hohen Breiten färbt, und vom’Capit. Franklin ifi.der nener-
lichen 'Polarexpedition gelammelt wurde. ı Man hielt Ge
für‘Lichenfaamen , allein: ich fand: fie aus -Harnföure.ge-
bilder, ‘ die dürch Pottafche 'aufgelölt, „und: saus. diefer
‘ alkalifehen Auflöfang durch Salzläire-in, Geltalt eines
gelben. Pulvers niedergefchlagen werden /konnfe.'; ‚Die
“ Harnfäure ift mit einer Abänderung derlelben ‚Subltanz
vermifcht, welche mehrere Eigenfchaften des; Oxydum
xanthicum von »Marcer' hät. ‚Uebrigens imuls ‚zugleich
bemerkt werden, dafs, wenn die Entziehung.der ge-
wöhnlichen Fleifchdiät'Flatulenz und andere Magenleiden
‚ verurfacht, meiltens nachtheilige Folgen eintreten werden.
Bisher war die Rede'vom Harnfande-ohne: vorhan-
dene Steinbildung; ift diefe zugleich vorhanden, fo:ent-
Stehen neue Fragen und Schwierigkeiten, wovon.ich näch-
ftens handeln werde. | Ne:
{
a,
TER
3. Unter[uchung der im Unterleibe desin
der Menagerie zu Paris I817 geltorbenen
Elephanten gefundenen Gasarten. ‚Von
HVauguelin. (Mem. d’hilt. nat. T. ILL. p- 279. FR.) ı
"Vier und zwanzig Stunden nach dem Tode des
Thieres war der Unterleib delfelben änfserft ausgedehnt,
woraus [ich auf eine Trommelfucht ‘als Todesurlache
fchlielsen läfst. %
ae Unterfuchung des Bauchhöhlengas.
'7) Das’Gas roch änfserft übel nach fauler thieri-
[cher Subltanz und Schwefelwaflerltoffgas. » \ : A
2) In Berührung 'mit Nülfigem ätzenden»Kali ver-
minderte ich fein‘ Volum ungefähr um $5,' das Kali
Färbte üich gelb und braufte mit Säuren’auf, nahm einen
faden und übeln, aber nicht fo ftinkenden, Geruch an
als das Gas, und [chlug das efügfaureBlei- als eine weilse,
ganz in Salpeterfäure auflösliche, Subltanz mit Aufbraufen
nieder. .W' | 5 ;
3) ‘In der alkalifchen‘ Auflöfung fand lich..ein .
fchwarzer Staub, der, aufgelöft in Hüfliger Chlorine,..den
falpeterfauren Baryt leicht niederf[chlug, was Bildung von
Schwefelquecküilber, ‘mithin Schwefelgehalt des Gales,
anzeigt. in der That wird die Oberfläche des Queck-
\‚ülbers, ‘wodurch das Gas eine Zeitlang gelperrt wird,
ehr fchwarz. N
c 4). Das nicht durch die Lauge abforbirte Gas wurde
in zwei Hälften getheilt, in die eime ein Wachslicht ge-
bracht, welches, ohne Entzündung zu veranlaffen, ver-
Jofch, in-die andere Phosphor, wodurch einige [chwache
‚weilse,. bald verlchwindende Dämpfe entftanden. Das
Volum diefes Antheils wurde nicht vermindert.
Hiernach [cheint das in der Bauchhöhle enthaltene
Gas vorzüglich aus Kohlenfäure, Stickgas, wenig 'ge-
-fchwefeltem Wallerftoffgas, und einer, in fehr übelriechen-
der Fäulnils begriffenen, thierifchenSubftanz zu beftehen.
U. Unterfuchung des Darmgas.
1) Geruch äufser[t übel, dem des Schwefelwaffer-
. ftöffgas etwas ähnlich.
2) Drei Viertel [eines Volums ungefähr werden
„durch die Kaliauflölung aufgefogen, diefe wird gelb,
-[chlägt das e[Ggfaure Blei weils nieder, und brauft mit
‚Säuren lebhaft auf.
3) Die Oberfläche des [perrenden Queckfilbers
wird fchwarz und bildet eine fich von dem übrigen
trennende Haut.
4) Hundert Maalse des nicht durch das Kali einfaug-
„baren Gasantheils mit 195 Maalsen Sauerltofigas ver-
milcht, wurden durch den Quecklilbereudiometer ver-
brannt. Nach dem Verpuffen waren die 295 Maalse auf-
115 vermindert. Diefe mit dem Kali in Berührung ge-
bracht, wurden um 75 vermindert, und die zurückblei-
‚benden 40 waren Walflerftoffgas, vermuthlich mit etwas
> Stiekgas vermifcht, da die Kerzen in ihm nicht fo
ftark als in reinem Sauerltoffgas verbrannten. ..Durch
“das Verpuffen waren daher ı80 Maafs abforbirt.
" .0.,5)"Das Darmgas im Ganzen‘ verlöfcht die ‚einge-
brachten Lichter‘ ohne lich zu 'entzünden, nach, Weg-
nahme der Kohlenfäure durch das Kali aber verbrannte
es ohne'Verpuflen mit einemvbläulich- weilsen Lichte,
6) Nach den’obigen Verfuchen bedarf das im'Kali
unauflösliche Darmgas, um zu verbrennen, '1# [eines
Volums Sauerftöffgas” und liefert dadurch 2 Zleines Yolaars
Kohlenfäure: So ablorbirten I00 Theile dieles Gales durch
Verbrennen 155 Theile Sauerftoffgas und es bildeten lieh
dadurch 75 Theile Köhlenfäure und Wafler, wozu 80
Maalstheile Sauerltoffgas erfordert wurden. Hieraus läfst
fich: Ichliefsen, dafs diefes Gas aus 75"Maafs Kohlendunft
und 160 Walferfioffgas befteht,' deren Summe, 235, durch |
die Verwandtlchaft der Combhination "auf 100 zurück-
geführt wird; ferner, dafs lich in diefen Gas das Ge-
wicht das Wallerfioffgas zu dem der Kohle wie 55: 21,4,
oder ungefähr wie 1:4 verhält.
Da die Verhältniffe des Kohlen -und Warferftoffes
in diefem Gas nicht denen der drei'bekannten Arten von
Koblenwafferftoffgas ent[prechen, [o muls es eine neue |
Art dieler Verbindung [eyn.
Ein Liter Akne brennbaren Gafes muls ungefähr
45 Centigramme wiegen.
Sehr merkwürdig ift die Verfchiedenheit der bei-
den unterfüchten Gasarten. Vermuthlich war doch das
in der Unterleibshöhle enthaltene urfprünglich im Darm-
kanal gebildet und durch die Wände delfelben gedrun-
gen. In diefem Falle mufste [ich die Befchaffenheit des
Gales allmählich verändert haben, was nicht 'unwahr-
£cheinlich 'ift.: Obne Zweifel rührt z. B. die ungeheure
Menge Kohlenfäure, welche den gröfsten Theil'diefes
- Gales bildet, aus der ierften Periode der Zerfetzung der
kurz vor dem Tode des Thieres genoflenen Nahrungs.
mittel her. Konnten nun nicht EA einmal mit.Gas an-.
gefüllten Därme daflelbe durch ihren Widerftand zwingen,
in die Bauchhöble zu treten, und diefe, dadurch ange-
füllt, dem:in der zweiten Periode. gebildeten den Ein-
iritt wehren, zumal da das Gas der zweiten ‘Periode der
Pilanzengährung Kohlenwalferftoffgas 'enthält? Diefe An-
"nahme ift defto wahrfcheinlicher, da das Bauchhöhlengas
Stickftoff und noch einige Theile nicht zerletzter. atmo-
fphärifcher Luft. enthält, welche lich in den: Därmen
‚nieht, oder nur in fehr geringer Menge fanden. Auf
jeden Fall ilt die [o fchnelle Entwicklung einer fo grolsen
Gasmenge in.dem Körper‘ des Elephanten nicht: weniger
merkwürdig. Diefes Gas war durch den Widerftand der
Bauchdecken [o elaftifch geworden, dals es im Augen-
blick des Durchfchneidens der Haut, die darunter jiegen-
den Häute und Aponeurolen zerrils, um nach aufsen zu
dringen. Deshalb füllten fich auch die Blafen fehr fchnell,
nachdem wir die kupfernen Röhren derfelben in die
Bauchhöhle eingebracht hatten. Sie waren [o gelpannt,
dals, hätten wir nicht [chnell die Hähne zugedreht, lie
| geplatzt wären.
|
ei ‚ S
4. Unter[uchung einigerin der Rieferdrüfe
.deffelben Elephanten gefundenen Con-
_ eretionen. Von Vauguelin. (Ebendal.)
I: Phyfifche Eigerfchaften,
Farbe weils, Bruch blättrig, Geltalt meiftens kryftal-
linifch, bei einigen bilden die Kryftalle regelmäfsige
Tetraeder, andere find länglich und haben ein Hafer-
orn zum Kern, wovon nur die Hüllen übrig find. In “
derfelben Drüfe fanden lich zugleich mehrere. dieler
Körner, welche noch alle ihre Charaktere hatten,
2. Chemifche Eigenfchaften.
Ein folcher Stein wurde, von [einem Kerne getrennt
und zerfchlagen, in fchwache Salpeterfäure gethan. Es,
entftand ein [chaumiges Aufbraufen, und, felbft in der:
Kälte, völlig Auflöfung, mit Ausnahme einiger kleinen,
thierifchen, in der Flüffigkeit [chwimmenden, Flocken.
Die fitrirte Flülfigkeit wurde mit Ammonium vermifcht,
das einen geringen, ganz aıs phosphorlaurem Kalk gebil-
deten, weilsen Niederfchlag bildete. Aus der auffchwim-
menden Flüfßgkeit wurde durch kleefaures Ammonium
kleefaurer Kalk niedergefchlagen. Hieraus ergiebt fich
zur Genüge, dafs diele Steine ihrem grölsten Theil nach
aus kohlenfaurem Kalk, etwas phosphorfaurem Kalk, und
einer, das Ganze bindenden, tbierifchen Subltanz be-
Stehen.
Bemerkungen.
Aufser den Harnwegen kommen Steine diefer Art
felten in Tbieren vor, gewöhnlich ind fie aus Phosphor.
faurem Kalk, bisweilen Magneha, gebildet. Letzterer Art |
find vorzüglich die Darmfteine. Kürzlich erhielt ich von
Herrn Derrien, Königl. Buchdrucker zu Quimper, Steine
aus den Eingeweiden von Pleuronectes[olea, die ganz aus |
phosphorfaurem Kalk und Magnelia beftanden und würfel-
förmig waren.
I) Vor dem Löthrohr [tielsen fie einen Geruch von
verbrennter thierif[cher Subftanz aus, und [chmolzen
nachher zu einem weilsen, undurchlichtigen Glale,
2) In fchwacher Salpeterfäure löfen fie lich ohne |
Aufbraufen auf, und während der Auflöfung bilden fich |
leichte, weilse Häute, welche davon losgehen und in der
Flülligkeit [chwimmen.
3) Kleefaures Ammonium und effigfaures Blei bilden
beträchtliche Niederfchläge, woraus lich ergiebt, dafs die
Steine vorzugsweife aus phosphorfaurem Kalk beftehen.
4) Indelfen entwickelte fich aus dem Staube dielfer
Steine, wenn er mit kauftiflchem Kali gerieben wurde,
ein [ehr merklicher Ammonjumgeruch und das, 24 Stun.
den lang über diefem Staube ftehen gelallene und mit
Salpeterfäure gefättigte, Kali präcipitirte Kalkwaller, der
Staub, gut ausgewalchen und getrocknet, brachte, nach
dieler Operation, ‚leichtes Aufbraulen mit Säuren her-.
vor. Nach dieler letzten Erfcheinung enthalten diefe
Steine auch einen kleinen Antheil phosphorfaurer Am-.
moniakmagnelia. eis
Die Würfelform diefer und der beim Elephanten
gefundenen Steine hängt nicht von ihrer Milchung, fon-'
dern blofs entweder von einem Druck, den die noch‘
weiche Subftanz erlitt, oder, wahrlcheinlicher, einer
lange fortgeletzten Reibung derfelben an einander, ab.‘
In der That findet'man beim Zerbrechen der/elben einen '
Kern in der Mitte, der gewils unter derlelben Form‘
fortgewachfen feyn würde, wenn fich nicht ein äufseres :
Hindernifs gefunden hätte. N ;
»' Schon’ vor geraumer Zeit haben 'Foureroy und ich
einen Fifchftein von derfelben Befchaffenheit unterfucht.
(Ann, du mul. .Vol. IO. p.-179.)
s
- 5. Vauguelin über die Gelenkfchmiere des
- — Elephanten. (Journ. de pharmacie. T, III. p. 289.
" Thomfon’s Annals No. 68. p. 120.)
Die Refultate von Margueron’s Analy[e der Gelenk-.
fehmiere des Ochfen finden Geh in den Ann, de Chimie
Vol. 14. p- 143. Er-fand- fie aus $ Waller, Eiweifs in
zweierlei Zultänden, [alzlaurem Natron, kohlenfaurem
Natron und phosphorfaurem Kalk gebildet. Die Reful«
tate von Vhuguelin’s Verfuchen über die Gelenk[chmiere
des Elephanten lind folgende:
‘Sie unterfcheidet fich nicht von der des Ochien;
enthält aber, wie diele, eine, von dem, .den größten
"Theil derfelben bildenden, Fiweils verf[chiedenethierifche
Subftanz, die weder durch Wärme, noch Säure,
wohl aber durch Gerbeftoff gerinnt. Diefe muls man als
vom Eiweils ver[chieden anfehen, man mülste denn an-
nehmen, dafs die Eigenfchaften deffelben, durch die
Wärme und die Gegenwart der darin “enthaltenen Salze
abgeändert werden. ;
Einige Verfchiedenheit bieten die Salze dar, die‘
nach Vauguelin (alzlaures Natron und Kali, unvollkommen
kohlenlaures Natron, ohne Spur phosphorfaurer Ver-
bindungen, lind. Doch nimmt Yauguelin die Anwelenheit'
von Kalk an, der wohl mit Phosphorfäure verbunden ift.
x. 0. Boftock unterfuchte eine, aus einerin der Nähe des
Ellenbogengelenkes befindlichen Wunde gewonnene
Flüfligkeit, die für Gelenkfchmiere gehalten wurde,
Sie beftand aus Eiweils, das zum Theil lülfßg, zum Theil
halb geronnen war, einer ungerinnbaren Subftanz, oder
dem Muco- Extractivftofle, der, nach feinen und Marcet’s
Verluchen ‚ immer in der eiweifshaltigen Flüfligkeit vor-
kommt, Die Salze [chienen lich nieht von denen des Blur-
wallers zu unter[cheiden. \ f
— Ä sr
68 - RBEHAIEN
6. Vauguelin’s Analyle derEier des Hechtes.
(Ebendaf. Journal de Ph. S. 385. Ann. S. 149.)
Die Eier des Hechtes wurden in einer beträcht.
lichen Menge Waller gewafchen, diefes verdunftet und
eine weilse gerinnbare Subftanz erhalten, welche in
kauftifchem Kali völlig auflöslich, und durch Galläpfel-
aufgufs und Salpeterfäure niederge[chlagen wurde. Durch
Trocknen und Einäfchern diefer Subftanz wurde ihr
Salzgehalt getrennt und [eine Natun beftimmt. Die
thierifche Subftanz war Eiweifs, die Salze Kali, phosphor-
faures Kali, phosphorlaurer Kalk, [alzlaures Natron. Das
von der geronnenen Subftanz getrennte Waller enthielt
thierifche und l[alzige Subltanzen. Aus einer Menge mit
fehr vielen Reagentien angeltellten Verfuchen ergab fich |
die Anwelenheit zweier thierifcher Subftanzen, einer
öligen und einer gallertartigen. Die letztere ift wohl
dielelbe, die Boftock in dem Eiweils des Hulines fand und |.
eiweifsartig ift. Die in der Flülligkeit, welche man die |,
Serohtät des Eies nennen könnte, gefundenen Salzewaren.
(alzlaures Kali, Natron, Ammonium, phosphorlaures Kali,
Kalk, Bittererde und fchwefelfaures Natron. Auch ent-
hielten die Eier Phosphor. Nach Vauquelin findet fich
eine grolse Aehnlichkeit zwilchen den Eiern der Vögel
und, der Fifche; ‚doch unterfcheiden fie lich dadurch,
dafs das Oel der Hechteier milder und von angenehmerem
Geruch und Gefchmack, das’in den Vogeleiern enthaltene
dagegen [charf und ekelhaft ift, fo dafs es, innerlich ge-
nommen, Erbrechen verurfacht. Durch das Verbrennen
wurde, wie Fourcroy und Vaugquelin [chon früher beirder
Unterfuchung der Karpfenmilch bemerkt hatten, eine
grolse Menge Phosphorfäure gebildet, die wahrfcheinlich
mehr durch die Verbindung des Oxygens mit dem in
der Subftanz der Eier enthaltenen Phosphor, als blols
durch die Zerfetzung der phosphorfauren Salze entftand,
7. Neuentdeckte Hautim Auge. -(Thomfor's
Annalen 1818. Nr. 67. p. 74.) \
Dr. Jacob ; Demonltrator der Anatomie an der Uni-
yerfität zu Dublin, entdeckte und demonltrirte in [einen
Vor-
a 609
Vorlefungen über Augenkrankheiten eine neue Haut im
Auge des Men[chen und. mehrerer. Thiere, welche die
äulsere Fläche der Netzhaut bedeckt und wegen: ihrer
ufserordentlichen Zartheit bis jetzt unbemerkt blieb. Er
fand fe durch eine neue Methode, die, er zur Unter-
fuchung diefer und anderer zarten Theile anwandte und |
leitete die Nothwendigkeit ihrer Exiftenz davon her, dafs
ulserdem in ihrer Structur und Function [o verlchiedene
heile als dieAder- und Netzhaut in Berührung gelianden
ıaben würden. Fine genaue Angabe dieler Entileckung
nebft Befchreibung der Darftellungsweile dieler Haut wird
ächftens er[cheinen,
8. Dunglifor über einige Momente des Se-
hens. (Tiomfon’s Annal. No. 60, p. 432 ff.)
Ungeachtet die Phyfiologie des Sehens vielfach bear-
beitet worden, fo ift fe doch in mehrerer Hinlicht nur
unvollkommen bekannt, und wenn man das Sehen irn Allge-
meinen ziemlich genügend erklärte, ift die Beftimmung
mancher einzelnen Theile des Auges noch fehr im Dun-
keln. Vorzüglich in Bezug auf die Thätigkeit der Iris im
|gefunden und krankhaften Zuftande wurden folgende
Verfuche angeftellt. ;
Etwas frilchbereitetes Belladonnaextract wurde zwi-
fchen die Augenlider gebracht, worauf in etwa zwanzig
Minuten die Iris falt ganz verf[chwunden war. Von der
Zeit an, wo die Pupille beinahe um ‘das dreifache er-
weitert wurde, erfchienen die Gegenftände diefem Auge
wie durch eine Wolke, was in gleichem Verhältnifs mit
der Einreibung zunahm, fo dafs kleine und nahe Gegen-
Stände, z.B. Buchftaben, durchaus nicht unterfchieden
wurden. Mittelft einer biconvexen Linfe ergab lich,
dafs der Focus dieles Auges doppelt fo weit als der des
gelunden war; doch dehnte {ich die Iris durch plötzliches
Licht aus. Aeulserft unmerklich verkleinerte lich die
Pupille, fo dafs fie nach [echs Tagen, noch: doppelt: To
weit als die andere war. In demfelben Verhältnils
wurde das Gelicht deutlicher und der Focus rückte nä-
ber. In freier Luft wurden alle.Gegenftände, die nahen,
M. d. Archiv, IV, 4. Ss
ausgenommen‘, "deutlich gefehen, beim Eintritt in’ das
Zimmer aber fehien alles wieder in Nebel gebüllt,
Aus diefem Verfuche ergiebt fich, dafs die Iris
gewils einen bedeutenden Antheil an dem Act des Sehens
hat. Sobald fie lich auf einen gewilfen Grad zulammen-
gezogen hatte, wurde das Gelicht undeutlich, wie bei
weitlichtigen und alten Perfonen und diefelbe Linfenart
erforderlich. Wegen der Schnelligkeit, womit diefe Er-
fcheinung eintrat, läfst fie (ich wohl nicht von einer
plötzlichen Verminderung der Wölbung der Hornhaut ab-
leiten, die in einer Abnahme der Feuchtigkeiten be-
gründet gewelen wäre. Richtiger erklärt man’ fie
wohl vielmehr daraus, dafs die erweiterte Pupille eine
zu grolse Menge Lichtftrahlen auf die Kryftall- Linfe fal-
len lief. Diele wurden von der Linfe [o gebro- --
chen, dafs das Bild des Gegenftandes nicht unmittel-
bar auf die Netzhaut, fordern etwas hinter diefelbe fiel,
indem fie nicht: hinlänglich conyergirten. * Dies läßt
fich durch die Erfcheinungen erläutern, welche eine ge:
wöhnliche gewölbte Linfe darbietet, durch welche man
den Gegenftand nndeutlich' heht, wenn die von ihm
kommenden Lichtftrahlen den ganzen Umfang des Gla-
Ses einnehmen. Ein Hauptuutzen der Iris würde ‘dem-
nach darin beftehen, nur eine gewilfe Menge Lich
"auf die Linfe fallen zu lallen, und die Undeutlichkeit
des Sehens,» ‘welche bei erweiterter Pupille entlteht,
von zu grofser. Divergenz der durch diefelbe einfallen-
den Lichtfirahlen: herrühren.” Die Erweiterung der Pit-
‚pille kurzfichtiger ‚Menfchen [cheint biernach in einem
Beftreben der Natur, den durch ‘die’ ftarke Hornhatt-
wölbung bewirlten Nachtheil zu mindern, begründet, in-
dem, wenn mit fiarker Hornhautwölbung die Puüpille auf
dem gewöhnlichen Grade der Ausdehnung beharrie, zu
wenig Licht auf die Netzhaut fallen würde. ae
Merkwürdig ilt es, dafs die Iris fich fo langhım, }
‚hier 'erft, in zchn Tagen, wieder auf ihr gewöhnliches |
‚Maafs, ausdelınte , ungeachtet, wie lich aus dem Erfolge N
‚der Liehteinwirkung ergab, ihre Empfindlichkeit nicht '
‚durch.das Nareoticum zerftört. war. wi
. 6
io: Hall’s Ver[uche undBemerkungen über
das Sehen. (Journal of [cience and the arts.
No. X. p. 249 — 257.)
» Folgende Darftellung befchränkt ich beinahe ganz
auf eine Reihe von mir felbft angeltellter Beobachtungen
‘und Verfuche. Ich wurde zu dieler Methode theils durch
die Schwierigkeit, Perlonen zu finden, die lich hinlänglich
für feine, f[chwierige, und‘ einen gewillen Grad des
"Abftractionsvermögens erfordernde Verfuche interefliren,
ur fe mit Ausdauer fortzufeizen, vorzüglich aher dınch
eine Eigenthümlichkeit meines Sehorgans veranlalst, wo-
durch ich in den Stand gefetzt ward, den Gegenltand.
'dieles Auflatzes belonders zu erläutern. ‚
“; Diefe Eigenthümlichkeit befteht in der Fähigkeit,
das /irke Auge dem deutlichen Sehen in geringerer Fnnt-
fernung anzupallen als das rechte, und in der Unfähig-
keit, mit dem /izken in, weiter Entfernung deutlich zu
fehen, während das rechte diefe Fähigkeit im hohen
Grade belitzt. Die nächfte Entfernung, in welcher eim
glänzender Punkt deutlich gelehen wird, ift 44 für
das rechte, 3%” für das linke. Denfelben Punkt fieht
das rechte Auge deutlich in einer Weite von 17", das
linke nicht weiter als 14". Mit dem rechten unter .
[cheide.ich den’kleinften Zweig und jedes Blatt an einem
'60' von meinem Fenfter [tehenden Baum, während das
linke diefe Gegenftände nur höchlt undeutlich lieht. Fin
kleines, deutlich, oder als ein Punkt mit demrechten Auge
fehenes Licht erfcheint dem linken zu einem heträeht-
lichen Sterne vergrölsert. Durch eine Hohllinle gefehen
wird der undeutliche Gegenltand fogleich deutlich. Durch
eine Reihe von Verluchen bin ich überzeugt, dals we-
nigltens bei mir gewöhnlich nur ein Auge auf einmal,
das linke vorzüglich in der Nähe, das rechte in der
Ferne, flieht, während die Achfe des anderen blofs nach
dem Gegenltande gerichtet ilt, ‘um die Verwirrung und
das Doppelfehen zu verhindern, welches durch die ver-
fchiedene Richtung beider Augen entltehen würde, Zum
Beweile hiervon kann’ich bemerken, dafs, wenn beide
Augen nach einem entfernten Gegenltand gerichtet lind,
Ss 2
e R)
jeder dazwifchen kommende, in einer gewilfen Enifer.
nung'lange befindliche,‘ mithin doppelt gefehene, dem
rechten Auge undeutlich, dem linken dagegen vollkommen
deutlich erfcheint.. Betrachte ich dagegen die Buchftaben
auf einem gedruckten Blatte, das ich ungefähr acht Zoll
weit vom Auge. befindet, während ich. die Spitze eines
Federmellers fechs Zoll weit von mir mit beiden Augen
einfach und deutlich fehe, fo erfcheint mir jedes Wort
und jede Zeile fogleich doppelt, und der rechte Theil des
doppelten Bildes, als der mit dem rechten Auge gelehene,
deutlich, der linke dagegen undeutlich und dunkel.
Wird, während die, Augen auf einen fernen Gegen.
ftand geheftet find, ein dazwifchen kommender, auch
in einer beträchtlichen, doch geringern Ferne gefehen,
fo erl[cheint er dem rechten Auge beinahe, ‘dem linken
weniger deutlich, und in einer gewillfen Entfernung
beiden gleich undentlich. Daffelbe gilt für den Verfuch
mit den gedruckten Blättern, wenn ein Gegenftand da-
Zzwilchen gebracht wird, Liegt. diefer beinahe acht Zoll
weiter, [o erfcheint die Schrift dem linken Auge beinahe
deutlich, oder beiden Augen gleich undeutlich.
Hiernach kann man fagen, - dafs man mit beiden
Augen nach dem Gegenftande fiekt, ihn aber nur mit
einem betrachtet. a
‚ Hierauf mögen einige Verfuche und Fälle folgen,
wo der Gegenftand nicht nur undeutlich und mit einem
unbeftimmten Rande, fondern auch mit Prismafaırben
umgeben, erfcheint. Vorläufg bemerkeich, dafs in den
eben erwähnten Fällen vonlundeutlichem Sehen die Rän-
der des Gegenftandes, wenn er dunkel und wirklich
deutlich umgränzt ile, durch eine Zerletzung der Licht-
ftrahlen gefärbt erfcheinen. Vorzüglich ergiebt fich dies
folgendermalsen. Werden beide Augen zum einfachen
Sehen in die Ferne, z.B. 8° weit, "geheftet und ange-
palst, und fieht man nach einem dazwifchen kommen-
den Gegenftande, der fich nicht weiter als ungefähr 6",
oder nicht näher als 20” befindet, fo fehen beide Augen
den letztern undentlich und mit prismatifehen Farben,
allein jedes in verlchiedenem Grade und auffferfchiedehf
Weife.. Liegt dagegen der dazwilchen kommende Ge-
genltand weiter als 6" und näher als 20”, [o erfcheint
615
die rechte Hälfte des doppelten Bildes, welches mit dem
linken Auge’gefehen wird, deutlich und farblos, die
Jinke dagegen undeutlich und bunt. Durch drei andere
Beobachter wurde allgemeiner feftgeletzt, dafs, während
die Augen für das einfache und deutliche Sehen eines
fernern Gegenftandes angepafst bleiben, ein näherer mit
prismiatifchen Farben gerandet er[cheint.
Bei diefen Verfuchen wird eine gerade Linie auf
einem gedruckten Blatte doppelt und erfcheint als zwei
hellblaue Einien, die eine dritte, gelbe ein[chliefsen;
ein Punkt wird ein kleiner, hellblauer, mit einem gel-
ben Mittelpunkt verfehener Kreis, ein 0 zu drei concen-
tfifchen Ringen, blau, gelb, blau, und,.ftehen zwei 0
neben einander, fo fliefsen die blauen Ränder wie zwei
Halbfchatten zufammen und erfcheinen dunkler blau.
Diefe Verfuche wurden folgendermalsen abgeändert.
Die Augen wurden auf einen nahen Gegenltand [o ge-
heftet, dafs er einfach und deutlich gefeben ward, dann
auf einen fernern, z.B. ein Wort, gerichtet. Diefer
wird: dopprlt zelehen; die rechte Seite ilt deutlich und
farblos, die Zirke undeutlich und mit prismatifchen Strah-
len umgeben. Die‘ drei erwähnten Beobachter fahen,
"Farben im Allgemeinen, wenn die Augen zum Sehen in
der Nähe geftellt und auf einen etwas fernern Gegen- '
ftand geworfen wurden, }
Nachdem es hiernach felt ftand, dafs, wenn die
Augen auf einen [charf umgränzten Gegenltand gerichtet
werden, der fich nicht in derfelben Entfernung als.die,
für welche fie gerade, Beliufs des deutlichen Sehens an-
gepalst find, fie mag nun gröfser oder geringer [eyn,
beindet, die Lichtftrahlen auf ihrem Wege zur Netzhaut
zerlegt werden, So wurden zunächlt eine Reihe von Ver-
Suchen angeltellt, wobei man concave und convexe Lin-
fen, ferner concave und convexe Spiegel in Bezug auf das
Auge und den gefehenen Gegenltand fo ftellie, dafs der
Grad der Divergenz der von ihnen kommenden Strahlen.
verfchiedentlich abgeändert wurde. Wird der Gegen-
. Stand deutlich mit dem blofsen Auge gefehen, lo er-
fcheint er undeutlich und durch die Zerlegung der Licht-
firahlen gerandet, wenn man ihn mittellt eines diefer
Werkzeuge fielht, während die Bildung des Auges unver
ändert bleibt; umgekehrt undeutlich und gefärbt ohne /
fie, wenn er durch fie deutlich gefehen wird:
Ich habe an mir felbft bemerkt, dafs esin Basal
auf jedes Auge eine gewiffe, und für beide verfchiedene
Entfernung giebt, die für das rechte gröfser als das linke
ilt, in welcher ein Gegenltand durch Farben gerandet
erfcheint, wenn man verl[ucht, einen weiter entfernten
Gegenftand zu fixiren.. Ueber diefe lintfernung hinaus
werden die Ränder eines kleinen Gegenftandes mit kei-
nem Auge von beiden deutlich gelehen, mit dem linken
undentlich und fchwach gefärbt, für das rechte ange-
gebene ift die Entfernung zu grols, als dafs ein kleiner
Gegenftand genau unterlucht FREE könnte. Auf die-
felbe Weile giebt es für jedes Auge eine kurze, für das
linke Auge Klesabre Entfernung, dielfeits welcher ein
Gegenftand nicht mehr gefärbt er[cheint; wenn man ihn
A Die erwähnten Entfernungen Ghid die Gränzen
des deutlichen Sehens für jedes Auge.
Hieraus [cheint fich zu ergeben, dafs, wenn das
Auge auf einen Gegenftand gerichtet wird, der fich in
einer andern Entfernung befindet, als ie, für welche
das Auge gerade, des deutlichen Sehens wegen, geltellt ift,
prismatifche Farben entftehen, weil die Lichtftrahlen zer-
legt und die Farbenzerftreuung nicht‘ corrigixt wird.
Beim deutlichen Sehen [cheint dagegen die Farbenzer-
ftreuung genau corrigirt zu werden, [o dafs keine pris-
matifchen Farben öntftehen. Hien erfcheint das Auge
völlig achromatifch , dort nicht. Woher rührt dies? Ehe
ich hierüber meine Vermuthungen äulfsere, Hai noch
einige Bemerkungen zu machen.
Bekanntlich ind, unter übrigens gleichen Umftän-
den, die Pupillen kleiner beim Sehen eines nahen als
eines entfernten Gegenftandes. Daflelbe findet Statt,
wenn man jedes Auge für diefe Entfernung anpafst und,
wenn das Auge auf einen Gegenltand gerichtet wird , der
fieh in einer Entfernung behndet, weiche grölser oder
geringer als die ilt, in a gerade deutliches Sehen
Statt Andet; fo ift nicht nur das gegenfeitige Verhältnils
der Augenfeuchtigkeiten verfchieden, fondern auch die
Pupille "hat nicht diefelbe Grölse, als wenn das Auge
Behufs des deutlichen Sehens bei derfelben Entfernung.
re 65,
des Gegenltandes geftellt ift. Liegt der Gegenfiand fer-
ner ,. fo ilt he kieiner, liegt er näher „ gröfser.
$ ‚Diefer Umftand bringt vielleicht eine, nicht corri-
girte, "Farbenzerltreuung hervor. Aufserdem gehört hier-
her noch die Bemerkung, dafs ein Gegenltand, mit einem
Auge gelchen , kleiner, als wenn. er Bir beiden gefehen
wurde, SENCHEIR Bei ınir ift er wieder, wenn er mit
dem rechten gefehen wird, kleiner, als wenn ich das
linke anwende; kleiner, wenn die Augen für eine grö-
Ssere oder Berinere Enifernung angepalst find als ale
in welcher lich der gefehene Gegenltand befinde. Im
erlten Falle erweitert ich die Pupille, iin zweiten hat
das rechte Auge eine [chwächer brechende Kraft, und im,
den beiden leizten find fowohl die Gröfse der Püpille
als die Bildung des Auges verändert, im erften von bei-
‘ den nämlich kind die I ’opillen weiter und die brechende
Kraft, der Augen geringer, wäbrend im letzten das Ent-
gegengefetzte Statt findet.
R Aus diefer Darfltellung. fcheint zu folgen, dafs ein
gewiller Umfang ‚der Pupille und eine gewilfe Sıellung
der Augenfeuchtigkeiten zum deutlichen Sehen er forderlich '
find, um den gelehenen Gegenfiand achromatifch und
in feiner angemellenen, feheinbaren Gröfse zu zeigen,
Dies ergiebt fich noch näher aus folgenden, deshalb an-
geltellten, Verfluchen mit dem Bellsdonaekhäe. Hierbei
fchienen, wie fchon früher feftgeferzt war, die Gegen-
Stände grölser und eıwas. gefärbt. Eine Feder z. B. kann
man nicht mehr corrigiren , indem fie undeutlich und
gefärbt erfcheint, wenn fie nahe genug an das Auge
gebracht wird, um. beim gewöhnlichen Zuftande des
Auges deutlich” gelehen zu werden. Bedient man fich
aber nun einer convexen Linfe, oder Jälst ein kurz-
fichtiger das coneave Glas weg, fo wird das Sehen deut-
lich und farblos, wenn man ein Auge verfchliefst, und.
noch mehr, wenn man den, [elbft noch näher gerückten,
Gegenftänd durch ein Loch in einer Karte anfieht. Rückt
man ibn aber noch näher, fo entfieht forleich Undeut-
lichkeit und Färbung wieder. Feine Gegenltände er-
fcheinen gleichfalls undeutlich und gefärbt.
Es giebt für ‚das, unter dem Einflu[fe der Beladonna
befindliche Auge eine gewille Entfernung, in welcher
616 - Re Er
ein Gegenltand ziemlich deutlich gefehen wird. Liest
er näher, [o erfcheint ex beiden Augen gefärbt, wird.
aber wieder deutlich und ungefärbt, wenn er nur mit
einem gefehen wird. Wird er noch näher gebracht, fo
erlcheint er, auch mit einem Auge betrachtet, undeut-
lieh und gefärbt, deutlich und farblos dagegen, wenn man,
ae eine, mit einem kleinen Loche verlehene, Karte
b;
Die convexe Linfe und die durchlöcherte Karte hin-
dern gleichmäfsig, aber nach ‚verfehiedenen Principien,
Farbenzerftreuung, die er[tere, indem lie die äufserlten
Strahlen des Kegels zufammenbricht, die letztere, in-
'dem lie lie auslchliefst.
Zum -Schlufle folgende Bemerkung, um fernere Ver-
fuche zu veranlallen. }
Noch immer ilt es ungewifs, ob das menfchliche
Auge vollkommen achromatifch ift. Findet irgend eine
Farbenzerftreuung auf dem Wege der Lichtftrahlen zur
Netzhaut beim gewöhnlichen Sehen Statt, fo ift fie fo
unbedeutend, dafs kein Nachtheil entfteht. Die Phylio-
logen alfo, welche blofs auf die Empfindung fehen, hal-
ten das Auge für völlig achromatifch, und man hat die-
[es nach dem Princip des achromatifchen Fernrohres zu
erklären verfucht. Allein die Vorltellung, dafs die
Augenfeuchtigkeiten einander fo angepalst feyen, dafs
die, durch die eine hervorgebrachte, Zerftreuung durch
eine entgegengeletzte, von der andern erzeugte, corri-
girt werde, ilt-ganz irrig, Bei den achromatifchen Glä-
fern wird die, durch eine convexe Linfe veranlafste
Zerltreuung durch eine ähnliche, aber entgegengeletzte,
von einer concaven Linfe bewirkte, corrigirt; im Auge
dagegen [cheinen die Strahlen auf dem Wege zur Netz-
haut, durch die Brechung wenigftens, nur mehrmals nach
einander zur Convergenz gebracht zu werden, mithin
wird der Grad der Zerftreuung bei jedem Eintritt des
Strahles aus einer Feuchtigkeit in die andere vermehrt.
Die Function der Iris ift wenigltens noch nicht
vollkommen bekannt. ‘Sie foll die Menge des, zur Neiz-
haut gelangenden, Lichtes hbeftimmen, und beim Sehen
naher Gegenltände die Strahlen ausfchlielsen, welche
fonft zu Schief auf die Line fallen würden. Hat lie aber
= 617
nicht eine andere Function, Behufs der Beuenng und
Farbenzer(treuung der Lichtftrahlen,, -welche ihren Rand
treffen? Kann diefe nicht mit der Wirkung der con-
eaven Linfe im achromatifchen Fernrohr verglichen wer-
den? Ein kleines Loch in einer Karte bringt Beugung
und Zerltreuung der, durch dalfelbe tretenden, Strahlen
hervor, kann dies nieht noch mehr durch den feinge-
franzten Rand der Iris bewirkt werden? Die am ftärklien
brechbaren, gefärbten Lichtftrahlen werden auch am
ftäikften gebogen. Wenn nun das Licht ftark ift, oder
divergirende Lichtftrahlen auf das Auge fallen, und die-
fes fo angeordnet ift, dafs es durch ftarke Brechung
Convergenz der Strablen hervorbringt, wo mithin die
Zerftreuung [ehr beträchtlich feyn muls, fo ift die Pu-
pille am engften, und die beugende und zerftreuende
Kraft der Iris am gröfsten. Kann nicht diele Wirkung
der Iris die Farbenzerftreuung, welche die Lichtftrahlen
durch die Augenfeuchtigkeiten erleiden, hindern, und
darin alfo die Abwelenheit prismatilcher Farben beim ge-
wöhnlichen Sehen begründet feyn?
° Hieraus dürfte man f[chliefsen, dafs, [o oft die An-
ordnung der Feuchtigkeiten des Auges und der Uıinfang
der Pupille fich nicht unter einander und zur Stärke und
"Richtung der Lichtftrablen im richtigen Verhältmils be-
finden, die Farbenzerltreuung nicht mehr corrigirt werde,
und das Auge aufhöre, achromatilch zu feyn. Ift dies
nicht wirklich bei den erzählten Verfuchen der Fall, wo
offenbar eine nicht gehinderte Zerlegung der Lichtltrah-
len Statt fand?
10. F. Ribes anatomifche und phyfiologilche
Unter[uchungen über einige Theile des
Auges bei Gelegenheit einer Kopfwunde.
(Men. de la lociete medic, d’emul. T. 7. p. 86 ff.)
Vor einiger Zeit hatte ich einen jungen Mann an
einer, durch ein fchneidendes Inftrument verurlachten,
Kopfwunde zu beforgen, die fich fchief vom vordern
Sechstheil der obern Gegend der linken Schlafgrube bis
618 m
in die, Gegend der rechten Eckzalinvertiefung erftreekte,
und über. die Nalenwurzel verlie‘. Die Haut, die Schläfe«.
zweige des Äntlitznerven,, der vordere, Ohrinuskel, ‚ein,
Theil.des Schlafnuskels, des Augenlirimuskels, ‚des Sürn,
muskels, Augenbrauenmuskels, der S:irnnerv und. die
Augerbrauenpulsadern waren durchlehnitten, und hingen,
nehlt einem Theile des Fortfatzes -des Stirnbeins herab,
wodurch „der vordere Theil. der; Schädelköhle und die
‚ obere Wand der Augenhöhle- fo ‚blofsgelest wurden,
dafs man den Augapfel und die Bewegungen des Gehirns
feheu konnte, Tiefer und mehr nach innen waren der
Nalennerv und die Nalenpulsader, der Pyramidenmuskel
und, die, Nafenbeine durchichnitten., Das Gehirn. und
der Augapfel waren unverletzt, nur ıyan der vordere
Theil.des Augenlidhebers nach unten und vorn. gezogen
und hing. mit herab, . Der Kranke war [ehr erfchöpft,
hatte aber das Bewufstfeyn nicht verloren. Binnen fechs
Wochen war, ohne.den geringften Zufall von Bedeutung,
die, Heilung vollkommen erfolgt, ungeachtet nur ‚Heft-
pflalter und ein höchlt einfacher Verband ‚gebraucht wurd
den; .indellen war das verletzte Auge blind und das.
obere’ Augenlid unbeweglich. Der Zufill gelchah. vor; 10
Jahren, » Die Blindheit und Lähmung find geblieben,
das, Auge ilt zwar völlig durchlichig, aber gefchwunden, '
Die. Unlieweglichkeit des obern Augenlides hat, da ‚der,
‚Heber zer[chnitten war, nichts auffallendes, [chwerer lt
die Erfchlaffung des vorderen Theiles diefes Muskels zu
erklären. ‚Sie [chliefst fich an die mehrmals von mir bei
grolsen Wunden der Gliedmaalsen beobachtete Erfchei-
nung, dafs der am feften Punkte befindliche Theil eines
durchfehnittemren Muskels lich [ehr ftark zuflammenzieht,
während der am beweglichen feltätzende hald nachher
erfchlafft, Die Urf[ache hiervon ilt nicht blofs die Durch-
fchneidung der Nerven und Pulsadern, indem auch der
untere Theil fortwährend beide erhält. Ich kann mir
diefe Erfcheinung nur aus der Gewohnheit des Muskels,
fich in der Richtung nach dem felten Punkte hin zufam-
menzuziehen, was jetzt,-dadie Falern durchfchnitten ind,
nicht mehr möglich ift, erklären. |
Eben fo merkwürdig ift, wenn gieich viele ähn-
liche Beilpiele vorhanden find, die Blindheit des Auges,
da fich nirgends eine Verletzung zeigte. Diefe Erfchei-,
-aung‘ilt nach mehreren Schriftktellern in einer Er[chütte-
rung des Gehirns und einer Ergielsung in der Schädel-
höhle begründer. Allein, wie foll-diele durch leichte
Wunden eniliehn? Nach anderh, z.B. Sabatier, rührt
Ge‘ von der Verletzung des Stnnneryen her, der durch
den Nalennerven [ympathifch ‘auf das Auge wirkt. Al-
jem wie? durch Lähmung.der Muskeln, ‚oder der Blen-
dung, oder:der Netzhaut?
Indeffen beweifen mehrere Frfahrungen, dafs Ver- _
letzung der Muskeln der Augenlider oder des Augapfels”
zwar Unbeweglichkeit, ‘allein keineswegs Blindheit her-
vorbringen, ‘und. bewirkte ‚daher, die Verletzung ‚des
Stirnnerven, was doch auch fchwierig fcheint, nur Läl-
nung der Augenmuskeln, fo würde Keine Blindheit ent-
Stehen.
0 Die vom Linfenknoten kommenden Nerven gehen
zur Blendung, fo dals durch Verleizung des Stirnnerven
fie in ihren Finetionen geftört werden können, wo-
durch die Blendung in einen Zuftand von Krampf oder
Lähmung verfallen kann, der natürlich dem Sehen Ichr
hinderlich ift. Allein keinesweges wird dadurch Blind-
heit’veranlafst, indem die Netzhant auch bei der, durch‘
Belladonnaextract veranlafsten Lähmung der Blendung
‘das Vermögen, Gegenliände walnzunehmen, behält.
” Auf die Netzhaut unmittelbar erfireckt fich daher
die Folge der Verleizung des Sürnnerven und des Nalen-
nerven. Eben fo unmittelbar wirkt auf lie die Durch-
fchneidung des Gangliennerven, die nach Petit’s Ver-
fuchen (Mem. de Paris. Ann. 1727) Verdunkelung des-
Gelichtes heryorbringt. Wie aber wirkt diefe Verletzung
des Gangliennerven und des Stirnnerven unmittelbar
auf die Netzhaut? Wahrfcheinlich nicht durch ‚den
Urfprung des Sehnerven, indem fie nicht mit ihm zu-
Sammenhängen, und keineErlcheinungen auf eine voran-
ebende und vermittelnde Einwirkung auf das Senforiun
hliefsen lallen , unlıreitig allo auf einem kürzern Wege.
‚Folgendes hefultat gaben.die, in diefer Beziehung
von Herrn Chauffier und mir angeliellien Unterfuchun-
gen. Nach Zermalmung und, Entlernung des Gehirns
durch mehrmaliges Abwalchen, olıne Verletzung feiner
Pulsadern und Wegnahme des Augenhöhlendaches' fahen
wir, dafs ein Bündel der Nervenfcheide des Ganglien-
. nerven, welche die innere Kopfpulsader umgiebt, für
die Augenpulsader abgeht, fich für alle'ihre Aefıe ver-
zweigt, und auch die Netzhautpulsader verfeht. Dies
heht man unter Waller deutlich. Unftreitig begleiten
diefe Fäden die Verzweigungen’ der Netzhautpulsader,
find alfo für die Netzhaut beftimmt.. Auch der Linlen-
knoten erhält einen Zweig vom Gangliennerven und
unter den aus ihm tretenden verlief ein lfehr kleiner,
nahe an der Netzhautpulsader. Wenn wir ihn gleich
nieht (durch den Sehnerven bis zur Netzhaut verfolgen
konnten, fo nehmen wir doch an, dafs er üch zu: die-
fer begiebt, weil es die Analogie und die [ympathifchen
Prfcheinungen beweifen. ‘In der That verliert lich z.B.
‚die Paukenlaite nicht im Zungenalte des Unterkieferner-
ven, [ondern liegt, wie man beim Durchfchneiden ihrer
gemeihfchaftlichen Scheide deutlich fieht, nur neben ihm,
und theilt lich in zwei Zweige, einen für die Unterkiefer-
drüfe, nachdem er mit Zweigen des Zungenaltes, eim
Knötchen gebildet bat, den andern für die Zunge. . Die
‚Schlinge des Zungenfleifehnerven wird nicht durch dielen,
fondern durch den zu ihm tretenden Alt vom ärften
Halsnerven gebildet, der fich bald von» jenem trennt,
nachdem er eine Strecke lang mit ihm in einer Scheide
verlaufen ift. Beim Hunde geht diefer Alt längs dem
ganzen Halfe herab und bildet fo mit dem zweiten und
dritten Halsnervenpaar eine Schlinge, ohne im geringlten
mit dem Zungenlleilchnerven verbunden zu feyn, Ueber-
haupt könnte ich durch viele Beilpiele erweilen, dafs,
wenn lich gleich Nerven an einander legen, fie ich doch
nicht, zumal wenn fich kein Knoten lindet, verbinden,
und jeder, als wäre er völlig ilolirt geblieben, an den
Ort feiner Beftimmung geht. Daraus Ichlielse ich, dafs
die Fiden, welche die Netzhautpulsader umgeben, der
"welcher vom Linfenknoten Kommt, und die durch den
Sehnerven dringenden nur für die Netzhaut beftiimmt
feyn können, was auch Portal,(Anat. med. T.IV. p.428.)
geahndet'zu haben [cheint. Noch dringen mehrere Blen-
dungsnerven vorn durch die Aderhaut in die Giliarfort-
fätze und, wenigftens zum Theil, von bier nach hinten
un 621
gegen die Stelle, wo fich die Netzhaut an den Strahlen-
kranz legt. Vermuthlich ftehn fe in Beziehung mit der
Empfindlichkeit der Netzhaut und den [ympatlhifchen
Erfcheinungen diefer Membran. So fchickt allo der
Gangliennerv mittellt des Zweiges zum Linlenknoten
Fäden zur Netzhaut und der Blendung. Daher die Ge-
fichtsverwinderung und Frweiterung der Pupille nach
Durehfehneidung des Gangliennerven, bei ftarken Rei-
zungen des Darmkanals und Schwäche der Verdauungs-
werkzeuge und wahrfeheinlich könnte man [ympathilch
mittelft derfelben auf das Auge, Behufs der Heilung man-
cher Krankheiten deflfelben, wirken. Nach diefen ana-
tomifchen Unterfuchungen erklären die Verbindungen
des Stirnnerven mit dem Ganglien- und Nalennerven,
von denen die meilten Nerven des innern Auges entlle-
hen, die Lähmung der Netzhaut, und die krankhaften
Veränderungen der Blendung in Folge derVerletzung dieles
Nerven oder feiner Zweige. Daher der gute Erfolg, den
Valjalva durch Einreibungen beider Sürnnerven bei einer
Fran fah, welche durch eine leichte Augenwunde ihr
Gelicht verloren hatte.
Nun frägt fich noch, warum die Lostrennung eines
Theiles der Blendung bei Staaroperationen und die Durch-
bohrung derfelben bei der künftlichen Pupillenbildung
nicht eben fo auf die Netzhaut wirke, während die
Durchbohrung der Aderhaut bisweilen Erbrechen -und
felbft Kothausleerung veranlaffen ?
Nach dem Vorigen fieht man leicht, dafs ich die
Netzhaut nicht als Ausbreitung des Sehnerven betrachte,
Sie fteht mit ihm nur in Orts-, Furiction - und Zufammen-
hangsbeziehung. Die Neryenfäden, die lie, unabhängig von
den leinigen, erhält, beweilen allein Schon, dafs fie ihren
Urfprung eben lo wenig ibm als die Nafen- und Laby-
Yiuthshaut dem Riech- und Hörnerven verdankt, Beieiner
andern Gelegenheit werde ich dem, was Winslow und
Bichat über diele Frage gefagt haben, einiges beifügen.
Refultate
1) Eine Schnittwunde, in deren Lappen. fich ein
Theil der Schädelknochen befindet, muls, felblt wena
die Falerhaut entblöfst ift, als einfache Wunde: vereinigt
werden, wenn nicht vielleicht Erfchütterung und Exıra-
vafat vorhanden ilt,
2) Die Keuntnifs des Zuftandes zweier, in querer
Richtung getrennten NMuskeltheile zeigt dem Wundarzt
bis auf emen gewilfen Punkt an, dafs! die‘ Zufammien.
drückungsmittel vorzugsweile auf den aın felten Punkte
Yäfterden Theil angewandt werden müffen, um feine
Thätigkeit zu befchränken , und ihn mit dem entgegen-
gefetzten erfchlafiten in Berührung. zu erhalten. .
3) Die, bisweilen felbft leichte Wunden der Augen:
brauen ‘des obern Augenlides und der Bindekaik® 'be-
gleitende Blindheit entftcht, weder durch Lähmung
oder Durchfchneidung der Kühefinntkein; noch Lähmung
oder Krampf der Blendung, fondern durch Lähmung
der Neıizhaut, welche fy nes durch Verletzung des
Stirn - oder aan ven bedingt wird.
4), Die Netzhaut und Blendung ftehen durch die
Sarnı und Nalennerven mit den Ei Augenhöhle um-
gebenden Theilen, durch den Gängliennerven mit’der
Unterleibshöhle in RE Zulammenhange. Der
gegenleitige [ympathilche Einflufs diefer Theile unter ein-
ander erklärt üch hieraus.
5) Aus dem Vorigen ergiebt lich wenigftens mit gro-
[ser Wahkfcheinlichkeit eine vom Sehnerven unabhängige
Exiftenz der Netzhaut, indem die blolse Verletzung der
zu-ihr von andern Punkten tretienden Nervenfäden zur
Verniehtung der Hauptfunction derlelben hinreicht, und
ER Eindufs des Sehnerven, Behufs des Sehens, aufhebt.
\
1
11. F. Ribes über den Strahlenkörper und
deffen Einfluls aufden Glaskörper, die
Linfe und die wäflerige Feuchtigkeit
(Mem, de la foc. med. d’emul. T. 8. p. 631 fi.)
In dem vorliegenden Auflatze werde ich (die Frage
erörtern: 1) Ob die eigenen Hänte des Auges Blutge-
z
Ffäfse haben?
ah ET Welche Anor: dnung der Str ablenkörper darbietet?
3) Wie der Kreislauf in dielen Theilen Statt finder?
ws Wie. die Buipplnuchiehenen ab-und ausge[onders
werden?
2) Enthalten: die Glashaut und die Ha Ge-
&
erst Diefe Frage wird, ungeachtet der allgemeinen An-
nahme, dafs wirklich diefe Gefäfse vorhanden feyen, durch
‘die Unbeftimmtheit, womit: die Schriftkteller über ihre
“Anwelenheit, Vertheilung und Urfprung reden, 'serecht-
fertigt. Ich werde mich der anatomilchen Unter[uchung;
‚der Einfpritzung und der Induction als Mittel bedienen,
um hierüber etwas auszumitteln. =
"Um mit Erfolg über die Gefäfse der eignen Äugen-
Hänte zu arbeiten, mufs man zuerft den hinter dem
Strablenkörper liegenden Theil des Glaskörpers, "dann
den vor ihm befindlichen der Linfenkapfel, und end-
lich die Einfenkungsitelle des Strahlenkörpers und der
Netzhaut in die Glashaut unterfucher. Der hintere
Theil des Glaskörpers ilt glatt, liegt ohne Pefefti-
ung an der innern Fläche der Netzhaut, an der Ver-
bindungsftelle mit dem Strahlenkörper und nach hin-
ten findet man beim Menfchen, dem Pferde, Schafe,
Schweine, Hunde und den Katzen kein von der Netz-
haut zum Glaskörper gehendes Gefäfs. Nur beim Ochfen
Tahe ich immer einen ganz durchlichtigen, 2 — 4"! lan-
sen, aus der Mitte der Einfenkung des Sehnerven eut-
tehenden Fortfatz, der mehr Aelinlichkeit mit dem Glas-
körper als der Netzhaut hatte. Ich konnte ihn nie ein-
fpritzen, und weils daher nicht, ob er ein in die Glas-
Feuchtigkeit dringender Zweig der Netzhautpulsader ilt,
noch weniger, ob er bis zur Kryltallkapfel dringt. Zwei-
Felbaft aber fcheint es mir, dafs fo kleine Zweige als
die, welche nach den Anzaben von den Netzhautge-
fälsen an diefe und in den Glaskörper dringen follen,
zur Ernährung und beftändigen Abfonderung und Auf-
nahme hinreichen können. “Veberdies fehlt “ener Fort-
Tatz in allen übrigen, von mir unterfuchten, Augen, und
die Gefälse müfsien "daher von einer andern Stelle ent-
Ttehen,
+
‚Der vor und zwifchen dem Strahlenkörper liegende
Theil der Linfenkapfel ift glatt, hängt nirgends mit be- |
nachbarten Theilen zulanımen, und erhält von ihnen keine
Gefälse, dennoch wird es durch‘ die. Gröfßse des Glas-
kärpers und der Linle, die Schnelligkeit der Erzeugung
der wälferigen und Glasfeuchtigkeit, lo wie der Einlfau-
gung der Linfe nach der Niederdrückung des Staares
höchft wahrlcheinlich , dafs ein bedeutender Gefäls-
apparat mit den innern Augenhäuten in Beziehung [teht. -
An der Verbiidungsltelle des vordern Randes der
Netzhaut und des Strahlenkranzes mit der Glashaut muls
man die Ernährungsquelle diefer Theile [uchen. 2
Der vordere Rand der Netzhaut ift bei den vorher
erwähnten Thieren dick und ‚abgerundet, f[cheint aus
Kreisfafern gebildet, hängt nicht wit der Glashaut, fehr
feft mit dem hintern Theile, des Strahlenkörpers zulam-
men und geht nicht weiter nach vorn. Die Netzhant-
ulsader .theilt üch in 2— 3 Hauptälte,: die einander
parallel in der.Subftanz der Netzhaut, an ihrer innern
Fläche, verlaufen, fich am vordern Rande derfelben in
zwei Aelte theilen, welche ich umlegen, unter einander
verbinden und einen Kranz bilden, Aus dellen hinterm
Theile eine Menge kleiner, nach hinten gehender, Zweige
abgehen, die lich in der Subltanz der Netzhaut verbrei-
ten. Weder an chronifch entzündet gewelenen Augen
noch beiden glücklichlten Einfpritzungen [ah ich aus dem
vordern Umfange dieles Körpers das kleinfte Gefäls von
der Netzhaut zum Glaskörper oder der Linfe gehen. ,
Trennt man die Aderhaut von den Augenfeuchtig-
keiten, lo erfcheinen zwei Strahlenkörper, wovon einer
der Aderhaut angehört, der andere an den vordern
Theil des Glaskörpers und etwas an den Umfang der
Linle geheftet ilt. _
Unterfucht man den er[ten, der allen Anatomen
unter dem Namen des Strahlenkranzes oder Strahlenkör-
pers bekannt ilt, fo fieht man beim Pferde, dals jeder
Fortlatz deflelben, an der Verbindungsftelle mit der Ader-
haut, häutig ilt, bald aber netzförmig wird, und eine
Menge von, meiltens viereckigen Oeffnungen enthält,
Noch weiter nach vorn find die Seitenflächen lehr zotiig,
und der freie Rand ilt gefrauzt, jede Franze ift wieder
pinfel-
pinfelförmig, äufserft vielfach verzweigt. Zwifchen je
zwei Fortlätzen: liegt 'ein zum Glaskörper gehöriger,
Beim ‚Ochfer ilt die Verbindungsftelle der Ciliarfort-
fitze mit der Aderhaut dünnhäutiger, die Oeffnungen
find kleiner, aber zahlreicher, und die Franzen weniger
ausgebreitet. Beim Schweine, dem Schafe und dem Men-
fchen Gnd die Fortfätze ganz häutig, der Netzbau kaum
angedeutet, die‘ beiden Flächen: voller Zotten. Die
Tehr zahlreichen Franzen des freien Randes Imd [ehr
fein und dem blolsen Auge lichtbar. RI AUS
05 Am felftlitzenden Rande [cheinen die Strahlenfort-
fätze blofs häutig, ‘im genetzten Theile und dem gefranz-
ten Rande ganz aus einem Gefälsgewebe gebildet, wie
die Leichtigkeit, womit fie durch die Einfpritzung ge-
färbt werden, beweilt. N
Der Bau’und die Function des am vordern Ende
der Glashaut befindlichen 'Strahlenkranzes ilt fo güt als
unbekannt. Er belteht, wie ‘der Strahlenkörper der Ader-
haut, aus Fortfätzen, deren.einer Rand am Glaskörper
hängt, und den Umfang der Linfe etwas nach vorn
überragt. Die Flächen derfelben fnd zottig,‘ ob fie
genetzt find, konnte ich nicht entdecken. Der feine
Band ift gefranzt, und bildet diefelben Verfchiedenhei-
ten als der Strablenkörper dar. .Diefe Fortfätze ind‘
durchaus gefäfsreich. Bekanntlich greifen die Fortfätze
des Strahlenkörpers und Kranzes genau zwifchen ein-
ander und die Feinheit fihrer Zotten erlaubt die Ver-
müthung, dafs ihre Flächen nicht blols an einander
liegen, fondern wirklich zulammenhängen und die Ver-
bindung ‚nur dem,grofsen Weichheit der Zotten wegen
leicht [purlos zerftört wird. Für die freien Ränder an
beiden gilt dies wirklich. Die freien Ränder der Fort-
Litze des Strablenkörpers find im Grunde der Rinne
der Fortfätze des Glaskörpers wirklich in die Glashaut
eingelenkt, und eben fo’letzen lich die freien Ränder
der Fortfätze des Strablenkranzes in das Gewebe der
Aderhaut fort, Wirklich gehen daher bei der Trennung
des Strahlenkörpers von dem Strahlenkranze Stücke von
dem letztern ab, bleiben an jenen geheftet, und werden.
durch Mangel des Pigmentes ünd Durchlichtigkeit 'er-
kannt. Eben [o bleiben Stücke des Strablenkörpers an
M d, Archiv, IV. 4, Tı
den Strablenkranz geheftet, und die Schwärze deffelben
rührt nicht blofs vom Pigment, [ondern von ihnen her.
Schon dies fpricht gegen die Fortletzung der Netzhaut
zwilchen Aderbaut und Glashaut bis zur Linfenkaplel,
überdies endigt (ich diefe Membran. fehr ‚deutlich am
hintern Rande des Strahlengewebes. da: NL,
Der Strahlenkörper ilt allo an den vordern Theil
des Glaskörpers und an den ganzen Umfang der Linfen-
kapfel geheftet: eben fo fieht man ihn im Umfange.der
bintern Augenkammer frei in der wälferigen: Feuchtig-
keit hängend. , Der Strahlenkranz heftet ich an den
Rand der Kapfel durch eine grolse Menge von Gängen,
von welchen ich zu beweilen [uchen werde, dafs fie die
wälferige Feuchtigkeit in fie führen. Diefe Körper er-
halten allein faft eben [o viele Gefälse, als alle übrigen’
Theile des Auges, nur ilt diele Bedingung in den Fort-
fätzen desStrahlenkranzes weniger leicht alsin denen des
Strahlenkörpers nachzuweilen. ‚Die Venen find indem
Strahlenkörper zahlreicher als die Arterien, und endigen
fich in den Zotten. In dem Strahlenkranze konnte ich
diefe Anordnung nicht erkennen, rk
Wie verhält ich nun der Blutlauf in diefen Thei-
len? Folgendes find die Relultate vielfach abgeänderter
Einfpritzungen an Körpern von verfchiedenen Altern:
1) Wird Luft durch einen Blafenbalg in die Aorta,
die gemeinfchaftliche oder die innere Kopfpulsader, felbft
bisweilen in die Augenpulsader getrieben, lo erfcheinz |
keine Luftblafe im Glaskörper, oder zwilchen ihm und der '
Netzhaut, ungeachtet alle Pulsadern. des Auges, damit
angefüllt find. Wird lie dagegen.durch die Augenblut-
ader oder die innere Halsblutader eingeblafen, fo er- |
fcheint fie zwifchen Ader-und Netzhaut und vorzügliel
in den Augenkammern, nicht aber zwilchen der Glas-
und Netzhaut pder im Glaskörper, Diele Verfuche [chei-
nen daher ‚gegen eine Verbindung zwilcken den Ge-
fälsen der Blendungsfortlätze, ‚der Netzhaut und der
Netzhautpulsader mit denen des Glaskörpers und derLinf:
zu [prechen. | 3
2) Eben fo drang gefärbtes Terpentinöl aus der
Kopf - oder Augenpulsader und den, dadurch gefärbten
Pulsadern der Aderhaut, des Strablenkörpers und der Netz-
‚baut nicht-in‘die'Glashaut und Linfe,; durch. ‘die in-
nere Halsblutader und die Augenblutader dagegen zum
Theil. zwilchen die Netzhaut und Aderhaut, in die Au-
genkammern und die Zotten der Fortfätze.
, 3) Dinte, in die Blutadern: gelpritzt, gelangte in die
Augenkammern und färbte die wällerige Feuchtigkeit,
4) Fifchleim drang aus ‚den angefüllten ' Augen-
pulsadern weder in den Glaskörper, noch in die Linfe ; aus
den Blutadern in die Zotten der Fortlätze, nicht aber
in die Glashaut und Linfe.
5) Einfpritzungen von gefärbtem Talg gaben ein
‚weniger genügendes Refultat. i
....6) Quecklilber- Einfpritzungen gelangen am belten.
Der kleinen Verlängerung im Ochlenauge wegen, wählte
ich vorzüglich Augen dieles Thieres, und bediente mich
einer 20” langen, 4” weiten Glasröhre, die fich an dem.
einen Ende bis auf # verengte., Diele wurde in die
Augenpulsader des einen Auges gebracht. Eine! zwei-
te ähnliche, nur ungefähr 18“ lange, brachte ich auf
diefelbe Weile in die Blutader des andern Auges,
beide mit Queckfilber, die Augen unten, gefüllt. Nach
24 Stunden fand ich in dem Auge, deflen. Pulsadern
eingelpritzt waren, die Aderhaut und den Strahlenkör-
per [trotzend angefüll. Die Pulsader ‚jedes Fortfatzes
bildete einen ‚Bogen, deffen Wölbung feinem freien,
die Aushöhlung feinem feltlitzenden Kande entfprach,
‚allein die Zotten und Franzen der Fortfätze und der,
innern Fläche der Aderhaut waren leer. Die Netzhaut-
pulsadern waren ganz angefüllt. Ob Ge mit den Blen-
dungspulsadern zulammenhängen, konnte ich nicht aus-
mitteln, gewils aber war kein Quecklilber aus den
Pulsadern der Netzhaut und der Blendungsfortfätze in
den Glaskörper, die Kryftall- Linfe oder die Vertiefung
gedrungen. Wahrfcheinlich fteht diefe nicht mit den
Pulsadern der Netzhaut im Zulammenhange.
Auch im zweiten Auge erfchien die Aderhaut faft
ganz in eine Silberplatte verwandelt, Die Venen der
. Fortfätze verhielten (ich wie die Arterien, allein die Fran»
zen und Zotten waren weit belfer als durch die vorher
angewandten Subltanzen a Re: angefüllt. Zwi-
t2 7 N
fchen Ader-'und ‘Netzhaut, und vorzüplich"inden Au
genkammern, lag Quecklilber. Auch die Venen der Netz’
haut Itrotzten, allein auch hier war die Verlängerung leer,
eben [o Glaskörper und Linfe. Hiernach [cheinen durch-
aus keine Gefälse unmittelbar zur Glashaut und Linfen-
kaplel zu gehen. Indeffen habe ich einige, gegen diefe‘
Anlicht [prechende Beobachtungen. In dem Auge eines,
" durch’einen Schlag‘ auf den Kopf getödteten Ochlen fand!
fich viel: [chwarzes geronnenes Blut zwilchen beiden’
Blättern der den Sehnerven umgebenden Haut, in allen
Gefäfsen des Auges, den Franzen und Zotten desStrahlen-
körpers, felbft dem Strahlenkranze, nur hier von einer
hellern Röthe. DasMikrolkop zeigte vorn in der Glashaut
fehr feine netzförmig verbundene Gefäfse, und eben fo‘
verbreiteten lich mit Blut angefüllte Gefälse in den Zel-'
len derfelben. Daffelbe fand ich inden Augen eines, durch’
einen Schlag auf den Kopf getödteten , Mannes,‘ wo lich’
zugleich Blut in die Schädelhöhle ergollen "hatte, \ Ber‘
einem »auf:diefelbe Weile geftorbenen Hirfche war der’
Glaskörper vorzüglich'vorn geröthet, und feine kleinen’
Gefäfse mit Blut angefüllt. Bei einem Fötus von 6, ei@'
nem andern von 8 Monaten, deren Kopf bei der Geburt
gelitten zu-haben [chien, war der ganze Glaskörper ge-'
röthet, auch.die wälferige Feuchtigkeit röthlich, die Linfe
dagegen durehlichtig. ’ Hals
‘War dies Blut aus der Netzhautpulsader oder der Puls-
ader des Strahlenkörpers gedrungen? Da beftimmte That- .
fachen fehlen, fo wird der Weg der Induction erlaubtleyn.
Die Netzhautpulsader [chickt kein Gefäls zum Glaskörper, t
da beide nur an einander liegen, und weder im krank-
haften Züftande noch bei den glücklichften Einfpritzun-
. gen Gefälse fich zwilchen beiden zeigten. Dagegen lind die
Fortfätze des Strahlenkörpers und Kranzes in einander
sefchoben, bei ilirer Trennung gehen Stücke ab, 'die'
Glashaut kann auf keinem andern Wege das Blut zu
ihrer Ernährung und zur Abfonderung erhalten, ohne
diefe Anordnung wäre fie und die Linfe völlig ilo-
lirt. Wohl‘ gewils drane das Blurin den zuletzt erwähn.
ten Fällen auf dielem Wege in den’ Glaskörper., m
NUT
Hierauf bieten fich nun drei Fragen dar:
“u D Gehtim.gefunden Zuftande Blut in den Glas-
körper und die Linle? NR
120% 52) Wie wäre, wenn dies nicht der Fall ilt, das
än.den zuleızt gelehenen Fällen in-denfelben gelangt? ,
0% 3% Wie,werden die Augenleuchtigkeiten ab- und
ausgelondert?, % “
279), Dies [cheint im gefunden Zuftande nicht der Fall,
da’ich bei unzähligen Unterluchungen nur in den fünf
erwähnten Fällen Blut fand und dallelbe das Schen hin-
dern würde. ar in a N
00,2): Das Blut war hier »wahrlcheinlich nicht un-
mittelbar aus den Gefälsen des Strahlenkäörpers einge-
drungen, indem ich es fonft doch wenigftens einmal
‚durch die öftern Einfpritzungen duxch dielen Weg ein-
‚getrieben hätte. Ueberdies würde dann das Blut bei
jeder, beträchtlichen Anfırengung ihn ein[chlagen, und
fo das Sehen ftören.können. Ich glaube daher, ‚ dals
‚die Feuehtigkeiten durch Abfonderung in die Augenhäute
‚gelangen, und durch Ausfonderung-aus dem Innern des
‚Auges wieder in den allgemeinen Kreislauf kommen.
ou 3). Da im, gefunden Auge die Glas-und Linfenhaut.
“kein Blut führen, und in dem letzteren Falle das Blut
„wahrfcheinlich nicht durch Gefälscontinuität eingedrun-
‚gen war, fo [cheint, es mir aufgefogen worden zu [eyn.
Die Venen, nicht aber die Arterien der Fortfätze des
‚Strahlenkörpers reichen bis zu den. Zotten. dellelben , ge-
ade wie im Darmkanal,. wo ich die, Zotten auch immer
‚nur durch die Venen, nie durch die Arterien, und viel
leichter als im Auge anfüllen ‚konnte. Hier aber findet
‚aunltreitig Einfaugung durch die Venen Statt, und die
aufgenommenen Flülfigkeiten werden in der Leber um-
geändert, da ungeachtet der Ablonderung im Darmkanal
‚durch die Pfortader fie viel mehr Blut als die ihr ent/pre-
chenden Gefäfse der Unterleihseingeweide enthält. Sıvam-
merdam's, Meckel's und Richerand’s, belonders aber Ma-
gendie's Verfuche [prechen offenbar für das Einfaugungs-
wermögen der Venen, mithin auch der, ganz aus Venen” ,
‚gebildeten Zotten des Darmkanals, und, der Gleichheit
des Baues ‘wegen, auch der Zotten der Fortlätze des
Strahlenkörpers, zumal da dies der einzige Rückweg
für die Augenfeuchtigkeiten ılt, und der Strablenkörper
ie ;
mit allen in unmittelbarer Beziehung fteht. 'Daffelbe
wird nun für die Zotten des Strahlenkranzes gelten, und,
fchon die [chnelle Wiedererzeugung der wäfferigen und
Glasfeuchtigkeit fpricht dafür. Folgendes fcheint mir
der Hergang. Vielleicht [tagnirt das Blut in den Fort-
fätzen des Strahlenkörpers fo lange, bis die Zotten des
Strahlenkranzes die zur Ernährung der innern Theile
erforderlichen: Subftanzen aufgenommen haben. Diefe
dringen dann durch alle Wege der Zotten, "teten in
zahlreiche und [ehr feine Kanäle, verbreiten ieh. durch
die ganze Glashaut und [etzen in den Zellen derfelben
die Glasfeuchtigkeit ab. Zuriickgenommen wird diele
auf diefelbe Weile durch die Zotten des Strahlenkörpers.
Bei normaler Stimmung der Einfaugungsthätigkeit diefer
Theile bleibt der Glaskörper durchlichtig, ‘wird he ge-
ftört, oder [ind die Fiüfligkeiten falfch gemifcht, [o wird
er durch aufgenommenes Blut undurchhichtig, wie ja
oft auch in den Saugadern Blut vorkommt. So findet
man es bei eindringenden Bauchwunden mit Bluter-
gielsuug in die Bauchhöhle in den Gekrösfäugadern. In
zwei Fälleu von Rofe fand ich die Saugadern in der
Weichengegend bis zur Weite einer gerinnten Sonde
ausgedehnt und voll [chwarzen flüffigen Blutes, Nicht
immer lind wohl die roth durch die Haut [ehiminernden
Saugadern entzündet, da etwas Blut,’ der Lymphe beige-
milcht, diefelbe Wirkung haben kann. Bei einem $ol-
daten, der den Abend vorher durch einen andern in
den Zeigefinger gebillen worden war, fand ich am Mor-
gen von der Stark gequet[chten Wunde einen Strang Saug-
adern bis zur Achl[el verlaufend, ungeachtet [chwerlich
in lo kurzer Zeit Entzündung entftanden feyn konnte.
Ueberdies verfehwinden und erfcheinen bisweilen diefe
Stränge in [ehr kurzer Zeit, was bei Entzündung nicht
der Fall feyn würde. Auch bei hohen Graden des Scor-
buts findet man die Saugadern 'und felb[t den Milchbruft-
gang voll von einer blutigen Flüffgkeit.
Nach allem Gefagten fcheint nun das Blut in den
erwähnten Fällen dadurch in den Glaskörper gelegt zu
feyn, dafs die Stimmung der Gefälse des Strahlenkörpers
und Strahlenkranzes, vielleicht auch djeMifchung des Blu-
tes, durch die Hirnerfchütterung abgeändert wurden, 'wo-
nun 651
son Auflaugung von Blut ftätt einer hellen Feuchtigkeit die
folge war. Dies finder vermuthlich immer bei Störung
der‘Stieimung diefer Gefälse Statt, und die bisweilen,
hauptfächlich im Alter, vorkommende Trübung der Augen-
htigkeiten ift wahrfcheinlich hierin begründet.
Unterfucht man nun’ die Art der Ab-und Ausfon-
derung in der Linfe, fo findet man Folgendes.
09 Die’vordere, völlig freie Fläche ihrer Kaplel wird
von 'der wällerigen Feuchtigkeit befpühlt. Die hintere,
gewöllbtere Fläche liegtin einer Vertiefung der Glashaut,
die hieriam dicklten ift, mit der Kapfel aber durchaus
nieht verwachlen ilt. Bei einem 27jährigen, an Hy-
drophthalmus auf beiden Augen leidenden Menfchen, fand
ich an diefer Stelle wenigftens 6 Gran eiuer hellen, durch-_
fiehtigen, dünnen Feuchtigkeit. Dagegen heftet üch an
den Rand zwilchen beiden Flächen eine Verlängerung der
Glashaut auf das genauelte,'und fpaltet ich hierjin zwei
Blätter, in deren innerem höchft wahrlcheinlich Kanäle
zur Linfe verlaufen, deren äulseres einen Theil des Strah-
lenkranzes bildet,. und mit dem Strahlenkörper verbun-
den ilt, An der innern Seite ilt es [chwach zottig und
enifpricht dem innern Blatie, fein hinterer Rand geht
in die Glashaut ‘über, [ein 'vorderer fetzt ich an die
Kaı fel; ohne [ich über ihre vordere Fläche auszubreiten.
Ein Theil diefes Blattes enthält eine Reihe von Kanälen,
der andere ift meınbranös. ‘Die Kanäle find ungefähr
24 lang und reichen vom Glaskörper zum Umfange
der Linfe. Sie find weit, diehr, cylindrifch, wenig
äusdehnbar, fchwärzlich, [chwach zottig, und gehen in
die Zufammenfetzung des Strablenkranzes ein. Bei mei-
nem Hydrophthalmifchen öffneten fie lich nach vorn, fo
dafs Quecklilber von hinten nach vorn durch ihre Oeff-
mungen trat. Der membranöfe Theil liegt zwilchen den
Kanälen und entlfpricht den Fortlätzen des Strahlenkör-
Ders. ' Er ift dünn, durchlichtig, [ehr ausdehnbar, da-
‚er leicht durch, zwifchen Linfe und Glaskörper einge-
brachte Luft aufzuheben, wobei er ein höckeriges An-
fehen bekommt, weil die Kanäle weniger ausdehnbar
find. Das’vordere Blatt der Linfenkapfel ilt dick, knor-
pelartig, und der hinter der Hornhaut befindlichen Meın-
bran fehr ähnlich. Das hintere ült dünner. ö
6 52 nn E
Wo beide‘ fich vereinigen, : fieht- man -imIganzen
Umfange der innern, Ga hellem Liehte ‚eine Reihe Quer:
Ipalten , "von denen. ich nicht ausmitteln, konnte, ob ‚lie
den Fortfätzen des ‚Strahlenkörpers: oder. Kranzes.ent-
fprechen. Die Morgagni’[che Feuchtigkeit, ‚die darauf
folgende weiche Mafie und der Kern, der, Einfe unter-
fcheiden fich nicht wefentlich, [ondern bilden, eine, und,
dielelbe Subftanz. , Läfst man die noch in.der Kapfel ent-
haltene Linfe 2 Monate in einer gefätugten Sublimatauf-
lölung, fo. ilt.der ganze Inhalt der erltern blätmig ‚ges
worden. Die Blätter:find concentrifch und befteben aus
Paralleifafern, ‚nur der Mittelpunkt ift etwas felter und
perifarben. . Wahrlcheinlich Steht..wohl diefe Anordnung
mit dem beftäudigen Stoflwechfel in ‚Beziebung, und ‚es
findet eine Art Saftbewegung Statt, wobei die Feuchtig- |
keit von dem Umfange zum Mittelpunkt, und umgekehrt
dringt und fo leichter abgeletzt und wieder von,der.Kapfel
aufgenommen wird. j te RR:
Die Betrachtung der Quelle der wällerigen ‚Feuch-
tigkeit führt zunächft zur Unterfuchung der Haut, ‚welche:
man als Abfonderungsorgan derfelben anfieht. Um Se,
genau zu fehen, mufs manlie zuerlt von der hintern,
Fläche der Hornhaut trennen, was bei Augen von Grei-;
fen, Schafen, Hunden, hefonders aber Pferden, ; weil
bier die Verbindung am fchwächften ift, am ‚beften ge-
Yinat, vorzüglich, wenn man die Theile vorher Ichwach
kocht, oder einige Tage maceriren läfst. Am belten.ge-
fchieht die Darftellung, wenn man einen Kreisfchnitt,
in einiger Entfernung von der Hornhaut durch die barte
Haut führt, die letztere von der Aderhaut trennt,.die,
Scalpellfpitze um das Sırablenband führt und dann die.
innern Theile leicht anzieht. _Auch mufs: man Augen
von hinten nach vorn in ihrer ganzen Höhe durch-
fchneiden , um den Fortgang der Membran über, die Blen-
dung zu leben. Der Rand des Hormhantblattes diefer
Membran überragt die Hornhaut etwas und ift deutlich
arı die Blendung geheftet. Diefes Blatt ilt dick, dicht
feft und völlig durchlichtig, ohne Falern und Gefälse,
fafe gar nicht ausdehnbar, zerreilst [ehr leicht,. und läfst
fich nicht in mehrere Blätter zerlegen. Sie ılt wirklich
nach Demours etwas knorpelartig, wird durch kurzes
— 635
Kochen, nicht, wohl aber, durch lange' Macetationi vet-
ändert... Sublimatauflöfung wärkt/wenig, oglar gar, nicht
auf: fe.ein.., ;‚Setzte ie ich ‚über, die '&lendung fort ,. fo
würden.die Bewegungen dieler lo gut, als vernichtet leyn,
da,lie eher zerreilsen als ihr folgpn würde,
245.1. Die Verbindungslielle.diefer Membran mit der Blen-
Jung ilt das Band der Dlendung. , Ungeachtet der Glätte
ieler Stelle; findet doch ,zwilchen. der Membran. an der
ordern, Blendungsfläche „und: (der „eben beichriebenen
keine Identität Statt, und, das Band ilt. vielmehr eine
Nathzwilchen beiden. Die vordere Blendungshaut,.ift
Miglır ‚giatt,. londern. deutlich .zotiig, wie ‚die ‚hintere
Fläche, ‚mit einem, braunen, . nur ‚weniger. reichlichen
Vebarzuge bekleidet und deuvich eine Schleimhaut, Beim
Losirennen. der,Blendung, hndet wan am äufsern Rande
an, Exule eines jeden Strahles einen weilsen Punkv;: der
in’ yon der Demoursfchen Haut abgerilfenes Blättchen ält.
Durch kein, Mittel läfst fich ‚diefe Haut von der Blen-
dung trennen, Sondern man, erhält immer, ein. Stück
von, Jdieler Seibft, ‚und immer, ilt dies weich, biegfam,
zotiig, nachgiebig. , Alle. Theile der Blendung. werden
leicht dureh die Maceration zerltört. \ ER
“7. Die vordere Wand der hintern Kammer, oder die
hintere Fläche der Blendung, hat noch deutlichere Zot-
wen, slt alfo, der Haut der. wällerigen Feuchtigkeit noch
„anähnlieber. Der Umfang diefer Kammer wird ganz durch
die, Franzen „der, Strahlenfortlitze „die . hintere Wand
‚dureh das vordere Blatt der Linfenkapfel gebildet, wel-
ches genau zmit,der Haut, an ‚der hintern Hornhantlläche
übereinkommt. er
Die wällerige Feuchtigkeit wird nicht urfprüng-
dich in der vordern Kammer, mithin nicht durch diefe
u A da’fie hier bei zufälliger oder angebor-
" Pupillenyerfchliefsung fo gut als ganz fehlt, Nach
mebrern Anatomen find die Strahlenfortfätze die Quelle,
“allein ich erhielt aus den oben angefühtten Ver[uchen durch
Einfpritzung der Blendungspulsadern kein Refultat,, wel-
‘ches für diefe Anlicht Spräche und halte, da diefe Fort-
Jälze von den Venen aus leicht angefüllt werden, fie
vielmehr Für die Finfaugungsorgane :diefer Feuchtigkeit,
dagegen die vom Glaskürper Zur Limle gehenden Kanäle
für ihre Abfondezung beftimmt. Inden oben‘ erwähn.
ten wallerfüchtigen Augen fand ich diefe Kanäle, die
ich früber ‚für Tolide’ gehalten hatte, deutlich"Kohl und
Stark entwiekelt, ’[o dals ich die Spitze einer Röhre leicht
in ihre vordere Oeffnung brachte, und das.Quecklilber
2'H4 lang in ihnen lief. * Von hinten eingebracht drang
das Queckfilber fogleich aus der vordern Oeffnung hervor,
und'hel’in die hintere Augenkammer. Bei’gefunden
Augen lfelbft gröfserer Thiere "konnte ich dagegen nie
diefe Frfcheinung hervörbringen, und wählte daher eine
‚andere Methode. "Ich nahm bei’ einem Ochfenauge‘die
Hornhaut 'weg, fo dals die Blendung völlig an ihrer
Stelle 'hlieb, hing das Auge am Sehnerven auf, ind fahe
bald die"Glasfeuchtiekeit fich über die, dadurch vorge-
triebene Blendung ergiefsen, und dann durch die Pupill&.
dringen, [o dafs das Auge in 12 Stunden halb entleert
war, Bei einem andern trennte ich, ‘nach Wegnahme
der Hornhaut, ‘die Blendung von der Aderhaut ohne die
Verbindungen der Strahlenfortfätze wit der Linfe zu zer-
ftören. Darauf wurde das Auge am’ Sehner'ven aufge-
‚hangen : nach einigen Augenblicken Nofs die Glasfeuchtig-
keit über den Umfang der Linfe an ihrer vordern Fläche
und in)24 Stunden "hatte der Glaskörper zwei Drittheile
feines Uinfangs verloren, < Auch jetzt war die Verbin-
. dung zwilchen Blendung und Strahlenfortfätzen ungelftört,
mithin war die Feuchtigkeit durch Gänge zwilchen dem
Strahlenkötper und Strahblenkranze ausgefloffen , und
man .dark [chliefsen, däfs die wäjferige Feuchtigkeit‘ eih
Produet des Glaskörpers und nicht der Strahlenfortfätze ift.’
Ihre Einfaugung gefchieht währfcheinlich weder
durch die [ogenannte Haut der wälferigen Feuchtigkeit,
zioch durch das vordere Blatt der Kaplel, da.lie gefälslos
und zu dicht find, Die Blendung nimmt vorzüglich durch
ihre hintere Fläche, auch wohl nur einen Theil derfelben
auf, wenngleich das Verf[chwinden der wälferigen Feuchtig-
keit nach ‚Ver[chliefsung der Pupille auch auf Finfaugung
durch die vordere [chliefsen lälst. Hauptlächlich Ichei-
nen die Strahlenfortlätze diefe Function zu haben, da
ihre Zotten und Franzen ganz aus Venen gebildet
find, fie beftändig in der wällerigen Feuchtigkeit hän-
5 und keine ändere Function haben, während alle
Bee Theile andere Zwecke erfüllen,
‘ Die‘ wäfferige Feuchtigkeit wird daher urfprüng-
Mia in die Hinitake Kamnier abgefeizt und aus ihr aufge-
nommen. '
" WW Zwar halten Scarpa und einige andere Praktiker
‘die vordere für mehr zur Auffaugung geeignet, da fie
"bei der Deprelhon des Staares die Linfe in die vordere
"Kammer zu bringen’ rathen, allein diefe kann ja zer-
“Aört/aus der vordern [ehr wohl’ in die hintere gelangen.
Dagegen rathen andere, wie Heifter und Mauchart, nach
der Methode von Jüftus, beim Hypopyon die Beförderung
"des Piters aus der vordern Augenkammmner in die hintere,
. "durch Tieflegen des Kopfes, Reiben u. f.w.
“ur Nach dem Vorigen gelangt die wälferige Feuchtik-
"keit Aus dem Glaskörper in die Angenkammern, andere
"Kanäle führen aus demfelben Körper die Nahrungsfub-
Stanz zur Linfe, er felbft fchöpft feine Bedürfniffe dureh
die Sırahlenfortfätze des Strahlenkörpers; zurückgeführt
dagegen werden alle diefe Subltianzen durch die Fort-
färze eben diefes Körpers. Die [chnelle Reproduction
"der wäfferigen Feuchtigkeit [cheint von ihrem Urflprunge
‚aus dem ‘'Glaskörper abzuhängen. ' Der vordere Theil
deffelben ift zellig, und diefe Zellen hängen mit den
oben erwähnten Kanälen zulammen, der. hintere hat
einen andern Bau. Bei den zuletzt befchriebenen Ver-
" Süchen Hofs das letzte Dritiheil (einer Feuchtigkeit nicht
“aus, fondern verdunftete, es fand allo ein Hindernifs
"für die völlige Ansleerung Statt. ' Gewilfermalsen ift die
wäfferige Feuchtigkeit für die Linfe, was’die Thränen
‘für den vordern Umfang des Augapfels find, und die
t der Ablonderung und des Zurücktritts beider Feuch-
tigkeiten hat grolse Aehnlichkeit. Das mehr oder weni-
ger deutliche Chyinden eines lange entzündet gewele-
“nen „Auges fcheint von der zerltörten Ahfonderungsthätig-
"keit der Strahlenfort[ätze herzurühren, welche Verminde-
rung der Bildung der Feuchtigkeiten und daher Zufam-
menlinken der Hornhaut und der harten Haut zur Folge
A "Die Wölbung der vordern Fläche der Blendung rührt
wohl nicht, wie Winslow glaubte, davon ber, dals diele
\
Membran; ‚durch (die Strablenfortlätze an die [ehr na!
binter ihr Jiegende Linfe geheftet, fich nach der Gef
derfeiben richtet, denn die Strahlenfortlätze verlängern
fich wenigftens mit einem Viertheil ihrer ‚Länge über die
vordere Fläche der Linfe zwilchen ihr und der Blendung
und bilden [o den Umfang. der,hiatern Kammer, fo dafs -
Jlaher die Blendung bier nicht die Linfe berührt. Gegen
die Mitte werden ‚beide durch die wällerige Beuchtigkeit
getrennt... Die 'Wölbung der, Blendung, wit. ihr ‚die
Grölse. der ‚hintern Kammer, nimmt mit Verengung der
‚Pupille zu,. heides dagegen mit. Erweiterung, derlelben
ab... Wahrfcheinlich find wohl ..die‘\ Verfchiedenheiten,
„welche die Wölbung der Blendung,darbietet,. darin begrün-
det, dafs die von dem Glaskörper ausflielsende wäflerige
Feuchtigkeit die Blendung mehr oder weniger ftark nach -
“vorn drängt, je [chwerer oder leichter fie'aus der hintern
‚Kammer indie vordere dringt. Daher ltärkere Wölbung
mit | veYengter „ [chwächere mit erweiterter Pupille. e
%
a]
ya
g
12, J-KCloquetüber die Pupillarmembran und
die Bildung des kleinen Pulsaderkreiles
der’Blendung.. Paris 1818. 5 DEN
‚In .diefer kleinen Abhandlung berichtigt der Verf,
geftützt auf zahlreiche Unterfuchungen, mehrere Iyrtbüi-
mer und beftätigt mehrere frühere Angaben und, Vermu-
thungen‘ beides fo, , dafs ihm der gegenwärtige Zultand
«unlerer Kenntnils der Pupillarmembran nicht vollkomm«
bekannt gewelen zu leyn fcheint, er mithin inlofern
auch das Verdienft der Erfindung hat. FR
Er fand die Pupillarmembran immer beim men[ch-
„lichen Fötus vom Anfang des vierten Monats an, indem |
'er lie früher, wegen der Weichheit nicht ausmittelm |
konnte, gewöhnlich bis zum fiebenten, bisweilen nur |
bis zum lechsten, fehr lelten, wenigftens voliftändig, bis
. zum achten Monat, nur einmal ‚bei einem reifen Fötus
und auch hierin der Mitte zerrilfen. Sie ift gerade, defto |
‚gelpannter, ‘je,rnäher dem Zerreilsen fie fich befindet,
und letzt üch vom innern Rande der Blendung über die
ae > > : 657
vordere Fläche derfelben fort. Sie if: durchfichtig und
farblos, enthält dem blofsen Auge fichtbare Gefälse, und
befteht aus zwei dicht an einander liesenden Blättern,
- wovon das hintere fich m den Rand der Pupille begiebt,
das' vordere in die, die’hintere Fläche der Hornhant be-
Kleidende Membran übergeht, die heh über die vordere
Fliehe 'der Blendüng zurückfchlägt. Sie hardaher völlig
die Geltalt"eiter leröfen. Haut. . Die vordere Karzmer ilt
immer reichlich mit einer Feuchtigkeit angefüllt, welche
fieh' völlig wie die wälferige Feuchtigkeit aus dem Auge
des Brävachfenen verhält. °Dafs die vordere Kanuner
Feuchtigkeit enthält, ergiebt lich "T) beim Einfchnitt
der Hornhaut bei ungeöffneter Pupillarmembran; 2) beim
Oeffnen’ des Auges von'hinten nach einer, am Ende des
Anflatzes anzugebenden Methode; 3) beim Geltieren,
von Embryoneniaugen, wo man, ohne dafs die Pupillar-.
membran zerreifst, ein Eis[chüppchen in der vordern
Kammer erhält. « (Bierdurch wird allo meine Widerle-
gung ($. dieles Archiv, B. 2. S. 136.) der von Edwards
vorgetragenen enigegengeletzten Meinung, die auch noclı
kürzlich Ribes (S. oben S. 633.) hat, beftätigt.) Auch die
hiritere Augenkammer enthält übrigens diefelbe Feuch-.
tigkeit. -
© Das Gewebe der'Membran ift homogen. Ihre, zwilchen
beiden Blättern verläufenden Gefälse lalfen lich leicht ein-
Spritzen, und erfcheinen auch ohne diefes Hülfsmittel, wenn. ‘
an die getrocknete Membran gegen das Licht hält, wo .
die weilsgebliebenen Gefälse deutlich find. Eisweilen
zerreilsen fie gegen'den Rand der Popille, wo fich dann
die Einfpritzung zwifehen die beiden Blätter ergiefst,
die Membran fieh zwilchen den Gefälsen färbt und un-
dürchlichtig wird, währerd diefe unangefüllt duichfich-
tig’ bleiben und als helle Streifen gelelen werden, “Die,
Kenntnifs der Anordnung der Gefäfse ift durchaus noth-
wendig, um den Mechanismus des Zerreiftens der Mem-
bran'zu verliehen, ‘Die beiden Jangen Blendungspı 1s-
adern treten bekanntlich zwifchen die harte Haut und das
Strablenband. Hier fpaltet lich jede'in zwei unter einem
Stumpfen Winkel abgehende Aelte, diegegen den Umfar g
der Blendung gehen, wo die benachbarten mit ihnen zu-
Sammienflielsen und einen grolsen Pulsaderkranz bilden.
638, —_— \
Aus diefem, der von den kurzen Blendungspulsadern ver-,
ftärkt wird, treten 30—40 gewundene, [trahlenförmige;
Aelte, die an der vordern Fläche d»r Blendung gegen,
die Pupille verlaufen, Hier theilen hie fich beim Erwach,.
fenen, und bilden durch Anaftomolen. jn Umfange.der,
Pupille einen kleinen Kreis, aus welchem Haargelfäfse,
entlpringen, die bis an diefe Oeffnung reichen. , Vor;
dem Verf[chwinden der Pupillarmembran dagegen. fehlt,
diefer kleine Kreis, und die aus dem grofsen entlprin-
genden Aelfte verlängern fich , 18, 20: his: 30 an der Zahl,
zwilehen den beiden Blättern der Pupillarmembran. bis, '
gegen die Mitte, indem hie [ehr zahlreiche und gewun-;
dene Schlingen bilden, deren Aushöhlung dem Umfange,
der Pupille entfpricht, die,.nur, mit den benachbarten,
n:cht den gegenüber. [tehenden, zufammentlielsen,' [oı
dafs der mittlere Theil der Pupille gefälslos, mithin weit,
fchwächer als der übrige ift. Diele Gefälse bilden nicht,
wie die meiften, ein vielmalchiges Netz, Sondern haben;
durch ihre Windungen viel Aehnlichkeit mit den Wirbel-
gefälsen, noch mehr mit denen, die lich in falfchen Mem-,
branen bilden. HWachendorf’s Ablildung ik genauer als;
die von Haller und Sömmerring. Nie konnte man Venen;
in der Pupillarmembran, eben fo wenig die Zweige ent-,
decken‘, welche nach. Winslow von der Linlenpulsader
zur hintern Fläche der Pupillarmembran gehen. 1
Um die oben angegebene Zeit [paltet- ch die' Pu-)
pillarmembran in der Mitte, allo an der gefälslofen,
Stelle, [o dals die Gefälse unverfehrt bleiben, daher auch
Einfpritzungen [elbft aus den. Lappen. der. zerrilfenen.
Membran nicht in die Augenkammern dringen, Eben
fö wenig zerreilst die Membran zwilchen den Gefälsen
gegen die Blendung hin, indem die durch den Rils in,
der Mitte gebildeten Lappen an dem Pupillenrande auf-,
fitzen. Die Gefälsktänze entfernen fich blofs von der
Mitte der Pupille,. verkürzen fich und.ziehen lich iend-
‚lich ganz auf den Rand diefer Oeffnung, wo.fe dann,
wie gelagt, den kleinen Gefäfskreis bilden. Je reifer
der Fötus ift, deltio näher am Umfange der Pupille lie-
gen diefe Gefälse. Beim reifen Fötus liegt der kleine ı
Kreis auf dem Rande der Pupille; oft reichen felbft beim
neugebornen Kinde einige [einer Gefälse über den Um-
\ nn Di De ; 639%
fang deffelben hinein; dagegen befindet er Ach beim:
Erwachfenen ganz an der vordern Fläche der Blendung,
in einiger Entfernung von ihrer Oeffnung. Nach dem
Zerreilsen der Membran [chienen die Blendungsge-
fälse gewundner als verher. Beim Erwachlenen bilden
diele Gefäfse zum Theil die gegen den Rand der Pupille
befindlichen, gefärbten Bögen.
_ Um die Pupillarmembran gut zu unterfuchen, mufs
man 5 — 7 monatliche, möglichlt frifche Fötus nehmen,
weil lie leicht durch eine Art Maceration in der wälleri-
gen Feuchtiskeit zerltört wird, Die, weilse Haut wird
anı Ende ihres vordern Dritiheils durch einen Kreis.
fehniut geöffnet, darn Ader-und Netzhaut durehfchnit-
ten, .und mit, Schonung des Glaskörpers ihr ‚hinterer
Theil weggenommen. Wird das Auge auf weilses Papier
gelegt, lo erkennt man durch ihn die Pupillengefäfse.
Sehr gut. Hierauf nimmt man yorlichtig Glaskörper und
Linfe weg und ‚gelangt [o zur hintern Fläche der Pupillar-
membran, die mit der Blendung durch die wälferige
Feuchtigkeit der vordern Kammer in die Höhe gehoben.
wird, welche durch einen Einfchnitt in die Pupillar-
membran oder Trennung der Blendung von der Horn-
Haut ausflielst. Durch Einblafen von Luft in die vordere
Augenkammer, nach Trennung der Blendung von den
äufsern Häuten, auch durch hin und her Bewegen in Wal-
fer, belonders wenn man die Theile vorher in eine ge-
färbte Flülligkeit getaucht hat, wird die Pupillarmemhran.
fehr deutlich. Die Einfpritzung ift leicht, Sehr Nüfh-
ger, geiltiger Firnils oder Terpentinöl ift am tauglich-
en. Einmal liels fich Blut in die Gefälse befördern,
indem ein Fötus 12— 15 Stunden lang an den Füfsen
aufgehangen, und ein [tarker Druck auf den Hals und die
Bruft angewandt wurde. Sind die Gefäfse eingefpritzt, lo
kann man die Pupillarmembran, um fie aufzubewahren, mıit
derlrjs auf weilses, geöltes Papier kleben; jft dies nicht der
Fall, fo hefiet man unter Waller die-Blendung an den,
Band einer runden, in einem Kartenblatte angebrachten,
Oeffnung. Gewöhnlich aber zerreilst lie nachher beim
Trocknen, Auch kann man die Pupillarmembran, in
Alkohol auf weilsem Wachs bewahren. Oeflnet man das
Auge von vorn ‚durch! die Hornhaut, .[o zerltört'mamdie
Pupillarmemibran fehr leicht. en ak
y A { .
13..Portal über, die Pupillarmembran, die
Befchaffenheit der in dem’beiden Kam#f
mern enthaltenen Feuchtigkeit, den die
Paukenhöhle beim menfchlichen Fötus
anfüllenden Sehleim, worausl[ich ‚[chlie-
[sen läfst, dafs die neugebornen Kinder,
eine Zeitlang weder [ehen noch hören.
(Mem. du Mufeum, T. 4 p-457 .) äh }
f AR :
Hat viel weniger Gehalt als der vorige Auflatz, und.
enthält 'aufserdem Unrichtigkeiten, die"nicht in ihm
vorkommen. . . R-
Die Pupillarmembran foll gewöhnlich erft bei der
Geburt oder einige Zeit nachher durch die Zulammen-
ziehung der Augenmuskeln, ‚oder reichliche Abfonde-
rung der wällerigen Feuchtigkeit, auch durch die hefti-
gern Bewegungen der noch niehtan das Licht gewöhnten.
Biendung zerreilsen. Schade nur, dals man längft weils,
dafs die Zerreilsung beim Menfchen Ichon einige Monate
vor der Geburt Statt findet, und dafs fie auch bei den Thie-
ren, wo fie länger belteht, mit aufhörenider Verfchlielsung.
der Augenlider gleichfalls verl[chwindet. Dals das ‚neuge-
borneKindTelbftnoch eine Zeitlang nach der Geburt nich
fieht, rührt unftreitig nicht von der nur [elten auwelen-
den Pupillarmembran , fondern von dem unvollkommte r
Leitungsvermögen des Sehnerven her, den ich währe
der erften Lebenswoche beftändig noch grau een
habe (S. meine Anatomie Bd. 3. S. 784). ° 1 icht un.
wahrfcheinlich ift wohl ‚Portal’s Bemerkung, dafs "das
neugeborne Kind eben lo wenig hört. Viele "Taul hei-
ten rühren von Anhäufung’ von Schleim wl, wi in der
Paukenhöhle her. Mit dielem ilt aber auch die-Pauken-
höhle und die Trompete beim Fötus angefüllt,, und wahr-
febeinlich dauert allo die Taubheit, bis diefe ausgeleert
find. Indeflfen gefchieht dies ziemlich bald nach der
Geburt: a" BR TINTE
Auch
‘Auch für den Geruch und das Gefühl laffen fich
ähnliche Vermuthungen aufftellen. Die Kleinheit der
Nafenhöhle, ihre Anfüllung mit klebriger Feuchtigkeit,
der oft fehr klebrige Kälehrnils, welcher die Haut be-
kleidet, [cheinen dafür zu [prechen. *
Erklürung der Kupfertafeln.
Fünfte Tafel,
Fig.ii. 2.: No.W% , S.. 544.
F ig. I. Das rechte Oberarmbein einer Simia capucina.
a) Der äufsere Gelenkknorren.
m” 5) Der innere Gelenkknorren,
c) Ein eigener Kanal, A
Fig.2. Linker Arm deflelben Affens,
a. a. Der zweibauchige Armmuskel.
b. Der dreibauchige Armmuskel.
c. Der Knochenkanal des Oberarmbeins.
d. Die hoch entlpringende und oberflächlich ver-
laufende Speichenarterie.
e. Die tiefer liegende Ellenbogenarterie, welche durch
den Knochenkanal geht.
f. Der ebenfalis durch den Kanal gehende Median-
Nerve.
g- Der Ulnar- Nerve.
h. Der Radial - Nerve, und neben demfelben der
Muskel- Haut - Nerve. va
M. d. Archiv. IV. 4. Uu
7) »
6423 LT GE
Fig. 3. Zunge, Rehlkopf und Luftröhfe) des Be
Forte No. VI. S. 549.
a. Die an der Spitze getheilte Zunge.
b. Eingang in den Kehlkopf.
c. Das erweiterte erfte Stück der Luftröhre, mit der
‚ Haut, weiche die Knorpelftücke verbindet..
d. Das hintere Stück der Luftröhre mit ganzen Ringen.
Fig. 4. Luftröbre von unten.
a. Der erweiterte vordere Theil,
b. Der hintere Theil.
Sech/[te Tafel,
Fig. 1.2. Döppelmifsgeburt. No. I. zu S. 551.
®
Fig. 1. Von vorn. Fig. 2. Von hinten,
Fig. 3. Doppelmifsgeburt. No, 2. zu $. 554. von vorn.
1
Siebente Tafel.
Fig. EN Diefelbe von hinten.
Fig. 5. Doppelmilsgeburt. No, 3. zu $. 555. von vorn,
Fig. 6. , Dielelbe von hinten.
}
fnhalt des vierten Bandes.
Erltes Heft
1, Beobachtungen über einige: [chwangere Tledermäufe und
© ihre Eihüllen. Vom Prof. Emmere und Dı. Burgützy,. Seite X
U. Ueber die Darmblafe des Schafsfötus, zum Beweife, dafs
die vehcula umbiliealis mit dem Darm unmittelbar. zu»
(+ Sfammenhängt. Von L. Bojanus, Profellor in Wilna.
11. Ueber die verfchiedenen Begrillsbeftimmungen des Le-
bene “Von Dr. EIG. Carus, He elite
IV. Ueber das Relpirations[yftem der Reptilien. Von J. F.
EIERN EEE DARE HERR ER
V, Rückenmark ohne Endfaden. Wahrnehmung und Ver-
muthungen wor dlündgen;, 2) = sale ae ns Naila
OR Intelligenzblatt.
"34;
SE 4
- 60
%. Zur Gefchichte des Nervenfyltem. . 0... 0. +96
1. Larrey über eine von merkwürdigen Zufällen be-
gleitete Kopfiwunde. (Aus Leroux’s Journal de mödee,
Tu 39. 1817: P4S6—48) 0... rare
2, Esquirol über den Zuftand des Rückenmarkes in der
Epilephe, (Ebend. 4224—49. . : . 20.
3. R. Reid über das Wefen und die Behandlung des Te-
tanus, (Aus den Transactions of the affociation of the
Kings and Queens College of Phyheians in Ireland.
Vol 1. Dublin 1817. p. 113—125.) 2... .
4. Patijjier über einen Fall von Tetanus, (Aus Lerouz’s
Journal de med. T. 38. p. 252— 257, . «+ +»
Uu2
96
- 103
644 ee
5. Vemenkung des fünften Halswirbels auf dem fechften.
"Von Thillaye. Aus Leroux’s Journ. de med, T. 35.
Buller. de la facult& et de la [oc..de mädee. p. 26—28.) Seite 164
6. Veriuche über die Wegnahme des erften Halsknotens
des Gangliennerven bei Pferden. Von Düpüy, Profef-
for za Alfort. (Aus Leroux’s Journ. de medee. T. 37,
1816. pP. 3450— 3150.) . ». . 3 . “5 = 108
7. Verfuche über ‘die Duzchfehneidüng, Unretbiäduik
und Zufammendrückung der pneumogaftrifchen Ner-
ven beim Pferde und dem Schafe, Von Düpüy. (Ebend, |
P: 3517366.) a:,.n 0,8 0 we mine u une rc
8. J. Campbell über dasSehen. Aus Thomfon’s Annals of
philofophy, Vol. X. 1817. p.17—29. » » 2, . = - Io
‚. 9. Ueber die Momente, welche die Gröfse der Pupille *
!. befiimmen. Von Littleton. ‚(In Bradley's med. and
phyfical Joumal, vul.36.P 9) 0... NZ
10. Ueber einige Gegenltände der Anatomie von Montain,
' zu Lyon, (Journ. de medec. par Leroux, T. 37. Bul-
lerın de la foc, d’&mulation. 1817. N. IV. p. 330 ££) - 123
ı1. Ueber die Blendung im Auge des Hochfchauers (Ana-
bleps tetrophthalmus.) Von J. F. Meckel. . .». » . - 124
12. E. Home. über die Wirkung eines Anfalls von Lüh-
mung auf die Fähigkeit der Augen , nahe Gegenftände
zu fehen (J. of feience and the arts. No. 1. p. 86.) - 125
13. C. Jacob/on über eine conglomerirte, zu der Nafen-
höhle gehörige Drüfe, (Bullet. de la foc. a 1813.
PH ee PREPEEE 777
14. Nachtrag zu No. 9. S. 117. a.a. O. Vol, 38. 98,284, - 128
15. Larrey Bemerkungen über die Iris. (Bulietin de la
foc. philom, 1817. p. 134). » =» =» 2 ae .0,000 = 128
16. Ueber den Einflufs, den die Wegnahme des Füllens
auf die Milchabfonderung der Efelinn hat. (Aus Hıun-
ter’s Nachlafs. Von E. Home. Journ. of feience etc.
N, p165.) 2. 2 0. 2a
1. Zur Lehre von dem Verdauungslyftem. « u » 2. , - 130 -
1. E. Home über die Magendrüfen des Menfchen und die,
im Magen Statt findende Einfchnürung. om den phi-
lofoph. Transaet, 1817. $. 347— 332.) « el au» 130
2
A ENFRER 645
2. E. Home über die Nefter der Javafchwalbe und die
Drüfen, welche den he zulammenfetzenden Schleim
abfondern. (Aus den phil. Transaet. 1817. $,332 f.) Seite 134
3. A. Cooper Verfuche über die Verdaunng. (Aus Scuda-
more über den Rhenmatismus, im Bullet. de la foc,
pbilom. 1818, pe II—14.)» - = > 0m en. . 0 197
1ll. Zur Lehre von der thierifehen Mifchung, . . .» “..- 140
1. W. Prout Beobachtungen über einige mahiete Reltand-
theile des Harns, neblt Bemerkungen über die Mittel,
den Krankheiten vorzubeugen, welche mit einem
&rankhaften Zultande dellelben verbunden Bnd.. (Aus
den medico- chir, Transact. Vol, VIll. 1817. p. 526— >»
N a ER
. Chatelain über einen eigenthümlichen Harn. (Aus
WE Journ, de mödec, Bullet. de la foc. med.
d’ &mulation, Juin 1817. p- 125— 123.) » » 2. .1-148
73. Chevreul über den Harnruhrzucker, (Annales de chi-
mie. T. 95. p« 319.) REN arten “02.150,
4. Gay - Luffac über die Umwandlung der Muskel-
fubltanz. in Fett, (Ann. de Chimie er de Phyfique. T» 4.
DEIN a0 RE ET ea 5
<. Lavagna Unterfuchungen über das Menftruations-
blut, (Abgekürzt überfetzt aus Brugnatelli’s Giornale
di Fihica etc. 1817. P: 397—416.) . ne 0m r I5E
6. Nauche Bemerkungen über die Acidität und Alkalitär
der Ausworfsfülfgkeiten, (Aus Leroux’s Journ. de
Medec. Vol. 32. P.353— 356.) » + = non m 20 156
Erklärung der Kupfertafeln. , oe 0. en en 0 719
c
s
Zweites Hefe
1, Ueber das amerikänifche Pfeilgift. Von F, A. G.'Em-
mert, ut 5 ea nem ee ° ICE
11. Chemifche Unterfuchung des Stoffes, welcher fich in den
fogenannten Gallengefälsen des Schmetterlings der Seiden-
zaupe (Phal. bombyx mori L.) befinder, Vom Hofrach
Wufzer in Matbwg. © >. en. en. +
I]I, Ueber die in Venen vorkommenden Steine. Von Frie
Much Tielernann, :.: s "ati eralbe vo eure lat ar
646 ——-
IV. Hautdrüfe der Wangen beim kleinen ner zweizehigen
Ameilenfreffer, befchrieben von Friedrich Tiedemann. Seite 221
V. Ueber das Zungenbein der ‚Amphibien. Von'J. F. Meckel:\
ch
Intelligenzblatt,
1. Zur Lehre von der thierifchen Form. Bl iatte Ye
1. Cuwier über die Zufammenfetzung des knöchernen
Kopfes der Wirbelthiere. (Annal. du Muf. Vol. 19,
1818. p 23 DENT N u
«223
.
»
+
>
2. G. Cwwier über die Zufammenfetzung des Oberkie- ;
fers der Filche, und die Benutzung derfelben zur me-
thodifchen Eintheilung diefer Tbiere. (M&mı du Mu,
feum, d’hift. naturelle. T. I. 1815. p- 102fl.) . . .
3. Blainville über den Kiemendeckel der Fifche. (Buller.
de la foe. philem. 1817. p 104 ff) . » 2. 2...
© 4. Blainville über das Skelett. (Ebend. $. 109 ff.) .
5. Geoffroy, über die Bedeutung des Kiemendeckels der
Fifche. (Ebend. $. 125. fi.) . . . Ra
6. Geoffroy über die Zurückführung des knöchernen
Gerüftes der Athmungswerkzeuge bei den Fifchen auf
diefelben Theile bei den Wirbeltbieren. (Ebend. 1817.
Decbr. p. 185 ff) BR a
7. E. Home über die unter[cheidenden ' Merkmale zwi-
fchen den Eiern der Sepien und der im Waller leben-
den Schalthiere. (Aus den phil. Transact. 1817. p- 297
RE TS 2 Sr nes nee kaN. ne hehe
8. E. Home über den Uebergang des Eies aus dem Eier-.
ftocke in die weibliche Gebärmutter. (Aus den phil.
Transaet. 1817. Pars 2. p, 252 —261.) . x...»
9. E. Home über die Fetterzeugung im Darmkanal der
Frofchlarven. (Aus den philof. Transact, 1816. p- 391,
deren te N a
10. Dütrochet über ale Yeranuighifs des Diruikanals
der Infekten. (Journ. de phyfique ete. Tom. 86. 1318.
ee RE UOEN M
. Dütrochet über die Fötushüllen. Nach dem Bericht
von Chaumeton. (In Lerouz’s Journal de med. T. 35.
PIE TE NT N Ne
- 269
-293
z
ı2. Blainville über den Ban der Kiemen bei dem Förts
647
der Haififche. (Journ. de phyfique T. 86. p. 137.) Seite 295
' 73.Ueber den Bau des Belugı (Delphinus albicans Linn.
Delphinapterus heluga Lac£pede). Von Bareley. (Aus
- Trom/fon’s Annals of philofophy. Vol. IX. p. 233 ff.)
14. Beitrag zur "Gefchichte der Acephalen, . . .
15. Zuvergne über ein [chädellofes Kind. (In Scdillors
" * Journ. Baer Vol. 56: 71816.. 94195), 7. Ha
16. Chauffier er über einige Bildungsfehler. (Bulletin de la
% face. de medec. T. V. P--310. 10. 405.) 7 nn
17. Regnault u.Beclard über einen Anhang am Krumm-
al dadurch veranlafste Einfehpfigung und Brand
des Darmes, welcher den Tod zur Folge hatte. (Bullet.
de 14 käc; de meder. T.V.P28) 2.2. 00
18. Ueber einen Bildungsfehler des Herzens. Von
Delöndre. (Aus Sedillor’s Journ. de midec. T. 60,
BE Sn 38"£f)_\ DR De ae Dan wie
19. L. Foung Gefchichte eines merkwürdigen Bildungs.
felllers des Herzens, (Journal of Science and the auts.
eg:
20. Lobenwein über eine Bildurgsabweichung der Zeu-
gungstheile mit Wirbelfpalte. (Mim. de ER
NETBTZEREN) ie ee ee te 5“ AR
21. Gibfon’s Befchreibung eines ned menfch-
lichen Fötus. (Aus den pliilof. Transäet. ıg1r. P: 123
Ehe ae lerne url nach
22. NaucheBefchreibung einer kehren Bildunge-
* abweichung. (Sedillor Journal gen. de med. T. 55.
ae ee
23. Carlisle Bemerkungen über die Bildungsabweichun-
"gen, belonders über eine Familie mit überzähligen
Fingern und Zeben. (Philof. Transact. 1814. p. 94 ££)
Erklärung der Kupfertäfel. . » 2. 2. nn.
Dr Lıte@s HArE
1. Ueber die erften Spuren des Knochenfyftems und die Ent-
wicklung der Wirbelläule in den Thieren. Von Dr..C,
SE Schulize: . » .. . mie ae 2
* 310
- 3Io
- 312
319
- 320
- 324
[5 18) EUIELERENE,
II. Ueber die, Verfchiedenheiten‘ des Ausführungsgangs der
Bauchfpeieheldrüfe , bei dem Menfchen und den Siuge-,
thieren. Von Friedrich Tiedemann, 2... .. ‚Seite 403
111. Seltene Verdoppelung’ mehrerer Muskeln, en
Friedrich Tiedemann! 2. u ar Nee 2
IV, Ueber den Blutlauf, in wielern er ha Druck - ve
Saugkraft des Herzens bedingt werde, Von Dr. €. G. .;
„Carus, Se NE x 2 2 ehe ra
V. Beitrag zur chemifchen Kenntnils v Verlehigdanee feften! und
Näffigen thierifchen Subftanzen. Vom Prof. I. F. John, \- 428
Invelligenwblawt.l (edcn 1.xouab
er Edwards. über die Afphyxie, "Zweite Abhandlung.
Ueber den Einfuls der ‚Temperatur in der Alphyxie _,
der Batrachier. (Annal, de Chimie erde Phylique. HR Buy;
nd ET Par a FR rn 434
. Verfuche über die Transfuhon des Blutes durch die Pr
" Spritze, Von J. Blundell, M. D., Lelirer der Phyhio-
logie am Guy’s Hofpital. Gelefen Feb. 3. 1818. A.d,-
" Med. chir. Transaet., Vol. IX. Part. I. p. s6iE . . » 441
3. Horsfield über den Giftbaum von Java. Aus den Ba- ER
tavian Transactions, Vol, VII, 1814. in Thamfon’s
Annals, Vol. IX, 1817. p BE Re
la über das EBEN, arme Journ. demed,
Te4.p75) rn“ un nme = 466
6; Orfla über das.Morphium, Mae Journal de M&- i
dee... 1818. p- EN a a en 46
6. Ueber die Anwendung einiger Morphiumfalze in der
Medicin, von Magendie, (Nouv. Journ. de Med, TI. ’
RN an RE SER" 07 Da
7. Verfuche mit der Nux vomica; der Taba St. Ignatii
und der Vauqueline. SB SE BRENNER ER ER Nee ER, 1
"8. Beclard über eine allgemeine Umkehrung der Ein-
geweide, (Aus dem Bullet. de la foc, medic. d’emu-
lation 1816, px 328, und Bullet. de la foc. philomat,
1817.) » Sa ht ala au re ER ne
9 I. F,,Meckel über einige feltene Bildungsabweichun-
ES RIO NR RAR un: ee
10. Ueber einige leltene Bildungsabweichungen der Zühne, - 481
ı1. B. Gibfon über die Wirkung der Färberöthe auf die
Knochen. (Aus den Memoirs of the literary and phi-
lof. fociety of Manchefter. Second Series, Vol. 1. $,
146 — 164) a nen en. Seitegße
MENGE der Kupferiafel, leere Se AR
—
VYıiertves Her.
1. Ueber die Veränderungen, welche einige Stoffe in dem
Körper fowohl hervorbringen als erleiden, wenn lie in
die Bauchhöhle lebender Tliiere gebracht werden. Von
Prof. Emmert und Dr. Hoering. . » 2 0 ns = 497
11. Bemerkung über die Härnhaut. Von Emmert. “nn= 537
Ill. Bemerkungen über die Ab - und TENRSENE der Milch.
Von Emmert. .. » ER NE SA et
IV. Merkwürdige Aphonie son einem kaftnifchen Nerven-
_ fieber, beobachtet vom Medicinalrath Dr. Günther zu
Köln 2. nennen nr gg
V. Ueber einen am Oberarmbein bei mehreren gefchwinz-
ten Affen vorkommenden Kanal und eine damit in Ver-
bindung ftehende befondere Anordnung der Arterien und
Nerven des Arms. Von Friedrieh Tiedemann , Hofrath
“und Profeffor in Heidelberg. (Nebft einer Abbildung.) "544
VI. Ueber einen beim gefranzten Gecko oder Wanderklette-
rer entdeckten Luftbehälter. Von Dr. F. Tiedemann,
Hofrath und Profelfor in BTRE Ba Abbildung,
Tab 4. Rig3. 4) em 77)
VII. Janusmifsgeburten. Vom Dr. Klein zu Shlheec, BR 6.
Beten Pe 77
VIII. Unterfuchungen über die Milch nnd ihre edle Be-
ö ftandtheile. Von Dr. Schübler in Hofwyl (nun Profeffor
der Nagurgefchichte in Tübingen.) u. a mw nun rn 857
Intelligenzblatr. 7
1 W. Prout Befchreibung einer, ausder Harnfiure be-
zeiteten Sauren Subltanz, (Phil, Transact. 1818. Gele-
fen Jun. 11. 1818.) v0 oo ee tea
650 | u
2. W. T. Brande über die medicinifch- ‚chemifehe Be-
handlung der Steinbefch werden: (Journal of feience
and the arts. Vol. 6. London 1819. ». 196 If) . Seite 593
"3. Unterfuchung der im Unterleibe des in der Menagerie
zu Paris 1817 geftörbenen Elephanten gefundenen Gas-
arten. Von Vauquelin. aim «’bift. nat. T. III.
PRO EIN ae ku ei:
4 ek. einiger in der Kieferdrüfe deffelben Ele-
pbanten PR TENE Coneretionen. Von baayın "a
(Ebendal) ',» .. m he „ine 6= 608
5. Vauguelin über die Gilieikfekrilene de SääteröBnnkki ei
(Journ. de pharmacie. T. III. p. 289. Thom/on’s An-, }
nals No. 68. P. 120) 2. 20 2m el 3 0= 607°
6. Vauquelin’s Analyfe der Eier des Hechtes. (Ebendaf.
Journal de Pl. $: 385.'Ann. 5. 149.) . ...2...%0 2 = 608!
7. Neuentdeckte Haut im Auge, (Thomfon’s Annalen - |
1818. Nr. 69: 74) 7 ton ne TE = 608
3. Dunglifon \über einige Momente des ’Sehens. (Thom-
fon’s Annal. No. 60. p. 432. . .....» 27-609
„9: E. Hall’s Verfuche und Bemerkungen über "re Sehand
(Journal of [cience and the arts. No.X. p. 2499 — 257.) - 6Ir
10. F, Ribes anatomifche und phyhologifche' Unter-
füchungen über einige Theile des Auges bei Gelegen-
heit einer Kopfwunde. (Me&m. de Ja focitt& medie.
d’emulT. 7. PB Te TR . 617
11. F. Ribes über den Strablenkörper und delfen Ein- Au I,
flufs auf den Glaskörper, die Linfe und die wälferige
Feuchtigkeit. (Müm. de er foe. med. d’emul. T. 8
PETE) N. nt ET
12. J. Cloquee über die ER RR VRGEN und dieBildung | 7
des kleinen Pulsaderkreifes der Blendung. Paris 1818. , 636
13. Pörtal über die Pupillarmembran, die Befchaffen- iM
heit der in den beiden Kammern enthaltenen Feuchtig-
"os keit, den die Paukenhöhle beim menfchlichen Förus
änfüllenden Schleim, woraus fich fchliefsen läfst , dals
die neugebornen Kinder eine Zeitlang weder fehen
noch hören. (M&m. du Mulöum. T. 4. p 457 fi) .» - 640
_————————
Be Ba ee
A.
Affen, Oberarmbeinkanal bei mehreren, Seite
ama calotes, Lungenbildung. -
0 heillam gegen den aus Harnfüäure gebildeten Harn-
and. Y
Allantois. h
Anınion des Eies der Fledermaus,
nableps tetrophthalmus.
nableps, Alterfiofle deffelben. | a
Antjchar, Befchreibung deffelben. 413. Verfuche mit demfel-
#3, ben. 458 ff. Wirkt vorzüglich ‚auf, Darmkanal, Lunge
und Gefiäfsfyftem. -
Aräüometer beltimmt nicht immer völlig zureichend die
Güte der Milch. } - 558
Auswurfsflüffigkeiten, Acidität und Alkalität derfelben. 156. Y
find bei Exanthemen alkalifch‘, bei Flechten fauer. - 158
m B.
Backzähne an der Stelle der Eckzähne, - 481
Baliftes, Wirbelfäule delfelben. 357
Batrachier, ihre Wirbelfüule, 7 \ - 376
Batrachier, Einfiu[s der Temperatur auf ihre Lebensdauer
> if fehr bedeutend. - 441
Bauchfell, Veränderung und Wirkungen der in die Höhle def-
felben eingebrachten Subftanzen. 533 {f.
Bauchhöhle ‚ ihre Oeffaung ift nicht nothwendig nachtheilig. - 500
Bauchhühle, Stoffe in diefelbe eingebracht, dringen zum
Theil durch das Bauchlell, zum Theil gehen hie in die
Gefüfse über. T
Bauchfpeicheldrufe, mehrfacher Ausführungsgang dexfelben.
Becken der Fledermäufe.
Begriffsbeftimmung des Lebens.
Bel lonna erweitert die Pupille,
Bildungsfehler des Herzens.
Blaufaures Kali wird [chnell aus der Bauchhöhle aufgenom-
men, und falt ganz mit dem Harn ausgelchieden. -
Blindheit der Neugebornen. -
519
403
2
47
128
310
5ı7
60
653 5 Se Se 2 ns
Blu: wird durch den ne rk die Spritze nicht un-
tauglich zur Erhaltung des Lebensprocelles. 442. Frem- °
des fcheint untauglich. 443. Mehrerer Säugthiere ge-
zinnt fchneller als Menfchenblut. Seite 445
Blut in die Bauchhöhle gebracht, wird aufgefogen, nachdem
es vorher verdünnt worden zu [eyn Scheint. r - 500
Blutlauf in den innern Theilen des Auges, wie er lich ver-
hält. i i ‚626. 630
Brujtbein, feltene Abvreichung deffelben. - 480
Bruftmuskel, grofser und kleiner überzählig varhanden. - 412
Butter des Coloftrum, eine Mittelbildung zwilchen Eigelb
und gewöhnlicher Butter. \ - 578
C,
Capillarität, Haupturlache der Bewegung der Lymphe und
des Venenblutes. 420, 428
Chamäleon pumilus , Lungen am unvollkommenliten, 78
Chelonier haben äm meilten ausgebildete Lungen. ‘ - 78
Chimaera arctica, Wirbelfäule derfelben. - 348
Chorion des Eies der Fledermaus. eng
“Coloftrum der Milch. ig
Coloftrum ift (chwerer als Milch und enthält mehr Rahm. x
577 und Zieger. -.578
Cyolopterus Lumpus, Wirbelfäule deffelben. - 362
D.
Darmanhang. 7 -.2
Darmblafe des Schalfötus. = 34
Darmkanal des vollkommnen Infekts unter[cheidet jich von
dem der Larve vorzüglich durch die Zahl und Bildung der
Mägen. > 292
Darmzotren follen ich nur von der Pfortäder aus anfüllen :
laffen, Wil, » 629
Demoursiche Haut geht nicht tiber die Blendung. = 632
Doppeltmi/sgeburten, gewöhnlich ift der linke Körper klei-
ner. - 551
Dotterfack. “16
Draco, Wirbelfäule und Rippen, wigg:
Drüje, feitliche Stenjoniche. ‚ - 12
E.
Eckzahn, vierfacher. - 481
Eckzühne an der Stelle der Backzähne. - 481°
Eierfchale wird nur fchwach gefärbt, während viel Färbe-
Yöthe im Blute enthalten ilt. 487
Eigne Bewegung der Lymphe und des Blutes, 420. 428
Eihüllen der Fledermäufe. ; et:
Eingeweide, Bedingungen der Umkehrung derlelben. 2.479
Entwicklüngsiweije der Amphibienlungeu
nn
653
Enreiindungskrankheiten , in ibnen der Harn fehr fauer, Seite 157
Epilepfie, Zuitand des Rückenmarks in derfelben,
Fr.
‘
Faba St..Ignatii, Verfuche damit,
Fadenbildung im Umfange des Mündes der Fifche. Icheint i
‚ auf Aehnlichkeit mit den Cephalopoden zu deuten,
‚Farbenzer/treuung im Auge. wird durch die Verkleinerung
* ‚der Pupille gehindert. ;
Fetterzeugung im- Darmkanal der Frofchlarven, Er
Fifche, ihre Wirbelläule,
Fledermäufe,, [chwanzrere, Eihällen derfelben.
Fleijch in die Bauchhähle eingebracht, wirkt reizend,
oe einigermalsen verdaut.
Floffenknorpel von Sepia.
Fötushüllen. } R
G.
Galle in die Bauchhöhle gefpritzt, verurfacht zwar heftige
Zufälle, tödtet aber nicht nothwendig. sıı. Wird
Schnell autgelogen.
Galle wirkt nicht von der Schleimhaut des Speifekanals und.
_ von Hautwünden aus nachtheilig.
Galle, {chädlicher Einfluls der in die Bauchhühle ergoffenen,
rührt nicht von ihrer Entziehung ‘des Sauerltofts her,
und wird nicht durch Einbritigen von Säuren gehindert.
Gallengefüfse des Schmetterlings der Seidenraupe find
- . Nierenausführungsgänge und die Galle Harn.
Gallenharz [cheint dıe Urfache der nachtheiligen Wirkun-
gen der in die Bauchhöhle eingebrachten Galle zu enchal-
ten.
Gangliennerv Tcheint grolsen Einfluls auf die Ernährung zu
aben.
Gebärmutter der Fledermäufe.
Geeko, Bildung Seiner Lunge, ’
Gecko, gefrinzter, hareine Erweiterung am obern Ende der
Luftröhre
Grfüfse im Glaskörper.
Gefäfse der Pupillarmembhran 637. 638, bilden den innern
Gefäfskreis der Blendung.
Gelbfueht,, in ihr während des höchften Grades der Harn al-
- kalifch, beim Nachlals der, Krankheit fauer.
"Gefüfsmuskeln grofse, überzihlig vorhanden.
Glashaut, ihre Gefälse führen im gelunden Zultande kein
Blut,
H.
Haififche, Wirbelfiule derlelben,
Harn wird aus der Bauchhöhle eingelogen, und, in geringer
Menge eingebracht, ohne Nachtheil ertragen. x
a
476
“338
+ 617
Bart:
343 ff.
SSeH
» 502
ebend,
337
» 293
“517
- 521
Harn, neuentdeckte, Säure in ihm, Seite 589
Harnhaut. -..28
Harnhaut findet fieh bei Nagethieren. - 537
Harnruhrzucker. - 150
Harn/füure. Wan - 144
Harujäure unterfcheidet fich,durch ihre Mifchung völlig vom {
Harnftoff. { i “145
Harnfand, woraus er belteht. \ - 594
Harnfioff. "140
Harnzucker, -143
Hautdrüje der Wangen beim kleinen oder zweizehigen
Ameifenfrefler. “21
Hippocampus, Wirbelläule deffelben. "359
Hohlader obere, linke. - 480
Hundemagen. - 138
Hunterfche Haut. En Bere
Hydatiden im Rückenmark. | -..98
I.
Janusmilsgeburten. - 551
Javajchwalbe. - 135
Iris. ., = 120
Iris, Nutzen derfelben. S 610. 617
Iris, Urfache ihrer Wölbung. f - 636
K.
Küfe, Verlchiedenheiten delfelben vom Zieger. 566 Ef.
Kaiman, bei ihm keine Theilung desBronchus in zweiAelte, -
Kalbsbraten, fchwerer verdaulich als gekochtes Rindfleifch, - 139
Kiemendeckel der Fifche, - 262
Bedeutung deffelben, - 269
Kanüle vom Glaskörper in die hintere Augenkammer, - 631
Knochenfifche, Wirbelfäule derfelben. N 355 £f.
Knochen/y/tem, Hauptfunction deflelben ift Schutz des Ner- ö
venfyltems. - 330
Knorpelfifche , ihre Wirbelfäule. 344 £E.
Kohlenfäure im Harn 59$. Wird durch den Genufs von Flüffg-
keiten, die he frei enthalten, vermehrt. = 598
Kopfwunde, von merkwürdigen Zufällen begleiter. - 96
Krampf erweitert die Pupille, - 120
Krokodil, Wirbelläule deffelben. "= 391
Krötengift, Mifchung deffelben. - 466
Kry/tall- Lin/e, ihr Bau und ihre Ernährung. - 631
Kuheuter, Bau dellelben. 1.” 568
L.
Laab [ondert die Käfetheile ab, ohne den Zieger zu affici-
ren. 2 - 76
Lacerta viridis fcheint unter den Sauriern die unvollkom- e
menfte Lüngenbildung zu haben. .n7
m air u ws
kandfehildkröten, bei ihnen Bildung der Lungen unvoll-
655
kommner als bei Wafferfchildkröten. Seite 79
Leben ilt feinem Wefen nach Wechfelwirkung,
Linj/enkapfel, ihre Gefäfse im gelunden Zuftande ohne rothes
Blut. .629.' Ihr Bau.
Liquor Allantoidis,
Loligo, Skelett derfelben.
Lophius piscatorivs, Wirbelfäule deffelben.
Loricaria,, Wirbelfäule derfelben,
Lor:’s, Oberarmbeinkanal derfelben.
Löwe, Oberarinbeinkanal deffelben.
Luft wird ohne Nachtheil in das Blutfyftem gebracht. 444.
Luftröhre :der Reptilien.
Luftfücke.
Zunge.
Lungenpulsader der Ophidier.
mphe, fäuerliche, fcheint an der Verdauung des in die
Bauchhöble gebrachten Fleifches Antheil zu häben,
M.
Magen, \
Masendrifen des Menfchen.
Magnefia, ihr Gebrauch veranlafst einen weilsen Nieder-
. Schlag im Harn.
Meerfchweinchen, Unempfindlichkeit derfelben gegen meh-
rere Gifte.
Membrana decidua reflexa.
Membrana fupra - chorioidea.
Menispermum , Verfuche damit,
Menftruationsblut gerinnt nicht.
Metamorpho/e des Darmkanals der Infekten. r
Milch p die Bauchhöhle gebracht, wird ohne Nachtheil ein-
. elogen.
mich behält im Anfange des Melkens weniger Rahm als
“ nachher.
Milch , in der Schweiz: enthält bedeutend mehr Butter und
Käle als in Schweden.
5o
631
40
336
362
361
546
548
451
cn
20
68
66
5%
* 500:
563
585
Milchabfonderung unterdrückt nach Wegnalıme der Jungen. -' 539
Milchme/Jer, von Neander befchrieben.
Mittelarmnerv geht durch den Oberarmbeinkanal mehrerer
Thiere.
560 Ei.
RS
Morphium. Y 467 K
Morphiumfalze in der Medicin mit Nutzen anzuwenden. »
Mutterkuchen der Fledermäufe. ir
Muttertrumpeten der Fledermäufe.
N: j
Nabelbläschen der Fledermäufe,
Nabel- Gekrösgefüfse.
Nebennieren,
M.'d. Archiv. IV. 4 ui
-
”
474%
2
7
Nervenleiden, bei demfelben der Harn mehr alkalifch. Seite 153
Nervenfchwäche, bei derfelben Erweiterung der Pupille. - 127
Nervus pneumogaftriceus. 100.
Netzhaut, neuentdeckte Haut au der äufsern Fläche derfelben, - 608
Netzhaut, keine Ausbreitung des Sehnerven. - 621
Niederfchlag im Fieberharn. -.593
Nux vomica, Verfuche mit derfelben. j - 476
O.
Oberarmbeinkanal, bei welchen Affen er verkommt, 545.
Der Tarfer und Loris, 545.546. Nutzen delelben, - 548
Oberkiefer der Filche. 24
Oel wirkt von der Bauchhöhle aus nachtheilig auf den Kör-
per 524. , in der Gekrösdrüfe gefundenes. - sa
Oel, Unterfchied des in den Eiern des Hechres und der Vögel
enthaltenen. . \-.608
Ophidier haben häufig nur eine Lunge. "Di
Ophidier , Wirbelläule derfelben. - 383
Orthagoriscus Mola, Wirbelfäule delfelben. - 355
Os /epiae, Mifchung deflelben. - 431
“Ojiracion, Wirbelläule derfelben. ; - 350
BR
Paukenfaite verliert fich nicht im Zungenafte. - 620
Pegafus , Wirbelfäule deffelben. - 359
Petramyzon , Wirbelfäule delfelben. -1345
Pfeilgift , amerikanifches. b ! 2165
Phosphor, in reichlicher Menge in den Eiern des Hechtes, - 608
Pierotoxina, Verluche damit, aa “477.
Pipa, ihre Wirbelfäule. - 382
Polyadon, Wirbelfäule deffelben. m 348
Proteus,, feine Wirbelläule. = 377
Pupille, A 4 .n7
Pupillarmembran, Zeit ihres Verfchwindens. 636.1638. 640.
Anordnung ihrer Gefälse, 637. Ihre Venen nicht ent-
deckbar, 638. Art, he zu unterfuchen. - 639
Purpurfüure im Harn, eine neu entdeckte Subftanz, Ä - 588
Purpurfaures Ammonium und Natron bilden den Nieder-
fchlag im Fieberharn. 593
0.
Queckfi Iber, Wirkungen und Veränderungen des in die Bauch-
höhle eingebrachten. F 531
R.
jzzi d eines Theils fcheint die Wirkung des ameri-
Rei Sau Pfeil iftes auf denfelben zu befördern, - 189
Reptilien, Wirbe äule derfelben. sul
- 68
Be/pirations/yftem der Reptilien,
2 657
Rheumätismus, bei ihm der Schweifs mehr fauer, - 157
ergo vi = 109
Rocher, Wirbelfäule derfelben, » 350
Bückenmark ohne Endfaden. "89
S.
Säure des Harns vermehrt fich bei den verfchiedenen Perio-
_ den acnter Unterleibskrankheiten. - 187
Säuren, heillam gegen den weifsen Harnfand. - 596
Salpeterfaurer Hurnftoff. “143
Salzfüure, oxygenirte in die Bauchhöhle gebracht, wirkt nicht
Sehr nachtheilig. - 526
Saugadern, rother Schimmer derfelben durch die Haut rührt
“nieht immer von Entzündung, fondern oft von einge-
fogenem Blute her.
Saurier, Wirbelläule derfelben. Mer, - 388
Scharfe Stoffe, Wirkung der in die Bauchhöhle eingebrach-
ten. , - 52
Schildkröte, Wirbelfäule derfelben. e - 394
Seincus officinalis, Bildung der Lunge, “nz
Seropheln, bei derfelben Erweiterung der Pupille. Slaz
Sehen findet gewöhnlich nur mit einem Auge auf einmal Statt. - 6ır
Sepia officinalis, Belchreibung ihres Skeletts. 334.£f.
Skelett. , - 266
Skejett von Sepia ofheinalis. 2332
Speichel, Mifchung delfelben, -2
Squatina, Wirbelläule derfelben, - 354
Stellio vulgaris. - 75
-Stör, Wirbelfäule deffelben, - 348
Stoffiwechjel der thierilchen Materie nicht durch die Röthung
der Knochen durch. Färberöthe bewielen,
Strahlenband. = n 4
Strahlenfortfätze fondern die wällerige Feuchtigkeit nicht
ab, fondern [augen he auf. - 634
‘Strahlenkörper, doppelter im Auge, - 624
«Syngnathus , Wirbelfäule deffelben. "359
%
Tabelle über die Zahl der Wirbel und Rippen bei den Fi-
fchen. 370. 371
Tabelle über die Zahl der Wirbel bei den Reptilien. - 399
Tärjer , Oberarmbeinkanal derfelben, . - 546
Taubheit der Neugebornen, >
Temperatur des Walfers und der Luft haben einen bedeuten»
den Einfuls auf die Lebensdauer der Bätrachier, - 441
Tetanus. - 100
Thymusdritfe der Fledermaus. 33
Transfujion des Blutes [ehr wohlthätig, - 442
Tritonen, ihre Wirbelfäule, f - 378
658 — h
RE,
Tfehettik, Belchreibung deffelben 456. Verfuche damir’462 ff.
Wirkt heftiger als der Antfchar, und vorzüglich auf
. das Nervenlyftem. Seite
Typhlops crocotatus, Bildung der Lunge. _ = a ö
U.
Webergang des Eies aus dem Eierltock in die weibliche Ge-
- bärmntter. - 277
Umwandlung der Muskelfubltanz in Fett. - 150
Urachus. er
Ne
Vauqueline, Verfuche mit derfelben. = 476
Vena omphalo- mejeraica, der Tauben, =. aß
Venenfteine. - 215
bilden fich aus dem Blute. 2220
Verdauung. - 137
Verrenkung des fünften Halswirbels auf dem fechften. - 108
Vipera naja, Bildung der Lunge. - 72
ie w.
Wachendorf/che Haut. 33
“Wajlerkopf, Mifchung der Feuchtigkeit beim inmern. - 429
Wüjjerige Feuchtigkeit foll nicht in der Augenkammer ge-
"bilder werden, fondern aus dem Glaskörper. in diefelbe
gelangen 633. Findet lich in der vordern Augenkammer
bei vorhandener Pupillarmembran. - 637
Wegnahme des erften Halsiinorens des Gangliennerven bei
Pferden. . - 108
Wirbel, Gefetze für ihre Bildung wnd Bedeutung 340 f£,
Wirbelfäule der Filche. 345. 374, der Reptilien, - 37%
L»
Zehenbeuger, accelforifcher, vom untern Theil des,Wadenbeins. - 481
Zieger, Verfchiedenheiten deffelben vom Käfe 566 ft. It dem
Eiweifs näher als der Käfe, 576. Befonders im Coloftrum. - 579
Zorten des Strahlenkörpers, Auordnung bei verfchiedenen
Thieren 625. beftehen aus Venen, -.629
Zuoker Schützt den thierifchen Körper nicht gegen die nach-
theiligen Wirkungen des rd ehe Pfeilgiftes. - 188
Zungenbein der Amphibien. - 223
Zungenfleifehnerv hat keinen Antheil an der von ihm be-
nannten Schlinge, 620
» Mh (roh.
”
B:{IEd
IF IHretr de.
u Heckols Anh Bf Hr
ei